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Full text of "Deutsche Bauzeitung"

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PEUTSCHE 

BAUZEITUNG 


ORGAN  DES 

VERBANDES  DEUTSCHER  ARCHI- 
TEKTEN U.  INGENIEUR -VEREINE 

REDAKTEURE:   ALBERT  HOFMANN  UND  FRITZ  EISELEN. 


Deutsche  Bauzeitung 


Deutsche  Gesellschaft  für  Bauwesen  e.V.,  Verband 
Deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine 


b.  H. 


y  i  uu 
296q 

V38 


jfibranj  of 


JJrmrrton  ünibc rsitji. 
(ElixnbeÜj  JFointhatüm. 


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Inhalts-Verzeichnis,  Orts-  und  Sachregister 
zum  XXXVÜI.  Jahrgang  1904  der  „Deutschen  Bauzeitung". 


(Den  mit  *  bezeichnete»  Aufsätzen  sind  Abbildungen  beigefügt.) 


Seite 

Aachen.   Das  neue  Rathaua 

349',  357*,  '61* 
Abwässer  -  Reinigung  und 
Votflut  im  Emschergebiel 

tu',  113*.  las* 

-  -Reinigung«  -  Anlage  und 
Kanalisation  der  Stadl 
Düsseldorf    585',  S93*.  tot*. 

617* 

Aegypten,  Bewasseruugs- 
Anlageri  5B 

Alrlka,  SOdwcal-,  Eisenbahn 
nach  Windhuk    ....  358 

Ahornholz-FuUoodcn  .    .   .  391 

Amerika.  Leistungen  der 
Architekten  u.  Honorar  .  319 

—  Eisenbahn  durch  den  Gr. 
Salzsee  506* 

—  Reiseber,  über  Ingenieur- 
bauten  S3S 

Anatomische  Eisenbahn  .  390*. 

419*.  4**' 

AnHeger  -  Beitrage  zu  den 
Strattenbau-Kostcn  .    .    .  573 

Anstrich  mit  Kautscholcum 
gegen  Schlagregen  .    .    .  431 

Anstrichmaschinen  mittels 
Prellluft  ra3,  615 

ArbeiterhellStltten  d.  Lan- 
des Versicherungsanstalt 
Berlin  bei  Beelitz    .  16*  69«, 
79',  85'.  '53*.  loa*,  175*,  16V 

Arbeiter  -  Wohnungen  in 
Rheinland  .    187*,  198',  au* 
»43*  ■  243* 

Architekten.  Auszeichuun- 
Ken  83,  147 

-  und  Baubeamte  .    .    .  .147 
als  Direktoren  von  kunst- 
gewerblichen Arbeits- 
musren  19t' 

-  Amtliche  Fachprtllungen  310 
Das  Streben  der  engl  A. 
nach  aratl.  FacliprOfungcri  38a 

-  Leistungen  und  Honorar 

in  Nordamerika  ....  319 
Archltekton.  Unterricht  un 

Universitäten  371 

Architektur    der  Neuzeit, 

Das  Moderne  in  der  .  «,8,  62 

—  l'eber  künstlerische  Auf- 
hüben in  der  A  389 

-  Neucrc  badrschc  A.    .  477*, 
4«S*.  501*,  S»i*,  531'.  04S*, 

053* 

Archivbauten,  moderne    .  103 
Asien,    Eisenbahnen  Kuli- 
lands  in  ....    .     68*  95 

—  Anatolischc  Eisenbahn  399', 

419'.  436" 
AsrihaUfwirkett    auf  Sand- 

unterläge  61Ö 

Athen.    Archäologen  -  Kon* 
crclS    ........  6r_5 

Aufzuge.  Eleklr.  Turmkran 
zur  AusfQlirung  v  Hoch- 

bauten  81* 

Ausachlagen    der  Esserr- 
wandc  b.  Dampllicizungcn  330, 
334,  356 
Ausstellung.    Berlin.  Die 
Architektur  auf  (!  Kunst-A  136, 
38ä'.  1»9*,  489« 

—  —  Arehilekton.  NachlaU 

von    Aug.   Orth  und 
Sk.  Neckclmann    .    .  aao 
Darmstadt  Ausstellung 
<lei  Künstler -Kolonie  .    .  320 
Düsseldorf.  Garten- 
bnu-A  573* 

—  Nürnberg.  Wettbewerb 
um     die     Bauten  der 

Landes  A  ,.  330* 

und  das  Stautsbauwescn  015 

Austrocknung  eincsKassen- 

gcwolhrs    ....  393,  336 
.-  teucht.  Kellcrmauern  387*,  396 
Auszeichnungen  v  Arrhit.  83 
--  der  Zemenlwareufabiik 
Djckerhoff  &  Widmann  93 

Badeanstalten,  Schwimm- 
halle als  Smdtbad  .    .    .  303 

—  Hallcn-Schwimmbadci     .  jio 


Seite 

Baden.  Neuere  badisclre 
Architektur  477'.  48«,*,  501*, 

PS*,  537*.  64*.*.  653* 
Bahnhof.    Ausführung  des 
Hauptbahn!),  in  Hamburg  69 

—  —  desgl.  Sternschaiiie  u. 

Dammtor  iaa 

—  Umwandlung  der  Eiscn- 
bahnanlagen  in  und  bei 
Leipzig   .    .    .   22*^  <9_V  76* 

Bamberg.  Prinircgent  Luit- 
poldschule  197* 

Bankgeb.  MainzcrVolksb.  615* 

Bauakademie  in  Berlin,  zom 
80.  Semester  543 

Baubeamte,  Stadtbrt.  für 
Dresden  364 

-  •.ladt ,  für  Halle  a.  S.  .    -  350 

—  desgl.  für  Naumburg  a.  S  359 
Baubeamter  u.  Privataichi- 

tckt   147 

Bauentwürfe,  deren  Be- 
nutzung  96 

Bauernhaus  mit  Mostpreste 

in  Gaisberg    ....  371* 
Bauflucht  für  Villenbauten  48 
Baugewerkschulen.  Um- 
gestaltung des  archltekton 
Unterrichts     .    48a,  518,  j6a 
Baugewerksmelster.  Be- 
rechtigung  zur  Führung 
des  Titels  eines      ...  91 
Baukonstruktionen,  to.cn- 
betonbohlen  .-»y»(cni  Tilk 
<t  Schwarz    zu  Decken 
uod  WAnden  171 

—  Dachgarten-Anlage      .    .  413 

—  Dreitägige*  Pappdach  mit 
lutegewcbe-Einlage    495,  558 

—  Wiederherstellung  alter, 
verrosteter  Wellblech- 
dileher  536 

—  Herstellung  der  kreis- 
runden Rauchiöhren   .    .  J48 

—  Rohm's  zerlegbare  Ofen- 
triHiitcl  aus  E.u2elw.1uden  334* 

—  Künstliche  Teiche  .    .    .  435 

-  Brcitflanschigc  Grcy  - 
Tiiger,  System  Differ- 
dingen    .......  313 

Baukunst, neue.inDancmark  l* 

—  allbürgcrhrhe  154 

Baumaterial.  Hygiena-Ma- 

teiial,  Fulibodcribelag     .  j8 

—  FuUbodcn  111  Färbereien  .  364 

—  Granrtzcnrcntbclag  .    .    .  304 
llaitgiasbaustciric    .    .    .  aao 
Bezeichnung  und  Unter- 
scheidung des  Bauglases  555 

—  Wachwitzmetall  .  .  .  lao 
Baumwuchs,  Eingehen  an 

Straften,  infolge  Gaslcit  556 
Bauordnung  dir  Dresden  .  503 

—  Slaffel  B  für  München  538* .570 
Baustein    .Vrrgo*,  neuer 

roter  Granit  558 

Bauten  auf  dem  Sonnenstein 

bei  Pirna  334 

Bauwesen    im  deutschen 

Rcichshaushalt    ....  63a 

—  im  prent!.  Staatshaushalt  4 s,  6a 
in  Württemberg     .   .    .  558 

Bayern.  Das  Staatsminitter. 
Itlr  Vcrkchrsangelcgen- 
heiten  q_ 

—  a.  lechn.  Hochschule  .  360 
Beachy  -  Head  -  Leuchtturm 

her  Eastbourre   .    .    .  433* 
Bebauungsplan.  Bestre- 
bungen zur  gesetzlichen 
Regelung   der  Umlcgvng 
Stadl.  Grundstücke      .    .  399 

—  l.rolistadt -Erweiterungen  647" 
Bremische     Stadl-  und 
Denkmalfiagcn        36a*,  373* 

—  Urngtsraltung  von  Alt- 
Mrrwsel  333* 

—  Umgestaltung  des  I  hcaler- 
platzcs  in  Dresden  .    1 4*,  80, 

91*,  l6t*,  169*7446 

—  Verbesserung  der  Won- 
iiungsvcrhalinissc  in  Ham- 
burg  379* 

Stmlterweilei  ung  v.  Metz  315* 


Stile 

Bebauungsplan.  Stadt-Er- 
weiterung von  Posen  .    .  Li 

—  Stralicndurchbrflche  in 
Paris  597* 

—  Umgestaltung  des  Karls- 
platzes in  Wren  3e,S*,443*,578* 

—  Die  Kunst  der  Slfidtc  (H. 

W  Brewcrf)    -   607*,  614* 

—  Abstand  verscbiedenerGe- 
bnude  31a 

—  Die  Stellungnahme  der 
,D.  Bztg  "  in  der  Frage 
der  Aufstellung  von  Ent- 
würfen f.  B  571 

Bedürfnisanstalten,  unter- 
irdische .     4t6,  438,  440,  460 

Beelitz.  Die  Arbeilerheil- 
siatten  der  Landen- Ver- 
sicherungsanstalt Berlin 
61^  69*.  79*,  85*.  153*.  loa*. 

"75*.  '85* 

Begrabnisstlrte  in  Göp- 
pingen  331* 

Beleuchtungskörper  der 
Sachs.  Bronzewarenfabr. 
in  Würzen     .....  ao 

Berlin.  Die  Architektur  auf 
der  Kunstausstellung  136,383*, 
439*,  4«9* 

—  Das  Roon-Denkmsl   570,  644 

-  Neubauten  DasHerrcn- 
haus  des  preuti  Landtages  40*, 

Sa*,  "37* 

—  --  Das  Gebäude  der  See- 

handlung   ....  489* 

—  —  Minist,  der  gciltl.  usw. 

Angelegenheiten  489* 

—  Erhallung  des  Opern- 
hauses   .    .     157*,  191,  411* 

--  Umbau  des  Kgl.  Schau- 
spielhauses.   .    .    365',  376* 

—  Grundwasserversorgung 

der  Stadt  iE 

Bern.    Das  neue  schweizer. 

Bundeshaus  100*,  130*.  133* 
Beton.  Dichten  eines  Warm- 

Wasserbeckens    .96,  104,  168 

—  Berechnung  der  Spannun- 
gen auf  Biegung  bean- 
spruchter Betonplalten    .  406 

—  Eisonb  -Brücke  in  Stampf- 
beton über  die  liier  bei 
l-rrutmcli     .    .    .    44 1*,  4J3* 

Betonelsen-Konstiuktionen, 
Vorschriften  348 

—  bei  Fundamentplatten  .  608 
Bewasserungs-Anlagcu  im 

alten  und  neuen  Aegypten  58 
Bewegen  und  Heben  ganzer 

Baulichkeiten  ...  93,  136 
Bibliothek  des  Krhrn,  voo 

König-Fachsenfeld  .  .  38 1* 
Bismarck -Denkmal -Turme 

von  W.  Krers  .  .  .  561' 
Bockmann  W,t  Ehrentafel 

z  Gedtchtnia.L  Motivhause  60 
Brand  des  [ro<|uois-Theaters 

in  Chicago  .    .  ar*.  sr*.  aoj* 

-  des  Pariser- Warenhauses 

in  Budapest  jt 

Brandschaden,  Versiche- 

ruugs-PIlichl  gegen  00,  103 
Bremen.    Aufstellung  eines 

Bismarck- Denkroa  s      57*  83 

—  Arch.  E.  Hogg  als  Dir,  des 
Gewerbe-Museums  .    .  I9r* 
Stadt-  u  Dcnkmalfragcn  36a*. 

373* 

—  Wettbewerb  fflr  den  Neu- 
bau des  Stadthauses  93*,  los*. 

H8*.  t33* 
Brewer,  IL  W.  f,  ein  engl 

Stiidtekünsller    .   607*,  614* 
Brief  von  unterwegs  .    .    .  466 
Bruchsal.  Verwaltungsge- 
bäude der  Ma»chinci)tat>r. 
Sconabel  Ä  Henning  .  531* 
Brückenbau.      Die  neue 
F.ibcnbaJiri  Verbind,  üoer 
den  Rhein  bei  Mainz  .  313*, 
330*,  333* 

—  Wetlbeweib  um  d  Rluiiv 
brDcke  bei  Ruhioit  28o*,c,;.y\ 

616" 


Seite 

Brückenbau.  Die  neueren 
StraUcnbr  Ober  die  Donau 
in  Budapest  97*,  145*,  149*. 

173*.  i8i« 

—  Eisenbahn-  und  Siraüen- 
brflcken  Ober  den  Obcr- 
hafeo  in  Hamburg  .    .    .  386 

—  Eiscnb-Br.  in  Stampf- 
beton Aber  die  Hier  bei 
Lautrach     .    .    .   44'*,  453* 

—  -  Senkung  der  Maximilians- 

Brücke  in  MOnchen    339,  433 

—  Br.    über  den  Eastriver 

in  NewYork      .    .    .    .  a± 

—  Jochbrücke  der  Eisenbahn 
durch  den  gr.  Salzsee  in 
Nordamerika  ....  506* 

-  Bogenbr  Ober  die  Donau 

in  Passau  .   3ai*,  383,,  414* 

—  Die  Syratal-Br.  in  Plauen 

im  Vogtl.   .    354*.  36'*.  4'4* 

—  Neubau  der  steinernen 
Br.  Ober  die  Donau  bei 
Regensburg  67* 

—  Ober  den  Hafen  von 
Sydney  513* 

Brüssel,  Vmgestalt- v.  Alt-B.  333* 
Brunnen,  Neptun-,  und  der 
Schone  Br.  in  Nürnberg  998* 
3*o 

Budapest.  Die  neueren 
St raUcn -BrQckcn  Ober  die 
Donna   9;*,  145*.  149*,  173*. 

181* 

Bacherschau. 

—  Abendroth.  Die  Auf- 
stellung u.  Durchführung 

v.  amtl.  Bebauungsplänen  96 

—  Arehilekton.  E  n  1- 
wflrfcv  Sind  derTechn. 
Hochschule  in  Aachen 
unter  Leitung  von  PruL 
Schupmann  415 

—  Baukunde  des  Archi- 
tekten Bd.  ^  Terla,  558,  584 

—  Billing.  IL  Pro'-,  d« 
Musikrautn  in  der  Wclt- 
Aiisslellg.  St.  Louis    .    .  376 

—  Birk,  Alfr.,    Prof.  Der 
Wegebau    .    .  .  .638 
Blockhaus'  Konver- 
sationa-LcKikou  ....  84 

—  Deuts«  her  Haukalen- 
•ler   499* 

—  Dolezal.  Theoretische 
und  prakt.  Anleitung  zum 
Nivellieren  voo  Stampfer  371 

-  Handbuch  der  niederen 
Geodäsie  von  Hartner 
u.  Wastler     .    .   .    .  371 

—  Düsseldorf  u.  seine 
Bauten  437*.  45»*,  4«i*,  5«*, 

536 

—  Ebhardt,  Bodo.  Die 
Burgen  und  Burgenreste 
Italiens  57a 

—  Entwürfe  einfacher 
Bauern-  und  Bürger- 
häuser im  Rheinland, 
Wettbewerb  415 

■  -  Fischer,  P.,Reg-u  Brt. 
Ansicdelungsbautcn  in 
Posen  und  Weslprcuüen  134 

—  -  Gotische  ,    Gg  ,  Die 

Kklteni.tschinen  ....  344 
Gurlitl,    Corn  l;ebcr 
Baukunst,  Bd  XXVI  von 
Muther:  Die  Kunst  .  448* 

—  Hagn,  IL  Schulz  von 
Eisenkonstr.  gegen  Feuer  338 

—  Handbuch  der  Ge- 
sclrgebung  in  PreuUen 
und  dem  Deutsch  Reiche. 
9  Ted-  M  U  n  c  h  g  c  s  a  11  g : 
Däi  Bauwesen    ....  173 

-  Handbuch     der     I n  - 
uenie  ur  Wissen- 
schaft cil    II!  Teil  Der 
Wasserbau  v.  Frühling  313 

—  -  Handbuch  der  Deut- 

schen    Kunst  -  Denk- 
mäler  .   573 

—  Horcher.  1. ,  Reg -Bmstr. 
GroU>1adt  Ei  w  eiter  urg  .  647* 

IM 


»lyuizct 


•odgle 


Seile 

Bacherschau.  Hochbau- 
Lexikon  v  Dr.Schöner- 
mark  u.  StOber  ....  -415 
-  v.  Holfmano,  A.  Histo- 
rischer Rciscbcg  leiter  (Or 
Deutschland  376 

-  Kreller.  Emil,  Dr.  Die 
Entwicklung  der  deut- 
schen elektrotechnischen 
Industrie  und  ihre  Aus* 
sichten  auf  dem  Welt- 
markt    .....  598,  6aa 

-  Kahler,  W.,  Prof  Der 
DrehstroDirooloralsEisen- 
babnmotor  091 

-  Kaster,  A,  Die  Er- 
schließung v  Baugelände 
D.  die  Bildung  geeigneter 
Baustellen  durch  Um- 
legung  der  Grundstöcke  309 

-  Lambert  H  Stahl.  Ar- 
chitektur von  1750-1850  436 

-  Das  moderne  Land- 
haus und  seine  innere 
Ausstattung     .   .  58 1*,  591* 

-  Meyer  •  Grolles  Koo- 
versations-Lexikon  .  260.  616 

-  Kotibach,  Arwcd,  und 
seine  Bauten  350 

-  Schubert,  Menzel,  der 
Bau  der  Eiskeller,  Eis- 
hauser,  l-agerkcllcr  und 
Schrlnke  344 

-  Schutte, Alb, Malerische 
Landhäuser  304* 

—  Schweiler  Kunstkalen- 
der von  Dr.  Baer  .    .    .  618 

—  Steffen,  H.,  Baudenk- 
mäler deutscher  Vergan- 
genheit  351 

—  S  t  ein  lein,  G.,AllbOrgcr- 
lichc  Baukunst    ....  155 

—  Stiehl,  O.,  Kunst  oder 
Kunstgeschichte  'Wieder- 
herstellung oder  Zerfall  d. 
Heidelberger  Schlosse*  '!  499 

•  Technolexikon  .  84 
Der  stldt.  Tiefbau, 
Rd.  V.    Die  Versorgung 
der  Slldte  mit  Elektrizität 
von  V.  Miller  354 

—  Das  städtische  Tief- 
bauweaen  in  Krank- 
furt a  M  7 

—  de  Weldigc-Crcmer 
und  Fahrenhorst.  Die 
Grundstocks- Urnlcgung  in 
Dortmund  300 

--  Wi  I  d  c  n  b  r  u  c  h,  Aus 
Liselottes  Heimat  Ein 
Wort  zur  1  leidclbcrgcr 
SchloÜfragc    .    .    .  431,  603 

Bücher -Verzeichnete.  84,  96, 
is4,  17»,  »55,  960,  39t,  344, 
35«,  37'.  316,  388,  415,  436, 
448,  500.  57s,  59a,  616. 

Burg  Stccklcnburg  b.  Tliale  614 

Charlottenburg.  Das  Kat- 
haut  313*,  325« 

Chicago.  Brand dcslroquois- 
Thratcrs    .    .  31*,  51*,  305* 

China.  Architektur  der 
neueren  Zeit  in  Shanghai  450* 

—  Nanking,  eine  wandernde 
Grottstadt  449" 

—  Eröffnung  der  Shsntung- 
Eisenbahn  ......  135 

-  Wasser-  und  Schienen- 
wege in  19t 

Chronik.  13,  36. 44 , 68,  7 1 , 1 04, 
136,  148,  168,  196,  als,  348, 
360,  980,  384,  396,  331,  33s, 
359,  37»i  408,  4 '6,  44°.  464, 
508.  J34,  53a,  544,  55»,  568. 
580,  joa,  608,  694,  636. 

Dach.  Dreilagiges  Pappd.  m. 
Jutegcwebe-Einlage    495.  558 

—  Wiederherstellung  aller, 
verrosteter  Wellblcchd.  .  536 

Dachgärten  413 

Dänemark.  Neue  Baukunst  1* 
Dampfturbinen.  .  .  319 
Danzig.  Eröffnung  derTeclin. 

Hochschule  ....  497 
Darmstadt.  Aufstellung  der 

Künstler-Kolonie     .    .    .  3-0 

—  techn.  Hochschule,  Ehren- 
doktoren    .    .    .    .    9a,  31 1 

Decken-Konstruktionen 

-  I'.e  E^crl  Decke        4<>\  59 


Seite 

Decken.  Gillerbalken-D.  von 
Visintioi  47* 

—  Schulthriu'scbe  Draht-D  95 

—  Stcinkohlcnschlackc  als 
FQllmaterial  (Ar  ...    .  136 

Denkmalfragen,  Bremische 
Stadl-  u-  D.    .   .  363*.  373*. 

Denkmäler.  Bismarck  D  - 
Aufstellung  in  Bremen  57*,  83 

—  Bismarck  D. -Eni warf c  von 
W.  Kreis  in  Dresden  .  561* 

-  Das  Roon-D.  i.  Berlin  570.  644 

—  D  -Entwurf  f.  G.  Freytag 

in  Breslau  567 

—  von  Vertr.  der  Technik 
an  der  Techn.  Hochschule 

in  Wien   11 

Denkmalpflege  in  Hessen  .  414 

—  und  Dichtung  603 

Denkmaltag  in  Mainz  .  .  606 
Dessau.     Wettbewerb  um 

d.  Entwurf  eines  Waisen- 
hauses  9t,  131 

Deutschland.  Das  Bauwe- 
sen im  Reichshaushalt    .  633 

Dichten,  ein.  Warmwasser- 
becket»  in  Beton  96,  104,  168 

Dom  in  Magdeburg     .    .    .  343 

—  in  Meißen  ....  39*,  10a* 

—  iu  Worms  146 

Donauwasserstratte  von 

Hassan  bis  Ulm  ....  aoa 
Dresden.  Stadlbrt.  1  Hochb.  364 

—  Neue  Bauordnung  für .    .  503 

—  Haus  Peter  Spreckel«     .  39' 

—  Das  neue  Rathaus  .    .  .348 

—  I.anrfwiitschattl.  Verwal- 
tungsgebäude  .    .  353*,  377" 

-  Friede.  Siemens-Stiftung 

an  der  Techn  Hochschule  555 

—  Umgestaltung  d.  Theater- 
platzct       14*,  80,  94*,  164*, 

169«,  446 

—  Umbauten  am Opci  nhausc  435 
Druckereien,  Aufstellung  d. 

Maschinen  zur  Geräusch- 
verhinderung  .    .    .  39a,  353 
Düsseldorf.  Gartenbau-Aus- 
stellung  573* 

-  Handelskammer  ...  161* 

—  Ergänzung» baut.  d.  Kana- 
lisation u.  Reinigungs-An- 
lage für  die  Abwasser  585«, 

593*.  6oi*(  617« 

—  Verband  dtsch.  Aich- 
u.Ing.-Ver.  33  Abgeordn  - 

-  ^.W.ndcrvcr.3^^ 

SO"» 

 Die  Vortrage    466«,  475*. 

479.  49t*.  503*.  609*,  618*. 

635» 

—  —  Bericht  Ober  die  Ent- 

wicklung d.  Verb  485,  497 

—  u.  s.  Bauten,  Buchcrbc- 
sprechung  .  437',  458*.  461', 

5°8,  536 

Duisburg.  Ev.  Kirche  .  654» 
Ehrendoktoren  d.  deutsch. 

Techn.  Hochs«  hui  so,  93,  311 
--  der  Universität   Marburg  580 
Ehrentafel  zum  Gedicht  ins 
W.  Höckmanns  im  Motiv- 
hause iu  Charlottcuburg  60 
Eltenbahn-Vorlage  i  preuU. 
Abgeordnetenhause     .    .  303 

—  Entwicklung  d.  Berliner  E. 

im  letzten  Jahrzehnt  143,  495 
Elsenbahnen.  Umwandlung 
der  E  -Anlagen  in  und  bei 
Leipzig       .    .   37',  49".  7** 

—  im  Ruhr-lndustrie-Gebiet  554 

—  Nördlichste  E  der  Well, 
Norwegen  342* 

—  Die  neuen  Alpciibahnen 

in  Oesterreich    ....  36 

—  -  E-  Rußlands  in  Asien  88*,  95 
•  Dir  anatol.  E.  soo«,  419*  436* 

durch  den  Gr.  Salzsee  in 
Nordamerika  ....  506* 
in  Sftdwcstafrika     ,    .    .  358 
Eiöffnung  der  Schantung- 
bahn  in  China    ....  135 

—  Stadt-  und  Vorortbahnen 

in  Hamburg  138 

Kntwicklui'g    des  »lädt. 
Schnellverkehr»  Wesens 
seil  Einführung  der  Elek- 
trizität 466\  475*.  49t*,  503* 

-  Per    Schnellbetrieb  auf 
11  318 


Seite 

Eisenbahnen.  Versuchs- 
fahrten der  Studieogescll- 
schaft  für  elektr.  Schnell- 
bahnen  ....     454*-  461 

-■  -O  be  r  bau,Bcobachtung., 
Messungen  und  Vertucbe  348 

—  Bloekeinrichtungen     .    .  95 

—  VerdObelung  von  hölzern. 
Eisenb -Schwellen  .    ,  .910 

—  Neuerungen  auf  dem  Ge- 
biete der  Telcgraphie  und 
Telephonic  f.  Eisenb.     .  31 1 

Eisenbeton-Bohlen,  System 
Tilk  St  Schwarz     .   .    .  171 

—  -nfahl  -  Gründung  beim 
itauptbab  nhol  in  Hamburg  70 

Elektrischer  Turmkran  zur 
Ausf  Abrang  von  Hoch- 
bauten  81* 

Elektrlzltatswrk.d.  Schweiz  65t 

EletrotechnUohe  Industrie, 
die  Entwicklung  der  deut- 
schen, und  ihre  Aussichten 
auf  dem  Weltmarkt  598,  633 

Emscher-Rcgulicrung  1 11*,  113*, 

133* 

England.  Das  Streben  der 
Architekten  nach  amtl. 
FachprOfungcn    .    .  283,  310 

—  Ein  engl.  Stldtckünstler, 

H  W  Brewerf.  607*,  614« 
Ersatzpfilcht  bei  Verzug  der 

Erteilung  der  Bauerlaubn.  313 
Etat.     Das    Bauwesen  im 

preuü.  Staatshaushalt  45,6a 

Reichsliauslialt    .    ...  633 

Fabrikgeb.  Kunslwerkstatt 
der  deutsch.  Glasinosaik- 
Ges.  Pohl  &  Wagner  in 
Rixdorf  433* 

Fahrbahn  auf  LLEiscn  atf 
Chausseen  30 

Farbentonkarte  von  Bau- 
mann  379 

Fassaden,  Empire-,  in  Ma- 
rienwerder    ....  533* 

—  -Schmuck,  farbiger  350,  416 
Feldbahn-System  .Bierau"  167 

Fensterrecht  168 

Festrede:  Das  Moderne  in 

der  Architektur  der  Neu- 
zeit von  Johannes  Olren  58,  6a 

Fluchtliniengesetz.  An- 
lieger-Beiträge   ....  573 

Flullbau-Laboratorieti  und 
die  Ausführung  von  Ver- 
suchsbaulcn  in  geschiebc- 
führenden  Flüssen     314,  333 

Fluß-Regulierung  des  Em- 
schergebiets  tu*,  113*,  iaj* 

Frankfurt  a.  M.   Das  stadt. 

Tiefbauwesen      ....  7 

—  Die  slildt.  Wasserwerke  103 
Freiburgi.ßrg.  Kollcgicogcb. 

I.  d.  Universität  .    .    .  619* 
Friedhof-Anlage    in  Göp- 
pingen  331* 

Füllmaterlal,  steinkohlen- 

schlackc  136 

Fußboden  aus  Ahornholz  .  391 

—  in  Fabrikgeb  ...  460,  488 

—  in  Färbereien  .  .  .  364,  508 
--  in  Schlachthallen     .  464,  488 

—  ParkeliplallenausBuchen- 
hulz  in  Asphalt  auf  Sand- 

beltung  57a 

-Schädlinge,  Holzwürmer, 
ihre  Verlreibung     ...  293 

Galsburg.  Haus  und  Most- 
presse  371* 

Gartenbau  -  Ausstellung  in 
Dasseldorf  573* 

Gast-  und  Wohnhaus  der 
Brauerei  Gebr.  Beckh  in 
Pforzheim  535* 

Gaswerk  in  Rixdorf   .    .  .211 

Gebühren  für  schiedsrichter- 
liche Tätigkeit    ....  73 
-  -Ordnung  der  Architekten 
u  Ingenieure.  Auslegung 
derselben    ....    06,  4B8 

Genesungshelm  s.  Heilstätten. 

Gerüsthaken  v.  W.  Stieper  354 

Geschäftshaus  des  laod- 
wirtachaftl.  Kicditvercins 
in  Dresden     ....  353* 

—  der  landwirtsch.  Feuer- 
versteberungs  -  Genossen- 
schaft in  Dresden    .    .  377' 


Sei«. 

Geschäftshaus  der  Handels- 
kammer in  Dasseldorf  .  iär* 

—  der  Mainzer  Volksbank  645* 
Gesetz  betr.  d.  Urheberrecht 

an  Werken  derbild.  Künste  233 

—  zur  Vcrbcsierung  der 
Wohnungsverhältnisse  in 
Preutten  433 

Glas.    Ibrtglasbausttinc    .  320 

—  Bezeichnung  und  Unter- 
scheidung des  Bauglases  555 

Glasmosaik  für  Fassaden- 
schmuck   350* 

—  -Fabrik  v.  Puhl  &  Wagner 

in  Rixdorf  .    .    .    433*.  57° 
Glasplatten  zur  Bekleidung  45a 
Glclsbahncn     auf  Land- 
straßen  31a,  360 

Göppingen.  Fricdhofaolage  an* 
Gotha.     100  jähr.  Bestehen 

der  Baugewerkschule  .  57  t 
Granit,    ein    neuer  roter, 

-Virgo*  .   558 

Grenzmauer,    Kosten  der 

Herstellung  360 

Gründung  des  Hauptbahn- 
liofes  in  Hamburg  ...  69 

—  Betonsohle  mit  Eisenein- 
lagen  608 

Grundstuckslaxcn  zu  er- 
mitteln  356 

Hafen  -  Erweiterung  von 
Ruhrort  .......  359 

—  von  Valparaiso  .  336*.  338 
Haiense«  b.  Berlin.  Terra» 

senbau  ....  63a*,  657* 
Hailea. S.  Neue  Stadtbaurätc  350 
Hamburg.    Auslahrung  des 

Hauplbahnhofcs     ...  69 

—  desgl.  Steroschanzc  und 
Dammtor  133 

—  Brocke  Ob.  den  Oberhaan  3B6 

—  Pläne  für  Stadt-  und  Vor- 
ortbahnen  138 

—  Musikballe  ......  311 

—  Stratlcnreinigung     •    -    -  31 

—  Mündung  der  Stammsiclc  358 
•  Tunnel  unter  der  Elbe  374' 

-  Verbesserung  der  Woh- 
nungsverlialtnisse    .    .  379' 

Handelskammer  in  Dassel- 
dorf  161* 

Hanau,  Kreishaus  ....  147 
Hausnummern, Fcstlcg.  416,360 
Hausschwamm  -  Bildung  u. 
Vertilgung  ....  134,  13a 

—  Verantwortlichkeit  .  .  .  1C8 
Hebung  ganzer  Gebäude  — 

Firmen  93,  136 

Heldelberg,  Erhaltung  des 
Schlosses   367,  269,  389,  403, 
4 '7,  42.1*.  4*9.  453.  534,  548, 
603 

Heilstätten  der  Landes- Ver- 
sicherung« Anstalt  Berlin 
bei  Beelitz.  6i*.  69*,  79',  85". 
■53".  i6a\  175«,  i8s* 

—  Magdeburger  Lungenheil- 
stätte Vogelsang  bei 
Gommern  393* 

—  Genesungsheim  Fricdricha- 
höhe  zu  Pyimont    .    .  569* 

Heimatschutz    .   .   .  170,  179 
Heizung.  Fernheizwerk  der 
Arbeiterheilstättcn  bei 
Beelitz    ....    loa',  175* 

-  Etagen  -  Dauerbrand  -  Zen- 
tralofen  von  Grimme,  Na- 
tatis  A  Co  143 

-  von  Klosett»  13 

Hessen.  Denkmalpllrge  .  4M 
Hochschulen,  Techn.  »elb- 

slflnd  T.-H.  od.  Anglicdc- 
rung  an  d.  Universitäten  487 

-  Studium  und  d.  Prüfungen  304 

—  3  T  -H.  in  Bayern  .    .    .  160 

—  Berlin  Brt.  Gracl,  Privat- 
dozenl  143 

-  Ausstellung  des  archi- 
tckton.  Nachlasses  von 
Aug.Orthu  Sk.Ncckcl- 

mann  320 

 Bauinsp  Stiehl.  Doz.  .  548 

—  Das  neue  K  gl.  Material- 
Prüfungsamt  in  Gr. 
Lichtcrlelde  563*,  574*, 631 

—  in  Danzig  Zar  Eröffnung  497 

—  in  Dresden.  Friedrich 
Siemens  Stiftung     .    .    .  555 

■  in  Karlsruhe  Das  che- 
mische Laboratorium  297*  jo6* 


IV 


Stil» 

Hochschulen,  Techn.  Be- 
such in  Oesterreich    .    .  184 

Hofhelm  i  T.  Wasserver- 
sorgung u.  FntwAsserung  3*6 

Holland,  Architekton.  Rei- 
secindrocke  au 

Holzwürmer,  ihre  Vertreib.  »9a 

Homburg  v.  d.  H.  Villa 
Wcrtheimber  13* 

Honorar  und  Leistungen  il. 
Architekt,  i.  Nordamerika  219 

Isolierung,  Asphall-Blei-1.  z. 
Anlage  von  Dachgarten  .  413 

—  desgl.  von  kanstl.  Tetchen  435 

-  Isolier- Deckmasse  von 
Bitter  ich  508 

Italien.  Reit cmitteiluogeo  v. 

—  Apuliscbc  Wasserleitung  371 
Jena.  Wettbewerb  om  Ent- 

würfe  für  die  neue  Uni- 
versität  73*,  107* 

JublUum  z.  70.  Geburtstage 
v.  Gustav  Ehe  ....  555 
100  jültriic-  Bestehen  der 
Baugewerkich.  in  Gotha  571 
■  des  aj  jahrig;.  Bestehens 
d.  Masch.- Fabr.  v.  C  Flohr 
in  Berlin    ......  350 

Kanada,  Schiffshebewerk  i. 

Trent  Kanal    .    .    .    .  511» 
Kanalbau,    Panama- Kanal 
Oberleitung  d.  Aib.    .    .  879 

-  drei  wichtige  in  Deutschi, 
anzulegende  Kanüle    .    .  347 

—  vom  Rhein  zur  Weser,  v. 
der  Kommission  d.  preuü. 
Abgeordn.- Hauses  ange- 
nommen  S79 

Kanalisation  u  Rcinigungs- 
Anlage  für  die  Abwasser 
i.  Düsseldorf  585«,  593*.  601*, 
617* 

—  Tabellen  der  Wasser- 
mengen  in  K  -Röhren  380,  33a 

Karlsruhe.  Techo.  Hoch- 
schule:  Ehrendoktoren  90,9a 

—  Das  chem.  Laboratorium 
der  T.-H.    .    .    .   897«,  306« 

—  Das  Krematorium  .   .  »73* 

—  Kersm.-Weikst.  der  Gr. 
Majolika-Manuf.  .    .    .  653' 

—  Wobnhausgruppc  Baisch- 
»traüe.        .  477»,  485*,  501' 

—  Wohnh.  NuUbergcr,  Kohl- 
becker nnd  Mees    .    .  357* 
Wohnh.  eines  Hofjägers  056* 

-  Schwestern  Abenheim  646* 
Kussel.    Theater neubau  .    .  359 
Kautscholeum  geg.  Schlag- 
regen   434 

Kegelbahn.  Verhinderung d. 

GeiauschesimWohnhsuse  a68 
Kircheobau,  Gedanke  des 

evangel  14a 

Klrchenbuaten.  Brorsons  K. 

in  Kopenhagen   ....  8* 

—  K.  fflr  Duisburg  .    .    .  654« 
Wiederherst.  d.  Nicolai-  K. 

i:i  Spandau     .    .    337*,  345* 

—  Zur  Einweihung  der  P10- 
tcstaiions-K.  in  Speyer  448, 

487.  495.  5» 
Klosett-Hcuuog  .  .  .  .  is 
Köln  n.  Rh.     Kosten  des 

neuen  Stadttheaters  .  .  350 
Kongreß  der  Architekten  in 

Madlid  33,  143 

—  Archsologen-K.  in  Athen  615 

in  St  Louis  195 

—  Kuntlhistor.  K.  in  Strsli- 
burg  i  E  333 

—  Schiffahrts-K.  in  Mailand  435, 

493 

--  (Ar  die  Materialprüfungen 
der  Technik  19a 

Kopenhagen.  Neue  Baukunst  1* 

Kopiervci  fahren,  direkt  von 
Zeichnungen    .....  193 

Kran.  Elektr  Turmkran  xur 
Ausführung  von  Hoch- 
bauten  81* 

KreLsbaus  in  Hanau  .    .  .147 

Krematorium  auf  demFricd- 
hofe  in  Karlsruhe    .    .  »73* 

Kunst  und  Künstler,  Freiheit 
derselben  388 

—  -Betrachtungen:  Ein  Brief 
...  466 


Kunstwerkstatt   der  deut- 

Puhl  &  Wagner  in  Rixdoi  f  433* 
570 

-  Keram.WerksLdcrGroUh. 
Majolika  -  Manufaktur  in 
Karlsruhe  653* 

Kupferdeckung,  Patina-Er- 
zeugung  35a 

Laboratorium,  cbem ,  der 
Techn.  Hochschule  in 
Karlsruhe  .    .    .    397",  306* 

Landwirtschaft!.  Vcrwal- 
tnngsgeb.  in  Dresden  353*377* 

Langenberg.  Villa  Grüneck  41 1* 

Laut  räch.  F.isenb.  -  Brücke 
in  Stampfbeton  aber  die 
Hier  411*.  453* 

Leipzig.  Umwandlung  der 
Eisenbahnanlagen  37*,  49*,  76* 

Leuchtturm.  Beachy-Head 
bei  Eastbouine  .    .    .  43a* 

Lichterfelde.  Das  neue  Kgl. 
Material-Prüfuogsamt  56a*, 
574*.  631 

Lichtpaoa  -  Apparat  von 
Renket  350* 

—  -Verfahren  u.  Heliosdruck  70 
London.   Alt  L.  von  H,  W. 

Brewer  f  .  .  .  605*.  614* 
Luftschiffahrt-Fortschritte  .  48 
Lungenheilstätten  »iche 

Heil.täl 


Madrid.    Architekten -Kon- 

Kreo   3».  «43 

Magdeburg.  Wasserbau- 
liche Mitteilungen  Ober 
die  Elbe  43 

—  LungenbeilsMItcVogcIsang 
bei  Gommern     .   .   .  393* 

—  Wiederherstellung  des 
Domes  343 

Maltand.  Schiffahrts-K  ongr.  435, 
495 

Mainz.  Die  neue  F.iscnbahn- 
Veibindung  Ober  den 
Rhein     .    .313',  »30*,  333* 

—  Gcschkftsgeb.  der  Volks- 
bank ......   ".  645* 

Malereien,  Erneuerung  der, 
am  Ulmer  Rathaus     .    .  axa 

Mannesmann  -  Rohre  zu 
Wasserleitungen     .    .  .35a 

Mannheim.  Beobachtungen 
bei  einem  Gewitterregen  2aa 

Marlenwerder.  Empire- 
Fassaden   533» 

Massentrantport'Geratc  u. 
Vorrichtungen     .  5*3*.  537*. 

5«S*.  55'* 

-'3  Micthauscr  von  Bilhng  537* 
Mauern.  Austrocknung  feuch- 
ter Keller  Mauern    387*.  396 

—  desgleichen  eines  Kasseo- 

g<  wölbe*  ....  30a,  336 
Melden.  Vom  Dom  99*,  loa* 
Memeldelta,  Melioration  d  346 
Metz.  Das  christl.  Soldatcn- 

heim  .Kai»  Wilh.  Haus"  305» 

—  Stadler  Weiterung  .  .  315* 
Minden.  Das  Regier  -Geb.  493' 
Ministerium  für  Verkehrs- 

Angelegenh.  in  Bayern  .  9 
Mostprease   und  Haus  in 

Gaisburg  37 1  * 

München.     Senkung  der 

MaximiliansbrQcke  .  339,  433 

—  Staffel  -  Bauordnung  vom 

so.  April  1904    .     538*,  570 

—  Miethaus  Bechthold    .  550* 

—  Wohnhaus  l-illmann  .Der 
l.iodenhof*  in  Bogen- 
hausen b.  München  395*,  401* 

--  Museum  von  Meisterwer- 
ken der  Naturwissenschaft 
und  Technik  .    .  36,  330,  530 

—  Bebauung  der  Kohlenintel  147 

—  Ideen  -  Wettbewerb  um 
Entwürfe  für  das  Ver- 
kebreroinist.     235«,  »37*.  357 

Museum  von  Meisterwerken 
der  Technik  in  München 

36,  330,  520 

—  Erweiterung  des  Germa- 
nischen Mus.  in  Nürnberg  36 

—  Grundsatze  f.  d.  Entw.  v.  650 
Muslkhalle  fflr  Hamburg  .  31  • 

Naumburg  a  S.  Städtische 


Ncbelblldung  in  einer  Far- 
berei, deren  Verhinderung  180 

New-York.  Brücken  über 
den  Eastrivcr     ....  34 

Nürnberg.  Erweiterung  des 
Germanischen  Museums  .  36 

—  Monumentales    .    .  398*,  330 

—  Wettbewerb  um  die  Bau- 
ten d.  Jub-l.andcsau  «stell.  330* 
und  das  Staatshauwesen  615 

Numerierung  von  Bauten  an 
neuen  Strallen    .    .  360.  416 

Oberammergau  -  Passion»- 
spiele  625* 

Oesterreich.  Die  neuen  Al- 
penbahiien  36 

—  Besuch  der  techn.  Hoch- 
schulen  184 

Ofen.  Etagen  -  Dauerbrand- 
Zentralofen  von  Grimme, 
Natalis  A  Co  1)3 

—  -Mantel,  zerlegbar,  ausEin- 
zelwAnden    von    Rflhm  334* 

Opernhaus  in  Berlin,  Erhal- 
tung      .157«,  191,  4"*,  6oS 

—  in  Dresden,  Umbauten  am  435 

Panamakanal,  Oberleitung 

der  Arb  370 

Paris.  Straliendurchbrüchc  595' 

—  Le  .Tcmplc'  um  1800  601* 
Parlamentsgeb.    Das  Hei- 
renhaus des  preuli.  Land- 
tages in  Berlin  40«,  5a*,  137* 

—  Das  neue  schweizerische 
Bundesbaus    in    Bern  ioo*, 

'3o\  133' 

Pilssau.  Eine  drohende  Ver- 
unstaltung  der    Sla<lt  331*. 

385*.  414» 

Patina -Erzeugung    bei  Kup- 
ferdeckungen    353 

Pforzheim.  Ausschank  und 
Wohnhaus  der  Brauerei 
Gebr.  Beckii  ....  535* 

Photographie.  Belichtungs- 
labelle  171 

—  Dasphotogr.  Teleobjektiv  470* 
Pirna  i.  S.  Bauten  auf  dem 

Sonnenstein  bei  ....  334 
Plauen  i  V\    Die  Syratal- 

bröckc.  .  .  354*,  36"*,  4M 
Poesie  und  lechnik,  Vortr. 

von  v.  F.yth  .  .  .319,  358 
Polen.  Die  Sitadterwciterung  11 
Posthaus    zu  Sch"nebcrg- 

Bcrliu  5iBk 

Potsdam.  Regier.  tirb.  .  493* 
Preisbewerbungen. 

—  Eilangung  einer  Vorrich- 
tung /um  Messen  de« 

W 1  n  d  d  r  u  c  k  c  s  .    .    .  .334 

—  Rezept,  wir  man  bequem 
11.  billig  zu  Rathausplanen 
kommt    ....       473,  483 
Aachen.    Plakat  .   193,  134 
Adorf  i.  V.    Kirche  .    .  436 

--  Am  me r.ich  wei er  (Kls  | 
kath.  Kirche  304,  334  530,  533 

-  Anklam.  Krcishaiis  396.  Cc8 

-  Barcelona.  Entwürfe 
für  die  Vereinigung  mit 
den  Vororten  30 

—  Hasel.    Börseogeb.    .    .  530 

-  Bautzen.  CharaktcrisL 
Hausfasiadcu     396,  3U4,  509, 

634,  653 

—  Berchtesgaden.  Kon- 
versationshaus    ....  600 

-  Berlin.  Ausstclluiigsgcb. 
der  Scrcssicn     .    .    .  .438 
—  Geschäftshaus  d,  Allg. 

F.lektriz -Ges.     .  534,584 
--  Bebanung  eines  Grund- 
stücks des  Bcamtcn- 
Wohn  -Ver  1 1 , 344 ,  37a,  a8o 

—  --  Bebauung  eines  Grund. 

Stacks  inderFiobenst. 

d  Terr.  u  Rau-A  G.  ia,  93 

—  —  Bemalung  der  Östlich. 

Wand  im  Sitzungssaal 
des  Kcichshauses       .  33 

—  -  Anlage  d.  Nordparkes  35  r 
 Der  grolle  Slaatsprei* 

der  kgl.  pieutl  Akad. 
der  Künste    .    .    .  .143 

—  —  Hundelshochsch.    148,  311 

—  —  für  die  Mitgliedei  der 

Vereinigung  Bcrl. 
Arch,  Aufteilung  von 
Baoblocks  in  Westend  44 


Set» 

Preisbewegungen. 

—  Berlin.  Ausgestaltg.  d. 
Räume  f  d  Arcb.-AbL  in 
der  Kunstausstellung  48,  104 

—  —  für  die    Mitgl.  des 

Arcb-V.  Schiokel- 
preisaufgaben     .    ao,  134 

-  Aussehe  des  Ver.  d. 
Eiscnbahn-Verwaltgn.  35a 
Stipendium  der  Louis 
Roissonnet-Stiflg,  181,  359 

—  -  Wissenschaftliche  Ar- 

beilen Ober  die  chem, 
Vorgänge  h  Erharten 
d.  hydraul.  Bindemittel  333 

—  Bern.  Weltpostvereins- 
Denkmal    ....    33,  415 

—  Hettenhausen  Volks- 
schule  3a 

—  Betzdorf.  Schule,eblude 

334.  ao8,  448,  45a 

—  Bielefeld.  Kais.  Willi. 
Denkmal  9a 

-  —  Bebauung   des  Petri- 

Kirchplatzcs  ....  408 

-  Bonn.  Anleititr.g  zur 
Herstellung  Uiidl  Bauten 
d.  litndwirtschnftl.  Vereins 

lür  KheiiipreuUcn    .    .    .  180 
B Oshagen  •  Rummelshg. 
Rcalprogymnatiuni  .  63b,  651 

—  Bremen.  Stadthaus  93*,  96. 
105',  11B«,  133*,  133,  143,  156 

—  —  Architektonische  Aus- 

schmückung des  Kais. 
Wilh.  Platzes     .    96,  3St 

—  Bflckeburg  Ralhaui 473, 483 

-  Cha r I otten bu rg.  Jubi- 
IHumsbrunncn     ....  536 

—  Schillerthcatcr334, 440, 453 

-  —  Eis.  Brutkcnkonstr    .  496 

—  Chemnitz  I.uthcrkirche 334, 

35".  6'0 

-  Dan  zig.  Fassaden  des 
Geschäftshauses  d.  Prov.- 
Landschalts-Direktion  it,  160 

—  Dar  111  stad t.Rankgeb  484,406 

 Bismareksiule    .  384,  560 

 Hallcnschwimnib.  616,  6a8 

—  Aibeiter-Wohn.d  hess. 
/ciuralvcrcins     .  634,  65a 

-  Dessau.    Synagoge  .    .  331 

—  Waisenhaus  00,84,91,  '3t 
Detmold.    Ev.  Kirche  .  581 

-  Dolitz-Döscn,  Volks- 
schule   .    .  348 

Dortmund.  Denkmal  auf 
dem  Steinplatz    ....  364 
Dresden.  GrJtberanlage 
und  Beamtenwohnh.  453.  644 
E  ic  h statt. WilK-Ubaehcr 
Hiunrcn  ao 

-  England.    Gartenstadt  .  148 

—  F.  seh  wei  I  e  r  -  Pumpe, 
Arbeittrknlonicn     .  301,  396 
Frankfurt  a.  M.  Bebau- 
ung stAdt.  Grundstücke  .  560 

Maler,  und  plast  Aus- 
schmückung des  neuen 
Raihauses  .....    1 1 

-  Synagoge  --04, 334,  530, 591 
Gablonz  a.  N  btidt- 
thealer  14B,  160 

-  Galatz  (Humanuni  Ks- 
thcdral  Kirche    ....  334 

-  G  1  eben.  Saal-  u. Theater- 
bau    .  34 

Gothen  bürg  in  Schwe- 
den, ilafcnplan     33,  148,  591 

--  Haag.    Flicdenspalast  .  548 

-  Hamburg.  Oberlandes- 
Gericht  56 

GcschaltshausWcutzel 

St  Hirsekorn  ....  408 

—  Geschäftshaus  des  Ge- 
werksrhaftskartelU6oo,6i6 

—  -  f,  d  Mitgl.  des  Arch.- 

11.  Ing -Ver.  kl  Villen 

in  Hufriedc    ....  413 

Geschäftshaus    ...  566 
Hannover.  Uennigscn- 
Denkmal     ......  335 

Honnef  a.  Rh.  Herr- 
s.liafll.  Wohnhaus     ijO,  160, 
47a.  «öl.  5B0 
Hutburg  i    El».,  ev. 
Doifkiichc      .....  644 

Husum,     Sv  hulgeblude 

130,  136.  373 
1 11  £ol  stadt,  -Sliirlipfarrk.  6>3 
J.ijerridnrf,  Spai  kas>e  47z, 
6^6 

V 


i^iyiuz.c 


d  b/Google 


Preisbewerbungen. 

-  St.  Johann.    Passage  u. 
Gestalt  ung  de*  Gerbe rpl.  33 
Jena.  Uiuvcr*.3j16o173',1 107* 
Karlsruhr  L  B.  Bebau- 
ung r).  ncurii  Stadtteil  92,  368 

—  Fassaden  z.  Aufnahm*- 
Geb  d  Zentral-Bhl  580, 599 

Kaufbeurcn.  Decken- 
gemälde der  prot.  Kirche  sa 
Kiel     Rathaus      ...  93 
Klausenburg  (Ungarn) 

Zinshaus  336 

K  Ol n  a.  Kh,  Kunstaus- 
stellung  488,  ,13» 

--  —  Gastwirtschaft  am  K(v- 

nigsforst  636 

Handelshochschule     .  _|_i 

—  -  Neubau  der  Gebr.  Sloll. 

werck    .  95,  196,  351,  4  »4 
■  St.  Pauluakirche     .    .  193 
Königsberg  LPr.  Kon- 
tert- u.  Gesellschaftsbaus  555 
Kots o tau  i.  B.  Bcziiks- 

Krankenhaus  536 

Kristiansborg  L  Däne- 
mark. Wiederaufbau  des 

Schlosses  373 

Lahr  i.  Ii.  Friedhofsanlagc  ta 
Landau,  Pfalz.  Festlialle  14H, 
160,  356 

■  Leipzig.    Rczit  ksaualall 

in  Thekla   ....  584,  599 
Conienins-Bibhothck  .  80 
•  Sc  ho  co  e  f  cid.  Rat- 
haus  330 

—  L  ic  Ii  t cn t  ha I  b.  Baden. 

ev.  Kirche  65a 

-  Magdeburg     Boothau*  80. 

330 

—  Mailand.   Vcrdi-Dcnkm  379 
Mannheim.  (hrlstus- 

kirchc  334 

Minden  i.  \V.  Fru-dhols- 
halle  ....   304,  534,  584 

-  Montevideo.  Parla- 

mentspalast  46H 

Mülhausen  LE.  Monu- 
mentalbi utnien    aia,  230,  311 

-  München.  Kflmtl  Aus- 
gestalte.d.GcbsattclbrOckc  560 

-  Verkehrs  niinisteiiutu  .  148. 

196,  asj,  337*.  J57.  373 
Museum  von  Meister- 
werken   der  Natur- 
wissenschaft Ii  Techn  533 
Mnnchener  Arch.- 
u.  I  ng.  -  V  e  r.  Schul- 
haus  111  Schwabach    13,  31 
Volksichulhatis  in 
Ansbach  4 1 

Desgl.  in  Kempten  313 

■  -  —       Internat,  in  Lands. 

berg  a.  L.     ...  396 
.    -       Wohnhausgruppc  i. 

Landsberg    .    .   .  524 

-  —  Volksschule  i.  Aitn- 

wcilcr  ....  644 

—  Mönchen  Für  die  Mitgl. 
de*  b  a  y  e  r.  Techniker- 
Vcrb.  Gasthof  in  Svhro- 

ben  hauten  120 

Nürnberg.  GcbJiudcder' 
l.andesaus  Stellung    19b.    30 4, 

334,  3",  3i»,  4a» 

-  Mosaikbild  .im  Stadt- 
thealer  .    .    .    .351,  5*0 

—  —  Kunstbrunnen  am  Mc- 

lanchthoiiplatz    11,  60,  320 

-  -  MonumcntalciBtuniicn 

am  Spittlcr  Totgiabcu  tob 

—  —  Konstletliaus  .    .  6co,  65t 
M  -Ostrau.   Handels-  u 
Gewerbebank     .    .  121 

—  evangelischcKirchc  343,556 

—  I'asewalk  Höhere  Mäd- 
chenschule .    .    .       156,  160 

■»-  Patra*     (Grie.  hcnlaiid), 

Kathedrale  331 

Pilsen.  Hanijelskaninicr  156, 
a'30 

Plauen  l_2—  V  er« iiishans  ia 

—  -  Posen.    Synagoge     1  "jj,  248 

—  Potsdam.      Stadtplan  359, 

3a4.  a*.  4^8.  s'o, 

—  Prag.    Rathau*  bauten  291 

—  Prerau.  Schilfs- Hebe- 
werk im  Donau  -  Odci- 
Kanal  193,  5«H,  559,  560,  ;qo, 

—  Klieine.  Gymnasium  ho,  3^0, 

33t, 

VI 


Preisbewerbungen. 

R  ot  he  ab  u  rite  r  Verband 
akadem.  Architekt  -Ver-, 
.Denkmal  eines  grofien 
Mannes*  La 

—  Rottweil.    Schulhaus  .  548 
Ruhrort.  Sttaticnbrückc  368. 

386',  639*,  646» 

—  Schlciz  Kuransiall  351 ,  400, 

—  Schrarohcrg  Realschule  93 

—  So  oder  s  hn  nse  11  Kirche  71 
Strasburg  L  E.  Aufbau 
auf  das  Bühnenhaus  des 
Sladttheatcis  .    -    .   19a,  364 
Stuttgart     Hoftheater.  373 

--    -  Vereiiishaii*  d.  »  Akad. 

LiedeikranzSchwaben"  600 
--  Tiinowili  Kreitspar- 
kasse  sii 

—  Tegel.    Fallt  karten- Ver- 
kauishallc  ,  BedOifoisan- 
stah  u«w    .    .    .    .    68.  204 
Tepliti- Schönau  Kai-,. 
Joirf  II- Denkmal       .    .  1,56 

-  Kur&alon       ....  396 
i'riest.    Synagoge     .    .  35a 
Hin;.       Gestaltung  des 
Milnsletplatzes    ....  560 
Varna  1  Bulgarien  1.  Was* 
serversorg  u.  Kanalisation  440 

-  Vegesack.  Volkischul- 
haus  376,  428 

—  Waldenburg    L  Sehl. 
Knappschaft-.  -  Lazarett  192, 

204,  400,  414 
--  —  Schule   .    .    .  aj^  j8,  tao 

—  Wien    Handels-  u.  Gc- 
werbekammer    ....  548 

-  —  Logicrhauscr  f.  Mftnner  143, 

aoi,  3" 

evaug.  Friedhof  .  .  173 
Wiesbaden.  Bebauung 
des  Dem  sehen  Gel  .  351 
Wilmersdorf.  Rathaus  573, 
«,84.  615,  637,  628,  644 
Witten.  Reaf.Gvmnas.  607, 
6a4 

—  Kl.  Zabrze.  Hob.  Töch- 
terschule 160, 184.424,534,533 

—  Zarich  Kuii9thaus  356,  291 
Prerau.  Wettbeweib  um  das 

Schiffshebewerk  im  Do- 
nau-Udcr-Kanal  519,  590.  591 
PreQluft-Anstrichmaschtncn  133 
Preuflen.  Das  Bauwesen  im 
Staatshaushall     .    .    .  4^  62 
Die     neue  wasserwirt- 
schaftliche Vorlage  19.1  .  a^i. 

363',  H  j.  579 
Die  Staatseisenbahn«  und 
Kleinbahn  Vorlage  .         .  203 
Gesetz  zur  Verbcsser  ung 
der  Wohnungs-Veiballn.  422 
Provisions-Auuahme  .    .    .  364 
Prüfungen,  -las  Stieben  di  r 
engl.    Au  blickten  nach 
amtl  Fachpr  aPa 

—  Amtliche  raebpr.  .  .  310 
Prüfungsamt,  d  neue  Kgl. 

Material-Pr,  L  Gr.  Lieht"  r- 

feldc  .  563*,  574',  031 

Prüfungs-Anstalt  v.  Schills- 

Widerslanden  L'ehigau  a. 

d   F.lbr  284 

Puttdekoraliver  Fa-sailen  P.  376, 

''° 

-Verunreinig,  tluieli  Heiz- 
malei  ial-Ausv.  heidung     .  220, 
224,  25b 
Pyrmont,  Geiic»tiig«hcin> 
Fiiedrichshohe    .       .  569* 


,3fj7* 


Rastatt,  Wasserturm 
Rathau*  Aachen  219*. 

—  in  Chailnttenhurg   313*.  335* 

ll'ir  Diesdcii  348 

in  Kopenhagen 
Wcltlicwcib  t'ür  ein  R.  in 
Bremen  93',  105%  llß",  1231 

Rauchrohren,  Herstellung 

der  kiei^ruiuteii  .  .  34H 
Regen-Niedcüchlagzu  Mann- 

heim  213* 

Regensburg,  alte  steinerne 

Itrl'.cke  tiber  die  Doiuu  .  o;* 
Reinigen    von  Weikstetn- 

Faskailen  ....  507.  543 
Reiaeelndrücke  v,  ilollund  211 
Reisemitteilungen  .iu-,  L'nter- 

italit  11  7c.o 

—  «Iis    <    1:111  1  ...        .|  I', 


S^Ui* 

Reisemittellungen  aber  In- 
gemeiirbaulrn  in  Amerika  535 
F.in  Brief  von  unterwegs  466 
-  Ober  Södfrankicich     .    .  566 
Rhein.    Die  Wiitschaftsgc- 

schichte  des    ....  479 
Rheinischer  Kleinwoh- 
nungsbau   .  187*,  198*,  314*, 
»43'i  *4S* 

RIxdorf.  Das  neue  Gaswerk  211 

—  Kunstwerkst,  d  D.  Glas- 
mosaik Gescllscb.  Puhl  & 
Wagner  433*,  57° 

Rohrleitung,  Inkrustation  in 
GiiUrohrt  440 

RobrpO»t-F.inrichtungcn  37*5,  416 

Rüstung  der  SyralalbfUckc 
in  Planen.    .    .    .     361*,  414 

Ruhrort.  Erweiterung  des 
Hafens  359 

—  Wettbewerb  um  d  Rhein- 
brücke    .    .  a86'",  639*,  646* 

Sa a Iburg- Wicderhei  Stellung  23a 
Sachsen,  Staatsbauten  auf  d. 

Sonnenstein  bei  Pirna  .  334 
St.  Louis.    Internat.  Ingen.  * 

KongreU  195 

Schafer,  Üb.-Brt.  Prof.  in 

Karlsruhe,  Angrifle  auf  336 
Schiffahrt.  Donauwassrr- 

slralJc  v.  Passau  bis  L'lm  303 

—  Drei  wichtige  in  Deutsehl, 
anzulegende  Kanäle    .  . 

—  Kanal  v  Rhein  z.  Weser 
vom  preull.  Ahgcoidu -H. 
angenommen  579 

—  Die  Regulierung  d.  Obcr- 

rheins  363 

Groli-chiffahrtswcg  Mann- 
heim Hcilbronn  ....  534 

Schiffshebewerk  im  Trent- 
Kanal  (Kanada)  ...  511 

—  für  d  Donau-Odcr-Ksnaf 
bei  Prerau  .    .    549,  590,  594 

Schinkel-  ijahrr»-)  Fest  des 
Arch. -Vereins  in  Berlin  .  142 

—  Preisaulgaben  .  .  30^  124 
Schlofl  Dargun  191 

—  Zur  Erhaltung  des  Heidel- 
berger Sehl.    267,   269,  389, 
403,  417,  425«,  429,  452,  J3i, 

5(8,  £03 

Schoneberg.  Posthaus  51U' 
Schornstein    von  Dampf- 
ht  iiiing,  Durchschlagen 
von  Feuchtigkeit  220,234,356 
Schulbank.  Srhwellenlos 
von  Weidner  154 

—  Kcttig  «  Sch  428 

—  Beziehungen  zw.  SchuU 
bau  und  Schulbank     .    .  5(17 

Schulbau.  Prinzregent  Luit- 

pollschulc  in  Bamberg  197* 
-  Gymnasium  mit  Direkt. - 

Wolinh  i  /fhlfndorlftjo'.  637* 
Schutz  gegen  Nachbildung 
und  gegen  photogr.  Auf- 
nahmen  193 

gegen  Schfagregen  durch 
Anstru'b  v.  Kautscholeum  434 
Schweinfurt,  Walzenwehr  25^ 
Schweiz.  Elektriz -Weike  in  65T 
Simplontuiincl,  Aibeiteu  am  520 
Soldatenheim  in  Metz  305* 
Spalato.   Erhaltung  des  dio- 

kletiaiiischcn  Palastes      .  coo 
Spandau  Nicolai* ii  che  337*. 315* 
Speyer.     Zur  Einweihung 
der  GcdAchloiskirctc  der 
i'rotestation  448,  487,  |95,  5so 

—  Dicnstgebilude  der  Vcr- 
wherungsanMalt     .    .  557' 

Stadtbild.  Eine  drohende 
Veruiiitaltnrg  v  l'jssau  321* 

3Hi'.  4-4. 
Stidte,     Die     Kunst  der, 

(ii.  W.  Brewer  f,  607«,  6:4* 
Stahlbleche  mit  l'.asiehef- 

ver/it'rnngrn  .  .  ^36,  3O1 
Statik.    I.iteialui     ....  25(1 

s.  TlieoicL.  Ciitersuchungen. 
Statistisches  aus  der  Fach- 

gcnOsBeiücljaft  ....  543 
Stecklcnburg  bei  Ihale  014 
Stclnkohlenschlacke  als 

Follinatei  ia1    .    .        .  136 
Stiftung.  Friedrich  Sicmen:- 
St  der  'l'echn  Hoclischnle 
iii  Dit-s*ic:i   5.s.=> 

Stipendium   ilcr  Leins  ll.es. 

■»..Ilinct-Stilluile      .     .     1H4.  3,<y 


.'SflCr 

StraOburgLE.  Kunsthistor- 
KongTell  333 

StraOen.    Bauverbot  an  un- 
regulierten    .    .    .    560,  65a 
■Befestigung  mit  Klinkern  292 

—  -Einlage  von  U-Eisen  auf 
Chausseen      .    .    .  31a,  360 

—  -Bahn-  und  -Pflasterbau  383* 
— ■  -Reinigung  in  Hamburg  .  31 
Studiengesellschaft  f.  elek- 
trische Schnellbahnen, 
Versuchsfahl  ten  .    455*,  461 

Stuttgart,  Hoftheater  -  Neu- 
bau  581 

Submissions-Arbeit ,  deren 
Vergütung  ......  156 

Sydney.  Biucke  Uber  den 
Hafen  mV 

Tabellen  d.  Wassermengen 
L Kanalisationsrohren  280,  33a 

Technik  und  Poesie,  Vor- 
trag von  v.  Eyth    .  319,  358 

Techniker.  Gehaltszahlung  ~" 
während  einer  militärisch, 
l'cbung  .   104 

Teiche,  künstliche  ....  435 

Telegraphie  und  Telephonie 
<nr  Eisenbahnen     .    .  .an 

Terrassenbau  am  Halensee 
bei  Beilin       .    ,    633*,  657* 

Theater.     Entwicklung  des 
modernen      oo«j*,  6lH",  625', 
635*.  658« 

--  Erhaltung  d.  Opernhauses 
in  Beiliu  157*.  191,  411*,  6cs 

—  -  Umbau   des  kgl.  Schau- 

spielhauses in  Berl.  265*,  276* 

—  für'  Kassel  359 

—  lloflh  Neubau inSluttgail  581 

—  Kosten  des  neuen  Stadtth. 

in  Köln  350 

—  teilbarer  Zuschauerraum  160 

—  Der  Brand  des  Iroi|Uois- 
Th.  in  Chicago  u.  Reform 
der  mod.  Ruhne  ai*,  c.l'*.  205* 

Theoretische  Untersuchun- 
gen. Einrechnen  der 
Schnittpunkte  proj  Eid- 
werke in  Querprofilc  323' 

—  Berechnung  der  Scheitcl- 
staikc  stein,  Dreigelenk- 

Binrken  °5.i' 

Berechnung  der  Spannun- 
gen auf  Biegung  bean- 
spruchter ßetonplatten    .  406 

Tlefbauweseni  Frankfurt a  M.  1 
Titel.  Führung  des Meistcr-T.  2^, 
4b,  360,  390 
Berechtigung  zur  Führung 
des  T.  eines  ßaugewerks- 

111  eiste  rs  91 

Totenschau  und  Nachrufe. 

-  Appcli us,  O.  Wirkl 
Geh.  Ob  Brt.  in  Berlin  500 
Bnsing,  F.  W  .  P10I  in 
Friedenau       .  104,  115*,  121 

—  Frey,  Theophil,  Brt-  in 

Liebenzell  408 

Grixebach,  Hans,  Arrh. 

in  Berlin     ....   348,  354 
v.  Heiner  •  Alteneck, 
Fricdr.,  lug.  in  Berlin      .  jb 

-  Ho  1  zm a  11  n .  Philipp.  Bit. 

in  Frank  fuit  a.  M       356,  358 
H01  n,  Jul.    Dir.  d,  Gas- 
wcike  Augsburg     .    ,    ■  396 
I.  cnl  z .  B.  iL.  Wasserbau- 
11  -p.  in  Hamburg    .    ,    .  123 
--  v     Maybach,  Albert, 
Staatsroinister  in  Berlin  .  16 
Meyer.    Alfr  ,    Goilh , 
i*iul.  in  Berlin    ....  651 

■  Ronieis,   Leonh  ,  Prof. 

in  München     .....  583 
Sc  hell,  Willi  ,  Piof  Dr  , 
(>eli   Hofrat  111  Karlsruhe  95 

■  Siemen^,  Fiicdr,  Dr.- 
Ing.  111  DiCidcn  ...  371 

-■  Sitte,  Caniill.i.  Keg -Kat 
in  Wien  

—  -  V 11  ge  w  i  t  te  r,  Gg  ,  Arrh.  409* 
--  Walle,  Peter,  in  Berlin  464 

Wey  Her,  K  ,  Architekt- 
Maler  in  Heidelberg    .    .  171 
Wiche,  Iii    t.eh.  Ob.- 
Ilrt  ,  /um  iooj  Gi  huilstg  574 

Trager.  Herstellung  d  bieit- 
fJan^chi^en  Giey- 1  r.,^y^t. 
t.i.:!trdin;rrii    .....  343 

Transport  v  Mm- 1  ngnteni  5:3* 
3-7  .  515,  iüZ 


uiyuiz 


Trcppenbelag  364 

Trockenlegung)' in.  Kassen- 
gewolbes    ....  293,  336 

—  feucht.  Kelterraauern  387*,  396 
Tunnel  unter  ilcr  Elim  in 

Hambuig  274* 

-  Arbeiten  a  Siniplon-T  .  530 
Turm.    Der  Wiedcrautba-j 

des  G'üiiipanilc  von  San 

Mario  .  .  ,  i,  i6f .  3-' 
Tutchen,  II<i— ^ige-,  v.  Gunther 

Wagner  .......  104 

Ulm.  Erneuerung  d  Fresken 

am  Rathaus  333 

Ungewitter,   Gg.  Gottlub, 

Lebensbild  ....  409* 
Unfall  -  Vcrsitherungspfiichl 

der  Inhaber  von  Baubur.  83 
Universität.  Archileklon. 

l'nteniihl  au  l".     ...  3^1 

—  KollegicngebAude  in  Frei- 
burg i.  B  619* 

Wettbewerb  um  Entwerfe 
(urclic  neue  II.  LJena  73*,  107" 

Unterricht.  Zur  Frage  de* 
an  hitcktun.  I1.  im  d.  Bau- 
gewerksehulcn    48a,  518,  56a 

Urheberrecht  au  Werken 
der  bild.  Künste     .  »33,  333 

Valparaiso,  Halen  336*,  338 
Venedig.  I>rr  Wiederaufbau 
des  t'ampanile  von  San 
Mario  .  .  .  .  ^  16*,  23 
Verantwortlichkeit  bei 
l'eberscbicilung  des  An- 
4t  hlagspreiscs     ....  7a 

—  für  vorgefallene  Versehen 

di  r  Bauausführung  313,  556 
Vereins-Mitteilungen. 

—  Ver  band  deutsch,  Arch. - 

u.  Ing.-Ver.  3_3j  134,  196,  »30. 
337.  33a.  3°7.  408,  44°,  6co 
-  33.  Abgeordneten-Ver- 
sammlung ^Düsseldorf  463, 

47".  473 

—  -  Lfi  Wauderversamiul. 

in  Düsseldorf     .  465,  478 

—  --  DieVoitri1i;e466,,47ä*,479, 

49'*,  5°3*.  6c9*.6i8*,6a5* 
Beruht  Ober  die  Ent- 
wicklung de»  Verb.  485,497 


--  Berichtigungen  u.  Aus- 
flöge  5°9 

Arbeitsplan  fQnqo4  05  53! 
•Berlin.    Arch  -  Vir,   ig,  x6. 

310,  534,  52s,  $1".  <>S« 
—  —  Scliinkelfest       .    .  Iii 


-  Vereinigung  H.  An  h.  554, 
5«.H,  59',  614,  650 


^■ile 

Vcrcins-Mittellungen. 

—  Berlin   Verein  für  Eisen- 

bahnkunde  y?.  48,  9s,  14a, 
an,  3587  3487495,  554 

-  —  Verein  d-  Pott!  -Zern  - 

Fabnkantcn    .    ...  3a 

-  Breslau  Vereinigung 
»chic».  Arch,  ...  438 
llaniiv.  Vcisd  D  Land- 
wirtscliatts-Gi.scllsiliaft  .  52 
Dresden.     Sächs,  lug- 

u  Aich.-V.  ü.  378,  383 

1)0  aseldorf     Areh.-  u. 
In«.  Verein     ...    83,  531 

-  —  Ver  <l  Gartenkünstler  343 

-  Frankfurt  a  M.  Aich. 

11  l»g  -Ver.     .    .    .   103,  joü 
Verein  deutsch.  Inge- 
nieure       .    .08,  392,  318 
--  Hamburg.     Aich-  und 
Ing.Ver.  3±!       70,  laa,  183, 
(Ausflüge  u.  Feste)  203,  alt, 
aiy,  »32,  353,  »90.  34».  35B- 
386,  4  "3.  Sä*.  560.  2a> 
Karlsruhe.    Bad  Arch- 
u.  Ing.-Ver  554 

-  Kassel     D.  Gesellschaft 

fflr  Volksbidcr   .    .    .  .179 
Köln  a.  Rh.    Anh.-  und 
Ing.-Ver.  für  Niedenhcin 
und  Westfalen    ....  243 

-  L ands h  ul  i_B- Der  bayer. 
K&uaJvct  ein    .    ,    .  311,311 

—  Magdeburg.  Arch-  u. 
lug -Ver ü95,  "*><  3'°.  343. 

614 

—  MccKlenh.  Arch-  und 
Ing.-Ver  10,  191 

—  Mittelrhein.    Arch  -  u 

Ing.-Ver  146,  159 

M  ü  nche  iL  Arcb.-  u  l::g.-V.  570 
—  Vereinigung  M  Aich.  428 
Pf  AI*  Kicisgescllichaft 

d  bayer.  Arch  -  u  Ing  -V.  233 
Wrii  Herab.  Verein  ifir 
Bau  künde  ....    558,  650 

Verkehrs  -  Angelegenheiten, 
bayer  Staatsimnisterium  f.  2 

Versicherungspntcht  eines 
Rohbaues  gegen  Brand- 
schaden  60,  103 

-  bei     der  Bau-Bcrufsge- 

nnssetist  hafi  73 

il.  Inhaber  v.  Baubur.  83, 37b 

Vervielfältigung.  Licht- 
pausvei fahlen  u  Hcliosdr.  70 

—  Rciikcl's  l.iihtpau-e- 
Apparul  ....  350* 

Vcrwaltungs-Geb.  u_  Unt- 
wüifcu  im  Min.  der  offei-ll. 
Arbeiten      .     .     .     _    .  489* 


^i-ite 

Verwaltungs-Geb.  dci  Ma- 
schinen Fabrik    S.  Inuibel 
Henning   in  Bruchsal  531* 

—  Versicherungsanstalt  in 
Spe\ei    ....  557* 

Villa-Bai.fluil.l  i»? 

—  siehe  Wohnhaus 
Vortrag.    l>us  Moderne  in 

der  Architektur  der  Neu- 
reit  von  J.ihs  Olren  .  5H,  6a 
Die  Ausführung  von 
Versiich*bauteu  in  ge- 
sclucbcführenilcn  r  lüsscn 
und  tlie  Errichtung  von 
Flubbau  Laben  atoii  11  von 
Fahcr  314,  32a 

—  Poesie  und  Technik  von 

M.  von  Eylh   .    .    .  319,  358 
Vortrage  im  Kunstgewerbe- 
Museum  in  Berlin   .    22,  405 

Wachwitzmetall  .   .   .  .130 

Walzwerk  Differdingen, 
Herstellung  der  brcitfl.m 
schigen  Grey-  I rSgci  .    .  243 

Warenhaus,  '  Brand  m 
Budapest  ai 

Wasserbau.  Rcguliciung  d 
Elbe  hei  Magdeburg    .    .  ±3, 
Verbesserung  dir  Voillut 
und  d.  Reinigung  d.  Ab- 
wasser im  Emsthergeb,  m*. 

t>3*.  '35* 


--  Melioration    des  Meinel- 
deltas   346 

—  Das  Walienwehf  im  Main 

zu  Schweinfurt   ....  35' 
Bewässerungsanlagen  in 
Aegypten  ^8 

Wasserbecken   in  Beton, 

Dichtmachen  .  .96,  104,  168 
Wassermessung-Foimclu  .  ±± 
Wasserrecht.  Entziehung 

des  Wassers  180 

Wasserturm  in  Rastalt  .  ji^. 
Wasserversorgung.  Grurd- 

W  der  Sudt  Berlin   .    .  iü 

—  fflr  alleinstehende  Villen, 

Hotels  usw  156 

und    Fntwaascrung  der 
Stadt  Hofheim  i  T.    .  .368 
Apulische   Wassel  leitueg  371 

Wasserwerke    der  Stadt 

Frankfurt  a.  M  .  .  .  .  103 
Wasserwirtschaftliche  Vor- 


lage, neue,  in  PieuHen  193*, 
5ÄL  343 


Wehraiilnfr  ini  H.rm  ?u 
S.  hwe  nluit  3^' 

Werkstatte,  Ktiam,  in 
KaiUiuhc  653" 


Seile 

Werkstein'a'sj.leii,  Reini- 

K  »  5°7.  543 

Wettervoriiersagc  ....  aoo 

Wiederherstellung  d.  \  res- 
ken  am  Ulmcr  Rathaus  .  333 

-  -  der  Ni>  olaikirche  in  Span- 

dau   337*.  345* 

des  Dome»  in  Magdeburg  34J 
de*  diokletiani» chen  Pa- 
lastes in  Spalato    .    .    .  060 

Wien.  Denkmäler  von  Ver- 
tretern der  Technik  an  der 
Ti'clm.  Hochschule     .    .  Ii 
Ucrgcslaltung  des  Katls- 
platzcs    .    .  365',  443«,  S7B* 

Wirtschaftsgeschichte  des 
Rheins   479 

Wohlfahrtspflege.  Arbeil  - 
Heilstätten  der  l.andes- 
Versichrrungsanst  Berlin 
bei  Beelitz  61  *,  69*.  79*.  85*. 

153',  163-,  ijs',  185- 

-  Schwestern- Altciiheini  in 
Karlsruhe  646' 

--  Rheinischer  Klein  Woh- 
nungsbau    187",   198',  314*. 

343".  345" 
-  Magdeburger  Lungenheil- 
stätte Vogclsaog  b.  Gom- 
mern  393 

-  Christi. Soldatenheim. Kais. 
Wilhelm  Haus*  in  Metz  305* 

Wohnhaus-Gruppe  in  der 
ßaischstr.  in  Karlsruhe  477*. 

485*,  SOi ' 
NuUtiergcr,  Kohlbecker  u. 

Mee»  das  537* 

herrschaftl.  Si.mmersitr  u. 
Jagerhau-t   .....  656* 

-  Peter  Spreckels  10  Dresd.  30/ 
--  Wcrtheiinber  in  Homburg 

v.  d  H  iy 

.(irrineck' in  Langenberg  4>tT 

—  I.ittmann  .Der  Liiidenhof" 

in  Mundicn-Bogcnh.  395,  401' 
Miethaus    Rechtbold  in 
München  55c* 

—  Gebr.  Beckh  in  Pforzheim  535* 
Wohnungsbau.  Klcin-W. 

im  Rheinland  187*,  198*,  314*. 

343*.  "45* 
Wohnungs-Verhalln  PreuB. 
Gesetz  zur  Verbesserung 

der   .  433 

Worms.  Wiederherstellung 

des  Domes  146 

Württemberg.  DasBauwesen  558 

Zehl:  dorf.  Gvmuasiura  mit 

Dti'.-Wc.linhaus       620*,  637' 


Besondere  Bildbeilagen. 


1    Ptt  neue  Rathaus  in  Kopcnliagcn  S 

c-s>— Villa  Wertheimber  in  Homburg  v.  d.  Ii  , 

j.  Walscoweiir  im  Main  bei  Sehweiofutt  

4*T-Haua  Peter  Spreckels  in  Dresden   ,   ,  , 

"g.  Umwandlung  der  Liscnbatinaulagen  in  und  bei  Leipzig 
-*r  Arbeiterhcilsttttcii    der    Landes  -  Vcrsicherungsanstult 

Berlin  bei  Beelitz  ,   

-9.  desgl   

-Asdesgl  ,  .  

Das  neue  schweizerische  Biindrshaus  in  Bern  

-es»  t  'ebersichtsplan  vom  Watsersamnielgcbiel  der  F.mscher 
"Ti.  Das  neue  schweizerische  Bundeshaus  in  Bern  ..... 
tu.  D.is  neue  Herrenhaus  des  preuü.  Landtages  ..... 
Die  Elisabeth-  (Schwurplatz- 1  Brücke  in  Budapest    .    .  „ 

ftie  Handelskamuier  in  Düsseldorf  

Die  Elisabethbi ticke  in  Budapest  ....   

-rer  Rergnest.    Phantasie-Entwurf  von  Hogg  „ 

17,  Die  Prinzregent-I.uitpoldschule  in  Bamberg  

tfl  Die  neue  Eisenbahubrftcke  Ober  den  Rhein  bei  Mainz  .  .. 
-«"•r  Der  Ideen- Wettbewerb  um  EntwCIrfe  für  das  Vcikehrs- 

Ministenum  in  München   ... 

Die  neue  F.isenbahnhriickc  über  den  Rhein  bei  Mainz  .  . 

Das  neue  Rathaus  in  Aachen  

desgl    

^sr*c  Das  Kreinatui ium  auf  dcni  Friedhofe  in  Karlsruhe  .  .  . 
-SU»  Entwurf  zu  einer  Natiunalhalle  von  Spacth  .  .  .  .  . 
■a*—  Der  Neptunbruuiien  auf  dem  Maiklplat^  in  NCInibeig  .  . 
-asv  Das  neue  Rathaus  in  ('harloltenbuig  


1 

Li 
Z2 


Das  neue  Kathaus  in  l  harluttenhurg  

Die  Nicolai-Kirche  in  Spandau  

Das  i  icb.  des  Landwirts,  hafll.  Kreil. tvereuis  L  Dresden 

rmgestaltung  des  Karlsrihitzes  »n  Wien  

Das  Geh.  der  l.andw.  Fenervers  .  h. -Genossenschall  in 

Dresden  

tu   Q|>  Wohnhaus  I.ittmann  .Der  I. indenhol-  i.  M.-Bogcnhausen 

79  ätt*»ileagl.   

85  -3^,  Die  anatoüsctie  Eisenbahn   ,    .  . 

100  3^  Entwurf  zu  einer  rniversitfit  von  Frz.  Bianliky  .  .  - 
in  ■)««,  Ki-.enb  -Brücke  in  Stampfbeton  Ober  die  Hier  1>  l.jutiach 

i%\  .an.  Aus  Düsseldorf  und  seine  Bauten  

137  ^eJr^Stldt.  Schnellbahnen  in  groben  Stödten  

H9.i)t)i  Hausergruppe  in  d*r  Baisi  hstr.  in  Karlsruhe  ... 

töi  ^"  !>■'«  (Jebaude  der  Seehandlung  in  Berlin   

173  ^  1  w  fl.tusergruppe  in  der  Baischstr.  in  KaiUruhe  ... 

19t  ^a_Bihcke  Uber  den  Hafen  von  Sydney   ■ 

197    4-^-  1 1 ii-s  der  Brauerei  tiebr.  Beckh  in  Pfor/lieim      .    .  . 

^iiiit  rl  liauurdnung  für  München  

rr  M11  iTTäus  Brehthold  in  München  

335   .rtfr  I)enkmal-Enlw.  Bisrnarek-Tuim  von  Kreis  .... 

333  -sz*f--Garleubau-AuKstcl)ung  in  Düsseldorf  

349  44SV  Das  moderne  Landhaus  und  seine  imieie  Ausstattung  - 
i6l  ,19  f'"'  Kunst  der  Städte,  Aich.  1J.  W  Biewer  i'  .  -  . 
a73   SO_£riecliischrs  Theater  der  l'nivei sitJ'.  Berkeley  in  4'ah- 

285  foinien  

298  iXr  (iv innasiuru  mit  Direktor  Wohnhaus  in  Zehlendurf  .  . 
313  j>>i  Schwestei  n-Allcnheini  in  Karlsruhe  


3aS 

:<■.-, 

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3°5 

3;; 
.m 

40; 
II- 

-tv; 
40., 

4;  ; 

4*J 

iLi 
5»5 
53B 

v.l.' 
hott 

f'  1  7 


VII 


Mitteilungen 
über  Zement,  Beton-  und  Eisenbetonbau. 

I.  JAHRGANG  1904. 


Inhalts-Verzeichnis,  Orts-  und  Sachregister. 

(Den  mit  •  bezei<  hnelen  Aufsitzen  sind  Abbildungen  beigefügt) 


nung  zw. 
Beton  und  Eisen  ...  36 
Amerika.  Form  der  Eiscn- 
ciolagcn  in  den  Eiseu- 
betonUsutcn, insbesondere 
du  Tha.her-F.isrn  ...  18* 
Gewolbeforro.  Talsperre 
in  Stampfbeton  mit  Eisen- 
eiolagco  iraSix-mileCreek  57* 

—  Musikhalle  in  Hcnnehi<|ue- 
Koustr.  in  Ciniinnati  .    .  Ii 

—  l'ebcrfallwchr  in  F.iscn- 
beton  bei  Theresa  ...  90* 

Bahnsteige.  Erhöhung  der 
B  dci  Stadt- und  Kingbahn 
in  Bcilin     ....    54*,  58 

Bekanntmachungen  an  die 

Mitgl.  des  Du.  Im  Hctoii 
Verein*  32,  Co 

Berlin.  Konzeit-iaal  mit  frei- 
tragend. Eisenbeton -Dach  53* 

Bestimmungen  des  pieuß, 
Min.  d  otf.  Arb.  für  die 
Ausführungen  von  Kon- 
struktionen aus  Eisenbctun 
bei  Hochbauten  .        .  31, 

Beton.  Einheitliche  Vor- 
s«  hrittcnfilrd  Ausführung 
Und  Prüfung  von  Stampf- 
beton-Bauten  59 

Bestimmungen  für  die 
Prüfung  und  Verarbeitung 
de»  B.  (Versuche)  .    .  «,  57 

—  Abwässer  -  Klirbc  ken  - 
Anlage  in  Stampfbeton  in 

M.  Gladbach  40* 

—  Neue  Gründung»  weise  mit 
B-Pfeilern  beim  Uuhnh. 
Plochingen   4  t 

—  Stntzniauer  in  Sumpft**, 
a»  der  Villa  Heus,  bei  in 
Kassel    .    ..     ai*,  23*,  32 

—  -  Neue  Form  für  B.  Stulln. 

P/ugrcssi>  Patent    .    .    .  3*1* 
Ausführt;,  d  Kraflwaitser- 
^tollens  an  der  l'iftul- 
»perre  mit  Stampfbeton- 
Auskleidung  9* 

--  -Viadukte  der  Bahnlinie 
Altcnburg-Lain;r<ileuba  .  37* 

Böschung«  -  Bekleidung  mit 
Eisenbeton  P»t.  Meloc<  o 
in  Budapest  44 

Bücher.  Apparate  und 
(•er Ate  zur  Prüfung 
von  Portland-Zcmcnt,  zu- 
sammengestellt vomL'hcni, 
I. aboral  für  Toniinlustnc  20 

—  Mitteilungen  de»  Knnigl. 
Materialprüfungsamte*  in 

l.ichterfcldc  48 

Entwicklung  der  Zement 
Forschung  nebst  neuen 
Versuchen  auf  diesem  Ge- 
biete von  Di. -lug.  Inger  s6 

Brücken.  Drciatmige  Eisen- 
beton-Br.  in  /anesvdlc  1-,  iS* 
Eisenbahn -Br.  (Iber  den 
Stevens  (Jrcek,  bei  San 
Francisco  (System  McUiiii  ly* 
Brut  hpiobc  ciaer  llcnni 
bique-ßr  33« 


Brücken.  Straßenbrücke  in 
Eisenbeton  Ober  die  War 
bei  Grünwatd  .    41»,  45*.  49* 


,         \  «rl; 
und 


Clnclnnatl.    Mu»ikhalle  in 

Hennebique-Konstruktiüii  11 

Damm.  IVberfnll-D-,  ge- 
wOlbeformige  Talsperre 
in  Stampfbeton  mit  Eisen- 
einlagen   57* 

Elr.führungsworte    ...  1 
Eisenbahn.    Dir  Betonvia- 
dukte <l.  Link  Alienburg- 

Langenleuba  37* 

-Srhsvellcnaus Eitcubeton  60* 
Eisenbetonbauten.  Kegeln 
für   die   Anordnung  der 
Ei-i  ncinlagen  in        6,  12,  36 

—  Voischrifien  f  d  Planung, 
Ausführung  und  Beauf- 
sichtigung von    ...    7,  1a 

—  Vorltulige  I  eitsVze  dir  d. 
Vorbereitung,  Ausfuhiune, 

Prüfung  von     13.  ao,  38 

—  Bestimmungen  des  pieuli. 
Mimst,  der  rjffentl  All) 
für  die  Ausf.  von  E.  bei 
Hochbauten    .    .    .    .  31,  36 

—  Berechnung  von  E.      :<5*.  41 
Vorschriften   für   F.  der 
Stadt  Ntw-York     ...  II 

Eisenbeton.  Fabrikbau  in 
E.  für  die  Da.mlcr- Motor- 
Gcs-  in  UnteilOrkheim  a*,  J* 
GcwolbcfnrmigcTalsperre 
in  Stampfbeton  mit  Eiseu- 
einlugcn   57* 

—  KomlruktiLiii  des  neuen 
Mümhenci  Volksrichter  ,  29* 

—  Konzertsaal  mficitiugcnd. 
E-Dach  53* 

—  Straßenbrücke  in  K.  ober 
die    Isar    bei  Grimwald 

•('*,  -15*.  49* 

—  Hoschuugsheklridung  mit 

E-,  Pat.  MeltM  to     ...  44 

—  Auf  llol/plaliie  aufge- 
pfropfte E-Pfahle   .    .  .32* 

—  Erhöhung  der  Bahnsteige 
der  Stadt-  und  Ringbahn 

in  Berlin     ....    5«*,  58 

—  -Eisenbahn-Schwellen      .  60* 

—  -SAuleu  (patent  l  System 
Becher   .  27 

—  Ucbcrfallwchr  in  F..  in 
Theresa,  Nordamerika    .  20* 

Elseneinlagen,  Form  der, 
in  den  Eisenbetonbauten 
Nordamerikas,  insbesond. 
da»  Thacher-Eisen  ...  18* 
Haftfestigkeit  des  Fi»  im 
Beton  .  .  ao,  36,  46*,  49" 
-  Kegeln  IlSr  die  Anordng. 
der  F.  in  F.isenhetonhaut. 

6,  12.  36 

Fabrikbau  in  Eisenbeton  f. 
die  Daiuitei  Mutoitu  lies, 
in  l  jitcrtntkhcim    .    .  a«,  5* 


Seile 

Form,  neue,  für  Betonslqfen, 

Prcit-TeiMj  Patent  Hb* 

Gründungswelse  mit  Belon- 
pfeilern  44 

Haftfestigkeit  zw.  Beton  u. 
Eisen  ao,  36 

—  des  Eisens  im  Beton  (von 
Kicinlogel)    .    .    .    46»,  49» 

Heoneblque  -  Konstruktion. 
Musikhalle  in  Cincinnati  .  11 

-  Bruchprobecin.H  -Brücke  33« 

Jubiläum.  40jlhr.  Bestehen 
der  Porti -Zement- Fabr.k 
Dyckcihoff  A  Sohne  in 
Amöneburg  40 


New-York.    Vorschriften  f. 

deu  Eisenbetonbau  ...    1 1 
No  rmalsand-Fragc    ...  33 
Normen.    Nene  Begriffser- 
klarung  für  Porti  -Zement 
in  Abänderung  der  bisher 
in  den  N.  stehenden   .    .  34 

Pfahlrost.  Auf  Holzpfählc 
aufgepfropfte  Eiseobetoo- 
pfälile     .  32* 

Prüfung.  Bestimmungen  für 
die  Pr.  un1  Verarbeitung 
des  Betons  (Versuche,  aa,  27 

—  Brueh probe  einer  Heune- 
Brucke  33« 

Prüfungsamt,  Material-,  in 
I  uhteifelile  —  Mitteilun- 
gen des  48 


die 

betonbaulco 


Sefte 


6,  ,2 


Kassel.  Stützmauer  in 
Stampfbeton  an  der  Villa 
Hensrhel    .    .     ai*,  aj,*,  3a 

Klärbecken  -  Anlage  10 
Stampfbeton  in  N. -Glad- 
bach  40* 

Konzertsaal  mit  freitragend. 
Eisenbeton-Dach     .    .    .  53' 

Leitsätze,  f.  d  Vorbereitung, 
Ausführung  und  Prüfung 
von  Bauteil  aus  Stampf- 
beton  59 

—  Vorlaufige,  für  die  Vor- 
bereitung, Ausführung  u. 
Prüfung  von  Eisenbeton- 
bauteu    .    .    .   I»,  13,  ao,  38 

Mittellungen  des  Kgl.  Ma 
terialpiufungsamtcs  in 

Liehterfeldc  48 

Mörtel.  F.influtJ  nicht  liy- 
drauliseh  wirkender  Zu- 
sehUge  /um  Zcnicut-M. 
auf  dessen  Festigkeit  .  .  28 
München.  Eisenbeton-Kon- 
struktion des  neuen  Volks- 

theaters  39' 

M. -Gladbach.  AbwRsser- 

Kllrbeckcn-Anlage  .  .  .40* 
Musikhalle  in  Hennebique- 

1  i.  Cinrinnatti  11 


Schlackcn-Mischfiage  .  .  24 
Stollen  Ausführung  des 
Kraftwasser  -  St.  an  der 
l'rfttaltpcrre  mit  Stampf- 
beton. Auskleidung  ...  9* 
Stützmauer  in  Stampfbeton 
an  der  Villa  Hciischel  in 
Kassel    ...     at°,  85*,  3a 

Talsperre.  GcwOlbeförmigc 
T.  in    Stampfbeton  mit 

Eisencinlagen  57  * 

Theater.    Eisenbeton  -  Kon- 
struktion de»  neuen  Mun- 

rhener  Volksth  29' 

Treppenstufen.  Neue  Form 
für     Belonstufen.  Pro- 


gresso-Palcnt 


36< 


Urfttalsperre.  Ausführung 
des  Kraftwasserstollens 
in  Stampfbetoii-Ausklcid.  9* 

Vereine.  XXVU.  General- 
versammlung des  Vereins 
dtsehr.  Portland  Zenienl- 
Fabrikantcn        8,  12,  17,  23 

—  VII.  Hauptversammlung  d. 
deutsehen  Beton -Vereins 

■a,  18*,  ai,  28 

—  XI.  Generalversammlung 
des  dtsclin.  Ver.  für  Ton  , 
Zement-  u.  Kalk-Industrie  12 

Vereinswoche  in  Berlin  im 
Februar  1905  60 

Verauche  zu  Bestimmungen 
für  die  Prüfung  und  Ver- 
arbeitung des  Betons    22,  27 

—  über  den  Einflub  nicht 
hydraulisch  wirkender  Zu- 
schläge z.  Zementmörtel 
auf  dessen  Festigkeit  .    .  28 

Vorschriften  für  d.  Planung, 
Ausführung,  und  Beauf- 
sichtigung voo  Eisenbeton- 
bauten .    .    7,  12,  13,  ao,  38 

—  Einheitliche    V.   für  die 


Ausfnhi 


id  Prüfun 


von  Stampfbeton-Bauten  59 

—  für  den  Eisenbetonbau  der 
Stadt  New-York     ...  11 

Viadukte.  Die  Beton-V.  der 
Bahnlinie  Allenberg-Lan- 
genleuba  37' 

Wehr.  Uebcrfaliwchr  in 
Eisenbeton  bei  Theresa 
in  Nordamerika  ....  ao" 

Zement.  Methode  z.  Prüfung 
von  Z.  auf  Zugfestigkeit, 
von  Johnson  4 

—  Volum- Beständigkeit  und 

Blndczeil  -  \ 

l'ebcr    die  Konstitution 

d  Porti  -Z  ,  v.  Kichardson  5a 


VIII 


§ 


lliTljtii  Iii  Jg  in  m  in  m 


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AS  NEUE  RATHAUS  IN  KOPEN- 
HAGEN *  ARCHITEKT  MARTIN 
NYROP  IN  KOPENHAGEN  *  *  * 
ANSICHT  DER  VORDERSEITE  * 
=.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  = 
XXXVIII.  JAHRGANG  tHi',  *  N»  1-2 


Digitized 


SMilMlilSSMlilli 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2: 1-2.  BERLIN,  DEN  5.  JAN.  1904 


Neue  Baukunst  in  Dänemark. 

Von  Peter  Jctuten. 

Ii  .   .  w  rille  HiMlM-iUcr,  «mir  dir  Abbildungen  auf  >i  Hc  4,      8  uml  i 


er  mit  offenen  Augen  für  die 
lebende  Baukunst  heute  Kopen- 
hagen besucht,  wird  sich  reich 
belohnt  finden  Seit  der  Auf- 
hebung der  alten  Festungsw&He, 
~eit  der  Anlage  des  mächtigen 
reihafens  und  seit  der  sehr 
.•nergischen  Entwicklung  lies 
( iemeinwesens  sind  dort  grobe  Aufgaben  verschied<  Il- 
ster Art  gestellt  worden.  Eine  Keine  frischer  Persön- 
lichkeiten arbeitet  mit  größtem  Ernst  dahin,  die  dani- 
sche Architektur  in  >  inheitlichem  Sinne  zu  fördern, 
st  in  Deutschland  noch  zu  wenig  bekannt. 
Wohl  wissen  wir,  datl  im  Kunstgewerbe  die 
Danen  heute  ihre  eigenen  siegreichen  Wege  gehen. 
Die  beiden  Porzellan-Manufakturen  haben  unter  ihrer 
sicheren  künstlerischen  Leitung  sich  seit  fünfzehn 
Jahren  Weltruf  und  den  Weltmarkt  erobert.  Wer  sich 
in  der  lehrreichen  dänischen  Abteilung  der  PariserWc  lt- 
ausstellung  oder  in  unseren  Kunstsalons  und  Zeit- 
schriften umgesehen  hat,  der  kennt  auch  die  kräftigen 
dekorativen  Plastiken  und  Malereien,  die  kernigen 
Silberarbeiten,  die  Versuche  in  Zinn,  manche  vor- 
zügliche Möbel  und  namentlich  dir  musterhaft  organi- 
sierte Ruchkunst.  Darin  schlagen  die  Künstler  zum  teil 
eine  starke,  männliche  Note  an,  die  uns  als  entschieden 
nordisch  anmutet. 

Schon  1900  in  Paris  konnte  man  sich  in  der  be- 
scheidenen, versteckt  gelegenen  Gruppe  dilMSchet 
Architektur  uberzeugen,  dass  neben  diesem  Kunstge- 
werbe, oft  mit  ihm  1  land  in  Hand,  eine  gleich  frische 
Architektur  erblühte.  Die  kleine  Ausstellung  halte 
Martin  Nyrop,  der  Schöpfer  des  neuen  Rathauses  von 
Kopenhagen,  zusammengestellt.  Es  war  schon  damals 
klar:  diese  neue  Baukunst  ist  modern  in  dein  Sinne, 
dafi  sie  sich  auf  die  alte  Kunst  der  eigenen  Heimat 
stützt,  nicht  auf  die  Einzelheiten,  auf  das  Heiwerk  der 
Ornamente,  auch  nicht  auf  die  sogenannte  Monumen- 
talkunst der  Fürstenpaläste,  sondern  auf  das,  was  sich 
auf  dänischem  Boden  an  dänischen  Aufgaben  zu 
nationaler  Eigenart  niedergeschlagen  hat  Auf 
diese  heimischen  Grundlagen  der  heutigen  Architektur 
müssen  wir  zuvörderst  einen  schnellen  Blick  werfen. 
Aus  der  Epoche,  die  wir  im  besonderen  als  nordisch 


anzusehen  pflegen,  dem  frühesten  Mittelalter,  gibt  es 
in  Dänemark  keine  Bauten  mehr.  Dafür  weiß  jeder 
Besucher  Kopenhagens,  daß  die  Handwerkskunst  der 
ältesten  Zeiten,  wie  sie  im  Nationalmuseum,  im  Primen- 
Palais,  vereinigt  ist,  der  stärkste  Eindruck  ist,  den 
mau  in  der  nordischen  Hauptstadt  gewinnt.  Diese 
Funde  aus  den  Gräbern  und  Mooren  von  jutland  und 
den  dänischen  Inseln  haben  in  der  Welt  der  sogen. 
Prähistorie  nicht  ihres  deichen  an  handwerklicher 
Sorgfalt  und  an  Kraft  und  Größe  des  Stils:  die 
spiegelblanken  Steinwaffen  von  uralter  Technik, 
in  ihren  Formen  schon  durch  eine  jüngere,  reifere 
Kunst  veredelt,  die  Schilde  und  Schwerter  und  mäch- 
tigen, seltsamen  Blashörner  der  Bronzezeit,  eine  Fülle 
eigentümlicher  Stücke  aus  den  Epochen,  da  schon  das 
Fiseii  bekannt  geworden  war,  darunter  die  Hol/gerate 
und  Schiffe,  die  das  feuchte  Moor  durch  die  langen 
lahrhundertc  hin  konserviert  hat  lauter  Reste  von 
Kulturen  voll  gediegener  Kraft  und  schlichter  Größe, 
die  der  heutige  Nordländer  mit  Stolz  seinen  Ahnen 
zuzählt.  Es  weht  ein  Hauch  dieser  rassigen  Kultur 
auch  durch  die  späteren  Epochen  der  dänischen  Kunst 
Namentlich  hat  die  Baukunst  im  früheren  christ- 
lichen Mittelaller  noch  unter  diesem  (leiste  gestanden 
In  Kopenhagen  selbst  ist  davon  nichts  erhallen:  denn 
dieses  ist  eine  ziemlich  junge  Stadt  und  überdies  durch 
viele  Brände  verheert  worden.  Aber  ganz  Jutland 
und  die-  Inseln  sind  dicht  besäet  mit  kleinen,  ein- 
lachen Landkirchen  aus  romanischer  und  gotischer 
Zeit.  Viele  aus  Granit,  rohen  oder  hehauenen  Find- 
lingssteinen, eine  grobe  Gruppe  aus  rheinischem  Tuff, 
den  man  aus  dem  Brohltale  einführte,  andere  aus 
heimischem,  weichem  Kreidestein,  spätere  aus  Ziegeln. 
Die  Formen  abgeleitet  von  den  nicht  besondere 
zahlreichen  Domen  der  größeren  Städte  und  Bischofs- 
sitze (Ribe,  Viborg,  Aarhus,  Roeskilde  u.  a.i,  ins  Atter- 
einfachste  übersetzt:  ein  kurzes  Schiff,  ein  schmaler 
Chor  mit  Nische,  e  in  Glockenturm  von  verschiedener 
Gestalt,  oft  an  der  Seite  i  ine  Eingangshalle;  das  alles 
mit  dem  bescheidensten  Ornament,  oft  ohne  alle  Zier- 
raten  nur  als  Gruppe,  als  Masse,  als  Körper  wirksam, 
aber  in  dieser  Einfachheit  höchst  wechselreich  und 
für  heutige  einfache  Aufgaben  ungemein  anregend. 
Darunter  auch  ganz  abweichende  Typen,  wie  nameut- 


Digürzed  by  Google 


lieh  jene  seltsamen  Rundkirchen  auf  Bornhohn,  die  bei 
uns  durch  Fr.  Laske's  Untersuchungen  bekannt  ge- 
worden sind.*»  An  den  stattlichen  Publikationen  über 
alle  jene  Kirchen  haben  sich  führende  Kräfte  auch  der 
jüngeren  dänischen  Baukunst  beteiligt.  Das  Mittel- 
alter steht  den  heutigen  Künstlern  in  dieser  kernigen 
heimischen  Art  vor  Augen 

Auch  die  Renaissance  hat  im  dänischen  Lande 
eigentümliche  Gestalt  gewonnen.  Als  gegen  Ende 
des  16.  Jahrhunderts  König  Friedrich  11.  und  König 
Christian  IV.  ihre  imposanten,  herrlichen  Schlösser 
schufen  (Kronborg,  Frederiksborg,  Rosenborg,  bekannt 
durch  das  Werk  von  Neckelmann  und  Meldahl)**), 
nuisst.cn  sie  die  Architekten  und  Kunstformen  meist  aus 
den  Niederlanden  holen.  Nach  ihrem  Beispiel  aber  sind 
durch  das  Land  hin  viele  einfachere  Königssitze  und 
Adclsschlösscr  gebaut  worden,  nach  mittelalterlicher 
Tradition  schlicht  und  wehrhaft,  gewaltige  Baumassen 
unter  hohen  Dächern,  mit  breiten  Giebeln  und  kräfti- 
gen Türmen,  die  grollen  Backsteinflachen  nur  spär- 
lich durch  Hausteine  unterbrochen,  der  plastische 
Schmuck  meist  auf  ein  Portal  oder  einen  Giebel  kon- 
zentriert, Muster  groüzügigcr,  sachlicher  Bauart  Diese 
Adelshöfe  (I  krregaardl  werden  besonders  in  jüngster 
Zeit  von  den  heute  tätigen  Architektin  eifrig  studiert; 
man  sah  eine  Auswahl  derselben  auf  der  Pariser  Welt- 
ausstellung mitten  unter  den  neuesten  Bauten;  sie  gelten 
als  vorzügliche  Schule  für  den  heutigen  Profanbau. 

Die  danischen  Landbaumeister  haben  diese  ge- 
sunde handwerkliehe  Gesinnung  aus  der  Zeit  der 
Renaissance  auch  in  das  Barock  gerettet.  Die  schönen 
Schlösser  und  Paläste  in  Kopenhagen  (Christiansborg, 
heute  in  Ruinen,  Amalienborg,  verschiedene  Adelspalais 
u.  a  m.)  mit  ihrem  feinen  Sandsteinschmuck  dienten 
nur  als  ferne  Anregung.  Statt  der  wehrhaften  Burg 
will  man  jetzt  auch  auf  dem  Lande  die  offene  fran- 
zösische Anlage  mit  Flügeln,  Mittelrisalit,  Freitreppe 
und  Kuppel;  der  alte  Rohbau  weicht  dem  Putz.  Aber 
es  bleibt  der  Zug  zum  Schlichten  und  Klaren;  nicht  die 
hinzelheitcn,  die  Säulen  oder  Ornamente  beherrschen 
den  Eindruck,  sondern  die  Verteilung  der  Massen,  die 
wohltuenden  Verhältnisse,  die  Raumkunst.  Gegen  das 
Ende  des  18.  Jahrhunderts,  unter  der  Herrschaft  des 
Zopfstiles  und  des  reineren  Klassizismus,  haben  auch  die 
Kunst  des  Innenraumes  und  dasMöbel  eigentümliche,  an- 
sprechende Formen  gewonnen;  an  die  saubere  Furnier- 
und  Kinlegearbeit  und  die  verständige  Zwecksicherheit 
dieser  Handwerkskunst  knüpft  man  heute  mit  gutem 
Gewinn  wieder  an.  Selbst  für  die  Grösse  der  lange 
unterschätzten  Bauten  des  spateren  Klassizismus,  wie 
sie  in  Kopenhagen  die  Werke  von  Harsdorff,  C.  F. 
Hansen  (Frauenkirche  und  altes  Rathaus),  des  älteren 
BindcsbölllThorwaldsen-Museu  nitzeigen,  öffnen  sich  die 
Augen  des  heutigen  Geschlechtes.  Die  zwei  trefflichen 
Zeitschriften,  die  neuerdings  über  alle  diese  Fragen  unter- 
richten, „ Kunst"  und  .Architekten"  (Mitteilungen  des 
Akademischen  Architekten -Vereins'!***),  pflegen  alle 
diese  ältere  Kunst  ebenso  pietätvoll,  wie  sie  die  Arbeit 
der  Lebenden  würdigen,  veranschaulichen  und  fördern. 

So  leiten  die  alten  Vorbilder  die  heutigen  Meister 
in  mancherlei  Richtung  L'nd  doch  geht  aus  allen 
diesen  Anregungen  verschiedener  Zeiten  eine  im- 
grunde einheitliche,  durchaus  neuzeitige  Art  hervor. 
Denn  vor  aller  Form,  vor  allen  sogenannten  Stilfragen 
herrscht  bei  den  besten  Kräften  von  heute  das  Prak- 
tische, dasSachliche.  das  Zwc<  kbewusstsein  im  Sinne  der 
hcutigenEngläuder.  Wir  wünschten  dies  an  den  einzelnen 
Werken  der  führenden  Künstler  anschaulich  zu  machen. 
Die  „Deutsche  Bauzeitung"  beabsichtigt,  später  die  her- 
vorragenderen Bauten  dieser  Bewegung  in  eingehender 
Beschreibung  vorzuführen.  Heute  seien  zur  Einführung 
nur  einige  Beispiele  herausgehoben,  um  die  Ziele  und 
die  Wege  der  ganzen  Bewegung  zu  kennzeichnen. 

'1  Fr.  Laskc,  Die  vier  Kuudkm  lu  »  auf  Rnrnholm  uml  ihr 
mittelalterlicher  HiWIer-..  hmu'  k.  Iti-rlin,  Wilhelm  Krriüt  \  Sülm,  iooa. 

*')  OenknifOrr  «Irr  K«*iinm*»n<  *'  in  iKiuf-niark  BrHiti,  r  ii'M 
Wusmuth,  1Ö88 

*1'!  Itciii«  in  der  lltbliullit-k  tk-^  KkI.  Kunitz  u  eil»  ■  Mutoui* 
m  UeiliM,  k)ic  an.  h  eine  Saininlu.ij:  v..„i  Hi,.u.p..|>l.ir,i  ..It. .  tm.l 
«euer  ilnnmrlur  Raulen  beim. 


Die  dänischen  Architekten  werden  es  für  recht 
und  billig  halten,  wenn  wir  unter  den  Werken  und 
unter  den  Meistern  von  heute  das  neue  Rathaus  von 
Kopenhagen  und  seinen  Schöpfer  Martin  Nyrop 
voranstellen.  Er  ist  schon  frühe  als  eine  starke 
Persönlichkeit  bekannt  geworden,  als  er  im  Jahre  188Ö 
der  nordischen  Ausstellung  in  Kopenhagen  ihr  eigen- 
tümliches, frisches  Gepräge  gab  und  die  heimischen 
Motive  des  nordischen  Holzbaues  mit  starker  künst- 
lerischer Laune  zu  einer  wirklichen  Gelegenheits-  Archi- 
tektur verarbeitete;  eine  der  frühesten  'Taten  echter  Aus- 
stellungskunst, wie  sie  noch  1900  auf  der  Pariser 
Weltausstellung  eigentlich  nur  die  skandinavischen 
Nationen  gewagt  haben.  Er  hat  dann  für  den  Staat 
das  Provinzialarchiv  in  Kopenhagen  gebaut;  das  ge- 
waltige, ganz  schmucklose  Magazin  getrennt  von  der 
gefälligen  Baugruppe,  welche  die  Studien-  und  die  Ver- 
waltungsräume enthält,  nur  durch  einen  Gang  mit  ihr 
verbunden;  ein  Charakterbau  echten  Schlages.  Als 
Sieger  eines  Wettbewerbes  hat  er  seither  die  gewaltige 
Aufgabe  durchgeführt,  einer  grollen,  mode  rnen  Stadt  cm 
Rathaus  zu  schaffen,  das  zugleich  Nutzbau  und  Festban 
sein  soll.  1894  ist  der  Grundstein  gelegt  worden;  im 
Januar  1903  ist  es  endgiltig  bezogen  worden;  jetzt 
wird  noch  an  dein  Ausbau  des  grossen  Hauptfest- 
saales gearbeitet. 

Im  Westen  der  Stadt,  nicht  weit  vom  Bahnhof, 
bei  den  breiten  Boulevards,  die  durch  die  Auflassung 
der  alten  Festungswälle  entstanden  sind,  reckt  sich 
die  Front  des  mächtigen  Hauses  trotzig  und  doch 
feierlich  empor.  Der  weile  freie  Platz  davor  ist  leicht 
vertieft  und  bildet  mit  der  'Terrasse  dicht  am  Gebäude 
eine  wirksame  Basis  für  den  gewaltigen  Körper.  Wie 
unsere  Bildbeilage  zeigt,  sind  das  Erdgeschoss  und  das 
erste  Obcrgcschoss  von  massigen  Höhen,  für  die  Nutz- 
räume  bestimmt;  das  zweite  Obergcschoss  ist  das  hohe 
Festgeschoss,  das  vorne  an  der  Front  den  grossen  Fest- 
saal und  hinten  im  Querflügel  den  Sitzungssaal  du 
Bürgervertreter  enthalt  Das  Material  ist  vorwiegend 
Backstein,  groß,  handgestricheu,  von  prachtvoller  roter 
Farbe.  Der  Sockel  Granit ;  dicTflrgewändc  und  Fenster- 
rahmen Sandstein;  zu  oberst,  unter  dem  mächtigen 
Dach,  ein  niedriges  Halbgeschoss,  als  Fries  von  hellem 
Kalkstein  durchgebildet.  Das  dunkle  Dach  überragt 
der  wuchtige  Zinnenkranz,  der  das  Haus  der  Kopen- 
hagener Bürgerschaft  wie  eine  Wehr  krönt  und  schirmt. 

Wer  nur  flüchtig  hinsieht,  mag  diesen  Zinnenkranz 
für  ein  Dekorationsstück  halten.  Sieht  man  näher  zu, 
so  wird  es  klar,  dass  dieses  Hauptmotiv  ganz  sach- 
lich aus  dem  Gerüst  des  ganzen  Organismus  heraus- 
wächst. Hinter  der  Vorderfront  dehnt  das  Gebäude 
sich  als  tiefes  Rechteck  zwischen  ansehnlichen  Strassen 
aus;  an  der  Mitte  der  Seitenfassaden  jederscits  ein 
Turm,  links  der  hohe,  beherrschende  Campanile.  der 
im  Stadtbild  von  Kopenhagen  lebhaft  mitspricht,  rechts 
eine  gedrungene 'Turmgruppe.  Innen  zwei  grolle  Höfe; 
dir  vordere  ein  prachtvoller  Lichthof,  der  hintere 
offen;  zwischen  ihnen  ein  Querflügel,  der  im  oberen 
I  lauptgeschoss  in  seiner  ganzen  Breite  den  Sitzungs- 
saal der  Bürgerve  rtreter  enthält.  Gegen  die  Strassen 
gehen  rings  um  das  ganze  Haus  die  Zimmer  und  Säle; 
gegen  die  beiden  Höfe  die  langen  Korridore.  Zwischen 
den  Korridoren  und  den  Zimmerfluchten  liegt  nun 
ringsum  eine  besonders  dicke  Mauer,  in  der  die  Hciz- 
kannle  und  ein  sehr  sorgfältiges  Ventilations- System 
angebracht  sind.  DicseMauer  mit  ihren  vielen  Lüftungs- 
schachten  ist  es,  die  aus  den  Dächern  emporragt  und 
in  den  Lssenkranz  ausläuft. 

So  kühn  wie  dieses' Hauptmotiv,  so  großzügig 
und  klar  scheint  mir  dic-Anordnung  und  Gestaltung 
aller  einzelnen  Teile  und  Räume  des  riesigen  Hauses, 
von  den  schlichten  Bür«  au-,  Verwaltungs-  und  Ver- 
kehrslinien bis  zu  dem  großen  Sitzungssaal,  dem 
Kern  der  ganzen  Anlagt-.  Was  da  wirkt,  sind  das 
Räumliche,  die  klaren  Verhältnisse  und  vor  allem  das 
Material.  Man  darf  sagen,  ilass'die  Achtung  vor  den 
Bauscofleii  uml  die  Kunst,  ihre  Schönheiten  auszu- 
nutzen, den  alten  Meistern  ganz  nahe  kommt  Vom 
Finfachsieu  bis  zum  Prächtigsten:  in  den  Nutzräumen 

No.  12. 


schlicht«  -U -n  Hol/werk,  glatte  Wände,  weiüe  Stuck- 
decken; in  Hein  N>  bcn  Treppenhaus  d<  s  hinteren  Quer- 
Hügels  ]>ninkl«'->e  F.isrnkonstniktinn;  dagegen  in  «lein 
großen,  festlichen  Li«hthr»(r  vm  ein  heller.  v«<ller, 
überwältigender  Einklang  der  edelsten  Stolle,  unter 
denen  kostbarer  Marmor  in  grollen  Flächen  und  kleine- 
ren Einlagen  vorwiegt,  mit  Motiven,  die  oll  an  die 
Kunst  der  Cosmatcn  erinnern;  daneben  in  gemesse- 
nem Wechsel  <  inzelnc  plastische  Ak/ente,  Wappen, 
Inschriften  u.  a  Auch  neueste  Ockorationstechniken 
werden  nicht  verschmäht:  die  Laibungen  der  groben 
Bogen,  die  vom  l.ichthof  unter  dem  Qucrflügcl  zu  den 
Haupttreppen  fuhren,  sind  mit  einem  reizvollen  Möveu- 
fries  aus  glasierten  Tonstürken  auf  PuUgrund  verziert, 
in  der  Technik,  die  der  Keramiker  Kahler  aus  Nesived 
vor  einigen  Jahren  auf  der  Berliner  Kunstausstellung 
gezeigt  hat  Ks  ist  überhaupt  lehrreich  zu  sdu  n, 
wie  der  Architekt  seine  dekorativen  Mitarbeiter  leitet. 

Er  gibt  sich  nicht  in  die  Hände  von  Dckorations- 
Geschältcn,  Wer  an  solchen»  Werke  mitarbeitet,  soll 
ein  Kflnstler  sein.  I  >en  jungen  Maler,  dem  er  die  Sopra- 
I Hirten  anvertraut,  schickt  er  zunächst  auf  Reisen,  um 
ihn  in  den  mittelalterlichen  Kirchen  die  Technik  und  die 
Art  der  alten  Kalkmalcreien  studieren  zu  lassen  Dann 
darf  der  Künstler  nach  seinen  eigenen,  höchst  per- 
sönlichen Ideen  arbeiten,  aber  stets  in  allen  Haupt- 
dispositionen vom  Architekten  geleitet  Denn  aller 
.Schmuck  ist  in  grobem,  breitem  Maßstäbe  geordnet,  mit 
vollendetem  Raumgefühl  und  in  der  vornehmen  Be- 
schränkung, die  zu  Oben  uns  heute  noch  so  schwer 
fällt.  Dafür  aber  darf  und  soll  jedes  Einzclstflck  in 
sieh  ein  vollendetes  Kunstwerk  sein,  durch  Stoff,  Ge- 
halt und  Form:  die  Virtuosen  des  Kunstgewerbes  sind 
durch  Künstler  ersetzt.  Wir  werden  gut  tun,  uns 
Martin  Nvrops  Werk  später  auch  darauf  hin  genauer 
anzusehen.  Hier  ist  ein  Architekt  wirklich  der  Führer 
der  neuen  Handwerkskunst. 

Wir  haben  den  Geist,  der  im  Rathausbau  in  Kopen- 
hagen waltet,  zu  skizzieren  gesucht:  er  ist  wie  es 
scheint,  von  Jahr  zu  Jahr  Irischer  auch  hei  den 
(ihrigen  dänischen  Meistern  lebendig.  Das  Bild,  das 
man  in  Kopenhagen  selber  gewinnt,  erweitert  sich 
durch  die  Darstellungen  aus  den  kleineren  Städten, 
wie  sie  die  genannten  Zeilschriften  und  eine  Reihe 
trefflicher  Photographien  bieten,  die  man  in  Kopen- 
hagen zu  Kauf  findet  L  eber  den  Zusammenhang  der 
Künstler  orientiert  vor  allem  ein  Aulsatz  von  Fugen 
Jörgensen  in  der  dänischen  Zeitschrift  pKunst", 
Jahrgang  1900 

Man  findet  Belege  dafür,  dass  der  Sinn  für  ge- 
sunde Schlichtheit  im  Anschluss  an  alte,  heimische  Bau- 
weisen nicht  einmal  aus  allci  jüngster  Zeit  stammt.  So 
steht  unter  den  vielen  Stiftungsgebäuden,  die  eine 
Eigentümlichkeit  Kopenhagens  bilden,  aus  den  Jahren 
1885  bis  1887  das  Abel  Cathrinc's  Stift  von 
H.  Storck;  ganz  in  den  schmucklosen  Backsteinformen 
der  dänischen  Barockkunst  aufgeführt,  mit  einem  kleinen 
Hof,  der  mit  seiner  schlichten  Kapellenfiont,  von  Grün 
uberwuchert,  mitten  in  der  Grobstadt  wie  ein  Hort 
tiefsten  Friedens  anmutet.  Ein  /weites  Stiftshaus  von 
demselben  Künstler  liegt  frei  hinter  einem  der  groben 
Zierteiche  der  äuUercn  Stadt,  das  S o  I  d e  n  f e  1  d  t s -  S  t  i  f  t 
am  Sortedams-Sec:  eine  grobe  eckige  Fassade  von  ruhi- 
ger, monumentaler  Würde;  die  leuchtende,  rote  Zicgel- 
lläche  unter  dem  glatten,  einfarbigen  Dache  spiegelt 
sich  in  wundervollem  Farbenklang  auf  der  blanken 
Wasserfläche  wieder.  DerMeister  wird  auch  besonderen 
Aufgaben  sieghaft  gerecht:  bei  dem  Erweiterungs- 
bau der  Landtnandsbank ,  is.  S.  4)  galt  es,  neben 
dem  Ziegelstein  besonders  reichlich  norwegischen  Mar- 
mor zu  verwenden;  man  sieht,  wie  fremdes  Material  und 
italienische  Motive  mit  dem  heimischen  Backstein  und 
dem  nordischen  Raumgefühl  in  eins  gestimmt  werden 

Als  die  vielseitigste  Persönlichkeit  neben  Martin 
Nvrop  darf  Hack  Kampmann  gelten.  Als  der  Staat 
i  J  1888  das  Archivin  Kopenhagen  an  Martin  Nvrop  über- 
trug, erhielt  der  jugendliche  Kampmann  gleichzeitig  das 
Archiv  in  Viborgljütlandi  in  Auftrag.  Seine  weiteren 
Werkestehen  in  A  arhus,  der  grötiten  Stadt  Jütlands,  die 

.S  Januar  1001. 


im  Lauf«  des  19  Jahrhunderts  von  4000  auf  50000  Ein- 
wohner gewachsen  ist.  Hier  hat  er  als  Königlicher  Bau- 
inspcktordasZollgebäudeunddie  Staatsbibliothek 
gebaut,  ferner  für  die  Stadt  das  The  ater  und  für  einen 
Prinzen  lals  Geschenk  der  Nation  1  ein  l.andschloss; 
auch  für  die  Stadtcrweilerung  hat  man  ihn  mit  Plänen 
beauftragt.  So  verschiedene  Aulgaben  hat  er  in  wech- 
selnden Formen,  aber  in  einem  Geiste  kraftvollen 
Ernstes  gelöst.  Das  Zollgebäude  (Zollkammer)  ist 
eiu  Eckbau ;  an  der  Ecke  ein  hoher  eckiger  Turmbau 
zwischen  zwei  kernigen  Rundtürmcn,  das  Motiv  des 
Stadtwappens  von  Aarhus;  daneben  die  schlichten 
Flügel  unter  hohen  Dächern;  das  Material  Backstein 
in  anmutiger  Musterung,  versetzt  mit  sparsamem  Hau- 
stein. Sachlich  und  vornehm  zugleich  erscheint  das 
Gebäude  der  S  t  a  a  t  s  b  i  b  1  i  0 1  h  e  k  |S  5)  Es  liegt  ganz  frei 
und  enthält  aussen  ringsum  die  Büehcrräumc.  Die  Fenster 
sind  zu  groben  Gruppen  zusammengefaßt,  nament- 
lich an  der  Rückfront.die  unsere  Abbildung  zeigt;  an  den 
Mauerflächen  dazwischen  steht  in  grobem,  sicherem 
Rhvthmus  ein  Paar  krältiger  Wap|>cn;  Ober  den  Ziegel- 
stcm-Fassaden  steigt  das  schräge  Dach  bis  dahin,  wo 
die  inneren  Mauern  heraustreten  und  das  grobe  Ober- 
licht für  den  Lesesaal  tragen,  der  in  der  Mitte  des 
Gebäudes  liegt  Da  das  Gelände  ansteigt,  so  liegt 
die  Vorderfront  mit  dem  Hingang  höher,  an  einer 
Terrasse  Eine  Brücke  führt  zu  dem  Portal  mit  seiner 
eigenartigen  Flächen- Verzierung  aus  'Tauwerkmotiven. 
Ganz  auf  festliche,  farbige  Wirkung  ist  die  Fiont  des 
Theaters  gestimmt.  Die  Fassade,  aus  Ziegeln  und 
französischem  Kalkstein,  wird  bekrönt  durch  einen 
Fries  und  ein  Giebelfeld  aus  farbigem  Tonmosaik  in 
der  Art,  die  wir  am  Rathause  kennen  leinten.  Wieder 
ganz  verschieden  das  l.andschloss  Marsclisborg  bei 
Aarhus,  das  man  als  Hochzeitsgeschenk  für  den  Prinzen 
Christian  hat  bauen  lassen.  Eine  LcbcrseUnng  der 
Vorbilder  des  18  Jahrhunderts  ins  Moderne:  die 
Fassade  gegen  den  Garten  breit  gelagert,  beherrscht 
durch  das  prachtvolle  Giebelfeld  mit  den  drei  dänischen 
Löwen,  einem  vollen  Kunstwerk  in  Maßstab,  Zeichnung 
und  Modellierung;  die  Eingangsfront  nach  der  Art 
der  Flügelpalais  mit  zwei  kurzen  seitlichen  Vorsprüngen 
und  runden  Treppenhäusern;  auch  im  Inneren  in  den 
Formen  des  Zopfstiles  ein  durchaus  moderner  Geist. 

(iilit  hier  ein  starker  Künstler  einer  Stadt  ihr  Ge- 
präge, so  spürt  man  aul  einem  wichtigen  Gebiete  des 
öffentlichen  Bauwesens  eine  besonders  glücklic  he,  ein- 
heitliche Hand  Der  Architekt  1 1.Wenck  hat  eine  Reihe 
sehr  charakteristischer  Bahnhöfe  geschaffen,  in  Kopen- 
hagen den  Güterbahnhof,  dessen  Lagerhaus  |S.  5)  für 
sich  selber  spricht;  eine  seltene  Vereinigung  von  Wucht 
und  Anmut;  alle  Einzelheilen  auch  hier  handwerklich 
gesund  und  männlich:  alle  Reste  des  Stuekatcur-Ge- 
schmaekessindoberwunden,  Verwandt  ist,  nach  den  Ab- 
bildungen zu  urteilen,  der  Bahnhof  in  der  rasch  auf- 
blühenden jütischen  KüstcnstadtEsbjerg,  dem  wichtigen 
Ausfuhrhafen  an  der  Nordsee  In  demselben  Geiste 
kerniger  Einfachheit  bei  sicherstem  Raumgefühl  eine 
ganze  Reihe  kleinerer  Stationsgebäude  an  der  Küstcn- 
bahn,  die  von  Kopenhagen  gen  Norden  führt 

Der  neuere  Kirchenbau  verdient  später  ein  eigenes 
Kapitel  In  Kopenhagen  sind  in  den  letzten  Jahren 
eine  Reihe  kleinerer,  höchst  eigenartiger  Kirchen  ent- 
standen Das  Schema  der  RciUhrcltgotik  scheint  völlig 
überwunden.  Reizvolle  Gruppen  von  verschiedenster 
Gestalt,  mehr  von  den  romanischen  Landkirchen  als 
von  Monumental -Vorbildern  abgeleitet;  als  Material 
vorwiegend  Ziegel  mit  mabvollem  Werksteinschinuck  ; 
die  Ornamente  kräftig,  aber  bescheiden  und  auf  die 
Hauptpunkte  beschränkt.  Wir  geben  als  Beispiel  die 
Brorsonskirrhe  von  Thorvald  Jörgensen,  am 
Nordvestvej  gelegen  (S.8u  9):  der  Kirchenraum  ist  lür 
800 PläUc  berechnet;  im  Soekelgcschoss  liegen  Sakristei 
undVcrsammlungssälc;  der  Glockenturm  links  daneben 
Der  Blick  in  das  Innere  zeigt  lebendig,  wie  auch  in  der 
kirchlichen  Kunst  des  Inncnrautm  s  nicht  eine  fromme 
Dekorationswut  herrscht,  sondern  tler  Mut  zu  echter, 
kerniger  Einfachheit  und  Einfalt;  «  in  Stück  Gianitkunst, 
die  einem  wirklich  starken  protestantischen  Glauben  s«i 

3 


gut  austt'ht.  In  diesem  Sinne  sehe  der  RcsuchcT  Kopen- 
hagens sieh  besonders  die  I  m  m  a  n  u  e  I  k  i  r  ehe  an,  die  sich 
die  freieCiemeindc  in  Kopenhagen  gebaut  hat;  in  diesem 
stimmungsvollen  Bau  von  A.  Clcmmenson  kann  man 
auch  die  tiefgründige,  dekorative  Malkunst  der  BrOdcr 
Skovgaard  bewundern,  die  mit  ihrem  Freunde,  dem 


Charaktcrkopl  Th.Rindcshöll,  heute  die  starkstcnPcr- 
soiilichkcitcn  in  der  dänischen  Pckorationskuiist  sind. 

Vom  Pi  ivatbau  hoffen  wir  spater  zu  berichten. 
Auch  hier  hat  die  neue  Kunst  manche  frohen  Anfange 
/u  verzeichnen.  Und  auch  hier  scheint  die  Losung 
zu  gelten:  i  ine  Aufgabe,  ein  Mann! 


Der  Wiederaufbau  des  Campanile  von  San  Marco.*  I 

Von  H.  Blankenstein,  Ceti.  Baurai  in  Berlin. 


jer  Wiederaufbau  de»  Glockenturmes  von  San  Marco, 
des  weithin  ragenden  Mittelpunktes  von  Venedig,  ohne 
den  man  »ich  die  den  MarKiisplatz  und  die  Piazzetta 
unwchUeimcnde  Gruppe  von  Monumentalbauten  nun  ein- 
mal nicht  den- 
ken kann, schien 
endlieh  imFrüh- 
jahr  1903  ge- 
sichert durch 
die  Meldung, 
daß  die  Ober- 
leitung des  Wie- 
der -  Aufbaues 
dem  bekannten 
Archit.,  Prol 
LueaBeltreml 

in  Mailand  über- 
tragen und  daü 
am  2v  April  in 
feierheher  Wei- 
se der  Grund- 
stein gelegt  sei. 
Nunmehrkonn- 
te Niemand  da- 
ran zweifeln, 
datl  der  Cam- 
|>anile  in  ab- 
sehbarer Zeit 
in  alter  Herr- 
lichkeit wieder 
erstehen  werde. 
Hiese  Zuver- 
sieht wurde 
plötzlich  durch 
eine  dem  röm- 
ischcn.Avanti" 
entnommene 
Mitteilung  ge- 
trübt, wonach 
Kellram  i  den 
Wiederaufbau 
für  unausführ- 
bar erklart  ha- 
be, „weil  l>ereils 
«lie  ersten  Ver- 
suche die  Un- 
moglichkeit  be- 
wiesen hatten, 
auf  dem  allen, 
morschen  Un- 
terbau da»  kr> 
lns-aleKauwcrk 
wieder  auf/u- 
ruhten  Durch 
'lic  Fundatuen- 
tierung  wurden 
•  he  umliegen- 
den Cebiude 
der  grflflten  Cr- 
fnhr  ausgesetzt 
werden".  Diese  Nachricht  kannte  gegenüber  den  bis. 
herigen  Meldungen  über  den  Zustand  des  Fundamentes 
und  in  der  Erwägung,  daü  die  neuere  Technik  W 
mannigfache  Mittel  bietet,  auch  der  größten  Schwierig- 
keiten Herr  zu  werden,  durchaus  nicht  glaubhaft  er- 
scheinen. Sie  (and  aber  eine  gewisse  Bes'atigung  durch 
eine  Anfangs  September  1903  von  den  Zeitungen  gebrachte 
Nachricht,  das,  Beltrami  wirklich  die  Bauleitung  nieder- 
gelegt und  zugleich  diesen  Schritt  in  einer  von  ihm  Ver- 
öffentlichten Denkschrift  unter  dem  Titel  „Zwei  und  Siebzig 
Tage  Arbeit  an  dem  Campanile  von  San  Marco"  gerecht- 
fertigt habe.  In  dieser  klar  und  elegant  geschriebenen 
Broaehftre  gibt  der  Verfasser  eine  ausfuhrliehe  Darstellung 
seiner  Tätigkeit,  einen  dem  Magistrat  von  Venedig  ei 
statteten    Bericht  über  den  technischen  Teil  der  Kraue 

•I  Vnjl.  So  s&  Jahns»«!  im  «I.  Hl. 


Erweilc-runguluiu  d«  l.andmandabank  in  Kopenhagen.    Architekt:  Prot.  II.  Stomk 
Neue  Baukunst  In  Danemark. 


und  einen  Anhang  über  die  (iründung  der  Kialto-Krückc. 

Dem  ersten  Teile  der  Schrift  ist  Folgendes  zu  ent- 
nehmen: Nach  Abschluss  der  Untersuchung  über  den  Ein- 
stur/ wurden  in  Rom  Verhandlungen  zwischen  dem  Mini- 
sterium des  öf- 
fentlichen Un- 
terrichtes und 
der  Gcmcin- 
de -Verwaltung 
von  Venedig 
geführt  zu  dem 
Zwecke  der  ge- 
meinsamen 
Ausführungde» 
Aufbaues,  wobei 
der  Staat  zu  den 
auf  etwa  3  Mill. 
Lire  geschätz- 
ten Baukosten 
rd.  500  000  Lire 
beitragen  und 
dicOberlcitung 
des  Baues  den» 
Professor  Belt- 
rami,  als  dem 
hierzu  beru- 
fensten Archi- 
tekten ,  über- 
tragen werden 
sollte,  Glcich- 
zeitig  sollte  der 
als  Professor 
am  Polytechni- 
kum zuMailand 

beschäftigte 
Architekt  Gae- 
tano  Morel ti, 

ein  naher 
Freund  und  ehe- 
maliger Schü- 
ler Beltranii's, 
mit  dcrLcitung 
und  Neuord- 
nung des  Pro- 
vinzialamtcsfür 
die  Erhaltuni: 
der  Denkmaler 
in  Vcnezien  be- 
auftragt wer- 
den. Beltrami 
weigerte  sieh 
lange,  den  Auf- 
trag anzuneh- 
men u.  zwaraus 

Wifltrauen  gegen 

den  damaligen 
Unterrichts-Mi- 
nister  Nasi  und 
weil  er  von  der 
Mitwirkung  der 
Regierung  Reibungen  und  Hindernisse  befürchtete.  E>  ge- 
lang indessen  dem  Bttrgei  iiiei-ierGrafenGrimani,  auch  diese 
Schwierigkeit  zu  beseitigen,  so  daü  der  Staat  sich  auf  die 
Gewährung  des  Zuftchtuaes  beschränkte,  die  Ausführung 
aber  der  Gemeinde  allein  überließ,  die  Beltrami  mit  den  weit- 
Heilendsten  Vollmachten  inbeztlg  auf  den  Bau  selbst,  die 
Wahl  seiner  Mitarbeiter  usw.  ausstattete.  So  kamen  die 
Verhandlungen  endlich  am  1.  Marz  zum  Abschluss  und 
Beltrami  traf  bereits  am  5.  März  in  Venedig  ein,  um  sieh 
der  ehrenvollen  Aufgabe  mit  Liebe  und  Begeisterung  zu 
widmen,  wobei  er  vonseiten  der  Gemeinde- Verwaltung 
da«  bereitwilligste  Entgegenkommen  fand.  Seine  Stellung 
war  aber  von  Anfang  an  schwierig,  da  die  Techniker 
Venedigs  die  Berufung  eine»  Auswärtigen  sehr  ungern 
sahen  und  sogar  Protest  dagegen  erhoben  hatten.  Wenn- 
gleich Beltrami  anführt,  daü  sie  ihm  später  durchaus 
Uebenswflrdig  entgegen  getreten  seien.  M  mochte  ihm  doch 

No.  1/2. 


Digitized  by  Go 


«Irr,  wie  er  sagt  „hartnäckig  wiederholte  l<n(:  „Vcnczia 
fara  da  »fc-  beständig  rorachwebeo.  Ab  Hilfskraft  für  den 
administrativen  Teil  der  Arbeit,  jedoch  nur  im  Nebenamte, 
wurde  ihm  ein  jüngerer  städtischer  Baubeatnter  beigegeben 
und  zum  Vertreter  wahrend  seiner  Abwesenheit  von  Venedig 
der  beim  Provinzialamt  für  die  Denkmäler  beschäftig-, 
ihm  befreundete  Professor  I ><- 1  Piccolo  bestellt  Au — ei- 
tlem fand  er  in  dem  inzwischen  in  sein  Amt  eingetretenen 
Professor  Moretti  einen  gleichgcsinnten  Berater.  Aber 
keiner  von  diesen  war  Autorität  genug,  um  die  Verant- 
wortung für  die  schwierigste  Kraue  de»  Haue-,  die  der 
Gründung,  mit  ihm  zu  teilen.  Rr  sprach  deshalb  bei 
Ueberrcichung  seines  ersten,  am  19.  März  abgeschlossenen 
Berichtes,  in  dem  er  den  Wiederaufbau  de-  Turmes  auf 
dem  alten  Platze  für  ausführbar  erklärt,  dem  Bürgermeister 


den  I  lauplpunkt  in  Zwiespalt  mit  ihm,  worauf  dieser  -ich 
zurückhielt  und  -eine  Tätigkeit  auf  Erfüllung  der  ihm  er- 
teilten Aufträge  beschrankte.  Sonach  blieb  Beltrami  auf 
-eine  beiden  freunde  angewie-en,  mit  denen  er,  wie  er 
sagt,  Selbstgespräche  führte,  während  ihm  das  technisch- 
konstruktive  „ambientr"  (milieu)  Venedig»  fehlte,  so  dal! 
er  sich  isoliert  fühlte.  AN  schließlich  am  II.  Juni  der 
Minister  Nasi  den  Professur  Moretti  seines  Hauptamtes  in 
Mailand  enthob  und  dieser  darauf  sofort  auch  sein  Amt 
als  Konservator  in  Venedig  niederlegte,  nahm  Beltrami 
dies  zum  Anlas-,  auch  seiner-eit-  am  12.  Juni  seine  Ent- 
IWHWMtg  einzureichen,  die  jedoch  erst  am  6.  Aug.  durch 
ein  Schreiben  des  Bürgermeisters  angenommen  wurde, 
in  dessen  Ulflallender  Kürze  und  trockenem  Ton  man  eine 
nachträgliche  Rechtfertigung  des  Rücktrittes  erlilicken  kann. 


StaaUbibliotl ck  in  Auiliu».    RticWitc.   Architekt:  Hark  Kampmann  in  Aail  uv 


Neue  Baukunst  in  Dänemark.    Lagtrtarai  de«  Calci bahnliofi»  in  Kopenhagen.    Architekt:  H.  Wcn.k  in  Kopenhagen. 


di>.  Wunsch  aus,  dass  eine  Anzahl  erfahrener  Techniker 
berufen  werden  möge,  um  einen  Ideenaustausch  über  die 
Art  der  Verbreiterung  de»  Fundamentes  herbeizuführen. 
Dies  lehnte  der  Bürgermeister  ab  aus  Abneigung  gegen 
eine  vielköpfige  Kommission,  in  die  möglicherweise  auch 
ungeeignete  Personen  berufen  werden  konnten.  Hätte 
Beltrami  bestimmt  erklärt,  dass  er  die  Verantwortung  für 
die  Art  der  Gründung  nicht  allein  tragen  könne,  so  wäre 
die  Antwort  wahrscheinlich  anders  ausgefallen.  Er  setzte 
nunmehr  seine  I  loffnung  auf  dieGcwinnung  eines  tüchtigen, 
mit  den  BaugrundA'erhälinissen  Venedigs  vertrauten  Unter- 
nehmers und  als  solcher  wurde  der  ihm  auch  von  befreunde- 
ter Seite  bestens  empfohlene  Maurermeister  Marco  Torres, 
ein  älterer  erfahrener  Praktiker,  angestellt.  Jedoch  geriet 
Beltrami  sehr  bald  wegen  Meinungsverschiedenheit  über 

5  Januar  1004 


Indessen  lie-t  man  doch  aus  der  ganzen  Schrift  Beltrami'» 
heraus,  dass  ihm  auch  Zweifel  an  der  Möglichkeit  ge- 
kommen sind,  den  Turm  wenig-tens  in  der  von  ihm  ge- 
planten Weise  wiederaufzubauen,  und  daü  er  hauptsäch- 
lich aus  diesem  Grunde  vorgezogen  hat,  sich  zurückzuziehen. 

Her  Rücktritt  Beltrami's  und  das  Erscheinen  seiner 
Broschüre  hat  eine  wahre  Flut  von  Zeitungsartikeln  und 
Gegenschriften  auch  in  deutschen  Zeitungen  hervorge- 
rufen, die  auch  heute  noch  nicht  abgeschlo— cn  zu  -ein 
scheint.  Zunächst  wie-  Torres  in  einer  kleinen,  »ehr 
ruhig  und  sachlich  gehaltenen  Bro-chüre  die  gegen  ihn 
erhobenen  Anschuldigungen  entschieden  zurück,  und 
neuerdings  hat  der  Magistrat  von  Venedig  eine  an  den 
Gemeinderat  gerichtete  Gegenschrift  veröffentlicht,  in  der 
er  unter  Beibringung  des  umfang  reichen  Schrittwechsels 


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sein  Verfahren  rechtfertigt  Hieran-  gellt  unzweifelhaft 
hervor,  dali  der  Magistrat  sich  nicht  nur  <!«»•  grollte  Mühe 
gegeben  h.'il.  Bcltrami  dir  den  Bau  /u  gewinnen  linil  ihm 
-lets  mit  dem  grollten  Vertrauen  «-iKnen^n  gekommen 
sondern  daH  <t  auch  nach  Empfang  des  Enllassotlgs 
Schrcibciis  ■  i i ■  > rt  iiikI  i:i»t  ;«n  Monate  hindurch  icdcs 
Mittel  vcr-iieht  hat,  ihn  zur  Wicihraulnalimc  der  Arbeit 
zu  bewegen.  K-  stellte  sich  dabei  heraus,  dass  die  Ent- 
lassung Morcth's  auf  einem  Mißverständnis  beruhte,  die 
dann  auch  schleunigst  zurückgenommen  wurde,  worauf 
dieser  bereits  im  Juli  sein  Amt  in  Venedig  wieder  auf- 
nahm. Iteltrami  aber  lelinle  den  Wiedereintritt  immer 
entschiedener  ab,  worauf  dem  Macistrat  nur  (ihrig  blich, 
die  Entlassung  anzunehmen,  wobei  er  wohl  im  l'nmut 
wegen  der  verlorenen  Milbe  eine  etwas  schroffe  Torrn 
gewählt  hat  Hiernach  ist  nicht  mehr  zu  hoffen,  dass 
Beltrami  seinen  KiU-chlu--  ändert,  was  man  im  Interesse 
des  Kalles,  wie  in  dem  des  Künstlers  nur  aufrichtig  be- 
dauern kann.  Naher  aul  diese  persönlichen  Kragen,  oder 
gar  auf  die  bei  dieser  Gelegenheit  von  Keltrami  gegen  'he 
General-Direktion  der  schonen  Künste  und  den  Minister 
Nasi  erhobenen  Vorwurfe  ein/Hielten,  i-t  hier  nicht  der 
Ort,  da  die  Leser  dieser  Zeitung  doch  vorwiegend  nur 
die  technische  Seite  der  Angelegenheit  interessieren  dürfte, 
zu  der  ich  mininehr  Übersehe. 

Nach  dem  am  14.  Juli  iqoa  erfolgten  Einstürze  ging 
man  an  (Iii-  Aufraiiinung  der  Trümmer  und  an  den  Abbruch 
des  stehen  gebliebenen  Stumpfes  des  Turmes,  und  /war 
unter  Leitung  des  durch  seine  Forschungen  auf  dein 
Komm  Komaiiiim  bekannt  gewordenen  Architekten  I'rof 
llotti,  der  von  Juli  bis  Knde  l>c/ember  1Q02  mit  der 
Leiamg  des  Mezirksumte-  für  die  Erhaltung  der  Denk- 
mäler in  Vene/ien  beauftragt  war  Kineu  eigentlichen 
Auftrag,  hei  diesen  Arbeiten  zugleich  nach  den  l'i'sachen 
<|es  Einsturzes  /u  forschen,  seheint  B0111  nicht  gehabt  /u 
haben,  wenigstens  liegt  ein  Merichl  darüber  nicht  vor. 
hoch  wurde  festgestellt,  dati  der  Turin  in  sich  zusammen- 
gestürzt und  dali  die  t'rsache  dafür  nicht  im  Nachgeben 
des  Fundamentes,  sondern  in  Mängeln  am  Mauei-werke 
des  oberen  Teiles  zu  suchen  sei,  an  dem  seit  Jahren 
wiederholt  Klickarbeiten  notwendig  wurden,  so  dati  man 
am  13.  Juli  besebloll,  den  Turm  abzusperren  und  weitere 
Aiisbesseriingsarbeilen  vorzunehmen.  Zum  Glück  wurde 
die  Absperrung  ausgeführt,  der  Auslicsscrung  aber  kam 
der  Turm  durch  seinen  K.instiirz  zuvor,  wodurch  schweres 
l  nglück  verhütet  wurde  Schon  wahrend  der  Aufräumungs- 
Arbeitcn,  die  etwa  ein  halbes  Jahr  in  Anspruch  nahmen, 
setzte  die  Regierung  eine  Kommission,  bestehend  aus  den 
Hrn.  Nicola  Coletta,  t-'esare  (.cradini  und  Guglichno 
t'alderini  ein  mit  dem  Auftrage,  die  l'rsachcn  des  Hin- 
stur/es  festzustellen  und  zu  ermitteln,  ob  Jemand,  und 
wer  dafür  verantwortlich  zu  machen  sei.  I>cr  dritte  dieser 
Herren,  zugleich  Verfasser  lies  am  25.  Nov.  1902  abge- 
sehlossenen  Berichtes,  ist.  wie  aus  einem  kürzlich  erschie- 
nenen Aufsalze  Beltraniis  hervorgeht,  der  Architekt  des 
neuen  Justi/pala-les  und  Ilirigent  des  1 'rovin/ialamtcs  fflr 
die  Denkmäler  zu  Koni  Wer  die  beiden  anderen  sind, 
habe  ich  nicht  erfahren  können,  doch  I.Vs(  der  l  instand, 
d.v-s  der  Bericht  aus  Rom  datiert  ist,  vermuten,  dass  auch 
sie  m  Koni  aiis;isslL;  sind.  Wollte  man  vielleicht  die  Zu- 
ziehung venezianischer  Techniker,  als  möglicherweise  nicht 
unbefangen  genug,  vermeiden'.'  Jedenfalls  muH  es  auf- 
fallen, «lali  man  auch  Boni  nicht  zuzog,  der  doch  gewiü 
Gelegenheit  gehabt  hat,  bei  den  Abbruchs,  und  Allfrau- 
HHingsarbeiti-n  wichtige  Beobachtungen  zu  machen  So 
hat  er  in  einem,  im  „Zcntralhl.  «I  Bauverw."  mitgeteilten 
Sehreiben  bekundet,  dass  auch  in  die  Mauern  des  Marcus- 
Turmes  Balken  und  zwar  au»  Kastanienholz  eingelegt 
waren:  „die  äußersten  hnden  dieser  Balken  waren  vom 
Holzwurm  zerfressen  und  dieienigen  Teile,  die  mit  Blei- 
platten  bedeckt  gewesen  sind',  waren  von  der  Trocken- 
t.iiilc  zersetzt.  Ich  hübe  Proben  davon  im  Pala/zo  Duealc 
bei  Seite  legen  lassen".  Wie  viele  solcher  Balken  und 
wo  dieselben  etwa  eingemauert  waren,  ist  nicht  gesagt, 
w  ar  auch  wohl  nicht  mehr  festzustellen.  Hie  Tatsache  aber 
war  den  Mitgliedern  der  Kommission  doch  gewili  bekannt 
und  hUtte  Erwähnung  verdient,  da  sje  geeignet  erscheint, 
die  verantwortlichen  Techniker  zu  enlla-ten. 

Her  Bericht  der  Kommission  '■  1  gibt  zun.'ichst  eine  eut- 
.ehende  (ieschiehte  der  Erbauung  des  Turmes  und  seiner 
Schicksale  Hie  etwas  sagenhaft  klingende  Nachricht  von 
-einer  Gründung  im  Jahre  01  i  bezieht  sich  wohl  kaum 
auf  den  uns  bekannt  gewordenen  t.  anipaiiile,  denn  Scamoz/i 
berichtet,  dass  ,-[■  [  1 48  begonnen  und  1156  vollendet  Wor- 
ten sei  Kr  si)>;t.  dass  das  Fundament  breit  und  tief,  aufs 
beste  abgepfählt  und  ganz  massiv  sei  Im  Jahre  1339  soll 
der 'Turin  dur  ch  den  Architekten  MoutaiMiana  erneuert  sein 

1  \|.i-.-i.-il(    in.    l'...l.u         t   -..i.il.  M         ,.,   < 

litil.r.;^  1  iqoj  \„  ^ 

6 


Hiese  Nachricht  bezieht  sich  vielleicht  auf  eine  Ausbesse- 
rung und  Verstärkung  der  Mauern,  oder  auf  eine  Erhöhung 
der  ( ilorketislube  und  Aufsetzen  der  Spitze  Der  Oberbau 
bestand  jedenfalls  größtenteils  aus  Holz,  wodurch  allein 
die  zahlreichen  Brande  erklärt  werden.  In  den  Jahren 
1383  und  1489  wurde  der  Turm  durch  Blitzschlag  und  da- 
zwischen noch  zweimal,  1(03  und  1405  in  Brand  gesetzt, 
worauf  der  Teil  oberhalb  der  (Hocken  erneuert  und  er- 
höht und  mit  vergoldetem  Kupfer  eingedeckt  wurde.  Be- 
sonders schwer  scheint  der  Sehlag  von  148t)  gewesen 
zu  sein,  denn  Saiisovino  schreibt,  dati  dabei  die  alle 
l.oggietta  zerstört,  daU  sieben  Glocken  geschmolzen  seien, 
und  dall  man  Uberlegt  habe,  .den  Obelisken  von  Stein 
zu  machen".  Her  Turm  blieb  indessen  lange  mit  einem 
Notdache  stehen,  wie  ihn  eine  Zeichnung  von  Albr.  Dürer 
vom  Jahre  1500  zeigt.  Am  26.  Mitrz  1511  erschütterte 
ein  Eidlichen  den  Turm,  wodurch  die  alten  Schäden  nur 
noch  vergrößert  wurden  Nach  der  hierüber  gegebenen 
ausführlichen,  aber  nicht  sehr  klaren  Beschreibung,  ist  in 
der  Mauer  bei  den  Glocken  ein  Hiß  entstanden,  der  auf 
zehn  Schritte  gegen  die  Erde  hinabreichte.  Man  erneuerte 
die  am  meisten  zerstörten  Maucrteilc  auf  eine  Länge  von 
10  bis  12  Schritte  und  an  einer  Stelle  aul  der  Nordseite 
bis  hinab  zu  dem  zweiten  kleinen  Fenster.  Dabei  war  es 
zur  Erlangung  eines  gleichmäßigen  Aussehens  notwendig, 
auch  die  Oberflache  der  anderen  Seiten  zu  erneuern.  Zu- 
gleich erhöhte  man  die  Mauer  um  einen  Sehritt  „sehr 
schön  und  aufwendig"  in  Werkstein  und  beschloß,  die 
alle  (,'ella  (Glockenstubcl.  die  Attika  und  die  Spitze  in 
Stein  aufzuführen.  Dies  geschah  durch  den  maslro  Buono 
nach  dem  Blaue  des  Architekten  Spavcnlo  in  den  Jahren 
1  j>  1 7  und  im  Jahre  1540  erbaute  Jacopo  Sansovino 
an  Stelle  der  zerstörten  die  neue  Loggictta,  wodurch  der 
Tunn  seine  endgillige  Gestalt  erhielt.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit erklärte  man  den  Turm  für  so  gut  gegründet  und  so 
stark,  dass  er  eine  noch  viel  grossere  I-ast  tragen  könne. 
Nach  dieser  Zeit,  und  zwar  von  1,^48  bis  1762,  wurde  der 
Tunn  noch  achtmal  vom  Blitz,  getroffen,  worauf  man  sich 
entschloss,  ihn  mit  einem  Blitzableiter  zu  versehen. 

Den  schwersten  Schaden  scheint  der  Blitzschlag  vom 
23  April  1745  angerichtet  zu  haben.  Es  werden  37  Bruch- 
stellen (fralture)  gezahlt,  wobei  am  stärksten  die  nord- 
östliche Ecke  angegriffen  worden  ist.  Canaletto  hat  eine 
Zeichnung  des  Turmes4 !  l  mit  dein  zur  Wiederherstellung 
angebrachten  llängegertlst  gefertigt,  wonach  auf  der 
Osiseiie  die  Eck-Lisene  und  die  Blende  daneben  bis  gegen 
die  zweite  Liscne  hin  zerstört  worden  sind.  Man  darf 
annehmen,  dall  der  Zeichner  sich  eine  gewisse  künst- 
lerische l'cbcrtreibung  erlaubt  hat,  sonst  wäre  es  nicht 
zu  verstehen,  wie  der  Turm  in  diesem  Zustande  mit  fast 
zerstörtem  Eckpfeiler  hat  stehen  bleiben  können.  I>er 
Wiederherstellung  dieser  Schäden  entstammen  vielleicht 
die  vielen  weißen  Werksteine,  die  an  den  Ecken  eingesetzt 
w  aren  „zur  Sicherung  gegen  die  Pressungen,  speziell  auf 
den  Ecken"  Nichtsdestoweniger  blieb  der  Bestand  des 
Turmes  durch  die  vielen  mangelhaft  ausgeführten  Aus- 
besserungen. Au-futteruiigen  und  Verstärkungen  stark 
gefährdet.  Namentlich  hebt  ilie  Kommission  hervor,  dalt 
die  neueren  Maucrteilc,  besonders  die  Verstärkungen  an 
den  Innenseiten  in  besserem  Material  ausgeführt  waren, 
als  das  alte  Mauerwerk,  sodail  dieses  als  eine  Last  an 
dem  neuen  hing,  wie  denn  auch  der  untere  Teil  de» 
Turmes  in  schlechtem,  leicht  zerreibbarem  Mörtel  aus- 
geführt worden  sei.  Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dall  auch 
nach  dieser  Zeit  noch  weitere  Ausbesserungen,  nament- 
lich an  den  Aiillenflächen.  ausgeführt  worden  sind. 

I  eher  das,  was  ,n  den  letzten  Jahren  geschehen 
ist,  konnte  die  Kommission  aus  den  Akten  des  Provinzial- 
amtes  für  die  Denkmäler  und  des  technischen  Bdrcaus 
von  San  Marco,  sowie  durch  Ausfragen  der  bei  den 
Aiisbesseriingsarbeilen  beschäftigt  gewesenen  Baubeamten 
und  Arbeiter  nur  feststellen,  dall  die  Seite  de»  Campanile 
über  der  l.oggietta  < Ostseite k  im  Jahre  189g  und  im  darauf 
folgenden  auch  die  Südseite  auf  •/•■  der  Hohe  im  oberen 
Teile  erneuert  sei  und  dall  fortgesetzt  im  Aeuüeren  kleine 
Arbeiten  ausgeführt  seien,  mehr  der  Verschönerung  wegen 
als  zur  Sicherung  Die  eigentliche  l'rsachc,  d  h.  den 
Ausgangspunkt  des  Einsturzes,  hat  die  Kommission  nicht 
festgestellt.  Sie  erblickt  allerdings  einen  schweren  Kehler 
in  «lein  Ausstemmen  einer  Nut  zur  Erneuerung  des 
Traufglieik's  (Iber  dem  Dache  der  l.oggietta;  doch  ist  kaum 
zu  glauben.  daÜ  man  unvorsichtig  genug  gewesen  wäre, 
diese  Arhrit  im  ganzen  vorzunehmen.  Bei  stockweiser 
und  vorsichtiger  Ausführung,  unter  gleichzeitiger  Er- 
neuerung der  Ziecelschichten  darüber,  kminle  man  hier- 
mit zugleich  eine  Verstärkung  erreichen.  Eine  gewisse 
Kntschuldigiing  der  Beamten  erblickt  die  Kommission  in 

.  l'.tlll    S.llll1!!!!;-      i    l,t<  1     ,|,  ,|,    (   .HHJ.jntll     \Otl    Sil,  1|;|11M 

No.  1/2. 


by  Googl 


der  allgemein  verbreiteten  Uebcrzciiginig.  daß  der  Turm 
niclil  nur  tadellos  fundamentiert.  Mindern  ülnjrhaupt  stand- 
fähig »ei.  wofür  einige  interessante  Beispiele  angeführt 
werden.  So  hatte  man  im  Jahre  1898  die  Anbringung 
eines  Fahrstuhles  im  Inneren  als  etwas  ganz  Unbedenkliches 
erwogen,  und  noch  am  19.  Nov,  1901  erklärten  neun  an- 
gesehene Männer,  nämlich  fünf  Architekten,  darunter  der 
Direktor  des  Pmvinzialamtes  für  die  Denkmäler,  der 
Leiter  der  Arbeiten  für  die  Marcus-Kirche,  sowie  der  als 
Kunstschriftsteller  bekannte  Camillo  Boito,  ferner  drei 
Maler  und  ein  Sekretär  den  Zustand  des  Tunties  für 
sicher.  Die  beiden  Baubeamten  erhoben  allerdings  Be- 
denken, stimmten  aber  schließlich,  wie  natürlich  auch  die 
l'ebrigen,  Hoito  zu,  der  erklärte,  die  früher  hervorgetretenen 
Schäden  rührten  von  anderen  Ursachen  her.  wogegen 
Abhilfe  geschaffen  worden  sei.  Hoito  schlägt  -.gar  v..r, 
die  eisernen  Handel  und  Ilaken  zu  beseitigen,  „wo  sie 
nicht  notwendig  sind."      Indessen  hätten  doch  diejenigen, 


die  zur  Fürsorge  berufen  waren,  erkennen  müssen,  daü 
der  Turm  sich  nicht  in  nnnuulcin  Zustande  heland  und 
auf  Mittel  zur  Krhaltung  de»  Denkmals  sinnen  müssen, 
welche  die  neuere  Technik  durchaus  bietet.  I>cr  einzige 
Weg  zur  .Sicherung  des  Turmes  wäre  die  Anbringung 
fester  Verbindungen  in  Eisen  gewesen  und  man  wundert 
sich,  daß  die  Beamten  daran  nicht  gedacht  haben  Nach 
dem  aber,  was  die  Kommission  selbst  über  die  zahllosen 
Schäden  und  den  geringen  Zusammenhang  des  Mauer- 
werkes gesagt  hat,  muß  man  bezweifeln,  daß  diese  Mittel 
.letzt  noch  geholfen  hauen 

Soweit  man,  ohne  die  Dinge  au  Ort  und  Stelle  unter- 
sucht zu  haben,  urteilen  kann,  muß  man  annehmen,  dilti 
der  Turm  schon  seit  langer  Zeit  der  Zcrsiörting  entgegen 
ging.  Ob  er  durch  richtig  und  vorsichtig  ausgeführte 
Ausbesserungen  vor  50  Jahren  noch  /u  ri  llen  war.  mag 
dahin  gestellt  bleiben,  daß  es  aber  seit  10  oder  20  Jahren 
nicht  mehr  möglich  war,  dar!  man  wohl  behaupten. 

  .S,|,|„<»  f,.!;,  I 


Jnter  dieser  Uebcrschrift  istgelegentlich  der  vorkurzem 
zu  Knde  gegangenen  Dresdener  Städte-Ausstellung 
ein  Buch  erschienen,  dessen  Inhaltsreichtutn  es  zu 
einem  höchst  wertvollen  Besitz  nicht  nur  jedes  städtischen 
Tiefbautechnikers,  sondern  auch  aller  derer  macht,  die, 
wie  z.  B.  Vcrwaltungsbeamte.  Hvgieniker  usw.  in  etwas 
nähere  Berührung  mit  dem  Tiefbauwesen  der  Städte 
kommen.  I>enn  es  handelt  sich  in  dem  Buche,  dessen 
Inhalt  seinem  ganzen  Umfange  nach  auf  amtlichen  «„Miellen 
beruht,  nicht  etwa  um  ermüdende  Beschreibungen  der 
hauptsächlichsten  Tiefbatianlagen  der  Hauptstadt  Mittel- 
deutschlands, sondern  um  eine  in  alle  Einzelheiten  ein- 
gehende fließende  Darstellung  der  Art  und  Weise,  wie 
der  gegenwärtige  technische  und  Verwaltungszustand  des 
Frankfurter  Tiefbauwesens  „geworden"  ist  Manches  von 
dem,  was  das  Buch  an  Beschreibungen  technischer  Werke 
bringt,  ist  zwar  durch  die  Fachpresse  längst  au  die  Oeffent- 
lichkeit  gelangt;  dennoch  wird  es  in  dem  neuen  Gc- 
wande,  in  welchem  es  hier  erscheint,  abermals  auf  leb- 
haftes Interesse  stoßen,  weil  dein  Leser  ein  genauer 
Hinblick  in  die  Geschichte  des  Vorgeführten  und  in  den 
Zusammenhang  derselben  mit  Dingen,  die  meist  in  den 
Aktenbündeln  der  städtischen  Archive  verschlossen  ge- 
halten werden,  eröffnet  wird. 

Früher  als  in  vielen  anderen  Städten  beginnt  in  Frank- 
furt a.  M.,  dank  »einer  Wohlhabenheit,  seiner  politischen 
und  kommunalen  Selbständigkeit  und  seiner  Stellung  in 
der  Geschichte  die  Pflege  von  Hinrichtungen,  für  welche 
anderwärts  erst  viel  s|>äier  das  Bedürfnis  sich  geltend 
machte.  Bei  der  Straßenpflasterung,  Straßenreinigung. 
zentralen  Wasserversorgung  und  Kanalisation  reichen  die 
ersten  Anfänge  teilweise  in  sehr  ferne  Zeiten  zurück;  die 
■Entwicklung  geht  demzufolge  vielfach  nur  langsam  und 
ohne  Richtung  auf  ein  festes  Ziel  vor  sich.  Wir  gewahren 
öfter  ein  vorsichtiges  Tasten  und  ein  Vorschreiten  in 
Richtungen,  die  später  wieder  geändert  oder  aufgegeben 
werden  mußten.  Gerade  dadurch  aber,  daß  das  vor- 
liegende Buch  die  ganze  Länge  der  Pfade,  auf  welchem 
das  Frankfurter  Tiefbauwesen  sich  zu  seiner  heutigen 
Hohe  entwickelt  hat,  hell  beleuchtet,  gewinnt  dasselbe 
einen  Wert,  der  es  aus  der  Masse  der  blos  beschreihenden 
technischen  Werke  weit  heraushebt. 

Herausgeber  des  Buches  ist  das  städtische  Tirfbauanit. 
in  Frankfurt  a.  M  .  namens  dessen  das  Vorwort  von  dem 
Siadthaurat  Kol  Ic  unterzeichnet  ist  Der  Inhalt  des  Buches 
ist  in  12  Abschnitte  gegliedert,  111  deren  Bearbeitung  sich 
8  Verfasser  geteilt  haben.  Wir  setzen  insbesondere  aus 
einein  am  Schlüsse  mitgeteilten  Grunde  die  l'elicr- 
schriften  der  12  Abschnitte  samt  dem  Umfang  derselben 
und  den  Namen  der  Verfasser  hierher 
Abschnitt  1:  Organisation  und  Geschäftspraxi-  des  Tief- 
bauamtes.  Umfang  •/',  Druckbogen ;  Verfasser 
Stadthaurat  Kölle 

Die  bauliche  Entwicklung  von  Frankfurt  a.  M. 
und  -eineStadterweiterung;  Umfang  '  j  I  huck- 
bogen;  Verfasser  Frühwirth 
Das  städtische  Straßenbauwesen;  Umfang 
i'  j  Druckbogen;  Verfasser  Dehnhardt. 
Das  städtische  Straßcnrcinigungs.  und  Ah- 
fuhrwesen;  Umfang  i'.'j  Druckbogen;  Ver- 
fasser Roehm. 

Die  Kanalisation;  Umfang  2  Druckbogen; 
Verfasser  Uhlfelder 

Die  Reinigung  der  städtischen  Abwasser;  Um- 
fang 2'  ,  Druckbogen;  V  erfasser  Uhlfelder. 
DieWasserversorgung;  Umfang  4  Druckbogen; 
Verfasser  Scheel  Ii  äse. 


Das  stadtische  Tiefbauwesen  in  Frankfurt  a.  M. 

Abschnitt  8 


2: 


U 

I, 

7 


IM 


I   I  . 


12: 


DieStadlbelcuchutng;  Umfang1  (Druckbogen; 
Verfasser  Scheel  ha se 

Die    Wasser-    und    I  lafcnbaulcn ;  Umfang 
3  Druckflogen;  Verfasser  Uhlfelder. 
Die  Brückcubaiiten ;  Umfang  1  ,  Druckbogen; 
Verfasser  Uhlfelder 

Das  städtische  Wrnif-iin^MfM'ii;  Umfang 
'  ,  Druckbogen;  Verfasser  Luhe. 
Die  städtische  Matenahcm  crwaluing;  Um- 
fang 'ä  Druckbogen;  Verfasser  Lorey. 

Den  12  Abschnitten  sind  8  größtenteils  farbige 
Tafeln  und  185  Figuren  im  Text,  alle  von  tadelloser  Alls, 
führuug.  beigegeben. 

Wer  es  unternehmen  wollte,  aus  dem  Inhalte  des 
Buches  Einzelnes  in  mehr  als  andeutungsweiscr  Form 
herauszuheben,  wurde  bald  in  Verlegenheit  geraten,  wo 
anzulangen  und  wo  aufzuhören  sei.  Verfasser  ist  daher 
genötigt,  »ich  auf  einige  kurze  Hinweise  mit  wenigen 
Randbemerkungen,  zu  beschränken 

In  dem  Abschnitt  2  interessiert  am  meisten  die 
Art  und  Weise,  wie  in  der  Altstadt  den  Ansprüchen  des 
neueren  grossen  Verkehrs  genügt  wird.  Um  nicht  von 
dem  malerischen  Charakter  der  alten  Straßen  und  von 
architektonisch  bedeutsamen  Gebäuden  allzuviel  zu  opfern, 
hat  man  Straßen -Verbreiterungen  nur  in  ziemlich 
beschränkter  Zahl  ausgeführt,  dagegen  den  Grundsatz 
befolgt,  in  der  Nähe  von  verbreiterungsbedürftigen  Straßen 
die  Baublöckc  in  gleicher  Richtung  mit  neuen  breiten 
Straßen  zu  durchbrechen,  ein  Verfahren,  das  in  ge- 
eigneten Fällen  zur  Nachahmung  dringend  empfohlen 
werden  kann. 

Im  Abschnitt  3  sind  es  vornehmlich  die  Breiten- 
einteilungen der  StVaUcn  sowohl  an  der  Oberfläche 
wie  im  Grunde,  und  'die  mit  den  verschiedensten 
Pflasterniaterialien  erzielten  Ergebnisse,  welche 
Beachtung  herausfordern.  Handelt  es  sich  bei  der  Brcücn- 
einteilung  darum,  in  welcher  Weise  den  heutigen  so  ver- 
schiedenen Ansprüchen  des  Verkehrs  und  der  Ausiiutziin  ; 
des  Grundes  mit  Versorgungsnetzen  aller  Art  am  besten 
genügt  wird,  so  sind  es  bei  den  Pflastermaterialen  hvgie- 
nischc  und  wirtschaftliche  Gesichtspunkte,  die  heute  den 
Säckel  der  Städte  in  früher  nicht  gekannter  Weise  in 
Anspruch  nehmen.  Frankfurt  bietet  in  diesen  Dingen 
ebenso  vieljährige  und  so  reiche  Erfahrungen,  wie  sie 
anderwärts  nicht  leicht  abermals  angetroffen  weiden  Den 
Heschluss  <Ies  Abschnittes  bilden  wertvolle  tabellarische 
Zusammenstellungen  Uber  die  Höbe  der  Anhcgcrbcitnv"' 
zu  den  Kosten  der  eisten  Anlage  und  der  5jährigen  Unter- 
haltung der  Sn  aßen  Ersten-  wechseln  -  je  nach  der 
Straßenbreite  und  Siraßcnhctesiigungsan  zwischen  44 
und  2.48  M  für  1  "'  Frontlänge  der  Grundstücke,  sind 
daher  im  allgemeinen  so  hoch,  ilass  sn«  nur  in  Städten 
mit  sehr  hohen  Bildenpreisen  als  möglich  erscheinen 

Aus  Abschnitt  4  ersieht  man,  dass  Frankfurt  mit 
dem  nachgerade  für  Großstädte  etwas  vorsündflutlich 
gewordenen  Zustande  der  Beseitigung  des  llauskehrichts 
durch  die  Grundstücks-Higcntümer  laugst  aufgeräumt  und 
diese  Leistung  in  städtische  Pflege  übernommen  hat :  in 
<ler  Tat  die  einzige  Lösung,  zu  welcher  nach  und  nach 
alle  Städte  werden  kommen  müssen,  wenn  sie  nicht 
hinter  unerläßlichen  Anforderungen  der  Zeit  zurückbleiben 
Wollen.  Die  Einrichtungen  der  Straßenreinigung  sowie 
der  Abfuhr  von  Straßen  und  1  laiiskelu  nlit,  die  Mengen 
und  Kosten,  um  welche  es  sieh  handelt;  die  Schnee- 
beseitigung  und  die  Str.ilicid»e»prrugtnig  w  erden  in  Wort 
und  Bild  vorgeführt  und  es  wird  .1111  Schluß  de-  Abschnittes 
die   ausführliche    Beschreibung    de-    -'gen  Frankfurter 


5  Januar  1904. 


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Uni  vcrsal- AI  »fuhr  wagen  s  miigeieili,  der  in  der  Tai  den 
-ii  vielfachen  Ansprüchen,  welchen  ein  derartiger  Wagen 
genügen  inutS.  um  auf  das  Prädikat  „zweckmässig"  An- 
spruch erheben  zu  können,  voll  gerecht  zu  werden  scheint. 
Kr  löst  die  Aufgabe  in  einer  uns  anderweitig  noch  nicht 
vor  Augen  gekommene  Art  und  Weise. 

In  dem  Inhalt  de-  Abschnittes  5,  der  die  Kanalisation 
der  .Stadt  betrifft,  findet  man  zu  manchem,  was  bekannt 
iM,  auch  viele  Ergänzungen.  Dies  gilt  1.  H  von  den  Ein- 
richtungen zum  Spulen,  zum  Reinigen  und  zur  Lüftung 
der  Kanäle,  von  den  Anlage-,  Betriebs-  und  Unterhaltungs- 
kosten derselben.  Die  Anlagekosten,  welche  sich  im 
Durchschnitt  zu  65,6  M.  für  1  ">  Kanallänge  berechnen, 
erscheinen  bei  den  grollen  Profilen  und  der  Tiefenlagc 
der  Kanäle  als  fast  auffallend  gering  und  Aehnliches"  gilt 
von  den  jährlichen  Betriebs-  und  Unterhaltungskosten,  die 
nur  0,17  M.  für  1  m  Kanallänge  betragen. 


als  5  bietet  der 


Abschnitt  6,  der 


Gröberes  Interesse 
einen  wichtigen 
Beitrag  zu  der 
immer  noch 
so  viele  Zwei- 
fel enthalten- 
den Krage  nach 
dem  zweck- 
mäßigsten Kei- 
nigungsverfah- 
ren  von  Ab- 
wassern liefert. 
I  »er  ausgezeich- 
net bearbeiletr 
Abschnitt  ent- 
hält eine  genaue 
Darlegung  der 
Erfolge  usw. 
der  bisher  be- 
triebenen che* 
m  iseh- median  i- 
sehen  Reini- 
gung der  Ab- 
wasser, derVer- 
suche,  die  an- 
gestellt sind, um 
die  Grundlage 
für  anderweite 
Einrichtungen 
zu  gewinnen, 
undderschlieU- 
liehenEntschci- 
dung  zu  wel- 
cher man  ge- 
langt ist, und  die 
dahin  geht:  an 
die  Stelle  des 
bisherigen  Ver- 
fahrens das  rei- 
ne Sedimentir- 
verfahren  zu 
setzen,  Zur 
Durchführung 
desaelben  wird 

die  bisherige 
Anlage  eine 
der  ers.en  in 
Deutschland 
einem  Anbau 
nebst  einer  Er- 
weiterung un- 
terzogen, Die 
Art  dieser  Ar- 
beiten sowie 
die  zur  Anwen- 
dung kommen- 
den niasehinel- 

len  Einrichtungen,  unter  welchen  insbesondere  ein  eigen- 
artiger Rechen  Beachtung  beansprucht,  werden  unter 
Beigabe  zahlreicher  Abbildungen  genau  beschrieben.  Es 
wird  dadurch  sowie  durch  umfassende  Mitteilungen  über 
Versuche,  der  Schlunmiplage  Herr  zu  werden,  der  Ab- 
schnitt 6  zu  einer  Fundgrube  von  vielem  Neuen  gemacht. 

Umfassend  wie  dieser  Abschnitt  ist  auch  der  Ab- 
schnitt 7,  der  die  MV'aaaerv  eisorgung  der  Sladt  behandelt, 
die  bekanntlich  teils  Quellwasser-,  teils  Grundwasser-, 
teils  FluUwasser- Versorgung  ist  und  dadurch  mehr  Seiten 
bietet,  als  in  der  Regel  bei  einer  städtischen  Wasser- 
Versorgung  angetroffen  werden.  Ks  werden  zunächst  ilie 
wesentlichen  Einrichtungen  usw.  der  alten  ynellwa--«  i  • 

leituug,  alsdann  die  (iraarfwaxttcrwerke  im  Stadt  Waide, 
die  dazu  gehörenden  Druckleitungen  und  Hochbehälter, 

ö 


Hionornkin  In-  am  NordvcMvcj  in  Kopenhagen,  Architekt 
Neue  Baukunst  In  Dänemark. 


weiter  das  Grundwasser- Werk  Ihm  Wertheim,  das  KlutS- 
was-er-Werk,  sowie  ein  paar  kleinere  Werke,  die  bei  den 
Stadierweiterungen  in  den  städtischen  Besitz  gelangt  sind, 
beschrieben  und  am  Schluü  Mitteilungen  über  noch 
schwebende  Erweiterungen  der  Wasserversorgung  der 
Stadt  gemacht.  Zahlreiche  Abbildungen,  Pläne  und  Ta- 
bellen über  Wasserbeschaffenheit,  Verbrauch  und  über 
die  wirtschaftliche  Seite  der  Wasserversorgung  beleben 
und  vermehren  das  Interesse  des  Fachmannes  sowohl  als 
das  des  Verwaltungsbeamten  und  des  Hygienikers  an 
diesem  inhaltreichcn  Abschnitt  des  Buches. 

Der  nun  (olgende  kurze  Abschnitt  8  beschränkt  -ich 
auf  geschichtliche  Angaben  über  die  Entwicklung  der 
öffentlichen  Beleuchtung  in  Frankfurt  und  auf  einige  Kürze 
Angaben  über  Preise  usw. 

Verhältnismäßig  umfassend  sind  dagegen  wieder  die 
von  einem  und  demselben  Bearbeiter  herrührenden  Ab- 
schnitte 9  und  10,  von  welchen  ersterer  zunächst  die 

hydrographi- 

-i'lien/.llstJinlr 

des  Mains,  als- 
dann -  kurz 
dieMain-Kanal- 
isierttng,  weiter 
mit  Eingehen 
anfalle  wesent- 
lichen Einzel- 
heiten, die  Kai- 
uud  Hafenbau- 
teil  mit  ihren 
Lösch-  und  La- 
de ■  Einrichtun- 
gen, die  Spei- 
cher -  Bauten 
usw.  betrifft 
Insbesondere 
über  die Lösch- 
und  Lade-Ein- 
richtungen und 
die  damit  ge- 
machten Erfah- 
rungen findet 
-ich  in  diesem 
Abschnitt  so 
viel  auf  engem 
Raum  zusam- 
men gedrängt, 
dass  derselbe 
als  eine  reiche 
(Quelle  der 
Belehrung  be- 
zeichnet wer- 
den kann. 
Der  Abschnitt 
10,  tler  von 
den  Brücken- 
bauten han- 
delt, schließt 
sich  inderForm 
dem  geschicht- 
lichen Werde- 
gängen, indem 
er  nach  einan- 
der Beschrei- 
bung und  An- 
sichten der  äl- 
testen Main- 
l  "eberhrückun- 
gen  gibt  und 
alsdann  Anga- 
ben über  An- 
sichten von  den 
späteren  eiser- 
nen und  stei- 
nernen Leberbruckungeu  des  Flusses  folgen  läüt.  Dieser 
Abschnittt  ist  knappet  gehalten,  als  manchem  Fachgenossen 
vielleicht  erwünscht  sein  würde 

Der  Abschnitt  11  behandelt  einen  Zweig  des  städti- 
schen Tiefbau  Wesens ,  dem  vielfach  auch  heute  noch 
diejenige  Bedeutung  nicht  beigelegt  wird,  welche  er  ver- 
dient. In  dem  Matie.  ak  der  Grundbesitz  im  Werte 
gestiegen  ist,  und  als  der  Grund  und  Boden  für  städti- 
sche Anlagen  auch  unter  der  Erde  in  Anspruch  ge- 
nommen wird,  hat  der  Wert  einer  richtigen  Vermess- 
ung de*  Stadtgebiet  es  und  genaue  Stadtpläne,  die 
«her  alle  Einzelheiten  zuverlässige  Auskunft  gewähren, 
sich  vermehrt.  Wie  111  Franklin'  die  städtische  Ver- 
messiinijr  lawerUrh  behandelt,  in  welche  Beziehungen  zu 
den    städtischen    und   staatlichen    Behörden    -ie  gesetzt 

No.  1.2 


Tlioivuld  Jttrgcuaea. 


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ist  und  was  sie  leistet,  ist  aus  dein  trefflichen  Buche 
genau  zu  entnehmen. 

Abschnitt  ta  betrifft  die  Einrichtung  der  städtischen 
Materialien -Verwaltung,  einer  Verwaltungsstelle,  die  dem 
Tiefbauamic  untergeordnet  ist.  Bei  einer  grösseren  Verwal- 
tung sind  ordnungsmässige  Beschaffung  und  Verbrauch  der 
Materialicn  ein  Gegenstand  von  wirtschaftlich  grosser 
Bedeutung,  aber  auch  von  technischer  Bedeutung,  sofern 
es  sich  um  Materialien  für  Bauzwecke  handelt.  In  Frank- 
furt wurde  vor  einigen  Jahren  eine  Stelle  für  Materialien- 
Verwaltung  eingesetzt,  der  etwa  folgende  Geschäfte  zu- 
gewiesen sind:  Ermittelung  und  Ausschreibung  der  not- 
wendigen Materialien,  Abhaltung  der  Verdingungstermine, 
Prüfung  der  eingehenden  Angebote,  Zuschlagserteilung 
nach  Genehmigung  des  Tiefbauamtes  ,  Abnahme  und 
Verabfolgung  von  Materialien  an  die  einzelnen  Dienst- 
stellen, Verwaltung  der  Lagerbestände  usw.  Später  sind 
dem  Amte  noch  zugewiesen  die  Beschaffung  und  Veraus- 
gabung von  Dienst-  und  Arbeitskleidern,  der  Schreib-  und 
Zeiclienmatcrialien  KOWte.  der  Drucksachen.  Die  Bedeutung, 


welche  das  Amt  der  Materialien-Verwaltung  in  Frankfurta.M. 
hat,  mag  man  aus  der  Tatsache  erkennen,  dass  dessen 
Ausgaben-Summe  im  Laufe  der  letzten  i  Jahre  8206000  M 
brtrug.  Bei  der  Organisation  des  Amtes,  wie  sie  in 
dem  Buche  beschrieben  ist,  handelt  es  -.ich  daher  um 
viel  mehr  als  um  die  bloße  Feststellung  einer  Form. 

W  ir  sind  nach  den  vorstehenden  kurzen  Inhaltsangaben 
am  Schluß  unserer  Besprechung  de»  „Städtischen  Tiefbau- 
wesens  von  Frankfurt  a.  M.",  die  dem  Laien  ein  kurzes 
Bild  von  dem  reichen  Inhalt  des  zu  12  M.  käuflichen 
Buches  gegeben  haben  wird.  Dasselbe  istvomStädtischon 
Tiefbauamt  zu  beziehen.  Um  dem  Inhalt  des  Buches 
eine  möglichst  weite  Verbreitung  zu  sichern,  wird  das- 
selbe nicht  nur  imganzen,  sondern  auch  in  die  einzelnen 
Abschnitte  zerlegt  verabfolgt.  Der  Preis  der  einzelnen 
Abschnitte  ist  wie  folgt  festgesetzt:  für  die  Abschnitte  i, 
6,  8  und  11  je  50  PL  für  die  Abschnitte  2  und  den  Anhang 
Alischnitt  4,  sowie  für  10  und  12  je  1  M.,  für  die  Ab-clmilte 
&  4.  5  je  'i.SoM.,  endlich  den  Abschnitt  9  zu  2,50X1,  den 
Abschnitt  7  zu  2.,v>  M.   B.  — 


Neue  Baukunst  In  Dänemark.    Hroreonikinhc  am  Nordvcstvej  in  Kopenlmgen.    Architekt:  Thorvuld  Jorccnsen. 


Das  bayerische  Staatsministerium  für  Verkehrs-Angelegenheiten. 


jit  «lern  1  Jan.  1004  ist  das  bayerische  Vctkehrsmini- 
stcrium  offiziell  in  seine  Wirksamkeit  eingetreten, 
nachdem  die  Vorarbeiten  zur  Bildung  de»  Ministe- 
riums, über  die  auch  wir  mehrfach  berichteten,  schon 
längere  Zeit  »gedauert  hatten  Im  baverischen  .Gcs- 
11.  Verordn.-Bl."  vom  17.  Dez.  1903  wird'  die  Errichtung 
eines  „Staatsministeriunis  für  Verkch  1  vangclcgen- 
heiten*  bekannt  gemacht  und  als  den  Wirkungskreis  dem- 
selben die  oberste  Aufsicht  (Iber  das  Eisenbahn-,  Poet-  und 
Telcgraphcnwcscn  und  über  den  Damp|schiffahrts-Bctnel>, 
sowie  insbesondere  die  Leitung  der  Stautsanstallcn  für  den 
Verkehr  bezeichnet.  Im  einzelnen  hat  es  zu  Ubernehmen 
die  Verwaltung  der  Staatseisenbahnen ,  der  Poeten  und 
Telegraphen,  der  staatlichen  Dampfschiffahrt  auf  dem 
IJodensee,  der  Kcttcnschlcppschiffahrt  auf  dem  Main,  dem 
I  udwigs-  und  dem  Frankcnthalcr  Kanal:  die  oberste  Leitung 
des  Baues  neuer  staatlicher  Eisenbahnlinien  und  aller  im 
Bereich  der  staatlichen  Verkchrsanstaltcn  auszuführender 
Bauten;  die  oberste  Aufsicht  über  den  Bau  und  Betrieb 


von  Privateiscnbalinen  eiiwhl  der  .Straßenbahnen,  und 
die  oberste  Aufsicht  über  den  privaten  Betrieb  der  Dampf- 
schiffahrt auf  den  bayerischen  Binnenseen,  Flossen  und 
Kanälen.  Die  oberste  Leitung  -teUi  ,|,m  Verkehrsmini- 
sterium auch  für  die  Postbauten  zu,  mit  deren  AusfuJuÜng 
die  Landbauämter  betraut  werden  Die  Kniwürfe  von 
Gebäuden,  die  einen  reinen  Bauaufwand  von  100000  M. 
und  mehr  erfordern,  oder  welchen  wegen  der  Umgebung, 
in  welcher  sie  errichtet  weiden  sollen,  ■■ine  besondere' 
künstlerische  Bedeutung  zukommt,  sind  der  obersten  Man- 
bchördc  zur  Prüfung  vorzulegen  Dem  neuen  Staat»- 
ministcrium  sind  unmittelbar  untergeordnet  die  General- 
Direktionen  der  Staat  geisenbahnen,  die  Gcneraldircktion 
der  Posten  und  Telegraphen  und  die  Kreisregierungen 
hinsichtlich  der  Angelegenheiten,  welche  in  die  Wirksam- 
keit des  Verkchrsmiiiisteriiinis  fallen.  Durch  die  Errichtung 
dieses  Ministeriums  wird  der  Gcschäftskrci*  des  Ministe- 
riums des  kgl.  Hauses  und  des  AeuUoren.  sow  ie  de«  Staats- 
ministeriums  der  Finanzen  verringert  und  es  dürfte  im 


5,  Januar 


1904. 


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Verlauf  der  nächsten  Jahre  auch  ein  Teil  der  Tätigkeit 
des  Oberlasteten  Ministeriums  des  Inneren  dem  neuen 
Ministerium  zugewiesen  werden. 

Das  Vcrketirsministerium  kann  als  Nachfolger  de» 
1871  aufgelösten  bayer.  Staatsministcriums  des  Handels 
und  der  öffentlichen  Arbeiten  angesehen  werden,  welches 
von  1848 — 1871  bestand  und  welchem  die  Verkehrsanstalten, 
das  Bauwesen,  die  Ministcrial- Handels-,  Gewerbe-  und 
Industrie- Abteilung,  sowie  alle  technischen  Lehranstalten 
zugewiesen  waren.  Seine  Auflösung  erfolgte  seinerzeit 
nicht  ohne  lebhaften  Widerspruch  der  weitblickenderen 
Kreis*  der  bayerischen  Volksvertretung. 

Iiis  zur  Fertigstellung  des  eigenen  Gebäudes  auf  dem 
Maffei-Angcr  an  der  Arnulphstraße  (s.  S.  656,  Jahrg.  1903)  Ist 
das  Ministerium  im  Gebäude  der  Generaldirektion  der  Staats- 
cisenbahnen  untergebracht.  Als  Bedarf  ist  für  das  neue 
Ministerium  einstweilen  ein  Betrag  von  233000  M.  in  den 
Staatsvoranschlag  eingestellt.  Das  neue  Dienstgebäude 
erfordert  einen  ungefähren  Aufwand  von  9,0  Mill.  M. 

I>ie  Personenfrage  für  das  neue  Ministerium  bot  keine 
Ueberraschungen,  da  seit  längerer  Zeit  schon  bekannt 
war,  daß  der  seil  dem  Rücktritte  des  Staatsministcrs  Grafen 
Crailsheim  die  Vorarbeiten  für  die  Bildung  des  Ministeriums 
leitende  bisherige  Chef  der  Verkehrsabteilung  im  Mini- 
sterium des  AcuUercn,  Ministerialrat  v.  Frauendorfer, 
zum  Verkehrsminister  ernannt  werden  würde,  was  dann 
auch  vor  Weihnachten  eintrat.  Neben  ihm  wird,  wohl  als 
die  wichtigste  Persönlichkeit  des  Ministeriums  nach  dem 
Minister  selbst,  der  zum  Staatsrat  i-  »,  P.  ernannte  General- 
direktor der  Staatsbahnen,  Gust.  Kitter  v.  Ebermayer, 
der  bereits  im  Sommer  des  vergangenen  lahres  durch 
die  bis  dahin  für  die  Vorstände  der  Gcncralciircktion  nicht 
üblich  gewesene  Verleihung  des  Prädikates  „Exzellenz" 
ausgezeichnet  worden  war,  dem  Ministerium  mit  seinen 
reichen  Erfahrungen  erhalten  bleiben.  Ihm  zurseitc  steht 
als  Leiter  der  Posten  und  Telegraphen  der  Generaldirektor 
I-orcnz  v.  Kinger,  welchem  der  Kang  eines  Ministeriul- 
Pircktors  verliehen  wurde.  Eine  Keine  anderer  Ernen- 
nungen und  Beförderungen,  auf  die  wir  nicht  näher  ein- 
gehen können,  läßt  erkennen,  daß  man  den  Willen  hat, 
die  kommenden  Arbeiten  mit  frischem  Geiste  aufzunehmen. 

Uns  interessieren  in  erster  Linie  Minister  v.  Frauen- 
dorfer und  Staatsrat  v.  Ebermaver.  Pein  ersteren  wird 
von  allen  Seiten  Vertrauen  entgegengebracht  mit  dem 
Wunsche,  daß  es  ihm  gelingen  möge,  dieses  Vertrauen 
auch  zu  rechtfertigen.  Er  wird  als  tüchtig,  erfahren  und 
gewissenhaft  gerühmt;  es  wird  jedoch  aber  auch  mit  Recht 
betont,  daß  in  einem  Vcrwaltungszweigc,  der  im  gesamm- 
len  staatlichen  Wirtschaftsleben  eine  so  einschneidende 
Rolle  spiele,  wie  das  Verkehrsministerium,  diese  Eigen- 
schaften allein  nicht  genügten,  daß  vielmehr  ein  Verkenrs- 
minister  unserer  Tage  ein  moderner  Mensch  sein  müsse, 
ausgerüstet  mit  Energie,  Wagemut  und  Weitblick. 
Frauendorfer  wurde  am  27.  Sept.  1855  in  Höll  in  der  Über- 
pfalz als  Sohn  eines  Volkschullehrcrs  geboren,  steht  also 
in  der  Vollkraft  der  Jahre.  Fr  besuchte  das  humanistische 
'Gymnasium  in  Landshut  und  die  Universität  München. 
Bereit«  1882  trat  er  in  den  Dienst  der  Staalseiscnbahn- 
Verwaltung  und  wurde  1886  in  die  Verkehrsabteilung  des 
Staatsministcriums  des  kgl.  Hauses  und  des  Aeußeren  be- 
rufen. Im  Jahre  1899  übernahm  er  die  Leitung  der  Ver- 
kehrsabteilung  dieses  Ministeriums.  Die  Laufbahn  ist  so- 
mit eine  sehr  schnelle  und  ehrenvolle. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Mecklenb.  Arch.-  u.  Ing.-Verein.  Seit  der  letzten  Milt. 
in  No.  29  Jahrg.  1903  d.  Ztg.  hat  der  Verein  seine  Sommer  - 
Versammlung  am  12.  und  13.  Juli  1003  in  Neubranden- 
burg gehalten.  Für  diejenigen,  welche  die  in  der  Ebene  mit 
niedrigen  nüchternen  Häusern  an  rechtwinklig  sich  kreu- 
zenden breiten  schnurgeraden  Strassen  erbaute  Stadt  von 
etwa  10000  Seelen  noch  nicht  kannten,  bot  die  Besichtigung 
der  alten  Kirchen-  und  Kloster-Gebäude,  insbesondere  aber 
der  die  Stadt  kreisförmig  umgebenden  Mauern  und  davor- 
liegenden  doppelten  Wälle  und  dreifachen  Stadtgräben  in 
ihrer  Brpflanzung  mit  prächtigen  alten  Fichen  und  der  zum- 
teil  gärtnerischen  Umwandlung,  sowie  endlich  der  vier 
nach  den  Himmelsrichtungen  hinauszeigenden  Tore  mit 
ihren  doppelten,  hochaufragenden  alten  Torburgen  unter 
der  ortskundigen  Führung  des  Hrn.  Bürgermstr.  Pries 
und  anderer  Einwohner  künstlerisch  und  geschichtlich  er- 
freuenden Gcnuss,  an  dem  auch  die  schon  früher  hier 
Gewesenen  gerne  nochmals  teilnahmen.  Auch  die  am 
ersten  Versammlungstage,  einem  Sonntag,  vorgenommenen 
Ausflüge  im  Verein  mit  zahlreichen  Damen  in  die  bergige, 
bewaldete  schöne  Umgebung  der  Stadt  an  prächtigem  See 
ließ  die  Ungeduld  der  vorangegangenen  lanuen  Ei-enbahn- 

10 


Nicht  minder  glänzend  ist,  namentlich  wenn  man  seine 
Eigenschaft  als  Techniker  berücksichtigt,  die  I .aufbahn 
Ebermayers.  I>crselbc  wurde  in  Nenzenheim  in  Mittel- 
franken  geboren,  er  steht  nahe  der  Mitte  der  sechziger 
Jahre.  Seine  Studien  machte  er  auf  dem  Gymnasium  in 
Ansbach,  an  der  Technischen  Hochschule  und  an  der  Uni- 
versität in  München.  Bereits  1862  trat  er  in  den  Eisen- 
bahndienst und  war  im  deutseh  -  französischen  Kriege  9 
Monate  Fcldciscnbahn-Ingenieur  in  Frankreich.  Zahlreiche 
Reisen  haben  seine  reichen  dienstlichen  Erfahrungen  er- 
gänzt und  ihm  jenen  Weitblick  verliehen,  der  an  ihm  ge- 
rühmt wird.  Namentlich  der  Besuch  Amerikas  aus  Anlaß 
der  Weltausstellung  in  Chicago  hatte  für  ihn  ein  reiches 
Ergebnis  an  praktischen  Erfahrungen  im  amerikanischen 
EUenbahndicnstc-  1872  trat  Ebermayer  in  die  Bauabteilung 
der  Generaldirektion  der  bayerischen  Staatsciscnbahncn 
ein  und  wurde  1890  Vorstand*  derselben.  Am  1.  Jan.  1893 
erfolgte  seine  Ernennung  zum  Regicrungsdirektor  und  1895 
die  zum  Generaldirektor  derStaatseisenbahncn.  Als  Staats- 
rat des  Verkehrsministeriums  und  als  Vertreter  des  Mini- 
sters v.  Frauendorfer  bleiben  seine  reichen  Erfahrungen 
diesem  Ministerium  erhalten  und  er  bleibt  so  lange  an 
der  Spitze  der  Generaldireküon,  bis  diese  nach  der  in  den 
nächsten  Jahren  durchzuführenden  Neuorganisation  des 
Verkehrswesens  überhaupt  aufgehoben  wird. 

Groß  und  bedeutend  sind  die  Aufgaben,  die  dem  neuen 
Ministerium  bevorstehen.  In  Bayern  wird  nicht  ohne  Stolz 
darauf  hingewiesen,  daß  dieser  zweitgrößte  Bundesstaat 
einst  an  der  Spitze  des  deutschen  Verkehrs  wesens  gestanden 
habe.  Und  man  rechnet  nicht  mit  der  Unmöglichkeit,  daß 
dieses  einst  wieder  werden  könne.  Ohne  in  eine  Erörterung 
über  diese  Frage  eintreten  zu  wollen,  meinen  wir  aber 
doch,  daß  der  schärfste  Wettbewerb  keinem  Zweige  der 
modernen  staatlichen  Verwaltungstätigkeit  so  sehr  zu  gut 
kommen  kann,  wie  dem  Verkehrswesen.  Und  Bayern 
namentlich  steht  vor  großen  und  wichtigen  Entscheidungen. 
Wir  meinen  nicht  die  selbstverständlichen  Verbesserungen 
technischer  und  volkswirtschaftlicher  Natur  im  Verkehrs- 
wesen. Wir  meinen  aber  einmal  die  Frage,  ob  es  dem  süd- 
deutschen Partikularistnus  in  der  Tat  dauernd  gelingt,  die 
schon  von  Bismarck  erstrebte  Vcrkehrseinheillichkeit  in 
Deutschland  zu  vereiteln,  und  wir  meinen  die  weitere  Frage, 
ob  es  dem  neuen  Minister  möglich  sein  wird,  die  neuen 
Verkehrslinien  durchzusetzen,  die  geeignet  sind,  den  entspr. 
lebhaften  Bestrebungen  der  nichtdeuUchen  Staaten  nament- 
lich der  Alpengebicte  wirksame  Gegenbestrebungen  ent- 
gegenzusetzen und  den  Zug  nach  dem  Süden  den  deutschen, 
bezw.  bayerischen  Bahnen  zu  erhalten.  Gewiß  wird  man 
gerecht  s'ein  müssen  und  von  dem  Verkehrsminister ,  ob- 
wohl sein  Vcrwaltungsgebiet  für  das  Volkswohl,  die  Volks- 
wirtschaft und  die  Staalswirlschaft  von  so  eminenter  Be- 
deutung ist,  nicht  Allmacht  verlangen  können.  Auch 
seine  besten  Absichten  können  an  den  Erwägungen  der 
herrschenden  |Hilitischen  Partei  scheitern.  Doch  das  wird 
die  Zukunft,  vielleicht  schon  die  allernächste,  lehren.  Penn 
drängende  Verkehrsfragen  pochen  mit  Macht  an  die  Tür 
des  neuen  Ministeriums.  Möge  ihre  Lösung  das  Vertrauen 
rechtfertigen,  welches  so  von  allen  Seiten  selten  einem 
neuen  Minister  entgegengebracht  wurde.  Möge  der  Herr 
Minister  v.  Frauendorf er  sich  als  ein  moderner 
Mensch  zeigen;  das  wünschen  auch  wir  und  seine  bis- 
herigen Maßnahmen  berechtigen  zu  der  Annahme,  daß  diese 
Erwartung  auch  eintreten  dürfte     -  —  H,  — 


fahrten  bald  vergessen.  Die  geschäftlichen  Verhandlungen 
beschränkten  sich  in  der  Hauptsache  auf  die  durch  die 
Satzungen  vorgeschriebenen  \\  ahlen,  aus  denen  hier  her- 
vorgehoben werden  mag,  dass  anstelle  des  eine  Wieder- 
wahl ablehnenden  Hm.  Bits.  Loycka  Hr.  Baudir.  Hamann- 
Schwerin  zum  Vorsitzenden  des  Vereins  und  als  Ort  der 
nächstjährigen  Sommer- Versammlung  Hamburg  erwählt 
ward,  welches,  obschon  außerhalb  des  Vereinsbezirkes 
belegen,  jetzt  viel  des  bautechnisch  Sehenswerten  bietet. 
Als  Mitglieder  wurden  aufgenommen  die  Hrn.  Keg.-Bmstr. 
Kietz  in  Neustrelitz,  Lübstorf  in  Ncukloster,  Schondorf  in 
Güstrow  (jetzt  Dargun)  und  Bauschuldir.  Arch.  Bennewitz 
in  Strelilz.  Wegen  angemessenerer  Festsetzung  der  Haft- 
pflicht-Versicherungsprämie ward  eine  Kommission  aus 
den  Hrn.  Hübbe,  Preycr  und  Dehn  ernannt  Nach 
dem  Festmahl  wurde  noch  eine  Ausstellung  von  Baumate- 
rialien besichtigt,  welche  die  Firma  Wilhelm  Jäger  in 
Neubrandenburg  für  den  Verein  veranstaltet  hatte.  - 

Die  Ve rsam rn I u ng  am  10.  Okt.  v  J  in  Schwerin 
nahm  Hrn.  Stadtbrt  Senator  Ehrich  in  Schwerin  als  Mitglied 
auf,  und  erledigte  unter  anderen  Gcschäfts-Angclcgenheiten 
den  Jahresbericht  des  Schriftführers  nebst  Kassenrechnuni- 
des  verflossenen  Jahres;  er  soll  in  gewohnter  Weise  in 
beschränkter  Anzahl  von  Exemplaren  nur  für  die  Vereins- 


No.  12. 

by  Googl 


mitglieder  gedruckt  werden;  und  da  er  kein  allgemeineres 
Intcres-e  hat  und  vonseiten  de*  Schriftführers  der  Deutsch. 
Hauzeitung  in  kleineren  Zeiträumen  ausführlichere  Mit- 
teilungen über  die  Vereins- Versammlungen  insbesondere 
auch  in  Berücksichtigung  der  im  Kunde  verstreuten  Ver- 
einsmitglieder zugehen,  soll  von  einer  nicht  erbetenen 
Versendung  derselben  an  andere  Verbandsvereine  nach 
dem  Anheimgeben  des  Verbandsvorslandes  abgesehen 
werden.  In  Güstrow  hat  der  Magistrat  auf  Anregung  des 
Vereins  Meldungen  von  Architekten  und  Ingenieuren  zu 
einer  erledigten  Ratsstelle  eingefordert,  der  dortige  Bürger- 
ausschuß  verlangt  aber  einen  Kaufmann. 

Die  Versammlung  am  14.  Nov.  in. Schwerin  nahm 
Kenntnis  von  den  vonseiten  des  Verbandsvorstandes  über- 
sandtenNonnalzeichnungen  nebst  Erläuterungen  fürdeutsche 
Tonröhren  (glasierte  Steinzeugröhren),  und  von  dem  ihm 
vonseiten  des  Vorstandes  des  Hamburger  Arch.-  u.  Ing.- 
Vcrcins  geschenkten  gedruckten  Berichte  seines  Aus- 
schusses über  die  Arbeiterwohnungsfrage,  welcher  auch 
im  Buchhandel  erschienen  ist  Kin  eingesandtes  Fcnstcr- 
modell  gab  Anlass  zur  Erwägung  der  Einrichtung  eines 
städtischen  (Jewerbemuseums  zur  Aufbewahrung  von 
Materialproben ,  Modellen ,  illustrierten  Katalogen  usw. 
Den  übrigen  Teil  der  Sitzung  füllte  der  Vortrag  des  1  Irn. 
I.andbmstr.  Drcyer  Ober  die  von  ihm  al-  Abgeordneter 
besuchte  Verbands -Versammlung  in  Dresden  und  die 
Schilderung  von  Meissen  mit  seiner  Domkirche  und 
Albrechtsburg  in  seiner  malerischen  l-age  an  der  Elbe. 
Im  Anschluss  an  diesen  Bericht  übernahm  es  Hr.  Drcyer, 
in  einer  der  nächsten  Versammlungen  über  die  Verbands- 
fragen wegen  der  Gebührenordnung  und  der  Wettbewerbe 
zur  Weitergabc  geeignete  Vorlagen  zu  machen.        ( ( 

Vermischtes. 

Die  Stadterweiterung  von  Posen.  Bi-  vor  kurzem  war 
l\»cn,  die  Hauptstadt  der  gleichnamigen  Provinz,  eine 
Festung  ersten  Hange-,  zu  welcher  die  Stadt  in  den  Jahren 
1837  1853  umgeschaffen  und  seit  dem  Jahre  1876  durch 
einen  Hing  von  Auöcnforts  verstärkt  wurde.  I*cm  steten 
Wachstum  der  Stadt  stand  dieser  Charakter  als  Festung 
abge-ehen  von  der  Ungunst  der  Verhaltnisse  des  öst- 
lichen Grenzverkehrcs  —  so  sehr  im  Wege,  dafl  die  1  Iccres- 
verwaltung  beschloß,  das  Festungsgcländc  aufznlas-en 
und  dasselbe  zumteil  au-  dem  Besitze  des  Reiches  in  den 
des  preußischen  Staates  übergehen  zu  lassen.  Das  preußi- 
-che  Finanzministerium  hat  die  Erschließung  und  Ver- 
wertung des  in  den  Besitz  des  Staates  übergegangenen 
Teiles  der  bisherigen  Stadtumwallung  übernommen  und 
al-  Staat-kommissar  zur  Oberleitung  der  einschlagigen 
Arbeiten  den  Geheimen  Baurat  Jos.  Stübben  in  Köln  a.  Rh. 
berufen,  der  demnächst  seinen  Wohnsitz  in  Berlin  nimmt 
In  Bosen  wird,  wie  wir  hören,  für  die  Erschließung  und 
Verwertung  des  F"estung-geländes  wahrscheinlich  eine  be- 
sondere staatliche  Kommis-ion  gebildet  werden,  an  deren 
Spitze  Stübben  treten  dürfte,  obschon  sein  ständigcrWohnsitz 
Berlin  bleibt  Die  Wahl  Stübbcns  ist  eine  außerordentlich 
glückliche;  Stübben  ist  unstreitigauf  dem  Gebiete  des  moder- 
nen Städtebaues  der  Meister,  der  über  die  reichste  Erfahrung 
verfügt  und  der  es  trefflich  versteht,  neben  der  nüchtern- 
sten Berücksichtigung  aller  Forderungen  der  Finanzwirt- 
schaft. Hygiene  und  des  Verkehrs  auch  die  rein  psychi- 
schen Forderungen  zur  Geltung  kommen  zu  lassen,  welche 
die  Gegenwart  in  so  reichem  Maße  an  den  Städtebau  stellt. 
Wir  hätten  gewünscht,  daß  die  Berufung  Stabbens  nach 
Berlin  -chon  10  oder  15  Jahre  früher  erfolgt  wäre;  seiner 
temperamentvollen  Auffassung  wäre  es  dann  vielleicht 
geglückt,  in  manchen  Winkel  der  Heichshauptstadt  und 
ihrer  Vororte  hineinzuleuchten,  in  welchen  der  Städtebau 
eine  Entwicklung  erfahren  hat,  die  leider  recht  wenig  zum 
Beifall  reizt,  und  hier  fruchtbarere  Anregungen  zu  geben. 
Indessen:  vieles  steht  noch  bevor;  anderes,  das  bereits  in 
Angriff  genommen  wurde,  schließt  die  bessernde  Hand 
nicht  aus  und  so  geben  wir  denn  dem  Wunsche  Ausdruck, 
daß  die  Stellung,  zu  welcher  Stübben  in  Berlin  berufen 
ist,  nicht  eine  so  aus-chließliehe  sei,  daß  ihm  nicht  auch 
die  Möglichkeit  bliebe,  auch  nichtstaatlichen  r'ragen  des 
Städtebaues  seine  hervorragende  Kraft  zu  widmen.  — j 

Denkmäler  hervorragender  Vertreter  der  Technik  an 
der  Technischen  Hochschule  in  Wien.  Am  j.  Nov.  1003 
wurden  vor  der  Technischen  Hoch-chule  in  Wien  Blfer- 
mendenkmäler  von  hervorragenden  Vertretern  der  Technik 
enthüllt.  Die  Ilcrmcnbüsten  stellen  dar:  Joh.  Jos  Ritter 
v.  Prechtl  (t  185.4).  einen  bedeutenden  Technologen,  war 
34  Jahre  lang  Direktor  des  Wiener  polytechnischen  Institutes. 

Sim.  v.  Stampfer  (t  1864),  tat  sich  als  Mathematiker 
und  Geodät  hervor,  wirkte  in  Salzburg  und  Wien  und 
hinterließ  Logarithmen  und  barometrische  Höhenmeßtafeln, 
-owic  eine  Nivellierkunde      Adam  Freih  v.  Burg  (t  1882». 

5  Januar  1904 


Mathematiker  und  Technologe,  hervorragend  auf  dem  Ge- 
biete des  Maschinenbaues.  Er  war  1840  Direktor  des  poly- 
technischen Institutes.  —  Prof.  Ant  Scfirötter  Ritter  von 
Kristelli  (t  1875t,  Chemiker  und  Direktor  des  HauptmOnz- 
amtes.  Er  entdeckte  den  roten  Phosphor. — Prof.Gg.K  e  bh  an  n 
Kitter  v.  Aspcrnbrück,  war  Lehrer  der  Baumechanik 
und  des  Brückenbaues  und  hat  die  Aspcrnbrücke  in  Wien 
erbaut  —  Arch.  Prof.  Heinr.  Frcihr.  v,  Ferstel  (t  1883), 
Erbauer  der  Votivkirchc,  des  Oesterreichischen  Museum* 
und  der  Universität  in  Wien.  —  Prof.  Ferd.  Ritter  v.  Hoch- 


Lehrer  des  Maschinenbaues  an  der  Technik. 


Eine  neue  Ein- 
banddecke d.  „Deut- 
schen Bauzeitung" 

haben  wir  für  un- 
sere Abnehmer  an- 
fertigen lassen.  Die 
Decke  zeigt  die  ne- 
benstch.  Zeichnung 
in  reichstem  Gold- 
druck auf  feinge- 
stimmtem braun- 
rothem  oder  ge- 
brochen blauem 
Leinen.  Die  Wir- 
kung der  Decke  ist 
bei  allem  Reichtum 
eine  sehr  vornehme 
und  gewählte  Der 
Prei-  ist  gegen  die 
alte  einfache  I>ecke 
—  die  wir  gleich- 
falls noch  liefern  — 
nur  -dir  wenig  er- 
höht; er  beträgt  2.30 
M  ein-chlics-|.  Ver- 
packung und  Porto. 
Bestellungen  gelan- 


gen in  der  Reihenfolge  ihres  Einlaufes  IUT  Au-fnhrung ;  ein 
( 'mtau-ch  geliefertcrDecken  kann  leider  nicht  stattfinden  - 


Preisbewerbungen. 
Ein  Wettbewerb  des  Beamten -Wohnung* -Vereins  iu 
Berlin  betrifft  Skizzen  für  die  Bebauung  eines  Grund- 
stückes in  Charlottenburg  und  ist  auf  die  Architekten 
Berlins  und  seiner  Vororte  beschränkt.  Die  Entwürfe 
sind  bis  zum  15.  März  1904  einzuliefern  Es  gelangen 
3  Preise  von  2500,  1500  und  1000  M.  zur  Verteilung;  eine 
Verteilung  der  Gesamtsumme  der  Preise  in  anderen  Ab- 
stufungen kann  auf  einstimmigen  Beschluss  des  Preisge- 
richtes erfolgen.  Letzterem  gehören  u.  a.  an  die  Hrn. 
Gem.-Brt  Herrnring,  Min.-Dir.  Hinckeldeyn,  Brt 
March,  Geh.  Ob, -Brt.  Dr.  Thür,  Brt.  Wegner  und  Reg,- 
und  Brt.  Wolff.  Unterlagen  durch  den  genannten  Verein, 
Linkstrasse  40.  — J 

1JT  Ein  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  einen  Kunstbrunnen 
auf^dem  Melanchthonplatz  in  Nürnberg  wird  für  bayerische 
Künstler  bei  Verleihung  von  3  Preisen  von  700,  500  und 
300  M  erlassen.  Zu  dem  Brunnen  stiftete  rrau  Mathilde 
Ott  in  Hamburg  30000  M.  — 1 

»»»  Ein  Preisausschreiben  zur  ErlanRung  von  Entwürfen  für 
dle^Fassaden  des  neuen  Geschäftshauses  der  westpreuss. 
Provinzial-Landschafts-Direktion  und  der  Landschaftlichen 
Darlehnskasse  In  Danzig  wird  für  im  Deutschen  Reiche 
ansässige  Architekten  zum  15.  März  1904  erlassen.  Es 
gelangen  4  Preise  von  2000,  1000  und  zweimal  500  M.  zur 
Verteilung;  ein  Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für 
je  300  M.  ist  vorbehalten.  Dem  7  gliedrigen  Preisgericht 
gehören  an  die  Hrn.  Geh.  Brt.  Steinbrecht  in  Marien- 
burg, Stadtbrt,  Ludw.  Hoffmann  in  Berlin;  l.andcshrt. 
Ürews  in  Stettin  und  Landesbrt.  Tiburtius  in  Danzig. 
Unterlagen,  „soweit  der  Vorrat  reicht",  kostenlos  durch 
die  kgl  westpreuß  Provinzial  -  I.andschafts  -  Direktion  in 
Danzig.  — 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
die  malerische  und  plastische  Ausschmückung  von  Wand- 
und  GewOlbeflächen  des  neuen  Rathauses  In  Frankfurt  a.  M. 

erläßt  der  Magistrat  zum  24.  Febr.  d.  J.  für  Frankfurter 
Künstler.  Unterlagen  gegen  15  M  .  die  nach  Erreichung 
bedingungsgeinäßer  Entwürfe  zurücker-tattet  wei  den,  durch 
das  Baubtireau  des  Haihaus- Neubaues.  Das  Preisrichtcr- 
anit  Oben  unter  Vorsitz  de-  Ob -Bürgernisir  Dr.  Adirke- 
aus  die  Hrn.  Prof  A.  Kampf  in  Berlin,  Prof  II,  Sehaper 


1  1 


L/iyiiiz.c 


dj&y-Google 


in  Hannover,  Prof.  \V.  Kolmspcrgrr  in  Manchen,  sowie 
Stadtbrt  Schaum ann  und  die  kgl.  Brie.  J.  v,  Hoven  und 
1..  Naher  in  Frankfurt  a.  M.  — 

Ein  PrelMUsschr«lb«n  des  Rothenburger  Verbandes 
akademischer  Architekten-Vereine  deutscher  Sprache  (Vor- 
ort Karlsruhe)  hatte  das  .Denkmal  eines  grollen  Mannes" 
zum  (Jegenstand  Es  liefen  4  Arbeiten  ein,  unter  welchen 
die  des  Hrn.  |.  Claus  (vom  Verein  .Akanthus"  in  Dresden) 
siegte  Preisrichter  waren  die  Hrn.  Geh.  Rat  Dr  ing, 
.1.  Durin,  Ob.-Brt.  O  Warth  und  Ob-Brt.  Weinbrenner 
in  Karlsruhe.  -- 

Ein  Wettbewerb  der  ..Berliner  Terrain-  und  Bau-Aktien- 
gesellschaft" betrifft  (Jrundrißskizzcn  für  die  Bebauung  des 
in  der  Krobcnstraßc,  zwischen  Kurfürsten-  und  BülowstraBe 
gelegenen  Geländes,  Es  gelangen  3  Preise  von  700,  600  und 

M.  zur  Verteilung.  Frist:  ao.  Jan.  d.  J.  Unterlagen  durch 
ilie  genannte  Gesellschaft  in  Berlin  W.  57,  Bltlowstr.  93.  — 

Der  Wettbewerb  betr.  das  Vereinshaus  „Neue  Erholungs- 
gesellschaft" In  Plauen  I.  V.  Die  Entscheidung,  die  bereits 
am  26  Nov.  1903  getroffen  wurde,  gelangt,  wie  der  Vor- 
sitzende des  Preisgerichtes  ausführt,  durch  ein  bedauer- 
liches Mißverständnis  erst  jetzt  zur  Kenntnis  der  Teil- 
nehmer, Es  haben  erhalten  den  I.  Preis  die  Hrn  Altgelt 
Ar  Schweitzer  in  Berlin;  den  II.  Preis  Hr.  O.  Haupt*- 
ntann  in  Italien  i.  V  Zum  Ankauf  wurden  empfohlen 
die  Entwürfe  der  Hrn  Pupperitz  in  Hauen,  Hirsekorn 
in  Chemnitz  und  Herfurt  in  Dresden  in  Gemeinschaft 
mit  Sachs  in  Plauen. 

Wettbewerb  Friedhofanlagt  Lahr  1.  B.  Der  Stadtrat 
hat  beschlossen,  den  beim  Wettbewerb  für  eine  Friedhof- 
Anlage  in  Lahr  mit  dem  I  Preis  ausgezeichneten  Ent- 
wurf der  Hrn.  Oskar  und  Johannes  G  rot  he  in  Berlin  der 
Ausführung  zugrunde  zu  legen  und  mit  den  Verfassern 
behufs  l'eberoalime  der  künstlerischen  Leitung  in  Ver- 
bindung zu  treten.  — 

In  dem  Wettbewerb  des  Münchener  Arch.-  u.  Ing.-Ver- 
elns  betr.  Entwürfe  für  ein  Schulhaus  In  Schwabach  liefen 
46  Arbeiten  ein.  Den  1.  Preis  errang  ein  Entwurf  der 
Ilm  Senf  und  Schneider  in  Lindau;  den  II.  und  III 
Preis  die  Ilm  Schnartz  und  Veil  in  München.  Eine 
lobende  Anerkennung  wurde  den  Entwürfen  der  I  Im. 
Müller,  Schulz  und  Bern  dl  iiiMünchen  ausgesprochen. 


Chronik. 

Ein  Kaiserin  Elisabeth-Denkmal  In  Pol«  gelangt  nach  dem 
Entwurf  des  Architekten  Rud.  Klotz  und  de»  Bildhauers  Alfons 
Canciani,  beide  in  Wien,  zur  Ausführung  Der  Auftrag  zur  Aus- 
führung ist  das  Etgebnis  eines  Wettbewerbe»,  in  welchem  der 
Entwurf  der  beiden  Künstler  den  I.  Preis  erhielt.  — 

Der  neue  Bahnhofsentwurf  für  Dortmund,  nach  welchem 
eine  Höherlcgung  de*  ganien  Bahnhole«  unter  Beibehaltung  des 
Dammesdcr  Linie  Dortmund— Emschede  geplant  ist,  hat  aros-Dez.  1003 
die  Zustimmung  der  Stadtverordneten^  rrsamroluog  gefunden.  Die 
Stadt  zahlt  ovs  Mill.  Zu*chuss  und  hat  die  neuen  Zufahrtsstraßen 
zum  Bahnhof  herzustellen  Die  Stadt  hat  noch  den  Wunsch  aus- 
gesprochen, da*«  »tatt  der  EiscnbahndAmmc  in  der  Stadt  Viadukte 
angelegt  weiden  möchten.  — 

Kanalisation  von  Fulda.  Mit  einem  Kostcnaufwande  von 
rund  orsooo  M  hat  die  Stadl  Fulda  eine  Kanalisation  mit  Klär- 
anlage eingeführt.  — 

Eine  Erweiterung  des  Oesterreichischen  Museums  für 
Kunst  und  Industrie  In  Wien  soll  nach  den  Entworfen  des  Ob.- 
Brt.  L.  Baumann  in  Wien  demnächst  durch  das  itaatllche  Bau- 
departement  des  Ministeriums  des  Inneren  in  Angriff  genommen 
werden.  Der  187  t  durch  Ferste!  vollendete  beutige  Bau  erhftlt 
einen  Zubau  für  wechselnde  Ausstellungen  sowie  für  einzelne 
Gruppen  der  historischen  Sammlungen  des  Museums.  — 

Die  Bestrebungen  zur  Anlage  einer  Münchener  Ring- 
bahn sind  durch  die  Zustimmung  der  infrage  kommenden  Ge- 
meinden soweit  gefordert,  dass  die  Vorlage  in  den  dem  versammel- 
ten bayerischen  Landtag  vorzulegenden  Lokalbahn -Gesetzentwurf 
einbezogen  werden  kann.  - 

Ein  Monumental -Brunnen  zur  Erinnerung  an  die  Ein- 
gemeindung der  Vororte  Witten  und  Pradl  zu  Innsbruck 
wird  auf  dem  Bahnhofplalz  in  Innsbruck  errichtet  werden.  Die 
Kosten  mit  150000  Kr.  sind  von  dem  Ehrenbürger  der  Stadl  Inns- 
bruck, Hans  v  Sicherer,  gestiftet  worden.  Der  Brunnen  soll  im 
Sommer  190s        Aufstellung  gelangen  — 

Ein  Denkmal  Louis  Berger»  ist  auf  dem  Hohenstein  bei 
Witten  zur  Aufstellung  gelangt.  Da*  Denkmal  hat  die  Form  einem 
von  Terrassen  umgebenen  Turmes  nach  dem  Entwurf  des  Hrn. 
Arch.  Paul  Baumgarten  in  Berlin;  der  Turm  tragt  an  seiner 
Aussenseite  ein  von  dem  Bildh.  Arnold  KQnne  in  Berlin  in  Kupfer 
getriebenes  Bildnis  Bergers.  — 

Die  neue  East  -  River -Brücke  In  New  York  wird  am  39 
d.  M.  dem  Verkehr  Obergeben  werden.  Es  ist  eine  versteifte  Kabel- 
brucke, deren  41  m  Ober  höchster  Flut  liegende  Fahrbahn  die 
Herstellung  sehr  bedeutender  Zufahrtsviadukte  erforderlich  machte. 
Der  Kostenaufwand  stellt  sich  auf  rd.  80  Mill.  M.  Die  Brücke  ist 
nach  den  Entwürfen  des  Ing.  L.  L.  Back  ausgeführt.  Sie  hat 
4B0  m  mittl.  Spw.,  daran  anschliessend  beiderseits  eine  Oeffnung 
von  175  m.  Die  Türme  erheben  »ich  bis  ioj  m  Ober  H.H.W.  Die 
Ausführung  ist  lediglich  als  Nutzbau  erfolgt. 

IL' 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Gara.-Bauinsp.  K  lein  in  Frankfurt  a.  M. 
ist  als  techn,  Hilfsarb.  zur  Int.  des  IX.  Armeekorps  versetzt.  -  Die 
Mar.-Bfhr.  Sampc  und  Schulz  sind  zu  Mar.-Schiffbmstrn.  ernannt. 

Baden.  Dem  Glasmaler  Prof.  Geiges  in  Freiburg  ist  das 
Kitterkreuz  I  Kl  mit  Eichenlaub  des  Ordens  vom  zahringer  Löwen 
verlieben.  —  Der  Reg.-Bmstr.  Baer  in  Lörrach  ist  zur  Kulturinsp. 
Karlsruhe  versetzt. 

Der  Reg-Bostr.  Schwehr  in  Waldshut  ist  x.  Wasser-  u. 
Stratsen-Rauinsp  nach  Ueberüngen  versetzt. 

Bayern.  Der  Reg.  u.  Kr.-Brt.  Ruttmann  ist  z.  Ob-Brt.  bei 
der  Obersten  Baubehörde  und  der  Dir.- Ass.  Dr  Heubach  7- 
Dir.-Ral  bei  der  Gen. Dir  der  SüuUseiaenb.,  unt.  Belassung  in  seiner 
dermaliren  Verwendung  in  der  VerkehrsabL  des  Kgl.  Stu;it-minist. 
des  Kgl.  Hauses  und  des  Aeusseren.  befördert. 

Preussen.  Dem  Reg  -  a.  Brt  Fischer  in  Breslau,  dem  Kr.- 
Bauinsp.  Lang  in  Goldap  und  dem  Eiseob.-Ba.u-  11.  Betr-lus-p. 
Schnock  in  Essen  ist  der  Rote  Adler-Orden  IV.  Kl.,  —  den  Rcg.- 
u.  Brtn.  Volkmann  in  Potsdam  und  Peltz  in  Stade,  den  Kr - 
Bauinsp.,  Brtn.  Scheele  in  Fulda  und  Varuhagcn  in  Halberstadt 
der  Chax.  als  Geb  Brt,  —  den  Kr.  Bauinsp.  Junghann  in  Görlitz, 
Kirchner  in  Wohlau,  Förster  in  Krankfurt  a.  O,,  Bath  in 
Kolberg,  dem  Waaser-Bauinsp.  I  k  e  o  in  Nakel  und  dem  Landbauinsp. 
Borde  in  Berlin  ist  der  Char.  als  Brt.  mit  dem  persftnl.  Range 
der  Kate  IV.  KJ.  verheben. 

Verliehco  ist:  den  Eisenb.  Bau-  u.  Bctr.-lnsp.  Galmert  ilie 
Stelle  eines  Mitgl.  der  Kgl.  Eiseob-Dir.  in  Altona  und  l.npke  die 
Stelle  des  Vorst  der  Eisenb. -Betr.-Insp.  3  in  Duisburg,  dem  Eisenb  - 
Bauinsp  Beeck  die  Stelle  des  Vorst,  einer  Werkst  -lmp.  bei  der 
Eisenb.-Haoplwerkst.  in  Oppum. 

Die  Reg-Bfhr.  Heinr.  Gödecke  ans  Uelzen  und  Otto 
Hammann  aus  Biebesheim  (Eisenbich.),  --  Ernst  Ackermann 
aux  Tietzow,  Otto  Stallwitz  aus  Dortmund,  Wilh.  Nolle  aus 
Herzberg  und  Kleni.  Pachter  aus  Wiesbaden  (Masch.-Bfch  )  sind 
zu  Reg.-BmsU-n.  ernannL 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Ret:  -  Umstr. . 
v.  Poellnitz  der  Kgl.  Reg.  in  Hannover  und  Zeroch  der  Kgl. 
Reg.  in  Koblenz,  Liebetrau  der  Kgl.  Eisenb.-Dir.  in  Berlin  und 
Rohrs  der  Kgl.  Eisenb -Dir.  in  Elberfeld. 

Der  Eisenb.-Dir.  Schmidt  in  Magdeburg  ist  gestorben. 

Württemberg.  Eine  Abt.-Ing.-Stelle  ist  Obertrogen  den  Reg\- 
Bmstrn.  Zaiscr  bei  dem  üautechn.  Bflr.  der  Gen -Dir.  der  Staats- 
eisenb.,  und  Nagele  bei  der  Eisenb.-Bausekt.  Feucrbacli. 


Brief-  und  Fraßekasten. 

Hm.  P.  H.  In  Dartrutadt.  Da  es  «ich  um  Beseitigung  von 
Mangeln  in  einem  Bauwerke  handelt,  dessen  Ucbcrgabe  und  Be- 
ziehen am  35  Juli  1000  erfolgt  ist,  würde  der  Ansprach  auf  Be- 
seitigung der  vorhandenen  Mangel  erst  am  35  Juli  1905  verjähren. 
Es  kann  derselbe  also  gegenwartig  noch  erhoben  werden,  denn  es. 
liegt  ein  Fall  des  B.  G.-ß.  $  638  vor,  nach  welchem  der  Anspruch 
des  Bestellers  auf  Beseitigung  eines  Mangels  des  Bau  welkes  erst 
fünf  Jahre  nach  Abnahme  des  Bauwerkes  verjährt.  K.  Il-c. 
Fragebeantw Ortungen  aus  dem  Leserkreise 

Zu  der  Antrage  1  in  No.  04,  1003,  betr.  Heizung  von  Klosetts 
erhalten  wir  den  Hinweis  auf  den  Ventilationsapparat  »l.ichtcnstein* 
( D. K.  P.).  der  von  Ing.  Wetzcr  in  I lersbrOrk (Bayern) bi  den  Handel  ge- 
bracht wird  und  sich  mittels  Einschaltung  einer  kleinen  Vorrichtung 
zur  Heizung  von  Klosetts,  bei  welchen  das  Listige  Einfrieren  zu 
befürchten  ist,  verwenden  Iftast .  — 

In  den  hiesigen  Babnhofabtritten  besteht  keine  vollst  AndigcHcizung 
des  Raumes,  Um  aber  die  10  Klosetts  gegen  Einfrieren  des 
in  den  Syphons  stehenden  Wassers  zu  schützen,  ist  ein  donncs  galvani- 
siertes Rohr  durch  die  Bogen  derSyphons  geführt.  Bei  strengem  Frost 
zirkuliert  in  diesem  Rohr  Wasser,  das  in  der  nebengelegencn  Besen- 
kammer mittels  einer  Gasflamme  gelinde  angewärmt  wird,  und,  wenn 
abgekühlt,  nach  seinem  Ausgangsort  zurückkehrt.  Nach  mehrjähriger 
Erfahrung  genügt  diese  bescheidene  Warmwasserheizung  auch,  um 
den  Inhalt  der  SpQlreservoirs  und  die  Pissoirplatten  und  Rinnen 
gegen  Einfrieren  zu  schauen.  FOr  Interessenten«!  der  Ventilation 
fuge  ich  bei:  Zur  Ventilation  der  Pissoirs  und  »amtlicher  Klosets 
ist  deren  gemeinschaftliche  Decke  pyramidenförmig  gestaltet.  Von 
der  Spitze  der  Pyramide  aus  fährt  ein  weites  Dunstrohr  bis  3  m 
hoch  aber  Dach.  In  der  Mitte  dieses  an  der  Decke  beginnenden 
Dunstrohres  lohn  ein  engeres  Rohr  von  der  Grube  aus  gleichfalls 
bis  zum  Hut  3  m  ober  Dach  und  im  ringförmigen  Raum  nvis  ;ben 
beiden  Kohren  brennen  in  der  Höhe  der  Pyramtdeuspitze  vier 
kleine  „Lockflammen"  von  Gas.  Diese  Ventilation  wirkt  selbstver- 
ständlich im  Winter  sehr  krAltig,  genügt  aber  auch  im  heissesten 
Sommer  und  bei  stärkster  Benutzung  der  Anlage,  die  Luft  in  den 
KloscU  und  den  Oelpissoirs  rein  zu  halten.  —        v.  Teuffei. 

Bei  ungeheiztem  Kaum  lisst  sich  meistens  durch  Anbringen 
eines  Klosettdeckels  und  Isolierung  des  Abllussvphons  mit  einem 
schlechten  Wärmeleiter  wie  Schlackenwolle,  Asbest-  oder  Seidcn- 
schnur  genügende  Sicherheit  gegen  <)  a  s  Ei  11 1  r  1  e  re  n  de»  Wasscr- 
verschlussrs  erzielen.  Vielfach  hilft  man  sich,  talls  die»  angängig, 
damit,  dass  der  Syphun  nicht  unmittelbar  um  Klosettrichter.  sondern 
tiefer,  an  (rostfreier  Stelle  angeor.lnet  wird.  Ist  da>  Becken  frei- 
stellend mit  eingebautem  (estrn  Verschluss ,  10  empfiehlt  sich  die 
Anbringung  eines  Kaatensit/es  und  Abfütterung  des  Hohlraumes. 

H.  Schneider  ,  Ingenieur  in  Kassel. 

Inhalt!  N-i.c  H.i'.ii.m.t  i-i  Itancniait,        |tv,  Wh  ■!<  1  .vjff.au  drsCant- 

M.iNjlr  Vi.ii  -.iii  Mji.-i  IIa*  w.fli»li..  h.    I  n  HuiUM  .C|l  Iii  l'l  .Vlkillrt  A.  M 

l>as  '..m       Ii-  >>uatMniri-1«iiun  Im    VriV.-lii-.Wrt.-Kriilii-ii.-ii        Mi".  1- 

lllll  .1   Ii    -M»    V.   I.HI.I-  -     \  .1  11,1-,  Ii,  S  I'-  »l^l.r.1  I    l'.Ml.l..   Ii  1  IltM'l'k. 

l'l    -.'.r..V.-N.V  In  |.        11,  |-t,i.1-    im  <l    Ki  ,i;i'....lr'l   

I  lifi-y.it  eine  Uil.lhcilagr :  Da-  ru-uc  Rathaus  111  Kopciilui-cn. 

Verla,;  1I1  .  1>i  m~  li<  r.  Baiueituuj.  '-    m   V  II.  «Vilm.    Kfli  <lic-  It.  .I.1V11..11 

»«  ."Wh  1,    .\  Im    .    II  ..  I  ...     Ii-,  ,  H.  ,  I:..       Hi.l-k  Willi-  I.  .  .H  .    l!i  -  Im. 

No.    1  2 


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1LLA  WERTH  El  MBER  IN  HOMBURG  V.  D.  HOHR  * 
ARCHITEKT:  FRANZ  VON  HOVEN  IN  FRANK- 
FURT AM  MAIN  *  *  DIE  HALLE  MIT  KAMIN 
UND  DIE  HALLE  MIT  BLICK  IN  DAS  BILLARD- 
ZIMMER ************* 
=  DEUTSCHE  BAUZTG.  XXXVIII.  JAHRG.  N|3a 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  3.  BERLIN,  DEN  9.  JAN.  1904 


Villa  Wertheimber  in  Homburg  vor  der  Höhe. 

Architekt:  Königl.  Baurat  Franz  von  Hoven  in  Frankfurt  a.  M.  mirmi  ci»*  BildbriUge.i 

IIa  Wertheimber  ist  in  der  Nähe  ist  vorwiegend  für  den  Aufenthalt  im  Sommer  einge- 

von  Homburg  vor  der  Höhe  in  richtet,  es  entbehrt  aber  in  Gestaltung,  Einrichtung  und 

einem  Parke  erbaut,  der  vor  etwa  Ausstattung  gleichwohl  nicht  der  Vorkehrungen,  welche 

100  Jahren  angelegt  wurde  und  es  zum  Bewohnen  auch  im  Winter  geeignet  machen, 

dessen  Baumbestände  heute  zu  Den  Grundriß  beherrscht  die  geräumige  Halle,  welcher 

si  honer  und  voller  Entwicklung  gegen  die  Vorderfassade  eine  Loggia  vorgelagert  ist, 

herangewachsen  sind.  Das  in  den  von  welcher  der  Zutritt  auf  eine  vor  der  f  assade  sich 

Jahren  1899  bis  1900  erbaute  Haus  hinziehende  Erdterrasse  und  weiterhin  in  den  Garten 


4 


»3 

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erfolgen  kann.  Zur  Linken  der  Halle  liegt,  gegen 
diese  geöffnet,  das  Billardzimmer  (s.  Beilage),  mit 
welchem  das  die  Ecke  des  Grundrisses  bildende  Herren- 
zimmer in  Verbindung  steht.  Der  eigentliche  Haupt- 
eingang zum  Hause  liegt  hinter  dem  Billardzimmer; 
ein  neben  ihm  befindliches  Dienerzimmer  bildet  den 
Aufenthalt  für  den  den  Eingang  bewachenden  Diener. 
Zur  Rechten  der  Halle  dehnen  sich  das  geräumige 
Wohnzimmer  mit  Erker  und  das  noch  geräumigere 
Speisezimmer  mitAn- 
richte  usw.  aus.  Die 
Wirtsrhaft-s  -  Räume 
sind  in  einen  hin- 
teren FlOgel  mit  be- 
sonderem Eingang 
und  mit  Nebontreppc 
usw.  verwiesen. 

Die  Halle  ist  1,3 m 
höher  als  die  übrigen 
Räume;  dieses  grös- 
sere Höhenmaü  ver- 
ursachte jedoch  im 
Obcrgescholi  keinen 
Raum  Verlust  und  gab 
Veranlassung  zu  reiz- 
vollen Treppenlösun- 
gcn.  Mit  Ausnahme 
des  auf  einen  Balkon 
sich  öffnenden  Früh- 
stücks- und  eines  über 
dein  Herrenzimmer 
gelegenen  Wohnzim- 
mers bestehen  sämt- 
liche Räume  des 
Obergeschosses  aus 
Schlaf-,  Fremden-,  Anklcidczimmcrn  und  Zubehör. 
Das  Dachgeschoß"  enthält  die  Dienstbotenräume.  Die 
Anlage  des  Erdgeschosses  weist  einen  groben,  auf 
gesellschaftlichen  Verkehr  gerichteten  Zug  auf. 

Die  ungemein  fein  empfundene  und  den  Charakter 
des  reicheren  Landhauses  im  italienischen  Sinne  glück- 


lich treffende  Architektur  trägt  einfachen  Empire- 
charakter. Das  Material  ist  vorwiegend  Putz  mit 
Ornamenten  aus  angetragenem  Stuck;  die  Stcinhaucr- 
arbeit  ist  auf  ein  Mindestmaß  beschränkt.  Von  den  hellen 
Putzflächen  heben  sich  die  Klappläden,  mit  welchen  die 
Fenster  gesichert  werden  können,  in  farbiger  Belebung 
der  Fassade  ab.  Das  I  lauptgesims  wird  durch  eim- 
weit  ausladend«  geputzte  Hohlkehle  gebildet,  wie  si«.- 
an  städtischen  Wohngebäuden  »1er  Schweiz  häufig 

vorkommt  -  Das  In- 
nere, von  dessen 
Ausbildung  unsere 
Beilage  ein  anschau- 
liches Bild  gibt,  ist 
in  einem  frischen 
Farbengegensatz  ge- 
halten, welcher  in  dir 

photographischen 
Aufnahme  etwas  här- 
ter erscheint,  als  er 
in  Wirklichkeit  ist. 
Das  Täfelwerk  der 
Halle  besteht  aus 
grün  lasiertem  Tan- 
nenholz, die  Täfelung 
des  Speisezimmers 
aus  Rüsternholz.  Re- 
lief-Friese ziehen  als 
obere  Zone  die  Halle 


entlang  und  bilden 
tlen  Uebergang  zu 
den  fein  gegliederten  weilicn  Decken.  Die  Halle  hat 
als  Hauptschmuck  einen  alten  Kamin  italienischen 
Ursprunges  erhalten.  Der  gesamte  innere  Ausbau  ist 
einfach,  aber  dauerhaft  in  Material,  Gestaltung  und 
Ausführung.  Das  Erdgcschoü  wird  durch  Luftheizung 
erwärmt,  die  oberen  Geschosse  besitzen  Kachelöfen. 
Elektrisches  Licht  von  der  Homburger  Zentrale  ver- 
breitet nach  Sonnenuntergang  die  gewünschte  Helle. 
Die  Baukosten  des  frincmpfuiidencn  Hauses  betrugen 
rd.  275000  M.  — 


Zur  Frage  der  Umgestaltung  c 

L 

negative  Ergebnis  des  ersten  Wettbewerbes  zur 
Erlangung  von  Entwürfen  für  die  Umgestaltung  des 
• — — •  Thcatcrplatzcs  in  Dresden  dürfte  seine  Ursache 
weniger  in  der  (Qualität  der  Kntwürfe  als  in  den  Schwächen 
des  Programme*  haben,  welches  zwar  der  Phantasie  der 
Bewerber  einen  gewissen  -Spielraum  ließ,  gleichzeitig  ihnen 
aber  und  /war  schon  durch  den  Lagcntan  |s.  Abb.  1) 
den  Hinweis  gab,  den  Platz  gegrn  das  Klbufrr  durch 
Hochbauten  abzuschließen.  Die  an  da-.  Programm  ge- 
bundene Jurv  konnte  bei  Abgabe  ihres  Urteil-  dic-en 
architektonischen  Abschluß  füglich  nicht  wohl  übersehen, 
aber  der  im  Gutachten  ausgesprochene  Wunsch,  ihn  mög- 
lichst be-cheiden.  niedrig  und  durchsichtig  zu  gestalten, 
läßt  vermuten,  daß  auch  im  Preisgericht  eine  Vorliebe  für 
freien  Durchblick  vom  Platz  auf  Brücke  und  Neustadt,  sowie 
unigekehrt,  bestunden  hat. 

Schon  Hr.  Albert  Hofmann  hat  kürzlich  in  einem 
vortrefflichen  Artikel  (vcrgl.  Deutsche  Bauzcitung  No.  oq 
und  iooi  auf  das  Bedenkliche  solchen  Abschlusses  hin- 
gewiesen und  die  Fachgenossen  zu  einer  den  freien  Ein- 
und  Ausblick  gewährleistenden  Lösung 'angeregt.  Dieser 
Anregung  folgend,  hat  der  Unterzeichnete  die  Wcihnachts- 
feiertage  zur  Bearbeitung  eines  Vorschlages  benutzt,  der 
unter  Vermeidung  jeden  Abschlusses  zugleich  die  Weit- 
läufigkeit und  Unformlichkeit  des  Platzes  in  seiner  heutigen 
Erscheinung  zu  beseitigen  bemüht  ist 

Ware  Heibig  's  Etablissement  nicht  vorhanden,  so  würde 
heute  wohl  Niemand  aul  den  (irdanken  kommen,  dasselbe 
auf  der  im  Programm  angenommenen  Stelle  zu  errichten, 
vorausgesetzt,  daß  zur  Befriedigung  des  unbestreitbaren 
Bedürfnisses  einer  solchen  Erholungsstätte  sieh  noch  andere, 
nicht  minder  günstig  belegene  Plätze  finden  lassen.  l>cs- 
gleichen  dürfte  kein  innerer  Grund  vorliegen,  die  Schinkel- 
sehe  Wache  hierhin  zu  verlegen,  wo  sie  ebenso  schief 
zur  Platzachse  läge,  wie  an  ihrer  bisherigen  Stelle  und 
w<>  ihre  schlichte  Rückseite  eine  viel  zu  sichtige  und  an- 
spruchsvolle Lage  erhalten  würde.  Wenn  auch  der  Ge- 
danke einer  solchen  Verlegung  auf  Gnitfried  Semper  zurück- 

1  I 


es  Theaterplatzes  in  Dresden. 

zuführen  i»l,  so  darf  doch  nicht  vergessen  werden,  daß 
Semper's  bekannter  Gesamtentwurf  den  Charakter  einer 
gassenartigen  Verlängerung  des  damals  nach  Norden  noch 
offenen  Zwingerhofes  trug,  in  welche  der  Rundbau  des 
früheren  Hoftheaters  weit  hineintrat  und  dadurch  den  Aus- 
blick aufs  Wasser  schon  sowieso  stark  beengte  Seitdem 
aber  das  Museum  vor  dem  Zwingerhof  erbaut  und  das 
zweile  Hoftheater  —  glücklicherweise  --  bedeutend  mehr 
gegen  (.Ntcn  gerückt  wurde,  ist  das  Platzverhältnis  ein 
ganz  anderes,  ungleich  breiteres,  nach  der  Elbe  sich 
öffnendes  geworden.  Schwerlich  würde  Semper  heule  der 
Wache  den  früher  von  ihm  geplanten  Platz  zuweisen. 

Die  heutige  Zeit,  welche  in  den  Formen  eines  dori- 
schen Tcmpeltiailcs  nicht  mehr  den  Ausdruck  für  ein 
Wachtgcbäudc  erblickt,  würde,  nach  Ansicht  des  l'nter- 
zeiehneten,  dem  hohen  Kunstwert  des  Schinkel'schen 
Bauwerkes  vollauf  Rechnung  tragen  und  nicht  pietätlos 
verfahren,  wenn  sie  zugleich  mit  seiner  Lage  auch  seinen 
Zweck  veränderte  und  es  beispielsweise  in  den  Zwinger- 
garten neben  dein  lloflheater  verlegte  und  mit  Hilfe  eines 
stilvollen  hinleren  Anbaues  tm<l  inneren  Umbaues  es  zu 
einem  Ausstelliingsgebäuile  oder  einem  kleinen  Museum 
oder  einem  Konzertsaal  für  Kammermusik  umgestaltete, 
während  sich  fnr  die  Bedürfnisse  de»  Waclitdicnstc*  viel- 
leicht Räume  im  Erdgeschoß  des  Königl.  Schlosses  oder 
im  Sockelgeschoß  des  Zwingers  finden  ließen. 

Jeder  auf  der  Stelle  A  des  Ltgeplanes  (Ahbildg  i  l  er- 
richtete Bau.  möge  er  nun  in  einem  Wachlnebiiude  oder 
in  einem  Erfrischungslokal  bestehen,  hat  neben  dem 
Fehler,  daß  er  den  Alisblick  versperrt  und  beim  Einblick 
von  der  Brücke  aus  die  unteren  Teile  der  Fa-sadeu  dreier 
herrlicher  Gebäude  vollständig  verdeckt  -  den  weiteren 
schwerwiegenden  Nachteil,  daß  durch  ihn  die  allzu^roüen 
Abmessungen  des  heuligen  Theaterplatzes  nur  wenig  ein- 
geschränkt werden,  und  daß  außerdem  infolge  seiner 
schiefwinkligen  I.age  zur  Platzachse  jede  rylhmischc 
Teilung  oder  Ausschmückung  des  Platzes  durch  Trottoirc, 
Balustraden,  Rasenplätze,  Springbrunnen,  Statuen  usw. 
sehr  erschwert  wird    Dieser  Nachteil  würde  auch  dann 

No.  i. 

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noch  bestehen  bleiben,  wenn  man  hier  auf  jeden  Hochbau 
verzichten  und  sich  —  wie  dies  der  Konkurrenzentwurf 
„Semper— Schinkel"  tut  —  auf  die  Anlage  einer  mit  dem 
l'fer  parallelen  Terrasse  beschränken  wollte. 

Solche  Betrachtungen  führten  zu  dem  in  den  Ab- 
bildungen a  und  3  veranschaulichten  Vorschlag,  zu  dessen 
Erläuterungen  nachfolgende  Bemerkungen  genügen  wer- 
den: I>er  Theaterplatz  ist  in  seiner  Richtung  vom  Museum 
zum  Strom  auf  das  Mall  der  Frontbreite  des  Hofthealers 
eingeschränkt,  sodafl  nunmehr  seine  Ausdehnung  in  an- 
gemessenem Verhältnis  zu  dem  ihn  beherrschenden  Denk- 
mal des  Königs  Johann  steht.  An  der  nach  dem  Strom 
zugekehrten  Seite  dieses  verkleinerten  Platzes  führt  eine 
monumentale  Freitreppe  zu  einem  breiten  Taleinschnitt, 
welcher,  mit  regelmäßigen  Garten-  und  Wasserbecken-An- 
lagen ausgestattet,  sich  bis  zur  Uferstraße  hinab  erstreckt, 
sodaß  letztere  und  mit  ihr  da*  Elbfahrwasser  in  ganzer  Breite 
sowie  die  Augustusbrücke  in  ganzer  Laune  vom  Theater- 
platze  aus  sichtbar  sind.  Dieser  Taleinschnitt  wird  beider- 
seits durch  symmetrische  Futtermauern  mit  Balustraden  und 
Kandelabern  begrenzt,  von  welchen  die  rechtsseitige,  mit 
der  Längsfront  der  Hofkirchc  parallel  laufende,  sich  bis  zum 
Landpfeilcr  der  Augustusbrücke  fortsetzt  und  hier  den  ge- 
wünschten Treppenniedergang  erhält,  während  die  links- 
seitige den  mit  Baumreihen  bepflaiizten^Tcrrassengartcn 


Abbild^,  i.    LagrpUn  des  Wettbewerbes. 


eines  Etablissements  umschließt,  welches,  im  Anschluß  an 
das  Hotel  Bellevue  errichtet,  du-  Cale  Heibig  ersetzen  soll. 
Neben  jeder  Futtcrmaucr  führt  eine  Fahrstraße  zur  Ufer- 
straße hinab.  Die  eine  stellt  die  Verbindung  mit  dem  Anlege- 
platz der  Dampfschiffe  her,  die  andere  führt  die  Straßcn- 
bahngleise  vom  Elbkai  auf  die  Höhe  des  Theaterplatzes, 
wo  sie  sich  in  der  Nähe  des  Schlosses  an  die  zum  Post- 
platz führenden  Gleise  anschließen.  Die  Uferstraße  ist  beim 
Anlegeplatz  der  Dampfschiffe  um  ein  Geringes  in  den 
Strom  hinausgerückt,  um  sie  nachmals  in  genügender 
Breite  unterhalb  des  Hotel  Bellevue  fortsetzen  zu  können. 
Die  Hauplwache  bleibt  entweder  an  ihrer  bisherigen 
Stelle  oder  wird,  wenn  ästhetische  oder  Vcrkrhrsrnck- 
siehten  dies  bedingen  stillten,  in  die  Gartenanlagen  neben 
dem  Hoftheater  verlegt.  Um  der  großen  r'reitreppe  und 
dem  davor  liegenden  Becken  einen  künstlerischen  Schmuck 
zu  verleihen,  ist  hier  an  die  Aufstellung  des  berühmten 
Neptunbrunnens  aus  dem  Garten  des  ehemaligen  Palais 
Marcolini  gedacht,  dessen  Schönheit  an  seiner  heutigen 
Stelle  wenig  zur  Geltung  gelangt. 

Vorstehend  erläuterter  Vorschlag  —  in  Eile  und  ohne 
ausreichende  Kenntnis  derVerkehrs-  und  sonstigen  örtlichen 
Verhältnisse  Dresdens  entstanden,  ja  vielleicht  sogar  nicht 
einmal  neu  —  wird  ohne  Zweifel  manchen  gewichtigen 
Fjnwürfen  begegnen,  unter  denen  die  Notwendigkeit  einer 

O  Januar  1904. 


Verlegung  der  Fernheizleitung  vielleicht  noch  nicht  ein- 
mal der  erheblichste  ist  Der  Unterzeichnete  erhebt  denn 
auch  keineswegs  den  Anspruch,  eine  gründliche  Lösung  der 
Aufgabe  gebracht  zu  haben,  sondern  bezweckt  vornehm- 
lich, die  Stadtbchftrdcn  Dresdens  wie  die  F" achgenossen  vor 
dem  bisher  eingeschlagenen  Wege  zu  warnen  und  sie  auf 
die  Möglichkeit  anders  gearteter  Lösungen  hinzuweisen 

Hamburg,  31.  Dez.  1903.         Martin  Maller,  Architekt. 
II. 

In  den  Schlußsätzen  Ihres  Artikels  über  die  Um- 
gestaltung des  Theaterplatzes  in  Dresden  in 
Nr.  100,  lahrg.  1903,  wurde  bezüglich  des  endlichen  Aus- 
ganges dieser  Sache,  wie  man  ihn  vom  künstlerischen 
Standpunkte  aus  zu  wünschen  habe,  Anschauungen  Aus- 
druck  gegeben,  denen  ich  nicht  allein  freudig,  fast  möchte 
ich  sagen:  begeistert  zustimme,  sondern  die  ich  sogar 
von  Anfang  an  selbst  für  die  altein  richtigen  gehalten 
habe.  Ich  war  an  dem  Wettbewerb  mit  beteiligt  und 
habe  ungefähr  denselben  Gedanken  in  meinem  Erläutcrungs- 
Bericht  Ausdruck  verliehen  und  die  außerordentliche 
Aehnlichkeit  der  Situation  mit  Venedig  ebenfalls  nach- 
drücklich hervorgehoben.  Aber  ich  bin  noch  einen  Schritt 
weiter  gegangen  als  „San  Marco"  und  habe  wenigstens 
versucht,  bei  meinem  Entwürfe  im  Hinblick  auf  jenes 
Vorbild  die  Folgerungen  zu  ziehen, 
welche  Sie  an  dem  Diestelschen 
Plane  vermissen. 

Mir  liegt  daran,  falls  einmal 
in  Zukunft  die  Angelegenheit  des 
Dresdener  Theaterplatzes  die  er- 
hoffte glücklirhe  Wendung  nehmen 
sollte,  auf  Ihr  Zeugnis  rechnen 
zu  dürfen,  daß  ich,  wie  ich 
glaube,  bei  meinem  Fintwurf  die 
in  Ihren  Schlußworten  vorgeschla- 
genen Hauptpunkte  bereits  be- 
I   rücksichtigt  habe.*) 

Ich  kann  mir  ja  freilich  vor- 
stellen,  daß  gewisse  andere  Vor- 
schläge meiner  Arbeit  weniger 
Beifall  gefunden,  ja  für  manchen 
Beurteiler  vielleicht  genügt  haben, 
dieselbe  von  vornherein  als  minder- 
wertig auszuscheiden.  So  die  dem 
Museum  angefügten  F'lügelbauten, 
welche  übrigcnsTlrDiesicl  in  seiner 
Variante  auch  hat;  so  die  Lage  der 
Hauptwache  —  für  welche  ich 
heule  wahrscheinlich  einen  ande- 
ren Vorsehlag  machen  würde;  so 
vielleicht  die  etwas  knapp  einge- 
zeichneten Verkehrs  -  Durchlässe 
und  ganz  besonders  die  „Schiff- 
fahrts-Halle",gedacht  als  monumen- 
tales Zugangstor  zu  den  Landungs- 
plätzen, welche  ich  von  einem 
jüngeren  Beurteiler  als  „Einfahrt 
zur  Toteninsel"  bezeichnen  hörte. 
Aber  alle  diese  Dinge  treffen  doch 
wohl  nicht  die  I  lauptsache,  sie  sind 
auch  in  meinem  Erläutcrungs-Be- 
richt  deutlich  genug  als  nur  vor- 
läufige   Annahmen  bezeichnet 


worden.    Als  Hauptsache  schlug  ich  dreierlei  vor: 
1    forumartige  Geschlossenheit   des   ganzen  Platzes 
nach  den  3  Landseiten  (ähnlich  wie  bei  dem  Entwurf 
„San  Marco"); 

2.  entschiedene  Oeffnung  nach  der  Wasserseitc,  der 
fehlende  Schluß  durch  grosse  Säulen  markiert 
(ähnlich  wie  bei  „Semper-Schinkel"); 

3.  Unterordnung  dieses  ganzen  Forunis  unter  eine 
höhere  künstlerische  Einheit 

Ich  verglich  das  Ganze  dem  Zuschauerraum  und  der 
Bühne  eines  Theaters,  dessen  Vorhang  aufgezogen  werden 
müsse :  die  Szene  würde  das  Strombild  sein  —  mit  dem 
vorbeirauschenden  Weltverkehr;  oder  in  entgegengesetzter 
Richtung  das  Forum  mit  seinen  Bauten  und  Denkmälern. 
Doch  sollte  dieses  Bild  knapp  am  Proszenium  noch  einmal 
energisch  eingerahmt  werden,  und  dazu  hiell  ich  eine  der 
Kirche  gegenüberliegende  zweite  Platzwand  von  gleicher 
Monumentalität  für  geeignet.  Heren  Hauptgesimshohe  sollte 
derjenigen  am  Theater-Unterteil  bezw.  am  Seitenschiff  der 
Kirche  entsprechen  (ebenso  auch  an  den  neuen  Flögeln 
des  Museums)  und  um  das  ganze  Gebäude,  also  auch  an 


•I  Annntune  dci  Krdaktlon.  Hei  Fntwuif  war  wn*  ^"•tr< 
■  1  iL.  1  ,  we&halt»  wir  gerne  den  Wun^'hc  de»  Veila»*ci*  ent»|" eihi  n. 
■»eine  wertvollen  Gedanken  luei  Aini  Aufdruck  gebracht  /u  sehen-  — 


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Abbildg.  a  d.  3.    Vorschlag  zur  Umgestaltung  des  Theaterplatzes  in  Dresden  von'Haxtin  Haller  in  Hamburg. 


der  „Schiffahrts-Halle",  ungebrochen  her- 
umgeführt werden.  Dadurch  besonders 
würde  der  von  Semper  angeschlagene 
Ton  einer  höheren  künstlerischen 
Einheit  2U  einem  Akkorde  anschwellen, 
welchem  das  ganze  Forum  sich  ein- 
ordnet Da  überdies  die  Langsfassadc 
dieses  neuen  Gebäudes,  dessen  Zweck- 
bestimmung ich  im  übrigen  dahingestellt 
sein  ließ,  eine  ähnlich  monumentale 
Architektur  mit  breiten  Achsen,  fenestra 
terrena  usw.  wie  die  gegenüberliegende 
dcrKirchc  aufwies,  so  würde  diese  letztere 
an  der  langen,  ungebrochenen  Wand  — 
dieses  ganze  Gebäude  würde  durchaus 
als  ein  einheitlicher  Palazzo  erschienen 

und  der  dazwischen8  liegende  Teif  des 
Thcaterplatzcs  einen  fast  saalähnlichen 
Charakter  erhalten  haben.  Zugleich  würde 
durch  dieses  neue  Gebäude  das  Hotel 
Bcllcvuc  verdeckt  worden  sein  —  denn 
an  die  völlige  Beseitigung  desselben  wagte 
ich  mich  allerdings  noch  nicht  heran.  Die 
Kolonnaden  endlich  sollten  die  Höhe  des 
Theater-Erdgeschosses  erhalten,  an  dem 
östlichen  Halbrund  durch  höher  geführte 
Torbogen  unterbrochen. 

Od  ich  nun  wirklich  das  Recht  habe 
zu  der  Annahme,  daß  meine  Arbeit  im 
Kern  eigentlich  schon  das  wesentliche 
von  dem  erfüllt,  was  die  „Deutsche 
Bauzeitung"  von  der  endgültigen  Aus- 
gestaltung verlangt  —  darüber  steht  mir 
natürlich  keine  einseitige  Entscheidung 
zu;  jedenfalls  hatte  ich  mit  meinem  Ent- 
wurf, der  das  Kennwort  „Ein  Rettungs- 
versuch" trug,  die  Absicht,  darauf  hinzu- 
weisen, daß  der  Semper' sehe  Forum- 
gedanke noch  zu  retten  sei.  — 

Görlitz,  Dez.  1903.        Hans  Freude. 


Der  Wiederaufbau  des  Campanile  von  San  Marco. 

Von  H.  Blankenstein,  Geb.  Baurat  in  Berlin. 

1s  Beltrami  die  Leitung  des  Wiederaufbaues  des  Pfahleschlagens."    Auch  die  ersten  Untersuchungen  des 

Turmes  übernahm,  konnte  er  an  der  Verwendbar-  Fundamentes  mußten  bei  Beltrami  Zweifel  erwecken;  nach- 

keit  des  alten  Fundamentes  kaum  zweifeln;  doch  dem  er  aber  dem  Bürgermeister  gegenüber  erklärt  hatte, 

traten  ihm  sogleich  nach  seiner  Ankunft  zwei  ganz  ver-  daß  dem  Wiederaufbau  des  Turmes  nichts  im  Wege  stehe, 

schiedene  Ansichten  entgegen.  Der  Baubeamte  des  Königl.  und  da  bereits  am  1.  März  die  Grundsteinlegung  auf  den 

Hauses  und  zugleich  der  Bibliothek,  Lavczzari,  riet:  35.  April,  den  Tag  des  heiligen  Marcus,  festgesetzt  war. 

Aufgraben  rings  um  das  Fundament,  ohne  bis  auf  den  so  mochte  er  nicht  wagen,  der  ungeduldig  drängenden 


Kost  zu  kommen.  Verdichten  des  Untergrundes  mittels 
einiger  Pfähle,  Verbinden  der  gegenwärtigen  Basis  mit 
dem  Verstärkungsteil  in  armiertem  Beton",  wogegen  der 
bei  Herrichtung  des  Bauplatzes  beschäftigte  Maurer- 
meister Torres  den  Vorschlag  machte:  „den  Funda- 
mcntklotz  abbrechen  und  ihn  in  größerer  Breite  mit 
Puzzolan-Mörtel  wiederherstellen;  keine 

16 


öffentlichen  Meinung  entgegenzutreten.  Somit  ging  die 
Feier  am  genannten  Tage  vor  sich,  und  zwar  wurde  der 
Grundstein  in  der  Mitte  des  Turmes  auf  das  alte  Funda- 
ment gelegt,  obwohl  es  noch  zweifelhaft  war ,  ob  es  bei- 
behalten werden  könne. 

Beltrami  halte  sich  mit  vollem  Recht  zur  Aufgabe 
at,  den  Turmjiicht  nur  in  seiner  äußeren  Gestalt, 

No.  3. 


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Campanil» . 

f.*  -  , 


ni| 

||-Q-n] 


Abbildung  3. 
Kulwurl  vun  BcHr»rai. 


o  t*  <     1  1 


S 


Abbilde  3.    Gründung  de*  Turme». 

Mindern  auch  nach  »einer  inneren  Anordnung  und  Kon- 
struktion (ganz  im  Sinne  der  alten  Erbauer  wiederherzu- 
stellen. Wenn  er  daher  den  von  den  verschiedensten 
Seilen  gemachten  Vorschlag,  den  Turm  mittels  eines  Ge- 
rüstes von  Eisen  mit  Verkleidung  in  Ziegeln  bezw.  in  Kcton- 
Eisenkonstruktion  herzustellen,  entschieden  zurückwies,  su 
kann  man  dies  aus  ästhetischen  und  konservatorischen  Gran- 
den nur  billigen.  Ebenso  wird  man  ihm  zustimmen,  wenn 
er  an  der  eigentümlichen  und  dabei  zweckmäßigen  Anlage 
des  Kampen-Aufganges  zwischen  einer  äußeren  und  einer 
inneren  Köhrc  von  Ziegclmauerwerk  und  an  der  hier- 
durch bedingten  Anordnung  der  kleinen  Fenster  an  drr 
linken  Ecke  jeder  Front  festhielt,  obwohl  er  sich  durch 
Opferung  dieses  Systems  seine  Aufgabe  wesentlich  er- 
leichtert nättc.  Inbezug  auf  den  Oberbau  war  er  bestrebt, 
ihn  unter  möglichster  \  ermeidung  von  Eisen  leichter  her- 
zustellen, als  der  alte  war.  Auch  bei  der  Fundierung 
wollte  er  die  alte  Kauweise  beibehalten ,  doch  hatte  hier 
wohl  kein  Grund  vorgelegen,  auch  die  allerniodcrnsten 
Gründungsarten  auszuschließen,  wenn  sie  schneller  und 
sicherer  zum  Ziele  führten.  Der  Turm,  der  an  der  Bwb 
ia,8m  im  Geviert  maß,  verjüngte  sich  auf  54  «■  Höhe  um  etwa 
1  m,  und  war  nach  Norden  so  weit  übergewichen,  daß  die 
Nordfront  nahezu  lotrecht  stand.  Dies  war  allgemein  be- 
kannt, doch  ist  man  in  Venedig  und  ganz  Italien  so  sehr 
an  schief  stehende  Türme  gewöhnt,  daß  niemand  Anstoß 
daran  nahm;  indessen  war  damit  doch  bewiesen,  daß  der 
Boden  schon  Ober  die  zulässige  (irenze  hinaus  belastet 
war.  Dazu  kam,  daß  die  Erschütterung  beim  Einsturz 
der  kolossalen  Mauermasse  doch  nicht  ohne  Einwirkung 
auf  das  Fundament  und  die  es  tragende  Erdschicht  ge- 
blieben sein  konnte.  Ein  sehr  genau  ausgeführtes  Nivelle- 
ment  ergab,  daß  die  Oberfläche  des  Fundamentes  auf  der 
Nordseitc  Ostlich  um  9,5,  westlich  um  9 cm  und  daß  die 
Südostecke  um  0,5  cn>  niedriger  lag,  als  die  Südwcstecke, 
eine  Senkung,  die  ungefähr  der  Neigung  des  Turmes  ent- 
sprach. Zugleich  zeigte  das  Nivellement  die  Erhebung 
eines  in  der  Türschwelle  des  Campanile  (auf  der  Nord- 
seitc) belegenen  Fixpunktes  um  3C".  So  leicht  eine  Ver- 
schiebung dieser  Schwelle  bei  dem  Einsturz  eintreten 
konnte,  so  wenig  wahrscheinlich  ist  doch  gerade  eine 
Erhebung.  Es  scheint  daher  nicht  ausgeschlossen,  daß 
das  Erdreich  unter  dem  Fundament  noch  so  viel  Elastizität 
besessen  hat,  um  nach  Abnahme  der  Jahrhunderte  dauern- 
den Betastung  sich  wieder  ausdehnen  zu  können. 
•  1  l>ic  Konstruktion  des  alten  Turmes  zeigt  Abbildg.  1  in 
Durchschnitt,  unterem  und  oberem  Grundriß  nachCicognara; 
doch  scheint  diese  Darstellung  nach  den  Angaben  von 
Kcltrami  wenigstens  inbezug  auf  die  Konstruktion  der  Spitze 
nicht  richtig  zu  sein.  Die  Pyramide  und  namentlich  die  sogen. 
Attika,  d.  h.  der  zwischen  der  Glockcnstubc  (Cclla)  und  der 
Spitze  belegene  Teil  erscheinen  etwas  schwach,  und  ebenso 
ist  die  innere  Mauerröhre,  die  eigentlich  nur  aus  acht  etwa 
1  'lm  starken  Pfeilern  bestand,  die  noch  dazu  durch  die 
Widerlager  der  die  Kampen  tragenden  Kögen  geschwächt 
waren,  höchst  bedenklich.  Abbildg.  a  gibt  den  Durchschnitt 
ilcs  Turmes  mit  der  Eoggictta  nach  dem  Entwürfe  Keltrantis 
und  der  Gründung,  bei  welcher  der  neu  hinzuzufügende 
Teil  durch  die  Schraffierung  kenntlich  gemacht  ist  In  dem 
Grundriß  darunter  ist  die  Spundwand  eingezeichnet,  die 
den  neuen  Teil  des  Fundamentes  einschließen  sollte. 
Abbildg.  3  zeigt  die  gegenwärtige  Gründung  des  Turmes 

izur  Hälfte]  im  Zusammenhang  mit  der  dründung  der 
Sibliothck  und  läßt  zugleich  zwischen  dieser  und  dem 
Turme  ein  verlassenes  Fundament  erkennen,  das  jeden- 
falls von  einem  älteren,  weiter  in  den  Platz  vortretenden 


1 


I 


VI  IIB 

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■ 

9.  Januar  1904. 


Abb.  1.  Nm  Ii  L  icogrmi». 

'7 


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Bau  herrührt  Danach  besieht  da*  Fundament  des  Turmes 
aus  einem  massiven  Mauerklotz  von  4,71  m  Höhe,  dessen 
oberen  Teil  ein  regelrechter  Stufenbau  in  Werkstein  bildet, 
und  dessen  unterer  Teil  in  Bruchstein  hergestellt  ist  und 
auf  einem  15»  i.  Qu.  großen,  ebenen  Kost  von  zw  ei  Schichten 
kreuzweise  dicht  nebeneinander  gelegterPlanken  von  Eichen- 
holz ruht,  die  25  ß2rm  breit  und  etwa  10™  dick  gezeichnet 
sind,  wahrend  die  Höhe  beiderSchichten  zusammen  zu  30"" 
eingeschrieben  ist  Dieser  Kost  wird  von  einem  Pfahl- 
werk  (Spickcrpfahlen)  getragen,  bestehend  aus  dicht  neben- 
einander geschlagenen  Pfählen  von  1,5»  Lange  und  etwa 
35 em  Dicke,  in  der  Hauptsache  aus  Elsenholz,  deren  untere 
Hälfte  zu  einer  schlanken  Spitze  ausgearbeitet  ist  Einen 
ähnlichen,  nur  schwächeren  Kost  hat  der  alte  Mauerrest, 
während  das  Fundament 
der  Bibliothek  lediglich  auf 
einem  doppelten  Planken- 
rost ohne  Pfähle  ruht.  Bei 
einer  starken  Verbreite- 
rung des  Fundamentes 
(auf  etwa  3™)  hat  dies  für 
ein  Gebäude  von  rd.  16  m 
Höhe  augenscheinlich  ge- 
nügt In  gleicher  Weise 
soll  auch  der  Dogenpalast 
gegründet  sein,  während 
dieMarkuskireheeinPfahl- 
werk  besitzt.  Das  Pfahl- 
werk  desCampanilc  steckt 
innerhalb  der  von  den 
Linien  MN  und  KS  be- 
grenzten Tonschicht,  die 
aber  in  sich  Verschieden- 
heiten zeigt,  wie  aus  der 
aii  der  Nordscitc  des 
Turmes  vorgenommenen 
Bohrung  hervorgeht,  deren  Ergebnisse  rechts  von  dem 
Turmdurchschnittc  angegeben  sind.  Welche  Tragfähigkeit 
und  welches. Maß  vonLndurchlässigkcit  diese  verschiedenen 
Schichten  haben,  Ist  nicht  angegeben,  auch  scheinen  direkte 
Belastungsproben  nicht  vorgenommen  zu  sein.  Die  bloße 

I  E 

I  erscheint 

und  von  der  Schicht  O  anzunehmen  ist,  daß  sie  Wasser  führt 
Beltrami  gibt  an,  daß  man  bei  allen  bekannt  gewordenen 
älteren  Pfahlgründungen  mehr  Gewicht  auf  die  Menge 
der  Pfähle  als  auf  ihre  Länge  gelegt  habe.  Dies  geschah 
wohl  deshalb,  weil  man  fürchtete,  mit  längeren  Pfählen 
in  wasserführende  Schichten  zu  kommen  und  dadurch 
die  darüber  liegende  Tonschicht  aufzuweichen.  Bei  den 
zum  Zweck  der  Untersuchungen  vorgenommenen  Aus- 
grabungen hat  sich  ein  stärkerer  Wasserandrang  nicht 

gezeigt   

Man  darf  nun  freilich  nicht  glauben,  daß  dir  ganze  Grün- 
dung so  regelrecht  ausgeführt  war,  wie  sie  nach  Abbildg.  3 
erseneint.    In  Abbildg  4  ist  eine  Skizze  Beltratnis  von  der 


NDrdwest-Eckc  des  Fundamentes  wiedergegeben,  wonach 
die  Ausführung  recht  erhebliche  Unregelmäßigkeiten  zeigt. 
Wenn  die  Pfähle  zumteil  schief  eingeschlagen  waren,  so 
schadet  das  wenig,  da  hierdurch  sogar  die  Grundfläche- 
etwas vergrößert  wurde;  aber  sie  stehen  vielfach  mehr 
neben,  als  unter  dem  Koste,  so  daß  es  nicht  schwierig 
war.  einzelne  davon  herauszuziehen.  Der  Zustand  des 
Holze*  war  imganzen  befriedigend,  namentlich  waren  die 
Pfahle  von  Elsenholz  gut  erhalten.  Am  Kost  fand  sich 
eine  etwas  weiter  hervorragende,  dem  Angriff  mehr  aus- 
gesetzte Planke  geschwärzt  und  im  Zustande  vorgeschritte- 
ner Verwesung,  jedoch  erschienen  die  Planken  im  Inneren, 
soweit  ersichtlich,  vollkommen  gesund.  Bei  einer  an  der 
Nordost-Ecke  des  Fundamentes  bereits  im  |ahre  1885  von 
Boni  vorgenommenen  Untersuchung  hatte  dieser  gefunden, 
daß  zwischen  zwei,  nicht  dicht  aneinander  schließenden 
Planken  ein  Strahl  von  Salzwasser  sich  Bahn  brach,  der 
das  Auspumpen  der  Grube  erschwerte,  so  daß  er  sich  ge- 
nötigt sah,  die  Fuge  mit  Holzspäncn  zu  verstopfen.  Beltrami 
fand  bei  seiner  Untersuchung  diese  Stelle  wieder  und 
bemerkte  beim  Herausnehmen  der  Späne  ein  schwaches 
Durchsickern.  Dies  deutet  jedenfalls  auf  Hohlräume  unter 
oder  Ober  dem  Kost.  Das  Mauerwerk  erscheint  nach  der 
Skizze  Abbildg.  4  sehr  ungleichmäßig,  jedoch  gibt  Beltrami  an. 
daß  es.  wenn  auch  aus  Steinen  sehr  verschiedener  Größe 
bestehend,  doch  als  ein  ziemlich  regelrechtes  Bruchstein- 
mauerwerk zu  bezeichnen  sei  Aber  es  ist,  wie  alle  Ge- 
bäude Venedigs  vor  dem  15.  Jahrhundert,  in  nicht  hydrau- 
lischem Mörtel  ausgeführt,  der  dem  Salzwasser"  nicht 
widerstanden  hat  und  daher  ausgewaschen  ist,  so  daß  das 
in  diesem  Frühjahr  sehr  reichlich  darauf  gefallene  Kegen- 
wasser  in  den  Mauerklotz  eingedrungen  und  an  den  Seiten 
herausgequollen  ist.  Es  wurde  auch  der  Versuch  mit  ge- 
färbtem Wasser  gemacht,  der  ebenfalls  die  Durchlässigkeit 
des  Fundamentes  bestätigte.  Verschiebungen  oder  Ver- 
letzungen im  Mauerwerk  fanden  sich  nicht,  mit  Ausnahme 
eines  senkrechten  Kisses  unter  der  Türschwelle  auf  der 
Nordseite,  der  bis  ins  Inncrc  gedrungen  ist,  aber  nach 
unten  hin  verschwand.  Ob  der  Riß  alt  war,  und  ob  sich 
etwa  eine  Fortsetzung  oberhalb  der  Tür  fand,  oder  nicht, 
wird  nicht  gesagt.  Es  ist  aber  gar  nicht  unwahrscheinlich, 
daß  er  erst  durch  die  Erschütterung  beim  Einsturz  des 
Turmes  entstanden  ist  Jedenfalls  kann  man  nach  all  diesen 
Wahrnehmungen  das  Fundament  nicht  für  einwandfrei 
erklären  Auch  seine  geringe  Verbreiterung  nach  unten 
müssen  wir  als  ungenügend  bezeichnen.  \\  enn  man  aber 
weiß,  mit  welcher  Sorglosigkeit  man  im  Mittelalter  häufig 
fundierte  und  erwägt,  daß  der  Turm  ursprünglich  niedriger 
und  weniger  schwer  war,  so  kann  man  dieses  Fundament 
schon  als  wohlüberlegt  ansehen.  Auch  erscheint  nach 
dieser  Probe  und  noch  mehr  nach  der  im  Jahre  1588  ge- 
bauten Kialto- Brücke  mit  einem  Bogen  von  39"  Spann- 
weite, die  allerdings  8  bis  10  m  tief  unter  Wasser  mit  be- 
sonderer Sorgfalt  gegründet  ist,  der  Untergrund  Venedigs 
nicht  so  schlecht,  wie  er  für  gewöhnlich  gilt  und  die  Sorge, 
daß  die  ganze  Stadt  dem  Untergange  geweiht  »ein  könne, 
Übertrieben.  —  isvMuO  folgt» 


Die  Grundwasser -Versorgung  der  Stadt  Berlin. 

(Nach  einem  Vortlage  des  atJUlt.  Wassel werW»dircktois  Hrn.  Knnigl.  Brt.  Heer  in  Berlin,  gehalten  im  Berliner  Architekten-Verein.) 


|]eiiin  wurde  bis  vor  wenigen  Jahren  ausschließlich 
und  wird  auch  jetzt  noch  zum  ".lößtcn  Peile  mit 
filtriertem  Flußwasser  versorgt 
Von  1856 — 76  diente  hierzu  allein  das  von  einer 
englischen  Gesellschaft  erbaute  Wasserwerk  am  Stralauer 
Tor,  das  1873  durch  Kauf  an  die  Stadt  überging  Seine 
Höchstleistung  von  70 000 llm  auf  den  Tag  genügte  schon 
vorher  nur  knapp,  und  die  Stadt  mußte  sofort  an  eine 
Erweiterung  gehen.  Sie  legte  das  erste  Wasserwerk  um 
Tegeler  See  an,  das  1876  fertig  wurde  und  40000  ^»n 
täglich  leistete,  Die  \\  assergewinnung  erfolgte  durch 
Flachbrunnen,  also  aus  dem  Grundwasser.  Das  Wasser 
war  anfangs  schön  und  klar,  nach  6  Monaten  Betrieb  aber 
trübte  es  sich  immer  mehr;  es  bildete  sich  ein  brauner 
Schlamm  und  die  Verschmutzung  dehnte  sich  bis  in  das 
Kührennetz  der  Stadt  aus  Man  führte  diese  Erscheinung, 
durch  welche  das  Wasser  ekelhaft  und  ungenießbar  wurde, 
auf  eine  Alge,  Crenoihrix  pohspora,  zurück.  Bei  den 
Untersuchungen,  welche  man  anstellte,  fand  Hr  Prof. 
Finkner  zufällig,  daß  das  Wasser  sehr  wenig  sauerstoff- 
haltig sei,  und  das  »ab  den  Technikern  Veranlassung,  zu 
versuchen,  ob  sich  nicht  durch  Zuführung  von  Sauerstoff 
eine  Klärung  herbeiführen  ließe.  Man  fand  auch,  daß  die 
Crenothrix  zwar  nur  im  sauerstoffarmen  Wasser  lebt,  daß 
sie  aber  nur  eine  Begleiterscheinung  der  Trübung  des 
Wassers  ist,  nicht  die  Ursache  derselben,  daß  diese  viel- 
mehr in  dem  im  Wasser  gelösten  Eisenoxydul  zu  suchen 

18 


sei.  Aus  dieser  Erkenntnis  entwickelte  sich  nach  längeren 
Versuchen  das  jetzt  allgemein  angewendete  Verfahren  der 
Enteisenung,  d.  h.  der  L'eberführung  des  löslichen  Eisen- 
oxydules  in  unlösliches  Eisenoxyd  durch  Zuführung  von 
Sauerstoff  (und  zwar  in  einfacher  Weise  durch  Rieselung), 
das  dann  bei  weiterer  Klärung  des  Wassers  in  den  Filtern 
zurückgehalten  wird.  Letztere  werden  vielfach  als  Kokes- 
filter  ausgeführt  l Charlottenburg  hat  statt  dessen  Filter 
aus  Ziegelbruch). 

Damals  gelangte  man  aber  noch  nicht  zu  einer  be- 
friedigenden Lösung  der  Enteisenung  und  sah  sich  daher 
gezwungen,  die  ganze  Brunnenversorgung  aufzugeben 
und  das  Werk  in  Tegel  1883  zur  unmittelbaren  Entnahme 
des  Wassers  aus  dem  See  umzubauen.  1884  86  wurde 
eine  Erweiterung  um  etwa  40000^««  ausgeführt,  sodaß 
das  Werk  nun  1  «»«» 'Sek.  liefern  konnte. 

Schon  1884  wurden  aber  gleichzeitigVoruntersuchungen 
am  Fuße  der  Müggelbergc  und  am  Ufer  der  Dahme  an- 
gestellt, zunächst  mit  Brunnenanlagen  und  zwar  wieder 
mit  Flachbrunncn.  Weder  die  Güte  des  sn  gewonnenen 
Wassers  noch  die  Menge  desselben  befriedigten  aber,  sodaß 
man  die  Versorgung  aus  Brunnen  ganz  aufgab.  Die 
höchstens  12»  tiefen  Brunnen  (man  wagte  mit  Kucksicht 
auf  die  Enteisenung  nicht,  noch  tiefer  zu  gehen,  da  ja  der 
Sauei  sioffgehalt  mit  der  Tiefe  noch  mehr  abnimmt)  ließen 
nur  einen  Betrag  von  i3ooocbm  erwarten,  das  lohnte  sich 
aber  für  eine  Versorgung  von  Berlin  ganiicht  erst, 

No.  3. 


L/iyi 


äd  by  Google 


i8go  93  wurde  bei  Friedrichshagen  am  Müggelsee 
d»s  erste  Werk  mit  einer  Leistung  von  1  tbn>,  Sek.  gebaut, 
dl«  »ein  Wasser  mit  Saugrohren  unmittelbar  aus  dem 
See  entnimmt.  1894-  96  wurde  es  erweitert,  sodaß  die 
Leistungsfähigkeit  um  0,5  *•>»»,' Sek.  stieg.  Da*  ergibt  eine 
Tagesleistung  von  130000  »b|B,  dazu  die  Höchstleistung  in 
Tegel  mit  rd.  90000  <■•"",  zusammen  also  eine  Gesamt- 
l*kning  von  220  000 1'«".  Diese  Wassermenge  würde 
aber  schon  jetzt  nicht  immer  ausreichen,  wenn  sich  nicht 
durch  schnelleren  Durchlauf  durch  die  Filter  in  Zeiten 
blonderen  Bedarfes  eine  höhere  l-cistung  bis  240000  «^n» 
ii«lich  erreichen  ließe. 

Dieser  Mehrbedarf  ergibt  sich  einerseits  aus  dem 
Anschluß  von  Weißensee,  Stralau,  Niederschöneweide, 
vrihrend  anderseits  auch  das  Bedürfnis  nach  Wasser- 
verbrauch gestiegen  ist,  sodaß  jetzt  statt  100 1  auf  den 
Kopf  1301  und  selbst  1401  gerechnet  werden  müssen. 

Welche  ungeheuren  Wassermassen  dem  Untergründe 
in  der  Umgegend  von  Berlin  spater  einmal  entzogen  wer- 
den müssen,  lehrt  folgende  Betrachtung  Auf  den  innerhalb 
des  neuen  Bebauungsplanes  von  Berlin  2ur  Bebauung  /,.  Zt. 
vorgesehenen  Flachen  können  2,5  Mill.  Personen  wohnen, 
flas  ergibt  dann  einen  Wasserbedarf  von  350000 cbm 
\Va«ser  täglich.  Bei  voller  Kaumausnutzung  kann  man 
später  bis  auf  400000  «*■  rechnen,  also  im  Jahre 
146  Mill.  ehm-  Nun  entnehmen  schon  jetzt  private  Wasser- 
versorgungen lagen  in  Berlin  36  Mill.  «*»  Wasser  jährlich 
aus  dem  Untergrund,  außerdem  haben  eine  Reihe  von 
Vororten  ihre  eigenen  Wasserwerke,  sodaß  in  der  Um- 
gegend von  Berlin  auf  eine  spatere  Wasserentnahme  von 
300  Mill.  «b«  gerechnet  werden  darf,  d.  h.  von  500000  <bm 
for  1  Tag  oder  6  «*>«/i  Sek  Die  Spree  führt  jetzt  bei 
N.-W.  23  r*>m,  aber  manchmal  auch  nur  10  die  Havel 
g_I0rbm  bis  herab  zu  4  cfc«  Die  6 fb«  Grundwasser- 
F.ntnahmc  würden  also  einen  stattlichen  Strom  darstellen. 

Da«  ist  allerdings  eine  Zukunftsleistung,  auf  die  Berlin 
noch  nicht  hinauswill.  Es  hat  sich  zunächst  nur  entschlossen, 
die  Werke  in  Tegel  und  am  Müggelsee  in  Grundwasser- 
werke umzubauen.  Ersteres  ist  schon  geschehen,  letzteres 
wird,  wie  man  annehmen  darf,  demnächst  endgültig  be- 
schlossen werden.  Der  Grund  zu  diesem  Umbau  ist  die 
zunehmende  Verunreinigung  der  öffentlichen  Wasserlaufe, 
die  in  Tegel  zuerst  zur  Notwendigkeit  der  Aufgabe  der 
unmittelbaren  Entnahme  aus  dem  See  führte  und  am 
Müggelsee  in  absehbarer  Zeit  dazu  führen  müßte.  Die 
Möglichkeit  zu  einem  derartigen  vollständigen  Ucbergang 
zur  Grundwasserversorgung  bietet  der  jetzige  Stand  der 
Technik,  der  eine  einwandfreie  Beschaffenheit  des  Wassers 
durch  wirksame  Kntcisenung  sicher  stellt. 

Die  Verunreinigung  des  Tegeler  Sees  wird  veranlaßt 
durch  die  Einleitung  der  Abwasser  der  Vororte.  Die  Regie- 
rung hat  trotz  des  Protestes  der  Stadt  Berlin  den  Gemein- 
den Tegel  und  Reinickendorf  die  Einleitung  ihrer  Ab- 
wässer gestattet,  nachdem  diese  dem  Rothe  -  Degncr- 
sehen  Klärverfahren  unterworfen  worden  sind,  das  nach 
längeren  Versuchen  und  Beobachtungen  in  einer  Anlage 
ähnlicher  Art  in  Potsdam  als  ausreichend  wirksam  erachtet 
wurde.  Es  werden  bei  diesem  Verfahren  dem  Abwasser 
zunächst  Chemikalien  zugesetzt  und  dann  wird  dasselbe 
durch  Kohlcbrrifilter  geleitet-  Es  hat  sich  aber  inzwischen 
herausgestellt,  dass  die  Reinigung  keineswegs  eine  aus- 
reichende ist,  so  dass  die  Gemeinde  Reinickendorf  jetzt 
Rieselfelder  anzulegen  gezwungen  ist. 

Als  Tegel  zuerst  die  Erlaubnis  zur  Einleitung  der  Ab- 
wässer in  denTcgeler  See  erhielt,  gelang  es  der  Stadt  Berlin, 
die  ihren  Interessen  drohende  Gefahr  zunächst  noch  durch 
eine  Einigung  mit  der  Gemeinde  abzuwenden,  indem  sie 
auf  eigene  Kosten  einen  Ableitungskanal  baute,  der  die  Ab- 
wässer zunächst  in  einen  vorhandenen  Graben  und  weiter- 
hin unterhalb  des  Spandauer  Schiffahrtskanalcs  in  die  Unter- 
spree  abführt.  Es  siellte  sich  bald  heraus,  daß  in  dem 
Kanal  und  Graben  eine  starke  Verschlammung  eintrat. 
AI.«  dann  Reinickendorf  gleichfalls  die  Genehmigung  zur 
Kinleitung  der  Abwasser  in  den  Tegeler  See  erhielt, 
trat  die  Frage  zum  zweiten  Mal  an  die  Stadt  heran, 
einen  Ableitungskanal  zu  hauen,  der  sich  aber  in  diesem 
Knlle  so  kostspielig  gestellt  hätte,  daß  ein  Umbau  des 
Tegeler  Werkes  unter  vollständiger  Vcrzichtleistung  auf 
Hie  Wasserentnahme  aus  dem  See  vorzuziehen  war.  Da- 
zu kam  die  wachsende  Abneigung  der  Hygieniker  gegen 
filtriertes  Flusswasser,  trotzdem  die  Erfahrungen  des 
Cholerajahrcs  1  Jedoch  nachdrücklich  fürdie ausgezeichnete 
Wirkung  der  Filtrierung  sprechen  ;  denn  während  in  Ham- 
burg, das  unfiltriertes  Elbwasscr  verwendete,  die  Cholera 
wütete,  blieb  das  unmittelbar  daneben  gelegene  Altona,  das 
s>ein  Wasser  aus  der  Elbe  unterhalb  Hamburg,  also  nach 
weiterer  Verschmutzung  durch  die  Abwässer  dieser  Stadt 
entnahm,  aber  vor  der  Benutzung  filtrierte,  abgesehen  von 
einigen  nachweislich  eingeschleppten  Fällen,  vollständig 

€).  Januar  1904. 


verschont.  Die  Anforderung  vieler  Hygieniker,  dass  die 
Filter  ein  vollständig  keimfreies  Wasser  liefern  sollen, 
können  diese  allerdings  nicht  erfüllen.  Trotzdem  gehen 
die  Erfolge  der  Filtrierung  weit  über  das  hinaus,  was  das 
Reichsgcsundheitsamt  fordert.  Fünfjährige  sorgfältige  Unter- 
suchungen des  Verbandes  der  deutschen  Filterwerke  haben 
den  einwandfreien  Beweis  hierfür  geliefert.  Irgendwelche 
gesundheitlichen  Nachteile  sind  also  aus  der  bisherigen 
Wasserversorgung  nicht  entstanden,  aber  es  hat  diese 
Abneigung  jedenfalls  mitgewirkt,  um  die  Stadt  Berlin  zur 
reinen  Grundwasserversorgung  zu  drängen.  Dazu  kommt, 
daß  die  Wasserentnahme  aus  dem  Müggelsee  der  Stadt 
auch  nur  widerruflich  erteilt  ist  und  daß  die  Bedürfnisse 
der  Schiffahrt  es  einmal  verbieten  könnten,  noch  weiter- 
hin dem  Flußlaufc  Wasser  zu  entziehen. 

Die  Schwierigkeit  der  Aufgabe  lag  nun  darin,  daß 
es  galt,  die  in  den  vorhandenen  Werken  angelegten  großen 
Werte  nicht  ganz  zu  verlieren,  vielmehr  die  Werke  so 
umzubauen,  dass  sie  nach  Möglichkeit  auch  der  Wasser- 
Entnahme  aus  dem  Untergrund  anzupassen  wären.  Man 
war  also  in  der  Ausgestaltung  der  Anlagen  z.  T.  gebun- 
den. Es  galt  ferner  festzustellen,  welche  Wassermassen 
mit  Sicherheit  auf  die  Dauer  dem  Untergrund  ent- 
nommen werden  könnten.  Einen  gewissen  Anhalt  hierfür 
gaben  die  früheren  Brunnenuntersuchungen  in  Tegel,  die 
Erfahrungen  des  Charlottenburger  Wasserwerkes  und  die 
Einzclanlagen  für  gewerbliche  Betriebe  in  Bertin.  Einen 
weiteren  Anhalt  gaben  die  Untersuchungen  und  Beob- 
achtungen über  die  zur  Versickenmg  gelangenden  Wasser- 
nüssen, wie  sie  Veitmeyer  bereits  1871  in  eingehender 
Weise  angestellt  hatte.  Den  l>csten  Aufschluß  gibt  aber  die 
geologische  Formation ,  die  für  Berlin  außerordentlich 
günstig  für  eine  Grundwasserversorgung  ist,  da  mächtige 
von  weither  gespeiste  Grundwasserströme  in  dem  sandi- 
gen Untergrund  über  einer  undurchlässigen  Tonschicht 
an  mehreren  Stellen  vorhanden  sind,  wie  bei  Tegel 
und  am  Müggelsee,  die  durch  Tiefbrunnen  erschlossen 
werden  können.  In  Tegel  wurde  die  Tonschicht  bei  etwa 
40  m  Tiefe  angetroffen.  Sie  fällt  nach  dem  See  bis  auf 
67  m  Tiefe.  Am  Müggelsee  liegt  sie  ziemlich  gleichmäßig 
auf  38"1  Tiefe.  Darüber  lagert  ziemlieh  reiner,  nach  unten 
gröberer  Sand,  der  nur  stellenweise  durch  Tonla^er  und 
auch  feinere  Sandablagerungen  durchsetzt  ist.  Die  Ton- 
schicht i>t  auch  an  einigen  Stellen  durchbohrt  worden. 
Sie  ergab  sich  zu  80  90  ™  Dicke.  Das  darunter  liegende 
Grundwasser  zeigte  sich  chlorhaltig,  sodaß  es  sich  also 
zur  Wasserversorgung  nicht  eignet. 

In  Tegel  wurden  zunächst  3Vcrsuchsbrunnen  hergestellt, 
denen  ao  I.it  Sek.  entnommen  wurden,  d  h.  etwa  das 
vierfache  der  späteren  dauernden  Leistung.  Es  ergab 
sich  nur  eine  Alisenkung  von  60 cm  des  Grundwasser- 
spiegels in  allernächster  Nahe  der  Brunnen.  Die  Anlage 
in  Tegel  umfaßt  eine  1.3 -m  lange  Brunnenfassung  unter 
Ausnutzung  der  alten  {außer  Betrieb  gewesenen!  Kessel- 
brunnen  von  16  aom  Tiefe,  in  welchen  je  2  Saugrohre 
bis  zum  Ton  abgesenkt  wurden.  Zur  Ausnutzung  der 
Maschinenanlage  des  neueren  Wasserwerkes  wurden  zwei 
Brunnenfassungcn  von  2km  bezw.  0,8  "m  I-ängc  angelegt. 
Von  ersterer  kann  jedoch  nur  ein  Teil  von  1,5  km  I-Angc 
ausgenutzt  werden,  da  500 m  in  den  Bereich  des  älteren 
Wasserwerkes  fallen.  Trotzdem  hat  sich  hier  keine  erheb- 
liche Absenkung  des  Grundwasserspiegels  gezeigt,  die  etwa 
dem  Baumbestand  des  anschließenden  Forstes  (wie  anfangs 
befürchtet)  schädlich  werden  könnte.  Die  Anlage  steht  seit 
1  Jahr  in  Betrieb. 

Am  Müggelsee  war  man  durch  die  Lage  des  Werkes 
dicht  bei  dem  Orte  Friedrichshagen  ebenfalls  nach  einer 
Seite  festgelegt.  Angestellte  Untersuchungen  ergaben  nun 
aber,  dass  Brunnenanlagen,  in  verschiedenen  Abständen 
vom  Ufer  hintereinander  geschaltet,  in  dem  vorderen  und 
dem  hinteren  Brunnen  bei  20  Lit/Sek.  Entnahme  fast 
ganz  gleiche  Wassermeugen  lieferten,  daß  also  die  Wasser- 
/ufnhrung  des  einen  durch  die  anderen  nicht  beeinflußt 
wurde.  Das  ergab  die  Möglichkeit  zur  Anlage  von  zwei 
parallelen  Saugelritungen,  sodaß  der  Weg  bis  zu  den 
Maschinen  nicht  zu  groß  wird,  Ks  sind  «Ion  drei  Sauge- 
lritungen vorgesehen:  eine  (,)iicrlritung  am  Ort  Friedrichs- 
hagen vorbei,  eine  kürzere  Leitung  unten  parallel  zum 
Ufer  und  eine  längere  obere  Leitung  desgl.  Die  Leitungen 
werden  zus.  fast  9  »m  f.änge  erhalten  und  gegen  35oBrunnen 
an  die  Maschinen  anschließen.  Die  I  lauptrohrc  von  1200  mm 
Durclim.  führen  zu  einem  Sammclbrunnen,  aus  welchem 
die  alten  Saugmaschincn  das  Wasser  heben  können. 

Die  Brunnen  werden  in  sehr  einfacher  Form  hergestellt. 
Ks  sind  Rohrbrtinneu  mit  einem  äußeren,  etwas  weiteren 
Rohr,  in  welchem  ein  zweites,  mit  Gummi  gegen  das 
ersterc  abgedichtetes,  unten  unmittelbar  in  den  i  M.  12  '" 
langen  Filterkorb  auslaufendes,  Rohr  hinabgetrieben  wird 
Die  Filter  können  bei  Bedarf  herausgezogen  werden.  Diese 

"9 

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einfache  Lösung  schien  die  bessere,  da  auch  die  kompli- 
zierten Formen  eine  vollständige  Sicherheit  gegen  Ver- 
schlammung nicht  gewahren.  Letztere  ist  außerdem  in 
dem  nicht  sehr  feinen  Sandboden  nicht  so  groß.  Sie  wird 
ferner  durch  niedrig  gehaltene  Geschwindigkeit  des  an- 
gesau^cn  Wassers  —  nicht  Ober  »  »  in  i  St.  -  noch 
mehr  verringert.  (In  Tegel  beträgt  beim  alteren  Werk  die 
Geschwindigkeit  bei  it  LitySek.  Förderung  nicht  mehr  als 
iom.  bei  dem  neuen  Werk  14  «>,  am  Müggelsee  hei  7  Lit.  Sck 
13  ">  in  t  St.)  Dementsprechend  ist  die  Anzahl  der  Brunnen 
bemessen,  die  in  Gruppen  zu  8—10  ihr  Wasser  mit  be- 
sonderem Kohr  dem  Ilaupirohr  zuführen. 

Die  Ricscler,  wie  sie  bisher  in  Tegel  ausgeführt  sind, 
zeigen  eine  sehr  einfache  Anordnung  und  sind  stets  leicht 


Vermischtes. 

Beleuchtungskörper  der  ..Sächsischen  Bronzewarenfabrik" 

A.-G.  In  Wunen  suchen  in  ihrer  Formgebung  mit  Erfolg 
Anpassung  an  den  künstlerischen  Charakter  der  Räume, 
in  welchen  sie  zur  Aufhängung  kommen,  wobei  die  Wahl 
eigenartiger,  aber  doch  nicht  kapriziöser  Formen  mit  ein 
I  lauptgesichtspunkl  (ür  die  Gestaltung  ist.  Ein  Kronleuchter 
für  ein  Palais  in  Baku  nähert  sich  der  Form,  die  Heinrich 
Seeling  seinem  Kronleuchter  für  das  Stadttheater  in 
Halle  gab:  ein  Kronleuchter  für  das  Kurhaus  in  Aachen 
zeigt  die  Formen  des  Empire,  ein  Kronleuchter  für  das 
Hotel  Schirmer  in  Kassel  die  des  modernen  Stiles.  In 
der  Gestaltung  mit  ihm  verwandt  ist  ein  Kronleuchter  für 
das  Grand  Hotel  Axcnstcin  in  Rrunncn  in  der  Schweiz. 
Kronleuchter  für  das  Theater  in  Aachen  und  für  ein 
Kasino  in  Schlesien  verwenden  bei  ähnlicher  Form  das 
pflanzen-ornamcntalc  Element.  Bei  allen  Arbeiten  ist  das 
Bestreben  erkennbar,  in  der  Formgebung  ausgetretene 
Wege  zu  verlassen  und  neue  aufzusuchen.  — 

Unentgeltliche  Vortrage  des  Kgl.  Kunstgewerbe-Museums 
In  Berlin  für  die  zweite  Hälfte  des  Winters  betreffen: 
„DieTracht  der  Kulturvölker  Europas  vom  Alter- 
tum bis  zur  Gegenwart"  (Dr.  Heinr.  Doegc,  Beginn 
11.  Jan.  8'/,  Uhr);  .Malerische  Dekoration  vom 
Mittelalter  bis  zur  Neuzeit"  (Dr.  Osk.  Fischel,  Beginn 
ra.  Jan.  8'',Uhr);  »Geschichte  der  Sitz-  und  Lager- 
Möbel"  (Prof  Dr.  Alfr.  Gotth.  Meyer,  Beginn  14.  Jan. 
8'/,  Uhr).  - 

Ehrendoktoren.  Zu  Ehrendoktoren  der  Technischen 
Hoch-schule  in  Karlsruhe  wurden  ernannt  die  Hrn.  Geh. 
Reg. -Rat  Prof.  G.  Herrmann  in  Aachen,  Geh.  Reg- Rat 
Prof.  Dr.  F.  Reulcaux  in  Berlin,  Geh.  Rcg.-Rat  Prof.  Dr. 
A.  Paalzow  in  Berlin  und  Maschinenfabrikant  H.  Sulzer- 
Steiner  in  Winterthur.  — 

Der  Verein  deutscher  Portland  -  Cement  -  Fabrikanten 
wird  am  24.  und  23.  Februar  d.  J.  seine  27  Generalver- 
sammlung in  Berlin  abhalten. 

Preisbewerbungen. 

Die  Schinkelprels-Bewerbungen  des  Architekten-Vereins 
zu  Berlin  für  1905  stellen  ungemein  anregende  Aufgaben. 
Für  das  Gebiet  des  Eisenbahnbaues  ist  der  , Entwurf 
für  die  Herstellung  eines  dritten  Gleispaares  im 
Zuge  der  Berliner  Stadtbahn"  bestimmt  Dieses 
dritte  Gleispaar  soll  zur  Entlastung  der  beiden  vorhande- 
nen Gleispaarc  dienen  und  im  Osten,  bei  Stralau-Rum- 
mclsburg,  an  die  Pcrsonengleise  des  Südringes,  im  Westen, 
bei  Charlottenburc,  an  die  Pcrsonengleise  des  Sudringes 
und  an  die  von  Charlottenburg  nach  Spandau  abzweigen- 
den Pcrsoncngleise  ohne  Kreuzung  in  Sehiencnhohc  ange- 
schlossen werden.  Auf  allen  6  Gleisen,  auf  denen,  abge- 
sehen von  wenigen  Markthallenzügen,  nur  Personenzüge 
verkehren,  soll  demnächst  elektrischer  Betrieb  eingeführt 
werden.  Die  neuen  Anlagen  sind  daher  für  diese  Be- 
triebsweise einzurichten, 

Auf  dem  Gebiete  des  Wasserbaues  ist  der  „Entwurf 
zu  einem  Brürkenkanal  über  die  Weser  für  den 
Rhein-Elbc-Kanal  in  Verbindung  mit  dem  Abstieg 
zur  Weser"  als  Bewerbunusaufgabc  gewählt.  Mit  Rück- 
sicht auf  die  Nähe  der  Stach  Minden  und  auf  die  Bedeu- 
tung der  Kanalanlage  ist  auf  eine  möglichst  gefällige  Ge- 
^amterscheimmc  des  Bauwerkes  Wert  zu  legen. 

Für  das  Gebiet  der  Architektur  ist  die  Aufgabe:  .Ent- 
wurf zu  einem  Museum  für  Architektur  und  Archi- 
tekt u rpl a st i k  in  Berlin"  gestellt.  Es  ist  eine  auf  dein 
Restgelönde  der  ehemaligen  kgl.  Tiergarten -Baumschule 
zwischen  Kurfflrstrn-Allee  und  Hardeitberg-Strasse  in  Char- 
lottenburg zu  errichtende  Bauanlagc  gedacht,  die  zur  Unter- 
bringung einer  Sammlung  von  Nachbildungen  dient,  in 
welchen  die  Entwicklung  der  europäischen  Architektur 
und  der  mit  dieser  verbundenen  Plastik  veranschaulicht 
wird.   In  dieser  Form  -oll  das  Museuni  zur  Vervollständi- 


zu  reinigen.  Sie  sind  ganz  aus  Holz  hergestellt  und  bestehen 
aus  Rinnen,  von  denen  das  Wasser  über  schmale  Holzlatten- 
hürden herabrieselt.  Sie  beseitigen  etwa  60  °/0  des  Eisens. 
ao%  gehen  in  der  Vorreinigung  weg,  während  schließlich 
etwa  ao%  für  die  Filter  selbst  bleiben,  trotzdem  das  Wasser 
nach  der  Entnahme  aus  dem  Untergrund  1,2c,  1,80  mf 
Eisen  in  1  Lit  enthält.  Die  alten  Sandfilter  werden  natür- 
lich weiter  benutzt,  wenn  diese  auch  nicht  mehr  in  dieser 
Art  erforderlich  sind.  Eine  Filterung  mit  grobem  Kies 
wäre  jedenfalls  ausreichend. 

Die  Müggelsee- Werke,  die  jetzt  130000*°"  geben,  sollen 
auf  I7oooocbm  erweitert  werden.  Dafürsind  etwa  8  oMill.M 
(einschl.  Rohrleitungen)  erforderlich,  während  die  Stadt  in 
den  Wasserwerken  bereits  etwa  60  Mill.  M.  angelegt  hat. 

eung  der  Berliner  Kunstsammlungen  und  zur  bequemen 
Vorführung  wichtigen  Anschauungsstoffes  für  die  Studie- 
renden der  Technischen  Hochschule  und  der  Hochschule 
für  die  bildenden  Künste  dienen. 

Wie  man  sieht,  sind  die  gestellten  Aufgaben  Vorwürfe 
von  aktuellstem  Interesse.  Es  ist  ein  unbestreitbares  Ver- 
dienst der  schönen  Einrichtung  der  Schinkelprcis-Bewer- 
bungen  des  Architekten-Vereins  zu  Berlin,  das>  sie  jeweilig 
ihre  Aufgaben  aus  der  Zahl  der  interessantesten  künstleri- 
schen und  technischen  Zcitfrageu  zu  wählen  wusste  Die 
Programme  haben  die  sorgfältigste  Durcharbeitung  erfahren. 

Auf  das  „Museum  für  Architektur  und  Architektur- 
plastik in  Berlin"  werden  wir  wohl  gelegentlich  noch  ein- 
mal ausführlicher  zurückkommen.  — 

Ein  Internationaler  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Ent- 
würfen für  die  Vereinigung  Barcelonas  mit  seinen  Vororten 
wird  von  der  Stadtgemeinde  mit  Frist  zum  3.  Dez.  1904 
erlassen.  Es  gelangen  3  Preise  von  35000,  10000  und 
5000  Pesetas  zur  Verteilung.  Unterlagen  sind  gegen  10 
Pesetas  von  der  Stadt  Barcelona  zu  beziehen 

In  einem  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Ent- 
warfen für  Deckengemälde  der  protestantischen  Pfarrkirche 
in  Kaufbeuren  liefen  8  Arbeilen  ein.  Den  I.  Preis  (  Aus- 
führung) erhielt  Hr.  Maler  Kunz  Meyer  in  München; 
den  U.  Preis  (600 M.)  Hr.  Maler  Franz  Rinner  in  München: 
den  III.  Preis  (400  M.)  Hr.  Maler  Prof.  W.  Kolmsperger 
in  München.  Preisrichter  waren  die  Hrn.  Akademie-Prof. 
R.  v.  Seitz,  H.  v.  Habcrmann,  M.  Feuerstein,  Bildh 
Prof.  J.  v.  Kramer  und  Arch.  Prof.  Alb.  Schmidt,  sämt- 
lich in  München.  — 

Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Wittels- 
i-Denkmal  in  Eichstätt  liefen  30  Arbeiten 
ein.  Den  I.  Preis  (Ausführung  des  Brunnen-Dcnk- 
males)  errangen  Karl  Sattler  für  die  Architektur  und 
Irene  Hildeb  rand  für  die  Plastik.  Der  II.  Preis  j  roon  M.l 
fiel  dem  Bildhauer  Ulfert  Janssen  in  Gemeinschaft  mit 
dem  Architekten  Paul  Thicrsch  zu;  der  III  Preis  1700  M  l 
dem  Bildhauer  L.  Kindler,  der  IV.  Preis  lioo  M.)  dem 
Bildhauer  Prof.  Ernst  Pfeiffer,  Preisrichter  waren  die 
Hrn.  Prof.  W.  v.  Rümann,  Prof  H.  Wadere.  Prof.  H 
v.  Schmidt,  städt.  Brt.  II.  Grassel.  Prof.  H  v.  Seit* 
Sämtliche  Künstler  wohnen  in  München. 


Brief-  und  Fragekasten. 

B.  13  In  Koblenz.  Ihre  Au(fa**tine,  das«  der  Bauherr  die 
Matcriaticnbestellung  durch  den  baulcitcnden  Architekten  «tets  gut- 
heissen  und  gegen  sich  gelten  lassen  müsse,  trifft  nicht  zu.  Nur 
wenn  der  Bauherr  den  Bauleiter  zur  Bestellung  der  Materialien 
atuulracklich  beauftragt  hat.  ist  er  zur  Abnahme  der  tx-stcllten 
Ware  verpflichtet.  Anderenfalls  steht  es  in  seinem  freien  F.rnie»-.cn, 
das  Liefergut  abzulehnen  oder  anzunehmen.  Ist  es  indes  zur  Ver- 
wendung ohne  Auftrag  bestellter  Gegenstände  (Trager)  gekommen, 
so  nauss  der  Bauherr  solche  bezahlen,  weil  in  dem  Dulden  der 
Verwendung  eine  nachtragliche  Genehmigung  der  Bestellung  zu 
erblicken  ist.  —  Die  Rocksendung  von  Gründl issen,  welche  die 
verlangten  und  vorgenommenen  Abänderungen  nicht  enthalten 
haben,  wird  mutmafilich  das  Gericht  als  eine  grobe  Fahrlässigkeit 
beurteilen,  in  welchem  Falle  es  den  KOckthtt  de«  Bauherrn  vom 
Verdingungsvertragc  for  begründet  erklären  wird  F.«  i*t  dies 
eine  Frage  tatsächlicher  Natur,  die  die  Richter  nach  freier  Würdigung 
aller  einschlagenden  Tatumxtandc  zu  beantworten  haben.  Sie 
pflegen  nun  vorsatzliche  oder  fahrlässige  Zuwiderhandlungen  sogen 
berechtigte  Wunsche  der  Bauherrn  fdr  Verstoße  gegen  Treu  und 
Glauben  im  Geschäftsverkehr  zu  erklären.  K  H-e. 

Hm.  Arch.  H.  E.  In  Passau.  Wir  hüben  schon  mein  fach 
erklärt,  das«  die  Bezeichnung  .Architekt'  einstweilen  irr  Deutsch- 
land noch  kein  Schutztitel,  sondern  lccl:nlr,  Ii  eine  St.mdcsbe- 
zeichnung  ist. 

Inhalt:  Villa  Wrrrheimhci  h  11..»,!,,.,-  v  d.  Il-.i,.  .  Zar  fixer  der 
t'meesullun;  Ort  Tbc«len.|aur.|  in  Dn-deri.  -  tirr  Wir. Ii  rn.ifb.i'i  de» 
Campamle  von  Ssn  Marr«>  ilort«*  t/Ainr  i.  —  \>>r  tiiundn  -t  t  \  .  c*ni;  der 
Stadt  Bi-rliit.  —  Vriaiisclile-i.  — l'iei-'icivirbun^iu.  —  llncl-  u.  1  :;i_:ck;i-t'-H 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Villa  Werihcimber  in  Hornburg 

Vctlai;  der  Deutschen  Baflzertunj;,  G.  m.  b.  lt..  Itcrlio.  Kar  die  Redaktion 
verintworti.  Albert  Hotmann,  Beil.».    0. ...  k.  y,_„.  Willi,  (irrvr,  Brill,.. 


)y  Google 


B  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


XXXVIII.  JAHRG.  N2.  . 4.  BERLIN,  DEN  13.  JAN.  19048 

Tim  tu  mxi&irimmmtih  tix 

Der  Brand  des  Iroquois- Theaters  in  Chicago  und  die  notwendige  Reform  der  modernen  Bühne.*) 


Von  Baurat  Heinrich 

Iis  rli-r  Klüt  der  Telegramme  ist  immer  noch  kein 
völlig  klares  Bild  der  furchtbaren  Katastrophe  zu 
gewinnen,  welche  um  die  Jahreswende  Chicago 
heimgesucht  hat.  Aber  neben  dem  zuerst  aufsteigenden 
Gefühl  des  Menschen  zum  Mensrhen  ertonte  sofort  und 
ist  auch  hier  wieder  merkwürdig  der  Ruf:  „Kreuziget  Ilm!* 
Ist  in  Chicago  aber  nun  wirklich  ein  Einzelner  der  Schuldige, 
oder  hat  hier  der  findige  „ingeniöse"  Amcrikanismus  einen 
•  Schlag  erhalten,  der  der  Gesamtheit  sagt:  es  ist  etwas 
faul?  Es  ist  dort  genau  so,  wie  vor  der'Ringthratcr-Kata- 
strophe  inWien.  Nach  der  Ka- 
tastrophe hat  Jeder  gut  reden ! 

Schuld  an  den  Katastrophen 
in  Wien  und  Chicago  tragen 
einfach  die  höchste  Vernach- 
lässigung der  Vorsichtsmaß- 
regeln des  Betriebes  und  die 
Sorglosigkeit  der  Aufsicht» 
Behörden.  Das  war,  ist  und 
wird  immer  bei  derartigen  Ka- 
tastrophen so  bleiben,  «1  ic  über- 
haupt bei  allein,  was  in  der  Well 
schief  geht.  Die  Katastrophen 
von  Jena  und  Sedan,  die  Fi- 
nanz •  Krachs,  die  wir  erlebt, 
alles  läßt  sich  auf  die  gleiche 
l  rs.iche:  auf  Sorglosigkeit,  ( ie- 
\vis~rnlosigkeitundVcrknochc- 
rung  zurückführen.  Daß  je- 
der .Schutz"  entsprechend  ge- 
braucht werden  niutJ,  wenn  er 
nützen  soll,  ist  aber  eine  alle 
Lehre  der  Weltgeschichte. 

Stahl  und  Stein,  Marmor  und 
Mosaik  haben  die  Bauherren 
und  die  Architekten  des  Iro- 
ciuois- Theaters  nicht  gespart. 
Es  sollte  der  neueste,  vornehm- 
ste und  feuersicherste  Theater- 
bau,  wenn  nicht  der  Welt,  so 
doch  Amerikas  werden  und  über  die 
ganze,  erst  am  33.  Nov.  1903  der  staunen- 
den Welt  gezeigte  I  lerrlichkeit  brauste 
dann  das  Entsetzen  vom  ablaufenden 
Dezember. 

Warum?  Nach  der  Aussage  des  am 
Unglücksabcndc  da.«  Momtechebtlichl 
erzeugenden  Beleuchters  William  Mo 
Müller  bewirkte  das  t'ngltirk  der  ab- 
springende Funke  einer  Bühneneffekt- 
Bogenlampe,  nicht  der  immer  zunächst 
gesuchte  Kurzschlull,  dank  der  allen 
Lehren  der  Ringtheatcr-Katastrophc  und 
der  der  Opera  cotnique  in  Paris  zum 
Trotz  vorhanden  gewesenen  Nachlässig- 
keit und  Kopflosigkeit.  Hydranten  und 
ein  kaltblütiger  Feuerwehrmann  waren 
augenscheinlich  nicht  vorhanden,  wohl 
»Der  mit  Chemikalien  gefüllte  Patcnt- 
I^schapparate.die  versagten.wahrsrhein- 
lich,  weil  sje  seit  der  Eröffnung  des  Thea- 
ters und  vielleicht  auch  lange  vorher  ein 
beschauliches  Leben  geführt  hatten.  Nie- 
mand war  auf  der  Bühne,  dessen  Auto-  Rln  tnMter  ln  Wien.  Al(h.:  ,,  ,  öl.lcr 
rttai  sofort  entsprechend  eingriff.  Der 

leitende  Schauspieler  der  Vorstellung  kam  halb  angekleidet    auch  in  Deutsehland  Niemand 

")  An  raff  kunc  der  Redaktion.  Trolt  IHAu  i;.  -.  liMUicher 
Inan»|>'urhn>hnie  hat  Mi  Itaural  Hrnmrh  Sreling  »ich  uo.  h  in  anerkenn«»», 
werter  Weiae  beim  erklärt,  unterer  Kille  um  Betiirechune  der  furcMbaten 
Kauauonhe  von  Chicago  au»  »einer  reichen  Erfahrung  beraua  ru  raup 
eben.  Wir  «afen  ihm  auch  an  duner  Stelle  tar  die«e  Bereitwilligen 
unseren  [iank.  — 


See lin g  in  Berlin. 

aus  seiner  Garderobe  gesprungen,  lief,  bereits  blutend  von 
herabfallenden  Glasern  der  Soffitcn-Gluhlampen ,  vor  die 
Rampe,  um  das  Publikum  zu  beruhigen,  dann  erst  kom- 
mandierte er  den  Vorhang  herunter  und  der  blieb  in  halber 
1  lohe  stecken  Ja,  ist  denn  nach  allem  dem  eine  gröllere 
Mißwirtschaft  zu  denken? 

Weiter!  Eine  gewaltige  Stichflamme  brauste  dann  im 
Nu  pfeifend  durch  den  Zuschauerraum,  Ober  die  Köpfe 
der  Parkettbesucher  zu  den  Besuchern  der  vorderen  Reihen 
des  ersten  Randes  und  der  Galerien,  und  versengle  diese, 

wahrend  die  hinteren  Reihen 
derGalerien  auf  abschüssigen 
Boden  stürzten,  ehe  sie  die 
vier  vorderen  Reihen  erreich- 
ten. Also  die  Besucher  der 
hinteren  Bänke  der  Galeric 
mußten  gegen  die  4  vorderen 
Reihen,  also  gegen  das  Feuer 
gehen,  um  zu  den  Ausgangen 
ZU  gelangen'  Aus  den  sich 
widersprechenden  Berichten 
kann  man  sieh  noch  kein  Bild 
Ober  die  Art  der  Ausgänge 
desZuschauerhauses  machen. 
Nur  von  den  „Notausgängen* 
ist  die  Rede,  von  denen  einer 
30  F'uß  Über  dem  Pllaster 
endete.  Es  war  keine  Leiter 
vorhanden,  die  an  der  Oeft- 
nung  zu  Roden  geführt  hätte. 
I  »er  (iang  davor  war  voll  von 
Frauen,  die  von  der  Menge 
nach  vorne  gedrückt  und 
über  das  Geländer  auf  das 
Pflaster  geschleudert  wurden. 
Bewohner  eines  benachbar- 
ten Hauses  überbrückten 
schließlich  die  Lücke 
zwischen  diesem  Notaus- 
gang und  ihrem  Hause 
durch  Laufbretter!  Andere  sollen, 
solche  Außenlcitern  benutzend,  von  den 
Nachfolgenden  zertreten  worden  sein. 

Das  Kennzeichnet  die  bauliche  An- 
lage 1  Hort  denn  ...1  nicht  alles  auf  - 
Derartige,  aber  dann  gesichertere  An- 
lagen schreibt  unsere  Baupolizei  wohl 
bei  den  alten  noch  vorhandenen  Rake- 
tenkisten  vor,  die  den  Namen  „Theater" 
f Ohren;  aber  wer  wagte  es  bei  uns, 
eine  derartige  Neuanlage  am  Zu- 
schauerhaus  vorzuschlagen  oder  gar 
zu  gestatten' 

Das  mir  vorliegende,  von  den  Er- 
bauern des  Iro<)Ui us -Theaters  ein  paar 
Jahre  früher  errichtete  Jllinois-Thcalcr 
in  Chicago  zeigt,  eingequetscht  zwi- 
schen Nachbarhäusern,  neben  seiner 
vornehmen  Vorderfront  an  schmaler 
(lasse  die  Seitenfront  des  Zuschauer- 
haiiscs  mit  eisernen  Rettungstreppen, 
wie  wir  sie  als  Notbehelfe  an  den 
alten  Kasten  in  Deutschland  nicht  ohne 
Gruseln  sehen.  Das  sind  wohl  noch 
Kettlingswege,  aber  hoffentlich  hat 
lötig,  eine  rasende  Menge 
hinter  sich,  sich  auf  solchem  Wege  zu  retten. 

Es  muß  gesagt  werden:  alle  ernste  F'ürsorge,  welche 
die  österreichischen  und  deutschen,  besonders  die  Wiener 
und  die  Berliner  Ministerial- Vorschriften  enthalten,  in  denen 
ja  auch  Einzelnes  steht,  was  im  Uebercifer  und  aufgrund 

31 


-■■■r        1=0=0=1  «"ITT«««. 


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eines  längst  veralteten  Theaterbctrichc*  vorgeschrieben  ist, 
all'  unsere  deutsche,  oft  verspottete  und  oft  gepriesene 
Gründlichkeit,  die  sich  darin  offenhart,  ist  an  den  Ameri- 
kanern, an  den  Englandern  und  zumteil  auch  an  den 
Kriinzo-.cn  spurlos  vorübergegangen. 

Ja,  feuersicher  bauen  auch  sie,  oft  his  zum  Ueber- 
maß  feuersicher!  Aber  die  Sorglosigkeit  der  Anlage  in- 
bezug  auf  Verteilung  der  Ausgange  und  der  Treppen  des 
Zuschauerhauses  und  für  den  Bühnenbctricb  für  den  Kall 
einer  Panik  läßt  nichts  zu  wünschen  übrig.  Was  ist  in 
Chicago  an  bezw.  in  dem'Theaterbau  zu  Grunde  gegangen  ? 
Die  zum  geringsten  Teile  angesengten,  nieist  er- 
stickten, mehr  aber  noch  zertretenen  oder  herab- 
gestürzten Menschen!  Sonst  ist  wenig  zerstört  und 
zumteil  nur  die  innere  Hinrichtung  ausgebrannt.  Die  mit 
poliertem  Granit,  Marmor  und  reichen  glasierten  Terra- 
kotten hergestellte  Kassade,  die,  wie  gesagt,  von  Marmor  und 
Goldmosaik  strotzende  Vestibül-Anlage  usw.  sind  erhalten, 
nur  die  Bühne 
und  der  Zu- 
sehauer-Kaum 
sind  teilsau 
brannt.teilsnur 
angesengt.  l>er 
Hau  soll  210000 
Pfund,  also  et- 
wa .1300000  M. 
gekostet  haben 
und  der  bauli- 
che Schaden 
-oll  mit  einer 
Viertel-Million 
M  durchaus  zu 
erledigen  sein! 
Also  selbst  die 
Eeuerver-iehr- 
nings  -  Gesell- 
schallen kön- 
nen.wenn  uber- 
haupt,uichtsc!ir 
scharf  in  Mit- 
leidenschaft gc- 
zogen  werden. 
Nur  die  armen  Krauen 
ben  ihr  Ixben   und  1 


Das  Deutliche  VolkMheater  in  Wien 

1 


und  Kinder  ha- 
hrc  Kamillen  in 
trostlosem  Unglück  lassen  müssen,  weil 
Leichtsinn  und  Geldmacherei  zusammen 
im  Hunde  starker  waren,  als  Pllichtge- 
fühl,  Besonnenheit  und  faehmännMOW 
Kiiisicht. 

Ich  bin  der  Letzte,  der  in  phari- 
säischem Hochmut  diesen  Dingen  gegen- 
über steht.  Schließlich  greift  doch  die  ge- 
waltige Kaust  des  Schicksals  dahin,  wo 
man  es  am  wenigsten  für  möglich  ge- 
halten hat.  Aber  welcher  deutsche  oder 
österreichische  Kollege  von  Ruf  würde 
es  wagen,  einen  Theater-Neubau  so  mit 
Außerachtlassung  aller  Erfahrung  über 
die  Notwendigkeit  klar-ter  Treppenan- 
lagen und  Ausgänge  mit  „Nottreppen" 
und  „Notausgängen"  zu  disponieren, 
auch  wenn  unsere  baupolizeilichen  Be- 
stimmungen nicht  umfassend  und  vor- 
greifend getroffen  wären.  In  welcher 
deutschen  oder  österreichischen  Stadt 
wäre  ein  so  großes  Theater  wie  das  in- 
fragc  stehende  mit  einem  Zuschauerhaus 
für  2000  Personen  und  einer  dement- 
spreehenden  Bühne  mit  so  vorsflndflut- 
liehem  .Sicherheitsbetrieb  auf  der  Bühne 
möglich?  Wo  dürfte  die  Möglichkeit 
vorhanden  sein,  daß  auf  der  Bühne  .Gasbehälter"  sich 
befinden,  daß  solche  explodieren  können,  -o  daß  das  I  »ach 
abgehoben  wird  und  daß  die  ausströmenden  giftigen  Gase 
das  Publikum  noch  betäuben  und  mit  vernichten  hellen. 
Ich  glaube  versichern  zu  können:  das  gibt  es  bei  uns 
nicht!  Oder  doch? 

Jedenfalls  wird  die  fürchterliche  Katastrophe  einer 
Reihe  von  Bühneuvorständen  und  Aufsichtsbehörden  ein 
Memento  sein,  den  BühnenlK'tneh  der  ihnen  unterstellten 
Theater  und  den  dafür  gebotenen  Sieherheitsmaßregeln 
vollste  Aufmerksamkeit  zuzuwenden.  Vor  allem  ist 
das  gesamte  Bühnenpersonal  Arbeiter,  Künstler,  Feuer- 
wehr und  sonstige  Aufsichtsbeamte  —  in  regelmäßigen 
Alarmübungen  auf  plötzlich  eintretende  Gefahr  vorzubc- 
bereiten  und  so  soll  Jeder,  bei  drakonischen  Strafen  gegen- 
über Pllii •htvernaehiässigung.  üben,  was  er  zu  tun  oder 
zu  lassen  hat  und  wie  er  sich  schließlich  rettet. 


In  einem  auf  Ersuchen  der  Redaktion  zur  Beruhigung 
des  großen  Publikums  in  No.  ;t  des  „  Tag"  veröffentlichten 
Artikel,  dessen  Folgerungen  kaum  durch  das  inzwischen 
weiter  eingegangene  Depeschenmalcrial  berührt  werden, 
betonte  ich  als  I  lauptgefahr  das  plötzliche  Eindringen  von 
frischer  Luft  zum  kleinsten  Brandherd  durch  unzeitiges 
oder  unverstandenes  Aufreißen  von  Ausgangstüren  oder 
Toren  der  Bühne;  hier  liegen  Alpha  und  Omega  der 
Katastrophe  sowohl  in  Wien,  beim  Kingtheaterhrand,  wie 
jetzt  in  Chicago.  l>ie  später  aus  Chicago  eingetroffenen 
Nachrichten,  welche  umgekehrt  die  Zugluft  von  den  Türen 
des  Zuschaucrhaiises  zur  Bühne  annehmen,  widersprechen 
der  Tatsache,  daß  die  Klammen  plötzlich  zischend  und 
brausend  wie  ein  Blitz  unter  dem  halbgeöffneten  Asbest- 
Vorhang  hervor  bis  zur  gegenüberliegenden  Brüstung  des 
I.  und  II.  Ranges  gepeitscht  wurden.  Das  konnte  nur  der 
Druck  von  hinten,  also  entweder  dort  geöffnete  Türen 
oder  der  gewaltige  Druck  der  Gasexplosion  hervorbringen. 

In  Wien  ver- 
schuldete das 
ganze  l'nheil 
die  Oeffnung 
dcsiniRücken 
derBühne  an- 
gelegten Tores 
für  große Vcr- 
satzstückeusw. 
An  eine  solche 
Stelle  gehört 
im  A  ilgenblick 
derGefahrein 
an  Gefahr  ge- 
wöhnter, kalt- 
blütiger Feu- 
erwehrmann, 
der  einfach 
unbesonnene, 
zur  wilden  u. 
unfolgsamen 
Bestie  gewor- 
dene Mensch- 
en rücksichts- 
los über  den 
schwere  Vernnt- 
Seele  neh- 


Anlulektcii:  Kellner  ,V  llclmcr  in  Wien, 


Haufen  schießt  Die 
w.irtuug  kann  Jeder  auf  seint 
men,  der  weiß,  daßerdadurch  I  hinderten 
das  Leben  retten  kann  Es  wird  aber 
gar  nicht  so  weit  kommen,  wenn  min- 
destens einmal  im  Monat  Alarm  geübt 
wird  und  im  übrigen  alle  Oeffnungen 
und  Ausgänge  so  angelegt  sind,  daß 
Jeder  weiß:  sobald  Du  eine  der  in 
Buhnenhöhe  befindlichen  Türen  hinler 
Dir  hast  -  ich  rechne  6  Türen  für  das 
Personal,  außer  den  Türen  zum  Trans- 

rort  der  Dekorationen  kann  hinter 
)ir  die  Hölle  los  sein,  Qualm  und  Feuer 
können  I  >ir  nichts  niehr  anhaben  —  wenn 
Du  einen  der  Dir  und  allen  miteinander 
gewohnten  Wege  gellst. 

In  Berlin  und  in  anderen  großen 
Städten  Deutschlands  mochte  ich  keinem 
der  Feuerwehrleute  raten  (sie  tuns  gar 
nicht!  so  durchdrungen  sind  sie  von 
ihrer  Verantwortlichkeit  I  den  Posten  am 
Vorhang,  auf  der  Galerie,  an  einem  der 
Hydranten  usw.  zu  verlassen,  ohne  die 
ihnen  zugeteilte  Funktion  erfüllt  zu  haben. 
Ob  es  auch  in  den  kleineren  Städten 
bisher  immer  so  scharf  genommen  wurde 
oder  ob  Zeit  zu  einem  Glase  Bier  war: 
ich  denke,  der  jetzige  fürchterliche  An- 
die  es  angeht,  zum  Bewußtsein  bringen, 

mit  wie 

wenig  Organisation  un<l  Entschlossenheit  bei  un- 
beugsamer Disziplin  auch  einer  großen  Gefahr 
begegnet  werden  kann. 

Alle  Buhnen-Vorstande  wissen,  wie  selbst  in  den  alten 
ausgedörrten,  voll  Hanf  und  Lattenwerk  steckenden  Rar 
ketenkasten  durch  raschcscncrgischcsZufasscn,  aberohne 
Luftzug,  in  wiederholten  Fallen  ein  Brand  verhindert 
wurde.  Die  Frage  bei  den  alten  Theatern  müßte  eigentlich 
lauten:  Wie  kommt  es,  daß  sich  nicht  jeden  Abend  bei 
diesem  Wust  von  /usammengehäuftem  Staub,  Hanf,  Latten- 

werk  und  hunderten  von  offenenCanflammen  etwas  ereignet? 

und  nicht:  Wie  kommt  es,  daß  es  soviclTheaterbrände  gibt! 
Sie  sind  unfehlbar  verschwindend  gering  gegen- 
über der  Aufhäufung  täglicher  Gefahr,  und  so 
wird  der  Mensch  der  Gefahr  gegenüber  sorglos. 

No.  4 

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laß  wird  allen 

1   was  auf  dem  Spiele  steht  und  andererseits  3 


Nun  haben  wir  es  ja  so  herrlich  weit  gcbrarht  mit  unse- 
ren über  und  Ober  .feuersicheren*  Konstruktionen.  Viele 
Klauben  das  Wort  .Holz-  gar  nicht  mehr  aufrechen  zu 
dürfen,  wenn  es  sich  um  Konstruktion  handelt  und  dann 
kommt  der  dümmste  Zufall,  und  wirft  da-  ganze  patentierte 
Amerikanertum  und  alle  modernen  Errungenschaften  über 
den  Haufen,  weil  kopflose  und  leichtsinnige  Menschen 
ihre  Pflicht  nicht  kannten,  nicht  ausübten  und  ihre  Organe 
nicht  schulten.  — 

Es  «ei  mir  nun  gestattet,  die  Nutzanwendung  der  vor- 
stehenden Erörterungen  an  einigen  Beispielen  zu  zeigen. 
Ich  benutze  dazu  die  in  meinem  Kapitel  Uber  das  moderne 
Theater  in  der  „Baukundc  des  Architekten",  Hand  II,  Teil  3 
veröffentlichten  Abbildungen  moderner  deutscher,  franzö- 
sischer, englischer  und  amerikanischer  Theater. 

Das  Ringtheater  in  Wien  (S.  ai)  zeigt  im  Grundriß 
das  l'nglücksior  im  Klicken  der  Bühne,  die  eingeklemmten, 
ohne  Tageslicht  angelegten  Umgänge  und  die  vcrschlwiaen 

gewe.enen, 
ehrnfallsvon 
den  Fronten 

abgeschlos- 
scnenNcbcn- 
treppen.  Das 
De  u  t  s  c  h  e 
Volksthea- 
ter i  n  Wien 
von  T  el I iic iw 
Urinier  zeigt 
dagegen  das 
modemeEm- 
pfinden:  die 

seitlichen 
Ausgitngedes 
Parkett  mi 

unmittelbar! 
auf  die  Stras- 
se fuhrendrn 
seitlichen  Ve- 
stibülen, und 
die  Umgänge 
und  Treppen 
mit  Tages- 
licht (S.  32t. 

Welch  ein  Unterschied  für 
sehende  Augen,  wenn  man  die 
neiden  Grundrisse  vergleicht! 

I)er  Längsschnitt  und  der 
Grundriß  des  von  mir  erbauten, 
im  vorigen  Jahre  eröffneten 
Städtischen  Schauspiel- 
hauses zu  Frankfurt  a.  M. 
als  Beispiel  eines  neueren  deut- 
schen Theaters  zeigen  ebenfalls 
Treppen  und  l'mgängc  frei  an 
der  Straße;  das  große  Foyer 
mit  seinen  hohen  renstern  und 
dem  vorgelegten  Altan  gewahrt 
an  sich  schon  angstlichen  (ie- 
miitern  Zuflucht.  Im  Ungsschnitt 
sieht  man  ferner  über  der  .über- 
wölbten" Bühne  den  feuersicher 
ummantelten  Kauchschlot,  der 
durch  die  feststehenden  Jalousie- 
Ocffnungen  der  I^trrnc  der 
Buhne  unmittelbar  ins  Freie  mün- 
det E-i-t  also  dort  gegenüberder 
Hohe  des  Zuschauerraumes  s  ■  •  1  ■ 
etwa  15  "  ein  etwa  )o'"  hoher 
Ausbrennsehlot  von  rd.  20'lm 
Querschnitt  gebildet,  der  nach 
Fallen  der  Kauehklap[K'  aU  ue- 
waltigcrSaugcrallesan  sieh  reißt, 
bis  die  sich  entwickelnden  Span- 
nungen die  Glasscheiben  der  un- 
ter dem  Schnürboden  liegenden 
Tageslichl 
ieGase  a 

Zuschauerraum  wird  in  Preussen  noch  ein  besonderer  Rj 


abzug  verlangt,  l'cber  den  zweischneidigen  Wert  dieses 
Saugers  sind  die  Meinungen  geteilt.  I  lier  abziehende  Rauch- 
gase sollen  durch  die  festen  Jalousien  des  Dachaufsalzes 
zwischen  den  mittleren  4  Dachbindern  über  dem  Zuschauer- 
hause entweichen.  Nur  bei  diesem  Theater  habe  ich  auf 
zwingenden  Wunsch  de-  Bauherrn  seitliche  Parkettlogen 


Das  Stadttheater  In 
Frankfurt  a.  M. 

Architekt:  Brt.  Heinr. 
Secling  in  Berlin. 


der  BohneTageslicht  gebenden  Fenster  zum  Zerplatzen  brir 
gen  und  die  Gase  auch  seitlich  entweichen.  Auch  für  den 


angeordnet,  sonst  führe  ich  stets  möglichst  in  Zonen  von 
4  bis  5  Reihen  nach  dem  Prinzip  von  Bayreuth  das  Parkctl- 
puhlikum  seitlich  auf  die  Umgänge.  — "      (SchUO  Mjt.i 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde.  In  der  November-Sitzung 
1903  unter  Vors  de«  Min  -Dir.  Schroetter  hielt  Hr.  Keg.- 
Bmstr.  Pforr  einen  Vortrag  über  die  belgischen  Klein- 
hahnen. Diese  seien  fast  ausschließlich  von  einer  ein- 
zigen Gesellschaft,  der  „Societc  nationale  des  chemins  de 
fer  vicinaux",  gebaut  worden  und  zeichneten  sich  durch 

13  Januar  1904 


eine  besonders  gute  Entwicklung  aus.  Nicht  nur,  daß  ihre 
Lange  verhältnismäßig  großer  sei  als  hei  uns,  sie  lieferten 
auch  bessere  Ertragnisse.  Wahrend  unsere  Kleinbahnen 
im  Durchschnitt  ihr  Anlagekapital  mit  1,7%  verzinsten, 
betrüge  die  Verzinsung  bei  den  belgischen  Kleinbahnen 
3.25 0  o-  Das  Geld  zu  ihrem  Bau  werde  von  den  Gemein- 
den und  den  l'rovinzial-  und  Staatsbehörden  aufgebracht, 
Privatunternehmer  seien  dabei  nicht  beteiligt.    Bei  uns 

23 


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dagegen  hätten  bis  jetzt  die  Privatunternehmer  etwa  die 
Jl.llfte  des  Geldes  beschaffen  müssen.  Man  verlange  in 
Belgien  aber  nicht,  daü  die  Gemeinden  ihren  Anteil  baar 
bezahlen,  sondern  gestatte.  daU  sie  ihn  innerhalb  einer 
Frist  von  93  Jahren  allmählich  tilgten.  Da*  Batigeld  werde 
durch  -Schuldverschreibungen  beschafft  und  durchweg  mit 
3"/,,  verzinst  Man  hoffe,  daü  die  Hahnen  einen  neuen 
Aufschwung  durch  die  Kiuführung  des  elektrischen  Be- 
triebe* mit  Wechselstrom 'Motoren  nehmen  werden.  — 

Hierauf  sprach  Hr.  Geh.  Rey.-Rat  Prof.  Dr.  Keuleaux 
unter  Vorführung  zahlreicher  Karten  und  Zeichnungen 
über  die  grolien  „Brücken  Uber  den  F.a*lriver*  vor 
New- York  zurVerbindutig  der  Manhattan-Insel  mit  Brooklyn. 
Zunächst  gedachte  der  Kedncr  drr  bekannten,  in  den  sieb- 
ziger Jahren  von  dem  Deutschen  Rohling  erbauten  Brook- 
Ivner  Hängebrücke,  die  mit  eitler  Spannweite  von  518 m 
den  Mccrcsamt  übersetzt.  Vor  zwei  Jahren  habe  man 
dann  mit  dem  Bau  einer  zweiten,  der  „\Villiaiii>burg-ßrücke" 
begonnen.  Ihr  Tragwerk  bestehe  wesentlich  aus  4  Draht- 
seilen, deren  jedes  nahe  an  7700  StahldrAhtc  von  .,,8  """ 
Durchmesser  enthalte.  Das  hölzerne  Baugerüst  dieser 
Brücke  sei  vor  etwa  Jahresfrist  durch  Feuer  zerstört 
worden,  wobei  auch  Teile  der  Kabel  ausgeglüht  und  da- 
durch unbrauchbar  geworden  seien.  Jetzt  schreite  der 
Bau  nach  Ausbesserung  der  Schäden  rüstig  vorwärts. 
Sodann  sei  die  Ausführung  zweier  weiterer  Brücken  in 
Angriff  genommen,  Ober  die  der  Vortragende  dein  New- 
Yorkcr  Oberkoinmissar  für  Brücken,  Hrn.  I.iudenthal, 
nähere  Mitteilungen  verdankt  Ks  sind  dies  die  „Manhattan- 
Brücke",  eine  Kettenbrücke  von  .( |8,  |  "'  Spannweite  der 
Hauptöffnung,  riesigen  stählernen  Kcitenlürinen  und  ge- 
mauerten Ankerpfeilrni,  und  die  „Blackwellinsel-Brücke", 
die  diese  Insel  zur  ('cbcrschrciumg  des  Kastriver  benutzt 
und  ein  Tragwerk  von  sogenannten  Frei-  oder  Ausleger- 
trägern  erhalten  soll.  Jede  der  genannten  vier  Brucken  trägt 
neben  einer  Fahrbahn  dir  Fuhrwerke  und  breiten  FuÜ- 
wegen  noch  4  8  Bahngleisc,  die  meist  in  zwei  Stock- 
werken übereinander  ungeordnet  sind.  Auf  ihnen  wird 
nach  Vollendung  der  Bauwerke,  die  1906  erwartet  wird, 
ein  ungeheurer  Verkehr  ermöglicht  werden.  Hervorge- 
hoben wurde,  dal]  der  Baustoff  der  Brücken,  cinsehlicUlich 
desjenigen  für  die  Drähte  der  Willianisburg-Brucke,  Nickel- 
stabl  von  hohen  FeMigkeils  Kigenschaften  sein  werde.  - 


Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  Knaben-  und  Madchenschule  in  Waldenburg. 

Aufgrund  unserer  Bemerkung  in  No.  98,  Jahrg.  1903,  er- 
halten wir  von  dein  Preisrichter  Hrn.  Geh.  Brt.  Stübben  in 
Köln  die  Mitteilung,  dali  der  Magistrat  der  Stadt  vier  der 
nicht  fachmännisch  gebildeten  Beisitzer  des  Preisgerichtes 
zurückzuziehen  beabsichtigt,  sodaü  in  diesem  dann  die 
Fachleute  in  der  Mehrheit  sein  werden,  wie  das  den 
„Verbands-GrundsAtzcn"  entspricht.  Zweifelhaft  ist  jedoch 
im  Programm  noch  die  Stelle,  nach  welcher  die  Preise 
nur  zur  Verteilung  kommen,  falls  „entsprechende" 
Kntwürfe  eingehen.  Wir  setzen  voraus,  dali  dieser  Aus- 
druck gleichbedeutend  sein  soll  mit  „programmgemäße  " 
Kntwürfe.  Kine  haldige  Krkläning  des  Magistrates  auch 
hierüber  dürfte  sich  im  Interesse  der  Beteiligung  an  dem 
Wettbewerbe  empfehlen.  — 

Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  einen 
Saal-  und  Theaterbau  in  Glessen  wird  durch  die  Stadt  er- 
laben werden.  Für  den  Bau  ist  das  Gelände  von  .Schülers 
Garten"  in  Aussicht  genommen  und  eine  HaiiMiinmc  von 
etwa  750000  M.  angenommen  -- 

Wettbewerb  Volkwchulgebäude  Schwabach.    Der  mit 
dem  II.  Preist-  gekrönte  Knlwurf  de-  Ihn  Otto  Schnartz 
in  München  wurde  zur  Ausführung  gewählt     Die  Kim 
summe  beträgt  252000  M 

In  dem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  ftlr  die 
Universltatsbauten  in  Jena  erhielt  den  I.  Preis  Hr  Prof 
Theod.  Fischer  in  Stuttgart;  den  II.  Preis  Hr.  Prof  Karl 
Hochcder  in  München  und  den  III.  Preis  die  Uro  Arch. 
G.  Weidenbach  und  Tschammer  in  Leipzig. 


Personal-Nachrichten. 

Preussen.  Drni  La:'ilc>bauinsp.  Hit  H17SC  in  Siegburg  ist 
der  Role  Adler  Onlm  IV.  Kl  verliehe». 

Die  Erlaubnis  zur  Aiiiuihme  und  Anlegung  der  Minen  verlieh. 
nichtpreuU.  Oidcn  ist  erteilt  um)  zw  -  dem  Geh  llrt.  Richard 
in  Magdeburg  des  Ritterkreuzes  I.  Kl.  des  Kgl.  s*chs,  Albrcchts- 
ordens  mit  der  Krnnr;  dein  Eisenb-Bau-  und  lictr-lnsp.  Brosche 
in  Erfurt  des  Kutcrkieuzcs  I  Kl.  desselben  Ordens;  dem  Geh  Brt. 
Alken  in  Hannuvci  des  Lhrcnkrcuzcs  II  Kl.  des  Fllrstl.  lippischcu 
Huusoidrns,  dem  Kin-nb -Hau-  u,  Ucti.  Iiis|i.  Fulda  in  I.ngc  de* 
Ehre  iikrcuzc*  IV.  Kl  dc»s<  Iben  Or  tcus;  dem  Reg..  11.  Brt  Tornow 
in  Met/  des  Ehienkrtiizrs  <ie>  lies».  Verdienstorden«  Philipps  des 
Gl  oile.iiltigcn  ,  dem  Ren  ■  u  Brt.  H  a  u  e  r  in  Saalfeld  de«  Fflrstl,  schwarz - 
burg  F.lircnkreuze«  III.  Kl.;  dem  Ob -Brt  Schneider  in  Mainz  des 

24 


russ.  St.  Stanislaus-Ordens  II.  Kl. ;  dem  Eiscnb-Bau-  u.  Betr.-Insp. 
Denicke  in  Hannover  des  Uroüherrl.  lürk.  Ojiuanic.. Orden*  III. Kl. 

Ernannt  sind:  Der  Landbauinsp  Brt  Scbultze  in  Berlin  und 
der  Kr  -Rauinsp  Brt.  v.  Busse  in  Bromberg  z.  Reg.-  u.  Brtn.  — 
Der  Brt  R  Cramer  und  der  Geh  Ob -Postrat  Hake  in  Berlin  ra 
«rdentl.  Mitgl  und  der  Geh  Admir.-Rat  Franzius  io  Kiel,  der 
Ob  Raudir.  Rehder  in  Lübeck,  der  Dir.  der  Bauabt.  der  Gen  Dir. 
der  württemb  Staatseiscnb.  v.  Fuchs  in  Stuttgart,  der  Reg -Bmstr. 
Prüf.  Solf  in  Berlin  zu  aulierord  Mitgl.  der  Akademie  de»  Bau- 
wesen». Der  Geh  Brt  S  e  Ii  o  1  k  m  a  n  n  in  Berlin  z.  Mitgl.  de« 
Kgl.  Teehn  OberprQfuugsamtes. 

Der  Reg -Unisir  G<.  Braun  ist  der  Kgl.  Verwaltg,  der  mark. 
Wasscrstrassen  in  Potsdam  zur  Beschäftigung  überwiesen. 

Die  Reg  -Bfhr.  Kel  Krüger  aus  Desiau  und  Wilh  Biel  aus 
Gandersheim  (Hochbfch  ),  —  Otto  Grassdorf  u.  Fr.  F.ifflaender 
aus  Hannover  (Eiscnbfch  ),  —  Karl  Cramer  aus  Hameln,  Ollo 
von  der  Mahlen  aus  Dusseldorf  und  Ad.  Schulte  aus  Neuss 
(Masch -ßfeh  )  sind  zn  Reg  -Untslrn.  ernannt. 

Der  Fa«  -Halt-  u.  Betr.-Insp  Anthes  in  Kreumaeh  ist  gestorben. 

Sachsen.  F.mannt  sind:  Die  Masch  -lnsp.  Schmidt  in  Dresden 
zum  Vorst,  der  Werkst-Insp  Ixipzig  1,  Hultsch  zum  Vorst,  der 
Wagenabt.  bei  der  Werk»! -lnsp,  Dresden  und  der  Reg.-Bmstr. 
Götze  in  Döbeln  II  z.  Rauinsp. 

Versetzt  sind :  Die  Brie.  H  e  r  k  e  1  in  Chemnitz  nach  Dresden- 
Fr.  und  C  u  n  r  a  d  1  in  Zwickau  nach  Chemnitz  II ;  die  Bauinsp. 
S  Unnenberg  in  Groitzsch  zur  Retr.-Dir.  Leipzig  1,  F  ritische 
in  Bürgst lld'  zum  Bi Qckcnbaubflr.  und  Schindler  in  Mügeln  zum 
Baubur.  Buchholz ;  dcrTelcgr.-lnsp.  Besse r  zur Telegr  -ln«p  Leipzig, 
die  Reg  -Bmstr  H  errma  n  ti  in  Leipzig  zum  Werkst  -Rur,  Ri  et  *ch  icr 
in  Dobeln  zum  Baubur  Zwickau  II,  Wägler  in  Leipzig  zum  F.lektro- 
tcclin  Bflr  unil  Scbcllenbcrg  in  Zwickau  zur  Hauinsp  I  das. 

Die  Reg -Bfhr  Ehrlich  beim  Baubür  Bühlati,  Knofel  bei  der 
linuiosp  Dresden  A  ,  Lehmann  beim  Baubür.  Radibor,  GQnschcl 
bei  «tcr  Hauinsp  Ellersbach,  Rudolph  beim  BaubQr.  F'rohberg, 
Gei>isler  bei  Baubür  Leipzig,  Farber  undWcntzcl  beim  Elcktro- 
tectin  Bür.  und  Ncchutnys  beim  Wcrkst.-Bor.  sind  zu  auÜcretatiD 
Reg  -Bmstrn.  ernannt. 

Die  Reg. -Hfl».  Grube  und  Arnold  bei  der  Baulcitg  de» 
Minister -Geb  iu  Druden  N  und  Mittelbarh  beim  Neubau  der 
Kunstgtw -Schule  iu  Dresden  sind  zu  Reg-Bmstrn.  bei  der  staatl. 
Huclibzu-Vciwaltg.  ernannt. 

Die  Wahl  des  Geh  Hof'ats,  Prof  Dr.  Gurlitt  zum  Rektor 
der  Terlin  Hochschule  in  Dresden  ist  bestätigt  wurden. 

Der  Reg.-Bmstr.  Fickcrt  ist  in  den  Ruhestand  getreten.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  M.  S.  in  Frankfurt  a.  M.  Zu  Zwischendecken  für 
Krankenhäuser  haben  sie»  die  mosten  Systeme  massiver  Decken 
durchaus  bewahrt;  wir  möchten  kein  bestimmtes  System  heraus- 
greifen. Die  Literatur  gibt  darüber  erschöpfenden  Auf'scliluf)  Lieber 
die  Verminderung  der  Hcllliorigkeit  massiver  Decken  bei  Verwen- 
dung von  Linoleum  wird  Ihm n  die  Firma,  von  welcher  Sie  das 
Linoleum  beziehen,  gute  KatsehUge  geben.  Eine  einigermaßen 
zuvei  la%»ige  Isolierung  gegen  Schallfortpflanzung  erreichen  Sie 
jedoch  nur,  wenn  Sie  bereits  die  eisernen  Trager  bei  ihrem  Auf- 
lager in  der  Mauer  durch  entsprechende  Unterlagen  isolieren.  Zur 
Anwei  dung  einer  Lchmschicht  mit  darüber  aufgebrachter  Beton- 
schicht taten  wie  nichL  — 

Hrn.  Arch.  H.  M.  in  Münster  I.  Weslf.  Ihr  Fall  und  dic- 
daraus  hervoi  gegangene  gc&i  liafthch:  Schädigung  sind  ja  bedauer- 
lich, aber  Sie  werden  dagegen  kaum  etwa«  tun  kflniien  Sic  bc 
ucLteii  selbst,  duss  ihnen  die  betr.  Stelle  die  von  Ihnen  eingelieferte 
Eutwuif «skizze  honoriert  habe.  Damit  erwaib  sie  Anteil  un  dem 
gcis1igcn  Eigentum  derselben  und  du»  Recht,  den  in  dem  Entwurf 
enthaltenen  Gedanken  einem  anderen  Architekten  zur  Beachtung 
zu  empfehlen  In  der  Tat  zeigt  der  auigelnhrte  Bau  die  GrundzOge 
Ihre*  Entwurfes,  aber  doch  auch  nur  diese,  wahrend  die  Einzel- 
heiten der  Ausführung  wesentlich  von  Ihicm  Entwurf  abweichen. 
Gleichwohl  liegt  die  haehe  su,  dass  es  wohl  eine  Pflicht  der  betr. 
Stelle  gewesen  wäre,  bei  den  Einweihung«- Feierlichkeiten  zu  er- 
wähnen, daü  der  Giuiidgcdankcder  Ausfuhrungvon  ihnen  her  1  Ohrt  — 

Hrn.  J.  E.  In  Karlsruhe.  Es  ist  eine  alte  Ei  fahrung,  daB 
der  Rcgcrischlag  bei  Gcblludcn  in  hoher  und  freier  Lage  selbst  die 
dicksten  Xljuotu  durchdringt  und  die  Innenflachen  der  Kaum«  naüU 
Line  durchgreifende  Abhilfe  ist  hier  nur  von  auflen  zu  schallen 
und  zwar  am  diuu  rlulicstcn  duicfi  eine  Vi-rschuidclung,  die  ja  im 
S.  I1w.11  rw.vilc  nicht  all/u  teuer  werih-n  itilrfle.  Alle  Maßregeln, 
die  im  Inneren  voigeiiomiiien  weiden, Asphaltierung  oder  Anwendung 
eines  sngen.  Vei  biiHluiigskiltes,  versprechen  keine  Dauer,  wed  duicti 
die  eindringende  Nilsse  immer  wieder  eine  Lockerung  de«  Verputzes 
stattfindet.  Wollen  Sic  deniuaeh  eine  gründliche  Abhilfe,  so  müssen 
Sie  dieselbe  am  Aculleren  treffen  Ist  die  Fliehe  verputzt,  ao  ver- 
spinnt schon  ein  vieiruahgei  zilier  Ocifarbenanstrich  einige  Dauer.  — 

Hrn.  H.  H.  in  Renninghausen.  Wir  haben  wiedeiholcntlich 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  der  Meistertitel  in  Verbindung 
mit  einem  besummten  Bauhamiwerk  nur  durch  ein  Examen  vor 
der  Innung  erworben  werden  kann,  und  dass  auch  nur  dieses 
Examen  zur  Annahme  und  Ausbildung  von  Lehrlingen  berechtigt. 
Sie  dürfen  sich  zwar  Unternehmer  oder  auch  Baugewerksmeister, 
nicht  aber  Maurermeister  nennen.  — 

Hrn.  Landbmstr.  C.  R.  In  G.  Wenn  Linoleum  auf  massiven 
l>ccken  so  soigfahig  verlegt  ist,  wie  es  die  Fabriken  vorschreiben, 
»o  ist  unter  allen  Umstunden  auch  bei  Schulen  mit  einet  vicljahngen 
Dauer  des  Belages  mit  aller  Zuversicht  zu  rechnen  Es  bedarf 
daher  wohl  kaum  der  Nennung  einzelner  einschlägiger  Schulbaolen  — 

Inhalt:  IVe  UuuU  de«.  lro<jiio,>-Tlu  .hi-ih  in  t-lmazo  und  dir  not- 
wr-vli/r  K»'(o-m  <ler  iimm!, nu  n  llfllirie.  —  Mittriluiicen  aus  Vereinen.  — 
Prrjhl.rw'eituiriei  11.  —  I'erv>ii*l-Niu  hu.  Uten.  -  Knet- und  KiagekuMrn. 

Verlag  •!it  Unlw  Vn  ISauzellun;,  <"..  m.  h  It.,  Herlin.  FOr  die  Redaktion 
verantwonJ.  Albert  Hu  Im  Jim,  Hertin    Oiui-k  von  Willi  Greve,  Berlin. 

No.  4. 

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ALZENWF.HR  VON  HO".  WEITE  IM  HAUPTARME  DES  MAINS  HEI 
SCHWEINFURT  *  ENTWURF  UND  AUSFÜHRUNG  *  VEREINIGTE 
MASCHINENFABRIK  AUGSBURG  U.  MASCH  IN  EN  BAU -GES.  NÜRN- 
BERG A.G.  (ZWEIGAN  STA  LT  GUSTAVSBURG  BEI  MAINZ)  *  WALZE 
IN  HÖCHSTER  STELLUNG  *  AUFLAGER  MIT  UND  OHNE  ANTRIEB 
|  =  DEUTSC  H  E  BAUZEITUNG  XXXVIII.  JAHRGANG  1001  *  N°  0  = 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  5.  BERLIN,  DEN  16.  JAN.  1904 


Das  Walzenwehr  im  Hauptarm  des  Mains  zu  Schweinfurt. 

Von  Reg.-Bn»tr.  Carslanjen,  stcflvertr.  Direktor  der  Brückenbau-Anstalt  Gustavsburg  bei  Mainz. 

(Hirrfll  finr  ;:  I  !'  ■  i!  i..   timl  dir  AlililWIilitgrn  Mut  Srilr  jti  und  301 

urch  dir  Bruckenbau-Anstalt  der  Walzen  verschlösse  bereits  aus  einer  Beschreibung 

Gustavsburg  bei  Mainz,  Zwerg-  des  Schweinfurter  Grundablasscs  auf  S.  645  u.  (f.  Jahrg. 

an -t.il;   dei  Vereinigten  Ma-  1902  bekannt.   Ks  war  dies  die  erste  nach  der  neuen 

sebinenfabrik  Augsburg  und  Bauweise  ausgeführte  Anlage.    Sie  war  im  Frühjahr 

Maschinenbau  •  Gesellschaft  1902  in  Betrieb  genommen  worden,  und  ihre  Wirkungs- 

NOrnberg  A.-G  ,  wurde  in  den  weise  ist  von  Anfang  an  eine  so  durchaus  zufrieden- 

.1.-    Jahres   1903  stellende  gewesen  .ihre  große  Einfachheit  schien  so  sehr 

:  siüiuli  des  gruben  eine  vollkommene  Betriebssicherheit  zu  gewährleisten, 

Wellies  im  Hauptarm  des  Mains  dal!  die  bauleitenile  Behörde,  das  Königl.  Stralien- 

zu  Schweinfurt  fertig  gestellt.   Den  Lesern  der  „Deut-  und  FluÜbauamt  Schweinfurt,  sich  in  dankens- 

schen  Bauzeitung"  sind  die  Anordnung  und  «las  Wesen  wertester  Weise  entschloß,  jenem  ei  sten  Versuch  eine 

I  5  il 


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zweite  Anwendung  an  dem  großen  Wehr  im  Hauptarm  aus  ihrem  Gewicht  und  dem  Wasserdruck  sieh  niemals 

des  Flusses  folgen  zu  lassen.  (Der  Lageplan  Abbildg.  2  Ober  diesen  Stutzpunkt  erheben  kann     F.s  wird  also 

laßtdieGesamt-AnordnungdcrbcidenVVehreerkennen)  dadurch  die  Standsicherheit  gegen  den  Wasserdruck 

Diese  neue  Anlage*)  sei  nachfolgend  in  ihren  wichtig-  erhöht  und  es  werden  alle  Einrichtungen  entbehrlich 

sten  Punkten  besprochen,  wobei  die  Abbildgn.  1—6  gemacht,  welche  bei  dem  Grundablaß  noch  nötig 

sowie  die  Bildbeilage  als  Erläuterung  dienen  mögen,  waren,  um  den  Verschlußkörper  bei  höheren  Wasscr- 

Es  wird  ferner  auf  die  eben  angezogene  frühere  Ver-  ständen  in  seine  tiefste  Stellung  herabzuziehen  und 


offentlichung  verwiesen. 

Das  den  ganzen  H 
schließende  Wehr  setzt 


luptschlauch  des  Flusses  ab- 
wich aus  einem  festen  Ueber- 
fallrückcn  und  einem  beweglichen  Aufsatz  zusammen. 
Die  Lirhtweitc  beträgt  35 m;  durch  den  beweglichen 
Teil  wird  ein  Stau  von  2 m  Ober  dem  festen  Rücken 
hergestellt.  Durch  die  Wehröffnung  haben  die  im 
oberen  Main  fast  alljährlich  auftretenden,  vielfach 
schweren  Eisgänge  ihren  Weg  zu  nehmen,  weshalb 
in  derselben  nach  den  Entwurfsbedingungen  keinerlei 
Pfeiler  oder  Zwischenstützen  zugelassen  waren.  Selbst 


in  derselben  festzuhalten:  so  die  Seilführungsrolle  im 
Oberwasser,  welche  bei  der  älteren  Anlage  die  Aus- 
übung eines  Zuges  von  der  Oberwasserseite  her  auf 
den  Wehl  körper  gestattet;  so  die  Sperrklinke,  durch 
welche  dort  unter  Entlastung  des  Seiles  der  Körper 
in  seiner  tiefsten  Stellung  festgehalten  wird ;  so  endlich 

Rewisse  Einrichtungen  des  Windewerkes,  welche  ein 
lachspannen  des  endlosen  Seiles  gestatten.  Anstelle 
dieser  sämtlichen  Einrichtungen  tritt  hier  das  mit  dem 
einen  Ende  um  die  Walze,  mit  dem  anderen  um  die 
Windewcrkstrommel  gewickelte  Seil:  die  Anordnung 


bewegliche  Stander,  die  vollständig  aus  der  Oeffnung  ist  also  außerordenüich  vereinfacht.  Genauer  ge- 
hatten entfernt  werden  können,  wurden  nicht  ge-  sprochen  befinden  sich  an  einem  und  demselben 
stattet,  weil  auch  sie  immerhin  zur  Sicherung  ihrer  Walzenende  —  und  zwar  am  linken  Ufer  —  zwei  der- 
Fußenden  gewisser  Einrichtungen,  Vorsprünge,  Schuhe  artige  Seile  neben  einander,  von  denen  jedes  einzelne 
oder  dergl.  auf  dem  festen  Wehrrücken  bedurft  hätten,  stark  genug  ist,  um  den  ganzen  erforderlichen  Zug 


aufzunehmen,  so  daß  sich  beide  gegenseitig  als  Re- 
serven dienen. 

Auf  das  rechtsseitige  Walzenende  wird  und 
damit  geschehe  der  zweiten  wesentlichen  Verbesserung 


welche  der  Beschädigung  oder  Zerstörung  durch  das 
Eis  ausgesetzt  gewesen  wären. 

Die  Aufgabe  hätte,  wenn  man  sich  auf  die  An- 
wendung bisher  gebräuchlicher  Mittel  hätte  beschrän- 
ken wollen,  allenfalls  durch  Anordnung 
eines  großen  Rollschützes  gelöst  werden 
können.  Statt  dessen  bildete  man  auf  den 
Vorschlag  der  Brückenbauanstalt  Gustavs- 
burg den  Verschluß  als  eine  einzige  Rolle 
so  aus,  daß  sie  gewissermaßen  die  Ver- 
richtungen der  wasserabsperrenden  Schütz- 
tafel und  der  ihre  Bewegungswiderständc 
in  den  Nuten  mildernden  Wälzungsröllchcn 
in  sich  vereinigt:  also  eine  Verminderung 
der  bewegten  Teile  auf  die  Einzahl  und  eine 
Rückkehr  zu  größtmöglicher  Einfachheit! 

Zugleich  wird  aber  auch  an  Betriebs- 
sicherheit gewonnen.  Denn  wenn  z.B.  die 
Nut  eines  Schützes  vereist  ist  und  dadurch 
die  Schütztafel  ungangbar  wird,  so  steht 
zu  deren  Befreiung  lediglich  eine  Kraft 
zur  Verfügung,  welche  in  der  Tafelebene 
selbst  angreift  d.  h.  da,  wo  auch  die  Wider- 
stände wirken,  so  daß  sie  mindestens 
ebenso  groß  sein  muß,  wie  die  letzteren. 

Viel  günstiger  ist  dagegen  die  Wirkungsweise  des  Erwähnung  überhaupt  kein  Antrieb  ausgeübt  l>ie- 
Zuges,  durch  welchen  die  etwa  an  die  Wehrschwelle  ses  nicht  angetriebene  Ende  wird  gleich  dem  anderen 
oder  tlie  Laufbahnen  angefrorene  Walze  losgerissen   durch  eine  Verzahnung  geführt,  und  überdies  durch 

eine  Gall'sche  Kette  festgehalten,  welch«?  neben  der 
Laufbahn  liegt  und  sich  bei  Bewegung  der  Walze  in 
umgekehrtem  Sinne  um  diese  wickelt  wie  die  Aufzug- 
seile. Die  Walze  würde  an  den  letzteren  einerseits 
und  an  der  GaH'sehen  Kette  anderseits  in  jeder 
Höhenlage  hängen  bleiben,  selbst  wenn  einmal  infolge 
eines  zufälligen  Zusammentreffens  verschiedener  un- 
günstiger Umstände  an  ihren  beiden  Enden  gleich- 
zeitig die  Verzahnungen  außer  Eingriff  gekommen 
sein  sollten.  Der  einseitige  Antrieb  verleiht  eine  sehr 
sichere  Beherrschung  aller  Bewegungen. 

Das  Kopfbild,  Abbildg.  1,  sowie  die  beiden  Ab- 
bildungen auf  der  Bildbeilage  zeigen  den  Verschluß 
bei  trockenem  Wehrrücken  in  tiefster  und  höchster 


Ugeplan  der  Wehranlagen  bei  Schweinflirt. 


denn  der  Zug  wird  hier  mittels  der  Drahtseile 
am  Walzenumfang,  also  an  einem  großen  Hebelarm  aus- 
geübt, so  daß  seine  Größe  nur  gleich  einem  Bruchteil 
von  der  Größe  der  Widerstände  zu  sein  braucht! 

Es  ist  kaum  nötig  hervorzuheben,  von  welch' 
wesentlicher  Bedeutung  dieser  Umstand  für  eine  An- 
lage ist,  welche  zugleich  der  Ausnutzung  einer  Wasser- 
kraft dienen  soll.  Denn  wahrend  andere  bewegliche 
Wehre  in  der  Regel  beim  Einsetzen  des  Frostwetters 
sogleich  geöffnet  werden  müssen,  darf  das  Walzen- 
wehr —  und  in  Schweinfurt  hat  die  ausführende  Firma 
diese  Möglichkeit  vertraglieh  gewährleisten  müssen  — 
bis  wenige  Stunden  vor  dem  zu  erwartenden  Eisgang 
geschlossen  bleiben,  um  nach  erfolgtem  Abgang  des 

Eises  alsbald  aufs  Neue  geschlossen  zu  werden,  so  Stellung  kurze  Zeit  vor  der  gänzlichen  Vollendung, 
daß  sich  die  Zeitdauer  der  Aufhebung  des  Staues  auf   als  die  Bewegungen  zum  ersten  Mal  erprobt  wurden. 


ein  ganz  geringes  Maß  beschränkt. 

Hinsichtlich  der  Durchbildung  der  Einzelheiten 
weist  tlas  neue  Wehr  der  älteren  Anlage  gegenüber 
wesentliche  Fortschritte  auf.  Vor  allem  wurden  große 
Vereinfachungen  dadurch  erzielt,  daß  man  tlie  in  ihrem 
oberen  Teil  unter  4s"  geneigten  Laufbahnen  nach 
unten  bis  zu  einer  Neigung  von  0,25  gegen  das  Lot 
abbog.  Infolge  dessen  rückt  der  Punkt,  in  welchem 
sich  die  Walze  in  ihrer  Schlußstellung  gegen  die 
Bahn  stützt,  so  weit  in  die  Höhe,  daß  die  Mittelkraft 

•)  Vrrgl  »urh  Zeitschrift  et.  n.terrcich.  Ing.-  u.  Aren  -Verein», 
Jihrg  1903  No.  50  vom  11.  IVz. 


Die  letzteren  gingen  ohne  Anstand  vor  sich.  Sic  er- 
folgen einstweilen  von  Hand,  während  später  ein 
Elektromotor  eingebaut  werden  soll.  Die  Hebung  des 
88  !  schweren  Körpers  wird  durch  8  Mann,  welche  an 
4  Handkurbeln  arbeiten,  in  2* ,  3  Stunden  bewirkt, 
währeml  die  Senkung,  wenn  nötig,  mit  voller  Sieher- 
heit  durch  einen  einzigen  Mann  ausgeführt  werden  kann. 

Inzwischen  ist  das  Oberwasser  in  die  Baugrube 
eingelassen  und  durch  den  Wehrkörper  ein  Stau  her- 
gestellt worden,  so  daß  auch  die  Dichtung  beobachtet 
werden  konnte.  Die  Sohlendichtung,  welche  durch 
die  unmittelbare  Pressung  dcs^Eiscns  der  Walze  auf 

No  5. 


uoyi 


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eine  bündig  in  den  Wehrrücken  eingelassene  Holz- 
schwelle  erzielt  wird,  ist  eine  fast  vollständige:  nur 
an  wenigen  Stellen  klaffen  noch  Fugen,  die  aber 
nirgends  weiter  als  1,5 mm  sind  und  durch  die  ent- 
sprechend wenig  Wasser  rieselt.  Durch  weitere 
Nacharbeiten  an  der  Wehrschwelle  wird  sich  dieser 
geringfügige  Verlust  noch  vermindern  lassen.  Die 
Seitendichtung  wird  durch  eine  60 mm  starke  Zwischen- 
läge  180 mm  breiter  geteerter  Hanfgurte  zwischen  «lein 
Eisen  und  dem  Nisehenmauerwerk  bewerkstelligt  und 
sie  darf  als  vollkommen  bezeichnet  werden,  weil  hier 
höchstens  ein  Durchschwitzen  des  Wassers  bemerk- 
bar ist.  Die  Kosten  der  ganzen  VcrschluU -Vorrichtung 
einschließlich  des  Windewerkes,  der  Laufbahnen, 
Führungen  und  Dichtungen,  aber  ohne  das  Mauerwerk, 


belaufen  sich  auf  66000  M.  und  stellen  sich  damit 
wesentlich  niedriger,  als  die  eines  Rollschutzes:  vor 
allen  Dingen  auch  deshalb,  weil  bei  diesem  unter 
außergewöhnlichen  Umständen  auf  größere  Bcwcgungs- 
Widerstände  zu  rechnen  ist  und  daher  eine  stärkere 
Aufzugvorrichtung  erforderlich  wird.  Dabei  würde 
man  auf  den  großen  Vorzug  des  zentralen  Antriebes  bei 
diesen  Vorrichtungen  wohl  gänzlich  verzichten  müssen, 
zum  Mindesten  würde  er  sich  nicht  in  gleich  einfacher 
und  sicher  wirkender  Weise  herstellen  lassen. 

Aller  Voraussicht  nach  dürfte  dieses  neue  Schwein- 
furter  Walzcnwehr  die  Bürgschaft  einer  vollkommenen 
Bewährung  im  Betriebe  in  sich  tragen.  Vielleicht 
findet  sicli  später  noch  einmal  Gelegenheit,  darüber 
berichten  zu  können. 


Wiederaufbau  des  Campanile  von  San  Marco. 

(ScliluB.) 


IfTiff  ic  Gcsanttlast  des  Turmes  einschl.  Fundament  war 
Ü  H]  froher  auf  ioooo«.  nach  dem  Einsturz  aber  vom  Pro- 
^  vinzialaml  auf  144001  berechnet,  die  sich  auf  eine 
Rostfläche  von  222  lm  verteilen,  und  somit  eine  Belastung 
von  04  '  für  1 1»  oder  von  6.4  k*  für  1  <irt»  ergeben.  Hierzu 
kommt  der  Winddruck,  den  der  Prof  Jorini  in  Mailand  zu 
300  kK  für  1  9cm  annimmt,  mit  einem  Angriffsmoment  von 
13 100505 woraus  sich  eine  Mehr-  und  Minderhclastnng 
von  2,24  ke  oder  ein  Maximaldruck  von  8,64  für  1  <itn> 
Grundfläche  ergibt.  Auch  wenn  man  annimmt,  daß  so- 
wohl das  Gewicht,  wie  ganz  besonders  der  Winddruck 
etwas  zu  reichlich  gerechnet  sind,  erscheint  doch  für 
unsere  Anschauungen  und,  namentlich  gegenüber  unseren 
baupolizeilichen  Vorschriften  eine  so  hohe  Belastung  des 
Hodens  unzulas-ig.  Zu  ihrer  Verminderung  boten  sich 
zwei  Wege  dar:  eine  leichtere  Ausführung  des  Oberbaues 
und  die  Vergrößerung  der  Fundamentflächc.  In  ersterer 
Hinsicht  waren  jedoch  sehr  enge  Grenzen  gezogen,  da 
zugleich  eine  Verbesserung  der  Konstruktion  nötig  war. 
Den  von  Beltrami  hierfür  aufgestellten,  sehr  zweckmäßigen 
Entwurf  zeigt  Abbildg.  2  in  N<>.  3,  der  sich  von  der  alten  An- 
ordnung durch  eine  wesentlich  solidere  Anlage  der  inneren 
Mauerröhrc  unterscheidet.  I >ic  Erleichterung  der  Mattem 
nach  oben  hin  soll  durch  zunehmende  Ausnischung  und 
Aussparen  von  allmahlig  grober  werdenden  Hogcnöffnuncen 
in  der  inneren  Mauer  erreicht  werden.  Außerdem  sollen 
die  Kampen  mit  modernen  Hilfsmitteln  leichter  hergestellt 
werden.  I>ic  Konstruktion  der  Attika  und  Spitze  konnte 
wohl  noch  etwa»  vereinfacht  und  mit  Kocksieht  auf  die  Aus- 
führung in  dem  vorzüglichen  istrisrhen  Stein  noch  etwas 
leichler  gehalten  werden.  I  las  Gewicht  des  in  Ziegeln  aus- 
zuführenden Oberbaues  berechnet  Beltrami  zu  12 124800  k* 
bei  einer  Grundflache  von  104,81  <tm,  was  eine  Belastung 
für  1  lcm  von  1 1,3  ke  ergäbe  (wenn  die  angegebenen  Zahlen 
aher  richtig  sind,  von  mehr  als  1 1.5  ks) ' )  Hierzu  der  Einfluß 
des  Winddruckes,  von  Jorini  auf  +  4,5^  berechnet,  ergäbe 
eine  Beanspruchung  des  .Mauerwerks  in  der  unteren  Flache 
mit  gegen  16  k«  für  1  Vm,  was  schon  sehr  gutes  Ziegcl- 
material  und  Mörtel  voraussetzt,  die  aber  nach  den  ange- 
führten Proben  ohne  Schwierigkeit  zu  beschaffen  sein 
werden.  •  -  Zur  Entlastung  des  Untergrundes  plante  Bel- 
trami eine  Verdoppelung  der  Fundamenlfläche,  wozu  eine 
Verbreiterung  der  Rostfläche  nach  allen  Seiten  um  min- 
destens 3 m  erforderlich  war.  Die  Zeichnungen  zeigen 
3,5  m  und  auf  der  Ostseite,  der  f.oggietta  wegen,  4™  und 
dabei  für  ihre  stark  durchbrochene  Front  noch  eine  Aus- 
kragung, damit  die  Belastung  des  Untergrundes  an  dieser 
Stelle  nicht  wesentlich  geringer  werde,  als  im  Uebrigen, 
Den  Kost  des  neuen  Teiles  wollte  er  um  0,5  m  tiefer  legen 
als  den  alten,  und  der  neue  Teil  des  Fundamentes  sollte  in 
dichtem  Anschluß  an  das  alte  in  Beton  hergestellt  werden. 
Man  begann  auch,  die  Baugrube  nach  dem  Grundriß 
auf  Abbildg.  2  mit  Spundwänden  einzuschließen,  was  mit 
bloßen  Handrammen  ohneSchwierigkeit  und  ohne  nennens- 
werte Erschütterung  vonstatten  ging  Auf  der  Südseite 
aber  blieb  die  Spundwand  unausgeführt,  weil  hier  das 
oben  erwähnte  alte  Fundament  etwas  näher  an  den  Turm 
herantrat  und  der  Architekt  Lavezzari  gegen  die  Beseiti- 
gung dieses  Mauerwerkes  im  Interesse  der  Sicherheit  der 
Bibliothek  Widerspruch  erhob,  den  man  kaum  als  unbe- 
gründet bezeichnen  kann.  Es  wäre  auch  wohl  zulässig 
gewesen,  das  neue  Fundament  hier  etwas  schmaler  zu 
hatten,  zumal,  da  der  alte  Mauerklotz  mit  dem  verdichteten 
Erdreich  darunter  noch  eine  erhöhte  Sicherheit  gegen 
Ausweichen  bot.    Dieser  Widerspruch  und  die  Mühe  die 

•)  Dir  Urrcchountrrn  iriK.ti  (1|.«tK»U|i<  finijf  t'iiLUrhrilcn,  dir  tiiclu 
nachfrprOlt  wtrdrn  konnlrn.  -. 

16.  Januar  1904. 


er  hatte,  um  die  Beseitigung  einer  an  derselben  Stelle 
liegenden  Gasröhre  durchzusetzen,  scheinen  zur  Verstim- 
mung Beltranii's  nicht  wenig  beigetragen  zu  haben. 

Die  größte  Schwierigkeit  bot  aber  immer  das  Funda- 
ment, Mochte  Beltrami  auch  nach  dem  übereinstimmenden 
Urteil  von  Lavezzari  und  'Porres,  wie  der  übrigen  Vene- 
zianischen Techniker,  das  Pfahlwerk  mit  dem  Untergrunde 
nl»  sicher  ansehen,  so  mußte  er  doch  wegen  des  Mauer- 
klotzes ernste  Bedenken  hegen.  Die  hohlen  Fugen  durch 
Eingießen  von  flüssigem  Zement  von  oben  her  auszufüllen, 
wie  ihm  geraten  wurde,  war  bei  einer  Höhe  des  Klotzes 
von  fast  5  10  ein  höchst  zweifelhaftes  Unternehmen;  aber 
auch  wenn  es  gelang,  blieb  immernoch  die  Hauptschwie- 
rigkeit, den  neuen,  weit  vortretenden  Teil  des  Fundamentes 
mit  dem  alten  in  solche  Verbindung  zu  bringen,  daß 
beide  Teile  gleichmäßig  belastet  würden.  Die  bloße 
Bindekraft  des  Betons  an  den  Lücken  des  Mauerklotzet»; 
auch  wenn  man  diesen  teilweise  ausstemmte,  konnte  htfr- 
zu  nicht  genügen  Wenn  man  aber  den  Unterbau  mit 
dem  Pfahl  werk  als  gesund  betrachtet,  so  ist  nicht  einzu- 
sehen, warum  man  ihn,  nachdem  er  Jahrhundertc  lang 
einem  Druck  von  8ke  f.  iv»  widerstanden  hat,  gleich 
auf  das  Doppelte,  vergrößern  will.  Eine  Verbreiterung 
um  1,5.  höchstens  2  m  ringsum  mit  einer  Vergrößerung  der 
RostflAchc  von  222 1"1  auf  32t  oder  358  a»'  müßte  auch 
genügen,  und  diese  Flache  würde  man  auch  ohne  An- 
wendung von  Eisen  zum  Tragen  bringen  können.  Zur 
Unterstützung  der  leichten  Frontwand  der  l.oggietta  könnte 
man  besondere  kleine  Fundamente  herstellen.  Eine  Ver- 
breiterung des  Fundamentes  aber,  wie  geplant,  ohne  reich- 
liche Anwendung  von  Eisen,  sei  es  als  starke  Träger,  oder, 
wie  auch  vorgeschlagen,  zur  Verankerung  eines  gewölbe- 
artig wirkenden  Klotzes,  gewahrt  keine  Sicherheit.  Um 
aber  Eisen  einzubringen,  müßte  jedenfalls  das  alte  Funda- 
ment abgebrochen  werden,  eine  Arbeit,  die  man  überhaupt 
nicht  scheuen  sollte,  um  zugleich  den  Kost  etwas  näher 
untersuchen  zu  können.  Denn  wenn  es  auch  feststeht, 
daß  der  Einsturz  nicht  durch  das  Nachgeben  des  Funda- 
mentes verursacht  wurde,  so  ist  damit  doch  nicht  gesagt,  daß 
letzteres  so  sicher  ist,  wie  man  verlangen  muß,  um  einen 
für  viele  Jahrhunderte  bestimmten  Turm  von  fast  100  ™ 
Höhe  darauf  neu  zu  errichten.  Wäre  es  da  nicht  besser, 
von  den  neueren  Errungenschaften  der  Technik  Gebrauch 
zu  machen  und  den  Turm  mit  Hilfe  von  Druckluft  auf  ein 
tiefer  hinabgeführtes,  breiteres  Fundament  zu  stellen.  Sollte 
nicht  auch  Beltrami  dieser  Zweifel  aufgestiegen  sein0 

Gegenstand  langer  Erörterungen  bildete  auch  die  Wahl 
des  zum  Hochbau  verwendeten  Ziegelmatcriales.  Es  hat 
auch  hier  nicht  an  Stimmen  gefehlt,  die  den  Turm  gar 
nicht  wieder  aufgeführt  sehen  wollten,  weil  es  doch  nicht 
der  alle  sein  könnte  und  weil  er  auch  nicht  einmal  alt 
aussehen  würde.  Mit  solchen  Anschauungen  ist  nicht  zu 
streiten.  Es  wird  vor  allem  darauf  ankommen,  einen 
Ziegel  zu  wählen,  der  mit  der  erforderlichen  Festigkeit 
größtmögliche  Wcttcrbcstandigkeit  verbindet.  Die  Farbe 
sieht  erst  in  zweiter  Linie.  Natürlich  wird  man  unter 
sonst  gleichwertigem  Material  ein  solches  wählen,  das 
keine  allzu  dunkele  oder  schreiende  Farbe  zeigt,  die  sich 
übrigens  durch  geschickt  gewählte  Färbung  des  Fugen- 
mörtels  mildern  läßt  Das  Uebrige  muß  man  der  Zeit 
überlassen,  die  nicht  säumen  wird,  die  Patina  des  Alters 
herzustellen.  Die  jetzige  Generation  wird  zufrieden  sein, 
ihren  Turm  wieder  zu  haben  und  den  kommenden  wird 
er  nicht  mehr  neu  erscheinen,  Eine  Entscheidung  hierüber 
scheint  bis  zum  Rücktritt  Beltranti's  nicht  getroffen  zu  sein. 

Nachdem  jede  Hoffnung,  Beltrami  wieder  zu  gewinnen, 
geschwunden  war,  mußte"  der  Magistrat  darauf  sinnen, 

»7 


einen  Ersatz  zu  schaffen. 
Er  beschloß  daher  die  Ein- 
setzung einerKomniission 
von  fünf  Mitgliedern  be- 
hufs Beratung  der  weite- 
ren Maßregeln  und  zur 
Ausführung"  des  Baues 
--  also  doch  eine  Kom- 
mission, obwohl  man  sie 
froher  abgelehnt  hatte. 
Was  sich  gegen  eine  viel- 
köpfige Bauleitung  sagen 
l.lbt,  ist  gc>agt  worden  und 
braucht  hier  nicht  wieder- 
holt zu  werden.  Im  vor- 
liegenden Falle  war  es 
wohl  der  einzige  und  auch 
richtige  Weg.  vorausge- 
setzt, daü  der  Kommission 
die  wirklich  leitendeSpitze 
nicht  fehlt,  daü  für  die 
verschiedenen  hierauftre- 
tenden Kragen  berufene 
Vertreter  gewählt  sind,  urd 
dalidiese  alle  zum  einträch- 
tigen Zusammenarbeiten 
bereit  sind.  Zu  Mitgliedern 
der  Kommission  wurden 
ernannt:  t.  Prof.  Moretti, 
der  neue  Konservator  der 
Denkmiller,  der  jedenfalls 
zum  eigentlichen  Leiter 
des  Baues  bestimmt  i»t; 
2.  der  bereits  genannte 
Architekt  des  Kgl.  Hause» 
Lavezzari;  ferner  die 
Hrn.  E.  Fiumani.  An- 
tonio Orio  und  Manfredo 
Manfredi,  über  deren 
Stellung  ich  Näheres  nicht 
habe  erfahren  können. 

Diese  MB  18.  Aug  1003 
zusammen  berufene  Kom- 
mission hat  ihre  Arbeiten 
sofort  aufgenommen  und 
dem  Bürgermeister  einen 
in  der  (iazz.  di  Yen.  vom 
4.  Oktbr.  veröffentlichten 
vorläufigen  Bericht  er- 
stattet, in  dem  sie  die  feste 
Zuversicht  ausspricht,  dall 
der  Turm  nicht  nur  in 
alter  Form,  sondern  auch 
auf  der  alten  Basis,  nach 
ihrer  angemes-cnen  Ver- 
breiterung und  Verstär- 
kung, wieder  auferstehen 
werde,  l'eher  die  Aus- 
führung der  Arbeit  wird 
nur  gesagt,  daü  man  be- 
reits die  noch  fehlende 
Spundwand  auf  der  Süd- 
seite des  Turmes  geschla- 
gen habe  Ob  der  mehr- 
erwähnte Fundamentrest 
beseitigt  worden  ist  oder 
nicht,  wird  nicht  gesagt, 
ebensowenig,  ob  das  alte 
Fundament  desTurm es  er- 
halten werden  soll.  Einen 
ausführlichen  Berichtüber 
die  technischen  l'nter- 
suchungen  und  den  Plan 
der  Ausführung  des  Baues 
hat  die  Kommission  sich 
vorbehalten,  doch  ist  er 
bisher  noch  nicht  erschie- 
nen. Indessen  haben  hie- 
sige Zeitungen  im  Nov. 
igo<  nach  den  „Münch. 
Neuesten  Nachr."  einen 
Brief  au-  Venedig  mitge- 
teilt, wonach  man  die 
Weiterführung  de-  Bauen 
damit  lH-};onnen  habe,  dab 
man  in  der  Verbreite- 
rungslläche  auf  der  Süd- 
seile, zwischen  dem  alten 

Fundament  unddcrSpund- 

23 


No.  5. 

I  by  Google 


wand,  Pfühle  au*l.ärchcn- 
holz  von  t>  7  ">  Länge  und 
zwar  drrrn  5  6  auf  1  lm 
mit  der  Zugrammc  ringe- 
trirltrn  hat.  Oer  eiserne 
Rammbär  — « »II  j  Zentner 
gewogen  und  das  Einram- 
men eines  jeden  Wahles 
20  30  Minuten  gedauert 
haben:  dabei  habe  ein  im 


man  auch  für  reichlich  tiefe  Eingriffe  des  neuen  in  den 
alten  Teil  sorgt,  so  würde  die*  doch  einen  l'ntcrbau  er- 
gehen, auf  dem  man  einen  Monumentalbau  ersten  Ranges 
nicht  errichten  dürfte.  Man  muH  daher  hoffen,  dal)  der 
Krief  l 'ngenauigkeiten  enthalt,  «Hier  dal)  die  Kommission 
noch  anderweitige  Mittel  findet,  die  beulen  Teile  des  Fun- 
damentes zu  gemeinsamer  Wirksamkeit  /u  bringen.  - 
Herlin.  Dezember  tqo\  ||.  Hlankenstein 


Dogenpala«!  aufgestellter 
Seismograph  keinerlei  Er- 
schütterungen angezeigt. 
Die  Zwischenräume  der 
Pfähle  habe  man  mit  l«-«t 
gestampftem  Helon  au«gc- 
füllt,  wobei  man  die  Kopfe 
jedenfalls  auch  mit  Beton 
im  Aiwchhlfl  an  da«  alte 
Fundament  überdeckt  hat. 
.Dann  sollen  die  Arbriten 
über  Winter  eingestellt 
werden,  um  abzuwarten 
und  zu  enirohen,  ob 
das  neue  Material  «ich 
mit  den  alten  Grund- 
mauern so  innig  verbin- 
det, dal)  auf  «olihcr  Ha«i« 
zum  Neubau  gesehritten 
Werden  kann. "  I  »leser  lle- 

rieht  stammt  ■ucneioend 

aus  der  Feder  eine.«  Laien, 
ist  aber  WO  klar,  dati  man 
kaum  umhin  kann,  ihn  Un- 
richtig zu  halten.  Danach 
will  man  das  alte  Funda- 
ment, da«  man  doch  nicht 
für  ausreichend  hält,  mit 
einem  Pfahl  ro«t  in  unse- 
rem Sinne  umgeben.  <lis. 
sen  Pfähle  um  durch- 
schnittlich 5  m  unter  die 
Spitzen  der  alten  Spicker- 
ptahle  und  etwa  4  5  •■> 
tief  in  groben,  fe-ten  Sand 
hinabreichen  stillen.  DaU 
der  Hcton  die  Winterprobe 
aushälfst  nicht  zu  bezwei- 
feln,aber  für  die  Sicherheit 
der  Konstruktion  i«i  damit 
nicht  viel  bewiesen. 

Sollte  nun  diese  Dar- 
stellung richtig  sein,  so 
hielic  das  nicht«  Andere«, 
als  da*  alte  Fundament, 
auf  dem  der  Turm  doch 
eigentlich  ruhen  soll,  das 
aber  nicht  genügend  sicher 
erscheint,  an  dem  sich  an- 
schließenden neuen,  tiefer 
und  durchaus  fest  ge- 
gründeten Teile  mittel« 
der  Bindekraft  des  Ze- 
mentes aufhängen.  Wenn 


Abbild|{  6.    Wal/rncnile  uhnc  cigrnrn  Aritiicb. 


Vom  Meißner  Dom. 

Eine  Entgegnung! 


|b  Hr.  Stiehl  die  bis  in  «las  19.  Jahrhundert  aufrecht 
erhaltene  l  Vhcrlicferung.  dal)  auf  dem  We«tturni 
de«  Dome«  zu  Medien  drei  Spitzen  gestanden  haben, 
richtig  umdeutete,  überlasse  ich  dem  Urteil  Anderer.  Er 
vergäll  zu  berichten,  dal)  auf  dem  Stiche  von  1558  aus- 
drücklich der  Westtunn  als  .turri«  fulmine  inflammata"  be- 


')  Sirhr  \'i>.  <r,  '«nd  «B  Jallirans  W'V 

16.  Januar 


zeichnet  wird.  Ebensowenig  «cheint  e«  mir  angezeigt,  mit 
Stiehl  ülier  die  Hinweise  auf  die  franzi'isisclieu  Kathe- 
dralen des  12  und  13.  Jahrhun«lens  und  die  ebenfalls  viel 
älteren  sonst  von  ihm  angeführten  Kirchen  Niedcr«ach*on« 
zu  «treiten.  Nur  Uber  das  am  D«im  nach  Abtragung  «1er 
Plattform  Gefundene  will  ich  mich  hier  äiiUern. 

Die  Nebeneinanilerstellung  der  beiden  Grundrisse  des 
3.  Obergeschosse«      meine«  und  desjenigen  „in  «ler  Wirk- 

»9 


Digitized 


lichkcit"  ist  auf  den  ersten  Blick  öberrasehend.  Der 
Unterschied  zwischen  beiden  besteht  aber  nur  darin, 
dilti  ich  1,5 m  über  Fußboden  des  3.  Geschosses  (bei  A) 
Stield  ta  <"  höher  (bei  B)  den  Turm  schnitt.  Beide  Grund- 
risse sind  richtig.  Mich  wundert  es,  das»  ein  so  sach- 
kundiger Mann  wie  I  Ir.  Stiehl  dies  nicht  bemerkte.  Kerner 
ließ  er  sich  leider  durch  die  falsche  Schattengebung  auf 
Schäfcr'sDarstellung  des  3.  Geschosse»(S.635,Jhrg.  1903)  irre 
führen.  DasMaßwerk  der  Fensterbogen  der  Seitenteile  liegt 
bündig  mit  dem  Blcndmaßwcrk  dcsMittelteiles.  Die  Mauer- 
flucht dieses  Teiles  liegt  nahezu  bündig  mit  den  Treppen- 
zargen  der  Seitentürme.  Diese  und  das  Fenstcrmabwcrk 
stellen  eine  ideale  Fläche  dar,  die  zwar  nicht  verglast,  aber 
künstlerisch  sehr  entschieden  betont  ist.  Es  besteht  die 
Breitfront  des  Geschosses  also  nicht  in  2  Vorlagen  und 
einer  Rücklage,  sondern  in  einer  geschlossenen  Masse,  die 
durch  4  Lisenen  geteilt  ist  und  in  den  seitlichen  Teilen 
zwei  tiefe  Fenster  hat.  Das  kommt  namentlich  dadurch 
zum  Ausdruck,  daß  die  Flucht  des  Sockels  und  daß  das 
Kranzgesims  unverkröpft  durchgeführt  sind. 

Ich  habe  bisher  unterlassen,  mich  über  dieses  Gesims 
zu  äußern,  da  ich  es  vorher  vom  Gerüst  aus  untersuchen 
wollte.  Schäfer  nannte  es  in  Erfurt  „künstlerisch  roh", 
„eine  elende  dicke  Steinschicht",  „einen  alten  Schund, 
den  man  los  werden  müsse".  Er  sagte,  es  sei  in  der 
Biedermeierzeit  geschaffen,  im  Jahre  1847. 

Die  genauere  Betrachtung  hat  ergeben,  daß  das  Ge- 
sims, und  zwar  hie  und  da  in  allen  Beinen  Profilen,  deut- 
liche Spuren  eines  Brandes  zeigte.  Ein  solcher  fand  nur 
1547  statt.  Schitfer  war  sichtlich  entgangen,  dali  das  (■<•- 
sims  in  dem  1823  erschienenen  Werke  Schwechtens  über 
den  Dom  bereits"  genau  abgebildet  ist  und  daß  es  auf 
allen  Abbildungen,  bis  zur  ältesten  (von  15581  erscheint. 
Da  während  der  Refonnationswirren  schwerlich  am  Dom 
gebaut  wurde,  stammt  das  Gesims  also  nicht  von  1847, 
sondern  aus  der  Zeit  vor  1518.  Ikr  „Schund"  ist  also 
gotisch!  Schäfet  in-te  sich  um  31  j  Jahrhunderte! 

Die  Profile  dieses  Gesimses,  namentlich  die  Anwen- 
dung der  starken  Platte,  mahnten  an  Kenaissanceformen. 
Doch  entsprach  die  Bildung  der  auskragenden  Glieder  nur 
aus  Hohlkehlen  durchaus  der  Eigenart  der  sächsischen 
Spätgotik.  Die  vom  Gesims  durchschnittenen  Maßwerke 
waren  sorgfältig  aufgelöst,  indem  sie  die  entsprechenden 
Untcrglieder  des  Gesimses  durchdrangen.  Wie  sie  «iber- 
halb diese»  etwa  fortgesetzt  gewesen  sein  mögen,  dafür 
fehlt  jeder  Anhalt.  Ich  glaube  nicht,  daß  Linnemann  hier 
das  Richtige  traf. 

Schäfer  meint,  das  Gesims  sei  über  den  Lisenen  ver- 
kröpft und  die  Zwischenstücke  seien  später  eingefügt 
worden.  Ich  habe  nicht  einen  Beweis  hierfür  gefunden. 
Sicher  aber  saßen  die  Wasserspeier  nicht,  wie  bei  einer 
V'erkröpfung  die  Regel  und  wie  auch  Schäfer  sie  anord- 
nete, an  den  Ecken  der  Lisenen,  sondern  über  deren  l  "m- 
rahmung  in  der  Front.  Siehe  die  Aufnahme  bei  Schwechtcn 
und  den  Befund  am  Turm. 

Richtig  ist  Schäfer  s  Beobachtung,  daß  nämlich  der 
Steinschnitt  Fehler  zeigte,  namentlich  daß  die  Fugen  bündig 
mit  den  Außenkanten  der  Lisenen  die  Platte  des  Gesimses 
durchschnitten  wenigstens  an  der  Mehrzahl  dieser  Stellen. 
An  anderen  war  der  Steinschnitt  richtig,  so  daß  ein  Teil 
der  Platte  über  den  Zwischenteilen  mit  der  anstehenden 
Platte  über  den  Lisenen  aus  einem  Stück  gebildet  war. 
Dies  erklärte  er  wieder  dadurch,  daß  zwar  über  den 
Lisenen  das  Gesims  alt,  in  den  Teilen  zwischen  den 
Lisenen  aber  modern  »ei.  Demnach  wären  also  die  richtig 
geschnittenen  Quader  modern,  die  falsch  geschnittenen 
zwar  alt,  aber  nachträglich  abgearbeitet  gewesen. 

Nun  hat  Stiehl  die  Funde  erwähnt,  die  bei  Abtragung 
des  Gesimses  gemacht  wurden:  Klammem  in  Fasson- 
eisen.  Bettung  in  modernen  Kalk,  ja  Asphalt,  scharrierte 
Steine,  alte  und  miKlcrne  Auf-  und  Hinter  •  Mauerungen. 
In  nebenst.  Abbildg  habe  ich  versucht,  den  nach  Abtragung 
der  Plattform  aufgedeckten  Zustand  darzustellen,  und  zwar 
aus  dem  Gedächtnis,  also  vielleicht  in  Nebendingen  falsch 
Ich  habe  dabei  (nach  Schwechten)  die  bis  1843  vorhande- 
nen Wasserspeier  am  obersten  Gesimsprofil  hinzugefügt, 
nicht  aber  die  anscheinend  damals  auch  noch  vorhanden 
gewesene  alte  Steinschicht  über  diesem  Gesims. 

Es  ist  nötig,  sich  den  baulichen  Zustand  der  West- 
tflrme  vor  1470  zu  vergegenwärtigen.  Es  standen:  1.,  die 
beiden  Untergeschosse  des  Turmes;  3.,  die  beiden  Giebel 
östlich  von  der  Fürstcnkapelle  und  westlich  vom  Lang- 
haus 1 C  u  P  der  Abbildg  ).  1  («zwischen  klaffte  die  Lücke  für 
das  dritte  Turmgeschos,  Man  mauerte  8  Pfeiler  auf.  Hätte 
man  eine  zweilürmige»  Anlage  gewünscht,  so  wäre  die 
Li  isimg  sehr  einfach  gewesen.  Man  brauchte  nur  die  Türme 
isolicti  aufzubauen  und  einen  der  beiden  Dachfirste  /u 
verlängern,  um  die  mittlere  Lücke  zu  füllen.  Aber  man 
wölbte,  genau  wie  in  Erfurt,  über  die  Giebel  hinweg 


starke  Bogen  zwischen  die  Innenpfeiler,  entlastete  so  die 
Giebel  und  stellte  Ober  diese  nur  die  ganz  leichten  Sand- 
steinverblendungcn  mit  dem  Blendmaßwerk  ein. 

Die  Gewölbe  über  dem  dritten  Geschoß  scheinen  alle 
bei  dem  Brande  von  1547  eingeschlagen  worden  zu  sein. 
Man  fand  Glockenspeise  an  den  lnnenmauern  des  Mittel- 
baues: hier  also  hingen  Glocken.  Als  das  Domkapitel 
1556  eine  neue  Glocke  geschenkt  erhielt,  baute  es  auf  die 
Brandruinc  in  der  Mitte  ein  Türtnchen  für  diese.  Das  ist 
der  Zustand,  den  das  Hiob  Magedcburg'schc  Bild  von  1558 
darstellt.  Man  sieht  die  massive  Brandruine,  die  sich 
nicht  in  2  Türme  und  eine  mittlere  offene  Halle  teilt, 
sondern  geschlossen  noch  etwa  3m  hoch  steht.  Diese 
Ruine  scheint  zu  Ende  des  16.  oder  des  17.  Jahrhunderts 
abgebrochen  worden  zu  scinf  sicher  als  man  den  ^Schaf- 
stall"  aufbaute,  einen  anscheinend  auch  für  Verteidigungs- 
zwecke bestimmten  massiven  Bau  von  2  Geschossen  und 
etwa  6"'  Höhe.  Dieser  wurde  1843  abgebrochen  und 
an  seiner  Stelle  die  Plattform  mit  Brüstung  errichtet 
Anscheinend  ist  die  Plattform  um  1860  nochmals  verlegt 
worden,  denn  1843  arbeitete  man  schwerlich  schon  mit 
Asphalt. 

Nach  alledem  wird  man  erkennen,  daß  es  der  größten 
Sorgfalt  bedarf,  will  man  die  Mauerrestc  richtig  nach  ihrer 
Entstehungszeit  erkennen.  Jedenfalls  beweist  das  Fehlen 
solcher  gar  nichts.  Wenn  zum  Beispiel  Stiehl  sagt,  nur  ein 
hölzerner  Notbau  könne  hier  gestanden  haben,  so  steht 
dem  entgegen,  daß  tatsächlich  zweimal  hier  ein  Steinbau 


stand,  leider  ein  solcher,  dessen  innere  Struktur  wir  nicht 
kennen.    Zweimal  wurde  dieser  Aufbau  abgebrochen. 

Ob  die  nach  dem  Brande  von  1540  eingeschlagenen 
Gewölbe  genau  ebenso  hoch  saßen  wie  die  alten,  war 
nicht  zu  ermitteln.  Jedenfalls  ragten  die  8  Pfeiler  des 
3.  Geschosses  um  etwa  15 — ao1'™  über  die  Gewölbcschcitel 
und  das  sima-artige  Gesimsglicd,  nicht  aber  Ober  die  Auf- 
mauerung über  diesem  empor.  I  hes  ist  ganz  konstruktions- 
gi-miiß,  wenn  man  bedenkt,  daß  :ia<  ii  alter  Technik  erst 
die  Pfeiler  aufgemauert  und  dann  Bogen  und  Gewölbe 
eingespannt  wurden.  Stiehl  sieht  aber  in  den  oberen 
I  eilen  dieser  Aufmauerungen  die  Eckpfeiler  fQr  die  beiden 
Türme  im  4.  Geschoß. 

Die  Untersuchung  hat  erwiesen,  daß  auch  2—3  Schichten 
des  Gesimses  in  modernem  Kalk  gebettet  waren.  Man 
erkannte  sehr  deutlich,  daß  diese  im  19.  Jahrhundert  neu 
verlegt  wurden  und  daß  man  sie  dabei  dort,  wo  sie  zu 
beschädigt  waren,  ergänzte.  Ich  fand  im  Gesims  unver- 
kennbar alte  Steine  neben  unverkennbar  neuen.  Die  von 
Schäfer  beobachteten  Fehler  im  Steinschnitt  stammen  also 
von  der  1847  erfolgten  Wiederherstellung  des  Gesimses! 
Durch  sie  kam  er  zu  dem  Fehlschluß,  daß  das  Gesims 
neu  oder  doch  1847  in  seinen  Hauptformcn  verändert 
worden  sei. 

Allen  kritischen  l'ntersuchungen  zum  Trotz  war  das 
alte  Gesims  aber  da!  Diese  Tatsache  ist  nicht  abzu- 
leugnen. Es  hat  ja,  wie  es  scheint,  1505  und  1506  wieder 
eine  Bautätigkeit  am  Turme  stattgefunden,  sodaß  die  Ver- 
mutung berechtigt  ist,  das  Gesims  sei  eine  spätere  Zutat 
des  1506  nachweisbar  in  Meißen  tätigen  Meisters  Konrad 
Pf  lüger.    Ist  dem  so  —  auch  dann  wäre  nach  sonst 


No.  5. 


allgemein  gütiger  Auffassung  von  Denkmalpflege  dieses 
künstlerisch  wie  kunstgeschichtlieh  merkwürdige  Gesims 
zu  erhalten  und  es  wäre  im  Sinne  des  letzten  Meislers 
fortzubauen  gewesen,  der  es  schuf  —  wenn  man  eben 
„stilvoll"  ergänzen  wollte.  Denn  die  Restauratoren  auch 
der  alten  Schule  sind  der  Meinung,  daß  man  alte  Um- 
gestaltungen  des  ersten  Planes  auf  alle  Falle  erhalten 
müßte.  Viollct-lc-Duc  sagt  (Dict  rais.  VIII  unter  „Restau- 
ration") „(Juand  il  n'y  a  pas  ä  craindre  de  maintenir  les 
causes  de  ruine,  il  faul  eonserver  soigneusement  les  traoes 
des  additions  s  u  c  c  c  s  s  i  v  c  s  et  ne  pas  tenler  de  les 
rclicr  entre  elles  par  uite  unitc  fictive,  eorrigeant 
les  errcurs  aneiennes".  Und  Dombaumeisler  Tornow  sagt 
in  seinen  „Grundsätzen":  .Hei  keiner  Art  von  1  Icrstcllungs- 
arbeiten  darf  unter  dem  Vorwande  der  Verbesserung 
eines  vermeintlichen  Verstoßes  gegen  den  guten  Ge- 
schmack die  alte  Form  irgendwie  geändert  werden." 
Das  sind  wohl  auch  für  Stiehl  einwandfreie  Zeugen.  Charles 
Buls  fügt  hinzu:  .11  faul  sc  garder  de  la  tentation  de 


Selbst  diesen  Stand  rcstauralorlscher  Weisheit  haben 
wir  leider  in  Deutschland  noch  nicht  zu  allgemeiner  Geltung 
gebracht:  Das  ist  es,  was  ich  in  Erfurt  besprach  und  am 
Mcillner  Beispiel  erklären  wollte! 

I  Ir  Stiehl  sagl,  ich  habe  meine  subjektive  Auffassung 
ohne  ausreichende  Prüfung  der  Unterlagen  für  wissen- 
schaftlich erwiesene  Unanfechtbare  Wahrheit  ausgegeben. 
Ich  mochte  ihn  fragen:  Wo?  In  meiner  Broschüre  habe 
ich  Material  herbeigetragen ,  aber  nicht  ein  Wort  gesagt, 
das  Stiehl  zu  jener  Aculierung  berechtigt.  In  Erfurt  habe 
ich  wiederholt  betont,  daß  es  möglich  sei,  daß  ich  irre. 
Ich  habe  Beweise  und  Vermutungen  wohl  zu  unterscheiden 
gewußt!  Und  daher  habe  ich  stets  Beweise  für  die  Rich- 
tigkeit der  Planung  von  der  Dombauleitung  erbeten. 
Denn,  wenn  ich  irre,  so  sind  ein  paar  Bogen  Papier  un- 
nütz bedruckt;  irrt  die  Dombauleitung,  so  wird  für  alle 
Zeilen  und  unter  Eingriff  in  den  alten  Bestand  der  Dom 
falsch  restauriert.  Darin  besieht  doch  wohl  ein  kleiner 
Unterschied!-  Cornelius  Gurlitt. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 
Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hamburg.  Vers, 
am  23.  Okt.  1903.  Vors.  Hr.  Zimmermann.  Anwes. 
ua  Personen.  Aufgen  als  Mitgl.  Hr.  Rcg-Bmstr.  W,  Ebc- 
ling  u.  Ing.  E.  Andr.  Meyer.  Zunächst  machte  Hr. 
Branddir.  Wcstphalen  einige  Mitteilungen  über  den 
Brand  des  sogenannten  „Pariser  Warenhauses  in 
Budapest"  am  24.  Aug.  d.  J. ,  eine  Katastrophe,  die, 
namentlich  infolge  der  schweren  Verluste  an  Menschen- 
leben, in  weiteren  Kreisen  Aufmerksamkeit  erregt  hat. 
Das  Feuer  brach  abends  gegen  7  Uhr  aus,  als  man  die 
elcktr  Beleuchtung  einschaltete  und  zwar  an  den  Waren 
eines  im  Inneren  des  Gebäudes  am  Zugang  zur  Etagen- 
treppe belegenen  großen  Schaufensters.  Das  „Pariser 
Warenhaus"  hatte  seine  Verkaufsräume  im  F.rd-  und 
1.  Obergeschoß  eines  Eckhauses;  im  1.  Obergeschoß 
waren  größere  Räume  der  beiden  Nachbarhäuser  nach 
Durchbruch  der  Brandmauern  für  Vcrkaufszwecke  mit 
hinzugezogen,  desgleichen  auch  der  im  Erdgeschoß  mit 
Glas  abgedeckte  große  Innenhof  des  Eckhauses.  Das 
2.,  3.  und  4.  Obergeschoß  dienten  zu  Wohnzwecken 
Der  Zugang  zu  diesen  Wohnungen  führte  von  der  Straße 
aus  über  die  Etagcntrcppc  und  über  die  in  allen  OI>er- 
g«»cliä»"*en  im  Innenhol  angebrachten,  aus  Stein  und 
Eisen  hergestellten,  im  Freien  liegenden  Galerien.  Das 
fragliche  Gebäude  hatte  feuersichere  Decken  und  Treppen, 
die  Eisenkonstruktionen  waren  feuersicher  ummantelt. 
Abgesehen  von  den  Treppen,  welche,  aus  Ziegeln  her- 
gestellt, bald  einstürzten,  hat  das  Gebäude  durch  das 
Feuer  verhältnismäßig  wenig  Schaden  erlitten,  sCin  Inhalt 
ist  aber  im  Erdgeschoß,  1.  Obergeschoß  und  zum  Teil 
auch  in  den  übrigen  Obergeschossen  ausgebrannt.  Die 
Einrichtung  des  Warenhauses  entsprach  keineswegs  den 
baupolizeilichen  und  feuerpolizeiliehen  Grundsätzen,  welche 
in  deutschen  Großstädten  anerkannt  sind.  Auch  lag  die 
Behandlung  der  elektrischen  Beleuchtung  in  Händen  von 
unkundigen  Laien. 

In  Hamburg  werden  die  Bestimmungen  für  sogen. 
„Warenhäuser"  auf  Grund  von  §  74  des  Baupol.-Gcs. 
gegeben.  Der  Begriff  „Warenhaus"  ist  aber  noch  keines- 
wegs in  seiner  Abgrenzung  nach  unten  festgelegt.  Auch 
Läden,  welche  in  Hamburg  bisher  nicht  als  dem  §  74 
des  Haupol. -Ges.  unterfallend  erachtet  werden,  können  im 
Fall  eines  Brandes  den  Bewohnern  der  oberen  Geschosse 
erhebliche  Gefahren  bringen ;  letzteres  gilt  namentlich  dann, 
wenn  I-adentüren  und  Schaufenster  im  Zugänge  zur 
F.tagentreppe  liegen,  wie  das  in  Hamburg  leider  vielfach 
der  Fall  ist  und  bei  den  hier  zur  Zeit  geltenden  Gesetzen 
auch  nicht  verhindert  werden  kann.  Eine  dies  betreffende 
Gcsclzcsvorlagc  als  Zusatz  zum  §  32  des  Baupol -Ges 
ist  vom  Senate  der  Bürgerschaft  vorgelegt  — 

Hierauf  erhielt  das  Wort  Hr  Caspersohn,  welcher 
seine  Mitteilungen  Über  „Straßenrcinigungs-Bctricb 
in  Hamburg"  mit  einer  Schilderung  der  früheren  Zu- 
stände und  der  Unhaltbarkeit  derselben  gegenüber  den 
Forderungen  der  Hvgiene  schildert.  Den  auf  dem  inter- 
nationalen Hvgiene-K'ingreß  in  Brüssel  aufgestellten  Leit- 
sätzen für  die  Reinigung  der  Städte  entspricht  die  zurzeit 
bestehende  Straßenreinigung  in  Hamburg  durchaus.  Die 
betr.  Verwaltungsabteilung  ist  der  Baudeputation  unter- 
stellt und  es  gehören  zu  ihrem  Ressort  außer  der  eigent- 
lichen Straßenreinigung  die  Straßenbesprengung.  die 
Schnee-  und  Eisarbeiten,  die  Reinigung  der  öffentlichen 
Bedürfnisanstalten,  die  Ilausunrat- Abfuhr  mit  zugehörigem 
Verbrennungsaiistalts  Betrieb,  die  Schiffs-  und  Kaiunrat- 
Abfuhr,  die  Kübel-  und  Grubenabfuhr,  sowie  die  Reinigung 
der  Privalstraßen. 

16.  Januar  1904. 


Am  1.  Jan.  1903  betrug  innerhalb  des  Hamburger 
Stadtgebietes  die  Anzahl  der  öffentlichen  Straßen  1035, 
diejenige  der  Privalstraßen  87,  zusammen  also  1122  in 
einer  Gesamtlänge  von  410 km  und  einer  Gesamtfläche 
von  7  Mill.  'im  Hamburg  ist  eine  der  weiträumigst  ge- 
bauten Großstädte  Deutschlands,  denn  es  entfallen  hier 
auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  9.7  q™  Straßenfläche  gegen 
5.2  in  Berlin.  7.3  in  Dresden,  9.2  in  Frankfurt  a.  M.  und 
4.6  in  Köln. 

I  He  I  lauptverkehrsadern  werden  hiersechsinal  wöchent- 
lich, alle  wientigeren  Straßen  zweimal  und  die  übrig  bleiben- 
den einmal  wöchentlich  nachts  mit  Kehrmaschinen  gereinigt. 
Außerdem  werden  am  Tage  die  Straßen  durch  Absammeln 
grober  Verunreinigungen  und  Ausfegen  der  Rinnsteine 
gereinigt,  womit  eine  3  malige  Reinigung  in  der  Woche, 
einmal  bei  Nacht  und  zweimal  am  Tage,  das  Mindeste  für 
die  verkehrsarmsten  Straßen  Hamburgs  ist. 

Für  die  Unterbringung  des  bei  der  Tage^reinigung 
entstehenden  Kehrichts  dienen  177  gemauerte  Gruben,  aus 
denen  derselbe  nachts  mit  dem  bei  der  Nachtarbeit  ent- 
standenen abgefahren  wird  Es  sind  jede  Nacht  etwa 
330',im  abzufahren,  welche  Eigentum  der  Kehrichtabfuhr- 
l  nternehmer  bleiben,  die  dafür  eine  Vergütung  von  170 
bis  200  M.  auf  je  1000  Einwohner  und  Jahr  erhalten. 

Die  Stnißenbesprengimg  erfolgt  durch  Wagen  mit 
der  Miller'schen  Sprengvorrichtung  in  einer  Sprengbreite 
von  7,5™.  Ein  Wagen  besprengt  bei  gstondiger  Arbeits- 
zeit 100000 1"1  Straßenfläche 

Einen  wichtigen  Teil  der  Obliegenheiten  der  Straßen- 
Reinigung  bilden  die  Schnee-  und  Eisarbeiten,  wofür 
die  Stadt  in  100  Bezirke  eingeteilt  ist.  Ein  Tag,  an  welchem 
mit  vollem  Betrieb  gearbeitet  wird,  kostet  gegen  20000  M, 
In  den  letzten  10  Jahren  haben  die  Ausgaben  für  Schnee- 
und  Eisarbeiten  zwischen  89000  und  480000  M  geschwankt. 

An  öffentlichen  Bedürfnisanstalten  sind  183  Pissoirs 
mit  706  Ständen  und  23  Anstalten  für  Frauen  zu  reinigen 
Die  Kosten  für  Straßen-Reinigung,  Besprengung  und  Be- 
trieb der  Bedürfnisanstalten  betragen: 

in  »uf  i<|m  Slrallc     gut  dm  Kopf  d  Bvvnlkn,:. 

Hamburg  0,15  M.  1,25  M. 

Berlin  0,34  ,  1,78  „ 

Dresden  0.32  „  a.33  „ 

Köln  0,25  „  1.19  - 

Frankfurt  a.  M.       .    .     oju  „  2,06  . 

Die  Abfuhr  des  Hausunrates  ist  ebenso  wie  die  Ab- 
fuhr des  Straßenkehrichts  im  .Submissionswege  an  Ucher- 
nehmer  vergehen,  welche  dafür  auf  je  1000  Einwohner 
und  Jahr  300  bis  380  M  erhalten  Von  einem  von  441000 
Einwohnern  bewohnten  Gebiet  wird  der  Unrat  zur  Ver- 
brenntingsanstalt  geschafft,  von  dein  übrigen  288000  Ein- 
wohner zählenden  Gebiet,  dagegen  unter  strengen  der 
Hvgiene  Rechnung  tragenden  Kontrakt -Vorschritten  im 
Ländgebiei  landwirtschaftlich  verwerte!  Die  AMuhl  er- 
folgt nachts  in  einfach  mit  Holzklappen  verschlossenen 
Wagen. 

Für  die  Kdbelahfuhr  aus  den  nicht  an  Siele  ange- 
schlossenen Grundstücken  sjnd  die  lluuwKaseT  in  dicht- 
gemauerten  Gniben  zu  sammeln,  deren  Inhalt  st;i;iisseitig 
mittels  pneumatischer  Apparate  entleert  wird.  Die  Fäkalien 
solcher  Grundstücke  werden  in  Kübeln  gesammelt  und 
ebenfalls  staat — eilig  abgefahren.  I>ic  Reinigung  der  Kübel 
erfolgt  in  dem  Abfuhrdepot,  in  fast  geruchloser  Weise. 

Da*  Arhcitspcrsona!  der  Straßenreinigung  besteht  aus 
etwa  000  Menschen,  die  Jahresausgaben  belaufen  Dich 
z  Zt.  auf  1  551  000  M..  denen  Einnahmen  in  Höhe  von  elwa 
179000  M  gegenüberstehen.  — 

Ilm, 

31 


Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  für  einen  Harenbauplan  für  die  Stadt  Gothen- 
burg In  Schweden.  In  No  100  Jahrg.  190a  haben  wir  auf 
die*<"-i  Preisausschreiben  M'htin  kurz  hingewiesen.  Wir  haben 
nach  Einsichtnahme  in  das  Programm  nicht  \  iel  hinzu- 
zufügen. Ks  handelt  sich  lediglich  um  einen  Ideenwett- 
bewerh  fnr  die  Erweiterung  der  I  lafcnanlagcn  für  .ver- 
schiedene Fahrzeugts  pen  und  sonstige  Verkclirszwcckc" 
Leider  gibt  das  Programm  keinerlei  Anhalt,  welche  An- 
sprüche der  Verkehr  jetzt  stellt  und  nach  welcher  Richtung 
hin  ein  Bedürfnis  zur  Entwicklung  der  Anlagen  vorliegt 
Eine  Beteiligung  an  dem  Wettbewerb  bedingt  also  ein 
eingehendes  Studium  an  Ort  und  Stelle.  \  erlangt  ist 
lediglich  ein  Einzeichnen  der  neuen  Anlagen  in  die  zur 
Verfügung  gestellten  Pläne  t  :  8aoo  für  den  Hafen,  1  :  20000 
für  den  Stadtplan,  mit  den  Anschlußlinien  der  Eisenbahnen  ; 
Einzelheiten  der  Kaianlagen,  Schuppen.  Brücken  usw. 
sind  nicht  verlangt,  ebensowenig  ein  Kostenübersehl  ag. 
Gefordert  ist  dagegen  ein  Erläuterungsberieht.  Im  Preis- 
gericht ist  das  Ausland  vertreten  durch  Chefingenieur 
C.  J.  de  Jongh  in  Rotterdam  und  Hafcnbmstr.  H.  C. 
Möller  in  Kopenhagen.  Im  übrigen  gehören  demselben 
noch  als  Sachverständige  an;  J,  I,  l.aurell,  Überstlnt. 
a.  D  im  K.  Wege-  und  Wasserbau-Korps  in  Stockholm, 
und  StadtbrL  ü.  Ph.  Au, u ist  in  (Rothenburg.  |)cr  Hafen- 
Iiirektion  steht  das  Ergänzungsrechl  bei  Verhinderung  eines 
Preisrichters  zu.  An  Preisen  sind  ausgesetzt  6000,  4000 
und  2500  Kr.  izu  1.16  MX  I>er  freien  Entscheidung  der 
Hafendireklion  ist  der  Ankauf  eines  weiteren  Planes  zum 
Preise  von  1000  Kr.  vorbehalten    Frist  bis  15.  Okt.  1904.  — 

In  einem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  Volks- 
schule In  Bettenhausen  liefen  19  Arbeiten  ein.  Den  I.  Preis 
von  1200  M  erhielt  Hr.  Arch  Heinrich  Arnold  in  Kassel; 
den  II  Preis  von  600  M.  Hr.  Arch  I-Yitz  Schirmer  in 
Kassel;  den  III.  Preis  von  400  M  Hr  Hcinr.  Bangemann 
in  Kassel.  Hie  Bausumme  betrug  250000  M.  l»ie  Ent- 
würfe sin<l  bis  1-5.  Jan.  im  alten  Pfarrhausc  in  Hetten- 
hausen «öffentlich  ausgestellt  Der  Wettbewerb  war  auf 
Architekten  aus  dem  Stadt-  und  Landkreise  Kassel  be- 
schränkt - 

Zu  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein 
Weltpostvereins -Denkmal  in  Bern  sind  die  ( lewinner  der 
6  Preise  des  eisten,  allgemeinen  Wettbewerbes  mit  Frist 
zum  1.  Aug.  1004  aufgefordert  worden  Es  nehmen  so- 
mit Teil  die  Ilm.  E  Hund  rieser  in  GharloUcnhurg, 
Georg  Morin  in  Berlin,  E.  Dubois  in  Gemeinschaft  mit 
R.  Palouillard  und  R  de  St  Marceau  in  Paris,  ^>wie 
Ign  Taschner  in  Breslau  in  Gemeinschaft  mit  Aug.  Heer 
in  München  und  Gui-cppe  C'hiattoiie  in  Lugano  Die 
Künstler,  die  eine  Entschädigung  von  je  iyx>  Fr.  erhalten, 
»irld  nicht  au  ihren  ersten  Entwurf  gebunden. 

In  einem  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Ent- 
würfen für  die  Durchführung  einer  Passage,  sowie  die  Ge- 
staltung des  Gerberplatzes  in  St.  Johann  (Saar)  liefen  10  Ent- 


würfe ein.  Das  Preisgericht,  dem  Hr.  Prof.  Th.  Fischer 
in  Stuttgart  als  Sachverstandiger  angehörte,  erteilte  ein- 
stimmig den  I.  Preis  (800  M  I  Hrn.  Gustav  Schmoll,  den 
II.  Preis  |6oo M. )  I Irn.  Karl  Brugger,  den  III.  Preis  ( 400 M. I 
Hrn.  Alb  Deezs,  sämtlich  111  St.  Johann.  Ein  weiterer 
Entwurf  des  Mm.  Hei  ter  in  St.  Johann  wurde  zum  An- 
kauf empfohlen  Der  Wettbewerb  war  beschrankt  auf 
Architekten  der  Saar*täd'.e  St.  Johann  -  Saarbrücken  und 
Malstatt-Burbach 

Zu  einem  engeren  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Ent- 
würfen für  die  Bemalung  der  östlichen  Wand  des  großen 
Sitzungssaales  des  Reichstagsgebaudes  waren  9  Künstler 
eingeladen.  Drei  Preise  von  je  1000  M.  erhielten  die  Hrn. 
Prof.  Art  Kampf  und  Prof  W.  Friedrich  in  Herl  in,  so- 
wie Hr.  Aug.  Jank  in  München.  L'eber  die  Erteilung 
des  Auftrages  wurde  die  Entscheidung  noch  ausgesetzt.  — 

Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die 
Anlage  eines  Nordparlces  In  Berlin  soll  durch  den  Magistrat 
von  Berlin  mit  einer  Preissumme  von  zus.  10000  M.  ausge- 
schrieben werden.  Durch  den  Wettbewerb  soll  die  Mög- 
lichkeit versucht  werden,  für  die  zukünftige  Gestaltung 
des  hügeligen  Geländes  neue  Gedanken,  gegebenen  Falles 
hervorgegangen  aus  der  Zusammcnwirkung  der  Garten- 
kunst mit  der  Baukunst,  zu  gewinnen. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  G.  M.  In  Hagen  1.  W.  Ein  Rechtsmittel  Rege» 
das  bereits  am  10  Aug,  1903  verkündete  L'rtcil  ist  ausgeschlossen, 
da  dessen  Zustellung  bereits  am  39  Sept.  ei  folgt  und  damit  die 
.Nollrist  bereits  am  39  Okt.  1903  verstrichen  ist  Ob  die  Berufung 
wurde  Erfolg  haben  können,  ist  mithin  nebensächlich,  würde  aber 
auch  nur  zu  beurteilen  gewesen  sein,  wenn  aoUer  dem  Uauvertragc 
noch  der  Wortlaut  der  einzelnen  infragc  kommende,)  Schriftstücke 
und  der  volle  Schriftwechsel  im  Prozesse  vorgelegen  bitte.  Das 
Uebergewicht  der  Wahrscheinlichkeit  spricht  gegen  den  Erfolg  einer 
Berufung.  Eine  Beantwortung  der  einzelnen  Fragen  im  Schriftstücke 
vom  31  De/.  iqoj  würde  den  Kaum  des  Briefkastens  erheblich 
übersteigen  und  bietet  kein  allgemeines  Interesse,  weshalb  solche 
abgelehnt  wird  Die  Erstattung  eines  Kcrhtsgutachtens  würde  kost- 
spielig ccni,  weil  es  eine  Uuichsicht  der  «Amtlichen  Schrifislücke 
zur  Voraussicht  halle  —  K.  H  e. 

Hrn.  F.  H.  in  Bamberg.  Sic  finden  in  unserem  neuesten 
Bande  der  ..Uaukunde  des  Architekten",  im  zweiten  Band,  sechsten 
Teil,  ein  reiches  Material  über  l'osthauten  usw.,  welche«  wir  Ihnen 
für  die  Bearbeitung  der  Konkurrenz  beir  das  Verkclirxminiitcriuin* 
mit  l'ackcthricfpnsunit  für  München  angelegentlich  empfehlen.  Der 
durch  uuacre  Expedition,  KOnij.'gr.Uzerslr.  105,  zu  beziehende  Baud 
kostet  10  M.  ungebunden. 

Inhalt:  l'as  Wulniiwctir  im  llauiaarru  il»  ■■»  Maitis  /n  Srhwtinlurt.  -- 
f.lrr  Wirttriaun.au  drs  Caai|i*tiilr  voil  Stun  Marro  Ischlussi.  —  Y..m  Mritlner 
l'.irn.  Mittciliin-tu  aus  Vrri-inriL  l'reisbcwerbunpen.  —  liriei-  und 
Fragekastrn.     -  Vrrl.an.1  .1.  uls.  Ih  t    Vi.  ti.lt  kirn-  und  li.-t  i.irui  -Vrieinr 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Das  Walzen  wehr  im  Hauptarm 
des  Mains  bei  Schweinfurt. 

Verlag  de,  rviilsclien  Haiize.tuug,  G.  m.  b  II  ,  Berlin.  Kor  die  Redaktion 
veraniwortl.  Alberl  llolmatoi,  Hetlin.    l>tuck  Tod  Willi,  Greve, 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 
VI.  Internationaler  Architekten-Kongreß  zu  Madrid  im  April  1904. 


Die  von  dem  Ausschuß  des  Kölner  Yen 


Einvernehmen  mit  dem  Verbands -Ausschuß  vorbe- 


reitete gemeinschaftliche  Reise  ist  nunmehr  unter  Mitwirkung  tler  vom  Madrider  Kongreß-Vorstände  em- 
pfohlenen „Agence  des  vovages  pratiques*  festgesetzt  worden,  wie  folgt: 

1  Kleine  Fahrt:  Ab  Köln  2.  April  morgens  9  l'hr  rebernaehtung  in  Paris,  dann  Weiterfahrt  Iiis 
Biarrilz.  wo  eintägiger  Aufenthalt  staltfindet.  Ankunft  in  Madrid  5.  April.  Kongreß  in  Madrid  vt.in  6. 
Iiis  13.  Ajii  il  mit  Ausflügen  nach  Toledo,  Aleala  und  Guadalajara,  veranstaltet  v<»n  der  Kongi  etSleitung 
1  vielleicht  auch  l'seorial  um!  Aranjucz) 

Kuckfahrt  von  Madrid  am  13.  abends.    Eintägiger  Aulenthalt  in  Burgos  mit  Ausflug  nach  dem 
Kloster  Las  iluelgas.    Eintägiger  Aufenthalt  in  Bordeaux. 

Am  17.  April  nachmittags  von  Paris  nach  Köln,  wo  Ankunft  abends  n  I  hr.  (Auf  Wunsch  können 
Teilnehmer  auch  längere  Zeit       innerhalb  der  Dauer  ihrer  Eahrkai  Icu       in  Paris  bleiben  I. 
2.  GroBc  Eahrl:  Zu  der  vorbc-chnebenrn  kleinen  I-  alirt  Irin  11.1.  I1  liin/it  eine  Kundiei-e  Madrid  Granada 

Malaga  Sevilla  Ordova  Madrid  Rückkunft  nach  KMn  am  „f>  April  abends 
Die  Beteiligung  an  der  kleinen  Fahrt  kostet  S7«  Kranken  -  td.  .t06  M  ,  die  große  Fahrt  erfordert  eine 
Zuzahlung  von  3»  Franken  —  rd  260  \1  Kur  diese  Pauseh/iihlimgcn  libeniitmnt  <lie  „Agence  des  voyagcs  pratiques" 
die  ItefoKlerung  aul  der  Eisenbahn  111  II  .  Wagcnklass e  1  Paris  Biacntz  1.  WagenklasM-i,  die  Mahlzeiten  auf  der  Reise 
in  den  Speisewagen  und  Uufettränmen,  die  Betonierung  von  und  zu  den  Gasthöfen,  Aufenthalt  und  3  Mahlzeiten 
(2  mit  Wenn  in  Gasthöfen  I  Kang.'s  lauch  111  Madrid»,  die  Fahrten  zu  Besichtigungen  und  die  Trinkgelder  lucrlor, 
endlich  die  Stellung  eines  deuis.  li  sprechenden  I  >.  .Imelst  hci  s 

Bedingung  ist  die  Beteiligung  voll  wenigstens  jo  Personen  an  jeder  Fahrt.  Der  Kölner  Keist-Atisscliuti 
(Ibernimmt  auch  die  Anmeldungen  und  die  Einzahlung  der  Teilnehmerbetnlge  für  den  Kongreü  imi  a.s  I-r.  _(ao  M. 
30  Pfg  )  für  die  Person.  Damen  und  Gäste  können  unter  denselben  Bedingungen  an  den  gemeinschaftlichen  Fahrten 
sieh  beteiligen.    Süddeutsche  und  o-lenvichi»che  Faeligciiosscii  können  sich  in  Paris  allst MieL'.en. 

Anmeldungen  sind  unter  Anzahlung  von  50  M.  fflr  die  kleinere,  80  M.  für  die  größere  Fahrt  und 
20  M  für  den  KongivlJlx  itrag  bis  spätestens  /um  1.  Februar  zu  richten  an  den  Geschäftsführer  des 
Verbandes.  Reg  Binstr  F  Fiseien  in  Berlin  N.W'.,  Flemmiitgs.tr.  16. 

I.  A.    Der  Geschäftsführer:  F  Kisclcn. 


I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°:  6.  BERLIN,  DEN  20.  JAN.  1904 

Camillo  Sitte. 


|in  16.  November  1903  verschied  in  Wien  nach  kurzer 
schwerer  Krankheit  im  61.  Lebensjahre  der  Vater 
der  neuzeitlichen  Städtchaukunst:  Camilla  Sitte. 
Gerade  als  er  sich  mit  einem  ihm  ergebenen  Kollegen 
anschickte,  der  jungen  Kunst,  die  seit  14  Jahren  mehr  in 
der  Stille  der  engeren  Kachwelt  zu  einem  viclvcrhcißen- 
den  Wesen  herangewachsen  war,  einen  Tummelplatz  vor 
aller  Welt  in  Form  einer  Zeitschrift  zu  bereiten  mitten 
heraus  aus  einer  erstaunliehen  Schaffensfreudigkeit  holte 
ihn  der  Tod.  Was  Camillo  Sitte  als  schaffender  Architekt 
und  als  Städtebaukünsller,  was  er  theoretisch  und  durch 
die  Ausführung  geleistet  hat,  im  Zusammenhang  und  ab- 
schließend zu  würdigen,  kann  jetzt  noch  nicht  und  vor 
allem  nicht  in  der  Beengung  eine-  Artikels  unsere  Auf- 
gabe sein.  Erst  wenn  die  Bewegung,  die  von  ihm  ihren 
Anstoß  erhielt,  zu  einer  gewissen  Ku.ie  gelangt  sein  wird, 
ist  der  Zeitpunkt  gekommen  zu  prüfen  und  das  Ergebnis 
zu  ziehen.  Fleute  ist  es  lediglieh  unsere  Pflicht,  zu  erzählen, 
was  wir  vom  Lebenslauf  des  verehrten  Manne-  wissen, 
uns  zu  erinnern,  wie  die  Lage  der  Dinge  war,  als  er  mit 
seinem  Wort  die  Kunst  des  Städtebaues  vom  Schlafe  er- 
weckte und  schließlich,  welche  Entwicklung  diese  unter 
seinem  Einfluß  genommen  hat. 

Camillo  Sitte  wurde  als  der  einzige  Sohn  des  Archi- 
tekten Kranz  Sitte  im  Jahre  1843  in  Wien  geboren,  be- 
suchte dort  die  Schulen  und  absolvierte  1863  das  Piaristcn- 
Cvmnasium.  In  der  akademischen  Freiheit,  die  darauf 
folgte,  entwickelte  sich  gleich  von  Anfang  an  die  merk- 
würdige Vielseitigkeit,  welche  uns  bis  zu  seinem  Knde 
besonder*  im  persönlichen  Verkehr  immer  wieder  über- 
raschte. Da-  Kachstudiuni  allein  genügte  ihm  bei  weitem 
nicht.  Philosophische  und  ästhetische  Studien  (bei  Zimmer- 
mann und  Eitelberger)  und  mehrere  Semester  hindurch 
ausgedehnte  Arbeiten  im  anatomischen  Seziersaal  des  Prof. 
1 I  vrtl  gingen  nebenher  und  als  einem  echten  Jünger  seiner 
Kun-t  war  ihm  auch  da*  klingende  Kelch  der  Sehwester- 
kimst  vertrautes  Land.  Ein  tüchtiger  Cellist,  wirkte  er  nicht 
nur  in  Konzerten  mit,  -nndern  versuchte  er  sich  sogar 
eine  Zeit  lang  als  Musiklehrer.  Diese  musikalische  Tätig- 
keit vermittelte  ihm  die  Freundschaft  Hans  Richters,  Josef 
Sucher'«  in  Berlin  und  Kranz  Fischer'*  in  München.  Zur 
selben  Zeit  wirkte  Sitte,  gewiß  ein  Zeichen  ungewöhnlicher 
Vielseitigkeit,  als  Lehrer  der  Kunstgeschichte  an  ver- 
schiedenen Privatschulen. 

Im  Jahre  1875  berief  den  jungen  Mann  «las  K.  K. 
taten».  Ministerium  für  Kultu-  und  Unterricht  zur  Gründung 
der  Salzburger  Staatsgewcrbcsehulc,  welche  er  dann  bis 
1883  als  Direktor  leitete.  Von  dieser  Zeit  ab  verwaltete 
er  das  gleiche  Amt  an  derK.  K.  Staatsgewerbeschule  in  Wien. 

Dem  Glänze  von  Camillo  Sitte'*  Bedeutung  als  Städte- 
hauer gegenüber  erbleichen  die  Arbeiten  dieses  schaffens- 
freudigen Lebens  auf  den  übrigen  Gebieten.  Immerhin 
wäre  es  eine  Unterlassungssünde,  sie  nicht  zu  erwähnen. 
Schon  mit  38  Jahren  war  Sitte  auserlesen,  ein  stattliches 
Werk  in  der  Mechitaristenkirchc  in  Wien  zu  errichten, 
ein  Jugendwerk,  das  er  noch  in  der  letzten  Zeit  seines 
l-cbons  (1900)  auf  eine  in  unserer  Zeit  wohl  einzig  da- 
stehende Art  und  Weise  zur  Vollendung  bringen  konnte, 
indem  er  den  Innenraum  mit  figürlichen  Kompositionen 
ausschmückte.  Alle  Kartons  zeichnete  Sitte  selbst,  wozu 
er  sein  unermüdliches  Studium  im  Aktzeichnen  wohl  ver- 
werten konnte,  und  einen  großen  Teil  des  Figürlichen 
führte  er  mit  eigener  Hand  aus. 

Diese  frühe  Periode,  zu  der  etwa  noch  der  Entwurf 
eines  leider  nicht  ausgeführten  Theater«  zu  zählen  wäre, 
wurde  abgebrochen  durch  die  ausschließliche  Amtstätigkeit 
in  Salzburg,  und  erst  als  Sitte  wieder  nach  Wien  zurück- 
gekehrt war,  fand  sich  für  ihn  Gelegenheil,  einen  weiteren 
Kirehcnbau  in  Tcmcsvar  118831  auszuführen,  wie  die  erst- 
genannte Kirche  in  den  Formen  der  deutschen  Renaissance. 
Ks  war  der  gründlichen  und  leicht  schaffenden  Art  Sitte  * 
entsprechend,  daß  er  sich  mit  dem  rein  Architektonischen 
nicht  begnügte.     Nicht  nur  die  farbige  Ausschmückung 


ging  bei  seinen  Bauten,  wie  erwähnt,  aus  seiner  eigenen 
Hand  hervor,  sondern  auch  die  ganze  übrige  dekorative, 
plastische  und  bewegliche  Ausstattung  überließ  er  nicht 
Anderen.  So  hielt  er  es  bei  einem  Jagdschloß,  das  er  im 
Jahre  1883  in  Zbirow  baute,  wo  er  Glasfenster,  Lüster 
und' Möbel  entwarf  und  dekorative  Figuren  sogar  selbst 
modellierte.  An-  und  Umbauten  im  Schlosse  Sicrndorf 
bei  Wien  und  eine  Kapelle  an  diesem  Orte,  sowie  viele 
andere  kleine  Arbeiten  gingen  nebenher.  Die  nun  folgende 
zweite  Paus«?  jn  seiner  Bautätigkeit  läßt  sich  leicht  mit  den 
Vorbereitungen  für  das  Buch  über  den  Städtebau  erklären. 
Krst  die  fünf  letzten  Lebensjahre  Sitte'*  waren  wieder 
durch  Bauausführungen  bereichert,  deren  Ort  Odcrfurt- 
Privorz  war.  Hier  erbaute  er  1897  09  ein  Rathaus  und 
die  Kaiser- Jubiläums- Marienkirche,  in  der  die  gesamte 
Einrichtung  von  seiner  Hand  gezeichnet  wurde.  Soweit 
ging  seine  aufopferungsfreudige  Kunstliebe,  daß  er  seine 
Ferien  daran  gab.  um  auch  hier  wieder  mit  dem  Pinsel 
in  der  Hand  selbsttätig  seine  Entwürfe  für  die  Ausmalung 
der  Kirche  zur  Ausführung  zu  bringen. 

Wenn  wir  nun  daran  gehen,  die  Bewertung  Sitte'*  int 
Gebiete  des  Städtebaue*  zu  würdigen,  so  wäre  e*  am 
Platze,  des  Längeren  davon  zu  reden,  welche  Zustände 
vor  dem  Erscheinen  seines  Buches  herrschten,  damit  die 
Gegensätze,  das  Charakteristische  der  Wirkung  klar  zutage 
treten.  Gerade  dafür  aber,  glaube  ich,  fehlt  uns  noch  der 
notige  Abstand  zur  objektiven  Betrachtung.  F.*  ist  mehr 
das  sichere  Gefühl,  etwas  erstaunlich  Wichtige*  miterlebt 
zu  haben,  das  uns  beherrscht,  als  die  klare  Erkenntnis, 
worin  die  Notwendigkeit  einer  so  schlagenden  Wirkung 
gelegen  haben  mag.  Wenn  ich  dies  ausspreche,  so  ist  aller- 
dings die  Einschränkung  notwendig, daß  für  die  Näherstehen- 
den das  Wirken  Sitte'*  Perspektiven  auf  künstlerische  Mog- 
lichkeilen eröffnet  hat,  die  sehr  weit  abliegen  von  der  heu- 
tigen Art  des  offiziellen  Architekturbetriebes  Das  alles 
will  Zeit  haben  und  die  Zeit  ist's  auch,  deren  immer  neu 
befruchtendem  und  Blüten  und  Fruchte  bringendem  Weben 
Sitte  mehr  Verdienst  an  dem,  was  er  erreicht  hat,  zu- 
*ehrieh,  als  seinem  Geiste  selbst. 

„Wenn  die  Not  am  größten  .  .  .  ."  Daß  die  Not  de* 
Städtebauens  in  den  70er  und  80er  Jahren  immer  mehr 
gewachsen  war,  können  wir  heute  wohl  schon  sagen,  ohne 
die  Objektivität  zu  verleugnen.  Man  hatte  das  wohl  er- 
kannt und  strengte  .allen  Witz  an,  um  einen  Ausweg  zu 
finden;  man  fand  auch  einen  Weg.  Leider  war  es  aber 
kein  Ausweg,  sondern  ein  Holzweg,  und  dieser  hieß:  die 
Wisscnschaftlichkcit.  In  Kurzem  wurde  ein  mächtiges  Ge- 
bäude von  Systemen  aller  Art  errichtet.  Alles  war  ver- 
treten, Naturwissenschaft,  Technik,  Volkswirtschaft  -  fehlte 
leider  da*  Herz,  das  alle  diese  todten  Systeme  mit  warmem 
Blute  hätte  erfüllen  können;  e*  fehlte  die  Kunst,  oder 
nennen  wir's  anders,  es  fehlte  das  natürliche  Gefühl. 
Man  möchte  freilich  zaudern,  natürliches  Gefühl  und  Kunst, 
Baukunst  im  Besonderen,  heule  in  einem  Atem  zu  nennen. 
Das  gehört  eben  auch  zu  den  Perspektiven,  in  denen  eine 
Baukunst  ohne  Examina  und  die  Last  des  offiziellen  Be- 
triebes zu  ahnen  ist. 

1889  erschien  „De r  Städ te bau  n ae h  sei  11  c  11  künst- 
lerischen G ru nd sätz e n ,  ein  Beitrag  zur  Lösung  mo- 
derner Kragen  der  Architektur  und  monumentalen  Plastik 
unter  besonderer  Beziehung  auf  Wien,  von  Architekt 
Camillo  Sitte,  Reg.-Rat  und  Direktor  der  K.  K.  Staatsge- 
werbesehule in  Wien."  Die  zweite  Auflage  folgte  noch 
im  gleichen  Jahre  Bezeichnend  für  die  in  diesem  Werke 
verfolgte  Absicht  des  Verfassers  ist  ein  Satz  der  Einlei- 
tung Sitte  spricht  von  der  Wirkung  antiker  Platze  im 
Allgemeinen  und  des  Forums  in  Pompeji  im  Besonde- 
ren. „An  einer  solchen  Stelle  begreifen  wir  auch  die 
Worte  des  Aristoteles,  der  alle  Grundsätze  de*  Städte- 
baues dahin  zusammenfaßt,  daß  eine  Stadt  so  gebaut  sein 
solle,  um  ilic  Menschen  sicher  und  zugleich  glücklich 
zu  machen  Zur  Verwirklichung  des  letzteren  dürfte  der 
Städtebau  nicht  bloß  eine  technische  Frage,  sondern  müßte 


uoyi 


33 

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im  eigentlichsten  und  höchsten  Sinne  eine  Kunstfragc  sein. 
Das  war  er  auch  im  Altertume,  im  Mittelalter,  in  der  Re- 
naissance, überall  da,  wo  überhaupt  die  Künste  gepflegt 
wurden.  Nur  in  unserem  mathematischen  Jahrhundert 
sind  Städteerweiterungen  und  Städteanlagen  beinahe  eine 
rein  technische  Angelegenheit  geworden,  und  so  erscheint 
es  denn  wichtig,  wieder  einmal  darauf  hinzuweisen,  daß 
hiermit  nur  die  eine  Seite  des  Problems  zur  Lösung  käme, 
und  daß  die  andere  Seite,  die  künstlerische,  von  minde- 
stens ebenso  großer  Wichtigkeit  wäre."* 

So  bescheiden  dieses  Programm  klingt,  so  wirkungsvoll 
ist  «die  Art  der  Durchführung  und  so  umfassend  ist  die 
Fülle  des  Materiales,  das  hier  verarbeitet  worden  ist.  Kaum 
ein  Gebiet  des  gesamten  Städtebauwesens  gibt  es,  das 
nicht  wenigstens  gestreift  wäre  und  zwar  mit  Worten, 
welche  die  erschöpfende  Behandlung  schon  zum  grüßten 
Teil  in  sich  tragen.  Seinem  Vorsatz  nach  freilich  wollte 
Sitte  weder  historisch  noch  kritisch  arbeiten,  sondern  nur 
„alte  und  neue  Städte  rein  kunsttechnisch  analysieren,  um 
die  Motive  der  Komposition  bloßzulegen,  auf  denen  dort: 
Harmonie  und  sinnberückende  Wirkung,  hier:  Zerfahren- 
heit und  Langweiligkeit  beruhen*  Kr  wollte  weiter 
nichts,  als  durch  diese  Untersuchungen  .womöglich  einen 
Ausweg  finden,  der  uns  aus  dem  modernen  Häuserkasten- 
Svslem  befreit,  die  der  Vernichtung  immer  mehr  anheim- 
fallenden schönen  Altstädte  nach  Tunlichkeit  rettet  und 
schließlich  auch  selbst  den  alten  McislerleisUmgen  Ähn- 
liches hervorbringen  ließe".  In  Wahrheit  konnte  es  nicht 
ausbleiben,  daß  die  eingehende  Vertiefung  in  die  Materie 
den  Verfasser  dazu  führte,  auch  außer  der  „kunsttechni- 
schen Analyse"  eine  ganze  Reihe  glänzend  durchgeführter 
historischer  Untersuchungen  und  rein  technischer  Sach- 
prüfungen zu  bringen.  So  ist  gleich  in  der  Einleitung  die 
Abhandlung  der  Krage,  warum  unsere  öffentlichen  Plätze 
des  wirklichen  l,cbcus  und  damit  der  künstlerischen  15c- 
deulung  entbehren,  ein  Kapitel  feinster  Ueberlegung  und 
eine  Probe  kräftigster  Darstellung 

Ks  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  hier  den  Inhalt 
des  Buches  zu  rekapitulieren;  darf  man  doch  annehmen, 
daß  es  alle  Fachgenossen  durch  eigenes  Studium  kennen 
oder  sollte  der  Umstand,  daß  fast  überall  im  Deutschen 
Reiche  noch  nach  der  alten  -Schablone  weiter  gearbeitet 
wird,  daß  unsere  Großstädte  erst  ganz  vereinzelte  Zeichen 
der  Besserung  aufweisen  können  und  daß  unsere  Klein- 
städte mit  einer  erschreckenden  Zähigkeit  weiter  liniiert 
werden  —  sollte  dies  ein  Beweis  dafür  sein,  daß  Camillo 
Sitte's  Werk  noch  so  wenig  bekannt  ist?  Sollte  man  da- 
raus, daß  außer  in  Bayern  und  in  Hessen,  soweit  ich  unter- 
richtet bin,  in  keinem  Bundesstaat  dem  Architekten,  der 
hier  vor  allem  zu  sprechen  hätte,  ein  maßgebender  Ein- 
fluß auf  die  Bebauungspläne  eingeräumt  wird,  sollte  man 
daraus  schließen,  daß  dcr„Städtcbau"  auch  zu  den  Büchern 
gehört,  die  viel  geloht  aber  wenig  gelesen  werden?  Die 
Schlußvignette  im  Buche  Camillo  Sitte's  ist  eine  geflügelte 
Schnecke;  vermutlich  von  seiner  eigenen  Hand,  denn 
diese  gemütliche  und  überlegene  Art  der  Satvre  sähe  ihm 
ähnlich.  Er  kannte  wohl  die  Well  und  erwartete  von  ihr 
und  in  Sonderheit  von  dem  seines  untadelhaften  Bc- 
harrungs-Vemiugens  frohen  Teil  der  Welt,  der  sich  mit 
kleinen  und  großen  Titeln  ausstaffiert,  nicht  mehr,  als  ein 
kluger  Mann  erwarten  kann.  Von  Resignation  aber  war 
Sitte  gleichwohl  himmelweit  entfernt.  Eine  Begeisterungs- 
fähigkeit sondergleichen,  eine  Lebhaftigkeit  der ''Auffassung 
und  der  Mitteilung  und  auch  einmal  vor  Derbheiten  nicht 
zurnck-sehreekende  Offenheit  waren  die  Eindrücke,  welche 
man  von  der  Persönlichkeit  gewinnen  mußte.  Kr  gehörte 
zu  denen,  die  ganz  selbstverständlich  die  Kühl  ung  in  der 
Unterhaltung  nehmen,  immer  voll  von  überraschenden, 
wohl  auch  verblüffenden  Ideenkombinationen  und  über- 
sprudelnd von  seinen  Plänen,  deren  Universalität  manch- 
mal geradezu  für  uns  spezialisierte  Menschenkinder  etwas 
Beängstigendes  halte.  Von  den  Plänen  und  den  noch  nicht 
in  die  Oeffemlichkeit  gelangten  Ideen  r<bcr  wäre  noch 
Manches  zu  sprechen.  Zum  Glück  haben  wir  durch  die 
Person  des  Sohne-,  dc>  Architekten  Siegfried  -Sitte-  in 
Wien,  die  Gewißheit,  in  Halde  eine  Ernte  nach  der  an- 
deren von  den  wohl  be-tclltcn  Feldern  des  Nachlasses 
eingebracht  zu  sehen.  Einige  Andeutungen  mögen  des- 
halb hier  genügen:  Nach  dem  „Städtebau",  der.  wie  ich 
hier  beiläufig  bemerken  will.  1902  in  einer  französischen 
Ucbersctzung  von  Camille  Marten  in  Genf  erschienen  ist 
und  deren  englische  Ausgabe  George  I  looker  in  Chicago 
vorbereitet,  war  Größeres  nicht  mehr  erschienen;  aber 
ans  einer  Keihe  von  kleinen  Arbeiten  konnte  man  er- 
sehen, daß  in  der  Gcdunkcnwerkstatt  Sitte's  kein  Säumen 
war.  Ein  Artikel  der  Hamburger  Zeitschrift  „Der  Lotse" 
KQ01)  mit  dem  Titel  „Großstadtgrün"  brachte  eine  will- 
kommene Ergänzung  zu  dem  Buche,  und  von  seinen 
Studien  außerhalb  des  engeren  Gebietes  des  Städtebaues 

3-1 


legen  kleinere  Arbeiten  Zeugnis  ab,  wie  die  interessante 
Broschüre  über  „Farbcnharmonic"  (Selbstverlag!  und  eine 
ganze  Reihe  von  Vorträgen  und  Zeitungsartikeln,  welche 
die  verschiedensten  Gegenstände  umfaßten.  Einige  Titel 
geben  einen  Begriff  davon,  wie  weit  Sitte  die  Grenzen 
seines  Nachdenkens  steckte:  „Richard  Wagner  und  die 
deutsche  Jugend",  „Ucbcröstcrrcichischc  Bauernmajoliken", 
„Ueber  die  neue  kirchliche  Architektur  in  Oesterreich" 
u.  a.  m.  Es  geht  kaum  an.  von  einem  fast  übermäßig  groß 
angelegten  literarischen  Plan  zu  sprechen,  ohne  genauere 
Kenntnis  des  vorhandenen  Materiales  zu  haben,  als  sie 
mir  zur  Verfügung  steht  Immerhin  wäre  es  aber  eine 
Unterlassungssünde,  davon  ganz  zu  schweigen,  daß  Camillo 
Sitte  sieh  mit  der  Herausgabe  eines  „Siebenteiligen  Kunst- 
theoretischen  Werkes"  trug,  das  wohl  als  eine  Nachfolge 
von  Semper'*  „Stil"  aufgefaßt  war  Darinnen  wollte  er 
das  Ergebnis  all'  seiner  Studien  niederlegen.  Aus  dem 
in  über  200  Kassetten  wohl  geordneten  Notizenmatcrial, 
dem  auch  einzelne  schon  ausgearbeitete  Kapitel  und  viele 
Dispositionen  angehören,  wird  wohl  nur  ein  ganz  Einge- 
weihter eine  lebendige  Vorstellung  des  gigantischen  Planes 
erwecken  können.  Vielleicht  gelingt  dies  dem  Sohne; 

Glücklicher  scheint  es  mit  einem  anderen  Entwürfe 
zu  stehen:  einer  Folge  und  Ergänzung  des  „Städtebaues", 
Wenn  im  ersten  Bande  vorwiegend  die  künstlerische  Seite 
der  Materie  behandelt  worden  war,  sollte  dieser  IL  Band 
die  wissenschaftlichen,  die  hvgienischcn  und  die  volks- 
wirtschaftlichen Seiten  des  Städtebaues  umfassen.  Sicheren 
Nachrichten  zufolge  ist  dieses  Werk  so  weit  gediehen,  daß 
es  Hr.  Siegfried  Sitte  in  nicht  zu  ferner  Zeit  vollenden 
und  der  Fachwelt  übergeben  kann.  Außer  den  literari- 
schen Plänen  hat  der  Tod  noch  eine  Reihe  architektoni- 
scher Entwürfe  abgeschnitten,  die  vielversprechend  be- 
gonnen wurden.  Erwähnen  müßte  man  die  große  Villen- 
anlage Maricntal  bei  Hainfeld,  ein  Sanatorium  für  Graz, 
eine  Platzanlage  für  Polnisch  -  Ostrau,  die  sehr  charakte- 
ristisch für  die  Art  Sitte's  als  dreisätzige  Symphonie  ge- 
dacht war:  Bezirksgericht  (ernst)  —  1.  Satz;  Pfarrhaus 
(heiter)  2.  Salz,  und  Kirche  (ernst)  3.  Satz.  Schließ- 
lich noch  eine  zweite  StaaLsgewerbeschulc  für  Wien  und 
das  einzige  Konkurrenzprojekt,  das  er  zeit  seines  Lebens 
verfaßte:  die  Kaiser  -  Jubiläumskirche.  Viele  Männer  im 
Alter  Camillo  Sitte's,  wenn  sie  der  Toxi  abruft,  haben 
ihre  Schaffensperiode  hinter  sich  und  die  Trauer  über 
ihren  Hingang  hat  den  Keim  des  Trostes  in  sich.  Hier 
aber  sahen  wir  einen  fallen,  der  noch  lange  nicht  fertig 
war  mit  seinem  Werke;  noch  ein  Lebensalter  hätte  kaum 
genügt,  all  das,  was  in  ihm  zum  Lichte  drängle,  in  die 
Welt  der  Erscheinungen  zu  bringen.  Undankbar  aber 
dürfen  wir  deshalb  gegen  das  Geschick  nicht  sein,  denn 
was  er  fertig  brachte,  ist  schon  weitaus  genug,  um  ihn 
zu  einem  unserer  Besten  zu  machen.  Er  selbst  hatte  noch 
die  Genugtuung.  Früchte  abzunehmen  von  dem  Baume,  den 
er  gepflanzt:  es  ist  nicht  vergessen,  welchen  Einfluß  sein 
Buch  auf  die  Erhaltung  mancher  schönen  alten  Stadt,  z.  B. 
Nürnbergs  und,  wenn  ich  recht  berichtet  bin.  auchVenedigs 
ausübte:  Bei  zahlreichen  Konkurrenzen  konnte  Sitte  seine 
freie  künstlerische  Anschauung  111  die  Wagsehale  legen 
und  in  verschiedenen  durch  die  Behörden  genehmigten 
Bebauungsplänen,  wie  in  Olmütz,  in  Tc>chcn.  Reichen- 
berg,  Mährisch  -  Ostrau,  Odcrfurl-Pi  i\ orz  und  Marienbcig 
wird  seine  Arbeit  gute  Früchte  tragen. 

In  diesen  Tagen  hat  Camillo  Sitte  noch  einmal  zu  Ulis 
gesprochen  im  ersten  Heft  der  neuen  Zeitschrift  „Der 
Städtebau",  die  er.  wie  eingangs  erwähnt,  vor  seinem 
Tode  in  Gemeinschaft  mit  I_aiidcsbrt  Th.  Göcke  in  Berlin 
gegründet  hatte.  Der  Artikel  mit  der  Uebersehrift  „Ent- 
eignungsgesetz und  Lageplan"  ist  erst  zur  Hälfte  erschie- 
nen, aber  schon  jetzt  ist  darin  eine  erlösende  Tat  zu  er- 
kennen. Ich  fühlte  es  als  eine  Freude  ganz  besonderer 
Art,  daß  der  verstorbene  Meister  darin  mit  ebenso  viel 
sachlicher  Ruhe  als  Entschiedenheit  gegen  die  Kleingläu- 
bigen auftritt,  die.  weil  sie  sich  in  eine  Sackgasse  ver- 
laufen haben,  nun  nach  der  Polizei  rufen,  die  die  Wände 
durchbrechen  soll,  um  ihnen  den  Ausgang  frei  zu  machen. 
Je  welliger  ein  Bebauungsplan  wert  ist,  desto  mehr  be- 
darf er  der  Entcignungsgcsctzc.  In  unserem  Streben  nach 
natürlich-vernünftigen  Plänen  wäre  ein  leicht  in  Bewegung 
zu  setzender  Enlcignungsapparat  nur  eine  neue  Hemmung, 
schwerer  noch  als  die  anderen,  die  noch  immer  die  Bau- 
ordnungen schmücken,  wie  die  „tunliehstc  Geradfuhrung", 
das  Einhalten  der  Baulinien  u.  a.  m.  Die  Freiheit,  welche 
F^nteignungsgeselzc  dem  Bauplan- Entwerfer  verschaffen, 
ist  trügerisch.  Wollen  wir  hoffen,  daß  die  Worte  des 
Toten  eindrucksvoll  genug  seien,  uns  vor  dem  Ucbcl  zu 
bewahren;  das  wäre  ein  würdiger  Schluß  dieses  frucht- 
baren Lebens.  — 

Stuttgart,  im  Januar  1904  Theodor  Fischer. 

No.  6. 


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Wasserturm  in  Rastatt. 

Architekt:  Professor  Friedrich  Ratzel  iu  Karlsruhe. 

er  hier  veröffentlichte  Wasserturm  in  Rastatt,  der  Charakter  der  Stadt  trefflich  angepaßte  Form  zeigt  Der 

nach  den  Entwarfen  des  Architekten  Prof.  Friedr.  Turm  hat  einen  unteren  Durchmesser  von  12  °>  und  steigt 

Ratzel  in  Karlsruhe  errichtet  wurde,  darf  auf  ein  bis  zu  einer  Höhe  von  50 m  an.  Er  besteht  aus  verputztem 

weitergehende--  Interesse  Anspruch  erheben,  weil  er  nach  Hacksteinmauerwerk,  unter  sparsamer  Verwendung  von 

dem  künstlerisch  wenig  -1  liuiien  Sy-tem   Intze  mit  der  hellem  Sandstein.    Das  Dach  ist  mit  roten  Ziegeln  und  mit 

starken  Einschnürung  unter  dem  Wasserbehälter  konstruiert  Kupfer  eingedeckt.   Die  Maukosten  de>  eigenartigen  Wcr- 

ist,  im  AeuUeren  aber  eine  künstlerisch  interessante,  dem  kes  betrugen  ohne  Behälter  rd.  61  000  M 


20  Januar  1904. 


35 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  In  der  an)  Ii  Dez  1903 
unter  dem  Vorsitze  des  Hrn.  llinckeldcvu  abgehaltenen 
Sitzung  hielt  Hr.  Oder  einen  Vortrag  Uber  „Die  neuen 
Alpenbahiicn  in  Oesterreich".  Nach  einem  kurzen 
Rückblick  auf  die  geschichtliche  Entwicklung  der  Alpen- 
bahnen  in  Oesterreich  wandte  sich  der  Vortragende  zur 
Besprechung  der  neuen  Linien,  die  augenblicklich  zur  Er- 
gänzung des  beziehenden  Netzes  ausgeführt  werden  und 
vor  allem  eine  bessere  Verbindung  mit  Tric-t  herstellen 
sollen  An  der  Hand  der  Statistik  wies  er  naeh,  wie 
wenig  zufriedenstellend  die  Entwicklung  des  Verkehres 
im  llaupthafen  der  Oeslerr.  Monarchie  im  Vergleieh  zu 
der  anderer  Häfen  gewesen  sei.  In  erster  Linie  sei  dies 
darauf  zurückzuführen,  daU  es  hier  an  einem  eigenen 
industriell  hoch  entwickelten  Hmterlande  mangele,  und 
dal»  Tuest  gezwungen  sei,  seine  Tätigkeit  auf  solche  Ge- 
biete zu  erstrecken,  die  von  der  See  durch  bedeutende 
Kutfcrnungen  und  natürliche  Hindernisse  getrennt  sind. 
Pie  neue  Bahnverbindung  soll  dazu  dienen,  das  Attraktions- 
gebiet zu  erweitern  I  >cr  Vortragende  wandte  sich  sodann 
der  Schilderung  der  Linien  1111  Kinzelnen  zu,  die  er  im 
Sommer  des  Jahres  mit  Empfehlungen  des  österr.  Eisen* 
bahnmittislers  Hrn.  von  Witteck  beieist  hatte.  Ks  sind 
dies  die  „Taue r  11  bah  11 "  d.  h.  die  Strecke  von  Schwarz- 
ach St.  Veit  an  der  (iiselabahn  tluivh's  ( iasteiner  Tal  nach 
Müllbrücken  an  der  Piistertalbahn.  die  .Karawanken- 
bahn" d.  h.  die  Strecke  von  Klageufuil  bezw.  Villacb 
nach  A — ling,  sowie  endlich  deren  unmittelbare  Fortsetzung 
nach  Tricst.  die  sogen.  „Woche  i  nerbahn  Die  Strecke 
Schwarzach  St.  \'eit  (iastein  soll  bereits  im  nächsten 
Jahre,  die  Keslstrcckc  (fastein  Mollbrücken  dagegen  erst 
im  Jahre  1908  eröffnet  werden.  Die  Inbetriebnahme  der 
übrigen  Linien  ist  Ende  1905  in  Aussieht  genommen.  Art 
der  Hand  zahlreicher  Lichtbilder  wurden  die  verschiede- 
nen Bauausführungen,  insbesondere  die  Installation*- An- 
lagen der  groben  Tunnel  ausführlich  besprochen.  Zum 
Schlüsse  gedachte  der  Vortragende  mit  wannen  Worten 
der  herzlichen  Aufnahme,  die  ihm  seitens  der  Österreich 
Kaehgeiiossen  zuteil  geworden  sei,  sowie  ihrer  ebenso 
sachkundigen  als  liebenswürdigen  Führung  bei  dem  manch- 
mal etwas  beschwerlichen  Studium  der  interessanten  und 
gefährlichen  Arbeiten.  Insbesondere  sprach  er  dem  ge- 
nialen Leiterder  Bauarbeiten.  Ihn.  Baudir.  Wurmh,  seinen 
Hank  aus  für  das  freundliche  Kntgegeitkommen  und  die 
L'eberlassung  von  Materialien  für  die  Ausarbeitung  des 
Vortrages.  Mit  herzlichen  Wünschen  für  das  (ieliugen  des 
grollen  Werkes  »ehloU  der  Redner  seine  Ausführungen. 

Den  SchluU  der  Sitzung  bildete  die  Beurteilung  zweier 
Monat»  •  Wettbewerbe  Der  eine  betraf  den  Kntwurf  zu 
einem  Hubtor  für  eine  Schleuse  Hr.  I'.  Gerhardt 
erstattete  den  Bericht  Ks  war  nur  eine  Bearbeitung  ein- 
gegangen,  der  ein  Veiciiis.nidcnkcn  zugebilligt  wurde; 
Verf.  I Ir  Keg.-Binslr.  Ziegler  in  Kiosscn.  Die  zweite 
Aufgabe  betraf  den  Kntwurf  zu  einer  Dorf  sehän  kc,  zu 
welcher  17  Arbeiten  vorlagen  Namens  des  Ausschusses 
erstattete  Hr.  Herrn.  (iutii  den  Bericht.  Vier  Arbeiten, 
nämlich  den  Umwürfen  der  Hrn.  Reg  -Bfhr  Fr  Lahrs 
\u  Kntw.t,  Ueg  Bnistr  Fritz  Schultz  und  Kcg -Bntstr. 
Kiehl,  sämtlich  in  Berlin,  wurde  je  ein  Vereinsaridenken 
ziterkannL 

Vermischtes. 

Das  Museum  von  Meisterwerken  der  Naturwissenschaft 
und  Technik  in  München,  welches  dazu  bestimmt  ist,  den 
Einflut)  der  wissenschaftlichen  Forschung  auf  die  Fort- 
schritte der  Naturwissenschaften  und  di  r  Technik  und  die 
historische  Entwicklung  der  verschiedenen  Industrien  in 
Deutschland  zu  zeigen,  hat  durch  Krlnli  des  Prinz  regenten 
von  Baven«  vom  28.  De/  ic-o  j  als  eine  Anstalt  des  ollem- 
liehen  Rechtes  die  Rechtsfähigkeit  erhalten  Gleichzeitig 
wurden  die  Satzungen  genehmigt.  Das  Museum  wird 
ohne  Zweifel  ein  Lehr-  und  Erziehungsmittel  tnr  iias 
ganze  Volk  werden  Für  einen  Neubau  ist  durch  die 
Stadt  München  ein  Bauplatz  an  einem  der  schönsten 
Blinkte  Münchens  zuge-agt  Wir  werden  aut.hc  Organisation 
des  Museums  11..H1  -eh-gentlich  emin.il  zurüekk  ich. 

Zu  einer  Erweiterung  des  Germanischen  Nationalmuseums 
In  Nürnberg  wid  <be  Berliner  Plh^-cluifl  die  Mittel  he- 
schiifl.  n  Im  Jahre  i'M-j  wurde  .Um  Museum  <ler  längs 
seiner  Front  .1*1  <ler  Franectorgasse  entlang  ziehende  Teil 
der  Stadtmauer  mit  Zwinger  und  |- cs'utig-graben  von  der 
Stadt  Nürnberg  als  ( ie-clu-nk  ubei  lassen,  hssi-nwein  schon 
hatte  die  Absicht,  durch  mehrere  Brucken  zum  Wehrgang 
der  Stadtmauer  das  groL'.e  ( /elandc  mit  der  Baugruppe  des 
Museums  zu  verbinden,  um  au!  demselben  mittelalterliche 
Vertcidigungs-Ma-chmcn  in  ihrer  wirklichen  Verwendung 
zu  zc:-i  11.  Die  \ 'erließe  der  Türme,  die  Mauer,  der  Zw  inger 


sollten  mit  alten  Kriegswerkzeugen,  Wurfmaschinen,  Hau- 
bitzen usw.  beseut  werden  und  dem  Beschauer  ein  Bild 
mittelalterlichen  Befesligungswesens  im  Urbild  darbieten. 
Der  Hau  scheiterte  bisher  an  den  fehlenden  Mitteln.  Diese 
will  nunmehr  die  Berliner  Pflegschaft  versuchen  aufzu- 
bringen, um  durch  Krriehtung  der  ersten  Brücke  über  die 
Frauentorgasse  zur  alten  Stadtmauer  dem  Museum  einen 
wichtigen  Bestandteil  zu  gewinnen,  der  ihm  zwar  schon 
gehörte,  aber  durch  ilic  l  ngunst  der  Verhältnisse  nicht  in 
Benutzung  genommen  werden  konnte.  Die  Entwürfe  für 
die  Brücken  stammen  noch  von  Essenwein,  welcher  auch 
die  Anfanger  der  Brücken  bei  den  Neubauten  bereits  Vor- 
mauern lielJ  Der  schöne  Plan  verdient  die  wärmste  Unter- 
stützung aller  Freunde  des  Museums. 


Chronik. 

Ueber  einen  Schiffahrtskanal  von  der  Ostsee  zum 
Schwarzen  Meere,  mit  welchem  »ich  die  russische  Regierung 
wirdc  1  holt  beschäftigt  hat,  bringt  der  .Enginecr*  die  Nachricht, 
das*  ein  amerikanisches  Syndikat  der  russischen  Regierung  das 
Angebot  gemacht  habe,  diesen  Kanal  fflr  640  Mill  Mark  auszufQhien, 
tl.  Ii  erheblich  billiger  als  bisher  geschätzt.  Der  Kanal  soll  auch 
Kriegsschiffen  den  Durchgang  sichern  — 

Der  Bau  des  Künstlerhauses  In  Nürnberg  wird  nach  einem 
Knlwurfe  des  Stadt.  Architekten  O.  Sccgy  demnächst  begonnen  und 
zur  Nürnberger  Ausstellung  des  Jahre«  1906  vollendet  sein.  Zu 
den  Baukosten  von  600  coo  M,  liegen  private  Sammlungen  von 
jcooco  M  sowie  ein  stadt.  ZuschuU  von  100000  M  bereit.  Das 
Künstlerin««»  »oll  Vcrwaltungsraumc,  Ausstellungsräume  (<lr  die 
»litdt.  Gemäldegalerie  und  ilic  Sammlung  des  Albrcchl-DOrer- 
Verein«,  snwic  ein  Restaurant  enthalten  — 

Ein  neues  Gebäude  der  kgl.  Bank  In  Ludwigshafen  »t 

«m  n  lli  i  1003  se.ner  Beslinimung  fibergeben  woiden.  Das  Gebäude 
ist  nach  den  Fnlvvurfe.-n  des  Hrn.  Prol.  Albert  Schmidt  in  München 
ausgeführt  — 

Der  Bau  eines  neuen  Ober-Realschul-Oeb8udes  in  Steglitz 

ist  nach  dein  Fntwuife  des  Hui.  Reg.-Bmstr  Blunck  mit  einem 
Aulicnde  von  620  coo  M.  sowie  von  3 j  000  M.  für  ein  Wohnhaus 
des  Direktors  in  Aussicht  genommen.  — 

Ein  neues  Rathaus  für  Mannheim  soll  durch  Umbau  des 
Kaufhauses  gewonnen  werden.  Die  l'nibaukostcn  sind  mit  1,5  Mill 
Mark  veianschlagt  — 

Die  Einweihung  der  neuen  Christuskirche  In  Heidelberg, 
nach  tinrm  F.ntwuif  des  Hin  Bit  Bcliaghcl  in  Hr Idelberg  im 
Stile  der  RenaisK.il  cc  cniihtct,  tat  nm  3  Jan  1004  stattgefunden.  — 

Ein  Pettenkofer- Haus  und  -Denkmal  soll  nach  den  Ab- 
lichten eines  bez.  Kumilce»  auf  der  von  der  Stadtgemcinde  Meirichen 
abzutretenden  Isailust  erstehen  — 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Den  Postbitn.  Stüler  in  Kobiem  und 
Trenn  w  in  Berlin,  soaic  dem  l'ostbrt.  a.  D-  Neu  mann  111 
Krfurt  ist  der  Char  als  lieh.  Rrt  verliehen. 

Den  Garn -Bauinsp.  Docje  in  Stettin,  Socnderop  in 
Kussel,  Sonnen  bürg  in  Schwerin,  Hahn  in  Hannover,  M  a  u  r  • 
mann  in  Karlsruhe,  Sorge  in  Spandau,  P  o  1  a  c  k  in  Altona, 
Srliu  Itze  in  Berlin  iGaidcko.ps) .  Btlsihcnhagcn  in  Stiiill- 
burg  i  K  ,  K  11  i  r  c  k  in  Bonn,  R  a  h  m  I  o  w  in  Gumbinncn,  Ad 
Meyc  1  in  liier,  Stuckhardt  in  Str.Hburg  1  F. ,  S  .  h  o  1 z  e  in 
Graudcn-,  P  a  e  |>  k  e  in  Metz,  W  e  i  n  I  i  g  in  Frciburg  i  B  ,  H  a  u  ti- 
li 11  e  t  Ii  t  in  Berlin,  L  i  c  Ii  11  c  r  in  Posen,  Lieber  in  Stmüburg, 
G  il  t  Ii  t  in  Thum,  llallb-ucr  in  Breslau,  R  1  <  n  l  e  r  in  Spandau, 
II  a  g  e  m  a  ii  11  in  Altona,  Weilrod  in  Potsdam  u  l'rnut  111  a  n  11 
in  Torgau  i-t  der  Onir  ah  Bri.  mit  dem  persönl  Range  der  Rate 
IV   Kl.  verliehen. 

Vetse'il  sind:  Die  Garn  llnuinip  char  Brt  Schneiderin 
Stullgart  zur  Kmptlnteml  und  Brtiunbelr.  in  die  LokahBau- 
bcuniienstc-Jlc  Stiittgatt 

Der  Mar.  Si  hilllmistr.  Petersen  in  Kiel  ist  nach  Berlin  zur 
Dienstleistung  im  Reichs  Mar. -Amt  veisetzt. 

Bayern.  Der  Reg  -  11  Kr.-Kil  Brenner,  Vorst,  des  K.  Wasser- 
versorg.  Hin    ist  z.  Ob  Bit.  btföiüeit. 

Hessen.  Der  Kunsis.  hr  Llisttllcr  und  Verleger  Alex.  K  o  r  Ii 
in  Dainistadt  ist  zum  Ik'iiat  ernannt 

PreuOen.  Die  Reg -Bfhr.  Otto  Mnchwirth  aus  Chat.  Saliiis 
lud  Ad  Seidel  au>  Iterhn  (Hnelibfclc),  —  Ad  Selig  aus  Gut 
II...I.111  und  Wilh.  Riepe  aus  llilckcr  (Wasser-  u-  StraUenbfeh  >, 
--  Wdh.  Krem  au*  Salzungen,  z\lex.  Linke  und  Rud.  Fat  keil 
aus  Hannover  i Kisenbleh.),  ■  und  Wilh.  Wurl  aus  Hrombcrg 
tMa-eh -Bich.)  xjiiil  zu  Reg.-Bmstrn.  ernannt. 

Sachsen.  Den  Fin  •  11.  Rrln  II  übler  bei  der  Straften-  u. 
\Va»ei-Huuvciwu!lg.  und  Schmidt  bei  der  Hochbauverwaltg  ist 
ilcr  Tit.  und  Rang  als  Ot>  -Brt.  verliehen. 

Der  Reg.-Btcir.  F.iwin  Berndt  ist  z.  ctalm.  Rcg.-Bmstr.  bei 
■  ler  Kgl  SlraUen-  und  Wusser-Bauinsp  I  in  Pirna  eiiianut. 

Der  Rcg.-Bmstr.  Grube  ist  behufs  Uebertrttts  zur  Baudir  des 
Kgl  Minist  des  Inn.  aus  dem  Dienste  d  Hochbauverwaltg  entlassen. 

Württemberg.  Dem  Rcg.-Bmstr.  Hahn  ist  die  Abt  -log, -Stelle 
bei  der  Fiscnb.-Uauiiisp.  Reutlingen  übertragen.  —  Dem  Reg.-Bmstr. 
D  o  1 1  i  n  g  e  r  bei  der  DomAnen  -  Dir.  is«  die  n»>  hges.  Kntlass.  aus 
dem  Staatsdienst  gcwAhit.  — 

Der  (lb  -ln-p,  lit  Bit.  Stahl  ist  z  Bit  bei  der  Gen -Dir  der 
Staalscisenb  befördert 


Inhalt:  1  :.ool|o  s.tte        Wuso-rturm  111  KasUlL        Mitteilungen  au» 

Vereinen     —   \  er  Uli-  lites.  —   llumnz.    -    fe.  s.h:jiI-Nai  Ih n'hleii. 

\Vi!j;  der  llr.itHelirii  rt»iizeil-ini.  Ii  m.  Ii  II  .  Bei  hn.  Kfli  die  Kedaklion 
vennmonJ.  Aibcn  llofmanii,  Hrrlin.    lnu.lt  vou  Wilh.  Greve,  Herun. 

No.  & 

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m 


Thür 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  7.  BERLIN,  DEN  23.  JAN.  1904 

Umwandlung  der  preußischen  und  sächsischen  Eisenbahnanlagen  in  und  bei  Leipzig. 

Von  Paul  Bischof,  über-  und  Geheimer  Baurat  in  Halle  a.  S. 

Bei  der  getrennten  Lage  der  Bahnhöfe  sind  zum 
Uebergang  der  Guterwagen  von  citier  Linie  zur  ande- 
ren mehrere  kurze  Verbindungsbahnen  angelegt,  die 
meist  in  den  preuß. -sächsischenUcbergabe-Bahnhof  ein- 
münden, sodaß  der  Uebergang  von  Fahrzeugen  der 
Richtungen  von  Bayern  Ober  Hof,  von  Bayern  über 
Zeitz-Gera,  von  Magdeburg  und  von  Thüringen  einer- 
seits nach  Dresden,  nach  Berlin  und  Eilenburg  ander- 
seits, sowie  der  LVbergang  der  drei  letzten  Stationen 
unter  sich  nur  über  den  Uebergabe-Bahnhof  mAglich 
ist.  Die  von  Süden  und  Westen  auf  dem  außerhalb 
ilrs  Stadtgebietes  gelegenen  Vcreinigungs  -  Bahnhof 
Leutzsch  von  Probstzella-Gera  hezw.  Erfurt-Korbetha 
eingehenden  Güterzüge  werden  daselbst  auf  mehr  als 
ungenügenden  Anlagen  getrennt.  Die  Wagen  gehen 
einesteils  für  den  Ortsverkehr  nach  dem  Thüringer 
Bahnhof,  anderenteils  werden  sie  über  die  unweit  des 
Haltepunktes  Gohlis-Möckern  von  der  Thüringer  Strecke 
abzweigende  Thüringer  Verbindungsbahn  nach  dem 
Uebergabe-Bahnhof  oder  über  diesen  unmittelbar  nach 
Schenefeld  überführt,  eine  Arbeit,  die  der  Thüringer 
Bahnhof  und  seine  nachstehend  beschriebene  Verbin- 
dung mit  dem  Uebergabe-Bahnhof  durch  den  Magde- 
burger Bahnhof  keinesfalls  leisten  konnte. 

Ein  weiterer  Verkehrsaustausch  findet  statt  zwi- 
schen dem  Thüringer  Innenbahnhof  und  dem  Magde- 
burger Außenbahnhof  | Eutritzsch  1  für  den  Ortsverkehr 
und  für  die  Richtung  von  und  nach  Halle,  sowie  für 
die  nach  der  Betriebswerkstatt  auf  dem  Thüringer  Bahn- 
hof bestimmten  Reparaturwagen,  über  die  zwischen 
beiden  Stationen  liegende  kurze  Verbindungsstrecke. 

Von  der  Linie  Magdeburg-Halle-Leipzig  eingehende 
Güterzüge  enden  auf  dein  Magdeburger  Außenbahn- 
hof (Eutritzsch)  und  werden  dort  getrennt.  Die  An- 
lagen hierfür  sind  äußerst  mangelhaft.  Dann  gehen 
die  Sendungen  nach  dem  Innenbahnhof  oder  sie 
werden  für  den  weiteren  Lauf  entweder  nach  dein 
Thüringer  oder  —  auf  einer  besonderen  Verbindung* 
strecke  -  ■  nach  dein  Uebergabe  -  Bahnhof  überführt. 

Die  Güterzüge  aus  der  Richtung  von  Berlin  und 
Zerbst  Ober  Bitterfeld  fahren  auf  dem  Berliner  Bahn- 
hof ein.  Soweit  die  Güter  nicht  für  den  Ort  bestimmt 
sind,  gehen  sie  sämtlich  über  eine  Gleisverbindung 
nach  dem  Uebergabe-Bahnhof  und  erst  von  da  auf  die 
preußischen  und  sächsischen  Linien  über. 

37 


I.  Jetzige  Zustände  auf  den  Leipziger 
Bahnhöfen. 

ür  den  Personen-  und  Güterverkehr  mit 
der  inneren  Stadt  Leipzig  besitzt  die 
preußische  Eisenbahn- Verwaltung  4,  die 
sächs.  Eisenhahn- Verwaltung  2  eigene, 
getrennt  liegende  Bahnhofe,  vcrgl.  den 
Uebcrsichtsplan  Abbildg.  1  S.  38.  Von 
den  preuß.  Bahnhöfen  liegen  drei,  der 
Jnnger,  der  Magdeburger  (Innen-  und  Außenbahnhof 
mit  Güterladestelle  Eutritzsch)  und  der  Berliner  nahe 
nebeneinander  im  Norden  der  Stadt,  während  der  Eilen- 
burger  Bahnhof  im  Osten  sich  befindet.  In  den  Thüringer 
Bahnhof  münden  die  von  Süden  und  Westen  kommen- 
den Linien  von  Bavern  (Probstzella -Gera)  und  von 
Thüringen  (Erfurt -Korbethai,  nachdem  beide  Linien 
sich  in  Leutzsch  vereinigt  haben.  Der  Magdeburger 
Bahnhof  vermittelt  den  Verkehr  nach  Halle-Magdeburg, 
der  Berliner  denjenigen  nach  Bitterfeld -Zerbst  und 
nach  Bitterfeld-Berlin.  Auf  dem  Eilenburger  Bahnhof 
endet  dicStreckeKoUbus-Eilenburg-Lcipzig.  Drei  Bahn- 
höfe sind  Kopfstationcn,  nur  der  Berliner  Bahnhof  ist 
Durchgangsstation  für  den  Verkehr  nach  der  Richtung 
Bayern  und  Sachsen  über  Altenburg-Hof.  Die  sächs. 
Bahnhöfe  sind  der  Bayerische  im  Soden  der  Stadt 
für  die  Linien  Leipzig-Hof,  Leipzig-Gaschwitz-Mcusel- 
witz  und  Leipzig-Borna-Chemnitz,  und  der  Dresdener 
—  neben  dem  Magdeburger  Bahnhof  —  für  die  Linien 
Leipzig-Ricsa-Dresden,  Leipzig-Döbeln -Dresden  und 
Leipzig-Geithain-Chemnitz;  beide  sind  Kopfstationen. 
Die  preuß.  und  die  sächs.  Eisenbahn- Verwaltung  besitzen 
gemeinsam  nordöstlich  vom  Thüringer,  Magdeburger 
und  Dresdener  Bahnhof  und  südöstlich  vom  Berliner 
Bahnhof  einen  Güterübergabe-  oder  Sammelbahnhof. 

Abgesehen  von  der  unmittelbaren  Verbindung  des 
Berliner  Bahnhofes  mit  dein  Bayerischen  durch  die 
Bayerische  Verbindungsbahn,  auf  der  fahrplanmäßige 
Züge  verkehren,  können  nur  zwischen  dem  Magde- 
burger und  Dresdener  Bahnhof  einzelne  durchgehende 
Wagen  mittels  Drehscheibe  am  Kopfe  dieser  Bahn- 
höfe in  beschwerlichster  Weise  überführt  werden.  Im 
übrigen  ist  das  in  Leipzig  durchreitende  Publikum  für 
den  Verkehr  zwischen  den  Bahnhöfen  auf  Omnibus- 
Fahrten  und  elektrische  Strassenbahnen  angewiesen. 


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Alle  von  Osten  her  Ober  Eilenburg  ankommenden 
Güterzüge  werden  auf  dem  Rangicr-Bahnhof  Schöne- 
feld angebracht,  die  OrtsgQter  gehen  nach  dem  Eilen- 
burger  Bahnhol,  die  Wagen  für  Thüringen  über  die 
Eilcnburger  Verbindungsbahn,  den  Ucbergabe-Bahnhof 
und  die  Thüringer  Verbindungsbahn  nach  Leutzsch, 
den  Ucbergabe-Bahnhof  nur  durchlaufend,  die  übrigen 
Wagen  werdet»  dem  Ucbergabe-Bahnhof  zugeführt. 

Von  den  sächs.  Linien  mündet  die  Dresdener  un- 
mittelbar, die  Bayerische  mittels  der  Bayerischen  Ver- 
bindungsbahn in  den  Liebergabe  -  Bahnhof  ein.  Auf 
diesen  Linien  sind  in  Engelsdorf  und  Gaschwitz  Vor- 
bahnhöfe angelegt,  in  welchen  die  Güterwagen  nach 
den  verschiedenen  Bestimmungsorten  verteilt  werden 

Im  Westen  Leipzigs  findet  eine  Uebergahe  von 
Gütern,  hauptsächlich  der  RichtungThUringcn-Sachsen, 
zwischen  der  preuß  undsächs. Verwaltung  abwechselnd 
auf  dein  preuß.  Lokalbahnhof  l'lagwitz-Lindenau  der 
Zeitzcr  Linie  und  atif  dem  ihm  unmittelbar  benach- 
barten sächs.  Bahnhofe  gleichen  Namens,  den»  End- 
punkte der  Gaschwitzer  Verbindunsglinie,  statt. 


Abbililg.  I.    F.iicnblhnanlngcn  vor  ilrm  l.'mbmi 


Die  Höchstzahl  der  auf  den  oben  genannten  prcuU. 
Bahnhöfen  täglich  behandelten  Achten  betrug  im  Jahre 
1898,  Durchgangsverkehr  nicht  mitgerechnet: 


für  Leipzig  Thüringen 
Magdeburg 
Euttitzseh 
Berlin 

„        „  Eilenburg 

„  Plagwitz-Lindenau 

„  Leutzsch 

„  Schonefeld 


688  Eingang,    698  Ausgan», 

650  .,  600 

2962  „  2950 

1700  „  1700 

240  »  240 

900  „  900 

2542  »  2785 

1 690  „  1 700  „ 

Der  Verkehr  <lcs  Uebergabe  •  Bahnhofes  ist  von 
317026  im  Jahre  1879  behandelten  Wagen  auf  81 1000 
im  Jahre  1890,  mithin  um  156",,,  vom  Jahre  1894  bis 
1899  von  600107  auf  81 1000  Wagen  35  %  gestiegen. 
Die  l'ebergabe  in  Plagwitz-Linrlenau  beziffert  sich  im 
Höchstfälle  auf  400  Achsen  hin  und  ebensoviel  zurück. 

Auf  Bahnhof  Leipzig  (Thüringen)  sind  etwa  1600 '» 
LadcstraUcn- Länge  und  3100  'im  Schuppenfläche  er- 
forderlich, aber  nur  720"1  bezw.  2200  vorhanden. 
Der  Magdeburger  Bahnhof  bietet  bei  4100*1"'  Bedarf 
nur  2960  M'"  Sehuppenfläehe. 

3» 


II.  Notwendigkeit  einer  Abhilfe  und  Grund- 
lagen für  einen  Umbauentwurf. 
Diese  wenigen  Zahlen  -  auf  mehr  einzugehen, 
würde  hier  zu  weit  führen  —  und  neben  diesen  der 
in  dem  Wechselverkehr  auf  dem  L'ebergabe-Bahnhof 
gekennzeichnete  Zuwachs  des  Leipziger  Verkehres  er- 
klären ohne  weiteres,  daß  die  Leipziger  Bahnhöfe,  die 
vor  Jahren  von  Privatbahn-Gesellschaften  für  die  da- 
maligen Verhältnisse  voll  ausreichend,  aber  ohne 
wesentliche  Erweiterungsfähigkeit  erbaut  sind,  nun- 
mehr mit  ihren  unzulänglich  gewordenen  Einrichtun- 
gen und  ihrer  nicht  einheitliehen  Anordnung,  die  von 
Kall  zu  Kall  dem  jeweiligen  Bedürfnis  angepaßt  ist,  dem 
weiter  wachsenden  Verkehr  nicht  mehr  genügen  können, 
und  daß  diese  Einrichtungen  an  sich  weiterhin  auch 
nicht  verbesserungsfähig  sind.  Wo  notdürftig  und 
fast  immer  mit  Schädigung  anderer  Verkehrsanlagen 
an  irgend  einer  Stelle  Erleichterung  geschaffen  wer- 
den konnte  -  der  Verfasser  kennt  in  dieser  Hinsicht 
nur  die  preußischen,  nicht  aber  auch  die  sächsischen 
Bahnhöfe  eingehend  —  war  der  Ei  folg  stets  nur  von  kur- 
zer Dauer.  Kleine  Hilfen  waren 
nicht  mehr  anwendbar.  Die 
Unzulänglichkeit  der  Rangier- 
anlagen  vor  allem  auf  dem  Mag- 
deburger und  auf  dem  Ucber- 
gabe-Bahnhof führte  schon  im 
Dez.  1899  zu  Verkehrsstockun- 
gen. Die  Stationen  versagten 
mehrere  Wochen  vollständig. 

Hieraus  erhellt  auch,  daß 
den  Anstoß  zu  den  geplanten 
Umwandlungen  der  Eisenbahn- 
Anlagen  in  und  bei  Leipzig 
nicht  in  erster  Reihe  die  Per- 
sonen-Bahnhöfe gegeben h  aben, 
deren  Zustand,  wie  bekannt, 
dem  reisenden  Publikum  höchst 
unbequem  und  den  Anforde- 
rungen der  Jetztzeit  in  keiner 
Hinsieht  mehr  angemessen  ist; 
es  sind  vielmehr  die  großen 
Mißstände  in  den  Anlagen  für 
den  Güterverkehr  gewesen,  die 
auf  einen  Umbau  mit  zwingen- 
der Notwendigkeit  und  in  einer 
solchen  Ausdehnung  drängten, 
an  die  in  noch  nicht  weit  zu- 
rückliegenden Jahren  bei  ein- 
facheren Verkehrsverhältnissen 
nicht  gedacht  werden  konnte. 

Der  unhaltbare  Zustand  ist 
nicht  erst  kürzlich  eingetreten 
und  beobachtet  worden.  Die 
Versuche,  zu  einer  geeigneten 
Planung  zu  gelangen,  beginnen 
schon  im  Jahre  1874  mit  einem  Entwurf,  dessen  Aus- 
führung ■  7,25  Mill.  M.  kosten  sollte,  der  aber  allen  Be- 
teiligten, zumeist  Privatbahn  -Gesellst  haften,  zu  teuer 
erschien.  Dem  wirklichen  Bedarf  mehr  angepaßt  waren 
einige  spätere  Entwürfe  Diese  waren  aber  lediglich 
dazu  geeignet,  die  Ansichten  der  drei  Hauptbeteilig- 
ten,  der  preuü.  und  sächs.  Staatsbahnvcrwaltung  und 
der  Stadt  Leipzig  hinsichtlich  dessen,  was  zu  geschehen 
und  was  nicht  zu  geschehen  hatte,  soweit  zu  klären,  daß 
die  preuß. Zentralstelle  im  April  1899  der  kgl.  Eisenbahn- 
Direktion  zu  Halle  a.  S.  den  Auftrag  erteiten  konnte, 
einen  Entwurf  aufzustellen  nach  einer  Reihe  bestimm- 
ter Leitgedanken,  für  welche  allseitige  Zustimmung 
nunmehr  anzunehmen  war.  Diese  Leitgedanken  waren : 

1.  Kür  Leipzig  ist  nur  ein  weit  in  die  Mitte  der 
Stadt  vorgeschobener  Kopfbahnhof  auf  dem  jetzigen 
Gelände  der  Thüringer,  Magdeburger  und  Dresdener 
Bahnhöfe  zweckmäßig  und  nach  dem  Stande  der  städt. 
Bebauung  nur  hier  ausführbar.  Seine  Bahnsteige  sind 
2    3"'  über  dem  Pflaster  des  Vorplatzes  anzunehmen. 

2.  Dieser  Hauptbahnhof  soll  alle  in  Leipzig  ein- 
mündenden Linien  beider  Verwaltungen  mit  der  Mög- 
lichkeit gleichzeitiger  Ein-  und  Ausfahrt  aufnehmen  und 

No  7. 


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hierbei  den  Durchgangsverkehr  der  wichtigsten  Rich- 
tungen Herlin  Bayern  über  Hof,  Thüringen  Dresden 
und  Thüringen  Magdeburg  möglichst  erleichtern,  wo- 
bei eine  Kreuzung  von  Hauplglcisen  in  Schienenhöhe 
namentlich  bei  den  Ausfahrten  nicht  zu  vermeiden  ist. 

3.  Im  übrigen  soll  zu  beiden  Seiten  einer  zu  ver- 
einbarenden Achse,  welche  gleichzeitig  die  selbst- 
ständigen  Betriebe  beider  beteiligten  Verwaltungen  ab- 
grenzt, eine  streng  getrennte  Gruppierung  der  Anlagen 
durchgeführt  werden. 

4  Die  Güterbahnhof-Anlagen  sollen  eine  wesent- 
liche Erweiterung  erfahren,  dabei  aber  in  unmittel- 
barer Nähe  des  Verkehrs  -  Mittelpunktes,  wo  sie  sich 
jetzt  befinden,  bleiben. 

5.  Der  in  sächsischein  Betriebe  befindliche  Ueber 
gabe-Bahnhof  ist  nicht  beizubehalten.  Die  Gütcrübcr- 
gabe  ist  einfacher  zu  gestalten. 

6.  Die  bestehenden  Straßenkreuzungen  in  Schienen- 
höhe  sind  zu  beseitigen. 

7.  Ein  besonderorPostgQtcr- Bahnhof  ist  vorzusehen 
Die  hiernach  bearbeiteten  Entwurfsskizzen  nebst 

Kostenübei  Schlägen  konnten  im  November  i8oq  bei  der 


preuß.  Zentralstelle  zur  Vorlage  gelangen  und  wur- 
den von  dieser  im  Marz.  1900  als  günstige  Grundlage 
für  die  weitere  Bearbeitung  des  Gesamtentwurfes  an- 
genommen; die  im  preußischen  Teil  ausführlich  durchge- 
arbeiteten Entwurfsstücke  wurden  im  Dezember  1902 
endgiltig  zur  Ausführung  festgestellt.  Bereits  im  Febr. 
1901  hatten  Verhandlungen  zwischen  den  beteiligten 
Eisenbahn- Verwaltungen  undderStadtgemeindeLcinzig 
begonnen,  die  im  Mai  190a  zum  Abschluß  von  Ver- 
tragen führten,  wobei  alle  inbetiacht  kommenden 
Punkte  unter  Annahme  der  von  der  preuß.  Eisenbahn- 
Verwaltung  aufgestellten  Entwurfsskizzen  vereinbart 
und  bis  ins  einzelne  festgelegt  worden  sind  Die  er- 
forderlichen Bausummen  belasten  nach  den  Verträgen 
voraussichtlich  Preußen,  Sachsen  und  die  Stadt  Leip- 
zig mit  52,4,  53  und  17,3,  zusammen  122,7  Will.  M 
Hierzu  werden  noch  5  bis  7  Mill.  M.  zu  rechnen  sein, 
welche  die  Reichspost  -Verwaltung  für  Herstellung  der 
für  sie  allein  erforderlich  werdenden  Anlagen  aufzu- 
wenden haben  wird.  Der  die  Posteinrichtungen  be- 
handelnde Vertrag  steht  kurz  vor  dem.  Abschluß.  — 


Haus  Peter  Spreckels  für  Dresden.  Architekten:  Schilling  te 

iHttlH  rinr  MM 

er  in  den  beistehenden  Abbildungen  darge- 
stellte Entwurf  zu  einem  I  lause  PctcrSpreckels 
für  die  Thiergarten  Straße  in  Dresden  ist 
infolge  der  Ungunst  der  Zeitverhältnisse 
leider  nicht  zur  Ausführung  gelangt,  bietet 
aber  so  viel  künstlerisches  Interesse,  daß  er  der  Ver- 
gessenheit der  Studienmappr  entrissen  sein  mag.  Die 


(iräbner  in  Dresden. 


anziehend  und  frei  von  der  landläufigen  L'eberlieferung 
Im  Aeußeren  ist  es  die  Herrschaft  der  xvagrechten 
Abschlußlinien,  die  ihm  das  besondere  Gepräge  ver- 
leiht. Sandsteinquaderung  und  Putzflächen  sind  mit 
einem  in  freier  Auffassung  gedachten  Ornament  zu 
neuer  Wirkung  vereinigt.  Von  der  Gestaltung  des 
Inneren  möge  der  Schnitt  durch  die  Diele  ein  die 


Anlage  des  Grundrisses  und  die  Verteilung  der  Räume  eigenartige  Wirkung  andeutendes  Bild  geben  Der 

auf  die  beiden  Hauptgeschosse  geben  zu  besonderen  schöne  Entwuif  löst  den  lebhaften  Wunsch  aus,  daß 

Ausführungen  keinen  Anlaß.  Die  formale  Durchbildung  ein  neuer  Bauherr  sich  finden  möge,  der  Mittel  und 

des  Inneren  und  Aeußeren  aber  sind  in  hohem  Grade  Kunstsinn  genug  hat,  ihn  zur  Ausführung  zu  bringen 


23.  Januar  1904. 


Berliner  Neubauten. 

No.  in.    Das  neue  Herrenhaus  des  preu  U  ischen  Landtages. 
Architekt:  Geh.  Brt.  Friedrich  Schulze  in  Berlin. 


m  gleichen  Tage,  an  welchem  vor 
5  Jahren,  am  16.  Januar  1899,  das 
von  demselben  Architekten  er- 
richtete neue  Abgeordnetenhaus 
des  preußischen  Landtages  in  Be- 
nutzunggenommen wurde,  ist  auch 
das  neue  Herrenhaus  mit  einer 
warmen  parlamentarischen  Aner- 
kennung für  seinen  Architekten 
seiner  Bestimmung  übergeben  worden.  Wir  haben 
bei  Gelegenheit  der  Schilderung  des  neuen  Abgeord- 
netenhauses in  den  No.  4  l(  des  Jahrganges  189g  der 
„Deutschen  Bauzeitung"  die  Vorgeschichte  des  Baues 
sowie  die  Gesichtspunkte  für  die  Wahl  des  Platzes  er- 
örtert, sodaü  wir  uns  dieses  Mal  darauf  besehranken 
können,  einige  kurze  ergänzende  Worte  der  Gesamt- 
anläge  zu  widmen  und  im  Anschluß  daran  das  neue 
Herrenhaus  an  sich  zu  schildern. 

Als  das  letztere  begonnen  wurde,  stand  außer 
dem  Abßeordnctenhause  noch  das  beiden  Gebäuden 
dunende  und  beide  verbindende  Minister-Gebäude. 
Einesteils  die  For- 
derung, daß  vom 
Minister  -  Gebäude 
die  Sitzungs-Säle 
der  beiden  Häuser 
auf  dem  kürzesten 
Wege  zu  erreichen 
sein  mußten,  an- 
derseits die  reich- 
lichen Raumver- 
hältnisse der  Bau- 
stelle haben  zu 
einer  Gesamt  An- 
ordnung  der  bei- 
den Gebäude  er- 
führt, welche  von 
der  überkomme- 
nen Gewohnheit 
der  geschlossenen 


StraUenflucht  abweicht  und  sowohl  in  der  Prinz 
Albrecht-,  wie  in  der  Leipziger  •  Straße  Architektur- 
bilder hervorgerufen  hat,  die  als  eine  befreiende  Er- 
lösung von  der  Starren  Flucht  der  parallelen  Straßen- 
wandungen nicht  h-bhaft  genug  begrüßt  werden  können. 
In  der  Prinz  Albrecht-StraUe  ist  vordem  nach  allen  Seiten 
frei  liegenden  Abgeordnetenhause  ein  geschlossener 
Vorhol  geschaffen  worden,  welcher  das  Haus  in  vor- 
nehmer Monumentalität  vom  Straßenverkehr  abrückt. 
Vor  dem  Herrenhause  an  der  Leipziger  Straße  ist 
unter  Zuhilfenahme  der  dem  Herrcnhause  angeglieder- 
ten beiden  Wohnhausflügel  für  den  Präsidenten  des 
Alii;eordnetenhaiises  zur  Linken  und  den  des  Herren- 
hauses zur  Rechten  der  Vorhof  zu  einem  Ehrenhoi  in 
Sinne  der  Palastbautcn  des  XVIII.  Jahrhunderts  ge- 
steigert worden,  ein  vortrefflicher  und  unter  allen  Um- 
ständen nachahmenswerter  Gedanke,  welcher  dem  oberen 
Teile  der  Leipziger  Straße  jenes  vornehme  Gepräge  ver- 
leiht, durch  welches  der  nordliche  Teil  der  Wilhelm- 
Straße  in  Berlin  sein'aristokratisches  Gepräge  erhält 
Den  Ehrenhof  umgibt  ringsum  die  Monumcntal-An  hi- 


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tcktur  des  Parlaments-Palastes 
und  erhöht  mit  dieser  den  Ein- 
druck Die  ungemein  klare  und 
übersichtliche  Kaumanordnung 
des  dreiteiligen  Baukörpers  geht 
aus  den  mitgeteilten  Grundris- 
sen mit  genügender  Deutlichkeit 
hervor.  Im  l'ntergcschou"  der 
Wohnung.sflügel  liegen  seillieh 
der  breiten  Einfahrten,  einen 
geraumigen  inneren  Hof  um- 
schließend ,  Dienstwohnungen 
für  Lnterbeamte,  nebst  Wagen- 
remisen  und  Pferdeställen  für 
die  Bedürfnisse_dcr  beiden  Prä- 
sidenten. Das  Untergeschoß 
des  Hauptbaues  wird  in  seinem 
vorderen  Teile 
eingenommen 

durch  die  Ein-  °"  —u**immm 
gangshalle,  die 
Kleiderablage, 
die  Räume  für 
Boten  nu  ister, 
Boten  und  den 
I  lausiuspektor: 
in  den  Seiten- 
teilen durch  Bo- 
ten-, Diener-  u. 
Gesinderäume, 
sowie  durch  die 
Kcstaurations- 
Küehe  mit  Ne- 
benraum.inden 
hinteren  Tei- 
len wieder  von 
Dienstwohnun- 
gen usw.  Un- 
ter dem  Sitz- 
ungssaal liegen 
ein  Zugang  für 
die  Stenogra- 
phen, sowie  die 
Räume  für  die 
I  ieizung  Diese 
Räume  um- 
schließen zwei 
neben  demSitz- 
ungssaal  gele- 
gene kleinere 
Höfe,  auf  wel- 
che jedoch  nur 
Gänge  u.  and. 
untergeordnete 
Räume  mün- 
den. Personen- 
Aufzüge  liegen 
unmittelbar  ne- 
ben den  zu  den 

Obergeschos- 
sen führenden 
Haupttreppen. 
In  der  Höhe  des 
Saales  liegen 
in  den  beiden 

Wohnflügeln 
zur  Linken  die 
Wohnung  des 
Büreau  -  Direk- 
tors des  Abge- 
ordneten-Hau- 
ses, zur  Rech- 
ten die  Woh- 
nung des  Bü- 
reau-Direktors 
des  Herrenhau- 
ses, unter  den 


ERDGESCHOSS  «° 

Wohnungen  der  bez.  Präsidenten.  An  der  Vorderfront  des  Büreau -Direktors  mit  .Handbibliothek,  ein  Raum  für 
der  mittleren  Raumgruppe  befindet  sieh  der  Dienstraum   den  Vize-Präsidenten,  die  Post  und  ein  Sehreibzimmer. 

41 


23  Januar  1904. 


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V.  ir  dem  Sitzungssaal  liegt,  g«gen 
die  monumentale  Eingangshalle 
milder  stattlichen  Aufgangs  trepp«: 
>icl>  otfneml,  in  harmonischen 
Armierungen  die  Wandelhalle, 
in  ihrer  flucht  R«:gistratur  mul 
Vorstamiszimmer.  Der  Sitzungs- 
saal f(ir  die  260  Mitglieder  des 
Herrenhauses  ist  wesentlich  klei- 
ner, wie  der  des  Al>genrdn<:tcn- 
llauses;  ihn  umgeben  seitlich 
Kasse,  Registratur  und  Restau- 
ration, nach  rückwärts  Kanzleien, 
Lesezimmer,  Minister  -  Spn-ch- 
ziiiimer,  Räume  für  die  Präsi- 
denten usw.  Im 
ersten  Oberg«  - 
seholl  liegen  in 
den  Wolmilügcln 
die  Wohn-  und 
Fmpfangsi  äume 
«ler  beiden  l'iä- 
si«lenteu,  die  in 
der  Vordet  flucht 
der  mittlci  cuBau- 
gruppe  «Kirch  -( 
Festsale  mit  liti- 
arxler \ erbundeu 
sind.  Je  einer  «ler 
seitliehen  Fest- 
sale zählt  zu  <ler 
enisptvehenden 
PriWidentenwoh- 
nung,  wahren«! 
der  mittlere  }•  c>t- 
■>aal,di  1  auch  lic- 
ratungssaal  ist, 
zur  gemeinsamen 
Benutzung  zur 
Verfügung  steht. 
ImSaalbauistdic 
Einteilung  nahe- 
zu die  gleiche, 
wie  in  dem  da- 
runter gelegenen 
Geschoß;  neben 
der  Bibliothek, 
«lic  in  das  w«-i- 
tcrcGeseh«»Ü  hin- 
aufreicht, sind  es 
nur  Bcratungs- 
zimmerund  Räu- 
me fflrdiePrcssc, 
die  hier  liegen. 
Die  Bcratungs- 
zimmer  >etz«n 
sich  auch  im  zwei- 
tenObergcsehoß 
fort;  inden  Wohn- 
flügeln  liegen  in 
diesem  Geschoß 
insehrreiehlieher 
Weise  Schlaf-  u. 
Wohnräume  der 
Präsidenten.  Die 
Grundrisse  der 
beiden  obersten 
Geschosse  lassen 
erkennen.daüfUr 
alle  Raumgrup- 
pen ein  reichli- 
chesFlachenmaß 
vorhanden  war. 
Insbesondere  die 
Wohnungen  der  beiden  Präsidenten  sind  so  ausgedehnt, 
dal!  du:  letzteren  kaum  alle  ihnen  zu  Gebote  stehenden 
Räume  für  sich  allein  benutzen  können  und  daü  das 
FlächcnausmaU  der  Wohnungen  z.  B.  das  der  Dienst- 
wohnung des  Präsidenten  des  Deutschen  Reichstages 


erheblich  übertreffen  dürfte.  Die  Raumverteilung  ist 
durchgehends  zweckmäßig  und  ubersichtlich.  Die 
große  Natürlichkeit  in  der  Anlage  aller  Räume  verrät 
die  seltene  Dispositionsgabc  ihres  Meisters. 

I  t'ortseuuiig  folgt.) 

No.  7. 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

SlchsUcher  Ing.-  und  Arch.-Vereln.  Die  Wochen -Ver- 
sammlungen des  Winterhalbjahres  J9034  der  in  und  nahe 
bei  Dresden  wohnhaften  .Mitglieder  de*  Ilaupivereins 
nahmen  ihren  Anfang  am  36.  Okt.  IQ03.  Hr.  Prof.  Dr. 
Mol  her  hatte  die  Güte  gehabt,  den  Verein  zu  einer  Be- 
sichtigung de«,  von  ihm  geleiteten  Maschinen-Labora- 
toriums B.  der  Tcchn.  Hochschule  in  Dresden  einzuladen 
und  schickte  dem  Rundgang  einen  erläuternden  Vortrag 
über  die  thermo-dynamischen  Untersuchungen  der 
Gasmotoren,  Kältemaschinen  und  Luftkompressoren, 
denen  das  Institut  zu  dienen  bestimmt  ist,  voraus.  Der 
Antrieb  erfolgt  durch  10  Elektromotoren  von  2  bis  14  P.S. 

Am  2.  Nov.  1903  berichtete  Hr.  Kinz.-  u.  Brt.  Schmidt 
über  die  Erfurter  V  erhandlungen  betr.  Denkmalpflege, 
heimatliche  Kunst  und  Bauweise,  und  Heimat- 
schutz. Ein  besonders  erfreuliches  Ergebnis  dieser 
Tagung  ist  der  Zusammenschluß  sächsischer  und  thüringi- 
scher Vertreter  zu  einem  „Ausschuß  zur  Pflege  heimat- 
licher Kunst  und  Bauweise  in  Sachsen  und  Thüringen". 

Der  Versammlung  am  9.  Nov.  machte  Hr.  Arcb  E  kühn 
Mitteilungen  über  die  Einfamilienhaus-Kolonie,  die 
augenblicklich  in  Dresden  (außerhalb  des  Waldschlößchens 
und  unterhalb  Räcknitz)  im  Entstehen  begriffen  sind.  E* 
sind  zweigeschossige  Gruppenbauten  von  mäßiger  Länge 
und  einfachen,  aber  ansprechenden  Archilckturformen. 
Ferner berichtetellr. Reg  -Bfhr.  Gehler  Ober  Belastungs- 
proben mit  Eisenbetonbauten 

Am  16.  Nov.  hielt  Hr.  Ob.-Brt.  Rolhcr  einen  Vortrag 
über  die  im  Bau  begriffene  Talsperre  in  Marklissa 
l in  Schlesien),  durch  welche  4000  P.  S.  gewonnen  werden. 
Bemerkenswert  ist  die  tägliche  Arbeitsleistung  von  i5or'>» 
t  ineismauerwerk,  d.  i.  für  1  Mann  und  Tag  3,s'rbm-  1  cbm 
kostet  16  M.,  während  die  Gesamtkosten  3  Milf  M.  betragen 

Der  23.  Nov.  brachte  einen  Vortrag  des  Hrn.  Prof. 
Schultze- Naumburg,  der  in  Gegenwart  Sr.  Maj.  des 
Königs,  der  Prinzen  und  Prinzessinen  und  zahlreicher 
Damen  in«  groben  Saale  des  Vcrcinshauses  gehalten  wurde 
und  von  vielen  Lichtbildern  begleitet  war.  Der  Vortragende 
erntete  für  seine  Ausführungen  über  „Heimatsehutz", 
obgleich  sie  mitunter  gegen  moderne  Gewohnheiten  ener- 
gisch protestierten,  lebhaften  Beifall. 

Am  30.  N..v.  folgte  ein  Vortrag  von  Hrn.  Dr. -Ing  H. 
Muthesius,  der  gleichfalls  unter  Beteiligung  der  Damen 
in  der  Aula  der  Tcchn.  Hochschule  staltfand  und  .Das 
englische  Haus"  zum  Gegenstand  hatte.  Die  Schilde- 
rung der  historischen  Entwicklung,  der  t.ebensgewohn- 
heiten,  der  Anordnung  der  Räume  und  ihrer  Einrichtun- 
gen war  auch  für  deutsche  Zuhörer  sehr  interessant  und 
in  vielfacher  Hinsicht  höchst  lehrreich. 

Die  Winter-Hauptversammlung  des  ganzen  Ver- 
eins fandamö  I>cz  1903  in  Leipzig  statt.  Wie  bei  früheren 
derartigen  Gelegenheiten  hatten  die  Leipziger  Kollegen 
mit  ihren  Damen  auch  diesmal  wieder  den  BegrüBungs- 
abend  (am  5.  Dez.)  im  Künstlerhause  durch  Aufführung 
der  „Original-Ueberpossc" ;  Sächsische  Kundschau,  über- 
aus ergötzlich  gestattet.  Am  Sonntag  Vormittag  fanden 
zuerst  wie  üblich  in  dem  rJohanncum"  der  Universität 
in  den  Kachabteilungen  Sitzungen  mit  Vortragen  statt,  und 
zwar  gab  in  Abt.  I  Hr.  Bauinsp.  Williams  Mitteilungen 
aus  dem  Gebiete  der  Flußberichtigung  und  Klußbefestigung; 
in  Abt.  II  Hr.  Telegraiihen-lnsp.  Besser  über  drahtlose 
Telegraphic;  in  Abt.  III  Hr.  Aren.  Weidenbach  über 
Aendcrungen  im  Stadtbilde  am  Thomasring  zu  Leipzig; 
in  Abt.  IV  Hr.  Prof.  P  L'hlich  Ober  Auf-  und  Unter- 
suchung magnetischer  Erzlagerstätten  auf  magneto-tech- 
nischem  Wege.  Um  1  Uhr  vereinigten  sich  alle  Teil- 
nehmer zur  Gesamtsitzung  im  großen  Saale  des  „Kaiser- 
hofes",  wo  zuerst  Vorstands-  und  Vcrwaltungsratswahien 
für  di  c  neue  Verwaltungsperiode,  Neuaufnahmen-  und 
ähnliche  Geschäfte  erledigt  wurden  und  wo  dann  llr  Brt. 
Toller  einen  vorzüglich  orientierenden  Vortrag  über  die 
Umgestaltungderl.eipzigerBahnhofe  hielt.  Die  lange 
Zeit  fast  unlösbar  erschienene  Aufgabe:  alle  in  Leipzig 
einmündenden  Bahnlinien  in  einen  für  den  Betrieb  siche- 
ren, für  das  Publikum  bequemen  und  für  den  Transport 
rationellen  unmittelbaren  Zusammenhang  zu  bringen,  hofft 
man  bis  zum  Jahre  1914,  allerdings  mit  einem  Aufwände 
von  etwa  130  Mill.  M.  zu  bewältigen  Der  Gcsamt- 
Sitzung  schloß  sich  ein  Eestmahl  mit  Damen  an,  das  sich 
eines  ungewöhnlich  zahlreichen  Zuspruches  und  entspre- 
chend lebhafter  Stimmung  erfreute.  Am  Montag  Vormittag 
wurden  zuerst  die  Neubauten  des  landwirtschaftliehen  In- 
stitutes und  der  Veterinfirklinik  besichtigt  und  sodann  die 
Michaelis- Kirche  besucht.  Sie  ist  das  Ergebnis  eines  Preis, 
aussehreiben s,  bei  dein  die  Hrn.  Rust  und  Möller,  welche 
die  Besucher  selbst  führten,  aLs  Sieger  hervorgingen.  Die 
Grundrißlösung  zeigt  eine  überaus  kompendiöse  Anord- 

a.v  Januar  1904. 


nung;  sie  bietet  für  etwa  1000  Kirchgänger  Matz;  die 
Kosten  werden  420000  M.  voraussichtlich  nicht  übersteigen. 
Ein  gemeinsames  Mittagsmahl  im  „Palmbaum"  beschloß 
diese  155.  Hauptversammlung 

Am  28.  Dez,  1903  vereinigten  sich  die  Dresdener  Mit- 
glieder in  gesellig-heiterer  Weise  zu  einer  Sylvesterfeier.  — 

(>.  Gr. 

Aren.-  u.  Ing.-Vereln  In  Magdeburg.  Sitzung  am  25.  Nov. 
1903.  Nach  Erledigung  geschäftlicher  Mitteilungen  und  Auf- 
nahme einiger  neuer  Mitglieder  erhält  Hr.  Brt.  Clausscn 
das  Wort  zu  seinem  Vortrage:  .Wasserbauliche  Mit- 
teilungen, im  besonderen  Ober  die  Elbe  bei  Magde- 
burg". Während  früher  die  einzelnen  Regierungen  nur 
in  beschränktem  Umfange  nach  den  ihnen  vorliegenden 
Verhältnissen  die  großen  Ströme  behandeln  konnten,  wurde 
nach  Gründung  der  Strombau -Verwaltungen  durch  die 
einheitliche  Behandlung  des  gesamten  Stromgebietes  die 
Tätigkeit  der  Wasserbau -Verwaltungen  eine  erheblich  um- 
fangreichere. Wenn  auch  nur  der  Hauptstrom  an  sich 
einer  eingehenden  Behandlung  unterzogen  wurde  und 
die  Nebenflüsse  auch  fernerhin  den  Einzelregierungen 
verbleiben,  so  wurde  doch  dafür  gesorgt,  daß  eine  Schädi- 
gung der  gegenseitigen  Interessen  vermieden  wurde.  Der 
von  den  Agrariern  den  Wasscrbauteehnikern  gemachte 
Vorwurf,  daß  sie  hauptsächlich  den  Wünschen  der  Schiff- 
fahrt und  nicht  genügend  denen  der  Landwirtschaft  Rech- 
nung trügen,  ist  deswegen  ungerechtfertigt,  weil  nur  die 
Schiffahrt  für  die  Regulierung  der  Ströme  bestimmte  An- 
haltspunkte bieten  konnte,  dagegen  die  I jindwirtschaft 
hierzu  nicht  im  Stande  war.  Tatsache  ist.  daß  durch  die 
Regulierungsarbeiten  die  Stromrinne  durchweg  vertieft 
worden  ist  und  daß  dadurch  die  von  der  Landwirtschaft 
gewünschte  Vorflut  für  die  Zubringer  geschaffen  wurde. 
Wenn  die  I-and Wirtschaft  diesen  Vorteil  nicht  Oberall  hat 
ausnutzen  können,  so  liegt  dies  in  dem  Ucbelstande,  daß 
die  Zubringer  nicht  entsprechend  der  vorgeschrittenen 
Kulturarbeit  auf  den  Höhenzügen  und  in  den  Niederungen 
reguliert  worden  sind  und  werden  konnten.  Die  'Tätig- 
keit der  Strombau- Verwaltungen  besteht  hauptsächlich  in 
der  Herstellung  einer  geordneten  Wasserführung,  sodaß 
möglichst  bei  allen  Wasserständen  ein  gleichmäßiger  Ab- 
fluß erfolgt  und  alle  Störungen  auf  das  Mindestmaß  herab- 
gedrückt  werden.  Wenn  diesesZiel  erreicht  wird,  ist  die  Auf- 
gabe des  Wasserbauers  gelöst.  Da  die  Theorie  nicht  aus- 
reicht, muß  aufgrund  der  gesammelten  Erfahrungen  mit 
der  nötigen  Ruhe  und  Umsicht,  ohne  Rücksicht  auf  die 
Wünsche  der  Unzufriedenen  das  angestrebte  Ziel  zu  er- 
reichen versucht  werden.  Vorläufiu  kann  man  mit  den  er- 
zielten Erfolgen  zufrieden  sein. 

Im  besonderen  kann  dies  von  der  Regulierung  der 
Elbe  bei  Magdeburg  bez.  der  Anlage  der  Umflul  behauptet 
werden,  wenn  auch  diese  Anlage  wieder  zeigt,  daß  nach 
Jahren  diejenigen,  denen  große  Wohltaten  erwiesen  sind, 
aus  Unkenntnis  der  früheren  Verhältnisse  die  geschaffenen 
Tatsachen  als  Verbesserungen  nicht  anerkennen.  An- 
schließend wurden  die  Schiffahrt*- Verhältnisse  bei  Magde- 
burg besprochen  und  erwähnt,  daß  allmählich  für  den  zu- 
nehmenden Verkehr  für  bessere  Unterkunft  der  hier  laden- 
den und  löschenden  Fahrzeuge  gesorgt  werden  müsse, 
da  es  vorgekommen  ist,  daß  bei  Eintritt  des  Eisganges 
rd.  100  Fahrzeuge  ungeschützt  auf  dem  Strome  liegen 
bleiben  mußten.  Als  ein  sehr  brauchbarer  Platz  für  einen 
Schutzhafen  wurde  der  zwischen  Strom-  und  Alte  Elbe 
unterhalb  der  Königsbrücke  liegende  Werder  bezeichnet, 
da  er  Gelegenheit  biete,  die  häßlichen  Kohlenladeplätze 
von  der  Stadtmarsch  zu  entfernen  und  nach  hier  zu  ver- 
legen. Wenn  auch  durch  Erweiterung  des  NeuMädter 
Hafens  dem  l 'mschlagverkehr  besser  gedient  werde,  sei 
doch  ein  Sonderhafen  für  den  Platzverkehr  mit  Kohlen 
ebenso  wie  in  Berlin  am  Humboldt-,  Nord-Hafen,  am  Urban 
usw,  sehr  wünschenswert.  Gleichzeitig  könne  das  Stadt- 
bild auf  der  Siadtmarsch  verbessert  werden. 

Nachdem  dem  Vortragenden  für  seine  Ausführungen 
gedankt  worden,  erhält  Hr.  Arch.  Ilabrich  das  Wort  zu 
einem  Vortrage  Ober  „Eisenbeton  -  Konstruktionen 
im  Hochbau".  Nach  einer  Einleitung  Uber  das  Verhallen 
von  Beton  und  Eisen  aufgrund  eingehender  Versuche  und 
Berechnungen  erörterte  er  die  Ausführung  verschiedener 
Systeme,  wie  Monier,  Bordenov,  Hyatt,  Ransotne  usw., 
geht  näher  auf  das  Svstem  Hennebiqüe  ein  und  erläutert 
besonders  die  Vorzüge  der  sogen  Polvgonaldecke  vor  den 
älteren  Systemen.  Diese  Decke  findet  nicht  Mos  Ver- 
wendung aU  Zwischendecke  mit  Bclonuntcrzilgen,  sondern 
vielfach  auch  als  homogene  Platte  größeren  Ouerschtiittcs 
bei  Häuscrgründuiig  auf  schlechtem  Baugründe  Einige 
ausgeführte  Beispiele  werden  sodann  durch  Zeichnungen 
und  Berechnungen  eingehend  erläutert  und  es  wird  auch 
diesen  Ausführungen  von  weiten  der; 'Anwesenden  ce- 
bührender  Dank  zu  teil.  B 


Preisbewerbungen. 

Ein  Wettbewerb  des  bayerischen  Architekten-  und  In- 
genieur-Vereins zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  ein  Volks- 
schulhaus  In  Arnbach  war  mit  35  Arbeiten  beschickt.  Den 
].  Preis  errang  der  Entwurf  der  Hrn.  Staatsbaupraktikan- 
ten H.  Hurhrrt  und  H.  Neu:  den  II.  Preis  Hr.  Archi- 
tekt |oh.  Müller;  den  III.  Preis  Hr.  Arth.  H.  Lömpel, 
sämtlich  in  München.  Kine  lobende  Erwähnung  fanden 
2  Entwürfe  der  Hrn.  Gebr.  Hank,  sowie  ein  Entwurf  des 
Hrn.  Staatsbaupraktikanten  K.  Perignon  in  München. 
Durch  die  Stadt  Ansbach  wurden  angekauft  die  Entwürfe  der 
Hrn.  Th.  Vcil,  O.  Bieber  und  Gebr.  Rank  in  München. 

Der  Wettbewerb  der  „Vereinigung  Beritner  Architekten", 
betr.  Aufteilung  von  Baublocks  In  Westend  (Jahrg.  1903, 
S.  556  und  568)  war  mit  13  programmgemäßen  Entwürfen 
beschickt.  Den  I.  Preis  von  3000  M.  erhielt  Hr.  Alfr.  J 
Balcke  in Geniel  nschaf t  mit C.  S  t  c  k  c  1 ;  den  II. Preis  die  Hrn. 
HönigcrÄ:  Sedelmeyer,  den  III.  Preis  Hr.  M.  Ravolh, 
sämtlich  in  Berlin.  Zum  Ankauf  für  500  M.  wurde 
empfohlen  ein  Entwurf  des  Hrn.  K.  Bislich  in  Berlin.  - 

Wettbewerb  Handelshochschule  Köln.  Die  Stadtver- 
ordneten-Versammlung beschloß,  dem  Bau  der  Handels- 
Hochschulc  den  Entwurf  des  Hrn.  Privatdozenten  Dr  -Ing. 
Ern>l  Vetterlein  in  Dannstadl  zugrunde  zu  legen.  Die  über- 
schlägliche Kostenberechnung  belauft  sich  auf  1 650000 M. ; 
das  Mobiliar  i*t  auf  100000  M.  geschätzt.  - 


Chronik. 

WohnungSStatUtlk  In  Stuttgart.  Der  Stuttgarter  Gemeinde- 
rat  stimmte  einem  Vorschlag  Weitbrecht  zu,  eine  wohnungs- 
atattatischc  Enquete  Ober  die  Frage:  .Welche  Stockwerkzahl  ist 
wirtschaftlich  die  beste?"  zu  veranstalten.  Diese  Uutcrsuchung 
soll  die  Baukosten  eine»  Stockwerke»  in  Häusern  mit  a-o  Zimmern 
und  a—  4'/f  Stockwerken  ermitteln,  daneben  aber  auch  zufolge  einer 
Anregung  dca  Direktors  des  städtischen  statistischen  Amtes.  Dr. 
Rettich,  den  tatsächlichen  Marktpreis  der  Stockwerke,  um  durch 
Gegenüberstellung  beider  Schlosse  (Qr  die  kommunale  Wohnung*- 
politik  zu  ermöglichen.  — 

Dan  Jubiläum  des  5ojahrlgen  Bestandes  des  Glaspalastes 
In  München  kann  in  diesem  Jahre  begangen  werden.  Der  Palasl 
wurde  nach  den  Entwürfen  des  Ob,  Brt.  Aug.  v.  Voit  von  Okc 
1  Ö_S3  bis  Mai  1854  durch  Cramer-Klett  in  Nürnberg  errichte».  - 

Ehrengrab  für  Camlllo  Sitte.  Der  Stadtrat  hat  beschlossen, 

dem  verstorbenen  k.  k.  Reg, -Rat  Camillo  Sitte  in  der  Anlage  fOr  die 
Ruhestätten  liistoi  isch  denk  würdiger  Per  sonlichkeilen  an  der  KupelU  n- 
strassc  im  Wiener  Zentralfrterlhofe  ein  Ehrengrab  zu  widmen.— 

Der  Neubau  der  Donaubrücke  zu  Regensburg  scheid 
eine  beschlossene  Sache  zu  sein.  Ks  liegen  zwei  Entwürfe  vor: 
ein  Entwurf  (ür  eine  Ausführung  in  Stein  mit  einem  Gessmt- 
auf  wände  von  ßasoceoM-,  sowie  ein  Entwurf  für  eine  Ausführung 
in  Stein  und  Eisen  mit  ciuem  Gcsamtaufwandc  von  37*0000  M. 
Wenn  die  Wasser-  und  EisgangsveihMtnissc  sowie  andere  UniMande 
den  Neubau  der  allhistorischcn  Drücke  zur  u n umga ngl ic h cn  Not- 
wendigkeit machen,  so  holten  wir,  das*  ein  geringes  Mehr  der  Bau- 
kosten ea  nicht  verhindert,  das»  ein  Bauwerk  entsteht,  welches  das 
seltene  Siadlebild  in  seiner  Schönheit  wenigstens  annähernd  erhalt 

Ein  Neubau  der  Dlskontogesellscbaft  In  Frankfurt  a.  M. 
entsteht  nach  den  Entworfen  der  Firma  Phil.  Holzmann  *  Ko. 
in  Frankfurt  am  Rossmarkl  als  ein  freistehender  Monumentalbau 
im  Stile  der  Renaissance.  -- 

Ein  mechanische»  Laboratorium  der  Technischen  Hoch- 
schule In  Braunschwelg  ist  am  11  .Dez.  1903  seiner  Bestimmung 
Obergeben  wenden.  Das  neue  Laboratorium  dient  der  Ausbildung 
von  Maschinen-Ingenieuren.  Es  erhebt  sich  nach  einem  Entwurf 
der  herzogt  Hochbauiuspektioir  au  der  Spiclmanustrasse  und  kostet 
336000  M.,  von  welchen  40000  M.  auf  da*  Grundstack,  90 000  M. 
auf  die  Gebäude,  90000  M.  auf  die  innere  Einrichtung  entfallen  — 

Eine  bayerische  Denkschrift  über  die  Wohnungsfrage. 
Abgeordneter  Dr.  Jager  hat  für  den  bayerischen  Landlag  eine 
103  Druckseiten  umfassende  Denkschrift  Ober  die  Wohnungsfrage 
verfallt,  welche  die  folgenden  Abschnitte  enthalt:  1.  die  Tatsachen 
der  Wohnungsnot,  3  Begründung  Iflr  die  Tatsachen  der  Wohnungs- 
not, 3.  die  Bedeutung  de»  Wohnwesens.  4,  die  Ursachen  der  mo- 
dernen Wohnungsfrage,  5,  Zielpunkte  und  Mittel  zur  Abhilfe,  6  Tätig- 
keit des  Reiches,  Umgestaltung  des  I Ivpothckenwescns ,  7.  die 
Wohnungsfrage  und  die  Undwittschaft,  ö  die  Wohnungsfrage  11U 
bayerischen  Landtag,  9.  Leitsätze  fltr  Gemeinde,  Staat  und  Reich 
zum  Vorgehen  in  der  Wohnungsfrage.  — 

Die  Einweihung  des  fünften  ev.  Gemeindehauses  In  Barmen 
hat  am  10  Jan.  1904  stattgefunden.  Dem  Gemeindehaus*  wird  sich 
—  in  malerischer  Gruppierung  der  ganzen  Anlage  —  ein  Pfarrhaus 
anschließen.  Ehe  nach  dem  Entwuif  des  Ilm  Arth.  Fiicdr.  Schulte 
in  Barmen  erbaute  Gcsarutanlagc  beansprucht  7Sce.o  M  — 

Das  neue  Pollzeigebaude  In  Wien  »t  ein  stattlicher,  nach 
den  EntwQtfeu  des  Hm  k  k.  Min  Raten  E  v  Fnrstcr  an  der 
Berggasse  und  an  der  Elisabeth-Promenade  errichteter  Monumental- 
bau, der  ohne  innere  Einrichtung  einen  Aufwand  von  3400000  Kr. 
beanspruchte.  Die  Bauleitung  hatten  die  Hrn.  Brt.  Holzer,  Ob - 
Ing.  Kramsall  und  Aich,  Keller.  — 

Ein  bulgarisches  Nationaltheater  in  Sofia  gelangt  nach 
den  Entwürfen  der  Architekten  Kellner  Ä  Helmer  in  Wien  zur 
Ausführung  — 

Eine  elektrische  Schmalspurbahn  B  rl  eg-Gletsch  am  Rhone- 
gletscher wird  durch  die  Ingenieure  I m fe Id  und  Strub  in  Zürich 
geplant.  Die  Bahn  würde  eine  Lange  von  43  km  haben  und  teils 
Adhasions-,  teils  Zahnradbahn  sein.  — 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Dem  Geh.  Ob  -Brt.  A  p  p  e  I  i  u  s ,  Abt.-Ocf 
im  Kriegsminist,  ist  bei  seinem  Ausscheiden  aus  dem  Dienst  der 
Char.  als  Wirkl-  Geh.  Ob.  Brt.  mit  dem  Range  eines  Rates  I  Kl. 
verliehen. 

Baden.  Dem  Ing.  S  ru  r  e  k  e  r  in  Mannheim  ist  das  Ritterkreuz 
1  Kl.  de»  Ordens  vom  Zahringer  LOwen  ver'iehen  —  Dem  Reg- 
Bmstr  Ernst  M  0  1 1  e  r  in  Freiburg  ist  unt.  Verleih  de»  Tit  Bahn- 
baninsp.  die  Amtsstelle  eine»  Zentralinsp.  bei  der  Gen  -Dir.  der 
Staat seisenb  Obertragen. 

Versetzt  sind  die  Reg -Bmstr.  Bichl  er  in  Eberbach  nach 
Freiburg  und  Ganz  in  Ftciburg  nach  Ebcrbach 

Bayern.  Der  Min -Rat  v  Frauendorfer  ist  1.  Staatsrat 
im  ord.  Dienst  und  Staatsminister  für  Verkehrsangelcgcuheiteu  und 
der  Gen-Dir.  v.  Ebermayer,  Vorst,  der  Gen-Dir.  der  Staata- 
Eiscnb.  ist  x.  Staatsrat  im  ord  Dienst  ernannt;  weiter  sind  berufen 
in  das  Staatsminist.  fOr  Verkehrsangel  der  Ob-Rcg.-Rat  Frhr. 
v.  Schackv  aufSchonfcld  unt.  Beförderung  zum  Min  -Rat 
und  der  Irir.-Rat  Dr  H  e  u  b  a  c  h  bei  der  Gen  -Dir.  der  Staatsersenb. 

Preußen.  Den  Reg  -  n,  Brin ,  Geh.  B'tn  Hasenjnger  in 
Düsseldorf  und  Runge  in  Köln  ist  ans  Anlaß  ihres  Uebertritt«  in 
den  Ruhestand  der  Rote  Adlet -Orden  III  Kl  mit  der  Schleife,  dem 
Eisenb-Dir,  Gelbe  ke  in  Ratibor  lind  dem  Eisenb  -Bau-  u  Betr- 
Insp  Schweriner  in  Posen  ist  der  Rote  Adler-Orden  IV.  Kl., 
dem  Eisenb  Dir.  Vockrodt  in  Kusel  beim  Uebcrtritt  in  den 
Ruhestand  der  Char  als  Geh.  Brl  verliehen. 

Versetzt  sind:  Die  Reg  -  u.  Brie.  Strasburg  in  Essen  als 
Mitgl.  der  Kgl  Eisenb-Dir.  nach  Frankfurt  a.  M.  und  Kay  sc  r  in 
Königsberg  als  Mitgl.  der  Dir.  nach  Essen  a.  R  ;  die  Eisenb -Bau- 
11.  Betr.  -  lnsp.  Schaeffcr  in  Frankfurt,  als  Mitgl  (auftrw  )  der 
Dir.  nach  Königsberg  i.  IV,  v.  Borriea  in  Altona  als  Vorst, 
(auftrw  |  der  Eisenb  -  Betr.  -  lnsp.  a  nach  Frankfurt  a.  M  ,  Ernst 
Schultze  in  Hannover  als  VotsL  {auftrw. )  der  Eisenb  -Betr- 
lnsp  5  nach  Magdeburg,  Laise  in  Olpe  zur  Kgl  Eisenb  -  Dir.  in 
Elberfeld  und  Morgenstern  in  Koblenz  als  Vorst  der  Bauabi. 
nach  Deutz;  der  Eisenb.  -  Bauinsp  Pieper  in  Danzig  als  Vorst 
(auftrw.)  der  Eisenb -Masch  -lnsp.  nach  GlOckstadt. 

Dem  Reg  -  Bmstr.  Lutz,  Doz  an  der  Techn.  Hochschale  in 
Aachen  ist  das  Prädikat  Prof  beigelegt. 

Der  Reg. -Bmstr.  Alfr.  Grube  ist  der  Kgl.  Verwaltung  der 
mark  Wasserstraßen  in  Potsdam  zur  Beschäftigung  Oberwiesen. 

Die  Reg  lilbr.  Hans  Lucht  ans  Stettin  (Flochbfcli.),  —  Hart- 
wig Dauter  aus  Wircmbi  und  Max  Beckmann  aus  Schwerin 
i.  M.  (Wasser  u,  Straßenbfch),  —  Friedr.  BrOssing  aus  Freisen- 
bruch und  Gg  Warnecke  aus  Brockenem  (Eisenbfcli)  sind  zu 
Reg.-Bmstrn  ernannt. 

Der  Geh.  Brt  Fein  in  Knln  und  der  Brt.  z.  D.  Guddcn  in 
Sachsa,  froher  in  Nordhau*en  sind  in  den  Ruhestand  getreten 

Dem  Reg, -Bmstr.  Anh.  Hoeppner  in  Posen  ist  die  nachges. 
Eotlass  aus  dem  Staatsdienst  erteilt.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  M.  Kn.  In  Werdau.  Stützmauern  kflnnen  unter  ge- 
wissen Entstanden  zu  denjenigen  Leistungen  gehören,  welche  zur 
Umwandlung  von  Grundflächen  in  anbaufähige  Straßen  unentbehr- 
lich sind,  wodurch  die  Kosten  ihrer  Herstellung  in  diejenige  Summe 
einstellfahig  sind,  welche  auf  die  Anlieger  umgelegt  werden  darf. 
Um  einen  solchen  Fall  handelt  es  sich  scheinbar  bei  Ihnen.  Die 
Strafte,  an  welcher  Sic  zu  bauen  gedenken,  fa'll  auf  der  gegenüber- 
liegenden Seile  tief  ab.  E»  droht  aUo  rlie  Gefahr  des  Einsturzes, 
sofern  nicht  für  eine  rechtzeitige  Beteiligung  gesorgt  wird  Ob 
eine  Stützmauer  das  einzig  gebotene  Schutzmittel  ist,  kann  du  hin  - 
gestellt  bleiben  Jedenfalls  halt  die  Straften  -  Baupolizei  rlie  Auf- 
führung einer  Stütirnauer  für  zweckmäßig  Ut  »ic  dies,  so  bildet 
der  Aufwand  dafür  eine  nach  Lage  der  I  mstande  notwendige  Aua- 
gabe zur  Herstellung  der  SuaUe  und  ist  von  den  Anhccrin  nach 
Verhältnis  der  Straücntangcn  zu  crslatten.  Nebensächlich  ist  dabei, 
ob  die  Vertiefungen,  dcientw,  gen  ilie  Stutvniaucr  uulwcnil  K  wurde, 
natürlich  entstünden  oder  künstlich  duich  Abgtaben  geschaffen  i»l 
En1«chei<!cnd  ist  vielmehr  d  1  Tatsache,  daii  ohne  diese  Stützmauer 
die  Verkehlüsi,  |lt  Ili,  ,1  »uf  du  neu  anzulegenden  Straße  gefahidel 
irs  heint.  Sie  halten  vielleicht  gut  getan,  eine  veränderte  Lage 
il  r  t:cugep1aiiten  Strafte  zu  veranlassen  I»»gegen  ist  nicht  zu  er- 
warten, d-(J  Sie  durch  Weiterung  des  Kosh ubeiti ages  eine  Be- 
frciutiK  von  dem  anteiligen  Beitrag  zu  den  Herstellungskosten  der 
Mauer  erreichen  werden.  --  h..  H-e. 

Fragebcantw  Ortungen  >n  dem  Leserkreise. 

Zur  Frace  1  in  Nu  100,  iahrg  1003.  Ich  habe  vor  einigen 
Jahren  an  einem  Pnvstfluli  verschiedenartige  Wassermessungen 
vorgenommen  und  hierbei  die  WcxVhen  Formeln  (Hydrodynamik 
von  Wex,  l.cip/ig  bei  W  Engelmann  1B8Ä  s.  auch  Rheinhard's 
Inceriieur- Kalender  für  Straßen-,  Wasserbau-  uid  Kulturingenieure 
für  rO,o|,  bearbeitet  von  R  Scheck.  I  Abteiig  S.  6  ff)  als  ganz 
vorzitglirh  befunden.  —  Merl,  k.  Kr  -Kult.-Ing.  in  Speyer. 
Anfragen  an  den  Leserkreis. 

Welche  Mi'tcl  gibt  es.  um  trübe,  fleckige  Terrazzoboden  helj 
zu  machen?  Was  kann  die  Schuld  an  dem  schlechten  Aussehen 
tragen  ?    Vielleicht  feuchter  Untergrund ?  —     U   II  in  Konst 

Inhalt:  fniwainlhinc  der  |.tru»n«ehci>  und  sächsischen  Kix  nlulm- 
Anlatcn  i'i  und  l.n  l^n-ttg  —  ll.ius  IVter  Spierkc!»  Iilr  tliesd.n.  —  ller- 
hne-  Ni-atiautrn.  \o.  rrl.  I>.i»  ru  iir  Her  rc-idiaus  rtrs  j.missisflten  Lan<1- 
laees.  —  Mitleillin;en  aus  Veieinen.  I'rr  »Kme  i  buirgrn  —  <  In  milk.  - 
l'eraoiial  Xachriihtrn.  —  Itrirf-  und  r'iarrfc.isu-ii 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Haus  Peter  Spreckels  in  Dresden. 

Verlag  der  Deutschen  Baurerlung.  O.  m  h.  II.,  IVihn.  Kar  die  RedakUoo 
verantwoni.  Albert  Hofoiano,  Berlin.   Druck  von  Wilh.  Gr«»«,  Berun. 


No.  7. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  8.  BERLIN,  DEN  27.  JAN.  1904 


Das  Bauwesen  im  preußischen  Staatshaushalt  für  das  Verwaltungsjahr  1904.") 

Bein  am  16.  d.  M.  zusammengetretenen  prcuß.  Land-  mund  1 10000  M.,  desgl.  in  Klausthal  75000  M.  Im 
y  tage  ist  als  eine  drr  ersten  Vorlagen  der  Entwurf  Ordinarium  dieser  Verwaltung  sind  2,29  Mifl.  M.  lör  bau- 
des  Staatshaushalts  •  Etats  für  das  Vcrwaltungsjahr    liehe  Zwecke  vorgesehen,  nämlich  1,38  Mill.  für  Wohn- 


1904  zugegangen,  der  in  Einnahme  und  Ausgabe  mit  dem  häuser,  Verwaltungsgebäude  usw.,  0,40"  Mill.  für  Zechen 
Gesamt-Bctrage  von  2800805050  M.  abschließt.   Die  Ein-    häuser.  0,43  Mill.  für  Wege-,  Bahn-  und  Kanalanlagen. 


nahmen  stellen  sich  gegenüber  dem  Voranschlag  des  Jahres 
1903  um  191  687318  M  höher,  wovon  allein  1384 18483  M. 
auf  die  Eisenbahn-Verwaltung  entfallen,  die  im  Ordinarium 
einen  MchrüberschuD  von  82  787  742  M  ergibt.  Von  den 
Ausgaben  entfallen  2626260668  M.  auf  die  ordentlichen, 
174  544382  M.  (rd.  16,62  Mill.  M.  mehr  als  1903)  auf  die 
außerordentlichen  Ausgaben.  An  letzteren  nimmt  das 
Hauwesen  mit  rd.  160.3  Mill.  M.  teil,  d.  h.  mit  rd.  92°/,,. 
Die  Aufwendungen  für  das  Bauwesen  stellen  sich  um 
rd.  14  Mill.  M.  höher  als  im  Jahre  1003. 

Die  für  bauliche  Zwecke  geforderten  Mittel  verteilen 
sich  auf  die  einzelnen  Verwaltungen  wie  folgt: 

Den  wesentlichsten  Anteil  beansprucht  naturgemäß 
die  Eisenbahn- Verwaltung  mit  rd.  101,32 Mill.  M.  Ihr 
folgt  dieses  Mal  das  Kultusministerium  mit  rd.  18.22 
Mill  M..  das  also  sogar  den  Etat  der  Bauverwaltung  über- 
trifft Es  folgt  das  aus  den  sehr  bedeutenden  Eorderungcn 
für  Kunst  und  wissenschaftliche  Zwecke    Die  Bauvcr 


Bei  der  Verwaltung  der  indirekten  Steuern 
entfallen  von  den  beantragten  Mitteln  von  1,06  Mill,  M. 
(0,38  mehr  als  1903)  462  500  M.  auf  die  Verbesserung  der 
Lösch-  und  I-ade  -  Einrichtungen  der  Packhöfe  usw.  in 
Königsberg  i.  Pr.,  deren  Ges.-Kosten  auf  1,05  Mill.  M.  ver- 
anschlagt sind.  Weitere  392220  M,  entfallen  auf  Dienst- 
gebäude und  205320  M.  auf  Dienstwohnhäuser.  zumeist  in 
den  Provinzen  Posen  und  Schlesien.  Von  den  Ansätzen  der 
Forst verwal tun g  mit  1,05  Mill  M.  sind  wiederum  je 
100  000  M.  für  die  versuchsweise  Beschaffung  von  Inst- 
häusern ,  für  die  unmittelbare  Wasserverbindung  vom 
Teltow-Kanal  nach  dem  Wannsee  und  zur  Beihülfe  von 
Wegebauten.  250000  M.  als  Zuschuß  zum  Eorstbaufond 
und  400000  M.  desgl.  zum  Wegebaufond  vorgesehen.  Im 
übrigen  sind  auch  noch  in  anderen  Positionen  Bauaus- 
führungen enthalten,  die  sich  aber  aus  den  Ansätzen  nicht 
herausschälen  lassen.  Im  Ordinarium  dieser  Verwaltung 
sind  etwa  4  Mill.  M.  für  bauliche  Zwecke  zum  Neubau 


waltung  erreicht  mit  rd.  14.66  Mill.  M.  etwa  den  Betrag  und  dcrrntcrhaltungdcrGebäude,  der  Wege  usw.  enthalten 
des  vergangenen  Jahres.  Die  Justizverwaltung  ist  mit 
rd.  9,8,  das  Finanzministerium  mit  rd.  4,4,  die  land- 
wirtschaftliche Verwaltung  mit  rd.  2.76,  die  Domänen- 
Verwaltung  mit  rd.  2,64,  das  Ministerium  des  Inneren 
mit  rd.  2,05  Mill.  M.  angesetzt.  Beträge,  die  sich  noch 
über  1  Mill  M,  halten,  fordern  die  Forstverwaltung  und 
die  Verwaltung  der  indirekten  Steuern,  nämlich  1,05 
bezw.  1,06  Mill.  M.  Unter  1  Mill  M  bleiben  die  Berg-, 
Hütten-  und  Salinen- Verwaltung  mit  845000  M, 
das  Ministerium  für  Handel  und  Gewerbe  mit 
756800  M.,  die  Gestüt-Verwaltung  mit  429120  M.,  die 
Verwaltung  der  Staatsarchive  mit  286214  M-  Einen 
kleinen  Betrag  von  6000  M.  für  Anlage  eines  Lasten-Fahr- 
stuhles in  ihrem  Geschäftsgebäude  braucht  schließlich  die 
Lotterie- Verwaltung,  das  Kriegsministcrium  wie- 
derum 7200  M.  für  Einrichtungen  im  Zeughause 


Im  Ministerium  des  Inneren  verteilen  sich  die  Ge- 
samt-Mittel  von  2,0  s  Mill  M.  auf  die  Polizei  Verwaltung 
mit  i  165678  M,  die  Strafanstalts-Verwaltung  mit 
65352°  ^  Und  die  Landgendarmerie  bezw,  land Tät- 
liche Verwaltung  mit  47525  M.  Für  den  Neubau  des 
Ob.-Verwaltungsgerichtes  in  Berlin  (auf  dem  fiskal.  Ge- 
lände am  Zoolog  Garten)  sind  weitere  180000  M.  aneesetzt 
(Ges.-Kosten  1.33  Mill.  M  >,  Erste  Raten  sind  vorgesehen 
für  Polizei-Dienstgebäude  in  Wilhelmshaven,  Kassel, 
Köln,  sowie  für  ein  Gefängnis  in  Saarbrücken. 

Die  landwirtschaftliche  Verwaltung  bleibt  mit 
rd.  2,76  Mill.  M.  erheblich  hinter  dem  Vorjahre  zurück 
Es  liegt  das  hauptsächlich  daran,  daß  die  großen  Hochbau- 
Ausführungen  der  Mehrzahl  nach  beendet  sind  Es  ent- 
fallen nur  rd.  0,87  Mill.  M  auf  Hochbauten,  darunter 
die  2  und  letzte  Rate  von  410700  M.  für  den  Erweite- 


Bei  der  Besprechung  der  F.inzelfordcrungen  seien  die  rungsbau  der  landwirtschafüichen  Hochschule  in  Berlin, 
Verwaltungen  mit  geringeren  Ansätzen  vorweg  genommen.    240000  M.  als  2.  Rate  für  Errichtung  der  landwirtschaft- 

T  \  1        \  T  — .  .  .  .  1 4  _  _  _    I  C  *  ■  *  1    '  t      .1   .     _      \  J  —    *  ^  1 . . . 1 .  \  ^  _       . .     L  _ ,     —  , .  *  —  I  a     \  H     1 )  _    1__      ^  .   £     I   _.  *  


Die  Verwaltung  der  Staatsarchive  fordert  einen  Posten 
von  273994  M~  als  I  Rate  für  den  Neubau  des  Staats- 
archiv-Gebäudes nebst  Direktorwohnung  in  Breslau, 
ferner  12  250  M.  für  die  Instandsetzung  des  Archivgebäudes 
in  Posen  Die  Gesamt-Kosten  des  ersten  Baues  sind  auf 
363094  M.  veranschlagt,  davon  215000  M.  an  reinen 
Baukosten.  Im  Vorjahre  war  davon  nur  ein  unbedeutender 
Betrag  angesetzt. 

Die  Gestütverwaltung  verlangt  mit  429  120  M.  etwa 
die  gleiche  Summe  wie  im  Vorjahre.  Davon  entfällt  der 
größere  Teil  von  258680  M.  auf  Dienstwohnungen,  131 800  M. 
auf  Stallungen,  33700  M.  auf  Schuppen,  Scheunen  und 
Reitbahnen 

Das  Ministerium  für  Handel-  und  Gewerbe 
macht  mit  756800  M.  etwas  höhere  Ansprüche  als  1003 


liehen  Versuchsanstalt  in  Bromberg  Auf  Ingenieur- 
bauten entfallen  rd.  1,7  Mill.  M  und  zwar  1  500000  M. 
auf  Flußregulicrungen  (weitere  1  Mill  für  den  Aushau 
der  hochwassergefährlichen  Flüsse  in  Schlesien  usw.), 
315000  M.  auf  Meliorationen,  101600  M,  auf  Deich- 
anlagen usw.,  70000  M.  auf  Dünenbefestiguni-en  Es 
handelt  sich  zumeist  um  die  Fortsetzung  schon  begonne- 
ner Arbeiten. 

Bezüglich  der  Personalien  ist  zu  bemerken,  dass  von 
den  beiden  meliorationstechnischen  I  lilfsarheiterstellcn 
im  Ministerium  für  Landwirtschaft  eine  in  die  Stelle  eines 
vortragenden  Rates  verwandelt  werden  soll. 

Die  Domänen-Verwaltung  fordert  mit  2,64  Mill. 
M.  über  eine  Mill.  M.  mehr  als  im  Vorjahre.  Es  bedingt 
dies  hauptsächlich  eine  Anforderung  von  1  Mill  M.  für 


Den  Hauptanteil  bildet  die  Schlußrate  für  das  Dienstwohn-    die  Herstellung  von  Strasscnanlaucn  usw.  auf  der  zu 
gebäude  des  Ministers  in  Berlin  und  dessen  Ausstattung    parzellierenden  Domäne  Dahlem     Der  Domänenbau 
mit  zus.  457800  M.  Für  die  Erweite 
gebäildes  der  staatl.  Bernsteinwerke 
und  für  Beamtenwohnungen 

setzt.  Aus  dem  Ordinarium  dieser  Verwaltung  ist  von 
Interesse,  daß  an  21  staatl.  Baugewerksehulen  21  Di- 
rektoren und  336  Lehrer,  an  20  Maschinenbau-  und 
Fachschulen  20  Direktoren,  204  Lehrer  und  18  Werk- 
meister tätig  sind, 

Die  Berg-,  Hütten-  und  Sa I in cn ve r wal tu n g  ent- 
hält in  ihrem  Gcsamt-Ansatz  von  845000  M.  einige  neue 
Posten,  so  260000  M.  für  die  Arbeiterkolonien  Waltrop 
und  Bergmannsglück,  für  ein  Dicnsigebäudc  in  Dort- 


*t  VeijL  hienu  dw  Aufstellung  fdi  1903,  J«htg.  1903,  S.  37  u.  43 


Schlangenbad  zugute  kommt,  darunter  eine  1  Rate 
von  150000  M  für  ein  Badehaus  in  Nenndorf. 

Für  Arbeiterwohnhäuser  sind  wieder  500000  M. 
eingesetzt,  310000  M  entfallen  auf  Lamlgewinnu'ngs-Arbei- 
ten  und  Eindeichungen. 

Im  Ordinarium  sind  2,6  Mill  M  für  Unterhaltung  und 
Neubau  der  Domänen-Gebäude,  zu  Wege-,  Brücken-,  Ufer- 
und  Wasserbauten  enthalten. 

Für  die  Weltausstellung  in  St,  Louis  sind  50000  M. 
namentlich  für  Ausstellung  von  Zeichnungen,  Ansichten 
und  Modellen  der  Bäder  ausgeworfen.  —     tSriiiuti  foict.i 


u/iyi 


15 

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Neuere  Decken-Konstruktionen. 


I 


Sic  Wirkungsweise  und  die  Tragfähigkeit  der  Mehr- 
zahl aller  neueren  ebenen  Massivdecken,  mögen  sie 
nun  in  gewöhnlichen  Ziegeln  hezw.  besonderen  Form- 
steinen  oder  in  Stampfbeton  hergestellt  sein,  beruht  auf 
der  Verbindung  des  Steines  oder  Betons  mit  Eisen  in  der 
Weise,  dali  die  erstcren  Materialien  die  Druckkräfte,  die 
Eiseneinlagen  dagegen  die  auftretenden  Zugspannungen 
aufzunehmen  haben,  sodaß  also  die  beiden  Materialien 
sich  gegenseitig  unterstatzen  Es  werden  jedoch  auch 
ebene  Decken  hergestellt,  bei  denen  auf  die  Einlage  von 
Eisen  verzichtet  wird.  Die  Tragfähigkeit  wird  hier  ent- 
weder durch  Ineinandergreifen  der  besonders  geformten 
Steine  oder  durch  Zusammensetzung  derselben  in  Form 
eines  scheitrechten  Gewölbes  erreicht.  In  allen  Fallen 
spielt  natürlich  die  Einbettung  des  Eisen«,  bezw.  die  Aus- 
füllung der  Fugen  mit  Zementmörtel  eine  wichtige  Kolle, 
Es  seien  nachstehend  einige  Beispiele  der  verschiedenen 
Arten  angeführt. 

i.  Die  Eggeri-Deckc. 
Wir  haben  auf  S  611,  Jahrg.  1902  bereits  auf  diese  von 
Ilm    Ceh.  Brt.  Eggert  in  Berlin  erfundene  und  ihm 


Zug-  und  Druckzone  und  nehmen  die  Schubspannungen  auf. 
Sie  erfüllen  demnach  die  Aufgabe,  die  sich  in  anderen  Eisen- 
betondecken auf  die  wagrechten  Eisen  und  die  umgeleg- 
ten Bügel  verteilt.  (Uebrigens  finden  sich,  wenn  auch  m 
anderer  Anordnung  auch  in  anderen  Eisenbetonderken  die 
etwa  unter  45"  aulgebogenen  Eisen  an  den  Deckenenden. 
i.  B.  in  den  Konstruktionen  von  Wayss  tt  Frevtag  in 
Neustadt  a.  \\.\.  Die  aufgebogenen  Stabenden  sind  außer- 
dem noch  hakenförmig  umgebogen,  oder  bei  stark  be- 
lasteten Decken  mit  besonderen  Druckplatten  versehen, 
vergl.  Abbild g  1  a  u.  h,  um  die  sichere  t'ebertragung  der 
Spannung  auf  den  oberen  gedrückten  Teil  der  Decke  zu 
bewirken  Es  soll  dadurch  eine  grölicre  Sicherheit  er- 
reicht werden,  als  wenn  die  Festhaltung  des  Eisens  allein 
durch  die  Adhäsion  des  Betons  erfolgt.  Das  wird  aller- 
dings wohl  erreicht  werden.  Die  umgebogenen  Enden  und 
kleinen  Druckplatten  erscheinen  jedoch  kaum  genügend, 
um  die  volle  .spannungs-l'ebcnragung  allein  zu  sichern, 
wie  der  Konstrukteur  annimmt.  Die  Abbildgn.  c  f  zeigen 
die  Anwendung  des  Systems  zu  Decke,  Dach  und  frei- 
tragender Treppe. 

Bei  leichteren  Konstruktionen  verzichtet  der  Erfinder 
auf  den  durch  die  obigen  MaUnahmen  erreichten  höheren 


patentierte  Konstruktion  hingewiesen,  die  gelegentlich  der 
Düsseldorfer  Ausstellung  vorgeführt  wurde.  Die  Decke 
wird  für  größere  Spannweiten  und  Belastungen  als  träger- 
lose, ebene  Eisenbetondecke  hergestellt.  Bei  kleineren 
Spannweiten  und  geringeren  Belastungen  wird  der  Port- 
landzement  -  Stampfbeton  durch  ein  weniger  druck- 
festes Material,  oder  auch  durch  poröse  Ziegel  ersetzt.  Die 
Eiscneinlagcn  haben  verschiedene  Lange  und  sind  an  ihren 
Enden  nach  den  Auflagern  zu  in  der  Richtung  der  grollten 
Zugspannung  schräg  aufgebogen,  bis  in  die  Druckzone 
hochgeführt  und  dort  verankert.  Sie  ermöglichen  also  eine 
unmittelbare  l  Vbertragung  der  Spannungen  zwischen  der 


Abbilds  1 
Eggert- Decke 


Sicherhcilsgrad  insofern,  als  er  den  unteren  Teil  der  f  »ecke 
und  auch  den  weniger  gedrückten  Teil  nicht  mehr  aus 
Stampfbeton,  sondern  aus  Schlackenbeton  inler  porösen 
Ziegeln  herstellt  und  damit  eine  Verbilligung  der  Decke 
erzielt.  Die  Decke  besteht  dann  aus  2  Zonen  verschiedener 
Festigkeit,  vergl  Abbilde,  g  und  h.  Bei  geringen  Spann- 
weiten wird  schließlich  die  ganze  Decke  in  Ziegeln  her- 


Totenschau. 

Albert  von  Maybach  t- 
im  31.  d.  M.  verstarb  zu  Berlin  im  81.  Lebensjahre 
:  der  Staatsminister  A 1  bert  von  Maybach,  der  seit 

 1  seinem   im  Juni   1891    erfolgten  Ausscheiden  aus 

dem  Amte  eines  preußischen  Ministers  der  öffentlichen 
Arbeiten  in  stiller  Zurückgezogenheit  gelebt  hatte.  Wir 
haben  bei  seinen  Abgang  aus  diesem  Amte,  das  er  13  Jahre 
lang  mit  seltener  Tatkraft  gefuhrt  hat,  sein  Wirken  als 
Chef  der  Bau-  und  Eisenbahnverwaltung  eingehend  ge- 
würdigt") und  wie  wir  glauben  dürfen,  Licht  und  Schatten 
dabei  gerecht  verteilt.  Wir  können  uns  daher  jetzt  darauf 
beschränken. einen  kurzen  Rückblick  aufseinl.ebcn  zu  geben. 

Maybach  wurde  im  Jahre  1822  in  Werne  i,  YV  ge- 
hören. Im  Jahre  1854  finden  wir  ihn  als  Asetemtor  und 
Mitglied  bei  der  Eisenbahn  -  Direktion  der  t  Mhalm.  Seit- 
dem ist  er  dauernd  im  Eisenbahndienste  tatic  gewesen, 
zunächst  bei  der  Obersehlesisehen  Eisenbuhn,  dann  nach 
der  Angliederung  von  Hannover  an  Preußen  als  Leiter  der 
Hannoverschen  Staatsbahnen,  sehließlieh  im  Handels- 
Ministerium,  wo  er  zunächst  die  Stelle  eines  Ministerial- 
Direktors  bekleidete.  Diese  Tätigkeit  wurde  auf  kurze  Zeit 
durch  seine  Berufung  zum  Präsidenten  des  Reichseisen- 
bahnamtes unterbrochen  Der  Gedanke  einer  l'ebernahine 
der  Eisenbahnen  auf  das  Reich  seheiterte  jedoch  am 
Widerstände  der  einzelnen  Bundesstaaten  und  Maybach 
kehrte  in  das  Handelsministerium  zurück  Zur  Durch' 
führung  der  geplanten  Verstaatlichung  der  Eisenbahnen  in 
Preußen  erschien  er  dann  als  der  geeignete  Mann  und  wurde 
nach  Abtrennung  de»  bisher  mit  dem  Ilandels-.Ministerium 
verbundenen  Mini-teriums  der  öffentlichen  Arbeiten  dessen 
erster  selbständiger  Leiter.  Was  er  in  dieser  Stellung,  na- 
mentlich in  der  zielbewußten  Durchführung  des  Gedankens 

*)  Vcul.  }*hif.  iBjl  S  3+4,  37a,  401 

46 


der  Verstaatlichung  der  Eisenbahnen  gclcisict  hat,  ist  be- 
kannt. Auch  die  Gegner  dieses  Gedankens  werden  sieh 
heute  der  Notwendigkeit  und  der  Bedeutung  dieses  ge- 
Waltigen  l'nternchmcns  nicht  verschließen  können,  mögen 
sie  auch  mit  der  Leitung  unserer  Staatsbahnen  im  Ein- 
zelnen nicht  immer  einverstanden  sein;  sind  doch  die  Ein- 
nahmen aus  dem  Betriebe  der  Staatsbahnen  die  Grundlage 
des  ganzen  preußischen  Staatshaushaltes  geworden.  Als 
Maybach  -ein  Amt  antrat,  betrug  die  Ausdehnung  des 
Staatsbahnnetzes  etwa  s°oo»m,  bei  seinem  Abgang  etwa 
a.^ooo1»"1.  Heute  ist  das  \Vcrk  vollständig  durchgeführt,  da» 
mit  dem  Namen  Maybach  dauernd  verknüpft  bleiben  wird. 

Friedrieh  von  Ilcfncr-Altcncck  f. 
Am  7.  Januar  d.  J.  verschied  zu  Berlin  infolge  eines 
Schlauanfalles  der  Ingenieur  Friedrich  von  Hefner- 
Alteneck  in  noch  nicht  vollendetem  S9  Lebensjahre 
In  dem  Verstorbenen,  der  durch  zahlreiche  epoche- 
machende Erfindungen  die  Technik  wesentlich  getordert 
hat,  betrauert  die  moderne  Elektrotechnik  einen  ihrer 
ilauptbegnuwlcr  Er  war  am  27.  April  1845  m  Aschaffen- 
burg als  Sohn  de»  bekannten,  im  vorigen  Jahre  in  Mün- 
chen verstorbenen  Kunsthistorikers  dieses  Namens  geboren 
und  trat,  nachdem  er  in  München  und  Zürich  technischen 
Studien  obgelegen  hatte.  1867  als  Ingenieur  in  die  Dienste 
der  Firma  Siemens  Ar  llalske  ein,  der  er  bis  1800  ange- 
hörte. Ueber  seine  Leistungen  während  dieser  Zeit  sagt 
Werner  Siemens  in  seinen  Lebenserinnerungen .  daß  sie 
jenem  als  Vorstand  des  Konstruktion— Bureaus  der  Finna 
einen  Vi  e  t  U  n •  ,_r' r.i ■_< -v.  n,..'n  •<  1  Lesen  IWl  CT  '•  OTW  hm- 
lieh  zwei  Erfindungen  zu  verdanken,  die  wesentlich  der 
Elektrotechnik, im  besonderen  der  clcktrischenBcleuchtungs- 
technik.  den  Weg  für  ihre  überaus  schnelle  und  erfolg- 
reiche Entwicklung  geebnet  haben  Als  eiste  der-ellieti 
ist  die  Konstruktion  de>  Trommelankers  zu  nennen,  der 

No.  a 


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gestellt,  wobei  ein  Fugcnmörtcl  i  :  3  verwendet  wird,  wäh- 
rend der  Beton  im  übrigen  im  Verhältnis  1 : 4  herge- 
stellt werden  kann. 

Die  Decke  erfordert  bei  Wohnhausbauten  für  2,  3,  6  und 
IO*Spw.  .Stärken  von  8,  13,  18.  30 <m.  Sie  ist  durch  die 
Baupolizei  in  den  Stadtkreisen  Berlin,  Charlottenburg, 
Schöneberg  undRixdorf  als  unverbrennliehe  und  be- 
lastete Decke  grundsätzlich  genehmigt  und  /war  für  fol- 
gende Spw.:  für  Wohngebäude  höchstens  bis  zu  4,8'".  für 
Fabrikgebäude  bis  4,2     für  freitragende  Treppen  bis  1,6  ■". 

Die  Kiseneinlagcn  sind,  wie  schon  bemerkt,  verschie- 
den lang  und  gehen  nicht  durch  die  ganze  Spannweite 
hindurch.  Infolge  dessen  ist  es  möglich,  den  Eisenqucr- 
»chnill  von  der  Mitte  nach  den  F.nden  hin  abnehmen  zu 
lassen,  d  h.  ihn  den  Anforderungen  der  Beanspruchung 
anzupassen,  sodaß  sich  ein  sparsamer  F.iscnverbrauch  er- 
gibt. Ks  werden  außerdem  größere  (Juerschnitte  gewählt, 
als  sonst  mit  Rücksicht  auf  die  Adhäsion  zweckmäßig  ist 
Dies  und  die  größere  Kntfernung  der  meist  quadratisch 
gewählten  Kisenstäbe  «oll  die  Fiiistampfung  der  Decke 
erleichtern. 

Für  starke  Lasten  und  große  Spannweiten  läßt  sieh 


Abb.ldg.  a 
S_v»teni  Visintini. 


da»  System  natürlich  auch  zu  Plattcn-Ralkcn-Deck.cn  ver- 
wenden, Abbildg.  1,  i. 

Interessant  ist,  daß  Decken  dieser  Art  von  bedeuten- 
der Spannweite  bereits  von  dem  Erfinder  in  dem  von  ihm 
erbauten  Rathause  in  Hannover  ausgeführt  sind  und  daß 
für  das  Rcgicrungsgebäude  in  Potsdam  solche  Decken  bis 
12  ■  Spw.  geplant  lind. 


2.  Gitterbalkendeeke  System  Visintini. 
Die  Decken  dieser  Bauweise  werden  wie  die  S.  414 
im  vorigen  Jahrg.  beschriebene  Siegwart -Decke  aus  in  der 
Fabrik  fertig  hergestellten  und  im  Bau  neben  einander 
verlegten  Betoneisen-Balken  hergestellt,  können  also  die 
Vorzüge  für  sich  beanspruchen,  welche  dort  dieser  Bau- 
weise bereits  zuerkannt  wurden.    Während  es  »ich  aber 
dort  um  Balken  handelt  mit  einem  in  der  Längsrichtung 
durchgehenden  Hohlraum,  sind  hier  die  Balken  zu  voll- 
ständigen Gitterträgern  ausgebildet  mit  Eiseneinlagen  in 
beiden  Gurten  und  den  gezogenen  Diagonalen,  Abb.  2  a  u.  d. 
Die  Hohlräume  liegen  hier  also  nicht  in  der  Längsrichtung, 
sondern  in  der  (Jucrrichtung  des  Balkens,  wodurch  außer- 
dem eine  wesentliche  Vereinfachung  der  1  lerstellung erreicht 
wird.  I  >ie  meist  aor">  breiten  Balken  werden  auf  cinerUnter- 
lage  zwischen  2  in  festen  Abständen  gehaltenen  Wandungen 
nach  Einlegung  der  Formstücke  lur  die  Hohlräume  in 
Zementmörtel  1  :  3  durch  Guß  hergestellt,  wobei  die  beiden 
Eisengitter  an  entsprechender  Stelle  eingelegt  werden.  Die 
Formen  lassen  sich  schon  nach  etwa  1  St.  herausnehmen 
und  die  Balken  sind  nach  zwei  Wochen  transportfähig.  Zweck- 
mäßiger Weise  werden  je- 
doch etwaige  Abnahme- 
Belastungsproben  erst  6 
bis  q  Wochen  nach  Fertig- 
stellung der  Balken  vor- 
genommen. 

Die  Balken  weiden  in 
der  Decke  neben  einan- 
der verlegt ,  die  Fugen 
mit  Zementmörtel  ausge- 
gossen. Die  Alibi Wign.  üb. 
c  u  d  zeigen  die  Verwen- 
dung de«  Svsiem«  zu  Treppen  be/w. 
Stützen. 

Mit  den  Visintinischen  Gitterbaiken 
sind  eine  Reihe  von  Belastungsproben1) 
in  Zürich,  Wien  und  von  der  mecha- 
nisch -  technischen  Versuchsanstalt  in 
Berlin  v  orgenommen  worden,  diedurch- 
weg  günstige  Ergebnisse  hatten.  Die 
Versuche  haben  vor  allem  erwiesen, 
daß  ein  richtig  hergestellter  Gitterträger 
einer  vollen  Blatte  in  seiner  Festigkeit 
durchaus  gleichgestellt  werden  kann. 
Bei  den  Berliner  Versuchen  wurde 
eine  Decke  von  6.2'"  Länge  davon  5,8"  freie  Länge 
1,03«"  Breite  einschl.  der  Zwischenfugen,  24 ctn  Höhe  ver- 
wendet. Der  ObergUrt  halte  dabei  etwa  30""  Stärke,  7"'™ 
Rutuieisen,  der  l'ntergurt  3  '"  Stärke.   16"""  Rundeisen, 


*)  X»tarr«  vcrcl.  in  dtr  in  Wien  tivlirincndcn  ZuihriL  ,BctPS  und 
Kiwn-,  1003,  H<ft  Ul. 


gerade  so  wie  der  im  Jahre  vorher  (1871)  von  dem  Belgier 
Gramme  angegebene  Ringanker  gestattete,  unter  Zuhilfe- 
nahme des  1867  von  Werner  Siemens  gefundenen  elektro- 
dynamischen Frinzipes  Maschinen  zur  Erzeugung  beliebig 
starker  und,  was  die  Hauptsache  war,  gleichmäßig  starker 
elektrischer  Ströme  zu  bauen  Ring-  und  Trommelanker 
finden  wir,  von  einigen  wenigen  Ausnahmen  abgesehen, 
bei  fast  sämtlichen  Konstruktionen  von  Gleichstrom  -  Ma- 
sclnnen  bis  auf  den  heutigen  Tag  wieder. 

Mit  der  Schaffung  der  Gramine'schen  und  v  I  lefner- 
Alteneck'schen  Dynamomaschine  war  man.  trotzdem  zu 
jener  Zeit  schon  eine  ganze  Reihe  brauchbarer  elektrischer 
Lampenkonstruklionen  vorhanden  war,  noch  lange  nicht  im- 
stande, eine  den  Anforderungen  des  praktischen  Lebens 
genügende  elektrische  Beleuchtung  zu  erzeugen.  I  "in  dies  zu 
ermöglichen,  mußte  vor  allen  I  'ingen  das  Problem  der  Teilung 
des  elektrischen  Lichtes  gelöst  werden.  Mit  den  damals 
vorhandenen  Mitteln  war  es  nur  möglich,  mit  einer  Dvnamo- 
Maschine  eine  einzige  elektrische  Lampe  zu  speisen'.  Jenes 
Problem  beschäftigte  in  den  70er  Jahren  des  vorigen  lahr- 
hunderts  zahlreiche  der  begabtesten  Elektriker  des  ganzen 
Erdballes-.  In  den  Ruhm,  es  gelöst  und  dantit  die  Grundlage 
geschaffen  zu  haben,  auf  der  unsere  ganze  elektrische  Be- 
leuchtung von  heute  sich  aufbauen  konnte,  teill  sich  v.  Hefner- 
Alteneck  mit  dem  Amerikaner  Edison.  Letzterer  trat  187g  mit 
der  elektrischen  Glühlampe,  die  damals  in  Kuropa  von  vielen 
Fachleutenals  amerikanischer!  luinhug  hezeichnelwurde  und 
Manchem  von  ihnen  seinerzeit  ein  ungläubiges  Lächeln  ent- 
lockte, vor  die  Oeffenlliclikeil,  während  von  lief ner-Alteneek 
in  demselben  Jahre  die  Konstruktion  seiner  Differential- 
lampe vollendete.  Diese  war  die  erste  elektrische  Bogen- 
lampe, von  der  mehrere  gleichzeitig  von  derselben  Dynamo- 
maschine betrieben  werden  konnten,  wie  den  staunenden 
Berlinern  und  den  Besuchern  ihrer  in  jenem  Jahre  abge- 
haltenen Gewerbe  -  Ausstellung  durch  Beleuchtung  der 

27.  Januar  1904 


Kaiscrgalerie  mittels  elektrischen  Bogenliehtes  ad  oeulos 
demonstriert  wurde 

Außer  diesen  Erfindungen  verdanken  wir  von  Hemer- 
Alteneck  noch  zahlreiche  andere,  auf  welche  einzugehen  uns 
zu  weit  führen  würde.  Ks  sei  nur  noch  erwähnt,  daß  er 
im  Jahre  1883  für  photoinetrische  Messungen  vorschlug, 
als  Liehteinheit  statt  der  bisher  «blichen  Kerzen  die  von 
ihm  auf  das  Eingehendste  erprobte  Amvlacetatlarnpe  zu 
setzen.  Di''  Schaffung  dieser  Lampe  bedeutet  einen  un- 
geheuren Fortschritt  für  die  Photometrie.  Sie  ist  von 
verschiedenen  Forschern,  unter  diesen  auch  von  der  Physi- 
kalisch-technischen Reichsanstalt.  viele  Jahre  hindurch  stu- 
diert worden.  Hierbei  ergab  sich,  daß  die  Kampe  bequem 
zu  handhaben,  leicht,  billig  und  genügend  genau  herzu- 
stellen ist.  Aufgrund  dieser  Versuchsergebnisse  wird  die 
„Hefnerlampe"  Heil  einigen  Jahren  von  der  Phv -ikalisch- 
technischen  Reichsanstalt  zur  amtlichen  Beglaubigung  zu- 
gelassen und  ist  deshalb  vom  Verbände  Deutschet  Elektro- 
techniker und  von  der  Lichtmcß-Kouimfcston  des  Vereins 
der  Gas-  und  Wasser-Fachmänner  Deutschlands  als  Einheit 
angenommen  worden. 

Dn  von  Ilefner-Alteneck  sich  mit  den  meisten  seiner 
Arbeilen  beachtenswerte  wissenschaftliche  Verdienste  er- 
worben hat,  so  fehlte  es  ihm  auch  nicht  an  Ehrungen 
seitens  der  berulenen  Vertreter  der  Wissenschaften  So 
ernannte  ihn  im  Jahre  180,7  <nt"  königl.  Akademie  der 
Wi — eitschaften  zu  Stockholm  zu  ihrem  auswärtigen  Mit- 
gliede;  im  Jahre  darauf  verlieh  ihm  die  l'niversität  Mün- 
chen ehrenhalber  den  philosophischen  Doktorhut  und  iqoi 
wurde  er  von  der  kgl.  Prcussjschcn  Akademie  der  Wissen- 
schaften zum  ordentlichen  Mitgliede  'I  ihrer  mathematisch- 
physikalischen  Klasse  erwählt.  |»r  ||.  S. 

»t  Anmci  tun*  der  Krdak.ti.jn:   *  KdStl'  JUSJSf  it  und  Molirr 
K  ulan  «ind  dir  l.rldrn  riMrn  Injrrnlrui«-,  ut  lrhr»  dirsr  AlSMMSMMS 
tnl  wuidr.  — 

»7 


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während  die  kaum  aCI"  starken  Stege,  soweit  sie  Zug- 
spannungen aufwiesen,  mit  7  mm  Rundeisen  armiert  waren. 
Oer  Bruch  erfolgte  nach  langsamem  stetigem  Durch- 
biegen bei  drei  Versuchen  im  Mittel  bei  etwa  19000  k. 
Belastung  (gleichmäßig  Ober  die  ganze  Lange  verteilt.! 
Haarrisse  in  einzelnen  Stegen  traten  erst  bei  etwa  löoookc. 
Risse  im  unteren  Steg  bei  im  Mittel  17800-«  Belastung 
ein.  Die  gemessenen  Durchbiegungen  stellten  sich  im  letz- 
teren Falle  auf  40  <"*>. 

Die  Firma  Visintini  &  Weingärtner  in  Zürich  hat  für 
die  Verwendung  ihrer  Gitterträger  zu  Massivdceken  bei 


asokl  'i'"  Nutzlast,  20 rm  Balkenbreite  und  lofachcr  Sicher- 
heit des  Betons,  -jtachcr  des  Eisens,  eine  Tabelle  für  die 
Dimensionierunj»  aufgestellt  für  Spannweiten  von  2-6m. 
Sie  führt  3  Profile  von  15,  18  und  21  cm  aus,  die  für  2—3, 
5,  3,72 — 4,96,  5,04  bis  6,o.(  01  -Spw.  ausreichen.  Die  Starken 
des  Obergurtes  sind  dabei  2,v  2,5  und  3,5 cm,  des  Unter- 
gurtes 2,5,  2i5und3ca',  der  Rippen  1,5,  1,5  und  3C|».  Die 
Starke  der  Eiseneinlagen  im  Lnicrgiirt  schwankt  in  den 
3  Profilen  von  7 — 11,  10 — 14,  14 — 17  während  sie  im 
Obergurt  konstant  4  mnl  ist  Das  Eigengewicht  stellt  sich 
auf  33,  34  und  40  k«  (i.  M.  für  die  21      hohen  Träger).  — 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 
Verein  für  Eisenbahnkunde  In  Berlin.  In  der  I  lezetnbcr- 
Siizung  1003,  in  der  Hr.  Wirkl.  Geh.  Rat  Sehroeder 
den  Vorsitz  führte,  hielt,  nachdem  Hr.  Ing.  Zeidler  die 
Flammenhogenlampcn  und  andere  Lampenneuheiten 
der  Allgem.  Elektricitäts-Gesellschaft  vorgeführt  hatte,  Hr. 
Oberstleutn.  a.  IX  Buchholtz  einen  Vortrag  über  „Die 
neueren  Versuche  in  der  Fortbewegung  von  Luft- 
schiffen", die  in  den  leuten  Jahren  in  Frankreich  ge- 
macht worden  sind  und  wegen  ihrer  Erfolge  berechtigtes 
Aufsehen  erregt  haben.  Nach  den  infolge  geringer  Kon- 
struktionsfehler verunglückten  Versuchen  des  Brasilianers 
Severo  am  12.  Mai  und  unseres  Landsmannes  Baron 
v.  Bradsky  am  13.  OkL  1902,  die  bedauerlicher  Weise 
beiden  das  Leben  kosteten,  verdienen  die  mit  großem 
Mut  und  unerschütterlicher  Ausdauer  fortgesetzten  Be- 
mühungen des  Brasilianers  Santos  Dumont  volle  Aner- 
kennung. Seit  dem  Jahre  1897  hat  er,  unbeirrt  durch 
wiederholte  Mißerfolge,  seine  Konstruktion  immer  von 
neuem  verbessert,  bis  es  ihm  endlich  gelungen  ist,  ein 
Luftfahrzeug  zu  erhalten,  das  allen  Anforderungen  zu  ent- 
sprechen scheint.  Am  19.  Okt.  1900  erwarb  er  sich  durch 
seine  Fahrt  von  St  Clouduni  den  Eiffelturm  den  hierfür  von 
Mr.  T>eutsch  de  la  Meurthe  ausgeset/tcnl'reis  von  100000  Fr. 
Inden  folgenden  Jahren  und  bcstindcrs  int  letzten  hat  er  dann 
eine  große  Zahl  glücklicher  Fahrten  ausgeführt,  bei  denen 
er  sich  wiederholt  zur  Erde  niedergelassen  und  wieder 
erhoben  hat,  so  am  14.  Juni  während  de»  großen  Rennens 
auf  dem  Longchamps  und  am  14.  Juli  bei  der  großen 
Truppen-Revue,  beide  Male  unter  dem  Beifall  der  ver- 
sammelten Menge.  Augenblicklich  ist  Santos  Dumont  mit 
dem  Bau  M?ine>  zwölften  Luftschiffes  für  die  Ausstellung 
in  St.  Louis  beschäftigt.  Fr  hat  übrigens  sein  gesamtes 
Material  dem  französischen  Kricgsministerium  für  den  Fall 
eines  Krieges  zur  Verfügung  gestellt.  Außer  ihm  hat  in 
neuester  Zeit  der  Franzose  I.cbaudv  viel  von  sich  reden 
gemacht,  da  er  mit  seinem  Luftschiff  größere  Fahrten  bis 
zu  98 km  mit  einer  Fahrgeschwindigkeit  von  11  — 12  m  in 
der  Sekunde  ausgeführt  und  am  12.  Nov.  v.J.  bei  einem 
frischen  Wind  von  6  ■»  in  der  Sekunde  die  Fahrt  von 
Moisson  nach  Paris  unter  bestandigem  Lavieren  in  1  St. 
40  Min.  zurückgelegt  hat.  Wenn  mit  diesen  Erfolgen  die 
Aufgabe  auch  nicht  vollkommen  gelöst  erscheint,  so  ist 
damit  doch  die  Möglichkeit  der  Luftschiffahrt  als  erwiesen 
/u  erachten.  Aufgabe  der  Zukunft  wird  es  sein,  durch  Ver- 
besserungen im  Bau  und  in  der  Fortbewegung  der  Luft- 
schiffe die  Fahrgeschwindigkeit  so  zu  erhöhen,  daß  sie 
auch  mittleren  Windstarken  zu  widerstehen  imstande  ist  — 


Preisbewerbungen. 
Ein  Wettbewerb  der  ..Vereinigung  Berliner  Architekten" 

für  ihre  Mitglieder  betrifft  die  künstlerische  Gestaltung 
der  Räume  für  die  Architektur  -  Abteilung  der 
Großen  Berliner  Kunstausstellung  1904  Es  handelt 
sich  in  der  Hauptsache  um  einen  an  den  von  Ilm  An  Ii 
A.  Gcssncr  ausgebildeten  Teil  südostlich  anschließenden 
neuen  Teil,  der  zu  einem  größeren  Ausstclt11uc~~a.1l  zweck- 
entsprechend ausgestaltet  werden  soll.  Zugleich  ~»ill  dem 
(•'cssner'sehen  Ausstellungsraum,  der  sich  für  die  Ab- 
stellung der  Werke  der  Haukun ~l  al~  vrtrcflhch  iieiiunel 
erwies,  nach  den  Wüti~chen  der  Maler  und  Uitdhaucr. 
welche  später  diese  gesamten  Räumlichkeiten  in  Benutzung 
nehmen  werden,  mehr  Licht  /tigctuhri  werden.  Verbogt 
werden  die  geometrischen  tiCvamtzi-icliiuin^en  1  :  100,  eine 
Tcilansicht  in  farbigcrliarstrlliiny  1 :  so,  -»wir  der  Nachweis, 
daß  die  Anlage  für  4000  M  ai:~/iifuhren  i~l  Für  die  beste 
Arbeit  ist  ein  Ehrenh'ntoi  ur  von  yo  M  fc~t^e~ei/i ;  der 
Gewinner  desselben  erhalt  die  Au~lülirung  Preisrichter 
-nid  die  Mitglieder  des  Ausseiendes  für  die  Architektur- 
Abteilung  Bale  ke.  H.niEcit,  Reinhardt,  Schmitz  und 
Werle,  l.r-:ii/lciae  die  Ilm,  Soll  und  Dinklage.  — 

Wettbewerb  Volksschulhaus  Waldenburg.  Der  Magistrat 
macht  nunmehr  bekannt,  1I.1U  d..~  Preisgericht  aus  5  Per- 
sonen besteht,  von  welchen  1  dem  Baufach  angehören. 
Die  Preise  gelangen  zur  Verteilung,  sobald  program m- 
miißiee  Entwürfe  in  cenugender  Zahl  vorhanden  sind. - 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  H.  Sch.  In  Mannheim.  Weder  da»  Reichsreeht  noch 
das  badische  Landrecht  enthalten  eine  Vorschrift  de«  Inhalte«,  dafl 
Villen  hinter  der  Bauflucht  zu  errichten  sind.  MiUtui  besieht  kein 
gesetzliche»  Verbot,  »ie  mit  einer  Seite  in  der  Baufluchtlinie  »trauen- 
wärt«  aufzufuhren.  Im  Gegenteil  kann  man  vielfach  einer  der- 
artigen Bauweise  begegnen.  Dagegen  pflegen  bisweilen  ßaupulizei- 
Ordnungcn  an*  öffentlich  rechtlichen  Gründen  für  Villcubauten 
einen  gewissen  Absland  hinter  der  Bauflucht  und  das  Liegenlassen 
einer  Grundfläche  als  Vorgarten  iu  fordern.  Sind  derartige  Polizei- 
Ordnungen  in  verfassungsmaliigcr  Form  zustande  gekommen,  so 
geben  sie  der  Polizei  das  Recht,  eine  abweichende  Bauweite  zu 
untersagen.  Nicht  minder  sind  Falle  denkbar,  d»U  die  Polizei  in 
Erfüllung  ihrer  Pflicht,  der  Verunstaltung  von  Stralkn  vorzubeugen, 
dahin  gelangen  kann,  dem  Villenbau  in  der  Stmucnfluchtlime  ent- 
gegenzuwirken und  hierbei  den  Schutz  im  ln-iaincn/ugc  findet 
Ihre  Krage  IftUt  sich  im  Endergebnis  also  nur  dahin  beantworten, 
daß  zwar  grundsätzlich  nirht  verbaten  i»t,  freistehende  Villen  mit 
einer  Seite  in  der  Bauflucht  zu  erru  hten,  daß  jcdo.  li  Ortsrechte 
zu  einem  solchen  Verbote  fuhren  k&nnen  —  K.  H-e. 

Hrn.  C.  B.  In  B.  Wie  wir  der  .Ostpreussisrhca  Handwerks- 
Zeitung-  entnehmen,  kann  der  Titel  .Baugewcrksrncister"  —  ent- 
gegen unserer  bisheriger)  Ansicht  —  durch  Abkgung  der  Meister- 
prüfung vor  »len  duich  die  Regier ung*-Pi  äsidcnleii  nach  $  133  der  Ge- 
werbeordnung ernannten  Prüfung--.  Kommissionen  erwoibeu  werden. 
Zur  Führung  de*  Meistertitels  in  Verbindung  mit  der  Bezeichnung 
eine*  Handwerk»  berechtigt  das  Zeugnis  einer  Baugcwerkschuk 
nicht.  Weder  die  niehtstaaihchcn  noch  die  vom  Staate  anerkannten 
oder  staatlichen  Baugcwcrkschukn  sind  befugt,  ihren  Abgangs- 
zeugnissen die  Wirkung  zur  Kühlung  des  Titels  „  llaugewcrks- 
meister*  beizulegen.  Die  Prüfung» -  Kommissionen  dieser  Schulen 
dürfen  auch  nur  die  GcsamlprCifung  durch  Erteilung  eines  Piatli- 
kale»  zensicicti.  Im  übrigen  herrscht  in  l'reusscn  aber  die  Fahrung 
de»  gciianiitcii  Titels  noch  so  viel  l'iikLirhcit,  dass  es  erwünscht 
erscheint,  durch  allgemeine  gültige  behördliche  Bestimmungen  hier 
volle  Klarheit  zu  schaffen  — 

Hrn.  Bautechn.  B.  O.  In  Leipzig.  Wir  empfehlen  Ihnen 
als  umfassende  Werke:  Urning.  Die  Sudtc  Entwässerung.  Band 3 
des  städtischen  Tiefbaues.  Stuttgart  1H07,  und  Frühling.  De  Enl- 
wil»»erung  der  Städte,  4  IUI.  de»  ll.indO  i|  Ingen -Wi.seii«cliaflen( 
4.  Aufl.  Leipzig  1903  Von  letzterem  Werke  hrgt  aber  erst  die 
I.  Hillftc  vor.  In  beschrankter  Weise  wird  du-  Aufgabe  behandelt 
in  Dobel,  Kanahsaliun     4-  Aufl     Stuttgart  1903.  — 

Hrn.  BlTIStr.  A.  U-  In  G.  In  unserer  Zeitung  ist  die  frag- 
liche Mitteilung  nicht  erschienen,  dieselbe  enthielt  übrigens  nichts 
Neues.  Auuer  durch  einen  geringen  Zusatz  von  Soda  hat  man 
öfter  auch  einen  kleinen  Zusaiz  von  Kochsalz  zu  Zementmörtel  an- 
gewendet, um  bei  niedrigen  Temperatuten  ohne  Frostgefahr  niaiiein 
zu  können.  Solche  Mittel  sind  alter  zwei-i  hnculig  und  l>r»seie  Er- 
folge von  der  Verwendung  eines  m.t  waimun  Wasser  ziemlich 
trocken  angemachten  und  nicht  fetten  Moite!»  zu  erwarten.  Zement- 
put/  darf  eben  bei  Fl  o.ttcmrn  ralur  1 1  iu  m  ;il  s  aits>;i  lüliit  weiden  — - 

Hrn.  Ing.  B.  In  Kreuznach.  Nu  wenn  s.c  im  -1  einlies 
Reservoir  anlegen  kd-iucn,  um  iiLer  Lange  Zeilen  von  Wn..Ntiilc 
hinwcgkomnuii  zu  können,  ist  cm  Windmotor  gehraiirl.siäl.ig  E» 
bteiht  dann  aber  »kr  Nachteil  bv-tvkrn,  dal)  Sie  nielit  auf  n.sche» 
snndrrn  auf  s icllei-  ht  Luvst  .abgestandenes*  Wi's'i  ange  »Viesen 
sind.  In  jeder  Hinsicht  mehr  /u  cmplchkn  ist  die  Auf dcllnng 
eines  lliitj.uft-  oder  »  ine«  1'etrolrnru  ■  Mutorcs.  Wenn  c~  räch  der 
I.a-e  und  Gr'.üe  der  Oiicllc  nv<.irh  ist,  einige»  GeiJlte  zu  ».haften, 
so  »cüiUc  auch  die  Anlagt  »nies  hydraulischen  Wühlen  uifrage 
kommen  können.  — 

Hrn.  Bautechn.  K.  In  Freiberg.  Em  derartige»  Buch  gibt 
es  L>.~ I ier  r.e  lit 

Anfragen  11  n  den  Leserkreis. 

Ein  aus  Itcton  mit  Slrei  kmctalleiiilugco  hergestellte«  Wasser- 
becsc  ii.  in  das  Ho  100 '  wattue>,  mit  kalzinierter  Soda  gereinigtes 
\V»v-er  tintritt,  ist  in  Hüdcn  und  Wimleu  »leiait  rissig  geworden, 
d.tl  ilj-»clt>e  uuUii  Betrieb  gesellt  werden  muttte.  Nach  der  Bau- 
weise »:es  i'uutei  tnli-.»  h  angek-gteii  Obel  wölbten)  Behälters  ist  es 
wen<  walns' hcinlu  b,  dutl  die  Entstehung  der  Sei  »den  auf 
die  Icmpcialur  des  Wasscrinhaltcs  zurückkommt  Sind  andere 
aiuilnhc  KiUhrungtu  bekannt  und  durch  weiches  Mittel  hat  ma» 
die  Sitiiiden  beseitigt?  —  J   W.  in  O. 

¥  ra  g  c  bcanl  w  0  r  t  u  n  gen  aus  dem  Leserkreise. 

Zu  der  in  No.  95  Jahrg.  tcjccj  enthaltenen  Anfrage  von  A.  St. 
in  Berlin  teile  ich  Ihnen  mit,  dass  Iragliche  Sandstein-Kreitrrppc 
zweckmässig  durch  einen  Ikbig  mit  Hvgiena - Maleiul  (beigestellt 
duu-b  Isolier niitlcl-  und  Hygiena  Fu»l>ö.lrn  Kab:ik,  Richaul  Beck, 
Stuttgart)  wir  der  hergesleilt  wenlen  kann 

Ri.  l.at.1  Heek  in  Stuttgart. 

Inhalt;  l>.i.  Hjhjwii.  n  in  [.rciillis.  !u  n  S|U.,ttatl~luill  ICH  ilas  Vtr- 
wallMiig.ji.tii  rojti«.  —  Nr-.i.  ie  I  leckf-ii-Kun.tt  uktiunril.  Todtctisehaa.  — 
Mitteilungen  au«  Vereinen.      I'u  i-Vmci  liur.ti  n.  —  Hiof-  und  Fi  Seck  asten. 

.  C.  m.  b.  IL,  Berlin.    Kor  die  Kensküno 
Druck  suil  Wilh.  Cltit,  Berlin. 

No.  a 


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M WANDLUNG  DER  PREUSSISCHEN 
UND  SÄCHSISCHEN  EISENBAHN- 
ANLAGEN IN  UND  BEI  LEIPZIG  * 
********** 

=  DEUTSCHE  BAUZEITUNG== 
*  XXXVIII.  JAHRGANG  190*  N°  9  * 


Abbild);.  2    lhiuptbahnhof  in  Leipzig 
Etnpfangsgebäude 


A.  Gruppe  der  prrufi.  Gleisanlagen. 

B.  .        .  »*<h». 
I".  T.  IVr*oiien-Tunnel. 
G.T.  Grpark-Tunnrl 
G.  il.  Grp".ck-Bahn*leisr 

Gleisgruppen  im 

rrr»onc  nbafanhaf 


I.  Auhlrlluniesclriw  für  Peiannrn .  Wasen  fnr 

Kilenbaie.   3  Gl.  357  m  nuubair  Lance. 
3  Pe«rJ-  (Ol  Bei  Ii  11.   3  Gl.  31  j m  n.  1_ 

3.  Deajl.  für  M  a  g  d  e  l>  u  1  e.   o  Gl  in*  n.  L. 

4.  Di-»|H   (Ol  l'i  r«»n<  11  -  Zil-r  und  •  Waten  fOi 
Berlin.  6  OL        m  11  ]„ 

5  DMMj  ,  «Viel,  für  Thlli  .n-rn.   5  Gl.  1130  m 
n.  L. 

6  l>r*-l.,  <Hft.  lar  F.ilenhurr.  4  GL  740m 


Erklärung. 

F.ileOtrr-  und  Siorkgut-Rahnhnl 

;.  4  Allf«telllln;«|;lei<e  fnr   FilgJleriagr.  i^m 

n-  L. 

8-  S  [>t<eI.  (Di  KrriUilrvrrkrbi.  Aut'an-.  1445111 

IL  L. 

o.  5  I'e^fl ,  de«rj.  Kinyanf.  1105  m  O.L. 

10.  5  Desgl.  für  Stovkeut:  EbzfMf  1040  m  n.  I_ 

11.  ö  IVigl..  drvl*  Ait«fane.  1046m  n.  L- 

GAter  bahn  hol  L  e  i  p  z  i  %  (Berlin), 
ta.  7  Aufstellung*,  und  Rangirt-;U-i><e  3505  m  n.  1. 
13.  13  r>e*gl.  (01  1'rrwMM  nwajeu  310B  ni  n.  L 


Besondere  Bezeichnungen. 

V.  G.  Veikehrnili-l*. 

A.  G.  Auuiehgleiv 

M.  G.  Ma*rhinrnrlei«. 
A«.  G.  Aiuu  hlusftglei« 
Vb  G.  Vrrbindun£*rlci« 
Si.  \V.  Stellwerk. 


1-      ^    '  * 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  9.  BERLIN,  DEN  30.  JAN.  1904 

Umwandlung  der  preußischen  und  sächsischen  Eisenbahnanlagen  in  und  bei  Leipzig. 


Vnn  Paul  Bischof,  Ober-  und  Geheimer  Baurat  in  Halle  a.  S. 

(FcirtfcciJMnK-t   Hirm»  rinr  PUnbriUgr. 


III 


Entwurf,    a.  llau|>tl>ahnhof. 
ÖBfcSgSwtT1  n  folgenden  Ausführungen  soll«' 11  nur 

I^BlHßj  dicllauptpunktcundzwarzumeistnur 
ÖSSk.  die  preuß.  Anlage  n  behandelt  werden ; 
auf  Kifflftlheiten  näher  einzugehen, 
IC^Effi  muß  vorbehalten  bleiben  DasHaupt- 
w  EnS  gebäude  mitden  Bahnsteigen  ist  nach 
,  fi  kW  den  Abbildg.  2  (Beilage)  11  3  soweit 
naeh  dein  Inneren  der  Stadt  vorge- 
schoben, wie  es  die  Rücksicht  sowohl 
auf  die  Schaffung  eines  angemessen  großen  Vorplatzes 
als  auch  auf  die  Ausbildung  günstiger  Weichenverbin- 
dungen zwischen  den  einzelnen  Bahnlinien  verlangt. 
In  den  Kopfbahnhof  werden,  entsprechend  dem  bei 
beiden  Verwaltungen  etwa  gleichen  Personenverkehr 
je  1,8  bis. 2  Millionen  verkaufte  Fahrkarten  für  das 
Jahr  —  13  preußische  und  13  sächsische  Gleise  einge- 
führt. Die  Bahnsteigbreiten  ergeben  sich  im  allge- 
meinen aus  dem  Vielfachen  einer  Gleiscntfernung  von 
4,5  m  Die  Personen-Bahnsteige  sind  demgemäß  10,5'". 
die  Gepäck-Bahnsteige  6m  breit.  Das  Haupt-Empfangs- 
gebäude wird  dann  eine  Frontlänge  von  300 m  erhalten. 
Sämtliche  Hauptbahnsteige  sind  270 m  lang  und  durch 
«  inen  20 m  breiten  Querbahnsteig  verbunden.  Die 
Schienenoberkante  der  Gleise  an  den  Bahnsteigen 
liegt  2,6m  über  dem  Pflaster  des  Bahnhof-Vorplatz.es, 
so  daß  die  unter  den  Bahnsteigen  angeordneten  Tunnel- 
anlagcn  unmittelbar  in  die  Gepäck- Annahmen  und 
-Ausgaben  einmünden  können,  und  daß  der  Personen- 
verkehr auf  den  Peisoncnbahnsteigen  durch  den  Ge- 
päckverkehr nirgends  belästigt  wird  Die  Gleise  an 
den  Bahnsteigen  sind  von  Westen  her  der  Reihe  nach 
für  Vororte,  Thüringen  (Zeitz  und  Korbetha),  Eilen- 
bürg,  Magdeburg,  Berlin  auf  der  preußischen  Seite, 
Bayern,  Ricsa-Dresden,  Döbeln-Drcsden,  Geithain  auf 
der  sächsischen  Seite  bestimmt. 

Zur  Erreichung  dieser  Anordnung  der  Gleise  an 
den  Bahnsteigen  konnte  die  sächsische  Eisenbahn -Ver- 
waltung die  jetzige  Bayerische  Verbindungsbahn,  welche 
die  Dresdener  Linien*  bereits  schienenfrei  kreuzt,  für 
dir  Bayerischen  Hauptglcisc  ausnutzen.  Auf  preußischer 
Seite  muß  eine  schienenfreic  Kreuzung  der  Eilenbur- 
ger  Linie  mit  den  Berliner  und  Magdeburger  Linien 


neu  hergestellt  werden,  siehe  Abbildung  3.  Dies  ge- 
schieht nordlich  vom  Berliner  Bahnhof,  nachdem  die 
Magdeburger  und  Eilenburger  Linien  von  den  Halte- 
punkten Lützschena  und  Heiterblick  an  abgeschwenkt 
und  im  Norden  um  die  Stadt  Leipzig  herum  und  an  die 
Berliner  Strecke  herangeführt  sind.  Wenn  die  Magde- 
burger Linie  dann  freilich  einen  l 'in weg  von  etwa 
4kl"  machen  wird,  so  bleibt  doch  das  eigentliche  Bahn- 
hofgcländc  von  den  Rampen  und  den  schienenfreien 
L'ebcrschneidungen  der  eingeführten  Personenzuggleise 
vollständig  frei.  Es  wird  ermöglicht,  den  gesamten 
Bahnhof  ohne  irgend  welche  plötzliche  Unterbrechung 
überall  in  eine  durchgehende  Mäche  mit  keinem  stärke- 
ren Gefälle  als  1  :  400  zu  legen  und,  begünstigt  durch 
den  Umstand,  daß  die  Magdeburger  und  Eilenburger 
Linien  mit  der  Berliner  Linie  zusammen  auf  eine  große 
Länge  vor  den  Bahnsteigen  parallel  der  Achse  dieser 
Bahnsteige  geführt  werden,  die  für  den  Betrieb  im 
weitesten  Umfange  erforderlichen  brauchbaren  Weichen - 
Verbindungen  trotz  der  großen  Breite  der  Bahnsteig- 
aulagen  zwei  ki  ntspr«  chend  auszubilden. 

Die  Richtungen  Berlin  und  Bayern,  auf  welchen 
zurzeit  schon  durchgehende  Züge  gefahren  werden, 
liegen  unmittelbar  nebeneinander  und  lassen  sich  leicht 
verbinden.  Von  den  Richtungen  Magdeburg -Dresden 
und  Thüringen-Dresden,  welche  demnächst  bevorzugt 
weiden  sollen,  ist  nur  die  letztere  auch  bei  der  Ein- 
fahrt nicht  ohne  Ueberschneidung  anderer  I  lauptglcisc 
in  Schicncnhöhc  auf  dem  Bahnhofe  selbst  durchführ- 
bar, da  die  Thüringer  Linien,  wenn  nicht  augenschein- 
lich ganz  unverhältnismäßige  Kosten  entstehen  sollen, 
nach  wie  vor  von  Norden  her  leider  nicht  weit  von  den 
Bahnsteigen  in  den  Bahnhof  eingeführt  werden  müssen. 
Sie  werden  hierbei  die  jetzige  Thüringer  Verbindungs- 
bahn, also  den  äußersten  Rand  des  hier  zur  Verfü- 
gung stehenden  Geländes  in  Anspruch  nehmen. 

Zwischen  den  Weichenverbindungen  konnten  in 
der  Nähe  der  Bahnsteige  für  jede  Richtung  Aufstcll- 
g nippen  so  angeordnet  werden,  daß  die  Rangier- 
maschine, nachdem  sie  den  Zug  aus  dem  Ankunfts- 
glefa  in  die  Gruppe  gezogen  hat,  bequem  abfahren 
und  ebenso  wieder  hinter  den  Zug  gelangen  kann, 
um  ihn  auf  das  Abfahrgleis  zu  drücken.  Dic\Schup|H-n 
für  die  Personen -Zuglokomotiveti  sind,  nicht  zu  ent- 

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femt  von  den  Bahnsteigen,  getrennt  angelegt  Durch 
die  oben  erwähnten  Weichenstraßen  und  die  getrennte 
Anordnung  der  Schuppen  ist  eine  leichte  Zugänglich- 
keit  ohne  unnötige  Berührung  von  Hauptgleisen,  aul 
denen  im  Einzelfalle  die  Maschine  nicht  zu  verkehren 
hat,  gesichert  DieF.ilgutanlage  ist  in  engste  Verbindung 
mit  den  Bahnsteigen  und  Weichenstraßen  gebracht. 
Verhandlungen  mitderReichspost- Verwaltung  haben  zu 
dem  Endergebnis  geführt,  daß  jeder  Postpacket-  Verkehr 
im  Haupt-Ernpfangsgebäude  ausgeschlossen,  auf  den 
Gcpäekbahnsteigen  aberdurch  V ermittelung  eines  in  der 
Nahe  (südöstlich)  zu  errichtenden  Mahnpostamtes  und 
einer  Tunnclanlage  nur  in  kleinen  Mengen  zugelassen 
sein  soll.  Für  die  gesamte  Ein-  und  Ausladung  ge- 
wöhnlicher Postgüter  wird  von  der  Rcichspost -Ver- 
waltung am  Notdostende  des  Bahnhofes,  zwischen  den 
sächsischen  und  preußischen  Gleisen,  ein  Postgüter- 
Bahnhof  angelegt  und  mit  den  Gleisen  der  beiden 
Eisenbahn-Verwaltungen  —  auf  preußischer  Seite  durch 
zwei  getrennte  Straßen  -  verbunden.  Sämtliche  Post- 
wagen müssen  nach  dem  Postgüter-Bahnhof  üln-rführt 
werden,  wo  sie  auf  13  Gleisen  von  preußischer  Seite 


Abbiklg,  3    £ueob«haaiil*KC'n  nach  dem  I'iubau 


und  auf  12  Gleisen  von  sächsischer  Seite  unmittelbar 
laderceht  gestellt  werden  können.  5  Gleise  der  Vcr- 
ladehalle  sowie  ein  Gleis  nach  dem'Magazinsihuppen 
werden  mittels  Drehscheibe  an  die  preußischen  Ztl- 
führungsgleise  angeschlossen. 

Die  Anlagen  für  den  preußisehenStückgut-undFrei- 
ladeverkehr  werden  westlich  an  das  Hauptgebäude 
und  die  Thüringer  Hauptgleisc  angrenzen.  Aufstellungs- 
gruppen  für  den  Güter-  und  Eilgutverkehr  sind  auf 
dem  alten  Magdeburger  Außenbahnhof  unterzubringen. 
Weiteres  ist  aus  der  Abbildg.  2  1  Beilage  1  ersichtlich 

Wie  bereits  oben  bei  Besprechung  der  Einführung 
der  Linien  gekennzeichnet,  herrschte  das  Bestreben, 
von  dem  begrenzten  Bauplatz  im  Inneren  d<  r  Stadt, 
soweit  dies  erreichbar,  alle  diejenigen  Anlagen  fern  zu 
halten  und  nach  außen  zu  verlegen,  welche  im  Inneren 
nur  Platz  wegnehmen,  aber  nicht  durchaus  notwendig 
sind  Dies  war  eine  der  ersten  Forderungen,  welche 
für  die  Aufstellung  eines  klaren  und  auskömmlichen 
Entwurfes  erfüllt  werden  mußte. 

b.  Rangierbahnhof  Wahren  und  Verbin- 
dungsbahn  Wahren-Leutzsch.  Die  Anlagen  für 
die  Rangier geschäftc  gehören  in  erster  Reihe  zu  denen, 

50 


welche  an  die  Grenze  des  Weichbildes  der  Stadl  zu 
verlegen  sind.  Nach  dem  Umbau  wird,  während  der 
Berliner  Bahnhof  als  Güterstation  und  der  Eilenburger 
Bahnhof  ebenfalls  als  Gflterslation  und  Lokal-Personen- 
bahnhof für  die  anschließenden  Stadtteile  bestehen  blei- 
ben würden,  der  preuß.  Hauptgüterbahnhof  den  gesam- 
ten Magdeburger  und  Thüringer  Güterverkehr  aufzu- 
nehmen haben.  Das  führt  von  selbst  dazu,  für  beide 
Richtungen  auf  einer  der  Strecken  einen  gemeinschaft- 
lichen Rangierbahnhof  mit  Verbindung  nach  der  ande- 
ren Strecke  anzulegen. 

Dadurch  werden  einmal  die  Kosten  des  Baues  und 
des  Betriebes  eines  zweiten  Rangierbahnhofes  und 
dann  die  weiteren  Kosten  für  das  Vor-  und  Nach- 
rangieren und  die  dazu  nötigen  im  Hauptgüterbahn- 
hof kaum  herstellbaren  Anlagen  erspai  t.  Von  dem 
Hauptgüterbahnhof  können  dann  die  Wagen,  ohne 
getrennt  werden  zu  müssen,  im  Gemenge  auf  dem 
kürzesten  Wege  nach  dem  Rangierbahnhof  abgezogen 
werden.  Umgekehrt  werden  von  dort  die  einzelnen 
Ladestellen  des  Güterbahnhofes  gleich  mit  den  aus 
beiden  Richtungen  zusammengesetzten,  rangierten  Zug- 
teilen bedient.  Der  Rangier- 
bahnhof ist  an  der  Magdebur- 
ger Linie  zwischen  den  Stati- 
onen Lützschena  und  Wahren 
geplant  Vgl.  hierzu  nebensteh. 
Abbildg.  3,  welche  den  Gesamt- 
plan aller  Eisenbahnanlagen  in 
und  bei  Leipzig  nach  dem  Um- 
bau wiedergibt  und  den  Plan 
des  Rangier-Bahnhofes  nebst 
Längenprofilen,  Abb. 4  6,  wel- 
che wir  mit  dem  Schluß  dieser 
Ausführungen  folgen  lassen. 

DieserBahnhof  wird  mittels 
2-gleisigcr  Verbindungsbahn 
mit  dem  umzubauenden  Bahn- 
hof Leutzsch,  und  durch  die 
für  den  jetzigen  Zweck  aufzu- 
gebenden und  umzubauenden 
Magdeburger  Hauptgleise  mit 
dem  1  lauptgüterbahnhof  Leip- 
zig verbunden  sein.  Die  Ab- 
messungen des  Rangierbahn- 
hofes Wahren  mußten  danach 
bestimmt  werden,  daß  er  die 
jetzt  au  fdcmBahnhofeLcutzsch 
und  auf  den  Bahnhöfen  Leip- 
zig-Thüringen und  Magde- 
burg, sowie  zumteit  auf  dem 
sächsischen  Uebergabe- Bahn- 
hof notdürftigst  sich  abwick- 
elnden Rangiergeschäfte  im 
vollen  Umfange  zu  leisten  im- 
stande ist  und  so  den  neuen 
Hauptgüteibahnhof  vollständig  entlastet,  sowie  dessen 
Herstellung  und  die  Herstellung  des  Haupt-Personen- 
bahnhofes auf  dem  einzig  gegebenen  Bauplatz  ermög- 
licht. Aus  demselben  Gr  unde,  jedoch  auch  zum  Zweck 
der  Vereinfachung  des  Betriebes  werden  die  Güterzug- 
Maschinen  nebst  den  hierzu  gehörigen  Betriebswerk- 
stätten in  Wahren  vereinigt,  auch  das  Umladegeschäft 
von  Leutzsch  und  Leipzig  und  die  sämtlichen  Gleise 
zum  Aufstellen  von  leeren  Güterwagen  dorthin  verlegt 

c.  Verbindungsbahn  Wahren-Schönef eld- 
Heiterblick.  Diese  durchgreifende  Entlastung  des 
neuen  Hauptgoterbahnhofes  genügte  trotzdem  noch 
nicht,  den  hinsichtlich  der  Anlagen  für  den  Güter- 
verkehr so  dringenden  Umbau  desselben  in  zweck- 
entsprechender Weise  zu  ermöglichen.  Es  blieben 
noch  die  für  den  Güteraustausch  zurzeit  im  Inneren 
der  Stadt  Leipzig  zwischen  den  einzelnen  Bahnhöfen 
unterzieh  und  mit  dem  Uebergabe-Bahnhof  bestehen- 
den Verbindungsstücken  nach  außerhalb  zu  verlegen. 
Der  Anfang  hierzu  liegt  bereits  in  der  erwähnten  Ver- 
bindungsbahn Leutzsch -Wahren.  Ihre  Fortsetzung 
mußte  sie  in  einer  zweigleisigen  Verbindungsbahn  von 
Wahren  über  einc^neue  Vorstation  Mockau  an  der 


ized  byfcoo; 


Berliner  Linie  nach  dem  auszubauenden  Bahnhof  Sche- 
nefeld an  der  Eilenburger  Linie  finden.  Zum  Zweck 
eines  unmittelbaren  Zugaberganges  von  Leutzsch  nach 
Eilenburg,  mit  Umgehung  von  Wahren  und  Schönefeld, 
ist  bei  Wahren  eine  kurze  Verbindungsstrecke  und 
bei  Schenefeld  ein  unmittelbarer  Anschluß  nach  Heiter- 
hlick  in  Aussicht  genommen.  Im  übrigen  schließt  sich 
die  Verbindungsbahn  Wahrcn-Schönefcld-Heiterblick 
den  neuen  Einführungen  der  Magdeburger  und  Eilen- 
burger  Linien  genau  an.  Voraussichtlich  werden  an 
ihr  in  Großwiederitzsch  und  in  Thekla  Haltestellen 
errichtet.  Zum  Anschluß  dieser  neuen  Gütergleise  an 
das  Netz  der  sächs.  Staatsbahnen  wird  die  sächsische 
Regierung  eine  Verbindungsbahn  zwischen  ihrem  neuen 
Rangierbahnhof  Engelsdoif  an  der  Dresdener  Linie 


und  Schonefeld  erbauen,  Engelsdorf  mit  ihrem  Bahn- 
hof Stötteritz  an  der  neuen  bayerischen  Linie  verbin- 
den, und  von  dieser  Verbindung  einen  unmittelbaren 
Uebergang  auf  die  Eilenburger  Linie  in  Richtung 
Schönefcld  schaffen.  Nach  Wegfall  des  alten  Ucber- 
gabe-Bahnhofes,  für  den  auch  in  seiner  Eigenschaft 
als  Sammelbahnhof  auf  preußischer  Seite  der  Rangier- 
Bahnhof  Wahren  einen  reichlichen  Ersatz  darstellen 
wird,  findet  dann  die  Güterübergabe  zwischen  Preußen 
und  Sachsen  im  Osten  zwischen  Schönefcld  und  Engels- 
dorf, im  Westen  in  Plagwitz-Lindenau  an  der  Zeit/er 
Linie  statt.  Die  beiden  Bahnhöfe  Plagwitz-Lindcnau 
werden  sowohl  von  preußischer  als  auch  von  sächsi- 
scher  Seite  bedeutend  erweitert.  -  (SrhfoJ  folgt) 


Der  Brand  des  Iroquois-Theaters  in  Chicago  und  die  notwendige  Reform  der  modernen  Bühne. 

Von  Baurat  Heinrich  Sceling  in  Berlin.   |s,M„»       No.  4.) 

[a>  in  Preußen  für  „kleine  Theater"  (bis  zu  8do  Zu-   Seitenfassade,  un.l  außerdem  den  Vorfahrteingang  in  der 
-  ■emlätzen,  zulässige  Maß  der  Bebauung  auf    Längsachse  des  Hauses.  Für  das  m  den  Anklcidczimmcrn 
1  Hinterge lande  zeigt  das  .Neue  Theater"  am    und  auf  der  Bühne  beschäftigte  Personal  wurden,  trotz  der 
Schiffbauerdamm  i  n"B,e;rl  i  D,  dessen  Lageplan  und    beiden  massiven  Treppen,  unmittelbar  von  diesen  Treppen 

und  den  Ankleideziuunern  aus  zugängliche,  gut  gesicherte 
Galerien  und  von  diesen  zu  dem  Hofgeläude  fuhrende 
Treppen  angelegt.  Für  die  wenigen  in  den  Ankleide- 
zimmern befindlichen  Personen  sind  solche  Galerien  am 
Malze,   nicht   aber   für  Znschauermengen.  Die 

Das  Neue  Theater  In  Berlin. 

A»chite*t:  Hautat  Heior.  Seeling 


Anordnung  derCialeric 
■  in  rechtzeitigen  Hofe 
ist  Seile  54  vorgeführt 
Sie  ist  e  inem  Aufsätze 
entnommen,  welchen 
der  Regisseur  des 
„Neuen  Theaters",  Hr. 
Held, in  No  3des„\Velt- 
spiegel"  dem  Beiblatt 
de» .Beil  Tagcbl  -über 
dicSicherheits-Finrteh- 
tungen  des  Bühnen- 
hau»es  die-e«  Theaters 
veröffentlicht ,  aber 
1  IBM  den  Frbaucr  auch 
nur  zu  erwähnen. 
Neben  diesen  dcuKchcn  Beispielen  >ci  der  Grund- 
riß der  neuen  „Kontiseheu  Oper"  in  Paris  gegeben. 
I>as  Haus  liegt  bis  auf  die  Rückwand  frei,  l'as  Zu- 
srhanerfaaus  ist  sehr  geschickt  angelegt,  doch  möchte  ich 
auf  den  allen    Rangen    dienenden   4  Treppen   in  den 

.  USTOU 


Schiller-Theater  In  Chicago.    Architekten.  Adler  tc  Sullivan.  Maß.tab  1:750. 

Bahnen-Nebentreppcgegebenseien  AnchbeiHäusfrndiesrr  4  Ecken  der  Umgänge  keine  Panik  erleben.  Kleiderah- 

kleinsten  Abmessung  werden  Höfe   von  9™  Breite   zu  lagen  und  Toiletten  sind  gänzlich  unzureichend 

beiden  Seiten  der  Bühne  für  erforderlich  erachtet.    Da*  Für  uns  unglaublich  gebaut  sind  die  oft  mit  großem 

Publikum  hat  bequemste  Zu-  und  Ausgänge  an  jeder  Aufwand  und  in   „feuersicherster"   Ausführung  herge- 

30.  Januar  1904. 


u/iyi 


ized^y  Google 


-teilten  neuen  Theater  Fingland*  und  Amerika-«  Lebensge- 
fährlich ist  im  neuen  Her  Majesty's  Theater  in 
London  der  Weg  für  die  Besucher  des  Parkett,  die  über- 
haupt keinen  Umgang  haben,  sondern  „im  Raum"  sich 
den  schmalen  Ausgängen  zuschieben  müssen.  (S.  54.)  Bei 
aller  Eleganz  und  Feuersicherheit  die  reine  Mausefalle! 
Aehnlich  ängstlich  ist's  im  modern  gebauten  Mr.  D'Oyly 
Cartc's  Ncw-Thcatcr  in  London.    (S.  54.1 

Was  amerikanischer  Erfindungsgeistf  Wagemut  und 
Ausnutzungsfindigkeit  möglich  machen,  zeigt  das  „Audito- 
rium Building"  in  Chicago;  genial  entworfen  und  natür- 
lich „ganz  feuersicher"  in  Stahl  und  Stein  durchgeführt, 
verursacht  es  beim  Studium  des  Baugedankens  aber  doch 
etwas  Gruseln.  Ueber  dem  Vestibül  (S.  55!  liegen  9  Stock- 
werke für  vermietete  Bureaus.  Ueber  der  30  «■>  hohen 
überwölbten  Bühne  liegen  Gesinde-,  Dienst-  und  Küchen- 
räume des  sich  an  die  Rückseite  der  Bühne  anschließen- 
den Hotels,  dessen  Speisesaal  im  10.  Stockwerk  allerdings 
einen  herrlichen  Ausblick  auf  den  Michigansee  gewähren 
muß.  Aehnlich  „ausgenutzt"  ist  das  „Schiller-'I  healer" 
inChicago.  (S.51.)  Bei  diesem  völlig  eingebauten  Krontliaus 
steigen  über  dem  Vestibül  16  Stockwerke  empor.  Ueber 


Wir  Deutschen  und  die  »tamm  verwandten  Ocsterreicher 
brauchen  sicher  diesmal  uns  nicht  nach  ausländischen  Zu- 
ständen zu  sehnen,  wohl  aber  können  wir  mit  Stolz  unsere 
in  Licht  und  Luft  gebadeten  neuen  Theaterbauten  zeigen. 
Meist  haben  auch  unsere  Zuschauerräume  unmittelbares 
volles  Tageslicht  und  damit  Luft;  allemal  aber  lassen  Tür- 
uud  Fensteröffnungen  doch  mittelbar  volles  Tageslicht  ein. 
Mit  etwas  gesundem  Menschenverstand  und  nicht  im 
Verhältnis  zu  einem  Neubau  stehenden  Kosten  lassen  sich 
gänzlich  luft-  und  lichtlose  Mäuser  noch  völlig  modern  ge- 
stalten. Im  oben  angeführten  Kapitel  über  moderne  Theater 
in  „Baukunde  des  Architekten"  finden  sich  mein  Vorsehlag 
für  die  Umgestaltung  derTreppen  im  Stadttheater  zu  Düssel- 
dorf, und  der  Umbau  des  Stadttheaters  zu  Aachen.  Der 
letztere  ist  vollendet  und  die  Bewohner  Aachens  wissen 
was  sie  hatten  und  was  sie  jetzt  haben;  ich  denke,  sie 
bereuen  den  Umbau,  der  etwa  650000  M.  verursacht  hat, 
nicht.  Der  Vollendung  entgegen  geht  der  Umbau  des 
herZOgl,  Theaters  zu  Braunschweig,  dessen  schmale  licht- 
lo-c  l  mgänge,  Treppen  und  feuergefährlichen  Magazine 
dringend  sprachen:  es  geht  .nicht  mehr!  Innerhalb  der 
gegebenen  Umfassungen  mußte  zwar  auf  grandiose  Entwirk- 


B-illner  Neubauten.   No.  tu.  Das  neue  Herrenhaus  des  preuO.  Landtages.    Speisesaal  der  PffeMcntenwuhnung. 

Architekt:  Geh.  Hm  rat  Fr.  Schulze  in  Berlin. 


Bühne  und  Zuschauerraum  wird  es  im  „sechsten"  Stock 
wieder  lebendig;  bis  zum  it.  Stuck  sind  304  Olfice- 
Räume.  2  Läden  und  1  großes  Restaurant  untergebracht.  Im 
12.  Stock  liegen  große  Klubräume,  im  13.  Küche  mit  Neben- 
räumen. Vom  13.  bis  17.  Stock  wächst  der  Wolkenkratzer 
allein  in  die  Hohe  und  zwar  mit  je  6  großen  Zimmern.  I>.is 
Schaubild  zeigt  bis  zum  ersten  Hauptgesim«  die  volle 
Grundstücks-. \usnutzung  für  die  Zwecke  des  Theater-; 
dann  beginnen  die  ilhei  Zuschauerraum  und  Bühne  liegen- 
den Klub-  und  Geschäftsräume,  bis  schließlich  der  Wolken- 
kratzer da-  „Gcsrhuft"  allein  besorgt.  In  beiden  an  sich 
genial  erfundenen  Häusern  zeigt  der  Grundriß,  wie  be- 
ängstigend lang  im  Raum  tntd  eingeschlossen  1  wit«chen 
fensterlosem  Mauerwerk  man  verweilen  muß.  ehe 
man  einen  rettenden  Ausgang  erreichen  kann.  Diese 
Beispiele  sagen  mehr  als  Worte.  Außerdem  geben  wir 
die  Ansicht  des  von  den  Architekten  des  Jroquoistheaters 
erbauten  lllinoisthcaters  aus  Chicago  wieder,  welches, 
eingequetscht  zwischen  Nachbarhäuser,  an  schmaler  Gasse 
die  Seitenfront  des  Zuschauerhauses  mit  eisernen  Ketlungs- 
treppen  zeigt,  die  wir  nur  an  einem  alten  Hause  als 
Notbehelfe  dulden  würden. 


lung  verzichtet  werden,  und  in  der  Erscheinung  der 
Treppen  wird  der  „Umbau"  sich  fühlbar  machen,  aber 
Luft.  Licht  und  Platz  sind  reichlich  geschaffenem  neuen  Zu- 
schauerraum können  trotzdem  über  1600  Zuschauer  sitzen. 

F.incn  auch  jetzt  noch  beachtenswerten  Vorschlag  zur 
Umgestaltung  des  Kgl.  Schauspielhauses  zu  Berlin 
mochte  im  Jahrg.  1888,  No.  86  der  „Deutschen  Bauzeitung" 
H.  Zilien  Er  nat  zwar  noch  gemeinschaftliche  Treppen 
für  die  Ränge  angeordnet,  aber  die  beiden  Treppen  lassen 
im  gegebenen  Raum  sich  ohne  weiteres  zu  vier  sich 
kreuzenden  Treppen  mit  besonderen  Zu-  und  Ausgängen 
ausgestalten;  die  Parkett -Treppen  können  bleiben  und 
für  den  dritten  Rang  sind  ebenfalls  bequeme  Möglich- 
keiten da.  Das  Vestibül  nach  Ziller's  Vorschlag  würde 
jedenfalls  Schinkels  genialem  Bau  zur  Zierde  gereichen 
und  den  kellerartigen  unteren  Teil  des  Hauses  wesentlich 
einladender  gestalten.  So  ist  mit  Verständnis  und  etwas 
Resignation  noch  mancher  alte  Bau  zu  einem  gesunden, 
modernen  Organismus  umzugestalten  und  den  schier  un- 
erschwinglich werdenden  Kosten  eines  Neubaues  mindestens 
für  einige  Menschenalter,  wenn  nicht  für  länger,  aus  dem 
Wege  zu  gehen.  — 


No.  9. 


Aber  es  sei  einmal  ganz  abgesehen  vom  baulichen  Kunststück  an,  das  Knnstwe'rk  zu  erdrücken.  Die 
Organismus  des  modernen  Theater*.    F.in  anderer  Punkt    Knn«tc  der  Maschinerie,  der  Dekoration  und  der  Kostüme. 


gibt  Veranlassung  zum  Nachdenken:  es  fangt  auch  auf  die  Mache"  überfluten  die  keusch  und  feinsinnig  geborene 
aen  der  Pflege  ernster  Kunst  gewidmeten  Bühnen  das   Musik  oder  das  gesprochene  Wort.  Es  Ist  für  ein  ernste* 


30.  Januar  1904. 


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IIP"- 


Opera  c<. mi 411c  in  Parts. 
Ar.  i.:  Lonia  Berjnier.] 


Bliai 


Das  Illinois-Theater  in  Chicago.    Architekten:  Wilso«  &  Maishall. 

(N'nrh:  TV  Amrriran  Airhitect  lonij 


Mr.  D'Oyly  Carte*« 
Theater  in  London. 

An  h.:  T.  E.  Colcutt 
u.  G.  II.  Holloway. 


€"m  m  mm  §\"m  1 


Her  Majesty'i  Theater 
In  London. 

Architekt:  C.  F.  Phipp*. 


Theater  mit  wechselndem  Repertoir  heute  nicht  entfernt  mehr 
möglich,  mitzukommen.  Wo  sollen  denn  all'  die  echtcn'Dcko- 
rationen  aufbewahrt  werden,  die  jetzt  zur  Verwendung  kommen, 
welche  l'nterkunftsräume  werden  nötig?  Jetzt  schon  müssen 
einsichtige  Künstler  und  Kunstpflege?-  sagen :  so  geht's  nicht 


Die  eiserne»  Treppen  des  Bühnenhause«  an  der  Auüaeuaeite 
des  Neuen  Theater*  in  Berlin. 

weiter!  Die  Herstellung  der  Maua/inräume  soll  beim 
Neubau  des  Kölner  Stadtheatcrs  300000  M.  erfordert 
haben,  die  Bühnenmaschinerie  einschl.  der  Bühnen- 
binderund  Arbcitsgalerien  5J0000  M.  Kür  Dekorationen, 
gemalte  und  feste,  sowie'  für  KoMilmc  sind  weitere 
580000  M.  ausgegeben  worden.  Dazu  kommen  noch 
die  Ausgaben  für  die  Beleuchtung.  Wände  und  Galerien 
strotzen  im  Bohnenhause  des  modernen  Theater  von 
elektrischen  Leitungen,  die  einfachsten  Verrichtungen 
werden    elektrisch  bewirkt    Aber  ebenso  wie  ver- 


Digitizexf&y^oogle 


1 


Auditorium  Bullding  In  Chicago. 

Anh.:  Adler  &  Sulliv.o. 

(Xu*dri  ZriXx-hnli  drs.öMrrt  Inf  «•  Arrtu-Veicin»  ifc» 


niiiniiiiiiiiiiiiii 


luiluusmäßig  bald  erkannt  wurde,  daß  die  mechanische  Direktion  der  Uber- 
maschincrie  verfehlt  und  Handbetrieb;  bequemer  und  einfacher  «ich  ge- 
staltet, so  wird  man  hoffentlich  auch  bald  davon  abs<-hrn,  nicht  mehr  aas 
„Neueste"  haben  zu  wollen,  um  seiner  Neuheit  willen.  Auch  bei  der 
kleineren,  jetzt  nur  für  Schauspiele,  anfanglich  Buch  für  kleinere  Üpern 
berechnet»  Bühne  de*  Frankfurter  Schauspielhaus  wurden  schließlich 

180000  M.  für 

-     -     -    die  Bühnenma- 

schinerie einschl. 
Binder  und  Ga- 
lerien erforder- 
lich Die  Be- 
leuchtung*. Ein- 
richtungen der 
Bohne  allein  er- 
forderten weite- 
re 30000  M.  und 
die  Thcatcr-Gc- 
selUchaft,  eine 
Vereinigung  |  ' 
kunstsinniger 
Bürger,  welche 
den  Betrieb  der 
beiden  städti- 
.-chenThcater  in 
Frankfurt  a.  M. 
in  die  Hand 
genommen  und 
auch  die  beiden 
künstlerischen 
Leiter  als  ihre 
Intendanten  be- 
rufen hat  und 
besoldet,  sah  sich 
veranlaßt,  außer 
den  übernom- 
menen Bestän- 
den des  alten 
Schauspielhau- 
ses noch  für  sa- 
ge und  schreibe 
450000  II  ge- 
malte  und  feste 
Dekorationen  s<>- 
wieKostüme  an- 
zuschaffen, F.s 
ist  das  eine  sol- 
che Menge  von 
Dekorationen, 
daß  die  am  Hau- 
se geschaffenen, 
so  reichlich  als 
möglich  bemes- 
senen Dekora- 
tionsräume sie 
nicht  aufzuneh- 
men vermoch- 
ten, und  daß  ein 
anderweitiger 
Magazin  •Schup- 
pen als  Erwei- 
terung errichtet 
werden  soll.  Das 
unwillkürliche 
Bestreben  aller: 
reichlich  zu  ha- 
ben, aber  auch 
nichts 
men  zu 

führt  zu  kaum 
übersehbaren 
Ausgestaltungen 
für  die  Zukunft. 

Vielleicht  hat 
der  jetzige  un- 
erträgliche Zu- 
stand ein  Gutes: 
Kr  bringt  der 
erasten  darstel- 
lendenKunstden 
Nutzen,  daß  sj<- 
nicht  mehr  — 
abgesehen  von 
den  hier  ausge- 
schalteten 1  iof- 
Iheatern  —  fast 
nur  von  einzel- 
nen Mannern  als 
F.rwerbsqucllc 


30.  Januar  1904. 


UMymz.c7 


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gepflegt  und  benutzt  werden  wird,  Mindern  daß  Städte 


und  daß  im  übrigen  mit  einem  nicht  zu  hohen  Zuschuß 
eine  gute  künstlerische  Darstellung  gewährleistet  wird. 
Würde  ein  städtisches  Intendantentum  geschaffen,  so 
könnte  es  den  vereinten  Hemühungen  gelingen,  eine 
Vereinfachung  der  Kunststück-  und  Effektmechanik  so- 
wie der  L'eberpracht  der  Ausstattung  an  Möbeln  und  Deko- 
rationen und  dafür  eine  künstlerischere  Darstellung  ein- 
facherer Kunstwerke  zu  erzielen.  Neben  solchen  in 
absolut  modernem  Sinne  zu  leitenden  Stadttheatern  mögen 
Berlin  und  andere  Städte,  mögen  Landschafts-  und  Kunst- 
enthasiasten  an  herrlichen  Stätten  nach  dem  Vorbilde  von 
Bayreuth  und  Oberammergau  Festspielhäuser  errichten,  in 
denen  von  Zeit  zu  Zeit  mit  den  besten  Künstlern  der  Nation 
dem  Volke  in  vollendetster  Darstellung  die  Werke  seiner 
großen  Meister  geboten  werden,  zunächst  mit  hohen  und  so- 
fort hintcrhcrmithalbcn  Freisen  und  zwarz.  Z.  der  Ferien.  Ich 
glaube,  daß  auf  diese  Weise  dem  Wintergarten-  und  Apollo- 
theatcr-Publikum  seine  Freude  gelassen,  dem  größten  Teil 
unseres  Volkes  aber  die  Sammelpunkte  für  feineres  inner- 
liches Genießen  wiedergewonnen  werden,  die  das  gute 
Hoftheatcr  und  der  gute  Konzertsaal  allein  nicht  sein 
können. 

Noch  ehe  die  Mechanik  und  die  Künstelei  in  Deko- 
ration und  Kostümen  so  überhand  genommen  haben  wie 
heute,  haben  einzelne  ernste  Männer  von  großer  Bühnen- 
erfahrung die  Vereinfachung  der  Vorführungen  angestrebt, 
aber  ohne  daß  mehr  als  interessante  Versuche  dabei  heraus- 
gekommen sind.  Die  Frage  ist  schwer,  sehr  schwer  und 
kann  durch  keine  noch  so  ausgeklügelten  mechanischen  An- 
ordnungen, wie  durch  die  Drehbühne  oder  Brandt's  aller- 
dings ohne  Maße  gemachten  Vorschlag  der  Hinrichtung  von 
Ncbcnarbcitsbühncn  und  dergl.  gelöst  werden;  sie  ist  aber 
so  ungeheuer  brennend,  daß  es  wohl  verlohnt,  daß  nicht 
nur  der  Einzelne,  sondern  eine  Gesamtheit  ersucht  wird, 
an  die  Sache  heranzutreten 

Wie  s.  Zt.  nach  dem  Kingtheaterbrand  anläßlich  der 
deutschen  Hygiene-Ausstellung  ein  Preisausschreiben  über 
die  beste  bauliche  Gestaltung  moderner  Theater  erlassen 
wurde,  das  —  zunächst  negativ  —  doch  eine  Klärung  und 
Fingerzeige  für  den  zu  beschreitenden  Weg  gebracht  hat, 
so  sollte  versucht  werden,  auch  jetzt,  anknüpfend  an  die 
Katastrophe  von  Chicago,  ein  Ausschreiben  zur  Erzielung 
der  Vereinfachung  der  Szene,  ohne  ins  Auge  fallende  Ver- 
nachlässigung der  Darstellung  an  Zeit  und  Ort,  zu  er- 
möglichen. DerWun-ch,  daß  Magistrate,  praktische  Bühncn- 
inänner,  Dichter  und  Komponisten  von  Bühnenerfahrung. 
Techniker  und  Architekten  sich  vereinigen  mögen,  wo 
Hülfe  so  dringend  notig  i-t,  ist  lebhaft  und  tief,  So  kann 
ein  Weg  gefunden  weiden,  der  wenn  auch  nicht  unmittel- 
bar, so  doch  mittelbar  /um  Ziele  und  aus  dem  Leber- 


Preisbewerbungen. 

Für  den  Neubau  des  hanseatischen  Oberlandesgerichis- 
Gebiudes  in  Hamburg  hat  ein  zweiter,  engerer  Wettbewerb 
unter  den  sieben,  beim  ersten  Wettbewerb  durch  Preise 
oder  durch  Ankauf  ihrer  Entwürfe  ausgezeichneten  Archi- 
tekten, bezw.  Architekten-Firmen  stattgefunden.  Allen  Teil- 
nehmern an  dem  Wettbewerb  war  ein  gleiches  Honorar 
zugesichert,  und  dem  Verfasser  des  besten  Entwurfes  die 
Ausführung  des  Baues,  vorbehaltlich  des  Beschlusses  der 
regierenden  Behörden,  in  Aussicht  gestellt.  Das  Preis- 
gericht, bestehend  aus  zwei  Senatoren,  dem  Obcrlandc»- 
gerichtspräsidenten,  dem  Brt.  F.  Sehwechten  in  Berlin 
und  dem  technischen  Oberbeamten  des  Staats-Hochbau- 
wesens  der  drei  Hansestädte  hat  den  Entwurf  der  Hrn. 
Arch.  I.undt  &  Kallmorgen  zu  Hamburg  als  den  für 
Hie  Ausführung  empfehlenswertesten  ausgewählt.  — 

Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Dem  Geh  Brt.  K  n  r  h  ,  Piof,  an  der  Tecbu.  Hoch- 
schule in  Berlin  und  dem  Geh  Reg.-R«t  Arnold,  Prof.  an  der 
Techn.  Hochschule  in  Hannover,  >»l  der  Kote  Adler-Orden  III  Kl. 


handnehnien  des  technischen  und  kOnsüerichen  Kotnödian- 
wieder  zu  gesunder,  Herz  und  Sinne  erfreuender 
Kunstübung  führt. 

Die  Errichtung  eines  den  modernsten  Ansprüchen 
an  Heizung  und  Lüftung,  Bühnencinrichtung,  Beleuchtung 
und  an  Raumverhältnisse  der  Bühne  und  der  Magazine 
entsprechenden  Theaterneubaues  für  wechselndes  Re- 
pertoir  erfordert  mit  den  weiter  in  Frage  kommenden 
Bedingungen  der  Lage  des  Bauplatzes  mit  Rücksicht  auf 
gesicherte  Ein-  und  Ausgänge  solche  Opfer  für  das  bloße 
Baugerippe,  daß  man  als  Architekt  allen  Mut  verliert,  die 
Mittel  zu  fordern,  die  nötig  sind,  dem  komplizierten 
Organismus  eine  künstlerische  Seele  zu  geben  und  ihn 
zur  Würde  eines  der  Pflege  der  Kunst  gewidmeten  Monu- 
mentalbaues zu  erheben.  Ich  habe  noch  im  Jahre  1900 
für  die  Stadt  Nürnberg  den  Kostenanschlag  für  den  jetzt 
im  Rohbau  vollendeten  Stadttheater-Neubau  aufgestellt. 
Auf  Grund  meiner  damaligen  Kenntnis  der  Dinge  und  an 
der  Hand  ausgearbeiteter  Einzclplänc  sowie  von  ersten 
Firmen  der  betr.  Gebiete  eingeholter  Angebote  setzte  ich  für 
die  drei  obengenannten  besonderen  Einrichtungen  78500  M  , 
167000  M.,  aber  ausschl.  Bahnenbinder  und  Galerien,  und 


i3?5oo  M. 
schlössen, 


379000  M.  ein.  Es  wurde  be- 
,  diese  Einrichtungen  nicht  zu  vergeben,  sondern 
die  Ergebnisse  der  neuen  Bühucubauicn  für  Mannheim, 
Frankfurt  a.  M  und  für  Köln  abzuwarten.  Dies  hatte  nun 
folgendes  Ergebnis  gegenüber  obigen  Zahlen:  161  000  + 
251000  -f-  261800  -=  659800  M  ,  ohne  die  wesentlich  er- 
höhten baulichen  Nebenarbeiten. 

Also  ist  es  glücklich  so  gekommen,  daß  ich  bei  aller 
Gewissenhaftigkeit  und  trotz  sehr  beträchtlicher  bei  den 
Vergebungen  der  übrigen  Bauarbeiten  erzielten  Ersparnisse, 
auf  Grund  deren  aber  schließlich  auch  eine  Reihe  bau- 
licher Ausgestaltungen  und  Erweiterungen  genehmigt 
wurden  —  jetzt  eine  Nachbewilligung  von  rund  400000  M. 
zur  Vollendung  des  s.  Z.  auf  rund  3250000  M.  ver- 
anschlagten 1  lauses  beantragen  mußte. 

Der  bauliche  Organismuseine»  gesunden  Theaterbaues, 
der  an  sich  bereits  in    Foverbau,  Zuschauerraum  mit 


Umgängen,  Bühne  mit  Nebenhautcn  und  endlich  in  der 
Rücklage  der  Bühne  mit  den  Magazinen  vier  in  kaum 
einer  Höhenlage  sich  berührende  Querschnitte  mit  eigen- 
artigsten Konstruktionen  aufweist,  wird  durch  seine  mo- 
dernen Installationen  bis  zur  l'nerträglichkcit  kompliziert 
und  verdirbt  auch  dem  Architekten,  der  sich  als  Bau- 
meister und  nicht  nur  als  Dekorateur  fühlt,  die  Freude 
am  Sehaffen.  Also  Bauherr,  Baumeister,  Bühnenkünstler 
und  Bühnenteehniker  müssen  das  lebhafteste  Interesse 
haben,  zu  einfacheren  Lebensbedingungen  der 
Theater-Einrichtungen  zu  gelangen.  Das  kann 
kein  Finzelner  erzielen,  sondern  nur  die  ernste  Arbeit 
Vieler  Dazu  wäre  der  von  mir  oben  angeregte,  mit  guten 
Preisen  zu  bedenkende  Wettbewerb  der  eiste  Schritt. 


I>  Baak« obere,  Gen  - 
n»  in  Horde  der  Char.  als 


mit  der  Schleife,  —  dem  Reg  Bmslr.  a. 
Dir.  de»  Heeder  Bcrgw.-  u  'Huttenvereins 
Bit  verliehen. 

Venen*  lind:  Die  Ree.  -  u.  Brtc  vom  Dahl  von  Breslau 
nach  Düsseldorf,  Maas  von  Marienwerder  nach  Breslau,  Wer  ne- 
burg  von  Tner  nach  Köln;  .'.er  I.andbauinsp.  Bit  Jen  de  von 
Breslau  nach  Gumbinnen;  die  Kr.ßauuisp  Brte.  Sc  her  ler  von 
Diepholz  nach  Beexkow  und  C  u  111  m  e  r  o  \v  von  Perleberg  nach 
Diepholz,  die  Kr-Bauinsp  Paulsdorff  von  Labiau  nach  Perle- 
ber,; und  Karl  Lange  von  Beeskow  nach  Brombert;. 

Dem  Reg-  a  Brt   1 1  e  r  r  m  a  11  n  in  Göttingen  ist  die  Stelle 
de«  Vorst  der  Eisenb.- Werkst.-Insp.  das  Obertragen;  der  Eisenb  - 
Kau-  u  Betr  -Insp  Schmitz  in  Hamburg  ist  ont-  Versetzung  nach    Verlag  der  I 
Altona  mit  den  Geschäften  des  Vorst,  der  Bauabt.  Hamburg  6  be-  veraniwoitl 


traut;  dem  Kiscnb.-Bau-  u.  Bclr-Iusp.  Merling  sind  die  Geschalte 
de»  Vorst,  der  ßuuaht.  Hamburg  1  übertragen. 

Der  Eisenb -Batnnsp.  0.  Mull  er  in  Elberfeld  ist  nach  Gltiwitz 
Verteilt  behufs  Einrichtung  der  das  zu  errichtend  I.okomüliv-Werkst. 

Verliehen  i»t:  Den  Ei»enb -Bau-  u.  Betr.-Insp.  Schacffer 
die  Stelle  eine»  Mitgl.  der  Kgl.  Eisen».  -  Dir.  in  Königsberg  i.  Pr  , 
Cloos  cht  Stelle  eines  Mitgl  der  Kgl.  Eis -Dir.  in  Köln,  v.  Borries 
die  Stellt-  de»  Vorst,  der  Eisenb.- Bctr  -Insp  a  in  Frankfurt  a.  M., 
Herzog  die  Stelle  des  Vorst  der  Bctr  -  ln*p.  a  in  T1101  n  und 
Weh  de  die  Sletlc  des  Vorst  der  Bctr.-Innp.  r  in  Biemen. 

Der  Reg  -Bm»tr.  a  l>  1  a  1  o  h  1  ist  unt.  Ernennung  zum  Eiscnb.- 
Itau-  u  Betr.-Insp.  in  den"  Staatsdienst  übernommen  und  der  Kgl. 
Eisenb -Dir.  Berlin  überwiesen. 

Ernannt  »ind  die  Reg.  -  Bmstr  :  Benner  in  St  Joh  -  Saar- 
brücken. Panthel  in  Neuss,  Bleiss  in  Heilsberg  Ol  brich  in 
Beelitz,  Hülsner  in  Kattowitz,  /  o  c  h  c  in  Altona,  DorpmüTler 
in  St.  Job-Saarbrücken,  Karl  Sarrazin  in  KtrlttJ,  Emil  Jacob 
in  Ilmenau,  H.  Sommer  in  Kassel  und  Delkeskamp  in 
Koblenz  zu  Eisenb -Bau-  u  Betr.-Insp,  _  Rud  Busse  in  E»sen, 
Ziehl  in  Berlin,  Brede  in  Hannover  und  Ihlow  in  Erfurt  zu 
Eisenb  -Bauinsp, 

Versetzt  sind  die  Rcg.-Bmstr  :  Harenberg  von  Tegel  nach 
Kastenburg,  Hey  mann  von  Gollnow  nach  Königsberg  i  l'r., 
Linden  von  Srhneidcmtlhl  nach  Labiau,  Srhaeker  von  Halle 
na.  h  Lohnau  in  O.-Schl ,  B  o  r  m  a  n  n  von  Köpenick  nach  Neufahr- 
wasser und  Wilh.  Schmidt  von  Tapiau  nach  Hoya  a  W. 

Die  Reg.-Bfhr.  Fritz  F  i  n  k  e  1  d  e  aus  FionhaOMa  I Eisenbich  ), 
—  Bruno  Denk  aus  Piockelwilz  und  Paul  Hundsdörfer  aus 
Eydlkuhnen  (Masch. -Bich  )  sind  zu  Reg  -Bnisirn  ernannt 


. .  titmandlune  der   pteuBi«-hrn   und  alrh»i»rhcn  Eisenbahn- 
Antajren  in  und  bei   Lei|*zig  (Fortsetzung).     -   I>cr  Hrand   dr»  In 
Theater»  in  «.'hieaf»  und  die  notwendige  Krform  der  modern« 
l>rhluu>.  -  Hrrtinrr  Xeuhsuten,  N'o.  in.  Das  neue  llcm-nhau»  de 
»eben  I^indlages.  —  Pnrisbew-crbLinren.  —  lVr»orul-\*chi ichten. 

Hierzu  eine  Planbeilage :  Der  neue  Hauptbahnhof  in  Leipzig. 


Albert  Hofm.on. 


G.  ... 


Druckt 


Für  die 


Gr»»e, 


No. 


u/iyi 


ized 


.0.  9. 

by  Goc 


DEUTSCHE  BAUZEITl  JNG 


^>  XXXVIII.  JAHRG.  N9I  10.  BERLIN,  DEN  3.  FEBR.  1904 


Zur  Aufstellung  eines  Bismarck-Denkmals  in  Bremen.*! 


Ijie  Erfahrungen  drr  letzten  Jahre  haben  besonders 
deutlich  gelehrt,  daß  das  Versagen  der  künstlerischen 
Wirkung  so  vieler  Denkmäler  eng  zusammenhängt 
mit  dem  Versagen  des  richtigen  architektonischen  Gefühls 
in  der  Art  ihrer  Aufstellung.  Mit  der  Vorarbeit  der  Platz- 
wahl, die  aus  der  Natur  des  Wettbewerbes  heraus  meist 
<!av  Ergebnis  eines  Kommissions-BeBCMillMI  bildet,  wird, 
ein  gut  Stück  des  künstlerischen  Schicksals  einer  Denk- 
mal-Aufgabe bereits  festgelegt.  Darin  mag  man  die  Recht- 
fertigung sehen,  wenn  diese  vorbereitende  Frage  uns  hier, 
in  einem  Einzelfalle,  beschäftigt.  Die  Frage,  um  die  es 
sich  handelt,  dürfte  symptomatische  Bedeutung  besitzen, 
denn  es  gibt  viele  deutsche  Städte,  in  denen  die  Platzwahl 
für  I  lenkmuler  ebenso  schwierig  ist,  wie  in  Bremen. 

Bremen  sieht  in  dieser  Beziehung  augenblicklich  vor 
einer  Entscheidung,  die  für  die  ganze  eigenartige  Phy- 
siognomie seiner  inneren  Stadt  von  größter  Wichtigkeit 
ist.  Es  will  ein  Bismarck -Denkmal  errichten  und  der 
Volksinstinkt  verlangt,  daß  dieses  in  besonderem  Sinne 
historische*  Denkmal  sich  dem  historischen  Stadtbilde,  wie 
es  sich  um  Dom  und  Rathaus  herum  gestaltet  hat,  ein- 
gliedert. Außerhalb  dieser  geschichtlich  geweihten 
Platzgruppe  im  Herzen  der  Stadt  gibt  es  in  Bremen,  be- 
sonders in  den  Wall-Anlagen,  eine  ganze  Anzahl  schöner 
Dcnkmalplätze,  aber  sie  alle  erscheinen  gerade  für  ein 
Bismarck-Denkmal  zu  sehr  ohne  Vergangenheit;  inner- 
halb jenes  inneren  Bezirkes  wird  die  Wahl  dagegen 
schwer,  denn  Gustav  Adolf,  Roland,  Kaiser  Wilhelm,  der 
Wilhadi-  und  der  Teichmann-Brunncn  haben  bereits  die 
gegebenen  natürlichen  Dcnkmalplätze  besetzt  und  die  (ie- 
fahr  der  L'eberladung  jenes  Stadlcindruckes  mit  Denk- 
mälern ist  nicht  klein;  eine  Stadt  muß  sie  ebenso  scheuen, 
wie  eine  edle  Frau  die  L'eberladung  mit  Schmuckstücken. 
Wenn  man  im  Herzen  der  Stadt  die  Platzmöglieh- 


Anmcrkuur  der  Krdaktion.  Wlhrrnd  «I.  Ii  dlrvi  .Waat!  in  dn 
VorWrriiuiie  lum  l»iink  bHand,  rfhirltcn  wir  dir  Nachricht,  daas  dir  Urnk- 
mal-Kommimon  bnrhtofcfcrn  habe,  fflr  dir  strUr  A  de  : '  m  -I  .  i  cm  HilN- 
modrll  de«  hrab«it-h(>i;1rn  Denkmal«  atiUlrllm  tu  )a«*rn  und  zur  Itrurtri- 
lung  drr  Wirkung  drti.rlbrfi  dir  Hrn.  fialirr,  Hildebrand,  Schu- 
marhrr,  Srldl  und  Wa  1 1  o  I  fu  hr  mir»,  Mehrere  Stimmen  drr  Kora- 
mis»ion  haben  »ich  rrgrn  dm  t.'otn*hol  und  für  PUtzr  in  den  Wallanlarrn 
au>.|:r»jii««lwa.  — 


keilen  an  der  Hand  des  umstehenden  Planes  überblickt, 
so  gehört  keine  große  Menschenkenntnis  dazu,  um  voraus- 
zusagen, daß  die  öffentliche  Meinung  zunächst  auf  das 
stattliche  freie  Cielände  verfallen  wird,  das  der  Hornshof 
demTeichmann-Brunncn  gegenüber  noch  frei  läßt  (Punkt  A  | 
Die  Bremer  klagen  schon  lange,  daß  der  Domshof  .kahl" 
erscheine;  warum  soll  man  diese  Gelegenheit  versäumen, 
um  ihn  zu  „beleben*  ?  Für  denjenigen  aber,  der  Platz- 
wirkungen kritisch  beobachtet  hat,  unterliegt  es  wohl  keinem 
Zweifel,  daß  der  Domshof  nicht  deshalb  kahl  erscheint, 
weil  nichts  auf  diesem  Teil  seiner  Fläche  steht,  sondern 
weil  bisher  seine  Gebäude  in  ihrem  willkürlichen  Durch- 
einander nicht  zu  den  Platzverhältnisscn  paßten.  Steht 
erst  an  Stelle  des  jetzigen  Stadthauses  ein  geeigneter  Neu- 
bau, so  wird  nach  dieser  Seite  hin  das  Platzbild:  Bremer 
Bank  --  Dom  —  Börse  —  Stadthaus  den  Eindruck  der 
Kahlhcit  nicht  mehr  machen.  Sehr  bedenklich  aber  würde 
ein  Denkmal-Aufbau  in  dieses  Bild  hineinschneiden.  Ganz 
abgesehen  davon,  daß  jedes  hier  am  offenen  Ende 
des  Platzes  stehende  Denkmal  inbezug  auf  sein  künst- 
lerisches Gesicht  herumdrehbar  erscheinen  muß,  wird  es 
stets  unerfreulich  vor  einem  Hintergründe  .schwimmen", 
mit  dem  es  in  keinem  inneren  Zusammenhang  steht;  da- 
durch aber,  daß  das  neue  Denkmal  sich  einerseits  vor  die 
Silhouette  des  Wilhadi  -  Brunnens,  anderseits  vor  die  des 
Teichmann  -  Brunnens  projiziert,  wird  es  vollends  als  ein 
unorganisch  eingefügter  .Steh — im — Wege"  erscheinen. 

Der  Domshof  konnte  nur  durch  ein  iKhitektraiach 
wirkendes  Kunstwerk  an  Stelle  des  Tcichniann-Brunncns 
in  seiner  Stimmung  beeinflußt  werden;  wie  die  Dinge 
jetzt  liegen,  bleibt  als  Mittel  lediglich  eine  gärtneri-ch- 
architcktonische  Behandlung  übri;  und  nur  das  Inte  Pitts- 
dreieck  vor  der  Nordseitc  des  I K  inte*  (DJ  geblattet  auf  diesem 
Platz  noch  die  Aufstellung  eines  bescheidenen  Denkmals. 

Dieses  negative  Ergebnis  wäre  recht  betrübend,  wenn 
dieser  Platzgedanke  die  einzige  Möglichkeit  darstellte,  die 
sich  in  jenen  historischen  Bezirken  ergibt.  Das  ist  aber 
nicht  der  Fall.  Wenige  Schritte  vom  Kathause  entfernt 
liegt  ein  Platz,  der  noch  völlig  unausgebildel  ist  und  für 
eine  monumentale  Denkmal  -  Anlage  wie  geschaffen  er- 
scheint. Da  seine  Ausnutzung  dazu  zwingt,  vom  üblichen 

57 


Digitized  by  do 


Dcnkmaltypus  abzuweichen,  so  glaubte  der  Verfasser  die  Dieses  reizvolle  Platzbild,  welche-  trolz  der  Flut  bremischer 
Wirkung,  die  diesem  Platze  abgewonnen  werden  kann,  .Stadtansichten  noch  niemals  Photographien  zu  sein  scheint, 
durch  eine  flüchtige  Entwurfs-Skizze  erläutern  zu  sollen. die  ist  bisher  sehr  stiefmütterlich  behandelt  Mit  dem  geplanten 
über  diesen  Charaktcrhinauskcine  Ansprache  machen  will. 
Der  Platz  ist  die  architektonisch  völlig  ungegliederte  machtige 
Nordseite  des  Turmes  der  Licbfraucn-Kirche.  (Punkt  Hl. 

Seit  etwa  zwei  Jahren  besitzt  Bremen  ein  neues  Stadt- 
bild von  feinstem  Reize.  Es  wurde  bloßgelegt,  als  man 
die  Sögcslraöe,  die  Hauptader,  welche  den  Fremden  der 
inneren  Stadt  zufahrt,  zum  Licbfraucn-Kirchhof  hin  durch- 


Lagrplan 


Denkmal  könnte  seine  liebevolle  Ausgestaltung  beginnen. 

Aber  nicht  nur  im  Interesse  des  Platzes  wäre  diese 
Anlage,  sondern  auch  im  Interesse  der  Kirche,  deren 
Gastfreundschaft  das  Denkmal  beansprucht.  L'm  die  Kirche, 
die  an  dieser  Seite  nur  provisorisch  behandelt  ist,  würdig 
wieder  herzustellen,  sind  nur  ganz  diskrete  architektonische 
Ausbildungen  notig,  ja  erlaubt,  denn  jeder  Reichtum  in 
den  eigentlichen  Bauteilen  des  ehrwürdigen  Werkes  würde 
taktlos  sein;  wohl  aber  würde  das  Bauwerk  an  Stimmung 
sehr  gewinnen,  wenn  ihm  an  hervorragender  Stelle  ein 
Kleinod  reifster  künstlerischer  Durchbildung  neu  eingesetzt 
würde.    Der  ganze  Bau  würde  edleres  Leben  bekommen. 

Schließlich  aber  die  wichtigste  Frage:  es  handelt  sich  nur 
mittelbar  um  dielnteressen  einesplaizes  und  einesBauwcrkcs, 
dieHauptsachc  ist  das  Interesse  desDcnkmalgedankens  selbst. 
Dem  Verfasser  scheint  gerade  bei  einem  Bismarckdcnkmal, 
das  über  die  Persönlichkeit  des  Dargestellten  hinaus  ein 
Symbol  für  den  patriotischen  Gedanken  schlechthin  sein 
soll,  sehr  wichtig  zu  sein,  daß  schon  die  Form  des  Denkmals 
sich  unterscheidet  vom  üblichen  Denkmaltypus.  Es  scheint 
ferner  wiehtig.daß  es  verwachst  mit  einem  Stück  historischen 
Hintergrundes  und  dadurch  von  vornherein  an  Feier- 
lichkeit zunimmt.  Solch'  ein  Hintergrund  kann  für 
die  freie  Gestaltung  einer  künstlerischen  I  Äsung  auch 
sehr  Im*  hindernd  sein,  wenn  er  einen  zu  ausgeprägten 
Charakter  trägt  Hier  ist  es  ein  leeres  Blatt,  und  den 
kargen,  zwischen  romanisch  und  gotisch  schwanken- 
den Formen  der  Kirche  würde  sich  ein  Denkmalsiil 
zwanglos  einpassen,  der.  wie  es  die  Aufgabe  ver- 
langt, in  ruhigen,  ernsten  Massen  arbeitet  und  etwa 
an  geeigneten  Punkten  die  I.u-t  zum  Fabulieren  in 
jener  halb  ornamentalen,  märchenartigen  Weise  zur 
(ieltung  kommen  lallt,  wie  sie  das  deutsche  Wesen 
besonders  im  Mittelalter  charakterisiert.  *)  Soweit 
ein  Platz,  ein  Denkmal  zu  bcoinflu —  cn  vermag, 
würde  deshalb  dieser  Standort  gute  Wirkungen 
brach,  Hier  zeigt  sich  plötzlich  dem  Kommenden  bei  Punkt  C  haben  können ;  er  wurde  von  vornherein  eine  ganze  Anzahl 
ab  erster  Eindruck  historischen  Charakters  in  wundervoll  der  Charakterlosigkeiten  unmöglich  machen,  die  wir  jetzt, 
abgetreppter  Silhouette  die  ehrwürdig  einfache  Masse  der  nach  der  harten  Denkmal-Schulung,  die  unsere  Zeit  hat 
Llebfrauen-Kirchc,  neben  deren  schiefem  Turme  man  die  durchmachen  müssen,  richtig  zu  erkennen  beginnen. 
Turmspitzen  des  Domes  übcr's  Dach  herüberschauen  sieht.  \.  ril/  Schumachcr 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Aren.-  and  Ing. -Verein  zu  Hamburg.  Vers,  am  6.  Nov. 
1903.  Vors.  Hr.  Zimmermann.  Anwes.  59  Pcrs.  Auf- 
gen, die  Hrn.:  Dir.  Jul.  Gcyl.  Ziv.  -  Ing.  Arnold  Clamer, 
Ing.  Arno  Eglowski. 

Nach  Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten  er- 
teilt der  Vorsitzende  das  Wort  Hrn.  Merckel  zu  einem 
Vortrage  über  die  Be  wässerungs- Anlagen  im  alten 
■v 


und  neuen  Aegypten,  In  der  Einleitung  wies  der 
Redner  darauf  hin,  daß  zwar  durch  den  Scharf-  und  Spür- 
sinn der  Gelehrten  manche  der  vielen  Fragen,  die  das 
alte  Aegypten  angeregt  hat.  ihre  Beantwortung  gefunden 
hätten,  daß  aber  leider  eine  Anzahl  Kragen,  die  gerade 

1  I  K  i  Vr<f.isu-i  hat   sk'Ii  111  il.11  unumrnlak-n  Umu—ln-ili  n.  .Ii*-  in 
**tnrr  Ski/;»-  .las  SuinllnM  In  ^li'itcii.  in  fi»  i,  t  l'inili  uliiu*  il«  s  t>oi iiril»'  I*  t»- 
.lanki  n-  .IJjh  KiU'iiclirn*  als  Muliv  <l<  i  I UrMi  llini^  voijriH  Iii.  — 


Das  Moderne  in  der  Architektur  der  Neuzeit. 

(Festrede,  Rel'ahen  von  dilti  Geh.  Reg  -Rai  Prof  Johanne-  Otiten, 
oidcnt  iulictn  Mit|(lieilc  und  äeimtur  der  kgl.  preut)  Akademie  der 
KOustc  iu  Berlin  in  der  Festsitzung  der  Ak»il<mic  zur  Feier  de» 
tjeburUtfnies  Kaiser  Wilhelms  II.  um  27.  Jan  1904t, 

Iis  die  Festrede  mit  dem  vorstehenden  Titel  ange- 
kündigt wurde,  da  waren  die  Erwartungen  in  drei- 
facher Hinsicht  gespannt.  Man  war  begierig  zu  hören, 
wie  sieh  der  K  üitstlcr  Olzen  zu  dem  Thema  stellen  würde, 
diese  scharf  umiissene,  groß  angelegte  Gestalt,  deren  fach- 
liche Tätigkeit  durchaus  in  der  Vergangenheit  wurzelt,  da- 
bei aber  ein  so  starkes  Maü  von  künstlerischer  Individualität 
erkennen  läßt,  daß  der  Meister  als  ein  Alleinstehender  und 
Alleinstrebender  mit  größtem  Verdienste  um  die  Baukunst 
der  verflossenen  drei  Jahrzehnte  betrachtet  werden  muß; 
man  war  ferner  gespannt  darauf,  zu  sehen,  in  welches 
Verhältnis  der  Senator  Otzen  zu  «lein  Gegenstande  der 
Festrede  treten  würde,  das  Mitglied  iener  lioehancc-ehe- 
nen  Körperschaft,  die  bisher  mehr  konservativen  als  fort- 
schrittlichen Tendenzen  huldigen  zu  müssen  glaubte  und 
unseres  Wissens  als  Korperschaft  kaum  mit  gröberer  Tätig, 
keil  in  die  kiln-tleiUehe  Bewegung  unserer  Tage  einge- 
griffen hat:  und  die  Erwartungen  gingen  endlich  am  höch- 
sten über  die  Frage:  Wie  wird  sah  der  Festredner 
Otzen  zu  den  Beziehungen  stellen,  welche  da.-«  Reichs- 
oberhaupt,  dem  die  Feier  des  Tages  ^alt.  zu  dein  Modernen 
in  der  Kunst  unserer  l  äge  unterhalt.'  Es  hat  wohl  unter 
den  zahlreichen  Zuhörern,  welche  den  beredten  Worten 
des  Redners  mit  Andacht  lauschten,  nur  wenige  gegeben, 
welche  nicht  zu  der  Anerkennung  bereit  gewesen  waren, 
daß  Otzen  sich  allen  drei  Fragen  gegenüber  so  unbefan- 
gen verhielt,  als  es  einem  Redner  mit  seiner  Vergangen- 
heit, seinen  künstlerischen  Beziehungen  ,utid  seiner  amt- 


lichen Stellung  möglich  ist,  ja,  daß  er  in  mancher  Be- 
ziehung die  Erwartungen,  die  au  seine  Freimütigkeit  ge- 
stellt wurden,  übenroffen  hat.  l  ud  das  ist  ihm  allgemein 
hoch  angerechnet  worden. 

Die  schwierigste  Frage,  die  Vcrbindungsbrüeke  zu 
schlagen  zwischen  der  Anerkennung,  welche  der  Redner 
den  guten  und  voraussichtlich  dauernden  Ergebnissen  der 
modernen  Bewegung  zu  zollen  bereit  war  und  /ollen  mußte, 
und  dem  fürstlichen  Gegensätze  zum  Modernen  in  der  bil- 
denden Kunst,  ober  di  u  uns  last  jeder  Tag  eine  tempera- 
mentvolle Aeußerung  bringt,  loste  Otzen  in  der  geistvollen 
Weise,  durch  welche  die  meisten  seiner  Aeiißerungcn 
ihren  zwingenden  Eindruck  auf  seine  Zuhörer  machen.  Er 
grifi  zurück  auf  das  im  Altertum  herrschende,  so  einfache, 
aber  auch  so  einseitige  Verhältnis  zwischen  König  und 
Volk,  um  es  in  Gegensatz  zu  bringen  zu  dem  immer  ge- 
genseitiger gewordenen  Verhältnis  der  wachsenden  Kultur, 
Aus  der  Erfüllung  des  .1  u ßere  11  Schutzes  und  des  äuße- 
ren Wohlergehens  hat  sich  das  Recht  des  Königs  erweitert, 
dem  Volke  auch  im  geistigen  und  ethischen  Leben  För- 
derung und  Wohlfahrt  zu  geben.  Es  waren  aber  nicht  die 
nachsichtigen  und  milden  Herrscher,  es  war  nicht  das 
Eingehen  auf  die  augenblicklichen  Strömungen  des  Volkes, 
welche  den  dauerndsten  Segen  gestiftet  haben,  sondern 
„wir  müssen  öfter  den  starken  Gegensatz  preisen,  und 
die  festen  Charaktere  und  harten,  aber  zielbewußten  Könfe 
als  die  richtigen  Führer  und  Lehrer  anerkennen*'.  Wie 
ist  es  dem  königlichen  Pädagogen  von  Sanssouci  „ver- 
dacht und  angerechnet  worden,  daß  er  in  seiner  fein- 
fühligen Kenntnis  der  bereits  künstlerisch  ausgereiften 
franzosischen  Kunst  nicht  mit  vollem  Enthusiasmus  die 
erwachende  deutsche  Literatur  begleitete  und  begünstigte, 
anstatt  sich  zurückhaltend  und  spröde  abwehrend  zu  ver- 
halten.   Wer  will  heute  behaupten,  daß  es  ein  Segen  für 

No  10. 


den  Ingenieur  besonders  interessieren ,  bisher  nicht  mit 
Sicherheit  hätten  beantwortet  werden  können.  Hierzu  ge- 
höre in  erster  Linie  die  Frage  des  Mörissecs  Kedner  gab 
Uber  die  Verhältnisse  des  Nil  und  der  einzelnen  Land- 
striche Erläuterungen,  soweit  solche  für  da»  vorliegende 
Thema  von  Bedeutung  sind,  ging  sodann  auf  die  Ent- 
wicklung der  Bewässerung*- Verhältnisse  ein,  und  schilderte, 
wie  dieselben  mit  Notwendigkeit  eine  frühzeitige  Aus- 
bildung des  Staatswesens  zurfolgc  haben  muBtcn.  Nur 
eine  starke  Zcntralgcwalt  und  keine  Teilfürstentümcr  hatten 
sich  in  Aegypten  ausbilden  können.  Kr  schilderte  dann 
weiter,  wie  sich  der  Anbau  zunächst  auf  dem  linken  und 
erst  spater  am  rechten  Nilufer  entwickelt  hat,  und  führte 
aus,  »lall  mit  dem  Anbau  des  rechten  Ufers  die  Anlegung 
des  Mori.ss.ccs  von  manchen  Kennern  Aegyptens  in  Ver- 
bindung gebracht  worden  ist  Obgleich  He  rodot  andern 
Gestade  des  MörLssces  geweilt  und  Angaben  über  denselben 
hinterlassen  habe,  sei  doch  die  Frage  aufgeworfen  worden, 
ob  der  See  tatsächlich  vorhanden  gewesen  sei  und  welchen 
Zwecken  er  gedient  habe.  Der  Vortragende  ging  dann  auf 
die  Einzelheiten  der  Mörjsscc  •  Frage  ein  und  führte  die 
Namen  derjenigen  Personen  an,  welche  sich  in  den  letzten 
10  Jahren  vornehmlich  mit  diesem  Gegenstände  beschäftigt 
haben.  Hie  Anschauungen  von  Joniard-Martin,  Linant  <ie 
Bcllcfonds  und  dem  englischen  Ing.  Brown  wurden  ein- 
gehend dargelegt,  auch  die  Hinwendungen  hervorgehoben, 
welche  .Schweinfurth  im  Einzelnen  noch  gegen  die  Ansichten 
Brown's.dic  er  im  allgemeinen  für  zutreffend  erachtet,  geltend 
macht.  Die  neuere  Zeit  hat  eine  Aendcrung  des  früheren 
Systems  der  l>ber>tauung  in  Becken  als  erstrebenswert  er- 
scheinen lassen,  auch  im  l  linblick  auf  den  Anbau  von  Bauin- 
wolle  und  Zuckerrohr;  es  war  die  Frage  zu  entscheiden,  ob 
man  Staubecken  in  Anlehnung  an  den  Mörissee,  oder  aber 
Sperrdamme  anzulegen  habe,  um  die  natürlichen  Ver- 
hältnisse des  alten  Landes  den  neuen  Bedingungen  des 
Anbaues  anzupassen.  Die  Frage  sei  nach  eingehender 
l'ntcrsuchung  zugunsten  der  Sperrdamme  entschieden 
worden.  Ms  wurde  vom  Kedner  die  Geschichte  des  ersten 
bereits  alteren  Sperrdammes,  der  Barrage  du  Nil.  mitge- 
teilt und  dann  eine  Beschreibunc  der  neuen  von  den  Eng- 
ländern geschaffenen  Werke,  des  Auslasses  von  Koschescha 
und  der  Dämme  von  Assiut  und  Assuan  unter  Vorführung 
von  Lichtbildern  gegeben  Der  Vonragende  betonte,  daü 
angesichts  dieser  Leistungen  allerdings  die  englischen 
Kollegen  Ursache  hätten,  auf  das  Erreichte  stolz  zu  sein. 
Zum  Schluü  erwähnte  Redner  die  bereits  vorliegende 
Absicht  einer  weiteren  Nutzbarmachung  der  Wa--cr- 
mengen  der  Nil-cen  |im 

Vermischtes. 
Die  Eggert-Decke.  In  No  8  der  ,D  Bzlg  "  v.27.  Jan  d.J. 
sind  in  der  Besprechung  der  Egge  rt- Decke  Zwcilcl'darübcr 
geäußert  worden,  ob  die  Umbicgungcn  und  Ankerplauen 


der  eigentümlichen  bei  der  Konstruktion  angewandten  Eisen- 
släbe  genügend  stark  seien,  um  die  volle  Spannungsüber- 
tragung allein  zu  sichern.  Diese  Frage  ist  durchaus  theo- 
retischer Art;  für  die  Praxis  aber  ist  durch  die  Ergebnisse 
von  Ober  20  Belastung';  versuchen  mit  zumleil  sehr  weit, 
bis  zu  10°",  gespannten  Probestücken  der  Eggert  -  Decke 
die  Richtigkeit  der  Anordnung  erwiesen;  denn  die  End- 
befestigungen sind  stets  unverändert  geblieben,  wiewohl 
eine  rechnerische  Beanspruchung  des  Eisenqucrschnittes 
bis  zur  Bruchgrenze  stattgefunden  hatte. 

Die  Auffassung  ferner,  daß  der  Erfinder  bei  leichteren 
Konstruktionen  auf  einen  größeren  Sicherheitsgrad  dadurch 
verzichte,  datt  er  den  unteren  Teil  der  Decke  und  auch 
den  weniger  gedrückten  Teil  nicht  mehr  aus  Stampfbeton, 
sondern  aus  Schlackenbeton  oder  porösen  Ziegeln  her- 
stellt, und  damit  eine  Vcrbilligung  der  Decke  erziele,  ist 
willkürlich;  denn  einerseits  wird  der  Sicherheitsgrad  der 
Decke  dadurch  nicht  vermindert,  und  anderseits  werden 
Decken  dieser  Art  bei  kleineren  Spannweiten  um  ein  Ge- 
ringes icurer,  als  reine  Betondecken.  Die  höheren  Bau- 
kosten werden  lediglich  deshalb  aufgewendet,  weil  dadurch 
wesentliche  bauliche  Vorzüge  erreicht  werden,  namentlich 
eine  Deckenflüche  aus  Ziegelsteinen,  an  welcher  der  Putz 
besser  als  an  einer  Betonfläche  haftet,  und  welche  den 
Schall  weniger  übertragt.  Die  Anwendung  einer  Schicht 
aus  porösen  Ziegelsteinen  ist  daher  bei  allen  besseren 
Ausführungen  des  Hochbaues  zu  empfehlen. 

Eggert,  Geh.  Ob.-Brt. 

Vorstehende  Ausführungen  treffen  unseres  Erachten« 
nicht  den  Kernpunkt  der  Frage.  Das  günstige  Verhalten 
der  Decke  bei  den  Probebelastungen  beweist  keineswegs, 
datl  durch  die  aufgelegten  Eisenenden  bezw.  Auflager- 
platten  die  Spannungsübertragung  auch  nur  vorwiegend 
gesichert  wird,  odcrdaligar  für  die  Standfestigkeit  der  Eggert- 
Decke  die  Adhäsion  -  wie  Erfinder  an  anderer  Stelle  aus- 
geführt hat  —  garnicht  in  Anspruch  genommen  werde.  Wir 
legen  der  Wirkung  der  Adhäsion  vielmehr  ganz  besonders 
Gewicht  bei  und  betrachten  die  umgelegten  Enden  und 
Platten  nur  als  ein  Mittel  zur  Erhöhung  der  Sicherheit. 
Hei  den  aus  porösen  Ziegeln  in  der  unteren  Zone  her- 
gestellten Decke  wird  auf  die  Adhäsion  dagegen  nur  in  ge- 
ringerem Matte  zu  rechnen  sein,  daher  betrachten  wir  diese 
als  eine  Ausführung  mit  geringerem  Sicherheitsgrad,  als 


wenn  die  ganze  Decke  in  Stampfbeton  hergestellt 

Wir  erhalten  übrigens  gleichzeitig  die  Mitteilung,  daü 
die  Eggert-Decken  im  Rathaus  zu  Hannover  von  der  Unter- 


nehmung für  Beton-  und  Eisenbetonbau  H  Schacht  Ar  Ko. 
in  Hannover  ausgeführt  wurden. 

Mit  der  18.  Wanderausstellung  der  Deutschen  Land- 
wirtschafts -  Gesellschaft  zu  Danzlg  vom  o  14  Juni  1904 
sollen  wiederum  (jegenstände  des  landwirtschaftlichen 
Bauwesens  zur  Vorführung  gelangen.  - 


die  Entwicklung  des  Baumes  unserer  Kunst  und  Literatur 
gewesen  wäre,  wenn  Friedrich  der  Grotte  die  junge  Pflanze 
durch  cinUcbermaU  von  Sonnenschein  und  Regen  zu  einer 
Treibhausblüte  gefördert  hätte,  anstatt  sie  in  der  kräfti- 
genden Luft  seines  königlichen  Widerspruches  zu  einem 
selbständigen  deutschen  Eichbaum  erwachsen  zu 
lassen V"  Da»,  was  gesund,  was  zukunftsreich  an  der 
modernen  Architektur  sei,  werde  dem  König  dereinst  dan- 
ken, daü  er  in  „unseren  künstlerisch  so  schwierigen  Tagen" 
durch  sein  Verhalten  Anlatt  zur  „Notwendigkeit  ernster 
Prüfung  und  innerlicher  Sammlung"  gegeben  habe.  Was 
würde  aus  der  künstlerischen  Bewegung  unserer  Zeit  für 
ein  ungesundes  Gewächs  entstehen,  „wenn  ihr  von  könig- 
licher Huld  anstatt  eines  gesunden  Widerstandes  eine 
ungesunde,  ins  Bodenlose  führende  Förderung  zuteil 
würde".  Vermutlich  werden  die  Vertreter  der  modernen 
Kunst  trotz  Schiller  nicht  ganz  einverstanden  mit  dieser 
Begründung  sein,  aber  sie  ist  gewandt,  sie  ist  geistvoll, 
ohne  Zweifel. 

Und  nun  wollen  wir  über  den  materiellen  Inhalt  seines 
Vortrages  den  Redner  im  Auszuge  selbst  sprechen  lassen. 

„I  m  die  Bewegung  auf  dem  Gebiet  der  sogenannten 
modernen  Architektur  unserer  Tage  in  ihren  Ursachen  zu 
verstehen,  muß  man  sich  wenigstens  kurz,  mit  der  letzten 
Vergangenheit  beschädigen. 

Die  Geschichte  der  historischen  Stilperiodcu  ist  heute 
ein  Gut  der  allgemeinen  Bildung  geworden  Sic  ist  dies 
besonders  dadurch  geworden,  dali"  wir  im  vergangenen, 
dem  19.  Jahrhundert,  eine  g rotte  Repetierübung  haben 
durchmachen  müssen,  welche  uns  mit  den  architektonischen 
Erscheinungen  und  der  Formenwelt  der  griechischen  und 
römischen  Zeit,  des  Mittelalters,  der  deutschen,  italienischen 
französischen  Renaissance,  des  Barock  und  des  Rokoko 
durch  Augenschein  vertraut  gemacht  hat.  '  Es  ist  wohl  kein 

3.  Februar  1904. 


Zufall,  daü  ein  ähnlicher  Vorgang  in  der  Geschichte  der 
Frauenkleidung  sich  im  19,  Jahrhundert  abspielt,  indem 
uns  in  demselben  die  ganze  Vergangenheit  —  von  der 
Antike  durch  Mittelalter  und  Reifrock,  durch  kokette 
Barock-Motive  bis  zum  heutigen  modernen  Reformkleidc 
vorgeführt  ist 

Diese  hochinteressante,  in  keinem  früheren  Jahrhundert 
vorhandene  Erscheinung  ging  in  der  Architektur  hervor 
aus  der  Uebersatligung  und  aus  der  Erschöpfung  der  letzten 
Phasen,  des  Rokoko,  um  zunächst  einer  kolossalen  Ernüchte- 
rung, einer  fast  formlosen  und  gesinnungslosen  Kunst  der 
sogenannten  Biedermeierzeit  zu  weichen  und  sodann 
an  einem  gründlichen  Studium  und  einer  sorgfältigen 
Messung  der  bis  dahin  recht  oberflächlich  bekannten  Antike 
den  Impuls  zu  holen  zu  einer  neuen  modernen  Antike 
Schinkel  und  Botticher  in  Berlin,  Leo  v.  Klenze  in  München, 
Hansen  in  Kopenhagen  u.  a.  warrn  die  I  lauptlnhrer  dieser 
Bewegung,  die  zum  Teil  in  strengen  Nachbildungen 
antiker  Werke,  zum  Teil  in  hochinteressanten  modernen 
Umschöpf  ungen  der  alten  Kunst,  wie  zum  Beispiel  das 
Berliner  Schauspielhaus,  sich  betätigten.  In  dieser  moder- 
nen und  antiken  Renaissance  ist  ein  Vorgang  merkwürdig. 
Im  allgemeinen  folgen  in  der  Geschichte  der  bildenden 
Künste  Mobiliar,  Gerat  um]  Kleidung  der  führenden  Archi- 
tektur, in  diesem  Falle  war  es  anders.  Die  klassische 
Ltteraluibcwegung  der  Zeiten  Herders  und  Goethes,  und 
wohl  noch  unmittelbarer  die  zur  Antike  zurückkehrenden 
französischen  Malcr.schulcn  vom  Ende  des  18  Jahrhunderts 
landen  zunächst  in  der  Kleinkunst  des  Gerätes  und  der 
Kleidung  (in  dem  sogenannten  Empire)  bildlichen  Aus. 
druck,  und  es  bedurfte  längerer  Zeit  und  der  angedeuteten 
neuen  Grundlagen,  um  auch  die  grolle  monumentale  Archi- 
tektur in  «liest?  Bewegung  hineinzuziehen. 

Wie  in  der  Literatur  des  18  Jahrhunderts  neben  und 

69 


Gedächtnis  Wilhelm 
im  Motivhause  In  Charlottenburg,  durch  den  Bildhauer 
Hermann  Hosaeus  modelliert  und  in  Bronze  gegossen, 
wurde  in  diesen  Tagen  enthüllt. 

Preisbewerbungen. 
Wettbewerb  Universitäugebiude  Jena.    Der  mit  dem 

I.  Preise  ausgezeichnete  Entwurf  des  lim.  Prof.  Theod. 
Fischer  in  Stuttgart  gelangt  zur  Ausführung  Oie  gleich 
im  vollen  Umfange  zu  errichtenden  Gebäude  sollen  bis 
zum  Jubiläum  der  Universität.  1908.  vollendet  sein. 

Personal-Nachrichten. 

Deutsche»  Reich.  Der  Mar -SchiffbmMr.  Hslicrmian  ist 
zum  Msr.-Brt  für  Schiffbau  ernannt  und  dem  Ziviling.  F.  nr  k  e  in 
Kiel  ist  der  Char.  ala  Brt  verbellen. 

Bayern.  Verlieben  ist:  Drro  Reg -Dir  Ries,  Abt  -Vorst, 
bei  der  Gen -Dir.  der  Slaatsciscub.  und  dem  Eisenb  -  Bctr  -  Dir. 
Hennoh  in  Nürnberg  die  Hl  Kl.  de»  Verdienst-Ordens  vom  hl 
Michael;  —  den  Reg -Katen  Knorr  in  Wdriburg,  Krobeniox 
in  Kegensburg  und  Athlon  bei  der  Gen.-Dir.  der  $taatsci*enb., 
dem  Ob -Ma»ch. -ln*p  HAckelmann  in  Wflr/burg,  drni  Ob.- 
PoUrsl  t.  O.  mit  dem  Tilt-I  o  Rang  eines  Ob  -Reg  -Rates  Rtcdiacr 
bei  der  Gen  -Dir.  der  Ponten  und  Telegraphen  „„J  jera  Postrat 
Menke!  in  Speyer  die  IV.  Kl.  desselben  Orden* 

Den  Gen  -Dvr  -Räten  W  c  i  k  a  r  d  bei  der  Gen  -Dir.  und  Jäger 
in  Augsburg  ist  der  Til  u.  Rang  eines  Ob. -Ree,. -Rotes,  den  Ob- 
Bauinsp.  Hein  Ii  in  WOriburj;,  (Juinat  in  Nürnberg.  Frhr. 
v.  F  e  i  I  i  t  z  »  c  h  in  Bayreuth,  £  »  h  n  in  Salzburg  und  liculrl  bei 
der  Gen  -Dir  ist  der  'I  it.  und  Rune  eine*  Reg  -Kate*  verliehen. 

Preußen.  Dem  Mcl -Rauinsp  Arndt  in  Oppeln  i»t  der  Rote 
Ailler- Orden  IV.  Kl  ,  dem  Dir  der  »ladt.  Kanalis  -  Werke  Wan  tiov  ius 
in  Breslau  und  dem  Stadtbthr.  Schmidt  in  OsnabiuVk  ist  der 
Kgl.  Kronen  Orden  IV  Kl.  verliehen. 

Der  vorlr.  Rat  im  Minist  der  öffciul.  Alb.,  Geh  Bit.  H  o  s  «  f  c  I  d 
ist  z.  Geh.  Ob  -Brt  ernannt. 

Die  W»M  des  Reg  -  u.  Bits  Zschirnt  in  Krankfurt  a.  M. 
ah  bcsold,  Beigeordneter  der  Stadt  Knln  filr  die  gesetzi  Amls.ljticr 
von  13  Jahren  ist  bestätigt  «oidcn. 

Der  Reg  -  U-  Brt  ti  la%  e  na  pp  d ei  Kais  Boivchaft  in  Washington 
zugeteilt,  im  als  Hilixarb.  bei  den  Eisenb.  •  Abt.  in  das  Minist,  der 
offentl.  Arb.  kommittiert. 

Dem  Eiscnb.  -  Bauinsp.  v.  Sturmleiter  ist  die  Stelle  des 
Vorst,  der  Eisenb.  -  Masch.  -  lusp.  1  in  Kassel  verliehen.  —  Der 
Eisenb. -Bauinsp.  G  u  i  1 1  e  r  y  in  Kein  ist  mit  der  Wahrnehmung  der 
Geschäfte  des  Vorst,  einer  Werkst.  -  Insp.  bei  der  Ei«enb.  ■  Haupt- 
werk»!. Koln-Nippe»  beauftragt 

Der  Eisenb  -  Bau-  n  Bvtr. -Iixp.  S  i  1 1  a  r  d  in  Dan  dg  i«t  als 
Vorst  der  Eisenb -Bauabi  nach  Lauenbui«  i  P.  versetzt 

Der  Kcg.-Btustr.  Schwarzer  in  Altona  ist  z.  Eiienb.-Bau- 
insp.  ernannt. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg-Bm«tr  :  W,  Biel 
der  Kgl  Reg.  in  Bremberg,  ,W.  Hcnschke  dem  Kgl.  Poliz  - 


Pia«,  in  Berlin,  Fei.  Krüger  der  KgL  Reg.  in  Breslau,  Bernb. 
LchmiDD  der  Kgl.  Reg.  in  Potsdam,  Alb.  N  i  e  ro  a  n  n  der  Kgl. 
An«icdltings-Konim  in  Posen,  Ad.  Seidel  der  Kgl.  Reg.  in  Wies- 
baden, Frhr.  v.  T  e  1 1  a  u  dem  Techn.  Bar.  der  Hochb.  -  Abt  de» 
Mini«t.  der  Offentl  Arb  und  W.  Kiepe  der  Kgl.  Reg  in  Merseburg. 

Der  Reg  -Bmstr.  AHr.  M  fi  1 1  e  r  in  Wilhelmshaven  ist  der  Kgl. 
Eisenb  -Dir.  in  Frankfurt  a  M.  zur  Beschäftigung  oberwiesen. 

Dem  Reg.-  u.  Brt  Zschirnt  in  Köln  und  den  Reg. - Brattrn. 
AI.  Heyne  in  Berlin  nnd  Meckelburg  in  Cbarlotteoburg  ist 
die  nachges.  Entlass.  au»  dem  Staatsdienst  erteilL 

Der  Ing,  Dr.  v.  Hefner-Alteneck  in  Berlin  ist  gestorben. 

Württemberg.  Dem  Arch.  Karl  Hengcrcr  in  Stuttgart 
ist  der  Tit.  u.  Rang  eines  Brt». 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  P.  H.  In  Düsseldorf.  Kein  Rexhs-  oder  LandesgeaeU 

verpflichtet  den  Bauherrn,  den  in  Aufführung  begriffenen  Bau  oder 
den  Rohbau  gegen  Brandschaden  zu  versichern,  sodafi  es  im  fieien 
Belieben  der  Bauherren  steht,  solche»  zu  tun  oder  zu  unterlassen. 
Nun  ist  das  Interesse  der  Bauunternehmer  gTOÖcr,  als  da»  de»  IUu- 
herrn,  »ich  gegen  Feuerschaden  zu  »ichern.  Dean  nach  B.  G.-B. 
$  644  tragt  der  Unternehmer  (Werkmeister)  die  Gefahr  bia  zur  Ab- 
nahme des  Werke*.  Es  ist  deshalb  üblich,  daß  die  Rohbau- Ver- 
sicherung von  den  Werkmeistern  genommen  wird-  Bisweilen  wird 
in  Bauverträgen  auabedungen,  daS  der  Bauherr  die  Prämie  zurOck- 
zuvergülen  hat  oder  es  wild  in  Bauarischligen  ein  Betrag  eingesetzt, 
welcher  zur  Deckung  der  Versicherungsprämie  ausreicht.  Will  »ich 
also  der  Bauunternehmer  gegen  die  Gefahr  aus  Brandschaden, 
wrlche  den  Rohbau  treffen  konnten,  schützen,  so  hat  er  entweder 
auf  eigenen  Namen  «ich  zu  versichern  oder  auf  Ausbedingen  einer 
Verpflichtung  des  Bauherrn  hinzuwirken,  daß  dieser  eine  Rohbau- 
Versicherung  abschließt  In  einem  solchen  Falle  kann  er  natOilieb 
auch  veranlassen,  daß  die  Versicherung  in  genügender  Hohe  er- 
folgt, und  daß  die  Versicherungssumme  unbekümmert  darum  zu 
zutilen  ist,  ub  der  Bauherr  »einen  Zahlung»- Verpflichtungen  gegen 
den  Werkmeister  bereits  genügt  h»t  oder  mit  Zahlungen  noch  im 
Verzuge  ist.  Falle  der  Art,  wie  »ie  Ihr  Beispiel  ausfuhrt,  doiflen  er- 
fahrungsgemäß nur  vereinzelt  dastehen  und  sind  durch  »achgetnaße 
Bestimmungen  im  Bauvertrag  leicht  zu  vermeiden.  —      K.  H-e 

Hrn.  Arch.  O.  R.  In  K.  Wir  würden  Ihnen  Oberhaupt  nicht 
7U  einer  Blechverkleidung  raten,  sondern  eine  Schindel-  oder 
Schieferverkleidung  annehmen,  wenn  Sie  nicht  eine  einfache  Bretter- 
verkleidung mit  senkrechten  Fugcnleisleu  vorziehen  sollten.  — 

Anfragen  au  den  Leserkreis 
Wer  fabriziert  Helios -Winkel?  Ist  die  Fabrikation  die»cr  Win- 
kel mit  Musterschutz  belegt?  Woraus  bciteht  Helio»  — 

B  &  H  in  H. 


1:  lüc  Aufs:rllunc  eines  Bisniarcli-Ifctikmalj  in  Bremen.  —  MU- 
l.-.lm.ci-u  au*  Vereinen.  —  I>.i»  Moderne  in  der  Architektur  der  Neuzeit.— 


r  t»e,  kiMep 


Verlar,  der  Deutschen  Raureitung.  G.  m.  h.  H.,  Berlin.  Fflr  dl*  Redaktion 
versatwortl  Albert  llofmann.  Bertin.    Druck  von  WUh.  (ircvi,  BerLIn- 


nach  den  großen  Klassikern  die  Komanüker  die  Fahne  ent- 
rollicn,  so  in  der  ersten  IlAlftc  des  10  Jahrhunderts  die 
Romantiker  in  der  Architektur.  Auch  hier  gab  es  Nach- 
bildungen und  Wiederherstellungen  aller  grollen  Werke 
des  Mittelalters,  und  auch  hier  Anfänge  von  schöpferi- 
schen Taten,  die  namentlich  in  kirchlicher  Kunst  das 
ganze  Jahrhundert  beherrschen.  Auch  hier  gab  eine  Vor- 
geschichte warmherziger,  aber  unklarer  Bestrebungen 
mangelhafte  Kenntnis  dc>  Alten,  mangelhaftes  Sehen  und 
Krfns*en  der  c|uasi  neu  entdeckten  Formenwclt,  und  auch 
hier  erfolgte  durch  mustergültige  Aufnahmen  und  Publi- 
kationen ein  allmähliches  Eindringen  in  den  wirklichen 
Geist  der  mittelalterlichen  Formensprache 

Gingen  in  beiden  Uichlungen,  der  antiken  und  der 
romanischen  Architektur,  die  besten  Meister  den  Weg 
schöpfcri-clier  Taten  aufgrund  der  alten  Motive  und  neuer 
moderner  Lebensbedingungen  mit  einer  gewissen  Not- 
wendigkeit, so  konnte  es  nicht  ausbleiben,  daß  die  edel- 
sten Produkte  deutscher,  italienischer  und  französischer 
Renaissance  umsomehr  Anhänger  fanden,  als  die  alten 
Werke  dieser  Kunst  dem  modernen  Leben  unendlich  naher 
standen,  wie  die  der  Antike  und  dos  Mittelalters  und 
fast  unmittelbar  auf  die  baulichen  Bedürfnisse  der  neuen 
/teil  anzuwenden  waren.  Trotzdem  war  eine  gewisse 
l'mbildung  und  Befreiung  auch  hier  nicht  zu  vermeiden; 
Palastmotive  wurden  zu  Hanken  und  Mietkaserneu  um- 
geschaffen  und  die  Antike  zur  Hilfe  geriiten.  um  mit  der 
Formenwclt  der  Renaissance  moderne  Theater,  Museen 
und  Ruhmcshalleri  zu  schalten.  Was  hierbei  an  wirklich 
schöpferischen  Taten  geleistet  wurde,  wie  sehr  diese  auf 
historischem  Boden  erwachsenen  neuen  Aufgaben  einen 
neuen  Geist  schufen,  der  die  Zeit  sehr  charakteristisch 
wiederspiegell,  das  zeigt  ein  Blick  in  die  Entwicklung 
unserer  Großstädte  in  den  letzten  .jo  bis  40  Jahren. 

Bis  zu  dieser  Grenze  bleibt  das  fiild  der  Entwicklung 
der  Architektur  im  ig  Jahrhundert,  cm  nach  Schulen  ge- 
gliedertes, ziemlich  kiar  und  übersichtlich,  dann  aber  tritt 
ein  L'mschwung  ein,  den  man  einerseits  auf  die  vervoll- 
kommneten Mittel  der  Publikation,  dann  aber  auch  auf  er- 

60 


höhte  Sucht  nach  Betätigung  des  gesteigerten  Reichtums, 
auf  Lehensgenuß  und  in  den  besten  Erscheinungen  auf  das 
Bedürfnis  nach  einer  reicheren  und  persönlicheren  Formen- 
spraehe  oder  auf  Rechnung  der  Anlehnung  an  bestimmte 
große  Vorbilder  setzen  muß.  Sämtliche  historischen  Stile 
und  Stilubergange  bis  zu  den  Ausklängen  des  Rokoko 
wurden  wieder  lebendig  und  je  nach  den  Fähigkeiten  der 
schaffenden  Baumeister  ergaben  sich  bloßeEntlehnungenund 
Anlehnungen,  oder  in  gewissem  Sinne  auch  schöpferische 
Taten  Nur  eine  Tatsache  unterscheidet  diese  letzte  Periode 
des  Eklektizismus  von  den  froheren,  sie  hatte  Vorbilder 
von  einer  sosehr  das  Persönliche,  das  S  u  bje  kti  v  e  be- 
tonenden, da*  architektonisch  Gesetzliche  vernachlässigen- 
den Kraft,  daß  schon  das  Nachsehaffen  echt  im  Geisle  der 
Vorfahren  mehr  als  schwierig,  ein  Weiterschreiten,  ein 
Entwickeln  noch  übrig  gebliebener  fruchtbarer  Keime  - 
fast  unmöglich  oder  doch  nur  von  dem  größten  und  cin- 
scttiL'steti  Talent  zu  erwarten  war. 

I  m  dies  zu  verstellen,  muß  man  das  Schaffen  der 
alten  vorbildlichen  Meister  dieser  Perioden  studieren.  Man 
muß  erkennen,  wie  sie  meist  mehr  Bildhauer  als  Archi- 
lekten  waren,  wie  sie  nicht  eklektisch  wie  ihre  modernen 
Nachfolger  schufen,  sondern  voll  und  ganz  aus  dem  Geiste 
ihrer  /cit  heraus,  unbekannt  mit  der  Notwendigkeit,  des 
lieben  Brotes  wegen  heute  auf  Bestellung  Mittelalter,  morgen 
Renaissance  oder  Barock  zu  liefern  oder  gar  einem  der 
größten  Bildhauer-Architekten  der  Vorzeit  gleich  zu  kom- 
men und  ihn  natürlich,  wenn  möglieh,  zu  übertreffen  hatten. 

Ich  habe  Sie  bitten  müssen,  mir  auf  dieser  historischen 
Skizze  zu  folgen,  weil  sie  mir  die  Grundlage  geben  muß, 
den  Versuch  zu  machen,  die  heutige,  so  viel  begeistert 
gepriesene  und  so  viel  mit  Emst  bekämpfte  moderne  Zeit 
in  ihren  A rchitekt u r wc rken  zu  verstehen.  Ich  stehe 
hier  an  einer  Stelle,  welche  die  parteiische  Kritik  aus- 
schließt; ich  will,  so  gut  es  mitten  in  einer  bestehenden 
Bewegung  möglich  ist,  die  Regungen  der  Kunstseele  einer 
auf  alle  Fälle  hochinteressanten  und  vielleicht  üefein- 
schneidenden  neuen  Zeit  zu  schildern  versuchen  "  — 

(Schluß  folgt) 

Na  10. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  n.  BERLIN,  DEN  6.  FEBR.  1904 

Die  Arbeiterheilstätten  der  Landes-Versicherungsanstalt  Berlin  bei  Beelitz. 

Architekten:  Schmieden  &•  Boethke  in  Berlin.   (Hirn«  rinr  Dapprl  -  BMIwflafi  dir  GrnuMaM  »ui  -m-h«- i 


1.  Allgemeines, 
u  ntcr  den  zahlreichen  baulichen  Unter- 
I  nehmungen  dcrLandcsvcrsichcrungs- 
Anstalt  Merlin  auf  dem  Gebiete  der 
A  Arbeiter- Wohlfahrtspflegeflnvaliden- 
\y  haus  für  Schwindsüchtige  und  Heil- 
stätte für  Geschlechtskranke  in  l.ich- 
|  tenberg  bei  Berlin,  Zentral-Arbeils- 
nachweis- Gebäude  in  Berlin,  Sana- 
torium in  Gütergotz,  Heilstätten  bei 
Beelitz)  sind  die  Arbeitel  heilstatten  bei  Beelitz,  viel- 
leicht die  bedeutendsten  und  umfangreichsten,  die  von 
einer  Stelle  aus  für  die  Zwecke  der  Arbciterwohlfahrt 
errichtet  wurden  und  nach  Anlage,  wie  nach  Einrichtung 
und  Ausstattung  ohne  Einschränkung  als  eine  Muster- 
anlage zu  bezeichnen.  Das  sind  diese  Heilstätten 
geworden  dank  der  umsichtigen,  im  höchsten  Grade 
erfolgreichen  und  von  großen  Gesichtspunkten  ge- 
leiteten Tätigkeit  ilcs  Vorsitzenden  des  Vorstandes 
der  Landes- Versicherungs- Anstalt  Berlin,  des  Ilm 


Dr.  jur.  Richard  Freund,  und  dank  der  reichen 
und  vielseitigen  Erfahrungen,  welche  die  Architekten, 
Geh  Brt  Heino  Schmieden  und  Reg, -Baumeister 
J.  Boethke  in  den  Dienst  dieser  vornehmen  sozialpoli- 
tischen Aufgabe  stellen  konnten. 

Nachdem  ein  auf  dem  der  Stadt  Berlin  gehörigen 
GuteGotcrgoteerricIrtctqSamtoriutw  dieNotwcodigKeit 
dargetan  hatte,  für  die  Versicherten  der  Landesversiche- 
rungsanstalt Berlin  zum  Zwecke  der  I  leilung  nicht  an- 
steckender, chronisch  verlaufender  Krankheiten  eigene 
Gebäude  zu  errichten  und  nachdem  für  die  immer 
zahlreicher  gewordenen  Lungenkranken,  die  in  frem- 
den Heilstätten  untergebracht  werden  mußten,  die  Er- 
bauung eigener  Heilstätten  nicht  mehr  zu  umgehen  war, 
entschloß  sich  die  Anstalt,  4  Heilstätten  zu  errichten 
und  dieselben  aus  finanziellen  sowie  verwaltungslech- 
nischen  Rücksichten  auf  einem  Gelände  zu  vereinigen, 
und  zwar  je  ein  Sanatorium  und  eine  Lungenheilstätte 
für  männliche  und  für  weibliche  Versicherte.  Die  Be- 
mühungen nach  einem  geeigneten  Gelände  waren  vor 


tu 


61 


Gc 


allem  darauf  gerichtet,  eine  völlige  Sonderling  einer- 
seits der  Tuberkulosen  von  den  anderen  Kranken, 
anderseits  der  Männer  von  den  Frauen  herbeizuführen. 
Ein  diesen  Eigenschaften  entsprechendes,  zugleich  Vor- 
züge des  Bodens,  der  allgemeinen  sanitären  Lage  und 
der  Wasserbeschaffung  aufweisendes  Gelände  wurde 
bei  Beelitz  in  der  Mark  gefunden.  Es  wird  einerseits 
durch  die  Eisenbahn,  anderseits  durch  die  Chaussee, 
w ic  der  Lageplan  zeigt,  derart  in  4  inhaltlich  nicht 
zu  stark  von  einander  abweichende  Teile  zer- 
schnitten, daß  die  gewünschte  Absonderung  in 
leichtester  Weise  bewerkstelligt  weiden 
konnte.  Das  Gelände  wurde  am  9  Mai 
1898  in  Besitz  genommen,  im  Juni  der 
Entwurf  in  seinen  grollen  Zügen  geneh- 
migt und  bereits  im  Herbste  des  gleichen 
Jahres  mit  dem  Bau  begonnen.  Dieser 
wurde  so  schnell  gefördert,  daLS  schon  am 
2  Mai  1902  die  erste  Abteilung,  das  Sana- 
torium für  Männer,  eröffnet  werden  konnte, 
welchem  die  anderen  Abteilungen  bald 
folgten,  sodaß  die  Anstalt  heule,  abge- 
sehen von  den  für  spätere  Jahre  vorbchaltcnen 
Ergänzungsbauten,  in  ihrem  vollen  Umfange  im 
Betrieb  ist.  Der  ursprüngliehe  Entwurf  erfuhr 
noch  während  des  Baues  durchgreifende  Aende- 
rungen;  es  wurde  anstelle  des  großen  BadeflOgcl 
im  Sanatorium-Pavillon  für  Männer  die  Errichtung 
eines  besonderen  großen  Badehauses  beschlossen, 
welches  auch  dem  Frauen- Sanatorium  zugänglich 
sein  sollte;  es  wurden  ferner  die  besonderen  Heizan- 
lagen in  den  einzelnen  Gebäuden  fallen  gelassen  und 
an  ihrer  Stelle  ein  großes  Fernheizwerk  angelegt,  um 
es  wurden  endlich  noch  eine  Kapelle  sowie  massive 
Kegelbahnen  errichtet.  Die  Gesamtkosten  der  An- 
lage betrugen  i  d.  9  Mill.  M  ,  sodaß  15000  M  auf  1  Bett 


kommen.  Dieser  Teilbetrag  wird  sich  jedoch  nach  dem 
völligen  Ausbau  der  Anstalt  bedeutend  verringern.  — 

(Koruföung  toljt) 

Lageplan. 


b.  b. 

d.d. 

f.  ( 
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k. 


Pavillon  (Irl.  Sanaloruni-» 
Pavillon  lux  Lunsi-iiktaiiW* 
lladrhau«. 

Licfr-  und  W.i  Ihall.  i,. 

Wi'rkMlltrn  GrUaudr. 
Hraniti-nhausit  |  ihm  Ii  mi  hi  erbaut). 
l>r*intrktiona- .  Obduktion«-  und 
Vribtriinuiiy^liau*. 
Verwaltung*  K«-b!ludr. 

Kr*wl- 11.  Mawi  Inrinildtuwr  mit  Wasvrilurm. 
KohW-nplat/  mit  Tankanlacr. 


I'  I' 
'I  ■! 


I>i<-  autfrdlhitrn  tUutrn  und  voll  »*«•««,  dir  «i'Mrti  n  Kim  >n  'uu-,  i,     h,  „m..  i  i 


II    PumiKnhaii.il  mit  Ti.  ll.i  inuu  ii 
m.  Ki'jilhahn 
11. 11.  W»~  titn.  h.-iii:.-liäii.li 

o.  u.  Kot  likai'hrnj;rb.1ili|r. 

Tanluotlap-  (Abf.  d.  S|h  i»i  nn  -.»,  , 
Villin  d.|  illlifirl.nili  11  A.l/ti. 
WOllWll— MI. 

Kaprik-, 

Sullti  hnudv  und  Kt  in  nvt  In  .1,  |k,i 
lirv«ai  h.han1*  inil  I  .3t  Im  i  W  ohnung. 
Rauhmrauv 


Das  Bauwesen  im  preußischen  Staatshaushalt  für  das  Verwaltungsjahr  1904.  (Schlaft) 

M  lmit8Mill.  M.  Dtt  Votjahr  forderte  bereits  für  die  gleichen 
Zwecke  7  Mill.  M  Einen  weiteren  Ilauptpostcn  bildet  die  1. 
Kate  von  1  Mill  M.  fQreiriKgl.  Residenzschloß  in  l'osrn, 
dessen  Gesamtkosten  einschl.  des  zugehörigen  Marstalles, 
der  inneren  Einrichtung,  der  Gartcuanlagen  und  Um- 


S/pN'  i-  I' :  r. n  zmin  isterium  ist  mit  rd.  4,38 Mill.  M.  wieder 
8öj  um  8cKcn  <uc  besonders  hohe  Forderung 

— *  lies  Vorjahres  zurückgegangen.  I  >cn  I  lauplposten  bil- 
det die  Rate  für  die  Erwerbung  und  Erschließung  des 
Pmwallungsgelandes  in  Posen  (Gc-  -Kosten  17,35 Mill. 


Das  Moderne  in  der  Architektur  der  Neuzeit. 

(Schluß.) 

jRijj  ie  moderne  Architektur  hat  in  ihrem  Wesen  etwas 
Kjj  Anarchistisches;  bewußt  räumt  sie  mit  aller  histo- 
!B'™  rischen  L'ebei  lieferung  auf,  um  Raum  und  Freiheit 
für  Neues  zu  schaffen.  In  bedingter  Weise  hat  dieser 
Vorgang  etwa*  historisch  Berechtigtes  in  sich,  denn  es  ist 
Tatsache,  daß  die  Befruchtung  einer  absterbenden  Kultur 
mit  neuen  Ideen  stets  um  so  siegreicher  und  schöpfe- 
rischer wurde,  je  weniger  genau  die  Formcnwelt  der- 
selben den  Männern  der  neuen  Zeit  bekannt  war.  je 
freier  und  unbeirrter  durch  die  l'ehcrlieferung  sie  zu 
schaffen  vermochten. 

Nie  würde  Wohl  die  römische  Kunst  das  zu  ihrer  Zeil 
moderne  und  provinzielle  Gepräge  erreicht  haben,  wenn 
die  griechischen  Tempel  in  all  ihrer  strengen  Schönheit 
ein  Gemeingut  ihrer  Zeit  gewesen  waren;  ebensowenig 
hatte  das  frühe  Mittelalter,  die  romanische  Kunst,  das 
Joch  der  antiken  l"eherlieferung.  die  Herrschaft  der  Hori- 
zontalen abzuschütteln  und  der  Vertikalen  zu  dem  glän- 
zenden Aufschwung  in  der  folgenden  Zeil  die  Wege  zu 
ebenen  vermocht,  wenn  die  klösterlichen  Baumeister  auf 
filmischen  oder  griechischen  Akademien  erzogen  wären. 
Ebensowenig  wäre  es  zu  einer  so  reizvollen,  naiven  und 
jugendfrischen  Vermählung  des  absterbenden  Mittelalters 
mit  dem  neu  erwachten  Studium  römischer  Antike  in  der 
sogenannten  l »einsehen  Renaissance  gekommen,  wenn 
dieses  Studium  liefer  eingedrungen  Ware  und  mehr  Motive 
und  Formen  als  nur  geistige  Impulse  in  sieh  getragen  hätte 


Historiseh  verwandt  ist  auch  die  Periode  des  Barock  und 
Rokoko  mit  unserer  Zeit,  insofern,  als  in  jener  Entwicklung 
der  Persönlichkeit  ein  ungemein  freier  Raum  gewahrt 
wurde.  Aber  ohne  jeden  historischen  Vorgang  ist  die 
ni'xlernc  Architektur  in  der  beutigen  Zeit,  sofern  sie  auf 
jeden  Aufbau  auf  die  Vergangenheit,  auf  jede  Anregung 
durch  dieselbe  verzichtet. 

Suchen  wir  nun  nach  den  sicher  großen  und  liefen 
Gründen,  welche  eine  so  mächtige  und  nachhaltige  Be- 
wegung einzuleiten  vermochten,  so  ist  mit  Sicherheit  fest- 
zustellen, daß  der  l'eberdruß  an  der  ewigen  Wieder- 
holung des  historischen  Formenkreises  eine  Hauptrolle 
spielt.  Jeder  Einsichtige  muß  erkennen,  daß  mit  einer 
solchen'  auch  n<»ch  so  täuschend  echten  Reproduktion, 
ja  daß  seihst  mit  einer  möglichst  freien  Anwendung  des 
historischen  Apparates  auf  die  neuen  modernen  Aufgaben 
und  damit  verbundener  moderner  Erweiterung  ihrer  Be- 
deutung allein  eine  sehnsüchtig  gewünschte  Stilumbildung 
oder  Stilnciibildung  nicht  erzielt  werden  konnte. 

Line  solche  Stilneubildung  wurde  aber  immerund 
immer  wieder  von  den  öffentlichen  Organen  der  Kunst 
gefordert  und  war  im  reinen  Reich  der  Gedanken  ja  auch 
eingeleitet  durch  einen  der  machtvollsten  Geister,  welche 
je  die  Erde  meteorhaft  erleuchtet  haben. 

Ich  bin  nicht  ohne  Bedenken,  es  auszusprechen,  daß 
meines  Erachtens,  wie  auf  dem  Gebiete  der  reinen  geistigen 
Spekulation,  Friedrich  Nietzsche  auch  auf  dem  tiebiete 
der  bildenden  Künste  bewußt  oder  unbewußt  einen  der 
Ausgangspunkte  der  neuen  Gedanken  gebildet  hat,  denn 
ich  kann  es  nicht  beweisen.  Und  doch  muß  es  wohl 

No.  lt. 


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Wahrungen  auf  5,15  Mill.  M.  veranschlagt  sind.  335  500  M. 
sind  vorgesehen  als  Zuschuß  zu  einem  Theater  in  Thor» 
(150000),  für  Umbauten  im  Kgl.  Theater  in  Mannover 
(100  000  Ml,  für  bereits  ausgeführte  Veränderungen  am 
Schauspielhaus  in  Berlin  im  Interesse  der  Feuersicher- 
heit (25000),  schließlich  50000  M.  für  Vorarbeiten  für  einen 
cv.  Neubau  des  Kgl.  Opernhauses  in  Herlin.  Be- 
gründet wird  diese  r orderung  damit,  daß  sich  ein  „den 
Bedürfnissen  des  Betriebes  entsprechendes  und  vor  allem 
die  nötige  Verkehrs- und  Feucrsicherheitbietcndes  Bühnen- 
haus aus  Mangel  an  Platz  und  mit  Rücksicht  auf  die  tech- 
nischen Schwierigkeiten  bei  der  Höhenentwicklung  auf 
der  jetzigen  Stelle"  nicht  errichten  lasse.  Wäre  es  aber 
doch  möglich,  so  müsse  auch  das  Zuschauerhaus  ent- 
sprechend umgebaut  werden.  Dann  sei  aber  die  Frage 
eines  Neubaues  zu  erwägen  und  es  müßten  hierfür  recht- 
zeitig die  nötigen  Unterlagen  geschaffen  werden 

l>er  Etat  der  Justizverwaltung  stellt  sich  mit  rd. 
9,8  Mill.  M.  etwa  1,65  Mill.  M  höher  als  1903  Ks  sind 
darin  übrigens  an  reinen  Grunderwerbskosten  fast  2  Mill.  M. 
enthalten.  Von  den  13  Obcrlandcsgcrichts-Rezirkcn  stellt 
das  Kammergericht  mit  3,94  Mill.  M.  die  höchsten  An- 
sprüche. Es  sind  darin  enthalten  2,5  Mill.  als  3  Kate  für 
die  Erweiterung  des  Strafgerichtes  in  Berlin-Moabit  und 
0,63  Mill.  M.  als  9.  und  letzte  Rate  für  den  Bau  des  Ijtnd- 
und  Amtsgerichtes  I  Berlin.  DasOberlandesgcricht  Na  um- 
burg  a  5.  fordert  1.39  Mill,  darunter  eine  5.  und  letzte 
Rate  von  0,9  Mill.  für  das  Gcschäftsgcbäudc  und  Unter- 
suchungs-Gefängnis in  Magdeburg.  Für  die  Obcrlandcs- 
Gerichtc  Marien  werde  r  und  Breslau  sind  je  0,92  Mill.  M 
angesetzt,  darunter  für  ersteres  allein  774000  M.  zum  Grund- 
erwerb für  das  Ij»nd-  und  Amtsgericht  in  Danzig  Es 
folgen  dieOberlaiidcsgcrichte Kiel,  Köln.  Posen,  Hamm, 
Frankfurt  a-  M  .  Kassel,  Stettin,  Celle,  Königs- 
berg i.  Pr.  mit  rd.  0,72;  0,47;  0,37;  0,35;  0,25;  0,18;  0,13; 
0,049  und  0,046  Mill.  M. 

Das  Kultusministerium  ist  im  Extra-Ürdinarium 
mit  18.22  Mill.  M.,  außerdem  außeretatmäßig  für  das  Mcdi- 
zinalwescn  (Erweiterungsbauten  der  Charit*  in  Berlin) 
mit  1,06  Mill.  M.  bedacht  und  für  die  l'n iversität  Berlin 
mit  0,74  Mill  M  Es  soll  demnach  fast  4  Mill.  M.  mehr 
als  im  Vorjahre  erhalten  und  sieht  somit  noch  der  Bau- 
Verwaltung  voran.  Die  etatmäßigen  Ausgaben  verteilen 
sich  auf  die  Hauplgruppen  wie  folgt:  Universitäten 
26 Mill. (Tec hni sehe  Hochschulen  2,44  Mill.,  Höheres 
chulwesen  0,08  Mill..  Volksschul wesen  4,38  Mill., 
Medizinalwesen  12500  M.  (Instandsetzung  des  Lepra- 
Krankcnhauses  im  Kreise  Mcmcl)  und  schließlich  für  Kunst 
und  wissenschaftliche  Zwecke  7,15  Mill  M.,  d.  h. 
fast  4.5  Mill.  M.  mehr  als  im  Vorjahre 

Von  den  Universitäten  steht  Berlin  mit  1221825  M. 
obenan.  Den  I  lauplposten  bilden  darin  800725  M.  für  den 
Ankauf  eines  Gebäudes  und  dessen  Einrichtung  für  das 
orientalische  -Seminar,  ferner  aoocoo  M  als  3.  Rate  für 
das  Gebäude  des  poliklinischen  Institutes.  Von  den  außeretat- 
mäßigen Mitteln  entfallen  400  oco  M.  als  2.  Rate  auf  das 
Botanische  Museum  in  Dahlem  und  340000  desgl.  auf 
das  Hygienische  Institut.  Die  Universität  Kiel  soll  528650  M. 


erhalten,  darin  282600  M.  als  3  und  letzte  Rate  für  den 
Neubau  der  Chirurgischen  Klinik,  160800  M.  für  die  Poli- 
klinik für  Hautkranke.  Für  Grcifswald  sind  392500  M. 
vorgesehen  (darunter  100000  M.  als  I.  Rate  für  das  Che- 
mische Institut),  für  Breslau  376000  M.  (1.  Rate  1  so  000  M. 
für  eine  Irrenklinik),  Münster  i.  W.  291093  (1.  "Rate  für 
die Universitäts-Bibhothck27365oM.),G ö 1 1  i n ge n  257380M., 
Königsberg  i.  Pr.  51200  M.,  Bonn  40460  M. 

Unter  den  Technischen  Hochschulen  braucht  die- 
jenige in  Danzig  zu  ihrem  Ausbau  noch  die  bedeutendsten 
Mittel,  nämlich  1  139400  M  ,  davon  409200  für  6.  und  letzte 
Rate  für  das  Hauptgebäude,  1870c©  für  die  3.  und  letzte  Rate 
für  das  Chemische  Institut.  Berlin  wird  mit  909600  M. 
bedacht.  Darin  sind  400000  M.  als  4,  Rate  für  die  Mecha- 
nisch-Technische Versuchsanstalt  in  Lichterfelde  (Gesamt- 
esten 2655220  M.)  einbegriffen.  Für  die  Herrichtung 
der  durch  Verlegung  dieser  Anstalt  in  Charlottenburg  frei 
werdenden  Räume  zu  Laboraioricn  für  Bau-  und  Maschinen- 
Ingenieure  sind  als  1.  Rate  120000  M.  ausgeworfen.  Für 
ein  Laboratorium  für  Verbrennung*- Motoren  und  Dampf- 
Turbinen  sind  ebenfalls  als  1.  Kate  150000  M  angesetzt 
(dazu  167  300  M.  für  die  Betriebs-Einrichtungen).  Auf  der 
Schleusetiinsel  in  Charlottenburg  soll  ferner  ein  Labora- 
torium für  Wassermotoren  errichtet  werden,  wozu  50000  M 
als  1.  Kate  bereitgestellt  werden.  Für  die  neue  Hoch- 
schule in  Breslau  sind  350000  M.  beantragt,  davon  1.  Raten 
von  200000  M.  bezw.  100000  M.  für  das  Chemische  In- 
stitut bezw.  ein  Maschinenbau-Laboratorium.  Aachen 
begnügt  sich  mit  42  500  M.,  für  Hannover  sind  zu  reinen 
baulichen  Anlagen  Mittel  überhaupt  nicht  vorgesehen. 

Es  seien  hier  aus  dem  Ordinarium  noch  einige  Ver- 
änderungen des  Lehrkörpers  angeführt.  Die  Techn 
Hochschule  in  Danzig  soll  im  Herbst  1904  eröffnet  werden 
Es  sollen  zu  diesem  Zwecke  29  Professoren  angestellt  wer- 
den und  zwar  4  für  Architektur,  6  für  Bauingenieurwesen, 
6  für  Maschinen-lngenieurwcsen,  3  für  Schiff-  und  Schiffs- 
maschinenbau, 4  für  Chemie,  6füralTgemcine  Wissenschaften. 
In  Berlin  sollen  4  neue  etatmäßige  Professuren  geschaf- 
fen werden  und  zwar  je  eine  für  elektrotechnische  Kon- 
struktionslehre, für  städl.  Tiefbau  insbesondere  Wasserver- 
sorgung und  Entwässerung  1  die  bisherige  Dozentur  auf 
diesem  Gebiete  bleibt  bestehen),  für  Werkzeugmaschinen 
und  Fabrikanlagen,  für  Baukonstruktioiislehre  in  der  Abt 
für  Architektur.  Es  soll  ferner  die  Dozentur  für  die  Ge- 
schichte der  Baukunst  in  eine  etatmäßige  Professur  um- 
gewandelt werden  und  außerdem  wird  die  2.  Professur 
für  Physik  zu  einer  Vollslelle  gemacht. 

Die  Errichtung  einer Vollprofcssur  für  städtischenTiefbau 
ist  eigentlich  schon  längst  ein  Bedürfnis  gewesen  Im  Ver- 
gleich zu  dem  stetig  wachsenden  Bedarf  der  Städte  an 
akademisch  gebildeten  Technikern  ist  dieses  Gebiet  un  den 
Techn.  Hochschulen  noch  viel  zu  wenig  gepflegt 

Zur  Errichtung  von  Gebäuden  für  höhere  Lehr- 
anstalten ist  der  Bedarf  mit  0,98  Mill,  M.  in  diesem  Jahre 
etwas  geringer.  Von  dieser  Summe  entfallen  533000  M. 
auf  1.  Raten  für  den  Bau  eines  Gymnasiums  in  Dortmund, 
Krotoschin  und  Rastenburg  (in  Verbindung  mit  einer 
Realschule),  für  ein  Progymnasium  in  Nienburg  a.  W.,  für 


so  sein,  denn  die  bloße  Reaktion  gegen  die  Vergangenheit, 
die  Erkenntnis  der  Unfruchtbarkeil  derselben  allein  wären 
nicht  imstande  gewesen,  eine  so  gewaltige,  so  in  die  Breite 
gehende  Bewegung  zu  entfesseln;  es  mußten  nicht  nur 
negative,  es  mußten  auch  positive  Kräfte  wirksam  werden, 
um  so  tiefe  Umwandlungen  in  den  Anschauungen  und  in 
den  Taten  herbeizuführen. 

Die  Parallele  zwischen  dem  Ideal  Nictzsehc's  und  dem 
Streben  moderner  Architekten  liegt  nahe,  und  die  letzte- 
ren durften  stolz  darauf  sein,  wenn  sie  in  ihren  Werken 
ihre  Verwandtschaft  mit  dem  reinen  Wollen  des  großen 
Philosophen  nachzuweisen  vermöchten.  Ich  fürchte  aber, 
sie  können  es  nur  in  wenigen  Fällen 

Ist  in  Nietzsche  auch  die  stahlharte,  fast  grausame 
Idee  des  Uebermenschen  in  der  Person  verkörpert,  und 
scheut  er  dabei  auch  vor  keiner  Konsequenz  zurück,  so 
dient  bei  ihm  die  noch  so  hoch  gesteigerte  Person  doch 
stets  der  ganzen  Menschheit.  Nur  in  diesem  Zusam- 
menhang und  nicht  im  schrankenlosen  Genuß  «1er  Kraft, 
im  schrankenlosen  Egoismus  der  Persönlichkeit  will 
er  den  Ucbernienscheii,  und  er  würde  die  Verglcichung 
mit  denjenigen  künstlerischen  Epigonen  unserer  Tage,  die 
nur  das  liebe  und  doch  oft  so  kleine  Ich  zur  Geltung 
bringen  wollen,  schroff  zurückweisen 

Dieses  Ich,  welches  das  Recht  fordert,  sich  rück- 
sichtslos auf  seine  Weise  auszuleben,  welches  ebensowohl 
jedes  Resultat  ernsten  Ringens  wie  jeden  Einfall  der  Laune 
oder  jede  Frucht  der  zufälligen  Stimmung  als  eine  künst- 
lerische Tat  angesehen  wissen  will,  ist,  oder  war  wenig- 
dic  eigentlich  treibende  Kraft  der  neuen  Zeit. 


6  Februar  1904. 


Mit  dem  Ausklingen  der  bewußt  eklektischen  Perioden 
des  19.  Jahrhunderts  setzt  dieses  Bestreben  ein,  und  wenn 
man  von  gewissen  Erscheinungen  der  Stilvcrmischung  als 
unerheblich  für  die  weitere  Entwicklung  absieht,  so  ist 
das  Ende  der  80er  Jahre  des  19.  Jahrhunderts  als  die  Ge- 
burtszeit  dessen  anzusehen,  was 'jetzt  in  der  Architektur 
sowohl  wie  in  dem  anschließenden  Kunstgewerbe,  in  der 
Literatur  wie  in  Ausstellungen ,  im  Atelier  wie  im  bau- 
lichen lieben  unserer  Zeit  das  merkwürdig  neue  architek- 
tonische Gepräge  gibt. 

Die  Ausgangspunkte  und  die  Gesichtspunkte,  von 
welchen  aus  das  Suchen  nach  einer  neuen  Kirnst  betrieben 
wurde,  sind  unendlich  verschieden  Sieht  man  aber  von 
gewissen  Einzelerscheinungen  ab  und  bctrachlrt  man  die 
iiewegung  als  Ganzes,  so  ergibt  sich  als  das  allgemeine 
Feldgesehrci  der  Ru(: 

„Fort  mil  allen  Stilen  der  Vergangenheit!  Fort  mit 
jeder  Tradition!  Es  lebe  die  neue,  die  natürliche, 
die  persönliche  Kiinst'- 

Revolutionen  können  nun  aber  nieht  allein  mit  Nega- 
tionen gemacht  werden,  sondern  jeder  Zerstörung  muß 
ein  Aufbau  folgen,  und  so  war  es  auch  auf  dem  (iebiete 
der  modernen  Architektur.  Aneli  mit  dem  Anspruch,  daß 
das  Gesetz  der  neuen  Kunst  allein  in  dem  sub- 
jektiven Etnpfi  nde  n  des  Einzelnen  7  11  >uchen  sei, 
konnte  man  vielleicht  in  anderen  Künsten  auskomme», 
niemals  aber  in  der  Kunst  des  Baues,  die  immer  unend- 
lich viel  mehr  der  Aulgahe  gegenübersteht  dus  Reale 
zu  ideal  i  sie  ren,  als  der      reine  Ideale  hinzust  eile  n. 

vl'urlMUcnt  »n(  Sritr  651 

63 


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bauliche  Herstellung  an  einem  Gymnasium  zu  Neisse,  für 
ein  Realgymnasium  in  Brie  sc  ri  usw. 

Von  denfordasElcmentar-Unterriehtswcscnaus- 


i 

3 

"I 

1 

u 

Die  Aufwendungen  für  Kunst  und  wissenschaft- 
liche Zwecke  sollen  vorwiegend  Berlin  zu  Gute  kommen. 
3730000  M.  sind  allein  für  den  Ankauf  des  Graft.  Arnim- 
sehen  Palais  am  Pariser  Platz  für  die  Zwecke  der  Aka- 
demie der  Künste  angesetzt  1  Gcsamt-Summc  3820000  M  , 
davon  3250000  M.  Grunderwerb),  1  750000  M.  als  2.  Rate 
für  <len  Neubau  der  Kgl.  Bibliothek  und  der  Akademie  der 
Wissenschaften,  700000  als  4  Rate  für  den  Erweiterungs- 
bau des  Kunstgewerbe-Museum*,  458  100  M.  für  die  Ver- 
legung des  Aeronautischen  Observatoriums  des  Institutes 
für  Meteorologie  Dasselbe  kann  inmitten  <ler  Großstadt 
seinen  Zweck  nicht  mehr  erfüllen  und  soll  etwa  60  ^™  Öst- 
lich von  Berlin,  nach  dem  Kreis  Storkow,  verlegt  werden. 
Kür  die  Instandsetzung  des  alten  Museums  sind  176000  M  , 
für  Arbeiten  im  Vftlkermuscum  100000  M.,  für  die  Aus- 
stattung  der  Saalburg  100 000  M.,  für  die  Wiederherstel- 
lung der  Marienburg  schließlich  30000  M.  ausgesetzt. 
Us."  Die  Ausgaben  der  (Sau  Verwaltung  in  Höhe  von 
14657400  M.  (153607  M.  weniger  als  1903)  gliedern  sich 
in  folgende  I  lauptgruppen :  Regulierung  der  Wasserstraßen 
und  Forderung  der  Binnenschiffahrt  4  792  700  M  1745000  M. 
weniger  als  1903),  Verbesserung  der  Seehäfen  und  See- 
schiffahrts  Verbindungen  4667000  M.  11  47J  133  M.  mehr 
als  1903),  Bau  von  Straßen,  Brücken,  Dienstgebfluden 
5  197  540  M.  (883830  M.  weniger  als  1903). 

L  nterden  Ausgaben  für  die  R  c  g  u  1  i  e  r  u  n  g  d  e  r  Wa  s  s  e  r- 
straßen  usw.  sind  wieder  1  137000  M.  zur  Nachrcculicrung 
großer  Ströme  angesetzt.  Bis  einschl.  1903  sind  für  diesen 


geworfenen  Mitteln  sind  3  Mill.  M  zu  Reih  ü  I  fen  an  bedürf- 
tige Gemeinden  für  Kieme  n t ar seh ul bau ten,  1  140230  M. 
für  Seminarbauten,  33BQS0M  für  den  Bau  von  Dienst- 
wohn -Gehau  den  für  Kreis-  Schulinspektoren  bestimmt. 


Zweck  17  Mill  M.  bewilligt  worden.  Als  weitere  Raten 
zu  angefangenen  Arbeiten  sind  zu  erwähnen  700000  M. 
für  den  Bau  zweier  Schleusen  bei  Kürstcnherg,  300000  M. 
für  den  Aushau  der  Stauwerke  an  der  Netze  usw.  im 
I.andeskulturinteresse,  300000  M.  als  Zuschuß  zum  Bau  des 
llolzhafens  in  Thorn.  l"nter  den  neuen  Ansätzen  sind 
103000  M  als  1  Rate  für  einen  Spreedurchstich  bei  Span- 
dau zu  erwähnen. 

Unter  den  Summen  für  Seehilfen  und  Seeschiff- 
fahrts-Vcrhindungensind  j.  Raten  in  Hohe  von  jooooaM  , 
(nrVcrbcsserung  der  Leuchtfeuer  und  Seezeichen.  500000  M. 
für  Baggerzwecke  für  die  Wasserbauinspektion  Harburg, 
320000  M.  für  Kaianlagen  daselbst,  460000  M.  fflr  die  Kr- 
weiterung  des  Fischerei  -  Hafen*  in  Geestemünde  und 
Mill.  M.  für  den  Hafen  von  Emden.  Die  Gc*iimtkosten 
für  die  dort  auszuführenden  Arbeiten  sind  auf  2897  750  M. 
veranschlagt,  von  denen  1^370»  M  aut  die  Klebestellen 
iisw  .  1  340  750  M  auf  die  Eindeichung  des  Watts  im  Lm- 
(atige  \on  300 1  entfallen.  Das  so  gewonnene  Land,  das 
landwirtschaftlich  ausnutzbar  ist,  soll  spateren 
I  lafenerweitcrungen  dienen  l  'eher  den  Verkehr  in  Kmden, 
dessen  rasche  Zunahme  als  Begründung  für  die  Forderung 
angeführt  wird,  geben  die  Krläutrrungcn  zum  Etat  folgende 
Auskunft:  Im  Jahre  1900  betrug  der  Verkehr  für  Ein-  und 
Ausgang  786697  Reg  ■<,  1902  nach  Eröffnung  des  Außen- 
halens 1  432084  Reg-'  und  in  den  ersten  9  Monaten  des 
Jahres  1903  bereits  1  425  246  Reg. •'.  Eine  Erweiterung  der 
Anlagen  ist  daher  dringlich. 

In  der  für  Straßen,  Brücken  und  Dienstgebäude 
■»fordeten  Gcsamt-Summc  sind  2268000  M  für  Straßen, 
Brücken,  Fähren  und  2929540  M  für  Dienstgebäude 
bestimmt  l'nter  den  ersteren  Ausgaben  ist  eine  1  Rate 
von  300000  M  für  eine  Straßenbrücke  Ober  die  Memel 
bei  Tilsit,  unter  letzteren  ein  Betrag  von  223000  M  für 
neue  Raulen.  L'nter  den  fortzuführenden  Bauausführun- 
gen sind  tu  erwähnen:  ;,sOooo.\l  ibj  4.  Rate  (ui  das  Kcg.- 
Gcbäudc  in  Potsdam,  400000  M  als  4  Rate  desgl.  für 
Koblenz,  400000  M  als  Rest-  und  Erganzungsratr  für  beide 
Häuser  des  Landtages  in  Berlin,  250000  M  als  3  Rate 
für  das  Reg -Gebäude  in  Minden. 


NV  11. 

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Das  Ordinarium  der  Hau  Verwaltung  sieht,  wie  der  Sehlcuscninsel  in  Berlin  ist  die  Stelle  eines  Reg.- und 

alljährlich,  noch  bedeutendere  Mittel  für  L'nterhaltungs-  Baurates  des  Wasserbaues  beantragt,  und  je  eine  fliegende 

arbeiten  vor  und  zwar  insgesamt  rd.  21,32  Mill.  M.,  d.  h.  Stelle  der  beiden  Fächer  wird  für  Entwurfsarbeiten  gc- 

etwa  1,34  Mill.  M.  mehr  als  1903.   Daran  nehmen  mit  fast  fordert  Ferner  sollen  6  neue  ständige  Bauinspektor-Stellen 

13  Mill.  M.  die  Binnenhäfen,  mit  5.22  Mill.  M.  die  See-  (je  3  für  Hoch-  und  Wasserbau!  in  Merlin,  Danzig  und 

häfen,  Seeufer,  Leuchtfeuer,  mit  610500  M    die  Maricnwcrdcrbez.inArnsbcrg.Torgau.Ilafcnbauinsp. 

Kanäle,  Fähren,  Brücken,  mit  428  ip  M  die  Dienst-  Slolpmündc  geschaffen  werden,  unter  Einziehung  von 

gebäude  teil.    Für  die  Kosten  von  Vorarbeiten  und  2  fliegenden  Stellen.  F"ür  letztere  werden  6  neu  geschaffen, 

Bauleitungen  sind  1,55  Mill.  M.  angesetzt.  ••  ti  also  ihre  Zahl  um  4  vermehrt  wird.    Die  Zahl  der 

Auch  bezüglich  der  höheren  Haubcamleu  sind  Bauinspektoren  beträgt  dann  604,  von  welchen  151  bei 

einige  Ergänzungen  vorgesehen.  Für  das  Ministerium  Bauausführungen  tätig  sind  17  sind  Maschinenbau-  bezw. 

ist  die  Stelle  eines  weiteren  hochbautechnischcn  Kates  Maschinen-Inspektoren).    Die  Zahl  der  Regicrungs-Bau- 

cingesetzt  und  für  den  2.  Leiter  der  „Zeitschrift  für  Bau-  meister-Stellen  wird  von  232  auf  250,  also  um  18,  vermehrt, 

wesen",  des  „Zcntralhlattes  der  Hauvcrwaltung"  und  der  Der  Etat  der  Eisenbahn  Verwaltung  bleibt  im» 

„Denkmalpflege"  ist  die  Stelle  eines  Keg.-  u.  Baurates  be-  schließlich  noch  als  der  letzte  und  bedeutendste  zu  er- 

anlragt.    Bei  den  Regierungen  werden  6  neue  Reg-  u.  örtern.    Er  schließt  mit  101  320350  M  für  die  einmaligen 

Bauratstellcn  gefordert  unter  Forlfall  von  3  Bauinspcktor-  außerordentlichen  Ausgaben  ab,  ist  also  um  9657  350  M. 

Stellen,  und  zwar  sind  vorgesehen  je  eine  2.  Stelle  für  höher  als  im  Vorjahre  dotiert.    Von  der  Gcsamt-Sunune 

Hochbau  in  Danzig  und  Stettin,  für  Wasserbau  in  entfallen  rd.  53,5  Mill.  M.  auf  den  Redarf  der  21  Direk- 

Bromberg.    Für  die  wasserbauliche  Versuchsanstall  auf  tionen.  rd.  47,8  Mill.' M.  auf^den  Ze nlral f ond& 


Zur  Frage  des  Neubaues  der  alten  steinernen  Brücke  über  die  Donau  In  Regeiuburg.  Ansicht  von  ReRentburit  mit  der  Bracke. 


Es  handelte  sich  also  darum,  leitende  Grundsätze  und  Ge- 
danken zu  finden,  und  sie  wurden  gefunden. 

Der  Anteil,  den  die  künstlerische  Kritik  an  der 
Aufstellung  der  neuen  Ziele  und  deren  Durchführung  hat, 
ist  ein  sehr  großer  und  bedeutender.  Die  besten  und  geist- 
reichsten Federn  stellten  sich  mit  warmer  Begeisterung 
in  den  Dienst  der  neuen  Lehre,  und  sie  konnten  diesen 
Feldzug  um  so  unbeirrter  beginnen,  als  nur  wenige  unter 
ihnen  die  schwere  Kunst  eigenen  Schaffens  an  sich  er- 
fahren hatten  und  daher  auch  mit  leichtem  Herzen  von 
dem  durchlebten  Jahrhundert  unsäglicher,  ehrlicher  Arbeit 
und  Mühe  Abschied  nehmen  konnten. 

Zu  den  Grundgedanken,  die  man  dem  baulich  künst- 
lerischen Schaffen  der  neuen  Zeit  im  allgemeinen  unter- 
zulegen versuchte,  gehören:  die  Wahrheit,  die  Zweck- 
mäßigkeit, die  Logik,  die  Mate  rialstilistik  u.  a.  Diese 
Grundzüge  waren  für  alles  bauliche  Schaffen  ehenso  ge- 
sund als  —  nicht  neu;  denn  abgesehen  von  den  Muster- 
leistungen  alter  Stilperioden,  die  alle  durch  solche  Grund- 
sätze glänzen,  hat  die  eklektisch-mittelalterliche  Bewegung 
im  19.  Jahrhundert  schon  dieselben  Grundsätze  ausgespro- 
chen und  siegreich  durchgeführt.  Dcrl'nterschied  der  netten 
von  diesen  Bestrebungen  lag  also  nicht  im  Programm, 
sondern  in  der  subjektiven  Erfüllung  desselben 

Natürlich  gehört  in  das  Programm  der  Neuzeit  auch 
—  oder  vor  allen  Dingen  —  die  Schönheit,  aber  nicht 
das  Schönheitsideal  eines  ganzen  Volkes,  welches  in  frühe- 
ren Zeiten  durch  gottbegnadete  Menschen  zur  Tal  wurde, 
sondern  ebenfalls  das  subjektive  Schönheitsideal  des 
Einzelnen.  Aber  nach  einer  10-  bis  12jährigen  Achtung 
fordernden,  großen  Arbeit,  vollzieht  innerhalb  der  Bewe- 
gung sieh  schon  eine  Trennung,  die  Trennung  der  ernsten 

6.  Februar  1904. 


und  kunstbegahten  Meister  von  den  Manieristen,  bei  denen 
es  nicht  auf  Innerlichkeit,  sondern  auf  äußere  Mache 
ankommt,  und  in  denen  sich  gewissermaßen  die  Kinder- 
krankheiten der  Zeit  ablagern. 

Der  Kampf  der  ernslstrebendcn  und  wirklich  führen- 
den Künstler  mit  den  historischen  Schulen  ist  leicht  und 
aussichtsreich,  denn  jene  sind  innig  und  diese  sind  .'-Ii. 
und  sie  werden  nach  dem  Gesetz  alles  Lebens  die  Erben 
sein.  Viel  schlimmer  und  schwieriger  ist  der  Kampf  gegen 
den  leeren  Troß,  der  sich  an  ihre  Rockschöße  hangt  und 
bei  welchem  die  Negation,  das  Nichtkönnen  und  Nicht- 
wissen allein  die  Berechtigung  zum  modernen  Architekten 
darstellt  Ganz  unzweifelhaft  haben  wir  die  besten  Arbeiten 
des  heutigen  Bauens  vor  uns  bei  den  modernsten  Auf- 
gaben unserer  Zeit.  Zuerst  im  Bauingenieurwesen:  in 
der  Erkennung  der  stilbildenden  Kraft  der  Eisenkonstruk- 
tionen und  ihrer  Glieder.  Eine  der  gröbsten  Sünden  der 
historischen  Perioden  war  der  Versuch,  das  Einen  mit 
einem  historischen  Mäntelchen  zu  umgeben,  und  die  heute 
bestehende  l'nmöglichkeit,  so  etwas  auch  nur  zu  denken 
und  zu  versuchen,  ist  ein  Ruhmestitel  in  der  Geschichte 
der  letzten  fünfzehn  Jahre.  Dann  bei  denselben  Aufgaben 
die  Anpassung  des  Steines  an  die  Eisenkonstruktion,  ge- 
sucht in  einer  Ausbildung  dieses  völlig  verschiedenen 
Materials,  die,  weit  ah  von  jeder  historischen  Reminiszenz, 
es  versteht,  das  eigentümliche  und  lebendige  Spiel  der 
Statischen  Kräfte  nach  außen  sichtbar  zu  machen  und 
künstlerisch  ausklingen  zu  lassen.  Die  hervorragendsten 
Arbeiten  dieser  All  ich  verweise  für  Herlin  auf  viele 
glückliche  Lösungen  an  der  Hochbahn  -  sind  vielleicht 
mit  das  Beste  und  Zukunftsreichste,  was  die  moderne 
Architektur  geschaffen  hat. 

H 

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Die  Forder 

sind,  nach  der 

i.  Kein  a.  Kh.  , 

i  Halle  a.  S.  . 

3.  B«rlin    .  . 

4.  Emen  a.  R.  . 
-   Alton*  .   .  ■ 

Elberfeld   .  . 
.  Frankfurt  0.  M 
„.  Kattowitz  .  . 
q.  KaAtel   .    .  . 

10.  Hannover  .  , 

11.  Erfurt 


i 


ungen  der  < 

Höhe  der 

-  •  ;w«w. 
.  .  5300000 

■  •    i  "31 000 

■  ■  4"»3SP 
•    ■  .1aS30o° 

•  3  745™» 
.  jyJiooo 

■  •   3  537«>o 

3313000 
jtka»ooo 
j  444  ua 


Su 
M 


einen  Pirektions-Bezirl 
mmc  geordnet,  folgende: 


Ii  Bml»u 

13,  Macdcbmg 

14.  Sl  jol  - 


oh  -SaarbrOf  ken 


'S- 

10.  Stettin 
17.  KAme>Wrg  f.  Pi. 
■K  Monster  i.  W.  . 
I«  r*oWI>  ... 


I  TJ5000 

I  »73«" 
V» 

470000 
351  000 
iy>ouo 


Summa  SJ4*»3y>  M. 


Zu  dem  Ansalze  der  Eisenb.-Pir.  Mainz  sei  hier  gleich 
vorweg  bemerkt,  dafl  dieser  nur  den  preußischen  Beitrag 
umfaßt.  Hessen  selbst  hat  noch  3.21  Mill.  M.  aufzuwen- 
den (darunter  als  weitere  Katen  1  SlilL  M.  für  den  Haupt- 
bahnhof  Darmstadt  und  0,9  Mill.  M  für  die  Hauptwerk- 
statten daselbst). 

Die  Gesamtansprüche  der  ai  Direktionen  verteilen  sich 
in  45187330  M.  für  Bahnhofs-Erweiterungen  und 
Steflwerke,  4 3540000 M.  füra.Glcisc,  für 3. 11  4. Gleise 
sowie  Verbind  ungsbahnen  und  3925000  M.  für  Hoch- 
und  ßrückenbauten  (erstere  zumeist  Werkstätten  -  An- 
lagen). Die  neu  auftretenden  Ausführungen  machen 
einen  Gesamtbetrag  von  rd.  0,5  Mill.  M.  aus. 

Im  Einzelnen  ist  folgendes  hervorzuheben:  Altona 
setzt  als  fernere  Rate  3  Mill.  M.  für  die  Hamburger 
üahnhofanlagen  an.  In  Berlin  werden  die  im  Vorjahre 
schon  erwähnten  Bauten  fortgesetzt,  darunter  die  Erwei- 
terung der  Görlitzer  Bahn  mit  1  Mill  M  An  neuen 
Forderungen  sind  hier  1,6  Mill.  M.  vorgesehen,  darunter 
600000  M.  für  die  Hochlegung  der  Bahnstrecke  Po  ts  da  tu  - 
Wildpark,  aoocoo  M.  für  die  Erweiterung  des  Güter- 
Bahnhofes  Wilmersdorf -Friedenau  der  kingbahn, 
300000  M.  für  Brüekenverstärkungcn  usw.  Breslau  setzt 
500000  M.  als  1,  Rate  für  die  Erweiterung  des  Bahnhofes 
Görlitz  an,  Kassel  900000  M.  für  die  Verbesserung  der 
Strecke  Leinefelde-Tre  vsa.  Köln  fordert  je  1  Mill.  M 
für  die  Fortsetzung  der  Erweiterungsarbeiten  der  Balm- 
höfe in  Neuss  und  Rheydt,  ferner  für  den  Rangicrbahn- 
hof  Kalk- Nord.  Für  Daiizig  ist  eine  i.  Rate  von  700000  M. 
für  den  Bau  3.  u.  4.  (»leise  zwischen  Pirschau-Marien- 
burg  vorgesehen.  Elberfeld  setzt  seine  angefangenen 
Bauten  in  Schwerte.  Vohwinkel.  Opladen,  M  nlhcim 
a.  Rh.  fort,  Erfurt  die  Erweiterung  des  Bahnhofes  in 
Eisenach,  Essen  a.  R.  mit  1.4  Mill  M.  den  Bau  des 
Hafenbahnhofes  südlich  von  Meiderich  und  den  Bahn- 
hof Gelsenkirchen.  Frankfurt  a.  M  braucht  1  Mill  M. 
zu  den  Fnrtselzungsarbeiten  am  Bahnhof  Wiesbaden")  und 
weitere  Raten  für  den  Neuhau  des  Pircktions- Gebäudes 
in  Frankfurt  selbst  und  für  die  Bahnhofe  in  Bebra  und 
Homburg  v.  d.  H.  Halle  a  S.  hat  die  große  Aufgabe 
der  Umgestaltung  der  Bahnhofanlagen  in  Leipzig*) 
(soweit  diese  Preußen  zur  Last  fallen)  und  der  anschließen- 
den Bahnstrecken  durchzufahren.  Für  erstere  Zwecke 
werden  weitere  3  Mill.  M.,  für  den  erforderlich  werdenden 
Rangierbahnhof  bei  Wahren  weitere  1.5  Mill.  M.  gefordert. 
Ueber  das  gesamte  bedeutende  Unternehmen  gibt  der  an 


km  vorgesehen,  davon  1 1 74^km 
mit  eisernen  Schwellen.) 


•)  Veijl.  die  au«fahrlk hen  Mittrituni;««  .Ulirj,  loxr«  Seite  3B 


anderer  Stelle  unseres  Blattes  schon  teilweise  erschienene 
Artikel  näheren  Aufschluß.  Für  Hannover  sind  1.5  Mill. 
M.  als  1.  Rate  für  die  Umgestaltung  der  Bahnanlagen  zwi- 
schen Lehrte  und  Wunstorf  vorgesehen.  Auf  die 
übrigen  Einzclposten  einzugehen  verbietet  uns  der  Raum. 

Aus  dem  Zcntralfonds  sind  25  Mill  M.  zur  Ver- 
mehrung der  Betriebsmittel  ausgeworfen  und  zwar 
ist  die  Beschaffung  von  150  Lokomotiven,  310  Personen- 
und  3000  Gepäck-  bezw.  Güterwagen  in  Aussicht  ge- 
nommen. Es  sei  liier  gleich  erwähnt,  daß  im  Ordinarium 
für  den  gleichen  Zweck  64  Mill.  M.  (d.  h.  io.8  Mill.  M. 
mehr  als  1903)  angesetzt  sind,  aus  welchen  530  Lokomo- 
tiven, 680  Personenwagen,  7000  Gepäck-  und  Güterwagen 
beschafft  werden  sollen.  (Für  die  gewöhnliche  Unter- 
haltung und  Ergänzung  der  Betriebsmittel  werden  noch 
94.8  Mill.  M.  erforderlich.)  Für  die  raschere  Herstellung 
schweren  Überbaues  auf  den  wichtigeren  Strecken 
sind,  wie  im  Vorjahre,  15  Mill.  M.  verlangt.  (Im  Ordinarium 
ist  die  Erneuerung  von  2ao7.98k' 
mit  Ilolzschwellen,  1033,48 km 

Für  elektrische  Sicherungsanlagcn  auf  der 
Strecke  werden  weitere  2,3  Mill.  M.  ausgeworfen.  Insge- 
samt sind  seit  1894,95  f«1"  diesen  Zweck  10,3  Mill.  bewilligt 
worden.  Als  letzte  Rate  für  Weichen-  und  SignalstelT- 
werke  sind  ferner  1  Mill  M.  vorgesehen,  Für  die  Durch- 
führung dieser  Arbeit  waren  seit  1878/79  imganzen  24,8  Mill. 
M.  bewilligt.  Die  späteren  Arbeiten  sind  unter  den  bezüg- 
lichen EinzclansaUcn  zu  verrechnen.  Ebenso  wird  eine  letzte 
Rate  von  600000  M.  für  Ausf  ahrtssignalc  eingestellt 

Für  Dienstwohngcbäude  für  minderbesoldetc 
Beamte  in  den  Grenzgebieten  sind  rund  1  Mill.  M.  vor- 
gesehen. Seit  1900  sind  zu  diesem  Zweck  6  Mill.  M.  zur 
Verfügung  gestellt  worden. 

Auf  einzelne  im  Ordinarium  angesetzte  Mittel  haben 
wir  schon  hingewiesen.  Insgesamt  sind  dort  für  bauliche 
Aufgaben  347.5  Mill.  M.  ausgeworfen,  davon  188,7  ,ur  dic 
Umgestaltung,  Erneuerung  und  Ergänzung  der  baulichen 
Anlagen,  158,8  Mill.  M.  desgl  für  die  Betriebsmittel  und 
maschinellen  Anlagen, 

Ueber  den  Zuwachs  der  Bahnlängen  gibt  der 
Etat  in  seinen  Erläuterungen  (olgenden  Aufschluß: 

Es  betrug  am  Schlüsse  des  Etatjahres  1902  die  Ge- 
samtlänge der  auf  Rechnung  der  preußisch- hessischen 
Fiscntjahngcincinschaft  betriebenen  Bahnen: 

32  050,20  km, 

dazu         >  266.41  „   für  bis  Ende  März  1903  fertig  gestellte 

33  316.61  «»     bzw  dcm  Betrieb  zu  übergebende, 
ab  9,6»  „  für  Verkürzungen 

33306.97  k"'' 

Im  Etatsjahr  19a!  werden  dann  voraussichtlich  noch 
weitere  645,10  km  dem  Betrieb  übergeben  werden  können, 
sodafl  die  "iJlnge  der  «lern  öfleritlichen  Verkehr  dienenden 
normalspurigen  Eisenbahnen  Ende  1904  betragen  wird 
33952.07*»,  Pazu  kommen  noch  i37,ok">.Nchmalspurbahnen 
im  Pircktionsbczirk  Kattowitz,  die  an  einen  Unternehmer 
verpachtet  sind.  48  k»  im  Pir.-Bcz.  Erfurt,  sclueßlich  noch 
391,061»  Anschlußbahnen  für  nicht  öffentlic  hen  Verkehr.  - 

Außer  den  vorstehend  zusammengestellten  etatmäßigen 


In  zweiter  Reihe  bietet  das  moderne  Warenhaus,  über- 
haupt das  großstädtische  Geschäftshaus  ein  glückliches 
Uebungsfel<r  für  neue  Ideen,  das  in  den  notwendigen 
Minimalstärkcn  der  Pfeiler,  der  erforderlichen  organischen 
Verschmelzung  von  Eisen,  Bronze  und  Stein,  den  kühnen 
Konstruktionen,  um  Raum,  Platz  und  Licht  zu  gewinnen, 
seine  großen  Schwierigkeiten,  aber  auch  seine  dankbarsten 
und  modernsten  Aufgaben  findet  Kein  Verständiger,  auch 
der  überzeugteste  .Moderne  nicht,  wird  zugeben  können, 
daß  hierbei  schon  eine  Vollendung  erreicht  ist;  noch  harrt 
dabei  eine  Reihe  künstlerischer  Schwierigkeiten,  u.  a.  dic 
Versöhnung  der  meist  ülrcrm.lfJig  stark  betonten  Vertikalen 
mit  den  Horizontalen  des  schützenden  Daches,  der  Lösung; 
aber  anderseits  ist  das,  was  hierin  kurzer  Zeit  geschaffen 
wurde,  so  viel,  so  tüchtig  und  in  seiner  formalen  Behandlung 
s.>  neu  und  der  neuen  Aufgabe  oft  so  glücklich  angepaßt, 
wie  es  das  vergangene  Jahrhundert  zu  leisten  nicht  im- 
stande gewesen  wäre. 

Einen  weiteren  Ruhmestitel  bilden  die  Losungen  vieler 
öffentlicher  Denkmäler  architektonischen  Charakters  Pas, 
was  wir  Baumeister  stehon  bei  der  Errichtung  de»  Nicdcr- 
walddenkmales  vergeblich  anstrebten:  die  Hei  Stellung  eines 
vorwiegend  architektonischen  Werkes,  da-  schon  durch 
seine  Massen  die  Aufgabe,  ein  weithin  sichtbares  Er- 
innerungszeichen zu  sein,  erfüllen  »olltc  und  dessen  gc- 
danklicher  Inhalt  sich  in  diskreter  Wci-e  erst  den  Nahe- 
kommenden kundgibt,  das  war  leider  damals  noch  nicht 
zu  erreichen;  und  wenn  wir  durch  unsere  macht-  und 
kraftvollen  Eiiiincrungsbauten  auf  dem  Deutschen  Kck, 

66 


auf  dem  Kyffhäusrr  und  der  Porta  Wcstphalica  u  a.,  wenn 
wir  durch'die  rein  symbolischen  Bismarcksäulen  hindurch 
bis  zu  einer  Denkmalbehandlung  der  Bismarckidee  kommen 
konnten,  wie  «ie  das  Hamburger  Werk  zeigen  wird,  »o 
ist  das  ein  solcher  Fortschritt,  daß  wir  eine  befruchtende 
Macht  eines  neuen  Geistes  ohne  Einschränkung  anerkennen 
können.  Von  diesen  Hohen  des  modernen  Schaffens,  dic  wir 
älteren  Baumeister,  welche  die  Lasten  des  19  Jahrhunderts 
getragen  haben,  neidlos  anerkennen,  steigen  wir  meines 
Erachten*  allerdings  herab,  wenn  wir  uns  anderen  Ge- 
bieten zuwenden. 

Ein  Tummelplatz  für  die  nicht  sehr  verantwortliche 
Augenblickskunst  boten  die  Ausstellungen  der  letzten  Jahre, 
wahrend  der  grossen  Pariser  Weltausstellung  1900  noch  ein 
historisches,  wenn  auch  phantastisch  erweitertes  Gewand 
anhaftete.  Bei  diesen  neuesten  Ausstcllungshauteii  war 
viel  Phrase  und  ausserhehe  Mache;  daneben  aber  auch 
Versuche  von  wirklich  ncubildcndcr  Kunst,  du-  bei  diesen 
Gelegenheiten  imstande  waren,  ihre  Wirkungen  und  ihren 
Wert  zu  erproben. 

Wir  müssen  wohl  auch  noch  herabsteigen,  wenn  wir 
uns  der  eigentlichen  Liebling-aufgabe  der  modernen  Bau- 
kunst, dem  hürgcrl  i  c  he  11W0I1 11  ha  us  e,  zuwenden.  Wenn 
hier  durchweg  der  Anspruch  erhoben  wird,  daß  dasselbe 
nicht  wie  ein  ircindes  Gewand  aussähe,  welches  man  den 
Menschen  anzieht,  sondern  wie  die  naturgemäße  Beklei- 
dung der  Bewohner,  »u  glaube  ich  —  in  aller  Bescheiden- 
heit -  daü  111.111,  um  dieses  Ziel  wirklich  zu  erreichen, 
noch  einen  weiten  Weg  zurücklegen  11111Ü    Das  bürger- 


No  11. 

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Ansätzen  für  bauliche  Aufgaben  sind  noch  eine  Reihe  be- 
sonderer Vorlagen  in  Aussicht  gestellt,  die  wenigstens 
einen  Teil  der  früheren  großenwasserwirtschaftlichcn 
Vorlage  ausmachen,  so  vor  allem  Mittel  zur  Bekämpfung 
der  Hochwassergefahren,  namentlich  in  Schle- 
sien, für  die  Herstellung  eines  Großschiffahrtsweges 
Berlin-Stettin  und  wenigstens  für  einen  Teil  des  Mittel- 
landkanäle», nämlich  für  die  Herstellung  der  Teilstrecke 
vom  Rhein  bis  Hannover  bezw.  bis  zur  Weser.  Das 
wichtigste  Stück,  von  Hannover  bis  M agdeburg,  ist  in 


der  in  Aussicht  gestellten  Vorlage  ausgeschaltet.  Die  Ver- 
bindung des  Westens  mit  der  Line  und  weiterhin  mit  der 
Rcichshauptstadt  wird  also  nicht  erreicht.  Immerhin  würde 
auch  dieses  Teilstock  eine  wesentliche  Verbesserung 
unseres  Wasserstraßennetzes  bedeuten  und  nach  unserer 
l  'cberzeugung  die  Fortsetzung  bis  zur  Elbe  schließlich 
doch  nach  sich  ziehen  müssen.  Falls  also  nicht  eine  Ab- 
lehnung der  verstümmelten  Vorlage  durch  den  Landtag 
erfolgt,  so  sind  auch  der  Wasscrbauverwaltung  auf  Jahre 
hinaus  wieder  bedeutende  Aufgaben  gestellt.  — 


Zur  Frage  des  Neubaues  der  alten  steinernen  Brücke  Uber  die  Donau  in  Regensburg. 

(Hin /u  Air  v,-,,|<tiing  auf  S.  »j) 


Donau-Brücke  in  der  alten  Reichsstadt  Regensburg,  die 
in  den  Jahren  1135  1146  unter  der  Regierung  des  bayeri- 
schen Herzogs  Heinrich  des  Stolzen  an  Stelle  einer 
alten  Schiff-  oder  Holzbrückc  errichtet  wurde.  Schlicht 


in  ihren  Formen,  fast  ohne  jeden  künstlerischen  Schmuck, 
paßt  sie  sich  mit  ihren  wuchtigen  Pfeilern,  ihrem  leicht 
geschwungenen  Grundriß  und  ihrem  scharf  gebrochenen 
Längenprofil  doch  so  trefflich  in  das  malerisch  -  schone 
Slädtebild  ein,  daß  ihre  Umgestaltung  oder  Beseitigung  als 
ein  schmerzlicher  Fingriff  empfunden  werden  muß,  der 
nur  dann  berechtigt  erscheint,  wenn  dringende,  unabweis- 
bare Forderungen  des  Verkehrs  bei  einer  Erhaltung  des 
Kauwerkes  ihre  Befriedigung  nicht  mehr  finden  können. 

Wie  bekannt,  geht  die  bayerische  Regierung  mit  dem 
Plane  eines  vollständigen  Neubaues  der  Brücke  um,  da 
das  alte  Bauwerk  dem  Verkehr  zwischen  der  Altstadt 
Regensburg  und  der  neuen  Vorstadt  Stadtamhof  nicht  mehr 
genügt,  da  es  mit  Rücksicht  auf  Hochwasser- Abführung 
und  Eisgang  eine  stete  Gefahr  für  die  niedrig  gelegenen 
Stadtteile  bedeutet,  vor  allem  aber,  weil  es  ein  fast  un- 
überwindliches Hindernis  für  die  Schiffahrt  bildet.  Bei 
einem  Ausbau  der  Donau  als  Großschiffahrtsweg  mit  einer 


liehe  Wohnhaus  und  seine  dem  Bewohner  anzupassende 
Erscheinung  war  schon  das  bewußte  Streben  der  histo- 
rischen Periode.  Am  spätesten  in  Berlin,  wo  die  ange- 
nehme Etage  herrschte  und  wohl  eigentlich  noch  herrscht, 
viel  früher  in  Hamburg,  Bremen,  Kopenhagen;  vor  allem 
in  London  wurde  dasselbe  Ziel  erstrebt  und  man  durfte 
auch  wohl  seinerzeit  zumteil  den  Anspruch  erheben,  es 
erreicht  zu  haben. 

Ob  mit  weniger  oder  mehr  Recht  wie  heute,  wer 
will  das  entscheiden?  Früher  mußte  die  Familie  gotisch, 
renaissance  oder  barock  zu  leben  sich  bequemen,  und 
heute  muß  sie  auch  wohl  meist  ohne  eigenes  Empfinden 
und  inneren  Drang  sich  den  modernen  Stil  in  Wohnung 
und  Gerät  gefallen  lassen. 

I  "nzweifelhaft  ist  aber  das  Bedürfnis  gewachsen,  das 
eigene  Heim  zu  besitzen  und  e»  mit  der  Kun^t  unserer 
Tage  zu  schmücken,  und  ist  dies  als  ein  Verdienst  der 
modernen  Baukunst  zu  betrachten,  (0  darf  sie  mit  Genug- 
tuung darauf  hingehen,  aber  sich  darüber  doch  wohl  kaum 
einer  Täuschung  hingeben,  daß  hier  nicht  die  Wirkung  der 
Kraft  neuer  Gedanken  allein,  sondern  in  weit  höherem 
Grade  die  —  Mode  mitspricht. 

Das  Aeußere  des  modernen  bürgerlichen  Wohnhauses 
zeigt,  wie  vielleicht  kein  zweites  Gebiet,  die  unendliche 
Subjektivität  der  Zeit,  nicht  der  Bewohner,  das  wäre  •-ehr 
ideal,  sondern  der  Baumeister.  Von  dem  kokett  Maleri- 
schen bis  zum  absichtlich  Nüchternen  und  Trivialen  ist 
jede  Nuance  vertreten.  Soweit  dabei  die  Beseitigung  der 
historischen  Formen  infrage  kommt,  kann  man,  wie  ich 


Verbindung  durch  den  Donau-Main-Kanal  zum  Rhein,  dem 
Endziele  der  wasserwirtschaftlichen  Bestrebungen  inBavcrn, 
würde  die  Brücke  geradezu  als  eine  Sperre  wirken,  deren 
Oeffnung  eine  Vorbedingung  für  den  ganzen  Plan  ist 
Wenn  auch  mit  Bedauern,  so  wird  man  sich  aber  doch 
der  Einsicht  nicht  verschließen  können,  daß  das  Bauwerk 
in  seiner  jetzigen  Form  nicht  erhalten  werden  kann,  daß 
seine  Tage  gezählt  sind. 

Die  alte  Brücke  überschreitet  die  durch  die  Inseln 
Oberer  und  Unterer  Wörth  in  zwei  Arme  gespaltene 
Donau  zwischen  den  beiden  nur  durch  eine  schmale  Laml- 
zunge  zusammenhängenden  Inseln,  oberhalb  der  Einmün- 
dung des  Regen-Flusses,  mit  15  Wölbungen  Durch  eine 
vom  Oberen  Wörth  stromabwärts  vorgestreckte  I~andzunge 
wird  das  imganzen  rd.  300 m  lange  Bauwerk  in  3  Teile 
geteilt,  deren  Oeffnungcn  zwischen  10,45  bis  16,70  Licht- 
weite schwanken.  Die  14  Pfeiler  besitzen  Stärken  von 
5,85  bis  7,43  °»  und  sind  auf  Stcinschüttungcn  gegründet, 
die  als  schmale  Inseln  (Vorbcschlächtc)  zum  Schutz  gegen 
Unterspülung  noch  weiter  stromauf  geführt  sind.  Nahezu 
70%  der  gesamten  Strombreite  werden  auf  diese  Weise 
in  Anspruch  genommen.  Diese  starke  Profilverengerung 
bedingt  natürlich  einen  erheblichen  Aufstau  oberhalb  der 
Brücke  und  erzeugt  ein  Stromgefälle,  da--  selbst  von  Dampf- 
schiffen bei  der  Bergfahrt  nur  schwer  überwunden  wer- 
den kann,  während  bei  der  Tallahrt  größte  Vorsicht  ge- 
boten ist,  um  einen  Anprall  an  den  Pfeilern  zu  vermeiden. 

1  'aß  letztere  für  die  geregelte  Abführung  des  I  lochwassers 
und  desEises  ein  bedenkliches!  lindernis  bilden, ist  begreifl  ich. 

Auch  für  den  Straßenverkehr  ist  die  jetzige  Brücke 
mit  knapp  8 m  Gesamtbreite  zwischen  den  Brüstungen, 
wovon  5 m  auf  den  Fahrdamm  entfallen,  nicht  mehr  zu- 
reichend Die  Regierung  hat  nun  2  Entwürfe  für  einen 
vollständigen  Neubau  aufgestellt,  einen  solchen  in  Stein 
und  Eisen,  dessen  Kosten  nach  dem  Voranschlag  mit 

2  730000  M.  abschließen,  und  einen  vollständigen  Massiv- 
bau mit  3250000  M  Ge»amtkosten.  Ob  die  Frage  eines 
Umbaues,  also  einer  teilweisen  Erhaltung  des  alten  Bau- 
werkes, näher  geprüft  wurde,  ist  uns  nicht  bekannt 

Die  Linienführung,  welche  sich  den  jetzigen  Verkehrs- 
Bedürfnissen  anpaßt,  ist  bei  beiden  Entwürfen  die  gleiche. 
Auf  der  linken  Seile  wird  die  Verlängerung  der  Haupt- 
straße von  Stadtamhof  als  Brückenachse  beibehalten,  wäh- 
rend auf  dem  rechten  eine  Verschiebung  stattfinden  toll, 


glaube,  auch  hier  uneingeschränkt  loben;  was  dagegen  die 
subjektiven  Ausdrucksmittel  anbelangt,  das  willkürliche 
Durcheinander  von  Stein,  Putz  und  Fachwerk,  ohne  jede 
innere  oder  äußere  Notwendigkeit,  die  Ansätze  monumen- 
taler Bauweise  mit  Ausklängen  spielend  dekorativer  Kunst 
u.  a  .  w  ist  dies,  wie  man  annehmen  darf,  noch  kein  end- 
gültiger Ausdruck  der  Zeit.  Ebensowenig  wie  das  Nach- 
ahmen englischer  oder  amerikanischer  Häuser  oder  llaus- 
tcilc  mit  ihren  absichtlich  roh  gehaltenen  Steinmauern, 
Blockhausformen,  flach  gerundeten  Erkern  usw.  als  Zu- 
kunftstypus für  das  deutsche  Heim  mit  seinen  unendlich 
anderen  Bedürfnissen,  die  auch  einen  anderen  Ausdruck 
fordern,  angeschen  werden  kann 

Sehr  schwer  wird  es  mir,  über  das  Innere  des  moder- 
nen Hauses  objektiv  zu  sprechen,  welches  im  allgemeinen 
uns  Aelteren  gegenüber  der  Stilromantik  des  ig  Jahr- 
hunderts nüchtern  erscheint  Nüchtern  und  kahl,  vielleicht 
aus  dem  Wunsch  nach  Gegensätzlichkeit,  wohl  aurh  aus 
Ratlosigkeit  und  aus  Mangel  jeder  Ueberliefcrung,  viel- 
leicht auch  aus  der  Absieht,  die  sehr  wünschenswerte 
Einfachheit  des  Lebens  symboliseh  darzustellen.  In  den 
früheren  Zeiten  galten  warme,  stimmungsvolle  Gemächer 
mit  dunklem  Getäfel  und  vollen,  satten  Wandtönen  als 
behaglich;  heute  sind  Dissonanzen,  kalte,  hart  gegenein- 
ander gesetzte  Farben,  schlichte  weiße  oder  modern 
rehefierte  Stuckdecken,  oder  absichtlich  im  Material  roh» 
gehaltene  llolzdecken,  mangelnde  oder  kurze  Vorhänge, 
verbunden  mit  einer  Ausstattung  durch  Möbel,  welche 
uns  wenigstens  eist  au)  den  ersten  Stufen  einer  künstle- 


6  Februar  1904. 


''7 


sodati  die  Verlängerung  der  Straüe  am  Krauterer- Markt 
die  B  rücken  richtung  bestimmt.  Dazwischen  wird  eine 
Krümmung  von  150  m  Halbmesser  eingelegt.  Der  bisher 
da*.  Brückenende  bezeichnende  Goliath  •Turm  fallt  also 
nicht  mehr  in  die  neue  Achse.  Im  übrigen  geht  es  ohne 
einige  weitere  Eingriffe  in  den  Stadtplan  nicht  ab. 

Bei  dem  Plan  mit  teilweise  eisernem  l'cbcrbau  ist 
der  mittlere  Teil  der  Brücke  zwischen  den  beiden  Donau- 
armen  in  massiver  Wölbung  geplant  (4  Ocffnungen  zu  je 
23.55™'  T>cr  nordliche  Donauarm  soll  in  einer  Ocffnung 
von  loa"",  der  südliche  mit  einer  solchen  von  93 mit 
über  der  Fahrbahn  liegendem  Bogen  überspannt  werden. 
Die  Oesamtlichtweite  stellt  sich  dann  auf  389,2  m  gegen- 
über 214,5a  m  bei  dem  jetzigen  Bauwerk.  Die  Brücke  soll 
7,5 m  Fahrbahnbreite  erhallen,  während  die  ausgekragten 
Bürgersteige  je  3"  breit  werden  sollen.  Die  Steigungen 
würden  r<T  1  : 45  und  1  : 33  auf  der  Kegensburger  Seile 
bezw.  am  linken  L'fer  betragen. 

Eine  ganz  massive  gewölbte  Brücke  mit  6  Oeffnungen 
würde  eine  etwas  geringere  l.ichtweite  von  287 nl  erhalten. 
Es  sind  dabei  2  Oeffnungen  von  je  43,5°'  für  den  nord- 
lichen, je  2  von  je  50"  l.ichtweite  für  den  mittleren  Teil 


Vermischtes. 
Die  45.  Hauptversammlung  des  „Vereins  deutscher  Inge- 
nieure" findet  vom  6  -  8.  Juni  1904  in  Frankfurt  a.  M.  statt. 

Preisbewerbungen. 

Ein  Wettbewerb  der  Gemeinde  Tegel  betrifft  Entwürfe 
für  eine  Fahrkarten  •Verkaufshallc,  eine  Bedürfnisanstalt, 
Schilder  für  Dampfer- Anlegestellen,  einen  I.ageplan  zur 
Aufstellung  dieser  Gebäude,  einen  Plan  für  die  Anordnung 
der  Wege  zu  den  Anlegestellen  und  zu  den  Anpflanzun- 
gen auf  dem  1'fergelände  am  Tegeler  .See.  Es  gelangen 
3 Preise  von 250. 150 und  100M.  zurVerteilung.  Frist  to.März 
d.  J.  Unterlagen  gegen  2  M  ,  die  zurückerstattet  werden.  --- 

Für  einen  Monumentalbrunnen  auf  dem  Melanchton- 
platte  in  Nürnberg  sollen  die  Entwürfe  auf  dem  Wege 
eines  Idcenwettbcwcrbcs  unter  in  Bayern  wohnenden 
oder  dort  beheimateten  Künstlern  beschafft  werden,  Frist 
3t.  Mai  1904.  3  Preise  von  700,  500  und  300  M.  Unter- 
lagen kostenfrei  durch  den  Statmagistrat  von  Nürnberg.  — 

Chronik. 

Ein  neues  Realgymnasium  In  Friedrichshagen  wird  na.  h 

dem  Entwurf  der  Architekten  Jürg  einen  &  Bach mann  in  Berlin 
errichtet.    Die  ßausumme  betrügt  sBoooo  M. 

Ein  neues  Residenttheater  In  München  für  intime  Ver- 
stellungen gedacht,  ist  an  der  Prinzregenlcri  StraOe  in  der  Nahe 
iles  Nationaimuseuins  geplant,  da  die  Verhältnisse  des  allen  Kcsidcn/- 
theaters  zwischen  Hofihealcr  und  Residenz  im  Falle  einer  Panik 
nicht  die  nötige  Sicherheit  bieten.  — 

Die  Freilegung  der  Sphinx  bei  den  Pyramiden  von  Gizeh 
ist,  wie  au«  Kairo  berichte«  wird,  durch  eine  englische  Gesellschaft 
geplant,  an  deren  Spiue  Charles  Buyle  «lebt.  — 

St.  Josefsklrche  in  Braunschwelg.  Am  ao  Dez.  v.  JV  wurde 
die  neue,  nach  dem  Entwurf  des  Hrn.  Brt-  Herzig  in  Hildeshcim 


der  Brücke  und  den  südlichen  Arm  geplant.  Die  Steigtmgs- 
Verhältnisse  werden  etwas  ungünstiger.  Sie  stellen  sich 
auf  rd.  1  : 35  auf  der  Kegensburger  Seite,  gegenüber  aber 
auf  1  : 20  (TalN  diese  den  Tagesblattem  entnommene  An- 
gabe tatsächlich  richtig  ist). 

Wenn  auch  die  Rücksichten  auf  Verkehr  und  Kosten 
vielleicht  mehr  für  den  Entwurf  mit  teilweiser  Ausführung 
in  Eisen  sprechen,  so  möchten  wir  doch  der  Hoffnung 
Ausdruck  geben,  daß  trotzdem  ein  Massivbau  zur  Aus- 
führung kommen  wird  und  zwar  in  einer  Gestaltung, 
die  sich  ebenso  schlicht  und  anspruchslos  in  die  Um- 
gebung einpaßt,  wie  das  bei  dem  jetzigen  Bauwerk  der 
Kall  war.  Eine  Brücke  mit  eisernem,  über  der  Fahrbahn 
liegendem  Ucbcrbau  würde  dagegen  ein  fremdes  Moment 
in  das  Städtebild  tragen,  dessen  malerischer  Eindruck  da- 
durch unzweifelhaft  schwere  Einbuße  erleiden  würde. 
Die  Zahl  malerischer  alter  deutscher  Städtebilder  ist  nicht 
übergroß,  Möge  man  sich  daher  bei  jedem  Eingriff  vor 
Augen  halten,  wie  weit  sich  die  Erfüllung  zwingender 
Verkehrs-Bedürfnisse  mit  einer  möglichsten  Erhaltung  des 
Vorhandenen  vereinbaren  lallt 

Fr  E. 


ausgeführte  St.  Josefskirche  in  Braunsrhweig,  eine  gewölbte  Basilika 
in  frQhgouscheia  Backstrinslil  für  1600  Kirchgänger,  in  Gebtauch 
genommen.  — 

Kanalisation  von  Saarbrücken.  Für  die  Stadt  Saarbrücken 
ist  vom  Ingenieur  -  Bureau  Unna  Nacbf.  in  Köln  der  Entwurf  fnr 
die  Kanalisation  ausgearbeitet  worden.  Die  Uausumme  betragt 
etwa  t  000  000  M.  — 

Eine  Ausmalung  des  Reprlsentationssaales  des  alten 
Domprobsteigebaudes  XU  Halberstadt  erfolgt  nach  den  Ent- 
würfen de«  Millers  0.  Karloesius  in  Berlin.  — 

Eine  Gottfried  Semper- Ausstellung  in  Kamburg  veran- 
staltete da*  dortige  Kun«tgewcrbe-MuM.-um.  Sie  enthielt  last  das 
gesamte  Lebenswerk  des  Meisters,  von  seinen  ersten  Anfangen  an 
bis  zu  den  Monumentalbauten  Wiens.  - 

Freilegung  des  kgl.  Schlosses  In  Königsberg  In  Pr.  In 
Königsberg  i  l'r.  werden  die  Neubauten  zur  Krcilegung  des  kgl. 
Schlosscs  nach  dem  s  Zt  (vergl.  Dlsche  flauztg  vom  5.  Sept.  1903) 
in  einem  öffentlichen  Wettbewerbe  mit  dem  I  Preis  ausgezeich- 
neten Entwurf  des  Architekten  Jos  Kranke  zu  Gelsenkirchen  und 
unter  denen  Leitung  amgefdhrl.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 
Welche  Ei fatirungen  sind  in  dem  in  Nu.  6a,  Jahrg.  1903  der 
.Deutschen  IJauzeitunj;'  bc>|>io< licn-.i  .Wach«  iizroetall'  ge- 
macht worden  ?  —  K.  G  in  U 


lr.hait;  lljr  Atbrilrthril-UKm  (Ii  i  l-litl<l--vViT-i< limitt^-anMAll  Berlin 
lici  Ürclitz.  -  Llas  H-,uwr%i-n  im  rreurjuschrn  Huatsruuihall  (Qr  das  Vcr- 
WiltiliiZ^juhr  1904  (s.hhiti).  —  Da-  Moderne  in  dir  Atcililrktur  drr  .Neu- 
heit iSrhluSl.  —  Zur  Kra^r  dl«  NYubaue»  di  r  alten  tu-ilirrorll  Hlfl.kr  fllKT 
die  Donau  ut  Ki-i;rii0.uij  —  VnniKihlr«.  Plrisbewrrbtnigen.  —  CbnimL 
—  Brief-  und  Kragi-kasten. 

Hierzu  eine  Doppel-Bildbeilage:  Die  ArhcitcrhcilstäUen  der 
I.andcs-Versichcrungsanstalt  Berlin  bei  Beelitz. 

Vertag  der  Deutschen  Rsuzxllung.  G.  m.  b.  II  Berlin.  Für  dt«  Redakaoo 
Yrrsi.l-.ord-  Albert  Hofmsrin.  rJerUn    Druck  von  Wilh-  Gre»e,  Berlin. 


Tischen  Neubildung  zu  stehen  scheinen,  das  Ideal  eines 
bürgerlichen  Zimmers. 

Manegen  entstellt  unzweifelhaft  aber  auch  beim  städti- 
schen bürgerlichen  Wohnhaus,  insbesondere  dem  gewöhn- 
lichen Miethause,  der  modernen  Kunst  ein  Ruhmestitel  aus 
der  Bekämpfung  der  historisch  sich  gebenden  Gips-  und 
.Stuckarchitektur  und  aus  der  an  die  Stelle  tretenden  künstle- 
rischen Ausbildung  des  Putzbaucs  als  solcher,  und 
solche  Taten  durften  wertvoller,  wichtiger  und  zukunfts- 
reicher sein,  wie  viele  andere  mit  großer  Reklame  insWerk 
gesetzt«-,  künstlich  und  gewalttätig  modern  sich  gebende 
Schöpfungen,  denen  eine  gesunde  Grundlage  mangelt. 

Zu  den  Gebieten,  auf  welche  die  moderne  Architektur 
erst  im  Werke  ist,  größeren  Einfluß  zu  gewinnen,  gehören 
Rathäuser  und  andere  öffentliche  Gebäude,  ebenso  die 
Kuchen.  Die  enteren  verhalten  sich  der  Bewegung  gegen- 
über noch  zurückhaltend,  weil  die  Verantwortung  gewöhn- 
lich von  Behörden  oder  vielköpfigen  Vertretungen  ge- 
tragen werden  muß  Die  Kirchen  stehen  bis  heute  noch 
zu  sehr  unter  dem  EinfluU  der  historischen  Vergangenheit, 
die  hier  schwerer  zu  erschüttern  ist  als  hei  Aufgaben  moder- 
nen Lebens,  welche  keine  l  'eberliefei  ung  kennen.  Was 
angestrebt  wird,  um  auch  dieses  Reich  zu  erobern,  sieht 
vor  der  Hand  noch  meist  auf  dein  Papier  und  k'  •111:111 
wohl  auch,  mit  dem  wohlwollendsten  Auge  betrachtet, 
kaum  über  den  Versuch  hinaus,  wobei  wuchtige,  ge- 
waltige Massen,  effektvoll  verteilte  llcünungcn  und  ein 
das  Mystische  anstrebender  Gesamteindruck  ihr»  gewohnt 
Kirchliche  der  Tradition  ersetzen  sollen 

Wenden  wir  uns  zum  Schiuli  der  A  11  -  - 1  at  1 11  n  g  der 
Mauser,  dem  Mobiliar,   zu.  so  können  wir  mit  einem 

68 


großen  Verdienst  des  modernen  Schaffens  beginnen.  Ein 
solches  Lst  unbestreitbar  hier  vor  allem  die  Vernichtung 
der  historischen  A  reh  itckt  Urformen  am  Mobiliar 
und,  zunächst  England  folgend,  die  Ersetzung  derselben 
durch  einen  Formalismus,  der  sieh  aus  dein  Material  und 
der  Konstruktion,  mit  einem  Wort  aus  der  Tischler-  und 
Bildhauerkunst,  von  selbst  ergibt. 

Ware  dieser  so  einfache,  natürliche  und  gesunde  Vor- 
gang das  leitende  Prinzip  geblieben,  verbunden  mit  wirk- 
licher Zweckmäßigkeit  und  wirklicher  Bequemlichkeit, 
so  konnten  wir  auch  hier  sagen:  „Hut  ab  vor  der  mutigen, 
befreienden  Tut'."  I.eulcr  ist  es  nicht  ganz  so;  auch 
hier  hat  das  Schweifende  des  subjektiven  Empfindens, 
die  Sucht  nach  Originalität  und  dem  sich  zur  Geltung 
Bringen  mehr  i'nrciles.  Unlogisches  und  Unpraktisches 
geschaffen,  wie  da-.  Gegenteil,  und  dem  Material,  na- 
mentlich dein  Holz,  eine  Gewalt  angetan,  die  wohl  aus 
der  veivollkoniniiieteren  Technik  zu  erklären,  aber  künst- 
le 11  sc  h  schwer  zu  rechtfertigen  ist 

Soviel  sieht  lesi;  die  moderne  Ai ehitektiir-Bcwegung 
in  ihrer  Gesamtheit,  111  ihrem  Wollen  und  ihren  bebten 
Werken  stellt  eine  groliartigeT.it  dar,  die  sich  den  frucht- 
barsten Perioden  kim-U-ri-elu  n  Schaffens  in  dei  Geschichte 
wohl  vergleichen  lä'.H. 

Wir  »telien  als  unverantwortliche  Mitlebcinle  der  tiefen 
künstlerischen  Erregung  unserer  Tage,  die  weitere  Ent- 
wicklung abwartend,  gegenüber,  Der  einzelne  Mensch,  der 
einzelne  Künstler  vermag  nicht,  sich  dem  rollenden  Rade 
der  Zeit  entgegcnziisteiiinien,  und  wenn  er  noch  so  sehr 
von  der  Notwendigkeit  de-  Widerstandes  nbcr/ctigt  ist."  - 

Job  Oizen. 

N«  n 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2: 12.  BERLIN,  DEN  10. FEBR.  1904 


Die  Arbelterhellstätlen  der  Landea-Verslcherungianitalt  Berlin  bei  Beelitz.   Werkatalt-Gebaude  und  Kegelbahn. 

Architekten:  Schmieden  St  Borth  kr  in  Berlin. 

Die  Ausführung  des  Empfangs -Gebäudes  des  Hauptbahnhofes  in  Hamburg,  insbesondere  die 

Gründungsarbeiten. 

(Nach  einem  Vortlage  des  Hrn.  fäsenb  -Bnuinnp.  Ernit  Hoeller,  gehalten  im  Arrhilcktrn-  und  Ingenieur- Verein  iu  Hamburg). 


l*jsVer  Plan  (Cr  die  Ausgestaltung  des  I Iauptbahnhof- 
HMj  Gebäudes  in  Hamburg  ist  jetzt  soweit  gediehen, 
fe— ' -  daß  sieh  Ober  dieselbe  nähere  Mitteilungen  machen 
lassen.  Eigentümlich  und  fast  ohne  Vorbild  ist  für  den 
Hahnhof  die  tiefe  Lage  der  (.Heise  zu  den  umgehenden 
Straßen.  In  Harburg  ist  allerdings  schon  eine  derartige  An- 
lage vorhanden,  doch  kann  diese  sowohl  hinsichtlich  ihrer 
Größe  als  auch  bezüglich  des  durch  sie  zu  bewältieendrn 
Verkehres  nicht  mit  dem  Hahnhof  in  Hamburg  verglichen 
und  nicht  als  Vorbild  für  die  monumentale  Ausgestaltung 
dieses  Hauwerkes  herangezogen  werden.  Aehnhche  Ver- 
hältnisse wie  bei  dem  Hamburger  Hahnhof  liegen  bei  dem 
Hahnhof  am  Quai  d'Orsay  der  Orlcans-Bahn  in  Paris 
vor,  jedoch  Ist  dieser  eine  Kopfstation  und  bietet  des- 
halb für  die  architektonische  Behandlung  nicht  die  glei- 
chen Schwierigkeiten. 

Eine  ästhetische  Wirkung  ist  bei  dem  Hauptbahnhof  in 
Hamburg  wegen  der  fehlenden  Höhe  -  die  Bahnsteige  und 
somit  auch  die  Füße  der  Bahnsteighallen  -  Binder  liegen 
6  bis  7,5  m  unter  der  Straßrnoherkante  -  sehr  schwer  zu 
erreichen.  Erst  durch  eingehende  Studien  ist  es  gelungen, 
einen  nach  dieser  Kichtung  befriedigenden  Entwurf  /u 
erlangen.  Her  Grundriß,  welcher  schon  längere  Zeit  fest- 
steht, ist  sowohl  hinsichtlich  der  Bedürfnisse  des  Hetriebes 
als  derjenigen  der  Reisenden  zweckmäßig,  übersichtlich 
und  weiträumig  gelöst 

Hie  Halle  erhält  eine  Ijlnge  von  140  und  eine  Breite 
von  im™;  sie  ist  überdacht  durch  einen  mittleren  Bogen 


von  7* m  Spannweite  und  35 m  Höhe,  s,(Wic  durch  zwei 
Scitenhallen  von  je  30,5  m  Hreite,  welche  in  mehrere  Quer- 
schiffe geteilt  sind,  deren  Achsen  senkrecht  zu  den  Achsen 
der  Haupthalle  stehen.  Die  Breite  der  Querschiffe  ent- 
spricht der  Bindcrtrilung  der  Haupthalle,  sie  ist  infolge 
der  nach  einem  Halbmesser  von  900  m  gekrümmten  Ach-e 
der  mittleren  Halle  verschieden  groß  und  beträgt  an  der 
Seite  des  Glockcngicßcrwallrs  14,5"',  an  der  Seite  der 
Kirchenallee  16,5  « 

Hie  aus  dem  Wettbewerb  für  den  Hauptbnhnhof  her- 
vorgegangene Form  der  Halle  lehnt  sich  an  diejenige  der 
groß«  11  Maschinenhalle  .»ist  ilei  1'ariserW  clt-Ati-stellung  '•  "'" 
Jahre  1880.  an,  doch  hat  man  in  Hamburg  durch  Anord- 
nung der  Scitenhallen  eine  gute  t'ebertragung  des  Wind- 
druckes auf  die  beiderseitigen  l.andfcstcn  erreicht  Mit 
den  vorerwähnten  Abmessungen  wird  die  Halle  die  größte 
von  allen  Bahnhofshallen  Deutschlands,  und  sie  gibt  durch 
ihre  große  Höhe  dem  ganzen  Gebäude  ein  charakteristi- 
sches Gepräge.  An  der  Nordseite  der  Halle  befindet  sich 
der  alle  12  (ileise  überbrückende  Querbau  des  Gebäudes, 
in  welchem  an  der  West-  und  ( Klseitc  je  eine  Eingangs- 
und Atisgnngshallr  mit  Fahrkartenschaltern.  Gepäckannahme 
und  Ausgabe  liegen,  welche  durch  eine  17"»  breite  Quer- 
halle  mit  einander  verbunden  sind.  An  der  Nordseite  der 
Vcrbindungshallr  sind  die  Wartesäle  angeordnet,  ferner 
ein  Speisesaal,  die  Abortanlagen  und  einige  Betriebsräume, 
während  sich  an  der  Südseite  der  Ausgangshallc  eine  he- 
sondere  Halle  für  den  Stadtbahnverkehr  unmittelbar  an- 


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schließt.  Von  der  durch  eine  Glaswand  gegen  die  große 
Bahnhofshalle  abgeschlossenen  Verbindungshalle  führen 
Treppen  und  Aufzüge  zu  den  Bahnsteigen  hinab. 

Die  architektonische  Wirkung  der  Vcrbindungshalle 
wird  durch  ihre  stattliche  Breite,  sowie  dadurch,  daß  die 
Ueberdachung  der  großen  Bahnsteighalle  über  die  Ver- 
bindungshailc  und  einen  kleinen  Teil  der  nördlich  von  ihr 
liegenden  Räume  hinweggeführt  ist,  günstig  beeinflußt 
Die  Firstlinie  der  großen  Halle  liegt  noch  etwa  aom  Ober 
der  Oberkante  der  vorgenannten,  in  die  Vcrbindungshalle 
hineinragenden  Räume,  sodaß  oberhalb  der  letzteren  noch 
ein  erheblicher  Teil  der  nördlichen  Absehlußsehürzc  der 
Haupthalle  sichtbar  bleibt  und  der  Einbau  dieser  Räume 
in  die  Ueberdachung  der  Vcrbindungshalle  eine  günstige 
Gelegenheit  zu  malerischen  Motiven  in  der  architektoni- 
schen Ausgestaltung  bietet.  Im  Aeußeren  bildet  die  über 
die  Verbindungshalte  hinweg  vorgeschobene  mittlere  Bahn- 
steighalle das  alle  übrigen  Baukörper  beherrschende  Motiv, 
dem  sich  die  Eingangshallen,  der  Warlesaalbau  und  die 
sonstigen  Vorbauten  anschmiegen. 

Der  Entwurf  für  das  Empfangsgebäude  ist  betreffs 
seiner  architektonischen  Gestaltung  durch  die  Hrn.  Arch. 
Reinhardt  &  Sflsscnguth  in  Charlottcnburg  unter  Mit- 
wirkung der  kgl.  Eisenbahn-Direktion  Altona  aufge- 
stellt worden,  durch  welch'  letztere  auch  die  Entwurfs- 
Bearbeitung  betreffsderGesamtanordnungundderkonstnik- 
tiven  Durchbildung  erfolgt  isL  Dieser  Entwurf  hat  die  Zu- 
stimmung des  Hrn.  Ministers  der  öffentlichen  Arbeiten 
und  des  I lamhurgcr  Senates  erhalten. 

Interessant  war  die  Gründung  der  Gebäude,  die  be- 
reits im  wesentlichen  fertig  gestellt  ist.  Der  Baugrund 
ist  an  der  Ostseite  gut  und  gestattete  eine  unmittelbare 
Betonierung  auf  den  gewachsenen  Boden,  Der  Teil  des 
Stadtgrabens,  welcher  in  die  Grundrißfläche  des  Gebäudes 
fällt,  wurde  von  beiden  Seiten  her  mit  Sand  zugeschüttet 
und  dadurch  der  Schlick  aus  demselben  herausgedrängt. 
Schwieriger  gestaltete  sich  die  Gründung  an  der  West- 
seite. Dort  hatten  die  Bohrungen  einen  sehr  wechselnden 
Baugrund  ergeben,  die  Folge  des  hier  einst  vorhandenen, 
später  zugeschütteten  Stadtgrabens.  Es  war  zunächst  vor- 
geschlagen, den  Bauplatz  im  Bereiche  des  alten  Stadt- 
grabens mit  Brunnen  zu  umgeben,  um  durch  Pumpen  den 
Wasserstand  zu  senken,  ohne  die  oben  liegenden  Sand- 
schichten  zu  lockern.  Dieser  Versuch  mußte  aufgegeben 
werden,  weil  der  sehr  feine  Sand  ein  Pumpen  in  den 
Brunnen  unmöglich  machte.  Man  hat  dann  den  ver- 
bleibenden Teil  des  Stadlgrabens  durch  unmittelbares 
Auspumpen  trocken  gelegt,  ohne  daß  dadurch  eine  unzu- 
lässige Auflockerung  des  Baugrundes  eingetreten  wäre. 

Große  Schwierigkeiten  entstanden  dadurch,  daß  bei 
Herstellung  der  Pleilerfundamente  die  weitestgehende 
Rücksicht  auf  den  Betrieb  genommen  werden  mußte,  was 
wiederholte  Verlegungen  der  Betriebsgleise  erforderte. 
Die  Gründung  des  nördlichen  Querbaues  mußte  unabhängig 


von  den  in  demselben  befindlichen  Wänden,  lediglich  mit 
Rücksicht  auf  die  Pfeilerstellungen  zwischen  den  Gleisen 
erfolgen.  Es  erforderte  dies  recht  erhebliche  Eisenkon- 
struktionen mit  Spannweiten  von  11—15"»  *ur  Ucbertragung 
der  Lasten  der  Mauern  auf  die  nicht  unmittelbar  unter 
ihnen  stehenden  Pfeiler. 

Für  die  in  dem  alten  Stadtgraben  stehenden  west- 
lichen Kasematten  hat  man  eine  Gründung  auf  Eisen- 
betonpfählen nach  dem  System  Hennebiquc  gewählt, 
weil  hier  der  feste  Grund  erst  in  einer  wechselnden  Tiefe 
von  5 — 9  m  unter  Schienenoberkante  anzutreffen  ist.  Das 
Verfahren  hat  sich  unter  Anwendung  der  einen  Gegen- 
stand des  Hennebique'schen  Patentes  bildenden  Schlag- 
haube,  durch  welche  unter  Anwendung  einer  Sägemehl- 
Füllung  zwischen  dem  Rammbär  und  dem  Pfahlkopfe  ein 
elastisches  Mittel  eingefügt  wird,  sehr  bewährt,  Unter  600 
geschlagenen  Ifählen  sind  nur  3  zerbrochen.  Die  ver- 
wendeten Pfähle  haben  durchweg  quadratischen  Quer- 
schnitt von  36™  Seite  mit  Rundeiseneinlagen  an  den 
Ecken  von  25«"»  im  Durchmesser,  welche  8"»  von  den 
Betonkanten  abstehen  und  ihrerseits  in  Abständen  von 
rd.  25"»  durch  Quer-Rundciscnbügcl  verbunden  sind.  Das 
Stampfen  der  Pfähle  erfolgt  in  lotrechter  Stellung.  Das 
Mischungsverhältnis  des  Betons  ist  1:3  bis  1  : 3,5.  Sehr 
wichtig  ist  die  Einhaltung  bestimmter  Korngrößen  von 
Sand  und  Kies,  auch  muß  das  Material  sorgfältig  gewaschen 
werden  Die  fertig  gestampften  Pfahle  bleiben  2 — 3  Tage 
eingeschalt  stehen,  müssen  dann  noch  r^  Tage  begossen 


werden  und  können  erst  nach 


6  \\  oehen  gerammt 


werden.  Die  von  der  Firma  Menck  &  llimhrnk  in 
Hamburg  hergestellte  Ramme  gestattet  ein  sehr  genaues 
Einstellen  des  Pfahles  und  ermöglicht,  demselben  eine 
Neigung  von  1  : 5  nach  vorn  und  1  ;  10  nach  rückwärts  zu 
geben.  Das  Gewicht  des  Ramtnbärs  beträgt  4000*1:,  die 
Fallhöhe  1,3-  1,4  m.  Bclastungsvcrsuchc  haben  ergeben, 
daß  die  Pfähle,  wenn  sie  unter  diesen  Verhältnissen  zum 
Schluß  noch  1  •"">  für  1  Schlag  ziehen,  eine  Last  von  50 
bis  52'  dauernd  tragen  können;  bei  einer  Probchelastung 
von  85 '  ist  nach  10  Tagen  eine  Senkung  von  nur  2 
beobachtet  worden. 

Nach  erfolgter  Rammung  werden  die  Pfahlköpfc  durch 
eine  Betoneisenplatte  von  70"" Stärke  verbunden,  in  welche 
die  Rundeiseneinlagen  der  Pfahle  noch  id.  50  einbinden. 
Die  Mischung  des  Betons  für  diese  Platten  beträgt  1:4. 
Die  Kosten  der  Eiscnhetonpfahl  -  Gründung  werden  in 
obigem  Falle  derjenigen  einer  Betongründung  nahezu 
gleich  sein;  es  wird  aber  bei  derselben  an  Zeit  gespart, 
da  die  schwierige  Erdarheit  für  den  Aushub  bis  zum 
Grundwasserstand  entfällt.  Ein  Pfahl  kostet  für  1  lfd.  ■> 
etwa  17—17,5  M. 

Die  Ausführung  dieser  Rammung  einschl.  der  Her- 
stellung der  Pfähle  war  von  Ilm.  Ing.  Deimling  in 
Hamburg  übernommen  und  ist  zur  vollsten  Zufriedenheit 
der  Bauverwaltutig  ausgeführt  worden.  —  jjm 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Inj.- Verein  zu  Hamburg.  Vers,  am  13.  Nov.  1903. 
Vors.  Hr.  Zimmermann,  anwes.  Personen,  aufgen. 
die  Hrn.  Bmstr.  Niestradt  und  big.  Orthmann. 

Hr.  Himmel  heber  macht  Mitteilungen  über  „Licht- 
pausverfahren und  Heliosdruck":  Seit  Erfindung 
der  lichtempfindlichen  Eiscnpapicrc  i.  J.  1840  durch  John 
Hcrschel  hat  das  Lichtpausverfahren  einen  solchen  Umfang 
angenommen,  daß  heute  kaum  noch  technische  Arbeiten 
ohne  Benutzung  von  Lichtpausen  vorkommen.  Die  Licht- 
pausverfahren zerfallen  in  zwei  Hauptgruppen,  in  solche, 
welche  Halbtöne  der  Zeichnung  wiedergeben  und  solche, 
welche  dies  nicht  tun.  Frsterc  sind  daher  meist  auch  mit 
einer  minder  scharfen  Zeichnung  ausführbar;  zu  ihnen 
gehören  die  Verfahren  mit  Sepia-  (braun),  Eisen-  (blau» 
und  Galiuseisen-  (schwarz)  Papier.  Das  Braunpapier  ist 
lichtempfindlich,  aber  als  Negativabdruck  mit  braunem 
Grund  wenig  verwendbar;  man  kann  jedoch  von  einem 
dünnen  Spiegelbildnegativ  Positive  mit  weißem  Grunde 
hcrslellcn,  wenn  die  Zeichnung  kräftig  ist.  Das  blau- 
saure Eisenpapier  ist  am  weitesten  verbreitet,  da  zur  Ent- 
wicklung ein  Wasserbad  genügt  und  die  Bilder  von  großer 
Schärfe  ~ind,  Nachteilig  ist  bei  Blauzcichnungcn  die  große 
Empfindlichkeit  des  Blaupapieres  gegen  Kalk,  der  weiße 
Flecke  erzeugt.  PhotographLsehc  Abzüge  werden  durch 
Zusatz  von  doppclt-chrumsaurcm  Kali  zum  Wasserbade 


klarer 


Das  <J 


iiuuseisenpai 


würde  verbreiteter  -ein,  il 


wenn  es  weniger  empfindlich  bei  der  Heistellung  und 
Aufbewahrung  wäre  Das  Papier  ist  entweder  sehr  teuer 
oiler  brüchig.'  Klare  Bilder  erfordern  eine  besonders 
scharfe  Zeichnung.  Zur  Entwicklung  genügt  neuerdings 
ein  Wasserhad. 


Zu  der  Gruppe  ohne  Halbtöne  gehört  die  Negrographie 
und  eine  Anzahl  neuer  unter  einander  verwandter  Ver- 
fahren, wie  Helios-,  Papyro-,  Kohle-,  Pausia-,  Zinkdruck  u  a. 
Bei  diesen  Verfahren  findet  keine  Färbung  des  Papiers 
durch  das  Licht  statt,  sondern  sie  beruhen  auf  der  Er- 
scheinung, daß  Gummilösungen,  mit  einem  Chromsalz  ge- 
mischt, durch  Belichtung  unlöslich  werden.  Bei  der  von 
Itersheim  in  Wien  erfundenen  Negrographie  wird  das  mit 
einer  chromsalzhaltigen  Gummilösung  bestrichene  Papier 
belichtet  und  darnach  ganz  geschwärzt.  Ein  Säurebad 
entfernt  alsdann  die  unlöslich  gewordene  Gummischicht 
samt  der  Farbschicht,  während  dort,  wo  die  Gummischicht 
löslich  geblieben  ist,  die  Farbe  in  das  Papier  eindringt 
und  fest  haftet.  Nach  dem  Auswaschen  des  Papiers  bleibt 
eine  schwarzweiße,  sehr  klare  Zeichnung  ohne  icden  Halb- 
ton. Die  Zeichnung  muß  aber  gut  decken.  Beim  Helios- 
druck und  den  anderen  Druckverfahren  wird  eine  Mctall- 
( Aluminium  «Hier  Zink  1  Platte  in  einer  der  vorbeschriebenen 
ähnlichen  Weise  so  behandelt,  daß  schließlich  die  licht- 
geschützten Stellen  einen  Uebcrzug  von  Fettschwärzc  er- 
hallen, so  daß  die  Platten,  wie  beim  Steindruck,  zum 
Druck  beliebig  vieler  Abzüge  benutzt  werden  können. 
Hierbei  sind  jedoch  eine  Reihe  erheblicher  Schwierig- 
keiten zu  überwinden,  weshalb  die  verschiedenen  Ver- 
fahren geheim  gehalten  werden,  Die  Abdrücke  sind  jedoch 
von  großer  Scharfe,  Genauigkeit  und  Schönheit,  so  daß 
dic-.es  Verfahren,  das  bei  einer  größeren  Zahl  von  Ab- 
drücken auch  billiger  ist  als  jedes  andere,  die  älteren 
Verfahren  auf  vielen,  auch  nichttechnischen  Gebieten  ver- 
d rängen  dürfte.  Voraussetzung  für  das  Gelingen  ist  eine 
gute  Zeichnung,  die  aber  nur  einen  geringen  Mehraufwand 
an  Mühe  und  Sorgfalt  erfordert,  Redner  führte  eine 
Reihe    wohlgelungener  Heliosdrucke    und  Druckplatten 


NO.  12 

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vor.  Auf  Anfrage  teilt  Redner  mit,  daß  die  Genauigkeit 
beim  Heliosdruck  daher  rühre,  daß  bei  der  Ufrsteilung 
der  Platte  jede  Ungenauiglceit  durch  Verziehen  aus- 
geschlossen sei,  beim  I  >nickcn  sei  zwar  eine  geringe  An- 
feuchtung des  Papieres  notwendig,  diese  beeinträchtige 
jedoch  die  Genauigkeit  nicht.  — 

Unter  den  kleineren  Mitteilungen  der  Tagesordnung 
spricht  Hr.  Haller  u.  a.  Ober  seine  Vorstudien  zum  Bau 
des  von  J.  Lacifl  gestifteten  Hamburger  Konzerthauses, 
insbesondere  Ober  die  akustisch-szenischen  Ver- 
suche im  Heidelberger  Konzerthause.  Man  hat 
dort  die  je  a  m  breiten  Stufen  des  Podiums  der  I  löhe  nach 
verstellbar  gemacht,  so  daß  man  die  Instrumente  oder 
Chöre  entweder  in  der  Tiefe  verstärken  oder  emporheben 
kann.  Davor  befindet  sich  eine  Schallwand,  hinter  der 
neben  dem  Leitenden  die  (»riger  sitzen,  wodurch  sie  be- 
sonders gut  zur  Wirkung  kommen.  Redner  halt  die 
Heidelberger  Versuche  in  akustischer  Hinsicht,  nicht  aber 


Hierauf  sprach  Hr.  I-.rnst  Möller  über  die  (Jrün- 
dungs-Arbeiten  für  den  Hauptbahnhof  in  Hamburg, 
wobei  ein  reiches  Material  an  Zeichnungen  vorgeführt 
wurde.  Wir  geben  den  Inhalt  des  interessanten  Vortrages 
auszugsweise  an  anderer  Stelle  wieder.  —  j|m 

Preisbewerbungen. 
In  einem  Wettbewerb  der  „Deutschen  Gesellschaft  für 
christliche  Kunst"  betr.  Kntwürfe  (Dreine  Kirche  in  Son  d  e  r  s  - 
hausen  errangen  den  I.  und  III.  Preis  die  Hrn.  Gebr.  Rank 
in  München;  den  II.  Prei*  Hr.  A.  Bachmann  in  München 
und  den  IV.  Preis  Hr.  Kurz  in  Tutzing.  — 

Chronik. 

Der  Bau  eines  neuen  mllltlr  •  geographischen  Institutes 
In  Wien  auf  dem  Gelinde  der  ehemaligen  Josefstodtcr  Reiter- 
kaserne  ist  begonnen  worden.  Der  iooj  in  Benutzung  ju  nehmende 


5R~t  vT- 


— u  . 


Dle'Arbelterheilstatten  der  Landes -Ver- 
sicherungsanstalt Berlin  bei  Beelitz. 

Architekten :  Schmieden  A  Boethkc 
in  Berlin. 

Das  Gartacrhius  und  Gründl iü  de« 
Verwaltungs-Gebaudet. 


hinsichtlich  der  Experimente  mit  I.ichtwirkungen  für  nach- 
ahmenswert. —  St. 

Vers,  am  20.  Nov.  1903.  Vors.  Hr.  Zimmermann, 
anwrs.  104  Pcrs. 

Nach  einer  Ansprache  des  Vorsitzenden  ehrt  die  Ver- 
sammlung das  .Wienken  des  verstorbenen  Vereinsmit- 
gliedes  Hrn.  J.  H.  C.  Ehlers  durch  Erheben  von  den  Sitzen. 
Eingegangen  sind  im  Austausch  gegen  die  diesseits  den 
Vereinen  zugeschickten  Jahresberichte  eine  Anzahl  Ver- 
einsberichte des  Arch.-  und  Ing. -Vereins  für  Niederrhein 
und  Westfalen,  ferner  eine  Anzahl  von  Dankschreiben 
verschiedener  der  verbundenen  Vereine  für  die  Zusendung 
der  Denkschrift  Ober  die  Arbeiter -Wohnhausfragc. 

10.  Februar  1904. 


Bau  wird  rd.  a  Mill.  Kr.  kosten;  seine  An  hitrkten  sind  die  Bite. 
Sligler  und  Sicdck.  — 

Der  Neubau  eines Inkurablenhauses  derServatlus-Stlftung 
in  Augsburg  ist  mit  rinrm  Aufwände  von  600  oco  M  in  Aussicht 
genommen.  — 

Mit  der  Errichtung  eines  Schwindbrunnens  In  Wien 

ist  der  Bildhauer  Schimkowitz  in  Wien  betraut  worden.  I»er 
Brunnen  soll  in  der  Umgebung  der  Hofmusecn  aufgestellt  werden. 
Die  Mittel  sind  von  einigen  Mäcenen  aufgebracht  worden.  — 

Ein  Stadttheater  In  Bremerhaven  ist  von  den  dortigen 
städtischen  Kollegien  zu  bauen  beschlossen  worden.  I>ie  Kosten 
sind  auf  650000  M.  veranschlagt.  — 

Eine  Ausstellung  von  Arbelten  der  Archltektenflrma 
Albert  Schutte  4t  Volmer  In  Bannen  fand  in  der  Kuhmeshalle 
in  Barmen  statt  und  betraf  vorwiegend  den  Wohnhausbau  — 


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Ein  städtisches  Museum  in  Landshut  toll  na.  Ii  Umbau  de» 
Hopfenaladl  eingerichtet  werden  — 

Für  ein  Rudolf  Virchow-Denkmal  in  Berlin  ist  der  Kails- 
plan,  der  Charit«'-  unmittelbar  benachbart,  bestimmt  woidcn.  — 

Ein  Denkmal  für  Gustav  Preytag  wird  in  den  Kursnla^cn 
von  Wiesbilden  aur  Aufstellung  gelängen.  Das  Denkmal  fertigt 
Prof.  Frtcdr.  Scbaper  in  Berlin  au«  Marmor  von  der  Insel  Elba  — 

Dl«  Errichtung  eines  Luitpoldbrunnens  in  Ansbach  ist 
durch  die  Gemcindckollegien  beschlossen  worden.  Der  Brunnen 
soll  zum  so-  Mai  1906,  der  Wiederkehr  des  Tage*,  »n  welchem  vor 
100  Jahren  Ansbach  mit  Rayern  vereinigt  wurde,  enthflllt  werden. 
Für  die  Erstellung  dea  Brunnens  sind  40000  M-  angesetzt.  — 

Ein  Nationaltheater  In  Klausenburg  gelangt  nach  den  Kni- 
würfen von  Fellnei  &  Hclmer  in  Wien  mr  F.rriohtung.  — 

Eine  Turnhalle  In  Schweinfurt  gelangt  nach  dem  aus  einen» 
engeren  Wettbewerb  hervorgegangenen  Entwurf  des  Ilm  Anh. 
Heinr.  Egclsehr  in  Nürnberg  zur  Ausführung.  — 

Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Ihr.  Otto  I.  eitholf  in  Berlin  ist 
zum  nichtstlnd  Mitgl.  des  F'al -Amtes  ernannt 

Zum  1.  April  werden  versetzt:  Die  Geh.  Mar.-Brte.  und  Sehiff- 
hau-Dir.  H  o  s  a  f  e  I  d  von  Kiel  nach  Danzig  und  W  i  c  9  i  n  g  e  r  von 


-m  l><-i<l  würde  llnicn  Resehweidc  an  den  Regicruogs-1 


sidcntcii 


Danzig 


Kiel. 


Oer  Geh.  Ob.-Brt.  und  vortr.  Rat  v.  Rosainsky  ist  zum 
Chef  der  Bauabt  im  Kriegsminist ,  der  Int.-  und  Bit  ,  char  Geh. 
Brt.  Abrendt»  ist  zum  Geh.  Bit  und  vortr.  Rat  im  Kriegsminist, 
ernannt  —  Dem  Int.-  u  Brt.  Saiggc  in  Slraßburg  i  F_  ist  der  Char. 
als  Geh.  Brt.  verliehen 

Dem  Int.-  u.  Brt.  Winter  im  baver.  Krirgsitiiiiiit  ist  der 
Tit.  und  Rang  eines  Geh.  Bris,  verliehen. 

Bayern.  Der  Ob.-Bauinsp.  Stein  in  Kilzingcn  ist  auf  *. 
Ansuchen  auf  die  Dauer  1  Jahre«  und  der  Dir  -A-s.  Knorz  in 
Nürnberg  auf  die  Dauer  ciue«  halben  Jahres  in  den  Ruhestand 
versetzt. 

PreuOen.  Au*  Anlaß  des  Krönung«-  und  <  Ir.lcnslrstes  Müd 
folgende  Ordens-Auszeichnungen  verliehen:  Den  Geh.  Reg  Katen 
und  Prof.  Dr.  Hauck  an  clcr  Tcchn.  Hochschule  in  Berlin  und 
Dr.  Intze  an  der  Terhn.  Hochschule  in  Aachen  der  Rute  Adler- 
Orden  II.  Kl  mit  Eichenlaub 

Den  Brtn  A  1 1  e  11  d  o  r  ( f  in  Bromberg  und  A  r  11  d  t  in  Rends- 
burg, dem  Reg  -  u.  Brt  Back«  in  Breslau,  den  Brtn.  Basse  und 
Blunck  in  Straflburg  i.  E,  den  Reg  -  11  Brtn  Boedccker  in 
Berlin  und  Brunn  in  Posen,  dein  Eisc-ub -Dir.  C  lasse  11  in 
Osnabrück,  dem  Bit.  v.  Cloedt  in  Foibach,  den  Reg-  11  B1I11 
Dieael  im  Ren hscisrnb -Amt  und  Falk  c  in  Rellin,  dt  rn  Eisenb  - 
Dir.  Fried  rirhsen  in  Münster  i  W,  dein  Mar  Ob.. Brt.  Kritz 
in  Kiel,  den  Reg.-  u  Brtn  H  <>  1  v  e  1  s  c  h  e  i  t  in  Hannover  und 
Horn  IQ  Minden,  dem  Eiscnb  -Dir  Kelhc  in  Brauristhwrig  drni 
Reg-  u  Brt  K  i  c  c  k  h  o  f  c  r  in  Licgnitz,  dem  Mar -Ot> -Bit  K  I  a  m- 
rolh  von  der  Mar,  Akademie,  d  Reg.  u.  Brtn.  König  in  Oppeln, 
Paul  Lehmann  in  Konigsbeig  i  IV  und  Liepe  in  Mainz,  dem 
Geh.  Reg.  Rat  Lutsch,  vortr  Uat  in  Berlin,  dem  Brt.  Mylius 
in  Berlin,  den  Reg  ■  u.  Brtn  P  I  a  c  h  e  t  k  a  in  Berlin  uml  P  r  o  rn  n  i  t  z 
in  Hannover,  dem  Mar  -Brt-  Radant  in  Wilhelmshaven,  d'tu 
Geh  Brt.  Richard,  vortr.  Rat  in  Berlin,  dem  Reg  -  u.  Brt  Dr. 
v.  Ritgen  in  Berlin,  dem  Brt.  Schalk  in  Neiße,  dem  F.Weob- 
Dir  Sc  Iii  wo  ti  in  Liegnitz,  den  Reg  -  u  Brtn  Schmedding 
in  Essen  und  Schneider  in  Posen,  dem  hess.  Eisenb  -  Dir. 
Schoberth  in  Mainz,  den  Reg  -  u.  Brtn  Schwund!  ii.  Bei  Im, 
Siebert  in  Koblenz  und  Simon  in  Blomberg,  dem  hess,  Reg - 
u.  Brt.  Stegmayer  in  Darmstndt,  dem  Eisenb -Banin-p.  Tack- 
mann in  Karthaus,  den  Brtn.  Thomas  in  Münden  und  I'oebe 
in  Breslau,  dem  Reg  -  u.  Brt.  Wegner  in  Berlin,  dem  Reg  -Rat, 
Prof.  Wehage  im  Pat  -  Amt,  dem  he»s.  F.iseub.-Dir.  Weiss  in 
Main»,  den  Eisciib.-Dir.  Karl  Wenig  in  Berlin  und  Ruh  Wenig 
in  Dessau  und  dem  Reg  -  u.  Brt.  Winter  in  Bcutheu  dir  Rute 
Adler- Orden  IV  Kl. 

Dero  Ob-Baudir.  v.  I)  o  e  m  m  i  n  g  im  Minist  d.  (Mfcntl  Arb  , 
dem  Geh.  Ob -Brt.  Sarrazin  vortr.  Rat  in  Berlin,  dem  Prä«  der 
Kgl.  Eisenb -Dir.  Schwering  in  St.  Job  -Saal  biücken,  dem  Ob.- 
Holbit  Teten»,  den  Geh  Ob.-Brtn  Thoemcr  und  Dr.  Thür, 
vortr.  Rate  in  Berlin  der  Kgl.  Krone«  Orden  II.  Kl 

Den  Geh.  Brlo  Anderson,  vortr  Rai  in  Berlin  undBevcr, 
Int-  u.  Brt-  in  Frankfurt  a.  M.,  dem  Geh.  Mar -Brt  Brinkmann 
in  Wilhelmshaven,  dem  Ob-  u.  Geh.  Bit.  (.oepel  in  Berlin,  d«  n 
Geh.  Brln.  Maarbeck  in  Essen  a  R.,  Kirsten  in  Breslau, 
Köhler  in  Münster  i.  W.  und  Launer,  vonr.  Rat  in  Berlin, 
dem  Ob  -  Brt.  Stolting  in  l*o-.rn,  dem  «ieh  Bit.  Svrnpher, 
vortr.  Rat  und  dem  Geh  Ob  Brt.  Verworn,  vom.  Rat  in  Berlin 
der  Kgl  Kronen-Oiden  III  Kl 

Dem  Stadtbmslr.  Jipp  in  Leer  der  Kgl  Kronen  Orden  IV.  Kl. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Aren.  P.  P.  In  Opladen.  Ihr  Neubau,  für  welchen 
Ihnen  die  ortspolizeiliche  Genehmigung  verweigert  oder  durch  Auf- 
lagen erachwert  ist,  welche  erst  du  ich  ein  noch  nicht  erlassenes 
Ortsstatut  ihre  Begründung  finden  weiden,  sul)  an  einer  Straße  zui 
Ausführung  gelangen,  für  welche  Baufluchten  bislier  nach  Maßgabe 
de»  Gesetzes  vom  a.  Juli  1875  noch  nicht  festgesetzt  sind  Mithin 
ist  die  Polizei  berechtigt,  entweder  die  Eilaubnis  zu  verweigern 
oder  nur  unter  Bedingungen  zu  gestatten,  welche  die  Wahrung  der 
Öffentlichen  Interessen  sichern.  Da  der  Wortlaut  der  polizeilichen 
Verfügung,  durch  die  Sie  sich  beschwert  halten,  fehlt,  ist  uns  ein 
L'rteil  darüber  entzogen,  ob  die  Polizei  durchweg  im  Rahmen  ihrer 
Befugnisse  gehandelt  hat,  was  jedoch  zuzutreffen  scheint.  Die  Be- 
schwerde an  den  l.andrat  vcrspticlit  deshalb  keinen  Krfolg.  seihst 
wenn  Sie  binnen  14  Tage  nach  Eingang  des  angegriffenen  Be- 
scheides eingelegt  wurde  und  damit  gcttiiiß  I..V  <,  v.  30  luh  1HB3 
e)  i»7  das  zulässige  Rechtsmittel  ist.    Gegen  den  Ablchnungsltc- 

7* 


und  gegen  des  Iclztvi  en  Besclieid  Klage  an  das  Obcr-Vcrwajtungs- 
Gericht  zustehen,  beides  binnen  14  tagiger  Notfrist.  —     K.  H-e. 

Hrn.  Arch.  E.  W.  in  Uelzen.  Da  die  Abi rtie  zwischen  dem 
Bauherrn  und  Ihnen  mündlich  abgeschlossen  ist,  wird  zunächst  der 
richterlichen  Beurteilung  unlei  liegen,  ob  eine  Werkverdingung,  was 
der  Bauherr  behaupten  wird,  oder  ein  Dienstvertrag  vereinbart 
wurde,  wie  Sie  meinen.  Hiervon  hingt  jedoch  die  weitere  Be- 
urteilung wesentlich  ah,  wie  weit  Sie  für  die  Nichteinhaltung  des 
Anschlagspreiae«  und  dessen  L'ebcrschrcitung  um  beinahe  30  •/» 
verantwortlich  sind  Wenn  vielleicht  diejenigen  Betrage  Ober  den 
Anschlagspicis  hinaus  gefordert  werden  sonnen,  welche  nachweis- 
bar durch  Nachbestellung  (Ausbau  des  Dachgeschosses)  oder  ver- 
langte Abänderungen  (bessere  Ausstattung,  umgestaltete  Einrichtun- 
gen) veranlaßt  sind,  «0  spricht  das  Ucbergewicht  der  Wahrschein- 
lichkeit dafür,  daU  Sie  für  diejenigen  Beträge  verantwortlich  ge- 
macht werden,  welche  auf  Rechenfehlern  beruhen  und  damit  bei 
gehöriger  Sorgfalt  vermieden  werden  konnten.  Denn  der  Bauherr 
würde  vielleicht  vom  Bauvorhaben  abgestanden  haben,  wenn  er 
den  wirklichen  Kostenbetrag  rechtzeitig  gekannt  hatte.  Eine  auf 
Ihren  Streitfall  genau  passende  Beantwortung  könnte  nur  bei  ge- 
nauer Kenntnis  der  talsachlichen  Verhältnisse  in  Form  eines  um- 
fassenden Gutachtens  erteilt  werden,  wofür  uns  der  Raum  felilL  — 

K.  H-e 

Hrn.  Krelsbfhr.  R.  In  Zerbst.  Bestimmungen  aber  die  Vor- 
bildung von  preuti.  Kreiskomniunal  -  Baubeamten  bestehen  u.  W. 
nirgends.  Die  einzelnen  Kreise  stellen  vielmehr  von  Fall  zu  Fall 
ihre  Anforderungen.  So  haben  die  grollen  Kreise  Teltow,  Nicdcr- 
bariiim,  Ost-Havelland  uud,  wie  wir  glauben,  auch  Prcnzlau,  zum- 
teil  der  von  ihnen  erbauten  Kleinbahnen  wegen.  Reg  -Baumeister 
angestellt,  wählend  in  den  kleineren  Kreisen  die  Kreisbaumeister 
vielfach  aus  den  Baugewcrkschulen  hervorgegangen  sind.  --    G.  — 

Hrn.  Arch.  Gr.  in  Dortmund.  Sie  fragen:  .Sind  die  Ge- 
bühren für  eine  schiedsrichterliche  Tätigkeit  »ach  <j§  »5  u.  26  der 
.Gebührenordnung  für  Architekten  und  Ingenieuie  vom  Jahre  1901* 
zu  berechnen,  oder  tritt  hier  $  24  deiselben  in  Kraft  und  ru.ch 
welchen  Grundsätzen  «ind  die  UcbOhreo  aj-dann  zu  berechnen? 
Mittr  düngen  aus  dem  Leserkreise  hieiOber  und  mit  welchem  Er- 
folge solche  Berechnungen  stattgefunden  haben,  werden  erbeten.*  — 

Unsere  Anschauung  ist,  daU  das  Schiedsgericht,  mangels  einer 
gesetzlichen  Festlegung  seiner  Gebühren,  diese  einheitlich  für  alle 
Miltl  eder  selbst  zu  bestimmen  hat  Handelt  es  »ich  ausschließlich 
um  Arch  oder  Ing  ,  tntritt  deren  Gcbühienordnui  g  in  Kraft  und 
zwar  sollte  grundsätzlich  nicht  nach  Stunden,  sondern  im  Pausch- 
quai.tiim  nach  $  3|  licpiidierl  weiden.  Andere  Grund  ätze,  als 
die-ei  <)  schon  enthalt,  dürfte»  sich  kaum  angeben  lassen.  Dir  Kcisc- 
ku-ten  usw.  sind  zweckmäßige!  Weise  b'  sonder»  zu  berechne  n ;  es 
wüide  Uli  A  ch  tc-kten  d-r  §  36  anzuwenden  sein  — 

Fortuna.  Die  Abweisung  Ihrer  gegen  die  Gemeinde  auf 
Schadenersatz  für  die  angeblichen  Vc.srhcn  ihrer  Baubcamlcn  ge- 
richteten K1a£c  ist  ausschließlich  aus  rechtlichen  Giünden  er. 
folj;t,  weil  es  an  einer  solchen  Vcrtrctungsverurndlichkcit  im  gelten- 
den Rechte  fehle.  Diese  Entscheidung  Hilft  aowuhl  für  das  alte 
Recht  als  dir  d  is  gegenwärtige  zu.  Es  ist  also  nebensächlich,  ob 
ein  Beamter  tatsächlich  cm  Versehen  begangen  hat  oder  nicht, 
Glauben  Sic  ein  solches  nachweisen  zu  können,  so  müßten  Sie 
grgen  den  betreffenden  Beamten  klagbar  werden.  Mit  nner  Be- 
rufung gegen  das  ernangenc  Urteil  habrn  Sic  v  »raustichtlirh  keinen 
Krfolg  Allciding«  gibt  das  Urteil  kein  vollständig  klare»  Bil  ■  der 
tatsächlichen  Verhältnis*-,  weshalb  die  a>i-ge-pi  ocheue  Ansicht 
vielleicht  anders  ausgefallen  wäre,  wenn  die  vollständigen  Akten 
lies  Rechtsstreite*  vurgelegen  hatten.  K-  H-e. 

Hrn.  Arch.  H.  H.  In  Stettin.  Wie  wir  in  letzter  Zeit  wieder- 
holt ausgeführt  haben,  sind  Baugc&cliäfte,  welche  sich  hauptsäch- 
lich mit  dem  Entwerfen  von  Bauten  befassen,  zum  Beitritt  bei  der 
zuständigen  Bau  -  Beruf«geno«scn6cri«ft  verpflichtet,  sobald  sie 
nebenbei  die  Bauoheraulsicht  leisteo  und  dadurch  Ihre  Ange«lclltcn 
in  die  Gefahr  bringen,  auf  der  Baustelle  verunglücken  zu  können. 
Die  Versicherungspfiichl  eistrcckt  sich  auf  alle  Angestellte,  die  lat- 
säclili  h  bei  Arbeiten  auf  der  Baustelle  Verwendung  finden,  selbst 
wenn  dus  nur  ausnahmsweise  zur  Vc>tielung  1  ine«  anderen  ge- 
schieht Ausgf  schl<»s«cn  sind  nur  solche  Beschäftigte,  welclic  außer- 
halb  der  /.<  1  licnsale  nicht  beschäftigt  werden.  Ob  eine  bestimmte 
Person  nach  Art  und  Umfang  ihrer  Beschäftigung  in  die  Lohnliste 
einzusetzen  ist.  odi-r  aus  ilers.  locii  weggelassen  werden  kann,  ist 
eine  Flage  tatsächlicher  Natur,  die  nur  im  Einzelfalle  richtig  he- 
ut teilt  weiden  kann.  ■-  K.  K-e. 
An  tragen  an  den  Leserkreis. 

1  Welcher  Leser  der  .Deutschen  Bauzeitung-  ist  in  der  Lage, 
mir  anzugehen,  wie  em  Fäi  l.erei  Neubau  von  11  m  Breite  und  34  m 
Länge,  welcher  an  jetier  Seite  8  Farbkufen  erhält,  die  starke 
NebelbiMung  verursachen,  am  besten  und  zuverlässigsten  gelüftet 
vsiiil,  um  den  Nehel  so  schnell  al»  mißlich  abzuführen,  che  Nieder- 
sclcü-e  cinticicn  Bekämpfung  des  Uebcls  durch  übergroße  Er- 
hitzung <!es  Raumes  im  ,ni  Interesse  der  Arbeiter  nicht  ai'gangig.  Der 
Neubau  wild  unterkellert,  die  Außenwände  werden  durch  Luftschicht 
isnlien,  unt  Uinst  Ausfiihrung  eines  doppelten  Daches  (das  untere  alt 
Decke  gewülbt  in  Moniert.  —        Arch  Schwarz  in  (ifiltingen. 

3.  Em  1  a- hmann  schreibt  mir:  Steinkohlen  schlacken  sind  be- 
kanntlich Ja-  schiechtestr  Aiitlilllmnterial  (  ir  /ivisi  hendecken  in 
lloj'grt.älkcii.    Ist  diese  Anschauung  begründet  und  inwiefern? 


f  Hat  soll  Petroleum  zur  Verhinderung  oder  Veitilgung 
Hattsschwainuies  bewahrt    —  F  L,  in  Dr. 


J  E  in  O. 
r  Vertilgung  dea 


Inhalt;  l'.r  Art.rci  , in  ,1  ■.<.-,-.■.«  n  de r  I  .01 ,1. -  \  .  ,  -1.  hrru<li;s,tisl«!t  Berlin 
hri  H'i  lnz.  -  Ii».  \.isi,-|l(n;i  c  rtr.  Kiti;:|jni."..iO'haiii)rs  iles  Haupthahnliole« 
111  1  [jtr.f.in  i-i-l..  ...n.ii-ir  .1..  i.-i',i..J..i.,-^,l  |,ruri.  -  M ittcil 'l uren  aus  \"er- 
iii.m  -  l,rr..l.rneit.-iugrn.  -  Cht<nnk  V<  ski..; -St<  hi  icbte-i.  —  Brief - 
uml  Kra^-i  k.isii  n. 

Verlag  drr  Meuts.  Iien  Haiizeimnt.  Ii.  m  h  II  .  Bei  Im  Für  dir  KedakOoo 
ve.aiil^urü  Albert  llofp.»Dn,  Berlht    Druck  Ton  WiUl.  Rrer.,  BerUn. 

No.  1 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  NE  13.  BERLIN,  DEN  13.  FEBR.  1904 


Der  engere  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  neuen  Universitäts- 
Gebäude  in  Jena. 


a  die  bisherigen  Baulichkeiten  der  im  Jahre 
1548  durch  den  Kurfürsten  Johann  Friedrich 
den  Großmütigen  begründeten  und  1558  gc- 
weihten  Universität  Jena,  soweit  sie  der  Ver- 
1  waltung  und  dem  Kollegienvetkehr  dienten, 
den  modernen  Ansprüchen  an  eine  höhere  Lehranstalt 
in  keiner  Weise  mehr  genügten,  so  beschlossen  die 
an  derErhaltungderL'niversität  beteiligten  Einzelstaaten 
Thüringens  einen  Neubau,  zu  welchem  das  Gelände 
des  1620  durch  den  Herzog  Johann  Ernst  erbauten 
Schlosses  gewählt  wurde  und  b<-sch  ritten  /ur  Erlangung 
von  geeigneten  Entwürfen  den  Weg  des  engeren  Wett- 
bewerbes unter  6  Teilnehmern,  zu  welchem  die  Hrn. 
Prof.Theod.  Fischer  in  Stuttgart,  Prof  Karl  Hocheder 
in  München,  Prof.  Hugo  Härtung  in  Dresden,  die 
Geh.  Brtc.  Kayscr  &  v.  Groszhcim  in  Berlin,  die 
Architekten  Weiden  bach  4*  Tsc  ha  ininer  in  Leipzig, 
sowie  Prof.  Friedr.  Pützer  in  Darmstadt  eingeladen 
wurden,  die  am  Wettbewerb  auch  teilnahmen.  Die  Ent- 
würfe wurden  von  einem  Preisgerichte bcui  teilt,  welchem 


als  Vertreter  des  Baufaches  angehörten  die  Hrn.  Ob.- 
Brt  Prof  Dr.O.Warth  in  Karlsruhe,  Ob.-Brt.  Kriesche 
in  Weimar,  Prof.  Hugo  Licht  in  Leipzig  und  Stadtbrt. 
Lud  w.  Ho  f  f  m  a  n  n  in  Berlin.  Diesem  Preisgericht  standen 
zur  Auszeichnung  zusammen  1 2000  M.  zur  Verfügung  und 
es  waren  in  Aussicht  gestellt  ein  I.  Preis  von  3000  M,  ein 
II.  von  2500  und  ein  III.  von  2000  M-,  während  jeder  der 
3  nicht  durch  einen  Preis  ausgezeichneten  Teilnehmer 
eine  Entschädigung  von  1 500  M.  erhalten  sollte.  Sollten 
die  Preisiichtei  einstimmig  der  Ansicht  sein,  dtä  keine 
der  eingegangenen  Arbeiten  des  I.  Preises  würdig  sei, 
so  konnten  die  ausgesetzten  Beträge  nach  dem  Er- 
messen des  Preisgerichtes  auch  in  anderer  Weise  zur 
Verteilung  gelangen,  jedoch  immer  nur  so,  daß  kein 
Preis  unter  1500  M.  betragen  durfte  Von  dieser  Mög- 
lichkeit jedoch  brauchte  das  Preisgericht  keinen  Ge- 
brauch zu  raachen:  es  verlieh  vielmehr  den  I.  Preis 
Hrn.  Prof.  Theod.  Fischer  in  Stuttgart,  den  II  Preis 
Hrn  Prof.  K.  Hocheder  in  München  und  den  III.  Preis 
den  Architekten  Weidenbach  &  Tschammer  in 


Entwurf  von  Prof.  Theodor  Fiicher  in  Stuttgart.    I.  Hrei»- 


~S 


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Entwurf  von  Pio(.  Theodor  Fiicner 


in  Stuttgart,    t.  Prei». 


EidgeM'hoB. 


II  ObercwhoO 


•  !     .         ■        •  ^—  — i-, 


4  E 


Leipzig  Aufgrund  dieser  Beschlüsse  wählte  die  Kom- 
mission der  Erhalterstaaten  den  Entwurf  von  Theo- 
dor Fischer  zur  Ausführung 

Das   Raumprogramm   verlangte  eine  Aula  mit 
Galerien,  ohne  die 
letzteren     300  *m 
messend;  Scnats- 


II  Preii 


unten,  sowie  die  Raumgruppe  für  das  archäologische 
Museum.  Letztere  sollte  als  eine  bedeutende  Gruppe 
des  neuen  Gebäudes  umschliesscn:  die  um  einen  Ober- 
lichtsaal  von  350 1™  zu  gruppierenden  Sammlungs- 

Entwurl  von  Prof.  Karl  Hochedc-r  in  Manchen. 


und  Fakultätszim- 
mer;  die  übrigen 
Räume  fürdieY.  r- 
waltung;  17  Audi- 
torien von 30-  200 
Plätzen;  Räume 
für  das  theologi- 
sche, das  ju 
sehe,  das  philo- 

logische,  <las  1 

sehe,  das  roma- 
nische, das  engli- 
sche, das  Im 
sehe,  das  staats- 
wissenschaft! 
und   das  ro 
malische  Seminar, 
meist  mit  Biblio- 
thekräumen 
Modell-  u.  Samm- 
lungs -  Zimmern; 
Wohnräume  für 
die  Uui  versiUM 

74 


No.  13 

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(NB.  Die 


Gruppe  ab. 

■  S  GL  54'7  m 

u.  I.. 


Gruppe  Ii 

■  S  f.l  V94  m 

n.  I. 


Erklärung. 

ng  der  Gleiae  i«t,  wie  in  di  r  Zekliimng,  in  der  Reihen- 
folge v«>i  oben  nmh  unlfii  negebrn.) 
Beicichnung  der  Gtriagroppen. 
Stationen  bin  Magdeburg 
Buckau,  Magdeburg,  Ort  und  Seitenlinien 
Xoi<thau«rti 

Soert,  leere  O -Wagen  ffli  da 
leeie  G.-Wagen  für  StaBlurt 
Halle,  Ort  und  SettenHnwn 
Bremen,  SeeautfabrUgllter 
Mamburg,  «engl. 
Werkstattwagen 
Zeil»,  Oll  «lud  Selteiüinirn 
PiobftUelU  ond  weiter 
Stationen  bin  PrnhtUelta  bezw.  Zeit/ 

de»gL    Krlurt,  Weiueiifel«.  I  >H  und 
Seitenlinien 
Bebra  und  leere  O.- Wagen  Iflr 

Kullrrevirr 
L'mladrwagen 

Bebra  u.  leere  O  -Wagen  (flf  «las 
Hohrtevier,  MaUfeld.  Kan.rl, 
Ort  u.  Seiten!.,  r'tankluUa.  M  . 
Gottlngen,  F.irriarh.  Ort  und 
Seitenlinien 


preuQUchen  and  •tchelschen 
In  und  bei  Leipzig. 


Abbitdg.  4.    Kaagicrbahnhof  Wahre 
Weicbemoükrl  durchwt.j:  1 


Of  uppr  5 1». 
•        5  *- 

m  ■  « 

■  b 
la. 


Gruppe  6b. 
9  Gl  +oto  m 
n  U 


1.1 b< 

9  GL  «jo  » 
1.  I- 


Htt  in  hi,  d»**|(l. 
Prob»urlU  und  wntrr 

Halles  Ort  und  ScitenKnirn 
)r*rr  G,-Wafcci»  f£ir  Suöfurt 
Sor»t  u.  fcetr  G.-Wajp-n  tat  da« 

Rtibrrrv.r  r 
Wc  1  k  Mi  tt  wa  gr  ti 
VordUauRrn 

Burkau, Mapdr  biu  r,Ort u  .  >eitr 
Statmiwn  bis  M*;j<)cbiirjr  - 
Zrtu.  Ort  u»id  Seitenlinien 
Stationrn  bi*  ['rol»»t/elta  Kr/w.  7,ritt 

dr*(rl.     F..1urt,  WViüWrN,  Ort  ü.  SrHrriL 
Km,  ihn  vt»n  M*K<trtiuTg    a  Gl.  iay>m  n  L 
«         .    ThOriiqrrn     a  Gl,  iigr>m  n.  I. 
,\  uf  Mrllunu  von  Zn^rti  und  Waren 
L"rafrhun(r»j;airrbalm-.    8  Gl,  jworn  n.  L. 
Huiij7lc<l(rrt>ahulu  u.  LruUftrh  5GI.  acu6in  n.  L. 

L*nilad4.*w«K*ra 

Srhupprn  "k 

I  An^hin,«-  U.W.      «  ^XTLH,.** 
Fleiladegli,«-  ) 
BaTero  Ober  IMagwiu 


Beilin  u.  Filenhurg,  Bert.  u.  Kilrnbg. 
in  Lei|»»ig-VnnoeMd 


J  Dresden  und  Hävern 

Bitterfei J  il  Berlin.  Herl.  Bhl.  in  Leipzig 
I  Stat.  bU  FalkenWrg,  Ort  u.  Seiu-nl. 
'  Kotlbu«.  Ott  und  Seitenlinien 
l  Mochbern  und 


räume,  einschließlich  dieses  Saales  775  i",  mit  be- 
sonderem Eingang  für  das  Publikum;  einen  Hörsaal 
von  80 1™,  ßibhothekräume  für  Archäologie  und 
neuere  Kunst,  einen  Raum  für  Antiken  und  Münzen, 
ein  orientalisches  MOnzkabinct,  ein  germanisches  Mu- 
seum von  250 1"1,  ein  ethnographisches  Museum  von 
400 1»  Flache,  sowie  endlich  Räume  für  die  Sammlun- 
gen der  Stadt  Jena.  Auf  eine  monumentale  Durch- 
bildung des  Gebäudes,  auf  klare  und  übersichtliche 
Anordnung,  auf  genügende  Tagesbelcuchtung  aller 
Räume  einschl  der  Flure  und  Treppen  war  besonderer 
Wert  zu  legen.  Ein  interessanter  Punkt  des  Program- 
mes  bestimmte,  daü  die  Architektur  des  Gebäudes  sich 
dem  Stadtbildc  anzupassen  habe.  Der  Haupteingang 
sollte  an  der  Nordseite  liegen  und  sich  ihm  eine  ge- 
räumige Halle  für  die  Anschlagbretter  anschließen. 
Weitere  Eingänge  waren  neben  dem  besonderen  Ein- 
gang für  das  archäologische  Museum  an  passenden 
anderen  Stellen  anzulegen.  Das  Gebäude  sollte  Zentral- 


heizung und  elektrische  oder  Gasbeleuchtung  erhalten. 
Vorschriften  überMaterialien  usw.  waren  nicht  gemacht. 
Für  die  Gesamtanlagc  war  ein  Betrag  von  1  Mill.  M. 
in  Aussicht  genommen;  es  sollten  jedoch  die  Grund- 
risse so  entworfen  werden,  daü  die  Bauausführung  in 
2  Abschnitten  erfolgen  kann.  Für  den  ersten  Bauab- 
schnitt stehen  600000  M.  zur  Verfügung;  die  Bauaus- 
führung ist  für  diesen  Teil  so  gedacht,  daß  das  alte 
Amtsgericht  sowie  der  ältere  Teil  des  Absteigequartiers 
des  Schlosses  zunächst  noch  erhalten  bleiben,  daß  zu- 
erst das  archäologische  Museum  zur  Errichtung  gelangt 
und  nach  Einrichtung  desselben  erst  das  Hauptgebäude 
des  alten  Schlosses  niedergelegt  wird,  um  den  Haupt- 
teil des  ersten  Bauabschnittes  zu  errichten.  Es  liegt 
auf  der  Hand,  daß  diese  Bedingungen  die  GrundriB- 
bildung  nicht  unwesentlich  erschweren  mußten,  aber 
auch  dazu  beitragen  konnten,  interessante  Motive  für 
die  Gestaltung  des  inneren  Organismus  in  die  Ge- 
samtanlagc zu  bringen  (sfhtu8  MgO 


Umwandlung  der  preußischen  und  sächsischen  Eisenbahnanlagen  in  und  bei  Leipzig. 

Von  Paul  Bischof,  Ober-  und  Geheimer  Baurat  in  Halle  a.  S    ri.hiuu,  1 
IV.  Baueinteilung  und  Bauvorgang 

[eilweise  schon  vor  der  Aufstellung  des  zur 
Ausführung  kommenden  Entwurfes  in  den 
Jahren  1898  und  iqoo  standen  der  körnt*! 


Eisenbahn -Direktion  Halle  a.  S.  Mittel  in 
'  x  Höhe  von  6,067  Mill.  M.  zur  Verfügung, 


UV  1     I  H/IIL     «Uli  U.UVJ  ,    L»d  III.    4*1.     r.UI      *  V  I  1  U£  Ul  1£  , 

um  von  der  Stadtgemeinde  Leipzig  die  Grundflächen 


•)  Anmerkung  der  Redaktion  Zu  dem  Pinne  de*  Haupt- 
Perannrnbahnhnles  in  No.  o  tragen  wir  noch  naili,  dali  der  Wcirhrn- 
winkel  im  allgemeinen  ■  :g  ist,  in  den  Am<  htQ»%en  narli  der  «.1rh»i- 
aelien  Seite  jedorli  auf  i  :  8.5  hinaufgeht.  Im  ilet  Ktklltung  muü  es 
IM.  Poittunnel 


im  Inneren  der  Stadt  zu  erwerben,  welche  aller  Vor- 
aussicht nach  für  einen  Umbau  unentbehrlich  waren; 
das  sind  die  Grundflächen  zwischen  der  Gasanstalt, 
der  Eutritzscher  StraÜe  und  den  alten  Thüringer 
llauptglciscn,  und  zwischen  den  Thüringer,  Magde- 
burger und  Berliner  Bahnhöfen.  Mit  diesem  Erwerb 
ganzer  Grundstürke  konnten  die  als  unabweisbar  er- 
kannten durchgreifenden  Verbesserungen  der  Leipziger 
Bahnhofszuständc  auf  dem  von  allen  Interessenten  ge- 
wflnsehien  Platz  als  sicher  gestellt  gelten  namentlich 
insofern,  als  es  anderenfalls  der  preußischen  Verwaltung 
nicht  möglich  war,  ohne  große  Schädigung  ihrer  Intcr- 

No.  13. 


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IT    Br«onilfrr  Gl ei  %het  e  Ic  h  n  u  n  c 

A.C.  —  Auwirhrlri* 
AI.  G  am  Aui(ahrt»r1eia 


»Ii» 

v.r.. 


-  i-mlj.il^.i- 


III.  He/cichnuns  der  H a u I ich k eile n 

A.  mt  AHorV 
A.  B  «t  ArWitrrbude 
H.W.  mi  HrttmtniM'uhnluu« 

(B.W.  arbtn  Elrktr.'K/S«.  -  Betritt».  Wcik.uit  ) 
_E.f3.  mm  EmpfanCB-Grbautic 
ikti.  mm  <  fOtirrvchappcn 
U.  G.  -  IJcbrin>rhtunc<-GrKluilr 
->l  W   =  Mrllwrrk 
W.  T.  -  UWrrturm 


in  eine  Verschiebung  der  Achse  des  Haupi- 
Empfangsgebäudes  nach  Westen,  wie  es  geschehen 
ist,  zu  willigen  und  so  einen  beträchtlichen  Teil  des 
ihr  gehörigen  Geländes  zugunsten  der  sächsischen 
Anlagen  aufzugeben,  sowie  das  Gelände  des  Berliner 
Bahnhofes  in  den  Gesamtbauplatz  cinzubeziehen. 

Da  ohne  gründliches  Aufräumen  auf  den  so  dicht 
mit  Verkehr  belegten  Flächen  der  alten  Bahnhöfe  an 
einen  Umbau  überhaupt  nicht  zu  denken  war,  lag  es 
nahe,  die  soeben  erworbenen  Flächen  alsbald  zu  ver- 
werten. Um  in  dem  Rahmen  des  noch  nicht  festge- 
stellten, auch  mit  der  beteiligten  sächsischen  Verwaltung 
noch  nicht  besprochenen  Entwurfes  die  Anlagen  für 
den  Freilade-  und  Lagcrplatzvcrkehr  herzustellen,  und 
um  nach  dieser  Richtung  auf  den  alten  Bahnhöfen 
frei  zu  werden,  wurden  der  königl.  Eisenbahn-Direk- 
tion Halle  im  Jahre  iooo  0,8,  im  Jahre  1901  0,73  Mill.  M. 
überwiesen.  Die  Anlagen  wurden  i.  J.  1903  vollendet, 
mit  den  alten  Anlagen  vorübergehend  verbunden  und 
zunächst  für  den  Thüringer  Verkehr  und  die  Lager- 
platz-Pächter in  Betrieb  gesetzt.  Die  westlichste  Ecke 
des  gesamten  Bauplatzes  im  Inneren  der  Stadt  wurde 
dadurch  für  den  Bau  der  Güterschuppen,  der  zurzeit 
begonnen  ist,  verfügbar. 

Die  Herstellung  eines  Rangierbahnhofes  Wahren 
ist  nicht  allein  Vorbedingung  für  eine  zweckmäßige 
Umgestaltung  der  Eisenbahnanlagen  in  und  bei  Leipzig, 
sie  war  auch  ohnedies  bereits  beschlossen  in  der  Ab- 
sicht, auf  den  inneren  Bahnhöfen  die  einstweilige  Auf- 
rechterhaltung des  Betriebes  bis  zur  Schaffung  end- 
giltigcr  Zustände  zu  gewährleisten.  Dabei  war  nur 
an  den  Magdeburger  Verkehr  gedacht  und  eine  Vcr- 

13.  Februar  1904. 


biitdung  mit  den  lliütingei  Linien  nicht  beabsichtigt 
Erst  die  Planungen  im  Jahre  1899  führten  zu  den  jetzt 
in  Ausführung  begriffenen,  wesentlich  erweiterten  An- 
lagen, siehe  Abbildgn.  4  -6.  Mittel  für  den  Grund- 
erwerb standen  in  Höhe  von  1  Mill.  M.  im  Jahre  189g 
der  königl.  Eisenbahn-Direktion  Halle  a.  S.  zur  Ver- 
fügung und  reichten  bei  freihändigem  Ankauf  auch 
für  die  erweiterte  Anlage  aus.  Der  auf  6,9  Mill  M.  fest- 
gestellte Entwurf  für  die  Herstellung  des  Rangier- 
Bahnhofes  und  einer  Güter-  Verbindungsbahn  von 
Leutzsch  nach  Wahren,  eingeschlossen  den  Umbau 
des  Bahnhofes  Leutzsch,  ge  langte  vom  Jahre  iqoa  an 
zur  Ausführung  Es  ist  beabsichtigt,  sämtliche  An- 
lagen vom  1.  April  1905  an  dem  Betriebe  zu  über- 
geben. Mit  diesem  Zeitpunkte  werden  sowohl  der 
Bahnhof  Leutzsch  als  Rangierbahnhof  und  die  Thürin- 
ger Verbindungsbahn  auticr  Betrieb  gesetzt  werden, 
als  auch  die  inneren  Bahnhöfe  einen  Rangierverkehr 
nicht  mehr  aufzunehmen  haben,  sodaß  diese  Anlagen 
für  den  weiteren  Umbau  vorbereitet  erscheinen. 

Anläßlich  einer  Beschwerde  über  die  mißlichen  Zu- 
ständeauf dem  Planübergange  der  MockauerStraUe  nörd- 
lich vom  Berliner  Bahnhof  fand  sich  ebenfalls  vorher 
Gelegenheit,  hier  mit  Hilfe  der  interessierten  Stadtge- 
meinde eine  Ueberführung  zur  Ausführung  zu  bringem 
bei  deren  Entwurf  die  weiteren  Absichten  berücksich- 
tigt wurden.  Die  Ausführung  erfolgte  im  Jahre  1002 
mit  einer  Bausitmme  von  424000  M  ,  wurde  Ende  1903 
beendet  und  hat  zur  Förderung  des  Gesamtbaues  an 
diesem  Ende  des  Hauptbahnhofes  viel  beigetragen. 

Auf  Antrag  überwies  die  preußische  Zentralstelle 
der  königl.  Eisenbahndircktion  Halle  schon  vom  Jahre 

77 


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1900  an  weitere  Mittel  —  zusammen  5,66  Mill.  M 


und  erteilte  ihr,  also 


bereits  2  Jahre  vor 
Stellung 


der  Fest- 
des  Ent- 
wurfes, den  Auftrag, 
mit  dem  freihändi- 
gen Erwerb  aller  er- 
forderlichen Grund- 
flächen, namentlich 
fOrdieVerbindungs- 
bahnWahren-Schö- 


7» 


nefcld  vorzugehen.  Es  kam  darauf  an,  die  Unzuträg- 
lichkeiten des  Enteignungs-Verfahrens  zu  umgehen, 
rasch  und  ohne  vorzeitige  vollständige  Veröffentlichung 
des  I'lanes  zu  kaufen,  um  Spekulationen  nicht  auf- 
kommen zu  lassen,  verständige  Wünsche  der  Interessen- 
ten sofort  zu  berücksichtigen  und  durch  Vertrag  festzu- 
legen, den  Ankauf  aber  auch  nicht  dadurch  zu  ver- 
teuern, daß  mehr  Land  gekauft  wurde,  als  für  einen 
Entwurf  erforderlirh  ist,  dessen  Genehmigung  durch 
die  Zentralstelle  erhofft  werden  konnte.  Es  mußte  also 
der  ausführliche  Entwurf  während  der  Grund- 
erwerbs-Verhandlungen  an  Ort  und  Stelle  im 
einzelnen  ausgearbeitet  werden  Wie  weit  dieses 
erreicht  ist,  hat  in  befriedigender  Weise  die 
landcspolizcilichc  Prüfung  und  die  Feststellung 
des  Entwurfes  durch  die  preußische  Zentralstelle 
dargetan. 

Für  diesen  ausführlichen  Entwurf  konnten 
die  Mittel  des  allgemeinen  Kostenüberschlages 
eingehalten  werden.  Bis  auf  geringe  Reste 
waren  im  Jahre  1903  sämtliche  Flächen  in  Hän- 
den der  Bauleitung,  sodaß  mit  der  Durchfüh- 
rung der  in  demselben  Jahre  festgestellten  Ent- 
würfe für  Herstellung  einer  Verbindungsbahn 
von  Wahren  nach  Schönefeld  und  Einführung 
der  Magdeburger,  Berliner  und  Eilenburger 
Linien  in  den  Hauptbahnhof  Leipzig  mit  7665000 
M.,  für  Verlegung  der  Thüringer  Hauptgleise 
und  der  Güterbahn  Wahren-Hauptbahnhof  Leip- 
zig mit  2233000  M.,  für  den  Hauptbahnhof  in 
Leipzig  mit  1  s  393  000  M.  und  für  Erweiterung 
dcsBahnhofcsPlagwitz-Lindcnaumit  1  476000M,, 
zusammen  eingeschlossen  Verwaltungskosten 
28105000  M.  voll  begonnen  werden  konnte. 
Der  Entwurf  für  die  I  lersiellung  des  Haupt- 
Empfangsgebäudes  in  Leipzig  mit  6900000  M. 
ist  noch  nicht  festgestellt,  weil  er  erst  im  Jahre 
1908  gebraucht  wird.  Die  Verbindungsbahn 
Wahren-Schöncfcld  wird  spätestens  am  1.  April 

1906  fertiggestellt  sein,  sodaß  bei  gleichzeitiger 
Inbetriebnahme  des  sächsischen  Kangierbahn- 
hofes  Engclsdorf  und  der  Verbindung  zwischen 
Engdsdorf  und  Schönefeld  der  Güteraustausch 
zwischen  beiden  Eisenbahn- Verwaltungen  aus 
dem  Inneren  dei  Stadt  herausgclcgt  sein  wird  und 
dieser  dann  die  neuen  Bahnen  benützt.  Die  voll- 
ständige Räumung  der  inneren  Stadt  von  allen 
den  alten  Anlagen, die  dort  nicht  wieder  Aufnahme 
finden  sollen,  ist  dann  durchgeführt  Der  weitere 
Baufortschritt  ist  derart  gedacht,  daß  bis  Ende 

1907  auch  die  l  Iinlenkung  des  Personenverkehres 
bewirkt  ist.  Von  diesem  Jahre  an  soll  der  Mag- 
deburger Personenverkehr  einstweilig  auf  dem 
dafür  vorzurichtenden  Berliner  Bahnhof  enden, 
nachdem  schon  im  Jahre  1906  der  Berlin-Hofer 
Schnellzugs- Verkehr  zeitweise  mit  Umgehung 
des  Berliner  Bahnhofes  über  die  neuen  Verbin- 
dungslinien unmittelbar  nach  dem  bayerischen 
Bahnhof  geleitet  sein  wird.  Wird  dann  der 
Thüringer  Personenverkehr  einstweilig  auf  dem 
alten  Magdeburger  Bahnhof  eingerichtet,  so 
bleibt  nur  das  Baugelände  für  etwas  mehr  als 
die  Hälfte  des  Haupt-Enipfangsgebäudes  und 
der  Bahnsteiganlagen  von  den  alten  Anlagen 
zu  säubetn,  damit,  wie  durch  Vertrag  vereinbart, 
im  Jahre  1908  die  Arbeiten  daselbst  in  Angriff 
genommen  werden  können.  Wenn,  wie  ebenfalls 
durch  Vertrag  festgesetzt  ist,  die  Fertigstellung 
der  Gcsamtanlagc  im  Jahre  1914  verwirklicht 
werden  soll,  innLl  die  im  Jahre  1908  begonnene 
preußische  Hälfte  etw  a  1911  in  Betrieb  genom- 
men werden.  Es  erweist  sich  als  nutwendig, 
den  Dresdener  Personen  verkehr,  welcher  auf  der 
/weiten  Hälfte  des  Bauplatzes  für  die  Haupt- 
Bahnsteiganlage  zurzeit  sich  abw  ickelt,  zeilweise 
in  die  zuerst  fertiggestellten  Bahnhofsanlagen 
mit  aufzunehmen  und  während  dieser  Zeit  den 
Eilenburger  Verkehr  noch  bis  1914  auf  dem 
jetzigen  Bahnhof  zu  belassen.  Der  preußische 

No.  13. 


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Güterverkehr  wird  in  seinem  vollen  Umfange  auch 
im  Haupt  •  Güterbahnhof  schon  1909  dir  neuen  An- 
lagen eingenommen  haben.  — 

V.  Schluß 

Die  Leitung  des  Betriebe«,  auf  dem  Gemeinsehafts- 
Bahnhofe  erfolgt  demnächst  sowohl  von  der  preußi- 
schen wie  von  der  sächsischen  Verwaltung  auf  ihren 
örtlich  begrenzten  Gebieten  durc  h  einen  Stationsvor- 
stand und  das  erforderliche  Betriebspersonal  selb- 
ständig Selbständig  wird  auch  von  jeder  der  beiden 
Verwaltungen  der  Dienst  und  die  Beaufsichtigung 
wahrgenommen  in  ihren  Stationsräumen,  Dienstwoh- 
nungen, Fahikartenstellen.Gcpäck-Abfeitigungsanlagen 
usw.  Dagegen  wird  die  Verwaltung  der  sonstigen 
Gcmcinschaftsanlagen,  bestehend  aus  dein  Haupt-Em- 
pfangsgebäude, dem  Querbahnsteig  und  dem  Hallen- 
dach, welche  von  der  sächsischen  Verwaltung  auf  ge- 
meinschaftliche Kosten  und  nach  einem  gemeinschaft- 
lich festzusetzenden  Hauplane  ausgeführt  werden  nicht 
aber  auch  die  Verwaltung  der  Längsbahnsteige  —  so- 
wie die  Dienstaufsicht  Ober  das  hierzu  nötige  Personal 
und  dessen  Verwendung  einem  auf  gemeinschaftliche 
Kosten  von  der  sac  hsischen  Verwaltung  zu  stellenden 
Beamten  übertragen. 

Die  Arbeiterheilstätten  der  Landes -Ver- 
sicherungsanstalt Berlin  bei  Beelitz. 

Architekten:  Schmieden  &  Bocthke  in  Berlin. 

(FortMttung.) 

H.cliu  rlnr  Dopiwl  .  Bddbcilatr  .owic  d«  Ahhilduncrn  in  So.  13  und  dw 

OnaMtM  i»  N'o.  11. 
I.  Allgemeines.  (ScMu».) 
as  Raugeländc  für  die  Anstalt  ist  ein  140 ,u» 
großer,  mit  alten  Kiefern  bestandener,  ziem- 
lich ebener  Waldteil  um  die  Station  Beelitz 
der  Wetzlarer  Bahn,  der  trockenen  und  ge- 
sunden Untergrund  hat,  mit  seinem  hohen 
Baumbestand  Schutz  gegen  Wind  und  Staub  bietet 
und  so  groß  ist,  daß  die  Pfleglinge  sich  auch  nach 
dem  völligen  Ausbau  der  Anstalt  inncihalb  der  Gre  n- 
zen der  Anlage  genügende  Bewegung  machen  können. 

Auf  dem  Gelände  und  entsprechend  der  durch 
Bahn  und  Chaussee  herbeigeführten  natürlichen  Teilung 
sind  die  Anstalten  so  gruppiert,  daß  südlich  der  Eisen- 
bahn die  Sanatorien  lür  Männer  (östlich  der  Chaussee) 
und  für  Frauen  (westlich  der  Chaussee),  sowie  nörd- 
lich der  Eisenbahn  die  Lungenheilstätten  für  Männer 
(östlich  der  Chaussee)  und  für  Frauen  (westlich  der- 
selben) liegen.  Die  beiden  Sanatorien 
sowie  die  beiden  Lungenheilstätten  ha 
ben  unter  sich  gemeinsamen  ökonomi- 
schen Betrieb,  im  übrigen  aber  sind 
diese  4  Abteilungen  so  streng  von  ein- 
ander getrennt,  daß  jede  mit  einer 
eigenen  Umwährung  versehen  ist  und 
jede  ihr  eigenes  Pförtnerhaus  hat.  F.s 
sollte  durchaus  verhindert  werden,  daß 
sowohl  die  verschiedenen  Geschlechter 
wie  auch  die  beiden  Arten  von  Pfleg- 
lingen miteinander  in  Berührung  kom- 
men können  Innerhalb  der  Umwährun- 
gen  wurden  die  einzelnen  Gebäude  so 
gelagert,  daß  ruhige  Lage,  Windschutz, 
Besonnung,  Abwendung  von  Kauchhclästigung  sowie 
die  in  jedem  besonderen  Falle  zu  beobachtenden  Ver- 
waltungsmaÖregeln  die  tunlichstc  Berücksichtigung  fan- 
den. Außerhalb  der  4  Abteilungen  liegen  zur  gemein- 
samen Benutzung  aller  Pfleglinge  das  kleine  Gottes- 
haus und  die  Zcntralbadcanstalt 

Die  Verteilung  der  der  Bewirtsc  haftung  und  Ver- 
waltung dienenden  Gebäude  auf  die  4  Baugruppen  er- 
folgte derart,  daß  die  Gebäude,  in  welchen  männliche 
Bedienstete  beschäftigt  sind,  wie  Kessel-  und  Maschinen- 
haus, Werkstältengebäude,  Desinfektionsanstalt,  Pferde- 
stal), Gärtnerhaus,  Feuerwehrgebäude,  in  die  Männer- 
abteilungen  verlegt  sind,  während  Waschküche,  Koch- 
küchc  usw.  in  die  mit  weibliehen  Insassen  belegten 

13  Februar  1904. 


jj  | 


lllllHli  fvtOh 


Kr»»«-!,  und  Mau  I  inenhau»  Anlage 

Waschküchcn-C.cbaurtV 


I         I  1  f:  \i 


Abteilungen  verwiesen  wurden.  Dementsprechend  liegen 
in  der  Abteilung  des  Sanatoriums  für  Männer  außer 
dem  in  jeder  Gruppe  liegenden  Wohnpavillon  für  etwa 
600  Betten  und  mit  der  Möglichkeit  einer  späteren  Erweite- 
rung dieser  Bettenzahl  auf  das  Doppelte  und  Dreifache: 
das  Verwaltungsgebäude  für  sämtliche  4  Abteilungen, 
das  Wohnhaus  für  einen  der  beiden  dem  Stande  der 
Acrzte  angehörigen  Direktoren,  eine  Werkstatte,  die 
Kesselhausanlage,  in  welcher  der  Dampf  für  die  ganze 
Anstalt  erzeugtwird,  anschließend  hieran  die  Maschinen- 
anlage, das  Hochreservoir  und  die  Vorrichtungen  fürden 
Kohlentransport,  2  kleine  Pumpenhäuser,  die  Zentral- 


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Badeanstalt  des  Sanatoriums,  eine  Doppelkegelhahn 
und  ein  Pförtnerhaus.  Das  Sanatorium  enthält  Koch- 
küehe,  Waschküche  und  Pförlnerhaus.  Für  die  Ab- 
teilungen der  Lungenkranken  sind  dieselben  Abtei- 
lungen noch  einmal  vorhanden;  es  fallen  aber  hier  fort 
Kesselhaus,  Vcrwaltungs- Gebäude,  Kegelbahn  und 
Pumpcnhauscheh.  An  ihre  Stelle  treten  das  Desin- 
fektions-  und  Verbrennungshaus,  das  Gärtnerhaus,  die 
Stallungen,  das  Feucrwchr-Gcbaudc,  sowie  die  Liege- 
hallen und  die  Wandelhallen  für  die  Lungenkranken. 

Waren  die  einzelnen  Gebäude  an  sich  nach  den 
Anforderungen  anzulegen,  welche  ihre  Bestimmung 
im  Kinzclncn  vorschrieb,  so  war  in  den  Beziehungen 
der  Gebäude  untereinander  zu  berücksichtigen,  dal! 
die  Wohnpavillons,  insbesondere  deren  nach  Süden 

Vermischtes. 

Zur  Umgestaltung  des  Theaterplatzes  In  Dresden.  An 
den  Rat  der  Stadt  Dresden  ist  die  nachstehende  Krklarung 
abgegangen ,  die  man  uns  mitteilt  und  welcher  wir  uns 
entsprechend  unserer  bisherigen  Haltung  in  dieser  wichti- 
gen künstlerischen  Krage  vollinhaltlich  anschließen: 

„Die  Frage  der  Ausgestaltung  des  Dresdener  Theater- 
platzes hat  eine  weit  über  die  (irenzen  Sachsens  hinaus- 
gehende Bedeutung,  da  es  sich  darum  handelt,  der  Hof- 
kirchc  Chiaveri's  und  dem  Museum  und  Theater  von 
Semper  ihren  cndgiltigcn  Rahmen  zu  schaffen  und  ihre 
Wirkung  zu  Platz  und  Umgebung  auf  alle  Zeiten  festzu- 
legen. Line  s<>  wichtige  und  entscheidende  Krage  ist  noch 
selten  der  deutschen  Architektenschafl  vorgelegt  worden. 

Eine  Konkurrenz  Kndc  vorigen  Jahres  hat  die  Be- 
deutung und  Tragweite  der  Aufgabe  "erst  in  vollem  Um- 
fange erkennen  lassen;  obwohl  sie  eine  endgiltige,  inbezug 
auf  Anlage  und  Architektur  gleich  günstige  Losung  nicht 
gebracht  hat,  lieferte  sie  doch  wertvolles  Material  zur  Auf- 
stellung neuer  Programme,  indem  sie  Wunschbares  und 
Erreichbares  ahnen  ließ. 

Nun  wurde  mit  sehr  kurzem  Termin  ein  Wettbewerb 
unter  den  prämiierten  Architekten  veranstaltet  nach  einem 
Programm,  das  die  Eigentümlichkeiten  der  Aufgabe  nicht 
in  ihrem  vollen  Umfange  berücksichtigte.  Das  wertvolle 
Ergebnis  der  ersten  Konkurrenz:  die  Erkenntnis,  daß  die 
Bebauung  des  Klbulcrs  in  cr-tcr  Linie  einen  Absehluti 
des  Theaterplatzes  bedeutet,  wurde  in  der  neuen  Pro- 
grammstcllung  nicht  ausgebeutet;  die  Aufgabe  lautete  bloß 
auf  Unterbringung  der  Wache  und  eines  Restaurants  auf 
gegebenem  Terrain. 

Wenn  auch  wirtschaftliche  Gründe  eine  Beschleunigung 
der  Angelegenheit  wunsehenswert  erscheinen  lassen,  sollten 
diese  doch  in  den  Hintergrund  treten  vor  der  Wichtigkeit 
der  künstlerischen  Aufgabe.  Die  Krage  kann  noch  nicht 
als  spruchreif  bezeichnet  werden  :  es  empfiehlt  sich  zur 
endgilligen  Klärung  eine  nochmalige  Aufgabe^tellung  mit 
weitgefaUtern  Programm. 

II  Billing,  Architekt.  Professorin  Karlsruhe;  Martin 
Dülf  er,  Architekt,  Professor  in  München;  Theod.  Fischer, 
Architekt,  Professor  in  .Stuttgart ; Theod.  Gnceke,  Architekt, 
Lande s-Baural  in  Berlin:  Hans  Grassel ,  Architekt,  städl. 
Baurai  in  München;  Karl  I lc  n  r ic i, (Jeh.  Rcg.-Rat,  Professor 
in  Aachen;  C  Hochcdcr,  Architekt,  Professor  in  Manchen; 
K  Hof  mann,  Geh.  Ober-Baurai,  Profe^or  in  Dannstadt; 
K.  Pützer,  Architekt,  Professur  in  Darmstadt;  Bruno 
Schmitz,  Architekt.  Professur  in  Bertin;  Gabriel  v.  Seid!, 
Architekt.  Professur  in  München," 


Preisbewerbungen. 

ünzutragllchkelten  In  der  Durchführung  der  Öffentlichen 
Wettbewerbe.  Es  ist  bei  uns  in  der  letzten  Zeit  mehrfach 
Klage  darüber  geführt  worden,  daß  die  Durchführung  der 
öffentlichen  Wettbewerbe  bisweilen  unter  Umstanden  er- 
folgte, welche  nicht  immer  allgemeinen  Billigkeitsrück- 
sichten entsprechen  So  erhalten  wir  von  mehreren  Seiten 
Klagen  Uber  die  Verzögerung  in  der  Erledigung  de-  Wett- 
bewerbes lietr  das  Waisenhaus  in  Des-ati.  Abliefe- 
rungstermin war  der  15.  Dez.  iox><;  zu  diesem  Termine  liefen 
187  Entwürfe  ein,  deren  Prüfung  auf  ihre  Konkurrenz- 
fähigkeit allerdings  geraume  Zeit  beansprucht,  aber  doch 
wohl  s'i  halte  beschleunigt  werden  können .  daß  die  Ent- 
scheidung bereits  gefällt  werden  konnte 

Eine  "andere  Beschwerde  betrifft  den  Wettbewerb  zur 
Erlangung  von  Entwürfen  für  ein  G  \  111 11  asi  u  m  in 
Rheine.  Hier  ist  das  übliche  Arbcitsaiism;ili  bedeutend 
erhöht,  indem  die  Hauptansieht  1  :  100  verlangl  und  die 
Vorschrift  gegeben  ist.  alle  Zeichnungen  seien  auf  starkem 
Zeichenpapier  auszulührcn  und  „in  den  Durchschnitten 

80 


gelegene  Kranken-  und  Wohnräume  von  jeder  Störung 
durch  den  Betrieb  in  den  übrigen  Gebäuden  verschont 
bleiben.  Im  übrigen  wurden  alle  Einrichtungen,  die 
sämtlichen  Abteilungen  gemeinsam  dienen,  gleich  so 
groß  angelegt,  daß  sie  auch  bei  der  weiteren  Aus- 
dehnung der  Anstalt  bis  an  die  von  vornherein  hier- 
für festgesetzte  Grenze  ohne  Schwierigkeit  genügen. 
Die  Beurteilung  der  ökonomischen  Leistung  der  An- 
stalt darf  daher,  schon  weil  diese  als  eine  Mustcranstalt 
mit  allen  diesem  Charakter  entsprechenden  Einrich- 
tungen aus  dem  normalen  Rahmen  heraustritt,  nicht 
nach  den  augenblicklichen  Verhältnissen  bemessen, 
sondern  muß  im  Hinblick  auf  den  dereinstigen  völli- 
gen Ausbau  beurteilt  werden.  —       »Forucuu««  folgt.) 


mit  charakteristischen  Tönen  anzulegen".  Es  würde 
zweifellos  dem  Wunsche  vieler  Beteiligter  entsprechen, 
wenn  diese  Bestimmung  geändert  würde;  Zeit  dazu  ist 
noch  genügend,  denn  der  Ablieferungstermin  ist  erst  auf 
den  15.  April  d.  J.  festgesetzt.  — 

Einen  Wettbewerb  rur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
ein  neues  „Bootshaus  des  Magdeburger  Ruder-Clubs"  erläßt 
der  Klub  für  in  Magdeburg  ansässige  Architekten  zum 
31,  Marz  1904.  Die  Bausumme  betragt  38000  M. ;  die 
Architektur  ist  freigestellt.  Es  gelangen  3  Preise  von  400, 
200  und  100  M.  zur  Verteilung;  ein  Ankauf  nicht  preis- 
gekrönter Entwürfe  für  je  50  M.  ist  vorbehalten.  Verlangt 
werden  a  Grundrisse,  ^  bis  4  Ansichten,  a  Schnitte,  nebst 
Lageplan  und  dem  üblichen  Kostenanschlag.  Sämtliche 
Zeichnungen  sind  1:100  zu  liefern.  Bei  diesem  sehr 
reichlichen  Arbeitsausmaß.  welches,  ohne  die  Beurtei- 
lung der  Entwürfe  wesentlich  zu  erschweren,  bedeutend 
hätte  eingeschränkt  werden  können,  erscheinen  uns  die 
dargebotenen  Entschädigungen  umso  mehr  als  ungenügend, 
als  die  preisgekrönten  Entwürfe  in  das  freie  Eigentum 
fies  Magdeburger  Ruder-  Klubs  übergehen  und  derselbe 
durch  den  Wettbewerb  das  Recht  erwirbt,  den  Bau  nach 
diesen  Entwürfen  ohne  weitere  Verbindlichkeiten 
dem  Verfasser  gegenüber  ausführen  zu  lassen.  Unter 
diesen  Umständen  erscheint  es  uns  erwünscht,  daß  die 
hausachverstandigen  Mitglieder  des  Preisgerichtes,  die  Hrn. 
Geh.  Brt.  Bauer,  Geh.  Brt.  Möbius  und  kgl.  Brt.  Peters 
über  eine  Abänderung  der  Bedingungen  zum  Mindesten 
nach  der  Richtung  beraten,  daß  dem  Gewinner  eines 
Preises  auch  die  Ausführung  in  Aussicht  gestellt 
wird.  - 

In  einem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  Cotnenlus- 
Blbllothek  In  Leipzig,  augenscheinlich  auf  Leipziger  Archi- 
tekten beschränkt,  erhielten  den  I.  Preis  die  Hrn.  Weiden- 
hach  &  Tschammer,  den  II.  Preis  Hr.  Paul  Burghardt, 
den  III.  Preis  Hr.  Karl  Poser  und  den  IV.  Preis  Hr. 
Alphons  Berger.   


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Int.-  u  Brt.  Andersen  vom  HL  Armee- 
Korps  i«t  al>  lldsiefcr.  in  ilie  ßauabt   dt-»  Ki iefruidiiiiit  versetzt 

Oer  Int  -  u.  Brt.  Geh.  Kit  Zun  in  Koblenz  ist  gestorben. 

Bayern.  Dem  Int  -  u.  Bit  H  a  u  b  c  11 s  c  h  m  i  e  d  bei  der  Int 
des  I.  bäyer.  Armee  -  Korps  und  dem  Her  -tog  der  Pfalz,  F.iaenb. 
I.evy  in  Landau  i  d  Pfalz  ist  die  IV  Kl  des  Verdienstorden» 
vom  hl.  Michael  und  dem  Int  -  u  Brt  Winter  im  Kriegsminist, 
der  Tit.  o  Kanu'  eine«  Geh  Brt*  verliehen, 

Vernetzt  sind:  Die  Ob -Bauinsp  Hemeler  in  Lichtenfels  sl» 
StaaUhahninj;.  nach  Augsburg  unil  F  l  r  1  tl  I  111  Ktunach  sl»  Staats- 
bidinniK  nach  Lichtenfels,  die  Dir.  -Am  Salier  in  Kempten  lint. 
t'ebcitiw^unj;  der  Funktion  eines  Slaatshahmng  nach  Hof  und 
(■öckel  in  Wflizbuij;  zur  Eisoiib -Bell   D,r.  Weiden 

Bremen.  Der  Ol -Inn  Zalcski  in  Hannover  ist  z.  Bm>tr. 
bei  d  llafenbauinsp  ernannt. 

Hessen.  Dem  Kisenb,  -  Dir.  Ileocr  in  Mainz  ist  das  Ritter- 
kreuz I  Kl  de*  Verdienstordens  Philipp*  des  Gioümiiticen  verlieben. 

Oldenburg.  Den  (ich.  Ob. -Brtii.  Jansen.  Tenge  und 
Bfllilk  ist  da*  Offmetkreur  des  f,rotl:i  Haus  «.Verdienstordens 
vei  liehen. 

Der  Be/  ln-p.  Ob-Il.uiiisp  R  i  e  k  e  11  ist  /.  Bit.  befördert 
Sachsen- Weimar.  Der  Bit.  R  e  i  t  h  e  11  b  c  c  Ii  c  r  beim  Minist, 
ivt  gestorben. 


Inhalt:  IVr  rn-rte  Wrtihew«  rf»  «v  K'Ih^i.n,'  von  timvi'.tl.  n  I  n 
.  i-i  -n  nvs  ,  ,  Mlilul  n  M.nlc  111  J.  iij,   -     ('iim^-nlutii;  dei   |.i  cu'J  .scliro 

und  sn.      >.  ti.  t»  t  ..c-iNjIui  An^.i;i  ii   in   .i-id  !>•■,  is.  liluJl  Hie 

Ari»rilcr!wiUuit«  n  der  l.nnd<-s-V«  :mi  lieruin^.irwult  H«  1  Un  brt  Iteelilz  Iroil- 
Uilu-i        Vt-inns.  hti -<    -   l*iei,-t'C«'i'tt'nn^en.  —  1'«  i  vinul- Km  hten. 

Hierzu  eine  hoppcl  -  Bildbeilage:   I>te  Arbeiterin' il«:älten 
der  Landes-Versicherunsis-Anstalt  Berlin  bei  Beelitz. 

Verlar,  der  IVutvKen  HauieituoK.  G  n.  b  II,  Herlin.  For  die  Redaktion 
vrraniwonl  Aliwil  Hol  mann,  IWrlia.   Oiuit  »ou  Wüh.  Cm»,  Berlin. 

Xo.  13, 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

jgXXXVHL  JAHRG.  NO:!*  BERLIN,  DEN  17.  FEBR.  .904 


Elektrischer  Turmkran  zur  Ausführung  von  Hochbauten. 

(Auigefnhrl  von  der  Gesellschaft  (Or  elektrische  Induttrir  in  Karlsruhe.) 


I  älirend  man  in  Amerika  schon  vor  längerer  Zeit  bei 
der  Ausführung  bedeutenderer  Hochbauten  zur  Er- 
sparung umfangreicher,  kostspieliger  und  in  der 
Herstellung  zeitraubender  Rüstungen,  sowie  zur  Ersparung 
von  Arbeitskräften  vielfach  dazu  übergegangen  war,  ledig- 
lich mehrere  feste  Auslegerkrane  oder  auch  fahrbare 
Krane  von  voller  Gebäudehohe  unter  Wegfall  aller  Rüstun- 
gen in  Anwendung  zu  bringen,  i-t  man  auf  dem  Kontinent 
diesem  Beispiele  erst  vereinzelt  gefolgt.  Die  Vorzüge 
einer  solchen  Ausführungsweise  sind  auch  erst  besonders 
in  die  Erscheinung  getreten,  seit  man  zum  Betriebe  solcher 
Krane  die  Elektrizität  herangezogen  und  damit  denselben 
außerordentlich  vereinfacht  und  die  Leistungsfähigkeit  na- 
mentlich inbezug  auf  rasche  Arbeitsleistung  beträchtlich 
erhöht  hat.  Als  bedeutende  Bauausführungen  dieser  Art 
sind  die  beiden  Kunstpaläste  zu  nennen,  die  gelegentlich  der 


Pariser  Weltausstellung  vom  Jahre  1900  errichtet  wurden. 

Auch  die  deutsche  elektrische  Industrie  hat  sich  dieses 
Anwendungsgebiet  nicht  entgehen  lassen.  Der  nachstehend 
beschriebene  und  durch  Abbildungen  dargestellte  elek- 
trische Turmkran  ist  das  Erzeugnis  einer  deutschen  Firma, 
der  „Gesellschaft  für  elektrische  Industrie  in 
Karlsruhe  i.  B  ",  der  allerdings  seine  erste  Verwendung 
nicht  auf  deutschem  Boden,  sondern  beim  Bau  einer  etwa 
aoom  langen,  2$m  hohen  Kaserne  in  Brüssel  gefunden  hat. 

Veranlassung  zur  Anwendung  dicsei  Kranes  war  hier, 
abgesehen  von  der  Rücksicht  auf  die  Ki  -parting  der  Rüstun- 
gen, vor  allem  die  Notwendigkeit,  durch  Schnellbetrieb  die 
sehr  kurz  bemes-enen  Ausfülirung-fri-tcn  einhalten  zu  kön- 
nen. Ersehwert  wurde  die  Aufgabe  dadurch,  datl  nur  knapper 
Raum  zur  Verfügung  stand,  si'dall  da-  Tr.in-portglci-  zur 
He  ran  Schaffung  der  Materialien  da»  Krangerüst  durch- 

6t 


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brechen  mußte  —  es  i*t  hierzu  im  Kranuntergestell  eine 
lichte  Durchfahrtsöffnung  vun  2,4  ■  Breite  bei  1 ,6  m  Höhe 
frei  gehalten  worden  —  und  da  die  Straße,  an  welcher 
der  Neubau  auszuführen  war  und  welche  als  unmittelbare 
Unterlage  für  das  Kranglcis  diente,  eine  Steigung  von 
1  : 30  besaß. 

Der  Kran  ist  ein  fahrbarer  Drehkran,  dessen  von  Mitte 
Drehachse  bis  Mitte  Ilaken  6™  weit  ausladender  Ausleger 
eine  Höhe  von  24.75 m  "b*r  Schienenoberkante  besitzt, 
wahrend  die  Hubhöhe  23,5  «  beträgt  Der  Kran  läuft  auf 
einem  Doppelschlenengleis  von  3,25 m  Spur;  die  größte 
Breite  des  Untergestelles  erreicht  noch  nielit  ganz  4  ■».  Ks 
war  das  erforderlich,  weil  auf  der  für  die  Kranlaufbahn 
mitbenutzten  Straße  von  nur  6,6 "-  Breite  noch  Kaum  zum 
Vorbeifahren  eines  Wagens  verbleiben  mußte. 

Der  Kran  besitzt  eine  Tragkraft  von  10 ».  Er  ist  jedoch 
m  eingerichtet,  dali  mit  ihm  auch  größere  Lasten  (ein- 


zelne besondere  Werkstücke»  bis  zu  15  1  gehoben  werden 
können.  Bei  10  t  Last  erfotgl  der  Hub  mit  5  "'.  Minute  Ce- 
schwindigkeil,  bei  3  t  und  weniger  mit  17,5m  Minute.  Die 
Drehung  erfolgt  mit  einer  Geschwindigkeit  von  etwa40">  Mi- 
nute und  vollzieht  sich  mit  großer  Leichtigkeit,  da  da-« 
Spurlager  aN  Rollenlager,  das  Halslager  in  Höhe  der  obe- 
ren Plattform  als  Kugellager  ausgebildet  ist. 

Für  jede  Bcwegungsan:  Hebung  der  Last.  Drehung 
und  I  Jlngsbcwcgung  des  ganzen  Kranes  ist  ein  besonderer 
Motor  vorgesehen.  Die  sämtlichen  maschinellen  Teile  sind 
auf  der  unteren  Plattform  angeordnet  und  werden  von 


einem  einzigen  Mann  bedient.  Auf  der  oberen,  etwa  15«» 
Uber  Straße  liegenden  Plattform  ist  ein  zweiter  Mann  auf- 
gehellt, der  die  doppelte  Aufgabe  hat,  das  obere  Hals- 
lager zu  warten  und  Kommandos  an  den  Maschinisten 
bei  Versetzung  besonders  schwerer  Stücke  zu  geben.  Der 
Doppelhaken  ist  ebenfalls  auf  Kugeln  gelagert.  Durch  auto- 
matische Abstellvorrichtungen  wird  sowohl  ein  Ueberiastcn 
des  Kranes  als  auch  ein  Zuhochziehen  der  Last  verhütet 
Das  TurmgerOst  des  Kranes  ist  so  eingerichtet,  daß 
es  bequem  aufgestellt  und  niedergelegt  werden  kann.  Es 
kann  für  höhere  Bauten  leicht  ein  weiteres  Stockwerk  hin- 
zugefügt, für  niedrigere  ein  solches  weggelassen  werden. 
Ebenso  ist  es  ohne  wesentliche  Unkosten  möglich,  für 
kleinere  Lasten  größere  Ausleger  einzusetzen.  Besondere 
Sorgfalt  war  natürlich  in  dem  vorliegenden  Falle  auf  den 
Unterbau  zu  verwenden,  der  aus  den  schon  ausgeführten 
Gründen  der  Querverbindung  entbehrt,  daher  in  sich  aus- 


reichend steif  hergestelll  werden  mußte,  um  die  Spur- 
enwltting  und  die  leichte  Beweglichkeil  zu  sichern. 

Unsere  Abbildungen  lassen  die  allgemeine  Anordnung 
de-  KrangcrQste-  v,,wie  auch  die  Einzelheiten  des  An 
triebe»  die  Aufstellung  der  3  Motoren  usw  erkennen 
Der  I  nterhau  wird  von  4  kailpaarcn  gestiit/t,  von  denen 
nur  a  durch  den  Motor  mittels  Zahnradgetriebes  angetrie- 
ben werden,  Die  beiden  Räder  eines  Paares  sind  dabei 
durch  Keite  gekuppelt.  Der  zweite  Motor  bewirkt  mittels 
Zahnkränze«  die  Drehung,  der  dritte  schließlich  treibt  die 
mit  mehrfachem  Vorgelege  ausgestattete  Winde  an. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Aren.-  u.  Ing. -Verein  zu  Düsseldorf.  Vers,  am  7.  Okt. 
1003.  An wc».  26  Mitgl.,  Vors.  Hr  Dreling.  Nach  Er- 
ledigung der  Eingänge  beschließt  die  Versammlung,  von 
Erstattung  gedruckter  Sitzungsberichte  an  die  Verbands- 
Vereine  abzusehen.  Hr.  Dorp  berichtet  hierauf  in  ein- 
leitender Weise  ül>cr  den  Verlauf  der  Abgcordneten- 
'eisaiiiniliing  in  Dresden.  Zur  L'cbcrprüfung  der  Wett- 
bewerbs -  Bestimmungen  wird  ein  Ausschuß  gewählt. 

Vers  am  20.  Okt.  1903.  Anwc».  27  Mitgl ,  5  Gäste. 
Vors  Hr  Tharandt.  Aufgen.  werden  Hr  Generaldlr., 
Keg  -  u  Brt.  Matliies  als  auswärtiges  und  die  Hrn.  Ing. 

8a 


V 


Fischer  und  Carstens«!  ak  einh.  Mitgl  Gestorben  ist  Hr. 
Ing.  Hücker.  Zur  Verhandlung  stand  ein  Antrag  des  Hrn. 
Arth  Webling  auf  Abänderung  der  Bestimmungen 
betr.  die  Abnahme  der  Neubauten  und  anderer  Aus- 
fahrun gs- Bestini  mutigen  der  Baupol  izci-Ord  nung. 

Vir«  am  7  Nov.  1903  Anwc«.  28  Mitgl..  1  Gast. 
Vors  Hr.  Dreling.  Aufgen.  wurden  die  Ilm  Ziv.-Ing. 
Nauen  und  Ine  Körting  Nach  geschäftlichen  Mitteilungen 
berichten  die  Ilm.  Ehlen  über  Haftung  für  Vorkomm- 
nisse beim  Bau  eines  Maschinenhauses  und  Tha- 
randt über  Straßen- Auf reißapparate.  — 

Vers  am  17.  Nov.  1903.  Anwes.  30  Mitgl.,  Vors.  Hr. 
Dreling.    Aufgen.  wird  Hr.  Arth.  Furthmann.    Für  die 

No.  14 

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Wahl  des  Vorstandes  im  neuen  Vereinsjahr  wird  ein  An- 
schuß bestellt.  Hr.  Arth.  Korn  berichtet  sodann  über  die 
Veränderungen  der  neuen  Land- Baupol ize ioiil- 
nung  für  den  Reg. -Bez.  Düsseldorf,  welche  auf  An- 
regung de*  Vereins  vorgenommen  worden  >ind  - 

Vers,  am  1.  Dez.  1903.  Anwes  47  Mitgl..  Vors.  Hr 
Dreling.  Zunächst  wird*  der  Arbeitsplan  für  das  Vcr- 
bandsiahr  1903  4  vom  Schriftführer  vorgetragen  Aufgen. 
wird  Hr.  Ing  Sülzlc  Hr.  Brt  Kadke  berichtet  über 
einen  Antrag  der  internationalen  Kunst-  und  Gartenbau- 
Ausstellung  zu  Düsseldorf  190.),  betr  die  Veranstaltung  einer 
Ausstellung  der  deutschen  und  ausländischen 
Architekten.  Hr.  Arch.  Wühler  kennzeichnet  den 
Standpunkt  der  Architcktenschaft  der  internationalen  Kunst- 
ausstellung gegenüber  und  empfiehlt,  daü  der  Verein  sein 
Hecht  auf  einen  Ausstellungsraum  im  Kunslpalasl  durch 
den  früheren  Ausstellungs  •  Ausschuß  für  190a  geltend 
mache  und  daü  der  Verein  ausstelle  Hr.  vom  F.ndt 
unterstützt  diesen  Standpunkt.  Ilr.  Kadke  schlagt  vor, 
der  Ausstcllungsleitung  zu  antworten,  daß  der  Versuch 
gemacht  werden  sollte,  eine  internationale  Architektur- 
Ausstellung  zusammen  zu  bringen,  vorausgesetzt,  daß  die 
Architektur  im  Ausstellungspalast  Platz  findet.  I  Ir  Wühler 
betont  den  Mangel  an  Zeit,  Kaum  und  Old  zu  dieser 
Veranstaltung.  Hr.  Brt.  Gürz  berichtet  Ober  den  Verlauf 
der  Verhandlungen  im  Arbeit-Ausschüsse  für  die  Wandel  - 
versammlung 1904  in  derselben  Sache  und  halt  den  Vor- 
schlag des  Hrn.  Kadke  für  aussichtslos.  Hr  Arch  Korn 
unterstützt  den  Standpunkt  Wühler.  Hr.  von»  Endt  be- 
antragt: Die  internationale  Arch -Ausstellung  zuzusagen 
unter  der  Bedingung,  daß  sie  im  Kunsipalast  unterkommt 
und  die  Einladungen  hierzu  die  internationale  Kunstaus- 
stellung erlaßt.  Hr.  Kadke  spricht  für,  Hr.  Wühler  gegen 
diesen  Antrag,  den  er  für  aussichtslos  halt.  I  >ic  1  Im.  Drcling 
und  Wühler  betonen,  daß  der  Architekten-Verein  als  solcher 
nicht  autorisiert  sei,  für  sich  einen  Ausstellungsraum  zu 
beanspruehen,  das  könne  nur  der  Ausslellungs-Vereinsaus- 
schuß  1903/04.  Hr.  Peiffhovcn  widerspricht  dieser 
letzten  Ansicht.  Ilr.  Arch.  Fuchs  stellt  sieh  auf  den 
.Standpunkt  des  Hechtes  des  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereins:  Die  Architekten  und  die  Aussteller  gegenüber 
der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  vertreten.  Hr. 
Fcttwcis  tritt  dein  bei.  Hr  Dreling  bestreitet  das 
Mandatsrecht  des  Verein-  Hr.  Kadke  beantragt,  der  Aus- 
stellutigslcitung  1904  unabhängig  auf  ihren  eingangs  er- 
wähnten Antrag  ein  zweites  Antwortschreiben  mit  dem 
Inhalte  zu  senden,  daß  der  Aich.-  und  Ing.-Verein  besonders 
die  Ausstellungsrcchte  der  Düsseldorfer  und  deutschen 
Architekten  vertritt.  Antrag  vom  Kndt  wird  mit  24  Stimmen 
angenommen  —  Hr  vom  Kndt  teilt  eine  bemerkenswerte 
Ausführung  beim  Umbau  eines  Wohnhauses  mit.  Hr  Gürz 
berichtet  über  den  Kntwurf  zum  Verlrage  Uber  Herstellung 
des  Werkes  .Düsseldorf  und  seine  Bauten"  milder 
Finna  I..  Schwann  hiersclbst,  mit  dessen  Abschluß  die  Ilm 
Görz,  vom  Kndt  und  Dreling  beauftragt  werden, 

Vers,  am  15  Dez.  1903.  Anwes.  40  Mitgl.,  1  Gast.  Vors. 
Hr.  Dreling  Hr  Landcsbrt.  Görz  wird  als  Delegierter 
zu  den  Beratungen  des  Verbands  Vorstandes  nach  Frank- 
furt a  M.  gewählt.  Hr.  Arch  Wühl  e r  berichtet  hierauf,  daß 
in  Anbetracht  des  Andranges  zur  internationalen  Kunstaus- 
stellung 1904  mehr  Kaum  als  die  Leitung  derselben  den 
deutschen  Architekten  nach  früherer  Mitteilung  gewahren 
konnte,  nicht  zur  Verfügung  steht.  Im  I.okalausschuß  für 
die  Arrh. -Ausstellung  ist  au  Stelle  des  ausscheidenden 
Ilm,  Stadlbrt  a.  D.  I'eiffhoven  Hr.  Wühler  als  Vorsitzender 
gewählt  Ilr.  Körting  trägt  hierauf  über  Saugsiel •  An- 
lagen zur  Beseitigung  von  Fäkalien  vor,  woran  sich 
ein  lebhafter  Meinungsaustausch  knüpft  [Ii. 


Vermischtes. 
Verstcherungspfticht  der  Inhaber  von  Baubureau«.    I  >ic 

Streitfrage,  welche  in  zahlreichen  Fällen  in  dieser  Zeitung 
zur  Beantwortung  gestellt  wurde,  nämlich  ob  Betriebe, 
welche  sich  in  der  Hauptsache  auf  die  Anfertigung  von 
Bauplänen,  daneben  aber  auch  auf  die  Ueberwachung 
der  Ausführung  von  Bauten  erstrecken,  gegen  Unfälle 
versicherungspflichtig  sind,  ist  neuerdings  vom  Reichs- 
Versichcrungsamte  im  bejahenden  Sinne  und  damit  in  der 
von  uns  vertretenen  Weise  beantwortet  worden  In  deni 
Kckursbescheide  No.  2024,  welcher  in  den  „Amtlichen 
Nachrichten  des  Kcichsvcrsiclicrungsanilcs"  No  11  vom 
l.Nov.  1903  abgedruckt  und  im  „Deutschen  Kcichsanzcigcr" 
No.  268  vom  13,  Nov.  1903  wiedergegeben  ist,  erklärt  das 
Reichsversicherungsamt,  Betriebe  der  beregten  Art  bei 
den  Baugewerks  -  Berufsgeiiossenschaftcn  in  vollem  Um- 
fange versicherungspflichtig. 

Danach  kommt  es  also  nicht  darauf  an,  ob  die  Ucher- 
wachung  von  Bauten  den  hauptsächlichsten  Teil  der  ISr- 

17.  Februar  1904. 


sehäftigung  eines  im  Banbureau  angestellten  Architekten 
ausmacht,  oder  ob  sie  nur  vereinzelt  erfordert  wird.  Ks 
genügt  vielmehr  die  Tatsache,  daß  es  überhaupt  zur 
Beaufsichtigung  von  Bauten  kommen  kann,  daß  also  Ge- 
legenheit besteht,  beim  Betreten  von  Bauplätzen  von  Un- 
fällen betroffen  werden  zu  können,  utn'die  Vcrsicherungs- 
pflichl  zu  begründen  und  für  den  Arbeitgeber  die  Zwangs, 
pflicht  zu  schaffen,  seinen  Betrieb  durch  Vcrmittelung 
der  Ortspolizei  zur  Eintragung  in  das  Kataster  der  zu- 
ständigen Berufsgenossenschafl  anzumelden.  F.s  bleiben 
also  von  der  Versiehentngspflicht  und  dem  Anmeldungs- 
zwange künftig  nur  noch  solche  Bauburcaus  befreit, 
welche  sieh  ausschließlich  mit  dem  Entwerfen  von  Bauten 
und  der  Anfertigung  von  Bauplänen  beschäftigen.  Selbst 
der  Umstand  befreit  den  Beiriebsunternchmcr  nicht  von 
der  Anmeldepflicht,  daß  er  die  Beaufsichtigung  und  Lei- 
tung der  Bauten  regelmäßig  in  eigener  Person  besorgt 
und  sich  vielleicht  nur  im  Verhinderungsfälle  durch 
einen  Angestellten  vertreten  läßt  Völlig  gleichgültig 
bleibt  es,  ob  nach  der  Art  des  Betriebes  für  denselben 
Gcwcrbrsteucrpflirht  besteht  oder  nicht.  Selbst  gewerbe- 
steuerfreie Betriebe,  welche  als  solche  von  der  Heran- 
ziehung zur  Mitgliedschaft  einer  Handwcrkerkanimcr  be- 
freit sein  würden,  können  auf  den  Umstand  ihrer  Steuer- 
freiheit nicht  das  Verlangen  stützen,  von  der  Versiehe- 
rungspflieht  befreit  zu  bleiben.  Ks  gilt  das  von  Hoch-,  wie 
von  "I  iefbauten,  wenngleich  der  Kekursbcschcid  in  einem 
Falle  der  erstcren  Art  ergangen  war.  Denn  der  Kern- 
punkt der  Kntseheidung  trifft  hier  wie  dort  gleichmäßig 
zu.  Bei  beiden  Bauwerken  besteht  die  Möglichkeit,  wäh- 
rend der  Anwesenheit  und  Ausübung  der  Verrichtungen, 
welche  bei  der  Bauaufsicht  und  Leitung  vorzukommen 
pflegen,  verunglücken  zu  können.  Bei  beiden  kann  also 
für  den  Techniker  das  Bedürfnis  eintreten,  einen  Vermögens- 
ausgleieh  für  den  Verlust  geiner  Erwerbsfähigkeit  durch 
Betriebsunfall  zu  erlangen,  die  Unfallfürsorge  zu  erhalten. 

Infolge  dieser  Rechtsprechung  kann  allen,  welche 
Baubureaus  unterhalten,  nur  dringend  geraten  werden, 
baldigst  ihrer  Anmeldepflicht  zu  genügen.  Eine  Vernach- 
lässigung derselben  kann  nämlich  nicht  nur  empfindliche 
Ordnungsstrafen  nach  sich  ziehen,  sondern  seit  der  jüng- 
sten Rechtsprechung  des  Reichsgerichte»  den  betreffenden 
Betriebsunternehmer  auch  schadenersatzpflichtig  werden 
lassen,  ihn  nämlich  der  Gefahr  aussetzen,  zur  Zahlung  der- 
jenigen Beiträge  an  den  Verletzten  verpflichtet  zu  werden, 
welche  dieser  kraft  der  gesetzlichen  Unfallfürsorge  von 
der  zuständigen  Berufsgenossenschaft  genossen  hal>cn 
würde,  wenn  er  am  Unf.illtage  bei  ihr  schon  versichert 
gewesen  wäre,  ,>rof  I)r  Kar,  ,,ilsr 

Zur  Frage  der  Aufstellung  eines  Bismarck-Denkmals  In 
Bremen.  <  ibglcieh  man  sich  mit  dem  von  Schumacher 
111  No  10  der  „iVuischcn  Bauzeitung"  ausgesprochenen 
Gedanken  über  die  architektonische  Losung  für  die  Auf- 
stellung eines  Bismarck  -  Denkmals  in  Bremen  befreunden 
kann,  so  mochte  ich  doch  behaupten,  daß  die  an  der  Nord- 
seite des  I l.iuptttirmes  der  LicbfraucivKirche  gedachte 
Nische  keineswegs  hierfür  geeignet  erseheint,  und  zwar 
aus  dem  Grunde,  weil  das  IVnkmal  an  sich  einen  viel  zu 
gewaltigen  Gedanken  in  sich  birgt,  um  einem  so  beschei- 
denen Platze  als  Zierstück  zu  dienen,  denn  der  natürliche 
Straßenzug  ist  vom  Wall  unmittelbar  durch  die  Sögc- 
Straße  bis  zur  ( »bernsiraüe,  oder  vom  Wall  später  in 
den  Schüsselkorb  einbiegend  nach  dem  Domshof.  Der 
Platz  an  der  Liebfraucnkirehc  liegt  viel  zu  versleckt. 
Dahingegen  wäre  zu  erwägen,  welcher  Platz  sieh  ergibt, 
wenn  man  das  an  die  Liebfrauenkirche  schwalbennest- 
artig angebaute  Häuschen  am  kleinen  Tum»  abbrechen 
und  damit  einen  wohl  geeigneten  Denkmalplatz  für  den 
ersten  deutschen  Kanzler  schaffen  würde.  Erstens  käme 
Bismarck  gleich  wie  im  Leben  in  unmittelbare  Nähe  seines 
kaiserlichen  Herrn  zu  stehen  und  zweitens  läge  das  Denk- 
mal im  Herzen  eines  der  schönsten  Städlcbildcr,  ohne 
eine l'cberiadungderGesaintanlage  herbeizuführen.  Drittens 
wäre  eine  glückliche  architektonische  Lösung  hier  weit 
eher  möglich,  als  !>ei  dem  technisch  schwierigen  Nischen- 
bau  am  Nordturn»  der  Liebfrauenkirche.  - 

Hamburg,  Febr.  1904.  Hermann  Schütze. 

Auszeichnungen.  F.s  hahen  kürzlich  einige  Ernennun- 
gen von  Privatarchitcktcn  stattgefunden,  welche  verdienen, 
aus  der  Gleichförmigkeit  der. Personal-Nachrichten''  heraus- 
gehoben zu  werden  So  wie  vor  einiger  Zeit  die  I  lm. 
Reg -Bnistr  Albr.  Berker  und  Bnistr.  G.  Knoblauch  in 
Berlin  zu  Bauräten  ernannt  wurden,  sr,  sind  kürzlich  die 
Banräte  von  Groszhetm,  Ka\>fr  und  Seh wecliten 
zu  Geheimen  Hauräten  ernannt  worden  und  es  ist  da- 
mit eitler  ausgebreiteten  und  erfolgreichen  privaten  künst- 
lerischen Tätigkeit  zun»  wiederholten  Male  eine  öffentliche 
Anerkennung  zuteil  geworden. 

8j 


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Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  Waisenhaus  Dessau.  Wahrem!  wir  die 
Notiz  auf  S  80  schrieben,  war  die  Kiitschciduns  in  diesem 
\Vcttl>ewcrb  bereits  gefallen,  sndatl  die  Verzoecrunp,  wenn 
man  die  Weihnachtszeit  inbetracht  zieht,  doch  keine  all/u 
lange  war,  Den  I.  Preis  von  1000  AI.  erranu  Hr.  I'aul 
Zimmer  in  Elberfeld;  den  II.  Preis  von  600  M.  Hr.  f 
l'feiffer  in  Friedenau;  der  III.  Preis  von  400  M.  fiel  den 
Ilm  I.udw.  Kulerund  W.  Bergen  in  Wiesbaden  zu.  I»en 
in  Aussieht  gestellten  Ankauf  von  4  weiteren  Entwürfen  für 
je  2S0  M.  vermochte  das  Preisgericht  nicht  zu  empfehlen 
Die  Entwürfe  sind  vom  1;^  27.  Kebr.  in  lV»au,  Zerb-tei  ■ 
siraüc  57,  öffentlich  ausgestellt. 

Bücher. 

Am  Technolexikon,  bekanntlic!)  ein  1901  vom  „Verein 
deutscher  Ingenicure-  ins  Leben  gerufenes  Unter- 
nehmen eines  allgemeinen  technischen  Wörter- 
buches in  den  drei  Sprachen  Deutsch,  Englisch  und 
Französisch  arbeiten  jetzt  363  in-  und  ausländische  techn. 
Vereine  mit.  Von  Firmen  und  Einzelpersonen  haben  2573 
Original-Beiträge  zugesagt.  Das  Ausziehen  sowohl  cin- 
als  besonders  mehrsprachiger  Texte  (Lehrbücher.  Abhand- 
lungen, Geschäftsbriefe,  Geschäftskataloge,  Preislisten  usw.) 
sowie  ferner  der  bisherigen  Wörterbucher  ergab  bis  jetzt 
imganzen  1  930000  Wortzcttcl.  Hierzu  kommen  nun  in 
den  beiden  nächsten  fahren  (bis  Mille  1906)  noch  die 
Hunderttausende  von  W  ortzcttcln,  die  sich  aus  der  redak- 
tionellen Bearbeitung  der  schon  eingesandten  und  der  noch 
einzuliefernden  Beiträge  der  Mitarbeiter  ergeben  werden. 

Alte  noch  ausstehenden  Beiträge  werden  bis  Ostern 
dieses  Jahres  1901  eingefordert.  Da  die  Drucklegung 
des  Technolexikons  Mitte  1006  beginnen  soll,  so  können 
verspätete  Beiträge  nur  bis  zu  diesem  letzteren  Zeitpunkte 
mitverwertet  werden,  d.  h.  ausnahmsweise.  Alle  Ein- 
sendungen und  Anfragen  sind  zu  richten  an  den  leitenden 
Redakteur  des  Technolexikon,  Hrn.  Dr.  Hubert  Jansen, 
Berlin  NW.  7,  Dorolheenstr.  49.  - 

Brockhaut'  Konversations  -  Lexikon.  14.  vollst  umgearb. 
Aufl.  Neue  revid.  Jubiläums  -  Aufgabe.  16  Bde. 
eleg.  geb  der  Bd.  10  M.  Verlag  von  F.  A.  Brockhaus 
in  Leipzig,  Berlin,  Wien  1903. 
Rascher,  als  man  erwarten  durfte,  liegt  das  vollendete 
sechszchnhandige  Werk  vor  uns,  dessen  letzter  Band  noch 
vor  Jahre.sschluU  erschien.  Wir  haben  den  einzelnen  Ban- 
den s.  Zt.  schon  empfehlende  Worte  beigegel>cn,  denen 
wir  nur  wenig  hinzuzufügen  haben.  Vor  107  Jahren  er- 
schien die  erste  Auflage  in  bescheidenem  Umfange,  wah- 
rend das  Werk  jetzt  etwa  18000  S.  Text  umfaßt  und  mit  einer 
Fülle  z.T.  vortrefflicher  Abbildungen  im  Text  und  zahlreichen 
teils  schwarzen,  teils  bunten  Talein  aus  allen  Gebieten  des 
Wissens  ausgestattet  ist.  Etwa  500  .Sachverständige  aus  den 
verschiedensten  Gebieten  haben  den  umfangreichen  Stoff 
zusammengetragen.  Blättert  man  in  den  alten  Jahrgängen 
des  Lexikons,  so  erhalt  man  einen  interessanten  Einblick 
in  die  fortschreitende  Entwicklung  auf  wissenschaftlichem, 
künstlerischem  und  wirtschaftlichem  Gebiete,  da  jeder 
Band  die  Verhältnisse  seiner  Entstehungs/eii  wicdcr- 
spiegelt.  Für  unsere  Leser  wird  ein  solcher  Kackblick 
besonders  auf  technischem  Gebiete  von  Nutzen  und  In- 
teresse sein.  Gerade  auf  diesem  Gebiete  kamen  die  Fort- 
schrille  des  vergangenen  Jahrhunderts  ja  ganz  besonders 
zum  Ausdruck,  Auch  in  der  immer  eingehenderen  und 
sorgfältigeren  Behandlung  der  technischen  Wissenschaften 
und  ihrer  Errungenschaften,  wie  wir  sie  in  den  einander 
folgenden  Auflagen  des  Lexikons  verfolgen  können,  spre- 
chen sich  die  wachsende  Bedeutung  der  Technik  und  das 
zunehmende  allgemeine  Interesse  für  technische  Kragen 
deutlich  aus. 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Kalender  !0r  Straiieo-und  Winetbiii-  and  Kultur- 
Ingenieure.  Begründet  von  A.  Reinhard.  Neubearbei- 
tet von  R.  Scheck,  Reg  -  u.  Brt.  in  Erfurt.  31.  Jahrg.  1901. 
Oeb.  nebtt  3  gehefteten  Beilagen.  Wiesbaden.  J.  F.  Berg- 
mann.   Pr.  4  M 

K«lendcr  (Ar  Eisenbahn- Techniker.  Begründet  von 
Edm.  Heusinger  von  Waldegg.  Ncubcarbcitct  von  A.  W. 
Meyer,  Kgl.  F.isenb-Rau-  u.  Betr-Insp  in  AHciislciu.  31. 
Jahrg.  1904.  Geb.  mit  1  Beilage.  Wiesbaden,  J  F.  Beig- 
manu.    Pr.  4  M. 

Uliland'a    Kalender    (Ar  Maschinen-Ingenieure. 

Bearbeitet  von  W.  H.  Unland,  Ziviling.  u.  Patentanwalt 

10  Leipzig.    3a  Jahrg.  1904.    j  Teile.    Arnold  Bergstr»««er 

(A.  Kroner).    Pr.  3  M 
Deutscher  Wappen-Kalender   190»     33  Seit«»  Hoch- 

qoart  in  9-faibigcm  litliogr.  Druck    Verlan  *  °"  Gebr.  Vogt, 

PapicrmOhle  bei  Roda  S  -A     Pr.  1.50  M, 
Kalender  (tlr  H  >  1  /  u  n  g  s  - .  I .  A  1 1  u  n  g  *  -  und  B  a  d  <  t  1  1-  h  ■ 

nikrr      Herau^f  gehen   von    M.   Klingrr,   I  ibering.- n><  ur. 

9.  Jahrg.  1901.    lUllc  a.  S-    l  arl  Marhold.    Pr.  3,30  M 

84 


I*.  Stfthlen'»  Ingenieur-Kalender  (flr  Maschinen  und 
Hftttentei  hmker.  Herausgegeben  von  Ziviling.  C  Fran/en 
in  Köln  und  lug.  K  Mattier,  Kgl.  Obeilchrt-r  In  Köln 
39.  lahrg.  1904  -j  (eile.  Essen,  G.  D  Baedeekrr.  I'i.  a£o, 
3.50  und  4.50  M. 

Mein  künftiger  Beruf.  No.  3a :  Der  Architekt  und  Rcgicrungs- 
Baurueisler-    Lciptig  1903    C.  Bange«  Verlag.    Pr.  50  I'I. 

Block ,  J. ,  Apotheker,  t'ebcr  einige  Reisen  in  Grie- 
chenland, mit  Berflckfiehtigung  der  geolog  Verhältnisse 
sowie  der  Baumaterialien,  insbesondere  der  Marmorarten 
Griechenland*  im  Vergleich  mit  denjenigen  Deutschland«  und 
einiger  anderer  Lander.  Bonn  iqoj.  (  arl  Georgi ,  1'nivri- 
sitats-ßuehdr  uckei  ei. 

Crugnola,  G  ,  Icgegnere  Di/ionario  leeiiico  di  ingegneria  c  di 
aichitctluru  nelle  lingue  italiano,  Franeese,  inglese  e  tedesca. 
Parle  I.  Toiino  1903   Socidi»  editrice  Suec.  A.  F.  Nefro  e  C. 

Dobel,  E.,  Reg.-Bnistr.  und  »ladt  Bauin«p.  Kanalisation. 
Anlage  und  Bau  Stadl.  Abtngskantlc  <in<l  Hautrntwasserun- 
gen.  4.  ncubeaibeitete  Aull  mit  16  Tafeln  ausfuhr!.  Plane 
und  Detailicirhnungrn.  Nebst  einen  Anhang:  Abwasser- 
Reinigung  von  F.mil  Mairr,  Rrg-Bmstr.  Stuttgart  1903  W. 
Kohlhammer.    Pr.  4,80  M 

Hey  mann,  Juh.  Moderne  Schriften.  Vorlagen  für  die  Be- 
schreibung teehnisctier  Zeichnungen  für  Techniker  aller 
Fächer,  insonderheit  (Or  Architekten  und  Bauhatid werker. 
Lcipiig  1903.    Seemann  ft  Co.    Pr.  7.50.  M. 

Hirsch,  Fritz.  Von  den  Universitats-Gebauden  in 
Heidelberg.  Heidelberg  1903.  Carl  Winter'«  Univer- 
simts  Buchhandlung.    Pr.  3  M. 

Hübner'»  Geographisch-statistische  Tabellen  aller 
I.Inder  der  Erde.  Herausgegebrn  von  Prif.  v.  Jura«chek. 
Frankfurt  a.  M.  1003.  Heinr.  Keller.  Kart,  1,5,3  M  ,  Wand- 
tafel-Ausgabe 60  Pf. 

Hatton ,  Thomas.  Ski/tierende  Aquarell-Malerei, 
Anleitung  für  Anfaugcr.  Deutsch  von  Otto  Marpurg.  Ravens- 
burg 1003.    Otto  Maier.    Pr.  1,50  M. 

Limbach,  Ernst,  Oerichtsscluciber.  Handbuch  fflr  den 
Hypotheken-Gläubiger  im  Zwangsversteigerungs- 
und Zwangsverwaltungs-Verlahren.  Dresden  1903.  Ed.  Meyer, 
Huclidruckerei    Pr.  3,50  M. 


Personal-Nachrichten. 

Baden.  Der  Kult-lnsp,  Sichert  ist  1.  Wasser  u.  StralJen- 
Baninsp.  in  Ottenburg  ernannt. 

Bayern.  Dem  Reg-  u.  Kreisbrt.  I'a«  her  in  München  ist 
die  IV.  Kl.  des  Verdienstorden»  vom  hl.  Michael,  dem  Reg-  u  Kr,- 
Bauass.  Inuma  v.  Stern  egg  in  München  und  dem  Kauamtm. 
Kraus  in  Weiden  ist  der  Tit.  u.  Rang  eine»  Kgl-  Rrts.  verliehen. 

Der  Dir  .-Rat  Wie  klein  unter  Bcfoiderung  tum  Rcg.-Rat  und 
der  Dir  As«..  Riegel  unL  Beförderung  tum  Dir.- Rat  sind  in  da« 
Staatsmini«!   (ur  Verkehrsangelt-geulieitcn  berufen. 

PreuOen.  Dem  Geh.  Ob.-Hrt.  K  r>  1 1  o  w  s  k  i  in  Eberswaldc 
ist  die  Kgl.  Krone  tum  Roten  Adler  « »rrlen  II.  Kl.  mit  dem  Stern 
und  Eichenlaub,  dem  Geh.  Reg  Rat  Dr.  Riedlcr,  Prot,  ander 
Techn.  Hochschule  in  Berlin,  der  Rote  Adler-Orden  II  Kl  und 
dem  Reg-Bmslr.  a.  D.  Körte  in  Berlin  der  Rote  Adler-Orden 
IV.  Kl.  verliehen, 

Die  Annahme  uml  Anlegung  der  ihnen  verlieh,  fremdlünd.  Auf- 
zeichnungen ist  gestattet  und  »v.:  Dem  Wirkl  Geh.  Rat,  Oh.  Bau- 
u.  Minist  Dir.  Srhrnnlrr  de«  Komtiirkrcuics  1  Kl.  des  (irolihert. 
lies*.  Verdienstorden*  Philipp  des  GronmOligen ,  dem  f  >b.-Brt. 
Hermann  in  Münster  i.  W.  de«  Koroturkrcures  de«  Kais,  und 
Konigl  östcricich.-uiigar.  Fiant  Josef  Ordens. 

Verliehen  ist:  Dem  Geh.  Ob.  -  Bit..  Dr.  -  Ing.,  Dr.  Zimmer- 
mann ini  Minist,  der  .'•fienti.  Aib.  die  Kgl.  Krone  tum  Roten  Adlcr- 
Oiden  II.  Kl.  mit  Eichenlaub;  dein  Geh.  Brt  a  D.  L  o  c  h  11  e  r 
in  Berlin  der  Rote  Adler- Ol  den  II.  Kl-  mit  Eichenlaub;  dem 
Gcneral-Dir.  Geh  Brt.  Rathenau  in  Berlin  der  Rote  Adler- 
Orden  III.  Kl.  mit  der  Schleife;  dem  Arch  Bodo  Ebhar.lt  in 
Ciunewald,  dem  Reg  -linutr.  a.  I).  Denninghoft  in  Charloltcn- 
burg.  dem  Ob-Ing  Di.-lng  Reichel  in  Stcglitt  und  dem  Kabr.- 
Dir.  Lasche  in  Berlin  der  Rute  Adler-Orden  IV.  Kl.;  dem  Ing- 
Stix  in  Berlin,  dem  Ob -log.  Kliriliml  in  Friedrichshagen  und 
drin  Ing.  Otto  in  l'ankou'  der  Kgl.  Kioneti  <  liden  IV,  Kl. 

Dem  Reg.-  u.  Brt-  Eger  in  Berlin,  sowie  den  Brt»  Sehweeh- 
ten,  Kayser  und  v.  (irosthetni  in  Bei  Iii)  ist  der  Char.  als 
t*eti.  Bit.  verliehen. 

I.ler  Kl  -Hauin^p  Otte  in  Raxtenhurg  ist  nach  Heyilckrug  und 
der  Reg  -Hm«li .  H.  S  e  h  ü  (  e  1  in  Magilebuig  nach  Neusieitin  versettt. 

Dem  Pro!  Damert  au  der  Tcehn.  Hlk  Ii»,  hule  in  Aachen 
ist  der  Char.  als  Geh  Reg. -Rat  verliehen. 

Der  Schiff  bauing.  La  as  ist  1.  ctattn.  Prof.  an  der  Techn.  Hoch- 
schule in  Berlin  ernannt  und  ist  demselben  die  durch  das  Aus- 
scheiden de»  Prof  P  a  g  r  I  erled  Prof,  Inr  prakt-  Schiffbau  verliehen. 

Zur  Beschäftigung  (lberwie.en  sind  die  Reg -Bmstr  :  M  Beck- 
mann der  Kgl.  Reg.  in  Anrieh  und  Härtung  der  Kgl.  ELienb.. 
Dir,  in  Köln. 

Der  Reg -Bfhr.  (Hüchbfch  )  Mac  I.  e  a  n  aus  Karlsmarkt  ist  1. 
Reg  -Itmstr  ernannt. 

Den  Reg -Bnisliu.  K  11  i  p  p  i  n  g  in  Elberfeld.  Johs  Körner 
in  Warstein  und  Friedr.  Schult!  in  Pankow  ist  die  nachge«, 
Einlas»    aus  dem  Staatsdienst  erleilt. 

Der  Reg  -  u  Urt.  Spirgati«  in  Kreu/burg.  O -Sehl  ,  der  Geh. 
Brt.  Sohorh.nl  ,n  Ka«>cl  und  der  Kgl  Brt  Schmidt  in 
Datitiü  »in<l  gestorben 


Inhalt:  Kl.  Lti  !>• -i'-r  l  ..•  n.V  ■  .  •  io  An.lilhi  a:,;  \  ml  f  [...M.aillciv  - 
M.ilrdn-igi'ti  ii-s  Vi-.iMr.t-u.  V.m  ...1-,  Mrv  -  l'ii-ishene:hungrn.  -  H.wWr- 
»•l-iii  --  IV;  lal.Sa.hiichtra 

Xr-Ut  'I'i  I  •«-iits.-lM  1,  H^ii/rilin,.-,  I.  m  U  II.  Bi-Im  1  . 1  r  -tie  K.-.bklioii 
>.  ...ikm.mU.  ,U«-r.  Il..lmann.  Jti-ilm.   Druck  von  Willi,  uitif,  Brrhn. 

No.  14. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2. 15.  BERLIN,  DEN  20.  FEBR.  1904 

Die  Arbeiterheilstätten  der  Landes -Versicherungsanstalt  Berlin  bei:- Beelitz. 

Architekten:  Schmieden  &  Bocthkc  in  Berlin. 

<r'orlJ«t£ung )   Hierzu  rinr  Poj>fwl  -  MJdtx-tl.it;«-  nrnir  tlir  Abbildung  auf  Scltr  9p. 

II.  Die  Einzelbauten. 

Der  Pavillon  des  Sanato- 
riums für  Männer. 

er  Pavillon  des  Sana- 
(  toriums  fflr  Männer 
|  (s.  d  Grundriß  S.  64 
und  die  Ansicht  auf 
derBeilagezuNo.nl 
ist  ein  langgestrecktes,  146  ,n 
langes,  mit  der  Hauptfront  nach 
Süden  gerichtetes  Gebäudc.wcl- 
ches  aus  Knl-,  einem  Ober-  und 
dem  ausgebauten  Dachgeschoß 
besteht  und  in  der  Hauptsache 
Schlaf-  und  Wohnräume  für  die 
Pfleglinge  enthalt.  Im  Erdge- 
schoß stehen  83,  im  Oberge- 
schoß 82  und  im  Dachgeschoß 
21  Betten;  die  Gesamtzahl  von 
186  Betten  kann  leicht  auf  Ober 
200  erhöht  werden.  Die  Räume 
liegen  meist  nach  Sfldcn,  einige 
nach  Westen  und  Osten;  Kran- 
kenräume mit  reinem  Nordlicht 
sind  vermieden.  An  der  Nord- 
seitc  liegen  die  Nebenräume 
und  die  Räume  (Or  die  Kör- 
perpflege. In  der  Mittelachse 
schließt  sich  an  den  langge- 
streckten Hauptbau  eine  Raum- 
gruppe für  die  ärztliche  Be- 
handlung an;  hier  liegen  der 
Operations-Saal    mit  Neben- 


räumen,  Räume  für  Massage  und  elektrische  Behand- 
lung, einRöntgcnkabinet  und  ein  Laboratorium, Räume, 
die  sich  im  Obergeschoß  zumteil  wiederholen.  An 
der  Westseite  befindet  sich  der  große,  auch  geselli- 
gen Zwecken  dienende  Speisesaal  mit  einer  Gruppe 
von  Nebenräumen,  die  zumteil  dem  Gescllschaftsleben 
der  Pfleglinge  dienen,  zumteil  rein  wirtschaftlichen 
Zwecken  gewidmet  sind.  Auf  die  psychische  Einwirkung 
auf  die  Pfleglinge  scheint  bei  der  Anlage  und  der  Aus- 
stattung der  gesamten  Anstalt  der  Wert  gelegt  zu  sein, 
der  diesem  wichtigen  Moment  in  der  Krankenpflege  zu- 
kommt. So  ist  u.a.  der 
Nischen- Ausbau  des 
Speisesaales  miteiner 
Bühnen  -  Einrichtung 
undeinemOrchestrion 
versehen,  um  Unter- 
haltungszwcckcn  zu 
dienen,  welche  ober 
das  gewohnliche  Maß 
hinausgehen.  Nach 
Süden  gelegene  Ter- 
rassen und  offene 
Mallen  ermöglichen 
geschützten  Aufent- 
halt im  Freien.  Es 


Pavillon  des  Sanatoriums  für  Frauen. 

~  er  Pavillon  des  Sanatoriums  für  Frauen  ist 
n  der  Gesamtanlage  dem  vorerwähnten 


Gebäude  verwandt,  ohne  indessen  seine 
Ausdehnung  zu  erreichen.  Die  Zahl  seiner 
Betten  ist  mit  etwa  80  angenommen;  auch 
hier  kann  eine  Erhöhung  dieser  Zahl  leicht  und  ohne 
Beeinträchtigung  der  Bequemlichkeit  der  Insassen  statt- 
finden. Die  Krankenräume  verteilen  sich  auf  ein  Erd- 
und  ein  Obergeschoß.  AlleNebenraumc  und  alle  Räume 

für  die  ärztliche  Be- 
handlung sind  wie  bei 
dem  Männcrpavillon 
vorhanden,  jedoch  in 
entsprechend  gerin- 
gerem Umfang.  Die 
hier  wesentlich  klei- 
nere Gruppe  des 
Speisesaales  und  sei- 
ner Nebenräume  bil- 
det den  östlichenKopf- 
bau  des  Gebäude* 
und  ist  eingeschossig. 
Mit  dem  eigentlichen 
Speisesaal   für  den 


KochkOchen  Gebiodr. 


Hr «infektions-,  Obduktion*,  ui  d 
Vcrbrcnnuimlnu*. 

geht  durch  die  Anlage  ein  ausgesprochener  Zug  großer 
Weiträumigkeit;  allenthalben  ist  das  Bestreben  be- 
merkbar, ohne  ängstliche  Rücksicht  auf  die  Mittel  Ge- 
bäude zu  schaffen,  welche  ihrem  Zwecke  in  vorbildlicher 
Weise  zu  genügen  imstande  sind  Die  Kosten  waren 
nach  dem  Anschlag  ohne  die  Einrichtung  mit  Möbeln, 
ärztlichen  Instruinenten  usw.  mit838oooM  berechnet 


täglichen  Gebrauch,  der  mit  einer  Anrichteküche  in  un- 
mittelbarer Verbindung  steht,  kann  bei  besonderen  Ver- 
anlassungen der  Tageraum  vereinigt  werden  Ein  großer 
Teil  des  Hauses  i-t  mit  Holzzemeiitdächern  gedeckt; 
nur  der  Mittelteil  trägt  ein  hohes  Dach,  welches  teilweise 
zu  Wohnungen  der  Bediensteten  ausgebaut  ist.  Die 
Baukosten  wurden  hier  mit  187000  M  berechnet. 


No.  15 

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Oic  Pavillons  für  Männer  und  für  Frauen 
der  Lungenheilstätten 

|  egenüber  den  Pavillons  für  Manner  und  für 
Krauen  der  Sanatorien  für  die  beiden  Ge- 

s<  Iderhter  sind  ilie  entsprechenden  Pavillons 
der  beiden  Lungenheilstätten  sowohl  in  der 
Ge-atntanlage  wie  in  der  Disposition  der 
einzelnen  Kämm,  nur  sehr  wenig  verändert  Die  Ab- 
weichung erstreckt  -sieh  heim  Mütnierpavillon  der 
Lungenheilstätte  lediglich   auf  die  in  der  I  lauptachse 


l'nterschied  liegt  also  in  den  Bedürfnissen,  welche  die 
Verschiedenartigkeit  der  klinischen  Behandlung  der 
Pfleglinge  erforderte.  Hauptsachlich  ist  es  die  für  die 
ärztlichen  Maßnahmen  gegen  die  Tuberkulose  inbe- 
tracht  kommende  Kaltwasser-Behandlung,  die  ihre  An- 


Zcutral- 
lt;iilriu*Ull. 


forderungeti  ;m  die  Raum- 
gestaltungen stellte  I  )ie  hier 
auftretenden  (•  ordet  ungen 
w  inden  in  Bei  lit/  in  sol- 
chem l'm  fange  erffdlt,  daß 
die  Ii  ydrolhi-rapeiiti.se  he  Be- 
handlung hier  als  eine  nahe- 
/u  vollkommene  bezeichne  t 
werden  katm  Damit  nach 
di  rj  Winternii/'-eheii  Me- 
thode dieKrank.  ;i  umnitu  I- 
l.ar  nach  dem  Verlassen  des 
Bettes  der  Wa-si-rbdiaiu!- 
lung  unti  i-c:i  Winten 
kö:n.i  n,  Warden  ,:\v;,diU) 
den  Kranki.  n-ä!en  .j  k-ciru- 
Kultwa.s-cr  -  Behandlungs- 
räume emei  seliriht-d. 

ahl  iL  s  PaesKonv  i>t 

en:e  .'ihnllelie  \v[<  In  j  di  m 
l'a'. "  il  Ii  m  (Les  Män- 
ner -  S  ana'oi  :111ns. 

Iii.  gleii  In  :iVer- 
h.lltlUssewic  diese 

i>'  iili  Ii  l'a;  illons 
-'i  lit  der  I  'a\  ii!<  in 
f'i:  h;t:g.  u'..i  anke 
:  ;.i  i  n  zu  dein  l'a- 
v;lioi;  <|i  s  ^anaio- 
riuii>  lar  flauen 


Zentral-Badeanstall. 


angegliederte  Raumgruppe,   deren  '  Hauptbestandteil 
eine  Badehalle  mit  vorgelagertem  Ankleideraum  und 
angegliedertem  Ruheraum  sowie  Räume  für  elektri- 
sche liäder  und  elektrische  Behandlung  bildet  (s.  die   tung,  für  die  Kocherci  und  die  Wäscherei  der  beiden 
Grundrisse  Seite  64  und  die  heutige  Bildbeilage  1.   Der   Sanatorien  erzeugt  werden  (s   Bildbeilage  in  N«.  131 


Lr  enthalt  rd.  70  Betten ;  seine 
Badeeinrichtungen  einschl.  der 
zwischen  die  Schlafräume  ein- 
geschobenen Räume  (ür  Kalt- 
wasserbehandlung sind  nach 
den  gleichen  Grundsätzen  an- 
gelegt, wie  die  infragc  kom- 
menden Einrichtungen  für  die 
lungenkranken  Männer,  nur 
in  entsprechend  kleinereml'm- 
fang.  Die  Baukosten  wurden 
für  den  Männerpavillon  mit 
1 080900M.,  für  den  Krauenpa- 
villon  mit  509000  M  berechnet. 

Das  Kessel-  und  Maschi- 
nenbaus mit  Wasserturm. 

s  gehört  7U  den  in- 
teressantesten Ge- 
bäuden der  Anlage, 
liegt  im  C)stcu  der 
Baugruppe,  .sodall 
die    vorherrschenden  West- 
winde den  Rauch  nicht  Ober 
die  anderen  Gebäude  treiben 
können  und  nimmt  die  tiefste 
Stelle  des  Geländes  ein  Bs 
hat  sich  zu  der  heutigen  mächtigen  Anlage  aus  kleineren 
Anfängen  entwickelt    Ursprünglich  sollte  in  ihm  nur 
der  Dampf  für  Kraftzwecke,  für  die  elektrische  Beleuch- 


2X  Februar  190, 


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For  die  beiden  Anstallen  fOr  Lungenkranke  war  ein 
zweites  Kesselhaus  geplant.  Für  die  Heizung  sollte  Nie- 
derdruckdampf mit  selbständigen  Warmwasscrkcsscln 
für  die  Häuser  der  Aerzte  und  die  Pavillons  für  Lungen- 
kranke verwendet  werden.  Während  der  Ausführung 
jedoch  entschloß  man  sich  zur  Anlage  eines  Fern- 
heizwerkes, über  welches  wir  noch  ausführlicher  be- 
richten werden  und  dessen  Dampf  für  Heiz-  und  andere 
Zwecke  den  Gebäuden  der  ganzen  Anstalt  von  einer 
einzigen  Dampfzentralc  zugeführt  werden  sollte.  Durch 
diese  Zentrale  konnten  der  Kohlcntransport  zu  den 
Kcsselanlagen  der  einzelnen  Gebäude  und  die  mit 
diesen  Einrichtungen  verbundenen  Unzuträglichkeiten 
vermieden  werden.  Nun  war  das  Kesselhaus  für  die 
beiden  Sanatorien  aber  bereits  in  der  Ausführung ;  es 
sollte  5  Kessel  enthalten  Mit  ihm  wurdedaher  ein  zweites 
Kesselhaus  zur  Aufnahme  von  9  Kesseln  mit  je  ioofl"> 
feuerberührtcr  Fläche  so  zu  einer  organischen  Gruppe 
vereinigt,  daß,  wie  derGrundriß  in  No.  13,  S.  79  zeigt,  die 
beiden  Kesselhäuser  zwischen  sich  einen  gemeinsamen 
Hof  lassen,  nach  welchem  sich  ihre  Fronten  öffnen. 
Zwei  gedeckte  Gänge  stellen  die  Verbindung  zwischen 


den  Nebenräumen  der  beiden  Kesselhäuser  her  und 
zwei  Kondenswassergruben  dienen  in  der  Art  kommuni- 
zierender Gefäße  zur  gemeinsamen  Kesselspeisung  in 
der  Art,  daß  die  gesamte  Kesselanlage  von  der  einen 
Grube  gespeist  werden  kann,  wenn  die  andere  zum 
Zwecke  der  Reinigung  ausgeschaltet  wird.  Arbeitsräume 
für  Heizer  und  Maschinisten,  Werkstätten  für  Schmiede, 
Schlosser  und  Klempner,  Materialienräume,  Wasch- 
und  Laderäume  usw.  sind  die  Nebenräume  des  einen 
Kesselhauses  für  das  Personal,  während  mit  dem  an- 
deren, dem  südlichen  Kesselhause,  Räume  für  die  Auf- 
stellung der  Dynamos  und  der  Dampfmaschinen,  für 
die  Apparate,  für  die  Enteisenung  des  Wassers  und 
für  die  Fisbereitungsmaschincn  verbunden  sind.  Eine 
große  Akkumulatorenbatterie  steht  im  Kellergeschoß. 
Der  hohe  Turm  enthalt  das  Kaltwasserreservoir;  durch 
ihn  und  durch  das  ringförmige  Wassergefäß  geht  der 
Schornstein  des  südlichen  Kesselhauses  Wohnungen 
für  die  Heizer  und  das  Maschinenpersonal  sind  in  den 
Obergeschossen  der  gefällig  gruppierten  Antage  unter- 
gebracht. Die  Baugruppe  war  in  ihren  baulichen  An- 
lagen mit  480  000  M.  berechnet.  —   (Kornetxune  foijt) 


Eisenbahnbau  und  Eisenbahnpläne  Rußlands  in  Asien.*) 

4.  Chinesische  Ostbahn. 
Mandschuria— Charbin  (Sungari)— 

Pogranitschnoje  1488,10  k,n 

Zweigbahn  bei  Sungari  ....        6.40  . 


Jas  chinesische  Reich  ist  im  Südwesten,  Westen  und 
Norden  von  Gebirgen  und  Höhenzügen  umgeben, 
die  mit  den  Namen  Himalaja.  Karakorüm,  Kuen-Iun. 
Thian-schan,  Altai.  Tannu-ola  usw.  bezeichnet  und  in  der 
südwestlichen  Ecke  des  Cebirgsgürtels,  an  der  Grenze 
Russisch-Turkcstans,  durch  die  i'amirc,  das  sogen.  „Dach 
der  Welt",  gleichsam  zusammengehalten  werden.  An  diese 
gewaltige  Lrderhebung,  die  jeden  größeren  Verkehr  zur 
weiten  Umgebung  zwingt,  schließt  sich  im  Westen  und 
Norden  bis  zum  Chingan- Gebirge,  der  Grenzscheide  der 
Mandschurei,  ein  Steppen-  und  SandgOrtel,  die  Wüste 
Gubi  oder  Schamo.  Von  den  Erhebungen  der  Pamirc  bis 
zum  sibirischen  Küstengebiet  bildet  das  gewaltige  Gebirgs- 
bollwerk  die  Grenze  zwischen  Rußland  und  dem  Reich 
der  Milte.  In  der  äußersten  nordöstlichen  Ecke  dieses 
Gebirgslrollwerkes.  wo  die  Mandschurei  an  das  eigentliche 
chinesische  Reich  stößt  tag  für  Rußland  der  natürliche 
Zugang  nach  China;  dort  ist  ohne  besondere  Gelände- 
schwierigkeiten, ohne  Ueberschreitung  von  Paßhöhen  des 
Hochgebirges  und  ohne  Durchquerung  von  Wüstenstrecken 
die  asiatische  Ucbcrtandbahn  nach  dem  Reich  der 
Mitte  geführt  worden.  Sie  durchschneidet  Sibirien  in  der 
größten  Breitenausdehnung,  die  Manschurei  in  ihrem  mittle- 
ren Teil,  und  berührt  das  chinesische  Reich  bei  Inkou  an 
der  Grenze  der  Provinz  Sching-king.  Von  dort  führt  die 
Nordchinesische  Eisenbahn  über  Schanhaikwan, 
Tongku  und  Tientsin  nach  Peking. 

Auf  der  großen  asiatischen  l  eherlandbahn  ist  gegen- 
wartig die  Ba  1  k a I  •  R  i n g b a h n **)  (l'mgchungslinic  des  llai- 
kalsee)  noch  im  Bau  begriffen,  auf  allen  übrigen  Bahnstrecken 
herrscht  dagegen  ein  regelmäßiger  Personen-  und  Güter- 
verkehr. Die  Eisenbahnen  auf  russisch-sibirischem  Gebiet 
und  in  der  Mandschurei  besitzen  eine  Gesamtlänge  von 
rd.  8550  km  (einschl.  der  int  Bau  begriffenen  Baikal  King- 
bahn); sie  sind  verschiedenen  Betriebsverwaltungen  unter- 
stellt und  in  folgende  Bahnabschnitte  eingeteilt: 

1.  Sibirische  Eisenbahn. 
Tschcljabinsk    Irkulsk  .    .    3251,50  km 

Zweigbahn  von  Taiga  nach  Tomsk      87,50  „ 
Zweigbahn  zum  Hafen  Tschcrc- 

moschniki   7.50  .     3346,50  k* 

a.  Baikal-Ringbahn. 

Baikal  -  Kultuk— Myssowaja  259,20  . 

3   Transbaikalischc  Eisenbahn 

Irkutsk—  Baikalsce   66,30 km 

Myssowaja  Karimskaja  (Kaidalowo) 

^Srjetelisk  1103,00  . 

Karimskaja  (Kaidalowo!  -  Mand- 

sehuria  ...         356.30  „     1525.50  „ 

-1  Aiipi«  t  k  11PC  d«r  Krdiktinn.  I>i.-w  \rl.,,l  it|  im>  U  r>',[>  im 
Novrmt»  i  V.  J  /U£ri»ngcn.    Sie  u  |i<l  t<  .»ilr  |,  ut  voll  In 

naturkil,  aurli  <1h*  I'Uiw  rlnrr  Au-wk'tmm.i;  iln  t.i*rrtl.ati-n-n  auf  Iju^rrt-  Z' ;t 
durth  dif  politi*cbrn Verhältnis*«-  in  drii  Htnlr  ri;Tuml  *r «trappt  \sr nlr.i  <lltilt.  r.. 

**!  \  nti  der  Haikal-Kinftbahn  lind  etwa  70  km  ili-i  >'»i!n  tim  I  nUnnLr 
Tancboi— M  vno»  aja  Vit  1003  heliirli'4al:ig,  T^mluji,  im  neun  Hafen, 
plau  der  FnhTaampler  am  Oituler  des  Ilaik-al,  i»t  durch  nur  etwa  p  km 
lanre  Zweiglinie  mit  der  Cmfehur.g^ani;  Tetbunden,  Grolle  Bausrhwierie- 
keitea  waren  aul  der  we»tluherj  Sirrckr  von  Station  Baikal  der  Linie 
trkuuk-BaikaJ««  bia  Kultuk  auf  ein«  65km  tu  flbenrüi<len.  Dir.* 
Streck«  be«lttt  3»  Tunnel  von  ni».  5*7  kjn  Lan«*  und  110  KuBttbtaten.  Die 
Haikal.Rm.hahr^ird  vot.uwic htC-h'  mit  Bcffntt  d.  J.  1, 

83 


5.  Südmandschurische  Eisenbahn. 
Charbin  (Sungari)— Tjelin— Port 

Arthur   985,70  kn> 

Zweigbahn  zu  den  Kohlengruben 

bei  Jantai   17,00  „ 

Tasrhizao-Inkou  (Anschluß.™  die 

Nordchinesische  Eisenbahn)  .  at.jo  „ 

Nangolin— Dalny   17;00_-     1041,00  „ 

6.  Ussuri-Eisenbahn. 

Wladiwostok  -  Nikolskojc  - 

Chnbamwsk   769,15  „ 

Nikolskojc  —  Grodekowo  —  l'ogra- 
nitschnoje   113,00  , 


Insi 


882,15  - 
8548.85  kc 


Die  gegenwärtige  Eisenbahnverbindung  Europas  mit 
China  durch  Sibirien  und  die  Mandschurei  besitzt  den 
Uebclstand,  daß  sie  erst  auf  großen  Umwegen  zum  Reich 
der  Mitte  führt.  Es  ist  daher  russiseherseits  ein  Plan  auf- 
gestellt worden,  der  eine  Verbindung  Pekings  mit  der 
sibirischen  .Stammbahn  in  der  Richtung  der  alten  Kara- 
wanenstraüe  über  Kaigan,  L"rga,  Maimatschin— Kjachta  und 
Troitzkosawsk  erstrebt.  Diese  Bahn  wOrde  zwar  den 
Durchgangsverkehr  von  Europa  nach  China  schätzungs- 
weise um  1500  kl"  verkürzen,  auch  politisch  für  Kußland 
von  großer  Bedeutung  sein,  in  wirtschaftlicher  und  bau- 
licher Beziehung  und  vom  Standpunkte  des  Betriebes 
aber  viele  Nachteile  besitzen,  weil  dort  menschenleere  Ge- 
biete und  Wüstenstrecken  durchschnitten  werden  müssen, 
die  den  Bau  außerordentlich  erschweren,  ein  dauerndes 
Hemmnis  fnr  den  Aufschwung  des  Verkehres  bilden  und 
die  Betriebssicherheit  becinirachtigen.  Im  Auftrage  der 
Gesellschaft  der  Chinesischen  Ostbahn,  die  durch 
ihre  Begründer  in  nahen  Beziehungen  zur  russischen  und 
chinesischen  Regierung  steht,  sind  Voieihebungen  für  eine 
Eisenbahn  in  der  Richtung  der  alten  Karawancnstraßc 
bereits  ausgeführt  worden,  Diese  Vorerhebungen  deuten 
darauf  hin,  daß  man  in  Rußland  der  Eiseubahnfrage  naher 
getreten  i>t  und  den  unmittelbaren  Anschluß  Pekings  an 
die  sibirische  Stammbahn,  ohne  Rücksicht  auf  Bauseliwie- 
rigkeiten  und  Küsten,  aus  politischen  Gründen  allein  für 
erstrebenswert  erachtet. 

Der  Eisenbahiivorstoß  nach  dem  Reich  der  Mitte  ist 
nicht  allein  im  Osten,  sondern  auch  bereits  im  Westen 
.Asiens  von  Rußland  in  Angriff  genommen  worden.  Dort 
haben  die  Russen  die  M  itte I asiat i »che  Eisenbahn  bis 
unmittelbar  an  die  chinesische  Grenze  vorgeschoben.  Die 
Mittelasiatische  Eisenbahn,  deren  Anfangsstrecke  im  Jahre 
iftHo  zur  Erleichterung  des  I  i upltenailf indisches  wahrend 
des  Feldzuges  gegen  die  Tekke- Turkmenen  unter  General 
Annenkow  erbaut  und  damals  Transkaspische  Militärbahn 
genannt  wurde,  erstreckt  sich  jetzt  von  Krassnowodsk 
am  Ufer  des  Kaspischcn  Meeres  über  Aschabad,  Mcrw 
und  Samarkand  bis  nach  Taschkent;  mit  ihren  Zweig- 
linien besitzt  sie  eine  Gesamtlänge  von  3514,40  km.  DiCse 
Länge  setzt  sich  aus  folgenden  Bahnabschnmen  zusammen: 

No.  15. 

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Mittelasiatische  Eisenbahn. 

Krassnowodsk— Taschkent    1863,70  kn>, 

Zweielinic  von  Merw  nach  Kü-clik  zur  Grenze 

Afghanistans   :h'»..so  „ 

Zweiglinie  von  Kagan  nach  Buchara  .  .  .  12,80  „ 
Zweiglinic  von  Tschernajewo  nach  Andischan     336,40  „ 

Zusammen  2514,40  •"». 


und  Balm,  von  dort  auf  dem  Seewege  des  Kaspischen 
Meeres  nach  Krassnowodsk.  Im  Kriegsfalle  hatte  Rußland 
auf  diesem  Wege  seine  Truppen  nur  mit  großem  Zeit- 
aufwandc  aus  Europa  nach  den  Grenzen  Afghanistans 
und  Persiens  befördern  können.  Dieser  Umstand  gab  in 
erster  Linie  Veranlassung  zum  Bau  der  ürenburg- 
Ta  schkentcr  Eisenbahn,  die  jetzt  das  Verbindungsglied 


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Bis  vor  kurzem  bestand  zwischen  der  MittclasiatUrhcn 
Eisenbahn  und  dem  russisch-europäischen  Schienennetz 
keine  unmittelbare  Verbindung.  Der  Güteraustausch  und 
Personenverkehr  zwischen  Kußland  und  seinen  mittel- 
asiatischen Besitzungen  vollzog  sich  auf  der  Eisenbahn 
Qber  Rostow  am  Don  und  Beslan  nach  den  Hafen  Pctrowsk 

20.  Februar  1904. 


zwischen  der  MitlelaMuli>chcn  Eisenbahn  und  dem  russisch- 
europäischen  Schienennetz  bildet  Anfangspunkt  dieser 
Verbindungsbahn  ist  Orcnburg,  die  Endstation  des  Oren- 
burger  Zweiges  der  Samara — Slatousler  Eisenbahn.  Die 
Bahn  fuhrt  Ober  Ilctzk,  Aktjubinsk,  Kosalinsk,  Karmaktschi, 
Perowsk,  Dschulek  und  Turkesian  nach  Taschkent; 


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sie  besitzt  eine  Gesamtlange  von  1893,60  km  und  setzt  sich 
aus  folgenden  Teilstrecken  zusammen: 

Orenburg— Taschkentcr  Eisenbahn 
1.  Nordstrecke. 
Orenburg— Ka»alinsk    ....     993.20  k* 
Zweigbahn  zurStalion  Orenburg        4,30  „ 
Zweigbahn  zum  Salzwcik  llclzk        4,30  „  1001.80^" 
a.  Sodstrecke. 

Zweigbahn  z^sTr-Harja  '.         ^Jo  „_        891,80  . 

zusammen  1893,60»- 
Der  Bau  wurde  gegen  Ende  des  Jahres  1900  von 
Orcnhurg  und  Taschkent  aus  fast  gleichzeitig  in  Angriff 
genommen.  Auf  der  Nordslrecke  ist  der  zeitweilige  Ver- 
kehr bereits,  im  lanuar,  auf  der  Südstreckc  im  Herbst  19°3 
eröffnet  worden.  Der  regelmäßige  Verkehr  auf  der  gan«n 
Linie  wird  voraussichtlich  im  Jahre  1904  stattfinden. 

Nachdem  die  Mittelasiatische  Eisenbahn  durch  die  Oren- 
burg- Taschkenter  Linie  einen  Anschluß  an  das  russisch- 
europäische  Schiencnnetz  erhalten  hat,  ist  der  alte  Plan, 
der  die  Verbindung  Taschkents  mit  einem  Punkt  der  sibi- 
rischen Eisenbahn  erstrebt,  wieder  angeregt  worden. 
In  der  Richtung  nach  Semipalatinsk  über  Aulie-ata,  Wernoje 


Provinzen  Chinas  am  Iloangho  und  der  Mittelasiatischen 
Eisenbahn,  oder  um  die  kürzeste  Verbindung  Europas 
mit  dem  Reich  der  Mitte.  Für  diese  Bahn,  die  man  vor- 
läufig .die  YVestchinesische"  bezeichnet  hat,  und  die 
von  AlldiSChail,  dem  Endpunkt  der  Mittelasiatischen 
Nebenbahn  ahzweigen  soll,  sind  folgende  Teilstrecken 
vorgeschlagen : 

Andischan    Osch— Kaschgar,  schätzungsweise  380 
Kusch  gar    Aksii  .    .440  „ 

Aksu    Karaschar  435  „ 

Karaschar — Turfan  360  „ 

Turfan   Chamil  iHamit  250  „ 

Chamil — Ngan-si-fan-tscheu  370  „ 

Ngan-si-fan-tscheu    Su-tscheu  -Lan-Lscheu   .    .    615  , 

Zusammen  2640!''». 

Die  Verwirklichung  dieses  Unternehmens  ist  aber  mit 
sehr  großen  Bauschwierigkeiten  und  Kosten  verbunden, 
insbesondere  im  Westen  auf  der  Strecke  zwischen  dem 
Thian-schan  und  dem  I.obnor,  wo  das  Hochgebirge  über- 
wunden und  die  Saiidwustc  durchquert  werden  muß. 

Frhr.  v.  Kichlhofen  hat  eine  Linie  vorgeschlagen,  die 
von  Hsingau  i-Singau),  der  Hauptstadt  der  Provinz  Schensi, 
ausgeht  und  sich  auch  Ober  Lan-1scheu  am  Hoangho,  Su- 
tscheu  und  Ngan-si-fan-keheu  bis  nach  Chamil  (Ilaniil  er- 


-  -  -  -  TDrcrwhla(cnr  und  {cpUntc  ] 

und  Elaenbahnplane  Rußlands  in  Asien.   Lebet »ichlspUn. 


und  Sergiopol  haben  bereits  Vorerhebungen  stattgefunden. 
Für  den  Anschluß  an  die  sibirische  Stammbahn  ist  die 
Fortführung  der  Linie  über  Barnaul  nach  der  Eisenbahn- 
Station  Obj  oder  Kriwotschekowo  vorgeschlagen.  Durch 
die  geplante  Bahn  wird  in  erster  Linie  ein  bequemer  Zu- 
fuhrweg für  sibirisches  Getreide  nach  Rußlands  mittel- 
asiatischen Besitzungen  erstrebt.  Indem  der  Bevölkerung 
Kussisch-Turkestans  die  Möglichkeit  geboten  wird,  sich 
mit  billigem  Getreide  aus  Sib  irien  zu  versorgen,  könnte 
sie  den  Anbau  der  Baumwolle  in  größerem  Umfange  als 
bisher  betreiben  und  Rußland  in  seinem  Bestreben,  in  der 
Baumwollversorgung  sich  mögliehst  vom  Auslände  unab- 
hängig zu  machen,  wirksam  unterstützen.  Im  Anschluß 
an  die  sibirische  Linie  würde  diese  Eisenbahn  mit  der 
Mittelasiatischen  die  Besitzungen  Rußlands  in  Turkestan 
und  den  größten  Teil  Wcstsibiriens  vom  Ufer  des  Kasni- 
schen  Meeres  in  einem  großen  Bogen  umschließen,  alle 
wichtigeren  Städte  und  Ortschaften,  die  am  Fuße  der 
Hochgebirge  liegen,  mit  einander  verbinden  und  sie  aus 
ihrer  oisherigen  Abgeschiedenheit  befreien, 

Bemerkenswert  ist  auch  ein  Eisenbahnplan,  der  kürz- 
lich in  der  russischen  Presse  erörtert  wurde  und  der  sich 
teilweise  mit  einem  Plan  deckt,  den  bereits  vor  vielen 
Jahren  Frhr.  v.  Richthofen  für  eine  transasiatische 
Eisenbahn  aufgestellt  hat.  Es  handelt  sich  hier  um 
eine  Verbindungslinie  zwischen  den  volkreichen  mittleren 


streckt,  von  dort  aber  nach  dem  Tal  des  Ilij  (Wernoic) 
oder  lrlisch  (Semipalatinsk)  abzweigt.  Hinsichtlich  der 
Gcländcschwicrigkciten  unterscheiden  sich  beide  Richtungs- 
linien nur  wenig  von  einander.  «J 

Von  der  seit  Jahren  geplanten  Chinesischen  Nord- 
Südlinie,  die  einmal  Peking  mit  Hankou  am  Jangtsekiang 
verbinden  wird,  ist  erst  die  etwa  127  *m  lange  Anfangs- 
slrccke  bis  nach  Pao-ting-f  u  fertiggestellt  Diese  Bahn  soll 
angeblich  mit  Geldmitteln  erbaut  worden  sein,  die  von 
der  russisch-chinesischen  Bank  der  chine-isehen  Regierung 
vorgeschossen  wurden.  Die  russisch  -  chinesische  Bank 
steht  aber  in  engen  Beziehungen  zur  Gesellschaft  der 
Chinesischen  Ostbahn;  letztere  ist  nichts  anderes  als  ein 
Unternehmen  Rußlands,  das  für  Zwecke  des  Eisenbahn- 
baues und  für  wirtschaftliche  Unternehmungen  in  Ost- 
asien ins  Lehen  gerufen  wurde.  Dieser  <  ie~c||schaft  soll 
die  chinesische  Regierung  bereits  im  Jahre  1898  das  Bau- 
recht  für  eine  Zweigbahn  erteilt  haben,  die  von  einem 
Punkt  der  geplanten  Nord-Südlinie  in  westlicher  Richtung 
nach  Thai-jüan,  der  Hauptstadt  der  Provinz  Schansi, 
abzweigen  wird.  Nach  den  Mitteilungen  der  „Times"  ist 
die  russisch  -  chinesische  Bank  auch  im  Besitz  des  Bau- 
rechtes für  die  Verbindungsbahn  Thai-jüan  Hsingau. 

Ob  alle  geplanten  Eisenbahnen  tatsächlich  einmal  aus- 
geführt werden,  ist  zwar  eine  offene  Frage;  die  Pläne 
zeigen  aber,  wie  Rußland  bestrebt  ist,  seine  Macht  und 

No.  15. 


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seinen  Einfluti  in  Asien  immer  weiter  auszudehnen  und 
durch  das  Gegeneinanderwacbsen  der  Schienenwege  von 
Osten  und  Westen  jene  große  iransasiatische  Eisenbahn 
durch  das  Reich  der  Mitte  herzustellen,  von  der  Frhr.  v. 
Richthofen  einst  gesagt  hat,  daü  sie  u  n  t e r  a  1 1 c n  Sc h  i en c n  - 
wegen  der  Welt,  die  Erdteile  von  Meer  zu  Meer 
durchziehen  oder  zu  durchziehen  bestimmt  sind, 
die  bedeutendste  und  wichtigste  sein  wird. 

Rußlands  Einflußgcbiet  in  Oslasien  erstreckt  sich  bis 
unmittelbar  an  die  Grenze  Koreas.  Korea  besitzt  seit  dem 
Jahre  1900  eine  etwa  42  km  lange  Eisenbahn,  die  die  Haupt- 
stadt de?  Landes,  Söul,  mit  dem  an  der  Westküste  befind- 
lichen Hafen  t'hemuluo  verbindet.  Seit  Jahren  sind  die 
Japaner  bestrebt,  durch  Eisenbahnbauten  wirtschaftlichen 
Einfluß  in  Korea  zu  gewinnen  und  dadurch  den  russischen 
Einfluß  dort  abzuschwächen.  Nach  dieser  Richtung  sind 
ihre  Bemühungen  nicht  erfolglos  geblieben.  Im  Jahre 
1001  erteilte  die  koreanische  Regierung  einer  japanischen 


Aktiengesellschaft  die  Baubewilligung  für  eine  Eisenbahn, 
die  Söul  mit  dem  an  der  Südostkflste  befindlichen  Hafen 
Fusan  verbinden  wird.  Nach  den  Mitteilungen  der  »Korea 
Review"  ist  der  japanischen  Gesellschaft  im  Mai  1902  auch 
das  Baurecht  für  die  Verlängerung  der  Eisenbahn  Ober  Söul 
hinaus  nach  Norden  bis  Wiju  an  der  mandschurischen 
Grenze  erteilt  worden.  Mit  dem  Bau  beider  Linien  hat  die 
Gesellschaft  inzwischen  begonnen.  Das  fehlende  Verbin- 
dungsglied zwischen  der  koreanischen  Grenze  beiWiju  und 
der  sudmandschurischen  Linie  bciTaschizao  beabsichtigt 
die  Gesellschaft  der  Chinesischen  Üstbahn  herzustellen. 

Wahrend  des  wirtschaftlichen  Wettbewerbes  zwischen 
Kußland  und  Japan  auf  dem  Boden  Koreas  haben  sich 
die  Gegensätze  beider  Mächte  in  Ostasien  bis  zum  Kriege 
verschärft.  Ob  Rußlands  Einfluß  dauernd  in  Oslasien  vor- 
herrschen und  sich  auch  auf  Korea  erstrecken  wird,  ist 
eine  Frage,  deren  Lösung  erst  durch  den  Krieg  herbei- 
geführt werden  wird.  -  -  s. 


Wettbewerb  für  den  Entwurf  zu  einem  Waisenhause  für  Dessau. 


in  Wettbewerb  ist  vor  einigen  Tagen  zur  Erledigung 
gelangt,  der  insofern  bemerkenswert  Ist,  als  er  trotz 
der  verhältnismäßig  geringfügigen  architektonischen 
Bedeutung  der  Aufgabe  zu  einer  Beschickung  mit  105  Ent- 
würfen herausgefordert  hat!  Es  darf  dieses  Ergebnis  der 
Ausschreibung  als  ein  nicht  gerade  erfreuliches  Zeichen  der 
Zeit  angesehen  werden.  Abgesehen  davon,  daß  nach  Ab- 
zug der  preisgekrönten  Entwürfe  eine  so  große  Zahl  von 
Arbeilen  naturgemäß  hat  zurückgewiesen  werden  müssen, 
erscheint  eine  so  starke  Beteiligung  Her  deutschen  Archi- 
tekten immerhin  auffallend,  da  es  sich  doch  nur  um  den 
einfachen  Bau  eines  Waisenhauses  für  6b  Kinder  handelte, 
bei  welchem  wahrlich  nicht  viel  architektonische  Lorbeeren 
zu  holen  waren !  Oder  sollte  gerade  diese  verhältnis- 
mäßig einfache  Aufgabe,  verbunden  mit  den  bescheidenen 
Anforderungen  des  Preisausschreibens  —  Grundrisse,  An- 
sichten und  Schnitte  nur  im  Maßstab  1 : 300.  summarische 
Berechnung  der  Baukosten  nur  nach  dem  Kubikinhalt  des 
umbauten  Raumes  —  die  Veranlassung  zu  einer  so  außer- 
ordentlich großen  Anlockung  gewesen  sein,  zumal  seitens 
des  Magistrates  von  Dessau  drei  Preise  von  1000  M.  bezw. 
600  und  400  M.,  zusammen  aooo  M.,  zur  Verfügung  gestellt 
waren  und  ein  Ankauf  4  weiterer  Entwürfe  für  je  250  M. 
auf  Antrag  des  Preisgerichtes  in  Aussicht  stand?  Die  drei 
Preise  sollten  außerdem  den  drei  relativ  besten  Arbei- 
ten zufallen,  mußten  also  unter  allen  Umständen  ver- 
teilt werden. 

Die  Tatsache  steht  jedenfalls  fest,  daü  das  Preisgericht 
seine  liebe  Mühe  gehabt  hat.  sich  durch  die  195  Entwürfe 
pflicht-  und  bedingungsgemäß  durchzuarbeiten,  und  es  darf 
auch  festgestellt  werden,  daß  die  Preisrichter  schließlich 
froh  gewesen  sind,  daß  sie  die  nach  den  Bedingungen 
herauszulösenden  drei  relativ  besten  Arbeiten  überhaupt 
für  die  Prämiierung  vorschlagen  konnten.  Denn  auch  diese 
durch  Preise  ausgezeichneten  Entwürfe  werden  nach  dem 
Protokoll  noch  keineswegs  als  vollkommen  einwandfrei  be- 
zeichnet, wennschon  der  mit  dem  I.Preise  bedachte  Entwurf 
mit  geringfügiger  Abänderung  zu  einem  ausführungsreifen 
wird  umgearbeitet  werden  kennen.  Also  doch  wenigstens 
von  195  Bearbeitungen  eineeinzige, die  denzu  stellenden 
Anforderungen  knapp  zu  genügen  imstande  gewesen  ist. 
Dagegen  eine  überaus  reichliche  Zahl  von  stümperhaften 
Grundrissen,  die  auf  den  ersten  Blick  die  Hand  des  noch 
nicht  durchgereiften  Baukünstlers,  ja  des  Bauschülers 
erkennen  lassen,  so  daß  man  sich  naturgemäß  die  Frage  vor- 
legen mußte,  ob  nicht  etwa  die  Schüler  irgend  einer  oder 


mehrerer  strebsamen  Buugewerksehulen  sich  an  diese  dank- 
bare l'cbungsaufgabcgemacht  haben,  um,wenndasGlückgut 
ist,  noch  nebenher  einen  Preis  oder  einen  Ankauf  herauszu- 
schlagen? Von  einer  ganzen  Anzahl  von  Entwürfen  läßt  sich 
diese  Vaterschaft  der  Baugcwerkschule  oder  dergl.  beinahe 
mitGewißheit  nachweisen.  Die  dürftige  Grundrißarbeit  wird 
weit  gemacht  durch  einen  Aufwand  von  Giebelaufbautcn, 
Türmen,  Erkern,  Loggien,  ungeheuerlichen  Dächern  und 
dergl.  m.,  die  aus  dem  Gebäude  alles  andere  machen,  als 
das  bescheidene  Waisenhaus,  um  das  es  sich  hier  nur 
handelte!  Auch  die  vielfach  genau  übereinstimmende,  mei- 
stens manierierte  Behandlung  der  Fassadenzeichnungen  und 
der  mit  dem  unvermeidlichen  Sturniwolkcn-Aufwand  dar- 
gestellten Schaubilder  -die  übrigens  nach  den  Bedingungen 
des  Wettbewerbes  gar  nicht  verlangt  waren  —  führt  auf 
dieselbe  Vermutung.  Sind  unsere  in  wohlwollender  Absicht 
ausgeschriebenen  Preisbewerbungen  dazu  da,  daß  sich  der 
strebsame  Bauschüler  der  AnregungundL'ebunghalberdaran 
versucht?  Erscheint  es  richtig,  die  Geduld  der  Preisrichter 
mit  solchen  Anfängcrleistungen  und  schülerhaften  Erzeug- 
nissen in  Anspruch  zu  nehmen,  die  unmöglich  als  ernst 
aufgefaßt  werden  können''  Darf  man  aber  in  den  hier  be- 
rührten Fällen  Schülerarbeiten  nicht  voraussetzen,  dann 
würde  man  ein  bedauerlich  tiefes  Niveau  der  architekto- 
nischen Leistungsfähigkeit  der  am  Wettbewerb  beteiligten 
„Baukünstler"  anzunehmen  haben! 

Daß  sich  nicht  Architekten  gerade  ersten  Ranges  oder 
Firmen  hervorragenden  Rufes  bei  einem  Wettbewerb  für 
ein  Waisenhaus,  dessen  Baukosten  allenfalls  auf  100000  M. 
sich  beschränken,  beteiligten,  versteht  sich  ganz  von  selbst! 
Und  nun  gelangen  wir  zu  der  nahe  liegenden  Erwägung: 
ob  man  nicht  im  vorliegenden  Falle  besser  getan 
hätte,  auf  die  Ausschreibung  eines  Wettbewerbes 
ganz  zu  verzichten  oder  sich  vielleicht  an  die  am 
Orte  ansässigen  Architekten  zu  wenden?  Uns  er- 
scheint die  Heranziehung  der  ganzen  deutschen  Archi- 
tektenschaft zu  einem  Wettbewerb  für  einen  so  einfachen 
Waisenhausbau  ohne  irgend  welche  architektonische  Be- 
sonderheit oder  auch  nur  Schwierigkeit  keinesfalls  er- 
forderlich und  auch  nicht  wünschenswert,  wenn 
nicht  das  Vertrauen  auf  solche  Preisaussehreiben  mehr 
und  mehr  sich  verlieren  soll.*) 

Es  darf  nach  diesem  nicht  erfreulichen  Ergebnis  nicht 
verwundern,  wenn  sich  das  Preisgericht  nicht  veranlaßt 
gesehen  hat,  dem  Magistrat  von  Dessau  noch  den  Ankauf 
von  4  weiteren  Entworfen  vorzuschlagen 


Vermischtes. 

Ueber  die  Berechtigung  zur  Führung  de»  Titels  eines 
Baujjcwerkamelsters  werden  so  häufig  Kragen  an  uns  ge- 
stellt, daß  wir  diese  durch  unseren  Hrn.  juristischen  Nlit- 
arbeiter  ein  für  allemal  wie  nachstehend  beantworten. 
So  lange  nicht  neue  Kntseheiduneen  vorliegen,  werden 
wir  in  Zukunft  bei  dieser  Krage  nur  noch  auf  diese  Ver- 
öffentlichung hinweisen : 

„Nach  der  Gewerbeordnung  «j  133  in  der  Fassung  des 
Gesetzes  vom  26.  Juli  1897  ist  ziir  Führuni;  des  Meistertitels 
in  Verbindung  mit  der  Bezeichnung  eines  Handwerks  nur 
derjenige  berechtigt,  welcher  zur  Ausbildung  von  Lehr- 
lingen befugt  ist  und  die  Mcisterprüfune  bestanden  hat 
Letztere  muß  vor  einer  von  der  oberen  Landr-bchörde 
auf  Vorschlag  der  Handwerkskammer  bestellten  Prufum-.- 
kommissiou  abgelrct  werden,  sodaß  aNo  das  Abgangszeugnis 
einer  Haiigewerksehule  nicht  genügt.  Auch  darf  in  der 
Kegel  nur  der  zur  Prüfung  zugelassen  werden,  der  wenig- 
stens drei  Jahre  als  Geselle  gearbeitet  hat  Demjenigen, 

20  Februar  i<io| 


welcher  widerrechtlich  den  Meistertitel  führt,  soll  nach  dem 
Erlaß  vom  29.  Okt.  1902  gleichgeachtet  werden,  welcher  die 
Bezeichnung  als  Meister  duldet,  also  z.  B.  zuläßt,  daß  er  in 
Adreßbüchern  als  Meister  aufgeführt  wird.  Mithin  kann 
keinem  begründeten  Zweifel  unierliegen,  daß  Niemand 
sich  z  B.  Maurer-  oder  Zimmcrmeister  selbst  nennen  oder 
in  öffentlichen  Ankündigungen  so  bezeichnen  lassen  darf, 
dem  die  beiden  Erfordernisse  (Befugnis  zum  Halten  von 
Lehrlingen  und  bestandene  Prüfung)  oder  eines  von  bei- 
den abgeht, 

In  der  Rechtsprechung  und  der  Wissenschaft  besteht 
auch  darüber  kein  Streit  mehr,  d.iß  die  vorgeschriebene 
Prüfung  durch  keinen  Befähigungsnachweis  ersetzt  wei- 
den darf,  welcher  auf  andere  Weise  (z  B  durch  die  Prüfung 
bei  einer  Lehranstalt)  erworben  ist,  selbst  wenn  solche 
strenuer  gehandhabt  und  deshalb  schwieriger  zu  bestehen 

■>  A  it  mti  kun;  rt  •- 1  krd«k(ion  I>rr  c  r  »ti  n  de  n  Mii-tiTantuiif 
<V:  Wi'ithcivrrlir  tili  du-  alilicjirn  L>uril-r|.iri<li-A<ifi:»l'Cii  «Ict» 

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sriir  umci»tiV*t  wrrdm 

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sein  sollte.  Denn  §  133  Gcw.-Ord.  ist  zwingender  Nalur 
und  stellt  es  keineswegs  in  die  Wahl  Jemandes,  auf  wel- 
chem Wege  er  seine  Befähigung  nachweben  will.  Eis  kann 
dahingestellt  bleiben,  ob  es  nicht  vielleicht  ratsam  gewesen 
wflrc,  ein  solches  Wahlrecht  zu  begründen ;  ausschlaggebend 
ist  aber,  daß  dies  dem  Gesetzgeber  nicht  beliebt  nat  und 
daß  durch  die  Auslegung  in  das  Gesetz  nichts  hineininter- 
pretiert werden  darf,  was  seinem  Wortlaute  widerspricht. 

Nun  hat  der  Erlaß  des  preuß,  Handelsmusters  vom 
38.  Nov.  190a  die  Ansicht  vertreten,  daß  die  Führung  des 
Titels  „BaugewcrksmeLster0  zulassig  und  zu  seiner  Annahme 
die  Ablegung  der  erforderlichen  Meisterprüfung  entbehr- 
lich sei,  weil  „Baugewerk"  keine  „Handwerke-Bezeichnung 
sei.  Diese  Ansicht  wird  tedoch  von  den  Baugewerks- 
Innungen  und  den  Handwerkskammern  bekämpft.  Als  Mittel 
bedient  man  sich  dabei  Gew  -Ord  §  148  No.  9c,  welcher 
die  unbefugte  Führung  de*  Meistertitels  für  strafbar  erklärt 
Es  haben  demzufolge  schon  verschiedene  Strafgerichte 
sich  mit  der  Frage  zu  befassen  gehabt,  ob  der  Titel  „Bau- 
gewerksmeister"  zu  den  durch  $  148  No.  9c  geschützten 
gehört,  was  überwiegend  bejaht  worden  ist.  Für  Mecklen- 
burg ist  dies  unstreitig  geworden,  seit  das  Oberlandcsge- 
richt  zu  Rostock  sich  zu  dieser  Ansicht  bekannt  hat.  Für 
die  anderen  deutschen  Staaten  fehlt  es  noch  an  einem 
Ausspruche  der  höchsten  I.andcsgerichte  und  damit  an 
einheitlicher  Rechtsprechung,  Wohl  aber  herrscht  darüber 
in  den  bisher  veröffentlichten  Erkenntnissen  preußischer 
Strafgerichte  kein  Zweifel,  daß  der  Erlaß  vom  aß.  Nov.  1902 
den  Richter  nicht  bindet,  sondern  daß  dieser  berechtigt 
sei,  sich  darüber  hinwegzusetzen. 

Bei  diesem  Stande  der  Verhältnisse  ist  es  also  strafbar, 
den  Meistertitel  oder  selbst  nur  die  Bezeichnung  „Baugc- 
werksmeister"  anzunehmen,  solange  man  keine  Prüfung  in 
dem  beregten  Gewerbefache  vor  der  berufenen  Prüfungs- 
KommLssion  bestanden  hat.  Das  Abgangszeugnis  einer 
Baugewerkschule  schützt  vor  der  Strafverhängung  solange 
nicht,  bis  es  der  Landcs-Zciuralbehorde  gefallen  wird,  den 
Baugewerkschulen  die  Abhaltung  von  Meisterprüfungen  und 
die  Ausstellung  von  Prüfungs-Zeugnissen  zu  gestatten."  — 

K.  H-c. 

Ehrendoktoren.  Hr.  Geheimer  Baurat  Josef  St  Ob  ben  in 
Köln  Lst  von  der  Technischen  Hochschule  in  Karls- 
ruhe zum  „Doktor-Ingenieur  Ehrenhalber"  ernannt  worden. 

Auf  einstimmigen  Antrag  Her  Abteilung  für  Chemie 
und  durch  Beschluß  von  Rektor  und  Großem  Senat  der 
Technischen  Hochschule  zu  Dartnstadt  wurde  Hrn. 
I  lof rt.  I  >r  Heinrich  C  a  ro  in  Mannheim  „wegen  seiner  großen 
Verdienste  um  die  chemische  Wissenschaft  und  Industrie, 
insbesondere  die  Industrie  der  Teerfarbstoffe,  deren  Ent- 
wicklung er  durch  glückliche  Verwertung  streng  wissen- 
schaftlicher Methoden  in  hervorragendstem  Maße  gefördert 
hat"  die  Würde  eines  „Doktor- Ingenieurs  Ehrenhalber" 
verliehen.  — 

Auazeichnungen.  Der  Firma  Cementwarcnfabrik 
Dyckerhoff  &  Widmann,  Unternehmung  für  Beton- 
bauten in  Biebrich  a.  Rh.,  mit  Zweiggeschäften  in  Karls- 
ruhe, Nürnberg.  Dresden  und  Cossebaude,  wurde  auf 
Allerhöchsten  Erlaß  durch  den  preußischen  Minister  für 
Handel  und  Gewerbe  die  preußische  „Goldene  Staats- 
medaille'' verliehen.  Es  hat  damit  einer  unserer  be- 
deutendsten und  umfangreichsten  technischen  Betriebe 
eine  staatliche  Anerkennung  erhalten,  die  in  ihrer  hohen 
Wertbemessung  den  hohen  und  allenthalben  anerkannten 
Leistungen  der  Firma  entspricht.  — 


Preisbewerbungen. 

Ein  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  Realschule  in 
Schömberg  wird  unter  württembeigi-chen  Architekten 
unter  Verheißung  dreier  Preise  von  1500,  1000  und  500  M. 
erlassen.  Preisrichter  sind  die  Hm  Prof.  Theod.  Fischer, 
Prof  H  Jassoy  und  Stadtbrt.  Mayer  in  Stuttgart. 

Kaiser  -  Wilhelm  -Denkmal  In  Bielefeld.  Unter  Hinzu- 
ziehung der  Prof.  Manzcl  und  Breuer  in  Berlin  als  Sach- 
verständige hat  der  Ausschuß  des  Bielefelder  K.iiscr- 
Wilhelm-Denkmals  die  Ausführung  de-  ^einer/eil  mit 
dem  I.  Preise  ausgezeichneten  Reiterstandbildes  des  Reg.- 
Bmstr.  Freih.  von  Tettau  in  Berlin,  sowie  die  t't-bertragung 
der  Ausführung  an  ihn  zusammen  mit  dem  Gewinner  de-» 

II.  Preises,  Bildh.  Albreeht  in  Steglitz,  beschlossen.— 

Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  Be- 
bauung eines  Geländes  an  der  Frobenstrafle  In  Berlin.  Der 

I.  Preis  wurde  nicht  verteilt,  dngfgcn  zwei  II.  und  zwei 

III.  Preise  Kinen  II.  Preis  errangen  die  Hrn.  Müller  »V 
Schafus  in  Berlin  und  Conr.  Ileidcnreich  in  Charlotten- 
burg. Einen  III.  Preis  die  Hrn.  Ilcinr.  Schneider  in 
Schoneberg  und  Engelhardt  &  Mostcrt  in  Berlin.  Vom 
Ankauf  eines  Entwurfes  wurde  Abstand  genommen  — 


Ein  engerer  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  ein  neuea  Rathaus  in  Kiel  ist  unter  den  Gewinnern  des 
II.  Preises  des  allgemeinen  Wettbewerbes,  unter  den  Hrn. 
Prof.  Herrn.  Billing  in  Karlsruhe,  Börnstein  «St  Kopp 
in  Friedenau  und  A.  Thyriot  in  Groß-Lichtcrfcldc  er- 
lassen worden.  Dem  Sieger  ist  die  Ausführung  in 
Aussicht  gestellt.  — 

Die  Entwürfe  zur  Bebauung  der  neuen  Stadtteile  von 
Karlsruhe  1.  B.  sollen  auf  dem  Wege  des  Wettbewerbes 
unter  Karlsruher  Architekten  und  Ingenieuren  zu  gewinnen 
versucht  werden.  — 

Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Zum  1.  Apiil  werden  versetzt  .  Der  Geb. 
Mit.  Dublanski  in  Stettin  zur  Int  des  XVII.  Armee-Korps;  nie 
Int  u  Bitc.  Kritisier  in  Danzig  zur  Int.  de»  II.  Armee  Korps 
und  Böhmer  in  Daniig  lur  Int.  de»  VIII  Armee-K.;  die  Garn.- 
Bauinsp.,  Brie.  Kahl  in  Straßburg  nach  Kassel  1,  Neu  man  11  in 
Kolberg  nach  Strasburg  II,  t.attke  in  Danzig  nach  Königsberg  II, 
R  o  h  I  f  i  n  g  in  Paderborn  zur  Int  des  XVII.  Armee-K.  unt  Uebcmag. 
der  Geschäfte  eine»  Int-  u  Bris  ,  Knotlic-Baehnischin  Ei  lurt 
nat  Ii  Breslau  II,  Soenderop  in  Kussel  nach  Danzig  1  und 
Rihmlow  in  Gunibinnen  nach  Magdeburg  III  -  der  Garn.-Bauinsp. 
Fromm  in  Königsberg  nach  Graudcnz;  die  Garn -Baninsp.,  Brie. 
S  c  h  o  I  <  e  in  Graudenz  nach  Paderborn  0.  II  tt  1 1  b  a  u  e  r  in  Breslau 
nach  Erfurt  II;  die  Garn  -Bauinsp  GoOner  in  Lyck  nach  Kolberg, 
Wiesebaum  in  Magdeburg  narb  Gumbinnen  und  K  u  h  s  c  in 
Kolmar  nach  I.yrk 

Der  Reg  -Bnislr  O.  Laubachat  in  Wilhelmshaven  ist  gestorben. 

Bayern.  Der  Dir.-Ass.  Hartmann  in  Regensburg  ist  z, 
Ob-Masch  -Insp.  bei  der  Betr. -Werkst.  Augsburg,  der  Dir.  Ass. 
Borst  i.  Ob.-Maaeh.-Insp.  bei  der  Gen. -Dir.  und  der  Dir.-Ass. 
de  Cilli»  in  Buchloe  z.  Ob -Bauinsp  beiordert.  — 

Die  Slaatsbauprakt.  Nather  in  Kempten  und  Eisen  in 
Nürnberg,  die  mascb.-techn  Prakt  Zell  in  Nürnberg,  Gießen 
und  I.  F  i  s  r  h  c  r  in  Manchen  und  Ebrensbergcr  Lu  Warzburg 
sind  zu  Eisenh-Ass,  ernannt 

Der  Ob.-Hauinsp.  Schwenck  ist  z.  Dir.- Rat  bei  der  Eiscnb.- 
Betr.-Dir.  in  München  und  der  Ob -Bauinsp  KOssler  bei  der  Gen  - 
Dir.  zum  Staatsbahiiinz .  in  München  berufen. 

Preuflen.  Dem  Krcisbauinsp.  Hrt  1'  (ei  der  in  Liegnitz  und 
dem  Ob. - lng.  Wsldorp  z.  Zt  in  Kadikeuy  bei  Konstantinopel 
ist  der  Rote  Adler-Oidcn  IV.  Kl.  verliehen. 

Der  Reg  -  u  Brt  Bergmann  in  Hannover  ist  von  der  Teil- 
nahme an  den  bei  der  Kgl  Teehn  Hocl  schule  in  der  Abt.  fflr 
Arch.  stattfindenden  Diplomprüfungen  als  stand  Kommissar  des 
Min.  der  nffentl.  Alb.  cnlbutidcu  und  als  Nach!  der  Keg-  u  Brt. 
Stever  in  Hannover  bestellt. 

D-r  Reg  -  u.  Brt.  S  e  i  d  e  I  ist  von  Posen  narh  Potsdam  und  der 
Reg  -Bmslr  Stanislaus  in  Bunzlau  zur  Eisenb  -Dir.  in  Mainz  versetzt. 

Die  Reg  -  Bfhr.  Karl  Richter  au»  Korbaeh,  Jobs.  Stove 
aus  Bcrln,  lob  Schafer  aus  Bracht  und  Erich  Rüge  aus 
Berlin  (Eisenbfeh  >,  —  Werner  Hellwig  aus  Bar  le  Duc,  Wilh. 
Gant  her  aas  Lisdorf  und  Friedr.  Pflug  aus  Ballcrabacherhof 
(Masch -Bfch.)  sind  zu  Reg -Bornim  ernannt. 

Der  Reg  -  Bmstr.  Fr.  Seit  er  aus  Altena  i.  W.  i*t  aus  dem 
Staatsdienste  ausgeschieden. 

Der  Reg  . Bmstr.  Ernst  Schmidt  in  Lome  ist  gestorben.  - 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  H.  H.  In  Lübeck.  Die  gelegentlich  eines  Mei- 
nungsaustausches zwischen  einem  Bauherrn  und  dem  mit  der  Aus- 
arbeitung des  Entwuifcs  bclrauten  Architekten  gefallene  Aeußcrung, 
„die  Bauleitung  sollen  Sie  ja  deshalb  doch  haben*,  reicht  nicht  aus, 
einen  Anspruch  auf  Ucbertragung  der  Bauleitung  zu  bevrQnden  und 
namentlich  keinen  Mi-hadrnci  salz-An-pruch,  falb  schlicUlich  die  Bau- 
leitung anderweit  vergeben  worden  ist.  Denn  man  hat  es  in  jener 
Redewendung  mit  keiner  Zusage  der  Bauleitung  und  keinem  Auf- 
trage zu  tun,  sundern  sie  hat  nur  die  Eigenschaft  und  sollte  jeden- 
falls nur  den  Zweck  haben,  dem  Architekten  Hoffnung  auf  L'eber- 
tragung  dci  Bauleitung  zu  eröffnen  Zu  einem  Werkvcrtmge  gcliort 
jedoch  die  lYbcrnaliroe  der  Verpflichtung  zur  Zahlung  einer  Ver- 
gütung auf  seilen  des  Bauherrn  und  die  Ucbci nähme  der  Ausfnh- 
ru»g«pflichl  auf  seilen  de«  Architekten  Mithin  haben  Sie  keine 
Aussicht,  mit  einer  SchadencisaUklsge  g'gcn  den  Bauherrn  durch- 
zudringen, wenn  Sie  in  luWachhcher  Hinsicht  nicht  mehr  beweisen 
können,  als  die  angegebene  Redensart.  —  K.  H-e. 

Hrn.  R.  In  Sooden.  Das  beste  Mittel,  um  Holzkonstruktion 
von  Brucken,  namentlich  die  Zapfenlöcher  unv.  gegen  Fäulnis  zu 
schätzen  ist  Anstrich  mit  Teer  beiw.  Kai bülineuui  Bei  einzu- 
rammenden I'icfpfahNn  gewahrt  ein  solcher  Anstrich  ebenfalls 
«inen  gewissen  Schutz  Das  wirksamere  Imprägnieren  mit  Kreosot 
usw.  ist  unseres  Wissens  nicht  üblich.  Unter  Grundwasser  bedarf 
das  Holz  keines  Schutzes.  — 

Hrn.  Arch.  Z.  In  Berlin.  Als  Sperialfirma  für  die  Hebung 
ganzei  Gebäude  haben  wir  wiederholt  K  Rückgauer  in  Stuttgart 
genannt.  Andere  Firmen  sind  trolz  Anfrage  an  unseren  Leserkreis 
bisher  nicht  genannt  wotden.  — • 

Inhalt:  Ilie  AiWil<-iliei'.>.cj:irii  der  Landrs-VcrMi-heiuiigsanstalt  IterUn 
bei  Hcclitz  iFortnetnnljlV  •-  F".«  n!.;.V,i-n  Unit  Fir-cnli  ahn|'lVic  KuttUlttis  in 
Asien.  —  W.ul.e*rit,  Ulf  <1«'n  FnTwurl  !u  rinrtn  W;.i-r:irw,l-«-  lOr  Dessau. 
-  VrrmiK-litrs.  l'rri*1>e»rrrbur.i,.rri.  -  I'ersonal-Narhrichten.  ■  Hnet-  und 
fVagettasttfi.  ^  

Hierzu  eine  Doppel -Bildbeilage:  Die  Arbcitcrhcilstättcn 
der  Landcs-Wrsicherungs- Anstalt  Berlin  bei  Beelitz. 

Verlar,  der  Deutschen  Rauzeitung G.  m.  b.  H,  Berlin.    FOr  dir  Redaknoa 
'  Albart  HotmsoQ.  Btrlia.   Druck  tob  Wilh.  Grave.  Bertas. 


So. 


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B  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2: 16.  BERLIN,  DEN  24.  FEBR.  1904 

Der  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  den  Neubau  eines  Stadthauses 

im  Anschluß  an  das  Rathaus  in  Bremen. 


n  diesen  l  agen  ist  in  Bremen  ein  Wettbewerb 
zur  Entscheidung  gelangt,  welcher,  obwohl 
an  sieh  eine  rein  bremische  Angelegenheit, 
durch  die  Verbindung  mit  dem  Rathause  in 
Bremen  und  mit  dem  inneren  Kerne  der 
Stadt  zu  einer  Angelegenheit  der  gesamten  deutsehen 
Kunstwelt  geworden  ist  und  welcher  daher  auch  mit 
Recht  auf  sämtliche  deutsche  Architekten,  die  Reichs- 
angehörige sind,  erstreckt  war.  Es  besteht  die  Absicht, 
das  neben  dem  Rathause  gelegene  Stadthaus,  ein  reiz- 
loses Gebäude  ohne  künstlerischen  Anspruch  aus  sieh 
selbst  oder  aus  seiner  Umgebung,  in  welchem  sieh 
zurzeit  der  Senat-ssitz.ungssaal,  die  Regierungskanzlei, 
das  Staatsarchiv,  die  Polizeidirektion  und  einige  kleinere 
Vcrwaltungszweige  befinden,  abzubrechen  und  an  seiner 


Stelle  einen  Neubau  auszuführen,  dessen  Räume  nur 
zu  Regierungs-  und  Repräsentationszwecken  dienen 
sollen  und  von  welchem  erwartet  wird,  dal!  er,  wel- 
chen Stil  er  immer  auch  zeige,  sich  mit  dem  Rathause 
zu  einem  harmonischen  Gesamtbilde  vereinige  und 
die  ehrwürdige  Erscheinung  dieser  unvergleichlichen 
Perle  der  deutschen  Renaissance  nicht  beeinträchtige. 
Durch  diese  Bedingungen  war  der  Wettbewerb  zu 
einer  künstlerischen  Angelegenheit  geworden,  die  mit 
besonderem   Takte  behandelt   sein  wollte     Das  alte 


Wie  behauptet  sich  das  alte  Rathaus,  wenn  das 
schmucklose  Stadthaus  gefallen  ist  und  welche  Formen 
muß  das  neue  Stadthaus  haben,  damit  es  mit  dem 
alten  Rathause  zu  dem  geforderten  harmonischen  Ge- 
samtbilde sich  vereinigt,  „ohne  die  ehrwürdige 
Erscheinung  desselben  zu  beeinträchtigen"? 
Das  war  die  schwerwiegende  Frage,  die  der  Wett- 
bewerb zur  Entscheidung  stellte  und  wegen  welcher 
er  vermutlich  Oberhaupt  für  den  weitesten  Kreis  der 
deutschen  Architekten  ausgeschrieben  wurde.  Denn 
die  Grundrißanlagc  an  sich  würde  kaum  zur  Not- 
wendigkeit gemacht  haben,  den  Wettbewerb  über  den 
Kreis  der  Architekten  Bremens  auszudehnen:  allen- 
falls hätte  die  Eingliederung  des  neuen  Stadthauses 
in  die  Umgebung  die  Anrufung  eines  gröberen  Künst- 
lerkreises fordern  können;  denn  die  Schaffung  eines 
freien  Durchblickes  von  der  Mitte  des  Domshofes 
nach  dem  Kaiser-Denkmal  und  dem  voraussichtlich 
in  kurzer  Zeit  durch  einen  Neubau  ersetzten  Eck- 
.  ^3 hause  des  Marktes  und  des  Kaiser  Wilhelm -Platzes, 
'  Cir ,  w'ürdigc  Gestaltung  des  Raumes  zwischen  der 
l.iebfrauen  -  Kirche  und  dem  neu  zu  errichtenden 
Stadthause ,  sowie  die  Gestaltung  des  Westendes 
des  Domshofes  unter  dem  Einfluß  des  hier  gewünsch- 
ten Turmbaues  des  neuen  Stadthauses  waren  wohl 
bedeutsame  künstlerische  Forderungen  des  Program- 
mes,  sie  treten  aber  erheblich  zurück  gegen  die  ge- 
nannte Hauptforderung.  In  dieser  Hinsicht  hat  der 
Wettbewerb  die  Erwartungen  recht  straff  gespannt 
und  auch  die  künstlerischen  Individualitäten,  welche 
durch  die  gewählten  Preisrichter  mit  dem  Wettbewerb 
in  Beziehung  gebracht  wurden,  lassen  erkennen,  daß 
die  Beurteilung  des  zukünftigen  Wertverhältnisses  zwi- 
schen altem  Rathaus  und  neuem  Stadthaus  mit  Recht 
zu  der  ausschlaggebenden  Frage  in  diesem  Wettbe- 
werbe gemacht  wurde. 

Doch  betrachten  wir  zunächst  kurz,  was  er  für 
sachliche  Bedingungen  stellte.  Der  Neubau  soll  aus 
Keller-,  Erd-  und  zwei  Obergeschossen  derart  bestehen, 
daß  der  Fußboden  des  ersten  Obergeschosses  mit  dem 
Fußboden  der  „Oberen  Rathaushalle*  auf  der  gleichen 
Höhe  liegt.  In  diesem  Geschosse  sollten  Fest-  und 
Senatssaal  liegen,  die  in  das  zweite  Obergeschoß  hin- 
eingreifen konnten.  Außerdem  waren  hier  die  Haupt- 
räume  der  städtischen  Verwaltung,  die  Räume  für  den 
präsidierenden  Bürgermeister,  ein  Sitzungssaal  für  Ver- 
waltungsgerichts -  Sachen,  an  die  Rathaushalle  an- 
schließend, um  bei  Festen  mitbenutzt  werden  zu  können 
usw.  anzulegen  und  es  w  ar  gefordert,  die  „Obere  Bat 


Rathaus  ist  ein  Werk  von  fast  filigranartiger  Feinheit 

der  architektonischen  Formensprache  und  besitzt  eine  haushalle"  mit  den  Vorplatzräumen  des  neuen  Stadt- 
Zierlichkeit  der  Einzelbildung,  deren  Wirksamkeit  ge-    hauses  in  eine  unmittelbare  Verbindung  zu  bringen 


steigert  wird  durch  den  Gegensatz  der  ruhigen  Flächen 
und  der  großen  Architektur  formen  des  ihm  angeglie- 
derten Stadthauses.  So  verdienstlos  dieses  Gebäude 
in  künstlerischer  Hinsieht  an  sieh  ist,  so  sehr  kommt 
es  zur  Geltung  als  Folie  für  das  alte  Rathaus.  Es  ist 
ein  dreigeschossiger  Putzbau,  aus  dessen  Fassadcn- 
maueru  die  Fenster  lediglieh  als  Oeffnungen  heraus- 
geschnitten sind  und  der  nur  an  der  Eingangsseite 
eine  architektonische  Gliederung  mit  vier  jonischen 
Filastern  und  einem  Giebclfelde  erhalten  hat,  imgan/en 
so  anspruchslos,  wie  die  übrigen  Teile  des  Hauses 
und  so  groß,  daß  sie  in  keinerlei  Vergleich  mit  For- 
men des  alten  Rathauses  treten  können. 


Im  zweiten  Obergeschoß  waren  außer  den  Tribünen 
(Log«  und  MuSlkbOhne)  für  den  kleineren  Festsaal  und 
außer  dem  etwaigen  Raum  für  de  n  in  dieses  Geschoß 
hinaufgreifenden  Senatssaal  die  Sitzungssäle  der  Depu- 
tationen vind  Kommissionen  unterzubringen.  Das  Erd- 
geschoß sollte  im  Anschluß  an  die  „Untere  Rathaus- 
halle"  die  Räume  für  die  Regicrungskanzlei  und  das 
Staatsarchiv  enthalten  und  durch  eine  möglichst  zentral 
gelegene  Haupttreppe  eine  Verbindung  mit  den  Ober- 
geschossen bekommen.  Das  neue  Kellergeschoß  ist 
der  Ratskcllcrvcrwaltung  als  Weinlagerraum  voi  be- 
halten und  war  mit  den  Gängen  des  alten  Ratskellers 
in  eine  sachgemäße  Verbindung  zu  bringen.   Bei  den 

93 


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Vorschriften  Ober  die  Bauflucht  war  die  Möglichkeit 
von  Risaliten,  Erkerausbauten,  Arkadenanlagcn,  Turin- 
chen und  unter  Umständen  eines  größeren  Turmes  an 
derOstecke  des  neuen  Gebäudes  berührt.  Lieber  den  Stil 
waren  keinerlei  Andeutungen  gemacht,  die  Rausummc 
einschl.  des  Mobiliars  war  mit  1,5  Mill.  M.  festgesetzt. 
Wenn  auch  nicht  in  Aussicht  gestellt  war,  daß  einer 
der  Sieger  dieses  Wettbewerbes  an  der  Ausführung  des 
Hauses  beteiligt  werden  sollte,  vielmehr  der  bremische 
Staat  sich  das  Recht  vorbehalten  hatte,  die  durch  die 
Auszahlung  der  Preise  in  das  Eigentum  des  Staates 
übernommenen  Entwürfe  bei  der  Ausführung  ganz 
oder  teilweise  zu  benutzen,  so  fand  doch  die  Auf- 


forderung zur  Teilnahme  bei  den  in  künstlerischer 
Beziehung  so  außerordentlich  dankbaren  Umständen 
das  Echo,  welches  erwartet  worden  war:  es  liefen 
105  Entwürfe  ein,  zu  deren  Beurteilung  das  Preisge- 
richt am  18.  Kebr.  zusammentrat.  Das  Ergebnis  war 
allerdings  ein  anderes,  als  man  erhofft  hatte.  Nach 
dreitätiger  Arbeit  kam  das  Preisgericht  zu  dein  ein- 
stimmigen Beschluß*!,  daß  die  „programmäßig  aus- 
geschriebenen Preise  keinem  der  Verfasser  erteilt 
weiden"  könnten.  Die  zur  Verfügung  stehende  Gc- 
samtprcis-Summc  von  30000  M.  wurde  vielmehr  in 
5  Preise  von  je  5000  M.  und  2  Preise  von  je  2500  M. 
zerlegt.  (Koi  i»uun;  io:;t » 


VMMilMJ  der  Hrn.  Prof.  Theodor  Kin  hrr  in  Stut'gurt  und  Arrh   H.  firrnoulli  in  Berlin. 


Zur  Frage  der  Umgestaltung  des  Theaterplatzes  in  Dresden. 

it  anderen  Arbeiten  über  die 
Maßen  beschäftigt,  erhielt  icli 
von  der  Dresdner  Thcater- 
platzfrage  erst  durch  den  Bericht 
der  .Deutseh.  Bztg  "  über  den  Wett- 
bewerb Kenntnis.  Der  Besuch  eines 
jüngeren  Kollegen,  des  Ilm  Hans 
Bernoulliin  Berlin,  und  sein  Eifer 
für  diese  Sache  veranlaüten  mich 
dann,  in  abendlicher  Unterhaltung 
mit  dem  genannten  Herrn  selbst 
Versuche  zu  machen.  Dabei  war 
uns  der  eben  eingetroffene  vor- 
treffliche Vorschlag  des  Ilm.  M. 
Haller  eine  willkommene  Unter- 
lage, denn  mit  dem  Berichterstatter 
der  „Deutschen  Bauzeitung"  und 
Hrn.  Haller  bin  auch  ich  der  Mei- 
nung, daü  das  Wasser  nicht  vom 
Platze  abgeschieden,  sondern  mit 
seiner  fröhlichen  Bewegtheit  in  das 
Bild  hereingezogen  werden  sollte. 
Hüten  wir  uns  davor,  das  Wort  von 
der  Geschlossenheit  der  Plätze  zum 
Schlagwort  werden  zu  lassen  I  1  her 
scheint  es  zur  Erlangung  geschlos- 
sener Bilder  vollkommen  zu  ge- 
nügen, wenn  das  Hotel  Bellevue 
gegen  die  Brücke  so  weit  vorge- 
zogen wird,  daß  das  Theater  vom 
Kande  des  Bildes  (etwa  vom  Mu- 
seum her  gesehen)  in  den  Mittel- 
grund rückt.  Ein  .Monumentalbau" 
aber  an  der  Stelle  des  Hotels  wäre 
wohl  das  Schlimmste ,  was  dem 
Theater  und  dem  Theaterplatz  pas- 

-ieren  konnte.  Unterordnung  ist  hier  die  feinste 
Tugend.  Auch  im  Uebrigcn  wäre  der  Vordergrund  so 
ruhig  wie  möglich,  ohne  alle  .monumentale''  Gelüste  aus- 
zubilden. 

Hie  Fracc  der  Hauptwache  ist  ein  Ding  für  sich;  auch 
hierin  scheinen  mir  die  Anschauungen  des  Hrn.  Ilaller 


I  BSV 


sehr  wohl  begründet  Wenn  es  aber  gewün-cht  wird,  die 
Wache  als  solche  in  der  Nähe  ihres  jetzigen  Platzes  zu 
belassen,  so  wäre  sie  vielleicht  dazu  zu  verwenden,  den 


•)  Siebe  die  Verteilung  im  EtoMtam  i 

Seite  90  in  dieser  "' 


No  16. 

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Verkehrsweg  Brücke  -  Postplatz  vom  Theaterplatz  abzu- 
trennen. Baumrcihen  zu  beiden  Seiten  würden  dabei 
mithelfen  und  den  jetzt  sehr  vermißten  gedeckten  Ort 
liefern,  von  wo  man  alle  die  Herrlichkeiten  ringsum  be- 
wundern könnte.  Auch  der  Hofkirche  wäre  mit  einer 
-olchen  Ucbcrschncidung  ein  Cicfallrn  getan.  Die  geringe 
Qucrstellung  der  Wache,  wie  wir  sie  im  Plane  skizziert 
haben,  würde  in  Wirklichkeit  gar  nicht  auffallen,  wie 
überhaupt  die  Kirche  mit  ihrer  Umgebung  dem,  der  sehen 


will,  in  genügend  klarer  Weise  zeigt,  wie  wenig  wert  die 
Achsenwirtschaft  und  Symmetrie  in  solchen  Sachen  sind. 

Im  ganzen  also  baut  sich  unser  Vorschlag,  den  wir 
den  Dresdnern  hiermit  machen,  im  wesentlichen  auf  dem 
Haller'schcn  auf.  unterscheidet  sich  von  diesem  aber  durch 
große  Vereinfachung  und  infolge  dessen  vielleicht  durrh 
ruhigere  und  größere  Wirkung. 

Stuttgart,  im  Februar  1904.       Theodor  Fischer. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Ing. -Verein  Magdeburg.  Sitzung  am  6.  Jan.  1904. 
Ilr  Postbrt.  Wmckler  begrüßt  nach  Eröffnung  der  Sitzung 
die  Anwesenden  in  der  ersten  Sitzung  de*  neuen  Jahres 
und  gibt  dem  Wunsche  Ausdruck,  daß  auch  dieses  Jahr 
die  Technik  und  die  Wünsche  der  Techniker  fördern  möge. 

Nach  Krledigung  der  Hinginge  spricht  Hr.  Kisenb.  Bau- 
u.Bctr.-lnsp.  Seit  warz  Ober  „d ie  Grund züge  der  Block- 
einrichtungen auf  den  preußischen  Staats  bahnen" 
Seit  dem  Jahre  1898  sind  auf  dem  Gebiete  des  Sicherungs- 
wesen» bedeutende  Fortschritte  gemacht,  welche  durch 
die  jetzt  erfolgte  endgültige  Einführung  des  vierfeldrigen 
Streckcnblockes  ihren  Abschluß  gefunden  haben.  Während 
früher  die  Betriebssicherheit  in  erster  Linie  auf  der  ver- 
nünftigen Handlungsweise  der  Beamten  beruhte,  sollen 
jetzt  die  Stellwerkcinrichlungen  jede  Betriebsgefahrdung 
unmöglich  machen.  Oer  Vortragende  begründet  die  Not- 
wendigkeit der  Neuerungen  mit  der  erheblichen  Steigerung 
des  Verkehrs  und  weist  dann  eingehend  nach,  dafl  der 
vierfcldrige  Streckenblock  mit  allen  zugehörigen  Hinrich- 
tungen (Hcbelsperrc,  Blocksperre,  den  verschiedenen 
Klinken  im  Blockwerke,  der  elektrischen  Dmekknopfspcrre 
und  Aufhalt-Stcllvorrichtung  des  Ausfahrtsignalesj  eine  Be- 
triebsgefährdung nicht  mehr  zulasse.  Unterstützt  wurde 
die  Beweisführung  durch  eine  große  Anzahl  von  Block- 
werken und  Modellen,  welche  die  kgl.  Hisenbahndirektion 
Magdeburg  und  die  Firmen  Siemens  &  llalske,  Zimmer- 
mann &  Buchloh  in  Berlin,  Max  Jüdcl  &  K<>.  in  Braun- 
schweig zur  Verfügung  gestellt  hatten 

Kür  die  allgemein  interessierenden  Ausführungen  wurde 
dem  Vortragenden  reicher  Hank  zuteil.    -  B. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  in  Berlin.  In  der  Januar- 
silxung,  in  der  der  Min. -Dir.  Schroeder  den  Vorsitz  führte, 
sprach  als  Gast  Obrrlcutnant  Taubert  Ober  „Die  sibi- 
rische Kiscnbahn  und  ihr  Anschlu  Bgebiet  in  Ost- 
asien ".  Nach  einigen  Worten  über  die  immer  mehr  hervor- 
tretende politische  und  wirtschaftliche  Bedeutung  Ostasiens 
schilderte  der  Vortragende,  der  die  sibirische  Bahn  so- 
wohl, wie  die  durch  »ie  Furopa  näher  gerückten  ( iebiete 
des  fernen  Ostens  aus  eigener  Anschauung  kennt,  Bau  und 
Betrieb  des  neuen  Verkehrsweges,  seine  wirtschaftlichen 
Grundlagen  und  Ansichten  und  hob  dabei  die  bewunderns- 
werte Tatkraft  hervor,  mit  der  Kußland  in  verhältnismäßig 
kurzer  Zeit  dieses  Werk  ins  Leben  gerufen  hat.  Kinzelnc 
funkte  der  Strecke  wurden  unter  Vorführung  von  Licht- 
bildern besonders  besprochen,  so  die  mit  den  größten 
Schwierigkeiten  verbundene  Umgehung  des  Baikal  -  Sees 
und  der  Endpunkt  der  Eisenbahn,  die  völlig  neugeschaffene 
Hafenstadt  Dalny.  Im  weiteren  wurde  an  der  Hand  einer 
Skizze  das  chinesische  Eisenbahnnetz  näher  erläutert,  wie 
es  sich  unter  den  mannigfaltigen  Bestrebungen  der  Mächte, 
insbesondere  aber  im  Hinblick  auf  die  wcitausschaucndcn 
Pläne  Rußlands  entwickelt.  Angesichts  der  augenblick- 
lichen Krisis  in  l  Jstasicn  schloß  der  Vortragende  mit  einer 
Darstellung  von  l.and  und  Leuten  der  Mandschurei,  ihren 
Bodenschätzen  und  ihrer  Bedeutung  für  Kußland.  *owic 
mit  einigen  Worten  über  die  Lage  Koreas. 

Dein  mit  lebhaftem  Beifall  aufgenommenen  Vortrage 
folgte  noch  eine  Mitteilung  des  (ich.  Rcg-Kat  Prof.  Dr 
Keulcaux  über  die  Hers  tellu  ng  hu  Ii  I  er  Eise  nbalin  - 
achsen,  insbesondere  Uber  die  Krage,  inwieweit  Deutsch- 
land und  Amerika  an  der  Erfindung  dieses  Kabnkation*- 
verfahrens  beteiligt  sind. 

Vermischtes. 
Schultheiss'sche  Drahtdecken.  Die  Kirniu  l  al  l  Schult- 
heis* in  Nürnberg  hat  seit  einigen  Jahren  eine  ihr  durch 
Muster  geschützte  Decke  euigciülirt*  die  aU  billiger  Ersatz, 
für  Balkendecken  auf  Kohr  geputzt  sich  namentlich  in 
Süddeutschland  weiteren  Eingang  verschafft  hat.  Sie  ist 
anwendbar  bei  Balkendecken  bis  /u  80  ""  Entfernung  der 
Balken  v  M  z  M  Die  Decke  besteht  aus  einer  einfachen, 
starken  und  enggefloehtenen,  oder  aus  zwei  dünnen  sieh 
rechtwinklig  kreuzenden  Kohrniatten.  die  an  der  Balkenlage 
liefestigt  werden,  und  aus  einem  mit  beweglichen  Maschen 
versehenen  Maschinen  -  Drahtgeflecht,  das  ,|uer  zu  den 
Balken  über  das  Kohrgefleeht  in  straffer  Spannung  mit 

24   Februar  1904 


48mm  langen  Ilakenstiften  fest  angenagelt  wird.  An  den 
Längsseiten  muß  das  Netz  mit  Draht  gut  zusammenge- 
flochten sein  und  rings  an  den  Wänden  an  Latten  be- 
festigt werden,  die  zwischen  die  Balken,  in  Höhe  von 
deren  l  nterkante  anzunageln  sind,  damit  auch  in  den 
Ecken  ein  straffes  Anspannen  des  Drahtgeflechtes  möglich 
wird  Bei  besserer  Herstellung  werden  unter  den  Kohr- 
matten  zunächst  5""  breite,  2,5 tm  starke  l-attcn  in  xi''m 
Entfernung  <|iier  auf  die  Balken  genagelt.  Im  ersten  Falle 
stellt  sich  die  Decke  auf  etwa  1.80  M.,  im  zweiten  auf 
etwa  2  M  für  1  <t'u  fertig  im  Bau.  Der  Verputz  hat  *o 
zu  erfolgen,  daß  der  erste  Bewurf  mit  Gips-  und  Haarzu- 
satz vennengt,  *M\  angeworfen  wird  Der  zweite  Bewurf 
mit  Gipsputz  erfolgt,  sobald  der  erste  ziemlich  abgetrocknet 
ist  Hierauf  wird  dann  der  letzte  Ueberzug  hergestellt, 
der  gestuckt  oder  gegliedert  sein  kann  Einer  so  herge- 
stellten Decke  wird  nachgerühmt,  daß  sie  vollständig  näs.*c- 
frei  bleibt,  auch  gegen  starke  Erschütterungen  widerstands- 
fähig ist  und  daß  der  Deckenputz  selbst  bei  starker  Durch- 
nässung nicht  abfallt 

Als  Drahtnetz  empfiehlt  die  Firma  die  extra  verzinkten 
Maschinengeflechte  mit  quadratischen  beweglichen  Maschen 
von  Feiten  &  Gu  i  llcaumr  in  Mülheim  a.  Kh ,  die  nicht 
wieder  nachgehen,  wenn  sie  einmal  straff  gespannt  sind. 
Sic  werden  in  Masehenweiteti  von  25  50  '"»•  und  Stärken 
von  t  und  1,2""»  geliefert. 

Das  Drahtnetz  mit  Putz  eignet  sich  auch  zur  Ver- 
kleidung der  Untersicht  massiver  Decken,  sowohl  um  eine 
ebene,  rissefrcie  Decke  zu  erhallen,  durch  welche  die 
Träger  nicht  durchscheinen,  wie  auch  zur  .Schalldämpfung 
Das  Drahtnetz  wird  dann  an  eisernen  Stäben,  Holzlatten 
oder  Dübeln  befestigt,  die  an  der  Massivdecke  vorher 
festgemacht  oder  in  diese  eingelegt  werden. 


Totenschau. 
Wilhelm  Schell  +.  Am  13.  d.  M.  verstarb  in  Karlsruhe 
im  78.  Lebensjahre  der  Professorder  Mechanik  Geh.  Hofrat 
Dr.  Wilhelm  Schell,  der  dem  Ixhrkörpcr  der  Karlsruher 
Technischen  Hochschule  seit  dem  Jahre  1861  angehört 
hatte  Schell  trat  frühzeitig  in  die  akademische  I~aufhahn 
ein.  Schon  kurz  nach  beendigten  Studium  in  Marburg 
und  Berlin,  habilitierte  er  sich  in  Marburg,  wurde  dort 
1856  Professor  und  siedelte  1861  nach  Karlsruhe  über, 
wo  er  länger  als  40  Jahre  als  Professor  der  theoretischen 
Mechanik  und  gleichzeitig  der  synthetischen  Geometrie 
tätig  war.  Aus  den  zahlreichen  wertvollen  Veröffent- 
lichungen aus  dem  von  ihm  erwählten  Arbeitsgebiet  heben 
wir  seine  „Theorie  der  Bewegung  und  der  Kräfte",  so- 
wie sein  Werk  über  „Theoretische  Mechanik"  hervor.  Die 
Mehrzahl  seiner  Arbeiten  sind  in  den  mathematischen 
Fachzeitschriften  erschienen.  Schell  war  eine  eigenartige 
Persönlichkeit  und  ein  trefflicher  Lehrer,  der  allerdings 
durch  die  Wissenschaftlichkeit  seines  Vortrages  hohe  An- 
forderungen an  seine  Hörer  stellte. 


Pretsbewerbungen. 
Ein  Preisausschreiben  der  Aktiengesellschaft  Gebrüder 
Stollwerck  in  Köln  a.  Rh.  betrifft  die  Erstellung  eines 
Neubaues  in  der  vornehmsten  Geschäftslage  der  Stadt 
Köln,  an  der  Ecke  der  Hohc-Straßc  und  des  Wallrafs- 
I'lat2es.  Der  von  der  Hohe-Straße,  der  Straße  „Am  Hof" 
und  der  Sporergasse  begrenzte  1  lauserblock  sowie  der 
benachbarte  Häuserblock  der  Hohe-Straße  soll  nieder- 
gelegt und  der  heutigen  Zeit  und  den  besonderen  ört- 
lichen Verhältnissen  entsprechend  baulich  ausgenutzt  wer- 
den. Dabei  ist  die  Sporcrgasse  auf  mindestens  (  <"  zu 
verbreitern;  Ersatz  der  Sporerga*sc  durch  eine  4'°  breite 
Passage  ist  zulässig.  Neben  der  fachmännischen  Behand- 
lung des  Bauplanes  soll  dem  Architekten  insbesondere 
auch  die  wirtschaftliche  Ausnutzung  des  Geländes  zur 
Lösung  gestellt  werden.  Kr  soll  Vorschlage  inachen,  in 
wie  weit  er  Läden,  Erfrischungsräume,  Wohnungen. 
Büreaus  und  andere  Käume  oder  eine  Verbindung  ver- 
schiedener Kaumarten  den  örtlichen  Verhältnissen  (ür  an- 
gepaßt erachtet  In  einer  detaillierten  Kcntabilitäis.  Be- 
rechnung ist  nachzuweisen,  in  welcher  Weise  sich  die 
für  den  gedachten  Aufbau  aufgewendeten  Mittel  auf  die 

95 


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Dauer  verzinsen  würden.  Material,  Stil  usw.  sind  frei- 
gestellt Es  gelangen  4  Preise  von  3000,  2000,  1500  und 
1000  M.  zur  Verteilung.  Ein  Ankauf  nicht  preisgekrönter 
Entwürfe  für  je  jjoo  M.  ist  vorbehalten.  Preisrichter  sind 
die  Hrn.  Prof.G.  Frentzen  in  Aachen;  Geh.  Brt.  H.  Kavser 
in  Berlin ;  kgl.brt.  R  a  d  ke  in  Düsseldorf  ;  Polizeibrt.  Hückert 
und  Geh.  Brt.  Dr.  ing.  J.  Stübben  in  Köln.  Die  preisge- 
krönten und  angekauften  Entwürfe  gehen  mit  allen  Ge- 
danken und  Anregungen  in  den  Besitz  der  Aktiengesell- 
schaft Gebr.  Stollwerck  Ober,  welche  dieselben  frei  ver- 
werten und  unter  Umstanden  für  einen  noch  besonder»  aus- 
zuschreibenden Wettbewerb  als  Unterlage  benutzen  kann. 

Der  Wettbewerb  ist  auf  ailc  im  Deutschen  Reich 
wohnenden  Architekten  erstreckt.  Diese  Grenzen  scheinen 
uns  erheblich  zu  weit  gezogen  zu  sein,  denn  die  wirt- 
schaftliche AusnutzungsfJthigkcit  der  Grundstücke  kann  in 
der  Form,  wie  sie  da«  Preisausschreiben  so  eindringlich 
verlangt,  nur  von  Fachgenossen  zuverlässig  beurteilt  wer- 
den, welche  die  örtlichen  Verhältnisse  in  baupolizeilicher, 
wirtschaftlicher  und  sozialer  Hinsicht  ganz  genau  kennen, 
also  vorwiegend  nur  von  einheimischen  Arcfiitekten.  Denn 
einmal  soll  das  PreLsrichterkollegiuni  ganz  besonders  auch 
prüfen,  oh  sich  die  errechnete  Verzinsung  auf  die  Dauer 
erzielen  lassen  wird,  und  zum  anderen  sollen  die  Planungen 
genau  den  baupolizeilichen  Vorschriften  Rechnung  tragen, 
es  sollen  aber  Pläne,  welche  der  wertvollen  Oertlichkeit  ent- 
>prcchcnde  Ausnahme-Bewilligungen  von  den  baupolizei- 
lichen Vorschriften  bedingen,  angenommen  werden,  wenn 
die  zu  beantragenden  Ausnahme -Bewilligungen  klar  dar- 
gestellt und  eingehend  begründet,  sowie  -  wie  wir  hin- 
zufügen —  aussichts  voll  sind.  Das  kann  aber  wiederum 
nur  Jemand  beurteilen,  der  die  örtlichen  Verhältnisse  ge- 
nau kennt  Es  will  uns  somit  scheinen,  als  ob  viel  un- 
nütze Arbeit  vermieden  werden  könnte,  wenn  der  Kreis 
der  Teilnehmer  enger  gezogen  würde,  Gewiß  liegt  es 
durchaus  in  der  Macht  de.»  Einzelneu,  an  dem  Wettbe- 
werbe teilzunehmen  oder  die  Teilnahme  zu  versagen. 
Aber  namentlich  in  Zeiten  wie  die,  welche  leider  augen- 
blicklich noch  herrschen,  ist  temperamentvolle  Hoffnung 
ein  weit  mehr  antreibender  Faktor  als  kühle  Erwägung. 
Vielleicht  könnte  man  auch  noch  einmal  darüber  nach- 
denken, ob  nicht  das  zeichnerische  ArbeitsausmaB  etwas 
ermäßigt  werden  könnte,  namentlich  mit  Rücksicht  darauf, 
dali  wohl  jeder  ernsthaft  arbeitende  Teilnehmer  eine 
Reihe  von  Lösungen  wird  versuchen  müssen,  bis  er  die 
ihm  aN  die  güiistin».lc  und  ertragreichste  erscheinende 
Losung  gefunden  zu  haben  glaubt.  Int  allgemeinen  ist 
die  hier  zum  Wettbewerb  gestellte  Aufgabe  eine  solche, 
daß  sie  viele  scharfsinnige  Köpfe  zur  Bearbeitung  an- 
regen dürfte.  — 

Wettbewerb  Stadthau*  in  Bremen.  Bei  105  eingegangenen 
Entwürfen  kam  das  Preisgericht  zu  dem  einstimmigen  Be- 
schlüsse, daß  keinem  der  Verfasser  die  programmäßig  aus- 
gesetzten Preise  verliehen  werden  könnten  und  zerlegte 
die  Gesamt  -  Prcissummc  in  5  Preise  von  je  s/000  und  2 
Preise  von  je  3500  M  Es  erhielten  je  einen  Preis  von 
Sooo  M.  die  Hm  :  Arch.  Gust.  Jänieke  in  Schöneberg 
bei  Berlin,  Dipl.  -  Arch.  Karl  Roth  in  Kassel,  die  Arch. 
Conr.  Ilcidenrcich  und  Paul  Michel  in  Charlottenbiirc, 
Arch.  Ernst  Rang  in  Sehoneberg  und  die  Arch  Emming- 
mann  und  Becker  in  Berlin;  je  ein  Preis  von  2«,°o  M 
wurde  zuertcilt  den  Arbeiten  der  Ilm  :  Reg.-Bmstr. 'Roger 
Slawski  in  Berlin,  sowie  der  Arch.  Karl  und  Paul  Bonatz 
und  Gust.  Britsch  in  Stuttgart.  Außerdem  wurde  zum 
Ankauf  für  1000  M.  empfohlen  die  Arbeit  des  Ilm  Arch. 
F,  Bcrgcr  in  Sieglitz  bei  Berlin 

Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die 
architektonische  Ausschmückung  des  Kaiser  Wllhelm-Platze* 
in  Bremen  ist  von  der  Bürgerschaft  beschlossen  und  eine 
Prcissummc  von  10000  M.  bewilligt  Worden 

Bücher. 

Die  Aufstellung  und  Durchführung  von  amtlichen  Bebauungs- 
plänen, ein  Leitfaden  für  kommunale  Verwaltungs- 
beamte und  <  icmeindekcliiiiker.  bearbeitet  von  Alfred 
Abendroth,  -sUidt   Oberlandmrsser  in  Hannover. 
Mit  10  Texlzcichmingen.    Berlin,  Karl  Hcymann's 
Verla«,  1903   Pr.  2,50  M, 
Besonders  tnr  Verwaltungsbeamte  der  mittleren  und 
kleinen  Städte  bestimmt,  um  diesen  eine  Xu-aniniciistrllung 
derjenigen  Grundsätze  zu  bieten,  deren  Beachtung  tnr  die 
Kutstehung  und  Ausführung  guter  Bcbauung-pliiue  imeiil- 
behrheh  ist,  hat  das  Buch  auch  für  den  Techniker,  und 
v-w.-ir  nicht  nur.  wie  der  Titel  bescheiden         ,   für  den 
Gemcindetcehnikcr,  großen  Wert,  da,  wie  im  Vorwort 
ausgeführt  wird,  ohne  Beeinträchtigung  de»  Zusammen- 
hanges Streifzüge  »11I  das  technische  (, einet  des  Städte- 
baues nicht  unterlassen  weiden  k.-nrilcn  Sieben  Ah»ehnit1e 

96 


des  I^citfadcns  beziehen  sieh  auf  die  Entstehung  eines 
amtlichen  Bebauungsplanes  und  zwei  Abschnitte  aul  seine 
Durchführbarkeit  In  der  Hauptsache  auf  preußischen 
Vorschriften  fußend,  ist  das  Werk  jedoch  bei  der  Aehn- 
lichkcit  der  Verhältnisse  in  Nord-  und  Mitteldeutschland 
Oberhaupt  brauchbar.  Alles  in  allem  eine  klare.  Obersicht- 
liche Darstellung,  die  altes  infrage  kommende  Material  um- 
faßt und  deshalb  auch  dem  in  Städten  tätigen  Architekten 
bestens  empfohlen  werden  kann,  wenn  auch  der  Verfasser 
gemeint  hat,  dessen  bisherige  Leistungen  in  künstlerischer 
Richtung  als  zu  stark  von  der  Theorie  beeinflußt  bekämpfen 
zu  müssen.  Th.  G 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Knorth,  Wilh.,  Kgl  Steuer-Einnehmer-  Die  (flr  da*  pr*kti*elie 
Leben  wichtigsten  Nummern  des  Preußischen  Stem- 
peltarifs und  des  ErbschalusleuerUrifs  mit  Erläuterun- 
gen so  der  Hand  von  Beispielen  und  Mustern.  Essen  1903 
G.  D  Baedeker.  Pr.  ksrt.  80  Pf. 
Konsbrück,  Hermann.  Spiegelbilder.  I  Folge  der  Kritiken 

1003—1903.  München.  G.  Birk  St  Co. 
Dr  V.  KOröty,  Josef,  Dir.  des  Statist.  Bflr.  Die  Bautätigkeit 
in  Budapest  in  den  Jahren  1806 — 1000.  Uebersetxung 
aus  dem  Ungarischen.  Berlin  1903.  Pultkammer  ft  Mohl- 
brecht.  Pr.  a  M. 
Dr.  v.  Körösjy,  Jos.  und  Dr.  Gust.  Thlrrlng.  Die  Hauptstadt 
Budapest  im  Jahre  1901.  Resultate  der  Volkszählung  und 
Volksbeschreibunjc.  1  Bd.  I  Halde.  Berlin  1903.  Puttkammer 
*  Muhlbrecht. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  Arch.  R.  *  K.  In  Frankfurt  a.  M.  Daß  bei  der  Be- 
stellung der  Ucbcrnahrne,  der  Ausführung  und  der  Ablieferung 
Ihrer  Projekte  von  Neubauten  zwischen  Ihnen  und  dem  Bauherrn 
vereinbart  worden  sei,  dali  deren  Verwendung  und  Ausnutzung 
nur  auf  bestimmten  Bauplätzen  oder  fOr  eine  gewiss*  Anzahl  von 
Kauten  erfolgen  dürfe,  behaupten  Sie  nicht.  Ist  es  jedoch  zu  keiner 
ausdrücklichen  Beschränkung  des  Bauherrn  bezüglich  der  Verwen- 
dung der  empfangenen  und  bezahlten  Zeichnungen  gekommen,  so 
haben  Sie  kein  Recht,  ihm  den  Gebrauch  für  andere  Bauten  als 
ursprOnglich  in  Aussicht  genommen  waren,  zu  untersagen,  fehlt 
Ihnen  jedoch  ein  Unteraagungsrecht.  so  übt  der  Bauherr  bezw.  Be- 
steller der  Projekte  für  weitere  Bauten  nur  Befugnisse  aus,  die 
ihm  zustehen.  Von  einem  Mißbrauche  kann  ernstlich  keine  Rede 
sein  Denn  durch  die  Ablicfeiung  der  Projekte  erfüllten  Sie  ihre 
Obliegenheiten  aus  dem  Werkverträge,  begaben  Sie  sich  Ihres 
geistigen  Eigentums  und  machten  den  Empfanger  zum  Herrn  über 
die  rechtmäßig  erworbenen  Prnjckte.  Folgeweise  veispiicht  die 
beabsichtigte  Klage  für  Sie  keinen  Erfolg,  sofern  nicht  etwa  der 
Nachweis  gelingt,  duü  dem  Bauherrn  ausdiQcklich  nur  eine  be- 
schrankte Ausnutzung  gestattet  wurde  und  er  hiermit  einverstanden 
war.  Selbst  eine  Klage  auf  Unter»agung  bei  Kaufanpreisungen. 
Sie  als  den  Ausarbeiter  des  Projektes  zu  bezeichnen,  bietet  wenig 
Aussicht,  weil  nach  Ihrem  eigenen  Vertrage  tatsächlich  zulnfit, 
daß  die  Bauten  nach  Ihren  Angaben  zur  Ausführung  gelangt  sind, 
der  Bauherr  also  keine  unwahren  Tatsachen  verbreitet  unl  Ihren 
künstlerischen  Ruf  nicht  gefährdet   —  K,  ll-e. 

Anmerkung  der  Redaktion.  Es  ist  in  hohem  Grade  be- 
dauerlich, daß  der  Baukunst  noch  immer  der  Rcchlschutx  versagt 
ist,  den  die  anderco  SchwesterkOnste  besitzen.  Ilnflenthch  biingt 
das  neue  Urheberrecht  an  den  Werken  der  bildenden  Künste  auch 
ihr  jeut  diesen  Schulz,  denn  die  jetzigen  Verhältnisse  widersprechen 
jedem  gesunden  Rccht'gcfühl  Einstweilen  können  wir  nur  em- 
plchlen  den  Vertragen  mit  dem  Bauherrn  stets  die  „Gebühren- 
Ordnung  der  Architekten  und  Ingenieure  zugrunde  zu  legen,  denn 
in  dieser  steht  ausdrücklich  in  §  i,  Ah«.  4:  rdie  Zahlung  der  Ge- 
bühr berechtigt  den  Auftraggeber  nur  zu  e  i  11  ruu  I  ige  r  Ausführung 
des  gelieferten  Entwurfes".  - 

F ra gehe«  11t w 0 rt u n ge n  aus  dem  1, esc rk reise. 

Zur  Anfrage  in  No  H  betr.  Wa  rmwa  s  ser- 1!  e  c  k  e  n  Wasser- 
becken  für  nahezu  siedende»  Wasser  aus  Hi-lt.n  herg.  stellt  sind 
immerhin  eine  etwa«  gewagte  Sache.  Es  dürfte  keinem  Zweifel 
unterliegen,  daü  das  sehr  heiße  Wasser  sicher  mit  zur  Rissebildung 
beigetragen  hat,  wenn  auch  noch  amleic  L'iaachcn  uifiage  kommen 
kannten  Ein  ahnluhci  Kall  i»t  mir  vor  einten  Jahren  begegnet 
mit  einem  neuen  Herken,  jedoch  traten  die  Risse  nur  vereinzelt 
auf  und  dichteten  sich  im  l.sule  der  Zeit  wieder  von  selbst,  nach- 
dem auch  die  Wass«i'tem]>eratur  erniedrigt  wurde.  Für  llnen  Kall 
würde  ich  laten.  entweder  das  lin  ken  nnl  Sieinzeugplallcn  aus- 
zukleiden, wozu  I'ortlanifzcnictil  mit  reinem  (.KuirzsunJ.  oder  mit 
dem  (..hictscluvei  k  heic.c*teiUcr  Kalkstctnsand  verwendet  werden 
kann;  anstelle  von  Steinzcugplatten  konnten  auch  E  Ii  ra  nge  r  Ton- 
platten verwendet  weiden,  dieselben  sind  billiger  und  gleich  gut 
gnignel;  oder  «her  das  ganze  lic.  kcii  ist  mit  etwa  I  bis  a  mm 
»laikem  Blech  auszuschlagen.  Die  Bio  hlafcln  werden  genietet,  111 
^•ccii;iiclcn  Entfernungen  ;in  den  BctoinvUnitcn  vy  befestigt,  d-ili 
sab  das  Blech  bewegen  kann,  auf  <'.ie  Ausdehnung  wate  bcsondci* 
auch  in  den  Ei  ken  Ru,  ksiiht  .-u  nehmen.  In  idr  Rlei  hseiien  sind 
cur  der  Verwendung  mit  haltbatei  Farbe  zu  streichen.  Das  Beton 
Hecken  dient  in  diesem  Falle  als  Konstruktiotisgc  1  ippe 
W    Siigler,   W.1S5LJ  tatin 'Im    1:1   Phcrlt-niiiiigi-n  (YV  lrttrmbei  g| 

Inhalt:  Her  W.  ttl,,  ,\ ,  I..         K.Ui.;«»-;  >.,  ,  |:„nvililen  fär  den  Neu- 

I..IU    eines    >l I  I.Vni .,  ,    j-„  ,11     -Ii-,    H.,ll:»u«    n    H-nnni.     -  Zm 

I  i        .|,r  I  n  1  .-.  -  r».  -Satzes  ,n  tu. -».I.e.      Mitteilungen  ans 

Vi.iUri-ti.    -     \  rrni.-,.  I.ti  I  <i  |.  r- h  |- 4 1 1    -    )  'r  1  .  kI,i  i\  e  1 1  >ui  i|!1  Ii  -—  Kllcrei. 

Hi,.(   i.ml  r  ui:- k..-i<  il 

Vi-;!. er  tl<r  1 1 1  it..'! -■!'  - 1  lljn.n  n:i,L-.  I.  in  S  II,  p,-.li-,  l,:t  .lie  Hr<l.t>1  mn 
Ve.»..!«.e.tl.  All«  Ii  II  ..I  m  4  in  .  h.-ilm      |.|,i.k  Wl  Wil-i   l.itir,  IWtUi: 

No  16. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  17.  BERLIN,  DEN  27.  FEBR.  1904 

Die  neueren  Straßenbrücken  über  die  Donau  in  Budapest. 


I.  Allgemeines  und  ältere  Brucken 

erl»st  v.  J  wurde  die  am  Schwurplatz 
im  Zuge  des  Kcre|>eser  Ringes  die 
Donau  überschreitende  „Elisabeth • 
Jrücke1*  dem  Verkehr  Obergeben. 
Die  Zahl  der  Straßenbrücken,  weicht: 
die  durch  den  Donaustrom  auf  fast 
7  """Länge  getrennten,  seit  1873  eine 
Stadtgemeinde  bildenden  Schwester- 
städte Ofen  und  Pest  (dazu  Alt-Ofen  und  Steinbruch) 
miteinander  verbinden,  ist  damit  auf  4  gestiegen  (vergl 
den  Lageplan  Abbildg  2),  von  welchen  die  beiden  am 
meisten  stromab-  be/w.  aufwärts  gelegenen  eine  Ent- 
fernung von  nicht  ganz  3 km  von  einander  besitzen. 

Bis  gegen  das  Jahr  1850  war  eine  feste  Brücke 
/wischen  den  beiden  ungarischen  Städten  und  über- 
haupt Ober  die  Donau  in  Oesterreich-Ungarn  nicht 
vorhanden.  Eine  Schiffbrücke  stellte  die  alleinige  Ver- 
bindung zwischen  beiden  Ufern  der  Donau  her.  Ende 
184g  wurde  nach  fast  zehnjähriger  Bauzeit  die  von  dem 


englischen  Ingenieur  W.T.  Clark  entworfene,  mit  engli- 
schem Eisen  und  zumeist  fremden  Arbeitskräften  erbaute 
.Alte  Kettenbrücke",  die  den  Eluß  im  Herzen  der 
Stadt,  gegenüber  der  Kgl.  Burg,  Oberschreitet,  dem  Ver- 
kehr übergeben,  ein  Werk  das  seinerzeit  die  allgemeine 
Bewunderung  erregte  und  sich,  was  die  Schönheit  der 
Gesamterscheinung  betrifft,  den  späteren  Schöpfungen 
getrost  an  die  Seite  stellen  kann,  ja  diese  trotz  schlich- 
tester Ausführung  im  Einzelnen  durch  die  Feinheit  der 
Linienführung  und  die  Wucht  der  Pfcilcraufhautcn  viel- 
leicht noch  übertrifft  (vergl.  Abbildg.  1). 

Einige  20  Jahre  später  wurde  am  obersten  Ende 
der  Stadt  die  zweite  Straßenbrücke  gebaut,  da  wo  die 
landschaftlich  reizvolle  Margareteninsel  den  Strom 
in  zwei  Arme  spaltet.  Die  „ MargaretenbrOckc" 
besteht  demzufolge  ebenfalls  aus  2  Armen,  die  senk- 
recht zu  dem  Stromstrich  des  betreffenden  Flußarmes 
geführt,  mit  einander  einen  stumpfen  Winkel  bilden 
Der  BrOckcnplan  wurde  durch  ein  1871  veranstalteten 
Ausschreiben  gewonnen.  Von  den  eingegangenen 
36  Entwürfen  waren  fast  die  Hälfte  als  BogcnbrOckcn 


AbbiMg.  t.    Dk  alle  Kettenbrücke  Ober  die  DoMM  in  BuiUpt-t     Ingenieur  W.  T.  tl»rk.   <F.iU»„l  1839  1849.1 


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gedacht.  Die  Brücke  wurde  auch  als  solche  ausge- 
führt —  als  Bogenfachwerk  mit  festem  Auflager  — 
und  zwar  durch  eine  französische  Gesellschaft,  die 
„SocicHc'  de  construetion  des  Balignollcs", 
drren  Direktor,  Ing.  Gouin,  im  Wettbewerb  den  ersten 
Preis  erhielt  Die  Konstruktion  kann  als  eine  sehr 
rationelle  nicht  bezeichnet  werden.  Besonders  ist  die 
fcstcVcrbindung  der  gekreuzten  Diagonalen  nach  dieser 
Richtung  hervorzuheben.  Der  Entwurf  lehnt  sich  in 
den  Einzelheiten  z.  T.  an  die  ArcolebrOcke  in  Paris  an. 
Die  Brücke  wurde  1875  dem  Verkehr  übergeben. 
Ihre  Gesa tntkosten  stellten  sich  auf  8,33  Mill.  M ,  das 
Eisenge  wicht  auf  2510'. 

Als  die  erste  Brücke  über  die  Donau  eröffnet  wurde, 
zählten  die  beiden  Städte  zusammen  rd.  152000  Ein- 
wohner, zur  Zeit  der  Fertigstellung  der  Margaretenbrücke 
fast  das  Doppelte  Anfangs  der  90er  Jahre  des  vorigen 
Jahrb.  war  die  Einwohnerzahl  auf  rd.  500000  gestiegen 
und  im  Jahre  1900  betrug  sie  rd.  714000  Seelen  VOtl 
den  1890  gezählten  Einwohnern  fielen  fast  400000 
auf  Pest,  die  übrigen  auf  Ofen  und  Alt-Ofen.  Diesem 
bedeutenden  Anwachsen  der  Einwohnerzahl  entspre- 
chend wuchs  auch  das  Verkehrsbedürfnis.  Im  Jahre 
1895  wurde  auf  der  Kettenbrücke  ein  Per- 
sonenverkehr von  fast  11,5  Millionen  fest- 
gestellt, auf  der  Margaretenbrücke  ein 
solcher  von  über  4  Mill.  Für  die  unterhalb 
gelegenrnSiadttcile,  deren  Ein  wohne  rzum- 
teil  weite  Umwege  zurückzulegen  hatten, 
machte  sich  daher  das  Bedürfnis  nach 
neuen  Verbindungen  in  so  dringender 
Welse  geltend,  daß  im  Jahre  1893  durch 
einen  Gesetzentwurf  der  Bau  zweier  weite- 
rer Donaubrücken,  derjenigen  tm Schwur- 
platz  bezw.  am  Zollamt,  mit  einem  Kosten- 
aufwand von 9,5  Mill.  M.  beschlossen  wurde. 
Für  beide  Brücken  wurde  im  Juli  1893  ein 
internationaler  Wettbewerb  ausgeschrie- 
ben.*,' Den  ersten  Preis  mit  dem  Ent- 
würfe einer  ausgesteiften  Kabelbrücke  für 
die  Schwuiplat/anlage  erhielt  damals  be- 
kanntlich Ob.-Ing.  J.  Kühler  der  Masch  - 
Eahrik  Esslingen  in  Verbindung  mit  den 
Architekten  Eisenlohr  &  W'ciglc  in 
Stuttgart;  den  zweiten  Preis  mit  einem 
Entwurf  für  die  Zollamtsbrücke  der  Ob.- 
Ing.  Joh  Feketehäzy  in  Budapest  in 
Gemeinschaft  mit  den  Architekten  Stein- 
hardt'Lang  doi  t.  Das  System  der  Haupt- 
träger  war  das  eines  Kragträgers  mit 
einer  an  die  Form  einer  Kettenbrücke 
erinnernden  Linienführung  des  Ober- 
gurtes. Diese  Linienführung  und  das 
System  eines  Kragträgers  sind  auch  für 
die  Ausführung  der  Brücke  beibehalten 
worden,  während  man  für  die  Schwurplatzbi  ücke  wieder 
zum  System  der  Kettenbrücke  überging.  Beide  zur 
Ausführung  gekommenen  Entwürfe  wurden  von  der 
Donaubrücken-Abt.  des  kgl.  ungarischen  Handelsmini- 
steriums bezw.  der  Maschinenfabrik  der  kgl  ungarischen 
Staatsbahnen  ausgearbeitet.  Auch  die  Ausführung  der 
Eisenkonstruktion  wurde  von  der  letzteren  Fabrik  mit 
Material  aus  ungarischen  Werken  bewirkt.  Die  am 
meisten  stromab  gelegene  Zollamtsbrücke  kam  zuerst 
zur  Ausführung.  Sic  wurde  im  Herbst  1896  dem 
Verkehr  übergeben  und  erhielt  den  Namen  .Franz 
Josef-Brücke".  Die  Schwurplatzbrücke  erlitt  in  der 
Ausführung  zuerst  aus  finanziellen,  dann  aus  tech- 
nischen Gründen  erhebliche  Verzögerungen,  s<>daß 
sie,  wie  schon  bemerkt,  erst  im  Spätherbst  1903  ihrer 
Bestimmung  Obergeben  werden  konnte. 

Den  beiden  neueren  Brücken  gilt  die  nachstehende 
Darstellung,  wobei  es  von  Ihtercsst  m  in  wird,  zwischen 
diesen  und  der  alten  Kettenbrücke  einen  kurzen  Vergleich 
zu  ziehen,  der  erkennen  läßt,  welche  Fortschritte  in- 
bezug  auf  Vergrößerung  der  Spannweite  und  Durch- 

*)  Vrrjjl.  Deutsche  Hauitg  189»  S.  »83  und  S.  353.  Desgl. 
denselben  Jahrg.  d  Ztvhilt.  d.  Vereins  deulsrb.  Ing  ,  des  /entral- 
lilsilC*  d   liauviwltg,  dci  /"'Mliift   des  Oesterr.  Ing.-  u.  Arch-V. 

9» 


bildung  der  Konstruktion  seit  Fertigstellung  jenes  Bau- 
werkes gemacht  worden  sind.  In  den  Abbildgn  3 — 5  ist 
eine  vergleichende  Zusammenstellung  der  Spannweiten, 
Gcfällverhältnissc,  Lichlhßhcn  der  3  Brücken  gegeben. 

Die  Alte  Kettenbrücke")  überschreitet  den 
Strom  mit  3  Oeffnungen,  deren  mittlere  von  Mitte  zu 
Mitte  Pfeiler  203  m  Stützweite  besitzt  während  auf  die 
beiden  äußeren  je  90,8™  entfallen  (N.B.  Diese  Zahlen 
sind  aus  Bauernfeind  entnommen,  der  sich  wiederum 
auf  die  eigene  Veröffentlichung  Clark's  stützt.  In  der 
Zeitschrift  f.  Arch.  und  Ing.-Wesen  1898  S.  232—234 
ist  in  dem  Aufsatz  von  Seefehlner  über  die  Franz 
Josef -Brücke  die  Zahl  zu  207  und  je  86,7 m  ange- 
geben). Die  Gesamtlänge  der  Brücke  zwischen  den 
Endpunkten  der  Widerlager  beträgt  466,33  m,  die  Licht- 
weite zwischen  den  Stirnflächen  der  \\  iderlager  und 
abzüglich  der  Strompfeilerstärkcn  in  N.W. -Höhe  rd. 
351  m.  Das  System  der  Eisenkonstruktion  ist  ein  ein- 
laches Ketteiihängewerk.  Die  Doppelketten,  die  in 
Brückenmitte  einen  Pfeil  von  14,6™  besitzen  und  in 
rd.  9™  Entfernung  von  einander  liegen,  fassen  zwischen 
ihren  in  1,83"'  Entfernung  liegenden  Hängestangen,  an 
welchen  die  gußeisernen  Querträger  aufgehängt  sind, 


Abbildg  1. 

die  7,4  01  breite  Fahrbahn.  Die  je  1,83  breiten  Bürger- 
steige sind  ausgekragt.  Die  Fahrbahn  ist  mit  hölzernen 
Howc"schcn  Trägern  ausgesteift  und  auch  die  Bürger - 
-teiggcländcr  sind  in  gleicher  Weise  ausgebildet.  Der 
Fahrdamm  ist  mit  Holzpflaster  auf  Bohlbelag  versehen 
und  auch  die  Bürgersteige  sind  mit  Holz  abgedeckt 
Das  Eigengewicht  der  Brückenkonstruktion  wurde  auf 
rd.  7000  für  1  lfd.  Brücke  angenommen,  die  Vcr- 
kehrslast  nur  mit  2700  1245  kr, 'im  =  50  Pfd.  engl, 
auf  1  L_')  in  Rechnung  gezogen.  Es  ergeben  sich 
dann  rd.  1100K'1""  Beanspruchung  der  Ketten. 

Die  schöne  Erscheinung  der  Brücke  beruht  einer- 
seiis  auf  der  schönen  Linie  der  Kette,  anderseits  auf  der 
btark  geschwungenen  Fahl  bahn  (rd.  3,65mPfcil  im  mittle- 
ren Brückenteil  1  und  auf  der  wuchtigen  Gi  stallung  der 
Pfeiler  mit  massiven  Aufbauten.  Die  Pfeiler,  die  auf 
Beton  zwischen  Spundwänden  7  bezw.  12 m  unter 
Nullwasser)  gegründet  sind,  haben  eine  größte  Breite 
in  Fundamenthöhe  von  16,75 m  und  eine  obere  Breite 
de  S  Aufbaues  noch  von  7™.   Die  Pfeilerköpfe  springen 

')  Allg.  FOntcr'scbe  liau/eitung  184 1 ,  Wien,  und  Uaucinfeind  » 
Vorlepr  blauer  »ur  Bruckenbaukunde  1H73  I  m  Abbildungen).  Letztere 
Beschreibung  slont  sieh  iu(  die  Veröffentlichung  Clark's  in  „Supple- 
ments lo  the  llieory,  praetn  e  and  arrhiterture  nf  bndges". 

Nu.  17 


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unter  der  Fahrbahn  kräftig  vor,  sixJaQ  dir  Pfeiler 
in  Fundamenthöhe  eine  Gesamtlänge  \oi\  38,41  w  er- 
halten haben. 

Interessant  sind  die  bis  anfangs  der  30er  Jahre  des 
vorigen  Jahrh.  zurOckgehenden  Verhandlungen  im  un- 


garisehen  Landtag  über  den  Bau  der  Brücke,  dir  in  der 
Förstei  sehen  ANg  Bauztg.  1841  als  „eine  VVeltange- 
legenheit,  wie  der  Bau  des  Thcmsetunncls"  bezeichnet 
wird,  namentlich  mit  Rücksicht  auf  „die  Kühnheit  der 
Idee  des  Projektes  und  die  unberechenbaren  Schwierig- 
keiten, welche  sich  der  Aus- 
führung entgegenstellen  kön- 
nen". Im  Jahre  1836  wurden 
Angebote  eingefordert,  von  wel- 
chen das  des  Baron  Sina  von 
H6dos  v.  Ki/dea  angenommen 
wurde,  dessen  Entwurf  von  dem 
englischen  Ing.  William Ticrncy 
Clark  herrührte,  dem  F.rbaucr 
der  Ende  der  80 er  Jahre  v.  Jahrh 


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27  Februar  190» 


-9 


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beseitigten  rlanuaersmilhbrOcke  in  London.  Mit  Baron 
Sina  wurde  dann  im  Jahre  1838  ein  Vertrag  Ober  den 
Bau  der  Brücke  abgeschlossen,  der  in  der  genannten 
Zeitschrift  abgedruc  kt  ist  und  ein  interessantes  Doku- 
ment bildet,  interessant  ist  auch,  daß  Clark  als  der 
Ingenieur  der  ganzen  Anlage,  für  deren  Ausführung 
er  zugleich  die  Oberleitung  übernahm,  schon  damals 
ein  den  heutigen  Verhältnissen  entsprechendes  Honorar 
von  5°/0  der  Baukosten  erhielt,  dazu  Reisekosten, 
Vergütung  für  Stellung  der  Aufseher  usw.  Die  Brücke 
war  von  Clark  zu  7010400  M.  veranschlagt,  wovon 
2,2  Mill  M.  auf  die  Pfeiler,  2,3  Mill.  M.  auf  das  aus 
England  zu  liefernde  Eisen  entfielen.  Die  Kosten  der 
Rampen  usw.  scheinen  hierin  nicht  einbegriffen  ge- 
wesen zu  sein,  öderes  sind  die  Gesamtkosten  wesentlich 
überschritten  worden.  Sie  stellten  sich  nach  Seefchltur 
auf  11,5  Mill.  M.  Das  Eisengewicht  der  Brücke  wird 
nach  der  gleichen  Quelle  sehr  niedrig  zu  1805«  an- 
gegeben. lEs  ist  dabei  allerdings  zu  berücksichtigen, 
daß  nur  die  Ketten,  Hängestangen  und  Querträger, 
sowie  die  Zugstangen  der  ilowc  schen  Träger  in  Eisen 
hergestellt  sind). 

Schon  bei  diesem  ältesten  Brückenbau  erschien 
mit  Rücksicht  auf  Eisgang,  Hochwasser  -  Abführung 
und  Schiffahrt  der  Einbau  möglichst  weniger  Pfeiler 
als  das  erstrebenswerteste  Ziel.    Bei  Aufstellung  des 


Cl  scheinung  und  gefällige  Form  der  Gurtiinic  sollten 
das  Hauptmittel  zur  Erreichung  dieses  Zieles  sein.  Die 
ausgeführte  Franz  Josef- Brücke  fZollamtsbrflckci 
hat  dementsprechend  eine  mittlere  Oeffnung  von  1 75 «" 
Stützweite,  von  Mitte  zu  Mitte  Strompfeiler,  und  2  Seiten- 
öffnungen von  je  73,90 m  Stützweite,  die  Elisabeth- 
Brücke  (Seh  wurplatzbrückci  eine  einzige  Stromöffnung 
von  290™  Stützweite,  von  Mitte  zu  MittePfeiler,  undal.and- 
öffnungen  von  je  42,3 m  erhalten.  Als  System  wurde 
für  die  erstere  das  des  Kragträgers  mit  gekrümmten 
Gurten  und  2  Gelenken  in  der  Mittelöffnung  gewählt 
Als  Vorbild  für  die  Linienführung  der  Gurte  diente  dabei 
der  mit  dem  II.  Preise  ausgezeichnete  Entwurf,  während 
die  Ausbildung  der  Konstruktion  im  wesentlichen  auf 
Grund  des  angekauften  Entwurfes  der  kgl.  ungarischen 
Staats-Masrhinenfabrik  erfolgte.  Für  die  Schwurplatz- 
BrQcke  wurde  dagegen  das  System  der  durch  einen 
Fachwerksbalken  mit  gekrümmtem  Untergurte  ver- 
steiften Kettenbrück«-  gewählt. 

Die  Grundlagen  der  Berechnung  waren  für  beide 
Brockenbauwerke  die  folgenden:  Für  die  Berechnung 
der  llauptträger,  Versteifungsträger,  Portale,  sowie 
der  Fußweg  -  Konstruktion  wurden  als  Verkcbrslast 
450  *e/i"»  angenommen,  dazu  250  k*  <im  Winddruck 
bei  unbelasteter,  15p  **ff  bei  belasteter  Brücke.  Für 
die-  Fahrbahnteile  wurde  die  Berechnung  außerdem 


•  flu^^H   m  


Das  neue  schweizerische  Bundeshaus  In  Bern.    Architekt:  Prol  Hunt  Auer  in  Bern.  LigepW 


Wettbewerb-Programme*  fOr  die  beiden  neuesten,  un- 
terhalb gelegenen  Brücken  war  die  Forderung  gestellt, 
daß  sie  den  Strom  möglichst  in  einer  einzigen  Oeffnung 
Oberschreiten  sollten  und  daß  ihre  Aufstellung  mög- 
liehst ohne  umfangreichen  Einbau  fester  Rüstungen 
vor  sich  gehen  sollte,  Bei  der  ZollamtsbrQcke  war 
jedoch  auch  die  Teilung  in  3  Oeffnungen  mit  rd.  170 
bis  1 75  breiter  Mittelöffnung  und  2  kleineren  Seiten- 
öflnungcn  zugelassen.  Bei  beiden  Bauwerken  war 
außerdem  die  Bedingung  gestellt,  daß  sie  nicht  nur 
als  dem  Verkehr  dienende  Nutzbauten,  sondern 
auch  von  dem  Gesichtspunkt  zu  entwerfen  seien,  daß 
sie  „unter  den  bedeutendsten  Bauten  der  Haupt-  und 
kgl.  Residenzstadt  von  Ungarn,  eine  würdige  Stellung 
einnehmen"   sollten.    Aesthetisch  wirkende  Gesamt- 


für je  2  nebeneinander  stehende  Je  2,5  ■  breite, 
2-achsige  Wagen  durchgeführt.  Bei  der  Berechnung 
der  Franz  Josef-Brücke  wurden  Wagen  von  i,6n'  Spur, 
4"  Achsstand,  6'  Raddruck,  bei  der  Elisabeth-Brücke 
von  1,5™  Spur,  3™  Achsstand  {8m  Ges.-Länge)  und 
4'  Raddruck  zu  Grunde  gelegt.  Bei  der  Elisabeth- 
Brücke  wurde  ferner  bei  der  Qu«  rschnitts-Bestimmung 
aller  jener  Bauteile,  bei  welchen  die  Temperatur- 
änderung innere  Kräfte  erzeugen  kann,  das  Maximum 
dieser  Acndei  ung  gegenüber  der  mittleren  Tempera- 
tur von  +  ion  C.  sowohl  auf-  al-  auch  abwärts  für 
300  C  bestimmt.  Die  an  das  Material  gestellten  An- 
forderungen weichen  bei  beiden  Bauw  erken  nicht  un- 
wesentlich von  einander  ab,  sie  sollen  bei  der  Bespre- 
chung der  Einzelbauten  besonders  behandelt  werden. 

  {KurtMrUung  folgt.» 


Das  neue  schweizerische  Bundeshaus  in  Bern. 

Architekt:  Professor  Hans  Auer  in  Bern.    «Hirm.  rinr  Düppel -Bii.il*. bc.  . 


einzelnen 
verschied 
nur  loser 


ür  die  Beurteilung  der  Anlag»  des  neuen 
schweizerischen  Bundeshauses  in  Bern  be- 
darf es  einiger  kurzer  Worte  über  die  Staats- 
verfassung der  Schweiz.  Bestand  die  letztere 
bis  zum  Jahre  1848  aus  einem  Bunde  der 
Kantone,  deren  Verfassung  unter  sich  sein 
en  war  und  deren  Zusammenschluß  daher  ein 
sein  konnte,  so  brachte  die  Bundesverfassung 


vom  12.  Sept  1848  hierin  eine  Wandlung,  dcrzufolgc 
die  bis  zur  Eigenherrlichkeit  entwickelt  gewesene 
Selbständigkeit  der  einzelnen  Kantone  beschränkt  und 
unter  Verleihung  gleicher  staatspolitischer  und  sozialer 
Einrichtungen  an  die  Kantone  der  Republik  eine  ein- 
heitliche \crfassung  gegeben  wurde,  die  eine  demo- 
kratische Repräsentativ-Vcrfassung  mit  der  Bundes- 
versammlung als  Legislative  ist.    Die  ßundesver- 


No.  17. 

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Sammlung  bestellt  aus  zwei  selbständig  beratenden 
Körperschaften:  dem  Nationalrat  als  Vertreter  der 
Nation  1145  Mitglieder),  und  dem  Ständerat  als 
Vertreter  der  Kantone  (44  Mitglieder);  also  auch  hier 
die  beiden  Kammern  der  meisten  der  übrigen  euro- 
Staatsformen.  Der  Ort  der  Bundcsversamm 


sondern  vielmehr  auch  aul  ein  Mitteigebaude  erstreckt, 
welchem  als  beherrschendem  Teil  der  Gruppe  das 
alte  Bundesratshaus  und  das  neue  Verwaltungsgebäude 
all  seitliche  Flügel  dienen  konnten.    Auer  fand  eine 
glückliche  Anordnung  für  das  eigentliche  Bundeshaus, 
die  ihm  den  Sieg  im  Wettbewerb  eintrug.  Es  war  eine 
fung  und  "der  Verwaltung  des  Bundes  ist  das  zentral   geschlossene  zentrale  GrundrifJanlage,  die  sich  zweck- 
gelegene Bern,  der  Sitz  das  Bundeshaus.  mäßigzwischendiebcidenVcrwaltungsgebäudeeinschie- 
Das  Bundeshaus  ist  eine  Gruppe  von  3  Gebäuden,   ben  ließ,  um  sie  zu  beherrschen.  Während  die  letzteren 
welche  sich  hoch  über  dem  Ufer  der  Aare  erheben   einen  schlichten,  fast  zu  schlichten  und  strengen  floren- 
und  ihre  Hauptfronten  nach  Süden  entwickeln     Die   tinischen  Stil  der  Frührenaissantv  zeigten  und  auch 

_  so  ausgeführt 
wurden,  wobei 
sich  Auer  frei- 
lich dem  alten 

Bundesrats- 
hause,  welches 
bereits  auf  das 
Jahr  1851  zu- 
rückgeht, an- 
passen mußte, 
sehlug  da$  Par- 
lament* •  Ge- 
bäude reichere 
Akkorde  an, 
entlehnte  dem 
zweiten  Sem- 
per'sehen  llof- 
Iheatet  in  Dres- 
den den  Ge- 
danken des  ge- 
schwungenen, 
in  »1er  Mille 
durch  eine  Ni- 
sche mit  Qua- 
driga ausge- 
zeichneten Vor- 
baues  mit  der 
Wandelhalle 
und  bereicherte 

das  Motiv  mit 
einer  zentralen, 
hochstrebenden 
runden  Kuppel. 

Bei  der  Aus- 
führung des 

Parlamente-Ge- 
bäudes, welche 
am    24.  März 

1893  durch  den 
Nalionalratund 
am    30.  März 

1894  durch  den 
Ständerat  be- 
schlossen wur- 
de, hat  Auer 
die  Formenge- 
bung  des  Auf- 
baues des  Kon- 
kurrenzentwur- 
fes  vielleicht  zu 
Ungunsten  der 
Wirkung  ver- 
lassen, dage- 
gen aber  dem 
Grundriß  eine 

eingehendere 
I  >ureharbeitung 
da--  schweize- 
age  im 


3  Gebäude  wurden  nicht  gleichzeitig  errichtet;  als  das 
erste  das  westlich  gelegene  alte  Bundesratshaus.  Ihm 
folgte  in  den  Jahren  1888  92  das  ristlich  gelegene 
neue  Verwaltungsgebäude,  nachdem  im  Jahre  1885 
durch  das  eidgenössische  Departement  des  Inneren 
ein  Wettbewerb  unter  schweizerischen  Architekten  er- 
lassen worden  war,  aus  welchem  der  Architekt  Hans 
Auer  von  St.  Gallen,  ein  Schüler  von  Theophil  Hansen 
und  damals  Professor  an  der  k  k  Staatsgewcrbcschule 
in  Wien,  als  Sieger  hervorging  Der  Wettbewerb 
war  nicht  allein  auf  das  ostliche  Gcbiudc  beschrankt, 

37.  Februar  1904, 


durch 


zuteil  werden  lassen 

rische  Parlamcntshau5  eine  akademische  An 
besten  Sinne  des  Wortes  geworden  i>t.  Am  5.  Sep- 
tember 1894  begannen  die  Erdarbeiten,  Ende  i8gu 
war  der  Rohbau* im  Wesentlichen  fertig  gestellt,  1901 
wurde  der  Bau  schon  zumteil  bezogen  und  am  1  April 
1002  das  Gebäude  leierlieh  eingeweiht  Die  Ober- 
leitung des  Baues  hatte  der  Direktor  der  eidgenössi- 
schen Bauten.  Hr.  Arnold  Flükiger  in  Bern,  während 
bauleitender  Architekt  durch  die  ganze  Dauer  der 
Bauausführung  Iii.  Prot,  Hans  Au«  1  in  Bern  blieb 

101 


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Bauführer  für  die  Ausführung  sowohl  des  Parlaments- 
hauses  wie  des  Ostlichen  Bundespalastes  war  Hr.  Alfr. 
Kasser  von  Nicderbipp.  DcrLagcplan  zeigt  die  Anord- 
nung der  stattlichen  Gcsamtanlagc  und  die  Verbindung 
der  drei  einzelnen  Bauten  untereinander.  Nördlich  vor 
dem  Parlamentshaus  ist  der  Bundesplatz  angelegt  wor- 


den, südlich  sind  der  Baugruppe  hohe  Terrassenbauten 
mit  steilem  Abfall  in  das  Aaretal  vorgelagert.  Es  be- 
sitzt kaum  eine  andere  Gruppe  von  Staatsgebäuden 
eine  so  unvergleichlich  schöne  Lage,  wie  die  Staats- 
gebäude in  Bern,  welche  freien  Ausblick  in  den  Jura 
und  die  herrlichste  Alpenwelt  der  Schweiz  haben.  — 

  iKortv-t/unr  folgt,! 


Nochmals  vom  Meißner  Dombau. 


Kjtt  u  der  in  No.  «  enthaltenen  Entgegnung  des  Ilm  Geh. 
W^K  llofrat  Gurlitt  bemerke  ich  in  möglichster  Kürze 


folgendes:  i.  Die  mir  vorgehaltene  Notiz  von  1558 
ist  in  der  von  mir  erwähnten  „ganzen  Reihe  von  glaub- 
würdigen Berichten"  inbegriffen.  Nach  meiner  Ausein- 
andersetzung des  Begriffes  turris  enthält  sie  nichts  be- 
sonders Bemerkenswertes  und  kann  daher  ruhig  auch 
weiter  unter  diesem  Sammelbegriff  verbleiben 

3.  Für  das  Urteil,  ob  das  vorhandene  dritte  Turmge- 
schoß die  Vorbereitung  für  einen  einheitlichen  Querbau 
oder  für  eine  Zwciturmanlagc  bildete,  kann  naturgemäß 
nur  der  voll  entwickelte  obere  Teil  dieses  GeMDMMl 
maßgebend  sein.  Untere  Grundrisse,  in  denen  das  Hin- 
eingreifen der  anstoßenden  Dachgiehel  den  Sinn  der  ganzen 
Anlage  verwischt,  sind  dafür  belanglos.  Daß  Hr.  Gurlitt 
solchen  belanglosen  Grundriß  hat  veröffentlichen  wollen, 
konnte  ich  nicht  wohl  annehmen,  um  so  weniger,  als  in 
seiner  gleichzeitig  veröffentlichten  Ansieht  der  Westfront 
diese  hineingreifenden  Giebel  vollständig  fortgelassen  sind. 
Acndert  man  auf  Seite  627  des  vorigen  Jahrganges  die 
Unterschrift  des  links  stehenden  Grundrisses  in  „Allein 
maßgebender  Grundriß",  so  ist  der  Entgegnung  de«  Hrn. 


Abbilde  3    Nach  dem  HoUschnilt  vom  Jalne  1558. 
(Nach  lliob  Magdi-^tific \ 

Gurlitt  Rechnung  Betragen;  die  sachliche  Wirkung  der 
1  .l  urnübcrstellung  bleibt  davon  unberührt 

3.  Die  wiederholten  Angriffe  gegen  die  im  Schäfer'- 
KChcn  Entwurf  gegebene  Schattenwirkung  entsprechen 
nicht  dem  tatsächlichen  Bestand,  wie  die  einfachste  Be- 
sichtigung an  Ort  und  Stelle  ergibt.  Die  hier  beigegebenen 
Abbildungen  geben  darüber  in  Grundriß  und  Naturauf- 
nahme durch  den  Vergleich  mit  der  Wiedergabe  des  Ent- 
wurfes auf  Seite  635  des  vorigen  Jahrganges  wohl  voll- 
ständige Klarheit.  Nachdem  Hr.  Gurlitt  auf  «lern  Denkmal- 
lagc  in  Erfurt  erklärt  hat:  „Der  Schatten  zeigt,  wie  man 
es  hatte  machen  müssen,  wenn  man  eine  zweitürmige 
Anlage  von  unten  herauf  plante"  |S.  62  des  Menographi- 
sehen  Berichtes)  so  sollte  er  jetzt  zugeben:  Die  Anlage 
dieses  Sc  hatten  gebenden  Rück  Sprunges  beweist, 
daß  man  eine  zweitürmige  Anlage  von  unten  her- 
auf geplant  hat.  Und  das  ist  doch  wohl  der  Kern  der 
ganzen  Frage.  Gegen  diesen  klaren  Tatbestand  hilft  aurh 
die  Annahme  „idealer  Flächen"  nicht,  die  in  Wirklichkeit 
eben  nicht  vorhanden  sind. 

4  Demgegenüber  ist  die  genaue  Altersbestimmung 
des  Abschlußgesimses  am  Mittelbau  von  geringerer  Be- 
deutung. Es  sei  hierzu  nur  bemerkt,  daß  die  Hrand*purcn, 
wovon  ich  mich  bei  Besichtigung  de-  Baues  überzeugt 
hatte,  nur  an  den  Gcsimstcilcn  der  Turme,  nicht  an  dem 
strittigen  Gesims  des  Zwischenbaues  vorhanden  waren, 
daß  die  Schwcchten'sche  Darstellung  der  Wc-ifiont  eine 
freie,  vielfach  gegen  den  Bestand  geänderte  Rekonstruktion 
ist  und  daher  keine  Beweiskraft  hat  Die  älteren  Dar- 
stelltingen des  Domes,  insbesondere  die  des  II iob  Magde- 
burg vmi  1558,  sind  M  klein  und  summarisch,  daß  man 

loa 


aus  ihnen  nichts  Bestimmtes  entnehmen  kann.  Aber  selbst 
wenn  neuere  Beobachtungen  ergeben  sollten,  daß  die  Aus- 
kragung am  Mittelbau  noch  spät  mittelalterlich  ist,  als  Stütze 
für  einen  schweren  Mittelturm  konnte  diese  Ober  80  *■ 
vorkragende,  nur  mühsam  mit  Eisenklammcm  zusammen- 
gehaltene Konstruktion  dennoch  nicht  dienen.  Die  Be- 
hauptung, es  habe  sogar  zweimal  (!)  ein  Steinbau  darauf 
gestanden,  ist  völlig  willkürlich.  Es  steht  vielmehr  akten- 
mäßig fest,  daß  der  sogenannte  „Schafstall"  ein  hölzer- 
ner tachwerkbau  mit  Backstein  -  Ausmauerung  war.  Üb 
überhaupt  vor  diesem  Notbau  etwas  darauf  gestanden 

Abbil<Jg   '•  Vorkragende* 
Cioima  dea  Mittelbauer  der 
aadweitlirhen  Ecke 
de»  Nordturroe»- 


Abbildg  a 
Profile  von  der  südwest- 
lichen Ecke  dea  Nordturmes 
im  III.  GeachoQ 

(Nach  Aufuahmr  <lrr  I  ■  • . 

Irlttmg  > 


 ■:■>>■  i 


hat,  darüber  haben  wir  nur  Vermutungen.  Der  Stich  von 
Iliob  Magdeburg  zeigt  etwa«,  was  ich  für  eine  schlichte 
Brüstung  halte  (vergl.  Abbildg.  3).  Will  man  es  als  Rest 
eines  sehuppenartigen  („>ucrbaues  ansehen,  so  kann  die 
geringe  Wandstärke  desselben  ebenfalls  nur  auf  einen 
Holzbau  gedeutet  werden.  Um  das  Auffinden  einer  ge- 
ringen Menge  gesehmobenen  Gloekcnmetalles  im  Unter- 
gew ln>ß  zu  erklären,  braucht  man  nicht  einen  großen 
Glockenturm  dort  vorauszusetzen,  es  genügt  das  auch  von 
mir  angenommene  Vcsperglockch.cn. 

S  Auf  die  „aus  der  Erinnerung*  gezeichnete,  tatsäch- 
lich vielfach  Unrichtige  l'er-pcklivc  einzugehen,  erübrigt 
sich.  Es  sei  nur  erwähnt,  daß  bei  ihrer  IVutung  die  dort 
angegebenen  starken  Bögen  irrtümlich  als  Tragebögen  des 
oberen  Ge«chi'«scs  bezeichnet  werden.  Daß  es  sich  nicht 
um  solche,  sondern  um  Vcrspannungsbogcn  handelt,  wie 

No.  17. 


Gc 


sie  zur  Sicherung  von  Doppcltürrnrn  dienen,  geht  mit 
voller  Sieherheil  aus  dem  darüber  erhaltenen  Mauergrund- 
riß hervor;  dieser  zeigt  über  den  starken  Bönen  nur 
eine  schwache  Wand  von  45  rm  Dicke. 

d  Auch  die  Deutung  der  etwa  50 cm  Ober  dem  wieder 
aufgefundenen  Fußboden  des  vierten  Geschosses  erhalte- 
nen Pfeilerstümpfe  ist  nicht  willkürlich.  Die  von  Hrn. 
Gurlitt  versuchte  Erklärung  als  Endigung  der  unteren 
Pfeiler  scheitert  daran,  daU  man  einige  40  Quader  der 
noch  höher  geführten  Teile  gefunden  hat  Das  rechtfertigt 
den  Schluß,  daß  das  vierte  Geschoß  auch  tatsächlich  ein- 
mal als  Turmbau  auf  diesen  Plcilcrn  gestanden  hat. 

7.  Keiner  der  anerkannten  Grundsätze  der  Denkmal- 
pflege kann  dafür  angeführt  werden,  daß  man  eine  groß- 
artige, gut  beglaubigte  Losung  zurückstellt  um  einiger 

Mitteilungen  aus  Vereinen. 
Frankfurter  Architekten-  und  Ingenieurverein.  3.  Ver- 
einsvers, am  23.  Nov.  1003.  Vors.  Hr.  Gerstner,  anw. 
25  Mitgl.,  13  Gaste.  Der  Vors.  machte  zunächst  Mitteilung 
flberdieVerteilungderVcreinsämtcr.  Hr.  Stadtbmstr.,  Dipl.- 
Ing.Forbät-Fischersprichtüber  „DenBau  derSlädte 
an  Flüssen  in  alter  und  neuer  Zeit".  An  der  an  den 
Vortrag  sich  anschließenden  Besprechung,  die  sich  insbeson- 
dere mit  der  baulichen  Entwicklung  Frankfurts  beschäftigte, 
beteiligten  sich  die  Hrn.  Weismüller,  Askenasy,  Wolf  f. 
Berg  und  der  Vortragende.  — 

4.  Vereinsvers,  am  7.  Dez.  1903.  Vors.  Hr.  Gerstner, 
anw  26  Mitgl.,  7  Gäste,  aufgenommen  9  Mitgl.  u  zw.  die 
Hrn.  »tädt.  Bmstr.  H.  Goldmacher,  Stadtbauing.  W.  I.uft, 
Ing.  Adolf  v.  Pildner,  Stadl.  Bmstr.  Joseph  Tl.  Richter, 
Stadtbrt  Gust.  Schaumann,  Keg.  -  Bmstr.  Franz  Schenck, 
Keg.-Bfhr.  Sprengel,  Stadibauinsp.  Heinicke. 

Gemäß  der  Tagesordnung  hielt  Hr.  Arch.  II.  Inno 
den  angekündigten  Vortrag  über  , Moderne  Archiv- 
bau im",  Nach  einem  kurzen  geschichtlichen  Rückblick 
Ober  die  Entwicklung  des  Archivwesens  und  einleitenden 
Bemerkungen  über  die  Anlage  von  Archiven  im  allge- 
meinen, schilderte  der  Vortragende  die  auf  einer  im  Auf- 
trage des  Magistrates  unternommenen  Studienreise  besich- 
tigten Archive  Ausführlicher  wurden  besprochen  die 
bauliche  Anordnung  und  innere  Einrichtung  der  Archive 
in  Düsseldorf,  Basel  Bern,  Straßburg,  Speyer  und 
Lüneburg.  Die  Ausführungen  des  Vortragenden  wurden 
auf  das  anschaulichste  unterstützt  durch  ein  reiches  Plan- 
matcrial,  das  von  den  einzelnen  Archiv -Verwaltungen  in 
zuvorkommendster  Weise  für  die  Zwecke  des  Vortrages 
zur  Verfügung  gestellt  war.  Einzelheiten  der  Aktcnrcgale 
und  Urkundenschranke  wurden  durch  Handskizzen  an  der 
Tafel  erläutert  Als  zum  Gegenstande  des  Vortrages  in 
Beziehung  stehend  besprach  der  Vortragende  eingehend 
den  sehr  interessanten  Erweiterungsbau  de*  Kathauses  in 
Basel  (Arch.  E.  Vischcr  in  Basel).  An  der  anschließen- 
den Besprechung,  die  sich  mit  der  Lüftung  und  künst- 
lichen Beleuchtung  der  Archive  und  mit  der  bisher  un- 
entschiedenen Streitfrage  über  die  Vorzüge  der  Verwendung 
eiserner  oder  hölzerner  Aktenregale  beschäftigte,  beteilig- 
ten sich  die  Hm  Blecken,  Dr  May,  Forbät-Fischcr 
und  der  Vortragende. 

5.  Vereinsvers,  am  18  Jan.  1904.  Vors.  Hr.  Gerstner, 
anw.  21  Mitgl.,  10  Gäste.  Der  Vorsitzende  erinnerte  zu- 
nächst an  das  am  11.  Dez.  1903  in  Frankfurt  a.  M.  verstor- 
bene langjährige  und  verdienstvolle  Mitglied  Architekt  und 
Glasmaler  A.  Lüthi,  Dir.  der  Kunstgcw.-Schulc  in  Zürich. 
Aufgen.  wurden  die  Hrn.  Rcg.-Bfhr.  H.Waag.  Arch.  Dipl. -Ing. 
R.  Restle,  Garn.-Bauinsp.  H.Üenda.  Ing.  P. Timmler,  Ob.-lng. 
Halberstadt,  Rcg.-Bfhr.  M  Steinbrink,  Rcg.-Bfhr.  W.  Morin, 
Dipl.-lng.  J.  F.  Schay  und  Stadting.  A.  Sutter  (Bad  Nauheim). 

Hr.  Wasserwerk  -  Dir.  Scheelhasc  sprach  hierauf: 
„Ucberdic  Ausführung  des  Sachsenhäuser  Hoch- 
behälters und  die  städtischen  Wasserwerke  in 
Frankfurt  a.  M."  Besonderes  Interesse  erweckte  der 
Vortrag  durch  den  reichen  Schatz  praktischer  Erfahrungen, 
der  in  uneigennützigster  Weise  mitgeteilt  wurde.  Redner 
brachte  zunächst  Angaben  über  diestädL  Wasserversorgung. 
In  der  2.  Hälfte  der  90  er  Jahre  war  der  Bedarf  an  Trink- 
und  Flußwasser  an  heißen  Tagen  beträchtlich  größer,  als 
die  verfügbare  Wassenncnge.  L"m  auf  beträchtliche  auf- 
gespeicherte Wassermengen  zurückgreifen  zu  können  und 
um  dem  höher  gelegenen  Stadtteile  Sachsenhausen,  nament- 
lich den  größten  Wasserabnehmern.  den  Brauereien  auf 
dem  Sachsenhäuser  Berg,  Wasser  unter  höhcrem  Druck 
zu  verschaffen,  als  es  der  bis  zum  Jahre  1901  einzige 
Hochbehälter  an  der  F'riedberger  Landstraße  im  Verein 
mit  dem  Gegenbehälter  ihn  liefern  konnte,  stellte  sich 
die  Errichtung  eines  neuen  Hochbehälters  immer  mehr 
als  eine  dringende  Notwendigkeit  heraus.  AI"  Lage  für 
den  neuen  Hochbehälter   kam    nur  der  Sachsciihäuscr 

27.  Februar  1904. 


künstlerisch  und  kunstgcschichtlich  geringwertiger  Reste 
einer  unbekannten  Komposition  oderNotkoitstruktion  willen. 

8.  In  meiner  Schlußbeinerkung  S.  634  vorig.  Jahrg. 
habe  ich  Ilm  Gurlitt  nicht  genannt,  tatsächlich  auch  mehr 
die  Gcsamtstimmung  der  umfangreichen  Preßfehde  im 
Auge  gehabt  Seinem  Protest  gegenüber  sei  er  aber  daran 
erinnert,  daß  er  selbst  in  Erfurt  neben  dem  gelegentlich 
eingeflochtcnen  Zugeständnis,  daß  er  irren  könne,  Einzelne" 
und  zwar  da*  Wichtigste  als  „mit  Sicherheit  '  zu  be- 
haupten herausgehoben  (S  68  des  stenographischen  Bc- 
richtcsiund  zum  Schluß  nachdrücklich  dagegen  Verwahrung 
eingelegt  hat,  daß  etwas  anderes,  als  „da»  kunstgeschicht- 
lich Berechtigte"  ausgeführt  werde  (S.  85  des  Stenograph. 
Berichtes).  Es  werden  wenige  der  Zuhorerauf  diese  Aeussc- 
ningen  den  obenerwähnten  Vorbehalt  milbezogen  haben 

O.  Stiehl. 

Berg  ungefähr  an  seiner  höchsten  Stelle  nahe  der  Warte 
infrage.  Dort  wurde  nun  die  Erbauung  eines  Behälter" 
für  3ooooc,,m  Inhalt  nach  den  Plänen  des  Stadlbaumstr. 
Sattler  vorgesehen.  Der  Behälter  hat  zwei  Abteilungen 
mit  je  zwei  Wasserkammern  zu  je  7500 1'"11  erhallen.  Dir 
Absicht,  dir  Behälter  ganz  in  Ziegclmaucrwerk  herzustellen, 
wurde  aufgegeben,  da  man  bei  der  stattgehabten  Sub- 
mission (and,  daß  durch  Ausführung  in  Zementtraßbeton 
sich  wesentliche  Ersparnisse  erzielen  ließen.  Die  Aus- 
führung wurde  der  mindestfordernden  Firma  Ph.  Holt- 
mann Ar.  Cie  übertragen.  Die  Ausschachtung  der  Bau- 
grube begann  am  20.  Nov.  1899.  Mitte  Juli  1901  fand  die 
Inbetriebnahme  von  zwei  Wasserkammern  statt,  die  Füllung 
der  zwei  anderen  Kammern  wurde  gegen  Ende  August 
1901  vorgenommen.  Um  der  im  Betrieb  sich  herausstellen- 
den stark  angreifenden  Wirkung  des  Wassers  auf  den  Putz 
der  Wandungen  entgegenzuarbeiten,  wurden  zwei  Wasser- 
kammern mit  Sideroslhen  ■  Anstrich,  die  dritte  mit  der 
patentierten  Dr.  Höllischen  Anstrichmasse  versehen,  wäh- 
rend in  der  vierten  zurzeit  noch  Versuche  stattfinden,  um  dem 
Wasser  durch  eine  besondere  Behandlung  seine  angreifende 
Wirkung  zu  nehmen.  Die  Außenarchitcklur  der  Tore  zu 
den  Wasscrkammem  sind  in  frühromanischen  Formen  nach 
den  Pinnen  des  Hm  Arch.  Th  Martin  (i  F.  Ph.  Holz- 
mann  Ar  Cie.)  ausgeführt 

Interesse  erregten  auch  die  Mitteilungen  über  die  Host- 
bildunginden KohrMrangen,  die  nicht  etwa  durch  einen  Eisen- 
gehalt des  Wassers,  sondern  infolge  Angriffes  des  Wassers  auf 
die  Innenwände  der  Rohre  hervorgerufen  wurde,  wie  der 
Vortragende  unwiderleglich  nachwies;  femer  Mitteilungen 
Über  die  L'eberwacluing  und  Leitung  des  Betriebes  der 
Wa"serwerksanlagen  vom  Betriebsbureau  im  Rathaus  aus. 
Alle  Behälter  usw.  sind  durch  Fcrnmcldckabc]  mit  dem 
Wachtlokal  und  dem  Amtszimmer  des  Betriebsinspektor" 
verbunden  Versuche  zur  Einrichtung  der  elektrischen 
Regulierung  der  Hauplschiebcr  vom  Rathaus  aus  sind  noch 
nicht  abgeschlossen  Der  fast  zweistündige  Vortrag,  der 
durch  ein  reiches  Anschauungsmaterial  an  Plänen,  karten, 
Photographien  und  ModelKtücken  unterstützt  war,  wurde 
von  derVersammlung  mit  lebhaftem  Beifall  aufgenommen  — 

Vermischtes. 
VersIcherungspfUeht  gegen  Brandschäden  bei  Gebäuden. 

In  einer  Briefkasten-Notiz  der  No.  10  der  „ü  B."  ist  auf 
eine  Anfrage  des  Hm.  F.  II.  in  Düsseldorf  zu  lesen:  Kein 
Reichs-  oder  Landesgesetz  verpflichtet  den  Bauherrn,  den 
in  Ausführung  begriffenen  Bau  oder  den  Rohbau  gegen 
Brandschäden  zu  versichern  usw.  Das  Gesetz,  die  Brand- 
Versicherungsanstalt  für  Gebäude  im  Großherzogtum  Hessen 
vom  28.  Sept  1890  verpflichtet  die  Gebäude -Eigentümer, 
ihre  Gebäude  mit  Ausnahme  der  Lust-  und  Gartenhäuser, 
die  nicht  zu  Wohnungen  eingerichtet  sind,  und  von  Ge- 
bäuden, welche  weniger  als  100  M.  Wert  haben,  bei  der 
Anstalt  zu  versichern.  Die  GebäudecigentOmcr  sind  ver- 
bunden, bis  zum  Ende  des  Kalenderjahres,  in  welchem 
ein  Bau  vollendet  wird,  den  Versicherungsantrag  zu  stellen. 
Im  Bau  begriffene  Gebäude  können  aufgrund  des  Kosten- 
anschlages im  Voraus  oder  nach  teilweisem  Aufbau  in 
dem  jeweilig  fertiggestellten  Umfange  aufgrund  einer  Ab- 
schätzung versichert  werden.  Nach  ihrer  Vollendung  hat 
eine  neue  Feststellung  des  Versicherungsansi  hlages  durch 
.Schätzung  innerhalb  obiger  Frist  stattzufinden.  Baumate- 
rialien sind  von  der  Versicherung  ausgeschlossen. 

Die  Wirksamkeit  der  Versicherung  mbezug  auf  die 
Vergütung  von  Brand-  und  diesen  gleich  zu  behandelnden 
Schäden  l>cginnt  mit  dem  Tage  der  Anmeldung  des  Ver- 
sicherungsantrages und  zwar  mit  derjenigL-nSunmie,  welche 
endgiltig  festgestellt  wird  Die  Bauherren  machen  von 
dieser  Bestimmung  sehr  gerne  Gebrauch  und  versichert» 
daher  in  der  Regel  ihre  Neubauten  zweimal,  einmal  im 
Kohbau,  einmal,  wenn  der  Bau  vollendet  ist;  die  Bauunter- 
nehmer bezw.  bauleitenden  Architekten  haben  <lie-e  Vrr- 

10, 

Digitized  by  Google 


sicm-rung  nicht  fiir  den  Bauherrn  aufzunehmen.  Die  Vn- 
-i.-lKriinti>|)r;iun«-  hcirägi  durchschnittlich  0,80  1  M.  Im 
1000  M.  Versicherungssumme  hr/w.  Summe  des  l'mlaue- 
kapitales  des  (ie-baiidcs 

Flüssige  Tuschen  von  Gunther  Wagner  In  Hannover  und 
Wien.  Den  bewahrten  Kigenschafte  11  der  lhls»ii>oti  Tuschen 
vmi  (.uiUlicr  Wagner  -  j>ünnlh)>-ii;kcit,  Wasscrfcsti^kcil, 
Misch-  und  Ycnlilnribarketl,  sowie  die  Möglichkeit,  mit 
ihnen  grolle  Flächen  gleichmaQig  und  fleckenlos  anlegen 
zu  können  hat  die  Finna  einige  Ergänzungen  praktischer 
N'atnr  bei  ihrer  Verwendung  hinzugcftlgt,  die  Beachtung 
verdienen  Außer  dem  Untersatz  für  die  Flaschen  ist  dies 
namentlich  ein  bis  auf  den  Hoden  der  F  lasche  reichender 
gläserner  Stöpsel,  welcher  den  Zweck  ha«,  die  Tusche  in 
die  Reiß-  oder  Zeichenfeder  zu  fahren  und  etwaiger  Ver- 
geudung vorzubeugen.  Besondere  Brachtung  verdient  der 
mäßige  Preis  der  Tuschen  — 

Preisbewerbungen. 
Zu  dem  Wettbewerb  der  Vereinigung  Berliner  Archi- 
tekten betr.  Gestaltung  des  Raumes  für  die  Architektur- 
Abteilung  der  Großen  Berliner  Kunstausstellung  1904  liefen 
4  Entwürfe  ein  Oer  Ehrenpreis  und  die  Ausführung  des 
Saales  wurden  llrn  Arch  Schweitzer  in  Berlin  zuge- 
sprochen ^  

Chronik. 

Eine  Schulbau-Ausstellung  zu  Hamburg  wird  tum  7.  bis 
so,.  Mii  in  der  KiinsUiul'e  von  der  „t.cl  rerven  migung  zur  Pflege 
der  künstln  i'ihen  Bildung"  in  Verbindurg  mit  dem  „Schulbautcn- 
AusschuBder  hainburgi-chenSchu'synodt"  veranstaltet  Ansrl  ließcn- 
dr  Vortrage  werden  /weck  und  Ziel  des  Schulbaues  behandeln  — 

Die  Anlage  einer  Wendelstein-Bahn  Im  AnschluU  »n  die 
elektische  Lokalbahn  Aibling  Feilnbach  ist  durch  ein  inständiges 
Komitee  beschlossen  worden.  Die  nach  dem  Entwurf  des  Ing.  Strub 
in  Zürich  auszufahrende  Hahn  wird  teils  Adha-iims-,  teils  Zahnrad- 
bahn sein  iind  insgesamt  i,s  Mill  M.  beanspruchen.  — 

Der  Umbau  des  Kaufhauses  In  Mannhelm  zum  Rathaus 
ist  durch  den  HOrgerauschuu  in  seiner  Sitzung  vom  o.  Kebr.  ge- 
nehmigt worden  Die  Gesamtk  Osten  sind  auf  roBooooM.  veranschlagt. — 

Ein  Zierbrunnen  für  den  großen  Hof  des  neuen  Rathauses 
In  Manchen  gelangt  als  eine  Schenkung  des  Koni -Rates  J.  Heil- 
mann in  München  zur  Aufstellung  D<-r  Hrunnen  wird  1  ine  Schöpfung 
des  Bildhauers  Theod  v.  Goten  in  München  sein.  -- 

Ein  Pettenkofer- Denkmal  In  München  wiid  nu.li  dem 

Entwürfe  des  Bildhauers  I*rti(  YV.  v.  Kueniann  in  den  Anlagen 
am  Maximiliansplal/,  gcgci.nfjer  dem  Licbig  -  Denkmal,  errichtet. 
Knr  das  Denkmal  sind  t. aaser  Marmor  und  eine  Gesamtsumme  von 
90000  M.  angenommen. 

Der  Neubau  der  k.  u.  k.  Konsular  -  Akademie  In  Wien 

wiid  zur  Feier  ihres  isojllhrigcn  Bestände«  (1754  dmch  Maria 
Theresia  begiiindcl)  eröffnet  werden,  Dai  im  Stile  de»  österreichi- 
schen Barock  gehaltene  Gebäude  ist  ein  Werk  des  Obert>aur;itcs 
l.udvv.  Hau  mann  in  Wien  — 

Talsperre  für  das  Dolmegeblet.  Eine  dritte  Talspcire  mit 
einem  Stauinlialt  von  3  Mill.  cbm  Wasser  soll  fnr  das  Dolmegebitt 
im  Kierspertal  erbaut  werden.  Die  Vorarbeiten  werden  demnächst 


Der  l..iiidhaiiii)*|i ,  Dr. -Ing.  M  11 1  Ii  c  - 1  >i  s  im  Min  t'ii  Handel 
uii'l  Gewerbe  i-t  zum  Reg-  u.  Ge« er be-S.  hulrat  ernannt 

Vcr»c1/t  sind  dir  Reg.  ■  Bmstr.  Wittlcr  von  Massnw  nach 
(•Otlingen  und  F.   I.  u  ••  Ii  l  von  Kassel  nach  Greifswaid. 

Iii»  Kcg-Blhr.  Ign  Falk  .ius  SiratSbiirg.  Ilcinr.  1)  11  r pm  11 1 le r 
:111s  M  I  iladbach  u  Otto  G  ...  I  d  s  c  h  m  i  d  t  aus  Brucken  (KisenbMi  ), 
Al(r.  M  11 1 1  <•  r  aus  Putbus.  Johs  S  t  e  •  h  c  I  aus  Wismar,  Laurenz 
Mar  kers  aus  Weseke  u.  Osk-  Jürgens  aus  Halberstadl  (Hochbfch  |, 
l.udw  Netter  aus  Buhl  (Kisenbfch  >  sind  zu  Reg.  Bin  st  r  11  ernannt 

Der  Reg.  Bmstr  Jahn  ist  der  Kgl  Eiaenb -Dir.  in  Berlin  zur 
ßeavlaftlgurig  überwiesen  ---  Den  Reg-Bni-tni  Lehr  in  Breslau, 
Aug.  Bode  in  <  harlottcnburg,  Karl  Mittelstaedt  in  Lrtbeck, 
Kud.  Dernekamp  in  Prflni  ist  die  nschges  Enllas»,  aus  d>ni 
Staatsdienst  ei  teilt. 

Der  (ich.  Bit  z.  D.  Böttcher  in  Wiesbaden  und  der  Reg  . 
u  Bit.  a  1).  Busse  in  Wiesbaden  sind  gestorben. 

Württemberg.  Dem  Reg-Ümstr.  Boklen  ist  eine  Prof.  for 
Hochbauficher  au  der  Baugcvverksrhule  in  Sluttgait  übertrugen.  — 


Hrn 


Brief-  und  Frage  kästen. 

Arch.  E.  Sch.  In  Duisburg.    Nirgend«  ist  angcoidnet, 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Mar.-Brt.  und  Halenhau-Betr.- Dir. 
fitumii  Ii  in  Kiel  ist  nach  Damig  versetzt 

Baden.    Der  Reg. -Bmstr.  Kerler  in  Fmmcndin 
Wasser-  und  Strsßcnbaninsp   Lörrach  versetnl 

Bayern.  Der  Ob.-Krg  -Rat  W  e  1  Ii ,  Abt  -Voist  bei  der  Gen  - 
Dir.  der  Staatseisenb  ist  zum  Reg  Dir.  mit  dem  Range  und  den 
Kerbten  eines  Kollegiuldircktors  befördert. 

Der  Masch  -losp.  S  c  e  b  e  r  g  e  r  in  Augsburg  ist  unt  Verleihung 


dall  der  Arbeitgeber  einem  Techniker,  welcher  zu  einer  sechs- 
woctieutlichcn  militärischen  Uebung  eingezogen  wird,  das  bedungene 
Gc'alt  weiter  zu  zahlen  habe,  wühl  aber  wird  diese  Ansicht  b  s- 
wtilen  vertreten,  wahrend  überwiegend  das  Gegenteil  verteidigt 
wiid.  MaUzebrnd  sind  B.  G  .ß.  $616  und  Gcw  Ord  $  133c  Abs  a. 
Der  erstere  bestimmt  zwar,  daß  der  Anspruch  auf  Vergniung  be- 
stehen bhibe,  wenn  Jemaml  für  eine  verh  Altnismäüig  nicht 
erhebliche  Zeit  durch  einen  in  seiner  Person  liegenden  Grund  0I111- 
sein  Verschulden  an  der  Dienstleistung  verhindert  wird.  Die 
herrscherdc  M.inung  erklär»  j<  doch  sechs  Wochen  fQr  eine  er- 
hebliche Zeit  und  deshalb  «ine  sechswcVhenllichc  militlliiscr.c 
l'rbung  für  kein  Ereignis,  das  rlen  Korlbezug  des  laufenden  Ge- 
haltes rechtfertige.  Noch  weniger  liefert  Gew.-Oid.  §  133c  eine 
Stutze,  weil  er  den  Anspruch  auf  Forlbezug  des  Gcbaltcs  auf  die 
Dhuer  von  «erlu  Wochen  nur  dem  zubilligt,  welcher  durch  un- 
verschuldetes L'nglQck  an  der  Verrichtung^  seiner  Dienste  vei- 
hinderi  wird.  Eine  militärische  L'ebung  wird  jedoch  kein  Gerichts- 
hof dir  ein  .unverschuldetes  Unglück*  erklären.  Auf  die  ein- 
schlagenden Bestimmungen  des  II  G  l!  kann  der  Bautech- 
niker »ich  nicht  berufen,  weil  sie  nur  Mir  Kaufmannsgehilfen  er- 
lassen sind.  —  K.  H-e. 

Hrn.  Arch.  P.  H.  In  StraBburg.  Das  Verfahren,  unter  elektr. 
Belichtung  unmittelbar  von  Zeichnungen  auf  dickem  Papier  Repro- 
duktionen (nicht  mehr  eigentliche  Lieh  pausen)  zu  machen ,  ist 
Eigentum  der  Lithograph.  Anstalt  von  Bogdan  l.iicvius  in  Berlin 
und  wird  unsere*  Wissens  nur  von  dieser  Firma  selbst  ausgeübt. 

-  Die  Chemikalien  zur  Selbstpraparierung  des  Papiers  fnr  das  ge- 
wöhnliche Lichtpausverfahren  können  Sic  von  einer  ganzen  Reihe 
ei  Öfterer  phot.  Firmen  bezichen  Wir  nennen  nur  Dr  A.  Hesekiel, 
Fabr.  phut.  Apparate  und  Materialien  in  Berlin  und  R.  Reiss  in 
Licbenwerda  i.  S.  Im  übrigen  empfiehlt  sich  die  Selbslhcrslellung 
des  Papiers  nur  fflr  sehr  gioße  Betriebe  und  setzt  entsprechende 
Kenntnisse  voraus  ■-■ 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Hrn.  J.  W.  in  O.  Zur  Anfrage  in  No.  H  l'm  die  Gründe 
für  die  Entstehung  der  Schaden  festzustellen,  bedaif  es  verschie- 
dener  Ängsten  1.  Üb  die  Wandsliukcn  des  Rcservoiis  den  Itutleren 
Kl  alten  entsprechend  dinitnsionieit  sind,  a.  ob  ein  Zcmcntmatcrial 
verarbeitet  worden  ist,  welches  80  ioo"  warme-.,  mit  kalzinierter 
Soda  gereinigtes  Wasser  ertragen  konnte,  3.  ob  das  betr.  Reservoir 
frei  im  Keller  steht.  Die  sicherste  Wasser- Dichtunjr  solcher  Be- 
h.Mtcr  wird  durch  Anbringen  einer  wasserdichten  Plntticrung  mit 
Rathenower  Dachsteinetiilagcn  und  einer  abgeschliffenen  Zement- 
deckschicht  erzielL  Auf  diese  Weise  kann  auch  das  betreffende 
ndinucn  ist  zur  undichte  Reservoir  wieder  vollständig  gebrauchsfähig  gemacht 
werden.    -  M  <  zarniki.w  ik  Co.  in  Berlin. 

Inhalt:  l>k  ucii«-i»-»>  StiiUrtiti/Ocken  Qbn  .lie  Uoiuu  in  Budapesr.  - 
Iiis  «tut  srhwc izrnschc  Bundestmus  in  Hein,  —  N.uhmnls  vom  MeiDner 
ll.tntlMii  —  Millclliin^c«  ans  Vrinurn.      Vrrniischtes.    -  Preisbewerbungen. 

—  ■  hrnmk-  —  Pcrsoml-.Nachrichlen     -  Briet-  und  Fra(rrka«en. 


de9  Tit  eines  Ob -Masch -In-p.  111  den  Ruhestand  getreten. 

l>em  Hafenbmstr.  G  0  11 1  h  e  r  in  Breslau 


Breslai 


Kgl  Kioiien-Grdeu  IV.  Kl.  verliehen, 

Der  Kisenh  -Bau-  u  Belr-Insp  Rnppcl 
Friedeberg  11  <Ju  verseift 


Ut  <lcr 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Das  neue  schweizerische  Bundes- 
haus in  Bern 


dakliun 

»erlio. 


Friedrich  Wilhelm  Büsing  f. 

In  der  Nacht  vom  '^4  zum  25.  d.  M  verschied  in  Friude-nau-Bcrlin  nach  kurzem  aher  schwerem 
Leiden,  wenige  Tage  vor  der  Vollendung  seines  70.  Lebensjahres,  Professor  Friedrich  Wilhelm  Heising. 
Die  Fachwelt  verliert  in  ihm  einen  ihrer  hcrvorragendslen  Mitarbeiter  und  Förderer  auf  dem  Gebiete  der 
hygienischen  Einrichtungen  der  Städte,  deren  Durchführung  jetzt  zu  den  wichtigsten  und  schwierigsten 
Aufgaben  der  aulblnhcnden  Stadtgemeindcn  zählt.  Als  fruchtbarer  und  erfolgreicher  Fachschriftsteller, 
als  geschätzter  Lehrer  an  der  Technischen  Hochschule  zu  Berlin,  der  er  seil  1876  angehörte,  als 
langjähriger  Redakteur  unseres  Blattes  hat  er  wesentlich  cl.izu  beigetragen,  die  Kenntnis  auf  diesem 
Gebiete  zu  verbreiten  und  zu  verliefen,  und  als  sachverständiger  Berater  hat  er  viellach  entschei- 
denden KinlUiü  auf  die  (»taktische  Durchführung  dieser  Aulgaben  ausgeübt.  Bis  wenige  Wochen  vor 
seinein  Dahinscheiden  bat  er  seine  unermüdliche  Arbeitskraft  an  die  Lösung  dieser  Ziele  gesetzt 
und  in  den  Dienst  der  Allgemeinheit  gestellt.  Schwer  ist  der  Verlust  für  das  Fach;  wir  selbst  ver- 
lieren in  ihm  einen  tätigen  Mim  Leiter,  dessen  reicher  Erfahrung  und  klarem  l'iteil  wir  manche  An- 
regung, manchen  wertvollen  Rat  verdanken  Wir  kommen  auf  seinen  Lehensgang  ausführlicher  zurück. 

Sein  Andenken  in  Ehren! 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N£  18.  BERLIN,  DEN  2.  MÄRZ  1904 

Der  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  den  Neubau  eines  Stadthauses 

im  Anschluß  an  das  Rathaus  in  Bremen.  .1 ....  wi/unr-i  Hinzu  dir  AMtililungrn  10^ 

haltung  zu  wünschen,  wenn  es  möglich  wäre,  es  im 
Inneren  so  umzubauen,  daß  es  den  heutigen  Anforde- 
rungen der  Verwaltung  genügt.  Da  das  jedoch  kaum 
möglich  sein  wird  und  der  Wettbewerb  den  tatsach- 
lichen Beweis  geliefert  hat,  daß  ein  neues  Stadthaus 
mit  selbst  repräsentativen  Zwecken  geschaffen  werden 
kann,  ohne  die  Wirkung  des  alten  Kathauses  zu  be- 
einträchtigen, so  dürfte  das  Schicksal  des  heutigen 
Stadthauses  entschieden  sein.  Das  Preisgericht  aber 
hat  es  mit  Recht  als  ersten  Grundsatz  ausgesprochen, 
daß  das  Gefühl ,  daß  die  unvergleichlich  schöne 
Wirkung  des  alten  Rathauses  nicht  gestört  werden 
dürfe,  zu  einer  taktvollen  Zurückhaltung  beim  Knt- 


ie  diesen  Wettbewerb  einleitenden  Ausfüh- 
rungen S.  93  waren  geschrieben,  ehe  der 
Verfasser  Gelegenheit  hatte,  Bremen  zu  be- 
suchen und  von  den  Ergebnissen  des  Wett- 
— — — ^  bewerbes  sowie  den  Entscheidungen  des 
Preisgerichtes  Kenntnis  zu  nehmen.  Das  Preisgericht 
ist  bei  seinen  mehrtägigen  eingehenden  Beratungen  zu 
ähnlichen  Schlußfolgerungen  gelangt,  wie  sie  in  der 
Einleitung  angedeutet  wurden.  Besonders  bemerkens- 
wert ist,  daß,  wenn  wir  recht  unterrichtet  sind,  im 
Laufe  der  Beratungen  auch  dem  Gedanken  Ausdruck 
gegeben  wurde,  es  sei  das  jetzige  Stadthaus  der  beste 
Hintergrund  für  das  alte  Rathaus  und  es  sei  seine  Er- 


Entwuif  de*  Hrn.  K*rl  Rolh  in  K*"-cl    (Km  Prei»  von  yx»  M.) 


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wurf  des  Neubaues  veranlassen  müsse.  Ditr.se  Zurück- 
haltung ist  von  einer  großen  Anzahl  von  Entwürfen 
des  Wettbewerbes  auch  beobachtet  worden ;  ein  Ver- 
fasser deutete  sie  mit  dem  von  ihm  gewählten  Kenn- 
wort: „Mir  war's  gnua"  an.  Sein  Entwurf,  sowie  in 
noch  höhcrem  Maße  der  Entwurf  „Hm,  Hm,  So,  So* 


geringerer  Firsthülic  sein  müsse.  Ein  großer  rurin 
hege  jedenfalls  nicht  im  Sinne  der  ungeschmälerten 
Erhaltung  der  Wirkung  des  alten  Rathauses  und  seiner 
Umgebung,  er  sei  hier  um  so  weniger  am  Platze,  als 
ringsum  viele  Türme  sichtbar  sind,  mit  denen  eine 
Kollision  zu  befürchten  wäre    Wenn  Entwürfe  mit 


gehen  wohl  am  weitesten  in  der  Beschränkung  der  Türmen  durch  Preise  ausgezeichnet  wurden,  so  geschah 
architektonischen  Ausdrucksmittcl,  ja,  diese  Beschrän-   es  wohl,  weil  die  Möglichkeit  einer  Turmanlage  im 


Programm    angedeutet  war. 

Ein  besonderes  Augenmerk 
legte  das  Preisgericht  auch  auf 
die  farbige  Wirkung  des  neuen 
Stadthauses;  in  dieser  Bezie- 
hung erschien  es  ihm  aus- 
schlaggebend, daß  insbeson- 
dere an  der  Anschlußstelle  an 
das  alte  Kathaus  keine  Back- 
steinfläehen  mit  ihrem  neuen, 
lebhaften  Rot  auftreten  möch- 
ten, welche  mit  dem  Altbau 


kung  steigert  sich  in  letzterem  Entwurf 
bis  zu  einer  an  Nüchternheit  streifenden 
Enthaltsamkeit.  Das  Gegenteil  unge- 
messensten  Aufwandes  zeigt  der  Entwurf 
„Videant  Consules".  Die  beiden  letzt- 
genannten Entwürfe  dürften  die  Gegen- 
pole des  ganzen  Wettbewerbes  sein. 
„Videant  Consules"  zeigt  eine  mit  un- 
endlichem Fleiß  gezeichnete  üppig  reiche 
Anlage  im  Stile  des  alten  Rathauses. 
An  den  beiden  Hauptseiten  des  Neu- 
baues ist  der  I  lauptgiebel  des  alten  Rat- 
hauses wiederholt  und  dem  Ganzen  als 
herrschender  Teil  ein  Turm  gegeben, 
dessen  Ausbildung  namentlich  in  der 
Perspektive  an  die  tropische  Ucppigkeit 
der  spanisch  -  mexikanischen  Barock- 
architektur  erinnert.  Das  Preisgericht 
hat  es  dahingestellt  gelassen,  ob  die 
Formensprache  des  neuen  Stadthauses 
die  zurückhaltende  Fortführung  der  be- 
stehenden Architektur  sein  oder  ob  die 
Unterordnung  durch  eine  andere  Art 
der  architektonischen  Ausbildung  besser 
erreicht  werden  könne.  Es  werde  dies 
von  dem  persönlichen  Empfinden  des 
Bearbeiters  abhängen.  Wichtig  abe 
erscheine,  daß  keine  zu  großen 
Wirkungen  neben  den  Altbau  ge- 
bracht werden,  sondern  daß  der  letz- 
tere der  herrsehende  Teil  bleibe. 
Der  inrede  stehende  Entwurf  zeigt  das 
gerade  Gegenteil  dieser  Auffassung. 

Eine  Frage  von  nicht  geringerer 
Wichtigkeit  war  die  Turmfrage.  Das 
Programm  des  Preisausschreibens  hatte 
die  Möglichkeit  eines  größeren  Turmes 
an  der  Ostecke  ins  Auge  gefaßt;  es 
liegt  aber,  obgleich  zahlreiche  Entwürfe 
diese  Möglichkeit  als  eine  Bedingung 
aufgefaßt  zeigen,  offenbar  auf  der  Hand,  jf? 
daß  damit  nur  eine  Klärung  auch  über 
diesen  Punkt  herbeigeführt  werden  sollte. 
Die  Turmfrage  spielt  merkwürdigerweise 
bei  diesem  Wettbewerb  eine  größere 
Rolle,  als  man  aus  den  Bedingungen  der 
örtlichen  Umgebung  hätte  annehmen 
sollen.  Die  meisten  Entwürfe  haben  der 
Baugruppe  eine  mehr  oder  weniger  ent- 
wickelte, mehr  oder  weniger  beherr- 
schende Ttirmanlage  zugefügt.  Einige 
Entwürfe,  z.  fS  die  Arbeit  „Immer  fest 
und  grad  aus!"  sind  darüber  hinausge- 
gangen und  haben  zwei  Turmaufbauten 
angenommen,  den  einen  in  dem  rechten  Winkel  /wi- 
schen dem  Eingang  zum  alten  Kathause  und  dem  An- 
schluß des  Stadthauses,  den  anderen,  etwas  mächtiger 
entwickelt,  an  der  im  Programm  angedeuteten  <  >stecke. 
Die  schön  gezeichnete  Perspektive  dieses  Entwurfes 
läßt  aber  erkennen,  daß  ein  Turm  an  der  .  rsteren 
Stelle  in  eine  ideale  und  nicht  erwünschte  Konkurrenz 
mit  dem  von  der  Börse  aus  besonders  interessant  auf- 
tauchenden Turm  der  Liehfrauenkirehc  treten  würde, 
während  ein  Turm  an  der  üsteeke  oder  in  einer  In:-  und  seiner  feinen  grauen  Patina  in  eine  unangenehme 
nachharten  Eagc  die  beiden  schonen  Domtürmc  bc-  Wechselwirkung  treten  mußten.  Es  wurde  der  Wunsch 
einträchtigen  konnte  Der  trefflich  gezeichnete  Ent-  ausgesprochen,  daß  der  Anschluß  durch  fein  getönte 
wurf  „Galopp*  ist  gar  mit  drei  Turmaufbauten  aus-  graue  Flächen  erreicht  werden  möge, 
gestattet  Das  Preisgericht  hat  diesen  Annahmen  Um  den  Neubau  in  möglichst  bescheidenen  I  lühen- 
gegenflber  den  Grundsatz  aufgestellt,  daß  besonders  Verhältnissen  zu  halten,  wurde  auch  von  zu  großen 
der  Anschluß  des  neuen  Stadthauses  an  das  alte  Rat-  Höhen  des  Festsaales  abgeraten.  Eine  Beseitigung 
haus  zurücktreten  sollte,  niedriger  gestaltet  und  von   des  hübschen  Anbaues  an  der  Noulsdtc  (Genehts- 

■  u6 


No.  iB. 

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stube)  wflrdc  das  Preisgericht  bedauern  Die  schräge 
Baugrenzc  kannte  durch  mäßiges  Hervortreten  einzel- 
ner Bauteile  zugunsten  einer  Lösung  im  Winkel  wahr- 
scheinlich sehr  gemildert  und  das  gute  Aussehen  ge- 
fördert werden  Von  großer  Bedeutung  war  auch  der 
I  linweis  des  Preisgerichtes,  daß  für  größere  Empfänge 
der  Eintritt  durch  die  untere  1  lalle  des  alten  Rathauses 


stets  von  Wichtigkeit  bleiben  werde,  In  der  Tat  hat 
der  Wettbewerb  den  Nachweis  geliefert,  daß  von  den 
3  Möglichkeiten  der  Eingangsverlegung:  Nordseite, 
Hornshof  und  Winkel  zwischen  altem  Kathaus  und 
neuem  Stadthaus  die  letztere  Annahme  die  ist,  welche 
den  natürlichen  Bedingungen  am  meisten  entspricht 
und  den  Bedürfnissen  am  meisten  entgegen  kommt 

  ,S,  WuU  foljt.1 


Der  engere  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  neuen  Universitäts- 
Gebäude  in  Jena. 

|  it  Rücksicht  darauf,  daß  in  dem  Gebäude   nach  längeren  Erwägungen  zu  der  Ueberzeugung,  daß 
Räume  von  verschiedenartiger  Bestimmung   die  den  einzelnen  Zwecken  dienenden  Kaumgruppen 
unterzubringen  waren,  die,  wenn  auch  in   nicht  in  gleichmäßiger  und  geschlossener  Weise  längs 
[  einem  gewissen  Zusammenhange  stehend,   der  Baufluchten  aneinander  zu  reihen,  sondern  in  sich 
doch  verschiedenen  Bedingungen  genügen   zu  gruppieren  seien.    Weiterhin  vertrat  das  Prcisgc 


Osscn,  kam  dasPr 


:richt 


Der  Wettbewerb  zur  Erlangung 
von  Entwürfen  für  den  Neubau  ~* 
eines  Stadthauses  im  AnschluQ 
an  das  Rathaus  In  Bremen. 

Entwurf  der  Hrn. 
Kerl  ur.il  Paul  Boiiatz  und  Gustav 
11  i.l »cli  in  Stuttgart. 


(Kill  l'n-l»  »Oll  »y> 
ErdKrwhnO. 


V. 


 _  _  — 1    | —    -     -         —   n 

rieht  die  Anschauung,  daß  nach  den  örtlichen  Ver- 
hältnissen, nach  Lage  und  Gestalt  des  Platzes  und 
nach  der  Alt  der  Umgebung  sieh  der  Aufbau  der 
Gebäudemassen  von  der  nordöstlichen  Ecke  au*  ent- 
wickeln müsse,  welchen  Forderungen  die  beiden  au 
erster  Stelle  ausgezeichneten  Entwüife  am  meisten 
Rechnung  getragen  haben,  wenngleich  sie  eine  all- 
seitig befriedigende  Lösung  der  Aufgabe  nicht  bieten 
und  als  Vorentwüi  fe  auch  nicht  bieten  konnten. 

Pas  l'rteil  des  Preisgerichtes  über  den  Entwurf 
des  Ilm  Prof.  Thcod  Fischer  in  Stuttgart  lautet 
dahin,  die  Arbeil  zeige  bei  verhältnis- 
mäßig einfacher  architektonischer  Be- 
handlung eine  überaus  geschickte  Grup- 
pierung der  Gebäudemassen,  die  treff- 
lich gegeneinanderabgestimmt  seien  und 
ungemein  malerisch  wirkten.  Auch  die 
Innenräume  zeigten  eine  stimmungsvolle 
und  gemutreiche  Ausbildung,  weisen  aber 
nach  der  Ansicht  des  Preisgerichtes  teil- 
weise eine  ihrer  Bestimmung  nicht  an- 
gepaßte architektonische  Gestaltung  auf. 
So  bedürften  z.  B.  die  Korridore  und 
Treppcnanlagen,  sowie  der  Hauptein- 
gang einer  größeren  räumlichen  Ausge- 
staltung, um  den  praktischen  Bedürf- 
nissen und  Forderungen,  die  an  diese 
Anlagen  gestellt  werden  müssen,  zu  ge- 
nügen, was  sich  aber  nach  Ansicht  der 
technischen  Mitglieder  des  Preisgerichtes 
ohne  Beeinträchtigung  der  Gesamtan- 
lage ermöglichen  läßt. 

Wer  den  Entwurf,  wie  wir  ihn  auf 
den  S.  73,  74  und  108  darstellten,  betrach- 
tet, wird  dem  hohen  Lohe, 
welches  ihm  das  Preisgericht 
zollte,  nur  beipflichten  Die  Ge- 
samtgruppier ungderGcbäude- 
masse  ist  eine  un- 
t  gemein  glückliche 

*  „  und  malerische 

Trefflich    ist  der 

II:.  -IHtff.fi;..  II 


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Gedanke,  einen  kleinen  Teil  des  alten  Schlosses  in  in  München)  war  für  die  grundlegende  Erscheinungs- 

die  Neuanlage  aufzunehmen   und  damit  dieser  ein  form  des  Gebäudes  die  möglichste  Erhaltung  der  die 

Element  für  die  feine  historisch-stilistische  Abstimmung  Baustelle  an  den  beiden  Hauptscitcn  umgehenden 

der  übrigen  Teile  einzufügen.    Glücklich  und  male-  Anlagegürtel  Gewissenssache.    Er  war  der  Meinung, 

risch  sind  die  Innenanlagen,  geschlossen  vereinigt  die  dali  wenn  man  den  gegenwartig  bestehenden  Haupt- 

cinzclncn  Raumgruppcn,   freilich  aber  auch   einige  eingang  zum  Schloß  an  der  Ecke  des  Löbder- und  des 


räumliche  Anordnungen  unter  das  zulässige  Maß  be-  Fürstengraben  auch  für  das  zukünftige  Gebäude  bei- 
engt. Alles  in  allem:  ein  prächtiger  Teil  eines  schönen  behalte,  so  könne  die  Anlage  ohne  wesentliche  Eingriffe 
Städtcbildcs,  eine  ihren  idealen  Zielen  trefflich  ange-  in  die  natürliche  Umgebung  ausgeführt  werden.  Das 
paßte  bauliche  Anlage,  eine  sinnige  und  gemütvolle  ist  der  Grundgedanke  des  Entwurfes  „Eck";  nach  ihm 
Baugruppe  schlichten  und  wahren  deutschen  Charakters,  gliedert  sich  die  Gesatntanlage  derart,  daß  sämtliche 
Dem  Verfasser  des  mit  dem  II.  Preise  ausgezeich-  Räume  in  einem  Erdgeschoß  und  2  Obergeschossen 
nctenEntwurfes  mitdeinKennworte.Eck"(K.Hochedei  um  2  geschlossene  Höfe  sich  gruppieren  und  daß  gegen 

«*  No.  18. 

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das  Landwirtschaftliche  Institut  und  frühere  Amtsgc-  nügcndcn  Aufschluß.  Eines  interessanten  Punktes  jc- 

richt  im  Verein  mit  der  Nachbarschaft  ein  3.  Hof  ent-  doch  sei  besonders  gedacht.  Das  Programm  forderte 

stehen  kann,  der  gegebenen  Falles  auch  dem  öffent-  für  den  den  Mittelpunkt  der  Gruppe  des  archäologischen 

liehen  Durchgangsverkehr  in  der  Richtung  von  der  Museums  bildenden  Hof  eine  Ucbcrdachung  mit  Glas, 


Kniwurf  der  Hrn.  Knimingminn  &  liecker  in  Hcrlin.   (Ein  l'reii  von  5000  Mi 


Stadthaus  für  Bremen.    Entwurf  Jet  Hrn.  Kail  und  l'aul  Munal/  uud  Ciiot.  RriUch  in  Stuttgart    (Ein  Pub  von  »500  M.) 

Hauptkirche  nach  dem  Löbdcr  -  Graben  erschlossen  um  in  dem  !  lof  Sammlung  Gegenstände  aufstellen  zu 

werden  könnte.  können.   Nun  ist  es  bisher  nach  unserer  Ansicht  noch 

Ueber  die  Verteilung  und  Anlage  der  einzelnen  nicht  gelungen,  den  künstlerischen  Zwiespalt  zwischen 

Raumgruppen  geben  die  Abbildungen  (S.  74  u.  75)  gc-  der  großen  Glasfläche  eines  bedeckten  Lichthofes  und 


a.  März  1904. 


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der  Architektur  dieses 
I  lofes  zu  lösen.  Dem 
Verfasser  wenigstens 

ist  kein  Versuch  be- 
kannt, bei  welchem  es 
auch  nur  mit  einigem 
Glück  unternommen 
wurde,  den  hier  weit 
klaffenden  Gegensatz 
künstlerisch  zu  über- 
brücken. AuchHoch- 
eder  scheint  die  Un- 
möglichkeit, die  Ge- 
gensätze zu  versöh- 
nen, gefohlt  zu  haben, 
denn  er  hat  den  Ver- 
such gemacht,  über 
eine  l'ebcrdachung 
des  Hofes  mit 
Glas  dadurch 
hinwegzukom- 
men, dafi  an  -i 
Seiten  dieses 
Hofes  schwe- 
bende Vordä- 
cher angeord- 
net und  eine  3. 
Seite  desselben 
zwischen  Säulen  ge- 
öffnet wurde,  sodali 
groüe  Gipsabgüsse 
gegen  die  Unbilden 


der  Witterung  ge- 
schützt ,  aber  doch 
im  Freien  aufgestellt 
werden  konnten. 

Die  stilistische I  lal- 
tung  des  Gebäudes 
lehnt  sich  an  die  Knde 
desXVIll  Jahrh.  üb- 
liche schlichte  I lau- 
weise Jena  s  an.  die 
in  einer  größeren  An- 
zahl von  Heispielen 
der  Stadt  ihr  eigen- 
tümliches Gepräge 
verleiht.  Diese  Bau- 
weise kennzeichnet 
sich  durch  dieAn  Wen- 
dung des  Mansard- 


Entwurf  du  Ilm  Wcidenbac  h  und  r»rhamnicr  in  Leipzig.    III.  Prei«. 


ilaches  mit  breiten,  in  den  Linien  streng  uinri— ,eiien 
Dachaufbauten.  Da  gerade  die  beiden  I  lauptfronten 
sich  zum  größten  Teile  hinter  Käumcn  verstecken 
werden,  so  sind  diese  in  schlichtester  Putzarchitektur 
mit  nur  sparsamer  Verwendung  von  Haustein  gedacht. 
Dieser  Schlichtheit  in  der  Behandlung  der  großen 
Massen  mußte  aber  wenigstens  an  einer  Stelle  ein 

1 10 


reicherer  Gegensatz 
entgegengestellt  wer- 
den, eine  Stelle,  auf 
welche  sich  ein  aus- 
drucksvoller Formen- 
reichtum vereinigen 
konnte  Fs  lag  nahe, 
hierzu,  dem  Grund- 
gedanken des  Knt- 
wiirfes  entsprechend, 
den  1  laupteingang 
zum  Gebäude  zu 
wählen.  Da  mit  die- 
sem sich  die  zu  einer 
reicheren  architekto- 
nischen Wirkung  ent- 
wicklungsfähigsten 
beiden  Räume,  die 


Halle  und  die  Aula,  leicht  verbinden  ließen,  s<>  konnte 
in  der  Tat  hier  ein  künstlerischer  Findruck  erreicht  wer- 
den, dessen  bezwingender  Gewalt,  dessen  hoher  Schön- 
heit sich  Niemand  entziehen  kann  Das  hier  geschaffene 
Architekturmotiv  ist  von  so  köstlicher  und  bei  aller 
Ueberliefcrung  von  so  neuer  Wirkung,  daß  man  den 
lebhaften  Wunsch  hegen  kann,  es  irgendwo  an  anderer 

N.,  ,8 


Gc 


Stolle  zur  Auslührung  gel»  acht  zu  sehen.  Die  Halle 
durchgreift  die  beiden  unteren  Geschosse;  die  dar- 
über angeordnete  Aula  ragt  um  ein  Beträchtliches 
Ober  die  Höhe  des  obersten  Geschosses  hinaus,  wo- 
durch der  aus  einem  rechteckigen  Unterbau  empor- 
steigende Aulabau  als  elliptische  Kuppel  frei  aufsteigt 
Auch  für  diesen  Teil  der  Haugruppe  ist  vorwiegend 
Putzcharakter  gedacht;  doch  sollte  der  Haupteingang 
durch  ein  in  rotem  Marmor  auszuführendes  reiches 
Portal  im  Verein  mit  einer  darüber  angeordneten  Fi- 
guren-Nische aus  gleichem  Material  eine  wirkungsvolle 
Betonung  erhalten,  die  noch  gesteigert  werden  würde 
durch  eine  vorgelagerte  Terrasse  mit  diese  ein- 
fassenden seitlichen  Abschlußmauern. 

Das  Preisgericht  sagt  zu  diesem  Entwurf,  auch  er 
zeige  sowohl  im  Aeußeren  wie  im  Inneren  hohe  künst- 
lerische Eigenschaften.  Bei  dem  äußeren  Aufbau  jedoch 
erscheine  der  F.ckbau  gegenüber  den  übrigen  Bau- 
massen zu  groß  und  zu  aufwandsvoll.  Auch  die  Formen- 
sprache, so  reizvoll  sie  an  sich  sei,  passe  sich  dem 
Charakter  der  Altstadt  von  Jena  nicht  ganz  an. 

Der  Entwurf  der  Hm.  Weidenbach  und 
Tschammer  in  Leipzig  verdankt  die  Auszeichnung  mit 
dem  III.  Preise  der  ungemein  klaren  und  Obersichtlichen 


Grundriß-Gcsamtanordiiung  Im  Gegensatz  zu  den  beiden 
vorgenannten  Entworfen  ist  hier  der  Versuch  gemacht, 
die  Räume  um  einen  großen  Haupthof  zu  lagern, 
unbeschadet  der  engeren  Zusammenlegung  der  ihrer 
Bestimmung  nach  zueinander  gehörigen  Räume  Das 
Preisgericht  freilich  meint,  so  klar  und  einfach  die 
Anordnung  an  sich  erscheine,  so  werde  bei  der  An- 
lage eines  großen  Hofes  der  Verkehr  auseinander  ge- 
zogen und  es  entspreche  der  Entwurf  nicht  in  hin- 
reichender Weise  den  Grundlagen  für  die  Gesamt- 
anordnung, wie  sie  weiter  oben  angeführt  und  von 
den  technischen  Mitgliedern  des  Preisgerichtes  als  not- 
wendig erachtet  wurden.  Nichtsdestoweniger  ist  es 
eine  in  ihrer  Art  sehr  interessante  Grundrißanlage, 
welche  die  einfachste  Ucbersichtlichkeit  gewährt,  ohne 
für  den  Aufbau  die  Möglichkeit  malerischer  Anord- 
nungen auszuschließen. 

Etwas  kurz  führt  das  Gutachten  der  Preisrichter 
von  den  übrigen  Entwürfen  an,  sie  ständen  trotz  vieler 
Schönheiten  im  Grundriß  und  Aufbau  und  verschiede- 
nen günstigen  und  zweckmäßigen  Anordnungen  im 
Einzelnen  den  drei  mit  Preisen  ausgezeichneten  Ent- 
würfen nach,  sodaß  sie  nicht  für  die  Preisauszeichnung 
infrage  kommen  konnten. 


Die  Verbesserung  der  Vorflut  und  die  Reinigung  der  Abwässer  im  Emschergebiet. 

Von  Middeldorf,  Königl.  Wasserbauinspektor. 

ic  natürliche  Beschaffenheit  des  Emschcrge-  Ungünstiger  wurden  die  Abflußverhältnissc,  als 
bietes,  welches  sich  von  Holzwickede  ab  in  den  60 er  Jahren  der  Bergbau  von  der  Ruhr  mehr 
zwischen  die  Wassersani  mclgcbiote  der  Ruhr  nach  dem  Emschergebiet  überging  Infolge  der  cin- 
und  Lippe  legt,  ist  eine  für  die  Vorflut  höchst  getretenen  starken  Kohlenförderung  in  den  zahlreichen 
ungünstige.  Der  gefällarme  und  stark  ge-  neu  abgeteuften  Zechen  entstanden  bald  größere  in- 
wundenc  Flußlauf  ist  in  der  breiten  Niederung  meist  dustricllc  Anlagen,  wie  Hochofenbetriebe,  Eisen-  und 
flach  eingeschnitten,  — 
sodaß  schon  bei  ge-  -  ,  ^^'L^-*^. />..■•*•£ 

ringen  Niederschlä- 
gen das  Wasser  über 
die  Ufer  tritt  und 
große  Gebietsteile 
überflutet.  Die  Kla- 
gen über  die  schlech- 
ten Zustände  an  der 
Emscher  sind  alt  und 
reichen  nachweislich 
bis  ins  16.  Jahrh.  zu- 
rück. Es  ist  vielfach 
versucht  worden, 
durch  Begradigungen 
des  Flußlaufes  die 
Vorflut  günstiger  zu 

gestalten,  doch  scheiterte  diese  Absicht  meistens  daran, 
daß  die  beteiligten  landwirtschaftlichen  Kreise  die  ziem- 
lich bedeutenden  Kosten  nicht  aufbringen  konnten. 

Zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  hatten  sich  die  Zu- 
stände derart  verschlimmert,  daß  die  Regierung  in 
Düsseldorf  sich  veranlaßt  sah,  eingehende  Unter- 
suchungen durch  den  Brt.  Bauer  anstellen  zu  lassen. 
Der  von  diesem  erstattete  Bericht  schildert  die  Zu 


Abbllilg.  t.    fcbcrskhtspUn  de» 


stände  an  der  Emscher  als  höchst  trostlose  und  führt 


Zinkhütten,  Maschinenbauanstalten  usw.,  sodaß  das 
bis  dahin  schwach  bevölkerte  Gebiet  sich  zu  dem  be- 
deutendsten Industriegebiet  des  Festlandes  entwickelte. 
Begünstigt  wurde  dieses  Fortschreiten  der  Industrie 
durch  zahlreiche  Eisenbahnen,  die  meisten  von  Privat- 
Gescllschaftin  erbaut,  nicht  nur  die  größeren  Ort- 
schaften, sondern  auch  die  einzelnen  Werke  verban- 
den. Die  Folge  davon  war,  daß  die  ganze  Emscher- 
Niedcrung  von  Herne  bis  zum  Rhein  von  zahlreichen 


sie  in  erster  Linie  auf  die  mangelhafte  Räumung  des  Bahndämmen  durchkreuzt  wurde,  welche  den  glatten 
mit  Strauchwerk  aller  Art  angefüllten  Bettes,  dann  Abfluß  der  Hochwässer  sehr  erschwerten.  Weitere 
aber  auch  auf  die  unregelmäßigen  und  polizeiwidrigen  Vorflutstörungen  traten  nach  dem  Abbau  der  in  der 
Anstauungen  der  in  der  Emscher  belegenen  Mühlen  Emscherniedcrung  vorhandenen  starken  Kohlenflötze 
zurück.  Die  Regierungen  in  Düsseldorf,  Münster  und  ein.  Die  einzelnen  Bergwerks-Gesellschaften  versuch- 
Anisberg  erließen  darauf  im  Jahre  1821  eine  Mühlen- 
Polizeiordnung  für  den  Emscherfluß,  welche  die  Stau- 
höhen für  sämtliche  Mühlen  an  der  Emscher  und  deren 
Nebenbächen  festsetzte.  Die  Mißstände  nahmen  jedoch 
derart  zu,  daß  die  Königl  Regierung  in  Münster  sich 
veranlaßt  sah,  im  Jahre  1850  eingehende  Untersuchun- 
gen über  die  Abflußverhältnisse  im  Emschergebiet  vor- 
nehmen zu  lassen.  Daraufbin  trat  im  Jahre  1854  die 
Emscher  Schaukoinmission  in  Tätigkeit,  welche  die 
'ährliche  Räumung  des  Flußbettes  zu  überwachen  und 


v 


ten  zwar  mit  großen  Kosten  die  Störungen  zu  be- 
seitigen, doch  erwiesen  sich  alle  diese  Bemühungen  den 
stetig  fortschreitenden  Bodensenkungen  gegenüber  als 
wirkungslos.  Die  so  entstandenen  schlechten  Vorflut- 
verhältnisse  wurden  in  gesundheitlicher  Beziehung  durch 
die  starke  Verschmutzung  der  Bachläufc  seitens  der 
industriellen  Werke,  der  Städte  und  der  dicht  be- 
völkerten Ortschaften  erheblich  verschlimmert,  sodaß 
das  Wasser  zu  landwirtschaftlichen  Zwecken  nicht 
mehr  zu  benutzen  war.  Dadurch  entstanden  Streiug- 


'orschläge  für  die  Begradigung  desselben  zu  machen  keiten  zwischen  den  Grund-  und  Zechenbesitzern,  die 
hatte;  trotz  des  ihr  von  den  Anliegern  entgegengebrach-  eine  derartige  Höhe  erreichten,  daß  der  Landwirt- 
ten  Mißtrauens  hat  sie  jahrelang  segensreich  gewirkt.   schafts-Ministcr  sich  im  Jahre  1882  veranlaßt  sah,  den 


2.  März  1904. 


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zuständigen  Melioratiorisbauinsp.,  Brt  Michaelis  in 
Münster,  mit  der  Aufstellung  eines  Entwurfes  zur  Re- 
gulierung der  Vorflutverhähnissc  im  Emschertale  von 
Herne  bis  Oberhausen  zu  betrauen.  Dieser  für  die 
damaligen  Verhältnisse  mit  großer  Umsicht  und  Sach- 
kenntnis aufgestellte  Entwurf  ist  nicht  zur  Ausfahrung 
gekommen,  da  der  vom  Staat  geforderte  Zuschuß  in 
Hohe  von  2,5  Mill.  M.  mit  Rücksicht  auf  die  ungünstige 
Finanzlage  nicht  bewilligt  werden  konnte.  Es  sind 
jedoch  im  Laufe  der  nächsten  Jahre  verschiedene  Be- 
gradigungen nach  dem  Michaelis'schen  Entwürfe  an 
der  Emscher  und  den  Nebenbachen  in  Höhe  von  etwa 
4,3  Mill.  M.  zur  Ausführung  gekommen.  Ferner  sind 
für  Polderanlagen  1,7  Mill.  M  ausgegeben,  sodaß  die 
Gesamt-Aufwendungen  für  die  hauptsachlichsten  Ent- 
wässerungsanlagen in  der  Zeit  von  1886  bis  1000  rd 
6  Mill.  M.  betragen.  Trotzdem  sind  zufriedenstellende 
Zustande  nicht  geschaffen  worden.  Einzelne  Kreise 
versuchten  zwar,  eine  durchgreifende  Begradigung 
ihrer  Wasserläufc  vorzunehmen,  doch  kamen  sie  bald 
zu  der  Ueberzeugung ,  daß  ohne  einheitlich  durchge- 
führte Regelung  der  ganzen  Emscher  von  der  Quelle 
bis  zur  Mündung  den  bestehenden  Mißständen  nicht 
abzuhelfen  sei.  Besonders  trat  dies  zu  tage,  als  infolge 
der  Ruhrepidemie  in  der  Stadt  Herne  seitens  der  Be- 
hörde auf  eine  baldige  Durchführung  der  Kanalisation 
gedrangt  wurde.  Es  zeigte  sich  hierbei,  daß  das  für 
eine  Klärung  der  Wässer  notwendige  Gefälle  für  die- 
ses Gebiet  ohne  Vertiefung  des  Hauptvorfluters  nicht 
zu  erreichen  sei.  Jede  Kläranlage  würde  bei  eintreten- 
den Hochfluten  unter  Wasser  gesetzt  und  außer  Tätig- 
keit treten  müssen.  Wie  in  Herne,  so  liegen  die  Ver- 
hältnisse in  Wanne,  Eickel,  Gelsenkirchen,  L'eckendorf, 
Schalke,  Bismarck,  Rotthausen,  Heßler,  Horst,  AI  len- 
essen,  Borbeck,  Bottrop  und  Oberhausen,  also  in  fast 
sämtlichen  Städten  und  größeren  Ortschaften  des 
Emschcrgebietes. 

Auf  die  Anregung  des  Reg.-Präsidenten  Wintzcr  in 
Arnsberg  wurden  dann  die  beteiligten  Kreise  zu  einem 
gemeinschaftlichen  Vorgehen  veranlaßt  und  eine  Kom- 
mission gebildet,  welche  aus  den  Vertretern  der  Städte 
Dortmund,  Bochum,  Gelsenkirchen,  Essen,  Oberhausen 
und  der  Landkreise  Hörde,  Dortmund,  Bochum,  Gelscn- 
kirchen,  Essen,  Recklinghausen,  Mülheim  a.  d  Ruhr  und 
Ruhrort  bestand.  Diese  erklärten  sich  bereit,  die  Kosten 
für  die  Vorarbeiten  aufzubringen  und  beauftragten  den 
Verfasser  mit  der  Ausarbeitung  eines  allgemeinen 
Entwässerungsplancs  für  das  Emschcrgcbiet,  bei  dem 
nicht  nurdieVorflutverhältnisse,  sondern  auch  die  Reini- 
gung der  Abwässer  berücksichtigt  werden  sollte.  Dieser 
Entwurf  ist  in  a  Jahren  -  Juli  1901  bis  1903  aus- 
gearbeitet und  im  November  v.  J.  durch  die  drei  be- 
teiligten Regierungen  in  Münster,  Arnsberg  und  Düssel- 
dorf landespolizeilich  geprüft  worden.  Inzwischen 
wurde  ein  Gesetzentwurf  ausgearbeitet,  der  die  Billi- 
gung des  Staatsministeriuins  fand  und  gegenwärtig 
dem  Landtage  zur  Genehmigung  vorliegt.  Für  diesen 
allgemeinen  Entwurf  wurden  außer  den  landmcs.se- 
rischen  Arbeiten  eingehende  wassertechnische  Unter- 
suchungen ausgeführt,  die  sich  auf  Pcgelbeobachtun- 
gen,  Niederschlags-Verhältnisse,  Abflußwerte  und  das 
VcrhältniszwischenNiedei  schlag  undAbflußcrstrccktcn. 
Von  besonderer  Bedeutung  ist  hierbei  das  aus  dem 
Ruhrgebiet  ins  Emschcrgcbiet  gedrückte  Reinwasser, 
das  3,4  cb"'/Sek.  beträgt,  sowie  das  aus  den  Schächten 
hochgepumpte  Grubenwasscr  mit  2,6  ll"*'Sck.;  dadurch 
werden  die  Abflußverhältnisse  so  stark  beeinflußt,  daß 
die  Wassermengen  der  Emscher  im  Winter  10%,  im 
Sommer  oo'Y.s  im  Jahresmittel  25%,  größer  sind  als 
die  anderer  Flüsse. 

Ferner  wurde  die  Versorgung  des  Gebietes  mit  Reiu- 
wasser  aus  der  Ruhr  eingehend  untersucht,  die  Abgren- 
zung der  Yersorgungsgcbicte  der  verschiedenen  Pump- 
werke, welche  großeWasscrniengeii  abgeben,  sowohl  lur 
die  einzelnen  Sanimelgebietc  der  Bäche,  als  auch  für 
die  Städte,  Kreise,  Amiter  und  Gemeinden  festgestellt. 
Auch  wurde  eine  Durcharbeitung  nach  dem  Verbrauch 
der  gewerblichen  Anlagen  vorgenommen.  Eine  eben- 
so eingehende  Behandlung  fand  die  Abwassermenge, 


die  für  die  Klärung  der  Wässer  von  großer  Bedeu- 
tung ist.  Um  über  die  Verschmutzung  der  Emscher 
und  der  einzelnen  Nebenbäche  ein  genaues  Bild  zu 
«m,  wurden  etwa  140  Wasserproben  bei  gleich- 
"  jigem  Niedrigwasser  entnommen  und  zwar  in  den 
.icbcnbächen  vor  der  Mündung  in  den  Hauptvorfluter 
und  in  der  Emscher  selbst  ober-  und  unterhalb  der 


Einmünt1 


1;  diese  wurden  nach  einheitlichem 


Verfahren  chemisch  und  mikroskopisch  untersucht. 
Das  dadurch  erhaltene  Bild  von  der  Verschmutzung 
der  Wasscrläufe  im  Einschergebiet  ist  ein  höchst 
trauriges  und  zeigt  die  dringende  Notwendigkeit,  eine 
gründliche  Klärung  der  Wässer  fast  sämtlicher  Neben- 
bäche vorzunehmen.  Neben  den  Wasser-Untersuchun- 
gen wurden  Boden-Untersuchungen  längs  der  ganzen 
Linie  sowie  die  Feststellung  der  bestehenden  Kanali- 
sationen, Beseitigung  der  Abfallstoffe,  der  hygieni- 
schen Verhältnisse  und  besonders  der  Gesun'dhcits- 
Vei  hältnisse  im  Entwurf  eingehend  behandelt.  Es  hat 
sich  nämlich  gezeigt,  daß  die  Ruhrkrankheit,  Typhus 
und  Malaria  im  Ernsclurgt  biet  stärker  verbreitet"  sind, 
als  sonst  im  preußischen  Staate. 

Zunächst  war  zu  untersuchen,  ob  es  zweckmäßiger 
und  billiger  sei,  von  einer  Beseitigung  der  Stauwerke 
Abstand  zu  nehmen  und  die  Vorflut  durch  Polder 
und  sonstige  künstliche  Hebungsanlagen  aufrecht  zu 
erhalten.  Will  man  von  einer  Beseitigung  der  Stauwerke 
in  der  Emseber  und  damit  von  einer  Vertiefung  ab- 
sehen, so  wird  das  Gefälle  des  Flusses  auf  den  meisten 
Strecken  infolge  der  Bodensenkungen  schon  in  nächster 
Zeit  ein  sehr  mangelhaftes  werden.  Besonders  wird 
die  durch  die  ungenügende  Geschwindigkeit  vermehrte 
starke  Verschlammung  und  die  dadurch  eintretende 
Fäulniserscheinung  sehr  bedeutend  sein.  Die  Hoch- 
fluten werden  wegen  des  mangelhaften  Gefälles  noch 
schlechter  abgeführt  werden  als  bisher.  Dasselbe 
würde  der  Fall  sein  bei  den  nicht  gepolderten  Ge- 
bieten der  Nebenbäche,  die  in  normalen  Zeiten  ge- 
nügenden Abfluß  besitzen. 

Bei  der  Hochhaltung  der  Emscher  wird  man 
immer  größere  Flächen  zu  beiden  Seiten  des  Fluß- 
laufes einpoldern  müssen ;  der  Zustand  wird  dann  all- 
mählich so  werden,  wie  er  sich  auf  der  Strecke 
Karnap — Bottrop  ausbildete,  wo  man  den  Fluß  auf 
beiden  Seiten  mit  hohen  Deichen  umgeben  hat,  die 
bei  den  fortwährenden  Bodensenkungen  immer  wieder 
aufgehöht  werden  müssen  und  bei  etwa  eintretenden 
Tagesbrüchen  eine  große  Gefahr  für  die  Gegend  bil- 
den. Bei  Hochhaltung  der  Emscher  werden  sich  nach 
weiteren  Senkungen  die  Poldcrgebiete  zu  beiden  Seiten 
tles  Flußlaufes  stark  vergrößern  und  allmählich  einen 
solchen  Umfang  annehmen,  daß  zur  Bewältigung  des 
Wassers,  besonders  bei  starkem  Regen,  ganz  unge- 
heure Beträge  aufgewandt  werden  müssen  Auch  der 
Vorschlag,  daß  man  in  den  Poldern  die  I  lochwasscr- 
mengen  in  großen  Anstaubcckcn  ansammelt  und  dann 
später  in  die  Emscher  abführt,  hat  sehr  große  Be- 
denken. Diese  Becken  würden  sehr  teuer  sein,  bald 
verschlammen  und  eine  ernste  gesundheitliche  Gefahr 
für  die  Anwohner  bilden. 

Noch  ein  anderer  Grund  spricht  gegen  die  aus- 
gedehnte Poldmvirtschaft  im  Kmschergebiet.  Wenn 
zunächst  auch  die  Zechen  wohl  in  der  Lage  sind, 
die  hohen  Kosten  zu  tragen,  so  kann  im  Laufe  der 
Jahre  nach  dem  Abbau  der  Kohle  bei  schlechter  wirt- 
schaftlicher Gesamtlage  oder  bei  ungünstigem  Abbau 
einzelner  Zechen  sehr  wohl  der  Fall  eintreten,  daß 
für  den  Poldcrbctricb  nicht  mehr  die  ei  -forderlichen 
Mittel  zur  Verfügung  gestellt  werden :  da  die  Gemein- 
den größtenteils  von  der  Steuerkraft  der  industriellen 
Werke  abhängen,  so  würden  auch  sie  nicht  in  der 
Lage  sein,  den  Pumpbetrieb  aufrecht  zu  erhalten. 

|Kui*>.r!.Am£  folgt  ) 

Inhalt:  lu-r  WrnhewetS  nir  Kilan^inip  von  Kt.uvOrlrn  for  den  Neu- 
bau »int-  Suilitu  •«      An-  Mi>-«  »n  da-  Kotruii«.  in  Bremm  iKuiWftinne). 

—  l».-r  in  tir  WYtlbrwevl»  im-  r  i  hintun;,*  vi-n  r'ntw  Arfe-n  Mr  ein  neue« 
rimii-iUVK-Oi.H.iil.  1.1  Je.-u  .S.  Uiitly  -  tlirYrrbrsM-runi;  der  Voifl.it  und 
du-  Krinicung  der  Arwa.hcr  im  r.n»ehcTrrWrt.  — 

Redaktion 
Berti». 


Vr:l»t  >1er  lleutvrhrn  Haiirritun-:.  0  m,  Iv  H„  Berlin.  Kdr  die  R 
vriailH«o,tl  AHieil  1 1  o  I  m  »  □  n  ,  Berlin.    Pnlrk  von  Wllh.  Ureve 


Ni«.  18. 

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Deutsche  Bauxeltnhg,  xxxtih.  Jahrgang  1904,  Nr.19. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  ig.  BERLIN,  DEN  5.  MÄRZ  1904 


Die  Verbesserung  der  Vorflut  und  die  Reinigung  der  Abwässer  im  Emschergebiet. 

Von  Middeldorf,  Konigl  Wasscrbauinspektor.  <Fori~ttiins.)  Hkm  rine  rianbciiice. 


ei  Inangriffnahme  der  Arbeiten  wurde  ferner 
versucht,  die  in  dem  Miehaelis'schcn  Ent- 
wurf aufgestellten  Grundsätze  fürdie  Ausge- 
staltung des  neuen  Entwurfes  beizubehalten. 
Aber  so  scharf 
durchdacht  die  Michaclis'- 
sche  Arbeit  auch  ist,  es 
mußte  wegen  der  verän- 
derten Verhältnisse  dicVor- 
flutverbcsscrung  auf  einer 
ganz  anderen  Grundlage 
aufgebaut  werden.  Die  dem 
Brt.  Michaelis  gestellte  Auf- 
gabe war  wesentlich  enger 
gefallt,  als  die  vorliegende. 
Sie  sollte  nur  eine  Ver- 
besserung der  Vorflutvcr- 
hältnisse  auf  der  Einscher- 
strecke von  Herne  bis  Über- 
hausen herbeiführen,  wäh- 
rend jetzt  das  ganze  Em- 
schergebiet einschließlich 
aller  Nebenbäche  als  ein 
Ganzes  behandelt  ist.  Es 
hat  sich  herausgestellt,  daü 
es  von  gröütcm  wirtschaft- 
lichen Nachteil  ist,  wenn 
einzelne  Gebiete  herausge- 
griffen werden.  So  sind 
z.  B.  damals  die  Gebiete 
der  Emscher  unterhalb  von 
Oberhausen  bis  Neumühl 
nicht  in  den  Entwurf  auf- 
genommen worden  und 
doch  bedarf  gerade  das 
Gelände  an  der  Mündung 
der  Emscher  der  größten 
Fürsorge  in  Hinsicht  auf 
die  dort  zu  erwartenden 
Bodensenkungen.  Ebenso 
ist  das  Quellgebiet  nicht  in 
dem  Entwurf  berücksich- 
tigt worden,  obschon  be- 
sonders die  Sammclgebiete  des  Rüpings-  und  Roß- 
baches, sowie  die  Emscherstreckc  von  Dorstfeld  bis 
Mengede  einer  eingehenden  Regelung  bedürfen.  Für 
die  Abwässer- Reinigung  wan  n  Rieselfelder  in  Aus- 
sicht genommen,  während  heute  mit  Rücksicht  auf  den 


ProfcMor  Fricdrii  h  Wilhelm  Bosing  f 


hohen  Bodenwert  und  den  starken  Salzgehalt  des 
Wassers  für  das  Emschergebiet  diese  Art  der  Reini- 
gung kaum  noch  infragc  kommen  kann.  Bei  den  un- 
gleichmäßigen Senkungen  im  ganzen  Gebiete  ist  es 

überhaupt  zweifellos,  daß 
eine  Ricsclanlagc  schon 
nach  wenigen  Jahren  um- 
gebaut werden  müßte;  auch 
würde  die  Unterhaltung  der 
Felder  und  die  Wasscr-Zu- 
und  Ableitung  hoheKosten 
verursacht  haben.  Die  von 
Michaelis  vorgesehene  Ab- 
leitung der  Wässer  in  den 
Nebentälern  durch  parallel 
zur  Emscher  geführte  Sci- 
tengräben  scheint  bei  den 
stets  auftretenden  Boden- 
senkungen unzweckmäßig. 
Die  Entwässerungs-Gräben 
laufen  oft  zu  4  und  5  neben- 
einander her,  unterdükern 
einander  und  die  Emscher 
und  geben  schließlich  ihr 
Wasser  nach  sehr  langem 
Lauf  unter  den  schwäch- 
sten Gefäll  -  Verhältnissen 
1 1  :  4000!  an  die  Emscher 
ab.  Die  Kosten  für  Grund- 
erwerb und  Erdaushub 
werden  unverhältnismäßig 
hohe.  Besonders  aber  ist 
das  schwache  Gefälle  in 
diesem  Gebiete  mit  seinen 
starken  Boden-Senkungen 
ein  sehr  wunder  Funkt  des 
Michaelis'schen  Entwurfes 
Bei  der  Verschmutzung  der 
Bäche  und  der  äußerst 
geringen  Wasserzuführung 
diesci  KepIantenTiefgrftben 

bilden  derartige  Strecken 
die  reinen  Schlammfängc 
und  Faulbecken.  Alle  dien  Gräben  hätten  ein  schwäche- 
res Gefälle  als  die  Emscher  selbst  haben  müssen,  da 
es  nur  dadurch  möglich  ist,  die  Abwässer  nach  einem 
unterhalb  gelegenen  Punkte  abzuleiten.  Bei  weiteren 
Senkungen  hätte  die  Ausmündung  dieser  Bäche  immer 


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weiter  an  der  Kin- 
seher  hinunterge- 
schoben  und  das 
Gefälle  schwacher 
genommen  werden 
müssen.  Es  ist  ohne 
weiteres  klar,  dab 
die  Abführung  der 
Abwässer  aus  den 
immer  größere  Ge- 
biete umfassenden 

Kanalisationen 
nicht  ausreichend 
gewesen  wäre  Auch 
hat  sich  herausge- 
stellt, dati  der  nach  : 
demMirhadis'schen 
Grundsatz  ausge- 
führtcTieftalgraben 
vom  Bahnhof  Gcl- 
senkitchen  nach 
Eick  winkcl  schon 
jetzt  seinen  Zweck 
nicht  mehr  erfüllt 
und  daher  in  näch- 
ster Zeit  wieder  ver- 
tieft weiden  muli 

Aus  allem  diesem 
geht  hervor,  dal) 
der  Miehaelis'sche 
Grundsatz  aufzuge- 
hen und  aufgrund 
der  völlig  veränder- 
ten Verhältnisse  ein 
bis  in  seine  Grund- 
lagen anders  gestal- 
teter Entwurf  aufge- 
stellt werden  mulite. 
Bevor  jedoch  die- 
ser erörtert  wird, 
muli  nochdk'furdas 


s  ü  i  i  I  M  :  :  i:  i  i'  IM  Ii '  J      :  <  "  i    \  H  \V  "M  \-  V-  V*  \  I  \  \  . 

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ganze  Industriegebiet  licsondcrs  wichtige  Frage  erörtert 
werden,  ob  es  nicht  möglich  ist,  die  Schmulzwasscr- 
Abfuhrung  mit  dein  geplanten  Schiffahrtskanal  von 
Herne  nach  «lern  klicin  zu  verbinden,  Es  liegen  drei 
Möglichkeiten  vor: 

l.  Die  Emscher  wird  als  Schiffahrtskanal  aus- 
gebaut und  die  verschiedenen  Haltungen  werden  so 


tief  gelegt,  daU  diese  die  Abwässer  des  ganzen  Ge- 
bietes aufnehmen  können. 

2  Die  Kmschcr  wird  kanalisiert  und  sndlieh  da- 
von  ein  Sehimitzwasseikanal  angelegt,  der  die  Mittel- 
und  Niedrigwasser  abzuführen  hat,  wahrend  das  Hoch- 
wasser durch  l'ebei  läufe  nach  dein  Schiffahrtskanal 
abgeleitet  wird 


Friedrich  Wilhelm  Büsing  f. 

go^Swar  an  der  Grenze  des  menschlichen  Lebens  siebend 
-  sollte  er  doch  in  wenigen  Wochen  das  Fest  seines 
— '  70.  Geburtstages  feiern  -  aber  aus  vollster  ange- 
strengtester beruflicher  und  dem  Gemeinwohl  dienender 
Tätigkeit  heraus  ist  Professor  Friedrieh  Wilhelm  Büsing 
am  25.  Februar  d.  J.  in  Friedenau  bei  Herlin  einer  tücki- 
schen Krankheil  nach  kurzem  Leiden  erlegen,  die  an 
seiner  zähen,  scheinbar  unverwüstlichen  Natur  offenbar 
unerkannt  schon  seit  Längerem  zehrte.  Mit  ihm  ist  ein 
Mann  von  hoher  Begabung,  umfassendem  Wissen  und  aus- 
dauernder Arbeitslreudigkcit  und  Arbeitskraft  dahinge- 
gangen, der  nicht  nur  auf  den  von  ihm  erwählten  Sonder- 
gebieten  des  Ingenieurfaches  Hervorragendes  leistete,  son- 
dern auch  einen  klaren  Blick  für  allgemeine  Fragen  des 
Lebens  besafi  und  an  deren  Lösung,  wenn  auch  in  engeren 
Grenzen,  mit  gleichem  Kifer  und  j'.rfolgc  mitarbeitete. 

Der  I.ebensgang  Büsing's  ist  kein  alltäglicher  gewesen, 
so  dali  es  sich  wohl  verlohnt,  näher  auf  denselben  einzu- 
gehen Der  Verstorbene  hat  nicht  den  stetigen  Kntwick- 
lungsgang  nehmen  können,  den  sorgende  Kitern  ihren 
Söhnen  zu  sichern  wissen,  er  hat  nicht  auf  dem  geebneten 
Wege  einer  geregelten  Karriere  zu  Amt  und  Würden 
emporsteigen  können.  Durch  eine  haric  Jugend,  durch 
schwere  Verhältnisse  hat  er  sich  durchringen  müssen,  um 
dann  aus  eigener  Kraft  eigene  Wege  zu  geben. 

Büsing  wurde  am  9,  März  1834  in  dem  Flecken  Wirde  n- 
sahl  (Kr.  Stolzenau  a.  W.)  im  Hannoverschen  als  Sohn 
des  dortigen  Steuereinnehmers  in  engen  Verhältnissen  :;e. 

5  Mar/  igoj 


boren.  Seme  Schulbildung  genoss  er  auf  der  gehobenen 
Bürgerschule  in  Ottenstein  im  Braunschweigischen  und 
in  Wrisbergholzen.  Daneben  trieb  er,  mit  der  ihm 
eigenen  F.ncrgie,  frühzeitig  fremdsprachliche  Studien.  Kaum 
14  Jahre  alt,  verlor  er  gleichzeitig  beide  Kitern  an  der 
Cholera,  sodali  nun  ihm,  als  dem  ältesten  Sohne,  die  Steile 
des  Familienoberhauptes  und  damit  die  Aufgabe  zufiel, 
nicht  nur  haldigst  für  seinen  eigenen  Lebensunterhalt  zu 
sorgen,  sondern  auch  noch  hilfreich  bei  seinen  jüngeren 
Geschwistern  einzutreten,  l'eber  die  nächsten  jo  Jahre 
seines  Lebens  haben  wir  auch  von  seiner  eigenen  Familie 
nichts  Genaues  in  Krfahrung  bringen  können.  \Vir  berichten 
darüber,  was  uns  aus  gelegentlichen  AeuUerungen  Büsing's 
hervorzugehen  scheint.  Danach  wurde  es  ihm  möglich  ge- 
macht, sich  noch  soweit  fortzubilden,  daß  er  sich  dem  Berufe 
eines  Feldmesser*  widmen  konnte.  eine  Tätigkeit,  die  er  dann 
jahrelang  ausüble,  dabei  mit  zäher  Knergie  an  seiner  Fort- 
bildung arbeitend  und  sich  zum  technischen  Studium  vor- 
bereitend. Wir  glauben  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  wir 
dieser  Vorbildung  Büsing's  einen  wesentlichen  Anteil  an 
seiner  Fähigkeit  zuschreiben,  die  Besonderheiten  ort  lieber 
Verhältnisse  rasch  zu  erfassen  und  in  ihren  Kigenheiten 
scharf  zu  erkennen,  eine  Fähigkeit,  die  ihm  in  seinen 
spateren,  dem  Städtebau  gewidmeten  Aufgaben  von  wesent- 
lichem Nutzen  ge  wesen  ist.  Im  Jahre  18^8  finden  wir  ihn 
als  Klcven  in  der  Biiinns|M-ktion  Bremervörde  bei  g rotie- 
ren Chaussee-  und  Brückcnhautrn,  dann  wieder  2'  Jahre 
vorwiegend  mit  (eldine— crisi  hen  Arbeiten  für  Chaussee- 
bauten beschäftigt  im  Verwaltungsgebiet  der  Lunddrostri 
Stade.    V.r<  iBöj  konnte  er  die  ;>ot\ technische  Schule  1:1 

"«5 

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3.  Die  Emseber  wird  reguliert  und  als  Vorfluter 
für  die  gesamten  Abwässer  beibehalten,  während  der 
Sehiffahrtskanal  südlich  oder  nördlich  von  der  Emscher 
ausgebaut  wird. 

Der  erste  Vorschlag,  die  Emscher  zu  kanalisieren 
und  die  verschiedenen  Haltungen  so  tief  anzuordnen, 
daO  eine  vollkommene  Entwässerung  des  ganzen  Ge- 
bietes möglich  ist,  hat  zunächst  etwas  sehr  Bestechen- 
des und  würde  auch  vom  wirtschaftlichen  Standpunkte 
sehr  zu  begrüßen  sein.  Durch  die  Vereinigung  beider 
Interessen  wäre  die  Möglichkeit  gegeben,  die  jähr- 
lichen Betriebs-  und  Unterhaltungskosten,  sowie  auch 
eine  geringe  Verzinsung  des  Anlagekapital  aus  den 
Schiffahrtsabgaben  zu  decken. 

Es  sprechen  jedoch  folgende  Gründe  dagegen: 
Obwohl  die  Emscher  jetzt  in  hohem  Grade  verun- 
reinigt ist,  so  macht  sich  dieser  Uchclstand  doch  ;ui  den 
Stellen,  wo  genügender  Abfluß  vorhanden  ist,  nicht 
so  sehr  bemerkbar  als  dort,  wo  das  Wasser  zur  Ruhe 
kommt.  Hier  sieht  man  im  Sommer  große  Fladen 
brodelnder  Massen  auf  der  Oberfläche  schwimmen, 
die  in  Fäulnis  übergehen  und  einen  widerlichen 
Geruch  verbreiten.  Wenn  man  später  die  ganze 
Emscher  in  wagrechte  1  laltungen  legen  würde, 
dann  würde  sich  der  Uebelstand,  der  sich  jetzt  an 
den  Stauwerken  zeigt,  auf  der  ganzen  Strecke  ein- 


stellen. Selbst  wenn  man  dir  Abwässer  mit  großen 
Kosten  reinigte,  so  würde  man  doch  kein  reines  bak- 
terienfreies Wasser  dem  Schiffahrtskanal  zuführen 
können;  die  Bakterien  würden  sich  in  dem  stehenden 
Wasser  schnell  vermehren,  die  organischen  Substanzen 
zersetzen  und  unter  Schlammbildung  in  stinkende 
Fäulnis  übergehen.  Selbst  aber,  wenn  man  durch  eine 
kostspielige  Reinigungsmethode  ein  für  Schiffahtts- 
zwecke  hinreichend  klares  Wasser  schaffen  würde,  so 
könnte  dieses  doch  nur  bei  Niedrig-  oder  Mittelwasser 
geschehen,  während  clie  1  loch- 
flutcn  ungeklärt  in  den  Kanal 
gelangen  würden.  Aber  ge- 
rade die  Hochwässer,  welche 
nach  einer  längeren  Trocken- 
»eriode  eintreten,  führen  eine 
rlengc  keimfähiger  Stoffe  mit 
sich,  die  sich  nach  Ablauf  des 
Hochwassers  auf  der  Sohle 


TT  II 


Der  Wettbewerb  zur  Erlangung 
von  Entwürfen  für  den  Neubau 
eines  Stadthauses  Im  Anschluß 
an  das  Rathaus  In  Bremen. 

K.ntwurt  des  Hrn.  liustav  Jftilicke 
in  Schöneberg- Berlin. 

iFin  IV*»«  von  ywo  il  » 


Hannover  beziehen,  die  er  1866  verließ,  um  nachträglich 
an  der  dortigen  Realschule  I.  Ordnung  die  für  den  Ein- 
tritt in  den  Staatsdienst  erforderliche  Abiturientenprüfung 
abzulegen.  Im  Herbst  desselben  Jahres  trat  er  als  l.ehrer 
in  die  Baugcwerkschule  in  Nienburg  a.  W.  ein.  Sein 
I.chrauftrag  umfaßte  —  bezeichnend  für  die  Verhältnisse 
der  damaligen  Zeit  -  Formenlehre,  Arehitcklurzcichncn 
und  niedere  Mathematik.  Doch  nur  i  Jahr  lang  übte  er 
diese  seinen  Fähigkeiten  offenbar  nicht  entsprechende 
Tätigkeit  aus.  Im  Herbst  1867  ging  er  als  Assistent  an 
die  polytechnische  Schule  in  Hannover  zurück  für  die 
Fächer:  Praktische  Geometrie  verbunden  mit  Instrumentcn- 
lehre,  sowie  darstellende  Geometrie,  eine  Aufgab«,  für  die 
ihn  seine  Vorbildung  jedenfalls  besonders  geeignet  machte, 
und  bereitete  sich  gleichzeitig  für  die  Bauführerprüfung  vor, 
mit  welcher  Ende  t868  der  inzwischen  34  Jahre  alt  ge- 
wordene Mann  seine  Studien  und  damit  den  ersten  Ab- 
schnitt seines  Lehen»  abschließen  konnte. 

Nach  einer  nur  wenige  Monate  dauernden  Beschäfti- 
gung bei  der  Hannoverschen  Staat»bahn  im  Bezirk  der 
Bauinspektion  Northeim,  trat  er  im  Mai  1869  in  den 
Dienst  der  preußischen  Marinchau Verwaltung  und  zwar 
bei  Ausbau  des  Kriegshafen*  an  der  Jade  in  Wilhelms- 
haven Uber.  WO  er  bis  zum  Jahre  1873  vornehmlich  mit 
Arbeiten  des  \Y;i»»erbaucs.  —  Baueines  Trockendocks,  Ver- 
messung der  AuUenjade  usw.  --  beschäftigt  war.  Durch 
»eine  Tüchtigkeit  zog  er  bald  die  Aufmerksamkeit  seiner 
Vorgesetzten  auf  Kien  und  es  wäre  ihm  wohl  eine  gute 
Karriere  in  dem  gewählten  Berufe  sieher  gewesen,  wenn 
-ich  ihm  nicht  eine  Aussieht  eröffnet  hätte,  die  »einem  viel- 


seitigen Streben  und  »einem  unabhängigen  Sinne  he»»cr 
zusagte  und  ihm  zudem  durch  die  Uebersiedelung  nach 
Berlin  ein  weitere»  Feld  der  Betätigung  eröffnete. 

Wilhelm  Beckmann ,  der  damals  in  Gemeinschaft 
mit  Ende  in  Wilhelmshaven  eine  Reihe  größerer  Bauten 
in  Gencralunterncl  mutig  ausführte,  wurde  auf  ihn  auf- 
merksam und  gewann  von  ihm  einen  so  günstigen  Ein- 
druck, daß  er  ihn  1873  als  zweiten  Redakteur  der  .Deut- 
schen Bauzcitung",  zu  deren  Besitzern  Böckmann  ge- 
hörte, empfahl,  als  es  sich  darum  handelte,  für  K  E.  O. 
Frilsch,  der  bis  dahin  das  Unternehmen  allein  geleitet 
hatte,  eine  Hilfe  zu  gewinnen.  Denn  die  Entwicklung  dieses 
Fachblattes,  das  nicht  nur  der  Architektur,  sondern  auch 
dem  Ingenieurwe»en  gerecht  zu  werden  suchte,  hatte 
schon  damals  einen  Umfang  angenommen,  der  die  Kraft 
eines  Einzelnen  überstieg.  Bttsing  folgte  diesem  Kufe 
gern  und  trat  am  1.  Juli  1873  in  die  Redaktion  ein,  der 
er  bis  zum  Juli  1891,  also  18  Jahre  lang  angehörte;  1874 
wurde  er  in  die  Gesellschaft  , Deutsche  Bauzeitung*  auf- 
genommen Es  kann  hier  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  ein 
Urteil  über  seine  Tätigkeit  als  Redakteur  fallen  zu  wollen, 
denn  es  wäre  zugleich  ein  Urteil  in  eigener  Sache,  da 
wir  den  Einfluß  der  Leitung  de»  Fachblattes  nicht  ohne 
gleichzeitige  Kritik  der  Entwicklung  des  letzteren  selbst 
untersuchen  können.  Wir  müssen  das  Fernerstehenden 
überlassen,  die  mit  unbefangenen  Augen  diesem  Entwick- 
lungsgange in  »einen  verschiedenen  Phasen  gefolgt  sind. 
Im  übrigen  ist  mit  Büsing'i  Ausscheiden  aus  der  Re- 
daktion »eine  Tätigkeit   für  die  „Deutsche  Bauzeitung" 

(Kortsrtzunj;  auf  Srile  11B.) 


I  10 


No.  19. 


festsetzen  und  spater  in  Gährung  übergehen.  Ein 
fernerer  Nachteil  der  Verbindung  beider  Anlagen 
würde  der  sein,  daß  bei  Hochwasser  die  Schiffahrt 
eingestellt  werden  müßte,  da  die  Fahrzeuge  gegen 
das  mit  2 m  Geschwindigkeit  abfließende  Wasser 
nicht  fortbewegt  werden  könnten.  Man  würde  eine 
große  Zahl  von  Schiffsliegeplätzen,  Sicherheitshafen, 
Ankerpfählcn  usw.  schaffen  müssen,  wodurch  die  An- 


Schleusen zur  Abführung  des  Hochwassers  anzulegen; 
ebenso  müßten  die^Sohle  und  die  Böschungen  stark 
befestigt  werden.  Während  der  Bauzeit  wird  eine 
teilweise  Verlegung  des  Flußlaufes  unter  Schaffung 
eines  Hochwasserprofiles  nötig,  die  ebenfalls  sehr  hohe 
Kosten  verursachen  würde.  An  eine  Trockenlegung 
der  einzelnen  Kanalhaltungen,  wie  sie  bei  jeder  künst- 
lichen Wasserstraße  nötig  ist,  würde  nicht  zu  denken 


Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  den  Neubau  eines  Stadthauses  im  AnschluQ  an  das  Rathaus  In  Bremen. 


Knlwurl  der  Ilm. 
Bor » stein  Jk  Kopp 
in  Friedenau. 


läge  sehr  verteuert 
wurde  Die  Stau- 
werke müßten  auch 
hier  stattlich  ange- 
kauft und  beseitigt 
werden.  Die  I  laltungen  müßten  sehr  tief  Kcl<  k<  werden, 
sodaß  die  Kosten  für  Erdarbeiten  unverhältnismäßig 
hohe  würden.   Auch  wären  Schülzenwehre  neben  den 

5  .\Urz  1904 


sein,  da  das  Bett  zur  Abführung  der  Scliniutzwässer 
stets  frei  gehalten  werden  muß.  Der  Kanal  würde 
zunächst  der  Schiffahrt  dienen  müssen,  die  Aufrecht- 
crhaltung  der  Vorflut  jedoch  erst  in  zweiter  Linie 
Berücksichtigung  finden  können. 

Nach  dem  zweiten  Vorschlage  sollen  die  Niedrig- 
UOd  Mittelwasscrmengen  durch  einen  südlich  von  der 
Einscher  herzustellenden  Schmutzwassergraben  abge- 
führt werden,  während  die  Hochfluten 
nach  dem  Schiffahrtskanal  zu  leiten  sind. 
Gegen  diese  Anordnung  sprechen  größ- 
tenteils die  schon  vorhin  angeführten 
Gründe.  Zur  Abführung  des  Sommer- 
mittelwassers  genügt  auf  der  ganzen 
Strecke  von  Herne  biszum  Rhein  ein  ver- 
hältnismäßig kleines  Profil  von  etwa 
oa'K"  Soll  aber  der  Abwassrrkanal  die 
seitlichenNebenflüsse,  vor  allem  aber  die 
Abwässer  der  Kläranlagen  aufnehmen, 
dann  müßte  die  Sohle  des  EntWltSC- 
rungs-Grabens  durchweg  5— 6"»  unter 
Gelände  liegen.  Es  würde  dann  selbst 
bei  i'/jfachcr  Böschungsanlagc  ein 
Querschnitt  von  etwa  50'''"  geschaffen 
werden,  der  auch  zur  Abführung  des 
Hochwassers,  besonders  auf  deroberen 
Strecke,  genügen  würde.  Das  Gefälle 
des  Schinutzwas-er-Kanaks  würde  der 
Geländeverhältnisse  wegen  sehr  gering 
sein  und  für  die  Abführung  der  Schmutz- 
wlsser  bei  niedrigen  Wasserständen  nicht 
genügen.  Die  Kosten  wären  auch  hier  sehr  bedeutend;  sie 
bestehen  aus  den  schon  angeführten  und  denen  für  An- 
lage eines  tief  eingeschnittenen  Entwässerungsgrabens. 

"7 

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Am  gangbarsten  erscheint  daher  der  dritte  Vor- 
schlag, die  Pinscher  lediglich  im  Voi  flutinlercss.  zu 
regulieren,  sodali  sie  wie  hislicr  zur  Abführung  der 
gesamten  Abwässer  aus  dem  stetig  sich  vergrößern- 
den Industriegebiet  dienen  kann;  der  Schiffahrtskanal 
dagegen  soll  unberührt  von  der  Kmseher  südlich  oder 
nordlich  angelegt  werden.  Man  kann  bei  dieser  An- 
ordnung eine  vollständige  Entwässerung  und  bei  weite- 
ren Bodensenkungen  durch  Vertiefung  der  Sohle  aufs 
Neue  Vorflut  schaffen.  Mit  Rücksicht  auf  die  Dring- 
lichkeit der  Vorflutrrgulierung  hat  man  daher  von 
einer  Vcrc|iiickung  dieser  Krage  mit  der  des  Schiffahrts- 
kanales  abgesehen 


Als  erstes  Mittel  zur  Verbesserung  der  Vorflut 
ist  die  Begradigung  des  stark  gewundenen  Flußlauies 
in  Aussicht  genommen.  (Vergl.  hier/u  die  Planbeilage 
und  die  Hfthenpläne  Abbildg.  2a  c.)  Wenn  auch  hier- 
durch für  einzelne  Strecken  hinreichend  gutes  Gefälle 
erreicht  wircl,  so  würden  doch  weite  Gebiete  oberhalb 
der  Stauwerke  sehr  schlechten  Abfluß  erhalten.  Es  ist 
daher  in  zweiter  Linie  eine  Beseitigung  der  Stauwerke 
in  Aussicht  genommen;  gerade  diese  geben  mit  |ihrcn 
stehenden  Gewässern  AnlaU  zu  großen  gesundheit- 
lichen Gefahren.  Das  Prinzip  der  Staubeseitigung  ist 
auch  schon  auf  mehreren  Strecken  zur  Anwendung 
ekommen,  um  die  höchst  ungünstigen  Abfluß  veihält- 


Es  ist  klar,  daß  für  das  Emschcrgebiet  mit  seinen   nisse  zu  verbessern;  so  sind  die  Mühlen  in  Vondern 
starken  und  gefahrlichen  Bodensenkungen  die  ein-   und  Kränge,  sowie  mehrere  in  den  Nebenbachen  von 
fachsten  und  am  sichersten  wirkenden  Grundsätze   den  Bergwerksbesitzern  angekauft  worden 
zur  Anwendung  kommen  müssen.   Es  soll  daher  nur 
ein  einziger,  nicht  tiefer  als  unbedingt  erforderlich 
eingeschnittener  Hauptvorfluter  angelegt  werden,  dem 
alles  Abwasser  auf  kürzestem  Wege  zugeführt  wird. 
Von  jeder  künstlichen  Ilochhaltung  der  Wasserläufe 
oder  Unterführung  der  Bachläufe  untereinander,  von 
jeder  künstlichen  Hebung  der  Wässer,  von  joder  Ver- 
bindung mit  dem  ganz  anderen  Zwecken  dienenden 
Schiffahrtskanal  ist  Abstand  genommen. 

So  wie  die  Emsrhcr  sollen  auch  die  Nebenbäche 
behandelt  werden.  Sie  sollen  unter  Ausbildung  eines 
möglichst  guten  Gefälles  auf  kürzestem  Wege  zur 
Emschcr  geführt  weiden.  Bei  den  für  die  Wasser- 
führung so  gefährlichen  Bodensenkungen  muU  mit 
den  einfachsten,  leicht  zu  übersehenden,  leicht  zu 
ändernden  Anlagen  vorgegangen  werden. 


Die  Beseitigung  der  Stauwerke  und  die  Begradi- 
gung der  Flußläufe  ist  nun  zwar  hinreichend,  um  für 
die  Emscherwässer  genügenden  Abfluß  zu  schaffen, 
sie  reicht  jedoch  nicht  aus,  um  auch  die  Hochwässer 
bordvoll  abführen  zu  können.  Es  ist  daher  eine  Ver- 
tiefung der  Sohle  um  durchweg  3 m  in  Aussicht  ge- 
nommen, wodurch  gleichzeitig  für  die  Gebiete  der 
Nebenbäche  hinreichend  Vorflut  geschaffen  wird.  Eine 
fernere  Notwendigkeit  für  die  Tieferlegung  war  durch 
die  Anlage  der  Klärvorrichtungen  gegeben,  die  ohne 
eine  Vertiefung  des  I  lauptvorfluters  hochwasserfrei 
nicht  angelegt  Werden  können.  Die  letzte  Forderung 
bei  Festsetzung  der  neuen  Emschersohle  war  die  Be- 
seitigung der  Polder.  Es  ist  beabsichtigt,  nahezu  alle 
künstlichen  Entwässerungen  im  Gebiete  zu  beseitigen 
und  diesem  wieder  natürliche  Vorflut  zu  geben.  — 

  (Scblull  (»Igt) 


Der  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  den  Neubau  eines  Stadthauses 

im  Anschluß   an  das  Rathaus  in  Bremen.  .-■  ltlutt.)  Iliei7!i  die  Abbildungen  S.  nb  u.  n;.  uiwir  in  Xo.  jr,. 

as  Protokoll  des  Preisgerichtes  erklärt,  daß  zwar  neben  den  bereits  S.  96  genannten  durch  Preise 

bei  einer  ersten  Sichtung  der  Entwürfe  32  oder  durch  Ankauf  ausgezeichneten  Entwürfen  die 

Arbeiten  ausgeschieden  wurden,  die  ent-  Arbeiten   mit  den   Kenn/eichen  oder  Kennworten: 

weder  den  Bestimmungen  des  Programme«  Zwei  Raben  im   roten  Felde,  Drei  Kreuze,  „Marco- 

nicht  entsprachen  oder  so  bedeutende  Mängel  brunner",  „Bremisch",  „Multatuli",  „Videant  Consules" 

aufwiesen,  daß  aus  allgemeinen  praktischen  oder  künst-  und  Dreieck  im  einfachen  Kreis 

krischen  Gesichtspunkten  ihre  Verwendbarkeit  nicht         Der  Entwurf  mit  dem  Kennzeichen  des  Dreiecks 

weiter  infragc  kommen  konnte.  Einer  zweiten  Sichtung  im  einfachen  Kreis  schafft  als  Gegensatz  zum  alten 

unter  Anwendung  höherer  künstlerischer  Anforderun-  Rathause  ein  schweres,  aber  sehr  schönes  Barock, 


gen,  sowie  unter  Prüfung  der  praktischen  und  kon- 
struktiven Verhältnisse  lielcn  weitere  52  Entwürfe  zum 
Opfer,  während  eine  dritte  Sichtung  die  Ausscheidung 
von  noch  weiteren  6  Entwürfen  zurfolge  hatte,  sodaß 
15  Entwürfe  auf  der  engsten  Wahl  verblieben,  und 


welches  in  prächtiger  Zeichnung  vorgetragen  ist.  hin 
mächtiger  Turm  erhebt  sich  an  der  Seite  gegen  den 
Domshof.  Der  Verfasser  ist  der  Meinung,  daß  die 
Anlage  des  alten  Rathauses  für  eine  Fortsetzung  nicht 
gedacht  sei  und  infolge  dessen  auch  keine  Fortsetzung 


keineswegs  abgeschlossen  gewesen.  Sowohl  durch  eigene 
Arbeilen,  wie  namentlich  durch  sachverständigen  Hat  in 
den  Kragen  seines  Sondcrgehictes  hat  er  uns  bis  zu  sei- 
nem Hinscheiden  unterstützt  und  sein  klares  Urteil  ist  in 
vielen  1-  ragen  von  entscheidendem  Gewicht  gewesen  Ihm 
hierfür  unseren  wärmsten  Dank  auch  an  dieser  Stelle  aus- 
zusprechen, möchten  wir  uns  nicht  versagen. 

Zu  seiner  Tätigkeit  al*  Redakteur  und  diese  schließ- 
lich zurückdrängend,  sodaß  er  sich  im  Jahre  1891  ent- 
scheiden mußte,  welcher  seiner  Aufgaben  er  seine  volle 
Kraft  widmen  wollte,  trat  bald  nach  seiner  l'chersirdelung 
nach  Berlin  die  Tätigkeit  als  Lehrer,  als  Gutachter  und 
schließlich  als  Verfasser  umfangreicher,  auf  verschiedenen 
Fachgebieten  liegender  Werke.  Schon  frühzeitig  hatte 
Büshig  die  großen  Aufgaben  erkannt,  die  dm  wirtschaft- 
lich erstarkenden  und  sich  rasch  ausdehnenden  Stadtgc- 
nieinden  aus  dem  Zwange  erwachsen  mußten,  ftlr  die  dicht 
zusammengedrängte  Bevölkerung  gesunde  Lebensbedin- 
gungen zu  schaffen  Die  hygienische.  Seile  des  Städte- 
baues, vor  allem  nach  der  kichlurig  einer  reichlichen,  ge- 
ordneten Versorgung  mit  reinem  Trinkwasser  und  der 
geregelten,  raschen  Abführung  der  verbrauchten  Stoffe, 
ist  das  Spezialgebiet  geworden,  auf  dem  der  Schwerpunkt 
seiner  Tätigkeit  gelegen  hat  und  auf  welchem  ihm  wohl 
auch  die  bedeutendsten  Krfolge  erwuchsen 

AN  James  llöhrccht  im  Jahre  1B76  seine  Vorlesun- 
gen an  der  damaligen  Bauakademie  in  Berlin  über  die 
vorgenannten  Aufgaben  einstellen  mutitc.  um  seine  volle 
Persönlichkeit  für  die  Durchführung  des  großen  Werkes 
der  Berliner  Kanalisation  einzusetzen,  da  empfahl  er  Irnsing 
zu  seinem  Nachfolger,  dem  denn  auch  im  Oktober  i8;6 

110 


als  Dozent  der  l.rhrauftrag  erteilt  wurde  ober:  „Bauten 
aus  dem  Gebiete  der  öffentlichen  Gesundheitspflege, 
speziell  Wasserversorgung  und  Städtercinigung",  Im  Jahre 
188g  wurde  ihm  dann  das  Prädikat  „Professor"  verliehen. 
Bis  zu  seinem  Tode  ist  Büsing  dieser  Aufgabe  treu  geblichen, 
die  nicht  immer  eine  dankbare  gew  esen  sein  mag  War 
es  doch  fast  naturgemäß,  daß  die  jungen  Studierenden  des 
Bauingcniciirfaches,  die  nach  dem  ganzen  Lehqilan  der 
Bauakademie  und  auch  später  noch  der  Technischen  Hoch- 
schule vorwiegend  für  die  zukünftige  Tätigkeit  im  Staats- 
dienst ausgebildet  w  urden,  diesem  als  Nebensache  behan- 
delten Lehrgcbict  oft  nur  geringes  Verständnis  entgegen- 
brachten und  bei  der  Kalle  der  an  sie  gestellten  Anforde- 
rungen beim  besten  Willen  auch  nur  geringe  Zeit  da- 
rauf verwenden  konnten.  So  sind  es  denn,  namentlich 
in  früheren  Jahren,  wohl  vorwiegend  gcreiftcre,  bereits  in 
der  Praxis  tatig  gewesene  Ingenieure  gewesen,  die  aus 
Büsing's  Vortrügen  das  nachholten,  was  ihnen  früher  Über- 
haupi nicht  geboten  worden  war.  Auch  an  maßgebender 
Stelle  i^t  die  hohe  Wichiigkritderinrede  stehenden  Aufgaben 
ollenbar  erst  spät  erkannt  worden,  denn  sonst  wäre  es 
kaum  möglieh  gewesen,  daß  es  einer  fHst  dreißigjährigen 
Umwicklung  bedurft  hat.  ehe  an  der  größten  technischen 
Hochschule  Deutschlands  wenigstens  lür  die  hygienische 
Seite  des  Städtebaues  die  Errichtung  eines  eigenen  Lehr- 
stuhles, einer  vollen  Professur,  vorgesehen  wurde.  Ks  ist 
ein  tragisches  Geschick,  daß  der  Mann,  der  wahrend  dieser 
ganzen  Zeit  unermüdlich  an  der  Vertiefung  und  Verbrei- 
tung der  Kenntnisse  auf  diesem  Gebiete  gearbeitet  hat, 
sich  zu  derselben  Zeit  zur  letzten  Kuhe  niederlegte 

|s.l,l„o  Ms.) 


No.  ig 

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haben  dürfe,  da  <  s  (ür  sich  als  völlig  abgeschlossene 

und  abgerundete  Architektur  wirke.  Die  Möglichkeit 
zudem,  im  Sinne  der  alten  Backstein  -  Architektur 
Bremens  weiter  zu  bauen,  erschien  dem  Verfasser 
schon  deshalb  zweifelhaft,  weil  zu  einein  Architektur- 
Charakter,  wie  ihn  das  alte  Kathaus  zeigt,  „ein  aus- 
führendes Handwerk 
notig  ist,  wie  wir  es  zur- 
zeit sicher  nicht  be- 
sitzen". Daher  gewähre 


eine  freie  Zusammen- 
stellung nach  mehr  male- 
rischem Gesichtspunkte 
und  weniger  nachgebil- 
det, als  für  den  heuti- 
gen Zweck  geeignet  ge- 
macht, die  Möglichkeit  eines  reizvollen  Wechsels. 

Diesen  hat  in  einer  sehr  interessanten  Weise  der 
Entwurf  »In  alter  Hansapracht"  der  I  Irn  Börnstein 
&  Kopp  in  Friedenau  bei  Berlin  erstrebt,  ein  sehr 
bedeutender  Entwurf,  der  namentlich  wegen  des  glück- 
lichen Anschlusses  des  Stadthauses  an  das  alte  Rat- 

5  März  1904 


haus  inbttracht  kommt  Leider  sind  die  Rostocker 
Giebel  gegen  den  Domshof  etwas  zu  groß  geraten. 
Der  Entwurf,  den  wir  S.  117  wiedergeben,  hätte  wohl 
ein  besseres  Schicksal  verdient,  als  ihm  zuteil  wurde. 

Eine  interessante  Lösung  zeigt  die  Arbeil  mit  dem 
Kennzeichen  der  Drei  Kreuze  des  Hrn.  Herrn.  Max 
Fritsche  in  Bremen.  Das  neue  Stadthaus  zeigt  gegen 
den  Domshof  einen  offenen  und  durch  Einstellungen 
wieder  in  malerischer  Weise  geschlossenen  Hof;  durch 
Bogenhallen  ist  in  geschickter  Weise  ein  weiteres 
unaufdringliches  malerisches  Element  in  die  Anlage 
gebracht 

Der  Entwurf  mit  dem  Kennzeichen  der  beiden 
Raben  im  roten  Felde  ist  ein  stilistisch  sehr  tüchtiger 
Barockentwurf  mit  mächtigem  Turm,  aber  wohl  von  zu 
großem  Aufwand  an  architektonischen 
Ausdiutksmitteln.  Der  Festsaal  ist 
ohne  unmittelbare  Verbindung  mit 
defll  alten  Raihaussaal.  „Marcobrunnet " 
ist  ein  stilistisch  höchst  bedeutender 
Entwurf  mit  köstlichen,  leider  zu  reichen 
Motiven.  Der  Verfasser  verzieht«  t  auf 
einen  Turm,  ordnet  dagegen  einen 
Dachreiter  an  einer  Stelle  an,  wo  er 
mit  dem  Turm  der  Liebfrauenkirche 
zusammenfallen  würde  Der  Grundriß 
erreicht  nicht  ganz  die  künstlerische 
Höhe  des  Aufbaues. 

Von  den  übrigen,  nicht  in  die  engste 
Wahl  oder  zu  tatsächlicher  Auszeich- 
nung gelangten  Entwürfen  erscheinen 
uns  bemerkenswert  „Rotes  Kreuz" 
durch  weise  Beschränkung;  ein  be- 
scheidener Turm  dient  als  Trennung 
des  alten  und  des  neuen  Hauses.  „Stil- 
frage- ist  ein  sehr  schön  gezeichneter 
Entwurf,  der  angeführt  sein  mag,  weil 
er  als  der  einzige  des  Wettbewerbes 
den  Versuch  macht,  mit  schüchtern  an- 
gewandten modernen  Elementen  einen 
Gegensatz  zum  allen  Rathause  zu  schaf- 
fen, leider  ohne  Mali,  was  die  hohen 
Giebel  anbelangt.  „Dreizack"  ist  ein 
Entwurf  von  hohem  und  reifem  künst- 
lerischem Gehalt,  verzichtet  auf  einen 
Turm,  entwickelt  jedoch  zu  großen 
Reichtum  in  Giebeln  und  zweigeschossi- 
gen Bogenhallen  gegen  den  Domshof. 
Der  Grundriß  enthalt  zwang  volle  Lö- 
sungen. „München  1903"  ist  ein  Ent- 
wurf mit  bemerkenswerter  Grundriß- 
lösung,  im  Aufbau  mit  Anklängen  an  die 
Tiroler  Gotik  von  Innsbruck.  Der  Ent- 
wurf mildemschwarz  und  weiß  geteilten 
Kreis  sucht  dem  alten  Rathause  große 
Flächenw  irkungen  entgegen  zu  setzen. 
„Gegensätze"  ist  eine  maßvolle,  flä- 
chige Arbeit  mit  einer  gegen  den  Doms- 
hof entwickelten  schweren,  dreigiebli- 
gen,  aber  interessanten  Barockfassade. 
Schade,  daß  ein  Turm  beide  Gebäude 
trennt  Auch  „Ilansa"  versucht  mit 
Glück,  in  die  nächste  Nachbarschaft 
des  alten  Rathauses  nur  ruhige  Flächen 
zu  bringen.  „Maris  Stella"  zeigt  ein 
interi'ssanles  Barock,  verzichtet  auf  den 
Turm  und  entwickelt  die  Hauptfassade 
gegen  den  Domshof.  Durch  die  Stil- 
auffassung bemerkenswert  ist  auch  der 
in  No.  20  folgende  Entwurf  „Archi- 
tectura  artium  mater"  des  Hrn  Reg - 
Bmstr  a  D  Franz  Wendt  in  Stettin. 
Die  preisgekrönten  Entwürfe  wur- 
den lediglich  in  der  Reihe  ihres  Einlaufe*  aufgeführt. 
Von  dem  Entwurf  des  Hrn.  Gust.  Jänickc  iS.  1 16  und 
nebenstehend»  sagt  das  Preisgericht,  die  Gesamtanord- 
nung sei  sowohl  hinsichtlich  des  Grundrisses  als  auch 
des  äußeren  Aufbaues  vortrelflich.  Als  Vorzug  der 
Lage  der  I  laupttreppc  wird  ihre  unmittelbare  Zugäuir- 

119 


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lichkeit  von  der  unteren  Hallo  tles  alten  Baues  hervor- 
gehoben. Der  äußere  Aufbau  sei  geschickt,  doch  etwas 
anspruchsvoll  gegenüber  dem  alten  Rathause  Der  Ent- 
wurf des  Hrn.  Karl  Roth  in  Kassel  (S.  105  u.  107t  wird 
als  eine  „ausgezeichnete  Arbeit"  bezeichnet,  dagegen 
werden  verschiedene  Anordnungen  des  Grundrisses 
bemängelt.  Es  sei  dem  Verfasser  aber  gelungen,  den 
Neubau  dem  alten  Rathausc  unterzuordnen  und  doch 
ein  entsprechendes  Ganze  zu  schaffen  und  zwar, 
ohne  Stilformen  zu  wählen,  welche  dem  alten  Bau 
ferner  liegen.  Von  der  Arbeit  der  Hrn.  Conrad 
Heidenreich  und  Paul  Michel  in  Charlottcnburg 
sagt  das  Gutachten,  sie  orderte  sich  mehr  als  die 
meisten  Entwürfe  dem  alten  Rathauso  unter;  Fassa- 
den und  Dachbildungen  seien  absichtlich  schlicht  ge- 
halten. Der  Grundriß  sei  klar  und  einfach;  ein  be- 
sonderer Vorzug  sei  die  Lage  der  Haupttreppe,  welche 
gestatte,  bei  Festen  den  Zugang  durch  die  untere  Rat- 
haushallc  zu  nehmen.  „Kapitol"  des  Hrn.  Ernst  Rang 
in  Schöneberg  sei  ein  interessanter,  inhaltsreicher  Ent- 
wurf mit  bemerkenswerter  Grundriß- Anordnung  und 
manchen  großen  Vorzügen  in  der  äußeren  Erscheinung, 
denen  aber  viel  Unmögliches  gegenüberstehe.  Die 
schone  und  übersichtliche  Grundrißanlage,  sowie  die 
einfache  Entwicklung  des  Aufbaues  des  Entwurfes  der 
Hrn.  Emmingmann  &  Becker  in  Berlin  (S.  106U.109) 
fanden  beim  Preisgericht  großen  Beifall.  In  den  Ent- 


würfen der  Hrn.  Roger  Slawski  in  Berlin  und  Karl 
und  Paul  ßonatz,  sowie  Gust  Britsch  in  Stuttgart 
|S.  107  u.  109)  wird  neben  dem  künstlerischen  Gehalt 
der  Umstand  gerühmt,  daß  der  Zugang  zum  Stadt- 
hause durch  die  untere  Halle  des  Althauscs  erfolge; 
der  Entwurf  des  Hrn.  F.  Berger  in  Steglitz  habe 
einen  „klaren,  aber  nüchternen"  Grundriß,  der  äußere 
Aufbau  zeige  neben  geschickter  Behandlung  Neigung 
zu  etwas  gesuchten  Motiven. 

Soweit  der  Wettbewerb,  der  nach  dem  Ergebnis 
lediglich  als  ein  Ideenwettbewerb  zur  Klärung  der 
Lage  aufgefaßt  werden  kann,  die  aber  in  der  erwünsch- 
ten Weise  herbeigeführt  worden  ist.  In  Bremen  ist 
man  entschlossen,  die  weitere  Verfolgung  der  Ange- 
legenheit mit  aller  der  Sorgfalt  durchzuführen,  welche 
die  bisherigen  künstlerischen  Maßnahmen  auszeichnet, 
soweit  sie  von  fachlicher  Seite  eingeleitet  und  nicht 
durch  Beschlüsse  der  Bürgerschaft  gekreuzt  wurden. 
Vielleicht  wählt  man  zur  Erlangung  eines  endgültigen 
Entwurfes  für  das  neue  Stadthaus  nochmals  den  Weg 
des  allgemeinen  Wettbewerbes,  bereichert  durch 
die  Zusicherung  der  Ausführung,  vielleicht  ent- 
schließt man  sich  zu  einem  engeren  Wettbewerb.  In 
beiden  Fällen  aber  erscheint  es  uns  in  hohem  Grade 
erwünscht,  daß  die  Platzgestaltungen  um  Rathaus  und 
Stadthaus  mit  in  den  Entwurf  einbezogen  werden. 
Denn  es  steht  viel  auf  dem  Spiel.  —       —  H.  — 


Preisbewerbungen. 
Ein  Preisausschreiben,  wie  es  nicht  sein  soll,  erläßt  der 
Magistrat  von  Husum.  Es  handelt  sich  uiu  die  Entwürfe 
für  ein  neues  Schulgcbaudc  in  Husum,  das  erweiterungs- 
fähig zu  planen  ist  Der  Bewerber  kann  unter  2  Bau- 
plätzen den  ihm  geeignet  erscheinenden  wählen.  Nähere 
Angaben  über  Gröüe  der  genannten  Grundstücke  und  der 
Klassenzimmer  müssen  erst  bei  den  Rektoren  eingeholt 
werden.  Per  Einlicfcrungstermin  ist  schon  auf  den  1  April 
d.  .1.  festgesetzt.  Die  Entscheidung  darüber,  welche  „Ein- 
lieferungcn"  die  beiden  ausgesetzten  Preise  von  500  und 
apo  M.  „verdienen",  erfolgt  durch  eine  von  den  städtischen 
Kollegien  zu  Husum  gewählte  Kommission.  „Die  Stadl 
Husum  erwirbt  durch  die  Verleihung  der  Preise  das  Eigen- 
tumsrecht der  betreffenden  Pläne  und  Kostenanschläge.  Sie 
hat  das  Recht,  die  übrigen  zum  Preise  von  400  M.  anzu- 
kaufen. Ein  Anspruch  auf  Leitung  der  Bauausführung  steht 
den  Einsendern  nicht  zu."  Hat  denn  Husum  keinen  im  Kon- 
kurren/wesen  einigermaßen  erfahrenen  Stadtbaumeister  '.' 

In  einem  Wettbewerb  des  Bayerischen  Techniker -Ver- 
bandes unter  seinen  Mitgliedern  betr  Pläne  für  einen  Gast- 
hofneubau  in  Schrobenhaiisen  sind  71.  Entwürfe  einge- 
laufen. Den  I.  Preis  erhielt  Baufhr  j  Riehl meier  in 
Immenstadt,  den  II  Preis  Bautechn  )  Scherer  in  Kcgcns- 
burg.  den  III.  Preis  Aren.  K.  Opitz  in  München.  Der 
IV.  Preis  wurde  der  Arbeit  mit  dem  Motto  „Grad  aus 
dem  \\  irtshaus"  zuerkannt.  Lobende  Erwähnungen  wur- 
den den  Entwürfen  der  Hm.  L.  Gröner  in  München  und 
K.  Krembs  in  Wftrzburg  erteilt  Das  Preisriclileramt 
hatten  übernommen  die  Hrn.:  k.  Brt.  Inama  v.  Sternegg, 
»lädt.  Brt.  H  Grassel.  Arch.  K.  Baicrlc,  sämtlich  in 
München,  Mauremistr.  K,  Gci/  in  Nürnberg  und  Bahnmstr. 
E.  Edelmann  in  München. 

Wettbewerb  Volksschule  Waldenburg  i.  Schi.  Statt  der 
in  der  Ausschreibung  angekündigten  zwei  Preise  beschloß 
das  Preisgericht,  entsprechend  der  ihm  im  Ausschreiben 
erteilten  Vollmacht,  die  ausgesetzte  Summe  von  ^000  M 
in  Gestalt  dreier  Preise  von  1250,  1000  und  750  M  den 
folgenden  Verfassern  zuzuerkennen:  I.  Preis:  Architekten 
Heger  und  John  in  Breslau;  11  Pr.:  Architekten  Kohler 
und  Kranz  in  Charlollenburg;  III  Pr.:  Architekt  Gräfe, 
ebendaselbst.  Als  Grundlage  für  die  Ausführung  wurde 
der  Heger  und  John'sche  Entwurf  empfohlen 

Leider  sehcinl  das  Preisgericht  von  dem  ihm  ver- 
liehenen  Rechte  des  Ankaufes  nicht  preisgekrönter  Kut- 
wurfc  für  je  500  M.  keinen  Gebrauch  gemacht  zu  haben. 

Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Dem  Reg -Rai  Speer  beim  Kai*  Patcnt- 
aiut  ist  der  Char  als  Oh.  Reg  -R.it  verliehen 

Bayern.  Der  Reg  Rat  R  <>  l)  <  in  l<r^«-n*<)nlri;  ist  Z.  Eiseitb  - 
Betr. Dir.  und  Vorst,  der  Eiscnb.-Betr -Dir.  <J-<^  und  .Icr  Dil  -Rat 
Dercum  m  Bamberg  zum  Rcg.-Ral  bcin.-ili.-rt 

Versetzt  sind:  Die  Ob  Bauinsp  Stumpf  in  Fpcr  nls  Dir.- 
Rat  zur  Kiscnb -IJclr -Dir.  Rcgcnsbur^  um)  R  i  c  <l  c  n  n  u  e  r  in 
Schweinfurt  nl«  Staatsbank!»»;   nni  h  Kitziugeri;  die  Ihr  -A*-s  Kapp 


in  Würzbnrg  »I«  StaaUbahning.  nm  li  Rrgeinburg,  Hager  in  Ingol- 
stadt zur  Gen  Dir, ,  Wfthrl  in  Landau  zur  Eiaeub. -Betr -Dir. 
Rrgen9burg  und  Kappel  in  Weiden  als  St&atsbahning  nach  Eger. 

Hamburg.    Der  Rauinsp.  Wulff  ist  gestorben. 

Preußen.  Dem  In«  Smtekcr  in  Mannhe im  ist  der  Rote 
Adler-Orden  IV  Kl.  verliehen 

Den  Ree  -  u  Brtn.  S  c  h  n  I  e  r  in  Königsberg  i  Pr  ,  S  c  h  e  1 1  e  n  • 
b  e  r  g  in  Erfurt ,  Dilhniann  in  Berlin ,  A  I  b  e  r  t  in  Magdeburg, 
Rlumentha]  in  Stettin,  Schmede«  in  Breslau,  Matthe«  in 
Magdeburg,  I'  e  I  e  r  «  in  Hannover,  Ii  e  r  g  e  r  in  Köln,  S  u  a  d  i  c  a  n  i 
in  Berlin,  Dorner  in  Emen,  Buie  in  Hannover,  Siegel  und 
l'hlenhuth  in  Erfurt,  Beil  in  Berlin.  Lueder  in  Munster, 
Ehreuberg  in  Kiel  und  Kieken  in  Görlitz,  den  Ei*enb.-Dir. 
M  e  r  t  *  in  Trier  und  G  Möller  io  Witten  ist  der  Cliar.  a>>  Geh. 
Hrt.  verliehen. 

Der  Ob-Ing  Mathesiu«  in  Horde  i«t  z.  etatin.  Prot,  ander 
Terhn.  Hochschule  in  Berlin  ernannt. 

Die  Reg.Bihr.  Ad.  Sietn  au*  Berlin,  Felix  Dechant  au* 
Krefeld,  Max  Lang  au»  FQmtenwa'de  u  Bruno  H  i  r  s  c  h  b  e  r  g  e  r 
au«  Thom  (lloi  hbf.  li ).  Herrn.  Hand  in  a  11  n  aus  Bergtcld  <  Wasser- 
u.  Slralknbfi.il  >,  Aug.  Laders  aus  Satzwcdel  (Masch  -Bich.)  »ind 
zu  Reg -Bni-ti  n,  ernannt. 

D,c  Reg-Umstr.  Er.  Goiller  und  Ad.  Stern  «ind  der  Kgl. 
Reg.  in  Dan/ig  bezw.  Marienwerder  zur 


Brief-  und  Fragekasten. 


1 1  W  o  I  t  u  II  g  C  II 


aus  dem  Leserkreise. 

Wai  hwitzmctall.    Die  .Erste 


Fragebe 
Zur  Anfraß 

Deutsche  Kunstdruck-Papierfabrik  Carl  Scbeufelen"  in  Oberlenningen 
verwendet  seit  einigen  Jahren  zu  ihren  Fahrikncubautcn  Wachwllz- 
mctall  in  grOUcrcm  L'nifang  und  hat  damit  bis  Jetzt  gu'e  Eilahrun- 
gtn  gemacht  Verwendet  wurde  meistenteils  Marke  KSK  O.6.  Neben 
der  Eigenschaft,  dall  n  »ich  im  Aussehen  von  reinem  Kupfer  nicht  unter- 
scheidet, bat  es  den  Vorzug  der  Billigkeit,  IlBt  sich  zu  Bauzwecken 
gut  verarbeiten,  von  getriebenen  Arbeiten  abgesehen,  und  legt  sich 
infolge  der  Stahlb'ecluwischcnUge  glatt  ohne  .Wellen',  was  bei 
reinen»  Kupfer  weniger  der  Fall  ist,  Inbezug  auf  Haltbarkeit  dürfte 
es  dem  reinen  Kupier  weng  nachstehen.  — 

Wilh.  Siegler,  Baumstr.  in  Oberlenningen. 
Da«  Wachwitzmetall  k'upferplatlierte  Flutlstahlbleche  habe 
i<  h  infolge  dt s  Artikel«  in  der  Dtschn.  Bzlg  Jbrg.  100t  zur  F.indeckuog 
eine-  Turmes  meine«  Neubaue«  Bcrnhardstr.  u  in  Wilmer»dorf-Bril>n 
verwendet.  Die  Lieferung  seilen«  des  Werke«  erfolgte  sehr  un- 
pünktlich Die  Ausfflhiuug  besorgte  eine  bestrenommierte,  erste 
Firma.  Lei  ter  hat  sich  »hei  die  Kupfeolecke  *o  wenig  gehatten, 
riall  schon  jetzt .  nach  kaum  .(  Wintei  nmnalcn ,  da«  FluO-tahlblech 
frciüegt  un<l  stark  Rnst  absetzt,  zumteil  »cigar  schon  nach  ganz 
kurzer  Zeit.  Ich  bin  nun,  ur.i  nicht  bald  ein  undichte«  Dach  zu 
bekommen,  gezwungen,  das  Waihwiizroetall  i;anz  zu  entfernen  und 
wetdr  nun  reines  Kupferblech  verwenden,  welches  bei  gleichem 
Aibeitsprcise  immer  da»  billigste  bleibt.  - 

Carl  Hilgenfeldt,  Architekt. 

Inhalt:  Du-  Wil.i-.x  i um  iln  Vurflut  »mit  '1m-  Keinlgung  dn  Abwasser 
im  FmscWigrbiet  i  Fol  i ><  u iiii;m.   --  l'n.lr»«  Friedrich  WUhetM  Bnsing  t. 
Du  UVtlben-erb  zur  Ki  aniri  cc  von  FntwCHen  Uli  dm  XeuWau  eine« 
m,  Au^hiub  an         Kuba,.-,  in  Hremen  (Srlibilll  -  PreUbe- 
Unrf    imit  I-  kjislcn. 


Ilieivit  eine  Planbeila^e:  l'ebersiflits|ilan  vom  Wasser- 
sammcl-Gehiet  der  Emschcr. 


Wiln^  ilcr  lieuL^lifii  Jljii.'citiiiij;,  I".  m.  ti  M  ,  IU-ili:i  1- Ur  die  Kcdaklian 
vrt.nt«,,n|   .\\\,n;  Htilminn,  Hc-ihn     l>ci>rk  vun  Wilh.  Creve,  Berlin. 


No  19. 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


XXXVIII.  JAHRG.  N9:  20.  BERLIN,  DEN  9.  MÄRZ 


1904 


Friedrich  Wilhelm  Büsing  f. 


|  uf  drm  Gebiete  der  hygienischen  Aufgaben  des  Städte- 
baues hat  auch,  von  "einer  bedeutenden  Ausnahme  ab- 
gesehen, vorwiegend  dir  sc hrifts  tel  I  e  risch  c  Tälig- 
keil  Büsing's  gelegen.  Zahlreiche  wertvolle  kleinere  Bei- 
trägr  sind  von  ihm  in  den  verschiedenen  Fachzeitschriften, 
so  in  der  „DeutschcnVic rtel Jahresschrift  für  öf  f r nt- 
liche  Gesundheitspflege",  im  „Gcsundhcits-Inge- 
nicur",  in  dessen  Redaktion  Büsing  außerdem  noch  in 
seinen  letzten  Lebensjahren  eingetreten  ist,  usw.  veröffent- 
licht worden.  In  dem  von  Dr.  Th.  Wcyl  herausgegebenen 
„Handbuch  der  Hygiene"  hat  er  verschiedene  Ab- 
schnitte bearbeitet,  so  in  dem  Bande  „.Städtereinigung" 
den  umfangreichen  Abschnitt  über  „Kanalisation". 

In  dem  vom  Verlage  der  „Deutschen  Bauzeitung" 
herausgegebenen  „Deutschen  Ba  u  ha  n  d  buch  "  hat 
Büsing  in  der  „ Baukunde  des  Architekten"  im  I.  Bd. 
I.  T.  „Aufbau  der  Gebäude"  den  Abschnitt  „Baumate- 
rialien und  Baukonstruktionen,  insbesondere  nach 
ihren  gesundheitlichen  Eigenschaften*  behandelt 
und  damit  dem  Inhalte  des  Werkes  eine  wertvolle  Be- 
reicherung hinzugefügt;  einen  ähnlichen  Abschnitt  schrieb 
er  im  2. Teile  desselben  Bandes  „Ausbau  der  Gebäude". 
Aber  alle  diese  Schriften  treten  zurück  gegenüber  seiner 
Hauptarbeit  auf  hygienischem  Gebiete,  dem  umfangreichen 
Werke  Ober  „Die  Städte reinigung",  das  als  III  Band 
des  im  Bergstrasser'schen  Verlage  erscheinenden  grollen 
.Sammelwerkes  „Der  städtische  Tiefbau"  vor  einigen 
Jahren  erschienen  ist.  Mit  diesem  Werke,  das  bisher 
wohl  als  das  umfassendste  und  gründlichste  auf  diesem 
Gebiete  bezeichnet  werden  darf,  hat  sich  Büsing  unter 
den  Fachschriftstellern  einen  bleibenden,  ehrenvollen  Platz 
errungen  Wir  haben  bei  Vollendung  des  Werkes  diesem 
eine  eingehende  Besprechung  in  unserer  Zeitung  gewid- 
met I,  auf  die  wir  hier  verweisen  müssen.  Wir  glauben, 
daß  diese  Arbeit  allgemeine  Anerkennung  gefunden  hat, 
insbesondere  der  erste  Teil  derselben,  der  die  wissen- 
schaftlichen Grundlagen  der  Städtcreinigung  behan- 
delt. Der  zweite  Teil,  der  den  technischen  Einrich- 
tungen der  Städtercinigung  gewidmet  ist,  mag  von  Männern 
der  Praxis  in  einigen  Punkten  bemängelt  worden  sein.  F.s 
ist  das  fast  naturgemäß,  da  der  Fachschriftsteller  fast  aus- 
nahmslos darauf  verzichten  muß,  gleichzeitig  eine  ausge- 
dehnte Praxis  auszuüben,  .«»daß  auch  die  Behandlung  der 
rein  praktischen  Fragen  stets  einen  leichten  akademischen 
Anflug  erhalten  wird  Wir  glauben  aber  nicht,  daß  dem 
Werte"  der  Arbeit  damit  nennenswerter  Abbruch  getan  wird. 

Auf  einem  ganz  anderen  Gebiete  liegt  eine  Arbeit, 
die  wir  mit  vollem  Recht  als  epochemachend  glauben  be- 
zeichnen zu  dürfen,  es  ist:  das  im  Auftrage  des  „Vereins 
Deutscher  Port I  and  -  Ce m ent  -  Fabrikanten "  von 
Büsing  und  Dr  Schumann  bearbeitete  und  herausge- 
gebene Werk  „Der  Portlandzcment  und  seine  An- 
wendung im  Bauwesen".  Schon  frühzeitig  hat  Büsing 
der  deutschen  Zcmentindustric  sein  Interesse  entgegen- 
gebracht und  namentlich  dem  Betonbau,  der  im  Auslande 
schon  seit  langem  zu  hoher  Blüte  gelangt,  sich  in  Deutsch- 
land und  insbesondere  im  nördlichen  Deutschland  trotz 
seiner  Vorzüge  nur  allmählich  und  schrittweise  Eingang 
verschaffen  konnte.  Hier  hat  das  Werk,  in  welchem  Dr. 
Schumann  die  chemischen  und  physikalischen 
Eigenschaften  des  Zementes  behandelt,  während  der 
weit  umfangreichere  Teil  des  Buches  über  den  Beton 
und  seine  Verwendung  von  Büsing  verfaßt  worden 
ist,  »eit  seinem  erstmaligen  Erscheinen  im  Jahre  1892  in 
hohem  Maße  aufklärend  und  fördernd  gewirkt.  Neben 
dem  vor  mchf'  als  25  Jahren  erfolgten  Zusammenschluß 
der  deutschen  Portland-Zementfabrikanten  zu  einem  ge- 
schlossenen Verein,  der  sich  die  Aufgabe  «teilte,  das  deut- 
sche Produkt  zu  höchster  Vollkommenheit  zu  bringen  und 
seinen  Mitgliedern  die  Pflicht  auferlegte,  nur  solche  Er- 


')  v.,gi. 


1901  s  j-  p 


Zeugnisse  auf  den  Markt  zu  bringen,  die  einer  festen 
„Norm "  entsprechen,  hat  wohl  kaum  ein  anderes  Moment 
auf  die  hohe  Entwicklung  dieser  Industrie  so  eingewirkt, 
wie  das  Erscheinen  dieses  Werkes,  das  sich  wohl  allge- 
meinster, ungeteilter  Anerkennung  erfreut.  Im  Jahre  1899 
erschien  die  zweite,  wesentlich  umgestaltete  Auflage  des 
Buches,  und  eine  3.  Auflage  des  im  Buchhandel  gänzlich 
%'crgriffencn  Werkes  war  bereits  in  den  ersten  Druck- 
bogen fertig  gestellt,  als  die  Arbeit  durch  die  Erkrankung 
Büsing's  und  seinen  raschen  Tod  jäh  unterbrochen  wurde. 

Neben  diesen  umfangreichen  schriftstellerischen  Arbei- 
ten übte  Büsing  mit  erstaunlicher  Arbeitskraft  noch  eine 
ausgedehnte  Tätigkeit  al*  Gutachter  aus.  E«  kann  hier 
nicht  unsere  Aufgabe  sein,  aufzählen  zu  wollen,  von  wie 
vielen  Gemeinden  er  herangezogen  worden  ist,  um  seinen 
gewichtigen  Rat  in  die  Wagschale  zu  legen,  bei  der  Ent- 
scheidung, In  welcher  Weise  die  Wasserversorgung  oder 
die  Entwässerung  der  betreffenden  Stadt  zu  sichern  sei. 
Wir  wollen  nur  auf  ein  Beispiel  näher  eingehen,  das  uns 
zugleich  auf  das  letzte  Arbeitsgebiet  Büsing's,  das  der 
kommunalen  Tätigkeit  überleitet,  der  er  in  dem  letzten 
lahrzehnt  seines  Ijebens  wohl  seine  beste  Kraft,  unter 
Vcrziclitleislung  auf  eigenen  Vorteil,  lediglich  im  Interesse 
de«  Gemeinwohles,  gewidmet  hat.  Es  ist  das  sein  Wirken 
für  die  Entwässerung  der  Stadt  Schön  eberg  und  der  Ge- 
meinden Wilmersdorf  und  Friedenau  bei  Berlin.  Man 
darf,  ohne  Anderen  zu  nahe  zu  treten,  mit  vollem  Recht 
aussprechen,  daß  Büsing  bei  der  Lösung  der  Entwässerungs- 
frage der  3  genannten  Gemeinden,  d.  h.  bei  einer  Aufgabe, 
die  in  solcher  Bedeutung  nicht  allzu  häufig  gestellt  wird, 
das  Hauptverdienst  zukommt.  Unermüdlich  ist  er  für  ein 
gemeinsames  Vorgehen  der  3  Gemeinden  in  dieser  Frage 
tätig  gewesen.  Als  dann  ein  gemeinschaftlicher  Ausschuß 
hierfür  eingesetzt  wurde,  hat  er  als  deren  Vorsitzender 
alle  auf  tec  hnischem  Gebiete  erforderlichen  Vorverhand- 
lungen geleitet  Die  in  diesem  Ausschüsse  festgestellten 
maßgebenden  Grundsätze  und  Vorbedingungen,  sowie  die 
technischen  Grundlagen  für  den  nachher  vom  Stadtbi  t.  a.  D. 
Brix  ausgearbeiteten  Entwurf  beruhen  vorwiegend  auf 
den  Vorarbeiten  und  Vorschlagen  Büsing's.  Ebenso  hat 
er  sich  besondere  Verdienste  bei  der  Frage  der  Reinigung 
der  Abwässer  der  3  Gemeinden  sowie  bei  Auswahl  und  An- 
kauf der  Rieselfelder  erworben,  deren  Anlage  unter  den 
gegebenen  örtlichen  und  wirtschaftlichen  Verhältnissen 
als  die  zweckdienlichste  I  A«ung  der  Frage  erschien. Schließ- 
lich ist  es  auch  vorwiegend  Büsing's  Verdienst,  daß  zwi- 
schen Schöneberg  und  Friedenau  ein  Vertrag  zustande 
kam,  nach  welchem  die  erstcre  Gemeinde  die  Abwässer 
Friedenau 's  mit  abführt  und  so  ohne  eigenen  Nachleil 
dem  wirtschaftlich  schwächeren  und  kleineren  Nachbar 
eine  Lösung  ermöglicht,  die  technisch  günstig  ist  und 
deren  Lasten  erträglich  sind.*) 

Daß  diese  und  andere  Verdienste,  die  wir  hier  nicht 
näher  aufzählen  können,  die  sich  Büsing  um  die  Gemeinde 
Friedenau  erworben  hat,  in  welcher  er  sich  sein  Heim 
gründete,  in  deren  Verwaltung  er  lange  Jahre  als  unbe- 
soldeter Schöffe  bezw.  als  Gemeindevcrordneter  saß,  an 
dessen  Entwicklung  nach  den  verschiedensten  Richtungen 
ihm  ein  bedeutendes  Verdienst  angerechnet  werden  darf, 
von  der  Gemeinde  in  vollem  Maße  anerkannt  worden  sind, 
das  bewies  die  allgemeine  Teilnahme  der  Bevölkerung, 
als  man  ihn  zur  letzten  Ruhe  hinaustrug.  Eine  Straße  in 
der  Gemeinde  soll  seinen  Namen  tragen,  um  so  diesen 
auch  den  Nachkommen  lebendig  zu  erhalten. 

l'm  das  C  harakterbild  des  Dahingegangenen  zu  ver- 
vollständigen, erübrigt  es  noch,  auf  seine  Persönlichkeit 
einzugehen.  Unser  Bild  (in  No.  19)  zeigt  sein  Aeußrres,  wir 


*>  Die  Orundtflje  des  enn/rn  Vnir nichiwn«,  dir  Vn tari'Huuc*"»  und 
die  u-hllrBUrhen  AuMtahiuucfc-i.rundUi;™  Mnd  von  H'JMnc  •«ll'sl  ninlere*. 
legi  in  tlrr  .Drillichen  Vicitcljjhrr»..  holt  IOi  Mfenllu  lir  1  .rmilllMlIMfUfV 
Uhr*  i»«  l>n  Auluti  IM  »Ufh  im  Snn.Irr.l.Mrk  hn  Virw-rg  «  Sohn  in 
Hrsimw-hw-rvt  "vhit-wn 

tat 


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es  noch  im  vorigen  Jahre  erschien.  Wer  Büsing  nur  ober- 
flächlich, nur  aus  amtlichen  oder  beruflichen  Beziehungen 
kannte,  der  mochte  ihn  für  eine  schroffe  oder  abweisende 
Natur  halten.  Er  war  allerdings  kein  Mann,  mit  dem  sich 
im  landläufigen  Sinne  bequem  leben  ließ,  vor  allem  keine 
Natur  der  Unterordnung.  Wo  er  mit  zugriff,  da  wollte 
er  nicht  nur  Mitarbeiter,  sondern  Führer  sein.  Nach  harter, 
entbchrungs-  und  arbeitsreicher  Jugend  durch  eisernen 
Fleiß  zu  geachteter  Stellung  sich  durchringend,  hatte  er 
nicht  die  Zeit  gehabt,  sich  die  verbindlichen  Formen  an- 
zueignen, die  selbst  einer  scharfen  Kritik  den  Stachel 
nehmen.   Eine  knorrige,  aufrichtige  Natur,  ohne  Rücksicht 

fegen  sich  selbst  und  die  höchsten  Ansprüche  an  seine  eigenen 
.eistungen  stellend,  maß  er  auch  andere  mit  gleichem  Maße. 
Aber  falsch  wäre  es,  aus  dieser  äußeren  Schroffheit 
auf  eine  innere  Herbheit  des  Charakters  schließen  zu 
wollen.    Wer  ihn  im  Kreise  seiner  Familie  in  seinem 
schlichten,  behaglichen  Heim  kennen  lernte,  wer  ihn  im 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u,  Ing.-Vereln  zu  Hamburg.  Vers,  am  27.  Nov.  1003. 
Vors.  Ilr.  Classen.  Anwes.  75  Fers.  Aufgen.  als  Mit- 
glied Hr.  Städler. 

Die  Versammlung  galt  dem  Andenken  zweier  verstor- 
benen Vcrcinsmitgliedcr.  Zunächst  hielt  Hr.  Bubendcy 
einen  Vortrag  zum  Gedächtnis  des  kürzlich  verstorbenen 
hamburgischen  Wasserbauinspcktors  Ii.  H.  I.entz.  Ge- 
boren am  ag.  Nov.  1828  in  Hamburg,  besuchte  Lentz  bis  zu 
seinem  15.  Jahre  daselbst  das  Johanneum.  Nach  4jä)iriger 
Praxis  teils  in  Hamburg  teils  in  Ncuniünstcr  studierte  er 
von  1847—«»  an  der  damaligen  polytechnischen  Schule  in 
München,  von  1850 — 53  war  Lentz  dann  in  Lübeck  und 
Lauenburg  beim  Eiscnbahnbau  und  bei  Brücken-Entwurfs* 
arbeiten  beschäftigt  und  trat  1853  in  den  Dienst  der  da- 
maligen Schiffahrt-  und  Hafen  -  Deputation  in  Hamburg. 
In  deren  Auftrag  führte  er  im  Winter  1854/55  ein  Präzisions- 
Nivcllcmcnt  von  Hamburg  nach  Cuxhaven  aus,  welches 
3  Jahrzehnte  hindurch  als  Crundlacc  für  I lohenangaben 
ain  linken  Ufer  der  Unterelbe  gedient  hat.  Er  erlebte 
dabei  am  1.  2.  |an.  1855  die  große  Sturmflut  und  bestimmte 
nachher  die  Höhe  zahlreicher  Hochwassermarken.  Hier- 
durch und  durch  die  1854  vorgenommenen  gleichzeitigen 
Wasserstands.  Beobachtungen  an  der  unteren  Elbe  wurde 
sein  Interesse  für  die  Flut-  und  Ebbe-Erscheinungen  und 
für  Stromkorrektionen  ausgelost.  Ende  der  50er  Jahre 
übte  Lentz  einen  wesentlichen  Einfluß  auf  die  Gestaltung 
der  Entwürfe  für  die  Grasbrookhäfen  aus,  wurde  1861  zum 
Wasserbauinspektor  ernannt  und  1864  auf  eigenen  Wunsch 
nach  Cuxhaven  versetzt  Schon  1866  lieferte  er  einen 
Bericht  Ober  den  notwendigen  Umbau  der  Cuxhavener 
L'ferwcrke.  Dieser  Bericht  hat  auch  allgemeine  Bedeutung 
für  die  bei  der  Verteidigung  der  Außendeiche  maßgeben- 
den Grundsätze.  Er  betonte  in  klarer  Weise  die  dreifache 
Verteidigungslinie  drr  l'ferwcrke,  der  Werke  zum  Schulz 
gegen  eine  Erniedrigung  des  Strandes  und  der  Werke, 
die  der  Annäherung  großer  Stromüefen  entgegentreten 
sollen.  1865  baute  Lentz  in  Cuxhaven  die  ersten  Hafcn- 
mauern  auf  viereckigen  Senkbrunnen,  welche  vorbildlich 
geworden  sind  für  die  Gründung  der  Mauern  am  Kaiser-, 
Dalman-  und  Hübencr-Kai  in  Hamburg.  1875  und  76  baute 
er  für  die  Ueichstelcgraphcn- Verwaltung  die  Zcitballturmc 
in  Cuxhaven  und  Bremerhaven  und  lieferte  den  Ent- 
wurf für  den  Zeilballturm  in  Swinemünde.  1886  wurden 
von  Hamburg  für  den  Ausbau  der  Uferschutzwerke  vor 
Altenbruch,  Groden  und  Cuxhaven  3,75  Mill.  M.,  1890 
7,7  Mill.  M.  für  den  Not-  und  Eishafen  in  Cuxhaven  für 
tiefgehende  Schiffe  bewilligt.  Den  Eingang  dieses  Hafen 
begrenzen  die  bekannten  in  großen  eisernen  Senkkasten 
erbauten  Hafenkopfe.  Lentz  war  neben  seinen  praktischen 
Aufgaben  auch  verschiedentlich  mit  Erfolg  schriftstellerisch 
tütig.  Lentz  war  ein  feuriger  Patriot  und  halle  ein  warmes 
Gefühl  für  seine  Vaterstadt  Hamburg,  war  außcrordcntlirh 
streng  gegen  sich  selbst,  verlangte  aber  auch  viel  von 
Anderen.  Seine  zumteil  epochemachenden  Werke  werden 
ihm  ein  dauerndes  Andenken  erhalten.  — 

Hierauf  widmete  Hr.  Faulwasser  dem  verstorbenen 
Kollegen  und  Jugendfreunde  Skjold  N eck el mann  einen 
Nachruf  Von  den  von  warmer  Freundschaft  und  Iloch- 
schätzung  für  den  Verstorbenen  zeugenden  Ausführungen 
des  Redners  könnten  wir  an  dieser  Stelle  nur  einen  kurzen 
Auszug  wiedergeben,  der  sich  im  we-entlichen  mit  dem 
Nachruf  decken  würde,  der  bereits  im  Vorjahre  auf  S.  266 
der  „Deutschen  Bauzlg "  gebracht  wurde,  auf  welchen  wir 
daher  verweisen  tiiüs>en.  Nach  herzlichen  hankesworten 
des  Hrn  Vorsitzenden  für  die  beiden  Nachrufe  erhoben 
sich  die  Anwesenden  zu  Ehren  der  Verstorbenen  von 
den  Sitzen.  St. 

121 


Umgang  mit  der  Natur  beobachten  konnte,  wie  er  seine 
Kosen  liebevoll  pflegte,  eine  bunte  Vogelschaar  dicht  neben 
seinem  Schreibtisch  versammelte,  deren  fröhliche».,  oft  aber 
auch  aufdringliches  Gezwitscher  ihn  selbst  bei  der  em- 
sigsten Arbeit  nicht  störte,  der  gewann  bald  von  ihm  ein 
anderes  Bild,  dessen  freundliche  Züge  noch  vertieft  werden, 
wenn  man  seine  opferwillige  Tätigkeit  im  Dienste  der 
Gemeinde  hinzunimml,  in  deren  Mitte  er  seinen  Wohn- 
sitz genommen  hatte. 

Er  ist  nicht  den  vorgczcichnctcn  Weg  einer  aner- 
kannten Karriere  gegangen  und  es  sind  ihm  nicht  die 
äußeren  Ehren  zuteil  geworden,  die  damit  verbunden  zu 
sein  pflegen.  Er  hat  seine  Befriedigung  in  der  Arbeit 
gesucht,  der  er  treu  geblieben  ist  bis  wenige  Wochen  vor 
seinem  Tode,  als  seine  bis  dahin  unermüdliche  Kraft  ver- 
sagte. In  dem  Erfolge  dieser  Arbeit  hat  er  sich  ein  blei- 
bendes Andenken  geschaffen.  — •         p  jt  p,se|cn 


Vers,  am  4.  Dez.  1903.  Vors.  Hr.  Classen,  anwes 
57  Pcrs.,  aufgen.  als  Mitgl.  die  Hrn.  Arch.  Robert  Piglheim 
und  Max  Gerhardt. 

Zunächst  erhält  das  Wort  Hr.  Schwanz  zu  einigen 
Mitteilungen  über  die  von  ihm  erbauten  „Empfangsge- 
bäude der  Bahnhöfe  Hamburg  Sternschanze  und 
Dammtor".  Beide  Bahnhöfe  sind  einfache  Zwischcn- 
Stationen  mit  hochliegenden  Bahnsteighallen,  welche  mit 
den  auf  Straßenhöhe  liegenden  Eingangshallen  durch 
Treppenaufgänge  verbunden  sind.  Bei  dem  Bahnhof 
Sternschanze  sind  die  Betriebs-,  Gepäckabfertigungs- 
und Warteräume  in  einem  besonderen  Baukörper  unter- 
gebracht, an  den  sich  die  Bahnsteighalle,  welche  zum 
größten  Teil  nicht  unterkellert  ist,  anschließt.  Eine  für 
den  Bahnhof  Datnmlor  ursprünglich  geplante  ähnliche 
Anlage  wurde  später  abgeändert,  als  sich  die  Notwendig- 
keit ergab,  hier  die  Empfangsräume  für  fürstliche  Personen 
unterzubringen.  Das  Bauwerk  hat  infolge  dessen  durch 
Anfügung  massiver  Mittel-  und  Eckbaulen  den  einheitlichen 
Charakter  eines  Gebäudes  von  monumentaler  Fassung  er- 
halten. Der  Unterbau  besteht  aus  3  Viadukten  von  je 
14  Achsenlängen,  welche  die  4  Gleise  tragen  und  um- 
sehließt einen  Baukörper  von  35.10 m  Breite  und  112 m 
Länge.  Die  Bahnsteige  sind  je  8,7  •  breit,  sie  liegen  6,2?  m 
über  dem  Fußboden  des  Erdgeschosses.  Die  Mitte  des 
Erdgeschosses  nimmt  die  über  6  Achswcilen  sich  er- 
streckende Eingangshalle  von  1 100  T"  Grundfläche  ein 
An  diese  Eingangshalle  schließen  sich  nach  Westen  die 
Räume  für  die  Gepäckabfertigung,  nach  Osten  die  Fahr- 
kartenausgaben und  die  Wartesäle,  die  Räume  für  den 
Bahnhofswirt  sowie  die  Räume  für  fürstliche  Reisende  an. 
Der  Verkehr  zwischen  der  Mittelhalle  und  den  Bahn- 
steigen, von  welchen  der  nördliche  für  den  Stadlbahn- 
verkehr, der  südliche  für  den  Fernverkehr  dient,  wird 
durch  je  zwei  Trcppenanlagen  vermittelt,  welche  symme- 
trisch an  der  Querachse  des  Gebäudes  angelegt  sind.  Die 
beiden  Ostlichen  Treppen  dienen  den  abreisenden,  die 
westlichen  den  ankommenden  Fahrgästen.  Für  die  Be- 
förderung des  Gepäckes  zwischen  dem  Erdgeschoß  und 
dem  oben  genannten  Fernbahnsteig  dienen  Hebewerke, 
jedoch  ist  diese  maschinelle  Anlage,  um  die  Bewegung 
der  Gepäckkarren  auf  dem  Bahnsicige  nach  Möglichkeit 
einzuschränken,  durch  die  Anlage  eines  unter  der  Sohle 
des  Erdgeschosses  entlang  geführten  Gepäcktunnels  von 
3.5  m  lichter  Weite  und  rd.  112™  Länge  ergänzt;  derselbe 
verbindet  ein  in  der  Gepäckabfertigung  befindliches  zwei- 
stöckiges Hebewerk  mit  einem  zweiten,  am  östlichen  Ende 
des  Bahnsteiges  aufgestellten  ebensolchen  Hebewerk.  Je 
nachdem  es  nun  die  Stellung  des  Gepäckwagens  im  Zuge 
erfordert,  können  die  Gepäckkarren  vom  Erdgeschoß  aus 
durch  den  erstgenannten  Aufzug  entweder  unmittelbar 
nach  oben  befördert  oder  erst  auf  Tunnelsohlc  gesenkt 
werden,  um  alsdann  durch  den  Tunnel  nach  dem  ent- 
gegengesetzten Ende  geschafft  und  dort  bis  zum  Bahnsteig 
gehoben  zu  werden.  Von  den  Eingingen  zu  der  Mittcl- 
halle  des  Gebäudes  dient  der  nach  Norden  gekehrte  für 
die  Abreisenden,  der  nach  Süden  gekehrte  für  die  An- 
kommenden; dementsprechend  befinden  sich  die  Fahr- 
kartenausgaben sowie  die  Gepäckannahme  an  der  Nord- 
seile, die  Gepäckausgabe  dagegen  an  der  Südseite  des 
Gebäudes.  Die  Decken  unter  den  Gleisen  sind  in  Ge- 
wölbeform, diejenigen  unter  den  Bahnsteigen  als  Koencn'- 
schc  Voutenplatlen  hergestellt.  Um  eine  möglichst  aus- 
giebige Beleuchtung  des  Untergeschosses  zu  erzielen,  sind 
die  Lichtöffnungen  in  den  I  lauplfronlen  so  groß  angelegt, 
wie  es  die  Konstruktion  der  Wände  nur  irgend  zuließ. 
Pie  den  Huuptfronien  parallel  verlaufenden  Innenwände 
sind  entweder  als  Glaswände  ausgebildet  oder  wenigstens 
mit  hcichliegcndcn  Fenstern  versehen.    Außerdem  aber 


No.  ao. 

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wurden  Oberlichte  in  größerer  Zahl  im  Scheitel  der  Gc-  sprechender  Länge,  der  in  einen  Zerstäuber  endet.  Durch 

wölbe  «wischen  den  mittleren  Gleisen  angebracht  und  die  Pumpen  wird  zunächst  im  Windkessel  die  nötige  Spannung 

wichtigsten  Teile  der  Eingangshalle  mit  io>"  langen  Decken-  erzeugt,  die  dann  durch  Nachpumpen  in  gewissen  Zwi- 

ausschnitten  versehen,  welche  unverglast  gelassen  und  schenräunien  leicht  erhallen  werden  kann.  Der  Luftdruck 

auf  den  Bahnsteigen  mit  Geländern  umgeben  worden  sind,  schleudert  den  Farbstoff  aus  dem  Zerstäuber  und  trägt 

Die  Bahnsteighalle  hat  eine  lichte  Weite  von  34,36  m  ihn  bei  entsprechender  Führung  des  Schlauches  in  gleich- 

erhebt  sich  im  Scheitel  bis  zur  Höhe  mäßiger  Weise  auf    Die  Arbeitsleistung  ist  w 


und 

von  1 7.50  m  über  Schiencnoberkante.  Die 
Binder  sind  als  Iv>ppelbinder  mit  Querver- 
bänden in  der  oberen  und  unteren  Flache 
konstruiert  Sie  bilden  Zwcigclenkhögcn, 
deren  unten-  Gurtung  nach  einem  Korb- 
bogen  gekrümmt  ist,  während, die  obere 
Gurtung  bis  etwa  10  m  Höhe  der  senkrech- 
ten Fensterwand  folgt,  um  dann  mittels  ge- 
krümmter Aufsattelungen  in  einen  mitt 
ren  Kreisbogen  überzugehen.  In  der  Mitte 
der  Bahnsteighalle  ist  durch, Wcglassung 
eines  Binders  ein  großes  Feld  angeordnet, 
welthesdurch  eine  quer  verlaufende  Stich- 


i 


höher,  als  die  eines  Menschen  —  etwa  51«  in  t 

dazu  kommt  eine  Ersparnis  an  Farben  und  auch  noch 
an  lx>hn  des  die  Maschine  bedienenden  einen  Manne»,  der 
kein  gelernter  Handwerker  zu  sein  braucht.  Ein  Vorzug  ist 
weiter  der,  daß  man  mil  «lein  Zerstäuber  leicht  auch  an 
solche  Stellen  die  Farbe  hinbringen  kann,  die  für  den  Pinsel 
schwer  zugänglich  sind.  Die  kleineren  Apparate  sind  leicht 
und  handlich,  die  größeren  können  auch  auf  Bädern  mon- 
tiert werdrn,  sodaß  sie  bequem  zu  transportieren  ~ind. 


mmmm 


kappe  überdeckt  ist,  die  sich  dein  Bogcn- 
motiv  der  .Steinarchitektur  in  den  Fassa- 
den anschließt. 

Zu  der  üußercn  Architektur,  welche,  in 
durchweg  einfachen  -Siillurmen  gehalten, 
in  der  Hauptsache  durch  die  Verhältnisse 
der  Bauteile  und  den  Wechsel  des  Mate- 
riales  zu  wirken  sucht,  ist  nur  echtes 
Steinmaterial  verwendet  worden.  Der 
Sockel  des  Gebäudes  hestcht  aus  Basalt- 
lava  aus  den  Brüchen  von  Plaidt.  Zu  der 
(Juadcrung  der  Mittel-  und  Eckbauten  im 
Erdgeschoß  sowie  zu  den  Gesimsen  und 
Gliederungen  der  Oberwand  ist  Sauertal- 
Sandstein  verwendet  worden,  während 
die  glatten  Flächen  aus  Tuffstein  herge- 
stellt sind. 

Das  Gebäude  ist  mit  Niederdruck- 
Dampfheizung  versehen;  die  große  Bahn- 
steighalle wird  mit  Bremerlicht  beleuch- 
tet, während  in  den  Bäumen  des  Erdge- 
schosse* Bogenlicht  und  Gluhlichl  ver- 
wendet sind.  Die  Bauausführung  hat  in 
der  sehr  kurzen  Zeit  von  wenig  mehr  als 
einem  Jahr  bewirkt  werden  müssen;  die 
auf  t  Mill.  M  fcstgesetztcAnschlagssumme 
ist,  namentlich  inlolgc  der  beschleunigten 
Bauausführung,  nicht  unerheblich  über- 
schritten worden.  -  nm  [lu4u  .  ,j  

Vermischtes. 

Preßluft-Anstrichmaschinen.  Die  stetig  wachsende  Lohn- 
höhe für  gute  Arbeitskräfte  zwingt  auch  in  Deutschland 
mehr  und  mehr  dazu,  die  Handarbeit  wenn  irgend  an- 
gängig durch  Maschinenarbeit  zu  ersetzen.  Auch  im  Bau- 
gewerbe macht  sich  eine  Bewegung  in  dieser  Bichtung 
geltend.  Ein  erster  Schritt  auf  diesem  Wege  ist  die  An- 
wendung von  Preßluftmasehinen  für  die  verschiedensten 
Anstricharbeiten  mit  Farben  aller  Art  oder  Kalk  für  Holz- 
und  Eisenkonstruktionen,  Putzflächen  usw.  Die  Maschinen 
bestehen  aus  einer  Handluftpumpe  nebst  Windkessel, 
einem  Saugschlauch,  der  die  Anstrichmasse  aus  dem  Auf- 
bewahrungsgefäß entnimmt  und  einem  Schlauch  von  ent- 

9.  März  190+ 


Der  Wettbewerb  zur  Erlangung 
von  Entwürfen  für  den  Neubau  eines 
Stadthauses  Im  Anschluß  an  das  Rat 
haus  In  Bremen. 

F.ütwutl  ilf«  Hrn.  Krg.-Bm*tr.  a.  I). 

Frans  Weodl  in  Stettin. 


•SEI 


Et- 


Die  Apparate  lassen  sich  auch  zum  Abwaschen  von  Ge- 
bäuden, zur  Desinfektion,  zur  Berieselung  in  Gruben  usw. 
mit  Erfolg  verwenden  Das  Prinzip  dieser  Apparate,  deren 
Anschaffungskosten  im  Vergleich  zu  ihrer  vielseitigen  An- 
wendbarkeit keine  hohen  sind  tu»  300  M  l,  ist  bei  den 
Fabrikaten  verschiedener  Firmen  ein  ähnliches  Wir 
nennen  A.  Stephan  s  Nachf.  in  Schatte])  O.  -  S.  und 
W.  Dänisch  *  Cie.  in  Berlin.  — 

«»3 


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Preisbewerbungen. 

Die  Schlnkelprcise  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin 
für  »904  wurden  zuerkannt:  Im  Hochbau  unter  47  Be- 
werbern den  Reg.-lifhrn.  Willy  Hoffmann  in  Halcnscc 
und  Paul  Emmerich  in  Grunewald  Geldpreis  und  Denk- 
münze; die  Schinkel  -  T>cnkmünzc  allein  den  Heg.  -Ufhrn 
Kritz  Brauning  in  Grunewald,  Joh.  Fleck,  lleinr.  Mahl- 
berg  und  Georg  Müller  in  Berlin;  im  Wasserbau  unter 
21  Bewerbern  Reg -Bfhr.  Ernst  I.indc  in  Kiel  Staatspreis 
und  Denkmünze,  letztere  allein  den  Reg.  -  Hfhrii.  Rieh. 
Weiü  in  Harburg,  Com.  Kutschke  in  Berlin  und  Clcm, 
Delkeskamp  in  Krankfurt  a.  M.;  im  Eisenbahnbati 
unter  9  Bewerbern  Reg.  -  Bfhr.  Karl  Mcntzcl  in  Berlin 
Slaat.spreis  und  l>enkmunze:  letztere  allein  den  Rcj;.-Bfhrn. 
H.  Lucas  in  Berlin,  O.  Krafft  in  Diez  a.  1.  "und  Ci 
Kuhnkc  in  Marienburg.  — 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Bank-  und 
Wohnhau«  der  Mahrisch-Oatrauer  Handels-  und  Gewerbe- 
bank liefen  71  Arbeiten  ein,  Den  I.  Breis  errang  Brt. 
Prof.  Jul.  Deininger,  den  II.  Preis  die  Architekten  Hub. 
und  Franz  Gessner,  den  III.  Preis  Rud  Krauli,  sämt- 
lich in  Wien.  - 

Bücher. 

Ansiedlungsbauten  in  den  Provinzen  Posen  und  Westpreußen. 

Im  Auftrage  derkgl.  Ansiedlungskominission  in  Posen 
herausgegeben  von  Paul  Fischer,  Regierungs-  und 
Baurat.  75  Tafeln  mit  Text  in  4  Lieferungen  zum 
Subskriptionspreise  von  je  10  M.  Preis  der  Lieferung 
außerhalb  der  -Subskription  12,50  M  Verlag  von 
Ludw.  Hofstettcr  in  Halle  a.  S. 
Indem  wir  uns  vorbehalten,  auf  das  vorstehende  Werk 
nach  seinem  vollständigen  Erscheinen  nochmals  zurück- 
zukommen, kundigen  wir  heute  seine  erste  Lieferung  an, 
die  von  dem  bemerkenswerten  Bestreben  Zeugnis  ablegt, 
auch  den  ländlic  hen  Ansierlhmg^baiiten  eine  gefällige  Fonn 
zu  verleihen,  soweii  es  die  bescheidenen  Mittel  irgend 
gestalten  Die  schnelle  Entwicklung  des  staatlichen  An- 
siedlungsvverkes  in  den  Provinzen  Posen  und  Westpreuficn 
kommt  darin  zu  einem  sprechenden  Aufdruck,  dall  jähr- 
lich 1000  1500  Bauernhöfe  neu  begründet  und  aufgebaut 
werden.  Es  kommt  unbedingt  der  Sache  zugul,  daß  für 
diese  umfangreiche  Bautätigkeit  nicht  eine  Zentralstelle 
geschaffen  wurde,  sondern  daß  die  Ansiedlungskornmission 
zu  Posen  den  Aufbau  der  Gehöfte  den  Ansiedlern  selbst 
überlaßt  und  sich  darauf  beschränkt,  durch  Beschaffung 
der  Materialien  und  Prüfung  der  Entwürfe  nur  eine  Art 
fürsorgender  und  überwachender  Tätigkeit  auszuüben. 
I-iiuft  dabei  auch  manches  unter,  was  nicht  den  Wünschen 
entspricht,  die  man  an  eine  zunehmende  Besserung  in  der 
Gestalt  der  ländlichen  Bauten  stellen  mochte,  so  wird  da- 
für doch  der  größere  Gewinn  des  mannigfaltigeren  Bildes 
eingetauscht  Zweckmäßigkeit  und  Billigkeil  sind  für  den 
im  hallen  Existenzkampfe  stehenden  Bauein  die  ersten 
Anforderungen,  die  er  an  srin  Gehöft  stellt.  Wenn  es 
trotz  der  bescheidensten  Mittel  gelungen  ist,  neben  dem 
Volkswirt  auch  den  Architekten  zur  Geltung  kommen  zu 
lassen,  s„  darf  das  als  ein  rühmliches  Zeichen  der  Be- 
strebungen anerkannt  werden  Das  Ziel  der  vorliegenden 
Veröffentlichung  wird  in  der  Vorführung  recht  vieler  ver- 
schiedener Formen  der  Bauernhofe  erblickt.  Das  An- 
siedliingssverk  ist  noch  zu  jung,  um  bereits  feste  Typen 
gezeitigt  zu  haben.  Mit  Recht  sa«t  Fischer  im  Vorwort,  ein 
solcher  Typus  könne  nicht  das  Werk  der  Einzelerfindung 
sein,  sondern  müsse  „auf  dem  Boden  des  Volksempfindens 
von  einer  Gesamtheit  allmählich  hervorgebracht  werden 
und  das  Erzeugnis  echter  deutscher  Volkskunst  sein".  - 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Mayr'a  künstle  clmisrhc  l.t  h  rbOt  her.  No.  1 :  Dm  For- 
men und  Modellieren,    a.  erweiterte  Aufl.    München  190» 
Kunstmateriaticn-  und  l.u*u»papicr  Zeitung.    Pr.  1  M. 
Müller,  \Vilh  ,  Ing,    Hydrometrie.    Praktische  Anleitung  zur 
Wassermessung    Neuere  Messverfahren,  Apparate  und  Ver- 
suche.   Mit  Bi  Abb  ,  15  L'eberxirhten  und  3  Tai.  Hannover 
1903.    Gebr.  .Unecke.    Pr.  7,10  M. 
Mdsslgbrodt,  P.,  Kgl.  I.andbauinsp.    Anlage  und  Einrich- 
tung von   Opei  iliOD.jJlen  mit  3  Abb-  und  3  1.1, 
Beilin  1003     Ernst  tt  Sohn.    Pr.  -i  M 


NeumeUter,  A  ,  Reg -Bmstr.  11.  Prof.  Deut  «che  Konkurren- 
zen. XV.  Band,  Hell  la,  No.  180:  Ev.  Kirche  (ür  Munster 
am  Stein;  XVI  Bd  ,  Helt  3.  No.  183:  Kreishau*  für  Meckling- 
hausen, Heft  4,  No.  184:  Kathaus  für  Ober-SchCi.irvvcide; 
Heft  s.  So.  185:  Töchterschule  für  Emden;  Hc(l  6,  No.  186: 
Realgvmnasium  für  Koblenz;  Urft  7,  Nn.  ifl7:  Rathaus  für 
Dresden,  II.  Wettbewerb,  1  Heft;  Heft  8.  No.  188:  desgl.  9.  Heft; 
Heft  o.  No  189:  Tochterschule  für  Eislingen.    Leipiig  1903. 


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Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.Elsenb.-Betr.-Ing.  J.  A4.  In  Mainz.  Der  Fragesteller  sieht 
dir  Ursache  der  Schwämmet  krankung  darin,  d.iU  der  tci  Ilgen  Balken- 
lage vom  Dache  her,  dessen  Emdcckung  sich  verzögert  halle,  und 
von  den  offenen  Kenstern  her  Fruchtigkeil  zugeführt  worden  ist- 
Ob  dies  aber  die  Ursache  bezw.  die  alleinige  Ursache  gewesen  ist, 
bleibt  noch  zweifelhaft.  Wenn  beispielsweise  auch  dir  111  den  Mauern 
steckenden  Knden  der  Balken  erkrankt  sind,  so  ist  jene  Äußere 
Annatsung  nicht  als  Hauptuisachc  anzusehen,  vielmehr  muti  dann 
angenommen  weiden,  dal)  ungeeignetes  Balkenholz  zur  Veiwtorlurig 
gekommen  ist,  also  entsveder  Holz,  welches  noch  nicht  genügend 
ausgetrocknet  war  oder  vielleicht  gar  Sommerholz  bezw  \V  rnd- 
biuchholz.  Derartige»  ungeeignete*  I  lolz  rouB  mit  besonderer  Vor- 
sicht verwendet  werden,  sowohl  hinsichtlich  der  trockenen  Um- 
maucrung  der  Balkenkopfe  als  auch  der  langsamen  Ausfohrung 
des  ganzen  Haue*.  Gut  durchgetrocknetes  Balkenholz  nimmt  Schlag- 
regen  usw.  nicht  erheblich  an  uud  trocknet  bei  gutem  Wetter  bald 
wierler  aus.  Der  Schaden  kaun  aber  auch  durch  die  Art  der  Aus- 
füllung der  Zwiscbcniaume  der  Balken,  also  der  Zwischendecken 
entstanden  »ein,  oder  auch  durch  unverständige  künstliche  Aus- 
trocknuug  des  Neubaues,  also  Heizung  o^inc  zureichende  Lüftung. 
Bei  solchen  Kragen  kommen  vielerlei  Ncbrnumstandc  inbetrnclit 
Der  Baulcitcnde  wird  nur  dann  haftbar  gemacht  werden  können, 
wenn  ihm  ein  vertretbaie«  Verschulden  hinsichtlich  der  Art  der 
Bauleitung  nachzuweisen  ist,  wobei  auch  noch  inbetrnclit  zu  ziehen 
ist,  ob  er  auch  die  Spezialluiuleitung  übernommen  hat,  oder  ob 
hierfür  eine  andere  Kluft  angenommen  war.  Um  dica  beurteilen 
zu  können,  ist  Einsicht  der  Bauverträge  und  genauere  Kenntnis  der 
Sachlage  notwendig.  —  E.  Dietrich. 

Hrn.  Arch.  H.  M.  in  Wilmersdorf.  Gegen  die  Hellborig- 
keit  der  massiven  Decken  selbst  sind  die  wirksamsten  Mittel r  ge- 
nügende Uebctschattung  Ober  der  Decke  und  Herstellung  einer 
leichten  L'merdecke  mit  dazwischen  hegender  Luftschicht,  Cm  den 
duich  die  Winde  fortgepflanzten  Schall  abzufangen,  hat  man  Ver- 
suche gemacht  mit  Autlegung  der  Deckenträger  auf  Filz  oder  Kork- 
Steine-  Besseren  Erfolg  verspricht  rlie  llciatellung  des  ganzen 
lteckenauflsgcrs  in  letzterem  Material.  — 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 
Welche    Mnschinenfabiik   feitigl  Formen   für  Kanalisation«- 
Fassrinstücke  tu  Zcmentrohreii  nach  den  bestellenden  Normalien  ?  — 

F.  B  in  Insterburg. 

Inhalt:  l'r  Krie.isrch  Wilhelm  KO».l.g  ■  iSrUn»j_  Mittrilnrv 

^•cn  nu»  V,  ri'int  .1     -  [>er  W<-uIh*»  ri  U  r.ru   KrLan^'unc  vun  KnlwCilten  für 
den  Seuban  nur«  Swrltlisir--»  im  Anuhlnll  so  rtis  Kalllau«  in  Bremen. 
V.  inii^  Iitrs        V-.,  ■»l.r«.nt.,m;.,..  —  Hilrl.fr. 
V.,li,i-.<1  i|.  i:|>.  lin  Ar, in:,  kt.-n-  und  Ingrni.  ur-Wn-ine. 


Verlag  de«  Deutschen  Bauzeitunr.  C,  m.  b  H„ 
•  Albert  llolmaun.  HtrliD.  Druck 


von  Wüh.  Greve, 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Der  unterzeichnete  Vorstand  bringt  hierdurch  zur  Kenntnis,  «JaLl  das  Königlich  Sächsische  Finanz- 
minislcrium  beschlossen  hat,  die  vntn  Verbände  aufgestellten  und  in  der  Dresdcnci -  Abgeordneten -Versamm- 
lung iqoi  angenomtneii.-ti  „N.rrmalien  für  llausetnw.issi-rungslcitiingi  ii"  im  Betciihc  der  Eisenbahn-, 
Hochbau-  und  StraWen-  uml  Wasser-Hauvtrwaltun«  einzuführen. 


Frankfurt  a  M. -Berlin,  den  5.  Mai/  1904 

Der  Verbands-Vorstand:  NYhcr,  \'orsit/eiuler 


I  is-  1er..  ('..M-häftsfülircr. 


No. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°-  3L  BERLIN,  DEN  12.  MÄRZ  1904 

Die  Verbesserung  der  Vorflut  und  die  Reinigung  der  Abwässer  im  Emschergebiet. 

Von  Middeldorf,  Königl.  Wasserbauinspektor.  (SdiluB.) 


ei  der  Festlegung  der  neuen  Sohle 
kam  es  zunächst  darauf  an,  zu  wissen, 
in  welcher  Weise  dir  Bodensenkungen 
in  den  nächsten  Jahren  eintreten  wer- 
den. Die  von  dem  kgl.  Ob.-Üergamt 
gemachten  Angaben  zeigen,  daß  die 
Senkungen  im  ganzen  Gebiet  ziemlich 
unregelmäßig  eintreten.  Es  geht  je- 
doch gleichzeitig  daraus  hervor,  daß  sie  auf  der  unteren 
Strecke  in  weit  größerem  Maße  auftreten  werden,  als 
in  dem  oberen  Gebiet,  wodurch  die  Möglichkeit  der 
Vorfhitbeschaffung  auch  bei  weiteren  Senkungen  ge- 
geben ist.  Ks  ist  darauf  Kucksicht  genommen,  daß 
an  den  Stellen,  wo  besonders  starke  Senkungen  ein- 
treten werden,  die  Emschersohle  nicht  unnötig  tief 
gelegt  wird,  da  diese  dort  von  selbst  heruntergeht. 
Hei  der  festgesetzten  Höhenlage  der  Sohle  läßt  sich 
die  Vorflut  aufrecht  erhalten,  selbst  wenn  die  Senkungen 
in  dem  vom  Ob  -Bergami  angegebenen  Maße  eintreten. 
Man  kann  jedoch  annehmen,  daß  die  Senkungen,  welche 
in  einigen  Gebieten  eine  Tiefe  von  9  m  erreichen 
sollen,  doch  in  etwas  geringerem  Maße  vor  sich  geben 
werden.  Nach  den  Höhenplänen  des  Brt  Michaelis 
v-  J-  '883i  in  die  auch  die  jetzige  Lage  der  Emscher- 
sohle eingetragen  ist,  ergibt  sich,  daß  die  Senkungen 
in  den  letzten  20  Jahren  nur  wenig  über  2m  betragen 
haben.  Im  allgemeinen  sind  die  Maße  auf  der  unteren 
Strecke  etwas  geringer,  als  auf  der  oberen,  doch 
kommt  dies  daher,  daß  der  Bergbau  auf  der  unteren 
Strecke  später  begonnen  hat,  als  Im  Oberlauf.  Auch 
aus  den  Querprofilen,  die  Michaelis  s.  Zt.  aufgenommen 
hat,  und  aus  den  jetzigen  Aufnahmen  ergibt  sich  nur 
ein  Höhenunterschied  von  höchstens  2m.  Man  kann 
daher  als  sicher  annehmen,  daß  die  Möglichkeit  zur 
Aufrechterhaltung  der  Vorflut  im  Emschergebiet  für 
längere  Zeit  gegeben  ist. 

Der  neue  Emscherlauf  ist  im  allgemeinen  an  der 
Stelle  belassen,  wo  er  bisher  lag;  durch  die  vorge- 
sehene Begradigung  des  Flußlaufes  ist  eine  Verkürzung 
um  26  km  (72  statt  o8l'm)  auf  der  Strecke  von  Hörde 
bis  zum  Rhein  herbeigeführt.  Auf  der  Strecke  von 
Hörde  bis  zum  Landwehrbach  wird  die  neue  Länge 
nur  80%  der  bisherigen  betragen.  Auf  der  mittleren 
Strecke  vom  Landwehrbach  bis  Karnap  wird  die  neue 
Linie  um  25  %  kürzer.  Die  weitere  Strecke  von  Horst 


bis  Oberhausen  ist  bereits  begradigt  und  weist  keine 
besonderen  Krümmungen  mehr  auf.  Dagegen  bringt 
die  Verlegung  der  Strecke  von  Oberhausen  bis  zum 
Rhein  eine  Verkürzung  um  tj0,o  hervor.  In  der  neuen 
Linienführung  sind  zwei  bedeutende  Verlegungen  vor- 
genommen; die  eine  zweigt  bei  der  Kreuzung  der  Bahn 
Winterswyk  nach  links  ab  und  verfolgt  nach  kurzem 
Durchstich  den  Lauf  der  sogenannten  kleinen  Knischer 
bis  zur  Chausscebrückc  Essen-Horst.  Durch  diese 
Begradigung  fallen  die  vielen  Wasserläufe  in  Horst, 
einem  berüchtigten  Typhusherde  fort  Sie  sollen  alle 
mit  Aushubmassen  ausgefüllt  und  statt  der  jetzt  be- 
stehenden sechs  parallel  laufenden  Bäche  und  Fluß- 
arme die  Wasser  in  einem  einzigen  Arme  durch  das  Ge- 
biet geführt  werden.  Die  zweite  bedeutende  Verlegung 
ist  diejenige  von  Osterfeld  in  nördlicher  Richtung  nach 
Walsum  unter  völliger  Aufgabe  der  bisherigen  Strecke 
Neumühl — Beeck  -  Alsum.  Der  alte  Lauf  ist  von  der 
Gutehoffnungshütte  abwärts  sehr  gewunden  und  unter- 
liegt starken  Senkungen  durch  den  Bergbau  der  Zechen 
Neumühl  und  Deutscher  Kaiser.  Diese  sollen  in  den 
nächsten  15  Jahren  4^5  m  betragen.  Da  dasGclände  jetzt 
schon  in  HöhedesRheinmittclwassers  liegt,  so  würde  eine 
Eindeichung  der  ganzen  Strecke  bis  Neumühl  er- 
forderlich werden.  Vorläufig  würden  diese  Deiche, 
welche  eine  Höhe  von  3  ■  erfordern,  wohl  noch  ge- 
nügend stark  herzustellen  sein,  nicht  aber  nach  Ein- 
tritt der  Bodensenkungen  bis  5  m  Das  ganze  Gelände 
kommt  dann  unter  Mittelwasser  des  Rheines  zu  liegen 
und  würde  cinzupoldcrn  sein  Da  der  l'ntergrund 
aus  grobem  Kies  besteht,  so  würde  bei  dem  hohen 
Wasserdruck  ein  Durchströmen  des  Wassers  nach 
dem  niedrig  gelegenen  Gelände  hin  eintreten  und 
selbst  eine  mit  grossen  Kosten  einzubauende  Dichtungs- 
schicht würde  diese  Gefahr  von  dem  Gebiet  kaum 
fern  halten  können.  Die  ganze  Strecke  von  Ober- 
hausen bis  zum  Rhein  würde  bei  Hochwasser  einen 
Schlammfang  für  die  mitgeführten  Sinkstoffe  bilden 
und  nach  Ablauf  des  Wassers  die  schlimmsten  ge- 
sundheitlichen Gefahren  für  die  Anwohner  herbeiführen. 
Es  soll  daher  der  tief  gelegene  alte  Lauf  aufgegeben 
und  der  Höhenrücken  über  Neumühl  und  Altcnradc 
nach  Walsum  tür  die  Abführung  des  Einscherwassers 
in  den  Rhein  benutzt  werden.  Das  Gelände  liegt 
dort  durchweg  um  8  m  höher  und  würde  für  die 

«»5 


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nächste  Zeit  keine  Kindeichung  erfordern.  Selbst 
aber,  wenn  das  Gelände  um  5  m  herunterginge,  würden 
die  dann  herzustellenden  Deiche  eine  Höhe  von  nur 
2 — 3  m  erhalten.  Die  Sohle  wird  so  lief  eingeschnitten, 
daß  das  höchste  Hochwasser  bordvoll  abgeführt  wird 
und  die  höchsten  Hochwässer  des  Rheines  einen  Rück- 
stau in  der  Emscher  nicht  hervorrufen  können.  Dei 
alte  Arm  soll  als  Vorfluter  für  das  angrenzende  Ge- 
lände von  Oberhausen  abwärts  ausgebaut  werden, 
um  die  Metcorwässer  und  die  Wässer  der  angrenzenden 
Fabriken  aufnehmen  zu  können.  Es  genügt  hierfür 
ein  Graben  von  2','«  bis  3'/»  m  Sohlenbreite,  der  selbst- 
verständlich in  begradigtem  Laufe  durchgeführt  wird. 
Um  die  Hochwasser  von  dem  unteren  Gebiete  fern 
zu  halten,  soll  an  der  Mündung  ein  Sperrtor  herge- 
stellt und  auf  dem  rechten  Ufer  der  Emscher  ein 
hochwasserfreier  Deich  von  dem  Tor  bis  zum  An- 
schluß an  den  geplanten  Rheindeich  bei  Laar  ausge- 
führt werden.  Bei  steigendem  Rheinwasscr  wird  das 
Tor  geschlossen  und  die  in  der  alten  Emscher  sich 
ansammelnden  Wassermengen  werden  durch  ein  F'ump- 
werk  leicht  in  den  Rhein  gebracht. 

Für  die  Bestimmung  des  Querschnittes  (vgl.  hierzu 
die  Abbildungen  3  und  4),  kamen  nur  2  Wasserstände 
in  Betracht  und  zwar  der  für  das  Sommer  wasser  und 
der  für  das  höchste  Hochwasser.  Alle  anderen  Wasser- 
stände spielen  hier  eine  nur  untergeordnete  Rolle.  Die 
Werte  für  die  höchsten  Hochwässer  sind  so  groß  ge- 
nommen, daß  ein  Ausufern  des  Hochwassers  an  keiner 
Stelle  eintreten  kann.  Nach  den  bisherigen  Unter- 
suchungen des  Brts  Michaelis  ist  dcrhöchstcWert  der 
Wasserabfohrung  zu  i58Lit./Sck.i'ik*"  aufgrund  1 5 jalit i- 
ger  Beobachtungen  festgestellt,nach  den  Aufzeichnungen 
des  Meliorationsbauamtes  in  Münster  zu  190  Lit  /Sekj'ikm 
ermittelt  worden.  Es  sind  nun  für  die  untere  Strecke 
225  Lit^Sek./'i»"1  als  größter  Abflußwert  zugrunde  gelegt 
und  dieser  ist  dann  nach  oben  hin  bis  zum  Quellgcbiet 
auf  700  Lit./Sck./'*1""  gesttigert  worden. 

Das  mittlere  Sommerhochwasser  ist  auf  Grund 
8  jähriger  Beobachtungen  zu  35  LiuSck  ^km  ermittelt 
worden.  Dem  Quei schnitt  sind  4oI.it-,'Sck.'ik« zugrunde 
gelegt,  da  der  Abfluß  wegen  der  Vermehrung  des 
Schmutzwassers  und  der  stärker  werdenden  Bebauung 
jedenfalls  grösser  wird.  Die  Niedrig-  und  Mittclwasscr- 
mengen  sollen  möglichst  geschlossen  und  mit  guter 
Geschwindigkeit  abgeführt  werden,  damit  den  verun- 
reinigten Wässern  keine  Gelegenheit  geboten  wird, 
in  Käulnis  überzugehen  und  Schlamm  abzulagern.  Das 
Profil  soll  muldenförmig  gestaltet  und  die  Böschungen 
sollen  mit  Steinpackimg,  SchotterodcrZemcntplatten  be- 
festigt werden.  Bei  einer  Steigung  1  :  2  ist  25""  statke 
Beschotterung  vorgesehen,  bei  1  :  1,5  ein  25""  starkes 
Steinpflaster  auf  10  cm  Kiesschicht  bezw.  eine  Ab- 
deckung mit  8  ,m  starken  Zeinentplattcn,  die  sieh 
gegen  einen  Schotterfuß  stützen.  Eine  Abpflaste- 
rung  der  Sohle  ist  mit  Rücksicht  auf  die  später 
notwendig  werdende  Vertiefung  nicht  zweckmäßig 
Das  Profil  ist  auch  aus  dem  Grunde  wie  beschrieben 
gewählt,  um  eine  spätere  Vertiefung  des  Bettes  um 
je  2m  durch  Beseiügung  des  links- oder  rechtsseitigen 
Banketts  ohne  weiteren  Grunderwerb  zu  ermöglichen. 
Bei  der  Wahl  des  Querschnittes  ist  gleichzeitig  da- 
rauf Rücksicht  genommen,  daß  die  Geschwindigkeiten 
trotz  des  Wechsels  der  Wassermengen  möglichst  gleich 
blcit>cn.  So  schwankt  die  Geschwindigkeit  für  das 
Sommer-Hochwasser  nur  zwischen  den  Werten  0,95 
und  1,2 m  Sek.,  die  Geschwindigkeit  für  das  höchste 
Hochwasser  für  den  mittleren  Teil  zwischen  1,74  und 
2,37,  für  die  Seitenteile  zwischen  1  und  i.so"1, Sek 

In  Abbildg.  4  sind  in  übersichtlicher  Weise  die 
Niederschlagsmengen,  Abflußwerte  und  Wassermen- 
gen ;  die  QuerschnittsflAchen,  Wassertiefen,  Gefälle  und 
Geschwindigkeiten;  die  Abmessungen  des  Alnvasscr- 
kanales  zusammengestellt. 

Dir  zweite  Hauptaufgabe  des  Entwurfes  besteht 
darin,  Vorschläge  für  eine  gründliche  Reinigung  der 
zur  Emscher  geführten  Abwässer  zu  machen.  Durch 
das  Einströmen  großer  Arl>ritcrma-~scn  in  den  Inditstric- 
l.e/iik    sind   nicht   nur  die  v  orhandenen  Städtc_  und 

(26 


Dörfer  außerordentlich  angewachsen,  sondern  auch 
eine  Menge  Ortschaften  neu  entstanden  Die  größe- 
ren Städte  wie  Bochum,  Dortmund,  Gelsenkirchen, 
Essen  haben  in  der  Zeit  von  1875  bis  1900  um  das 
2  3fache  an  Einwohnerzahl  zugenommen,  während 
andeie  Orte,  wie  Recklinghausen,  Herne,  Wanne, 
Eickel  um  das  4- 5 fache,  Hamborn,  Bismarck  und 
Herten  um  das  8  iofache  gestiegen  sind.  Das  ganze 
Emschcrgcbiet  hatte  im  Jahre  1875  45°°°°  Einwohner 
und  jetzt  1,34  Millionen.  Daß  bei  einem  so  starken 
Anwachsen  der  Bevölkerung  die  Beseitigung  der  Ab- 
fallstoffe nicht  immer  einwandfrei  erfolgt  ist,  kann 
nicht  weiter  wunder  nehmen.  Die  Abfuhr  geschieht 
meistens  durch  Tonnenwagen  auf  den  Acker,  während 
Schutt  und  Müll  auf  besondere  Lagerplätze  gebracht 
werden  und  dort  wegen  des  schlechten  Geruches  und 
der  Staubentwicklung  zu  berechtigten  Klagen  der  An- 
wohner Anlaß  geben.  Nur  die  Städte  Dortmund  und 
Essen  führen  nach  dem  Schwemmsystem  die  Fäkalien 
mit  ab  und  klären  sie  auf  den  Rieselfeldern  im  Lippe- 
gebict  oder  wie  Essen  nach  dem  Rothe  Röckner'- 
sehen  Verfahren  in  5  Kläi  türmen.  Die  übrigen  Ge- 
meinden haben  meistens  keine  geschlossene  Kanali- 
sationen, doch  sind  diese  im  Bau  begriffen  oder  geplant. 
Soweit  eine  Klärung  vorgesehen,  erfolgt  sie  in  Ab- 
satzbecken. 

Es  ist  nun  für  das  ganze  Gebiet  die  Lage  der 
Kläranlagen  festgesetzt,  vergl.  den  Lageplan  Abbildg.  5. 
Am  zweckmäßigsten  ist  es,  die  Klärung  dort  vorzu- 
nehmen, wo  eine  große  Verunreinigung  des  Baches 
stattfindet,  die  Wässer  also  nahe  am  Entstchungsorte 
der  Verschmutzung  zu  reinigen.  Wenn  es  gelingt, 
alle  Schmutz wässcr  so  lange  in  vollständig  geschlosse- 
nen Kanälen  zu  führen,  bis  sie  gereinigt  aus  der  Klär- 
anlage heraustreten  und  nun  gesundheitlich  und  ästhe- 
tisch einwandfrei  die  stark  bebauten  Gebiete  als  Bäche 
durchfließen,  dann  ist  der  Idealzustand  erreicht.  Be- 
ständen im  ganzen  Gebiete  geschlossene  Ortschaften 
und  allein  liegende  größere  gewerbliche  Anlagen  und 
Zechen,  so  würde  eine  derartige  Lösung  das  einfachste 
und  zweckmäßigste  sein  Die  sämtlichen  Betriebe 
müßten  eine  einwandfreie  Klärvorrichtung  anlegen, 
die  Städte  müßten  sämtlich  kanalisieit  werden  und 
am  Endpunkte  ihres  Hauptsammlers  eine  Kläranlage 
vorsehen.  Es  gibt  besonders  auf  dem  rechten  Ufer 
der  Emscher  Gegenden,  in  denen  diese  Art  der  Klärung 
eingeführt  werden  kann,  denn  die  Städte  und  Ort- 
schaften von  einiger  Bedeutung  besitzen  entweder 
Kanalisationen  oder  haben  eine  solche  in  Aussicht 
genommen.  Größere  gewerbliche  Anlagen  finden  sich 
nur  in  dem  unteren  rechtsseitigen  Gebiet  von  Sterk- 
rade, Hamborn  und  Beeck.  Sie  liegen  alle  dicht  an 
der  Emscher,  sodaß  ihre  Abwässer  nicht  erst  durch 
einen  Nebenbach  einen  weiten  Weg  zum  Hauptvor- 
fluter  zurückzulegen  brauchen.  In  diesen  rechtsseiti- 
gen Gebietsteilen  sollen  daher  auch  die  Kläranlagen 
nahe  an  die  Ortschaften  herangeschoben  werden.  Die 
linksseitigen  Samrnelgr biete  der  Kmscher  dagegen 
bieten  nur  in  ganz  geringer  Anzahl  die  für  die  eben 
besprochene  Art  der  Klärung  nötigen  Vorbedingungen. 
Es  sind  dies  nur  die  Gebiete  der  Schondcllc,  des 
Nette-  und  I.andwehrbaches  und  weiterhin  nach  der 
Mündung  zu  noch  der  unbedeutende  Fausmühlenbach. 
Kläranlagen  für  Ortschaften  kommen  nur  für  den  Land- 
wehrharli  Stadt  Kastrop  inbciiacht,  während  in 
den  übrigen  Gebieten  des  Rüpingsbaches,  des  Roß- 
baches, Strünkederbaches,  HüllcrbaelR  ■>,  des  Schwarz- 
baches,  der  Berne  und  des  Borbecke!'  Mühleiibaches 
sich  eine  gründliche  Reinigung  im  Entstchungsorte 
nicht  wohl  vorschreiben  läßt  Wenn  man  Iiier  einer 
im  oberen  Bachgchtet  liegenden  Stadt  eine  gründliche 
Klärung  der  Abwässer  auferlegte,  so  würde  das  ge- 
reinigte Bachwasser  doch  sofort  wieder  von  neuem 
durch  nicht  geklärtes  aus  den  weiträumig  bebauten 
Industriebezi]  ken,  Arbeiterkolonien  und  größeren  Ort- 
schaften verschmutzt  werden  Man  ist  also  hier  ge- 
zwungen, von  dem  im  allgemeinen  hoten  Grundsatze 
abzulochen  und  die  gründliche  Klärung  cr-.t  dort  vor- 
zunehmen,  wo  alles  Abwas-cr  des  betreffenden  Sammel- 

No.  21. 

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Gebietes  im  Bache  vereinigt  ist  und  nicht  weiter  ver-  Vorfluter  zu  schicken,  so  soll  alles  Wasser  möglichst 
schmutzt  wird.  Dies  trifft  in  den  meisten  Fallen  erst  nahe  am  Orte  der  Verschmutzung  vorgeklärt  werden, 
an  der  Mündung  des  Baches  in  die  Lmscher  zu.  Die  Diese  Vorklärung  soll  so  weitgehend  sein,  daß  sich 
hier  zu  erbauenden  Abwasser  -  Reinigungsanstalten  die  gröberen  Sink-  und  Schwebestoffe  ablagern;  bei 
müssen  einen  gro- 
ßen Umfang  erhal- 
ten; sie  weisen  den 
sonst  zu  errichten- 
den vielen  kleinen 
Anlagen  gegenüber 
ganz  bedeutend« 
Vorteile  auf:  Der 
Betrieb  ist  leicht  zu 
übersehen  und  zu 
überwachen;  der 
( irad  «1er  Reinijmng 
wird  bei  der  großen 

Anlage  größer  sein  AbbiMg  3.    guer>e1>nilt  der  regulierten  Kmscher. 

1  i  f  ■  i  i  t  i  »  t  r**'*  *■< 


und  die  Anlage  imganzen  billiger  werden,  als  die  vielen  einer  Veilangsamung  der  Wasscrgc^chwiiidigkcit  aul 

kleinen,  soijaü  das  wirtschaftliche  Ergebnis  ein  viel  a  -  3  rm  dürfte  dies  zu  erreichen  m  in     Su!<  hr  \'<«r- 

günstigeres  sein  wird.   Da  es  nicht  angängig  ist,  die  kläranlagen  sollen  lür  alle  Städte,  alle  enger  bebauten 

Abwässer  der  StAdte  und  Ottschaften  ungeklärt  in  den  Gemeinden,  Zechen  und  größeren  geweiblichen  An- 

1a  März  1904.  137 


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lagen  errichtet  werden;  ihre  Zahl  wird  man  bei  zuneh- 
mender Bebauung  entsprechend  vermehren  müssen. 
Die  Ausbildung  dieser  Kläranlagen  soll  einfach  ge- 
halten werden,  damit  den  einzelnen  Gemeinden  nicht  zu 
große  Kosten  erwachsen.  Es  würde  überdies  auch 
kaum  möglich  sein,  in  der  Nahe  größerer  Städte  das 
Gelände  für  Kläranlagen  zu  beschaffen.  Jedenfalls 
würde  es  so  teuer  sein,  daß  ganz  bedeutende  Summen 
aufgewendet  werden  müßten,  abgesehen  von  den  zu 
erwartenden  Klagen  der  Anwohner. 

Die  Klarung  ist  nun  so  gedacht,  daß  das  Wasser 
zunächst  Klarbecken  von  40 m 
Lange  und  5'"  Breite  mit  einer 
Geschwindigkeit  von  4  bis  6 
durchfließt  und  dann  weiter 
mittels  Verteilungsrinncn  und 
Spreng -Vorrichtungen  auf  die 


haltene  Schlamm  soll  von  den  Klarbecken  zu  den 
Schlammlagerbecken  gepumpt  werden  und  dort  einige 
Tage  stehen  bleiben,  um  das  sich  ansammelnde  Wasser 
von  seiner  Oberfläche  ablaufen  zu  lassen.  Der  noch 
etwa  60  "„  Wasser  enthaltende  Schlamm  wird  dann 
mit  Kohle  und  Müll  vermischt  und  entweder  in  Gene- 
ratoren gebracht  oder  unter  Kesseln  verfeuert 

Es  soll  nun  nicht  gesagt  sein,  daß  die  Kläranlagen 
im  Emst  hergebiet  alle  nach  demselben  Muster  ausge- 
bildet werden  sollen.  Die  ^Zusammensetzung  der  Ah- 
"wässcr  und  ihre  Menge  erfordern  je  nach  den  Um- 


Oxydation -betten  gebracht  wird; 
deren  (Iröße  wird  bei  ungefähr 
i,2m  Höhe  so  bemessen,  daß 
3  Ab  Abwasser  auf  1  'im  der 
Oxydatiousbetten  gebracht  wer- 
den. Diese  Betten  werden  bei 
Regenwetter  mit  der  1,5  fachen  Menge  vorübergehend 
beschickt;  steigt  die  zufließende  Wassermcnjje  Ober  das 
Vierfache  desTrockenwetter-Zuflusses,  so  fließtdasMehr 
an  Wasser  in  die  Hochwasserbecken,  die  durch  Erd- 
aushub  hergestellt  sind.  Sie  sollen  eine  solche  Große 
erhalten,  daß  beim  Weiterarbeiten  der  Absatzbecken 
das  überschießende  Hochwasser  von  1  2  Stunden 
angesammelt  werden  kann.  Auf  diese  Weise  werden 
die  ersten  besonders  stark  mit  Sinkstoffen  beladcncn 
Wässer  abgefangen.    Der  aus  den  Absatzbecken  er- 

133 


ständen  eine  andere  Anlage.  Man  wird  die  kleineren, 
rechts  von  der  Emschcr  belegenen  Kläreinrichtungen 
in  etwas  anderer  Weise  herstellen  und  dort  auf  ein 
möglichst  selbständiges  Arbeiten  sehen.  Die  Ab- 
wässerklärung machte  in  den  letzten  Jahren  so  große 
Fortschritte,  daß  es  übereilt  wäre,  wollte  man  jetzt 
schon .  sich  endgültig  für  alle  Anlagen  sowohl  mit 
ihrem  flau  als  auch  mit  ihrer  Einrichtung  festlegen. 
Dies  ist  auch  jetzt  noch  nicht  möglich,  da  die  meisten 
Gemeinden  und  selbst  größere  Städte  noch  nicht  in 

No,  ai. 

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AS  NEUE  SCHWEIZERISCHE  BUNDES- 
HAUS IN  BERN  *  ARCHITEKT:  PROF 
HANS  AUER  IN  BERN  *  *  *  *  * 
AUFGANG  DER  HAUPTTREPPE  IN  DER 
KUPPEL-HALLE  UND  ANSICHT  VON 
SÜDWESTEN  ******** 
■  DEUTSCHE  BAUZTG.  XXXVIII.  JAHRG  1904  N°  21  = 


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Kommistiont-Sitiungs««»!. 


der  Lage  sind,  den  Endpunkt  ihres  Hauptsam nilers 
zu  bestimmen.  Man  wird  daher  diese  Anlagen  je  nach 
der  YVeitcrführung  der  Kanalisation  anlegen  müssen. 
Der  an  sich  günstige  Rieselbctrieb  kommt  für  das 
Emschcrgebict  nicht  infragc,  da  der  Grund  und  Boden 
viel  zu  teuer  ist  und  Flächen  außerhalb  des  Sammel- 
gebictes  nur  schwer  zu  haben  sind.  In  dem  durch 
Bergbau  unterwühlten  Emschcrgebiet  würde  außerdem 
die  Rohrleitung  bei  den  fortwährenden  Senkungen 
der  Erdoberfläche  sehr  gefährdet  sein,  sodaß  man  von 
derartigen  Schmutzrohrleitungen 
absehen  muß, 

Die  Ge-samtkosten  für  die 
Regulierung  der  Einscher  von 
Walsum  bis  1  lörde  betragen  27 
Mill.  M  ;  hierzu  kommen  noch 
die  Aufwendungen  für  die  alte 


Einschergebietes  getragen  werden,  da  sie  alle  an  der 
Aufrechlcrhaltung  der  Vorflut  in  der  Emscher  großes 
Interesse  haben.  Bei  den  Nebenbäehen  sollen  die 
Kosten  von  den  Bewohnern  des  betreffenden  Sammel- 
gebietes  aufgebracht  werden,  da  nur  sie  an  der  Erzeu- 
gung und  Abführung  der  Schmutzwässer  beteiligt  sind. 

Wird  der  Gesetzentwurf  von  dem  jetzt  tagenden 
Landtage  der  preußischen  Monarchie  angenommen, 
so  sollen  nach  erfolgter  Allerhöchster  Genehmigung 
die  Vorarbeiten  derart  gefordert  werden,  daß  der  Bau 


Emseherstrccke  v>>n  Oberhänden 
bis  Alsum,  sodaü  imganzen  :>8 
Mill.  M.  erforderlich  werden.  Für 
die  Regelung  der  Nebenbäche 
und  die  Herstellung  der  Kläi  an- 
lagen sind  5.5  +  4,4  =  9,9  Mill. 
M.  vorgesehen.  Die  Verteilung 
der  Kosten  ist  so  gedacht,  daß  die  Aufwendungen  im  Frühjahr  1905  begonnen  und  voraussichtlich  in 
für  die  Einscher  von  sämtlichen  Interessenten  des   5  Jahren  zu  Ende  geführt  werden  kann.  — 

Das  neue  schweizerische  Bundeshaus  in  Bern. 

Architekt:  Prof.  Hans  Auer  in  Bern,  if^im-vhih  ou«  s».  ■     nimu  rinr  rK.|>|..)-hiUii^M»^i-.        .1.1  ,v>M.iiit.rni  s  -..h  „  lJKy 

j  Or  die  Anlage  des  Gebäudes  war  der  von  durch  den  tiefen  Absturz  des  Geländes  nach  dem  Aare- 

allen  Seiten  eng  begrenzte  Bauplatz  von  tal.    Die  nordliche  schräge  Baulinie,  bestimmt  durch 

maßgebendem  Einfluß.  Seitlich  wird  er  bc-  die  beiden  ungleich  weit  vorspringenden  Eckflflgel  der 

grenzt  durch  die  beiden  bestehenden  Vor-  Verwaltungsgebäude,  zwang  zur  Anlage  eines  vor- 

waltungsgebäude,  nach  Norden  durch  den  springenden  Mittelbaues  mit  zwei  seitlich  zurücktreten- 

Verlauf  der  einzuhaltenden  Baulinie,  und  nach  Süden  den  Flügeln,  um  so  das  Bundeshaus  möglichst  unge- 


»30 


No.  at 


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zwungen  /wischen  die  beiden  Verwaltungsgebäude 
einzureihen.  Ocstlich  und  wesilich  waren,  begrenzt 
durch  die  beiderseitigen  doppelten  Verbindungsgalericn, 
zwischen  Bundeshaus  und  Verwaltungsgebäude  Höfe 
anzuordnen,  breit  genug  zur  ausreichenden  Beleuch- 
tung der  anstoßenden  Räume,  jedoch  aber  auch  wieder- 
um nicht  zu  breit,  um  den  Zusammenhang  der  drei 
Gebäude  zu  lösen  und  nutzbaren  Flächenraum  unbe- 
nutzt liegen  zu  lassen.  Ut  l>er  dem  südlichen  Absturz 
war  eine  Verbindung  zwischen  den  den  beiden  Ver- 
waltungsgebäuden vorgelagerten  Bundesterrassen  zu 
schaffen  und  es  gab  der  große  Höhenunterschied  des 
Geländes  an  dieser  Stelle  Anlaß  zur  Herstellung  einer 
hohen  Stützmauer  als  Sockel  der  drei  zu  einer  ein- 
heitlichen Anlage  verbundenen  Gebäude,  hinter  welcher 
in  dem  Untergeschoß  des  Mittelbaues  die  Heiz-  und 
die  Ventilationsanlage  eingerichtet  werden  konnten  Da 
das  Gebäude  zur  Befriedigung  des  RaumbedQrfnisses 
weit  Ober  die  südliche  Flucht  der  beiden  Verwaltungs- 
Gcbäude  vorgeschoben  werden  mußte,  so  wurde  eine 
Vermittlung  erstrebt  und  erreicht  durch  Ausbauchung 
der  südlichen  Fassade,  die  in  dieser  Form  zugleich  die 
innere  Raumgestaltung  wiedergibt.  Durch  den  Höhen- 
unterschied des  vor  dem  Gebäude  nördlich  sich  hin- 
ziehenden Baren-  oder  Bundesplatzcs  und  der  südlichen 
Bundcstcrrassc  von  3,5 »  konnte  in  der  Südfront  ein 
Untergeschoß  eingeschoben  werden,  das  als  offener, 
unter  der  geschwungenen  Südfassade  sich  hinziehen- 
der Laubengang  ausgebildet  wurde.  Dadurch,  daß 
auf  diese  Weise  ein  Teil  der  Terrasse  unter  das  Ge- 
bäude verlegt  wurde,  wurde  es  möglich,  den  Vor- 
sprung der  Terrasse  vor  dem  Gebäude  auf  rd.  3 zu 
beschränken. 

In  diesen  engen  Grenzen  nun  ist  das  Gebäude  ge- 
plant, in  seinen  Grundrissen  ein  Meisterwerk  straffer 
Konzentration,  deren  Anlage  noch  erschwert  wurde 
durch  eine  ungewöhnliche  Bedingung:  durch  die  For- 
derung eines  durchgehenden  Verbindungsganges,  der 
durch  das  Miitelgebäude  hindurch  die  beiden  Ver- 
waltungsgebäude verbinden  sollte.  Die  Schwierigkeit, 
welche  diese  Bedingung  mit  sich  brachte,  bestand  da- 
rin, auf  jeder  der  beiden  Hälften  der  durch  den  Ver- 
bindungsgang hervorgerufenen  Teilung  genügend 
Räume  für  die  beiden  Körperschaften,  den  Nationalrat 
einerseits,  den  Ständerat  anderseits,  zu  schaffen.  Es 
lag  in  der  Natur  der  Anlage,  den  Ständerat,  das 
große  Treppenhaus  und  alle  Nebentreppen  auf  der 
nördlichen,  größeren  Hälfte,  den  Nationalrat  dagegen 
auf  der  südlichen,  kleineren  Hälfte  unterzubringen; 
dies  wurde  erreicht  durch  möglichst  weites  Vorschieben 
der  beiden  Ecktürme  nach  Süden,  sodaß  Raum  für 
Präsiilentenzimmcr,  Garderoben, Vorsalc.Toilctten  usw. 
innerhalb  des  durch  den  Verbindungsgang  abgeschlosse- 
nen Teiles  geschaffen  werden  konnte  und  so  die  Mög- 
lichkeit gegeben  war,  die  Räume  der  beiden  Körper- 
schaften unter  sich  in  angemessener  und  geschlosse- 
ner Weise  zu  vereinigen. 

Den  Mittelpunkt  der  gesamten  Anlage  bildet  die 
Kuppelhalle,  nach  Anlage  und  Ausstattung  die  „cour 
d  honneur"  des  Gebäudes.  Die  stattliche  Haupttreppe, 


welche  fast  die  gesamte  Grundfläche  der  Mitlelhalle 
einnimmt,  aber  nur  vom  Erd-  zum  ersten  Obergeschoß 
führt,  ist  lediglich  für  die  Mitglieder  der  beiden  Räte 
bestimmt.  In  der  Achse  des  ersten  Treppenarmes  er- 
hebt sich  vor  einer  Bogenarehitektur  die  Rüiligruppe. 
Im  Untergeschoß  liegen  auf  der  südlichen  Seite, 
noch  erhöht  über  dem  Gelände  der  Bundcstcrrassc, 
vier  Zimmer  für  die  Inspektoren  und  Maschinisten  der 
Hcizungs-,  elektrischen  Bclcuchtungs-  und  Ventilations- 
Anlage,  ferner  große,  lichte  Kellerräume  und  in  noch 
weiterer  Tiefe,  hinter  der  großen  Stützmauer,  die  YYn- 
tilationsräumc  und  das  Kesselhaus  mit  dem  Kohlen- 
keller. Ins  hohcErdgcschoß  (S  128) wurden  sämtliche 
Konimissionszimmer  gelegt,  7  Säle  von  45  lao'i"' 
Fläche,  ferner  ein  großer  Arbeitssaal  mit!  landbibliothtk, 
Zimmer  für  Stenographen,  Uebersetzer,  Rcpoiter  und 
für  den  Hausdienst.  Alle  Säle  sind  von  den  nötigen 
Kleiderräumen  und  Aborten  begleitet.  Im  ersten  Ober- 
oder Hauptgeschoß  liegen  auf  der  südlichen  Hälfte 
der  430  <im  messende  Sitzungssaal  des  Nationalrates, 
2  Vorsäle  von  je  185  Präsidenten/immer,  Zimmer 
für  den  Bundesrat,  die  Wandelhalle,  2  Kleiderräume, 
Toiletten;  alle  Räume  unter  sich  in  unmittelbarer  Ver- 
bindung, ohne  vermittelnde  Korridore  (S.  101).  Die  nörd- 
liche I  lälfte  dieses  Geschosses  enthält  den  205  tm  messen- 
den Sitzungssaal  des  Ständerates,  2  Vorsäle  von  je 
150  'im,  Präsidentenzimmer,  Kommissionszimmer,  Klei- 
derräume und  Toiletten.  Rechts  und  links  der  zen- 
tralen Kuppelhalle  haben  Lesezimmer  und  ein  Raum 
für  Drucksachen  ihre  Unterkunft  gefunden.  In  dem 
mittleren  'Teil  der  Anlage  liegen  auch  sämtliche 
Treppen :  die  große  I  laupltreppc,  die  beiden  Wendel- 
treppen zum  zweiten  Obergeschoß,  sowie  zwei  Neben- 
treppen, die  zu  den  Tribünen  führen  und  zugleich 
auch  vom  Keller  bis  zum  Dachboden  aufsteigen.  Im 
zweiten  Obergeschoß  liegen,  soweit  sein  Raum 
nicht  durch  die  Kuppelhalle  und  die  durchgehenden 
Sitzungssäle  in  Anspruch  genommen  wird,  die  Tri- 
bünen des  Nationalratssaales,  den  Saal  mit  181  Sitz- 
plätzen an  3  Seiten  umziehend,  die  Tribünen  des 
Ständeratssaales,  an  den  beiden  Ktirzseiten  desselben 
mit  66  Sitzplätzen  angelegt,  das  eidgenössische  sta- 
tistische Amt  mit  einer  Anzahl  größerer  und  kleinerer 
Räume,  sowie  3  verschieden  große  Säle  für  parla- 
mentarische oder  Verwaltungszwecke.  Auch  das  Dach  - 
geschoß,  soweit  sein  Raum  nicht  durch  Kuppelhalle 
und  durchgehende  Sitzungssäle  beansprucht  wird,  ist 
noch  vorwiegend  für  das  statistische  Amt  eingerichtet. 
Für  die  Volkszählungen  dient  ein  großer  Saal  mit  2 
Vorzimmern,  von  a^oi*1  Fläche;  6  Räume  mit  6oo*i,n 
Fläche  sind  für  Bibliothek  und  Archive  bestimmt. 
6  Magazinräume  von  zus.  450  t»  Fläche  harren  noch 
ihrer  Bestimmung. 

Die  überbaute  Fläche  des  ganzen  Gebäudes  be- 
trägt, im  Mauergrund  des  hohen  Erdgeschosses  ge- 
messen, 3742  va.  Davon  kommen  auf  reine  Nut/räume 
rSäle,  Zimmer.  Kleiderräume,  Abortc)  1887-1«,  auf  Neben- 
treppen und  Gänge  504 1»,  auf  die  Mittelhalle  mit  Haupt- 
treppe 306  m">,  auf  Mauern,  Kanäle,  Pfeiler  1045 'im.  — 


Zum  Wettbewerb  , 

I. 

LiYäJn  dem  -Schlußsätze  des  Aufsatzes  in  .N'o.  15  d.  |.  betr 
KlS  den  Wettbewerb  für  den  Kntwurf  zu  einem  Waiseti- 
hause  ffir  Dessau  heißt  es:  .Es  darf  nach  diesem 
nicht  erfreulichen  Ergebnis  nicht  verwundern,  wenn  sich 
das  Preisgericht  nicht  vcranlaiit  gesehen  hat,  dem  Magi- 
strat von  Dessau  noch  den  Ankauf  von  4  weiteren  Ent- 
würfen vorzuschlagen". 

Ich,  der  Unterzeichnete,  habe  mich  an  diesem  Wett- 
bewerbe nicht  beteiligt,  bin  aber  immer  und  namentlich 
auch  während  der  Zeit,  als  ich  Vorstand  des  Dresdener 
Architekten -Vereins  war,  lebhaft  fOr  Verbesserungen  im 
Wettbcwerbswesen  und  vor  allen  Dingen  auch  für  die  Fest- 
setzung einer  genau  einzuhaltenden  Richtschnur  für 
die  Preisrichter  eingetreten.  Wenn  nun  im  vorliegen- 
den Fülle  auf  Antrag  des  Preisgerichtes  der  Ankauf  von  4 
weiteren  Entwürfen  in  Aussicht  stand,  so  war  dies  in.  K. 
mit  ein  Ansporn  für  Viele,  sich  an  dem  Wettbewerb 

12.  März  1904. 


Waisenhaus  Dessau. 

überhaupt  zu  beteiligen,  Es  waren  daher  auch  195  l{c" 
arbeitungen  der  Aufgabe  eingegangen  und  gestatte  ich 
mir  denn  doch  Bedenken  darüber  auszusprechen,  daü 
unter  dieser  großen  Zahl  von  Arbriten  außer  den  3  mit  Prei- 
sen gekrönten  nicht  noch  4  Arbeiten  gewesen  sein  killten, 
die  eines  Ankaufes  für  würdig  zu  erachten  waten.  I  > 
ist  in  der  Regel  immer  als  ziemlich  zutreffend  hinzustellen, 
daß  unter  100  eingehenden  Arbeiten  mindestens  10  be- 
achtenswerte Leistungen  sind,  im  vorliegenden  Falle 
mOUtcn  es  also  20  gute  Arbeiten  scwr-fll  sein;  3  haben 
Preise  erhallen,  es  waren  also  sicher  17  Arbeiten  von 
Seiten  der  Fächle  ute  des  Preisgerichtes  als  immerhin  gute 
und  nicht  so  ohne  Weiteres  nur  für  den  Papier- 
korb geeignete  A rbr iten  zu  bez  ciehne  11  uew  esc  11, 
Und  von  diesen  17  Arbeiten  fanden  die  Fachleute  nicht 
einmal  noch  4  heraus,  welche  sie  der  ausschreibenden 
Stelle  als  zum  Ankauf  geeignet  empfehlen  konnten'.''  Ich 
meine,  die  llrn  Fachleute  mußten  denn  doch  etwas  mehr 

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den  Standpunkt  der  Kollegen  wahrnehmen,  zumal  im  Aus- 
schreiben, wie  schon  gesagt,  Ankaufe  in  Aussicht  gestellt 
waren;  sie  mußten  darauf  bestehen,  daß  bei  der  immer- 
hin niedrigen  Gesamtsumme  für  Preise  ( 2000  M.)  wenig- 
stens noch  die  für  Ankäufe  in  Aussicht  gestellten  1000  M. 
(als  eine  doch  nur  kleine  Entschädigung  für  gehabte  Mühe 
und  Auslagen I  zur  Verteilung  kamen!  -  • 

Dresden,  im  Febr.  1904.         O.  Haenel,  Aren. 
II. 

Mit  den  Bemerkungen  zu  dem  Wettbewerb  Waisen-' 
haus  Dessau  in  No.  15  d  Bl.  werden  wohl  nur  wenige 
Leser,  namentlich  aber  nur  wenige  Architekten,  die  sich 
mit  Wctibcwcrbsarbeitcn  befassen,  einverstanden  sein!  Der 
Hr,  Verfasser  meint,  das  Ergebnis  des  Wettbewerbes  sei 
kein  Erfreuliches.  Wir  stimmen  dem  zu  —  aber  aus  an- 
deren Gründen.  Als  Motive  für  seine  Auffassung  führt  der 
Verfasser  folgende  Punkte  an:  1.  die  große  Anzahl  der 
eingelaufenen  Entwürfe;  3.  die  große  Anzahl  der  stümper- 
haften Bearbeitungen  unter  denselben ;  3.  die  „keineswegs 
vollkommen  einwandfreien"  preisgekrönten  Entwürfe. 

Zu  1.  Die  Beschickung  des  Wettbewerbes  mit  •«Ent- 
würfen ist  an  und  für  sich  eine  sehr  starke  —  als  .Zeichen 
der  Zeit*,  also  inbezugauf  die  Beteiligung  an  den  Wettbewer- 
ben der  letzten  Jahre  überhaupt  aber  durchaus  nicht 
auffallend.  Bei  dem  Wettbewerb  Realgymnasial-Gebaudc 
Koblenz  1003  liefen  nicht  weniger  als  286  Entwürfe  ein. 
Eine  Prüfung  der  Vermutungen  des  Hrn.  Verfassers  über 
die  Ursachen  der  regen  Beteiligung  an  diesem  Wettbe- 
werb würde  also  auf  eine  Untersuchung  derselben  bei  den 
Wettbewerben  der  letzten  Jahre  überhaupt  hinauslaufen 
uttd  kann  hier  übergangen  werden. 

Zu  2.  Daß  bei  diesem  Wettbewerb  das  Verhältnis 
der  unzulänglichen  Entwürfe  zu  den  brauchbaren  ein 
anderes  ist,  als  bei  anderen  Wettbewerben,  erklart  sich 
ohne  weiteres  durch  die  Einfachheit  der  Aufgabe. 
Der  angehende  Architekt  versucht  sich  eben  an  ein- 
fachen Aufgaben,  Daß  er  sich  versucht,  ist  doch  nicht 
zu  tadeln.  Es  gibt  kein  besseres  Mittel  für  den  Archi- 
tekten, sich  zu  erziehen,  als  das  Einschlagen  dieses 
Weges.  Der  Mißerfolg  läutert,  der  Erfolg  feuert  zu  neuen 
Taten  an.  Daß  er  sich  an  einfachen  Aufgaben  versucht, 
ist  für  ihn  sowohl  als  auch  für  die  Erlasser  des  Wettbe- 
werbes ebenfalls  in  Ordnung!  Sollten  sich  aber  an  diesem 
Wettbewerb  Schüler  von  Baugcwcrkschulcn  und  zwar 
planmäßig  unter  der  Schulleitung  versucht  haben,  so  wäre 
dies  entschieden  zu  verurteilen  und  es  hätten  die  Landes- 
Rcgicrungen  dagegen  energisch  einzuschreiten. 

Z  u  3.  Sind  bei  einem  Wettbewerb  jemals  die  preis- 
gekrönten Entwürfe  .vollkommen  einwandfrei"  gewesen? 
Ferner:  konnte  jemals  bei  einem  Wettbewerb  der  mit 
dem  I.  Preise  ausgezeichnete  Entwurf  der  Ausführung 
ohne  mehr  oder  minder  große  Umarbeitung  bezw. 
Ergänzung  zugrunde  gelegt  werden?  Also  auch  hier 
durchaus  tecine  auffallende  Erscheinung,  zumal  es  sich  ja 
nur  um  einen  Ideen  Wettbewerb  handelte. 

Der  Verfasser  glaubt  nun,  die  Ursachen  des  in  seinen 
Augen  gerechtfertigt  erscheinenden  Nichtankaufes 


von  4  weiteren  Entwürfen  in  den  erwähnten  Umständen 
suchen  zu  müssen.  Wozu  dies?  Das  Preisgericht  proto- 
kolliert doch  einfach:  „Von  dem  Ankauf  weiterer  Entwürfe 
glaubt  das  Preisgericht  nach  einstimmigem  Beschluß  ab- 
raten zu  sollen,  da  keiner  der  sonstigen  Entwürfe  noch 
nennenswerte  Anregungen  für  die  Ausführung  zu  bieten 
imstande  war."  Hat  das  allgemeine  Befremden  über  die- 
ses Urteil  bei  den  Teilnehmern  des  Wettbewerbes  den 
Verfasser  jenes  Artikels  veranlaßt,  das  Preisgericht  in 
Schutz  zu  nehmen?  In  der  Tat!  Befremdlieh  Ist  seine 
Begründung  des  Nichtankaufes  der  4  Entwürfe! 

Sollte  unter  den  18  zur  engeren  Wahl  gelangten 
Entwürfen  wirklich  kein  einziger  gewesen  sein,  der  des 
Ankaufes  für  350  M,  wert  war,  auch  nicht  als  relativ 
brauchbare  Idee?  Die  Aufgabe  war  doch  sehr  einfach, 
sowohl  bezüglich  der  Grundrißlösung,  als  auch  nach  der 
künstlerischen  Seite  hin  Die  verlangte  Arbeitsleistung 
sowie  die  ausgesetzten  Preise  und  die  in  Aussicht  ge- 
stellten Ankäufe  als  Entschädigung  waren  als  normal  zu 
bezeichnen.  War  die  Entwurf  •  Bearbeitung  dem  Sieger 
auch  nicht  verheißen,  so  war  doch  anzunehmen,  daß  die 
Ausführung  unter  Leitung  des  Stadtbauamtes  in  Verbin- 
dung mit  dem  I.  Preisträger  vor  sich  grhen  würde. 

In  Anbetracht  all'  dieser  Umstände  sowie  im  Hinblick 
auf  die  Erfahrungen  bei  den  Wettbewerben  der  letzten 
Jahre  ist  doch  mit  Bestimmtheit  anzunehmen,  daß  sich 
mindestens  30  Architekten  (einschl.  der  Architekten  von 
Dessau  und  dessen  nächster  Umgebung)  an  diesem  Wett- 
bewerb beteiligt  haben.  Wir  meinen  Architekten  in  selbst- 
ständiger Stellung  mit  praktischer  und  künstlerischer  Reife, 
soweit  solche  hier  in  frage  kommt  Und  trotzdem  außer 
den  prämiierten  Entwürfen  keine  einzige  nennens- 
werte anregende  Idee,  die  des  Ankaufes  würdig 
war?  (resetzt  aber  den  Fall,  es  ist  so.  Hatte  dann  aber 
der  Magistrat  von  Dessau  nicht  die  Pflicht,  einige  Ent- 
würfe anzukaufen,  weil  er  durch  den  in  Aussicht  gestellten 
Ankauf  von  4  Entwürfen  zur  regen  Beteiligung  an  dem 
Wettbewerb  geradezu  herausgefordert  und  den  unermeß- 
lichen Aufwand  von  Arbeit  und  Zeit  ganz  bedeutend  ver- 
mehrt hat? 

Als  im  vorigen  Jahre  der  Magistrat  von  Koblenz  mit 
Wettbewerbs-Enlwürfen  für  sein  Realgymnasial-Gebäudc 
förmlich  überschüttet  wurde  (286  Entwürfe!),  wurden  die 
ausgesetzten  Preise  auf  die  Anregung  des  Bürgermeisters 
hin  um  4000  M.  erhöht.*)  Und  zwar,  wohl  verstanden, 
bevor  die  Entwürfe  beurteilt  waren,  also  bevor  man 
wußte,  ob  gut  oder  böse  —  ob  Anfänger  oder  vollendete 
Meister  die  große  Zahl  hervorgerufen  hatten.  Also 
lediglich  als  Anerkennung  für  das  Interesse,  das 
die  Teilnehmer  des  Wettbewerbes  der  Aufgabe 
des  Magistrates  entgegengebracht  hatten. 

Bei  diesem  Wettbewerb  wurde  ein  I.  Preis  Oberhaupt 
nicht  erteilt  -  ein  ausführungsfähiger  Entwurf  war  also 
in  gewissem  Sinne  gar  nicht  eingelaufen.  Dies  hielt 
aber  weder  den  Magistrat  noch  das  Preisgericht  davon  ab, 
die  ausgeworfene  Summe  für  die  3  Preise,  die  2  Ankäufe 
und  sogar  die  naehbcwilligtcn  4000  M.  zur  Verteilung  zu 
bringen.  —  —  n. 


Engerer  Wettbewerb  Synagoge  In  Posen.  Einen  enge- 
ren Wettbewerb  für  Erlangung  von  Plänen  zur  Erbauung 
eines  neuen  Gotteshauses  schreibt  die  Posener  Synagogen- 
Gemeinde  mit  Frist  zum  1  Mai  d  J.  aus.  Es  handelt  sich 
um  einen  Monumentalbau,  der  700  Männer-  und  600  Frauen- 
Hätzc,  sowie  eine  Wochentags  -  Synagoge  enthalten  soll. 
Sonst  ist  das  Programm  das  bei  derartigen  Wettbewerben 
übliche  Der  äußerst  glücklich  gewählte  Bauplatz  ist  von 
allen  Seiten  durch  StraÜenzüge  begrenzt  Zum  Wettbe- 
werb wurden  die  Hrn.  C  reiner  &  Wulf  fenstein, Honiger 
Ar  Sedclmcyer  in  Berlin,  Brt.  Prof.  L.  Lew  in  Karls- 
ruhe, kgl.  Oberlehrer  Grotte  und  Arch.  Hoffniann  in 
Posen,  sowie  Arch.  K  er  wie  n  in  Potsdam  und  Frieden- 
thal in  Berlin  eingeladen.  Als  Preisrichter  wurden  u,  a. 
berufen  die  Hrn.  Geh  Re«  -Räte  Ende  und  Otzen,  ferner 
der  Prof  der  Tcehn  Hochschule  Karl  König  in  Wien, 
sowie  Stadthrt  Grüder  in  Posen.  — 

Wettbewerb  Stadthaus  Bremen.  AI*  Verfasser  bekennen 
sich:  für  den  Entwurf  „Galopp"  Hr.  Prof.  Hugo  Behr  in 
Görlitz;  für  „Immer  fest  und  grad  aus!"  die  Ilm.  Paul 
Burghardt  und  Alfr.  Mcunier  in  Leipzig;  „2  Kabcn  im 
toten  Felde"  llr.  Keg.-Bmstr.  W.  Waener  unter  Mitarbeit 
von  Arch.  C  Dinkler,  beide  in  Naumburg  a  S.;  fnr 
.Bremisch"  Hr.  Arth.  Heinrich  Milk  in  Schoneberg  bei 
Berlin;  für  den  Entwurf  „mit  dem  schwarz  und  weiß  ge- 
teilten Kreis-  Hr   Arch.  Arthur  Müller  in  Stuttgart.  - 


133 


Brief-  und  Fragekasten. 

Fragcbeanlwortungen  an»  dem  Leserkreise. 
Zu  Frage  3  in  No  i».  Petroleum  habe  ith  bei  beginnendem 
Häuslich  warum  mit  Erfolg  verwendet;  «urh  mit  Kochaalt  ver- 
mischt bat  es  sich  gut  bewahrt.  Mit  Karbolineuro  habe  auch  ich 
schon  »ehr  schlechte  Erfahrungen  gemacht.  Bei  Verwendung 
feuchten  Holze»  oder  feuchter  Ausfüllung  ist  wohl  jede*  bekannte 
Mittel  nichts  wert.  Daher  —  Holl  und  Füllmasse  trocken  —  da» 
ist  die  beste  Garantie.  — 

Eiuilian  Herbig,  Stadtbrostr.  in  Gabion*  a.  N. 

•)  Anmerkung  der  Redaktion  Pas  de/  St;i<|tveewaUung  In 
Koblenz,  vom  VetfaH-rtt  £c«t,.ei.itet»-  l.or»  beruht  U  ider  z.  T.  auf  irriger  An- 
nähme.  In  Koblenz  w  ,ir  eine  <rcsimt-l>rei..iimrpr  rix»  iy*i  .VI  fi-a!£C«rut 
und  <l«  1  Ankauf  v..n  we.leteri  Fntw  ilrlm  zu  jr  y*>  M  vorbehalten  fvrrgl 
Mite  tarrtt  S.  jol.  Auf  Vor.tellmir  <N  t  v.mi  Vrtbat.de  dentsrh.  Arrft  .  u. 
hiC.-Vi'tt  im  ,  in^i  <ri7it  ii  \Velt*i»  w.  1  A  jjKfhtwws  wurden  dann  duich  die 
Sudtverwaltntu;  anerkenne  ««weitet  Weise  wertete  i**>  M.  rar  VerfOpnu; 
trittellt,  muhet  tle;il  freien  Ermessen  der  l'-e.-t  ii  htCT   atierl»««en  blieb,  ob 

sie  d.i. til  die  I'iiki   c.-hAt»'  In  die«e  summe  tu  Acklnlen  verwenden 

ncti.t,  IW['.  Jahi ,:.  igoj  s  Sie  ha»»  n  testete,  [eUll  und  j  Em- 

würfe  i  ;:<k  i,iii,  c .  .ttul  .Ii*.,  ittieaiuen  t.itf  Oooo  M.  zur  Vcivwinlung  ge- 
kommen lwi-1.  Jal.i^    1003  -v  ayjt  — 


Inhalt:  Die  Verliesserunf  det  Vorflut  und  die  Keimrvinrf  der  Abwasser 
im  Emaebetjrehiet  iS.-hlnlS».      I»as  nein-  ..  !,«.-./.« i..  he  »«.ndesbau*  in  Bens 
iKott.eUniijl      Zum  Wettbewerb  Waisenhaus  tie<«uL  l'ret-Wwerburigrn. 
ltriel-  und  Fni^-i  kanten. 

Hierzu  eine  I>oppel- Bildbeilage:  Das  neue  schweizerische 
Bundeshaus  in  Bern. 


.'rrl.g  der  D 
veranlwurtl 


.  r,  m.  b  H  .  Berlin     Kor  die  Redaktion 
■  Itn,  Betlm     |l:t..k  vv:i  W.lh.  fireve, 


No.  31. 

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5  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  § 

jgXXXVIII.  JAHRG.  N9. -.22.  BERLIN,  DEN  16.  MARZ  1904 

■  -  1 


Noidfiaiade  am  Bundesplstj. 


Das  neue  schweizerische  Bundeshaus  in  Bern.  <s,hiun.> 


n  der  Gestaltung  des  Acußcrcn  des  Gebäudes 
kam  in  anderer  Weise,  wie  bei  seiner  Grund- 
rißbildung, seine  eigentümliche  Lage  wesent- 
lich inbetracht  und  zwar  hauptsachlich  seine 
Entwicklung  nach  zwei  Fronten:  einmal  der 
Aufbau  nach  Norden,  gegen  einen  mäßig  großen  städti- 
schen [Matz  gerichtet,  welcher  eine  Betrachtung  des 
Gebäudes  nur  aus  der  Nahe  zuläßt  und  von  welchem 
aus  das  Gebäude  nur  für  sich  allein  zur  Geltung  kommt, 
und  der  Aufbau  nach  Soden,  gegen  das  offene  weite 
Land,  aus  welcher  Richtung  das  Bauwerk  nur  von 
weither  betrachtet  werden  kann  und  als  Mittel-  und 
beherrschender  Teil  einer  großen,  langgestreckten  Ge- 
häudegruppc  inbetracht  kommt.  Diese  beiden  un- 
gleichen Ümständc  mußten  zu  einer  im  Stil  wohl  ver- 
wandten, grundsätzlich  aber  verschiedenen  Ausbildung 
der  beiden  Fronten  führen.  Die  Nordfront  zeigt  die 
Kopfabbildung  dieser  Nummer;  die  Südfront  ist  auf 
der  Beilage  in  No.  21  dargestellt.  Während  die  nörd- 
liche Front  mit  ihrer  Dreiteilung  eine  feinere  Gliede- 
rung gestattete,  für  die  eine  Achsenweite  von  5,5  « 
und  ein  reicheres  Grundmotiv  für  die  Fenstcrbildun- 
gen  gewählt  werden  konnte,  und  auch  eine  Abstufung 
in  der  I  lohe  der  1  lauptgesimslinien  zuließ,  mußte  da- 


gegen an  der  geschwungenen  Südfront  eine  einheit- 
liche Architek'ur  mit  großen  Achsenweiten  von  8m  und 
mit  einfachen,  ungeteilten  großen  Fenstern  im  Hauptgc- 
schoß  zur  Anwendung  kommen  An  beiden  Fassaden 
sind  Balkone  angeordnet;  sie  dienen  an  der  Nordscitc 
zum  Austritt  bei  festlichen  Anlässen  des  politischen 
Lebens,  an  der  Südseite  zum  unbeschränkten  Genuß  der 
herrlichen  Alpenwelt,  die  sich  nach  Süden  dem  Be- 
schauer darbietet.  In  künstlerischer  Hinsicht  krönen 
sie  an  der  Nordseitc  die  3  Portale  und  verstärken  an 
der  Südseite  in  wirkungsvoller  Weise  das  Relief  der 
Fassade.  Die  beiden  Fcktürme  und  der  Kuppelaufhau 
verleihen  neben  dem  starken  Unterbau  dem  Bundes- 
haus die  Herrschaft  über  die  gesamte  Baugruppe. 
Erzielung  eines  einheitlichen  Eindruckes  aller  drei 
Gebäude  blieb  dabei  die  oberste  Forderung.  In  stilisti- 
scher Beziehung  wurde  ihr  genügt  durch  die  Wahl 
einer  mit  modernen  Einflüssen  versetzten  und  durch 
palladianische  Elemente  etwas  ihrer  starren  Strenge 
beraubten  Florentiner  Renaissance 

Der  Sockel  des  Gebäudes  besteht  aus  Hartstein, 
mit  welcher  Bezeichnung  in  Bern  alle  Alpen-  und 
Jurakalkc  im  Gegensatz  zu  den  weichen  Molasse-Sand- 
steinen  belegt  weiden.    Die  Steine  stammen  auf  der 

«33 


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Nordscilc  aus  den  Brüchen  des  schwarzen  St.  Tiiphon 
im  Kanton  Waadt,  auf  der  Südseite,  in  den  Höfen 
und  an  den  Galerien  aus  dem  hellen  Sololhurner 
Marmor.  Für  das  Quadermauerwerk  oberhalb  des 
Sockels  wurde  auf  der  Nordseite  der  graue  Harnisch- 
huter  Sandstein,  in  den  Höfen  und  an  den  Galerien 
der  gelbere  Stockernstein  verwendet.  An  der  Süd- 
seite ist  das  untere  Geschoß  mit  den  Laubcnbögcn 
und  den  Mezzaninfenstern  aus  grauem  Ostermundiger 
Sandstein  erstellt,  wahrend  vom  Balkon  aufwärts  bis 
unter  den  Architrav  des  Hauptgcsimses  wieder  der  gelbe 
Stockernstein  verwendet  wurde.  Diesen  Stein  zeigt 
auch  die  Kuppel,  wahrend  Türme  und 
Hauptgesims  grauen  Stein  besitzen. 

Im  Inneren,  welches  mit  all  dem 
stolzen  Reichtum  durchgeführt  ist,  der 
dem  Rcpräsentations  -  Gebäude  eines 
blühenden  Staatswesens  zukommt,  ist 
die  Kuppelhalle,  gleichwie  sie  der 
räumliche  Mittelpunkt  der  Anlagt-  ist, 
auch  der  künstlerische  derselben.  Ein 


stein  aus  St.  Margarethen  und  Walzeuhausen.  Aus  dem 
Kolorit  der  bläulich-grauen  Architektur  der  Halle  treten 
die  Umrahmung  und  das  Postament  der  den  dekorativen 
Mittelpunkt  der  Halle  bildenden  Rütligruppe  durch 
hellere  Farben  hervor.  In  der  architektonischen  Um- 
rahmung der  Gruppe,  in  den  Bodenbelagen  vor  ihr, 
sowie  in  den  die  Halle  umgürtenden  Korridoren  sind 
eine  Reihe  schöner  einheimischer  Marmorarten  ver- 
wendet, die  in  allen  Farben  schillern. 

Die  nächst  bedeutenden  Räume~sind  die  beiden 
Sitzungssäle  und  die  Wandelhalle.  Der  Silzungssaal 
des  Nationalrates  weicht  im  Grundriß  von  den  bis- 
her ausgeführten -Sitzungssälen  in  ver- 
wandten Bauwerken  ab.  Wahrend 
in  den  Parlamentsbauten  von  Berlin, 
Straüburg,  I  Iamburg  usw.  die  Abge- 
ordneten in  rechteckigen,  dem  Qua- 
drate sich  nähernden  Sälen  tagen, 
sind  in  Paris,  Rom,  Brüssel,  Wien  und 
Budapest  wenig  Oberhöhte,  halbkreis- 
förmige Säle,  den  antiken  Theatern 


Bild  dieses  majestätischen  Raumes  gewähren  die  bei- 
stehenden Durchschnitte  sowie  das  Schaubild  nach 
der  Natur  auf  der  Doppelbeilage  zu  voriger  Nummer. 
Die  architektonische  Gliederung  dieses  großen  Rau- 
mes entspricht  vollkommen  seinem  konstruktiven  Or- 
ganismus; sie  geht  von  den  schwereren  Formen  der 
unteren  Teile  zu  den  leichteren  der  oberen  über,  um 
schließlich  in  die  schön  geschwungenen  Gewölbe  aus- 
zuklagen. In  der  Ausstattung  braust  der  architek- 
tonische Formenreichtum  als  volles  Orchester  dem 
Beschauer  entgegen.  Dieser  Eindruck  wird  durch  die 
Wahl  der  Materialien  noch  gesteigert.  Der  Sockel 
der  Eingangshalle  besteht  aus  dem  Hartgestein 
St.  Triphon,  die  architektonischen  Gliederungen  sind 
aus  grau  und  weiß  geädertem  gris  de  Roche,  der 
bei  VilUneuvc  gebrochen  wird;  die  Bodenplatten  des 
Vestibüls  bestehen  aus  Solothurner  Marmor.  Aus  ver- 
schiedenartigen Granilcn  sind  die  Treppen  erstellt. 
Das  Geländer  der  Haupttreppe  ist  aus  Marmor  aus 
den  nicht  mehr  im  Betrieb  befindlichen  Brüchen  von 
Merligen  am  Thunersec  gefertigt  Der  untere  Teil  des 
architektonischen  Aufbaues  der  Kuppelhalle  ist  aus 
blauem  Ostermundiger  Sandstein,  der  obere  Teil, 
einseht  des  dorischen  Triglyphengesimses,  von  Sand- 
el 


nachgebildet,  geschaffen  worden.  Der  Saal  des  Berner 
Bundeshauses  dagegen  hat  mit  der  ersteren  Saalform 
drei  Seiten  gemein,  während  die  vierte  Saalseite  ein 
Teil  der  halbkreisförmigen  Beratung>säle  ist.  Die  Vor- 
teile dieser  hier  zum  ersten  Male  angewendeten  Grund- 
form liegen  gegenüber  dem  Rechteck  in  der  günstige- 
ren Anschmiegung  der  kreisförmigen  Stuhlreihen  an 
die  Peripherie  des  Saales,  also  in  einer  besseren  Aus- 
nutzung des  Raumes;  gegenüber  dem  Halbkreis  in 
einer  größeren  Annäherung  der  äußersten  Sitze  rechts 
und  links,  einer  größeren  Tiefe  des -Saales  auf  Kosten 
der  Breite,  wodurch  der  Saal  für  das  Präsidium  über- 
sichtlicher und  auch  hörsamer  wird;  vor  allem  aber 
in  der  leichteren  Angliederung  dieser  Grundform  an 
die  anstoßenden  Säle,  sodaß  man,  ohne  einen  Korridor 
überschreiten  zu  müssen,  unmittelbar  von  den  Vor- 
sälen und  der  Wandelhalle  in  den  Sitzungssaal  ge- 
langen kann,  was  auf  die  geschlossene  Gestaltung  der 
ganzen  Anlage  von  großem  Einfluß  ist.  Die  Tribünen 
für  das  Publikum  ziehen  sich  an  den  beiden  Kurzseiten 
und  an  der  Bogcnwand  des  Saales  hin;  über  dem  Prä- 
sidentensitz  sind  sie  unterdrückt  (s.  S.  101  und  1301. 
Sie  treten  hinter  die  Saalwände  zurück,  nur  eine  Sitz- 
reihe springt  balkonartig  in  den  Saal  vor.    Mit  dieser 

No.  22. 


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Anordnung  ist  der  Verlust  des  freien  Ausblickes  für 
einige  Sitze  verbunden,  ein  Nachteil,  der  aber  reich- 
lich durch  Vorzüge  der  Hörsamkcit  aufgewogen  wird. 
Der  Saal  ist  durch  Oberlicht  beleuchtet.  Die  archi- 
tektonische Ausschmückung  zeigt  vornehmen  Reich- 
tum. Alpcnmarmorc,  Stuck  und  entsprechende  Be- 
malung sind  die  Hauptmittel  für  die  künstlerische  Aus- 
stattung. An  den  Hauptsaal  stoßen  die  Nebensäle 
mit  Türumrahmungen  aus  grauem,  weiUgeflccktcm 
Marmor  von  Vättis,  zwischen  ihnen  Eichentäfelung, 
sowie  die  KJeiderräumc  mit  Tafelungen  aus  Eichen- 
und  Ahornholz.  Die  43  «>  lange  und  6,6 ■  breite  ge- 
schwungene Wandelhalle  mit 
gewölbter  und  mit  Stuckorna- 
ment geschmückter  Decke  wird 
von  Süden  durch  5  große  Fen- 
ster beleuchtet.  Die  I  ürgewandc 
sind  aus  Grindel  walder  Marmor, 
dieDoppclsaulcn  mit  Postamen- 
ten aus  Arzomarmor  aus  dem 
Tessin.  Die  Heizkörper  sind  mit 
(  ipolin  aus  dem  Kanton  Wallis 
umkleidet.  DiePilaster  bestehen 
aus  Stuckmarmor,  die  Wand- 
flachen aus  Stuccolustro.  Die 
16  Felder  des  Gewf>lbcs  zeigen 
von  liarzaghi  in  Lugano  ge- 
malte Darstellungen  aus  dem 


weg,  die  Wände  ganz  oder  zum  größeren  Teil  ihrer 
Höhe  in  Holz  ausgeführt,  wobei  der  Stil  der  alten 
Schweizer  Täfelungen  des  XVI. — XVIII.  Jahrhunderts 
vorbildlich  gewesen  ist. 

Die  Sitzungszimmer  der  Kommissionen,  von  deren 
Ausstattung  unsere  Abbildg.  S.  129  ein  Bild  gewährt, 
sind  gleich  den  Haupträumen  mit  der  Würde  und 
dem  stolzen  Bewußtsein  der  Kraft  eines  reichen,  in 
seiner  Volkswirtschaft  gut  begründeten  Staatswesens, 
wie  die  Schweiz  es  ist,  bedacht.  Eine  entsprechend 
abgestufte  Haltung  zeigen  die  übrigen  Räume. 

Als  Heizung  dienen  3  Systeme,  eine  Niederdruck- 
Dampfheizung,  vorwiegend  für  die  unteren  Räu- 
me, eine  Niederdruckdampf  -Warmwasserhei- 
zung für  die  Bureaus,  Kommissions-  und  Vorsäle, 
Schreibsaal  undWandelhalle,  sowie  eine  Nieder- 
druckdampf-Luftheizung für  die  groben  Säle  und 
eine  Reihe  von  Nebenräumen  zweiten  Ranges. 
Die  Ventilations  •  Anlage  erfordert  bei  vollem 
Betrieb  eine  stündlicheLuftmenge  von  56000 c,,m. 
Die  Beleuchtung  ist  elektrisch  mitStromenlnahme 
aus  dem  Elektrizitäts-Wcrke  der  Stadt  Bern. 


l-ftngtsi'hmlt. 


Volksleben  der  Schweiz.  Verwandt  in  dem  Grade  der 
Ausstattung  sind  diu  Zimmer  des  Präsidenten  und  des 
Bundesrates. 

Die  dem  Ständerat  bestimmten  Räume  zeigen  einen 
durchaus  verschiedenen  Charakter  gegenüber  den  Räu- 
men de.s  Nationalstes.  Anstelle  der  leichten,  hellge- 
tönten Stuckdekoration  der  letzteren  ist  hier  Holz- 
täfelung mit  vorwiegend  dunklen  Tönen  der  Marmore 
und  Tapeten  getreten.  Die  Decken  der  fünf  an  der 
Nord-Fassade  nebeneinander  liegenden  Säle  sind  durch- 


Die  reinen  Baukosten  betrugen  5795000  Fr.;  hier- 
zu treten  für  innere  Ausstattung  und  Mobiliar  245000 
Fr.,  sodaß  sich  eine  Gesamtsumme  von  6040900  Fr. 
ergibt.  Zu  den  Arbeiten  wurden,  soweit  es  angängig 
war,  sämtliche  Kantone  herangezogen,  sodaß  das  Par- 
laments -Gebäude  in  Bern  eine  reiche,  wenn  auch  nicht 
ganz  vollständige  Ausstellung  des  sehr  entwickelten 
schweizerischen  Baugewerbes  darstellt.  — 


Vermischtes. 
Die  Schantungbahn  Ist  am  23.  Februar  d.  J.  In  ganzer 
Lange  dem  Betrieb  eröffnet  worden.  Als  l'ntcrzcichncter  die 
Hahn  im  Januar  d.  J.  von  ihrem  Anfangspunkte  Tsingtau 
bis  an  ihren  I  lauptpunkt  Tsinanfu,  der  Provinzialliauplstadt 
von  Schantung,  bereiste,  war  die  Strecke  bis  zum  Orte 
Tschoutsun,  303  km  von  Tsingtau,  in  regelrechtem  Be- 
trieb; von  hier  aus  verkehrten  Bauzüge,  welche  seitens  ein- 


zelner Reisender  auf  ihre  eicene  <  ielahr  hin  benutzt  werden 
durften,  bis  Lunchau,  367  kl"  von  Tsingtau  ab;  es  verblieb 
ein  Kest  von  30^",  auf  welchem  einige  Brucken  noch  nicht 
fertig  und  dasCleis  noch  nicht  uMitzlich  verlegt  war.  Es  fehlte 
damals  nämlich  noch  an  Obcrbaumaterial.  namentlich  aber 
an  KU-incisenzeug,  da  solches  wahrend  des  Baues  in  un- 
erhört grüßen  Mengen  seitens  der  Chinesen  gestohlen 
worden  war..  Kür  nicht  weniger  als  30  fehlte  das  Klein- 
eisenzeug  und  mufite  nochmals  aus  IK-ulschland  hesehafft 


16.  März  1904. 


135 


werden.  Der  Beirieb  auf  der  fertigen  Strecke  vollzieht 
sich  in  musterhafter  Weise,  trotzdem  das  Zugpersonal  aus- 
schließlich aus  Chinesen  besteht;  die  Stationsvorsteher 
sind  nur  auf  den  sieben  größeren  Stationen  Europäer, 

selbstverständlich  Deutsche:  die  Streckenaufsicht  erfolgt  in  ,ler  sirenbrunneng««  aufgestellt"  we..l 
in  der  Weise,  daß  etwa  alle  30*10  Cin  deutscher  Bahn-  ,iurch  die  Vindobona  gekiont  und  mit  a  ! 
meister  seinen  Wohnsitz  hat,  dem  etwa  10  Kolonnen  chi-  von  welchen  da»  eine  das  B.ldnii  Lueger's, 
nesuscher  Stopfarbeiter  zu  je  7  Mann  (1  Vorarbeiter  und 
6  Tagelöhner)  unterstehen.  Es  sind  damit  gute  Erfahrungen 
gemacht  worden;  das  Gleis  liegt  durchweg  ausgezeichnet 
und  ermöglicht  einen  überraschend  ruhigen  Gang  der 
Fahrzeuge.  Betriebsunfälle  größeren  l  Anfanges  4ind  bis- 
her nicht  vorgekommen;  dagegen  hat  sich  infolge  von 
Ucberschwemmungen  der  l'mbau  mehrerer  Teilstrecken 
und  Brücken  als  notwendig  herausgestellt,  was  z.  Zt.  noch 
imgange  ist,  so  daß  an  mehreren  Stellen  noch  Umfahrungen 
der  eigentlichen  Strecke  nötig  sind,  ohne  daß  jedoch 
der  regelrechte  Betrieb  darunter  gelitten  hat.  Zur  Heizung 
der  Maschinen  wird  ausschließlich  die  Schantungkohle 
benutzt,  welche  bei  Jangtse  durch  die  Schantung- Berg- 
bau-Gesellschaft, 170»«»  von  Tsingtau  ab,  gefördert  wird. 


Diese  Kohle  entsprach  anfangs  nicht  ganz  den  Erforder- 
nissen einer  guten  Maschinenkohle  und  es  mangelte  deshalb 
auch  nicht  an  gelegentlichen  Zugverspätungen.  In  letzter 
Zeit  jedoch,  seit  das  Sortierwerk  des  Kohlenbergwerkes 
sich  im  Betriebe  befindet,  hat  die  Qualität  der  Kohle  ge- 
wonnen; Betriebsstörungen  sind  nicht  wieder  eingetreten. 
Die  Linienführung  der  Bahn  ist  recht  geschickt  dem  Ge- 
lände angepaßt;  der  Unterbau,  das  Gleis  und  die  Hoch- 
bauten sind  durchaus  solide  ausgeführt;  als  Baustein  wurde 
fast  ausschließlich  Kalkstein  verwendet,  der  zumeist  dicht 
bei  der  Bahn  gebrochen  worden  ist.  Da»  Schienenprofil 
(12,3""  hoch,  30  *k  Gewicht!  erscheint  etwas  sparsam  aus- 
gewählt zu  sein.  Auffallend  ist  die  große  Zahl  eiserner 
Brücken,  nämlich  7246  ■"  gesamte  Spannweite  bei  .|oa>"" 
Betriebslänge.  Diese  Brücken  sind  ausschließlich  in  Eisen 
konstruiert.  Bauten,  die  vom  baulechnisclien  Gesichts- 
punkte aus  besonders  bemerkenswert  wären,  finden  sich 
nicht  vor,  dagegen  verdient  es  alle  Anerkennung,  daß  der 
Bau  so  weit  ab  von  der  Heimat,  im  fremden  z  T.  feind- 
seligen Lande,  rascher  als  vorgesehen  war  und  zu  den  ver- 
anschlagten Kosten  (54  Mill.  M  )  ausgeführt  worden  ist.  — 
Shanghai,  im  Febr.  1934.  Franz  Woas. 

Die  Architektur  auf  der  GroDen  Beritner  Kunstaus- 
stellung 1904  wird  auch  in  diesem  Jahre  wieder  von  einem 
Ausschuß  der  „Vereinigung  Berliner  Architekten*  ange- 
ordnet, dem  die  Hrn.  Balckc,  Bangert,  Reinhardt, 
Schmitz  und  Werle  angehören  Der  für  dieses  Jahr  zur 
Verfügung  stehende  Raum  ist  bedeutend  größer,  als  in  ver- 
gangenen Jahren;  er  erhält  durch  Hrn.  Arch.  Schweitzer 
die  künstlerische  Gestallung.  Das  kgl.  preuß.  Ministerium 
der  ftffentl.  Arbeiten  wird  mit  einer  in  sich  geschlossenen 
Ausstellung  von  Arbeiten  der  Staats-Bauverwaltung  vertre- 
ten sein.  An  die  Architektur-Abteilung  schließt  sich  auch 
dieses  Jahr  wieder  eine  Gruppe  künstlerisch  durchgebilde- 
ter Innenräumc.  Hier  werden  voraussichtlich  die  Namen 
■Salzmann,  Ortlieb,  A It  he r r,  Grenandc r,  Schmarje, 
Honold, Hiddi  ng, Siedle, Goerke, Sc  haudt  usw.  ver- 
treten sein.  Man  darf  bei  der  umsichtigen  Arbeit,  die  unter 
der  Leitung  des  Hrn.  Bangert  vor  sich  geht,  die  Hoffnung 
hegen,  daß  auch  die  diesjährige  Architektur-Abteilung  ein 
anziehender  Teil  der  Berliner  Kunstausstellung  wird.  — 

Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  Schulgebäude  Husum.  Die  Frist  zur  Ein- 
lieferung  der  Entwürfe  ist  bis  zum  15.  April  verlängert. 
Mit  Bezug  auf  den  Schlußsatz  unserer  auf  diesen  \\  ett- 
bewerb  bez.  Notiz  in  No.  19  erhalten  wir  die  Mitteilung, 
daß  Husum  wohl  einen  Stadtbaumeister  besitzt,  daß  er 
aber  wahrscheinlich  diese  Art  des  Preisausschreibens 
nicht  befürwortet  haben  würde,  wenn  er  Gelegenheit  ge- 
habt hätte,  sich  zu  der  Angelegenheit  überhaupt  zu  äußern. 
Das  seheint  nicht  der  Fall  gewesen  zu  sein,  es  macht  viel- 
mehr den  Eindruck,  als  ob,  was  hier  und  da  in  kleineren  und 
mittleren  Städten  wiederzukehren  pflegt,  eine  I,aien-Kom- 
mission  unter  l'ebergehung  des  Stadtbaumeisters  als  des 
berufenen  Beraters  für  städtische  Bauangelegenheiten  die 
Angelegenheit  in  dieser  nicht  dem  Herkommen  im  deut- 
schen Wettbewerbswesen  entsprechenden  Weise  behandelt 
habe.  Im  übrigen  scheint  die  Aufgabe  in  keiner  Weise 
eine  solche  zu  sein,  daß  der  Anruf  eines  größeren  Kreises 
vnn  Fachgenossen  geboten  gewesen  wäre.  — 

Chronik. 

Ein  Kaiserin  -  Friedrich  -  Haus  für  das  ärztliche  Fort- 
bltdungswesen  erlaubt  nach  dem  Entwürfe  de«  Hrn  <ieh.  Ob- 


Die  Erweiterung  der  Hafenanlagen  in  Düsseldorf  ist  in 

Aussicht  genommen.  Die  1910  zu  vollendenden  Arbeiten  wOiden 
einen  Kostenaufwand  von  6,5  MiH  M.  beanspruchen  — 

Ein  Luegrr  -  Monumental  •  Brunnen  in  Wien  soll  sui 
»4  Okt  d  J  »ur  Feier  des  60  Geburtstage*  de»  Bürgermeisters  Lucger 

-den.   Der  Brunnen  wird 
Medaillons  geschmückt, 
das  andere  die  7  Zieh- 
brunnen darstellt,  nach  welchen  die  Gasse  benannt  ist.  — 

Die  Erbauung  eine*  Arbeiterhotels  fdr  5—  600  Personen 

in  Wien  ist  durrh  die  Kaiser  Franz- Jo»el»-JubilAums»tiflung  be- 
absichtigt. Die  Plane  «ollen  auf  dem  Wege  de»  Wettbewerbes 
beschafft  werden.  — 

Eine  evangelische  Kirche  In  Grünau  bei  Berlin  gelangt 
nach  dem  Kntwurfc  v.  Tiedeinann'«  in  Potsdam  im  Stile  der 
märkischen  Backsteingotik  zur  Errichtung.  Die  Augustinuskirrhe 
wird  600  Platze  fa*»cn,  toRoco  M  kosten  und  1005  vollendet  »ein  — 
Ein  neuer  Justlipalast  in  Czernowltz  gelangt  mit  einem 
Kustenaulwande  von  10  Mill.  Kr.  (ohne  Platz,  welcher  von  der 
Gemeinde  geschenkt  wurde)  zur  Ausführung  und  soll  bereits  im 
Fiuhjahr  d.  J.  begonnen  werden.  — 

Ein  neues  Theater  In  Kissingen  gelangt  nach  dem  Ent- 
würfe von  Heitmann  *  l.ittmann  in  München  zur  Errichtung 
und  wird  am  1.  Juni  1005  eröffnet  werden.  — 

Personal-Nachrichten. 

Württemberg.  Verliehen  i»l:  Dem  Hofbaudir.  v  Bern  er 
uilgart  da«  Kommandeurkreuz  II.  Kl  des  Friedrichsordens.  — 


Dem  Ob.-Brt  Prof.  Autcnrieth  an  der  Techn  Hochschule  1 
dem  Ob. -Kit  Frhrn  v  Seeger  im  Kriegsmini»!,  das  Ehrenkreuz 
des  Otdens  der  Württemberg  Kione;  dem  Straßenbauinsp.  Brt. 
Erhard!  in  lleilhronn  das  Ritlerkreuz  de«selben  Ofdens  —  Den 
Brtn.  L  a  i  s  t  n  e  r  bei  der  Gen. -Dir.  der  Staalscisenb  ,  B  e  h  n  c  k  c 
bei  der  Reg.  de»  Jagstkreisrs,  Berner,  Gewerbeinip.  in  Stuttgart, 
Landauer,  Bez.-Uauinsp  in  Esslingen,  dem  Eisenb  -Baiiinsp  Dulk 
in  Ravensburg  und  dem  Int.-  u.  Brt.  Marklin  bei  der  Korps-Intend. 
das  Ritterkreuz  L  Kl.  de*  Fricdrichsniden«,  dem  Stadtbmstr.  Irion 
in  Stuttgart  das  Kitterkreuz  II  Kl.  des»elben  Otdens  —  Den  Ober- 
amlsbmstrn.  Gutekunst  in  Reutlingen  und  Schirmer  in  Ravens- 
burg, dem  Stadibmslr.  Haug  in  Rottweil  dtc  Verdienstmedaille 
des  Kronenordens. 

Tit.  und  Rang  ist  verliehen:  Dem  Baudir.  v.  Euting  Vorst, 
der  Minist -Abt.  für  den  Straßen-  und  Was»crbau  derj  eines  Pitsid. 


mit  dem  Range  auf  der  IV.  Stufe  der  Rangordnung.  —  Dem  Brt. 
Zügel  bei  der  Gen.Dir,  dem  Dir.  Walter  an  der  Baugewerk- 
mle,  den  Brtn.  Raible  bei  der  Forsldir.  und  Gscll  u.Beyer 


bei  der  Domänendir.  derj.  eines  Ob -Brts,  —  Dem  Enenb  -ßauinsp. 
Ackermann  in  Mahlacker,  dem  F.iSciib  Masch. -tnsp.  Strasser  in 
Eßlingen,  dem  l'rof  Gunrenhauscr  an  der  Kaugcwetkschule, 
dem  Ucz  -Hai.insp.  Barciü  in  Ludwig«bnrg.  den  Garn  -  Bauinsp 
Ho  Ich  in  l.udwigsburg  und  Glockei  in  Ulm  derj  eine«  Brt». 
—  Den  Abt.-Ing.  Mesmer  und  Vetter  bei  der  Gen. -liir.  der] 
eines  Eisenb  -Bauinsp  —  Dem  Masch -Ing.  Ackermann  beider 
Gen -Dir,  dcij.  eines  Eisenb -Masch -Intp  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  Z.  In  Berlin.  In  Ergänzung  unserer  Mitteilung 
Ober  Firmen,  die  sich  mit  dem  Heben  und  Verschieben  von 
Baulichkeiten  bi  fassen,  nennrn  wir  Ihnen  noch  das  Baugcsch*ft 
Willy  Sassenbausen  in  Remscheid,  das  auf  diesem  Gebiete  nach 
seiner  Angabe  giößore  Eifabiung  besitzt  — 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  a  in  So  la  teile  ich  mit,  dafl  ich  seit  vielen 
Jahren  Steinkohlenschlacke  al»  Follmaterial  zwischen  Holz- 
balken benutze.  Diese  ist  nur  dann  gut,  wenn  sie  vollkommen 
rein  von  anderen  Bestandteilen  und  ganz  trocken  ist  Feucht  oder 
gemischt  mit  Kehricht  oder  Abfa.IUtn.lcn,  wie  e»  Wider  oft  vor- 
kommt, ist  sie  eines  der  schlechtesten  Materialien  für  diesen  Zweck. 
Vorzüglich  bewahrt  hat  sich  mir  reiner  trockener  Kicsschutl,  wie 
er  bei  uns  massenhaft  vorhanden  ist.  Allerdings  ist  er  bedeutend 
schwerer,  doch  wo  die  Mehrbelastung  keine  Rolle  »pielt,  ziehe  ich 
ihn  stets  der  Kohlenschlarkc  vor  Ich  habe  in  »ehr  alten  Häusern,  in 
welchen  der  Fußboden  infolge  der  Abnutzung  entfernt  und  erneuert 
werden  mußte.  Öfter»  schwarze  Humuserde  unter  dem  Fußboden 
gefunden,  in  ebenerdigen  Häusern  ohne  Unterkellerung,  and  der 
Holzfußboden,  der  vielleicht  10  oder  noch  mehr  Jahre  lag,  war  noch 
ganz  gesund  Allerdings  war  diese  Humuserde  vollkommen  trocken.— 
Emilian  Herbig,  Stadtbm»tr.  in  Gablonz  a.  N. 
Steinkohlenschlacke  ist  porös  und  zieht  deshalb  aus  den 
ern  eines  neue«  Hauses  Feuchtigkeit  an;  hierdurch  und  durch 
ihren  Gehalt  an  Alkalien  begünstigt  sie  das  Wuchern  von  Haus- 
schwamm.  Ich  habe  selbst  Hiuissi  hwarom  an  den  eichenen  Unter- 
lagen! eine«  schnell  grhauten  Hauses  gefunden,  welche  auf  dem 
Kellergew  rtlbc  und  in  Steinkohlen»«  hlackc  eingebettet  waren  Der 
Schwamm  war  alleiding»  vertrocknet,  al»  die  Untersuchung  (mehrere 
Jahic  nac  h  der  Et  bauung  des  Hauses)  bei  Gelegenheit  de*  Durch- 
bruches  eines  neuen  Kellerfcnstcri  Mjrgcnommcii  wuide,  dmn  das 
F.ichrnhnlz  war  widerstandsfähig  gewesen  und  die  Mauern  und 
Gewölbe  waren  inzwischen  ausgetrocknet-  — 

G.  Jungfer  in  Hirschberg. 
Steinkohlenschlacke ti  erzeugen  infolge  ihrer  I.uftzwischcn- 
sehr  leicht  die  sogen  Trockenfäule  de«  Holze».  — 
Otto  Wanckcl,  Geh.  Ob  Bit.  a.  D  in  ~ 


Hofbrt.  Ihne  am  Luisenplatz  in  Berlin  zur  Ausführung.  Der  Voll- 
endung wird  ftlr  das  Frühjahr  1906  entgegen  ge.ehen.  - 


Inhalt:  Um  neue  schweizerische  Humlcihaus  in  Hern  (Schluß).  - 
Vermiwhir-s.  —  f'rrisbmctbunrrn-  —  Chronik.  —  Personal-Nachrichten. — 
Brief*  und  Krarekasten. 

Verlag  der  Isr-utselnu  Bauzrliunr,  G.  n.  b  H„  Berlin.    For  die  Redaktion 
V  Albert  llofmson.TterUn.    Druck  »on  ~  ' 


■3° 


Gravi,  BtrUn. 

No.  22. 


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ERLINER  NEUBAUTEN  *  * 
NO  Iii  DAS  NEUE  HERREN- 
HAUS DES  PREUSSISCHEN 
LANDTAGES    *    *    *    *  * 
ARCHITEKT:  GEH.  BAURAT 
FRIEDRICH  SCHULZE  IN 
Bi  BERLIN  *  SITZUNGSSAAL  * 
SCHE  BAUZEITUNG  Bfl 
JAHRGANG  1901  *  *  N<>  23  * 


Google 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2.  23.  BERLIN,  DEN  ig.  MÄRZ  1904 


Berliner  Neubauten. 

Nn.  111     Das  neue  Herrenhaus  des  preußischen  Landtages 
Architekt:  Geh.  Bit.  Friedrich  Schulze  in  Berlin. 

I  Fortsetzung  und  Schill!)  au*  Xo.  7  und  Sa.  9)    Hierzu  eiac  BiidbeiUre  and  dir  Abbilduagra  auf  Seitr  130,  140  und  141.) 


ie  äußere  Gesamterscheinung  des  Gebäudes 
und  seine  Stilfassung  waren  in  Ueberein- 
Stimmung  zu  bringen  mit  der  Kunsriurm 
des  bereits  erstandenen  Abgeordnetenhauses 
an  der  Prinz  Albrecht  •  Straße.  Die  freie 
Auffassung  der  nachschinkrlschf  n  Schule,  da*  Ver- 
setzen der  hellenistischen  Elemente  mit  solchen  der 
italienischen  Hochrenaissance  waren  auch  für  das 
neue  Herrenhaus  gegebene  Umstände.  In  noch  höhe- 
rem Maße  wie  beim  Abgcordnetcnhausc  entstand  hier 
die  Schwierigkeit,  die  monumentale  Bedeutung  des 
Gebäudes  mehr  zum  Ausdruck  zu  bringen,  als  den 
Charakter  des  parlamentarischen  Geschäftshauses.  Das 
wurde  in  großen  Zogen  erreicht  durch  die  Zusammen- 
fassung je  zweier  Geschosse  und  durch  die  Hcraus- 
zielumg  des  Mittelbaues.  Sockel-  und  hohes  Erdge- 
schoß wurden  zu  einem  kraftvollen  Rustikageschoß 
zusammengefaßt,  erstes  und  zweites  Obcrceschoß  zu 
einer  korinthischen  Pilasterarchitektur.  Der  Mittel- 
bau wurde  in  Form  eines  sechssäuligen  Vorbaues  mit 
Giebelfeld  und  dahinter  liegender  Attika  vorgezogen 
und  dem  Ganzen  dadurch  der  künstlerische  Mittel- 
punkt gegeben.  Das  Beibehalten  der  in  gleicher  Höhe 
verlaufenden  Horizontalen  trägt  viel  dazu  bei,  dem 
Gebäude  die  würdige  Ruhe  und  die  stolze  Monumen- 
talität zu  bewahren.  Eine  mit  Einzelfigurcn  geschmückte 
Balustrade  krönt  die  FlQgelbauten  und  die  verbinden- 
den Teile  und  steigert  sich  in  der  Hauptachse  zu  der 
bereits  berührten  höher  geführten  und  mit  Figuren- 
gruppen bereicherten  Balustrade.  Die  Ocffnungcn  sind 
in  den  beiden  unteren  Geschossen  geradlinig,  im  I  laupt- 
geschoß  bogenförmig,  im  obersten  Geschoß  bei  kleinerer 
Teilung  wieder  geradlinig  überdeckt.  Ein  reich  ge- 
schmücktes Gitter  zwischen  schön  entworfenen  Stein- 
pfeilern schließt  den  Ehrenhof  gegen  die  Straße  ab.  Eine 
Balustradenarchitcktur  bcrcicheit  die  Auffahrtsrampe. 

Das  Material  des  Sockels  ist  bayerischer  Granit; 
das  des  Sockel-  und  des  hohen  Erdgeschosses  Wün- 
schelburger  Sandstein.  Für  die  Pilastcr  und  Säulen 
wurde  Kudowacr  Sandstein,  für  die  Flächen,  das 
Hauptgesims  und  die  Attika  Alt-Warthauer  Stein  ge- 
wählt.   Bildnerischer  Schmuck  ist  mit  Zurückhaltung 


verwendet;  ein  Wappenfries  zieht  über  den  Bogen- 
fenstern des  I  lauptgc»chosscs  den  ganzen  Bau  entlang 
und  enthalt  die  Wappen  der  Landesteile  der  preußi- 
schen Herrschaft  Das  Tympanon  des  Mittelbaues 
zeigt  nach  Modellen  von  Otto  Lessing  die  Borussia 
mit  den  allegorischen  Figuren  der  verschiedenen  Zweige 
der  Staatsverwaltung.  Die  dreifigurigen  Eckgruppen 
der  Attika  von  dem  gleichen  Künstler  zeigen  Nuhi  stand 
und  Wchrstand,  die  Einzclligurcn  der  Balustraden  Dar- 
stellungen aus  Kunst, Wissenschaft  und  Volkswirtschaft. 

Die  beiden  Einfahrten  der  Flügelbauten  und  die 
I  lauptcingangshalle  sind  durchweg  mit  Kottaer  Sand- 
stein bekleidet;  die  Architektur  dieser  Räume  ist 
S.  53  in  No.  9  und  S.  140  dargestellt.  Auf  dem  ersten 
Treppenpodest  der  Eingangshalle  stehen  in  Nischen 
der  Rückwand  die  beiden  Bronzefiguren:  Königstieue 
und  Vaterlandsliebe  von  Starck. 

Mit  besonderer  Sorgfalt  ist  die  Wandelhalle  ge- 
schmückt (S.  53);  sie  liegt  hinter  der  Haupttreppe  und 
öffnet  sich  gegen  dieselbe.  Drei  Kuppelgewölbe  über- 
spannen und  teilen  den  Raum  und  gewähren  ihm  durch 
Zenithöffnungcn  eine  Obcrlichtbeleuchtung.  Die  Klini- 
schen sind  besonders  ausgezeichnet  durch  eine  jonische 
Säulenstellung  mit  Figuren  der  Gerechtigkeit  und  Weis- 
heit von  Prof.  Widcmann,  und  der  Wahrheit  und 
Mäßigung  von  Reichel  (S.  140).  Die  von  Widemann 
modellierten  schönen  Friesfüllungen,  die  sich  unter 
dem  Kämpfergesims  hinziehen  und  von  welchen  wir 
in  der  Kopfleiste  sowie  S.  141  Beispiele  geben,  ver- 
körpern gleich  den  Deckengemälden  von  Hans  K ober- 
stem Nähr-,  Wehr-  und  Lcbrstand.  Die  Wandflächen 
bestehen  aus  Stuckmarmor. 

Den  großen  Sitzungssaal  zeigt  unsere  heutige 
Beilage:  er  schließt  sich  in  Auffassung  und  Ausstattung 
dem  gleichen  Saale  des  Abgeordnetenhauses  an.  Er 
enthält  266  Plätze;  seine  Abmessungen  sind  der  Hör- 
samkeit  wegen  auf  da*  äußerste  Maß  beschränkt  und 
namentlich  sind  die  Tribünen  nicht  frei  in  den  Saal  hin- 
etngebaut,  sondern  hinter  die  Saalwände  gelegt.  Die 
Biüstung  der  Tribünen  springt  balkonartig  etwa  ia" 
in  den  Saal  vor.  Der  Saal  ist  durchaus  mit  Eichen- 
holz für  die  Wände  und  mit  Kienholz  für  die  Decke 

»37 


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getäfelt,  soweit  die  Deckenfläehe  nicht  durch  das 
Oberlicht  beansprucht  wurde.  Ueber  dem  Präsidenten- 
sitz sind  die  Tribünen  (ortgefallen ;  die  hier  gewonnenen 
Wandflachen  werden  mit  Gemälden  geschmückt.  Der 
Fußboden  des  Saales  besteht  aus  Drahtgipsputz  und 
ist  mit  weichem  Teppich  belegt.  Die  Oelfnungen  für 
die  Heizung  liegen  unter  den  einzelnen  Sitzen.  Eine 
behagliche  und  würdevolle  Ausstattung  haben  auch 
Lesesaal  und  Erfrischungsraum,  (S.  141)  erhalten.  Das 
Bild,  welches  namentlich  der  letztere  in  Nalur  gewahrt, 
ist  ein  ungleich  günstigeres,  als  unsere  Abbildung  ver- 
muten Klüt,  Dem  Räume  kommt  sehr  die  schiffartige 
Teilung  zustatten  Seinen  Hauptschmuck  bilden  die 
Eichenholzvertäfelung  der  Wände  und  der  oberhalb 
derselben  hinziehende  Fries  aus  getriebenem  und  be- 
maltem und  vergoldetem  Leder.  Entsprechend  der 
Bedeutung  des  Hauses  sind  auch  die  Ministerräume, 
die  Präsidenten/immer,  sowie  die  Beratungssäle  und 
Fraktionszimmer  ausgestattet.  Sie  gehen  aber  über 
die  Haltung  eines  vornehmen  parlamentarischen  Ge- 
schäftshauses nicht  hinaus. 

Ein  etwas  lebhafterer  Akkord  ist  in  den  beiden 
Präsidenten -Wohnungen  angeschlagen,  obwohl  auch 
hier  der  Grad  der  Ausstattung  keineswegs  zur  Pracht 
neigt,  wenn  er  auch  der  gesellschaftlichen  Stellung 
zu  entsprechen  sucht,  welche  die  Präsidenten  im 
Öffentlichen  Leben  Berlins  einnehmen.  An  der  Vorder- 
front des  Mittelbaues  liegen  die  beiden  Festsäle  der 
Präsidenten-Wohnungen  sowie  ein  gemeinsam  zu  be- 
nutzender Festsaal.  Letzteren  überspannt  ein  aus 
Drahtputz   hergestelltes  Tonnengewölbe   mit  Stuck- 


ornameuten.  Die  Wände  sind  durch  Pilaster  geglie- 
dert, die  Flächen  bestehen  aus  Stuckmarmor.  Die 
beiden  Festsäle  der  Wohnungen  sind  mit  gerader 
kasseuiertcr  Decke  überdeckt.  Die  Wände  sind  durch 
korinthische  Pilaster  gegliedert.  Die  beiden  Säle  sind 
sich  ähnlich ;  ihre  farbige  Haltung  ist  die  einer  lichten 
Farbengebung  bei  ins  Empire  .spielenden  Formen.  Der 
Empirecharakter  kehrt  auch  bei  den  Damenzimmern 
der  beiden  Wohnungen  wieder,  während  die  Speise- 
säle wieder  deutschen  Charakter  zeigen.  Sie  sind  in 
Wänden  und  Decken  in  Holzarchitektur  durchgeführt. 
Unterhalb  der  Decke  ziehen  farbige  Friese  in  Oel 
durch  Max  Koch,  sowie  in  Gobelin  durch  W.  Ziesch 
&  Komp.  hin. 

Die  Heizung  ist  im  allgemeinen  eine  Warmwasser- 
heizung, zu  der  in  den  besuchten  Räumen  eine  Luft- 
heizungtritt. DcrgroüeSitzungssaalhatnurLuftheizung. 

Die  Baukosten  des  Herrenhauses  nebst  den  beiden 
Präsidenten  -  Wohngebäuden  betragen  4266000  M 
Hierzu  treten  für  innere  Einrichtung  und  für  Neben- 
anlagen weitere  1  787  000  M.,  sodaß  sich  eine  Gesamt- 
summe von  6053000  M.  ergibt.  Der  Aufwand  für 
die  gesamte  Gruppe  der  Gebäude  des  preußischen 
Landtages  beträgt  rd.  13  Mill.  M. 

Dem  leitenden  Architekten  standen  als  selbst- 
ständigere Mitarbeiter  sowohl  bei  den  Entwurfsarbeiten 
wie  bei  der  Ausführung  zur  Seite  die  Hrn.  kgl.  Brt. 
W.  Körber  und  Landbauinsp  Alb.  Fischer.  Während 
der  Ausführung  waren  beim  Bau  weiterhin  beschäftigt 
die  Hrn.  Döpner,  Fiebelkorn,  Geisler,  Krause, 
Oehlmann,  Schade  und  Schlüter. 


Ueber  die  Plane  für  Stadt-  und  Vorortbahnen  in  Hamburg. 


|  ie  Leser  der  .Deutschen  Bauztg."  sind  bereit*  durch 
den  ausführlichen  Aufsatz  im  Jahrgang  1003,  S.  379  ff. 
über  diese  Pläne  unterrichtet.  Es  standen  sich  hier 
gegenüber  Her  vom  Senat  empfohlene  -St  and  bahn  -  (Hoch- 
und  Untergrundhahn- 1  Entwurf  und  der  auf  Veranlassung 
des  Ausschusses  der  Bürgerschaft  vonderKontinentalenGes. 
für  rlcktr.  Unternehmungen  eingereichte  Schwebebahn- 
Entwurf.  Am  30.  Jan.  1904  wurde  eine  vorläufige  Ent- 
scheidung dadurch  getroffen,  dat)  im  Plenum  der  Bürger- 
schaft nach  langen  erregten  Beratungen  der  Antrag  der 
Mehrheit  des  Ausschusses  auf  BcrucksicntigungdcrSchwebe- 
bahn  abgelehnt  wurde.  Ueber  die  Entwicklung  der  An- 
gelegenheit bis  zu  diesem  Beschlüsse  soll  im  folgenden 
berichtet  werden. 

I )ic  Vorschläge,  die  der  zur  Beratung  der  Vorortbahn- 
Vorlage  von  der  Bürgerschaft  eingesetzte  Ausschuß  oder 
vielmehr  dessen  aus  9  Mitgliedern  gebildete  Mehrheit  ge- 
macht hatte,  sind  auf  S.  379  v.  Jahrg.  wiedergegeben  wor- 
den. Ergänzend  sei  bemerkt,  daß  danrben  die  aus  6 
Mitgliedern  bestehende  Minderheit  des  Ausschusses,  von 
dem  ihr  zustehenden  Rechte  eigener  Berichterstattung 
Gebrauch  machend,  ihrerseits  beantragt  hatte,  den  Ent- 
wurf einer  Schwebebahn  als  für  Hamburg  ungeeignet 
und  die  mit  der  Erbauung  einer  Stadt-  und  Vorortbahn 
zu  verfolgenden  Zwecke  nicht  erfüllend  außer  Betracht 
zu  lassen.  Begründet  wurde  dieser  Beschluß  unter  an- 
derem durch  einen  Hinweis  darauf,  daß  die  gesamte  bis- 
herige Stadterweiterungs-  und  Verkehrspol ilik  des  Senates, 
der  sich  dabei  dauernd  der  Zustimmung  der  Bürgerschaft 
zu  erfreuen  gehabt  habe,  von  der  Erbauung  einer  Vorort- 
Ringbahn  aut  eigenem  Bahnkörper  ausgegangen  sei,  so- 
wie daß  der  vorliegende  Entwurf  einer  Schwebebahn  eine 
finanzielle  Unterstützung  des  Staates  nicht  verdiene,  da 
er  keine  neuen  Verkehrsgebiete  erschließe,  sondern  sich 
darauf  beschränke,  der  Straßenbahn-Gesellschaft  auf  ihren 
llauptlinicn  Konkurrenz  zu  machen.  (Dies  bezieht  sich 
hauptsachlich  auf  den  Wegfall  des  Ringstückes  zwischen 
Bermbeck  und  Eppendorf,  durch  welches  das  dort  be- 
legene, für  Arbeiterwohnuiigen  in  erster  Linie  bestimmte 
Gelände  aufgeschlossen  und  mit  den  St  Pauli-Landungs- 
Brücken  in  bequeme  Verbindung  gebracht  werden  sollte, 
und  den  Wegfall  der  Linie  nach  Ohlsdorf) 

Von  Bedeutung  für  die  Entwicklung  der  Angelegen- 
heit waren  die  Ausführungen  d"s  Ilm  Ing  (Heim  über 
die  Schwebebahn  -  Entwürfe  im  Areh  -  und  Ing -Verein, 
die  auf  S.  526  v  Jahrg.  im  Auszuge  mitgeteilt  sind,  und 
die  sich  dahin  zusammenfassen  lassen,  daß  einmal  die 
Schwebebahn  gegenüber  der  Standbahn  für  den  besonde- 
ren Zweck  als  Stadtbahn  durchaus  minderwertig  sei  und 
daß  ferner  das  Hamburger  Projekt  im  einzelnen  erheb- 
liche Mangel  zeige    Hieran  knüpft  sich,  gewissermaßen 

■J8 


als  eine  Erwiderung  auf  die  Ausfuhrungen  des  Hrn.  Gleim, 
ein  Gutachten  dreier  Professoren  der  Techn.  Hochschule 
zu  Hannover,  der  Hrn.  Barkhausen,  Dolezalck  und 
Hotopp,  das  auf  Veranlassung  der  Schwebebahn-Gesell- 
schaft entstanden  ist,  Dieses  Gutachten  kommt  aufgrund 
allgemeiner  Erwägungen  zu  dem  Schluß,  daß  das  Sv*  tein 
der  Schwebebahn  für  die  Anlage  einer  städtischen  ScWff- 
bahn  ganz  hervorragend  geeignet  und  der  Stamlbahn 
durchaus  vorzuziehen  sei,  und  daß  das  Hamburger  Projekt 
im  besonderen  zweckmäßig  und  richtig  entworfen  sei;  daß 
daher  nur  empfohlen  werden  könne,  von  der  Anlage  einer 
Hoch-  und  Untergrundbahn  abzusehen  und  eine  Schwebe- 
bahn zur  Ausführung  zu  bringen. 

Unmittelbar  vor  Beginn  der  Beratungen  im  Plenum 
der  Bürgerschaft  nahm  der  Senat  zu  der  Frage  insofern 
Stellung,  als  er  der  Bürgerschaft  ein  Gutachten  der  Staats- 
techniker Ob.-Ing.  Vermehren  und  Bauinsp.  Schnauder 
überreichte  und  dazu  bemerkte:  „Der  Senat  stimmt  mit 
dem  Gutachten  darin  übercin,  daß  auf  das  Projekt  der 
Kontinentalen  Ges.  fux  clektr,  Unternehmungen  in  Nürn- 
berg aus  den  verschiedensten  Gründen  nicht  eingegangen 
werden  kann,  und  daß  es  geboten  ist,  für  die  zu  erbauen- 
den Stadt-  und  Vorortbahnen  an  dem  System  der  Hoch- 
und  Untergrundbahn  festzuhalten". 

Das  Gutachten  der  Hamburger  . Staatstechniker  zerfallt 
in  a  Teile  Im  ersten  Teil  wird  der  Entwurf  der  Kon- 
tinentalen Ges  besprochen,  während  auf  das  System  der 
Schwebebahn  an  sich  nur  wenig  eingegangen  ist. 

Das  Gutachten  weist  darauf  hin,  daß  durch  die  ge- 
planten Schwcbebahnlinien  eine  erhebliche  Abkürzung 
der  Reifezeit  zwischen  dem  berührten  Wohngebiet  und 
den  Arbeitsstellen  in  der  Innenstadt  nicht  erzielt  werde. 
Neue  Wohngebiete  würden  durch  die  Schwebebahn  nicht 
erschlossen.  Die  Führung  der  Schwebebahn  durch  viele 
enge  Wohnstraßen  sei  ein  großer  Nachteil,  die  Benutzung 
der  Fleete  und  Kanäle  müsse  als  ausgeschlossen  bezeichnet 
werden.  Die  geplante  Anordnung  der  Hauptstalionen 
Deichtor,  Landungsbrücken  und  Schlankrevc  sei  mit  Rück- 
sicht auf  die  örtlichen  Verhältnisse  unaiisluhrhar.  da  der- 
artige Gclämleflächen,  wie  sie  insbesondere  durch  die 
Anlage  der  Wendeschleifen  notwendig  würden,  dort  nicht 
zugebote  ständen  I  >ie  I  lohenunterschiede  zwischen  Straßen- 
damm  und  Bahnsteig  seien  bei  dem  Schwebebahn-Entwurf 
im  Durchschnitt  wesentlich  großer  als  bei  dem  Standbahn- 
Projekt  )  Die  Linienführung  der  Schwebebahn  sei  un- 
gflnstiger;  durch  die  Schiebeweichen  werde  die  Zugfolge 
auf  der  Schwebebahn  beeinträchtigt,  so  daß  ihre  Leistungs- 
fähigkeit gegen  die  Standbahn  zurückbleibe 


•I  AniBnknnK  et»«  \ 
iluuh  dir  AlHMtlmi-'it;  dirn 


■liatter*.  Wranlatlt  i«1  dirsr  r..  T. 
Ls*U»!»U  l^r   t.rl  .Irr  Sil»!  l'lhn. 


No.  33. 


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19.  März  1904. 


Den  ZVreitCD  Teil  de*  Gutachten*  der  Staatsleclinikei' 
bildet  eine  Erwiderung  auf  das  Gutachten  der  Hannover- 
schen Professoren.  Hierzu  wird  bemerkt,  daß  die  betr. 
Herren  von  dem  ausführlichen  Entwurf  des  .Standhahn- 
Projektes  keine  Kenntnis  gehabt  und  die  örtliche  Besichti- 
gung ohne  Wissen  und  Beteiligung  der  Hamburger  Be- 
hörden vorgenommen  hätten,  eine  hinreichende  Kenntnis 
der  örtlichen  Verhältnisse  und  VerkchrsbedürfnLsse  daher 
nicht  hätten  erlangen  können.  Im  einzelnen  wird  aus- 
geführt, daß  die  allgemeinen  Gründe,  die  gegen  den  Bau 
einer  Standbahu  geltend  gemacht  würden,  auf  das  Stand- 
bahnprojckl  von  1901  größtenteils  nicht  zuträfen;  daß  im 
übrigen  die  Führung  einer  städtischen  Hochbahn  in  den 
-Straßen  nicht  grundsätzlich  bevorzugt,  sondern  nur  da  zu- 
gelassen werden  sollte,  wo  eine  andere  Lösung  unmöglich 
sei.  Das  Längenproftl  des  Schwebebahn- Entwurfes  sei 
wesentlich  ungünstiger,  als  das  des  I  loch-  und  L'ntcrgrund- 
bahn -Entwurfes.  Die  Summe  der  Steigungen  betrage  z.  B 
auf  der  Strecke  Wintcrhude-Barmbccfc  bei  der  Schwebe- 
bahn 6o"",  bei  der  Standbahn  nur  33  Hieraus  folgten 
wesentlich  höhere  Betriebskosten  der  Schwebebahn.  Was 
die  Erweiterungsplänc  beträfe,  so  könne  man  die  Ver- 
kehrsentwicklung auf  lange  Zeit  nicht  vorhersehen,  deshalb 
sei  es  unmöglich,  jetzt  alle  künftigen  Linien  festzulegen. 

Auf  dieses  Gutachten  folgen  wenige  Tage  spater  Er- 
widerungen sowohl  seitens  des  Hrn.  Ob.-lng.  Petersen, 
wie  auch  von  seiten  der  Hannoverschen  Professoren.. 

Hr.  Petersen  bemängelt  u.  a,  daß  auf  die  Frage  der 
Notwendigkeit  einer  zweiten  Stammlinie  durch  die  innere 
Stadt  nicht  ernstlich  eingegangen  werde  Für  die  Wahl 
des  Bahnsysieme*  seien  die  Schwierigkeiten  der  Durch- 
führung durch  die  innere  Stadt  von  ausschlaggebender 
Bedeutung  und  nicht  die  Verhältnisse  in  den  zum  größten 
Teil  noch  unbebauten  Vororten.  Eine  zweite  Stammlinie 
sei  Voraussetzung  für  die  richtige  Gestaltung  der  künftigen 
Erweiterungen  des  Bahnnetzes;  sie  sei  als  Schwebebahn 
bei  der  gegenwärtigen  Bebauung  möglich,  als  Standbahn 
technisch  und  finanziell  nahezu  unmöglich. 

Hr.  Petersen  erhebt  ferner  den  Vorwurf,  daß  das 
Gutachten  der  Hrn.  Staatstechniker  an  wesentlichen  Punkten 
unrichtige  Zahlenangaben  enthalte,  welche  geeignet  seien, 
ein  falsches  Bild  von  den  wirklichen  Verhältnissen  zu  geben. 

Die  Hrn.  Barkhausen,  Dolczalek  und  Hotopp 
sagen,  daß  sie  in  den  Darlegungen  der  Hrn.  Vermehren 
und  Schnauder  das  Eingehen  auf  die  wesentlichen  Grund- 
gedanken ihres  Gutachtens  vermissen;  die  von  ihnen  nach- 
gewiesenen Vorzüge  der  Schwebebahn  vor  der  Standbahn 
Hl  baulicher,  Verkehrs-  und  betriebstechnischer  Beziehung 
seien  nicht  besprochen,  sondern  überall  verhältnismäßig 
unwichtige  Einzelheiten  herausgegriffen.  Auf  die  Weiter- 
entwicklung der  Angelegenheit  haben  diese  beiden  Erwide- 
rungen einen  Einfluß  nicht  mehr  ausgeübt. 

Das  Vorgehen  des  Senates  erregte  lebhaftes  Aufsehen. 
Die  Mehrheit  des  Bürgerschafts- Ausschusses  nahm  dazu 
insofern  Stellung,  als  sie  ihren  Antrag,  dem  Senat  zu 
überlassen,  ob  er  eine  Standbahn  oder  Schwebebahn  vor- 
legen wolle,  nunmehr  abänderte  und  dafür  beantragte: 
„Die  Bürgerschaft  behält  sich  die  Entscheidung  über  das 
System  der  Bahn  vor,  bis  ihr  vom  Senat  bindende  Kosten- 
anschläge vorgelegt  sind  für  das  Standbahn-  wie  für  das 
Schwebebahn-Svstem,  berechnet  für  eine  gleichwertige 
Linienführung  des  nächsten  Ausbaues.  Dabei  ist  zu  be- 
rücksichtigen, daß  voraussichtlich  in  absehbarer  Zeit  die 
Durchführung  einer  zweiten  Stammlinie  durch  die  innere 
Stadt  notwendig  werden  wird.  Für  beide  Systeme  sind 
daher  für  diesen  Fall  Vorschläge  mit  Schätzung  der  durch 
deren  Ausführung  entstehenden  Kosten  herbeizuführen." 

Im  Verlauf  der  Verhandlungen  in  den  folgenden  drei 
Sitzungen  der  Bürgerschaft,  in  denen  Hr.  Bürgerm»tr. 
Dr.  Mönckeberg  als  Senatskommissar  den  Standpunkt 
des  Senates  lebhaft  verteidigte,  zeigte  sich,  daß  eine  Mehr- 
heit für  das  Schwebebahn-System  nicht  zu  erlangen  war; 
inwieweit  die  Meinung  von  ursprünglich  Schwebebahn* 
freundlich  gesinnten  Mitgliedern  der  Bürgerschaft  durch 
die  entschiedene  Stellungnahme  des  Senates  beeintlußt 
war,  entzieht  sirh  der  Beurteilung  des  den  Verhandlungen 
ferner  Stehenden.  Tatsächlich  wurden,  nachdem  der  An- 
trag des  Senates  auf  Gutheiüung  der  vorgelegten  Statut- 
bahn-Verträge  unter  Zustimmung  des  Scnatskommissars 
einstimmig  abgelehnt  war,  in  der  Sy*temlrage  die  Anträge 
der  Mehrheit  auf  Berücksichtigung"  der  Schwebebahn  (Cr 
die  neu  aufzustellenden  Entwarf«  mit  00  gegen  41  Stimmen 
abgelehnt,  die  entsprechenden  Anträge  der  Minderheit  des 
Ausschusses  dagegen  angenommen. 

Die  Verfechter  des  Schwcbcbahnentwurfcs  hatten  in- 
sofern eine  gewisse  Genugtuung,  als  unmittelbar  nach  Ab- 
lehnung der  Schwebebahn  ein  Antrag  angenommen  wurde, 
die  von  den  Hannoverschen  Gutachtern  aufgestellten 
Grundsätze  für  die  Linienführung  seien  zu  prüfen  und 

«39 


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geeignetenfalU  bei  der  Ncuaufstcllung  tlcs  Stadt-  und  Vor-  Gedankens  darauf,  daß  man  nach  Vorlage  de*  neu  aufzu- 
ortbahnprojektes  zu  berücksichtigen,  stellenden  Standbahn-Entwurfes  aus  wirtschaftlichen  Kock- 

Durch  die  Beschlasse  der  Bürgerschaft  scheidet  die   sichten  auf  eine  Schwebebahn  zurückkommen  würde,  ver- 


Schwebebahn für  die  weitere  Behandlung  der  I'länc  für  wirklichen  werden,  mag  dahingestellt  bleiben.  Hoffen  wir, 

eine  Hamburger  Stadt-  und  Vorortbahn  zunächst  vollständig  daß  die  Weiterentwicklung  der  Angelegenheit  nun  endlich 

aus;  ob  sich  die  Hoffnung  der  Vertreter  de»  Schwebebahn-  in  einer  etwas  rascheren  Gangan  erfolgt.  —    Schimpf  f. 

140  Nn.  «3. 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  EUenbahnkundc  in  Berlin.  Ueber  die  bau- 
liche Entwicklung  der  Berliner  Eisenbahnen  im 
letzten  Jahrzehnt  sprach  Hr.  Eisenbahnbauinsp.  Kum- 
bicr  in  der  letzten,  unter  Vors.  des  Min.-Dir.  Schroeder 
abgehaltenen  Sitzung.  Nach  Abschluß  der  Verstaatlichung 
der  Berliner  Fernbahnen  um  die  Mitte  der  8oer  Jahre  sei 
die  Staatseisenbahn- Verwaltung  alsbald  an  den  Ausbau 
der  einzelnen  in  Berlin  einmündenden  Linien  herange- 
treten ,  an  deren  Leistungsfähigkeit  das  schnelle  und  ge- 
waltige Anwachsen  des  Berliner  Vorortverkehres  von  Jahr 
zu  Jahr  höhere  Anforderungen  stellte.  Bei  dem  vier- 
gleisigcn  Ausbau  der  Vorortstrecken  sei  im  Interesse  ein- 
heitlicher Betriebsführung  der  Grundsatz  völliger  Trennung 
des  Fern-  und  Vorortverkehres  durchgeführt  worden.  Auf 
der  Potsdamer  Bahn  habe  sich  das  Bedürfnis  zum  mehr- 
gleisigen Ausbau  zuerst  fühlbar  gemacht;  die  am  i,  Okt. 
1891  eröffnete  Wannseebahn  sei  die  erste  selbständige  Vor- 
ortbahn Berlins,  in  ihren  Bau-  und  Betriebseinrichtungen 
sei  sie  für  die  späteren  Vorortbahnen,  vorbildlich  gewesen. 
Auf  der  Stctiiner  und  Nordbahn  habe  sich  der  Ausbau  zu- 
nächst nur  bis  kurz  hinter  Bahnhof  Gesundbrunnen  er- 
streckt, auf  der  Nordbahn  werde  neuerdings  der  vier- 
glcisigc  Ausbau  bis  Reinickendorf— Rosenthal  und  auf  der 
anschließenden  Neben  bahnst  recke  nach  Kremmen  der 
zweigleisige  Ausbau  bis  Tegel  fortgesetzt,  auf  der  Stettiner 
Bahn  sei  der  vierglcisigc  Ausbau  'bis  Blankenburg  in  Vor- 
bereitung. l>e  Görlitzer  Bahn  werde  zurzeit  bis  Adlers- 
hof—Altglienicke vicrgleisig  ausgebaut,  für  den  späteren 
Ausbau  bis  Grünau  sei  jedoch  mit  dem  Grunderwerb  be- 
reits vorgegangen.  Auf  der  Berliner  Ringbahn  wäre  der 
viergleisige  Ausbau  des  Vollringes  bis  auf  die  Strecke 
Halensee— Westend  vollständig  durchgeführt. 

Bei  der  Besprechung  der  Umgestaltung  der  Bahnan- 
lagen der  Schlcsischen-  und  Ostb^hn  ging  der  Redner 
näher  auf  die  Gründe  ein,  die  eine  Einlührung  der  Vor- 
ortgleise  der  Schlcsisch.cn  Bahn  in  die  Siadtgleisc  der 
Stadtbahn  auf  dem  Schlesischen  Bahnhofe  geboten  er- 
scheinen hellen  und  die  Umgestaltung  der  Bahnsteigan- 
lagcn  sowie  die  Aenderung  der  Betriebsmittel  der  Stadt- 
und  Ringbahn  bedingten.  Die  Ucbcrlcitung  der  Vorort- 
züge von  Erkner  auf  die  Stadtgleise  der  Stadtbahn  solle 
zum  1.  Mai  d.  J.  erfolgen.  Kür  den  Ausbau  der  Berliner 
Eisenbahnen  seien  in  den  Jahren  1891  —  1903  rd.  88  Mill.  M. 
bereitgestellt  worden. 

Dann  machte  der  Vortragende  noch  einige  Angaben 
über  die  Zunahme  des  Stadt-,  Ringbahn-  und  Vorortver- 
kehres seit  dem  1,  Okt.  1890  bis  zum  31.  März  1903.  Inner- 
halb dieses  Zeitraumes  von  la1'«  Jahren  sei  der  Verkehr 
der  Stadt-  und  Ringbahn  von  etwa  43  Mill  auf  rd.  92  Mill.. 


der  Vorortverkehr  von  »3  Mill  auf  rd  68  Mill  Fahrten 
angewachsen.  In  den  letzten  Jahren  seien  an  jedem  der 
Pfingstfcicrtage  auf  der  Stadl-  und  Ringbahn  450— 500  c»» 
Stück  Fahrkarten  verkauft  worden,  auf  der  Wannsee-  und 
Potsdamer  Bahn  100-150000,  auf  der  Görlitzcr  Strecke 
70-100000  und  auf  der  Schlesischen  Balm  und  Nordbahn 
je  etwa  30—60000.  Zurzeit  der  Berliner  Gewerbe -Aus- 
stellung im  Jahre  1896  habe  man  als  Höchstleistung  für 
die  Stadtelcisc  der  Stadtbahn  mit  einer  Aufnahmefähigkeil 
von  18  Zügen  in  der  Stunde  nach  jeder  Richtung  hin, 
also  etwa  mit  dem  Drei  -  Minutenverkehr  gerechnet,  jetzt 
werde  die  Höchstleistung  in  einer  Belastung  mit  24  Zügen 
in  der  Stunde,  also  in  dem  Zweieinhalb- Minulcnvcrkchr 
angenommen.  Ob  bei  etwaiger  späterer  Einführung  des 
elektrischen  Betriebes  durch  schnelleres  An-  und  Abfahren 
der  Züge  eine  weitere  Mehrbelastung  der  Gleise  etwa  bis 
zu  30  Zügen  in  der  Stunde  sich  ermöglichen  lassen  werde, 
müsse  die  Zukunft  lehren. 

Der  Redner  schloß  mit  dem  Bemerken,  eine  Entwick- 
lung, wie  sie  die  Berliner  Eisenbahnen  im  letzten  Jahr- 
zehnt genommen,  sei  nur  möglich  geworden  unter  ein- 
heitlicher Leitung.  Die  Verstaatlichung  der  Eisenbahnen 
habe  sich  für  die  Reichshauptstadt  besonders  segensreich 
erwiesen.  Man  werde  der  Staats  -  Eisenbahnvcrwaltung 
die  Anerkennung  nicht  versagen  können.  daß  sie  dauernd 
bemüht  gewesen  sei,  den  gesteigerten  Anforderungen  im 
Verkehrsleben  Groß-Berlins  gerecht  zu  werden. 

Im  Anschluß  hieran  machte  Hr,  Prof.  Cauer  einige 
Mitteilungen  aus  dem  Inhalte  seines  kürzlich  erschienenen 
Buches  „Personen  - und  Güter  verkehr  der  vereinig- 
ten Preußischen  und  Hessischen  Staatsbahnen". 
Abgesehen  von  einer  gedrängten  Gesamtübersicht  des  In- 
haltes erörterte  er  an  der  Hand  ausgehängter  Skizzen  die 
Frage,  welche  der  verschiedenen  Formen  der  Güter- 
schuppen und  l^adebühnen  für  den  Versand  und  den  Em- 
pfang der  Güter,  für  Eilgut  und  für  Gütcruniladune  ge- 
eignet seien,  und  schilderte  dann  die  jetzise  Handhabung 
der  Stückgut- Beförderung  auf  den  preußisch  -  hessischen 
Siaatsbahncn.  -   

Vermischtes. 
Htagen  -  Dauerbrand  -  Zentralofen  von  Grimme,  Natalis 
&  Co.  in  Braunschweig.  In  Miclhäu-ern  macht  sich  oft  der 
Wunsch  geltend,  das  einzelne  Geschoß  unabhängig  von  einer 
das  ganze  Haus  heizenden  Zentralheizung  zu  erwärmen, 
aber  doch  auch  wiederum  die  Nachteile  dcr  Ofenheizung  für 
einzelne  Räume  zu  umgehen.  Das  versucht  die  genannte 
Firma  durch  ihren  Etagen -Warmwasser- Heizungsofen  zu 
erreichen.  Er  ist  zur  Wärmeentwicklung  für  ein  ganzes 
Geschoß  gebaut;  seine  Ausstattung  kann  dem  Raum,  in 


i  Schinkelfest  des  Architekten-Vereins  zu  Berlin. 

JTTSI  ach  altem  Brauche  feierte  der  Architekten-Verein  zu 
!KvE  Berlin  auch  dieses  Jahr  am  13.  März,  als  dem  Geburts- 
tage  Schinkersseinjahrcsfest,  an  welchem  den  Siegern 
im  Schinkelwetibcwcrbc  in  festlicher  Sitzung  die  Schinkel- 
Medaille,  die  höchste  Auszeichnung,  die  der  verein  seinen 
jungen,  aufstrebenden  Mitgliedern  verleihen  kann,  überreicht 
wird,  und  welches  den  Höhepunkt  des  Vereinslebens  in 
jedem  Jahre  bilden  soll.  Von  dem  diesjährigen  Feste  darf 
man  mit  Fug  und  Recht  sagen,  daß  es  tatsächlich  dieser 
Höhepunkt  gewesen  ist.  Trotz  Vcrzichilcistung  auf  äußeres 
Geprange,  trotz  der  im  Verhältnis  zu  der  großen  Mit- 
gliedcrzahl  schwachen  Beteiligung,  zeichneu:  sich  die  dies- 
jährige Festsitzung  vor  vielen  ihrer  Vorgänger  durch  die 
Würde  ihrer  ganzen  Haltung,  das  anschließende  Festmahl 
durch  Stimmung  aus,  die  leider  früher  öfter  gefehlt  haben. 
Die  Ursache  für  diesen  harmonischen  Verlauf  des  Festes 
ist  in  dem  glücklichen  Zusammenwirken  einer  Reihe  ver- 
schiedener Momente  zu  suchen.  Mit  Stolz  konnte  zu- 
nächst der  Verein  auf  den  Ausfall  des  diesjährigen  Wett- 
bewerbes auf  allen  3  Fachgebieten  blicken,  die  er  in  sich 
vereint,  sowohl  was  das  Streben  seiner  jüngeren  Mitglieder 
anbetrifft,  das  schon  in  der  überraschend  großen  Zahl  der 
eingelaufenen  Arbeiten  zum  Ausdruck  kommt,  wie  was 
den  Wert  der  Arbeiten,  den  erzielten  Erfolg  angeht 

Ehrenvoll  fürdenVerein  wardie  Anwesenheit  des  preuß. 
Hrn.  Ministers  der  öffenll  Arbeiten  Exzellenz  Budde,  der 
nicht  nur  an  der  Festsitzung  teilnahm,  sondern  fast  bis  zum 
Schlüsse  des  ganzen  Festes  blieb,  den  Siegern  im  Wett- 
bewerb mit  einigen  kernigen  Worten  die  Medaillen  über- 
reichte und  später  namens  der  Gäste  für  die  Einladung  zum 
Feste  dankte,  wobei  er  auf  die  hohe  Bedeutung  und  die 
schönen  Aufgaben  des  Baufaches  hinwies  und  dem  Verein 
eine  weitere  glückliche  Entwicklung  wünschte, 

Geschickt  umging  der  Vereinsvorsitzende,  l  lr  Minist  - 
Dir.  Hinekeldeyn,  die  Klippe  des  alljährlich  zu  erstatten- 

1  I- 


den  Geschäftsberichtes,  indem  er  an  die  Stelle  einer 
trockenen  Zahlcnzusammcnstelhing  ein  lebendiges  Bild 
von  dem  Entwicklungsgang  des  nunmehr  fast  80  jährigen 
Vereins  setzte.  Eindrucksvoll  war  der  Inhalt  seines  Kaiscr- 
toastes,  mit  welchem  er  die  kurze  Reihe  der  olfiziellen 
Tischreden  eröffnete.  Durch  den  gehaltvollen  Inhalt  seines 
Festvortrages,  durch  die  geistreiche  Entwicklung  seines 
Themas  „Der  Gedanke  des  evangelischen  Kirchen- 
baues" wußte  Hr.  Baurat  March  die  Versammlung  bis 
zum  Schlüsse  seiner  Ausführungen  zu  fesseln.  Wir  ent- 
nehmen diesen  den  nachfolgenden  Gedankengang: 

Wir  beobachten  auf  allen  tiebieten,  daß  ein  allge- 
meineres Kunstinteresse  nicht  in  erster  Linie  durch  An- 
schauung und  unmittelbare  Wirkung  erregt  wird,  sondern 
erst  durch  Art  und  Umlang  der  literarischen  Erörterung. 
Das  muß  die  Hoffnungen  aller  derer  herabstimmen,  die 
mit  einer  rein  aesthetischen  Kultur  alle  Sehnsucht  aus 
dem  Unvollkommenen  in  das  Vollkommene  glauben  stillen 
zu  können.  Richard  Wagner  würde  nimmermehr  den 
siegreichen  Flug  seiner  schöpferischen  Kunslgedanken  er- 
lebt haben,  wäre  er  nicht  stets  mit  gc*chliftenem  Schwert 
neben  dem  von  ihm  geträtimten  Kunstwerk  der  Zukunft 
auf  dem  Plan  gewesen.  Gottfried  Sem;>crs  Einfluß  auf 
die  deutsche  Baukunst  ist  ebenfalls  zum  größten  'Teil  auf 
seine  gcisivolle  schriftstellerische  Tätigkeit  zurückzuführen. 
Wir  linden  in  ihnen  Schinkels  Art,  alle  künstlerischen 
Aufgaben  mit  einem  höheren  Inhalt  zu  erfüllen  und  bei 
allen  Kunstfragen  in  eine  gesteigerte  Gedankenwelt  über- 
zugreifen. Auf  seinen  Einllufl  ist  das  merkwürdige  Buch 
zurückzufuhren,  das  den  Versuch  einer  philosophischen 
Analyse  hellenischen  Kunstschaffens  machte  mit  dem 
scharfsinnigen  und  spitzfindigen  Unterfangen,  die  Gebilde 
schöpferischer  Phantasie  «1s  das  Ergebnis  abgezogener  Re- 
flexionen darzustellen,  Es  war  eine  nachdenkliche,  ver- 
.standesmäßige  Richtung,  auf  die  wir  aber  ebensowenig  ver- 
zichten wollen,  wie  auf  unsere  mehr  grüblerische  Art  über- 
haupt als  Gegengewicht  zu  uneingeschränkter  Formenfreude. 

N«  23. 


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welchem  er  zufällig  sieht  (Korridor,  Küche,  wenig  be- 
nutztes Zimmer)  angepaßt  werden.  Die  Bedienung  Ist 
gleich  der  eines  gewöhnlichen  Dauerbrand  -  Ofens,  also 
so  leicht,  dafl  sie  durch  Jedermann  erfolgen  kann.  Der 
für  ganze  Mauser  notwendige  Heuer  wird  entbehrlich, 
der  Bewohner  eines  Geschosse*  erhalt  mehr  Verfügung 
über  die  Heizung,  als  bei  einer  Zentralheizung.  Ks  ist 
also  hier  eine  Dezentralisierung  der  Heizung  angestrebt 
In  den  einzelnen  Räumen  werden  die  üblichen  Radiatoren 
aufgestellt  und  mit  dein  Zentralofen  verbunden.  Der 
Ofen  kann  auch  für  ganze  Villen,  Säle,  Restaurant-  usw. 
ausgeführt  werden. 

Die  Beteiligung  deutscher  Fachgenossen  am  VI.  inter- 
nationalen Architekten-Kongreß  in  Madrid  wird  eine  rege 
»ein,  Zu  der  vom  Verbände  deutscher  Arch-  und  Ing- 
Vereine  von  Köln  aus  in  Aussicht  genommenen  gemein- 
samen Reise  haben  sich  etwa  50  Personen  angemeldet. 
Ks  wird  eine  kleinere  Fahrt  unternommen,  die  am  2.  April 
in  Köln  beginnt  und  am  17.  Auril  dort  wieder  endet  Auf 
der  Hinfahrt  werden  Paris  und  Biarritz,  auf  der  Rückreise 
Burgos,  Bayonnc,  Paris  berührt.  Der  Aufenthalt  in  Ma- 
drid dauert  vom  5  —13.  April.  Seiten«  der  Kongreßleitung 
werden  in  dieser  Zeit  Ausflüge  nach  Toledo,  Guadalajara, 
Kscorial  veranstaltet  Eine  längere  Reise,  die  bis  zum 
25.  April  dauert,  entspricht  bis  zum  13.  der  ersteren  und 
ebenso  bezüglich  des  Rückweges.  Vom  14.  bis  einschl. 
21.  April  wird  aber  eine  wieder  in  Madrid  endigende 
Rundtour  durch  Südspanien  angeschlossen,  die  Granada, 
Malaga,  Sevilla,  Cordova  berührt  Die  Reise-Anordnungen 
hat  der  Arch  -  u.  Ing.- Verein  in  Köln  a.  Rh.  übernommen. 

Die  Verhandlungen  des  Kongresses  sollen  bekanntlich 
sich  auf  9  Fragen  erstrecken:  1.  Moderne  Kunst  in  der 
Architektur;  2.  Erhaltung  und  Wiederherstellung  von  Bau- 
denkmälern; 3.  Art  und  Bedeutung  des  wissenschaftlichen 
Studiums  bei  der  allg.  Erziehung  der  Architekten;  4.  Ein- 
fluß der  modernen  Konstruktionen  auf  die  Kunstformen ; 
5.  Urheberrecht  an  den  Werken  der  Baukunst;  6.  Aus- 
bildung der  Bauarbeiter:  7.  Einfluß  der  Baupolizei -Vor- 
schriften auf  den  zeitgenössischen  Privatbau;  8.  Enteignung 
kunstgeschichtlicher  Bauwerke;  9.  Soll  der  Architekt  als 
Schiedsrichter  für  die  Arbeits-Bedingungen  und  bei  Streit- 
fällen zwischen  Bauarbeitern  und  Baunerren  dienen?  Zu  den 
beiden  ersten  Fragen  liegen  deutsche  Acußcmngen  vor  und 
zwarzu  i.von  Hrn.  Dr. -Ing..  Reg.  u.Gcwcrbc-Schulrat  M  ut  hc- 
sius,  zu    von  Hrn.  Baurat  C  Ludwig,  beide  in  Bertin.  — 

AU  Privatdozent  für  da*  Entwerfen  und  Darstellen 
farbiger  Dekorationen  an  der  Technischen  Hochschule  zu 
Charlottenburg  hat  sich  Hr.  kgl.  Baurat  Paul  Gracf  in 
Steglitz  habilitiert  Hr.  Graef  war  von  1887—1004,  also 
durch  die  lange  Zeit  von  32  Semestern,  Assistent  bei  Ed. 


Jacobsthal  an  der  gleichen  Hochschule  und  hat  letzteren 
während  seiner  Krankheit  und  nach  seinem  Tode  mehrere 
Semester  lang  selbständig  vertreten.  In  seinem  Sinne  ge- 
denkt Hr.  Gracf,  den  das  Vertrauen  seiner  Schüler  be- 
gleitet, den  Unterricht  weiter  zu  führen.  — 


Preisbewerbungen. 

Zwei  Wettbewerbe  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
Logierhäuser  für  Männer,  in  den  Stadtteilen  Favoriten  und 
Brigittcnau  in  Wien  zu  errichten,  werden  vom  Kuratorium 
der  „Kaiser  Franz  Josefs- Jubiläums-Stjftung  für  Volks- 
wohnungen und  Wohlfahrt*  -  Einrichtungen"  zum  »  Mai 
für  österreichische  Architekten  ausgeschrieben.  Die  Hauser 
sollen  aus  6  Geschossen  bestehen;  in  das  Sockel-  und  in 
das  hohe  Erdgeschoß  sind  die  Räume  gemeinsamen  Aufent- 
haltes: Werkstätten,  Wirtschaf tsräumc,  Speisesaal,  Lese- 
saal, Zimmer  für  Nichtraucher  zu  legen,  während  in  den 
oberen  4  Geschossen  je  125 — 150  Schlafabteile  anzuordnen 
sind.  Für  jeden  der  beiden  Wettbewerbe  sind  3  Preise 
von  1400,  1000  und  700  Kr.  ausgesetzt  Das  Preisgericht 
besteht  u.  a.  aus  den  Hrn.  Min, -Rat  v  Forsfer,  Vizcbau- 
Dir.  Hclmreich,  ObBrt.  Höde,  Ob.  Brt  Ulrich,  Stadt- 
bmstr.  Zifferer.  Man  hofft,  eines  der  Logierhäuser  be- 
reits 1905  der  Benutzung  übergeben  zu  können.  — 

Der  große  Staatspreis  der  kgl.  preuß.  Akademie  der 
Kilnste  im  Betrage  von  3300  M.  wurde  dem  Architekten 
Alexander  Höhrath  zu  Witten  .1  d  K.  verliehen,  einem 
begabten  Künstler,  der  noch  einmal  von  sich  hören 
machen  wird.  — 

Wettbewerb  Stadthaus  Bremen.  Als  Verfasser  des 
Entwurfes  „Rotes  Kreuz"  bekennen  sich  die  Hrn.  (  arl 
Poppe  und  Arth.  Hartmann  in  Frankfurt  a.  M.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  Stadtbmstr.  Sch.  in  A.  Nach  deutschem  Staats-  und 
Verwaltuogsrechte  gilt  der  Beamte  als  zu  denjenigen  Verrichtungen 
verpflichtet,  welche  dem  Amte  übertragen  und  oder  zugeteilt  wer- 
den, mit  des*en  Verwaltung  er  betraut  ist.  Es  hat  also  kein  Be- 
amter das  Recht,  sich  einer  Erledigung  derjenigen  Geschalte  zu 
entziehen,  welche  erst  nach  seiner  Anstellung  dem  von  ihm  ver- 
walteten Amte  zugeteilt  weiden,  selbst  wenn  dadurch  für  ihn  eine 
Mehrarbeit  entsteht.  1>*  in  Hessen  abweichende  RerhU|rrundsit*e 
nicht  beatehen,  wird  der  .Gemeindc-Raubeanite"  sich  nicht  weigern 
riflrfen.  die  Wobnungsiiispektion  zu  übernehmen,  welche  nach  dem 
hessischen  Gesetz  vom  7  Aug.  190a  einem  erfahrenen  Techniker 
oder  kommunalen  Uauhcamtcn  ubertragen  werden  soll,  also  dem 
Gcmeindehanamlc  zugeschlagen  weriten  tlaif.  Ob  eine  Vergütung 
für  die  Mehrleistung  beansprucht  werden  darf,  kann  erst  nach 
Kenntnis  der  „Berufung  zum  Amte"  und  der  Besoldungtabreile  zu- 
verlässig beurteilt  werden  tiemeinüblich  pflegt  jedoch  in  der- 
artigen Killen  auf  sachgemäße  Begründung  zu  richtiger  Zeit  eine 
Entschädigung  gewahrt  zu  werden.  -■  K.  H-c. 


Alle  Kunst,  zumal  die  höchste,  bedarf  neben  der 
schöpferischen  Phantasie  der  Urteilskraft  Wir  werden 
unsere  Aussöhnung  mit  dem  Leben  nicht  durch  ideale 
Steigerung  der  Materie  erreichen,  sondern  durch  eine  Be- 
freiung der  Geister  aus  der  mühseligen  Lebenstechnik. 
Den  Gcistcsstromungcn  des  XVlll.  Jahrh.  mit  ihrem  Ab- 
schluß einer  philosophisch-literarischen  Entwicklung  steht 
unsere  Zeit  der  Technik  und  der  Naturwissenschaften  mit 
ihren  gleichzeitig  wicdcrcrwachcnden  metaphysischen 
Bedürfnissen  gegenüber.  Der  Anfang  des  XIX.  fahrh., 
der  ganz  vom  Geiste  Weimars  beherrscht  wurde,  konnte 
einer  innerlichen  evangelischen  Kcligionsauffassung  nicht 
günstig  sein.  Goethe  war  sicherlich  eine  tief  religiöse 
Natur;  allein  schon  sein  Ausspruch,  daß  kein  tüchtiger 
Mensch  seiner  Brust  den  Glauben  an  Unsterblichkeit  rauben 
lasse,  setzt  ihn  in  Gegensatz  zu  moderner  materialistischer 
Lebensauffassung.  Er  hegte  auch  eine  hohe  Verehrung 
für  da»  Christentum,  wenn  auch  nicht  in  der  Form,  in 
der  es  ihm  die  Theologen  boten.  Die  Pflege  der  Religion 
in  ihren  Händen  war  rationalistisch  und  nüchtern  mora- 
lisch, das  Volk  nahm  die  Einrichtungen  der  Kirche  als 
etwas  Schickliches  hin  und  begleitete  die  bauliche  Tätig- 
keil ohne  innere  Beteiligung. 

Schinkel  erblickte  das  Charakteristische  eines  evange- 
lischen Gotteshauses  in  seiner  Gestaltung  zu  einer  Predigt- 
stätte, in  der  die  zuhörende  Gemeinde  den  Ausgangspunkt 
der  Bauschöpfung  bildet.  Fr  stellte  daher  den  Redner 
und  die  Kanzel  vor  die  Milte  der  Zuhörerschaft,  die  er 
in  natürlicher  Weise  um  sie  herum,  zumteil  auf  ansteigen- 
den Sitzreihen  anordnete.  Hei  der  späteren  Verlegung 
der  Kanzel  aus  der  achsialcn  in  die  seitliche  Stellung 
unterlag  er  dem  lutherischen  Einfluß,  nach  dessen  Auf- 
fassung der  Chorraum  mit  dem  Altar  eine  besondere 
Würde  zu  beanspruchen  hat,  die  hier  die  Unterbringung 
der  Kanzel  oder  gar  der  Orgel  nicht  gestattet  In  Preußen 
und  in  Berlin  war  die  Anordnung  des  Kanzclaltars  die 
durchaus  übliche,  bi-cinc  mehr  katltolisicrcndc  Empfindung 

ij,  Marz  1904. 


der  Kanzel  die  Scilcnslellung  gab.  Vielleicht  erhält  die 
Kanzel  wieder  die  ihr  ursprünglich  zugewiesene  Stellung 
in  der  Milte.  Ein  Wandel  der  Anschauungen  über  die 
sakrale  Würde  des  Allares  ist  nichl  unmöglich.  Wir  haben 
es  hier  mit  einer  architektonischen  Ueberlieferung  zu  tun; 
es  dürfte  aber  schwer  fallen,  die  besondere  Heiligkeit  des 
Altares,  dessen  Ausgangspunkt  doch  der  Sarkophag  mit 
den  Gebeinen  des  Heiligen  ist,  und  den  von  ihm  beding- 
ten Chor  als  Höhepunkt  der  kirchlichen  Anlage  aus  dem 
evangelischen  Dogma  zu  begründen. 

Die  Reformierten  haben  sich  gegen  solche  romanti- 
schen Baugesinnungen  stets  ablehnend  verhalten.  Sie 
waren  bestrebt  —  häufig  in  ausgesprochen  gegensätzlich 
nüchterner  Weise  —  für  ihre  liturgischen  Zwecke  einen 
selbständigen  baulichen  Ausdruck  zu  finden.  Als  aber 
unter  Friedrich  Wilhelm  IV.  ein  Bruch  mit  den  reformier- 
ten Ueberlieferungen  erfolgte  und  die  Teilnahme  für  das 
Mittelalter  in  allen  Formen  zum  Ausfluß  einer  die  geistigen 
Interessen  beherrschenden  literarischen  Bewegung  wurde, 
da  ergab  sich  für  die  evangelische  Kirchenbaukunst  der 
Erfolg,  daß  der  Kirchenbau  sich  grundsätzlich  von  dem 
verstandesmäßigen  Programm  der  reformierten  Bauauf- 
fassung  abwandte.  Die  Flignung  des  Kirchcngcbäudes  für 
die  besonderen  Zwecke  des  Gottesdienste-  wurde  neben- 
sächlich und  schablonenhaft  behandelt  und  die  Unter- 
schiede zwischen  evangelischem  und  katholischem  Gotic»- 
haus  in  Anlage  und  Erscheinung  mehr  und  mehr  verwischt. 

Diese  Gesinnung  führte  im  Jahre  1861  zu  dem  Li-c- 
nacher  Regulativ,  da--  die  Betonung  der  heilig  erachteten 
Allarnische  vorschrieb,  die  Kanzel  auf  die  Seite  schob  und 
der  Orgel  den  Platz  gegenüber  dem  Altar  im  Kücken  der 
Gemeinde  anwies.  Später  wurde  dann  noch  die  freie 
Stellung  des  Kirchcngchuudc*  empfohlen  und  seine  Ver- 
bindung mit  anderen  Gomcindcbaulcn  widerraten.  L- 
sollte  mit  diesen  Nonnen  kein  Zwanj;  ausgeübt  werden; 
wer  aber  die  straffe  Behandlungswoisr  unserer  kirchlichen 
Angelegenheiten  kennt,  wird  -ich  leicht  vorstellen  können, 

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daß  das  von  etwaigen  Zweifeln  geplagte  Gewissen  unserer 
in  Kunstfragen  zumeist  ratlosen  evangelischen  Geistlichen 
durch  einen  Blick  in  die  ihm  von  seiner  Oberbeborde 
überwiesenen  Ratschlage  im  Sinne  guter  Disziplin  schnell 
beruhigt  wird. 

Deshalb  war  die  Gceen-Kundgcbung  des  Wiesbadener 
Programmes,  welches  die  Bauwünsche  der  reformierten 
Kirche  in  knapper  Form  zusammenfaßte  und  1891  er- 
schien, zu  begrüßen.  Darin  finden  sich  die  bekannten 
Forderungen  der  Predigtlurche  wieder,  samtliche  Statten 
der  evangelischen  Kultusaußeningen,  Kanzel.  Altar  und 
Orgel,  zu  einer  Gruppe  angesichts  der  Gemeinde  zu  ver- 
einigen, die  davor  geschlossen  in  möglichst  radialer  An- 
ordnung der  Sitzreihen  unterzubringen  ist 

Nebenher  nun  geht  eine  Auffassung,  daß  Kirchen  des 
evangelischen  und  des  katholischen  Bekenntnisses  sich 
nicht  wesentlich  von  einander  zu  unterscheiden  brauchten. 
Indessen  laßt  doch  die  Absicht  einer  derartigen  Anbahnung 
eines  erträumten  Religionsfriedens  auf  baulichem  Gebiet 
ein  tieferes  Eingehen  auf  das  völlig  verschiedene  Wesen 
beider  Bekenntnisse  vermissen.  Das  kirchliche  Ideal  der 
Reformation  ist  bis  in  die  Wurzel  ein  anderes,  als  das 
der  katholischen  Kirche;  daher  muß  auch  der  bauliche 
Ausdruck  ein  verschiedener  sein,  zumal  die  heutige  deutsche 
Baukunst  auf  das  Charakteristische  gerichtet  ist.  Als  der 
wahrhaft  große  protestantische  Gewinn  erscheint  die  wie- 
dergewonnene Freiheit  im  Denken  und  Mandeln  gegen- 
über dem  zur  Pflicht  gemachten  Glaubenszwang  der  ka- 
tholischen Kirche.  In  der  Freiheit  der  Forschung  liegen 
für  die  Kirche  der  Reformation  Entwicklungs-Möglich- 
keiten,  durch  welche  sie  sich  befähigt  glaubt,  die  Wurzeln 
ihrer  Kraft  bei  den  geistig  Mündigsten  unseres  Volkes  zu 
finden,  die  heute  noch  teilnahmslos  am  Wege  stehen. 
Eine  solche  Verschiedenheit  der  Grundgesinnung  zwingt 
auch  zu  einer  Verschiedenheit  der  baulichen  Auffassung. 
Die  großartige  kaiholischc  Einheit  von  Glaubenslehre  und 
Regiment  für  sich  anzustreben,  kann  nicht  das  Ziel  der 
evangelischen  Kirche  sein.  Kann  sie  ihre  Aufgabe  nicht 
darin  erblicken,  in  ihrer  Organisation  das  Mittelalter  nach- 
zuahmen, so  soll  sie  auch  baulich  nicht  die  Sprache  der 
triumphierenden  Kirche  zu  der  ihrigen  machen;  Sie  sollte 
in  ihren  Bauten  nicht  den  Anschein  erwecken,  eine  orga- 
nisierte Macht  zu  besitzen,  die  in  der  Gesamtheit  der  Ge- 
müter nicht  zu  entdecken  ist.  Die  alten  Dome  wieder- 
erstehen zu  lassen,  ist  eine  poetische,  aber  dem  Wesen 
des  Protestantismus  unangemessene  Traumerei.  Welche 
Fruchtbarkeit  trotzdem  in  den  Bauproblemcn  des  Protestan- 
tismus steckt,  lehren  bereit»  zahlreiche  lebendige  Schöpf  un- 
gen  seiner  uns  blutsverwandten  Glaubensgenossen  jenseits 
des  Kanales  und  des  Ozeans. 

Und  wie  mit  dem  Aeußercn,  so  verhalt  es  sich  auch 
mit  dem  Inneren.  Wie  es  nicht  der  Ehrgeiz  der  Kirche 
der  Reformation  sein  konnte,  im  Aeußeren  mit  den  Kolossal- 
bauten des  Mittelalters  zu  wettelfern,  das  zur  Erhaltung  des 
Unterwürfigkeitsgefühles  die  baulichen  Verkörpc rangen 
des  festgefügten  kirchlichen  Organismus  nicht  übermensch- 
lich genug  gestalten  konnte,  so  muß  der  evangelische 
Kirchenbau  auch  für  seine  lnnenrftume  die  ihm  ange- 
messene Sprache  finden,  die  sich  von  der  Ekstase  katho- 
lischer Dome  fern  halt.  Ihre  hohen  Hallen,  in  deren 
Schatten  sich  der  Blick  ins  Endlose  verliert,  sind  gedan- 
kenlöscnd  wie  die  Laubwölbungen  des  Waldes,  nicht  ge- 
dankenbindend. Der  Protestantismus  erstrebt  keine  Phan- 
tasiestimmungen, sondern  Willenserregungen.  Die  zur 
Würde  gesteigerten  Bauformen  scinerPredigträume  müssen 
zeigen,  daß  der  Protestantismus  keine  Veranlassung  hat, 
sich  mißachtend  von  der  Welt  und  dem  Leben  abzuwen- 
den. In  den  erhabenen  Räumen  monumentaler  katholi- 
scher Kirchen  sprechen  die  Menschen  vorwiegend  als 
Maßstab  für  die  gesteigerten  Abmessungen  mit;  der  leere 
Raum  erweckt  Tür  sich  die  Stimmung  einer  Loslösung 
von  der  Welt  der  Wirklichkeit.  In  den  evangelischen 
Vcrsammlungsstätten  dagegen  wird  die  vereinigte  Ge- 
meinde selbst  zum  ästhetischen  Moment,  ohne  daß  die 
künstlerische  Wirkung  unvollständig  bleibt  Hiermit  muß 
der  Baukünstler  rechnen.  So  liegt  z.  B.  eine  eigene  Span- 
nung und  Geistesbereitschaft  in  den  stillen  wartenden  Ge- 
meinde-Versammlungen der  Herrnhuter  Brüder,  die  sich 
auch  dem  fremd  Hinzutretenden  sofort  mitteilt. 

Zu  dem  Gemeinsamkeitsgefühl  zwischen  Gemeinde 
und  Lilurgus  schon  durch  die  Raumanordnung  zu  zwin- 
gen, ist  die  erste  Aufgabe  des  evangelischen  Kirchen- 
Baumeisters.  Die  Gemeindegruppe  ist  raumschöpferisch 
*u  umbauen  mit  Grundrißformen,  die  von  der  Ueber- 
dachung  abhangig  sind.  Eine  radiale  Anordnung  der 
Sitzreihen  unterstützt  das  Gemeindrtjcfühl.  Im  neueren 
Kirchenbau  der  nordischen  Lander  wird  man  Oberall  die 
Gemeindesitze  in  geschwungener  oder  gebrochener  Linie 
u-n  die  PrcdigtsuUtc  angeordnet  finden     Die  Aufstellung 

'44 


der  Bänke  in  gleicher  Richtung,  welche  die  protestantische 
Kirche  von  der  gotischen  Schiffkirche  übernommen  hat 
und  vielfach  noch  Übt,  ist  ein  überführendes  Zeugnis  da- 
für, daß  man  der  Predigtkirche  immer  noch  ein  fremdes, 
für  andere  Kultuszwecke  erfundenes  Bauideal  zumutet 

Gegen  die  Anordnung  der  Orgelbühne  angesichts  der 
Gemeinde  werden  zwei  Gründe  angeführt:  die  Beunruhi- 
gung der  Gemeinde  durch  die  sichtbare  Tätigkeit  der 
Musizierenden  und  die  Benachteiligung  der  Cemeinde- 
glicder  auf  einer  hoch  über  dem  Redner  gelegenen  Orgel- 
empore am  Gottesdienst.  Letzterem  wird  durch  Senken 
der  Empore  begegnet,  sodaß  die  erste  Reihe  der  anstei- 
genden Sitze  nur  wenig  höher  als  der  Prcdigtsluhl  oder 
die  Altarstatte  beginnt  Eine  solche  Anordnung  birgt  eine 
Reihe  von  gesteigerten,  echt  evangelischen  Wirkungen. 
Der  Prediger  steht  inmitten  der  Gemeinde,  nur  wenig 
über  diese  erhöht.  Sein  Wort  wirkt  eindringlicher,  als 
das  Wort  von  hoher  Kanzel.  Bei  der  gesenkten  Orgel- 
bühne  befindet  sich  der  Sängerchor  nahe  hinter  dem 
Liturgus.  Für  das  Hören  der  Predigt  werden  diese 
Platze  hinter  dem  Redner  durch  die  größere  Nahe  ent- 
schädigt. Das  Persönliche  des  Geistlichen  verbindet  sich 
durch  diese  Anordnung  mit  dem  Persönlichen  des  vier- 
stimmigen liturgischen  Gesanges  zu  einer  Einheit  gegen- 
über der  Gemeinde  und  dem  einstimmigen  Choral,  sodaß 
die  Gegenseitigkeit  des  Wcchselgesanges  rein  in  die  Em- 
pfindung tritt.  Der  große  Fortschritt  auf  dem  Gebiete 
der  Kirchenmusik,  der  in  den  letzten  Jahrzehnten  zu  ver- 
zeichnen ist,  erwuchs  aus  dem  Schöße  der  evangelischen 
Kirche  selbst. 

Für  die  Gestaltung  des  Inneren  eines  Kirchengebäudes 
war  es  möglich  gewesen,  aus  dem  evangelischen  Empfin- 
den einzelne  bestimmte  Ziele  als  baukünstlerische  Auf- 
gaben zu  bezeichnen.  Für  das  Aeußere  ist  dies  bei  der 
gährenden  Entwicklung  der  Baukunst  und  der  Kirche  nicht 
wohl  möglich.  Eine  Kirche,  die  es  nach  ihrer  inneren 
Veranlagung  vermag,  die  Geister  auf  dem  Grunde  der 
drei  Kant'schen  religiösen  Voraussetzungen :  Gott,  Freiheit 
des  Willens  und  Unsterblichkeit  zu  einen,  muß  es  zu  er- 
habenem Ausdruck  in  der  Baukunst  bringen.  Die  er- 
weiterten Organisationen  gegenseitiger  Hilfsbereitschaft 
ferner,  die  sich  aus  dem  Zusammenlaufen  der  religiösen 
und  der  sozialen  Fragen  ergeben,  fordern  ihre  bauliche 
Verkörperung.  Man  tiat  damit  den  Anfang  gemacht,  die 
Wohnungen  der  Geistlichen,  die  Konfirmandensa/c,  die 
Schwestern  für  die  Krankenpflege  in  Hausern  unterzu- 
bringen, die  sich  mit  der  Kirche  zu  einer  Gruppe  ver- 
binden. Die  Möglichkeiten,  diesen  Organismus  durch  Ein- 
richtungen materieller  Hilfe  und  geistiger  Anregung  zu 
erweitern,  sind  zahlreich.  Der  Ausblick,  sie  in  dem  lauten 
Treiben  einer  rastlos  arbeitenden  Stadt  zu  einer  Hoch- 
burg des  Friedens  und  der  Menschenliebe  zu  vereinigen, 
ist  so  verlockend,  daß  man  die  lebhafte,  in  der  evangeli- 
schen Kirche  erwachte  Sehnsucht  begreift,  solchen  Hoffnun- 
gen baukünstlerische  Gestalt  zu  geben  Dabei  wird  das 
Kirchcngcbaudc  selbst  vielleicht  an  Bedeutung  einbüßen, 
es  wird  einfacher,  dafür  aber  menschlicher  werden.  Die 
bescheidenen  Gruppenbauten,  die  Berlin  in  dieser  Art 
aus  froheren  Jahren  besitzt,  die  St.  Jacobus  -  Kirche,  die 
St.  Johannis- Kirche  in  Moabit,  können  sich  in  ihrer  An- 
mut sehr  wohl  neben  den  neuen  Schöpfungen  der  evan- 
gelischen Baukunst  sehen  lassen.  In  dieser  Richtung  liegt 
auch  die  besondere  künstlerische  Befähigung  des  deut- 
schen Volkes.  Seine  Freude  an  der  Harmonie  im  be- 
wegten Rhythmus  führte  in  der  Baukunst  mit  Vorliebe 
zur  Gruppe. 

Es  ist  an  die  Verwirklichung  dieser  weitgehenden 
evangelisch-sozialen  Traume  die  Vermutung  geknüpft  wor- 
den, daß  wir  damit  nur  wieder  zu  klösterlichen  Anlagen 
gelangen  würden.  Doch  es  kann  Niemand  an  der  Mög- 
lichkeit, solche  poetischen  Gebilde  architektonisch  wieder 
erstehen  zu  sehen,  aus  dem  Grunde  Anstoß  nehmen,  daß 
das  Mittelalter  gleichanige  Aufgaben  ahnlich  verkörpert 
hat.  Schon  der  eine  Umstand  wird  beide  unterscheiden, 
daß  die  Lebenskraft,  die  diese  neuen  Schöpfungen  des 
evangelischen  Kirchenbaucs  durchströmen  müßte,  der  Geist 
der  Familie  ist.  auf  deren  unerschöpfliche  Lebensfülle  die 
Schöpfer  mittelalterlicher  Klosteranlagen  glaubten  freiwillig 
verziehten  zu  müssen.  — 


Inhalt :  Berliner  Neubauten  No  III  Ha*  nru»  llrrrriihaus  d»  prruO. 
tandtare*  (Fortaeuunt;  und  SrbluBl.  .  l'eljei  die  l'line  der  Suiil-  imd  Vor- 
orthahiken  in  Hamburg;.  —  MittriluucrB  au«  Vereinen.  —  I*a*  SchinkcUeM 
de»  Architekten .  Wrnns  tu  tieruo.  —  Vcrnmvhtr«  —  Pieiabewerbon|fea. 
-  Brief,  und  Fraeekaau-u. 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Sitzungssaal  im  neuen  Herren- 
hause des  preußischen  Landtages. 


\>,l.r  <le,  Df.wh«  fWe.tun,.  C.  m  K  H  .  He-;,r,  FfU  die  Redaktion 
ntioiwmL  Albert  Holmtnn,  Bertiru    Druck  von  Wilh.  Cmt,  Berlin. 

No.  83. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

^  XXXVIII.  JAHRG.  m  24.  BERLIN,  DEN  23.  MÄRZ  1904 


Abbild);  6.  Franz  Josef-  (Zollamts)  Brücke.  Oes -Entwurf:  Donaubrucken -Abt.  de*  kgl.  ungar  I landrUminitteriom»  (unt.  Hcnulz.  vun 
Wetlbewerba-Entw,).    Entwurf  der  Eiscnkonstruktion  im  Einzelnen  u.  Ausführung  derselben:  l'ngar.  SUaU-Masrhineafabr.  in  Budapest. 

Die  neueren  Straßenbrücken  über  die  Donau  in  Budapest.  (FfeftMtMim  aus  No.  17.) 


Die  Kranz  J o sc f  -  B r ü r k c  i 

ie  Brücke,  deren  Gesamterscheinung  aus 
unserem  Kopfbilde.  Abbildg.  6,  hervorgeht, 
und  deren  System  in  Abbildg.  5,  S.  99  be- 
reits wiedergegeben  wurde,  hat  ■}(  Mfnungcn 
erhalten,  deren  mittlere  von  Mitte  zu  Mitte 
Pfeiler  1 75 m  Stützweite  besitzt,  während  die  Seiten- 
Öffnungen  je  79,3 m  aufweisen.  Das  System  der  in 
i2,9m  Entfernung  liegenden  Hauptträger  ist  das  eines 
Kragträgcrs  mit  eingehängtem  Mittelteil  und  mit  nach 
der  Kettenlinie  gekrümmtem  Obergurt  und  bogenförmig 
ausgebildetem  Untergurt.  In  dem  eleganten  Linien- 
zuge der  I  lauptträger  liegt  die  I  lauptschönheit  der 
Brücke.  Die  Trager  erheben  sich  über  den  Strom- 
pfeilern zu  22™  Höhe,  während  der  46,9"'  weit  ge- 
spannte eingehängte  Mittelteil  nur  3,025»  mittlere  theo- 
retische Höhe  besitzt.  Am  Ende  der  64,05 m  weit  vor- 
springenden Kragarme  beträgt  diese I  Iöhe  4,16'",  an  den 
landseiligen  Endigungen  schließlich  4,"}nm.  Die  Keld- 
teilung  ist  im  Mittclträger  4,69 m,  im  übrigen  5,95;  7.25 
und  8,5  "'.  Die  nutzbare  Breite  des  Fahrdammes  zwi- 
srhen  den  I  lauptträgern  beträgt  ils™.  die  Breite  der 
Hauptträger  selbst  je  Mm,  die  nutzbare  Breite  der 
auf  Konsolen  ausgekragten  Büt  gersteige  je  2,9  m  (vergl. 
die  Abbildungen  7  u.  8,  S.  147)  Die  Gcsamtbreite 
zwischen  den  Geländern  stellt  sich  also  auf  :jo,  1  m. 

Die  Brückenbahn  besitzt  ein  Gefälle  von  1  : 40 
und  erhebt  sieh  in  Strommitte  bis  +  17,20,  während 
die  I  ntet  kante  der  Konstruktion  dort  auf  +  15,375 
über  Nullwasser  liegt,  oder  |,jon  über  Hochwasser. 
Ueber  die  Brücke  ist  eine  2glcisige  elektrische Straßen- 
bahn  mit  l'nterh  itung  geführt,  deren  normalspurige 
Gleise  längs  der  Bordkanten  liegen,  Die  Brin  ke  ist 
gleichzeitig  dazu  ausgenutzt,  um  4  Wasserrohre  von 

*i  Vcrgl.  die  ausführlichen  Mitteilungen  vun  J.  Sccfchlner  in 
der  Zeitschrift  für  Aren.-  u  tag  -Wesen  1808  und  ferner  die  Zeit- 
-.i  hrift  des  OcsterteK'li.  tag  -  u  Areh.- Vereint  1897. 


je  0,65 m  Durehm  und  ein  Gasrohr  von  0,3 m  Durchm. 
Oberzuführen.  Die  ersteren  sind  unter  dem  Fahrdamm 
angeordnet.  Die  genieteten  Kasten  längs  der  Bord- 
kante nehmen  Kabel  der  Post  usw.  auf. 

Pfeiler  und  Widerlager  sind  mit  Luftdruck  ge- 
gründet und  zwar  mußte  der  rechte  Strompfeiler  bis 
9 m,  der  linke  13,2 m  unter  ±0  abgesenkt  werden, 
während  die  Widerlager  an  den  tiefsten  Stellen  nur 
bis  — 3,5 m  hinabreichen.  Die  Pfeiler  sind  imganzen 
abgesenkt  und  haben  7,5  zu  28™  Grundfläche.  Diese 
Stärke  behalten  sie  bis  dicht  unter  Nullwa»*«  r  bei, 
setzen  dort  auf  6 m  ab  und  verjüngen  sich  bis  auf 
4.2m  unter  dem  Deckgesims.  Sie  schließen  auf  +  9,25 
ab.  Sie  sind  im  wesentlichen  aus  Bruchstein  herge. 
stellt,  Ober  Wasser  aber  mit  Werkstein  und  zwar  z.  T. 
mit  Granit  verkleidet.  Die  Landwiderlager  sind  in  je 
2  Kaissons  von  je  6,2  m  Breite  bei  8"'  Länge  geteilt, 
die  in  rd.  3,5 lichtem  Abstand  von  einander  abge- 
senkt und  durch  ein  Gewölbe  mit  einander  verbunden 

sind,  Auch  hier  ist  der  Körper  aus  Bruchstein,  die 
Verblendung  aus  Werkstein  hergestellt. 

Den  architektonischen  Schmuck  der  Brücke  bilden 
die  4  an  den  Enden  aufgestellten  massiven  Torhäus- 
chen, sowie  die  Pfeileraufbauten  über  den  Strompfeilern 
Die  Portale  daselbst  sind  mit  Blechen  verkleidet  und 
werden  bekrönt  von  Adlern;  sie  erscheinen  imganzen 
gegenüber  der  weitgespannten  Eisenkonstmkiinn  etwa* 
schwächlich.  Im  übrigen  ist  bei  diesem,  z.  Zt.  an  der 
äußeren  Grenze  der  Stadt  liegenden  Bauwerke  mit  Rück- 
sicht auf  die  Kosten  auf  reicheren  Schmuck  verzichtet. 

Die  Gründung*-  und  Mauerarbeiten  der  Pfeiler 
und  Widerlager  wurden  von  der  Bauunternehmung 
Gärtner  &  Zsigmomlv  in  Budapest,  die  auch  alle 
sonstigen  Nebenarbeiten!  Uainpenseliüttung.l  'ferausbau, 
Bau  der  Torhäuschcni  ausgeführt  hat,  übernommen. 
Der  Kubikinhalt  der  Pfeiler  und  Widerlager  stellt  sieh 
imganzen  auf  9536  *bm.  Die  Arbeiten  für  den  Unterbau 
wurden  im  Sept.  1894  begonnen  und  am  7.  Dez.  1895 


HS 


fertig  gestellt ;  sie  wurden  dabei  durch  ungunstige  Hoch- 
wasser- und  Eisverhältnisse  sehr  erschwert 

Die  gesamte  Eisenkonstruktion  einschl.  der  deko- 
rativen Ausbildung  derselben  wurde  der  ungarischen 
Staats-Maschinenfabrik  in  Budapest  übertragen, 
die  auch  den  Ausführungs-Knlwurf  unter  I-citung  des 
damaligen  stcllvertretr. techn.Dir.  J.Seefehlner  bis  auf 
einige  Einzelheiten  selbständig  aufstellte.*)  Mit  Aus- 
nahme der  aus  Martinstahl  hergestellten  Auflagerteile 
und  der  in  Gußeisen  bestehenden  Gegenlast  am  hinte- 
ren Ende  der  Kragträger  ist  die  gesamte  Konstruktion 
in  Martinflußeisen  erstellt,  für  welches  folgende  Be- 


über  welche  dann  in  der  Längsrichtung  Zorcscisen  ge- 
legt sind.  Diese  sind  mit  Asphaltbeton  ausgefüllt,  der 
noch  5cm  über  die  Oberkante  der  Eisen  hinwegreicht. 
Der  Schotter  dieses  Betons  bestellt  an  den  BrQckcn- 
enden  aus  Trachytkleinschlag,  im  mittleren  Teile  be- 
hufs Entlastung  aus  Trachyttuff.  Auf  dieser  mit  Guß- 
asphalt abgeglichenen  Unterlage  ist  eine  doppelte  5r|B 
starke  Kicfernbohlenlage  aufgebracht,  darauf  das  13™ 
hohe  Buchcnholzpflastcr.  Die  Fußwege  sind  ebenfalls 
mit  Zorcseiscn  abgedeckt  Sie  haben  einen  2c,n  starken 
Gußasphaltbclag  auf  Zementbeton. 

Das  Gesamtgewicht  der  Konstruktion  stellt  sich 


lgungen  gestellt  waren:  Zerreißfestigkeit  3500  bis   auf  6076«,  davon  entfallen  74'  auf  Ziertci 


450ok*yi"n,  a8—22°/0  Dehnung 
(quer  zur  Walzrichtung  32  bis 
26%).  Als  Beanspruchung  wur- 
den zugelassen  i2ook*,'itnl  für 
die  1  lauptträgcr  und  Windstre- 
ben, 8ook«/'i'-»  für  die  Quer-  und 
Längstrager,  -j^o^h"»  fur  die 
in  einer  Richtung,  650  *k  m<»-  für 
die  in  mehrfacher  Richtung  be- 
anspruchten Niete.  Für  den 
Martinstahl  waren  5700  *c/ii"u 
Zerreißfestigkeit  bei  ia*/o  Deh- 
nung verlangt  und  ebenfalls 
nur  1200  l«/f»  Belastung  zu- 
gelassen. 

Wir  geben  von  der  Eisen- 
konstruktion außer  einem  sche- 
matischen  Querschnitt  inStrom- 
pfeilerachse,  Abbildg.  7,  und 
einem  Querschnitt  in  Brücken- 
mitte, Abbildg.  8,  nur  die  Auf- 
hangung des  Mittelträgcrs,  Ab- 
bildg. 9  wieder,  die  keiner  nähe- 
reu Erörterung  bedarf.  Die  Auf- 
lager der  l'ortalstützcn  und  an 
deiiBrückciienden  bieten  nichts 
besonderes.  Ersterc  sind  ein- 
fache Kipplager  -  die  konvexe 
Oberschale  liegt  unmittelbar  in 
der  konkaven  Unterschale,  — 
letztere  Rollenlager.  Die  Quer- 
schnitte der  Gurte  der  Haupt- 
träger sind  FT  förmig,  vergl. 
Abbildg.  8  Ihre  nutzbarcQuer- 
M'hnitts  -  Fläche  schwankt  im 
Obergurt  zwischen  347  und 
1894  rir"\  im  Untergurt  zwischen  3 
Die  Fahrbahntafel  wird  hergestc 


Abbilt 


:.isen 

und  Bronze,  1306  1  in  derHaupt- 
sache  auf  die  Gegengewichte, 
137'  auf  die  Auflagerschuhe, 
4560  '  auf  die  eigentliche  Kon- 
struktion. An  letzterem  Gewicht 
nebinen  die  Hauptträger  mit 
62, 18"/«,  die  Fahrbahnkonstruk- 
tion mit  21,94  °  0,  «1»«  Fußweg- 
konstruktion mit  7,14  °/o,  Wind- 
streben,Geländer  usw.  mit8,740,0 
teil.  Es  stellt  sich  danach  das 
Gewicht  für  1  m  Spannweite  auf 
13,48  '  (mit  Gi'gengewichten  auf 
17,30'),  für  1  *m  Fahrbahn  auf 
0,78'  (mit  Gegengewicht  1  ')• 
Die  Uebertragung  der  Arbeit 
an  die  Maschinen -r  abrik  fand 
im  November  1894  statt.  Die 
Arbeiten  wurden  so  gefördert, 
daß  im  September  1896  die 
Probe -Belastungen  vorgenom- 
men werden  konnten  Bei  der 
Aufstellung  war  die  Freihaltung 
einer  mittleren  Durchfahrt  von 
ioo™  für  die  Schiffahrt  verlangt. 
Die  Seilenöffnungen  wurden  auf 
fester  Rüstung  montiert,  die 
Kragarme  z.  T.  auf  schwimmen- 
den Rüstungen.  Die  Mittclftü- 
nung  mußte  wieder  eine  feste 
Rüstung  erhalten,  vor  deren 
Einbringung  die  Seitenteile  voll- 
ständig frei  gemacht  waren. 

Die  Kosten  des  Bauwerkes 
stellen    sieb     insgesamt  auf 
4  260  000  M.    Davon  entfallen 
987348  M    auf  den  Unterbau,  2653875  M.  auf  die 
Eisenkonstruktion  einschl.  Ausschmückung,  618  777  M. 


Schcmattschcr  Querschnitt  in  Porl»l»th»e 

(Strompfcilcr.) 

8  und   1818  if" 


Hl  durch  5  Läng^- 

trager,  die  zwischen  die  Querträger  gespannt  sind,   auf  die  Brücken-Fahrbahn,  Beleuchtung,  dicZollhäuscr, 

(FuitM-ttung  <oI*1  > 


zwischen  denen  wiederum  sekundäre  Querträger  liegen,    Bauleitung  usw. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Mittelrheinischer  Arch.-  u.  Ing.-Vereln.  Von  der  zweiten 
Hälfte  de»  Vereinsjahre*  uo?  ist  Folgendes  zu  berichten: 
Hie  (38.1  Hauptversammlung  t  Wandervers,  t  fand  am  4.  Juli 
1903  in  Worms  statt.  Die  zahlreich  erschienenen  Teilneh- 
mer versammelten  sieh  im  Fcsthausc,  in  dessen  unterem 
Saal  eine  Aufteilung  der  Plane  von  bemerkenswerten 
Wormser  Bauten  eingerichtet  war.  Diese  Plane  wurden 
durch  die  bei  deren  Ausführung  beteiligten  Kachgeriosscn 
erläutert,  so  hinsichtlich  der  neuen  Wonnscr  Bahnhof-An- 
lage durch  Hrn.  Hermann,  hinsichtlich  der  Stadt.  Hauten 
und  der  neuerdings  dort  errichteten  Staatsgebäudc  durch  die 
Hrn.  I i o f  111  a  11  ii  und  .Metzler,  -Seitens des  Hrn.  Limpert 
war  eine  Auswahl  von  selbstgcfertigten  uholographischen 
Aufnahmen  alterer  Hau  werke  des  Kreises  Worms  ausgestellt. 

Die  Verhandlungen  wurden  durch  den  Vorsitzenden, 
Uro  1 111  rot h,  eröffnet  F.s  erfolgte  die  Wahl  von  4  Aus- 
schußmitgliedern, sodann  die  Verhandlung  Ober  Verbands- 
fragen. Als  Ort  der  Hauptversammlung  des  Vereins  im 
Sommer  1904  wurde  Wiesbaden  gewählt. 

besondere  Anregung  brachte  eine  hierauf  unter  Lei- 
tung des  Hrn.  lUlraann  aufgeführte  Besichtigung  der 
Wie derlierstclhings-Arbeiten  am  Wormser  Dom, 
an  welcher  auf  Kinladung  des  Vorstandes  auch  Mitglieder 
des  historischen  Vereins  für  das  Grolihcr/oglum  teilnahmen. 
Die  Besichtigung  wurde  durch  einen  trefflichen  Vortrag  de- 

Yc>k1.  I.iei/u  au,' Ii  <1ic  .\u>ffiluunScn  »uf  S.  iu>  in  No.  17. 


Hrn.  I  lofmnnn  eingeleitet.  Ausgehend  von  der  Entstehung, 
und  den  Schicksalen  des  Bauwerkes,  welche  kurz  ange- 
führt wurden,  ging  Redner  auf  die  verschiedenen  Wieder- 
herstellungs-Arbeiten  über,  denen  der  Dom  unterworfen 
war.  berührte  die  Verhandlungen  des  Kunstrates  und  die 
von  ihm  auf  (irund  genauesten  Studiums  des  Bauwerkes 
gewonnene  Ansicht,  wonach  der  einzig  mögliche  Weg, 
das  Bauwerk  in  seiner  ursprünglichen  Gestalt  der  Nach- 
welt zu  überliefern,  in  de-sen  teilweiser  Niederlegung  und 
dann  dem  Wiederaufbau  gefunden  werden  konnte  In 
welcher  Weise  Hofmann  hierbei  vorging,  wie  er  bei 
Meister  Beyer  in  1'lm  sieh  für  die  Dom-Wiederherstellung 
vorbereitere,  wie  er  dann  die  Ursache  der  Bauschäden 
am  Dom  in  der  mangelhaften  Gründung  und  der  ange- 
wandten Verankerung  der  Bauteile  durch  inzwischen  zu 
Staub  zerfallene  Kichenholzanker  feststellte  und  sich  end- 
lich seine  eigene  Bauhütte  mit  einem  gesehulten  Werk- 
meister und  tüchtigen  Gesellen  schuf  und  darin  die  Tech- 
nik der  alten  Steinbearbeitung  am  Dom  unter  Wiederauf- 
deckung  und  Inbetriebnahme  des  in  alten  Zeiten  dem 
Bauwerk  die  Sieine  liefernden  Steinbruches  im  Leininger 
Tal  aufnahm,  das  alles  wurde  in  lebendiger,  anschaulicher 
Weise  vor  Augen  gefohlt.  Nachdem  die  l'nterfangung 
der  allen  Fundamente  und  ihre  Tieferführung  bis  auf  den 
festgelagerten  Kies  gelungen  war,  hatte  der  Baumeister 
auch  die  Gewahr  für  das  Gelingen  des  Wiederaufbaues 
der  abgetragenen  Teile,  der  Vic  ruilgskuppct  und  des  Wesl- 
c.iurcs.  und  die  gemde  \.,::  ..gelle  Zlis.inmienfÜgung  der 

No.  24. 


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großen  Kose,  deren  frühere,  scheinbar  beabsichtigte  ellip- 
tische Form  sich  lediglich  aus  dem  Auseinanderweichen 
dc>  Steinverbandes  erklärt,  Hell  es  dem  Beschauer  glaub- 
haft erscheinen,  dali  nun  auch  diejenigen  Kunstrats-Mit- 
gliedcr,  welche  früher  einer  abweichenden  Anschauung 
Ausdruck  gaben,  sich  mit  der  Wiederherstellung  vollstän- 
dig befreundet  haben.  Tatsächlich  ist  diese  der  alten  Tech- 
nik so  angepaßt,  daß  es  schwer  hält,  die  neuen  Steine 
v<m  den  alten  zu  unterscheiden. 

Nach  einem  Kundgang  durch  die  Stadt  nach  der 
Straßenbrücke  und  nach  Besichtigung  des  Paulus-Museums 
vereinigten  sich  die  Teilnehmer  mit  den  Damen  zu  einem 
gemeinsamen  Festessen. 

Am  10.  Okt,  v,  J.  fand  ein  Ausflug  des  Vereins  nach 
Hanau  statt,  um  eine  Besichtigung  des  von  Hrn.  Pötzer 
erbauten  neuen  Kreishauses  mit  Landratswohnung 
unter  Führung  des  Architekten  vorzunehmen.  Auf  dem 
Wege  vom  Ostbahnhof  zu  dem  davon  entfernt  liegenden 
Neubau  war  Gelegenheit  geboten,  bei  einem  Gang  durch 
die  innere  Stadt  einen  Einblick  in  das  architektonische 
Gepräge  der  Stadtanlage  und  ihrer  Bauten  zu  gewinnen. 


eine  ausgiebigere  Anwendung  von  Farbe  stattgefunden,  als 
seither  in  solchen  Gebäuden  üblich  war,  insbesondere  ist 
in  ansprechender  Weise  eine  Belebung  des  im  Haupt- 
treppenhause verwendeten  hellroten  Sandsteines  durch 
Aufmalungeines  Ornamentschmuckes  an  Kapitellen,  Basen 
und  Gliederungen  durch  Gold,  Blau  usw.  versucht  worden. 
Im  übrigen  zeichnen  sich  naturgemäß  der  Sitzungssaal, 
in  seiner  baulichen  und  Mobiliar-Ausstattung  mit  beson- 
derer Liebe  behandelt,  sowie  die  in  vornehmer  Weise 
ausgestatteten  Räume  der  I.andratswohnung  aus,  wobei 
die  sorgfältige  Behandlung  des  Holzes  hervorzuheben  ist.  — 

  (Sdilufl  Mp.l 

Vermischtes. 

Baubeamier  und  Privatarchitekt.  In  der  Stadtverord- 
neten-Versammlung in  Köln  a.  Rh  vom  7.  |an  d.  I  hat 
Hr.  Obcrbürgermstr.  Becker  bei  Beratung  des  Neubaues 
der  Handelshochschule  Folgendes  nach  dem  Protokoll  der 
Versammlung  des  Arch  -  u.  Ing  -Vereins  für  Niederrhein 
und  Westfalen  vom  25.  Jan   1904  geäußert: 

„Ich  wünsche  wirklich  ernstlich,  daß  keine  l'cber- 


IJuartOimtt  ■«  Bmckenmitu. 


Abbild*.  H 
Halber  Queifchoilt 
tti  UrOckenmiitc. 


An*icM  ilesainjehangten  Traars 


?uersch-i  et  a  b 


Die 


über  die  Donau  in  Budapest.    Fran»  lotet -Brocke:  Abbildg.  9. 
des  Mittellrägers  an  den  Kragarmen. 


Die  sich  durch  große  Abmessungen  auszeichnenden  Platz- 
,  darunter  der  Marktplatz  mit  seinen  4  Brunnen, 


die  Anlage  der  Neustadt,  wefchc  den  Einfluß  der  nieder- 
ländisch-wallonischen Einwanderer  zu  Ende  des  XVI.  Jahrh. 
erkennen  läßt,  sodann  von  Gebäuden  die  verschiedenen 
Kirchen,  das  Rathaus,  das  Portal  des  Gymnasiums,  das 
Schloß  mit  Parkanlage,  endlich  eine  Anzahl  bemerkens- 
werter Privathäu.scr  in  Fachwerkbau,  legen  deutliches 
Zeugnis  ab  von  der  einstigen  Bedeutung  Hanaus  und  ver- 
sprechen der  wissenschaftlichen  Ausbeute  reichen  Gewinn. 
Der  sodann  besichtigte  Neubau  des  KrcLshauses  führte  den 
Teilnehmern  wieder  eine  vornehme  Schöpfung  moderner 
Architektur  vor.  Das  umfangreiche  ( iebäude,  dessen  Kosten 
sich  auf  rd.  300000  M.  belaufen,  enthält  in  dem  größeren 
Flügel  das  Landratsamt,  die  Räume  für  die  Krcisverwaltung. 
für  Polizeizwecke  und  für  die  Sparkasse;  in  dem  anderen 
Flügel  die  Wohnung  des  l,andratcs.  In  der  äußeren  Ge- 
staltung des  Baues  ist  Wert  auf  ein  malerisches  Gesamt- 
bild, auf  die  Kenntlichmachung  des  großen  Sitzungssaales, 
auf  Auszeichnung  des  I  lauptcingangcs  und  entsprechende 
Ausbildung  des  Wohnungsflügels  gelegt.    Im  Inneren  hat 

23.  März  1904. 


schreitungen  mehr  vorkommen,  die  haben  wir  nunmehr 
doch  bis  zum  L'eberdruß  gehabt.  Aus  diesem  Grunde 
habe  ich  auch  darauf  gehalten,  daß  dir  Bauausführung 
einem  königl.  Regierungs-Baumeistcr  übertragen  wird,  da- 
mit wir  die  möglichst  Gewähr  haben,  daß  die  Kosten 
sich  innerhalb  des  Anschlages  halten  u-w." 

Der  Verein  -prach  über  diese  Actillerung  au-  dem 
Grunde  sein  Bedauern  aus,  weil  sie  leicht  zu  dern|Miß- 
verständnis  Veranlassung  gibt,  als  ob  der  Redner  einen 
Unterschied  zwischen  Regierungs-Baumeistern  einerseits 
und  den  nicht  staatlich  geprüften  Architekten  anderseits 
in  dem  Sinne  habe  behaupten  wollen,  duli  den  letzteren 
inbezug  auf  sparsame  Ausführung  von  Bauten  ein  ge- 
ringeres Vertrauen  gebühre,  als  den  eruieren.  -  - 

Zum  ordentlichen  Mitglicde  der  kgl.  preuü.  Akademie 
der  Künste  wurde  der  Architekt  Prof.  Alfred  Messel  in 
Berlin  berufen,  zum  Senator  der  Architekt  (ich.  Brt. 
Heinrich  Ka\ser  in  Berlin.  — 

Die  Bebauung  der  Kohlenlnsel  In  München.  Die  Mün- 
chener  Gemeinde-  Bevollmächtigten  haben  am  17.  März 

M7 


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einen  die  Bebauung  der  Kohleninsel  betr.  wichtigen  Be- 
schluß gefaßt,  indem  sie  dem  Magistrats -Besehlasse  bei- 
traten, nach  welchem  der  südliche  Teil  der  Kohleninsel 
für  einen  Monumentalbau  für  das  Museum  für 
Meisterwerke  der  Naturwissenschaften  und  der 
Technik  im  Erbbaurechtc  überlassen  wird.  Die  Ent- 
würfe für  den  Neubau  sollen  der  Genehmigung  der  beiden 
städtischen  Körperschaften  unterliegen  — 

Oer  zwischen  Ehrhardt-  und  Ludwigsbrückc  gelegene 
Teil  der  Kohleninsel  soll  einem  öffentlichen  städtischen 
Gebäude  vorbehalten  bleiben.  Es  ist  wohl  in  erster  Linie 
an  ein  Stadthaus  gedacht.  Die  vom  Magistrat  beantragte 
sofortige  Ausarbeitung  der  Plane  soll  noch  ausgesetzt  wer- 
den, bis  die  Entwürfe  für  das  Museum  festgestellt  sind. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  diese  beiden 
Beschlüsse  einen  sehr  wichtigen  Schritt  in  der  künst- 
lerischen Weiterentwicklung  der  bayerischen  Hauptstadt 
bedeuten.  Wir  werden  zu  gelegener  Zeit  auf  die  Sache 
ausführlicher  zurückkommen,  die  bezüglich  des  Museums 
eine  allgemeine  deutsche  Angelegenheit  ist  — 

Preisbewerbungen. 

Zu  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  den 
Bau  einer  Handelshochschule  In  Berlin  wurden  die  Archi- 
tekten Kavser  &  von  Groszhcim,  die  jedoch  die  Teil- 
nahme abfehnten,  Erdmann  Ar  Spindler.  Crcmcr  Ac 
Wolffenstcin,  Fürstenau,  Keimer  <V  Körte  sowie 
Hönigcr  ic  Scdcltneyer,  sämtlich  in  Berlin,  eingela- 
den. Der  Neubau  soll  auf  einem  von  der  Neuen  Fried- 
rich-Straße, der  Spandauer-Straße  und  der  Hciligcngeist- 
gassc  begrenzten  Gelände  errichtet  werden.  Verlangt 
werden  u  a.  eine  Aula  für  500  Sitzplatze,  5  Hörsäle  für 
40  -250  Personen,  Seminarräume  für  Sprachen,  Volks- 
wirtschaft, Geographie.  Kaumgruppen  für  ein  physikali- 
sches und  ein  chemisches  Laboratorium,  Räume  für  Ver- 
waltung, Wohnräume  usw.  Die  Zeichnungen  sind  1:200 
verlangt;  für  1 cbm  unibauten  Raumes  ist  ein  Einheitspreis 
von  25  M.  festgesetzt  Die  zum  1.  Mai  d.  J.  einzuliefern- 
den Entwürfe  beurteilt  ein  Preisgericht,  welchem  als  Archi- 
tekten angehören  die  Hrn.  Geh.  Ob.-Brt.  II.  Eggert,  Min.- 
Dir.  K.  Hinckeldeyn,  Siadtbrt  I-  Hoffmann  und  Prof. 
A  Messel,  sämtlich  in  Berlin.  Jeder  Teilnehmer  des 
Wettbewerbes  erhält  ein  Honorar  von  3500  M.  Es  i>i 
beabsichtigt,  dem  Bewerber,  dessen  Entwurf  als 
der  beste  oefunden  wird,  die  Ausführung  des 
Baues  zu  übertragen.  — 

Wettbewerb  für  die  Erweiterung  des  Hafens  von  Gothen- 
burg In  Schweden.  Bei  Besprechung  dieses  im  Nov.  v.  J. 
ausgeschriebenen  Wettbewerbes  hatten  wir  bereits  darauf 
hingewiesen,  daß  das  Programm  eine  Reihe  von  Fragen 
offen  gelassen  hatte  (vergl.  S.  32).  Wir  erhalten  jetzt  eine 
Ergänzung  des  Programmes,  die  eine  Keihe  der  fehlenden 
Angaben  nachträgt.  Sic  gibt  Mitteilungen  über  die  jetzigen 
Verhältnisse  der  Binnen-,  Küsten-  und  Seeschiffahrt,  über 
den  geplanten  Freihafen,  den  Petrolcumhafcn,  ferner  über 
Was.s<;rtiefcn,  über  Ebbe  und  Flut,  Ober  das  Vorkommen 
de*  Bohrwurmes,  über  Strömung  und  KisvcrhMtni-s.sc.  Es 
werden  ferner  Angaben  über  die  vorhandenen  I  .ade-  und 
Lösch- Einrichtungen,  über  die  Schiffs-Abmessungen  der 
Binnenschiffahrt,  über  die  Gleisanlagen  und  Güterzunahme 
gemacht.  Bezüglich  des  statistischen  Materiales  über  die 
jetzigen  Verkehrs- Verhältnisse  und  die  zu  stellenden  An- 
sprüche an  die  Entwicklung  derselben,  worüber  Angaben 
bisher  ganz  fehlten,  wird  auf  die  Jahrgänge  I  III  des 
durch  die  Buchhandlungen  zu  beziehenden  statistischen 
Jahrbuches  der  Stadl  Gothenburg  verwiesen. 

Wettbewerb  betr.  die  Gartenstadtbewegung.  Die  engl. 
„Garden  City  Association"  verunstaltete  im  Herbst  v  J. 
einen  Wettbewerb  für  die  Pläne  der  zu  bauenden  „garden 
citv"  zwischen  Ililchins  und  Bcldock.  Aus  diesem  Wett- 
bewerb Mild  ilie  Entwürfe  der  Architekten  Barry  Parker 
und  Kawnond  Citvvin  iBuxton-Dcrbyshire't  siegreich  her- 
vorgegangen. Sic  sollen  in  jeder  Beziehung  mustcrgillig 
sein  und  dürften  in  weiteren  Kreisen  die  Forderung  der 
„Gartenstadt-Idee"  bewirken  D;is  Gelände  der  „Garden 
Citv  Association"  wird  nun  von  den  Ilrn  Parker  und 
l'invin  zur  Ansiedelung  vorbereitet  - 

In  einem  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  ein  Stadttheater  in  Gablonz  in  Nordböhmen  liefen 
24  Arbeiten  ein.  Den  I  Preis  errang  der  Entwurf  des 
Architekten  Rtnl  Kraus/  m  Wien. 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Gebäude 
des  Verkehrsministeriums  und  Zentral -Briefpostamtes  in 
München  liefen  #i  Arbeiten  ein.  Der  Wettbeweib  war 
auf  bayerische  KütiMler  beschränkt 

Wettbewerb  Festhalle  Landau.  F.»  liefen  iin^iui/eii  172 
Entwürfe  ein.  D.i-  Preisgericht  trat  am  24.  Mär-' zusammen. 

.48 


Chronik. 

Der  Ausbau  de«  rechtsrheinischen  Industriehafen*  In  Köln, 

der  aul  rd  5  Mi  II  M  veranschlagt  ist,  ist  durch  die  einstimmige  Be- 
willigung der  ersten  Rate  von  3505800  M.  durch  die  Stadtverordnete» 
beschlossen  worden  Die  Anlage  wird  eine  Flache  von  35  ha  umfassen 

Der  Neubau  de*  physikalischen  Institute*  In  Frankfurt 
t.  M.  i»t  an  der  Viktoria-Allee  geplant.  Die  Plane  sind  von  Hrn. 
Fr.  v.  Hoven  entworfen  und  beanspruchen  tu  ihrer  Verwirklichung 
eine  Summe  von  rd.  1  Mill  M  — 

Ein  Kunstvereinshaus  In  Augsburg  Boll  an  der  HalUtrabe 
auf  einem  von  der  Stadt  Augsburg  kostenlos  überwiesenen  flaue 
errichtet  werden.  — 

Ein  neues  Wasserwerk  der  Stadt  Worms,  welches  mit 
einem  Aufwände  von  laoooco  M.  geplant  ist,  aoll  die  Rheinwasaer- 
Vcrsorgong  durch  eine  Grundwasser- Versorgung  ersetzen.  — 

Saaltalsperre.  Eine  Saaltalsperre  wird  oberhalb  des  preußi- 
sche» Städtchens  Ziegenrück  geplant  Du  ZufluBgebiet  soll  1600 qkm 
betragen,  30  Mill.  ebm  jährlicher  Zufluu,  60  Mill.  cbm  Fassanganuim 
des  Beckens,  30  m  Mauerhöhe  des  SchuUdammes,  Baoo  P.  S.  Be- 
triebskraft. Die  Kosten  wurden  1  800000  M  betragen.  Der  Haupt- 
zweck der  Anlage  geht  dahin,  die  Industrie  der  V'mgebung  (Saal- 
feld, Pöüneck,  Rudolstadt,  Schleiz,  Zeulenroda,  Greiz  usw.)  mit 
billiger  Betriebskraft  zu  versehen.  Die  umliegende»  Ortschaften 
sollen  elektrische  Beleuchtung  erhalten.  — 

Die  Errichtung  eines  Stadttheaters  In  Kiel  ist  durch  die 
Stadtverordneten  nunmehr  beschlossen  worden.  Fflr  das  nach  den 
Entworfen  de»  Rauratc*  Heinrich  Seeling  in  Berlin  zu  errichtende 
Haus  wurden  1.5  Mill  M.  bewilligt  — 

Der  Ausbau  des  Palais  Borsig  In  Berlin,  eines  der  feinsten 
Werke  von  I-ucae,  wird  nunmehr,  nachdem  das  Palais  io  der  Wtlheltn- 
slrafle  Jahrzehnte  lang  unausgebaut  dastand,  in  Angriff  genommen. 
Das  Haus  ist  dnreh  die  preußische  Pfandbriefbank  uro  13  Mill.  M. 
erworben  worden  und  wii  d  derselben  als  Geschäfts -Gebäude  dienen.  — 

Ein  Denkmalbrunnen  für  Peter  Henleln,  den  Erlinder  der 
Taschenuhren,  soll  auf  Veranlassung  des  Deutschen  fhrroacber- 
Verbandes  errichtet  werden.  In  die  mit  33000  M.  veranschlagten 
Kosten  leileo  sich  die  Stadtgemeinde  Nürnberg  um)  der  genannte 
Verband  zu  gleichen  Teilen.  — 

Die  Errichtung  eines  neuen  kgl.  Schauspielhauses  in 
Dresden  ist  durch  König  Georg  bewilligt  worden.  Das  1906  zu 
eröffnende  Haus  soll  seine  Stelle  in  der  Ostra  -  Allee,  /wischen 
Loge,  Zwiiigcranlagcu  und  Orangeric  erhalten.  Zur  Gewinnung  der 
Plane  wird  der  Weg  des  öffentlichen  Wettbewerbes  beschritten. 

Die  Erbauung  eines  Stadttheaters  in  Kattowltz  ist  nach 
dem  Entwurf  des  Ilm.  Reg  -Bmslr.  K.  Moritz  in  Köln  a.  Rh.  und 
unter  Annahme  einer  Bausumme  von  630000  M  durch  die  Stadt- 
verordneten einstimmig  unter  der  Voraussetzung  beschlossen  wor- 
den, dal)  der  Staat  einen  Zuschul)  zu  den  Baukosten  10  Hohe  von 
mindestens  300000  M  bewilligt-  — 

Eine  allgemeine  Kunstgewerbe-Ausstellung  Dresden  1906 

ist  durch  den  Dresdner  Kunstge werbe-  Verein  beschlossen  worden.  — 


Personal-Nachrichten. 

Baden.  Versetzt  sind:  Die  Rcg-Bmstr.  Urach  in  Konstanz 
zur  Wasser-  u.  StraBenbaoinsp,  Freiburg,  W  i  e  1  a  n  d  t  iu  Freiburg 
zur  W.-  u.  Str.-Bauinsp.  Heidelberg,  Kitiratschky  in  Mannheim 
zur  Kulturinsp.  Heidelberg  und  Kern  in  Olfenburg  zur  Rheinbau- 
insp.  Mannheim;  der  Bauing.  Sticrlin  in  Heidelberg  zur  W.-  u 
Str..Bauinsp.  Ottenburg. 

PreuOen.  Dem  M.r.-Schilfbmstr  I)  i  x  und  dem  herz,  braun- 
schweig. Krcisbauinsp.  Mi  Mendorf  in  Helmstedt  ist  der  Rote 
Adler-Orden  IV.  Kl  verlieben. 

Dero  Geh.  Brt.  Rocker  in  Erfurt  ist  die  Erlaubnis  zur  Anleg. 
des  ihm  verheh.  (ur  Ml.  s,  hwarzburg.  Ebrenkreuzes  II.  Kl.  erteilt. 

Versetzt  •.iud:  Der  Kisenb.-Hau-  n.  Betr.-Insp.  Schräder  in 
Ncukirchcii  nach  Treysa  als  Vorst,  der  dahin  verlegten  EiBenb.- 
Baoabt;  die  Rcg-Brostr.  Dr.  pl.il.  Schmitz  in  Brrslan  zur  Kgl. 
Eisenb.-Dir.  in  Hannover,  K  o  e  s  t  c  r  iu  Berlin  zur  Kgl.  Eisenb.-Dir. 
in  Frankfurt  a_  M.  und  Pommcrehnc  in  Hannover  zur  Dir.  in 
Breslau;  Rautcnbeig  in  Pr  F.vlnu  nach  Königsberg  i.  Pr. 

I>cr  Eiscnb  -Baum*p  Diedni  h  in  Essen  a.  d.  Ruhr  ist  der 
Kais,  deutschen  Botschaft  iu  Washington  zugeteilt. 

Dero  Duz.  der  Techn.  Hochschule  zu  Berlin,  l.andesbrl  Theod 
Goec  k  c  ist  das  Prädikat  Prot  verliehen  —  DieWabl  des  Sudtbmalr. 
Kröger  in  Merseburg  als  besoldeter  Stadlrat  (Stadtbrt.)  ist  bestätigt. 

Die  Reg  -Hlhr.  Beruh.  Hunger  aus  Neucnfcldc,  ,lohs.  Werdcl- 
inutin  uus  Detmold  u  Ottoruar  Martini  au»  Hagen  i.W.  (Hochbfch  (, 
—  Felix  Schulz  aus  Greiz  Ulli  Max.  v.  A  1 1  w  ö'r  de  n  aus  Hambarg 
I  Wasser-  u.  Suaßcnblrh  .),  —  Ewald  Mecs  aus  Elberfeld  f Masch. - 
BMi.|  sind  zu  Rcg.-Bmstrn  ernannt. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  siml  die  Reg -Bmstr. :  Dcchant 
dem  Techn.  Bur  der  Hochbauabi.  des  Minist.  d<  r  ötlentl.  Arb.  ui-d 
Stechel  der  Kjrl.  Reg.  in  Kassel. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Wettbewerbswesen.  Aul  eine  ganze  Reihe  von  Auslassungen 
und  Beschwerden  Uber  die  Ditrrhfnhrung  der  Wettbewerbe,  die 
uns  zugingen,  bcnieikcn  wir,  daU.  obwohl  wir  die  Berechtigung  zu 
Besehwerden  leider  in  den  tneirten  Killen  anerkennen  müssen,  es 
uns  doch  zu  unserem  Ichhnflcn  Bedauern  ganz  unmöglich  ist,  alle 
Falle  redaktionell  zu  behandeln,  da  dazu  .lei  Raum  unserer  Zeitui>g 
auch  nicht  eiitfcint  ausreicht.  Wichtigeren  Fragen  aber  werden 
wir  stets  die  gcbiilirende  Aufmerksamkeit  schenken  -- 

Inhalt:    i'i.    ;«».-.•  «   -,,.,i>,  ..,|„  ,,  1.,..,  ,|  ,    Ii,,,,,,;  j„  Hu.bprsi 

ir.'Tt-r-,.  ::  M  tu  ,  I        -,  n.i,   \     ......         \Yiir-i>f]|-.<-i.  IVeisbe 

ss r  1 1- .1      1  —  (  IVi  .oikaUN», it-M iiini.  —  Ht.cf- und  Ki*erk*si«M. 

Verlur  der  lleucsrhen  iWmlniiz:.  <i  m  b  11.,  Berlin.  Kar  die  Redatm.ii 
vrrantwortt  Albert  II  u  I  m  1 11  u,  lieiliiL    tiru.L  Vua  Willi.  CrtTC,  Berlin. 

No.  J4. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  25.  BERLIN,  DEN  26.  MÄRZ  1904 

Die  neueren  Straßenbrücken  über  die  Donau  in  Budapest. 

<Foi-l«rt/utifc  >    \Urttu  einr  IttUlbc-itagr. 

mit  Spannungen  von  42,2"'  von  Mitte  Pfeiler  bis  Vorder- 
kante Widerlager  überbrückt  (vcrgl.  die  Ucbersichts- 
zeichnung  Ahbitdg.  4,  S.  99).  Die  in  einer  lotrechten 
Ebene  liegenden  Ketten  und  Versteifungsträger  haben 
einen  Abstand  von  20 ■  v.  M.  z.  M.  und  fassen  sowohl 
die  1 1  "'  breite  Fahrbahn  wie  die  Rürgersleige  zwischen 
sich.  Letztere  besitzen. in  der  Stromöffnung  je  3,5,  in 
den  beiden  Seitenöffnungcn  je  3,7*  Breite.  Durch  die 
Portale  über  den  Zwischenpfeilcrn  werden  sie  auf  2,8  m 
eingeengt.  Sie  haben  ein  Qucrgefällc  zur  Fahrbahn  von 
1  :  70,  während  letztere  mit  1  :  40  nach  den  Bordkanten 
fällt  Ivergl.  den  Querschnitt  Abbildg.  141.  Das  I.ängs- 
profil  der  Brücke  ist  im  mittleren  ioom  breiten  Teile 
nach  einer  Parabel  geformt,  deren  Oberkante  in  Fahr- 


III.  Die  Elisabeth-(5chwurplatz-)Brückc. 

|ür  die  Elisabeth  -  Brücke  ist  wieder  das 
System  einer  versteiften  Kettenbrücke  ge- 


wählt, teils  aus  ästhetischen  Rücksichten, 
teils  weil  es  im  Interesse  der  Schiffahrt  und 
der  ungehinderten  I  lochwasser-  und  Kis-Ab- 
führung  wünschenswert  erschien,  den  Donaustrom 
an  dieser  Stelle  in  einer  ungeteilten  Spannung  zu  über- 
schreiten. Die  Brücke  hat  demzufolge  eine  einzige 
Stromöffnung  von  290'"  Spw.  von  Mitte  zu  Mitte  der 
an  den  Ufern  stehenden  Zwischenpfeilcr  erhalten  und 
ist  damit  wohl  die  weitestgespannte  Brücke  des  Kun- 
tinentes.  DicbciderseitsanschlicÜcndcnlfcrstraUensind 


Abbildg.  10.    Die  Elisabcth-BrQcke  im  Bau.    (Die  MonUgcrCittuog  Ml  Im  auf  die  Ijmia.Uuig  der  PurUilc  eutlcrot  J 

I49 

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hahnmitte  bei  unbelastetem  Zustande  der  Brücke  und  einer 
Temperatur  von  -i 

Wasserspiegel  liegt.  Dann  fällt  die  Bruckenbahn  beiderseits 
nach  den  ufern  mit  i  :  37  und  erreicht  Ober  den  Zwischen- 
pfeilern 4-  15,335  m,  an  den  Brückenenden  eine  Höhe  von 
+  14,16™.  Der  Untergurt  des  Versteifungsträgers  liegt  im 
mittleren  Brückenteil  3,5 m  unter  Fahrbahn-Oberkante,  also  in 
Bruckenmilte  auf  +  15,075  m  über  Nullwasscr;  an  den  Zwi- 
schenpfeilern ist  er  bis  auf  +  9,60 m  hinabgezogen. 

Leber  die  Brücke  ist  längs  der  Bordkanten  je  1  Gleis 
einer  elektrischen,  normalspurigen  Straßenbahn  mit  Unter- 
leitung ausgeführt.  Unter  der  Fahrbahn  sind  längs  der  Bord- 
kante wiederum  Kabclkasten,  unter  den  Bürgersteigen  Gas- 
und  Telephonkabel -Rohren  durchgeführt.  Die  Fahrbahn  i*t 
mit  12  c»  hohem  Holzpflaster  auf  doppelter  Bohlenunterlage  (je 


08  9i--     -  f?j  - 


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2,5 cm)  hergestellt,  die  auf  dem  die  Zoreseisen  aus- 
lullenden  und  überdeckenden  Aspballbeton  ruht  Die 
Bürgersteigc  haben  Gußasphaltbelag  auf  Betonunter- 
bettung, die  von  Wellblech  getragen  wird 

Die  Ausbildung  der  Strompfeiler  und  Widerlager 
geht  aus  den  Abbildgn.  1 1  13  hervor.  Die  im  Unter- 
bau 40™  langen  und  9,3"'  breiten  Pfeiler  sind  mit  Luft- 
druck bis  —  8,5  "'  unter  Nullwasser  abgesenkt  und  zwar 
bestehen  die  Fundamente  aus  2  getrennten  Kaissons. 
Die  Oberkante  liegt  auf  +  8.75  Die  Widerlager 
waren  ebenfalls  als  für  jede  Kette  getrennte  Maucr- 
werkskörper  geplant  und  ausgeführt.  Sie  sind  in 
offener  Baugrube  zwischen  eisernen  Spundwänden 
hergestellt  worden  und  ruhen  auf  einer  bis  —  4  m 
hinabreichenden  Betonschicht,  die  in  ihrem  dem  Strom 
zugekehrten  vorderen  Teile  mit  t  :  10  ansteigt.  L'cber 
der  Ik-tonschicht  ist  eine  Asphaltschicht  aufgebracht, 
die  von  den  wasserdicht  herzustellenden  Ankerkammern 
das  aufquellende  Wasser  abhalten  soll.  Auch  die 
Seitenwande  der  Widerlagsklötzc  wurden  in  dieser 
Weise  abgedichtet.  Diese  Anordnung  erwies  sich  als 
nicht  günstig  und  als  zu  schwach  für  die  Aufnahme 
des  Zuges  der  in  den  Widerlagern  verankerten  Rück- 
haltketten.  Das  Widerlager  an  der  Ofener  Seite  zeigte 
im  Frühjahr  1002,  nachdem  die  Eisenkonstruktion  zu 
etwa  " ,  montiert  und  die  Kette  in  der  Slromöffnung 
ausgerüstet  war,  eine  Bewegung  des  über  der  Asphalt- 


-  s:  PU 

AbbiMg.  n     Milüciei  BtOi-Wcn-yocrtclihiu. 

schicht,  die  wie  eine  Kutschfläche  wirkte,  ruhenden 
Mauerteiles.  Ms  erwies  sich  daher  eine  wesentliche 
Verstärkung  der  Widerlager  als  erforderlich,  die  nach 
tcilweiscmWiedcrabbaudcrEiscnkonstruktion  und  einei 
Beseitigung  der  Rüstungen  an  den  Rückhallketten  und 
Portalen  bis  anfangs  1903  durchgeführt  wurde  Diese 
Verstärkung  besieht  zunächst  darin,  daß  der  Zwischen- 
raum zwischen  den  beiden  Widerlagsklötzcn  ausge- 
füllt wurde  und  daß  man  durch  letztere  in  Hohe  der 
Asphaltabdcckung  wagreihte  Stollen  durchtrieb,  die 
dann  mit  Granitmauerwerk  gefüllt  eine  Art  Verzahnung 
herstellten  Vor  den  Widerlagsstirnen  wurde  außer- 
dem durch  tiefere  Absenkung  von  Kaissons  noch  ein 
kräftiger  Vorfuß  geschaffen  und  schließlich  wurden,  um 
Kippbewegungen  zu  verhindern,  im  Anschluß  an  dje 
leichten  Torhfluschcn  schwirre  massive  Aufbauten  über 
den  Ankerkammern  aufgebaut  und  in  letztere  selbst 
noch  Eisenbärten  zur  Belastung  eingebracht.  In  dieser 
Form  haben  die  Widerlager  der  im  Herbst  1903  aufge- 
führten Probebelastung  ladcllos  widerstanden.  Acußcr- 
lich  hat  die  Brücke  durch  die  schweren  EnJaufbautcti 
jedenfalls  nur  gewonnen. 

Die  Ausführung  aller  Gründungs-,  Mauer  und- 
Steinmctzarbcitcn,  sowie  die  sonstigen  nicht  zur  Eisen- 
konstruktion gehörigen  Nebenarbeiten  waren  der  Firma 
E.  Groß,  Tärsa  und  Heinrich  Fischer  in  Wien- 
Budapest  übertragen. 

a6.  Marz  1904. 


Die  Gesamtanordnung  der  Eisenkonstruktion  geht 
aus  den  Abbildgn,  11—14  und  aus  der  schon  erwähnten 
Uebersichts- Zeichnung  in  No.  17  hervor.  Jede  Trag- 
wand besteht  aus  2  senkrecht  übereinander  liegenden 
Ketten,  die  mit  den  auf  den  Kipplagcrn  ruhenden 
Portalständern  gelenkig  verbunden  und  durch  gerad- 
linige Rückhaltketten  mit  den  Widerlagern  verankert 
sind.  Soweit  die  Ketten  sichtbar  sind,  sind  sie  in 
ganzer  Lange  in  einem  lotrechten  Abstand  von  1,52™ 
parallel  zu  einander  geführt.  Bei  -I-  10  "C.  und  in  un- 
belastetem Zustande  der  Brücke  liegt  der  theoretische 
obere  Aufhängepunkt  der  oberen  Kette  auf  +  51,56 D1, 
während  der  tiefste  Punkt  in  Brflckcnmittc  sich  dann 
auf  +  22,56 m  über  Nullwasser  befindet.  Die  Stütz- 
weite der  Mittelöffnung  ist  dann  genau  290"",  die  wag- 
rechte Entfernung  vom  Aufhängepunkt  bis  zum  unter- 
sten Kettenbolzen  der  oberen  Rückhaltkctte  69,244 m. 

Die  Kettenglieder  sind  mit  zylindrischen  Bolzen 
mit  einander  verbunden,  an  welche  auch  die  regulier- 
baren Hangestangen  angreifen,  welche  die  (Querträger 
der  Fahrbahnkon^truktion  umfassen.  Auf  die  Aus- 
bildung der  Verankerung  und  der  oberen  Verbindung 
der  Kellen  mit  den  Portalständern,  die  mit  Doppcl- 
Kippbolzen  erfolgt,  kommen  wir  im  Einzelnen  zurück. 

Die  Porialständcr  bestehen  aus  zwei  von  Mitte  zu 
Milte  2205  «"•■  entfernten  Eisenkasten,  die  teils  aus 
vollen  Blechen,  teils  als  Fachwerk  hergestellt  sind. 

Sie  stehen  auf  Stahlkipp-Lagern,  die 
auf  gußeisernen  Platten  ruhen.  In 
ihrem  oberen  Teile  vereinigen  sie  sich 
zu  einem  Doppelkaslen.  in  welchem  die 
Aufhangebolzen  der  Ketten  gelagert 
sind.  Durch  Querversteifungen  über 
den  Auflagern  und  am  oberen  Ende 
sind  die  beiden  Portalständer  zu  einem 
festen  Portale  zusammengefaßt  Die 
Portale  haben  eine  architektonische 
Umkleidung  mit  einem  dünnen  Blcch- 
mantel  erhalten,  sind  aber  in  allen 
Teilen  zugänglich. 

Die  Versteifungsträger,  welche  den 
lotrechten  Deformationen  und  Schwin- 
gungen der  Ketten  entgegenzuwirken 
haben,  sind  im  Obergurt  parallel  zur 
Fahrbahn,  also  i,25m  Über  Fahrbahn- 
achse liegend,  geführt.  Der  Untergurt 
ist  parabolisch  gekrümmt;  er  liegt  in 
Brücken  mitte  3,5»  unter  Fahrbahn, 
über  den  Stroinpfeilern  auf  +  9,60  und 
steigt  bis  zu  den  Endauflagern  wieder 
bis  +11,4'"  über  Nullwasscr  an.  Die 
Trägerhöhe  schwankt  zwischen  3,58 
und  6,99'».  Die  Feldteilung  ist  in  der  Mittelöffnung 
6m,  im  regelmäßigen  Teil  der  Seitenöffnungen  4™. 
Die  Querträger  der  Mittclöffnung  sind,  wie  schon  be- 
merkt, an  den  Keltenbolzen  aufgehängt  und  zwar  ab- 
wechselnd an  der  oberen  und  der  unteren  Kette.  Nur 
in  Brückcnmitte  ist  eine  steife  Aufhängung  hergestellt, 
um  die  wagrechten  Schwingungen  der  Kette  durch 
den  Winddruck  auf  die  Versteifungsträger  und  den 
Wind  verband  zu  übertragen.  Die  Versteifungsträger 
schieben  sich  über  den  Strompfeilern  zwischen  die 
beiden  Portalwande  ein  und  sind  an  deren  Lagcrbolzen 
pendelnd  derart  aufgehängt,  daß  sie  zwar  den  Tempe- 
ratur-Ausdehnungen folgen,  aber  sich  nicht  in  lot- 
rechter Richtung  bewegen  können  Die  Verankerung 
der  Trägerenden  an  den  Widcrlagei  n  beschrankt  deren 
Bewegungsfreiheit  in  gleicher  Weise.  Die  Einzelheiten 
sollen  noch  später  zur  Darstellung  kommen. 

Die  allgemeine  Anordnung  des  Windverbandes 
geht  aus  Abbildg.  12  hervor,  Er  ist  mit  dem  Unter- 
gurt des  Versteifungsträgers  verbunden  und  als  ein 
durchlaufender  Träger  auf  4  Stützen  aus  bildet,  dessen 
Mittelteil  290 m  Stützweite  be-itzt,  wahrend  den  Enden 
Jc  45.7  m  zufallen  Die  Endstreben  sind  zu  einer  Spitze 
zusammengezogen  und  gegen  seitliche  Vei  .-ehiebung 
gesichert  gelagert.  l.Yher  den  Stroinpfeilern  ist  das 
Windstreben  kreuz  durch  wagrechte  Pendel>tützen 
ge^cn  die  Aufjagerbolzen  des  Portales  abgesteift  und 

'5' 


.  .so  . 


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dadurchcbcnfallsgcgenseitliehcVerschiebunggesichert,  sekundäre  Längsträger,  Ober  welche   in  der  Quef- 

während  die  Ausdehnung  im  Längssinne  ungehindert  richtung  Zorcseisen  gestreckt  sind, 

erfolgen  kann.  Das  Material  der  Eisenkonstruktion  ist  Siemens- 

Die  Fahrhahn- Konstruktion  besteht  aus  dcnt,20m  Martin  Fluüeiscn  bezw.  Flußstahl     Nur  zu  einigen 

weitgespannten,  als  Fachwerkträger  ausgebildeten  Quer-  I.agcrtcilcn  ist  Gußstahl  bezw.  Gußeisen  verwendet. 


trägem,  deren  Obergurt  dem  Qucrgefälle  der  Brücken-  Da»  Gcsamtmatcrial  wurde  von  den  kgl.  Ungar  Eisen- 
tafel folgt,  7  genieteten  Längsträgern  und  gewalzten  und  Stahlwerken  in  Diosgyör  bezw.  Zolyombre/o  ge- 
sekundären  Querträgern.  Letztere  tragen  Ober  den  liefert.  Aus  gewalztem  oder  geschmiedetem  Stahl  be- 
BOrgcrstcigen  unmittelbar  das  die  Tafel  bildende  längs-  stehen  die  Kcttenblechc,  alle  Gelenkbolzen,  die  Regu- 
gclcgte  Wcllbkch,  unter  der  Fahrbahn  nochmals  lierungsteile  der  Auflager,  die  PcndtlstOUcn  der  Ver- 


15a  No.  25 


steifungsträger  an  den  Portalen  Für  diesen  Stahl 
war  eine  Zerreißfestigkeit  von  5000  5500  k*.t)cnl  bei 
mindestens  20%  Dehnung,  für  die  Doppcl  kippbolzcn 
der  oberen  Kettenbefestigung  eine  solche  von  6000 
bis  6500  ks  «1«»  bei  15%  Dehnung  verlangt.  Zugelassen 
war  eine  Beanspruchung  von  MOOktfVia  für  die  Ketten- 
bleche, von  850k«",tcm  lür  die  Stahlbolzen  auf  Absche- 
rung.  1 500  k* •>•"  desgl.  bei  Beanspruchung  auf  Biegung, 
2200  ke für  den  Lochleibungsdruck.  Für  das  Fluß- 
cisen,  welches  den  Hauptteil  der  Eisenkonstruktion 
bildet,  war  eine  Zerreißfestigkeit  von  3500—4500  kc',i"n 
bei  28  22°»  Dehnung  verlangt  und  quer  zur  Walz- 
richtung bei  gleicher  Festigkeit  26  bis  20"  „  Dehnung. 
Für  Niete  sollte  die  Festigkeit  nur  3000  4000^  i", 
die  Dehnung  dagegen  32—  26%  betragen.  Zugelassen 
waren  850  M/V™  bei  den  Fahrbahn-Bestandteilen  und 
Hangeeisen,  iiookKbei  den  Versteifungsträgern,  1200  k»-' 
bei  den  P01  talständern  und  dem  Wind  verband;  für 
Niete  waren  auf  Abscherung  750  k«,  auf  Lochlcibungs- 
druck 1800  kü/i"n  gestattet  Gußstahl  bei  Biegung  durfte 


das  Nötige  gesagt.  Das  Gesamtgewicht  der  Eisen- 
konstruktion stellt  sich  auf  rd  11170',  deren  Her- 
stellung und  Aufstellung  einen  Kostenaufwand  von  rd. 
3,5  Mill.  M.  verursacht  hat.  Außerdem  sind  in  den 
Dcberbautcn  der  Widerlager  noch  2200'  Roheisen 
verbaut,  das  zum  Preise  von  rd.  150000  M  von  dem 
kgl.  ungar.  Eisenwerk  in  Vajdahunyad  geliefert  wurde. 

Im  einzelnen  setzt  sich  das  Gewicht  der  eigent- 
lichen Konstruktion  wie  folgt  zusammen :  4393  '  Kluß- 
stahl der  Kettenglieder  und  Gelenkbolzcn,  2082  1  Fluß- 
eisen der  Portale,  3801  1  Flußeisen  der  Vcrs'eifungs- 
träger  nebst  deren  Aufhängung  an  den  Ketten,  der 
gesamten  eigentlichen  Fahrbahn -Konstruktion,  des 
Windverbandes,  304  1  für  die  Konstruktionsteile  der 
Gleise,  die  Rohrleitungen  usw.,  589*  für  allerhand  Auf 
lagerteile  in  Schmiedestahl,  Stahlguß  und  Gußeisen. 

Die  Gesamtkosten  des  Brückenbaues  waren  auf 
rd.  11  Mill.  M.  veranschlagt.  Ob  diese  Summe  durch 
die  erheblichen  Verstärkungsarbeiten  an  den  Wider- 
lagern und  die  großen  Schwierigkeiten,  welche  der 


Beckenanlagc  in  den  Waarhrlutnen  <lcr  Mannet  p*villoni. 
Die  Arbelterhellltatten  der  Landes-VerilcherunjsaruMalt  Berlin  bei  Beelitz.   Architekten:  Schmieden  Sc  Boelhke  in  Berlin. 

auf  1400  kc,  Gußeisen  auf  Druck  mit  800,  bei  Zug  mit  Ausführung  des  Widerlagers  an  der  Ofencr  Seite 
250  ke .«•"■  belastet  werden.  Ucbcr  die  der  Berechnung  durch  Anfahren  heißer  Quellen  begegnete,  eingehalten 
zugrunde  gelegten  Belastungsannahmen  ist  bcrcitsS.  100   werden  konnte,  ist  uns  nicht  bekannt.  —  (Koro««!,,  ioitt  > 

Die  Arbeiterheilstätten  der  Landes -Versicherungsanstalt  Berlin  bei  Beelitz. 

Architekten:  Schmieden  &  Boethke  in  Berlin. 
II.  Die  Einzelbauten,  isdiiut  »•  .\o 


•5-) 

Die  Kochküchen  und  die  Waschküchen. 

ür  die  Anstalten  der  Erwerbsunfähigen  und 
der  Lungenkranken  ist  ein  völlig  getrennter 


schoß  die  Räume  für  Speisen  und  Vorräte,  der  Fleisch- 
Kühlraum  und  ein  durch  ein  Fenster  mit  dem  Koch- 
raum verbundener  Bürcauraum.  Vor  dem  Koehraum 
liegen  ein  Eßzimmer  für  das  Personal  und  ein  (■<■- 
müseputzraum;  zur  Rechten  schließen  sich  ein  An- 


Wirtschaftsbetrieb  eingeführt  und  daher  für   richtcraum,  eine  Gesehirrkammer,  eine  Speisenausgabe 


beide  Abteilungen  je  eine  Koch-  und  eine 
Waschküche  geschaffen.  Die  Kochküchc 
besteht  aus  Keller-,  Erd-,  Ober-  und  Dachgeschoß.  Die 
Gesamtanlage  zeigt  der  Grundriß  S.  86,  das  Acußere 
die  Beilage  zu  No.  15  Der  Hauptiaum  ist  der  große 
Koehraum,  durch  zwei  Geschosse  gehend,  gewölbt 


und  eine  Spülküche  an.  Man  beachte  die  zweck- 
mäßige Zusammenlegung  dieser  Räume.  Im  Keller- 
geschoß befinden  sieh  Vnrratsräume,  im  Obergeschofl 
Vorratsräumc  und  Räume  für  weibliches  Personal, 
welche  letztere  sieh  bis  ins  ausgebaute  Dachgeschoß 
erstrecken     Bei  dei   Hinrichtung   der  KOehc   ist  BMI 


und  an  Gewölben  und  Wänden  mit  glasierten  Steinen  einer  Belegschaft  von  400  Personen  für  die  Abteilung 
verblendet.    Links  vom  Hauptiaum  liegen  im  Erdgr-   der  Erwerbsunfähigen  und  von  600  Personen  für  die 


26.  M»r/  iqoj. 


'53 


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Abteilung  der  Lungenkranken  gerechnet.  Für  eine 
größere  Belegschaft  können  ohne  Schwierigkeit  weitere 
Ergänzungen  getroffen  werden.  Auf  die  musterhaften 
Einrichtungen  im  Einzelnen  einzugehen,  würde  hier  zu 
weit  fahren;  zum  Kochen  wird  vorwiegend  Dampf  ver- 
wendet. Der  Aufwand  für  jede  der  beiden  Kochkuchen 
wurde  mit  200000  M,  der  Aufwand  fürdie  Einrichtungen 
beider  einschl.  der  Anrichtekochen  in  den  Pavillons  mit 
77  000  M.  berechnet. 

Die  Waschküchen  haben  einen  ahnlichen  Um- 
fang,  wie  die  Kochküchen.  Die  Grundrißanlagc  |S.  79) 
ist  dem  Gang  angepaüt,  den  die  Wasche  bei  der  Rein  igung 
durchzumachen  hat.  Die  schmutzige  Wäsche  wird  in 
der  rechts  gelegenen  Wäscheannahme  eingeliefert,  geht 
durch  den  Sortierraum  und  von  hier  in  den  Einweich- 
rauin.  Von  hier  aus  erst,  nachdem  sie  in  massiven  Ein- 
weichgefäflen  eingeweicht  wurde,  kommt  sie  in  den  in 
der  Mitte  gelegenen  llauptraum,  die  Waschküche.  Die 
gereinigte  Wäsche  kommt  in  den  senkrecht  zur  Wasch- 
küche stehenden  Trockenraum,  von  hier  in  den  Man- 
gclraum  und  die  Plättstubc,  weiterhin  in  das  Wäsche- 
magazin oder  die  Klickstube  und  von  hier  aus  zur  Aus- 
gabe. Eine  besondere  Raumgruppe  ist  im  Erdgeschoß 
den  Bedürfnissen  des  Personals  vorbehalten.  Im  Ober- 
geschoß liegen  die  Wohnungen  des  Personals,  ein 
weiteres  Wäschemagazin  und  eine  weitere  Flickstube. 
Die  Ansicht  des  Acußeren  gibt  die  Beilage  zu  No.  13. 
Der  Aufwand  für  jede  der  beiden  Waschküchen  wurde 
mit  206000  M.  berechnet- 

Das  Desinfcktionshaus. 

;  as  Desinfcktionshaus  ist  eines  der  wichtig- 
sten Gebäude  der  Anstalt.  Seine  Haupt- 
räume  liegen  im  Erdgeschoß.  Der  Raum, 
in  welchem  sich  die  Desinfektions-Apparate 
befinden,  teilt  sich  durch  eine  massive  Tei- 
lung in  eine  unreine  Seite,  auf  welcher  die  zu  des- 
infizierenden Gegenstände  eingeliefert  werden,  und  in 
die  reine  Seite,  auf  welcher  sie  gereinigt  ankommen. 


Für  das 


der  unreinen  Seite  beschäftigte  Personal 


sind  ein  Umkleidezimmer  und  ein  Bad  angeordnet. 
Nebenräume  der  Anstalt  sind  ein  Raum  zur  Aufbe- 
wahrung vonBetlwerk,  einKlcidcrwcchscIraum,  Räume 
für  die  Aufbewahrung  von  Leichen  und  für  Sektionen, 
sowie  ein  Verbrennungsofen.  Der  Desinfcktcur,  welcher 
die  Apparate  und  üefen  bedient,  wohnt  im  Hause. 
Die  Bau-  und  Einrichtungskosten  waren  mit  91  000  M. 
veranschlagt    (Siehe  den  Grundriß  S  86  1 


Die  Zentral-Badcanstalt. 

ic  Zcntral-Badeanstalt  gehört  zu  den  Haupt- 
gebäuden der  Anstalt,  dient  aber  nur  für 
den  Gebrauch  durch  die  Insassen  der  Sana- 
torien, nicht  auch  der  Lungenkranken,  für 
welche  in  den  einzelnen  Gebäuden,  die  für 
sie  bestimmt  sind,  ausreichende  Reinigungs-  und  thera- 
peutische Bäder  vorgesehen  sind.  Die  Zentral-Badc- 
anstalt dient  nicht  nur  für  Reinigungszwecke,  sondern 
auch  zur  hydrotherapeutischen  Behandlung,  zur  Ver- 
abreichung von  medizinischen,  Dampf-,  elektrischen 
und  Hitzcbädtrn,  sowie  vonSand-,  Moor-  und  Schwefel- 
bädern. Mit  ihr  sind  das  mcdico-mcchanischc  Institut 
und  eine  Turnanstalt  verbunden.  Durch  die  Anlage,  die 
S.  86, 87  u.  89  dargestellt  ist,  geht  ein  großer,  monumen- 
taler Zug,  sie  erinnert  an  römische  Vorbilder.  Die  Form 
des  Grundrisses  hatte  sich  dem  dreieckigen  Bauplatze 
anzupassen.  Das  Gebäude  besteht  aus  dem  langgestreck- 
ten Vorderbau  und  dem  Hinterbau  mit  Kup|>clraum. 
Drei  Vcrbindtingstcile,  die  zwei  Höfe  einschließen,  ver- 
binden beide  Bauten  miteinander.  Der  Haupteingang 
mit  Eingangshalle  liegt  an  der  gegen  Norden  sich  wen- 
denden Hauptfront.  An  die  Eingangshalle  schließt  sich 
die  quer  gelagerte  Warte-  und  Wandelhalle  an,  auf 
sie  folgen  in  der  Hauptachse  der  Auskleideraum  und 
auf  ihn  der  achteckige  Kuppclraum  von  i3m  Durch- 
messer für  die  hydrotherapeutische  Behandlung.  Um 
den  Kuppclraum,  der  hohes  Seitenlicht  hat,  lagern 
sich  der  Ruhesaal,  die  Säle  für  Massage  und  Packun- 
gen, sowie  der  Saal  für  elektrische  Heißluftbehandlung. 
Außer  diesen  Räumen  enthält  das  Erdgeschoß  noch 
Räume  für  Moorbäder,  Sandbäder,  für  Extremitäten- 
Behandlung  und  für  Inhalationen  mit  den  zugehörigen 
Ruheräumen, Massagcräumcn,  eine  offcneHalle usw.  Im 
Obergeschoß  liegen  die  Räume  für  das  medico-mecha- 
nisehe  Institut,  der  Turnsaal,  die  medizinischen  Bäder, 
das  Schwefelbad,  die  elektrischen  Wasserbäder  und 
eine  Reihe  verfügbarer  Räume.  Den  Verkehr  mit  dem 
Obergeschoß  vermitteln  zwei  Haupttreppen,  sowie  ein 
Pcrsoiienaufzug  für  gebrechliche  Kianke,  Das  Unter- 
geschoß ist  für  die  Ncbenräume  der  Moor-  und  Sand- 
bäder, für  Heizungsräume,  Luftkammern  und  Wärtcr- 
wohnungen  ausgenutzt.  Im  Dachgeschoß,  in  der  Haupt- 
sache durch  die  in  dasselbe  reichenden  großen  Säle  ein- 
genommen, befinden  sich  noch  einige  Räume  für  das 
Personal.  Die  Baukosten  dieser  stattlichen  Anlage 
waren  mit  626  000  M.  berechnet.  — 


Altbürgerliche  Baukunst. 

RH  n  der  Groß-  und  Industriestadt  räumen  nicht  nur  das 
H  ra  moderne  Verkehrsbcdürfnis,  .sondern  auch  die  für 
gesteigerte  Ansprüche  de*  Geschaftslebcns  sich  her- 
ausbildenden Forderungen  mehr  und  mehr  mit  den  noch 
von  den  Vätern  überkommenen  Wohnhausbauten  auf. 
Manches  charakteristische  Werk  verfällt  selbst  im  Zentrum 
einer  noch  pittoresk  altertümlichen  Altstadt  vielfach  ohne 
zwingenden  Grund,  häufig  reinem  Neuerungsdrang  zum 
Opfer,  und  wenn  auch  neues  Leben  aus  den  Ruinen  blüht, 
so  kann  doch  mit  dem  besten  Willen  und  ohne  alle  Gegner- 
schaft zum  Neuen  durchaus  nicht  behauptet  werden,  daö 
stets  das  .Schönere  an  die  Stelle  von  jenem  tritt, 

Selbst  viele  unserer  Kleinstädte  hat  das  .Modernisie- 
rungsfieber ergriffen  und  wenn  nicht  da  und  dort  behörd- 
licher Einspruch  ein  altes  historisch  oder  stilistisch  inter- 
essante» Bauwerk  reitet,  so  wird  es  gar  nicht  so  selten 
als  man  glaubt  kurzweg  beseitigt.  Es  ist  nicht  nötig,  ein 
Enlhu-iust  für  alles  Alte  zu  sein,  um  doch  zu  der  An- 
sicht zu  gelangen,  daß  ein  ziemlicher  Prozentsatz  unserer 
Stadtbauamtcr  in  dieser  Richtung  genau  wie  andere 
Stellen  auf  dem  Gebiete  der  Wiederherstellungen  nicht 
mit  der  Rücksicht  für  den  überkommenen  Kuti-tbe-itz  vor- 
gehen, die  erwünscht  wäre 

hast  noch  schlimmer  aber  liegen  die  Dinge  auf  dem 
platten  Lande,  insbesondere  dort,  wo  der  Spckulations^-ist 
irgend  ein  bis  dahin  weltvergessenes  Nrst  zum  l.utt-, 
Wasser-,  Nerven-  oder  sonstigen  Kurort,  zur  Sommer- 
frische  oder  zum  Touristen- Treffpunkt  machte.  Da  reißt 
der  Bauer  sein  mit  dem  Boden  förmlich  verwachsenes,  in 
die  Gesamtumgebung  reizvoll  eingepaßtes  Anwesen  ohne 
weiteres  nieder  und  baut  ein  Schwcizcrhaus,  eine  skandi- 
navische »Villa"  u.  dergl.  hin.   Die  oberbayerischen  und 

'54 


österreichischen  Alpen  bieten  hierfür  zahlreiche  lehrreiche 
doch  sehr  wenig  erfreuliche  Beispiele.  Da  ist  schon  manches 
„Gasthaus  zur  Post"  mit  seinem  gemütlichen  Acußeren  und 
Inneren  zum  protzigen  Hotel  umgestaltet  worden,  das  zu 
seiner  Umgebung  paßt  wie  der  Salontiroler  in  eine  ur- 
wüchsige, noch  nicht  zum  Schutzhaus  für  Radfahrer  und 
Automobil  -  Besitzer  umgewandelte  Almhülte.  I>ie  neue 
Kirche  für  ein  Dorf  von  knapp  zwei  Dutzend  Hausnummern 
wird  als  romanische  Säulenbasilika  oder  gothische  Hallen- 
kirche gestaltet  und  es  werden  ihr  Raiitnvcrhaltnisse  ge- 
geben, als  hätte  das  an  eine  Bergwand  gelehnte,  in  die  Ebene 
wie  ein  Spielzeug  verstreute  Dörfchen  die  sichere  Anwart- 
schaft, schon  in  ein  paar  Jahren  den  ersten  Schritt  zur 
künftigen  Großstadl  zu  tun,  weil  ein  paarmal  des  Tages 
die  Lokomotive  eines  l.okalbahnleins  daran  vorbcipfeift. 

Daß  diese  bäuerliche  und  kleinstädtische  Großstadt- 
sucht  meist  nur  die  Spottlust  herausfordert,  anderseits  für 
das  wirtschaftlich  rationelle  Gedeihen  kleiner  Gemeinden 
so  wenig  vorteilhaft  ist  wie  ihr  Vorbild  für  die  Ilvpothekar- 
Vci  haltiusse  in  den  Städten,  will  denSlürmern  und  Drangern 
nicht  einleuchten;  noch  weniger  aber  greift  da  oder  dort 
die  Einsicht  Platz,  daß  das  künstlerische  Prinzip  hierbei 
am  schlechtesten  weg  kommt. 

Wer  die  Nolredame-Insel  in  Paris,  die  Umgebung  des 
l'lmer  Münsters,  des  Kölner  Domes  usw.  in  ihrer  alten 
Gestalt  kannte,  mit  dem  ganzen  pittoresken  Charakter  des 
altertümlich  Anheimelnden,  behäbig  Bürgerlich- Patrizi- 
srlien,  der  wird  von  den  vollzogenen  Frcilegiingcn  und 
den  l'tmahmungen  mit  Ziuskasernen  schwerlich  entzückt 
sein.  Nicht  jede  Stadt  tragt  die  Vorbedingungen  einer 
Umgestaltung  in  sich  wie  etwa  Berlin  oder  Budapest,  und 
nicht  überall  sind  sie  >o  günstig  gegeben,  wie  dies  in 
Wien  der  Fall  war,  wo  die  riesigen  Glaci»  zwischen  der 
inneren  Stadt  und  den  damaligen  Vorstädten  nach  dem 

No.  25. 


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Das  Vc  r  w  a  1 1  u  n  g  s  -  G  c  b  .1  u  d  e. 

n  ihm  laufen  die  Fäden  der  weiträumigen 
Anstatt  zusammen.  Es  besteht  aus  Keller-, 
Erd-,  Ober-  und  ausgebautem  Dachgeschoß. 
II  Es  enthält  die  Vorstands-Zimmer.  die  Bureaus 
für  die  Verwaltung,  die  Dicnstzimmer  für 
den  dirigierenden  Atzt,  die  Wohnungen  für  den  Ober- 
inspektor und  die  Assistenzärzte,  das  Aerztekasino, 
die  Apotheke  und  Wohnräume  für  einen  Teil  des 
männlichen  Pflegepersonales.  Wohnzwecken  sind  das 
Ober-  und  das  Dachgeschoß  zugewiesen;  das  Erdge- 
schoß ist  Hauptgeschoß  Seine  Anlage  zeigt  der  Grund- 
riß S.  71,  seine  Ansicht  gibt  die  Beilage  zu  No.  1 1  wieder. 
Seine  Kosten  sind  mit  276000  M.  berechnet.  - 

Das  Gotteshaus. 

s  ist  eine  einschiffige  kleine  gefällig  gruppierte 
Kirche  für  200  Sitzplätze  und  für  beide  Kon- 
fessionen; es  hat  daher  neben  dem  Chor 
zwei  Sakristeien.  Der  Chor  ist  gewölbt, 
das  Schiff  hat  eine  tonuenartige  Hol/decke. 
Die  Bausummc  ist  mit  52700  M.  berechnet. 

Nebengebäude-  und  Anlagen 

ierber  zählen  das  Gärtnerhaus  mit  Gewächs- 
haus 162000  M.)  (S.  711,  das  Stallgebäude  für 
5  I'fcrde,  5  Wagen  usw.  (49000  M .),  die  heiz- 
bare Kegelbahn  ( 18500M),  die  Werkstatt-Ge- 
bäude (S.  69)  jeder  Männer- Abteilung,  die  den 
Zweck  habcn.GenescndcnGelcgenheitzurBeschäftigung 
zu  geben  (jedes  47200  M.),  und  die  Liege-  und  Wandel- 
hallen für  Männer  und  Frauen  (161000  M.i.  Die  letzteren 
sind  ein  wesentlicher  Bestandteil  aller  Lungenheilstätten. 
Auf  der  Männerseite  liegen  4  je  45™  lange  und  5,7'" 
tiefe  Liegehallen  mit  je  48  Liegestühlen;  aufder  Frauen- 
seite 2  Liegehallen  für  je  40  Liegestühle.  Die  Aus- 
führung erfolgte  in  Eisen  und  Holz.  Die  beiden  iti 
gleicher  Weise  ausgeführten  Wandelhallen  haben  eine 
Länge  von  je  84™.  - 

Arzthäuscr  und  Pförtnerhäuser 

selbständige  Baulichkeiten  sind  die  Arzt- 
uud  die  Pförtnerbäusrr  zu  nennen,  Auf 
jeder  Seite  der  Sanatorien  und  der  Lungen- 
heilstätten ist  je  eine  Villa  für  den  ärztlic  hen 
Direktor  errichtet.  Beide  Villen  sind  ein- 
ander fast  gleich;  sie  enthalten  in  Keller-  Erd-,  Ober- 
und  Dachgeschoß  9  Zimmer  mit  reichlichem  Zubehör. 


Die  Baukosten  betrugen  für  jedes  der  beiden  Häuser 
73000  M.  (Abbildg.  S.  851 

Die  4  Pförtnerhäuser  sind  gleichfalls  in  der  Grund- 
rißgestaltung fast  gleich  (S.  6 1 )  .jedes  enthält2Stuben  und 
2  Kaminern.  Im  Aufriß  wurden  2  verschiedene  Typen 
geschaffen  um  zu  verhindern,  daß  sich  zwei  völlig 
gleiche  Gebäude  gegenüberstehen.  Die  Baukosten 
betrugen  für  jedes  Haus  21  500  M. 

Architektur  und  Ausstattung 
in  kurzes  Wort  noch  der  Architektur  und 
der  Ausstattung,  indem  wir  uns  vorbehalten, 
auf  einige  technische  Einrichtungen,  nament- 
lich auf  das  Fernheizwerk,  weiterhin  einge- 
hender zurückzukommen.  Die  Anstalt  ver- 
folgt praktische  Zwecke,  daher  mußte  jeder  dekorative 
Aufwand  vermieden  werden.  Gleichwohl  aber  waren 
monumentale  Erscheinung  und  Einordnung  in  die  Land- 
schaft leitende  Gesichtspunkte  für  die  Ausführung.  Ar- 
chitektonische Gliederungen  aus  roten  Verblendern  mit 
weißen  Fugen.  Flächenverputz  aus  hydraulischem  Kalk, 
in  sparsamer  Weise  Haustein  und  namentlich  aber  Fach- 
werk aus  Eichenholz,  das  war  das  materielle  Rüstzeug, 
mit  dem  eine  ebenso  dauerhafte  Ausführung  wie  eine  an- 
sprechende Gesamterscheinung  in  glücklicher  Weise  er- 
reicht wurde.  Die  reichen  Mittel  für  die  Anstalt  haben 
keineswegs  zu  übertriebenen  Bildungen  verleitet,  aber 
sie  waren  doch  Veranlassung,  die  Anlage  Ober  das 
Niveau  der  reinen  Nutzanlage  hinaus  auch  in  ihrer 
Erscheinung  zur  idealen  Mustcranlage  zu  gestalten. 
Das  kommt  namentlich  auch  bei  der  Ausbildung  und 
Ausstattung  des  Inneren  zur  Geltung.  Wir  müssen 
uns  leider  auf  wenige  Beispiele,  auf  die  Wiedergabe 
eines  Korridors  der  Männerpavillons,  auf  die  Wieder- 
gabe einer  Einrichtung  zum  Mundspülen  und  Gurgeln, 
sowie  von  Beckcnanlagcn  in  den  Waschräumen  der 
Männerpavillons  beschränken.  Sie  sollen  nichts  weiter, 
als  die  vorbildliche  Ausstattung  lediglich  andeuten. 
Wer  einen  vollen  Eindruck  der  Großartigkeit  und  der 
Bedeutung  der  Anstalt  gewinnen  will,  muß  sie  selbst 
besichtigen. 

Den  leitenden  Architekten,  die  mit  ihrer  Errichtung 
«•in  ruhmvolles  Werk  geschaflcn  haben,  stand  deren 
langjähriger  Mitarheiter,  Hr.  Bmstr.  C.  Reinhardt, 
zur  Seite,  der  sich  insbesondere  bei  der  Durcharbeitung 
der  technischen  Einzelheiten  und  bei  der  Ausübung 
der  Oberleitving  der  Bauausführung  ein  groUes  Ver- 
dienst erworben  hat.  <r'«riM.uu»c  (<.:ti  i 


Fall  der  Festungswerke  förmlich  Hie  Behauung  forderten, 
woraus  sieh  dann  die  Kingstraße  mit  ihrer  Umgebung 
entwickelte. 

Betrachtet  man  Budapest,  Kerlin  oderandere  moderne 
Städte  au*  der  Vogelschau,  so  wird  die  Erkenntnis  kaum 
ferne  sein,  daß  sie  durch  ihre  Umwandlung  gegen  früher 
nur  gewonnen  haben;  den  gleichen  Schluß  aber  auf  Nürn- 
berg, die  Altstadt  Dresdens  oder  gar  auf  Rothenburg  ob 
der  Tauber,  Heilbronn,  Bacharach  usw.  angewendet,  müßte 
ein  künstlelerisches  Defizit  ergeben.  Man  denke  sich  ein- 
mal den  geplanten  Bau  des  Stadlmuseums  für  Wien  in  die 
unmittelbare  Nachbarschaft  des  prächtigen  Barockbaucs 
der  dortigen  Karlskirche  von  Fischer  v.  Krlach  oder  als 
Gegenüber  des  Berliner  Königsschlosscs  von  Andreas 
Schlüter'  Oh,  nicht  ein  Gegner  eines  neuen  Architektur- 
Stile»,  namentlich  für  die  Großstadt,  soll  und  darf  man 
sein,  aber  seine  Werke  gehören  in  die  neu  entstehenden 
Stadtviertel,  an  .Stellen,  wo  sie  nicht  mit  älteren  Werken 
in  künstlerischen  Gegensatz  geraten.  Dahci  ist  gerade  das 
bürgerliche  Wohn-  und  Geschäftshaus  der  gefährlichste 
der  Versuche  aus  Stein  und  Eisen.  Fällt  es  -schon  in  der 
Großstadt  oft  genug  aus  einer  Straßcnflucht  mit  älteren 
Bauwerken  heraus,  so  wirkt  es  in  der  Kleinstadt,  dazu 
vielleicht  in  einer  romantischen  Gegend,  noch  umso  im. 
künstlerischer.  Ein  schlagender  Beweis  für  die  Empfin- 
dungslosigkeit gegenüber  der  Umwelt  sind  auch  unsere 
schematLsch  einförmigen  kleinen  Stationsbahnhofc  und 
Wächterhäuser,  die  häufig  das  prächtigste  Landsehaftshild 
stören,  obwohl  sie  ohne  weitere  Kosten,  nur  mit  ctw,i> 
gutem  Willen  und  Verständnis  um!  etwus  weniger  Bureau- 
kratisrnus  jenem  vortref fl ich  hätten  eingefügt  wcnlen  können 

Ist  aber  in  der  Großstadt,  die  in  mehr  oder  minder 
schneller,  aber  in  ununterbrochener  Umwandlung  begriffen 
i»t,  noch  mancherlei  aus  vielen  Gründen  begreiflich  und 

-•6  Mar/  ioo|. 


verzeihlich,  so  trifft  nicht  das  gleiche  für  die  in  der  Ent- 
wicklung ruhigere  I^indstadt,  den  kleinen  Ort  zu.  Was 
dort  über  kurz  oder  lang  sich  dennoch  einfügt,  wird  hier 
schlechterdings  für  Jahrzehnte  seines  Bestandes,  wo  nicht 
für  immer,  aus  dem  gegebenen  Rahmen  herausfallen,  in 
Suddeutschland  mit  seinem  vorwiegend  hügeligen  Ge- 
lände noch  mehr  als  auf  der  flacheren  Bodengestaltung 
des  Nordens. 

Unter  diesen  Umständen  muß  es  als  ein  Verdienst 
angerechnet  werden,  wenn  einmal  ein  Architekt,  der  auch 
malerisch  und  nicht  blo«  technisch  sehen  gelernt  hat,  das 
Skizzenbueh  seiner  Wanderfahrten  zwischen  den  Gelän- 
den  des  Main  und  der  Etsch  für  die  Allgemeinheit  öffncL 
|)as  tat  nun  der  Münchener  Gustav  Str iniein  mit  seinen 
Reiseskizzen  „Altbürgerliche  Baukunst",')  in  denen 
auf  vierzig  Tafeln  so  viel  des  Reizvollen  aus  Alt-Bayern, 
Franken,  Tirol  und  Schwaben  zusammengetragen  ist,  daß 
man  seine  helle  Freude  daran  haben  kann.  Namentlich 
für  den  Kleinstadt-  und  den  Landbaumeister  sind  eine 
Fülle  leicht  verwertbarer  trefflicher  Motive  gegeben,  die 
ihm  für  die  praktische  Verwendung  ungleich  naher  hegen, 
als  che  des  Monume  ntalstilcs,  der  mit  l.auh-  und  Tannen- 
wald immer  auf  etwas  gespanntem  Fülle  steht.  In  hohem 
Grade  begrüßenswert  wäre  es.  wenn  von  den  niederdeut- 
schen, rheinischen  und  den  .Sudctenhir.dern  1  lol/tiehwerk- 
und  Backsteinbauten  sich  recht  b.ild  /u  Nutz  und  Fi. .rinnen 
der  Klein-Architektur  ergänzend  anschlössen.  —  "> 
  Josef  Kirchner. 

"I  M  nrl'.f"   M'l.     s  ,  |  !,.,•-.  1,-  V.-,'..)-s.>.,.'.,!r      1':.-.-  *  V. 
-•I    \  ;  1  Ii-  r  -  k  '  .  ,s    -1r  •    Kf.lAll.-.      Wi,  .,        I..-    ,|.-m  i  .;-.■.„ \, ,. 

J   .  ''■    ,    ',,  11    \V,     .    'I.  r     :■  -.    1.    -■   '    I.  I  <    *V  't.    i.l     ,  1  ..    ,,-,,,-,1   W  ■L.s    ]...  <!„- 

i:.|ii.    ,     :i->sr  .-..Li      1    :k'   W.i    !■  'l»T    ;i.ikh.     ir :,   IU'l.i''7tlTlij  v^f 

riiicrjti iik.«ttium  -.-„l  t,.  „lim-  **■  s.Mnl-rlt  •!.  •  t>*w.;.,„;  01  l.r.  ntta, iit-- 

...  1  'Ii:.-..:  ■  III.  I.li  i|  i...  !l  r  *,:ir-i  '.  ■  i  •  n''i-<  l;i  .1,1  s.  !«■  «i  >■•<„-  V.-  - 
ruriliir,^  l.',|.|rrt 

15 


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Wasserversorgungs-Anlagen  für  alleinstehende  Villen. 
Hotels,  Fabrikanlagen  usw.  Der  geregelten  Wasserver- 
sorgung alleinstehender  Gebäude,  die  bisher  zumeist  in 
sehr  primitiver  Weise  oder  durch  Pumpen  anlagen  mit 
verhältnismäßig  geringem  Nutzeffekt  bewirkt  wurde,  wen- 
det man  neuerdings  erhöhte  Aufmerksamkeit  zu  und  sucht 
diese  Aufgabe  auf  verschiedenem  Wege  zu  lösen.  Wir 
fahren  nachstehend  zwei  Einrichtungen  an,  die  sich  für 
den  genannten  Zweck  eignen. 

Als  eine  Pumpe  von  gutem  Nutzeffekt  für  kleinere 
Leistungen,  wie  sie  für  die  vorliegende  Aufgabe  nur  in- 
betracht  kommen,  aber  für  große  Forderhohen  berechnet, 
ist  die  Kapselpumpe  der  Siemens-Sehuckert-Werke 
zu  bezeichnen.  Diese  Pumpen  werden  für  Forderungen 
von  55—860 1  Minute  und  Förderhöhen  von  30  -60 «  in 
5  verschiedenen  Größen  gebaut.  F.s  sind  schnell  laufende 
Pumpen,  die  für  kleine  r Ordermengen  und  große  Förder- 
höhen einen  hohen  Nutzeffekt  geben  sollen,  der  auf  60  bis 
75%  berechnet  wird.  Die  Punt|>enwcllc  der  Kapselpumpen 
ist  im  Pumpengehäusc  zu  einem  Zylinder  verdickt,  der 
im  oberen  Teile  vom  Pumpengehäuse  dicht  umschlossen 
wird,  wahrend  sich  letzerer  unten  zum  Arbeitsraum  er- 
weitert. Bei  der  Drehung  des  Zylinders  gleiten  in  diesem 
Kaum  zwei  sorgfältig  eingepaßte  Schieber  senkrecht  zur 
Achse  hin  und  her  und  teilen  den  Arbeitsraum  m  einen 
Saug-  und  einen  Druckraun).  Ein  Windkessel  ist  bei  diesen 
Pumpen  nicht  erforderlich.  Wo  elektrische  Kraft  vorhan- 
den ist,  eignen  sich  zum  Antrieb  am  besten  Elektromotoren, 
und  zwar  sowohl  ( Jleichstrom-  wie  Drehstrom-Motoren.  Die 
Puuipenachse  ist  dabei  mit  der  Motorwclle  unmittelbar  durch 
eine  l.edcrkuppelung  verbunden  Im  übrigen  können  die 
Pumpen  auch  mit  Benzin-  bezw.  Spiritus-Motoren  betrieben 
werden.  Die  Ihimpe  wird  im  Keller  aufgestellt  und  ent- 
nimmt das  Wasser  aus  dem  Brunnen,  um  es  dann  durch 
dasSteigrohr  dem  auf  dem  Boden  aufzustellenden  Wasserbe- 
hälter zuzuführen  Letzterer  ist  zur  Sicherheil  mit  einem 
Ucbcrfallrohr  auszurüsten.  Bei  elektrischem  Antrieb  wer- 
den die  Kosten  für  die  Hebung  von  1  rbm  Wasser  um  2S"' 
auf  3  Pf.  berechnet  (bei  einem  Strompreis  von  20  Pf.  iür 
die  Kilowattstunde).  - 

Das  für  Pumpen  dieser  und  anderer  An  im  Boden- 
raun) erforderliche ,  dem  Wasserbedarf  entsprechende 
Reservoir  ist  im  Winter  leicht  dem  Einfrieren  ausgesetzt, 
während  das  Wasser  im  Sommer  hohe  Temperaturen  an- 
nehmen kann,  die  es  als  Trinkwasser  wenig  geeignet 
machen.  Diesem  Lebelstande  sollen  die  von  II.  I lamme I- 
rath  &  Co.  in  Köln  a.  Rh.  ausgeführten  „ pneumatischen 
Wasscrhcbcapparatc"  abhelfen,  die  eines  solchen  hoch- 
liegenden  Reservoire  nicht  bedürfen,  bei  welchen  dasselbe 
vielmehr  im  Keller,  also  gegen  Temperatureinfluß  geschützt, 
aufgestellt  wird.  Der  Apparat  besteht  in  der  I  lauptsachc  aus 
2  Behältern,  einem  Wasser-  und  einem  Luftkcsscl,  welche 
mit  einer  Wasser-  bezw.  einer  Luftpumpe  ausgerüstet 
und  durch  eine  Rohrleitung  miteinander  verbunden  sind. 
Der  Wasserkessel  wird  mittels  1  landpumpe  aus  dem 
Brunnen  gefüllt  Wird  dann  der  Hahn  im  Verbindungs- 
rohr zwischen  Wasserkessel  und  Windkessel  geöffnet,  in 
welch"  letzterem  die  Luft  auf  2  3  Alm.  durch  die  Luft- 
pumpe bei  Inbetriebsetzung  der  ganzen  Anlage  zusammen- 
gepreßt wurde,  so  entleert  die  eintretende  Druckluft  den 
Wasserkessel  mit  dem  Fortschritt  der  Wasserentnahme 
bis  dicht  über  «las  Austrittsventi).  Das  wird  durch  ein 
Manometer  angezeigt,  das  man  am  beslen  in  der  Küche 
unterbringt,  und  es  muß  nun  der  Wasserkessel  umgefüllt 
werden,  wobei  dieLuft  in  den  Windkessel  zurückgepreßt  wird. 
Druekverluste,  die  nach  und  nach  entstehen,  werden  durch 
Nachpumpen  der  Luit  in  den  Windkessel  von  Zeit  zu  Zeil 
ausgeglichen,  doch  ist  da>  nur  in  größeren  Zcitabständcu 
erforderlich.  Kür  größere  Betriebe  läßt  sich  auch  ein 
Moloranlrieb  einrichten.  Für  kleinen  Bedarf  und  geritige 
Steighöhe  werden  aurli  kottipendiöse  Apparate  geliefert, 
die  Wind-  und  Wasserkessel  vereinen.  Diese  werden 
jedoch  nur  in  allrußen  fnr  300  bezw.  500  1  Fassungskraft 
hergestellt.   

Preisbewerbungen. 

Einen  allgemeinen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Ent- 
würfen für  ein  Handelskammer  -  Gebäude  In  Pilsen  erläßt 
die  dortige  Handels,  und  Gewerbekammer  zum  15.  April  d.  J. 
Es  gelangen  3  Preise  von  laoo,  800  und  500  Kr.  zur  Ver- 
teilung   Die  Entwürfe  sind  1:100  verlangt, 

Ein  Ideenwettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
ein  herrschaftliches  Wohnhaus  In  Honnef  a.  Rh.  wird  von 
Hrn.  W.  liirarrlct  in  Essen-Ruhr  ausgeschrieben.  Es  ge- 
langen 3  Preise  von  2000.  isoo  und  1000  M  zur  Verteilung 
und  es  sollen  3  nicht  preisgekrönte  Entwürfe  für  je  500  M 


angekauft  werden.  Unter  den  Preisrichtern  befinden  sich 
die  Brte.  Guckuck  und  Wiebc  in  Essen,  Geh.  Reg. -Rat 
Prof.  Dr.  K.  Henrici  in  Aachen,  Reg-Rat  Dr.  H  Muthe- 
sius  in  Berlin  und  Prof.  A.  Schill  in  Düsseldorf.  — 

Zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  ein  Kaiser  Josef  II. 
Denkmal  und  die  künstlerische  Ausgestaltung  der  Terra.s«.e 
am  Marktplatz  In  Teplltz  -  Schönau  wird  ein  Wettbewerb 
für  deutsch-böhmische  Künstler  ausgeschrieben,  in  welchem 
3  Preise  von  1200,  800  und  600  Kr.  zurVcrteilung  gelangen  — 

Wettbewerb  höhere  Mädchenschule  Pasewalk.  Es  liefen 
tg3  Entwürfe  ein.  von  welchen  keinem  der  I.  Preis  von 
600  M.  erteilt  wurde.  Sollte  in  der  Tat  unter  einer  so  großen 
Anzahl  von  Entwürfen  nicht  wenigstens  einer  gewesen  sein, 
welcher  des  geringen  l'reises  von  600  M.  würdig  gewesen 
wäre?  Einen  Preis  von  .100  M  erhielt  Hr.  Rud  Koch  in 
Berlin;  einen  weiteren  Preis  von  40oM.die  Hrn.Genschel 
&  Fredorf  in  Hannover  und  Magdeburg;  einen  Preis  von 
200  M.  Hr.  Arch.  Ludw.  Müller  in  Rheydt.  Zum  Preise 
von  je  100  M.  wurden  angekauft  die  Entwürfe  der  Hrn. 
Fr.  Beyer  in  Berlin -Schoneberg  und  Hugo  Freyer  in 
Solingen.  Der  Entwurf  des  Hrn.  Rud.  Koch  wurde 
zur  Ausführung  bestimmt  und  der  Verfasser  des- 
selben mit  der  weiteren  Bearbeitung  betraut.  So 
erfreulich  dieses  Ergebnis  ist,  so  bedauerlich  ist  es,  daß 
bei  der  so  zahlreichen  Beteiligung  die  Preissumme  nicht 
ganz  zur  Verteilung  gelangt  ist,  sondern  eine  Summe  von 
200  M.  (1200  M.  in  Aussicht  gestellt  und  icoo.M.  verliehen) 
zurückbehalten  wurde.  Schon  das  Maß  der  Arbeitsleistung 
(Entwürfe  1  :  100)  hätte  die  Fachleute  des  Preisgerichtes 
veranlassen  sollen,  auf  der  ungeschmälerten  Verteilung 
der  Preissumme  zu  bestehen. 

Wettbewerb  Stadthaus  Bremen.  Verfasser  des  Entwürfe« 
„Multatuli"  ist  Hr.  Hellmuth  Cuno  in  Frankfurt  a.  M.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Anmerkung  der  Redaktion.  Die  Anfragen  fOr  unseren  Brief- 
und  Fragekaaten  häufen  sieb  in  der  letzten  Zeit  in  einer  solchen 
Weise,  das«  die  Beantwortung;  derselben  bei  dem  bescheidenen 
Raum,  den  wir  dieser  nur  zur  Verfügung  stellen  können,  sich  gegen 
unseren  Willen  vielfach  verzögert  Wir  sehen  uns  dalier  zu  der 
Bemerkung  genötigt,  daas  wir  nur  noch  die  Anfragen  vou  all- 
gemein e  min  tercssc  berücksichtigen  können,  welchen  der 
Nachweis  des  Bezuges  unseres  Blattes  beigefügt  ist. 
Wenig  Aufsicht  auf  Beantwortung  haben  auüerdem  die  Antrugen, 
deren  Erledigung  auf  dem  Wege  der  Anzeige  möglich  ist  Grund' 
sltzlich  sollte  der  Briefkasten  nur  dann  in  Anspruch  gen«n>n:eu 
werden,  wenn  andere  Wege  versagen.  Keinesfalls  sind  wir 
in  der  Lage,  längere  Gutachten  abzugeben,  umfangreiche  Schrift- 
stricke zu  studieren,  mit  den  Absendern  von  Anfragen  in  einen 
Schrittwechsel  zu  treten,  oder  die  Gründe  für  Sichtbeanrwortung 
anzugeben.  Es  liegt  ferner  im  lnteie«>e  der  Absender,  bei  Rück- 
lagen stets  die  ur«pi  nnglichc  Frage  zu  wiederholen  — 

Hrn.  Arch.  H.  R.  In  Köln.  Durch  die  Aufforderung  an 
Jemanden,  sich  an  einer  Submission  zu  beteiligen  und  seine  Preis- 
forderung abzugeben,  wird  kein  Dicnstvertrsg  im  Sinne  des  B,  G -B 
§611  fu'g  begründet.  Sie  stellt  namentlich  keine  .Bestellung"  her, 
sondern  bietet  nur  dem  Betreffenden  dir  Gelegenheit,  sich  um  L'eber- 
traeueg  einer  Arbeit  zu  bewerben.  Es  hängt  von  seinem  freien 
Willen  ab,  sich  darauf  einzulassen;  tut  er  dies,  so  verfolgt  er  nur 
seinen  eigenen  Nutzen.  Hieraus  folgt,  dafl  er  zur  Korderung  einer 
Vergütung  derjenigen  Zeit  und  Mühe  nicht  berechnet  ist,  welche  er 
zur  Aufstellung  seiner  Preise  und  zum  AustulU-n  des  ihm  übetgebeiicn 
AnschUg -Foi  miliares  durch  F.insetrcn  der  Prcisziffcrn  etwa  ge- 
braucht bat.  Mulite  er  fltr  eine  richtige  Beicchnung  seiner  Selbst- 
kosten und  damit  dn  ri<  hligen  und  ihm  gewinnbringenden  Piciscs 
Hulfslristungm  beanspruchen  oder  llolfimittrl  gebrauchen,  z.  B. 
Zeichnungen  anlcrtigeu,  so  geschab  auch  dies  lediglich  des  eigenen 
Vorteils  wegen  und  deshalb  nicht  zum  Nutzen  desjenigen,  welchem 
das  Picisarcebot  abgegeben  wurde.  Folglich  fehlt  es  an  jeder 
lechtlichen  Grundlage,  auf  welche  der  Anspruch  auf  Vergeltung  der 
Leistungen  ge.nH/i  weiden  kniinte  Allerdings  wird  neuerdings  die 
Ansicht  zu  vei leidigen  versucht,  d*ö  B  G  -B.  «jbia,  weichet  bestimmt: 
.eine  Vergütung  gilt  als  stillschweigend  vereinbart,  wenn  dir  Dienst- 
leistung den  1' instanden  nach  nur  gegen  eine  Vergütung  zu  erwarten 
ist*  die  rechtliche  L'nieilsge  bietet,  das  abgegebene  Preisangebot 
vergüte!  zu  verlangen.  Die  Rechtsprechung  sieht  ihr  entgegen. 
Sie  untersucht  vielmehr,  ob  da«  Angebot  zum  Nutzen  des  Aufge- 
foi'lerten  oder  des  Auffordernden  gereicht  und  pflcut  das  erstere 
in  allen  Fallen  anzunehmen,  in  welchen  nicht  etwa  Im  sondere  Tat- 
unislande  dafür  sprechen,  daß  ausnahmsweise  dos  l'ebeigewicht 
des  Vorteils  auf  Seiten  des  Ausschreibenden  hegt  Man  tlaif  also 
daiauf  ri ebnen,  d«ü  die  Klag' n  auf  Vergeltung  fiberwiegend  der 
Abweisung  verfallen  weiden.  Seit  jedoch  die  Streviriige  aufge- 
taucht ist,  gebietet  die  Voisicht,  im  Antioid.  rungstrhreiben  auszu- 
sprechen, dafi  eine  Vergütung  dem  Einsender  eines  Piei-angehote» 
nicht  zusteht.  K    H  r. 


Inhalt:  Die  neue  ich  Simtl.  nlrOktn  Clicr  ille  Donau  in  H.i<L>l«-»t 
IKortsetzunj)  -  1>'C  Aiheiter>iril«l.»lir:i  Oer  Ijmrles  -  Vri«.i  Kerungsanstall 
Her'.ln  l«-i  Ii,  elitz  iFornwt/uiv^l.  AUbOtw  r|„  nr  f 
-  Preishewrrrxiiigrti.  —  Kriel-  und  Fl  ankitten. 

Hier/11  eine  Bildbeilage;  Die  Klisabetll-Bruckc  in  Budapest. 

Verlag  der  Deuts-her.  (Weitung.  O.  ai.  b.  II  ,  Berlin    FCr  die  Redaküoo 

vrranrwortl.  Albe«  IL  foisnn,  Hr-h,.    D„uk  von  Witti.  Greife.  Berlin. 

Nu  ?5 


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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


g5  XXXVIII.  JAHRG.  m  26.  BERLIN,  DEN  30.  MÄRZ  I9o4 

Zur  Erhaltung  des  königlichen  Opernhauses  in  Berlin. 

letzte  große  Theaterbrand  in  Chicago  hat  ähnlich  gangenheit,  >o  sehr  durch  den  Verkehr  gefährdet  und  dabei 
e  die  Katastrophe  im  Ringtheater  zu  Wien  (vor   zugleich  -o  wenig  gehütet,  wie  in  Berlin,  nachdem  der  Ma- 


I  er 
wie 

23  Jahren)  die  natürliche  Folge  gehabt,  daß  fast 
alle  Theater  einer  genaueren  Prüfung  auf  ihre  Fcuer- 
sicherheit  unterzogen  und  in  mehr  oder  minder  prakti- 
scher Weise  mit  Schutzvorrichtungen  versehen  wurden, 
Die  zielbewußte  „Zweckmäßigkeit",  mit  der  man  bei  ein- 
zelnen Theaterbauten  damit  vorging,  hat  bei  dem  kdnigl. 
Opernhause  zu  Berlin  bei.spielswei.se  zu  einer  entstellenden 
Verunzierung  des  AeuUeren  geführt,  die  in  Anbetracht 
der  hervorragenden  I.agc  dieses  monumentalen  Werkes 
auf  die  Dauer  nicht  zulässig  sein  kann.  Möglich,  daß 
die  jetzige  höchst  unglückliche  F.rschcinung  mit  dazu  bei- 
getragen hat,  den  Gedanken  eines  zweiten,  erheblich  größe- 
ren, den  modernen  Anforderungen  der  Fcucrsichcrheit 

und  des  Verkehres  gleichmäßig  entsprechenden  Opern-    liehe  Klassierung  der  Denkmäler,  wie  die  Franzosen, 
hauses  früher,  als  es  sonst  geschehen  wäre. praktisch  hervor-    so  würde  wohl  Niemand  im  Zweifel  darüber  sein  können, 
treten  zu  lassen     Der  Gedanke  eines  neuen  Opernhauses    daß  die  Oper  unter  den  ersten  und  bedeutsamsten  Werken 
an  sich  --  das  ist  kein  Geheimnis  -  -  wird  an  den  nächst- 
beteiligten Stellen  seit  längerer  Zeit  schon  als  etwas  Selbst- 
verständliches angesehen,  was  durch  die  jüngsten  Ver- 
handlungen der  Budgetkommission  des  preuß.  Abgeordne- 
tenhauses eine  gewisse  Bestätigung  erfahren  hat.  Nach  den 
darüber  vorliegenden  Berichten  ist  an  dem  Plane  der  Er- 
richtung eines  neuen  (Jpemhauses  in  Berlin  wohl  nicht 
mehr  zu  zweifeln  und  in  der  Hauptsache  nur  noch  strittig, 
in  welchem  Verhältnis  Krone  und  Staat  sowie  unl.  Untat 


«ist rat  noch  vor  zwei  Jahren  einen  Beitrag  von  nur  3cm  M. 
iür  die  Anstellung  eines  Konservators  abgelehnt  hat"! 

Gontwd'l  prächtige  Kolonnaden  am  Alexander- 
platz sind  fast  nur  durch  Zufall  gerettet  worden,  Schlütcr's 
alte  Post  an  der  Kurfürstenbrücke  ist  trotz  einer  von 
Schinkel  angeregten  Kabinctsorder  Friedrich  Wilhelms  III. 
dem  Abbruch  verfallen,  die  schöne  Front  der  ehemaligen 
Gen e ra I- Lot te r ied i rckt ion  am  fiensdarmenmarkt  so- 
eben mit  Mühe  erhallen  worden.  Wir  müssen  also  die 
Augen  offen  halten,  besonders  jetzt,  da  nach  Vieler  Mei- 
nung Knobelsdorff's  Oper,  die  Licblingsschöpfung  Fried- 
richs des  Großen,  bedroht  sein  konnte. 

Hätten  wir  bereits  die  wiederholt  beantragte  gesetz- 


eingereiht  wäre,  sie  hätte  gesetzlichen  Schutz  und  könnte 
nur  unter  Mitwirkung  der  Volksvertretung,  die  sicher 
niemals  zustimmte,  angetastet  oder  gar  beseitigt  werden, 
Aber  auch  ohne  ein  besonderes  Gesetz  hat  die  Re- 
gierung die  Macht,  die  wesentliche  Veränderung  oder  Zer- 
störung eines  Denkmales  von  historischer  und  künstlcri- 
»chcr  Bedeutung  zu  verbieten,  und  schon  oft  genug  ist 
von  diesen  Schutzbestinintungen  Gebrauch  gemacht  wor- 
den. Der  erbitterte,  im  vorigen  Jahre  ausgefochtene  Kampf 
um  das  Nordertor  in  Flensburg  zeigte  den  staatlichen  Denk- 


die  Stadt   Berlin  zu  den  Kosten   beitragen,  und  an 

welcher  Stelle  der  Netibatt  ztir  Ausführung  kommen  soll,    malsehutz  auf  der  vollen  Höhe,  und  hei  dem  gegenwärtigen 

geeigneter  Plätze,  als  welche    Ausbau  des  französischen  Domes  auf  dem  Gen-darmen- 


Durch  die  geringe  Zahl 
u.  a.  die  Grundstücke  des  Kroll  sehen  Thealers  am  Königs- 
plalz  bezw  das  sog.  Prinzes-innenualai«  Unter  den  Linden 
genannt  werden,  erscheint  die  Gefahr  nahe  gerückt,  schließ- 
lich die  Stelle  des  jetzigen  Opernhauses  in  Vorschlag 
gebracht  zu  sehen! 

Wenngleich  es  schwer  wird,  einen  solchen  Vorschlag 
für  möglich  zu  halten,  so  lehren  doch  mancherlei  Vorgänge 
der  neueren  Berliner  Baukunst,  daß  es  gut  ist,  bei  Zeilen 
gegen  einen  derartigen  Gedanken  Widerspruch  zu  erheben, 
Es  ist  das  um  so  nötiger,  als  Preußen  zwar  seit  einem 
Jahrzehnt  eine  durch  alle  Provinzen  organisierte  Denkmal- 
pflege besitzt,  nicht  aber  wie  Hessen  ein  Denkmal- 
schutzgesetz ,  weshalb  es  vielleicht  fraglich  sein  kann, 
wie  weit  die  Befugnisse  des  Staatskonservators  gehen, 
besonders  gegenüber  einem  Bauwerk,  da-  ursprünglich 
auf  königliche  Kosten  errichtet  wurde.  Ein  anderer  wun- 
der Punkt  ist  der.  daß  die  Stadt  Berlin,  als  ein  eigener 
Verwaltungsbezirk  (innerhalb  der  Provinz)  bezüglich  ihrer 
Bauwerke  und  Denkmäler  der  seit  1893  bestehenden 
„Kommission  für  die  Erhaltung  der  Kunstdenkmäler  in  der 
Provinz  Brandenburg"  nicht 'mit  unterstellt  ist  und  somit 
im  Sinne  der  Denkmalpflege  ohne  Organisation  und  herren- 
los dasteht.  In  keiner  Stadt  Deutschlands  sind  die  vater- 
ländischen Baudenkmäler,  die  Zeugen  einer  großen  Vcr- 


tnarkt  will  man  in  größter  Pietät  mit  Kechl  -clb-t  die  steile 
Neigung  der  allen  Dächer  beibehalten. 

Diese  im  Charakter  des  deutschen  Volke-  begründete 
Treue  gegen  -ich  selbst,  die  sich  in  der  Verehrung  für 
die  Werke  der  Väter  bekundet,  dic-en  schönen  Zug  der 
Hochschätzung  des  L'eberlieferten  sollte  man  nun  auch 
auf  das  Opernhaus  zu  Berlin  übertragen, 

l'eber  die  Eigenschaft  des  kgl  Opernhauses  als  eines 
Denkmales  brauchen  wir  im-  liier  nicht  weiter  zu  ver- 
breiten; Niemand  wird  diesen  Nachweis  von  uns  verlangen. 
Doch  wollen  wir  nicht  unterlassen,  einige  Gesichtspunkte 
für  die  Bedeutung  des  Werkes  im  Stadlbilde  und  Inr 
seinen  geschichtlichen  Wert  zu  erörtern.  Beides  führt 
un-  von  selbst  in  die  Zeit  seiner  Entstehung  unter  Fried- 
rich dem  Großen. 

Das  königl.  Opernhaus  ist  das  erste  monumentale 
Werk,  das  Friedrich  unmittelbar  nach  Antritt  seiner  Regie- 
rung in  Angriff  nahm,  als  die  erste  derjenigen  -einer 
Schöpfungen,  die  zu  der  vornehmen  Erscheinung  der 
heutigen  Kaiserstadt  das  Meiste  beilragen.  Die  Freude 
an  der  Musik,  die  ihm  in  der  Jugend  trübselige  Stun- 
den verschönte,  ließ  bei  der  ersten  Anwesenheil  111  Dres- 
den, besonders  nach  der  personlichen  Bekanntschaft  mit 
Graun  den  Plan  eine-  großen  Theater-  entstehen,  dessen 


Vorläufer  in  Rheinsberg  bereits  ins  Werk  gesetzt  wurde,  entworfen  war,  nahm  von  vornherein  an  Allem  den  größten 

Knobeisdorff  hatte  unausgesetzt  das  Projekt  im  Auge  be-  Anteil,  ja  Knobelsdorff  begleitet  seinen  Entwurf  mit  den 

halten  und  nur  kurze  Zeit  nach  dem  Tode  Friedrich  Worten:  „j'ai  l'honneur  de  presenter  ä  Votre  Maieste  les 

Wilhelms  I.  gedachte  der  junge  König  ein  Opernhaus  neben  Plans  de  la  Maison  de  l'Opera  qu'F.lle  a  formes  Ellc-mCme 

der  Kurfürstcnbrflckc  (auf  der  Stelle  desjenigen  Marstalls)  et  dont  il  Lui  a  plu  de  mc  conficr  lExccution". 
erbauen  zu  lassen.    Die  Entscheidung  aber  fiel  erst  im         Mag  man  diesen  Satz  auch  nicht  im  weitgehendsten 

Herbst,  als  Friedrich  vom  kronprinzlichen  Palais  aus  einen  Sinne  auffassen,  so  mahnt  er  doch,  die  größte  Pietät 

froOen  freien  Platz  entdeckte,  der  das  Theater  in  die  gegenüber  einem  Werke  zu  wahren,  das  der  große  König 

lucht  der  Linden  bringen  mußte.  Der  König  rückte  das  mit  so  viel  Liebe  verfolgte.    Das  blieb  auch  in  der  Folge 

Haus  mit  voller  Ueberlcgung  gerade  an  diese  Stelle,  ob-  so,  als  die  großen  Mittelfürdie  Ausfahrung  zu  beschaffen 

schon  dieselbe,  wie  ein  Blick  auf  den  alten  Stadtplan  lehrt,  waren,  deren  Aufbringung  den  König,  wie  seine  Briefe 


sehr  ungünstig  war  und  erst  die  Verlegung  des  alten 
Festungsgrabens  erforderte  (s.  Abbildg.  4).  Gerade  hieraus 
aber  möchte  man  schließen,  daß  Friedrich  mit  seinem 
Freunde  Knobclsdorff  schon  damals  einen  größeren  ein- 
heitlichen Plan  für  eine  monumentale  Bebauung  der  Lin- 
den mit  der  Anlage  eines  sogen.  Forum  Fridericianum 
im  Auge  hatte!  — 

So  erhalt  dieses  Haus  plötzlich  eine  höhere  Bedeutung, 
weil  in  der  Wahl  " 


Plaues  gerade  der  Aus 
gangspunkt  für  die 
weiteren  Verschöne- 
rungen Berlins  zu  er- 
blicken ist  Auf  einem 
Stiche  Roscnbcre's  vom 
Jahre  1780  (s.  Abbildg.  7) 
zeigt  sich  denn  auch, 
in  welch'  wirkungsvoller 
Weise  die  Oper  mit  dem 
Palais  des  Prinzen  Hein- 
rich, mit  dem  Zeughaus 
und  dem  gegenüber  lie- 
genden Kronprinzenpalais 
eine  großartige  Gruppe 
bildet,  das  Herz  der 
alten  via  triumphalis 
der  preußischen  Könige. 
In  diesem  Sinne  ist  das 
Opernhaus  ein  histo- 
risches Denkmal,  das 
einem  der  wichtigsten 
und  schönsten  Teile  der 
Stadt  mit  sein  Gepräge 
gegeben  hat  und  auf  das 
Engste  mit  der  Fürsorge 
Friedrichs  d.  Gr.  für  seine 
Residenz  zusammenhängt. 

Aber  Buchkünstlerisch 
ist  es  ein  bedeutsames 
Werk,  da  Knobeisdorff       Abb.  a.   Urumlnß  de«  Oprrnlnuv* 
der  Meister  des  Schlusses  ™ch«J«»Pl«n  von  U.W  v.  KnoM-.. 

1741.  I  !siix  k  (ursprünglicher 
Zu-land) 

b  K.t.lnetlr.    d  Klume  für  die 
Schju»|nclci.   e.  K.1iii|;l  Loee. 


doiif. 


beweisen,  unausgesetzt  im  Felde  beschäftigte. 

Zu  allen  Zeiten  ist  es  anerkannt  worden,  daß  das 
Opernhaus  in  seiner  schlichten  Vornehmheit  als  eine 
der  edelsten  Schöpfungen  der  damaligen  Zeit  gelten  muß  und 
auch  heute  noch  durch  die  feine  Abwägung  des  Maßstabes 

von  großem  Eindruck  ist. 
Aus  der  Geschichte  der 
Oper  nur  kurz  das  Fol- 
gende. Nachdem  die  ersten 
Pläne  noch  im  Jahre  1740 
entstanden,  begann  man 
mit  dem  Bau  selbst  1741 
und  am  7.  Dezember  1743 
konnte  bereits  Graun's 
Oper:  „Cäsar  und  Cleo- 
patra" gegeben  werden. 
Kurz  nach  dem  Tode 
Friedrichs  II.  ließ  sein 
Nachfolger  durch  Lang- 
hans den  Acltcren,  den 
Architekten  des  Branden- 
burger Tores,  einige  Ver- 
besserungen vornehmen, 
die  eine  Beringe  Verbrei- 
terung der  Bohnenöff- 
nung, eine  bessere  An- 
ordnung der  Logenwände 
und  das  Zurückrücken  der 
Galeriestützcn  sowie  die 
Einfügung  der  großen 
Mittell  ;oge  für  den  Hof 
betrafen.  Su  blieb  das 
Haus  unwesentlichen,  bis 
V  gi  die  Hrand  von  1 8  13 
eine  gründliche  Wieder- 
herstellung durch  Lang- 
hans d.  Jüng  ,  den  Archi- 
tekten des  KaiserWilhelm- 
Palais,  erforderte,  derun- 
Abb.  3.  UiuiidriB  de«  (>p«rnlmu«e*  ter  tunlichster  Schonung 
natli  dem  Umbau  von  1787  u  von  1843  ,jes  Alten  zur  Erziclung 
<Arch  Langhan,,  Vater  und  Sohn.)  bedeckter  Treppen-Auf- 
,SJ,I  den,  »ndhehen  Anbau  von  .869.)  Jfe    R££,itc  jer 

A  Apollo  -  (Kutuerti  Sud.   K.  Zusibauei-    1     °     ;.       vrrlrtrte  und 
.«um   C  Bahne.  D.  Vorraum.  I  .angseiten  \  erlegte  und 

als  weitere  Zutat  1869  drn 

7r^»<"   kleinen  Ausbau  der  Hahne 

an  derSüdseite  ausfahrte. 

Trotz  dieser  Wandlun- 
gen blieb  die  U(>er  in 
ihrer  klassischen  Gesamt- 
erscheinung  im  Großen 
und  Ganzen  unberührt 
und  behauptete  ihren  Platz 
in  dem  alten  historischen 
Stadtbildc,  zugleich  ein 
Merkstein  der  künstleri- 
schen Bestrebungen  Frie- 
drichs des  Großen.  Auf 
das  Bild  der  Linden,  wie 
es  so  dasteht  und  wie 
es  mit  der  Entwicklung 
Prcussens  historisch 
geworden  ist,  haben 
unseres  Erachtens  auch 
die  Stadt  und  das  Volk  ein  Anrecht,  über  das  man  nicht 
ohne  Weiteres  zur  Tagesordnung  Obergehen  sollte  (Abb.  7). 

Wenn  auch  das  Haus  heute  nicht  mehr  den  Anforde- 
rungen des  modernen  Theaterbetriebes  genügen  mag,  so 
sollte  man  es  jedenfalls  erhalten  als  ein  Zeugnis  der 
Zeit  und  des  Wirkens  des  Großen  Königs.  Ware 
es  doch  zweifellos  leicht,  unter  etwaiger  Beseitigung  des 
neueren  Bühncnanbauc«  das  Innere  im  Sinne  KnolieN- 
dorff's  (nr  festliche  Veranstaltungen  nach  Art  der  Kedouten 
und  Subskriptionsbälle  beizubehalten  und  die  ehemaligen 
Kolonnaden  der  Buhne  wieder  herzustellen. 

Man  entmin  sich  der  lebhaften  Kample,  die  vor 
Jahren  in  Köln  um  die  Wiederherstellung  der  Porta 


zu  Sanssouci  —  der  den 
hervorragendsten  Archi- 
tekten des  18.  Jahrh  bei- 
gezählt werden  muß.  die- 
sen Bau  durch  die  Eigen- 
art der  Anlage,  durch  die 
Schönheit  aller  Verhält- 
nisse und  durch  die  liebe- 
volle Durchführung  im 
Einzelnen  zu  einem  Werke 
ersten  Ranges  geschaffen 
hat.  Stilistisch  brach  er 
dabei  mit  der  trockenen 
Architektur  der  Gcrlach 
schcnRichtung  und  machte 
für  uns  die  Oper  zu  einem 
Schöpfungsbau.  Mit  wel- 
cher leinen  Abwägung  die 
architektonischen  Glieder 
geformt  wurden,  dafür 
zeugen  die  Originalradic- 
rungendes  Arch.  Funcke 
in  Augsburg  (1743),  dem 

damals  alle  Pläne  und  Bauzeichnungen  zur  Verfügung  ge- 
stellt waren.  „C'est  la  Magnificencc  d'un  Kdificc  bati  ä 
I' Antique,  qiie  les  plans  de  ccs  fcuilles  representent", 
so  lautet  die  Aufschrift  des  ersten  Blattes  seiner  Vcr- 
Ollentlu  liung:  und  bei  der  Wiedergabe  des  Purtikus  ist 
ausdrücklich  hervorgehoben,  daß  die  korinthische  Säulen- 
slelluim,  die  nach  keiner  bestimmten  Kegel  sich  richtete, 
lediglich  der  l  .e-amtwirkung  des  Gebäudes  angepaßt  ist. 
!>»■  Au-fiihruni:  dieser  Vorhalle  in  Werkstein  Obertraf  Alles, 
was  bis  dahin  in  dieser  Art  in  Deutschland  nder  Frankreich 
entstanden  war.  Der  König,  nach  dessen  Idee  das  Opern- 
haus iisiterVel'einigung  des  Zuschauerraumes  mit  Apollosaal 
und  Buhne  zu  einem  gewaltigen  Festsaal  (vermöge  Hebung 

des  Parterres),  der  öffentlichen  Redouten  dienen  sollte,  Paphia  auf  dem  Domplatz  geführt  wurden,  obwohl  nur 
158  No  ab. 


Uni.  d< 
l.imlru 


Hai.  «I.  Matajr,  0|*-ro- 
v.  Schwedt. 

Abb  4.   Lagcplan  der  Streekc  vom  Luatgartcn  bis  <u  den  Linden.  174a. 


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tum 

,Vr,Jrf 

Abb.  5.   Hanptfront  dr»  Opernhauaet  Unter  den  Linden  im  unprOngl.  Zualande  (Arch.:  Knobeladorf  f). 


Abb.  6.    Anweht  de»  Opernhauaes  von  Oden  her.    (Nach  einer  Zeichnung  von  Hintie  )    Vm  1830. 


noch  ganz  geringe  Spuren 
der  römischen  Anlage  vor- 
handen waren ;  wir  haben 
vor  Kurzem  die  erregten 
Auseinandersetzungeneriebt, 

die  um  die  Wiederherstellung 
des  alten  I.usthauscs  in 
Stuttgart  stattfanden  —  in 
beiden  Fallen  trotz  mangeln- 
der Erfolge  ein  ehrendes 
Zeugnis  für  den  gesunden, 
pietätvollen  Sinn  der  Bevöl- 
kerung. Und  dabei  sollte  man 
in  einer  Zeit,  die  derWieder- 
hcrstellung  der  Saalburg  und 
dem  Ausbau  der  Hohkönigs- 
burg  ein  so  weitgehendes 
Interesse  entgegen  bringt, 
mitten  in  der  Hauptstadt  des 
1 -anHes  eine  Schöpfung  des 
großen  Königs  angreifen 
wollen?  Undenkbar! 

Ganz  unabhängig  von  der 
Frage  eines  Neubaues  er- 
hoffen wir  entschieden  das 
Eintreten  allerFreunde 
der  Denkmalpf  lege  und 
des  I Iciniatsch ut zes  f flr 
dicErhaltungdeskönigl. 
Opernhauses,  Ober  das  wir 
unterschreiben,  was  in  dem 
Werke  „  Berlin  und  seine  Bau- 
lcn"(  1806)  bei  Erwähnung  der 
Notwendigkeit  einer  neuen 
Oper  gesagt  wird:  „Dem 
alten  Hause  wird  sein  künst- 
lerischer Wert  für  immer 
verbleiben.  Er  ist  ihm  ge- 
sichert durch  die  kunstge- 
schirhtliehr  Bedeutung  der 
Knobelsdorf 'sehen  Fassaden 
und  durch  die  unübertroffene 
Wirkung  des  Zuschauerrau- 
mes, der  sich  allen  moder- 
nen Schöpfungen  gegenüber 
behauptet  hat". 

I*.  Walle. 


Krami>rm/1.  PaUi* 
(Aren.  Grrlarht. 


Orn-ifihau« 
( Arrtl.  KnutirUtJoitr J 


I.inürtullr«-. 


Palnl«  Prin»  Hritirkh 
(Arth.  Kmibtlidoilf ) 


K':.     !     /■  .Julie. 

(Xtttag,  s>c|iliiu  1 .  <lc  Hodti 


Abb.  7.   Blick  nach  den  Linden  von  Osten  her.    iStich  von  Ko«enhctg  >   t'm  1780. 
30.  März  1904 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Mlttelrhelnlscher  Arch.-  u. 
Ing.  Verein.  (Schluß).  In  der 
7.  ordentl.  Wintcrversamml. 
am  9.  Nov.  v.  J.  wurde  nach 
F.rledigungdesgcschäftlichen 
Teiles  durch  den  Vorsitzen- 
den Hrn.  Imroth  und  durch 
Hrn.  Schmick,  die  beiden 
Abgeordcten  des  Vereins, 
Mitteilungen  Ober  die  dies- 
jährige Abgeordneten  -  Ver- 
sammlung des  Verbandes  in 
Dresden  gegeben. 

Dic8.ord.Vers.  am  23.  Nov. 
v.  J.  war  besonders  zahlreich 
besucht.  An  die  Vorbespre- 
chung eines  Antrages  des 
ürtsvercins  Wiesbaden  we- 
gen Bemessung  des  Jahres- 
beitrages für  das  Jahr  1904 
schlössen  sich  die  Mitteilun- 
gen des  Hrn.  Wagner  über 
den  IV.  Denkmalpflege- 
tag in  Erfurt.  Der  Vortra- 
gende gab  in  kurzen  Zügen 
ein  Bild  über  die  dort  zur 
Verhandlung  gekommenen 
Gegenstände  und  hob  im  Ein- 
gang die  nn  ersten  Male 

bei  «lern  IVnkmalpflcgetjg  in 

Erfurt  Ktattfebkbte  otfizJeUe 
Vertretung  der  Archilcktcn- 
vereme  und  die  Bedeutung 
dieser  Tatsache  lur  die  künfti- 
gen Tagungen  dieser  Art  her- 
vor. Eingehendere  Würdi- 
gung erfuhren  die  von  Mini- 
sterialrat von  Biegeleben  in 
Erfurt    vorgetragenen  Dar- 

•59 


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legungen  übcrdicAusführungdeshcssischenDcnkmalschutz- 
Gcsctzcs,  die  seither  durch  Bestellung  von  Dcnkmalpflcgcrn 
lOr  Baudenkmäler  und  Altertümer  eingetretene  Organisa- 
tion und  deren  für  die  Folge  geplanter  Ausbau  durch  Be- 
stellung v»n  Hilfsarbeitern  für  die  Denkmalpfleger  und  Be- 
rufung von  Vertrauensmännern  aus  dem  Laienstandc.  Da 
für  die  Gewinnung  der  erstgenannten  Kräfte  der  Mittclrh. 
Arch.-  u.  Ing.-Vcrein  nach  einer  von  dem  Ministerium  des 
Inneren  ihm  übersandten  Denkschrift  zur  Mitwirkung  be- 
rufen ist,  Schlott  sich  an  die  Ausführungen  des  Vortrages 
eine  längere  Aussprache,  in  deren  Verlauf  auf  Ersuchen 
des  Vorsitzenden  Hr.  Min.-Kat  v.  Bicgeleben  das  Wort 
ergriff  und  die  Ziele  der  erwähnten  von  ihm  verfaßten 
l>cnkschrift  eingehend  erläuterte  und  den  Verein  und  seine 
Mitglieder,  insbesondere  die  jüngeren,  zur  tätigen  Mitarbeit 
an  der  praktischen  Denkmalpflege  und  Inventarisation 
aufforderte.  Auch  die  Denkmalpfleger  für  Baudenkmäler, 
die  Hrn.  Wickop,  Pützer  und  Walbc,  wiesen  auf  den 
bereit*  empfundenen  Mangel  an  freiwilligen  Hilfsarbeitern 
hin,  wofür  Privatarchitekten,  städtische  und  staatliche  Bau- 
beamte, namentlich  die  jüngeren,  für  geeignet  erachtet 
wurden.  Auf  Vorschlag  des  Vorsitzenden,  den  auch  Hr. 
I.andsberg  warm  befürwortete,  wurde  beschlossen,  ein 
Rundschreiben  mit  entsprechender  Aufforderung  an  alle 
Vereinsmitgliedcr  ergehen  zu  lassen. 

Anregend  war  auch  die  am  7.  Dez.  v  J.  abgehaltene 
q.  <>rd.  Versammlung,  in  welcher  nach  Mitteilungen  des 
Vorsitzenden,  Hrn.  Imroth,  über  die  von  dem  Magdeburger 
und  Hamburger  Verein  gelieferten  Bearbeitungen  über 
Kleinwohnungen  Hr.  Bergrat  Dr.  Steuer  über  die  neueren 
praktischen  Arbeiten  in  der  Geologie,  insbesondere 
über  deren  Verwertung  bei  der  Ausbildung  der  Bauinge- 
nieure sprach.  Redner  streifte  die  Entwicklung  der  prakti- 
schen Geologie  aus  dem  Bergbau  in  Sachsen  und  im  Harz, 
insbesondere  aus  den  Anregungen,  die  der  Mansfeldcr 
Bergbau  lieferte,  erläuterte  sodann  die  hiernach  eingeführten 
Bezeichnungen  und  die  Bestimmungsmcthodcn  Die  peiro- 
graphische  und  palilontologische  Methode  wurden  hier  ge- 
nannt; erstere  sei  aus  dem  Gesteinsvorkommen,  letztere 
aus  den  in  den  Gesteinen  nachgewiesenen  1-ebcwcsen  ab- 
geleitet. Großer  Wert  sei  den  mikroskopischen  Unter- 
suchungen beizulegen.  Die  Ziele  der  Geologie  für  den 
Unterricht  und  die  Ausbildung  der  Ingenieure  seien  dahin 
zusammenzufassen:  Kürzere  Behandlung  der  allgemeinen 
Geologie,  weil  der  Student  zum  Begreifen  derselben  keiner 
besonderen  Anleitung  bedürfe;  eingehender  Unterricht  in 
der  Formationskundc  unter  besonderer  Berücksichtigung 
der  für  den  Ingenieur  so  wichtigen  praktischen  Gesichts- 
punkte; Schilderung  der  einzelnen  Gebirge  durch  topo- 
graphische Geologie.  In  Ergänzung  derVoricsungen  mußten 
hinzutreten  die  Uebungen  Endlich  sei,  soweit  nötig,  der 
geologische  Unterricht  mit  der  Baumaierialienkunde  zu  ver- 
binden. Nach  Vorzeigung  von  Profilaitfnahmen  und  Ober- 
flächen-Durchschnitten und  Erläuterung  der  Anfcrtigungs- 
weise  durch  die  Studierenden  Schlott  der  Vortragende  seine 
Ausführungen  mit  einem  Hinweis  auf  die  mustergültige 
Hinrichtung  von  geologischen  Exkursionen  an  der  Wiener 
technischen  Hochschule.  Der  Vorsitzende  knüpfte  daran 
noch  einige  Bemerkungen  über  die  von  ihm  beobachtete 
geologische  Schulung  der  Beamten  und  Leute  aus  dein  Volk 
in  Württemberg,  die  vom  Vortragenden  bestätigt  wurde. 

Am  at.  Dez.  v.  .1-  (and  die  ;jg  Hauptvers  mit  25  Mit- 
gliedern statt  Nach  Begrüßung  und  geschäftlichen  Mitteilun- 
gen, der  Vorlage  des  Berichts  über  die  Vcrcinstätigkeit  und 
Erstattung  des  Kassenberichtes  ging  man  zur  Beratung  des 
Antrages  des  t  irtsv  ereins  Wiesbaden  (Iber,  die  Rechnungs- 
führung für  den  Mittelrhem.  Aich  •  und  lug  Verein  und 
für  den  Darnistädler  Ortsvcrein  zu  trennen  und  di-m  Er- 
gebnis entsprechend  den  Vercmsbcitnu,  zu  bestimmen  Es 
wurde  beschlossen,  dem  Antrag  stattzugeben,  soweit  es 
jetzt  möglich  isi,  den  Gcsamtvcrcin  von  den  Ausgaben 
für  die  Veranstaltungen  in  Dannsta.lt  (mit  Ausnahme  der 
Hauptversammlung  zu  trennen  und  bei  Festsetzung  des 
Beitrages  für  die  folgenden  Jahre  eins  Ergebnis  der  ge- 
trennten genauen  Kasscnfuhruug  als  Grundlage  zu  nehmen. 

Darauf  crfolctc  die  Wahl  von  4  neuen  Aus»ehutt-Mit- 
glicdctu,  der  Ihn  Stegmayer,  Knapp,  läger  und 
l'.erndt,  sow  ie  des  Vorsitzenden,  welche  wieder  auf  Ilm 
Imroth  fiel  Hr.  Hol  mann  regte  die  Veranstaltung  von 
Vereins-Wcttbewerben  an.  111  welchen  als  Aufgaben 
das  Entwerfen  oücntlichcr  Gebäude  und  hervorragender 
l'rivatbaiiten  im  l-andc  im  Einvernehmen  mit  den  Bau- 
herren gestellt  werden  sollten  Dieser  dankenswerten  An- 
regung soll  naher  getreten  werden.  II.  W. 

Vermischtes. 
Zur  Frage  des  teilbaren  Zuschauerraumes  In  Theatern 

sei  bemerkt,  daß  ein  solcher  sich  seit  mehr  als  10  Jahren 
ausgeführt  im  „  Audilori  um -Gebäude "  zu  Chicago 

160 


befindet.  In  diesem  Opernhaus«  können  die  beiden 
obersten  Galerien  einzeln  durch  Klappdecken  (covcsi  von 
dem  übrigen  Zuschauerraum  abgeschlossen  werden.  Ver- 
anlassung zu  dieser  Anordnung  gab  zunächst  der  Umstand, 
daß  auf  volle  Besetzung  des  5 — fiooo  Personen  fassenden 
I  lauses  nicht  immer  zu  rechnen  war.  Nach  eigener  Ueher- 
zeugung  ist  die  Akustik  im  Falle  des  verkleinerten  Hauses 
eine  gleich  vorzügliche  wie  bei  voller  Besetzung.  Der 
Erfinder  der  dort  erstmals  aufgetauchten  und  angewandten 
Idee  ist  ein  Deutscher;  Inc.  Müller,  damals  Burcauehcf 
der  Architekten  Adler  Ar  Sullivan  in  Chicago  — 

Julius  Beeckmann.  Arch.  in  München 


Preisbewertiungen. 

Ideen -Wettbewerb  herrschaftliche«  Wohnhau»  Honnef 

a.  Rh.  Es  handelt  sich  um  eine  anziehende  Aufgabe:  um 
Entwürfe  für  ein  freistehendes  herrschaftliches  Wohnhaus, 
sowie  für  ein  Fortierhaus  mit  anstoßendem  Gewächshaus. 
Die  Außenansichien  sind  in  Sandstein  oder  Verputz  an- 
zunehmen. Die  Bausunime  darf  ausseht.  Heizungs-  und 
Belcuchtungs- Anlagen,  sowie  Möbeln  höchstens  die  Summe 
von  100000  M.  erreichen.  Das  Programm  enthält  u.a.  die 
Bestimmung:  „Es  können  auch  ein  Architekt  und  ein 
Innendekoraleur  die  Entwürfe  gemeinsam  ausarbeiten  und 
einreichen".  Diese  Möglichkeit  hätte  wohl  nicht  angeführt 
zu  werden  brauchen,  denn  jeder  Architekt,  der  in  der 
Lage  ist,  einen  Entwurf  zu  fertigen,  der  künstlerisch 
besteht,  wird  unter  keinen  Umständen  den  inneren  Aus- 
bau aus  der  Hand  geben,  umso  weniger,  als  er  den  viel- 
leicht anziehendsten  Teil  des  Hauses  bilden  kann.  Das 
Arbeitsausmaß  ist  etwas  reichlich;  es  werden  nicht  nur 
sämtliche  geometrischen  Zeichnungen  1  :  100  verlangt,  son- 
dern auch  zwei  perspektivische  Ansichten  des  Tlausrs 
in  Federzeichnung  oder  farbiger  Behandlung,  so- 
wie einige  perspektivische  Skizzen  der  Inncnraume,  jeden- 
falls der  Diele,  gleichfalls  in  Federzeichnung  oder  farbiger 
Behandlung  zur  Bedingung  gemacht,  Uebcr  die  Erteilung 
des  Bauauftrages  ist  jedoch  nichts  bemerkt  Zwei  An- 
sichten der  Umgebung  der  Baustelle  ergänzen  in  erwünsch- 
ter Weise  die  Unterlagen.  — 

Neubau  für  die  westpreuDlsche  Provlnzial-Landschafts- 
Dlrektlon  In  Danzlg.  Die  Entscheidung  in  dem  ausge- 
schriebenen Fas«adeti-Wet!hewerb,  dessen  Jurv  u  a  Geh, 
Brt.  Dr.  Steinbrecht  in  Marienburg  und  Stadtbrl.  I.udw. 
Hoffmann  in  Berlin  angehörten,  ist  folgendermaßen  aus- 
gefallen: Unter  144  Entwürfen  erhielt  den  I  Preis  von 
2000  M.  der  Entwurf  „inidrun"  des  Hrn.  Arch  Kurt 
Hempel  in  Dresden,  den  II.  Preis  von  1000  M  der  Ent- 
wurf „Straff  im  Sistem"  des  Freih.  von  Tettau  in  Berlin, 
einen  III.  Preis  von  je  500  M.  die  Hrn.  Arch  Dr.  Wilhelm 
Jung  in  Schöneberg  in  Gemeinschaft  mit  Fritz  Beyer  in 
Berlin,  sowie  Felix  Krüger  in  Berlin  Zum  Ankauf  wur- 
den die  Entwürfe  der  Arch  l'aul  Speer  in  Berlin  und 
Max  Hummel  in  Kassel  vorgeschlagen.  - 

Wettbewerb  Festhalle  Landau.  Den  I  Treis  von  3000  M. 
erhielt  Hr.  Aich.  Ilcinr.  I.ompel  in  München,  den  II  l'reis 
von  2000  M  Hr.  Arch.  Willi  . Scherer  in  Mannheim,  den 
III  Preis  von  1500M  Hr.  Arch.  Eriedr.  titln  in  Kirn  a  d  N 
Außerdem  wurden  drei  weitere  Entwürfe  der  Hrn.  Herrn. 
Görke  in  Düsseldorf,  F.  Werz  und  Paul  llubt  r  in  Wies- 
baden  und  Otto  Kotitz  in  Kassel  angekauft 

Wettbewerb  Stadttheater  Gablonz  a.  N.  Den  II.  l'reis 
errang  llr  Wenzel  Bürger  in  Chemnitz,  den  III  Treis 
die  Ilm  K  Ba.lstieber  und  K.  Keiner  in  Wien. 

Einen  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  höhere 
Töchterschule  In  Kleln-Zabrze  erläßt  der  Gemeindevorstand 
unter  Verheißung  dreier  Preise  von  tooo,  750  und  y»  M  — 

Wettbewerb  höhere  Töchterschule  Pasewalk.  Es  muß 
heißen  attstatl Gcnschc!  „V  Fredorf :  Gensehel \  Fresdorf. 

Bnef-  und  Fragekasten. 

Antrauen  an  den  Leserkreis. 
F.ine  «t.ldtische  Stralle  iwisehen  dem  Bahnhof  und  »tark  be- 
triebenen Steinbrüchen  und  mit  einem  Gelitte,  da»  streckenweise 
auf  11  —  13".,  steict,  soll  eine  Befestigung  erhallen,  die  den  80  Ins 
100  Ztr.  schweren,  stark  gebremst  beiqab  itehcnden  Steinfuhrrii 
widersteht.  F.ine  Befestigung  mit  Schntterdn  ke  auf  Steii  packung. 
deren  Herstellung  allerdings  «ehr  n  schwer!  war,  da  die  Sil  »In- 
dern Veikehr  nicht  entrugen  weiden  konnte,  hat  sich  nicht  ge- 
halten. Schon  nach  1  1  Jahr  war  die  gan/r  IVcke  abgefahren  und 
die  Fahrbahn  kommt  ftbeihaupt  nicht  mehr  zur  Ruhe  Mit  weh  heu 
Hilfsmitteln  Witt  hier  ein  beledigender  /»stand  zu  schaffen  ■ 
Madtbmsti   K.  K   in  Kirn  a  Naiie. 

Inhalt:  Zur  Kiluhunir  <l»s  ks"  <  nwrehjust«  m  Herii»  -  M<l«iknur* 
aus  Wri  iiier..  --  Vr  1:11  isi  hn  -i.  —  Prembrwer  bunten  —  t s i  tri  -  utiil  Kragekaktm 

Vei'  ,l<-i  ts-uls.hen  HiiueitiiTV,  1.  ra  I'  II..  Beul«.  Fm  die  Hcdnklion 
vet -Ltwortl    Allx-rt  llulnionn,  Hrilm.    1  •  1  c •  W  v,"i  Wilh.  liinr.  IU-  Im. 

No.  jb. 

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=  D  EUTSC  H 


ESCHAFTSHAUS  DER 
HANDELSKAMMER 
IN  DÜSSELDORF  * 
*  *  *  ARCHITEKT 
1IERM.  VOM  ENDT 
IN  DÜSSELDORF  * 
ANSICHT  DER  VOR- 
DERFASSADE *  *  * 
E  BAUZEITUNG  = 


XXXVIH.  JAHRGANG  1001    *  N< 


Google 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  27.  BERLIN,  DEN  2.  APRIL  1904 

Geschäftshaus  der  Handelskammer  in  Düsseldorf. 

Architekt:  Hermann  vom  End«  in  Düsseldorf,  (lticmi  »in»  Biiiibctia^,  »owie  dir  MMdmfm  &  165.) 

Pfälzer  Sandstein,  der  eine  angenehme  gelblich  rote 
Farbe  hat,  verwendet  worden. 

Von  der  in  den  Portalbogen  eingebauten  Freitreppe 
gelangt  man  in  die  Eintrittshalle  is.  Abbildg.  S.  165), 
deren  Abmessungen  71»  zu  it,2m  betragen  und  die 
als  Diele  mit  Holzpaneelen  und  einer  Balkendecke  aus- 
gestattet ist:  ein  breiter  Treppenaufgang  fahrt  zum 
I  Obergeschoß.  An  diese  Halle  schließen  sich  nach 
der  Straße  zwei  Kommissions-Zimmer  an,  welche  in 
Verbindung  mit  der  Halle  zu  kommerziellen  Zwecken, 
wie  Börsen-Versammlungen  usw,  Verwendung  finden 
können.  Von  der  Halle  aus  gelangt  man  in  die  Ge- 
schäftsräume der  Kammer,  welche  nach  dem  Garten 
zu  gelegen  sind  und  aus  einem  großen  Bureauraum, 
einem  Zimmer  für  den  Präsidenten  nebst  Vorzimmer  und 
einem  geräumigen  Arbeitszimmer  für  den  Geschäfts- 
führer bestehen.  Außerdem  befinden  sich  im  Erdge- 
schoß noch  Toilettenräumc  und  das  Nebentreppenhaus. 
In  dieser  Anordnung  ist  die  Grundrißanlage  eine  außer- 
ordentlich einfache  und  natürliche. 

Ucber  die  von  der  Halle  ausgehende  1,7™  breite 
Treppe  gelangt  man  in  das  I.  Obergeschoß,  in  wel- 
chem nach  der  Straße  zu  der  große  Sitzungssaal  mit 
einem  Nebenraum  für  das  Publikum  und  nach  der 
Gartenseite  die  Bibliothek,  das  Lesezimmer  und  ein 
Arbeitszimmer  für  tlen  Assistenten  mit  Vorzimmer, 
außerdem  noch  Garderobe  und  Toilettenräumc  liegen. 
Der  Sitzungssaal  hat  eine  reiche  Ausstattung  mit 
Holzpaneclen  und  Holzdcckc  erhalten,  die  Wände 
sind  mit  rotem  Stoff  bespannt.  In  den  Fenstern  des 
Sitzungssaales  sind  in  Buntverglasung  die  Wappen 
von  Preußen,  der  Rheinprovinz,  der  Stadt  Düsseldorf, 
sowie  der  zum  Handelskammer-Bezirk  gehörigen  Städte 
Hilden,  Gerresheim,  Kaiserswert  und  Ratingen  ange- 
bracht. Das  II  Obergeschoß  und  das  darüber  liegende 
Giebelgeschoß  sind  von  der  Wohnung  des  Geschäfts- 
führers der  I  landelskammcr  eingenommen,  welche  durch 
eine  Nebentreppe,  die  durch  das  ganze  Haus  führt,  zu- 
gängig ist.  Im  tiefen  Erdgeschoß  liegt,  von  der  Straße 
unmittelbar  zugängig,  die  Wohnung  des  I  lausmeisters. 
Das  Haus  wird  durch  eine  Zentralheizung  erwärmt  und 
ist  sowohl  mit  das  als  auch  mit  elektrischem  Licht  ver- 
sehen. Das  Ziel  würdiger  Repräsentation  ist  in  seiner 
Gestaltung  gut  erreicht.  — 

161 


[Is  die  Düsseldorfer  Handelskammer  den  Plan 
faßte,  ein  eigenes  Geschäftshaus  zu  bauen, 
!  ging  der  mit  dem  Entwurf  betraute  Architekt, 
Hr.  H.  vom  Endt,  von  dein  Gedanken  aus, 
für  einen  Handelskammer  -  Bezirk,  in  dem 
Handel  und  Industrie  in  so  hoher  Blüte  stehen,  ein 
Gebäude  zu  schaffen,  welches  -  nicht  allein  die  Ge- 
schäftsräume der  Kammer  aulzunchmcn  bestimmt  Wir, 
sondern  nebenbei  auch  die  äußere  Repräsentation  der 
Körperschaft  übernehmen  konnte. 

Die  für  diesen  Zweck  angekaufte  Baustelle,  mitten 
im  regsten  Handel  und  Wandel  in  der  Graf  -  Adolf- 
Straße  gelegen,  mit  einer  Straßenfront  von  nur  16 m, 
ließ  dem  Architekten  für  die  Entfaltung  seiner  Pläne, 
soweit  sie  sich  auf  die  äußere  Gestaltung  der  Front 
beziehen,  keinen  besonders  großen  Spielraum.  Was 
der  Baustelle  an  Breite  fehlte,  mußte  durch  dieTicfen- 
und  Höhenentwicklung  des  Gebäudes  ersetzt  werden. 
Der  Künstler  hat  sich,  um  dies  erreichen  zu  können, 
die  in  den  Hansastädten  noch  heute  zumteil  vor- 
handenen alten  Gildehäuser  zum  Muster  genommen 
und  das  sich  malerisch  in  das  Straßenbild  einfügende 
Giebelhaus,  bei  welchem  der  First  des  Hauses  nicht 
parallel,  sondern  senkrecht  zur  Straße  gerichtet  ist, 
in  neuer  Form  erstehen  lassen. 

Die  äußere  Architektur  ist  frei  in  loser  Stein- 
schichtung so  gestaltet,  daß  in  ihr  die  innere  Raum- 
anordnung leicht  erkenntlich  ist 

Um  dem  Eingang  ein  charakteristisches  Gepräge 
zu  geben,  ist  die  Treppe,  welche  zum  hohen  Erdge- 
schoß hinauf  führt,  frei  in  einen  mächtigen  Portal- 
bogen als  Doppeltreppe  eingebaut.  Ueber  den  Fenstern 
des  I.  Obergeschosses,  in  welchem  sich  der  Sitzungs- 
saal befindet,  sind  die  Embleme  von  Handel,  Industrie 
und  Bergbau  usw.  angebracht.  Ueber  dem  II.  Ober- 
geschoß ist  eine  Loggia  angeordnet,  welche  ein  Gegen- 
stück zu  dem  Portalbogen  bildet.  Dem  Giebel  zur 
Seite  stehen  2  Sandsteinfiguren,  die  männliche  den 
Bergbau  und  die  Industrie,  die  weibliche  den  Handel 
und  die  Schiffahrt  darstellend.  Bekrönt  wird  der 
Giebel  durch  eine  in  Kupfer  getriebene  Figur  des 
I  landelsgottcs  Merkur.  Zu  der  in  rauher  und  wirkungs- 
voller Bosscnbchandlung  mit  dem  Gegensatze  feineren 
Ornamentes  gehaltenen  Eassade  ist  ein  wetterfester 


Die  Arbeiterheilstätten  der  Landes -Versicherungsanstalt  Berlin  bei  Beelitz. 


Architekten:  Schmieden  &  ßoethke  in  Berlin 
Die  technischen  Einrichtungen. 

I  icht  nur  unter  den  technischen  Einrichtungen 
der  Heilstatte  selbst,  sondern  auch  unter  An- 
lagen ähnlicher  Art  nimmt  das  Fernheizwerk 
einen  so  hervorragenden  Platz  ein,  daß  es  ge- 
rechtfertigt erscheint,  demselben  eine  einge- 
hendere Darstellung  zu  widmen,  die  wir 
arbeiter  an  diesem  Werke  verdanken. 

Das  Fernheizwerk. 

Entwurf  und  Ausführung:  Rictschcl  &  Hennebert;  »">  Berlin. 
Von  Ingenieur  Wilhelm  Vocke. 

Zur  Begründung  der  Gesamtdisposition  des  Fern- 
heizwerkes müssen  wir  nochmals  kurz  unter  Beigabc 
eines  Planes  auf  die  räumliche  Anordnung  und  Ver- 
teilung der  Anstalt  zurückkommen. 

Das  Gelände  umfaßt  rd.  140  ''*.  Es  wird  in  west- 
östlicher Richtung  von  der  Berlin-Wetzlarer  Eisenbahn, 
in  nord-sudlichcr  von  derBeelitz-Blicscndorfcr  Chaussee 
durchschnitten,  wodurch  sich  von  selbst  vier  völlig 
getrennte  Abteilungen  für  erwerbsunfähige  Manner, 
erwerbsunfähige  Frauen,  lungenkranke  Männer,  lungen- 
kranke Frauen  ergeben.  Jede  dieser  Abteilungen  soll 
nach  vollendetem  Ausbau  der  Anstalt 
drei  große  Krankenpavillons  umfassen ; 
und  zwar  sind  diese  derart  bemessen, 
daß  jeder  Männerpavillon  bei  einer 
Frontlänge  von  i68m  insgesamt  186, 
jeder  Frauen-Pavillon  bei  96™  Lange 
82  Kranke  aufzunehmen  vermag.  Die 
Anstalt  ist  also  nach  vollendetem  Aus- 
bau für  rd.  1600  Kranke  bestimmt. 

Mit  Rücksicht  auf  die  unerläßliche 
vollkommene  Trennung  der  Lungen- 
kranken von  den  Erwerbsunfähigen, 
ebenso  der  Männer  von  den  Frauen, 
auch  mit  Rücksicht  auf  die  günstige 
Verteilung  von  Licht  und  Luft  und 
auf  die  Schaffung  von  Spazierwegen 
durften  die  Gebäude  nicht  dicht  zu- 
sammengebaut, sondern  mußten  auf 
das  Gelände  nach  Möglichkeit  verteilt 
werden,  vergl.  Abbildg.  1 ,  sowie  S.  62 
in  No.  11. 

Daß  die  gewaltigen  Gebäude  mit 
Zentralheizung  versehen  sein  müßten, 
stand  von  vornherein  fest.   Denn  wel- 
ches Personal  wäre  erforderlich  gewe- 
sen, um  nur  in  einem  Männcrpavillon, 
der  150  beheizte  Zimmer  enthält,  die 
Oefcn  zu  bedienen,  ganz  abgesehen 
davon,  daß  es  galt,  den  hygienischen 
Anforderungen  in  der  vollkommensten  Weise  zu  ge- 
nügen. Nun  stand  man  aber  vor  der  Frage,  ob  es  vor- 
teilhafter sei,  jedem  einzelnen  Gebäude  mit  Rücksicht 
auf  seine  Größe  eine  selbständige  Heizanlage  zu  geben, 
oder  ob  man  für  sämtliche  Gebäude  die  erforderliche 
Wärme  an  einer,  unt.  Umst.  an  zwei  Zentralstellen  er- 
zeugen und,  Dampf  als  Träger  der  Wärme  benutzend, 
von  da  aus  verteilen  sollte. 

Die  Verwaltung  entschied  sich  zunächst  ftlr  den 
bis  dahin  fast  ausschließlich  begangenen  erstgenannten 
Weg.  Da  aber  die  Krankenpavillons,  sowie  die  Koch- 
und  Waschküchen  für  Koch-,  Wasch-,  Bade-  und  Steri- 
lisierzwcekc  unter  allen  Umständen  Dampf  vcm  ininde- 


(Foriwt/un^.) 

für  die  beiden  südlichen  Abteilungen,  welches  gleich- 
zeitig die  Licht-undKraftzentralc  bilden  sollte,  war  sogar 
schon  gerichtet,  als  beschlossen  wurde,  den  Entwurf 
im  Sinne  des  oben  an  zweiter  Stelle  genannten  Weges 
umzugestalten.  Es  ist  zu  vermuten,  daß  die  glückliche 
Vollendung  und  Erprobung  des  von  der  Firma  Riet- 
jf^.  schel  &  Hcnncbcrg  in  Dresden  erbauten  staatlichen 
Fernheizwerkes  zu  dieser  Wendung  den  ersten  Anstoß 
gab  Jedenfalls  wurde  der  Chef  genannter  Firma,  Hr. 
Kommerz. -Rat  Henneberg,  aufgefordert,  sich  über 
die  Vor-  und  Nachteile  beider  Ausführungsweisen  gut- 
achtlich zu  äußern.  Der  Raum  verbietet  es,  das  inter- 
essante Gutachten  hier  wiederzugeben:  doch  sei  es 
gestattet,  einige  wesentliche  Punkte,  die  auf  ähnliche 
Anlagen,  entsprechend  verändert,  ebenfalls  Anwen- 
dung finden  können,  hier  zu  wiederholen. 

Hr.  Henneberg  machte  u.  a.  darauf  aufmerksam, 


Abbildg. 


daß  zur  Verteilung  des  lirenmnateriales  auf  dem  Ge- 
lände, sowie  /um  Ascheiitransport ,  an  einem  kalten 
Tage  etwa  12  Wagen  mit  12  Pferden  und  25  Arbeitern 
to  Stunden  lang  angestrengt  arbeiten  müßten.  Kr 
wies  darauf  hin,  daß  die  idyllische  Ruhe  auf  dem  Ge- 
lände zerstört  und  die  Staubfreiheit  der  Luft  beein- 
trächtigt weiden  würde.  Er  beleuchtete  die  Frage  der 
Feuersgefahr,  welche  beim  Vorhandensein  von  25  Ein- 
zel-Kcssvlanlagen  in  den  Gebäuden  natürlich  ungleich 
größer  sein  würde,  als  beim  Vorhandensein  nur  einer, 
räumlich  ganz  abgetrennten  Zentralfeuerstelle;  er  gab 
tler  Befürchtung  Ausdruck,  daß  unter  Umständen  die 
den  25  Einzel-Schornsteinen  entweichenden  Vcrbren- 
stens  1,5  Atm.  Spannung  bedurften,  da' ferner  Hoch-  nungsgasc  sich  Ober  das  ganze  Gelände  ausbreiten 
druckkcssel  aus  baupolizeilichen  Gründen  in  den  Ge-  würden  und  daß  dadurch  mindestens  der  Nutzen  der 
bäuden  selbst  nicht  aufgestellt  werden  durften,  so  war  Lungenheilstätte  infrage  gestellt  werden  könnt« .  Er 
ohnehin  sowohl  für  die  beiden  südlichen,  wie  für  die  bewies  weiter,  daß  das  Anlagekapital  durch  die  Erbau- 
beiden  nördlichen  Abteilungen  die  Anlage  je  eines  ge-   ung  eines  Fernheizwerkes  nur  verhältnismäßig  wenig 


meinsamen  Kesselhauses  geplant,  von  welchem  aus 
der  Hochdruckdampf  für  Wirtschaftszweckc  den  ein- 
zelnen Gebäuden  mittels  Rohrleitungen  in  unterirdischen 
Kanälen  zugeführt  werden  sollte. 

Bereits  waren  alle  Pläne  nach  diesen  Gesichts- 


sich  vergrößern  würde,  da  die  unterirdischen  Kanäle 
zur  Aufnahme  «1er  Heizleitungen  ohnehin  wegen  der 
Wirtschaftsleitungcn  nötig  wären,  und  daß  auch  die 
dauernden  Ausgaben  für  «las  Brennmaterial  geringer 
würden,  weil  die  an  zentraler  Stelle  vereinigten  llwli- 


punkten  durchgearbeitet  und  das  Zentral-Kcsselhaus  druckkcssel  infolge  ihrer  zweckmäßigen  Befeuerung 
i6j  No.  37. 


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erheblich  kleinere  Oberflächen  zu  besitzen  brauchten, 
als  dezentralisierte  Niederdruckkessel,  deren  Wärme- 
Aufnahmefähigkeit  infolge  des  automatisch  geregelten 
Koks-Daucrbrandcs  eine  sehr  beschränkte  sei,  Endlich 
wuUte  Hr.  Henneberg  die  gegen  die  Betriebssicherheit 
und  Wirtschaftlichkeit  der  Anlage  erhobenen  Bedenken 
durch  Hinweis  au(  bereits  im  Betriebe  befindliche  An- 
lagen, insbesondere  auf  das  staatliche  Kernheizwerk 
in  Dresden,  sowie  durch  Aufstellung  einer  Rcnlabili- 
tälsrechnung,  zu  zerstreuen.  Die  Baukommission  stellte 
sich  nach  eingehender  Prüfung  auf  den  Boden  des 
Gutachtens  und  übertrug  die  Ausführung  der  Firma 
Rietschel  &  Henneberg  in  Berlin,  welche  auf  dem 
Gebiete  der  Fernheizungen  sowohl  hinsichtlich  der  Gc- 
satntanlage  als  der  Konstruktion  bahnbrechend  vor- 
gegangen war  und  der  Aufgabe  inbezug  auf  Erfahrung 
und  Leistungsfähigkeit  zweifellos  gewachsen  erschien. 

Nach  dieser  für  das  Verständnis  der  Anlage  er- 
forderlichen Einleitung  gehen  wir  nunmehr  zur  nähe- 
ren Beschreibung  über,  wobei  sich  Gelegenheit  bieten 
wird,  hie  und  da  eine  allgemeine  Betrachtung  über 
den  Bau  von  Fernheizwerken  einzuflechtcn.  Bemerkt 
sei  noch,  daü  der  Verfasser  dieses  Aufsatzes  von  An- 
beginn an  seitens  der  Firma  Rietschel  iV  Henneberg 
mit  der  Bearbeitung  der  Beelitzer  Anlage  betraut  war 
und  auch  die  Ausführung  von  Anfang  bis  Fnde  leitete. 
Die  nachstehenden  Ausführungen  beruhen  daher  auf 
genauer  Kenntnis  der  Verhältnisse. 

Die  erste  bei  der  Ausarbeitung  des  Fcrnhciz-Ent- 
wurfes  zu  erledigende  Frage  war  die  Entscheidung 
Ober  die  Anzahl  und  An- 
ordnung der  Kessel,  na- 
mentlich darül>er,obdicse 
Kessel  in  einem  oder  in 
zwei  Kesselhäusern  unter- 
zubringen wären.  Durch 
eine  Dampf-Fernleitung  in 
Bad  Elster,  woselbst  der 
Bctricbsdampf  fürdas  kgl. 
Badehaus  auf  eine  Ent- 
fernung von  600  ■  quer 
Ober  ein  Wirsengc'ändc 
gefaht  t  werden  mulite.war 


1— 3-4 


Abbüdy.  2 


Abbildg.  3, 


bereits  der  Beweis  erbracht,  daü  es  bei  Verwendung 
geeigneter  Isolationsmittel  wohl  möglich  ist,  die  Ab- 
kühlungsverluste  auch  auf  größere  Strecken  derart 
einzuschränken,  daü  der  Betrieb  ein  wirtschaftlich 
rationeller  bleibt.  Eine  wesentliche  Rolle  spielt  hier- 
bei auch  die  richtige  Wahl  der  Anfangsspannung,  mit 
welcher  man  den  Dampf  in  die  Rohrleitung  treten  läüt. 


Wählt  man  diese  Spannung  zu  niedrig,  so  erhält  man 
weite  Rohre,  welche  eine  groüc  Oberfläche  für  die 
Abkühlung  bieten,  und  infolgedessen  bei  gleichzeitig 
hohen  Anlagekosten  keinen  billigen  Betrieb  ermöglichen. 
Ucbcr  ein  gewisses,  für  jede  Anlage  besonders  zu  be- 
stimmendes Maü  hinaus  die  Anfangsspannung  zu  stei- 
gern, empfiehlt  sich  jedoch  ebenfalls  nicht,  da  von  einer 
gewissen  Spannung  an  die  Dampfrohre  nur  noch  un- 
wesentlich kleiner  werden,  die  Dampftemperatur  und 
damit  die  Wärmcvcrluste  aber  wachsen. 

Da  die  verschiedenen,  in  diesen  Richtungen  unter- 
nommenen wärme-ökonomischen  Rechnungen  günstige 
Ergebnisse  zeitigten,  so  wurde  beschlossen,  für  die  Lun- 
genheilstätte, also  innerhalb  der  beiden  nördlichen  Ab- 
teilungen, überhaupt  ein  Kesselhaus  nicht  zu  errichten, 
um  diesen  Teil  der  Anstalt  vollständig  frei  von  Rauch 
und  Staub  zu  erhalten,  und  ein  einziges  großes  Kessel- 
haus für  die  gesamte  An-talt  innerhalb  der  südlichen 
Hälfte,  unter  Benutzung  des  für  letzti  rr  allein  bereits 
im  Bau  befindlichen  Hauses  herzustellen.  (Der  Grund- 
riß des  so  entstandenen  Doppel-Kesselhauses  ist  S.  79 
bereits  wiedergegeben,  seine  Beschreibung  S.  87.  Es 
enthält  insgesamt  14  Comwall- Kessel  von  je  100 

3.  April  1904. 


Heizfläche  >  Für  diese  Entscheidung  sprach  u  a  auch 
die  Möglichkeit  einer  besonders  günstigen  und  billigen 
Anordnung  des  unet läßlichen  Kohlen  -  Zufuhrgleises, 
das  von  der  Wetzlarer  Bahn  abzweigend  auf  aufge- 
schüttetem Damm  bis  an  das  Kesselhaus  herangeführt 
werden  konnte  und  die  Kohlen  in  Bunker  abgibt,  aus 
denen  sie  mittels  kleiner  Wagen  demKcsselhaus  zugeführt 
werden  können.  Schließlich  sprach  dafür  die  Möglich- 
keit, das  Kondenswasser  von  allen  Gebäuden  ohne  Zu- 
hilfenahme von  Pumpen  nur  mittels  natürlichen  Gefälles 
zur  Kondens-Wassergrube  zurückzuführen.  Etwaiger 
Rauch  aus  dem  Schornstein  wird  durch  den  vorherr- 
schenden Westwind  vom  Anstaltsgelände  fortgelrieben. 

Für  den  zweiten  Teil  der  Aufgabe,  die  Anordnung 
der  unter  dem  Gelände  anzuordnenden  Kanäle  (Rohr- 
V.i. 


V.fc 


Abbüdg.  4.    Datii|)!verbr»ui  Ii  rir.r»  Pavil  011« 


■1  \- 1  \ 


■1"  i"l  i  i  t  t  l  J  — t—  4 — i — t  — »  n  -»  < "  1  1 


Abbildg.  5.    DjmpKcrbrau.  Ii  rincr  KochkOchc. 


.„..TT 

Abbildg.  6    Gesamt- Wjkrmc-Dijgfamiii. 

tunncl)  waren  hauptsächlich  folgende  Gesichtspunkte 
zu  beachten: 

1.  Der  Dampfweg  vom  Kesselhause  nach  den  ein- 
zelnen Gebäuden  mußte  so  kurz  wie  möglich  sein 
(er  beträgt  in  max  1^50"»  bei  einer  größten  Entfernung 
in  der  Luftlinie  von  850""). 

2.  Die  Tunnel  sollten  unter  den  bereits  angeleg- 
ten oder  geplanten  Wegen  angeordnet  werden,  damit 
letztere  durch  die  Wärme  der  Tunneldecke  nach  Regen- 
wetter möglichst  bald  abtrocknen,  bei  Schneefall  oder 
Frost  aber  schnee-  und  eisfrei  erhalten  werden  könnten. 
Auch  sollten  Abholzungen  von  Bäumen  nach  Möglich- 
keit vermieden  weiden. 

3.  Die  Kcllcrkorridore  der  Pavillons  waren  mög- 
lichst zur  Durchführung  auch  von  Fernleitungen  zu 
benutzen,  um  an  Tunncllängc  zu  sparen. 

»63 


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4-  Die  Eisenbahn  durfte  nur  an  der  Chaussee- 
kreuzung  von  dem  Rohrkanal  unlcrsch ritten  werden. 

5.  Die  Tunnel  sollten  mit  ihrer  Decke  unmittel- 
bar unter  dem  Gelände  liegen,  damit  sowohl  unnötig 
tiefe  Ausschachtungen  wie  Aufschottungen  vermieden 
würden. 

So  entstand  die  im  Lagen] an  (Abbilde,  n  durch 
die  starke  Linie  angedeutete  Führung  der  Kanäle.  In 
derselben  fallt  die  zickzackförmige  Strecke  auf,  welche 
vom  Kesselhaus«-  aus  nach  der  Lungenheilstätte  führt. 
Ihre  Form  ist  in  Folgendem  begründet: 

Ein  Eisenrohr  von  (00 m  Lange  dehnt  sich  um 
etwa  20'"'  aus,  sobald  gesättigter  Dampf  von  8  Atm. 
Spannung  hindurch  geleitet  wird.  Man  pflegte  eine 
solche  Ausdehnung  bisher  durch  omegaförmige  l'eder- 
rohrc  aufzunehmen  (zu  kompensieren»,  oder  bediente 
sich  sogen.  Linsen-Koinpensatoren,  Stopfbuchsen-  oder 
Gclenkrohre,  um  den  Schub  unschädlich  zu  machen. 
Alle  diese  Konstruktionen  sind  aber  nicht  einwandfrei. 
Sic  sind  entweder  in  ihrer  Wirkung  nicht  vollkommen 
sicher  und  bedürfen  einer  sorgsamen  und  unausge- 
setzten Wartung;  oder  sie  haben,  wie  z.  B.  die  im 
Handel  erhältlichen  Omrgarohre,  nur  eine  kurze  Lebens- 
dauer. Diese  folgt  daraus,  daß  die  Abmessungen  der 
Rohre  für  die  in  den  Preislisten  angegebenen  Leistun- 
gen meist  zu  gering  sind  Hatte  man  für  den  vor- 
liegenden Zweck  auch  die  Abmessungen  aufgrund 
sorgfältiger  Berechnung  und  unter  Annahme  mäßiger 
Beanspruchungen  besonders  festgestellt,  so  wäre  trotz 
der  erheblichen  Anschaffungskosten  noch  im  Material 
ein  zu  bemängelnder  Faktor  zu  finden,  da  das  Kupfer 
mit  höherer  Temperatur  an  Festigkeit  einbüßt  und  mit 
der  Zeit  kristallinisch  d.  h.  brüchig  wird.  Aus  diesen 
Gründen  würde  vom  Einbau  besonderer  Kompcnsatoren 
Oberhaupt  abgesehen  und  zur  sogen.  .Strecken-Kom- 
pensation" übergegangen.  Der  sehr  einfache  Grund- 
gedanke dieser  Ausführungsform  ist  der,  daß  man 
einer  zwischen  zwei  bestimmten  Punkten  festgehaltenen 
nicht  geradlinigen  Rohrleitung  durch  ihre  Form  und 
durch  die  Art  ihrer  Lagerung  Gelegenheit  gibt,  sich 
ohne  Widerstand  so  zu  bewegen,  wie  die  eintretende 
Ausdehnunges  bedingt.  Der  erste  Widerstand  liegt  in  den 
bisher  üblichen  Aufhängevorrichtungen  dcrRohrleitung. 
Es  kamen  deshalb  Kugellager  zurVerwendung  (s.  Abb.  2), 
in  denen  die  rollende  Reibung  so  gering  ist,  das  sie 
nicht  inbetracht  kommt.  Zweitens  wurden  die  Strecken 
so  eingeteilt  und  mit  Richtungs-Acnderungcn  versehen, 
daß  das  Rohr  bei  der  Erwärmung  sich  auf  seiner 
ganzen  Länge  durchbiegen  mußte.  Wie  dies  erreicht 
wird,  zeigt  Abbildg.  3.  Hieraus  erklärt  sich  ohne 
weiteres  die  zickzackförmige  Führung  der  Leitung  und 
so  wurde  es  möglich,  die  langen  Leitungen  gewisser- 
maßen „in  sich",  d.  h.  ohne  Anwendung  besonders 
stark  beanspruchter  Zwischenglieder,  zu  kompensieren. 

Da  mit  der  Festlegung  der  Tunnclführung  auch 
die  Lange  der  einzelnen  Rohrstrecken  bestimmt  war, 


so  ergab  sich  nunmehr  als  nächste  Aufgabe  die  Be- 
rechnung der  durch  die  einzelnen  Rohrstrecken  zu 
transportierenden  Wärmemengen  und  der  entsprechen- 
den Rohrdurchmcsscr. 

Der  Dampfverbrauch  für  die  einzelnen  Gebäude 
ist  kein  gleichmäßiger;  er  schwankt  in  täglicher  und 
jährlicher  Periode.  Er  mußte  deshalb  für  die  beiden 
am  weitesten  auseinander  liegenden  Fällt»,  nämlich  so- 
wohl für  einen  kalten  Winter-,  als  für  einen  heißen 
Sommertag,  und  zwar  einzeln  für  jede  Tag-  und  Nacht- 
stunde festgestellt  werden.  Die  Ergebnisse  der  Be- 
rechnung wurden  behufs  größerer  Ucbcrsichtlichkcit 
und  sicherer  Beurteilung  graphisch  aufgetragen.  In 
Abbildg.  4  ist  der  Dampfverbrauch  eines  Pavillons  für 
männliche  Lungenkranke,  in  Abbildg.  5  derjenige  einer 
Kochküche  in  Form  eines  Diagrammes  dargestellt 

Durch  die  wiederum  graphisch  aufgetragene  Addi- 
tion der  Einzel-Diagramme  entstand  das  in  Abbildg.  6 
wiedergegebene  Gesamt- Wärniediagramm  der  ganzen 
Anstalt,  wie  es  sich  ohne  Rücksicht  auf  den  Dampf- 
verbrauch der  Dampfdynamos  gestaltet.  (Der  höchste 
Dampfverbrauch  ist  auf  8  Mill.  Wärmeeinheiten  be- 
rechnet und  zwar  für  die  Zeit  zwischen  u---ial'hr 
mittags  und  bei  20  0  C  Außentemperatur.)  Da  die 
Anstalt  über  eine  Akkumulatoren-Batterie  verfügt,  so 
konnte  von  der  Annahme  ausgegangen  werden,  daß 
der  elektrische  Strom  für  Kraftzwecke  während  der 
Stunden  des  größten  Wärmehedai  fes,  also  etwa  von 
7  12  L'hr  vormittags,  aus  den  Akkumulatoren  ent- 
nommen werden  konnte,  «laß  also  eine  zusätzliche 
Beanspruchung  der  Kessel  hierdurch  nicht  herbeige- 
führt wurde.  Sobald  der  Dampfverbrauch  für  lleiz- 
und  Kochzwecke  abnimmt,  was  etwa  um  12  Uhr  mittag* 
eintritt,  heizt  man  die  im  Betriebe  befindlichen  Kessel 
nicht  etwa  ab,  sondern  läßt  zunächst  eine,  bei  weite- 
rer Abnahme  des  [Icizdampf-Vci brauche*  eine  zweite 
I  >ampfdynamo  anlaufen  Mit  dem  er/cugienStmin  werden 
zunächst  die  Sammelbatierieii  wieder  geladen,  später 
aber  wird  bei  eintretender  Dunkelheit  «las  Lichtnetz 
mit  Strom  versorgt.  I  >as  Anlage-  und  Betriebskapital 
der  Kessel  wird  auf  diese  Weise  am  vorteilhaftesten 
atisgenutzt,  da  einerseits  nicht  nur  einige,  sondern 
fast  alle  Kessel  tagsüber  im  Betriebe  sind  und  ander- 
seits die  mit  dem  An-  und  Abhcizen  verbundenen 
unvermeidlichen  Wärmeverluste  auf  das  Mindestmaß 
beschränkt  werden 

Im  Diagramm,  Abbildg  6,  ist  als  Ordinateneinhcit 
1  Mill.  Wärmeeinheiten  angenommen.  Da  ein  Corn- 
wall-Kessel  von  ioo')"1  Heizfläche,  wie  deren  14  in 
Beelitz  gebraucht  werden,  bei  einer  Mindest -Wärme- 
aufnahme von  10000  W.-E.  für  1  'in'  Heizfläche  gerade 
1  Mill.  W.-E.  leistet,  so  läßt  sich  aus  dein  Diagramm 
die  icweilig  zum  Betriebe  der  Anstalt  nötige  Anzahl 
von  Kesseln  unmittelbar  ablesen:  vormittags  um  11  Uhr 
müssen  etwa  11,  abends  um  6  Uhr  etwa  9  Kessel  an- 
geheizt sein,    -  (r,>n«-u.Hit  futjti 


Zur  Frage  der  Umgestaltung 

I. 

H^ci  Allen,  die  den  Dresdener  Thcatcrplatz  kennen, 
I  herrseht  darin  l'ebereinstinimung,  daß  er  unbefriedigt 
 1  läßt.    Ich  unterschreibe  Sittc's  Urteil;  auch  ich  habe 

den  Eindruck  öder  l'lat/leere;  Wirkung  und  Orientierung 
der  ausgezeichneten  den  Platz  säumenden  Bauwerke  ist 
verloren  gegangen.  Nur  pflichte  ich  seiner  Ansicht  nicht 
bei.  daß  ein  künstlerisch  wirksamer  Platz  nicht  mehr  zu 
schaffen  sei,  vielmehr  kann  dem  üblen  Zustande  der 
Gegenwart  mit  verhältnismäßig  geringen  Opfern  abgeholfen 
werden.  Die  Angelegenheit  hat  mich  ganz  besonders  be- 
schäftigt; das  Krgehnis  meiner  Studien  lege  ich  hiermit 
dein  Leserkreise  dieser  Zeitung  vor 

Die  Regulierung  des  Thea(erplat/es  zerfallt  in  vier 
besondere  Aufgaben.  Zunächst  ist  der  Theaterplatz 
selbst  in  Ordnung  zu  bringen.  Kr  muß  durch  ein 
Bauwerk  an  der  Klbe  verkleinert  werden,  das  ungefähr 
die  Hohe  des  jetzt  vorhandenen  Restaurants  hat,  dessen 
Bauflucht  zum  .Museumsflügel  parallel  lauft  und  das  bis 
über  die  Ku]>|M-lachse  des  Museums  gegen  die  llnfkirche 
vorgezogen  wird.  Die  Längsachse  des  Theaters  wird  dann 
.Mittelachse  des  Platzes.    Dieser  ist  außerdem  an  der 


les  Theaterplatzes  in  Dresden. 

Theaterseite  durch  Säulenhallen  abzuschließen.  Die  Haupt- 
wache ist  zu  beseitigen.  Wie  allgemein  bekannt,  macht 
das  massige,  wenig  gegliederte  Bühnenhaus  in  der  Nähe 
keinen  ungünstigen  Kindruck,  weil  es  sehr  zusammensinkt, 
d<n'h  ist  sein  Kindruck  auf  den  fernstehenden  Betrachter 
(etwa  auf  der  Augustus .  Brücke»  unbedingt  ungünstig. 
Dieses  Bild  wird  durch  die  Vorlagerung  de*  neuen  Ge- 
bäudes besser. 

Von  einer  geschickten  Lösung  an  der  Klbseite 
wird  viel  abhängen.  Ich  ziehe  die  behördlicherseits 
vorgeschlagene  Klbflucht  vor  und  möchte  raten,  die  not- 
wendigen Bauwerke  sie  einhalten  zu  lassen  Dann  muß 
die  Divergenz  der  Fluchten  (Thcatcrplatz  und  Klbei  in  dem 
vorgeschlagenen  Bauwerke  ausgeglichen  wei  den ;  die  Flucht 
a  b  hat  die  beiden  Flügel  nach  der  Hofkirche  zu  abzu- 
schließen (siehe  Abbildungen  S  167)  Die  Hauptwache 
kommt  gegenüber  der  1  lofkirehe  zu  stehen,  ruckt  in  die 
F.lbflucht  und  wird  durch  Säulenhallen,  die  auf  den  Elb- 
spiegel einen  freien  Ausblick  gestatten,  an  die  Elbtrcppe 
und  das  neue  Bauwerk  angeschlossen 

Große  Schwierigkeiten  macht  die  schiefe 
Längsachse  der  Hofkirche;  sie  bringt  in  das  Bild 

No.  3-. 


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etwas  Schwankende«,  L'nbe-timmles.  Gegenwärtig  hai 
die  Kirche  nur  die  eine  Beziehung  zur  Flucht  c — </  des 
Ständehauses.  Schüfe  man  auf  der  anderen  Seite  der 
Kirche  eine  ähnliche  Beziehung,  so  wäre  die  Kirchcnachsc 
festgelegt.  In  der  Tat  entspricht  die  gewählte  Hauflucht 
a-  b  dieser  Forderung;  sie  hat  auch  die  gleiche  iJknge. 
So  zwischen  die  beiden  genannten  Kauwerke  eingeklemmt, 
steht  die  Kirche  unverrückbar  und  genügt  durch  ihre 
Stellung  den  Bedingungen  der  Acsthclik 

Ordnet  man  nach  meinem  Vorschlage  die  Baufluchten 
am  Platze,  so  gewinnt  man  auch  für  die  Brühl'sche  Terrasse 
und  das  mehr  oder  weniger  offene  Elbgclände  an  dieser 
Seite  stromabwärts  einen  festen  Abschluß;  der  wird 


teile  sein.  Mehr  als  die  beigegebenen  Bildskizzen  wird 
der  Lageplan  überzeugen.  Das  dargestellte  Bauwerk  macht 
in  formaler  Hinsicht  keinen  Anspruch;  es  dient  hier  nur 
dazu,  die  Gcbäudcmassc  festzulegen. 

l>re«dcn,  im  März  1904.  Hugo  Härtung. 

II. 

Mit  lebhaftem  Interesse  sind  hier  die  Versuche  aus- 
wärtiger Kollegen,  zur  Lösung  der  Thcatcrplatzfragc  bei- 
zutragen, aufgenommen  worden.  Immer  mehr  gewinnt 
jedoch  in.  F..  der  von  Albert  Hofmann  (vergl.  Jahrg. 
1903  No.  100  Seite  6471  gemachte  Vorschlag  an  Berechtigung, 
man  möge  zuvörderst  einmal  das  italienische  Dörfchen 


Geschäftshaus  der  Handelskammer  in  Düsseldorf.    Architekt:  Hermann  vom  Endt  in  Düsseldorf. 


guttun!  Ich  habe  stets 
das  Gefühl  gehabt,  hier 
mQsscdieOeffnungder 
Stadt  nachderKlbchin 
ein  Ende  haben.  Hin 
nach  der  Elbe  offe- 
nerTheatcrplatz  würde 
der  langen  offenen 
Elbfront  nur  noch  ein 
neues  Stück  hinzufü- 
gen, das  dem  bestehen- 
den ähnlich  wäre. 

W  ils  aber  «oll  das 
neue  Bauwerk  an  der 
Elbfront  vorstellen  ? 
Die  Frage  ist  leicht  be- 
antwortet. Man  baue 
dort  ein  Restaurant  ein, 
das  ähnliche  Ausblicke 
gewährt  wie  die  jetzi- 
ge, von  Fremden  und 
Einheimischen  glei- 
cherweise besuchte 
und  bevorzugte  I  Icl- 
big'schc  Terrasse,  die 
eine  merkwürdige  Er- 
gänzung zu  der  nöher 
gelegenen  Bclvedcre- 
Wirtschaft  bildet  und  deren  Verschwinden  vom  Publikum 
als  ein  großer  Verlust  empfunden  würde.  Dieses  Haus 
könnte  einen  großen  Feslsaal  mit  Nebenräumen  enthalten, 
im  Erdgeschoß  vielleicht  auch  Laden.  L'cbrigens  würde 
die  Anlage  wahrscheinlich  nicht  ohne  wirtschaftliche  Vor- 

2.  April  1904. 


beseitigen,  den  Platz 
einebnen  und  das  L'fcr 
regulieren,  d.  h.  deut- 
liche Bedingungen 
schaffen,  denen  Rech- 
nung getragen  werden 
kann.  Die  interessanten 
Vorschläge  der  aus- 
wärtigen Herren  rech- 
nen meist  mit  Voraus- 
setzungen, denen  ein 
gewisses  Gewicht  bei- 
zumessen sein  würde, 
wenn  sie  nämlich  tat- 
sächlich bcständen.Dcr 
liebenswürdigen  An- 
nahme des  Hm,  Freude 
(vergl.  No.  3),  daß  man 
VDinTiieaterplalz  einen 
Weltverkehr  vorühcr- 
rauschen  sehen  könne, 
sofern  nur  der  durch 
das  italienische  Dörf- 
chen gebildete  Vor- 
hang gefallen  sein  wur- 
de, muß  leider  entge- 
gen gehalten  werden, 
daß  die  Elbe  nicht  über 
einenWcItvcrkehr  verfügt.  I  rann  aber  wird  in  Zukunft  weder 
die  majestätische  Aug^stus-Brückc,  noch  das  z.  Zl  nicht 
reizlose  Neustädler  l  fer  mehr  mitsprechen.  Was  dann 
sein  wird,  bitte  ich  nach  No.  g  Jahrg  1903  zu  beurteilen 
I  -  wird  augenscheinlich  auch  der  L'mstand  noch  nicht 

«65 


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genügend  gewürdigt,  Haß  man  alsdann  von  einer  in'Zement- 
belon  gestampften  Brücke  die  Untcransichl  sehen  wird;  ein 
Anblick,  der  auch  die  fortschrittlichste  Natur  nicht  befriedi- 

Scn  dürfte.  Sodann  dürfte  die  Anlage  einesderartigen  Hafen- 
ecken»,  wie  wir  es  ahnlich  schon 
oberhalb  der  Brühl'schen  Terrasse  im 
sogen.  „Gondelhafcn"  besitzen,  für  den 
Kenner  unserer  Stromvcrhältnisse  sich 
von  selbst  verbieten.  Die  Gewalt  unse- 
rer Hochwasser  und  Eisgänge  verlangt 
—  besonders  in  der  Stromkurvc  —  be- 
dingungslos eine  möglichst  glatte  Ufer- 
tnauer.  Die  Anlage  einer  solchen  würde 
jedoch  die  Sehachse  eines  etwa  vom 
Konig  Johann-Denkmal  nach  der  Elbe 
gerichteten  Auges  überschneiden.  Dem 
gleichzeitigen  Erfassen  des  Hofthealers. 
der  llofkirchc  und  des  Elbspiegels  sind 
durch  die  Akkommodationsfähigkeit  des 
Auges  Grenzen  gesteckt.  Es  wird  über- 
dies übersehen,  daß  wir  mit  keinen 
Mitteln  irgend  welche  Anlagen  zu 
schaffen  vermögen,  welche  mit  Be- 
zug auf  den  Elbspiegel  als  Wirkungs- 
mittel  auch  nur  annähernd  mit  dem 
zu  konkurrieren  vermöchten,  was  wir 
bereits  in  der  Brühl'schen  Terrasse 
besitzen. 

Gegen  die  völlige  Oeffnung  des 
l'lat/cs  habe  ich  folgende  Bedenken 
Zuvörderst  wollen  Sonne  und  Wind 
hier  mitsprechen,  wie  sie  von  altersher 
bei  der  Planung  guter  Plalzanlagen 
haben  mitsprechen  dürfen.  Ein  fast 
beständig  herrschender  Wind,  dazu  an 
sonnigen  Tagen  das  dem  Beschauer 
entgegenströmende  Licht,  schalten  die 
Brücke  als  Standpunkt  zur  Betrachtung 
des  inrede  stehenden  Stadtbildes  aus. 
Die  Belästigung  durch  Wind  ist  das 
ganze  Jahr  hindurch  so  auffallend,  daß 
die  Frage  eines  nach  Art  der  Kialto- 
Brücke  geschützten  Flußüberganges 
wiederholt  emstlich  aufgetaucht  ist. 
Dann  aber  wird  durch  die  Oeffnung 
de»  Platzes  der  etwa  dorthin  gelenkte 
Personenverkehr— und  er  muß  dorthin 
gelenkt  werden,  wenn  der  Platz  nicht 
dauernd  eine  leere  Form  bleiben  soll  — 
schutzlos  den  Nord-  u.  Nordost- Winden 
preisgegeben.  Nichts  vermag  einen 
Platz  gründlicher  zu  räumen  als  dies. 

Neben  diesem  rein  verkehrspraklisrhen  Gesichtspunkte 
haben  den  Verfasser  des  Entwurfes  „San  Marco"  aber  noch 
tiefer  gehende  Erwägungen,  denen  ich  in  der  bisherigen 
Behandlung  der  Platzfrage  nicht  begegnet  bin,  bestimmt, 
dem  Bilde,  das  sich  durch  jahrelanges  Betrachten  der 
t  )ertlichkeit  fast  selbsttätig  in  seiner  Phantasie  herausge- 
arbeitet hat,  Einfluß  auf  seine  Entwurfsgcstaltuug  einzu- 
räumen. Ich  betone  gleich,  daß  „monumentale  Gelüste" 
auf  die  Entschließung  des  Verfassers  nur  ganz  neben- 
sächlich wirksam  gewesen  sind  und  die  rein  architekto- 
nische Regelung  der  Frage  mit  der  vorliegenden  Skizze 
nur  gestreift  werden  soll.  Zwei  wichtige  Momente  sind 
über  Gebühr  vernachlässigt  worden,  welche  m.  E.  bei 
..Neuschöpfung*  eines  architektonischen  Sammeleindruckes 
nicht  übersehen  werden  dürften:  der  Eigenwert  der  be- 
treffenden Stätte  im  Stadtplan  und  derjenige  Teil  der  Be- 
völkerung, auf  dessen  Aufnahmevermögen  mit  baukünst- 
lcri»ehcn  Leistungen  gerechnet  werden  muß. 

Es  scheint  mir  mit  der  Würde  einer  derartigen  Platz- 
anlage, die  nur  der  Zufall  an  das  Ufer  des  Flu»»es  ver- 
wiesen hat?  unvereinbar,  sie  lediglieh  als  Theaterprospekt 
etwa  im  Sinne  der  Architektur  -  Dekorationen  Bibicna's 
und  Piranesi's  zu  behandeln  und  da«.  Publikum,  das  archi- 
tektonischen Ge.samteindrüeken  zugänglich  ist,  hinaus  auf 
die  Brücke  zu  verweisen.  Man  betrachte  den  Stadtplan. 
Das  Publikum,  welches  in  obigem  Sinne  für  den  Theatcr- 
platz  infraur  kommt,  besteht  vorwiegend  au*  Besuchern 
des  Zwingers,  des  Museum*  und  de*.  I  lofthcaters.  Die 
größere  Mehrzahl  derselben  nimmt  ihren  Wen  von  der 
Ostra-  Allee  durch  den  Zwinger  und  da»  Mu*cums-Por- 
tal.  Sollte  der  Verfasser  wirklich  zu  weit  gegangen  »ein, 
indem  er  mit  dem  Grundsätzlichen  »eines  Entwurfes 
sich  an  die  künstlerische  Aufnahmefähigkeit  dieses  Teiles 
der  Bevolkcrutm  wendet?  Der  abseits  der  Prämiierung 
erzielte  Erfolg  durch  reichhaltige  Zustimmung  aus  den 
Kreisen  der  Bevölkerung,  auf  welche  der  Entwurf  ge- 
rechnet hat,  gibt  ihm  Recht 

166 


Noch  ein  Wort  zu  dem  letzten  Vorschlag  Fischer's. 

Daß  völlig  architektonische  Monumenlalplätzc  ohne 
den  Notbehelf  von  Baumreihen  und  Kasenanlagen  aus- 
kommen müssen,  wenn  ihnen  nicht  ein  ganz  erheblicher 


F.ntwurf  von  Kurt  Dictlel  in  Dresden. 


Einfluß  -eingeräumt  werden  kann,  wird  mir  auch  Hr.  Prof. 
Fischer  nach  reiflicher  L'eberlegung  bestätigen.  Einer 
abermaligen  Schiefstellung  der  Hauptwache  kann  jedoch 

No.  27. 


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Entwurf  von  Prof  Hugo  Härtung  im  Dresden. 


SB- 


hier  nicht  das  Wort  geredet  werden.  Hier  hat  der  Maß- 
stab mitzusprechen.  Was  die  Hofkirche  sich  an  Selbst- 
ständigkeit der  Stellung  gestatten  durfte,  kann  bei  der 
winzigen  Hauptwache  nur  als  l'nordnung,  als  Willkar 
wirken.  Hann  aber  mochte  der  Kenner  unserer  Stadt, 
der  auch  Stimtnungswcrtc  schätzt,  welche  nur  durch  die 
gegenseitige  Wirkung  von  Licht  und  Schatten  aufein- 
ander hervorgerufen  werden  und  somit  absolut  male- 
rischer Natur  sind,  nicht  reizvolle  Einblicke  verbaut 
sehen,  wie  sie  z.  B.  der  Winkel  zwischen]  llofkirchcn- 
chor  und  Schloß  bietet. 

Daß  auch  Fischer  das  Keiterbild  des  Königs  Johann 
beseitigt,  verschafft  mir  eine  gewisse  Genugtuung.  An 
dieser  Stelle  mögen  die  jeweilig  lebenden  Herrscher 
bei  I'arole-Abgaben  stehen.  Wie  hinderlich  es  größeren 
Ma>*cncntfaltungcn  bei  Paraden  oder  Fackelzügen  ist, 
bedarf  nach  den  gemachten  Erfahrungen  hier  keiner 

n  Ii  nii  im  n 

Weitere  Auslassungen  über  die  meinen  Entwurf 


beeinflussenden  Beweggründe  könnten  den  Anschein  er- 
wecken, als  wolle  ich  für  meine  Arbeil  Stimmung  machen. 
Ich  schließe  daher  mit  dem  nochmals  nachdrücklich  be- 


tonten Wunsche,  man  möge  allen  Luftschlössern  von  vorn- 
herein damit  begegnen,  daß  man  dem  Vorschlag  Hofmann's 
folge.  Erst  dann  plane  man  weiter!        Kurt  Dicstcl. 


Vermischtes. 

Neues  Feldbahn-System  „Blerau".  Ein  nicht  nur  für 
forstwirtschaftliche,  sondern  auch  für  landwirtschaftliche 
und  industrielle  Zwecke  geeignetes  Feldbahn -System  ist 
dem  Kais.  Forstmeister  Bierau  in  Schinucck  patentiert. 
Dieses  hat  inzwischen  eine  weitere,  ehcnfalU  patentierte 
Ausgestaltung  erfahren,  die  das  ohnehin  schon  einfache, 
ursprüngliche  Svsiem  noch  weiter  vereinfacht.  Das  zu- 
Miichst  angewendete  Vcrldhrcn  I»  steht  darin,  dafl  &  McnCH 
ohne  Längs,  und  Querschwcllen  in  Verbindung  mit  .starken 
Spurstangen  zu  Gleisen  vereinigt  und  letztere  unmittelbar 
auf  dem  Boden  verlegt  werden  Diese  Gleise  werden 
ohne  Rücksicht  auf  etwaige  Kurven  in  gerader  Richtung 
auf  dem  Erdboden  zusammengeschraubt.  In  den  geraden 
Gleisstrecken  können  gewöhnliche  Flaelilasrlien  Verwen- 
dung finden.   In  den  Kurven  werden  die  Gleise  gewaltsam 

2.  April  190.1. 


von  Hand  oder  mittels  eines  l'iekels  .nler  I lcbcci»ciis  in 
da>  gewünschte  Kurvengleis  hineingezwängt ,  wobei  die 
SpONtMgen  eine  schiefe  Stellung  einnehmen  Damit  nun 
lieim  weiteren  Verlegen  die  Löcher  in  den  Schienen  sich 
wieder  gegenüberstehen,  werden  Ausulcichstuckc  von 
passenden  langen  eingelegt  Drei  verschiedene  Längen 
derselben  genügen  für  alle  Kurven  Nachdem  die  imii/c 
Kurve  mit  losen  SpuiMangcn  verlebt  ist,  werden  diese 
festgezogen,  wobei  die  nötige  Spurerwcitcrung  berück- 
sichtigt werden  kann.  Ks  wird  beim  Verlegen  der  Gleise 
auf  da>  Gegenüberliegen  der  Stoß«-  keinerlei  Rücksicht 
genommen,  nondefH  r*  besteht  nur  das  Be-treben,  die 
Spurstannen  recht- oder  schiefwinklig  einziehen  zu  können. 
Für  solche  (ileise  ohne  Lang-  oder  Oiierschwellen  wird 
bis  zu  einem  Achsendruck  von  5«  vorteilhaft  eine  Schiene 
von  90"""  Höhe  hei  einem  Gewicht  von  |6*»'*  verwen- 
det,    l  ür   geringere   Belastungen   können  jedoch  auch 


Google 


Schienen  rci  inse-rrr  I  lohe  und  leichteren  Grwirhl-  Benutzt 
werden.  Hei  der  nunmehr  vorliegenden  Neuerung  fallen 
die  kurzen  PallMueke  fQr  den  Audeich  der  Schienenvloue 
in  Kurven  (ort.  I >ie  Schienen  werden  einfach  auf  ihrer 
Han/en  l-iiime-  mit  bcliebi«  vielen  Spursbincrnlncht-rn  in 
einer  Milchen  ncnensrilijjcn  Kntfrrnunj»  verschen,  dall  im-, 
ahhanuic  von  der  (iriiUc  der  Kurven  stets  2  I  .öeher  ein- 
ander Rrgrnüheistchrn,  in  welche  ilic  Traversen  befestigt 
werden  kuunen  Ihre  An/uhl  richtet  »ich  nach  Seitendruck, 
Spurweite  und  der  zulässigen  schiefen  Stell  iwk  «ler  Spur- 
>tani>en.  Kurch  diese  Anordnung  wird  es  auch  nniulich, 
die  Spurstannen  kreuzweise  einzusetzen,  sodaU  der  Kurven- 
rahmen  auch  ohne  weitere  Befestigung  der  Schieneneiulett 
starr  liegen  bleiben  muH.  Durch  den  Fortfall  der  I'aüstücke 
wird  die  VeHegung  wesentlich  vereinfacht  und  beschleunigt. 
1  >as  bei  größeren  ( jleisstrcckcii  bereüs  angewendete  Sv-tem 
^'U  sich  gut  bewahrt  haben. 

Chronik. 

Der  Neubau  der  Liebfrauenkirche  In  Berlin,  welcher  nach 
dem  mit  dem  I.  Preise  ausgezeichneten  Entwurf  eira  Hrn.  Arcli. 
Ludwig  Becker  in  Mainz  auf  dem  eingebauten  Grundstock.  Wrangel- 
slr  S051  im  Slidoslen  Berlin«  zur  Ausführung  gelangen  soll,  ist 
nunmehr  in  Angriff  genommen  worden.  — 

Die  Errichtung  des  Elly- Hölterhof!- Bocklng- Stiftes  In 
Honnef  a,  Rh.  erfolgt  nach  dem  mit  dem  I  Preise  ausgezeichneten 
Knnkurrenzentwuif  des  Ilm  Arch.  Gust  Jnuickc  in  Schönebcrg 
bei  Berlin.  Die  technische  Ausführung  liegt  in  den  Händen  des 
Hrn.  Arrh.  Ottomar  Stein  in  Honnef  unter  Aufsicht  des  Uro. 
kgl.  Brt.  Schalle  in  Bonn.  — 

Die  Erweiterung  der  Frledhofsanlsgen  In  Frankfurt  a.  M. 
ist  in  Auaticbt  genommen  Die  Erweiterung  ist  in  der  Richtung 
nach  Norden  und  Osten  gedacht  mit  dem  Hauptportal  in  der  Fricd- 
berger  l-andstratlc.  Unter  den  Rauten  sind  vorgesehen  ein  Ver- 
waltungsgebäude, Wohngehlude  für  Aufseher,  eine  Kapelle,  ein 
Krematorium,  ein  Analomiegebaudc  usw.  Die  Baukosten  sind  auf 
93S cu©  M.  berechnet, die  Gartenanlagcn  auf  »68000  M.  veranschlagt — 

Di«  Errichtung  eines  Unabhängigkeit! -Denkmales  In 
Bukarest  ist  im  Jahre  looa  dorch  die  gesetzgebenden  Körper- 
»chaften  beschlossen  und  ein  Kredit  von  500000  Fr.  bewilligt  wor- 
den. Daa  Denkmal,  das  nunmehr  in  Arbeit  ist,  soll  die  Erinnerung 
an  den  Unabhängigkeit*  -  Krieg  wach  halten  und  der  Armee  ge- 
widmet sein.  — 

Die  Ueberreste  des  Stuttgarter  Lusthauses  sollen  im 
SchloUgarten  in  .Stuttgart  wieder  aufgestellt  werden  Damit  dürfte 
der  Plan  der  volligen  Wiederherstellung  des  Beer'schcn  Baues 
endgültig  verlasscu  sein.  — 

Dir  Erbauung  eines  neuen  Stauweihers  im  oberen  Dollertal 
bei  Mülhausen  1.  E.  ist  geplant.  Der  neue  Stsuweihrr  soll  elwa 
doppelt  so  groll  werden,  wie  der  vor  etwa  ta  Jahren  erbaute  Ahle- 
feldweiher,  der  langst  zu  klein  ist.  Die  Herstellungskosten  sind 
mit  5330000  M  berechnet,  von  welchen  die  Stadt  Mülhausen 
3100000  M.  tragen  soll.  Der  Stauweiher  soll  das  Wasser  for 
Ackerbau  und  Industrie,  namentlich  aber  auch  für  die  neu  einge- 
richtete Schwcmmkannlisatioii  von  Molhausen  liefern.  -  - 

Gewerbe  -  Ausstellungen,  Eine  pfälzische  Gewerbe  -  Aus- 
stellung wird  im  Jahre  1905,  iu  Kaiserslautern,  eine  deutsch-böhmische 
Gewerbe-  und  Industrie-Ausstellung  1906  in  Reichenberg  in  Böhmen 


Personal-Nachrichten. 

Hessen.  Dem  Geh.  Ol). Brt.  Prüf.  Karl  Hof  man  11  in  Darin- 
Stadt  ist  die  Goldene  Verdienst-Medaille  fQr  Kunst,  den  Kr  -Bauinsp, 
Brtn.  Daudt  in  Darmstadt  und  Lucius  in  Mainz  und  Brt  Dr. 
Eier  in  Bad  -  Nauheim  ist  das  Kittcrkreu2  I.  Kl  des  Verdienst- 
ordens Philipps  de*  Großmütigen  verliehen 

Der  Bauais.  Bauinsp.  Berth  in  Alsfeld  ist  zum  etntni.  ßauinsp. 
ohne  Amtsbez.  und  der  Keg.  -  Bmsir.  W.  Just  111  Dartnstadt  z. 
Bauat»,  unter  Verleihung  des  Tit  u.  Banges  eines  Bauinsp.  ernannt 

Dem  Bauinsp  Berth  ist  weiterhin  die  Stelle  eines  Bauinsp. 
in  Alsfeld  und  dem  Bauass.  Bauinsp.  Land  mann  in  Darmstadt 
die  Siellc  eines  Bauinsp.  in  Dieburg  ubertiagen 

Die  Krg.-Bflir.  Pet.  Heil  aus  Bodenhciin  u.  Lcnoh.  K  r  ;>  f  t  aus 
Mainz  tili"  hbkh  |,  Karl  Bitsch  aus  Borna  tEtsciib'ch  1  und  Woiig. 
Wo  1  f  f  aus  .Nordhauscn  fMasch.-Bfch.)  -ind  zu  Kcg.-Bnistrn.  eniannt, 

Dem  Keg -Bmstr.  Saeger  in  Worms  ist  d-c  nachges  Enila-.*. 
aus  dem  Staatsdienst  erteilt. 

Preußen.  Dem  Stadtbrt.  Steuern  agel  in  Köln  ist  die 
Erlaubnis  zur  Anlegung  des  ihm  verlieh,  Ritterkreuzes  I.  Kl.  de» 
Grotlher/.  b»d  Ordens  vom  Zahringer  t.iwrn  erteilt 

Dem  Garn -Bauinsp  Brt  Ecuerstrin  in  Beilin  ist  der  Kote 
Adle/. Orden  IV.  Kl  verliehen. 

rier  Wasscr-Baumsp  Bit.  Stelkens  in  Kühl  ort  ist  z  Reg.- 
u.  Bit.  ernaiiiit. 

Dem  Eiscnb -Bauinsp  B  1  i  11  d  o  w  ist  die  Stelle  des  Voisl.  der 
F.isrnb -Werket  -Insp  in  Ponarth  verliehen. 

Ernannt  sind  die  Reg-Bm.tr:  Hrcli.  Jaeohi  in  Homburg 
v.  d  II.  z.  Landbauitisp  ,  Otlu  Schulze  in  Berlin  z.  Wasser- 
llauiusp  ,  S  e  Ii  0  1 1  e  111  Kawitsch  z.  Kreis  Bauinsp.  u  i  r.  K  I  e  1 1  s  e  Ii 
in  Duisburg  z.  Kisen-Bauinsp 

Der  Reg  -Bmstr  W  S>  hmidt  111  Bei  Im  ist  11.  Angcrburg  \ ersetzt. 

Die  Ueg-Bfhr.  llonr.  Mnl  1er  aus  Berlin  und  AHr.  Solbad) 
an-  Elberfeld  <(lo.  hbfcli.l.  -  Kur)  S  .-  b  r  d  I  e  r  aus  C  zarnikau 
(Wasser-  u   Strabcribf'  Ii  1  sind  ;u  Reg -Bmstrn.  rrnannt. 

Dm  Reir.-Btiutrn,  K'-nr.  laeibrr  ui  llcilin  und  Hans  A  1 1  ■ 
mann  in  Elberfeld  i-t  du-  n.i'hgcs.  Entlassung  aus  dem  Staats- 
dienst erteilt 

IVJ 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Ztnstr.  G.  J.  In  Bromberg.  Für  Auslegung  des  Ver- 
tragswillens ist  in  erster  Linie  der  Wortlaut  des  Vertrage»  maß- 
gebend, welcher  nicht  beigebracht  ist  Ein  sicheres  Urteil  darüber, 
wer  die  Kostco  der  Beseitigung  des  Hausschwamtnes  zu  tragen 
hat,  welcher  wahrend  der  Pachtzeit  hervorgetreten  ist,  Iköt  aieh  so- 
mit nicht  fallen,  zumal  die  Mitteilung  Uber  die  vereinbarte  Pacht- 
rlaucr  fehlt.  Da  der  PachtabsrhluQ  1896  erfolgt  und  in  der  Provinz 
Puaen  Gutspacblverlrage  auf  10  oder  mehr  Jahre  geschlossen  zu 
werden  pflegen,  ist  für  das  Pachtverhältnis  nach  dem  EinfQlirungs. 
gesetz  in  B  G  -  B  Alt.  170  die  Satzung  des  Allgemeinen  Land- 
rechtes mattgcber.d.  Dasselbe  bestimmt  Teil  I.  Titel  ai.  440, 
44  t,  daß  die  1'ntcrhsitung  der  Gebäude  in  baulichen  Würden  bei 
Mangel  besonderer  Abrede  vom  Pachter  zu  bewirken  i»t.  Nur 
wenn  nachgewiesen  werden  könnte,  daU  der  Schwamm  schon  bei 
L'ebcrnahme  der  Pacht  vorhauden  war  oder  seine  Entstehung  auf 
eine  Verschuldung  des  Vorpachter«  zornrkzulflhren  ist,  würde  ein 
Fall  <les  A.  I..  R.  Tai,  §^  »86,  387  anzunehmen  sein  und  der  Pachter 
vom  Vorpachter  Ersatz  seines  Aufwandes  wegen  Beseitignng  des 
Hausschwamtnes  beanspruchen  können.  —  K  H-e. 

Hrn.  Brt.  O.  Sch.  in  Meiningen.  Das  Preußische  Gesetz 
vom  3.  Juli  1875  betr.  Anlegung  und  Veränderung  an  Straelen  und 
Plätzen  gilt  noch  heute  unverändert,  hat  also  weder  eine  Ergänzung 
noch  eine  Veränderung  erfahren.  Wohl  aber  haben  eine  gioüe  An- 
zahl Ortschaften  von  der  Befugnis  au«  §  15  Gebrauch  gemacht 
und  Ortsstatute  erlassen,  die  im  Wesentlichen  darauf  abzielen,  die 
gemeindefiskalischen  Interessen  zu  wahren  und  die  Aufwendungen 
für  Strußenanlagen  weit  möglichst  aul  die  SlrslSenanlieger  abzu- 
wälzen. Der  durch  Initiativanträge  wiederholt  gemachte  Versuch, 
ein  Gesetz  herbeizuführen,  durch  welches  Stadterweiterungen  er- 
leichtert werden,  ist  bisher  bei  dem  Abgeordnetenbaus  stets  mifl- 
glückl,  wahrend  er  im  Herrenhause  Billigung  fand,  sodali  1.  B.  die 
Zonenenteignung  für  Prcutkn  noch  immer  versagt  ist,  wahrend  sie 
ausnahmsweise  aus  Örtlichen  Erwägungen  und  Verhältnissen  Ein- 
gang gefunden  hat.  —  K.  H-e. 

Hrn.  Baugew.-Mstr.  G.  W.  In  WeiOenfels.  Fenster  sind 
in  Preullrn  allgemein  geschützt,  wo  nicht  etwa  widersprechende 
Ausnahmegesetze  sprechen,  was  z.  K.  fUr  Berlin  zufolge  Bau- 
Observanzen  zutrifft-  Sofern  also  dem  Nachbar  des  beglichen 
Grundstackes  der  Beweis  gelingt,  daß  die  vorhandenen  Fenster 
seit  rechts veijahrtcr  Zeit  ungestört  bestanden  haben ,  bat  er  das 
gesetzlich  geschützte  Recht,  dir  Verbauen  zu  verhindern.  Die  dar- 
gelegten Umstände,  daü  die  fraglichen  Gebäude  von  derselben 
Person  vor  mehr  als  30  Jahren  errichtet  worden  sind  und  daU 
erst  spater  die  einzelnen  Gebäude  zu  selbständigen  GrumKldcken 
gemacht  und  getrennt  verüuOert  sind,  begründet  erfahrungsgcmAU 
die  Vermutuog,  daü  die  Fenster  gleich  anfangs  in  der  Absicht  an- 
gelegt »ein  werden,  sie  dauernd  zu  benutzen.  Einer  grundbuch- 
lichen  Eintragung  bedurfte  es  nicht,  um  dir  die  tatsächlich  ge- 
schaffenen Fenster  das  Recht  ihres  Bestandes  zu  begründen.  Die 
Beweislast,  ein  Recht  auf  die  Fenster  zu  besitzen,  trifft  den  Eigen- 
tümer des  Grundstückes,  tür  welches  das  Fcnstcriccht  beansprucht 
wild   --  K.  H-e. 

FragebeantwortungcQ  aus  dem  Leserkreise. 

Zur  Frage  in  No.  8  erlaube  ich  mir  aus  eigener  mehrjähriger 
Eifahrung  folgende  Antwort  mitzuteilen.  Wenn  bei  " Herstellung 
von  HciUwasscrbcckeii  aus  Beton  solche  vor  einem  Rciüen 
gefchuizl  oder  nach  Kissigwcrdcn  gedichtet  werden  sollen,  so  ist 
eine  Verputzuni;  mit  Asbestzement  in  zwei  Lagen  zu  je  10  mm 
vorzunehmen  I Asbestzenicnlwerke  in  Hamburg  ».=  >.  Die  111  diesem 
Falle  kalzinierte  Soda  greift  den  Putz  in  keiner  Weise  an  und  der 
Asbestzemcut  ist  fertig  olinr  Zusatz  von  Sand  oder  sonstigen  Bei- 
mischungen wie  anderer  Mrirtel  zu  verwenden.  Die  Ki>se  des 
Beckens  sind  vorher  mit  Asbestzement  zu  dichten,  auszugleiten 
und  der  Put/niOitel  in  kiltartigei  Masse  anzubringen,  die  Putzfl.lchcn 
sind  gut  vorher  zu  nässen  und  spater  na.rb  a.»  Stunden  mindestens 
3  läge  gut  iiabzuhalten,  um  N.v.hhir.den  zu  unterstützen  — 

II.  Lchnhi.ff,  Architekt  in  Bciireihnf  bei  Hamburg. 

Gegen  das  I  'min  litwerden  eines  Monier -Behälters  lur  heiües 
Sodawasser  empfiehlt  in  No.  17  die  Firma  M.  (  zainikow  &  Ko. 
in  Merlin  die  Nachdichtung  des  Behälters  duicb  Aussetzen  mit 
hartgebrannten  Dachsteinen  >n  ZcnientmJitcl  und  l  eber/ieheii  der 
Dai  bziecel-l'lattierung  mit  Zemrntgüutcpu«/  Diese  Art  der  Nach- 
besserung vnn  Bctanlich.'iltern  ist  ziemlich  behebt,  aber  dort  nutz- 
los, w  >  der  Zement  dun  h  Ol-  oder  amninniakhaltiges  oder  durch 
kolileimaurclialtiges  Wasser,  wie  es  das  mit  Soda  versetzte  Wasser 
auch  ist,  chemisch  zeetzt  wird.  Bekanntlich  ist  die  chemische 
Verwandtschaft  drr  Kohlensäure  zum  Kalk  grottcr  als  die  der 
Kieselsaure,  deshalb  ist  gewöhnlicher  Zerocnlpntz  ungeeignet  zur 
Aufnahme  kohlensauren  Wassers,  weil  die  Wasscrfeatigkeit  des 
Zementes  duich  Lösung  der  Kicsclsauie  verloren  geht.  L>ie  nach- 
ti A^Uchc  Dichtung  des  Sodabehalters  auf  die  von  l'zatnikow  *  Ko. 
croplnhtenc  Art  erscheint  auch  mir  in  dem  fraglichen  Falle  als 
einfachstes  Hilf  .mittel,  aber  es  erfordert  unbedingt  die  Tränkung 
des  neuen  Zementputzes  mit  Eluoisilicium,  einem  K e Ü lei  sehen 
Fluat,  dessen  chemische  Veibindung  mit  Kalk  durch  die  Ein- 
wirkung von  Kohlensaure  nicht  gelöst  wird.  — 

IL  Salomon,  Landcs-Bauiuspektor  in  Merseburg. 


Inhalt:  (ie.i  latl.hsu-.  der  lUniMsknmmri  in  Do-seldorf.  HirAl- 
beilerlieitsiauen  der  Umir*  -  Versichriungsanstali  liertm  hri  Beelitz  (l  ort- 
setznii£l  -  Zur  Kr»ce  der  t'nir.f-Ultuiic  -les  I  lir»iri;.l.,izee  in  lnr..leti.  -- 
Versais.  htes.      (Vev,„ul  •  Na.  hn.  hlen.       Brief-  und  Frageka.ten. 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Geschällsluuis  dcrUandelskammcr 
in  I)üsM-hlorl. 


Verlag  der  Heutschen  Haurein.nr..  C.  tu  h.  II.,  BeiHn.  KOr  die  Hed.ktion 
«eiamwortl  Albert  Ilofmann,  licrfiu    Dru.k  ■«  Will.  C.reve,  Berlin 


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B  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


XXXVIII.  JAHRG.  N°-  28.  BERLIN,  DEN  6.  APRIL  1904 

Zur  Frage  der  Umgestaltung  des  Theaterplatzes  in  Dresden. 


III. 

s  ist  wohl  ebenso  naheliegend  wie  auch  erfreulich, 
wenn  »ich  das  künstlerische  Interesse  an  dieser 
Frage  zunächst  in  der  Richtung  geltend  zu  machen 
sucht,  daß  man  als  vornehmstes  Ziel  einer  solchen  Um- 
gestaltung die  Sicherung  des  uns  überkommenen  kost- 
baren Besitzes  anzustreben  habe,  also  namentlich  die  Er- 
schließung der  drei  wichtigsten  Baudenkmäler  nach  ihrer 
höchsten  künstlerischen  \\  irkungsfähigkeit,  und  in  dieses 
Programm  würde  ja  auch  eine  -Steigerung  dieser  Wir- 
kung durch  vorsichtige  Maßnahmen  recht  gut  hineinpassen. 
Fast  wie  nebenher  würde  man  damit  zumeist  einem  ar- 


ist,  da  könnte  vielleicht  auch  die  Möglichkeit  eines  künftigen 
Wachstums,  einer  lebendigen  Fortentwicklung  noch  vor- 
handen sein:  und  das  ist  der  andere  Standpunkt,  daß  man 
nach  solchen  Keimen  forschen  und  sie  zum  rechten  Aus- 
leben und,  wenn  möglich,  zur  Blüte  bringen  sollte. 

Nach  dieser  Auffassung  wäre  der  Platz  in  seiner 
heutigen  Gestalt  ein  Unf  e  rt  ig  es,  das  noch  der  Vollendung 
harrt;  nachdem  man  zunächst  alle  jene  störenden  Kleinig- 
keiten entfernt  haben  wird,  welche  den  Eindruck  früh- 
zeitigen Alterns  vortauschen  können,  dann  wird  man  klarer 
unterscheiden  können,  wie  das  fertige(i  anzc  in  ersterl.inic 
wohl  nicht  ein  reiz  volles  ( .«-mahle  oder  eine  Reihenfolge  von 


chitektonischen  Kunstideal  unserer  Zeit  halbwegs  entge-    solchen,  vielmehr  ein  höchst  plastisches  einlv 


4l     >  <MW  j&B« 


genkommen,  nämlich 
der  nach  malerischen 
Grundsätzen  fein  ab- 
gestimmten Gruppcn- 
bildung.  Interessante 
Durchblicke,  den  Grös- 
sencindruck  steigern- 
de! "cberschneidungen 
würden  sich  wie  von 
selbst  ergeben.  Und 
das  alles  wäre  unter 
Umstanden  mit  sehr 
einfachen  Mitteln  zu  er- 
reichen, brauchte  man 
sich  doch  z.  B.  nicht 
zu  scheuen,  schlicht 
bürgerliche  Baukunst 
und  zwanglosen  Pflan- 
zenwuchs  dem  Hilde 
einzufügen,  wenn  man 
sie  gehörig  unterordnet 
und  dem  Ganzen  ein 
schönes  Maß  von  ab- 
geklärter Ruhe  gesi- 
chert bleibt. 

Diese  vielleicht  lief 
poetisch  anregende 
Gruppe  —  allerdings 
eine  „aus  der  Not  ge- 
machte Tugend"  —  soll 
dabei  für  die  schaffen- 
de Kunst  anscheinend 
als  höchster  und  ein- 
ziger Gewinn  infrage 
kommen;  denn  die  an- 
dere Seite  der  Auf- 
gabe, die  Summe  aller  jener  Künste  mit  dem  Ziel,  ledig- 
lich den  Schönheitswert  der  vorhahdenen  Werke  mehr 
als  bisher  zur  Geltung  zu  bringen,  könnte  man  wohl  be- 
reits als  Sache  des  Konservators  ansehen;  was  ja  nicht 
ausschließt,  dali  die  angewandten  Mittel  das  höchste  künst- 
lerische Feingefühl  offenbaren  können. 

Indessen  scheint  wohl  die  Frage  erlaubt,  ob  diese 
Werke  heute  schon  reif  sind,  ähnlich  angesehen  und  be- 
handelt zu  werden,  wie  es  etwa  mit  dem  Parthenon  oder 
dem  Heidelberger  Schloß  zu  Recht  geschehen  mag.  und 
wie  man  wohl  auch  einem  kostbaren  Gemälde,  das  aus 
dem  Sturm  der  Jahrhundertc  zu  uns  herübergerettet  wurde, 
im  Museum  einen  besonderen,  eigens  für  dasselbe  stim- 
mungsvoll ausgestalteten  Saal  zu  überlassen  pflegt.  Wer 
indessen  der  Meinung  ist,  daß  —  ein  .naheliegendes" 
Beispiel  für  die  Sixünische  Madonna  auch  der  best- 
geeignete Muscumsraum  nichts  als  ein  trauriges  Exil  be- 
deute, und  daß  ihr  Schöpfer  schwerlich  zu  solchem  Werk 
begeistert  worden  wäre,  wenn  er  dessen  endlichen  Zu- 
fluchtsort dabei  vor  Augen  gehabt  hätte:  der  möchte  ge- 
wiü  auch  den  Zeitpunkt  gern  noch  weit  hinausgeschoben 
sehen ,  zu  welchem  die  Bauten  des  Dresdener  Theater- 
platze»  aufhören  müßten,  lebensvolle  Glieder  eines  lebens- 
fähigen künstlerischen  Organismus  zu  sein.  Wo  aber  I  .eben 


Architekturgebildc  zu 
werden  bestimmt  war. 
Ks  seheint  vielleicht 
kühner  als  es  ist,  wenn 
man  sich  heute  noch 
vorzustellen  versucht, 
wie  der  Erbauer  des 
Theaters  durch  den 
wunderbar  plastisch 
empfundenen,  echt  ita- 
lienischen Horizon- 
talismus  der  Hof- 
kirche mächtig  ange- 
regt worden  sei,  um 
dicsesPlattenförmi- 
ge, Terrassenhafte 
unmittelbar  auf  -einen 
Bau  zu  übertrafen,  und 
zwar  dergestalt,  daß 

er  die  deckende  H<>ri- 
zontalebeue  der  un- 
tersten Platte  über  den 
leeren  Zwischenraum 
hinweg  jenseits  mit 
derselben  greifbaren 
Deutlichkeit  abermals 
in  die  Erscheinung  tre- 
ten ließ  Und  wer  nun 
weiter  beobachtet,  mit 
welcher  unbeirrbaren 
Sicherheit  dieses  Ge- 
setz von  dem  ersten  auf 
den  zweiten  Theater- 
bau Obertragen  wurde, 
wie  hier  noch  folge- 
rechter Platte  auf  Platte 
sich  lagert,  und  wie  dahinter  mit  fast  römischer  Ruhe  die 
Museumswand  den  Raum  abschließt,  deren  wagrechtc 
Bestimmtheit  allein  durch  die  Kuppel  etwa-  beeinträchtigt 
scheint:  der  wird  es  schwer  glaublich  finden,  daß  man 
aus  all'  dieser  auffallenden  Gesetzmäßigkeit  weiter  nichts 
herauszulesen  habe  als  etwa  «las  einigermaßen  pedantische 
Bemühen  um  eine  gewisse  äuberhehe  Anpassung.  Wenn 
man  es  aber  für  wahrscheinlich  halt,  daß  Semper  auch 
nach  dem  Scheitern  seines  cr-ten  Bebauungspläne-  mehr 
denn  je  daran  festgehalten  habe,  für  den  ganzen  The- 
aterplatz durch  die  Mittel  der  M on umen tal-A rc Ii i- 
tektur  einen  einheitlichen  Raumgedanken  zu  ver- 
körpern, so  darf  man  in  der  Unterordnung  unter  di«-c 
große  Idee  des  Meisters  wohl  ebenfalls  eine  Tugend  -eben. 

Was  in  dieser  Richtung  noch  jetzt  geschehen  konnte, 
ist  allerdings  eine  andere  Krage.  Jedenfalls  glaubt  der 
Unterzeichnete  auch  heute  mich,  d.iU  eine  entschiedene 
Oeffnung  nach  der  Wasserseite  besonders  in  Verbin- 
dung mit  dem  prächtigen  Haller-Fi-cher'schen  Vorschlage 
für  die  Ufergestaltung,  welcher  «la-  Gesell  «ler  Platten- 
bildung  auch  auf  den  Erdboden  übertrafen  würde  da- 
mit sehr  gut  vereinbar  sei;  datl  man  aber  vor  allem  die 
Kirche  nicht  ausschalten,  sondern  im  Gegenteil  durch  Ge- 
genüberstellung einer  zweiten  Platzwand  in  jene  «roßc 

160 


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Kaunüdee  hereinziehen  sollte,  wodurch  diese  Absicht 
Semper  s  erst  vollkommen  verstandlich  würde. 

Der  Ausdruck  „Monumentalität*,  welcher  in  einer 
früheren  Zuschrift  mehrmals  untergelaufen  ist,  könnte 
freilich  in  Anwendung  auf  diese  neue  Platzwand  zu  miß- 
verständlichen Vorstellungen  verleiten.  Gewiß  hatte  ein 
neuer  Bau  an  dieser  Stelle  sehr  zurückhaltend  aufzutreten 
und  seiner  Nachbarschaft  harmonisch  sich  einzufügen;  man 
konnte  etwa  an  einen  ruhig  großen,  echten  Paiazzo  nach 
der  zarten  Weise  des  Bramante  oder  Pemzzi  denken,  mit 
einem  Terrassendach  in  der  Höhenlage  jener  „unter- 
sten Platte'  oder  noch  etwas  niedriger  —  und  warum 
sollte  dieser  weniger  gut  sich  unterordnen  können  als  das 
Hotel  mit  seinem  immerhin  schweren  Steildach? 

Allein,  das  Hauptbedenken  würde  wohl  der  weit  vor- 
gezogenen Stellung  des  Gebäudes  gelten.  Zwar  daß  die 
Seitenansicht  des  Theaters  gerade  für  mittlere  Entfernungen 
noch  etwas  mehr  als  jetzt  verdeckt  und  dem  auf  der  Brücke 
Nahenden  der  Einblick  in  den  Platz  erst  allmählich  er- 
schlossen würde,  wird  mancher  vielleicht  als  einen  Vor- 
zug ansehen,  (Bei  dieser  Gelegenheit  sei  übrigens  daran 
erinnert,  daß  der  Standort  für  die  bisher  meistens  benutzte 
Perspektive  ein  ungewöhnlich  hochgelegener  ist,  und  daß 
demnach  alle  jene  für  den  Vordergrund  gedachten  Bau- 
lichkeiten noch  erheblich  niedriger  gehalten  sein  müßten, 
wenn  für  normale  Standorte  die  Hauptgebäude  ebenso 
hoch  darüber  hinwegschauen  sollen,  als  es  auf  dem  Bilde 
zu  sehen  ist)  Aber  vielleicht  könnte  für  den  Anblick 
vom  Platze  selbst  die  Wirkung  des  Theaters  durch  jenen 
Neubau  allerdings  gefährdet  erscheinen. 


Nun,  wenn  man  immer  so  gedacht  und  die  Konflikte 
"  ;n  hätte,  anstatt  sie  zu  lösen :  dann  wäre  auch  das 
[useum  wohl  niemals  neben  dem  Zwinger  und  der  Dogen- 
palast ebensowenig  neben  San  Marco  errichtet  worden, 
und  Sansovino's  Biblioteca  mit  ihrer  derberen  Architektur 
hatte  sich  scheu  ins  Leere  zurückgezogen.  Und  wie 
müßte  man  dann  über  Camillo  Sitte  und  seinen  Ver- 
bauungsplan  für  das  Wiener  Burgtheater,  für  die  Votiv- 
Kirchc  usw.  urteilen! 

Mag  sein,  daß  in  diesem  Betracht  mehr  abschreckende 
als  wohlgelungene  Beispiele  vorhanden  sind;  aber  das 
wäre  wohl  noch  kein  Grund,  derartige  Lösung*- Versuche 
von  vornherein  abzuweisen,  wo  mit  solcher  Lösung  ein 
großes  schönhcitlichcs  Ziel  zu  gewinnen  wäre. 

Denn  schön  und  groß  könnte  das  Erreichte  sein; 
weniger  zwar  in  der  Art  eines  anmutigen  Landschafts- 
bildes, aber  vielleicht  im  Sinne  jener  Kaumschöpfungen, 
welche  einst  die  kunstgeweihten  Höhenplatten  zu  Athen 
oder  zu  Pcrgamon  bedeckten,  und  von  denen  das  römische 
Capitol,  wie  es  heute  ist,  uns  noch  jetzt  einen  Abglanz 
ahnen  läßt. 

Die  umstehende  Skizze  erfüllt  ihren  Zweck,  wenn  sie 
die  hier  wiedergegebene  Auffassung  verdeutlichen  hilft. 
Daß  aber  eine  erfolgreiche  Lösung  der  Aufgabe  im  Sinne 
dieser  Auffassung,  welche  der  individuellen  Eigenart  und 
der  poetischen  Stimmung  ja  keineswegs  zu  entbehren 
brauchte,  durch  einen  der  berufenen  Meister  unserer 
Tage  schlechterdings  unmöglich  sein  sollte,  wagt  der 
Unterzeichnete  denn  doch  nicht  zu  befürchten.  — 


März  1904. 


II.  Freude,  Architekt.*) 


Heimatschutz. 


|  us  einem  Aufruf  zur  Gründungeines  Bundes  „Heimat- 
schulz",  dessen  Ziele  wir  auf  das  Wärmste  unter- 
stützen, entnehmen  wir  die  folgenden  beherzigens- 
werten Aeußerungen:  „Heimatschulz fordern  wir!  -  Linen 
fremden  Eindringling  zwar  haben  wir  nicht  zu  befürchten, 
wohl  aber  die  einheimischen  Vandalcn.  Seit  der  Begrün- 
dung des  neuen  Deutschen  Reiches  sind  „deutsche  Inter- 
essen", „vaterländische  Bestrebungen"  und  ähnliche  Schlag- 
wort so  sehr  in  aller  Munde,  wie  bis  zu  jenem  Zeitabschnitt 
kaum  jemals  zuvor;  aber  die  Heimat  selbst,  unser  deut- 
sches Land,  der  Nährboden  aller  unserer  Gesittung,  sie 
darf  ungescheut  beraubt  und  entstellt  werden.  Die  Kultur- 
völker haben  immer  eine  Ehre  darin  gesehen,  das  zu  be- 
wahren und  zu  erhalten,  was  edel  geartete  und  feinsinnige 
Menschen  bei  ihnen  geschaffen  haben.  Dem  zuwider  ist 
bei  uns  freilich  schon  in  früheren  Jahrhunderten  durch 
Zerstören  alter  Bauwerke  viel  gesündigt  worden,  Aber 
das  verschwindet  völlig  im  Vergleich  zu  dem.  was  heute 
geschieht.  Ja,  die  Verwüstungen  des  dreißigjährigen 
Kriege*  haben  nicht  so  verheerend  gewirkt,  so  gründlich 
in  Stadt  und  Land  mit  dem  Erbe  der  Vergangenheit  auf- 
geräumt, wie  die  Ucbcrgriffe  des  modernen  Lebens  mit 
seiner  rücksichtslos  einseitigen  Verfolgung  praktischer 
Zwecke.  Und  hier  handelt  es  sich  nicht  mehr  allein  um 
die  Zerstörung  von  Menschenwerk,  sondern  eben  so  sehr 
um  Eingriffe  in  das  Leben  und  die  (Jebildc  der  Natur. 
Heide  und  Anger,  Moor  und  Wiese,  Husch  und  Hecke 
verschwinden,  wo  irgend  ihr  Vorhandensein  mit  einem 
sogenannten  rationellen  Nutzungsprinzip  in  Widerstreit 
gerät.  Und  mit  ihnen  verschwindet  eine  ebenso  eigen- 
artige als  poetische  Tier-  und  niedere  Pflanzenwelt.  In 
der  Forstwirtschaft  gilt  trotz  der  einsichtsvollen  Gcgcn- 
strebungen  nirht  weniger  Fachmänner  vielfach  ausschließ- 
lich der  Gesichtspunkt,  hohe  Erträge  zu  erzielen.  Nament- 
lich in  Gemeindewaldungen  und  Privatforsien  wird  nur 
allzu  olt  jede  ideale  Rücksicht  beiseite  geschoben.  Selbst 
die  Kuppen  unserer  Berge,  welche  die  Linien  der  Land- 
schaft seit  Urzeiten  bestimmen,  die  phantastischen  Fels, 
bildungen.  welche  die  Abhänge  unserer  Täler  schmücken, 
werden  durch  Steinbrüche  angetastet,  die  häufig  genug 
au  gleichgültigeren  Stellen  angelegt  werden  könnten  Den 
Zauber  einsamer  Gcbirgswelt  vernichtet  man  durch  auf- 
dringliche Bauten  Eiserne  Brocken  spannt  man  in  un- 
schönen, das  I.andschaftshild  verunstaltenden  Formen 
über  unsere  Wasserläufc,  auch  da,  wo  allen  Anforderun- 
gen der  Zweckmäßigkeit  mit  schlichten  Stein-  oder  IMz- 
brücken  zu  entsprechen  gewesen  wate.  Bäche  und  Flüsse 
werden  zugunsten  praktischer  Zwecke  so  v . •  1 1 ja»  umgestal- 
tet, daß  von  ihrer  natürlichen  Schönheit  nichts  mehr  übrig 
bleibt.  Der  Baum,  der  seit  Jahrhunderten  Schatten  ge- 
spendet, wird  den  Theorien  der  Wegehaukommtssion  zu- 
liebe gefällt;  das  alte  Tor,  das  vorspringende  Haus  wird 
niedergerissen,  weil  der  enge  Durchgang,  die  krumme 
Straße  angeblich  nicht  mehr  den  Forderungen  des  Ver- 
kehres entsprechen,  dies  aber  nicht  nur  in  Stadien  mit  einigen 
hunderttausend  Einwohnern,  sondern  in  jeder  Mittel-  und 

170 


Kleinstadt  bis  zum  winzigsten  Flecken  herab,  weil  sie  alle  von 
der  Sucht  geplagt  werden,  großstädtisch  scheinen  zu  wollen. 
Hier  legt  man  --  unbekümmert  um  natürliche  Verhältnisse 
oder  um  malerische  Wirkungen  ---Bauwerke  frei,  die 
doch  erst  als  Glieder  eines  architektonischen  und  geschicht- 
lichen Zusammenhanges  in  ihrer  vollen  Bedeutung  er- 
scheinen. Dort  wird  das  der  Natur  unseres  Landes  und 
unserer  Empfindung  so  entsprechende  »teile  Dach  von 
dem  flachen  verdrängt,  der  kräftige  Hohlziegel  muß  der 
Dachpappe  oder  einem  anderen  unschönen  Surrogat,  der 
anmutende  Fachwerkbau  und  d.is  verputzte  I  laus  dem 
kahlen  Backsteinkasten  weichen  Wo  wir  auch  hinblieken, 
nichts  als  Verunstaltungen,  nicht*  von  dem  natürlichen 
Takte,  durch  den  sich  unter  den  Händen  unserer  Alt- 
vordern das  Nützliche  ganz  von  selber  schön  gestaltete, 
so  daß  die  Brücke,  die  Mühle,  die  Scheune  zu  anmuts- 
vollen Gebilden  in  der  Landschaft  wurden. 

Man  sollte  nun  meinen,  die  ungeheure  Verbreitung 
eines  modischen  Naturkultus,  wie  er  in  dem  außerordentlich 
gesteigerten  Reisebedürfnis,  in  den  die  ganze  Welt  über- 
schwemmenden Anpreisungen  von  Luftkurorten,  schön 
gelegenen  Sommerfrischen,  Aussichtspunkten,  kurz  in  der 
gesamten  Frcmdenindustric  zutage  tritt,  müsse  im  ent- 
schiedenen Gegensatz  zu  der  auf  anderer  Seite  herrschen- 
den Nichtachtung  idealer  Gefühlswerte  stehen.  Leider 
aber  ist  dies  doch  nur  in  beschranktem  Maße  der  Fall. 
Im  Gegenteil:  Vergnügungssucht,  die  sich  für  Naturbe- 
geisterung hält  auf  der  einen  Seile,  und  auf  der  anderen 
das  Verlangen,  aus  drn  Reizen  der  Landschaft  und  der 
Altertnmhchkeit  pekuniären  Vorteil  zu  ziehen,  sind  in  eine 
so  verhängnisvolle  Wechselwirkung  getreten,  daß  gerade 
v<>n  dieser  Seite  her  die  schwersten  Gefahren  drohen. 
Durch  die  sogenannten  „Erschließungen"  und  sonstigen 
Zurüsliingeii,  welche  sich  Tal,  Wald  und  Berg.  Fels  und 
Wasserfall,  lK>rter,  Stäche  und  Rurgtrümmer  gefallen  lassen 
müssen,  durch  Drahtseilbahnen,  Hotelkästen,  Walpurgis- 
hallen,  Rübezahlburgen  und  zahllose  andere  schön  sein 
sollende  Geschmacklosigkeiten  werden  alle  Ursprünglich- 
keit und  wahre  Schönheit  in  beinahe  gleichem  Maße  zer- 
stört, wie  durch  die  Verwüstungen,  die  das  Gefolge  rück- 
sichtsloser industrieller  Ausbeutung  der  Natur  bilden. 

Wir  haben  nicht  die  törichte  Absicht,  die  außerordent- 
lichen Errungenschaften  der  Gegenwart  auf  praktischem 
Gebiet  zurückdrängen  zu  wollen.  Wohl  aber  dürfen  wir 
einen  Ausgleich  anstreben  zwischen  jener  herzlosen  Aus- 
beutung des  Heimatbodens  und  den  Forderungen  des  Ge- 
mütes, dessen  Wurzeln  keine  Leben-nahrung  mehr  finden 
werden,  wenn  wir  in  gleichem  Maße  fortfahren,  die  Srhön- 

•)  A  nni  r  l.k  unK  dri  Krdlklion.  Mit  den  \  •.' '  »teilenden  Aeutlr- 
runden  schließen  wir  einstweilen  die  KrAiiemtiee«  Miel  diese  die  weiteste» 
kdoxtlcnAcheu  (Creive  berührende  Fra^e,  ».irlulem  aucli  zwei  \crtretrr  de» 
Gedanken»  der  StlilieUuni:  de*  riiealri  j.Ui/.e*;  erteil  die  V\hc  TU  Wur|  ge- 
kommen iun<l.  Wir  vrrfrtilf-rj  duhei  ni*  ht,  aiivulcko,  «l-»U  <lri  „hilrrr  llund- 
itt  l>ie*drn  hrreitn  im  Juli  ic-o,  *n  <i*-:i  Kji  der  sta,li  |)re«drn  eine  die 
kdiwtleroche  <  ,eslalliin£  der  Au's'.is:  J.t  br,"K  »e  und  ilirrt  l»-idel»  l  'ter*.'  Linde 
hell  eilende  I  i:i,;.t.e  orliteti-,  auf  ihr  «11   „■  l,„enlti.  Ii   n-i  -  Ii  eilt  null  •iirf.ik- 


No. 


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hcitcn  des  deutschen  Landes  achtlos  zu  vernichten.  Worden 
wir  diesen  Ausgleich  nicht  finden,  so  wäre  das  gleichbe- 
deutend mit  der  Zerstörung  de*  besten  und  bedeutungs- 
vollsten Teile»  unserer  Kultur. 

Manches  zwar  geschieht  schon  zur  Besserung  Als 
Anfänge  staatlicher  Fürsorge  sind  zu  begrüßen:  das  vor 
kurzem  veröffentlichte  Gesetz  für  Denkmalschutz  im  Groß- 
herzogtum  Hessen,  in  dem  auch  die  landschaftliche  Natur 
Berücksichtigung  findet;  das  vom  preußischen  Landtage 
genehmigte  Gesetz  gegen  den  Unfug  des  Keklatnewe*ens; 
die  von  der  preußischen  Regierung  vcranlaßte  Herausgabe 
forstbotanischer  Merkbücher,  und  die  seit  mehreren  |ahren 
vom  preußischen  Kultusministerium  eingeleiteten  umfassen- 
den Ermittelungen  zur  Klarung  derFrage  des  Naturschutzes. 
In  hohem  Grade  bedeutungsvoll  sind  ferner  die  „Tagungen 
für  Denkmalpflege",  welche  seit  einigen  Jahren  bestrebt 
sind,  die  ererbten  baukünstlerischcn  Schätze  unseres  Lan- 
des vor  Zerstörung  und  Entstellung  zu  behüten,  sowie  der 
neuerdings  entworfene  Arbeitsplan  des  Ausschusses  zur 
Pflege  heimatlicher  Bauweise  in  Sachsen  und  Thüringen. 
Dazu  kommen  die  in  einzelnen  Teilen  Deutschlands  auf- 
tauchenden Volkskunst-  und  Trachtenvcreinc,  dir  Ver- 
einigung zur  Erhaltung  deutscher  Burgen,  die  in  Rothen- 
burg, Hildesheim  und  einigen  anderen  Städten  getroffenen 
Bestimmungen  zurWahrung  ihres  altcrtümliehenCharakters, 
die  Bemühungen  des  Bonner  Verschöncrungsvereins  um 
die  Rettung  des  Siebcngcbirgcs,  der  Isartalvcrein  in  Mün- 
chen, der  Dürerbund.  der  Deutsche  Verein  für  ländliche 
Wohlfahrt.*-  und  Heimatspflege,  der  Badische  Verein  für 
ländliche  Wohlfahrtspflege,  der  Verein  für  Erhaltung  der 
Alpenflora  in  Bamberg,  die  Maßnahmen  zum  Schutz  der 
Vögel,  der  bayerische  Verein  „Heimat",  der  hannoversche 
Verein  Niedersachsen  und  zahlreiche  Örtliche  Gruppen, 
die  das  Interesse  für  die  engere  Heimat  beleben  wollen 
lauter  Erscheinungen,  die  von  erwachendem  Verständnis 
für  die  Bedeutung  dessen  zeugen,  was  auf  dem  Spiele 
sieht.  Aber  es  fehlt  an  einem  Zusammenschluß  aller  dieser 
vereinzelten,  ähnlich  gesinnten  und  strebenden  Elemente, 
der  in  ihnen  das  lebendige  Bewußtsein  weckte,  von  dem 
großen  gemeinsamen  Ziel,  das  es  zu  erreichen  gilt  und 
das  in  dem  Worte  „lleimatschutz"  den  entsprechenden 
umfassenden  Ausdruck  finden  würde.  Schaffen  wir  also 
einen  sich  über  ganz  I>eut*rhland  erstreckenden  Bund 
aller  Gleichgesinnten,  denen  es  darum  zu  tun  ist,  deutsches 
Volkstum  ungeschadigt  und  unverdorben  zu  erhalten,  und 
was  davon  unzertrennlich  ist:  die  deutsche  Heimat  mit 
ihren  Denkmälern  und  der  Poesie  ihrer  Natur  vor  weiterer 
Verunglimpfung  zu  schützen! 

Für  die  Erhaltung  der  kutistgeschichtlich  bedeutsamen 
—  namentlich  der  öffentlichen  Bauwerke  ist  durch  die 
staatlich  organisierte  Denkmalpflege  in  ausgezeichneter 
Weise  gesorgt.  Immerhin  bleibt  auch  hier  für  die  private 
Tätigkeit  noch  eine  reiche  Fülle  von  Gelegenheiten  übrig, 
ergänzend  und  helfend  einzugreifen.  Das  Arbeitsfeld  wäre 
demnach  in  die  folgenden  sechs  Gruppen  zu  teilen:  i.  Denk- 


malpflege;  a.  Pflege  der  überlieferten  ländlichen  und  bürger- 
lichen Bauweise;  Erhaltung  des  vorhandenen  Bestandes; 

3.  Schutz  der  landschaftlichen  Natur  einschl.  der  Ruinen; 

4.  Rettung  der  einheimischen  Tier-  und  Pflanzenwelt,  so- 
wie der  geologischen  Eigentümlichkeiten:  5-  Volkskunst 
auf  dem  Gebiete  der  beweglichen  Gegenstände;  6.  Sitten, 
Gebrauche,  Feste  und  Trachten. 

Es  besteht  nicht  die  Absicht,  einen  neuen  Verein 
neben  anderen  zu  gründen,  sondern  die  bereits  vorhan- 
denen Verbände  um  einen  Mittelpunkt  zu  gemeinsamem 
Wirken  zu  sammeln.  Es  liegt  auf  der  Hand,  welche  Vor- 
teile hieraus  für  die  Sache  erwachsen  müssen.  Um  nur 
einen  zu  nennen:  die  Möglichkeit,  etwas  zu  erreichen, 
verdoppelt  und  verdreifacht  sich,  wenn  in  jedem  einzel- 
nen Kille  «las  ganze  Gewicht  einer  großen  Gesamtheit  in 
die  Wagschale  geworfen  werden  kann.  So  sehr  aber  das 
Zusammenfassen  der  Grundgedanke,  der  eigentliche  Zweck 
des  zu  gründenden  Bundes  ist,  dennoch  läßt  es  sich  nicht 
umgehen,  bei  der  Organisation  desselben  auch  an  die  Auf- 
nahme einzelner  Personen  zu  denken.  Bestünde  an  jeder 
bedeutsamen  Stelle  in  Deutschland  für  jede  der  angeführ- 
ten Aufgaben  bereits  ein  lebendig  wirkender  Verein,  so 
könnte  man  sich  freilich  damit  begnügen,  nur  die  Schaffung 
einer  Zentralstelle  anzuregen  Leider  aber  sind  wir  noch 
sehr  weit  von  jenem  Zustand  entfernt  Bis  dahin  also 
wird  es  unumgänglich  nötig  sein,  die  weiten  Lücken  nach 
Kräften  auszufüllen.  «I.  h.  auch  einzelne,  soweit  sie  nicht 
bereits  Mitglieder  eines  der  beigetretenen  Vereine  sind, 
zur  Mitarbeit  zu  werben,  und  zwar  eine  möglichst  große 
Anzahl  einzelner,  und  das  in  möglichst  vielen,  auch  klei- 
nen und  kleinsten  Ortschaften  unseres  Vaterlandes.  Ohne 
solche  überallhin  verbreitete  Mithilfe  wird  es  dabei  blei- 
ben, daß  nach  wie  vor  täglich  und  stündlich  unersetzliche 
ideale  Besitztümer  unseres  Volkes  dahingeopfert  werden 
aus  Achtlosigkeit,  Unverstand  und  Gewinnsucht,  ohne  daß 
wir  rechtzeitig  davon  erfahren,  um  noch  rettend  eingreifen 
zu  können. 

In  England  besteht  seit  einer  Reihe  von  Jahren  eine 
Gesellschaft,  die  die  gleichen  Zwecke  verfolgt  und  deren 
erfolgreiche  Wirksamkeit  beweist,  daß  unsere  Ziele  nicht 
jenseits  des  Erreichbaren  liegen  In  Frankreich  ist  vor 
drei  Jahren  eine  „societc  pour  la  protecti«>n  des  paysages 
de  France"  gegründet  worden,  deren  Mitglieder  zu  den 
hervorragendsten  Männern  des  lindes  gehören. 

Und  so  wenden  wir  un>  an  alle,  die  Herz  und  Sinn 
haben  für  unser  teures  Vaterland,  an  den  Städter  wie  an 
den  Landmann,  an  das  Alter,  dessen  Erinnerungen  in  dem 
Deutschland  von  ehemals  leben,  an  die  Jugend,  die  drn 
Widerspruch  zwischen  dem  Land  der  Dirhtung  und  dem 
Land  der  Wirklichkeit  dunkel  empfindet,  an  den  Pfarrer, 
den  Lehrer,  den  Künstler,  dessen  Jungbrunnen  verschüttet 
zu  werden  droht,  an  alle  Stände  und  Berufsarten ,  damit 
sie  sich  mit  uns  vereinigen  zum  Schlitz  der  deutschen 
Heimat  -)  - 


Vermischtes. 
Für  photogTaphlerende  Fachgenossen  wird  der  Hinweis 
von  Interesse  sein,  daß  die  bekannte  Optische  Anstalt  C.  P. 
Gocrz  A.-C.  in  Berlin-Friedenau  eine  von  W.Zschokke  be- 
rechnete Belichtungslabelle  herausgegeben  hat,  welche  es 
gestattet,  die  für  eine  Aufnahme  erforderliche  Belichtungs- 
dauer schnell  zu  bestimmen.  Bekanntlich  gehört  es  mit  zu 
den  schwierigsten  Aufgaben  in  der  Photographie,  die  Be- 
lichtungszeit einigermaßen  richtig  abzuschätzen,  und  es  be- 
darf schon  einer  ziemlich  langen  Praxis,  um  hierin  einige 
Sicherheit  zu  erlangen.  Es  gibt  wohl  eine  Reihe  von 
Belichtungstabcllen  und  sogen.  Expo*ition»messcrn,  doch 
sind  diese  meist  recht  umständlich  zu  handhaben,  sodaß 
es  «lern  weniger  Geübten  schwer  fällt,  schnell  die  richtige 
Belichtungszeit  hcrauszurcchncn.  Die  Tabelle  Ist  einfach 
und  wird  an  jeden  Interessenten  kostenlos  versendet 
Sie  ist  nicht  nur  auf  den  Gebrauch  der  von  der  Firma 
(ioerz  fabrizierten  Objektive  zugeschnitten,  sondern  gilt 
für  alle  zur  Verwendung  kommenden  Objektive,  ganz 
gleich,  welcher  Herkunft.  — 

Eisenbetonbohlen  System  Tille  &  Schwarz  werden  von 
dem  BctonhaugcM-häft  Ernst  Schwarz  in  Lahr  (Baden) 
zur  Herstellung  von  Wunden  und  Decken  in  den  Handel 
gebracht.  Ihrer  einfachen  Herstellung  wegrti,  die  kerne 
besonderen  maschinellen  Vorrichtungen  erlordert,  dürften 
sie  sich  für  leichtere  Bauten  zu  genannten  Zwecken  wohl 
eignen.  Die  Bohlen  werden  in  Starken  von  5  -ia-m  und 
Breiten  von  30--2.S"»  hergestellt  fertig  angeliefert.  Sie 
sind  mit  Nut  und  Feder  versehen,  sodaß  sie,  wenn  sie  mit 
Kalk-  «Hier  Zementmörtel  vergossen  werden,  eine  dichte 
Platte  bilden.  Die  Eiseneinlagen  bestehen  aus  hochkantigen 

6  April  1904. 


(hochkantig  mit  Rücksicht  auf  größere  Widerstandsfähigkeit 
beim  Transport)  Flacheisen,  die  beiderseits  etwa  noch 

2 r»  von  Beton  überdeckt 

<  ........ . — >jn<ji  vergl.  die  Abbildung. 
I    |  <    I    J  <    I    I  <    Erfinder  will  die  Bohlen 
— — :«*~:~* 1  bis  3,5»  freier  Länge  bei 

Decken  einfach  frei  auf- 
legen, bei  4  7  ">  Spannw,  die  Eisen  im  Mauerwerk  ver- 
ankern. Im  erstcren  Falle  ist  die  Bohlenstärke  •,<„•  im 
anderen  'jM  der  freien  Spannw.  Für  eine  5  ">  weit  ge- 
spannte Decke  bei  650  <i">  berechnet  Erfinder  die  Bohlen- 
stärke zu  io'"'  und  legt  je  2  Flacheisen  von  *,st,  Stärke 
ein.  Das  Eigengewicht  schwankt  zwischen  30  und  i.y>ktvi'" 
je  nach  Stärke  der  Bohlen,  sowie  Material  und  Mischungs- 
verhältnis des  Betons 


Totenschau. 

Architekturmaler  Karl  Weyßer  t.  In  Heklelberg  ist 
nach  schwerem  Leülcn  der  1843  in  Durlach  geborene 
Architekturmaler  Karl  Wevüer  gestorben.  Er  war  ein 
Schüler  Sehirmers  Seine  Verdu  nste  werden  beule. 
der  Heimatschutz  und  die  Pflege  der  heimatlichen  l  eher- 
lieferungen  weite  Kreise  erfüllt,  in  besonderer-  Weise  an- 
erkannt Werden,  denn  in  seinen  feineiiipfurulcnen  Werken 
hat  Wevüer  mit  einem  tiefen  Vcrsiandni-sc  dir  die  archi- 
tektonische Formcnspracrie  eine  groUe  Reihe  der  schön- 
sten Architekttiihiltlei  fe  ^i  luiden  und  in  vielen  Fidlen 
gezeigt,  was  mangelnde  Empfindung  heute  aus  dem  allen 

•>   l'er   Buwl  .H«niJts.---i..v-   Int   ,    1;   am    f.    Mn>r  .1    |   m  |lir«.1rn 
...  .11/.  i      I.  Hr  IV. I  S,  I,  „;,.  r    S  n  Ii  in  lim  i  fewlhlt 

.\i.iMl,!urc.-n  „ml  an  Hn.  K.  .:.<-.  •  Miel.«-  "'  t  li^rk.v.  „Vi.;,  K.Mmh  »t,  i». 

ZU  li.Utfu 

'7' 


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Kunsibesiu  gemacht  hat.  In  diesem  Sinne  haben  viele 
seiner  Werke  die  Hcdcutung  von  Dokumenten  der  frühe- 
ren Erscheinung  einer  groüen  Anzahl  großer  und  kleiner 
badischex  Städte  und  Orte,  sowie  von  Elsafi,  Württem- 
berg und  der  Pfalz.  Weyßcr  war  einer  von  den  sogen, 
stillen  Künstlern,  die  abseits  vom  modernen  Kunstbetrieb 
in  emster  Sammlung  ihre  Werke  schaffen.  — 

Preiabewerbungen. 

In  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  die 
Bauten  eines  evangelischen  Friedhofes  in  Wien,  der  an  der 
Ostseite  des  Zentral-Friedhofes  angelegt  werden  soll,  er- 
rangen den  I.  Preis  die  Architekten  K.  Wolschner  und 
R.  Diedtcl,  den  II.  Preis  Architekt  A.  Belohlawek  und 
Gartenarchitekt  J.  O.  Motnar.  Eine  lobende  Anerkennung 
fanden  die  Entwürfe  der  Hrn.  Siegfr.  Sitte  und  J.  So- 
winski,  samtlich  in  Wien.  Das  Preisrichtcramt  übten  aus 
die  Hrn.  Baudir.  Bode,  Ob.-Brt  Kerd.  Fellner,  Prof. 
K.  Mavreder,  Brt.  F.  v.  Neumann  und  Prof.  G.  Nie- 
mann "in  Wien.  —  

Bücher. 

Handbuch  der  Gesetzgebung  in  Preuflen  und  dem  deutschen 
Reiche. 9  Teil  Kas  Bau  wesenvon  M  ünchgesan u, 
Dr.  jtir.  F.,  (ich.  Reg -Rat  u.  vortr.  Rat  im  Minist,  d. 
<">ffentl  Arbeiten  Berlin  Verlag  von  lulius  Springer 
ioaj  8°  S  XII  und  506.  Preis  erb  10  M.  -  - 
Das  vorliegende  Werk  bildet  den  9.  Teil  de>  von  Graf 
lluc  de  Grais  (Wirk!.  Geh.  Ob  -Reg  -Rat,  Reg  -Präs  a  D.) 
herausgegebenen,  oben  genannten  großen  Handbuches, 
bietet  jedoeb  ein  selbständiges  (Ganzes  und  ist  als  solches 
ein/ein  käuflich.  Seinem  Inhalte  nach  beschränkt  es  sich  auf 
die  Zusammenstellung  derjenigen  gesetzlichen  Vorschriften, 
deren  Kenntnis  für  die  Bearbeitung  der  Bmisaehen  im 
Gebiete  des  Hochbaues  wissenswert  sind.  Diese  werden 
in  ihrem  Wortlaute  gegeben.  Soweit  einzelne  Bestim- 
mtmeen  eine-  noch  heute  gültigen  tie^ct/es  inzwischen 
kraftlos  geworden  sind,  ist  solches  entweder  durch  Weg- 
lassen oder  durch  veränderten  Druck  angedeutet,  sodaß 
Jeder  leicht  zu  erkennen  vermag,  inwieweit  eine  Vor- 
schrift noch  anwendbar  ist,  oder  unborfleksi  ritt  igt  zu  bleiben 
hat.  Soweit  neuere  Bestimmungen  anstelle  einer  früheren 
getreten  sind,  fanden  sie  in  veränderter  Schrift  an  der 
Stelle  Aufnahme,  deren  Ersatz  sie  bilden  sollen.  Etwaige 
Zweifel  werden  durch  leicht  verständliche  Anmerkungen 
unter  d»  n  Texte  behohen,  Dort  finden  sich  auch  Hin- 
weise auf  Vorschriften  die  an  anderen  Stellen  des  Werkes 
abgedruckt  sind. 

Während  einerseits  neben  den  I.andesgesetzen  und 
den  sonstigen  Landesvor-ehriften  Satzungen  des  Reichs- 
rechtes Abdruck  gefunden  haben,  beschrankt  sich  ander- 
seits der  Inhalt  auf  das  bei  Bearbeitung  von  Hochbauten 
Wissenswerte  und  sind  die  für  den  Eisenbahn-,  den  Wasser» 
und  Wegebau  maßgebenden  Vorschriften  besonderer  Be- 
arbeitung vorbehalten.  Die  Zweckmäßigkeit  dieses  Ver- 
fahrens kann  streitig  -ein,  Jedenfalls  ist  jedoch  anzuer- 
kennen, daß  bei  der  Sichtung,  was  in  dem  vorliegenden 
Werke  zu  geben  und  was  späteren  Arbeiten  vorbehalten  sei, 
durchweg  das  richtige  getroffen  wurde.  Dcrbearbeilete  Stoff 
ist  in  die  Abschnitte  Die  .Staatshalt-Verwaltung  (S.  1 
bis  Das  Baurecht  (S.  245    356*,  Die  Baupolizei 

(S  .|Qoi  verteilt  vind  innerhalb  jedes  derselben  richtig 

und  übersichtlich  gegliedert.  Da  unter  Baurecht  noch 
Satzungen  des  Allnenieineu  Landrechles  (S.  257)  und  des 
Rheinischen  Rechtes  (S.  273  ff.)  abgedruckt  sind,  hätten 
füglich  auch  die  noch  gültigen  Salzungen  des  ehemaligen 
Hannoverschen,  1  les-»cn'schcn,Nas*i<u'schcn  undSchlesw  lo- 
schen landrechles  hierher  gehurt,  soweit  sie  neben  dem 
Keichsrechl  Bestand  behalten  haben.  Indes  wird  durch 
ihr  \\'ei;lasscn  der  Wert  des  Werkes  nicht  wesentlich  be- 
cintrachtgt,  da  sie  nur  lokale  Bedeutung  haben  Ein  sorg- 
fältiges Verzeichnis  der  aufgenommenen  Bestimmungen 
t-S.  491  496)  und  ein  vollständiges  Sachverzeichnis  (S  407 
bis  50b!  erleichtern  das  Nachschlagen  und  Auffinden  der 
für  den  Gebrauch  gerade  wissenswerten  Satzungen. 

Nach  alledem  wird  sich  das  Werk  für  alle  Beamte 
und  Personen,  welche  mit  Bearbeitung  von  Hochbau-An- 
gelegenheiten befaßt  sind  als  ein  s.-lir  brauchbares  Hills, 
mittel  zur  Ergänzung  seines  jeweiligen  Wissens  bewahren 
Es  wird  deshalb  zur  Ansehaffuni;  in  unserem  Leserkreise 
bestens  empfohlen  Prof.  Dr.  Karl  Hilst- . 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Denkrnltlcr  der  Baukunst,  zu»animenge»lcllt  u.  gezeichnet 

vom  Zeichen  -  Aussrbull  der  Studierenden  der  Konigl.  Trchn. 

Ho.  h»chulc  zu  Berlin  <  Abi  f  Architektur!  l.frg  XXIX  Deutsche 

Renaissance.  Beilin  Willi.  Ernst  Ar  Sohn  l*r.  der  l.frg  5  M. 
Faulwaucr,  Jul.,  Arch.     Die  St   Michaeli*  Kirrhc  in 

ti  »m  bürg  mit  3a  Text-tllintratioiicit  und  ao  Lichtdruck- Tal. 

Hamburg  igoi.    Cuii.  \V.  Stiu  Nachf. 

17a 


Dr.  Adler,  F.,  Wirkl.  Geh.  Ob.-Bit.,  Prol.  Mittelalterliche 
B  a  c  k  »  t  c  in-Ba  u  wc  r  kc  dca  Preuüiichen  Staate». 
Heft  XI,  13  Blatt.  Heft  XII,  7  Bl,  Tit.  und  Schlutttext  zum 
II.  Bde.  Berlin  1898-  Wilh.  Ernst  *  Sohn.  l'r.  vollst.  In 
■  a  Heften  150  M. 

Dorschfeld,  Rieh  ,  Arch.  Der  moderne  Innenausbau  Original- 
Entwürfe  unter  Verwendung  einheimischer  Pflanzenmotivc 
von  Haus-  und  Ziroinertflren,  Treppen,  Paneelen,  Plafond», 
Vestibülen,  Perspektiven  usw.  Stuttgart  1899.  Carl  Ebner, 
Kuiisuuislalt.   60  Tuf.  in  Mappe  30  M. 

Ebhardt,  Bodo,  Areh.  Deutsche  Burgen.  Berlin  190t.  Ernst 
Wasniutta.    Lfrg.  4    Pr.  tajo  M. 

T.  Feldegg.  F,  Ritter,  Arch.  italienische  Reuai»sanre 
Architekturen  in  moderner  konstruktiver  Durchbildung. 
Ein  Vorlagenwerk  für  baugewerbliche  Schulen  und  die 
Baupraxis,  ta  Taf.  II  Serie:  Bogcnatellungen  und  Gesimse. 
Wien  1895.    A  Pichler'»  Witwe  ft  Sohn.    Pr.  ao  M. 

Franzen,  Walter.  Angewandte  Kunst.  Erste  Folge,  5  Lfrgn. 
je  loLichidrurkc  Leipzig,  Paul  Schimmelwitz,  l.frg.  II,  Pr.  6M. 

Hartlg,  Erdmann,  Arch.,  Dir.  der  Kgl.  ßatigewcrkschule  in  Bannen. 
Die  Kuhmeshalle  in  Barmen.  Berlin  190a.  Ernst 
Wasniuth.    »5  Taf.  in  Mappe.    Pr.  »5  M. 

Kempf,  Rudolf,  Arch.,  Dir.  der  Baogcwcrkschulc  in  Augsburg. 
Alt-Augsburg.  Eine  Sammlung  architektonischer  und 
kunstgewerblicher  Motive.    Berlin  1898. 

Maennchen,  Albert,  Maler  Neue  Malereien.  Zweite  Folge: 
Sammlung  praktischer  Vorbilder  für  die  Werkstatt  und  Schule. 
10  l.frgn,  von  je  8  Taf.  Berlin  1903.  Ernst  WasmuUi.  Prei» 
in  Mappe  100  M. 

Rathaus  m  Breslau.  Erneuerung»  -  Arbeiten  in  den  Jahren 
1884—1891  von  Geh.  Brt  C.  I.Od  ecke.  Breslau  1858.  Amtl. 
Vci  offentlichuog  der  Stadt. 

Schafer,  Karl,  Ob.-Brt,  Prof.  Die  Abtei  Ebcibaeh  im 
Mittelalter.  Baubeschreibung  oud  Baugeschichtc.  Text- 
band  mit  59  Illusir.  und  ao  Taf.  in  Mappe.  Berlin  1901.  Ernst 
Wasmuth.  Pr.  36  M. 

Schmld,  H  ,  Ing.,  Prof.  Steinmetz-Arbeiten  im  Hoch- 
bau. Vnrtageblstter  zum  Gebrauch  an  gewerbl.  Lehran- 
stalten. Wien  100t.  Carl  Graeser  S  Ko  Erster  Teil:  ai  Taf. 
und  Text.    11.  Aull.    Pr.  14  M. 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Garn  -Bauin»p.  Wylnnd,  bisher  in 
Ostasien,  ist  der  Int.  des  X VIII.  Armee-Korps  all  techn.  Ilillsarb. 
uberwiesen.  —  Versetzt  sind:  Die  Garn.-Uauinsp.  Hart  mann  in 
Plauen  i.  V.  nach  Leipzig  III  und  Mcir  in  Leipzig  als  techn.  Hiif*- 
arb.  znr  Int.  de»  XIX.  (a  K.  S  )  Armee-Korps. 

Baden.  Der  Reg.  -  Bmslr.  B  0  r  g  e  I  i  u  in  Donauesctiingcn  ist 
zur  Kult.-Insp.  in  Frciburg  versetzt. 

Bayern.  AI»  Bez. -Ing.  heim  k.  Bez. -Amt  München  »ind  be- 
rufen: Die  Staatsbauas»i*l.  FraaU  in  Itayrnith  für  den  Hochbau 
und  Herold  in  Deggendorf  für  den  Tiefbau. 

Preußen.  Dem  Ei»enb-Dir.  Pritzel  in  Neifle  und  dem  Dir. 
der  HalbcrsUdt  Dlankenburger  Eis  -Ges.  Glanz  io  Blankenburg 
a.  II.  ist  der  Rote  Adler-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Die  Erlaubnis  zur  Annahme  und  Anlegung  der  ihnen  verlieh, 
fremdlind.  Ordcu  ist  erteilt  und  zw.;  Dem  Ob.-  u.  Geh.  Brt.  G  0  e  pc  1 
in  Berlin  des  Kai»  Russ.  St.  Annen-Orden»  II.  Kl  und  dem  Reg  -Bfhr. 
Krenckerinl lannover de» GroOherrl.  IQrk.  Osmanie-Oidens  IV. Kl. 

Dem  Suuitbrt  a.  D.  Kor  tum  in  Halle  a.  S.  ist  der  Char.  als 
Brt.,  dem  Lairdbauinsp.  MQssigbrodt,  Doz.  der  Techn.  Hoch- 
schule in  Berlin  u.  dem  Eiscnb-Bau-  u.  Bnr.-Insp.  a_  D.  Höver, 
Privaldoz.  an  der  Techn.  Hochscb.  in  Hannover,  ist  das  Prad.  Prof. 
verliehen. 

Versetzt  sind:  Der WasserBauin»p.  Sch  ildener  von  Dir»chau 
nach  Breslau;  die  Reg.-Bm»lr.  Gg.  Kiebelkorn  von  Berlin  nach 
AngermOndc,  Rud.  Golilzcr  von  Stettin  nach  Gollnow,  Erw. 
H  c  I  b  i  c  h  von  Maiburg  nach  Gumbm11e.11,  Eug  K  o  h  t  e  von  Berlin 
nach  Liegnitz  und  Fritz  Beu»ter  von  Breslau  nach  Berlin. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg.-Bnwtr.:  Heinr. 
M  0  1  I  e  r  der  Kgl.  Mimst.-.  MilitRr-  u.  Baukornro  in  Berlin,  M  a  r  k  e  r  > 
und  Julis.  Wer  de  Iniann  dem  Techn.  Bureau  der  Hochba-iabL 
des  Minist,  der  Offenll.  Arb. 

Die  Keg.-Bfhr.  Max  Krieger  aus  Berlin  (Hnchbfch.j.  Ernst 
Overbeck  au»  Hannover  (Masch-Bfch),  Joh.  Gör»  au»  Berlin 
fEisenbfch),  Heim.  Marken  aus  Elberfeld  und  Rud.  Z 1 11  k  e  i  s  e  11 
aus  WciBenfels  (Manch  -Bich.)  sind  zu  Reg.  Benstru.  ernannt. 

Der  Reg-  u.  Brt.  Brennecke  in  Saarbracken  ist  gestorben.  - 

Brief-  und  Fragekasten. 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 
Eine  neue  Schule  hat  eine  Niederdruck- Dampfheizung ;  Ej.se, 
Kessel  und  Fni  h»  »ind  unter  groflter  Sorgfalt  aus  tadellosem  Mate- 
rial gebaut  Einige  Monate  nach  Bezog  zeigten  die  Essenwlindc,  daß 
der  Putz  ausschlägt,  sich  gelb  färbt,  im  Dachgescholl  »ich  Salpeter 
oder  ähnliche  Salze  stark  ansetzen  und  das  Mauerwerk  den  Ein- 
druck macht,  als  ob  es  durchnAüt  wllre,  ohne  dalJ  sich  dasselbe 
iuU  anlühlt.  Ein  baulicher  Fehler,  der  deu  L'ebclstand  hAUe  her- 
vorrufen können,  laut  sich  nicht  nachweisen.  Als  Fcucrung»matennl 
des  Kessel»  wird  Zvcickauer  Zechenkoks  verwendet,  und  c»  »nid 
eine  Zeit  lang,  um  das  Feuer  nachts  nicht  erloschen  zu  lassen, 
Steinkohlen-Prellsteine  verwendet  worden,  l«t  einem  der  l.eser 
nun  ein  ähnlicher  Fall  bekannt,  und  worauf  wird  der  I  rbelstaml 
zurückgeführt?  -  W.  B.  in  <h. 

Inhalt:  Zur  Frage  der  l'nigrslalfun-  'irs  r>icaleT]»lnt7e»  in  l>ie»'len. 
—  Hrinutachutz,  —  \  rnuiachte».       Toteiucliau.  —  l'ienbrwerbiuigen. 
Bochrr.  —  Persotial-Xatihrwhtrii.  —  Burl-  und  Kngekaslrn, 


Verlag  der  Drutsc-heti  nauu-itung,  «i.  n.  b.  II.,  Beilin.  Flli  die  Redaktion 
verantwortl.  Albert  llofmann.  Berlin.    Druck  von  Wilh.  i.reve,  BeiiiiL 

No.  28. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N£  29.  BERLIN,  DEN  9.  APRIL  1904 

Die  neueren  Straßenbrücken  über  die  Donau  in  Budapest. 

(Fortsetzung.)    Hierzu  eine  Bildbeilage  sowie  dir  Abbildungen  auf  Seite  177. 


III.  Die  Elisabeth-  (Schwurplatz-)  Brücke. 

(KortKeUtung.) 

teber  die  Einzelheiten  des  eisernen 
l'cbcrbaues,  die  wir  bisher  nur  kurz  ge- 
streift haben,  geben  die  Abbildgn.  15—21 
bezüglich  der  interessantesten  Punkte  nähe- 
ren Aufschluß.  Die  Endverankerung  und 
die  obere  Lageru  ng  der  Ketten  ist  in  den  Abbildgn. 
15  und  16  zur  Darstellung  gebracht,  die  gleichzeitig 
auch  die  Ausbildung  der  aus  Stahlblechen  herge- 
stellten Ketten  selbst  erkennen  lassen,  auf  deren  Aus- 
führung ganz  besondere  Sorgfalt  zu  verwenden  war. 
Jedes  Kettenglied  besteht  aus  abwechselnd  19  und  20 
senkrecht  nebeneinander  liegenden  Einzclstäben  von 
500 m™  Breite  bei  25"""  Starke  und  Längen  bis  zu 
14,61  m  v.  M.  z.  M  Gelenkbolzen.  Diese  Bolzen  haben 
320 Durchmesser.  Die  Löcher  fflr  diese  Bolzen 
sind,  um  einen  genauen  Anschluß  zu  ermöglichen,  für 
alle  in  einem  Punkt  vereinigten  Kettenglieder  (38  -44 


an  der  Zahl)  gemeinsam  auf  den  planmäßigen  Durch- 
messer gebohrt.  Die  Bolzenlöchcr  durften  nur  1  °"n 
größer  sein  als  die  Durchmesser  der  Bolzen,  welche 
letzteren  höchstens  Abweichungen  bis  zu  0,5  mm  zeigen 
durften.  In  der  Länge  der  Kettenglieder  v.  M.  z.  M. 
Bolzen  war  bei  +  10  "C.  höchstens  eine  Abweichung 
von  3n"n  gestattet.  Für  die  halbe  Kcttcnlänge  in  der 
Stromöffnung  vom  Aufhängepunkt  bis  zur  Mitte  durfte 
diese  Abweichung  nicht  mehr  als  40  am  betragen,  wäh- 
rend die  CicsamM.ängc  natürlich  mit  der  planmäßigen 
übereinstimmen  mußte.  Die  Kettenbleche  mußten  fer- 
ner ganz  genau  gerade  gerichtet  werden.  Die  Form 
der  Kettenglieder  wurde  im  (Ihrigen  durch  Ausschnei- 
den und  Fräsen  aus  dem  vollen  Bleche  hergestellt  Die 
geradlinigen  Seitenflächen  wurden  außerdem  noch 
behobelt.  Imganzen  enthält  die  Kette  4094  Stück 
Kettenbleche,  deren  längstes  1642 k«  wiegt. 

DicGliederder  beiden  lotrecht  übereinander  liegen- 
den Ketten  laufen,  wie  schon  bemerkt,  bis  zum  Eintritt 
in  den  geneigten  Ankerschacht  durchweg  parallel.  Dort 


Abbildgn.  19  und  20.    FuU  der  PoiuUlander  und  AufhUngung  dci  Versteifungsträger  an  Meieren. 


Ys  , 

»73 


-r —  s~ 

sind  '  sie  durch  eine 
Querverbindung  zu- 
sammengefaßt und 
gehen  dann  bis  auf 
2,64  ■  schräg  ausein- 
ander, um  Raum  zu 
schaffen"  für  die  Ver- 
ankerung am  unteren 
Ende,  vergl.  Abb.  15. 
Die  Enden  der  Ketten, 
zwischen  deren  Glie- 
der Füllbleche  einge- 
schoben sind,  werden 
umfaßt  von  2  Anker- 
tragern  aus  geschmie- 
detem Suhl,  die  sich 
mit  ihren  Enden  auf 
von  Stahlsrhuhen  ge- 
tragene Kippflächen 
stützen.  Durch  einge- 
schobene Stahlkeile 
ist  eine  genaue  Justie- 
rung möglich.  Die 
Stahlschuhe  schließ- 
lich geben  den  Zug 
der  Kette  auf  die 
Druck  -  Verteilungs- 
quader  ab. 

Etwas  komplizier- 
ter gestaltet  sich  die 
obere  Aufhängung 
der  Ketten  an  den 
Portal  -  Ständern, 
vergl.  Abbildg.  16. 
Die  Aufhängung  wird 
durch  besondere, 
kurze  Kettenglieder 
ebildet,  die  an  2 
tahlbolzen  von  je 
500"""  Durchm.  an- 
greifen.dic  in  dem  ver- 
stärkten Portalkopfc 
gelagert  sind.  Diese 
Anschluß -Ketten  er- 
halten durch  seitlich 
umfassendcSchienen, 
die  mit  ihnen  und 
den  Portal-Ständern 
drehbar  verbunden 
sind,  noch  eine  Stütze. 
Die  eigentliche  Kette 
greift  an  den  kurzen 
Aufhängckettennicht 
mit  einem  einfachen 
(ielenkbolzcn,  son- 
dern mit  einem  Dop- 
pelkippbolzen an.  Die 
genaue  Regulierung 
erfolgt  durch  Keile, 
welche  durch  die  ge- 
nannten Stützschie- 
nen hindurchgehen 
und  mit  Schrauben 
entsprechend  angezo- 
gen werden  können. 

Die  Aufhängung 
Jer  Versteifungs- 
träge rund  der  Fahr- 
bahn an  den  Ketten 
zeigt  Abbildg.  17.  An 
l<jdcm  Gelenk  bolzen 
der  Kette  lassen  bei- 
derseits je  2  □ -Eisen 
an.dieübcrdemüber- 
gurt  des  Versteifungs- 
trägers in  ein  mit  je 
aseitlichenOtsen  ver- 
sehenes Blech  aus- 
laufen.   Durch  diese 

No  29. 


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Vei»tedung»- 

tragrr» 
»n  der  Kette. 
6o. 


Abbildg  31 


KndaufUgcrung  und  Verankerung  der  Vcr»leifung«trlger. 
(V'crgl.  Abbildg  it,  Seile  15a)    Mafistab  1:60. 


Ocsen  sind  Hängestangen  (imganzen  also  4)  gesteckt, 
die  am  unteren  Ende  durch  die  Oesen  eines  zweiten 
Bleches  hindurchge  hen,  das  mit  Winkeln  mit  den  Verti 
kalcn  des  Versteifungsträgers  verbunden  ist. 


die  Schraubenmuttern  der  I  längestangen 
ist  eine  genaue  Regulierung  der  Langen 
der  Aufhangung  möglich,  die  außerdem 
seitlich  genügende  Biegsamkeit  besitzt 

Die  Auflagerung  der  Portalständer 
und  die  Aufhangung  der  Versteif  ungs- 
trager  an  den  Portalen  is:  aus  den  Abbild. 
18  (S.  1771  bis  20  ersichtlich.  Die  beiden 
kastenförmigen  Fuße  jedes  Portalständers, 
die  in  2205""»  Abstand  von  M.  z.  M.  von 
einander  liegen  und  durch  aufgelegte  Bleche 
und  mittcIsWinkeln  angenietete  Flußplatten 
kraftig  versteift  sind,  stutzen  sich  auf  zwei 
mächtige  Kipplager  aus  Stahlguß,  deren 
größte  Stücke  rd.  15'  Gewicht  haben.  Durch 
die  PortalfOßc  sind  vierkantig  geschmiedete 
Stahlstäbe  durchgesteckt,  auf  deren  nach 
innen  vortretende,  abgedrehte  Enden  sich 
der  Versteif  ungsträger  mit  Pcndelstützen  auf- 
setzt, die  in  gleicherweise  mitdem  Obergurt 
dieses  Trägers  verbunden  sind.  Auch  hier 
sind  die  Lagcrschalen  durch  Bolzen  regu- 
lierbar Die  beiden  photographischen  Auf- 
nahmen nach  der  in  Montage  begriffenen 
Eisenkonstruktion,  Abbild.  19  u.  ao  (S.  173), 
lassen  diese  Einzelheiten  klar  erkennen. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  die  Endauf- 
lagerung des  Versteifungsträgers  an 
den  Widerlagern  in  Abbildg.  21  zur  Dar- 
stellung gebracht   Diese  Auflagerung  muß 
einerseits  die  Tragerenden  in  der  genauen 
Höhenlage  festhalten,  anderseits  aber  eine 
Langsvcrschiebung  ermöglichen.  Zu  dem 
Zwecke  ist  der  untere,  letzte  Knotenpunkt 
auf  eine  Pendelstutze  gelagert,  die  denTräger 
mit  (Jelcnkbolzcn  umfassend, denselben  auch 
nach  unten  verankert.  Die  AnkerstOt/c  über- 
trägt durch  einen  unteren  Kippbolzen  ab- 
wärts gerichteten  Druck  auf  das  Auflager. 
Um  aufwärts  gerichteten  Kräften  entgegen 
zu  wirken,  sind  mit  der  Pcndclstütze  am  Fuß 
zwei  Querträger  verbunden,  die  mit  ihren  Enden  unter 
die  Decke  der  Ankerkammer  fassen.    Durch  einge- 
schobene, mit  Keilen  ausgestattete  obere  Lager  ist 
Durch   auch  hier  eine  genaue  Justierung  ermöglicht. 

«Srhlufl  folgt) 


Die  Arbeiterheilstätten  der  Landes -Versicherungsanstalt  Berlin  bei  Beelitz. 

Architekten:  Schmieden  &  Roetbke  in  Berlin.  ir.-n««-uun,;  1 


III.  Die  technischen  Einrichtungen,  (foruwuung.) 
Das  Fernheizwerk.  (ScWuü.) 

i  Ausführung:  Rictschcl  ft  Henneberg  in  Merlin. 
Von  Ingenieur  Wilhelm  Vocke. 

em  Unterschiede  des  Wärmebedarfes  im 
Winter  und  im  Sommer  mußte  natürlich 
Rechnung  getragen  werden,  und  zwar  durch 
Anordnung  zweier  Rohre  ungleichen  Durch- 
messers. Hatte  man  mit  einer  einzigen 
Dampfleitung,  welche  den  Maxitnal-Winterbedarf  fort- 
zuleiten imstande  gewesen  wäre,  sich  begnügen  wollen, 
so  wäre  diese  im  Sommer  naturgemäß  viel  zu  groß 
gewesen  und  hätte  unnötige  Wärmeverluste  verursacht. 
Der  Gedanke  lag  nahe,  bei  Anordnung  zweier  Leitun- 
gen die  Querschnitte  so  zu  bemessen,  daß  beide  zu- 
sammen den  Wintcrmaximalbedarf  decken,  während 
die  kleinere  für  den  Sommerbedarf  ausreicht.  Die 
größere  dagegen  genügt  dann  in  den  Uebergangs- 
Jahrcszeiten  zwischen  Sommer  und  Winter.  Außer- 
dem wurde  eine  wesentliche  Reserve  dadurch  ge- 
schaffen, daß  die  Rechnung  für  eine,  für  den  allge- 
meinen Betrieb  als  am  vorteilhaftesten  ermittelte  An- 
fangsspannung von  6  Attn.  durchgeführt  wurde,  wah- 
rend der  Betriebsdruck  der  Kessel  8  Atm.  betragt.  Man 
ist  also  in  der  Lage,  nötigenfalls  die  I  Icizungs-Anfangs- 
spannung  um  2  Atm.  zu  erhohen,  wobei  dann  die  größere 
der  beiden  Leitungen  selbst  für  den  Maximalbedarf  allein 
ausreicht.    Die  Leitungen  zu  den  Sanatorien  haben 

9.  April  1904. 


dementsprechend  119  bezw.  70  ""»Durchm.  erhalten,  die 
nach  den  Anstalten  für  Lungenkranke  131  bez.  So""". 

Bei  der  Berechnung  der  Dampfrohrc  nach  diesen 
Gesichtspunkten  wurde  die  bekannte  Fischer'sche 
Formel  (Handb.  d.  Arch.  III.  Bd.  4.  Teil  S.  167)  be- 
nutzt, jedoch  mußte  sie  mit  Rücksicht  auf  die  zur  An- 
wendung gelangende  gute  Isolierung  und  wegen  Ein- 
führung des  Zeuner'schen  anstatt  des  Navier'schen 
Annäherungswertes  für  das  Dampfgewieht  eine  ge- 
wisse Umänderung  erfahren.  Die  Durehmesser  der 
Kondcnsleitungen  wurden  nach  den  Formeln  von 
Ganguillet  und  Kutter  festgelegt.  Da  diese  Formeln 
weniger  bekannt  sind,  mögen  sie  hier  folgen: 


<  =  c  y  R ../, 


worin 


J/77 


Hierin  bedeutet 
r  die  Geschwindigkeit  in  "  Sek  . 

„  .  ,  ,  ■•  ,  1,  ..  Oiier^chn  des  \Vas-er(adnis 
W  den  hydraulisch.  Radius  =  JJ 

.  *  Benetzter  l  Milane  d.  Rubres 

./  =  j  das  Spiegclgcfällc, 

«  =0,00012  j  für  glatte  Kupfcrwandc  experimentell  bc- 
#  =  0,000008  (  stimmte  Konstanten. 

I  )iese  Formeln  hatte  n  bereits  beider  1  )imensionierung 
der  Kondensleilung  des  staatlichen  F'crnheiz-  und  Elek- 
trizitätswerkes in  Dresden  Anwendung  gefunden  und 
sich  bewährt.  Sie  sind  nur  richtig,  wenn  die  Koti- 
dcnsleitung  vollkommen  drucklos,  als  Gerinne,  ausge- 

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Abbildg  7.    Isolierung  der  Datnplrohre  »n  einer  Klinischen  Verbindung.     Abbildg.  8.   Lagerung  der  Kondemtwuser  Leitung  auf  Köllen. 


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führt  wird.  Es  wurden  deshalb  bei  der  Beelitzer  An- 
lage auf  die  Verbindung  der  Kondenstöpfe  mit  der 
Hauptkondensleitung,  wie  Oberhaupt  auf  alle  Abzweige, 
Luftleitungen  bezw.  Wrascnrohre  aufgesetzt,  die  mit 
der  Atmosphäre  in  Verbindung  stehen  und  etwaigen 
W  rasen  aus  den  Kondenstöpfen  sofort  abfahren.  Diese 
Anordnung  hat  sich  vorzüglich  bewährt,  indem  die 
unangenehmen  Eigenschaften  einer  mit  Druck  arbei- 
tenden Kondensleitung,  wie  Knallen,  Nichtwarmwerden 
der  Heizkörper  beim  Anlassen  oder  Rückwärtswarm- 
werden  abgestellter  Heizkörper,  durch  die  Kondens- 
leitung usw.  nicht  hervortreten  konnten. 

Die  Rohrdimcnsionicrung,  bezw.  die  Entwicklung 
der  Grundsätze,  nach  denen  sie  erfolgen  mußte,  ist 
etwas  ausführlicher  behandelt  worden,  weil  es  sich 
dabei  um  den  wesentlichen  Faktor  für  den  wirtschaft- 


ging, wurde  das  Rohr  selbst,  und  zwar  durchschnitt- 
lich mit  einem  Krümmungshalbmesser  von  2m  gebogen. 
Hierdurch  wurde  die  Zahl  der  Dichtungsstcllcn  wesent- 
lich vermindert;  ebenso  wurden  durch  die  großen 
Krümmungshalbmesser  die  Widerstände  beim  Strömen 
des  Dampfes  durch  diese  Bögen  herabgesetzt.  In  der 
Tat  hört  man  in  den  Kanälen  nicht  das  für  Dampf- 
leitungen, auch  für  solche,  die  in  gutem  Zustande  ge- 
halten werden,  charakteristische  Zischen  oder  Sausen, 
welches  durch  die  Reibung  des  Dampfes  an  den  Bogen- 
wandungen  hervorgebracht  wird. 

Zur  Isolierung  der  Dampfleitung  wurde  das  beste 
zurzeit  bekannte  Material  verwendet,  nämlich  Rohseide 
in  20"""  starken  Zöpfen.  Dieses  Material  würde  bei 
der  hohen  Temperatur  desDampfcs  von  I75°C.  verkohlt 
worden  sein,  hätte  man  es  unmittelbar  auf  das  heiße 


Schnur  Anichl 
GH 


Abbilde;,  18.    Auflagerung  der  Fortdsl  Inder  und  Aufhlngung  der  Versteifungslriger  »n  letzteren. 
Die  neueren  Straßenbrücken  über  die  Donau  In  Budapest. 


liehen  Erfolg  handelte,  Nichtsdestoweniger  kommen 
noch  andere  wichtige  Momente  bei  der  Gcsämtdispo- 
sition  der  Anlage  infrage,  und  mit  der  Ermittelung 
der  kleinstmöglichen  Rohrdurchmesser  und  Rohrlängen 
ist  es  nicht  getan.  Auch  die  Betriebssicherheit  und 
Betriebssparsamkeit  mußten  bei  der  Bearbeitung  des 
Kntwurfes  gebührend  in  Rücksicht  gezogen  werden. 
Mit  welcher  Sorgfalt  dies  geschah,  geht  aus  der  Be- 
schreibung der  Ausfflhrungsformcn  hervor,  welche 
nunmehr  folgen  mögen. 

Für  die  Dampfleitungen  wurde  nur  erstklassiges 
Patentrohr  in  Längen  von  mindestens  5,5 m  mit  auf- 
geschweißten, ineinandergedrehten  Bunden' und  hinter- 
legten, schmiedeisernen  Flanschen  verwendet.  Als 
Dichtung  dienten  Wellringe,  wie  sie  den  Vorschriften 
der  kais.  Marine  entsprechen.  Gußbögen  wurden  nur  in 
ganz  beschränkter  Zahl  verwendet;  wo  es  irgend  an- 

9.  April  1904. 


Dampfrohr  auflegen  wollen-  Deshalb  wurde  zunächst 
um  das  Dampfrohr  herum  eine  Luftschicht  gebildet, 
und  zwar  in  der  Weise,  daß  das  Rohr  mit  einer  reib- 
eisenartig gelochten  Weißblech -Bewicklung  versehen 
wurde.  Die  Zähne  des  Reibeisens  ergaben  die  Stärke 
der  Luftschicht.  Ueber  das  wie  ein  Ofenschirm  wirkende 
Weißblech  wurde  alsdann  der  Seiden/opf  gelegt  und 
darüber  kam  später  eine  Nesselbandage  und  ein  An- 
strich von  Wasserglas  und  Kreide,  bivw  Lack.  Diese 
Isolierungsart  ist  in  der  Anlage  ziemlich  teuer,  doch 
macht  sie  sich  durch  die  erzielte  Dampfersparnis  in 
verhältnismäßig  kurzer  Zeit  bezahlt.  Auch  die  Flan- 
schen der  Dampfleitungsrohre  sind  isoliert,  und  zwar 
durch  doppelwandige  Weißblechkappen,  deren  Zwi- 
schenraum mit  Seidenabfällcn  gefüllt  ist.  Die  Kappen 
bestehen  aus  zwei  Hälften,  um  ein  leichtes  Abnehmen 
zu  gestalten,  und^sind  am  tiefsten  Punkte  mit  einem 

177 


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Entwässerungs-Röhrchcn  versehen,  damit  etwa  blasende 
Flanschen  sofort  aufgefunden  werden.  Eine  solche 
Flanschen-Vcrbindung  ist  mit  Isolation  in  Abbildg.  7, 
Seite  176  im  Schnitt  dargestellt. 

Besondere  Sorgfalt  wurde  auch  aus  den  weiter 
oben  angeführten  grundsätzlichen  Erwägungen  heraus 
der  Lagerung  derRohre  zugewandt.  Die  bisher  übliche 
Methode,  nach  der  die  Rohre  in  Bandeisen-Schleifen 
an  die  Decke  gehängt  werden,  ist  übrigens  für  Rohre 
größeren  Durchmessers  und  für  höhere  Spannungen 
nicht  nur  deshalb  zu  verwerfen,  weil  sie  die  Kompen- 
sation der  Längenausdehnung  erschwert;  denn  hat 
man  die  Längen  der  Schleifen  derart  bemessen,  daß 
das  Rohr  in  Kaltem  Zustande  mit  richtigem  Gefälle 
liegt,  sodaß  kein  Wasser  in  ihm  stehen  bleiben  kann, 
so  ändern  sich  die  Verhältnisse  durch  die  Erwärmung 
des  Rohres.  Die  ursprünglich  lotrecht  hängenden 
Schleifen  werden  durch  die  Längenänderung  des 
Rohres  vorwärts  bewegt,  bilden  keinen  rechten  Winkel 
zur  Wagrechten  mehr  und  heben  das  Rohr  an  —  auf 
verschiedenen  Strecken  in  verschieden  starkem  Maße, 
—  und  dadurch  bilden  sich  in  den  Leitungen  Wasser- 
säcke, die  in  vielen  Fallen  bei  kleinen  Rohrdurch- 
messern und  geringen  Dampfdrücken  belanglos  sein 
mögen,  bei  Rohrstrecken  von  größerer  Länge  und 
größerem  Durchmesser  aber  Wasserscbläge  herbei- 
führen können,  von  denen  man  ernstliche  Beschädi- 
gungen des  Rohres  befürchten  muß. 

Diese  Gefahr  wird  durch  die  für  die  freie  Aus- 
dehnung des  Rohres  erforderliche  Kugellagerung  nach 
der  Konstruktion  von  Rietschel  &  Henneberg  voll- 
kommen vermieden.  Die  sonst  wohl  üblichen  ein- 
fachen Rollenlager  dienen  dem  Zwecke  nicht  mit  ge- 
nügender Sicherheit,  namentlich  nicht,  wenn  es  sich 
um  transversale  Bewegungen  des  Rohres  handelt;  sie 
wurden  deshalb  in  Beelitz  nur  zur  Unterstützung  der 
Kondcnswasserleitung  (die,  wie  hier  eingefügt  sei,  aus 
Kupferrohr  mit  hartaufgelöteten  Rotgußbordscheiben, 
gußeisernen  L'eberschieb  -  Flanschen  und  Kautschuk- 
Asbcstdichtungcn  besteht),  verwendet.  Sic  erhielten 
durch  eingegossene  Langlöcher  sowohl  wagrechtc, 
wie  senkrechte  Verstellbarkcit,  um  die  genaue  Ver- 
legung der  Kondensleitung  nach  dem  berechneten  Ge- 
fälle sicher  zu  stellen.  In  Abbildg.  8  ist  ein  derartiges 
Lager  gezeichnet. 

Das  für  die  Lagerung  der  geraden  Strecken  der 
Dampfleitung  verwendete  Kugellager  ist  bereits  früher 
erwähnt  worden  <s.  Abbildg.  2.  S.  163).  Es  ist  ohne 
Weiteres  ersichtlich,  daß  die  Reibung  des  Rohres  in 
einem  solchen  Lager  eine  sehr  geringe  sein  muß.  Da 
sich  an  dem  Lager  keine  bearbeiteten  Flächen  befin- 
den, so  hält  sich  auch  der  Preis  in  solchen  Grenzen, 
daß  die  Anwendbarkeit  nicht  infragc  gestellt  wird.J 

Aber  für  alle  beim  Bau  einer  Fernleitung  zu  be- 
achtenden Fälle  ist  auch  dieses  Lager  noch  nicht  aus- 
reichend. Es  eignet  sich  nur  für  die  Lagerung  in  der 
Längsrichtung  sich  verschiebender  Rohre.  Solche 
Rohre,  welche  außer  der  Achsial -Verschiebung  auch 
noch  eine  nennenswerte  Querbewegung  ausführen, 
müssen  in  der  wagrechten  Ebene  allseitig  beweglich 
gelagert  sein.  Dies  ist  durch  die  Anordnung  der  in 
Abbildg.  9  dargeslellten  sogen.  Kugelschlitten  zu  er- 
reichen, welche  allen  überhaupt  zu  stellenden  An- 
forderungen genügen  und  deshalb  zur  Lagerung  von 
Rohren  von  150 mm  Durchmesser  und  mehr  besonders 
geeignet  sind. 

Nun  ist  noch  einiges  Ober  die  oben  bereits  flüchlig 
erwähnte  Einteilung  der  Leitungen  in  festgelegte 
Strecken  zu  sagen.  Würde  man  die  langen  Rohr- 
strecken in  Beelitz,  welche  in  ihrer  Abwicklung  mannig- 
fache Knicke  und  Bögen  aufweisen,  wie  z.  B.  die  Strecke 
vom  Kesselhause  zum  M.lnncrpavillon  der  Lungen- 
heilstätte (s.  Abbildg.  1,  S.  16-21,  nur  an  den  Endpunkten 
festhalten,  so  wäre  es  nicht  möglich  zu  bestimmen, 
in  welcher  Richtung  und  um  wieviel  irgend  ein  l'unkt 
in  dieser  Strecke,  z.  B.  der  Knickpunkt  vor  der  Bahn, 
bei  der  durch  Erwärmen  und  Erkalten  der  Leitung 
hervorgerufenen  Verschiebung  wandern  müßte.  Ks  ist 
aber  nötig,  diese  Verschiebung  genau  /u  kennen,  bezw. 

'7« 


auf  eine  gewisse  Größe  einzuschränken,  damit  die  Be- 
anspruchung der  Rohre  durch  die  Verbiegung  nicht 
zu  groß  wird;  damit  die  Dichtung»stellen  nicht  unge- 
hörig beansprucht  werden;  damit  die  schwachen  Ab- 
zweigleitungen durch  eine  ungebührlich  große  Be- 
wegung der  Hauptleitung  nicht  abgerissen  werden, 
und  endlich,  damit  der  freie  Durchgang  in  den  Kanälen 
nicht  etwa  durch  die  mitten  hineinlaufenden  Leitungen 
verlegt  wird.  Deshalb  ist  es  erforderlich,  die  Leitun- 
gen in  angemessenen  Abständen  fest  mit  dem  Mauer- 
werk zu  verbinden  und  dadurch  die  Bewegungen  zu 
begrenzen.  Die  Stellen,  an  welchen  dies  geschieht, 
heißen,  wie  bereits  erwähnt,  Fixpunkte;  sie  sind  in 
Abbildg.  3,  Seite  163  mit  F  bezeichnet  und  sind  be- 
züglich ihrer  Lage  so  gewählt,  daß  die  zwischen  je 
zwei  Punkten  liegenden  Rohrstrecken  eine  geometrisch 
bestimmbare  Ausdehnung  besitzen. 

In  Abbildg.  10  ist  eine  Fixschcllc  dargestellt.  Sie 
erfüllt  außer  dem  Hauptzwecke,  das  Rohr  fest  mit  dem 
Mauerwerk  zu  verbinden,  noch  einen  zweiten  sehr 
wichtigen.  Da  die  Rohre  mit  ineinander  gedrehten 
Bunden  versehen  sind,  so  ist  das  Herausnehmen  eines 
einzelnen  Stückes  aus  der  Rohrleitung  nicht  ohne 
Weiteres  möglich.  Diese  Schwierigkeit  behebt  die 
Fixschcllc.  Auf  das  Rohr  sind  an  der  betreffenden 
Stelle  zwei  genau  abgedrehte  Ringe  aus  Schweißeisen 
in  bestimmter  Entfernung  von  einander  warm  aufge- 
zogen (Schrumpfringe).  Sie  sitzen  infolgedessen  un- 
gemein fest.  Zwischen  ihnen  ist  die  eigentliche  Schelle 
über  das  Rohr  gestülpt,  welche  durch  kräftige  Anker 
mit  dem  Mauerwerk  fest  verbunden  wird.  Sechs  in  die 
Schelle  eingesetzte  Stellschrauben  werden  nach  dem 
Ueberstülpcn  des  Bügels  aus  ihren  Muttergewinden  so- 
weit herausgeschraubt,  daß  sie  mit  ihren  r  assonköpfen 
sich  an  die  Schrumpfringe  fest  anlegen.  Dadurch  liegt 
das  Rohr  unverrückbar  fest.  Will  man  aber  aus  der 
betreffenden  Strecke  einen  Teil  entfernen  oder  auch 
nur  eine  Dichtungsscheibc  auswechseln,  so  schraubt 
man  die  der  zu  lösenden  Stelle  zugewendeten  dtei 
Stellschrauben  um  etwa  15"»  hinein,  die  drei  anderen 
aber  um  die  gleiche  Länge  heraus.  Hierdurch  wird 
die  ganze  Rohrstrecke  um  i5nim  achsial  verschoben, 
und  die  Verzahnung  der  Flanschen  an  der  zu  lösen- 
den Stelle  kommt  außer  Eingriff.  Die  Arbeit  geht 
außerordentlich  schnell  und  leicht  von  statten,  da  die 
Fortbewegung  des  Rohres  infolge  der  Lagerung  auf 
Kugeln  nur  geringfügigen  Widerstand  bietet. 

Die  entsprechenden  Konstruktionen  für  die  Kondens- 
leitung  konnten  wesentlich  einfacher  gehalten  werden, 
da  letztere  sich  weniger  stark  ausdehnt  und  Wasscr- 
schläge  in  ihr  ausgeschlossen  sind.  Dafür  mußten 
alle  Teile  aber  lotrecht  genau  einstellbar  eingerichtet 
werden.  Abbildg.  11  zeigt  einen  Kugelschlittcn,  Abb.  12 
eine  Fixschclle  für  Kupferrohr. 

Da  das  Zcntral-Kesstlhaus  an  der  tiefsten  Stelle 
des  Geländes  liegt,  so  steigt  das  Gelände  und  mit  ihm 
das  Tunnelsvstem  von  dieser  Stelle  aus  bis  zu  den 
einzelnen  Gebäuden  an.  Dampfrohre  dürfen  aber  nur 
ausnahmsweise  auf  kurze  Strecken  ansteigend  verlegt 
werden,  da  sonst  das  in  ihnen  sich  bildende  Kondens- 
wasser infolge  seiner  Schwere  dem  Dampf  entgegen- 
flietit  und  Wasserschläge  hervorruft,  die  besonders 
beim  Anheizen  gefährlich  werden  können.  Die  Folge 
dieser  Notwendigkeit,  Dampfleitungen  mit  „VorwArts- 
gefälle"  zu  verlegen,  ist,  daß  je  nach  der  lichten  Höhe 
des  Tunnels  in  kleineren  oder  größeren  Abständen, 
sobald  die  Leitung  sich  der  Sohle  genügend  genähert 
hat,  ein  Gefällbruch  angeordnet  werden  muß,  vermöge 
dessen  sich  die  Leitung  von  der  ticten  wieder  bis  zur 
höchsten  möglichen  Lage  erhebt  Die  Abwicklung 
einer  solchen  Tcrrainleitung  sieht  also  sägetörmig  aus. 
Es  ist  dafür  zu  sorgen,  daß  an  den  tielsten  Stellen 
kein  Wasser  stehen  bleibt  Zu  diesem  Zwecke  wer- 
den Wasscrabschcidcr,  Abbildg  13,  an  den  Tiefpunkten 
eingebaut.  Damit  das  durch  sie  aus  der  Dampfleitung 
abgeschiedene  Wasser  in  die  Kondensleitung  überge- 
führt werden  kann,  ohne  daß  durch  die  Abführungs- 
leitung  Dampf  mit  fortströmt,  ist  die  Einschaltung  von 
Kondensloptcu  erforderlich,  welche  Wasser  und  Dampf 

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entsprechend  ihren  verschiedenen  spezifischen  Gewich- 
ten von  einander  trennen,  das  Wasser  in  die  Kondens- 
leitung  hefördern,  den  Dampf  aber  zurückhalten. 

Diese  Kondenstöpfe  bilden  leider  ein  etwas  un- 
sicheres Element  jeder  Hochdruck-Dampfanlage.  Sie 
müssen,  da  sie  bewegliche  Teile  besitzen,  unbedingt 
von  Zeit  zu  Zeit  auseinander  genommen  und  gereinigt 
werden.  Um  zu  diesem  Zwecke  nicht  jedesmal  die 
Dampfleitung  außer  Betrieb  setzen  zu  müssen,  wurden  in 
Beelitz  vor  und  hinter  jedem  Topf  Absperrventile  einge- 
schaltet und  der  Topf  selbst  wurde  mit  einer  Umgehung 
nebst  drittem  Ventil  versehen,  vergl.  Abbildg.  14.  Muß 
bei  solcher  Anordnung  der  Topf  gereinigt  werden,  so 
wird  das  Umgehungsventil  so  weit  geöffnet,  daß  das 
abgeschiedene  Wasser  eben  durchströmen  kann,  wah- 
rend die  beiden  anderen  Ventile  geschlossen  werden 
Auf  diese  Weise  ist  es  möglich,  von  dem  außer  Betrieb 
gestellten  Topf  den  Deckel  abzunehmen  und  die  Reini- 
gung von  angesammeltem  Schlamm, Kesselstein,  Zunder 
usw.  zu  bewirken.  Damit  der  mit  der  Reinigung  be- 
traute Arbeiter  die  Arbeit  nicht  innerhalb  des  eigent- 
lichen Rohrtunncls  vorzunehmen  braucht,  stehen  in 
Beelitz  die  Töpfe  in  besonderen,  unmitlclbar  an  den 
Kanal  angebauten  Häuschen,  welche  gleichzeitig  zur 
Lüftung  der  Kanäle,  sowie  als  Einsteighäuschen  bezw. 
als  Notausgange  dienen.  In  Abbildg.  15  ist  ein  Quer- 
schnitt des  Kanals,  in  Abbildg.  16  die  Anordnung  eines 
Lüftungshäuschens  dargestellt,  Ein  vollständiger  Gc- 
fällbruch  mit  seinen  Wasscrabscheidern,  Kondenstöpfen, 
Fixschcllcn  ist  in  Abbildg  17  skizziert. 

Für  den  Kall,  daß  wider  jedes  Erwarten,  etwa  in- 
folge verborgener  Materialfehler,  ein  Rohrbruch  ent- 
stehen sollte,  sind  an  den  Anfangen  der  I  lauptleilungen 
Rohrbruchventile  eingeschaltet,  die  sich  selbst  schließen, 
sobald  die  Geschwindigkeit  des  Dampfes  in  ihnen  eine 
bestimmte,  einstellbare  Größe  überschreitet. 

Die  beiden  Fernleitungen  für  Winter  und  Sommer 
liefern  den  Dampf  für  jedes  Gebäude  in  einen  Dampf- 
vcrteilcr,  ein  wagrechtes  Rohr  mit  Stutzen,  welches 
mit  den  nötigen  Absperr-  und  Reduzierventilen,  Kon- 
denstöpfen  und  Lufthahnen  ausgerüstet  ist.  Das  Kon- 
denswasser jedes  Gebäudes  wird  einem  Sammelgefäß 
zugeführt,  welches  mit  der  Atmosphäre  in  Verbindung 
steht,  also  spannungslos  ist,  sodaß  ein  l  ebertreten 
von  Dampf  in  die  Kondensleitting  unmöglich  ist. 

Hierin  liegt  schon  ein  nicht  zu  unterschätzender 
Vorteil.  Es  muß  aber  auch  darauf  hingewiesen  wer- 
den, daß  die  Herstellung  des  Dampfes  in  den  zentralen 
großen  Com  wall  kesseln  ungleich  billiger  ist,  als  in  den 
Niederdruckkesseln,  die  im  anderen  Falle  hätten  zur 
Verwendung  kommen  müssen.  Denn  diese  hatten  mit 
dem  teueren  Koks  gefeuert  werden  müssen,  während 
jetzt  die  wesentlich  ausgiebigere  und  billigere  Stein- 


kohle gebrannt  wird.  Sie  hätten  auch,  den  gesetzlichen 
Bestimmungen  entsprechend,  mit  offenem  Standrohr 
ausgerüstet  sein  müssen,  woraus  sich  die  Notwendig- 
keit einer  automatisch  geregelten  sogen.  Dauerbrand- 
feuerung ergeben  hätte.  Eine  solche  arbeitet  aber  für 
Kessel  von  30  und  mehr  tm  Heizfläche  nicht  mehr 
rationell,  da  durch  die  Einwirkung  des  Verbrennungv 
rcglcrs  auf  die  großen,  in  Glut  befindlichen  Koks- 
massen leicht  eine  unvollkommene  Verbrennung  her- 
beigeführt wird. 

Allgemein  läßt  sich  sagen,  daß  die  umfangreichen 
Fernheizanlagen  in  Dresden  und  Beelitz  als  die  Vor- 
läufer einer  größeren  Entwicklung  des  Fernheizwesens 
anzusehen  sind,  in  deren  Folge  bereits  eine  Anzahl 
ähnlicher  Anlagen,  z.  B.  in  Groß  -  Schweidnitz  i  S., 
Karlsruhe,  Aachen  usw  entstanden  sind.  Es  liegt  nahe, 
auch  im  Städtebau  die  Tatsache  auszunutzen,  daß  die 
dtei  Kulturelcmente  Wärme,  Licht  und  Kraft  alle  her- 
gestellt werden  können  durch  Umwandlung  von  Dampf- 
energie in  die  für  die  Verwendung  brauchbare  Form, 
und  sich  ferner  den  Umstand  zu  Nutze  zu  machen,  daß 
die  Wärme  hauptsächlich  am  Morgen,  die  Kraft  am 
Tage,  das  Licht  am  Abend  gebraucht  werden,  mit 
anderen  Worten:  große  Zentralen  anzulegen,  die  da- 
zu dienen  sollen,  gleichzeitig  Wärme,  Licht  und  Kraft 
zu  erzeugen,  und  die  unvermeidlichen  Schwankungen 
im  Bedarf  bald  an  dem  einen,  bald  an  dem  anderen 
dieser  drei  Energieformen  auszugleichen. 

Es  muß  an  dieser  Stelle  noch  darauf  hingewiesen 
werden,  daß  die  Untersuchungen  über  den  Wärme- 
bedarf und  die  Bcrcchnungs  -  Methoden  der  Rohrlei- 
tungen, sowie  die  konstruktiven  Einzelheiten  in  der 
I  lauptsache  sich  an  die  Arbeiten  anlehnen,  welche  von 
dem  Dresdener  Hause  der  Firma,  bezw.  dessen  Direktor, 
Ing.  Pfützner,  bei  der  Planung  und  Ausführung  des 
dortigen  staatlichen  Fernheizwerkes  bereits  vorgenom- 
men worden  waren,  wie  auch  der  Rat  des  Genannten 
für  die  Beelitzer  Anlage  mehrfach  in  Anspruch  ge- 
nommen wurde. 

Das  Beelitzer  Fernheizwerk  wurde  am  15.  Mai  iqor 
in  Betrieb  gesetzt  und  entspricht  seitdem  in  jeder  Weise 
den  gehegten  Erwartungen  Zum  Betriebe  der  gesamten 
Fcrnheizanlage  sind,  abgesehen  von  den  Kesselheizcrn, 
nur  des  Morgens  zwei  Leute  etwa  t  Stunde  lang  er- 
forderlich, um  die  Kondenstöpfe  und  Reduzierventile 
zu  revidieren  Da  diese  Arbeit  von  den  4  Maschinen- 
meistern der  Anstalt  (jede  Abteilung  hat  einen  solchen 
ohne  weiteres  Unterpersonal)  abwechselnd  besorgt  wird, 
ebenso  wie  die  gelegentliche  Reinigung  und  Instand- 
haltung der  verschiedenen  Apparate,  so  läßt  sich  leicht 
ermessen,  daß  das  Fernheizwerk  erheblich  weniger  Be- 
dienung erfordert,  als  bei  den  ursprünglich  geplanten 
Einzelheizungen.  —  (sa,ii.o  roif( , 


Vermischtes. 

Die  Begründung  des  Helmatschutz-Bundes,  Aber  dessen 
Ziele  wir  in  No.  a8  berichteten,  ist  am  30.  Marz  d.  J.  in 
Dresden  unter  lebhafter  Teilnahme  aus  den  verschieden- 
sten Kreisen,  in  Gegenwart  von  Vertretern  der  preußi- 
schen und  sächsischen  Regierung  und  einer  größeren  Zahl 
von  Körperschaften  erfolgt.  Nach  einer  kurzen  Begrüßung 
durch  Hrn.  Geh.  Üb.-Brl.  Holtfeld  in  Berlin,  namens  des 
vorbereitenden  Ausschusses  für  diese  erste  Tagung  und 
nach  Ansprachen  der  Hrn.  F'rof.  Schullze-Naumburg, 
Prof.  Conwcniz,  Dir.  des  Prov.  -  Museums  in  Dan/ig. 
Prof.  C  J  Fuchs  in  Kreiburg  i.  B  ,  vom  ästhetischen, 
wissenschaftlichen  und  national  ökonomischen  Standpunkte 
wurde  der  Bund  begründet,  dessen  Hauptziel  die  Satzun- 
gen, wie  folgt,  bezeichnen:  „Die  deutsche  Heimat  in 
ihrer  natürlichen  und  geschichtlich  gewordenen 
Eigenart  zu  schützen*.  Die  Leitung  der  schon  von 
uns  erwähnten  einzelnen  Arbeitsgebiete  wurde  folgender- 
maßen verteilt:  Denkmalpflege:  Prof.  Th.  Fischer  in  Stutt- 
gurt;  Pflege  der  überlieferten  ländlichen  und  bürgerlichen 
Bauweise,  Erhaltung  des  vorhandenen  Bestandes;  Prof. 
Schu  Itzc- Nau  tnbu  ig;  Schutz  der  Landschaft  cinschl 
der  Ruinen:  Prof  C.  J.  Fuchs  in  Freiburg;  Rettung  der 
einheimischen  Tier-  und  Pflanzenwelt  sowie  der  geologi- 
schen Kigentümlichkciten:  Prof.  Conwcntz  in  lianzig, 
Volkskunst  auf  dem  Gebiete  der  beweg]  Gegenstände: 

9  April  1904. 


Prof.  Justus  B ri n c k mann  in  Hamburg;  Sitten,  Gebräuche, 
Feste  und  Trachten:  Kurat  Curt  Frank  in  Kaufbeuren. 
Zum  Vorsitzenden  wurde,  wie  wir  schon  berichteten,  Hr. 
Prof.  Schultze-Naumburg  gewählt,  zum  Stellvertreter 
Staatsminister  Frhr.  von  Feilitzsch  in  Bückeburg,  zum 
Geschäftsführer  Hr.  Robert  Mielke  in  Oiarlottcnburg  und 
zu  Beisitzern  die  Ilm  Geh.  Reg  Rat  Prof  Hcnrici  in 
Aachen, Brt  O  March  in  Charlotienburg.Ob  Brt.Schmidt 
in  Dresden,  Stadtbauinsp.  Re hörst  in  Halle  a.  S 

Aufgabe  des  Vorstandes  ist  es,  zunächst  ein  ausführ- 
liches Programm  für  die  Arbeiten  des  Bundes  zu  ent- 
werfen, das  im  Herbste  einer  zweiten  Versammlung  vor- 
gelegt  werden  soll  Inzwischen  gilt  e\  die  Heslrebunuen 
des  Bundes  in  die  weitesten  Kreise  zu  tragen. 

Mitglieder  des  Bundes  können  sowohl  Vcreinimnicen 
und  öflentlich-rcchtliche  Körperschaften  wie  Ktn/elpcr- 
sonen  werden.  Letztere  werden  in  Gönner  und  Helfet 
unterschieden,  von  welchen  die  ersiercn  sich  zur  AM  ung 
von  Geldbeiträgen  verpflichten,  dir  letzteren  für  die  Ziele 
des  Bundes  persönlich  wirken  Möge  dir  'h.tigkeit  des 
Bundes  eine  fruchtbringende,  erfolgreiche  -ein! 

Die  deutsche  Gesellschaft  für  Volk*bAder  iu.lt  am  1 1  Mai 
ihre  diesjährige  1  laupt  Versammlung  in  Kassel  ab.  I  'riter  den 
geplanten  Vorträgen  sind  solche  technischen  Inhaltes  der 
Hrn.  Siadtbrt.  Brt_  Peters  in  Magdeburg,  Brt.  Herzberg 
in  Berlin. 

'79 


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Preisbewerbungen. 

Ein  Preisausschreiben  um  eine  Anleitung  zur  Herstellung 
ländlicher  Bauten  erlaßt  der  landwirtschaftliche  Verein  für 
RhelnpreuOen  mit  Frist  zum  31,  Dez.  1904.  Es  soll  eine 
knapp  gefaßte,  auch  dem  Bauer  verstandliche  Schrift, 
enthaltend  „Kalschläge  zur  Herstellung  von  Bauten  im 
.landwirtschaftlichen  Kleinbetriebe"  mit  Skizzen,  Kosten- 
anschlägen und  Erläuterungen  unter  Berücksichtigung  der 
örtlichen  Verhältnisse  in  der  Niederung  und  den  Gebirgs- 
gegenden innerhalb  der  Rheinprovinz  eingereicht  werden. 
Es  ist  zulässig,  daß  der  Bewerber  nur  die  Niederungs- 
gegenden oder  nur  llöhengegendcn  behandelt.  Zu  be- 
rücksichtigen sind  bczügl.  der  RaumvcrhaltnUsc  Wohngc- 
bäude,  Stall.  Scheune  usw.,  ferner  das  Baumaterial  (Bruch- 
stein, Ziegelstein,  Fachwerk  1,  die  Baukonstruktion  (. Massiv- 
gebäude, Fachwerk,  Pisebau),  feuersichere  Bedachung  usw. 
Es  sind  3  Preise  von  1000,  500,  230  M.  ausgesetzt.  Ueber 
die  Preisverteilung  soll  eine  vom  Zentralvorstande  des 
landwirtschaftlichen  Vereins  gewählte  Kommission  unter 
Zuziehung  von  Bausachverständigen  entscheiden,  deren 
Namen  hoffentlich  noch  bekannt  gegeben  werden  — 

Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Verteilt  sind;  d>r  Geh.  Hrt.  Kimrott  in  Krank- 
furt a.  M.  eis  masch -techn.  Ob. -Hrt.  (tullrw  |  der  Kgl  F.isenb-Dir. 
nach  Berlin;  —  die  Reg.-  u  Brte.  Labes  in  Kattowitz  all  Mitgl. 
der  Kgl.  Eiaenb -Dir.  nach  Berlin;  Bassel  in  Prenzlau  ala  Vorst, 
der  Eisenb-Betr  -Insp.  1  (buh.  Thorn  2)  nach  Dtsch.-Eylau,  Haas 
in  Arnsberg  al*  Vorst,  d.  EiBcub.-Betr  -Insp  8  nach  Berlin.  G  r  c  v  c  - 
m  e  y  c  r  in  Thorn  als  Vorst,  der  Betr -Insp.  1  nach  Köln  Deutz, 
Heinhardt  in  Eberswalde  al»  Mitgl.  (auftrw)  der  Kgl  Eisenb  • 
Dir.  nach  Danzig,  Goticil  in  Eberswalde  als  Mitgl  lauftrw .)  der 
Ihr  nach  Breslau,  Büicber  üi  Düsseldorf  als  Mitgl.  lauftrw  I  der 
Dir.  nac h  Mainz,  Scbwanebeck  in  Kiel  als  Mitgl.  (aultrw  )  der 
Dir.  nach  Frankfurt  a  M  und  Tanneberger  in  Stendal  al« 
Vorst,  der  Eisenb.- Masch  .-Insp-  nach  Gottingen;  —  die  Eisenb  -Bau- 
und  Betr-Insp  Rqppentbal  in  Saarbrücken  als  Mugl.  laudrw  ) 
der  Kgl.  Eisenb.-Dir  nach  Kattowitz,  Rhotcrt  in  Grauden*  als 
Mitgl.  (auftrw)  der  Dir.  nach  Danzig,  Karl  Schwan  in  Berlin 
als  Mitgl.  lauftrw. |  der  Dir,  nach  Bromberg.  M  a  1 1  h  a  e  1  in  Bremen 
aH  Mitgl  lauftrw)  der  Dir.  nach  Mainz,  Breuer  in  Köln  Deutz 
als  Mitgl.  (auftrw.)  der  Dir.  nach  Elberfeld,  Essen  in  Collis  nach 
Eisensch  als  Vorst,  der  dorthin  verlegten  Eisenb -Betr.-lnsp  Gotha  1, 
Laspe  in  Kicleld  nach  Hanau  als  Vorst  der  das.  errichteten 
F.iaenb.-Bctr.-Iusp ,  Schacht  in  Celle  al«  Vorst  (auftrw  >  der 
Eiaeiib.-f'ctr -Insp,  3  nach  Bremen,  Merkel  in  Mainz  ala  Vorst, 
(auftrw)  der  Betr  -Insp.  3  nach  Essen  a.  R  ,  Kiomc  in  Danzig 
als  Vorst,  d-r  Bell  -Inap.  j  (bish.  Danzig  a)  nach  Dtsch  -Evlau, 
Pietig  in  Herborn  als  Vorst,  (auftiw)  der  Betr. Insp.  nach  Arns- 
berg, Mortensen  in  Kattowitz  als  Vorst,  (auftrw)  der  Betr.- 
insp  ]  nach  Grautlenz,  l.epcre  in  Koblenz  al«  Vorst  (aufliw.) 
der  Betr -ln«p.  a  nach  Krefeld,  Reiser  in  Rastenburg  als  Vorst, 
(auftrw.)  der  Betr -Insp.  nach  Prenzlau,  Hahnzog  in  Vacha  zur 
Betr-Insp.  nach  Eisenach,  W  a  1 1  w  i  t  z  in  Hannover  als  Vorst, 
(aufliw)  der  Betr-lo«p  nach  Kreuzburg  O-S,  Poppe  in  Slcllin 
nach  Regenwaldc  als  Vorst-  der  das  errit'bt.  Kisenb  -Buuabt.,  Ilken- 
bans  in  Elberfeld  als  Vorst,  (auftrw  )  der  Bett.-In-p.  7  uach 
Berlin,  Guericke  in  Berlin  in  den  Bez.  der  Dir  St.  Johann- 
Saarbrücken,  Ameke  in  Ma  uz  nach  Boppard  als  Vorsteher 
der  daselbst  errichteten  Bauabtcilung,  Stcphani  in  Breslau 
in  den  Bez,  der  Dir  Hannover,  K  at  k  <>  w  s  k  i  111  Neuwied  zur  Dir. 
in  Kattowitz,  Benner  in  St.  Job.  •  Saarbrücken  als  Vorst,  der 
BauaM.  nach  Koblenz  und  l'anthcl  in  NeuU  als  Vorst  der 
Bauabt.  nach  Heroom;  -  der  großh  hc*5.  Ei*en.  -  Bau-  u.  Betr  - 
ln»p.  Jordan  in  Worms  nach  Neuerburg  als  Vorst  der  da»,  er- 
riebt  Bauabt  ;  -•  die  Eisenb  -ßauinsp.  Berger  h  oll  in  Essen  als 
Vorst,  der  Eiscnb.-Mascli.-Insp  nach  Düsseldorf,  Kischbotb  in 
Berlin  al*  Vorst,  der  Werkst  Insp  nach  Eberswaldc,  Reichard 
in  Köln  -  Nippes  als  Vorst,  der  Ma«ch.  -  Insp  narh  Paderborn, 
Kotciitlial  in  Stnlp  als  Vorst,  der  Ma«rh  -Insp  narh  F.berswalde, 
Eichemeyer  in  Hannover  als  Vorst,  (auftrw.)  der  Masch.-Insp 
nach  Stolp,  Alexander  in  Berlin  als  Vorst,  (auftrw.)  der  Werkst.  - 
Insp  nach  Stendal,  Christ  in  Altona  als  Vorst,  (auftrw )  der 
Masch  Insp.  nach  Kiel  und  Strahl  in  Breslau  nach  Bcuthc»  O  -5 
al«  Vorst  lauftrw  I  der  das.  erricht  Masch  -  Insp  ;  —  die  Reg- 
Bmstr.  Paul  Fischer  in  Bromberg  in  den  Bez  der  Kgl  Eisen»- 
Dir.  in  Königsberg  i.  Pr  ,  Cust.  Meyer  in  1'auzig  in  den  Bez  dei 
Dir  in  Kattowitz  und  E  11  g  e  I  b  r  e  c  h  1  111  Witten  in  den  Bez  der 
Dir.  in  Hannover. 

Verlieben  i»t:  dem  Kisenb  -Bau-  u  Betr -Insp  Herzog  die 
Stelle  des  Vorst,  der  Betr.  •  Insp  in  Thorn  (Dir. -Bez.  Blomberg) 
und  dem  Kisr-nb  •Bauinsp.  W.  Fischer  in  Berlin  d  e  etatm.  Stelle 


eines  Fisenb.  -  M.*«cliineiibeamtcn  bei  den  Kisenb  -  Abt.  des  Mi'.i^t, 
der  offentl  Arb  —  Der  t.eti  Bit  Haas  in  Bcilin  i-t  zur  Wahr- 
nehmung der  Geschäfte  eines  Referenten  bei  den  Kisenb  -  Abt.  in 
da*  Mimst  der  ölfentl.  Arb  berufen. 

Die  Wahrnehmung  «Irr  Geschäfte  eine«  Eisenb  Ihr  -Mitgl.  1« 
übertrafen:  dem  Fi-cnb-Dir.  Schubert  bei  der  Dir  in  Berlin, 
den  F.isenb  .Bau-  u.  Betr  -Insp.  Brousliti  bei  iler  Dir  in  1  >m  n  a  R. 
und  Bieder  mann  bei  der  Dir.  in  Breslau 

Mit  der  Wahrnehmung  der  (.ic-s>.liA::c  eine-,  tn^;}  -Votit  sind 
betraut:  die  Eisenb.  •  Bau-  u~  Betr  !n«p  Kluse  he  bei  der  Betr  - 
Insp  1  in  Breslau  und  Knoblaui  Ii  bei  der  itrtr.  -  lusn  1  in 
Saalbrücken,  der  Fisenb  -  Bauinsp  W  1  tu  m  e  r  bei  der  Masch- 
Insp  1  in  Essen  a  K  —  Der  Eisenb -Bau-  u  Betr  inke  Kaule  in 
Aachen  ist  z  Vorst.  <lcr  Eiscnb -lUnabi  das.  bestellt. 

Der  Eisenb,  -Bau-  u  Bcir  l.isp  z  D  K5::;,;  in  Kd'ri  ist  in 
den  ~ 

180 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Stadtrat  in  R.  Die  Frage  inwieweit  sich  Jemand  die 
Entziehung  des  Wassers  gefallen  lassen  muß,  gehört  zu  den 
schwierigsten  im  Bereiche  de»  Wasserrechtc».  Die  Rechtsprechung 
des  Reichsgerichtes  Hüft  im  Endergebnisse  darauf  hinaus,  dal)  jeder 
Eigentümer  berechtigt  ist,  auf  seinem  Grand  und  Boden  natürliche 
Wasseradern  abzufangen,  selbst  wenn  dadurch  dem  NacbbarWasscr- 
mengrn  verloren  gehen,  sobald  nur  nicht  in  der  Absicht  gehandelt 
wird,  demjenigen  zu  schaden,  welchem  das  jetzt  abgefangene  Wasser 
früher  zugute  gekommen  ist.  Da  das  Unterbinden  nnd  Abfangen 
des  Wassel!  für  die  Zwecke  der  Wasserversorgung  aus  Gründen 
des  Gemeinwohles  zu  geschehen  pflegt,  wird  in  der  Regel  die 
Abseht  ausgeschlossen  sein,  dem  bisherigen  Wasser-nutzer  zu 
schaden  Es  darf  also  die  Nachbargemeinde  Ihnen  das  bisher  be- 
nutzte Wasser  entziehen,  sofern  sie  nur  die  Vorsicht  beobachtet 
die  Wasseradern  zu  unterbinden,  bevor  sie  zutage  getreten  und 
damit  zu  dem  Gemeingut  aller  geworden  sind,  Uebrigens  sind  jetzt 
Streitfalle  der  beregten  Art  häufig,  da  der  hohe  Wert  der  Wasser- 
versorgung für  die  Artlichen  Gesundheit« -Verhältnisse  zum  allge- 
meinen Bewußtsein  gekommen  ist  und  man  in  allen  deutschen 
Gauen  bestrebt  ist,  Wasserleitungen  zu  legen  Selbstredend  ist 
möglich,  daß  aus  »Heren  Zeiten  wohlbegründete  Rechte  bestehen, 
dem  Absc  hneiden  de«  Wassers  zu  widersprechen,  die  auf  Orts- 
gebrauch (Observanz),  Verjährung,  Vertrag  oder  ander« eitern  Rechts- 
gruride  beruhen  können  Ob  für  Ihren  Cerocindebeiirk  ein  solcher 
Ausnahmefall  vorliegt,  kann  hier  nicht  beurteilt  werden.  —    K  H-e. 

Hrn.  A.  K.  In  Hameln.  Für  die  Rechtsverhältnisse  und  An- 
sprüche der  Bauführer  sind  die  §§  133a— c  der  Gewerbe  Oidnung 
maßgebend.  Danach  gibt  es  für  dieselben  keine  gesetzlich  begrenzte 
tägliche  Arbeitszeit,  Besteht  über  da«  Maß  der  taglichen  Arbeits- 
zeit  zwischen  Arbeitgeber  und  Bauführer  Streit,  so  wird  er  nur 
durch  Richterspmrh  gelost  werden  können  und  der  Richter  mut- 
maßlich für  seinen  Spruch  berücksichtigen,  welche  Dauer  an  dem 
Orte  unter  gleichartigen  Betrieben  gebrauchlich  ist  Einen  Anspruch 
au!  Vergütung  von  Ueberstundcn  hat  der  Bauführer  nur  dann,  wenn 
entwefet  die  tägliche  Arbeitszeit  vereinbart  oder  das  Uebermaß  der 
Ansprüche  des  Arbeitgebers  rec bekräftig  festgestellt  ist.  Die  ge- 
setzlichen Vorschriften  lür  die  Sonntagsruhe  gelten  im  Baugewerbe 
(Gcw-Ordn  4  105a),  woraus  folgt,  daß  der  Bauführer  an  Sonn- 
und  Festtagen  zui  Aibeit  nicht  gezwungen  werden  kann,  sofern 
nicht  besondere  Ausnahmefalle  vorliegen.  —  K.  H  e. 

Hrn.  A.  H.  in  Leipzig.  Sie  richten,  ohne  sich  als  Abnehmer 
unseres  Blattes  auszuweisen ,  eine  Reihe  von  5  Fragen  über  Zc- 
mement»andmauersteiiie  an  uns,  deren  Beantwortung  wir  uns  leider 
versagen  müssen,  selbst  wenn  Sie  die  vorhin  genannte  lormale 
Bedingung  erfüllt  hatten.  Denn  die  Beantwortung  würde  nicht 
mehr  und  nicht  weniger  als  eine  längere  Abhandlung  bedeuten,  zu 
welcher  der  Briefkaslcn  nicht  der  Ort  ist.  Wir  wollen  aber  nicht 
verfehlen,  Sie  auf  die  von  Ing  Olschewsky  herausgegebene  Zeit- 
schrift: .Die  Kalksandstein-Fabrikation"  zu  verweisen.  - 
Anlragen  an  den  Leserkreis. 

In  dem  Gesellsrhaftshanse  der  Lessing- Loge  zu  Breslau  be- 
findet sieh  zu  ebener  Erde  eine  Kegelbahn  von  etwa  30  m  Lange 
und  3  m  Hohe.  Ueber  derselben  liegen  im  Hochparterre  Klub- 
ziromer  (5  m  hoch)  und  darüber  befindet  sich  der  große  Festsaal 
(10  m  hoch).  Der  Fußboden  der  Kegelbahn  besteht  aus  Asphalt, 
in  welchen  die  eichene  Kegelbohle  eingebettet  ist.  Unter  dem 
Asphalt  befinden  sieh  preuüische  KappengewOlbe  zwischen  X- 
Tidgern.  Kugeln  und  Kegel  sind  von  Holz,  letztere  mit  Gummi- 
reifen versehen,  um  beim  Umfallen  Geräusch  möglichst  zu  ver- 
meiden Bei  Veranstaltung  von  Vortragen  usw  im  Festsaale  macht 
sich  nun  bei  gleichzeitiger  Benutzung  der  Kegelbahn  das  Geräusch 
des  Aufsetzen«  und  Rollen»  der  Kugeln  störend  bemerkbar.  Gibt 
es  Mittel  und  welche,  diesem  Geräusch  abzulielfco,  ohne  die  Kegel- 
bahn von  ihrer  jetzigen  Stelle  zu  verlegen  ?  — 

K.  S  ,  Architekt  in  Br. 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leaerkreiae. 

Zur  Beantwortung  der  Frage  1  in  No.  la  erlaube  ich  mir  zu 
bemerken:  Eine  gute  E nlnc  be  lu ti g  ist  nur  durch  Einführung  von 
Luft  mit  höherer  als  Raumtemperatur  zu  erreichen.  Wenn  also 
der  Raum  nur  mtißi^  Kc'lc"t  ist,  wird  eine  Ut-berl  ei/ung ,  die  für 
die  Gesundheit  der  Arbeiter  schadbrh  wirkt,  auf  alle  I  alle  ver- 
mieden, Natürlich  ist  für  genügende  Abzugs*'  hlnte  zu  sorgen,  da- 
mit d  e  feuchte  Luft  h  ebt  entweichen  kann.  Steht  Betriebskralt 
zur  Verfüguiii;,  so  wird  man  vorteilhalt  die  Luft  durch  einen  Ven- 
tilator einpressen,  womit  im  Kaumc  ein  Lcbeidruck  gegen  die 
iiuüerc  Luft  erzielt  und  beim  Oettncti  von  Fenslern  odrr  Türen 
da«  K.imli  nigrn  von  kalter  Auüenlufl ,  die  lebhafte  Nebelbildung 
hervorruft,  vermieden  wiid  IKcs  i*t  auch  der  Grund,  weshalb 
nur  Absaufen  der  Luft  zu  keinem  Ziele  führt,  vielmehr  die  Nebcl- 
btlduMK  L'C^insiipt  und  /ugei.schcinuugeii ,  Sefi witz wasscr  usw. 
herve  ruft  Die  Kr  wurmen*  dei  Luft  kann  in  einer  sogenannten 
ll.  iikarnmer  durch  DampLolirc  Osler  durch  Fcuerlulth.  izung  statt- 
finden Ist  die  Anwendung  eine»  Ventilators  und  Wamilufterzcugung 
auf  besagtem  WeKc  nicht  möglich,  «o  lAUt  »ich,  wenn  auch  mit  ge- 
iiriserem  l'Mckte,  dm-h  leirbt  ein  Ventilationsofcn  aufstellen,  dem 
frische  Anbenluit  zugeführt  wild.  Ueber  den  Bottichen  wird  man 
dann  zweckmäßig  Duiisifan^e  mit  Ableitungsrohren,  ähnlich  wie 
bei  S  (innedeieuelll,  anwenden  — 

H,  >ehncidcr,  Ingenieur  in  Kassel 

Inhalt:   iJie   neueren  StraueubrOcken  Cbcr   die   l>"imu  in  Hudal-rsl 
(Fi-nsel/utic).   -    l).e  Atbr.terl«-il»initrn  der  1-andes  Versiclieruiir»arislnll 
H<rlui  t*ei  llecliu  (Furtseuunk'l.       Vermischtes.  —  l'iri-ln-wcrbuneeii- 
rris,,r.J..Nur),rie|i;cn   —  Kurl-  und  Fraicexi»!ru. 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  !>«•  Klisabt-th-Brücke  über  die 
Dernau  in  Budapest. 

Verla»  dri   lleulxhen  ttauzriluiig,  <•   m   l>    H  ,  Helllli.    Fttr  die  Hedaktio« 
1.  V   t   Ki  seien,  IVrhn.   Druck  von  WillLÜrey..  Berlin. 

No.  29. 


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g  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  3 

3  XXXVIII.  JAHRG.  NS  30.  BERLIN,  DEN  13.  APRIL  1904g 


Abbildg.  aa.    Die  r;ii»abcth-rlru<kc  wahrend  der  Montage.    Abbau  der  Stromruilungen  n»rh  Einbau  der  Ketten. 
tPhotu^rijyhihrh*  Aufnahme  Ton  Autal  Weiawurm  in  Rudipm  i 

Die  neueren  Straßenbrücken  über  die  Donau  in  Budapest. 

(Sehlufl.)    lllerfu  die  Abbildungen  S.  183. 


III.    Die  Elisabeth-  (Schwurplatz-)  Brücke. 

|  um  Schlüsse  unserer  Ausführungen  wird  es 
von  Interesse  sein,  die  kurzen  Angaben  über 
die  I  lcrstellung  der  Brücke  noch  in  einigen 
Punkten,  namentlich  hinsichtlich  der  Montage 
zu  ergänzen.  Auf  die  Schwierigkeiten,  welche 
der  Ausführung  der  Strompfcilcr  durch  ungünstige 
WitterunKSverhältnisse  und  derjenigen  der  Widerlager 
erst  durch  das  Anfahren  heißer  Quellen  auf  dem 
rechten  Ufer  und  dann  durch  die  Notwendigkeit  einer 
Verstärkung  erwuchsen  und  welche  verzögernd  auf 
die  Fertigstellung  des  ganzen  Baues  einwirkten,  haben 
wir  bereits  kurz  hingewiesen.  Wir  haben  ferner  in 
No.  25  schon  einige  Abbildungen  der  Eisenkonstruk- 
lion  wahrend  der  Aufstellung  vorausgeschickt. 

Für  die  Montage  der  Stromöffnung  war  die  Be- 
dingung gestellt,  daü  für  die  Schiffahrt  4  Oeffnungen 
von  mindestens  je  48™  Spannweite  frei  zu  halten  waren. 
Man  überbrückte  diese  4  Oeffnungen  mit  je  3  nuß- 
eisernen Brückenkonstruktionen  von  je  51  m  Spw.,  die 
auf  gerammten  Pfahljoehen  aufruhten.  Auf  diesen 
eisernen  Trägern  stand  der  hölzerne  Gerüstaufbau  für 
die  Montage  der  Ketten.  Die  hierdurch  entstehende 
Belastung  (d.  h.  nur  für  eine,  nicht  für  die  beiden 
übereinander  liegenden  Keltern  entspricht  etwa  der- 
jenigen einer  normalen  Straßenbrücke  durch  400^ 'im 
Menschengedränge.  Es  wurden  die  Gerüst- Brücken 
daher,  um  sie  später  wieder  verwenden  zu  können, 
für  diese  Last  und  für  2  zweiachsige  Wagen  von  je 
41  Raddruck  berechnet  und  als  Straßenbrücke  ausge- 
bildet. Die  beiden  mittleren  Brücken,  die  nur  einen 
niedrigen  Aufbau  erfordern,  konnten  dabei  als  Parabel- 
träger  hergestellt  werden,  während  die  beiden  Seiten- 
Öffnungen  alsParallelträgcr  ausgebildet  werden  mußten, 


um  den  hohen  Holzaufbau  besser  und  sicherer  auf- 
setzen zu  können.  Die  Gerüstbrücken  mußten  von 
Schwimmgelüsten  aus  verbunden  werden,  um  die 
Schiffahrt  nicht  zu  behindern  Das  Schwimmgerüst 
bestand  aus  4  je  32 m  langen,  s.5™  breiten,  i,9m  tiefen 
Booten,  auf  welchen  eine  feste  Plattform  aufgebaut  war, 
welche  die  gleichzeitige  Zusammensetzung  der  beiden 
Gerüstbrücken  einer  Oeffnung  gestattete.  Die  Brücken 
wurden  auf  der  in  die  betr.  Oeffnung  eingefahrenen 
SchwimmrOstung  mit  abgedrehten  Bolzen  zusammen- 
gestellt Die  Aufstellung  aller  8  Gerüstbrücken  mit 
derselben  Schwimmrüstung  dauerte  etwa  40  Tage. 
Auch  die  Gerüstbrücken  wurden  von  der  Kgl  Ungar. 
Masch. -Fabrik  unter  Aufsicht  der  Donau-Brückcnbau- 
Abt.  des  Kgl.  Ungar.  Handelsminist  entworfen  und 
ausgeführt.    Ihr  Gesamt-Gewicht  betrug  rd.  612 '. 

Die  beiden  Landöffnungen  und  ein  Teil  der  Strom- 
öffnung an  beiden  Ufern  sowie  die  Portale  wurden 
fest  eingerüstet.  Die  Portalrüstungen  erhoben  sich 
dabei  bis  zu  55»  über  Nullwasser.  Die  Bildbeilage 
in  No.  25  zeigt  die  Brücke  im  völlig  eingerüsteten 
Zustande,  während  unsere  Abbild  (TD.  22  und  23  das 
Gerüst  der  Landöffnung  und  der  Portale  wiedergeben. 
Insgesamt  wurden  zu  allen  Rüstungen,  Laufkranen, 
Baracken  usw.  auf  der  Baustelle  1 1  200r'""  Holz  verbaut. 

Die  Montage  wurde  im  Jahre  1899  auf  beiden 
Ufern  mit  dem  Finbau  der  Ankerketten,  Aufstellung 
der  Kipplagcr  auf  den  StrompU  item,  Aufstellung  der 
Enden  der  Versteifungsträger  begonnen.  Im  Jahre  1900 
wurden  die  Gerüste  für  die  Portalständer  und  Rück- 
haltketten  aufgestellt  und  die  betreffenden  Eisenti  ile 
montiert  einschließlich  dcrVcrstcifungstiägcr.  Im  Jahre 
1901  wurde  die  Stromöffnung  eingerüstet  und  mit  der 
Montage  der  Ketten  vorgegangen  Da,  wie  schon 
bemerkt,  nur  die  Belastung  durch  das  hölzern«»  Mon- 
tage gviu«t   iiml  i  nie  Kette  von  w<  11  eisernen  GeiDSt- 

181 


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brücken  aufgenommen  werden  konnte,  muOte  zunächst 
die  untere  Kette  eingebaut  werden;  die  Montage  der 
oberen  konnte  erst  erfolgen,  nachdem  die  untere  schon 
frei  hing,  also  die  Gerüstbrflcke  nicht  mehr  belastete. 

Die  Montage  der  Ketten  wurde  gleichzeitig  von 
4  Punkten  aus  bewirkt.  Die  Eisenteile  wurden  auf 
einer  auf  +  9m  Ober  Nullwasser  liegenden  Rüstung 
angefahren  und  durch  elektrische  Aufzüge  auf  die 
Höhe  der  Montagerüstung  gehoben  und  dort  eingebaut. 
Nach  Schluß  beider  Ketten  wurden  bis  Mitte  Nov.  1901 
sämtliche  Rüstungen  in  der  Stromöffnung  entfernt, 
sodafi  die  Ketten  nebst  den  damit  verbindenden  Hänge- 
stangen nun  völlig  freihingen.  Abbildg.  22  zeigt  diesen 
Bauvorgang  in  der  Entwicklung. 

Der  Einbau  der  Querträger,  des  Untergurtes  der 
Versteifungsträger,  desWindvcrbandes  und  eines  Teiles 
der  Längsträger  erfolgte  dann  mit  Hülfe  der  schon  er- 
wähnten, etwas  umgebauten,  schwimmenden  Rüstungen. 
Die  Vernietung  der  Untergurte  wurde  später  von  Hänge- 
rüstungen aus  bewirkt,  der  Einbau  der  Obergurte 
und  der  Diagonalen  der  Versteifungsträger  von  festen 
Arbeitspodien,  die  über  die  Quer-  und  Längsträger 
gestreckt  wurden.  Einige  Schwierigkeit  bereitete  da- 
bei die  genaue  Herstellung  der  Form  des  Untergurtes 
der  Versteif ungsträger,  die  durch  wiederholtes  genaues 
Nivellement  und  Regulierung  der  Längen  der  Ilängc- 
stangen  mittels  der  Schraubenmuttern  erreicht  wurde. 
Der  Längcnausglcich  fand  in  den  beiden  Mittclöffnun- 
gen  nach  genauer  Einmessung  statt-  Der  Schluß  der 
Versteifungsträger  erfolgte  am  1.  Mär/  1902. 

Wie  schon  erwähnt,  stellte  sich  dann  eine  Ver- 
schiebung des  rechten  Widerlagers  ein,  was  zur  Unter- 
brechung der  Monticrungs  -  Arbeiten,  Enlaslung  der 
Mittelöffnung  durch  Entfernung  aller  auf  den  Ketten 
ruhenden  Gerüste  und  Fahrbahnteile  und  schließlich 
Verstärkung  beider  Widerlager  führte.  Im  April  1903 
konnten  die  Montagearbeiten  dann  wieder  aufgenom- 
men und  nun  bis  Herbst  desselben  Jahres  vollendet 
werden.  Bei  der  Montage  waren  auf  der  Baustelle 
613000  Niete  von  Hand  einzuschlagen,  während  im- 
ganzen  1 227000  Niete  zur  Verbindung  der  Konstruktion 


dienen.  Ein  großer  Teil  der  in  der  Werkstatt  einge- 
zogenen Niete  wurde  mit  Maschinenarbeit  eingetrieben. 

Bei  der  im  Herbst  1903  vorgenommenen  Probc- 
belastung,  die  durch  Aufbringung  von  450  k*.'-)»  Be- 
lastung mit  Basaltwürfcln  vorgenommen  wurde,  blie- 
ben die  tatsächlichen  elastischen  Durchbiegungen 
überall  unter  den  rechnerisch  bei  einem  Elastizitäts- 
modul von  axx»,'icm  ermittelten,  die  bleibenden  Durch- 
biegungen bedeutend  kleiner  als  '/&  der  größten  elasti- 
schen Durchbiegungen,  welches  Maß  als  zulässig  fest- 
gesetzt war.  Die  größte  elastische  Durchbiegung  der  ' 
Stromöffnung  betrug  bei  der  ungünstigsten  Laststellung 
(*.'s  Belastung!  ^82mm  (berechnet  346 mm\  Bei  Vollbe- 
lastung betrug  sie  in  der  Mitte  234 (282  mm|.  Die 
größte  aufwärts  gerichtete  Verschiebung  der  Strom- 
öffnung entstand  bei  halber  Last  und  betrug  123»« 
(145).  Die  bleibende  Durchbiegung  der  Stromöffnung 
war  28""".  An  der  Höhenlage  der  Pfeiler  und  Wider- 
lager zeigten  sich  keinerlei  Aenderungen,  ebenso  ließ 
sich  beim  rechten  Widerlager  keinerlei  wagrechte  Ver- 
schiebung nachweisen.  Beim  linken  dagegen  zeigte 
sich  bei  Vollbelastung  die  geringfügige  Verschiebung 
von  0,7  mm,  die  nach  Entlastung  auf  0,3°""  zurückging. 
Die  Probebelastung  ergab  also  die  volle  Sicherheit  der 
Konstruktion.  Wenn  auch  mit  Schwierigkeiten,  so  istdas 
bedeutende  Werk  doch  schließlich  zu  einen  glücklichen 
Ende  geführt,  das  allen  Beteiligten  zur  Ehre  gereicht. 

Zum  Schlüsse  möchten  wir  uns  nicht  versagen, 
der  Direktion  der  Maschinenfabrik  der  Kgl.  Ungarischen 
Staatsbahnen,  die  uns  bei  diesen  Veröffentlichungen 
durch  l'ebcrscndung  eines  reich  illustrierten  Albums 
über  die  Elisabeth-Brücke  nebst  erläuterndem  Text  so- 
wiedurch  Ucbcrlassung  einer  Reihe  von  Einzelzeichnun- 
gen in  liebenswürdigster  Weise  unterstützt  hat,  unseren 
verbindlichsten  Dank  auszusprechen.  Dieser  schönen 
Veröffentlichung  ist  ein  Teil  der  Zeichnungen  entnom- 
men, und  es  sind  nach  ihr  auch  die  photographischen 
Abbildungen  19  u.  20,  S.  173,  sowie  die  Bildbeilage  zu  t 
No. 29 gefertigt.  DieübrigcnAufnahmenunseres Artikels 
sind  von  dem  Photographien  Hrn.  Antal  Weinwurtn  in 
Budapest  gefertigt  worden.  _  pr.  F..  — 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Aren.-  u.  Inj. -Verein  zu  Hamburg.  In  dem  verflosse- 
nen Jahre  sind  14  Ausflöge,  1  Ballfest  und  das  Stiftungs- 
fest veranstaltet  worden.  Von  den  Ausflügen  waren  10 
für  Damen  und  Herren  und  4  nur  für  Herren  bcstimmt( 
der  Durchschnittsbcsuch  der  erstcren  war  78,  während  bei 
den  letzteren  im  Durchschnitt  60  Herren  anwesend  waren. 

Für  den  6.  Febr.  und  die  nachfolgende  Woche  er- 
hielt der  Verein  für  seine  Mitglieder  von  der  Keederfirma 
Ferdinand  l.aeisz  20  Karten  für  je  5 — io  Personen  zum 
Besuch  des  im  Hafen  löschenden  und  zugleich  ladenden 
Fünfmasters  „Preußen".  Um  diesen  Betrieb  nicht  zu 
stören  war  ein  Massenbesuch  nicht  angängig,  der  Besuch 
in  kleinerer  Zahl  war  aber  umso  interessanter,  als  man 
mit  größerer  Mulle  den  größten  Segler  der  Welt  in  Augen- 
scheu»  nehmen  konnte.  Die  l-änge  des  Schiffes  ist  133.5  ■>, 
die  Breite  16  "»,  während  bei  einem  mittleren  Tiefgang 
des  beladcnen  Schiffes  von  8,23  ">  dxs  Deplacement  1 1 150' 
und  die  Tragfähigkeit  8000 '  betragt.  Der  größte  Durch- 
messer der  eisernen  Masten  ist  goo"""  und  der  Flageen- 
knopf  des  Mitlelmastes  liegt  68»  Ober  dem  Kiel."  Die 
Gesamtlänge  der  für  die  Takelage  verwendeten  Stahl-  und 
Hanftaue  betragt  über  45  *■»,  wahrend  dir  Gesamtflache 
der  Segel  5560  'i1"  ausmachen.  In  einem  Hause  auf  Deck 
sind  2  Dampfkessel  untergebracht  zur  Bedienung  von 
2  Dampfpumpen  und  zum  Antrieb  des  Steuerapparates, 
der  Ankerspills  der  6  Anker  und  von  4  Dampfwinden 

Als  a.  Ausflug  ist  die  Besichtigung  desWarenhauses  von 
Adolf  Axien  am  7,  Fcbr,  zu  bezeichnen,  zu  dem  der  Er- 
bauer, Hr.  Arch.  Ii.  Henry  Grell,  eingeladen  hatte  und  zu 
dem  sich  80  Damen  und  Herren  einfanden.  — 

Am  28.  Februar  sollte  den  Vereins- Mitgliedern  mit 
ihren  Damen  die  aus  einer  Realschule  vom  Hochbau- 
wesen  umgebaute  Oberrealsrhulc  auf  der  Uhlenhorst.  Ecke 
Averhoffstraße  und  Winterhuderweg,  gezeigt  werden.  Die 
Besichtigung  und  die  Vorführung  der  großartigen  Lehr- 
mittel dieser  Schule  boten  eine  Fülle  von  Sehenswürdig- 
keiten dar.  - 

Das  .,4  Stiftungsfest  de»  Vereins  wurde  am  25  April 
durch  ein  I lerreti -Mittagessen  in  den  vornehm  ausg.  statte- 

i3a 


len  Räumen  des  Uhlenhorster  Fährhauses  von  90  Teil- 
nehmern gefeiert.  — 

Ein  von  der  Direktion  der  Straßenbahn  -  Gesellschaft 
gestelller  Sonderzug  brachte  am  2.  Mai  etwa  30  Herren 
vom  Kathausinarkt  nach  dem  Bahnhof  an  der  Angerstraße, 
um  das  dort  aufbewahrte  Straßenbahn-Museum  in  Augen- 
schein zu  nehmen.  -- 

Im  Anschluß  an  einen  früher  gehaltenen  Vortrag  wur- 
den die  Verein»mitglieder  mit  ihren  Damen  von  Hrn.  Arch. 
Ernst  Dorn  eingeladen,  am  20.  Mai  einen  Ausflug  zu  un- 
ternehmen zur  Besichtigung  des  von  ihm  erbauten  Guts» 
hauses  von  Hrn.  Bankier  Theodor  Behrens  in  Wal- 
denau bei  der  Eisenbahnstation  Halstenbek,  Nach  freund- 
licher Begrüßung  der  etwa  70  Damen  und  Herren  zeigten 
Frau  Behrens.  I  Ir.  Arch.  Dorn  und  I  Ir.Gartenbauing  Jürgens 
den  von  diesem  umgebauten  herrlichen  Park  und  das  Guts- 
haus Vornehme  Einfachheit  und  feinster  Kunstsinn  halten 
hier  eine  entzückende  Heimstätte  zu  schaffen  gewußt.  ■ 

Unter  Führung  de»  Hrn.  Ob.-  und  Geh.  Brt.  Caesar 
und  einiger  Herren  der  Kgl.  Eisenbahndir  in  Altona  be- 
sichtigten etwa  00  Herren  am  5.  |uni  das  neu  erbaute 
Dammtorfiahnhofgcbäude,  welches  in  der  nächst- 
folgenden Nacht  um  12  I  hr  dem  öffentlichen  Verkehr 
übergeben  werden  sollte. 

Da»  vom  Hoehbauwesen  unter  Leitung  der  Hrn.  Bau- 
iusu.  Neeker  und  Bmstr.  Bauer  neu  erbaute  Zivil -Ge- 
richtsgebäude am  Ilolstentor  wurde  am  22.  Aug.  von  etwa 
Bo  Herren  in  Augenschein  genommen. 

Hr.  Aich  Ricardo  Bahre  lud  für  den  31.  Aug.  unsere 
Mitglieder  mit  ihren  Damen  zur  Besichtigung  des  von  ihm 
neu  erbauten  Warenhauses  von  Gebr.  Heilbuth  ein, 
welches  an  dem  Eckplatz  der  Hamburger-,  Ronnhaid-  und 
Dcscnisstraßc  111  Barmbeck  belegen  ist  und  welches  nicht 
weniger  al»  6000  <im  Verkaufs  •  Räumlichkeiten  aufweist. 
Nach  einigen  Erläuterungen  des  Hrn.  Bahre  an  der  Hand 
von  Zeichnungen  machten  etwa  90  zur  Besichtigung  ein- 
getroffene Damen  und  Herren  einen  Rundgang  durch  alle 
mit  Waren  aller  Art  belegten  Verkauf»-,  Geschäfts-  und 
Lagerräume.  Zum  Schluß  wurde  da»  abseits  belegene 
Maschinenbaus  besichtigt,  in  welchem  eine  Sauggenerator 
Ga»a»ilugc   neuester  Art,  »„wie  2  Motoren  von  i»  RS. 

No.  30. 

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Dynamo*  und  eine  Akkumulatoren-Batterie  untergebracht 
waren,  um  dem  Warenhause  mittels  317  Bogenlampen 
und  700  Glühlampen  das  erforderliche  Licht  zu  spenden. 

Als  ein  schön  ausgefallener  Ausflug  muß  der  am 
20.  SeuL  zur  Besichtigung  des  vom  Ingenicurwcscn  in 
Grofl-Borstel  neu  erbauten  Militairschicßplatzcs  bezeichnet 
werden.  Diese  Anlage  ist  unter  Leitung  der  Hrn.  Bau- 
insp.  Fischer  und  Kcg-Bimtr.  Kriedhciin  zum  Kr- 
satz  des  alten  nicht  mehr  zeitgemäßen  auf  dem  Kppcn- 
dorfer  Moor  belegenen  Schießstande-  auf  einem  700'" 
langen  und  joo  ■  breiten  moorigen  Wiesengelande  erbaut 
worden.  Ks  sind  6  Schießstände,  einer  von  600  einer 
von  500 m  und  4  v>>n  je  300  m  Lange  angelegt  Um  abirrende 
Geschosse  aufzufangen,  sind  die  einzelnen  Stande  durch 


Lobecker  Verein  zu  einem  Besuch  für  den  37.  und  28. 
Juni  nach  Lübeck  eingeladen,  alle  Vorbereitungen  hierzu 
waren  in  den  3  Städten  schon  getroffen,  als  der  plötzliche 
Tod  des  Oberbaudirektor  Franzius  die  Zusammenkunft 
scheitern  ließ. 

Als  dann  die  Vorsitzenden  der  3  Vereine  bei  einem 
zufälligen  Zusammentreffen  auf  der  Dresdener  Städtebau- 
Ausstellung  beschlossen,  daß  die  erste  Zusammenkunft  in 
den  ersten  Tagen  des  ( Iktoher  in  I  lamburg  stattfinden 
sollte,  wurden  schleunigst  alle  Vorbereitungen  getroffen, 
und  es  brachten  am  3.  Okt.  die  Frühzüge  von  Lübeck 
15  Damen  und  17  Herren  und  von  Bremen  8  Damen  und 
20  1  lerren,  welche  an  den  betreffenden  Bahnhöfen  begrüßt 
und  durch  die  Stadl  nach  drm  Frcihafrn-Gcbict  und  dem 


Abb. Mg.  33.  Montage-Kattun*;  der  l.amlftffnnng  nr<l  iic%  Partairs  am  linken  l'fer.    Abbild»;,  a«.  Pcsgl  am  reihten  l'fcr. 


Die  neueren  Straßenbrücken  Uber  die  Donau  In  Budapest.  1  HhutuirTaph.  Aufnahmen  ton  Anul  WVinwmm  in  nu<Upr»L) 


3«"  hohe  Längswände  eingefaßt,  wahrend  am  Ende  der- 
selben ein  3 m  hoher  Wall  aufgeschüttet  worden  ist. 

Nach  Erläuterung  der  Pläne  durch  Ilm.  Fischer  und 
nach  Durchwandcrung  der  Schießstände  wurde  in  einem 
derselben  ein  Preisschießen  für  Damen  abgehalten  und 
später  in  Groß  Borstel  noch  ein  Tänzchen  gemacht. 

Auf  dem  am  13.  Dez.  1901  gefeierten  asjähr  Stiftungs- 
feste des  Bremer  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins,  zu 
dem  Abgesandte  von  den  Lübecker  und  I  lamhurger  Ver- 
einen geschickt  waren,  wurde  in  fröhlicher  FeaUUmmuilg 
das  Abkommen  getroffen,  jährlich  abwechselnd  in  den 
Städten  Bremen,  Lübeck  und  Hamburg  eine  Zusammen- 
kunft zu  veranstalten,  um  hierdurch  freundschaftliche  Be- 
ziehungen zwischen  den  Mitgliedern  der  3  hanseatischen 
Vereine  anzubahnen    Aus  dieser  Veranlassung  balle  dei 

13.  April  1904. 


Magdeburger  Hafen  geleitet  wurden  Unterwegs  wurden 
die  Freihaien-Spcicher  gezeigt  und  der  große  sogen.  Drei- 
eck-Schuppcn  und  die  beiden  Frucht-Schuppen  in  Vollem 
Betrieb  näher  in  Augenschein  genommen. 

Nachdem  sodann  die  ( laste,  sowie  34  Damen  und  51  Mit- 
glieder des  HimbunRrVereiiM  auf  3  von  derStrombau-Ver» 
waltung  gütigst  gestellten  und  festlich  geflaugtcn  Dampfern 
verteilt  waren,  wurde  bei  dem  herrlichsten  Wetter  eine 
Fahrt  durch  einige  Hafen  gemacht,  wobei  ein  von  dem 
hiesigen  Verein  angebotenes  F'rühstück  die  Teilnehmer 
stärkte  und  allgemein  eine  lestlichc  Stimmung  hervorrief. 
Nach  der  Landuoe  wurden  die  neu  erbaute  Sielmündung, 
der  Baunlau  des  Bismarck-Denkmals,  das  Kaiser  Wilhelm- 
Denkmal  und  endlich  das  Innere  des  Rathauses  besichtigt, 
und  nunmehr  bei  strömendem  Kcgen  mittels  Alstcr-Danipf- 


««3 

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boot  die  Fahrt  nach  dem  l  'hlcnhorster  Fahrhause  unter- 
nommen. In  den  glänzenden  Räumen  dieses  lokales  fand 
man  sich  in  fröhlichster  Stimmung  bei  einem  Mittags- 
mahle wieder. 

Am  17.  Okt.  besichtigten  etwa  200  Damen  und  Herren 
das  Verwaltungsgebäude  der  Hamburg-Amerika- 
Linic  am  Alsterdamm,  wo/u  der  Erbauer,  Hr.  Arch. 
Martin  Haller,  von  der  Direktion  dieser  Gesellschaft  die 
Erlaubnis  erwirkt  hatte. 

Anschließend  an  den  im  Verein  gehaltenen  Vortrat;  des 
kgl.  F.iscnh -Bauinsp.  Hrn.  Emst  Mocllcr  über  die  Grün- 
dung des  Zentral •  Bahnhofgebäudc»  (Seite  69)  besuchten 
am  31.  Nov.  40  Herren  den  Bauplatz,  wo  von  dem  Beton- 
Baugeschäft  Hermann  Deimling  für  die  kgl  Eisenbahn- 
Direktion  in  Altona  zur  Gründung  des  Zentralbahnhof- 
Gcbäudcs  in  Hamburg  etwa  600  fcisenbetonpfählc  ange- 
fertigt und  eingerammt  waren.  Den  Besuchern  wurde 
die  Herstellungsart  der  Pfähle  erklart  und  bei  einem  Pfahl 
auch  die  Ausführung  gezeigt.  Sodann  wurde  eine  von  der 
Maschinenfabrik  Menck  &  Hambrock  in  Ottensen  nach  den 
Angaben  des  Unternehmers  eigens  für  diese  Arbeiten  an- 
gefertigte Dampframme  in  ihrerTatigkeit  in  Augenschein  ge- 
nommen. Diese  Kamme  zeichnete  sich  besonders  dadurch 
aus,  daß  sie  auf  einem  drehbaren  Gestell  nach  allen  Seiten 
durch  ihre  eigene  Maschine  gedreht  und  daß  der  Mäkler 
nack  rück-  und  vorwärts  geneigt  werden  konnte  und  fer- 
ner dadurch,  dafl  alle  Pfähle  mit  einem  .(ooo  ke  schweren 
Bar  und  mit  einer  immer  «leich  bleibenden  Fallhöhe 
von  1,2  m  eingerammt  wurden. 

Am  28.  Nov.  1903  wurde  unter  Führung  des  Erbauers, 
des  Hrn.  Arch.  Groothoff  die  Heiligengcist -  Kirche  an 
der  IlufnerstralJe  in  Barmbeck  von  25  Herren  und  1  Dame 
besiehtigt.  Atistatt  der  früher  üblichen  Weihnachtskneipe 
zwischen  Weihnachten  und  Neujahr  wurde  diesmal  ein 
Ballfest  am  12.  Dez.  1903  in  den  Räumen  der  „Erholung" 
unter  sehr  reger  Beteiligung  gefeiert 

Als  letzter  Ausflug  ist  die  am  15.  Dez.  1903  vorge- 
nommene Besichtigung  des  Privathauses  Alsterdamm 
No.  12'' 13  zu  verzeichnen.  Nachdem  die  Hrn.  Architekt 
Kambatz  und  Reg-Iimstr.  Erbe  an  der  Hand  von  Zeich- 
nungen einige  Erläuterungen  gegeben  und  ein  Rundgang 
gemacht,  wurde  von  15  Damen  und  35  Herren  die  in  dem 
Erdgeschoß  und  Zwischengeschoß  untergebrachte  kunst- 
gewerbliche Ausstellung  besucht  und  unter  sachkundiger 
Führung  in  Augenschein  genommen.  —  —  rt 


Vermischtes. 

Der  Besuch  der  technischen  Hochschulen  In  Oesterreich. 
Eine  vom  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  angelegte 
Statistik  über  das  Wintersemester  1903  04  weist  für  die 
technische  Hochschule  in  Wien  2563  Studierende  (gegen 
2253  im  Vorjahre)  aus,  für  die  technische  Hochschule  in 
Graz  490  (gegen  447  im  Vorjahre),  in  Prag  (deutsch)  8s8 
(769),  in  Prag  (czechLschl  1687  (1544),  in  Brünn  (deutsch) 
6co  (527t.  in  Brünn  (czcchischl  329  (273)  und  in  Lemberg 
1060  (9961.  Die  Gesamtzahl  der  im  laufenden  Semester 
an  technischen  Hochschulen  in  Oesterreich  Studierenden 
betragt  7597  (gegen  6309  im  Wintersemester  190203).  Da- 
von sind  7013  ordentliche  und  524  außerordentliche  Hörer. 
Die  ordentlichen  Hörer  verteilen  sich  auf  die  Fachschulen 
wie  folgt:  Allgemeine  Abteilung  560,  Ingenieurschule  3342, 
Bauschule  273,  .Maschinenbauschule  2207  und  chemische 
Schule  630.  - 

Einen  Aquarell -Kur»u*  wird  Hr.  Prof.  O.  Günther- 
Naumburg  vom  15.  d.  M.  beginnend  in  seinem  Atelier  in 
C  harlottenburg,  Wiclandstraßc  8,  abhalten.  Wir  machen 
die  Architekten  auf  diese  Gelegenheit,  sich  in  malerischer 
architektonischer  Darstellung  zu  vervollkommnen,  gern 
aufmerksam. 

Preisbewerbungen. 
Aus  der  Louis  Boissonnet-Stiftung  sind  in  dickem  Jahre 
agoo  M.  als  Keisestipendium  an  einen  Architekten  zu  ver- 
geben. Als  Aufgabe  ist  die  Neuaufnahme,  der  bisher  nur 
unvollständig  und  in  einer  ihrer  kuiistgcrhichtlichen  Be- 
deutung nicht  entsprechenden  Weise  vcrölfcnthchtcn  ro- 
manischen Baudenkmäler  von  1 1  i  Wie  s  lie  i  m  gestellt. 
l>ie»e  Denkmäler  sind  in  einer  umfassenderen  kutist- 
gesehichtlichen  Darstellung  711  behandeln.  (Nähere  Pro- 
gramme kostenlos  vom  Sekretariate  der  Teehn  Hoch- 
schule in  Charlxttenburg  I  Der  Bericht  ist  bis  spätestens 
1  April  1905  zu  liefern  Melönno  n  Iiis  5,  Mai  d.  J  an 
das  Rektorat  der  Teehn.  Hochschule  unter  Vorlegung 
architektonischer  Entwürfe  u-w.  Bedingung  für  die  Zu- 
lassung ist  die,  daß  Bewerber  einen  erheblichen  Teil 
seiner  Ausbildung  auf  d<r  Bauakademie  oder  Teehn.  Hoch- 
schule zu  Berlin  genossen  hat 


Wettbewerb  höhere  Madchenschule  Kleln-Zabne.  Die 

in  No.  26  schon  kurz  erwähnte  Ausschreibung  wendet  sich 
an  alle  deutschen  Architekten.  Der  Einliefcrungstermin 
ist  auf  den  1.  Juni  d.  J.  festgesetzt  Die  Bausumme  für 
das  in  mittelalterlichen  märkischen  Formen  aus  Verblend- 
zicgeln  herzustellende  Gebäude,  die  einschl.  Heizanlage 
die  Summe  von  160000  M.  nicht  überschreiten  soll,  ist 
nach  Kubikmetern  umbauten  Raumes  überschläglich  nach- 
zuweisen. Entwürfe,  die  sich  für  diese  Summe  nicht  aus- 
führen lassen,  sind  von  der  Prämiierung  ausgeschlossen, 
Die  zeichnerischen  Anforderungen  sind  über  das  zulässige 
Maß  hinausgehend,  da  Grundrisse  aller  Geschosse,  die  zu- 
gehörigen Querschnitte  und  eine  Ansicht  in  1 : 100  gefordert 
werden,  dazu  noch  die  übrigen  Ansichten  1  :  200.  Letzterer 
Maßstab  hätte  auch  für  die  übrigen  Zeichnungen  gewählt 
werden  sollen.  Dann  würde  die  Preissummc  von  2250  M. 
(1000,  750,  500  M  l  den  Grundsätzen  des  Verbandes  deutsch. 
Arch.-  u.  lng. -Vereine  entsprechen.  Den  Preisrichtern  soll 
das  Recht  zustehen,  falls  sie  keine  Arbeit  des  ersten  Preises 
für  würdig  halten,  diesen  in  2  Preise  zu  zerlegen.  Das  Preis- 
gericht soll  aus  nicht  weniger  als  15  Personen  bestehen, 
darunter  jedoch  nur  2  Bausachverständige!  Hoffentlich  ent- 
schließt sich  der  Gemeindevorstand,  diesen  schwerfälligen 
Apparat  erheblich  zu  verkleinern  und  den  Bausachverstän- 
digen, wie  üblich,  die  Mehrheit  im  Preisgericht  zu  geben.  — 


Personal-Nachrichten. 

Deutsche*  Reich.  Dem  Geh.  Mar -Bit.  Bugge  i»t  die  nach- 
gei.  Entlastung  aus  dem  Rcich&dienst  mit  Pension  erteilt. 

Versetzt  stud:  Die  Mar -Masch  -Bmstr.  Cirauert  beim  Reiehs- 
Maf-Amt  mit  dem  i.  Okt.  d  J  narh  l)«nzig,  Enget  in  Wilhelms- 
haven mit  dem  t  Juli  10m  Reich« -Mar  -  Amt.  Krell  im  Reichs- 
M»r  - Amt  mit  dem  i.  Okt  nach  Kiel  und  William  m  Kiel  mm 
Reich*  Mar.  Amt. 

Baden.  Der  Reg -Bmstr  Dr  Hirsch  in  Heidelberg  ist  unt. 
Verleih  des  Tit.  Bei.  Bauinsp  nach  Brurhsal  versetzt  und  mit  der 
l.eituiig  der  Bez -Bauinsp.  betraut.  Der  Reg -Bmstr.  Gros  in  Emmen- 
dingen ist  nach  Heidelberg  versetzt. 

Bayern.  Dem  Minist.Ral  Fl  hm.  v.  Sehaeky  auf  Srhön- 
feld  iai  die  III.  Kl.  des  Verdienstordens  vom  hl.  Michael  vi  rhehen. 

Preußen.  Verliehen  ist:  dem  Bauinsp  Brt.  I.ooic  in  Gleiwitz 
der  Rote  Adler -Orden  IV  Kl.;  dem  Geh.  Reg. -Rat  Prof  Dr. -Ing. 
Ende,  Pias,  der  Akademie  der  Künste  in  Berlin,  der  Stein  lum 
Kgl,  Kronen-Orden  II  Kl,  dem  Reg  -  u.  Brt.  Geh.  Brt.  Froelieh 
in  Hannover  ans  Anlaß  seiues  UeWitt ittes  in  den  Ruhestand  der 
Kgl.  Kronen  -  Orden  Hl.  Kl,  dem  Arch.  Weidmann,  Dir.  der 
Akt.  -  Gesellsch  ffir  Hoch-  und  Tiefbaulen  in  Frankfurt  a  M  der 
Kgl.  Kronen-Orden  IV.  Kl. 

Dem  Ree--  u.  Hrt.  Bergmann  in  Hannover  ist  unt.  Bei- 
legung de«  C'har  ala  Geh.  Brt  die  nachgea.  E«t)aaa.  aus  dem 
Staatsdienst  erteilt  Dem  Kr. -Bauinsp.  Bit.  Loebell  in  Kasse) 
und  dem  Eisenb.  -  Dir.  T  i  1 1  v  in  Paderborn  ist  beim  L'ebertritt  in 
den  Ruhestand  der  Char.  als"  Geh.  Bit  verliehen. 

Versetzt  sind:  die  Reg.»  u  Brtc,  Geh.  Brt.  Volkmann  von 
Potsdam  nach  Hannover,  Hautmann  von  Gumbinnen  nach 
Münster  und  Stever  von  Munster  nach  Hannover;  der  Kr. -Bau- 
insp Brt.  With  Schmidt  von  Greifswald  als  I.andbauinsp.  nach 
Breslau;  die  Wasser  Rauimp.  LlUming  von  Rathenow  nach  Diez 
a.  L.  Zillich  von  Fdrstcnwaldc  nach  Fftrsteuberg  a  O  ;  John 
von  Breslau  nach  Bei  Im  und  GciBc  in  Leer  nach  Breslau;  der 
Kr -Bauinsp   Overbeck  von  Angerburg  nach  Hofgeismar. 

Der  Amtssitz  der  Kr -Bauinsp,  Hofgeismar  ist  von  Kassel  nach 
Hofgeismar  zurfickvcrlegt. 

Zur  Beschaft  Kiing  überwiesen  «ind  die  Reg  -Rmalr  :  Max 
Lang  dem  Kgl.  Poh/'-Pias.  111  Berlin,  Alle.  So  I  Dach  der  Kgl. 
Reg  111  Ka^  cl  imd  Frz.  Wcndt  dem  Teehn  But.  der  Huehbau- 
abteilung  des  Mi  nst  der  ölTcntl  Art» 

Die  Reg-Bfhr.  Walter  l.rhwtfl  aus  Berlin,  Wilb.  S  t  a  u  *  e- 
bn  Ii  aus  Vorsfelde.  Alovs  Wo  Ii  Marler  aus  Köln  und  Allr. 
Herlzog  aus  Micbelsdui'f  (Hochbich),  —  Heinr.  Kasten  au* 
Kai?nw.  Krnst  T  Ii  a  I  m  a  11  n  aus  Wchlau  und  Gg  T  r  o  m  s  k  i  aus 
Bei  Im  iMaseh.-Bfeh  |  »nid  zu  Ree  -Bmsttn.  ernannt. 

Die  naebges.  Eotlass.  aus  ileni  Staatsdienst  ist  erteilt:  dem 
Reg  -u  Bit.  G  I  Ii  s  c  n  a  p  p  im  Minist,  der  offenll.  Arb.,  den  Reg.- 
Bmstrn  Knill  P  I  •>  k  e  in  Lüben,  Roger  Slawski  und  Euch 
l.ichthorn  in  Beilin,  Otto  Wollf  in  Tarnowitz  und  Rieh. 
W  1 1 1  n  e  r  in  Charlollcribui  g. 

Der  Reg  -Bmstr.  Alb.  Lampe  in  Stettin  ist  aus  dem  Staats- 
dienste ausgeschieden. 

Der  Kr.-Hauinsp  Ludwig  in  Berlin  ist  gestorben  Der  Reg.. 
Bm.tr.  Bcnilu  ist  im  Gefecht  in  D-Sudwc«lsfoka  „Italien 

Württemberg.  Dem  Brt.  Nall  inger  in  SiultRirt  ist  die 
nachge*.  Dicnstcntluss.  unt.  Belassung  dea  Tit.  und  Ranges  eines 
Bits  gewahrt 

Dem  Reg-Bmstr.  Mnhlmann  ist  eine  Masch -Ine -Stelle  bei 
dem  niasch  -teehn.  B>ir.  der  Gen  Dir.  der  Staat«. senb.  übertragen. 

Die  Kand  im  H01  hbaufaeh:  Hugo  E  be  rh  a  r  dt ,  Kr.  Fle  inert, 
Mart.  Mayer,  F.»K.  Müller,  Gg  Reuter.  Fridolin  Rinimele, 
Fr.  Sihirmer  und  0»k  F  r  a  n  k  I  c  sind  für  bil.diigt  erklärt 
und  hüben  die  Br/ciehoung  Reg .-Bmstr.  eilialten.  — 


Inhalt:  Die  neueren  Sl.r;it}eilnnrkeii  Clicr  die  Henau  in  !<uda|»-»t 
(Sxli)uU).  —  Mitlrilunceu  aus  Vereinen.  Veiaiwhte».  —  Preisbewrrtnuceo. 
—  IVtsoual-NactirKiiu-U- 


Vrrlic  der  l>eUt*.'Vii  Ksu.-e-t.it:.,-.  I ..  nt  I.  II  .  Hei  I.e..  l"Cr  d,c  Redaktion 
»ei.,  ei«...!!.  •.  V.  I    I    -e«- Ii,  l(r.        Inn.-»  v.n  Wilb.  üifi'i,  Herlin. 

No.  ;vj. 

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=  DEUTSCHE  BAU  ZEITUNG  = 
XXXVIII.  JAHRGANG  100'»    *    N°  ül 


Google 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  31.  BERLIN,  DEN  16.  APRIL  1904 

Die  Arbeiterheilstätten  der  Landes -Versicherungsanstalt  Berlin  bei  Beelitz. 

Architekten:  .Schmieden  &  Boethke  in  Berlin.  (Srhjud.) 


III.  Die  technischen  Einrichtungen.  (Srhiu«.» 

Die  Zentral  -  Heizungsanlagcn  in  den  Einzel- 
Gebäuden. 
Amtliche  Gebäude  sind  mit  Zentralheizung 
versehen,  die  bei  einer  niedrigsten  Außen- 
temperatur von  —  2o0C  je  nach  dem  Zweck 
der  verschiedenen  Räume  15— 2a0  C.  zu  er- 
zeugen hat.  Es  wird  im  allgemeinen  Nieder- 
druckdampf von  0,10  Atm.  Uebcrdruck  verwendet. 
Warmwasser  •  Heizung  erhielten  jedoch 'die  Wohn-, 
Schlaf-  und  Tageräume  der  Pavillons  für  Lungen- 
kranke und  die  beiden  Villen  der  ärztlichen  Direktor)  t). 
Der  aus  dem  Fernheizwerke  kommende  hochgespannte 
Dampf  wird  teils  in  üblicher  Weise  am  Eintritt  in  die 
zu  beheizenden  Räume  auf  Niederdruck  reduziert,  teils 
—  wie  in  den  4  Pavillons  und  Aerztehäusern  —  durch 
Kessel  geleitet,  deren  Wasser  beim  Passieren  des 
Dampfes  durch  ein  System  von  Kupferrohren  zur  Er- 
wärmung (Warmwasserheizung)  bezw.zumVerdampfen 
gebracht  wird  1  Niederdruck-Dampfheizung).  Mit  Luft- 
heizung ist  schließlich  die  Zentral  -  Badeanstalt  ver- 
sehen, die  bei  dem  hohen  vorhandenen  Feuchtigkeits- 
gehalt der  Luft  nicht  lästig  wirkt,  dafür  eine  energische 
Lufterneuerung  ermöglicht.  Die  Wärmeabgabe  erfolgt 
durch  gußeiserne,  glatte  Radiatoren,  die  bei  +  ao°  C 
Innentemperatur  700  W  -E.  stündlich  abgeben  sollen. 
Statt  derselben  sind,  um  an  Raum  zu  sparen,  in  den 
Fensternischen  Plattcnheizkörpcr  aufgestellt,  die  eine 
Drehvorrichtung  besitzen  (Patent  Rietschel  bi  Henne- 
berg), um  sowohl  die  Körper  selbst,  wie  die  Fenster- 
nischen gründlich  reinigen  zu  können,  Unsere  Abbil- 
dung auf  folg.  Seite  zeigt  einen  solchen  Heizkörper.  — 

Die  Lüftungs- Anlagen. 
I  ür  die  Zimmer  der  Aerzte  und  Schwestern 
ist  1  maligcr,  für  die  Korridore  und  Treppen- 
hauser i'jfacher,  für  die  Kranken-,  Tage-, 
I  Speise-,  Speise-,  Wasch-  und  Beschäftigungs- 
1  räume,  fürl'ntersuchungs-  und  Behandlungs- 
zimmer 2  maliger,  für  die  Wannenbäder,  Spülküchen, 
Laboratorien  3  maligcr,  für  die  Aborte  5  maligcr  Luft- 
wechsel vorgesehen.  Die I.ufterneuerung  erfolgt  durch- 
weg mittels  zentraler  Lufterwärmung  in  den  Pavillons 
für  Lungenkranke  und  der  Zentral-Badeanstalt,  in  den 
Sanatorien  dagegen  nur  in  den  Speisesälen,  Bädern, 
Korridoren,  Treppenhäusern.  Die  übrigen  Räume  da- 
selbst und  alle  anderen  Gebäude  haben  eine  lokale 
Lüftungs-  und  Vorwärme- Einrichtung  erhalten.  Die 
Zuführung  der  Frischluft  erfolgt  bei  der  zentralen 
Lüftung  durch  Lüftungshäuschcn  und  unter  dem  Ge- 


bäude liegende  Luftkanäle.  Die  Luft  wird  filtriert, 
in  besonderen  Heizkammern  erwärmt  und  befeuchtet, 
ehe  sie  eintritt.  Im  allgemeinen  erfolgt  der  Auftrieb 
der  vorgewärmten  Luft  selbsttätig.  Es  sind  jedoch 
sowohl  in  den  Pavillons  für  Lungenkranke  wie  in  den 
Sanatorien  Ventilatoren  mit  direktem  elektrischen  An- 
trieb aufgestellt.  Bei  der  lokalen  Luftzuführung  tritt 
die  Luft  durch  Oeffnungen  in  den  Fensternischen  ein 
und  wird  durch  die  davorstehenden  Heizkörper  vor- 
gewärmt. Die  verbrauchte  Luft  wird  mittels  Abluft- 
kanälc  über  Dach  geführt.  Die  einzelnen  Kanäle 
werden  im  Dachraum  gruppenweise  zu  einem  Abzugs- 
ichlot  zusammengefaßt,  in  welchem  zur  Verstärkung 
der  Zugwirkung  Aspirationsheizkörper  aufgestellt  sind. 

Die  Wasserversorgung, 
ur  Versorgung  mit  kaltem  Wasser  mußten, 
da  ein  Anschluß  an  vorhandene  Leitungen 
unmöglich  gewesen  wäre,  eine  eigene  An- 
lage geschaffen  werden.  Es  sind  zu  dem 
Zwecke  2  Brunnen  von  2,5™  Durchmesser 
19*  tief  abgesenkt,  in  welche  die  300 mm  weiten  Rohr- 
brunnen mit  iom  langen  Filtern  in  den  Grundwasser- 
strom eingetrieben  wurden.  Auf  der  Schachtsohle 
stehen  die  elektrisch  angetriebenen  Pumpen,  die  stünd- 
lich je  40<bn'  Wasser  fördern,  sodaß  also  bei  i2Stündi- 
gem  Betrieb  rd.  1000 ,hm  täglich  gewonnen  werden  kön- 
nen, eine  Menge,  die  bei  völligem  Ausbau  der  Anstalt 
unter  Umständen  erforderlich  werden  kann.  Das 
Wasser  wird  in  ein  250 cbm  fassendes,  mit  dem  Kessel- 
haus verbundenes  I  lochrcservoir  gepumpt.  Die  Ent- 
eisenung des  Wassers  erfolgt  nach  dem  Verfahren 
von  der  Linde  und  Dr.  Heß,  d.  h.  das  Wasser  wird 
durch  Apparate  hindurch  gedrückt,  die  mit  I  lolzspänen 
gefüllt  sind,  die  mit  Zinnbioxyd  getränkt  wurden.  Die 
Kosten  der  Wasserversorgung  stellen  sich  auf  176000M. 

Die  Warmwasserversorgung  der  Gebäude  erfolgt 
auf  der  B-Seite  mittels  besonderer  Kessel  in  den  Ein- 
zelgebäuden, auf  der  A -Seite  dagegen  zentral  vom 
Maschinenbaus  her  unter  Benutzung  der  Fernbeizkanäle. 
Kosten  der  zentralen  Anlage  53000  M 

Die  Eni  Wässerung, 
lies  Regenwasser  wird  durchweg  durch  Vcr- 
siekerung  mit  Zuhilfenahme  vun  Drainrohren 
beseitigt,  sowohl  aus  Rücksichten  der  Billig- 
keit, als  auch  zur  Bewässerung  des  Bodens. 
Die  Schmutzwässer  werden  dagegen  durch 
ein  eigenes  Kanalnctz,  an  das  sämtliche  Gebäude  an- 
geschlossen Und,  aufgefangen  und  durch  eine  2  km 
lange  Leitung  dem  5»  großen  (aul  8,u  vergi ößerungs- 


'»5 


fähigen)  Riesel Mdc  am  Abhang  des  Nieplitztales  zu- 
geführt. Die  Kosten  der  Kanalisation  mit  Rieselfeld 
betrugen  183500  M. 

Die  elektrischen  Anlagen. 

ie  Anstalt  besitzt  eine  eigene  Zentrale  zur 
Erzeugung  des  elektrischen  Stromes  für 
Licht-  und  Kraftzwecke,  die  mit  Gleichstrom, 
Zweileitersystem  und  220  Volt  Verbrauchs- 
spannung arbeitet.  Es  gehören  dazu  2  Dampf- 
dynamos  von  je  85  Kilowatt  Leistung  bei  160  Um- 
drehungen in  1  Minute,  die  von  100  P.S.  Dampf- 
maschinen (max.  Leistung  150  P.S.)  angetrieben  wer- 
den. Zur  Ergänzung  dient  eine  Akkumulatorenbatterie 
von  100  Kilowatt  Leistung  in  3  Stunden,  von  132  Tudor- 
Elementen.  Die  Bedienung  der  Batterie  erfolgt  bei 
normalem  Betriebe  durch  eine  Zusatz-Dynamomaschine, 
die  durch  einen  98  P.S.  Elektromotor  angetrieben  wird. 
Die  ganze  Anlage,  die  im  Kesselhaus  untergebracht 
wurde,  ist  erweiterungsfähig.    Zurzeit  sind  folgende 


liegenden  Form  gegeben  wordin  ist.  Die  beiden 
Kesselräume  können  14  Kessel  zu  ic  100 'i™  feuerberühr- 
ter Flache  aufnehmen.  Aufgestellt  sind  bisher  8  Com- 
wallkessel,  die  mit  einem  Ueberdruck  von  8  Atm.  ar- 
beiten. Bei  mittelstarkem  Betrieb  ist  eine  Ausnutzung 
des  Brennmaterials  von  72"  ,,  durch  den  Fabrikanten 
gewährleistet.  Die  beiden  Kesselhäuser  besitzen  Schorn- 
steine von  43 m  Höhe  bei  i^oo"""  kleinstem  Durch- 
messer, bezw.  45'"  Höhe  und  2200 mm  Durehm.  Die 
Dampfsammlcr  beider  Kessclgruppen  sind  mit  einander 
verbunden.  Das  So" C.  warme  Kondenswasser,  das  sich 
in  den  Kondensgruben  sammelt,  wird  durch  4  Dampf- 
speisepumpen  den  Kesseln  wieder  zugeführt.  Die  Kosten 
der  Dampf kesselanlagc  stellen  sich  auf  115000  M. 

Die  Kohlen  werden  mittels  Anschlußgleises  un- 
mittelbar bis  zum  Kesselhaus  herangefahren.  Das 
Gleis  liegt  auf  einem  Damm,  der  am  Kesselhaus  in 
ein  Eisengerüst  auf  Steinpfeilern  endigt.  Auf  der  dem 
Kesselhausc  zugewendeten  Seite  ist  ein  Kohlenbehälter 
eingebaut  von  etwa  55™  Länge  mit  geneigter  Sohle.  In 


Drehbarer  I'lattcnbeukOrpcr  in  den  Feti»teinischen. 


Anlagen  angeschlossen:  2600  Glühlampen  zu  16  N  -K  , 
145  desgl.  zu  25  N  -K.,  50  Bogenlampen  zu  6  u.  8  Amp  , 
64  Anschlußdosen  für  therapeutische  Zwecke,  8  Motoren 
fürdic  Ventilation,  ferner  die  Motoren  für  die  Maschinen, 
Aufzüge,  mcdicn-mcchanischen  Apparate  usw.  - 

Die  Kältemaschine, 
it  Rücksicht  auf  den  hohen  Eisverbrauch  der 
Anstalt  und  die  abgeschiedene  Lage  ist  eine 
eigene  Kältemaschine  nach  dem  Schweflige- 
Säure-Komprcssions-System  aufgestellt,  die 
in  1  Stunde  180 »*,  also  im  Tage  43  Ztr.  Eis 
erzeugen  kann.    Kosten  der  Anlage  30000  M. 

Die  Dampfkesselanlage  und  die  Kohlen- 
Zuführung, 
orstchend  im  Einzelnen  aulgeführte  Betriebs- 
anlagen werden  durch   eine  gemeinsame 
j  Dampfkessclanlage  bedient,  auf  welche  unter 
1  Beibringung  des  Grundrisses  bereits  S.  79 
und  87  kurz  hingewiesen  wurde,  während 
S.  162  ff.  die  Begründung  lür  die  Anlage  in  der  vor- 

186 


diesen  werden  die  Kohlen  aus  dem  Eisenbahnwagen 
abgestürzt  und  dann  durch  in  Entfernung  von  2,5 m 
angebrachte  trichterförmige  Hälse  nach  Bedarf  in 
kleine  Kohlenwagen  abgezapft,  mittels  deren  auf  Granit- 
bahnen die  Kohle  an  die  Kessel  selbst  herangefahren 
werden  kann.  Der  Boden  des  Kohlenbehälters  ist, 
um  starken  Lärm  zu  vermeiden  aus  Beton  mit  Granit- 
abdeckung hergestellt. 

Auf  der  dem  Kesselhaus  abgewendeten  Seite  des 
Schüttgerüstes  ist  der  Ablagerplatz  für  den  eisernen 
Bestand  von  Kohlen,  der  nur  bei  etwaigen  Betriebs- 
störungen  in  der  Kohlenzufubr  angegriffen  werden 
darf.  Die  Kosten  für  das  Kohlengleis  nebst  Tank- 
anlage  stellten  sich  auf  54  200  M 

IV.  Die  Baukosten  im  Ganzen  und  Einzelnen. 

ei  der  Beschreibung  der  verschiedenen  Ge- 
bäude usw.  haben  wir  bereits  einige  An- 
gaben ober  die  Kosten  gemacht  I  »ieGesamt- 
kosten  betrugen  danach  lohne  die  späten 
Erwciterungl  nhnc  Grimdimcib  und  ohne 
Möbel,  äiztliche  Instrumente,  Wasche  usw.  8300000  M. 

Nu.  ji. 


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Ks  wird  von  Interesse  sein,  die  einzelnen  Posten  hier 
nochmals  zusammen  /u  stellen.   Die  Kosten  verteilen 


sich  wie  folgt: 

Pavillon  AI   838000  M. 

All   487 

000 

Zenlral-Badeanstalt   626000  „ 

Jedes  der  beiden  Kochküehen-Gebäudc  200000  „ 

desgl.  der  Waschküchen-Gebäude  .    .  206000  „ 

Kesselhaus-Anlage     .......  480600  „ 

VcrwaltungsGcbaude    276000  „ 

Jedes  der  beiden  Werkstatt  -  Gebäude  47  200  „ 

desgl.  der  Aerztc-Gcbäudc     .           .  73000  „ 

Kegelbahn    (8  500  „ 

Jedes  der  .1  Pfdrtiterhauscr              .  21  500  „ 

Pavillon  Hl   1  080900  „ 

Uli  599«»  - 

Cärtnerhaus   62000  „ 

Desinfektion*-  und  Verbrentiungshaus  91000  „ 

Stallgcbäudc  49000  . 

Kapelle   52  700  „ 

Liege-  und  Wandelhallen   161  000  „ 


Eleklr  Beleuchtungs-  und  Kraftüber- 
tragung*-Anlagen  .......  335 coo  M. 

Wasserversorgung    176000  „ 

Zentral- Warmwasscranlage    ...  53000  „ 

Kanalisation  mit  Kieselfeld           .    .  183  500  „ 

Fernheizwerk  ohne  die  Terrain-Kanäle  280000  „ 
Terrain-Kanäle  mit  Einsleigchäuschen, 
Luftentnahmehäuschen  und  Frisch- 

luftkanalen   299700  „ 

Fußgingertunnel  unter  der  Eisenbahn  12000  » 

Dampfkesselanlage   •  15  000 

Kohlenglcis  und  Tankanlage  ....  54  aoo  r 

Beide  Wäschcreianlagcn   56000  „ 

Beide  Kochkuchen-Einrichtungcu  ein- 
schließlieh AnrichtckQchen  in  den 

Pavillons   77  000  „ 

Eismaschincnanlagc    .......  30000  ,. 

Einfriedigung   100000  „ 

Regulierung  des  Geländes,  Gartcnan- 

lagen   150000  . 

Wegeanlagen  usw   250000  „ 


1.  Einleitung, 
n  der  Fürsorge  tOr  die  Beschaffung  und  Verbesserung 
von  Kleinwohnungen  nehmen  in  l>eutschland  immer 
weitere  Kreise  teil.  Gemeinnützige  Vereine,  Aktien- 
Baugesellsehaften,  Baugenossenschaften,  Arbeitgeber  und 
Gemeinden  haben  sich  an  vielen  Orten  die  Aufgabe  ge- 
stellt, Wohnungen  für  Arbeiter  und  Angestellte  zur  Ver- 
mietung oder  zum  Verkauf  zu  errichten.  Auch  das  Reich 
und  die  deutschen  Staaten  sind  in  ihrer  Eigenschaft  als 
Arbeitgeber  in  diese  Bewegung  eingetreten  Das  Reich 
hat  außerdem  durch  Abtretung  von  Land  in  Form  der  Eib- 
pacht an  Baugenossenschaften  und  durch  Hergäbe  von 
Baugeldem  den  Wohnungsbau  unterstützt,  und  mehrere 
Staaten  und  Stadlgemeinden  sind  diesem  Beispiele  gefolgt. 
Für  die  Beschaffung  von  Baugeldern  ist  besonders  auch 
die  Darlehnstatigkeit  der  Landes-Versicherungsanstalten 
von  wirksamstem  Einfluli  gewesen  und  ist  es  noch.  Die 
Gesetzgebung  hat  sich  bisher  nur  zaghaft  der  Forderung 
des  Wohnungswesens  zugewandt.  Einzelne  Bundesstaaten, 
so  die  Königreiche  Sachsen.  Bayern  und  Württemberg, 
haben  zwar  die  Wohnungsfürsorge  gesetzgeberisch  in  An- 
griff genommen,  aber  zu  einer  kraftvollen  umfassenden 
Regelung  hat  bisher  nur  das  Großlicrzogtum  Hessen  sieh 
entschlossen  Für  größere  Staaten  und  für  das  Reich  ist 
die  Aufgabe  naturgemäß  schwieriger.  IndeU  ist  auch  in 
Preußen  ein  Wohnungsgesetz  angekündigt,  und  die  Gesetz- 
gebung des  Deutschen  Reiches  wird  angesichts  der  An- 
trage aus  den  verschiedensten  Parteien  des  Reichstages, 
sowie  gegenüber  der  unermüdlichen  Anregung  des  Ver- 
eins . Reichs- Wohiiungsgesetz"  schwerlich  noch  lange  sich 
abwartend  verhallen  können.  Was  aber  auch  die  gesetz- 
gebenden Gewalten  tun  mögen,  die  Hauptsache  bleibt 
neben  dem  unentbehrlichen  gewerblichen  Wohnungsbau 
die  freiwillige  Tätigkeit  der  Arbeitgeber,  Gemeinden  und 
Bauvereine  I  »iese  freiwillige,  zumeist  gemeinnützige  Bau- 
tätigkeit ist  nicht  bestimmt,  den  gewerblichen  Wohnungs- 
bau zu  ersetzen,  sondern  hat  nur  die  Aufgabe,  ergänzend 
und  vorbildlich  zu  wirken:  sie  soll  sich  dort  entwickeln, 
wo  der  Bedarf  von  seilen  der  privaten  Bauunternehmung 
nicht  gedeckt  wird;  sie  soll,  begünstigt  von  staatliehen 
und  kommunalen  Behörden,  auf  Verbesserung  und  Ver- 
billigling  des  Wohnens  bedacht  sein  und  soll  den  Vorrat 
von  Kleinwohnungen  bereit  stellen,  der  nötig  ist,  um 
mittels  der  Wohtitingspoli/ei  gegen  die  überfüllten,  ge- 
sundheitlich und  sozial  schlechten  Wohnungen  einschreiten 
zu  können.  Die  erfolgreichsten  Anregungen  sind  in  die- 
sem Sinne  der  Zentralstelle  für  Arbeiterwohlfahrt»- Ein- 
richtungen in  Berlin  zu  verdanken. 

Wohl  in  keiner  Provinz  oder  Landschaft  des  Reiches 
hat  in  den  letzten  Jahren  der  gemeinnützige  Wohnungsbau 
einen  solchen  Aufschwung  genommen  wie  in  der  Rhein- 
provinz ;  er  betragt  fast  den  vierten  Teil  der  gemeinnützigen 
Bautätigkeit  im  Reich1')  und  soll,  so  wurde  berichtet,  etwa 
lSnio  des  gewerblichen  rheinischen  Klcinwohnungsbaues 
darstellen.  Unter  der  Führung  des  „Rheinischen  Vereins 
zur  Förderung  des  Arbeitcrwohnungswesens"  hat  die  Zahl 

'1  OI»»cIhmi  »Ii«  Aufnahm*  dieser  Abhandlung  infolcr  vtr»chi*d«icr 
l 'iist-lnd«-  »irh  rrhdtlifh  \ rr/j'^ni  hat  und  di-s!..iil>  rin/rlm  Angehen  I ic- 
rtit«  Gbnhnlt  *ind,  clan'-rn  wir  dorli,  dati  dn  Inhalt  w^rri  -W  .ill^rnif  inrn 
Wirlnijrkrit  de«  Grr^itfttlitdrs  iiuOi  hcutr  no.  h  *uf  da»,  intricw  uinriii 
Lrtrr  nrhrau  kann.  Pir  KnUktiun. 

'I  Wigl.  \Vutu.ungsfRi«r  ir  in  diut>.  l-.ri,  stlilnn.   K.  i..  h*.ii  ..»-u-Umi 

IQBJ   No    J,  S  HO-1JB 

16.  April  1904 


Rheinischer  KJeinwohnungsbau.'l 

Von  J  Stftbben 

der  Bauvereine  sich  vermehrt  bis  auf  113  Viele  der- 
selben, außerdem  manche  Gemeinden  und  Industrielle, 
haben  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  im  Jahre  1002  ein 
reiches  Bild  ihrer  Tätigkeit  vorgeführt  und  der  „Rheinische 
Verein"  hat  gleichzeitig  in  einer  zweibändigen  Festschrift ») 
Organisation,  den  Umfang  ■ 


über  die  Organisation,  den  Umfang  und  die  Art  dieser 
Tätigkeit  ausführlichen  Bericht  erstattet. 

ist  da«  Bild  jener  Ausstellung  und  der  Inhalt  dieser 
Festschrift  zumteil  auch  bereits  überholt,  so  werden  sie 
doch  als  Quellen  für  die  Betrachtung  des  rheinischen  Klcin- 
Wohnungswcsens  noch  lange  benutzt  werden  dürfen  Die 
Grenze  "der  Rheinprovinz  ist  dabei  nicht  ängstlich  beob- 
achtet, sondern  es  sind  auch  Wiesbaden,  Frankfurt  a  M. 
und  Teile  der  Provinz  Westfalen  in  das  Betrachtungsgebict 
einbezogen  worden.  Der  Verfasser  dieser  Zeilen  glaubt 
außerdem  auf  die  zahlreichen  Kleinwohnungsplanc  ver- 
weisen zu  dürfen,  die  ihm  bei  Gelegenheit  seines  Vor- 
trages auf  der  Versammlung  des  Verbandes  deutsch.  Arch- 
u.  Ing  -Vereine  in  Augsburg ')  von  den  Vereinen  in  Berlin, 
Chemnitz,  Frankfurt,  Kassel,  Köln,  Mecklenburg,  München. 
Oldenburg  und  Straßburg  zur  Verfügung  gestellt  wurden. 

2.  Die  rheinische  gemeinnützige  Bautätigkeit 
Von  den  rheinischen  Bauvereinen  mit  Einschluß 
einiger  Stiftungen  und  Kommunalverbande  sind  bis  Ende 
190t  erbaut  worden  3378  Hauser  mit  8028  Wohnungen. 
Davon  sind  Einfamilienhäuser  779,  Zweifamilienhäuser 
1915,  Dreifamilienhauscr  307,  Mehrfamilienhauser  377.  Am 
stärksten  beteiligt  bei  dieser  Wohnungsbesehaffung  sind 
die  älteren  Baugesellschaften  zu  M  -Gladbach  mit  1427, 
Bannen  mit  600  und  Rheydt  mit  364  Wohnungen,  ferner 
die  Adersstiftung  in  Düsseldorf  mit  257  Wohnungen.  Die 
Kommunal  verbände ,  welche  Kleinwohnungen  errichtet 
haben,  und  zwar  nicht  bloß  als  Arbeitgeber  für  ihre 
eigenen  Arbeiter  und  Angestellte,  sind  die  .Stadtgemeinden 
Bergisch-Cladbach,  Dillingen,  Düsseldorf,  Geldern,  Höh- 
scheid,  Rees  und  Xanten,  sowie  die  Ijindkreise  Aachen, 
Daun,  Merzig  und  Saarbrücken  Nach  vorstehenden  Zahlen 
wohnen  in  den  hier  zur  Rede  stehenden  Hausern  rund 
10  ";0  der  Familien  in  einem  Hause  für  sich  allein,  48 % 
mit  einer  anderen  Familie  im  Hause  zusammen,  11  "  0  mit 
zwei  anderen  Familien,  3t  %  mit  drei  und  mehr  Familien 
in  demselben  Hause.  Es  zeigt  sieh  hierin  das  tunliehstc 
Festhalten  an  der  alten  rheinischen  Sitte  des  Wohnens 
im  kleinen  Hause,  wenn  schon  diese  gute  Sitte  nicht  so 
zäh  bewahrt  worden  ist,  wie  in  England,  Holland  und 
Belgien.  Die  Einfamilienhäuser  wurden  vorzugsweise 
errichtet  in  kleinen  Stadien  und  ländlichen  Orten,  aber 
auch  in  den  Außenbezirken  von  Barmen,  Duisburg,  Düssel- 
dorf, Köln,  Mülheim  a.  d.  Ruhr,  M.-Gladbach,  NculJ  und 
Saarbrücken.  Z  wc  i  familicnhäuscr  finden  wir,  von  kleine- 
ren Orten  abgesehen,  besonders  in  Bannen,  Köln,  Krefeld, 
Mülheim  a.  Rh.  Mülheim  a.  d.  Ruhr,  NeuU.  Rheydt.  Saar- 
brücken und  Solingen,  D  re  1  familienbanser  in  Bonn. 
Duisburg.  Essen,  Köln,  Krefeld  Die  Ein-  und  Zwcifumilicii- 
Hauser  sind  nicht  allgemein,  aber  1111  großen  Umfange  da- 
zu bestimmt,  durch  allmähliche  Abzahlung  in  das  Figeutum 
der  Bewohner  überzugehen, 

•|  l,»t».lni(t  d<v  Kilo-,.-  I.m  V.rt.11-  jk,  I »■•:,, n»  de«  A;)-..  Ii-  r- 
W.dliiL.nt  .i.  ,  ■-<  in  »Ii«  Aul»  11  d.  <  VI.  il!«T>lilti.-l>;.lrn  W..lll|-.I3^ vk.MitO'Xi.« 
und  d.  I  Indii.lTn  -  und  K  im -M  u  -  -  Ii  I.  u .  .t  J.l  1 1  ll» '<  1 .1 ,.  I  f  l<»J-  1  ■  »U  I  M  II, 
n>:l   HO   1  ..Ii-Ii.  Zl  .  Imiiiii^.Ii.     S .  I         .  -  I e  dl-»  Vrirnm. 

■■  D.  .IU,  h.    |Ui.vrLli..,t  l^j  s 

.87 


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JSLr* 


Vorderansicht 


98.ten»nsioW 


löö 


Abbtldg  13  —  15- 
Einfamilienhaus  «!cr  C.cmcin- 
nCII/igrn  Aktien  BaiiKCSellsth, 
in  Duisburg. 

AbbiMg.  16-18. 
Doppeltes  Einfuniilirnbau* 
i\ct  Inn.  Akt  -Kaujeaclfach, 
in  Duisburg. 

lAbinlduncrn  n.ch  drr  r«-H~lirifl  dra 
Khriiinrhea  Verein»  aar  KAMrrun^jle-j 

Rhcini»"het  Klfinwohnungsbau. 

No.  31. 

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In  Miethäusern  mit  4  bis  8  Wohnungen  findet  die  Unter- 
teilung der  einzelnen  Stockwerke,  also  der  L'ebergang  zum 
großen  Mictgcbaude,  stall;  zu  dieser  enteren  Zusammen- 
legung der  ramdien  pflegt  der  höhere  Bodenpreis  die  Ver- 
rig  zu  sein.    Bei  einem  Bode  npreis  von  mehr  als 

und 
zur 


14  M.  für  1  <i">  us  bis  100  M  l  sind  durchweg  drei-  1 
viergeschossige  Ilauser,  bis  8  Wohnungen  enthaltend, 


Bau  von  noch  größeren  Häusern  und  eigentlichen  Mict- 
kasernen  nicht  vorliegt. 

Was  die  Bauart  betrifft,  so  herrscht  der  Massivbau 
bei  weitem  vor;  nur  bei  den  Arbeiterwohnungen  in  Bar- 
men, Kronenberg,  Remscheid  und  Wermelskirchen  findet 
man  allgemein  oder  teilweise  den  altbergischcn  Hausbau 
in  ausgemauertem,  meist  von  außen  mit  Schiefer  ucklei- 


Ausführung  gekommen  (das  Erdgeschoß  ist  hierbei  mit 
gezählt,  nicht  aber  das  Dachgeschoß) ,  und  zwar  in 
Aachen,  Düsseldorf,  Duisburg,  Elberfeld.  Köln,  Neuß 
und  Küttenscheid  (Essen);  abrr  auch  bei  geringeren 
Bodenpreisen  hat  man  an  einigen  anderen  Orten  bis 
zu  8  Wohnungen  in  einem  Hause  vereinigt  Zwei  Bau- 
vereinc  (in  Aachen  und  Köln)  sind  bis  zu  ta  Woh- 
nungen in  einem  Hause,  ein  Verein  (in  Aachen I  M  so- 
gar  his  zu  21  Wohnungen  gecangen,  Diese  Eälle  sind 
aber  nur  als  Ausnahmen  bei  Verwendung  älterer  Ge- 
bäude  oder  bei  einzelnen  Neubauten  im  Stadtkern  zu 
betrachten;  im  allgemeinen  ist  festgestellt,  daß  auch  in  den 
inneren  Teilen  der  rheinischen  Städte  und  Großstädte  bei 
Bodenpreisen  fast  bis  m  100  M.  für  1  qp  der  dreigeschossige 
(höchstens  viergeschossige)  Bau  mit  8  Kleinwohnungen 
(von  2  bis  4  Räumen  einschließlich  Küche)  sich  als  zweck- 
mäßig erwiesen  hat  und  ein  wirtschaftlicher  Zwang  zum 

«6  April  1904. 


 Jl 

-) 

ichlhöl 

e  der  Geschos« 

c  geht 

ein  Lichtni; 

ß  von 

n  für  di 

r  oberen  Vollges 

chos^e 

detem  Holzfachwerk.  Die 
von  etwa  3,40  ■  hinab  bis 
2,80  m  wird  ziemlich  allgcme 

gesundheitlich  als  ausreichend  bezeichnet  Die  ganz  offene 
Danweise,  d.h.  die  Freistellung  des  einzelnen  Hauses, 
ist  -tark  verbreitet  bei  den  kleineren  Häusern,  ausnahms- 


.89 


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weise  hri  größeren  I  läusern.  Halboffene  Bauweise,  <l.  h  in 
beistehenden  Gruppen  von  zwei  oder  mehreren  1  läusern, 
im  hei  der  großen  Mehrzahl  der  mit  der  Errichtung  kleinerer 
Mauser  sich  befassenden  rheinischen  Banvcreme  im  Ge- 
brauch; lür  größere  Häuser  findet  sich  die  Paarung  in 
Aachen,  Remscheid  und  Solingen.  Diejenigen  vierteiligen 
Häuser  iKlcr  Virrhausgnippen,  deren  Teilhäuscr  back 
to  back  —  derart  an  einander  gebaut  sind,  daß  sie  zu- 
sammen eine  quadratische  Grundfigur  bilden,  finden  wegen 
der  unvollkommenen  Durchlüftung  des  Teilhauses  nur  noch 
wenig  Anwendung.  Per  geschlossene  Reihenbau  steht 
bei  der  Minderzahl  der  kleinen  Arbeiterwohnhäuser,  da- 
gegen bei  fast  allen  mittelgroßen  und  großen  Micthausern 
mit  3  oder  4  Wohngeschossen  in  lebung  Zweifellos  ist 
der  Reihenbau  aus  wirtschaftlichen  Gründen  im  allgemeinen 
die  sarhgemäßeste  Bauart  für  größere  Häuser  mit  Klein- 
wohnungen, weil  dabei  an  Grundcrwcrhs-  und  Baukosten 
gegenüber  der  offenen  und  halboffenen  Bauweise  gespart 
wird;  dennoch  liegt  kein  unQI>erwindliches  wirtschaftliches 
Hindernis  vor,  die  geschlossene  Reihe  ab  und  zu  durch 
eine  Lücke  zu  unterbrechen,  um  den  Luftwechsel  und  die 
Besonnung  im  Blockinnercn  zu  verbessern ;  ein  derartiger 
Lückenbau  ist  am  Rhein  vielfach  üblich.  Mannigfach  sind 
auch  Vorgärtehen  in  Gebrauch,  und  zuweilen  ist  ein  Wett- 
bewerb der  Familien  in  der  freundlichen  Unterhaltung 
dieser  Gärtchcn  zu  beobachten;  sehr  zweckmäßig  erscheint 
die  Anordnung  schmaler  -Straßen  von  8ln  Breite  mit  beider- 
seits H"n  tiefen  Vorgarten.  Die  in  gemeinnütziger  Absicht 
erbauten  Wohnhäuser  sind  meist  in  kleinen  oder  mittel- 
großen Ansiedelungen  über  das  Weichbild  der  Städte  oder 
Ortschaften  verteilt;  größere  Ansiedelungen  finden  sich 
namentlich  in  Barinen,  Essen,  M.  -  Gladbach.  Köln  und 
Remscheid.  Im  allgemeinen  wird  es  als  erwünscht  be- 
trachtet, die  Große  der  Kolonien  möglichst  so  weit  zu  be- 
schränken, als  dies  die  Ertlichen  und  wirtschaftlichen  Ver- 
hältnisse zulassen. 

Der  Regel  nach  bestehen  die  Kleinwohnungen  aus  2 
bis  4  Räumen,  wobei  die  fast  stets  als  Wohnküche  aus- 
gebildete Küche  mitgezählt  ist,  etwaige  I  >achkanimern  jedoch 
nicht  einbegriffen  sind.  Die  drcizimmerigen  Wohnungen 
bilden  etwa  zwei  Drittel  der  Gesamtzahl.  Die  in  der  Kaum- 
zahl nicht  cinbegriffenen  Nebeiu.iiime.  wie  Dachkammern, 
Keller,  Abort.  Waschküche,  Stall,  Werkstatt,  Speisekammer 
oder  Speiscschrank.  Balkon  usw.  sind  unter  Umständen 
von  erheblicher  Bedeutung. 

In  der  großen  Mehrzahl  aller  rheinischen  Arbeiter- 
WohnhiUiser  gehurt  zu  jeder  Wohnung  cm  Ahorl.  Wenn 
in  vielen  Fällen  noch  zwei,  ausnahmsweise  sogar  drei 
Familien  auf  einen  Abort  angewiesen  sind,  so  liegt  das 
zumeist  an  der  älteren  Bauart  der  Häuser.  Bei  mehr 
landlichen  Verhältnissen  liegen  die  Abortc  getrennt,  bei 
städtischen  Verhüllnissen  im  Hause  selbst  und  zwar  in 
den  neueren  Grundrissen  innerhalb  des  Wolmungsver- 
schlusses.  Den  Wohnungen  der  Bergleute  im  Ruhrbezirk 
wird  fast  stets  ein  besonderer  Baderaum,  der  auch  als 
Waschküche  benutzt  wird,  beigegeben  Im  übrigen  sind 
die  Waschküchen  meist  gemeinschaftlich.  N  iel  Wert  wird 
in  neuerer  Zeit  auf  ein  lüftbares  Speisekammerchen  oder 
einen  mit  der  Außenluft  in  Verbindung  stehenden  Speisc- 
sehrank  gelegt,  ebenso  auf  einen  offenen  Balkon  am  Hofe, 
Gewöhnlich  von  der  Wohnküche  zugänglich,  sind  solche 
Balkone  für  die  Vornahme  von  Wirtschaftsarbeiten  und 
für  den  Aufenthalt  kleiner  Kinder  beliebt.  Auch  bildet 
der  Balkon  viellach  den  Zugang  zum  Abort,  gibt  also  zu 
der  wünschenswerten  Absonderung  des  letzteren  von  den 
Wohnräumen  gute  Gelegenheit.  Die  Gruppierung  der 
Räume  und  Nebenräuine  einer  ganzen  Wohnung  um  einen 
ab  s  c  hl  icßbare  n  Flur,  sodaß  die  Flurtür  zugleich  die 
Wohnung  verschließt  und  die  Bewohner  an  fremde  Zimmer- 
türen  überhaupt  nicht  herantreten.  M  bei  den  von  der 
rheinischen  gemeinnützigen  Bautätigkeit  bisher  geschaffe- 
nen Häusern  noch  wenig  verbreitet,  wird  aber  in  neuerer 
Zeit  in  den  größeren  Häusern  immer  mehr  eingeführt,  vo 
in  Dü-- eldorf,  Duisburg.  Essen,  Krav,  Krefeld  und  Solingen. 

Flächengroße  und  Rauminhalt  der  Wohnungen  und 
der  einzelnen  Räume  sind  sehr  verschieden;  noch  mehr 
von  einander  abweichend  >m<l  die  auf  die  einzelne  Woh- 
nung entfallenden  ( .rund-UickMcile  Kür  Km-  und  Zwei- 
familienhäuser scheinen  <oo  i"  ,  für  größere  Mehrfamilien- 
häuser y>  n"1  Grundstücksiläche  ein  Durchschnittsmaß  jeder 
Wohnung  zu  sein  Je  teuerer  der  Boden,  desto  geringer 
der  der  einzelnen  \Volinung  zukommende  Anteil,  welcher 
hinabgeht  bis  zu  14  'lm. 

Ks  ist  bemerkenswert,  daß  die  Häufung  der  Wohnun- 
gen im  Hallte  bei  hohem  Bodenpreise  den  15c  sc  hat' f  u  11  g  s- 
preis  der  einzelnen  Wohnung  im  allgemeinen  nicht  auf 
den  bei  kleinen  Häusern  und  geringen  Bodenpreisen  sieh 
ergebenden  Betrag  zu  ermäßigen  vcr:naj.  Im  letzteren 
Kalle  finden  wir  ISc-cli.if (ung»|.>i eise  von  -■-■so  bis  ii  ,o  ,\1, 

190 


im  erstcren  Falle,  und  zwar  bei  großen  Häusern  in  Bonn. 
Klberfeld,  Essen,  Köln  und  Dusseldorf  Beschäl (ungspreise 
von  4;¥»o  bis  5600  M.  (und  mehrt  für  die  Wohnung,  wo- 
bei selbstverständlich  auch  die  Zahl  und  Größe  der  käumc 
mitspricht.  Die  .lahresmiete  eine*  Zimmers  schwankt  zwi- 
schen 33  und  128  M  ,  die  Jahresmiete  einer  Wohnung  zwi- 
schen 72  und  360  M.  Die  geringeren  Mieten  finden  sieh 
vorzugsweise  in  den  kleineren.  ih>  höheren  Mieten  in  den 
größeren  Orten;  entscheidend  ist  neben  der  räumlichen 
Größe  in  erster  Linie  der  Bodenpreis. 

In  unseren  Abbildgn.  1-  41  geben  wir  eine  Reihe  von 
Beispielen  der  verschiedenen  Bauarten,  und  zwar  kleinere 
Häuser  aus  Berg  -Gladbach,  Düsseldorf,  Duisburg,  Geldern, 
Köln.  Odenkirchen,  Uerdingen  und  Velbert,  größere  Häuser 
aus  Aachen,  Düsseldorf  und  Solingen. 

Die  Abbildgn  1  -4  stellen  Einfamilienhäuser  der  Stadt 
Berg  -Gladbach  dar,  freistehend  und  paarweise  anein- 
ander gebaut;  Auskunft  Ober  Größe  und  Preise  erteilt  nach- 
stehende Zusammenstellung: 


<»runj- 

lird'Uti' 

firund- 

Sk.nall.  Mil  le 

-iiwk 

Hii.l.r 

f-i  wt-i  t' 

«U.  <b« 

lliu*  Zimmer 

bjo  <|m 

t*V" 

5000  M  7;,  VI    13.5,  M 

M 

>i  57  4»  M 

llalV-rs 

1  1ij[i]I4-|1|;III« 

«V>  . 

l»"  .    7"  -    l'-J.  . 

J,V>  - 

10  .   :m  . 

F.benfalls Einfamilienhäuser  sind  die  Bauten  der  Aders- 
-tiftung  in  Düsseldorf  (Abbildgn,  s  8  u.  9  ist,  paar- 
weise aneinander  gerückt,  im  Erdgeschoß  Küche,  ein  oder 
zwei  Wohnzimmer  und  Abort,  im  Dachgeschoß  Kammer 
und  Speicher  enthaltend.  Als  Erbauer  sind  die  Architekten 
Genschmer  und  E.  Roting  zu  benennen.  Jede  Wohnung 
hat  17  bis  56 'i™  Wohnfläche,  dazu  Stall  und  Gartenland; 
die  lahresmiete  beträgt  auf  1  Zimmer  durschschnittlich 
75  Mark 

Ein  freistehendes  Einfamilienhaus  und  ein  Hauspaar, 
für  je  eine  Familie  bestimmt,  nach  der  Bauart  der  Gc- 
m  e  i  n  n  ü  1  z  1  g  e  n  A  k  1  i  c  n  -  B  a  u  g  e  s  e  1 1  s  c  h  a  1 1  i  n  D  u  i  s  b  tt  rg 
»ind  in  den  Abbildgn.  13  15  und  16  18  dargestellt.  Zu 
jeder  Wohnung  gehört  ein  ÄI>ort  und  ein  als  Waschküche 
oder  Stall  zu  benutzender  Raum  im  Anbau.  Näheres  zeigt 
folgende  Zusammenstellung : 


lijuntj-  llrlijul«- 

in.. 

;.!»/•  M  1" 

•  >>:n 

t  tMITI.I- 

rrw  t  rri 

Kinreltiui^    .  . 
Itallx-«  tl.i|,|„l 

VV|">     ;<<!">  «.V-M- 
■f*>  .       7«    -      yxx,  . 

*3  - 

■y>  - 

In  den  angegebenen  Gesamtbaukosteit  sind  die  Grund- 
erwerbs-  und  Straßenkosten  cinlM-griffen. 

Eine  ähnliche  Bauart  weisen  die  Dop(>el-Ehifamilien- 
häuser  der  Stadt  Geldern  auf  1  Abbildgn.  19  -21).  Jedes 
Einfamilienhaus  kostet  (bei  1  M.  Boden  wert  für  1  'im  \  3600  M., 
die  Jahresmiete  einschließlich  Tilgung  des  Kaufpreises 
beträgt  208  M. 

Hübsche  Einfamilienhäuser  endlich  hat  die  Arbeiter- 
wohnungs- Genossenschaft  in  Wlbert  nach  den  Ent- 
würfen des  Stadtbmsir.  Schmidt  erbaut,  wovon  ein  Bei- 
spiel in  den  Abbildgn. 22  24  vorgeführt  ist ;  die  Herstellungs- 
kosten betragen  für  das  Doppelhaus,  d.  h  für  beide  Woh- 
nungen, 8400  M 

Zweifamilienhäuser  von  guter  Anordnung  in  geschlosse- 
ner Reihe  zeigen  dagegen  die  Abbildgn,  as  und  26;  die 
Arbei  t  er  wo  Ii  n  11 11  g  s- 1  j  e  11  o  ss  cn  s  c  Ii  .1  f  t  K  öl  n  -  Süd  hat 
mehrere  Ansiedelungen  dieser  An  geschaffen,  stellenweise 
auch,  der  besseren  Durchlüftung  und  Besonnung  halber, 
Lücken  in  der  Häuserreihe  gelassen.  Die  Wohnungen  sind 
/uitieist  drei/immei ig.  einige  zv\ eizimntcrig;  alle  haben 
eigenen  Abort,  einen  lüttbaren  Speisen  ■  Aufbewahrungs- 
raum über  einer  Spülnische  und  mit  wenigen  Ausnahmen 
auch  einen  offenen  Klichenbalkon  an  der  Rückseite,  der 
zugleich  als  Alu.itztigang  dient  Die  .Ansichten  zeigen  eine 
angenehme  Abwech-elimg.  Als  Entwerfer  ist  der  Arch. 
Eduard  End ler  zu  nennen  Der  Bodenwert  ist  4  6  M 
lür  1  '  ">.  der  Beschaff ungspreis  einer  Wohnung  3800  bis 
ltxN-j  M  ,  die  lalircsniiete  einschließlich  Tilgung  198  -240  M. 

Andere  Zweifamilienhäuser  in  geschlossener  Reihe, 
errichtet  von  der  Gemeinnützigen  Aktien  -  Baugesellschaft 
in  Od  e  n  ki  rc  he  n ,  sind  in  den  Abbildgn  27  u  28  dargestellt, 
Hite  Wohnung  aus  3  Räumen  mit  Speisekammer,  Abort 
und  Stall  bestehend,  andere  auch  mit  freiem  I  Iofbalknn. 
Zweifamilienhäuser  mit  zweizimnierigen  Wohnungen  sind 
diejenigen  der  Gemeinnützigen  Ballgesellschaft  in  Merdin- 
gen (Abbildgn.  3911.301,  »edoeh  kann  auch  jedes  dieser 
Häuser  als  vierzinimeriges  Einfamilienhaus  benutzt  wer- 
den; Stall  und  Ab-.n  hegen  auf  dein  Hofe 

\o  31 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Ing.-Vereln  zu  Magdeburg.  Sitz,  am  20.  Jan. 
190.1.  Nach  Erledigung  der  Eingänge  erhält  Hr.  Brt.  Düsing 
dasWort  zu  einem  Vortrage  „L'rbcrWasscr-  und  Schie- 
nenwege in  China".  Die  Wasserstraßen  sind  in  China 
außerordentlich  entwickelt,  da  die  Flüsse  fast  alle  von 
Natur  schiffbar  sind.  Unter  den  eingehenden  Erläuterun- 
gen der  Wasserwege  ist  besonders  interessant  die  Ver- 
änderung des  Laufes  de*  Hwangho.  Mieser  auf  deutsch 
„Kummer  Chinas"  —  hat  sich  bis  zum  Jahre  1851  in  das 
Gelbe  Meer  ergossen,  alsdann  hat  er  y>  Meilen  vor  seiner 
Mündung  seinen  Lauf  geändert  und  fließt  seitdem  in  den 
Golf  von  Tsehili. 

In  China  bestehen  z.  Zt.  drei  Dampfer-Gesellschaften, 
eine  chinesische  und  zwei  englische,  l'ie  Entwicklung 
des  Eisenbahnnetzes  steht  weit  hinter  dem  der  Wa— .er- 
st raßen  zurück.  Erst  1876  wurde  von  englischen  Kauf- 
leutcn  die  erste  Eisenbahn  von  Schanghai  ausgebaut,  doch 
mußte  diese  bald  auf  Befehl  der  Behörden  wieder  be- 
seitigt werden.  Im  Jahre  1888  wurde  eine  Eisenbahn* 
strecke  von  Tienlsin  zur  Erschließung  der  in  Nordchina 
befindlichen  Kohlenlager  eröffnet.  I  >ie  heutige  ( iesamllange 
der  chinesischen  Eisenbahnen  betragt  1000  km.  fast  alle  sind 
eingleisig  und  haben  Normalspurweile.  Kür  den  inter- 
essanten Vortrag  wurde  dem  Redner  reicher  Heifall  zuteil. 

Sitz,  am  3.  Febr.  1904.  Nach  einigen  einleitenden 
Mitteilungen  »rieht  Hr.  Posthrt.  Wincklcr  Über  seine 
Erfahrungen  bei  der  Anwendung  verschiedener 
Massivdecke  ti,  über  ihre  Mängel  und  die  Maßnahmen 
zur  Abstellung  derselben.  Hieran  schloß  sich  eine  leb- 
hafte Besprechung  und  mußte  Hr.  Bauinsp.  Sc  Ii  war/ 
zum  Abbruch  der  Erörterungen  mahnen,  um  noch  Ge- 
legenheit und  Zeit  zu  haben,  verschiedene  neuere  .Spiritus 
Glühlampen  vorzuführen  und  ihre  Vervollkommnung  im 
letzten  Jahre  zu  erklären.  U 

Mecklenburgischer  Aren.-  u.  Ing.-Vereln.  Im  weiteren 
Verlaufe  des  Winters  hielt  der  Verein  --eine  regelmäßigen 
Monatsversammlungen  zu  Schwerin  Sitz  v.  12.  Dez  1903. 
Dem  Verbands- Vorstände  soll  mitgeteilt  werden,  daß  aus 
dem  diesseitigen  Vereinsbezirke  keine  neueren  Erfahrun- 
gen Uber  die  Befolgung  und  Bewahrung  der  für  Wett- 
liewerhe  vom  Verbände  aufgestellten  Grundsätze  gemacht 
sind,  Baudir.  Hübbe  sab  dann  unter  Vorlegung  von 
Karten  und  Bildern  einige  Reiseerlebnisse  des  letzten 
Sommers  zum  besten,  au*  Hamm.  Soest,  Detmold  und 
Hameln,  Hamburg  und  Cuxhaven 

Am  9.  Jan.  1904  wurde  beschlossen,  das  Mitglieder- 
Verzeichnis  künftig  wieder  am  Beginn  de»  Geschäftsjahres, 
dem  1  Okt.  herauszugehen,  und  dem  Verbands- Vor«taitde 
mitzuteilen,  daß  aus  dem  diesseitigen  Vereitisbczirke  keine 
Streitigkeiten  über  die  Anwendung  der  I  lonoranionu  1  Ge- 
bührenordnung! bekannt  geworden  seien.  Hr.  Baudir. 
Hamann  machte  dann  unter  Vorlage  zahlreicher  Photo- 
graphien Mitteilung  über  seine  im  verflossenen  Sommer 
unternommene  Studienreise  durch  Holland,  wobei 
die  Städte  Amsterdam,  llaarlem,  Haag,  Rotterdam,  Utrecht 
und  Anthelm  berührt  wurden 

Am  13,  Februar  erfolgte  die  Aufnahme  der  Hrn.  Eick- 
trizitftt»werksdir.  I'ieritz  zu  Rostock  und  Keg.-Bfhr.  Schütte 
zu  Wismar.  Hr.  Brt.  l'ries  sprach  unter  Vorlage  von 
Grundrissen  und  Photographien  Über  die  Baugeschichtc 
des  Schlosses  Dargun  im  nordöstlichen  Mecklenburg, 
das  aus  einem  1172  von  dänischen  CisU-rzicnserniönchen, 
die  später  nach  Bommern  übersiedelten,  erbauten,  dann 
nach  Verfall  iao9  durch  Doberaner  Cistcrzicnscr  wieder- 
aufgebauten Kloster  entstanden  ist,  welche»  nach  der 
Säkularisation  155a  zum  fürstlichen  Schlosse  ausgehallt, 
1657  durch  Gallas,  i8c6  durch  die  Franzosen  teilweise 
zerstört,  aus  der  ältesten  Zeit  wenige  Baure-te  zeigt;  es 
dient  jetzt  als  Ackerbauschule  und  zu  Beamten»  ohnungeii. 
Die  Schloßkirche  wurde  1850  wiederhergestellt. 

In  der  Versammlung  am  12.  .März  wurde  ein  Au»- 
schuß  zur  Vorbereitung  der  diesjährigen  Sommer- Ver- 
sammlung gewählt,  welche  in  Rücksicht  auf  die  im  Juni 
erwarteten  Einzugsfcicrlichkciten  des  Großherzogs  nach 
seiner  Vermählung  bis  Ende  August  verschoben  »erden 
soll.  Der  mit  der  Sommer- Versammlung  verknüpfte  Aus- 
flug ist  diesmal  nach  Hamburg  geplant  I  Ir  Stadtbit  Eh  ru  h 
legte  die  Zeichnungen  fllr  das  jetzt  im  Hau  befindliche 
städtische  Elektrizitätswerk  zu  Schwerin  vor.  y\ 

Vermischtes. 
Architekten  als  Direktoren  von  kunstgewerblichen  Arbeits- 
museen.  Die  Berufung  von  Architekten  als  Direktoren  von 
kunstgewerblichen  Arbeit*uiusccn  hat  sich  überall  da  als 
vorteilhaft  und  ersprießlich  erwiesen,  wo  das  Museum  als 
Ausgangspunkt  einer  die  Kunsttutigkcit  de»  Bezirkes,  dem 

16.  April  190.,, 


es  angehört,  beeinflussenden  oder  leitenden  Stätte  be- 
trachtet wird  Es  wird  dies  hauptsächlich  in  mittleren 
und  kleineren  Stadien  der  Fall  sein,  wo  die  Anstalten  für 
die  praktische  KunstUbung  mei»t  im  unmittelbaren  Zu- 
sammenhang mit  den  Museen  stehen  und  nicht  schon 
gesonderte  Kunstschulen  begründet  wurden  So  hat  auch 
Bremen  zum  Direktor  seines  tiewerbe- Museums  zum 
1  April  d.  .1  einen  Architekten,  den  Stadtbauinspektor 
E  llögg  in  Berlin  berufen  und  gewinnt  damit  einen  Bau- 
künstler, welcher  mit  einer  lebhaften  malerischen  Phan- 
tasie eine  glänzende  Beherrschung  der  architektonischen 
Ausdrucksiuittel  vereinigt  Die  Bildbeilage  zu  unserer 
heutigen  Nummer  zeigt  ein  „Bergnest"  benanntes  Blatt 
aus  einer  größeren  Reihe  von  architektonischen  Entwürfen 
llögg»,  die  jüngst  in  Bremen  ausgestellt  waren  und  den 
lebhaften  Beifali  der  kunstlichenden  Kreise  gefunden 
haben  Für  die  praktische  Kunstbctatigung  ist  Bremen 
mit  seiner  reichen  Vergangenheit  und  Gegenwart  ein  er- 
giebiger und,  was  «las  Kunstgewerbe  anbelangt,  ein  bei- 
nahe noch  jungfräulicher  Boden  Iiier  kann  Vieles  und 
Großes  geschaffen  werden,  wenn  es  gelingt,  verschiedene 
schon  vorhandene  Ansätze  zu  einem  Ganzen  zu  vereini- 
gen und  mit  vereinten  Kräften  hohen  Zielen  zuzustreben 
Die  erste  und  vielleicht  auch  dankbarste  Aufgabe  des 
neuen  Direktors  wird  es  sein,  den  wertvollen  Sammlun- 
gen ein  neues,  ihrer  Aufstellung  im  Sinne  der  ursprüng- 
lichen Umwelt  genügendes  Museutngebäude  zu  schaffen 
und  mit  aufmerksamem  Auge  aus  «len  Umwälzungen  der 
Neuzeil  das  zu  retten,  was  als  dauernder  Kun*lbcsitz  auf 
Kettling  Anspruch  erheben  kann,  um  es  unter  der  Für. 
sorge  de»  Museums  der  Nachwelt  als  Vorbild  zu  über- 
mitteln. Unterstützt  wird  er  hierin  von  einem  ausgezeich- 
neten Kunstgelehrtcn.  Hrn.  Dr.  Schäfer,  der  seit  langen 
Jahren  dem  Museum  angehört  und  welchem  «lasselbe  viel 
zu  verdanken  hat.  In  einer  Stadt,  die  auf  eine  solche 
ge»chichtliche  Vergangenheit  zurückblicken  kann,  wie 
Bremen,  hat  auch  der  kunstgelehrte  Beamte  eine»  Arbcits- 
niuscum»  ein  dankbares  und  selbständiges  Feld.  Zu  der 
Erforschung  der  kuristgeschichtlichcn  Vergangenheit  tritt 
die  Erforschung  und  Bestimmung  der  gesammelten  Kunst- 
werke, die  Feststellung  ihrer  künstlerischen  und  geschicht- 
lichen Beziehungen;  es  tritt  hinzu  die  Verbreitung  des 
Verständnisses  für  Kunst  und  Kunstgewerbe,  die  Vcr- 
tnittelung  der  Bestrebung  des  Kunstschaffens  unserer  Tage 
an  weitere,  auch  I.aicnkreise,  die  Pflege  der  I  leimatkunst 
und  des  Heimatscbutzes  —  wie  man  sieht,  eine  Tätigkeit 
s.,  umfassend,  vielseitig  und  anziehend,  daß  sie  die  Arbeits- 
Kraft  und  Lust  eine»  ganzen  Mannes  erfordert  So  dürften 
denn  beule  Beamte  in  ihren  durch  die  natürlichen  Ver- 
hältnisse abgegrenzten  Arbeitsgebieten  sich  gegenseitig  zu 
einer  fruchtbaren  Tätigkeit  ergänzen  Wir  »erden  wohl 
in  Zukunft  von  Bremen  noch  zu  hören  bekommen. 

Zur  Frage  der  Erhaltung  des  Kgl.  Opernhause«  in  Berlin. 

In  dieser  Angelegenheit,  über  welche  wir  auf  S  1 57  u.  ff. 
eingehender  berichteten,  haben  nunmehr  auch  die  beiden 
baukonstlerischen  Vereine  Berlins,  der  Architekten- Verein 
und  die  Vereinigung  Berliner  Architekten,  Stellung  ge- 
nommen, indem  sie  beschlossen  haben,  in  dieser  Ange- 
legenheit eine  Eingube  an  den  Hallsminister  v.  Wedel 
zu  richten.  I  »er  Wortlaut  dieser  Eingabe  ist  folgender; 
„Die  in  die  Ocftenthchkeit  gelangten  Mitteilungen,  daß  die 
Erbauung  eine»  neuen  Opernhauses  in  Berlin  an  der 
Stelle  des  jetzigen  geplant  und  schon  in  der  Vorbereitung 
begriffen  sei,  veranlassen  die  unterzeichneten  Vorstände 
lies  Architekten- Verein»  zu  Berlin  und  der  Vereinigung 
Berliner  Architekten.  Euerer  Exzellenz  die  ehrerbietigste 
Bitte  auszusprechen,  geneigtes!  zu  erwägen,  oh  es  »ich 
nicht  ermöglichen  läßt,  das  alte  Opernhaus  in  Würdigung 
seines  geschichtlichen  und  künstlerischen  Wertes  zu  er- 
halten und  damit  zugleich  das  schöne  und  harmonische, 
von  Friedrich  dem  Großen  gewollte  Gesamtbild,  «las  die 
Straße  Unter  den  Linden  am  Oocrnplatz  bietet,  auch  der 
Nachwelt  zu  sichern  Wir  glauben  uns  in  Uebereiu- 
»timtmmg  mit  «ler  .Mehrheil  aller  kun»t»iiinigen  Kreise  zu 
befinden,  wenn  »ir  da»  jetzige  Opernhau»  als  ein  wegen 
seiner  schlichten  Würde  und  schönen  Verbä!lni»»e  er- 
haltenswcrtcs  Baudenkmal  hoeh-chätzen  und  insbesondere 
de.s«en  Zuschauerraum  in  »«-ittcr  vornehmen,  festlich  wir- 
kenden Pracht  als  eine  Kim -ItIh j düng  von  hoher  Vollen- 
dung betrachten,  die  kaum  111  anderen  Theatern  ihres, 
gleichen  hat.  Wenn  es  ans  Grün. len  der  Sicherheit  für 
das  Publikum  und  fllr  da-  Bülineiiper-otial  als  unmöglich 
angesehen  wird,  das  <  „  Laude  zu  Theatcraiilführungen 
ferner  zu  benutz.-n.  i»l  unseres  Er;  cht.-n»  der  Gedanke 
crwägeiiswcrl.  in  ihm.  wie  von  jeher  geschehen  ist, 
nach  »  ic  vor  g: ofie  K<m/>  nautliihi ■lingen  und  I  lol |e»tlich- 
keiten  zu  veranstalten  Durch  einen  entsprechenden  Um- 
bau würde  »ich  die  llühtieneiuiiclilung  mit  ihren)  Zubehör 

191 

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beseitigen  und  aus  dem  ßuhnenraum  ein  Saalbau  schaffen 
lassen,  der  bei  Konzerten  das  Orchester  und  den  Singer- 
chor aufnehmen,  bei  Hoffestlichkeiten  aber  den  Zuschauer- 
raum zu  einem  Festraum  von  stattlichster  Wirkung  er- 
gänzen könnte.  Damit  würde  nach  Beseitigung  aller 
der  mit  dem  Rühncnbctrichc  verbundenen  Gefahren  das 
Haus  für  ferne  Zeiten  einen  würdigen  und  auch  wohl 
aus  wirtschaftlichen  Gründen  zu  empfehlenden  Zweck 
erhalten,  der  die  für  einen  modernen  Theaterbetrieb 
erforderlichen  Sichcrheitsmaßregeln  entbehrlich  macht. 
Gleichzeitig  könnte  auch  der  Anbau  der  I  ledwigskirchc 
gegenüber  entfernt  und  damit  dem  ganzen  Bauwerk  im 
wesentlichen  die  auliere  Erschein ung  wiedergewonnen 
werden,  wie  sie  ihm  einst  Friedrich  der  Große  gegeben 
hat.  Wir  gestatten  uns  ehrerbietigst  darauf  hinzuweisen, 
daß  nach  dem  Zeugnisse  des  Architekten  v.  Knobclsdorff 
das  Opernhaus  nicht  nur  im  Gedanken  sondern  auch  im 
Entwürfe  des  Königs  eigene  Schöpfung  war.  In  der 
Pedikalion  seiner  Pläne  schreibt  v.  Knobeisdorff:  „J'ai 
l'honneur  de  presentcr  ä  V'otre  Maieste  les  plans  de  la 
maisnn  de  TOpera  qu'Elle  a  formes  Ellc-meme  et  dont 
il  I.ui  a  plu  de  nie  confier  l'execution." 

In  dem  Wunsche,  dies  Bauwerk  mit  seinem  schönen 
Innenraum  nicht  der  Vernichtung  preisgegeben  zu  sehen, 
bestärkt  uns  das  Bedenken,  daß  bei  einem  den  heutigen 
Anforderungen  entsprechenden  Theater  •  Neubau  auf  der 
Stelle  des  jetzigen  Opernhauses  wegen  der  bedeutenden 
Größe  und  Höhe,  die  dieser  naturgemäß  erhalten  muß, 
die  harmonische  Erscheinung,  welche  die  Straße  Unter 
den  Linden  am  Üpernplalze  mit  ihrer  Umgebung  jetzt 
gewährt,  sich  schwerlieh  wieder  gewinnen  lassen  wird. 
I)iese  Befürchtung  muß  als  eine  besonders  ernste  gelten, 
falls  etwa  daran  gedacht  werden  sollte,  der  aus  der  Be- 
schränktheit des  Platzes  entspringenden  Schwierigkeiten 
dadurch  Herr  zu  werden,  daß  der  Neubau  des  Opern- 
hauses mit  »einer  Langseite  an  die  Straße  Unter  den 
Linden  gestellt  wird.  Wir  glauben  die  Hoffnung  hegen 
zu  dürfen,  daß  Euere  Exzellenz  diesen  Erwägungen  ge- 
neigtest Gehör  schenken  und  die  Erhaltung  des  alten 
Opernhauses  nicht  eher  aufgeben,  als  jeder  andere  Ver- 
such, die  Neubaufrage  zu  losen,  sich  als  unausführbar  er- 
wiesen hat,  Zu  ganz  besonderem  Danke  würden  wir  ver- 
pflichtet sein,"  wenn  Euere  Exzellenz  unsere  hier  vorge- 
tragene Bitte  zur  Kenntnis  Seiner  Majestät  des  Kaisers 
und  Königs  zu  bringen  geneigt  wären."  — 

Auf  der  4j-  Hauptversammlung  de*  Vereins  deutscher 
Ingenieure  vom  6.-8  Juni  d.  J.  in  Frankfurt  a.  M.  und 
Darmstadt  werden  folgende  Vorträge  gehalten  werden: 
Schnellhctricb  auf  Hauptbahnen,  (  Ich  Reg -Bat  Professor 
v.  Borries;  Poesie  und  Technik,  Geh.  Hofrat  Max  v.  Evth; 
Dampfturbinen,  Geh.  Brt.  Prof.  Gutcrmuth;  Gioßgasma- 
schinen,  (ich.  Reg -Rat  Prof  Dr.  Ricdlcr;  der  Landungs- 
steg in  Lome  (Afrika),  Ing.  Prciß,  - 

Der  Internationale  Kongreß  für  die  Materlaiprüfungen 
der  Technik,  der  im  Herbst  dieses  Jahres  in  St.  Petersburg 
stattfinden  sollte  ivergl.  N<i.  56  u  too.  19031  wird  mit  Rück- 
sicht auf  den  Krieg  mit  Japan  auf  nächstes  Jahr  verschoben. 


Preisbewerbungen. 

Ein  Preisausschreiben  um  Entwürfe  für  ein  Knappschafts- 
Lazarett  in  Waldenburg  i.  Sehl,  schreibt  der  Vorstand  des 
Niedersehrs.  Knappschaflsvcrrins  daselbst,  von  dem  auch 
die  Unterlagen  gegen  5  M.  ispater  zurückzuerstatten)  be- 
zogen werden  können,  unter  den  deutschen  Architekten 
mit  Frist  zum  16.  Juli  d.  J.  aus  Drei  Preise  von  2500, 
1500,  1000  M.,  die  auf  einstimmigen  Beschluß  des  Preis- 
gerichtes auch  anders  verteilt  werden  können.  Ankauf 
von  weiteren  Entwürfen  zu  je  500  M.  bleibt  vorbehalten. 
Sachverständige  Preisrichter  sind  die  Hrn.:  KitI.  Bri. 
Stadtbrt.  L  lloffmann  in  Berlin,  I.andcshrt  Blümner 
in  Breslau,  Bauinsp.  Buchwald  in  Breslau,  -  - 

Ein  Wettbewerb  zur  Gewinnung  von  Skizzen  für  den 
Aufbau  auf  dem  Bühnenhaus  des  Stadttheatera  In  Sirauburg 

i.  E.  schreibt  die  Stadtuemeindc  Straßburg  mit  Frist  zum 
1.  Juni  d.  J.  unter  in  Straßburg  ansässigen  Architekten 
aus  unter  Verheißung  von  Preisen  von  1000,  000  und 
400  M.  Es  handelt  sich  um  die  Klarstellung  der  Frage, 
wie  sich  der  behufs  l'mbau  des  Bühnenhauses  notwendige 
Aufbau  vom  Kaiserplatzc  ausnehmen  wird,  also  um  eine 
rein  künstlerische  Aufgabe.  Das  Preisgericht  -ull  aus 
3  Preisrichtern  bestehen  und  zwar  3  Architekten  aus 
Strußburg  und  1  auswärtigen  Fachmann,  deren  Namen 
nicht  genannt  werden 

Ein  Preisausschreiben  für  ein  Plakat  erlälh  die  Stadt 
Aachen  mit  Frist  zum  yo.  Juni  d  I  IVr  htl.lliciie  Teil 
soll  in  erster  Linie  auf   das  B.«i  Aachen  hinweisen. 

102 


Außer  3  Preisen  von  400,  200,  100  M.  ist  der  Ankauf 
weiterer  Entwürfe  zu  je  100  M.  vorbehalten.  Sachver- 
ständige Preisrichter  Maler  Prof.  Alex,  Frenz  in  Düssel- 
dorf, Prof.  Dr.  Max  Schmid  in  Aachen.  — 

Im  Preisausschreiben  St.  Paulus-Kirche  In  Köln  a.  Rh. 

(vergl.  S.  6+8,  1903)  ist  bei  78  Entwürfen  kein  Preis  in 
der  vorgesehenen  Höhe  verliehen  worden,  vielmehr  hat 
das  Preisgericht  entsprechend  der  ihm  erteilten  Vollmacht, 
die  ausgesetzte  Summe  einstimmig  in  5  Preise  zerlegt: 
Es  wurden  verliehen  2000  M.  an  Hrn.  Arch.  Stephan 
Mattar  in  Köln  a.  Rh.,  1200  M.  an  Hrn.  Arch.  Reuters 
in  Berlin-Wilmersdorf,  je  toooM.  an  Hrn.  Arch.  W.  Schmitz 
&  Wirtz  in  Trier,  sowie  an  Hrn.  Arch.  Th.  Prcckel  in 
Pforzheim,  800  M.  schließlich  an  Hrn.  Arch.  Jos,  K locke  in 
Koblenz.  Zum  Ankauf  wurden  keine  Entwürfe  empfohlen. 

Zum  Wettbewerb  Schiffshebewerk  Donau -Oder -Kanal 
bei  Prerau  Ivergl.  Jahrg.  1903.  S.  230,244,259)  sind  über 
200  Entwürfe  eingegangen,  die  in  der  Zeit  vom  15.  April 
bis  15,  Mai  d.  J.  in  den  Räumen  des  kaufmännischen  Ver- 
eins in  Wien  öffentlich  ausgestellt  sind.  • 

Personal-Nachrichten. 

Bayern.  Der  Bauamtm.  Pr  eitler  in  Kaiserslautern  ist  «, 
Hitte  entspr.  auf  die  Dauer  1  Jahres  in  den  Ruhestand  verseUt- 
Dcr  Bauamtsass.  Förtsch  in  Wttrzburg  ist  7.  Bauarnim,  in  Kaisers- 
lautern befördert  und  der  Staatsbauassiat.  Lippen  in  Speyer  1. 
Asa.  um  l.andbanamtc  Wutiburg  ernannt. 

Bremen.  Der  Stadtbauin«p.  Hock  in  Berlin  ist  z  techn. 
Konsulenten  der  Gcwerbekammcr  und  Dir.  des  Gewerbemiweum* 
ernannt.  —  Der  Bmstr.  bei  der  Baudir.  G  (1  n  t  h  e  r  ist  auf  s.  An- 
glichen au«  dem  Amte  entlassen;  der  Rmatr.  ClauBen  ist  t.  Bau- 
insp. und  der  Ing.  Staude  1.  Rrustr.  bei  der  Baudir.  ernannt. 

Hamburg.   Der  Bmitr.  Rem;  ist  1.  Bauinsp  ernannt. 

Sachsen.  Dem  Biandversich -Ob-Imp  ,  Brt.  v.  Hose  in 
Zwickau  ist  beim  UebcrtriK  in  den  Ruhestand  da«  Ritterkreuz  l  Kl. 
de«  Albrecliis-Onlen»  verliehen.  Dem  Brandversich.  Insp  Mann 
in  Schwanenberg  ist  die  Stelle  des  Bruudvei  sich -Ob.-Insp.  filr  den 
Bez.  Zwickau  mit  dem  Tit.  Brt.  übertragen 

Der  Geh.  Brt.  l'uppe,  vortr  Rat  im  Ein.-Mini*t ,  i»t  gestorben. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  Th.  R.  In  Dresden.  N«clt  unserer  heutigen 
Ret  httlaee  sind  an  der  StraUe  stehende  Bau-  und  Kunstwerke 
leider  nicht  gegen  Nachbildung  geschützt,  auch  nicht  gegen  pho'o- 
irraphische  Abnahmen.  Dagegen  kaiin  der  l'hotograph .  der  mit 
diesen  Aufnahmen  Handel  treibt,  sich  diese  schützen  lassen.  Kinen 
Rechtsanspruch,  die  Aufnahme  der  von  ihnen  gebauten  Villa  zu 
untersagen,  oder  eine  KnU'*hAdigung  von  der  betr.  Verlagsfirmn  zu 
verlangen,  haben  Hie  also  nicht.  Allerdings  ist  es  üblich,  datl  an- 
ständige Arrhiteklur- Verlane ,  wenigstens  bei  ausgedehnterer  Be- 
nutzung der  auiicefahrteii  Bauten  eines  Architekten,  diesen  um 
seine  Zustimmung  bitten,  und  ebenso  sollte  von  Rechtswegen  da- 
Irir  auch  ein  Acqoivalcnt  geleistet  werden.  Letztere»  beschränkt 
*  eh  allerdings  zumeist  auf  ein  Freiexemplar  der  betr.  Publikation, 
und  a«ich  dieses  durfte  olt  in  Wegfall  kommen  — 

Hrn.  Bauinsp.  H.  in  M.  Sie  finden  ein  reiche»  Material  dir 
das  Studium  von  Gewächshäusern  neuester  Art  in  unserer  .Kau 
künde  des  Architekten',  Bd  II.  Teil  5,  S.  108  ff.  Sie  können  den 
Band  fClr  10  M  durch  unsere  Expedition  beziehen  — 

Hrn.  G.  M.  In  Lage.  Wir  müssen  Sie  wegen  des  engen 
Räumt»  unseres  Briefkastens  auf  den  Wen  der  Anzeige  verweisen, 
da  Ihre  Angelegenheit  nicht  von  allgemeinem  Interesse  ir»t.  — 

Hrn.  Bmstr.  Sch.  In  Metzingen.  Gegen  den  Holzwurm  in 
der  Versehindclung  eines  Hauses  durfte  es  kaum  tm  durchgreifen- 
des Mitte!  geben.  Wir  verlrhlcii  aber  nicht,  die  t  rage  auch  noch 
dem  Leserkreise  vorzutragen  — 

Hrn.  Arch.  W.  H.  In  C.  Sic  «».Im  einen  entsprechenden 
Antrag,  bele  gt  mit  den  Am-aben  nber  Ihre  Eignung,  an  das  Gericht 
zu  leiten  haben,  jii  welchem  Sie  SaUiveiatAndigcr  zu  weiden 
wOrs.btn.  — 

Anfragen  u  11  den  Leserkreis. 

In  einem  mehrst ockiitcn  Wohnhause  befindet  sieh  im  Erdgc- 
sctioü  eine  t'iuikciei  Ihe  eigentliche  Druckmaschine  steht  auf 
einer,  der  l.»M  ilcr  Micchine  entsprechend  starken,  und  zwischen 
eiirtr.en  Tr.Vcern  gewölbten  Betondecke  des  Kcllcrgesrho«ses. 
Ist  nun  die  Maschine  in  Betrieb,  so  entsteht  durch  die  Bewegung 
derselben  ein  dumpfer  Schlag,  welcher  sich  in  der  I  und  II.  Etage 
recht  unangenehm  bemerkbar  macht.  Trotzdem  bereits  der  Versuch 
mit  einer  starken  Kilzunterlage  gemacht  wurde,  hat  sich  keiue  Besse- 
rung gezeigt.  Vielleicht  Ist  einer  der  Herren  Leser  mit  einem  guten 
Rat  zui  Hand.  —  1\  W-  111  Jen». 

E rnt-ebea  11  tw Ortungen  aus  dem  Leserkreise. 

Zu  der  Eragebrantwcirtimg  an  P  H  111  Stratlburg  In  Xo,  17 
teilt  im»  die  l'laudruck-Anstalt  Vogele  »V  Schultze  in  Leipzig 
m.t,  diU  auch  sie  gleich  der  Eirina  Bugdan  Gisevius  in  Berlin  lüi 
iU<  direkte  K opi e r-Ve r Iah r en  emgeiiehtet  ist.  — 

Inhalt:  Die  Aibeitct  iieiUtlttlrn  der  ljn«trs-Wi*ierieruncsan»ull  Merlin 
hrl  Beelitz  iS'liluS  |  Kric.niscricr  Kk  inweb  ,ünc -t.  MC  M  hlr  ,1  n  n  teil  aus 
Vereinen.  —  Vernum  lilev —  r*iei,lN-«-e|S.4ri»r*i.  —  iVr».,iut-Xachri.h»e».  — 
Hilef-  und  Kragrkasleu. 

Hierzu  eine  IJihlbeil.ice :  PhaiiUsU-  Kulwiirf  „Jicrsncst*. 

Verlag  der  Deutsche»  H.u.c.l.vnr.  m  h.  H  .  Hei  Im.  Für  die  Kcdaküon 
verantwortlich  i.V.  F   Kiselen,  Her.iu.   Druck  von  WUh .  lirev»,  Berlin 

No.  31. 

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5  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N9: 32.  BERLIN,  DEN  20.  APRIL  1904 


Die  neue  wasserwirtschaftliche  Vorlage  in  Preußen. 


[, 


DKG 


l'ebcrsicht  über  den  Gesamtplan  und  Ver- 
gleich mit  demjenigen  des  Jahres  1901. 

ach  einer  dreijährigen  Pause  seit  der  im 
Jahre  1901  erfolgten  zweiten  Ablehnung  der 
sogen.  Kanalvorlage  durch  das  preuß.  Ab- 
geordnetenhaus, ist  dem  letzteren  am  13. 
d.  M.  eine  neue  wasserwirtschaftliche  Vor- 
lage zugegangen.  Schon  die  Vorlage  des  Jahres  1901 
enthielt  neben  den  ausschließlich  im  Schiffahrtintercsse 
vorgesehenen  Kanälen  und  vorwiegend  im  Schiffahrt- 
Interesse  auszubauenden  Wasserstraßen  eine  Reihe  von 
Aufgaben,  die  vorwiegend  oder  ausschließlich  im  In- 
teresse der  Vorllutverbesserung,  Hochwasscrabwehr, 
Landesmelioration  liegen.")  Die  neue  wasserwirtschaft- 
liche Vorlage  zeigt  noch  einen  weiteren  erheblichen 
Zuwachs  nach  dieser  Richtung,  in  dem  noch  3  neue 
besondere  Gesetzentwürfe  hinzugefügt  werden,  die 
ausschließlich  auf  den  letzteren  Gebieten  liegen.  Es 
sind  dies: 

1.  Der  Entwurf  eines  Gesetzes  betr.  Maß- 
nahmen zur  Regelung  der  Hochwasser-, 
Deich-  und  Vorflutverhältnissc  an  der 
oberen  und  mittleren  Oder  (N.B.  von  der 
österreichischen  Grenze  bis  zum  Eintritt  in  die 
Provinz  Pommern). 

Die  für  diesen  Zweck  aufzuwendenden  Gesamt- 
Kosten  dürfen  60  Mill  M.  nicht  überschreiten. 

2.  Der  Entwurf  eines  Gesetzes  betr.  Maß- 
nahmen zur  Verhütung  von  Hochwasser- 
Gefahren  in  der  Provinz  Brandenburg  und 
im  Havclgcbictc  der  Provinz  Sachsen. 

Es  kommen  hier  bezügl.  der  Kosten  nur  die  Lau- 
sitzer Neiße  und  der  Bober  inbetracht  mit  -2330000  M  , 
von  denen  der  Staat  Vi,  die  Provinz  Brandenburg  '/5 
trägt.  Die  Kosten  für  die  Spree  und  untere  Havel 
sind  in  dem  später  unter  4  genannten  Gesetzentwurf 
enthalten. 

3.  Der  Entwurf  eines  Gesetzes  betr.  Frei- 
haltung des  Ueberschweramungs -Gebie- 
tes der  VVasserläufe. 

Mittel  werden  hier  nicht  gefordert,  da  es  sich 
nicht  sowohl  um  die  Schaffung  neuer  Anlagen  als  um 
die  Verhütung  schädlicher  Anlagen  also  um  strom- 
polizeilichc  Bestimmungen  handelt. 

Die  Vorlage  vom  Jahre  1901  betr.  die  Herstellung 
und  den  Ausbau  von  Kanälen  und  Flußlaufen  im  In- 
teresse des  Schiffahrtverkehres  und  der  Landeskultur 
umfaßte  die  Herstellung  des  Mittclland-Kanales  vom 
Rhein  bis  zur  Elbe  d.  h.  die  Verbindung  vom  Rhein 
bei  Laar  bis  zum  Dortmund—  Ems-Kanal  in  der  Gegend 
von  Herne  (45298000  M  ),  verschiedene-  Ergänzungs- 
bauten  am  Dortmund—Ems-Kanal  zwischen  Dortmund 
und  Bevergern  (4067  000  M  i  und  die  Verbindung  vom 
Dortmund  —  Ems -Kanal  bei  Bevernern  bis  zur  Elb«- 
unterhalb  Magdeburg  (211  419700  M  )  mit  einem  Ge- 
samtaufwandc  von  260784  700  M.,  wobei  die  Herstellung 
von  Zweigkanälen  und  die  Kanalisierung  der  Weser 
von  Minden  bis  Hameln  einbegriffen  ist. 

In  dem  beigegebenen  Plan  der  prcußischenWasser- 
straßen,  Abbildg.  1,  den  wir  aus  dem  Jahrg  1901  dieser 
Zeitung  erneut  zum  Abdruck  bringen,  ist  diese  Kanal- 
linie nebst  den  übrigen  Teilen  der  Vorlage  von  1901 

*)  Vergl.  on.err  Brrii  hlr  J»hrK   1901  S.  36  ff. 


eingetragen.  (Es  bedeuten  darin  die  dick  ausgezoge- 
nen Linien  schiffbare  Strome  bezw.  vorhandene  Schiff- 
fahrtkanäle,  die  dick  strichpunktierten  geplante  Schiff- 
fahrtkanälc,  punktierte  Linien  beiderseits  des  Fluß- 
laufcs  deuten  eine  Regulierung  vorwiegend  im  Schiff- 
fahrtintcresse  an,  während  die  seitlich  anschraffierten 
Strecken  vorwiegend  im  Vorflutinteresse  reguliert  sind.) 

Es  gehörte  ferner  zu  der  Vorlage  von  1901  der 
Groß-Schiffahrtweg  Berlin-  Stettin  (Wasserstraße  Ber- 
lin— Hohensaathen,  41  500000  M.),  die  Wasserstraße 
zwischen  Oder  und  Weichsel,  sowie  die  Schiffahrt- 
straße der  Warthe  von  der  Mündung  der  Netze  bis 
Posen  (22631  000  M  ),  und  der  Schiffahrtweg  zwischen 
Schlesien  und  dem  Oder-Sprcckanal  (4  100000  Mt.  Die 
Gesamtkosten  dieser  4  Ausführungen  im  ausschließ- 
lichen oder  vorwiegenden  Schiffahrtintercsse  waren 
auf  329015700  M.  veranschlagt. 

Derselbe  Gesetzentwurf  umfaßte  ferner  die  Be- 
teiligung des  Staates  an  den  Kosten  zur  Verbesserung 
der  Vorflut  in  der  unteren  Oder  (bis  zu  40989000  M  ), 
der  Vorflut-  und  Schiffahrt -Verhältnisse  in  der  unte- 
ren Havel  Ibis  zu  9760000  M),  den  Ausbau  der  Spree 
(bis  zu  9336000  M.)  mit  zusammen  59995000  M. 

Diese  Gesamtvorlagc  ist  in  der  neuen  wasserwirt- 
schaftlichen Vorlage  in  zwei  zerlegt  und  zwar  sind 
die  zuletzt  genannten,  mehr  der  Vorflut  usw.  dienen- 
den Aufgaben  von  dein  Bau  der  Schiffahrtstraßen  ab- 
gezweigt Dieser  Teil  der  Vorlage  entspricht  den 
früheren  Vorschlägen  im  wesentlichen.  Er  ist  ent- 
halten in  dem : 

4.  Entwurf  eines  Gesetzes  betr.  dieVerbesse- 
rung  der  Vorflut  in  der  unteren  Oder,  Ha- 
vel und  Spree. 

Die  Kosten  betragen  41865Ö00  M.,  9835000  M., 
9  119200  M  ,  zusammen  60820000  M.,  also  825000  M. 
mehr  als  1901.  Die  Kosten  haben  sich  für  die  untere 
Oder  gegenüber  dem  Entwurf  von  1901  um  876800  M. 
vermehrt.  Es  folgt  dies  daraus,  daß  neben  der  Ost- 
Oder,  die  später  hauptsächlich  dem  Schiffahrtverkehr 
zwischen  Stettin  einerseits  und  der  Warthe  nebst  der 
oberen  Oder  anderseits  dienen  soll,  der  Oderbruch- 
Vorflutcr  von  1  lohcnsaathcn  bis  Fricdrichsthal  im  An- 
schluß an  die  West-Oder  als  Schiffahrtweg  zwischen 
Stettin  und  Berlin  für  600 1  -  Kähne  ausgebaut  werden 
soll,  und  daß  ferner  ein  Querkanal  Schwedt— Nieder- 
kränig  in  Aussicht  genommen  ist. 

Ebenso  haben  sich  die  Kosten  für  die  Arbeiten 
an  der  Havel  infolge  einiger  inzwischen  entstandener 
Neuanlagen  um  165000  M.  vermehrt,  diejenigen  für 
die  Spree  um  271000  M.  vermindert.  Diese  Vermin- 
derung ergibt  sich  daraus,  daß  ein  Teil  der  vorge- 
sehenen besonders  dringlichen  Arbeiten  infolge  des 
Gesetzes  vom  20.  April  1898  betr.  die  Beseitigung  der 
Hochwasserschäden  des  Jahres  1897  bereits  zur  Aus- 
führung gekommen  ist 

5.  Entwurf  eines  Gesetzes  betr.  die  Herstel- 
lung und  den  Ausbau  von  Wasserstraßen, 
Gi-samtkostcn  280275000  M. 

Dieser  Gesetzentwurf  umfaßt  al  die  Herstellung 
eines  SchiffalirtkanaKs  vom  Rhein  nach  Hannover 
einschließlich  Kanalisici  ung  der  Weser  von  Minden  bis 
Hameln  mit  einem  Kostenaufwand!-  \  on  197  150000  M., 
bl  eines  Groß-Schiffahitwegcs  Berlin  Stettin  (Wasser- 
straße Berlin    Hohensaathen)  mit  43000000  M  ,  c)  die 

'93 


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Verbesserung  der  Wasserstraße  zwischen  Oder  und 
Weichsel  sowie  der  Schiffahrtstraße  der  Warthe  von 
der  Mündung  der  Netze  bis  Posen  mit  21  175000  M., 
d)  die  Kanalisierung  der  Oder  von  der  Mündung  der 
GlaUer  Neiße  bis  Breslau  sowie  Versuchsbauten  für  die 
Strecke  vonBerlin  bis  Fürstenberg  a.O.  mit  18950000M 
Von  den  4  Teilen  dieses  Gesetzentwurfes  entspre- 
chen die  beiden  zu  b)  und  c)  den  Vorlagen  des  Jahres 
1901.  Bei  dem  Groß -Schiffahrtweg  Berlin  Stettin 
ist  infolge  veränderter  Verhaltnisse  und  gesteigerter 
gewerblicher  Entwicklung  eine  Erhöhung  der  Kosten 
um  1  500000  M.  entstanden,  bei  der  Wasserstraße 
zwischen  Donau  und  Weichsel  und  der  Schiffahrt- 
Straße  der  Warthe  von  der  Netzemündung  bis  Posen 
dagegen  eine  Verringerung  um  1456000  M.  Dieser 
Minderbetrag  der  Kosten  ergibt  sich  daraus,  daß  ein 
Teil  der  früher  veranschlagten  Kosten  durch  die  in- 
zwischen begonnene  Erweiterung  des  Brahemünder 
Hafens  und  die  Ausgestaltung  der  Netzestauwerke  in 
Fortfall  kommt. 

Der  Gesetzesteil  zu  d),  d.  h.  die  Kanalisierung 
der  Oder  von  der  Mündung  der  Glatzer  Neiße  bis 
Breslau  ist  eine  Erweiterung  der  Vorlage  von  1901 
betr.  die  leistungsfähigere  Ausgestaltung  der  Wasser- 
Straße  zwischen  Obcrschlcsicn  und  Berlin,  die  damals 
mit  der  Erhaltung  der  Wettbewerbfähigkeit  zwischen 
dem  oberschlesischen  und  dem  rheinisch-westfälischen 
Montanbezirke  auf  dem  Berliner  Markte  in  Hinsicht 
auf  die  Verschiebung  der  Verhältnisse  durch  die  Aus- 
führung des  Mittelland-Kanales  begründet  wurde.  Die 
damals  vorgesehenen  Ausführungen  bestanden  in  der 
Nachregulierung  der  Oder  auf  2  besonders  ungünsti- 
gen Stellen  von  je  etwa  iolm  Lange  zwischen  Breslau 
und  Forstenberg  und  in  Vorarbeiten  für  die  Anlage 
von  Staubecken  oberhalb  der  NeiUemündung  bis  unter- 
halb Breslau  als  Hilfsmittel  zur  Erreichung  einer  aus- 
reichenden Mindest- Wassertiefe  von  1,5™.  Hierbei 
sollte  auch  die  Frage  geklärt  werden,  ob  für  die  Strecke 
oberhalb  Breslau  bis  zur  Neißemündung  nicht  die 
Kanalisierung  vorzuziehen  sei. 

Die  neue  Vorlage  sieht  nun  die  Kanalisicrung  auf 
der  genannten,  etwa  73lra'  langen  Strecke  mit  einem 
Kostenauf  wände  von  15300000  M.  vor.  Außerdem 
waren  350000  M.  für  eine  probeweise  auf  der  Oder 
unterhalb  Breslau  auszuführende  Regulierungsstrecke 
und  3300000  M.  für  die  Anlage  eines  Probe- Stau- 
weihers gefordert  (Der  Plan  Abbildg  1  enthält  diese 
Strecke  der  Oder  nicht  mehr) 

Die  Vorlage  zu  a)  zeigt  nun  ein  wesentlich  an- 
deres Bild  als  diejenige  von  1901.  Wahrend  damals 
die  Verbindung  vom  Rhein  zum  Dortmund  Ems-Kanal 
und  von  diesem  zur  Elbe,  und  so  die  Herstellung 
einer  durchgehenden  Verbindung  zwischen  dem  Wasser- 
Straßennetz  des  Westens  und  Ostens  vorgesehen  war, 
ist  jetzt  das  rd.  152  km  lange  Stück  zwischen  Hannover 
und  Elbe  ausgeschaltet,  es  soll  also  nur  die  Verbin- 
dung zwischen  Rhein  und  Weser  hergestellt  werden. 

Die  Gesamtvorlage  des  Kanales  vom  Rhein  nach 
Hannover  zerfällt  in  3  Teile,  den  Schiffahrt  -  Kanal 
vom  Rhein  zum  Dortmund  Ems-Kanal  einschl.  eines 
Lippe-Seitcn-Kanales  Datteln  I  lannover  70  500  000  M  , 
Ergänzungsbauten  auf  der  mitbenutzten  Strecke  ilrs 
Dortmund  -  Ems  -  Kanales  zwischen  Dortmund  und 
Bevergern  6150000  M.  und  den  Schilfahrtkanal  vom 
Dortmund  —  Ems  -  Kanal  bis  Hannover  einschl.  der 
Kanalisierung  der  Weser  von  Minden  bis  Hameln 
oder  der  Herstellung  von  Staubecken  anstelle  dieser 
Kanalisierung  120500000  M. 

Die  Vorlage  vom  Jahre  1901  sah  eine  Verbin- 
dung des  Rheines  in  der  Genend  von  Laar  mit 
dem  Dortmund  Ems-Kanal  in  der  Gegend  von  Herne 
vor.  Die  zunehmende  Bebauung  des  Geländes  hat 
dazu  geführt,  die  Irühcr  geplante  Lage  dieses  im 
Emschcrtal  zu  führenden  Kanales  an  einzelnen  Stellen, 
namentlich  im  Anschluß  an  den  Rhein  und  an  der 
Verbindungsstelle  mit  dem  Dortmund  Ems-Kanal  zu 
ändern.  Es  sind  mehrere  Linien  untersucht  und  für 
bauwürdig  erachtet  Die  endgültige  Feststellung  der 
Linie  bleibt  genauen  Vorarbeiten  vorbehalten,  damit 

«94 


No.  32. 


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bis  dahin  noch  eintretende  Veränderungen  in  der  Be- 
bauung des  Geländes  berücksichtigt  werden  können. 
(Es  handelt  sich  sowohl  um  die  unterirdischen,  berg- 
baulichen Anlagen,  wie  die  oberirdische  Bebauung). 
Durch  die  notwendig  werdende  Linienverschiebung 
und  die  Steigerung  der  Grunderwerb-Kosten  sind  die 
Ausführungskosten  des  Verbindungs  -  K anales  zum 
Rhein  auf  S4  6°° 000  M.,  d.  h.  um  9302000  M.  gegen- 
über dem  Jahr  190t  gestiegen. 

Wieder  aufgenommen  ist  aus  dem  Plane  von  1894 
ein37klB  langerLippc-Sci  tcnkanal  Hamm—  Datteln 
mit  einem  Aufwände  von  15  900  000  M.  Er  dient  einer- 
seits als  Verkehr-Zubringer  aus  der  wirtschaftlich  inzwi- 
schen durch  Anlegung  einer  Reihe  von  Zechen  wesent- 
lich gehobenen  Gegend  und  gleichzeitig  zur  Speisung 
der  Schcitclhaltung  des  Kanäle«  vom  Rhein  nach  Han- 
nover. Ks  kann  infolgedessen  der  besondere  Speise- 
graben wegfallen,  welchen  die  früheren  Vorlagen  von 
der  Ruhr  nach  dem  Dortmund- -Ems-  und  dem  Dort- 
mund Rhein-Kanal  vorsahen.  Dieser  Seitcnkanal  bil- 
det gleichzeitig  die  erste  Strecke  einer  etwaigen  spate- 
ren zweiten  Verbindung  des  Industriegebietes  mit  dem 
Rhein  im  Lippetal  von  Datteln  nach  Wesel,  wenn 
sich  auch  auf  dieser  Strecke  eine  entsprechende  In- 
dustrie entwickelt  hat.  Durch  eine  etwaige  spätere 
Kanalisicrung  «1er  oberen  Lippe  oder  durch  den  weite- 
ren Ausbau  von  Seitenkanälen  kann  dann  später  nach 
Bedarf  auch  das  Hinterland  weiter  aufgeschlossen  wer- 
den. Durch  die  zunächst  geplante  Ausführung  wird 
wenigstens  ein  Teil  der  Wünsche  der  Lippc-Kanal- 
Intcressenten  befriedigt. 

Die  Ergänzungsbauten  auf  der  Strecke  des 
Dortmund  Ems-Kanales  zwischen  Herne  und 
Bevergern,  d.  h  also  zwischen  dem  Anschlüsse  des 
Rhcinkanales  einerseits  und  des  Kanalcs  nach  Hanno- 
ver anderseits  bestehen  in  der  Anlage  einer  Schleu- 
sentreppe zum  Dortmunder  Zweigkanal  neben  dem 
Hebewerk  in  Henrichenburg  und  einer  zweiten  Schleuse 
bei  Münster.  Die  Kosten  der  Schleusentreppe  haben 
sich  gegenüber  dem  Anschlage  von  1901  ebenfalls 
erhöht,  da  auch  hier  wegen  zunehmender  Bebauung 
eine  l.inicnvcrschicbung  erforderlich  wurde.  Gesamt- 
kosten 6150000  M.,  Mehrkosten  3083000  M. 

Die  Linienführung  des  Kanalcs  von  Bever- 
gern vom  Dortmund-  Ems-Kanal  nach  Hanno- 
ver zeigt  keine  wesentlichen  Abweichungen  gegen- 
über dein  Plane  von  1901.  Nur  bei  Miuden  und 
Hannover  zwingt  die  dichtere  Bebauung  zu  einigen 
Verlegungen,  die  endgültige  Feststellung  kann  übrigens 
auch  hier  erst  nach  den  genaueren  Vorarbeiten  er- 
folgen. Die  Gesamtstrecke  hat  1 73 t,n  Länge,  dazu 
kommen  an  Zweigkanälen  154  km  nach  Osnabrück, 
3,2 km  nach  Minden,  ii,9km  nach  Linden.  Gegenüber 
der  Vorlage  von  1901  fallen  also  außer  der  152  kn> 
langen  Strecke  von  Hannover  bis  zur  Elbe  noch  fort 


Vermischtes. 

Zu  einem  Internationalen  Ingenleur-KongreO  In  Verbin- 
dung mit  der  Weltausstellung  In  St.  Loui*  vom  3.-8.  Ok- 
tober d.  J.  erläßt  die  „American  Society  of  Civil  Engineers" 
Einladungen,  die  sich  nicht,  wie  sonst  hei  solchen  Gelegen- 
heiten üblich,  an  die  Vereine  zwecks  Entsendung  von  ein- 
zelnen Vertretern,  sondern  an  alle  Ingenieure  aller  Länder 
richten,  die  aufgefordert  werden,  die  Mitgliedschaft  des 
Kongresses  zu  erwerben  und  an  dessen  Verhandlungen 
teilzunehmen  bezw.  durch  Einsendung  schriftlicher  Bei- 
träge zu  den  zur  Verhandlung  gestellten  Fragen  sich  zu 
äußern.  Als  solche  Fragen  sind  in  Vorschlag  gebracht: 
Hafenanlagen ;  natürliche  Wasserstraßen;  künstliche  Wasser- 
straßen; Leuchttürme  und  andere  Hilfsmittel  der  Schiff- 
fahrt; Verkehr  auf  künstlichen  Wasserstraßen  im  Ver- 
gleich mit  Seeverkehr  und  sein  Einfluß  auf  den  Eisen- 
bahnverkehr; Wasserreinigung  für  den  häuslichen  Ge- 
brauch und  für  Dainpfcrzcugung;  Turbinen  und  Wasser- 
räder; Bewässerung;  Eisenbahn-Endbahnhöfc,  in  Häfen 
und  im  Inlandc;  Untergrundbahnen;  Lokomotiven  und  an- 
dere Betriebsmittel;  Vcrkchrslastcn  für  Eisi-nbahnbrückcn; 
Ersatz  der  Dampfkraft  durch  Elektrizität ;  Beseitigung  städti- 
scher Abwässer;  Beseitigung  des  städtischen  Kehrichtes; 
Tunnellüftung;  Straßenbau;  Beton-  und  Eisenbeton-Kon- 
struktionen; tiefe  Gründungen;  Stahlerzeugung;  Prüfung 

30  April  1904. 


die  Zweigkanälc  nach  Wülfel  mit  6,4  kl»,  nach  Hildes- 
heim mit  23,6 km,  nach  Lehrte  mit  2,6  *m,  nach  Peine 
mit  15,6  km  und  schließlich  nach  Magdeburg  mit  10  k*. 
Das  Kanalnetz  verkürzt  sich  also  insgesamt  um  210,2  km. 
Die  aufzuwendenden  Kosten  verringern  sich  dagegen 
um  90919700  M. 

In  den  Kosten  der  Kanalstrecke  sind  19  751  000  M. 
mit  enthalten  für  die  Kanalisicrung  der  61,1  k»  langen 
Weserstrecke  zwischen  Hameln  und  Minden.  Da- 
gegen fallen  unter  die  Gcsetzcsvorlagc  nicht  die  Kosten 
der  Kanalisierung  der  149,3 km  langen  Weserstrecke 
von  Minden  abwärts  bis  Bremen,  die  bekanntlich  durch 
den  bremischen  Staat  ausgeführt  werden  soll.  Die 
Kosten  für  letztere  betragen  nach  den  vorläufigen  Er- 
mittelungen auf  bremischem  Gebiet  3322000  M.,  auf 
preußischem  Gebiet  39306000  M.,  insgesamt  also 
42  628  000  M.  Die  Verteilung  der  Kosten  usw.  werden 
durch  einen  besonderen  Staatsvertrag  geregelt. 

Die  Kanalisierung  der  Weser  erfolgt  einerseits 
zur  Schaffung  einer  leistungsfähigen  Schiffahrtstraße, 
anderseits  auch,  um  dein  Flusse  ohne  Schaden  für  die 
Schiffahrt  und  Landwirtschaft  bei  Rinteln  das  nötige 
Speisewasser  für  den  Kanal  entziehen  zu  können.  Auf 
der  Strecke  Hameln  Minden  sieht  nun  die  neue  Vor- 
lage eine  zweite  Möglichkeit  zur  Erreichung  dieses 
Zieles  unter  Fortfall  der  Kanalisierung  durch  Anlage 
von  Staubecken  vor,  die  sich  mit  den  für  die  Kana- 
lisierung veranschlagten  Mitteln  bewirken  ließe.  Es 
bleibt  noch  näherer  Prüfung  vorbehalten,  welcher  Weg 
vorzuziehen  ist 

Die  5  Gesetzesvorlagen  werden  erläutert  durch 
9  Denkschriften.  Diese  betreffen:  die  Herstellung 
eines  Schiffahrtkanales  vom  Rhein  nach  Hannover; 
desgl.  eines  Groß-Schiffahrtweges  Berlin- -Stettin;  die 
Verbesserung  der  Wasserstraße  zwischen  Oder  und 
Weichsel ;  desgl.  der  Schiffahrtstraße  der  Warthe  von 
der  Mündung  der  Netze  bis  Posen;  die  Kanalisierung 
der  Oder  von  der  Mündung  der  Glatzer  Neiße  bis 
Breslau  usw.;  die  Verbesserung  der  Vorflut  in  der 
unteren  Oder;  desgl.  der  Vorflut-  und  Schiffahrt- Verhält- 
nisse in  der  unteren  Havel;  den  Ausbau  der  Spree. 
Die  letzte  Denkschrift  schließlich  bildet  einen  Teil  der 
Begründung  für  die  Ausführung  der  sämtlichen  in 
Vorschlag  gebrachten  Wasserstraßen,  denn  sie  be- 
handelt den:  Einfluß  der  Wasserstraßen  auf  die  An- 
siedelung der  Industrie  und  deren  Dezentralisierung. 

Ein  Teil  der  vorgenannten  Denkschriften  deckt 
sich  inhaltlich  fast  vollständig  mit  denjenigen  des 
Jahres  1901,  die  nur  inbezug  auf  die  inzwischen  ver- 
änderten Verhältnisse  ergänzt  sind.  Ein  abweichen- 
des Bild  zeigen  z.  T.  die  Begründungen  der  Vorlage, 
namentlich  inbezug  auf  den  Kanal  vom  Rhein  bis 
I  lannover. 

Wir  behalten  uns  die  Besprechung  der  Vorlage 
im  Einzelnen  vor.  Fr.  E 


von  Baumaterialien ;  Personenauf  zöge ;  Pumpen ;  Bagger,  ihre 
Bauweise  und  Leistung;  Dampfturbinen;  elektrische  Kraft- 
anlagen, und  zwar  Kraftwerke  und  Leitungen;  Schiffbau; 
Schiffsinasehinen  wesen  ;Trockendocks;  Artillerie;  Festungs- 
werke; Bergbau,  und  zwar  Vermessung,  Forderung,  Lüf- 
tung: technische  Erziehung;  Gasmaschinen;  Vermessungs- 
wesen; Meeres-Hvdrographie;  Werften  und  Hafendämme, 
Kür  jede  dieser  Aufgaben  ist  ein  amerikanischer  Re- 
ferent ernannt,  der  eine  Uebcrsichi  ober  den  Stand  des 
betretfenden  Gebietes  in  Amerika  in  Form  einer  schrift- 
lichen Ausarbeitung  (paper)  geben  soll.  Es  haben  bereits 
eine  größere  Zahl  von  Ingenieuren  zugesagt.  Außerdem 
sollen  geeignete  ausländische  Ingenieure  aufgefordert  wer- 
den, in  gleicher  Weise  die  Verhältnisse  ihres  Landes  zu 
beurteilen.  Diese  Arbeiten  werden  gedruckt  vor  der  Ver 
Sammlung  an  alle  Mitglieder  de*  Kongressc-s  vorteilt,  so- 
daß  diese  vorher  genau  unterrichtet  sind  und  sich  ein  frucht- 
bringender Meinungsaustausch  in  den  Sitzungen  des  Kon- 
gresses entwickeln  kann  Die  gedruckten  Referate  werden 
dabei  in  den  Sitzungen  niclit  verlesen,  sondern  die  Refe- 
renten erhallen  nur  zunächst  das  Won  zu  einer  kurzen 
Erläuterung  Kongreßmitglieder,  die  an  den  Sitzungen 
niclit  teilnehmen,  können  ihre  Meinungsäußerung  schrift- 
lich einreichen,  die  dann  verlesen  wird.  Das  gesamte  Vcr- 
handluncsniaterial  wird  dann  von  der  American  Society 
of  Civil  Lnginccrs  gesammelt  und  gedruckt  herau*gegelien, 

'95 


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Die  Mitgliedschaft  des  Kongresses  wird  durch  Zahlung 
von  5  Doli.  (21  M.)  an  den  Sekretär  des  Komitees,  Mr. 
Charles  Warren  Hunt,  aao  West  57th.  St.,  New- York 
City,  erworben. 

"Im  Anschluß  hieran  erhalten  wir  von  Hrn.  Dr.  Fr. 
v.  Emperger  in  Wien  I,  Kärntnerring  14,  dem  bekannten 
Vorkampfer  für  den  Eisenbetonbau  und  Herausgeber  der 
bedeutenden  Fachzeitschrift  .Beton  und  Eisen"  die  Mit- 
teilung, daß  er  als  Referent  für  das  Gebiet  des  Betons 
und  Lisenbetonbaues  für  Europa  eingeladen  ist  und  ange- 
nommen hat.  Er  erbittet  die  Unterstützung  der  deutschen 
Fachgenossen  durch  Uebcrsendung  von  Mitteilungen,  Pla- 
nen, Zeichnungen  des  einschlägigen  Gebietes.  — 


die  3  Entwürfe  der  Hrn.  Ob.-Bauinsp.  C.  Haßlauer  und 
Arch.  L  Deiglmayer  in  München,  des  Hrn.  Arch.  Aug. 
Blößncr,  sowie  Arch.  W.  Spannagel,  beide  in  München. 
Die  Entwürfe  sind  vom  17.  bi*.  30.  d.  M.  im 


preise  von  1 100—31  do  M.  abwärts  zerlegen,  ausgesetzt.  Im 
übrigen  kann  das  Preisgericht  auch  eine  andere  Verteilung 


Preisbewerbungen. 

Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  die  Gebäude  der  Jubllaums-Landesausstellung  In  Nürn- 
berg 1906  schreibt  mit  Frist  zum  15.  Juni  d.  J.  unter  in 
Bayern  ansässigen  oder  heimatberechtigten  Architekten 
das  Direktorium  des  bayerischen  Gewerbcmuscums  in 
Nürnberg  im  Auftrage  der  Ausstellungsleitung  aus.  Als 
Preise  für  die  einzelnen  Gebäude  sind  3  Preisgruppen 
von  zusammen  5400,  4300,  2800  M  ,  die  sich  in  je  6  Einzel- 
3-300  M.  abwärts 

Imgen 

der  Gesamtsumme  beschließen.  Zu  den  Entwürfen  ist 
ein  Kostenüberschlag  zu  geben.  Das  Preisrichteranit  haben 
übernommen  die  Hrn.  Dr.  G.  von  Bezold,  Dir.  des  Ger- 
manischen Nationalmuseums,  Arch.  E.  Hecht,  Vors.  des 
Bauausschusses  Ob.-Brt.  Tb,  von  Kramer,  Dir.  desbayer. 
Gewerbe- Museums,  K.  Walt  her,  Prof.  der  Kgl.  Kunst- 
gewerbcschulc,  C.  Weber,  städL  Ob.-Brt.,  sämtlich  in 
Nürnberg,  sowie  die  Hrn.  Prof.  W.  v.  Kuemann.G.  v.  Sei  dl, 
K.Stuck  und  Fr.  v.  Thiersch,  sämtlich  in  München.  — 

Im  Wettbewerb  zum  monumentalen  Brunnen  am  Spittler- 
Torgraben  in  Nürnberg  (vergl.  Jhrg.  190a  S,  56B)  erhielt 
den  I.  Preis  Bildhauer  Ph.  Kitt ler  in  Nürnberg,  den 
II.  Pr.  Bildhauer  B.  Blecker  in  München,  den  III.  Pr. 
Bildhauer  Prof.  Hennann  Hahn  und  Arch.  Karl  Sattler 
in  München.  Außerdem  wurden  noch  3  Anerkennungs- 
preise in  gleicher  Höhe  verliehen,  von  denen  der  eine 
«len  beiden  letztgenannten  Herren  für  eine  2.  l-osting, 
ferner  den  Hrn.  Johs.  Müller  in  Nürnberg  und  Prof. 
Ignatius  Taschner  von  der  Kunst-  und  Kunstgewerbe- 
schule  in  Breslau  verliehen  wurde.  — 

Im  Ideenwettbewerb  für  das  Verkehrsministerium  und 
Zentral-Brlefpoatamt  In  München  wurde  am  13.  d.  M.  die 
Entscheidung  gefällt  Unter  31  Arbeiten  wurden  erteilt: 
I.  Pr.  von  7000  M.,  den  Hrn.  Arch.  Heinrich  Neu,  Assist, 
a.  d.  Techn.  Hochschule  und  Konstantin  Fink,  beide  in 
München,  II.  Pr.  von  5000  M.  Hrn.  Staatsbaupraklikant  H. 
Buchen  in  München,  III.  Pr.  von  4000  M.  Hrn.  Bauamts- 
Asscssor  Kduard  Brill  in  Passau,  je  ein  IV.  Pr.  von 
3000  M.  den  Hrn.  Arch.  Hesscmer  i-  Schmidt  und 
Arch.  Emil  Schweighart  in  München.  Mit  einer  lobenden 
Erwähnung  bedacht  und  zum  Ankauf  empfohlen  wurden 


Chronik. 

Der  Bau  «Ines  Sängerhause«  In  Wien  wird  durch  den 
Wiener  Sangcrbausvercin  erstrebt.  Das  Bauerfordernis  ist  mit 
3  Mill.  Kr.  veranschlagt.  Man  hofft,  noch  im  Laufe  diese»  Jahre« 
mit  dem  Raa  beginnen  zu  können.  — 

Ein  Denkmal  für  den  Aegyptologen  Auguste  Marlelte 
(iSai — 1681)  wurde  in  Kairo  enthüllt.  Maneite  «  Name  iat  berühmt 
geworden  durch  seine  glücklichen  Auffindungen  in  Aegypten.  Er 
ist  der  Begrflnder  des  ägyptischen  Museums  111  Bulak.  — 

Da.t  Bismarck-Denkmal  für  Bremen  wurde  dem  Bildhauer 
Prof.  Adolf  Hildebrand  in  München  obertragen.  Ks  ist  erfreu- 
lich, dsfl  bei  dem  Denkmal  der  bisherige  Brauch  verlassen  und  e* 
als  Reiterstandbild  geschaffen  und  unmittelbar  an  der  Nordseite 
des  Domes  aufgestellt  wird.  — 

Die  erste  elektrlsehe  Eisenbahn  In  Dänemark  soll  von 
Frederikasund  nach  Nestved  gebaut  werden.  Sie  wird  einen  Teil 
der  Insel  Seeland  durchqueren.  Die  Lange  betragt  100  km  und  die 
Bahn  soll  nach  dem  Vorbilde  der  elektrischen 


Comersee  angelegt  werden.    Die  Bahn  soll  1005  fertig  sein.  — 
Theater  und  Saalbau  in  Glefien.  Mit  der  Ausarbeitung  von 

Entwarfen  für  ein  Theater  mit  Saalbau  in  Gießen  ist  Prof.  Mailin 

Du  Her  in  Manchen  betraut  wordeu.  — 

Ein  Amtsgebäude  in  Kalkberge-Rüderadorf  bei  Berlin 

gelangt  nach  den  Entworfen  und  unter  Leitung  de*  Arch.  Georg 

Siewert  zu  Berlin  for  50000  M.  zur  ' 


Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Dem  Dir.  der  stAdL  Kanalisationswerke  Adams 
in  Berlin  ist  der  Char.  als  Brt.  verliehen 

Versetzt  sind  die  Reg.-Bmstr.:  Bernstein  von  Gleiwitz  nach 
W rochen,  Ebel  von  Wetzlar  nach  Bad  Bertrich,  Hantusch 
von  Berlin  nach  Greifs wald,  Härtung  von  Gumlunncn  nach  Saar- 
brücken, Heine  von  Burgstrinfurt  nach  Dortmund,  Joh.  Herr- 
mann von  Marienwerder  nach  Berlin,  Ktllmtyer  von  Berlin 
nach  Kassel,  Hans  Lucht  von  Berlin  nach  Altona,  Masberg 
von  Anrath  nach  Arnswalde,  Menzel  von  Gumbinncn  nach  Rasten- 
burg. Rad  ige  r  von  Msgdeburg  nach  Bad  Nenndorf,  Schiffer 
von  Merseburg  nach  Gumbinnen,  Schuffenhauer  von  Karthaus 
nach  Kalle  a.  S.,  Stocke  von  Gartz  nach  Czersk  i.  Westpr.  und 
Quedefeld  von  Glogau  nach  Breslau. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Rfg-Bmstr.;  Alfr 
II  er  t  zog  der  Kgl.  Res,  in  Oppeln,  Mac  Lean  dem  Kgl.  Potiz.. 
Pias,  in  Berlin,  Senil  der  Kgl.  Reg.  in  Köln  a.  Rh,,  Stause- 
bach der  Kgl.  Minist-,  Militär- u.  Baukomm,  in  Berlin,  Treuen- 
f  e  I  s  der  Kgl.  Reg.  in  Breslau,  Bandmann  und  Felix  Schulz 
der  Kgl.  Odcrstrom-Bauvct wltg.  in  Breslau  und  Schedler  der 
Kgl.  Ree.  in  Gumbinnen. 

Die  Rcg-Bfhr.  0«k.  Stegmann  aus  Pittsburg  und  Fritz 
Behrendt  aus  Königsberg  (Hochbfch  ),  —  Osk.  Nartcn  au« 
Hannover  (Wasser-  u.  StruOenbfch )  »ind  zu  Reg.-Hmstrn.  ernannt. 


Inhalt:  Die  neue  wssuriwtrtvludtlklir  Vollste  in  I'rcuOen.  •  ■  Ve 
tnischtes.  —  Pmubrwerbunircn.  Chronik-  lYrn.nil-Ni,.  hnctiKi,.  - 
Bekanntnurhunc  dt«  Verbund™  drulnlu-r  Anh.-  u  Inj;  Wcrinc 


Vertsg  der  Deutschen  HaiiMilunjr,  <'..  m  b.  IL,  Berlin 
■   i.V.  K.  f.  •.«!<• ,..  Hell.,  ■ 


r  A.  d.c  Kd.kü. 
Druck  «.»,  Will-,  r.rrvr. 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Ausschuß  für  die  Wahrnehmung  der  Wettbewerbs  -  Grundsätze. 

Bezüglich  des  Wettbewerbes  um  Entwürfe  zur  Bebauung  eines  Grundstückes  tlt-r  I  Im.  Gebr.  Stollwerck 
in  Köln  a.  Rh.  (vcrgl.  S.  95)  ist  der  unterzeichnete  Ausschuß  bei  den  Veranstaltern  vorstellig  geworden,  weil: 

1.  die  Anforderungen,  namentlich  hinsichtlich  des  zu  groß  gewählten  Maßstabes,  über  einen  Skizzen- 
Wettbewerb  hinausgehen,  für  welchen  allein  die  Preise  ausreichen, 

2.  die  Bestimmungen,  daß  grobe  Verstöße  gegen  die  Baupolizei-Vorschriften  von  der  Preiserteilung 
ausschließen,  anderseits  aber  Ausnahme-Bewilligungen  von  den  Vorschriften  zugelassen  werden  bei  ent- 
sprechender Begründung,  sich  bis  zu  gewissem  Grade  widersprechen,  jedenfalls  aber  sowohl  für  die  Preis- 
richter wie  für  die  Bewerber  eine  unklare  Situation  schaffen, 

3.  die  Forderung  einer  ausführlichen  Rentabilitäts-Berechnung  zu  weit  geht  und  nur  erfüllt  werden 
kann  von  Architekten,  «lic  genau  mit  den  Kölner  Verhältnissen  vertraut  sind. 

Der  Ausschuß  beantragte:  zu  1.  Herabsetzung  des  Maßstabes,  zu  3.  Streichung  der  Bestimmung 
über  die  Zulässigkeit  der  Ausnahme-Bewilligungen  oder  Erteilim«,'  näherer  Direktiven  über  dieselben,  zu  3 
Ersatz  der  Rentabilitäts-Berechnung  durch  eine  nach  der  Zweckbestimmung  geordnete  Fläfhcnbereclinung 
und  spätere  Einsetzung  der  Mietpreise  durch  den  Ausschreiber  oder  das  Preisgericht  selbst  nach  ein- 
heitlichen Grundsätzen. 

Diesen  Antragen  ist  in  keiner  Weise  stattgegeben  worden,  insbesondere  nicht  in  einer  vom  Aus- 
schreiber nachträglich  gegebenen  Erläuterung,  welche  die  Zustimmung  der  Preisrichter  gefunden  haben  soll. 

Wir  halten  es  daher  für  unsere  Pflicht  festzustellen:  daß  das  Ausschreiben  in  seinen  Anforderungen 
erheblich  über  die  Grundsätze  des  Verbandes  hinausgeht,  daß  die  nicht  genügend  klare  Fassung  des  Pro- 
grammen eine  auf  gleicher  Basis  beruhende  sachliche  Beurteilung  der  einzelnen  Wettbew.  rbs-Arbeilcn  sehr 
erschwert,  und  daß  für  nicht  genau  mit  den  Kolner  Verhältnissen  vertraute  Architekten  eine  Beteiligung 
wenig  Aussicht  auf  Erfolg  bietet  - 

Berlin,  den  17.  April  1904. 

Der  Vorsitzende  des  Ausschusses:  Cramer.    Der  Schriftführer:  Eiselen. 


No.  32. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  33.  BERLIN,  DEN  23.  APRIL  1904 


Die  Prinzregent  Luitpoldschule  in  Bamberg. 

Architekt:  StadtbrL  Hans  Kr)  wein  in  Bamberg.  (Hierzu  nur  HiMlx-ilifr,  «o»jr  die  Abbildungen  s.  m.) 


er  Einfluß,  den  die  Fortschritte  der  Technik 
und  die  Bestrebungen  der  Kunst  der  Neu- 
zeit ausüben,  erstreckt  sich  auf  alle  Gebiete 
des  Erwerbs-  und  Geisteslebens,  und  be- 
deutungsvoll sind  die  Umwälzungen,  welche 
daraus  entspringen,  für  die  Aufgaben  der  Erziehung 
der  Jugend  im  Sinne  wahrer  echter  Kunst.  Nicht  zu- 
letzt und  nicht  vereinzelt  sind  diese  Bestrebungen 
hineingetragen  worden  in  das  Programm  des  Schul- 
hausbaues von  Männern,  die  um  die  Entwicklung  der 
Baukunst  am  Ende  des  19.  und  Anfang  des  20.  Jahrh. 
hervorragend  sich  verdient  gemacht  haben:  wir  nennen 
nur:  Thcod.  Fischer,  Karl  Hocheder,  Ludw.  I  loffmann 
Der  Schulhausbau  war  in  den  1870er  Jahren  in  seinem 
Grund-  und  Aufriß  Uber  den  Kasernenstil  wenig  er- 
haben, und  fast  keine  Stadt  und  kein  Dorf  sind  ver- 
schont geblieben  von  den  Früchten  jener  Anschau- 
ungen, welche  ganze  .Städtebilder  einfach  zerstörten. 
Manch'  malerisches  Plätzchen,  manch'  herrliche  Um- 
gebung hat  der  „Symmetrie"  und  dem  „Stil"  sein  Da- 
sein opfern  müssen.  Nur  langsam  und  kaum  merk- 
lich hat  sich  eine  idealere,  von  Kunstempfinden  ge- 
tragene Auffassung  durchgerungen,  die  freilich  dank 


der  erwähnten  Meister  zu  vielen  schönen  und  befrie- 
digenden Lösungen  geführt  hat. 

Der  Schulhausbau  hat  heute  aufgehört,  systematisch 
entworfen  zu  werden;  er  verlangt  mehr  denn  ein  ande- 
res Bauwerk  Individualismus,  er  verlangt  Sichanlehnen 
an  die  Lage  des  Platzes,  an  die  Umgebung  und  die  Be- 
dürfnisse, und  es  vereinen  sich  mehr  denn  anderswo 
die  Forderungen  der  Hygiene  und  Technik  mit  denen 
des  Künstlers :  Kunst  in  die  Schule  zu  tragen,  Anlehnung 
an  die  Natur,  Bodenständigkeit  in  der  Erscheinung 
und  der  Wahl  der  Materialien,  Liebe  zum  Heimischen. 

Es  ist  ja  das  Beispiel  Hocheder's,  Fischer's  und 
Hoffmann's  nur  selten  ganz  ohne  Nachwirkung  geblie- 
ben, und  es  hat  sich  in  vielen  Städten  und  Dörfern  be- 
reits ein  vernünftiges  Maß  von  Einsicht  zur  Besserung 
durchgerungen,  aber  immerhin  kann  nicht  genug  betont 
werden,  daß  in  einer  Reihe  deutscher  Städte,  ja  ganzer 
Provinzen  der  Gedanke  an  eine  Umgestaltung  des 
Schulhausbauwesens  noch  nicht  auf  fruchtbaren  Boden 
gefallen  ist.  Herausgegriffen  aus  den  Erfolgen  aller 
dieser  Bestrebungen,  wie  sie  in  einer  mittleren  deut- 
schen Stadl  sich  Bahn  gebrochen  haben,  kann  die  im 
Jahre  1901  erbaute  Prinzregent  Luitpoldschule  in  Bam- 


Itofanaicht  mit  der  Turnhalle  und  dem  Vci  umdung»gm>K 


berg  werden.  Sie  ist,  aus  eigenartigen  Programm-Ver- 
hältnissen entwickelt,  abweichend  von  der  gewohn- 
heitsmäßigen Form  einer  Schule  gestaltet.  Es  lohnt 
sich  daher,  einiges  darüber  mitzuteilen. 

Ein  geräumiger  Bauplatz  von  beinahe  quadrati- 
scher Form,  in  einer  Flächenausdehnung  von  0,532  h*, 
südwestlich  von  kleineren  Gärtnerhäuschen  umrahmt, 
nordwestlich  an  einen  Friedhof  grenzend,  südöstlich 
an  der  Straße  stehend,  nordöstlich  an  ein  großes 
Gartengrundstück  anstoßend,  war  zur  Schaffung  einer 
vierzehnklassigen  Schule  für  beide  Geschlechter  gege- 
ben. Es  hat  nicht  an  warnenden  Stimmen  gefehlt,  welche 
die  Nähe  des  Friedhofes  einerseits  und  die  Nachbar- 
schaft der  unansehnlichen  Gärtnerhäuschen  anderseits 
als  ein  bedauerliches  Kriterium  für  den  Wert  des 
ganzen  Platzes  erachtet  haben,  ja  es  ist  sogar  die 
Frage  erörtert  worden,  ob  der  Platz  überhaupt  zur 
Bebauung  mit  einem  Schulgebäude  geeignet  sei.  Der 
Architekt  gruppierte  alle  Räume  frei  nach  ihrer  Zweck- 
bestimmung ohne  Rücksicht  auf  Symmetrie  um  einen 
gemeinschaftlichen  großen  Hof  und  verhinderte  so 
den  Ausblick  auf  den  Friedhof.  Er  fügte  ferner  den 
Bau  in  seiner  Massen-Gruppierung  in  glücklicherweise 
in  die  Umgebung  ein  und  es  gelang  ihm  so,  alle  Be- 


Beleuchtung, Lüuungs -Vorrichtungen,  Wasserversor- 
gung, feuersichere  Konstruktionen,  zweckmäßige  Ent- 
wässcrungs  -  Anlagen  bei  diesem  Bauwerk  Verwen- 
dung gefunden  haben.  Die  Betrachtung  des  Grund- 
risses, der  durchweg  als  einreihiger  Klassenbau  ge- 
staltet ist,  läßt  erkennen,  daß  die  Raumaufteilung 
und  die  Verbindungen  praktisch  zu  lösen  versucht 
sind.  Vom  künstlerischen  Standpunkte  aus  sind  be- 
achtenswerte Motive  und  Grundsätze  in  das  Haus 
und  seine  Durchbildung  getragen  worden.  Das  Haus 
ist  mit  Liebe  an  der  künstlerischen  Ausgestaltung 
der  Fassaden  und  mit  Reiz  an  der  des  Hofes  ge- 
schaffen worden.  In  deutscher  Renaissance  gehalten, 
sind  betontere  Partien  in  gclb-gcflammtcm  Sandstein 
durchgebildet  worden;  die  Flachenwirkung  aber  hat 
vielgestaltigen,  in  Behandlung  und  Wirkung  wechseln- 
den Kalkputz  erhalten.  Die  kühn  geschwungenen 
Giebel  von  guter  Umrißlinie  und  mit  plastischen  Füllun- 
gen auf  freskofarbigem  Grunde,  größere  ungegliederte 
Fassadcnflächcn  mit  Frcskobildern  bemalt,  ein  nicht 
schulmäßig  ausgestaltetes,  sondern  malerisch  gedach- 
tes steiles  Ziegeldach,  Abdeckungen  in  gediegenem 
Kupfer  mit  grüner  Patinicrung  geben  diesem  Schul- 
hause  ein  besonderes  Gepräge.    Dabei  sind  die  Ein- 


denken  zu  überwinden.  Den  Reiz,  den  er  in  der  Um- 
rißlinie sowohl  als  auch  in  der  Einzeldurchbildung  der 
Fassaden  und  Giebel,  der  Dächer  und  Gitter  außen 
gegeben  hat,  hat  er,  soweit  es  die  Ansprüche  in 
einer  Schule  rechtfertigen,  auch  ins  Innere  getragen. 

Es  kann  erspart  bleiben,  bei  der  Betrachtung  des 
Werkes  das  Programm  für  das  Bauwerk  im  einzelnen 
zu  wiederholen;  die  Grundrisse  geben  dem  Fachmann 
vollen  Einblick  dahin,  daß  man  bestrebt  war,  alle  mo- 
dernen Forderungen  zu  berücksichtigen;  hinsichtlich 
der  technischen  und  hygienischen  Einrichtungen  wurde 
das  geboten,  was  man  bei  dem  jetzigen  hohen  Stande 
der  Technik  als  selbstverständlich  fordern  darf,  so  daü 
also  Zentral-Hcizungscinrichtung,  indirekte  elektrische 


2  :»£FI0€-,C  «.-'!•<. 


— 

-  J 

zelformen  der  Plastik,  der  Malerei,  der  Gitter -Orna- 
im-ntati'in  usw.  dem  Stoff  entnommen,  der  dem  kind- 
lichen Herzen  und  Sinn  entspricht.  Auch  die  bild- 
lichen Darstellungen  zeigen  das  liebevolle  Eingeben 
des  Künstlers  in  seine  Aufgabe.  1..  M. 


Rheinischer  Kleinwohnungsbau. 

Von  I   Stnbben    i.t'Mit>eu -.n.» ) 


jeispiclc  von  mittelgroßen  Häusern  für  6  bis  8  Fionilien 
führen  unser»-  Abbilden  31  41  ausHusseldorf,  43 
aus  Solingen  vor  Das  auf  einer  Seite  :reistchendc. 
zweigeschossige  Haus  des  Düsseldorfer  Sp.tr-  und 
Bauvereins  lArch.  Fr  Hofmeister)  in  Abhildgn  .41  \\ 
umschließt  sechs  zweizimmerige  Wohnungen  mit  Speise- 
kammer, Küchcnbalkon  und  Abort;  das  dretgescho-- ige 
Haus  desselben  Hauvereins  in  Abhildgn.  u  /f)  dagegen 
acht  Wohnungen  ähnlicher  Art,  \vol>ei  1111  KrdgochoU 
nötigenfalls  eine  neunte  Wohnung  abgeteilt  werden  kann 
Her  Hodenpreis  wird  zu       M  für  1       angegeben.  Hie 


/Jweizimmer-Wohnunuen  haben  etwa  38.  die  I Dreizimmer- 
wohnungen etwa  50'i">  Wohnflache  Her  Mietpreis  be- 
träft durchschnittlich  im  K.rdgcschoü  9  M  ,  in  den  Ober- 
geschossen 9,50  M.,  im  Dachgeschoß  5  M  monatlich  für 
1  /immer  Hie  Ahbildgn  ja  u.  43  1  Aich.  C  Kr  i  n seh  111  idl ) 
stellen  eine  geschlossene  Reihe  von  vier  dreige-ehossigen 
Häusern  des  Spar-  und  Hauvcreins  in  Solingen  dar. 
jedes  Haus  6  zwei-  bis  vicrzimnicrigc  Wohnungen  ent- 
haltend mit  Speisekammer  und  Abort.  mei>t  auch  mit 
Küchenbalkon.  Uic  < ie-amillei sielhumskosten  (euisclil 
(it  uiiderwerbl  betrugen  für  I  laus  1.  j.  3  und  4  beziehen!- 


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(Atihlldwicrn  nurh  drr  Kr»t«*nfi 
dr.  Kh«-in..clwn  Vrrrln.  lur  Frtrdr- 

>  de«  Arhcltrr»  i>lniuri|t»wr»riM.)  "5"Cifl*i,r 

,27200,  17800  und 
22400  M.;  die  Monatsmiete 
des  ganzen  Hauses  126, 1:42, 
84  und  113  M..  die  Monats- 
miete für  ein  Zimmerdurch- 
schniltlich  6  M.  Vierge- 
schossige Reihenhäuser  der 
Stadt  Dusseldorf  sind 
endlich  in  den  Abbildgn. 
37  -39  u.  4&  41  dargestellt ; 
eines  der  Häuser  umschließt 
vier,  die  anderen  je  acht 

Wohnungen  von  2,  t  und  4  Räumen,  mit  abgeschlossenem 
Flur, eigenemAI>ort,  Hofbalkon  und  lüftbarer  Speisekammer, 
ferner  mit  Keller-  und  Speiclicrraum.  Hei  einem  Iii  «den- 
preise  von  40  M.  für  1  ■)'»  und  52  70 'im  (irumlstoeklläche 
für  dieWohnung  beträgt  für  jedes  Zimmer  derBc>chaffungs- 
pret*  2500  M.,  die  Jahresmiet« 

33.  April  1904 


ete  128  M.  durchschnittlich. 


Das  Bild  der  rheinischen  Arbeiter- 
wohnungs- Fürsorge  wurde  auf  der 
Düsseldorfer  Ausstellung  dadurch  er- 
gänzt, daü  außer  den  zahlreichen  Zeich- 
nungen und  Modellen  von  sehen  der 
vier  Hau  vereine  zu  Köln -Süd  (Aich. 
EL  Kndler),  Odenkirchen  lArch. 
G.  Obermann!.  Rheydt  (Arch.  II. 
1  leisten  und  Remscheid  lArch  K. 
Reinhard  ),  sowie  von  zwei  Industrie- 
Firmen  Mutterhäuser  auf  gebaut  und 
mit  vollständiger  innerer  Hinrichtung 
ausgestattet  waren.  Die  erstgenannten  drei  Hau  vereine  hatten 
eingebaute  Zweifamilienhäuser,  nach  Art  der  in  Abb.  25—28, 
S  189  dargestellten,  aufeelührt:  einfache  hübsrhe  Hauten  in 
Ziegeln  und  Put/flächen,  das  Rhe\  dter  1  lauschen  unter  Ver- 
wendung Prüß"  scher  Patcntwände.  das  Odenkirchener  unter 
Herstellung  einer  feuersicheren  Treppenwand  mit  innerer 

'99 


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300  No.  33. 


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Eisen  rohncr-pannung  von  A  Bruckner  in  Aachen.  Auf 
die  Besucher  der  Ausstellung  üble  die  innere  Ausstattung 
dieser  sauberen  Arbeiterwohnungen  eine  große  Anziehung- 
kraft  Ml«.  Das  Mobiliar  des  Kölner  Häuschens  stimmte 
von  den  Möbelfabriken  II.  Brüggemann  Nachf.  in  Dössel- 
dorf  und  E.Wellhaiisen  in  Hannover,  dem  Tischler  1  Keichel 
in  Elberfeld  und  dem  Architekten  R.  Hümmes  in  Krank- 
furt a.  M.;  die  Üdcnkirchener  Möbel  waren  von  Villcroy 
und  Hoch  in  Mettlach  (Areh,  R.  Büchclcr  in  Stuttgart)  und 
Sehmetz  &  Diepenbrock  in  Altcnesscn  geliefert;  die 
Rheydter  von  Kriedr.  Jöres  in  Rheydt  und  Gebr.  Bauer 
in  Düsseldorf.  Der  vom  Gemeinnützigen  Bauverein  in 
Remscheid  aufgeführte  Bau  stellte  ein  altbergischcs,  bc- 
schiefertes  Haus  vor  mit  geräumigen  Verhältnissen  und 
mit  voller  Ausstattung  aus  der  Möbelfabrik  von  Küppers- 
busch  &  Ko.  in  Schalke.  Die  Einrichtungen  dieser  Häus- 
chen, zumteil  hervorgegangen  aus  einem  vom  „Rheinischen 
Verein"  in  Verbindung  mit  der  Kirma  Kr.  .Krupp  veran- 
stalteten Wettbewerb,  besonders  die  Möbel  von  Gcbr 
Bauer,  vpn  K.  Wellhausen  und  von  Schmetz  &  Diepenbrock, 
werden  zweifellos  von  fruchtbringender  Anregung  sein  in 
dem  Sinne,  daß  auch  der  Arbeiterwohnung  eine  mit  be- 
scheidenen Mitteln  künstlerisch  veredelte,  von  unnützem 
Zierrat  freie,  innere  Ausstattung  zuganglich  gemacht  wird.  — 
Wie  in  der  Rheinprovinz,  so  bestehen  auch  in  West- 
falen und  in  Hessen-Nassau  Zcntralvereinc  zur  För- 
derung  des  Arbeiterwohnungswesens  mit  dem  Sitze  in 
Münster,  Wiesbaden  und  Frankfurt  a  M-  Außer  den  Stadt- 
und  Landgemeindon  Borken,  Burgsteinfurt,  Greven,  1  löxter, 
Wiblingwerda,  Krankfurt  und  Wiesbaden  haben  auch  hier 
zahlreiche  gemeinnützige  Baugesellsehaftcn  dem  Klein- 
wohnungsbau ihre  Tätigkeit  gewidmet,  wenn  auch  dem 
Umfange  nach  hinter  der  Rheinprovinz  zurückstehend 


Auf  der  Ausstellung  waren  vertreten  die  Spar-  und  Bau- 
vereine zu  Gevelsberg.  Ilagen,  Siegen  und  Wiesbaden, 
ferner  aus  Krankfurt  a.  M.  die  Aktien-Baugesellschaft  für 
kleine  Wohnungen,   die  Gemeinnützige  Baugesellschaft 


(Areh.  Kr.  Sander)  und  der  Soar-  und  Bauverein  der 
Eisenbahnbediensteten,  aus  Höchst  a.  M.  die  Gesellschaft 
zur  gemeinnützigen  Beschaffung  von  Wohnungen;  endlich 
der  Hessisch- Nassauische  Verein  zur  Körderung  des  Ar- 
beiterwohnungswesens  mit  einer  Sammelausstcllung.  Auch 
hier  finden  wir  kleinere  Häuser  für  eine  oder  wenige 
Kamillen  und  große  Miethausbauten.  Kleine  Hauser  hat 
beispielsweise  die  Aktienbaugesellschaft  für  kleine  Woh- 
nungen in  Krankfurt  a.  M.  hergestellt  durch  Aufteilung 
ganzer  Blöcke  und  Anordnung  innerer  Spielplätze.  Häuser 
von  mittlerem  Umfange  bilden  u.  a.  die  aufgrund  des  Erb- 
baurechtes errichteten  Wohnungen  an  der  Mainzer  Land- 
straße, dreigeschossige  Bauten  in  geschlossener  Reihe  mit 
vor-  und  zurückspringender  Flucht;  die  Bauten  der  Wohn- 
gescllschaft  Heimgarten  (Akticngcs.  für  Bauausführungen 
vorm.  Georg  Lönholdt  u.  Söhne),  wovon  die  Abbildungen 
44  46  ein  Beispiel  darstellen,  sowie  die  paarweise  frei- 
stehenden Gebäude  der  unter  Beteiligung  der  Stadt  ge- 
gründeten Wohnungsgescllschaft  „Hellerhof".  Von  den 
großen  viergeschossigen  Häusern  der  Stadt  Krankfurt  a.  M. 
(Bauinsp.  Wilde)  und  der  Gemeinnützigen  Ballgesellschaft 
daselbst  (Architekt  Kr.  Sander)  geben  die  Grundrißanord- 
nungen in  den  Abbildgn.  47  u.  48  eine  Vorstellung.  Auf 
1  Zimmer  bezogen,  berechnen  sich  die  Monatsmieten  in 
Krankfurt  in  den  städtischen  Häusern  zu  11  — 13  M.,  in 
denjenigen  der  Gemeinnützigen  Ballgesellschaft  zu  10  bis 
14  M  ,  bei  anderen  Baugesellschaften  zu  9 — 15  M  ;  die 
Nebenräume  sind  hierbei  eingeschlossen.  — 

««Ifi» 


Die  Donauwasserstrafle 

]etrachtet  man  die  Karte  der  ausgebauten  bezw.  ge- 
planten Wasserstraßen  Deutschlands,  so  tritt  neben 
der  großen  nördlichen  Verbindungslinie  vom  Rhein 
zur  Weichsel  ein  zweites,  ebenso  großes,  südlich  gelegenes 
System  ins  Auge,  es  ist  dies  die  Donau  mit  ihren  Ver- 
bindungen zum  Oberrhein. 

Wahrend  diese  letzteren  Verbindungslinien  teilweise 
schon  im  Entwurf  bearbeitet  und  technisch  festgelegt  sind, 
ruhte  bis  jetzt  an  der  oberen  Donau  noch  die  Krage  trotz 
der  vielfachen  Bestrebungen  zur  Klärung  der  Sachlage. 
Es  fehlte  noch  an  einer  sicheren  Grundlage  für  die  Maß- 
nahmen einerseits  zur  Verbesserung  des  Fahrwassers  in 
dem  gcschiebcrcichcn  Strom  selbst  und  anderseits  zur 
späteren  Durchführung  der  Großschiffahrt  für  den  Kall, 
daß  dieselbe  von  der  unteren  Donau  herauf  und  dann  zum 
Rhein  weiter  geführt  werden  soll.  Durch  den  von  dem 
kgl.  Bauamtm.  Kaber  in  Nürnberg,  dem  seitheriecn  Vor- 
stand des  technischen  Amtes,  das  der  Verein  für  Hebung 
der  Kluß-  und  Kanalschif fahrt  in  Bayern  seither 
unterhalten  hat,  Ende  vorigen  Jahres  fertig  gestellten  Ent- 
wurf*) ist  diesem  Mangel  abgeholfen  und  eine  Arbeit 
durchgeführt,  welche  für  die  Weiterbehandlung  der  Wasscr- 
straßenfragc  in  Deutschland  von  größter  Bedeutung  ist 
Aus  der  unmittelbaren  Anregung  der  früher  so  reu- 
samen  und  reichen  Städte  an  dem  schönen  Donaustrom, 
welche  größtenteils  durch  den  Rückgang  des  Wasserver- 
kchrcs  ihren  Handel  und  Verkehr  vollständig  verloren 
haben,  hervorgehend,  sind  diese  Arbeiten  in  dem  sonst 
der  Wasserstraßenfrage  nicht  freundlich  gesinnten  Bayern 
allseitig  mit  größtem  Interesse  aufgenommen  worden. 
Durch  sie  ist  die  Möglichkeit  einer  zweckmäßigen,  den 
Korderungen  der  Neuzeit  aneepaßten  Ausgestaltung  nach 
technischer  und  finanzieller  Seite  nachgewiesen. 

Der  Entwurf,  welcher  auf  die  Vorarbeiten  zurück- 
greift, die  Bauamtmann  Rapp  im  Jahre  1890  für  die  Re- 
gulierung der  Donau  selbst,  und  Stadtbrt.  Braun  in  Ulm 
im  Jahre  1901  für  die  Anlegung  eines  Seitenkanales  im 
Donautal  gemacht  haben,  geht  davon  aus,  daß  die  bayeri- 
sche Regierung  gegenwärtig  bemüht  ist,  das  Kelsenbett 
der  Donau  oberhalb  Bassau  im  sogenannten  Kachlet,  dein 
Durchbruch  durch  den  bayerischen  Wald,  auf  eine  Fahr- 
wassertiefe  von  1,30 m  zu  bringen  und  damit  die  obere 
Donau  der  Großschiffahrt  zu  erschließen.  Nach  den  ein- 
gehenden Untersuchungen  de-  neuen  Projektes  kann 
diese  günstige  Gestaltung  der  Fahrwasser  -Verhältnisse 
oberhalb  des  Kachlcts  durch  wenig  ausgedehnte  und 
billige  Rcgulieruncsarbeitcn  von  l'lcinting  bis  Kchlheim 
auf  i6akm  Länge  weitergeführt  werden.  Mit  einem 
Aufwand  von  rd.  25000  M.  für  1  km  kann  auf  dieser 
Strecke  eine  Minimal  wassertiefe  von   1,70  und  am  er- 


iOD.  VctfL 


J«hrj.  1903  s  53B 


von  Passau  bis  Ulm. 

reicht  werden.  Dieses  günstige  Ergebnis  ist  dem  Um- 
stände zu  verdanken,  daß  auf  dieser  Strecke  größtenteils 
noch  die  alten  natürlichen  Krümmungen  des  Flusses  vor- 
handen und  nur  wenige  der  verderblichen  Durchstiche 
mit  ihren  so  schädlich  auf  die  Geschiebebewegung  wirken- 
den Streckungen  des  Flußlaufes  zur  Ausführung  gekommen 
sind  und  das  Wasser  damit  seine  Stoßkraft  zur  Fortbe- 
wegung des  Kieses  behalten  hat. 

Ungünstiger  gestalten  sich  die  Verhältnisse  auf  der 
Strecke  von  Weltenburg  bis  Ulm  mit  ebenfalls  162 tm 
Länge.  Hier  sind  zahlreiche  Durchstiche  ausgeführt,  in 
denen  das  Gegenteil  von  dem  eingetreten  ist^was^nan 

erreichen  wollte.  In  den  breiten,  geradlinigen  Strecken 
laufen  die  Wasser  zu  rasch  ab,  als  daß  sie  eine  möglichst 
gleichmäßige  und  nachhaltige  Wirkung  auf  die  Druckver- 
hältnisse, welche  eine  regelmäßige  Abführung  der  Kies- 
mengen fördern,  ausüben  können.  Durch  entsprechende 
Einbauten  sind  die  hierdurch  entstandenen  Mängel,  haupt- 
sächlich die  wandernden  Kiesbänke  mit  ihren  Untiefen 
und  Sehwellen  zu  beseitigen  und  wird  es  möglich  sein 
mit  einem  Aufwand  von  rd.  55000  M,  für  1  km  bei  Ingol- 
stadt 1,30  m,  bei  Donauwörth  1,20  ■  und  bei  Ulm  noch 
0,70 m  geringste  Wassertiefe  zu  erhalten. 

Damit  ist  festgelegt,  daß  die  Schiffbarkeit  der  eigent- 
lichen Stromrinne  nur  eine  beschrankte  ist  und  daß  dann, 
wenn  die  Großschiffahn  auf  der  Donau  zur  Durchführung 
gelangen  soll,  auf  der  Strecke  von  Kchlheim  bis  Ulm  zur 
I  lerstellung  eines  Seitenkanales  übergegangen  werden  muß. 
Wenn  auch  erst  in  späterer  Zeit  zu  erwarten,  ist  doch 
dieses  Ziel  beute  sch  n  fest  in  Auf!  z.i  behalten  und 
die  ganze  Behandlung  der  Frage  so  zu  gestalten,  daß  später 
600'  Schiffe  von  der  Donau  zum  Rhein  fahren  können. 

I  »er  Seilenkanal  ist  in  denselben  Maßen  wie  der  Donau- 
Mainkanal  also  mit  18  Sohlenbrcite  und  2,5  m  Wasser- 
tiefe geplant.  Die  Gesamtlänge  desselben  ist  bei  127 m 
Gefalle  auf  168,5  festgesetzt.  Bei  13  Stufen  ergibt  sich 
eine  mittlere  Länge  der  Haltungen  von  12,8  was  als 
sehr  günstig  zu  bezeichnen  ist.  Am  kanalisierten  Main 
z.  B.  würde  dieses  Maß  in  Mittel  nur  7,2  km  betragen.  Die 
Lage  des  Kanales  kann  so  gewählt  werden,  daß  an  zwei 
Stellen  Stufen  von  23  und  23.3  m  Gefälle  entstehen,  sodaß 
Hebewerke  erbaut  werden  können.  Da  die  Verhältnisse 
bezüglich  der  Wasserzuführung  sehr  günstig  liegen,  so 
sind  vorerst  Schleusentreppen  in  Aussicht  genommen. 

Die  Kosten  für  den  Seitenkanal  berechnen  sich  auf 
85  Mill  M.,  für  1  km  also  rd.  504000  M.  Mit  Rücksicht 
auf  die  ungestörte  Durchführung  eines  bedeutenden  Selüffs- 
verkehrcs  ist  die  Wasscrgcschwindigkeit  im  Kanal  nicht 
höher  als  0,20  "Vi  Sek.  in  Aussicht  genommen. 

Hierdurch  ist  auch  die  Ausnutzung  der  Wasserkräfte 
an  den  einzelnen  Staustufen  eine  sehr  beschränkte.  Die- 
selben berechnen  sich  auf  die  ganze  Strecke  von  Kehl- 

No.  33. 


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heim  bis  Ulm  auf  70C0  P.  S  Es  treten  noch  die  Kräfte, 
welche  an  den  3  bei  Ulm,  Donauwörth  und  Neuburg  ge- 
planten Donauwehren  gewonnen  werden,  mit  7500  P.  S. 
dazu,  sodaß  die  Gesamtzahl  14  500  P.  S.  betragt  und  der 
Wert  der  durch  den  Bau  des  Seitcnkanales  zu  gewinnen- 
den  Kräfte  auf  etwa  10  Mill  M.  zu  veranschlagen  sein 
dürfte.  Man  kommt  dann  auf  einen  Durchschnittspreis  von 
445000  M.  für  1  ltm  also  auf  einen  Kostenaufwand,  der 
gegenüber  den  Mitteln  für  zweigleisige  Bahnen  in  schwieri- 
gem Gelände  keineswegs  als  übermäßig  zu  bezeichnen  ist. 
Das  ganze  Projekt  ist  trotz  seines  generellen  Charakters 
so  bearbeitet,  daß  ein  vollständig  klarer  Einblick  in  die 
spätere  Gestaltung  der  Ausführung  gewonnen  wird.  Durch 
diese  dankenswerte  Arbeit  ist  es  möglich  geworden,  sofort 
mit  den  Maßnahmen  für  die  Ausnutzung  der  Wasserkräfte 
zu  beginnen,  ohne  daß  zu  fürchten  steht,  die  weitere  Ent- 
wicklung werde  dadurch  gehemmt.  Der  Bau  der  3  Stau- 
wehre, welche  in  der  Donau  bei  Ulm,  Donauworth  und 
Neuburg  notwendig  sind,  um  von  der  Donau  bei  Ulm  ab- 
zuzweigen, in  dieselbe  bei  Donauworth  einzumünden  und 
sie  bei  Neuburg  zu  kreuzen,  bieten  als  in  der  Nähe  größerer 


Städte  mit  Industrie  gelegen,  vielleicht  bald  Gelegenheit 
dazu,  wenn  die  Kohlen  noch  teurer  werden.  Dadurch 
aber,  daß  die  Schiffahrt  aus  der  Donau  heraus  in  den 
Kanal  verlegt  ist,  kann  in  der  ersteren  auch  an  jeder  an- 
deren günstigen  Stelle  ein  Wasserwerk  zur  Ausführung 
gebracht  werden,  während  seither  solche  Anlagen  mit 
Rücksicht  auf  die  Unsicherheit  der  Ausgestaltung  der  Schiff- 
fahrtsfragc  grundsätzlich  nicht  genehmigt  worden  sind. 

Das  Faber'sche  Projekt  verdankt  seine  Entstehung  der 
Anregung  des  Vorstandes  der  Handelskammer  in  Ulm, 
Kommemenrat  Engel,  durch  dessen  energisches  Vor- 
gehen auch  die  Mittel  für  die  Vorarbeiten  in  Hohe  von 
35000  M.  zusammen  gebracht  worden  sind. 

Der  Plan  ist  auch  im  Hinblick  auf  die  Absichten  einer 
späteren  Verbindung  zwischen  Rhein  und  Donau  durch 
den  Neckar  für  den  Süden  Bayerns  und  Württembergs 
von  größter  Bedeutung  Wenn  also  die  Donauuferstaaten 
einer  alten  Verpflichtung  nachkommen,  durch  diese  Maß- 
nahmen die  Donau  der  Schiffahrt  wieder  eröffnen,  wahren 
sie  damit  die  Interessen  einer  ferneren  Zukunft  ebenso 
sehr,  wie  die  unmittelbar  drängenden  der  Gegenwart  — 
  T. 


Die  preußische  Staatseisenbahn-  und  Kleinbahn-Vorlage. 


luch  in  diesem  Jahre  erseheint  als  Ergänzung  des 
Eisenbahnelats  eine  besondere  Gesetzes- Vorlage 
betr.  „die  Erweiterung  und  Vervollständigung 
des  Staats-Eiscnbahnnctzes  und  die  Beteiligung 
des  Staates  an  Privat- Unternehmungen  sowie  an 
dem  Bau  von  Kleinbahnen",  die  vor  kurzem  dem 
Abgeordnetenhause  zugegangen  ist. 

Der  Gesetzentwurf  sieht  folgende  Ausgaben  vor: 

1.  Zur  Herstellung  von  Eisenbahnen  und 
zur  Beschaffung  der  für  diese  erforder- 
lichen Betriebsmittel  100764000  M. 

2.  Zur  Deckung  von  Mehrkosten  der  Eisen- 
bahn Gleiwitz  —  Emanuclsegen  und 
Schweidnitz    Charlottcnbrunn     .    .  989000  , 

3.  Zu  besonderen  Bauausführungen  und 
Beschaffungen   36284000  „ 

4  Zur  Einführung  des  staatseigenen  Be- 
triebes auf  der  oberschlcsischen  Schmal- 
spurbahn und  Erwerbung  der  dem  bis- 
herigen Unternehmer  gehörigen  An- 
lagen und  Betriebsmittel   3270000  „ 

5.  Zur  Beteiligung  des  Staates  an  dem  Bau 
der  Eisenbahn  Elmshorn  -  Oldesloe  und 
an  dem  Unternehmen  des  Obcrhauscner 

W  asserwerkes   508000  „ 

6.  Zur  Förderung  des  Baues  von  Klein- 
bahnen   5000000. 

Gesaml-Summc    146815000  M 


hat  die  Linie  jetzt  dem  Staate  zu  den  früheren  Bedin- 
gungen angeboten 

Die  Summe  zu  1.  zerfällt  in  4  555000  M.  zum  Bau 
der  23,8km  langen  Haupteisenbahn  von  Sosnitza  Ober 
Preiswitz  nach  Egerfeld,  die  zur  Aufschließung  fiska- 
lischer Grubenfeldcr  und  zur  kürzeren  Verbindung  des 
oberschlesischcn  Industriegebietes  in  südlicher  Richtung, 
insbesondere  auch  mit  Oesterreich,  dienen  soll,  ferner 
81  861  000  M.  zum  Bau  von  21  Nebenbahnen  mit  zusammen 
681,7  km  Länge  und  schließlich  14348000  M.  zur  Be- 
schaffung von  Betriebsmitteln  für  diese  Bahnen.  Der 
größere  Teil  der  Nebenbahnen  fällt  auf  die  östlichen 
Provinzen,  doch  sind  auch  Schleswig-I  lolstein  und  Rhein- 
land-Westfalen beteiligt  Bedingung  für  die  Ausführung 
ist  in  allen  Fällen  die  lastenfreie  Uebcrlassung  des  erfor- 
derlichen Grund  und  Bodens  für  die  Bahnanlagen  durch 
die  beteiligten  Kommunal  verbände,  falls  sie  nicht  vor- 
ziehen, diese  Verpflichtung  gegen  eine  Pauschsumme  ab- 
zulösen. Auch  die  unentgeltliche  Mitbenutzung  der  öffent- 
lichen Chausseen  und  Wege  ist,  soweit  die  Aufsichtsbe- 
hörden das  zulassen,  zu  gewähren. 

Unter  den  für  Bauausführungen  bewilligten  be- 
sonderen Mitteln  ist  die  Herstellung  einer  zweiten  Haupt- 
eisenbahn von  Lehrte  nach  Wunstorf  zur  Ergänzung 
der  Eisenbahnanlagen  zwischen  diesen  Stationen  mit 
einein  Kostenauf  wände  von  26267000  M,  hervorzuheben, 


ferner  die  Herstellung  einer  neuen  Verbindung  zwischen 
Aachen  und  Hergenrath  zur  Umgehung  der  Steil- 
rampe bei  Kon  beide  mit  5405000  M.  Beide  Linien  wer- 
Außcrdem    ist    für  die  käufliche  Uebcrnahmc   des   den  erforderlich,  um  ungünstige  Bctriebsstreckcn  auszu- 
Breslau-ttarschaucr  Eisenbahn  -  Unternehmens  eine  scheiden. 


Summe  von  4049500  M.  beantragt  zum  Umtausch  der 
Aktien  in  3'/»%  konsolidierte  Staatsanleihe.  Die  Ver- 
handlungen bezüglich  des  Ankaufes  dieser  Eisenbahn- 
linie, die,  als  direkte  Verbindung  Breslau — Warschau 
geplant  und  1871 ,72  bis  zur  russischen  Grenze  bei  Wi  I  h  e  1  m  s- 
brück  in  55,34 Länge  ausgeführt,  infolge  des  Wider- 
standes der  russischen  Regierung  auf  dem  russischen  Ge- 
biete bisher  nicht  weiter  geführt  wurde,  waren  bereits  1902 
eingeleitet,  zerschlugen  sich  aber  damals.  Die  Gesellschaft 


Bezüglich  der  Aufwendungen  für  Beihülfe  zu  Klein- 
bahnen gibt  der  Gesetzentwurf  die  Mitteilung,  daß  bisher 
bereits  durch  verschiedene  Gesetze,  zuletzt  durch  dasjenige 
vom  18.  Mai  1903,  imganzen  74  Mill.  M.  bewilligt  seien; 
davon  sind  rd.  62  Mill.  M  bereits  vergeben,  1,63  Mill.  M. 
in  Aussicht  gestellt,  8,44  Mill  M.  beantragt.  Der  Fonds 
wird  also  z.  Zt.  noch  ausreichen,  es  sind  aber  berechtigte 
Wünsche  in  so  großer  Zahl  zu  erwarten,  daß  schon  jetzt 
die  weitere  Bewilligung  von  5  Mill.  M.  beantragt  wird. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  und  Ing. -Verein  zu  Hamburg.  Vers,  am  11.  Dez. 
1903.    Vors.  Hr.  Claßen,  anwes.  74  Pers. 

Hr.  Jürgens  berichtet  über  seinen  Entwurf  von  1898 
für  eine  Umgestaltung  des  Berliner  Tiergartens 
im  Sinne  der  ursprünglichen  Anlage  Friedrichs  d.  Gr. 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Bedürfnisse  des 
Reit-  und  Kahrsportes.  Ein  erster  Entwurf,  der  nur  den 
Tiergarten  südlich  der  Charlottenburger  Chaussee  mit  zu- 
sammenhängenden Reitwegen  und  besseren  Fußweg- Ver- 
bindungen versah,  wurde  an  allerhöchster  Stelle  abge- 
ändert; die  Verbcsserungen  sollten  insbesondere  auch  auf 
den  nördlichen  Teil  des  Tiergartens  ausgedehnt  werden. 
Den  Plänen  ist  indessen  bisher  noch  keine  weitere  F'olgc 
gegeben  worden  mit  der  Begründung,  daß  vorerst  5  Jahre 
zur  Ausholzung  des  Tiergartens  erforderlich  seien;  es  sei  in- 
dessen zweifelhaft,  ob  man  in  Berlin  auf  die  vorgeschlagene 
grundsätzliche  Umgestaltung  des  Tiergartens  zurückkom- 
men werde.  Auf  Anfrage  Ilm.  Gleims  teilt  Redner  mit, 
Unter-  oder  Lrebcrführungcn  der  Tiergartenwege  und  <)rr 
Charlottenburger  Chaussee  seien  in  seinem  Plane  nicht 
vorgesehen,  konnten  aber  nach  Bedarf  ausgeführt  weiden. 

23  April  1904. 


Hr.  Groothoff  erzählte  von  seiner  diesjährigen 
Reise  nach  Frankreich,  insbesondere  von  zwei  Ab- 
stechern nach  der  Abtei  Mont  St.  Michel  in  der  Bretagne 
und  nach  Lourdes  am  Fuße  der  Pyrenäen,  dem  bekannten 
Wallfahrtsort  Anhand  zahlreicher  Projektionsbilder  erläu- 
tert Redner  die  malerische  Lage  von  St.  Michel  auf  einem 
50  ■  hohen  Granitfclsen  inmitten  eines  bei  Ebbe  trocken 
liegenden  Watts  samt  seinen  teils  sehr  alten  und  bemer- 
kenswerten Baulichkeiten,  die  in  der  französischen  Ge- 
schichte zuerst  als  Kloster,  später  auch  als  Zwingburg  für 
politische  Gefangene  eine  Rolle  spielen  Eine  Reihe  von 
Bildern  stellt  auch  andere  Teile  der  schroffen  und  an 
Granitriffen  reichen  Küste  der  Bretagne,  sowie  bretoni- 
sche Volkstrachten  und  äußct'M  zierliche  und  gewagt  er- 
scheinende Baulichkeiten  ,111*  Granit  dar.  Redner  schil- 
dert alsdann  Lourdes,  seine  Umgebung  und  die  großartige 
bauliche  Entwicklung  des  von  oooooo  Pilgern  jährlich  be- 
suchten, von  Zola  lebenswahr  beschriebenen'  Ortes,  die 
Bauten  am  Wunder  -  Otiei],  die  Wallfahrts  .  Kirche  und 
die  Hospitäler.  St. 

Vor*,  am  18  Dez.  1903.  Vors  Iii-  Zimmermann, 
aiiwe-  uolVrs  .\n'L:>  n  .  Inn  Christ  Christiansen,  Binsir. 
der  Stadtwas-erkimst  t  KU.  Prill  und  ltit<   Wey  rieh. 

203 


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Den  ersten  Gegenstand  der  Tagesordnung  bilden  die 
Neuwahlen  zu  den  Vereinsamtem  iür  das  Jahr  1904.  Der 
seitherige  Vorsitzende,  Hr.  Baudir.  Zimmermann,  scheidet 
nach  achtjähriger  Amtsdauer  satzungsgemäß  aus.  Die  Wahl, 
wahrend  welcher  Hr.  C laßen  interimistisch  den  Vorsitz 
fahrt,  fftllt  auf  den  neuerdings  von  der  Berliner  technischen 
Hochschule  als  Wasserbaudirektor  nach  Hamburg  zurück- 
gekehrten Hrn.  Bubendey,  welcher  dieselbe  annimmt. 

Darauf  wird  der  scheidende  Vorsitzende  Hr.  Zimmer- 
mann in  dankbarer  Anerkennung  seiner  langjährigen  her- 
vorragenden Verdiensie  um  die  Leitung  des  Vereins  ein- 
stimmig zum  Ehrcnmitgliede  ernannt.  Hr.  Claßen 
hebt  in  seiner  Mitteilung  an  den  Gefeierten  mit  warmen 
Worten  hervor,  wie  er  durch  die  stets  gleichmäßig  liebens- 
würdige und  feüisinnige  Art  seiner  Amtsführung  sich  auf 
allen  Seilen  Zuneigung  und  Vertrauen  erworben  und  wie 
auch  für  die  übrigen  Mitglieder  des  Vorstandes  das  Zu- 
sammenwirken mit  ihm  ein  besonders  angenehmes  und 
sympathisches  gewesen  sei.  Hr.  Zimmermann  dankt 
bewegt  für  die  inm  erwiesene  Ehrung  und  Obernimmt  den 
Vorsitz  für  die  heutige  letzte  Sitzung  seiner  Amisperiode. 

Den  Vortrag  des  Abends  hall  Hr.  Bubendey  über 
das  technische  Hochschulstudium  und  die  Prüfun- 
gen, wobei  er  nicht  eine  systematische  Behandlung  dieses 
Themas  beabsichtigt,  sondern  einen  zwanglosen  Bericht 
über  Erfahrungen  und  Anschauungen  aus  seiner  acht- 
jährigen Lehrtätigkeit,  die  ihn  mit  innerer  Befriedigung 
erfüllt  habe,  aber  nun  doch  hinter  ihm  liege,  weil  die 
Mitarbeit  an  den  großen  Kragen  des  Strom-  und  Hafen- 
bauwesens in  Hamburg  in  den  kommenden  Jahren  einen 
noch  größeren  Kciz  geboten  habe. 

Zu  der  Frage,  ob  Prüfungen  notwendig  seien,  wird 
ein  Vergleich  mit  den  an  den  Universitäten  von  Alters 
her  bestehenden  Prüfungen  gezogen.  Für  akademisch 
gebildete  Architekten,  Ingenieure  und  Maschinenbauer  ist 
früher  im  Allgemeinen  keine  Prüfung  verlangt  worden. 
Eine  Ausnahme  fand  statt  hinsichtlich  der  Ausbildung  für 
den  Staatsdienst  in  den  größeren  Staaten,  während  z.  B. 
in  Hamburg  die  drei  letzten  Vorgänger  des  Redners, 
Wasserb  -Dir.  Dahlmann,  Nchls  und  ßuehheister  auch  ohne 
Prüfungen  ihrem  verantwortlichen  Amte  mit  bestem  Er- 
folg gerecht  wurden. 

Redner  betont,  daß  die  Prüfung  allein  noch  keine 
Gewähr  für  Brauchbarkeit  gebe,  vielmehr  auch  der  prak- 
tische Sinn  dazu  erforderlich  sei.  Die  Architekten  und 
Maschinenbauer  denken  der  Mehrzahl  nach  nicht  daran, 
Prüfungen  abzulegen,  für  die  Bauingenieure  liege  die 
Sache  neuerdings  insofern  anders,  als  seit  der  Verstaat- 
lichung der  Eisenbahnen  die  Privattätigkeit  auf  diesem 
Gebiete  wesentlich  eingeschränkt  sei. 

Die  Erkenntnis,  daß  neben  theoretischem  Wissen  auch 
praktische  Befähigung  erforderlich  sei,  hat  in  Preußen 
und  anderen  Staaten  zur  2.  Prüfung  nach  Einschicbung 
einer  gewissen  praktischen  Ausbildung  geführt.  Wenn 
auch  für  den  Dienst  in  großen  Staaten  und  ausgedehnten 
Verwaltungen  die  lange  Zeit  erfordernden  zweifachen 
Prüfungen  wichtig,  ja  unerläßlich  seien,  weil  sie  den 
Weizen  von  der  Spreu  sondern,  und  vor  Nepotismus 
schützen,  so  seien  dieselben  doch  für  die  Allgemeinheit, 
namendich  in  der  gegenwärtigen  Ausdehnung  mit  der  un- 
geheuren Anhäufung  von  Wissensstoff  nicht  berechtigt, 
weil  sie  einen  Zeitaufwand  bedingen,  der  mit  der  Kürze 
des  Lebens  nicht  in  Einklang  zu  bringen  sei. 

Des  Weiteren  kennzeichnet  Redner  eingehend  die 
dreifache  Art  der  Prüfung:  häusliche  Arbeit,  Klausurarbeit 
und  mündliche  Prüfung  in  ihrer  verschiedenen  Bedeutung, 
wobei  er  erwähnt,  daß  auf  den  preuü.  Hochschulen  in 
der  Diplomprüfung  die  Klausurarbeit  nur  noch  für  die 
Architekten  beibehalten  sei.  Redner  kommt  zu  dem 
Schlüsse,  daß  man  die  Prüfungen  nicht  überschätzen, 
wohl  aber  ihren  großen  Wert  anerkennen  solle,  wenn  sie 
gut  geleitet  sind,  namentlich  wenn  nicht  allein  das  Ge- 
dAchtnis,  sondern  auch  das  selbständige  Denken  erprobt 
wird.  Es  sei  sehr  vorteilhaft,  daß  Jedem  Gelegenheit  ge- 
geben sei,  durch  Ablesung  der  Diplomprüfung  nachzu- 
weisen, daß  die  akademischen  Studien  erfolgreich  betrie- 
ben seien.  Zu  dem  .Studium  selbst  übergehend  wird  die 
außerordentliche  Zunahme  der  einzelnen  Disziplinen  so- 
wie der  etwa*  abnehmende  Wert  der  Vorlesungen  gegen- 
über den  Ucbuitgcti  und  Laboratorien  geschildert  um!  er- 
wähnt, wie  man  praktische  Kollegien  nicht  mit  weit- 
gehenden theoretischen  Ermittelungen,  z  B.  Kolleg  Uber 
Sccbau  nicht  mit  den  in  die  Einzelheiten  eindringenden 
Theorieen  der  Wcllenlchre  und  Flut  und  Ebbe  belasten 
solle,  wie  man  durch  autographische  Studienblatter  das 
dem  Vortraue  Folgen  erleichtern  könne  usw. 

Endlich  kommt  Redner  auf  die  in  Deutschland  im 
Gegensatz  zu  den  meisten  technischen  Hochschulen  des 
Auslandes  eingeführte  Suidicnfrcihcit  zu  sprechen.  Er 


hat  einst  in  seiner  eigenen  Studienzeit  in  Zürich  den  ge- 
bundenen Studiengang  kennen  gelernt  und  spricht  sich 
sehr  warm  für  die  volle  Studienfreiheit  aus.  In  Zürich 
besteht  heute  noch  der  Schulzwang  und  Redner  hat  bei 
einem  Besuche  erfahren,  wie  einem  dadurch  mißliebig 
gewordenen  Professor,  genau  wie  vor  30  Jahren,  noch 
heute  eine  Katzenmusik  gebracht  wurde.  Ueber  die  Wir- 
kungen des  Zwanges  berichtete  Redner  von  interessanten 
Erfahrungen,  die  an  außerdeutschen  technischen  Hoch- 
schulen gemacht  worden  sind. 

Die  Sfitteilungen  des  Vortragenden,  welche  hier  nur 
in  kurzem  Auszüge  wiedergegeben  werden  können,  waren 
durch  eine  Fülle  charakteristischer  persönlicher  Erlebnisse 
belebt,  welche  zumteil  in  humoristischer  Form  vorge- 
bracht wurden.  Der  Vorsitzende  knüpft  an  den  Ausdruck 
des  Dankes  für  den  mit  lebhaftem  Interesse  aufgenomme- 
nen Vortrag  einige  Abschiedsworte  personlicher  Art,  da 
er  sein  Amt  heute  nach  achtjähriger  Führung  niederlege.— 

  Mo. 

Preisbewerbungen. 

Zum  Ideen-Wettbewerb  Jubiläums-AussttUungs-Gebäude 
In  Nürnberg  1906  (S.  ic6)  sei  nachgetragen:  Gegenstand  des 
Wettbewerbes  bildet  der  Entwurf  i.  zum  llaupt-lndustrie- 
Gebäude,  24  000  4m  Grundfläche,  2.  dem  Kunstausstellungs- 
Gebäude,  3.  dem  Hauptrestaurant,  4.  der  Festhalte  mit  Bier- 
wirtschafl,  5.  dem  Verwaltungsgebäude  mit  Haupteingangs- 
portal, 6  der  Maschinenhalle,  86001'".  Die  Bewerber 
können  sich  an  einzelnen  oder  allen  Aufgaben  beteiligen. 
Der  Gesamtplan  der  Ausstellung  steht  fest,  desgl.  Stellung 
und  Grundfläche  der  Gebäude,  für  die  I  lauptgebäude  auch 
die  Grundrißform.  Material  vorwiegend  Holz  und  Gips, 
Architektur  festlich,  mit  Anwendung  von  Malerei  und 
plastischem  Schmuck,  aber  ohne  den  Schein  von  Monu- 
mentalbauten zu  erwecken.  Verlangt  werden  Grundrisse 
und  Schnitte  in  1  : 200,  Ansichten  in  t  :  100,  kurze  Erläute- 
rungen. Bei  Gebäuden,  deren  konstruktive  Anlage  sich 
wiederholt,  genügen  Tcildarstellungeii.  Die  technische 
Leitung  der  Hauten  füllt  einem  angestellten  Ausstellungs- 
Architekten  zu,  es  bleibt  jedoch  vorbehalten,  bezügl.  der 
Ausführung  des  architektonisch-künstlerischen  Teiles  ihrer 
Entwürfe  mit  Preisträgern  besondere  Vereinbarung  zu 
treffen.  Das  Preisgericht  soll  seine  Entscheidung  bis  «päte- 
stcus  1  Juli  d  J.  bekannt  geben.  Die  Zerlegung  der  Ge- 
saml  l'ictsMimm'r  von  12500  M.,  die  aus  dem  kurzen  Aus- 
schreiben nicht  klar  ersichtlich  war.  ist  derart,  daß  auf 
jedes  der  6  genannten  Gebäude  je  3  Preise  von  zusammen 
aooo,  2300,  2300,  2100,  2600,  1200  M.  (in  obiger  Reihenfolge) 
entfallen.  Dem  Programm  ist  ein  Uebersichtslageplan 
und  ein  genauer  Plan  mit  1  löhenangaben  und  den  Grund- 
rissen der  Gebäude  beigegeben.  Als  Ausstellungsplatz  ist 
der  am  Dutzendteich  schön  gelegene  Luitpoldhain  gewählt. 

Wettbewerb  Knappschaftalaiareth  Waldenburg  I.  Schi. 
(Vcrgl.  S.  192).  Für  den  Wettbewerb  sollen  die  Grund- 
satze des  Verb  deutsch.  Arch-  u.  Ing  -Vereine  maßgebend 
sein.  Für  die  Bauausführung  behält  sich  die  Verwaltung 
freie  Hand  vor,  wird  jedoch  „wenn  tunlich  dem  Verfasser 
des  zur  Ausführung  gewählten  Entwurfes  die  Ausarbeitung 
der  Plane  übertragen".  Verlangt  sind  die  Grundrisse 
sämtlicher  Geschosse  Die  Hauptansichten  und  die  zur 
Klarstellung  nötigen  Schnitte  in  1  : 200,  dazu  Erläuterun- 
gen mit  Angabc  über  Heizung  und  Lüftung,  Berechnung 
des  kubischen  Inhaltes  der  Gebäude  mit  dem  Durchschnitts- 
preis von  16  M.  1 cl"".  Als  Bauplatz  steht  ein  mit  alten 
Baumen  bestandener  Park  zur  Verfügung.  Für  die  Ge- 
bäude ist  freundliches  Aussrhen,  Einfachheit  und  Zweck- 
mäßigkeit Bedingung.  Jeder  rein  äußerliche  Luxus  ist  zu 
vermeiden.  Die  "Bauart  bleibt  dem  Bewerber  überlassen, 
im  übrigen  muß  das  Krankenhau«  allen  neuzeitlichen  An- 
sprüchen genügen.  Raumbedarf  165  Betten,  davon  25  in 
getrenntem  Infektion*- Pavillon.  Trennung  des  gesamten 
Wirtschaftsbetriebes  vom  eigentlichen  Krankenhaus.  — 

Im  Wettbewerb  der  Gemeinde  Tegel  um  die  Neuge- 
staltung der  Dampferanlegestellen  usw.  daselbst  <S  68)  er- 
hielt den  I.  Pr  Hr.  Reg  -  Bmstr.  a.  D.  Fritz  Schulz  in 
Pankow.  II.  Pr.  Hr  Arch.  Fritz  Badeslein  in  München, 
III  Pr  der  Entwurf  „Anker"  eines  bisher  nicht  bekanti 
ten  Verfassers.  Eine  lobende  Anerkennung  erhielt  der 
Entwurf  der  Landschaftsgärtnerei  F.  Kastel  A  Ko 

Inhalt:  l>i«-  PonitTcrol  LuilioMi»  liulr  in  .r i e  -  Ktn  mi~  Vi 
Kla-m»>'<>lliilMir»b*ii  (ForlwUuncl.  !>!•■  t>oi«u«  •.«««•  r -oulh-  von  l'amii 
bi«  t/Im.  -  l>.c  prr«lli<H'lir  SU.Mrnfi.lnlT».  •...,«!  kiVintuhn  .\  oiUi;>-  - 
\l,(t<->lunren  «u.  Vrrcincn.       l'rn«br«rf:l>»»i;ni.  ^_ 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Die  Prmzres;ent  Luitpoldschule 
in  Bamberg 

VerUr  der  IVotw -hm  rUiueitiiiif.  <V  mbH.  Br.tln.  Für  die  KetUktlon 
rrtmmwortluh  i.  V   r    tl»*lro.  fif/tln    Druck  von  Wilh.  Greie,  Berlin 

No.  3* 


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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2: 34.  BERLIN,  DEN  27.  A  PK  1 1 .  1904  _ 

Das  Iroquois-Theater  in  Chicago  und  die  Brand-Katastrophe  vom  30.  Dezember  1903.*) 

Von  Louis  Gutniel  iu  Chicago. 


Im  30.  Dez.  1903  brach  svährcnd  einer  Nachmittags- 
Vorstellung  im  Irouuois- Theater  in  Chicago  ein  Feuer 
'  aus,  welches  innerhalb  40  Minuten  die  gesamte  Büh- 


nencinrichtung,  einen  Teil  des  Zuschauerraumes  und  an- 
nähernd 600  Menschenleben  vernichtete  Mit  dem  Hau 
des  Theaters  war  am  1.  Mai  1903  begonnen  worden  und 
die  Einweihung  dieses  .most  perfect  iheatre  in  Amerika" 
hatte  am  23.  Nov.  desselben  Jahres  stattgefunden.  Es  sei 
nachstehend  eine  Schilderung'dcr  Anlage  des  Theaters  mit 
einigen  gleich  nach  dem  Brande  gefertigten  Aufnahmen,  des 
Verlaufes  der  Katastrophe  und  des  festgestellten  Tatbe- 
standes gegeben.  Die  Schlüsse  vermag  sich  jeder  Leser 
selbst  zu  ziehen. 

Das  Theater-Grundstück  liegt  im  I  lauptgeschäftsteil 
Chicagos  und  grenzt,  wie  aus  den  Grundrissen  Abbildg  1 
und  der  Ansicht  Abbildg.  3  und  4,  S.  209,  zu  ersehen  ist,  an 
zwei  öffentliche  Straßen  und  eine  schmale  Gasse  oder  AUey. 
Der  I  laupteingang  liegt  an  der  belebteren  Randolph-Straßc, 

Gwa 


gang  für  die  Galeric  dient.  Diese  Treppe  ist  in  ihrem 
obersten  Lauf  0,91  m  breit  und  verengt  sich  an  einer  Stelle 
sogar  bis  auf  rd  0,70  ™>  Aus  der  \  orhalle  gelangt  man 
durch  3  Türöffnungen  (/«|  von  je  2,13'"  Breite  in  die 
Treppcnhalle,  in  welcher  unmittelbar  rechter  und  linker 
Hand  etwa  2,44"  breite  Freitreppen  zum  Balkon  und 
weiter  solche  von  rd.  1,70™  Breite  zur  Galerie  aufsteigen, 
während  in  gerader  Richtung  wiederum  «  Türöffnungen 
(r)  von  2,13»'  Breite  in  das  Parkett  führen.  In  der  Trep- 
pcnhalle sieht  man  unter  dem  westlichen  Lauf  der  Haupt- 
treppe die  Damengarderobe  mit  Toilette,  unter  dem  öst- 
lichen Lauf  die  1  Icrrcngardcrobc  mit  einer  in  das  Keller- 
geschoß zum  Rauchzimmer  und  zur  Herrentoilette  füh- 
renden Treppe. 

Im  Parkett  liegen  rechts  und  links  vor  der  Bühnen- 
Offnung  je  2  Logen  und  über  diesen  in  1  löhe  des  Balkons 
je  1  Loge,  zu  welch'  letzteren  eine  1,06™  breite  gerade 
und  eine  1,23™  breite  gewundene  Treppe  emporf Ohren, 


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Abbildg.  4.  und  seine  Aclise  steht  senkrecht  auf  der  von 
Ost  nach  West  laufenden  Hauptachse  des  Theaters,  An 
der  Dearborn-Straße  hat  man  einen  Streifen  von  rd.  12  ■» 
(40')  Breite  unbebaut  gelassen.  Auf  diesem  und  auf  dem 
freizulegenden  Eckbauplatze  sollte  ein  12  stöckiges  Hotel- 
gebäude  errichtet  werden  zur  vorteilhafteren  Ausnutzung 
des  Grund  und  Bodens.  Länge  und  Breite  des  Bühnen- 
räume-  betragen  ungefähr  25  bezw  16  ■  (83'  bezw  52') 
ohne  den  Anbau,  wahrend  der  Zuschauerraum  25  bezw. 
20»  (83'  bezw.  ö6'i  mißt  und  rd.  1700  Sitzplätze  enthält 
Von  der  Randolph-Straße  gelangt  man  durch  5  Tür- 
öffnungen (<i  in  Abbildg.  U  von  je  1.52 m  Breite  in  eine 
5.5 m  breite  Vorhalle,  in  welcher  sich  links  die  Billel- 
scnaltcr  und  rechts  eine  etwa  1,15 "  breite  Podesttreppe 
befinden,  welch'  letztere  nach  den  über  der  Vorhalle  ge- 
legenen Theaterbureaus  führt  und  gleichzeitig  als  Notaus- 

I  A  nme  i  k  u  iif  dir  Keilaition  W.i  liulw»  die-en  et«  j«  breiteten 
Aiiafahruiirr»,  die  arhon  -eit  lln£eiem  bej  un»  riuKr|;anirrn  warnt.  dr-- 
wegeri  noch  Kaum  tri-rbit.  .  d««.«  «ul  oiüi.hcn  l'uli 


l'utcriuf  huiicrn 
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teuer. 


beruhenden  t>aratrUiinc  kUr  hrrvurecht.  JatS  r»  t*Urh  «irr.  ...1- 
Unglack.aialle  wrutrjrehtwtr  »lleenirlne  Srhluofols<-ronrJ»n  Ol.er  <lie 
«iehrrhrli  itnwrrr  TneaNr  «ehrn  tu  «ollen,  flenn  dri  l.rund  I 
Katastrophe  liegt  in  der  vuUiUndii;  »etfehlten  AnUe»  ilrr  Zu£»n;<-  und 
Treppen  dp-  Tbralri*,  ui  drin  Kehlen  allrr  l.A*»'h-  und  aonMigen  Sicher- 
heit-vurkehninceti ,  in  dem  Mangel  jeder  Orraniaatton  de»  .SiehrrlirilH- 
im  Thi-ali  r   >if,d   der  infolge   etrue»  ringrtretrnen  «-nllsllndifrn 


de»  Veit  aasers  1. 

die  gleichzeitig  eine  unmittelbare  Verbindung 
Parkett  und  Balkon  herstellen,  Zwischen  der  vordersten 
Parkettreihe  und  der  Bühne  liegt  etwa  1.52  m  tiefer  als 
das  Parkett  selbst  und  /umteil  unter  die  Bühne  sich  er- 
streckend, der  Orchesterraum,  welcher  von  «lern  Bühneu- 
raum  durch  eine  feuerfeste  Mauer  getrennt  i-t  Der  Gang 
hinter  den  Sitzreihen  im  Parkett  i-t  an  seiner  schmälsten 
Stelle  1,75"  breit,  während  die  Breite  der  die  Reihen 
radial  durchschneidenden  Gänge  o,gi  ,n  beträgt  I  »er  Gang 
an  der  Nordseile  der  Parkettreihen  vor  den  3  nach  der 
Gasse  leitenden  Notausgängen  i<>l  i-t  ebenfalls  nur  o.qi  »> 
breit.  Die  Sitzreihen  haben  eine  Breite  von  oßs "'  und 
steigen  um  je  rd.  13""  terrassenförmig  an,  was  in  den 
Gängen  durch  Schräglegcn  des  Fußbodens  ausgeglichen 
ist.  Folgt  man  den  beulen  I  laupttrcppenarmeii  iu  der 
Treppcnhalle,  so  gelangt  man  geradenwegs  zu  2  Podesten, 
welche  ungefähr  in  Höhe  de- Balkon- sich  befinden  Von 
dem  östlichen  führen  in  nördlicher  Richtung  3  Stuten  zu 
dem  hinteren  Teil  des  Balkon-:  von  dem  we-tlich  gelegenen 
führt  ebenfalls  in  nördlicher  Richtung  ein  Treppenlaitl  zu 
den  vorderen  Reihen  der  Galerie.  Von  beiden  Pode-ten 
gelangt  man  abwärts  über  je  4  Stufen  zu  einem  Prome- 
nadcnbalkon,  auf  welchen  die  mittlere  Emgang-tür  \f\  zum 
Balkon  mündet,  während  aufwärts  2  Treppenlaufe  zu  den 
Eingängen  {h  u.  1)  der  Galerie  lühren.   Im  Balkon  steigen 

205 


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die  79—81  ™  breiten  Sitzreihen  um  durchschnittlich  36'™, 
in  der  Galerie  um  69'™  terrassenförmig  an  mit  entspre- 
chenden Stufenanordnungen  in  den  dieselben  radial  durch- 
schneidenden und  an  den  Enden  begrenzenden  Gängen. 
Die  letzteren  haben  annähernd  die  nämliche  Breite  wie 
diejenigen  im  Parkett.  Vom  Balkon  sowohl  als  von  der 
Galerie  fahren  je  3  in  der  Nordwand  liegende  Notaus- 
gänge (im  bezw.  n)  nach  0,91  ■»  breiten,  aus  12  »"■>  starken 
Stabciscn  gefertigten  Treppen  (sog.  „Firc  cscapes"),  welche 
an  der  äußeren  Seite  der  Mauer  befestigt  sind  und  in  die 
Gasse  hinableiten  (vergl.  auch  Abbildg.  3).  Sämtliche  Not- 
ausgänge an  diesem  Ende  des  Zuschauerraumes  sind  1,37  ■ 
breit,  innen  mit  zweiflügeligen  Glastüren,  außen  mit  zwei- 
flügeligen eisernen  Türen  versehen.  In  der  Decke  des  Zu- 
schauerraumes befinden  sich  in  der  Hauptachse  a  Venti- 
latoren, von  denen  der  eine,  mit  einem  Durchmesser  von  rd. 
2,13  m,  unmittelbar  vor  dem  nach  dem  Zuschauerraum  sich 
erweiternden  Proszeniumsbogen  liegt,  während  der  zweite, 
ungefähr  0,91  zu  31,10"*  messende,  etwa  0,91  m  vor  der 
Ostwand  des  Zuschauerraumes  sich  hinzieht.  2  weitere 
Ventilationsöffnungen  befinden  sich  unmittelbar  in  dieser 
Wand  in  der  Nordost-  bezw.  Südostecke  des  Raumes 
nahe  der  Decke.  Alle  diese  Ventilatoren  dienen  zur  Ab- 
leitung der  verbrauchten  Luft. 

Im  obersten  Teil  der  Treppenhalle,  dort  wo  die 
zur  Galerie  fahrenden  Treppenläufe  ausmünden,  läuft  an 
Seiten  eine  Promenade  für  die  Besucher  der  Galerie 
crum.  Dieselbe  ist  in  der  Nordostecke  unterbrochen 
durch  eine  Treppcnanlagc.  Eine  1,67  m  breiter  Treppen- 
arm führt  liier  zu  einem  vor  dem  oberen  Eingang  h  zur 
Galeric  liegenden  Podeste,  unter  welchem  sich  eine  massive 
Mauer  (t)  befindet.  Von  diesem  Podest  läuft  eine  2,30  ra 
breite  Treppe  in  südlicher  Richtung  abwärts  nach  dem 
östlichen  Teil  der  Promenade  und  leitet  aber  diesen  hin- 
aus zu  der  schon  früher  erwähnten  0,01  m  breiten  Not- 
treppe, welche  in  der  Vorhalle  des  Theaters  endet,  in 
dem  obersten  Geschoß  aber  durch  eine  Tür  *  gesperrt 
werden  kann.  Dieser  östliche  wie  auch  der  westliche  Teil 
der  Promenade  sind  an  ihren  südlichen  Enden  durch  mit 
Oberlicht  versehene  Toilettenräume  um  mehr  als  die 
Hälfte  ihrer  Breite  eingeengt.  Ucbcr  dem  mittleren  Teil 
der  Treppenhallc  befindet  sich  ein  Oberlicht,  welches  fast 
die  ganze  Decke  ausfallt. 

Der  Bahnenraum  steht  mit  dem  Zuschauerraum 
durch  eine,  nahe  der  Sudostcckc  des  ersteren  gelegene, 
mit  doppelten  zweiflügeligen  Eisentüren  versehene  Oeffnung 
in  Verbindung,  neben  welcher  sich  das  Schaltbrett  für  die 
gesamte  elektrische  Beleuchtungsanlage  des  Theaters  be- 
findet. Eine  etwa  6,10»  hohe  Tür  führt  nahe  der  Nord- 
westecke der  Bühne,  von  dieser  nach  der  Gasse,  eine 
zweite  nahe  der  Südwestecke  aber  den  nicht  bebauten 
Teil  des  Grundstückes  nach  der  Dearborn-Straße.  In  der 
Decke  des  Bühnenraumes  sind  in  der  Mitte  2  gewaltige 
Oberlichtc  angebracht,  welche  als  Ventilatoren  zu  dienen 
bestimmt  waren.  An  der  Bühnenseite  in  der  Proszeniums- 
wand liegen  zu  beiden  Seiten  und  nahe  der  Bogcnöffnung 
2  senkrechte,  schlitzartigc  Vertiefungen,  in  deren  jeder 
ein  annähernd  6,10 m  hoher,  halbrunder  Reflektor  mit 
einer  Reihe  übereinander  angeordneter  Glühlampen  sich 
befindet,  der,  in  Scharnieren  hängend,  um  eine  senkrechte 
Achse  sich  herausdrehen  und  auf  die  Bühne  einstellen 
läßt.  In  dem  an  die  Bühne  grenzenden  Anbau  sind  in 
mehreren  Stockwerken  Anklcidczimmer  angeordnet  mit 
davor  liegenden  Korridoren,  welche  bis  zur  ersten  Bühnen- 
Galerie  nach  der  Bühne  zu  offen,  darüber  aber  von  dieser 
durch  Hohlzicgclmauerri  vollständig  abgeschlossen  sind 
Mit  den  südlichen  Bühnengalerien  stehen  diese  Korridore 
durch  kleine  mit  eisernen  Türen  versehene  Oeffnungen 
in  Verbindung.  In  dem  Anbau  befindet  sich  ein  Aufzug 
und  eine  eiserne  Treppe,  welch'  letztere  auch  nach  den 
unter  der  Bühne  gelegenen  Räumen  leitet.  Die  Bühnen- 
Galerien  der  nördlichen  Seite  sind  von  den  südlich  Ge- 
legenen über  die  an  drr  Westwand  sich  hinziehende  Maler- 
Brückc  und  von  der  Bühne  selbst  durch  eine  hinter  den 
nördlichen  Logen  aufsteigende  Wendelireppe  erreichbar. 

Das  Kellergeschoß  enthält  außer  dem  Rauchzimmer, 
der  Herrentoilette  und  dem  Maschinenraum  noch  eine  Reihe 
unter  dem  Zuschauerraum  liegender  Ankleide/ immer. 

Das  Gebäude  ist  in  allen  «einen  konstruktiven  Teilen 
aus  feuerfestem  Material  hergestellt.  Die  Lmfas-ungs-  und 
Hauptscheidemauern  bestehen  aus  Ztcgclmauerwerk,  die 
Fassade  aus  Granit  und  Sandstein.  Die  Bühnenöffnung 
der  Proszeniumswand  ist  mit  hohen  Stahlträgern  über- 
deckt Die  übrigen  Scheidewände  sind  aus  Hohlziegeln 
oder  aus  Zementputz  auf  Drahtgeweben  mit  Eisenver- 
steifungen gefertigt.  Der  ganze  Proszeniumsbogen  mit 
den  darin  liegenden  Logen  und  Aufbewahrungsräumen, 
die  Decken  des  Zuschauerraumes  und  der  Trcppenhalle, 
der  Balkon  und  die  Galerien  bestehen  aus  Stahlkonstruk- 

206 


tionen  mit  darüber  gespannten  und  verputzten  Drahtge- 
weben oder  richtiger  Blcchplatten,  welch  letztere  durch 
Stanzung  durchlöchert  unter  dem  Namen  „expanded  mctal" 
hier  meistens  anstelle  des  Drahige  webes  verwendet  werden. 

Im  Kellergeschoß  ist  mit  Ausnahme  der  hölzernen 
Türen  und  ihrer  Bekleidungen  kein  brennbares  Material 
verwendet  worden.  Im  Bahnenraum  bestand  der  Fuß- 
boden aus  10 cm  starken  Holzbohlen,  die  Szenerie  aus 
nicht  imprägnierten,  zumteil  äußerst  leichten  Stoffen  und 
der  sogenannte  feuersichere  Vorhang  aus  einem  einfachen 
Asbestgewebe,  welches  oben  und  unten  zwischen  angeb- 
lich imprägnierte,  sonst  aber  nicht  weiter  geschützte  Holz- 
leisten gespannt  und  an  Drahtseilen  aufgehängt  war.  Der 
hölzerne  Bithncnfußbodcn  ist  an  keiner  Stelle  durchge- 
brannt; von  dem  Asbest  Vorhang  sind  nur  noch  einige 
Fetzen  im  Zuschauerraum  zerstreut  aufgefunden  worden. 

Die  Fußböden  im  Parkett,  im  Balkon  und  in  der 
Galerie  waren  ebenfalls  aus  Holz  und  zwar  aus  doppel- 
ten 2.5 cm  starken  Brettern  hergestellt  und  in  den  Gängen 
mit  Tcppichen  belegt.  An  den  geputzten  Wänden  war 
im  Parkett  eine  1,50 m  hohe  Holzbekleidung  angebracht, 
während  im  Balkon  und  in  der  Galeric  nur  eine  niedrige 
Holzleiste  sich  aber  dem  Fußboden  hinzog. 

Die  Sitze  bestanden  aus  einzelnen,  rd  0,67 <*>  breiten  an- 
eindergereihten  Stahlen  mit  gußeisernen  Gestellen,  hölzer- 
nen Armlehnen  und  IlOschüberzügen.  Gepolstert  waren 
sie  mit  einer  im  Feuer  einen  erstickenden  Qualm  verur- 
sachenden hanfähnlichcn  Masse. 

Die  Rückwände  der  Logen  waren  ebenfalls  mit 
Plüsch  ausgeschlagen,  und  schwere  Vorhänge  aus  glei- 
chem Stoffe  verdeckten  sämtliche,  jeder  Bezeichnung  als 
solche  entbehrenden  Ausgänge,  welche  mit  ihrer  Aus- 
stattung überdies  mehr  den  Eindruck  von  Fenslern  als 
von  Türöffnungen  zu  machen  geeignet  waren. 

Mosaik  •  Fußböden  liegen  in  Vor-  und  I  reppenhalle, 
und  weiße  Marmorplatten  bedeckten  vollständig  Wand 
und  Decke  der  erstcren  und  den  unteren  Teil  der  Wände 
der  letzteren,  während  der  obere  Teil  hier  geputzt  ist. 
Alle  Treppen  bestehen  aus  Eisen  und  Marmor  mit  schmied- 
eisernen Geländern,  und  nur  die  mit  Plüsch  überzogenen, 
hölzernen  Griffstangen  konnten  in  diesem  Teil  des  Ge- 
bäudes außer  den  hölzernen  Türen  dem  Feuer  Nahrung 
bieten.  In  der  Ost-  und  Westwand  der  Trcppenhalle 
waren  in  Höhe  des  Balkons  blinde,  mit  Spiegelglas  ver- 
glaste Fenster  angeordnet,  welche  effektvoll  aber  auch 
geeignet  waren,  die  erregte  Menge  irre  zu  leiten. 

Die  äußeren  Türen  (a)  des  Haupteinganges  sind  zwei- 
flügelig und  mit  großen  Glasfüllungcn  versehen.  Der  eine 
Flügel  enthält  oben  und  unten  eingelassene  Bolzen,  der 
andere  ein  Schloß.  Die  Türen  (<»)  zwischen  Vor-  und 
Trcppenhalle  sind  dreiteilig  und  haben  durch  starke  I  lolz- 
sprossen  geteilte  Glasfüllungen.  Von  den  beiden  zusam- 
menhängenden Flügeln  ist  jeder  oben  und  unten  mit  ein- 
gelassenen Bolzen  und  der  dritte  Flügel  mit  einem  Schloß 
verschen.  Das  Gleiche  gilt  von  den  Türen  Irl  zwischen 
Trcppenhalle  und  Parkett  Die  von  dem  oberen  Podest 
des  Astlichen  Treppenarmes  nach  dem  Balkon  führende 
Tür  ie)  mit  den  vorgelegten  3  Stufen  ist  vierteilig,  mit 
ebenfalls  durch  starke  llulzspros-en  geteilten  Glasfüllun- 
gcn. Von  diesen  4  Teilen  sind  die  beiden  äußeren  oben 
und  unten  mit  eingelassenen  Bolzen,  die  inneren  mit 
einem  Schloß  versehen.  Die  Händer  sind  so  angeordnet, 
daß  die  beiden  inneren  oder  mittleren  Flügel  allein  sich 
nur  nach  dem  Zuschauerraum  öffnen  lassen,  was  aher 
infolge  des  unmittelbar  vor  der  Türöffnung  schon  an- 
steigenden Fußbodens  nicht  möglich  ist.  Daher  kann 
immer  nur  ein  ganzer  Doppelflügcl  nach  außen  geöffnet 
und  sodann  nach  innen  zusammengeklappt  werden.  Die 
ebenfalls  in  der  Südwand  liegende  Balkontür  ff\  >*t  zwei- 
flügelig mit  durch  Ilolzsprosscn  geteilten  Glasfüllungen 
Beide  Flügel  öffnen  sich  nach  Außen  und  sind  gleichfalls 
mit  eingelassenen  Bolzen  bezw.  mit  Schloß  versehen. 
Die  von  dem  oberen  Podest  des  westlichen  I  laupttreppcn- 
laufes  nach  dem  unteren  Teile  der  Galerie  führende  Tür 
Ic).  mit  Suiegelglasfüllungen  auf  beiden  Seiten,  ist  drei- 
teilig. Alle  3  Teile  waren  unter  sich  verbunden  und  an 
die  Westseite  des  Türrahmens  gehängt.  Diese  Tür  ver- 
deckte nach  dem  Ansturm  infolge  des  für  die  Bander  zu 
schweren  Gewichtes  die  halbe  Türöffnung  Von  den  bei- 
den anderen  Galerie  -  F.ingangstüren,  welche  vollständig 
verbrannt  sind,  muß  die  oberste  (A)  gleichfalls  dreiteilig 
und  nur  auf  einer  Seile  aufgehängt,  die  mutiere  ti>  da 
gegen  zweiteilig  gewesen  sein.  Besondere  Aufmerksamkeit 
verdient  die  in  dieser  letzteren  Türöffnung  sowohl  wie  in 
dem  ihr  gegenüberliegenden  Notausgang  getroffene  Stufen- 
anordnung. Die  inneren  Türen  vor  den  Notausgängen  ((/,»»,  »1 
in  der  Nordwand  sind,  wieJ_schon  erwähnt,  sämtlich  zwei- 
flügelig und  mit  den  in  Kuropa  M-hr  verbreiteten  Ba>culc- 
Versciilüsscnivcrsehcn.^bci  denen  hier  durch  Aufwärts- 

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bewegen  eines  in  der  Mitle  der  Tür  befindlichen  Hebels 
sieh  mil  diesem  Hebel  in  Verbindung  stehende  Bolzen 
oben  und  unten  auslösen.  Diese  Verschlösse  sind  in 
Amerika  wenig  eingeführt,  und  war  deren  an  sich  ein- 
fache Handhabung  dem  Publikum  fremd.  Die  äußeren, 
ebenfall*  zweiflügeligen  eisernen  Türen  sind  auf  der  Innen- 
seite oben  und  unten  mit  um  einen  Bolzen  drehbaren 
Flacheisen  verschen,  welche  eine  senkrechte  Griffstange 
verbindet.  Beide  fassen  beim  Schließen  der  Türen  mit 
ihren  Enden  in  an  die  Türen  genietete  Zungen  ein.  Der 
Verschluß  hat  schlecht  funktioniert,  wie  die  stark  ver- 
bogenen Griffstangen  erkennen  lassen,  und  zwar  wahr- 
scheinlich, weil  die  Türen  selten  oder  nie  geöffnet  worden 
waren  und  die  Flacheisen  infolge  dessen  durch  Anstrich- 
farbe oder  Rost,  vielleicht  auch  durch  Eis  in  der  ge- 
schlossenen Lage  festgehalten  wurden.  Höchst  unprak- 
tisch, weil  selten  zuverlässig  arbeitend,  ist  auch  die  Art 
der  bei  den  Türen  verwendeten  Bolzen,  welche  durch  Um- 
legen eines  in  die  Tür  eingelassenen,  ziemlich  schwachen 
Hebels  geöffnet  bezw.  geschlossen  werden. 

Hervorgerufen  wurde  das  Feuer  durch  ein  zu  Bc- 
leuchtungseffcktcn  dienendes  Bogcnlicht,  das  sich  auf 
einem  Gerüst  unmittelbar  über  dem  Schaltbrett  an  der 
im  Grundrißplan  des  Parketts  mit  (/)  bezeichneten  Stelle 
befand  und  eine  ihm  zu  nahe  kommende  Draperie  in 
Brand  setzte.  Der  das  Bogcnlicht  bedienende  Bühnen- 
arbeiter sagte  wahrend  der  Untersuchung  aus,  daß  er 
seine  Vorgesetzten  auf  die  gefahrliche  Nähe  jener  Draperie 
aufmerksam  gemacht  habe,  daß  aber  keine  Abhilfe  erfolgt 
sei.  Das  Feuer,  welches  anfangs  so  unbedeutende  Aus- 
dehnung halte,  daß  eben  jener  Bühnenarbeiter  versuchte, 


Tür  (p)  entstand  ein  starker  Zug,  welcher  den  leichten 
Vorhang  aufblähte  und  gegen  die  Proszeniumswand  preßte, 
wo  er  alsdann  auf  dem  aus  letzterer  herausgedrehten  Re- 
flektor (r)  an  der  Nordseite  der  Bühnenöffnung  etwa  6"" 
Ober  dem  Bühnenfußboden  hängen  blieb  und  aller  An- 
strengungen ungeachtet  nicht  loszubringen  war,  wahrend 
er  auf  der  südlichen  Seite  bis  auf  ungefähr  1,50 »  her- 
unterglitt. Hätten  in  diesem  Augenblick  die  in  dem  Buh- 
nendache  befindlichen  großen  Ventilatoren  sich  geöffnet, 
so  wäre  die  ganze  Feuersäule  dort  hinausgeschossen,  aber 
auch  diese  so  überaus  wichtige  Einrichtung  war,  wie  alles 
andere,  noch  nicht  fertig.  Es  fehlten  die  zum  Oeffnen 
der  Flügel  notwendigen  Gewichte  und  man  hatte  aus  dem 
Grunde  die  ersteren  .temporär"  zugenagelt  Da  das  F"euer 
und  die  heiße  Luft  in  der  Bühnendecke  keinen  Abzug 
fanden ,  so  suchten  sie  naturgemäß  nach  einer  anderen 
Richtung  zu  entweichen,  nämlich  nach  dem  durch  das 
Versagen  des  Vorhanges  nicht  abgeschlossenen  Zuschauer- 
raum. Erleichtert  wurde  dieser  \\  echsel  in  der  Zugrichtung 
durch  die  geöffneten  Türen  des  Bühnenraumes,  sowie 
ganz  besonders  durch  die  in  Decke  und  Ostwand  des 
Zuschauerraumes  angeordneten  Vcntilationsöffnungcn,  end- 
lich aber  auch  durch  die  in  letzterem  selbst  geöffneten 
Türen.  Eine  Stichflamme  schoß  plötzlich  unter  dem  Vor- 
hange heraus  und  fegte  spiralförmig,  nach  den  Decken- 
Ventilatoren  sich  ziehend,  über  die  Köpfe  der  Menge,  be- 
sonders der  im  Balkon  und  in  der  Galerie  sich  befindenden, 
hinweg,  Oberall  Tod  und  Verderben  verbreitend  und  die 
noch  verschonten  Besucher  zu  rasender  Flucht  veranlassend. 

Von  verschiedenen  Seiten  ist  behauptet  worden,  daß 
eine  Gasexplosion  auf  der  Bühne  stattgefunden  habe.  Die 


durch  das  Treppenhaus  and  Qi 
das  Aisrhaurrhnnv 


durch  dai  Zuschauer-  und  1 
Bühnenhaus. 


es  mit  den  Händen  zu  ersticken,  hätte  mit  Leichtigkeit 
unterdrückt  werden  können,  wenn  auch  nur  nennenswerte 
Schutzvorrichtungen  vorhanden  gewesen  wären.  Den  gan- 
zen Bestand  an  reuerlösch-Apparaten  aber  bildeten  zwei 
mit  einer  pulverisierten  Feuerlöschmasse  gefüllte  Röhren 
von  6"n  Durchmesser  und  0,90  I-ängc.  Deren  Inhalt 
versuchte  der  einzige  auf  der  Bühne  angestellte  Privat- 
Fcuerwehrmann  nach  dem  Feuer  zu  werfen,  natürlich 
ohne  Erfolg,  denn  bevor  noch  die  Röhren  geöffnet  waren, 
hatte  sich  das  Feuer  der  Wurfweite  entzogen.  Auf  der 
Bühne  befanden  sich  Standröhren  mit  Vorrichtungen  für 
Schlauchverbindung.  Esfehltenabcrnicht nurdieSehläuche, 
sondern  auch  das  Wasser  in  den  Röhren,  denn  die  Lei- 
tung war  noch  nicht  vollendet,  trotzdem  man  das  Theater 
bereits  5  Wochen  im  Betriebe  hatte.  Der  in  dem  be- 
treffenden Bezirk  stationierte  Feuerwehrhauptmann  hatte 
die  Theatcrlcitung  sowohl  wie  auch  seine  Vorgesetzten 
auf  das  gänzliche  Fehlen  der  Feuerbekämpfungsmittel  im 
Theater  aufmerksam  gemacht,  aber  seine  Warnung  war 
nicht  beobachtet  worden.  Somit  ließ  sich  nur  von  dem 
schnellen  Eingreifen  der  Feuerwehr  Rettung  erhoffen.  Der 
nächste  Feucrmcldeanparat  befand  sich  jedoch  mehrere 
hundert  Meter  vom  Theater  entfernt,  und  als  endlich  die 
Feuerwehr  alarmiert  und  eingetroffen  war,  standen  Bühne 
und  Zuschauerraum  bereits  in  hellen  Flammen. 

Bald,  nachdem  die  auf  der  Bühne  befindlichen  Schau- 
spieler das  Feuer  bemerkt  hatten,  trat  einer  derselben  an 
die  Rampe  und  ermahnte  das  Publikum  unter  Hinweis 
auf  die  F"euersiehcrheit  des  Gebäudes,  ruhig  zu  bleiben, 
indem  er  gleichzeitig  ein  Zeichen  gab,  den  Ashcstvorhang 
herunter  zu  lassen ;  das  übrige  Bühnenpersonal  aber  trachtete 
darnach,  sich  durch  die  Bühnenausgänge  möglichst  schnell 
in  Sicherhett  zu  bringen.  Durch  das  Ocffncn  der  Türen, 
namentlich  jener  der  Bühnenöffnung  gegenüberliegenden 

27.  April  1904. 


Untersuchung  hat  aber  bisher  in  dieser  Hinsicht  kein  Be- 
wcismatcrial  zutage  gefördert 

Geht  aus  dem  Angeführten  hervor,  daß  unverantwort- 
licher Leichtsinn  bei  der  Installierung  der  Bühnenschutz- 
Vorrichtungen  den  Ausbruch  und  die  Verbreitung  des 
Feuers  verursacht  haben,  so  wird  sich  aus  dem  Folgen- 
den ergeben,  daß  bodenloser  Unverstand  bei  der  Anlage 
der  übrigen  Teile  de»  Gebäudes  gepaart  mit  liederlichster 
Verwaltung  derselben  die  so  überaus  traurigen  Folgr-Er- 
scheinungen  herbeigeführt  haben. 

Beim  Ausbruch  des  Feuers  wurde  gerade  auf  der 
Bühne  eine  Mondscheinszene  dargestellt,  und  infolgedessen 
war  das  ganze  Licht  im  Zuschauerraum  abgedreht.  Die 
Anordnung  der  Notlampen  kennt  man  in  hiesigen  Theatern 
vermutlich  noch  nicht  und  in  der  Treppenhalle  hatte  man 
sich  anscheinend  mit  dem  durch  das  Uberlicht  einströmen- 
den Tageslicht  begnügt  Am  Schaltbrett  auf  der  Bühne 
halte  Niemand  an  die  U  iedereinschaltung  der  Beleuchtungs- 
körper gedacht,  und  von  anderer  Stelle  war  dies  nicht  zu 
bewerkstelligen,  somit  blieb  Alles  in  tiefstes  Dunkel  ge- 
hüllt, soweit  nicht  die  Flammen  den  Raum  erleuchteten. 

Die  Ausgänge  befanden  sich  in  dem  Moment,  als  das 
Feuer  den  Zuschauerraum  erreichte,  in  folgender  Ver- 
fassung: Von  den  5  Ausgängen  zwischen  Straße  und  Vor- 
halle scheinen  3  offen  gewesen  und  die  übrigen  später 
erbrochen  worden  zu  sein.  Von  den  3  Au-giingen  zwi- 
schen Vor-  und  Treppcnhalle  sowohl  als  von  denen  zwi- 
schen letzterer  und  dein  Parkett  waren  je  einer  und  auch 
von  diesen  nur  2  der  3  Flügel  geöffnet.  Hier  scheint  es 
später  auch  bei  den  anderen  Ausgängen  möglich  gewesen 
zu  sein,  je  2  Flügel  mit  oder  ohne  Anwendung  von  Ge- 
walt zu  öffnen.  Von  allen  dritten  Flügeln  haben  al>cr 
nur  2  dem  Ansturm  nachgegeben,  die  anderen  Im- harrten 
in  ihrer  geschlossenen  Lage.    Die  3  Notausgange  in  der 

207 


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Nordwand  des  Parketts  waren  alle  geschlossen,  und  e« 
konnten  nur  der  westliche  und  der  östliche  geöffnet  wer- 
den. Von  den  südlichen  Ausgängen  im  Balkon  war  der 
mit  (f)  bezeichnete,  nach  dem  Promcnadcnbalkon  führende, 


der  untere,  westliche  geöffnet  werden.  Von  den  süd- 
lichen Galerieausgangen  war  der  untere  (</)  auf  das  obere 
Podest  des  westlichen  I  laupttreppenarmes  ausmündende, 
ursprünglich  geschlossen,  wurde  aber  später  gewaltsam 


Abbildg.  5.    Oestlichcr  Haupttreppenarm  in  der  Treppenhaflc. 


Abbild^.  6.    J  rcppenliallc  von  dem  Randolph-Stratlcii  Ei ngaiig  geaebrn. 


geschlossen  und  spottete  allen  Ocffnungsvcrsuchcn,  wäh- 
rend von  dem  Ausgang  (rl  die  eine  Hälfte,  d.  h  ein  Doppel- 
flügel geöffnet  war,  der  andere  aber  geschlossen  blieb 
Von  den  3  Notausgängen  in  der  Nordwand  konnte  nur 

308 


geöffnet.  Der  mittlere  Ausgang  l<>  wurde  nicht  geöffnet, 
sondern  vom  Kruer  zerstört.  Der  oberste,  östliche  Au-- 
gang  (M  war  offen.  Von  den  Notausgängen  auf  der  gegen- 
überliegenden Seite  scheint  man  alle  drei  geöffnet  zu 

No.  34. 


hahcn.  ohschon  sie  ursprünglich  geschlossen  waren    r>ic  Die  Thcatcrlcitung  hatte  angeordnet,  keine  Türen  vor 

von  der  östlichen  Galeriepromcnade  nach  der  früher  schon    Knde  des  vorletzten  Aktes  zu  öffnen,  und  von  den  „l'shcrs" 


hellen  Flammen  stand.  Von  diesen  Platzanweisern  waren 
2  oder  3  in  Galerie  und  Balkon  und  5  im  Parkett  aufge- 
stellt. Nach  ihrer  eigenen  Aussage  waren  sie  niemals  da- 
rüber unterrichtet  worden,  was  ihnen  im  Falle  eines  Feuers 
zu  tun  obliegen  würde,  und  nur  einer  von  ihnen  wußte 
mit  den  Verschlüssen  an  den  Notausgängen  in  der  Nord- 
wand Bescheid,  weil  er  zufällig  einmal  aus  Neugier  eine 
dieser  Türen  geöffnet  hatte.  Ebensowenig  wie  die  Platz- 
anweiser hatte  das  übrige  Theaterpersonal  Anweisungen 
irgend  welcher  Art  erhalten. 

Von  den  Besuchern  im  Parkett  sind  nur  wenige  ver- 
unglückt, und  diese  sind  entweder  durch  die  Stichflamme, 
durch  vom  Balkon  und  von  der  Galerie  herabspringende 
Personen  oder  in  dem  fürchterlichen  Gedränge  an  den 
Ausgängen  (M  getötet  oder  verletzt  worden. 

Aus  dem  Balkon  sind  wohl  nur  diejenigen  Besucher 
entkommen,  welchen  es  möglich  war,  sich  über  die  zum 
Parkett  hinabführenden  Treppen  oder  durch  den  unteren 
Notausgang  (».)  in  der  Nordwand  zu  retten,  denn  3  Türen 
blieben  vollkommen  geschlossen,  während  die  vierte  (<■) 
nur  zur  Hälfte  geöffnet  wurde.  Ein  Platzanweiser  sagte 
aus,  daß  er  auch  die  andere  TürhäHtc  hätte  öffnen  können, 
und  daß  er  eigentlich  nicht  wisse,  warum  er  es  nicht  ge- 
tan habe.  Die  dieser  Tür  unmittelbar  vorgelegten  drei 
Stufen  brachten  in  dem  Gedränge  und  in  der  Dunkelheit 
die  ersten  der  die  Tür  passierenden  Menschen  zu  Fall, 
und  während  Polizei  und  Feuerwehr  beim  Betreten  des 
Gebäudes  sich  noch  darüber  wunderten,  daß  so  wenig 
Besucher  den  östlichen  llaupttreppenarm  herunter  kamen, 
fanden  sie  bei  weitcrem  Vordringen  auf  dem  oberen  Po- 
deste die  Erklärung  dafür.  Dort  lag  ebenso  wie  in  und 
hinter  der  Türöffnung  (r)  ein  unentwirrbarer  Menschen- 
haufen. Innerhalb  dieser  Tür  waren  die  Toten  fast  3" 
hoch  aufgetürmt,  was  aus  der  bis  zu  iener  Höhe  wenig 
beschädigten,  darüber  aber  völlig  verkohlten Türbckleidung 
deutlich  hervorging.  Auch  vor  den  geschlossenen  Aus- 
gängen, namentlich  vor  dem  oberen  Ausgang  (wi)  und  in 
dem  Gange  hinter  den  Sitzreihen  lagen  die  mehr  oder 
weniger  verbrannten  Leichen  angehäuft,  aber  auch  in 
den  übrigen  Gängen  waren  die  Flüchtlinge  von  dem 
Geschick  ereilt  worden,  und  selbst  in  ihren  Sitzen  hat 
man  viele  mit  geöffneten  Augen  vor  sich  hinstarrend 
gefunden. 

Noch  gräßlichere  Verwüstungen  als  in  dem  Balkon 
hat  das  Feuer  in  der  Galerie  angerichtet,  weil  hier  die 
Möglichkeit  des  Entkommens  wegen  der  außerordentlichen 


Steigungen  in  den  Gängen  am  geringsten  und  die  Hitze 
am  intensivsten  war.  Der  Tod  hat  denn  auch  hier  die 
meisten  Opfer  gefordert  und  gerettet  haben  sich  in  der 
Hauptsache  nur  diejenigen,  welche  geflohen  waren,  noch 
ehe  die  Flammen  den  Zuschauerraum  erreichten,  oder 
welche  das  Glück  gehabt  hatten,  sich  in  der  Nähe  des 
Ausganges  (j)  und  des  unteren  Notausganges  (n)  zu  be- 
finden Aus  letzterem  Ausgange  brach  sehr  bald  das 
Feuer  hervor,  wodurch  den  aus  den  oberen  Ausgängen 
in)  auf  die  eisernen  Nottreppen  geflüchteten  Personen  der 
Weg  zur  Gasse  abgeschnitten  wurde.  Von  diesen  sind 
eine  große  Zahl  über  eine  schnell  improvisierte  Brücke 
nach  dem  an  der  etwa  3,5 m  breiten  Gasse  dem  Thealer  1 
gegenüber  liegenden  Gebäude  gerettet  worden,  von  wo 
durch  zufällig  dort  arbeitende  Anstreicher  Bretter  und 
Leitern  von  einem  Fenster  nach  dem  „firc  cscape"  hin- 
über geschoben  waren, 

Die  Tür  \i)  war  geschlossen,  indessen  hätten  hier  in- 
folge der  schon  erwähnten,  mit  geradezu  lächerlicher  Ein- 
falt angeordneten  Stufen  wohl  nur  wenige  Menschen  Ge- 
legenheit zur  Rettung  gefunden.  Der  llauptstrom  der 
Flüchtlinge  drängte  sich  durch  die  Tür  (Ii)  und  von  hier 
nicht  seitlich  Über  den  1,67  breiten,  sondern  naturgemäß 
in  gerader  Richtung  Ober  den  2,28  «•  breiten  Treppenarm 
nach  dem  östlichen  Promenadenteil,  hoffend,  von  hier  die 
Nottreppe  und  über  diese  die  Straße  zu  gewinnen.  Die 
Armen  wurden  bitter  enttäuscht  durch  die  Tatsache,  daß 
sie  sich  plötzlich  am  Fuße  eines  nur  0.91  "  breiten  Treppen- 
laufes vor  der  verschlossenen  Tür  (k)  befanden,  während 
aus  der  Türöffnung  (h)  hervorbrechende  Flammen  ihnen 
schon  den  Rückweg  abschnitten.  Hätte  sich  an  der  Stelle 
der  durch  nichts  bedingten  Mauer  (;)  ein  dem  Zweck 
vollauf  genügendes  Geländer  befunden,  so  wäre  an  dem 
2,28 m  breiten  Treppenarm  vorbei  und  unter  demselben 
hindurch  für  den  größten  Teil  der  hier  Geopferten  ein 
Rettungsweg  frei  gewesen.  •  ■ 

Das  Theater  war  von  der  George  A.  Füller  Co.,  der 
bedeutendsten  Bauunternehmer-Firma  Amerika'»  nach  den 
Plänen  eines  sehr  jungen,  und  wie  die  ganze  Anlage  zeigt, 
durchaus  unerfahrenen  Architekten  Benjamin  H.  Marshall 
aufgeführt  worden  für  den  Preis  von  ungefähr  1,5  Mill.  M. 
(Anmerkung  der  Redaktion.  Dieser  Satz  erscheint  so 
niedrig,  daß  wir  einen  Irrtum  annehmen  müssen.) 

Eigentümer  des  Theaters  sind  Personen,  die  selbst  » 
oder  deren  Vertreter  sich  seit  Jahrzehnten  mit  der  Lei- 
tung von  Theatern  beschäftigen. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Vers,  vom  4.  Jan.  1904. 
Vors.  Hr.  Gerhardt.  Anwes.  48  Mitgl.,  1  Gast.  An  die- 
sem Tage  sprach  Hr.  M.  Guth  über  „Die  Ncuanlage 
der  kgl.  mechanisch-technischen  und  der  che- 
misch-technischen Versuchsanstalt  am  Bahnhof 
Cr.-Liehterfelde-West"  unter  Vorführung  von  Licht- 
bildern. Die  Anstalt  vereinigt  auf  einem  5  großen  Grund- 
stück die  beiden  Institute,  die  früher  getrennt  an  der 
Technischen  Hochschule  in  Charloltenburg  und  an  der 
Bergakademie  untergebracht  waren,  in  einer  Reihe  von 
Neubauten,  die  im  AcufJcrcn  und  Inneren  ganz  schlicht 
gehalten,  dafür  hinsichtlich  der  Ausstattung  mit  Maschinen 
und  Apparaten  um  so  reicher  bedacht  sind.  Die  Bau- 
kosten betrugen  2,%  Mill.  M.  Die  unter  der  Leitung  des 
(ich  Rcg.-Rat  Prof.  Martens  stehende  mechanisch-tech- 
nische Versuchsanstalt  ist  bereits  Herbst  1903  bezogen 
worden,  die  chemisch-technische  Ostern  1004,  die  umfang- 
reichen Bauten  sind  also  in  kaum  21  4  Jahren  hergestellt 
worden.  Wir  werden  über  die  Gesamt-Anlagc  noch  aus- 
führlicher berichten. 

Vers,  v  11.  Jan.  1904.  Vor-,  Hr.  1 1 i n r kcldc y n, 
anwes  35  Mitgl  und  2  Gaste. 

Die  Sitzung  wurde  eingeleitet  durch  eine  außerordent- 
liche Hauptversammlung,  welche  über  die  Herabsetzung 
des  Preises  des  Werkes  „Merlin  und  seine  Bauten" 
zu  beschließen  hatte,  Die  Versammlung  erklärt  sieh  mit 
dem  vom  Vorstände  auf  Veranlassung  der  Verlagsbuch- 
handlung auf  20  M.  für  die  3  ungebundenen  'Teile  herab- 
gesetzten Preise  einversnmden. 

ln  der  sich  anschließenden  gewohnliehen  Versammlung 
-sprach  zunächst  Hr,  Stapf  ober  „Tr i n k \\  assr  rre ini - 
gütig  durch  Ozon  und  <  >zon Wasserwerke".  Dieses 
Verfahren  ist  von  der  Firma  Siemens  \-  Halske  ausge- 
bildet und  bisher  in  Wiesbaden  und  Paderborn  praktisch 
verwertet.  Nach  l.'ntersiichungen  des  Reichsgcsundheits- 
Amtcs  und  des  Koch'schrn  Institutes  wirkt  dieses  Ver- 
fahren, bei  welchem  durch  hochgespannte  Elektrizität 
ozonisierte  Luft  durch  das  Wasser  geleitet  wird,  mit  voller 
Sicherheit  keimtötend,  auch  für  Cholera  und  Typhus- 

210 


bazillcn.  Für  einwandfreies  Grundwasser,  wie  es  z.  B. 
in  Berlin  gewonnen  wird,  sind  die  bisherigen  Sandfilter- 
Anlagen  vorzuziehen,  aber  namentlich  für  Oberflächen- 
wasser, das  in  sorgfältiger  Weise  von  Schwebestoffen  und 
Krankheitserregern  gereinigt  werden  muß,  ist  Ozonisierung 
am  Platze. 

Sodann  sprach  Hr.  Schwabach  aus  Frankfurt  a.  M» 
Ober  da*  Verfahren  der  „Vcrdübelung  von  hölzernen 
Eisenbahnschwellen".  Zweck  der  Einrichtung  ist  die 
Verlängerung  der  Lebensdauer  der  Eisenbahnschwellen, 
durch  Einfügung  besonders  geformter,  mittels  sinnreicher 
Maschinen  eingeschnittener  und  eingeschraubter  Hartholz- 
dübel, in  welchen  dann  die  Schicncnschraubc  einen  ganz 
anderen,  sicheren  Halt  finden,  als  in  dem  weichen 
Schwellenholz.  Das  Verfahren  ist  eine  Erfindung  des 
französischen  Ingenieurs  Albert  Collct  und  wird  im  In- 
und  Auslände  in  ausgedehntem  Maße  angewendet.  Von 
welcher  Bedeutung  dasselbe  werden  kann,  geht  daraus 
hervor,  daß  jährlich  auf  den  Eisenbahnen  der  Erde  etwa 
200  Millionen  Stück  Holzschwcllen  nach  Schätzung  ge- 
hraucht werden.  — 

Vers,  mit  Damen  am  2>.  Jan.  1904.  Hr.  Bültner 
hielt  unter  Vorführung  von  Lichtbildern  einen  Vortrag 
über  „die  Dorfkirchen  der  Provinz  Brandenburg". 
Redner  gab  zunächst  eine  kurze  historische  Uebcrsicht 
Uber  die  Entwicklung  der  Dorfkirchen  seil  dem  12.  Jahr- 
hundert an,  schilderte  ihre  Lage  zum  übrigen  Dorf,  dessen 
Anlage  kurz  gestreift  wurde,  widmete  der  Anordnung  der 
Kirchhöfe  einige  Worte  und  lührte  dann  eine  Reihe  der 
typischen  Grundrißformen,  sowie  das  Innere  und  Aeußerc 
zahlreicher  alter  Dorfkirchen  vor,  Schöpfungen,  die  als 
die  eigentliche  Verkörperung  der  Kunstaufiassung  des 
Volkes  angesehen  werden  dürfen.  - 

Hauptvers,  am  1.  Febr.  1904.  Vors.  Hr.  Plathner. 
Anwes.  54  Mitgl.  und  3  Gäste.  Die  angesetzten  Neuwahlen 
des  Vorstandes  und  der  Hausverwaltung  mußten  wegen 
Beschlußunfähigkeit  der  Versammlung  verschöben  werden. 
Es  sprach  sodann  Hr.  Schnapp  über  den  „Bau  des 
neuen  Landungssteges  bei  Lome  in  Togo".  Ueber 
diese  Anlage,  die  von  der  Brückcnbauanstnlt  Gustavsburg 
bei  Mainz,  Filiale  der  Nürnberger  Masch.-Fabrik  ausgeführt 

NV  34. 


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worden  ist,  haben  wir  schon  kurz  berichtet,  Jhrg.  1903  S-  547. 
DcrciserncUcberbau  dieser  l.andungsbrücke  ruht  auf  einge- 
rammten Eisenpfählen  —  Holz  war  des  Bohrwurms  wegen 
nicht  anwendbar  -  die  durch  einen  hohlen  HaDpfabl  um- 
schlossen sind.  Der  Zwischenraum  der  Holle  ist  mit  Ze- 
mentmörtel 1  :  a  ausgefüllt,  um  den  tragenden  Eisenpfahl 
gegen  den  Angriff  des  Mcrnviwrs  zu  schützen.  Zur 
Aufstellung  kamen  z  T  die  eisernen  Kastträger  der  von 
derselben  Firma  ausgeführten  Schwebebahn  in  Barnten- 
Elberfeld  zur  Anwendung. 

Den  Beschluß  der  Sitzung  bildeten  Mitteilungen  der 
Hrn.  Iloßfeld  und  Keimer  ober  3  Monatswettbewerbe 
—  Entwurf  zu  einem  Gancnhof  in  einem  Palaste  und  zu 
einem  Bierausschank  auf  einem  Vorortbahnhof.  —  Zum 
ersleren  waren  12  Arbeiten  eingegangen,  von  denen  die- 
jenigen der  Hrn.  Bräuning,  Königsberger  und  Gott- 
heiner,  zum  zweiten  5  Entwürfe,  von  denen  derjenige 
des  Hm  Fr.  Schultze  mit  einem  Vereinsandenken  aus- 
gezeichnet wurden.  — 

Vortrag  mit  Damen  am  8.  Fcbr  1904  Hr.  Mühlke 
aus  Schleswig  sprach  an  diesem  Abend  über  „Architek- 
tonische Keiseeindrückc  von  Holland"  unter  Vor- 
führung von  IJchtbildem  Redner  hat  diese  Studien  unter- 
nommen, um  den  Einflüssen  nachzugehen,  welche  im 
Mittelalter  und  der  Folgezeit  die  holländische  Kun*t  auf 
die  norddeutsche  Wasserkante  ausgeübt  hat.  Her  Vor- 
tragende schilderte  die  Eigenart  holländischer  Städtebilder, 
ihre  malerischen  Grachten,  die  stattlichen  Handels-  und 
Gildehäuser,  Stadthallen,  SpicltOrmc,  Stadtwaagen,  die 
Reste  stolzer  Stadtbefestigungen,  Feudal«chtösser  und 
Grafenburgen.  Die  für  die  I  »cnkmnlpflege  so  wiehligen 
Wiederherstellungen  der  Abtei  in  Middelburg  und  des 
Rittersaales  im  Binnenhofe  in  Haag  fanden  eine  besonders 
eingehende  Würdigung. 

Die  interessanten  Hacksteinkirchen  der  Provinz  Gronin- 
gen geben  den  Beweis,  daß  Alt-Holland  im  frühen  Mittel- 
alter eine  eigenartige  Kacksteinkunst  besaß,  deren  genauere 
Durchforschung  und  Vergleich  mit  den  nordiialienischen 
und  unseren  norddeutschen  Ziegelbauten  endlich  volle 
Sicherheit  über  den  Werdegang  und  die  Fortentwicklung 
dieser  eigenartigen  nationalen  Bauweise  schaffen  wird. 
Die  merkwürdigen  Anlagen  von  Allleutchäusera  (hofje's) 
in  den  holländischen  Städten  mit  ihren  vielfach  erhaltenen 
altertümlichen  Einrichtungen  leiteten  den  Vortragenden 
zu  den  Ueberresten  aller  Volkskunst  auf  dem  Lande,  na- 
mentlich in  der  Provinz  Seeland  in  den  Fischerdörfern 
an  der  Zuidersee  und  in  den  gewerblichen  Ortschaften  an 
der  Zaan.  Das  hier  noch  übliche  Festhalten  an  der  alten 
Farbenfreudigkeit  und  an  der  eigentümlichen  Volkstracht 
läßt  erhoffen,  daß  hier  nicht  nur  die  Maler  Stoff  für 
ihre  Bildwerke,  sondern  auch  die  angewandte  Kunst 
unseres  Brudervolkes  für  die  Zukunft  immer  neue  Kraft 
aus  dem  Nährboden  des  eigenen  starken  Volkstums 
schöpfen  wird.  — 

Hauplvers.  am  23  Febr.  1904.  Vors.  Hr  Ilinckcl- 
deyn,  an  «es.  43  Mitgl.  und  4  Gäste. 

Es  fanden  zunächst  die  Wahlen  des  Vorstandes  und 
der  Hausverwaltung  statt.  Als  Vorsitzender  wurde  Hr 
Hinckeldeyn  wieder  gewählt,  zum  Stellvertreter  Hr 
Gerhardt,  zum  Schatzmeister,  anstelle  des  ausscheiden- 
den Hm.  Plathncr,  Hr.  Lasser.  Schriftführer  wurden 
die  Hm.  M.  Guth  und  Alfr.  Brandt,  Vorstandsmilgl  die 
Hm  A  Becker,  A  Haag.  O.  Launer,  K.  Meier,  H. 
Solf,  L  Sympher  und  P,  Walle. 

In  der  sich  anschließenden,  gewöhnlichen  Sitzung 
sprach  Hr.  Karl  Bernhardt  unter  Vorführung  von  Licht- 
bildern über  „Das  neue  städtische  Gaswerk  in  Kis- 
dorf. Die  Leitung  der  Ausführung  und  der  konstruktive 
Entwurf  der  Pläne  ist  Redner  aufgrund  eines  mit  Ilm. 
Ob-Ing.  E.  Körting  von  der  engl.  Gasanstalt  in  Marien- 
dorf bei  dem  Ideenwettbewerb  1899  eingereichten  gemein- 
samen Entwurfes  übertragen.  Das  auf  i40ooofl>™  größte 
Tagesleistung  berechnete,  vorläufig  aber  nur  zu  ausge- 
baute, Werk  hat  noch  nicht  ganz  2  Mill.  M.  gekostet,  Es 
zeigt  eine  außerordentlich  zweckmäßige  Disposition  behufs 
äußerster  Transporterspamis.  gut  durchgebildete  maschi- 
nelle Einrichtungen  z.  T.  neuerer  Art  und  ebenso  be- 
merkenswerte Neuerungen  in  der  konstruktiven  Durch- 
bildung, so  namentlich  hinsichtlich  des  großen  Kipplttfters 
auf  dem  Dache  des  Rctortcnhauscs,  der  sich  nach  der 
Windrichtung  einstellen  laßt.  - 

In  der  Vers,  am  aa.  Febr.  wurden  die  Berichte 
Uher  die  Schinkclwettbewerbe  verlesen   (Vcrgl.  S.  124  > 

Hauptvers,  am  7.  März  1904  Es  wurden  verschie- 
dene Ausschüsse  gewählt  und  neue  Monatsaufgaben  für 
Architektur  und  Ingenicurwcscn  aufgestellt.  Sodann  sprach 
Hr.  O.Schulze  über  „Eine  Studienreise  nach  Acgvp. 
ten  und  die  Stauanlagen  vonAssuan".  Da  wir  über 
den  wesentlichen  Teil  dieses  Vortrages,  den  Staudamm 

27.  April  1904. 


bei  Assuan,  schon  eingehend  berichtet  haben  (vcrgl.  Jahrg. 
1903  S.  6so),  so  können  wir  auch  auf  die  auszugsweise 
Wiedergabe  des  Vortrages  an  dieser  Stelle  verzichten. 

Das  Jahresfest  des  Vereins  fand  am  13  März  statt 
l'eber  den  gelungenen  Verlauf  des  Festes  und  die  ge- 
haltvolle Festrede  von  O.  March  über  „Der  Gedanke 
des  evangelischen  Kirchenbaues"  haben  wir  bereits 
ausführlich  berichtet  iS.  142  ff.).  — 

Verein  für  Eisenbahnkunde.  L'eber  „Neuerungen 
auf  dem  Gebiet  der  Telegraphie  und  Telephonie 
für  Eisenbahnen"  sprach  im  hiesigen  „Verein  für  Eisen- 
bahnkunde" unter  dem  Vorsitze  des  Hm.  Geh.  Keg.-Kates 
Prof.  Gocring  am  8.  März  Hr.  Dr.  Ebeling  von  der 
Firma  Siemens  &  Halske  I>er  von  zahlreichen  Experi- 
menten und  Lichtbildern  begleitete  Vortrag  verbreitete 
»ich  über  eine  Reihe  von  zumteil  sehr  bedeutungsvollen 
Neuerfindungen  und  Verbesserungen,  die  insbesondere 
von  genannter  Firma  in  die  I*nutis  eingeführt  sind. 

Zunächst  wurden  Fernzcigcr-Apparate  für  Ebenbahnen 
vorgeführt,  die  nach  dem  sogen.  Sechsrollcn-Systcm  von 
Hefner- Altenecks  konstruiert  sind  und  weiteste  Verbrei- 
tung gefunden  haben,  da  sie  sich  hier  auch  unter  schwie- 
rigen Witterung*- Verhältnissen  vortrefflich  bewährt  haben. 
Solche  Fernzeiger  sind  in  besonders  großem  Umfange 
z  B  auf  dem  Bahnhof  in  Luzern  angewendet. 

Weiter  sind  zu  erwähnen  die  Mitteilungen  über  Kem- 
druckapparatc,  welche  auch  von  Ungeübten  leicht  bedient 
werden  und  unter  Umständen  den  Tclephonbetrieb  ersetzen 
können,  in  der  Weise,  daß  die  Abonnenten  eines  zentrali- 
sierten Betriebes,  wie  er  gegenwärtig  z  B.  in  Berlin  ein- 
gerichtet ist,  sich  telegraphisch  miteinander  zu  verständi- 
gen vermögen,  wenn  der  gewöhnliche  telephonische  Ver- 
kehr aus  irgend  einem  Grunde  nicht  anwendbar  oder 
wünschenswert  erscheint. 

Sehr  bemerkenswert  ist  ferner  der  neue  automatische 
Schnclltelegraph,  welcher  ohne  Mühe  acoo  Zeichen  in  der 
Minute  über  eine  Leitung  zu  Übermitteln  gestattet;  in  der 
Elektrotechnischen  Zeitschrift  fand  sieh  über  diesen  Apparat 
jüngst  ein  eingehender  Bericht  von  Wilhelm  v,  Siemens 

Von  telephonischen  Neuerungen  wurden  zunächst  ver- 
schiedene Laut  -  Fernsprechstationen  und  Wandapparate, 
soweit  sie  für  ELsenbahnzweckc  inbetracht  kommen,  vor- 
geführt Dann  verbreitete  sich  der  Vortragende  eingehend 
über  das  in  letzter  Zeit  so  viel  genannte  Pupinsysiem, 
dessen  außerordentliche  Bedeutung  aus  den  Abbildungen 
und  begleitenden  Sehilderungen,  insbesondere  aber  aus 
einem  vorgeführten  Versuch  in  Überraschendster  Weise 
hervorging  Auch  für  die  Eisenbahn- Verwaltungen  dürfte 
die  großartige  Erfindung  Prof.  Pupin's  nach  Ansicht  des 
Vortragenden  noch  von  weittragendem  Einfluß  werden. 
Sie  besteht  bekanntlieh  darin,  daß  durch  Einschaltung  von 
Drahtspulen  in  die  Telephonlcitungen  und  die  hierdurch 
herbeigeführte  Selbstinduktion  das  Telephon,  namentlich 
bei  großen  Entfernungen,  außerordentlich  an  Liutstärkc 
gewinnt.  - 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hamburg.  Vers, 
am  8.  Jan.  1904.  Vors.  Ilr.  Bubcndey,  anwes.  96  Pcrs. 
Hr.  Hallcr  gab  einige  Erläuterungen  zu  der  neuen,  von 
den  Hrn.  Hallcr,  Hansen  und  Meerwein  entworfenen 
Musikhalte  Hamburgs.  Ein  kurzer  historischer  Ueberbliek 
über  die  musikalischen  Bestrebungen  und  Verhältnisse  der 
Hansestadl  und  die  bislang  stets  erfolglosen  Bemühungen 
der  beteiligten  Kreise,  eine  diesen  Bestrebungen  wahr- 
haft würdige  Heimstätte  zu  erhalten,  leitete  die  Ausführun- 
gen ein  An  der  Hand  zahlreicher  alter  Pläne  erläuterte 
Redner  alle  in  der  zweiten  I  lälfle  des  letzten  Jahrhunderts 
aufgetauchten,  teils  ausgeführten,  teils  wieder  verwehten 
Pläne,  die  wohl  dem  ersehnten  Ziel  näher  kamen,  es 
aber  trotz  mancher  einzelnen,  nicht  wegzuleugnenden 
Vorzüge  nicht  erreichten  Da  erfolgte  die  hochherzige 
Stiftung  des  Hrn  Laeisz,  der  1  500000  M  seiner  Vater- 
stadt zum  Bau  einer  würdigen  MiiMkhallc  vermachte  Nach 
Regelung  der  Platzfrage  durch  Ueherwei-ung  eines  präch- 
tig gelegenen  Platzes  an  der  Ringstraße  wurde  auch  bald 
mil  den  ideellen  Vorbereitungen  zum  Hau  begonnen.  Nach 
den  vom  Senat  genehmigten  Bauplänen  wurden  die  haupt- 
sächlichsten Programmfordcruiiceri  erörtert,  deren  wichtig- 
ste und  zugleich  schwierigste  die  war,  ,4  Sjle  zu  2000,  600 
und  400  Sitzplätzen  zu  schaffen,  welche  im  Gegensatz  /um 
Leipziger  Gewandhaus  gesonderte  Zugänge .  Garderoben 
und  Tieppenanlagen  haben  mußten  Redner  entwickelte 
dann  die  Lösuni:  dieser  ebenso  -ehwieri-e;i  wie  hneie~-;ui- 
ten  Aufgabe  und  schilderte  zum  Schluß  d.is  Aculieic  des 
Paues,  bei  welchem  die  Wahl  de-  Stiles  und  des  M.itenales 
durch  die  in  anVietr.tcht  der  Gr.'tie  des  Haue-  verhältnis- 
mäßig geringe  IUu-.11  nunc  bedingt  wind.-  Die  Arbeiten 
werden  voraussichtlich  im  Frühjahr  begonnen.  \\- 


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Bücher. 

Handbuch  der  Ingenleurwlssenschaften.  III.  Teil:  Der 
Wasserbau.  IV.  Band:  A.  FrOhling.  Die  Ent- 
wässerung der  Städte;  i.  Hälfte:  Anlagen  der 
Brauch-  und  Regenwässer.  Leipzig  1903.  Willi.  Engel- 
mann.   Preis  1 1  M. 

Der  vor  10  Jahren  erschienenen  3.  Auflage,  welche 
den  bescheidenen  Anfang  von  nur  etwa  7  Bogen  hatte 
und  sich  dadurch  als  bloSer  Abriß  derStadtc-Enlwasserung 
charakterisierte,  ist  nunmehr  die  4.  Auflage  gefolgt,  die 
nach  Umfang  und  Inhalt  ein  vollständiges  Lehrbuch  der 
Technik  der  Städte- Entwässerung  geworden  ist  Ihr  Um- 
fang erreicht  mehr  als  25  Bogen  mit  etwa  600  Abbildungen 
im  Text  und  6  großen  Tafeln  und  umfaßt  dabei  noch  nicht 
das  große  Gebiet  der  Abwasser-Reinigung,  dessen  Behand- 
lung einem  besonderen  Bande  vorbehalten  geblieben  ist 

Dem  Verfasser  stand  vermöge  seiner  Lehrtätigkeit 
und  seiner  nebenamtlichen  Beschäftigung  in  der  obersten 
Instanz  derLandcsverwaltung  ein  reicheres  Material  zu  Ge- 
bote, als  dasjenige,  worüber  die  meisten  anderen  Bearbeiter 
von  Lehrbüchern  verfügen.  Er  hat  dasselbe  aber  durch  An- 
fragen beiStädten  und  Einzelpersonen  sowiedurch  eine  aus- 
giebige Benutzung  der  überaus  reichen  Literatur,  welche  in 
den  letzten  )o  Jahren  entstanden  ist,  in  einem  Maße  er- 
gänzt, die  zur  höchsten  Anerkennung  herausfordert.  Und 
die  Art  und  Weise  der  Verarbeitung  desselben  zu  einem 
abgerundeten  Ganzen  wird  auch  demjenigen  Achtung  ab- 
nötigen, der  aus  eigener  Erfahrung  die  großen  Schwierig- 
keiten zu  würdigen  weiß,  welche  einer  in  formaler  Hin- 
sicht befriedigenden  Behandlung  des  so  vielseitigen  Stoffes 
entgegenstehen.  Ausschließlich  für  Techniker  geschrieben, 
immer  den  Blick  auf  die  Praxis  des  Gegenstandes  heftend 
und  die  Beziehungen  der  Städtekanalisation  zu  den  Kragen 
und  Aufgaben  der  Gesundheitspflege  nur  leicht  streifend, 
kann  das  Buch  in  dem  Kreise  der  engeren  Fachgenossen 
der  betfälligsten  Aufnahme  gewiß  sein. 

Auf  den  Inhalt  des  Werkes  näher  einzugehen  verbietet 
sich  von  selbst:  nur  einige  kleine  Anmerkungen  mögen 
gestattet  sein.  Wie  aus  der  vorhergehenden  Auflage  be- 
kannt ist,  nimmt  der  Verfasser  zu  der  so  überaus  ver- 
wickelten Aufgabe  der  richtigen  Bestimmung  der  Abfluß- 
mengen einen  Standpunkt  ein,  von  welchem  aus  er  die 
Benutzung  der  bekannten  Bürkli'schen  Formel  gänzlich 
und  deren  Abwandlungen  verwirft  und  die  Anwendung 
eines  neuen  eigenen  Verfahrens  vertritt.  Es  ist  kein 
Zweifel,  daß  dasselbe  weitaus  den  Vorzug  verdient,  aber 
ebenfalls  zweifellos,  daß  es  neben  demselben  ein  anderes 
einfacheres  und  nicht  minder  zuverlässige  Ergebnisse 
sicherndes  Verfahren  gibt,  über  das  Verfasser  demnächst 
in  der  üeffentlichkeit  berichten  wird.  Von  demselben  sei 
hier  nur  hervorgehoben,  daß  dann  außer  dem  Einfluß  der 
Reibung  auch  die  Schwankungen  der  Regendichte  und 
der  Fasstingsrauin  des  Kanalneues  zur  Berücksichtigung 
kommen.  —  In  dem  Abschnitt  des  Buches,  der  von  den 
Kegenauslässen  handelt,  entbehrt  Verfasser  ein  gewisses 
Kingehen  auf  deren  Icilwcisen  oder  vollen  Ersatz  durch  A  u  f- 
haltebccken.  Es  ist  ihm  aber  zweifellos,  daß  in  Orten 
mit  entfernter  Laee  von  offenen  Gewässern  die  Anlage 
von  Aufhaitcbecken  zuweilen  die  einzige  Möglichkeit  ge- 
währen wird,  um  eine  StadlkanalLsation  mit  Ableitung  de> 
Regenwassers  überhaupt  in  Angriff  nehmen  zu  können. 

Zu  dem  Abschnitt  über  Pumpen  sei  angemerkt,  daß 
neuerdings  die  Herstellung  von  .Sauggas  auch  aus  Braun- 
kohle vollständig  gelungen  ist  und  sich  dadurch  »ehr 
günstige  Aussichten  für  den  wirtschaftlichen  Betrieb  der 
Pumpwerke  eröffnet  haben  Ob  aber  Gaskraftmaschinen, 
welcne  für  gewöhnlich  mit  Sattggas  betrieben  werden, 
aushilfweise  auch  mit  Leuchtgas  gespeist  werden  können, 
scheint  noch  nicht  zweifellos  erwiesen  zu  sein;  im  Ycr- 
ncinungsfaüe  würde  der  Sauggasbetrieb  für  Kanalisalions- 
Pumpwerfcr  an  seinem  Werte  wesentlich  einbüßen.  Bei 
den  Kohrdichtungen  mit  Asphaltkitt  ist  man  bereits  zu 
einfacheren  und  billigeren  als  den  auf  S.  262  dargestellten 
gelangt  und  ebenso  zu  einem  1  »u  htmatertal,  das  nicht  der 
Ileißflüssigkcit  bedarf  —  Endlich:  Professor  Krthline 
hält  für  die  Kanäle  des  gemischten  Systems  die  Bezeich- 
nung „Seliwenimkanalc"  am  geeignetsten  Nachdem  111 
den  letzten  Jahren  das  TrennsWem  mehr  und  mehr  in 
den  Vordergrund  getreten  i~t  und  zur  augenfälligen  l'ntrr- 
scheidung  f'tir  das  andere  System  die  Bezeichnung  Misch- 
svstem  oder  gemeinsames  System  sieh  bereits  einge- 
bürgert hat  tauch  im  Auslandet,  hatten  nach  unserer  An- 
sieht die  etwas  dunklen  Bezeichnungen  Siliwennnkanäle 
und  Selm  emms\  stein  nicht  aufrecht  erhalten  werden  sollen. 

Doch  smd  alle  vorstehenden  Bemerkungen  und  noch 
einige  andere  hier  unterdrückte  nur  kleine  Randglossen  zu 
einem  Werke,  das  heute  in  seiner  Art  als  erstes  auf  dem 
Gebiete  der  Städtckanidisatioit  bezeichnet  werden  muß. 

B- 

112 


Im  Wettbewerb  Monumentalbrunnen  In  Mülhausen  i.  E. 

(vergl.  S.  636  u.  656  Jahrg.  1903)  erhielt  den  I.  Pr.  Bild- 
hauer Enderlin  in  Paris,  den  II.  Pr.  Menger  in  München, 
den  III.  Pr.  Paul  Tflrbe  in  Berlin,  den  IV.  Pr.  Schulz 
in  Straßburg  i.  E.  Das  Preisgericht  hat  den  Entwurf  des 
Bildhauers  Menger  zur  Ausführung  empfohlen. 

Chronik. 

Eine  neue  katholische  Kirche  St.  Barbara  in  Königs- 
hütte 0.-8.  gelangt  nach  den  Entworfen  de»  Architekten  Prof. 
Jo«.  Schmitt  in  Nürnberg  zur  Ausführung.  — 

Kanalisation  von  Godesberg  a.  Rh.  Mit  einem  Kosteruuf- 
waude  von  400000  M  sind  die  Sammel-,  ein  Teil  der  Nebenkanale 
und  eine  mechanische  Abwasser-Kläranlage  fertiggestellt  worden. 
Die  Bearbeitung  der  Spezialplane  und  Oberleitung  der  Bauaus- 
führungen oblag  dem  Ine- Bureau  Unna  Nach!  in  Köln  s.  Rh.  — 
Justiz  gebäude  za  Mainz.  Da«  hessische  Ministerium  bat 
dem  Arch.  Paul  Boiiatz,  Do*,  d.  Techn.  Hochschule  in  Stuttgart, 
aufgrund  seines  Konkurrenz-Entwurfes  die  Auaarbeitung  der  Pläne 
zum  Neubau  des  Juslizgebaudcs  mit  Proviozial-Arresthau»  in  Mainz 
Obertragen.    Die  Bausumme  beträgt  a  bis  s,s  Mill.  M.  — 

Für  das  Stadttheater  In  Augsburg  sind  iu  Umbauten  aus 
feuerpolizeilichen  Rücksichten  und  zur  Einrichtung  elektrischer  Be- 
leuchtung »16000  M.  von  den  Stadtverordneten  bewilligt  worden. — 
Die  Feathalle  In  Landau  (Pfalz)  wird  nach  Beschluß  des 
Stadtrate»  nach  dem  Entwürfe  des  Hrn.  Arcb.  Hermann  Görke  in 
Düsseldorf, der  in  dem  Wettbewerbangekauft  wurde,  erbaut  werden.— 
Neue  Tribünen  des  Rennplatzet  von  Longchampt  wur- 
den nach  dem  Entwurf  des  Architekten  Girault  in  Paris  errichtet. 
Die  aus  Stein  und  Eisen  errichteten  Bauten  haben  eine  Lange  von  170  m. 

Eine  Zufahrtlinie  Bern  —  Slmplon- Tunnel  ist  durch  die 
Regierung  des  Kantons  Bern  geplant.  Die  Bahn  soll  durch  das 
SimmcntaJ  nach  Lenk  und  von  hier  durch  den  335t  m  hohen  Wild- 
stcubcl  nach  Brig  ffihren.  Dieser  Entwurf  vermeidet  Kehrtonnel  und 
wurde  mit  einer  Steigung  von  la  —  13  V«  auskommen.  Die  Kosten 
für  die  Linie  Zweisimmen— Brig  würden  58300000  Fr.  betragen,  die 
Kosten  für  die  Ausgestaltung  der  bereit»  bestehenden  Linie  Bern  - 
16300000  Fr.  — 


Deutsches  Reich.  Zu  Garn.-Bauinsp  sin 
Bmslr.  G  o  e  1 1  e  in  Goltingen  als  terhn.  Hilfsarb.  bei  der  Int.  des  XI 
Armee-Korps,  Rost  in  Gera  mit.  Ucbcrwcisuug  nach  Colmar  i.  F.., 
B  r  a  h  I  in  Brandenburg  a.  H  Masckein  Altona  als  techn.  Hilfaarb. 
bei  der  Int.  des  I  Anncc-Korp»  und  der  Gam  -Brustr.  Kothacker 
in  Bruchsal  als  techn.  Hilfsarb  bei  der  Int.  de»  XV.  Armec-Koip» 

(Bayern)  Der  Garn-Bau  in  sp  Brt.  Lottrr  ist  von  Nnrnbcr»;  1 
nacb  Ingolstadt  I,  der  Garn.  -  Bauinsp  M  e  1 11  von  Ingolstadt  nach 
Ingolstadt  II  und  der  Garn  Bauinsp  Brt.  Hasse  von  Nürnberg  11 
nach  Nürnberg  versetzt- 

Hes-sen.  Dem  Reg.-  und  Brt.  Stahl  in  Halle  a.  S.  und  den 
Eisenb.  -  Dir.  Schobert  und  Weit)  in  Mainz  ist  der  Gbar.  als 
Geli.  Brt-  verliehen. 

Preußen.  Die  Erlaubnis  zur  Anlegung  der  ihnen  verliehenen 
nichtpreuß.  Orden  ist  erteilt:  dem  Garn.-Bauinsp.  BiL  Koppers 
in  Oldrnburg  des  Ehrenntterkreur.es  1.  Kl.  des  GioSherzg.  -  Olden- 
burg. Usus-  und  Verdienstordens  des  Herzogs  t'eler  Friedrich 
Ludwig  und  dem  Stadtbrt.  Schwatlo  in  Frankfurt  a.  O.  des  GroB- 
herrl.  tDrk.  Medschidieordens  III.  Kl. 

Dem  Branddir  Stolz  in  Magdeburg  ist  aus  Anlaß  seines  Aus- 
scheidens aus  dem  lWenat  der  Char.  als  Brt.  verliehen. 

I>er  W'a*«er-Bauinsp.  Brt.  Schnack  ist  von  Hirschberg  nach 
Oppeln,  der  Wasser- Bauinsp  Hugo  Schmidt  voo  Oppeln  nach 
Lii-gmU  und  der  Eisenb.-Bau-  u.  Betr.-Insp.  K  r  z  y  zankte  wiez 
in  Winsen  zur  Kgl.  Eisenb. -Dir.  nach  Hannover  versetzt 

Zur  Beschäftigung  (Iberwiesen  sind  die  Reg.-Bmstr.:  Wohl- 
farter  der  Kgl.  Reg,  in  Wiesbaden;  —  Petzcl  der  Kgl  F.i»enb.-Dir. 
in  St.-  loh.-SaarbrOcken,  X  e  u  b  e  r  t  der  Dir  in  Kassel,  We  n  d  t  der  Dir 
m  St  joh.-Saarbruckcn  und  Gicae  der  Dir.  in  Berlin ;  —  S k  u  t »  c  h 
der  Kgl.  Eisenb -Dir.  in  Essen  a.  R.  und  Spohr  der  Dir.  in  Altona. 

Die  Reg -Bfhr.  Edm.  Stuermer  aus  Berlin  und  Wilh. 
Rcllrnsmann  aus  Styrum  (Hochbfch),  -  Aloys  Berlinghof! 
aus  Diestedde,  Guido  A  u  I  i  k  c  aus  Munster  i.  W.  und  Alb.  Eggert 
aus  Magdeburg  lEucnbfch  i,  —  Wilh.  Keinitz  aua  Lobbe  n  und 
Hcmr  Bohdcaus Wehdel! Masch -Bich  )  sind  zu  Reg -Bcastrn  ernannt. 

Die  Reg.-Bmstr.  P.  S  t  e  p  h  a  n  bei  der  höh  Maschinenbauschute 
in  Posen,  Art  Werner  und  P.  Ehrhardt  bei  der  Kgl.  Ma- 
schinenb-  und  Hottenschule  in  Duisburg,  Fei.  Titz  bei  der 
höh.  Mascliinenbauschule  in  Stettin  und  Fcrd.  T  e  i  f  h  m  0  1 1  e  r  bei 
der  höh.  Schiff-  und  Mascbincnbauscholc  in  Kiel  sind  infolge  F.r- 
nennung  z  Oberlehrer  aus  d  Staats  Eiscnbahndienst  susgeschieden. 

Dem  Reg.-Bmstr.  Alb.  E  1  m  e  r  in  Liegnit/  ist  die  na>  hges. 
Enllass.  aus  dem  Staatsdienst  erteilt. 

Der  Stadtbauinap.  Koch  in  Frankfurt  a.  M.  ist  gestorben. 

Brief-  und  Fragekasten. 
Abonnent  In  Dresden  und  J.  M.  In  M.  Sowohl  wegen 

der  .Magnesitplatten  wie  wegen  Getttstvcilcihartstalten  müssen  wir 
Sie  auf  den  Weg  der  Anzeige  verweisen  Die  Fragen  entbehren 
des  allgemeinen  Interesses,  wt-lchrs  wir  bei  dem  beschrankten 
Raum  des  Briefkastens  unbedingt  vur  aussetzen  missen.  — 

Inhalt:   Da«  liu4uui-  Tlirj>li-T  in  «  h  wr.  uuJ  die  Hranal-KaUktropke 
,1.»  ■»>  lirn-mttei    1003.       M.tre.limrrri  ans  Vernum.  -     ItOcher.    -  l'rtis- 
-  IVrscnal-N.,I..Kl,l«i    -  linrf   und  t-r^cka-c. 


Verlae  der 


l»ruls,l,en  Baurrituag,  G.  m  h.  H  .  Herl,,,  Kür  die-  Reetaklio« 
i.  V.  F.  Li.ticu,  Berlin,    li.u.'k  von  Wüh.  Gre»»,  f 


Nu.  34. 


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IE  NEUE  EISENBAHN-VERBINDUNG  ÜBER 
DEN  RHEIN  BEI  MAINZ  *  DIE  RHEINBRÜCKE 
WÄHREND  DER  MONTAGE  *  GESAMT- ENT- 
WURF: EISENBAHN  -  DIREKTION  MAINZ:  EIN- 
ZEL-ENTWURF UND  AUSFÜHRUNG:  BRÜCKEN- 
BAUANSTALT GUSTAVSBURG  BEI  MAINZ  *  * 
ES  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  XXXVIII.  JAHRG.  1904  N<L  35  33 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  35.  BERLIN,  DEN  30.  APRIL  1904 


Die  neue  Eisenbahn -Verbindung  über  den  Rhein  bei  Mainz. 

(Hierzu  eine  BiltllxriUgT.) 

einer  unmittelbaren  Verbindung  des  rcrhls-  und  links- 
rheinischen Eisenbahnnetzes,  die  oberhalb  Koblenz 
bisher  nur  auf  dein  Umwege  über  Frankfurt  a  M. 
möglich  war,  und  anderseits  die  Entlastung  des  Mainzer 
Bahnhofes  von  dem  linksrheinischen,  nach  Frankfurt 
bezw.  Darmstadt  usw.  gerichteten  Gütervcrkchrcs. 

Der  Mainzer  Verkehr  leidet  bekanntlich  darunter, 
daß  sich  unmittelbar  südlich  am  Hauptbahnhof  ein  nur 
agleisigcr  1196*  langer  Tunnel  anschließt,  der  unter 
der  Zitadelle  hindurchfahrt  und  der  Weiterentwicklung 
des  Verkehres  ein  unüberwindliches  Hindernis  ent- 
gegenstellt. Hier  findet  nun,  wie  schon  bemerkt  inso- 
fern eine  wesentliche  Entlastung  statt,  als  die  von  Bingen 
kommenden  Güterzüge  Main/,  und  diesen  Tunnel  nicht 
mehr  durchlaufen,  sondern  über  die  den  Rhein  unter- 
halb Mainz  am  Floßhafen  und  über  die  Peters  -  Aue 
hinweg  Oberschreitende  neue  zweigleisige  Eisenbahn- 
Brücke  und  von  da  rechtsrheinisch  bis  Bischofsheirn 
geführt  werden.  Nur  die  für  Mainz  selbst  bestimmten 
Lokalgüter  werden  an  den  Abzweigstationen  Bischofs- 
heirn bezw.  Mumbach  ausgeschieden  und  unmittelbar 
nach  Mainz  geleitet. 

Durch  Kurvenanschlüsse  von  der  Brücke  an  die 
vorhandenen  rechts-  und  linksrheinischen  Eisenbahn- 
linien ist  aber  anderseits  die  Möglichkeit  der  unmittel- 
baren Uebcrführung  von  durchgehenden  Personenzügen 
geschaffen  und  es  wird  auch  die  bei  den  lebhaften 
wirtschaftlichen  Beziehungen  zwischen  Wiesbaden  und 
Mainz  bisher  immer  vermißte  unmittelbare  Verbindung 
dieser  beiden  Städte  hergestellt 

Die  Vorteile,  welche  sich  für  Truppenverschiebun- 
gen aus  dieser  neuen  Verbindung  ergeben,  sind  sofort 
augenfällig,  wenn  man  die  wesentlichen  Wegabkürzun- 
gen vergleicht,  die  hieraus  sich  nach  verschiedenen 
Richtungen  hin  ergeben.  Aber  auch  für  diejenigen 
Richtungen,  die  bisher  vom  Süden  schon  unmittelbar 
in  die  Festung  Mainz  eingeführt  waren,  ergibt  sich 
der  Vorteil,  daß  unter  Vermeidung  des  Tunnels,  der 
einem  Massentransport  nur  zu  leicht  ein  wesentliches 
1  lindernis  entgegensetzen  kann,  auch  Züge  unter  Be- 
nutzung der  Güter-Umgehungsbahn  von  Nordwesten 
her  hereingebracht  «erden  kennen.  Zu  diesem  Zweck 
ist  /wischen  Kostheim  und  Bischofsheim  eine  beson- 
dere Betriebsstation  mit  Weichenverbindung  zur  alten 
Linie  Frankfurt  a.  M  -  Kastel  eingelegt,  die  nur  solchen 
militärischen  Zwecken  dient. 

Die  neuen  Eisenbahnlinien  !>ediiigten  die  Her- 
stellung von  zwei  größeren  Brürkcnbauwcrken,  einer 

313 

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ic  'neue  Eisenbahn- 
verbindung, die  den 
Rhein  uutei  halbMainz 
bei  Mombach  über- 
schreitet, wird  am  1. 
Mai  d.  J.  in  feierli- 
cher Weise  in  Gegen- 
wart lies  Kaisers  und 
des  Großherzogs  von 
Hessen  dem  Verkehr 
übergeben  werden. 

Schon  dieser  Um- 
stand laßt  erkennen, 
daß  es  sich  hier  um 
ein  Unternehmen  von 
mehr  als  örtlicher  Be- 
deutung handelt,  und 
in  der  Tat  ist  das  Ein- 
flußgebietdieses  neuen 
wichtigen  Gliedes  im 
rheinischcnEisenbahn- 
netze  ein  weitreichen- 
des, wenn  auch  natür- 
lich die  dem  Verkehr 
daraus  erwachsenden 
Vorteile  sich  in  der 
näheren  Umgebung 
ganz  besonders  fühl- 
bar machen  werden. 
Neben  wirtschaftlichen 
Vorteilen  sind  es  aber 
auch  noch  ganz  beson- 
ders strategischeGrün- 
de  gewesen,  Rücksich- 
ten auf  die  Erhöhung 
der  Schlagfertigkeit  des  Deutschen  Heeres,  welche  das 
ganze  Unternehmen  als  ein  im  Interesse  nicht  nur 
der  preußisch-hessischen  Eisenbahngemeinschaft  son- 
dern auch  des  Reiches  liegendes  erscheinen  ließen, 
Dieses  starke  Interesse  des  Reiches  kommt  auch  bei 
der  Aufbringung  der  sich  auf  15657000  M.  belaufen- 
den Gesamtkosten  in  die  Erscheinung,  von  denen  das 
Reich  nahezu  die  Hälfte,  nämlich  7  702  000  M.  bei- 
trägt, während  Hessen  und  Preußen  den  Rest  mit 
4431800  M.  bezw.  3523000  M.  aufbringen. 

Der  Zweck  der  Neuanlagen,  die  aus  dem  Lage- 
plan Abbildg.  1  in  ihrer  Beziehung  zum  Bestehenden 
deutlich  hervorgehen,  ist  einerseits  die  Herstellung 


Ueberschreitung  des  Mains  oltcrlialh  Kostheim  und  des 
Rheins  bciMoinbach,  abgesehen  von  den  verschiedenen 
kleinen  Bauwerken  zur  Ucbcr-  bezw.  Unterführung  der 
vorhandenen  Linien.  Die  Mainhrückc  besitzt  4  weite 
Stromöffnungen,  deren  eiserner  Uebcrbau  das  System 
des  Ober  der  Fahrbahn  liegenden  Bogens  mit  Zug- 
band zeigt.  Beiderseits  schließen  sich  noch  eine  Reihe 
massiv  gemauerter  Flutbrücken  an.  Die  Rhcinbrüekc 
überschreitet  den  Strom  an  der  Stelle,  wo  dieser  durch 
die  Peters-Aue  in  2  Arme  gespalten  wird.  Sie  besitzt 
dementsprechend  5  Stromöffnungen  bis  zu  107  m  Spann- 
weite, 5  Flutöffnungen  auf  der  Insel  und  an  beiden 
Ufern  je  1  gewölbte  Oeffnungen  zur  Unterführung  der 
beiderseitigen  Uferstraßen. 

Das  System  der  Strombrflcke  ist  ebenfalls  das  eines 
über  der  Fahrbahn  liegenden  Bogens  mit  Zugband, 
wie  dies  im  letzten  Jahrzehnt  mit  einer  gewissen  Vor- 
licl»e  im  deutschen  Brückenbau  zur  Anwendung  ge- 
kommen ist,  wahrend  die  Flutöffnungen  (Iber  der  Insel 
als  parallele  Fachwerkträger  mit  oben  liegender  Fahr- 
bahn ausgebildet  sind.  Das  Bruckenbauwerk  bat, 
entsprechend  seiner  hervorragenden  Bedeutung  und 


r>oi 


das  Werk  des  Geh.  Baurat  Schwei-Ilten  in  Berlin. 
(Wir  geben  als  Anfangsvigoclte  den  auf  dem  links- 
seitigen Uferpfeiler  stehenden  Turm  wieder.) 

Der  Brückenbau,  der  einen  Kostenaufwand  von 
Mill.  M.  erforderte,  wurde  aufgrund  von  Angc- 
'Otcn,  die  auch  den  Einzel  -  Kntwurf  des  Bauwerkes 
nach  dem  vorläufigen  Gesamtentwurf  der  Mainzer  Eisen- 
bahndircktion  zum  Gegenstand  hatten,  der  Firma  Philipp 
Hol/mann  &  Ko.  in  Frankfurt  a.  M.  im  ganzen  über- 
tragen. Es  wurde  dann  jedoch  der  spezielle  Entwurf 
der  Eisenkonstruktion  (für  welche  das  System  feststand) 
der  Brückcnbauanstalt  in  Gustavsburg,  Zweig- 
anstalt der  Vereinigt.  Maschi  nenfabr.  Augsburg 
u.  Masch. -Bau-Gesellsch.  Nürnberg  A.-G.  in  selb- 
ständiger Form  Obergeben.  Die  Ausführung  wurde  zwi- 
schen dicscrFirma  unddcrDortmunderUnion  geteilt. 
Erstere  führte  die  Ueberbrückung  des  linksrheinischen 
Armes  und  eines  Teiles  der  Flutbrücke,  letztere  deren 
Rest  und  die  Ueberbrückung  des  rechtsrheinischen 
Armes  aus.  Wir  werden  in  einer  späteren  Besprechung 
einige  Konstruktions-EigcntOmlichkeiten  des  Brücken- 
bauwei  kes  zur  Darstellung  bringen  und  die  interessante 


Abhililg.  |.    I  i|(C|)l»n. 

V  * 


mit  Rücksicht  auf  seine  Lage  unmittelbar  bei  der  Montage  mit  Zuhilfenahme  schwimmend  eingebrachter 

Stadt  Mainz  eine  reiche  architektonische  Ausbildung  und  entfernter  eiserner  Rüstungen,  wie  sie  die  Brücken- 

durch  Einfügung  wuchtiger  Brückenköpfe  an  den  bei-  bauanstalt  Gustavsburg  für  die  Strombrücke  verwendet 

den  Landvestcn  und  leichterer  massiver  Portalbauten  hat.   Unsere  Bildbeilage,  die  wir  vorausschicken,  läßt 

zu  beiden  Seiten  der  Flutbrücken  auf  der  Insel  erhal-  den  Bauvorgang,  auf  den  wir  eingehender  zurück- 

ten    Die  architektonische  Ausgestaltung  derselben  ist  kommen,  erkennen.  (sri.i«d  mci  1 


Rheinischer  Kleinwohnungsbau. 

Von  J.  Stnbbrn.  (I'".imuui^  i 
3.  KIcinw  ohniingsbau  seitens  der  Arbeitgeber  Erfolg  gehabt  als  früher 
Icher  die  Bergarbeiterwohnungen  im  Ruhrrevirr 
hat  im  Jahre  1902  der  Verein  für  dir  berghau- 
ichen  Interessen  im  Ohcrhcrgamtshczirk  Dortmund'  > 
eine  ausführliche,  von  Brrginsp.  Kobcrt  Hundt  bearbeitete 
Denkschrift  herausgegeben,  auf  welche  hier  verwiesen  wer- 
den mag,  In  derselbe»  sind  neben  vielen  statistischen  und 
wirtschaftlichen  Mitteilungen  eine  groll«-  Zahl  von  Arbeiter- 
Wohnhäusern  und  Arbeiterkolonien  in  Wort  und  Hild  dat- 
gestellt, besonders  die  A  rbei  tr  rkolon  ien  «ler  Bergbau- 
Aktiengesellschaft  l'njmi  i»  Mengede,  der  Akl.-Gcs.  Differ- 
dingeii-Dannenbauni  in  Bochum,  der  Aktiengesellschaften 
Konsolidation  und  Kölligshorn,  der  Zechen  Julia,  Schlägel 
und  Eisen,  Khcin-Elbc,  Alma,  Westhausen  und  Stein-Har- 
denberg. s<iwie  der  Arbeiterwoh  n  u  nge  n  lies  Stein- 
kohlen-Bergwerkes NrumOhl.  dertiewerk sehaflen  Friedrich 
der  Grobe  tui.l  Graf  Schwerin,  der  Arenltcr-'-clicn  Berg- 
baugesellschaft  in  Essen  und  der  Zeche  Zollverein.  Die 
meisten  Gesellsehaften  und  Zechen  unterstützen  ihre  Ar- 
beiter auls  wirksamste  für  den  Erwerb  eines  eigenen 
Wohnhauses  und  haben  in  den  letzten  lahrcn  damit  mehr 


\11clt  die  von  den  Zechen  selbst 
erbnuten  Arbcitcrwohniiimcn  sind  äußerst  /ahlreicb.  Von 
einer  Belegschaft  von  235907  Arbeitern  i.  J.  1900  hatten 
124  245  eigenen  llaiisluilt.  davon  wohnten  31,1  "In  in  Wohn- 
häusern der  Zechen.  Ftwa  17"  0  der  Bergleute  besitzen 
ein  Eigenbaus;  es  sind  also  nur  noch  61,9%  auf  fremde 
Mietwohnungen  angewiesen.  Selbstredend  handelt  es  sieh 
bei  den  Figenhäiiseni  und  Zechenwohnungen  fast  aus- 
sehlieblich um  Ein-  und  Zweifamilienhäuser,  meist  gruppen- 
weise an  einander  gebaut  und  bescheiden  in  der  archi- 
tektonischen Behandlung.  Eine  etwas  mehr  künstlerische 
Auffassung  der  Aufgabe  wäre  zu  wünschen,  scheint  aber 
auch  111  jüngster  Zeit  Boden  /u  gewinnen.  Das  macht 
sich  11.  a  geltend  bei  der  Gelse ukirehener  Bergwerks- 
Gesellschaft,  lieim  Eschwciler  Bergwerksverein,  besonders 
aber  bei  der  Firma  Kriedr  Krupp. 

V»n  47  330  auf  den  Krupp'schen  Werken  beschäf- 
tigten Arbeitern  und  Angestellten  wohnten  i  J  1900  8212 
not  18466  Familienangehörigen,  al-o  i.  g  26678  Personen 
in  Kruppschen  Häusern."  1  Die  Zahl  der  letzteren  betrug 


V'  Hcl^iHt«  i'^ruohim-i^r-i  im  Rutr  i  Ii  ■  Hi;ii'"i"'l  \«'<  IVi;;t*|.. 
!<..'.<  It  II  U  11  .Ii  Iii  iiii.ti-ilirti  ,  ,.ir,  Itirin  Im  ,1lt  I  .  -.  '.  ■  II  I  u  1 .1-,  •  1 1  ,n  - 
«-»■*»  ■"'  '  "u-''"  '  .'.iilll-lu  ."'  k    |l...ui,i|...|  UV 


in  Essen  und  Umgebung  4*74,  auf  «Ien  AuBcnwerken  1195. 
zusammen  5|6q;  m  L..gierhaiisern  wohnten  etwa  1000  l  11- 

K.  n|.|i 


I  W.  .Mf-Inl..  ,  ihm  1,11,1  -;«-n  Ar  <  ..|'J-t.il.lf;.l.|  -U  V"l  Ind. 
|  M4i-      t-s-r.i,  K   ii[.|. -   Il<    H.i.  :•,•!, u.  L.  ,.  1,  l:»u 


N'o  A> 


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verheiratete.  Um  eine  Uebcrfullung  der  Wohnungen  lunt- 
anzuhallcn,  werden  hei  den  neueren  Hauten  zweiräumige 
Wohnungen  nicht  mehr  angelegt.  Modern  nur  drei-  und 
mchrräumige.    I»er  Anfangswert  der  Beamten-  und  Ar- 


Stadterweiterung  von  Metz 


CSD  •  -  n 
533       ■  m 


beiterwohuungeu  belief  »ich  ohne  Hodenwert  am  Ende 
de»  Geschäftsjahres  iooo'iooi  in  K«cn  und  Umgebung  auf 
lU,  bei  den  Außenwerken  auf  4,  zus.  19,5  Mfll.  M.;  213 
freie  Dienstwohnungen  sind  darin  nicht  einbegriffen.  Oer 
Reinertrag  ausallcnWohnhäuscrn  wird 
zu  nur  2,75%  des  Anlagcwertcs  ohne 
Hauplatz  und  ohne  Tilgung  angegeben. 
Die  Flifnrr  Wohnungen  sinn  verteilt 
in  6 Kolonien  von  versehiedenerGrößc 
In  der  Anlage  des  Ganzen  und  dem 
Hau  der  Hauser  unterscheiden  sich 
vun  deii  alleren  Ansiedelungen  die 
neuen  durch  abwechslungsreiche  An- 
ordnung und  künstlerische  Gestaltung, 
her  Leiter  des  Krupp'schcn  Hau- 
bureatls,  Hrt  Schmonl,  hat  es  ver- 
standen, auf  dem  Gebiete  des  Kaucs 
und  der  Einrichtung  der  Arbeiterwoh- 
niingen  mit  großem  Erfolge  veredelnd 
und  vorbildlich  /u  wirken  Die  Ko- 
lonien Alfredshof,  seit  189.1,  und  Fried- 
richshof,  seit  1899  im  Hau,  sind  wirk- 
liche Musteranstalten  geworilen  Al- 
fredshof  ist  eine  offene  Stadtanlage 
mit  ausschließlich  anderthalbgcschossi- 
gen  Einfamilienhäusern,  die  einzeln  ge- 
stellt oder  zu  2,  3  und  4  aneinander 
gebaut  oder  schließlich  ■><  längeren 
Reihen  angeordnet  sind;  die  Vierhails. 
gruppen  sind  uberkreuz  geteilt,  Un- 
sere  Abbilden.  49  11  y>  und  51  u  52 
geben  zwei  Heispiele  einer  Zweihaiis- 
und  einer  Drrihausgrupiic.  Von  der 
außerordentlichen  Wohnlirhkcit  dieser 
Mauser  gab  ein  auf  der  Düsseldorfer 
Ausstellung  errichtetes  Musterhaus, 
ein  Doppelhaus  für  2  Familien,  mit  2 
Zimmern  unten  und  2  I  tachstuben 
oben,  mit  Spulnischc.  Speiseschrank 
und  Veranda  ein  Oberaus  anheimeln- 
des Hild  Die  Möbel,  hervorgegangen 
aus  dem  oben  bereits  erwähnten,  von 
der  Firma  Krupp  in  Verbindung  mit 
dem  „Rhcini-clirn  Verein"  veranstal- 
teten Wettbewerb,  waren  entworfen 
von  den  Architekten  1 1  K  Mieritzin 
Berlin  und  II.  Sic  Im  in  Charloltcn- 
burg  und  geliefert  von  den  Firmen 
l'aul  Hrose  und  F.  Schild  in  Herlin 
Friedrichshof  zeigt  außer  andert- 
halbgesehossigcn  l'aarcn  und  1  •nippen 
wegen  de»  wertvolleren  Haugrundes 
hauptsächlich  das  System  de»  mehr- 
geschossigen Reihenhauses,  aber  mit 


Zur  Stadterweiterung  von  Metz. 

HM  n  Metz  1-1  die  öffentliche  Meinung  m  Sachen  der 
RH  Stadlcrwciterung  erwacht,  wie  aus  an  die  Deutsche 
*■■■>■  Hauztg.  gelangten  Zuschriften  und  aus  Mitteilungen 
von  Tagesbl altern  hervorgeht.  iN  H.  Der  Aufsalz  ist  schon 
vor  längerer  Zeit  verfaßt,  )  DieVauban'schc  Stadlumwallung 
fällt  und  damit  fallen  ihre  Tore.  Seit  dem  Jahre  1870  sind 
viele  Festungen  gänzlich  aufgegeben,  andere  durch  weiter 
vorgeschobene  Werke  geschützt  worden.  Jetzt  lassen  die 
Außenforts  nach  und  nach  die  innere  Umschließung  ent- 
behrlich erscheinen.  Diese  Knifestigungen  bieten  dem 
Städtebauer  besonders  schwierige  Aufgaben,  zumal  dabei 
auf  die  Denkmalpflege  Rücksicht  zu  nehmen  ist 

Die  sich  dehnende  Stadt,  die  den  Festungsgürtel  ge- 
sprengt hat,  sieht  in  den  alten  Toren  und  Türmen  mehr 
noch  alsVerkehrshemmnisse,  überflüssig  gewordene  Grcnz- 
sicinc,  die  sie  an  ihre  frühere  Enge  erinnern;  im  plötzlich 
entfesselten  Drange  lang  verhaltenen  Kraftgefühles  strebt 
sie  danach,  diese  Merkzeichen  herauszureißen,  um  ihre 
Stätten  zu  überwallen,  um  dichter  zusammenzuwachsen 
mit  den  vorliegenden  Ansiedelungen,  den  Vororten,  frühe- 
ren Dörfern.  In  dem  Hcstrcben,  diesen  den  vermeintlichen 
Makel  des  VorslAdtischen  abzunehmen,  äußert  sich  aber 
auch  eine  von  Grußstadlsucht  aufgeblasene  (icwalt,  die 
sich  der  Erhaltung  alten  „GerUmpcIs'1  widersetzt.  In  der 
Tat  sieht  ein  einfaches,  von  seiner  früheren  Umgebung 
losgelöstes  Tor  oft  wunderlich  aus.  Man  sollte  wenigstens 
an  einer  Seite  ein  Stück  der  alten  Ringmauer  stehen 
lassen  oder  die  neue  Hebauung  dicht  heranrücken.  Nur 
ein  künstlerisch  bedeutsames  Tor  wird  man  im  allge- 
meinen frei  hinstellen  können  wie  einen  Triumphbogen. 

Es  liegt  nun  nicht  in  der  Absicht  des  Unterzeichneten 
zu  untersuchen,  in  wie  weit  die  Niederlegung  der  Tore 

30.  April  1904 


in  Metz  gerechtfertigt  war.  Diese  Frage  ist  durch  die 
Tatsachen  bereits  entschieden.  Nur  der  Plan  der  Stadl- 
er Weiterung,  die  Grundlage  des  neuen  Lebens,  das  aus 
und  vor  den  Ruinen  des  Fcstungswalles  erblühen  soll, 
wird  hier  zur  Erörterung  gestellt. 

Große  Aenderungen  bereiten  sich  namentlich  im  Süden 
der  Stadt  vor  in  der  Richtung  auf  die  Vororte  Montignv 
und  Sahion  hin.  Der  Hauptbahnhof,  bisher  Kopfstation, 
wird  an  die  Stelle  des  Hafens  verschoben,  so  daß  die 
Eisenbahn  die  südöstliche  Grenze  der  Stadterweiterung 
bildet,  zugleich  die  Scheidegrenze  vom  Vororte  Sablon.  I  »er 
Hafen  und  der  ihn  mit  dem  Moselkanal  verbindende  Stich- 
kanal  werden  verschüttet.  Die  Zitadelle  verschwindet  und 
der  I'ionier-Uebungsplalz  soll  bebaut  werden.  Das  Horn - 
werk  am  Sl  Theobaldplatz  ist  gefallen.  Das  Bahnhofstor 
(I'rinz-Fricdrich-Karltor  bei  D  des  Planes)  sollte  nach  dem 
von  der  Stadlgemeindc  herausgegebenen  Hcbauungsplanc 
wohl  stehen  bleiben,  wird  jetzt  aber  auch  schon  abge- 
brochen, nur  der  Camoufle-  Turm  (bei  t  des  Uebersichts- 
planes),  der  noch  eine  Ecke  der  ursprünglichen  Römer- 
feste  bezeichnet,  bleibt  als  ein  Denkzeichen  für  den  Wan- 
del aller  Dinge  erhalten.  Das  so  entstehende  Hebauungs- 
gebiet  erstreckt  sich  in  ziemlich  gleicher  Hreite  von  durch- 
schnittlich 700  m  von  der  früheren  Stadlumwallung  bis  zur 
Grenze  mit  dem  Vororte  Montignv  auf  rd.  1  k">  lünge. 

Der  Bebauungsplan  sieht  nun  in  der  l-ängsriclming 
drei  Hauptverfcehrs/ ügc  vor,  den  eisten  nahezu 
parallel  dem  Moselkanalc  (Sir.  VII)  in  Verlängerung  der 
Zitadellen  -  Allee  zur  allen  ChaUSKC  -  Straße  herüber,  [die 
zum  botanischen  Garten  in  Montignv  führt,  die  zweite  von 
der  Römeralice  am  altrn  Bahnhofe  vorbei,  also  in  der  bis- 
herigen Haitptvcrbindung  (Str.  VI)  mit  der  Stadt  auf  die 
Kaiser-Wilhelmstraßc  nach  Montignv  zu  und  mit  der  dritten 
iStr.  XVIII),  die  vom  l'lat/r  des  früheren  Thcobaldtorcs 

215 

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Abbildg  64  u.  65. 
Kinfamilienliau» 
der  Farbwerke 
.Meiater, 

Lacht!  &  Brüning 
in  Höchst  >  N 


Rheinischer  Kleinwohnungsbau. 


ausgeht  und  ziemlich  parallel  zur  Eisenbahn  verlauft,  eine 
Gabel  bildend.  Die  Straße  VII  soll  auf  beiden  Seiten 
Baumreihen  erhalten,  die  Straße  VI  bis  zur  Gabelung  mit 
der  Straße  XVIII  nur  eine  Baumreihc  neben  einem Ticit- 
wege,  sodann  eine  Mittelpromenade  mit  Reitweg,  von 
zwei  Baumreihen  begleitet.  Eine  vierte  Ncbenverkehrs- 
Straße  iStr  X)  an  der  Eisenbahn  entlang  ist  ebenfalls  mit 
einem  Reitwege,  von  einer  Baumreihc  beschattet,  bedacht. 
Dazu  kommen  zwei  I  lauptquerztlge,  der  eine  im  Ver- 
laufe der  eingebauten  Stadtumwallung  und  des  ausgefäll- 
ten Hafcnknnales  iStr.  XII)  als  stattfiehe  Ringstraße  mit 
Mittelpromcnade  und  wiederum  einem  Reitwege,  mit  drei 
Baimireihcn  besetzt,  die  andere  iStr.  XVI)  im  Abstände 
einer  Bauhlockliefe  parallel  zur  Grenze  gegen  Montignv 
auf  den  Vorort  Sablon  verlaufend,  der  im  übrigen  noch 
mehrere  Ouervcrbindungen  durch  das  Eisenbahngelände 
mit  dem  neuen  Stadtteile,  der  Neustadt  erhalten  soll, 

Hie  zwisehcnliegenden  Flächen  schließen  schmalere 
Neben si raßen ,  Wohnsiraßen,  auf,  an  deren  Süd- 
oder Ostseite  zumteil  Vorgärten  angeordnet  sind.  Wohl 
ausgebildete  Straßenmündungen  und  Kreuzungen,  sowie 
Versetzungen  zur  Vermeidung  allzulanger  Wohnstratien 
lassen  erkennen,  daß  der  l'lanverfasser  den  neueren  An- 
forderungen entsprechend  individualisierend  gearbeitet  hat. 
wenn  auch  einige  Knicke  in  den  Straßenmündungen  durch 
weichere  Ucbcrgängc  ersetzt  werden  konnten.  Um  so 
auffalliger  erseheinen  die  vielen  DiagonalstraUcn,  die 
zur  Folge  haben,  daß  erstens  mehr  dreieckige  und 
tra|>czföniiige  Baublöcke  entstehen,  als  rechteckige,  für 
die  Anbauung  zweckmäßigere,  und  zweitens  mehr  .stratk-u 
auf  einen  Schnittpunkt  zusammen  führen,  als  für  die  l  "eber- 
sichilichkcii  und  schöne  Ausgestaltung  von  l'iät/en  günstig 
ist.  Bei  dem  offenbaren  Bemühen,  diese  Schwäche  zu 
überwinden,  würden  doch  die  platzarticen  Straßenkreuzun- 
gen 7.  B.  bei  B  und  besonders  bei  F  lies  städtischen  Be- 
bauungsplanes die  reinen  Vexierpl.itze  sein,  wenn  nicht 
die  verschiedenen  Breiten  der  einmündenden  Straßen  dem 

ai6 


Suchenden  ein  wenig  zu  Hilfe  kämen  immerhin  haftet 
solchen  Bildungen  all'  das  l'nbehagen  sogenannter  Ver- 
kehrsplätze an  Besser  ist  schon  die  Lösung  bei  O.  Ein 
wirklicher  Verkehrsplatz  ist  der  Platz  A  vor  dem 
neuen  Bahnhofe  leider  der  am  wenigsten  geglückte. 
Warum  die  regelmäßige  Trapezform  angesichts  der  grup- 
pierten Anlage  des  Empfangsgebäudes  von  Jürgen  Kröger  .' 
Warum  die  jede  monumentale  Wirkung  zerstörende  Ver- 
zettelung der  I'latzflächc  durch  kleinliche  Grünanlagen  ' 
Ein  Wettbewerb  —  und  vielleicht  ist  es  dazu  noch  nicht 
zu  spät,  darum  soll  er  hiermit  dringend  empfohlen  sein  — 
hätte  sicherlich  zu  einer  zweckmäßigeren  und  schöneren 
Lösung  geführt.  Dagegen  /eigen  die  Denkmals-,  Gartcn- 
und  Spielplätze  bei  (',  l>,  /•-'.  II,  ./  und  K  glücklichere 
Formen;  namentlich  die  Doppelplatzanlage  bei  ('  und  K 
verspricht  eine  großartige  \\  irkung,  die  noch  durch  Fort- 
lassung  der -Stralie  zwischen  Block  15  und  16  zn  erhohen 
wäre,  ho  daß  die  dort  geplante  Kirche  an  einer  Seite  dicht 
au  die  Bebauung  heranrückte.  Auf  dieselbe  Weise  könnte 
auch  der  Platz  J  noch  verbessert  werden. 

Der  Bebauungsplan  findet  seine  Ergänzung  in  einer 
neuen  Bauordnung,  die  in  der  Neustadt  drei  Bau/onen, 
hier  hesser  Bauklassen  genannt,  vorsieht  und  damit  auf 
der  verhältnismäßig  kleinen  Stadterweiterungsfläche  also 
wohl  eine  ausreichende  Möglichkeit  gewährt,  den  ver- 
schiedenartigen Baubcdürfnissen  zu  genügen, Abwechselung 
ins  Stadtbild  zu  bringen,  zumal  die  StraÜenbreitcn  inner- 
halb jeder  Bauklasse  wechseln  und  industrielle  Anlagen, 
wie  es  scheint,  nur  in  beschränktem  l'mfangc  zugelassen 
werden,  wenn  nicht  gar  ganz  ausgeschlossen  bleiben  sollen. 

Mit  der  Breite  der  Wohn»traßen  wird  bis  auf  10  •« 
heruntergegangen  und  mit  Bauklasse  I  an  den  Verkehrs- 
straßen  entlang  auch  durch  die  Baukl.tssc  II  hindurchge- 
gangen. Die  I.  Klasse  <s  Abbildung!  ist  für  geschlossene 
Bauweise  bestimmt  und  zwar  simi  Wohn-  und  Geschäfts- 
häuser mit  T  „,  l'eberbauung  (•/.,  an  den  Ecken)  der  Grund- 
stücksflächc  und  wie  in  der  Altstadt     tKurtarttnaji  S  »i8> 

No.  35. 


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Abbild«.  49  u.  50. 

Doppeltes 
Einfamilienhaus  in 
der  Krupp'achen 
Kolonie  Allredsltof 

bei  Essen. 


I 

r 


9  ÄA» 


Abbild«.  54  u.  ss- 

Reihe  von 
DreifsmilienhÄosern 
in  der  Kruppsrhen 
Kol.  Fiicdriclishof. 


-  ~ 


sO  ITrl  O; 


Abbild«,  si  u.ja. 

Drrifarhc* 
Einfamilienhaus 
in  Alfredahof,  h" 


i 

■  *Vtn  t          ;  - 

1 

L.  J 

ri  j  r 

Abbild«,  jj.    Teil-Ls«eplan  der  Kruppschen  Kolonie 
Kiiedriilishol  bei  Elten. 


i 


Abbild«.  61  —fei.  Dreifache«  Einfamilienhaus 
in  der  Kolonie  Allenliof  bei  Essen. 


I 


Abbild«.  S7— 6o.    Einfamilienhaus  in  der  Krupp  ti  heu  Kolonie 
Allcnhof  bei  Essen. 

( AMuldiuitn,  na- Ii    Wolilianttseinrichfunern  dri  I  ..id«|j|illil.iik  vua 
Kriedr.  Kiupp  in  Essrti  a.  Kl 


Rheinischer  Kleinwohnungsbau. 


30.  April  1901. 


Lücken  in  gewissen  Abständen  zur  besseren  Lüftung 
und  Be-onuung  der  llofgärtcn,  vcrgl.  die  Abbildgn.  53 
bis  55.  Die  zwcicinhalhgcschossigcn  I  lauser  enthalten  je 
vier,  die  drcicinhalbgeschossigen  je  sechs  Wohnungen 
von  drei  oder  vier  Räumen.  Es  versteht  sich  fa»t  von 
selbst,  dafl  die  Firma  Krupp  ihre  Arbeiterfürsorge  nicht 
auf  den  Wohnungsbau  beschrankt,  sondern  eine  Fülle 
sonstiger  Wohlfahrtcinrichtungcn  pflegt,  auf  welche  ein- 
zugehen hier  nicht  der  Ort  ist;  es  mag  aber  hervorgehoben 
werden,  daß  zu  den  Wohnungen  der  Kolonie  -Schederhof 
auch  sogen.  Schrebergärten  gehören  und  an  Spielplätzen 
überall  kein  Mangel  ist,  daU  die  Firma  an  ihre  Arheitcr 
auch  Hauscrwerb-l>arlehcn  bewilligt,  welche  die  Summe 
von  etwa  700000  M.  erreicht  haben,  daU  m«?  ferner  zahl- 
reiche Beamtenwohnungen  in  den  Straßen  der  Stadt  er- 
baut hat  und  an  Beamte,  die  für  -ich  selbst  nach  eigenem 
(leschmack  bauen  Wullen.  Bauplätze  f vi r  den  Treis  von 
je  1000  M.  abgibt.  (Geradezu  einzigartig  in  Anlage  und 
Mausbau  ist  aber  die  Invaliden-Kolonie  Allcnhof.  bestehend 
aus  186  Kinfarnihcnhüuscrn,  teils  einzeln,  teils  in  (iruppen 
(vergl.  Abbildg  5,6  631,  zwei  I'fründhftusern  fürWitwcr  und 
Witwcn.ciner  katholischen  und  einer  evangelischen  Kapelle, 
Konsumanslall,  Fcuerwehreebaude  und  Krholungshaus. 

I>ie  Firma  Kni|>|>  bildet  den  L'ebergang  vom  Bergbau 
zu  den  sonstigen  rlicini~cli-wcstfälNchcn  Industriezweigen. 

317 


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— 1 — j 

,     -  J  rtl 

Abbild);  69  73. 
Vici  Idciiihenhanscr  der 
l'arbenfabrikrn 
Fr.  Bayer  ft  Ko.  in 
Leverkusen 
M  Köln  j  Kit 


Abbild;;.  68.  La^epUti  der  Kuluuic 
der  Farbenfabriken  von 

Fr.  Bayer  tt  Ko. 
in  Leverkusen  bei  Köln. 


Rhelniicher  Kleinwohnungsbau. 


Von  letzteren  waren  alphabetisch  nach  den  Orlen  Re- 
ordnet, noch  folgende  Großfirmen  auf  der  Düsseldorfer 
Ausstellung  durch  Vorführung  ihrer  Arbeiterwohnungen 
vertreten:  J.  W.  Zanders  in  Bcreisch-Gladbach  bei  Köln; 
Karl  Bücklers  in  l>üren;  Schöller  BOcklers  &  Ko.  in  lUiren  ; 
Niederrheinische  Flachsspinnerei  in  Dülken ;  Duisburger 
Kupferhütte;  Jung  und  Simons  in  Klberfcld-I laan ;  Farben- 
fabriken vonn.  F.  Bayer  in  Elberfeld  und  Leverkusen; 
Chemische  Fabrik  Electron  in  Griesheim;  Meister,  Lucius 
und  Brüning  in  Höchst;  Gebr.  Arnold  in  Kempen;  Feiten 
und  Guilleatime  in  Köln  und  Mülheim :  .loh.  Wülfing  Sohn 
in  Lennep;  Gebr.  Laurenz  in  Ochtrup;  KÖchling'»chc  Eisen- 
werke in  Völklingen;  hinzugefügt  sei  noch  die  Nieder- 
lassung der  Maschinenbau-Gesellschaft  Nürnberg  in  Gustav— 
bürg.  Die  Arbeiterhiltiser  dieser  Firmen  sind  vorwiegend 
Kleinbauten  von  ländlicher  und  vorstadtischer  Bauart,  aber 
es  fehlen  auch  nicht  die  städtischen  Stockwerkhäuser  mit 
einer  Mehrzahl  von  Wohnungen.  Verbunden  sind  sie  zu- 
meist mit  anderen  Wohlfahrteinrichtungen  und  beweisen, 
daß  die  rheinisch  -  westfälische  Industrie  über  das  nackte 
Interesse  des  Arbeitgebers  hinaus  der  Arbciterfürsorgc 
als  einer  sozialen  Pflicht  sich  bewußt  isL    Doppelt  er- 


an  Straßen  unter  7  m  Breite  bis  zu  1 1  ■  1  löhe, 

„    von  7-0  12  „ 

»       •     »  9-"  ■   3 ■  ■ 

..  ■■    13  >•     ■      »  WH» 

,       .     ..  >3-'5  <5  » 

an  breiteren  StraUen  bis  zu  einer  Höhe  gleich  der  Straßcn- 
breite,  höchstens  aber  18  ■  Höhe  und  5  Geschosse  zuge- 
lassen. Es  ist  nicht  recht  verständlich,  warum  Bestimmun- 
gen, die  gewiß  für  die  Altstadt  mit  Rücksicht  auf  die  her- 
ccbrachtrn  Verhältnisse  ihre  Berechtigung  haben,  auch  auf 
die  Neustadl  angewendet  werden.  Hier  hatte  man  der 
immer  mehr  zur  Anerkennung  gelangenden  Forderung 
gemäß  keine  größere  Gehäudcnöne  zulassen  sollen,  als 
solche  der  Straßenbreite  entspricht. 

Die  II.  Klasse  ist  vorzugsweise  für  Wohnhäuser  je  nach 
Wahl  des  Bauherrn  in  geschlossener  oder  offener  Bau- 
weise bestimmt.  Besondere  Erleichterungen  für  den  Fall, 
daß  ein  Bauwich  belassen  wird,  sind  jedoch  nicht  in  Aus- 
sicht gestellt,  sodaß  die  Bebauung  in  geschlossener  Reihe 
wohl  die  vorherrschende  werden  dürfte.  Die  zulässige 
L'eberbauung  beträgt  %»  (an  den  Ecken  ';,„>  der  Grund- 
slückfläche, wobei  nur  ein  Hauptgebäude  errichtet  wer- 
den darf  und  zwar  bis  auf  25™  Tiefe,  im  übrigen  nur 
Nebengebäude,  somit  ist  eine  hintere  Fluchtlinie  festge- 
setzt, die  allerdings  die  Entstehung  großer  Mietkasernen 
kaum  wird  hindern  können.  Die  größte  Bauhohe  beträgt 
15"»;  mehr  als  ^  Geschosse  sind  DtUulXssfat 

Die  Bauklasse  III,  vorzugsweise  für  Wohnhäuser  in 
offener  Bauweise,  ist  auf  die  guten  Ijtgen  an  der  neuen 
Ringstraße  vor  der  Altstadt  und  an  den  Grünanlagen  längs 
des  Ufers  des  Moselkanals  beschränkt.  I  »er  Bauwich  beträgt 
5     wenn  Räume  zum  dauernden  Aufenthalt  von  Menschen 

218 


nach  ihm  hcrausliegen,  sonst  3«;  jedoch  können  mehrere 
Wohnhäuser  auch  zu  Gruppen  von  höchstens  50™  Front- 
länge zusammengebaut  werden.  V10  der  Grundstückfläche 
dürfen  mit  freistehenden  Häusern  überbaut  werden,  •'"„, 
mit  eingebauten  Häusern,  aber  wie  in  Bauklasse  II  der 
Tiefe  nach  immer  nur  mit  einem  Hauptgebäude  bei  einer 
größten  Höhe  von  13™  und  mit  höchstens  3  Geschossen. 
In  den  beiden  Klassen  II  und  III  kann  außerdem  der 
Keller  zur  Hälfte  für  Wohn-  und  Gcschäftszwecke  ausge- 
baut werden,  wenn  diese  Räume  zu  einer  oberen  Wohnung 
gehören.  L'eberall  werden  bei  Berechnung  der  erforder- 
lichen F'reiflächen  die  Vorgärten  berücksichtigt,  bei  Er- 
mittelung der  zulässigen  Bauhöhen  die  Giebel  mit  einem 
Drittel  der  Höhe  in  Rechnung  gestellt. 

Die  Zahl  der  Vorschriften  ist  möglichst  eingeschränkt; 
vielleicht  hätte  man  sich  darin  aber  noch  weiter  zurück- 
halten können.  Je  sorgfältiger  der  Bebauungsplan  durch- 
gearbeitet ist,  umsoweniger  Vorbcugungsmaßre^eln  gegen 
Slißbräuehc  wird  es  bedürfen.  Von  einem  \\  idersiande 
gegen  die  Einteilung  in  Bauklassen  und  die  Art  der  Bau- 
klasscn  selbst  hat  aus  Metz  jedocb  nichts  vertäutet,  im 
Gegensätze  zur  Hauptstadt  einer  anderen  Grenzprovinz, 
zu  Bosen,  wo  sich  der  laute  Ruf  nach  einer  Bebauung 
mit  Mietkasrrnen  nach  Berliner  Muster,  «1s  der  einzig 
wirklich  großstädtischen  erhoben  hat,  die  man  Sr.  Majestät 
dem  Kaiser  schuldig  sei.  Aus  diesem  Vergleiche  sieht  man 
wieder  die  Verschiedenheit  in  der  Wohnwcise  zwischen 
dem  Westen  und  dem  Osten,  in  den  Gewohnheiten  zwi- 
schen einem  seßhaften,  auf  den  eigenen  Besitz  stolzen 
Bürgertums  und  einem  auf  die  Ausnutzung  einer  mehr 
beweglichen  Bevölkerung  ausgehenden  Unternehmertum. 

Theodor  Gocckc. 

No.  35 


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frc-ulirti  ist  die  Beobachtung  dieses  Fortschrittes,  wenn  er 
gepaart  ist  mil  dem  künstlerischen  Bestreben  einer  gc- 
f  all  igen  und  charaktervollen  Ausgestaltung  der  Bauten 
Ohne  anderen  zu  nahe  zu  treten,  darf  man  wohl  in  diesem 
Sinne  die  Bauten  in  Höchst  und  Gustavsburg,  in  Lever- 
kusen und  Bern. -Gladbach  rühmend  hervorheben. 

Von  den  Wohnhäusern  der  Farbwerke  vorm.  Meister, 
l.uciu«  und  Brüninn  in  Kochst  gel>cn  wir  in  den  Abbilden. 
64    67  zwei  Beispiele  eines  Einzelhauses  und  eines  Reihen- 


baues von  Einfaiiiilicnlwniserii,  von  denen  je  zwei  durch 
Brandmauern  abgeteilt  sind.  l»ic  üavcr'schcn  Farben- 
fabriken haben  in  Leverkusen  bei  Köln  eine  Kolonie  von 
etwa  320  Arbeiterfamilien  geschaffen,  die  auf  mehr  als 
das  ftoppelte  erweitert  werden  kann  (vergl.  Abbildg.  68); 
zwei  Hau.sarten  sind  in  den  Abbilden.  60—73  dargestellt, 
beides  Vicrfamilicnwohnungcn  mit  lotrechter  Ucbrrkrcuz- 
teilung;  es  ist  zu  erwarten,  daß  dieses  Grundriß-schcma 
demnächst  mit  anderen  Bauarten  abwechseln  wird.  — 

folgt.) 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hamburg.  Vers, 
am  1«.  Jan.  1004.  Vors.  Hr.  Bubendey,  anwes.  91  Pers. 

Hr.  Ing.  Klippe  sprach  „Heber  Dampf  tu  rbinen  *. 
F.r  leitete  seine  Ausführungen  durch  einen  geschichtlichen 
Ucberblick  über  die  Entwicklung  dieser  Maschinen  ein. 
Bereits  Hero  hat  um  12s  v.  Chr.  eine  regelrechte  Dampf- 
turbine mit  Kcaklionswirkung  beschrieben.  Im  Jahre  1629 
wird  das  Bianca'sche  Dampfschaufelrad,  eine  einfache 
Aklionslurbine,  erwähnt.  1889  konstruierte  Dr.  de  Lava! 
in  Stokholm  eine  ahnliche,  aber  weil  vollkommenere  Dampf- 
turbine, die  sich  durch  ihre  große  Umdrehungszahl  (10000 
bis  30000  Umdrehungen  in  1  Min.)  kennzeichnet  und  deren 
Umfangsgeschwindigkeit  bis  zu  366«  betragt.  Ihr  Wirkungs- 
grad bleibt  aber  hinter  den  Kolbendantpfmaschinen  zurück. 
Redner  ging  dann  auf  I'arsons  Dampfturbine  ein,  die  auf 
dem  Fcstlande  von  Brown,  Bovert  ae  Co.  hergestellt  wird 
und  zwar  neuerdings  in  sehr  großem  Umfange  mit  weit- 
gehenden Garantien  hinsichtlich  der  Haltbarkeit  und  des 
Dampfverbrauches.  Es  sei  bereits  ein  Dampfverbrauch 
von  nur  4,1  k*  für  1  BS  stündlich  erreicht  worden.  I'arsons 
Dampfturbine  besteht  aus  einer  Reihe  hinter  einander 
geschalteter  Turbinenräder  mit  sehr  vielen  kleinen  Schau- 
feln und  dazwischen  eingeschalteten  l-eitschaufclrädern. 
Es  sind  jedesmal  mehrere  Schaufelrader  zu  einem  Satz 
gleichen  |)urchmessers  vereinigt.  Die  aufeinander  folgen- 
den Satze  besitzen  zunehmenden  Durchmesser.  Die  \  or- 
züge  dieser  Dampfturbine  bestehen  in  Einfachheit,  ge- 
ringer Abnutzung,  Ersparnis  an  Raum  und  Fundamenten, 
einfacher  Bedienung  und  geringem  Dampf-  und  < Ölver- 
brauch. Da-s  Anwendungsgebiet  der  Dampfturbinen  ist 
gegenwartig  hauptsächlich  der  Antrieb  von  Dynamos  und 
Schiffschrauben.  Für  Lokomotiven  kommt  die  Dampf- 
turbine vorlaufig  nicht  inbetracht,  da  sie  ohne  Einrichtun- 
gen für  Dampfnicdcrschlag  zu  ungünstig  arbeitet.  Redner 
erwartet,  daß  die  z.  Zt  im  Bau  befindlichen  Schiff-Dampf- 
turbinen überraschend  gute  Ergebnisse  geben  werden. 
Vun  den  übrigen  Dampfturbinen -Svstcmcn  insbesondere 
der  Curtis-  und  Ricdlcr-Slumpf-Turhinc  sagt  Redner,  daß 
sie  Mittelkonstruktionen  zwischen  der  de  Laval  und  Parsons- 
Turbinc  seien,  indem  sie  mit  jener  die  partielle  Beauf- 
schlagung, mit  dieser  aber  die  Hintereinanderschaltung 
mehrerer  Schaufeln  gemein  haben 

Nachdem  der  Hr.  Vorsitzende  dem  Redner  für  seinen 
Vortrag  gedankt  hat,  erkundigt  sich  Hr.  Schimpf f  nach 
der  Curtis- Dampfturbine,  die  in  Amerika  vorwiegend  im 
Gebrauch  sei  und  fragt  ferner,  ob  stehende  oder  liegende 
Dampfturbinen  vorzuziehen  seien.  Redner  antwortet,  die 
Curtis-Turbine  sei  eine  jüngere  Bauart;  sichere  Angaben 
über  ihren  Dampfverbrauch  standen  ihm  nicht  zur  Ver- 
fügung Als  stehende  Maschine  nehme  sie  noch  weniger 
Raum  ein,  als  die  I'arsons  Turbine,  sei  aber  mit  dem  Nach- 
teil eines  Spurlagers  behaftet.  Auf  Anfrage  des  Hrn. 
Classcn  teilt  Redner  mit,  daß  die  Schaufeln  bei  der 
I'arsons-Turbinc  mittel*  keilartiger  Zwischenstücke  einge- 
setzt werden,  einer  durchaus  bewährten  Befestigungsart; 
bei  anderen  Turbinen  werden  die  Schaufeln  meist  aus 
dem  Vollen  gefräst.  Hr.  Stein  erkundigt  sich  nach  den 
grundsätzlichen  I  ntel  schieden  der  verschiedenen  Turbinen 
und  ihren  theoretischen  Grundlagen,  insbesondere  den  ge- 
wählten Umfangsgeschwindigkeiten  Redner  teilt  mit,  daß 
Curtis  im  allgemeinen  einen  größeren  Raddurchmesser 
verwende  und  daher  bei  gleicher  Umfangsgeschwindigkeit 
auf  geringere  Umdrehungszahl  komme.  Auf  die  Frage 
des  Hrn.  Wagenführ  nach  den  Kosten  der  Dampftur- 
binen erwidert  Redner,  bis  zu  einer  Leistung  von  2  bis 
300  BS  seien  die  Turbinen  z.  Zt.  noch  teurer  als  Kolben- 
maschinen, von  300  1000  BS  sei  der  Breis  ungefähr  der 
gleiche,  über  1000  BS  seien  die  Turbinen  billiger,  wozu 
noch  ilie  Nebenvorteile  kämen.  St. 

Vermischtes. 

Leitungen  der  Architekten  und  Architekten-Honorar  in 
Nordamerika.  Das  „American  institute  of  arrhilccts" 
veröffentlicht  kurze  Bestimmungen,  welche  die  berufliche 
Tätigkeit  des  Architekten  und  die  üblichen  Mindestsätze 
für  das  Architekten-Honorar  regeln,  in  der  durch  die  Vcr- 

30.  April  1904 


sammlung  in  Cleveland  vom  Oktober  v.  J.  durchgesehenen 
Form.  Die  Bestimmungen  zeichnen  sich  durch  außer- 
ordentliche Knappheit  aus.  lassen  dabei  allerdings  auch 
verschiedene  Fragen  offen,  die  in  unserer  deutschen  Ge- 
bührenordnung geregelt  sind.  Anderseits  sind  auch  zweck- 
mäßige Bestimmungen  aufgenommen,  die  uns  fehlen.  Wir 
geben  nachstehend  das  \\  esentliche  des  Inhaltes  wieder 
und  überla-ssen  unseren  Lesern,  selbst  einen  Vergleich 
mit  der  vom  „Verband  deutsch.  Arch.-  u.  Ing- Vereine" 
aufgestellten  Gebührenordnung  anzustellen: 

Die  Leistung  der  Architekten  besteht  in  den  Vorar- 
beiten, den  Bauzeichnungen,  den  Bedingungen  und  An- 
schlägen, den  Einzelzcichnungen  und  der  allgemeinen 
Leitung  und  Beaufsichtigung  der  Ausführung.  Das  Mindert 
Honorar  für  diese  Gesamt- Leistung  beträgt  5%  der  Bau- 
kosten. -  Es  ist  jedoch  üblich  und  angemessen,  hierzu 
einen  Zuschlag  zu  machen  für  Neubauten  unter  10000  Doli 
(rd.  40000  M.)  Gesamt-Kosten,  für  Denkmäler,  Innenaus- 
staltung,  dekorative  Arbeilen.  F*ftr  Veränderungen  und 
Erweiterungen  vorhandener  Bauten  beträgt  das  Honorar 
10"  „  der  Baukosten 

Gutachten  sind  nach  Maßgabe  der  Wichtigkeit  der 
betr.  Fragen  zu  vergüten. 

Nachträglich  nötig  werdende  Veränderungen  an  Zeich- 
nungen. Anschlägen,  Verträgen,  Raterteilung  bei  Grund- 
stücks-Erwerbungen  sowie  bei  Rechtsstrcitigkcitcn  ver- 
schiedener Art  sind  besonders  zu  vergüten  entsprechend 
der  aulgewendeten  Zeit  und  Mühe. 

Besonders  durch  den  Bauherrn  zu  vergüten  sind  ferner 
die  Leistungen  von  hinzuzuziehenden  Sonderfachleuten 
für  Heizung,  Lüftung,  maschinelle  und  elektrische  Ein- 
richtungen sowie  gesundheitliche  Anlagen,  ferner  für 
chemische  und  mechanische  Prüfung  von  Baumaterialien, 
schließlich  für  notwendig  werdende  Reisen. 

Die  Zeichnungen  und  Anschläge  sind  Eigentum  des 
Architekten. 

I>er  Architekt  hat  Anspruch  auf  Abschlagszahlungen 
mit  dem  Fortschritt  seiner  Arbeit  und  zwar  auf:  ';4  des 
Gesamt  ■  Hotiorares  nach  Fertigstellung  der  Vorentwürle. 
weitere  nach  Fertigstellung  der  Bauzeichnungen,  Be- 
dingungen und  Anschläge,  die  letzten  V,  in  Teilen  ent- 
sprechend dem  Fortschritt  der  Entwurfs-  und  BauarbeiL 
>mi  lange  die  Kosten  noch  nicht  genau  feststehen,  ist  nach 
den  veranschlagten  Kosien  zu  rechnen.  Das  Gesamt- 
Honorar  bestimmt  sich  jedoch  nach  den  tatsächlichen  Bau- 
kosten einschl.  aller  für  die  Benutzung  des  Baues  er- 
forderlichen mit  ihm  fest  verbundener  Ausstattung.  Für 
den  Ankauf  des  Mobiliars  oder  anderer  Einrichtungsgegen- 
stande, der  unter  seiner  Aufsicht  erfolgt,  kann  der  Archi- 
tekt eine  besondere  Vergütung  beanspruchen  In  die  Bau- 
kosten mit  ihrem  Wert  einzurechnen  sind  auch  Materialien, 
die  sich  auf  der  Baustelle  vorfinden  oder  ohne  Ausgaben 
vom  Kigentümer  beschallt  werden. 

Falls  ein  Bau  aufgegeben  oder  unterbrochen  wird  so 
hat  der  Architekt  Anspruch  auf  folgende  Vergütung:  Für 
Vorarbeiten  und  Vorentwürfe  allein  eine  der  Art  und  Be- 
deutung der  Arbeil  entsprechende,  für  Vorarbeiten,  Bau- 
zeichnungen, Bedingungen  und  Anschlag  */;,  der  Vergütung 
für  die  Gesamtleistung.  (Hierüber  fehlt  in  der  deutschen 
Gebührenordnung  leider  jede  Festsetzung  und  doch  wird 
«lieser  Fall  wohl  öfter  vorkommen  und  leicht  Veranlagung 
zu  Streitigkeiten  geben). 

Die  Oberleitung  durch  einen  Architekten  (zu  unter- 
scheiden von  der  dauernden  persönlichen  Beaufsichtigung 
der  .Ausführung,  für  welche  ein  besonderer  'Techniker 
anzustellen  ist|  umfaßt  die  Aufsicht  durch  den  Architekten 
oder  seinen  Vertreter  über  die  Arbeit  in  den  Ateliers 
und  Werkstätten  in  dem  Maße,  welches  ihm  nötig  er- 
scheint, um  festzustellen,  »laß  die  Ausführung  genau  nach 
seinen  Planen,  Vorschriften  und  Anordnungen  erfolgt  F.r 
hat  in  dringlichen  Fragen  der  Konstruktion  Bestimmungen 
zu  treffen,  notwendige  Veränderungen  anzuordnen,  die 
Entwürfe  und  Vorschriften  zu  erläutern  und  hat  da»  Recht 
die  Arbeit  anzuhalten  und  uu\ oi  -cht  iflsinaliige  Arbeit  be- 
seitigen zu  lassen. 

Wo  eine  dauernde  Bauaufsicht  (Bauführer)  erforder- 
lich wird,  hat  die  hieraus  erwachsenden  Kosten  der  Bau- 
herr zu  trugen. 


219 

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Da*  Museum  von  Meisterwerken  der  Naturwissenschaft 
und  Teohnlk  beabsichtigt,  neben  seinen  Sammlungen  histo- 
rischer Maschinen  usw.  auch  eine  große  wissenschaftlich- 
technische  Bibliothek  einzurichten.  Im  Anschluß  an  diese 
Bibliothek  soll  ein  Hauptgewicht  auf  den  Ausbau  einer 
systematischen  l1!  an  Sammlung  für  alle  im  Museum  ver- 
tretenen Gebiete  gelegt  werden.  Zu  diesem  Zwecke  wer- 
den lehrreiche  Plane  und  Zeichnungen  aus  froherer  und 
neuerer  Zeil  gesammelt,  in  einer  für  einen  bequemen  und 
häufigen  Gebrauch  sicheren  Weise  in  Leinwand  gebunden, 
und  in  der  bisher  nur  für  Bücher  üblichen  Weise  nach 
Gruppen  katalogisiert  und  aufbewahrt  Die  Hinrichtung 
soll  es  ermöglichen,  daß  die  Besucher  der  Plansammlung, 
die  sich  für  irgend  ein  Gebiet,  seien  es  Bauten,  Maschinen- 
anlagcn  oder  sonstige  Einrichtungen,  interessieren,  die 
betr.  Plane  und  Zeichnungen  im  Museum  genau  studieren 
können.  Wenn  auch  die  Auswahl  der  Plane  so  erfolgt, 
dafl  hierdurch  kein  Fabrikgeheimnis  preisgegeben  zu  wer- 
den braucht,  so  wird  diese  Plansammlung  doch  nicht  nur 
den  Besuchern  des  Museums  eine  überaus  wertvolle  Be- 
lehrung bieten,  sondern  auch  die  Interessen  der  Unter- 
nehmer, Fabriken  und  Konstrukteure  fördern,  indem  auch 
Schöpfungen  derselben,  die  sich  nicht  im  Original  oder 
Modell  aufstellen  lassen,  durch  die  Plansammlung  und 
deren  Kataloge  den  weitesten  Kreisen  der  Bevölkerung 
bekannt  werden.  — 

Hartglasbausteine.  Die  Sächsischen  Glaswerke 
A.-G.  vorm.  Grfitzner  &  Winter  in  Deuben  bei  Dresden 
bringen  Hartglasbausteine  „Faust"  in  den  Handel  welche 
kastenartig  gegossen  und  das  Format  unserer  gewöhnlichen 
Mauerziegel  haben;  sie  sind  iatm  breit,  24 cm  lang  und 
7  hoch.  Jeder  Stein  hat  an  der  einen  Seite  eine  Nut, 
an  der  anderen  eine  Feder  und  läßt  sich  in  dieser  Form 
mit  anderen  Mauersteinen  im  Verband  vermauern.  Damit 
die  Steine  auch  unter  sich  der  Höhe  nach  einen  Verband 
bilden  können,  sind  sie  durch  Rand  und  Ausbauchungen 
aufeinander  gepaßt.  Sie  können  auch  durch  geeignete 
Mittel  mit  einander  verkittet  werden.  Die  Steine  werden 
in  ganzen  und  halben  Formaten,  sowie  für  dünne  Wände 
von  6fl»  Dicke  hergestellt.  Das  Glas  kann  auch  gelb, 
blau  oder  grün  gewählt  werden.  — 

Eine  Ausstellung  des  archltekionlschon  Nachlasses  des 
Geh.  Brts.  August  Orth,  dessen  Originalentwürfe  meist  in 
den  Besitz  des  Architektur- Museums  der  Technischen 
Hochschule  zu  Berlin  gelangt  sind  wird  von  dieser  jetzt 
in  der  Aula  der  Anstalt  in  Charlotlcnburg  veranstaltet. 
Die  Sammlung  zeichnet  sich  durch  zahlreiche  Entwürfe  für 
Kirchenbauten  aus  und  enthalt  außerdem  Entwürfe  für 
öffentliche  Gebäude,  Schlösser,  Straßen-  u.  Brückenbauten. 

Gleichzeitig  werden  auch  eine  Anzahl  auserlesener 
Blatter  aus  dem  Nachlaß  des  Prof.  Neckelmann,  welche 
in  den  Besitz  des  Architektur-Museums  gelangt  sind,  aus- 
gestellt Die  Ausstellung  wird  vom  1.  bis  ij.  Mai  an 
Wochentagen  von  10  bis  2  L'hr  und  an  den  beiden  Sonn- 
tagen (1.  u.  8.  Mai)  11  bis  1  I  hr  geöffnet  und  uncntgelt- 
lieh  zugänglich  sein.  Am  Himmelfahrtstage  bleibt  sie 
geschlossen.  - 


Preisbewerbungen. 

Im  Wettbewerb  für  das  Bootshaus  des  Magdeburger 
Ruderklubs  ist  der  I.  Pr.  dem  Entwurf  mit  dem  Kennwort 
„Architekten -Honorar",  Verf.  Meißner  und  Liborius, 
Aren,  in  Magdeburg,  der  II.  Pr.  dem  Entwurf  „Hip  Hip 
Hurrah",  'Verf.  Th.  Hitzeroth,  Arch.  u.  Zimmcrmstr., 
der  III.  Pr.  dem  Entwurf  .Sport",  Verf.  C.  Ganzlin, 
Zimmermstr.  und  W.  Körber,  Arch.,  samtlich  in  Magde- 
burg, erteilt  worden.  Außerdem  sind  zum  Ankauf  die 
drei  Entwürfe  empfohlen  mit  den  Kennworten:  „Grünau  ", 
„Neptun"  und  „Möwe".  Der  an  erster  Stelle  ausgezeich- 
nete Entwurf  ist  zur  Ausführung  bestimmt  — 

Zum  Wettbewerb  Monumentalbrunnen  Mülhausen  I.  E. 

ersehen  wir  aus  der  jetzt  eingegangenen  offiziellen  Be- 
kanntmachung, daß  die  den  Tageszeitungen  entnommene 
Mitteilung  über  den  Ausfall  die  Namen  z.  T.  nicht  richtig 
genannt  haben.  Es  erhielten  Preise  folgende  Bildhauer: 
Enderlin  in  Paris,  I.  Pr.,  Menges  in  München,  II.  Pr., 
Türpe  in  Berlin,  III.  Pr.,  Schultz  in  Straßburg  i.  E.,  IV.  Pr. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  O.  K.  In  Berlin.  Wir  glauben  nicht,  dafl  nach 
dem  bisherigen  Absätze  des  Werkes  eine  Fortsetzung  denselben 
zu  ei  warten  ist  Unter  Umstanden  bitten  wir  die  Verlagsbuch- 
handlung darober  iu  befragen.  Eine  Fortsetzung  anzuregen  lind 
wir  nicht  in  der  Lage.  — 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 

1.  Es  wird  um  Auskunft  gebeten,  wie  sich  StraBcnbefestigungcii 
mit  Eiscnklinkem  bewahrt  haben?  Ob  bezw.  welche  Vorzüge  diese 
Hefestigang  gegenüber  der  gewöhnlichen  Chaussienjng  hat  und 
welche  ungefähren  Kotten  dieselbe  verursacht  Bemerkt  sei  noch, 
dafl  es  «ich  hier  uro  eine  Strecke  handelt,  die  eine  an  Feldsteinen 


Bllig  arme  Gegend  durchschneidet.  —        Ing.  T.  in  Fdehne. 
a.  Wodurch  lüUt  sich  das  lAtlige  Klappern  äußerer  Schiefei  Ver- 
kleidungen von  Winden  bei  Wind  verhi  ndern  ?  — 

Herigt.  Sicht.  Bauarul  Roda  S-A. 

F r a geb e an t  w o r t o n ge  n  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  von  W.  B.  in  Ch.  in  No.  aB  mochte  ich  nicht 
unterlassen  darauf  aufmerksam  zu  machen,  daU  bei  Niederdruck- 
Dampfheizungen  häufig  Hie  E n tl 0 f tungsrohr e  in  den  Kessel- 
schoroatein  geführt  werden.  Laasen  einzelne  Heizkörper,  infolge 
mangelhafter  Ventil- Justierung  oder  bei  höherem,  als  normalen  I>rurk, 
Dampf  nach  der  Kondensleilung  durchschlagen,  so  gelangt  dieser 
unt.  umst.  bis  zum  Schornstein  und  es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daU 
die  Feuchtigkeit  in  Verbindung  mit  der  durch  Steinkohlen  ■  Prell- 
steine hervorgerufenen  mäßigen  Tcerbildung  den  geschilderten 
üebelstand  hervorruft  Der  Besitzer  oder  Erbauer  der  (tagt  Hei- 
zung kann  sich  ja  leicht  Oberzeugen,  ob  meine  Annahme  zutreffend 
iat.  —  H.  Kori. 


Inhaltt  Die  neue  Eisenbahn. Verbindung  ober  den  Khrtn  Iwi  Main», 
khenüftt'hef  KlctnwobnuitgMbau  (ForVwUMtngV  —  Zur  Sudtrrweiterunr.  von 
Mru.  —  Mitteilunren  ans  Vereinen.  —  Vrrmiütlne*.  —  Frrw.be« 
-    Brief,  und  K..gekikten.  -  IletannlBUchunr  de*  Verende» 
Arch.-  u  Inr.-Veretoc. 


Frrn.bewerbunecn, 
llrtlMcher 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Die  neue  F.isenbahnbrücke  über 
den  Khein  bei  Mainz. 

Verlag  der  Deutschen  Bsnwltnng,  G.  m.  b.  II.,  Berlin.  Kar  dl«  Redaktion 
verantwortlich  i.  V  K  Elseleo.  Berlin.  Druik  voo  Wüh.  Greve,  Bertin 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

An  die  Einzel  vereine  und  Vcrbandsmitglicdcr! 

Die  „American  Society  of  Civil  Engincers"  ladet  die  Ingenieure  aller  Länder  zu  einem 
internationalen  Ingenieur- Kongreß  ein,  der  im  Zusammenhangt  mit  den  (Ihrigen  Kongreß- Veranstaltungen 
der  Weltausstellung  in  St.  Louis  daselbst  in  der  Zeit  vom  3    8.  Okt.  d.  J  stattfinden  soll. 

Die  Verhandlungen  des  Ingenieur-Kongresses  werden  eine  größere  Zahl  von  Fragen  umfassen,  die 
an  anderer  Stelle  der  »Deutschen  Bauzeitung",  vergl.  S.  195,  bereits  im  Ein/einen  aufgeführt  sind  und  für 
welche  amerikanische  und  ausländische  Referenten  gewonnen  weiden  sollen,  die  über  den  jetzigen  Stand 
des  betreffenden  Gebietes  in  ihrem  Heimatlande  und  über  die  Entwicklung  innerhalb  der  letzten  10  Jahre 
einen  Leberblick  zu  geben  haben. 

Das  Komitee  dieses  Ingenieur-Kongresses  hat  an  unseren  Verband  eine  besondere  Einladung  gel  ichtet 
und  hofft,  daß  eine  möglichst  große  Zahl  von  dessen  Mitgliedern  auch  die  Mitgliedschaft  des  Kongresses 
erwerben  und  daß  einige  derselben  durch  schriftliche  selbständige  Arbeiten  bezw  durch  schriftliche  Acuße- 
rungen  zu  den  von  den  Referenten  aufgestellten  Arbeiten  beitragen  möchten. 

Da  es  nicht  möglich  ist,  jedem  Verbandsmitglicd  die  vor  dem  Kongresse  in  Druck  zu  legenden 
Referate  zugehen  zu  lassen,  ist  der  Verbandsvorstand  gebeten  worden,  solche  Mitglieder  des  Verbandes  zu 
bezeichnen,  die  selbständige  Arbeiten  zu  ein/einen  Gebieten  liefern  oder  sich  an  der  Diskussion  der  einen 
oder  anderen  Frage  beteiligen  wollen,  damit  diesen  die  Drtickuntcrlagen  rechtzeitig  zugesandt  werden  können. 
Wir  richten  daher  an  die  Ein/elvereine  und  an  unsere  Mitglieder  die  Bitte,  nach  dieser  Richtung  hin  Meldun- 
gen baldigst  an  die  Geschäftsstelle  des  Verbandes,  Berlin  N.W.  52,  Flcmmingstr.  16  richten  zu  wollen. 

Die  Mitgliedschaft  des  Ingenieur -Kongresses  wird  erworben  durch  Zahlung  von  s  I'"11  M>  a" 
den  Sekretair  Mr.  Charles  Warren  Hunt,  xjo  West  27  th.  St.,  New-York  City. 

Frankfurt  a.  M.     Berlin,  den       April  190.1 

Der  Vorstand  des  Verbandes:  Nehcr,  Vorsitzender.    Eiselen.  Geschäftsführer. 


N"  ;tv 

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5  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

|5  XXXVIII.  JAHRG.  N°-  36.  BERLIN,  DEN  4.  MAI 


gif 


Ansicht  von  der  Straüe  her. 


Die  neue  Friedhof-Anlage  in  Göppingen. 

Anblickten:  F.mcnlohr  *  Weigle,  Obel  baut  Ute  in  Stuttgart.   (Hierzu  die  Abbildungen  S.  HQ.) 


Stadtgemeinde  Göppingen  beschloß  im  Jahre  1900 
die  Errichtung  einer  neuen  Friedhof  -  Anlage  und 
beauftragte  die  bei  dem  Wettbewerb  um  den  Stutt- 
garter Sodfricdhof  mit  einem  Preise  ausgezeichneten  Archi- 
tekten Eisenlohr  &•  Wcigle  in  Stuttgart  mit  der  Be- 
arbeitung von  Plänen  und  nach  deren  Genehmigung  mit 
der  Ausführung  der  ganzen  Anlage.  Die  Buuführuru;,  die 
Herstellung  der  Kanalisation  und  der  äußeren  Anlagen 
wurden  Hrn.  Stadtbmstr.  Hermann  in  Göppingen  über- 
tragen. Mit  der  Einebnung  der  Friedhof  •  Anlage  wurde 
am  15.  März  1901,  mit  den  Hochbauten  am  1.  Juli  1001 
begonnen.    Die  Fertigstellung  erfolgte  am  1.  Sept.  1902. 

Das  Friedhofgelände  liegt  außerhalb  der  Stadt,  auf 
einem  gegen  Süden  leicht  abfallenden  Plateau,  dessen 
höchsten  Punkt  die  Gebäudegruppe  einnimmt.  Diese  be- 
steht aus  einem  Dienstwohngebäude,  einem  Leichenhaus 
mit  .Seziersaal,  einer  Leichenhalle  mit  den  nötigen  Neben- 
räumen und  einem  Zufahrtshof;  einer  bedeckten  Wandel- 


halle für  das  Leichengefolge  und  einer  Kapelle  mit  zwei 
Sakristeien  für  die  verschiedenen  Konfessionen. 

Die  Kapelle,  der  Schwerpunkt  der  ganzen  Anlage, 
wurde  auf  beherrschender  I  lohe  etwa  35  m  entfernt  vom 
Kingangs|>ortal  errichtet.  Neben  letzterem  ist  das  Diensl- 
wohngebäude  angeordnet.  Diese  beiden  Gebäude  verbin- 
det die  gedeckte  Wandelhalle,  auf  deren  Rückseite  —  dem 
Blicke  des  durch  das  Portal  Eintretenden  entzogen 
sich  das  l.eiohenhaus  mit  Hof  und  Nebenräumen  befindet. 

Hie  ganze  Anlage  bildet  eine  Baugruppe  von  großem, 
malerischem  Reiz.  Die  Gebäude  sind  in  den  Mauerflächen 
aus  hellen  Hochofen  -  Schlackensteinen  sogen.  Dopferstei- 
nen,  die  Architckturtcilc  aus  weißem  Sandstein  hergestellt. 
Die  Dächer  sind  mit  roten  Biberschwänzen  gedeckt 

Durch  ein  hohes,  mit  reichem  Schmiedeisengitter  ab- 
[rtrhlonriw n  Rundbogenportal  betritt  man  den  Friedhof 
und  gelangt  an  Dienstgebäude  und  Wandelgang  vorüber 
zu  der  Kapelle ,  deren  breite  Freitreppe  zu  einem  rund- 


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hogig  geöffneten  Vorbau  und  zum  Portal  hinauffahrt.  Die 
Kapelle  bildet  im  Grundriß  ein  Quadrat  von  etwa  ^"Seiten- 
lange. Im  Inneren  sind  die  Ecken  im  Achteck  gebrochen. 
Acht  mächtige  Säulen  stützen  den  Tambour  der  Kuppel, 
die  mit  einem  Kegeldach  bedeckt  ist,  dessen  Spitze  einen 
kupfergetriebenen  Kandelaber  mit  vergoldeter  Flamme  tragt 
Die  Kuppel  erhält  ihr  Licht  durch  einen  Kranz  rund- 
bogiger  Fenster,  die  zwischen  auf  Kragsteinen  ruhenden 
Halbsäulen  angeordnet  sind  Außerdem  besitzt  jede  der 
4  Apsiden  in  den  außen  sichtbaren  Gicbelabsehlflsscn  ein 
dreifaches  Rundbogenfensler.  Die  Decke  der  Vorhalle 
ist  als  Holztonncnge wölbe  konstruiert.  Das  Innere  der 
Kapelle  besitzt  außer  dem  Fußboden  aus  Marmormosaik 
und  den  reich  modellierten  Kapitellen  der  großen  Sand- 
stein-Säulen keinen  Schmuck.  Für  eine  stilgemaße,  reiche 
Bemalung  waren  keine  Mittel  verfügbar  und  zu  einer 
dürftigen  malerischen  Ausstattung  konnte  die  Bauleitung 
sich  nicht  entschließen. 


Von  einer  Seitentür  der  Kapelle  betritt  man  den  kreuz- 
gewölbten Wandelgang  und  von  diesem  das  Leichenhaus 
und  die  Leichenhalle.  Das  Leichenhaus  enthält  im  Unter- 
geschoß einen  Leichenwaschraum,  4  Leichenzellen.  Räume 
für  Geräte  und  einen  Pflanzenkcllcr;  im  F.rdge*choß  einen 
Seziersaal  mit  Leichen -Aufzug  vom  Keller  zum  Erdge- 
schoß, ein  Arztzimmer,  eine  Waschstube  und  4  Leichen- 
zellen. 

An  das  Leichenhaus  schließt  sich  die  Leichenhalle  an, 
welche  im  Erdgeschoß  und  im  Untergeschoß  Kaum  zur 
Aufbahrung  von  je  8  Leichen  bietet.  Alle  diese  Räume 
sind  kräftig  entlüftet.  Das  Dienstgebäude  enthält  die 
Wohnung  des  Friedhof-Aufsehers  und  ein  Dirnslzimmer. 
Zwischen  Leichenhaus  und  Dicnst-Wohngebäude  ist  ein 
mauerutuschlossener  Hof  mit  eigenem  Bortal  und  Kampe 
zur  U'ebcrführung  der  Leichen  in  das  Leichenhaus  ange- 
ordnet. An  die  Rückseite  der  Kapelle  soll  sich  später  ein 
Krematorium  angliedern.  — 


Abbil.lg.  3. 
Nie<lrr»rhl»RJ- 
VcrLuf. 


Beobachtungen  bei  einem  Gewitterregen  am  2. 

|ei  der  Wichtigkeit,  welche  die  nähere  Kenntnis  von  Gemarkung" 
Platzregen    für   die    Berechnung  der  städtischen 
Kanalisationsanlagen  hat,  dürfte   die  nachfolgende 
Mitteilung  auch  weitere  Kreise  interessieren.    Der  2  Juni 
1903.  der  für  so  manche  Luidstriche  durch  die  schweren 
( lo«  itterregen  verhängnisvoll  wurde,  brachte  einen  solchen 
auch  für  Mannheim.    Zwar  zeichnete  sich  derselbe  nicht 
durch  besondere  Heftigkeit,  auch  nicht  durch  außerge- 
wöhnlich lange  Dauer  aus,  die  Bcobarhtunccn  sind  aber 
dadurch  bemerkenswert,  daß  der  Verlauf  de*  Gewitters 
sowohl  räumlich  wie  zeitlich  vollständig  festgelegt  werden 
konnte.    In  Mannheim  besteht  eine  amtliche  Kcgcnstation 
des  Zenlralubreaus  für  Meteorologie  und  Hydrographie 
desGroßhcrzogtunis  Baden 
Der  Regenmesser  ist  bei 
der    Kammerschleuse  im 
Mühlaithafenaufce-lolltund 
wird  jeweils  morgens  be- 
obachtet (i  des  Hänchen»  1 
Regenmesser  von  dersel- 
ben Einrichtung  hat  dir  I H- 
rektion  der  städtischen  Ga— 
und  Wasserwerke  an  fol- 

genden  Punkten  aufgestellt: 
2  bcimPtimpwerkim  Käfer- 
thaler  Wald,  3.  beim  Ver- 
waltung*-Gebäude  in  der 
Stadt,  4.  beim  alten  Gas- 
werk. Die»«' Apparate  ine»- 
»en  nur  den  Gc»amtniedcr- 
»chlag     I  "m  eingehendere 

Beobachtungen  zu  bekom- 
men, sollen  über  da»  gan/c 


Juni  1903  zu  Mannheim. 

;ebiet,  soweit  da»selbe  mit  Ent\vä»»crungsan- 
lagen  vcr»chen  ist,  selbstschreihende  Kegenmc — er,  System 
Fueß.  verteilt  werden.  Am  2.  Juni  waren  im  Gebrauch: 


Abbild«.  1. 
l.agcpUn 


Die  Erneuerung  der  Fresken  am  Ulmer  Rathaus. 

m  10  Nov.  v.  J.  haben  die  bürgerlichen  Kollegien 
in  l  Im  den  Beschluß  gefaßt,  dem  l'lmer  Rathaus 
auf  der  Ost-  und  Nord»cite  den  alten  Rilderschmuck 
wiederzugeben  und  die  Milder  nicht  in  Glasmosaik,  son- 
dern in  Malerei  wieder  herzustellen.  Nach  4  jährigen  Vor- 
arbeiten ist  damit  eine  Krage  entschieden,  zu  deren  Losung 
man  der  alten  Donaustadt  nur  von  Herzen  Gluck  wünschen 
kann  und  die  von  großer  künstlerischer  Bedeutung  ist 

Als  bei  der  Augsburger  Versammlung  des  Verbandes 
deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  Prof  Fried- 
rich von  Thiersch  über  Fassadcnmalcrci  sprach,  gab  er 
zum  Schiuli  dem  Innigen  Wunsche  Ausdruck,  daß  die 
Bilder  am  L'lmer  Rathau»  in  der  alten  Farbenpracht  wieder 
aufleben  möchten.  Die  damals  ausgestellten  Skizzen  Maler 
Wiedmann's.  die  Aufnahmen  der  Reste  der  alten  Malerei 
darstellend,  erregten  die  allgemeine  liewunderung. 

Das  Schicksal  der  Wiederherstellung  der  Außenseiten 
des  L'lmer  Rathauses  blieb  lange  zweifelhaft.  Insbeson- 
dere spielte  die  Frage  eine  Rolle,  ob  statt  der  Malerei 
mit  der  alten  Technik  nicht  Glasmosaik  Verwendung  fin- 
den solle  Weniger  kam  inbetraeht,  die  früheren  Bilder 
überhaupt  wegzulassen  und  die  Fassaden  mit  Architektur 
zu  gliedern,  oder  wenigstens  teilweise  mit  aufgemaltem 
Ornament  zu  versehen. 

Die  Kunst  des  Gla»mosaiks  hat  sich  im  letzten  Jahr- 
zehnt wesentlich  vervollkommnet.  Das  zeigt  hauptsachlich 
auch  das  von  Salviati  in  Venedig  hergestellte  Probebild, 
das  sowohl  bezüglich  der  Farbenstimmung  imganzen,  als 
der  sorgfältigen  Ausführuni;  der  Einzelheiten  der  von 
Prof.  \\  irdmann  hergestellten  Vorlage  möglichst  ent- 
spricht. Da»  Bild  verkörpert  aber  auch  vollständig  die 
.■schwäche  dieser  Technik  lur  grolle  unbedeckte,  dem 

222 


freien  Licht  ausgesetzte  Flächen:  Es  wirkt  kalt  und  spiegelt, 
wirft  also  das  Lieht  zurück,  ohne  es  aufzusaugen  und  ge- 
wissermaßen in  den  Farben  des  Bilde»  wieder  aufleben 
zu  lassen,  wie  es  die  alten  Bilder  in  ihren  Resten  noch 
gezeigt  haben  und  wie  man  an  dem  daneben  von  Wiedmann 
selb»!  aufgemalten  Probebild  deutlich  wahrnehmen  kann. 

Ob  die  Bilder  in  KeimVcher  Manier  oder  al  Fresco 
crmalt  werden  Millen,  wird  wohl  noch  Gegenstand  be- 
sonderer Beratung  bilden  müssen  l'ebrr  die  Mal-Technik 
der  alten  Bilder  ist  man  sich  nicht  klar.  Tatsache  ist,  daß 
ein  in  Kcimschcr  Manier  auf  der  Wetterseite  des  Rat- 
hauses aufgemaltes  Probebild  nach  7  Jahren  seine  erste 
Farbenfri»clie  vollständig  erhalten  hat  I  m  so  mehr  wird 
dies  wohl  auch  auf  der  Ost-  und  Nordsehe  vorausgesetzt 
werden  dürfen,  auf  denen  die  Bilder  mehr  geschützt  sind. 
Der  Beschluß,  die  Bemalung  auf  die  Ost-  und  Nord»citc 
zu  beschränken,  hat  seine  guten  Gründe  Während  die 
Westseite,  an  einer  Nebengasse  liegend,  grgen  den  Seh- 
punkl  vom  Hauptwachplatz  her  durch  eine  kostheh  ge- 
gliederte Freitreppe  von  Hauberrisser  belebt  wird  und  da- 
lier füglich  eines  weiteren  Schmuckes  entbehren  kann, 
enthält  der  Doppclgiebel  auf  der  Südseite  mit  dem  Eck- 
türmchen  gesell  Südosten,  der  auch  in  der  Wiederher- 
stellung die  bekannte,  in  der  Gicbclmitte  des  alten  Holz- 
baues vorhanden  gewesene  Brechung  zeigt,  so  hervor- 
ragende Einzelheiten  hauptsächlich  in  den  reich  ornamen- 
tierten Fenstern  des  Ratssaales,  daß  eine  Betnalung  nicht 
geboten  erscheint. 

Anders  dagegen  auf  der  Ost-  und  Nordseite.  Hier 
erheischen  die  lanc  gestreckten  Fronten,  welche  nur  mit 
den  Gkbelauf  bauten  geschmückt  sind,  eine  weitere  Be- 
lebung durch  Malerei,  die  ihre  allmähliche  Steigerung  und 
schließlich  ihre  Bekrönung  in  der  Umgebung  der  alten 

tt'urtsrlzung  a»l  Sritr 

No.  36. 


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5.  selbstschreibendcr  Regenmesser  im  Von.rt  Käferthal, 

6.  desgl.  beim  Kanalpumpwerk  Oehscnpfcrch,  7.  desgl.  auf 
«lern  Matcriallageqjlatz,  8.  desgl.  beim  Schlacht-  und Vieh- 
hofe, 9-  desgl.  im  Vorort  Neckarau.  Die  Bcobarhlunccn 
sind  in  nebenstehender  Tabelle  zusammengestellt 

In  dem  Käferthal  benachbarten  Ort  Viernheim  fiel 
überhaupt  kein  Regen,  ebenso  nicht  in  Kheinau.  l>ie  Ge- 
witterwolke hatte  somit  eine  Breite  Von  etwa  2,5 kl";  sie 


Die  ntue  Friedhofanlage 
in  Göppingen. 


Xo. 


Ii  r  o  I.  .1  ,  h  I  u  ci  £  »  o  i  t 


Kimmrru  tilrli»c 

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Alle»  (ia»W«k  

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Vorort  Nrt-karau     .  . 


I.VI 
j," 


auf  einen  Streifen 
und  Kuferthal  sich 


Architekten:  OberbaurJtc 
wF.iscnlohr  »  Weigle 
in  Stuttgart. 


entsandte  den  stärksten  Niederschlag 
von  1  km  Breite,  der  zwischen  Neckar 
erstreckte  Das  tiewitter  zog  von  Nordwest  nach  Sodost, 
dem  Laufe  des  Neckars  sich  anschließend  mit  einer  Ge- 
schwindigkeit von  etwa  8  -m  in  der  Stunde.  Der  Verlauf 
des  Niederschlages  von  den  4  sclhslschreibcnden  Regen- 
messern, welche  bedeutendere  Wassermengen  erhielten, 
i-t  in  Abbilds  2  dargestellt  Am  bemerkenswertesten  ist 
Käferthal,  wo  in  18  Minuten  jft™«*  Regen  niedergingen. 
Das  würde  einer  stündlichen  Regenmenge  von  120™™ 
gleichkommen.  Wieviel  von  der  gefallenen  Regenmenge 
in  den  Kanälen  zum  Abfluß  gelangt,  ist  unbekannt,  da 
Hinrichtungen  zu  Beobachtungen  in  dieser  Richtung  noch 
nicht  getroffen  sind.  — 

Mannheim.  Eisenlohr,  Stadlbaurat. 


die  Kapelle. 


Tt~> 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Pfalzische  Kreisgeteilschaft  des  bayerischen  Aren.-  und 
Ing.-Verelns.  Am  24.  April  d  J.  fand  die  61  Versammlung 
zu  Homburg  (Pfalz)  statt.  Nach  Kinnahme  eines  kleinen 
Frühstücks  im  Hotel  Bach  am  Bahnhofe  wurde  um  11  Ihr 
mit  Sonderzug  die  Teilstrecke  Homburg-Glanmünchweiler 
derneuerbauten  strategischen  Bahn  Münster  a  St.-  Scheidt, 
welche  am  1.  Mai  dem  Betrieb  übergeben  wurde,  befahren 
Die  auf  dieser  Bahnstrecke  durchweg  in  StamplhcUm  aus- 
geführten gewölbten  Brücken,  darunter  zwei  mit  Spann- 
weiten von  21  m,  erweckten  das  Interesse  der  Fachgenosscn 
in  hohem  Maße,  umsomehr,  als  Bahnbrücken  in  Stampf- 
beton meine-  Wissens  hier  zum  ersten  Male' )  bei  einer 

■J  A  11  tu  r  t  k  ti  ti  c  itrf  Itrdaktion  IIa»  trifft  nicht  jeu.  In  Sarhwn 
l.K  sind  »chon  trab*/  uuUr«'.»  hc  UiiU-ru  .1  r»ri   A.t  au-cHillu«  — 

4.  Mai  1904. 


doppelgleisigen  Hauptbahn  in  größerem  Maße  zur  Aus- 
führung gelangten.  Gegen  i  I  hr  erfolgte  die  Rückkunlt 
in  Homburg,  woselbst  alsdann  im  Stadtliau>-..i;ile  die  Ver- 
einssitzung stattfand.  Nach  Eröffnung  derselben  durch 
den  1,  Vorsitzenden  Hrn.  Dir.-Kat  Müller,  welcher  zu- 
nächst über  das  verflossene  Vereinsjahr  Bericht  erstattete, 
wurde  aNdann  von  dem  Rechner,  Bez .-Ing.  Seitz,  die 
Rechnung  für  das  abgelaufene  und  der  Voranschlag  für 
das  laufende  Jahr  vorgetragen  und  von  der  Versammlung 
genehmigt.  Line  größere  Debatte  entwickelte  sich  bei  Be- 
sprechung des  von  dem  Verein  in  27  Lieferungen  heraus- 
gegebenen Sammelwerkes  ,.Die  Baude nk  111  älc r  in  der 
l'lalz",  da  schon  seit  mehreren  Jahren  die  erste  Auflage 
verschiedener  Lieferungen  vergriffen  war  und  solche  neu 
gedruckt  werden  mutiten  Die  Kosten  hierfür  konnten 
bisher  aus  laufenden  Mitteln  gedeckt  werden,  da  jahrlich 


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nur  2  3  Lieferungen  neu  gedruckt  wurden.  Da  aber 
zurzeit  6  Lieferungen  wieder  vollständig  vergriffen  sind 
und  die  Neuauflage  derselben  die  vorhandenen  Mittel  weit 
aberschreiten,  so  wurde  von  einer  Seite  vorgeschlagen, 
die  Weilerausgabc  des  Werkes  ganz  aufzugeben,  Man 
einigte  sich  schließlich  jedoch  einstimmig  dahin,  daß  es 
eine  Ehrensache  für  den  Verein  sei,  das  schone  und 
immer  noch  sehr  begehrte  Werk,  welches  seinerzeit  mit 
so  viel  Muhe  und  Kosten  hergestellt  wurde,  weiter  zu 
verlegen  und  zu  diesem  Zwecke  für  die  nächsten  3  Jahre 
einen  außerordentlichen  Beitrng  von  4  M.  zu  erheben. 

Für  die  aus  der  Vorstandschaft  statutengemäß  aus- 
scheidenden Mitglieder  Grimmeisen  und  VöTcker  wur- 
den Dir.-Rat  Kaerner-Ludwigshafen  und  Bez.-Bmstr. 
Löh mer- Homburg  neu  gewählt 

Nachdem  noch"  die  im  Sitzungssaal  von  Vcrcinsmit- 
glicdern  ausgestellten,  hochinteressanten  Pl.lne  von  aus- 
gefahnen  Hochbauten,  Bracken  und  Wasserleitungen  be- 
sichtigt waren,  vereinigte  man  sich  um  3  Uhr  zu  einem 
gemeinschaftlichen  Essen  im  Hotel  Dummler,  woselbst 
sich  eine  fröhliche  Stimmung  entwickelte,  die  aber  leider 
zu  früh  ihr  Ende  fand,  da  schon  um  6  Uhr  die  Teilnehmer 
an  die  Rückkehr  denken  mußten.  -  G 


Preisbewerbungen. 
Einen  Wettbewerb  um  ein  Schulgebiude  In  Betzdorf  an 
der  Sieg  erlaßt  das  betr.  Kuratorium  zum  1^  Juli  d.  J. 
Das  .Schul haus  soll  auf  einem  Berghange  bei  Struthof  für 
das  gemeinsame  ProgymnfLsiuni  Betzdorf -Kirchen  errich- 
tet werden  und  höchstens  100000  M.  kosten.  3  Preise  von 
600.  400  und  300  M.  sind  in  Aussicht  gestellt,  das  Preis- 
richter-Kollegium, in  dem  mehrere  kgl.  Baubeamte  sitzen 
sollen,  ist  namentlich  nicht  genannt.  Die  näheren  Be- 
dingungen durch  das  Bürgermeisteramt  Betzdorf.  — 

.„Zum  Wettbewerb  Bayerische  Jubiläumsausstellung  In 
Nürnberg  1906  werden  wir  von  der  Geschäftsstelle  der 
Ausstellung  um  den  besonderen  Hinweis  ersucht,  daß 
Kostenübcrschlitge  für  die  Entwürfe  nicht  zu  liefern  sind, 
wie  ursprünglich  mitgeteilt  war.  Der  Aufzug  aus  dem  Pro- 
gramm auf  S.  204  enthalt  diese  Forderung  schon  nicht  mehr. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Anfragen  an  den  Leserkreis, 
t.  F.in  Neuhau  wurde  anstatt  mit  Weiß-  oder  Wasscrkalkmörtel 
mit  C hl o rkalkm Or tel  Aufgeführt.  Oer  hierzu  gebrauchte  Chlor- 
kalk war  bereits  zu  Blcichercizwccken  für  Flachsgarne  verwandt 
worden  und  wurde  dann,  als  igr  Bleicherei  weiter  ungeeignet,  zu 
geringem  Preise  abgesehen.  Der  Neubau  liegt  mit  einem  Teile  der 
Kcllermauera  im  Grundwasser.    Die  Frage  ixt,  ob  der  verwandle 

kunstreich  gebildeten  und  ebenfalls  wieder  herzustellenden 
astronomischen  Uhr  in  dem  kleinen  turmgekrönten  Giebel 
auf  der  OsLseite  findet. 

Es  ist  vielfach  die  Forderung  gestellt  worden,  es 
sollen  Bilder  aus  der  spateren  Geschichte  der  Stadt  Ulm 
und  des  deutschen  Reiches  an  die  Stelle  der  alten  Ge- 
mälde gesetzt  und  dadurch  der  modernen  Geschmacks- 
richtung mehr  Rechnung  getragen  werden.  Mit  vollem 
Recht  wurde  aber  davon  abgesehen.  Man  mußte  sich 
beim  Anblick  des  alten  1  lauses,  an  dem  heute  noch  die 
unverwischbaren  Spuren  der  wunderbaren  gotischen  Maß- 
werke für  die  Fenster  •  Umrahmungen,  Brüstungen  und 
Baldachine,  unter  denen  die  Bilder  sich  befanden,  sicht- 
bar sind,  sagen,  daü  hier  nur  die  alten  Darstellungen  in 
ihrer  urwüchsigen  Naivität  mit  den  Abbildungen,  Figuren 
und  Kostümen  aus  der  Ucbcrgangszcit  von  der  Gotik  zur 
Renaissance  Raum  haben,  denn  das  ist  eben  auch  der 
unverkennbare  Charakter  der  ganzen  Baugruppe,  die  groß 
und  mächtig  dasteht,  al>cr  auch  mit  ihrer  Umgebung,  mit 
den  alten  Giebeln  der  Wohnhäuser  und  dem  Münster  so 
innig  verwachsen  ist,  daü  kein  Teil  von  dem  Gesamtbild 
entbehrt  werden  mochte 

Wohl  ist  darauf  hingewiesen  worden,  daß  die  Künsilcr, 
welche  jetzt  die  früheren  Wandgemälde  wieder  erstehet) 
lassen,  moderne  Menschen  sind  und  sich  nicht  mehr  ganz 
in  den  Geist  der  früheren  /teilen  zu  versetzen  vermögen. 
V-  trifft  dies  bis  zu  einem  gewissen  drade  zu.  aber  an- 
derseits muß  dem  echten  Künstler  zugemutet  werden 
können,  daß  er  mit  freiem  Blick  sich  aufschwingt  Ober  den 
Wandel  der  Zeil  und  das  unverfälschte,  echt  menschliche 
Empfinden  das  aus  jenen  biblischen  Bildern  und  geschicht- 
lichen Darstellungen  am  linier  Rathaus  hervorsieht  und 
das  heute  noch  ebenso  wie  d;un;i|s  zum  Herzen  i!o-  Men- 
schen spricht,  der  ia  auch  imgrutide  immer  derselbe  bleibt, 
getreulich  wiedergibt  Eine  ebenso  dankbare  Aufgabe  wie 
1:1  der  Wiederherstellung  der  ISiMcr  findel  er  aber  auch 
in  der  Ausführung  des  zierlichen  ionischen  Kankenwcrkrs 
das  in  Anlehnung  an  die  alles  beherrschende  Kunst  Ssrlms 

22^ 


Mörtel  »ich  für  Arbeiten  sowohl  im  Wuser  wie  oberhalb  dessel- 
ben bewahrt,  ob  derselbe  in  absehbarer  /eil  genügend  erhärtet 
und  ob  in  gesundheitlicher  Beziehung  keine  Bedenken  vorliegen, 
weil  der  Mörtel  angeblich  Feuchtigkeit  anziehen  beiw.  verursachen 
soll.  —  F.  K.  in  Vierten. 

a.  Für  daa  Wasserwerk  in  Odenkirchen  ist  beabsichtigt,  die 
StraSeiuohre  anstatt  der  üblichen  gußeisernen  Muffenrobre  aus 
Mannesmannrohre  zu  nehmen  Welche  Erfahrungen  liegen  bezügl. 
der  Mannesmannrohr  Iftr  Wasserleitung«* werke  vor?  Ist  ein  früh- 
zeitiges Kosten  dieser  Rohre  zu  befürchten '.'  -  - 

W.  W.,  Stadtbaumeister. 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  i  n  N  o.  a&  ist  no:li  nachzutragen :  Folgende  l '  r- 
sachen  können  das  Ausschlagen  der  Essen  winde  veranlassen  : 
1.  Zu  dflune  Essen  Wandstärken;  1  Stein  mindestens,  a.  Da  die 
WarnicaufoabmclAhigkeil  der  Kessel  infolge  des  in  der  Regel 
automatisch  geregelten  Koksdauerbrandes  immerhin  eine  beschrankte 
ist,  so  ist  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  daß  je  nach  der 
Konstruktion  des  Rostes  und  des  Regulierapparales  zeitweise  eine 
relativ  starke  Verbrennung  vor  sich  gebt,  die  aber  plötzlich  wieder 
durch  de»  Kegulicrapparat  vermindert  wird.  Da  aber  die  Ver- 
brennung nicht  plötzlich  aufgehoben  werden  kann,  so  entstehen 
noch  eine  geraume  Zeit  Destillationsprodukte,  welche  entweichen 
und  sich  teilweise  an  den  F.csenwaiiden  niederschlagen.  Dieser 
Uebelstand  wild  umso  öfter  eintreten,  wenn  der  Kessel  mit  Rost 
im  Verhältnis  zur  ganzen  Anlage  sehr  groß  ist,  d.  h.  wenn  der 
Rcguiicrapparat  möglichst  kurze  Zeit  nur  eine  lebhafte  Verbrennung 
zulaßt.  Wenn  nun  außerdem  noch  im  vorliegenden  Fall  außer  Koks 
eine  zeitlang  gasreiche  Steinkohlen  -  Hnketts  verwendet  worden 
sind,  so  werden  unt.  Umst.  hauptsächlich  diese  Schuld  daran  sein, 
daü  sich  zeitweise  eine  giottcre  Menge  von  Dcstillationsprodukten 
entwickelten,  die  unverbrannt  in  den  Schornstein  fliegen  mußten. 
3  Ich  mochte  jedoch  auf  einen  Umstand  hinweisen,  den  ich  einige 
Male  zu  beobachten,  Gelegenheit  gehabt  habe  und  zwar  bei  Auftreten 
desselben  Uebelslandes:  Bei  alteren  Niedcrdruck-Dampfheizanlagen 
bediente  man  sich  froher  verschiedener  Eutluftungsappaiatc  im  Keller 
und  suchte  die  damit  verbundenen  EntlflftungsrObrchen  möglichst  ver- 
steckt irgendwie  ms  Freie  zu  fahren.  In  mehreren  solchen  Etilen 
halte  der  Monteur  in  kaum  sichtbarer  Weise  ein  solches  Luftrohr- 
dien  in  den  Hcirluunio  geleitet.  Da  aus  diesen  l.uftröhrehen  nun 
bisweilen  auch  Dampf  trat,  so  kondensierte  derselbe  natürlich  teil- 
weise an  den  Kamin  wanden  und  verursachte  dann  mit  der  Zeit 
trotz  starker  Außenmaucr  ein  vollständiges  Durchnässen  und  Gelb- 
werden des  Wandputzes.  Nur  eine  sehr  eingehende  Untersuchung 
des  Falles  forderte  dieses  Monteur-Kunststackrhen  ans  Licht.  Wenn 
auch  heute  bei  einer  Neuanlage  derartig  beregte  Entlüftungen  nicht 
mehr  vorkommen,  so  dürfte  doch  eine  l'nteisucbuug  nach  dieser 
Richtung  hin  nicht  zu  umgehen  sein.  — 

C;  Meyer,  Dipl.-Ing.  in  Nürnberg, 

Inhalt;  Di*-  neue  r'ncdhot-AoUgf?  in  Göppingen,  —  Drobscbcuiiern  bei 
«inern  Genriume er«  am  3  Im»  ivn Iwi  .Mannheim.  Vir  Rinriierutig  dir 
Fresken  am  l  loiri  liathauv  Mitteilungen  aus  Vereinen.  —  Pteislic- 
werbuugen.  —  Brief-  und  Fiagrsasten, 


Verlar  der  Deutschen  Batueitiinr,  '•■  m.  b.  H.,  Berlin  Kor  die  Redaktion 
verantworti.  i.V.  K.  Kiselen,  Berlin.    Druck  von  Wllh.  fireve.  Berlin. 

die  Bilder  umgibt  und  mit  einander  verbindet.  —  Nicht 
leicht  haben  die  alten  Meister  sowohl  was  Erfindung 
als  auch  Durchführung  anlangt.  Duftigeres  und  An- 
sprechenderes geschaffen,  als  diese  gotischen  Maßwerke. 
Nirgends  aber  auch  ist  Architektur  -  Malerei  in  solcher 
Vollendung  und  solchem  Umfang  zur  Anwendung  ge- 
kommen. Zum  Gl  tick  fehlt  es  nicht  an  den  Vorbildern 
bester  Art  in  nächster  Nähe.  So  kann  hier  ein  Werk  ge- 
schaffen werden  das  mit  zwingender  Gewalt  uns  den  ur- 
wüchsigen Born  der  unerschöpflichen  Kraft  wieder  vor 
Augen  führt,  die  unsere  Vorfahren  einst  groß  und  mächtig 
gemacht  hat,  Nicht  nur  eine  künstlerische  Tat  von  großem 
Wert  ist  daher  die  Wiederherstellung  des  Ulmer  Rathauses 
in  seiner  allen  Gestalt,  sondern  auch  ein  Zeichen  dafür, 
daü  unsere  Zeil  sich  der  Pflicht  bewußt  ist.  das  Gute  und 
Vorbildliche  aus  der  alten  Zeit  wieder  aufleben  und  die 
geschichtliche-  Erinnerung  in  ihre  Rechte  treten  zu  lassen. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Forderungen  der  neuzeitlichen 
Gemeindeverwaltung  ist  vielfach  verlangt  worden,  es  solle 
das  alte  Rathaus  beseitigt  und  ein  Neubau  erstellt  werden. 
Die  Krage  ließ  sich  aber  durch  den  Nachweis  erledigen, 
daß  die  für  die  städtischen  Aemter  notwendigen  Räume 
sich  bei  Erneuerung  des  Sudwestbaties  in  Stein  in  aus- 
reichendem Maße  beschaffen  lassen. 

Die  Gcsamlkostcu  für  die  Erhaltung  und  Erneuerung 
des  Alten  können  auch  wesentlich  niederer  gehalten  wer- 
den. aU  die  Kosten  eines  Neubaues  Seil  dem  Beginn 
der  Restauration  im  Jahre  1899  sind  100000  M.  veraiis. 
gabt,  während  der  weitere  Ausbau  /u  170000  M.  veran- 
schlagt ist  Hier/u  tritt  noch  der  Aul  wand  für  die  nun- 
mehr beschlossene  Bemahing  mit  e  twa  70000  M  Rechnet 
man  noch  einen  Iii-ui  meinposten  hinzu,  so  Linn  um  die 
Summe  von  700000  M  ein  Bau  der  Nachwelt  erhalten 
werden,  der  neben  dem  die  höchsten  Alpcnspit/cn  ver- 
körpernden Riesenbau  des  Münsters  aus  der  Zeiten  Flut 
hervorragt,  wie  ein  Felsenriff  »  nef  mrassischen  Bildun- 
gen, die  sich  bei  Ulm  zur  Donau  heratiscnkcu.  Segen 
und  Stärke  bedettie  der  Hau  für  die  Stadl.  a 

No.  :*o 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  37.  BERLIN,  DEN  7.  MAI  1904 

Der  Ideen -Wettbewerb  um  Entwürfe  für  das  bayerische  Verkehrs -Ministerium 

in  München. 


1  achdcm  im  Spätherbst  des  letzten  Jahres 
die  bayerische  Abgeordnetenkammer,  einem 
langst  gefühlten  Bedürfnis  nachgebend,  die 
Schaffung  eines  Vcrkchrs-Ministeriiims  be- 
schlossen hatte,  wurde  auch  alsbald  die  Kr- 
eines  eigenen  Ministerialbaues  in  die  Wege 
Aber  in  Architektenkreisen  war  man  nicht 
damit  einverstanden,  daß  ein  Bau  von  solchem  Um- 
fang und  solcher  Bedeutung  ohne  Kampf  als  Sieges- 
preis  einem,  wenn  auch  noch  so  anerkannt  tüchtigen 
Architekten,  zur  Ausführung  zufallen  sollte:  vielmehr 
erhoben  sich  bald  Stimmen,  welche  «lern  Verlangen 
nach  einem  Wettbewerb  Ausdruck  gaben.  Der  Be- 
rechtigung dieser  Forderung  konnte  sich  auch  «las 
Ministerium  nicht  verschließen,  und  so  entschied  man 


richtung 
geleitet. 


sich  für  einen  -Ideen- Wettbewerb*  unter  den  bayeri- 
schen oder  in  Bayern  ansässigen  Architekten. 

Pas  Freisausschreiben  bekannte  jedoch  ausdrück- 
lich, daß  für  die  Ausarbeitung  der  endgültigen  Fl  am 
und  für  die  Bauleitung  bereits  ein  Architekt  in  Aus- 
sicht genommen  sei.  „welchem  die  preisgekrönten  und 
etwa  angekauften  Skizzcn-Kntwflrfc  zur  allenfallsigen 
Verwertung  bei  der  Projekt- Bearbeitung  überlassen 
werden." 

Damit  verlor  natürlich  der  Wettbewerb  jeden  An- 
reiz für  alle  diejenigen,  die  sich  festbegründeten  An- 
sehens und  gesicherter  Bautätigkeit  erfreuen;  denn 
das  Verlangen  der  Architekten  ist  auf's  Bauen  ge- 
richtet und  nicht  darauf,  Plane  zu  machen,  für  deren 
Verwirklichung  von  vornherein  durch  die  Warnungs- 


1  . 

*f!fc       ;  £ 

Die  neue  Eisenbahn-Verbindung  über  den  Rhein  bei  Malnx.   Abbilüg,  3.   BrOcfcenkopf  jtm  H  tili  KT  L'lcr. 


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tafd  .lasciatc  ogni  speranza"  jede  Aussicht  benommen 
ist.  Dmsotuehr  fohlten  sich  die  Jungen  zur  Beteiligung 
ermuntert,  und  es  ergriffen  viele  von  ihnen  die  günstige 
Gelegenheit,  ihr  Können  zu  zeigen  und  sich  mit  Gleich- 
strebenden  zu  messen,  da  sie  weniger  als  sonst  den 
Vorsprung  der  Erfahreneren,  Aeltcren  zu  fürchten 
hatten  und  weil  eben  hierdurch  die  Aussichten,  einen 
Preis  zu  erringen,  günstiger  waren  als  sonst. 

Das  Preisergebnis  des  Wettbewerbes,  das  schon 
in  No.  32,  S.  196,  bekannt  gegeben  wurde,  spiegelt 
diese  Sachlage  deutlich  wieder,  indem  die  Auszeich- 
nungen fast  nur  Namen  trafen,  deren  Träger  bisher 
wenig  hervorgetreten  sind.  Auch  das  sachliche  Er- 
gebnis nährt  die  Vermutung,  daß  es  anders  ausge- 
fallen wäre,  wenn  der  bedenkliche  Vorbehalt  betr. 
endgültige  Planbearbcitung  und  Ausführung  nicht  ge- 
macht worden  wäre. 

Die  Eile,  mit  der  diese  Bauangclcgcnbcit  betrieben 
werden  muOte,  läßt  es  begreiflich  erscheinen,  daß 
sich  das  Ministerium  unmittelbar  an  eine  bewährte 
Kraft  Prof.  Karl  Hochcdcr  in  München  —  wandte, 
zumal  man  mit  diesem  Vorgehen  bei  einem  anderen 
Staatsbau  —  dem  Justizpalast  —  die  besten  Erfahrungen 
gemacht  hatte;  es. war  daher  immerhin  ein  besonderes 


l-agepUu. 
I.  IVei»:  Neu  und  Fink. 
lMaO»Ub  1    1000  < 

Entgegenkommen  gegenüber  der  einheimischen  Archi- 
tektenwclt,  dal!  das  Ministerium  die  Mittel  bewilligte, 
um  namentlich  der  jüngeren  Generation  Gelegenheil  zu 
geben,  ihre  Kräfte  zu  gebrauchen  und  ihr  Können  an 
den  Tag  zu  legen.  Dank  verdient  es  auch,  daß  das 
Preisausschreiben  über  die  Art,  wie  die  Bauangc legen- 
heil  nach  dem  Ablauf  des  Wettbewerbes  weiter  ge- 
fordert werden  sollte,  keinen  Zweifel  ließ. 

Trotz  des  sehr  ansehnlichen  Umfanges  des  Bau- 
werkes, dessen  Kosten  auf  rd.  7  MilL  M  eingeschätzt 
wurden,  standen  die  aus  einer  Gesamtsumme  von 
20  000  M.  zu  verteilenden  Preise  von  7000,  5000,  4000 
und  2  Mal  2000  M.  in  günstigein  Verhältnis  zu  den 
Forderungen;  dazu  kam  noch  die  Aussicht,  daß  weitere 
Pläne  zum  Preise  von  je  1000  M.  erworben  werden 
konnten.  Es  handelte  sich  eben  um  einen  Ideen-Wett- 
bewerb und  um  Skizzen-Zeichnungen  dafür:  die  Grund- 
risse sämtlicher  Geschosse  und  last  alle  Fassaden  im 
Maßstab  1  :  400  (nur  eine  Fassade  und  ein  Querschnitt 
im  Maßstab  1  : 200),  außerdem  eine  gewöhnliche  und 
eine  Vogelperspektive,  für  welche  allein  farbige  Dar- 
stellung zugelassen  war,  sowie  Kostenvoranschlag  und 
Erläutcrungsbericht. 

Aus  dem  mit  großer  Sorgfalt  ausgearbeiteten 
Programm  lassen  wir  eine  kurze  Schilderung  der 

226 


Aufgabe  folgen.  Das  Preisausschreiben  war  erlassen 
„zur  Erlangung  von  Ideen  für  die  Herstellung  eines 
Gebäudes  für  das  Verkehrs-Ministerium  und 
ein  Zentral-Briefpostamt";  es  waren  also  zweier- 
lei Acmtcr  in  dem  einen  Bau  unterzubringen,  deren 
eines  wohl  an  Umfang  und  Bedeutung  überwog,  wah- 
rend das  andere  durch  die  zu  erfüllenden  Rauman- 
ordnungen von  großem  Einfluß  auf  die  Grundrißanlagc 
werden  mußte.  (Der  Einfachheit  wegen  werden  wir 
das  Zentral-Briefpostamt  im  Folgenden  abgekürzt  mit 
„Briefamt"  bezeichnen.) 

Zum  Baugrund  war  ein  an  der  Nordseile  des 
Zentral-Bahnhofes  gelegener  Platz,  der  sogen.  Maffci- 
Anger  ausersehen,  ein  Platz,  dessen  Südostcckc  in 
nächster  Nähe  der  Nordwestecke  des  Starnberger  Bahn- 
hofes liegt,  von  den  Bahnglciscn  selbst  durch  die 
Arnulfstraße  getrennt,  an  den  anderen  Seiten  durch 
die  Hasen-,  Mars-  und  Hopfenstraße  umschlossen, 
mit  den  Schmalseiten  nach  Süden  und  Norden.  Die 
Maße  betrugen  135,6  und  136,6 m  an  den  Schmalseiten, 
194,4  ur)d  l72i3™  an  den  Langseiten;  der  Flächenin- 
halt umfaßte  24  797 'i»,  also  ungefähr  doppelt  so  viel 
als  der  für  das  Dresdener  Rathaus  vorgesehene.  Der 
Entwurf  war  für  die  Ucbcrbauung  des  ganzen  Platzes 
aufzustellen,  aber  doch  so,  daß  zunächst  nur  Vi — 
davon  zur  Ausführung  kamen  *) 

Die  Storkwerkhöhe  sollte  etwa  4™  betragen;  auf 
gute  Tagesbeleuchtung  wurde  besonderer  Wert  gelegt. 
Für  den  Postdienst  war  ein  bequemer  Fuhrwerkver- 
kehr von  der  Hopfen-  zur  Hasenstraße  und  zu  den 
Depot-  und  Lagerräumen,  wie  zu  den  Briefsammcl- 
und  Sortiersälen  von  größter  Wichtigkeit.  Das  Brief- 
amt erforderte  allein  einen  Posthof  zur  gleichzeitigen 
Aufstellung  von  25  Postfahrzeugen,  wobei  darauf  ge- 
achtet werden  mußte,  daß  die  Bureaus  möglichst  wenig 
durch  Lärm  belästigt  werden. 

Der  Raumbedarf  aller  schon  jetzt  notwendigen 
Räume  belauft  sich  auf  über  22  000 1m,  wovon  das 
Ministerium  allein  16200  -  also  ungefähr  */,  der 
ganzen  Bodenfläche  —  in  Anspruch  nimmt.  Dienst- 
wohnungen sind  vorgesehen  für  den  Minister,  für  die 
drei  Abteilungs-Vorständc  der  Eisenbahn-,  der  Bau- 
und  der  Postabteilung  (mit  zusammen  i6ooim),  ferner 
für  den  Postamtsvorstand,  endlich  für  Hausmeister, 
Portier,  Heizer,  Hausterhniker,  Belcuchtungsmeister 

Unter  den  etwa  470  Räumen  des  Ministeriums  sind 
nur  zwei,  die  an  und  für  sich  eine  erhöhte  Bedeutung 
besitzen  und  demgemäß  für  die  Gestaltung  der  Außcn- 
architcktur  maßgebend  werden  konnten:  die  durch  zwei 
Geschosse  reichende  und  mit  einer  Galerie  zu  ver- 
sehende Bibliothek  (samt  dem  anstoßenden  Lesezimmer 
220  groß)  und  der  Konferenzsaal,  dessen  Grund- 
fläche samt  Kleiderablage  auf  300  'im  festgesetzt  war. 

Hinsichtlich  der  Raumv<  rteilung  war  bestimmt, 
daß  die  Geschäftsräume  des  Ministers  im  I.  Oberge- 
schoß, die  lüsenbahn-,  die  Hau-  und  die  Postabteilung 
ihre  Bureaus  bezw.  im  I ,  II.  und  III.  Obergeschoß  er- 
halten, wobei  die  Abteilungsvorstände  möglichst  in  der 
Nähe  der  Geschäftsräume  des  Ministers  sein  sollten. 
Bibliothek  und  Konferenzsaal  waren  in  das  II.  Ober- 
gs schoß  verwiesen,  möglichst  im  Anschluß  an  die 
Repräsentationsräume  der  Miiiistcrwohnung. 

Beim  Briefamt  nimmt  die  Abteilung  für  Brief- 
postübernahme  und  Zustellung  mit  ihren  2805  i™  die 
wichtigste  Stelle  ein,  namentlich  in  den  Briclträger- 
salen  mit  Feinsortierung,  für  die  allein  1 600 101  ver- 
langt wurden.  Von  der  lür  diese  Räume  so  besonders 
geeigneten  Oberlicht-Beleuchtung  haben  nur  etwa  1  g 
der  Preisbewerber  Gebrauch  gemacht.  \'<>n  entschei- 
dender Bedeutung  war  die  Forderung  des  Programme*: 
die  sämtlichen  Räume  des  Bi  iefamtes  so  unterzubringen, 
„daß  die  Fahrzeuge,  welche  die  Posten  bringen  und  ab- 
holen, von  der  Straße  aus  an  oder  in  die  Aiiflieferungs- 
und  Speditionsräume  an-  oder  einfahren  können"  Mit 
großem  Nachdruck  wurde  betont,  daß  die  der  Brielbe- 

*)  Kor  <  >rt»unkunilire  »ei  nm-h  knurr  kl,  daä  dir  grollen  Im 
Meighallende*  /entralbahiihofe*.  welche  uni;cl!ihr  <lcn«ill>rn  r  lachen- 
räum  einnehmen  wie  der  MaKci-Anger,  mit  der  \or<!w«  »t  Erke  un- 
mitt.clb.11  an  den  Starnberger  Bahnhof  unatouen. 


No.  37. 

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förderung  dienenden  Räume  einen  unmittelbaren  Ver- 
kehr unter  sich  gestatten  müssen.  Besondere  Erwäh- 
nung verdient  es  vielleicht  noch,  daß  außer  den  eigent- 
lichen Diensträumen  auch  Erfrischungsräume  für  Be- 
amte und  eine  Kantine  für  Bedienstete,  ferner  Ruhe- 
lokale, Brausebäder,  Fahrradremisen,  Fahrrad-Repara- 
tur-Werkstätten vorgesehen  sind. 

Eine  Durchsicht  des  Programmcs  und  des  Lage- 
planes  oberzeugt  bald,  daß  nicht  nur  äußere  Gründe 
wie  die  eingangs  genannten  auf  die  Beteiligung  am 
Wettbewerb  von  Einfluß  gewesen  zu  sein  brauchen; 
auch  der  Gegenstand  selbst  bot  trotz  Umfang  und 
Bedeutung  wenig  Reiz:  kein  komplizierter  Bauplatz 
wie  beim  Dresdener  Rathaus,  keine  landschaftlich  oder 
baulich  inbetracht  kommende  Umgebung  wie  beim 
Volksbad  in  München,  keine  den  ganzen  Baugedanken 
beherrschende  Raumgruppc  wie  bei  einem  Theater 
oder  einem  Parlamentshaus,  sondern  in  der  Haupt- 
sache eine  Beamtenkaserne,  der  zu  einem  ansehnlichen 
Teil  außen  und  innen  der  Zellencharakter  aufgeprägt 


und  I  lasen  Straße.  Das  Ministerium  mit  seinen  Dienst- 
wohnungen mußte  also  auf  die  bei  dem  Mönchener 
Klima  ohnehin  begehrte  Südseite  gelegt  werden,  die 
außerdem  den  Vorzug  besaß,  keine  Häuserfront  un- 
mittelbar gegenüber  zu  haben.  Ob  bei  den  herrschen- 
den Westwinden  die  Rauchbelästigung  vom  Bahnhof 
her  wirklich  so  stark  sein  wird,  wie  einer  der  Kon- 
kurrenten befürchtet,  läßt  sich  nicht  beurteilen;  von 
den  Bewohnern  der  Arnulfstraße  sind  Klagen  in  die- 
ser Richtung  nicht  bekannt  geworden. 

Die  Vorzugstcllung  der  Südostecke,  im  Zusammen- 
hangmitdem  Klima  unddemZurückweichen  der  Häuser - 
flucht  an  der  Arnulfstraße  hat  vielfach  zu  malerischen 
Gestaltungs  -  Versuchen  Veranlassung  gegeben;  nur 
wenige  Entwürfe  haben  darauf  gar  keine  Rücksicht 
genommen.  Besonders  aber  wurde  von  vielen  mit 
Ree  hl  darnach  gestrebt,  von  der  großen  Tiefe  des  Baues 
dadurch  eine  Vorstellung  zu  geben,  daß  sie  eine  Höhen- 
steigerung der  Baumasscn  von  der  Südostcckc  nach 
hinten  herbeiführten  durch  einspringende  Ecken  mit 


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Kdu»id  Bull  in  Passau.    F.rd|;e»el>oO.    (III.  Preis  I 


sein  mußte.  Hochfahrenden  architektonischen  Ge- 
lüsten nachzugeben,  davor  hatte  schon  das  Programm 
selbst  gewarnt.  „Die  Architektur  des  Gebäudes  soll 
dessen  Zweckbestimmung  zum  Ausdruck  bringen  und 
einen  monumentalen  Charakter  besitzen  Auf  vor- 
nehme Einfachheit  und  wirkungsvolle  Ausgestaltung 
der  Massen,  wobei  die  Verwendung  von  ornamen- 
talem und  figürlichem  Schmuck  auf  das  notwendige 
Maß  zu  beschränken  ist,  wird  besonderer  Wert  ge- 
legt". —  Die  Wahl  des  Baumateriales  war  den  Hc- 
werbern  freigestellt 

Die  Frage,  wohin  das  Schwergewicht  der 
äußeren  Durchbildung  zu  legen  sei,  beantwortete 
schon  der  l.agcplau  an  sich;  etwaige  Zweifler  wurden 
durch  die  Programm-Bestimmung  belehrt,  wonach  für 
die  I  Iauptperspcktivc  eine  Ecke  des  „Starnberger  Bahn- 
hofes" des  nördlichen  Anbaues  zum  Zcntralbahnhof 
als  Standpunkt  angenommen  werden  mußte,  (  im  Lage- 
plan auf  vorherg  Seite  ist  der  Standpunkt  mit  X  be- 
zeichnet) unter  Nichtberücksichtigung  der  dabei  in  das 
Gesichtsfeld  fallenden  Hänsergruppe  an  der  Arnulf- 

7.  Mai  1904. 


und  ohne  Gartenanlagen,  durch  Terrassen  oder  nie- 
drigere Vorbauten,  hinter  denen  sich  dann  Giebel, 
Kuppeln  oder  ein  Turm  erheben. 

Einige  ließen  sich  von  dem  Gedanken  leiten, 
Ministerium  und  Briefamt  innerlich  und  äußerlich 
möglichst  zu  trennen:  da  aber  die  Raumerfordernissc 
des  ersteren  mehr  auf  eine  kubische  Zusammenfassung, 
bezw.  Höhenentwicklung,  des  letzteren  auf  eine  Hori- 
zontalausbreitung hinwiesen,  so  konnte  nicht  vermieden 
werden,  daß  Ministcrialräume  über  die  Postraumc  hin- 
übergriflt  n,  wenn  man  nicht  vorzog,  unter  möglichster 
Ausnutzung  des  Bauplatzes,  das  Briefamt  ganz  nieder 
zu  halten  Am  konsequentesten  hat  Spannagcl  an 
diesem  Gedanken  festgehalten  is.  spatere  Abbildg \  in- 
dem er  den  Platz  parallel  mit  den  Langseiten  ungelähi 
in  2  gleiche  feile  schied,  den  einen  mit  einer  niedrigen 
Baugruppe  für  das  Brief amt,  den  anderen  mit  «lern 
viel  höheren  Ministerium  überbaute:  in  einem  anderen 
Falle  iKemiwort  „Lenz'1)  nimmt  das  Ministerium  die 
südliche  1  läHte,  der  Postbau  die  nördlichen  zwei  Fünftel 
ein  (unter  völliger  Ausnutzung  der  Schräge). 

«7 


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Entwurf  de»  AasUtcmc.i  an  der  Technischen  Hochschule  Heinrich  Neu  unter  Mitarbeit  de«  Arch.  Konttantin  Kink  in  München. 

Erdge*<hoü.    (I  Preif.) 


F-nlwnil  de»  Slaat.baupri.Wlikai.lrn  Hermann  Hui  hert  in  Mnn.hen.^ill   I'iei»  | 
Der  Ideen-Wettbewerb  um  Entwürfe  für  das  bayerische  Verkehrs-Mtnitterium  in  München. 
*a8  No.  37. 


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Link™  Tin  Abbildg.  3.    LSnr,tn-  und  Holienplan  der  KheinbrQikc.  Ncckta  Uhr. 


An  Grundrißdispositionen  ist  wohl  selten  eine  so 
große  Mannichfaltigkeit  zutage  gefordert  worden,  wie 
bei  diesem  Wettbewerb;  besonders  spricht  sich  dies 
durch  Gestalt  und  Zahl  der  Hole  aus.  Nur  2  Ent- 
würfe kamen  mit  3  Hofen  aus;  die  meisten  zeigen  p 
oder  6  (ganz  oder  zu  *  t  umbaut),  andere  10,  12,  oft 
recht  vielwinklige  oder  schiefwinklige  Hofe.  Die  Maxi- 
malzahl erreicht  der  Entwurf  mit  dem  Kennwort  „33", 
worin  16  Höfe  (worunter  einige  überglast)  vorkommen: 
dabei  sind  die  bei  der  Bauerweiterung  erst  entstehen- 
den Höfe  nicht  mitgerechnet.  Diese  Erwcitcrungs- 
tcile  sind  von  der  Mehrzahl  an  der  Nordseite  ange- 
nommen worden,  teils  in  der  ganzen  Breite  des  Bau- 
platzes, teils  an  einer  der  beiden  Ecken,  oder  auch  an 


beiden  zugleich.  Es  kommen  aber  auch  Fälle  vor, 
bei  welchen  diese  Zubauten  im  Inneren  des  Komplexes 
gedacht  waren,  z.  B.  als  breiter  Quertrakt  durch  einen 
weiten  Hof  (Kennwort  bayer.  Wappen),  oder  -  beim 
Kennwort  „Lenz"  O  oben)  —  auf  dem  zwischen  Mi- 
nisterium und  Briefamt  liegen  gelassenen,  30 m  breiten 
Streifen.  Wer  sich  geräumige  Höfe  und  damit  reich- 
liche Zuführung  von  Licht  und  Luft  sichern  wollte, 
schob  den  Bau  möglichst  bis  an  die  Grenzen  des  zur 
Verfügung  stehenden  Platzes  hinaus;  denn  je  mehr 
die  Außenmauern  des  Baues  durch  kräftige  Ruck- 
sprünge belebt  wurden,  umsomehr  mußten  die  Höfe 
sich  Einschränkungen  gefallen  lassen,  umsomehr  mußte 
der  Briefpostbetrieb  Einbuße  erleiden.  -  -  <srhiui»  Mgy 


Die  neue  Eisenbahn -Verbindung  über  den  Rhein  bei  Mainz.    Abbildg.  6.    Einblick  in  die  SUombrOcke. 
7.  Mai  1904. 


22? 


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Die  neue  Eisenbahn -Verbindung  über  den  Rhein  bei  Mainz. 

(KotWiuuiik  suh  schhiö .)   Hlei-ra  Hie  Abbildungen  S.  235  \t-  aao. 


ie  neue  Brücke  überschreitet  den  Rhein  in 
einem  Winkel  der  utn  etwa  8°  von  einem 
Rechten  abweicht.  Wir  geben  in  Abbildg.  3 
das  Uebersiehts-Längenprofil,  aus  welchem 
die  Hauptabmessungen  hervorgehen.  Dar- 
nach wird  der  linke,  etwa  300"'  breite,  hauptsächlich 
der  Schiffahrt  dienende  Rheinarm  mit  3  Oeffnungen 
überbrückt,  von  denen  die  zunächst  am  Ufer  gelegene 
93,8 ■»  Spannweite  besitzt,  wahrend  die  beiden  anderen 
je  107,30 ,n  erhalten  haben.  Die  Petersaue,  welche  den 
Rhein  in  2  Arme  spaltet,  wird  mit  6  Oeffnungen  von 
39,2  m  Stützweite  überschritten,  der  rechte  Rhcinartn 
schließlich  mit  2  gleichen  Oeffnungen  von  je  n6,8m. 
Die  Brücke  liegt  so  hoch,  daß  im  Hauptarm  eine 
lichte  Höhe  von  9,4 m  über  dem  höchsten  schiffbaren 
Wasserstande  vorhanden  ist,  im  rechten  Arm  noch 
eine  solche  von  9,10 m.  Die  Brücke  liegt  teilweise  im 
Gefalle.  Ihre  Gesamtlänge  einschließlich  der  Endwider- 
lagcr  beträgt  915™. 

In  den  AbbUdgn  4  und  5  sind  die  Querschnitte 
der  Strom-  und  Flutbrücken  dargestellt.  Bei  den  erste- 
reu  liegen  die  Hauptträger  in  8,8 m  Entfernung.  Beider- 
seits sind  auf  Konsolen  ic  1,5"'  breite  Fußwege  aus- 
gekragt, die  dem  öffentlichen  Verkehr  dienen.  Treppen- 
Anlagen  an  den  Brückenenden  vermitteln  den  Zugang 
zu  diesen  Laufstegen  von  den  Uferstraßen  her.  Die 
Gcsamlbreite  der  Brücke  zwischen  den  äußeren  Ge- 
ländern ist  13,14™. 

Bei  den  Flutbrücken,  die  oben  liegende  Fahrbahn 
besitzen,  ist  der  Unterbau  für  die  beiden  Gleise  völlig 
getrennt  ausgeführt.  Die  llauptträgcr  eines  Gleises 
haben  3,1  m  Abstand,  die  inneren  Träger  der  beiden 
Systeme  0,8  m.  Die  Gesamt-Breite  der  Brücke  zwischen 
den  äußeren  Geländern  stellt  sich  auf  11,03™. 

Die  Brückentafel  zwischen  den  Gleisen  ist  mit 
starkem  Bohlenbelag  abgedeckt,  um  auch  den  Ueber- 
gang  von  Truppen  mit  Fuhrwerk  aller  Art  zu  gestatten. 

Die  1  lau pt träger  der  Strombrücke  sind  als  Bogcn- 
fachwerkträger  mit  Zugband  ausgebildet.  Die  End- 
höhe beträgt  bei  allen  Oeffnungen  11,5"*,  die  Höhe  in 
Brückenmitte  12,5  bezw.  13.8™,  die  Entfernung  der 
Srhwcrlinien  der  beiden  Bogengurte  im  Scheitel  3,5 
bezw.  4  m  In  der  Durchbildung  der  Eisenkonstruktion 
lehnt  sich  die  Brücke  an  das  Vorbild  der  Wormser 
Fisenbahnbrücke  an  (vergl.  unsere  Veröffentlichung 
Jahrg.  1900  S.  562  ff.).  Abweichend  von  der  dort  ge- 
wählten Bolzenvcrbindung  der  Querträger  mit  den 
I  längestangen,  ist  man  hier  jedoch  aus  praktischen 
Gründen  wieder  zu  der  steifen  Verbindung  zurück- 
gekehrt. Das  Zugband,  das  zugleich  die  Gurtung 
des  unteren  Windverbandes  bildet,  ist  jedoch  mittels 
Flat'hciscn  an  den  I  längestangen  derart  aufgehängt, 
daß  Fahrbahn  und  Zugband  sich  unabhängig  von 
einander  bewegen  können.  Besondere  Stützlager 
zwischen  Zugband  und  Querträger  vermitteln  die 
Ucbertragung  des  Winddruckes  Abbildg.  7  zeigt  die 
Einzelheiten  dieser  Anordnung.  Der  mittlere  Quer- 
träger nebst  den  zugehörigen  Längsträgern  ist  mit 
dem  Zugband  fest  verbunden,  um  die  Bremskräfte  in 
dieses  zu  übertragen.  An  der  Durehschneidungsstclle 
des  Zugbandes  mit  dem  Bogenuntergurt  sind  die 
Langsträger  dagegen  verschieblic  h  auf  dem  Querträger 
aufgelagert,  sodaß  also  der  ganze  mitdere  Teil  der 
Fahrbahn  freischwebt  Ein  oberer  Windverband  ist 
nur  am  Bogenobcrgurt  angeordnet,  während  der  auf 
den  Untergurt  entfallende  durch  die  steifen  Vertikalen 


übertragen  werden  muß.  Der  obere  Windverband 
besteht  aus  sehr  steifen  gekreuzten,  kastenförmigen 
Gitterträgern.  Dieser  Verband  bildet  den  einzigen 
Querverband  über  der  Fahrbahn,  sodaß,  wie  Abbildg.  6 
erkennen  läßt,  der  Durchblick  durch  die  Brücke  völlig 
frei  ist.  Die  beweglichen  Auflager  der  Brücke  sind 
Stelzenlager.  Man  hat  die  mittlere  Stelze  wieder,  wie 
das  früher  üblich  war,  gegen  Verschiebung  durch 
Zahneingriff  in  die  untere  und  obere  Platte  gesichert. 

Die  Flutbrücken  sind  einfache  Parallelträgcr  mit 
4,8 m  Höhe.  Bemerkenswert  ist  die  Durchbildung  der 
Fahrbahn,  die  vollständig  frei  verschieblich  aufge- 
lagert ist.  Nur  in  der  Mitte  ist  ein  fester  Bremsver- 
band  hergestellt.  Die  Abbildgn.  8  und  9  lassen  die 
Einzelheiten  dieser  Anordnung  erkennen. 

Die  Widerlager  und  die  Pfeiler  auf  der  Peters- 
aue sind  zwischen  Spundwänden  gegründet,  die  Strom- 
pfeilcr  mit  Luftdruck.  Mit  den  Arbeiten  hierzu  wurde 
im  September  1901  begonnen.  Die  Fertigstellung  der 
Brücke  ist  also  in  der  kurzen  Zeit  von  2'/?  Jahren 
bewirkt  worden. 

Uebcr  die  architcktonischeAusgcstaltungdcr  Brücke 
gibt  Abbildg.  2,  S.  225,  und  eine  Gesamtansicht,  die  wir 
als  Bildbeilage  mit  N0.39  folgen  lassen,  entsprechenden 
Aufschluß-  Die  Akademie  des  Bauwesens  hatte  die 
Anforderung  gestellt,  daß  „im  Hinblick  auf  die  histo- 
rischen Erinnerungen,  welche  sich  an  die  Oertlichkcit 
knüpfen,  die  Brückenarchitcktur  in  einer  ernsten  und 
großen  Auffassung  der  romanischen  Bauweise  durchzu- 
bilden sei"  und  einen  reicheren  künstlerischen  Schmuck 
erhalten  sollte.  Diese  Aufgabe  hat  der  Architekt 
des  Bauwerkes  Geh.  Brt.  Schwechtcn  in  Berlin,  in 
glücklicher  Weise  derart  gelöst,  daß  er  das  linke 
Rheinufer,  also  die  Mainzer  Seite  mit  einem  mächtigen 
Torturm  abschloß  der  trotz  reichbewegter  Umrißlinie 
einen  wuchtigen  Gegensatz  zu  der  fast  zierlich  er- 
scheinenden Eisenkonstmktion  bildet.  Zinncnbckrflnte 
Mauern  und  2  kleinere  Türmchen  leiten  von  dem  an- 
schließenden Eisenbahndamm  her  zu  diesem  Bauwerk 
über,  sodaß  das  Ganze  zusammen  mit  den  beiden 
massiven  Wölbungen,  welche  die  Uferstraße  über- 
spannen, das  malerische  Bild  eines  trutzigen  Einganges 
zu  einer  mittelalterlichen  Stadt  widerspiegelt.  In  ein- 
facherer Weise  ist  das  rechte  Ufer  und  der  Abschluß 
der  Strombrücke  auf  der  Pctcrsauc  durch  Doppel- 
türmchen  betont,  die  durch  einen  Torbogen  zu  einem 
Portal  zusammengefaßt  sind.  Jeder  dieser  Abschlüsse 
hat  seine  besondere,  eigenartige  Ausbildung  erhalten. 
Als  Material  ist  rötlich-grau-gelber  Pfälzer  Sandstein 
verwendet  in  ruh  bearbeiteten  Schichten  verschiede- 
ner Höhe.  Die  Turmhelme  sind  teils  in  Haustein  her- 
gestellt, teils  geschiefert. 

Die  Turmräume  sind  zu  verschiedenen  Zwecken 
ausgenutzt.  Sie  sind  z.  T.  den  fortifikatorischen  An- 
forderungen entsprechend  ausgebildet,  /.  T.  zur  Auf- 
nahme der  elektro-pneumatischcn  Stellwerks -Vorrich- 
tungen eingerichtet,  bezw.  zu  Aufenthaltsräumen  für 
Brücken  Wärter  und  Streckenarbeiter  bestimmt. 

Avd  den  bildnerischen  Schmuck,  den  die  Brücke 
enthält,  im  Einzelnen  einzugehen,  müssen  wir  uns 
versagen.  Erwähnt  sei  nur,  daß  au  dem  mit  «lein 
Reichsadler  bekrönten  Hauptturm  der  Main/er  Seite  die 
in  Kupfer  getriebenen  Kolossalbüsten  des  Kaisers  und 
des  Großherzogs  von  Hessen  von  Prof.  W.  Schott 
angebracht  sind,  daß  auch  die  beiden  Minister  v.  Budde 
und  Gnauth  an  diesem  ersten  großen  Bauwerke  der 


r>i*-  tirwichtr  des  eisernen  l'cberbaurs  stellen  sich  wie  folgt: 


I,  r  -  v  11  .  1  a  n  .1 


Z\>li!  .!.t 
1  »rlfuui-.crii 


H.i  11  [  ,1 1 1 .1 -ri 


HulLrü.kc  .  .. 
Linke  Strombi  (lfke  . 
Keilitr  Strumbnl  U 

230 


I  I  r,  <J 


l,i-i,  i  In 

1  I  c'url'.ii 

in  1 
1.1  VM 


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N".  37. 


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preußisch-hessischen  Ewcnbahngcmeinschaft  verewigt 
sind,  und  daß  im  übrigen  die  Darstellungen  auf  rhei- 
nische Sage  und  Mainzer  Geschichte  Bezug  nehmen. 


schöne  Festschrift  verfallt,  der  wir  einen  Teil 
i  haben. 


Abbilds  8-    Fahrbahn -Anordnung  der  FlulbrOcke. 


Mitteilungen  entnommen 

Die  photographischen  Aufnahmen  und  Zeichnun- 
der  Eiscnkonstruktion  und 
Qstung,  sowie  die  einschlagi- 
en  näheren  Erläuterungen  ver- 
'  en  wir  der  Gustavsburger 
Brückenbauanstalt. 

Es  erübrigt  nun  noch  eine  Be- 
sprechung der  Montage  der  Eisen- 
konstruklion,  der  wir  einen  be- 
sonderen Abschnitt  widmen  wol- 
len. Sie  wurde  von  der  Dortmun- 
der Union  für  die  Ucberbrückung 
des  rechten  Stromarmes  in  übli- 
cherweise mit  festen  Rüstungen 
bewirkt.  Interessant  gestaltete 
sich  dagegen  die  Montage  der 
linken  Strombrücke  durch  die 
BrOckenbauanstalt  Gustavsburg. 
Die  Abbildgn.  10  u.  11  in  näch- 
ster No.  stellen  die  verwendeten 
Rüstungen  dar.  wahrend  die  vor- 
ausgeschickte Bildbeilage  in  No. 
35  den  Bauvorgang  veranschau- 
licht.   Es  wurden  hier 


Abbil.lg.  s.    Querschnitt  der  FlutbrOcke. 


AbbildK  9 
Auflagerung  der 
Fahrbahn 
«uf  den  Haupltrftjccrn. 


Abbilclg 


Einzelheiten  der 


7—9.  Einzelheit 
Eisenkonstruktion 


t—v  —  ^r^*-  -  4/  - 


Abb.lrtg.  4.    Querschnitt  .Irr  Strombnkke. 


zu  Abbildung  8. 


Professor  Riegelmann  ist  der 
Schöpfer  dieses  Schmuckes. 

Die  Unternehmer,  welche  das 
Bauwerk  ausgeführt  haben,  wur- 
den schon  genannt.  Erwähnt 
sei  noch,  dall  die  Fa.  R .  S  c  h  n  c  i  - 
der  in  Berlin  die  Erd-  und  Mau- 
rerarbeiten für  die  linksrheini- 
schen Anschlüsse,  Philipp]  \(i\z- 
mann  «Sc  Cic.  in  Frankfurt  a.  M. 
desgl.  für  die  rechtsrheinischen 
Strecken  ausgeführt  hat.  Der 
eiserne  Ucbcrbau  der  Main- 
brücke,  die  mit  2  Stromöffnun- 
gen von  je  82,6  m  und  2  von  je 
gm",  sowie  mit  10  gewölbten 
Flutöffnungen  von  je  23,5»  eben- 
falls ein  stattliches  Bauwerk  dar- 
stellt, wurde  von  Harkort  in 
Duisburg  ausgeführt,  während 
sich  die  verschiedenen,  Z.  T. 
recht  interessanten  kleineren 
Eisenbrücken  der  Zufahrtlinien 
auf  die  Brückenbauanstalt  Gu- 
stav sburg  und  das  Eisenwerk 
Kaiserslautern  verteilen. 

Die  Leitung  der  Ausführung 
sämtlicher   Arbeiten    lag  der 
'  t    T~!~' J —      Eisenbahn-Direktion  Mainz  ob, 
in  welcher  Hr.  Reg  -  u  Bit 
Everken  das  Neubau-Dc/ernat 
ausübte,  wahrend  Hrn.  Bauinsp.  H,  Merkel  die  Bau- 
leitung zufiel    Von  letzterem  ist  auch  zur  Feier  der 
Eröffnung   der   Rhcinbrücke  eine    reich  illustrierte 

7.  Mai  1904. 


TT  - 


Rüstträger  benutzt,  die  mit  Schiffen  ein-  und  ausge- 
fahren wurden  und  für  alle  3  Öffnungen  nachein- 
ander Verwendung  fanden.  — *  (Schiuu  Mci  t 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Ini.-Vereln  zu  Hamburg.  \>r>.  am  aa.  Jan. 
1904.  Vors.  Hr.  Bubendev.  Anwes.  6a  Personen. 

An  diesem  Tage  hielt  llr.  Hair  einen  interessanten 
Vortrag  Ober  „Feuerungsbetrieb  und  Rauchver- 
hütung".  Redner  wciM  zu  Beginn  darauf  hin,  wie  der 
Hamburger  Verein  für  Feuerungsbeirieb  und  Kauchver- 
hatung  seine  bedeutende  und  schwierige  Aufgabe  auffaßt, 
in  welchen  Beziehungen  Rauchentwicklung  und  Aus- 
nutzung der  Brennstoffe  zu  einander  stehen  und  schildert 
dann  eingehend  an  der  Hand  eines  umfangreichen  Ver- 
suchsmatcriales  an  Tabellen  und  graphischen  Darstellun- 
gen die  Verluste,  die  bei  der  Verbrennung  eintreten  und 
ihre  mehr  oder  minder  wirtschaftliche  Regelung. 

Im  zweiten  Teil  seines  Vortrages  behandelt  Redner  die 
Mittel  und  Wege  zur  Verminderung  der  Rauchentwicklung 
bei  Dampfkessel  -  Feuerungen,  als  welche  inbetracht  zu 
ziehen  seien:  1.  Ausbildung  und  Uebcrwachung  der  Heizer, 
2.  Verbesserung  der  Feuerung*- Einrichtungen,  3.  Wahl 
entsprechend  rauchschwachen  Brennstoffe*.  Nach  einem 
kurzen  Hinweis  auf  das  Gebiet  der  Hatishaltungs-Kcuerun- 
gen,  bei  welchen  ein  durchgreifender  Fortschritt  wohl 
nur  von  mehr  und  mehr  zunehmender  Zentralisierung  der 
Wärmeerzeugung  zu  erwarten  sei,  spricht  Redner  zum 
Schluß  seines  außerordentlich  interessanten  und  allseitig 
mit  lebhaftem  Beifall  begrüßten  Vortrages  den  Wunsch 
aus,  daß  die  angeregte  Behandlung  der  Oberaus  schwieri- 
gen Rauchfrage  das  ihr  gebührende  Verständnis  seitens 
des  Staates,  der  Behörden  und  der  inbetracht  kommenden 
Privatleute  zur  Weiterentwicklung  finden  möge.  —  W. 

Vers,  am  29.  Jan.  1904.  Vors  Hr.  Bubcndcy,  Anwcs. 
30  Per».  Aufgen.  als  Mitgl.  Hr.  Bm.*tr.  Zand.  Hingegangen 
ist  ein  Schreiben  der  Gewcrbekatnmer,  in  welchem  dem 
Verein  anheimgegeben  wird,  Bewerber  um  ein  Rcisestipcn- 
dium  zur  Weltausstellung  in  St,  Louis  namhaft  zu  machen; 
ferner  ein  Schreiben  der  Baugcwcrks  -  Berufsgenossen- 
schaft  betr.  Versicherungspflicht  der  Architekten.  Der 
Vorsitzende  fügt  zur  Erläuterung  dieses  Schreibens  hinzu, 
daß  das  Personal  von  Architekten  und  Ingenieuren,  welche 
die  Ausführung  von  Bauten  überwachen,  versicherungs- 
pflichtig ist  Hr.  Kohfahl  erstattete  hierauf  den  Bericht 
des  Bibliothek-Ausschüsse«. 

Hr.  Magens  macht  eine  Mitteilung  über  die  massiven 
Decken  einer  Kakaofabrik,  deren  Zementestrieh  sich  unter 
der  Einwirkung  des  Handkarren  -  Betriebes  und  der  an- 
dauernd hohen  Temperatur  der  Fabrikräume  nicht  ge- 
halten liat.  Ein  Versuch,  die  Uebelstände  durch  einen 
Belag  von  Riffelblech  zu  heben,  ist  mangels  geeigneter 
Bcfestigangsmittel  noch  nicht  gelungen.  Hr.  Magens  stellt 
die  Frage,  ob  es  einen  geeigneten  Stoff  für  solche  Dü- 
bel gibe,  die  in  die  Decken  einzulassen  und  an  denen 
die  Bleche  mit  Holzschrauben  zu  befestigen  seien.  In  der 
Erörterung,  an  der  sich  die  Hrn.  Nagel,  Heymann, 
I.öhner,  Stein,  Wohlcckc.  Bubendev  und  Hag n  be- 
teiligen, werden  für  derartige  Dübel  z.'T.  Weißbuchen- 
holz, Pockholz,  Blei  und  Silgespähnc  mit  Zement  em- 
pfohlen, geeignetenfalls  nach  Tränkung  des  Holzes  mit 
Talg  oder  unter  Verwendung  von  Asphalt,  z.  T.  wird  aber 
bezweifelt,  i>b  der  Zweck  durch  derartige  Dübel  Ober- 
haupt zu  erreichen  sei.  Ein  Asphaltbelag,  wie  vorge- 
schlagen, wird  der  in  den  Kahrikräumen  herrschenden 
Wärme  und  der  Ausdunstungen  wegen  als  ungeeignet 
bezeichnet,  während  Hartholz-  oder  Xvlolithböden  sowie 
Klicscnbelag  oder  Zementestrieh  unter  Verwendung  von 
Gummireifen  für  die  Karrenrider  empfohlen  werden. 

Hr.  Ilagn  macht  Mitteilung  über  unerklärliche  Risse 
in  neuen,  auf  Pfahlrost  gegründeten  Fabrikgebäuden.  Auch 
in  der  Erörterung  finden  diese  Erscheinungen  keine  ge- 
nügende Aufklärung 

Hr.  Hcymann  teilt  mit,  auf  welche  Weise  es  ge- 
lungen ist,  die  Transparcntflüchcn  der  l'hrcn  und  des 
Flutzeigeis  an  den  St  Pauli  I „-»ndungsbrücken  in  Ham- 
burg gleichmäßig  von  hinten  /u  beleuchten  und  gegen- 
über der  bisherigen  Methode  s8°/ri  der  Betriebskonten  zu 
sparen.  Ks  sind  Glühlampen  cfivlit  hinter  den  Transparen- 
ten angebracht,  nachdem  die  Lichtpunkte  mit  weißem 
Ltck  nach  vorn  abgeblendet  sind.  Der  Kaum  für  die 
Glühlampen  ist  von  hinten  und  von  den  Seilen  durch 
weitllackierle  Bleche  begreti/t,  welche  das  Licht  in  be- 
friedigender Weise  zerstreuen. 

Hr.  Kohfahl  macht  Mitteilungen  Uber  ein  zeichne- 
risches Verfahren  zur  Berechnung  des  Auflage!  'drucke* 
von  Glocken,  F«  ergibt  sich,  daü  dieser  Druck  mit  «lern 
Ausschwingungswinkel  der  (.locke  eine  beträchtliche  Zu- 
nahme erfährt. 

Hr.  Bubendev  berichtet  über  eine  durch  private 
■Sammlungen  bewirkte  Schenkung  von  ualvaiiopl:i«tischcu 
Nachbildungen  von  Meisterwerken  < '.einsehen  Silber-  und 

2$i 


Gold.schmuckes  an  die  Harvard-Universität  in  den  Ver- 
einigten Staaten,  welche  dort  eine  sehr  freundliche  Auf- 
nahme gefunden  hat.  < —  St. 

Vers,  am  5.  Febr.  1904  Vors  Hr.  Bubendev,  anwcs. 
71  Pers.,  aufgen.  als  Mitgl.  Hr.  Alex  F.  Ramond. 

Den  Vortrag  dieser  Versammlung  hielt  llr.  Erbe 
.,1'eber  die  Saalburg",  das  interessanteste  aller  römi- 
schen Kastelle  auf  deutschem  Boden.  Wie  die  glänzend- 
ste römische  Kultur,  so  führte  Redner  in  seinem  Vortrage 
aus,  ihren  Einfluß  auf  unsere  Vorfahren  geltend  machen 
mußte,  indem  sie  zielloser  Wanderung,  Uneinigkeit  und 
Unbildung  einen  kräftigen  Damm  setzte,  zeigen  uns  die 
zahllosen  Spuren  derselben  an  der  Nordgrenze  des  Riesen- 
reiches,  welche  durch  die  planmäßige  deutsche  Limes- 
Forschung  wieder  aufgedeckt  werden.  Vor  allem  zeigen 
uns  das  auch  die  überaus  zahlreichen  Funde,  die  bei  dem 
Wiederaufbau  der  Saalburg  gemacht  wurden  und  noch 
werden.  Nach  einer  eingehenden  -Schilderung  der  Einzel- 
heiten des  allmählich  von  den  römischen  Cäsaren  ausge- 
bauten und  erweiterten  Grenzwalles  wendet  sich  der 
Redner  zur  Saalburg  selbst.  Seit  1875  sind  Ausgrabungen 
und  Unlerhaltungsarbeiten  in  planmäßige  Bahnen  geleitet 
und  finden  bei  der  Regierung  und  nicht  zum  wenigsten 
bei  dem  deutschen  Kaiser  eine  mit  größter  Freude  zu  be- 
grüßende verständnisvolle  Förderung.  An  der  Hand  der 
ausgestellten  Pläne  schildert  Redner  die  Saalburg  so,  wie 
sie  sich  heute  darbietet  und  erläutert  die  bekannten  Einzel- 
heiten durch  zahlreiche  treffliche  Lichtbilder.  —  W. 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Gin. - Bauinsp.  Brt.  Feuerstein 
bei  der  Int.  des  III.  Armeekorps  ist  z.  litt-  u.  Ort.  cruaruiL 

Der  Geh.  Admiral -Rat  und  voitr.  Rat  im  Reichs -Mar-Amt 
Langner  ist  gestorben 

Baden.  Der  Rrg.-Bmstr.  O.  Linde  in  Baden  i«t  s.  Ansuchen 
entspr.  unt.  Belebung  s.  Tit.  au»  dem  Dienst  der  staatl  Hochbau- 
verwaltg.  entlassen. 

Der  Brt.  Schöpfer  in  Karlsruhe  ist  gestorben 

Bayern.  Der  Bauamtm.  Fort  ach  in  Kaiserslautern  ist  z. 
/wecke  der  Ausführung  eines  Zollamtsgeb  in  Warzburg  auf  die 
Dauer  von  3  Jahren  beurlaubt  und  zum  Spezialkommisaar  (Or  den 
Neubau  berufen.  Der  Hauamlsaas.  Geyer  ist  z.  liauamtm.  am 
I.andbauamtc  Kaiserslautern  befordert  und  der  Staalsbauassjst. 
Dünnbier  in  Regensburg  ist  1.  BauamUass.  am  Landbauamt 
Kaiserslautern  ernannt. 

Preußen.  Den  l'rof.  lirinti  und  Dietrich  an  der  techn. 
Hochschule  in  Berlin,  letzterem  aus  Anlaß  >  Austritts  aus  dem 
l.ehramle,  ist  der  Char.  als  Geh.  Rcg.-Kat  verliehen. 

Versetzt  sind :  der  Landbauiosp.  K  1 1 11  g  h  0  I  z  im  Min.  der 
öffcnl).  Arb.  zur  Kgl.  Eisenb.-Dir.  in  Mainz  und  der  Kisen-Rau-  u. 
Betr.-Insp.  Krausgrillin  Elberfeld  ah)  Vorst,  tsudi  w  (der  F.isenb- 
Betr-lnsp.  3  nach  Saarbrücken. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  ctie  Reg.-Brustr. :  l.  i  n  d  c  n 
der  Kgl.  Eisenb.-Dir.  in  Köln,  Borishoff  der  Dir.  in  Hannover, 
S  e  i  f  1  e  r  t  der  Dir.  in  Köln  a  Rh.,  Friedr.  Meyer  der  Dir.  in 
Stettin,  Kump  der  Dir.  in  Frankfurt  a.  M.  und  Osk.  Mayer  der 
Dir.  in  Breslau. 

Der  Reg.-Bmstr.  Richter  ist  infolge  Kniennung  zum  Ober- 
lehrer an  der  Kgl.  Ruugewerkschulc  iu  Buxtehude  aus  dem  Staats- 
eitenbahndienste  ausgeschieden. 

Dem  Reg-Bmstr.  K.  Weber  in  Hannover- linden  ist  die 


ffcrßrlVolman 


Brt  Kotmann  in  l'renzlau,  der  Kisenb  Bauinsp.  F..  K  rüg  er 
in  Steltin,  der  F.isenb  -Bau-  u.  Bctr.-lnsp  a.  1).  O  b  c  r  s  c  b  u  1 1  e  in 
Frankfurt  ic.  M.  und  der  Reg-Blhr.  F.d.  Sari  azin  in  Brakel  sind 
gestorben.  

Brief-  und  Fragekasten. 

Anfragen  an  den  1. esrikieis 
i.  In  einem  l.ui/clhau zeigt  sich  jetzt,  nachdem  dasselbe  »eil 
a  Jahren  fertig  gestellt  und  bergen  i.l ,  daß  in  *  Zimmern  der 
Fußboden,  weither  auf  eichenen  l.agerbolzeru  auf  gewölbter  Decke 
liegt,  von  Würmern  zcifrcsscn  ist  Zur  Ausfüllung  ist  ausgebrannte 
Kessels*,  he  verwendet  worden.  F.s  ist  wahrscheinlich,  daB  die 
Kier  de»  Insekt»  in  der  den  I -agerbolzern  etwa  anhaftenden  Rinde 
sich  befanden  und  so  später  sich  entwickelt  haben  Ist  nun  durch 
irgend  welche  Manipulation  der  Futlbodcn  noch  zu  rctien  und  ist 
es  möglich  die  Tiere  zu  verrichten,  oder  empfiehlt  es  sich,  den  Fuß- 
boden ganz  zu  entfernen  und  Beton  aufzubringen  und  mit  Linoleum 
zu  belegen?  —  W.  II,  in  Potsdam. 

■j.  Besieht  ein  grußer  I  'nters.  hied  in  der  Haltbarkeit  (Widei- 
standsflhigkeil  gegen  Abnutzung)  zwischen  den  trocken  gepreßten 
(Matten  Ischen.  Metlacher  Plattem  und  den  naß  gepreßten  Platten'? 
Wie  lange  unget.ihr  halten  na«  gepreßte  Platten  in  stark  benutzten 
Räumen  aus  '.'  Kann  man  bei  nah  gepreßten  Platten  auf  eine  10  jährige 
Dauerhaftigkeit  in  den  VcMihiilcn  von  viel  besuchten  «"dienlichen 
f. iebaulu  hkciten  rechnen  .'    -  S.  M    I.   in  St  Petersburg 

Inhalt:  tlec  I.l,  .n-W»  ;tlirw  t  ih  um  ri'itivi'ri»-  |Y.i  »t.t*  i.nt-i:,,  t-,-  \n- 
kclu  w-Miimtrriiiiii  :u  Mfltxl.t  n  —  ll.c  t.«-ut-  Kivcrir1. all. i- Verl. i t, ilunc  nWr  .irti 
Kh.ic  Kri  }lUr.„  ,r„tf»l.-..ni..  Mitteilungen  cn  V>ti-it,rt:  -  |>.  .<, „jt- 
Xachii.-tn.-i  -  Hi:ri    i.i,,:  I   i. .  „  

Hier/u  eine  Büdbcila-c :  Ideen  Wettbewerb  um  Entwürfe 
für  das  Verkehr.-.- Ministerium  in  München 

Vnlag  der  Ueutsclien  rtiuztituiig,  <.   m   l>  II..  Belm.    M.  die  Redaktion 
•  .  V  t   F.. sei«,,,  Heilm    Inuca  v„„  W.U.  G.eve.  Berlin. 


Nu.  Sl 

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~   -  -   —  Hin 

Entwurf  des  Staatsbaupruktikanlrn  Hermann  Barhcrt  in  Manchen.    (II.  Prei».) 


.MUc  __ 

Entwurf  des  Bauamtsssscssors  Eduard  Brill  in  Passau    (III.  Preis.) 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

=  BEILAGE  =. 
DES  VERBANDES  DEUTSCHER  ARCHI- 
TEKTEN- UND  INGENIEUR-VEREINE  * 

Zur  Frage  der  Normalisierung  der  Hausabflußleitungen. 

jcgen  die  vom  Verbände  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine  nach  Anhörung  von  Ver- 
tretern der  inbetracht  kommenden  Intcrcsscntcngruppen  bearbeiteten  neuen  Normalien  für  1  Iaus- 
abflußleitungcn,  welche  durch  die  XXXII.  Abgeordneten- Versammlung  in  Dresden  am  31.  Aug.  v.  J. 
einstimmig  angenommen  und  darnach  veröffentlicht  wurden,  sind  von  einem  Teile  der  zu  den  Be- 
ratungen im  Dezember  1902  hinzugezogenen  Vertreter  anderer  Vereine  und  Inlcressentengrupt)cn 
Angriffe  gerichtet  worden,  die  wir  nicht  unerwidert  lassen  können 

Diese  Angriffe  zielen  darauf  ab,  die  vom  Verbände  aufgestellten  Normalien,  zu  deren  wesentlichen 
Grundlagen  übrigens  dieselben  Personen,  welche  sie  jetzt  angreifen,  bei  den  Beratungen  nachweislich  ihre 
Zustimmung  gegeben  hatten,  als  verfehlt  hinzustellen  und  ihre  Kinfnhrung  zu  verhindern.  Statt  dessen 
werden  andere  Normalien  empfohlen,  die  in  irreführender  Weise  als  die  „Normalien  der  deutschen  Ingenieure* 
bezeichnet  werden  und  Unterschriften  für  diese  und  gegen  die  Verbands-Nonnalien  gesammelt. 

Wir  drucken  daher  nachstehend  Skizzen  und  Erlauterungen  ab,  welche  die  vom  Verbände  aufgestellten 
.Deutschen  Normal-Abflußröhrcn"  erkennen  lassen,  und  geben  dazu  den  Bericht,  welchen  der  vom  Verbände 
seinerzeit  eingesetzte  Ausschuß  infolge  der  Sachlage  an  den  Vorstand  erstaltet  hat. 

Wir  richten  nunmehr  die  Bitte  an  die  staatlichen  und  kommunalen  Behörden,  sowie  an  die  Archi- 
tekten und  Ingenieure,  die  mit  der  Frage  der  I  lausabflußleitungen  zu  tun,  hezw.  in  derselben  entscheidende 
Stimme  haben,  die  Vorschläge  des  Verbandes  einer  eingehenden  Prüfung  unterziehen  /u  wollen,  und  sind 
überzeugt,  daß  diese  Prüfung  das  Ergebnis  haben  wird,  daü  die  „deutschen  Normal-Abflußröhren"  trotz  der 
jetzt  gegen  sie  gerichteten  Agitation  sich  allgemeinen  Eingang  verschaffen  werden. 
Im  April  1904. 

Der  Vorstand  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Neher.      Bubcndev       v.  Schmidt.       Haag.  Eiselen. 


Erläuterung  zu  den  vom  Verbände  Deutscher  Architekten 
Normalien  für  Deutsche  Normal- Abflußrohren.   D.  N.  / 

1.  Gullaiserne  Röhren. 
(Alle  Matte  in  Millimeter  ) 

1.  Die  lichten  Durchmesser  und  die  normalen 
Wandstärken  sind  wie  folgt  festgesetzt: 
Normaler  lichter  Durchmesser  50, 70, 100, 125, 150, 200""" 
Normale  Wandstarke  .    .      5,  5,  6,    6,    7,    8  mm 

2.  Für  die  Formstücke  und  deren  Gewichts- 
berechnung ist  für  alle  Durchmesser  eine  um  1  """ 
größere  mittlere  Wandstarke  bestimmt.  Diese  Ver- 
stärkung erfolgt  bei  allen  Formstücken,  abgesehen  von 
der  L'ebcrmuffe,  im  Inneren,  d.  h.  unter  Verengung 
der  Lichtweite  des  Rohres. 

3.  Eine  Abweichung  der  Wandstarke  an  zwei 
einander  gegenüber  liegenden  Stellen  soll  zulässig  sein: 
bei  Röhren  von  50  und  70"""  Durchmesser  bis  zu  15  •<,, 
bei  Röhren  von  100, 12s,  i50u.2O0aunDurchm.biszu  10% 
von  der  normalen  \\  andstärke. 

4.  Die  Muffenkonstruktion  ist  in  Tabelle  C 
gegeben.  Die  Mufft  für  Röhren  von  40 mm  Durchm. 
ist  lediglich  für  Anschlußstut/en  dieser  Abmessung 
festgestellt. 

5.  Die  Baulangen  der  geraden  Röhren  be- 
tragen : 

bei  50  und  70  mm  Durchmesser  2000  mm, 
.  100   „  125"""  „  2000  und  ;{ooo'>"", 

„150   „  200"""  „  3000""". 

6  Die  Paßstücke  für  gerade  Röhren  sind  in 
Längen  von  250,  500,  750,  1000,  1250  und  ijOOmm  her- 
zustellen. Durch  diese  Auswahl  soll  das  Zusammen- 
bauen der  Leitungen  ohne  Abhauen  der  Röhren  er- 
möglicht werden. 

7  Die  Bogenröhren  werden  mit  einem  Zentri- 
winkel von  30"  hergestellt  und  eingeteilt  in  „kurze" 
und  „schlanke"  Bögen. 


und  Ingenieur -Vereine  aufgestellten 

I903.    (Hierzu  rlr.-i  T-bcll«-.,  A.  H  u.i«!  <  > 

Die  kurzen  Bögen  erhalten: 

bei  100  und  125 mm  Durchmesser  tpo"""  Halbmesser, 
„    150    .    200"""  ,.  1000 

die  schlanken  Bögen: 

bei  100  und  125'""'  Durchmesser  iooo'nm  Halbmesser, 
.    150    „    200 mn>  „        2000 mm  „ 

Die  schlanken  Bögen  dienen  für  Richtungsände- 
rungen in  den  Ableitungen,  die  kurzen  Bögen  für  den 
gleichen  Zweck  dort,  insbesondere  in  Nebenableitun- 
gen, wo  die  Anwendung  des  schlanken  Bogen*  aus 
örtlichen  Verhältnissen  nicht  möglich  ist 

8.  Die  Knieröhren  werden  mit  einem  Zentri- 
winkel von  15,  30,  45,  60,  80  und  90 0  und  mit  einem 
Halbmesser  gleich  dem  Zweifachen  des  Rohrdurch- 
messers  (R  aD)  hergestellt.  Sic  sind  für  Richtungs- 
änderungen in  Fallröhrcn  und  .Schrägleitungen  be- 
stimmt und  ferner  in  Ableitungen  innerhalb  der  Ge- 
bäude,  wo  aus  Raummangel  die  Anwendung  von 
Rogenröhren  nicht  möglich  sein  sollte, 

9.  Die  Fußbögen  sind  für  die  l  Yberführung  aus 
den  senkrechten  Fallröhren  in  die  liegenden  Ableitun- 
gen bestimmt  und  zwar  der  Fußbogen  mit  80"  Zentri- 
winkel für  den  Uebergang  in  Ableitungen  stärkeren 
Gefälles  (ungefähr  t:6j  und  jener  mit  89"  für  den 
Lebergang  in  Ableitungen  schwächeren  Gefälles  (un- 
gefähr 1  : 60  ,. 

Die  Fußbögen  sind  sowohl  einlach  als  mit  l'cbei- 
gang  von  einem  kleineren  in  einen  größeren  Durch- 
messer vorgesehen. 

10.  Die  Verbindungsröhren  werden  ausschließ- 
lich mit  einem  Winkel  von  60 u  zwischen  der  Achse 
des  Hauptrohrcs  und  derjenigen  des  Anschlußstut/cns 
hergestellt 


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Ihre  Baulange  betragt: 
bis  einschließlich  70""°  Durchmesser  500""", 
bei  100  und  125 mm  Durchmesser     .  500  u.  ioooDiro, 
von  150"""  einschließlich  aufwärts  .  1000"«". 

Außerdem  werden  sie  als  Einzelverbindungen  oder 
Doppclverbindungen  hergestellt.  Die  Doppelverbin- 
dungen  werden  sowohl  als  gerade  Verbindungen  an- 
gefertigt, bei  denen  die  Anschlußstutzen  in  einer  Ebene 
liegen,  als  auch  als  Eckverbindungen,  bei  denen  die 
Ebenen  der  Anschlußstutzcn  sich  unter  einem  Winkel 
von  iaou  schneiden. 

11.  Die  Bogen  Verbindungen  sind  für  Fall- 
röhren von  100  und  125 mm  Durchmesser  vorgesehen. 
Der  Einmündungswinkel  beträgt  ebenfalls  60 Ihre 
Baulange  beträgt  500  und  1000 mm.  Auch  die  Bogen- 
verbindungen  werden  als  Einzel-  oder  Doppelvcrbin- 
dungen,  und  die  Doppelverbindungen  als  gerade  und 
Eck  Verbindungen  hergestellt. 

12.  Die  Sprungröhren  werden  für  drei  Sprung- 
weiten angefertigt  und  zwar  entsprechend  dem  nor- 
malen Backsteinmaß  mit  65,  130  und  195 B,m. 

13.  Die  Uebergangsröhrcn  dienen  für  den 
Ucbcrgang  von  einem  Durchmesser  in  den  nächst- 
folgenden. Ein  Ucbcrgang,  der  zwei  Durchmesser- 
stufen Oberspringt,  wird  nicht  als  erforderlich  erachtet. 

14.  Die  Uebermuffen  sind  mit  einer  Baulange 
gleich  der  dreifachen  Muffentiefe  des  betr.  Normal- 
rohrcs  hergestellt.  Die  Verstärkung  des  Schaftes  gegen 
das  Normalmaß  der  Wandstärke  wird  hier  außen 
vorgenommen. 

i£.  Die  Verbindun  gsstQcke  zwischen  Fallrohre 
und  EindcckstQck  vermitteln  den  Uebergang  aus  ersterer 
in  das  Entlflftungsrohr  (Iber  Dach,  unter  Vergrößerung 
des  Durchmessers  um  50 mm  zwecks  Sicherung  des 
nötigen  freien  Querschnittes  auch  bei  Reifbildung  im 
Inneren  des  EntlOftungsrohrcs.  Die  Verbindungsstücke 
erhalten  durchgehends  eine  Baulange  von  250""*'  Für 
den  Anschluß  von  Hilfs-Luftleitungen  ist  ein  Flansch- 
stutzen  angegossen. 


16.  Die  Putzöffnungen  sind  für  Ableitungen  von 
100,  125, 150  und  200  ■>»»  Durchmesser  vorgesehen.  Die 
Breite  der  Oeffnung  ist  mit  0,8  D  festgesetzt;  deren 
Länge  ist,  um  das  Innere  der  Leitung  gut  zugänglich 
zu  machen,  mit  350 mm  bestimmt,  und  die  Baulänge 
mit  600  m™. 

17.  Das  Anschlußstück  für  den  Anschluß  von 
gußeisernen  an  Steinzeug-Leitungen  erhält  die  normale 
Muffe  und  100  n"n  Baulänge,  das  Anschlußstück  für 
Steinzeug  an  gußeiserne  I-eitungen  eine  weite  guß- 
eiserne Muffe  zur  Aufnahme  des  Steinzeugrohres  und 
aoo  mm  Baulänge. 

18.  Die  Gewichte  der  gußeisernen  Röhren 
und  deren  For  in  stücke  sind  mit  dem  spezifischen 
Gewicht  7,25  berechnet.  Abweichungen  im  Gewicht 
sind  bis  zu  -4-  3»/,,  gegenüber  den  berechneten  Gewich- 
ten zulässig. 

19.  Samtliche  nach  diesen  Normen  hergestellten 
Gegenstände  sind  bei  der  Fabrikation  als  Deutsche 
Normal -Abflußrohren  mit  den  Buchstaben  D.  N.  A. 
zu  bezeichnen;  diese  Bezeichnung  soll  neben  dem 
Fabrikzeichen  in  deutlicher  Weise,  an  geeigneter  Stelle 
(am  besten  auf  der  Muffe  aufgegossen  werden. 

20.  Für  die  Bleirohr-Anschlüssc  sind  als  die 
zweckmäßigeren  Anordnungen.  Messingstutzen  von 
125  mm  Baulängc,  woran  das  Blcirohr  mit  Plomben- 
lötung  angeschlossen  wird,  und  gußeiserne  Flanschen- 
stücke  (F-Stflckel  festgestellt;  außerdem  sind  in  zwei- 
ter Linie  auch  verzinnte  Eisenstutzen  mit  Kelch  hierfür 
aufgenommen. 

2.  Blei-  und  Zlnk-ROhren. 

21.  Die  Blei-Abflußröhren  erhalten  folgende 
Durchmesser,  Wandstärken  und  Gewichte: 

Durchmesser   ...    25,    30,    40,  50 
Wandstärke    .    .       3,0,    3,5,   4,0,  4,0°"», 
Gewicht  für  1  »  .       3,0,   4,2,    6,3,   7,7  *t 

22.  Für  Zinkröhren  soll  Zink  nicht  unter  No  13 
mit  0,74"""  Stärke  verwendet  werden. 


An«  T«fel  C    Ii  5  tlrr  OrOfle  j    KonstruluimiMngabcn  für  dit  Muffen  Jer  nußci»emöhrrn. 


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3.  Steinzeug. 
(Alle  Mafie  in  Cenümetcr.) 

23.  Kür  die  Steinzeugröhren  sind  folgende 
normale  Durchmesser,  Wandstärken  und  Abmessun- 
gen bestimmt: 

Durchmesser  10  12,5  15  20"°, 

Kleinste  zulassige  Wandstärke  1,5  1,6  1,7  1,9'"*, 
Baulange  der  geraden  Röhren  .    .    60  u.  ioocm, 

Muffentiefc  .  6  bis  7"". 

Die  Innenfläche  der  Muffe  und  das  Schwanzende 
der  Röhre  werden  auf  5rln  Länge  mit  wenigstens 
5  Riefen  versehen. 

Die  Dichtungsstärke  an  dem  vorderen  Muffen- 
rand soll  i,5cm  betragen  und  darf  bis  zum  Muffen- 
boden sieh  bis  auf  i,2cm  vermindern. 

24.  Für  die  Bogenröhren  gelten  folgende  Ab- 
messungen : 

bei  150  Zentriwinkel  200""  Halbmesser  u.  52""  Baulänge, 
„  300         „         100™       „         „  52™ 
,  45°         -  60""       -         .  47r,D 

Für  besondere  Fälle  (senkrechte  Anschlösse)  ist 
ein  Knicrohr  mit  90"  Zentriwinkel  und  mit  einem 
Halbmesser  gleich  ungefähr  dem  Zweifachen  des  Kohr- 
durchmessers vorgesehen;  dieses  Knierohr  darf  jedoch 
in  liegenden  Leitungen  nicht  verwendet  werden. 

25.  Die  Ucbergangsröhren  sind  mit  6of">  Bau- 
länge und,  mit  Ausnahme  des  Uebcrganges  von  10 
auf  15*-«",  nur  mit  einem  L'cbergang  von  einem  Rohr- 
durchmesser auf  den  nächstfolgenden  Durchmesser 
festgestellt. 

26.  Die  VcrbindungsrAhreii  sind  ausschließlich 
mit  einem  Winkel  von  6o°  zwischen  der  Achse  des 


Hauptrohres  und  derjenigen  des  Anschlußstutzens  vor- 
gesehen und  erhalten  60 cn"  Baulänge.  Doppclvcrbin- 
dungen  sind  grundsätzlich  ausgeschlossen. 

4.  Einheitliche  Bezeichnungen. 

27.  Für  die  Leitungen  sind  nachstehende  Benen- 
nungen festgesetzt: 

ai  Ableitungen  für  liegende  Leitungen,  sogen. Ge- 
fällleitungen, Sohlleitungen  usw.;  sie  werden  in 
Hauptablcitungen  und  Nebenableitungen 
geteilt; 

b)  Fallröhren  für  senkrecht  hcrabkommende  Lei- 
tungen; sie  werden  in  Hauptfallröhren  und 
Ncbenfallröbren  geteilt; 

c)  Schrägleitungcn  für  alle  Leitungen,  die  an 
der  Wand  geschleift  werden; 

d)  Bogenröhren  für  gebogene  Röhren  mit  Halb- 
messern von  500,  1000  und  2000 mm; 

c)  Knicröhren  für  gebogene  Röhren  mit  Halb- 
messern von  zwei  Rohrdurchmessern  (R     2  D). 

Ferner  werden  folgende  Ausdrücke  festgesetzt: 
Hilfs-Luftlcitung    statt  sekundäre  Ventilation, 

Fußbögen  „  Fußkrümmer, 

Verbindungen  „  Abzweigungen, 

Bogenvcrbindungen  „  Pfeifenköpfc, 

Sprungröhren  „  Etagcnbögen,  S-Stücke  usw. 

Uebergangsröhren    „  Reduktionen,  Sprung  usw. 

Ucbcrmuffen  „  Üeberschicbcr. 

28.  Anmerkung.  Für  besondere  örtliche  Ver- 
hältnisse dürfen  Formstücke  anderer  Art  verwendet 
werden.  Alle  solche  Formstücke  müssen  jedoch  in 
Wandstärke  und  Muffe  mit  den  Normalien  überein- 
stimmen, — 


Bericht  des  Ausschusses  für  die  Nachprüfung  d 

Der  Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine  hat  in  seiner  32.  Abgeordneten- Versammlung 
in  Dresden  am  31.  Aug.  1903  die  vom  Ausschuß  vorge- 
legte Neufassung  der  Normalien  angenommen.  Dieser 
Beschluß  erfolgte  einstimmig  von  den  anwesenden 
Vertretern  der  samtlichen  deutschen  Architekten-  und 
Ingenieur- Vereine.  Gegen  diese  Normalien  richtet  sich 
ein  im  Anfang  d.  J.  erschienene  Schrift  von  Vertretern 
deutscher  technischer  Vereine,  die  seiner  Zeit  zu  der 
Beratung  dieser  Normalien  von  dem  unterzeichneten 
Ausschuß  eingeladen  waren.  Diese  Schrift  greift  einer- 
seits das  Vorgehen  des  Verbandes  in  dieser  Ange- 
legenheit aufs  schärfste  an;  sie  bemängelt  anderseits 
die  technischen  Einzelheiten  und  sucht  schließlich 
nachzuweisen,  daß  durch  die  Verbands-Normalien  eine 
so  hohe  Verteuerung  der  ganzen  Hausinstallation  ein- 
treten würde,  daß  die  Einführung  dieser  Normalien  da- 
her schon  aus  wirtschaftlichen  Gründen  unmöglich  sei. 
Diese  Schrift  ist,  soviel  uns  bekannt  geworden  ist,  an 
die  Ministerien  der  deutschen  Staaten  und  an  eine 
große  Zahl  von  Stadtverwaltungen  geschickt;  ferner 
ist  ein  Auszug  dieser  Schrift  „An  die  deutschen  In- 
genteure", „An  die  Installateure"  und  „An  die  Bau- 
rätc  und  Regicnings-Bauincister"  verteilt  worden.  In 
dieser  Schrift  sowohl  wie  im  Auszuge  werden  den 
Verbands-Normalien  andere  Normalien  gegenüber  ge- 
stellt, welche  die  Verfasser  als  „Normalien  der  deut- 
schen Ingenieure"  oder  als  „Normalien  deutscher  In- 
genieure" bezeichnen  und  dadurch  den  Eindruck  her- 
vorgerufen haben,  wie  uns  durch  Zuschriften  bekannt 
geworden  ist,  als  seien  diese  Normalien  von  dem 
„Verein  deutscher  Ingenieure"  bearbeitet.  Auf  diesen 
Eindruck  ist  zweifellos  ein  großer  Teil  der  zustimmen- 
den Erklärungen  aus  den  vorgenannten  Kreisen  zu- 
rückzuführen, um  deren  Abgabe  bei  Versendung  des 
Auszuges  unter  Beigabc  einer  frankierten  Postkarte 
seitens  der  Verfasser  ersucht  worden  ist.  Der  vor- 
erwähnte Auszug  enthält  über  die  Entstehung  der 
Verbands-Normalien  und  über  ihre  Begründung  keincr- 


:r  Normalien  für  Hausentwässerungs-Leitungen. 

lei  Angaben,  sodaß  sich  die  Empfänger  hieraus  kein 
klares  Bild  machen  konnten  über  die  Tragweite  ihrer 
Abstimmung  in  dem  einen  oder  anderem  Sinne.  Die 
ausführliche  Schrift  enthalt  zwar  eine  Darstellung  der 
Entstehung  der  Verbands  -  Normalien,  aber  in  einer 
den  Tatsachen  so  wenig  entsprechenden  Weise,  daß 
wir  uns  veranlaßt  sehen,  die  gesamten  Vorgange  noch- 
mals aktenmäßig  klarzustellen. 

Veranlassung  zur  Aufstellung  von  Normalien  für 
I  lausabfluß  -  Leitungen  gaben  dem  Verbände  die  ge- 
radezu unhaltbaren  Zustände,  die  sich  im  Laufe  der 
jähre  im  Hausinstallaüonswesen  herausgebildet  haben. 
Es  herrscht  auf  diesem  Gebiete,  wie  bekannt,  eine 
vollständige  Verwirrung,  wie  schon  am  besten  daraus 
hervorgeht,  daß  gegenwärtig  mit  „schottischen  Röh- 
ren", „deutschen  Abflußrohren",  „leichten  Röhren", 
„halbschweren  Röhren"  und  „schweren  Röhren"  ge- 
arbeitet wird,  wobei  die  verschiedenen  Gießereien  mit 
diesen  Bezeichnungen  z.T.  gänzlich  verschiedene  Be- 
griffe verbinden,  daß  ferner  für  die  angegebenen  Rohr 
arten  eine  Unzahl  teils  überflüssiger,  teils  technisch 
mangelhafter  Formstücke  im  Handel  sind,  die  häufig 
bei  den  Hausinstallationen  durcheinander  geworfen 
werden.  Diese  Verwirrung  trug  dazu  bei,  daß  in  vielen 
Fällen  technisch  richtige  und  hygienisch  einwandfreie 
Installationen  nicht  zur  Ausführung  kamen. 

Wenn  nun  auch  die  Verfasser  der  Schrift  (5  171 
behaupten:  „Daß  die  Notwendigkeit  einer  Aendcrung 
der  bisher  gebräuchlichen  Abflußröhren  nicht  vorliegt", 
so  erkennen  sie  doch  unmittelbar  darauf  an,  „daß  es 
angebracht  sei,  den  von  verschiedenen  Seiten  ge- 
äußerten Wünschen  nach  einer  einheitlichen  Her- 
stellung der  Abflußrohren  Rechnung  zu  tragen",  und 
stellen  dann  selbst  Normalien  auf. 

Zu  der  Aufstellung  von  Normalien  für  Hausent- 
wässerungs-Leitungen war  aber  zweifellos  der  Ver- 
band deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  in 
erster  Linie  berufen;  dies  erkennt  auch  der  in  der 
Schrift  dem  Verbände  wiederholt  entgegengestellte 

'S 


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Verein  deutscher  Ingenieure  ausdrucklich  an,  da  dem 
Verbände  vorwiegend  die  Architekten  und  Bauinge- 
nieure angehören,  also  diejenigen  Fachleute,  welche 
die  Hausabflußleitungen  anzuwenden,  zu  planen  und 
in  der  Ausführung  zu  beaufsichtigen  haben. 

Der  Verband  unterzog  sich  daher  dieser  Aufgabe 
und  nahm  die  von  einem  Ausschuß  bearbeiteten  Nor- 
malien in  seiner  30.  Abgeordneten-Versammlung  in 
Bremen  1899  an.  Diese  Normalien  wurden  im  Jahre 
1900  an  die  zustandigen  Ministerien  der  deutschen 
Staaten  und  an  eine  große  Zahl  stadtischer  Verwal- 
tungen mit  der  Bitte  um  Einfuhrung  verschickt.  Die- 
sem Antrage  wurde  von  verschiedenen  Seiten  statt- 
gegeben, unter  anderem  nahm  das  preuß.  Ministerium 
der  öffentlichen  Arbeiten,  dem  auch  die  anderen  preuß. 
Ressorts  folgten,  die  Normalien  unverändert  an. 
Die  aus  dem  Kreise  der  Interessenten  darnach  erhobenen 
.Einsprüche  vcranlaßtcn  das  preuß.  Ministerium  der 
Öffentlichen  Arbeiten,  „die  gegebene  Zusage  einst- 
weilen zurückzuziehen"  und  „dem  Verbände  zu  em- 
pfehlen, die  Angelegenheit  einer  nochmaligen  Be- 
ratung zu  unterziehen."  Im  gleichen  Sinne  äußerte 
sich  auch  die  örtliche  Straßenbau -Polizcivcrwaltung, 
Abt.  II  Berlin,  die  gleichzeitig  in  dankenswerter  Weise 
sich  bereit  erklärte,  auf  Wunsch  einen  Vertreter  ihrer 
Verwaltung  zu  den  Beratungen  abzuordnen.  Wenn 
daher  in  der  gegen  die  Verbands-Normalien  gerich- 
teten Schrift  behauptet  wird,  der  Herr  Minister  und 
die  genannte  Verwaltung  hatten  gegen  die  Normalien 
„Einspruch"  erhoben,  so  ist  dies  unrichtig.  Diese 
Behauptung  ist  um  so  auffälliger,  als  der  Wortlaut 
der  betreffenden  Verfügungen  in  der  Schrift  als  An- 
lage abgedruckt  wurde. 

Der  Verband  glaubte  diesem  Ansuchen  entspre- 
chen zu  sollen  und  setzte  einen  Ausschuß  ein,  mit 
dem  Auftrage,  zu  seinen  Beratungen  Vertreter  der 
infragc  kommenden  Interessentengruppen  zuzuziehen. 
In  diesen  neuen  Ausschuß  ist  von  den  bei  der  Be- 
ratung der  alten  Normalien  beteiligten  Ausschuß-Mit- 
gliedern nur  Hr.  \V.  II.  Lindlcv,  Frankfurt  a.  M, 
übergetreten,  anderseits  wurde  besonderes  Gewicht 
darauf  gelegt,  Hrn.  Baurat  Herzberg,  Berlin,  zur 
Mitarbeit  in  dem  Ausschüsse  zu  veranlassen,  da  die- 
ser die  Einsprüche  aus  den  Interessentenkreisen  gegen 
die  alten  Normalien  wesentlich  mit  veranlaßt  hatte 
und  sich  durch  seine  allgemein  anerkannte  Sachkennt- 
nis in  besonderem  Maße  dazu  eignete  I  linzugcwählt 
wurden  ferner  die  Hrn.  Zivilingen.  Schott  in  Köln 
a.  Rh.,  Bauinsp.  Richter  in  Hamburg  und  der  unter- 
zeichnete Vorsitzende  des  Ausschusses,  Obcr-Baurat 
Schmick.  Ob  sich  unter  diesen  Ausschuß-Mitgliedern 
tatsächlich  nur  1  Spczial -Sachverständiger  befindet, 
wie  die  Streitschrift  behauptet,  darauf  braucht  wohl 
nicht  erst  eingegangen  zu  werden.  Man  darf  dein 
Verbände  wohl  zutrauen,  daß  er  am  besten  in  der 
Lage  ist,  zu  beurteilen,  welche  seiner  Mitglieder  für 
die  Bearbeitung  einer  so  wichtigen  Frage  geeignet  sind. 

Auf  das  Entschiedenste  müssen  wir  jedoch  gegen 
die  Art  und  Weise  Stellung  nehmen,  wie  gegen  zwei 
Mitglieder  des  Ausschusses  Stimmung  gemacht  wird, 
durch  Mitteilungen  persönlicher  Natur,  die  doch  nur 
dahin  abzielen  können,  deren  Unbefangenheit  und  Un- 
parteilichkeit infrage  zu  ziehen. 

Von  Hrn.  I.indley  wird  behauptet,  daß  er  die 
ersten  Normalien  in  seiner  Eigenschaft  als  Zivilinge- 
nicur  gegen  Bezahlung  ausgeführt  habe,  wahrend  er 
tatsächlich  nur  seine  Selbstkosten  in  Rechnung  stellte. 
Ks  geht  das  mit  völliger  Klarheit  aus  dem  Wortlaut 
des  Geschäftsberichtes  des  Verbandes  1901  02  hervor, 
und  es  muß  daher  auffallen,  daß  die  Verfasser  diesen 
ihnen  bekannten  Bericht  gerade  als  Belag  für  ihre 
unrichtige  Behauptung  an I (ihren  Von  Hrn.  Schott 
wird  behauptet,  er  sei  Vertreter  der  Halbcrger  Hütte, 
während  er  tatsächlich  nur  deren  technischer  Berater 
in  verschiedenen  Fragen  ist  Warum  diese  Eigenschaft 
ihn  zur  Mitwirkung  an  der  Bearbeitung  von  Rohr- 
Normalien  besonders  ungeeignet  erscheinen  lassen 
st.ll,  erscheint  unerfindlich 


In  dieses  persönliche  Gebiet  gehört  auch  die  Art, 
wie  Hr.  Brt.  Ilerzbcrg  als  Sachverständiger  gegen 
die  vom  Verbände  aufgestellten  Normalien  fortwährend 
angeführt  wird,  während  er  doch  bei  der  Abfassung 
der  neuen,  jetzt  allein  noch  infragc  kommenden  Nor- 
malien, in  hervorragender  Weise  mitgewirkt  hat.  Mög- 
lich ist  dieses  Vorgehen  der  Verfasser  der  Streitschrift 
nur  dadurch,  daß  sie  die  Einwände  gegen  die  alten, 
nicht  mehr  zur  Diskussion  stehenden,  und  die  jetzigen 
Normalien  von  1903  fortwährend  durcheinander  werfen. 
Wenn  die  Verfasser  mit  uns  auf  das  sachverständige 
Urteil  des  Hrn.  Brt.  Herzberg  ein  so  großes  Gewicht 
legen,  so  ist  es  unverständlich,  daß  sie  die  neuen  Nor- 
malien nicht  anerkennen  wollen,  für  deren  altgemeine 
Einführung  Hr.  Brt.  Herz  berg  mit  seiner  vollen  Ueber- 
zeugung  eintritt. 

Dem  ihm  erteilten  Auftrage  gemäß  hat  der  Aus- 
schuß folgende  Interessentengruppen  eingeladen,  wo- 
bei diesen  selbst  die  Bestimmung  der  Person  ihrer 
Vertreter  überlassen  blieb. 

Es  waren  vertreten: 

1.  Oertliche  Straßenbau -Polizcivcrwaltung  Abt.  II 
(Kanalisation)  zu  Berlin:  Ing.  Beckmann. 

2.  Stadtgemeinde  Aachen:  Stadtbauinspektor  von 
Montigny. 

3.  Stadtgemeinde  München:  Ob.-Ing.Kleinschroth. 

4.  Verein  deutscher  Ingenieure:  Ing.  Herrn.  Bohn 
in  Friedenau ;  Ing.  Joly,  Besitzer  des  Eisenwerkes 
Jolv  in  Wittenberg. 

5.  Deutscher  Verein  von  Gas-  und  Wasser-Fach- 
männern: Dir.  Beer  in  Berlin;  Kommerzienrat 
Böcking  in  Halbcrgcr  Hütte. 

6  Verein  deutscher  Eisengießereien:  Fr  Dammann, 
i.  Fa.  Budde  &  Göhde  in  Berlin;  Geh.  Bergrat 
Jüngst  in  Berlin. 

7.  Ostdeutsch-Sächsischer  Hütten  verein:  Dir  Hillen- 
berg, Marienhüttc  in  Kotzenau;  Dir.  Wode, 
Wilhelmshflttc  in  Eulau;  Ob.-Ing.  Schiffer  in 
Neusalz  a  Oder. 

8.  Verein  für  die  Fabrikation  von  Ziegeln,  'ron- 
waren, Kalk  und  Zement:  Hoffmann  i.  F.  Holt- 
mann &  Ko.  in  Bun/lau;  Kommerz. -Rat  March 
in  Charlottenburg. 

9.  Verein  dcutscherTonrohrfabrikant.:Kommerz.-Rat 
Mensing  in  Zwickau;  Ing.  F.  Polko  in  Bittcrfeld. 

10.  Innung  der  Berliner  Installateure:  Ing.  L.  Grün 
in  Berlin:  Ing.  O.  Schmidt  in  Berlin. 

11.  desgl.  eine  entsprechende  Vertretung  aus  Frank- 
furt a.  M  ;  Ing.  Vowinkel  in  Krankfurt  a.  M. 

12.  desgl.  aus  München;  Gust.  Rudolph  in  Mün- 
chen; Joh.  Gedon  in  München. 

Daß  von  den  Städten  gerade  Berlin,  München 
und  Aachen  zur  Teilnahme  aufgefordert  wurden,  hat 
seinen  Grund  darin,  daß  Berlin  den  Norden,  München 
den  Süden  vertreten  sollte  und  das  Aachen  diejenige 
Stadt  war,  in  der  die  alten  Normalien  des  Verbandes 
eingeführt  waren,  die  also  allein  über  deren  Zweckmäßig- 
keit ein  auf  Erfahrung  begründetes  Urteil  abgeben 
konnte  Berlin  kam  außerdem  inbetracht  als  einzige 
Stadt,  aus  der  Einsprüche  gegen  die  ersten  Normalien 
erfolgt  waren.  Wenn  die  Streitschrift  iS.  9)  sagt:  „Es 
trifft  somit  die  Behauptung  des  Architekten-  und  In- 
genieur-Vereins, daß  die  Versammlung  von  den  be- 
deutendsten Städten  beschickt  worden  ist.  nicht  zu", 
so  ist  hierauf  zu  erwidern,  daß  diese  Behauptung 
w<dcr  mündlich  noch  schriftlich  je  aufgestellt  wurde 
und  daß  die  dahin  gehende  Bemerkung  im  „Zentral- 
blatt der  Bauverwaltung",  worauf  sich  die  Schrift 
bezieht,  nicht  vom  Verbände  veranlaßt  ist. 

Der  Ausschuß  trat  an  die  Vertreter  der  einzelnen 
Interessentengruppen  in  der  gemeinsamen  Sitzung  vom 
15.  Dez.  1902  ohne  neue  Vorschläge,  lediglich  in  der 
Absicht  heran,  die  unbeeinflußte  Meinung  der  I  Icrrcn 
über  die  Art  und  den  Umfang  der  gewünschten  Ab- 
änderungen der  I  Normalien  zu  hören.  Die  Denk- 
schrift über  diese  ersten  Normalien,  mit  den  darin 
enthaltenen  genauen  Zeichnungen  in  1  :  10,  die  alleinige 
Grundlage  zu  den  weiteren  Verhandlungen,  war  recht- 


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Deutsche  Normal  Abflussrqhren  -^äL» 
AifjKUm  1903      WM    tm  Yirbui    fl   Dnrtschir  irU 1.  ht|.-VeriiM. 


QUSSEISEN 


Anmerkung.  Die  Tafel  A  ist  in  i  :  10  gezeiihmi,  diese  Wiedergabc  al«o  eine  Veikleincrung  aul  Die  Tafel  B  enthalt 
die  Gewichtsangaben  der  Metallröhien  und  die  Muffeiifui m  dci  I  onrOlircn.  Die  Tafel  ('  gibt  die  nötigen  Konstruktiontmaue  (Ar  dir 
Muffe  der  guttciscfncn  Rühren.  Die  3  Tafeln  nct»t  Text  können  tum  Preise  von  1,70  M  ,  einschl.  Porto,  von  der  Geschäftsstelle  dea 
Verbandes,  Berlin  NW.  5a,  f'leniiningstr.  16,  belogen  weiden  Von  dort  sind  auch  die  Zeichnungen  der  NoimaltOhrrn  in  natürlicher 
•  «rotte  »11  beziehen,  und  zwar:  Salz  A,  < luttrifenrohren,  37  Blatt,  Preis  300  M  ;  Satz  B,  Sieinzciigrohten,  6  Blatt,  Preis  ao  M  — 


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zeitig  den  zur  Beschickung  der  Sitzung  aufgeforder- 
ten Interessentengruppen  zugegangen,  auch  war  diesen 
mitgeteilt,  daß  sich  die  Einsprüche  gegen  diese  Nor- 
malien auf  die  Wandstarken,  die  Baulängen,  die  Muffen- 
formen und  die  Art  und  Zahl  der  Fassonstücke  be- 
zögen. Den  Wortlaut  der  Einsprüche  gegen  die  Nor- 
malien den  Erschienenen  nochmals  mitzuteilen,  war 
umsomehr  überflüssig,  als  derselbe  wenigstens  den 
Herren  aus  Norddeutschland,  d.  h.  den  Berliner  In- 
stallateuren, Hrn.  Joly  und  den  Herren  des  Ostdeutsch- 
Sachsischen  Hüttenvercins  genau  bekannt  war.  Die 
ersteren  haben  sogar  vor  der  Ausschuß-Sitzung  unter 
dem  Vorsitz  des  Hrn.  Inc.  Beckmann,  dem  Vertreter 
der  örtlichen  Straßen-Polizeivcrwaltung  in  Berlin,  eine 
Sitzung  abgehalten,  in  welcher  diese  Frage  eingehend 
erörtert  wurde.  Die  dem  entgegenstehenden  Aus- 
führungen der  Streitschrift  entsprechen  daher  nicht 
den  Tatsachen. 

Ebensowenig  ist  es  richtig,  daß  die  meisten  Ver- 
treter gewissermaßen  als  „Statisten"  bei  der  Ausschuß- 
Sitzung  am  15.  Dez.  1902  anwesend  gewesen  seien 
und  daß  man  „ihre  Mitarbeit  nicht  ernstlich  gewünscht" 
hätte.  Demgegenüber  muß  ausdrücklich  festgestellt 
werden,  daß  der  Vorsitzende  sämtliche  Anwesende 
wiederholt  aufgefordert  hat,  ihre  Meinung  zu  äußern. 
Dieser  Acußcrung  ist  durchweg  entsprochen  worden. 
Es  wurde  auch  ober  die  wesentlichsten  Funkte  eine 
Einigung  erzielt,  und  soweit  dies  aus  formalen  Grün- 
den nicht  möglich  war,  wählte  die  Versammlung  Ver- 
trauensmänner, welche  am  nächsten  Tage  nach  Be- 
sichtigung einzelner  größerer  Hausinstallationcn  die 
endgültigen  Beschlüsse  feststellen  sollten.  Diese  Be- 
schlüsse sind  von  den  Vertretern  des  Vereins 
deutscher  Ingenieure,  also  auch  von  Hrn. 
Joly,  der  die  Streitschrift  mit  unterzeichnet 
hat,  schriftlich  anerkannt,  von  den  Vertretern 
des  Vereins  deutscher  Gas-  und  Wasser-Fach- 
männer desgl.  Die  Vertreter  der  Berliner 
Installateure  haben  sie  in  einer  durch  Hrn. 
Beckmann  einberufenen,  besonderen  Sitzung 
ebenfalls  ausdrücklich  nachträglich  anerkannt. 
Diese  Anerkennung  bezog  sich  insbesondere  auf  die 
Abweichung  der  Ausschuß -Beschlüsse  von  den  Vor- 
schlägen am  15.  Dez.  1902  hinsichtlich  der  Wand- 
stärken, die  hei  zwei  Bohrweiten,  nämlich  bei  100  und 
150 m™  um  je  o.smm  auf  ganze  Millimeter  nach  oben 
abgerundet  wurden. 

Trotzdem  gab  dieser  halbe  Millimeter  nachher 
wieder  den  Anlaß  zu  Widersprüchen  gegen  die  neuen 
Normalien  des  Verbandes,  die  im  Sommer  1903  zu- 
nächst von  dem  Ostdeutsch  -  Sächsischen  Hottenver- 
ein, bedauerlicher  Weise  später  aber  auch  von  den- 
jenigen Personen  ausgingen,  die  wie  Hr.  Joly  und 
die  Berliner  Installateure  vorher  ausdrücklich  zuge- 
stimmt habeti. 

Angeblich  sollte  diese  Verstärkung  um  0.5 m"'  es 
ermöglichen,  die  Röhren  unmittelbar  aus  dem  Hoch- 
ofen zu  gießen,  wodurch  die  rheinischen  Werke  einen 
Vorsprung  gegenüber  den  ostdeutschen  erfahren  hätten. 
Es  wurde  daher  auch  von  den  genannten  Herren  das 
Ansinnen  gestellt,  der  Verband  solle  den  Hochofen- 
guß  für  diese  Köhren  verbieten,  wie  das  bei  den  Druck- 
rohrnormalien seinerzeit  geschehen  ist.  Da  dieses  Ver- 
bot bei  dem  heutigen  Stande  der  Technik  nicht  mehr 
gerechtfertigt  ist,  lag  für  den  Ausschuß  kein  Grund  vor, 
den  Anträgen  Folge  zu  geben.  Andere  Gründe  gegen 
die  in  nen  Normalien  sind  aber  dem  Verbände  von 
keiner  Seite  vor  dem  Et  scheinen  der  jetzigen  Streit 
schrift  bekannt  gegeben  worden  In  dieser  Streit- 
schrift werden  nur  ganz  beiläufig  in  dem  (nicht  in 
allen  Exemplaren  enthaltenen)  Nachworte  iS.  181  diese 
wahren  Gründe  der  ganzen  Bewegung  gegen  die 
Verbands -Normalien  gestreift.  Es  heißt  dort:  „Der 
Schwerpunkt  der  Frage  liegt  lediglich  in  der  von 
Ost-  und  Mitteldeutschland  von  Alters  her  besonders 
gepflegten  und  zu  einer  gewissen  Vollkommenheit 
gebrachten  Technik  des  dünnwandigen  Gusses  über- 
haupt". Das  ist  nach  unserer  LVbcrzeugung  allerdings 
tles  Pudels  Kern 


In  der  Streitschrift  gegen  die  Verbands-Normalien 
werden  nun  technische  Bedenken  erhoben  in  folgen- 
der Richtung: 

1.  Gegen  die  Wandstärken  der  Röhren. 

a.  Gegen  die  Baulängen. 

3.  Gegen  die  Muffen. 

4.  Gegen  die  Art  und  Zahl  der  Formstücke. 

Zu  1.  Wandstärken. 

Für  die  ausreichende  Wandstärke  der  bisherigen 
sogen,  deutschen  Abflußröhren  werden  Belastungs- 
proben ins  Feld  geführt,  die  absolut  nichts  beweisen, 
da  Belastungszustande,  wie  sie  dort  dargestellt  sind 
(S.  4  der  Denkschrift)  in  der  Praxis  bei  Abflußröhren 
schlechterdings  nicht  vorkommen.  Die  Belastungen 
sind  mit  ruhender  Last  und  zwar  lediglich  durch  Zer- 
drücken des  liegenden  Rohres  ausgeführt.  Es  ist  da- 
bei übrigens  auffallender  Weise  garnicht  angegeben, 
welche  Wandstärke  diese  Rohre  besaßen.  Der  Ver- 
anstalter der  Proben  kommt  zu  dem,  ihn  anscheinend 
Oberraschenden  Ergebnis,  daß  die  Rohre  größerer 
Durchmesser  mehr  aushalten  als  die  von  kleinerem 
Durchmesser  —  ein  Gesetz,  das  dem  Ingenieur  aus 
der  Statik  auch  ohne  Versuche  bekannt  sein  sollte 
und  kommt  darnach  zu  dem  eigenartigen  Schlüsse,  daß 
wenn  überhaupt,  nur  die  Röhren  kleinerer  Durch- 
messer verstärkt  zu  werden  brauchten.  Es  soll  da- 
mit bewiesen  werden,  daß  die  Zunahme  der  Wand- 
starken  mit  der  Größe  des  Durchmessers,  wie  sie  der 
Verband  vorsieht,  verfehlt,  mindestens  aber  überflüssig 
sei.  Dem  ist  entgegen  zu  halten,  daß  die  in  der  PraNis 
schon  beim  Transport,  beim  Einbau  und  später  im 
Bau  ungünstigste  Beanspruchung  der  Röhren  die- 
jenige durch  Stoß  ist,  für  die  in  den  Erdboden  ver- 
legten Röhren  der  größeren  Durchmesser  (von  125""" 
an)  diejenige  durch  Biegung,  falls  der  Untergrund  ein 
nachgiebiger  ist. 

Für  diese  Belastungsverhältnisse  beweisen  die  vor- 
geführten Proben  gamichts,  während  anderseits  die 
Belastung  durch  Stoß  zweifellos  bei  Röhren  größeren 
Durchmessers  auch  größere  Wandstärken  erfordert. 

Es  wird  dann  behauptet,  es  hätten  sich  infolge 
der  geringen  Wandstärken  der  bisher  zumeist  ver- 
wendeten Abflußröhren  inbezug  auf  Durchrosten  noch 
keine  Uebelstände  gezeigt.  Diese  Behauptung  ist  in 
dieser  Allgemeinheit  zu  bestreiten,  da  tatsachlich  schon 
Klagen  nach  dieser  Richtung  hin  gehört  wurden.  Wenn 
die«  noch  nicht  in  sehr  umfangreichem  Maße  in  die 
Erscheinung  trat,  so  liegt  das  daran,  daß  die  Beob- 
achtungszeit noch  eine  zu  kurze  ist,  denn  I  lausinstalla- 
tionen  im  jetzigen  Sinne  liegen  höchstens  20  30  Jahre 
zurück.  Außerdem  sind  die  älteren  Installationen  mit 
erheblich  dickeren  Wandstärken  ausgeführt,  als  in 
letzter  Zeit.  Hausinstallationen  sollen  aber  dieselbe 
Dauer  haben,  wie  die  Gebäude,  in  welche  sie  einge- 
baut werden,  also  eine  mindestens  100  jährige. 

Aus  diesem  Grunde  hat  der  Verband  das  Mindest- 
maß der  Wandstärken  kleinsten  Durchmessers  auf 
5mm  (estgesetzt,  d.  h.  auf  das  gleiche  Maß,  wie  es 
jetzt  die  sogenannten  „Normalien  der  deutschen  Inge- 
nieure" vorschlagen,  dann  aber  entsprechend  dem 
wachsenden  Durchmesser  und  den  verschiedenen  Ver- 
wendungszwecken die  Wandstärke  bis  auf  8 D,m  an- 
wachsen lassen,  wobei  zu  berücksichtigen  war,  daß 
die  150  und  200 """-Röhren  fast  ausschließlich  im  Boden 
verlegt  werden  und  somit  größeren  Beanspruchungen 
durch  Kost  und  auf  Biegung  ausgesetzt  sind. 

Daß  das  Gewicht  der  Röhren  durch  die  etwas 
vergrößerte  Wandstärke  erheblich  vermehrt  und  da- 
durch die  Handhabung  bei  der  Verlegung  und  Dichtung 
sehr  wesentlich  erschwert  würde,  ist  außerordentlich 
übertrieben.  Die  Gewichtsdifferenz  beträgt,  wenn  man 
nicht  die  ganz  dünnen  Köhren  zugrunde  legt,  die  ja 
die  Hrn.  Verfasser  der  Denkschrift  jetzt  selbst  ver- 
werfen, höchstens  15  20%,  das  sind  für  ein  100  mm- 
Rohr  bei  2m  Baulänge  höchstens  6k-,  Eine  solche 
Gewichtsvermehrtmg  spielt  inbezug  auf  die  Schwierig- 
keit der  Verlegung  wohl  kaum  eine  Rolle.  Die  Köhren 
größerer  Durchmesser,  die  in  die  Erde  verlegt  wer- 


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den,  kommen  hier  Oberhaupt  nicht  inbetracht.  Diese 
Gesichtspunkte  sin«!  bei  den  Verhandlungen  am  15. 
und  16.  Dez.  1902  aucli  schon  eingehend  geltend  ge- 
macht worden. 

Zu  2.  Baulängen. 

Was  gegen  die  liaulängen  gesagt  wird,  ist  Ober- 
haupt unrichtig.  Es  sind  nicht  die  Baulängen  der 
geraden  Röhren  von  100  und  200 min  auf  3™  erhöht 
worden.  Nach  den  neuen  Normalzeichnungen,  die 
den  Herren  bei  der  Abfassung  der  Denkschrift  doch 
vorlagen,  sind  sowohl  für  die  100"""  und  i25n,m-Rohrc 
2  und  3"'  Baulänge  vorgesehen.  Die  gröberen  Röhren 
sind  Erdleitungen,  für  welche  eine  gröbere  Baulänge 
auf  jeden  Fall  erwünscht  ist.  Nur  für  diese  sind  da- 
her 3m  allein  vorgesehen.  Wenn  bisher  Röhren  Ober 
j"  Länge  wenig  gebraucht  wurden,  so  ist  das  nur 
aus  Bcquemlichkcits- Rücksichten  geschehen.  Hesser 
ist  zweifellos  die  möglichste  Verringerung  der  Anzahl 
der  Dichtungen,  die  immer  der  schwache  Funkt  der 
Leitungen  bleiben.  Daß  mit  den  gewählten  geraden 
Baulängen  und  den  zugehörigen  kurzen  Paßstücken, 
die  also  kein  neues  Modell  erfordern,  sich  auch  die 
kompliziertesten  Leitungen  ausführen  lassen,  ist  bei 
den  Besichtigungen  und  Beratungen  am  16.  Dez.  1902 
ausdrücklich  zugegeben  worden.  Auch  die  jetzt  unter 
der  Denkschrift  stehenden  Berliner  Installateure  haben 
sich  bei  der  schon  erwähnten,  durch  Hrn.  Ing.  Beck- 
mann von  der  örtlichen  Straßenbau -Polizei,  Abt.  11 
Berlin,  einberufenen  Versammlung  Ende  Dez.  1902 
ausdrücklich  mit  den  Beschlüssen  des  Verbands-Aus- 
schusses inbezug  auf  die  Baulänge  und  die  später  zu 
besprechenden  Formstückc  einverstanden  erklärt. 

Zu  3.    Die  Muffenformen. 

Auch  die  Muffenform  stand  in  der  Sitzung  vom 
15.  Dez.  1902  zur  Beratung  und  es  sind  im  Anschluß 
daran  auch  die  Tiefen  sowohl  für  die  Verstrickung 
wie  für  den  Bleiring,  sowie  die  gegen  die  ersten  Nor- 
malien erwünschten  Abänderungen  beraten  worden. 
Als  maßgebende  Gesichtspunkte  dienten  dabei: 

a)  Die  Tiefe  der  Verstrickung  müßte  so  gewählt 
werden,  daß  beim  Einbau  der  Leitungen  durch  die 
Verstrickung  allein  ein  vorläufiges  I  Ialtcn  der  Röhren 
bis  zur  Verbleiung  erzielt  wird. 

b)  Die  Wandstärke  der  Muffe  müßte  so  groß  sein, 
daß  sie  anstelle  der  noch  vielfach  üblichen  Verkittung 
eine  sorgfältige  wasser-  und  luftdichte  Blei  verstemmung 
zuläßt. 

c)  Der  Bleiring  soll  nicht  tiefer  sein,  als  dies  mit 
Rücksicht  auf  die  Forderung  zu  b)  unbedingt  not- 
wendig ist.  Er  wird  deshalb  konisch  gestaltet,  um 
dem  Bleiring  bei  geringer  Höhe  einen  größeren  I  lalt 
zu  geben. 

Nach  dem  Urteil  sämtlicher  Sachverständiger  in 
der  Sitzung  vom  15.  Dez.  1902  entsprechen  die  ge- 
wählten Maße  der  Muffe  und  der  Gesamtanordnung 
diesen  verschiedenen  Anforderungen.  Insbesondere 
wurde  die  Konizität  des  Bleiringes ,  wie  ja  auch  die 
Streitschrift  (S.  9)  selbst  angibt  ausdrücklich  geneh- 
migt. Eine  genaue  zeichnerische  Festlegung  der  Muffen- 
form konnte  in  der  Sitzung  selbst  natürlich  nicht  er- 
folgen. 

Die  in  der  Streitschrift  der  deutschen  Ingenieure 
aufgestellte  Muffenform  entspricht  diesen  Anforderun- 
gen dagegen  keineswegs,  da  ein  Vcrstemmen  min- 
destens bei  den  großen  Rohrdurchmessern  wegen  der 
zu  schwachen  Wandstärken  ausgeschlossen  ist 

Zu  4.    Art  und  Zahl  der  Formstücke. 

Die  Formstückc  sind  um  1 lum  in  der  Wandung 
verstärkt,  und  zwar  aus  dem  Grunde,  weil,  wie  jeder- 
zeit auf  der  Baustelle  zu  beweisen  ist,  gerade  in  diesen 
am  häufigsten  starke  Abweichungen  in  den  Wand- 
stärken vorkommen. 

Da  die  Formstücke  um  je  1  mo'  in  der  Wandstärke 
erhöht  wurden,  mußten  sie  2mm  weniger  inneren  Durch- 
messer erhalten,  da  eine  Vergrößerung  des  äußeren 
Durchmessers  wegen  der  Muffenverbindung  nicht  mög- 


lich ist  Diese  geringfügige  Verengung  ist  nicht  zu 
vermeiden  und  spielt  gar  keine  Rolle.  Bei  den  jetzigen 
nicht  normalisierten  Köhren  kommen  in  den  I-citun- 
gen  außerdem  viel  größere  Sprünge  vor.  Hierüber 
sollte  doch  eigentlich  eine  Mcmungs-Verschicdcnhcit 
unter  Fachleuten  nicht  bestehen.  Die  Länge  der  Form- 
stücke ist  aus  demselben  Grunde  wie  die  Baulänge 
der  geraden  Röhren  größer  gewählt,  um  die  Zahl  der 
Dichtungen  zu  vermindern.  Mittels  der  vorhandenen 
Paßstücke  läßt  sich  jede  Leitung  auf  diese  Weise  gut 
herstellen.  Die  bisher  vorhandenen  sehr  kurzen  Form- 
stückc verleiten  zu  mangelhafter  Flickarbeit 

Was  die  Abzweige  anbetrifft,  so  wirkten  die  bis- 
her vorhandenen  verschiedenen  Anschlußwinkel  nur 
verwirrend,  eine  Vereinfachung  war  hier  durchaus  am 
Platze.  Daß  diese  neuen  Abzweige  zu  den  alten  Ge- 
ruchverschlüsscn  und  Klosctbccken  nicht  passen,  wie 
die  Streitschrift  angibt,  kann  an  sich  kein  Grund  sein 
von  der  Einführung  als  besser  erkannter  Formen  ab- 
zusehen. Wenn  solche  Gründe  ausschlaggebend  wären, 
würde  es  überhaupt  keine  Fortschritte  geben  Tat- 
sächlich aber  kommen  unmittelbare  Anschlüsse  der  Ab- 
zweige an  die  Klosetstutzen  fast  nie  vor,  es  wird  fast 
stets  ein  Zwischenstück  eingelegt  werden  müssen.  Im 
übrigen  werden  die  Klosctbccken  auch  auf  Bestellung 
mit  jeder  beliebigen  Stutzcnrichtung  geliefert. 

Die  Zahl  der  Formstucke  hat  gegenüber  den 
ersten  Normalien  des  Verbandes  eine  angemessene 
Ergänzung  erfahren.  Wie  schon  zu  2  vermerkt  wur- 
den bei  den  Besichtigungen  vom  16.  Dez.  1902  die 
Formen  derselben  als  zweckentsprechend  und  die  An- 
zahl als  vollkommen  ausreichend  anerkannt. 

Außer  den  technischen  Bedenken  wird  nunmehr 
als  Hauptgrund  gegen  die  Einführung  der  neuen  Nor- 
malien des  Verbandes  angeführt,  daß  sie  eine  durch- 
schnittliche Gewichtvermehrung  der  Leitungen  von 
75%  herbeiführten  und  daß  dadurch  die  Kosten  der 
Installation  der  Gebäude  sich  je  nach  ihrer  Art  um 
46— 62°/o  vermehrten.  Diese  Behauptungen  sind  un- 
richtig, und  die  hierzu  aufgestellten  Berechnungen 
vollständig  irreführend  Zunächst  werden  die  Gewichte 
auf  1"  mittle  re  Baulängc  berechnet;  das  ist  natürlich 
für  die  Verbands-. Normalien  außerordentlich  ungünstig, 
da  dann  zu  viele  der  an  und  für  sich  etwas  schwere- 
ren Muffen  auf  die  Leitung  kommen.  Die  neuen  Nor- 
malien arbeiten  ja  aber  gerade  mit  größeren  Längen, 
also  mit  weniger  Muffen.  Die  angegebenen  Prozent- 
sätze beziehen  sich  ferner  auf  die  alten  leichten  Röh- 
ren, die  bei  einer  besseren  Installation  auch  jetzt 
schon  nicht,  mehr  angewendet  werden  sollten.  Die 
Berechnungen  im  Einzelnen  zu  widerlegen,  versagen 
wir  uns,  da  ihre  Nachprüfung  bei  der  unklaren  und 
den  wirklichen  Verhältnissen  nicht  entsprechenden 
Art  der  Aufstellung  kaum  möglich  ist. 

Dasselbe  gilt  bei  den  dann  folgenden  Kostenbe- 
rechnungen, bei  denen  für  dieselben  Gegenstände  z.T. 
nicht  einmal  dieselben  Preise  eingesetzt  sind.  Ebenso 
falsch  sind  die  sich  an  diese  Berechnungen  anknüpfen- 
den Schätzungen  über  die  wirtschaftlichen  Verluste, 
die  durch  die  Einführung  der  neuen  Normalien  ent- 
stehen würden.  Als  Gegenbeweis  seien  nachstehend 
die  tatsächlichen  Kosten  aufgeführt,  die  uns  von  einer 
namhaften  Berliner  Installationsfinna  für  fertige  Bau- 
ten verschiedener  Art  mitgeteilt  wurden.  Diese  Firma 
schreibt: 

„Die  Gesamtkosten  der  von  uns  vor  Kurzem  aus- 
gelOhrten  Installationen  (Wasser-,  F.ntwässcrungs-  und 
Gasanlagcni  eines  neuen  Miethauses  in  der  Köpe- 
nicker Straße  in  Berlin  und  einer  Villa  im  Wildpark 
haben  betragen: 

ai  In  dem  Micthausc  bei  Ausführung 
der  Abflußleitungen  in  der  bisheri- 
gen leichten  Art  12864,13  M., 

b)  In  der  Villa  wie  vor  6051,13  „ 

In  a>  würde  die  Anwendung  von  Abflußleitungen 
mit  Röhren,  wie  sie  die  „Normalien  der  deutschen 
Ingenieure"  vorschlagen ,  Mehrkosten  ergeben  haben 
von  397,65  M  ,  die  Anwendung  von  Röhren  nach  den 

7 

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Normalien  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und 
Ingenieur- Vereine  von  1903  Mehrkosten  von  865,05  M. 

In  b)  die  Anwendung  von  Röhren  nach  den  „Nor- 
malien der  deutschen  Ingenieure"  Mehrkosten  von 
162,80  M.;  die  Anwendung  der  Normal-Röhren  des 
Verbandes  von  1903  Mehrkosten  von  364,05  M.,  d.  h. 
die  Anwendung  der  Rohre  „der  deutschen  Ingenieure" 
verteuern  eine  Installation  um  rd.  3°/o.  die  der  Nor- 
malien des  Verbandes  von  1903  um  etwa  weitere  3,5  °jV" 

Hieraus  geht  hervor,  daß  die  Mehrkosten  eines 
Hauses  von  300000  M.  Baukosten  bei  Verwendung 
der  neuen  Verbands-Normalien  865,05  M.  betragen, 
bei  einem  Gebäude  von  100000  M  Baukosten  nur 
364,05  M.  Diese  geringfügigen  Mehrkosten  kommen 
nicht  inbetracht,  mit  Rücksicht  auf  den  Umstand,  daß 
dadurch  eine  allen  Anforderungen  entsprechende  In- 
stallation erzielt  wird,  wie  sie  bisher  bei  den  dünn- 
wandigen Rohren  Oberhaupt  nicht  möglich  war, 

Schließlich  wird  noch  in  der  Denkschrift  ein  wirt- 
schaftlicher Nachteil  angeführt,  der  den  deutschen 
Abflußrohr- Gießereien  angeblich  erwachsen  würde, 
wenn  die  Normalien  des  Verbandes  eingeführt  wür- 
den.   Es  heißt  dort: 

„Bemerkt  sei  noch,  daß  die  deutschen  Abflußrohr- 
Werke  jährlich  für  etwa  0,25  Mill.  M.  Abflußröhren 
nach  dem  Auslande  verkaufen.  Während  bei  Ein- 
führung der  Normalien  der  „deutschen  Ingenieure" 
diese  Bestellungen  bei  den  geringfügigen  Aenderungen 

Der  Verbands-Ausschuß  für  die  Nachprüfung  c 

Der  Vorsitzende:  Schmick. 


zweifellos  weiter  erteilt  werden,  dürfte  sich  das  Aus- 
land schwerlich  dazu  verstehen,  die  unpraktischen 
Normalien  des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  an- 
zunehmen, sondern  auf  Lieferung  leichterer  Röhren 
bestehen.  Da  sich  diese  aber  aus  Fabrikations-Rück- 
sichten  nicht  neben  den  schweren  Normalien  herstellen 
lassen,  werden  diese  Lieferungen  anderen  Ländern 
zufallen." 

Das  klingt  sehr  bedenklich,  ist  aber  in  jeder  Be- 
ziehung unzutreffend.  Zunächst  haben  England  und 
Frankreich  schon  jetzt  größere  Wandstärken  als  Deutsch- 
land. In  Oesterreich  sind  von  dem  maßgebenden 
Architekten-  und  Ingenieur- Verein  die  ersten  Normalien 
des  Verbandes  angenommen  worden,  sodaii  dort  jetzt 
auch  ein  Umschwung  stattfinden  wird.  Außerdem 
gießen  die  deutschen  Werke  jetzt  nebeneinander  so 
außerordentlich  verschiedene  Röhren,  daß  kein  er- 
sichtlicher Grund  vorhanden  ist,  warum  sie  nicht  auch 
in  Zukunft  Auslands-Keslellungcn  nach  den  vorhan- 
denen Modellen  würden  ausführen  können. 

Wir  kommen  nach  den  vorstehenden  Aus- 
führungen zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Beweis- 
führung der  Hrn.  Verfasser  der  Streitschrift 
gegen  die  neuen  Normalien  des  Verbandes  in 
allen  Punkten  verfehlt  ist  und  daß  keinerlei 
Gründe  dafür  sprechen,  die  neuen  Verbands- 
Normalien  nach  irgend  «iner  Richtung  noch- 
mals abzuändern.  — 

tr  Normalien  für  Hausentwässerungs-Leitungen. 

Der  Schriftführer:  Eiselen 


Williflm  l.trw.  I  l'-lVu.  Inh  11-.I1  ,r>,  I'xiIiii 


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|  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  3 

jgXXXVIH.  JAHRG.  m  38.  BERLIN,  DEN  u.  MAI  1904  § 


Die  neue  Eisenbahn- Verbindung  über  den  Rhein  bei  Mainz. 

(Srlihit)  )    HlrtYti  dir  Abbildungm  S.         u.  1135. 


lie  Rüstung  besteht  aus  zwei  räumlich  aus- 
gebildeten Pfahljochcn,  auf  welche  sich  der 
eiserne  Rüstträger  lagert  und  zwar  so,  daß 
die  überhängenden  Enden  eine  entlastende 
Wirkung  auf  den  mittleren  Teil  des  Rüst- 
trägers  hervorbringen.  Der  weitere  Teil  der  Rüstung 
findet  eine  Unterstützung  in  einfachen  Pfahljochen  mit 
übergelegten  Balken. 

Der  Rüstträger,  der  für  jeden  Hauptträger  aus 
einem  Doppelträgcr  besteht,  wurde  in  der  Weise 
montiert,  daß  zunächst  das  auf  dem  Joch  liegende 
Feld  erstellt  und  mittels  Schiffsrüstung  immer  beider- 
seits ein  Feld,  zum  Schlüsse  das  Mittelfeld  eingefügt 
wurde.  In  der  Querrichtung  ist  die  Verteilung  der 
4  Hauptträger  so  getroffen,  daü  die  schwerste  Be- 
lastung der  äuUcren  derselben  durch  die  in  Montage 
begriffene  Brücke  und  den  Montierwagen  nahezu 
gleichkommt  der  Belastung  der  inneren  Träger 
durch  die  Brücke.  Gegen  das  Anfahren  durch 
Schiffe  sind  die  Pfahljoche  durch  starke  Dükdalben 
geschützt. 

Auf  der  Hilfsbrücke,  die  mit  Querholzern  und 
Dielen  abgedeckt  ist,  ruht  das  Zugband  der  Brücke 
auf  eisernen  qucrlicgcnden  Trägern,  die  ihrerseits  an 
den  Knotenpunkten  der  Hilfsbrückc  ihre  Unterstützung 
finden.  In  der  Rüstung  ist  eine  Oeffnung  von  ioai 
Länge  und  6  "Breite  gelassen,  durchweiche  das  Material 
durch  einen  elektrisch  betriebenen  Aufzugkran  aus 
dem  Schiffe  hochgezogen,  auf  Rollwagen  abgesetzt 
und  dann  verfahren  wird.  Mittels  eines  21  ">  hohen  und 
ebenfalls  elektrisch  angetriebenen  Montierwagens  wer- 
den die  Konstruktionsteile,  deren  Gewicht  bis  zu  10« 
hinaufgeht,  eingebaut.    (Vergl.  Abbildg.  10  u.  11  l 

Nachdem  das  Zugband  auf  starke  Hebeschrauben 
gelegt,  die  Fahrbahn  nebst  unterem  Horizontalverband 
und  Pfosten  eingesetzt  war,  wurde  die  Oberrüstung  auf- 
gestellt, welche  aus  den  Pfosten,  aus  Längs-  und  Quer- 
verband und  einem  oberen  und  unteren  Laufsteg  für 
die  mit  der  Montage  beschäftigten  Mannschaften  be- 
stand. Hierauf  erfolgte  die  Montage  des  Bogens  und 
des  oberen  Horizontal  Verbandes. 

Die  Hängepfosten  der  Konstruktion  sind  durch 
ihre  steife  Ausbildung  befähigt,  bei  genügend  starker, 
durch  die  Oberrüstung  gebildeter  Holzverspannung, 
die  Ligengewichtslasten   des  Bogens  aufzunehmen. 


Nachdem  eine  Brücke  abgenietet  und  abgesetzt 
war,  erfolgte  das  Ausfahren  des  Rüstträgers  und  zwar 
dergestalt,  daü  zunächst  das  Mittelfeld  abgebaut  und 
der  Rüstträger  samt  Belag  auf  der  in  der  Zeichnung 
angedeuteten  Schiffsrüstung  je  zur  Hälfte  aus-  und 
eingefahren  wurde.  Das  Abheben  bezw.  Abseüen  von 
und  auf  die  Joche  geschah  durch  Ein-  bezw.  Aus- 
pumpen von  Wasser  in  die  Schiffe. 

Während  des  Winters  waren  die  Joche  der  Eis- 
gefahr wegen  entfernt  und  die  Rüstträger  an  den 
Querträgern  der  ersten  Brücke  mit  Flacheisenrahmen 
aufgehängt  (Vergl  die  mittlere  Abbildg.  auf  der  Bild- 
beilage in  N<>.  35  ) 

Das  Erstellen  der  Rüstung  einschließlich  Rammen 
und  Aufbau  der  Pfahljochc,  Aus-  und  Einfahren  des 
Rüstträgers  und  Montage  des  Mittelfeldes  nahm  vier 
Wochen  in  Anspruch ;  die  Montage  der  zweiten  Brücke 
( 107,2  ■»)  einschließlich  Nieten  war  in  der  kurzen  Zeit 
bis  15.  Juni  1903  beendet. 

Da  ein  Stehenlassen  des  Rüstträgers  oder  eine 
Anhängung  desselben  an  der  zweiten  Brücke  bis  zur 
Fertigstellung  der  Pfahljoche  der  dritten  Oeffnung  der 
regen  Schiffahrt  wegen  nicht  angängig  war,  wurden 
im  Rechts-Rhein  provisorische  Joche  errichtet  und  der 
Rüstträger  dort  abgesetzt.  Das  Umfahren  der  beiden 
Rüstträger hälften  auf  die  rechtsrheinischen  Joche  ge- 
schah in  je  5  Stunden,  desgl.  das  Zurückbringen  der- 
selben auf  die  genannten  Joche  der  dritten  Oeffnung. 
Die  Montage  der  letzten  Oeffnung  des  linken  Strom- 
armes  war  am  10.  Okt.  1903  beendet. 

Das  Demontieren  des  Rüstträgers  geschah  mit 
einem  Schwimmkran,  mit  dessen  Hilfe  immer  2  Felder 
abgehängt  und  auf  der  Pctcrsaue  abgesetzt  wurden. 
Diese  Tede  wurden  dann  mit  einem  einfachen  Montier- 
bock demontiert.  Nachdem  die  Joche  abgerüstet  waren, 
wurden  die  Pfähle  mittels  des  Schwimmkranes  und  mit 
Pfahlspindeln  gezogen.  Am  1.  Nov.  1903  wurde  die 
dritte  Oeffnung  für  die  Schiffahrt  freigegeben. 

In  einfacher  Weise  vollzog  sich  die  Aufstellung 
der  Eisenkonstruktion  der  Flutbrücken.  Hier  wurde 
mit  Hilfe  eines  Portalbaucs  auf  der  nur  für  1  Gleis 
hergestellten  Rüstung  die  erste  Brücke  hergestellt, 
dann  seitlich  in  die  Achse  des  zweiten  Gleises  ver- 
schoben, sodaß  nun  dieselbe  Rüstung  zur  Montage 
der  zweiten  Brücke  dienen  konnte.  -   yr  £  _ 


Die  Baukunst  in  dem  Entwurf  eines  Gesetzes  betreffend  das  Urheberrecht  an  Werken  der  bildenden 

Künste  und  der  Photographie. 

en  Regierungen  der  deutschen  Bundesstaaten  ist  mit   schloß  durch  seinen  §  3  Hie  Baukunst  ausdrücklich  aus. 

Die  Motive  zu  diesem  Gesetze  verstiegen  -ich  zu  der 
merkwürdigen,  nicht   weiter  begründeten  Behauptung: 
daü  die  Werke  der  Baukunst  im  Sinne  des  L'rhelH-rreehts- 


dem  Ersuchen  um  Prüfung  vom  Reichskanzler 
(Rcichsamt  de>  Inneren»  ein  Gesetzentwurf  zuge- 
gangen, der  das  „Urheberrecht  an  Werken  der  bil- 
denden Künste  und  der  Photographie"  zum  Gegen- 
stand hat.  Der  Entwurf  ist  im  „Reichsanzeiger"  vom 
27.  April  d,  J.  veröffentlicht,  sodaß  auch  weiteren  Kreisen 
Gelegenheit  gegeben  ist,  sich  zu  demselben  zu  äußern. 
I)as  Gesetz  ist  auch  für  den  Architekten  von  besonderem 
Interesse,  indem  es  der  wiederholt  aus  den  Kreisen  der 
Baukünstirr  ausgesprochenen  Forderung  Rechnung  trägt 
u  d  in  seinem  §  a  bestimmt:  „Bauwerke  und  Ent- 
würfe für  diese  gehören,  sofern  sie  künstleri- 
sche Zwecke  verfolgen,  zu  den  Werken  der  bil- 
denden Künste  im  Sinne  dieses  Gesetzes." 

Das  frühere  Gesetz  Ober  das  „Urheberrecht  an 


Gesetzes  den  bildenden  Künsten  nicht  beizuzahlen  seien, 
ist  in  der  Wissenschaft  fast  allgemein  anerkannt".  I>er 
einzige  der  Baukunst  gewahrte  Rechtsschutz  lag  in  dem 
Gesetz  vom  11  Juli  1870  betr.  das  „  Urheberrecht  an 
Schriftwerken,  musikalischen  K  «  m  p  o  « i  t  i  o  n  e  n 
und  dramatischen  Werken"  und  dieser  Rechtsschutz 
ist  erneut  worden  durch  den  fj  1  de-  (icsrtzcs  vom  ig. 
Juni  1901  betr.  das  „ l 'rhebe rreeht  an  Werken  der 
Literatur  und  der  Tonkunst",  in  welchem  den  archi- 
tektonischen Zeichnungen,  .soweit  sie  ihrem  Haupt- 
zwecke nach  nicht  als  Kunstwerke  zu  betrachten 
sind"  Schutz  gegen  Nachdruck  gegeben  wird,  aber  auch 


Werken  der  bildenden  Künste"  vom  9.  Jan.  1876   nur  gegen  diesen.  Im  übrigen  war  die  Baukunst  vogelfrei. 


»3J 

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Hiergegen  ist  mit  Recht  wiederholt  und  mit  Nach- 
druck aus  den  Kreisen  der  Baukünstler  Einspruch  er- 
hoben worden;  und  als  Mitteilungen  in  die  Öffentlichkeit 
drangen,  daß  die  Rcichsregicrung  eine  Revision  der  Ur- 
heberrecht-Gesetze plane,  sind  von  verschiedenen  großen 
baukünstlerischen  Vereinigungen,  so  vom  Berliner  Archi- 
tekten-Verein und  der  Vereinigung  Berliner  Archi- 
tekten Eingaben  an  die  zuständigen  Stellen  gerichtet 
worden,  die  darauf  abzielten,  der  Baukunst  den  ihr  gegen- 
über den  anderen  Sehwesierkünsten  zukommenden  Flau 
zu  erringen.  Auch  der  Verband  deutscher  Archi- 
tekten- und  Ingenieur-Vereine  ist  in  dieser  Sache 
nicht  müßig  gewesen,  sondern  Ist  mit  Eingaben  an  den 
Reichskanzler  und  das  Reichsjusiizamt  hervorgetreten, 
die  in  folgenden  Kordeningen  gipfelten: 

i.  Der  Baukunst  ist  unter  Aufhebung  des  §  3  des 
Gesetzes  vom  9.  Jan.  1876  die  volle  Gleichberechtigung 
mit  den  übrigen  bildenden  Künsten  zu  gewahren  und 
ihren  Werken  demgemäß  der  gleiche  Schutz  zuzugestehen, 
welchen  die  Werke  der  Malerei  und  Bildhauerkunst  auf- 
grund obigen  Gesetzes  seit  nun- 
mehr bereits  26  Jahren  genießen. 

2.  Die  architektonischen  Zeich- 
nungen sind  nicht  nur  wie  früher 
nach  §  43  des  Gesetzes  betr.  das 
Urheberrecht  an  Schriftwerken, 
Abbildungen,  musikalischen  Kom- 
positionen und  dramatischen  Wer- 
ken vom  11.  Juli  1870  bezw.  wie 
jetzt  nach  §  1  u.  ff.  des  Gesetzes 
vom  19.  Juni  190t  betr.  das  Ur- 
heberrecht an  Werken  der  Lite- 
ratur und  der  Baukunst  gegen 
Nachdruck,  sondern  auch  gegen 
Nachbildung  zu  schützen. 

3.  Die  Ziffer  3  in  §  6  des  Ges. 
vom  9.  Jan.  1876  ist  dahin  abzu- 
ändern, daß  auch  für  die  an  öffent- 
lichen Straßen  und  Platzen  stehen- 
den Werke  der  bildenden  Küaslc 
eincVcrschärfungdesNachbildungs- 
Vcrbotes  dahin  eintritt,  daß  das  Ver- 
bot der  Nachbildung  nur  dann  ent- 
fallt, „sofern  die  Kunstwerke 
dabei  nicht  für  sich  allein, 
sondern  als  Teile  eines  Stra- 
ßen- oder  Landschaftsbildes 
nachgebildet  werden." 

Die  erste  Forderung  wird  durch 
den  §  a  des  neuen  Gesetz-  Entwurfes 
z.  T.  erfüllt,  nämlich  für  Bauwerke 
und  Entwürfe,  sofern  sie  künst- 
lerische Zwecke  verfolgen; 
und  zwar  gilt  nach  den  Erläute- 
rungen zum  Gesetze  dieser  Schutz 
„sowohl  der  Entwürfe  als  auch  der 
Bauwerke  einerseits  gegen  die  bild- 
liche Wiedergabc  durch  Zeich- 
nung, Photographie  usw.,  ander- 
seits gegen  die  Ausführung  in  den 
3  Dimensionen  des  Raumes,  d.  h. 

künstlerischen,  als  vielmehr  bau- 
technischcnZwecken  dienen.kommt 
dagegen  nach  wie  vor  nur  §  1  des 
Gesetzes  vom  iq.  Juni  1901  inbe- 
tracht.  Der  Richter  muß  daher  im 
Einzelfalle  entscheiden ,  welcher 
Kategorie  das  Bauwerk  zuzuweisen 
ist,  in  vielen  Fallen  gewiß  eine  schwierige  Aufgabe. 

Die  Erläuterungen  zu  dem  Gesetzentwurf  sagen  zu 
dieser  Beschrankung  des  Schutzes  der  Werke  der  Bau- 
kunst durch  das  Kuiislschutz-Gesctz,  nachdem  die  Berech- 
tigung der  Forderung  zu  einem  solchen  Schutze  überhaupt 
anerkannt  wurde,  folgendes; 

„Auf  der  anderen  Seite  ist  aber  auch  das  Gewicht 
der  Gründe  nicht  zu  verkennen,  die  s.  Zt.,  ohne  ernst- 
lichen Widerspruch  in  den  Kreisen  der  Architekten  ge- 
funden zu  haben,  für  den  Ausschluß  der  Baukunst  vom 
künstlerischen  Urhcbcrrechtschulze  bestimmend  gcwe»cn 
sind  Hier  spielt  in  erster  Linie  die  Erwägung  eine  Rolle, 
daß  das  Bauwerk  nicht  lediglich  zur  Befriedigung  des 
Schönheitsgeflihles  oder  zur  Vcrmittelung  eines  künstle- 
rischen Gedankens,  sondern  zugleich,  meist  sogar  allein, 
einem  Gebrauchszwecke  dient.  Dieser  Gesichtspunkt  triflt 
auch  heute  noch  zu.  Sobald  aber  die  künstlerische  Zweck- 
bestimmung nicht  mehr  die  ausschließliche  oder  wesent- 
liche Voraussetzung  für  den  KcchtschtiK  bildet,  kann  dn> 


1 1  n  l-  •! 

II    V  <l 

5— 


-1 


Abbildg.  11.  Schnitt«— b,  Abb.  10  de»  MoiilaKCgi-'iUsleii. 
Rheinbracke  bei  Mainz. 


Kunsigese'z  für  die  Ordnung  eines  Rechtsschutzes  der 
Baukunst  nicht  inbetracht  kommen.    Es  kann  dann  die 
Frage  entstehen,  ob  es  etwa  angezeigt  ist,  den  Schutz  der 
Baukunst  unter  gleichzeitiger  Berücksichtigung  der  Inge- 
nicurkunst  —  sofern  für  deren  Erzeugnisse  neben  dem 
durch  das  Patentgesetz  und  die  Bestimmungen  im  §  t 
Ziffer  3  des  Literaturgeselzes  gewährten  Schutze  Ober- 
haupt ein  weitergehender  Schulz  geboten  sein  sollte  — 
in  einem  besonderen  Gesetze  zu  behandeln.    Bei  der 
Revision  des  Gesetzes  vom  9  Jan.  1876  kann  es  sich  nur 
darum  handeln,  die  Bedingungen  zu  bestimmen,  unter 
denen  der  Baukunst  für  ihre  ästhetisch  wirksamen  Leistun- 
gen ein  Schutz  zuteil  werden  soll.    Der  Entwurf  hat  das 
Bedürfnis  eines  deranigen  Schutzes  anerkannt.   Er  geht 
dabei  von  der  Voraussetzung  aus,  daß  zwischen  der  bau- 
künstlerischen  und  der  bautechnischen  Seite  eine  recht- 
lich bestimmbare  Grenze  besteht,  sodaß  der  Richter  im 
einzelnen  Falle  zu  entscheiden  in  der  Lage  ist,  ob  eine 
Nachbildung  die  künstlerische  Seite  des  Werkes  in  dem 
hier  infrage  stehenden  Sinne  ergreift    Demgemäß  ist  im 
§  2  zunächst  ausdrücklich  ausge- 
sprochen, daß  Bauwerke,  sofern 
sie  künstlerische  Zwecke  verfolgen, 
zu    den  Werken   der  bildenden 
Künste  im  Sinne  des  vorliegenden 
Gesetzes  gehören.  Den  Bauwerken 
selbst  sind  die  Entwürfe  für  bau- 
künstlerische  Werke  gleichgestellt. 
Daß  Entwürfe,  die  einen  in  sich 
abgeschlossenen  ästhetischen  Wert 
haben,  als  Werke  der  bildenden 
Künste  anzusehen  sind,  ist  nicht 
zweifelhaft.    Aber  auch  sonstige 
Entwürfe,  Pläne  und  Vorlagen  für 
baukünstlerischc  Werke  gehören 
hierher,  auch  wenn  die  volle  ästhe- 
tische Wirkung  sich  erst  in  dem 
ausgeführten  Werke  offenbart". 

•  Auch  der  §  6  Abs.  3  des  alten 
Gesetze*  hat  eine  Abänderung  er- 
fahren, die  auch  der  Baukunst  zu- 
gute kommt,  wenn  auch  nicht  in 
dem  Maße,  wie  das  im  Verbands- 
Antrag  gewünscht  wurde.  Wäh- 
rend nämlich  bisher  die  Nachbildung 
von  Werken  der  bildenden  Künste, 
welche  auf  oder  an  Straßen  oder 
Öffentlichen  Plätzen  sich  bleibend 
befinden,  nur  in  derselben  Kunst- 
form verboten,  im  übrigen  gestat- 
tet war,  bestimmt  §  15  des  Gesetz- 
Entwurfes;  „Zulässig  ist  die 
Vervielfältigung  von  Wer- 
ken, die  an  öffentlichen  Stra- 
ßen und  Plätzen  sich  bleibend 
bef  indcn.durch  bildlicheWie- 
dergabe  ihrer  äußeren  An- 
sicht.'" 

Die  Erläuterungen  zu  dem  Ge- 
setzentwurf bemerken  hierzu,  daß 
die  Werke  der  genannten  Art  in 
gewissem  Sinne  Gemeingut  sind. 
»Eine  Beseitigung  des  Grundsatzes, 
der  einem  gesunden  Rechtsempfin- 
den entspricht  und  der  auch  schon 
vor  dem  Gesetze  vom  Jahre  1876 
in  einigen  Teilen  Deutschlands  Rech- 
tens war,  wird  nicht  beabsichtigt. 
Gegenüber  den  hier  infrage  kom- 
menden kulturellen  und  ähnlichen 
allgemeinen  Rücksichten  muß  das  Interesse  des  Urhebers 
an  der  ausschließlichen  Nutzung  seines  Werkes  zurück- 
treten.   Wenn  vorgeschlagen  ist.  daß  zwar  die  Wieder- 
gabe des  Straßcnbildes,  in  welchem  das  Werk  einen 
Teil   bildet,   nicht  aber  die   Nachbildung  des  Werkes 
selbst  zulässig  sein  solle,  so  ist  zu  bemerken,  daß  eine 
Abgrenzung  dieser  Art  Uberaus  schwierig  sein  würde, 
da  es  häufig  gerade  das  Werk  ist,  welches  das  Straßen- 
bild bestimmt.    Ueberdies   ist   in  vielen  der  hier  inbe- 
tracht  kommenden  Fälle,  z.  B    bei  Ansichtspostkarten, 
Photographien,  Städtebildern  usw.   das  Werk  selbst  der 
eigentliche  Gcgrnsiand  der  Nachbildung,  und  die  Dar- 
stellung der  Umgebung  des  Werkes  nur  Beiwerk  und 
Umrahmung.   Eine  Beseitigung  oder  Beschränkung  dieser 
im  Rechts-  und  Volksleben  eingewurzelten  Nachbildungs- 
freiheit  wurde  auch  vom  sozialen  Standpunkt  aus  Be- 
denken unterliegen,  da  sich  au  den  freien  Verkehr  nament- 
lich  mit  Ansichtspostkarten   und   Photographien   die  Iti- 
terc-M  ii  zahlreicher  kleiner  Gewerbetreibender  knöpfen 


1  i  t 

ic  rr. 


So.  38. 

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Der  aus  Künstlerkreiscn  er- 
hobene Einwand,  daß  durcli 
minderwertige  Abbildungen 
dieser  Art  dem  Rufe  des 
Künstlers  Abbruch  geschehe, 
erscheint  mit  Rücksicht  darauf 
nicht  begründet,  daß  die  mei- 
sten der  hier  inbetracht  kom- 
menden Abbildungen,  z.  B. 
die  v.m  Denkmalern,  öffent- 
lichen Gebäuden  usw ,  über- 
haupt nicht  künstlerische 
Zwecke  verfolgen ,  sondern 
für  allgemeinere  Interessen 
bestimmt  sind. 

Indessen  bedarf  die  Vor- 
schrift des  §  6  Ziffer  3  des 
alten  Gesetzes  in  folgendem 
Punkte  der  Abänderung.  Das 
bestehende  Recht  hat  die 
Freigabe  der  an  öffentlichen 
Straßen  und  Platzen  sichenden 
Werke  dahin  eingeschränkt, 
daß  die  Nachbildung  nicht  in 
derselben  Kunstform  erfolgen 
darf  Diese  Bestimmung  liat 
in  der  Auslegung  Schwierig- 
keiten bereitet.  I^er  Entwurf 
will  daher  die  Zulässigkeil  der 
Nachbildung  dahin  klarstellen, 
daß  nur  die  bildliche  Wie- 
dergabe der  äußeren  An- 
sicht eines  Werkes  zulässig 
sein  soll.  Damit  ist  zunächst 
ausgesprochen,  daß  die  inne- 
ren Teile  eines  Werkes  --  also 
z.  B.  die  Innenarchitektur  eines 
Bauwerkes  ohne  Geneh- 
migung des  l'rhebers  über- 
haupt nicht,  also  auch  nicht 
in  bildlicherWicdergabe,  nach- 
gebildet werden  dürfen.  Aus 
der  Vorschrift  folgt  ferner, 
daß  die  Vervielfältigung  eines 
Werkes  der  Plastik  durch  die 
Plastik  sowie  das  Nachbauen 
unzulässig  ist  Schließlich 
bringt  die  Fassung,  wenn  sie 
von  der  „äußeren  Ansicht" 
desWerkrs  spricht,  deren  „hild- 
licheWiedergabe"  zulässig  sein 
soll,  zum  Ausdruck,  daß  auch 
ein  Werk  der  zeichnenden  oder 
malenden  Kunst,  das  sich  an 
einem  an  öffentlicher  Straße 
gelegenen  Bauwerke  befindet, 
z.  B.  ein  Fresko  oder  ein 
Sgraffito,  ohne  <  Genehmigung 
des  Urhebers  an  einem  anderen 
Bauwerke  nicht  nachgebildet 
werden  darf 

In  den  beteiligten  Kreisen, 
namentlich  der  Architektur,  hat 
man  den  Wunsch  ausgespro- 
chen, dem  l  'rheber  wenigstens 
die  Verwertung  seines  Werkes 
in  solchen  Veröffentlichungen 
vorzubehalten,  die  im  we-ent- 
lichcn  für  „Fachzweckc"  be- 
stimmt sind.  Man  hat  dabei 
hauptsächlich  Sammelwei  ke 
im  Auge,  wie  sie  neuerdings 
vielfach  cr-cheincn,  in  denen 
für  den  Gebrauch  der  Kach- 
genossen Abbildungen  von 
Bauwerken.  Fassaden,  Orna- 
menten usw.  zusammengestellt 
sind.  DieM-m  Wunsche  kann 
nicht  entsprochen  werden. 
Wenngleich  nicht  zu  verkennen 
ist.  daß  dem  Architekten  eine 
derartige  Verwertung  seiner 
Arbeiten  durch  jeden  beliebi- 
gen l'nttcn  nicht  selten  uner- 
wünscht sein  wird,  so  wurde 
eine  Vorschrift,  welche  die 
freie  Benutzung  der  an  öffent- 
licher Straße  stehenden  und 
daher  jedermann  zugänglichen 


Digitiz#3Pby  Google 


Werke  in  der  angedeuteten  Weise  einschränkt,  schon  im 
Widerspruche  stehen  mit  dem  Grundsatze,  der  sowohl 
fOr  das  Literaturgesetz  wie  far  den  vorliegenden  Entwurf 
(vergl.  §  14)  sonst  zur  Anwendung  gelangen  soll,  daß 
nämlich,  wo  Unterrichts-,  Belehrung»-  und  ahnliche 
Zwecke  in  Frage  kommen,  der  L'rheber  sich  gegenober 
den  Interessen  der  Allgemeinheit  mehr  oder  weniger 
einschneidende  Beschrankungen  gefallen  lassen  mufl. 
Es  ist  kein  Grund  ersichtlich,  der  dazu  nötigt,  gerade  in 
vorliegendem  Kalle  im  entgegengesetzten  Sinne  Bestim- 
mungen zu  treffen. 

Auch  der  weitere  Wunsch  der  Beteiligten,  die  Zulässig- 
keit  der  Wiedergabe  eines  an  öffentlicher  Straße  befind- 
lichen Werkes  an  die  Bedingung  zu  knöpfen,  daß  auf  der 

Vermischtes. 

Angriffe  auf  Oberbaurat,  Professor  Schäfer  In  Karlsruhe. 

In  der  letzten  Tagung  des  badischen  Landtages  hat  eine 
Verhandlung  Ober  den  von  Ob.-Brt.  Prof.  Schafer  ent- 
worfenen und  unter  seiner  oberen  Leitung  zur  Ausführung 
gebrachten  Bau  der  Universitals-Bibliolhck  zu  Freiburg 
1.  B.  stattgefunden.  Sowohl  die  lange  Dauer  des  Baues 
wie  die  sehr  erhebliche  Ueberschrcitung  des  ursprüng- 
lichen Kostenanschlages,  deren  Höhe  mangels  einer  end- 
gültigen Abrechnung  anseheinend  noch  nicht  ganz  fest- 
steht, wurden  auf  das  schärfste  getadelt.  Nach  den  Mit- 
teilungen der  Presse  sollen  die  Vertreter  der  badischen 
Regierung  ihren  Beamten  nicht  nur  nicht  in  Schutz  ge- 
nommen, sondern  jenem  Tadel  ausdrücklich  sieh  ange- 
schlossen haben,  indem  sie  erklarten,  daß  das  Ministerium 
es  an  Mahnungen  und  unmittelbarem  Kingreifen  nicht 
habe  fehlen  lassen  und  daß  sowohl  für  die  Anschlags- 
Ueberschreitungen  wie  far  die  beklagenswerte  Verzöge- 
rung des  Baues  ausschließlich  der  bauleitende  Architekt 
verantwortlich  sei.  Die  Budget-Kommission  der  zweiten 
Kammer  soll  demzufolge  beschlossen  haben,  Hrn.  Schafer, 
falls  ein  Verschulden  von  seiner  Seite  nicht  als  völlig 
ausgeschlossen  nachgewiesen  wird,  für  alle  dem  Staat  er- 
wftc TihdicTi         teile  j^o 1 1  c \\  IiäF  ItjAf  zu  j häcIicit* 

Es  kann  uns  nicht  einfallen,  in  einem  derartigen  Kon- 
flikt zwischen  einem  Beamten  und  seiner  vorgesetzten 
Behörde  einseitig  Partei  ergreifen  zu  wollen,  zumal  wir 
nicht  einmal  Einsicht  in  den  amtlichen  Bericht  aber  jene 
Verhandlungen  nehmen  konnten.  Jedenfalls  ist  zu  ver- 
muten, daß  seitens  des  bauleitenden  Architekten  gewisse 
Untcrtassungs-Sunden  inbezug  auf  die  formale  Behand- 
lung der  Angelegenheit  begangen  worden  sind  und  daß  er 
von  der  amtlichen  Kunst  der  „Rückendeckung"  nur  sehr 
geringen  Gebrauch  gemacht  hat.  Man  wird  jedoch  auf  eine 
mildere  Beurteilung  seines  Verhaltens  hingelenkt,  wenn  man 
bedenkt,  daß  Hr.  Schäfer  dem  inrede  stehenden  Bau  doch 
zunächst  als  Künstler  sich  gewidmet  und  mit  ihm  nach 
dem  Urteil  kompetenter  Fachgenossen  eine  in  jeder  Be- 
ziehung hervorragende  Leistung  geliefen  hat.  Wenn  er 
nebenbei  auch  noch  die  technische  und  die  geschäftliche 
Leitung  der  Ausfuhrung  übernahm,  ohne  bei  dem  Um- 
fange seiner  sonstigen  Tätigkeit  imstande  zu  sein,  den 
ihm  daraus  erwachsenden  Verpflichtungen  voll  zu  ge- 
nügen, so  trifft  ihn  hierfür  allerdings  ein  Vorwurf,  an 
dem  jedoch  zugleich  die  badische  Regierung  Anteil  hat. 
L>enn  hätte  diese,  wie  es  anderwärts  bei  Staatsbauten 
ähnlichen  Ranges  üblich  gewnrdrn  ist,  neben  der  künst- 
lerischen eine  .selbständige  technische  Leitung  eingesetzt 
und  mit  ihr  einen  besonderen  Beamten  beauftragt,  so 
wäre  sie  gegen  jede  geschäftliche  Unregelmäßigkeit  ge- 
schützt gewesen.  —  Wider  die  Anklage,  an  der  Verzögerung 
des  Baues  und  an  der  Ueberschrcitung  des  Kostenan- 
schlages die  alleinige  Schuld  zu  tragen,  wird  sich  Hr. 
Ob.-Brt. -Schäfer,  der  dem  Vernehmen  nach  seit  einigen 
Monaten  in  Italien  weilt,  persönlich  zu  verantworten  haben. 
Wenn  die  Angaben  eines  uns  vorliegenden,  von  der 
Leitung  des  Freiburger  Bibliothekbaue*  ausgehenden 
Schriftstückes  zutreffen,  so  wird  ihm  dies  —  wenigstens 
inbezug  auf  den  zweiten  Punkt  —  nicht  allzu  schwer 
fallen.  Hiernach  betraf  der  nach  der  Aufstellung  des 
endgiltigen  Entwurfes  vorgelegte  Kostenanschlag  von 
576000  M.  ausdrücklich  nur  den  Rohbau.  Abgesehen 
von  dem  Erfordernis  für  die  gesamte  innere  Hinrichtung 
des  Gebäudes  sollen  die  Mehrkosten  dureh  die  Notwendig- 
keit einer  anderen  Gründung,  durch  die  Unterfuhrung 
des  Gewerbckanalcs  unter  dem  Bau,  durch  die  verlangte, 
eine  andere  Konstruktion  erheischende  VergrüUerung  der 
Fenster  usw.  usw.  veranlatit  worden  sein, 

Doch  genug  von  diesen  Einzelheiten,  die  für  die  Mehr- 
zahl unserer  Leser  nur  wenig  Interesse  haben  und  die 
auch  uns  kaum  genugenden  Anlaü  j:u  einem  Eingehen 
auf  den  Fall  eegeben  hatten.  Dieser  Anlaß  liegt  vielmehr 
in  der  ueradezu  unerhörten  Art  und  Weise  vor,  in  der 


Abbildung  der  Name  des  Künstlers  angegeben  werde, 
unterliegt  Bedenken,  auch  liegt  die  Regelung  derartiger 
Verhältnisse  bereits  außerhalb  des  Urheberrechts." 

Der  Gesetzentwurf  bedeutet  für  den  Baukünstler 
zweifellos  einen  wesentlichen  Gewinn  gegenüber  dem 
jetzigen,  fast  rechtlosen  Zustande.  Er  läßt  aber  die  Frage 
des  Schutze»  für  ein  breites  Gebiet  der  Baukunst  im 
weiteren  Sinne  ungelöst.  Es  wird  Sache  eingehender 
Erwägungen  und  einmütigen  Vorgehens  der  deutschen 
Baukünstlcr  sein,  ob  ein  erweiterter  Schutz  im  Rahmen 
des  Kunstschulzgesetzcs  zu  erreichen  oder  auf  demjenigen 
Wege  anzustreben  ist,  der  in  den  Erläuterungen  zu  diesem 
Gesetze  angedeutet  wird,  ein  Weg,  auf  dem  sich  alle 
Vertreter  des  Bauwesens  zusammenfinden  könnten. 

ein  Teil  der  süddeutschen,  insbesondere  aber  der  sächsi- 
schen Presse  die  scheinbar  gefährdete  Stellung  Schäfer's 
in  Baden  zu  persönlichen  Angriffen  gegen  ihn  ausge- 
nutzt hat 

No.  90  des  .Dresdner  Anzeigers*  vom  30,  März  d.  J. 
enthält  unter  der  bezeichnenden  Ueberschrifl  „Oberbau- 
rat Schäfer  als  ausführender  Architekt'  einen  Be- 
richt über  jene  Verhandlungen  des  badischen  I  Landtages, 
dessen  sachliche  Richtigkeit  wir  nicht  prüfen  können, 
dessen  ganze  Haltung  aber  zweifellos  auf  den  Grundton 
aufrichtigster  Schadenfreude  gestimmt  ist  Am  deutlich- 
sten Ist  der  Schluß  des  Schriftstückes: 

„Diese  Vorgänge  haben  über  den  besonderen  Fall 
hinausgehende  Bedeutung.  Mit  dein  Tode  des  badischen 
Finanzministers  Dr.  Buchcnberger,  Schäfer's  eifrigen  Be- 
schützers und  mit  dem  Vorfalf  in  Freiburg  L  Br.  ist  die 
Wahrscheinlichkeit  gestiegen,  daß  Schäfer's  Pläne  für  das 
Heidelberger  Schloß  unter  den  Tisch  fallen.  Denn  es  er- 
scheint als  undenkbar,  daß  die  badische  Regierung  den 
von  ihr  so  schwer  gekennzeichneten  Architekten  weiter- 
hin mit  wichtigen  Aufgaben  betrauen  werde". 

Es  wird  eine  solche  Art  der  Polemik,  über  welche 
unter  den  vornehm  denkenden  Fachgenossen  wohl  nur 
eine  Stimme  herrschen  dürfte,  noch  verständlicher,  wenn 
man  —  zwischen  den  Zeilen  lesend  —  sich  die  Frage 
vorlegt,  weshalb  dieser  Angriff  aus  dem  Hinterhalte  ge- 
rade in  einem  Dresdener  Blatte  erfolgt  ist  Die  Antwort 
kann  nur  lauten:  Weil  es  offenbar  die  Absicht  des  Ver- 
fassers gewesen  ist,  den  von  ihm  befehdeten  Meister  und 
die  von  diesem  aufgestellten  Entwürfe  nicht  nur  für  das 
Heidelberger  Schloß  sondern  auch  für  den  Meißener 
Dom  unmöglich  zu  machen. 

Hinc  illae  lacrymae:  Der  wohl  ausgesonnene  Plan  hat 
nur  insofern  ein  Loch,  als  man  nicht  recht  einsehen  kann, 
wie  das  geschäftlich  inkorrekte  Verhalten  eines  anerkannten 
Künstlers  —  auch  wenn  ein  solches  in  dem  behaupteten 
Umfange  nachgewiesen  werden  sollte  —  jemals  einen  trifti- 
gen Grund  dafür  abgeben  könnte,  ihn  auch  als  Künstler 
beiseite  zu  schieben  und  den  von  ihm  herrührenden,  an 
sich  trefflichen  Entwürfen  die  Ausführung  zu  versagen.  - 

  -F. - 

PreUbewerbungen. 

Im  Wettbewerb  Handelskammergebäude  Pllaen  (vergl. 
S.  156)  erhielten  den  I.  Pr.  die  Arch.  Gebr.  Franz  &  Jakob 
Krasny  in  Wien,  den  II  Pr.  die  Arch.  Ladislaus  >>kri- 
vänck  und  Josef  Koubek  in  Pilsen,  den  III.  Pr.  Arch.  und 
Bmstr.  Franz  Kavalier  in  l'rag.  Zwei  weitere  Entwürfe 
wurden  zum  Ankauf  empfohlen  — 

In  einem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Zinshaus 
In  Klausenburg  liefen  si  Arbeiten  ein.  Den  I  Preis  cr- 
rancen  die  Hrn.  t'esar  ft  l'oiipovits  und  Karl  Limbach 
in  Wien,  den  II.  Preis  Ilr  l'aul  Toaso  in  Budapest  An- 
gekauft wurde  der  Entwurf  des  Hm  Artur  Streit  in  Wien. 


Brief-  und  Fragekasten. 
Hrn.  E.  A.  In  Czersk  in  Westrr.  Ein  bestimmte»  Mmhung»- 
Verhallni*  für  verlängerten  Zementmörtel  eibt  es  nicht,  jedoch 
haben  sirli  eine  Anzahl  von  Mi»chiinirsverh«ltniMen  in  der  Praxi» 
uk  zweckmißi|t  erwiesen  So  1  Zement,  5  Sand,  0.5  Kalklcig; 
1  Zement,  6-7  Sand.  1  Kalkteic;  1  Zement,  8  Sand.  1,5  Kalkleig. 
Duc  ti  passend  gewählten  Kalkiuaut/  wird  nicht  nur  die  Druck- 
festigkeit, sondern  auch  die  H.-ifUestiKkcit  mageren  Zementmörtel» 
•  m  Stein  bedeutend  erhöht.  Bei  obigen  >ti«>-hii:ii;iverbilltiiiuen 
wird  möglichste  Dichte  und  damit  m^ti-rhstc-  Kevt-tkeit  de»  Mörtels 
erreicht  Welches  Verhältnis  im  besonderen  Kalle  /u  wählen  i»t, 
h.tncjt  von  der  verlangen  K>«ti<rkeit  ab.  Du»  von  Ihnen  angegebene 
mittleie  Verhältnis  1  :-:  t  dütili:  111  Ihrem  Kalle  ausreichen  — 

Inhalt:  I'ic  nrue  |- u.-nh»h|i -Verbnidunc  AVer  <l<r.  Hliein  l>ci  Main* 
IS  li.nbi  —  Di«  Ihi.ku  i.l  in  dam  Kntwntt  mr.  iinrttn.  betreuend  das 
t  thelicrrrr  ht  an  WriO  ii  «Vi  btlilei-deii  K  1n»te  Unit  i>r  1  *lloUs^ r u | ihje.  — 
Vrmn-  .  Ii'ev        Pi  ci**hr  w  ci  b'.nil'  n.  --  Brief-  und  r -*|T«  ^-**trn.  ^  

Verlag  der  DeolichcD  haiuertiuic,  G  m  b.  It.,  Berlin-  FBr  die  Redaktion 
reranwortii^  i.  V  F.  Kiseleo.  BerUu    I>ni<k  von  Willi  Ol.»«,  Berlin. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  39.  BERLIN,  DEN  14.  MAI  1904 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Für  die  XXXID.  Abgeordneten -Versammlung  und  die  XVI  Wander -Versammlung  in  Düsscldorl 
1904  ist  folgende  vorläufige  Tagesordnung  festgesetzt: 

1.  Abgeordneten -Versam mlung. 
Donnerstag  den  8.  September  abends:  Ankunft  und  Empfang  der  Abgeordneten. 
Freitag  den  9.,  Sonnabend  den  io.  September:  Beratungen. 
Sonntag  den  11.  September:  Kleinerer  Ausflug. 

2.  YVander-Versammlung. 
Sonntag  den  11.  September  abends:  Ankunft  und  Kmpfang  der  Teilnehmer  an  der  Wander- 
Versammlung. 

Montag  den  12.,  Dienstag  den  13.  September:  Verhandlungen,  Vorträge,  kleinere  Besichti- 
gungen in  der  Stadt. 
Mittwoch  den  14.  September:  Gemeinsame  Rheinfahrt. 

Donnerstag  den  15.  September:  Besichtigungen  in  der  weiteren  Umgebung. 
Frankfurt  a.  M. -Berlin,  im  Mai  1904. 
Der  Vorstand  des  Verbandes:   Nehcr,  Vorsitzender.    Kisclcn,  Geschäftsführer 


Der  Ideen -Wettbewerb  um  Entwürfe  für  das  bayerische  Verkehrs-Ministerium 

in  München,  er«*  xtiunj  -Uli  tt  K|yO  I 


ic  weit  überwiegende  Mehrzahl  der  Kon- 
kurrenten hat  den  GrundriU  nach  der 
Längsachse,  mehr  oder  weniger  symme- 
trisch, orientiert;  damit  war  natürlich  Mich 
die  Lage  des  Haupteinganges  und  der  Haupt 
räume  (Konferenzsaal  und  Bibliothek)  in  den  meisten 
Fällen  gegeben.  Bei  etwa  einem  halben  Dutzend  von  Ent- 
würfen ist  der  Haupteingang  aus  der  Mitte  nach  Westen 
gerückt;  andere  haben  sich  gar  nicht  bemüht,  diese 
Mitte  irgendwie  zu  betonen,  sondern  sie  im  Gi  genteil 
geflissentlich  aulkrracht  gelassen,  so  daü  es  den  Kin- 
druck macht,  als  wolle  man  einen  im  Kaufe  verschie- 
dener Zeitperioden  entstandenen  Bau  vortäuschen, 
nicht  einen,  der  einem  Geist,  einer  Hand  entstammt. 
Für  die  niedere  Einschätzung  des  rein  Akademischen 
an  sich  ist  es  im  höchsten  Grade  bezeichnend,  dali 
gerade  die  an  erster  Stelle  prämiierten  Kntwürfe  ab- 
sichtlich allem  Akademischen  aus  dem  Wege  gegangen 
zu  sein  scheinen;  vor  20  Jahren  hätte  ein  Preisgericht 
wahrscheinlich  dies«  Entwürfe  ohne  weiteres  beiseite 
geschoben. 

Wie  .man  heute  im  Grundriü  den  akademischen 
Zwang  verabscheut  und  leicht  geneigt  ist,  sich  einem 
anarchistischen  Terrorismus  zu  beugen  —  wenn  er 
nur  durch  malerische  Reize  sich  einzuschmeicheln 
versteht  ,  so  verhält  sich 's  natürlich  auch  mit  dem 
Aufbau.  Was  an  akademisch  regelrechten  Arbeiten 
eingelaufen  ist,  verdient  allerdings  nur  zu  einem  kleinen 
Teil  Beachtung;  es  sind  vielfach  Dinge,  die  man  schon 
oft  -  und  reifer  —  gesehen  hat.  Die  besseren  Ar- 
beiten halten  sich  im  Charakter  derjenigen  Mütu  hener 
Pulzbauten  aus  der  Spätrenaissance-  und  Barockzeit, 
an  deren  Stil  im  letzten  Jahrzehnt  zahlreiche  öffent- 
liche Profanbauten  Münchens  mit  durchschlagendem 
Krlolg  angeknüpft  haben     Dir  Haustein  beschränkt 


sich  da  auf  ein/eine  hervorragende  Bauteile  und  auf 
Gesimse,  Gewände,  Kisenen  usw.  Kinige  Entwürfe 
1/  B.  die  von  Hcssemer  &  Schmidt,  „Brieftaube" 
|Carl  Vent|,  „Ostereier")  haben  das  Ganze  als  ein- 
heitlichen Bau  wie  die  Residenzschlösser  des  XVII. 
und  XVIII.  Jahrhunderts  durchgeführt,  wobei  es  ge- 
legentlich nicht  ohne  ZwangsmaQregeln  abging  —  ein 
dreiseitiges  Zimmer  mit  einer  ausgebogenen  Fenster- 
wand kann  doch  kaum  als  geeignetes  Arbeitszimmer 
des  Ministers  anerkannt  werden.  Bei  den  Entwürfen 
in  diesem  Charakter  macht  sich  überdies  eine  grobe 
Vorliebe  für  riesige  Dächer  bemerklich;  bei  Hessemer 
A:  Schmidt  findet  sich  eine  Dachhöhe  von  ly™,  bei 
„Ehrenhof"  eine  solche  von  18 '"  (bei  65"  'Iraufcn- 
länge);  bei  „Ostereier"  besitzt  gar  das  unten  42 m 
lange  Dach  des  Mittelbaues  mit  21  m  mehr  Höhe  als 
der  Mauerkörper  darunter.  Zum  Vergleich  sei  be- 
merkt, dali  das  Dach  der  Michaelskirche  in  München 


!7m  Höhe  miUt 


Bei  fast  allen  diesen  Entwürfen  bildet  die  äubere 
Erscheinung  des  zweistöckigen  Konferenzsaales  den 
Mittelpunkt  der  architektonischen  Komposition  und 
damit  meist  auch  das  herrschende  Motiv,  meist  mit 
3  Achsen ;  andere,  die  die  Bibliothek  gleichartig  dazu- 
gezogen,  haben  dadurch  ein  Mittelmotiv  von  7  Achsen 
(„Franziska",  „Bayern")  gewonnen  Türme  haben  in 
wenigen  Fällen  eine  glückliche  Anwendung  gefunden; 
mehr  Wert  beanspruchen  kuppelartigc  Aulhauten  über 
den  HaujittreppeuhäiiMi  11  oder  LMoi.ii-n  Mittelhallen 
(z.  B  bei  HalJlaucr  und  Dciglmavr,  bei  „Sphinx"»  Am 
mächtigsten  tritt  ein  solches  Monumental  -  Oberlicht 
bei  dem  Entwurf  mit  dem  „baver.  Wapptn"  auf,  wo 
es  sich  über  einen  ouer  hinter  dem  Haupte  estibül  breit 
hingelagcrten  I.ii  htnof  erhebt,  an  dessen  Schmälenden 
die  Haupttreppen  emporsteigen. 


■37 


Der  Programmvorschrift  nach  einfacher  Monu- 
mentalität haben  die  meisten  Konkurrenten  nachge- 
strebt, manchmal  zum  Schaden  der  Sache;  dem  Ent- 
wurf „K.  B.  V.  M."  glaubt  man  die  Beschränkung  an- 
zumerken, die  sein  Verfasser  sich  auferlegte  —  mehr 
noch  dem  mit  dem  Motto  „Lenz",  der  in  der  Einfach- 
heit entschieden  zu  weit  gegangen  ist 

Der  Beurteilung  der  Entwürfe  durch  das  Preis- 
gericht ging  eine  Vorprüfung  hinsichtlich  der  Pro- 
grammerfüllung voraus.  Beim  ersten  Rundgang  schie- 
den 7,  beim  zweiten  14  Arbeiten  aus,  sodaß  10  in  die 
engere  Wahl  kamen.  Das  uns  vorliegende  Protokoll 
gibt  Ober  jeden  einzelnen  dieser  10  Entwürfe  ein  Ur- 
teil ab;  wo  dieses  im  Folgenden  wörtlich  angeführt 
wird,  ist  dies  durch       kenntlich  gemacht. 

Der  mit  dem  I.  Preis  ausgezeichnete  Entwurf  von 
Neu  und  Fink  zeigt  eine  „vollkommen  befriedigende 
Grundrißanordnung"  (S.  228  u.  Beilage  in  No.  37).  Die 
große  ost-westliche  Durchfahrt  ist  zugleich  annähernd 
die  Scheidelinie  zwischen  Ministerium  und  Briefamt. 
Die  Räume  des  Ministers  liegen  in  der  Südost-Ecke, 
die  anderen  Dienstwohnungen  in  dem  Südwest- Vorbau. 
Die  Räume  des  Briefamtes  zeichnen  sich  namentlich 
durch  gute  Anordnung  der  Zufahrtswege,  ausreichende 
Beleuchtung  der  Arbeitsräumc  und  durch  die  geräumige 
Gestaltung  des  großen,  durch  Oberlicht  vorzüglich  be- 
leuchteten Briefträgersaales  aus,  der  sich  nördlich  an 
die  genannte  Durchfahrt  anlehnt.  Der  Erweiterung  ist 
die  Nordwestecke  vorbehalten  ;  auch  kann  das  nördliche 
Drittel  des  Briefträgersaales,  das  vom  Hofe  aus  ge- 
nügendes Licht  erhält,  ohne  Beeinträchtigung  der  Be- 
leuchtung überbaut  werden  (s.  Lageplan  S.  226,  No.  371. 
DieTrennung  zwischen  Ministerium  und  Briefamt  kommt 
im  Äußeren  durch  die  einfache  Behandlung  des  letz- 
teren zur  Aussprache.  Das  herrschende  Motiv  im  Schau- 
bild ist  ein  hoher  Gicbelbau,  der  das  Hauptvestibül  und 
den  Konferenzsaal  in  sich  faßt,  und  dessen  kirchliches 
Aussehen  —  man  glaubt  im  Dach  deutlich  Mittel-  und 
Seitenschiff  unterscheiden  zu  können  —  durch  eine  Art 
Querhausgiebel  mit  Gicbcltürmchen  bekräftigt  wird. 
Dieser  Aufschwung  in  der  Ecke  ist  für  das  Auge  ein 
Bedürfnis;  aber  es  ist  doch  mißlich,  wenn  man  im 
Grundriß  vergeblich  nach  einer  inneren  Begründung 
für  einen  so  gewaltigen  Giebel  sucht,  dessen  einer 
Fuß  in  dem  Dach  des  Nebentraktes  steckt,  während 
der  andere  nicht  einmal  auf  einer  vortretenden  Mauer- 
kante entspringt.  Daß  an  der  Südostecke  das  Dach 
weggeblieben,  trägt  sehr  wesentlich  zu  der  trefflichen 
Bildwirkung  bei;  ob  aber  die  hier  liegende  Minister- 
wohnung dadurch  gewonnen  hat,  daß  man  statt  des 
warmhaltenden  Dachraumes  eine  für  den  Minister  doch 
unbrauchbare  Terrasse  Uber  seine  Wohnung  gelegt, 
scheint  allerdings  zweifelhaft  „Zu  begrüßen  ist  der 
Anklang  an  die  heimischen  Vorbilder  alter  Zeiten, 
welche  mit  der  monumentalen  Gestaltung  zugleich  das 
malerische  Moment  verbindet". 

Der  an  zweite  Stelle  gekommene  Entwurf  von  Herrn. 
Buchcrt  (S.2281  soll  nur  wegen  einiger  Verstöße  gegen 
die  zweckliche  Forderung  des  Programmes  dem  vor- 
genannten unterlegen  sein;  dagegen  zollt  das  Protokoll 
mit  Recht  „der  allgemeinen  Gruppierung  des  Grund- 
risses" alles  Lob,  und  rühmt  besonders  „seine  äußere  Er- 
scheinung, indem  dort  monumentale  Wirkung  in  glück- 
licher Weise  mit  der  malerischen  Ausgestaltung  ver- 
bunden worden  ist".  Da  das  Ministerium  seiner  Lage 
nach  vorwiegend  von  der  Südostecke  her  betreten 
werden  wird,  so  war  es  ein  besonders  glücklicher 
Gedanke,  hierher  einen  offenen  Hof  zu  legen,  um 
welchen  sich  die  Ministerialräume  gruppieren  und  an 
dessen  Rückseite  eine  Art  Orientierungszentrum  (wie 
der  Verfasser  es  nennt)  geschaffen  wurde;  dahinter 
befindet  sich  die  Haupttreppe  und  von  hier  aus  ver- 
zweigen sich  die  Hauptgänge  Den  Konferenzsaal  hat 
Bucbert  mit  Vorteil  in  den  nach  Osten  gerichteten, 
den  Eingang  zum  Hof  beherrschenden  Giebel  gelegt, 
in  unmittelbarer  Verbindung  mit  der  Ministerwohnung. 
Die  Bibliothek  hat  in  dem  „Orienticrungszcntrum"  Platz 
gefunden  Die  Dienstwohnungen  der  Abteilunesvor- 
stände  sind  in  der  Südostecke  untergebracht 

83« 


Ed.  Brill  in  Passau  verdankt  seinen  III.  Preis 
hauptsächlich  der  klaren  Grundrißlösung  (S.  227)  mit  den 
praktisch  angeordneten  Durchfahrten  und  dem  geräumi- 
gen, gut  beleuchteten  Briefträgersaal ;  die  Vorprüfung 
bezeichnet  den  Entwurf  als  in  jeder  Richtung  vollstän- 
dig befriedigend.  Die  Mitte  der  Südseite  nehmen  die 
Arbeitsräumc  des  Ministers  und  der  Konferenzsaal  ein. 
Die  größeren  Dienstwohnungen  sind  alle  in  den  vier 
Geschossen  der  Südwestecke  um  einen  Hof  gruppiert, 
die  des  Ministers  im  II.  Obergeschoß.  Das  Ganze  ist 
ein  charaktervoller  Barockbau  von  „angenehmer  Ge- 
samtwirkung", „wobei  insbesondere  die  Steigerung 
nach  dem  Mittelbau,  dessen  Dachlösung  nicht  ganz 
befriedigt,  hervorzuheben  ist".  Durch  glückliche  Grup- 
pierung der  Fenster  hat  der  Verfasser  das  Kasernen- 
hafte nach  Möglichkeit  gut  vermieden.  Am  Mittelbau 
denkt  er  sich  nur  Haustein  verwendet,  während  dieser 
am  übrigen  Bau  sich  auf  Gesimse,  Gewände,  Lisencn 
usw.  beschränkt. 

Der  erste  der  beiden  IV.  Preise  fiel  auf  den  Ent- 
wurf von  Hessemer  &  Schmidt.  Ein  quadratischer, 
ungefähr  die  ganze  Bauplatzbreite  einnehmender,  vier- 
flügeliger  Bau  bildet  den  vierstöckigen  Kern  der  An- 
lage, vor  welchen  sieh  nach  Süden  ein  schmales  drei- 
stöckiges Rechteck  (mit  2  Höfen  und  einem  wuchti- 
gen rundlichen  Mittelbau)  lagert;  durch  die  Mitte  des 
Quadrates  zieht  ein  Längsbau  mit  viertelkreisförmigen 
Einschaltungen  in  den  Ecken  der  beiden  langen  I  löfe. 
Die  Mittelgruppe  enthalt  die  Bureaus  der  einzelnen 
Abteilungen,  im  Untergeschoß  das  Briefamt ;  das  vor- 
gelagerte Rechteck  ist  im  Wesentlichen  für  die  Dienst- 
wohnungen bestimmt,  zu  denen  auch  die  Vorgärten 
und  Terrassen  gehören.  Das  Protokoll  sagt:  „der 
große  Wurf  des  Grundrisses  und  die  effektvolle  Gliede- 
rung des  Aufbaues  bilden  zugleich  mit  der  vortrefflich 
dargestellten  äußeren  Architektur  die  Vorzüge  der 
Arbeit".  Der  Entwurf  verdankt  den  Preis  ohne  Zweifel 
nur  dem  äußeren  Aufbau ;  denn  die  Vorprüfung  spricht 
von  schlechter  Belichtung,  unzweckmäßiger  Anlage 
einzelner  Räume,  sowie  unrichtiger  Anordnung  des 
Posthofes. 

Den  zweiten  der  beiden  IV.  Preise  errang  Emil 
Schweighart  mit  einem  Entwurf,  der  zu  dem  vorher- 
gehenden im  denkbar  größten  Gegensatz  steht:  dort 
ein  streng  symmetrischer,  regelmäßiger  Grundriß,  ein 
einheitlicher  Barock-Schloßbau,  hier  ein  unübersicht- 
licher, zusammengesetzter  Grundriß,  der  mit  einer  ge- 
wissen Peinlichkeit  alle  Forderungen  des  Programmes 
zu  erfüllen  trachtet,  aber  der  Einheit  entbehrt,  und  eine 
Baugruppe,  die  sieh  den  Anschein  gibt,  als  entstamme 
sie  verschiedenen  Bauperioden,  vom  XVI.  zum  XVIII. 
Jahrhundert.  Nach  Süden  öffnet  sich  ein  breiter,  im  Huf- 
eisen umschlossener  Hof,  dessen  Rückseite  von  einem 
Mittelbau  (mit  gebrochenem  Steilgiebeli  beherrscht 
wird  und  der  gegen  die  Straße  durch  eine  niedere 
Mauer  und  durch  das  am  Ostende  liegende  Portier- 
häuschen  geschieden  ist.  Hier  liegen  die  Ministerial- 
räume des  Ministers  (Arbeitsräumc  im  1.  Obergeschoß, 
Wohnung  im  II.  Obergeschoß),  in  gleicher  flöhe  mit 
dem  Konferenzsaal  (Mittel  und  der  Bibliothek  auf  der 
Südwestecke,  von  wo  er  Zutritt  zu  der  dem  süd- 
westlichen I  laken  des  1  lufeisens  vorgelegten  Terrasse 
hat.  Die  Ecken  an  der  Südseite  bilden  gewissermaßen 
I  läuser  für  sich,  ein  Grundsatz,  der  auch  an  den  an- 
deren Fassaden  festgehalten  ist,  die  außerdem  durch 
Erker,  abgetreppte  Sticgcnhausfcnster  us.w.  belebt 
werden;  in  dem  sehr  schlanken  Turm  an  der  Ostseite, 
der  die  Lage  der  großen  Durchfahrt  bezeichnet,  ver- 
birgt sich  zugleich  der  Schornstein  der  Zentralheizung. 
Fast  alle  diese  Bauteile  besitzen  Satteldächer,  deren 
Giebel  in  In  iti  ier  Abwechselung  nach  allen  vier  Him- 
melsrichtung. 11  gewandt  sind;  Abwalmungen  kommen 
nur  am  Mittelbau  und  in  dessen  Nähe  vor. 

Zum  Ankauf  wurden  die  Entwürfe  von  Haß  lauer 
\  Deitrlmayr,  Aug.  Blöüner  und  Willi.  Spannagel 
empfohlen,  der  erstere  hauptsächlich  wegen  der  voll- 
kommenen Programme!  füllung ;  der  rostförmigcGrund- 
liü  desselben  mit  4  Längs-  und  4  Qucrtrakten  um- 
schließt 9  Quadrate,  deren  mittlere  Reihe  die  mit 

No.  39. 


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 -pmuiit  1       i      i      ilfciiii     l,      I      I  ^tf  

Entwurf  des  Auhiteklcn  A  Spannagel  in  MOnthen.    KrdSr«rhnß    (Zorn  Ankauf  empfahlen  .j 
Der  Ideen-Wettbewerb  um  Entwürfe  für  du  bayeriiche  Verkehrg-Mtnisterlum  In  München. 

14.  Mai  1904  2;i9 


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mm  mm iwU^i  m 


■  :  : 


Abbild«  73    Hrl.iuunK»pl»ii.  Abbilde  Bo  u.  81. 

Abbildg.  73-8'     Arbeiterkolonie  in  Guatavaburg  bei  Mainz  Reihenbau«.- 
(Arch.  K.  Hofmann  in  Darm  »ladt )  für  ,e  .  Faiml.e. 


JA 

— 

;  —  1 

Abbildg  82-85     GroBerc»  Einfamilienhauv 

Abbild.;  8j— «1. 
Kolonie  Gronauerwald  der  Firma 
J   W.Zander«  in  K  erg. -c;  laribarh. 


Abbild);.  00  u.  9t.    Doppelte«  F.infamilientani. 


Abbilde;.  108  u.  109. 
a-Fannlienhaus  für  Arbeiter 
der  Ei»enb-Dir.  Knln. 


mßiir ra 


2|0 


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Abbildg.  93—94.    Doppeltes  Einfamilienhaus. 
,       95  —  97-  Doppeltes  Zwcifamilien- 
Hans. 
Abbildg.  9a—99. 
Gaswerke  der  Stadt  Köln. 


igjtt».ie 


1  ir 


Abbildg.  95—97. 


SeitenansicM 


Abbildg.  98  0.  99.    Reihenbauten  von  Zwei-  und  VierUmilii'nh.lusern. 


Abbildg.  ic 


Abbildg.  100  —  loa. 
Dreigeschossige 
Arbeiter  wohnhAuirr 
(Gruppcnbaui 
und 

AbbiUlg-  103  desgl. 

(Reihenbau) 
der  Stadt  Wies- 
baden. 
Arch.  K.  Gen/m  er 
in  Berlin. 


Abbildg.  104  109. 

MusterentwOrfe 
der  Kgl.  Kiscnbahn- 
Direktion 
Köln  a.  Rh. 

Rheinischer 
Kleinwohnungsbau. 

14.  Mai  1904. 


Abbildg.  104  und  105. 

Wohnhaus 
für  eine  Arbeitet-  oder 
l  ntcrbeamtcnfamilic  der 
Kgl.  Eisenbahn-Direktion 
Kv,  a.  Rh. 


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Oberlicht  versehenen  Briefträgersäle  enthalten.  Das 
Treppenhaus  im  Mittelquadrat  der  vorderen  Reihe  ist 
von  einem  hohen  Turm  Oberragt,  dessen  .Entwicklung 
nicht  befriedigend"  ist,  wie  auch  sonst  „der  äußere 
Aufbau  eine  entsprechende  Detailbehandlung  ver- 
missen läßt". 

Von  dem  zum  Ankauf  empfohlenen  Entwurf  Blöß- 
ncr's  metdet  die  Vorprüfung,  daß  manche  Räume 
sehr  ungünstig  untergebracht  oder  schlecht  belichtet 
seien,  u.  a.  auch  die  Bricfträgcrsälc ;  das  Protokoll  des 
Preisgerichtes  findet  den  Vorzug  der  Arbeit  „in  der 
vornehmen  äußeren  Ausgestaltung,  welche  trotz  der 
ruhigen  Gesamtwirkung  auch  des  malerischen  Reizes 
nicht  entbehrt"  —  das  letztere  Moment  hat  bei  der 
Auszeichnung  den  Ausschlag  gegeben.  Daß  an  man- 
chen Fassadenlcilen  der  Aufriß  mehr  Fensterachsen 
zeigt  als  der  Grundriß,  mag  der  Eile  bei  der  Arbeit 
zur  Last  gelegt  werden;  bedenklicher  ist,  daß  gerade 
die  architektonischen  Hauptmotive  der  Fassade  an  der 
Sod-  und  Ostseite  meist  innerlich  nicht  genügend  be- 
gründet sind,  so  z.  B.  der  achtseitige  Turm  an  der 
Ostseite,  der  im  Schaubild  von  unten  an  aus  der 
Fassade  heraustritt,  im  Grundriß  aber  gar  nicht  ein- 
mal zu  vermuten  ist.  Vollständig  unbegründet  er- 
scheint auch  die  Schrägführung  des  die  einspringende 
Südostecke  gegen  Norden  begrenzenden  Flügels,  zu- 
mal dadurch  dem  in  die  schiefe  Ecke  gelegten  Treppen- 
haus unnötige  Schwierigkeiten  bereitet  werden.  Dieser 
Flügel  trägt  (wie  bei  Neu  und  Fink)  über  der  Minister- 
wohnung eine  Terrasse  statt  des  Daches,  bietet  also 
dem  Minister  nur  die  unangenehme  Seite  der  Terrasse. 

Seine  eigenen  Wege  geht  —  wie  immer  —  Wilh. 
Spannagel;  er  ist  der  einzige,  der  den  Bauplatz 
parallel  mit  den  Langscitcn  geteilt,  auf  die  imProgramm 
verlangte  Ostwesl-Durehfahrt  verzichtet  und  den  gan- 
zen Bau  auf  eine  Ostwcst-Achse  orientiert  hat.  Er 
bringt  das  Briefamt  (vergl.  d.  Abbildg.  S.  239)  in  dem 
östlich  liegenden,  meist  nur  aus  Erdgeschoß  bestehen- 
den Bau  unter,  und  errichtet  ihm  gegenüber,  durch 
eine  10-  -14™1  breite  Straße  getrennt,  das  Ministerium, 
das  durch  diese  Stellung,  die  Hauptfront  nach  Osten, 
gegen  den  mit  den  Westwinden  vom  Bahnhof  her- 
überziehenden Rauch  geschützt  sein  soll.  Der  Kon- 
ferenzsaal nimmt  die  Mitte  des  II.  Obergeschosses  ein, 
flankiert  einerseits  von  der  Bibliothek,  anderseits  von 
den  Repräsentationsräumen  der  gegen  die  Südostecke 
folgenden  Ministerwohnung.  Spannagel  macht  aus 
dem  Kasernencharakter  des  Dienstgebäudes  kein  Hehl: 
aber  durch  passende  Konzentration  der  Ausschmückung 
im  Mittelbau  und  entlang  des  obersten  Geschosses 
weiß  er  doch  dem  Ganzen  ein  eigenartig  vornehmes 
Gepräge  zu  geben.  Nach  der  Vorprüfung  sind  die 
meisten  Räume  zu  klein,  manche  wichtige  schlecht 
beleuchtet,  der  Brieftrageisaal  im  Mittelpunkt  des 
Brictamtes  -  wegen  der  I  leihe  schwer  zu  erwärmen 
usw  :  gründlich  verfehlt  ist  die  im  Zentrum  des  Mini- 
steriums angeordnete  I  laupttreppe  sie  leidet  unter 
fast  völligem  Liehtmangel.  Aber  bei  allen  sachlichen 
Mängeln  hat  der  Entwurf  künstlerische  Qualitäten,  die 
es  vollkommen  begreiflich  machen,  daß  er  durch  die 
Empfehlung  zum  Atikau!  ausgezeichnet  wurde. 

In  die  engere  Wahl  gelangten  sonst  nur  noch  die 
Entwürfe  »Sphinx"  und  „Brieftaube".  Der  erstere 
geht  von  einer  streng  symmetrischen  Grundrißanlage 
aus  und  macht  ähnlich  wie  HaÜlauer  \-  Deiglmayr 
■  den  hohen  Aufbau  Ober  der  Treppenhaushalle  zum 
beherrschenden  Mittelpunkt  des  Ganzen.  Er  leidet  an 
Schwierigkeiten  im  Dienstbetrieb,  „an  zu  großer  Tiefe 
des  Inneren  und  an  ungenügender  Entwicklung  der 
Räume  für  das  Ministerium",  daneben  aber  an  einem 
übergroßen  Aufwand  von  Architekturmitteln;  daß  der 
Entwurf  doch  noch  in  die  eng«  reWabl  gelangte,  daran  ist 
vermutlich  „die  ruhige  Haltung  dei  Architektur"  schuld. 
Der  Turm  Ober  der  Zentrathalle  steigt  bis  zu  70 m  Höhe 
auf  (doppelt  so  hoch  als  der  Innenraum  1;  ebenso  rein 
dekorativ  wie  dieser  Aufbau  ist  auch  davor  der  riesige, 
über  dem  Konferenzsaal  angeordnete.  iom  hohe,  'join 
breite  und  12 m  tiefe  Raum,  der  nur  den  Zweck  hat, 
den  Mittelbau  höher  zu  bekommen.  Welchem  Umstand 

242 


der  Entwurf  „Brieftaube",  von  Carl  Vent,  die  Auf- 
nahme in  die  engere  Wahl  verdankt,  ist  nicht  recht 
ersichtlich ;  von  der  praktischen  Brauchbarkeit  hält  die 
Vorprüfung  sehr  wenig  und  das  Protokoll  sagt  von 
der  Architektur  des  Vorderbaues,  sie  leide  „in  ihrem 
Aufbau  durch  die  Fülle  von  Motiven". 

Mindestens  das  gleiche  Recht  auf  Einreihung  in 
die  engere  Wahl  hätte  der  Entwurf  „K.  B.  V.  M."  be- 
anspruchen können;  wenn  auch  hier  die  Vorprüfung 
einige  Räume  inbezug  auf  Beleuchtung,  Trennung  usw. 
bemängelt,  so  findet  sie  doch  die  Gruppierung  im 
übrigen  befriedigend;  und  die  Architektur  ist,  wenn 
auch  wegen  der  Platzausnutzung  in  der  Rclicfwirkung 
der  Fassaden  beschränkt,  doch  durchaus  gediegen. 
Der  Konferenzsaal  (Mitte  und  Südseite)  ist  nach  außen 
durch  6  hohe  Bogenfenster  mit  Doppelgiebel  darüber, 
die  Bibliothek  daneben  durch  besonders  breite  Fenster- 
Oeffnungcn,  die  nach  der  anderen  Seite  anstoßen- 
den Bauteile  mit  den  Dienstwohnungen  (Südostecke) 
sind  durch  Erker  gekennzeichnet.  Ebenso  sind  die 
übrigen  Flügel  ihrem  Inhalt  gemäß  ausgebildet;  dabei 
ist  es  dem  Verfasser  gelungen,  das  Ganze  durchaus 
als  Einheit  zu  gestalten. 

Unter  den  übrigen,  nicht  mehr  in  die  engere  Wahl 
gekommenen  Arbeiten  erwecken  nur  wenige  tieferes 
Interesse,  vor  allen  die  schon  genannte,  höfereiche 
mit  dem  Motto  „33".  Von  ihr  sagt  die  Vorprüfung, 
daß  das  Programm  im  Allgemeinen  erfüllt,  einige 
Räume  ungünstig  gelegen,  sonst  aber  Alles  gut  und 
zweckmäßig  gruppiert  sei;  an  seiner  Ausscheidung 
trägt  vielleicht  die  romanisierende,  etwas  finstere  Archi- 
tektur die  Schuld.  Aber  es  offenbart  sich  in  der  ganzen 
Auffassung  eine  tüchtige  Kraft,  die  noch  zu  Bedeuten- 
derem fortschreiten  wird.  Nach  Süden  ein  breiter, 
ziemlich  tiefer  Vorhof,  an  dessen  Rückseite  der  zwei- 
torige  Haupteingang,  darüber  (im  I.  Obergeschoß)  der 
Konferenzsaal,  an  den  sich  einerseits  Bibliothek  und 
Lesesaal,  anderseits  die  Repräsentationsräume  des 
Ministers  anschließen,  alle  diese  Räume  durch  eine 
Flucht  von  14  großen  Klceblattfenstcrn  ausgezeichnet, 
die  Mitte  durch  eine  Ueberhöhung  mit  Kreisfenstern 
und  einem  wuchtigen  Giebel  hervorgehoben. 

Dem  Entwurf  „Lenz",  bei  welchem  die  Trennung 
von  Ministerium  und  Briefamt  durch  einen  breiten  von 
Ost  nach  West  verlaufenden  Landstreifen  erfolgt  ist, 
wird  von  der  Vorprüfung  programmgemäße  Raum- 
bemessung, sowie  gute  Belichtung  und  Gruppierung 
zuerkannt,  wogegen  die  Verlegung  des  Postdienstes 
an  den  nördlichen  Teil  des  Platzes  wegen  der  Ver- 
zögerung des  Verkehres  zu  den  Bahnpostwagen  be- 
anstandet wird.  (Hierzu  sei  bemerkt,  daß  unmittelbar 
am  Südende  der  vor  dem  Starnberger  Bahnhof  be- 
ginnenden Bahnunterführung  die  Hauptpost  Münchens 
ihren  Sitz  hat.)  Der  Entwurf  ist  wohl  nur  wegen  der 
allzu  einfachen,  trockenen  architektonischen  Behand- 
lung zu  Fall  gekommen. 

Im  Grundgedanken  nicht  ohne  Reiz  ist  auch  der 
Entwurf  „Ehrenhof";  der  Verfasser  gruppiert  das 
Ministerium  um  einen  großen,  nach  Süden  nur  nie- 
der umbauten,  begrünten  Hof  derart,  daß  das  Ministe- 
rium das  südwestliche  Drittel  der  Bauflächc  einnimmt; 
hieran  schließen  sich  nach  Ost  und  Nordost  die  Räume 
des  Briefamtes,  Das  beherrschende  Element  ist  der 
riesige  Giebel  mit  dem  18  m  hohen  quer  dahinter  durch- 
laufenden Walmdach  über  den  Haupträumcn  des  Mi- 
nisteriums im  Hintergrund  des  Ehrenhofes.  Das  da- 
hinter entstandene  Gewinkcl  geht  über  die  berechtigten 
Forderungen  des  „Malerischen"  weit  hinaus  Aber  trotz 
aller  Unvollkommenhciten  spricht  aus  der  Ar  beit  Talent. 

Auf  ganz  modernen  Bahnen  sich  zu  bewegen,  hat 
nur  ein  Entwurf  gewagt,  Motto  „Verkebrszentrale". 
Der  Entwurf,  aus  dem  ein  ungewöhnliches  Gestaltungs- 
vermögen spricht,  ruft  Arbeiten  von  Otto  Wagner  und 
Olbrich  in  Erinnerung  und  gemahnt  in  seiner  Gcsims- 
losigkeit  und  mit  den  großen  Flachkuppeln  lebhaft  an 
orientalische  Hauten.  Er  gruppiert  die  ganze  Anlage 
11111  2  grüße,  elliptische,  quer  zur  Längsachse  gestellte 
Treppenhaushallen,  beeinflußt  aber  dadurch  -  wie 
die  Vorprüfung  ergab       Lage  und  Gestalt  der  ein- 

So.  39. 


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zelncn  Räume  derart  ungünstig,  daß  sie  für  den  Post- 
dienst sich  nicht  brauchbar  erweisen.  Die  Kahlhcit 
des  AeuBcrcn,  dessen  Wandgliederung  fast  nur  auf 
Fensterlöcher  sich  beschränkt,  kommt  wegen  der  zahl- 
reichen, kraftigen  Vor-  und  Rücksprilnge  fast  garnicht 


zum  Bewußtsein ;  aber  trotzdem  möchten  wir  diese 
Askese  nicht  befürworten.  Das  Unfreudige,  welches 
in  der  Arbeit  liegt,  ist  dem  Münchener  unsympathisch 
und  es  wird  einen  solchen  Bau  hier  stets  als  Fremd- 
ling erscheinen  lassen.  |s<i.iub  msm 


Rheinischer  Kleinwohnungsbau. 

Vou  J.  Stabben.    (Koii.euuiie.)   Iiiemi  dir  AhhlMiingen  auf  Seil*        und  »41. 


|  eher  die  sehr  hübschen  Gustavsburger  Arbeiterhäuser 
(Arch.  Geh.  Ob.-Brt  K.  Hofmannt  geben  die  Ab- 
bildunzen 73-  81  Auskunft.  Sehr  durchdacht  und 
mit  künstlerischem  Geschick  ausgestattet  sind  schließlich 
die  vom  Arch.  Ludwig  Bopp  entworfenen  Wohnbauten 
der  Firma  J.  W.  Zanders  in  Bergisch  -  Gladbach ;  die 
Abbildungen  8a — 01  mögen  ein  Bild  der  reizvollen  Ko- 
lonie Gronauerwald  geben,  ein  Einfamilienhaus  und  drei 
Doppelhäuser  darstellend.*!  Die  Anordnung  einer  Diele 
oder  die  Ausbildung  der  Küche  als  Diele  verleiht  diesen 
für  Arbeiter  und  Angestellte  bestimmten  Häuschen  ein 
eigenartiges  Gepräge.  Bei  den  Doppelhäusern  liegen  die 
Eingänge  nicht  an  derselben  Seite;  das  Haus  in  Abbilden. 
88  u.  89  zeigt  zwei  als  Spiegelbilder  aneinander  gefügte 
Wuhngrundrissc.  In  den  neueren  Bauten  sind  in  den 
Spül-  und  Waschräumen  versenkte,  abgedeckte  Badewannen 
angebracht.  Alle  Häuser  sind  verschieden;  viele  derselben 
sind  an  Arbeiter  verkauft.  Als  Ausstellerin  nannte  sich 
in  Düsseldorf,  wo  ein  großes  Modell  der  ganzen  Ansiede- 
lung den  Beschauer  erfreute,  Frau  Anna  Zanders  geb. 
v.  Siemens  auf  Haus  Leerbach,  dereti  kunstsinnige  und 
soziale  Bestrebungen  in  Ludwig  Bopp  einen  glücklichen 
Dolmetsch  gefunden  haben. 

Auttcr  den  Privatbetrieben  kommen  als  Arbeilgeber 
städtische  und  staatliche  Behörden  in  der  Wohnungsfür- 
sorge für  ihre  Betriebsarbeiter  inbetracht.  Es  ist  bekannt, 
daß,  wie  andere  deutsche  Staaten,  so  auch  Preußen  dieser 
Aufgabe  neuerlich  eine  große  Tätigkeit  zuwendet,  und 
nicht  minder  das  Reich;  die  Kommunalbehordeu  folgen 
umsomehr,  als  auch  ihre  gewerblichen  Betriebe  sich  aus- 
dehnen. So  waren  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  mit 
Arbcitcrwohnungcn  vertreten  die  Städte  Duisburg,  M. -Glad- 
bach, Köln,  Frankfurt  und  Wiesbaden,  die  kgl.  Bergwerks- 
Dircktion  in  Saarbrücken  und  die  Eisenbahn -Direktionen 
zu  Elberfeld,  Essen,  Köln,  Saarbrücken  und  Frankfurt  a.  M. 
Die  in  den  Vororten  erbauten  Häuser  der  Stadt  Köln 
bilden  Kolonien  von  iV'j-  und  2'', geschossigen  Ein-  bis 
Vierfamilienhäusem  in  Gruppen;  die  Abbildgn  92  94 
zeigen  ein  doppeltes  Einfamilienhaus,  Abbildgn.  0,5  -97 
ein  doppeltes  Zweifamilienhaus,  Abbildgn.  08  u.  99  Zwei- 
familienhäuser in  längerer  Reihe.  Drei-  bis  viergeschossige 


Gruppen-  und  Reihenbauten  hat  dagegen  die  Stadl  Wies- 
baden für  ihre  Arbeiter  errichtet,  wovon  zwei  Hau- 
arten nach  den  Entwürfen  des  früheren  Stadtbmstr.  Prof 
F.  Genzmer  in  den  Abbildgn.  100  103  vorgeführt  sind. 
Der  Bodenpreis  beträgt  6  M.  für  1  <t"\  die  Jahresmicte  für 
eine  Zweizimmcr-Wonnung  200  M  ,' für  eine  Dreizimmer- 
wohnung 300  M  annähernd.  Grobbauten  ahnlicher  Art 
bei  höherem  Bodenweit  sind  die  Beamtenwohnhäu-er 
der  Stadl  Krankfurt. 

Dem  Beispiel  der  Saarbrücker  Berg werks- Verwal- 
tung, die  schon  seit  langer  Zeit  den  Wohnungsbau  für  ihre 
Arbeiter  betreibt  und  (ordert  >ie  hat  263  Häuser  für 
441  Familien  erbaut  und  Baudarlehen  im  Betrage  von 
mehr  als  i5  Mill.  M.  bewilligt  sind  die  Eisenbahn- 
Direktionen  in  rühmenswerter  Weise  gefolgt.  Zwar 
waren  die  in  Düsseldorf  ausgestellten  Baupläne  der  Eisen- 
bahn-Wohngebäude  zuniteil  äußerlich  wenig  anmutend; 
die  kleineren  Häuser  aus  dem  Essener.  Kolner  und  Saar- 
brücker Bezirk  machten  iniieti  einen  recht  freundlichen 
Eindruck.  Besonder»  gilt  das  von  den  neueren  Bauten 
der  Kolner  Direktion,  die  außer  den  im  Bezirk  zerstreuten 
Wohngebäuden  geschlossene  Arl>citerkolonien  aus  staals- 
eigenen  Mietwohnungen  in  Koln-Xip|>es,  Kalk  und  Oppum 
errichtet  hat.  Dabei  ist,  wie  berichtet  wird,  der  wirt- 
schaftlich richtige  Grundsatz,  daß  das  Gesamtanlagekapital 
einschließlich  des  Bodenwertes  zur  4  prozenligen  Verzin- 
sung gebracht  werden  soll,  nicht  bloß  vorgeschrieben, 
sondern  auch  zur  Erfüllung  gebracht  Grundrisse  und 
Aufrisse  eines  Kinzelhäusehens,  eines  Zweifamilienhauses 
und  eines  Sechsfamilienhauses  zeigen  die  Abbildgn.  104 
bis  ioo.  Am  1,  Oktober  1901  waren  in  den  Provinzen 
Rheinfand  und  Westfalen  seitens  der  Staats  -  Eisenbahn- 
Verwaltung  erbaut  bezw.  im  Bau  begriffen  33  Einfamilien- 
häuser, 23  Zwei-,  24  Drei-,  393  Mehrfamilienhäuser  mit 
2231  Wohnungen  und  7009  Wohnräumen.  Inzwischen 
haben  sich  diese  Zahlen  erheblich  vergrößert,  denn  noch 
am  16.  April  190a  wurden  vom  preußischen  Landtage  rd, 
11  Mill.  M.  für  den  Bau  staatlicher  Arbeiterwuhnungen 
zur  Verfügung  gestellt,  und  iniganzen  betragen  die  Be- 
willigungen für  diesen  Zweck  in  Preußen  seit  1895  rd 

31    Mill,   M.'  )  —  (Schlull  (tilKtt 


Die  Herstellung  und  Vorzüge  der  breitflanschigen  Grey -Trager,  System  Differdingen. 

(Natti  einem  Vortrage  vom  Zivil  -  Ingenieur  Scholl,  gehalten  im  Aren.,  u.  Ing -Verein  för  Nicikrrban  un<!  Westfalen  in  Köln  a.  Rh.) 

jnSi]  er  Herstellung  von  eisernen  Trägern  waren,  so  lange  gewissen  Grenzen  zu  bleiben,  z.  B.  beträgt  die  des  300  ",En 

B  &X  man  z"  denselben  Schweißeisen  benutzte,  die  Träger  Norinalprofiles  nur  125 mm;  tiefere  Einschnitte  in  die  langen 

also  aus  leicht  schweißbaren,  stärker  phosphorhaltigen,  Walzen  würden  dieselben  zu  leicht  zum  Brechen  geführt 

also  kaltbrüchigen  Luppen  erzeugt  werden  mußten,  inbezug  haben,  und  auch  die  Bcdingungeinerfortlaufcnden  Streckung 

auf  die  Abmessungen  ziemlich  enge  Grenzen  gesetzt.  Träger  des  Steges  in  den  Fertigkalibern  verminderte  ein  weiteres 

von400""»HöhcwarenschonetwasBesonderes,dieSchweiß-  Austreiben  des  Materiales  in  den  Flanschen    Die  wesent- 


näte  blieben  meist  erkennbar  und  in  der  Beanspruchung 
mußte  man  vorsichtig  sein.  Den  örtlichen  Bcdmgnngen 
für  die  Roheisenerzeugung  gemäß  waren  Belgien,  Nord- 
Frankreich  und  namentlich  der  Saarbezirk  zunächst  die 
Haupt -llerstellungsgegenden  und  bis  in  die  letzten  Tage 
sind  ja  Träger  in  Deutschland  noch  nach  der  Frachtgrund- 
lage Burbach  verkauft  worden.  Die  Herstellung  von 
Bessemerstahl  hat  in  der  Tragcrerzeugung  auch  noch 
keine  grundlegende  Aenderung  gebracht;  es  war  nicht  so 
ganz  leicht,  ein  weiches,  genügend  walzfähiges  Material 
damit  herzustellen  und  die  Fabrikation  von  Schweißeisen- 
Trägern  hat  sich  an  manchen  Orten  noch  ziemlich  lang 
gehalten  Erst  die  Entphosphorung  mit  der  erleichterten 
Erzeugung  des  w  eichen,  sehr  walzfähigen  Thomas  -  Fluß- 


liche Verwendung  von  Trägern  auch  zu  Stützkonstruktio- 
nen in  Amerika  brachte  dann  den  Ing.  Grey  der  t  arucgic- 
Werke  in  Homestead  zu  Versuchen,  mit  einer  andersge- 
arteten Walzarbeit  Träger  mit  breiteren  Flanschen  herzu- 
stellen und  diese  Art  des  Walzens  ist  im  großen  Stile  zu- 
erst auf  dem  Diffcrdingcr  Stahlwerk  der  Deutsch- 
Luxemburgischen  Bergwerks-  und  Hüttcn-A -G 
durchgeführt  worden. 

Auf  einer  schweren  Blockstraße  werden  die  'Träger 
in  sehr  intensiver  Walzarbeit  durchprofiliert  und  kommen 
dann  in  das  eigentliche  Grey- Walzwerk  Dieses  besteht 
aus  2  hinter  einander  angeordneten  Gerüsten  mit  glrteh- 
mäßigem  Antrieb  Von  einer  Stelle  aus.  Das  erste  t.eiüst 
hat  nur  Horizontalwalzen,  die  auf  die  Kanten  der  Flanschen 


hat  in  ziemlich  raschem  Umschwung  namentlich    wirken,  für  diese  also  gewissermaßen  cm  St.nnliur.-fil 

,.U1  I   j:-    C.II.     J-.   CT.«   .«  .  .11  ._       t\...   :..   >  -  — ■    1 ....    Ii.-:  „t...    l   i:. 


in  Deutschland  dieses  an  die  Stelle  des  .Schweißeisens 
gebracht  Vor  mehr  als  20  Jahren  schon  machte  sich  das 
Bedürfnis  nach  der  Aufstellung  von  Xormalprof ilen  für 
solche  'Träger  geltend  und  die  maßgebenden  deutschen 
technischen  Vereine  haben  diese  Arbeit  denn  auch  unter- 
nommen, mit  dem  Erfolg,  daß  die  aufgestellten  Normalien 
nicht  nur  in  Deutschland,  sondern  überhaupt  auf  dem 
Kontinent,  insbesondere  auch  in  Frankreich  zur  Anwen- 
dung kamen,  Man  war  aber  durch  die  frühere  Art  <lcr 
Walzarbeit  gezwungen,  mit  den  Breiten  der  Flanschen  in 

'1   Klieiinmbc  Alle  ir.m  oLimi^i  :i,  J  -uliht     II          h.  ,  F.i.i.l 


darstellen.  Das  zweite  Gerüst  hat  1  lorizmitalwal,  en  ,  <lic 
die  ganze  Leibung  des  Trägers  enthalten,  also  .uif  Steg 
und  Flansch  gleichzeitig  wirken,  außerdem  mittelbar  an- 
getriebene Vertikalwalzen,  die  ;u:t  die  Außenseite  der  Flan- 
sche arbeiten  und  die  GesaintWN-  bestimmen.  Eine  -u-l:r 
schwere,  bis  zu  10000 PS  entwickelnde  I  »rillnigs.  |<rv  ,1  -  irr- 
Maschine  treibt  die  Wal/cu  au  und  die  Trailer  hmlcn  ent- 
sprechend der  GruUe  iliircli  je  7—11  Stiche  in  dem  Grcv- 
Walzwerk.  Die  damit  ^e.rebeiien  kurzen  Walzen  können 
natürlich  erheblich  größerem  Druck  widerstehen,  auch 
ist  eine  allmähliche,  sehr  bedeutende  streckende  Wirkunt; 


•  I  Ii.',.  l,..,:l.,-,tJ.LU  X..  J  s.  ub  1.1:1)  II» 


14.  Mai  1904. 


-43 

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auf  die  Flansche  möglich,  so  daß  eben  weit  größere  Ab- 
messungen für  diese  zu  erzielen  sind  nnd  gleichzeitig 
Träger  bis  zu  7 so mn>  Höhe  und  bedeutender  Lange  ge- 
walzt werden  können.  Man  gießt  dafür  Blöcke  bis  zu  6«, 
die  schon  etwas  profiliert  sind,  trotz  ihrer  Größe  aber  in  der 
Blockstraße  eine  vollkommen  genügende  Durcharbeitung 
finden.  Da  die  Horizontalwalzcn  des  zweiten  Gerüstes  das 
Innenprofil  des  fertigen  Tragers  haben  müssen,  so  laßt  sich 
an  der  Gesamthöhe  in  der  Walze  nicht  viel  ändern  und 
es  muß  deshalb  für  jede  Höhe  ein  besonderer  Satz  von 
Walzen  vorhanden  sein. 

Die  Flanschenbreiten  der  neuen  Profile  sind  nun  so 
bestimmt,  daß,  mit  220  mm  Höhe  beginnend  bis  zu  300  mm, 
die  Flanschcnbrcite  gleich  der  flöhe  ist,  von  da  ab  bleibt 
diese  gleich  bis  zum  größten  Profil  von  750  mm.  Die  Steg- 
stärken  sind  mit  Rücksicht  auf  die  Walzarbeit  gegriffen 
und  im  Mittel  1  größer  als  bei  den  alten  Profilen. 
Wesentlich  ist,  daß  die  Neigung  der  Flansche  mir  9%  be- 
trägt, gegen  14%  bei  den  alten  Profilen;  es  lassen  sich 
also  sämtliche  Anschlüsse  leichter  herstellen,  auch  ist 
nach  der  Art  der  Walzarbeit  die  verhältnismäßig  starke 
Abrumlung  der  äußeren  Flanschcnkante  wie  bei  den  alten 
Profilen  nicht  nötig,  die  Kante  ist  scharf.  Der  Vorzug 
der  breitflanschigen  Träger  gegenüber  den  alten  Profilen 
ist  nun  in  erster  Linie  der,  daß  bei  gleichen  Höhen  die 
Widerstandsmomente  viel  größer  sind.  So  beträgt  dasselbe 
für  das  kleinste  Profil  von  220  »»  Höhe  inbezug  auf  die  wag- 
rechte  Achse  und  ausgedrückt  in  Centimeter  671,  während 
dieses  von  dem  Normalprofil  mit  300  noch  nicht  erreicht 
wird;  das  Widerstandsmoment  gegen  die  lotrechte  Achse 
für  den  erstcren  aot,  was  erst  von  dem  Normalprofil  mit 
450""",  also  einem  der  größten  überhaupt  bis  jetzt  gewalz- 
ten, erreichtwird.  Dasbreitflanschige Profil  johat einWider- 
standsmoment im  erstcren  Sinne  von  1680,  was  erst  wieder 
überschritten  wird  von  dem  Normalprofil  mit  425  n"»  Höhe, 
wobei  die  größere  Widerstandsfähigkeit  gegen  wagrechte 
Ausbiegung  ja  doch  bei  Balkenlagen  z.  B.,  auch  noch  unter- 
stützend wirkt.  Das  Widerstandsmoment  des  300  "i™  breit- 
flanschigen Trägers  gegen  die  vertikale  Achse,  also  die 
schwächere  Seite  im  Sinne  der  Knickfestigkeit  mit  500, 
wird  von  dem  bis  jetzt  hergestellten  größten  550 er  Träger 
mit  nur  349,  also  bei  weitem  noch  nicht  erreicht.  Will 
man  gleiche  Höhen  gegen  einander  vergleichen,  so  er- 
setzen 2  brcitflanschige  Träger  von  220  mm  I  lohe  5  solcher 
vom  Normalprofil,  3  der  ersteren  von  300  8  normale, 
3  breite  von  360  7  normale.  Im  allgemeinen  wird  es 
aber  viel  wesentlicher  sein,  daß  man  dieselbe  Tragfähig- 
keit z.  B.  bei  Deckenkonstruktionen  mit  geringeren  Trägcr- 
höhen  erreichen  kann,  da  auf  diese  Art  der  Verlust  an 
den  in  Deutschland  durchweg  beschränkten  Gesamtbau- 
höhen beim  Einschicben  der  einzelnen  (Geschosse  verringert 
wird,  bezw.  für  diese  größere  freiere  Höhen  übrig  bleiben. 
Viel  wesentlicher  sind  naturgemäß  die  Vorteile  bei  der 
Verwendung  der  breitflanschigen  Träger  als  Stützen,  oder 
für  gedrückte  Konstruktionsteile,  wo  sie  das  Vielfache  der 
alten  Nornialprofile  ersetzen.  Auch  die  Einlagerung  etwa- 
iger Betonierungen  oder  sonstiger  Zwischendecken  in  die 
breitflanschigen  Träger  ist  eine  viel  günstigere.  Der  betr. 
Betonstreiten  bekommt  mehr  den  Charakter  eines  einge- 
spannten Balkens,  wird  also  an  sich  mehr  tragen;  Ver- 
suche in  der  Richtung  wären  zweckmäßiger  Weise  noch 
zu  machen,  Ebenso  wird  das  Einlegen  von  Hohlzicgcl- 
decken  usw.  begünstig.  Die  jüngsten  Erfahrungen  bei  dem 
großen  Brande  in  Baltimore  haben  deutlich  gezeigt,  wie 
wesentlich  die  l'mmantelungsfrage  für  Eiscnbalkcn  und 
-Stützen  ist,  wie  günstig  sie  aber  auch  wirken  kann.  Die 
Mehrzahl  der  dortigen  Wolkenkratzer  war  für  ihre  Eisen- 
gerüste mit  Hohlziegel  l'mkleidung  (Terrakotta)  versehen 
und  diese  haben  im  Brande  ausgezeichnet  gestanden. 
Sie  sind  selbstverständlich  auch  leer  gebrannt,  im  übrigen 

Preisbewerbungen. 
In  dem  Wettbewerb  des  Beamten-Wohnungs-Vereins 

um  Entwurfsskizzen  für  die  Bebauung  eines  Grundstückes 
in  Charlottcnburg  1«.  S.  11)  erhielten  unter  47  eingegan- 
genen Arbeiten  je  einen  Preis  von  1500  M.  die  Hrn.  Arch. 
Schmieden  it  Böthkc  und  Alfr.  J.  Balcke  &  Carl 
Sickcl.  sowie  je  einen  Preis  von  1000  M.  die  Hrn.  Arch. 
Friedr  Thelemannu.  Ma_\  Langer  und  Erdmann  \ 
Spindler,  sämtlich  in  Berlin.  Die  Entwürfe  sind  vom 
15.  bis  /.  21  d  M  von  u  6  l.'hr  1111  Architektenhause 
aufgestellt.  — 

Personal-Nachrichten. 

Preußen.  l>«m  heu  braun«,  hw  Reg  -  u  Brt  Briuckmann 
in  Brauuschvvcig  i»t  der  Kote  Adler  Orden  |||,  Kl  ,  dem  l.andbau- 
lirsp.  II  all  er  mann  in  Anrath  um!  ileni  her/  braunxehw.  Brt. 
Müller  in  llol/roinde»  der  Rute  Adter-Ordc»  IV.  Kl.  verliehen. 


aber  nicht  schwer  geschädigt  worden  und  lotrecht  stehen 
geblieben,  während  niedrige  Gebäude  alter  Herstellungs- 
art zu  Trümmern  zusammen  gefallen  sind.  Die  mit  Ziegeln 
bekleideten  Außenwände  dieser  Gebäude  haben  sich  so- 
gar viel  besser  gehalten,  als  die  massiven  Granitmauern 
weniger  hoher  Wohn-  und  sonstiger  Gebäude. 

Die  bedeutende  Einzeltragfähigkeit  der  breitflanschi- 
gen Träger  gestattet  außerdem,  an  vielen  Stellen  zu- 
sammengesetzte, genietete  Konstruktionen  ganz  zu  ver- 
meiden So  kann  z.  B.  eine  normal  ausgestattete  Ueber- 
brückung  der  Staatsbahn  von  nahezu  9 m  Stützweite 
mit  einem  nackten  breitflanschigen  750  mm  Träger  herge- 
stellt werden.  Auf  dem  DiffercJingcr  Werk  selbst  ist  ein 
Laufkran  von  21,5'"  Spannung  mit  36«  Eigengewicht  und  25" 
Tragfähigkeit  auf  ein  Gerüst  gesetzt  worden,  welches  als 
Stützen  300  •«  hohe  breitflanschige  Träger  halte,  als  Lauf- 
bahn-Träger solche  von  650"""  Höhe  bei  8  ■»  Stützenab- 
stand. Der  ältere  Teil  bestand  aus  einem  genieteten  Gitter- 
stützwerk und  einem  zusammengesetzten  Blechträger  mit 
2S3  M.  Kosten  für  1  ■",  während  der  später  angefertigte 
feil  aus  den  einfachen  Trägern  nur  206  M.  kostet.  Der 
große  Vorteil  der  viel  raseneren  Herstellung  und  ein- 
facheren Montage  geht  noch  nebenher  uud  es  fällt  jede 
Lockerung  der  Nieten  usw.  bei  zusammengesetzten  Teilen 
fort.  Auch  in  Konstruktionen  jeder  Art  sind  die  breit- 
flanschigen Träger  natürlich  mit  Vorteil  zu  verwenden. 
Sic  leisten  bei  gedrückten  Teilen  unendlich  viel  mehr, 
gestatten  mit  den  flacheren  Flanschen  einen  leichteren 
Anschluß,  auch  für  l'cberlappungcn  usw.,  und  das  An- 
bringen von  Nieten  wird  bedeutend  erleichtert.  Die  Vor- 
züge der  Verwendung  derartiger  Träger  im  Eisen-Hochbau 
und  bei  Konstruktionen  der  verschiedensten  Art  sind  also 
in  die  Augen  springend. 

Was  die  technischen  Einrichtungen  des  Diffcrdinger 
Stahlwerkes  als  solche  angeht,  so  machtdie  Verwendung  ganz 
schwerer  Blöcke  von  nicht  unter2,3— a^<Ge  wicht  die  Gießar- 
beit  in  der  Stahlhütte  sehr  einfach  und  hat  zu  einer  interessan- 
ten Ausbildung  der  ganzen  Walzwerkanlagc  geführt.  Eine 
schwere  Blockstraße  mit  einer  im  Mittel  4000  PS  leisten- 
den Rcversicr- Maschine  nimmt  die  gesamte  Stahlmenge 
auf  und  gibt  sie  entweder  durch  das  Walzengerüst  der 
einen  Seite  vorprofiliert  an  das  Grey -Walzwerk  ab,  oder 
auf  der  anderen  Seite  in  rechteckiger  Form  vorgcwalzt 
an  die  dort  weiter  verarbeitende  Straße.  Hier  treibt  eine 
3000  pferdige  Tandem  -  Zwillingsmaschine  entweder  ein 
schweres  Duowalzwerk  mit  Reversicrbetricb  zur  Her- 
stellung vorgewalzter  Blöcke,  Knüppel  oder  Platinen,  oder 
auf  der  anderen  Maschinenseite  ein  Trio  zum  Walzen 
von  Schienen,  Schwellen,  kleineren  Trägern  Außerdem 
kann  noch  vorgeblocktes  Material  auf  eine  Mittel-Schnell- 
straße abgegeben  werden,  die  mit  einem  Occhelhäuser- 
schen  Gaszwilling  von  1300  PS  angetrieben  wird,  oder 
von  der  Knüppclstraßc  auf  ein  Drahtwalzwerk  von  2300  PS, 
mit  Körting-  Gaszwilling  angetrieben.  Das  Differdinger 
Werk  hat  überhaupt  von  Anfang  an  die  Ausnutzung  der 
Hochofengase  planmäßig  entwickelt;  es  laufen  dort  sechs 
Cockerill -  Motoren  von  600— 700  I' S  für  das  llochofen- 
gcbläsc,  wozu  Dampfmaschinen  überhaupt  nicht  vorhan- 
den sind.  Einer  dieser  Motoren  kann  auch  auf  Strom- 
erzeugung umgeschaltet  werden .  außerdem  sind  noch 
3  nur  für  solche  vorhanden.  Die  sämtlichen  Einzclcin- 
richtungen  sind  in  ausgedehntestem  Maße  mechanisch  zur 
Vermeidung  icder  Handarbeit  eingerichtet,  wobei  neuer- 
dings indirekter  Riemenantrieb  immer  mehr  durch  einzel- 
elektrischen  ersetzt  wird.  Eine  solche  nach  einem  ein- 
heitlichen großzügigen  Plan  eingerichtete  Anlage  verlangt 
bei  ihren  bedeutenden  Herstellungskosten  naturgemäß 
auch  ein  gewisses  Maß  von  durchfließender  Arbeit,  wenn 
sie  zweckmäßig  und  billig  arbeiten  soll,  eigentlich  nicht 
unter  1000  >  auf  den  Arbeitstag.  — 

Der  Geh.  BrL  D  c  I  i  u  ■ ,  vortr.  Rat  im  Minist,  der  ofienlL  Arb. 
i-t  z.  Geh.  Ob -Bit.  und  der  Geh.  Brt.  SlObben  in  Puaen  mm 
Ob, -Bit  mit  dem  Range  der  Ob  Reu -Kate  ernannt 

Veracut  sind:  Die  Reg.  Bm.tr.  Markers  von  Berlin  narh 
Wilhelmahaven,  Stern  von  Marienwerder  nach  Berlin,  Struli 
von  l.urkau  narh  l.'srh  i.  P.,  Zi  Ilmer  von  Neufahrwa»*er  »ach 
Karthaua  und  Landsberger  von  Potsdam  nach  Berlin. 

Die  Reg.-Bmstr.  Kellensmann  lind  S  t  e  g  m  a  n  n  sind  der 
Kgl  Reg.  in  Magdeburg  be/v>  Gumbinnrn  zur  Beschäftigung 
überwiesen. 

Württemberg.  Der  Ine  Fr/.  I.appe  in  (.'«»statt  ist  ge.torben 

Inhalt:  Hekaiiiitmacllriru;  de»  Verbandes  deul».  h  Arcli.-  u.  tue -Vereine 
—  Der  Idrcn- Wettbewerb  um  Knlwnrfc  lOr  das  baverischi  Verkehrv- 
MinUienum  in  München  |l..tt,ct»uni:r  —  Rheinischer  Kleinwohnunr-bau 
<Funsei7uii|.-i.  -  t'ie  llerMcl.uDc  «nd  Vorrilte  der  br*l*fltMCMft*l  tire>- 
I»;.  r.  s>  ,„.m  Dillerdinceu   -  Prersbewerbunrm.   -  Personal -Sacimctrieii. 

Hier/u  eine  Bildbeilage:  Die  neue  Rheinbrücke  bei  Mainz. 

Verla,;  der  Drunclien  Kau/citunr.  C  n>  I.  II  .  IVrlin.  Kur  die  K.daktiun 
maatwvril.  Alben  llutiiianu,  Berlin.   Druck  von  Willi,  tiiese,  Berlin. 

Ha.  39- 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  | 

XXXVIII.  JAHRG.  m  40.  BERLIN,  DEN  18.  MAI  1904  § 

Rheinischer  Kleinwohnungsbau. 


Von  J.  Siobben.  (MM) 

4  Vergleich  mit  Kleinwohnungen  in  anderen 
Gegenden  Deutschlands 
|enn  man  die  von  den  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereinen  zu  Berlin,  Chemnitz,  Krankfurt  a.M..  Kassel. 
München,  Oldenburg,  Schwerin,  Straßhurgund  Stutt- 
gart demVerfasscr  für  den  Augsburger  Vortrag  zur  Verfü- 
gung gestellten  Plane  ausgeführtei Kleinwohnungen  nachder 
Große  der  Baulichkeiten,  in  welrhcn  die  Wohnungen  unter- 
gebracht sind,  in  kleine,  mittelgroße  und  große  Gebäude 
einteilt,  so  gehören  diejenigen  in  Mecklenburg,  Oldenburg 
und  in  der  Walz  1  Landau),  zumteil  auch  die  Chemnitzer 
und  Stuttgarter  zur  Klasse  der  kleinen,  andere  Chemnitzer 
und  Stuttgarter  Bauten  zur  Klasse  der  mittelgroßen  Ge- 
bäude,  wahrend  die  übrigen  Chemnitzer  sowie  die  Ber- 
liner, Kasseler  und  Straßburger  Kleinwohnungshäuscr  als 
Großbauten  zu  bezeichnen  sind.  I>ic  Krankfurier  Woh- 
nungen wurden  schon  oben  besprochen. 

In  Mecklenburg  handelt  es  sich  um 
und  1     geschossige  ländliche  Mäuschen  für 


"Pf 

Abbild*.  116  u.  117.    Viergeirbouigc  \Vohnh4u«rr  dr« 
Raaverems  in  KasseL 

und  um  l'achthöfe.  Der  oldc  n  bu  rgische  Architekten-  und 
Ingenieur- Verein  hat  eine  Baupläne-Sammlung  veranstaltet 
von  eingeschossigen,  ausnahmsweise  zweigeschossigen 
Wohnhäusern  fürWärter,  Weichensteller  und  andere  l  nter- 
bcamte  der  oldcnhurgischen  Staatsbahn  und  der  komgl 
Eisenbahndirektion  zu  Hannover,  ferner  von  1-.  i<  r  und 
2gcschossigen  Einzel-  und  Dnppelhäilsehcn  di  r  Klävcmann- 
Stiftung  und  des  Gemeinnützigen  Bauvereins  in  Oldenburg 
sowie  der  Oldenburger  Glashütte  in  Dzielake.  Wir  (Inden 
hier  Kleinbauten  ähnlicher  Art  wie  in  der  Kheinprovinz, 
wenn  auch  etwas  bescheidener  in  der  äußeren  und  inneren 
Ausstattung.  Die  Jahresmiete  einer  Kamillenwohnung  be- 
trägt bei  der  Klävemaiin-Stiftung  qo  Ins  iao  M.  In  Lan- 
dau ist  es  die  Stadlgemcinde  selbst,  deren  sehr  regsame 
Verwaltung  eine  größere  Zahl  hübscher  Kleinwohnungen 
errichtet  hat:  es  sind  freistehende  Gruppen  von  zwei  und 
drei  aneinander  gebauten,  zweigeschossigen  Zweifamilien- 
häusern mit  einer  Dreizimmerwohnung  in  ledern  Ge/Schoß, 
entworfen  vom  Stadthmstr.  Seherh. 


Itirr«  dir  AW.itdunjjTn  s.  »47. 

Sehr  vielgestaltig  ist  die  Che  mnilze  r  gemeinnützige 
Bautätigkeit,  als  deren  charakteristische  Beispiele  die 
kleinen  1  läuser  der  Stiftung  Heim,  die  mittelgroßen  Häuser 
des  Bauvereins  K ige ncr  Herd  und  die  großen  Beamten- 
und  Arbeiter- Wohnungsgebäude  der  Staatseisenbahn -Ver- 
waltung in  l  hemnitz-Hilbersdorf  hervorzuheben  sind.  Die 
Häuser  der  Stiftung  Heim  sind  anderthalbgesehossige  Ge- 
bäude, zwei  kleine  Wohnungen  neben  einander  enthaltend, 
einzeln  stehend  oder  paarweise  gruppiert  Paarweise  frei- 
stehend sind  auch  die  dreigeschossigen  Bauten  des  Ver- 
eins Eigener  Herd,  in  jedem  Geschoß  eine  bescheidene 
dreiräumige  Wohnung  12  Stuben,  t  Vorplatz  zugleich  Küche, 
1  Abort»  enthaltend.  Die  Eisenbahn -Wohngebaude  dagegen 
sind  31,-  und  4' »geschossige  Reihenhäuser,  eine  ganze 
Blockselte  oder  einen  ganzen  Block  (mit  Wasch-  und  Bade- 
anstalt im  Inneren  desselben»  einnehmend.  In  jedem  Ge- 
schoß eines  jeden  Hauses  liegen  zwei  abgeschlossene 
Wohnungen,  die  zumeist  aus  4  Räumen  (die  Küche  ein- 
geschlossen! bestehen,  zumteil  auch  mit  lüftbarer  Speise- 
kammer ausgestattet  sind;  der  zu  jeder  Wohnung  ge- 
hörende Abort  liegt  getrennt  am  Treppenabsatz. 

Die  Stuttgarter  gemeinnützige  Bautätigkeit  ist  wohl 
am  meisten  und  in  sehr  vorteilhafter  Weise  durch  die 
Veröffentlichungen  über  die  vom  Verein  für  das  Wohl  der 
arbeitenden  Klassen  ins  Leben  gerufene  Kolonie  <  Ktheim 
bekannt  geworden,  deren  villenartige,  schmucke  I  läuser 
hei  einer  .Monatsmiete  von  9  —  11  M.  für  ein  Zimmer  fast 
nur  von  wirklichen  Arbeiterfamilien,  etwa  1500  an  der 
Zahl,  bewohnt  sind  Aehnlieh  die  im  Bau  begriffene  An- 
siedelung Westheim,  Wo  etwa  700 Wohnungen  geschaffen 
werden  sollen  und  die  Monatsmiete  jedes  Zimmers  auf 
7  8  M.  zu  stehen  kommt.  Die  Wohnungen  enthalten  zu- 
meist 3  Räume  (2  Zimmer  und  Küchel,  in  der  Minderzahl 
4  Räume  Ausgezeichnete  Darstellungen  der  anmutigen 
Behausungen  bietet  das  Sammelwerk  der  in  den  Kolonien 
Ostheiin  und  Westheim  vorwiegend  tätigen  Arch.  Böklen 
und  Keil  y  Lnsere  Abbildgn.  110-  ti^zeigcn  eine  offene, 
114  und  115  eine  geschlossene  Baugruppe  dieser  meist 
2'j'l  geschossigen  Stuttgarter  Kleinwohnungen. 

Der  gemeinnützige  Wohnungsbau  in  Kassel  ist  ver- 
treten durch  die  viergeschossigen  Reihenhäuser  der 
Wimmel-Stiftung  1  Stadlbauamt  l,  der  Gemeinnützigen  Ball- 
gesellschaft (Arch  Joh  Roth!  und  des  Arbeiter  BaUVCreUW, 
sowie  die  fünfgeschossigen  des  Spar-  und  Bauvereins 
Die  Gebäude  sind  durch  Brandmauern  111  Teile  zerlegt, 
welche  auf  jedem  Stockwerk  zwei  Kleinwohnungen  ent- 
halten ;  die  Aborte  liegen  meist  an  den  Treppenab-ätzen 
oder,  indirekt  beleuchtet,  hinter  den  S|«-isckamnicrn.  auch 
wohl  neben  der  Küche  und  von  der  Spnlnische  zugänglich. 
Am  ansprechendsten  sind  die  Häuser  de»  Arbeiter-Bau- 
vereins in  Kirchditmold  (Arch.  Alw  Genschel),  wo  ein 
umfangreiches  Gelände  mit  viergeschossigen  Gruppenbau- 
ten in  halboffener  Bauweise  besetzt  wurde.  Die  Regel 
bilden  hier  in  den  Mittelbanten  dreiräumige  Wohnungen, 
welche  mit  Speisekammer  und  Abort  um  einen  abge- 
schlossenen Klur  liegen;  weniger  empfehlenswert  erschei- 
nen die  Grundrisse  der  Eckbauten  l"n-ere  Abbildgn.  116 
und  117  geben  ein  Beispiel 

Aus  Straßburg  haben  wir  zu  berichten  Uber  die 
„Volkswohmingen  der  gemeinnützigen  Ballgesellschaft" 
(Arch.  Alb.  Nadle rl,  viergeschossige  Reihenbauten,  einen 
großen  Block  zwischen  Schwarzw;ildstralJc,  Bucevstraße, 
bei  den  Spachhäusem  und  Edelstraße  mit  großem  Hinnen- 
hol  umfassend;  die  Widmungen  halten  meist  vier  Räume 
(drei  Zimmer  und  Küchel  und  an  der  Küche  einen  Hol- 
balkon,  von  welchem  der  in  die  Küche  eingebaute  Abort 
seinen  Zugang  hat.  Andere  Volkswolmungen  in  vierge- 
schossige Reihenbauten   an  der  Andlauer-   und  Nicder- 

-I  A  r  b  r  i  t  r  r  w  «1  Im  m  »1  s  r  n.  Sri»  Knier.  Amp-lfthrie  fSHwaäf^ 
enthaltend  Wohmin^e n  \"n  rwri  und  drri  /iminrni.  Mit  I .i-sjulnt  in 
faili'Un  ll*rst«*lliiii£,  4  ii  dndi  U*rn.  Sshtmtrn  und  hfUils.  Ilci jnsjrcprbrn 
Mm  Heiklen  ft  Knl.  Antan-kirn  in  Stuttgart.  >v»  -Ion* 

245 


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bronner  Straße  und  am  Dreizehnergraben  stammen  von 
den  Aren,  üe rn i ngc r  «.V  Krafft;  es  sind  zwei-,  drei-  und 
vierräumige  Wohnungen  < mit  Einschluß  der  Küche  ge- 
zahlt), in  welchen  die  in  unserer  Abbildg.  1 18  dargestellte 
Anordnung  von  Küche,  offener  Halle  am  Hof  und  Abort 
fast  allgemein  durchgeführt  ist 

Her  gemeinnützige  Kleinwohnungsbau  einer  Millionen- 
stadt wie  Berlin  kann  selbstredend  im  Kähmen  dieses 
Aufsatzes  weder  erschöpfend  noch  übersichtlich  behandelt 
werden;  es  kann  sich  hier  nur  um 
eine  kurze  Mitteilung  Ober  das  han- 


plänc  zu  den  Häusern  des  Be- 
amtenwohnungs- Vereins  an  der 
Greifenhagener  Straß*  zu  Berlin 
und  an  der  Belforter  .Straüe  in 
Steglitz.  Die  Pläne  beider  Ge- 
bäudegruppen stammen  vom  Arrhi-  Volk 
tekten  F.nch  Kohn.  Die  Steglitzer 
Häuser  sind  4l:.gcschossigc  Reihen 


Abbildg.  118 
Wohnungen  ii 
bürg  1  F.. 


bauten  mit  Homageln,  durch  Brandmauern  in  einzelne  Ab- 
schnitte geteilt,  die  in  jedem  Geschoß  zwei  oder  drei  ab- 
geschlossene Wohnungen  enthalten.  Die  Wohnungen  sind 
drei-  bis  sechsräumig  (einschl.  Küche);  von  den  Küchen 
sind  ladbare  Speisckämmerehen  abgetrennt;  die  Aborte 
sind  so  geräumig,  daß  sie  zugleich  als  Badcräiimc  dienen, 
Jede  Wohnung  besitzt  einen  Erker  oder  eine  offene  Halle 
an  der  Straße  oder  am  Hofe.  Die  Häuser  an  der  Greifen- 
hagencr  Straße  umschließen  5V  •  geschossig  einen  geräumi- 
gen Block,  den  sie  noch  mit  zwei  »Jucrtraktcn  durchsetzen; 
die  Wohnungen,  etwa  190  an  der  Zahl,  sind  eingerichtet 
wie  in  Steglitz,  es  kommen  aber  auch  zweiräumige  Woh- 
nungen (Stube  und  Küche  mit  Zubehör)  vor.  Die  gemein- 
schaftlichen Waschküchen  liegen  im  Dachgeschoß.  Sicht 
man  ab  von  der  unerwünschten  Häufung  so  vieler  Woh- 
nungen auf  demselben  Grundstück,  so  muß  die  geschickte 
räumliche  Ausnutzung  des  Baues  und  die  gute  Anordnung 
der  Wohngrundrisse  rühmend  hervorgeh<>uen  werden. 

Daß  im  Inneren  von  Berlin  und  auch  im  Inneren  der 
Berliner  Vororte  durch  die  hohen  Bodenpreise  ein  Klein- 


wohnungsbau nach  rheinischer  Sitte  in  Gestalt  von  Y.in- 
und  Zweifamilienhäusern  ausgeschlossen  ist,  liegt  auf  der 
Hand.  Es  wäre  daher  verfehlt,  wollte  man  nach  dieser 
Richtung  die  auf  der  Bauart  des  großen  Miethauses  be- 
ruhenden segensreichen  Schöpfungen  gemeinnütziger  Ber- 
liner Bautätigkeit  einem  Tadel  unterziehen.  Das  Bausystem 
des  kleinen  Hauses  ist  indeß  auch  in  der  Berliner  Um- 
gebung nicht  fremd  und  wird,  wenn  nicht  die  Anzeichen 
täuschen,  mehr  und  mehr  gepflegt  werden.  In  minder 
großen  Städten,  in  Mittelstädten  und  Kleinstädten  scheinen 
aber  oft,  in  gemeinnütziger  Absicht,  große  Miethäuser  für 
Kleinwohnungen  geschaffen  zu  werden  in  Fällen,  wo 
wirtschaftlich  auch  das  kleinere  Haus  zulässig  wäre.  Ks 
ist  noch  mehr  die  Gewohnheit  als  der  durch  den  Bo- 
denpreis ausgeübte  wirtschaftliche  Zwang,  der  im  deut- 
schen Osten  und  Süden  den  Bau  des  Massen  -  Miet- 
gebäudes verursacht,  während  der  Nordwesten  unseres 
Vaterlandes  mehr  oder  weniger  am  kleinen  Hause 
festhält.  Sollte  nicht  der  gemeinnützige  Wohnungsbau 
besonders  dazu  berufen  sein,  dem  kleinen  Hause  neben 
der  besseren  Ausgestaltung  eine  größere  Verbreitung  zu 
schaffen ?  Daß  es  sozial,  sittlich  und  gesundheitlich  den 
Vorzug  verdient,  allein  oder  mit  möglichst  wenigen  Familien 
im  Hause  zu  wohnen,  ist  wohl  unbestritten.  Sicher  ist  auch, 
daß  hauptsächlich  das  System  des  Massen-Miethauses  die 
Bodenteucrung  in  den  Aüßentcilen  unserer  rasch  wachsen- 
den Städte  geschaffen  hat  und  daß,  weit  entfernt  von  einer 
Verbilligung  des  Wohnens,  mit  der  Größe  der  Häuserzugleich 
der  Mietpreis  der  einzelnen  Wohnung  gestiegen  ist.  So 
ist  auch  volkswirtschaftlich  das  Bestreben  gerechtfertigt,  die 
Hausgröße  einzuschränken.  Hand  in  Hand  damit  geht 
das  Streben  nach  Weiträumigkcit  des  Wohnens,  auch  nach 
verhältnismäßigerWeiträumigkeit  der  Kleinwohnungen,  die. 
wennschon  sie  an  Zahl  und  Grüße  der  Räume  hinter  den 
mittleren  und  vornehmeren  Wohnungen  zurückstehen 
müssen,  inbezug  auf  Versorgung  mit  Luft,  Licht  und 
Sonnenwärme  von  außen,  sowohl  von  den  Straßen  al» 
vom  Blockinneren,  nicht  ungünstiger  gestellt  werden  dürfen, 
als  die  Wohnungen  der  besser  gestellten  Volksschichten. 
In  diesem  Sinne  ist  die  wohlüberlegte  Betätigung  im  Klein- 
wohnungsbau, sowohl  die  gemeinnützige  als  die  gewerb- 
liche, eine  segensreiche  Mitarbeit  an  der  gesundheitlichen, 
sittlichen  und  sozialen  Hebung  unseres  Volkes.  — 

1  Stübben. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Aren.-  u.  Inj. -Verein  zu  Magdeburg.  In  der  Sitzung 
am  2.  März  1904  nahm  Hr.  Postbrt.  Wincklerdas  Wort  zu 
einem  Vortrage  über  .Heraldik".  Nach  einigen  einleiten- 
den Worten  über  das  Wesen  der  Heraldik  und  ihre  Ent- 
wicklung seit  dem  11.  Jahrhundert  gehl  Redner  besonders 
ein  auf  die  Beschreibung  des  Schildes  und  erläutert  an  der 
Hand  zahlreicher,  alleW  andlungcn  treffend  zur  Darstellung 
bringender  Zeichnungen  die  Grundprinzipien  der  Wappen- 
frauc.  Die  Fortsetzung  dieses  allgemeines  Interesse  er- 
weckenden Themas  behält  der  Vortragende  sich  vor. 

In  der  Sitzung  am  16  März  1904  sprach  Ilr  Melio- 
rations -  Bauinsp.  Mierau  über  „Die  .Melioration  des 
M emcldeltas ".  l-cidcr  war  es  dem  Vortragenden  nicht 
gelungen,  die  s  Zt.  für  die  Weltausstellung  in  Baris  ge- 
fertigten Darstellungen  der  Melioration  des  Memeldellas 
zur  Erläuterung  seines  Vortrages  zu  erhalten,  da  dieselben 
nach  Schluß  der  Ausstellung  über  Moorkultur  in  Berlin 
seitens  des  landwirtschaftl.  Ministeriums  zurWeltaiisMellung 
nach  St.  Louis  abgesandt  worden  waren.  Er  gibt  daher 
an  der  Hand  einer  Uebcrsichls-kizze  einen  kurzen  L'eber- 
blick  Hiernach  ist  das  Memeldclta  eine  rd.  22000  >'•'  große 
Niederung  zwischen  den  Mündungsarmen  des  Mcrncl- 
Stromes  (Ruß  und  Gilge)  und  dem  Tvuriseheii  Haff  Vor 
der  Bedeichung  wurde  das  Land  von  -amtlichen  höheren 
Wasserständen  überflutet  und  lag  größtenteils  als  Sumpf 
und  Erlenwildnis  angenutzt.  Ks  war  nur  an  den  Strom- 
und  Haffrändern  von  Fischern  und  Bauern  bewohnt 

Im  17.  Jahrhundert  begannen  die  ersten  primitiven 
Eindeichungen  gegen  die  -Strome,  In  der  traurigen  Ge- 
schichte der  zahlreichen  verheerenden  Deichhrüche  sind 
als  letzte  die  aus  den  Jahren  1888  u  80  /u  verzeichnen 
Erst  anfangs  der  90er  Jahre  wurden  die  Stromdeiche  so 
stark  bemessen,  daß  sie  voraussichtlich  dem  heftigen  Kis- 
gange  des  Memelstromes  standhalten  werden.  Zum  Schutz 
gegen  das  auslaugende  Lcberschwcmmungs -Wasser  des 
Haffs  wurde  im  Jahre  1804  der  Haffdeichverband  im 
Memeldelta  gegründet,  nach  dem  Entwurf  des  damaligen 
Meliorationsbauinsp  Dankwerts  (jetzt  Prof.  der  techn 
I  lochschule  in  I  lannover).  I  >ie  Ausführung  der  I  »eiche  und 
elektrischen  Hebewerke  erfolgte  i8qv  99  unter  Leitung 
des  Reg.  -  Bmslr.  Matz,  die  Durchführung  der  Folgeein- 

246 


richtungen,  der  Binnenentwässerung,  des  Wegenetzes  und 
der  Moorkulturen  durch  den  Vortragenden  selbst 

Der  Schulz  gegen  Außenwasser  umfaßt  rd.  38 
Haffdcichc  und  Agnitdcichc,  9  Auslaßschlcuscn,  eine  große 
Sperrschlcusc  und  eine  Einlaßsehleuse  für  Oberwasser 
Die  Deiche  haben  a.v  4.5  m  Kronenbreite,  3—4  fache  äußere 
Böschung,  a  fache  innere  Böschungen.  Ihre  Krone  liegt 
60  ™  über  dem  seit  100  Jahren  beobachteten  Hochwasser- 
stand. DieBinnenentwässerungcrfordcrt  künstliche Wasscr- 
hebung.  da  die  Wiesen  ungefähr  in  der  Höhe  von  Jahres- 
Mittelwasser  des  Haffs  liegen.  Durch  6  Hebewerke  wird 
der  Wasserstand  rd.  60  70""  unter  Wiesenhöhe  gehalten, 
so  wie  es  die  beste  landwirtschaftliche  Nutzung  erfordert 
Dic  6 1  lebcwerke  sind  eiserne  Schöpf  räder  von  8  T)urchm  , 
welche  das  Wasser  zwischen  Holzschaufeln  und  massivem 
Kopf  herausheben.  Sie  leisten  im  Einzelnen  je  nach  der 
Eintauchtiefe  1,5— a  Sek. ,  zusammen  aLo  9— ]oc,"n  in 
1  Sek..  d.  h.  50 1  für  1  «|k». 

Für  den  Betrieb  ist,  zum  eisten  Male  für  derartige 
Anlagen  überhaupt,  elektrische  Kraftübertragung  ange- 
wendet worden  Eine  elektrische  Zentrale  in  Tramischen 
erzeugt  mit  2  Dampfmaschinen  1480  PS)  und  2  direkt  ge- 
kuppelten Drch-Htrom-Dynamos  die  elektrische  Kraft.  Eine 
Kraftleitung  von  rd.  24  £<*>  Länge  (hölzernes  Gestänge)  führt 
den  Strom  mit  5000  Volt  Spannung  nach  den  Hebew  erken, 
in  welchen  75pferdigc  Drehstrommotoren  aufgestellt  sind. 
I  >ie  Umsetzung  der  Umdrehungen  von  570  lies  Elektromotors 
auf  2,4  der  -Sehöpfräder  erfolgte  anfangs  durch  Zahnräder, 
später,  als  fortwährend  Brüche  vorkamen,  durch  Riemenan- 
trieb. Die  natürliche  Binnenentwässerung  umfaßt  z.  Zt.  rd. 
go 000  m  Verbandswasserläufe,  rd  200000  «>  andere  Kanäle 
und  Scbaugrähcn,  sowie  ein  Klcincrabennetz  von  rd. 
250000 m  l.änce  Zur  Aulschließung  der  unbewohnten 
und  früher  nur  auf  dem  Wasserwege  zugänglichen  Wiesen- 
flächen sind  fast  77000  m  neue  Wege  und  über  100  Brücken 
gebaut  worden.  Zur  Belehrung  und  Einführung  rationeller 
Moorkultur  wurden  etwa  2000  Morgen  Moor  kultiviert 
Außerdem  wurden  durch  Besiedelunusprämien,  Gralifika- 
tionen,  Zuchtstier-  und  Eberslationen  dafür  gesorgt,  daß 
der  Delta-Bewohner  auf's  Schnellste  in  den  Nutzen  der 
Melioration  eintreten  konnte. 

Die  Kosten  der  eigentlichen  V'erbandsanlagen  belaufen 
sich  auf  2550000  M.  td  h.  für  1     beteiligte  Fläche  203  M  I, 


No.  40. 

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Uli 


In 

i 

i  L 

Abbildungen  110 — 113. 

Offne 

ilflutergruppc. 


Abbildg.  114  und  115    Geschlossene  HiuscrKrup|>c  in  der  Kolonie 
Wenthcini  bei  Stullgart. 

Architekten:  Boklen  und  Feil  in  Stuttgart. 
(Die  AM>ilduofrn  naih  drn  Wr^ffcntlithnngvii  der  Arrhilektrn:  .\  1  l»r  itei  «Wohti  un  pro.) 
Rheinischer  Kleinwohnungsbau. 


iH  Mai  1904. 


»47 


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einschl.  der  Folgeeinrichtungen  auf  33^0000  M.  Staat  und 
Provinz  steuerten  rd.  1  iviooo  M,  bei,  die  Beiträge  be- 
tragen für  1  >'»  etwa  15  M.  L>cr  Erfolg  der  Melioration 
ist  sehr  bedeutend.  Schlickboden  ist  etwa  auf  den  doppel- 
ten, Moorboden  auf  den  dreifachen  Preis  gestiegen,  gering 
gerechnet  hat  sich  der  Verkaufswert  für  den  Morgen  um 
125  M.  erhöht.  Bei  etwa  60000  Mareen  bedeutet  das  7,5 
Mill.  M.  durch  die  Melioration  geschaffene  Neuwerte. 

Die  interessanten  Ausfahrungen  ernteten  allgemeinen 
Beifall.  —    Berner. 

Vermischtes. 

Der  Bau  des  neuen  Rathauses  in  Dresden  ist  nunmehr 
durch  die  dortigen  Stadtverordneten  nach  dem  Entwurf  der 
Hrn.  Stadtbrt.  Brater  in  Dresden  forden  Grundritt  und  des 
Hrn.  Architekten  Karl  Roth  in  Darmstadt  für  die  AuUen- 
gestaltung  beschlossen  worden  Für  das  neue  Haus  wurde 
eine  Summe  von  7  Mill.  M.  bewilligt  und  für  seine  F.r- 
richtung  eine  Bauzeit  von  8  Jahren  angenommen.  Für 
die  Dauer  der  Bauzeit  scheidet  Hr  Brater  aus  seiner 
Stellung  als  Stadlbaurat  aus.  —  Wir  haben  alle  Ursache, 
diesen  Beschluß  mit  Genugtuung  zu  verzeichnen,  denn 
durch  ihn  werden  zwei  an  den  wiederholten  Wettbe- 
werben hervorragend  beteiligte  Künstler,  von  welchen  der 
eine  durch  einen  Preis  von  5000  M.  ausgezeichnet  wurde, 
zu  dem  Bau  berufen  und  es  hl  dadurch  auch  in  diesem 
Falle  den  andauernden  Bestrebungen  der  deutschen 
Architektenschaft,  die  darauf  gerichtet  sind,  dem  Sieger 
in  einem  Wettbewerbe  auch  die  Frucht  seines 
Sieges  zufallen  zu  lassen,  Rechnung  getragen  Wir 
wissen  der  Stadtverwaltung  in  Dresden  Dank  und  Aner- 
kennung für  ihre  Anträge.  Dieselbe  kann  ein  gutes,  ein 
hervorragendes  Werk  erwarten.  Denn  steuert  zu  dem 
letzteren  Hr,  Brftter  die  genaueste  und  eingehendste  Kennt- 
nis der  Bedürfnisse  der  weitverzweigten  Verwaltung  bei, 
so  bringt  ihm  Hr.  Roth  eine  ungewöhnliche  künstlerische 
Gestaltungskraft  zu.  Mögen  Weiterentwicklung  und  Voll- 
endung des  Werkes  unter  demselben  glücklichen  Sterne 
stehen  wie  sein  tatsächlicher  Beginn. 

Für  die  Herstellung  der  kreisrunden  Rauchröhren  im 
Mauerwerk  sei  hier  ein  Verfahren  bekannt  gegeben,  das 
meines  Wissens  nuch  nicht  angewendet  wurde  Ein  Rohr, 
etwa  0.70—  1  01  lant>,  au«  Packpapier,  einfach  gerillt,  ver- 
klebt und  eingeölt  oder  nefctlet.  wird  mit  Sand  gefüllt 
und  als  Kern  für  den  Kamin  bis  etwa  io1'™  unter  dem 
oberen  Rande  satt  mit  gutein  Mörtel  eingemauert,  dann 
folgt  ein  weiteres  Rohr  (aufgestülpt)  u.  s.  f.,  bis  die  ganze 
Kaminniaucr  aufgeführt  ist  Nach  dem  Abbinden  de» 
Mörtels  schlitzt  man  an  der  unteren  Putzöffnung  das 
Papierruhr  auf  und  die  ganze  Sandkernfüllung  entleert 
sich  Das  Papier  entfernt  man  schließlich  noch  durch 
Ausbrennen.  Dieses  Verfahren  mag  da,  \vi>  Fornisleine 
oder  Rohre  von  Tun  oder  Zement  zu  teuer  kommen, 
gegenüber  der  gewöhnlichen  Herstellungsweise  mit  einem 


r  gc\ 

den  Fortgang  des  Maucrns  entsprechend  hochgczogcncn 
Molzzylinder  den  Vorzug  verdienen,  weil  hierbei  die 
Wan  dung  des  Kamine*  sauber  und  glatt  wird  - 

Lud.  Müller,  stark  Architekt  in  Würzburg. 

Preisbewerbungen. 

von  den  Leipziger  Vorortgemeinden  Dölitz 
ausgeschriebenen  Wettbewerb  zur  Erlangung 
zu  einer  2*.  klassigen  Volksschule  mit  Turn- 
hallengebaude (Kosten  etwa  200000  M  i  erhielten  den 
I  Preis  die  Hrn.  Reichel  &  Kühn  in  Leipzig,  den  II.  Preis 
Hr,  Karl  A.  Müller  in  Lcipzig-SchleuUig  und  den  III.  Preis 
die  Hrn.  Polster  A  Höhne  in  Leipzig  Zwei  Entwürfe 
wurden  /um  Ankauf  empfohlen.  — 

Engerer  Wettbewerb  Synagoge  in  Posen.  In  diesem 
Wettbewerb,  von  welchem  wir  S.  132  Kenntnis  gaben, 
siegle  der  Entwurf  der  Hin.  L'rcmer  cV  Wol f f en >te i n 
in  Berlin.  An  die  Stelle  der  Hrn.  Ende  und  König  waren  als 


Chronik. 

Eine  Anschlußbahn  vom  Dortmunder  Hafen  nach  Hörde, 

zu  welcher  die  Konzession  der  Surft  Dortmund  bereits  seit  Jahren 
erteilt  worde ,  soll  jetzt  zur  Ausfuhrung  kommen ,  nachdem  der 
Höider  Bern werks-  uuü HQtteciverein  die  Verpflichtung  übernommen 
hat,  der  Bahn  jahrlich  150000  t  Kracht  zuzufahren.  Gesanit-Kosten 
der  133  km  langen  Bahn  a  Mill.  M.,  dazu  350000  M.  Iftr  Neuanlagcn 
am  Hafen.  Die  Stadtverordneten-Versammlung  hat  die  Beschaffung 
der  Mittel  durch  eine  Anleihe  am  4.  Mai  d.  J.  genehmigt.  — 

Eine  Bergbahn  auf  den  Pfänder  bei  Bregens  In  Tirol 
ist  geplant  Die  Vorarbeiten  fflr  die  3  km  lange  Linie,  deren  Kosten 
750000  Kronen  betragen  sollen,  sind  eingeleitet.  — 

Ein  Tunnel  unter  der  Elbe  Ist  In  Hamburg  mit  einem 
Kostenaofwande  von  8,3  Mill.  M.  geplant.  Die  betreffende  Vorlage 
ist  vor  kurzem  vom  Senat  an  die  Bürgerst  tiaft  gerichtet  worden  — 
Das  neue  St.  Jürgen-Asyl  In  Ellen,  als  koloniale  Irrenan- 
stalt des  Bremischen  Staates  mit  330  Bclteo,  von  der  Hochbau- 
lnspektion  in  Bremen,  Brt.  Weber  und  Aren.  Ohnesorge  und 
Wagner  erbaut,  wurde  kürzlich  dem  Betriebe  übergeben.  Bau- 
zeit 3  Jahre,  Baukosten  a  Mill.  M.  — 

Eine  Abwasser -Reinigungsanlage  In  Lichtenberg  nach 
Hern  biologischen  Verfahren  soll  anstelle  der  »Uro,  nach  dem 
Kalkverfahren  arbeitenden  Kläranlage  errichtet  werden,  welche  von 
den  Aufsichtsbehörden  schon  seit  längerem  beanstandet  wird.  Der 
spezielle  Entwurf  ist  der  Firma  Wilhelm  Bruch  in  Berlin  Ober- 
tragen worden  — 

Eine  neue  Kapelle  der  Gemeinde  Llchtenplatz-Toelleturm 
In  Unter-Barmen  gelangt  nach  dem  Entwurf  des  Hrn.  Aren.  Friedr, 
S  <  h  u  1 1  e  in  Rannen  zur  Ausfnhrung.  Die  in  romanischen  For- 
men ali  nordischer  Backsteinbau  zu  errichtende  Anlage  wird  etwa 
000  Personen  aulnehmen  können  Die  Baugruppe  enthalt  neben 
dem  Kaum  für  den  Gottesdienst  eine  Pfarrwohnung,  Zimmer  fflr 
Vereinszwecke.  Katechisierstuben  usw.  — 

Für  ein  Zentralschulgrbiude  In 
den  Entwürfen  des  Hrn.  bladtbrt.  Perrev  an  der  Stelle  der 
Riiciiitorkaserne  errichtet  werden  soll,  bewilligten  die  Stadtver- 
ordneten 1  450000  M.  — 

Die  feierliche  Einweihung  der  Proteatatiotuklrche  in 
yer  findet  am  31.  Aug.  1904  statt.  - 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.     Der  Marßrl  und  Hafenbau  Betr.-Dir. 
Gromsch  ist  z.  Mar.-Ob.-BrL  und  Hafeob.Dir.  und  der  Mar.- 
Hufcnbmtlr.,  Mar  -Brt.  M  o  c  1 1  e  r  zum  Mar. -Krt.  und  I 
Dir.  ernannt. 

Dem  Reg.-Rmstr.,  Stadtbrt.  a.  D.  Keim  in  Kiel  ist  < 
als  Bit.  mit  dem  Range  der  Rate  IV.  Kl.  verliehen. 

Bayern.  Die  Eisetib  -  A*-.  N  u  1 1 111  r  c  r  in  Weiden  und 
I  .  XI  a  1  e  r  in  Regensburg  sind  zu  Dir.-Assess.  befördert.  Der 
mas<h  -techn.  Prakt.  Keller  in  München  ist  z.  Eiaenb.-As*.  bei 
der  /entral-.Maguzinverwaltg.  Nürnberg  ernannt. 

Der  Ob -Kanin »p  Wenig  arth  in  Weiden  ist  gestorben. 

Bremen.  Dem  Baupolizei- Insp.  Becker  ist  der  Tit  Brt. 
verliehen. 

Preußen.  Dem  Prof.,  Geh.  Reg.-Kat,  Dr.-Ing.  Launhardt 
in  Hannover  ist  der  Rote  Adler-Orden  II.  Kl.  mit  Eichenlaub  und 
dem  Landesbauinsp.  u.  D  ,  Kg).  Brt  Heltweg  in  Munster  i.  W. 
der  Rote  Adler-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Versetzt  sind  die  Reg.Brustr. :  Mohr  von  Posen  nach  Brom- 
berg und  Witte  von  Potsdam  nach  Sonderbure. 

Zur  Besch ilftiguna;  uberwiesen  sind  die  Reg.-Bmslr. :  Gersten- 
Ii  su er  dem  Techn.  Bur.  der  Hocbb -Abt.  <le»  Minist,  der  offentl. 
Alb,  Prang  der  Kgl.  Kisenb.-Dir.  in  Monster  i.  W.,  Albinus 
der  Kgl.  Kiscnb -Dir.  in  Essen  a-R.,  Messet  Schmidt  der  Dir. 
in  Beihn  und  Giertz  der  Dir.  in  Altona 

Die  Reg  -ßllir.  Paul  Othmer  aui  Hannover  und  Max  Goedtke 
aus  Beiün  lllociibfch  ).  —  Herrn.  Kuirh  im  Weiüensee  iWasser- 
u  StraUenbfch  ),  —  Wilh,  Konschak.  au»  Oiwitz  und  Otto  Stein- 
hofl  aus  Ahse  fMasch.-Bfch.l  sind  zu  Rcg.-Hmslrn.  ernannt 

l>r  Fisenb  -Kau-  u  Betr.-lnsp.  Schlegel  milch  in  Aoger- 
burg  nt  in  den  Ruhestand  grtrelen. 

Der  Geh  Krt.  Holzheuer  in  Danrig,  d.e  Brie.  H  e  I  m  c  k  e 
in  Mrsetilz  ur.d  Hein,  Dir.  der  Kgl  Baugewerkschule  in  Stettin, 
sind  L'cslorben, 

Württemberg.  Der  Masch. -Insp.  tit.  Brt  Straßer  in  Eßlin- 
gen ist  zum  Vorst,  des  masch  -techn.  Itllr  der  Gen. -Dir.  der  Staals- 
cistnb.  mit  der  I  >iensl»tclluiiK  eines  Krt*  befordert. 

Der  Ren  -Brustr.  L  a  11  k  bei  der  Kurp<  •  Intcint.  ist  z.  Garn - 
Bauinsp.  ernannt 

Inhalt:  Klvcniiwh.,  K.nawob„ui,K»:..iii  iS.  hlua  -  Minriluugco  aus 
Wrril*».  -  Vr.ni...<htes  -  1'rrW.twtrbunsen.  -  Chronik  -  l'rrwu.l- 
Xacbm-htvn.  -  Hans  f.riwbaca  .. 


die  Redaktion 
rot,  brrua- 


Hans  Grisebach  f. 

Am  n.  Mai  starb  in  Berlin  nach  kurzer  schwerer  Krankheit  im  Alter  von  nur  56  Jahren  iler 
Architekt  Hans  (irisebach,  ein  Baukunstler,  der  an  tlcm  baulichen  Aufschwung  Berlins  des  let/tctt 
Vierteljahrhundetts  den  lebhaftesten  Anteil  hatte  und  welcher  mit  seiner  auf  das  Kinfaehe  gerich- 
teten  Kunst  mit  denen  in  der  ersten  Reihe  stand,  «leren  Ziele  in  der  erfolgreichsten  Weise  auf  eine 
Wiederbelebung  tier  heimatlichen  Bauweise,  sowie  auf  eine  Veredelung  des  ( ksrhmackes  in  der  durch 
OhcrgroUen  Reichtum  in  der  Formensjiraehe  etwas  verwilderten  Berliner  Architektur  gerichtet  waren. 
Wir  werden  auf  das  et  (olgreiche  Lebenswerk  des  zu  früh  ('.eschtedenen  eingehender  /unlckkominen. 


246 


No.  40. 


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EUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRGANG  *  N2-  41  * 
*  BERLIN,  DEN  21.  MAI  1904  * 


WER 


Das  neue  Rathaus  in  Aachen. 

Architekt:  Prof.  Friedrich  Putzer  in  Darmstadt    (tinv;n  r,™-  Hiiiis«       «m-ir  dit  Abbildungen  s.  ay»  u.  »j3.> 

n  dem  lebhaften  Aufschwung  der  deut- 
schen Städte  in  den  letzten  Jahrzehnten 
des  verflossenen  Jahrhunderts  nahm 
auch  Aachen  in  einer  solchen  Weis, 
'  teil,  daß  es  im  Frühjahr  des  Jahres 
1898  dazu  schreiten  mußte,  die  Vorarbeiten  zur 
Vermehrung  der  Rüume  für  die  Zwecke  der 
städtischen  Verwaltung  einzuleiten.  Die  Stadt- 
verwaltung cntsrhloU  sich  zu  Beginn  des  Jahres, 
zur  Gewinnung  von  Entwürfen  für  ein  städtisches 
Verwaltungsgebäude  auf  dem  Chorusplatze  in 
Aachen  einen  Wettbewerb  für  die  Architekten 
Deutschlands  zu  erlassen.  In  dem  durch  Georg 
Frentzen  in  Aachen  in  meisterhafter  Weise 
wiederhergestellten  alten  Rathause  besitzt  die 
Stadt  bereits  die  Räume,  welche  der  Repräsen- 
tation zu  dienen  haben,  sodaß  es  sich  bei  dem 
beabsichtigten  Neubau,  für  welchen  zunächst 
eine  vorlaufige  Summe  von  600000  M.  ange- 
nommen war,  lediglich  darum  handelte,  Ver- 
waltungsräume zu  schaffen  Gleichwohl  aber 
kam  dem  geplanten  Gebäude  eine  hohe  künst- 
lerische Bedeutung  zu,  denn  der  in  Aussicht  ge- 
nommene Bauplatz  (S.  253)  war  ein  unregelmäßiges 
Gelände  mit  einer  hervorragenden  histori- 
schen Nachbarschaft:  mit  eben  dem  wieder- 
hergestellten alten  Rathause,  dem  ehemaligen 
Kronungshause  der  deutschen  Kaiser  und  dem 
karolingisehen  Münster  mit  den  Vicaricwohnun- 
gcn.  Der  Wettbewerb  war  somit  zu  gleicher  Zeit 
ein  außerordentlich  schwieriger,  aber  auch  ein 
außerordentlich  dankbarer.  Ein  außerordentlich 
schwieriger  insofern,  als  neben  dem  Erfordernis 
feinsten  künstlerischen  Taktes  auch  die  sachlichen 
Bedingungen  eine  Erschwerung  der  Aufgabe  be- 
deuteten, denn  abgesehen  von  der  sehr  unregel- 
mäßigen Gestaltung  des  Bauplatzes  war  auch 
eine  Vorschrift  in  der  Beschränkung  der  Zahl 
der  Obergeschosse  gegeben,  augenscheinlich,  um 
eine  dem  alten  Rathausc  und  dem  Münster  sich 
unterordnende  Baugruppe  zu  erhalten,  eine  Be- 
dingung, welche  die  Grundrißlösung,  soweit  sie 
nicht  schon  durch  die  Form  des  Bauplatzes  er- 
schwert war,  nicht  unwesentlich  beeinflussen 
mußte.  Alle  diese  Schwierigkeiten  besiegte  der 
mit  dem  I.  Preise  ausgezeichnete  Entwurf  des 
Ilm  Friedrich  Putzer  in  Darmstadt,  eine  Arbeit, 
über  welche  das  Preisgericht  seine  Anerkennung 


Aruicht  von  der  Kr»tncr»tr»ße. 


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3 

"Hl 


3  Hllitil'QlS. 


mit  den  Worten  aussprach :  «Der  Entwurf  ist  eine 
sowohl  im  Grundriß  als  in  der  Architektur  gleich  reiz- 
voll durchgebildete  Arbeit,  welche  die  gestellten  Auf- 
gaben in  vortrefflicher  Weise  löst".   Es  war  nur  eine 
natürliche  Folge  dieses.  Urteiles,  daß,  obwohl  die  Stadt- 
verwaltung von  Aachen  sich  Ober  die  Ausfahrung  des 
Baues  alle  Freiheit  vorbehalten  hatte,  sie  doch  Hrn. 
Pötzer  die  künstlerische  Oberleitung  übertrug,  wäh- 
rend die  technischen  Arbeiten  Hr.  Stadtbaurat  Joseph 
Laurent  in  Aachen  leitete.    Es  ist  diese,  wie  das  Er- 
gebnis gezeigt  hat,  glückliche  Lösung  der  Angelegenheit 
wohl  in  der  Hauptsache  auch  mit  darauf  zurückzufüh- 
ren, dali  Hr.Ob.-Bürgei  mstr.  Veitmann  in  Aachen  sieh 
der  gesamten  Bauangelegenheiten  mit  grobem  Inter- 
esse und  seltener  Energie  annahm.   Es  schwebt, 
es  sei  uns  gestattet,  das  an  dieser  Stelle  zu  be- 
merken, ein  glücklicher  Stern  Ober  den  baulichen 
Unternehmungen  der  Stadt  Aachen.  Es  ist  durch 
den  Ausbau  des  alten  Rathauses  und  durch  die  Er- 
richtung des  neuen  im  Zusammenklang  mit  dem 
Münster  im  Mittelpunkte  der  Stadt  ein  Architekturbild 
von  solcher  Schönheit  geschaffen  worden,  wie  kaum 
eine  zweite  deutsche  Stadt  es  in  so  malerischer  Er- 
scheinung besitzt.   Und  nicht  nur  aus  nächster  Nahe, 
sondern  auch  in  der  Gesamt -Umrißlinie  der  Stach 
kommt  die  schöne  und  tunnreiche  Gruppe  zu  herr- 
schendem Ausdruck.  Mit  den  Bauarbeiten  lür  das  neue 
Rathaus  wurde  am  12.  Marz  1900  begonnen  und  es 
konnte  das  Gebäude  am  15.  Mai  1903  seiner  Bestim- 
mung übergeben  werden.    Wie  es  geworden  ist,  das 
sagen  die  diesem  Aufsätze  beigegebenen  Abbildungen, 
die,  soweit  nicht  geometrische  Zeichnungen  in- 
betracht  kommen,  nach  Photographien  des  Hrn. 
Lantin  in  Aachen  gefertigt  wurden,  beredter, 
als  die  lebhaftesten  Worte. 

Die  Gesamtanlage  des  Hauses  ergibt  sich 
aus  den  nebenstehenden  Grundrissen ;  nach  den- 
selben kam  die  Unregelmäßigkeit  der  Baustelle  dem 
Bestreben  nach  gruppierter  Gestaltung  entgegen,  wenn 
auch  dadurch  die  Schwierigkeiten  zweckmäßiger  Raum- 
verteilung  gehäuft  wurden.    Das  Haus  erhebt  sich  in 
einem  Sockel-  und  einem  Erdgeschoß,  sowie  in  zwei 
Obergeschossen.  Im  Sockelgeschoß,  in  welchem  sich 
der  Haupteingang  befindet,  ist  auch  eine  Durchfahrt  zu 
dem  Hof.  Im  übrigen  enthält  dasselbe  Wohnungen  für 
Hausbeamte,  Aktenräume,  eine  Druckerei,  Räume  für 
die  Arbeiter -Versicherung,  einen  Tresor,  einen  Heiz- 
raum und  einen  Raum  für  den  Hausmeister.  Den 
Mittelpunkt  der  übrigen  Geschosse  nimmt  die  große 
Treppenhalle  ein.    Um  sie  sind  im  Erdgeschoß  ge- 
lagert die  Räume  für  das  Standesamt  nebst  Trau- 
saal, die  Stadtkassc,  die  Registratur  der  Kasse, 
Räume  für  den  Rentmeister,  die  Armcnkoinmis- 
sion,  den  Bureaudirektor  usw.  Hinter  der  Haupt- 
treppe liegen,  als  besondere  Gruppe  um  ein 
weiteres   Treppenhaus  gereiht,  die  Räume  für 
die  Armenverwaltutig.    Im  ersten  Obergeschoß 
befindet  sich,  in  zentraler  Lage  unmittelbar  an  der 
Trepneiihalle,  der  ein/ige  Sitzungssaal  des  Hauses. 
An  ihn  reihen  sich  Registraturen,  Kanzleien,  Räume 
für  Beigeordnete,  Beratungsziinmer,  Räume  für  Steuer- 
Angelegenheiten  usw.    Das  zweite  Übergeschoß  wird 
in  seiner  vollen  Ausdehnung  eingenommen  von  den 
Räumen  des  Stadtbauamles  und  der  Baupolizei. 

Der  Aufbau  des  Hauses  ist  in  einem  interessan- 
ten Ucbcrgangsstil  von  der  Gotik  zur  deutschen  Früh- 
renaissance, jedoch  mehr  zur  Gotik  neigend,  gehalten. 
Die  Straßenfronten  wurden  mit  Ausnahme  des 
durchschnittlich  1,3  m  hohen  Granitsockels  in  rauh 
bossiertem  Sandstein  von  Bollcndorf  in  Luxem- 
burg in  verschieden  hohen  Schichten  verblendet: 
die  Hoffronten  wur.len  geputzt  Die  Architektur- 
teile des  Aeuüercti  wurden  mit  Ausnahme  des 
in  Tuffstein  erstellten  Turmkopfes  in  hellem 
Pfälzer  Sandstein  von  Medard  gemeißelt.  Zur  Be-  Farben  geschmückt.  Knie  farbige  Bemalung  einzelner 
lebung  des  Aeußeren  wurde  auch  die  Farbe  heran-  Arehiu-Uurteilc  ist  auch  für  den  Erker  am  Trau/immcr 
gezogen.  Die  Gewölbekappen  der  Bogenhalle  sind  in  Aussieht  genommen.  Die  Sonnenuhr  wurde  nach 
rot  und  weiß  geuuadert  und  sämtliche  Wappen  der    dem  Entwurf  von  Prof  Max  Seliger  in  Leipzig  durch 

"ixdorfinGlasmosaikausgeUihrt.  - 

!:'-]'.!  Im!-'  1 


V'  1 L  -'   — 


Fronten  mit  den  ihnen  zukommenden  heraldischen  Pu  h  I  &  Wa  gner  in  R 
250 


No  41. 

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Die  neue  wasserwirtschaftliche  Vorlage  in  Preußen. 

II.  der  Gesetzentwurf,  der  im  übrigen  im  engsten  Za- 

rt No.  32  gaben  wir  bereits  eine  L'ebersicht   sammenhang  steht  mit  den  Maßnahmen  zur  Verbesse- 


des  Gesamt-Inhaltes  der  neuen  wasserwirt 
schaftlichen  Vorlage  und  einen  Vergleich 
mit  den  Aufgaben,  welche  sich  der  Entwurf 
vom  Jahre  1901  stellte.  Wirtragen  noch  einige 
Ergänzungen  bezüglich  der  Neuforderungen  nach. 

Wie  schon  hervorgehoben  wurde,  sind  der  früheren 
Vorlage  eine  Reihe  von  neuen  Gesetzentwürfen  hinzu- 
gefügt, die  ausschließlich  auf  dem  Gebiete  des  Hoch- 
wassersebutzes  und  der  Regelung  der  Vorflutvcr- 
hältnissc  liegen.  Sic  betreffen  die  Maßnahmen  zur 
Regelung  der  Hochwasser-,  Deich-  und  Vorflulverhält- 


rung  der  Vorflut  Verhältnisse  an  der  unteren  Oder. 

Zu  dem  Gesetzentwurf,  der  z.  T.  nicht  ohne  ein- 
schneidende Wirkung  auf  die  Besitzverhältnisse  bleiben 
kann,  haben  die  Provinziallandtagc  von  Brandenburg 
und  Schlesien  im  Frühjahr  des  Jahres  bereits  Stellung 
genommen  und  sich  grundsatzlich  mit  demselben  ein- 
vci  standen  erklärt,  wenn  auch,  namentlich  hinsichtlich 
der  Abgrenzung  der  Zuständigkeit,  nach  verschiede- 
nen Richtungen  hin  Wünsche  angefügt  sind. 

Die  Maßnahmen  zur  Verhütung  von  Hoch- 
wassergefahren in  der  Provinz  Brandenburg 


nisse  an  der  oberen  und  mittleren  Oder,  desgl.  zur  und  im  Ha vclgebiet  der  Provinz  Sachsen  stehen 
Verhütung  der  Hochwassergefahren  in  der  Provinz  in  engein  Zusammenhang  mit  denjenigen  zur  Ver- 
Brandenburg und  im  Havelgebiet  der  Provinz  Sachsen,  minderung  der  Hochwassergefahren  und  der 
schließlich  ein  allgemeines  Gesetz  betr.  Freihaliung  Verbesserung  der  Vorflut  in  der  unteren  Oder, 
des  Ucberschwemmungs  -  Gebietes  der  Wasserläufe.  Havel  und  Spree.  Bezüglich  dieser  letzteren  Ar- 
Für  den  erstgenannten,  die  obere  und  mittlere  beiten.  die  sich  im  wesentlichen  mit  der  Vorlage  des 
Oder  von  der  österreichischen  Grenze  bis  zum  Eintritt  Jahres  1901  decken. 


in  die  Provinz  Pommern  betr.  Plan  ist  ein  Kostenauf- 
wand bis  zu  60  Mill.  M.  in  Aussicht  genommen.  Diese 
Kosten  setzen  sich  zusammen  aus  Aufwendungen  für 
1.  Maßnahmen,  welche  einzelnen  Verbanden 
oder  Korporationen  zum  Vorteil  gereichen 
(Verbesserung  der  Abflußverhältnisse  bei  größeren 
Städten,  Normalisierung  der  Deiche,  Eindeichung 
kleiner  Ortschaften,  Umbau  nicht  fiskalischer  Brücken) 
mit  zusammen  23380000  M.  Diese  Kosten  sind  von 
den  beteiligten  öffentlichen  Verbänden  und  Korpora- 
tionen nach  Maßgabe  ihres  Vorteiles  aufzubringen.  Im 
Falle  der  Leistungsunfähigkeit,  oder  falls  die  Kosten 
den  sich  ergebenden  Vorteil  übersteigen,  haben  Staat 
und  Provinz  Beihülfen  zu  geben.  Weitere  22,2  Mill  M. 
entfallen  auf  2.  Maßnahmen,  welche  im  allge- 
meinen Interesse  der  Regelung  der  Hoch- 
wasser-, Deich-  und  Vorflut-Verhältnisse  an 
der  Oder  erforderlich  sind  (Niederlegung  von 


verweisen  wir  auf  unsere,  mit  Plänen 
versehenen  Veröffentlichungen  Jahrg.  1901  S.  94  u.  ff. 
Der  vorliegende  neue  Gesetzentwurf  bezieht  sich  nur 
auf  die  l.ausitzer  Neiße,  den  Bober  und  die  Spree, 
soweit  sie  nicht  schiffbar  sind  und  zur  Provinz  Bran- 
denburg gehören,  nebst  einigen  Zuflüssen,  sowie  auf 
die  untere  Havel  mit  Ausschluß  des  schiffbaren 
Flußlaufcs.  Die  vorzunehmenden  Arbeiten  bestehen 
in  der  ordnungsmäßigen  Herstellung  des  Bettes  und 
der  Ufer  der  Wasserläufe,  soweit  dies  zur  regelmäßigen 
Hochwasserabführung  und  Verhütung  der  Gcschiebe- 
bildung  erforderlich  ist,  Frcilegung  des  für  den  regel- 
mäßigen I  lochwasserabfluß  wesentlichen  Gebietes,  Her- 
stellung von  Umflutkanäk-n  und  Flutwegen  neben  dem 
Flußlauf  mit  den  zur  Regelung  des  Wasserabflusses 
dienlichen  Anlagen.  Die  Ausführung  erfolgt  durch 
den  Provin/.ialververband,  welchem  später  die  Unter- 
haltung obliegt. 

Unter  dieses  Gesetz  fallen,  wie  schon  auf  S.  193 

-    U._  _J_    i-       i-  /.-,_    J__    I>„1  .._J 


Deichen,  Verlegung  von  Deichen,  Herstellung  der  berichtet  wurde,  nur  die  Kosten  für  den  Bober  und 

Uebcrläufc  und  Auslasse  in  den  nicht  hoehwasser-  die  l.ausitzer  Neiße;  die  hier  aufgeführten  Arbeiten 

freien  Deichen,  Beseitigung  örtlicher  Störungen  des  waren  bereits  im  Zusammenhang  mit  dem  Plan  zur 

Hochwasserabflusses  durch  Abgraben  des  Vorlandes,  Verhütung  von  Hochwassergefahren  in  der  Provinz 

Abholzen  und  Lichten  derWaldungcn)  DicseKostcn  trägt  Schlesien  vom  Jahre  1898  vorgesehen,  der  mit  einer 


unter  Umstän- 
lenen  dadurch 
die  einen  Auf- 


der  Staat  zu  *  und  die  Pi 
den  unter  Heranziehung  der  Beteiligten, 
Vorteile  erwachsen.  Als  letzte  Gruppe 
wand  von  14,42  Mill.  M.  erfordert,  ist  3.  der  Umbau 
fiskalischer  Bauwerke  und  die  Verbesserung 
der  Vorflut- Verhältnisse  von  Kftstrin  bis 
Raduhn  zu  nennen.  Hier  trägt  der  Staat  vorweg 
7  Mill.  M.  der  Kosten  Anderseils  sind  für  die  Re- 
gelung der  Vorflut- Verhältnisse  bei  Breslau  von  den 
Beteiligten  jedenfalls  3,2  Mill.  M.  aulzubringen. 

Zur  gutachtlichen  Mitwirkung  bei  der  Durchfüh- 
rung dieser  Arbeiten  und  bei  der  Verteilung  der  Kosten 
wirkt  ein  am  Amtssitze  des  Oberpräsidenten  von  Schle 


Gesamtsumme  von  80,9  Mill.  M.  abschlol),  wovon 
5  503  000  M.  auf  den  in  der  Provinz  Brandenburg 
liegenden  Unterlauf  der  beiden  genannten  Flüsse  fielen. 
Wirtschaftliche  Gründe  führten  zur  Beschränkung  des 
Gesamtplanes  und  es  entfallen  jetzt  auf  Bober  und  Neiße 
nur  noch  2330000  M.;  davon  trägt  die  Provinz  Vi  mit 
466000  M.,  der  Staat  * mit  1864000  M  In  diesen 
Beträgen  sind  730  000  M.  enthalten  für  die  Regulierung 
derjenigen  Flußstrecken,  die  öffentlich  und  schiffbar 
sind,  d.  h.  20000  M.  für  die  Neiße,  die  auf  der  schiff- 
baren Strecke  auch  der  Hochwasserabführung  im 
wesentlichen  genügt,  710000  M.  für  den  Bober  von 
Neubrück  abwärts  bis  zur  Mündung  in  die  Oder.  Den 
sien  besonders  gebildeter  Oderstrom -Ausschuß,  llauptanteil  an  diesen  Kosten  mit  424000  M,  nimmt 
der  aus  dem  Oberpräsidenten  oder  seinem  Stcllver-  die  im  Interesse  der  Vorflut-Verbesserung  dringend 
treter  als  Vorsitzendem,  dem  Oder-Strom baudircktor,   erforderliche  Verlegung  der  Mündung  in  Anspruch. 

Von  den  1  600000  M.,  die  für  die  nicht  schiffbare 
Strecke  erforderlich  werden,  entfallen  970000  M.  auf 
die  Neiße,  630000  M.  auf  den  Bober. 

Die  Kosten  für  die  untere  1  favel  und  Spree  fallen, 
wie  schon  erwähnt,  unter  eine  andere  Gesetzes  vorläge, 
die  zugleich  dem  Schiffahrtintercsse  dient.  Wie  S.  193 
schon  erwähnt  wurde,  stellen  sich  darnach  die  Auf- 
wendungen des  Staates  für  die  untere  Havel  auf 
9835000  M  ,  lür  die  Spi  ee  auf  9  119  200  M.  Hierzu 
tragen  jedoch  die  beteiligten  Provinzen  Brandenburg 
und  Sachsen,  be/.w.  Brandenburg  und  Schlesien  noch 
1555000  M-  bezw.  1329800  M  bei,  sodaü  sich 
also  die  Gesamt  -  Aufwendungen  auf  11  390  000  M. 
be/.w.  10449000  M.  stellen  Von  diesen  Beträgen 
kommen  dem  Sehiffahrtiiitercsse  allein  oder  vorwie- 
gend 3615000  bezw.  3800000  M.  zu  Gute,  sodaü 


dem  Meliorations- Baubeamten  des  Ober-Präsidiums, 
einem  Vertreter  des  Ober-Präsidenten  der  Provinz 
Brandenburg  und  je  3  Vertretern  der  Provinzial-Aus- 
schüsse  von  Brandenburg  und  Schlesien  besteht. 

Die  Arbeiten,  welche  ausschließlich  oder  wesentlich 
im  Interesse  der  öffentlichen  Verbände  und  Körper- 
schaften liegen,  werden  durch  diese  selbst,  die  Arbeiten 
am  Strom  durch  die  Odcr-Strombauverwaltung,  die  übri- 
gen im  öffentlichen  Interesse  liegenden  Arbeiten  durch 
den  zuständigen  Regierungs- Präsidenten  ausgeführt. 

Begründet  wird  der  Gesetzentwurf  mit  der  Not- 
wendigkeit, Hochwasser-Katastrophen,  wie  sie  im  Juli 
1903  im  Gebiete  der  Oder  eingetreten  sind,  in  Zukunft 
zu  verhüten.  Die  hierzu  erforderlichen  Maßnahmen, 
für  welche  die  Oder-Strombauverwaltung  zu  Breslau 
die  technischen  Vorarbeiten  z.  T.  schon  seit  Jahren 


geleistet  hat,  sind  vorstehend  schon  aufgeführt.  Die  also  für  die  Verbesserung  der  Vorflut  und  Hoch- 
einheitliche  Durchführung  dieser  Maßnahmen  erstrebt   wassei  Verhältnisse  an  dei  Havel  verbleiben  7  775000  M  , 

ai.  Mai  1904.  -'51 


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an  der  Spree  6649000  M.  Die  oben  erwähnten  Beiträge 
der  Provinzen  entsprechen  V5  dieser  Summe,  während  der 
Staat  */»  Obernimmt.  Die  Provinzial-Landtage  von  Branden- 
bürg,  Sachsen  und  Schlesien  haben  sich  zu  der  Vorlage 
im  März  bereits  im  Prinzip  zustimmend  geäußert. 

Wahrend  die  beiden  vorher  besprochenen  Vorlagen 
sich  auf  bestimmte  Flußgebiete  beziehen,  ist  das  dritte  der 
Hoch wasserschutz  •  Gesetze  ein  auf  den  größten  Teil  der 
preußischen  Monarchie  bezügliches.  Es  ist  dies  der  Entwurf 
zu  einem  Gesetz  betr.  Freihaltung  des  t'ebersch  wem- 
mungs-Gebietes  der  Wasserläufe.  Die  wesentlichste 
Bestimmung  dieses  Entwurfes  lautet:  „In  dem  nicht  hoch- 
wasserfrei eingedeichten  Ueberschwemmungs  -  Gebiete  der 
Wasserläufc  dürfen  in  der  ganzen  Breite,  die  das  Wasser 
bei  dem  höchsten  Wasserstande  einnimmt,  ohne  Genehmigung 
des  Bezirksausschusses  keine  Erhöhungen  der  Erdoberfläche 
und  keine  über  die  Erdoberfläche  hinausragenden  Anlagen 
(Deiche,  Dämme,  Gebäude,  Mauern  und  sonstige  bauliche 
Anlagen,  Feldzicgclcicn,  Einfriedigungen,  Baum-  und  Strauch- 
anpflanzungen usw  )  neu  ausgeführt,  erweitert,  verlegt,  Deic  he, 
deichähnlichc  Erhöhungen  oder  Dämme 
auch  nicht  ganz  oder  teilweise  beseitigt 
werden."  Außerdem  werden  durch  §  8 
des  Gesetzes  die  Ober-  bezw.  die  Regie- 
rungspräsidenten ermächtigt,  auch  für 
einzelne  Kreise  und  Teile  von  Kreisen 
nach  bestimmten  Richtungen  hin  weiter 
beschränkende  Polizeiverordnungen  zu 
erlassen,  die  nach  den  örtlichen  Ver- 
hältnissen notwendig  erscheinen.  Es 
wird  damit  wenigstens  innerhalb  ge- 
wisser Grenzen  die  Möglichkeit  einer 
individuellen  Behandlung  verschiedener 
Land  es  teile  gegeben.  Das  Gesetz  findet 
keine  Anwendung  im  Geltungsbereiche 
des  Gesetzes  vom  3  Juli  1900  betr.  Maß- 
nahmen zur  Verhütung  von  Hochwasser- 
gefahren in  der  Provinz  Schlesien,  da 
durch  dieses  schon  die  entsprechende 
gesetzliche  Regelung  in  einem  ähnlichen 
Sinne  gegeben  ist;  während  es  in  den 
übrigenTeilen  der  preußischen  Monarchie; 
bisher  an  einer  ausreichenden  gesetz- 
lichen Handhabe  fehlte,  um  für  den 
Hochwasserabfluß  schädliche  Veranstal- 
tungen aus  den  Ucbcrschwemmungs- 
Gebieten  und  den  Flußläufen  selbst  fern- 
zuhalten. Das  Deichgesetz  vom  28.  Jan. 
1848,  welches  sich  auf  die  alten  Provin- 
zen bezieht  und  1872  auf  Teile  der  Provin- 
zen Schleswig  -  Holstein  und  Hannover 
ausgedehnt  wurde,  reicht  weder  nach 
seinem  Geltungsbereich  noch  seinem  In- 
halte aus,  wie  in  der  Begründung  zu 
dem  Gesetzentwurf  betont  wird.  Es 
nimmt  außerdem  von  der  Konzcssions- 
pflicht  die  Verbandsdeiche  aus,  während 
der  neue  Gesetzentwurf  alle  Deiche  um- 
faßt, soweit  sie  nicht  z.  Zt.  über  dem 
höchsten  Hochwasser  liegen.  Bezüglich 
derVerhinderung  von  Anlagen  im  Hoch- 
wassergebiet, die  nicht  Deiche  sind,  ge- 
ben auch  baupolizeiliche  und  sicherhei  ts- 
polizeiliche Bestimmungen  in  gewissen 
Grenzen  schon  jetzt  die  Möglichkeit  des 
Eingriffes  der  Behörden,  aber  ebenfalls 
nur  in  beschränktem  Maße  und  ohne 
Einheitlichkeit. 

Die  Vorschriften  dieses  Gesetzes 
können  bei  entsprechender  I  landhabung 
sehr  segensreich  wirken ,  namentlich 
durch  §  8  aber  auch  von  sehr  einschnei- 
dender Wirkung  sein.  Sic  treffen  im 
Westen  insbesondere  auch  die  Industrie, 
die  sich  ja  gern  mit  ihren  Betrieben  un- 
mittelbar an  dcnWasserläufen  ansiedelt 
Der  Entwurf  hat  daher  aus  den  Kreisen 
der  Rheinischen  Industrie  bereits  leb- 
haften Widerspruch  gefunden.  Das 


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Rathaus  in  Aachen.   Architekt:  Piuf.  Fiicdi.  Piitier  in 


»53 


*.u.  41. 

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Mitteilungen  aus  Vereinen. 


darauf  hin,  daß  der  zahlreiche  Besuch  und  die  Andacht 
der  Zuhörer  der  beste  Beweis  sei,  welch'  großer  Wert- 
•  und  Ingenieur-Verein  zu  Hamburg.  Vers.    Schätzung  im  Verein  sich  die  beiden  verstorbenen  Mit- 
ara  19.  Kebr.  1904,  Vors.  Hr.  Bubrndey,  anwes.  78  Fers,    glieder  zu  Lebzeiten  zu  erfreuen  hatten. 

Hr.  Bubendcy  nimmt  das  Wort,  üm  die  Mitteilung  Auf  der  Tagesordnung  stand  außerdem  ein  Vortrag 
zu  machen,  daß  dem  Verein  wieder  drei  Mitglieder  durch  des  Ilm.  Erbe  Ober  »die  Wiederherstellung  der 
den  Tod  entrissen  sind:  die  Hrn.  Ziv.-Ing.  0  H.Erich,  Marienburg  und  der  Hohkönigsburg*  Der  an- 
Bauin-|»  11  Wulff  und  Zw  - 
Ing.  Fr  Tb  A  ve-  I.al  lern  and. 
Hr.  Bubendey  knüpft  an  diese 
Mitteilung  warme  Worte  der 
Teilnahme  und  teilt  mit.  daß  in 
einer  »irr  folgenden  Versamm- 
lungen Nachrufe  zu  Ehren  der 
Verstorbenen  durch  deren  be- 
sondere Freunde  in  Aussicht 
gestellt  seien.  Die  Versamm- 
lung erweist  den  Dahingeschie- 
denen durch  Erheben  von  den 
Sitzen  die  letzte  Ehre. 

Nunmehr  erhalt  das  Wort  I  lr. 
Grell  zur  Schilderung  seiner 
im  Sommer  tqoa  ausgeführten 
Reise  nach  London  und  Pa- 
ris. Redner  schildert  seine  Er- 
lebnisse auf  der  Hinreise  über 
I  look van  I  lolland  I  larwich, gibt 
unter  Vorführung  zahlreicher 
Lichtbilder  einen  Ucbcrblick 
über  das  Vcrkchrslcbcn  und  die 
Kommunikationsmittel  in  den 
Hauptstratten  Londons,  und 
knüpft  hieran  noch  Mitteilungen 
über  die  Ausstattung  englischer 
Einzelwohnhäuscr,  die  er  ge- 
legentlich einesBesuch.es  kennen 
zu  lernen  Gelegenheit  hatte  Die 
Rückreise  wurde  über  Dover-- 
Calais  nach  l'aris  gemacht,  in 
welcher  Stadl  wegen  Mangels  an 
Zeit  nur  ein  kurzerAufenihalt  gc 
werden  konnte.  Auch 


von  Paris  führte  Redner  eine  Anzahl  von  ihm  selbst  auf- 
genommener gut  gelungener  Lichtbilder  vor.  —  Hm. 

Vers,  am  26.  Febr.  1904.  Vors.  Hr.  Bubende v 
Anwes.  83  Pers.  Aufgen.  als  Mitgl.  die  Hrn.  Ehlers. 
Hasse.  Klein,  Lühmann  und  Marticnßcn. 

Die  Hrn.  Vermehren  und  (.'hristensen  hatten  es 
übernommen,  den  beiden  fast  zu  gleicher  Zeit  verstorbe- 
nen Mitgliedern  Wulff  und  Ave-Lallemand  den  Nach- 
ruf zu  hallen,  und  erledigten  sich  ihrer  Freundespflicht, 
indem  sie  den  Vcreinsmitgliedcrn  in  warmen  Worten 
treffliche  I,cbensbilder  der  Dahingegangenen  gaben  und 
Wirken  und  Schaffen  derselben  im  Beruf  und  im  Privat- 
leben zum  Gegenstande  ihrer  Mitteilungen  machten.  Der 
Hr.  Vorsitzende  dankte  den  beiden  Herren  herzlichst  im 
Namen  des  Vereins  für  ihre  Gedächtnisworte  und  wies 

31.  Mai  1904. 


regende,  von  zahlreichen  Lichtbildern  begleitete  Vortrag 
über  die  im  allgemeinen  bekannten  Wicdcrhcrstcllungs- 
Arbeiten  an  den  beiden  trutzigen  Marksteinen  kräftigen 
Deutschtums  im  Nordosten  und  Südwesten  des  Reiches 
entfesselte  den  lebhaften  Beifall  der  Vereinsmitglicder. 
Am  Schlüsse  des  Vortrage- entspann  sieh  eine  kurze  aber 
lebhafte  Debatte  über  den  Wert  alter  vorhandener  Skizzen 
und  Kupferstiche  als  Grundlagen  für  eine  treue  Wieder- 
herstellung der  Hohkönigsbnrg,  der  von  einer  Seite  aus  an- 
gezweifelt wurde.  I  lr.  Erbe  bat  jedoch  dringend  darum,  sich 
durch  Streitschriften  usw.  die  Freude  an  den  Wiederher- 
stellungs-Arbeiten,  die  unter  Leitung  des  Arch.  Bodo  Ehr- 
hardt ein  möglichst  getreues  Bild  der  wundervollen  alten 
Burg  geben  werden,  nicht  vergällen  zu  lassen,  und  fand  da- 
mit bei  den  Anwesenden  lebhafte  Zustimmung.  —  W. 


-'53 

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Vermischtes. 
Gerüsthaken  von  W.  Stieper  In  Kiel.  Hr.  Arch.  W. 
Stieper  in  Kiel  hat  einen  Gerüsthaken  konstruiert,  der 
seiner  Einfachheit  wegen  Beachtung  verdient.  Der  Gerüst- 
haken dient  zur  Herstellung  massiver  Decken;  eine  exzen- 
trische Falle  klemmt  infolge  der  eigenen  Schwere  eines 
langen  Ilehcls  selbsttätig  das  Trageisen  für  die  Gerast- 
bretter kcilartig  fest  und  ein  Lösen  ist  nur  durch  Auf- 
heben des  Hebels  möglich.  Beides  erfolgt  durch  einfache 
Handgriffe.  Die  Gerüsthaken  werden  durch  Carl  Halver- 
scheidt in  Priorei  in  Westfalen  hergestellt.  — 

Eine  neue  Ein- 
banddecke d.  „Deut- 
schen Bauzeitung" 

haben  wir  fOr  un- 
sere Abnehmer  an- 
fertigen lassen.  Die 
Decke  zeigt  in  einer 
Aufnahme  nach  der 
Natur  die  neben- 
stehcndeZeichnung 
in  reichstem  Gold- 
druck auf  feinge- 
stimmtem braun 
rothem  oder  ge- 
brochen blauem 
Leinen.  Die  Wir- 
kung der  Decke  ist 
bei  allem  Reichtum 
eine  vornehme  und 
gewählte.  DerPreis 
ist  gegen  die  alte 
einfache  Decke  — 
die  wir  gleichfalls 
noch  liefern  -  nur 
sehr  wenig  erhöht  ; 
er  betragt  3,30  M. 
einschl.  Verpackung 
und  Porto.  Ein  Umtausch  der  Decken  kann  nicht  stattfinden. 

Eine  „Idealschulbank  Schwellenlos",  durch  Muster  ge- 
schützt, findet  nach  einer  Mitteilung  des  Hrn.  O.  Weidner 
in  Elberfeld,  Kleeblatt  48,  den  Beifall  der  technischen  und 
der  Lehrerkrcisc.  Die  Bank  hat  keine  Schwellen ;  sie  steht 
nebst  dem  Pult  auf  je  zwei  schmalen,  mit  der  ganzen  Flache 
aufliegenden  Füßen,  während  die  Verbindung  beider  mitein- 
ander sich  in  der  Höhe  des  Sitzes  befindet.  In  dieser  Form 
ermöglicht  die  Bank  eine  bessere  Reinigung  des  Fußbodens, 


Bücher. 

Der  städtische  Tiefbau.  I  Icrausgegeben  von  Geh.  BrL  Prof. 
Dr.  Ed.  Schmitt  in  Darmstadt.  Band  V.  „Die 
Versorgung  der  Städte  mit  Elektrizität." 
Von  Oskar  v.  Miller,  kgl.  Brt.  in  München,  2.  Heft 
Mit  353  Textabbildungen  und  14  Plänen.  Stuttgart 
1903.    Arnold  Bergsträßer  t  A.  Kröner). 

In  dem  ersten,  bereits  1896  erschienenen  Heft  hatte 
O.  von  Miller  sein  schönes,  groß  angelegtes  Werk  mit 
ausführlicher  Darlegung  der  Dienste,  die  der  elektrische 
Strom  der  Technik  und  mit  ihrer  Hilfe  uns  zur  Befriedi- 
gung der  Bedürfnisse  des  täglichen  Lebens  zu  leisten  im- 
stande ist,  eingeleitet.  Alsdann  gab  er  recht  lesenswerte 
und  gehaltreiche  Mitteilungen  und  Anweisungen  über  Kon- 
sumerhebungen und  die  Berechnung  der  Leitungsnetze; 
hieran  schloß  er  Darlegungen  Ober  die  Stromverteilungs- 
svsteme,  in  denen  er  direkte  und  indirekte  Stromverteilung 
von  einer  Stromquelle  aus,  wie  letztere  sich  mit  Hilfe 
der  Wechselstromtransformatoren  ermöglicht,  und  endlich 
die  Stromverteilung  mit  mehreren  Stromquellen,  wie  sie 
uns  in  den  Unterstationen  mit  Umformern  und  in  einer 
Reihe  von  Akkumulatoren-Stationen  entgegentritt,  besprach. 
In  dem  im  v.  J.  erschienenen  2.  Hefte  wird  der  gesamte 
Aufbau  eines  Elektrizitätswerkes  und  der  etwa  dazu  ge- 
hörigen Unterstationen  eingehend  behandelt.  Verfasser 
zeigt  zunächst,  nach  welchen  Gesichtspunkten  bei  der 
Auswahl  von  Grundstücken  für  derartige  Anlagen  am 
besten  verfahren  wird  Hieran  schließt  sich  eine  Bespre- 
chung der  baulichen  Anlagen,  die  die  Errichtung  einer 
elektrischen  Zentralstation  und  der  etwaigen  Unterstationen 
erfordert  Wenn  auch  die  Ausführung  dieser  Arbeiten, 
von  ganz  vereinzelten  Ausnahmen  abgesehen,  stets  einem 
Architekten  oder  anderen  Sonder-Fachmanne  wird  über- 
tragen werden,  so  ist  es  doch  für  den  die  Anlage  pro- 
jektierenden Ingenieur  von  höchstem  Werte,  auch  über 
jene  Punkte  genau  unterrichtet  zu  sein,  da  durch  sie  der 
innere  Ausbau  der  ganzen  Anlage,  sowie  die  rationelle 
Gestaltung  ihres  künftigen  Betriebes  wesentlich  bedingt 
werden.  Sehr  zu  loben  ist  es,  daß  der  Verfasser  hier  sich 
nicht  allein  auf  die  bisher  bei  uns  mit  verhältnismäßig 
wenigen  Ausnahmen  üblichen  Zentralen  mit  Dampfbe- 
trieb beschränkt,  sondern  auch  recht  lesenswerte  Erör- 
terungen Uber  die  Verwendung  von  Leuchtgas-,  Gichtgas-, 
Kraftgas-  und  Petrolcummotoren  für  den  Antrieb  der 
elektrischen  Maschinen  der  Zentralen  gibt.  Auch  den 
Wasserkraftanlagen  widmet  er  eine  Anzahl  von  Seilen 
seines  Werkes,  und  es  sind  nicht  die  uninteressantesten. 


Hans  Grisebach  f. 

|cit  der  Berliner  Gewerbe-Ausstellung  des  Jahres  1896, 
für  welche  er  das  Gebäude  für  Chemie  und  Photo- 
graphie errichtete,  ist  Hans  Grisebach  nur  selten 
mehr  in  die  Oeffcntlichkeit  gedrungen,  sodafl  für  Viele 
sein  frühes  Scheiden  lediglich  an  eine  Periode  Berliner 
Baukunst  erinnerte,  in  welcher  sich  ein  so  frischer  und 
froher  Anlauf  zeigte,  «laß  sie  auch  kühler  empfindende 
Beurteiler  zu  schönen  Hoffnungen  ermutigte.  Man  muß 
sich,  um  Grisebach  in  seiner  wirklichen  Bedeutung  zu 
würdigen,  vergegenwärtigen,  was  Berlin  und  die  von  ihm 
abhängige  norddeutsche  Provinz  nach  dem  deutsch-franzö- 
sischen Kriege  der  ^lahrc  1870  und  71  in  Beziehung  auf 
die  wirtschaftliche  Kultur  und  die  als  eine  ihrer  Folge- 
Erscheinungen  zu  betrachtende  künstlerische  Kultur  waren 
und  wollten.  Es  war  ein  wilder,  in  den  Mitteln  nicht 
immer  wählerischer  I >rang  nach  aufwärts;  eine  durch  ein 
überstarkes  Hochgefühl  des  Erfolges  getriebene  Unter- 
nehmungslust, und  Hand  in  Hand  mit  ihm  ein  nicht  mit 
kleinen  Mitteln  zu  stillendes  Verlangen  nach  äußerem 
Schein,  nach  Einkleidung  der  errungenen  und  zu  erringen- 
den wirtschaftlichen  Werte  in  ein  Gewand,  welches  die 
Kunst  weben  und  zusammenfügen  sollte.  In  letzterer  Be- 
ziehung wäre  die  Sache  ganz  schön  gewesen,  wenn  die- 
sem Bestreben  auch  eine  künstlerische  Kultur  zur  Seite 
gestanden  hatle,  die  bereits  auf  eine  historische  Entwick- 
lung hätte  zurückblicken  können  und  infolge  dessen  schon 
in  Fleisch  und  Blut  der  Kreise  eingedrungen  gewesen 
wäre,  die  im  allgemeinen  den  Anspruch  erheben,  aus  der 
breiten  Masse  des  initiativlosen  Volkes  ausgelöst  und  in 
ihren  idealeren  Regungen  mit  einem  besonderen  Matt- 
stabe gemessen  zu  werden.  Das  war  aber  nicht  der  Fall, 
sondern  Berlin  und  seine  Kunst  sahen  sich  von  der 
Schnelligkeit  der  Entwicklung  völlig  überrascht,  sodaß 
sich  keine  Zeit  ergab,  aus  Eigenem  heraus,  aus  des  Volkes 
Wohl  und  Wehe  eine  Kultur  und  mit  ihr  eine  Kunst  zu 
zeitigen,  die  in  ihren  Erscheinungsformen  hätte  als  eine 
Frucht  von  eigenem  Boden  betrachtet  werden  können. 
Die  Folge  davon  war,  daß  man  sich  umsah  und  zurück- 

*54 


schaute  und  in  anderen  Ländern  sowie  in  der  deutschen 
Vergangenheit  Anleihen  machte,  mit  welchen  das  Bild 
hervorgerufen  wurde,  welches  die  Leipziger-,  die  Friedrich- 
Straße  und  zahlreiche  andere  Stellen  des  neueren  Berlin 
zumteil  und  zwar  zum  größten  Teile  heute  noch  zeigen. 
Man  hat  es  mit  Recht  die  äußerliche,  überladene,  prun- 
kende Kunst  des  Emporkömmlings  genannt  Wer  sich 
Berlin  von  außen  näherte,  der  konnte  schon  auf  mehr 
als  100  Meilen  in  die  Runde  vorfühlen,  daß  er  einem 
Zentrum  zufahre,  in  welchem  eine  unfeine  Kunst  zu 
schneller  Entwicklung  eine  feinere  Kunst  langsamerer 
I  leranreifung  verdrängt  hatte.  Denn  die  Sünden  des  Zen- 
trums pflegen  sieh  nach  der  Peripherie  der  Einflußsphäre 
bin  gewöhnlich  zu  vergrößern  und  zu  vergröbern.  Gewiß, 
es  gab  eine  kleine  Gruppe  feinfühliger  Architekten,  bei 
welchen  noch  der  Geist  Schinkels,  dessen  an  Zahl  der 
Werke  nicht  allzu  reiches  Erbe  man  soeben  mit  Eifer 
noch  zu  verringern  trachtet,  herrschte;  eine  Gruppe,  deren 
Werke  auf  Verinnerlichting,  auf  feine  Zurückhaltung,  auf 
den  Geist  All-Berlins  gestimmt  waren.  Aber  das  wollten 
die  Auftraggeber  von  Neu-Berlin  nicht;  es  war  nicht  die 
stillt-  Wirkung  feiner  Vcrgristigung ,  die  sie  erstrebten, 
•andern  es  war  die  laute  Kunst  des  Marktes,  die  sie 
suchten.  Und  so  konnte  diese  kleine  Gruppe  sich  nicht 
in  dem  Maße  durchringen,  daß  es  ihr  gelungen  wäre,  das 
Stadtbild  von  Berlin  an  entscheidenden  Punkten  zu  be- 
einflussen, zumal  ihr  eine  wr-it  größere  Gruppe  von  Archi- 
tekten gegenüber  stand,  welche  sich  den  Wünschen  der 
Bauherren  williger  fügten,  und  zwar,  weil  es  zumteil  auch 
ihren  eigenen  Anschauungen  mehr  entsprach.  In  diese 
Zeit  kam  der  am  26.  Juni  1848  in  Güttingen  geborene 
Hans  Grisebach,  nachdem  er  unter  ll.ise  in  Hannover 
und  Schmidt  in  Wien  vorgebildet  war  und  für  Otzen  die 
Bergkirchc  in  Wiesbaden  ausgeführt  hatte.  Was  er  mit- 
brachte und  was  er  in  fünf  Jahren  bei  I  läse  und  in  drei  Jahren 
bei  dem  deutschen  Steinmetzen  von  Wien  aufgenommen 
hatte,  da"  war  vor  allem  jene-  unbedingte  EhrfurcliKgefühl 
vor  seiner  Kunst,  welches  ihn  verhinderte,  sie  zur  markt- 
schreierischen Unternehmung  architektonischen  Geschäfts- 
betriebes zu  machen.  Als  er  mit  dem  Beginn  der  achtziger 


No.  41. 

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Sie  sowohl  wie  auch  der  Abschnitt  über  die  Explosions- 
motoren werden  jedenfalls  viel  gelesen  werden  und  wer- 
den Manchem  eine  lange  gewünschte  Ergänzung  seiner 
Kenntnisse  bringen.  Eine  kurze  Besprechung  der  für 
Akkumulatoren-  und  Transformatoren-Stationen  geeignet- 
sten Bauten  beschließt  dieses  Kapitel.  Im  folgenden  wer- 
den die  inneren  Einrichtungen  der  Zentralstationen  be- 
handelt: es  erfolgt  hier  eine  Besprechung  all'  der  Ma- 
schinen und  Apparate,  die  zur  Erzeugung  der  Kraft,  zu 
ihrer  Umwandlung  in  elektrische  Energie,  sowie  zur  Schal- 
tung, Regulierung  und  Messung  dienen.  Naturgemäß  glie- 
dert sich  dieses  Kapitel  in  zwei  Teile;  der  eine  derselben 
beschäftigt  sich  mit  den  motorischen,  der  andere  mit  den 
elektrischen  Apparaten.  In  jenem  finden  wir  alle  schon 
weiter  oben  erwähnten  Motoren  kritisiert  bezüglich  ihrer 
Verwendbarkeit  für  den  elektrischen  Zcntralenbetrieb; 
ihre  Einrichtungen  und  die  Art  ihrer  Wirksamkeit  wer- 
den klar  gelegt,  und  an  der  lland  der  Pläne  derarti- 
ger in  Betrieb  befindlicher  Anlagen  wird  in  klarer  Weise 
gezeigt,  wie  ihre  Verwendung  sich  in  der  Wirklich- 
keit gestaltet.  Sehr  willkommen  werden  hier  wieder  die 
sachgemäßen  und  klar  gehaltenen  Ausführungen  über  den 
Bau  und  die  Verwendung  der  verschiedenen  Systeme  von 
Gas-  und  Petroleum-Motoren  sowie  über  <  Jie  Art  der  Be- 
nutzung von  Wasserkräften  für  den  elektrischen  Betrieb 
sein,  da  hier  vieles  Neue,  das  bisher  in  den  verschiede- 
nen Fachzeitschriften  zerstreut  war,  in  Verbindung  mit 
Erfahrungsergebnissen  dargeboten  wird.  Einen  wesent- 
lich größeren  Umfang  als  der  erste  besitzt  der  zweite  Teil 
dieses  Kapitels:  wird  doch  in  ihm  die  elektrische  Ein- 
richtung der  Zentralstationen  erörtert  Hier  ist  also  dir 
Rede  von  den  Dynamo  -  Maschinen,  den  Akkumulatoren, 
den  Schalttafeln  mit  ihren  Regulier-,  Sicherheit*-  und 
Konlrollapwaraten  usw.  Da  die  Ausführung  und  die  ihr 
zugrunde  liegenden  Prinzipien  bei  so  ziemlich  all'  diesen 
andere  sind,  je  nachdem  sie  für  Gleichstrom-  oderWechsel- 
strombetrieb  bestimmt  sind,  so  mußte  dieser  Abschnitt  ent- 
sprechend der  Stromart  eine  Unterteilung  erfahren.  Mit 
großer  Sorgfalt  und  großem  Geschick  sind  nach  Darlegung 
der  charakteristischen  Eigentümlichkeiten  beider  Strom- 
arten die  Ilauptgesichtspunkte  gekennzeichnet,  nach  denen 
beim  Entwerfen  den  elektrischen  Teiles  entsprechend  der 
gewählten  Stromart  zu  verfahren  ist,  welche  Verteilungs- 
Systeme  infrage  kommen  und  wie  die  zu  wählenden  Maschi- 
nen und  Apparate  beschaffen  sein  müssen.  Auch  hier  ist  aus 
der  Fülle  de*  Vorhandenen  eine  zweckmäßige  Auswahl  ge- 
troffen, jedoch  sind  wir  bei  aller  Anerkennung  der  Vorzog- 
lichkeit  des  Gebotenen  der  Meinung,  daß  die  elektrischen 


Meßinstrumente  etwas  sehr  stiefmütterlich  behandelt  sind 
Das  folgende  Kapitel  beschäftigt  sich  mit  der  Ausführung 
der  Leitungsnetze.  Es  wird  gezeigt,  wie  und  unter  Be- 
nutzung welcher  Hilfsmittel  "oberirdische  l.citungsnclzc 
herzustellen  sind,  wie  sie,  z.  B.  gegen  Blitzschlag,  und 
wie  andere  Leitungen  und  Personen  gegen  sie,  z.  B  bei 
Eintritt  eines  Drahtbruches,  geschützt  werden  und  auf 
welche  Art  die  gute  Beschaffenheit  dieser  Schutzvor- 
richtungen fortdauernd  kontrolliert  wird.  Auch  über  den 
Bau  der  Kabel,  ihre  Verlegung  und  die  hierbei  benotigten 
Zubehörteile,  sowie  Ober  die  zu  benutzenden  Schutz-  und 
Kontrolleinrichtungen  wird  berichtet.  Das  Schlußkapitcl 
ist  den  Elektrizitätszählcrn  und  den  zurzeit  üblichen  Tarif- 
systemen gewidmet. 

Die  gut  ausgeführten  Abbildungen  und  Plane  bilden 
eine  wertvolle  Ergänzung  des  Texte*  und  tragen  viel  zum 
leichten  und  guten  Verständnis  desselben  bei. 

In  einem  3.  Hefte  gedenkt  der  Verfasser  sich  mit  den 
Verträgen  für  den  Bau  und  Betrieb  von  Zentralstationen, 
für  ihre  Konzessionierung  und  Verpachtung  und  mit  ihrer 
Rentabilität  zu  beschäftigen.  Hoffen  wir,  daß  dieses  3.  Helt 
nicht  auch  wie  das  zweite  sieben  Jahre  auf  sich  warten 
läßt,  da  bei  dem  schnellen  Entwicklungsgange,  den  die 
Elektrotechnik  bisher  genommen,  es  unbedingt  erforder- 
lich ist,  daß  die  einzelnen  Teile  eines  Werkes  wie  des 
vorliegenden  in  rascher  Reihenfolge  erscheinen,  weil  es 
sonst  eintreten  kann,  daß  seine  ersten  Kapitel  gegen  die 
letzten  bei  deren  Ausgabe  veraltet  sind.  Und  es  wäre 
wirklich  schade,  wenn  O  v.  Millers  ausgezeichnetes  Werk 
noch  mehr  diesem  Schicksale  verfiele,  als  das  schon  jetzt 
z.  T.  leider  der  Kall  ist.  —  [jr  11  5  ... 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 

Bernhard,  Carl,  Reg-Bmstr.  Der  Wettbewerb  am  den 
Entwurf  einer  StraüenbrOcke  Ober  den  Neckar 
bei  Mannheim.  Sonderdruck  au*  der  Zeitschrift  de« 
Verein»  deutscher  Ingenieure.  Berlin  190a.  Jul,  Springer. 
Pr.  9  M. 

Feuerpolizei.  FOr  Polizei-  und  Verwaltungsbehörden ,  Ver- 
sicherungt-Anstalten ,  BauSmtcr,  Feuerwehren  und  Kamin- 
kehrer.   IV.  Band.  Hänchen  190a.  Ph.  L.  Jung.  Pr.  3,60  M. 

Feuerschutz  und  Feuer lettungswescn  beim  Beginn 
des  XX  Jahrhunderts.  Rerichlswerk  Ober  die  Internat  Aus- 
stellung für  Feuerschutz  und  Feucrrettongswesen.  Berlin 
1901.  Bearbeitet  irn  Auftr.  des  Kgl.  preuU.  Ministeriums  des 
Inneren.    Berlin  190a.    J  J  Heine  ?  Verlag     Pr.  ta  M 

Hanlach,  Aug.,  Baurat,  k.  k.  Prof.  Bestimmung  der  Bie- 
gung s  • ,  Zug-,  Drurk  -  und  Schubfestigkeit  an 
Bausteinen  der  Österreich  -ungar.  Monarchie  Wien  1901. 
Csrl  Graeser  Ä  Co.    Pr.  4,40  M. 


Jahre  seine  Tätigkeit  in  Berlin  eröffnete,  zunächst  als 
Assistent  Otzens  an  der  Technischen  Hochschule  in  Char- 
lottenburg,  da  war  es  ihm  bald  vergönnt,  nach  einem 
glücklichen  Siege  in  einem  Wettbewerbe  in  dem  Faber'- 
sehen  Hause  in  der  Friedrichstraße,  dessen  Ausführung 
ihm  als  eine  Folge  dieses  Sieges  zufiel,  sein  künstlerisches 
Glaubensbekenntnis  abzulegen.  Es  ist  die  meistgenannte 
Arbeit  des  Künstlers,  weil  sie  die  erste  war,  die  sich  der 
herrsehenden  Üblen  Berliner  Ueberlieferung  entgegen- 
stellte. Sie  ist  aber  keineswegs  seine  bedeutendste  Arbeit, 
als  welche  ich  vielmehr  das  ungleich  feinere  und  stilistisch 
bedeutendere  Haus  von  Ascher  &  Münchow  an  der  Ecke 
der  Leipziger  und  der  Markgrafenstrafle  betrachten  möchte, 
welches  ihm  auch,  wenn  ich  mich  recht  entsinne,  die  Auf- 
nahme in  die  kgl.  preuß.  Akademie  der  Künste  brachte. 
Es  ist  in  diesem  Werke  der  nordische  Backsteinbau  in 
glücklichster  Stilisierung  auf  das  moderne  Geschäftshaus 
Übertragen  und  es  ist  in  diesem  Bau  durch  Grisebach  ein 
vorbildlicher  Typus  jenes  Geschäftshauses  geschaffen  wor- 
den, welches  seine  Bedeutung  neben  der  praktischen  Mög- 
lichkeit der  Würdigung  der  ausgelegten  Waren  nicht  in 
einer  lauten  und  aufdringlichen  Formengcbiing,  sondern 
in  dem  inneren  Wert  der  künstlerischen  Bedeutung  sucht, 
In  dieser  Beziehung  stehen  ihm  nahe  die  anderen  Ge- 
schäftshäuser, die  Grisebach  in  Berlin  erbaute:  das  Haus 
des  Blumenzüchters  J.  C.  Schmidt,  Unter  den  Linden  16, 
das  Haus  Faßkessel  &  Münttnann,  Unter  den  Linden  12 
und  der  heutige  „Rüdcshcimcr"  in  der  Friedrichstrane.  In 
diesen  Werken  ging  er  andere  Wege,  die  der  deutschen 
FrOhrcnaissancc,  in  der  er  lebte  und  webte,  jedoch  nicht 
in  archaistischer  Strenge,  sondern  in  freierer,  persönlicher 
Auffassung.  Den  Geschäftshäusern  reihen  sich  eine  An- 
zahl Kirchen  an,  wie  die  Pctcrskirchc  in  Frankfurt  a.  M., 
die  evangelische  Kirche  in  Gießen,  sowie  die  Entwürfe 
für  die  Kaiser  Wilhelms  -  Gedächtniskirchc  in  Berlin ,  die 
zumteil  auf  dem  Wege  erfolgreichen  Wettbewerbes  er- 
kämpft wurden.  Das  Kronpnnzenzelt  im  Tiergarten  zu 
Berlin  ist  ein  bemerkenswertes  Beispiel  für  einen  Saalbau. 
Von  Miethäusern  schuf  er  das  Haus  Keimarus  in  der  Har- 
denbergstr.  2.1  in  Charlottenburg,  sowie  sein  eigenes,  in 

21.  Mai  1904. 


der  Anlage  höchst  eigenartiges  Wohnhaus  in  der  Fasanen- 
straße  33.  Umfassend  war  seine  'Tätigkeit  auf  dem  Ge- 
biete des  Einfamilienhauses;  Haus  Kausendorff  am  Kur- 
fürstendamm  in  Berlin,  Schloß  Klink  an  der  Müritz  in 
Mecklenburg,  die  Schlösser  Tremsbüttel  bei  Bargteheide 
in  Schleswig-Holstein  und  Seßwegcn  iti  Livland  zählen 
zu  den  größeren  dieser  Anlagen.  Neben  ihnen  stehen 
Haus  Ncuburger  im  Grunewald,  Haus  Ginzkcy  in  Maliers- 
dorf  in  Böhmen,  Ausführungen  in  Schlesien,  Haus  Bode 
in  Charlottenburg,  Haus  Schwanz  am  Tiergarten.  Es  war 
allerdings  in  diesen  Werken  nicht  immer  neuer  frischer 
Erfindungsgeist,  sondern  es  drohte  zuletzt  in  ihnen  ein  Typus 
sich  zu  entwickeln.  Auch  das  Gebiet  des  profanen  Mo- 
numentalbaues war  ihm  nicht  verschlossen:  er  schuf  das 
Gebäude  des  Nordböhmischen  Gewcrbcmuseums  in  Kei- 
chenberg.  Zu  seinen  letzten  Werken  zählen  der  Bahnhof 
„Schlesischcs  Tor"  der  elektrischen  Hochbahn  in  Berlin, 
sowie  das  freilich  in  der  heutigen  Form  von  ihm  nicht 
gebilligte  Huus  der  Berliner  Sezession  in  CharloUenburg. 

Der  Umfang  der  künstlerischen  Tätigkeit  Griscbachs 
war  größer,  als  man  nach  dem  oberflächlichen  Eindruck 
anzunehmen  geneigt  war;  derKOnstler  hatte  sich  namentlich 
eine  ausgedehnte  Landpraxis  erworben.  Lange  Jahre  stand 
ihm  als  ausgezeichneter  künstlerischer  Mitarbeiter  der 
Architekt  Georg  Dinklage  zur  Seite,  den  er  auch  stets 
mitnannte  und  der  die  -Stütze  de*  Ateliers  war  in  einer 
Zeit,  in  welcher  Grisebach  fast  ausschließlieh  nur  seinen 
Neigungen  lebte  und  sich  von  der  praktischen  künstle- 
rischen Tätigkeit  fast  ganz  zurückzog.  Diese  mußte  er 
wieder  aufnehmen,  als  Dinklage  sich  von  ihm  trennt«-,  um 
auf  eigenen  Füßen  zu  sieben  Aber  den  früheren  Um- 
fang nahm  die  Tätigkeit  nicht  mehr  an;  es  war  nur  ein 
leichtes  Aulllackern.  ehe  der  Tod  ihm  den  Stift  ganz  au- 
der  lland  nahm.  Grisebach  ist  verhältnismäßig  jun.n,  mit 
56  Jahren  gestorben,  in  einem  Alter,  in  welchem  andere 
ihre  reifsten  Werke,  schaffen.  Es  hat  sich  auch  hier  das 
tragische  Geschick  bestätigt,  daß  die  Mammen,  die  am 
hellsten  lodern,  am  ehesten  erlöschen  Die  Berliner  Bau- 
kunst ist  um  eine  feine  und  charakteristische  Künstler- 
erschcinutig  ärmer  Albert  Hof  mann. 

»55 


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Preisbewerbungen. 
Wettbewerb  Kunsthaus  Zürich.  In  dem  wiederhohen 
Wettbewerb  betr.  Entwürfe  far  ein  neues  Kunstbaus  in 
Zürich  wurde  ein  I.  Preis  nicht  verteilt.  Drei  II.  Preise 
von  je  aooo  Fr.  fielen  den  Hrn.  Karl  Moser  in  Karls- 
ruhe, Heinrich  Müller  und  Kud.  Ludwig  jr.  in  Thalwil, 
sowie  Pfleghard  &  Hafeli  in  Zürich  zu.  F.in  III.  Preis 
von  1000  Fr.  wurde  Hrn.  Friedr.  Krebs  in  Biel  zuerkannt 

Wettbewerb  Festhalte  Landau.    Per  F.ntwurf  „Ausge- 
fuchst" desllrn.  Franz  B  ran  tzky  in  Köln  wurde  angekauft. - 

Personal-Nachrichten. 

Deutsch«  Reich.  Der  Mar.  -  Ob.- Bit.  und  Hafenbau  -  Dir., 
Geh.  Mar. -Bit.  Brennecke  ixt  unt.  Verleihung  des  Char.  »1* 
Geh  Admir.-Kat  in  den  Ruhestand  verseilt  Der  Mar.  Bfhr.  Kurt 
.Müller  ist  z.  Mar.-Schilfbmslr.  ernannt. 

Preußen.  Dem  Ob  •  nnd  Geh.  Hrt.  C  1  a  u  s  n  i  1 z  e  r  in  Frank- 
furt a.  M.  ist  der  Rote  AdlerOrden  III  Kl  mit  der  Schleife,  dem 
Eisenb  -  Dir.  Oelert  in  Frankfurt  a.  M.  beim  I 'ebertritt  in  den 
Rulieataod  der  Rote  Adler -Orden  IV  Kl,  dem  Gel.  Ob  -  Brt. 
Wolff,  vortr.  K.t  im  Mm.  der  Offentl  Arb  der  Kg).  Kronen- 
Orden  II  Kl.,  dem  Wasser-Bsuinsp.  Brt.  Roeder  in  Diez  a  Laiin 
beim  l'ebertrilt  in  den  Ruhestand  der  Kgl,  Kronen-Orden  III.  Kl- 
und  dem  Reg.-Bfhr.  Albr.  Mendt  in  lnsterburg  ist  die  Rettung*- 
Medadle  am  Bande  verliehen, 

Die  Annahme  und  Anlegung  der  ihnen  verlieh,  niclitpreufi. 
Orden  ist  erteilt,  und  zw  :  dem  Reg  -  u  Hrt.  Rehbein  io  Leipzig 
de*  Ritterkreuzes  1.  Kl.  det  Kgl.  sachs  Albreeht-Ordens,  dem  Geh. 
Brt.  Siewert  in  Frankfurt  a.  M.  de»  GroBh.  he«.  Verdienst-Ordens 
Phillip«  de«  GroSmutigcn. 

Die  Wahl  de«  Minist-  ond  Ob.  -  Baudir.  Wirkl.  Geh.  Rat» 
Schroeder  iam  Dirig.  der  Abt.  für  das  Ing-  u  Maschinenwesen 
der  Akademie  de«  Bauwesens  auf  die  Zeit  bis  zum  i.  Jan.  1905 
ist  bestätigt  worden. 

Der  Ob. -Brt  Dr. -Ing  Stabben  ist  t.  Mitgl.  nnd  Vors.  der 
Kgl.  Komm.  fOr  die  Stadtcrwcitcrung  in  Posen  ernannt. 

Dem  Eisenb -Baninsn.  Harr  in  Frankfurt  a  M  ist  die  Stelle 
des  Vorst,  der  Werkst-insp  b  bei  der  Eisenb -Hauptwerkst  da», 
verliehen. 

Veiaettt  sind:  der  Reg  -  u.  Brt  Plachetka  von  Berlin  nach 
Maricuwerdcr,  der  Kreisbauinsp.  Brt.  Cummcrow  von  Diepholz 
als  Landbauinsp.  nach  Stettin;  der  Keg  -  und  Brt- Weise  in  Heil- 
berg zur  Kgl.  Eisenb.  •  Dir.  nach  Posen,  der  F.iscnb.  -  Bau-  und 
Hetr-Insp.  Srhweiikcrt  in  Waldenburg  nach  Goldberg  als 
Vorst  der  das.  zu  errichtend.  Eisenb- Bauabt ,  die  Eisenb. -ßauinsp. 
Althaser  in  Schneidemahl  nach  Frankfurt  a  M.  als  Voist  der 
Eisenb -Werkst  Insp  a  bei  der  Eisenb.- Hauptwerk*!,  und  Kiehl 
in  Duisburg  zur  Kgl  F.iicnb.-Dir.  in  Sleltin;  die  Reg  .ümstr  Busse 
vou  Klau  Mi  »I  nach  Diepholz,  Drosihn  vod  Flankfurt  a.  O.  nach 
Ko*!in,  Jobs  Becker  von  Elbing  nach  Dirschau  und  Kiepe  von 
Halle  a.  S  nach  Elbing. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg  Hmstr:  Behrendt 
dein  Tcclin  Bur  der  Hochbauabt.  des  Minist  der  offentl  Arb., 
Hunger  der  Kgl.  Reg.  in  Hannover,  Stuermcr  der  Kgl.  Reg. 
in  Ma-ienwerder  und  v,  Allwörden  der  Kgl.  Reg  in  Schleswig. 

Die  Keg -Bfhr.  Hugo  Gerslenliauer  au*  Steglitz.  Herrn, 
Schwenk  aus  Mensfelden,  Aug  Arendt  aus  Koswig  flloch- 
baufach  1,  —  Paul  Schroetter  aus  Berlin  und  Heinr.  K  r  e  d  e  I 
au»  Kirclibrombucli  |F.i»cnbfeli  ),  —  Wilh.  Stliwelh  aus  Brühl  und 
Oitu  Tic  mann  aus  Beck. ngtiausen  (Match. -Bfch  )  sind  zu  Reg - 
Btn-tm.  ernannt. 

Der  Reg  -Bnistr.  \'  o  g  d  t  ist  infotee  Ernennung  zum  Ob. -Lehrer 
au  ilc-r  K^t.  höheren  Mav  'iirreribauscbule  in  Poitn  aus  dein  Staats- 
Eisenbaliiidieiistc  iu«sc!i  hieden 

Den  Keg-Bm«trn.  Jolis  Kurtzc  in  Halcnsee  u,  l' f  lacker 
in  Wernigerode  ist  die  nachges.  EntUss  aus  dem  Staatsdienste 
erteilt. 

Der  Eisenb -Dil.  I'li  Müller  in  Angerburg  ist  gestorben. 
Sachsen.    Der  Reg  -Bmstr.  Budde  berg  ist  auf  Ansuchen 
aus  dem  Staatsdienste  entlassen. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Stadtbmstr.  Sch.  In  Fr.  Einheitliche  Grundsitte  Ober 
Formen  von  Gruod-.lü'  kstaxeii  und  Ober  die  Au,  wie  der  Wert  de* 
Grund  und  Böllens  und  der  Baulichkeiten  zu  ermitteln  ist,  bestehen 
für  Deutschland  nicht  Vielmehr  gelten  in  den  veisclncjencn 
Bundesstaaten  abweichende.  Vursi  hiiften ,  die  noch  d.wu  Ober- 
wiegend  auf  Anordnungen  der  \  ei  waltungstichOrden  beruhen,  wes- 
halb sie  nicht  einmal  innerhalb  de>sclt»crt  Staates  in  ihrem  vollen 
L'mfangc  völlig  gleich  sind  Der  Mangel  sicherer  und  unzweideu- 
tiger Unterlagen  dir  die  Wertcrmitlclung  de»  Grund  und  Hodens 
und  aeincr  darauf   erriclitc-ten   Bauwerke    macht    sich   bei  jeder 


Zwaitgscntcignttng  empfindlich  fühlbar,  indem  die  verschiedenen 
Sachverstandigen  zu  völlig  abweichender  Bewertung  tu  gelangen 
pflegen.  Den  schlagendsten  Beweis  haben  die  kürzt. chen  Slruflsllc 
gegen  Vorstandsmitglieder  der  Pommern-Hank,  der  Preußischen 
Hypotheken-Bank  und  anderer  gleichartiger  Geldinstitute  erwiesen. 
Daß  unter  derartigen  Zustanden  kein  untrügliches  und  Qbcrall  zu- 
vciliasige«  Handbuch  bez w.  Leitfaden  ubsr  Taxalionsgrundsfttze 
zwecks  Beleibung  von  Gebäuden  oder  Bodenbelciliung  erscheinen 

kein 


konnte,  hegt  auf  der  Hand  Tatsächlich  besieht  also 
obselion  null  dach  derartige  Versuche  gemacht  sind. 

Dazu  tritt,  daB  der  Begriff  M  Ond  el  sie  he  r  h  ei  t  gleichfalls 
ein  unsicherer  ist.  Nach  dem  EinführungsgeseU  zu  B  G.-B,  Art 
ata  bleiben  nämlich  die  landesgcsetzliehcn  Vorschriften,  nach  wel- 
chen gewisse  Wertpapiere  zur  Anlegung  von  Mündelgeld  (Ar  ge- 
eignet erklart  sind,  in  Kraft;  gleiches  gilt  nach  Einführung»-  und 
Zwangsverwaltung  !<»  11)  von  den  Grundsatz- n.  nach  welchen  der 
Weit  eines  Grundstockes  festzustellen  sei  B  G  -H  §  1607  spricht 
nur  von  sicheren  Hypotheken,  Überlaßt  jedoch  den  Landesgesetzen, 
für  die  innerhalb  ihres  Geltungsbereiches  belegenen  Grundstücke 
d>e  Grundsatze  zu  bestimmen,  nach  denen  die  Sicherheit  einer 
Hypothek  festzustellen  ist  Es  liegt  aKo  nicht  in  der  Absicht  des 
Gesetzgeber»,  eine  vollige  Einheit  auf  dem  Gebiete  der  GrundstOcks- 
taxen  zu  schaffen,  vielmehr  soll  eine  gewisse  den  Ortlichen  Ver- 
hältnissen Rechnung  tragende  Vcrsrhirdcnheit  fortbestehen.  Dem- 
gemäß ist  in  absehbarer  Zeit  kaum  uul  das  Erscheinen  eines  zu- 
verlässigen, den  Rechtszustand  für  ganz  Deutschland  darstellenden 
Handbuches  bcticffcnd  die  Aufnahme  von  Grundstockstaxen  zu 
rechnen.  —  K.  Il-e 

Hrn.  V.  In  Mühlhausen  I.  Th.  Besondere  statische  Werke 
Ober  hölzerne  Brücken  Mnd  uns  nicht  bekannt  Sie  finden  die  ent- 
sprechenden Angaben  in  den  Werken  über  Brückenbau,  z.  B.  Hand- 
buch der  log -Wissenseh  .Heinzerling  usw.  Die  ohne  höhere  Mathe- 
matik arbeitenden  Lehrbucher  der  Statik  sind  auf  den  Gebrauch  der 
Baugewerkschulen,  bisher  also  vorwiegend  auf  I  lochbau- Aufgaben 
zugeschnitten.  Wir  erhallen  Übrigens  soeben  ein  kleineres  Werk: 
Technische  Studieiihrfle  von  Carl  Schmid,  Prof.  der  Baugewsch. 
in  Stuttgart,  Heft  3  HolzbalkenbrOckcn,  das  lliren  Wünschen  viel- 
leicht entspricht.  Verlsg  v  K,  Witt  wer.  Preis  «,40  M.  — 
Anfragen  an  den  Leserkreis 
Wie  giofi  ist  die  Abnutzbarkcit  von  reinem  Quarz  (Rheinkies) 
gegenüber  schwedischem  Granit?  Nach  den  Feststellungen  der 
Kgl.  techn.  Versuchsanstalt  vom  Jahre  1900  betragt  der  mittlere 
Abnutzungswert  von  schwed  Granit  7  rem.  C.  — 

Gibt  es  in  Deutschland  Städte  über  2«,oco  Einwohner,  welche 
Stadtbilder  mit  Schwiinmballeu  als  einzige  Badeform 
und  welche?  —  Sladtbauamt  Dei 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  in  No  28  Putzveronreinigung  an  einem 
Schulneubau  durch  Heizmale r  1a I  -  A osscti eidungen  er- 
halten wir  nachstehende  Zuscbiift:  Nach  Umbauten  der  Arbeits- 
Anstalt  Mnritzburg  bei  Zeitz  tBraunkohlengrgendj  zeigte  neuer  PuU 
an  freiliegenden  Essen,  aber  auch  Zementputz  an  solchen  Stellen, 
wo  unvorsichtigerweise  alte  Ziegelsteine  von  abgerissenen  Schorn- 
steinen nicht  zum  Fundament  sondern  zu  hochgehendem  Mauer- 
werk wieder  verwendet  waren,  gelbliche  bis  braune  Flecken  in 
BackstcingroSe.  Hinsichtlich  der  alte»  Es«ei»ziegel  ist  die  Ursache 
der  Putzverunreinigung  klar.  Bei  den  übrigen  Flecken  mufi  man 
annehmen,  daß  einzelne  Steine  salzhaltig,  also  besonders  hygro- 
skopisch waren,  sich  mit  de«  Ausscheidungen  der  erkaltenden 
Braunkohlengase  sättigten  und  sie  schließlich  auf  den  Putz  über- 
trugen. Auch  bei  tadellosen  Steinmatei ial  kommen  durch  Urin 
von  Ziegelei-  oder  Bauarbeitern  und  von  Hunden  Verunreinigungen 
der  Stapel  vor,  die  dann  im  Neubau  ru  Auswitterungen  von  Sal- 
peter führen,  auch  wenn  .las  sonstige  Material  »alzlrci  ist  -  Bei 
dem  Schulneubau  werden  »ußei  solchen  zufälligen  Unrcinigkeiten 
die  Steinkohlen  -  PreÜ-tcine,  deren  Bindemittel  teerartig  gewesen 
sein  kau»,  an  der  teerigen  Durchnässung  des  Putzes  schuld  sein, 
nicht  der  Zechenkoks,  der  ziemlich  rauch-  und  rutllrei  brennt  Zur 
Beseitigung  der  TceiOlflccken  aus  dem  Putz  ohne  Hcransstcmmen 
der  schmierigen  Steine  wird  steh  das  Abschlagen  des  fleckigen 
Putzes  ued  da?  Aufkitten  von  Fenstereliis  —  am  besten  gekörntes 
oder  Kilfelglus  — ■  mittrls  Zement  suf  da»  teerdurchzogene  Mauer- 
werk empfehlen.  Darüber  kann  dann  mit  Hülfe  von  Drahtgeflecht 
der  Veiputz  erneuert  werden,  ohne  neue«  Kle.  kigwerden  befürchten 
zu  nuinscn 

H.  Saloruon.  Landes-ßauinsp.  in  Merseburg. 
Inhalt:  Das  neue  Kaihau<  in  Aichin.  Die 

ti.-lie  V,.,  Ml  1-reuUen    II    —  MiHedUri-c»  aus  Vereine».  —  Veiml.chtes. 

-  Hau»  i.u»cl.ich  t.  Bachrrscluu.  I"rei'.t>e«er*iirij:en.  —  Fersonal- 
N's.tlr  Knien    —  Hiu-t-  und   l  IseeLa.lcU.         I'KiLij^i  llYUttuUlll  i. 

Ilicr/u  eine  Bildbeilage:  Ha.-  neue  Kathaus  in  Aachen. 

Verlar  der  Drutseheii  Bauze.tung.  in  Ii  H.  Herl. 11  tiir  dir  Kedaktioo 
»i-ruril.v.Mli   Alben  IMlulua,  Buhn,    luuck  von  Willi.  Oreve,  f 


Philipp  Holzmann  7. 

Nach  längerem  Leiden  ve  rdarb  am  14,  d  M.  in  Oberursel  bei  Frankfurt  a.  M  im  67.  Lebens- 
jahre der  K^I.  Baurat  !'liili|>|)  1  lo]  / 111  an  n ,  der  Begründer  rler  seinen  Namen  tragende:i  Baitvinter- 
nehinung  Philipp  Hol/mann  cv  Cie  in  Frankfurt  a.  M  ,  die  ihr  Kmporwachscn  zu  einer  W'eltfit  111a 
in  erster  Linie  dem  L'nternehmungsgc-ist,  der  Tatkraft  und  dem  mit  kaufmannis.  Ik  ih  Seharfblick  ge- 
paarten hohen  technisch -praktischen  Verständnis  d.-s  Verstorbenen  verdankt.  Wir  kommen  auf 
seine  Tätigkeit  noch  eingehender  /muck. 


»56 


No  41. 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°-  42.  BERLIN,  DEN  25.  MAI  1904 

Der  Ideen-Wettbewerb  um  Entwürfe  für  das  bayerische  Verkehrs -Ministerium 

in  München.  (ScUue> 


I  on  den  übrigen  nicht  in  die  engere  Wahl 
gekommenen  Entwürfen  verdient  vielleicht 
nur  noch  einer  eine  ernste  Betrachtung: 
.Gruppenbau".  Der  Verfasser  dieses  Ent- 
wurfes hielt  es  (laut  Erläutcrungsbcricht)  fflr 
notwendig,  „einen  solch'  ausgedehnten  Bauplatz  nur 
mit  einzelnen,  für  sich  wirkenden,  jedoch  unter  sich 
wiederum  zu  einem  harmonisch  wirkenden  Ganzen 
verbundenen  Gruppen  zu  bebauen,  um  damit  eher  die 
Wirkung  interessanter  Straßenbildcr  als  die  eines  für 
sich  wirken  wollenden  Baukolosses  zu  erhalten".  Die 
Ausführung  dieses  theoretisch  berechtigten  Gedan- 
kens hat  aber  zurfolgc  gehabt,  daU  nicht  nur  der 
ganze  Bau,  der  doch  nun  einmal  eine  Einheit  darstellen 
soll,  den  Eindruck  macht  wie  eine  Gruppe  von  Mict- 
hniisern,  sondern  daß  auch  die  Räume  teilweise  eine 


ganz  programmwidrige  Verteilung  erfahren  muUten. 
Die  Anlage  ist  im  Grundriß  rostförmig,  mit  3  Langs- 
und 5  Quertrakten;  von  den  sehr  betrachtlichen  Ab- 
schragungen  der  beiden  östlichen  Ecken  bildet  die 
eine  —  südöstliche  —  wegen  des  1  iaupteinganges,  den 
mächtigen  Eckpavillons  und  der  reicheren  Durchbil- 
dung geradezu  den  architektonischen  Mittelpunkt  des 
Ganzen.  In  dieser  Hinsicht  hat  der  Verfasser  keinen 
Rivalen,  auch  darin  nicht,  daß  er  die  Haupträume  an 
die  Oslfassade  gcrQckt  und  sich  so  des  einzigen  Motives 
beraubt  hat,  das  die  wichtigere  Südfassade  zu  beherr- 
schen geeignet  gewesen  wäre. 

Dali  das  Preisausschreiben  für  zahlreiche  junge 
Baubeflissene  eine  große  Verlockung  bildete,  wurde 
schon  in  der  Einleitung  ausgesprochen;  und  das  er- 
klärt auch  das  Auftreten  einer  verhältnismäßig  großen 


Da»  neue  Rathaus  !n  Aachen.    Atchilekt:  Piof.  Friedrich  PO U er  in  Uurroiudu 


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Zahl  schülerhafter  Entwürfe,  deren  Verfasser  mit  sicht- 
lichem Behagen  einmal  den  im  Zeichensaal  und  am 
Reißbreit  eingelernten  Formenschatz  verschwenden, 
mit  großen  Mitteln  spielen  wollten.  Zeichnerisch  ge- 
wandte Hände  zeigen  sich  da  neben  Slümpcm;  sie 
scheinen  es  aber  meist  ernst  genommen  und  die  Auf- 
gabe als  ein  Prüfungs-  und  Ucbungsthcma  für  ihr 
Können  betrachtet  zu  haben.  Nur  einer  erweist  sich 
als  Phantast.  Mit  dem  Motto  „Eilgut"  hat  er  wohl 
selbst  die  Flüchtigkeit  seiner  Arbeit  eingestehen  und 
die  Naivität  entschuldigen  wollen,  den  ganzen  Entwurf 
mit  drei  Plänen  darzustellen;  das  Ganze  erscheint 
eigentlich  nur  wie  ein  riesiges,  vier  Stockwerke  hohes 
Portal  mit  kurzen  Flügelbauten,  halb  Barock,  halb 
Rokoko,  alles  andere  eher,  nur  kein  Amtsgebäude,  in 
dem  ernste  Arbeit  verrichtet  werden  soll. 

Für  das,  was  z.  Zt.  die  Kreise  der  angewandten 
Kunst  in  München  am  meisten  bewegt  —  und  die 
Architektur  ist  ja  angewandte  Kunst  im  bedeutsamsten 
Sinne  — ,  ist  es  bezeichnend,  daß  einer  der  Konkurren- 
ten, Spannagel,  seinen  Erläuterungsbericht  dazu  be- 
nutzt, um  auf  ein  Unternehmen  hinzuwirken,  das  dem 
einheimischen  Kunsthandwerk  Gelegenheit  gibt,  sein 
Können  daheim  zu  zeigen,  nicht  —  wie  so  oft  — 
in  einer  auswärtigen  Ausstellung.  Der  Verfasser 
dachte  bei  seinem  Entwurf  zum  Verkehrs-Ministerium 
an  reiche  farbige  Ausstattung  und  läßt  seinen  darauf 
bezüglichen  Erläuterungen  einige  beherzigenswerte 
Worte  folgen :  „Bei  dieser  Gelegenheit  will  derVerfasser 
nicht  unterlassen,  darauf  hinzuweisen,  daß  eine  solche 
Betätigung  des  Münchener  Kunstgewerbes  im  vor- 
liegenden Fall  die  Möglichkeit  schaffen  würde,  nach- 
träglich noch  die  im  Erlasse  Sr.  Kgl.  Hoheit  des  Prinz- 
regenten  vom  i.  März  1902  gegebene  Anregung, 
eine  Kunstgewerbe  -  Ausstellung  in  München  zu  ver- 
anstalten, ohne  besonderen  Kostenaufwand  zu  ver- 
wirklichen. Ein  großer  Teil  der  Räumlichkeiten  könnte 
dauernd  von  Meistern  des  Kunstgewerbes  in  der 
mannichfaltigstcn  Weise  ausgestaltet  werden  und  die 
hierzu  weniger  geeigneten,  wie  der  Posthof,  vorüber- 
gehend zu  Ausstellungszwccken  verwendet  werden, 


so  daß  das  Ganze  den  weitesten  Kreisen  ein  getreues 
Bild  von  dem,  was  Münchens  Kunst  zu  leisten  ver- 
mag, geben  würde".  Der  Gedanke,  der  in  ähnlicher 
Form,  aber  kleinerem  Umfang  schon  früher  aufge- 
taucht war,  der  auch  in  ähnlicher  Weise  schon  bei 
anderen  Gelegenheiten  (z.  B.  bei  der  Karlsruher  Glas- 
malerei-Ausstellung 1901)  zur  Ausführung  gelangt  ist 
und  der  auch  bei  dem  Vorschlag,  das  noch  unfertige 
Münchener  Armeemuseum  zuerst  für  die  Kunstge- 
werbe-Ausstellung in  Benutzung  zu  nehmen,  zugrunde 
lag,  verdient  in  der  Tat  die  ernsteste  Beachtung. 
Freilich  wird  es  immer  in  erster  Linie  davon  abhän- 
gen, ob  die  Indienstnahme  des  Riesenbaues,  auf  dessen 
Fertigstellung  das  Ministerium  und  das  Zentralbrief- 
postamt je  länger  je  dringender  warten  werden,  noch 
um  ein  Jährlein  hinausgeschoben  werden  kann  —  ob  es 
angängig  ist,  hunderttausende  von  Menschen  durch  die 
Räume  wallen  zu  lassen,  die  dann  als  .neu"  und  doch 
schon  ■  -  wenigstens  in  ihren  Fußböden  —  stark  mitge- 
nommen der  Beamtenschaft  übergeben  werden  sollen. — 

Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  das  qualitative 
Ergebnis  dieses  Ideenwettbewerbes  hinter  dem  zurück- 
geblieben ist,  was  man  bei  einer  Aufgabe  von  dieser 
Bedeutung  und  diesem  Umfang  hätte  erwarten  dürfen, 
wenn  nicht  —  wie  ein  Münchener  Blatt  bei  Bespre- 
chung der  Entwürfe  sich  ausdrückte  —  das  Ganze 
nur  ein  „Exerzieren  mit  Platzpatronen"  gewesen  wäre. 
Im  Ernstfall  hätte  auch  ganz  von  selbst  eine  strengere 
Beurteilung  Platz  gegriffen.  Manches  unlogische,  über- 
flüssige, rem  dekorative  Architekturstück,  das  —  wie 
ein  Versatzstück  -  nicht  aus  der  Sache  selbst  hervor- 
gewachsen ist,  Hüte  ohne  Köpfe  darunter,  wäre  wohl 
überhaupt  garnicht  zum  Vorschein  gekommen ;  derlei 
Späßc  kann  man  sich  beim  Exerzieren  erlauben,  nicht 
im  Ernstfall.  Aber  es  ist  nicht  ganz  ungefährlich, 
solche  Wettbewerbe  überhaupt  zu  veranstalten,  da 
nur  zu  leicht  von  dem  nicht  voll  befriedigenden  Er- 
gebnis auf  die  Erfolglosigkeit  der  Wettbewerbe  über- 
haupt geschlossen  werden  könnte. 

L.  G. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  In  der  unter 
dem  Vorsitz  des  Min.-Dir.,  Wirkl.  Geh.  Rat  Schroeder 
abgehaltenen  April-Sitzung  hielt  Hr.  Major  I'ophal,  Er- 


bauer der  Südwest-afrikanischen  schmalspurigen 
Eisenbahn  Swakopmund— Windhuk,  unter  Vorfüh- 
rung von  Lichtbildeni,  einen  längeren  Vortrag  Ober  die 
Trassierung,  den  Bau  und  die  Leistungsfähigkeit  die- 
ser Bahn.    I>er  Redner  gab  nach  der  Einleitung,  in  der 


Philipp  Holzmann  f. 

^|m  14.  Mai  d.  J.  verstarb  im  67.  Lebensjahre  nach 
längerer  Krankheit  in  Obcrursel  bei  Frankfurt  a.  M. 
'der  Konigl  Baurat  Philipp  Holzmann,  der  Be- 
gründer und  langjährige  Leiter  der  seinen  Namen  tragen- 
den Bauunternchmung  Philipp  Holz  mann  A:  Cic., 
G.  m.  b.  Ii.,  die  nicht  nur  in  Deutschland  an  erster  Stelle 
zu  nennen  ist.  sondern  auch  im  Auslande  von  deutschem 
Unternehmungsgeist  und  deutscher  Tüchtigkeit  Zeugnis 
abgelegt  hat.  Gebührt  auch  an  den  erreichten  Erfolgen 
im  Einzelnen  ein  wesentlicher,  und  mit  dem  Umfange  der 
Unternehmungen,  die  langst  Ober  die  Kralt  eines  Einzel- 
nen hinausgingen,  steigender  Anteil  einem  Stabe  tüchtiger 
Ingenieure,  Architekten,  Kauflcutc  undVerwaltungsbcamtcn, 
so  ist  es  doch  In  erster  Linie  das  Verdienst  Philipp  Holz- 
mann'», daü  sich  aus  dem  Baugeschäft  maUigcn  Umfanges, 
das  er  gemeinsam  mit  seinem  Bruder  Wilhelm  vom  Vater 
übernahm,  eine  Wellfirma  entwickelt  hat.  Denn  Ph.  Holz- 
mann vereinigte  in  sich,  man  mochte  sagen,  angeborenes 
Verständnis  für  technische  Kragen  mit  weitem  kaufmänni- 
schen Blick,  organisatorisches  'latent  und  Menschenkennt- 
nis, die  ihn  die  richtigen  Persönlichkeiten  auswählen  und 
an  die  richtige  Stelle  setzen  hellen.  Dazu  gesellte  sich  ein 
rastloser  Tätigkeitsdrang  und  eiserne-  Energie. 

Ph.  Holzmann  war  am  10.  Dez.  1836  in  Sprendlingen 
im  Darmslädtischen  geboren.  Er  besuchte  vom  iv  Jahre 
ab  die  höhere  Gewerbeschule  in  Darmstadt  laus  der  sich 
die  jetzige  Technische  Hochschule  entwickelt  hall,  war 
zuerst  praktisch  im  Baugeschäft  seines  Vaters  tatig,  be- 
suchte dann  das  Polytechnikum  111  Karlsruhe,  wo  er  bei 
Keller,  Riegler  und  Redtenbaehcr  hurte,  und  trat  1860  end- 
gültig in  den  praktischen  Beruf  ein  Schon  damals  wandte 
sich  die  noch  von  seinem  Vater  geleitete  Finita  gröberen 
Aufgaben,  wie  dem  Bau  der  Hamburger  Bahn,  der  Lahn- 


talbahn  und  des  Hafens  in  Uberlahnstein  zu.  Im  Jahre 
1864  ging  dann  das  Baugeschäft  an  die  beiden  Brüder 
Philipp  und  Wilhelm  über,  von  denen  der  letztere,  der 
trotz  dauernder  Kränklichkeit  seinen  Bruder  überlebte, 
jetzt  an  die  Spitze  des  Aufsichtsratcs  der  Gesellschaft  ge- 
treten ist.  Die  Firma,  anfangs  eine  offene  Handelsgesell- 
schaft, entfaltete  bald  eine  vielseitige  Tätigkeil,  und  mit 
demselben  Erfolge,  mit  dem  sie  im  Tiefbau  tätig  war, 
wandle  sie  sich  auch  dem  Hochbau  zu,  der  noch  jetzt 
unter  Leitung  tüchtiger  Architekten  einen  wichtigen  Zweig 
des  Baugeschäfte*  bildet.  Durch  die  Energie  ihrer  Inhaber 
überwand  sie  auch  den  nach  1866  zunächst  in  Frankfurt 
a.  M.  eintretenden  geschäftlichen  Rückschlag.  Die  Auf- 
schließung  und  Bebauung  neuer  Straßen  in  Frankfurt  a.  M. 
waren  die  ersten  größeren  Aufgaben,  dann  folgten  in  den 
siebziger  Jahren  der  Bau  des  Otvernhauses,  des  Städel- 
sehen  Institutes,  des  Frankfurter  Hofes,  zahlreicher  Privat- 
häuser, der  Bau  der  l -ntcrmain-Brücke  usw. 

Die  wachsenden  Aufgaben  des  Baugcschäfles  machten 
eine  Erweiterung  desselben  unter  veränderter  Form  er- 
forderlich. Die  Firma  wurde  in  den  70  er  Jahren  von 
der  internationalen  Baugesellschaft  kommandilicrt,  die  im 
Vertrauen  auf  die  Tüchtiukcit  Philipp  Holzmann'*  erheb- 
liche Kapitalien  in  das  Unternehmen  steckte,  und  dehnte 
nunmehr  ihren  Wirkungskreis  nicht  nur  auf  Norddeulsch- 
land,  sondern  auch  auf  das  Ausland  aus.  Von  den  be- 
deutenden deutschen  Ausführungen  seien  nur  hervor- 
gehoben die  umfangreichen  Arbeiten  am  Nordostsee-  und 
Elbe-Trave-Kanal,  bei  der  Wcichsclkorrcktion.  bei  den 
Dockarbeiten  in  Kiel  und  Wilhelmshaven,  neuerding» 
bei  der  Ausführung  des  Teltow  -  Kauules  und  bei  zahl- 
reichen gruLSen  Brückcubuuten  am  Khcin,  in  Frankfurt  a.  O., 
in  Stettin  usw.,  zu  deren  letzteren  die  neue  Eiscnbahn- 
Bruckc  über  den  Rhein  bei  Mainz  geholt.  Aber  nicht 
nur  als  der  ausführende  Unternehmer  ist  die  Firma  auf- 

No.  43. 


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er  auf  das  jetzige  große  Interesse  für  Deutseh-Südwest- 
Afrika  hinwies,  zunächst  einen  1,'cbcrblick  über  die  dorti- 
gen früheren  und  jetzigen  Landungsverhältnissc,  besprach 
dann  die  Wahl  der  Spurweite  und  schilderte  an  der  Hand 
einer  genauen  Wandkarte  der  Baiin  eingehend  die  ver- 
schiedenen Trasscnwahlcn  sowie  den  Bau  der  Bahn.  Hier- 
bei hob  der  Kedncr  besondrrs  die  großen  Schwierigkeiten 
hervor,  die  dieser  erste  Bahnbau  in  den  Kolonien  zu  über- 
winden hatte,  besprach 
seine  kriegsmäßige  Ausfüh- 
rung ohne  jnlc  Vorberei- 
tung, die  einschneidenden 
Behinderungen  derBauaus- 
führung,  die  unter  so  ganz 
anderen  Verhältnissen  als 
hier  in  De utsch I  an d  c rf ol gtc , 
durch  den  Mangel  und  die 
ungenügende  Vorbildung 
der  Angestellten  und  des 
Arbeiter-Personals,  Ueber- 
anstrengung  des  Aufsichts- 
personals, Mangel  an  jedem 
technischen  Hilfsmittel  im 
Lande,  weite  Entfernung 
vom  Mutterlande  und  da- 
durch verzögerte  Ausfüh- 
rung der  Bestellungen,  vor 
allem  aber  Mangel  an  Was- 
ser, die  Einwirkung  dieses 
Wassermangels  und  die  viel- 
fach schlechte  Beschaffen- 
heit des  erschlossenen  Was- 
sers auf  die  Maschinen, 
Ueberwindung  großer  Stei- 
gungen usw.  Hierauf  sprach 
der  Redner  noch  im  allge- 
meinen über  Konstruktion 
und  Bau  der  Brücken, 
hob  ihre  volle  Sicherheit 
hervor  und  gab  eine  Schil- 
derung der  Zerstörungen 
der  Strecke  durch  die  letzt- 
jährige starke  Regenperiode 
und  durch  die  Hereros,  wo- 
bei er  sich  besonders  Ober 
die  Ursachen  der  Zerstö- 
rungen durch  die  gewalti- 
gen Regenmassen  verbrei- 
tete. Schließlich  wurde 
noch  die  Leistungsfähig- 
keit der  Bahn  unter  Schil- 
derung des  Betriebes  be- 
leuchtet. — 


Daa  neue  Ratbaus  In  Aachen.   F.rker  am  Trauzimmrr. 
Architekt:  Piof.  Friedr.  Pötzer  in  D«rnnt»dt. 


Vermischtes. 

Zur  Erweiterung  de*  Hafens  von  Ruhrort  fordert  eine 
dem  preuß.  Abgeordnetenhause  kürzlich  zugegangene  Ge- 
selzesvorlagc  weitere  6.9  Mill.  M.  über  die  bereits  durch 
Gesetz  v.  3.  Juni  190a  bewilligten  7  Mill.  M.  Wir  haben 
den  Entwurf,  welcher  diese  Kostensumme  erforderte,  im 
Jahrg.  1903  S.  236  unter  Beigabe  eines  L'ebersichtsplanes 

besprochen.  Ks  soll  nach 
diesem  Plane,  der  z.  Zt.  in 
Ausführung  begriffen  ist, 
vom  Rhein  her  längs  des 
Kaiserhafens  ein  neuer  Ha- 
fenkanal gebaut  werden, 
an  den  sich  südlich  von  der 
OrtschafiMeidcrich  3ilafen- 
beeken  A,  B,  C  anschließen, 
von  denen  jedoch  nur  .1 
und  R  zunächst  zur  Aus- 
führung kommen  sollten, 
während  das  dritte,  C,  spä- 
terer Zukunft  vorbehal- 
ten blieb.  Inzwischen  hat 
der  Ruhrorter  Hafen  aber 
einen  so  unerwarteten  Auf- 
schwung genommen ,  daß 
auch  das  3.  Becken  jetzt 
gleich  zur  Ausführung  be- 
stimmt ist.  Im  Jahre  190 1 
war  der  Güterverkehr  im 
Hafen  6758383',  1903  in- 
folge der  wirtschaftlichen 
Depression  nur  6315455' 
und  1903  bereits  8  337  188 '. 
das  bedeutet  einen  Zuwachs 
von  33°,'i>  An  dem  neuen 
Becken  soll  das  nordwest- 
liche Ufer  zu  Lagerplätzen 
für  Erz-,  Holz-  und  andere 
Massengüter  des  Ankunfts- 
verkehres dienen,  das  süd- 
östliche zu  Indusirieplätzen, 
nach  welchen  eine  immer 
steigendere  Nachfrage  ist. 
Das  Becken  erhält  einen 
Kohlcnkippcr",  während  2 
weitere  am  Becken  B  zur 
Autstellung  gelangen,  sodaß 
dann  1 1  in  den  Ncuatilagen 
vorhanden  sein  werden. 
Außer  dem  Bau  des  dritten 
Beckens  ist  noch  eine  Ver- 
besserung der  Zufahrt  zu 


getreten,  sondern  vielfach  auch  als  der  Ingenieur  der 
von  ihr  ausgeführten  Anlagen.  Mit  Erfolg  hat  sich  die 
Firma  wiederholt  hei  großen  Brücken -Wettbewerben  be- 
teiligt, bei  anderen  Ausführungen  hat  ihr  auf  reiche  Er- 
fahrung begründeter  Rat  einen  maßgebenden  Einfluß  bei 
der  Ausgestaltung  der  Bauten  ausgeübt. 

Zu  einer  Spezialität  hat  die  Firma  die  Gründung  mit 
Luftdruck  ausgebildet,  die  sie  bei  zahlreichen  Bauten 
angewendet  hat.  Die  bedeutendste  Ausführung  dieser  Art 
ist  die  Herstellung  des  großen  Trockendocks  in  Kiel.  Auch 
den  Tunnelbau  mit  pneumatischem  Vortrieb  hat  die  Firma 
in  den  Bereich  ihrer  Unternehmungen  gezogen,  nachdem 
es  Ph.  Holzmann  gelungen  war,  1894  die  „Gesellschaft  für 
den  Bau  von  Untergrundbahnen*  zu  bilden.  Der  Spree- 
tunnel in  Treptow  bei  Berlin  war  die  erste  Ausführung 
dieser  Art .  die  von  der  Firma  erfolgreich  durchgeführt 
wurde,  wenn  sie  auch  noch  nicht  den  damit  beabsichtig- 
ten Zweck  erreichte,  darzutun,  daß  die  Ausführung  von 
Untergrundbahnen  in  den  Straßen  von  Berlin  mit  Hülfe 
des  pneumatischen  Vortriebes  gefahrlos  durchzuführen  sei. 
In  verbesserter  Form  ist  das  Verfahren  bei  einem  großen 
•Slammsiel  in  Hamburg  durchgeführt  worden  und  der  eben 
der  Bürgerschaft  vorliegende  Plan  eines  Tunnels  unter 
der  Elbe  stellt  vielleicht  der  Firma  eine  große  Aufgabe 
dieser  Art. 

Einen  wichtigen  Zweig  der  Unternehmungen  der  F'irma 
bildete  der  Bahnbau,  der  namentlich  in  Süddcutschland 
I  Karlsruhe—  Eppingen )  und  dcrSchweiz  ( I  jindquart — Da  v«  >s ) 
in  größerem  Umfange  betrieben  wurde.  Zu  den  schwieri- 
gen Ausführungen  dieser  Art  gehörtauch  die  Herstellung 
eines  größeren  Teiles  der  Untergrundstreckc  der  Horh- 
und  Untergrundbahn  von  Siemens  Ar  Halske  in  Berlin, 
welche  seitens  der  Firma  wiederum  für  die  „Gesellschaft 
für  den  Bau  von  Untergrundbahnen*  durchgeführt  wurde. 
Die  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete  trugen  ihr  auch  den 

35.  Mai  190.1. 


Auftrag  der  Stadt  Berlin  ein,  den  Entwurf  für  eine  nord- 
südliche städtische  Untergrundbahnstrecke  aufzustellen,  der 
leider  noch  seiner  Verwirklichung  harrt. 

Ein  größeres  Arbeitsfeld  auf  dem  Gebiete  des  Bahn- 
baues gewann  die  Firma  jedoch  im  Auslande  durch  den 
Bau  der  anatolischen  Bahnen,  nachdem  es  Philipp  Holz- 
mann gelungen  war,  das  unter  Führung  der  Deutschen 
Bank  ins  Leben  gerufene  Unternehmen  zu  organisieren. 
In  gleicher  Weise  wirkt  die  Firma  bei  der  Bagdadbahn 
mit,  deren  erste  Strecke  Eregli— Burgulu  soeben  im  Bau  ist. 

Dem  Aufsichtsrat  der  Gesellschaft  der  anatolischen 
Bahnen  gehörte  Holzmann  bis  zu  seinem  Tode  an.  eben- 
so wie  bei  einer  Reihe  anderer  Gesellschaften.  Nament- 
lich hat  Ph.  Hol/mann  auch  in  der  internationalen  Bauge- 
sellschaft eine  führende  Rolle  gespielt  bei  den  bedeuten- 
den Terrainunternchmungen,  die  von  dieser  in  F'rankfurt 
a.  M.  und  Berlin  eingeleitet  und  durchgeführt  wurden,  so- 
weit sie  sich  nicht  noch,  wie  die  Gesellschaft  Industrieviertel 
Tempelhof  und  Neu- Westend,  in  der  Entwicklung  befinden 

Im  Jahre  1895  trat  Ph.  Holtmann  als  Direktor  seiner 
Gesellschaft  zurück,  in  der  er  sich  nur  die  Oberleitung 
des  Aufsichtsrates  vorbehielt.  Aber  auch  in  dieser  Stellung 
ist  bis  zuletzt  sein  Einfluß  der  entscheidende  gewesen, 
wenn  es  ihm  naturgemäß  auch  nicht  mehr  möglich  war, 
wie  früher  bis  in  die  Einzelheiten  seiner  Unternehmungen 
einzudringen. 

Ph.  Holzmann  war  kein  Mann  der  Wissenschaft,  aber 
er  wußte  das  Wissen  zu  schätzen  und  in  den  1  Mcn-i  Deiner 
Firma  zu  stellen.  Als  ein  Mann  der  Praxis  aber  versiand 
er  es,  mit  seltenem  Scharfblick  und  aus  reicher  Erfahrung 
heraus  jedes  Ding  am  richtigen  Ende  anzufassen.  Mit 
zäher  Energie  wußte  er  auch  ungünstige  Verhältnisse  zu 
überwinden  und  Vertrauen  für  alle  Unternehmungen  zu 
erwecken,  an  denen  er  sich  beteiligte.  Hierin  liegt  die 
Wurzel  seiner  Erfolge.  —  pr>  f_ 

»59 

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den  älteren  Hafcntrilen  nördlich  vom  Kaiserhafen,  insbe- 
sondere zu  den  beiden  verkehrsreichen  Becken  des  Nord- 
und  Südhafens  vorgesehen.  Von  den  Kosten  entfallen 
5.5  Mill.  M.  auf  den  Ausbau  des  Beckens  0,  1  Mill.  M. 
auf  die  neue  Hinfahrt  Außerdem  erfordern  Erweiterun- 
gen im  Hafenbahnhofe  südlich  von  Meiderich  695000  M., 
die  im  Etat  der  Eisenbahn -Verwaltung  1905  gefordert 
werden  sollen.  — 

Zweite  technische  Hochschule  In  Bayern.  In  der  5 12. 
Plenarsitzung  der  Kammer  der  Abgeordneten  des  bayeri- 
schen Landtages  vom  30.  Mai  wurde  eine  Summe  von 
30  000  M.  bewilligt  zur  Ausarbeitung  eines  Projektes  zur 
Errichtung  einer  zweiten  technischen  Hochschule  in 
Bayern,  Zu  dem  Antrag  lagen  Petitionen  der  Städte  E  rl  a  n  ■ 
ge"n  und  Würzburg  vor,  die  neue  Hochschule  den  dor- 
tigen Universitäten  anzugliedern.  Indessen,  es  wurde  in  der 
Debatte  geltend  gemacht,  für  die  zweite  bayerische 
technische  Hochschule  könne  nur  Nürnberg  inbetracht 
kommen  Im  Zusammenhang  damit  steht  eine  Kund- 
gebung des  frankisch  -  oberpfalzischen  Bezirks  -  Vereins 
Deutscher  Ingenicure  in  Nürnberg,  welcher  nach  einem 
Vortrage  des  Hrn.  Prof.  Kammerer  aus  Charlottcn- 
burg  und  nach  Unterstützung  durch  die  Hrn.  Ob.  -  Brt. 
Mehles-Bcrli  n  und  Riep pel- Nürnberg  einstimmig  eine 
Resolution  des  Inhaltes  annahm,  es  sei,  um  die  Erhaltung 
der  Eigenart  der  deutschen  technischen  Hochschulen  zu 
gewährleisten,  von  einer  Angliedcrung  technischer  Fakul- 
täten au  die  Universitäten  abzusehen  und  die  Gründung 
selbständiger  neuerlechnischer Hochschulen  zu  erstreben.  - 

Bücherschau. 
Meyer's  Großes  Konversation! -Lexikon.    Sechste  Auflage. 
Fünfter  Band:  Uiffercnzgeschafte  bis  Erde.  Sechster 
Band:  Erdeessen  bis  Frenzen.    Leipzig  und  Wien. 
Bibliographisches  Institut.  1903  und  1904.  Preis  des 
Bandes  10  M.  — 
Seit  wir  gegen  Schluß  des  vergangenen  Jahres  auf 
S.  614  den  vierten  Band  der  sechsten  Auflage  dieses  un- 
entbehrlichen Nachschlagewerkes  erwähnen  konnten,  sind 
in  rascher  Folge  zwei  weitere  Bande,  fünf  und  sechs,  er- 
schienen.   Bemerkenswert  ist,  daß  die  Bände  handlicher 
wie  die  der  fünften  Auflage  sind,  wodurch  es  sich  erklärt, 
daß  die  Anzahl  der  Bände  auf  ao  erhöht  werden  mußte, 
um  den  stark  angewachsenen  Stoff  zu  bewältigen.  Aber 
auch  bei  dieser  Anzahl  von  Bänden  war  das  nur  möglich 
durch  Kürzungen  einzelner  Artikel,  durch  straffere  Zu- 
sammenzichung,  welcher  aber  eine  wesentliche  Vermeh- 
der  Stichwortc  g<-f;rnnbrrsteht.   Die  Redaktion  ist 


Sverdrup,  Otto,  Kapitän.  Neues  Land.  Vier  Jahre  in  arkti- 
schen Gebieten.  Mit  335  Abbildungen  io  a  Bdn.  Leipzig 
1903.    ¥■  A.  Brockhaus.    Pr.  geb,  ao  M. 

Zeller,  Adolf,  Kgl.  Reg-Brostr,  Pnvatdoz.  Burg  Hornberg 
am  Neckar.  Dargestellt  und  beschrieben  aufgrund  von 
Oi  iginalaufnahraen  und  urkundlichen  Quellen.  Leipzig  1903 
Kail  W.  Hicrscmanu. 

Chronik. 

Der  dloldetlanlsche  Palast  In  Spalato,  dessen  Schicksal 
soeben  von  den  parlamentarischen  Körperschaften  in  Cisleithanien 
beraten  wird,  soll  nach  einer  Untersuchung  des  Prof.  Strzygowski 
in  Graz  eine  Nachbildung  des  von  Diokletian  vollendeten  Kaisei  - 
palastrs  in  Antiochia  sein.  — 

Eine  Kaiserin  Elisabeth-Vot Wklrche  nebst  Denkmal  In 


Genf  soll  auf  einem  von  der  Stadt  Genf  überladenen  Baupiatie 
errichtet  werden.    Zur  Forderung  der  Angelegen!) 
Genf  ein  3a-gl>cdriger  ZentralausschuB  gebi'det  — 


11  Hauplat. 
hat  sich 


rung 

auch  in  diesen  Bänden  umsichtig  und  sorgfaltig,  und  da- 
bei so  eingehend,  als  die  notwendigste  Unterrichtung  über 
einen  Gegenstand  und  die  sachliche  Abwägung  der  Be- 
deutung der  einzelnen  Stichwortc  für  das  öffentliche  und 
private  Leben  es  erfordern.  Hie  Ausbeute  dieser  beiden 
Bände  an  Stichworten  unseres  Arbeitsgebietes  ist  nicht 
so  groß,  wie  die  der  vorhergehenden  Bände,  doch  zeugen 
auch  die  hier  vertretenen  Stichworte  von  Umsicht  und 
Einsicht.  Angeführt  seien  Dirckscn.  Dobbert,  Dock  (mit 
Tafel),  Doktor- Ingenieur,  Dollmann,  Donatello,  Donndorf, 
Donner,  Drainage,  Drakc  usw. ;  es  sind  kurze,  gedrängte  Aus- 
führungen, wahrend  Dresden  (Bauwerke),  Dünen,  Dürer, 
Eisen,  Eisenbahnbau,  Eisenbau,  Elektrische  Anlagen,  Elek- 
trische Eisenbahnen,  Elektrotechnische  Lehranstalten,  Email 
imit  farbiger  Dopneltafcl)  Festungsbau,  Beispiele  für  längere, 
zumteil  reich  illustrierte  Artikel  sind.  Leider  sind  die 
Abbildungen  nicht  immer  in  einer  dem  Gegenstand  würdi- 
gen Reproduktionstechnik  wiedergegeben:  so  bedauern 
wir  bei  dern  Artikel  Dresden  Bauwerke  die  Wahl  eines 
nicht  guten  Holzschnittes  anstelle  einer  mehr  gebenden 
Autotypie.  Besondere  Beachtung  dagegen  Ist  in  diesen 
Bänden  den  Architekten  und  Ingenieuren  zugewendet, 
die  mehr  als  früher  genannt  und  meist  zutreffend  charakte- 
risiert sind.  -- 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Geschäftstätigkeit  des  Kaiserlichen  Patentamt«« 
und  die  Beziehungen  des  Patentschutzes  »u  der  Entwicklung 
der  einzelnen  loduilrirzweice  Deutschlands  in  den  Jahren 
1891  bis  1000.  Berlin  1903.   Carl  Hcyinaiin's  Verlag.  Pr.  s  M. 
Sven  V.  Hedln.     Im    Heijen    von   Asien.  Zehntausend 
Kilometer  auf  unbekannten  Pfaden.    Mit  407  Abbildungen, 
Autorisierte  Ausgabe  in  a  Bdn,   Leipzig  1903.   F.  A.  Brock- 
haus.   Pr.  geb.  ao  M. 
Schmitz,  Bruno.  Prof.    Drei  Kaiser d  e  n  k  m  A  !  e  r.    AbL  l: 
Am  Deutschen  F.ck  in  Koblenz     18  Tal  ,  34  M    Abt  II: 
Kyffhluscr.     06  Tal.,  46  M      Abt.  III:  Poita  Westfalica, 
19  Taf.,  33  M.  Berlin,  ErnM  Wasmuth.   Zu«,  in  Mappe  105  M. 
Weimar,  Wilhelm,  Assist  am  Museum  für  Kunst  um)  Gewerbe  in 
Hamburg.   M  o  n  u  m  e  n  t  a  1  -  S  e  h  r  i  f  t  e  n  vei^angenei  Jahr- 
hunderte von  1100    r8ra  an  Stein-,  Bronze-  uml  Hölzplatten. 
68  Taf.  in  GroOfolio.    Wien,  Gerlacl,  it  Schenk. 

260 


Für  ein  Wlttslsb acher-Brunnendenkmal  In  Passau  wurde 
der  Entwurf  de«  Bildhauers  Jakob  Bra.ll  in  Mönchen  gewählt  — 
Ein  Neubau  der  Kunstschule  In  Weimar  ist  durch  das 
Aufblühen  derselben  veranlagt  uml  in  Aussicht  genommen.  — 

Ein«  St.  Johanneskirche  In  Solln  bei  München  gelangt 
nach  dem  Entwurf  der  Hru.  Gebrüder  Bank  in  München  im  Cha- 
rakter der  oberbayerischen  Landkirchen  iur  Ausfuhrung.  Baukosten 
160000  M    Der  Grundstein  wurde  am  ij.  Mai  gelegt.  — 

Die  neue  chirurgische  Klinik  der  Charlte  In  Berlin, 
nach  den  Entworfen  des  Hrn.  Reg-  und  Brt.  Diestel  in  Berlin 
errichtet,  ist  am  16.  Mai  ihrer  Bestimmung  übergeben  worden.  — 
Das  neue  Pclizelgebäude  In  Wien,  ein  nach  den  Entworfen 
des  Hrn.  Brt.  Karl  Hol/er  in  Wien  an  der  Ecke  der  Elisabeth- 
Promenade  und  der  Bcrggaase  errichteter  Monumentalbau  ist  seiner 
übergeben  worden.  — 

Institut  der  Unit ersltät  Wien 
Maf  feierlich  eröffnet.  Da«  neue  Institut  erhebt  sich 
hinter  dem  Anatomiachen  Institut  in  der  Wabringer  Strafte  und  ist 
nach  den  Eni  war  f  en  des  L'ni  versiUU- Ar  chitekten  Gottlieb  Jaroscbka 
in  Wien  errichtet  — 

Eine  Isarbrücke  zwischen  Höllrlegelsgreuth  und  Orün- 
wald  wird  in  diesem  Jahre  dem  Verkehr  fibergeben.  Die  nach 
dem  Dreigelenk-Bogensyatera  erbaute  Brücke  hat  eine  Lange  von 
330  und  eine  Breite  von  j4-9X  ij°>8oi.  Die  Fahrbahn  liegt 
19  m  Ober  dem  NicdcrwasserspiegeL  Die  Brücke  Oberspannt  den 
Huf)  mit  a  Bogen  von  je  70  m  Spannweite;  ihre  Pfeiler  sind  in 
Stampfbeton,  die  Bogen  in  armiertem  Beton  ausgeführt.  Es  ist  eine 
möglichste  Anpassung  der  Brücke  an  das  Landschaftsbild  versucht.  — 
Der  Bau  Ton  vier  Talsperren  wurde  anfangs  Mai  durch 
WasserwcrkbesiLzer  des  Tannwalder  Bezirkes  des  Riesengebirges 
beschlossen.  — 

Der  Berliner  Zentralfriedhof  In  Stahnsdorf  soll  am  1.  Jsn. 
1905  eröffnet  werden.  Die  Gemeinden  Charlottenburg,  Schoneberg, 
Wilmersdorf  werden  ihn  sofort  sls  Begräbnisstätte  benutzen.  — 

Ein  Lenau-Denkmal  In  Eßlingen  ist  nach  dem  Entwurf  des 
Bildhauers  E.  Kicmlcn  als  das  erste  auf  deutschem  Boden  ent- 
hollt  worden.  Auf  einem  in  »trengen  Formen  gehaltenen  Grann- 
sockel erhebt  sich  in  anderthalbfacher  Lebeosgröfle  die  bronzene 


Personal-Nachrichten. 

Der  Bsuinsp  H.  Wagner  ist  unt.  Verleih,  des 
Char.  als  Brt  s.  stand,  trehn.  llilfsarb.  bei  der  Minist. -Abt.  fOr 
Bauweaen  ernannt.  —  Dem  Bauinsp.  W  Becker  in  Mainz  ist 
der  Cbar.  als  Brt.  verliehen.  Der  Bauiu&p.  Kai  bei  zu  Bad  Nau- 
heim ist  1  techn.  Assist,  bei  der  Badedir.  und  dem  Tieloauamt 

Der  Geh.  Brt.  Grimm  in  Darmatadt  ist  auf  s.  Ansuchen, 
unt.  Verleihung  der  Krone  tum  Ritterkreuz  I.  Kl.  des  Verdienst- 
ordens Philipps  des  GroBmOligeo,  in  den  Ruhestand  verseilt 

Württemberg.  Dem  tit  Ob  -Brt.  N  e  u  f  f  e  r  bei  der  Gen.- 
Dir.  der  Staalseisenb.  ist  das  Ritterkreuz  des  Oidens  der  WQrtx 
Krone  verliehen. 

Der  tit-  Ob  -Insp.  S  ü  ß  d  o  r  f  in  Friedrichsliafen  ist  als  Vorst, 
der  Werkst.-lnsp.  nach  Eßlingen  versetzt. 

Die  nachgen.  Kstid.  des  Bauing. -Faches  sind  für  befähigt  er- 
klärt und  haben  die  Bezeichnung  Reg-Bmstr.  erhalten:  Johs. 
Buhler  von  Neuulrn,  Emil  Cailloud  von  Stuttgart,  Wilh.  Daser 
von  Weil,  Mor.  Dreyfua  von  Malhausen  i.  E  ,  Ernst  Eble  von 
Rotenburg  a.  Fulda,  Herrn.  E  n  ß  I  i  n  von  Aalen,  Wilh  Frank  von 
Stuttgart,  Eug  Geiger  von  Rottenburg  a.  N,  Jul  Haas  von 
Böblingen,  Rud.  Ilertneck  u.  Karl  Mezgcr  von  Stuttgart,  Herrn. 
M  ö  ß  n  c  r  von  Eßlingen,  Karl  Möhr  u  Willi.  Reiner  von  Stutt- 
gart, Max  R  e  m  p  i  s  von  Gmünd,  Fricdr.  R  i  e  k  c  r  t  von  Lustnau, 
Frz.  Rogg  von  Weingarten,  Ad  Schmidt  von  Singen  i.  B.. 
Gost.  Troßbach  von  Manhoue  in  Lolhr.,  Max  Vogler  von 
Neresheiro  und  Rob.  Weyrauch  von  Stuttgart.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  P.  H.  In  Seh.  Es  ist  selbstverständlich,  dsß  wenn  Sie 
Privatarbciien  laut  schriftlicher  Abmachung  nur  mit  Genehmigung 
Ihres  Chefs  übernehmen  können,  dieser  auch  das  Hecht  hat,  Ihnen 
die  Bewilligung  dieser  Arbeiten  zu  versagen.  Dagrgen  laßt  »ich  nichts 
machen-  Ist  die  für  Sie  daraus  entatebeude  Srtilidiguiig  eine  große, 
so  bleibt  Ihnen  nur  die  Aufhebung  des  Verliags-Vcihältuissca  uorig. — 

Inhalt:  l>rr  brern-Wrwbrwnb  um  trlwilitr  tot  du«  Laverüwbe  Ver- 
kehrt MillJ*ienum  10   Manchen  (|S<-hluUl  --  1>«1  neue  UjÜuus  in  Aachen. 


-  Mitleüuners  lui  Vereinen.  -  Psil.p;.  Il.il/,:,»,,,,  +.  —  Vermischt! 
H.viier-.  fia.j  -  c  l.i>/n:k  -   IV. wr»!-N«_hriciitri>.  -_ Brief-  und  Frareki 

Verlag  d»r  lieurtelien  H.nze.tune.,  (I,  ra.  b.  H  ,  Berlin    For  die  Kcdakuos 


Albert  Hol 


«iizeitune,  (:  ra.  b.  H  ,  Berl 
minn,  Berlin.   Druck  von 


Cre 


No.  4a. 

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AS  NEUE  RATHAUS  IN  AACHEN  * 
ARCHITEKT:  PROF.  FR.  PÜTZER  IN 
DARMSTADT*  TREPPENHALLEN  IM 
X  OBER-  UND  ERDGESCHOSS  *  * 
=  DEUTSCHE  BAUZEITUNG== 
XXXVIII.  JAHRGANG  1904   *    N°  43 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  43.  BERLIN,  DEN  28.  MAI  1904 


Das  neue  Rathaus  in  Aachen. 


Architekt:  Prof.  Friedr.  Pötzer  in  Darmstadt.  «Schiufl.» 

1  ci  der  Ausbildung  des  Inneren  war  nicht  in 
|  dem  Umfange  wie  sonst  bei  Gebäuden  dieser 
Art  Gelegenheit  zu  künstlerischen  Gestaltun- 
gen gegeben,  da  das  neue  Haus  als  ein 
reines  verwaltungs  -  Gebäude  mehr  dem 
praktischen  Dienstverkehr  gewidmet  sein  sollte.  Doch 
war  dem  Sitzungssaale  eine  reichere  Ausschmückung 
durch  Prof.  Schaper  in  Hannover  vorbehalten  und  es 
war  das  Trauzimmer  Gegenstand  einer  seiner  Be- 


llirrzu  eine  BUdbriUgv,  Son  ic  die  Abbildungen  S.  364  und  in  N'o.  43, 

deutung  entsprechenden  künstlerischen  Ausstattung. 
Ein  nicht  geringes  Maß  künstlerischen  Schmuckes  wurde 
den  Treppenhallen  gegeben,  von  welchen  mehrere  in 
unseren  Abbildungen  dargestellt  sind. 

Die  sämtlichen  Bureauräume  wurden  schlicht  ge- 
halten ;  sie  erhielten  Eichcnricmcn  -  Fußböden  ohne 
Blindboden  auf  tannenen  Linterlaghölzern,  welche  in 
gleichen  Abstanden  quer  über  die  Kappenträger  der 
Beton-  und  Schwemmsteindecken  zwischen  Eisen  ver- 


Sitzungssaal. 


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legt  wurden,  mit  welchen  die  Räume  überdeckt  sind. 
Das  Haupt-,  das  Nebentreppenhaus,  die  Eingangshalle, 
die  Durchfahrt  und  die  Arkaden  erhielten  Kreuz-, 
Netz-  oder  Sterngewölbe,  deren  Gurtbögen  und  Rip- 
pen aus  dem  gleichen  Sandstein  gefertigt  wurden, 
der  an  den  Architckturteilen  des  Aeuücren  zur  Ver- 
wendung gelangte.  Die  Haupttreppenhäuser  und 
Haupiflure  wurden  mit  rottn  Mettlacher  Platten  be- 
legt, für  die  Flure  des  II.  und  des  III.  Obergeschosses 
dagegen  wurde  Linoleum  verwendet.  Der  Silzungs- 
saal und  das  Trauzimmer  erhielten  Parkettböden  und 
eine  1,9— 2 m  hohe  V'crtäfelung  in  Eichenholz.  Ferner 
erhielten  der  Sitzungssaal  sowie  die  Halle  im  II.  Ober- 
geschoß des  Haupttreppenhauses  eine  Holzdecke  in 
Carolina  -  Pine,  während  das  Trauzimmer  mit  einer 
Rabitztonne  überspannt  wurde.  Die  Decken  und  Wände 
wurden  mit  Kalkmörtel  verputzt,  dieWände  der  Zimmer 
tapeziert,  die  der  Flure  und  Treppenhäuser  bemalt. 
Die  Ausmalung  des  Rathauses  erlolgte  durch  Prof. 
Schapcr  in  Hannover  unter  Mitwirkung  des  Malers 
Wirth  in  Aachen. 

Den  Sandstein  lieferte  die  Firma  Kaiser  in  Köln. 
Zu  dem  äußeren  Sockel  wurde  rauh  bossierter,  zu  den 
äußeren  und  inneren  Treppenstufen  sowie  zu  den 
Säulen  der  Arkaden  und  den  Stützen  des  Neben- 
treppenhauses wurde  gestockter  Schwarzwälder  Granit 
verwendet;  die  Säulentrommeln  im  Haupttreppenhaus 
wurden  in  poliertem  GraDit  ausgeführt.  Sämtliche 
Granitarbeiten  wurden  durch  die  Finna  Hergenhahn 
in  Ludwigshafen  angefertigt.  Mit  der  Ausführung  der 
Erd-  und  der  Maurerarbeiten  waren  Keller  &  Zim- 
mermann in  Aachen  beauftragt.  Die  Eisenträger 
lieferten  Gebr.  Fendel  in  Aachen.  Die  Dachkon- 
struktion besteht  einschl.  der  Sparren  aus  Eisen  und 
stammt  aus  der  Werkstätte  von  H.  Paulus  in  Aachen. 
Die  Dachflächen  sind  in  rheinischem  Schiefer  nach 
deutscher  Art  durch  Schuster  in  Aachen  gedeckt. 
Die  Dachrinnen    aus    gewalztem   ülei,    die  Abfall- 


rohre  und  Dachspitzen  aus  Kupfer  waren  an  C. 
Michccls  in  Aachen,  die  Schmiedearbeiten  der  Dach- 
spitzen und  die  Bauschlosserarbeiten  an  J.  Frohn  da- 
selbst übertragen.  In  die  Kunstschmiedcarbeiten  teilten 
sich  die  Hrn  Hofschlossermstr.  Emmel  in  Darmstadt 
und  Kunstschlosser  E.  Widenmann  in  Aachen;  die 
Tür-  und  Fenstcrbeschläge  stammen  von  J.  Mienes 
dorten.  Die  Fensterrahmen  und  Außentüren  wurden 
in  Eichenholz,  die  Innentüren  in  Carolina-Pinc  ange- 
fertigt. Die  Schreincrarbcitcn  hatten  Kerff,  Ritsch 
&  Gießen,  Elbern,  Hermanns,  Odenhausen  & 
Mühlhaus,  die  Putzarbeiten  Nadcnau,  die  Glascr- 
arbeiten  Kinon,  die  Anstreicherarbeiten  Jaspers, 
Cuj«*.  &  Kaulhausen,  sämtlich  in  Aachen.  Die 
Heizung  ist  eine  Dampf-Niederdruckheizung  mit  Ra- 
diatoren von  der  Hanno  versehe  n  Central  heiz  ungs- 
und  Apparate-Bauanstalt  Hainholz.  Die  Be- 
leuchtung erfolgt  durch  elektrisches  Licht;  die  Be- 
leuchtungskörper wurden  von  Maus  in  Frankfurt  a.  M. 
angefertigt.  In  die  Möbel  teilten  sich  eine  größere 
Anzahl  von  Aachener  Firmen.  Die  Modelle  zu  sämt- 
lichen Bildhauerarbeiten  fertigte  Bildhauer  J.  Müller 
in  Aachen;  zwei  Figuren  im  Haupltrcppcnhaus  wur- 
den nach  Modellen  von  Prof.  C.  Krauß  in  Aachen 
ausgeführt.  Die  Holzbildhauerarbcitcn  waren  an  L. 
Hermanns  in  Aachen  übertragen. 

Es  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  daß  die 
Bausumme  mit  765000  M.  verhältnismäßig  niedrig  war 
und  daß  trotzdem  eine  Ersparnis  von  rd.  14000  M. 
möglich  wurde.  Allerdings  sind  für  die  reiche  Aus- 
schmückung des  Sitzungssaales,  sowie  für  die  Statuen 
in  den  Frontnischen  und  den  St.  Michael  mit  dem 
Diachen  auf  der  Ecksäule  besondere  Mittel  bewilligt 
worden.  Für  die  Möbel,  die  durchgehends  vom  Archi- 
tekten des  Hauses  entworfen  wurden,  waren  70000  M. 
bewilligt.  Ein  besonderes  Verdienst  um  die  Aus- 
führung hat  sich  Hr.  Arch.  Thempel  vom  Stadtbau- 
amte in  Aachen  erworben. 


Die  neue  wasserwirtschaftliche  Vorlage  in  Preußen.  (Schbb> 

III.  Ergebnis,  daß  ernstliche  Gefahren  nicht  zu  befürchten 

nter  den  4  Einzelvorlagen  des  Gesetzent-  sind,  namentlich  wenn  die  abgebauten  Stollen  im 
wurfes  betr.  die  Herstellung  und  den  Zuge  des  Kanales  mit  dichtem  Bergeversatz  versehen, 
Aushau  von  Wasserstraßen,  also  den-  oder  wie  das  in  Schlesien  jetzt  versuchsweise,  und  an- 
scheinend mit  gutem  Erfolge  geschehen  ist,  mit  ein- 
gespültem Sand  ausgefüllt  werden.  Jedenfalls  werden 
lür  den  neben  der  regulierten  Emschcr  verlaufenden 
Kanal  keine  anderen  Schutzmaßregcln  erforderlich,  als 
sie  für  erstere  ohnehin  angewendet  werden  müssen. 
Mit  Rücksicht  auf  die  zu  erwartenden  Bodensenkungen 
soll  im  Emschertale  der  Kanal  durchschnittlich  1 m 
mehr  Tiefe  erhalten,  dasselbe  gilt  von  der  Höhenlage 
der  Schleusendtempel,  während  die  Brücken  eine  um 


jenigen  l'läncn,  die  unter  den  Begriff  der 
„Kanal  vorläge"  zusammengefaßt  zu  werden 
pflegen,  interessiert  am  meisten  der  Torso  des  Mittel- 
land-■  -d.h. Rhein-  Weser-  Elbe-  Kanales, dernach 
Abschneiden  des  Stückes  Hannover  Elbe  zu  einem 
Rhein —Weser-Kanal  zusammengeschrumpft  ist.  Sein 
Verlauf  ist  aus  dem  Ucbersichtsplan  S.  194  ersichtlich. 

In  technischer  Beziehung  zeigt  die  Vorlage  verschie- 
dene Abweichungen  gegenüber  dem  früheren  Entwürfe 


Es  gilt  dies  namentlich  von  dem  4oknl  langenDortmund  das  gleiche  Maß  größere  Höhe  erhalten  sollen.  Im 
--Rhein-Kanal,  ehr  zwar,  wie  früher,  bei  Herne  vom  übrigen  entsprechen  die  Abmessungen  denen  des 
Dortmund-  Ems-Kanal  abzweigend  im  Emschertale  Dortmund  Ems  •  Kanales.  Um  ein  entsprechendes 
gefühlt,  aber  mit  der  Emschcr  nicht  mehr  in  Verbin-  Aufhöhen  der  etwa  versackten  Leinpfade  zu  ermög- 
dung  gebracht  werden  soll.  Eine  solche  Verbindung  liehen,  sind  diese  von  vornherein  mit  größerer  Kronen- 
des Sehilfahrlskanales  mit  der  Emschcr  würde  den  breite  auszuführen.  Die  Schleusen  sind  so  herzu- 
besonderen  Aufgaben  hinderlich  sein,  welche  die  ge-  stellen,  daß  sie  den  Bodensenkungen  folgen  können  und 
plante  F.mschcrrcgulicrung  (vergl  unsere  ausführlichen  daß  von  den  geplanten  Doppelschleusen  wenigstens 
Mitteilungen  S  in  11  ff  1  zu  erfüllen  hat.    Der  Schiff-  eine  stets  betriebsfähig  bleibt.  Die  eine  Schleuse  soll 


fahrtskanal  zieht  sich  daher  als  unabhängige  Anlage 
von  Herne  bis  Oberhausen  neben  dem  zu  regulieren- 
den Flußlaufe  hin  Die  Richtung  des  letzten  Stückes 
bis  zum  Rhein  und  dessen  Mündung  in  den  letzteren  ist 
noch  nicht  bestimmt.  Sie  wird  im  wesentlichen  da- 
von abhängen,  wie  sieh  die  Bebauung  bis  zur  Inan- 
griffnahme der  Arbeiten  gestaltet  haben  wird.  Unser 
Lageplan  zeigt  3  verschiedene  Linienführungen;  bei 
einer  derselben  ist  die  Kanalmündung  unmittelbar  in 
den  Hafen  von  Ruhrort  gelebt.  Der  zu  überwindende 
Höhenunterschied  zwischen  dem  mittleren  Wasserstand 
des  Rheines  und  dem  Dortmund  Ems-Kanal  beträgt 
rd-33  n>-  Er  wird,  wiefrüher,  mit  7  Schleusen  überwunden 


dem  zu  erwartenden  Anfangsverkehr  entsprechend  eine 
nutzbare  Länge  von  67  m  (zur  Aufnahme  eines  normalen 
Kanalkahues),  die  andere  eine  solche  von  95 zur 
gleichzeitigen  Aufnahme  eines  Lastschiffes  und  Schlepp- 
dampfers erhalten.  Schleuscnbreitc  wie  sonst  9,6 m, 
Drempeltiefe  mit  Rücksicht  auf  die  Senkungen  3.5'". 

Die  neue  Vorlage  sieht  einen  bei  Datteln  abzwei- 
genden Lippe-Seitenkanal  bis  Hamm  von  36,6ko1 
Länge  vor.  der  in  ganzer  Länge  in  Höhe  des  Dortmund — 
Ems-Kanales,  also  auf  56,0  N.  X  .  liegt.  Bei  Hamm  soll 
eine  Vcrbindungs-Schlcuse  zur  Lippe  angelegt  werden. 
DicAnlage  cinesSeitcnkanales anstelle  der  Kanalisierung 
hat  sich  als  zweckmäßiger  erwiesen,  sowohl  was  die 


Die  Vorlage  verbn-itet  sich  des  näheren  über  den  Kosten  als  auch  den  Betrieb  betrifft,  da  auf  der  Strecke 

Einfluß  des  Bergbaues  in  dem  vom  Kanal  durchzöge-  Hamm    Datteln  allein  5  Schleusen  erforderlich  ge- 

nen  Gebiete  auf  dessen  Höhenlage  und  kommt  zu  dem  worden  wären.   Außerdem  würde  zur  Ueberwindung 

a6a  No.  43. 


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des  Höhenunterschiedes  zwischen  Lippe  und  Dort- 
mund— Ems-Kanal  von  14  m  bei  Datteln  eine  Schleusen- 
treppe erforderlich  geworden  sein.  Auch  eine  Spei- 
sung des  westlichen  Kanalnctzes  aus  der  Lippe  mit 
natürlichem  Zufluß  wäre  dann  nicht  möglich. 

Bezüglich  derKanalstrcckc  Bevergern  Hanno- 
ver ist  auf  S.  195  bereits  das  Nfttigc  gesagt.  Wesent- 
liche Abweichungen  gegenüber  der  früheren  Vorlage 
sind  nicht  zu  verzeichnen.  Erwähnt  ist  schon,  daß 
nicht  nur  für  diese  Kanalstrecke,  sondern  auch  für 
den  Dortmund  Ems -Kanal,  die  Einstreppc  und  den 
Abstieg  zum  Rhein  zeitweilig  das  nötige  Betriebs- 
wasser —  bis  7,32  '•>■>,  Sek.  in  ungünstigstem  Falle  — 
aus  der  Weser  entnommen  werden  muß.  Das  Speise- 
wasser wird  dem  Kanal  mit  natürlichem  Gefälle  durch 
einen  oberhalb  Rinteln  aus  der  Weser  abzweigenden 
Zulcitungsgrabcn  westlich  von  Bückeburg  zugeführt, 

Diese  Wassermenge  darf  der  Weser  aber  sowohl 
im  Schiffahrts-  wie  im  Landeskulturinteresse  nur  entnom- 
men werden,  falls  dieselbe  kanalisiert  oder  in  anderer 
Weise  das  bei  Niedrigwasser  zu  entnehmende  Speise- 
wasser ersetzt  wird.  Neben  dem  ursprünglichen  Ka- 
nalisierungsplan  ist  jetzt  auch  untersucht  worden,  ob 
genannter  Zweck  nicht  durch  Anlage  von  Staubecken 
im  oberen  Wesergebiet  zu  erreichen  ist-  Die  Landcs- 
anstalt  für  Gewasserkunde  hat  den  Vorentwurf  zu 


des  Planes  wird  daher  davon  abhängig  gemacht,  daü 
dies  bis  1  Juli  1906  der  Fall  ist 

Von  den  übrigen  3  Teilen  der  „Kanalvorlage" 
zeigt  der  Gesetzentwurf  betr.  die  Anlage  des  Groß- 
schiffahrtsweges Berlin-  -Stettin,  betr.  die  Verbesserung 
der  Wasserstraße  zwischen  Oder  und  Weichsel,  sowie 
der  Schiffahrtstraße  der  Warthe  von  der  Mündung 
der  Netze  bis  Posen  nur  so  geringe  Veränderungen 
gegen  früher,  daß  auf  unsere  Mitteilungen  1901  S.  83 
u.  (f.  verwiesen  werden  kann,  wo  wir  auch  die  Linien- 
führung und  die  Höhenpläne  wiedergegeben  haben. 

Dagegen  seien  über  die  geplante  Kanalisicrung 
der  Oder  von  der  Mündung  der  Glatzer  Neiße 
bis  Breslau  sowie  die  Ausführung  von  Ver- 
suchsbauten für  die  Strecke  von  Breslau*)  bis 
Fürstenberg  a.O.  noch  einige  Angaben  nachgetragen. 

Die  Oder  ist  durch  die  Kanalisierung  der  84 km 
langen  Strecke  von  Kosel  bis  zur  Ncißemündung  auf 
1,5™  Wasserliefe  gebracht  worden.  Unterhalb  der 
Ncißemündung  bis  Breslau  geht  aber  die  Wasser- 
tiefe bis  auf  85 fl"  zurück,  sodaß  die  in  stetigem  Auf- 
schwung begrilfene  Schiffahrt  dadurch  erhebliche  Nach- 
teile erleidet  und  die  Verbindung  mit  dem  oberschlesi- 
schen  Industriegebiete  nicht  voll  ausgenutzt  werden 
kann-  Durch  eine  Kanalisicrung  der  Strecke  von  der 
Neißemniidung  bis  Breslau  läßt  sich  aber  ebenfalls 


einem  großen  Staubecken  im  Edergebiet  mit  170 
Mill. tbm  Fassung  aufgestellt,  das  diesem  Zwecke  mit 
einem  Kostenaufwand  von  nur  12,7  M.  genügen  soll, 
während  die  Kanalisicrung  der  Weser  von  Minden  bis 
Hameln  19,75  Mill.  M.  kosten  würde.  Es  würden  also 
noch  die  erforderlichen  Mittel  verbleiben,  um  die  son- 
stigen bei  der  Kanalisicrung  zu  erzielenden  Vorteile 
auch  bei  der  Anlage  von  Staubecken  voll  zu  erreichen, 
während  diese  noch  Hochwasserschutz  und  Gelegen- 
heit zur  Ausnutzung  der  Wasserkräfte  geben  würden. 

Auf  die  wirtschaftliche  Begründung  der  Vorlage, 
die  Ermittelungen  bezüglich  des  zu  erwartenden  Ver- 
kehres und  der  daraus  sich  ergebenden  Einnahmen,  so- 
wie Ober  den  Ausfall  an  Eiscnbahncinnahmen  auf  den  in 
das  Verkehrsgebiet  des  Kanales  entfallenden  Strecken 
einzugehen,  müssen  wir  verzichten.  Das  Thema  ist 
ja  auch  seit  Jahren  mit  Ausführlichkeit  behandelt  wor- 
den. Erwähnt  sei  nur,  daß  zu  den  Betriebs-  und 
Unterhaltungskosten,  sowie  zur  ;V's0  o  Verzinsung  und 
Abschreibung  des  Baukapitals  die  Interessenten  der 
ganzen  Kanalstrccke  vom  Rhein  bis  Hannover  jährlich 
3903250  M.  aufzubringen  haben,  der  Staat  einschl. 
der  Ergänzungsbauten  am  Dortmund  Ems  -  Kanal 
4  576  100  M.,  soweit  letzterer  Betrag  nicht  durch  die 
Kanalcinnahmen  gedeckt  wird.  Während  bei  den  frühe- 
ren Vorlagen  die  Interessenten  bereits  die  Garantie 
für  die  Beiträge  übernommen  haben,  ist  dies  für  die 
neue  Vorlage  noch  nicht  geschehen,  die  Ausführung 

a8.  Mai  1904. 


eine  Tiefe  von  i  ,5  m  erreichen.  Der  frühere  Plan  einer 
Nachregulierung  dieser  Strecke  und  der  Anlage  von 
Staubecken  zurLieferungdes  nötigen  Wasserzuschusses 
ist  dagegen  als  ungünstig  fallen  gelassen,  umso  mehr 
als  dadurch  keinesfalls  eine  größere  Tiefe  als  J,40m 
zu  erreichen  gewesen  wäre.  Die  Strecke  hat  69 km 
Länge  und  ein  Gefälle  von  22,6  m,  das  sich  auf  10 
Staustufen  verteilen  soll.  Davon  sind  zwei  bei  Brieg 
und  Ohlau  mit  zus.  6,6 ■>  Gefälle  bereits  vorhanden, 
die  8  neuen  erhalten  dann  1,4  -  2,1  m  Gefälle,  während 
die  Haltungen  zwischen  4,1 — 7,6 kl"  schwanken.  Jede 
Staustufe  besteht  aus  einem  Nadelwehr  mit  Schiffs- 
durchlaß  und  2  Wchröffnungcn  nebst  einer  Kammer- 
schleuse  und  einem  Fischpaß.  Die  Kammei  sc  Mensen 
sollen  mit  Rücksicht  auf  den  lebhaften  Verkehr  als 
Schlcppzugschlcusen  von  180  •"  Länge  bei  9,6"»  Weite 
der  massiven  Häupter  ausgebildet  werden.  Die  ( »ber- 
und die  Unterkanäle  der  Schleusen  erhalten  aom  Sohlen- 
breitc und  200  bis  250 >"  Lange  Die  Kosten  der  Kanali- 
sierung sind  auf  15,3  Mill.  M.  vei anschlagt,  die  jähr- 
lichen Betriebs-  undl'nterhaltungskosten  aul  278000  M  , 
d.  h.  88  000  M.  mehr  als  seither.  Die  Wassel  strai.ie  ist 
dann  imstande,  da  100  Kahne  täglich  von  einer  Schleuse 
abgelertigt  werden  können,  einen  Güterverkehr  von 
3  Mill.  "  jährlich  zu  bewältigen,  d  h.  etwa  das  Doppelte 
des  jetzigen,  durch  die  ungünstigen  Wasser  verhältnisse 

•j  Arimcrkuni;.  S.  19)  if.  irrlflitili.  h  „Hrrtin-  M.tt  ,Hir*h>i- 
gesetzt  worden. 


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Das  neue  Rathaus  In  Aachen.   Architekt:  Prof.  Friedr.  POtier  in  Dannstadt.  —  Halle  im  II.  Obergeschoß. 


sehr,  behinderten  Ver- 
kehres. Da  die  Tallahr- 
ten  größtenteils  Kohlen, 
die  Bergfahrten  Erze 
befördern,  so  ist  bei 
dem  starken  Anwachsen 
der  obcrschlesischen 
Kohlenförderung  und 
dem  steigenden  Bedarf 
an  Erzen  diese  Verkehrs- 
steigerung auch  mit 
Sicherheit  zu  erwarten. 

Unterhalb  Breslau  bis 
Fürstenberg  liegen  die 
Verhältnisse  für  die  An- 
lage von  Staubecken  gün- 
stiger, sodaß  dort  der 
Versuch  mit  einer  iokm 
langen  Strecke  und  einem 
Staubecken  gemacht 
werden  soll, um  dieWirk- 
samkeit  der  Nachregu- 
lierung und  die  erfor- 
derliche Menge  des  Zu- 
schußwassers zu  ermit- 
teln. Durch  die  Nach* 
regulierung  allein  wird 
eine  Vertiefung  auf  1,25  m 
erwartet;  derzur geplan- 
ten Tiefe  von  1,40 m  er- 
forderliche Wasserzu- 
schuß soll  aus  einem 
Staubecken  entnommen 
werden,  das  an  der 
I  lotzenplotz  in  der  Nahe 
von  Krappitz  angelegt 
werden  soll.  Es  wird 
7,7  Mill.  <bm  Wasser  fassen  und  338,a  Flache  bedecken. 
Der  Staudamm  ist  als  Erddamm  mit  Tonkern  gedacht. 

Die  Interessenti  n  haben  für  einen  Fehlbetrag  der 
Betriebs-  und  U  nterhaltungskosten  gegenüber  den  Ein- 

264 


nahmen  bis  215000  Ii. 
aufzukommen  (einschl. 
der  Kosten  des  in  die 
wirtschaftliche  Gemein- 
schaft cinzubeziehenden 
7,5  01  langen  Großschiff- 
fahrtweges  bei  Breslau), 
sowie  für  Verzinsung 
und  Tilgung  bis  3'/j% 
eines  IJaukapitales  von 
5,1  Mill.  M. 

Schließlich  sei  noch 
kurz  eine  zu  der  Kanal- 
vorlage gehörige  Denk- 
schrift erwähnt,  dieeinen 
Teil  der  Gesamtbegrün- 
dung bildet:  die  Denk- 
schrift über  den  Ein- 
fluß der  Wasser- 
straßen auf  die  An- 
siedelung der  In- 
dustrie und  deren 
Dezentralisierung. 
Unter  Heranziehung  ei- 
ner größeren  Anzahl  be- 
stimmter Beispiele  wird 
dargetan,  wie  die  ver- 
schiedenen Vorzüge  der 
Lage  an  schiffbaren 
Wasserstraßen,darunter 
namentlich  die  billige- 
ren Transportkosten  für 
die  Rohstoffe  und  Er- 
zeugnisse tatsächlich  zu 
einer  wünschenswerten 
Dezentralisierung  der 
Industrieanlagen  beige- 
tragen haben.  Es  gilt  dies  nach  den  angestellten  Unter- 
suchungen, die  sieh  einerseits  auf  das  Jahr  1902,  ander- 
seits aul  eine  um  20  Jahre  zurückliegende  Zeitperiode  be- 
ziehen, in  gleicher  Weise  für  den  Osten  und  Westen.  — 

No.  43. 


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Da»  kgl.  Schautpielhau*  i 


At.h. Uli.  Carl  Kiiedr.  Schinkel. 


Zum  Umbau  des  königlichen  Schauspielhauses  in  Berlin. 


cit  kurzem  ist  das  kgl.  Schauspielhaus  zu  Berlin  von 
einem  Zaun  umgeben,  der  auf  größere  bauliche 
Veränderungen  schließen  läßt.  Schon  seil  Mona- 
ten sind  infolge  der  Ankündigung  derselben  die  Verehrer 
Schinkels  in  banger  Sorge,  da  die  Befürchtung  nahe  lag, 
auch  dieses  herrliche  Bauwerk  aus  .feuerpolizeilichen  Rück- 
sichten'1 vielleicht  ebenso,  wie  die  Oper  durch  Treppen  und 
I.aufgalcrien  bis  zur  Unkenntlichkeit  „geschützt"  zusehen. 
Nach  den  nunmehrigen  Krklärungen  des  Finanzministers 
aber  in  der  Sitzung  des  preuü.  Herrenhauses  vom  14.  Mai 
d.  J.  soll,  was  wir  mit  großer  Genugtuung  feststellen,  das 
Aeußerc  des  Schauspielhauses  völlig  unberührt  blei- 
ben, sodaß  die  ideale  Gruppe  der  Gcnsdarnientürme  mit 
Schinkels  Meisterwerk  eine 
Veränderung  der  Gcsamter- 
scheinungnicht  erleiden  wird. 

So  erfreulich  dieser  Um- 
stand an  sich  unter  den  ob- 
waltenden Verhaltnissen  auch 
sein  mag,  so  laßt  doch  seine 
starke  Betonung  und  llcrvor- 
kehrung  die  Befürchtung  laut 
werden,  daß  es  mit  dem 
Inneren  um  so  schlimmer 


im  »  •  ■  ■  Tvpnff 

■■■■■■^■■■■aV 

I 

<lcsscn  Verbesserung  sicher  Niemand  etwas  einwenden 
wird.  Gleichwohl  erhält  sich  infolge  des  hohen  Kosten- 
anschlages die  Vermutung,  daß  zwar  der  schi'ine  Konzert- 
saal mit  meinem  Vorraum  erhalten  werde,  daß  dagegen 
eine  völlige  Erneuerung  des  Zuschauerraumes 
geplant  sei!! 

l)ic  in  dieser  Richtung  vom  Ob.-Bürgcrmstr.  Dr.  S  t  r  u  c  k- 
man n •  Hildesheim  im  llerrcnhausc  gestellte  sehr  dankens- 
werte bestimmte  Anfrage  an  den  FinanzminiMcr  wurde,  was 
gewiß  genug  zu  denken  gibt,  keincswegsdeuüich  beantwortet, 
vielmehr  nur  u.  a.  erwähnt,  daß  die  Decke  des  Zuschauer- 
raumes nicht  feuersicher  sei.  ein  Mangel,  dem  u.  E.  auch 
ohne  Berührung  der  L'ntcr.sichl  leicht  abgeholfen  wer- 
den kann.*)  Läßt  sich  aber 
die  Decke  erhalten,  so  liegt 
kein  zwingender  Grund  mehr 
vor,  die  ganze  Architektur 
des  Zusehauerraumes  zu  än- 
dern, was  man  offenbar  nur 
deshalb  möchte,  um  eine 
Innendekoration  in  einem 
moderneren  Stil  in  das 
Schinkel'sche  Haus  hinein- 
zuzwängen. 


t'.r<lgr»choB. 

Nationallheatcr  in  Berlin.  iHoj  17. 

aussieht,  was  man  schon  daraus  schließen  kann,  daß  die 
Kosten  der  jetzt  geplantenVerbesserungen  auf  über  1 300000 
M.  beziffert  werden,  auf  zwei  Drittel  also  der  Summe,  die 
Schinkel  für  den  ganzen  Bau  zur  Verfügung  hatte. 

In  beiden  Häusern  des  Landtages  hat  sich  der  Minister 
leider  nicht  zu  ausführlicheren  Angaben  bestimmen  lassen 
und  sich  im  Abgeordnetenhause  vor  allem  mit  dem  Hin- 
weise begnügt,  daß  das  Schauspielhaus  ebenso  wie  die  Oper 
den  feuerpolizeilichen  Vorschriften  nicht  genüge. 

Hierbei  darf  aber  nicht  übersehen  werden,  daß  das 
Schauspielhaus  aufgrund  der  nach  dem  Ringtheaterbrande 
erlassenen  Vorschriften  bereits  wiederholt  im  Sinne  der 
Feuersicherheit  ausgebaut  wurde,  wofür  seit  1886  über 
800000  M.  aufgewendet  wurden.  So  beschrankt  sich  denn 
auch  das  gegenwärtige  Vorgehen  in  der  Hauptsache  an- 
geblich auf  das  Bühnenhaus  und  den  zeitgemäßen  Ausbau 
des  sogen.  GarderobcnflOgels  an  der  Jägerstraße,  gegen 

38.  Mai  1904. 


Bilkon. 

Atth.:  Langhan*. 

Ehe  man  aber  an  eine  solche  Veränderung  geht, 
sollte  man  der  Oeffentlichkeit  gegenüber  die  Notwen- 
digkeit zu  solchem  Vorgehen  dartun,  da  ein  Meisterwerk, 
wie  das  Schauspielhaus  doch  nicht  einer  Moderichtung 
zum  Opfer  fallen  sollte.  In  der  Verhandlung  de%  Herren- 
hauses wurde  zu  unserem  lebhaften  Bedauern  durch  den 
Vertreter  des  Fiskus  das  Acußere  dem  Inneren  gegenüber 
gestellt,  als  ob  beide  ganz  unabhängig  von  einander  waren, 
während  doch  der  wahre  Kunstwert  jeder  architektonischen 
Schöpfung  in  der  voll  kommenen  Einheil  des  Aeuflc- 
ren  und  des  Inneren  besteht 

„Ich  kann  die  Versicherung  geben",  so  sagte  Hr.  von 
Rheinbaben,  „daß  an  dem  klassischen  Aeußeren  des 
Hauses  nicht  das  geringste  geändert  werden  wird;  es 
handelt  sich  nur  um  einen  inneren  L'mbau'"  Nur 


•)  VrrgL  Slrnoef,  H*rirht  de»  llenmluiu«-»  r.  14  Mai. 


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Dm  kiel.  Schauspielhaus  in  Berlin.    Architekt:  Carl  Friedr.  Schinkel. 
(Jttcki  Sammlung  arrhitrkloriwhrr  F.nHvOtfe  von  Carl  Friedrich  Schinkel.    Verlag;  von  Krnat  *  Kora.) 


ein  innerer  L'mbau!    Wir  wollen  hierauf  Schinkel  „Wenn  uns  nicht  der  Gedanke  allein  schon  ein  Sporn 

selbst  antworten  lassen  mit  dem  ersten  Sat/e.  den  er  wäre,  ein  so  grofiet  und  kostbares  Werk  um  seiner  selbst 

über  den  Neubau  diese»  Theaters  an  den  damaligen  (ic-  Willen  zu  einem  überall  vollendeten,  autien  und  innen 

neralintcndantcn  Grafen  Brühl  schrieb:  vollkommen  zusammenstimmenden  Kunstwerk 

*S6  Ko.  43. 


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zu  erheben,  so  müßte  doch  diese  Gattung  öffentlicher  Ge- 
bäude, woran  sich  die  Kritik  des  Inländers  ebenso  wie 
die  des  Auslanders  vor  allen  anderen  zu  heften  pflegt,  eine 
vorzügliche  Beachtung  von  uns  fordern*.*) 

Die  Einheitlichkeit  der  Erfindung  und  Durchführung 
des  Aeußcren  und  Inneren  ist  von  dem  Meister  unter  den 
schwierigsten  Verhältnissen  angestrebt  worden,  da  bei 
dem  Entwurf  nicht  nur  auf  die  Architektur  der  Gontard'- 
schen  Türme,  sondern  im  Cirundplan  auch  auf  das  alle 
National-Theater  und  seinen  Portikus  Rücksicht  zu 
nehmen  war.  In  wie  geschickter  Weise  Schinkel  das 
Schauspielhaus  in  die  Umgebung  hinein  komponierte,  zeigt 
das  interessante,  für  die  Eröffnungsfeier  am  26.  Mai  18a t 
zu  Goethes  Prolog  erfundene  Bild  mit  dem  Blick  auf  den 
Gcnsdamien  Markt  (S.  366). 

Läse  aber  auch  diese  naturgemäß  gebotene  Beachtung 
der  architektonisch  hervorragenden  Umgebung  nicht  vor, 
so  war  die  Benutzung  der  meisten  Frontmauern 
des  abgebrannten  Theaters  mit  seiner  Vorhalle  an  der 
Hauptfront  ein  weiteres  Leitmotiv  für  die  Wahl  der  an- 
tiken Sülauffassung.  Die  sechs  Sftulen  des  Langhans'- 
schen  Portikus  sind  beim  Schinkel'schen  Schau- 
spielhaus wieder  verwendet  worden,  nachdem  man 
die  trefflich  erhaltenen  Schafte  mit  Riefein  versehen  hatte, 

Nachdem  der  Bauplatz  gegeben,  dieselbe  Stelle  also, 
die  das  im  |uli  1817  abgebrannte  Nationalthealer  einge- 
nommen, ha'ttc  der  Architekt  auf  Befehl  des  Königs 
überdies  die  alten  Fundamente  und  Mauern  wieder  zu 
verwerten,  so  daß  für  die  Grundriß-Gestaltung  nur  geringe 
Freiheit  blieb.  Die  Schaffung  eines  hohen  Unterbaues, 
der  die  Verwendung  der  stehen  gebliebenen  Reste  er- 
möglichte, begünstigte  die  F.mporhebung  des  Mittelbaues 
zu  einer  solchen  Höhe,  daß  das  Schauspielhaus  zu  den 
Geiisdarmen -Türmen  in  eine  wirkungsvolle  Konkurrenz 
treten  konnte,  besser,  als  das  niedrig  gehaltene  Nalional- 
theater,  das  in  keiner  Weise  eine  rechte  künstlerische  Be- 
ziehung zu  denselben  zu  erreichen  vermochte. 

Schinkel  wünschte  in  seinen  Erläuterungen  zu  der 
Veröffentlichung  seiner  Pläne  die  großen,  seinen  Ideen 
entgegen  stehenden  Schwierigkeiten  beachtet  zu  sehen. 
„Am  fertigen  Werke  glauben  sich  Viele  berulcn.  nach 
dunklem  und  einseitigen  Gefühl  das  Einzelne  ändern  zu 
können,  weil  Unwissenheit  und  Mangel  an  Fähigkeit,  ein 
vielfach  und  verschiedenartig  Gegebenes  auf  Einheit  »u 
bringen,  sie  gegen  die  Zerstörungen  blind  macht,  welche 
diese  Aendcrungen  in  den  Zusammenhang  des  Ganzen 
bringen  würden," 

Nachdem  der  Stil  des  Werkes  in  Anlehnung  an  die 
Umgebung  festlag,  ging  der  Meister  daran,  das  Innere  in 
gleicher  Weise  aus  einem  Guß  zu  schaffen.  Wie  vor- 
züglich das  gelungen,  lehrt  ein  Vergleich  der  prächtigen 
Blätter  mit  den  Darstellungen  des  Zuschauerraumes  und 
des  Konzertsaales  (No.  44),  die  bis  in  die  kleinste  Einzel- 
heit hinein  mit  der  größten  Liebe  erfunden  sind.  Im  Zu- 
schauerraum (S.  366)  hatte  der  Meister  an  eine  Beschränkung 
der  Ränge  gedacht,  unterlag  aber  wie  er  sagt  —  mit 
seinen  Ideen  den  Bedenken  der  Theaterkasse,  die 
keine  Einbuße  erleiden  wollte. 

Und  das,  was  der  große  Meister  mit  seinem  Herzblut 
geschaffen,  soll  nun  heute  so  nebenher  gelegentlich  einiger 
sonstiger  „Verbesserungen"  beseitigt  und  in  einer  dem 
Geist  der  Schinkel'schen  Kunst  widersprechenden  französi- 
sierenden  Form  verschönert  werden!  Die  zu  solchem  Tun 
sich  hergeben,  übersehen,  daß  das  Haus,  wie  es  ist,  ein 
glänzendes  Zeugnis  bildet  für  die  schlichte  Vornehmheit 
des  preußischen  Königtums  der  zwanziger  Jahre  des  vorigen 
Jahrhunderts,  dessen  Schöpfungen  auch  Kaiser  Wilhelm, 


dem  Begründer  des  Reiches,  auf  der  Höhe  seines  Ruhmes 
genügt  haben,  Beruht  doch  vor  allem  die  knappe  Be- 
messung des  Proszeniums  auf  einer  ausdrücklichen  Be- 
stimmung Friedrich  Wilhelms  III.,  der  sich  gegenüber  dem 
Vorschlag  der  Verbreiterung  um  die  1  lälftc  völlig  ablehnend 
verhielt. 

Wie  hoch  von  Kennern  das  Schauspielhaus  in  seiner 
Gesamtheit  aufgefaßt  wird,  das  ist  durch  Prof.  Guhl  in 
einer  Schinkclrede  (1859)  zum  Ausdruck  gebracht  worden: 
„  Aus  dem  Vielen  ist  hierbei  eine  Einheit  geschaffen,  deren 
Gedanke  sich,  da  das  Mittclgebäudc  nach  jeder  Richtung 
sich  als  das  Herrschende  ergibt,  auch  von  jeder  Seite 
auf  das  Klarste  ausprägt  und  zugleich  den  Reiz  der 
mannigfaltigsten  Ansichten  gewährt.  Was  durch  das  Be- 
dürfnis geboten  war,  hat  sich  unter  den  Händen  des 
Künstlers  zur  freien  Schöpfung  verwandelt;  die  Not- 
wendigkeit hat  «ich  zur  Freiheit,  die  praktische  Nutzbar- 
keit zu  vollkommener  Schönheit  verklärt." 

Leber  das  Innere  sagt  derselbe  Kunstgeichrtc,  daß 
trotz  der  großen  Verschiedenheit  der  Zwecke  und  der 
dadurch  bedingten  Raumgestaltung  ein  Geist  es  ist,  der 
sich  durch  das  ganze  Werk  hindurch  kundgibt.  Trotz  der 
durch  die  geringe  Bühnenweite  einerseits  und  die  große 
Zahl  der  geforderten  Plätze  anderseits  erwachsenen  Hin- 
dernisse für  eine  harmonische  Gestaltung  spendet  Guhl 
auch  der  ästhetischen  Dekoration  des  Saales  unein- 
geschränkte Anerkennung  „Auch  in  dieser  Beziehung 
kann  ein  Vergleich  mit  den  bedeutendsten  Theatern  Europas 
Schinkel  nur  zu  Lob  und  Vorteil  gereichen."  Und  an 
anderer  Stelle  bemerkt  er  zu  dem  Verzicht  des  Architekten 
auf  die  Anwendung  von  Säulen  im  Inneren:  „Daß  das 
Proszenium  ohne  alle  Säulendckoration  gelassen  wurde, 
ist  eine  durchaus  selbständige  und  kühne  Neuerung,  die  vom 
feinsten  Takt  eingegeben  erscheint." 

„So  schließt  alles  zu  harmonischer  Einheit  zu- 
sammen, und  auch  ohne,  daß  (griechische  Säulen  und 
sonstige  Hauglirdcr  in  strenger  Nachahmung  angewandt 
sind,  ist  doch  der  Hauch  echt  griechischer  Grazie 
Ober  alle  Teile  des  schönen  Bauwerkes  ausgegossen." 

Ohne  aber  auf  die  Formengebung  näher  einzugchen, 
hebt  Guhl  hervor,  daß  dieselbe  im  Inneren  und  Aeußc- 
ren vollkommen  gleichartig  sei,  was  sich  von  einer 
nur  geringen  Zahl  von  Theatern  sagen  läßt.  Ist  also  der 
Meister  bestrebt  gewesen,  überall  die  Einheitlichkeit 
des  Werke.«-  zu  wahren,  so  sollte  doch  auch  unsere  Zeit, 
die  Ober  eine  Fülle  technischer  Hilfsmittel  zur  Erhaltung 
aller  Teile  verfügt,  den  Versuch  aufgeben,  etwas  Minder- 
wertiges diesem  Gebilde  einzufügen,  nachdem  drei  Ge- 
nerationen es  für  ihre  Ehrenpflicht  gehalten  haben,  unter 
Wahrung  der  wesentlichen  Erscheinung  nur  das  Allernot- 
wendigste  für  die  Erhaltung  des  Kunstwerkes  geschehen 
zu  lassen. 

Hei  gutem  Willen  wird  es  auch  unserer  Zeit  möglich 
sein,  unter  Einschränkung  übertriebener  Ansprüche  an 
Bequemlichkeit  das  Andenken  Schinkels  hochzuhalten. 
Diesem  Wunsche  nachzukommen,  wird  für  den  jetzigen 
Baumeister  des  Hauses  ein  hoher  Ruhmestitel  sein,  wäh- 
rend ieder  ohne  Not  vorgenommene  Eingriff  in  den  künst- 
lerischen Organismus  des  Schauspielhauses  für  immer  ihm 
zum  Vorwurf  gereichen  muß.  — 

1  [öffentlich  ist  es  noch  nicht  zu  spät,  durch  die  gegebene 
Vertretung  der  Architekten  und  der  übrigen  Küivstlerschaft 
mit  Hilfe  des  Staatskonservators  und  des  Landtages 
einen  Ausweg  zu  finden,  um  der  Zerstörung  des  Schinkel- 
sehen  Zuschauerraumes  entgegenzuwirken,  wenngleich 
die  Ablehnung  aller  unserer  Bestrebungen  zur  Erhaltung 
des  Opernhauses  auf  nichts  Besseres  schließen  läßt.*)  — 
  P.  Walle. 


Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses. 


|eber  die  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses  teilte 
der  Präsident  des  großh.  badischen  Finanzministe- 
riums, Becker,  den  badischen  Ständen  eine  Denk- 
schrift mit,  der  wir  Folgendes  entnehmen: 

„Die  Erörterungen  auf  der  Heidelberger  Schloßbau- 
Konferenz  vom  15.  Okt.  1901  hatten  insofern  zu  keinem 
abschließenden  Ergebnis  geführt,  als  es  nicht  gelungen 
war.  eine  Uebereinstimmung  der  Meinungen  über  die 
Frage  zu  erzielen,  ob  es  möglich  sei,  den  Otto-Heinrichs- 
bau in  seinem  gegenwärtigen  Zustand  mit  ästhetisch  ver- 
tretbaren Mitteln  dauernd  zu  erhalten.  Auch  die  aus- 
giebigen Besprechungen,  die  der  gleichen  Frage  in  der 
Presse  im  Anschluß  an  die  Beratungen  der  Konlerenz 
gewidmet  wurden,  waren  nicht  geeignet,  die  Lösung  des 
Problems  wesentlich  zu  fördern.  Es  erschien  deshalb  ge- 
boten, eine  erneute  sorgfältige  Untersuchung  des  gegen- 
wärtigen Zustandes  des  Otto-Heinrichsbaues  durch  Bau- 


sachverständige zu  veranlassen  und  diesen  alle  die  Fragen 
zur  Beantwortung  vorzulegen,  von  denen  zu  hoffen  war, 
daß  durch  sie  die  technische  Seite  der  Frage  geklärt 
werde.  Zu  diesem  Zweck  wurde  im  April  1002  eine 
zweite,  ausschließlich  aus  Bausachverständigen  zusammen- 
gesetzte Kommission  nach  Heidelberg  einberufen,  der  die 
Möglichkeit  geboten  war,  den  Bau  auf  dus  Genaueste  zu 
untersuchen.  Das  Ergebnis  der  Arbeiten  und  lirratungrn 
der  Kommission  war  folgendes: 

Es  wurde  festgestellt,  daß  innerhalb  der  künstlerisch 
im  Vordergründe  des  Innreres  stehenden  Hoffassade 
wahrend  der  letzten  15 -20  Jahre  Bewegunucn  stattge- 
funden haben,  sowie  daß  an  den  einzelnen  Werksteinen 
Verschiebungen  und  eine  große  Anzahl  neuer  Sprünge 
zu  erkennen  waren.  Die  Ursache  der  neuen  Sehaden 
i»t  zutmeil  in  der  Bewegung  der  Mauer,  zum  größten 


•)  Vngl.  Wol«oj«n,  Au»  ! 

28.  Mai  1904 


6,  B4.  III  S.  170  tt. 


.Dl«  ho. 


')  Vrrcl.  drn  Auluu  ,Z-Jr  tihtluuij  d«  Opernfilm»«-«  i 
ho.  Bi\f  '  >>'«•  *  vom  :io.  Man  190+. 


Brtlin-  der 


267 


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Teil  in  den  Einflössen  der  Witterung  zu  finden.  Die 
Sachverständigen  waren  einstimmig  der  Ansicht,  daß  die 
Hoffassade  iu  ihrem  gegenwärtigen  Zustande  der  Gefahr 
des  Einsturzes  nicht  mehr  gewachsen  ist,  ferner  daß  die 
Bewegungen  noch  weitere  Lockerungen  des  Mauerver- 
bandes und  weitere  Zerstörungen  der  Hausteine  zurfolge 
haben  werden.  Auch  die  vorhandene  Ausbauchung  der 
Mauer  in  den  oberen  Geschossen  wird  zunehmen  und 
den  Zustand  der  Mauer  verschlechtern;  außerdem  wird 
auch  die  fortschreitende  Verwitterung  der  einzelnen  Werk- 
steine die  Standhaftigkeit  der  Mauer  schwächen.  Die 
Meinung  der  Sachverständigen  geht  daher  dahin,  daß  die 
Gefahr  des  plötzlichen  Einsturzes  der  Mauer  jetzt  schon 
vorhanden  ist  und  daß  sie  von  Tag  zu  Tag  größer  wird. 

Bei  der  Erörterung  der  Mittel,  die  möglicherweise  an- 
gewendet werden  können,  um  den  derzeitigen  Zustand 
des  Baues  dauernd  zu  erhalten,  wurden  die  Sachverstan- 
digen zunächst  nach  solchen  gefragt,  die  diesem  Zweck 
ohne  einen  Eingriff  in  die  Substanz  des  Baues  zu  dienen 
geeignet  sind.  Die  Sachverständigen  waren  der  Ansieht, 
daß  es  kein  Mittel  der  bezeichneten  Art  gebe,  durch  das 
die  Kassade  in  ihrem  gegenwärtigen  Zustand  und  in  un- 
veränderter Erscheinung  zu  erhalten  wäre. 

Die  weiteren  Fragen  gingen  dahin,  Schutzmittel  irgend 
welcher  Art,  Hilfskonstruktionen  usw.  kennen  zu  lernen, 
durch  welche  die  Erhaltung  der  Fassade  gewährleistet 
werde,  wobei  jedoch  die  Bedachung  des  ganzen  Bau- 
werkes zunäclist  nicht  inbetracht  gezogen  werden  sollte. 

Die  Mehrheit  der  Sachverständigen  glaubte,  daß  die 
Vergrößerung  der  Ausbauchung,  sowie  das  Umfallen  der 
Mauer  möglicherweise  durch  eine  Eisenbetonkonstruktion 
verhindert  werden  könne,  die  sich  auf  die  Nord-,  Süd- 
und  Zwischenmauern,  die  vorher  zu  erneuern  wären, 
stütze;  doch  wurden  gegen  die  Ausführbarkeit  dieses  Vor- 
schlages von  einer  Anzahl  von  Kommissions-Mitglicdcrn 
erhebliche  Bedenken  geäußert.  Ebenso  könne  die  Stand- 
fähigkeit der  Mauer  durch  Strebepfeiler,  die  an  jedem 
zweiten  Pfeiler  anzulegen  wären,  erhöht  werden.  Auch 
hier  würde  die  Ausführung,  namentlich  die  Verbindung 
mit  dem  alten  Mauerwerk,  auf  Schwierigkeiten  stoßen. 
Einstimmig  waren  die  Sachverständigen  darin,  daß  es, 
wenn  von  der  Bedachung  abgesehen  wird,  keine  Vor- 
kehrung zur  Verhinderung  des  vollständigen  Durchfrierens 
der  Mauer  und  der  hierdurch  verursachten  Schäden  gibt. 
Dabei  ist  noch  zu  beachten,  daß  nach  der  Ansieht  der 
Sachverständigen  auch  bei  Anwendung  der  bezeichneten 
konstruktiven  Hilfsmittel,  die  unter  der  Voraussetzung 
empfohlen  wurden,  daß  die  Bedachung  nicht  in  frage 
kommen  solle,  sowie  der  sonstigen  Schutzmittel  eine 
dauernde  Erhaltung  der  Fassade  nicht  erreicht,  sondern 
nur  ihr  Zerfall  verlangsamt  werden  könne. 

Die  Bedachung  und  der  innere  Ausbau,  sowie  der 
Fcnslcrvcrsrhluß  wurde  von  der  Mehrheit  der  Kommission 
als  geeignetes  Mittel  bezeichnet,  die  Standfähigkeit  der 
Mauer  dauernd  zu  sichern  und  der  Verwitterung  des 
Stein  Werkes  zu  begegnen.  Die  Minderheit  widersprach 
dieser  Meinung  nicht,  glaubte  aber  kein  Urteil  abgeben 

Preisbewerbungen. 
Zu  einem  Wettbewerb  betr.  Bebauungspläne  für  die 
neuen  Stadtteile  In  Karlsruhe  I.  B.,  namentlich  für  das 
durch  die  Verlegung  des  Bahnhofes  frei  werdende  Ge- 
lände, erließ  die  Stadt  ein  Preisausschreiben  für  in  Karls- 
ruhe ansässige  Architekten  und  Ingenieure.  Zur  Preis- 
verteilung stehen  7000  M  zur  Verfügung.  Dem  Preisge- 
richt gehören  u  a.  au  die  Hrn. Ob. -Bri. Prof  Baumeister, 
Baurut  A.  Williard  und  Stadtbrt.  Schock  in  Karlsruhe, 
sowie  Prof.  K  Hocheder  in  München  und  Prof  Theod. 
Fischer  in  Stuttgart.  — 

Im  Wettbewerb  um  Entwürfe  für  die  neue  Straßenbrücke 
über  den  Rhein  bei  Ruhrort.  zu  welchem  die  Stadt  Kuhrort 
und  die  Gemeinde  Homberg  5  deutsche  Bruckenbaufirmen 
aufgefordert  hatten,  ist  der  Entwurf  der  Bruckenbau- 
anstalt Gustawbuig  bei  Mainz,  Zweigatistalt  der 
Vereinig.  Masch. -Fabr.  Augsburg  und  Masch.-Baugus.  Nürn- 
berg, A.-G.  in  Nürnberg,  vom  Preisgericht  zur  Ausfuhrung 
empfohlen  worden.  Die  aus  den  beiden  genannten  und  ande- 
ren beteiligten  Gemeinden  gebildete  Briickenbaukommission 
hat  am  ai.  Mai  der  Finna  die  Ausführung  übertragen. 

Wettbewerb  Progymnasium  Betzdorf  -  Kirchen.  Frist 
is,  Juli  d.  J  ;  Bau-umme  100000  M.  ausseid.  Direktor- 
Wohnung.  Baumaterial:  Ziegelrohbau  mit  -Sandstein  und 
Beschiel  erung  der  Schlagseiten.  Haupt/cirhniingen  1  :  200, 
dazu  eine  Teilzeichnung  1:50,  wrlche  die  Arbeit  unnütz 
vermehrt,  utnsomehr,  al<  eine  Zu-acjc  betr.  Ausführung 
nicht  gemacht  ist.  3  Preise  von  700,  450  und  350  M  ;  ein 
Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für  je  2.so  M.  vor- 

368 


zu  .sollen,  bevor  ein  genaues  Projekt  Ober  die  bezeichne- 
ten Maßnahmen  vorliege. 

Angesichts  dieses  Ergebnisses  der  Beratungen  der 
Sachverständigen  wäre  die  Großherzogliche  Regierung  be- 
rechtigt gewesen,  die  Frage,  ob  die  ßautechnik  im  Stande 
ist,  den  Otto-Hcinrichsbau  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt 
zu  erhalten,  als  im  verneinenden  Sinne  entschieden  an- 
zusehen. Da  jedoch  auf  der  Konferenz  von  einem  Mit- 
glied, dem  Geh.  Ob.-Brt  Eggert  von  Berlin,  eine  Eisen- 
betonkonstruktion empfohlen  worden  war,  durch  die  eine 
Versteifung  und  dauernde  Erhaltung  der  Hoffassade  sich 
sollte  erreichen  lassen,  erschien  es  angemessen,  zunächst 
die  gegebene  Anregung  einer  genauen  Prüfung  zu  unter- 
ziehen. Die  übrigen  Mitglieder  der  Kommission  hatten 
es  abgelehnt,  über  den  Vorschlag  ein  endgültiges  Urteil 
abzugeben,  weil  das  Projekt  von  seinem  Urheber  noch 
nicht  vollständig  durchgebildet  war  und  deshalb  auf  der 
Konferenz  nur  in  seinen  allgemeinen  Umrissen  erläutert 
werden  konnte.  Die  Großh.  Regierung  richtete  deshalb 
an  Geh.  Ob.  -  Brt,  Eggert  das  Ersuchen,  sein  Projekt  in 
ausgearbeiteter  Form  einzureichen.  Diesem  Ersuchen  hat 
Eggert  auf  das  bereitwilligste  entsprochen. 

Das  Projekt  wurde  zunächst  der  Großh.  Oberdirektion 
des  Wasser-  und  Straßenbaues  mit  dem  Ersuchen '  über- 
geben, ein  Gutachten  darüber  zu  erstatten,  ob  die  Berech- 
nungen über  die  statischen  Verhältnisse  des  Baues,  auf 
denen  die  Einzelheiten  des  Projektes  beruhen,  in  jeder 
Beziehung  einwandfrei  seien.  Die  Großh.  Oberdirektion 
kam  zu  dem  Schluß,  daß  die  den  Berechnungen  zugrunde 
liegenden  allgemeinen  Betrachtungen  nicht  zu  beanstan- 
den, daß  aber  die  Annahmen  hinsichtlich  der  Widerstands- 
fähigkeit der  infrage  kommenden  Baumaterialien  zu  hoch 
gewertet  seien.  Daraus  wurde  gefolgert  und  im  einzelnen 
näher  ausgeführt,  daß  die  Abmessungen  der  vorgeschlage- 
nen Konstruktionen  wesentlich  höher,  als  in  dem  Projekt 
vorgeschlagen,  gegriffen  werden  müßten,  und  es  wurde 
weiter  zur  Erwägung  gegeben,  ob  nicht  im  Hinblick  auf 
die  als  notwendig  bezeichneten  nicht  unerheblichen  Ab- 
messungen der  Eisenbeton  •  Konstruktionen  die  Verwen- 
dung von  eisernen  Trägern  mit  Betonumhüllung  in  Aus- 
sicht zu  nehmen  sei. 

Nachdem  die  statische  Seite  des  Projektes  durch  die 
zuständige  Behörde  untersucht  war,  war  dessen  Prüfung 
vom  Standpunkt  der  Bautechnik  einzuleiten.  Es  schien 
sich  zu  empfehlen,  die  Leiter  des  früheren  Schloßbau- 
burcaus  Heidelberg,  die  Brte.  Koch  und  Seitz,  in  erster 
Linie  um  ein  Gutachten  anzugehen,  da  die  Genannten  in- 
folge ihrer  langjährigen  Tätigkeit  am  Heidelberger  Schloß 
mit  dem  baulichen  Zustand  des  Otto  -  Hcinrichsbaucs  am 
innigsten  vertraut  waren.  Sie  wurden  demgemäß  ersucht, 
sich  darüber  zu  äußern,  ob  das  Projekt  an  sich  geeignet 
erseheine,  das  von  dem  Urheber  angestrebte  Ziel  der 
dauernden  Erhaltung  des  gegenwärtigen  Zustandes  des 
Baues  zu  erreichen,  und  ob  die  Ausführung  des  Projektes 
bei  Würdigung  der  mit  ihr  unvermeidlich  verbundenen 
Eingriffe  in  den  Bestand  des  Baues  und  der  hieraus  sich 
ergebenden  Folgen  empfohlen  werden  könne.  — 

iSehluB  tolgt.) 

behalten.  Dem  Preisgericht  gehören  u.  a.  an  die  Hrn. 
Reg.-  u.  Brt.  v  Behr  in  Koblenz.  Brt.  Kruse  in  Siegen 
und  Bauinsp.  Stiehl  in  Wetzlar.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  in  No.  39  von  Arch.  K.  S  in  Brealau  er- 
halten wir  folgende  Zuschrift:  Belegen  Sie  d>c  Kegelbohle  mit 
Linoleum,  hierdurch  wird  nicht  nur  (las  rollende  Getöse  der 
Kugel  vermindert,  sondern  die  Bohle  wird  auch  gegen  Aufsplittern 
und  Auslaufen  weicher  Stellen  geschütit-  Dann  bringen  Sie  in 
einem  Abstände  von  etwa  10 cm  unter  der  Decke  eine  Decken- 
schalung  an,  am  besteu  aus  Gipsdiclen,  sodaS  ein  hohler  Kaum 
entsteht,  wodurch  eine  bessere  Isolierung  der  Kegelbahn  gegen  die 
oberen  Räume  erfolgt.  Wie  Sic  schon  bemerken,  sind  die  Kegel 
mit  Gummiringen  versehen,  was  jedenfalls  nicht  genügt,  weil  diese 
sich  doch  nur  stellenweise  an  den  Kegeln  befinden.  Ich  würde 
vorschlagen,  den  Schalt  der  Kegel  mit  einem  Ledermantel  iu  um- 
geben, damit  daa  Anprallen  der  Kugel  kein  (ierausch  verursacht  — 
Heinr  Hauensrhild,  Ackrnhausen-Braunschw. 
In  Stuttgart  war  nach  10  l'hr  abends  das  Kegel»  mit  Massiv- 
kugcln  verboten ,  man  bediente  sich  deshalb  der  Kugeln  auf 
Hartgummi;  daa  Geräusch  wurde  sehr  abgeschwächt  und  die 


Wirkung  der  Kugel  blieb 
Fall  billig.  - 


der  Versuch  wäre  für 

Arch   G.  P.  in  II. 


Inhalt:  L\is  neue  Itaüvaux  in  Aachen  <s.hlull>.  -  Die  neue  wasser- 
wirtM hslttjrht-  Vorlage  in  Preuöen.  III  iSi  KIiitll.  —  Zum  l'iiilnu  des  kgl. 
S  liai;-pnlh*u»es  tu  Hi-tiin.  —  Zur  KrHaltunr  <lei  Heidelberger  Schlösse*. 
—  Vit  i>bewertiungen.       lli.el-  und  t tajjrltaMeti. 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Das  neue  Rathaus  in  Aachen. 


Verls*  der  Deutschen 
verantworte  Albert  llolm.nn, 


b.  II,,  Berlin.  Kar  dir  Kedskuoo 
Druck  von  WUh.  Gieve,  Berlin. 


No  43. 


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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  „ 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  44.  BERLIN,  DEN  1.  JUNI  1904  " 


ZtM/itA 


8 


Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses.  <vhiut)( 

fgPTlic  Genannten  führen  in  ihrem  Gutachten  aus,  daß  «Jas  Nachdem  diese  Vorerhebungen  abgeschlossen  waren, 
Q  EB]  Projekt  von  derVoraussetzung  ausgehe,  daßdcrWind-  war  der  Zeitpunkt  gekommen,  die  Ministerial-Kommission 
druck  und  nur  dieser  allein  die  Mauern  des  Bauwerkes  für  das  I  Im-hbauwcscn,  in  deren  Wirkungskreis  die  zur 
in  ihren  gegenwärtigen  bedenklichen  Zustand  versetzt  Erörterung  stehende  Krage  fallt,  zur  Erstattung  eines  Ober- 
habc  und  dafl  auch  fernerhin  die  Gefahr  für  den  Bestand  guiachten*  zu  veranlassen.  Es  wurde  der  erzbisch.  Bän- 
der Mauern  durch  den  Winddruck  hervorgerufen  werde  dir.  a.  D  M.  Meckel  in  Freiburg  zum  Referenten,  Prof. 
Gegenüber  dieser  Anschauung  weisen  sie  darauf  hin,  daü  Bluntschli  in  Zürich,  der  für  den  vorliegenden  Fall  als 
nicht  nur  der  Winddruck,  sondern  auch  und  zwar  in  weit  außerordentliches  Mitglied  der  Kommission  zugezogen 
höherem  Maße  die  Einflüsse  der  Witterung  eine  gefähr-  wurde,  und  Prof  Ratzel  in  Karlsruhe  zu  Korreferenten 
dende  Wirkung  auf  den  Bau  ausüben  Guter  diesen  er-  ernannt.  Die  Genannten  haben  nach  eingehender  l'ntcr- 
weise  sich  der  F'rosl  und  das  durch  ihn  verursachte  suchung  de*  Baues  schriftliche  Gutachten  erstattet,  die  als 
hurchfricren  der  Mauern  im  Winter  am  verderblichsten.  Grundlage  für  die  Beratungen  der  Kommission  dienten. 
Die  Eegcrt'sche  Konstruktion  gewähre  nun  zwar  gegen  Die  drei  Referenten,  die  sich  im  wesentlichen  die  Auf- 
den  Winddruck  genügenden  Schutz,  sie  sei  aber  nicht  im  fassting  der  Hrn.  Koch  und  Seitz  zu  eigen  machten,  ver- 
stände, die  durch  die  Einflüsse  der  Witterung  hervorge-  treten  übereinstimmend  die  Ansicht,  daü  das  Eggcrt'sche 


Haus  in  Gaisburg  bei 

von  Ob -Bit.  Prof.  v.  Doli  inner  in  Stuttgart. 

rufenen  schlimmeren  Schäden  zu  beseitigen  tnler  zu  ver- 
hüten. Das  Gutachten  bespricht  dann  die  Ausführbarkeit 
des  Projektes  und  legt  im  einzelnen  dar,  welche  Schwierig- 
keiten sich  der  Durchführung  des  Vorschlages  entgegen- 
stellen und  welchen  Aenderungen  er  unterworfen  werden 
müßte,  wenn  überhaupt  die  Verbindung  der  Mauern  mit 
den  neuen  Konstruktionen  zustande  kommen  sollte. 

Sie  halten  es  für  ausgeschlossen,  daß  die  Konstruktion 
angebracht  werden  könne,  ohne  daß  der  zwischen  den 
Eisenbetonträgern  liegende  Mauerteil  gänzlich  abgebrochen 
und  aus  zum  größten  Teil  neuem  Material  wieder  aufge- 
baut werde.  Auch  die  unter  den  Trägern  liegenden  Maucr- 
teile  müßten  wenigstens  so  weit  erneuert  werden,  daß  alle 
stark  von  Verwitterung  angegriffenen  und  sonst  beschädig- 
ten Steine  erneuert  würden.  Wollte  mau  sich  zu  diesem 
teilweisen  Aufbau  entschließen,  so  bliebe  die  nötige  Be- 
wegungsmöglichkeit der  vorgeschlagenen  Konstruktion 
eine  Ouelle  von  neuen  Schädlichkeiten,  wobei  immer  im 
Auge  zu  behalten  wäre,  daß  die  der  Mauer  zu  gut  kom- 
mende Verstärkung  im  günstigsten  Fall  nur  einen  Teil  der 
(Jelahren,  die  vom  Wind  herrührenden,  vermindere.  Die 
Witterungs  -  -Schädlichkeiten  würden  nach  wie  vor  von 
beiden  Seiten  einwirken,  der  Zersiürungsprozcß  würde 
nach  Abschluß  der  Sichcrlieitsarbeilen  aufs  neue  beginnen 
und  ganz  in  derselben  Reihenfolge  wie  bisher  fortschreiten. 
Ein  Hauptmangel  des  Vorschlages  werde  noch  darin  ge- 
funden, daß  die  Mauer  nicht  belastet  werde.  - 


Projekt  nicht  geeignet  sei,  die  dauernde  Erhaltung  des 
Otto  -  Heinrichsbaucs  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt  zu 
gewährleisten;  es  komme  weiter  inbetracht,  daß  seine 
Ausführung  eine  vollständige  Restaurierung  der  Pfeiler 
und  des  Fassadenmauerwerkes,  wobei  der  Abbruch  und 
Wiederaufbau  des  ganzen  oberen  Teiles  der  Fassaden 
sich  nicht  umgehen  lasse,  sowie  die  Erneuerung  der 
(ücbelwändc  notwendig  mache,  Herstellungen,  die  an  Um- 
fang kaum  geringer  sein  würden,  als  eine  Bedachung  und 
Wiederherstellung  des  ganzen  Baues  solche  erforderten. 
Angesichts  dieser  schwerwiegenden  Bedenken  könne  das 
Projekt  zur  Verwirklichung  nicht  empfohlen  werden.  Die 
Ministerial-Kommission  hat  in  ihrer  Sitzung  vom  17.  Dez. 
1003  beschlossen,  ihr  Obergutachten  dahin  abzugeben,  daü 
sie  die  Ausführung  des  Kggert'schcn  Projektes  nicht  be- 
fürworten könne  und  zwar  einmal,  weil  seine  Verwirk- 
lichung so  tiefe  Eingriffe  in  den  Bestand  des  Baues  not- 
wendig mache,  daß  diese  einem  völligen  Neubau  ungefähr 
gleichkamen,  sodann  aber  hauptsächlich  deshalb,  weil  das 
Projekt  zwar  der  Hoffassade  Schutz  gegen  Winddruck  ge- 
währe, aber  die  weit  größeren  Gefahren,  die  dem  Bau  durch 
die  nach  wie  vor  unablässig  wirksamen  Finllüsse  dcrWitte- 
rung  bereitet  werden,  nicht  abzuwenden  vermöge,  Das  ein- 
zige Mittel  zur  dauernden  Erhaltung  des  Baues  sei  die  Auf- 
bringung eines  Daches,  verbunden  mit  dem  inneren  Ausbau. 

Durch  das  Ohcrgutachten  der  Ministerial-Kommission 
ist  die  bautechnische  Prüfung  der  Frage,  ob  der  Oito- 


269 

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Heinrichsbau  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt  erhalten 
werden  kann,  zum  Abschluß  gebracht  Die  Frage  ist 
verneint  worden  und  nunmehr  für  die  großh. 
Regierung  erledigt. 

Das  einzige  Mittel  zur  Erhaltung  des  Baues  bildet  nach 
«lern  Urteil  der  Bausachverständigen  die  Aufbringung  eines 
Daches,  verbunden  mit  dem  inneren  Ausbau. 

Die  zunächst  zu  losende  Aufgabe  ist  jetzt  die,  eine 
Entscheidung  darüber  herbeizuführen,  in  welcher  Weise 
die  Bedachung  des  Otto-1  leinrichsbaues  wieder  herzustellen 
sein  wird.  Als  Vorarbeit  hierfür  hat  die  großh.  Regierung 
ein  Modell  der  die  Nordostecke  des  Schloßhofes  umschlie- 
ßenden Kauten  de*  Heidelberger  .Schlosses,  sowie  der 
hauptsächlich  für  die  Bedachung  inbetracht  kommenden 
Lösungen  in  großem  Maßstabe  herstellen  lassen  Es  sind 
hierbei  folgende  drei  Möglichkeiten  ins  Auge  gefaßt  und 
ini  Modell  ausgeführt: 

1.  Der  horizontale  Abschluß  des  Otto-I  leinrichsbaues 
mit  einer  Ballustrade  und  mit  einem  flachen  Dach.  Da 
von  einigen  Kunstforschern  behauptet  worden  ist,  daß  der 
Bau  in  der  angegebenen  Weise  von  dem  Erbauer  geplant 
und  ursprünglich  auch  ausgeführt  gewesen  sei,  erschien 
es  immerhin  wünschenswert,  diese  Gestalt  des  Baues  im 
Modell  vor  Augen  zu  führen. 

2.  Nach  einem  Stich  von  l'lrich  Kraus,  der  um  das 
Jahr  1685  entstanden  ist,  war  der  Otto-Hcinrichsbau  un- 
mittelbar vor  der  Zerstörung  des  Heidelberger  Schlotes 
mit  einem  Einheitsdach  mit  der  Firslrichtung  von  Norden 
nach  Süden  bedeckt.  Es  war  an  den  Enden  abgcwalmt 
und  besaß  auf  der  Hofseite  zwei  Zwcrchhäuscr  mit  stei- 
nernen Frontmauern,  von  denen  noch  L'eberreste  am  Bau 
selbst  vorhanden  sind.  Die  Dachbildung  ist  urkundlich 
und  durch  Abbildung  beglaubigt;  sie  muß  deshalb  bei  der 
Prüfung  der  Krage,  wie  das  aufzubringende  Dach  zu  ge- 
stalten sei,  inbetracht  gezogen  werden. 

3.  Nach  den  Darlegungen  des  Ob.-Bris,  Schäfer  war 
derOlto-Hcinrichsbau  ursprünglich  von  zwei  Giebeldächern 
bekrönt,  deren  Firste  von  Osten  nach  Westen  liefen.  Diese 
Dachforni  weisen  Stiche  von  Merian  auf,  die  den  Zustand 
des  Schlosses  unmittelbar  vor  dem  Ausbruch  des  dreißig- 
jährigen Krieges  darstellen  Durch  einen  glücklichen  Zu- 
fall ist  im  Jahre  190a  in  Wetzlar  eine  Sammlung  von  Ar- 
chitektur-Zeichnungen aufgefunden  worden,  die  in  den 
Jahren  1615  —  1618  gefertigt  worden  sind.  Auf  einein  mit 
der  Jahreszahl  1616  versehenen  Blatt  ist  der  Giebel  des 
Otto-Hcinnchsbaucs  wiedergegeben.  Durch  diese  Zeich- 
nung ist  die  Richtigkeit  der  Merian'schen  Stiche  bestätigt 
und  ein  äußerst  wertvoller  Anhalt  für  die  architektonische 
Durchbildung  der  Giebel  gegeben,  der  bis  zum  Jahre  190a 
bei  dem  kleinen  Maßstab  der  Merian'schen  Aufnahmen, 
die  Einzelheiten  nicht  erkennen  lassen,  gemangelt  hat. 
Aufgrund  der  Wctzlarer  Zeichnung  hat  Ob.-Brt.  Schäfer 
ein  neues  Projekt  über  den  Ausbau  des  Otto-I  leinrichs- 
baues bearbeitet,  das  nunmehr  auch  im  Modell  darge- 
stellt ist. 

Es  ist  beabsichtigt,  diese  im  Modell  veranschaulichten 
Losungen  einer  Bedachung  des  Otto-I  leinrichsbaues  durch 
eine  Kommission  von  Sachvcrstänigeri  prüfen  und  begut- 
achten zu  lassen,  worauf  die  großh.  Regierung  über  die 
zu  ergreifenden  Maßnahmen  Entschließung  treffen  wird." 

f  t  Soweit  die  Denkschrift;  derselben  sind  6  Gutachten 
angeschlossen.  Zunächst  das  Gutachten  des  Geheimen 
Ob.-Brt.  Eggert  in  Berlin,  welches  dartut,  »wie  sehr  der 
Otto  -  Heinrichsbuu  durch  Winddruck  gefährdet  ist*  und 
dessen  Maßnahmen  daher  darauf  gerichtet  sind,  den  Wir- 
kungen des  Winddruckc.»  zu  begegnen.  Das  halt  Eggert 
für  genügend,  denn  „eine  andere  Gefahr  für  den  Bestand 
der  kuine  liegt  nicht  vor.  Das  Mauerwerk  ist  reichlich 
stark  genug,  um  seine  eigene  Last  zu  tragen;  die  vor- 
handenen Risse  und  sonstigen  Fehler  in  demselben  lassen 
sich  leicht  beseitigen;  die  Ve rw ii te ru ngs -  Vorgänge  haben 
an  dem  Baumaterial  nur  ganz  schwache  Spuren  hervor- 
bringen können,  und  es  ist  kein  Grund  vorhanden,  anzu- 
nehmen, daß  sich  dies  in  absehbarer  Zeit  .Indern  sollte". 
Das  Gutachten  an  sich  ist  eine  sorgfaltige  Arbeit,  die  jedoch 
in  ihren  konstruktiven  Schlußfolgerungen  sowohl  von  dem 
Ingenieur  und  Privatdozenten  Krieuiler  in  Karlsruhe, 
wie  auch  von  dcrGroßh.  Obc  rd  irckt  ion  des  Wasser- 
und  Straßenbaues  dorten  beanstandet  wird  Kncnilcr 
hält  die  Annahme  Eggerts  im  Prinzip  für  zweckmäßig, 
glaubt  aber,  die  Ausführung  dürfe  daran  scheitern,  «laß 
die  Kinzelheiten  zu  gekünstelt  ausfallen  müsstert.  Man 
habe  auch  keine  Gewähr  dafür,  daß  durch  die  neue  Kon- 
struktion nicht  konzentrierte  lokale  Beanspruchungen  in 
das  alte  Mauerwerk  hineingetragen  werden,  welche  ge- 
eignet sind,  dcs-eii  Zerstönmi;  /<i  beschleunigen  Krieniler 
ist  ferner  der  Meinung,  daß  die  Verbindung  der  Bei. .11- 
koipcr  mit  den  Fas-adcn   und  tjucrinnuern  des  lockeren 

-7" 


Steingefüges  halber  durch  Schlaudern  mit  außen  sicht- 
baren Schlüsseln  erstellt  werden  müsse  und  daß  zur  Ver- 
steifung der  Balken  in  die  Giebel-  und  Mittelmauern  Mauer- 
pfeiler auf  die  letzteren  errichtet  werden  müßten,  die  um 
3,5 — 4,5  m  über  das  Dachgesims  des  Otto- 1 leinrichsbaues 
emporragen  würden.  Von  der  Ankerverbindung  ver- 
spricht er  sich  des  schlechten  Zustandes  der  Fassaden 
wegen  wenig  Erfolg  und  die  Aufbauten  hält  er  für  un- 
ausführbar. —  Die  Prüfung  der  zu  dem  Gutachten  Eggcrt's 
niedergelegten  Berechnungen  durch  die  Großh.  Ob.  -  Dir. 
des  Wasser-  und  Straßenbaues  (gez.  Honsel!)  führte  zu 
dem  Ergebnis,  „daß  die  demselben  zugrunde  liegenden 
allgemeinen  Betrachtungen  einwandfrei  sind,  daß  jedoch 
die  Annahmen  hinsichtlich  der  Widerstandsfähigkeit  der 
infragc  kommenden  Baumaterialien  u  E.  zu  hoch  gewertet 
sind".  So  wird  von  der  genannten  Stelle  für  den  17,75'° 
langen  Träger  über  dem  7.  Stockwerk  eine  Höhe  von  95 
statt  70  und  eine  Breite  von  35  statt  22 ' 01  gefordert;  der 
15,75«  lange  Träger  über  dem  I.  Stockwerk  müßte  100 
statt  75 cm  noch  und  35  statt  22'™  breit  sein  usw.,  Zahlen, 
die  sich  aus  der  neueren  Köncn'sehcn  Berechnungsweise 
ergeben. 

Der  erzbischöfl.  Baudirektor  a  D,  Max  Meckel  in 
Freiburg  weist  in  einem  eingehenden  Gutachten  darauf 
hin,  daß  die  Konstruktion  Eggerts  die  engste  Verbindung 
zwischen  Vcrstcifungsbalkcn  und  Mauerwerk  erfordere. 
„Die  Eigenbewegungen  in  den  Betonbalken  werden  sich 
daher  den  Mauern  unmittelbar  mitteilen  und  neue  Ver- 
schiebungen in  Pfeilern  und  Giebelmauern  bewirken,  Hier- 
durch erwächst  aber  der  Ruine  in  ihrem  Beschützer  ein 
neuer  Feind,  Die  Konstruktion  wird  sie  günstigsten  Kalles 
zwar  gegen  die  seltene  Gefahr,  durch  einen  bösen  Orkan 
umgeworfen  zu  werden,  sicherstellen,  dagegen  die  größere 
Gefahr  des  Zusammenbruches  in  sich  beschleunigen.  Für 
die  Ausführung  des  Eggcrt'schen  Vorschlages  ist  es  dem- 
nach unerläßlich,  daß  1.  die  Einwirkungen  der  Eigenbe- 
wegungen in  den  Betonbalken  auf  da»  Mauerwerk  durch- 
aus verhindert,  2.  Pfeiler  und  Mauerwerk  der  Fassaden 
und  der  anschließenden  Teile  der  Giebelwände  wieder- 
hergestellt und  im  Verband  befestigt  werden.  Für  das 
Ersterc  die  geeignete  Konstruktion  zu  finden,  müßte  dem 
Urheber  des  Vorschlages  Oberlassen  werden,  Das  Zweite 
aber  würde  eine  vollständige  Restaurierung  der  Pfeiler 
und  des  Kassadenmauerwerkes  sowie  die  Erneuerung  der 
(Nebelwände  bedeuten,  Ohnehin  wäre  für  die  Veranke- 
rung des  oberen  Betonbalkens  mit  der  Fassade,  wie  die 
Hrn.  Seitz  und  Koch  in  ihrem  Gutachten  überzeugend 
dargelegt  haben,  der  Abbruch  und  Wiederaufbau  des 
ganzen  oberen  Teiles  der  Fassaden,  vom  Fenstersturz  auf- 
wärts, erforderlich.  Die  nördliche  Gicbelwand  müßte  von 
unten  herauf,  die  südliche  zu  einem  großen  Teil  neu  er- 
stellt werden.  Diese  Herstellungen  an  der  Ruine  würden 
an  Umfang  kaum  geringer  sein,  als  eine  Wiederbedachung 
und  Wiedererrichtung  des  stolzen  Otto- Heinrichsbaues 
solche  erfordern  worden.  So  weitgehende  Wicderhcr- 
stcllungsarbciten  wird  man  aber  nicht  wohl  vornehmen, 
um  die  also  erneuerten  Kassaden  die  Rolle  als  Ruine 
weiterspielen  zu  lassen,  sie  gegen  Witiddruck  zwar  ge- 
schützt zu  sehen,  im  übrigen  aber  dem  früheren  Verfall 
wieder  anheim  zu  geben  "  Meckel  berührt  dann  noch  die 
Zerstörung  des  Mauer-  und  Steinwerkes  durch  Krost  und 
Tau,  eine  noch  größere  Gefahr,  als  der  Winddruck;  „gegen 
sie  gibt  es  nur  ein  Mittel,  die  Bedachung  des  Gebäudes 
und  Schließung  der  Fensteröffnungen."  -Das  Ziel  des 
Architektur-  und  Kunstwerkes  ist  die  Vollendung,  nicht 
die  Kuinc,  Von  der  durchaus  notwendigen  Restaurierung 
der  Pfeiler  und  des  Mauerwerkes  des  Olto-I  leinrichsbaues 
bis  zur  Erstellung  einer  demselben  entsprechenden  Be- 
dachung und  Befcnstcrung,  der  einzigen  Gewähr  für  die 
dauernde  Erhaltung  desselben,  ist  nur  ein  Schritt;  der 
zweite:  die  Wiedererrichtung  des  prächtigen  Palastbaucs. 
Was  am  Friedrichsbau  so  glücklieh  begonnen  wurde,  ruft 
im  Otfo-Heinriclisbau  nach  der  Fortsetzung.  Nur  durch 
seinen  Ausbau  wird  das  einstige  prächtige  Architekturbild 
des  Heidelberger  Sch|oßh..les  wiedergewonnen,  ein  Bild, 
unvergleichlich  schöner  als  die  schönste  Ruine." 

Auch  Prof.  II.  Bluntsehli  in  Zürich  hält  die  Aus- 
führung der  Eggcrt'schen  Konstruktion  „bei  dem  jetzigen 
Zustand  der  Mauern  und  ohne  an  diesem  etwas  zu  ändern, 
was  ja  der  ausgesprochene  Hauptzweck  der  Konstruktion 
sein  soll,  vollkommen  ausgeschlossen."  Inbczug  auf  die 
sonstigen  dem  Eggert'schen  Vorschläge  anhaftenden  kon- 
struktiven Bedenken  schließt  sich  Bluntsehli  den  Übrigen, 
bereils  berührten  <  iuia. Ilten  an  und  kommt  zu  dem  Schluß, 
„daß  die  Fassade  des  <  H'.o-I  leinrichsbaues  als  Ruine  auf 
die  Dauer  nicht  erhallen  werden  kann  Der  Vorschlag 
des  Hin.  Geh.  Ob.-Brt  Eggert  ist  nicht  gelingend,  die 
Kuine  als  solche  gegen  aKe  ihr  drohenden  Gefahren  zu 
schützen.  Jede  Acnderuüg  an  dem  gegenwärtigen  Zustand 

N..  44. 

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wird  ihrer  Schönheit  mehr  oder  weniger  Eintrag  tun,  be- 
rechtigte Kritik  erwecken  und  Niemanden  voll  befriedigen 
können." 

Prof.  Friedrich  Ratzel  in  Karlsruhe  fallt  die  Aus- 
führungen aller  Gutachter  gegen  den  Eggcrt'schcn  Vor- 
schlag zusammen  und  erklärt:  „l*en  im  Vorstehenden 
angeführten,  technischen  und  künstlerischen  Bedenken 
gegen  den  Vorschlag  des  Herrn  Geheimen  Oberbaurates 
Eggert  schließe  ich  mich  an," 

Eine  sehr  ausführliche  Betrachtung  widmen  die  Hrn. 
Baurate  F.  Seitz  und  J  Koch  in  Heidelberg  dem  Eggert'- 
schen  Vorschlag.  Sie' halten  es  für  unrichtig,  den  Wind 
allein  als  Ursache  aller  Schäden  und  aller  Gefahren  zu 
betrachten,  sind  vielmehr  „auch  heute  noch  der  Meinung, 
daß  es  eine  Wechselwirkung  von  Wind,  Frost.  Hitze  und 
Feuchtigkeit  ist,  welche  die  Mauer  zerstört*.  I>ie  beiden 
Gutachter  halten  die  Ausführung  des  Eggcrt'schcn  Vor- 
schlages v>,  wie  er  vorliegt,  überhaupt  nicht  für  möglich. 
Aber  selbst  dann,  wenn  er  mit  Abänderungen  durchge- 
führt würde,  „wären  mit  seiner  Hilfe  die  Gefahren  für 
die  Ruine  nicht  beseitigt,  eine  seiner  Eigentümlichkeiten, 
die  Beweglichkeit  des  Systems,  würde  sie  im  (»egenteil 
aufs  neue  hervorrufen  und  befördern.  Außerdem  wer- 
den die  Witterungs  -  Schädlichkeiten  nach  wie  vor  von 
beiden  Seiten  einwirken,  der  Zerstörungsprozeß  wird  nach 
Abschluß  der  Sichcrungsarbcitcn  aufs  neue  beginnen  und 
canz  in  derselben  Reihenfolge  wie  bisher  fortschreiten. 
Einen  Hauptmangel  in  dem  Vorschlau  finden  wir  darin, 
daß  die  Mauer  nicht  belastet  wird"  Schutzdächer  aber 
-ind  nutzlos.  .Ein  klassisches  Beispiel  für  die  Nutzlosig- 
keit von  Schutzdächern  haben  wir  an  den  Türgcstellen 
im  Inneren  des  Baues.  Solange  wir  uns  erinnern,  waren 
die  Türgcstelle  mit  Schutzdächern  versehen,  die  vor  vielen 
lahrcn  schon  durch  ein  Blechdach  mit  offenen  Über- 
lichtern ersetzt  worden  sind.  Trotzdem  mußten  wir  noch 
in  der  Konferenz  von  1901  darauf  hinweisen,  daß  die 
zersetzende  Verwitterung  fortgeschritten  ist.  Jetzt  erst, 
und  zwar  seit  im  Interesse  der  städtischen  Sammlung  die 
Oberlichter  und  die  Fcnslcr  geschlossen  wurden,  bemerken 
wir  ein  allmähliches  Austrocknen  der  Gestelle.  Ganz 
mäßiges  Heizen  an  den  schlimmsten  Tagen  des  Winters 
hat  das  Seinige  dazu  beigetragen.  Auch  an  Türgcstellen, 
die  einseitig  freistehen,  kann  man  eine  erhebliche  Besse- 


rung wahrnehmen,  so  daß  das  Aufhören  der  fortschreiten- 
den Verwitterung  vorausgesehen  werden  kann." 

Nach  allen  diesen  Ausführungen  ergab  sich  der  Ent- 
schluß der  großh.  badischen  Regierung,  den  Ständen  als 
das  einzige  Mittel  zur  Erhaltung  des  Schlosses  die  Be- 
dachung und  den  inneren  Ausbau  vorzusehlagen ,  mit 
zwingender  Notwendigkeit.  Alle,  welchen  die  Erhaltung 
des  Schlosses  mehr  am  Herzen  liegt,  als  die  Erhaltung 
einer  Meinung,  werden  diesen  Entschluß  mit  warmer 
Freude  begrüßen  Wenn  der  verflossene  Kampf  um  Sein 
oder  Nichtsein  des  Heidelberger  Schlosses  viele  häßliche 
Erscheinungen  mit  -ich  gebracht  hat,  so  hat  seine  Leiden- 
schaftlichkeit doch  auch  das  Gute  gehabt,  daß  kaum  eine 
andere  wichtige  Baufrage  der  Gegenwart  mit  solcher 
Gründlichkeit  behandelt  wurde,  wie  die  Frage  der  Er- 
haltung des  Heidelberger  Schlosses. 

Was  die  Gestaltung  des  oberen  Abschlusses  des  Otto- 
Heinrichsbaues  beim  Ausbau  betrifft,  so  haben  wir  schon 
früher  der  Anschauung  Ausdruck  gegeben,  daß  diese  Frage 
in  die  zweite  Linie  rückt,  da  jede  der  zunächst  angenomme- 
nen drei  Möglichkeiten  —  horizontaler  Abschluß  mit  ent- 
sprechender Dachgestaltung,  Giebel  nach  Ulrich  Krau» 
mit  Einheitsdach,  oder  Giebel  nach  dem  Wetzlarcr  Skizzen- 
buch mit  zwciGicbcldachcrn  in  derllandcincsempfinden- 
den  Architekten  zu  künstlerisch  befriedigenden  Lösungen 
führen  könne.  Die  von  der  badischen  Regierung  zur 
Prüfung  und  Entscheidung  dieser  Frage  in  Aussicht  ge- 
nommene Kommission  wird  ohne  Frage  dieser  Angelegen- 
heit aufgrund  der  auch  hier  voraufgegangenen  umfang- 
reichen Erörterungen  die  gleiche  Gründlichkeit  widmen, 
wie  sie  dem  technisch-konstruktiven  Teil  der  Erhallungs 
frage  gewidmet  worden  ist 

Vielleicht  darf  derWunsch  zum  Ausdruck  gebracht  wer- 
den, den  Kreis  der  Sachverständigen  zur  Beurteilung  dieser 
Frage  nicht  allzu  eng  gezogen  zu  sehen  und  namentlich 
auch  die  Vertreter  des  horizontalen  Abschlusses  zu  Wort 
kommen  zu  lassen.  Es  wäre  dies  nur  eine  im  Interesse 
der  Sache  lebhaft  zu  begrüßende  Fortsetzung  der  Haltung, 
die  hei  der  Anfertigung  der  drei  Modelle,  welche  der  Be- 
ratung zugrunde  liegen  werden,  beobachtet  worden  ist 
und  es  wäre  erwünscht,  damit,  wenn  gegen  diese  An- 
schauung entschieden  werden  muß,  die  Beratung  nicht 
mit  dem  Scheine  der  Nichtbeachtung  belastet  erscheint 


H 


Vermischtes. 
Haus  und  Mostpres.se  In  Galsburg.  In  dem  Stuttgarter 
Vorort  (iaisburg,  auf  einem  Hügel  an  dem  hier  mit  Obst 
und  Wein  reich  gesegneten  Neckartal,  steht  ein  altes,  jetzt 
verputztes  Fachwerkshaus  (s  S.  260.1,  gekennzeichnet  unter 
anderem  durch  eine  zum  Obergeschoß  führende  bedeckte 

Freitreppe,  ein  Mansard- 
Gichcldach  und  eine  seitlich 
offene  1  lalle  mit  einer  alten, 
nunmehr  außer  Dienst  ge- 
stellten Mostpresse.  Das 
Haus  erhebt  sich  gegen  die 


Straße  über  einer  alten  Einfriedigungsmauer;  es  ist  ziemlich 
verwahrlost,  so  daß  von  den  hübschen  ausgesägten  Rrüs- 
tungsbrettern  nur  noch  wenige  ganz  erhalten  sind.  Die  Korm 
des  Daches  läßtauf  eine  Erbauungszeit  im  18.  Jhrh.  schließen, 
viel  älter  mag  wohl  die  von  anderswo  hierher  versetzte 
Presse  sein,  die  ganz  besonderes  Interesse  beansprucht  in 
konstruktiver,  formaler  und  kulturhistorischer  Beziehung. 
Dieselbe  besteht  aus  Eichenholz,  die  I  Iolzverbindungen  sind 
im  wesentlichen  mit  Zapfen  und  Keilen  bewerkstelligt, 
die  Pfosten  zu  beiden  Seiten  ganz  sachgemäß,  stilvoll  aus 
dem  geraden  vollkantigen  Holz  profiliert  und  durch  Fuß- 
streben  in  ihrer  senkrechten  Stellung  gesichert,  während 
starke  Onerhölzer  als  Lager  des  Preßkastcns  zum  Halt 

1.  Juni  1904. 


der  Spindel  dienen.  Das  ganze  Gerät  ist  so  urwüchsig 
charakteristisch,  daß  man  denken  muß.  so  haften  sie'» 
schon  vor  tcoo  Jahren  gemacht:  Es  wäre  würdig,  in  einer 
kulturhistorischen  Sammlung  aufbewahrt  zu  werden.  — 
Stuttgart,  30.  März.  ioo(  C.  Dollinger. 

Totenschau. 
Friedrich  Siemens  +.  In  Dresden  ist  am  24.  Mai  der 
Ingenieur  Friedrich  Siemens,  der  letzte  der  drei  Bruder 
mit  dem  großen  Namen  Siemens,  an  Herzschwäche  ge- 
storben. Was  er  für  die  moderne  Technik  bedeutete,  das 
faßte  bei  seinem  Begräbnis  der  Vertreter  der  Technischen 

 Hochschule  in  Dresden,  deren  Ehrendoktor 

~~ — ~  =      Siemens  am  23.  April  1900  wurde,  der  Geh. 

HofraJ  Prof  Dr.  Hempel  in  die  Worte  zu- 
sammen: „Fragt  man  nach  den  Erfindungen, 
die  in  allcrhervorragendster  Weise  unsere 
heutige  Kultur  möglich  gemacht  haben,  so 
muß  man  die  Sicmcns'schen  mit  an  erster 
Stelle  nennen.  Es  wird  heute  in  keinem 
kultivierten  Lande  eine  Pflugschar  gemacht, 
keine  Waffe  geschmiedet,  es  läuft  keine 
Maschine,  es  durchzieht  kein  Schiff  die 
Wellen, dessen  Bestandteile  nicht  zum  größ- 
ten Teile  durch  einen  Siemens-Ofen  hätten 
gehen  müssen.  Auen  der  Begründer  der 
modernen  Glasfabrikation  ist  ih  r  Verewigte 
geworden,  eine  große  blühende  Industrie 
unseres  Landes  ist  seine  Schöpfung" 
Siemens  wurde  im  Jahre  t8_-6  /u  Wenzen- 
dorf (  einem  Pachtgute  seines  Vaters  bei 
Lübeck,  neborcn  Seine  früheste  Tätigkeit  war  dem  Telegra- 
phenwesen  gewidmet,  aber  nicht  vom  Erfolg  begleitet,  was 
nicht  an  ihm.  sondern  an  den  Verhältnissen  des  Landes,  in 
den  er  tätig  w  ar,  England.  Inu  Dann  wandte  er  sich  den 
Gegenstanden  zu,  die  seinen  Namen  berühmt  machten  Fr  er- 
fand und  verwirk  lullte«!  11-  An  Wendung  des  Regenerati  v-Prin- 
zipes  auf  Feuerungen,  indem  erdas Prinzip  inVerbindung  mit 
einer  Vergäsunu  des  Brennstoffes  auf  Ocfcn  Obertriii;  und 
damit  die  Erzeugung  höchster  Temperaturen  bei  größter 
Brennmaterial-Er-partiis  erreichte  In  einem  solchen  1  Men 
wurden  1874  111  Dresden  versuchsweise  die  ersten  Men- 
schenleichen  verbrannt.  Aus  demselben  Prinzip  entstanden 
die  Rcgcnerativ-Gasbrcnner  und  Kamine.    Darauf  erfand 

a-t 


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er  den  Wannenofen  zur  Glaserzeugung  und  brachte  die 
Glaserzeugung  auf  einen  so  hohen  Stand,  daü  3  Fabriken 
in  Sachsen  und  2  in  Böhmen  die  Auftrage  kaum  bewältigen 
konnten.  Die  3  sachsischen  Fabriken  wurden  1888  in  eine 
Aktiengesellschaft  verwandelt.  Siemens  erreichte  das  hohe 
Alter  von  78  Jahren.  Sein  Tod  riß  eine  weitklaffende 
Locke  in  die  deutsche  Technik  der  Gegenwart  — 

Preisbewerbungen. 

Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entworfen  für  das 
neue  Hoftheater  in  Stuttgart  ist  durch  die  Württemberg! sehe 
Regierung  in  einer  Vorlage  an  die  Kammer  der  Abge- 
ordneten vorgeschlagen.  Der  Vorschlag  enthalt  die  An- 
regung, anstelle  des  in  der  Nacht  vom  19.  auf  den  aa  Jan. 
tpoa  abgebrannten  Hoftheaters  zwei  neue  Theater  auf  dem 
Waiscnhausplatze  zu  errichten,  ein  kleineres  von  800  Platzen 
fQr  die  Spiclopcr  und  das  moderne  Konversationsstück, 
ein  größeres  von  etwa  1400  Platzen  für  die  große  Üper 
und  da«  klassische  Drama.  Beiden  Hausern  gemeinsam 
sollen  die  der  Verwaltung  usw.  dienenden  Räume  sein. 
Der  augenblicklichen  Finanzlage  entsprechend  soll  zunächst 
nur  das  größere  Theater  erbaut  werden;  für  dasselbe  ist 
ein  höchster  Baukostenbetrag  von  3600000  M.  angenom- 
men. Zur  Gewinnung  von  Entworfen  für  die  gesamte 
Baugruppe  ist  ein  allgemeiner  Wettbewerb  für  sämtliche 
im  Reich  ansässige  Architekten  geplant,  zu  welchem  5 
im  Theaterbauwesen  erfahrene  Architekten  gegen  eine 
Zusicherung  von  je  2000  M.  besonders  eingeladen  werden 
sollen.  Es  sind  Preise  von  10000,  7000  und  3000  M.,  sc- 
wic  Ankäufe  für  4000  M.  in  Aussicht  genommen  und  es 
soll  der  siegreiche  Architekt  bei  der  Ausführung 
des  Baues  tunlichst  berücksichtigt  werden.  Für 
die  gesamten  Vorarbeiten  fQr  die  Theaterneubauten  wer- 
den 100000  M.  gefordert.  — 

Ein  internationaler  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  zum 
Wiederaufbau  des  Schlosses  Kristiansborg  (Bausumme  6  Mill. 
Kronen)  ist  durch  das  dänische  Ministerium  der  öffent- 
lichen Arbeiten  erlassen  worden.  Unterlagen  gegen  20  Kr. 
durch  dasselbe.  — 

Der  Wettbewerb  des  Beamten -Wohnung» -Vereins  zu 
Berlin  betreffend  „Skizzen"  für  die  Bebauung  eines  Char- 
lottenburger Geländes  an  der  Kaiser  -  Friedrich  -  Straße, 
über  dessen  Ausgang  wir  S.  244  berichteten,  gibt,  wenn 
die  Mitteilungen,  die  man  uns  machte,  zutreffend  sind,  zu 
F.rorterungen  Anlaß,  die  vielleicht  im  Interesse  der  Gesun- 
dung unseres  Konkurrcnzwcscns  liegen.  Der  Wettbewerb 
war  auf  Architekten  der  Stadt  Berlin  und  ihrer  Vororte  be- 
schränkt und  es  waren  Grundriß-  und  Fassaden-„Skizzen" 
sowie  Querschnitte  in  dem  ungewöhnlich  großen  Maß- 
stäbe 1  :  100  verlangt.  Wenn  nun  auch  in  den  Bedingungen 
für  den  Wettbewerb  nicht  ausdrücklich  gesagt  war,  daß  der 
(.lewinner  eines  Preises  auch  an  der  Ausführung  beteiligt 
werden  sollte,  so  war  immerhin  einmal  durch  den  Um- 
stand, daß  der  Wettbewerb  auf  Teilnehmer  beschränkt 
blieb,  welche  die  baulichen  und  die  baupolizeilichen  Ver- 
hältnisse Charlottcnbure's  genau  kennen,  sowie  durch  den 
weiteren  Umstand,  daü  ein  großer  Teil  der  Zeichnungen 
in  einem  Matistabe  verlangt  war,  der  meist  nur  dann  ge- 
wählt zu  werden  pflegt,  wenn  es  sich  um  die  ernsthafte 
Absicht  handelt,  den  zur  Uebernahme  der  Ausführung 
am  meisten  geeigneten  Bewerber  zu  ermitteln,  die  Hoffnung 
nicht  ausgeschlossen,  daß  der  ausschreibende  Verein  den 
Gewinner  eines  Preises  mit  der  Ausfahrung  betrauen 
werde,  umso  mehr,  als  der  Wettbewerb  unter  den  tntwür- 
fen der  mit  Preisen  ausgezeichneten  Verfasser  sehr  werl- 
volle Arbeiten  ergehen  hatte.  Kine  Verhandlung  *ur Ueber- 
nahme der  Ausführung  jedoch  hat.  soweit  wir  unterrichtet 
sind,  mit  dem  Gewinner  eines  Preises  bisher  nicht  statt- 
gefunden und  wenn  sie  auch  nicht  stattfinden  sollte,  so 
sind  die  Preisträger  um  eine  Enttäuschung  reicher,  aber 
formell  läßt  sich  dagegen  nichts  sagen.  Der  springende 
Punkt  unserer  Erörterung  liegt  auch  nicht  hier,  er  ist 
vielmehr  ein  anderer.  Ks  soll,  wie  man  uns  berichtete, 
bei  der  Gesellschaft  von  vornherein  nicht  die  Absieht  be- 
standen haben,  einen  Wettbewerb  auszuschreiben,  son- 
dern es  sollte  die  Ausführung  der  großen  Hauscrgruppc 
dem  Architekten  der  Gesellschaft  übertragen  w  erden.  Le- 
diglich um  dem  Drängen  einzelner  Personen  zu  entspre- 
chen, sei  der  Wettbewerb  erlassen  worden.  Ist  das  der 
Fall,  so  entsteht  die  Frage,  warum  hat  man  sich  nicht  mit 
einem  wirklichen  Skizzi-n  Wettbewerb  kleinsten  Maßstabes 
begnügt,  sondern  den  unnötig  großen  Maustab  1  :  100  für 
Teilgrundrisse,  Teilfassaden  und  f Querschnitte  gewählt ? 
Die  Veranlassung  eines  so  umfangreichen  Arbcitsmaßrs 
ohne  die  Absicht,  dem  Bewerber  auch  eine  angemessene 
Gegenleistung  bieten  zu  wollen,  würde  niehl  zu  billigen 
sein.  Wir  können  nicht  annehmen,  daß  den  Preisrichtern 
bei  Ausschreibung  des  Wettbewerbes  diese  Umstände  be- 

27a 


kannt  waren,  sie  hätten  sonst  ihren  ganzen  Kinfluß  gegen 
den  Erlaß  des  Preisausschreibens  autbieten  müssen.  Das- 
selbe ist  aber  nun  einmal  ausgetragen  und  wenn  auch 
kein  formeller  Anhalt  für  die  Uebertragung  der  Ausfüh- 
rungsentwürfe an  einen  Preisträger  gefunden  werden  kann, 
so  geben  wir  doch  noch  der  Hoffnung  Raum,  daß  ein  Preis- 
träger in  einer  solchen  Form  an  der  Ausführung  beteiligt 
werde,  daß  darin  wenigstens  eine  annähernde  Gegen- 
leistung für  das  Maß  der  in  dem  recht  mühevollen  \\  ett- 
hewerb  geleisteten  Arbeit  gefunden  werden  kann.  — 

Wettbewerb  Verkehrsminlstarium  München.  Als  Ver- 
fasser des  Entwurfes:  „Vcrkehrs-Zcntrale"  bekennt  sich 
Hr.  Arch.  Otto  Schnartz  in  München.  Der  Verfasser 
führt  bei  dieser  Gelegenheit  aus:  „Gegenüber  den  mehr 
zu  einer  Dekorationskunst  mit  architektonischen 
Mitteln  neigenden  Lösungen,  der  „malerischen"  Aneinan- 
derreihung von  5  oder  6  Kloster-  odcrSchloßhöfen,  der  An- 
bringung von  Aufbau-Gruppierungen  etwa  im  Anklang  an 
das  National nnuseum  oder  auch  derZutat  sogen,  „moderner" 
Elemente  scheint  vielleicht  der  Weg  einer  gewissen  ästheti- 
schen Resignation  richtiger  zum  Ziele  architektonischen 
Schaffens  zu  führen.  Häuser  bauen  heißt  doch  wohl  eher 
Stein  auf  Stein  legen,  als  „verzieren";  ich  meine  auch:  Ent- 
wicklung eines  Raumbedarfes,  nicht  nur  „hübsche" 
Zusammenstellung.  Daß  wir  noch  zuviel  verzieren,  auf- 
putzen, aufwärmen,  nachahmen  scheint  unbestreitbar;  dem 
Versuch  der  praktischen  Befolgung  dicserUeberzeugung  be- 
gegnet nur  leicht  der  Einwand  zu  großer  Schmucklosigkeit !" 

Verfasser  des  Entwurfes  „Eilgut"  ist  Hr.  Thomas 
Weiß  in  Nürnberg.  - 

Engerer  Wettbewerb  Rathaus  Recklinghausen.  Zu  einem 
Wettbewerb  um  Entwurfsskizzen  für  den  Bau  eines  neuen 
Rathauses  hatte  die  Stadt  Recklinghausen  5  Architekten 
bezw.  Architektenfirmen  eingeladen.  Das  Preisgericht 
entschied  am  27.  Mai  zugunsten  des  Entwurfes  von  Arch. 
Otto  Müller-Jena  in  Köln.  II.  Preise  erhielten  die  Ent- 
würfe von  Prof.  Fr.  Ratzel  in  Karlsruhe  und  von  Arch. 
Reinhardt  <ät  Süßcnguth  in  Charlottcnburg.  Jeder 
Entwurf  wurde  außerdem  mit  der  zugesagten  festen  Ver- 
gütung von  1000  M.  bedacht.  Der  Sieger  wurde  zur  künst- 
lerischen Leitung  der  Bauausführung  empfohlen.  — 

Wettbewerb  Schule  Husum.  Unter  38  Entwürfen  er- 
rang den  I  Preis  Hr.  Struvc,  den  II.  Preis  Hr  Hill- 
brecht, beide  in  Husum.  — 


Personal-Nachrichten, 

Deutsches  Reich.  Der  /tiviling.  Dr.  M  0  1 1  c  11  d  u  r  ff  in  Berlin 
ist  z.  nidiWUoJ.  Mitgl.  des  Patentamts  ernannt 

Der  Res  Bmstr  Boke  mann  i»t  t.  Mar  Hafenbm.tr  ernannt. 

Zum  1.  Okt.  d  J.  »lad  gegenseitig  versetzt  die  Mar -Scbiflbmstr 
Arendt  in  Kiel  und  Soßen  Ruth  in  Daring,  die  Mar. -Masch - 
Hmstr  Mayer  in  Dsnzig  und  Jensen  in  Kiel 

Der  Mar.-Masch.-Bmstr.  Friese  in  Wilhelmshaven  ist  nach 
Kiel  versetzt  und  der  Insp.  de»  Torpedowesen«  zugeteilt;  der  Mar  ■ 
Masch  Bnistr  Paulus  in  Kiel  ist  nach  Wilhelmshaven  versetzt. 

Preußen.  Den  k.  k  Österreich.  Ob-Brtn.  Lauda  in  Wien 
und  In  fear  den  in  Lemberg  ist  der  Kote  Adler-Oiden  HI.  Kl., 
dem  Stadlbrt  v.Srhpln  in  Breslau  der  Rote  Adler-Onlm  IV.  Kl., 
dein  k.  k  Österreich.  Ob -lng  v.  P  i>  z  n  i  a  k  in  Ilmberg  u  dem  k.  k- 
OstcrTeieli  Brt.  Blum  in  Wien  der  Kgl  Kronen  Orden  III  Kl  veibehen. 

Der  Reg.-  u.  Bit.  R.  Schultz«  ist  1  Geh.  Krl  und  vortr. 
Rat  im  MiniM  der  geistl .  Unterrichts-  und  Medizinalangclegeiiheiten, 
der  Reg  ■  u.  Urt.  N  u  k  e  n  ist  z  lieh  Hrt.  u.  vortr  Rat  im  MinUt- 
tür  Landwirtschaft,  Duinancn  und  Forsten,  efer  Ob -Inf.  Dr.-lng. 
R  e  i  c  h  c  1  ist  z  etatin.  Prof.  an  der  Techn.  Hochschule  in  Berlin  und 
der  Lundtmuinsp.  Schulz  in  Berlin  z.  ctatsm.  Prüf,  an  der  Techn. 
Hochschule  in  Hannover  ernannt 

Versetzt  sind:  Der  F.isenb  Itauinsp  K  i  e  b  i  c  k  c  in  Neumunster 
als  Vorst,  (auflrw  )  der  Fiscnb -Masch  In»p.  a  nach  5*  hneidcmuh! : 
die  Reg -Bmstr.  D  c  c  Ii  a  o  t  von  Herlin  nach  Obeihnusen  und 
Stechcl  von  Melsungen  nach  Marburg. 

Zur  Beschäftigung  Oberwie-rii  sind  die  Reg. -Bmstr  :  Aug. 
A  r  e  n  d  I  der  Kgl  Reg.  in  Lüneburg,  Alfr.  Müller  der  Kgl.  Reg. 
in  Kassel,  Busch  dem  Kgl.  Ob -Pias.,  in  Magdeburg  und  Niemcier 
der  Kgl.  Fiscnb -Dir.  in  Hannover. 

Die  Kcg-Bfhr.  Gg  Struckina  nu  aus  B.ickcburg  und  Kurt 
Maller  au*  Krefeld  (Ih.chbfcli  i.  -  Willi.  Meier  au»  Scheie 
(T.iienbfrh.i,  —  Paul  Levy  aus  Stettin  (Masch  -Mfch  )  sind  lu  Reg - 
Hnistrn.  ernannt 

Der  Aich  H  Grrsebach  in  Berlin,  der  Kr.  Bauinip  Crjgan 
in  Naugard.  der  Smd'bmitr  Otto  in  Danzig  und  der  Bit  Pli. 
Mol/ mann  in  Krankluit  k  M  sind  gcsloibtn. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  A.  M.  In  K.  Das  u i> mittel baie  Anlegen  von  Holzteilen 
an  Kamine  kann  unter  Umstanden  leuergcfahilich  weiden.  »odaD 
wir  das  Veilant.-n  der  Feuer.*,  bau  dir  gerer titleiligt  hallen,  solche 

Hrrl/leile  zu  Mitieinen  — 

Inhalt:  /•■<  t:  t  jli.,n.:  <!,■■.  1 1.  ■i.lr.u  . r  s..l:|..,~r.  .s.Mt.di.  —  Ver- 
ir-i«.'lilr-        [  ..'itniH.r.nau-       I 'rris-t-ew  i  bui:  c.  n       r.-jsonal  XjchiKlMen, — 

Unrl-  ,n,d  1 1 ^^k  .-ler».  _   

Verlag  QVr  I  )e.n».i>en  Hauzrituug.  »".  iu  h  H  ,  Her  Im.  fnr  d.*  KnUlliM 
vrrinlwt.nl.  .Mi.crl  Huf  mann,  brrlin     lHuck  vun  Wilh.  Cleve,  Berlin. 

No.  44. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2.  45.  BERLIN,  DEN  4.  JUNI  1904 

Das  Krematorium  auf  dem  Friedhofe  in  Karlsruhe  in  Baden. 

Architekt:  Prof.  A.  StQrzenacker  in  Karlsruhe  i.  B.  itiirmi  «-ine  lüidbnUji  «owie  die  Abbildung»  s,  37611.377.) 


em'  Beispiel  anderer  Städte  folgend  hat  sich 
in  den  letzten  Jahren  auch  in  Karlsruhe  ein 
Feuerbestattungs  Verein  gebildet  mit  dem 
Endziel,  in  Karlsruhe  ein  Krematorium  zu 
errichten.  Die  Stadtverwaltung  ist  den 
Wünschen  des  Vereines  entgegengekommen  und  hat 


sich  bereit  erklärt,  unter  gewissen  durch  Vertrag  fest- 
gelegten Bedingungen  ein  Krematorium  zu  bauen  und 
nach  Fertigstellung  den  Betrieb  und  die  Verwaltung 
desselben  zu  übernehmen.  Ferner  stellte  sie  einen 
Bauplatz,  im  Zentrum  der  Friedhof  •  Erweiterung  ge- 
legen, zur  Verfügung,  desgleichen  auch  das  Bau- 


kapital,  das  der  Verein  alljährlich  mit  einem  gewissen 
Prozentsatz  verzinst.  Im  Interesse  der  Stadtverwaltung 
und  des  verhältnismäßig  jungen  Vereins  war  es  unter 
solchen  Verhältnissen  gelegen,  eine  nicht  allzu  große 
Summe  für  den  Neubau  aufzuwenden.  Der  Unterzeich- 
nete hat  sich,  als  I  ioehbauinspektor  bei  der  Stadtver- 
waltung, bereit  erklart,  den  Bau  um  die  Summe  von 
66000  M.  einschließlich  der  maschinellen  und  künst- 
lerischen Ausstattung  auszuführen. 

Das  Bauprogramm  verlangte  einen  Kapellenraum 
von  annähernd  ioo'I'"  Flacheninhalt  und  zwei  kleine 
Nebenräume,  einen  für  den  Geistlichen,  den  anderen 
für  die  nächsten  Angehörigen  des  Verstorbenen;  der 
Verbrennungsraum  war  unter  dem  Kapellenraum  an- 
zuordnen. Der  Kaprllcnraum  und  die  beiden  Neben- 
räume bilden  ein  Rechteck  von  1 0,2  m  Breite  und  15,65"" 
Lange.  Zu  beiden  Seiten  der  Chornische  liegen  die 
Nebenräume,  hinter  der  Chornische  und  in  der  Mittel- 
achse derselben  befindet  sich  der  Nebeneingang,  zu- 
gleich als  Zugang  zum  Kellcrraum,  dem  Verbrennungs- 
raum und  den  beiden  Nebenräumen.  Der  Hauptein- 
gang in  die  Kapelle  ist  aus  praktischen  und  ästheti- 
schen Gründen  von  der  Seite  genommen,  einerseits, 
weil  die  Laue  des  Baues  und  die  I lauptzugangsstraße 
auf  einen  seitlichen  Eingang  hinweisen,  anderseits,  weil 
die  Anlage  des  Kamines  in  der  vorderen  Giebelwand 
die  Anlage  des  Haupteinganges  hier  unmöglich  machte. 

Der  Kamin  in  den  lichten  Abmessungen  von  5» '92 rm 
ist  ja  ein  notwendiges  Hebel;  man  machte  in  diesem 
Falle  aus  der  Not  eine  Tugend  und  legte  den  Kamin, 
äußerlich  und  im  Inneren  als  solcher  erkennbar,  in  die 
Achse  der  Schmalwand  gegenüber  der  Chornische, 
in  Erinnerung  an  ähnliche  Anlagen  im  Mittelalter 
(Aachen,  Köln)  und  an  die  zahlreichen  französischen 
Schloßbauten  der  Renaissance.  Es  soll  die  Anlage  in 
diesem  Falle  dem  Beschauer  gleich  die  Wahrheit  sagen. 

Unter  dem  Kapcllenraum  liegt  der  Verbrennungs- 
raum, in  den  de  r  Sarg  nach  Schluß  der  Feierlichkeit 
lautlos  hinabsinkt.  In  der  einen  Ecke  des  Raumes 
ist  der  Ofen  aufgebaut,  die  gegenüberliegende  Ecke 
ist  für  einen  zweiten  Ofen  vorbehalten.  Der  unter 
dem  Verbrenn ungsrau in  gelegene  Kcllerraum  gestattet, 
den  Ofen  jederzeit  in  allen  Teilen  zu  prüfen,  die 
Kohrenasche  und  die  menschliche  Asche  zu  sammeln 
und  den  Fuchs  sowie  den  Fahrstuhlschacht  genau  zu 
Obersehen. 

Entsprechend  der  verhältnismäßig  niederen  Bau- 
sumntc  ist  das  AeuÖerc  des  Baues  in  bescheidenen 
Formen  gehalten:  ro:es  Bruchsteingemäuer  und  in 
romanischer  Technik  derb  behandeltes  Hausteinmate- 
rial von  gleichfalls  roter  Farbe.  Reichen  romanischen 
Schmuck  zeigen  nur  das  Hauptportal  und  die  Säulen- 
kapitelle der  Triforieng;  denen,  Dem  Kamin  ist  ein 
Grabstein  mittelalterlicher  Form  mit  Aschenurne  und 
reich  geschmiedetem  Gitter  angebaut.  Damit  ist  der 
Anfang  gemacht  zu  einer  Anlage  von  Grabstätten  zu- 
nächst rings  um  den  Bau  und  an  denselben  angebaut. 
In  späteren  Jahren  wird  das  Ganze  in  Verbindung  mit 
dem  ringsum  angeschütteten  Hügel  von  3m  Höhe  und 
der  Anlage  von  Grabstätten  auf  demselben  den  beab- 
sichtigten Eindruck  einer  einfachen,  lediglich  durch  die 
Umgebung  malerisch  gestalteten  Dorfkapelle  bieten. 

Dem  Zweck  entsprechend  hat  das  Innere  eine  ver- 
hältnismäßig reiche  Ausstattung  erfahren,  deren  Mittel- 


punkt der  reich  getriebene  und  mit  bunten  Edelsteinen 
besetzte  Kupfersarkophag  bildet,  unter  dem  während 
der  Trauerfeier  der  barg  ruht  Darüber  schwebt  die 
Decke  als  offener  mittelalterlicher  Dachstuhl  mit  reich 
gemalten  Sparren-Zwischenfeldern,  gleich  einem  hell- 
blauen Himmel  das  Ganze  überspannend.  Den  Mittel- 
punkt der  in  strengen  romanischen  Formen  ausge- 
führten Wand-  und  Deckenmalerei  bildet  das  große 
auf  Putz  aufgetragene  Gemälde  an  der  Kanzelwand, 
dessen  Inhalt  gekennzeichnet  ist  durch  die  darunter 
stehenden  Worte: 

Uehcr  den  Sternen  wohnt  Gott  der  Allvater, 
Der  Schöpfer  des  Weltalls  und  Herr  aller  Zeilen, 
Er  lenket  allweise  die  Geschicke  der  Volker 
Und  sorget  auch  gütig  für  jeglichen  Menschen 
An  welchem,  was  sterblich  ist,  welk  wird  und  lot. 

Tief  in  der  Mensehenbrust  schlummert  das  Göttliche 
In  vielerlei  Art  und  zu  mancher  Bestimmung; 
Ein  jeder  erkennt  es  und  kann  es  beleben. 
Und  der,  der  es  bringet  zur  schönen  Entfallung 
Kr  wird  mit  Unstcrblichkcitskrone  belohnt. 

Der  Chornische  gegenüber  steht  der  große  Kamin 
und  an  dessen  Fuß  ein  figürlich  und  ornamental  reich 
umrahmter  Schürofen  einfachster  Form;  am  oberen 
Ende  des  Kamins  befindet  sich  ein  eingelassenes  Mosaik- 
stift-Gemälde, eine  weibliehe  Figur,  die  die  Hand  segnend 
erhebt  „Bonis  et  mors  et  vita  dulcis  est".  Das  Kre- 
matorium ist  allen  Konfessionen  gemeinsam,  ein  Ein- 
gehen auf  rein  christliche  Motive  war  darum  von 
vornherein  ausgeschlossen.  Der  ganze  Kapellcnrauiu 
soll  in  streng  romanischer  Auffassung  die  ganze  Far- 
benpracht und  Farbenfreude  jener  Zeit  wiedergeben. 
Wesentlich  zur  Stimmung  des  Raumes  tragen  noch  bei 
die  12  vom  Dachstuhl  herabhängenden  Kcrzcnhalter 
und  die  Wandarme,  gleichfalls  Kcrzcnhalter,  sämtlich 
als  alte  Stücke  angekauft  und  aus  der  Zeit  von  1560 
bis  1800  stammend. 

Die  beiden  Nebenräume  sind  in  Dekoration  und 
Mobiliar  einfach  gehalten,  dagegen  reich  in  der  Decken- 
malerei, diese  ist  z  T.  figürlicher  Art.  Die  Freude  an 
der  mittelalterlich  romanischen  Tier-  und  Pflanzenwelt 
kommt  überall  zum  Ausdruck.  Im  Sinne  des  Baues 
sind  gleichzeitig  entworfen  einfache  und  reich  ge- 
schmückte Aschensarkophage,  welche  die  Stadtge- 
meinde den  Leidtragenden  gegen  Vergütung  abgibt 

In  künstlerischer  Beziehung  beteiligt  sind  an  dem 
Bau:  Josef  Asal  in  Karlsruhe  mit  dem  großen  Wand- 
gemälde, Bildhauer  W.  Sieferle  in  Karlsruhe  mit 
dem  ornamentalen  Schmuck  in  Stein,  Prof.  Kornhaas 
mit  dem  Mosaikgcmälde,  W.  Huckschlag  in  Karls- 
ruhe mit  dem  Kupfersarkophag,  II.  Drinneberg  mit 
den  Glasmalereien. 

Die  Wand-  und  Deckenmalereien  sind  nach  ge- 
nauen Skizzen  des  Erbauers  in  z.  T.  natürlicher  Grösse 
durch  junge  Karlsruher  Dekorationsmaler  ausgeführt 
und  haben  gerade  durch  das  Unbewußte  und  Unbe- 
holfene der  Auffassung  an  Charakteristik  gewonnen. 
Projekt  und  Ausführung  des  Verbrennungsofens  stam- 
men von  R.  Schneider,  Zivilingenieur  in  Dresden. 

Die  Baukosten  belaufen  sieh  einschließlich  aller 
künstlerischen  und  maschinellen  Beigaben  auf  nur  rd. 
56000  M 

Der  Bau  ist  in  der  Zeit  vum  April  bis  Oktober 

1903  fertiggestellt  worden  .    _  , 

A.  Sturzenacker. 


Der  geplante  Tunnel  unter  der  Elbe  zwischen  den 

\  fiu  ic  Burgerschaft  der  Stadt  Mamburg  hat  sich  vor 
flöj  kurzem  mit  einer  Vorlage  des  Senate-  beschäftigt, 
welche  die  Erbauung  eines  dem  öffentlichen  Straßen- 
verkehr dienenden  l  loppeluinnels  zwischen  den  durch  die 
Norder- Elhc  getrennten  Stadtteilen  St  Pauli  und  Stein- 
w.irdcr  zum  Gegenstand  hat  und  einen  Kostenaufwand 
von  8,z  Miil  M.  erfordert.  Die  Bürgerschaft  hat  am  1  1  Mai 
die  Vorlage  einem  Ausschüsse  iihcrwicsen  W  enn  datier 
z  /t.  aue!)  nicht  mit  Sicherheit  zu  sagen  ist,  ob  der  Plan 
111  die  Wirklichkeit  übertragen  wird,  verdient  derselbe 
d"eh  vom  technischen  Standpunkte  aus  ein  so  hohes  Inter- 
esse, daß  es  schon  |eizt  angebracht  erscheint,  denselben 
in  seinen  Hiiupizugen  zu  veröffentlichen 

»74 


Stadtteilen  St.  Pauli  und  Steinwärder  in  Hamburg. 

Begründet  wird  die  Vorlage  mit  der  notwendigen 
Verbesserung  des  Verkehres  /wischen  der  Stadt  und  dem 
Süd u fei-  der  Elbe  sowohl  für  den  Fuhrw  erksverkehr,  als- 
namentlich  auch  für  den  Verkehr  der  Arbeiter,  die  in  den 
stetig  wachsenden  Betrieben  auf  iIicm  iii  Elbufer  beschäf- 
tigt werden,  wahrend  der  übrige  Personenverkehr  durch 
den  stetig  verbesserten  Fährbetrieb  seine  Befriedigung 
ohne  besondere  Nciianlageri  findet.  Mit  der  Ausführung 
derartiger  Verbindungen  beschäftigten  sich  schon  in  der 
ersten  Haltte  der  neunziger  Jahre  eine  Keihe  von  Plänen, 
du-  sowohl  aus  privaten  Kreisen,  wie  von  den  Staatstech- 
nikrrn  ausgearbeitet  wurden  und  teils  die  Anlage  von 
Tunneln  für  Ful'gättger  oder  auch  für  Fährverkehr,  teils 

No.  .,5 


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von  Schwchcfähren,  1  lochbrücken  oder 
Hochbahnen  vorsahen,  Pläne,  deren 
Kosten  sich  z.T.  bis  auf  30  Mill.  M,  be- 
liefert. Die  Stelle  des  geplanten  l'eber- 
ganges  war  dabei  verschieden  gedacht, 
zumeist  in  der  Richtung  Kehrwicdcr- 
spitze  Stcinwärdcr,  also  mehr  für  die 
mittlere  Hafengegend  passend.  Nach 
Ansicht  der  Senatsvorlage  machte  sich 
aber  das  oben  gekennzeichnete  Bedürf- 
nis in-besondere  für  die  untere  Hafen- 
gegend geltend,  wo  die  immer  weiter 
ausgedehntenWerften  von  Blohm  &Vofl, 
die  Verwendung  des  KuhwArder  für 
Hafenbauten,  die  dadurch  veranlaflte 
l  Ybcrsicdclung  der  Hamburg-Amerika 
Linie  nach  den  neuen  Hafcnanlagen 
einen  immer  größeren  Strom  von  Ar- 
beitskräften heranzieht,  der  sich  täglich 
über  die  Elbe  hin-  und  zurückbewegen 
muß.  Diese  Verhältnisse  werden  sich 
in  nicht  zu  ferner  Zukunft  noch  schwie- 
riger gestalten,  wenn  die  Hafenanlagen 
auch  auf  die  westlich  vom  Kohlbrand 
liegenden  Gebietsteile  ausgedehnt  wer- 
den müssen.  Aus  diesen  Gründen  er- 
scheint die  für  den  l'rbergang  gewählte 
Linie  als  dir  zweckmäßigste. 

Unter  den  verschiedenen  infragc 
kommenden  Möglichkeiten  für  die  Aus- 
gestaltung dieser  neuen  Verbindung  ist 
die  Anlage  eines  Tunnels  für  die  be- 
stimmte Aulgabe  und  die  besonderen 
örtlichen  Verhältnisse  als  die  zweck- 
mäßigste befunden  worden.  Eine  Hoch- 
brücke schied  von  vornherein  aus.  da 
man  diese  nach  heutigen  Anschauungen 
so  hoch  hätte  legen  müssen,  daß  »elbst 
ilie  Segelschiffe  ohne  jede  Behinderung 
unter  derselben  hätten  hindurchfahren 
können,  also  50—60»  über  dem  Strom. 
Diese  große  Höhenlage  macht  aber  die 
Benutzung  ao  umsiändlich.  daß  eine 
solche  Brücke  für  Hamburg  nicht  in- 
belracht  kommen  kann. 


AbbildR.  4 


Abbililg  3    Tunnrl-Quei schnitte. 


Eine  Schwebefähre,  wie  sie  an 
anderen  Stellen,  unter  anderen  Verhält- 
nissen mit  Erfolg  ausgeführt  ist,  z.  Ii. 
in  Bilbao  und  Kouen,  kann  hier  wegen 
des  außerordentlich  lebhaften  Srhiffs- 
verkehrcs,  mit  Rücksicht  auf  die  Ge- 
fahren, welche  durch  den  Betrieb  einer 
solchen  Eähre  fürdie Schiffahrt  und  auch 
für  die  Fähre  selbst  entstehen  müßten 
und  im  Hinblick  auf  die  häufigen,  lang 
andauernden  Unterbrechungen,  welche 
der  Fährenbetrieb  durch  die  Schiffahrt, 
sowie  durch  Nebel  usw.  erleiden  würde, 
nicht  zur  Ausführung  kommen. 

Aus  demselben  Grunde  könnte  auch 
eine  Wagenfähre  hier  nicht  inbetracht 
kommen,  die  bei  entsprechender  Leis- 
tungsfähigkeit (Fassung  von  700  Per- 
sonen und  10  bespannten  Wagen)  schon 
ein  Schiff  von  40»  Ijingc  bei  i6~  Breite 
erfordern  würde. 

Die  Senatsvorlage  kommt  daher  zu 
dem  Schluß,  daß  den  Verkchrsbcdürf- 
nissen  am  sichersten  und  in  ausreichend- 
ster Weise  durch  die  Anlage  eines 
Tunnels  gedient  werde,  für  den  (vergl. 
den  Lageplan  Abbildg.  l)  allein  die  Ge- 
gend zwischen  dem  westlichen  Ende 
der  St.  Pauli-Landungsbrückc  und  der 
Steinwärder  Uadrans:alt,  westlich  vom 
Fährcnkanal,  inbetracht  kommen  könne. 
Als  Vorbild  für  die  Anlage  hat  der 
Tunnel  unter  dem  Clyde  in  Glasgow 
gedient.  Der  Tunnel  selbst  ist,  um  Ver- 
kehrsstockungen zu  vermeiden,  als  für 
die  beiden  Verkehrsrichtungen  getrenn- 
ter, aus  a  Röhren  von  je  4,8  «>  Durehm. 
hergestellter  Doppellunnel  gedacht,  zu 
dem  man  auf  den  beiden  Lfern  durch 
je  einen  runden  überbauten  Schacht 
von  20  ■  Durehm.  hinabsteigt,  in  wel- 
chem sich  je  6  Lastenzüge  von  3  ver- 
schiedenen Unsen,  nämlich  von  9,4  und 
7  m  für  Fuhrwerk  und  3,2  m  für  Personen 
mit  1,5  bis  9,5' Tragfähigkeit  bewegen. 


Abbilds  * 
Langsp.-ofil. 


Abbild*  t. 


4.  Juni  1904. 


»75 

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Die  Schächte  sollen  mit  Luftdruck  abgesenkt  werden, 
während  bezuglich  der  Herstellung  der  Tunnclröhren  die 
Denkschrift  noch  keinen  Aufschluß  gibt.  Die  Verkehrs- 
wege in  den  Tunneln  sind  so  geteilt  gedacht,  daß  jeder 
in  einen  Fahrweg  für  l>astfuhrwerke  und  2  Bürgersteige 
zerfällt.  Das  Profil  ist  so  bemessen,  daß  die  größten, 
für  den  Straßenverkehr  zulässigen  I-astwagcn  den  Tunnel 
passieren  können,  dasselbe  gilt  von  der  1  ragfähigkeit  der 
Aufzüge.  Zurzeit  des  stärksten  Personcnverkehreslcann  der 
Tunnel  für  Fuhrwerke  zeitweilig  gesperrt  werden,  sodaß 
alle  Aufzüge  für  den  Personenverkehr  frei  sind,  die  lao,  80 
bez.  ao  Personen  fassen  können. 
Außerdem  sind  in  dem  Schacht 
auch  noch  Treppen  vorgesehen. 
Schacht  und  Tunnel  sollen  elek- 
trisch beleuchtet  und  mit  weißen 
Kacheln  ausgekleidet  werden. 
Für  die  Entwässerung  sind  elek- 
trische Pumpen  vorgesehen. 

Die  Tunnclröhren  sollen  als 
mit  Mauerwerk  und  Beton  ver- 
kleidete Eisenrohren  hergestellt 
werden  und  so  tief  liegen,  daß 
bei  ausreichender  Deckung  über 
ihnen  mindestens  10 ■  Wasser- 
tiefe bei  H.W.  verbleibt.  Es  soll 
jedoch  eine  spätere  Ausliefung 
auf  11 — I2m  für  die  Hochwasser- 
tiefe  bei  Anlage  des  Bauwerkes 
gleich  ins  Auge  gefaßt  werden. 

Die  Auf zugschächte  erhalten 
Eingangshallen,  die  auf  dem 
Nordufer  eine  reichere  Ausbil- 
dung erfahren  werden.  Außer- 
dem sind  besondere  Vorkeh- 
rungen und  bauliche  Anlagen 
in  Verbindung  mit  den  Aufzug- 
schächten zur  I  landhabung  der 
Zollkontrolle  erforderlich,  da  die 
Tunnelmündung  vom  Nordufer 
im  Zollinland,  vom  Südufer  im 
Zollausland  liegt.  Auf  die  Ein- 
zelheiten dieser  Anlagen  sei 
hier  nicht  weiter  eingegangen. 
Die  Einzelheiten  der  Tunncl- 
anlagc  gehen  im  übrigen  aus 
Plan  l,  sowie  dem  Längsprofil 
Abbildg.  2,  den  Tunnel -Quer- 
schnitten Abbildg.  3  und  dem 
Schnitt  und  Grundriß  des  Auf- 
zugschachtes  Abbildg.  4  hervor. 

Von  den  Gesamtkosten  von 
8  300 000  M  entfallen  140000  M. 
auf  Bauaufsicht,  Inbetriebnahme, 
erste  Betriebskosten  usw.,  545000 
M.  auf  Straßenapticrungen  und 
Zolleinrichtungen,  1:15000  M.  auf 
die  sorgfältige  Bedeckung  der 
Elbsohle  über  dem  Tunnel  und 
schließlich  7390000  M  auf  den 
eigentlichen  Tunnelbau.  Letz- 
tere Summe  verteilt  sich  weiter 
wie  folgt: 

2  Fahrschächte  .  .  1080000  M. 
2  Tunnclröhren  .  .  3  876  000  „ 
Betriebs -F.inrichtg.  1  271  000  „ 
Vorarb.,  Berechn., 

Zeichn., Modelle, 

Unvorhergcsch      263000  „ 
Summa   7390000  M. 


Die  jährlichen  Betriebskosten  (ohne  Amortisation)  sind 
auf  55000  M.  geschätzt.  Um  die  Betriebskosten  zu  decken 
und  nie  Kosten  der  verschiedenen  Einrichtungen  zu  amorti- 
sieren (die  Bauten  selbst  sind  mit  Rücksicht  auf  das  Allge- 
meininteresse  ä  fonds  perdu  herzustellen)  sollen  Gebühren 
erhoben  werden,  die  sich  auf  3  Pf.  für  die  Person,  10  Pf. 
für  die  Karre,  30  Pf.  für  den  leeren  und  50  Pf.  für  den 
vollen  Wagen  belaufen.  Die  hieraus  sich  ergebende  Ein- 
nahme wird  bei  13000  Personen,  200  vollen,  200  leeren 
Wagen  und  100  Karren  auf  168000  M.  geschätzt,  die  zu 
obigem  Zwecke  ausreichen  würde.  — 


Anficht  de*  Kamine». 


Das  Krematorium  auf  dem  Friedhofe  In  Karlsruhe  In  Baden.   Aeufk-re»  DagaogtfOf 


Zum  Umbau  des  königlichen  Schauspielhauses  in  Berlin. 

-  MuO  au»  Xu.  43  \    Hierzu  die  Abbilduni;  S.  j^fi. 


II. 


jic  in  der  No.  43bchandcltc  Frage  des  Umbaues  des 
Kgl.  Schauspielhauses  in  Berlin  beschältijrte  am 
Montag  den  30.  Mai  den  „Architeklenvcrcin  zu  Berlin" 
in  einer  längeren  Auseinandersetzung,  die  durch  einen  von 
Prof  Walle  erstatteten  kurzen  Bericht  ober  die  zeiiitir 
Sachlage  eingeleitet  wurde.  I  »er  Inhalt  desselben  deckte 
sich  in  allem  Wesentlichen  mit  den  hier  bereits  gegebenen 
Ausführungen  (S.  265  267»  und  bezog  sich  nur  hinsichtlich 
der  .Stilwahl  auf  einen  bereits  im  Vorjahre  ausgeführten 
Umbau  der  Hofloge  im  Empire,  was  die  Prturrhtung 
der  Wahl  eben  derselben  Wn~e  für  den  Zuschauerraum 
erheblich  vergrößerte.  E»  wurde  u.  a.  dabei  auch  erwähnt, 
daU  ein  Vorschlag  der  Umwandlung  des  Konzertsaales 
in  Rokoko  zur  Zeit  Kaiser  Wilhelms  I  trotz  hoher  Be- 
fürwortung nicht  habe  durchdringen  können. 

■■:■> 


Der  Vortragende,  der  im  Eingange  erneut  der  Hoffnung 
auf  Erhaltung  auch  der  Oper  entschieden  Ausdruck  ge- 
geben hatte,  erachtete  es  als  eine  besondere  Ehrenpflicht  des 
Architektenvereins  wenn  auch  erst  im  letzten  Augenblick 
so  ilocl  11  1  Ii  füi  dci  Sc  hutz  des  &  I  inkcl  -  ,ni  -m-Ikui- 
spiclhauses  einzutreten.  Die  nach  kur/er  Erörterung  zur 
Annahme  gelangte  Entschließung  des  Vereins  hatte  fol- 
genden Wortlaut: 

„Der  Architekten- Verein  zu  Berlin  hat  aus  den  Ver- 
handlungen des  preußischen  Landtages  davon  Kenntnis 
erhalten,  daß  das  Knnigl  Schauspielhaus  durchgreifenden 
Veränderungen  im  feuerpolizeilichen  Interesse  und  im 
Sinne  der  Verkehrssicherheit  unterzogen  werden  soll. 
In  der  Befürchtung,  hierbei  eine  der  hervorragendsten 
Schöpfungen  Schinkels  in  ihrem  künstlerischen  Bestände 


No.  « 

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bedroht  zu  sehen,  spricht  der  Verein  die  Erwartung  aus, 
daß  die  jetzigen  Sichcrungsarbcitcn  und  Erneuerungen, 
insbesondere  im  Zuschauerräume  oder  dem  Konzertsaale 
und  seinen  Vorsalen,  auf  das  notwendigste  Mindestmaß 
beschrankt  werden  und  daß  die  Wiederherstellung  etwa 
beschädigter  oder  zerstörter  Teile  behufs  Wahrung  der 
Einheitlichkeil  dieses  anerkannten  Meisterwerkes  der 
Architektur  nur  in  den  alten  Formen  erfolge*. 

Innerhalb  der  eigentlichen  Besprechung,  an  der  sich 
u.  a.  die  ßauräte  (iraef.  Körber  und  Knoblauch  be- 
teiligten, wurden  über  die  voraussichtlichen  Aenderungen 
kurze  Mitteilungen  gemacht,  wonach  des  besseren  Sehens 
wegen  die  zierlichen  Säulchen  der  einzelnen  Hange  in  Fort- 
fall kommen  und 
die  Logen  und 
Balkone  statt 
wagrecht  nun- 
mehr leicht  ge- 
neigt angelegt 
werden  sollen. 
Probeweise  sind 
bereits  einzelne 
Teile  der  Decke 
—  wenn  auch 
mit  großer  Sorg- 
falt —  abgenom- 
men und  unter 
tunlichsterScho* 
nung  dor  alten 
Malcreigcschatzt 
untergebracht 
worden.  Gleich- 
wohl waren  ge- 
nauere Angaben 

Ober  die  fisthe-  > 
tische  Behand- 
lung  des  Rau- 
mes   nicht    zu    _Jt^    ~~-^«  ts| 
erlangen.     Der  ~  Äb'«T: 

Konzertsaal, 


freie  Anwendung  der  griechischen  Bauweise  zeige,  be- 
sonders hervorheben  zu  sollen,  weil  in  ihr  sich  reiche 
Fracht  und  klare  Harmonie  zum  edelsten  Eindruck  auf 
den  Beschauer  vereinigten. 

Und  Prof.  Guhl,  auf  dessen  Schinkclrcdc  von  1859 
schon  oben  hingewiesen  wurde,  steht  nicht  an,  den  Kon- 
zertsaal als  einen  der  schönsten  Innenräume  zu  bezeich- 
nen, welche  die  Kunst  jener  Zeit  überhaupt  geschaffen 
hat.  .Welch'  edle  Formen  in  der  ganzen  Gestaltung, 
welches  schöne  Maß  in  dem  bildlichen  und  plastischen 
Schmuck,  welch'  ein  perspektivisch-malerischer  Keiz  in 
den  Säulenhallen  des  oberen  Geschosses!' 

Dieser  Konzertsaal,  dessen  edle  Verhältnisse  auf 

dem  Bilde  vor- 
trefflich hervor- 
treten, ist  unter 
dem  Gesimse 
durch  Friedrich 
Ticck  mit  stark 
erhabenen  figür- 
lichen Friesen 
nach  antiken 
Motiven  ausge- 
schmückt wor- 
den, die  u.  a. 
Ganymed  mit 
dem  Adler,  Eros 
mit  der  Löwen- 
haut, Ariadnc 
undOrplicusdar- 
stellen.  Auch  die 
Vorsäle  erhiel- 
ten einen  ähn- 
lichen vorneh- 
men Schmuck 
an  Malerei  und 
Skulpturen, wel- 
che die  wunder- 
bare Einheitlich- 
keit der  Erfin- 


der  zunächst  imganzen  unberührt  bleiben  dürfte,  hat  sich 
wie  ebenfalls  jetzt  gemeldet  wurde  -  hinsichtlich  der 
Dcckenkonstrtiktion  als  nicht  mehr  völlig  sicher  erwiesen, 
sodaß  auch  hier  die  etwaige  Notwendigkeit  einer  größeren 
Sicherung  noch  nicht  ausgeschlossen  erscheint. 

Wenngleich  wir  das  Vertrauen  hegen,  daß  es  gelingt, 
diesen  Kaum  in  der  alten  Form  erhalten  oder  wieder 
hergestellt  zu  sehen,  glauben  wir  durch  seine  Wiedergabe 
(S.  378)  dem  hohen  künstlerischen  Werte  dieser  außer- 
ordentlich gelungenen  Schöpfung  gerecht  werden  zu  sollen, 
um  zugleich  in  Verbindung  mit  der  Perspektive  des  Zu- 
schauerraumes tS.  266)  ein  besseres  (iesamtbild  der  idealen 
inneren  Harmonie  zu  ermöglichen. 

An  diesem  Saale  glaubte  Bernhard  Kuglcr  (1842)  die 
Architektur  desselben,/lie  die  schönste  und  zugleich  eine 

4.  Juni  1904. 


Architekt:  Prot.  A.  StOrxen.cker 
in  Karlsruhe  in  Holen 

dung  des  ganzen  Werkes  in  allen  seinen  Teilen  dartun. 

Hoffentlich  trägt  die  Kundgebung  des  Arrliitcktcn- 
Vercins  zur  Aufklärung  der  maßgebenden  Kreise  über 
den  Dcnkmalwert  des  Hauses  bei.  Mit  Recht  wurde  ja 
im  Architekten -Verein  hervorgehoben,  daß  die  ganze 
Denkmalpflege  in  Preußen  keinen  Zweck  und  keinen 
Sinn  mehr  habe,  wenn  der  Staat  sich  um  kleine  Diet- 
kirchen sehr  annelcgrntlich  kümmere,  seinerseits  aber  bei 
Denkmälern  von  der  Bedeutung  des  Opernhauses  und  des 
Schauspielhauses  gestattet,  sjrh  um  den  Staalskonser- 
vator  garnicht  zu  kümmern.  Vielleicht  tragen  die 
jetzigen  Mißachtungen  gegen  den  («eist  Knobelsdorfs  und 
Schinkcl's  dazu  bei,  eine  starke  Bewegung  gegen  diese 
bedauerlichen  Zustände  in  Gang  zu  br.ngcn. 

P.  W. 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Sächsischer  Ing.-  u.  Arch. -Verein.  Die  Arbeiten  des 
Vereins  im  neuen  Jahr  nahmen  ihren  Anfang  am  4.  Jan. 
Es  hielt  Hr.  Prof.  Dr.  Wäntig  aus  Monster  i.  W,  den 
mit  Hainen  erschienenen  Vereinsmitgliedern  im  Konzert- 
saale des  stadtischen  Ausstellungsgebäudes  einen  Vortrag 
über  „Moderne  Wirtschaft  und  Handwerkskunst", 
wobei  er  von  der  gleichzeitig  stattfindenden  Ausstellung 
der  Dresdner  Werkstätten  für  Handwerkskunst  mit  ihren 
zum  großen  Teil  unter  englischem  Einflüsse  stehenden 
Wohnungs-Kinricluungen  ausging,  den  Versuch  hervor- 
ragender englischer  Größen  schilderte,  den  schroffen  Ge- 
gensatz zwischen  dem  unkönstlcrischcn  Charakter  der 


Satz  von  Morris:  „Duldet  nichts  in  eurem  Hause,  wovon 
ihr  nicht  wißt,  daß  es  nützlich  ist  und  wovon  ihr  nicht 
glaubt,  daß  es  schön  sei." 

Am  11.  Jan.  sprach  Hr.  Arch.  Tscharmann  Ober 
die  künstlerische  Neugestaltung  des  Thealer- 
platzcs  in  Dresden.  Hervorgehoben  sei  hier  nur  seine 
Ueberzeugung,  daß  Semper  s.  2.  freiwillig  auf  den  Zu- 
sammenhang zwischen  Zwingerhof  und  Theaterplatz  ver- 
zichtete, weil  er  bei  der  enormen  Längsabmessung  für 
die  Raumwirkung  fürchtete ;  deshalb  schloß  er  den  Zwinger- 
hof von  dem  geplanten  Forum  durch  die  dazwischen  ge- 
stellte Gemäldegalerie  ab.  Kerner  bedauerte  es  der  Hed- 
ner, daß  den  zahlreichen  Möglichkeilen  einer  Lösung  der 
jetzt  schwebenden  Frage  kein  strafferes  Programm  mit 


Das  Konlgl.  Schauspielhaus  In  Berlin.    Dar  Konzertsaal  und  Foyer.   Architekt:  Carl  Fricdr.  Schinkel. 
(NaiU:  Sammlung  arrhiirktuiimrhri  Kniwntfr  ton  Carl  Knrrlr.  Sihinht-l.   WrUj;  von  KirM  -■■  Kon») 


modernen  Wirtschaftsordnung,  am  ausgeprägtesten  durch 
die  Ty|>enproduktion  Amerikas  vertreten,  und  dem  tief  im 
germanischen  Wesen  wurzelnden  Bedürfnis  nach  indivi- 
dueller künstlerischer! ä'staltung  unserer  ganzcnl'mgcbung, 
auszugleichen.  Der  Kerlner  betonte  weiterhin  die  große 
Bedeutung,  die  in  Deutschland  l>ei  der  Gesundung  der 
modernen  Wirtschaftsordnung  der  Frau  zufallt,  weil  sie 
als  hauptsächlichste  Käuferin  (von  Beschaffung  der  Aus- 
stattung an)  und  somit  als  Hauptvertreteriii  der  Nachfrage 
Form  und  inneren  Gehalt  des  Angebotes  wesentlich  be- 
einflusse. Das  gesamte  weibliche  Schul-  und  Bildung, 
wesen  ließe  aber  heute  noch  alle-  vermissen,  was  zu  die- 
ser überaus  wichtigen  Stellung  die  Frau  vorzubereiten  ver- 
möchte.  Kr  empfahl  als  Richtschnur  bei  Anschaffungen  den 

»78 


sachdienlichen  Grundlagen  gegenüber  ceMcllt  worden  sei 
und  schloß  Andeutungen  an  über  eine  Oberaus  großartige 
Auffassung  der  Aufgabe,  die  sich  ergibt,  wenn  man  durch 
den  Kgl.  Marstall  eine  Planachse  legt.  Kr  empfiehlt,  der 
Sache  alle  Zeit  zum  Ausreifen  zu  lassen.  — 

Am  1 8.  Jan.  machte  Hr  M.i-rh  In-])  Kluge  die  Er- 
schienenen bekannt  mit  „den  Hilfszügen  der  sächs. 
Staatscisenbahnen".  Kr  erinnerte  zunächst  an  die 
schweren  Eisen bahnun fälle  bei  Ottenbach  und  Altenbeken, 
die  beide  durch  das  Aufeinandertahren  von  hintereinander 
laufenden  Ziigen  verursacht  wurden;  unter  den  sonstigen 
Umeben  hebt  er  besonders  die  gefährlichen  Eigenschaften 
des  Stahles  hervor,  der  schon  durch  Verlangsamung  der 
Kangicrgcschäftc  l'iifällc  herauf  zu  beschwören  vermag, 

No.  45. 


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ferner  verweist  er  auf  Nichteinhaltung  der  Signalvorschrif- 
ten (Altenbeken»,  gegen  die  auch  das  Vierlelder  Block- 
svstem  keine  Sicherheit  gewährt.  Kiner  Anregung  des 
Kaisers  zufolge  sind  die  bisher  schon  im  Gebrauch  ge- 
wesenen Wcrkzcugwagcn  durch  Anfügen  eines  Arztwagens 
zu  HilfszOgcn  ergänzt  worden,  deren  in  Sachsen  imganzen 
sieben  (aui  den  größeren  Stationen  !  jederzeit  bereit  stehen. 
Durch  Beschreibung  und  Zeichnungen  wurden  die  An- 
wesenden mit  der  ganzen  Einrichtung  genau  bekannt  ge- 
macht ;  wesentlich  unterstützt  wird  sie  durch  die  freiwilli- 
gen Samariter-Kolonnen  dcrKisenbähn-Bedicnstetcn.  Probe- 
Alarmierungen  haben  ergeben,  daß  bis  zum  Abgang  eines 
llilfszuges  nach  Eingang  der  Meldung  bei  Tag  30  Min  , 
bei  Nacht  45  Min.  Zeit  vergehen.  — 

Am  as  lan.  hielt  Hr.  Prof.  Lewicki  jun.  einen  Vor- 
trag: rZu'm  Wettbewerb  der  Dampf  kraft-  und  Gas- 
kraft-Anlauen." Nach  der  Ansicht  des  Vortragenden 
werden  die  Dampfkrafl  -  Anlagen  auf  absehbare  Zeit  von 
einer  gewissen  Grenze  an  aufwärts  die  Führung  behalten. 
—  Am  1.  Febr.  führte  llr.  Ing.  Gruhn  der  Versammlung 
den  von  ihm  erfundenen  Telautographcn  vor.  Es  ist 
dies  eine  Vorrichtung,  die  den  Fernsprecher  derart  er- 
gänzt, daß  die  eigenhändige  Niederschrift  an  der  Empfangs- 
station zur  Erscheinung  gelangt  und  auf  pholographlschem 
Wege  fixiert  wird.  Die  Bedeutung  dieser  Vervollkommnung 
des  Geschäftsverkehrs  für  wichtige  Verhandlungen  leuchtet 
von  selbst  ein;  der  Vortragende  gab  mit  Hilfe  der  im 
Saal  aufgestellten  Apparate  sehr  gute  Proben  von  deren 
Leistungsfähigkeit.  — 

Am  8  Febr.  beschäftigte  sich  die  Wochen- Versammlung 
mit  dem  Entwurf  zu  einer  neuen  Bauordnung  für 
Dresden.  Hr.  Üb-Ing  il).  Dr.  Fritzsehe  gab  zunächst 
eine  kurze  Ucbersicht  von  der  Tätigkeit  der  zu  seiner 
Beratung  eingesetzten  Kommission  und  von  der  Einteilung 
des  Entwurfes:  von  Hrn.  Vermc.ssungs-Ob.-Insp,  I.eyser 
und  Hrn.  Arch.  Dicstel  wurde  sodann  eingehend  Ober 
die  einzelnen  Abteilungen  und  die  für  notwendig  befunde- 
nen Abänderung*- Vorschläge  berichtet;  ein  Exemplar  des 
Entwurfes,  worin  diese  eingetragen  sind,  ist  an  den  Stadt- 
rat abgegeben  worden  - 

Am  15.  Febr.  sprach  Hr.  Ob.-Baukom.  Gruner  über 
die  Sicherheit  in  öffentlichen  Gebäuden.  Er  be- 
zeichnete das  Gedränge  im  Falle  einer  vermeintlichen 
oder  wirklichen  Gefahr  als  die  bedrohlichste  und  jeden- 
falls stets  vorhandene  Gefährdung,  weshalb  mit  Hecht 
schon  von  Anfang  an  die  Sorge  für  reichliche  und  leicht 
zu  findende  Ausgange  uls  bester  Schutz  der  Personen 
gegolten  hat.  Er  gab  sodann  eine  l"el>er-icht  und  kritische 
Besprechung  der  in  Sachsen,  Preußen  usw.  zu  diesem 
Zweck  erlassenen  Vorschriften,  erläuterte  sie  zumteil  an 
der  Hand  der  ausgehängten  Pläne  vom  Ringtheater  in 
Wien  und  vom  Intenmstheater  in  Stuttgart  und  bezeichnete 
es  schließlich  als  notwendig,  daß  eine  Zentralstelle  ge- 
schaffen werde,  die  mit  weitem  Blick,  fern  von  Einseitig- 
keit (etwa  nur  der  Sorge  wegen  Feuer-sicherheil)  alle  Vor- 
kommnisse auf  diesem  (iehiete  verfolgt,  damit  die  opfer- 
reiche Lehrzeit,  in  der  wir  uns  unverkennbar  noch  be- 
finden, möglichst  abgekürzt  werde  und  eine  für  Jedermann 
zugängige  Auskunftssicllc  vorhanden  sei.  — 

Der  22.  Febr.  brachte  das  übliche  Winterfest  des 
Vereins,  das  auch  diesmal  auf  der  Brnhl'schcn  Terrasse 
gefeiert  wurde  und  allen  Teilnehmern  durch  Konzert, Tafel 
und  Ball  frohe  Stunden  bereitete.  — 

Am  29.  Febr.  hielt  Hr.  Zivillng.  Stiasni  einen  Vor- 
trag über  die  Regulierung  der  Save  bei  Agram, 
Sie  erstreckt  sich  auf  53,7  *m  frühere  Ftußlange  und  wird 
in  a  Abschnitten,  von  Jankomi*  bis  Miccvae  und  von  da 
Iiis  Kugvica  ausgeführt  f)ic  Abkürzung  der  Flußlänge 
wird  etwa  33,7.5  kln,  die  Bauzeit  der  oberen  Strecke  12, 
die  der  unteren  16  Jahre  betragen.  1  t">  regulierter  Fluß- 
lauf  ist  zu  155000  M.  veranschlagt;  die  Billigkeit  erklart 
sich  aus  dem  Umstände,  daß  ein  großer  Teil  der  Anlieger- 
leistungen von  den  Zahlungspflichtigen  abgearbeitet  wird. 
Zur  Anwendung  kommt  das  Wolf'sche  System  der  schwe- 
benden Bauanlagen,  mit  »ogen.  Gehängen,  das  vom  Vor- 
tragenden in  seinen  4  Entwicklungsstufen  an  der  Hand 
von  schemalischcn  Darstellungen  und  Aufnahmen  nach 
der  Natur  sehr  anschaulich  geschildert  wird.  Das  t  nu  r 
nehmen  wird  mit  Umsicht  und  Erfolg  betrieben;  man  er- 
wartet nicht  nur  den  Gewinn  von  4000 '•>  Kulturland, 
sondern  vielleicht  auch  die  Schiffbarkeit  der  Save  bis 
Agram  und  darüber  hinaus.  — 

Am  7.  .März  berichtete  Hr.  Reg  -  Bfhr  Gehler  aus- 
führlich über  die  Bruchprobe  mit  einer  Hcnncbji|iie- 
B  rücke,  die  von  dcrFirmaOdoricoauf  der  Dresdner  Städte- 
Ausstellung  als  Ausstcllunfs-Gcgciistand  hergestellt  wor- 
den war.  Wenn  die  Brücke  auch  nur  10  ">  weit  gespannt 
war,  verdiente  die  Probe  doch  besondere  Beachtung,  weil 
sie  streng  wissenschaftlich,  mit  Benutzung  der  cmplmd- 

4  Juni  loo^. 


liebsten  Beobachtung»  -  Instrumente,  durchgeführt  wurde 
und  zur  Beantwortung  folgender  Fragen  führen  sollte: 
1.  Gibt  es  ein  Gesetz  lür  die  Durchbiegungen  und  Eisen- 
spannungen und  wie  lautet  csv  2.  Sind  die  Messungen 
der  Widerlager-Veränderungen  notwendig  .-'  —  Zu  1  wurde 
das  Bestehen  eines  einfachen  Gesetzes  zwar  zugegeben, 
seine  Formulierung  muß  aber  weiteren  Versuchen  vor- 
behalten bleiben;  zu  2  wurde  konstatiert,  daß  diese  Ver- 
änderungen das  reine  Gesetz  beeinflussen,  den  Bruch  be- 
schleunigen und  wertvoll  für  die  Theorie  sind. 

Am  14.  März  gab  Hr.  Prof,  Buhle  von  der  Techti. 
Hochschule  in  Dresden  einen  Bericht  über  eine  von  ihm 
1898  ausgeführte  Studienreise  nach  den  Vereinigten 
Staaten  Nordamerikas,  die  besonders  den  Eisenbahn- 
und  Tratisport- Anlagen,  sowie  den  Forderungs-  und  Lage- 
s  -  Einrichtungen  für  Massengüter  (Kohlen,  Erze,  Ge- 
e  u.  dergl.)  gegolten  hat.  von  der  er  aber  in  unge- 
wöhnlich frischer,  humorvoller  Weise  auch  Ober  allerlei 
anderes,  was  er  gesehen  und  erlebt  hatte,  berichtete.  - 
Am  21  März  besichtigten  die  Dresdener  Vcreinsmit- 
gliedcr  die  Neubauten  der  Ein  fatnil  ien  -  Villen- 
Kolonie  hinter  dem  Waldschlößchen,  von  der  ein- 
zelne Häuser  in  den  nächsten  Tagen  bezogen  werden 
sollten.  Auch  Damen  nahmen  an  der  Besichtigung  teil; 
der  Beifall,  den  die  neue  Schöpfung  (das  Werk  der  Archi- 
tekten E.  Kühn  und  A.  Gmthe)  fand,  war  wohl  ungeteilt; 
Dresden  hat  damit  einen  bemerkenswerten  Anfang  gemacht, 
aus  seiner  bisherigen  Rückständigkeit  auf  diesem  Gebiet 
»ich  loszuringen.  - 

Am  28.  März  sprach  Hr.  Üb.  -  Brt.  Schmidt  über 
Heimatschutz  und  Baukunst,  faßte  zunächst  die 
Schrine,  die  in  neuester  Zeil  zur  Besserung  der  Zustände 
in  Sachsen  und  anderwärts  unternommen  worden  sind, 
in  kurzer  Ucbersicht  zusammen  und  ging  dann  zu  den 
Anwendungen  auf  praktischem  Gebiete  über.  Hinsicht- 
lich der  I Jindbcvolkerung  und  ihrer  Bauweise  verspricht 
er  sich  so  lange  keinen  durchschlagenden  Erfolg,  als  es 
nicht  gelingt,  sie  von  den  volkswirtschaftlichen  Vor- 
teilen, die  mit  den  Bestrebungen  nach  I  leimatschutz  ge- 
boten werden,  zu  überzeugen;  daß  diese  aber  noch  viel 
größer  sind,  ais  die  künstlerischen  Interessen,  konnte  der 
Vortragende  mit  Hilfe  glücklich  gewählter  Entwürfe  und 
ausgeführter  Bauten  aus  seiner  eigenen  Praxis  und  der 
des  Architekten  F..  Kühn  zahlenmäßig  nachweisen.  Es 
hat  auch  die  sächsische  Regierung  diesen  Weg  zur  Besse- 
rung unserer  ländlichen  Bauverhältnisse  in  dankenswerter 
Weise  bereits  betreten.  —  (s,lil„u  »„«.., 

Vermischtes. 
Die  Oberleitung  der  Arbeiten  am  Panamakanal  ist  dem 

bisherigen  ücncral- Betriebsdirektor  der  lllinois-Zenlralhahn, 
lohn.  F.  Wallace,  Uberlingen  worden.  Er  besitzt  den 
Ruf  eines  ausgezeichneten  Ingenieurs  und  eines  Mannes, 
der  mit  Menschen  umzugehen  und  ihre  Kenntnisse  und 
Leistungen  schnell  zu  erkennen  vermag,  Er  ist  52  Jahre 
alt  und  hat  große  Stromrczuhcrungcn  am  Missouri  geleitet, 
mehrere  große  Brücken  über  diesen  Strom  angelegt  und 
während  der  Weltausstellung  in  Chicago  das  schwierige 
Problem  der  Verbindung  des  Ausstellungsplatzes  mit  der 
Stadt  glänzend  gelost. 

Farbentonkarte.  Unter  diesem  Namen  bringt  die  Finna 
Paul  Baumann  in  Aue  i.  F.rzgcb.  eine  Neuheit  auf  den 
Markt,  welche  in  BaukrcUen  Interesse  erwecken  dürfte. 
Es  ist  bekannt,  wieviel  Zeit  der  Architekt  durch  das  Probe- 
ansireichen des  Anstreichers  vergeudet  Durch  die  Einfüh- 
rung der  gesetzlich  gesch.  Farbentonkarte  soll  dieser  Nach- 
teil beseitigt  werden,  I  )ie  Kartcbc-tcht  auseineni  Kartenblock 
in  der  Große  80  »  .50"",  mit  360  gemischten  Tönen,  welche 
im  allgemeinen  ausreichen;  der  Block  ist  zwischen  zwei 
polierten  Holzrahmen  angebracht,  die  oben  zum  Umdrehen 
durch  zwei  starke  Metallbänder  zusammengehalten  sind. 
Im  geschlossenen  Zustande  läßt  sich  die  Karte,  da  sie  von 
beiden  Seiten  durch  den  Rahmen  gegen  Beschädigung 
geschützt  ist,  leicht  transportieren  Bei  der  Bestellung 
wird  eine  Skala  beigegeben,  in  welcher  angegeben  ist,  aus 
welchen  Farben  jeder  der  360  Tone  gemischt  wurde.  Die 
Falbenkarte  erscheint  noch  in  einer  zweiten  Ausgabe,  in 
Blockform  in  den  Größen  24x10 101  und  i  i-  7':",  uns  losen 
Blättern  bestehend.  Diese  Ausübe  hat  den  Vorteil,  ilali 
man  die  einzelnen  Blätter  zur  liestiminuitu  und  Auswahl 
der  Farben  nach  den  S|,.fien  i|sW.  mmielmicn  kann 


Preisbewerbungen. 
Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  ein 
Verdi-Denkmal  in  Mailand  wurde  tilr  italienische  Künstler 
erhis-cn     Der  I.  Preis  beträft  5000  lii'e,  neben  ihm  wer- 
den  fünf  II.  Preise  von  je    im  lue   verleih     Für  das 

=79 


rung 
treid 


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Denkmal  stehen  iaoooo  lire  zur  Verfügung;  als  Auf- 
stellungsort wurde  der  Piazzale  Michelangelo,  an  der  Porta 
Magenta,  gewählt.  — 

Der  Wettbewerb  des  Beamten -Wohnungs-  Vereins  zu 
Berlin.  Hierzu  erhalten  wir  noch  die  folgenden  Aus- 
fahrungen: „Der  dankenswerte  Artikel  in  der  heutigen 
No.  44  Ihres  geschätzten  Blattes  über  den  Wettbewerb 
des  Beamten -Wohnungs -Vereins  gibt  mir  Veranlassung, 
noch  auf  Folgendes  hinzuweisen,  dessen  Benutzung  ich 
Ihrem  Ermessen  Oberlasse.  Wenn  sich  ein  Architekt  an 
einem  solchen,  immerhin  eine  gewisse  Mühe  machenden 
Wettbewerb  beteiligt,  so  kann  er  doch  wohl  voraussetzen, 
dafl  nach  der  Entscheidung  den  Teilnehmern  das  Protokoll 
des  Preisgerichtes  oder  wenigstens  ein  Auszug  desselben 
mitgeteilt  wird.  Das  Mindeste  würde  wohl  sein,  ein  hekto- 
graphiertes  Blatt  an  die  Teilnehmer  zu  geben,  aus  dem 
die  Klassifizierung  der  eingegangenen  Entwürfe  zu  ersehen 
wäre,  d.  h.  welche  Projekte  ganz  ausschieden  und  welche 
in  die  engere  Wahl  kamen.  Alles  dies  hat  das  Preisge- 
richt auöer  acht  gelassen  und  es  nicht  der  Mühe  für  wert 
erachtet,  den  nicht  mit  einem  Preise  bedachten  Teilnehmern 
an  diesem  Wettbewerbe  irgend  eine  Mitteilung  in  obigem 
Sinne  zu  machen.  Vielleicht  erhält  das  Preisgericht  durch 
diese  Zeilen  eine  Anregung,  noch  nachträglich  in  diesem 
Sinne  eine  öffentliche  Mitteilung  zu  machen."  - 

Chronik. 

Die  Errichtung  eines  neuen  Schlachthofes  In  Stuttgart 
wurde  durch  die  bürgerlichen  Kollegien  beschlossen  und  dafür 
eine  Summe  von  4700000  M.  bewilligt.  — 

Eine  neue  katholische  Kirche  In  Stadtsteinach  wird  an- 
«teile  der  abgebrannten  Pfarrkirche  nach  den  Entwürfen  de»  Hrn. 
Prof  Jos.  Schmitz  in  Nürnberg  errichtet.  — 

Die  neue  protestantische  Kirche  In  der  Kolonie  Grune- 
wald bei  Berlin  i»t  Ende  Mai  geweiht  worden.  Architekt.  Reg.- 
Bmstr.  Philipp  Nittc  in  Berlin;  ßausuminc  acooco  M.  Die  spat- 
gotische  Kirche  faßl  800  Perionen  — 

Die  Einweihung  eines  neuen  Reichsbank  -  Gebäude«  In 
Dortmund  fand  am  18.  Mai  statt.  — 

Elektrische  Vollbahn  Hasselbrook— Ohlsdorf.  Die  Bürger- 
Schaft  von  Hamborg  bewilligte  63  Mill.  M  zum  Bau  einer  elektri- 
schen Vullbahn  von  Hasselbrouk  nach  Ohlsdorf,  die  von  der  preuB. 
Staatabahn -Verwaltung  betrieben  werden  soll  — 

Die  neue  protestantische  Kirche  In  Pasing  bei  München 
wurde  am  Itimmellahrtstage  geweiht.  Das  (■Ottenhaus  i*t  nach 
den  Entwürfen  des  Architekten  Prof  K.  Ilochedcr  in  München 
errichtet,  kostete  etwa  100000  M.  und  hat  560  Siue.  — 

Ein  Monumentalbrunnen  an  der  Kreuzung  der  Neust ift- 
und  der  Schottengasse  In  Wien  wird  mit  einem  Aufwände  von 
95000  Kr.  nach  dem  Entwurf  des  Bildhauers  Hans  Scherpe  in 
Wien  errichtet.  — 

Ein  Museum  für  Völkerkunde  In  Köln  a.  Rh.  gelangt  am 
Ubierring  zur  Errichtung.  Tür  das  Museum  widmete  die  Stadt  Köln 
den  Bauplatz,  eine  Kolner  Bürgern),  Frau  Kaute  11  s Ii  auch,  einen 
Betrag  von  4^0000  M.  — - 

Naturhlstortsches  Museum  In  Frankfurt  a.  M.  Die  Grund- 
steinlegung iura  Naturhistotiwhen  Museum  an  der  VikloiU-Allee 
in  Frankfurt  a.  M  fand  am  15  Mai  d.  J.  statt.  Das  Gebäude  wird 
nach  einem  Entwurf  des  Ilm  Bit-  Ludw.  Neuer  in  Fraukfuil 
enichtet.  — 

Gemeindehauser  In  Wichlinghausen  und  auf  dem  Katern- 
berg bei  Elberfeld-Barnten.  Ein  evang.  Gemeindehaus  in  Wich- 
fing  hausen  (85000  M  )  wuidc  am  8.  Mai  eingeweiht;  ein  Gemeinde- 
haus am  Katernbelg  am  15,  Mai.  Beide  Gebäude  wurden  nach 
Entwürfen  de*  Hin.  Arch-  Knedr,  Schutte  in  Uarnico  errichtet.  — 

Eine  Knaben-  und  Madchenschule  in  Waldenburg  1.  Schi, 
gelangt  nach  dem  umgearbeiteten  Konkurrenzentwui f  der  Ilm 
Kohler  &  Kran;  in  Charloiieiibutg  zur  Ausführung.  -- 

Zu  einem  neuen  Theater  In  Wurzburg  ist  auf  der  Grund- 
lage einer  BauMimme  von  800  oco  M.  die  rirma  Heil  mann  *c 
l.ittmann  in  München  ersucht  worden,  Plane  auszuarbeiten.  Das 
Theater  soll  an  der  Stelle  des  jetzigen  Schianneiisaalcs  errichtet 
und  als  Ersatz  für  den  dadurch  in  Wegfall  kommenden  Saaltuu 
der  alte  Bahnhof  mit  einem  Aufwände  von  ^00000  M  in  eine  Fest- 
halle  umgewandelt  werden.  — 

Ein  Bismarckturm  auf  dem  Hainberge  bei  Asch  in  Böhmen 
wird  anfangs  Juni  eingeweiht  weplcn.  Der  nsch  dem  Entwuri  des 
Architekten  Willi.  Kreis  in  Dresden  errichtete  Turm  ist  au*  Granit, 
35  m  hoch  und  kostete  55  000  M.  — 

Der  die  Genossenschaft  zur  Regelung  der  Vorllut  und 
zur  Abwasserreinigung  im  Emschergebiet  betr.  Gesetzentwurf 
(vcrgl.  unseren  ausführlic  hen  Bericht  flticr  da*  Gcsamt-Untci  nehmen 
auf  S.  tu  u.  ff.)  ist  am  13.  Mai  d  J  im  prcuÜ  Abgcnrdnetrnhause 
in  3.  Lesung  augciiommcu  worden.  — 


Personal-Nachrichten. 

PreuOen.  Dem  l-andesb»uin*p.  Sauer  in  Wiesbaden  und 
dem  Keg.-  o  Brt.  F.  verken  in  Mainz  ist  der  Rote  Adler- Orden 
IV.  Kl.,  dem  Großh  he»s.  Eisenb  •  Hai»-  u.  Hrlr.  -  Insp.  Barth  in 
Mainz  der  Kgl-  Kronen-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Die  Etlaubnis  zur  Anlegung  der  ihnen  verlieh,  mthtpieuß 
Orden  ist  erteilt  und  zwar:  dem  I  nn .'.eskonscrvaior  Arcti.  1  iiir 
in  Hechingen  de«  Offiziei  kreuze«  de*  Kai«.  Österreich,  Kran/  '..srph- 
Ordens  und  dem  Prof  Dr.  W.  Dorpfeld  in  Athen  der  K^l.  r  11  man. 
Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft  iccu.  Hcne  mtrenii..  I  Kl. 

28o 


Ernannt  sind:  die  Reg.-  u.  Brie.  Wittfeld  und  Uber  ZU 
Geh.  Brtn.  und  vortr.  Riten  im  Min.  der  offentl-  Arb. ;  der  Geh. 
Brt.  Kinrolt  in  Berlin  z.  Ob.-Brt.  mit  dem  Range  der  Ob -Reg  - 
Rite;  der  Landbauinip  Brt.  Bergmann  in  Stettin,  die  Wasser- 
bauinsp  Brie,  Sckerl  in  Bromberg  und  Soramermeicr  in 
Glockstadt,  die  Landbauinsp  Brte.  Jende  in  Gumbinnen  und  Ehr- 
hardt in  Danzig,  der  Wasserbauintp  Brt.  Holmgren  in  Rathenow, 
der  Bauinsp.  Brt.  Adams  in  Berlin,  der  Hafcribauinsp.  Brt  Nakonz 
in  Pillau,  die  Landbauinsp.  Prof.  Schmalz  in  Berlin  und  Doni- 
baumatr.  Hertel  in  Köln  zu  Reg-  u  Brtn. 

l'cberwiesen  sind:  die  Reg-  u.  Brte.  Bergmann  der  KgL 
Reg.  in  Stettin,  Sckerl  der  Reg.  in  Bromberg,  Sommermeier 
der  Reg-  in  Posen,  Jende  der  Reg.  tu  Gumbinnen  und  Ehrhardt 
der  Reg.  in  Danzig. 

Verliehen  ist:  dem  Ob.-  u.  Geh. -Brt.  Rimrott  die  Stelle 
de»  maach.-techn  Ob.-Brts.  bei  der  Kgt.  Ki»enb.-Dir.  in  Berlin;  — 
den  Reg.-  u.  Brtn.  Meinhardt  in  Danzig,  G  u  t  z  e  i  t  in  Breslau 
und  B  ft  s  c  h  e  r  in  Mainz,  dem  Eisenb  -Dir.  S  c  h  u  b  e  r  l  in  Berlin, 
den  F.i*enb.  •  Bau-  u.  Betr.  -  Insp.  Kuppcnthal  in  Kattowitz, 
R  h  o  t  e  r  t  in  Danzig,  K.  S  c  h  w  a  r  t  in  Bromberg,  M  a  1 1  h  a  e  i  iu 
Mainz,  Breuer  in  Elberfeld  und  Broustin  in  Essen  a  R.  die 
Stelle  eines  Mitgl  der  Kgl  Kisenb--Dir.;  —  den  Eisenb-Dir.  Kley- 
bocker  die  Stelle  des  Vorst  der  Eisenb. -Betr -Insp.  3  in  Glogau 
und  Krolow  die  Stelle  des  Vorst  der  Betr.-lnsp.  in  Kolberg;  — 
den  Eisenb -Bau-  u.  Betr.-lnsp  Ernst  Schultie  die  Stelle  des 
Vorm.  der  Betr. -Insp.  5  in  Magdeburg,  Hanne  mann  dicj  der 
Betr.-losp  in  Rastenburg,  Schacht  diej.  der  Betr -Insp.  3  in 
Bremen,  Klus.he  diej  der  Betr.-In*p  1  in  Breslau,  Merkel 
diej.  der  Betr -Insp  3  in  Essen  u.R.,  Pietig  diej.  der  Betr.-lnsp. 
in  Arnsberg,  Mortensen  diej.  der  Betr -Insp.  1  in  Graudenz, 
ß.  Meyer  dicj.  der  Bclr  Insp.  1  in  Stargard  i  Porom,  Leptre 
diej  der  Betr.-lusp.  a  in  Krefeld,  Reiser  diej.  der  Betr -Insp.  in 
Prcnxlau,  Knoblauch  diej.  der  Bctr.-Insp.  1  in  Saarbrucken, 
Wallwitz  diej.  der  Betr.-lnsp  in  Kreoiburg,  Metzger  diej. 
der  Betr.-lnsp.  in  Oldesloe  und  H.  B  i  s  c  h  o  f  f  dicj.  der  Betr.-lnsp. 
in  Koesfeld;  —  dem  Eisenb-Dir.  Stange  die  Stelle  de»  Vorat. 
der  Eisenb -Masch -losp  in  Lyck;  —  den  Eiscnb.-Bauinsp.  Pieper 
die  Stelle  des  Vorst,  d.  Eisenb -Masch. -Insp.  in  Glückstadl,  Fü  1 1 ner 
diej.  der  Ma««  h.-In»p.  3  in  Dir»,  hau,  Otto  Müller  diej  der  Werkst.- 
Insp.  9  in  Gleiwitz,  Meißel  diej  der  Masch. -Insp.  in  Ostrowo, 
F.  1  <:  h  e  m  e  y  c  r  diej.  der  Masch  -Insp  in  Stolp,  Alexander  diej. 
der  Werkst -Insp.  in  Stendal,  Wimmer  dicj  der  Masch -Insp.  r 
in  Essen  a.  R  ,  Christ  diej  der  Masch. -Insp.  in  Kiel  und  Strahl 
diej.  der  Masch  ln«p-  in  Bcuthen,  O  -Sehl. 

Ernannt  sind  die  Reg -Bmstr.:  Holland  in  Königsberg  i.  Pr, 
Gräfe  in  Krefeld,  Kellner  in  Schweidnitz,  Mnrutzky  in 
Bebra  und  H.  Sarrazin  in  Münster  i  W.  zu  Eisenb  -Bau-  u.  Betr.- 
lnsp  ;  —  Engelke  in  Magdeburg,  Willi.  Schmitz  in  Berlin, 
Kiehl  in  Doisbnrg,  Flumc  111  Katiowitz,  Jung  in  St.  Job.  Saar- 
brücken, de  Neu!  in  Duisburg  und  Dietz  in  Essen  a.  K.  zu 
Eisenb..  Bnuinsp. 

Der  Eiseub.-Bau-  u.  Betr -Insp.  Prior  in  Hcrmc*keil  ist  nach 
Simmern  versetzt  alb  Vorst  (auflrw.j  der  das.  crrichl.  Eisenb.- 
Bctr.-Insp. 

Dem  Reg.  •  Bmstr.  Max  G  o  cd  t  k  c  in  Berlin  ist  die  naebge». 
Enllass.  aus  dem  Staatsdienst  erteilt 

Sachsen.  Versetzt  sind:  der  Bauinsp.  Sonnen  herg  in 
Leipzig  I  zum  Baubur.  Leipzig;  die  Reg. -Bmstr.  Pahlisch  in  Mylau 
zum  Baubur  Bühlau  und  Poppe  in  Freiberg  I  zum  Baubur.  Leipzig. 

Die  Reg.  -  Bmstr.  Günachel  in  Kbersbacli,  KnOfel,  Se- 
ch u  t  n  y  s  und  Wtnlicl  in  Dresden,  Rudolph  in  Krohburg 
and  Wagner  in  Leipzig  sind  zu  etalm  Keg  -Brastrn  crnannL 

Der  Reg.  •  Bmstr.  a.  D.  liempel  in  Lommatzsch,  die  Reg.- 
Bfhr.  Ruder  in  Oclstiitz  i.V.  Wagner  in  Leipzig,  Brauer 
beim  Werkst  -  Bur  ,  B  r  i)  c  k  I  c  r  in  Dresden,  Brückner  in 
Chemnitz,  Hachenbach  in  Dresden  A  ,  Hildebrand  in  Plauen 
i.  V.  und  Kirsten  in  Zwickau  1  und  zu  auUcrctatni.  Keg-Bmstrn. 
eriiunnl. 

Brief-  und  Fragelcasten. 

Hrn.  Stadtbmstr.  R.  In  WelOenburg.  Tabellen,  aus  welchen 
ersichtlich  ist,  welche  Wassel  mengen  Kanalisationsrohre  verschie- 
denen Durchmesser»  bei  0.5,  1  und  1.5*1'«,  Neigung  in  1  Sek.  führen, 
gibt  es  unsere»  Wissens  nicht  im  Buchhandel.  Wie  uu«  mitgeteilt 
wir.!,  sind  für  Berhn  z.  B.  von  llohrc.ht  solche  Tabellen  aufge- 
stellt, die  für  1  :  1000,  1  :  aooo  usw.  die  cntsprtchci.den  Werlc  an- 
gvben,  aber  nicht  käuflich  sind.  In  gleicher  Werse  werden 
andere  Städte  »ich  derartige  Tabellen  gefertigt  haben,  die  Sie 
vielleicht  durch  Aufrage  bei  den  Stadtverwaltungen  selbst  erhalten 
kennen. 

Hm  R.  A.  In  Fr.  Sie  weisen  we.ler  den  Bezug  de»  Blattes 
nach,  noch  hat  Ihre  Anfrage  allgemeines  Interesse.  Wir  verweisen 
Sic  auf  den  Wer.  der  Anzeige. 

Hrn.  k.  k.  Brt.  S.  O.  In  Kr.   Eine  große  genaue  Aufnahme 
des  (iimpsnile  von  San  Min  o  ivt  uns  nicht  bekanut ,  vielleicht  wird 
eine  solche  aus  dem  Leserkreise  nachgewiesen.  — 
Anfragen  an  den  Leserkreis. 

Welche  Firma  Meiert  den  Staiigeii-PUiiimelcr  von  l'iytz  |Zcit- 
s.liKft  lUr  Vcrn)cssung*wc*en  10*5,  S,  3211/  — 

Prof  J   Krieche  in  Sarajewo, 

Inbalt:  Ihn  Kieinal..ri.i:ii  ,m(  dem  Krt.-tliutt:  111  KirUiube  in  Hail,  — 
l>.r  i;r-|i  ..nie  Tunnel  iin?.-i  ilcr  K.l.r  /....-tic-ti  ili-^i  >i.,.lr.-ilrn  M.  Pauli  and 
S:.  i:m  ;-i1rr  in  I  i-ipj' '-irr  -  /um  IhIm'i  lies  K-'-.nci.  Si  haM-.ficlloi.iscs  in 
H- 1  lin  J]  ■ hluU  ^  Vliltt  il.i'i-vn  au--V<  1«  i  neu  —  \ Vi  im*,  hu*  —  IY<  isbcwer- 
I  1  I.u.u.k.  —  fers.,«  .|..\a-  hi:.ht«-n  —  Brief-  und  t  ;nr..  kaslcii. 

Ilit-r/u  eine  HililhciUim-:  l)a-i  Krcm.tloriuni  :uif  dem  Fried- 
 h'»fc  in  KarKnilic  in  Bilden.  

Verlag  dei  Urui..  Uen  »auyei-.;,-.v,  C,  1«  1.  II.  Heilln.  Kü.  d.e  Kedskljoo 
vrraiitworll.  All,cr:  Hufiaann,  hrrlin.    Uruck  von  Wilh.  (.int,  llerUn. 

No.  45. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


XXXVIII.  JAHRG.  N2.  46.  BERLIN,  DEN  8.  JUNI 

1 "  -  rmum^m^sirmu^mm 


Bibliothek  des  Freiherrn  F.  von  König-Fachsenfeld. 

Architekten:  Lambert  *  Stahl  in  Stuttgart.  (Hmtui  dw  ,M.lnldutism  aul  Seile  jtkM 


(as  Schloß  Fachsenfeld  im  Oberamt  Aalen  (Württem- 
berg) ist  ein  einfacher  quadratischer  Bau  aus  dem 
Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts.  Sein  Aussehen  ist 
ein  anspruchloses  aber  würdiges,  und  übt  eine  wohltuende 
Wirkung  aus  im  Vergleich  zu  der  protzigen  Unruhe  der 
meisten  modernen  Landsitze.  Mitten  im  Rahmen  einer  groß- 
artigen Natur  gelegen,  erweckt  das  massige  Hauptgebäude 
mit  seinem  niederen,  länglichen  Flugelanbau  den  Lindruck 
vornehmer  Zurückgezogenheit.  Die  Gebäude  stehen  auf 
einer  kleinen  Anhöhe  und  beherrschen  einen  prachtigen 
Park  mit  reizenden  Kernsichten.  Zwischen  Baumgruppen 
erblickt  man  die  Burgruine  Niedcralfingen,  die  dem  Ganzen 
einen  besonderen  Reiz  verleiht. 

Der  Schloßherr,  ein  aufgeklärter  Kunst-  und  Literatur- 
kenner,  hat  große  Schätze  an  Büchern,  Stichen,  Hand- 
Zeichnungen  und  Gemälden  angesammelt,  die  mangelhaft 
untergebracht  waren  und  die  Schaffung  zweckmäßiger 
und  genügend  großer  Räumlichkeiten  notwendig  machten. 
Zwischen  Schloß-  und  Klügelbau  befand  sich  ein  alter,  un- 
ausgebauier  Saal  von  11,4*  Länge,  7.8"  Breite  und  5" 
Höhe;  man  wußte  nicht  mehr,  welchem  Zweck  dieser  un- 
benutzte Saal  seine  Entstehung  verdankte.  Der  Entschluß 
wurde  gefaßt,  den  Raum  um  1,7  ">  zu  erhöhen,  um  ihn 
mittels  einer  Galerie  in  zwei  Stockwerke  teilen  zu  können; 
er  sollte  sodann  unten  und  oben  mit  Bücherregalen  ver- 
sehen werden  und  als  Bibliothek  dienen. 

Der  Saal  konnte  in  unmittelbare  Verbindung  mit  den 
Gesellschaf Ls- Zimmern  de?  Schlosses  gebracht  werden, 


während  die  Galerie  die  Zugänglichkeit  zweier  Säle  er- 
möglichte, die  im  ersten  Stock  des  zu  diesem  Zweck  teil- 
weise erhöhten  Klügclanbaues  geschaffen  werden  sollten. 
Eine  Wendeltreppe  in  der  Bibliothek  erlaubt  den  Bewoh- 
nern des  Schlosses,  sich  von  dem  Eßzimmer  in  die  Galerie- 
Säle  zu  begeben. 

Um  möglichst  viel  Platz  für  Regale  in  der  Bibliothek 
zu  gewinnen,  wurden  die  Fenster  bis  auf  eines  zugemauert 
und  die  Decke  mit  einem  großen,  dreiteiligen  Oberlicht 
versehen.  Unter  der  Galerie  wurden  die  Regale  kojen- 
förmig  gegliedert,  während  sie  auf  der  Galeric  glatt  an 
die  Wand  zu  stehen  kamen. 

Die  Innenarchitektur  ist  von  großer  Einfachheit,  je- 
doch gehoben  durch  Anwendung  von  schönem  kräftigem 
Eichenholz.  Eine  besondere  Dekoration  des  Raumes  bilden 
der  Kamin  und  die  Wendeltreppe;  die  Wände  sind  grün, 
die  Decke  weiß  gestrichen. 

Die  zwei  Galeriesäle,  die  sich  im  1.  Stock  mit  der 
Bibliothek  in  Verbindung  befinden,  sind  ebenfalls  mit 
Oberlicht  versehen;  der  erste  der  beiden  Säle  «ficnt  zum 
Aufhängen  von  Malereien  moderner  Meister,  deren  Hr. 
Baron  von  König  eine  hervorragende  Sammlung  besitzt, 
der  zweite  ist  zur  Aufbewahrung  und  Aufstellung  \mi 
Stichen  und  Handzeichnutigen  bestimmt 

Diese  Räume  wurden  zusammen  mit  dem  Bibliolhek- 
saal  und  einigen  Zimmern  des  Schlo-ses  mit  einer  Nieder- 
druck-Dampfheizung als  der  für  .Sammlungsräume  am 
meisten  inbetracht  kommenden  llcizart  versehen. 

281 


<5ogIe 


Das  Streben  der  englischen  Architekten  nach  amtlichen  Fachprüfungen. 


gnS  n  I-ondon  h»t  sich  ein  Ausschuß  von  Mitgliedern 
MW  'l'--  „Königlichen  Institutes  britischer  Architekten* 
(K  I  Ii  .V) gebildet,  um  den  gesetzlichen  Befähigungs- 
Nachweis  fOr  Architekten  her- 
beizufuhren. DerenglischeName 
des  Ausschusses  lautet:  »Com- 
mittec  o(  Members  of  the  K.  L 
B.  A.  for  promoting  the  Statu- 
tory  Qualifikation  ul  Architects*. 
Vorsitzender  ist  J.  S.  Gibson, 
Schriftführer  W.  Gillbee  Scott. 
Da  ahnliche  Bestrebungen  in 
Belgien  undFrankreich  bestehen, 
auch  in  Oesterreich  der  Schutz 
der  Bezeichnung  als  Architekt 
auf  der  Tagesordnung  steht,  so 
mag  es,  ungeachtet  der  grundver- 
schiedenen Sachlage  in  Deutsch- 
land, von  Wert  sein,  die  Be- 
gründung kennen  zu  lernen,  die 
der  Eingangs  genannte  Ausschuß 
in  Form  einer  Kurzen  Denkschrift 
allen  Mitgliedern  des  R.  I.  B.  A 
zugestellt  hat,  um  von  jedem 
derselben  eine  Erklärung  zu  er- 
langen, ob  er  der  Bewegung 
beitrete  oder  nicht 

l'nter  möglichster  Anlehnung 
an  das  englische  Original  läßt 
der  Wortlaut  der  Denkschrift 
sich  wie  folgt  wiedergeben: 

„Die  Pflicht  der  Architekten, 
das  Publikum  und  ihren  eigenen 
Beruf  zu  schützen  vor  Praktikern 
ohne  Ausbildung  und  ohne  Be- 
fähigung, entspringt  keineswegs 
einer  neuen  Auffassung,  sondern 
ist  in  anderen  Landern  voll  an- 
erkannt   So  hat  der  IV.  Inter- 
nationale Architekten -Kongreß 
zu  BrOs«cl  im  Jahre  1897  ein- 
stimmig den  folgenden  Beschluß 
gefaßt:  .Die  Architekten -Ver- 
eine sollten  eine  tatkräftige  Be- 
wegung  einleiten   und  durch- 
führen, um  von  ihren  Regie- 
rungen die  Einrichtung  des  Di- 
ploms zu  erlangen."  Der  V.  In- 
ternationale   Architekten  -  Kon- 
greß zu  Paris  im  Jahre  1900 
faßte  ebenfalls  einen  einmüti- 
gen Beschluß  dahingehend :  .daß 
die  Regierungen  die  geeigneten 
Schritte    unternehmen  sollten, 
der  Bezeichnung  als  Architekt 
Schiit/  und  Achtung  zu  sichern 
dadurch,  daß  für  die  Zukunft, 
ohne  rückwirkende  Kraft,  diese 
Bezeichnung  auf  solche  Personen  einge- 
schränkt werde,  welche  mit  einem  Bc- 
fähigungs/eugnis  versehen  sind,  während 
anderen  Personen  die  Bezeichnung  als  Ar- 
chitekt verboten  wird.  I  >ic  Regierungen  soll- 
ten lerner  die  Erlangung  derartiger  Befähi- 
gungsnachweise durch  Verbreitung  gecig 
neter  architektonischer  Unterweisung  un<: 
Ausbildung  nach  Möglichkeit  erleichtern  " 

Verschiedene  Staaten  Amerikas  haben 
ein  solches  ( ir-et/  erla-- cn.  mich  die  Pro- 
vinz (Juebck  besitzt  eine  dahingehende 
Polizeiverordnung.  I>euischlünd  undL'ngarn 
verpflichten  alle  staatlichen  oder  kommuna- 
len Baubcamten,  eine  staatliche  Prüfung 
abzulegen.  Auch  in  Italien,  Spanien  und 
Rußland  ist  der  Architektenbcruf  geschützt. 

Da  die  Geschichte  eines  (.andes  von 
seinen  Gebäuden  verkörpert  wird,  so  ist  es 
wesentlich,  daß  diese  entworten  werden  von 
solchen,  die  ihre  Befähigung  dazu  nachge- 
wiesen haben;  und  wo  Leben,  ticMmdhcit 
und  Verwendung  öffentlicher  Mittel  in  so 
hohem  Maße  intrage  kommen  wie  tm  Bau- 
wesen, bedarf  da-  Publikum  der  Sicherheit, 
daß  diejenigen,  denen  solche  Verantwort- 
lichkeit anvertraut  wird,  sich  förmlich  als  befähigt  nachge- 
wicsen  haben,  sie  zu  tragen.  Die  Bevölkerung  hat  ein  Recht, 
sich  aus  einem  amtlichen  Verzeichnis  711  vergewissern,  ob 

ata 


die  M4nncr,  deren  Rat  sie  einholen  wollen,  eine  geeignete 
Fachbildung  genossen  haben.  Diesem  Bedürfnis  zu  ent- 
sprechen, hat  das  Königliche  Institut  britischer  Architekten 


I  I 

Bibliothek  des  Freiherrn  F.  von  Konlg-Fachsenfeld. 

Architekten:  Lambert  A  Stahl  in  Stuttgart. 


(Royal  Institute  of  British  Archiiects»  vor  Jahren  eine  Prü- 
fung eingerichtet,  deren  Ablegung  verlangt  wird  von  allen, 
die  »ich  ;ils  Mitglieder  wollen  aufnehmen  lassen;  aber  eine 

No.  a6. 


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große  Zahl  der  Bewerber  unterlassen  es,  sich  der  dritten 
oder  Schlußprüfung  zu  unterwerfen,  weil  das  Verfahren 
inbezug  auf  die  Ausübung  des  Berufes  ein  freiwilliges  ist. 

Sobald  man  findet,  daß  man  durch  ernste  und  folge- 
richtige Prüfungen  in  den  Augen  der  Bevölkerung  besser 
gestellt  wird,  ist  es  zweifellos,  daß  die  meisten  sich  gern 
den  Prüfungen  des  Königlichen  Institutes  britischer  Archi- 
tekten lk.  1  B.  A.)  unterziehen  werden. 

Allgemein  wird  zugestanden,  daß  geübte  Köpfe  und 
Hände  besser  sind  als  ungeübte.  Die  Diplom- Bewegung 
verlangt,  daß  dieser  Grundsatz  im  Interesse  des  Publikums 
eine  ausgedehntere  Anwendung  findet  in  Uebereinstimmung 
mit  dem  Verfahren  bei  anderen  Berufsarten,  in  denen 
grobe  Unkenntnis  und  Unerfahrenheit  eine  bestandige  Be- 
drohung des  öffentlichen  Wohles  in  sich  schließen. 

Es  wird  nicht  vorgeschlagen,  daß  die  Gesetz- 
gebung denjenigen,  welche  kein  Diplom  erlangt 
haben,  das  Entwerfen  von  Gebäuden  untersage; 
aber   es   soll   ihnen  nicht  gestaltet  sein,  sich 


Architekten  zu  nennen,  noch  sollen  sie  ge- 
richtlich die  Gebühren  erzwingen  können,  die 
dem  Architekten  zustehen 


Die  erste  Wirkung  des  erstrebten  Gesetzes  (Rcgistra- 
tion-Act)  würde  die  sein,  das  weitere  Anwachsen  der  Zahl 
unbefähigter  Praktiker  zu  verhindern,  und  in  der  Folge 
würde  die  Zahl  eine  geringere  werden.  Es  ist  die  jüngere 
Generation  von  Architekten,  welche  davon  Vorteil  ziehen 
würde.  Jeder,  der  nach  Verabschiedung  des  Gesetzes 
als  Architekt  eingetragen  werden  will,  würde  sich  darüber 
auszuweisen  haben,  daß  er  bona  fidc  den  Beruf  während 
eines  festzusetzenden  Zeitraumes  ausgeübt  oder  auf  an- 
dere Weise  seine  Befähigung  erlangt  hat. 

In  London  ebenso  wie  im  Lande  leiden  die  Interessen 
der  Baukunst  und  der  Bevölkerung  dadurch,  daß  Unbe- 
fähigten  dir  Ausübung  des  Berufes  gestattet  wird. 

Die  meisten  Architekten  sind  Freunde  unserer  Be- 
wegung, obwohl  es  auch  solche  gibt,  welche  ihr  nicht  zu- 
stimmen. So  hat  auch  der  Einfluß  weniger  in  ihrem  Be- 
rufe hervorragender  Männer  lange  Zeit  das  Zustande- 
kommen der  lür  Acrztc  und  Rechtskundige  erlassenen 
Gesetze  verhindert,  deren  großer  Segen  für  das  Publikum 
wie  für  diese  Berufszweige  heute  allgemein  zugestanden 
wird.  Die  kleine  Zahl  von  Architekten,  welche  die  Diplo- 
mierung  verwerfen,  sind  gewiß  zu  ihren  Ansichten  be- 
rechtigt, aber  sie  sind  nicht  Dcrcchtigt,  dem  Rückgang  des 
Berufes  gleichgültig  zuzuschauen. 

Wir  verlangen  für  unsere  Kunst  ein  höheres  Ansehen 
als  sie  jetzt  genießt.  Ein  solches  Ansehen  wird  von  der 
Allgemeinheit  stets  in  solchem  Verhältnis  gewährt,  als  die 
Intelligenz  und  Sorgfalt  der  fachlichen  Ausbildung  bekannt 
ist  Die  schöpferische  Phantasie  —  das  eigentliche  Wesen 
des  Entwerfens  —  mag  ein  zu  zartes  Wesen  sein,  als  daß 
es  erlaubt  wäre,  den  Grad  desselben  sich  bescheinigen  zu 
lassen;  aber  dennoch  ist  es  unter  Aufrechterhaltung  des 
höchsten  Ideales  möglich,  diejenigen  auszuschließen, 
welche  bei  verständiger  Prüfung  zeigen,  daß  ihnen  jede 
Befähigung  oder  Erziehung  zur  Baukunst  fehlt. 

Die  großen  Hochschulen  Amerikas  und  Deutschlands 
besitzen  Abteilungen,  in  welchen  der  Unterricht  in  der 
Baukunst  organisch  aufgebaut  ist,  und  sie  bescheinigen 
sowohl  künstlerische  Leistungsfähigkeit  als  wissenschaft- 
liche Kenntnisse.  I  >iese  Tatsache  unterstützt  unsere  Ueber- 
zeugung,  daß  auch  künstlerische  Befähigung  amtlich  be- 
glaubigt werden  kann. 

Es  ist  jedoch  von  der  äußersten  Wichtigkeit,  daß  die 
Fachprüfungen  unter  der  Kontrolle  von  Fachgenossen 


stehen  und  nicht  von  den  allgemeinen  Unterrichtsbehörden 
geleitet  werden.  Wenn  das  R.  I.  B.  A.  die  Sache  jetzt  in 
die  Hand  nimmt,  so  wird  es  sich  diese  kontrollierende 
Stellung  sichern  Wir  wünschen  eine  Befähigung«-,  nicht 
eine  Schulprüfung. 

Die  IMplom-Bcwegung  ist  eine  Rückkehr  zu  den  Grund- 
sätzen der  alten  Bauhütten  (ancient  craft  guilds),  bei  wel- 
chen die  Prüfung  und  Eintragung  Pflicht  war.  Auch  ist 
dies  anerkannt  von  dem  R.  I.  B.  A.  selbst  insoweit,  als 
seine  eigene  Mitgliedschaft  infrage  kommt.  Die  Diplom-Be- 
wegung ist  deshalb  die  logische  Anwendung  dieser  Grund- 
sätze auf  alle  diejenigen,  welche  den  Beruf  als  Baukünstler 
ausüben.  Das  R.  I.  B.  A.  ist  die  einzige  Körperschaft, welche 
den  erforderlichen  Einfluß  besitzt,  die  so  nötige  Reform 
mit  Erfolg  anzuregen.  Wenn  das  Institut  sich  entschlösse, 
die  Bewegung  zu  leiten  und  der  Verwirklichung  entgegen- 
zuführen, so  würde  es  sich  den  Anspruch  auf  Dankbar- 
keit bei  allen  gegenwärtigen  und  zukünftigen  Architekten 
erwerben.  Ein  großer  und  gebildeter  Beruf  würde  auf 
diese  Weise  organisiert  werden,  ein  Beruf,  dem  die  Be- 
völkerung gern  ein  erhöhtes  Vertrauen  schenken  würde 
und  dem  es  eine  Ehre  wäre,  anzugehören*.  — 

Der  Titel  dieser  Denkschrift  lautet  „The  Rcgistra- 
tion  of  Architects",  was  in  deutscher  L'ebersetzung 
wohl  am  zutreffendsten  lauten  wird:  „Amtliche  Ein- 
tragung der  Architekten".  Das  R.  I.  B.  A.  ist  nicht 
etwa  eine  staatliche  Behörde,  sondern  eine  reine  Privat- 
vercinigung  unter  staatlicher  Anerkennung.  Es  ist  zweifel- 
los die  angesehenste  Fachkörperschaft  in  England,  an 
die  eine  große  Zahl  englischer  Fachvereine  angeschlossen 
(allicdi  sind;  das  Eintreten  des  Institutes  für  die  ange- 
strebte Gesetzgebung  würde  deshalb  von  wesentlichem 
Einfluß  sein. 

Es  ist  ein  Irrtum  der  Denkschrift,  daß  in  I>cutschland 
zur  Erlangung  einer  Anstellung  als  kommunaler  üaubcamter 
die  Ablegung  einer  staatlichen  Prüfung  vorgeschrieben  sei. 
Gesetzlich  ist  bei  uns  Niemand  von  kommunalen  tech- 
nischen Aemlern  ausgeschlossen;  es  ist  den  Gemeinde- 
behörden überlassen,  auf  welche  Weise  sie  sich  bei  der 
Anstellung  ihrer  Beamten  von  deren  Befähigung  über- 
zeugen wollen.  In  größeren  Städten  ist  es  freilich  zur 
Regel  geworden,  daß  die  Ablegung  der  technischen  Staats- 
prüfungen verlangt  wird.  Letztere  sind  aber  ihrer  Natur 
und  Einrichtung  nach  eigentlich  nur  für  zukünftige  Staats- 
baubeamte bestimmt. 

Hervorzuheben  ist,  daß  nach  der  Absicht  der  engli- 
schen Antragsteller  nicht  etwa  die  Ausübung  des  Archi- 
tekteriberuf es  von  einer  Prüfung  und  amtlichen  Eintra- 
gung abhängig  gemacht  werden  soll.  Die  Umschreibung 
der  Grenzen  dieses  Berufes  würde  ja  auch  sehr  große 
Schwierigkeiten  hervorrufen.  Es  soft  vielmehr  nur  der 
Titel  „Architekt"  gesetzlich  geschützt  werden,  ähnlich, 
wie  es  mit  dem  akademischen  Doktortitel  und  den  Be- 
zeichnungen als  Arzt,  Rechtsanwalt  usw.  der  Fall  ist.  In 
dieser  Beschränkung  haben  die  Bestrebungen  in  England 
eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  den  in  Deutschland 
seinerzeit  gemachten  und  zumleil  beute  befolgten  Vor- 
schlägen, durch  Hinzusetzung  gewisser  Buchstaben  zum 
Namen  des  Architekten  dessen  Ausbildung  auf  einer  Hoch- 
schule oder  dessen  Zugehörigkeit  zu  einem  Architckten- 
verein  oder  Architcktenbund  dem  Publikum  kenntlich  zu 
machen.  Bis  zu  dem  Verlangen,  solche  Zusätze  oder 
überhaupt  den  Namen  »Architekt"  gesetzlich  zu  schützen, 
haben  sich  indeß,  soweit  bekannt,  die  Bestrebungen  in 
Deutschland  nirgendwo  verdichtet  — 
  J  Stübbcn  (R.  I.  B  A.) 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Sächsischer  Ing.-  u.  Arch.-V«reln.  (StMa«.)  Am  11.  April 
machte  Hr.  Ing.  Salbach  die  Wochcnvcrsammlung  mit 
dem  nach  seinem  Entwurf  ausgeführten  Wasserwerk  für 
die  Militär-Gebäude  (Albertstadt)  in  Dresden  be- 
kannt Das  Wasser  wird  einem  auf  dem  Hochplateau  der 
Dresdner  Haide  (Höhenkote  137,4  m)  46"  tief  gesenkten 
Schöpfbrunnen  von  6,5 "Weite  entnommen,  mit  elektrischer 
Kraft  gefördert  und  nach  dem  bei  der  sogen.  Schweden- 
schanze (hervorragender  Aussichtspunkt)  1 10  m  höher  ge- 
legenen Hoehrescrvoir  gepumpt.  Die  Rohranlage  ist  hier 
derart,  daß  das  Wasser  teils  in  den  Behälter,  teils  unmittel- 
bar in  das  Abflußrohr  geführt  wird.  Die  Baukosten  der  ge- 
samten Anlage  beliefen  sich  auf  560000  M.,  dabei  ist  eine 
Wasserentnahme  von  täglich  höchstens  ioooort>m  möglich. 
Ein  Einfluß  des  wechselnden  Wasserstandes  dcr  600  m  vom 
Brunnen  entfernten  Elbe  ist  nicht  wahrnehmbar.  — 

Die  letzte  Wochcnvcrsammlung  des  Winterhalbjahres 
fand  am  18.  April  statt;  Hr.  Eiscnbahndir.  a.  D.  Pandcr 
erstattete  einen  Bericht  über  den  Leuchtturm  von 

8  Juni  1904. 


Nikolajeff  aufgrund  der  in  russischer  Sprache  darüber 
veröffentlichten  Broschüre  der  Projekt- Verfasser:  Pjatnitzky 
und  Baryschnikow.  Indessen  ergänzte  er  den  hier  ge- 
botenen Stoff,  der  sich  in  der  Hauptsache  auf  die  Be- 
schreibung des  angewendeten  Hennebique-Systems  be- 
schränkt, in  mehrfacher  Hinsicht  wesentlich.  Die  Zahlen- 
angaben, z.  B.  ao,  15,  zuletzt  nur  iorn>  Wandstärke  bei 
etwa  36  m  Höhe,  wirken  zuerst  verblüffend,  erweisen  sich 
aber  bei  Prüfung  des  eingebauten  Eisens  eher  noch  als 
reichlich.  Die  Kosten  des  (damals  noch  nicht  fertigen) 
Werkes  sind  zu  12270  Rbl.  angesehen;  die  Ausführung 
in  Stein  war  zu  17000  Rbl  .  in  Eisen  zu  18000  Rbl.  ver- 
anschlagt. Aus  der  auch  an  die-eti  Vortrag  sich  anschließen- 
den Besprechung  ging  hervor,  daß  Eiscnbctonbaulen  an 
sich  in  Rußland  nichts  Neues  mehr  sind;  so  gibt  es  z.  B 
in  Odessa  Silos  in  derartiger  Ausführung. 

Die  Beteiligung  an  dicken  winterlichen  Versammlungen 
betrug  fast  nie  unter  40  Mitgliedern;  vorbereitet  und  ge- 
leitet wurden  sie  von  Hrn.  Masch.-Insp  Kluge.  — 

Die  erste  diesjährige  Haupt ve rsam  111 1  un g  (die  156. 
der  ganzen  Reihe),  bestimmt,  alle  Vcreinsmitglicder  aus 


*8;t 

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dem  ganzen  Lande  zu  versammeln,  fand  am  8.  Mai  in 
Dresden  statt  Am  Sonnabend  ging  ihr  ein  Begrüßungs- 
abend im  großen  Saale  des  städtischen  Ausstellungspalastes 
voraus.  Am  Sonntag  fanden  zuerst  in  den  Fachabteilungen 
Sitzungen  mit  Vortragen  aber  die  folgenden  Themen  statt: 

I.  Hr.  Ing.  Wortmann  (i.  F.  Odorico):  „Aus  der  l'raxis 
des  Beton-  und  Eisenbctonbaucs"  (mit  Lichtbildern). 

II.  Hr.  Landbauinsp.  Wahl:  „Die  maschinellen  Ein- 
richtungen  in  der  legi.  Frauenklinik  zu  Dresden." 

III.  Hr.  Geh.  Brt  Waldow:  „Das  neue  Ministerial- 
gebäude zu  Dresden."  IV.  Hr.  Bcrgdir.  Neukirch: 
„Einiges  über  Kohlcnschrfimm-Maschincn."  —  In 
der  zu  Mittag  in  der  Aula  der  Technischen  Hochschule  statt- 
findenden Gesamtsitzung  wurden  u.  a.  o  neue  Mitglieder 
aufgenommen,  i  Ehrenmitglied  (Hr.  Ob. -Ing.  a.  1).  Dr. 
Fritz  sc  he)  ernannt  und  die  Herabsetzung  der  Aufnahme- 
gebühr auf  5  M.  beschlossen.  Sodann  hielt  Hr.  Prof.  Buhle 
einen  Vortrag  über  „Massentransport",  wobei  er  unter- 
schied zwischen  Einzelförderung  und  stetiger  Förderung,  in 
wagrechter,  schwach  geneigter,  stark  geneigter  und  senk- 
rechter bezw.  beliebiger  Richtung,  und  wobei  er  die  große 
Zahl  maschineller  Einrichtungen  für  diesen  Zweck  durch 
Wort  und  Bild  anschaulich  vorführte.  Die  „Dtsche.  Hauztg  " 
wird  den  Vortrag  noch  ausführlicher  wiedergeben.  Nach- 
mittags vereinigte  ein  Festmahl  einen  Teil  der  Teilnehmer 
mit  ihren  Damen  im  kgl.  Belvcdfcre.  — 

Am  g.  Mai  vormittags  fand  die  Besichtigung  des  Minis- 
terial-Neubaues  am  Carolaplatz  in  Dresden-Neustadt  statt. 
Der  Erbauer,  Hr.  Geh.  Brt.  Waldow,  hatte  sich  der  Mühe 
des  Führens  selbst  unterzogen  und  gab  auch  zu  den  Teilen, 
die  erst  noch  ihrer  Fertigstellung  entgegen  gehen,  jede 
wünschenswerte  Erläuterung.  Daraus,  zusammen  mit  dem 
schon  Vollendeten,  gewannen  die  Besucher  die  Ueber- 
zeugung,  daß  hier  ein  Werk  geschaffen  worden  ist,  das  sich 
nicht  bloß  durch  seine  imposante  Lage  am  Elbcstrand  und 
durch  seine  mächtigen  Abmessungen  (etwa  154  ™  lang,  in 
den  Flügeln  58  bezw.  66»  tief)  hervortut,  sondern  auch 
durch  feinsinnige  Abwägung  und  Beschränkung  der  künst- 
lerischen Mittel  sich  als  wahrhaft  modern  auszeichnet. 

Ein  anderer,  gleichfalls  sehr  zahlreicher  Teil  der  Ver- 
sammlung war  in  derselben  Zeit  nach  Uebignu  a.  d.  Elbe 
gefahren,  um  die  dortige  Anstalt  zur  Prüfung  von 
Sehiffswiderständcn  und  hydrometrischen  In- 
strumenten in  Augenschein  zu  nehmen.  Hr.  Geh.  Hof- 
rai Prof  Engels  machte  die  Erschienenen  zunächst  mit 
der  Geschichte,  dem  Zweck  und  der  Einrichtung  der  An- 
stalt bekannt  Der  erste  Messungswagen  wurde  bereits 
1883  zufolge  einer  Anregung  des  damaligen  Direktors 
Bcllingrath,  das  erste  Versuchsbecken  aber  erst  189a  ge- 
baut Eine  neue  Anstalt  entstand  hier  im  vorigen  Jahre, 
nachdem  die  sächsische  Regierung  das  Recht  Her  Mitbe- 
nutzung für  die  Forschung»-  und  Lehrzwecke  der  Techn. 
Hochschule  sowie  für  die  mehr  praktischen  Aufgaben  der 
Wasserbau -Verwaltung  erworben  hatte.  Den  Hauptteil 
des  Gebäudes  bildet  die  101  »  lange,  io,a m  breite  Halle 
mit  dem  88  ■  langen,  6,5  ■  breiten  und  3,6  m  tiefen  Ver- 
suchsbecken. Die  Kanalwände  tragen  die  Laufschienen, 
die  den  zweiachsigen,  8,5  ■  langen  Modellwagen  mit  7  m 
Spurweite  aufnehmen.  Antrieb  und  Bremsung  erfolgt 
durch  einen  nach  außen  vollständig  abgeschlossenen  Neben- 
schluß-Elektromotor für  ao  PS;  die  Fahrgeschwindigkeit 
kann  in  sehr  feinen  Abstufungen  zwischen  0,05  und  5« 
in  der  Sekunde  beliebig  eingestellt  werden.  An  dereinen 
Stirnseite  des  Beckens,  hinter  einem  Schleusentor,  be- 
findet sich  ein  Trimmtank  von  6.45  »  Länge  und  1  "» lichter 
Breite,  bis  zu  welchem  mittels  aufgehängter  Laufschiene  und 
Katze  der  Transport  der  Modelle  aus  und  nach  den  Werk- 
stätten erfolgt.  Glasfenster  in  den  Kanalwänden.  Dccken- 
fensterin  einem  daruntergclegcncnDückcr.Glasschwimmcr, 
elektromagnetisch  betätigte  Schreibfedern  und  sonstige 
Einrichtungen  und  Apparate,  nach  Angaben  de»  Vortragen- 
den und  des  Hrn.  Prof.  Kubier  ausgeführt,  ermöglichen 
nicht  nur  die  Bestimmung  des  Schilfswiderstandes,  son- 
dern auch  die  Feststellung  der  günstigsten  Schiffsform, 
der  Wellenbildung,  der  Einsenkung  und  der  Trimmlagc, 
sowie  die  Untersuchung  von  Schraubcnpropellcrn  und 
hydrometrischen  Flügeln.  —  o.  Gr. 


Chronik. 

Die  Grundsteinlegung  der  zweiten  Heilig -Kreuz -Kirche 
In  Berlin  am  Urban  hat  am  30  Mai  d.  J.  stattgefunden.  Dal 
Gotteshaus  wird  nach  einem  Entwurf  des  Architekten  J.  Kröger 
in  Wilmersdorf  erbaut.  — 

Die  Johanniskirche  auf  dem  Lindenhof  In  Mannhelm, 
ein  Werk  der  Architekten  Curjel  A  Moser  in  Karlsruhe,  ist  am 
so-  Mai  eingeweiht  wurden.  — 

Zwei  monumentale  Flaggenmast«  vor  der  Festhalte  In 
Mannhelm  wurden  von  einem  kunstsinnigen  Borger  der  Stadt 
«eMiftet  und  gelangen  nach  dem  Entwurf  de»  Hrn.  Pro!  Bruno 
Schroiti  in  l-harloitenburg  durch  Gladenbcck  zur  Ausfuhrung-  — 

284 


Das  neue  Empfangsgebäude  des  Bahnhofes  In  Worms 

wurde  am  1.  Apnl  d.  J-  »einer  lieslintmung  obergebco.  Daa  Ge- 
bäude »eigt  den  Wormser  Stil  und  ist  aufgrund  eines  Entwurfes 
des  Hrn.  Geh  Ob  -Brt.  Prnf  K  Hof  mann  in  Darmstadt  ausgeführt 
worden.  Bei  der  Ausführung  haben  die  Reg  Hrostr.  Erbe  und 
Hermann  mitgewirkt.  — 

Die  Einweihung  der  Westendschule  In  Worms,  eines 
Werke«  de»  Hrn.  Stadibmslr.  Metzler  in  Worms,  hat  am  11.  April 
»lattgefundcn.  Das  im  Stile  der  Renaissance  errichtete  Haus  be- 
anspruchte rd.  480000  M.  — 

Das  neue  Stadttbeater  In  Bielefeld,  ein  Werk  von  Bernh. 
Sehring  in  Cbarlottenburg.  ist  am  Ostersonntag  eröffnet  worden. 
Das  Theater  kostete  rd.  500  000  M.  und  enthalt  1000  Sitzplatte.  — 

Ein  Mozart-Brunnen  in  Dresden  soll  mit  einem  Aufwände 
von  90 000  M.  nach  dem  Entwurf  de*  Bildbauers  Herrn  Ho» Hu» 
in  Charlottenburg  auf  der  Bürgerwirse  errichtet  werden  — 

Die  Einweihung  eines  Gymnasiums  In  Steele  bei  Essen 
hat  am  17.  Mai  stattgefunden.  Das  Geblude  wurde  nach  dem  preis- 
gekrönten Entwurf  des  Hcn  M 0 1 Ic  r- J e na  in  Köln  a  Rh.  erbaut  — 

Die  Eröffnung  des  römischen  Museums  Carnuntlnum 
bei  Deutseb  •  Altenburg  an  der  Donau  hat  am  37.  Mai  durch 

Kaiser  Franz  Joief  stattgefunden.  Da»  Gebäude,  welrhea  die 
Funde  aus  den  Grabungen  der  ältesten  Kuhuralaue  Niederöater- 
rcichs,  des  Römei  läget»  und  der  ROrucratadt  Cainuntum  sowie  die 
Kunde  von  Deutsch-Altcaburg  und  Petroncll  bewahren  »oll,  wurde 
mit  einem  Aufwände  von  106000  Kr.  nach  den  Entwarfen  der  Archi- 
tekten Ob  -  Brt  Fr.  Ohmann  und  Hirstein  in  Wien  errichtet 
Das  Geblude,  welches  seine  Front  der  Donau  zukehrt,  ähnelt 
einem  römischen  Landhausc  Ein  Vorgarten  und  eine  niedrige 
Mauer  umgeben  es  und  vor  ihm  erheben  sich  zwei  Säulen  mit  den 
Büsten  Marc  Aurels  und  des  Aucustus.  — 

Eine  Ausstellung  von  Arbeiten  des  Architekten  Franz 
Brantzky  in  Köln  a.  Rh.  findet  bis  Ende  Juni  im  Kunstgewerbe- 
Museum  111  Köln  statt.  Die  Ausstellung  umlafSt  ausgeltlhrte  Bauten, 
architektonische  monumentale  Kompositionen,  Aquarelle  usw.  — 

Die  neue  Martaklrche  In  Berlin,  Glogaueisir.  aa,  ein  Werk 
der  Architekten  Dinklage  *  Paulus  in  Berlin,  ist  am  »9.  Mai 
feierlich  eingeweiht  worden  — 

Die  Errichtung  eine*  Kurpark  -  Gebäudes  In  Godesberg 

wurde  mit  einer  Buusumnie  von  300000  M  und  nach  dem  Eittwutl 
der  Architekten  Erdina  11  n  &  Spindler  in  Beiliu  beschlossen  — 

Das  neue  Empfangsgebäude  des  Bahnhofes  In  Elsenach 
wurde  am  ta.  April  dem  Betriebe  übergeben.  Da»  GcbAude  ist 
im  romanischen  Stil  erbaut.  — 

Die  Wiederherstellung  des  Ulmer  Rathauses,  dessen  Vol- 
lendung im  Jahre  1005  erwartet  wird,  wird  insgesamt  700000  M. 
beanspruchen.  Unter  diesen  befinden  sich  70000  M.  für  die  Er- 
neuerung der  Fresken  der  Außenseiten  — 

Der  Durchbruch  des  Wocheiner  Tunnels  bei  VUIach  In 
den  Karawanken  hat  am  31.  Mai  stattgefunden.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  M.  G.  In  Altenburg.  Das  unter  dem  14.  Juni  1888 
bestätigte  Regulativ  vom  17  Mai  1888  lür  die  Anschlüsse  der  Haus- 
entwAsserung  an  da»  Kanalnetz  in  Altenburg  ist  verfassungsgcmllfi 
erlassen  und  verkündet,  weshalb  e»  eine  wirksame  Norm  de» 
öffentlichen  Rechte»  herstellt  und  im  Rechtswege  nicht  angefochten 
werden  kann.  Es  verpflichtet  unter  Aufhebung  Älterer  ihm  wider- 
sprechender Vorschriften  |§  10)  die  Grundstücksbesitzer  (§  3)  zum 
Anschluß  an  die  städtische  Kanalisation  und  zur  Vornahme  der 
hicifür  erforderlichen  Einrichtungen.  Unbedenklich  hat  es  auf 
Kosten  der  betreffenden  Grund»tOcksbesitzer  zu  geschehen  und 
kann  im  Verwaltung»  -  Zwangsverfahren  auf  Kosten  de»  Säumigen 
herbeigeführt  werden  ($  n).  Gestattet  zwar  §  13  die  Vornahme 
von  Abweichungen  in  der  AuslUbrungsart  gegenüber  den  regel- 
ruABigen  Vorschriften  ausnahmsweise,  so  gelten  derartige  Aus- 
nahmen jedoch  nur  insoweit,  alt  »ic  bewilligt  werden  und  es  bat 
Niemand  ein  Recht  auf  derartige  Begünstigungen.  Wird  ihm  solche 
gänzlich  versagt  oder  nur  in  der  Weise  beschrlnkt  gewahrt,  dafl 
sie  seinen  Wünschen  nur  unvollkommen  genügt,  so  hat  er  daa 
Rechtsmittel,  »ich  an  das  heizogl.  Ministerium  zu  wenden,  welches 
endgültig  entscheidet.  Sein  Ausspruch  ist  unanfechtbar  und  rauf)  un- 
weigerlich befolgt  werden,  widrigenfalls  man  Zwangsausfflhrung  zu 
erwarten  hat,  deren  Kosten  beigetriebeu  werden  können  (§  ttj,  und 
daneben  kann  noch  Bestrafung  mit  Geldbuße  bis  zu  60M  oder  imFslIc 
des  Unvermögens  mit  verhältnismäßiger  Halt  eintreten.  Hiernach  sind 
Ihre  Fragen  dahin  zu  beantworten,  daß  die  Ausführung  in  der  vom 
Staatsnnnisterium  genehmigten  Weise  auf  Kosten  des  Grundstücks- 
besitzers zu  erfolgen  hat  und  ein  Rechtsmittel  fehlt,  sich  dem  zu 
entziehen;  insbesondere  »ind  jeder  Rechtsweg  und  jede  Schadenersatz- 
Klage  ausgochlosseti,  weil  e*  «.ich  um  die  Durchführung  einer  für 
das  Gemeinwohl  getroffenen  Mußregil  der  Staatsgewalt  handelt, 
welcher  die  Einzelnen  sich  zu  fügen  haben.  Eine  Schadenersatz- 
Klage  wird  der  Abweisung  verfallen  und  erhebliche  Kosten  ver- 
ursachen. Darüber  ob  die  Schluflentschciduug  de»  Muatsmiuistcriums 
Ihren  bezw.  Ihres  Auftraggeber»  Wünschen  entspricht,  ist  bei  Lage 
der  Umstände  jede  Erörterung  unfruchtbar,  weil  sie  praktisch  nicht 
zu  verwerten  ist.  —  K  ll-e. 

Hrn.  E.  H.  In  Bl.  Eine  Unteilage  von  Für  ist  nicht  zu  em- 
pfehlen, da  derselbe  sich  mit  der  Zeit  vci  zehrt  und  darauf  der  Boden- 
belag nachgibt.  Ks  ist  Oberhaupt  nicht  möglich,  bei  der  angegebe- 
nen KonstruktionSchallsicherhcit  für  eine  einfache  Decke  zu  erzielen; 
es  bedürfte  hier  vielmehr  der  Anwendung  einer  Doppcldcckc  — 

Hrn.  O.  S.  in  D.  Ein  guter,  etwas  elastischer  Parkettboden 
bat  sich  für  den  genannten  Zweck  immer  noch  am  besten  bewlhit-  — 

Inhalt:  Hir.itotWk  «Vs  Krliro.  F.\<m  Knw-.|»  l>cu(r.4.  —  l>as  Streben 
der  eiu-Liiclirii  Atrhitcktrn  na.li  »mtli.-Jien  r'jcl:|>riliun£cn.  Mitteilungen 
HU*  Wi rille»    —  i."hrmuk-  —  (trief,  mtrl  r  inc-katten 

Verlst  der  Deutschen  fUiMcuunz.  G.  01  l..  H.,  Kerlm.  für  die  KrdskUoo 
verantwurtl.  Albert  Hulniuo,  Bcrlio.    Druck  von  WUh.  Greve,  Berlin. 

No  z6. 


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HHHHHHHHHHHHH 


IftlOIOIOIOIÜHfllOIAH 

DEUTSCHE  BAU- 

i™ZEITUNG^^ 

XXXVIII.  JAHRGANG  *  N°-  47  * 
*  BERLIN,  DEN  n.  JUNI  1904  * 


Die  Architektur  auf  der  Großen  Berliner  Kunstausstellung  1904. 

tllirrvu  eine  BiMbeüaje,  »wie  dir  Abbildungen  S  ü;i 

ie  Berichterstattung  ober  die  diesjährige  Be-  zu  erhöhen.  Berlin  wartet  noch  immer  auf  ein  Aus- 
teiligung  der  Architektur  auf  der  Großen  stellungs  -  Gebäude,  bei  welchem,  wie  bei  den  beiden 
Berliner  Kunstausstellung  im  Landes -Aus-  Kunstpalästen  in  den  Champs  Elysees  in  Paris,  in 
stellungspalast  am  Lehrter  Bahnhof  hat  sich  denen  der  französischen  Künstlerschaft  eine  der  hohen 
mit  drei  Gruppen  zu  beschäftigen:  mit  den  Bedeutung  der  französischen  Kunst  entsprechende  vor- 
architektonischen Veränderungen  des  Ausslellungs-  nehme  Stätte  eingeräumt  wurde,  der  nackte  Nützlich- 
Geländcs,  mit  der  Ausstellung;  des  kgl.  preuß.  Minis-  keitsbau  zurücktritt  gegen  den  Palastbau,  weichender 
tcriums  der  öffentlichen  Arbeiten,  sowie  mit  der  Aus-  stolze  Inhalt  der  Kunstausstellungen  fflr  seine  Ent- 
faltung beanspru- 
chen muß.  Frei- 
lich sind  die  Stel- 
len hierfür  gering 
an  Zahl  und  um  so 
geringer,  je  nröücr 
die  Ansprüche  an 
die  umgebenden 
Parkanlagen  sind, 
welche  das  Bcr- 
linerAusstellungs- 
Gcbäude  vor  vie- 
len anderen  bis- 
her ausgezeichnet 
haben. 

Diese  Park-An- 
lagen sind  den 
neuen  Umwand- 
lungen leider  zu 
einem  großen  Teil 
zum  Opfer  gefal- 
len. Der  Landes- 
Ausstcllungspark 
galt  vor  den  Um- 
wandlungen Vie- 
len als  ein  ange- 
nehmer Zufluchts- 
ort zur  Erholung 
von  anstrengen- 
den Genüssen;  er 
bot  in  seiner 
vom  Zufall  be- 
dingten unregel- 
mäßigen Gestal- 
tung eine  Anzahl 
stiller,  idyllischer 
Winkel,  in  wel- 
chen, wie  in  der 
feinen  Künstlcr- 
k  neipe  von  August 
Tiedc,  derjenige 
in  Ruhe  sich  nie- 
derlassen konnte, 


Stellung  der  Pri- 
vat-Architcktcn. 

Schon  alt  sind 
die  Klagen, welche 
über  die  geringen 
Eigenschaften  des 
mit  dem  etwas  an- 
spruchsvollen Na- 
men ,,  Landesaus- 
stellung -  Palast" 
belegten  Gebäu- 
des am  Lehrter 
Bahnhof  erhoben 
wurden.  Vonihnen 
traf  der  größere 
Teil  das  Gebäude 
selbst, der  kleinere 
die  Anordnungen 
im  Park.  Von  Jahr 
zujahrsuchteman 
ihnen  mit  teilwei- 
sen Neuschöpfun- 
gen zu  begegnen; 
als  eine  der  be- 
deutendsten der 
letzten  Jahre  wur- 
de der  große,  quer- 
gelagerte  Ehren- 
saal geschaffen. 
Er  bildet  den  vor- 
läufigen Abschluß 
einer  Reihe  von 
Umwandelungen , 
die  fast  ausschließ- 
lich am  Ausstel- 
lungs -  Gebäude 
selbst  vorgenom- 
men wurden, ohne 
aber  daß  es  ge- 
lungen wäre,  das- 
selbe dadurch  in 
seiner  künstleri- 
schen Rangstufe 


Abbildg.  7.    Hru,  kr.nlurluulcn.    Entwurf  von  Prof.  Herrn,  ßilling  in  K»rl»ruhc, 
Vom  Wettbewerb  um  die  neue  Rheinbrücke  bei  Ruhrort. 


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der  dem  lauten  Getriebe  entfliehen  wollte.  Interessante 
Baum-  und  GebQschgruppen  belebten  das  Gelände, 
wechselten  mit  Wasserflächen  ab  und  teilten  die  Menge, 
sodaß  diese  nicht  in  ihrer  brutalen  Viclköpfigkcit  auf 
den  Beschauer,  der  zugleich  als  Kunstgenießender 
den  Park  betrat,  einwirkte.  In  dieser  Eigenschaft  hatte 
das  Gelände  freilich  kein  „weltstädtisches"  Aussehen. 
Diesen  .echt  wcltstadtischen  Charakter"  —  was  man 
nämlich  in  Berlin  darunter  versteht  —  aber  sollte  es 
auf  Wunsch  des  Restaurateurs  Ludwig  Zweig  erhalten 
und  damit  war  das  Schicksal  der  bisherigen  schönen 
Parkanlagen  entschieden.  Und  nicht  nur  das  Schicksal 
der  Parkanlagen,  sondern  wir  glauben,  auch  das  Schick- 
sal der  Kunstausstellung  an  dieser  Stelle.  Schon  froher 
war  es  keine  geringe  Zahl  von  Stimmen,  welche  in 
der  Art  des  Kunstbetriebes  am  Lehrter  Bahnhof,  in 
der  Verbindung  der  Kunstausstellung  mit  Konzert- 
Unternehmungen  niederen  Ranges,  eine  unerwünschte 
Schädigung  der  ersteren,  eine  Entheiligung  der  Kunst 
erblickten,  sodaß  der  Gehalt  der  Veranstaltung  als 
Ganzes  nicht  sehr  hoch  eingeschätzt  wurde.  Seit  aber 
der  Ausstellungspark  seine  Umwandlung  erhalten  hat, 
ist  das  Schwergewicht  der  ganzen  Unternehmung  noch 
mehr  nach  der  Seite  der  reinen  Geschäfts -Unterneh- 
mung verschoben  worden  und  die  Kunstausstellung 
um  einige  weitere  Grade  gesunken.  Vielleicht  werden 
dieser  Umstand  und  die  mit  in  seinem  Gefolge  not- 
wendigerweise einmal  auftretenden  Erwägungen  Ober 
die  Trennung  von  Kunstausstellung  und  Konzertunter- 
nchmung  es  einstens  erleichtern,  für  ein  neues  Kunst- 
ausstellungs-Gebäude  eine  passende  Stelle  zu  finden; 
wenn  die  Pachtverhältnisse  des  Hrn.  Zweig  nämlich 
gestatten,  dieser  Frage  näher  zu  treten  und  das  Ber- 
liner Kunstausstellungswesen  wieder  auf  die  würdige 
Stufe  zu  erheben,  auf  welcher  es  mit  anderen  Ländern 
in  erfolgreichen  Wettbewerb  treten  kann. 

Die  Umwandlungen  des  Parkes  wurden  nach  den 
Entwürfen  der  Architekten  Kayscr*  v.  Groszhcim 
ausgelührt.  Diese  hatten  sieh  dem  Grundgedanken  des 
Hrn.  Zweig  zu  fügen:  mehr  Raum  für  größere  Menschen- 
massen zu  schaffen.  Die  Architekten  taten  dies  mit  der 


meisterhaften  Dispositionsgahe,  welche  alle  ihre  bau- 
lichen Unternehmungen  auszeichnet  Da  sie  aber  den 
Platz  nicht  größer  machen  konnten,  als  er  ist,  so  mußten 
sie  Vorhandenes  beseitigen,  um  den  Dämon  Masse  zu 
befriedigen.  Es  wurden  anstelle  der  alten  etwa  1250 
neuer  Säle  geschaffen,  mehr  als  2000 1"  bedeckter 
offener  Hallen  angelegt  und  900  <im  Stadtbahnbögen  fOr 
Restaurationszwecke  ausgebaut  Vor  den  Gebäuden 
ziehen  sich  nach  den  Tagesblättern  mehr  als  6000  *)m 
Terrassen  und  Gelände  für  Plätze  im  Freien  hin.  Zwei 
Orchestersind  bestimmt,  Musik  auszusenden,  das  größere 
vermag  200  Musiker  aufzunehmen.  Aus  diesen  Zahlen 
kann  man  sich  ungefähr  das  Bild  ausmalen,  welches  an 
schönen  Sommer-Sonntagen  entsteht,  wenn  Tausendc 
und  Abertausende  nach  Moabit  in  die  „Kunstausstellung 
wandern.  Die  Architektur  der  Säle  undTerrassen  zeigt 
bei  gut  wirkender  Zurückhaltung  in  der  Verwendung 
des  dekorativen  Schmuckes  dem  Empire  genäherte 
Formen.  Die  Holzarchitektur  der  offenen  Hallen  ist 
ansprechend;  anmutig  in  Form  und  Farbe  sind  die 
kleinen  für  sich  bestehenden  Pavillons.  3000 1""  Blumen- 
beete besitzen  als  Mittelpunkt  die  schon  bis  zum  Ucbcr- 
druü  verbrauchte  „Fontaine  lumineuse".  In  Brüssel 
und  Paris  würde  man  an  diese  Stelle  wohl  eine  große 
und  wertvolle  plastische  Gruppe  eines  bedeutenden 
Meisters  gestellt,  würde  dem  Park  überhaupt  plasti- 
sche Gruppen  zu  dauerndem  Schmuck  überwiesen 
haben ;  in  Berlin  jedoch  befriedigt  man  die  kunstbe- 
dürftige  Menge  mit  einer  Fontaine  lumineuse. 

Vor  dem  Vorplatz  des  Ausstellungs-Gcb&udes  ver- 
mitteln nunmehr  zwei  in  Form  eines  schönen  Triumph- 
tores ausgestattete  Durchgänge  unter  der  Stadtbahn, 
die  das  ganze  Gelände  ja  leider  in  so  ungünstiger 
Weise  teilt,  den  Zugang  zum  Konzertpark.  Sie  sind 
ein  wirksames  Mittel  zur  Erweiterung  des  Vorplatzes 
der  Ausstellung  geworden. 

Kann  man  so  über  Einzelnes,  das  neu  geschaffen 
wurde,  wohl  erfreut  sein,  so  läßt  das  Ganze  doch 
nicht  die  Hoffnung  aufkommen,  als  ob  in  der  Pflege 
der  öffentlichen  Kunst  in  Berlin  bald  eine  entschei- 
dende Wendung  nach  aufwärts  zu  erwarten  wäre.  — 

(KorUcUung  folgt ) 


Vom  Wettbewerb  um  die  neue  Rheinbrücke  bei  Ruhrort. 


|ie  Stadtgemcindc  Ruhrort  und  die  am  linken  Rhein- 
ufer belegene  Gemeinde  Homberg  verfolgen  be- 
reu- seit  einem  Jahrzehnt  die  I  fers-tellung  einer  festen 
Rheinbrücke  für  den  Straßenverkehr.  Dieser  Plan  geht 
nunmehr  seiner  Verwirklichung  entgegen,  nachdem  die 
Stadtverordneten- Versammlung  von"  Ruhrori  am  so  Mai 
heschlo— en  hat,  der  Iii  üekenbauanstalt  Gustavsburg 
bei  Main/.  Zweiganslalt  der  Vereinig.  Masch.- Fabrik 
Augsburg  und  Masch.-Baugcs,  Nürnberg.  A.-G  in 
Nürnberg,  die  Ausfuhrung  des  Brückenbaues  aufgrund 
ihres  zu  einem  engeren  Wettbewerb  eingereichten  Planes 
zu  übertragen,  wie  wir  schon  in  No.  43  kurz  mitgeteilt  haben. 

Zu  diesem  Wettbewerb  hatten  die  beiden  genannten 
Gemeinden  folgende  5  Brückcnbauanstaltcn  aufgefordert: 
Gutchoffnungshüitc  in  Oberhausen,  Harkort  in  Duis- 
burg, GuMavsburg  bei  Main/,  Union  in  Dortmund  und 
A.  Klönne  in  Dortmund  Das  Preisrichteranit  hatten 
übernommen;  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Müller-Breslau,  Dr.- 
Ing.  in  Berlin,  Stdtbrl  J Ording  in  Ruhron,  der  Gemeinde- 
Bmstr.  liarus  in  Homberg,  Reg-  u.  Brt  Nakonz  in 
Pillau  und  die  Wasserbauin*p.  Degener  in  Ruhrort  und 
Schnapp  in  Herlin. 

Die  Brücke  verbindet  die  beiden  Rheinufer  an  der 
Mündung  des  Kaiserliafens  von  Ruhron  (s,  Abbildg.  1)  Es 
lag  cm  Vi.rentwuil  der  Gutelii'ffnungshotte  vor,  durch 
welchen  die  Spannweiten,  lichten  Höhen  über  dem  schiff- 
baren Wasserstande  usw.  festgesetzt  waren.  Von  diesen 
Festsetzungen  i-t  kein  Entwurf  abgewichen  Die  Straßen- 
brücke hat  daher  5  Oeffnungen  mit  einer  Ge-amt-Längc 
von  616 '•>  erhalten,  von  denen  die  3  mittleren  den  Rhcm- 
stroin  übermannen.  Die  Mittelöffnung  hat  von  Mute  zu 
Mitte  Pfeiler  203,4  °>  Stützweite  Es  schließen  sich  auf 
der  Ruhrorter  Seite  dann  2  Oeffnungen  zu  127,2  bezw. 
83.2'"  an,  auf  (lein  Homberger  Ufer  2  solche  zu  1  19  und 
83"1,  Die  Ki>n«truktions-Unlcrkante  liegt  i  d.  8  m  über  dem 
höchsten  schiffbaren  Wa— .erstände. 

Wir  müssen  es  uns  versagen,  auf  den  Wettbewerb 
im   Einzelnen  einzugehen,  tml/dem   zu  demselben  von 


;i-n  S.       und  1 

allen  beteiligten  Firmen  hervorragende  Entwürfe  beige- 
bracht worden  sind,  unter  denen  namentlich  auch  der 
eine  Entwurf  der  Gutehoffnungshütte  mit  einer  in  der 
Mitlclöffnung  durch  einen  flachen  Bogen,  in  den  Seiten- 
Offnungen  durch  Parallcltrager  versteiften  Kette  beson- 
deres Interesse  verdient.  vVir  müssen  uns  darauf  be- 
schranken, einige  Mitteilungen  Ober  den  zur  Ausführung 
bestimmten  Entwurf  des  Gustavsburger  Werkes  zu  brin- 
gen, namentlich  auch  hinsichtlich  seiner  architektonischen 
Durchbildung,  die  diesen  Entwurf  vor  anderen  auszeichnet 
Einige  Vergleichszahlen  werden  aber  von  Interesse  sein: 
Es  stellen  sich  die  Kosten  für  den  Fluöeiseu  -  Ueber- 
bau  einschl.  Rüstung  hei  Harkort  auf  293  bezw.  aoo  M. 
für  1 Gustavsburg  32a  M.,  Gutchoffnungshütte  und  Union 
auf  331  M  ,  Klönne  auf  354  M.  Die  Gcsamtkosten  nach 
den  dem  Entwurf  beigegebetien  Angeboten  berechnen  sich 
am  niedrigsten  bei  dem  Entwurf  der  Union  mit  3,8  Mill.  M., 
am  teuersten  bei  den  beiden  Entwürfen  der  Gutehoffnungs- 
hüttc  mit  4,8  bezw.  4,9  Mill.  M  Es  folgen  Klönne  mit  4,6 
bezw.  4.7  Mill.  für  seine  beiden  Varianten,  Gustavsburg 
mit  4.2  Mill.  bezw.  je  4.5  für  2  weitere  Entwürfe,  Harkort 
mit  4,2  bezw  4  Mill.  M.  Bei  diesen  Preisen  ist  jedoch  zu 
berücksichtigen,  daß  sehr  Verschiedenes  geboten  wurde. 
So  hat  Harkort  bei  seinem  billigeren  Entwurf  auf  alle  ar- 
chitektonischen Aufbauten  verzichtet,  die  Union  nach  An- 
sicht der  Preisrichter  eine  unzureichende  Gründung  ge- 
wählt und  außerdem  sind  die  Brüekcnbrcitcn-. Abmessungen 
verschieden,  Die  Brückenbreite  zwischen  den  Geländern 
betragt  bei  Gustavsburg  16'",  bei  der  Union  15»,  der  Gutc- 
hoffiiungshütle  nur  14,9  m,  das  sind  also  Unterschiede  von 
1  und  i,iom. 

Das  Preisgericht  hat  da«  Maß  vuii  16  ,n  als  Grundlage 
für  eine  vergleichende  Berechnung  genommen,  bei  welcher 
auch  die  gleiche  Grüiidungsart  und  -Tiefe  vorausgesetzt 
Worden  ist.  Berücksichtigt  man  dann  die  architektonischen 
Aufbauten  nicht,  sn  blribt  che  Union  mit  .(  457000  M.  zwar 
noch  <iie  billigte,  es  lolgt  aber  unmittelbar  hinterher 
Gustavsbuig  mit  4,6  Mill.  M  für  den  zur  Ausführung  be- 

No.  47. 


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stimmten  Entwurf,  während  «ich  der  teuerste  Entwurf  der  den  Enden  zu  in  schwacherKrümmung  ab.  Lfm  die  Linie  des 

Gutehoffnungshüttc  auf  5.3  MU1.  M.  stellt.  Obergurtes  jedoch  in  diejenige  der  Kragarme  in  einer  dem 

Wir  geben  in  Abbifdg.  2  (S.  289)  die  Gcsamterschei-  Auge gcfälligcnForm  überzuführen,  ist dcrtiefstePunkt schon 

nung  des  Gustavsburger  Entwurfes  wieder,  für  welchen  die  beim  3.  Knotenpunkt  vor  dem  Ende  erreicht.  DicTrägcr- 


Dle  Architektur  auf  der  Grollen  Berliner  Kunstausstellung  1904. 


) 


FirmaGrün  i: 
Bilfinger  in 
Mannheim  die 
Entwürfe  für 
die  Gründung, 
sowie  die  Pfei- 
ler und  Kam- 
pen bearbeitet 
hat  und  zwar 
unter  Zuzieh- 
ung des  Arch 
Prof.  Hermann 
B i 1 1  i  n  g  in 
Karlsruhe  für 
die  Gestaltung 
der  Brücken- 
portale(S.a85). 
In  Abbildg.  3 
stellen  wir  das 
Liniennetz  der 
Brücke  dar. 
Das  System  ist 
das  des  (icr- 
ber'schcn  Bal- 
kens mit  frei 
schwebenden 
-Stützpunkten. 
Der  Obergurt 
entspricht  in 
-einem  Verlauf 
etwa  den  auf- 
tretenden Mo- 
menten. Die 
beiden  klei- 
neren Scitcn- 
Offnungen  am 
L"fer  werden 
mit  einfachen 
Parallelträgcrn 

überspannt,  die  nach  dem  Strom  ZU  ihre  Auflager  auf 


Kntwuif  fdr  eine 
,  Xationaihallc"  von 
Archit  K  Spaelh 
in  Rerlin. 


den 


Oberstehenden  Enden  der  Trager  ilrr  Hauptbrnckc  finden 
Letztere  haben  25  =>  Höhe  Ober  de n  :!crn,  1 1,98°»  an 

den  Enden  der  um  je  34,20»  in  die  Mittclöffnung  vorge- 
streckten Kragarme.  Das  135,0"'  weil  gespannte  MitteMock 
hat  in  der  Mitte  eine  größte  llöhe  von  1 2,24  m  und  nimmt  nach 

11.  Juni  1904. 


hohe  betragt 
dort  n,o"  Die 
gleiche  Höhe 
besitzen  die 
hinteren  Teile 
der  Scitcnöft- 
nungen.  fk-r 
Untergurt  steigt 
votiiLande  her 
sanft  an.  Die 

tiefsten  Punkte 

dcrUnterkante 
der  Konstruk- 
tion liegen  in 
1  loniberg  auf 
16,63  und 
v  in  Kuhrort  auf 
•  15.48,  über 
denerstenPfei- 
leni  auf— 16.85 
hezichw.  16.60, 
überdcnStrom- 
pfeilern  auf 

Die  Haupt- 
träger  liegen  in 
nm  Entfernung 
von  einander, 
diebeider-riti- 
een  Längsträ- 
grr  sind  um 
ic  2,5  01  ausge- 
kragt, so  dali 
sich  also  die 
schon  erwähn- 
te Grs. -Breite 
zwischen  den 
Geländern  von 

r  * i6»ergibt.  Die 

Anordnung  des  unteren  und  des  uberen  Windverbandes  ist 
ebenfalls  aus  Abbildg.  3  ersichtlich.  l>cr  üben-  besteht,  wie 
bei  der  Mainzer  Rheinbrücke,  nur  aus  gekreuzten  steifen 
Diagonalen:  Querricgel  treten  nur  an  den  End<|uerrahmen 
und  an  den  Gelenken  auf.  Wie  das  Mainzer  Beispiel  zeigt, 
ist  diese  Anordnung  ästhetisch  sehr  befriedigend. 

287 


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A 

K 

.«V 

►I< 

V 

►I< 

Das  Preisgericht  hat  sich  in 
seinem  Gutachten  über  diesen 
Entwurf  folgendermaßen  aus- 
gesprochen : 

„Der  von  der  Brückenbau- 
anstatt  Gustavsburg  vorgelegte 
Entwurf  löste  die  gestellte  Auf- 
gabe, ebenso  wie  der  zweite 
Entwurf  der  Gutehoffnungs- 
hütte, mittels  statisch  bestimm- 
ter Auslegcrbalken,  verzichtet 
jedoch  auf  die  kettenförmige 
Gestaltung  der  oberen  Gurtung 
und  erreicht  dadurch  zunächst 
eine  crheblicheVerkürzungder 
Kragarme  und  infolge  dessen 
auch  eine  Verminderung  der 
bei  Auslegerbrücken  im  allge- 
meinen starker  auftretenden 
Schwankungen.  Die  außer- 
ordentlich klare  Ausbildung 
<lcs  Systems  in  Balkenform 
und  die  wirksam  zum  Aus- 
druckgebrachte  senkrechte  Be- 
lastung der  schlanken  Pfeiler, 
die  Andeutung  der  nach  der 
Mitte  der  Brücke  hin  wachsen- 
den Biegungsmomente  durch 
eine  leichte  Anschwellung  des 
Trägers  geben  ein  eigenartiges, 
mit  den  Gesetzen  der  Acsthc- 
tik  sich  gut  in  Einklang  setzen- 
rles  Brückenbild,  welches  sich 
der  verkehrsreichen  Flachland- 
schaft wohl  vorteilhafter  an- 
schließen dürfte,  als  ein  hohes 
Bogenbauwerk  mit  entspre- 
chend starken  Pfeiler-  und 
Widerlagerformen. 

Die  architektonischen,  das 
ganze  Bauwerk  über  der  ge- 
samten Wasserfläche  zu  einem 
einheitlichen  Ganzen  zusam- 
menfassenden EndabschlQsse 
der  Brücke,  wie  sie  insbeson- 
dere Entwurf  C  (das  ist  der  in 
unseren   Abbildungen  vorge- 
führte) zeigt,  sind  in  ihrer  mo- 
numentalen, einfach  würdigen 
Form  den  Größenverhältnissen 
der  Eisenkonstruktion  auf  das 
glücklichste  angepaßt  und  be- 
friedigen   namentlich  durch 
den  harmonischen  TcbcrRang 
zwischen  Eisen-  und  Steinbau. 
Besonders  hervorzuheben  ist 
der  Vorteil,  daß  es  mit  dieser 
Konstruktion  möglich  ist,  in 
sogen.  Freimontagc,  un- 
ter Vermeidung  von  Ge- 
rüsten, nicht  nur  die  Ein- 
fahrt zum  Kaiscrhafen, 
sondern  auch  die  Schiff« 
fahrtrinne  des  Stromes 
zu  überbrücken.  Zieht 
man  mich  inhetracht,  daß 
bei  kürzester  Brücken- 
lange    die   Breite  der 
Brücke   am  auskömm- 
lichsten bemessen,  so- 
wie   unbeschadet  der 
noch  vorzunehmenden 
Boden- Untersuchungen 
bereitsauf  zweckmäßige 
GründungsticfenBed.uht 
genommen   und  damit 
auch  die  finanzielle  Laue 
des  Entwurfes  am  uün- 
stigslcn  gestaltet  ist,  so 
nimmt  dieser  Entwurf 
unter   sämtlichen  Ent- 
würfen die  erste  Stelle 
ein.  In  Würdigung  aller 
inhetracht  kommenden 
Verhältnisse  empfiehlt 

hiernach  die  Kommission  den  beteiligten  Gemeinden  den    lager  durch  Turmaufbauten 
Entwurf  der  Guslavsburgcr  Brücke  n bau  anstatt  und 
zwar  den  Entwurf  C  zur  Ausführung  a 

Für  die  architektonische  Ausgestaltung  der  l.andwider- 


Abbildg.  6.    StroRipleiler.    Entwurf  vun  Grün  &  Bilfingcr  in  Mannheim. 


AbbiWg.  i. 
:  ...  ■  plan. 


rn  sind  von  der  Firma  a  Entwürfe, 
ein  einfacher  und  ein  reicherer  vorgelegt  worden;  die 
reichere  Ausbildung  i-t  diejenige,  welche  zur  Ausführung 
bestimmt  ist  iS.  »85  und  289).  — 


No.  47- 

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Ueber  künstlerische  Aufgaben  in  der  Architektur 

ic  Architektur  steht  der  Malerei  und  Plastik  gegen- 
über wie  die  Dichtkunst  der  Musik  und  dem  Tanz. 
Die  Aufgabe  des  Architekten  ist  es,  die  EinzclkOnstc 
der  bildenden  Kunst  zum  harmonischen  Ganzen  zu  ver- 
einigen. Wie  es  dem  Dichter  möglich  ist,  durch  Vereinigung 
des  Dramas  mit  Musik  und  Tanz  dieses  zur  höchsten 
Vollendung  zu  steigern,  so  wird  die  Baukunst  erst  in  Ge- 
meinschaft mit  Malerei  und  Plastik  als  vollkommen  abge- 
rundetes^ Kunstwerk  in  die  Erscheinung  treten.  Durch 
diese    Verdichtung  der 
Einzelkünste  zum  Ge- 
samtkunstwerk wird  der 
Architekt  zum  Dichter  der 


Abbiltlg.  4  u-  5- 
BrQckcntorbauten. 
Entwurf  von  Prof  1 1  Bill  log 
in  Ka>!»ruhe. 


II. 

In  allzugroßcr  Ferne  liegt  das  Gesamtkunstwerk  der 
Antike;  es  ist  für  uns  nichts  persönlich  Erlebtes,  wenn 
wir  es  auch  ersehnen.  Aber  im  Kleinen,  im  Volksnutzbau, 
wo  auch  eines  das  andere  bedingt,  ist  uns  die  Erinnerung 
an  ein  Gesamtkunstwerk  geblieben.  Wie  das  Volkslied, 
das  ursprünglich  Dichtung,  Musik  und  Gebärde  in  sich 
schlofl,  allmählich  zur  posenhaften  Arie  wurde,  die  Dicht- 
kunst in  der  Oper  sich  der  Musik  unterordnete,  so  wurde 
die  geschmackvolle,  schlichte  Volksbaukunst,  die  wir  noch 

aus  der  Biedermaierzeit 
kennen,  zu  jener  Archi- 
tektur, die  die  Straßen  der 
Großstädte  erfüllt.  Orna- 


CrOn  ft  Bilfinger, 
I  ir1i.au  •  Unternehmung 
in  Mannheim. 


IM 


Vom  Wettbewerb"  um  die  Rheinbrücke  bei  Ruhrort.  Abbild; 

bildenden  Kunst,  der  in  seinen  Werken  dem  Maler  und 
Bildhauer  das  Thema  geben  soll.  Der  Zweck  seines  Werkes 
schreibt  das  Thema  vor;  nur  so  wird  es  möglich  sein,  ein 
sich  logisch  entwickelndes  Gesamtkunstwerk  zu  schallen, 
in  dem  alles  Ucbcrflüssige  und  l'ebcrladene  verschwindet 
Eine  Kunstart  bedingt  die  andere,  dem  Sinn  gemäß  um! 
aus  Bedürfnis  schmücken  Malerei  und  Skulptur  das  Bau- 
werk, das  so  zum  rein  menschlichen  Gesamtkunstwerk  er- 
hoben wird. 

Ii,  Juni  1901. 


a    Gctamlcntwuif  «Jei  BrQckcnbnusifi^jill  <i  u*t u  v  »bürg  bei  Maiu. 

ment  drängt  sich  an  Ornament,  Kensler  an  Kendler,  die  Kluis; 
wurde  zur  Spekulation  und  das  Bedürfnis  nach  Schönheit 
räumte  dem  Ergehen  in  verwirrende«  Luxus  den  Platz 
Auf  dem  Gebiete  der  Musik  und  der  Dichtkunst  sehnte 
sich  der  Geist  schon  lange  nach  den  Gefilden  der  natür- 
lichen Schönheit  und  schuf  durch  Richard  Wagner  als 
höchste  Notwendigkeil  das  ( iesaintkunstwerk ;  ebenso  muß 
au«  der  bildenden  Kunst  das  monumentale  Kunstwerk  der 
Zukunft  geboren  werden. 

289 


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Es  wird  an  dieser  Stelle  von  Interesse  sein,  einige 
Worte  Wagner's  Ober  die  Baukunst  zu  hören.  F.r  sagt 
zunächst  schon  Ober  das  alte  Rom:  „Da  entstanden  die 
erstaunlichen  Straßen  und  Wasserleitungen,  mit  denen  wir 
heutigen  Tages  durch  unsere  Eisenbahn  Straßen  zu  wett- 
eifern suchen,  da  wurde  die  Natur  zur  melkenden  Kuh  und 
die  Baukunst  zum  Milcheimer  "  Weiter  Ober  die  Jetztzeit: 
„Die  eigentlichen  Tempel  unserer  modernen  Religion,  die 
Börsengebäude,  werden  zwar  sehr  sinnreich,  werden  auf 
griechischen  Säulen  konstruiert;  griechische  Giebelfelder 


gnecni 
laden 


Parthenon  schreitet  uns  die  abgelöste  Militärwache  ent- 
gegen: aber  so  erhebend  auch  diese  Ausnahmen  sind.  *o 
sind  sie  eben  doch  nur  Ausnahmen  und  die  Regel  unserer 
Nützlichkeits-Baukunst  ist  unsäglich  häßlich  und  kleinlich." 

Ein  Werk  der  ewig  natürlichen  Kunst  hatte  von  jeher 
den  Zweck,  dein  Menschen  sein  eigene*  Seelenleben  und 
das  Seelenleben  in  der  Natur  zu  schildern;  sich  harm<»- 
nisch  mit  der  Natur  zu  vereinigen  und,  selbst  harmonisch 
in  Form  und  Wesen,  die  höchsten  menschlichen  Ideale 
zu  bewahren  und  äußerlich  zu  verkörpern!  Wie  wäre  es 
also  möglich,  einer  mechanischen  Funktion,  einer  Fabrik, 
einem  Bureau  usw.  ein  künstlerisches  Gepräge  zu  verleihen 
I  ?  Die  Red).  So  lange  die  Baukunst,  ihren  Selbstzweck 
verleugnend,  sich  im  Dienste  des  Kapitals  gedankenlos 
ergeht,  wird  sie  sich  nicht  zu  ihrer  erhabenen  Würde 
erheben  können.  Sie  wird  dem  Luxus  dienen,  statt  dem 
Bedürfnis  nach  Schönheit  Rechnung  zu  tragen. 

Erst  wenn  wir  zu  dem  Bewußtsein  gelangen,  daß  die 
mannigfachen  Erfindungen  unserer  Zeit  nicht  dem  Kapital 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Ing. -Verein  zu  Hamburg.  Vers,  am  4.  März 
1904.  Vors.  Hr.  B übende y,  anwes.  74  Pcrs. 

Hr.  Löwengard  macht  Mitteilungen  über  einen  Ver- 
einswettbewerb zur  Beschaffung  von  Plänen  für 
kleinere  Landhäuser  in  der  Villenkolonie  des 
Hrn.  Specht  in  Sachsenwald-Hof  riedc  Es  handelt 
sich  um  Landhäuser  im  Bauwerte  von  150»,  30000  und 
25000  M.  Neun  Preise  von  100  300  M,  sind  ausgesetzt. 
Preisrichter  sind  die  Hrn.  Dorn,  Groot  hoff  und  Semper. 

Hierauf  hält  Hr.  Dr.  Groß  mann  von  der  Deutschen 
Sccwarte  einen  Vortrag  über  Wette rvorhersage.  Aus- 
gehend von  älteren  Versuchen,  das  Wetter  aus  der  Stellung 
der  Gestirne  vorherzubestimmen,  legt  Redner  dar,  daß  alle 
derartigen  astrometeorologischen  Theorien,  zu  denen  auch 
die  Faib'sche  Theorie  zählt,  keinen  Anspruch  auf  wissen- 
schaftliche Begründung  machen  dürfen.  Die  neuere  Wetter- 
kunde beruht  auf  der  Beobachtung  des  Barometers  und 
einer  Reihe  von  Lehrsätzen  Ober  den  Zusammenhang  von 
Luftdruckverteilung,  Windrichtung,  Niederschlägen^  ärme 
und  Witterungscharakter.  Aus  den  täglich  einlaufenden 
Wettcrtelegrammcn  werden  in  der  Secwartc  Wetterkarten 
zusammengestellt  und  aus  diesen  unter  Zuhülfenahme  ge- 
wisser örtlicher  Erfahrungen  die  Wettervorhersage  abge- 
leitet. Redner  erhofft  eine  weitere  Vervollkommnung  der 
Wcttcrlchrc  aus  Beobachtungen  in  großer  Höhe  und  der 
Ausdehnung  der  Wcttcranzcigcn  auf  die  hohe  See  mittels 
Funkentelcgraphic  von  Schilfen  au-.  Stein. 

Vers,  am  11.  März  1904.  Vors.  Hr  Hcnnickc,  anwes. 
68  Per»  ,  aufgen.  Hr.  Arch.  W.  Cordes,  Dir.  des  Zentral- 
Friedhofes  Ohlsdorf. 

Es  erhält  das  Wort  Hr.  Zimmermann  zu  „Reise- 
mitteilungen aus  l'nteritalien".  Der  Redner  schickt 
voraus,  daß  man  keine  technisch  wichtigen  Ausführungen 
von  ihm  erwarten  dürfe,  daß  aber  vielleicht  manche  von 
ihm  zu  gebende  Winke  denjenigen  von  Nutzen  sein  könnten, 
welche  nach  ihm  solche  Reisen  zu  inachen  gedächten. 
Wichtig  sei  es  dafür  vor  allem,  sich  vorher  einen  festen 
Rciseplan  zu  machen,  der  zwar  nicht  bis  ins  Einzelne 
festzustehen  brauche,  der  aber  doch  die  zu  besuchenden 
Ork-  auswähle  und  namentlich  denjenigen  Ort  feststelle, 
an  welchem  man  bei  längerem  Aufenthalt  zur  Ruhe  zu 
kommen  gedenke.  Dieser  Ort  sei  (ür  ihn  diesmal  Capri 
gewesen,  das  er  nach  Aufenthalten  in  Mailand,  Genua  und 
Neapel  erreicht  habe.  Bezüglich  der  Reise  empfiehlt  Red- 
ner von  München  aus  den  Weg  über  Lindau,  Romans- 
horn,  Gotthard  nach  Mailand  gegenüber  dem  anderen  Weg 
über  Innsbruck.  Verona  und  die  Lombardische  Kbcne.  Bei 
ersterem  könne  man  in  Zürich  übernachten,  was  gegen- 
über der  Ucbernachtung  in  Verona  aul  der  anderen  Koute 
bei  weitem  vorzuziehen  sei.  Bezüglich  der  Ko>tcn  teilt 
Redner  mit,  daß  ein  EisenbahtibiUet  Hamburg-Genua  und 
zurück  I.  Kl.  225  M.,  die  Dampfschiffahrt  von  Genua  nach 
Neapel  und  zurück  135  M.  ko-te,  sodaß  einschl  Gepäck 
die  Reisekosten  etwa  400  M  betrügen.  Kür  den  täglichen 
Verbrauch  sei  zu  beachten,  daß  man  in  Italien  billiger  lebe 
aK  in  Deutschland. 

290 


und  dem  Luxus  des  Einzelnen,  sondern  der  menschlichen 
Gesamtheit  nützen  sollen,  wird  es  uns  natürlich  erscheinen, 
daß  die  Umgebung  des  Menschen  der  Zukunft  eine  künst- 
lerische sein  wird ,  denn  jegliche  Erfindung  des  mensch- 
lichen Geistes  soll  dazu  dienen,  in  den  Dienst  rein  mensch- 
licher Bestrebungen  gestellt  zu  werden.  Die  Künstelei 
wird  enden,  wenn  der  Maschine  keine  Paläste  mehr  gebaut 
werden,  sondern  dem  menschlichen  Geiste,  der  die  Ma- 
schine ersann,  um  den  mechanischen  Menschen  zu  ver- 
nichten, damit  der  Mensch  seine  Fähigkeiten  zur  höchsten 
Fülle  entwickeln  könne.  Sind  wir  dahin  gelangt,  dann 
wird  es  die  Aufgabe  der  Kunst,  die  das  Ueberbleiben 
eines  idealen  Volkes  war,  sein,  ein  neues  Volk  zu  seinen 
idealen  Zielen  zu  führen,  damit  es  das  Kunstwerk  der 
Zukunft  in  sich  verkörpere  Die  Pflicht  des  wahren  Bau- 
künstlers muß  es  also  sein,  den  Weg  nach  jenen  Zielen  zu 
weisen.  Dieser  Weg  wird  immer  im  intimen  und  monu- 
mentalen Gesamtkunstwerk  liegen,  in  Bauten,  die  der  Pflege 
und  Entwicklung  der  Schönheit  des  Geistes  und  Körpers 
gewidmet  sind. 

Das  Wohnhaus,  die  Schule,  das  Bad  in  Verbindung 
mit  Spielplätzen  und  sonstigen  Einrichtungen  zur  Pflege 
des  Körpers,  das  Theater,  das  Konzerthaus,  das  Museum, 
das  Gcsamtstädtebild,  alles  harrt  einer  idealen  Lösung 
Das  beste  Beispiel  eines  einzelnen  vollständig  abgeschlossen 
sich  darstellenden  Gesamtkunstwerkes  ist  der  Königsplatz 
in  München,  wie  auch  München  verhältnismäßig  wenig  Über- 
flüssigen Luxus  entwickelt,  um  umsomehr  für  die  ge- 
sunde Entwicklung  des  Geistes  zu  wirken.  — 

Krnst  Ilaiger,  Architekt  in  München. 

Redner  schildert  dann  den  Stadlplan  und  die  be- 
deutendsten Sehenswürdigkeiten  Mailands.  Letztere  Stadt 
werde  seiner  Ansicht  nach  von  den  meisten  Reisenden, 
welche  dort  nur  eine  moderne  Großstadt  ohne  spezifisch 
italienischen  Charakter  finden  wollen,  unterschätzt.  Mai- 
land blicke  auf  eine  reiche  und  interessante  Geschichte 
zurück,  welche  sich  in  den  charakteristischen  Zügen  seines 
Stadtplanes  wiederspicgclc,  Als  Hauptmittelpunktc  der 
Stadt  führt  Redner  an:  1.  den  Dom,  2.  das  munizipale 
Zentrum  und  3.  die  Burg  der  Visconti  und  Sforza.  Von 
diesen  drei  Punkten,  welche  später  durch  planvoll  durch- 
geführte Straßendurchbrüchc  mit  einander  verbunden  und 
so  zu  einem  gemeinsamen  Zentrum  der  Stadt  gemacht 
sind,  führen  gut  angelegte  Radialstraßen  in  die  Umgegend. 
Die  Stadt  erfreut  sich  eines  guten  Netzes  elektrischer 
Straßenbahnen,  welche  alle  auf  dem  Domplatz  endigen. 
Ein  Pendelverkehr  besteht  nicht. 

Von  Mailand  gelangt  man  in  dreistündiger  sehr 
schöner  Fahrt  nach  Genua.  Die  Stadt  hat  am  Hafen  eine 
Hauptfront;  sie  ist  eine  ausgesprochene  Kaufmannssladt. 
Bis  vor  kurzem  gab  es  in  Genua  nur  einen  einzigen  fahr- 
baren Straßenzug,  während  alle  übrigen  Straßen  schmale, 
vielfach  durch  Treppen  unterbrochene  Gäßchen  waren. 
Sehr  verbessert  wurde  das  Stadtbild  durch  die  Mittel, 
welche  ein  wohlhabender  Bürger  der  Stadl,  der  Duca 
di  Galliera,  derselben  in  Höhe  von  20  Mill.  Lire  vermachte. 
Mit  diesen  bedeutenden  Hilfsmitteln  wurden  eine  Erweite- 
rung des  Hafens  und  der  Neubau  des  Krankenhauses 
S  Andrea  ausgeführt.  Außerdem  erhielt  die  Stadt  von 
diesem  Wohltäter  zwei  Paläste  mit  kostbaren  Gemälde- 
Galerien  zum  Geschenk. 

Die  Reise  von  Genua  nach  Neapel  machte  Redner 
auf  einem  italienischen  Dampfer,  mit  dem  die  Strecke 
mit  einem  fast  12  stündigen  Aufenthalt  in  Livorno  in 
48  Stunden  zurückgelegt  wurde.  Es  wurden  berührt  die 
Lage  des  Golfes  von  Neapel  mit  den  Inseln  Ischia  und 
Capri,  der  Stadt,  dem  Vesuv  und  der  Halbinsel  von  Sorrent 
und  es  gab  Redner  eine  eingehende  Schilderung  der  Stadt 
Neapel,  sowie  ihrer  verschiedenen  Teile  und  Verkehrs- 
wege. Als  besondere  Sehenswürdigkeilen  werden  ge- 
nannt das  Kloster  San  Martino,  das  jetzt  aber  aufgehoben 
und  zu  einem  Museum  umgebaut  worden  ist,  ferner  die 
neue  Straßenanlage  des  Corso  Vittorio  F.manucle  und  end- 
lich das  Museo  nazionale. 

Den  Schluß  des  Vortrages  bildete  eine  Schilderung 
der  Insel  Capri,  welche  Redner  zu  einem  längeren  Aufent- 
halt gewählt  hatte,  mit  den  in  neuester  Zeit  daselbst  aus- 
geführten zahlreichen  Verbesserungen  der  Verkehrswege. 

Die  Rückreise  wurde  auf  demselben  Wege,  aber  zwi- 
schen Neapel  und  Genua  auf  dem  deutschen  Dampfer 
Kiautchou  ausgeführt.  Mit  dem  Wunsche,  daß  seine  Mit- 
teilungen recht  viele  seiner  Zuhörer  zur  Ausführung  einer 
solchen  Reise  veranlassen  möchten,  schließt  Redner  seine 
reizvollen,  von  der  Versammlung  mit  lautem  Beifall  ent- 
geucti  genommenen  Mitteilungen. 

Illustriert  war  der  Vortrag  durch  eine  große  Zahl  von 
Aquarellen,  welche  der  Vortragende  auf  seinen  Reisen 
hergestellt  hatte.  —  ■  Hm. 


No.  47^ 

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Vermischtes. 

Ahornholzfuflboden.  Seitdem  wir  auf  S.  1 79  Jhrg.  1902 
die  Aufmerksamkeit  auf  die  beachtenswerten  Eigenschaften 
des  Ahornholzfußbodcns  tacer  saccharinum»  lenkten,  hat 
sich  das  Anwendungsgebiet  desselben  namhaft  erweitert, 
l'ebeiall,  wo  es  auf  Haltbarkeit  und  geringe  Abnutzung 
von  Fußböden  ankommt,  wird  jetzt  in  Hamburg  Ahorn- 
fuSboden  verlegt.  I*ie  großen  Bauten  der  Frcihafen-I-ager- 
haus- Gesellschaft,  das  neue  Ijtgerhaus  und  Werkstellen- 
Gcbftude  von  Dr.  Heinr.  Traun  &  Sohne,  vorm.  Harburger 
Gummikamm  -  Ko.,  und  die  kais.  Ober  -  Postdirektion  in 
Hamburg  haben  ihre  Arbeitsräume  mit  Ahornfufiböden 
ausgestaltet.  Bei  der  Hamburger  Baudeputation  finden 
diese  Böden  für  fast  alle  Schulbauten  Anwendung.  Auch 
Ober  Hamburg  hinaus  sind  die  Vorzuge  derselben  aner- 
kannt. So  wurden  die  ßergmann'schen  Elektrizitäts-  Werke 
in  Berlin  durch  die  Firma  Held  &•  Franckc  im  vorigen 
Jahre  damit  ausgerüstet  und  die  Firma  Krupp  in  Essen 
hat  verschiedene  Raunte  damit  belegt. 

Die  Firma  Koefoed  6t  Isaakson  in  Hamburg  15  ist  be- 
müht, das  Ahornholz  in  zuvcrläBiger  gualitäl  einzuführen. 
Dasselbe  wird  auf  künstlichem  Wege  getrocknet  und  von 
allen  fremden  Saften  befreit,  Als  Neubelag  für  verschlissene 
Fußboden  dienen  16  ••>">  starke  Verdoppelungsbüden,  mit 
deren  Verwendung  die  kostspielige  Erneuerung  des  alten 
oft  in  Asphalt  festliegenden  Fußbodens  entbehrlich  wird. 
In  wenigen  Stunden  kann  auf  diese  Art  ein  Fußboden  so 
erneuert  werden,  daß  in  absehbarer  Zeit  keine  Repara- 
turen mehr  erforderlich  werden.  Auch  für  bessere  Bau- 
ten bietet  der  Ahornfußboden  Nutzen.  Das  Holz  kann 
feucht  gereinigt  werden,  ohne  daß  es  schwarz  wird,  auch 
wird  es  nicht  glatt  und  splittert  nicht.  Ist  ein  solcher  Fuß- 
boden sachgemäß  geölt,  so  kann  er  spater  jeder  Zeit  ge- 
wachst und  gebohnert  werden  und  erlangt  damit  seine 
hübsche  helle'  Spiegelung  wieder    -  fw 


Bücher. 

Der  Drehstrommotor  als  Eisenbahnmotor.  Von  Wilhelm 
Küblcr,  Ingenieur,  a.  o.  Professor  an  der  kgl.  sitch* 
techn.  Hochschule  zu  Dresden.  Mit  zahlreichen  Ab- 
bildungen. Leipzig  1903.  Verlag  von  Arthur  Felix. 
Preis  6,60  M.  — 
Es  ist  noch  garnicht  lange  her,  da  herrschte  in  Fach- 
kreisen die  Ansicht,  daß  zum  Betrieb  von  Wagen  und 
Bahnzügen  durch  den  elektrischen  Strom  sich  der  Gleich- 
strommotor allein  eigene  und  daß  ihm  der  Drehstrom- 
und  der  Einphasenmotor,  wenn  sie  nicht  iti  konstruktiver 
Hinsieht  ganz  außerordentlich  wichtige  Verbesserungen 
erfahren  würden,  auf  dem  Gebiete  der  Traktion  nie  wür- 
den ernstlich  Konkurrenz  machen  können  trotz  der  wert- 
vollen Eigenschaften,  die  sie  vor  jenem  voraus  haben. 
Vor  allem  bedüifen  sie  nicht  wie  jener  eines  Kummutators, 
der  sich  nur  für  Spannungen  bis  höchstens  1000  Voll 
betriebssicher  herstellen  läßt,  und  es  liegt  daher  die 
Möglichkeit  vor.  Dreh-  und  Einphasenstrom-Motnren  mit 
Spannungen  von  mehreren  tausend  Volt  zu  betreiben 
Daß  letztere«  sehr  wohl  ausführbar  ist,  haben  u.  A.  die 
Marienfclde— Zossencr  Schnellbahn -Versuche  bewiesen, 
wo  Drehstrommotoren  direkt  mit  to  000  Volt  betrieben  wur- 
den Welche  Vorteile  es  hat,  elektrische  Bahnnetze  mit  hoher 
Spannung  zu  speisen,  kann  hier  nicht  auseinander  gesetzt 
werden.  Mit  Rücksicht  auf  die  eben  erwähnten  Vorzüge 
der  Drehstrommotoren  gegenüber  denen  für  Gleichstrom 
waren  in  den  letzten  Jahren  eine  Reihe  namhafter  Elektro- 
techniker mit  dem  Studium  der  Frage  der  Verwendbarkeit 
des  Drehstromtnotores  im  Bahnbetrieb  emsig  beschäftigt 
Aulgrund  dieses  Studiums  wurde  man  dazu  ermutigt,  an 
verschiedenen  Stellen,  so  in  Oberitalien,  in  der  Schweiz, 
zwischen  Marienfclde  und  Zossen  Drehslrombahneu  zu 
erbauen  und  dieselben  teils  zu  Versuchszwecken,  teils 
dauernd  zu  betreiben.  Hr.  Prof.  Kubier,  der  sich  von 
jeher  mit  der  inrede  stehenden  Frage  intensiv  beschäftigt 
und  sich  auchsiets  an  ihrerBesprechung  in  Fachzeitschriften 
und  Vereinen  lebhaft  beteiligt  hat,  hat  nun  vor  einiger 
Zeit  Gelegenheit  genommen,  die  Drchstrombahn  Burg- 
dorf—Thun, die  seit  mehreren  Jahren  sich  in  dauerndem 
Betriebe  bewahrt  hat,  und  ihr  rollendes  Material  einer 
genauen  Untersuchung  zu  unterziehen.  Die  Ergebnisse 
derselben,  die  sich  im  Großen  und  Ganzen  mit  dem 
decken,  was  der  amerikanische  Gclehrlc  Prof.  C.  A. 
Carus  Wilson  bei  Versuchen,  die  er  einige  Zeit  früher 
an  derselben  Bahnstrecke  ausgeführt,  gefunden  hatte, 
werden  einer  eingehenden  Besprechung  unterzogen  und 
an  der  Hand  theoretischer  Darlegungen  und  der  Ober  den 
Gegenstand  vorhandenen  Literatur  genau  erörtert.  Der 
Verfasser  gelangt  hierbei  zu  folgenden  Schlüssen,  die  die 
Uebcrlegenhcit  des  Drehstrommotorcs  über  den  Gleich- 
strommotor dartun.  Drehstrommotoren  gestatten  eine  Vcr- 

11.  Juni  1904. 


ringerung  der  Brcmsvcrluste;  sie  erlauben  ferner,  Einrich- 
tungen zu  treffen,  die  den  Erfolg  und  die  Sicherheit  de- 
Betriebes in  geringerem  Maße  von  der  Aufmerksamkeit 
des  Moionnannes  abhängig  machen,  als  bei  Gleichslmm- 
betrieb.  Auch  können  Drelistromwagen  bei  sladthahnartigem 
Betriebe  (kurze  Stationsentfernung)  imganzen  leichter  ge- 
baut werden  als  Gleichstromwagen.  Ferner  werden  Dreh- 
strombahnen bei  gleichen  Leistungsfähigkeiten  ungleich 
billiger  in  Anlage  und  Betrieb,  als  Gicichstromhahncn.  weil 
sie  gestatten,  überall  unmittelbar  mit  Hochspannung  zu 
arbeiten;  es  liegt  kein  Grund  vor,  die  Stadtbahnen  hier- 
von auszunehmen.  Diese  Schlußfolgerungen  belegt  er  mit 
einem  reichhaltigen  Zahlenmaterial.  Auch  die  hochbedeut- 
samen klassischen  Maricnfclde-Zossener  Schncllbahnver- 
suchc  zieht  Hr.  Kühler  in  das  Bereich  seiner  Betrachtun- 
gen. Eine  Reihe  schön  ausgeführter  Abbildungen  und 
Rurventafeln  ergänzen  den  interessanten  Text  aufs  beste. 
Das  Buch  bildet  einen  wertvollen  Beilrag  zur  Beurteilung 
der  Frage:  wie  sollen  wir  unsere  elektrischen  Bahnen  ein- 
richten und  betreiben?  Dr.  H.  S. 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Bau  -  und  Kunst-Denkmäler  T  Ii  dringen  t.  Bearbeitet 
von  Prof.  Dr  P  Lchfcldt  <t)  und  Prof.  Dr.  G.  VoO,  Kon- 
scivator    Heft  XXIX:  Amtsgerichtsbez.  Hildburghausen  mit 
3  Lichtdrucken  und  la  Abb.  im  Text,  Heft  XXX:  Arots- 
gerirhtsbe*.  Eisfrld  und  Themar  mit  s  l.ichldr.  und  aj  Abb. 
im  Text  —  de»  Herzogtum*  S.-Meiningen  --Jena  1903.  Gustav 
Fischer.    Pr.  Heft  39:  3J0  M ,  Heft  30:  4,50  M. 
Berberich,  Alois.    Der  Schnellrech  11  er.    Eine  Anleitung 
iura  ratchen  und  sicheren  Beherrschen  der  Zahlen.  WQri- 
buig  tooa.    Memroinger's  VerlagsansUlt.    Pr.  40  Pf. 
Block,  J  ,  Apulheker.   U  e  b  e  r  einige  Reisen  inGriechcn- 
1  a  11  d  ,  mit  Berücksichtigung  der  geulog.  Verhältnisse,  f owie 
der  Baumaterialien,  insbesondre  der  Marmorarten  Griechen- 
lands.   Bonn  190a.   Catl  Georgi. 
Blrven,  Heinr.,  Ing.    Das  Fach  werk.    Eine  I'infOhrong  iu  die 
statische  Berechnung  desselben.    Zugleich  ein  Kepetitorium 
lOr  den  ausübenden  Techniker.    Mit  aa  Abbildgn.  im  Text. 
Hildborghausen  1003.    Otto  Pctzoldt.    Pr.  kaitun.  1,50  M. 
D an ckwerts,  Reg.-  u.  Brt,  Prof.   Tabelle  zur  Berechnung 
der  Stauweiten  in  offenen  Wasserlftufen  mit 
einfahrenden  Erörterungen  Ober  die  Bewegung  des  Walsers 
in  geschlossenen  und  offenen  Rohren.    Mit  35  Abbilden  im 
Text  und  a  Anlagen.  Wiesbaden  190-3  C.  Vi.  Kreidet's  V  erlag. 
Pr.  80  Pf. 

Hauber,  W.  Dipl -lng.  Statik.  I.  Teil:  Die  Grundlehien  der 
Statik  starrer  Körper.  Mit  83  Figuren  —  Sammlung  GOstbcn 
No.  178.  —  Leipzig  1903    G.  J.  Göschen.  Pr.  geb.  80  PI. 

Henselln,  Ad  ,  Arrh.  Lehrbild  er  für  Raustoffkunde. 
Eine  Sammlung  vun  Bildern  aus  den  Werkslatten  der  Bau- 
sloffeewerbe.  40  Bilder  mit  Text,  Berlin  1903.  A.  Seydel. 
Pr.  3  M 

Jahr,  K.,  Kgl.  Gewerberat.  Anleitung  zum  Entwerfen 
und  zur  Berechnung  der  Standfestigkeit  für 
gemauerte  Kabrikschornstcine,  sowie  fOr  eiserne 
Schornsteine  «nd  Dachkonstruktionen.  Mit  Abbildungen, 
Tabellen  und  Rechnung*b«i*piclen.  4.  verbesserte  und  ver- 
mehrte Aufl.  Hagen  i  W.  1904.  Otto  Hamracrachmidt-  Pr. 
kart.  a  M. 

Preisbewerbungen. 

Zwei  Wettbewerbe  der  Su  dt  gemeinde  Prag  erwähnen 
wir,  da  sie  an  tschechische  Künstler  gerichtet  sind,  nur 
der  Bedeutung  des  Gegenstandes  wegen.  Der  eine  Wett- 
bewerb betrifft  die  Erweiterung  <f es  Altstädter  Rat- 
hauses (Preissumme  24000  Kr.l,  der  andere  ein  neues 
Rathaus  auf  dem  Linhartplatz  (Preissummc  8000  Kr.)  — 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  Mannerlogler- 
hluser  der  Kaiser  Franz  Josef  I.  Jubiläums -Stiftung  für 
Volkswohnungen  und  Wohlfahrt»  -  Einrichtungen  In  Wien 
liefen  38  Arbeiten  ein.  Den  I.  Preis  unter  den  24  Ent- 
würfen des  für  den  X.  Bezirk  gedachten  Hauses  erhielt 
Hr.  k.  k.  Brt.  Rud.  Breuer,  den  II.  und  den  III.  Preis  die 
gemeinschaftlichen  Arbeiten  der  Hrn.  Theod.  Bach  und 
Leop.  Simony,  sämtlich  in  Wien.  Für  das  Haus  für  den 
XX  Bezirk  gingen  14  Entwürfe  ein.  Hier  erhielten  den 
I.  Preis  die  Hrn.  Leop.  Romsauer  und  Otto  Richter, 
den  II.  Preis  Hr.  Rud.  Melichar  und  den  III.  Preis  Iii 
k.  k.  Brt.  Rud.  Breuer  in  Wien.  — 

Wettbewerb  Kunsthaus  Zürich.  Die  Ausführung  des 
Hauses  wurde  Hrn  Karl  Moser,  in  Firma:  Curjrl  &  Moser 
in  Karlsruhe,  Obertragen.  — 

Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  M:ir  .  Situflbmitt.  AI,  nliu.lt  in  Kn  I 
ist  z  Reichs- Mar. -Amt  veisct/t 

Der  Eisenb  -  Betr.  -  [Vr.  K  ricirlir  in  Strasburg  i  K  i-t  1 
Reg -Rat  und  Milgl  il  Gcn-D-r.  der  F.i*<nb   in  Kli  -l.othr  ernannt 

Baden.  Zugeteilt  sind  die  Reg,  -  Bmslr.  H  R  •  u  m  i  n  n  in 
Konstanz  der  Gm,  ■  Dir.  der  Sustsciscnb  urd  Kaufmann  der 
Maxell. -lnsp.  in  Koi^tunz. 

Der  Reg -RmMr.  Ad,  /  ieglrr  bei  der  lim  Dir  der  Staats- 
ei*cnb,  ist  gestorben. 

aoi 


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Preußen.  Dem  I-andbauiiup  Brt  Bflrdf  in  Berlin  ist  unL 
Ernennung  z.  Bauinsp,  eine  Bauinsp  -stelle  irn  Bereiche  der  Minist - 
Baokoraiu.  abertr»fen  und  der  Landbauinsp.  Prof.  Müßigbrodt 
in  Berlin  der  Minist. -Baukomm,  zur  weiteren  Verwendung  Ober- 
sviesen. Der  Wasserbauinsp.  Hagen  in  Stolpmflnde  ist  z.  Hafen- 
bauinsp.  dat.  und  der  Landbauinsp.  Steinicke  in  Danzig  tat  z. 
Kr-Bauinsp  in  Danzig  II  ernannt.  Der  Kr. -Bauinsp.  K  Lange  in 
Uromberg  iat  der  dort.  Kcg.  als  Landbauinap.  überwiesen. 

Versetzt  sind :  Der  Reg  -  u  Brt.  Schneider  von  Posen  nach 
Dahldorf;  der  Kr  -Bauinsp  Brt.  B I  a  u  in  Beuthen  als  Landbauinsp. 
nach  Berlin;  der  Wasser-Bauinsp.  BrL  Blumbcrg  von  Torgau 
nach  Arnsberg;  der  Bauinsp.  Schiele  io  Königsberg  i.  Pr.  als 
Kr -Bauinsp.  nach  Hemel;  der  Landbauinsp.  Brt  V  oelcker  von 
Berlin  nach  Marien wei der;  der  Kr-Bauinsp.  Brt  M  ettke  in  Aroa- 
walde  als  Landbauinsp.  nach  Liegnitz;  die  Wasser- Bauin»p.  Brt. 
Dieckmann  von  Labiau  nach  Tilsit,  V  i  s  a  r  i  u  s  von  Osnabrück 
nach  Birnbaum,  Marten  von  Birnbaum  nach  Glücksladt,  F  I  e  b  b  c 
vod  Berlin  nach  Torgau,  Wasenann  von  Arnsberg  nach  Osna- 
brück, I!  i  I  d  e  b  r  a  n  d  l  von  Küstrin  uach  Labiau;  die  Kr-Bauin«p. 
Gyßling  von  Gumbinnen  nach  Biedenkopf  und  Aronson  von 
Biedenkopf  nach  Beuthen.  Ob -Sehl  ;  der  Landbauinsp.  May  von 
Hannover  nach  Luckau;  die  Wasser-Bauinsp.  Urban  von  Fflrsten- 
berg  a.  O.  nach  Kurzebrack  und  S  tu  wert  von  Marienburg 
nach  Danzig 

Ernannt  sind  die  Reg -Bmslr. :  Ism.  Herrinann  in  Bromberg, 
Waller  Mahn  in  Schiieidemühl,  Matthe!  in  Kempen  i  P  ,  Linden 
in  l-abiau,  Harenberg  in  Rastenburg,  Fust  in  Könitz,  Wendt 
in  Sagau  und  Steinbrecher  in  Bliesen  zu  Kr.-Bauinsp;  — 
Ruhne  in  Rendsburg,  Brftstlcin  in  Berlin,  Niemann  in  Puscn, 
P  r  e  1 1  e  r  in  Beeskow,  Hirt  in  Bromberg,  A  m  >  c  Ii  I  c  r  in  Frau- 
stadt, Lug.  Kohte  in  Liegnitz,  Quast  in  Magdeburg,  Hausmann 
in  Berlin  und  Stubbc  in  Stettin  zu  Laudoauintp  ;  —  Redlich 
in  Königsberg  i  Pr  und  Karl  Becker  in  Stettin  zu  Bauinsp  ;  — 
Wilh.  Zander  und  K  r  e  v  io  Berlin,  Schonsee  in  Pillau.  GusL 
Meyer  und  Jahrmark  in  Berlin  zn  Wasser-Bauinsp.;  —  Breiten- 
feld in  Magdeburg  zu  Masch  ■  Bauinsp. 

Die  Reg-Bfhr.  Herrn  Rasche  aus  Berlin,  Dr.  Hcinr.  Roettgen 
aas  Bonn,  Bruno  Schwan  aus  Posen  und  Herrn.  Studemund 
aus  Rostock  (Hochbfch.),  —  Ad.Tschich  aus  Ostrowo,  Arth 
M  ft  h  I  b  r  a  d  t  aus  Bronibcrg,  Friedf  J  a  c  h  n  aus  Kempen  und 
Paul  Stengel  aus  Halle  a.  S  (Eisenbfch  I,  -  Jobs  Voß  aus  Borg- 
hörst  (Masch-Bich)  sind  zu  Reg -Bmstrn.  ernannt. 

Zur  Beschädigung  überwiesen  sind  die  Reg. -Bmstr.:  Kurt 
M  0  1 1  e  r  der  Kgl  Minist.  -  Bankomm  in  Berlin,  Struckmann 
der  Kgl  Reg  in  Hildesheim,  Menne  der  Kgl  Eisenb-Dir.  in  Stettin. 

Dem  Landbauinsp.  Prof  Br.  Schulz  in  Hannover  ist  die 
nacheca  Entlass.  aus  den)  Dienst  der  A'lgcro  Bauvcrwaltg.  erteilt 

Der  Reg  -Bmstr.  HaubcnrciScr  in  Breslau  ist  gestorben. 

Württemberg.  Dem  Ob -Brt.  Weigle  in  Stuttgart  iat  das 
Ritterkreuz  1.  Kl.  des  Fiiedncbsordena  verliehen. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Anmerkung  der  Redaktion.  Die  Anfragen  far  unseren  Brief- 
und  Fragekastcu  häufen  sich  in  der  letzten  Zeit  in  einer  solchen 
Weise,  dass  die  Beantwortung  derselben  bei  dem  bescheidenen 
Raum,  den  wir  dieser  nur  zur  Verfügung  stellen  können,  sieh  gegen 
unseren  Willen  vielfach  verzögert.  Wir  sehen  uns  daher  zu  der 
Bemerkung  genötigt,  dass  wir  nur  noch  die  Anfragen  von  all- 
gemeinem Interesse  berücksichtigen  kennen,  welchen  der 
Nachweis  des  Bezuges  unseres  Blattes  beigefügt  ist. 
Wenig  Aussicht  auf  Beantwortung  haben  außerdem  die  Anfragen, 
deren  Erledigung  auf  dem  Wege  der  Anzeige  möglich  ist.  Grund- 
satzlich sollte  der  Briefkasten  nur  dann  in  Anspruch  genommen 
werden,  wenn  andere  Wege  versagen.  Keinesfalls  sind  wir 
in  der  Lage,  längere  Gutachten  abzugeben,  umfangreiche  Schrift- 
stücke zu  studieren,  mit  den  Absendern  von  Anfragen  in  einen 
Scluifiwechscl  zu  treten,  oder  die  Gründe  für  Nichtbeantwottung 
anzugeben.  Es  liegt  ferner  im  Interesse  der  Absender,  bei  Rück- 
fragen stet»  die  urapi  angliche  Frage  zu  wiederholen.  — 

Hrn.  R.  St.  In  Neustadt.  Melufacb  schon  haben  wir  an 
dieser  Stelle  gebeten,  alle  die  Herstellung  und  Bewahrung  von 
Kalksandziegelir  betreffenden  Kragen  an  die  einschl. /citschrilt:  „Die 
Kalksandstein  -  Fabrikation",  geleitet  von  W,  <  )lscliewsky,  Berlin 
S.W.  48,  richten  zu  wollen.  Außerdem  verweisen  wir  Sie  auf  die 
Schrift:  „Die  Kalksandstein  ■  Fabrikation"  vun  Emst  Staffier  in 
Zürich.    Verlag  der  Tomiidustrie  Zeitung,  Bcilin  NW.  5,  1904  — 

Anfragen  an  den  Leserkreis, 
r.  In  hiesiger  Gemrindc  ist  angeregt  worden,  aus  Gründen  der 
Billigkeit  in  die  ungepCastcrle  Fahrbahn  einei  der  Hauptstraße», 
die  zugleich  den  unmittelbaren  Weg  von  liichieien  umfangreichen 
Ziegeleien  oadi  dem  Bahnhof  bildet,  für  die  an  manchen  Tagen 
nach  hunderten  zAhlcndcrr  Zicgclfuhrcti  ein  Gleis  mit  der  den 
Ziegelwagen  entsprechenden  Spurweite  aus  fljch  gelegten  U  Eisen 
einzubauen  und  die  Straße  seitlich  etwa  ;^o  —  so  '"ni  breit  anzupfhrstern. 
Wo  bestehen  derartige  Anlagen  s<  hnn  und  ans  weit  heu  Gründen 
wutden  dieselben  gewählt  '  Wie  ist  die  Konstruktion  und  wie  hat 
sich  dieselbe  bewahrt  ?    Wie  teuer  stellt  »i,  Ii  das  IM  m ''.  — 

.S.  hn  in  l<. 

a.  Es  ist  mir  berichtet  worden,  daß  in  man-  her  <  irgend  d«*  An- 
brennen von  sichtbaren  Eachwrr  kstiölzcrn  »'s  Ersatz  von  Ocltarbeo- 
anstrich  angewendet  wird.  Nähere  Auskunft  ijt>cr  dieses  Verfahren 
konnte  ich  jedoch  nicht  erhallen  um]  trage  daher:  1  Welche  Brenn- 
lampe  kommt  bei  dem  Anbrennen  tHiauiic:ii  der  HiMzcr  zur  An- 
wendung? 3.  Muß  tlii*  zu  brÄuncrnle  Hu'z  vo;)icr  mit  Od  ge- 
tränkt werden  und  welches  eignet  -i-  tr  dazu  am  besten  7  3  Ist 
die  gebräunte  FlSche  nachher  mit  einem  Schutzanstrich  (Lackllhcr- 
zug  oder  Ocl)  zu  versehen  '/  4  Wie  ist  diese*  VerUhren  praktisch 
am  besten  durchzuführen,  auf  dem  Z:mmcrpiatz  ndcr  an  dem  auf- 
geschlagenen Bau'.'  —  W.  W.  in  Kadirfzclt. 

9Q3 


3.  In  dem  Gebäude  der  hiesigen  Kreissparkssse  ist  vor  4  Jahren 
ein  diebes-  und  feuersicherer  Raum  für  die  Kasse  eingeiichtel  wor* 
den.  Derselbe  liegt  an  der  Ecke  des  Gebäudes,  an  zwei  recht- 
winklig aufeinander  stoßenden  Strsßcofassaden.  Das  Mauerwerk 
der  t'mfassungswande  ist  in  Zementmörtel  1 :3  drei  Stein  stark  mit 
Stahlslabeinlage  hergestellt  worden  Der  Fußboden  besteht  aus 
Beton,  die  Decke  ist  zwischen  I-TrAgcrn  gewölbt,  in  beide  sind 
Stahlstabe  eingelegt  Es  besteht  nun  der  Mcbelstand,  daß  die  Innen- 
wände des  Raumes,  der  außer  der  Savelür  keine  Oeffnung  hat,  im 
Herbst,  Winter  und  Frühjahr  stets  naß  sind  und  zwar  so,  daß  das 
Wasser,  wie  man  sagt,  an  den  WAnden  herunterlauft.  Der  Raum 
erfüllt  aus  diesem  Grunde  nicht  vollkommen  seinen  Zweck,  weil 
z.  B.  Dokumente  usw  in  demselben  nicht  aufbewahrt  werden 
können.  Wie  ist  dem  Uebelslande  am  besten  und  billigsten  abzu- 
helfen? —  B.  in  Fl. 
Fragebcantwortuogen  aus  dem  Leserkreis e. 

Zu  der  Anfrage  in  No.  31  von  P.  W.  in  Jena  erhalten 
wir  folgende  Zuschrift:  Der  Unterzeichnete  hatte  ebenfalls  in  einer 
Druckerei  einem  ahnlichen  I'ebel  dadurch  abzuhelfen,  daß  er  unter 
die  Auflager  der  Druckmaschine  einzelne  starke  Filzplatten  und 
darauf  Holzbohlen  legte  und  dann  erst  die  Maschine  darauf  stellte. 
Die  Wirkung  hiernach  war  verblüffend  und  der  Schall,  welcher 
sich  sogar  dem  Nachbarhaosc  vorher  mitteilte,  vollständig  be- 
seitigt. —  F.  Steiner,  Architekt  in  Mannheim. 

Die  Druckmaschine  ist  unabhängig  vom  Kellergewölbe  zu 
unterstützen-  Zn  diesem  Zwecke  müssen  Plciler  vom  guten  Bau- 
gründe durch  das  Kellergeschoß  geführt  weiden,  die  die  Unter- 
konMruktionen  nebst  Maschine  tragen  Die  Pfeiler  sowohl  wie 
die  L'ntcrkonstruktionrn  dürfen  aber  mit  den  Decken  oder  Wanden 
de»  Gebinde»  nicht  in  feste  Verbindung  gebracht  werden  Zur 
Isolierung  werden  den  Filzunterlagen  Kolksteinplatten  vorgezogen  — 

F.  St  io  Berlin. 

Zur  Anfrage  1  in  No  35  K  linkere  hau  ssecn  betreffend. 
Straßenbefestigungen  mit  Klinkern  sind  in  Holland  und  im  nord- 
westlichen Deutschland  in  der  NAhe  der  holländischen  Grenze  bis 
in  Oldenburg  seit  sehr  langer  Zeit  vielfach  vorhanden  und  haben 
sich  bei  Verwendung  von  brauchbarem  Material  so  bewAbrt,  daß 
Zweifel  nicht  aufkommen  können  Vorzüge  der  Klinkerstraßen 
gegen  Chaussierungen  aus  Steinschlag  sind:  der  sehr  geiAuschlose 
Gang  der  Wagen,  daher  geringe  Reibung  der  l<adcr  mit  der  Straße, 
wodurch  Ersparurrg  an  Zugkraft  bedingt  wird,  ferner  weniger  Staub 
auf  den  ersteren  und  deshalb  bei  uasscrWitterung  weniger  Schlamm 
D<-n  Vo  teilen  steht  aber  der  Nachteil  gegenüber,  daß  bei  Glatteis 
Klinkersiraßen  den  Zugtieren  noch  weniger  Halt  gewAhren  als 
Steinsrhlagsiraßen.  Indeß  dürften  Vorteile  wie  Nachteile  nicht 
wesentliche  Bedeutnng  haben,  sondern  lediglich  der  Umstand, 
welches  Malet ial  ausreichend  gut  mit  geringeren  Kosten  zu  be- 
schaffen ist  Die  Ausgaben  für  eine  Kliokerstrnße  richten  sich 
nach  den  örtlichen  Preisen  für  Aibeit,  Material  und  dessen  Trans- 
port, sowie  nach  der  Breite,  die  die  Fahrbahn  erhalten  soll.  Ein 
Betrag,  der  allgemeine  Giltigkeit  haben  soll,  ist  daher  nicht 
denkbar.  —  —  t.  — 

Zur  Antrage  1  in  No  37  vom  7  Mai  10O1.  Die  Schädlinge  in 
den  Fußboden  -  Lagerhölzern  dürften  die  Larven  von  Holzwespen 
oder  Holzböcken  sein  und  es  ist  anzunehmen,  daß  die  ersterc  Art 
nach  dem  Ausflüge  nicht  mehr  zurückkehrt,  um  neuerlich  Eier  ab- 
zulegen. Einspi  itzungrn  von  Benzin  oder  Schwefelkohlenstoff  in 
die  Breitfugen  zunächst  der  Lagerhölzer  und  falls  die  Bretter  ge- 
falzt, in  kleine  Bohrlöcher  daselbst,  welche  spiter  durch  Holz- 
nAgrl  geschlossen  weiden,  dürften  Larven  und  Eier  toten;  Vor- 
aussetzung ist,  daß  im  ganzen  Hause  vorher  sich  keine  Spur  von 
Feuer  befindet  und  ein  solches  erst  nach  vollständiger  Durchlüftung 
der  48  Stunden  nach  geschehener  Einspritzung  vollständig  geschlosse- 
nen Räume  angemacht  werden  kann.  —  J   K.  S. 

Holzwürmer  lasse»  sich  aus  Fußböden  durch  einen  Anstrich 
von  KarUolineum  Avcnarius  verlreiben  Nach  a  oder  3  Jahren 
ist  der  Anstrich  erforderlichenfalls  zu  wiederholen.  Alles  andere 
wie  Petroleum,  Holzessig,  Benzin  und  Salzlösung  Iii  ft  mein  für  die 
Dauer.  —  J.  H  K.  in  Bremen. 

Auf  die  Anfrage  in  No.  41.  .Gibt  es  in  Deutschland  StAdte 
über  35000  Einwohner,  welche  Sladtbldcr  mit  Schwimm- 
hallen als  einzige  Itadeform  besitzen  und  welche  ?"  gestatte  ich  mir 
folgende  Erwiderung:  Vermutlich  gibt  et  keine  solche  Stadt, da  einer- 
seits die  Anlage  einer  Schwimmhalle  in  Bau  und  Betrieb  immer 
etwa»  kostspielig  ist  und  anderseits  wohl  überall  das  Bedürfnis  nach 
Wannenbädern  und  vor  allen  Dingen  nach  Brausebädern  bestehen 
wird.  Weder  aus  eigener  Anschauung  noch  au»  der  Literatur, 
die  ich  gerade  jetzt  zur  zsnfcrtigutrg  einer  kleinen  Arbeil,  die  ich 
demnächst  (Iber  Schwimmhallen  zu  veröffentlichen  gedenke,  ein- 
gehend durchgesehen  habe,  ist  mir  eine  derartige  Anstalt  bekannt. 
Stets  sind  Schwimmhallen  mit  WannenbAdern  und  Brausebädern 
vereint  angelegt.  Vielleicht  empfiehlt  e«  sich,  wenn  an  den  An- 
Isgrkosten  zunAchst  gespart  werden  soll,  eine  Badeanstalt  mit 
Wannen  und  Brausen  zu  cibaucn,  aber  den  Grunduß  so  zu  ge- 
stallen, daß  die  Schwimmhalle  ohne  Schwierigkeit  angefügt  wer- 
den kann.  Der  Bauplatz  mußte  also  gleich  auf  den  großen  Ent- 
wurf mit  F.rweitciungsniögln hkert  zugeschnitten  werden.  Nur  dann 
könnte  zur  Anlage  einer  Schwimmhalle  ohne  aridere  Lüder  ge 
raten  werden,  wenn  für  Wannen-  und  Brausebäder  bereits  ander- 
weitig genügend  gcsüigt  wate.  —  P, 


Inhalt:  I»ie  Architrliiar  auf  der  (Jrutlcn  Hciiinn  Kilusuu-slrlluii«  1004. 

Vom  We'rhrwerb  um  d.r-  iirue  !< I  I>i  >M, .  h,  1  K._,lii,.ii.       IVbii  künsl- 

kr.s.hr  ,\nl;;.lir..  im  .Irr  Anhinkmr.  II.  Mirtriluiitrn  ans  Winnen.  — 
Vermiwhtes.  Hache;.  i'rrrktn-wribungrn.  —  l'er  «oirnl- .Nachrichten.  — 
Hrn-t-  und  I- 1  J^rsaxlrn. 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Entwurf  für  eine  „Nationalhallc". 


Verlar;  der  Dculsclietl  H»uzeitunz.  *'  m  b.  II.,  Herlm.  Für  die  Redaktion 
verantworü.  Alben  Hofma         Herlitt    l)ruek  von  Wilh.  (in»»,  Berlin. 

No  47. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  48.  BERLIN,  DEN  15.  JUNI  1904 


Die  Magdeburger  Lungenheilstätte  Vogelsang  bei  Gommern. 


Architekt:  Sudtbrt.  kgl 

VfLffjf'  wei  Lungenheilstätten  sind  jüngst  in  den  Dienst  der 
Wah  Bewohner  Magdeburgs  gestellt  worden:  die  durch 
e*^*  die  Vaterländischen  Frauenvcreinc  der  Provinz 
Sachsen  im  Waldrevier  Vogclsang  bei  Gommern  errichtete 
Anstalt  für  Krauen  und  Mädchen,  und  die  vom  Magdeburger 
Verein  zur  Bekämpfung  der  Lungenschwindsucht  bei  Lostau 
andcrElbe  geschaffene  Anstalt  für  männliche  Kranke.  Beide 
Anstalten  ergänzen  sich  gegenseitig.  Die  Lungenheilstätte 
Vogelsang,  die  hier  geschildert  werden  soll,  liegt  in  einem 
fiskalisehenWaldgelände,  ungefähr  1  Stunde  vom  Städtchen 
Gommern  und  etwa  ■  l;s  Stunden  von  Magdeburg  entfernt. 
l>urch  Entgegenkommen  der  kgl.  Forstverwaltung  wurde 
das  für  die  Anstalt  benötigte  Gelände  aus  einem  etwa  60 
bis  70jährigen  Kiefernbeslandc  herausgeschnitten  und  vom 
I'rovinzial -Verbände  der  Vaterländischen  Frauenvcreinc 
der  Provinz  Sachsen  erworben.  Da  eine  möglichst  schleu- 
nige Unterbringung  der  Patienten  in's  Auge  gefaßt  war, 
so  wurde  gleichzeitig  mit  dem  Beginn  des  Baues  der  An- 
stallsgcbäude  eine  Anzahl  von  Docker' sehen  Baracken  auf- 
gestellt und  ein  provisorischer  Betrieb  darin  eingerichtet. 
F.in  kleiner  Teil  der  Docker'schen  Baracken  wird  noch 
weiterhin,  namentlich  für  den  Sommerbetrieb,  beibehalten 
werden.  Es  darf  erklärt  werden,  daß  die  Unterbringung 
in  die  leicht  hergestellten  hüttenartigen  Bauten  bekannter 
Konstruktion  sich  durchaus  zufriedenstellend  auch  für  den 
Winter  ermöglichen  lieb,  zumal,  nachdem  durch  Anschluß 
an  die  inzwischen  für  die  endgültigen  Baulichkeiten  ein- 
gerichtete Dampfleitung  eine  provisorische  Zentral- 
heizung zur  Verfügung  gesteht  werden  konnte. 

Wie  aus  dem  umstehenden  Grundriß  hervorgeht,  han- 
delt es  sich  um  eine  langgestreckte  Gebäude-Anlage,  be- 
stehend aus  a  Pavillons,  in  deren  Mitte  sich  eine  Terrasse 
mit  einem  zentralen  Gebäudeteil  befindet.  Die  Front  ist  nach 
Süden  gerichtet;  durch  einen  durchgehenden  Korridor  ist 
eine  Verbindung  zwischen  sämtlichen  Gebäuden  bis  zum 
Verwallungs-  und  WirtsrhafLs-Gcbäudc  hergestellt,  die  nur 
in  einem  kurzen  Zwischenstück,  nämlich  zwischen  dem  Öst- 
lichen Pavillon  und  dem  Verwallungs  -  Gebäude  mit  dem 
Speisesaal  und  den  WirtschafLs-Räumlirhkcitcn,  durch  eine 
offene  Verbindungshallc  unterbrochen  ist;  letztere  kann 


Brt.  I'ctcrj  in  Magdeburg. 

aber,  sofern  sieh  das  Bedürfnis  herausstellen  sollte,  jeder- 
zeit mit  (ilaswänden  geschlossen  werden.  Diese  gesamte 
Gebandefronl  bildet  eine  stark  gebrochene  Linie,  um 
schon  durch  die  ganze  Anordnung  der  Baulichkeiten  mög- 
lichste Zugfreiheit  gegen  Nord-  und  Südwestwinde  zu  er- 
zielen; gegen  Westwinde  gewährt  der  dichte  Kiefernwald 
an  und  für  sich  hinlänglichen  Schutz. 

Die  für  den  Wirtschafts-  und  den  maschinellen  Betrieb 
erforderlichen  Gebäude  liegen  auf  dem  östlichen  Flügel 
der  Gebäudeanlage,  so  daß  nach  dieser  ganzen  Situation 
Unzuträglichkeiten  für  die  zum  Aufenthalt  der  Kranken 
bestimmten  Räume,  Liegehallen  usw.  so  gut  wie  ausge- 
schlossen sind.  Der  Wirtschaflshof  ist  mittels  eines  be- 
sonderen Zufuhrweges  unmittelbar  zu  erreichen;  Be- 
lästigungen durch  Kohlenstaub  oder  Rauch  aus  dem 
Schornstein  des  Kesselhauses  können  bei  den  vorzugs- 
weise au»  westlicher  Richtung  wehenden  Winden  nicht 
vorkommen,  zumal  dieser  Teil  der  Anstaltsgebäude  dem 
stark  ansteigenden  Waldgeländc  folgt  und  also  nicht  un- 
wesentlich höher  liegt 

Die  Krankenzimmer  sind  zu  1,  3  und  auch  mehr  Betten 
bemessen,  aber  nicht  Ober  5  hinaus.  Da  es  sich  um  eine 
Anstalt  für  Lungenkranke  weiblichen  Geschlechts  handelt, 
so  erforderte  die  Einrichtung  der  Toiletten  in  einem  ge- 
meinsamen Räume  besondere  Erwägung,  nachdem  grund- 
sätzlich die  Anbringung  von  Wasehgelegenheitcn  im  Kran- 
kenzimmer selbst  aus  hygienischen  Gründen  ab- 
gelehnt war.  Man  entschied  sich  für  eine  Zellenanord- 
nung derart,  daß  möglichst  jeder  Patientin  je  eine  Toiletlcn- 
zelle  angewiesen  wurde.  Die  Zellentcilungen  sind  aus 
Monierwänden  hergestellt;  vorn  werden  die  Zellen  durch 
einen  Zugvorhang  ao  ahgcschlos-.cn,  daß  jeder  Einblick  ver- 
mieden wird.  Uehcr  Kopfhöhe  Ist  jr  rm  mit  Stellvorrich- 
tung versehenes  Fen-Ier  angebracht,  das  mit  gemustertem 
Rohglas  geschlossen  ist.  Die  Breite  einer  Zelle  beträgt 
1  »,  die  Tiefe  1,25 "»;  in  der  Mitte  des  Toilettenraumes 
verbleibt  ein  freier  Platz  von  3  m  Breite,  der  dazu  aus- 
reicht, den  mit  Spiegeln  besetzten  gemeinsamen  Toiletten- 
tisch —  der  unbedingten  Sauberkeit  halber  aus  einem 
schmicdeiserncn  Gestell  mit  Rohgl.1-pl.1tte  bc-tchend  —  mit 


393 

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"t  . ',  ".--5    '"«f. f.  r 


den  Stahlen  auf  beiden  Seiten  davor 
aufzunehmen.  Die  Wandflächen  der 
Waschzellen  bedurften  t 
soliden  und  in  hygienischer  I 
cinwandfrcicnA'usführung,  zu  welchem 
Zweck  nach  Herstellung  eines  Kalk- 
mörtel-Verputzes ein  Glattputz  ausllart- 
gips  aufgebracht  ist,  welcher  nach 
zweimaligem  Anstrich  mit  weißer  Oel- 
farbe  mit  einem  letztenUcberzugc  von 
weißem  Japanlack  versehen  wurde. 
Infolge  der  großen  Harte  dieser  tadel- 
los glatten  Flächen  und  des  ausge- 
zeichnet sauberen  Aussehens  sind  mit 
dieser  Ausführungsweise  die  über- 
haupt zu  stellenden  Anforderungen 
vollkommen  erfüllt.  Dabei  Ist  eine 
Aufwendung  von  3,50  M.  für  1  *m 
Wandflächc  verursacht,  die  verhältnis- 
mäßig nicht  hoch  erscheint  DieVV  asch- 
räume sind  auf  eine  Temperatur  von 
18— 20  °C.  gebracht,  wie  sie  für  den 
Wandelgang  und  die  Schlafzimmer  vor- 
gesehen ist.  Als  Fußboden  istTcrrazzo- 
bclaggcwählt,der  wegen  seiner  zweifel- 
losen Bewährung,  unbedingten  Sauber- 
keit und  leichten  Reinigung  auch  für 
Bäder,  Abortc  und  die  daneben  be- 
findlichen Räume  zur  Spülung  der 
Spuckbehälter  verwendet  ist. 

Gleiche  Sorgfalt  ist  der  Bade-Ein- 
richtung  gewidmet,  welche  im  Grund- 
riß der  Pavillons  an  bevorzugter  Stelle 
in  der  Hauptachse  des  Erdgeschosses 
angeordnet  ist,  in  einem  der  Hinter- 
front vorgelegten  Mittelbau;  über  dem- 
selben befindet  sich  im  Obergeschoß 
ein  gemeinsamer  Tagesraum-  Auf  a" 
Höhe  sind  die  Wandflächen  des  Bade- 
raumes mit  Zinkcmailplatlen  bekleidet, 
die  gegenüber  einer  sonst  wohl  üb- 
lichen Kachelbekleidung  den  Vorzug 
haben,  daß  die  außerordentlich  dünnen, 
aber  sehr  haltbaren  Tafeln  bequem, 
fugenfrei,  ohne  den  Raum  irgendwie 
zu  beschranken,  einfach  mit  besonders 
präpariertem  Glaserkitt  auf  die  mit 
Mörtclnutz  versehenen  Wandflächen 
aufgeklebt  werden.  Einschließlich  der 
Einrahmungsfriese  stellt  sich  die  fertige 
Wandbekleidung  auf  7.50 — 8  M.  f.  1  lm. 

Hinsichtlich  der  Abortsitze  mag 
noch  bemerkt  werden,  daß  für  den 
Sitzrand  des  Trichters  eine  Anwärme- 
Vorrichtung  vorgesehen  ist.  Damit 
wird  erzielt,  daß  die  Auflegung  eines 
Holzrandcs,  der  in  Anstrich  oder  Po- 
litur bald  unansehnlich  zu  werden 
pflegt,  ganz  entbehrt  werden  kann.  Ein 
unmittelbar  zu  benutzender  Porzellan- 
sitz darf  allerdings  als  beste  und  auch 
hygienische  Anordnung  für  ein  noch 
dazu  von  Frauen  zu  benutzendes  Kloset 
erachtet  werden,  die  bekanntlich  eine 
besondere  Scheu  gegen  Berührung 
derartiger  Sitze  zu  haben  pflegen.  Der 
hohle  Wulst  des  Trichter»  ist  zu  dem 
Zwecke  der  Vorwärmung  mit  einem 
im  Inneren  desselben  liegenden  Heiz- 
rohr versehen,  welches  mit  der  Zen- 
tralheizung in  Verbindung  steht  Die 
Kosten  eines  solchen  Abortsitzes  ein- 
schließlich der  gesamten  Installation 
und  mit  der  Beheizung  haben  sich 
auf  215  M.  gestellt,  an  und  für  sich 
ein  etwas  hoher  Preis,  der  aber  für 
den  vorliegenden  Fall  einer  l.ungcn- 
heilanstalt  für  Frauen  nicht  gerade 
als  übertriebener  Luxus  bezeichnet  zu 
werden  braucht 

Fitr  samtliche  Krankenzimmer,  auch 
für  die  Tagesräume  der  Pavillon«,  ist 
ein  fugenloser  Fußbodenbelag 
hergestellt,  der  als  Torgament  oder 
Xylopal  auf  die  massiven  Dee'-rn — 
aus  sogen.  Förste r'scheuDeckeusieincn 
in  Zetncntin'"irtel  zwischen  eisernen 
Trägern  aufgebracht  ist  und  sich 
lii-lier  zur  vollsien  Zufriedenheit  be- 


No.  48. 

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währt  hat  Da  Ober  dem  L  Obergeschoß  eine  Balken- 
lage vorgesehen  ist,  so  wurde  für  die  Käume  des  II.  Ober- 

?;cschosses  im  1.  Krankcnpavillon  zwar  ein  buchener  Stab- 
uflbodcn  gewählt,  dessen  nachträgliche  Uebcrdcckung  mit 
Linoleum  aber  in  Aussicht  genommen  ist.    Im  II.  Ober- 

Eeschofl  des  II.  Pavillons  ist  dagegen  von  vornherein  ein 
.inolcumbelag  auf  einer  Abdeckung  der  Balkenlage  mit 
ungefärbter  Torgamentmasse  zur  Ausführung  gebracht, 
unter  Vermeidung  der  doch  immer  zur  Fugenbildung  Ver- 
anlassung gebenden  I>iclung.  Auch  die  Eckanschlüsse  sind 
durch  Torgamentmasse  hergestellt. 

Bei  den  Kußbodenbelagen  aus  Torgament  usw.  sind 
grundsatzlich  die  scharfen  Kanten  vermieden  und  die 
WandanschlOssc  in  demselben  Material  ausgerundet.  Das- 
selbe Prinzip  ist  Übrigens  durchweg  beobachtet,  also  auch 
für  dicWandecken,  um  so  wenig  als  irgend  möglich  Gelegen- 
heit zur  Staubansammlung  zu  bieten.  Bei  den  Zimmertüren 
ist  auf  Füllungen  mit  Profilen  u.  dcrgl.  ebenso  grundsatzlich 
verzichtet,  so  daß  außen  und  innen  vollkommen  glatte  Flächen 
entstanden  sind,  die  nur  lasiert  »ind  und  mit  einer  einfachen 


Der  Mittelbau  zwischen  den  beiden  Pavillons  ent- 
hält im  Erdgeschoß  drei  große  Tagesräume,  von  denen 
die  beiden  seitlichen  als  Speisesäle  benutzt  werden  sollen, 
während  der  mittlere  mehr  repräsentative  Bedeutung  er- 
hält und  auch  als  Kapelle  dient.  Darüber  befindet  sich 
eine  große,  einheitliche  Liegehalle,  die  nach  Soden  offen 
bleibt  und  von  beiden  Pavillons  aus  auf  dem  Verbindungs- 
gang von  den  Krankenzimmern  her  bequem  und  zugfrei 
zu  erreichen  ist.  Für  die  stattliche  Gesamterscheinung 
der  Gebftudeanlage  bildet  diese  malerische  Anordnung 
natürlich  ein  Oberaus  wirksames  Motiv. 

Die  Grundrisse  beider  Pavillons  sind  nicht  gleich 
gestaltet.  Es  wird  nämlich  beabsichtigt,  in  dem  west- 
lichen, später  errichteten  zweiten  Pavillon  auch  minder 
begüterte  Patienten  besseren  Standes  unter  Umständen 
zu  ctwashöheremTarif  unterzubringen,  wogegen  der  östliche 
Bau  ohne  Einschränkung  den  den  gleichen  Verpflegungssatz 
(3.50  M.)  zahlenden  Patienten  zur  Verfügung  steht.  Unter 
dieser  Voraussetzung  erschien  es  vor  allem  erforderlich, 
außer  dem  für  150  Personen  berechneten  allgemeinen 


Malerei  eine  angemessene  Dekoration  erhalten  haben. 

Die  Wände  der  Zimmer  und  auch  der  Korridore  sind  im 
unteren  Teile  auf  Kopfhöhe  mit  blaugrauer  Zoncafarbe 
gestrichen,  darüber  ist  ein  Kalkfarbenanstrich  für  die  mit 
einem  abschließenden  Ornament  versehenen  Wände  und 
die  einfach  weiß  gestrichene  Decke  angewandt. 

Auf  eine  Unterkellerung  der  Pavillons  ist,  abgesehen 
von  dem  äußersten  Drittel  des  westlichen  Pavillons,  das 
sich  bei  dem'  stark  abfallenden  Gelände  höher  heraus- 
hebt und  zu  einem  für  ärztliche  Zwecke  auszunutzenden 
Untergeschoß  eingerichtet  ist,  verzichtet,  mit  Ausnahme 
eines  für  die  Aufnahme  der  Heizrohre,  Wasser-,  elektri- 
schen usw.  Leitungen  erforderlichen  korridorartigen  und 
bequem  hesch reitbaren  Kanales.  Derselbe  durchzieht  als 
unterirdischer  Verbindungsgang  auf  der  Hinterfront  der 
Pavillons  und  des  Mittelbaues  die  ganze  Anlage  bis  zum 
Kessel-  und  Maschinenbaus. 

In  gleicher  Weise  werden  beide  Pavillons  und  der 
Mittelbau  mit  einem  auf  gleicher  Höhe  des  Erdgeschosses 
und  I.  OlK.*rgeschosses  liegenden  Korridor  in  ganzer 
Länge  verbunden.  Derselbe  dient  als  Wandelgang,  hat 
Terrazzofußboden  zwischen  farbigen  Friesen  erhallen  und 
ist  selbstverständlich  an  die  Heizung  angeschlossen. 

15  Juni  1904 


Speisesaal  im  Wirtschafts-  und  Verwaltungsgebäude  im 
östlichen  Flügel  der  Gebäudcanlagc  noch  mindestens  einen 
zweiten,  gegebenen  Falles  noch  einen  dritten  kleineren 
Speisesaal  für  gesonde rte Benutzung, zugleich  zurReserve 
dienend,  anzuordnen.  Auch  für  Schaffung  getrennter 
Tages-  und  Aufenthaltsräume  mußte  zu  demselben 
Zweck  noch  besonders  Sorge  getragen  werden.  Außer- 
dem sind  die  Zimmer  des  zweiten  Pavillons  abweichend 
vom  ersten  Bau  nur  als  Einzelzimmer  zu  einem,  höch- 
stens zwei  Betten  bemessen;  die  Zahl  der  Toiletten- 
stände  ist  soweit  gesteigert,  daß  jede  Patientin  einen 
solchen  für  sich  erhält.  Das  Obergeschoß  ist  behufs  Ver- 
mehrung der  Bclegungsfähigkeit  bis  auf  80  Betten  reich- 
licher ausgebaut,  so  daß  auch  das  äußere  Bild  des  Pavillons 
etwas  anders  erscheint  Die  Gesamtbelegung  der  An- 
stalt ist  unter  Zuhilfenahme  Docker'seher  Baracken  auf 
200  Betten  bemessen,  die  schon  erreicht,  zeitweise  sogar 

etwas  überschritten  wurde 

Daß  die  Heilanstalt  mit  Dampfwäsehcrei  und  Dcsinfek- 
tions-Einrichtung  versehen,  mit  elektrischem  Lichte,  Zen- 
tralheizung —  Dampf- Warmwasserheizung  für  die  Kranken- 
zimmer und  Niederdruck-Dampfheizung  für  die  Korridore 
—  ausgestattet  ist,  versteht  sich  von  selbst 

295 


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Die  Beschaffung  und  Enteisenung  des  aus  großer 
Tiefe  (bis  30»)  geförderten  Grundwassers  haue  zunächst 
Schwierigkeiten  bereitet,  die  jetzt  aber  glücklich  gelöst 
sind.  Dasselbe  wird  zunächst  mittels  „Mammut-Pumpe" 
(vom  Horsigwerk  in  Berlin)  auf  Gcländchöhc  gehoben, 
gehl  Ober  ein  Kies-Koks-Fllter  nach  Piefkc'scher  An,  tritt 
in  da*  Rohwasserbecken  im  unteren  Teile  de*  Wasser- 
Turmes  ein,  um  endlich  auf  die  Höhe  des  Kcinwasser- 
Bchaltcrs  im  Kopfe  des  letzteren,  etwa  ao  m  Ober  der  Sohle 
des  Maschinenhauses,  gedrückt  zu  werden.  Von  hier  aus 
findet  die  Verteilung  des  reichlich  vorhandenen  Wassers 
Ober  das  ganze  Ansiallsgel&nde  statt.  Die  Entwässerung 
mittels  unterirdischen  Tonrohrnrtzcs  leitet  die  sämtlichen 
Abwasser  —  abgesehen  von  dem  größeren  Teile  der 
Tageswässer  von  den  Dachflachen,  die  in  den  Waldboden 
versickern  —  nach  einem  günstig  gelegenen  Rieselfcldc, 
das  gegen  das  Anstaltsgeländc  durch  einen  bewaldeten 
Hügel  vollkommen  gedeckt  ist. 

Die  Grundsteinlegung  zu  der  Anstalt  fand  am  9.  Juli 
i8qq  statt  Im  Frühjahr  1901  konnte  der  erste  Kranken- 
Pavillon  in  Benutzung  genommen  werden.  Am  16.  Aug. 
1903  fand  die  feierliche  Einweihung  der  nunmehr  vor- 
läufig als  vollendet  anzusehenden   Gesamtanstalt  statt. 


Von  den  im  Ijgcplan  vorgesehenen  Gebäuden  ist  bisher 
das  Chefarzt -Wohnhaus  zurückgeblieben,  wie  auch  ein 
dritter,  kleinerer  Pavillon  erst  dann  hergestellt  werden  »oll, 
wenn  sich  das  Bedürfnis  nach  solcher  Erweiterung  Ober 
den  zur  Ausführung  gelangten  gegenwärtigen  Umfang 
hinaus  gebieterisch  geltend  machen  sollte.  Am  Haupt- 
Zugang  ist  noch  die  Errichtung  eines  Pförtner-Häuschens 
ins  Auge  gefaßt.  Endlich  mag  auch  erwähnt  werden,  daß 
eine  kleine  Ausschankstelle,  außerhalb  am  Hauptzufuhr- 
wege in  der  Nähe  des  Haupteingange«  belegen,  eingerichtet 
werden  mußte,  um  den  zahlreichen  Besuchern  der  Anstalt, 
Kutschern,  Arbeitern  usw.,  die  sonst  in  der  Nähe  nicht 
vorhandene  und  für  die  Zwecke  derselben  auch  keineswegs 
wünschenswerte  Gelegenheit  zur  Entnahme  von  Er- 
frischungen zu  gewähren;  dieser  Restauration s- Betrieb 
liegt  aber  in  den  Händen  der  Heilstätten- Verwaltung  selbst; 
nur  auf  diese  Weise  werden  unliebsame  Unzuträglichkeiten 
zu  vermeiden  sein. 

Bei  der  Entwurfs-Aufstellung  und  Ausführung,  die  mit 
Rücksieht  auf  die  entfernte  Lage  der  Baustelle  mit  recht 
erheblichen  Schwierigkeiten  verknüpft  war,  wurde  Unter- 
zeichneter in  hervorragendem  Maße  durch  Hm.  Stdtbmstr. 
Fritz  Weiß  in  Magdeburg  unterstützt.  —  Peters 


Totenschau. 

Julius  Horn,  Direktor  der  Gaswerke  Augsburg,  ist 
am  28.  Mai  gestorben.  Er  wurde  im  Jahre  1854  zu  Neustadt 
bei  Magdeburg  geboren,  erwarb  sich  seine  theoretischen 
Kenntnisse  auf  der  Realschule  zu  Bremen  und  auf  der 
Provinzial-Gewerbeschule  in  Halberstadt,  sowie  auf  der 
Bauakademie  in  Berlin.  Unter  Generaldir.  v.  Occhclhäuser 
baute  Horn  1874  die  Gasanstalt  Chemnitz  und  war  dann 
im  Bureau  der  Dessaucr  Continental. Gasgesellschaft  tätig. 
In  den  Jahren  1877—79  war  er  Gasingenieur  bei  L.  A. 
Riedinger  in  Augsburg;  von  1879—84  war  er  Verwalter 
des  städtischen  Gaswerkes  Rosenheim,  vom  Jahre  1884 
bis  1895  technischer  Direktor  der  Gasfabrik  Regensburg, 
und  vom  Jahre  1895  bis  zu  seinem  Tode  Direktor  der 
Gaswerke  Augsburg.  Von  größeren  Bauten  des  Verstor- 
benen sind  zu  nennen:  l  mbau  der  Gasfabrik  Amberg, 
des  Gaswerkes  Landshut  und  der  Filial- Gasfabrik  Augs- 
burg Horn  war  eine  lange  Reihe  von  Jahren  Vorsitzen- 
der des  bayerischen  Vereins  von  Gas-  und  Wasserfach- 
männern,  außerdem  Vorsitzender  der  Berufsgenossenschaf  l 
für  Gasfubrikation.  Er  verbesserte  den  von  seinem  Vater 
konstruierten  sogen.  Horn'schen  Öfen  in  ganz  bedeutender 
Weise.  In  den  Versammlungen  des  baver.  Vereins  von 
Gas-  und  Wasserfachmännern  hielt  Horn*  eingehende  Vor- 
träge Ober  den  Horn'schen  Ofen,  über  Zugmesser  und 
Oberluftregulatoren,  Gasbrenner,  Selbstkoeher,  Lukaslicht- 
Kandelaber  usw.  Er  genoß  in  technischen  und  kommer- 
ziellen Kreisen  wegen  seiner  Kenntnisse,  seiner  Liebens- 
würdigkeit und  Zuvorkommenheit  das  größte  Ansehen. 
Der  Augsburger  Arch  -  u.  Ing.-Vercin  (schwäbische  Kreis- 
gescllschaft)  verliert  an  ihm  ein  eifriges,  treues  Mitglied.  — 

Preisbewerbungen. 
Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  charakteristische  Gebäude  von  Bautzen  wird  vom  dorti- 
gen Oberbürgermeister  mit  Frist  zum  31.  Okt.  1904  aus- 
geschrieben. Es  handelt  sich  um  die  Gewinnung  von 
Entwürfen  für  Bauten,  die  den  Ansprüchen  der  Neuzeit 
genügen,  ohne  den  cigrntOmliehi'ii  baulichen  Charakter 
der  Stadt  Bautzen  /u  beeinträchtigen.  Der  Wettbewerb 
erstreckt  sich  auf  ganze  Schattseiten,  wie  auch  auf  Teile 
derselben  wie  Ludeneinbauten,  Erker,  I.adcnschilder,  Essen- 
köpfe usw.  Es  gelangen  3  Preise  von  iaoo,  900  und  600  M. 
zur  Verteilung  Ein  Ankauf  von  Einzelbauern  für  je 
30  M.  ist  vorlwliallen  Dem  Preisgericht  gehören  als  Archi- 
tekten an  die  Hrn.  Bmstr.  Droscha  und  Stndtbrt.  Göhre 
in  Bautzen,  sowie  (ich.  Hof  rat  Prof.  Dr.  Gurlilt  und  Prof. 
Schumacher  in  Dresden.  Unterlagen  gegen  2,50  M., 
die  zurück  erstattet  weiden,  durch  den  Sudtrat.  - 

für  den  Neubau  eine»  Kreishauses  in'Anklam  ist  zurück- 
gezogen worden;  es  ist  dadurch  unlicb-amen  Krörtcrunger) 
vorgebeugt  worden.  - 

Chronik. 

Ein  Bismarckdenkmal  lOr  Darmstadt  wurde  auf  dem 
Ludwigsplatz  xu  errichten  beschlossen.  Kür  das  nach  drm  Ent- 
würfe der  Professoren  Architekt  Kr.  Pötzer  und  Bildhauer  Habu  h 
in  Dar m «ladt  in  der  Fotru  eines  Bruniiendenkiiialcs  mit  dem  ju 
hohen  Slandbilde  Bismarcks  aus  Stein  (jedachte  Denkmal  wurden 
die  Küsten  mit  50000  M   berechnet  — 

Dar  Bau  eines  Industriepalastes  In  Wien  als  sitz  fni 
»»nitlichc  industrielle  Korporationen  der  Stadl,  wird  auf  einem 
Gelände  am  Scliwai zenbergplatz  angestrebt     Die  Bauiummc  wird 


auf  a,5  Mill.  Kr.  geschätzt  und  es  ist  beabsichtigt,  die  Entwürfe 
auf  dem  Wege  des  engeren  Wettbewerbes  tu  gewinnen.  — 

Da*  H  a  yd  n  -  Mozart-Beetboven- Denkmal  Im  Tiergarten 
In  Berlin,  ein  Werk  des  Bildhauers  Siemering  in  Gemeinschaft 
mit  dem  Architekten  Siemering,  wird  am  18.  Juni  enthüllt.  — 

Pür  die  Neuanlagen  des  Bahnhofes  In  Heldelberg  tiod 
die  Kosten  mit  34  Hill  M.  veranschlagt.  Kor  die  Arbeiten  wird 
die  ungewöhnlich  lange  Dauer  von  etwa  10  Jahren  angenommen  — 

Eine  neue  Moldaubrücke  In  Prag  wird  am  Rudollinum  ge- 
baut. Zur  F.ilangung  von  Entwürfen  für  die  in  Eisen  zu  erstellende 
Brocke  »t  ein  Wettbewerb  für  tschechische  Ingenieure  mit  3  Preisen 
von  10000,  8000  und  6000  Kroucn  ei  lassen.  Die  Bauarbeiten  sollen 
1905  beginnet-.  .— 

Der  Bau  neuer  Hafenanlagen  in  Rosario  (Argentinien) 
im  veranschlagten  Kostenbetrage  von  11600000  Doli.  (C.oMi  ist 
geplant;  die  Arbeiten  müssen  in  7  Jahren  zu  Ende  geführt  werden.  •  - 

Der  Bau  eines  neuen  Schwimmdocks  in- Bordeaux  ist  in 
Aussicht  genommen.  — 

Der  Bau  eines  Handelshafens  In  Melilla  und  eines  Not- 
hafens auf  den  Chafarloas-Irutelo  (Marokko)  wird  geplant. 

Zur  Ausführung  dieser  Anlagen  soll  eine  von  der  spanischen  Re- 
gieiung  in  finanzieller  Hinsicht  zu  unterstützende  gtofje  Handeia- 
gesell-cbait  gegtoudel  werden.  — 

OefTentllche  Bauten  In  Konstantia  (Rumänien).  In  Kon- 
stantza  werclen  zurzeit  ein  Justizpalast,  ein  Dicnstgcbaude  für  die 
Prafektur  und  ein  kleines  königliches  Schloß  errichtet  Man  denkt, 
auch  noch  in  diesem  Jahre  mit  dem  Bau  eines  Kasino*  {Kosten 
300000  Kr  I  und  mit  der  Errichtung  von  Markthallen  in  Eiseukon- 
struktion  beginnen  zu  können.  — 

Ein  neues  Stadttheater  in  Czernowltz  gelsngt  nach  den 
Entwürfen  der  Architekten  Fellner  At  Hclmer  jus  Wien  zur 
Errichtung     Die  Kosten   betragen  600000  Kr.,  die 
wird  zum  Späthcibsl  1005  erwartet.  - 

Ein  Erweiterungsbau  des  bayerischen  l 
in  München  ist  an  der  Nordscite  des  Museums  geplant  und  für 
is  zu  500000  M.  in  Aus-tcbt  genommen.  — 


Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Dem  Kr. -Bauinap.  Bit.  Otto  in  Nienburg  a.  W. 
ist  au«  AolaU  des  l.'ebertritt»  in  den  Ruhestand  der  Kote  Adler- 
Orden  IV,  Kl.  verliehen. 

.  Ernannt  sind:  die  K.isenb.  Bau-  u.  Betr.-fnsp.  Ruppcnthsl 
in  Kattowitz,  Rhotert  in  Danzig,  Brosche  in  Erfurt,  Galmert 
in  AI  tun»,  Schacffcr  in  Königsberg  i  Pr.,  CI«os  in  Köln  a.  Rh., 
Kail  Schwarz  in  Bromberg,  M  a  1 1  h  a  e  i  in  Mainz,  Breuer  in 
Elberfeld,  Br  00  st  in  in  Essen,  Deiner  in  Lissa,  Frz.  BuUmann 
in  Hielrleld,  W.  Schilling  in  Neustettin,  Estkowski  in  Sorsu, 
Rud  Schulze  in  Kroloschin,  Wilh  BuUmann  in  Euskirchen 
und  F.  her  lein  in  Bremen,  die  Eifcnb  •  Rauinsp.  Ilolzbecher 
in  Frankfurt  a.  O,  I.  u  n  g  in  ßramberg,  1.  lesegang  in  Köln 
s  Rh.,  Haubitz  in  Harburg,  de  Haas  in  Duisburg,  Sc  h  it  t  ke 
in  Posen,  Glimm  und  Patte  in  Hannover  und  I>  Otting  in 
Neuinilnster,  der  Lsndbauinsp.  Bit  Butz  in  Berlin  zu  Reg  -  u  Krtn. 

Die  Wahl  dei  Aich,  Geh  Reg,  Rats  Prof.  Otzen  zum  Pils, 
der  Akademie  der  Kringle  ist  bestätigt  woiden. 

Dem  Reg  -  u.  ßrt  Butz  ist  die  l.titung  des  techn.  Bur.  der 
llochbauabL  des  Mimst  der  offrnll   Aih.  übertragen. 

Dem  Dir.  dei  Kgl.  Kunst-  und  Kunstgewcrbcschule  in  Breslau 
Poelzig  ist  der  Tit.  Prüf,  verliehen. 

Versetzt  sind;  die  Kr  -Haum-p  Ittt.  Hemel  von  Rödel  als 
Liindbauin«p  nach  Katib.ir,  Kokstf  111  von  Schmalkalden  nach 
Roüel,  P  a  e  t  z  von  Nukel  nsch  Schmalkalden  und  der  ljindbauinsp. 
Raesfeld!  von  Dortmund  als  Kr.  Bauinsp.  nach  Menbuig  a.  W.; 
—  der  Eisenb -Bau- u  Bctr  .|n«p  l'lrich  in  Hanr.ovei  *lx  Vorst, 
ijuftrw  )  der  Et-enb  Bctr.-Iiisp.  nach  Hcilsberg;  —  die  Reg -Bmstr. 
R  ilter  in  Posen  in  den  Bez.  det  Kgl  F.nenb -Dir,  in  Frankfurt 
a  M   und  O  u  r  1 1  s    h  in  Halle  »  S   in  den  Bcz   der  Ihr.  in  Berlin. 


Ihr  Mjcdel.urgrr  l.un^eatiei.ieisult  Vogelsang  hei  l.oini» 
-    I  .Jieuv  luu.  -  l'ir,.ti«.wrrliungni.  -  el.n.nik.  —  I 'et  m.ihI  -  N In  1. hlen. 

VV,l.g  der  Deutschen  Ksuzeitu,^.  G  m  t.  H  .  He,lln    Fllr  die  Ki 
■  Albe,,  Hol  m.iio.lverlm.    Druck  v. 


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ER  NEPTUNBRUNNEN  AUF  DEM 
MARKTPLATZ  IN  NÜRNBERG  * 
MODELLIERT  VON  DEN  GEBR 
SCHWEIGGER  IN  NÜRNBERG  * 
=  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  = 
XXXVIII.  JAHRGANG  100)  N"  iO 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  49.  BERLIN,  DEN  18.  JUNI  1904 


Der  Neubau  des  chemischen  Laboratoriums  der  Technischen  Hochschule 

zu  Karlsruhe  i.  B. 

Architekt:  Ob.-Baurat  Prof.  l>r.  O.  Warth  in  Karlsruhe.  (Hlrmi  die  Abbildungen  s.  3»  u.  y>t.) 


as  in  den  50er  Jahren  des  vorigen  Jahr- 
hunderts von  Lang  erbaute  und  1875  durch 
einen  Anbau  vergrößerte  chemische  Labo- 
ratorium der  Technischen  I  lochschule  konnte 
1  trotz  aller  Anstrengungen,  den  alten  Bau 
zeitgemäü  auszugestalten,  schließlich  nicht  mehr  ge- 
nügen, da  nicht  nur  die  Zahl  der  Studierenden  immer 
mehr  in  die  Höhe  ging  (1852:  20  Studierende,  1866: 
37,  1891:  115  und  jetzt  234  Studierende),  sondern  auch 
bei  der  gewaltigen  Entwicklung  der  chemischen  Tech- 
nik und  Industrie  die  Einrichtungen  den  Anforderun- 
gen an  den  Unterricht  nicht  mehr  entsprachen,  ob- 
gleich das  Karlsruher  Laboratorium  vorn  Jahre  1851 
mustergiltig  war  und  auf  die  Anlage  des  Baues  und 
der  Einrichtungen  chemischer  Laboratorien  den  größ- 
ten Einfluß  ausgeübt  hat. 

Als  Bauplatz  für  den  Neubau  konnte  nur  der 
Fiat/  des  alten  Laboratoriums  infragc  kommen,  unter 


Zuziehung  des  Platzes  des  anschließenden  Dienst- 
Wohngcbäudcs  und  eines  Teiles  des  ehemaligen  Reit- 
platzes der  alten  Dragoner-Kaserne,  auf  dem  bereits 
in  den  Jahren  1896  97  der  Neubau  des  elektrotech- 
nischen Institutes*)  der  Technischen  Hochschule  er- 
stellt worden  war  und  auf  dem  auch  das  neue  Dienst- 
Wohngebäude  des  Direktors  des  Laboratoriums  er- 
richtet werden  mußte.  Das  Opfer,  das  mit  dem  Ab- 
bruch der  vorhandenen  Gebäude  gebracht  werden 
mußte,  war  um  so  großer,  als  das  schöne  Dienst- 
VVohngcb.ludc,  das  günstig  gelegen  war  und  mit  dem 
Laboratorium  in  unmittelbarer  Verbindung  stand,  erst 
im  Jahre  1875  neu  erbaut  und  1891  durch  Aufbau 
eines  dritten  Geschosses  erweitert  worden  war,  um 
die  Räume  des  Erdgeschosses  für  Laboratoriums/ wecke 
verwenden  zu  können.   Da  es  selbstverständlich  aus- 


')  Deutsche  Rauzritung  1898  S.  493. 


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geschlossen  war,  den  Unterricht  im  chemischen  Labo- 
ratorium auf  die  Dauer  der  Bauzeit  zu  unterbrechen, 
auch  eine  Verlegung  der  Unterrichtsräume  in  andere 
Bauten  sich  nicht  ermöglichen  ließ,  so  mußte  der  Neu- 
bau in  drei  Perioden  erstellt  werden,  wodurch  Plan- 
fertigung  und  Bauausführung  außerordentlich  erschwert 
wurden. 

Mit  den  Bauarbeiten  wurde  im  Mai  1899  begonnen 
und  es  wurden  zunächst  erstellt  das  Dienst-\\  ohnge- 
baude,  das  im  August  1900  bezogen  werden  konnte, 
und  der  Nordflügel  des  Laboratoriums,  dessen  Bau 
ebenfalls  schon  im  Spätjahre  1900  vollendet  wurde, 
so  daß  bereits  im  November  und  Dezember  die  Räume 
dem  Unterricht  überwiesen  werden  konnten. 

Nach  dem  sofort  in  Angriff  genommenen  Abbruch 
des  Dienst- Wohngebaudes  und  des  in  den  Bau  fallen- 
den Diener-Wohnhauses  wurde  in  der  zweiten  Bau- 
periode der  Mittelbau,  der  die  Hörsäle,  Privat- Labo- 
ratorien, das  Haupttreppenhaus  mit  Vorhalle  und  die 
Dienerwohnung,  sowie  die  Hcizungs-*)  und  Lüftungs- 
anlage enthält,  zur  Ausführung  gebracht;  die  Arbeiten 
konnten  so  beschleunigt  werden,  daß  die  Räume  trotz 
ungünstigerWittcrungs- Verhältnisse  während  der  Bau- 
zeit mit  Beginn  des  Sommer-Semesters,  im  April  1002, 
in  Benutzung  genommen  werden  konnten.  Nach  Fertig- 
stellung der  neuen  Hörsäle  war  es  nunmehr  erst  mög- 
lich, das  alte  Laboratorium  niederzulegen  und  den  Bau 
des  Südflügels  zu  beginnen,  der  in  den  letzten  Mo- 
naten des  verflossenen  Jahres  vollendet  wurde,  so- 
daß  mit  Beginn  des  laufenden  Jahres  die  Bauarbeiten 
zum  Abschluß  gekommen  waren,  nachdem  sie  im- 
ganzen  eine  Zeitdauer  von  4V«  Jahren  erfordert  hatten. 

Das  Gebäude,  zu  dem  der  Instituts-Direktor,  Geh. 
Rat  Prof.  Dr.  Karl  Engler,  ein  ausführliches  Pro- 
gramm aufgestellt  hatte,  bildet  ein  Rechteck  von 
59*45m  Seitenlange  und  umschließt  zwei  Höfe  von  je 
10  x  23  m  Größe,  deren  Boden  etwa  1  m  unter  Gelände- 
ebene  liegt,  um  die  Möglichkeit  zu  gewinnen,  zur  aus- 
reichenden Beleuchtung  der  im  Sockelgeschoß  liegen- 
den Arbcitsräume  entsprechend  große  Fenster  an- 
ordnen zu  können. 

Das  Erdgeschoß  enthätt  nördlich  des  Hauptein- 
ganges, der  von  der  Schulstraße  aus  unmittelbar  in 
das  im  Mittelbau  liegende  Haupttreppenhaus  führt, 

*)  I>ie  Heizung  des  NordflOgels  im  Winter  1900/1001  wurde 
mittel»  Gasölen  bewirkt;  im  Winter  1901/03  w»r  die  Zentral- 
HciMingunlagr  bereit«  betriebsfähig. 


ein  Laboratorium  für  Vorgeschrittene,  Privat-Labora- 
torium,  Büeherzimmer  (mit  einer  in  einen  Schrank 
eingebauten  Treppe  nach  den  darunter  liegenden 
Räumen  des  Sockelgeschosses),  und  Sprechzimmer 
des  Direktors,  Wägezimmer  für  10  Wagen,  Assisten- 
tenzimmer im  Anschluß  an  das  große,  20 m  lange, 
10,30 "  breite  Laboratorium  für  quantitative  Arbeiten, 
Spülraum,  Aborte  für  die  Dozenten  und  Nebentreppe, 
die  vom  Sockelgeschoß  bis  zum  flachen  Dach  durch- 
geführt ist.  Südlich  vom  Haupteingang  liegen  ein 
Dienerzimmer,  ein  Zimmer  für  die  Verwaltung,  ein 
Laboratorium  für  Elektro- Anal vsc,  und  im  Anschluß 
daran  im  Südflügel  die  Räume  des  physikalisch- 
chemischen (elektro- chemischen)  Institutes,  bestehend 
aus  Sprechzimmer  und  Laboratorium  des  Direktors, 
Wägezimmer  für  6\Vagen  .drei  Laboratorien  und  einem 
Assistentenzimmei . 

Im  Mittelbau  liegen  im  Anschluß  an  den  Vorplatz 
ein  Vorbereitungszimmer,  ein  Sammlungsraum  und 
der  große  Hörsaal,  I4.50DI  breit,  I7,50m  tief  und  9m 
hoch,  mit  330  Sitzplätzen  auf  einem  bis  zu  5,30™  an- 


Monumentales  aus  Nürnberg. 

iIIhiifu  rine  BililbriLage.) 

^r  kennt  nicht  Nürnberg!  Wer  von  den  Tausenden 
und  Abertausenden,  die  im  Sommer  der  Zug  nach 
—  Süden  in's  Gebirge  fuhrt  oder  au*  dem  Süden  nach 
Norden  an  die  See,  bat  nicht  die  Gelegenheit  benutzt,  der 
alten  sagenumwobenen  und  an  Geschichte  reichen,  ehe- 
dem freien  Reichsstadt  einige  Tage  zu  widmen,  um  sich 
an  den  herrlichen  Städtebildern.  die  uns  in  den  buckligen, 
gekrümmten  Straßen  der  inneren  Stadl,  an  dem  n<>ch 
erhaltenen  Teile  ihrer  Mauern  entgegentreten,  zu  erfreuen  ? 
Freilich  sind  in  der  Stadt  auch  Neuhamen  entstanden, 
welche  dem  Charakter  derselben  nicht  entsprechen,  sogar 
einige  geradezu  häßliche,  allein,  wie  schon  an  anderer 
Stelle  gesagt  wurde,  Nürnberg  ist  nicht  umzubringen. 
Und  seit  einiger  Zeit,  seit  Cmiradin  Walthcr  seinen 
„Deutschen  Kaiser"  erbaute,  sind  eine  Reihe  von  Bau- 
werken aufgeführt  worden,  welche  sich  gut  in  die  alten 
StraBcn  einfügen.  Die  städtische  Verwaltung  hat  Vorsorge 
getroffen,  Verunstaltungen  der  Stadt  so  viel  wie  möglich 
hintanzunaltcn,  dadurch,  daß  PlAne  Uber  Neubauten  in  der 
Nahe  historischer  Hauwerke  einem  besonderen  Kunst- 
au.sschuU  zur  Beurteilung  vorgelegt  werden  müssen.  Die 
städtische  Verwaltung  geht  aber  auch  mit  gutem  Beispiele 
voran,  indem  sie  bei  Aufführung  von  Gemeinde -Bauten 
Schönes  und  zu  der  alten  Stadt  in  Einklang  Stehendes  zu 
schaffen  bestrebt  ist.  Zeuge  davon  ist  die  kleine  Markt- 
halle an  der  Karlsbrucke,  das  neue  Schulhatts  in  der 
Findelgas*e  an  der  l'cgnilz.  der  auf  der  Dresdener  Städte- 
Ausstellung  rühmend  anerkannte  Neubau  neben  dem 
weißen  Turme  u.  a  Ks  steht  aber  auch  der  sla.il.  Archi- 
tckturabtcilung  ein  Mann  vor,  II  Wallraff,  ein  Schüler 
E*senweins,  der  sich  in  Nürnbergs  Eigenart  mit  seltenem 
Verständnis  eingelebt  hat  und  kürzlich  wegen  seiner  Vcr- 


diese 


dienste  um  die  Stadt  den  Titel  „Baurat"  mit 
sehnlichen  Ehrengeschenk  erhalten  hat. 

Auch  von  kunstfreundlichen  Bürgern  finden 
Bestrebungen  kräftige  Unterstützung. 

In  neuester  Zeit  hat  nun  die  Stadt  an  hervorragendster 
Stelle  zwei  Monumenlalwerke  erhalten,  welche  von  der 
Opferwilligkeit  sowohl  der  Stadtvcnretung  als  ihrer  Ein- 
wohner rühmendes  Zeugnis  ablegen.  Auf  dem  Marktplätze 
wurden  zwei  Monumentalbrunnen  aufgestellt,  welche  den 
Gegenstand  unserer  Besprechung  bilden  sollen. 

Der  aus  dem  XIV.  Jahrh.  stammende  „Schrine  Brunnen" 
ist  zu  bekannt,  als  daß  eine  besondere  Beschreibung  not- 
wendig wäre.  Es  war  aber  früher  für  den  Marktplatz  noch 
ein  zweiter  Monumentalbrunncn  geplant  und  zwar  bei  Ab- 
schluß des  Westfälischen  Friedens.  I  rsprünglich  wollte 
man  Gustav  Adolf  ein  Denkmal  setzen,  allein  die  Politik  der 
alten  Reichsstadt,  die  es  nach  erreichtem  Friedensschluß  mit 
dem  Kaiser  nicht  verderben  wollte,  wandelte  das  Denkmal 
in  einen  Brunnen  um,  der  auch  von  den  Gebrüdern 
Schweigger  modelliert  und  in  Blei  gegossen  wurde.  Zur 
Aufstellung  kam  der  Brunnen  aber  nicht,  er  lag  über  ein 
Jahrhundert  im  städtischen  Baumagazin,  bis  er  F.ndc  des 
XVIII.  Jahrhunderts  an  l'aul  1.  Kaiser  von  Rußland  ver- 
kauft und  im  Parke  von  l'etcrhof  aufgestellt  wurde.  Teils 
Geld-  teils  Wassermangel  verschuldeten  das  Geschick  dieses 
Monumental  Werkes, 

Es  war  nun  schon  lange  der  Wunsch  des  gegen- 
wärtigen nach  jeder  Richtung  bedeutsamen  Bürgermeistens, 
Geh.  Hofrats  Dr.  vi  in  Schuh,  ein  Abbild  lies  Brunnens  in 
Nürnberg  /u  haben  und  kunstsinnige  Bürger  gaben  die 
Mittel,  daß  er  mit  Erlaubnis  des  ru^s.  Kaisers  in  Clips  ab- 
gefotmt  weide  Mehrere  Jahre  stand  das  Gipsmodell  in 
der  alten  Katharincnkirehe.  bis  sich  wieder  ein  Kunstfreund 
fand,  der  die  K.istcn  der  Ausführung  in  Bronze  und  Granit 
übernahm.  Am  aa.  Oktober  1002  wurde  die  getreue  Nach- 


No.  49. 

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steigenden  Stufenpodium,  unter  dem  ein  4  x  14,50 m 
großer,  durchweg  in  Holz  getäfelter  Garderoberaum 
eingebaut  werden  konnte,  in  dem  auch  die  beiden 
zum  Podium  führenden  Treppen  liegen,  deren  Aus- 
tritte sich  in  der  Bodenebene  der  zehnten  Sitzreihe 
befinden.  Die  Studierenden  erreichen  den  Hörsaal 
durch  den  im  Ostflügel  liegenden  4™  breiten  Eingang. 

Im  Ostflögel  liegen  Aborte  und  Pissoirs,  die 
Dienerwohnung  mit  besonderem  Zugang  im  Sockelge- 
schoß und  einer  Treppe  nach  zwei  in  einem  Zwischen- 
geschoß angeordneten  Zimmern,  ferner  ein  Raum  zur 
Aufbewahrung  der  Wandtafeln  mit  Treppchen  nach 
den  Räumen  des  auch  hier  eingebauten  Zwischen- 
geschosses, ein  Raum  für  Glasbläserei  und  Abgabe  von 
Gläsern  und  Chemikalien  mit  Treppchen  nach  den  dar- 
unter liegenden  Magazinräumen,  ein  feuersicherer  Raum 
und  ein  Zimmer  für  einen  unverheirateten  Diener. 

Im  Obergeschoß  befinden  sich:  Nördlich  der 
Haupttreppe  ein  Bombenraum,  ein  kleiner  Hörsaal 
mit  72  Platzen,  ein  Vorbereitungszimmer,  ein  kleines 
Laboratorium  für  Pharmazeuten,  ein  Wägezimmer  für 
6  Wagen,  das  große  10,30 m  breite  und  23,50  m  lange 
Laboratorium  für  qualitative  Arbeiten  und  daran  an- 
schlieüend  ein  Schwefelwasserstoff-Raum  mit  15  Zellen, 
sowie  ein  Präparierrautn.  Südlich  der  Haupttreppe 
liegen  der  Raum  für  die  Handbibliothek,  ein  Raum 
für  Elementar-Analyse,  das  Sprechzimmer  und  Privat- 
Laboratorium  des  Vorstandes  der  organischen  Ab- 
teilung, ein  Wägezimmer  für  6  Wagen,  das  große 
Laboratorium  für  organische  Arbeiten,  das  durch  eine 
2,20 m  hohe  gestemmte  Holzwand  in  zwei  Abteilungen 
geschieden  ist,  und  schließlich  der  Destillicrraum,  in 
dem  sich  außer  den  Tischen  und  Digestorien  ein 
großes  Wasserdampfbad  befindet. 

Im  Mittelbau  befinden  sich  außer  dem  durch  zwei 
Geschosse  reichenden  großen  Hörsaal  noch  ein  kleiner 
Hörsaal  mit  82  Plätzen  und  ein  Vorbereitungszimmer, 
das  durch  einen  kleinen  Handaufzug  mit  dem  darunter 
liegenden  Vorbereitungszimmer  des  Erdgeschosses  in 


Neuere  Bestrebungen  zur  gesetzlichen 

Von  J.  StOb 

1  ic  Wichtigkeit  der  L'mlcgung  städtischer  Grundstücke 
in  baugerechte  Formen,  technisch  zuerst  behandelt 
in  K.  Baumeister  s  Buch  Ober  „Stadterweiterungen" 
vom  Jahre  1876,  gesetzlich  zuerst  geregelt  in  der  Mainzer 
Stadtrrwciterung,  in  Preußen  besonders  betrieben  durch 


Verbindung  steht.  Diese  beiden  Räume  im  Mittelbau 
des  ersten  Obergeschosses  liegen  mit  ihren  Boden- 
ebenen 1  m  unter  der  Bodenebene  des  Korridors,  um 
die  für  den  kleinen  Hörsaal  erforderliche  Höhe  zu 
gewinnen  und  um  zu  erreichen,  daß  der  obere  Teil 
des  Stufenpodiums  in  gleiche  Ebene  mit  dem  Korridor- 
boden zu  liegen  kommt. 

Zwischen  dem  Vorbereitungszimmer  und  dem 
Korridor  ist  eine  kleine  Holztreppe  eingeschaltet,  die 
den  Verkehr  nach  dem  Vorbereitungszimmer  sowohl 
wie  nach  den  Magazinräumen  vermittelt,  die  im  Dach- 
raum über  dem  großen  Hörsaal  eingebaut  wurden 
und  die  um  so  notwendiger  waren,  als  sich  in  den 
übrigen  Gebäudeteilen,  die  durchweg  Holzzementdach 
erhalten  haben,  keine  benutzbaren  Dachräumc  befinden. 

Ursprünglich  sollte  das  Gebäude  ein  Schieferdach 
erhalten;  von  dessen  Ausführung  mußte  aber  abge- 
sehen werden,  da  das  Einbinden  der  zahlreichen  Ab- 
luftzüge  der  in  den  Fensternischen  eingebauten  Dige- 
storien am  Dachfuße  mit  außerordentlichen  Schwierig- 
keiten verbunden  gewesen,  und  auch  der  Zug  in  den 
Abluftrohren  durch  die  ansteigenden  Dachflächen  un- 
günstig beeinflußt  worden  wäre.  Diesen  Schwierig- 
keiten ist  in  einfacher  Weise  durch  die  Anlage  der 
flachen  Dächer  mit  Traufen  in  den  Höfen  begegnet, 
wobei  es  zugleich  möglich  war,  die  zahlreichen  Kamin- 
köpfe, die  wie  die  Züge  selbst  in  Steinzeug  durch 
Villeroy  &  Boch  in  Merzig  ausgeführt  wurden,  durch 
eine  längs  der  Fassaden  laufende,  durchbrochene  Attika 
über  dem  Hauptgesimse  zu  verdecken. 

Im  Sockelgeschoß,  dessen  Räume  durchweg  mit 
möglichst  großen  Fenstern  versehen  sind,  befinden 
sich  im  nördlichen  Bauteil  Arbeitsräume  des  chemi- 
schen, im  südlichen  Bauteil  solche  des  physikalisch- 
chemischen  Laboratoriums,  zu  welch'  letzterem  der 
Instituts-Direktor  Prof.  Dr.  Le  Blanc  das  ausführliche 
Programm  aufgestellt  hatte,  und  im  Mittelbau  die  Hei- 
zungs-  und  Lüftungsanlage  nebst  Kohlcnraum  mit  Zu- 
fahrt von  der  Ostseile  her.  —  ,schiuB  folgt.) 

der  Umlegung  städtischer  Grundstücke. 

ben,  Dr.-Ing. 

den  Ob.-Uürgcrmstr.  Dr.  Adickes  in  Frankfurt  a.  M.,  wird 
in  steigendem  Maüe  anerkannt  Niehl  die  Stärkung  der 
Machtbefugnisse  kommunaler  Behörden,  wie  die  Gcj-ner 
es  darzustellen  versuchten,  ist  das  Wesentliche  der  allKe- 
mein  zu  erstrebenden  gesetzlichen  Regelung.  Wichtiger 


icr 

ist 


iünlichen  Adel  ausgezeichnet  wurde, 
ein  bleibender  Sehmuck  der  Stadt 


bihlungdcs  alten  Neptunbrunnens  auf  dem  Marktplatze  feier- 
lich enthüllt,  bei  welcher  Gelegenheit  der  Stifter,  Kom.-Rat 
Ludwig  Gerngross,  zum  Ehrenbürger  der  Stadt  ernannt 
und  vom  Prinzregenten  mit  dem  Kronenorden  und  dem  da- 
mit verbundenen 
Dieses  Werk 
und  wenn  es  auch 
mit  den  Augs- 
er  Brunnen 
ht  ganz  gleich- 
wertig sein  sollte, 
so  ist  doch  seine 
ganze  Gruppie- 
rung, sein  Figuren- 
schmuck—Neptun 
mit  dreizackiger 
Lanze  auf  hohem 
Sockel,  umgeben 
von  nackten  Frau- 
cngestalten  und 
Kindern,  die  auf 
Seepferden  und 
Delphinen  in  das 
Becken  hinausrei- 
ten von  feiner 
Modellierung  und 
frischcrl.cbendig- 
keit.  Das  Einzige, 
was  unserer  heutigen  Auffassung  nicht  entspricht,  ist  die 
schauspielcrhafte  Pose  des  Neptun. 

Wegen  des  AufstcllungsplaUcs  wurde  in  Kreisen  der 
Bürgerschaft  und  in  der  Presse  manche  Meinungsver- 
schiedenheit laut.  Es  wurde  vom  Stifter  und  seinen  Be- 
ratern darauf  gedrungen,  daß  der  „Neptun"  in  der  Mitte 
des  Marktplatzes  an  der  Stelle  aufgestellt  werde,  an  die 

18.  Juni  1904. 


sein  Original  vor  einem  Vicrteljahrtauscnd  hatte  gestellt 
werden  sollen.  Von  gegnerischer  Seite  wurde  es  als 
eine  Geschmackslosigkeit  bezeichnet,  auf  einem  Markt- 
plätze zwei  Mnmimcnt.il- Brunnen  aufzustellen,  am  meisten 
aber  wurde  die  Mitte  als  Platz  für  den  Neptun  beanstandet, 
wo  er  zu  dem  alten  „Schönen  Brunnen"  in  einen  Gegen- 
satz treten  würde,  der  diesen  in  den  Hintergrund  drängt. 
Einige  Stimmen  wurden  dahin  laut,  daß  wenn  der  Neptun 
auf  dem  Markte  aufgestellt  werden  solle,  man  ihn  diagonal 
dem  „Schönen  Brunnen"  gegenüber  stellen  müsse,  damit  er 
diesem  wenigstens  das  Gesicht  und  nicht  die  Kehrseite  zu- 
wende. Auf  diese  Weise  ergäben  die  beiden  Brunnen  auch 
mit  der  Frauenkirche  eine  harmonische  Gruppierung  und 
die  Mitte  des  mit  ziemlichen  Kosten  vor  einiger  Zeit  frei- 
gelegten Marktplaues  werde  dann  auch  frei  erhalten.*) 

Eine  Entscheidung  Ober  diese  Frage  wurde  dadurch 
gegeben,  daß  der  Stifter  erklärte,  wenn  der  Aufstellungs- 
platz anders  gewählt  werde,  als  wie  ihn  unsere  Voreltern 
ins  Auge  gefaßt  hatten,  dann  werde  er  seine  Stiftung  zu- 
rückziehen. Die  städtische  Verwaltung  war  deßhalb  vor 
die  Frage  gestellt:  entweder  den  Neptunbrunnen  für  die 
Mitte  des  Marktplaues  zu  bekommen,  oder  aber  ihn  gar 
nicht  zu  erhalten. 

Ueber  die  gegenseitige  Wirkung  der  beiden  Monu- 
mentalbrunnen zu  einander  tauchten  auch  verschiedene 
Meinungen  auf.  Zunächst  herrschte  der  Neptun  vor, 
der  mit  seiner  grünen  Patina  den  „Schönen  Brunnen"  in 
seiner  verstümmelten  Form  gewaltig  in  Schatten  stellte. 
Dieses  wunderbare  Bauwerk  aus  dem  XIV  Jahrb.  war 
schon  verschiedene  Male  so  reparaturbedürftig  geworden, 
daß  es  manche  Verschlechterung  gegenüber  seinem  ur- 
sprünglichen Zustand  erfahren  hatte.    Zu  der  Zeit,  als 

  (Koruruung  tut  Sri»  30a.) 

»irt  dir  wirkliche  Auforllung  d«  Bmnotm  und 


puiikürnldi>  in 


299 

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sind  die  allen  beteiligten  Grundbesitzern  er- 
wachsenden Vorteile,  wobei  zugleich  die 
Schwachen  gegen  die  Starken,  die  Gutwilli- 
gen gegen  die  aus  Eigennutz  oder  Unkennt- 
nis Widerstrebenden  geschützt  werden.  Ent- 
scheidend aber  ist  die  Bereicherung  des  Vor- 
rates an  baufahigen  Grundstücken  im  Inter- 
esse der  Wohnungs-Fürsorge. 

Baden  und  Sachsen  haben  die  Frage 
durch  die  neuere  Gesetzgebung  geordnet. 
Adickes  hat  für  Frankfurt  a.  M.  ein  preußi- 
sches Ausnahme-Gesetz  erlangt,  das  zwar 
durch  die  vom  Abgeordneteiihausc  einge- 
fügten Verschlimmbcsscrungen  an  Wert  ein- 
gebüßt,  für  manche  Falle  sich  aber  bereits 
anwendbar  erwiesen  hat.  Die  meisten  übri- 
gen Städte  Preußens  und  die  in  rascher  Ent- 
wicklung stehenden  Städte  anderer  Bundes- 
staaten „wursteln  weiter",  indem  sie  die 
freiwilligen  Umlegungen  möglichst  begün- 
stigen und,  falls  diese  nicht  gelingen,  die 
ungeregelte  Bebauung  oder  die  Aufsaugung 
desGrundbesitzes  durch  die  Spekulation  über 
sich  ergehen  lassen.  In  einigen  preußischen 
Städten  aber  ist  mit  Erfolg  der  merkwürdige 
Versuch  gemacht  worden,  die  bestehende 
Agrargesetzgebung  für  die  städtische 
Umlegung  zu  benutzen!  So  in  Hannover, 
Ncuß,  Wetzlar,  Dortmund.  Die  Dortmunder 
L'mlegung  war  auf  der  Dresdner  Städte- 
ausstellung vorgeführt  und  ist  kürzlich  in 
einer  höchst  bemerkenswerten  Schrift  von 
de  Weldigc-Crcmer  und  Fahrenhorst: 
„Die  Grundstücks-Umlegung  in  Stadt- 
feldmarken und  in  der  Südost-Feld- 
mark von  Dortmund"  eingehend  beschrie- 
ben worden.  Die  Schrift  gibt  einen  außeror- 
dentlich lehrreichen  Einblick  in  die  herrschen- 
den Verhältnisse  und  wird  nicht  verfehlen, 
auch  dort  die  Ueberzeugung  von  der  Notwen- 
digkeit und  Ungefährlichkeit  der  gesetzlichen 
Regelung  des  städtischen  L'mlegungswesens 
zu  wecken,  wo  man  bisher  mit  Mißtrauen 
und  Abneigung  den  Bestrebungen  der  Städte 
gegenüberstand. 

Besilzverhältnisse.bci  wclchcndic  Grund- 
stücke infolge  wiederholter  Teilung  in  lange, 
schmale  I.andstreifcn  aufgelöst  sind  oder  im 
wirren  Gemenge  liegen  und  mit  mannieh- 
faltigen  Wegeservituten  belastet  sind,  lassen 
keine  unmittelbare  Aufteilung  in  brauchbare 
Bauplätze  zu,  selbst  dann  nicht,  wenn  man 
sich  bemüht,  unter  Zurückschiebung  von 
Anforderungen,  die  der  Verkehr  inbezug 
auf  Richtungen  und  Steigungen  erhebt,  das 
Straßcnnetz  ausschließlich  narh  den  Bcsitz- 
grenzen  zu  entwerfen  de  Weldige-Crcmrr 
legt  dies  an  einem  —  nicht  einmal  beson- 
ders schwierig  gelagerten  —  Beispiel  dar 
und  zeigt  ferner,  wie  die  Schwierigkeiten 
wachsen,  wenn  das  Straßennetz  aus  berech- 
tigten oder  unberechtigten  Gründen  von  den 
Eigentumsgrenzen  wesentlich  abweicht  Not- 
wendig ist  dies  z  B  .,  wo  das  Straßennetz, 

wie  es  auch  in  der  Dortmunder  Südost-Feld- 
mark vorkommt,  auf  wenige  Eisenbahn- 
Unterführungen  angewiesen  ist.  wo  im  an- 
steigenden Gelände  die  brauchbare  StraUen- 
richtung  die  Grundstücke  schräg  schneidet 
oder  wo  wegen  wichtiger  sonstiger  Verkehrs- 
interessen  Diagonalslraßen,  abweichend  von 
der  bisherigen  Grundstücksteilung,  einzu- 
legen sind  Kurz,  bei  der  in  Westdeutseh- 
land vorherrschenden  Bodenzcrsplittcrung 
ist  in  den  meisten  Baoblocken  eines  Stadi- 
bauplanes die  Grenz  Veränderung  von  Land- 
parzellen nötig,  um  Grundstücke  von  bau- 
gerechten Formen,  d  h  von  geeigneter  Front- 
länge und  Tiefe  und  moylichsi  rechtwinkliger 
Lage  zur  Fluchtlinie,  tu  erzielen. 

Der  Süden  und  Südosten  Dortmunds 
hat  wegen  seines  zersplitterten  und  unge- 
regelten  Besitzes  an  der  baulichen  Entwick- 
lung der  Stadt  nur  einen  geringen  Anteil 
nehmen  können.  Nicht  einmal  eine  unab- 
hängige Bestellung  der  einzelnen  Grund- 
stücke und  eine  Kinfriedigung  derselben  war 
bisher  möglich,  geschweige  denn  eine  städti- 
sche Bebauung    Der  Norden  der  Stadl,  wo 

300 


Der  Neubau  des  chemlschrn  Laboratorium«  der  Technischen  Hochschule 
In  Karlsruhe  I.  B.    Aichitekt:  Ob, -Baurat  Prof.  Dr.  O.  Warth  in  Kältest* 


No.  49. 

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in  früherer  Zeit  eine  Besitzregelung  stattgefunden  hatte, 
entwickelte  sich  rasch;  der  Süden  blieb  zurück.  Die  Um- 
legung  wurde  immer  mehr  als  notwendig  empfunden, 
schien  aber  unerreichbar,  weil  einerseits  die  Selbsthülfe 
Einstimmigkeit  aller  Besitzer,  Hypothekar- Glaubiger 
und  sonstiger  Berechtigten  voraussetzt,  anderseits  aber 
die  gesetzliche  Zwangsumlcgung  bisher  auf  lauter  Bedenken 
in  den  gesetzgebenden  Körperschaften  Preußens  stieß. 
Es  war  „offenbar  durchaus  unbegründet  und  für  die  Eigen- 
tümer in  städtischen  Feldmarken  recht  bedauerlich,  daß 
man  sie  vor  solchen  Eingriffen  schützen  will,  deren  Nutzen 
so  offen  zutage  liegt".  Für  die  Besitzer  wie  für  die  Ge- 
meinde sind  die  Vorteile  gleich  groß.  Die  lex  Adickes 
bedeutet  einen  ganz  erheblichen  Fortschritt;  sie  ist  indeß 
auf  Frankfurter  Verhältnisse  zugeschnitten,  stützt  sich  nur 


auf  das  öffentliche  Interesse  und  ist  auf  andere  Gemein- 
den nicht  Obertragbar. 

So  entschloü  man  sich  in  Dortmund,  aufgrund  des 
ländlichen  Z  usam m cn  I cgu n gs-Vcrfahrcns  (Gesetz 
vom  3.  April  1873)  vorzugehen.  I>ie  Mehrheit  der  Eigen- 
tümer der  167  *•  großen  Feldmark  beantragte  die  wirtschaft- 
liche Zusammenlegung,  und  die kgl. Gcneralkommission 
zu  Münster  erklärte  sich  für  zuständig.  Das Nichtein  Verständ- 
nis der  Minderheit  wurde  durch  Beschluß  des  Magistrates  und 
derStadtverordneten  ergänzt  Als  Verteilungsmaßstab  wurde 
die  Fläche  angenommen.  Das  vom  Stadtbauamt  nunmehr 
entworfene  „Wegeprojekt"  wurde  mit  einigen  Aenderun- 
gen  von  der  Spezialkommission  als  für  die  Ümlegung  ver- 
wendbar gefunden  und  vom  Magistrat  dem  städtischen 
Bebauungsplan  zugrunde  gelegt,  derart,  daß  anstelle  der 
nach  dem  „Wcgcprojekt"  durchgängig  9"«  breiten  Wege 

iö  Juni  1904. 


Straßen  von  13  bis  26  ™  Breite  treten.  Die  Umlegung  ge- 
schah also  gesetzlich  auf  9«»  Wegebreite;  die  Mehrbreiten 
aber  wurden  durch  einstimmigen,  freiwilligen  Privatver- 
trag aller  Beteiligten  mit  dem  Magistrat  sofort  an  die  Ge- 
meinde mit  abgetreten.  Als  Gegenwert  für  freie  Plätze 
gab  die  Gemeinde  eigenen  Grundbesitz  her.  Wegen  der 
Verschiedenheit  der  Verkaufswertc  im  Zusammcnlcgungs- 
Gebiete  wurde  jeder  Beteiligte  grundsatzlich  in  seiner 


alten  I-age  abgefunden;  auch  die  landwirtschaftlichen  Boden- 
klassen wurden,  um  zu  hohe  GcIdaii-gleidnQgM  zu  ver- 
meiden, nach  Möglichkeit  berücksichtigt  Aber  der  land- 
wirtschaftliche Zweck,  die  eigentliche  Richtschnur,  kam 
immerhin  nur  in  zweiter  Linie  zur  Geltung;  die  Haupt- 
sache war  die  Erzielung  von  Haugrundstucken,  deren 
Grenzen  rechtwinklig  zu  den  Straßen  (Wegen»  stehen 
und  deren  Tiefe  möglichst  30  bis  40«  beträgt.  Ohne  die 

30t 

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freien  Plätze  bilden  die  neuen  Wege,  mit  Einschluß  der 
Erbreitcrungsflachen  (bis  auf  Straßenbreite),  2i'/40/o  des 
Ganzen.  Die  Kosten  des  Verfahrens  betrugen  17  110  M., 
d.  h.  rd.  ia8  M.  für  1  Da  Einsprache  der  Besitzer 
nicht  erfolgten,  so  ist  die  Umlcgung  ohne  Schwierigkeit 
rechtskraftig  geworden,  obwohl  einzelne  an  breiten  Straßen 
und  Wegekreuzungen  liegende  Grundflachen  einen  Wege- 
abzug bis  zu  4t0/0  erlitten  haben.  Wie  es  freilich  ge- 
kommen wäre,  wenn  ein  Besitzer  Widerspruch  erhoben 
und  durch  alle  Instanzen  verfolgt  hatte,  ob  nicht  sogar 
die  Anwendung  des  für  landwirtschaftliche  Zwecke,  nicht 
für  stadlische  Bauzwecke,  gegebenen  Gesetzes  als  unzu- 
lässig erkannt  worden  wäre,  das  ist  eine  schwierige  Frage. 
Jedenfalls  empfiehlt  es  sich  auch  nach  Ansicht  des  Ver- 
fassers Dr.  Fahrenhorst,  die  Verwendbarkeit  der  bestehen- 
den Auscinanderselzungs  -  Behörden  zur  Schaffung  von 
Baugelände  in  weiterem  Umfange  als  bisher  dadurch  zu 
sichern,  daß  eine  entsprechende  Ergänzung  der 
Agrargesetzgebung  stattfindet,  — 

In  vorzüglicher  Weise  verfolgt  diesen  Gedanken  eine 
ebenfalls  kürzlich  erschienene  Schrift  des  WirkL  Geh.  Ob.- 
Reg.  -Kai  A.  Küster,  bisher  Präsident  der  Geiieralkotn- 
mission  der  Rheinprovinz.  Die  Schrift  führt  den  Titel: 
Die  Erschließung  von  Baugeländen  und  die  Bil- 
dung geeigneter  Baustellen  durch  Umlegung  der 
Grundstücke.  Wie  Adickes  für  Frankfurt,  so  will  Küster 
die  Angelegenheit  für  die  Rheinprovinz  geregelt  wissen; 
er  legt  zu  diesem  Zwecke  einen  fertigen  Gesetzentwurf 
vor,  bestehend  aus  33  Paragraphen,  die  sich  anschließen 
an  die  für  die  landwirtschaftliche  Zusammenlegung  von 
Grundstücken  bestehenden  gesetzlichen  Bestimmungen. 
Letztere  sollen  ausdrücklich  auch  für  die  Erschließung 
von  Baugelände  als  anwendbar  erklärt  werden,  insoweit 
nicht  der  Gesetzentwurf  eine  Acndening  bringt 

Ein  wesentlicher  Unterschied  gegenüber  dem  Frank- 
furter Gesetz  besteht  darin,  daß  die  Umlcgung  nach  Küster 
in  erster  Linie  als  Ausfluß  der  Privatinteressen  betrachtet 
wird,  allerdings  öffentliche  Interessen  nicht  verletzen  darf, 
während  die  lex  Adickes  lediglich  auf  Gründe  des  öffent- 
lichen Wohles  sich  stützt  Der  Verfasser  dieser  Zeilen 
hat  wiederholt  bei  früheren  Gelegenheiten,  so  auf  der 
Versammlung  des  deutschen  Vereins  für  öffcntl.  Gesund- 
heitspflege in  Stuttgart  1806,  darauf  hingewiesen,  daß  nicht 
bloß  öffentliche,  sondern  auch  private  Interessen  den  Um- 
legungszwang  erfordern;  auch  in  der  Denkschrift  des  Ver- 
bandes deutsch.  Arch.-  u.  Ing. -Vereine  von  1897  ist  dies 
hervorgehoben.  Dort  ist  eingehend  erläutert,  wie  irrig 
die  Meinung  ist,  es  handle  sich  nur  um  eine  unzulässige 
Vergewaltigung  der  Freiheit  des  Privateigentums.  Aber 
so  klar  und  entschieden,  wie  Küster  in  der  Einleitung 


seiner  Schrift,  in  seinem  Gesetzentwurf  und  in  der  Be- 
gründung desselben  die  Förderung  gerade  des  Interesses 
der  Eigentümer  durch  die  Umlegung  vertritt,  ist  es  wohl 
bisher  noch  nicht  geschehen.  Vielleicht  wird  diese  Art 
der  Behandlung  ein  Erhebliches  zur  Besiegung  der  Vor- 
urteile und  Bedenken  beitragen,  die  immer  noch  in  ge- 
setzgeberischen und  Grundbesitzer- Kreisen  gegen  ein 
Umlegungsgcsetz  bestehen.  Auch  Küster  fürchtet  die 
Nichtanwcndbarkeit  des  Agrargesetzes  von  1673  für  den 
städtischen  Zweck  im  Falle  von  Widerspruch,  verweist 
aber  die  Handhabung  des  Verfahrens  im  Sinne  dieses  Ge- 
setzes an  die  bisher  nur  mit  ländlichen  Aufgaben  betrauten 
Auseinandersetzung*  -  Behörden  (General -Kommissionen) 
unter  möglichster  Ausschaltung  der  Gemeindebehörden  und 
des  Bezirksausschusses.  Dadurch  wird  einerseits  das  zu- 
meist gewiß  unberechtigte,  oft  künstlich  genährte  Miß- 
trauen der  Grundbesitzer  gegen  die  Gemeinde  umgan- 
gen, und  anderseits  wird  die  erfahrene,  sachkundige  und 
zahlreiche  Beamtengruppe  der  landlichen  Verkoppelungen 
für  die  doch  sehr  verwandte  städtische  Aufgabe  nutzbar 
gemacht.  In  Ucbcreinstimmung  mit  der  Betonung  der 
Privatinteressen  soll  nicht  der  Gemeinde  das  Recht  auf 
Umlegung  zuerkannt  werden,  sondern  der  Mehrheit  de» 
Besitzes,  d.  h.  der  Antrag  ist  zu  stellen  von  Eigentümern, 
welchen  mehr  als  dir  Hälfte  der  Umlegungsfläche  gehört. 
Die  im  Frankfurter  Gesetz  enthaltene  Erschwerung,  daß 
diese  Eigentümer  zugleich  die  Mehrheit  der  Besitzer  bilden 
müssen,  läßt  Küster  fallen,  um  die  Anwendung  des  Ge- 
setzes zu  erleichtern  und  etwaige  absichtliche  Gegenbe- 
strebungen Einzelner  unschädlich  zu  machen.  Wird  der 
Antrag  nicht  von  allen  Besitzern  •  gestellt,  so  bedarf  es 
ferner  eines  Beschlusses  der  Gemeinde -Vertretung,  daß 
„Gründe  des  öffentlichen  Rechtes  und  Wohles  gegen  die  Be- 
bauung nicht  vorliegen  und  ein  Bedürfnis  zur  Bebauung  und 
Einteilung  in  geeignete  Baugrundstocke  vorhanden  oder  in 
naher  Zukunft  zu  erwarten  ist".  Empfehlenswert  wäre  es 
jedoch,  die  Einwirkung  der  Gemeinde  nicht  auf  diesen  Punkt 
zu  beschränken,  sondern  auch  der  Gemeindevertretung  das 
Recht  auf  Umlcgung  zu  gewähren;  sonst  würden  ein  oder 
wenige  Grundbesitzer,  die  über  mehr  als  die  Flächen- 
hälfte verfügen,  ihrerseits  bei  einem  noch  so  großen  Be- 
dürfnis die  Umlegung  verhindern  können. 

Das  Verfahren  soll  geleitet  werden  durch  eine  Um- 
legungs-Kommission,  bestehend  aus  einem  von  der 
Auseinandersetzung*  -  Behörde  zu  bestellenden  Spezial- 
kommissar  als  Vorsitzenden,  drei  von  den  Beteiligten  zu 
wählenden  Bevollmächtigten,  dem  Bürgermeister,  dem 
Stadtbaumeister  und  dem  „Sachlandmcsscr*  Auch  letzterer 
wird  als  Vertreter  der  Auseinandcrsetzungs- Behörde  an- 
zusehen sein,  so  daß  die  Gemeinde  durch  zwei,  die  Be- 


rnau die  Herstellung  eines  neuen  Marktbrunnens  (des 
Neptuns)  in  Auftrag  gab,  soll  der  Rat  der  Stadt  sogar  be- 
schlossen haben,  ihn  gänzlich  zu  beseitigen  —  und  das 
scheint  in  höchstem  Maße  glaubhaft.  Wenn  auch  die 
Kunst  und  das  Verständnis  dafür  nach  dem  Ausgang  des 
dreißigjährigen  Krieges  stark  im  Kückgang  gewesen  — 
das  darf  man  den  alten  Reichsstädtern,  die  noch  um  1622 
ihr  prachtvolles  Rathaus  erbauen  ließen,  doch  wohl  nicht 
zutrauen,  daß  sie  zwei  Monumental- Brunnen  auf  dem- 
selben Platze  stehen  haben  wollten,  noch  dazu  in  einer 
solchen  Stellung  zu  einander,  daß  der  eine  den  anderen 
notwendigerweise  in  den  Hintergrund  drückte.  Dann  war 
auch  im  XVII.  Jahrh.  die  Gotik  ein  überwundener  Stand- 
punkt und  die  Pietät  für  Kunstwerke  älterer  Perioden  nicht 
in  dem  Maße  ausgebildet,  wie  heute. 

Zu  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts  war  der  schöne 
Brunnen  bereits  derart  verwittert,  daß  seine  Spitze  ganz 
schief  stand,  daß  er  mit  Einsturz  drohte,  abgestützt  wer- 
den mußte  und  abgebrochen  werden  sollte.  Da  erbarmte 
sich  seiner  der  damalige  Kunstschuldircktor  Keindel, 
der  ihn  unter  Benutzung  des  noch  erhaltenen  Alien  in 
den  Jahren  1821  -24  ganz  neu  aufführte  In  den  Archi- 
teklurteilen  ging  es  ja  noch  ohne  gröbliche  Schnitzer  ab, 
allein  beim  figürlichen  Teil  kamen  manche  Neubildungen 
zum  Vorschein,  die  dem  Geiste  des  Kunstwerkes  voll- 
ständig zuwiderliefen.  So  wurden  1.  B.  im  Becken  am 
oberen  Rande  der  Schöpfröhren  acht  in  Blei  gegossene 
geflügelte  Hunde  angebracht,  die  vorher  nie  vorhanden 
waren,  dagegen  wurden  16  Figuren  am  Rande  dc>  Beckens, 
von  denen  keine  brauchbaren  Kote  mehr  übrig  geblieben, 
ganz  weggelassen.  Das  Schlimmste  aber  war,  daß  die 
ganze  Pyramide  mit  allem  Figurenschmuck  in  dem  wenig 
haltbaren  Sandstein  der  Umgebung  Nürnbergs  ausgeführt 
wurde,  so  daß  sich  nach  wenig  Jahrzehnten  schon  wieder 
die  Spuren  der  Verwitterung  zeigten  und  man  gezwungen 
war,  eine  wiederholte  Erneuerung  ins  Auge  zu  f.i-sen 

Erwähnenswert  mag  sein,  daß  der  damalige  städtische 
Bit  Eickemcyer  den  ernstgemeinten  Vorschlag  machte, 

■joj 


um  etwas  Dauerhaftes  zu  schaffen,  den  Brunnen  in  Guß- 
eisen abzugießen  —  ein  Gedanke,  der  glücklicherweise 
von  keiner  Seite  Unterstützung  fand. 

Es  wurde  nun  aber  aus  besonderen  städtischen  Ein- 
nahmen eine  Kasse  zur  Erhaltung  historisch  merkwürdi- 
ger Denkmäler  der  Stadt  gegründet  und  als  die  Mittel 
beisammen  waren,  mit  der  Erneuerung  des  Schönen 
Brunnens  begonnen  —  diesmal  in  einem  Material ,  das 
Jahrhunderten  zu  trotzen  imstande  ist,  nämlich  in  bestem 
Muschelkalk. 

Architekt,  nunmehr  Baurat  Wallraff  leitete  die  Ar- 
beiten mit  einem  Eifer,  einer  Liebe  und  Hingabe,  die 
ihresgleichen  suchten  Er  ward  nie  müde,  Zeichnungen  aus 
alter  Zeit,  Photographien  verwandter  Bildwerke  zu  sam- 
meln, um  diejenigen  Stücke,  welche  ganz  neu  erfunden 
werden  mußten,  vollständig  im  Geiste  der  Zeit  wiederzu- 
geben ;  und  wer  Gelegenheit  hatte,  die  nahezu  500  Stücke, 
aus  welchen  der  17  «>  hohe  Brunnen  besteht,  in  der  Stein- 
metzhütte  zu  sehen,  war  gewiß  für  die  gediegene  Arbeit 
Wallraff's  und  seiner  Hilfskräfte  mit  größter  aber  auch  ge- 
rechter Bewunderung  erfüllt.  Ihm  ist  es  auch  zu  ver- 
danken, daß  über  die  Bedeutung  von  acht  Figuren,  die 
bei  Heindcl's  Erneuerung  verloren  gegangen  sind,  Klarheit 
gewonnen  wurde.  Ansielle  der  acht  geflügelten  Hunde 
saßen,  wie  aus  alteren  Zeichnungen  zu  ersehen  war,  an 
den  Ecken  des  Beckens  die  vier  Evangelisten  und  vier 
Kirchenväter,  zu  ihren  Füßen  ihre  „Discipcln'1,  wie  es  in 
einer  alten  Beschreibung  heißt.  Erkundigungen  bei  ver- 
schiedenen Gelehrten,  ob  darunter  bestimmte  Persönlich- 
keiten gedacht  werden  könnten,  führten  zu  keinem  Er- 
gebnis. Man  vermutete  unter  diesen  „Discipuli''  Schreiber, 
die  als  Begleitpersonen  der  Kirchenvater  und  Evangelisten 
angebracht  waren.  Wallraff  fand  in  der  Münchener  Staats- 
bibliothek den  Nachweis,  daß  darunter  die  sieben  freien 
Künste  zu  verstehen  waren,  denen,  um  die  Zahl  acht  voll 
zu  machen,  die  Philosophie  zugesellt  war. 

Es  waren,  als  der  Brunnen  zur  Aufstellung  fertig  war, 
nur  noch  zwei  bedeutsame  Kragen  zu  losen.    Der  alte 


No.  49. 

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teiligtcn  durch  drei  Stimmen  vertreten  sind.  Was  unter 
dem  „Stadtbaumeislcr"  zu  verstehen  ist,  wird  klar  zu 
stellen  sein;  vorzuziehen  wäre  wohl  die  Bestimmung,  daß 
außer  dem  Bürgermeister  ein  von  der  Gemeindevertretung 
zu  wählender  Techniker  in  die  Kommission  eintritt.  Jeden- 
falls aber  ist  die  von  Küste  r  vorgeschlagene  Zusammen- 
setzung der  Umlegungs-Kommission  sachgemäßer,  als  die 
im  Frankfurter  Gesetz  vorgesehene  Bestimmung,  nach 
welcher  der  Regierungs-Präsident  die  Mitglieder  ernennt 
und  die  Besitzer  nicht  vertreten  sind. 

Während  die  Anwendung  des  Frankfurter  Urnlcgungs- 
Gesetzes  die  vorherige  Festsetzung  des  Fluchtlinienplane-« 
zur  Voraussetzung  hat.  will  Küster  auch  dann  umlegen 
können,  wenn  ein  Fluchtlinienplan  nicht  besteht  und  nicht 
festgestellt  wird.  In  letzterem  Falle  soll  „das  Wegenetz" 
von  dem  Spczialkommissar  und  dem  .Sachlandmesser  ent- 
worfen, von  der  Umlegungs-Kommission  begutachtet  und 
von  der  Auseinandersetzungs-Behörde  genehmigt  werden. 
Dem  „Gemeindevorstand"  soll  nur  Gelegenheit  gegeben 
werden  zur  Aeußerung  von  Bedenken;  auch  kann  von 
der  Auscinandersctzungs  -  Behörde  an  den  Gemeindevor- 
stand  der  Antrag  gestellt  werden,  aufgrund  des  Wege- 
netzes einen  Fluchtlinienplan  zur  Feststellung  zu  bringen; 
es  ist  aber  dem  Gemeindevorstand  überlassen,  ob  er  auf 
diesen  Antrag  eingehen  will  oder  nicht.  —  Diese  Vor- 
schlage Küsters  dürften  auf  den  entschiedenen  Wider- 
spruch der  Gemeinden  stoßen  und  auch  sachlich  kaum  an- 
nehmbar sein.  —  Der  Spezialkommissar  und  der  Sach- 
landmesser  sind  keineswegs  in  allen  Fallen  die  geeigneten 
Persönlichkeiten,  einen  städtischen  Bebauungsplan  aufzu- 
stellen. Das  „Wegenetz"  hat  doch  nur  dann  einen  dauernden 
Wert,  wennes  sich  mit  dem  zukünftigen  Bebauungsplan  zwar 
nicht  in  allen  Einzelheiten  deckt,  sich  ihm  aber  doch  nach 
Lage  und  Richtungen  vollständig  anpaßt;  der  vorherige 
Entwurf  des  Bebauungsplanes  ist  also  unentbehrlich.  Be- 
steht ein  solcher  noch  nicht,  so  muß  unseres  Erachtens 
die  Auscinandersctzungs- Behörde  die  Gemeinde  zur  schleu- 
nigen Feststellung  desselben  auffordern,  und  für  den  Fall, 
daß  die  Gemeinde  der  Aufforderung  nicht  oder  nicht  zeitig 
nachkommt,  muß  der  Aufsichtsbehörde  das  Hecht  zustehen, 
gegen  die  Gemeinde  einen  Zwang  auszuüben,  wie  es 
ähnlich  im  preußischen  Wohnungsgesetz  -  Entwurf  vorge- 
sehen ist.  Eine  städtische  Umlegung  ohne  städtischen 
Bebauungsplan  ist  ein  Unding. 

Bei  einer  Umlcgung  ohne  Bebauungsplan  will  Küster 
die  auszuweisenden  Wege  möglichst  schmal  machen  und 
im  Eigentum  der  Besitzergmppe  belassen.  Aber  eine  Be- 
bauungsfalugkeit  wird  dadurch  nicht  herbeigeführt.  Und 
will  die  Gemeinde  später  den  Fluchtlinienplan  aufstellen 
und  die  Straßen  ausbauen,  oder  wollen  die  Besitzer  selbst 


die  Straßen  haufertig  anlegen,  so  beginnen  neue  Ver- 
handlungen und  vielleicht  große  Schwierigkeiten  mit  der 
Gemeinde.  Ist  dagegen  der  Fluchtlinienplan  bereits  fest- 
gestellt, so  sollen  die  Beteiligten  nach  Küster  sofort  nun 
Wege  von  6— tom  frei  lassen  und  der  Gemeinde  unent- 
geltlich abtreten ;  da»  Plus  an  Breite  soll  von  der  Gemeinde 
durch  Geldzahlung  entschädigt  werden ;  die  spätere  Wicder- 
einforderung  beim  Abschluß  von  Straßenbauverträgen  oder 
bei  Erteilung  von  Bauerlaubnisscn  bleibt  dabei  vorbehalten. 
Auch  dieser  Vorschlag  erscheint  bedenklich:  das  beste  und 
reinlichste  ist,  die  sofortige  uncntgeldiche  Aufladung  der 
gesamten  neuen  Straßenflächen  an  die  Gemeinde  zu  ver- 
langen. Insoweit  der  Fluchtlinienplan  sachgemäß  aufge- 
stellt ist,  wofür  in  anderer  Weise  zu  sorgen  ist,  und  in- 
sofern die  Umgrenzung  des  Umlcgungs-Gcbictes  verstän- 
dig gewählt  ist,  was  in  jedem  Falle  bei  Genehmigung 
des  Antrages  sichergestellt  werden  kann,  ist  diese  reinliche 
Lösung  ganz  unbedenklich,  da  der  Wert  der  umgelegten 
Flächen  nach  Abtretung  der  Straßen  stets  wesentlich  höher 
ist,  als  der  Wert  der  ungeregelten  Grundstücke  vorher 
war.  Ob  in  einzelnen  Fällen,  beispielsweise  bei  Anlage 
eines  großen  Platzes  in  einem  kleinen  Umlegungsgebiete, 
ausnahmsweise  eine  Entschädigungspflieht  der  Gemeinde 
eintreten  soll,  mag  dahingestellt  bleiben  .jedenfalls  ist  auch 
die  grundsätzliche  Beschränkung  der  Straßenfläche  auf 
3O°/0  im  Frankfurter  Gesetz  eine  hinderliche  und  nicht 
immer  gerechte  Bestimmung. 

Bedenklich  erscheint  endlich,  daß  die  Aufbringung 
des  für  das  neue  Straßennetz  ermittelten  Wertbetrages 
„durch  eine  prozentuale  Kürzung  des  ganzen  auf  die  Be- 
teiligten fallenden  Kinschätzungsbctrages"  geschehen,  daß 
also  —  der  Kegel  nach  —  die  Lage  der  zukünftigen  Bau- 
grundslücke  an  breiten  oder  schmalen,  an  Haupt-  oder 
Nebenstraßen  nicht  berücksichtigt  werden  soll.  Eine 
solche  Berücksichtigung  wird  gefordert  werden  müssen, 
ist  auch  —  wie  freiwillige  Umlegungen  gezeigt  haben  — 
unschwer  durchzuführen.  Dadurch  ist  nicht  ausgeschlossen, 
daß  die  Aufbringung  einzelner  Anlagen  von  beträchtlichem 
Gcländcbcdarf,  wie  freie  Plätze,  breite  Promenaden  und 
dergl.,  zumteil  auf  ausgedehntere  Besitzflächen  verteilt 
wird.  —  Nicht  behandelt  —  und  vielleicht  mit  Recht  — 
ist  in  dem  Küster  srhen  Entwurf  der  eigentliche  städtische 
Straßenbau  und  seine  Kostenverteilung;  in  dieser  Be- 
ziehung würde  es  also  bei  den  Bestimmungen  des  Flucht- 
linien-Gesetzes vom  2.  Juli  1875  verbleiben,  Im  übrigen 
kann  auf  die  Einzelheiten  des  Entwurfes  hier  nicht  näher 
eingegangen  werden  Sein  Erscheinen  ist  mit  großer  Freude 
zu  begrüßen  und  wird  hoffentlich  einen  kräftigen  Anlaß 
geben  zur  gesetzlichen  Regelung  der  Frage  wenigstens  in 
der  Rheinprovinz,  wo  die  städtische  Umlegung  infolge 


Brunnen  war  mit  einem  Gitter  umgeben,  das  um  1560 
einen  neuen  in  Renaissanceformen  gehaltenen  Aufsatz 
erhielt  Dieser  war  verloren  gegangen  und  durch  nichts- 
sagende Lanzenspitzen  und  Kreuzblumen  ersetzt  worden. 
Die  Aufstellung  eines  Gitters  war  unerläßlich  und  Wallraff 
stellte  den  alten  Rcnaissanccaufsatz  in  etwas  geänderter 
Form  wieder  her. 

Außerdem  gab  aber  die  Frage  der  Bemalung  zu  den 
größten  Meinungs-Vcrschicdenhciten  Anlaß.  Nach  Auf- 
stellung des  Brunnens  im  XIV.  Jahrh.  wurde  er  reich  bemalt 
und  vergoldet.  Wallraff  hatte  schon  früher  eine  Zeichnung 
von  Georg  Penz  a.  d.J.  1^41  aufgestöbert  und  erworben, 
welche  die  Bemalung  in  leicht  aquarellierten  Tönen  sehen 
ließ.  Die  Rcindcrschc  Erneuerung  blieb  unbcmalt.  Der 
dabei  verwendete  rötliche  Sandstein  gewann  bald  eine 
Patina,  die  zu  der  Farbe  der  benachbarten  Frauenkirche 
und  der  sonstigen  alten  Bauten  herrlich  stimmte,  und 
anfangs  konnte  sich  das  Gemeinde- Kollegium  gar  nicht 
dazu  verstehen,  das  Geld  für  die  Bemalung  und  Ver- 
goldung zu  bewilligen.  Tropfen  höhlen  den  Stein.  Als 
im  Sommer  1901  der  Kaiser  als  Gast  des  Prinzregenten 
von  Bayern  bei  dem  Jubiläum  des  Germanischen  Museums 
nach  Nürnberg  kam.  wurde  an  dem  alten  noch  stehenden 
Brunnen  eine  leichte  Bemalung  mit  Wasserfarbe  vorge- 
nommen, welche  zu  dem  gebräunten  Stein  nicht  Übel 
stimmte.  Daß  man  den  neuen  Brunnen  in  der  Naturfarbe 
des  grau-weißen  Muschelkalkes  lassen  konnte,  der  wie  Gips 
gewirkt  hätte,  war  ausgeschlossen  und  so  wurden  denn 
weitere  22000  M.  für  seine  Bemalung  und  Vergoldung 
bewilligt.  Seit  dem  30.  Oktober  v.J.  ist  nun  das  Kunstwerk 
enthüllt  und  glänzt  in  seiner  goldenen  und  farbigen 
Pracht  —  zum  Nutz  und  zur  Freude  aller  Nürnberger  — 
so  sollte  der  Schluß  de»  Satzes  nun  Wohllauten:  Schöner 
Gedanke,  aber  es  kommt  anders: 

Wenn  irgendwo  der  Satz  anwendbar  ist:  de  gustibus 
non  est  disputanlum,  so  ist  er  hier  anwendbar.  Der  Ur- 
teile sind  so  verschiedene  und  sich  widersprechende,  wie 
in  kaum  einem  anderen  Kalle     Man  hört  Stimmen,  die 

18.  Juni  1904. 


sagen,  der  Brunnen  gehöre  in  eine  katholische  Kirche, 
andere  sind  voll  Entzücken.  Was  sagen  nun  die  be- 
rufenen Sachverständigen  dazu?  Ja,  das  ist  nun  so  eine 
Sache  mit  den  Sachverständigen !  Maler  und  Architekten, 
die  Ober  die  feine  abgetönte  Farbenstimmung  alter  Bau- 
werke, über  die  Patina,  welche  die  Jahrhunderte  über  hervor- 
ragende Werke  unserer  Altvordern  gelegt  haben,  nicht 
genug  Worte  der  Bewunderung  finden,  halten  den  be- 
malten „Schönen  Brunnen"  für  herrlich  —  weil  er  eben 
früher  so  gewesen  sein  soll.  Es  gibt  eben  Leute,  die 
Alles,  was  alt  ist,  schön  finden  eben  weil  es  alt  ist. 
So  viel  kann  aber  bestimmt  behauptet  werden :  der  neue 
Schöne  Brunnen  fällt  aus  seiner  ganzen  Umgebung  her- 
aus,*(  er  bildet  einen  scharfen  Gegensatz  zu  den  um- 
stehenden Häusern,  zu  dem  alltäglichen  Gewühl  des 
Gemüsemarktes,  auf  dem  er  steht  und  dem  bronzenen 
mit  grüner  Patina  überzogenen  Neptunsbrunncn.  Zudem 
hat  der  Brunnen  durch  die  Bemalung  und  Vergoldung 
den  Charakter  eines  Steinwerkes  verloren.  Wirklich  schön 
sieht  er  nur  aus,  wenn  man  des  Nachts  vom  Ratskeller 
her,  vielleicht  unter  dem  Eindruck  eines  guten  Glases 
Wein,  über  den  Marktplatz  geht,  und  aus  dem  Dunkel  der 
alten  Giebelhauser  erhebt  sich  vom  Lichte  der  elektrischen 
Lampen  magisch  beleuchtet  die  goldene  Pyramide  märchen- 
haft gen  Himmel.  Als  Tabernakel  in  "einer  polychrom 
behandelten  Kirche,  wie  z.  B.  in  St.  Gereon  oder  der 
Apostelkirehe  in  Köln,  würde  er  ohne  Zweifel  mehr  am 
Platze  sein.  —  x 

•(  Anmerkunr;  der  Redaktion  \V-r  haben  dm  Hr-.irim-ii  n-'.-d 
nicht  na,"h  »einer  WiedeTher«.trlluii.;  ^t-i.c-1:.  n,  Iiiher  at.n  r  d.>-  n  l.ir  nt.'-f- 
Itih,  daü  er  in  winer  r  arbenKrbiiii :,  >i*  Itlr  Tl. '-  Ii  rlw.i*  liemd  in  «ler  flauen 
Llmjebunt;  steht,  wenonU-i.h  ..i^-iiiieltmei.  ,  .lau  r  «i  h  nrnj,n  Jahr»  n  ii.it- 
rVKrhiuniie  de»  rlrun-irti-«  *-iih-  den  all.u  Ei  Miaii»  n  Kindt  mk  nul-J«  i  ;«(«• 
Patina  erhalten  haben  wird-  Im  adrigen  hat  d»  r  M.ilrr  Killer  in  i»eirn-m 
bekannte»  »i-h<M>en  Bilde  de-  NUntli«  ifi-i  MarkliiVji-.;  ,..  :eiit.  nie  die  t'm- 
Ktbune;  de»  Nruiuiena  und  der  h  imm  lik  I"  Kr  <V»n  j  i  •  u  |  .ri-.M-n  *i:,  K* 
wllre   vwlkuht   kr.ue   i:t;r:uil  il<<  lt:e  I  Ii  n  nhi-T  L1[  (r-  v.li.-iun  Hilde*  de* 

NOrEbt--^MT  Mirktplnt.'i  ■■ ,  im  nn  da*  h  rkliiiif.  v-in  l..  <ui;  J.>-  M.  ir  i  ftt  i  <». 
nat  h  dt  (n  Y..rM  l'.Uge  Ritters  mit  einem  ;n*lVn  Kre*.ku  inler  M-i-Mikpeinnlde 
K»»rhir.Orkl  und  damit  e-i-r:  in  du-  Mai  ai|.lauiiiikim£  ei«ticio,;i  n  »  ,1;,|e. 

3t>3 


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der  starken  Zersplitterung  des  Grundbesitzes  am  dring- 
lichsten ist. 

Leider  haben  zwei  technische  Schriftsteller  sich  in 
jüngster  Zeit  auf  eine  der  gesetzlichen  Regelung  ungünstige 
Weise  geäußert.  In  den  Heften  I  bis  Hl  der  neuen  Zeit- 
schrift für  Städtebau  sucht  nämlich  C.  Sitte,  anscheinend 
aufgrund  Österreichischer  Anschauungen,  darzulegen,  daß 
Enteignung  und  Umlegung;  entbehrlich  seien,  wenn  man 
den  Bebauungsplan  möglichst  eng  an  die  vorhandenen 
Wege  und  F.igcntumsgrenzen  anpaße.  Diese  Darlegung 
schießt  offenbar  über"s  Ziel.  „Sucht  auch  ein  guter  Be- 
bauungsplan", so  heißt  es  schon  in  der  Denkschrift  des 
Verbandes  I».  Arch.-  u.  Ing.-V.  vom  Jahre  1897  auf  S. 
„durch  passende  Blockteilung,  durch  eine  geeignete  Straßen- 
lage, gegebenenfalls  durch  Abweichungen  von  der  geraden 
Richtung  und  von  der  Parallelität  der  Straßenfronten  den 
vorhandenen  Wegen  und  Grundslücksgrcnzcn  nach  Mög- 
lichkeit sich  anzuschließen,  so  erlangen  doch  auch  da- 
durch die  bisherigen  Feldgrundstücke  nur  in  der  Minder- 
zahl der  Fälle  eine  solche  Lage  zu  den  Baulinien,  daß 
sie  ohne  weiteres  in  Baustellen  von  geeigneter  Form  und 
Größe  eingeteilt  oder  ohne  Teilung  bebaut  werden  könn- 
ten. Dies  ist  erst  recht  nicht  der  Fall,  wenn  die  neuen 
Straßen  abweichend  von  den  alten  Wegen  haben  festge- 
stellt werden  müssen,  was  oft  nicht  zu  vermeiden  ist." 
In  der  genannten  Denkschrift  sind  dann  auf  S.  2  7  Bei- 
spiele gezeichnet  von  vollständiger  (»emengelage ,  von 
schief  auf  vorhandene  Straßen  stossenden  Grundstücken, 
auch  von  Parzellen,  deren  Breite  nur  1  2 m  bei  mehr  als 
200  «  Länge  beträgt.  Zweckmäßige  Baustellen  lassen  sich  in 
solchen  Fällen  ohne  Umlegung  bei  keiner  Art  eines  Be- 
bauungsplanes bilden.  Ja,  seihst  die  von  Sitte  auf  Tafel  1 
und  2  der  Zeitschrift  „Städtebau*  behufs  Vermeidung  der 
Umlcgung  gemachten  Planvorsehlage  für  Hannover  und 
Köln  sind  ohne  Umlegung  nicht  für  die  Bebauung  ver- 
wertbar: in  Hannover  wie  in  Köln  würden  teils  unbebau- 
bare  Trennstückc.  teils  Grundstücke  von  mehr  als  100  •» 
Tiefe  bei  4— 7  01  Breite  entstanden  sein,  wie  in  den  Heften 
3  und  6  derselben  Zeitschrift  nachgewiesen  ist. 

Aber  verba  magistri  finden  ihre  Nachfolge.  Im  13. 1  left 


der  „ZeiLschr.  f.  Wohnungswesen"  wird  die  Besprechung 
der  oben  von  uns  behandelten  Ih»rtmunder  Umlcgung  da- 
mit eingeleitet,  daß  die  Notwendigkeit  der  Grundstücks- 
Umlcgung  ausschließlich  zurückgeführt  wird  auf  die  will- 
kürliche Außerachtlassung  der  Eigentumsgrenzen  in  den  Be- 
bauungsplänen. Ja,  die  hierdurch  vcranlaßten  »ungeheuer- 
lichen Mißstände"  werden  gewissermaßen  dem  Umstände 
zur  Last  gelegt,  daß  R.  Baumeister  und  der  Verfasser  dieser 
Zeilen  gelegentlich  „für  die  Notwendigkeit  der  Verkehrs- 
kürzungen durch  Diagonalstraßen"  eingetreten  sind!  Der 
Erlaß  eines  Gesetzes  über  die  zwangsweise  Grundstücks- 
Umlegung  in  Städten  wird  deshalb  als  „unerforderlich" 
bezeichnet;  das  Dortmunder  Beispiel  zeige,  „daß  alle  Vor-  1 
teile,  welche  eine  Grundstücks-Umlegung  im  Gefolge  haben 
kann,  auch  ohne  ein  solches  Gesetz  schon  jetzt  erreichbar 
sind,  sobald  rechtzeitig  an  dieGnindstQcks-Umlegnng  heran- 
getreten wird*.  Also  doch  Umlcgung!  Und  wenn  keine 
Einstimmigkeit  aller  Beteiligten  erzielt  wird,  was  dann? 
Auf  diese  Frage  findet  man  eine  Antwort  am  Schluß  der 
Besprechung,  in  welcher  die  von  Fahrenhorst  in  der 
Dortmunder  Schrift  empfohlene  Umlcgungs-Gesetzgcbung, 
die  als  Ergänzung  des  Agrargesetzes  gedacht  ist,  nun  doch 
als  „nach  jeder  Richtung  für  die  Städte  und  ihre  Bürger 
Segen  bringend"  erachtet  wird,  unter  dem  durchaus  ver- 
ständigen Vorbehalt,  daß  der  Stadlbauplan  seiner  volkswirt- 
schaftlichen Aufgabe  wirklich  gerecht  zu  werden  sucht. 

Der  Aufsatz  in  der  Zeitschrift  „Städtebau",  und  die 
Besprechung  in  der  Zeitschrift  für  Wohnungswesen" 
werden  zwar  die  Erfahrungen  und  Bestrebungen  der  in 
der  Praxis  stehenden  Personen  nicht  beeinflussen,  sind 
aber  immerhin  geeignet,  den  Gegnern  der  Umlegung«- 
Gcsctzgebung  Kampfmittel  zu  liefern  und  die  tatsächlichen 
Verhältnisse  in  etwa  zu  verdunkeln.  Um  so  erfreulicher 
sind  die  klaren,  von  Erfahrung  getragenen  Darlegungen  und 
Vorschläge  in  den  von  uns  besprochenen  beiden  Schriften 
von  A.  Küster  in  Düsseldorf,  sowie  von  de  Weldige- 
Crcmcr  und  Fahrenhorst  in  Dortmund.  Sie  werden 
zweifellos  die  von  allen  Gemeinde-  und  Sozial -Poliiikern 
als  sehr  wichtig  erkannte  Frage  von  neuem  anregen  und 
hoffentlich  einer  guten  Lösung  entgegenfahren.  — 


Preisbewerbungen. 

Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  eine  Frledhofshalle  In  Minden  1.  Westf.  wird  /um  15. 
Sept.  d.  J.  erlassen.  Es  handelt  sich  um  eine  Halle  zur 
Abhaltung  von  Trauerfeiern,  die  80 — 100  Personen  fassen 
kann  una  von  2  Räumen  begleitet  ist,  die  zur  Aufbahrung 
von  Leichen  bis  zur  Beerdigung  derselben  dienen.  Bau- 
summe  50000  M.,  ein  Stil  ist  nicht  vorgeschrieben.  Es 
gelangen  3  Preise  von  1000,  600  und  400  M.  zur  Ver- 
teilung, ein  Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe  lür  je 
350  M.  ist  vorbehalten.  Das  geforderte  Arbeitsausmaß  ist 
mit  Rücksicht  auf  die  Bemessung  der  Preise  etwas  reich- 
lich; es  werden  neben  einem  Lngeplan  1  : 200  der  Grund- 
riß, 2  Ansichten  und  2  Schnitte  1  :  100  und  ein  Teil  der 
Vorderansicht  1  :  10  verlangt.  Da  nach  den  Bestimmungen 
der  Unterlagen  eine  Uebcrsclircitung  der  Bausummc  von 
50000  M.  den  Ausschluß  von  der  Prämiicning  herbeiführt, 
so  ist  außerdem  nach  einem  beigefügten  Preisverzeichnis 
ein  zuverlässiger  Kostenanschlag  zu  fertigen  statt  der  sonst 
üblichen  übcrsclilägigcn  Berechnung  nach  r,'m  des  um- 
bauten Raumes.  Dom  7-gliedcrigcn  Preisgericht  gehören 
die  in  der  Minderzahl  sich  befindenden  3  technischen  Sach- 
verständigen: Gelt.  Brt.  Schwcchtcn  und  Stadtbrt.  L. 
Hoffmann  in  Berlin,  sowie  Stadthmstr.  Kcrsten  in 
Minden  an.  l'cbcr  die  Zurückzahlung  des  Betrages  von 
1  M.  für  die  Unterlagen  nach  Einlieferung  eines  Entwurfes 
enthalten  die  Bestimmungen  nichts,  gleichfalls  nichts  über 
die  Berücksichtigung  eines  Siegers  bei  der  Ausführung.  — 

Einen  Wettbewerb  betr.  Vorentwürfe  für  eine  neue  Ge- 
meinde-Synagoge in  Prankfurt  a.  M  erläßt  die  „Israelitische 
Rcligionsgesellschaft"  dort  zum  15.  Sept.  d.  J.  Bausumme 
475  oco  M  3  Preise  von  4000,  2500  und  1500  M.  Unter 
den  Preisrichtern  die  Hrn.  Geh.  Ob.  -  Brt.  Hof  mann  in 
Dannstadt,  Brte.  v.  Hoven  und  Nchcr  in  Frankfurt  a.  M., 
sowie  (Ich.  Brt.  Schwrchten  in  Herlin. 

Ein  Ideenwettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
die  Erweiterung  der  katholischen  Pfarrkirche  in  Ammtrsch- 
weler  (Ob. -Elsaß)  wird  durch  den  Kirchenrat  für  deutsche 
Reichsangehörige  erlassen.  !■>  gelangen  3  Preise  von 
1000,  800  und  600  M.  zur  Verteilung  und  es  ist  ein  An- 
kauf nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für  je  400  M.  vorbe- 
halten. Dem  Preisgericht  gehören  als  Architekten  an  die 
Hrn.  Min.-Rat  Bcemclmans  und  Konservator  Wolf f  in 


«)  l'tf  VmWfUnn  »UdU.rh.T  Gl  uihIMII.  kr    unil   dir  Zorn 'll-rillrlciiuit;. 

Von  B*umei»ter,  Clutrn  und  Stubben.    Berk»  iB?T 
3<M 


Straßburg  i.  E.,  Geh.  Ob.-Brt.  Prof.  K.  Hof  mann  in  Darm- 
stadt, Prof.  Freih.  v.  Schmidt  in  München  und  Reg -Rat  < 
1'. Tornow  in  Metz.  Frist:  1.  Okt.  d.  J.  Unterlagengegen 
3  M.  durch  das  Kais  Denkmal-Archiv  zu  Straßburg  LE- 

Der  Wettbewerb  zur  Erlangung  charakterirttjcher  Oe- 
bäudeanalchts- Zeichnungen  für  die  Stadt  Bautzen  verdient 
namentlich  auch  durch  die  Art  seiner  Vorbereitung  Be- 
achtung. Der  Zweck  des  Wettbewerbes  soll  nicht  sein, 
den  Bauenden  Vorlagen  für  ihre  Entwürfe  oder  gar  un- 
mittelbar für  die  Ausführung  zu  schaffen,  sondern  sie 
darauf  hinzuweisen,  in  welcher  Weise  für  den  besonde- 
ren Fall  geeignete  Baupläne  zu  beschaffen  oder  welche 
Baukünstler  zur  Herstellung  solcher  Plane  geeignet  sind. 
Dein  Wettbewerb  sind  in  einem  ansprechenden  Hefte 
22  Ansichten  charakteristischer  Bauten  von  Bautzen,  meist 
Putzbauten  des  Barockstiles,  beigegeben.  Dem  Teilnehmer 
des  Wettbewerbes  ist  es  so  ermöglicht,  aus  einer  frischen 
Quelle  Anregungen  für  seine  Entwürfe  zu  schöpfen.  Die 
Wahl  des  Stiles  für  den  Entwurf  steht  dem  Künstler  frei, 
es  sind  jedoch  die  in  Bautzen  nicht  heimischen  historischen 
Stile  auszuschließen  Entwürfe  moderner  Richtung  haben 
sich  dem  (iesaintcharakter  der  Stadt  anzupassen.  Der 
Stadtrat  wird  tunlichst  darauf  hinwirken,  „daß  bei  Aus- 
führung von  Bauten  nach  einem  der  preisgekrönten  oder 
angekauften  Entwürfe  von  diesen  nicht  ohne  Mitwirkung 
des  Urhebers  abgewichen  wird  • 

Zum  Wettbewerb  betr.  Pläne  für  Arbeiterkolonien  de» 
Eschweiler  Bergwerkvereins  waren  60  Gesamt-  und  Tcil- 
entwürfe  eingelaufen  Ein  Preis  von  2  500  M  wurde  Hrn. 
Arch.  Hans  Liepe  in  Halensee  bei  Berlin  zuerkannt.  Zwei 
Preise  von  je  1500  M.  fielen  den  Hrn.  Arch.  D.  und  K. 
Schulze  in  Dortmund,  s^wic  Gctischel  u.  Fresdorf 
in  Hannover  zu;  zwei  Preise  von  je  1000  M.  den  Hrn. 
Emil  Hagberg  in  Berlin  und  Anton  Rumpen  in  Aachen. 
Ferner  wurden  verteilt  6  Preise  von  je  500  M.  an  7  Stu- 
dierende in  Aachen,  Prof  Eug.  Beck  in  Karlsruhe,  Jak. 
Janz  in  Dortmund,  L.  Homberg  in  Bonn,  Jansen  und 
Müller  in  Berlin  und  Bürkel  in  Winterthur.  — 


InhAlS:  I  >rr  Neubau  dr»  rbrtnitrhen  l.aboi itimumt  der  Tethniwhcn 
IHKh.^hulr  in  Karlsruhe  L  Ii  Monuu»eitt-il-t  h  um  \ilttibet|r-  —  Neuere 
lir*nel>unn*-n  zut  getet/lii  r.ca  K<irr!ung  der  l  mU-gunc  nadtischer  Grund- 
marke. —  l'reiibeivei  Lungen 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Der  Neptunbmnnen  in  Nürnberg. 

Vrrlif  der  Detitulien  Bauieitunr,  C,  m  b.  II,  Berlin.  Für  dir  Rtdaktmn 
Ter.MworlL  Alben  llolra.no.  Berlin,   urack  von  W.lh.  üreye,  Berlin. 

No.  49. 


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HMWHHWHHHHHHH 


IftlOIOlfllOIUIOIOlfllOIAM 

DEUTSCHE  BAU- 

^mZEITUNG^^ 

XXXVIII.  JAHRGANG  *  NO:  50  * 
*  BERLIN,  DEN  22.  JUNI  1904  * 


Das  christliche  Soldatenheirn  „Kaiser  Wilhelm-Haus"  in  Metz. 

Architekt:  Friedrich  Schulte  in  Barmen,  (iiienu  .lir  At>i>iiduii-m  s  308.» 


in  Metz  wird  für  diesen  Sommer  die  Vollen- 
dung eines  Gebindes  erwartet,  welches  vom 
„Westdeutschen  Jünglingsbunde"  als  ein  der 
Soldatcutüt  sorge  gewidmetes  Haus  errich- 
tet wurde  und  die  Bestimmung  hat,  den  Sol- 
daten für  ihre  Freistunden  eine  Statte  zu  bieten,  an 
der  sie  edle  Geselligkeit  und  christliche  Gemeinschaft 


pflegen  können,  ohne  auf  die  Wirtshauser  angewiesen 
zu  sein.  Pas  vor  den  Toren  von  Metz,  an  der  Straüe 
nach  Montigny  gelegene  Heim  wurde  auf  der  Grund- 
lage einer  Bausumme  von  itoooo  M.  nach  den  Ent- 
würfen des  Hrn.  Arch.  Friedrich  Schutte  in  Barmen 
und  unter  dessen  Oberleitung  errichtet.  Für  das  Haus 
wurde  ein  erster  Entwurf  aufgestellt,  bei  welchem,  wie 
die  hier  beigegebene  Abbildung  zeigt,  die  Außenan- 
sicht  in  Zicgelftigenbau  angenommen  und  mit  dem 
Haupt- Eingang  in  der  Mitte  der  Vorderfassade  eine 

beiderseitige  Freitreppe  sowie  ein  Ueberbau  mit  Erker  aufgang  an  der  Seitenfassade  und  durch  malivolle 
und  Balkon  gedacht  war.  Turmartige  Aufbauten  an  Giebelaufbauten  ist  eine  ansprechende  Gruppierung 
den  vier  Ecken  des  Gebäudes  sollten  die  Unxiülinie   in  die  Gebäudemasse  gebracht  worden.  — 


beleben.  Im  Laufe  der  weiteren  Bearbeitung  wurde 
jedoch  diese  Aulfassung  verlassen  und  die  Ausführung 
111  Barockformen  mit  der  Anwendung  von  I'utz  be- 
schlossen. Gleich/eilig  erfuhr  auch  der  Grundriß  eine 
Abänderung,  so  daU  nunmehr  die  auf  Seite  308  dar- 
gestellte Anlage  zur  Ausführung  gelangte. 

Das  Gebäude  baut  sich  in  Sockel-,  Erd-,  Ober- 

und  Dachgeschoß 
auf.  Es  enthält  im 
Sockel  -  Geschoß 
einen  Kaum  für 
Andacht.eineW  irt- 
schaft  für  alkohol- 
freie Getränke,  die 
Küche.  Vorrats- 
räuinc  usw.  Das 
Erdgeschoß  mit 
seitlichen  Eingän- 
gen zeigt  nach 
vome  zwei  Räume 
für  den  Sekretär, 
ein  Sehreib-  und 
Lesezimmer  mit 
Kleiderablage  und 
einenErfrischungs- 
raum,  welcher  in 
Zusammenhang 
steht  mit  geräumi- 
gen ,  nach  rück- 
wärts liegenden 
Versammlungs- 
räumen. DasObcr- 
Geschoß  enthält 
unter  t  bis  5  nach 
lürkwärts  die 
Wohnung  des  Se- 
kretäres und  in  den 
weiteren  Bäumen 

Zimmer  für  das  Hospiz.  Im  Dachgeschoß  liegen  die 
Wohnungen  der  Ikdienung. 

Für  die  Wirkung  des  Aeußcren  ist  das  farbige  Ele- 
ment durch  die  architektonischen  Gliederungen,  durch 
die  I'utz-  und  Dachdächen,  sowie  durch  die  Fenster- 
kreuze  und  Fensterläden  in  ansprechender  Weise  her- 
angezogen worden.  Durch  einen  Vorbau,  der  sich 
durch  Sockel-  und  Erdgeschoß  der  Ynrdcrfassade 
erstreckt  und  im  Obcrgochoß  in  eine  bedeckte  Ter- 
rasse übergeht,  sowie  durch  den  Vorbau  mit  Treppen 


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Ansicht  der  Ost-  und  der  Nordicile. 


Der  Neubau  des  chemischen  Laboratoriums  der  Techn.  Hochschule  zu  Karlsruhe  i.  B. 

Architekt:  Ob.-Baurat  Prof.  I>r.  O,  Warth  in  Karlsruhe.  (ScUua.i 
Heizungsanlage    ist   eine  Niederdruck-   den  sich  in  dem  durch  ein  Gitter  abgeschlossenen 
die  auch  das  nebenan    Vorraum  /■wischen  beiden  Luftkammern,  wodurch  eine 
des  chemisch  -  techni-   leichte  und  einfache  Ueberwachung  der  Hei/ungs-  und 


Dampfheizung,  an 
stehende  Gebäude 
sehen  Institutes  an- 
geschlossen ist.  Als 
Heizkörper  sind  teils  freisteh- 
ende Radiatoren,  teils  Rippen- 
elcmcnte  verwendet,  letztere 
überall,  wo  die  Heizkörper  durch 
Verkleidungen  verdeckt  sind, 
wie  in  den  groUcn  Laboratorien, 
wo  sie  durchweg  in  den  Fen- 
sternischen unter  Arbeitstischen 
untergebracht  sind. 

Die  zur  Lüftung  erforderliche 
Frischluft,  die  durch  zwei  mit 
Dampfrohren,  Filtern  und  Be- 
rieselungs  -  Vorrichtungen  ver- 
sehene Luftkammern  eingeführt 
und  den  beiden  Höfen  entnom- 
men wird,  wird  mittels  Elektro- 
Ventilatoren  durch  einen  begeh- 
baren, unter  dem  Kcllcrgang- 
boilen  Liegenden  Kanal  den  ein- 
zelnen Steigkanälen  zugeführt, 
von  denen  sie  in  den  kleineren 
Räumen  durch  Wandöffnungen, 
in  den  grollen  Laboratorien  aber 
durch  l)cckenkanälc  (in  Monier 
konstruiert)  und  durch  mit  Ro- 
setten verkleidcteDcckcnöf  fnuti- 
genden  Räumen  zugeführt  wird, 
wogegen  die  verbrauchte  Luft  in 
der  gewöhnlichen  Weise  durch 
Abluftschlote  abgesaugt  und  ent- 
weder unmittelbar  über  Dach 
oder  in  den  durch  Def  Ick  toren 
gelüfteten  Dachraum  geführt 
Wird.  Für  die  Zuführung  der 
Frischluft  zum  grofien  I  lörsaal 
ist  ein  besonderer  Elektro- Venti- 
lator aufgestellt.  Die  gesamten 
Vorrichtungen  zur  Regulierung 
und  Inbetriebsetzung  der  Lüf- 
tungsanlage, die  wie  die  Hei- 
zungsanlage von  der  Firma  E. 
Möhrlin  in  Stuttgart  ausge- 
führt wurde,  sich  vortrefflich  be- 
währt hat  und  etwa  20000 ct,B 
Luft  in  1  Stunde  liefert,  befin- 


Schwefelwasicritolf-Ktuni. 


306 


No.  5a 

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Lüftungsanlage  ermöglicht  ist.  Während  das  AeuBere 
des  Baues  durchweg  in  einfachen  Formen  gehalten  ist 
und  jeder  überflüssige  Aufwand  vermieden  wurde,  ist 
der  gesamte  Innenbau  in  einer  weitgehenden  Anforde- 
rungen entsprechenden  Weise  unter  Verwendung  bester 
Materialien  zur  Ausführung  gekommen,  wie  dies  für  die 
Zwecke  eines  Laboratoriums  geboten  erscheint,  wenn 
die  Räume  und  Einrichtungen  auf  längere  Zeit  in 


Großer  Hörsaal,  Tafelwand.    Link*  geschlossene  Verdunkelung 


PrivatLaboratarium. 

gutem  Zustande  erhalten  werden  sollen.  Die  Arbeits- 
räuine  erhielten  im  Sockelgeschoß  teils  Asphalt-  teils 
Zementboden,  im  Erd-  und  Obergeschoß  eichene 
Riemenboden,  Asphaltparkett  oder  Plattenbeläge ;  die 
Wände  wurden  in  den  großen  Laboratorien  mit  hohen 
abnehmbaren  Täfelungen  verkleidet  und  die  durch- 
weg mit  Walzeisen -Trägern  und  Beton  ausgeführten 
Decken,  wie  diejenigen  in  den  Laboratorien  des  elektro- 

22.  Juni  1904. 


technischen  Institutes*)  in  Holz  verkleidet,  welche  Kon- 
struktion allein  eine  dauernd  gute  Erhaltung  verbürgt, 
da  die  verputzten  und  gestrichenen  Decken  in  kurzer 
Zeit  schwarz  werden.  Die  verputzten  Wände  sind 
durchweg  in  Oclfarbe  gestrichen. 

Die  Schreiner-  und  Glaserarbeiten,  sowie  die  ge- 
samte Einrichtung  sind  in  amerikanischem  Kiefernholz 
ausgeführt,  das  nicht  mit  Oelfarbc  gestrichen,  sondern 
nur  geölt,  lasiert  und  lackiert 
ist;  die  Tischplatten  der  frei- 
stehenden Arbeitstische(S.3 10) 
wurden  in  Eichenholz,  die- 
jenigen der  Fenster -Arbeits- 
tische dagegen  in  weißen 
Fayenceplättchen  auf  Beton- 
platten  hergestellt,  wie  auch 
die  sämtlichen  in  den  Fenster- 
nischen eingebauten  Digcsto- 
rien  in  Boden  und  Wänden 
mit  weißen  oder  schwach 
violettenFayenceplättchcnaus- 
gclcgt  wurden,  die  sich  leicht 
rein  halten,  im  Falle  etwaiger 
Beschädigung  ohncSch  wierig- 
keit  auswechseln  und  sich  von 
allen  inbetracht  kommenden 
Materialien  am  längsten  in 
dauernd  gutem  Zustande  er- 
halten lassen. 

Um  die  Konstruktion  der 
Digestoricn  möglichst  leicht 
und  durchsichtig  zu  gestalten, 
so  daß  sie  wenig  in  die  Augen 
fallen  und  die  Beleuchtung  der 
Räume  nicht  beeinträchtigen, 
sind  die  Gegengewichte  der 
Schieber  in  Kästchen  unterge- 
bracht, die  zwischen  die  Dop- 
pelfenster eingebaut  und  durch 
Klappen  zugänglich  sind. 

Abgesehen  von  den  in  Rot- 
guß ausgeführten  Bändern 
der  inneren  Fenster  und  den 
Schlauchtüllen  finden  sich 
innerhalb  der  Digestoricn 
keine  Metalltcile;  die  Mahnen 
der  Gas-  und  Wasser-Zulei- 
tungen sind  außerhalb  an  den 
Schrankuntersätzen  der  Dige- 
storien  angebracht,  während 
sich  die  Hahnen  der  Lork- 
flammen seitlich  an  den  weg- 
nehmbaren Platten  der  Wand- 
täfelungen befinden. 

Ganz  besondere  Aufmerk- 
samkeit wurde  der  Anlage 
der  Leitungen  gewidmet,  ins- 
besondere wurde  danach  ge- 
strebt, dieselben,  wo  immer 
möglich,  dem  Auge  zu  ent- 
ziehen, sie  aber  in  allen  Tei- 
len jederzeit  und  leicht  zu- 
gänglich zu  machen.  Dem- 
gemäß sind  z.  B.  in  den  La- 
boratorien die  Wandleitungen 
unter  den  durchlaufenden 
Tischplatten  verlegt  und  durch 
die  durchlaufenden,  aus  un- 
unterbrochen aneinander  ge- 
reihten Türchen  bestehenden 
Verkleidungen  verdeckt  lober- 
halb der  Tischplatten  liegen  die  Leitungen  hinter  weg- 
nehmbaren Platten,  außerdem  können  die  ganzen  V<  1  - 
täfelungen  abgeschraubt  werden. 

Die  Leitungen  zu  den  freistehenden  Arbeitstischen, 
die  als  Doppeltische  konstruiert  sind  und  auseinander 
gezogen  werden  können,  liegen  in  Bodenrinnen,  aus 


•1  Deutsche  Hauzeitung  1898,  S.  505. 


307 


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denen  dir  Leitun- 
gen in  den  Zwi- 
schenraum der 
Tische  geführt 
und  auf  der  Rück- 
seite des  einen 
feststehenden  Ti- 
sches aufmontiert 
sind,  so  daß  an 
den  Tischen  nur 
die  Hahnen  und 
Schlauch  -  Tüllen 
sichtbarsind;  die- 
se sind  zumteil 
auf  den  kleinen 
Holzpföstchender 
Reagentien  -  Auf- 
sätze angebracht, 
die  in  ihrem  Inne- 
ren die  aufsteigen- 
denRohrc  bergen . 
Durch  diese  Art 
der  Montierung 
werden  auch  die 
Leitungsrohre  vor 
den  schädlichen 
Einwirkungcndcr 
Dämpfe  bewahrt 
Die  Entwässc- 
rungs  -  Leitungen 
der  Laboratorien 
bestehen  aus  Stcinzcugrinncn  (Villcroy  &  Boch  in 
Merzig),  die  mit  säurefestem  Asphalt  in  Beton-  bezw. 
Monierrinnen  eingelegt  und  mit  eichenen,  durch  Dreh- 
riegel feststellbaren  Bohlen  abgedeckt  sind.  Die  Rinnen 
münden  in  Steinzeug-Sinkkästen,  die  an  den  4  Ecken 
der  Säle  in  die  Mauern  eingelegt  und  durch  Tflrchen 
zugänglich  sind  und  mit  senkrechten  in  den  Mauern 
liegenden  und  entlüfteten  Steinzeug-Fallrohrcn  in  Ver- 
bindung stehen, dicdieAbwasser  dem  Kanalnetz  zuführen. 

Schließlich  wäre  noch  zu  erwähnen  die  Anlage 
der  Schwefelwasserstoff-Zellen  (S.  306),  die  an  die  allge- 
meine Lüftungsanlage  nicht  angeschlossen  sind,  sondern 
eine  für  sich  bestehende  Lüftungsanlage  erhalten  haben, 
indem  durch  einen  im  Dachraum  aufgestellten  und 
sorgfältig  eingemantelten  Elektro- Venlilator  die  Gase 
aus  den  Schwefelwasserstoff-Zellen  und  dem  Räume 
abgesaugt  und  über  Dach  geführt  werden.  Die  An- 
ordnung hat  sich  bis  heute  vortrefflich  bewährt 

Das  in  der  Nähe  des  Laboratoriums  stehende 
Dienst-Wohngebäude  |S.  31  n  enthält  die  Wohnung 
des  Instituts- Direktors:  13  Zimmer,  Bad,  Küche,  Wasch- 
küche, mehrere  Dach/immer,  Tnickenrauin,  Aborte  und 
photographische  Dunkelkammer.       Die  Baukosten 


Das  christliche  Soldatenhcim  „Kaiser  Wilhelm-Haus"  in  Metz.   Architekt:  Fricdr  Schulte  in  Bannen. 


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308 


No.  50. 

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betrugen  einschl.  Wohngebäude,E5latz- 
gestaltung  und  Gartenanlagcn,  aber 
ohne  Platzkosten,  940  000  M.  Davon 
entfallen  auf: 

A.  Laboratorium: 

a)  Baukosten,  einschl.  der  Heizung, 
aber  ohne  Leitungen,  Einrichtung 
und  Platzgestaltung  .  537  500  M. 

b)  Heiz.- u  Lüftungsanlage  42000  „ 

c)  Leitungen  106000  „ 

d)  Einrichtung:  i.Chera. 

Laboratorium  157  000  „ 

2.  Phys.-chem.  Lab.  .    49000  „ 

c)  Platzgestaltung  ....  11  500  „ 
Bebaute  Fläche  222i,30(ira.  Die 
lichten  Stockhöhen  messen:  Keller- 
geschoß 3,25 m,  Erdgeschoß  5,20  m, 
Obergeschoß  5,20 m.  Die  Hohe  von 
Kcllerboden  bis  Hauptgesiins- Ober- 
kante betragt  15,00 m,  und  der  kub. 
Inhalt  31  S20cbra.  Danach  berechnen 
sich  die  Einheitspreise: 

a)  Nach  den  reinen  Baukosten  ein- 
schließlich der  Hei/.ungsanlage  zu 

17,05  M  für  icbn\ 

b)  einschl.  der  Lcitungsanlagen  zu 

20,40  M.  für  1 chm, 

c)  einschl.  Einricht.  zu  26  95  M.  f.  1  rhm. 

B.  Dienst-Wohngcbäudc: 

a)  Baukosten  71  263  M  , 

b)  bebaute  Flache  ....        310  im, 

c)  kubischer  Inhalt  vom  Kcllerboden 
bis  Hauptgesims-Oberkante  (Höhe 
n,8m)   3  658cbnl, 

d)  Einheitspreis  .  19,5  M.  für  icbm. 
Die  örtliche  Bauführung  für  das 

Dienst- Wohngcbaude  und  den  Nord- 
flügel des  Laboratoriums  lag  in  den  Händen  des  Hrn.   flügel  in  denen  des  Hrn.  Architekten  A  Hcydc.  — 
Architekten  Fritz  Böhm,  für  den  Mittelbau  und  Süd-        Karlsruhe,  im  April  1904. 


h.  ftui<her 

B.  AlH/w-bbrctt. 


A.  Tnic»  mm  Abblltuim   Z.  ZinkHn»aU-    K.  FMM  Brm. 
I.  Abtru].(t«tcr.    U.  Gasleitung     W.  Winirtlruung.    V.  Wi»»cr»ti»hlpuinpe. 


Dr.  Warth. 


Amtliche  Fachprüfungen. 

[ie  Denkschrift  des  Ausschusses  des  „Kgl.  Institutes 
britischer  Architekten"  zur  Herbeiführung  eines  ge- 
setzliehen Befähigungs-Naehweises  für  Architekten, 
über  welche  in  No.  46  dieses  Jahrganges  ausführlicher 
berichtet  wurde,  enthält  den  Satz:  „Die  Diplom -Be- 
wegung ist  eine  Rückkehr  zu  den  Grundsätzen  der  allen 
Bauhütten  lancient  craft  guilds),  bei  welchen  die  Prüfung 
und  Eintragung  Pflicht  war".  Der  letzte  Satz  ohne  Ein- 
schränkung ist  wenigstens  für  Deutschland  —  und  in 
England  dürfte  es  nicht  anders  gewesen  sein  —  falsch. 
Die  Hauhütten,  oder  sagen  wir  genauer  die  Hütten  der 
Steinmetzen,  denn  diese,  die  mittelalterlichen  Architekten, 
sind  gemeint,  haben  in  ihrer  Blütezeit,  der  Hochgotik, 
weder  Prüfung  noch  Eintragung  gekannt.  Sie  bildeten 
eine  Ausnahme  von  den  übrigen  Handwerken,  da  sie 
nicht  wie  diese  zünftig  und  somit  an  einen  Ort  gebunden 
waren,  sondern  gleichsam  fahrende  Künstler  bildeten,  die 
Arbeit  suchten  und  annahmen,  wo  immer  sich  ihnen 
solche  bot.  Was  uns  an  Hüttensatzungen,  die  erst  auf- 
gezeichnet wurden,  als  die  Hüllen  schon  wieder  anfingen 
nieder  zu  gehen,  erhalten  ist,  zeigt,  daß  für  den  größeren 
Teil  Deutschlands  eine  fünfjährige  Lehrzeit  gefordert 
wurde,  nach  welcher  der  Lehrmeister,  nicht  die  Hülle, 
den  Lehrling  frei  gab,  damit  er  nach  einem  den  Gesellen 
gegebenen  Schmause  als  einer  der  ihrigen  werken  und 
wandern  könne.  Eine  Meisterprüfung  fand  nicht  statt 
Bei  der  Arbeit  auf  den  W  erk-  und  Baupl.H/en  ergab  sich 
schon,  wer  den  Meister  spielen  konnte.  Wer  sieh  dessen 
getraute,  ohne  dazu  imstande  zu  sein,  d.  h.  wer  Fehler 
beging  als  Meister,  für  den  waren  empfindliche  Strafen 
vorgesehen.  Oft  arbeitete  ein  Meisler,  dessen  Bau  fertig 
war,  der  aber  noch  keinen  anderen  erhalten  hatte,  wieder 
als  Geselle  unter  einem  anderen  Meister.  Wer  die  Ver- 
antwortung für  einen  Bau  zu  übernehmen  sich  getraute, 
war  Meisier,  und  das  konnte  in  jener  Zeil  in  der  Kegel 
nur  der  Fähigere  unter  den  Gesellen. 

Alles  das  gilt,  wie  oben  angedeutet,  von  der  Blütezeit 
der  Gotik  und  der  Hütten,  als  nur  nach  mündlicher  l'eber- 
liefcrung  entschieden  wurde  und  es  kein  Sehreibwerk, 


also  auch  noch  keine  Lade,  dieses  zu  bergen,  gab.  Als 
die  Macht  großenteils  auf  die  Städte  übergegangen  war. 
änderten  sich  diese  Verhältnisse ;  die  Steinmetzen  erhielten 
Arbeit  von  den  großen  Stadtgeineinden,  und  kein  Wunder, 
daß  sogleich  auch  zünftlerische  Bestrebungen  aufkamen. 

Von  1500  ab  führten  die  Hütten  ein  Scheinleben.  Nicht 
wer  wie  ehedem  Meister  war,  sondern  der  von  dem 
1  landwerk  Geprüfte  und  Eingetragene  wurde  vor  offener 
Lade  für  fähig  erklärt.  Gesell  und  Meister  zu  sein.  Die 
bevormundende  Kalsvcrwandtschaft  sorgte  für  das  Weitere. 
Danach  ist  es  eine  eigene  Sache,  sirh  für  den 
Befähigungs-Nachweis  auf  die  m it te lal lerl ichen 
Architekten  zu  beziehen,  die  eines  solchen  nicht 
bedurften,  als  sie  noch  wahrhaft  große  Künstler 
waren  und  Werke  schulen  wie  die  Elisabethkirchc  in 
Marburg  und  .las  Straßburgcr  Münster,  die  ihn  aber  ein- 
führten, als  sie  von  ihrer  hohen  Ausnahmestellung  her- 
absanken zur  Zunft  und  somit  den  übrigen  Hand- 
werken, ja  den  Gcwandschneidern  und  Fuhrleuten  gleich 
wurden. 

Daß  es  heule  nicht  wesentlich  anders  ist,  seheinen  un- 
sere englischen  Fachgenossen  bei  ihren  Bestrebungen  wohl 
gefühlt  zu  haben,  denn  ihre  Denkschrift  enthält  den  merk- 
würdigen Satz:  „Die  schöpferische  Phantasie  —  das  eigent- 
liche Wesen  des  Entwerfen*.  mag  ein  zu  zartes  Wesen 
sein,  als  daß  es  erlaubt  wäre,  den  Grad  desselben  sich 
bescheinigen  zu  lassen  .  .  .  Der  Kampf  der  deutschen 
Architekten,  der  sich  einerseits  gegen  das  Baubeamtentum, 
anderseits  gegen  das  Unternehmertum  richtet,  ist  zweifel- 
los eine  zünfllerisehe  Erscheinung.  Bezeichnen  sich  «loch 
einige  Vereine  des  Bunde*  deutscher  Architekten  sogar 
ausdrücklich  als  Gilden.  Durch  den  amtlichen  Befähigung»- 
Nachweis  steigen  die  Architekten,  wie  die  Geschickte  der 
mittelalterlichen  Hottenleate  lehrt,  von  der  Höhe  ihres- 
gleichen, der  anderen  freien  bildenden  Künstler,  der  Maler 
und  Bildhauer,  hinab  zu  denen,  die  sie  bekämpfen.  Wir 
stellen  diesen  Werdegang  fest  sine  ira  et  studio;  denn, 
wie  die  Geschichte  gleichfalls  lehrt,  ist  er  unabwendbar.  — 
Dr.  G.  Schönermark  in  Hannover. 


310 


No.  50. 

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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Die  i4.  Hauptversammlung  des  bayerischen  Kanalverelns 

(and  am  5-  Juni  in  LamUlmt  statt  In  einer  Ansprache 
am  Begrüoutigsabcnd  wies  der  Rcg.-Präsident  v.  Andrian- 
Werburg  darauf  hin,  wie  wenig  die  gewaltigen  Waases 
massen  der  Isar  ausgenutzt  seien  und  wieviel  Tausende 
von  Pferdekräften  hier  verloren  gingen.  Es  wäre  eine 
dankbare  Aufgabe  des  Vereins,  der  Frage  der  ausgiebigen 
Ausnutzung  der  Isar  naher  zu  treten.  —  Oer  auf  Veran- 
lassung der  Handelskammer  in  Ulm  durch  das  Technische 
Vereinsamt  unter  Hauamtmann  K  ab  er  ausgearbeitete  Ent- 


dachten  Arbeiten  erfolgt.  Ist  es  schon  bedauerlich,  daß 
den  Bewerbern,  welche  das  verlangte  Modell  1 : 10  und 
die  Zeichnungen  1  : 20  nebst  einem  ins  Einzelne  gehen- 
den Voranschlag  eingereicht  haben,  nicht  die  Kosten  von 
3  M.  für  den  Bezug  der  Unterlagen  zuiückvergotet  wor- 
den sind,  so  hat  die  Stadt  Mülhausen  die  Kisten  und 
Mappen  für  Modelle  und  Zeichnungen  den  Bewerbern 
auch  noch  unfrankiert  zugestellt.  Die  Rückfrachtkosten 
z  B  von  Mülhausen  nach  Bingen  a.  Rh  betrugen  etwa 
6  M.  —  Das  Programm  sagt  ferner  in  §  8  der  Weltbewcrbs- 
Ausschreibung:  die  Entscheidung  des  Preisgerichts  wird 
öffentlich  bekannt  gegeben  und  das  motivierte  Urteil  allen 


Dienstwohngebäude  der  Technischen  Hochschule  In  Karlsruhe  L  B.   Architekt:  (Jo  Uaurat  Prof.  Dr.  O.  Warth  in  Karlsruhe. 


wurf  fflr  die  Schiffbar- 
machung  der  oberen  Do- 
nau ist  vollendet.  Kgl.  Bau- 
amtmann Wie  den  mann  au« 
Deggendorf  sprach  j  über  die 
„Regulierung  der  Donau 
zwischen  Regensburg  und 
Passau*;  kgl.  Bauamtmann 
Faber  in  Nürnberg  Ober  die 
Notwendigkeit  der  Aus- 
führung von  Versuchs- 
bauten in  den  geschiebe- 
fQhrenden  Flüssen  und 
der  Errichtung  von  Flufl- 
bau-Laboratoricn  zurFör- 
deruntj  der  Fluflbautcch- 
nik.  Vi  ir  veröffentlichen  den 
Vortrag  an  anderer  Stelle. 
Als  dritter  Redner  sprach  Hr. 
Kreis- Kulturing.  Reischle  aus 
fahrt  und  Bodenkultur  mit 
sichtigung  der  südbayerise 


Landshut  über  Schiff- 
besonderer  Bcrück- 
hen  Verhältnisse,  — 


Vermischtes. 
Ehrendoktoren.  Die  Technische  Hochschule  in  Darm- 
stadt hat  die  Hrn.  Maschincnfahnkant  Ehrhardt  in  Schlcif- 
mühlc  bei  Saarbrücken  wegen  seiner  Verdienste  als  Kon- 
strukteur und  ausübender  Ingenieur,  Geh.  Reg.-Rat  Prof. 
Riedler  in  Charlottenburg  wegen  seiner  Verdienste  um 
Hebung  des  Ingcnieurstandcs  und  Ob.-Hrt.  Prof.  Ernst  in 
Stuttgart,  den  Verfasser  des  Werkes  über  „Hebezeuge" 
durch  Ernennung  zum  Ehrendoktor  ausgezeichnet.  —  Der 
Hofrat  Prof.  Ludw.  von  Tetniajcr  in  Wien  wurde  zum 
Ehrendoktor  der  Universität  Wisconsin  in  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  ernannt 

Preisbewerbungen. 
Wettbewerb  für  einen  Monumental  -  Brunnen  auf  dem 
Rathausplatz  zu  Mülhausen  1.  Eis.  .Im  Dez.  v.  Js.  wurde  ein 
Wettbewerb  betr.  einen  Monumcntal-Brunnen  von  der  Stadt 
Mülhausen  ausgeschrieben,  auf  welchen  Sie  in  den  N".  98 
u.  10t  Jahrg.  der  „D.Bztg."  aufmerksam  machten.  Steh 
dem  Urteil  des  Preisgerichtes  waren  sämtliche  Zeichnungen 
und  Modelle  vom  17.  bis  24.  April  d.  Js.  öffentlich  aus- 
gestellt.  Anfangs  Mai  ist  die  Rücksendung  der  nicht  be- 

22.  Juni  1904. 


Bewerbern  schriftlich  zuge- 
stellt. Diese  schriftliche  Zu- 
stellung des  Urteiles  ist  aber 
bis  heute  —  nach  zwei  Mo- 
naten noch  nicht  erfolgt. 
Nicht  allein,  daB  man  schon 
durch  die  Arbeiten  des  Wett- 
bewerbes Zeit  und  Geld  ge- 
nug eingebüßt  hat,  so  geht 
durch  solche  Vorkommnisse 
auch  die  I.ust  an  der  Beteili- 
gung fernerer  Wettbewerbe 
verloren."  —  H.  Seh. 

Es  ist  in  der  Tat  wenig 
rücksichtsvoll  und  wenig  er- 
munternd für  die  Teilnehmer 
an  einem  Wettbewerbe,  wenn 
ihnen  eine  solche  Behandlung 
zuteil  wird  und  zu  den  vielen 
Mühen  der  künstlerischen  Arbeit  auch  noch  nicht  uner- 
hebliche materielle  Auslagen  zugemutet  werden.  Wir 
schlicBcn  uns  daher  dem  in  den  vorstehenden  Zeilen  ent- 
haltenen Protest  nachdrücklich  an.  — 

In  dem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  den  Bau 
einer  Handels-Hochschule  in  Berlin,  über  dessen  Eröffnung 
wir  S.  148  berichteten,  ist  die  Entscheidung  zugunsten  des 
Entwurfes  „Fugger"  der  Architekten  Cremer  £  Wolffcn- 
stein  in  Berlin  gefällt  worden. 

Wettbewerb  Männer-Loglerhäuser  Wien.  Da%  Männer- 
Logierhaus  im  Bezirk  Brigittenau  (XX.  Bezirk),  in  der 
Mcldemanngassc,  wird  nach  dem  mit  dem  1.  Preise  au- 
sgezeichneten Entwürfe  „Humanität'1  der  Architekten 
Rainsauer  und  Richter  in  Wien  ausgeführt. 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  die  Bauten  der 
Bayerischen  Jubiläums-Landesausstellung  1906  in  Nürnberg 
liefen  56  Arbeilen  ein.  — 

Personal-Nachrichten. 

Preuüen.  Dem  Rm  -  u  Brt  Rothig  in  llalbrrctadt  i»t  die 
Annahme  und  Anlegung  der  ihm  verlieh.  Ritlcrlnticmen  I.  Kl.  de* 
Herz,  anhält.  Ilausordrn«  Albrccht»  de*  HAren  gentattct. 

Technische  Much  schule  in  Berlin.  Der  Do«.  Prof . 
K.  Borrmann  und  der  äudlbrt  a.  D.  B  r  i  x  sind  1  etatm.  Prot 
ernannt 

Dem  Privatdoz.  Dr.  Dolezalck  ist  da*  Prld.  Prof.  votierten. 

3" 


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Die  Wall  des  Prof.  Dr.  Midi,  e  zum  Rektor  für  die  Amts- 
periode i.  Juli  1004  bis  dahin  1005  ist  bestätigt  worden. 

Techn.  Hochschule  in  Hannover.  Der  Geh.  Reg-. 
Rat  Prof.  Barkhausen  ist  z.  Rektor  für  Hie  dreijähr.  Amiv 
dauer  1.  Juli  H704.'07  ernannt.  -  AI*  Abt  -Vorst  frir  die  Amis- 
duuer  1  Juli  1904.105  sind  besttltigl  worden  die  Prof:  SrhrAiltr 
für  Arrhitektor,  Geh  Ree.  •  Rat  Do  lein  Ick  für  Bauingenieur- 
wesen,  Frese  fflr  Masch  -  Ingenieurwescn,  I>r,  Mehrend  Mr 
ehern  -techn.  und  elcktrotechn,  Wissenschaften,  Dr.  Rodenberg 
für  allgemeine  Wissenschaf'en.  zV.ßer  den  vorgenann'en  gehören 
noch  dem  Senat  an  die  Prüf:  Schleyer,  Geh.  Reg.  •  Rat  Dr. 
Kohlrausch  und  Dr.  Kiepert 

Zur  Beschäftigung  Ober  wiesen  sind  die  Reg. -Bmstr  Rasche 
der  Reg.  in  Schleswig,  Dr.  Roetlgcu  der  Reg,  in  Köln  a  Rh. 
und  Schwan  der  Reg  in  Posen 

Die  Reg.-Bfhr.  Karl  P  I  a  t  h  n  e  r  aus  KOstrin,  Karl  Schmidt 
aus  Brandenburg.  Karl  Arendt  aus  Berlin  und  Joh  Erberich 
aus  DOsseldorf  iHochbfch  1.  -  Karl  H  o  c  k  e  m  c  y  e  r  au«  Mehringen 
und  Hans  Eil  mann  aus  Güstrow  (Wasser-  u.  Slraßerrbfch),  — 
Karl  Nipkow  aus  Laucnburg  i  l'omo.  und  Hcirir  Micke!  aus 
Möhrenbach  lEisenbfeh  )  sind  zu  Reg.-Bmstrn.  ernannt. 

Dem  Reg  -Bmstr  Bokemann  in  Kiel  ist  die  nachges.  Fnt!a»s. 
aus  dfiu  Staatsdienste  erteilt. 

Sachsen.  Der  Reg -Bmstr.  Kanzler  in  Leipzig  i-t  in  das 
hochbaulcchn.  Bur.  de»  Kgl  Finaiizmimsl.  versetzt.  —  Her  R.  g,- 
Bmstr.  Thiele  in  Dicsdcn-N.  ist  auf  s.  Ans.  aus  dem  Staats- 
dienste entlassen. 

Dem  Straßen-  11.  \Vi»**er.l$auin«p ,  Ein.-  u  Brt.  I.enipe  in 
Zwickau  ist  das  Ritterkreuz  I   Kl.  des  Vcrdicnsloidens  verliehen. 

Württemberg.  Die  Kand.  im  Masch -Ing -F'arh  Wilh.  Dauner 
von  Ulm,  Msrt-Kifcr  von  Schwenningen,  Theod.  I.  e  e  Im  e  1  von 
Canstatt,  Gust  M  a  i  I  e  von  I  lm,  Paul  R  c  u  1 1»  11  c  r  von  Heilbronti, 
Herrn.  S  c  h  m  i  d  Ii  n  11  ßl  e  r  von  Gmflid  und  Olniiir  Schümm  von 
Stuttgart  sind  dir  befähigt  crkUrt  und  haben  die  Bezeichnung  Reg  - 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  M.  4  L.  in  K.  I>er  mit  der  Bauleitung  be- 
auftragte Baumeister  pflegt  als  der  für  vorgefallene  Versehen  zu- 
nächst Verantwottliclic  etkllrt  zu  werilen,  w  oft  nicht  etwa  eine 
anrlerweite  Abrede  oder  eine  Einschränkung  der  Verantwortlich- 
keit nachweisbar  ist.  Da  zwischen  Ihnen  und  Ihrem  ßauhcrru 
keine  Abrede  Ober  den  Umfang  Ihrer  Verantwortlichkeit  getroffen 
sein  «oll,  ist  mit  überwiegender  Wahrscheinlichkeit  duraut  zu  rech- 
nen, daß  Sie  zur  Abilnderung  der  Mangel  in  soweit  verurteilt 
werden  wurden,  als  deren  Abwendung  hei  gehöriger  Aulsicfit 
möglich  gewesen  wlre.  Sie  hatten  es  ja  in  der  Hand,  bei  sach- 
gemäßer Fassung  der  Vertrüge  mit  den  Werkmeistern  sich  zu 
schützen,  indem  sie  diesen  die  Verantwortlichkeit  für  fehlerhafte 
Arbeit  aufbürdeten  und  sich  von  ihnen  eine  Sicherheit  bestellen 
hellen.  Auch  der  l  instand  wird  Sie  nicht  befreien,  daß  der  innere 
Ausbau  bei  ungünstiger  Witterung  geschehen  ist.  wofern  Sie  unter- 
lassen haben,  den  Bauhtrrri  auf  die  aus  diesem  Umstand  drohende 
Gefahr  aufmerksam  zu  machen.  Inwieweit  die  einzelnen  gerngten 
Mingel  werden  auf  mangelnde  Aufsicht  bei  der  Bauleitung  zurück- 
geführt weiden  können,  «t  eine  Krage  tatsächlicher  Natur,  zu 
deren  richtiger  ßeuitcilung  wir  beim  Fehlen  einer  genauen  Be- 
schreibung der  beanstandeten  Grnnd<ti.rkste  ilc  außer  Stande  sind. 
Haben  Sie  sich  denn  den  Handwerkern  gegenüber  keinerlei  Zu- 
sage dahin  verschafft,  daß  diese  ffir  die  Gült  der  von  ihnen  ge- 
leisteten Arbeiten  verantwortlich  sind?  Bejahendenfalls  können  ja 
diese  zur  Abstellung  vorhandener  Fehler  veranlaßt  weiden,  wo- 
durch Sie  im  entsprechenden  Umfange  von  der  Verantwortlichkeit 
frei  weiden.  —  K.  ll-e. 

Ellenhüttenwerk  T.  Die  Vorschrift  des  dnrtigen  Ortspolizci- 
rechtes  betr,  den  Abstand,  in  welchem  verschiedene  GcbAude  von 
einander  /u  ri  l  ichten  sind,  oder  in  welcher  Alt  die  Bebauung  zu 
sein  hat,  falls  der  Abstand  iiiclit  eingehalten  werden  kann,  ist 
feuer-  und  sicher  hc:t-ipolizritirhcr  Natnr;  sie  ist  also  ledighi  h  ans 
der  Rücksicht  ei  lassen.  Gefahren  für  Leben,  Gesundheit  und  Ligen- 
tum  abzuwenden,  weshalb  sie  sich  im  Rahmen  derjenigen  Auf- 
gaben bewegt,  wcl>.  he  der  Polizei  /u^cuirii-n  sind.  r'olgc-werse 
würde  einem  Angrilf  gegen  die  Ri-thtsgitlirgkcit  dei  citischlagetv- 
den  polizeilichen  Beschränkungen  der  L.genimiier  im  Umfange  und 
in  der  Alt,  wie-  »ic  ihren  Grundbesitz  behauen  und  ausnutzen 
dürfen,  im  verordneten  Ret  iitsnultcl/iyi  nlcr  Erfolg  versagt  hleiben. 
Da  lerner  die  Ecucigcbdirliclikcil  mmi  Bauten  in  gcringcrtrn  x\b- 
stanile  ganz  gleich  groß  ist,  wenn  die  einzelnen  Lauten  auf  ver- 
schiedenen Grundstücken  oder  innerhalb  de  Grundeigentum-  der 
nlmUchcii  Person  stehen,  so  liegt  kein  Anlaß  vor,  die  eine  Gattung 
anders  wie  die  andere  zu  behandeln.  Die  i  )r tipoli/cr  darf  aKo 
unbedenklich  von  Ihnen  entweder  -las  Finhallcn  drs  vrirgeschriebc- 
nen  Abstandes  zwisihen  den  vir  sehiedrnen  Bauten  und  tieivandcii, 
oder  wegen  der  Unmöglichkeit  dazu,  die  Auf I ijlirunc;  von  Brand- 
manern  verlangen,  die  dann  keine  Tincn  und  Fenster  haben  dürfen 
Sie  konnten  höchstens  versuchen,  unter  dein  i  Ilms  eis  dataut  dati 
die  jetzigen  Gebäude  schon  ian^e  besieher.,  eine  Hcfrciu'iir  enn 
den  jetzt  gültigen  Baubesehrinkungen  im  Wt  cc  dfv  l)i>pc:isc*  zu 
erlangen.  Die  z\us«icht  auf  Erfolg  ist  je.ln.-h  bei  der  heutigen 
Strömung,  die  Poliicivorschriflen  gegen  Feuergefahren  zu  ver- 
schärfen, welche  durch  den  t.T.n  aguci  Tliealetbiaml  in  ganz 
Deutschland  sich  bemerkbar  macht,  sein  .-einig,  sodaß  wir  linieii 
zu  dem  zcilraubenden  Schritte  nicht  raten  k'uneiv    -    K  K-t. 

Hrn.  P.  B.  In  Metz.  Ls  wird  bei  <1er  Krage,  ob  unter 
„Bodciiniassen  zu  lösen  und  zu  transportieren"  nur  durch  Stinten 
und  Pieket  zu  loset  des  Matena',  odn  auch  n:  s;>rr:xerr>!e  leiten 
zu  verstehen  sind,  im  Wesentlichen  auf  d.-n  I'rcisansalz  für  diese 
/Arbeiten  ankommen.  Man  kann  billiger  w .  ise  ruebi  vrilangeu,  für 
den  Preis,  der  fflr  Erde  und  Lehm  angesetzt  ist,  auch  die  Losung 
von  Felsmasaen  zu  verlangen,  es  sei  denn,  daß  diese  zur  Gesamt- 
heit der  Arbeit  in  einem  nur  kleinsten  Ted 

312 


Hrn.  Arch.  R.  Gl.  In  Posen.  Zwar  erklart  B.  G.-B.  $  839 
den  Beamten  (tir  schadenersatzpflichtig,  welcher  vorsatzlich  oder 
fahrlässig  die  ihm  obliegende  Amtspflicht  verletzt,  gleichwohl  er- 
scheint eine  Klage  aus  dem  Grunde  aussichtslos,  daß  es  durch 
Maßnahmen,  welche  spiler  teil*  kraftlos  erkUrt,  teils  auf  sachge- 
mäße Vorstellungen  zurückgenommen  worden  sied,  zu  einem  Ver- 
zug in  Erteilung  der  Bauerlaubnis  und  folgeweise  zu  einer  ver- 
späteten Fertigstellung  des  Neubaues  gekommen  ist.  Denn  einmal 
bestimmt  §  839  Abs  3:  .die  Ersatzpflicht  tritt  nicht  ein,  wenn  der 
Verletzte  vorsätzlich  oder  fahrlässig  unterlassen  hat,  den  Schaden 
durch  den  Gebrauch  eines  Rechtsmittels  abzuwenden".  Dieser  Fall 
hegt  bei  Ihnen  vor,  weil  die  Beschwerde  nicht  sofort  eing-legt 
worden  ist,  sondern  erst  nach  erkanntem  Mißerfolge  einer  Vor- 
stellung, welche  gegen  das  Versagen  der  Bauerlaubiiis  ei  hoben 
war.  Wilrde  sofort  nach  Eingang  der  ersten  baupolizeilichen  Ver- 
fugung Verwaltungsklage  oder  Beschwerde  gemäß  L.  V.-G  vom 
31.  Juli  1BB3  127  ff.  eingelegt  sein,  so  wÄre  das  schließliche 
Endeigebm-,  und  das  Erlangen  der  Bauerlaubnis  weil  fiQher  er- 
reicht worden  Sie  haben  also  einen  erheblichen  Anteil  an  dem 
verspiteten  Beginn  des  Bauwerkes.  Dazu  tritt,  daß  nach  B  G.-B. 
$  3-/6  zur  Erfüllung  der  BcgTiffsmerkmale  der  Fahrlässigkeit  ge- 
hört, daß  die  im  Verkehr  erforderliche  Sorgfalt  außeracht  gesetzt 
sei.  Die  Beweislasl  trifft  Sie.  Sie  müßten  also  beweisen,  daß  der 
Vorstand  der  Baupolizei  oder  der  dort  t&tige  ßaukundige  es  an 
der  schuldigen  Gcsehliftshehar.dlung  habe  fehlen  lassen,  dessen 
Gelingen  nach  It.rer  Sachdarstclluug  wenig  Aussicht  verspricht. 
Denn  danach  liegt  nur  ein  Irrtum  Uber  die  Auslegung  der  B  P.-O. 
$  75.B  vor  bezw.  ein  snlcher  Uber  die  Möglichkeit,  bei  der  Grund- 
stiicksgroße  den  vorgeschriebenen  Minimalhof  noch  anlegen  zu 
können.  Diese  Umstünde  dOrfic  jedoch  das  Gericht  fllr  ent- 
schuldbar befinden.  Folgeweise  wud  das  Vorliegen  der  Ver- 
schuldung eines  Beamten  nicht  for  nachgewiesen  erklärt,  was  zur 
Klageabweisung  führen  wnede.  —  K.  H-e. 

St.  J.  in  N.  Wenn  Sre  auf  den  Sinn  der  Verordnung  zu- 
rückgehen —  nilrolich  ein  Gebäude  vor  den  Brandgefahren  zu  be- 
wahren, die  aus  dem  unmittelbaren  Anstehen  von  Hnlzwerk  an  die 
Kamiuwaridungcn  entstehen  köriuen  —  so  werden  Sie  sich  selbst 
sagen  müssen,  daß  unter  dem  .sonstigen  Holzwerk'  eben  alles 
Holzwerk  gemeint  ist.  — 

Hrn.  Bfhr.  M.  In  E.  Die  .Deutsche  Kolonial -Gesellschaft' 
in  Berlin,  Schell. ngstr  ,  dürfte  am  besten  in  der  Lage  sein,  Ihre 
z\nfrage  zu  beantwurlen.  — 

Abonnent  In  Duisburg-  Um  eine  möglirhst  homogene  Ver- 
einigung der  äußeren  Möitelse hiebt  mit  dem  Ke.n  des  Mauer- 
werkes zu  erzielen,  worden  wir  «inpfchlen,  auch  dem  Mörtel  des 
Mauerwerkes  einen  entsprechenden  Zcmentzusaiz  zu  geben.  — 

Hrn.  Bmstr.  P.  In  Reichenbach  1.  V.  Nach  Ihrer  Sach- 
darstellung haben  S;e  fllr  ein  Druckcreigebüudc  Zeichnungen,  Kosten- 
anschlag. Konzessuins  Zeichnungen  und  statische  Berechnungen  gc- 
liele-rt,  ohne  bei  deren  L'ebergabe  eine  Bezahlung  zu  verlangen  Bei 
dem  ausgeschriebenen  Wettbewerb  sind  Sie  unterboten  und  es  ist 
die  Ausführung  anderweitig  vergeben  worden.  Es  hat  zwischen 
Ihnen  und  dem  Bauherrn  eine  Abrede  stattgefunden,  deren  Wort- 
laut nicht  genau  wiedergegeben  ist,  die  aber  dahin  gegangen  zu  sein 
scheint,  d«G  Ihre  Leistungen  zur  Vorbereitung  lies  Ausschreibena 
kostenlos  geschehen  würden,  Trifft  solche»  zu.  so  wOrde  eine 
Klage  auf  Zahlung  erfolglos  «ein.  Denrr  nach  B.  G -B.  §  6ta  gilt 
eine  Vergütung  nur  dann  fnr  stillschweigend  vereinbart,  wenn  die 
Dienstleistung  den  Umständen  nach  nur  gegen  eine  Vergütung  zu 
erwaitrn  ist.  Sie  haben  dagegen  durch  Ihr  Angebot  der  kosten- 
freien Leistungen  Ihrer  Dienste  den  Bauherrn  in  den  Glauben  ver- 
setzt, daß  er  fßr  Ihre  Arbeiten  nichts  zo  zahlen  haben  wü.de  — 

K.  H-e. 

Fragebenntwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Auf  die  Anfrage  m  Nu.  47,  betr.  U -Schienen  auf  Chausseen, 
machte  ich  empfehlen,  bei  den  Ziegeleien  .Viereck"  oder  „Malhern" 
bei  Langluhr  bei  Danzig  F^fkundigungen  über  Preise,  Brauchbarkeit 
u.  dergl.  einzuziehen.  Mir  fiel  diese  äußerst  praktische  Einrichtung 
gelegentlich  eines  Hesuches  der  genannten  Ziegeleien  und  derer 
von  tilu.kau  und  Espeukrug  in  deren  Nahe  auf,  wobei  ich  auch 
Gelegenheit  hatte,  Dutzende  von  bclaiienen  und  unbeladenen  Wagen 
die  Schienen  benutzen  zu  sehen.  Soviel  ich  weiß,  haben  sieb 
mehrere  Ziegeleien  zur  Anlage  und  Unterhaltung  der  Spuren  zu- 
sammcivctsn ,  weil  sie  ihre  Ziegel  fast  durchweg  nach  dem  etwa 
a  Meilen  enifernten  Danzig  heiern  und  erst  einige  Kilometer  ihrer 
durch  die  U  Eisen  verbesserten  Straße.  After  mit  ziemlicher  Steigung, 
bt  nutzen  uiü-sen,  ehe  sie  eine  gute  t'haussce  erreichen.  Ls  wlre 
mir  inrei  essairt,  s  Z.  etwas  Uber  Ausführung  der  geplanten  Anlage 
zu  erfahren.  —  Heinrich  Dunkel,  Architekt  111  Zoppol. 

Leber  fileisbahnen  auf  Erdwegen  findet  sich  ein  Aufsatz 
von  Nessenius  1 1  lannover)  im  Organ  1  Eisenbahnwesen  iqoaS.  17«.— 
Ich  teile  mit,  daß  die  Ursmar«  khOttc  Slraßenglcrse  der  ge- 
wrnvhlen  Art  herstellt.  Hr.  Krcubmstr  Pnsch  in  Lirottkau,  Oer 
ralrnrinhnber,  gibt  gern  wertere  Auskunft-  Geber  Herstellung 
eiserner  Straßengkise  in  Landstraßen  rst  auch  in  der  Zeitschrift 
dir  Transportwesen  und  Straßenbau  iBerlrn  W,  Lutzowstr.  97t 
t.  B  in  No  r,  1903  manches  zu  linden.  -  Bdi.  in  Altcnburg. 
Anfragen  an  den  Leserkreis. 

t,  Weh  her  (iranitzcnieulbela^  eignet  sn  h  am  besten  zur  Belegung 
gemauerter  Treppenstufen  und  ist  am  haltbarsten  '.'    -     N  R.  in  G 

3.  fnr  «-ine  gri'üe  Well  war  cii  1-abr  ik  sull  eine  neue  Färberei  als 
Shedban  hergestellt  werden  Welche  Decken-  und  welche  F'ufl- 
boden-Konstrukliuneri  haben  sich  hierbei  bewährt  ?  — 

S.  h   *  B  in  St. 


>.,-,     t         ..  '  c      .  .  1  jl  -  i  il-e  im  .K.i.,  f  U'il  Ilc  1 11:  I!  111      in  Merz- 
IV.  \<*uti-iii  <1,.  ,  I  t-  i,,-.  hm  l-iK.-ui.:,  1.1N-  (I.  r  1  r<  Inns.  In  1 1  ItneJ.s.  tiule 
im  K..S:.u.r  i  Jl  i  Vini.  I..  1-.,  Ii]  ■  iiluue.-'i.       Mitteilungen  aus 

Verein  n.       Ver   :i:r«.  —  l'ii  i.l.-.  iir.liui.t.  i,,  —  Peivuii»l-Na.  In  i.  Iilru.  — 

Ii,  ,.  I     und  i  i^irekaslen. 

Verlar;  der  Deutschen  Hauxenun^.  '.V  Bl.  b.  II  ,  ßer.ia  Für  die  Kedakuoo 
Tcraatsrortl.  zUbttl  Hofmanu,  BerUzL   Druck  t«u  WÜJi.  Grave,  Uerba. 


No.  50. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  Ni  51.  BERLIN,  DEN  25.  JUNI  1904 


Das  neue  Rathaus  in  Charlottenburg. 

Arch.:  Reinhardt  &•  Sussenguth  in  Charluttenburg. 

(Hierzu  die  Abbild  im  gm  S.  315,  316  und  317,  and  ein«  Bildbeilftgr ) 

ie  Stadt  Charlottcnburg  zahlt  zu  den  glück- 
lichen der  deutschen  Städte.  Aus  einer 
stillen  Gartenstadt  mit  vornehmem  Charak- 
ter hat  sie  sich  unter  umsichtiger  Leitung 
1  und  unter  dem  Einfluß  ihrer  mächtigeren 
Nachbarin  Berlin  schnell  zu  einer  reichen  Großstadt 
von  rd.  200000  Einwohnern  entwickelt,  die  gewohnt 
ist,  an  ihre  baulichen  Unternehmungen  nicht  allein 
den  Maßstab  großer  Gesinnung,  sondern  auch  großer 
Mittel  und  großer  Kunst  zu  legen.  Das  hat  sie  vor 
allem  durch  die  Errichtung  ihres  neuen  Rathauses 
bewiesen,  welchem  sie  als  der  vornehmsten  baulichen 
Unternehmung,  welche  einer  Stadt  gegeben  ist,  die 
stattliche  Summe  von  4  Mill.  M.  widmen  kunnte.  Im 
Beginn  des  Jahres  1897  schrieb  sie  einen  allgemeinen 
Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  ein 
neues  Haus  aus.  Im  Dezember  des  gleichen  Jahres 
fiel  die  Entscheidung  zugunsten  eines  Entwurfes  der 
Hrn.  Reinhardt  &  Süssenguth  in  Charlottenburg. 
Es  war  eine  ausgezeichnete  Arbeit,  die  allgemeinen 
Beifall  fand,  weshalb  beschlossen  wurde,  den  Entwurf 
der  Ausführung  zugrunde  zu  legen.  Zunächst  jedoch 
sollten  die  Verfasser  veranlaßt  werden,  den  Entwurf 
in  mehreren,  den  praktischen  Bedürfnissen  entspre- 
chenden Punkten  umzuarbeiten.  Die  Wünsche  er- 
streckten sich  insbesondere  darauf,  die  Seitenhöfe 
schmäler  und  die  Mittclhöfc  breiter  zu  machen,  einen 
Teil  der  Fassade  an  der  I.ützower  Straße  um  5"  zu- 
rück zu  rücken,  um  dadurch  eine  größere  Höhenent- 
wicklung zu  ermöglichen,  und  die  Klosetts,  soweit 
irgend  tunlich,  nach  den  Scitenhöfen  zu  verlegen. 
Ferner  sollten  die  Küchen-  und  die  Wirtschaftsräume 
des  Ratskellers  in  den  vorderen  Hof  mit  Oberlicht- 
Beleuchtung,  der  MagistraLs-Sitzungssaal  mit  je  einem 
Kommission* -Sitzungszimmer  in  das  I.  Obergeschoß 
des  Mittcltraktcs,  und  der  Stadtverordnetensaal  in  das 
II.  Obergeschoß  verlegt  werden.  Die  Wohnung  des 
Oberbürgermeisters  wurde  auf  besonderen  Wunsch 
desselben  aus  dem  Organismus  des  Hauses  ausge- 
schaltet und  dafür  weitere  Burcauräumc  angeordnet 
Eine  besondere  Bedingung  war  die  Anordnung  einer 
durchgehenden  I  lalle  im  1.  Obergeschoß.  Die  Um- 
arbeitungen, die  sich  ohne  besondere  Schwierig- 
keiten durchführen  ließen,  fanden  den  vollen  Beifall 
der  städtischen  Kollegen,  sodaß  die  genannten  Archi- 
tekten mit  der  Verfassung  der  Ausführungsplänc  und 
der  künstlerischen  Oberleitung  des  Baues  betraut  wur- 
den, während  die  technische  Ausführung  dem  städt. 
Hochbauamte  übertragen  werden  sollte    Um  das  alte 


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Gebäude  an  der  Berliner  Straße  möglichst  lange  in  Be- 
nutzung lassen  zu  können,  wurde  die  Ausführung  des 
neuen  Hauses  in  zwei  Bauperioden  beschlossen.  In 
der  ersten  Periode  sollte  der  rückwärtige  Teil  an  der 
Lützowrr  Straße  mitsamt  dem  Mittcltrakt  zur  Ausfüh- 
rung gelangen,  um  nach  seiner  Fertigstellung  die  Ver- 
waltung aufzunehmen.  Der  Bau  begann  Mai  1899;  die 
Fertigstellung  mit  Ausnahme  des  Magistrats-  und  des 
Stadtverordneten -Sitzungssaales  erfolgte  zum  1.  Okt 
1902.  Die  beiden  Säle  waren  am  1.  Jan.  1903  zur  Ueber- 
gabe  fertig.  Die  feierliche  Grundsteinlegung  des  vorde- 


ren Teiles  fand  am  18.  Juni  1902  statt.  Augenblicklich 
sind  die  Arbeiten  an  diesen  Teilen  so  weit  vorge- 
schritten, daß  die  Seitenflügel  fertig  eingedeckt  sind, 
während  der  Hauptbau  an  der  Berliner  Straße  gerich- 
tet wird  und  der  Turm  fast  bis  Oberkante  First  des 
Hauptdaches  in  die  Hohe  geführt  ist.  Schon  jetzt  läßt 
er  erkennen,  daß  er  dereinst  das  Wahrzeichen  von 
Charlottenburg  bilden  wird,  so  machtvoll  reckt  er  sich 
in  die  Höhe.  Die  Fertigstellung  des  ganzen  Gebäudes 
soll  spätestens  zum  1.  April  1905,  zur  Jubelfeier  des 
200jährigen  Bestandes  der  Stadt,  erfolgen.  - 

IScI.luB  folgt.) 


Die  Ausführung  von  Versuchsbauten  in  den  geschiebefUhrenden  Flüssen  und  die  Errichtung  von 

Flußbau-Laboratorien. 

(Nach  einem  Vortrage  He*  Kgl.  Bauamtmanix*  Faber  in  Nürnberg,  gehalten  aru  5  Juni  1904  in  Landshut  bei  der  Hauptversammlung 

de»  Vereiiia  for  Hebung  der  Fluß-  und  Kanalachiffahrt  in  Bayern ) 

|u  den  noch  am  meisten  streitigen  Aufgaben  auf  dem  förmige  Ausbildung  des  Gefälles  in  rasch  zunehmendem 

'  Gebiete  des  Wasserbaues  zahlt  die  Verbesserung  der  Maße  steigerten.    Das  in  den  FluflObergangen  nun  im 

Schiffbarkeit  gcschicbcführender  Flüsse  und  um  so  Uebcrmaße  konzentrierte  Gefalle,  unter  dessen  Wirkung 

weiter  gehen  die  Meinungen  auseinander,  je  mehr  ein  sich  der  Fluß  oft  in  senkrechter  Richtung  gegen  das  be- 

FluÖ  gegenüber  seinem  natürlichen  Zustande  durch  Kor-  wegliche  Ufer  stürzte,  ließ  die  Gewalt  des  Stromes  über- 


reklion  geändert  ist.  Der  Grund  liegt  darin,  daß  die  Vor 
gänge  in  einem  Flußbette  zum  großen  Teil  der  unmittel- 
baren Beobachtung  entzogen  sind  und  daß  die  Schwierig- 
keiten in  der  Ausführung  der  Messungen  und  Beobach- 
tungen, die  zur  Bestimmung  der  Eigenschaften  eines  gc- 
schiebcführcndcn  Flusses  erforderlich  sind,  rasch  an- 
wachsen mit  dem  Gefälle  und  der  Wasserführung  des 
Flusses,  mit  der  Ausdehnung  und  Gliederung  seines  Niedcr- 
schlagsgebieles.  Neben  kostspieligen  Messungen  und  lang- 
jährigen Beobachtungen  bedarf  es  dann  nocTt  zeitrauben- 
der Berechnungen  und  Darstellungen,  die  gewonnenen  Er- 
gebnisse nutzbar  zu  machen.  Also  nur  mit  großer  Mühe 
gelangen  wir  in  den  Besitz  sicher  gestellter  Beobachtungen. 


schätzen  und  den  Wert  eines  stetig  gewundenen  Fluß- 
laufes, wie  er  bei  guter  Ausbildung  in  der  Natur  stets 
vorhanden  ist,  vollständig  miükennen.  Daher  glaubten 
auch  die  Ingenicure,  die  die  großen  Flußbau-Uniernehmun- 
gen  ins  Werk  setzten  und  denen  trotz  mancher  Irrungen 
heute  noch  Dank  und  Anerkennung  für  ihr  tatkräftiges 
Eingreifen  gebührt,  den  Fluß  am  besten  in  einer  geraden 
Bahn  zu  beherrschen,  wenn  auch  dabei  noch  die  Absicht 
bestand,  den  Hochwasserspiegel  des  Flusses  abzusenken. 

Fast  ein  Jahrhundert  hindurch  hat  man  an  der  Bau- 
weise, wie  sie  Tulla  am  Obcrrhcin,  Wiebeking  an  der 
Donau  und  ihren  Nebenflüssen  einführten,  festgehalten. 
Erst  nach  langer,  mühevoller  Arbeil  ergab  sich,  daß  der 


Doch  beim  besten  Wissen  und  Willen  ist  es  mit  den  kanalarlige  Lauf,  den  man  den  zerfaserten  Flüssen  durch 
derzeitigen  Hilfsmitteln  unmöglich,  die  Messungen,  die  sich   die  Anlage  zahlreicher  Durchstiche  glaubte  geben  zu 


■uf  die  Aufnahme  der  jeweiligen  Gestalt  eines  Strombettes 
beziehen,  bei  einer  Wasserhöhe  vorzunehmen,  die  wesent- 
lich über  einen  mittleren  Stand  hinausgeht.  Bei  keinem 
einzigen  Flusse  sind  wir  daher  in  der  I-age,  ein  voll- 
ständiges Bild  zu  geben  über  die  Acnderungcn  seines 
Bettes,  wie  sie  über  eine  Hochwasscrpcriodc  hinweg  vor 
sich  gegangen  sind.  Nur  so  viel  wissen  wir  aus  ver- 
gleichenden Studien  über  verschieden  ausgebildete  Ge- 
wässer, daß  sich  bei  solchen  mit  sogenannten  wandernden 
Kiesbatiken  die  Aenderungen  des  Flußbettes  während 
eines  Hochwassers  anders  vollziehen,  als  dies  nach  den 
Beobachtungen  hei  niedrigen  Wasserständen  geschlossen 
werden  kann. 

Wenn  aus  der  letzteren  Andeutung  hervorgeht,  daß 
durch  ein  vergleichendes  Studium  die  Erkenntnis  über 
den  FluÜbau  gefordert  werden  kann,  so  ist  dies  gleichfalls 
ein  unsicherer  Weg.  da  über  keinen  Fluß  eine  vollständige 
Baugeschichte  mit  den  dazu  gehörigen  Aufnahmen  vor- 
handen ist.  L'nd  in  den  wenigen  amtlichen  Veröffent- 
lichungen wird  in  der  Kegel  noch  übersehen,  neben  den 
Vorzügen  auch  die  Nachteile  der  angewandten  Bauweise 
zu  schildern,  Meist  veranlaß!  durch  Mangel  an  Personal 
und  Geld  verbleibt  d;is  umfangreiche,  wertvolle  Material 
in  den  Akten  vergraben  —  ein  grelles  Mißverhältnis  gegen- 
über den  Kosten  von  vielen  Millionen,  die  für  die  Kor- 
rektion der  Flusse  in  Süddeutschland  seither  aufgewendet 
wurden  und  noch  aufzuwenden  sind.  -Sonach  fehlt  ein 
ausreichendes  Material  zu  vergleichenden  Studien  über 
den  Wert  der  Korrektionen  und  nur  der  Ingenieur,  der 
diesen  Mangel  durch  die  Beobachtung  einer  größeren  An- 
zahl verschieden  ausgebildeter  Flüsse  zu  ersetzen  vermag, 
wird  die  Erscheinungen  in  den  einzelnen  Flußbetten  richtig 
zu  deuten  wissen.  Das  sind  Tatsachen,  die  nicht  allge- 
mein bekannt  sind,  leider  auch  in  der  Fachwelt  nicht  ge- 
nügend gewürdigt  werden  und  die  daher  bei  fern  Stehen- 
den in  ihrem  Urteil  Uber  flußbautecbnischc  Dinge  meist 
keine  Berücksichtigung  finden. 

Beim  Beginn  der  planmäßig  ausgeführten  Korrektionen 
der  in  ihrer  Verwilderung  ra-ch  fortschreitenden  geschiebe- 
führenden  Flüsse  Soddeut>clilands  zu  Anfang  des  vorigen 
Jahrhunderts  konnten  nur  die  oberflächlich  sieh  darbieten- 
den Erscheinungen  die  Ingenieure  in  ihrem  Vorgehen 
leiten.    Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete  lagen  nur  inso- 


mftssen,  in  keiner  Weise  zu  rechtfertigen  ist  und  daß  die 
Korrektionen  des  vorigen  Jahrhunderts  wohl  der  1-and- 
wirischaft,  wie  überhaupt  allen  Anwohnern  zum  Vorteile 
gedient,  daß  sie  jedoch  die  Schiffbarkeit  eines  jeden  Flusses 
durch  die  übermäßige  Kürzung  seines  Laufes  in  bedeuten- 
dem Maße  geschädigt  haben. 

Wie  bekannt  ist,  besieht  schon  seit  Jahrzehnten  ein 
heftiger  Streit  Ober  die  Möglichkeit  und  Zweckmäßigkeit 
einer  Verbesserung  der  Schiffbarkeit  der  korrigierten, 
gleichsam  gestrecklen  Flüsse.  Besonders  eingehend  wurde 
diese  Streitfrage  mit  Bezug  auf  den  Oberrhein  erörtert 
und  in  jüngster  Zeit  wieder  lebhafter  aufgegriffen.  Noch 
vor  15  und  ao  Jahren  wurde  die  Möglichkeit  einer  Ver- 
besserung der  Wasserstraße  über  das  Maß  hinaus,  das 
durch  die  damals  im  Gange  befindlichen  Korrcktions- 
Arbciien  zu  erreichen  war,  fast  allgemein  bestritten. 
Allmählich  ging  die  Anschauung  mehr  dahin,  daß  eine 
namhafte  Verbesserung  nur  mil  großen  Kosten  für  Bau 
und  Erhaltung  möglich  sei.  außerdem  sei  nicht  erwiesen, 
ob  eine  Regulierung  der  Stroinsohlc  hinsichtlich  der  Ge- 
schiebebewegung keinen  Schaden  brächte.  Nunmehr  Ober- 
wiegt die  Anschauung,  daß  die  Schiffbarkeit  des  Ober- 
rheins mit  verhältnismäßigen  Kosten  und  ohne  Schaden 
für  das  Verhalten  des  Stromes  wesentlich  und  dauernd 
zu  bessern  ist 

Nebenher  bestand  noch  die  Anschauung,  daß  die  Kor- 
rektionen in  dem  Sinne  eines  Tulla  und  Wicbcking 
notwendig  gewesen  wären,  um  zunächst  einen  regel- 
mäßigen, geschlossenen  Stromlauf  aus  dem  Groben  her- 
aus zu  arbeiten,  und  daß  erst  nach  Vollendung  dieser 
Arbeit  mit  dem  feineren  Ausbau  zum  Zwecke  einer  Ver- 
besserung der  Schiffahrtsrinnc  begonnen  werden  könne. 
Also:  „Zuerst  Korrektion  --  dann  Regulierung".  Doch 
auch  darüber  hat  die  Erfahrung  in  dem  Sinne  entschieden, 
daß  alle  Vorteile,  die  durch  die  Korrektion  eines  ver- 
wilderten Flusses  zu  gewinnen  sind,  auch  dann  in  vollem 
Umfange  gewonnen  werden,  wenn  man  dem  Flusse  einen 
gewundenen,  natürlichen  Lauf  wieder  gibt  Diese  Auf- 
gabe konnte  allerdings  bis  gegen  Ende  des  vorigen  Jahr- 
hunderts aus  Mangel  an  Erfahrung  nicht  gelöst  werden 
und  kann  es  heutzutage  nur  dann,  wenn  man  in  ähnlicher 
Wei-e  verfährt,  wie  e*  der  weit  über  Deutschlands  Grenze 
hinaus  rühmlichst  bekannt  gewordene  Baurat  Wolf  an 


weit  vor,  als  man  allmählich  zu  der  l  "ebei  zeugung  gc-  der  Isar  getan  hat.  » 
kommen  war,  daß  die  fortschreitende  Zerfaserung  und  Daß  eine  so  lange  Zeit  darüber  hingehen  konnte,  bis 
unregelmäßige  Ausbildung  des  Flusses  durch  einzelne,  sich  die  Anschauungen  Ober  die  Möglichkeit  und  Zweck- 
planlos  hergestellte  Bauten  nicht  /u  verhüten  sind.  — — .       ,  ,. 
.      Durch  ^Zunahme           l^nbrflchc    gelangter,  v,  ^  a^lÄ 
immer  mehr  Geschiebe  in  das  Flußbett,  die  die  Staffel-  u„,i,. <„».  u>n„hn    ii,-,i„,  1**  s  »:,  u.  11. 

o't 


No  51. 

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maßigkeit  einer  Verbesserung  der  Schiffbarkeit  der  korri- 
gierten Flüsse  auch  in  Fachkreisen  einigermaßen  zu- 
sammenfanden, hat  darin  seinen  Grund,  daß  auch  hier 
wiederum  nur  nach  den  Beobachtungen  bei  Nicderwasscr 

dir  Eigenschaften  des  Stromes  beurteilt  wurden,  Dir  Er- 
scheinung, daü  in  einem  gestreckten  Stromlaufe  nach  -edein 
Hochwasser  der  Talweg  eine  andere  Lage  hat  und  in  der 


alljährlich  vi>n  einem  /um  anderen  Ufer  wrel 


lt. 

seinen  dafür  z  n  sprechen,  daß  in  dem  Strombette  fort- 
dauernd tief  gehende  t  "mw  älzimgcn  ge-ehehen,  die  mir 
durch  einen  gewaltigen  Eingriff  zu  bemeistern  Waren, 
wenn  überhaupt  eine  derartige  Möglichkeit  vorläge.  Da- 
mit im  Zusammenhang  betrachtete  man  die  hoch  (Iber 
Niederwasser  aufragenden  Kic- batike  als  das  sichere 
Zeichen  einer  außergewöhnlich  starken  t  ieschiebebewe- 
gurig,  folgerte  daraus  große  totfahren  bei  einer  Actule- 
rut'-K  der  Verhältnisse  und  war  Übertrugt,  daß  die  zum 
/wecke  der  .Strombetiregulicrung  zwischen  die  bestehen- 
den hohen  l'fcr  allenfalls  cmgc-tcHtcn  Bauten  von  den 
gewaltigen  t  icsehicbemassen  bald  würden  überdeckt  und 
wirkungslos  gemacht  sein 

Bekanntlich  war  unser  Verein  von  jeher  bemüht,  i:t 
diesen  <»  schwierigen  Kragen  Klarheit  zu  schaffen  and 
veranlagte  bereits  eine  Reihe  v<m  l  "ntei  suclumgen  and 
Vortragen,  die  sich  namentlich  auf  die  Donau  und  den 
Obcrrhcm  bezogen  Da  al-  f  rgebm-  -tet-  die  Mog'irhkcit 
einer  ausgiebigen  Verbesserung  die-rr  natürlichen  Wasser- 
straßen hervorgehoben  wurde,  soll  auch  einmal  die 
Frage  beantwortet  werden,  auf  welchem  Wege  man  a:n 
ehesten  zu  einer  Verbesserung  kommen  kann.  Ich  be 
zielte  mich  ilabei  all!  die  Donau  vor.  Wekenborg  oberhalb 
Kelheim  bis  n.icl:  I  lm,  die  durch  die  Korrektion  im  vorigen 
lahrl.undi-rt  stark  gekürzt  wurde  und  infolge  dc^cti  im 
Verhältnis  zu  ihrer  HVm Th'mt  ung  uu<i  zu  ihrem  (ictalh- 
ein  schlechles  Fahrwasser  besitzt. 

Wie  ich  auf  unserer  vorjährigen  Vei  '-atiuulur.g  in 
Wur/burii  bekannt  gesehen  habe,  wurde  'be  l  n».ersuchiii-.g 
über  die»e  FlutBtrceke  mit  dem  Ergebnis  abgeschlossen. 


daß  sich  die  Donau  bi-  mich  l'l:n  h 


(hiic'i 

•  lr-n  Verkehr  vn  Schiffen  bis  /u  300'  |  .adcfaiiit-'kei:  li<- r 
richten  laß:  1  Ich  ging  davon  n.i"-.  daß  der  Stromsirich 
111  geraden  und  m-|:w;m-|i  gekrümmten  EltiUstrceKen  mehr 
-•der  weniger  ni-ch.  ie  nach  den-  Werl, sei  der  Was-.,,, 
fithrmig,  -eine  Lage  und  Kiehtucg  ändert,  da  .hm  che  fc-te 
und  stetige  Leitung  fehlt,  die  ei'  ,0:1-1  durch  scharfer  gc- 
krm-imtr,  gow  .mdem-  Tl.- ■:  hndei  Somit  erM-O-hr-u  :n; 
l  fbetr.wß  ungnaeleiiah.ge  |.ev\.-g:ir.zei:  •       \V.i--.-;x  n:n. 

•  1 : 1 111  i c  im  /u-ar  ii'.iei:  1  j :  1 1  •  z  cum-  1 1  n g' <-ic Ii n  1  u I '• : g--  J       .•!>••,!  .. 

Illechlr  Al|s-,l.d-.Ot_ 

r    l-l  gleich 


-ein 


und  Iziccclig  der 

der  Scinflalii  t-i'.ii'ii'.    Die  fern  der 
saut  das  Spiegelbild  orr  \\  a--rrbe\\ 
Die  Aufgabe  einer  l<egif.iiTiiric 
Stloin-friehe  eine   tc-te   Lage  rn' 
lüiig-ariderutigrh  .'.11  geben     Dir  Aulgabe  ist  zu 
ohne  <  icfidic  Ihr  die  ang: ciizcu'icn  Lanurreieii  1 


Flui',-, 
gu  n  g 

elit  ;,l-o  dal. in.  dem 
ili.'hst  -tetigen  K  c'n- 
lien 
I  au  eh 


im  schwierigsten  Falle  mit  verkahr.i-riidbgrTi  Kosten,  wie 
ans  den  verde :che in len  Studien  über  das  Verhalten  der 
geschiebeführenden  i'oi-.sf    hervorgeh;      M:i   dieser  l,c 
Wibbelt  sind  jedoch  nicht  alle  Zwei'cl  behoben. 

Nach  den  vorliegenden  Lrta  hr  u  11  ge  n  kimu  weder  für 
den  t'berrluiti,  n»o  n  »Hr  irgetol  einen  durch  Korrektion 
gekürzten  FlnUhmf  mit  Sicherheit  zugegeben  werden, 
welche  Bauwerke  gerade  noch  genügen,  die  Beweg, 
iiehkei;  des  Sti  oni-tnehr-  v.ivi.-.i  einzuschränken,  als 
dies  die  Schiffahrt  ei  tot  der'.,  1 1 1  ■. I  ein-r.~i  ist  tiio.ai  hr 
kann'.,  :n  wie  weit  die  Anzahl  der  la'wrgl  rbergange  in 
dem  durch  fe-te  !'b-r  begrenz teil  t  I iibljette  verändert 
werden  kann,  und  dar:  Damit  nu  Zusammenhang  sieht 
a  ieh  die  frage,  in  wie  weit  zum  Vorteil  tri:  ihr  Se Int I .ihn 
und  ohne  Nachteil  für  die  I  n- -aiiwi  -  1 11  <  r  die  .lelucu  nie  L.  I 


'll'g.'.T,      ss. ■,!„■,  ,|  ,.  V.    I...  ...  ;  .,     [  U,- ,  s-  |.  it  I  Vi  i  i  Ol  d  !■;    I  WH  I, 

■  r  K'.l'a:i   I:  i  -.  [  lM      \      >,  :  \     ;;fl:r  l  ,.;  ,-     ,n    !',  :l,.,i  l.„  -i.-'lf 

i:,o   i-. '-'  -  ■■■'■<  i  ■ri,. e    VctUindn  inr  Binwo»rhiff«luL  Bcrllo 

1  >■  al  ..  I  r  11  ju  /a  M.r.-  icr,  s    :  (,|  , 


oder  nur  zumteil  verlandeten  zVltwasser  dem  Strome 
wieder  zu  öffnen  sind.  Und  ebensowenig  ist  nicht  in 
allen  Fallen  entschieden,  wo  buhnenartige  und  wo  voll- 


35.  Juni  1904 


f-  I  s 

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II.  Obe-rx^whofl 


*       II  I 

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Das  neue  Rathaus  In  Charlottenburg.  Anhackten:  Reinhardt  *  Sfj»»cngutli  in  Clmr!oticnburg 
3'6 


wandige  Bauten  anzu- 
wenden sind,  mit  wel- 
cher Höhe  und  mit 
welcher  Böschungsan- 
lage dies  zu  geschehen 
hat,  mit  welcher  Lange 
und  mit  welcher  Ent- 
fernung von  einander 
die  Runnen  auszufah- 
ren sind.  Wenn  man 
hier  auf  kurzem  und 
billigem  Wege  vor- 
wärts kommen  will, 
so  müssen  zuerst  Ver- 
suche Ober  die  Bau- 
weise in  den  zu  regu- 
lierenden Flüssen  an- 
gestellt werden. 

Am  Uberrhein  aller- 
dings scheint  man  ein 
solc hes Verfahren  nicht 
für  notwendig  zu  hal- 
ten, denn  für  die  85  k" 
langcSiromstrecke  von 
Sondernheim  oberhalb 
Germersheim  bis  nach 
Strasburg  ist  bereits 
ein  ins  Einzelne  gehen- 
der Entwurf  ausgear- 
beitet und  man  trach- 
tet nun  danach,  auf- 
grund dieses  Entwur- 
IcsdiegesamtenKosten 
für  die  Regulierung  im 
Betrage  von  nahezu 
1  r  MilS  M.  von  den 
l'fcrstaatcn  genehmigt 
zu  erhalten.  Im  allge- 
meinen wird  gegen  die 
Vornahme  von  Ver- 
suchsbauten geltend 
gemacht,  daß  nurdurch 
weit  ausgedehnte,  lang 
andauernde  Versuche 
eine  Entscheidung 
herbeigeführt  werden 
könne,  dali  man  bei 
der  Bau -Ausführung 
schrittweise  vorgehe, 
sich  so  nach  und  nach 
dem  Strome  anpasse 
und  dal)  schließlich  die 
allenfalls  nicht  zutref- 
fenden Annahmen,  un- 
ter denen  die  Anlage 
eines  Baues  erfolgt 
wäre,  im  großen  und 
ganzen  keinen  Einfluß 
auf  die  Durchführung 
drsL'nternehincnsaiis- 
Oben.  Nach  meinem  Da- 
fürhalten ganz  mit  Un- 
recht und  es  ist  sehr 
zu  empfehlen,  an  der 
Donau  auf  dem  Wege 
des  Versuches  vorzu- 
gehen. Eine  Klußbett- 
Regulierung  wird  un- 
ter keinen  Umständen 
plangemäß  inder  Weise 
durchzuführen  -ein, 
wie  dies  bei  einer  Land- 
straße oder  einer  Eisen- 
bahn möglich  ist.  Man 
wird  häufiger  Aende- 
rungen  an  Bauten  vor- 
zunehmen haben  und 
dies  selbstverständlich 

um  so  durchgreifender, 
je  weniger  der  Kluß  in 
seinem  Verhalten  ge- 
genüberder  angewand- 
ten Bauweise  erforscht 
ist.  Würden  aber  die 
Kosten  der  Regulie- 
rang ohne  den  Vorbe- 
halt genehmigt  wer- 
den, vor  Beginn  der 
eigentlichen  Bau-Aus- 


No.  51. 

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«—  — 1  I  I  ■ 

Das  neue  Rathau«  in  Charlottenburg.   Arch.:  Keinhardt  ft  bussenguth  in  <. tiarluttciiburg 
25.  Juni  igo+ 


(Uhrung  Versuche  Ober  die  Bau- 
weise anzustellen ,  dann  ent- 
schlösse man  sich  schwer  zu 
einer  wesentlichen  Aenderung 
der  Bauanlage,  wie  dies  bei- 
spielsweise bei  einer  unzutref- 
fenden Annahme  hinsichtlich 
der  Lange  der  Talweg-Ueber- 
gänge  notwendig  wäre,  da  zu  be- 
fürchten wäre,  daß  bei  einer  sol- 
chen Aenderung  das  Vertrauen 
in  die  Arbeit  verloren  ginge. 
Denn  ist  einmal  ein  Bau  auf- 
grund eines  F.inzcl  -  Kntwurfcs 
genehmigt,  dann  erwartet  man 
mit  Recht  schlankweg  seine 
Durchführung.  Ks  wäre  nicht 
das  erste  Mal,  daß  aus  Scheu, 
den  Mangel  genügender  Vorbe- 
reitung nachträglich  einzuge- 
stehen, Schaden  für  das  geplante 
Unternehmen  erwüchse. 

Da  also  unter  allen  LTmstän- 
den  Versuche  notwendig  sind, 
so  ist  es  doch  besser,  die  Ver- 
suche für  sich  vorzunehmen 
und  erst  aufgrund  derselben 
den  endgültigen  Entwurf  über 
die  Regulierung  auszuarbeiten. 
Eine  Regulierung  ohne  vor- 
hergehende Versuchsbau- 
len  ist  ebenso  verfehlt,  als 
wenn  man  irgend  einen  Bau 
ohne  Kenntnis  des  Bau- 
grundes ausführen  wollte. 
Kerner  wäre  noch  zu  bedenken, 
daß  es  eher  möglich  ist,  den  ver- 
hältnismäßig geringen  Kosten- 
aufwand für  Versuchsbauten  ge- 
nehmigt zu  erhalten,  als  ohne 
weiteres  die  gesamten  Kosten 
einer  Regulierung.  Mit  dem  Vor- 
schlage, versuchsweise  an  die 
Losung  der  Aufgabe  zu  gehen, 
wird  auch  denen,  die  seither 
nicht  die  L'eberzeugung  an  eine 
billige  und  gefahrlose  Durch- 
führung des  Unternehmens  ge- 
winnen konnten,  ein  gangbarer 
Weg  gewiesen  werden. 

Ware  man  am  Oberrhein 
auf  dem  Wege  des  Versuches 
vorgegangen,  dann  lebte  die 
Krage:  ob  „Rhein  -  Regulierung 
oder  Seitcnkanal"  nicht  noch- 
mals auf.  Schon  durch  die  Re- 
gulierung einer  kurzen  Strom- 
strecke  würde  bald  allgemein 
erkannt  werden,  daß  es  eine 
verhältnismäßig  leichte 
Sache  ist,  den  Oberrhein 
bis  über  Straßburg  hinaus 
zu  einer  auch  bei  Nieder- 
wasser  leistungsfähigen 
Schiffahrtstraße  zu  gestal- 
ten. Deshalb  ist  auch  die 
wirtschaftliche  Bedeutung 
des  zurzeit  wiederum  ge- 
planten Kanales  entlang 
•lern  wasserreichen  Strome 
sehr  infrage  gestellL') 

Zur  Ausführung  von  Ver- 
suchsbauten als  Vorarbeit  für 
den  Detailentwurf  Ober  die  Ver- 
besserung der  Schiffbarkeit  der 
Donau  von  Krlhcim  bis  nach 
Ulm  bietet  dieser  Kluß  besonders 
günstige  Gelegenheit.  Er  zeigt, 
wie  ich  im  Vorjahre  hervorge- 
hoben habe,  von  Ulm  abwärts 
vielfach  einen  Wechsel  zwischen 
einer  Strecke,  in  der  der  Strom- 
strich eine  unveränderliche  oder 
wenigstens  nahezu  eine  unver- 

)  Veii;!-  darOber  den  Bericht  olirr 
■1ir  «r«li-1c  am  31.  Mai  1H9E1  111  Nilttitirtg 
a*'srhullimr  llauptvrf«ammluiig  aW  Ver- 
ein* taut  llrliuttr.  «Irr  Kluß,  und  Kanal- 
»ihiilaliit  ni  )...•.«.  11.  >.  37. 

3«7 

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ändcriiche  l-agc  hat,  und  einer  solchen,  in  der  sich  der 
Stromstrich  fast  alljährlich  von  einem  zum  anderen  Ufer 
verlegt.  Gute*  Fahrwasser  ist  sonach  häufiger  zwischen 
schlechten  Fahrstrecken  eingeschaltet,  wie  dies  in  gleich 
günstiger  Weise  am  Oberrhein  nicht  der  Fall  ist.  Am 
unteren  Ende  einer  gut  ausgebildeten  Flußstrecke  könnte 
i  Versuch  begonnen  und  von  hier  aus  dem  Strom- 


strich nach  und  nach  die  nötige  Beständigkeit  gegeben  wer- 
den. Mit  einem  Kostenaufwand  von  etwa  50000  M.  wäre 
es  möglich,  eine  Frage  zu  entscheiden,  an  der  das  ganze 
südliche  Bayern  ein  hervorragendes  Interesse  hat,  eine 
Frage,  deren  Lösung  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  er- 
regen  und  unsere  Kenntnisse  im  Flußbau  wesentlich  er- 
weitern würde.  —  <s<faiut  folgt) 


Die  45.  Hauptversammlung  des  „Vereins  deutscher  Ingenieure"  in  Frankfurt  a.  M.  und  Darmstadt. 


Iie  45.  Hauptversammlung  des  „Vereins  deutscher  In- 
genicure" wurde  durch  einen  Begrüßungsabend  im 
Saalbau  in  Frankfurt  a.  M.  eingeleitet,  auf  welchem 
nach  einem  wirkungsvollen  Prolog  von  Dr.  Artur  Pfungst, 
in  dem  der  Triumph  der  technischen  Wissenschaft  gefeiert 
wurde,  Hr.  Kom. -Rat  E.  Wcism Oller  im  Namen  des 
Frankfurter  Bezirksvereins  die  festliche  Versammlung  be- 
grüßte und  daran  erinnerte,  daß  der  Gesamtverein  bereits 
vor  27  Jahren  eine  Hauptversammlung  in  Frankfurt  a.  M. 
abschalten  habe.  Der  Vorsitzende  des  Vereins,  Prof. 
v.  Linde- München,  dankte  für  die  Begrüßung  und  rühmte 
die  erfolgreichen  Vorbereitungen  des  Bezirksvereins. 

Die  45.  Hauptversammlung  selbst  wurde  am  6.  Juni 
durch  Prof.  C.  v.  Linde  eröffnet.  In  seiner  begrüßenden 
Ansprache  erinnerte  Hr.  Reg.-Prasident  Hcngstcnbcrg- 
Wiesbaden  daran,  daß  bei  dem  ungeahnten  Aufschwung 
von  Industrie  und  Technik  das  Vaterland  zu  eng  gewor- 
den sei  und  wir  mit  vorwärts  strebender  Energie  in  den 
Wettbewerb  der  Völker  eintraten.  Der  Verein  deutscher 
Ingenieure  ward  zum  Mittelpunkte  dieser  Bewegung,  von 
ihm  gingen  befruchtende  Anregungen  aus,  denn  er  diente 
in  gleicher  Weise  der  Wissenschaft  wie  der  Praxis,  — 
Es  sprachen  u.  a.  ferner  Hr.  Rektor  Dingeldey  für  die 
Technische  Hochschule  in  Darmstadl,  Hr.  kgl.  Bri.  Nehcr 
für  den  „Verband  deutscher  Arch.- und  Ing. -Vereine",  Hr. 
Dir.  Hclmholtz-Bonn  für  die  Eiscnhüttcnlcutc,  llr,  Prof 
Ilartmann  für  den  elektrotechnischen  Verband  und  Hr. 
Ob.-Bürgermcistcr  Ad  ick  es  von  Frankfurt,  der  bei  Bespre- 
chung der  wirtschaftspolitischen  Aufgabe  der  Technik  die 
Hoffnung  aussprach,  daß  bald  die  Zeit  kommen  möge,  in 
welcher  die  Ingenieure  die  Führer  der  Massen  werden, 
um  uns  au*  den  jetzigen  ungesunden  Verhältnissen  zu 
befreien.  -  Die  Grashof  -  Denkmünze  wurde  den  beiden 
Begründern  der  Dampfturbinen -Technik,  I'arsons  in 
Glasgow  und  de  Laval  in  Stockholm  zugesprochen.  Nach 
dem  Berichte  des  Vcrcinsdircktors,  Hrn.  kgl.  Brt.  Peters, 
hat  der  Verein  18400  Mitglieder  und  einen  L'eberschuß 
von  168500  M.    Der  Verein  beschäftigt  47  Beamte. 

Den  ersten  Vortrag  hielt  llr.  Geh.  Reg  -  Rat  Prof. 
von  Borries  in  Charlottenburg  über  „den  Schnellbc- 
trieb  auf  Hauptbahnen*.  Redner  berührte  zunächst 
die  erfolgreichen  Versuchsfahrten  der  .Studiengescllschaft 
für  elektrische  Schnellbahnen"  auf  der  Militiirciscnhahn 
Marienfelde    Zossen  und  führte  dann  etwa  aus: 

Die  elektrische  Schnellbahn  ist  in  eisenbnhntechni- 
-eher  Beziehung  bis  zu  einer  brauchbaren  Entwicklung*- 
weise  gelangt;  einzelne  Einrichtungen  bedürfen  aber  noch 
weiterer  Ausbildung,  um  sie  zu  einer  für  allgemeine  Ver- 
wendung geeigneten  Gestaltung  zu  bringen.  Vor  allem 
wäre  eine  Erprobung  in  regelmäßigem  und  dauerndem  Be- 
trieb dringend  erwünscht,  denn  dabei  lernt  man  erst  voll- 
ständig aus. 

Besonders  lehrreiche  Beobachtungen  wurden  über  den 
Bewegungswiderstand  und  den  Kraftverbrauch  der  Wagen 
gemacht.  Der  Luftdruck  auf  die  Vorderflächen  des  Motor- 
wagens war  weit  geringer,  als  man  bisher  vielfach  annahm. 
Der  Laufwiderstand  nimmt  mit  der  Geschwindigkeit  etwa* 
zu;  bei  den  großen  Geschwindigkeiten  macht  er  aber  nur 
einen  geringen  Teil  des  ganzen  Bewegung*- Widerstandes 
aus;  der  Hauptteil  ist  Luftwiderstand.  Der  Krafivcrbrauch 
betrug  für  150  und  200  k,n  rd  75,0  und  1600  PS  Er  ist  al-o 
bei  150  km  etwa  ebenso  groß,  wie  bei  einem  Dampfschnell- 
zug  und  erreicht  bei  300  t»  die  Höchstleistungen  der 
Dampflokomotiven,  Solche  Leistungen  aufzuwenden,  um 
in  einem  Wagen  40  Personen  zu  befördern,  würde  wirt- 
schaftlich unmöglich  sein.  Man  wird  daher  auf  eine 
erhebliche  Verminderung  des  Bewegungs-Widerstandes 
im  Verhältnis  zum  Fassungsraum  dc>  Zuges  hinarbeiten 
müssen. 

Daß  man  auch  mit  den  jetzigen  Dampflokomotiven 
unbedenklich  viel  rascher  fahren  kann,  als  es  im  regel- 
mäßigen Dienst  geschieht,  zeigen  zahlreiche  Em /elf ahnen 
im  In-  und  Auslande,  bei  denen  Geschwindigkeiten  von 
140  km  und  mehr  erreicht  wurden.  Gut  gebaute  vier-  und 
iünfachsige  Lokomotiven  mit  Drehgestellen  bewegen  sich 
auf  gutliegenden  Gleisen  auch  bei  diesen  Geschwindig- 
keiten noch  mit  voller  Sicherheil.  Indeß  ist  mit  einer 
Durchschnitts  -  Geschwindigkeit  von  100  tm  auf  günstigen 

3'8 


Strecken  die  Grenze  der  wirtschaftlichen  Leistungsfähig- 
keit der  Dampflokomotive  erreicht.  Was  darüber  geht, 
sind  Sportleistungen,  Wenn  also  die  preußischen  Staats- 
bahnen die  Durchschnitts  -  Geschwindigkeit  auf  einzelnen 
günstigen  Strecken,  wie  Berlin — Hamburg.  Berlin — Köln, 
auf  100  k|"  bringen  wotlcn,  so  werden  sie  allen  berechtigten 
Ansprüchen  völlig  genügt  haben. 

Die  Ziele  beider  Betriebsarten  sind  völlig  verschieden. 
Das  Bestreben,  die  Geschwindigkeiten  der  Dampfschnell- 
züge  zu  erhöhen,  hat  eine  andere  Bedeutung  als  der 
elektrische  Schnellbetrieb,  der  eine  häufigere  Verbindung 
mit  erheblich  höherer  Geschwindigkeit  herstellen  wilL 
Das  bedeutet  eine  völlige  Umgestaltung  des  Verkehres, 
eine  Unabhängigkeit  von  der  Tageszeit  und  eine  Kürze 
der  Fahrzeiten,  die  den  Fernverkehr  dem  der  Vorort- 
bahnen ähnlich  gestalten.  Damit  werden  Vorteile  ge- 
wonnen, die  eine  wesentliche  Steigerung  des  Verkehres 
erwarten  lassen  Diese  wird  allerdings  nicht  annähernd 
in  dem  Maße  eintreten,  wie  bei  dem  L'ebergang  von  der 
Postkutsche  zur  Eisenbahn;  denn  der  Personenverkehr 
hat  begrenzte  Bedürfnisse,  über  die  hinaus  auch  die  beste 
Beförderungs-Gelegenheit  wenig  mehr  anregt. 

Man  sollte  daher  den  elektrischen  Schnellbctrieb  zu- 
nächst nicht  zu  kostspielig  einrichten.  Den  größten  Teil 
der  Betriebskosten  verursacht  die  Zugkraft;  da  sie  haupt- 
sächlich vom  Luftwidersland  abhängt,  so  muß  dieser  mög- 
lichst verringert  werden,  indem  man  beide  Enden  des 
Zuges  schlank  zuschärft  und  alle  Seitenflächen  möglichst 
glatt  und  ohne  Vorsprung  herstellt.  Das  kann  am  besten 
bei  einem  Zuge  aus  mehreren,  dicht  aneinander  schließen- 
den Triebwagen  geschehen.  Zu  klein  darf  der  Zug  nicht 
sein,  da  sonst  Luftwiderstand,  Zugkraft  und  Kosten  im 
Verhältnis  zur  Platzzahl  zu  groß  ausfallen.  Ein  Zug  aus 
drei  sechsachsigen  Wagen  mit  too  Plätzen,  vorn  und 
hinten  mit  Gepäckräumen,  würde  zweckmäßig  sein.  Er 
würde  besetzt  etwa  aoo 1  wiegen  und  bei  160  kn>  Geschwin- 
digkeit eine  Zugkraft  von  1260  kg  und  eine  Nutzleistung 
von  750  PS.  erfordern. 

Die  nächste  Frage  ist:  Soll  man  den  elektrischen  Be- 
trieb auf  den  vorhandenen  Bahnen  einführen  oder  gleich 
neue  Schnellbahnen  bauen,  die  selbstverständlich  sehr 
teuer  sein  und  den  vorhandenen  Bahnen  den  Personen- 
verkehr größtenteils  entziehen  würden?  Der  Redner 
glaubt,  daß  der  zu  erwartende  Verkehr  selbst  auf  Linien 
wie  Berlin-Hamburg  und  Berlin-Köln  die  Anlage  beson- 
derer elektrischer  Schnellbahnen  nur  da  lohnen  wird,  wo 
die  vorhandene  Bahn  durch  die  übrigen  Züge  schon  so 
besetzt  ist,  daß  sie  für  den  Schnellverkehr  keinen  Raum 
mehr  bietet.  Es  käme  daher  in  jedem  Falle  darauf  an, 
zu  prüfen,  ob  der  Schnellverkehr  in  den  verbleibenden 
Verkehr  der  langsamen  Personen-  und  Güterzüge  einge- 
fügt werden  kann. 

Dank  den  guten  Ergebnissen  der  Schnei  (fahrten  brau- 
chen wir  heute  die  große  Geschwindigkeit  nicht  mehr  als 
das  unbekannte  Schreckgespenst  zu  betrachten,  als  das 
sie  vielen  deutschen  Fachleuten  bisher  erschien,  sondern 
wir  können  heute  prüfen,  welche  Anforderungen  diese 
Geschwindigkeit  wirklich  stellt  Nach  der  Meinung  vieler 
Fachleute  ist  eine  Geschwindigkeit  von  150  km  vorläufig 
ausreichend  und  zweckmäßig,  da  der  Zeitgewinn  von  150 
auf  200  km  nicht  groß  ist,  die  Schwierigkeiten  und  Kosten 
aber  mindestens  mit  dem  Quadrat  der  Geschwindigkeit, 
also  um  etwa  80 «■„  wachsen.  Bei  150  160  km  reicht  der 
schwere  Oberbau  der  preußischen  Staatsbahnen  mit  Schie- 
nen von  41  kjr/m  völlig  aus,  um  so  mehr,  als  man  die 
Wagenachsen  künftig  weniger  belasten  wird.  Die  Gleise 
müssen  nur  gut  festliegen  und  in  guter  Lage  gehalten 
werden;  besondere  Schwierigkeiten  macht  das  nicht.  Daß 
die  Sclincllbahnwagen  das  Gleis  stärker  beanspruchen,  ist 
nicht  anzunehmen,  da  sie  trotz  ihrer  größeren  Fahrge- 
schwindigkeit keine  stärkeren  Lenkkräftc  erfordern. 

Bei  der  Einführung  des  elektrischen  Betriebes  auf 
vorhandenen  Suialshahnstrcckcn  —  der  Redner  schlug 
Berlin-- -Hamburg  und  Berlin— -Potsdam — Wildpark  vor 
würde  sich  die  Schwierigkeit  des  Einnahmeatisfalles  am 
ehesten  überwinden  lassen.  Die  Unternehmer  könnten 
dann  einen  Anteil  an  den  Einnahmen  erhalten,  der  ihrem 
Anteil  an  den  Ausgaben  etwa  gleichkäme.    Die  zu  cr- 


No.  51. 

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wartende  Verkehrszunahme  würde  beiden  Beteiligten  zu- 
gute kommen.  Eine  Anschauung  der  Kosten  und  der 
Rentabilität  des  elektrischen  Schncflverkehres  wurde  heute 
zu  weit  führen.  Wird  mit  der  Zugkraft  sparsam  umge- 
gangen und  ist  der  nötige  Verkehr  vorhanden,  so  ist  es 
nicht  ausgeschlossen,  daß  der  Betrieb  lohnend  gestaltet 
werden  kann.  — 

Au*  der  realen  Sphäre  interessanter  aber  nüchterner 
Zahlen  wurde  die  zahlreiche  Versammlung  durch  den 
zweiten  Redner,  Hrn.  Geh.  Hofrat  Max  von  Eyth  in  Ulm, 
der  in  begeisterter  Weise  über  „Poesie  und  Technik" 
sprach,  in  die  idealere  Sphäre  abstraktcrBctrachtunggcleitct 
Der  Redner  führte  im  Wesentlichen  etwa  Folgendes  aus: 

„Fast  allgemein  wird  angenommen,  daß  Poesie  und 
Technik  zwei  Gebiete  seien,  zwischen  denen  eine  Berüh- 
rung kaum  denkbar  ist  Fragen  wir  nach  der  Berechti- 
gung dieser  Ansicht,  so  ist  zunächst  festzustellen,  was 
unter  Technik  zu  verstehen  ist.  Die  Abgrenzung  des  Be- 
griffes Technik  ist  schwierig  infolge  ihrer  unübersehbaren 
Ausdehnung  und  Mannichfaltjgkcit  Technik  ist  alles,  was 
dem  menschlichen  Wollen  eine  körperliche  Form  gibt.  Da 
nun  dem  Wollen  des  Menschen  keine  Grenze  gesteckt  ist, 
berühren  auch  die  Erscheinungen  der  Technik  das  Gebiet 
des  Unendlichen.  Schwerer  noch  ist  eine  Begriffsbestim- 
mung für  Poesie  zu  finden,  denn  hier,  wie  so  oft,  wo 
Gefühle  inbetracht  kommen,  versagt  das  Wort.  Poetisch 
ist,  was  unser  Gcmütslebcn  in  Uebercinstimniung  bringt  mit 
den  Erscheinungen  der  Außenwelt;  Poesie  ist,  was  uns  den 
geistigen  Gehalt  der  uns  umgebenden  Körperwelt  offenbart. 

Es  ist  hiernach  zweifellos,  daß  wir  es  in  beiden  Fällen 
mit  etwas  (in  mathematischem  Sinne)  Unendlichem  zu  tun 
haben.  Wir  sehen  in  Technik  und  Poesie  zwei  weit  ge- 
trennte Punkte,  von  denen  aus  sich  zahllose  Strahlen  ins 
Unendliche  fortsetzen.  Müssen  sich  die  Strahlen  dieser 
beiden  Systeme  nicht  mit  mathematischer  Notwendigkeit 
in  zahllosen  Punkten  schneiden  und  berühren?  Es  ist 
dies  ein  Gleichnis  und  eine  Theorie. 

Worin  finden  wir  Poesie?  Ucbcrall  für  den,  der  zu  fin- 
den weiß.  Sic  liegt  nicht  in  der  Sache,  sondern  in  einem 
Organ  des  Suchenden:  ähnlich  wie  das  Licht  kein  Licht 
Lst,  sondern  eine  Vibration  des  Aethers,  den  nie  ein  Mensch 
gesehen  hat,  wenn  nicht  ein  Auge  vorhanden  ist,  das  die 
Vibration  in  den  Eindruck  des  Lichtes  umwandelt,  .Solche 
Organe  sind  aber  nicht  allen  Menschen  in  gleicher  Voll- 
kommenheit gegeben.  Sie  können  entarten,  sie  können 
krank  werden.  Der  größte  Teil  der  gebildeten  Welt  z.  B 
ist  farbenblind  für  die  Poesie  der  Technik. 

Wie  für  alles  geistig  Höhere  im  Menschenleben,  ist 
auch  für  die  Poesie  die  Dreiheit  des  Wahren.  Guten  und 
Schönen  ein  unfehlbarer  Prüfstein.  Wie  stellt  sich  die 
Technik  hierzu?  Sic  ist  wahr.  In  keinem  anderen  Berufe 
wird  die  Lüge  so  rasch  und  so  unerbittlich  bestraft,  wie  auf 
dem  Gebiete  der  Technik.  Ihre  erste  Aufgabe  ist  Oberall.  in 
sirenger  Ucbcrcinstimmung  mit  den  ewigen  (Icsctzcn  der 
Natur  zu  handeln.  Sic  muß  wahr  bleiben,  wenn  sie  leben 
will.  Sie  ist  gut  Alles  Streben  der  Technik  zielt  darauf 
ab,  die  Menschheit  freier  von  äußerem  Zwang  zu  machen, 
ihre  Leistungsfähigkeit  zu  erhöhen,  neue  Wege  zu  öffnen, 
ihre  Aufgabe  als  Beherrscherin  der  irdischen  Welt  zu  er- 
füllen. Aber  auch  schön  ?  —  Hier  berühren  wir  den  wunden 
Punkt,  den  viele  in  unserer  eigenen  Mitte  preiszugeben 
bereit  sind.  Zuerst  Lst  aber  auch  hier  festzustellen,  was 
wir  unter  Schönheit  verstehen.  Allgemein  anerkannte 
Normen  hierfür  gibt  es  nicht.  Schließlich  begnügt  man 
sich  damit,  in  allen  möglichen  Umschreibungen  zu  sagen: 
Schön  ist,  was  uns  gefallt.  Daß  ein  Gerat,  eine  Vase,  eine 
Amphora  schön  sein  kann,  wird  nicht  geleugnet.  Warum 
soll  also  eine  Maschine  —  dieses  Gerät  mit  selbständiger 
Bewegung,  mit  einem  gewissen  Eigenleben  —  nicht  auch 
schön  sein  können?  Techniker  sehen  dies;  sie  fühlen  die 
Schönheit  einer  Lokomotive,  einer  mit  technischem  Ge- 
schmack entworfenen  Werkzeugmaschine.  Daß  dieses  Ge- 
fühl sich  nicht  rascher  und  allgemeiner  verbreitete,  ist 
nicht  zum  wenigsten  ihre  eigene  Schuld.  In  der  Anfangs- 
zeit der  modernen  Technik  suchte  man  Maschinen  mit 
den  widersinnigsten  Ornamenten  zu  verzieren.  Heutzu- 
tage hat  sich  auch  auf  diesem  Gebiet  der  Grundsatz  Bahn 
gebrochen,  daß  Schönheit  nicht  geborgt  werden  kann, 
daß  sie  aus  der  Sache  herauswachsen  muß.  Verständnis 
der  Sache  gehört  aber  auch  dann  dazu,  sie  zu  sehen, 
und  dieses  Verständnis  wird  erst  im  Laufe  der  Zeit  zum 
instinktiven  Gefühl.  An  der  Bildung  des  Geschmackes  in 
diesem  Sinne  fehlt  es  außerhalb  der  Fachkreise  fast  völlig. 
Die  Techniker  müssen  und  können  hierbei  Geduld  haben, 
denn  die  Zukunft  gehört  ihnen. 

Fanden  wir  nun,  daß  das  Wahre,  Gute  und  Schöne 
der  Technik  nicht  fehlt,  so  wird  doppelt  unerklärlich, 
weshalb  sie  poesielos  sein  soll,  wenn  wir  uns  einzelne 

»5  Juni  rc/v. 


Bilder  aus  dem  praktischen  Leben  vergegenwärtigen,  in 
denen  selbst  Fernstehende  die  Kraft,  das  Geheimnisvolle, 
das  oft  fast  Zauberhafte  anerkennen,  das  uns  die  Technik 
der  Gegenwart  in  immer  neuen,  verblüffenden  Formen  zeigt 

Trotz  allem  aber,  was  mit  harter  Arbeit,  unter  Gefahren 
und  Kämpfen  aller  Art  auf  technischem  Gebiete  Großes 
und  Gutes  geschaffen  wird,  gibt  es  Poeten,  die  keine 
Poesie  in  diesen  Aeußcrungcn  menschlicher  Tätigkeit  sehen, 
und  Tauscndc,  die  den  blinden  Blindenführern  folgen.  Ist 
es  vielleicht  das  .Wie"  unseres  Schaffens,  in  dem  wir  Grund 
und  Ursache  dieses  Mangels  an  Verständnis  suchen  müssen  ? 

Was  den  Menschen,  soweit  sein  Wesen  und  Wirken 
äußerlich  in  die  Erscheinung  tritt,  vom  Tier  unterscheidet, 
sind  zwei  Dinge:  die  Fähigkeit,  Worte  zu  bilden,  und  die, 
Werkzeuge  zu  schaffen.  Das  eine  gab  ihm  sein  Wissen, 
das  andere  sein  Können.  Wort  und  Werkzeug  haben  das 
nackte,  wehrlose  Geschöpf  der  Urzeit  zum  Herrn  alles 
Lebenden  auf  Erden  gemacht  und  ihn  auch  die  gewaltigsten 
Naturkräfte  zu  beherrschen  gelehrt. 

Bis  weit  herein  in  die  Anfänge  der  Kultur  spielte  das 
Werkzeug  die  erste  Rolle.  Dann  trat  die  Sprache  mehr 
und  mehr  an  diese  Stelle  und  hat  dein  stummen  Werkzeug 
seine  bescheidene  Stellung  angewiesen.  Das  Wissen 
herrschte,  das  Können  mußte  dienen.  1  leute  stehen  wir 
inmitten  eines  Kampfes,  der  darauf  abzielt,  dieses  Ver- 
hältnis, wenn  nicht  umzugestalten,  so  doch  auf  seine 
richtige  Grundlage  zurückzuführen. 

Unser  Können  beruht  auf  der  Fähigkeit  des  Menschen, 
Werkzeuge  zu  schaffen  und  zu  gebrauchen;  im  wesent- 
lichen auf  der  Fälligkeit,  zu  erfinden,  d.  h.  auf  einer 
geistigen  Tätigkeit.  Wo  diese  in  unverfälschter  Reinheit 
auftritt,  ist  sie  das  Schaffen  von  etwas  durchaus  Neuem, 
nie  Dagewesenem.  Das  so  Geschaffene  aber  ist  ein  Produkt 
des  Geistes;  es  ist  Geist,  der  uns  in  körperlicher  Form 
entgegentritt.  Selbst  die  „gebildete-  Welt  beginnt  zu  ahnen, 
daß  in  einer  schönen  Lokomotive,  in  einem  elektrisch 
betriebenen  Webstuhl,  in  einer  Maschine,  die  Wasserkraft 
in  Licht  verwandelt,  Geist,  vielleicht  mehr  Geist  steckt, 
als  in  der  schönsten  Phrase,  die  Cicero  jemals  gedrechselt 
hat  Und  diesem  Schaffen  der  Könnenden,  da*  alle 
Fähigkeiten  und  Empfindungen  der  menschlichen  Seele 
in  Aufruhr  bringt,  will  die  blinde  Schar  der  Wissenden 
das  Recht  absprechen,  Poesie  zu  sein .' 

Doch  ist  die  Poesie  der  Technik  nicht  unentdeckt  ge- 
blieben. Gemälde  wie  Menzel's  Walzwerk  zeigen,  was  ein 
großer  Künstler  auf  diesem  Gebiet  an  Kraft  und  Schön- 
heit zu  finden  weiß.  Auch  die  Skulptur  kommt  zu  uns, 
wenn  sie  Darstellungen  des  Mutes,  der  Ausdauer,  der 
Männlichkeit  sucht  gegenüber  so  vielem  anderen,  das  den 
Genuß,  die  Erschlaffung,  die  aufgestachelte  oder  erschöpfte 
Leidenschaft  verbildlicht 

Dagegen  hat  die  schöne  Literatur  in  ihren  besten  und 
größten  Werken  das  Gebiet  der  modernen  Technik  in 
auffälliger  Weise  gemieden.  Dem  Soldaten,  dem  Landwirt, 
dem  Kaufmann,  dem  Arzt,  dem  Theologen:  allen  haben 
bedeutende  Schriftsteller  ein  bleibendes  Denkmal  errichtet, 
der  Ingenieur  ist  noch  heute  fast  leer  ausgegangen.  Die 
Größten  haben  uns  allerdings  nicht  übersehen.  Goethc's 
Kaust,  der  als  Kulturingenieur  endet,  Schillers  Glocke 
sind  unerreichte  Schöpfungen,  die  schon  vor  einem  Jahr- 
hundert zeigten,  wo  der  Kern  wahrer  Poesie  zu  suchen 
ist:  in  des  Menschen  Arbeit,  in  seinem  Schaffen.  Unsere 
heutigen  Poeten  wissen  mit  solchen  Stoffen  nichts  anzu- 
fangen. Selbst  die  Besten  unter  ihnen  hören  nur  die  un- 
vermeidlichen Differenzen  der  rauhen  Wirklichkeit  und 
verstecken  sich,  wenn  sie  den  Qualm  der  Essen  sehen 
oder  das  Pochen  unserer  Hammer  hören  in  Wald  und  Flur 
oder  fliehen  in  die  abgegrasten  Gefilde  vergangener  Jahr- 
hundertc. Das  ist  ganz  besonders  in  Deutschland  der  Fall, 
denn  nirgends  so  wie  bei  uns  wird  der  Geist  des  heran- 
wachsenden Geschlechtes  an  das  Schöne  und  Große  einer 
Zeit  gebunden,  die  trotz  alles  Mühens  nie  mehr  lebendig 
werden  wird.  Das  gerade  ermöglicht  es  der  Phantasie, 
sich  mit  Behagen  in  diesen  Gefilden  der  Seligen  zu  er- 
gehen, ohne  dem  Häßlichen  und  Bösen  zu  begegnen,  das 
auch  jene  klassischen  Zeiten  wie  die  unseren  verunstaltete. 

Es  wird  zweifellos  besser;  vor  allem  in  den  Ländern, 
in  denen  die  Entwicklung  des  modernen  Lebens  ihren 
Anfang  genommen  hat.  In  Amerika  findet  ein  Walt  Whil- 
man  Worte,  die  mit  erstaunlichem  Erfolg  die  prosaisch- 
sten Dinge,  die  unser  Schaffest  umeeben,  in  den  Dienst 
der  Poesie  zwingen.  In  England  hat  Kipling  einige  Sachen 
geschrieben,  die  wahre  Perlen  der  Poesie  der  Technik 
sind.  Auch  in  Frankreich  finden  sich  in  Zolas  Germinal 
und  in  manchem  anderen  prächtige  Schilderungen  aus 
dem  Gebiete  unserer  Arbeil.  I  >a'J  der  Techniker  seil»! 
die  Poesie  seines  Berufes  nicht  betont,  wie  es  z.  B.  «Irr 
Soldat,  der  lagcr,  seihst  der  Landmann  tut,  liegl  wohl 
hauptsächlich"  in  der  Neuheit  der  Sache.    Alles  poetische 

3'9 

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Empfinden  wurzelt  im  Unbewußten,  im  Angeborenen. 
Dazu  müssen  Geschlechter  einer  langen  Vergangenheit 
den  Samen  in  die  Seelen  legen  Dann  liegt  es  in  der 
Intensität  unserer  Arbeit.  Wir  mußten  uns  in  einer  feind- 
lichen Welt  erst  den  Boden  schaffen,  auf  dem  wir  stehen, 
che  wir  auf  andere  Gebiete  übertreten  konnten,  ohne  uns 
zu  verlieren.  Wir  hatten  keine  Muße,  den  Musen  nach- 
zulaufen Doch  ist  es  nicht  gut,  wenn  wir  selbst  allzu- 
lange auf  den  idealen  Gehalt  unseres  Schaffens  mit  einer 
gewissen  Gleichgilligkeil  herabsehen;  nicht  um  unserem 
weltumspannenden  Beruf  bei  Leuten  Anerkennung  zu 
verschaffen,  deren  „allgemeine  Bildung"  sie  hindert,  zu 
wissen,  was  dem  Leben  ihrer  Zeit  seine  Form  und  Ge- 
stalt gibt,  sondern  um  im  eigenen  Hause  das  Feuer  der 
Begeisterung  zu  nähren,  das^  uns  in  dem  nie  endenden 
Kampf  für  den  Fortschritt,  für  die  Zukunft  der  Mensch- 
heit nötig  ist.  Und  selbst  den  Schein  der  Berechtigung 
sollten  wir  dem  törichten  Vorwurf  nehmen,  als  ob  wir 
die  Welt  dem  Materialismus  zuführten.  Eine  falschere 
Auffassung  unserer  Bejahung  des  Lebens,  unseres  Wollens 
läßt  sich  nicht  denken.  Denn  unsere  Lebensaufgabe  gehört 
zu  den  höchsten,  die  sich  die  Poesie  je  gestellt  hat:  „Nicht 
der  Materie  zu  dienen,  sondern  sie  zu  beherrschen."  — 

Die  zweite  Hauptsitzung  wurde  durch  Prof.  v.  Linde- 
München  im  Hauptgebäude  der  Technischen  Hochschule 
in  Darmstadt  eröffnet.  Rektor  Prof.  Dingel  de  y  begrüßte 
die  Gäste  und  gab  die  von  uns  bereits  mitgeteilten  Er- 
nennungen von  Ehrendoktoren  (S.  31 1)  bekannt.  Die  Tages- 
ordnung war  hauptsächlich  mit  geschäftlichen  Gegenständen 
bestellt  Von  ihnen  erwähnen  wir  den  Bau  eines  neuen 
Vercinshauscs  auf  den  Grundstücken  Dorothcenstr.  .(8 
u.  49  in  Berlin.  Es  wurde  beschlossen,  die  Angelegen- 
heit in  einer  Kommission  von  10  Mitgliedern  zu  beraten. 


In  dem  neuen,  von  Prof.  Fricdr.  Pützer  in  Darmstadt 
erbauten  Hörsaal  für  Physik  sprach  darauf  Hr.  Geh.  Brt. 
Prof.  Gutcrmuth  über  „Dampfturbinen". 

Das  gemeinschaftliche  Festessen  fand  im  Saalbau  in 
Darmstadl  statt.  Hier  begrüßte  Hr.  Staatsminister  Rothe 
die  stattliche  Versammlung.  -  - 

Die  Schlußsitzung  der  45.  Hauptversammlung  fand 
unter  der  Leitung  Prüsmanns  wiederum  im  Saalbau  in 
Frankfurt  a.  M.  statt.  Hier  sprach  Hr.  (ich.  Reg -Rat  Prof. 
Ricdler-CbarloUenburg  über  „Großgasmaschinen". 
Der  Inhalt  des  Vortrages  entzieht  sich  unserem  Arbeits- 
gebiet. Den  letzten  Vortrag  hielt  Hr  Ing  PreifJ-Gustavs- 
burg  über  .die  Landungsbrücke  bei  Lome"  im  Togo- 
gebiet, eine  Brücke,  die  jederzeit  die  gefahrlose  Ucher- 
schrcitung  der  Brandung  ermöglicht.  Die  Regierung  be- 
traute im  Jahre  1901  die  Vereinigte  Maschinenfabrik  Augs- 
burg und  Maschinenbau-Gesellschaft  Nürnberg  A.-G.,Zweig- 
anslalt  Gustavsburg,  mit  der  Ausfuhrung  der  Brücke. 

Damit  war  die  Tagesordnung  der  4«;.  Hauptversamm- 
lung erschöpft.  Als  Ort  der  nächsten  Hauptversammlung 
wurde  Magdeburg  gewählt 

Die  Besichtigungen  verteilten  sich  auf  Darmstadt  und 
Frankfurt.  Dort  besuchte  man  die  zwischen  Darmstadt 
und  Arheilgen  gelegenen  Neuanlagen  der  chemischen 
Fabrik  E.  Merck,  das  städt  Gaswerk,  die  Dampfkessel- 
Fabrik  vorm.  Arthur  Rodberg,  sowie  vor  allem  die  neuen 
Institute  der  Technischen  Hochschule,  an  ihrer  Spitze  das 
elektrotechnische  Institut,  sowie  das  Laboratorium  des 
Hrn.  Geh.  Brt.  Prof,  Pfarr  für  die  Untersuchung  von 
Wasserkraftmaschinen.  Hier  waren  es  die  Elcktrizitäts- 
Aktiengcsellschaft  vormals  W.  Lahmever  «S  Ko .  die  Silo- 
speicher des  städt.  Hafens,  das  städt.  Elektrizitätswerk, 
die  Werkstätten  der  konigl.  Eisenbahn-Direktion  auf  der 
Galluswarte  usw.  — 


Vermischtes. 
Eine  twelte  Ausstellung  der  Darmstädter  Künstlerkolonie 
wird  Mitte  Juli  d.  J.  auf  der  Matlüldenhöhc  eröffnet  werden. 
Sie  wird  in  erster  Linie  in  einer  Gruppe  von  drei  Häusern 
bestehen,  die  Großherzog  Ernst  Ludwig  als  Bauherr  nach 
Entwürfen  des  Hrn.  Prot  J.  M.  Ol  brich  bauen  ließ,  Die 
1  läuser  sollen  Beispiele  einfacher,  künstlerisch  gestaltete  r, 
vollständig  eingerichteter  Eigenwohnungen  sein.  Das  eine 
ist  als  Dienstwohnung  für  den  Hofprediger  bestimmt;  ein 
zweites  ist  schon  verkauft,  das  dritte  ist  noch  frei.  Die 
Wohnungseinrichtung  ist  nach  den  Entwürfen  von  Prof. 
Olbrich  und  der  Maler  J.  v.  Ci»*arz  und  Paul  Haustein 
von  Darmstädter  Firmen  ausgeführt.  Jeder  Raum  ist  von 
einem  Künstler  einheitlich  ausgestaltet.  Neben  dieser  für  sich 
abgeschlossenen  Gruppe  werden  in  verschiedenen  Räumen 
des  Ernst  Ludwig-Hauses  .Sonderausstellungen  der  einzelnen 
Künstler  stattfinden,  an  denen  sich  auch  die  Bildhauer 
Prof.  Habich  und  Dr  Grcincr  beteiligen.  — 

Monumentales  aus  Nürnberg.  In  No.  49  der  .Deutschen 
Bauzeitung"  1904  wird  mir  in  einem  Artikel  mit  der  l'eber- 
schrift  „Monumentales  aus  Nürnberg"  von  einem  anony- 
men Verfasser  ein  Vorschlag  in  den  Mund  gelegt,  welchen 
ich  in  den  Jahren  187a  1880,  wahrend  welcher  Zeit  ich 
städtischer  Buurat  in  Nürnberg  war,  ernstgemeint  ge- 
macht haben  soll,  nämlich  der  Vorschlag,  den  verwitterten 
sogenannten  Schönen  Brunnen  in  Gußeisen  abzugießen 

Richtig  ist,  daß  ich  die-e  Aeuttcrung  bei  irgend  einer 
Gelegenheit  scherzend  ausrief  in  großer  Ungeduld 
über  die  fortgesetzte  Forderung  an  mich,  den  Brunnen 
zu  restaurieren  in  einer  Zeit,  wo  mir  die  weniger  lohnende 
aber  um  so  notwendigere  Arbeit  zur  Verbesserung  der 
notorischen  sanitären  und  baulichen  .Mißstünde  dieser  Stadt 
beinahe  über  den  Kupf  gewachsen  wäre.  - 

Eickemeyer,  Stmltbaurat  a.  D 


Preisbewerbungen. 

Das  Ergebnis  des  Wettbewerbes  zur  Erlangung  von 
Entwürfen  für  die  Bauten  der  Bayerischen  JubllSums-Lan- 
desausstellung  Nürnberg  1906  war  wenig  günstig.  Das 
Preisgericht,  dxs  aus  den  Hm  Dir.v.Bczold.  Arch. Hecht, 
Ob.-Brt.  v.  Krämer,  Prof.  v.  Ruernann,  Prof.  E.  Seidl. 
Prof.  Stuck,  Prof.  v.  Thierseh.  Prof.  Walther  und  l)b- 
Brt  Weber  bestand,  hat  zuerkannt: 

I.  Gruppe  (Haupt- Industriefa-bäudet:  einen  III  Preis 
dem  Entwurf  „Erinnerung  an  1&6"  von  Herrn.  Selzer, 
Staatsbauprakt  in  Nürnberg.  III.  Gruppe  (Ilauptrestau- 
ration):  einen  I.  Preis  dem  Entwurf  „Mieder"  von  Hans 
Üölsch,  Joseph  Lang  und  Hans  Zeller,  sämtlich  in 
München,  und  einen  III.  Preis  dein  Entwurf  „Gemalte 
Architektur"  von  F.  X  Knttpflc  und  F,  Stengel  in  Mön- 
chen.     V.  Grup|>c  (Portal  mit  Vcrwaltungs-  und  Pn-Ugc- 


gebäude):  einen  III.  Preis  für  den  Entwurf  „Holz  und  Gips" 
von  Hönig  Ar  Söldner  in  München. 

Die  übrigen  Preise  in  den  vorbezeichneten  Gruppen 
sowie  sämtliche  Preise  in  derGtuppell  (Kunstausslcllungs- 
Gebäudel.  Gruppe  IV  (Festhalle)  und  Gruppe  VI  (Ma- 
schinenhalle) konnten  mangels  entsprechender  Entwürfe 
nicht  verteilt  werden.  Das  Preisgericht  hat  jedoch,  um 
wenigstens  einen  Teil  der  für  Preise  ausgesetzten  Summe 
zur  Verteilung  zu  bringen,  beschlossen,  nicht  nur  die  zu- 
erkannten Preise  gegenüber  den  Wcttbcwcrbs-Bestimmun- 
gen  zu  erhöhen,  sondern  auch  eine  Reihe  von  Entwürfen 
anzukaufen,  und  zwar: 

In  Gruppe  I  den  Entwurf  mit  dem  Albrccht  -  Dürer- 
Zeichen;  in  Gruppe  III  die  Entwürfe  „Terrassenförmig", 
„Lucia"  und  „Meistersinger";  in  Gruppe  IV  den  Entwurf 
„Meistersinger" ;  in  Gruppe  V  die  Entwürfe  „Albrccht  Dürer" 
und  , Hoch  Nürnberg";  in  Gruppe  VI  den  Entwurf  „Duett". 

Vom  24.  Juni  ab  sind  sämtliche  Entwürfe  im  Bayeri- 
schen Gcwcrbcmuscum  zu  Nürnberg  14  Tage  ausgestellt.  — 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Gymnasium 
In  Rheine  1.  W.  liefen  154  Arbeilen  ein,  von  welchen  13 
auf  die  engste  Wahl  kamen.  Ein  I.  Preis  wurde  nicht 
verteilt;  dalür  zwei  II.  Preise  von  je  1000  M.  an  die  Hm. 
Jos  Franke  in  Gelsenkirchen  und  Verheven  &■  Stobbe 
in  Düsseldorf.  Zwei  III.  Preise  von  je  500  M.  fielen  an  die 
Hrn.  Arth  Müller  in  Stuttgart  und  Köhler  Sc  Kranz  in 
Charloltenburg.  Eine  lobende  Anerkennung  fanden  die 
Entwürfe  „Unseren  Jungs",  „Sparta",  „MottenschOsscl", 
„Beatus  illc"  (Verf.  Dr.  Wilh  Jung  und  Fritz  Beyer  in 
Sch^ncbcrg)  und  „Rheina-Wolbcck" 

Bei  dem  Wettbewerb  um  Entwürfe  für  ein  neues  Rat- 
haus In  Leipzig  Schönefeld,  auf  Leipziger  Architekten  be- 
schränkt, erhielt  den  I.  Preis  der  Entwurf  „Sächsisch"  des 
Ilm.  Arch  F.  Drechsler;  den  II.  Preis  der  Entwurf 
„Deutsches  Rathaus"  der  Hrn.  Arch.  Reichel  &  Kühn; 
je  einen  III.  Preis  der  Entwurf  „Ebcrlc"  de»  Hrn,  Arch. 
R.  Lucht  und  „Volkstümlich"  des  Hrn.  Arch.  P.  Burg- 
hardt.  Preisrichter  waren  u.  a  die  Hrn.:  kgl.  Brt.  Stadt- 
hrt  Scharrnberu,  Brt.  Prof.  Kayser  und  A.  Käppier, 
sämtlich  in  Leipzig.  - 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  einen  Kunst- 
brunnen auf  dem  Melanchthonplatz  In  Nürnberg  liefen 
33  Arbeiten  ein  Der  I  Preis  wurde  dem  Bildhauer 
L  Kindler  in  München  zugesprochen,  der  II.  Preis 
Hiebt  verleilt  und  der  III  Preis  den  Bildhauern  Ulfcrt 
«x  |:m~sen  in  München  verliehen  — 

Inhalt:  [►!*•  neu«-  k.itliau-  in  l  hirlouriilmi ^,  —  Ihr  Auhffthrung  von 

VrT*u,  !isli;iiltr|:  in  <trn  ;r  -  -t  <  lifl  tU'tf-  n  H  .1.  .»-p  un>l  'IlC  t-IM«  lalUIH;  VOH 
Y  t'.rJSitj  I  n^.iritlo'ipD  [  in  4-  U  jnpt  1  r  r>.immlun,:  i1r%  V»  Ti-to*  drill*-'  hrt  In. 
_-«-ti  r.tir  in  l'i  .mkt.ul  .1  \l  -.i  I      i-.i-:.iill  —  V r i rn .s.  1 1 1 1  *  —  l'u  «-».ru'l-r bunt-Ml. 

I  lierzu  eine  Bildbeilage:  Da  Miene  Rathaus  in  Gharlottenburg. 

WtIm  H„  n,utt,h,n  IWwiimt.  r.  01  1.  H..  Knlin    Fnt  di«  R«i 
Albvrt  Hof  101110,  Wrrliu.    Druck  von  Wilh.  ü r e V e . 


No.  51. 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N9.-  52.  BERLIN,  DEN  29.  (UNI  1904 


Eine  drohende  Verunstaltung  der  Stadt  Passau. 


|ic  wir  aus  einigen  uns  vorliegenden  Nummern  der 
.Passaucr  Zeitung"  und  der  „Münchener  Neuesten 
Nachrichten"  ersehen,  ist  in  Plana  eine  heftige 
Fehde  entbrannt,  bei  der  es  sich  darum  handelt,  von  der 
schönen  rDrciflüsscstadt"  die  Gefahr  einer  dauernden  Ver- 
unstaltung abzuwehren.  Her  in  den  Jahren  1868/69  durch 


eine  Aktiengesellschaft  erbaute,  als  Hängebrücke  gestaltete 
Drahtsteg,  der  kurz  oberhalb  der  Vereinigung  von  Donau, 
Inn  und  Hz  Ober  die  Hönau  führt  und  eine  unmittelbare 
Verbindung  zwischen  der  Altstadt  und  der  Ilzstadt  bildet 
(man  vergi.  den  Lageplan  auf  S.  ^67  Jahrg.  1903  d.  Ztg.), 
ist  vor  kurzem  in  den  Besitz  der  Stadt  übergegangen. 
l>a  eine  Herstellung  des  angeblich  schon  ziemlich  schad- 
halt gewordenen  Werkes  nicht  mehr  lohnen  soll  und  es 
überdies  »ehr  wünschenswert  ist,  auch  dem  Wagenverkehr 
nach  der  Ilzstadt,  der  Feste  Oberhaus  und  dem  im  Ilztal 
tiegenden  Städtchen  Hals  den  Umweg  Ober  die  iioo,n 
stromauf  gelegene  alte  Donaubrücke  zu  ersparen,  so  ist 
seitens  der  Stadtverwaltung  beschlossen  worden,  anstelle 
des  bisherigen  Fußgänger  •  Steges  eine  neue  feste 
Straßenbrücke  zu  erbauen.  Der  hierfür  ausgearbeitete 
Entwurf  sieht  die  l'eber»pannung  des  an  diesem  Punkte 


1 15  m  breiten  Stromes  durch  eine  eiserne  Bogcnkonstruk- 
tion  vor,  deren  obere  Gurtung  im  Scheitel  bis  zu  einer 
Höhe  von  rd.  16 m  sich  erheben  soll. 

Wider  diesen  Plan  hat  unier  der  Zustimmung  zahl- 
reicher Mitbürger  der  Ehrenbürger  der  Stadt  Passau. 
Kunstmaler  Prof.  Ferdinand  Wagner,  öffentlich  entrüsteten 

Protest  erhoben.  In 
flammenden  Wor- 
ten und  mit  Ein- 
setzung seiner  auf- 
riehtigstenHerzens- 
Überzeugung  hat  er 
es  ausgesprochen, 
daß  die  Verwirk- 
lichung jenes  Ent- 
wurfes der  land- 
schaftlichen Schön- 
hcitPassau's  unwie- 
derbringlichen Ab- 
bruch tun,  ja  für 
den  Anblick  vom 
unteren  Laufe  der 
l  >onau  —  von  wo  die 
Stadt  dem  zu  Schiff 
anlangenden  Besu- 
cher entgegen  zu 
schwimmen  scheint 
—  sie  geradezu  ver- 
nichten würde,  l'nd 
zwar  um  so  mehr, 
als  angeblich  schon 
beabsichtigt  wird, 
an  der  entsprechen- 
den Stelle,  gegen- 
über dem  alten  Wai- 
senhause,  auch  den 
Inn  mit  einer  Ähn- 
lichen Brücke  zu 
überspannen.  In 
feinsinniger  Wei  sc- 
hal er  dargelegt,  wie 
eine  so  kolossale 
Bogenbrücke  an  je- 
nem Punkte  nicht 
nur  den  Blick  auf 
d  ic  Stad  t  ve  rdec  kc  n, 
sondern  mit  ihren 
aufsteigenden  Linien 
auch  in  einen  un- 
erträglichen ästheti- 
schen Widerspruch 
zuden  steil  abfallen- 
den Linien  der  bei- 
den Ufer-Kulissen 
sich  setzen  werde. 
Wenn  daher  über- 
haupt eine  Straßen- 
brücke anstelle  des  Drahtsteges  erforderlich  sei  —  was 
bezweifelt  wird,  da  eine  solche  von  der  Stadt  aus  nur 
mangelhaft  zuganglich  gemacht  werden  könne  —  so  müsse 
sie.  wie  jener  Steg,  als  Hangebrücke  gestaltet  werden. 
Der  für  eine  solche  erforderliche  Mehraufwand  an  Bau- 
kosten angeblich  30000  M.  könne  dem  dadurch  er- 
zielten ästhetischen  Gewinn  gegenüber  unmöglich  inbe- 
tracht  kommen. 

So  der  sachliche  Kern  der  Wagncr'schen  Auslohrun- 
gen, denen  wohl  jeder  sachverständige  Kunstfreund  t>ci- 
stimmen  wird.  W  er  die  beiden  hier  mitgeteilten  Abbil- 
dungen, in  deren  eine  die  ungefähren  Konturen  der  von 
der  Stadtverwaltung  geplanten  neuen  Brücke  einskizziert 
sind,  mit  einander  vergleicht,  dürfte  ohne  weiteres  zu  der 
Ueberzcugung  gelangen,  daß  ein  solches  Bauwerk  in  das 
schöne  Landschaftsbild  als  ein  Fremdkörper  sich  cin- 

321 


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drängen  würde,  der  schon  allein  durch  seinen  zu.  der 
ganzen  Umgebung  im  schroffsten  Gegensalze  stehenden 
Maßstab  auf's  störendste  sich  geltend  machen  und  in 
der  Tat  eine  Verunstaltung  Passau's  herbeiführen  müßte. 

Vielleicht  hätte  der  Einspruch  wider  jenen  Plan  schon 
Erfolg  gehabt,  wenn  der  Ton,  in  welchem  er  vorgetragen 
wurde,  eine  weniger  leidenschaftliche  Färbung  gehabt 
hätte.  Durch  Ausbrüche  der  Leidenschaft  überzeugt  man 
den  Gegner  bekanntlich  nur  selten,  wohl  aber  verleitet 
man  ihn  dazu,  jede  Uebcrtrcibung  in  der  Form  zugleich 
als  eine  Uebertreibung  in  der  Sache  anzusehen  und  den 
Wert  der  Darlegung  entsprechend  geringer  einzuschätzen. 
Es  erscheint  durchaus  nicht  unwahrscheinlich,  daß  eine 
ebenso  ernste,  aber  rahigere  Vertretung  der  bei  dieser 
Frage  zu  beachtenden  künstlerischen  Gesichtspunkte  größe- 
ren Eindruck  auf  die  Väter  der  Stadl  gemacht  hätte,  denen 
an  sich  gewiß  nicht  zuzutrauen  ist,  daß  sie  mutwillig  die 
Schönheit  des  Passauer  I.andschafLsbi)dcs  zerstören  wollen, 


die  aber  durch  die  Form  der  wider  sie  gerichteten  An- 
griffe leicht  zu  einer  hartnäckigeren  Behauptung  des  von 
innen  eingenommenen  Standpunktes  gereizt  worden  sein 
können,  als  es  wohl  sonst  der  Fall  gewesen  wäre.  Denn 
wenn  erst  das  Blut  in  Wallung  versetzt  worden  ist,  spielt 
leider  nur  zu  oft  das  „Justamcnl  nit*  seine  verhängnis- 
volle Rolle. 

Jedenfalls  geben  wir  vorläufig  noch  die  Hoffnung  auf 
eine  schlieülichc  günstige  Wendung  der  Angelegenheit 
nicht  verloren,  wenn  mit  den  Stimmen  der  zunächst  be- 
teiligten Bürger  der  Stadt  auch  diejenigen  ihrer  auswärti- 
gen Freunde  und  Bewunderer  zu  einer  Fürsprache  für 
die  Erhaltung  ihres  unvergleichlichen  Bildes  sich  ver- 
einigen.*» Die  Bestrebungen  zur  Anbahnung  eines  ver- 
nünftigen Heimalschutzes  haben  im  deutschen  Volke  schon 
zu  tiefe  Wurzeln  geschlagen,  als  daß  man  annehmen  könnte, 
die  Stadtverwaltung  von  Passau  werde  sich  gegen  sie  an- 
dauernd ablehnend  verhalten  —  —  F. — 


an  Zeit  und  Geld  eine  Entscheidung  Ober  die  zur 
Verbesserung  der  Schiffbarkeit  zweckdienlichste  Bauweise 
möglich  wäre,  hat  zu  dem  Vorschlage  geführt,  die  Studien 
über  eine  entsprechende  Bauweise  den  in  neuerer  Zeit 
entstandenen  Flußbau  •  Laboratorien  allein  zuzuweisen. 
Dem  Hrn.  Geh.  Hof  rat  Prof.  Engels  in  Dresden  gebührt 
das  Verdienst,  in  kleinen,  mit  Sand  angefüllten  Rinnen, 
die  durch  Vcrmittelung  eines  Hochbehälters  mit  Leitungs- 
wasser gespeist  werden,  Versuche  über  das  Wesen  und 
Verhalten  der  natürlichen  Wasserläufe  zuerst  angestellt 
zu  haben  und  zwar  schon  vom  fahre  1890  ab  als  Hilfs- 
mittel für  seine  Vorlesungen  im  Wasserbau. 


Die  Ausführung  von  Versuchsbauten  in  den  geschiebeführenden  Flüssen  und  die  Errichtung  von 

Flußbau-Laboratorien.  rs,w„e) 

ie  Voraussetzung,  daß  durch  Vcrsuchsbautcn  in  den    bin  ich  überzeugt,  daß  alle  Formen  eines  Flußbettes,  die 
natürlichen  Wasserläufennur  mit  großem  Aufwand    sich  bei  den  geschiebeführenden  Flüssen,  sei  es  in  einem 

vollständig  frei  beweglichen  Bette,  sei  es  unter  der  Ein- 
wirkung fester  Uferbauten  zeigen,  also  auch  wandernde 
Kiesbänke,  in  den  Laboratorien  nachzubilden  sind. 

Wenn  man  einwerfen  wollte,  daß  man  doch  unmög- 
lich aus  dem  Verhalten  der  kleinen,  Sand  führenden  Rinnen 
Schlüsse  ziehen  könnte,  die  sich  auf  große,  wasserreiche 
Ströme,  wie  Uberrhein,  Donau  und  Inn  mit  einer  starken 
Bewegung  an  groben  Geschieben  anwenden  lassen,  so 
möchte  ich  daran  erinnern,  daß  man  früher  einen  ähn- 
lichen Unterschied,  ebenfalls  ganz  mit  Unrecht,  Zwischen 
den  einzelnen  natürlichen  Flüssen  gemacht  hat.  Der  Um- 
stand nämlich,  daß  die  Entstehung  der  verschiedenartigen 
Die  jetzt  von  Prof.  Engels  verwendete,  aus  Eisen-    Formen,  die  wir  bei  der  beweglichen  Sohle  fließender 

Gewässer  beobachten,  lange  Zeit  hindurch  nicht  in  einer 
für  alle  Fälle  zutreffenden  Weise  erklärt  werden  konnte, 
führte  allmählich  zu  der  Anschauung,  daß  man  in  jedem 
Flusse  ein  besonders  geartetes  Individuum  vor  sich  habe, 
das  je  nach  seinem  Gefälle,  je  nach  seiner  Wasserführung, 
je  nach  der  Beschaffenheit,  besonders  aber  je  nach  der 
Menge  der  Geschiebe  und  Sinkstoffc  behandelt  werden 
müsse. 

Man  kam  somit  auf  eine  falsche  Fährte,  suchte  nach 
Koeffizienten  und  Kräften,  deren  Größen  nicht  zu  bestim- 
men waren  und  glaubte  vor  allem  einen  wesentlichen 
Unterschied  machen  zu  müssen  zwischen  den  stark  ab- 
fallenden und  grobes  Geschiebe  führenden  Flüssen  Süd- 
dcutschlands  und  den  schwach  fließenden,  Sand  führenden 
Flüssen  in  der  norddeutschen  Tiefebene.  Man  ging  noch 
weiter,  unterschied  sogar  zwischen  den  einzelnen  größe- 
ren Flüssen  Süddcutschlands,  gleichfalls  in  der  Annahme, 
daß  jeder  dieser  Flüsse  seine  besondere  Behandlung  er- 
fordere. 

Noch  bis  vor  wenigen  Jahren  galt  es  als  eine  große 
Unbescheidenlieii,  ein  Lrtcii  über  einen  Fluß  abzugeben, 
an  dem  man  nicht  wenigstens  ein  halbes  Menschenalter 
hindurch  gesessen  hatte.  Alle  diese  die  Entwicklung  der 
Flulibaiitcchnik  hemmenden  Grundsätze  mußten  verschwin- 
den, nachdem  erkannt  war,  daß  die  verschiedene  für  die 
Schiffahrt  günstige  oder  ungünstige  Ausbildung  einer  Fluß- 
sohle durch  die  Grundrißtonn,  also  durch  die  Richtung 
und  durch  die  gegenseitige  Entfernung  der  beiden  Ufer, 
sowie  durch  die  Böschungsanlage  der  festen  Ufer  vor- 
wiegend beherrscht  wird. 

Auch  Girardon,  der  so  meisterhaftes  in  der  Regu- 
lierung der  Rhone  leistet,  hat  die  Vorstudien  zu  seiner 


blech  bestehende  Kinne  hat  eine  Länge  von  14 
eine  Breite  von  2  ».  l'eber  einer  Sandschichte  von  etwa 
10"»  Höhe  werden  die  Ufer  eines  Flusses  modcllartig  her- 
gestellt. Die  Versicherung  der  Ufer  geschieht  durch  kleine, 
mit  Schrot  gefüllte  Sackchen,  neuerdings  auch  mit  Platten 
aus  Beton,  vorzügliche  Instrumente  ermöglichen  die  Be- 
stimmung der  durchfließenden  Wasscrmenge  und  der 
Menge  des  abgeführten  Sandes,  sodann  die  Aufnahme  der 
Querschnitte  und  des  Wasserspiegel  -  Gefälles  und  zwar 
mit  einer  Genauigkeit,  wie  sie  bei  den  in  der  Natur  vor- 
kommenden Größen,  wenn  sie  Oberhaupt  meßbar  sind, 
nicht  erreicht  werden  kann.  Dazu  kommt  als  besonderer 
Vorzug,  daß  sich  die  Aenderungcn  in  der  beweglichen 
Sohle  unter  der  Wirkung  des  fließenden  Wassers  und  der 
eingestellten  Bauten  sichtbar  vollziehen,  wenigstens  bis 
zu  einer  für  das  Modell  verhältnismäßig  großen  Tiefe  und 
daß  der  Zustand  der  Flußrinnc  für  jeden  Augenblick  fest- 
gestellt werden  kann/» 

Die  Veröffentlichungen  über  diesen  Gegenstand  ver- 
folgte ich  stets  mit  Interesse  und  war  von  jeher  der 
Ueberzcugung,  daß  auf  diesem  Wege  viel  zu  erreichen 
ist.  Um  so  dankbarer  folgte  ich  einer  Einladung  des  Hrn. 
Engels,  die  Versuche  in  seinem  Laboratorium  in  Dresden 
kennen  zu  lernen.  Nach  meinen  Angaben  wurde  daselbst 
eine  Flußstrecke  des  Inn  bei  Oberaudorf  in  der  Versuchs- 
rinne nachgebildet.  In  dieser  Innstrecke  liegen  die  bei 
Niederwasser  hoch  aufragenden  Kiesbänke  der  Haupt- 
sache nach  stets  an  dem  gleichen  Ort,  nur  an  den  Kndcn 
der  Kicsbänkc  und  in  den  Ucbergängcn  des  Talweges 
zeigen  sich  nach  jedem  Hochwasser  Aenderungen  in  der 
für  Schiffahrt  und  Flößerei  ungünstig  ausgebildeten 
Flußsohle.'1) 


.  hat 

Es  war  nun  deutlich  zu  sehen,  wie  die  anfangs  ebene,    Bauweise  an  den  norddeutschen  Flüssen  gemacht  und  die 
Sand  bestehende  Sohle  in  der  Vcrstich>rinne  /wischen    norddeutsche  Bauweise  als  geeignet  erkannt  für  die  Be- 
handlung  der  stark    fließenden   und  grobes  Geschiebe 
führenden  Khune.  Und  wie  bei  den  norddeutschen  Flüssen, 


den  mit  gröberen  Sandkörnern  überdeckten  Kiesbanken 
nach  und  nach  unter  der  Einwirkung  des  fließenden 
Wassers  Formen  annahm,  wie  sie  in  den  korrigierten 
Flüssen  bekannt  sind  Tiefe  Rinnen  längs  der  Ufer,  holte 
Schwellen  von  Kiesbank  tu  Kiesbank  nach  der  Mitte  des 
Flußbettes  gelagert  und  schroffe  l'ebcrg.inge  des  Talweges. 
Eben**»  interessant  war  zu  beobachten,  wie  die  hohen 
Schwellen  in  den  Ueberg.ingrn  unter  der  Einwirkung 
buhnenartiger  Bauten  verschwanden,  wie  »ich  der  Tal- 
weg bei  allmählicherem  Uebergung  von  einem  zum  an- 
deren Ufer  gleichmäßiger  ausbildete. 

Nach  diesen  Beobachtungen  und  was  ich  gelegentlich 
früher  schon  in  Sand  führenden  Rinnen  sehen  konnte, 

ngeW,  das  Klu8t.au. I..i\.jtii>.[  .in  <(•  r  hsl.  Tniri.  1I...Y.  v,i.  r  .,, 
Bei' 


M  Anmerkung  dei  Redaktion.  t»ir  M  N.  N.  berichten  ««eben 
u  .Dem  Magistrat  ist  edle  K, ■tu'tunn.Kntn  lilieBulig  tiicegangen ,  die 

aufgrund  einer  Mtuiwerml  -  Knlsrhentung  rt!»s«en  »otde.  Dieselbe  atOUt 
-41b  Aul  /w  ri  ushm»rlie  irlitachu-:!  ,1er  obi  r»ten  ItaubrdlOTde.  die  int  Inier. 
e»»c  de*  Land**lMltlir  hen  H.l.les  nun  kt-Henl.i  .1.  kr  den  Vorzug  vor  einer 
11m ..n. in n.  ke  grljrn.  llcr  Mai;; -.11  at  wild  bi-aultragt ,  ;..,<tl  wiederholter 
l'rüfung  der  r.i.-.  hlA^-rn  Kia^i-u  liruei.i.h  He^.tlluü  m  (a-M-rl  ,  ob  »ul 
ilrni  tt..(;r  nbi  ;i- AeufM,.  ,  ifct  be-Uri'Irn  wird  "d,  r  nb  nirht  vielmehr  ein 
K«  Uenl'n'- kr-Mj.r. ■  n  kt  /-.ir  A  .1*:  iihrijN,.'  g»-h;.i,tit  werden  will,  [«abel  wird 
,lrm  .Mj£i*'i  >t  .-ii^-lcM-t:  «.."Mltiet.  'I.iü  I'»  1  der  iitnnrii  Vertretung  des  in 
Au-vi  iit  -cMrlk.  r.  1  pr»:K  hr--  um  l.rwalirii-i,'  e ines  (1  ri w il ln;en  »ila»t**u- 
-,h.;w*  au.  I:  du-  r'r;i_-r  c'f"nlt  werdr-t*  -:|'..  ..r.  da-  Ht  0»  kelir.Tojrkt  «len 
Ai.l.tdrri.r.^n  dry  ArMhrv.k  Rcrhnung  trügt,  I  aiW  dir  -l.1dti« hei,  kolter'en 


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ti/.<-:t<  \Vi:idii-ung  und 


~.  Vergi.   darüber  die   anar-rhenen   -;ud,r,|  dir 

'  S' -|,:(ft..iikei!  der  :>..|i.,.l  s.ni  K.-i!.r':n  I-.|>  r  *  I:  l  ...1  s  if 


Vr  rl-rwi  ,111g  Audeidem 


Vrihe».     i.l.m:  ,ui  K  Irl.  16  de-  1  ;<•.,      •  ,1t.,  r  \\\-,,  ibeiuiu.i-lg  w.ihelnllen 

..t  m.t  " 


l«r.-k«i,hl  auf  das  Ni«K,!iau».  dir  l'.ar.aranilru  Schule 
.r,.l  1)»,  KI.  »ter  Xifdeiül»  rc  da»  I  ..i:i!b.iM..ii.i  Kit,,r.«!i»ni  werden.«  - 


No.  52. 

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so  hat  Girardon  der  Rhone  ihren  natürlichen,  gewundenen 
Lauf  belassen  und  somit  hauptsachlich  eine  gute  Wasser- 
straße geschaffen. 

Selbstverständlich  muß  die  gegenseitige  Entfernung 
der  Ufer,  die  Starke  der  Uferkrümmungen,  die  Lange  der 
Ucbergänge  des  Talweges  nach  derWasserfuhrung  und  nach 
dem  Gefälle  des  Flusses  eingerichtet  werden.  Aber  auch 
in  diesem  Falle  Ist  mit  Koeffizienten  und  Formeln  nicht 
viel  zu  erreichen.  Am  besten  erkennt  man  da*  Zutreffende 
aus  den  einzelnen,  gut  ausgebildeten  Flußstrecken,  sowie 
durch  versuchsweises  Vorgehen.  Ebenso  selbstverständ- 
lich verlangt  ein  stark  strömendes  Gewässer  zur  Sicherung 
seiner  l.aufrichtung  massiv  konstruierte  und  mit  großer 
Sorgfalt  zu  erhaltende  Bauten,  während  bei  schwächerem 
Gefalle  leichtere  Konstruktionen  anwendbar  sind.  Doch 
bildet  dieses  rein  handwerksmäßige  Anpassen  der  Bauten 
an  die  besonderen  Eigenschaften  eines  Flusses  keinen 
grundsätzlichen  Unterschied  bei  der  Beurteilung  der 
fließenden  Gewässer. 

Um  nun  alle  in  der  Natur  vorkommenden  Formen 
der  Flußbette  in  den  Laboratorien  nachbilden  zu  können, 
namentlich  auch  zur  Nachbildung  einer  größeren  Anzahl 
aufeinander  folgender  Uebergänge  und  für  den  Einbau 
stärkerer  Flußkrümmungen,  müßte  die  Länge  der  Kinne 
auf  mindestens  30*  gebracht  und  auch  ihre  Breite  ver- 
größert werden.  Letzteres  jedoch  nur  stellenweise,  wie 
es  die  Anlage  der  Flußkrümmen  erfordert,  und  so,  daß 
die  Vorgänge  in  der  Flußrinne  noch  zu  übersehen  wären. 

Auch  mit  einer  größeren  Wassertiefc  als  seither  müßten 
die  Modellversuche  durchgeführt  werden.  Bis  jetzt  wurde 
an  einer  Tiefe  von  etwa  10 tm  festgehalten,  weil  darüber 
hinaus  das  Wasser  sich  derart  trübt,  daß  die  Beobachtung 
der  Sandbewegung  in  der  Rinne  unmöglich  wird.  Wenn 
nun  auch  dieser  Mißstand  mit  in  den  Kauf  zu  nehmen 
wäre,  so  verbliebe  gegenüber  den  natürlichen  Was-ser- 
läufen  immer  der  noch  bereits  angegebene  Vorteil,  daß 
man  die  Ausbildung  der  Flußrinnc  durch  Querschnitte  und 
Längsschnitte  für  jeden  Augenblick  bestimmen  könnte. 

Außerdem  wäre  es  notwendig,  um  die  Natur  möglichst 
nachzuahmen,  mit  einem  aus  verschiedenen  Korngrößen 
gemischten  Sande  zu  arbeiten,  am  besten  in  natürlicher 
Mischung,  wie  ihn  eine  Grube  oder  ein  Bach  liefert,  wenn 
nur  das  größte  Korn  derart  ist,  daß  es  bei  stärkerer  Wasser- 
führung in  Bewegung  gerät  Zur  Bestimmung  von  Koeffi- 
zienten und  Formeln  mag  man  immerhin  gesiebten  Sand 
verwenden.  In  dem  vorliegenden  Falle  jedoch  handelt  es 
sich  um  die  Nachbildung  der  Flußbettformcn  und  dazu  ist 
ein  Sand  in  natürlicher  Mischung  wohl  der  geeignetere. 

Ganz  besonders  aber  müßte  gefordert  werden,  die 
Abdeckung  der  Ufer  in  einer  Weise  vorzunehmen,  daß 
bei  einer  Vertiefung  der  Sohle  die  Anlage  der  Ufer- 
Böschung  sich  nicht  gegen  die  dem  Modellversuch  zu- 
grunde liegende  Absicht  nach  abwärts  zu  verflacht. 
Also  in  diesem  Falle  keine  Schrotsäckehen,  sondern  starre, 
ebene  Platten. 

Ob  es  nun  möglich  sein  wird,  in  einem  größer  ein- 
gerichteten Laboratorium  die  zur  Regulierung  eines  ge- 
schiebeführenden  Flusses  geplante  Bauweise  bis  ins  Ein- 
zelne zu  bestimmen,  diese  Frage  möchte  ich  trotz  der 
guten  Meinung  Über  die  Laboratorien  verneinen,  da  die 
Bauausführung  in  einem  stark  strömenden  Fluölaufe  mit 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  hat.  die  in  einer  künstlichen 
Rinne  nicht  nachzuahmen  sind.  Die  Modellversuche  können 


Vermischtes. 

Ein  Internationaler  kunsthistorischer  Kongreß  In  Stras- 
burg ist  für  den  22,  33.  und  24.  -September  in  Aussicht 
genommen,  sodaß  die  Teilnehmer  die  Möglichkeit  hätten, 
den  Tag  für  Denkmalpflege,  der  am  26.  und  27.  September 
in  Mainz  abgehalten  wird,  mit  dem  Kongreß  zu  verbinden.  — 

Einrechnen  der  Schnittpunkte  projektierter  Erdwerke  In 
Querprofile.  Wenn  auch  im  allgemeinen  die  Ennittelung 
der  Maße  für  Schnittpunkte  auf  zeichnerischem  Wege  er- 


folgt, kommen  doch  Fälle  vor,  in  denen  es  nötig  wird,  sie 
zu  errechnen,  z.  B.  bei  sehr  stark  geneigtem  Gelände,  wo 
die  Schnitte  unsicher  werden,  oder  wo  bestimmte  Grenzen 
eingehalten  werden  müssen.  In  solchen  Füllen  habe  ich  die 
hier  mitgeteilte  Rechnung  angewendet,  von  der  ich  an- 
nelmie.daß  sie  manchem  Fachgenossen  von  Nutzen  sein  kann. 

29  Juni  1904. 


aus  diesem  Grunde  nur  dazu  dienen,  die  Bauweise  in 
ihren  Grundzügen  zu  bestimmen  und  somit  allerdings  noch 
wesentlich  die  Ausführung  von  Versuchsbauten  in  den 
natürlichen  Wasserläufen  erleichtern. 

Unbestritten  aber  und  in  vollem  Maße  besteht  der 
Wert  der  Flußbau-Laboratorien  auf  dem  Gebiete,  auf  dem 
ihn  Prof.  Engeis  zuerst  erkannt  hat  Auch  der  beste 
Vortrag,  gestützt  auf  die  gewöhnlichen  Modelle,  Zeichnun- 
gen und  Tabellen,  vermag  den  Studierenden  einer  Hoch- 
schule in  vielen  und  wichtigen  Fällen  keine  klare  Vor- 
stellung Ober  den  natürlichen  und  künstlichen  Bau  der 
geschiebeführenden  Flüsse  zu  geben  und  die  wenigen 
Exkursionen,  die  allenfalls  während  der  Studienzeit  an 
einzelne  Flüsse  unternommen  werden,  helfen  diesem 
Uebelslande  nicht  ab. 

In  die  Praxis  eingetreten,  sind  sodann  die  jungen 
Flußbau  -  Ingenieure  meist  sich  selbst  überlassen,  da  den 
mit  Amtsgeschäften  überlasteten  Beamten  selten  Zeit  ver- 
bleibt, sich  mit  der  technischen  Ausbildung  ihrer  Kollegen 
eingehender  zu  beschäftigen.  Auch  ist  oft  keine  Gelegen- 
heit geboten,  die  verschiedenartigen  Erscheinungen,  wie 
sie  die  geschiebeführenden  Flüsse  darbieten,  gerade  an 
den  Orten,  an  die  die  jungen  Herren  gekommen  sind  und 
an  denen  sie  oft  jahrelang  verweilen,  kennen  zu  lernen. 
Somit  besteht  die  Gefahr,  daß  sich  eine  unzutreffende 
Anschauung  Über  die  Flußbautechnik  ausbildet  und  daß 
somit  der  Staat  in  die  Lage  kommen  kann,  ein  teueres 
Lehrgeld  zahlen  zu  müssen. 

Diesem  Mißstand  ist  in  gründlicher  Weise  durch  die 
Flußbau  -  Laboratorien  abzuhelfen,  die  an  den  Sitzen  der 
Hochschulen  auch  zum  Gebrauch  für  die  Bauverwaltun- 
gen einzurichten  wären.  Mit  den  Laboratorien  ließe  sich 
ein  Lehrmittel  beschaffen,  mit  dem  in  kurzer  Zeit  die 
Vorgänge,  deren  Kenntnis  zur  Beurteilung  einer  Flußlagc 
notwendig  sind,  Jedem  vor  Augen  geführt  werden  könnten. 
Durch  selbst  ausgeführte  Versuche  würden  die  jungen 
Ingenieure  zur  Beobachtung  angeregt  und  das  Bestreben 
zur  Entwicklung  der  Flußbautechnik  mit  Nutzen  gefördert 
werden.  Dem  mustcrgiltigen  Vorgehen  des  Hm.  Engels 
in  Dresden  ist  man  bereits  in  Karlsruhe  und  Berlin  ge- 
folgt und  es  kann  heute  schon  gesagt  werden,  daß  nur 
dort  ein  zeitgemäßer  Unterricht  im  Wasserbau 
möglich  ist,  wo  ein  Flußbau -Laboratorium  besteht 
Unser  Verein  hat  neben  seiner  vornehmsten  Aufgabe, 
die  Bestrebungen  zur  Herstellung  einer  leistungsfähigen 
Wasserstraße  zwischen  Donau  und  Main  zu  fördern  und 
zu  unterstützen,  auch  die  Aufgabe,  mitzuhelfen  an  einer 
Verbesserung  der  natürlichen  W  asserslraßen.  Nach  meinem 
Dafürhalten  gehört  es  sonach  auch  zu  den  Aufgaben  des 
Vereines,  kennen  zu  lernen,  was  die  Flußbautechnik  zu 
leisten  vermag,  welche  Anregungen  zum  Bessern  auf 
diesem  Gebiete  gegeben  werden  und  ob  auch  im  Staate 
die  Einrichtungen  vorhanden  sind,  um  das  leisten  zu 
können,  was  zur  Hebung  der  Schiffahrt  erforderlich  ist. 
Und  so  wollte  ich  durch  meinen  Vortrag  zeigen,  auf 
welche  Weise  eine  Förderung  der  Flußbautechnik  mög- 
lich ist  und  durch  welches  Vorgehen  eine  Verbesserung 
der  Flußschiffahrt  am  ehesten  sich  erreichen  lasse.  Ich 
habe  den  lebhaften  Wunsch,  daß  auch  meine  Ausführun- 
gen dazu  beitragen  mögen,  ein  sicheres  Fundament  zu 
schaffen  für  unsere  Bestrebungen  zur  Verbesserung  der 


natürlichen  Wasserstraßen.  — 


Faber. 


Unter  Verwendung  der  in  der  Abbildung  angegrbenen 
Bezeichnungen  hat  man:  y,  -  jx  .  «  ^  i/j,  )-x,) .  b,  woraus 

..         ..  Ii,  .  Ii 

sich  ergibt:  x, 

II 

Ebenso  y,  =  x.  .  *    ( A4  —  xst .  6  und  hieraus  xs  -  : 

Die  ganze  Rechnung,  einschließlich  der  Ermitteluni? 
von  -  aus  den  Ordinalen  des  Querprofiles,  läßt  sich  mit 
dem  Rechenschieber  sehr  schnell  durchfuhren.  — 

  F..  Manier, 

Preisbewerbungen . 

Ein  Preisausschreiben  für  wissenschaftliche  Arbeiten 
über  die  chemischen  Vorgänge  beim  Erhärten  der  hydrau- 
lischen Bindemittel  wird  von  den  preuU,  Ilm  Ministem 
der  öffentlichen  Arbeilen,  de*  Krieg  s,  (ür  Landwirtschaft, 
des  Unterrichtes,  für  Handel  und  (a-werbe  und  dem  Staats- 
sekretär des  Reichs-Marine-Am«e<  sowie  unter  Beteiligung 
des  Vereins  „Deutscher  Purtlanduenient-Fabrikanten'"  zum 
31.  Dez,  1906  erlassen  Der  Gesamtbetrag  der  Preise  kann 
bis  zu  15000  M.  betrafen,  von  welchem  5000  M.  der  .Ver- 
ein Deutscher  iVrthuxlo  mrnt-Fabnkanlcii"  trä^t.  Die  Auf- 
gabe lautet:  „Darlegung  de*  Wr««n»  und  des  I  rliartungs- 
l'ro/e- -es  der  kalkhaltigen  hydrauÜschenBindcnüttcl,  synthr- 


323 

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lisch,  anal vtisch^  mikroskopisch,  mineralogisch  ( Erhärtung  in  In  dem  Wettbewerb  zur  Erlangung  einer  Vorrichtung 
Luft,  Süß-  und  bccwasseri".  Dem  Ermessen  der  Bewerber  zum  Messen  des  Winddruckes  hat  das  Preisgericht  dem 
bleibt  die  Auswahl  der  Einzclfragen  überlassen,  die  sie  Entwurf  „R  Universal  S",  Verf.  Torpedo-Ob.-Ing.  Gießen 
ihrem  Studium  zugrunde  legen  wollen.  L>ie  Beteiligung  ist  in  Kiel,  den  I.  Preis  von  5000  M.  und  dem  Entwurf 
an  keine  Nationalitat  gebunden,  doch  müssen  die  Arbeiten  „Alpha",  Verf.  Mcchan.  R.  Fucß  in  Steglitz  und  Dr.  -  Ing. 
in  deutscher  Sprache  verfaßt  sein.  Eine  Preisverteilung  Reißncr  in  Berlin,  den  II.  Preis  von  3000  M.  zuerkannt, 
erfolgt  nicht,  wenn  keine  eines  Preises  würdige  Arbeit  Die  übrigen  eingegangenen  Entwürfe  haben  den  gestellten 
eingeht  Ueber  die  Preisverteilung  entscheidet  der  Minister  Bedingungen  nicht  entsprochen,  weshalb  von  der  Erteilung 
der  öffentlichen  Arbeiten  aufgrund  des  Guiachtens  des  des  III.  Preises  abgesehen  werden  mußte. 
Preisgerichtes  letzteres  besteht  aus  den  Hrn.:  Prof.  Dr.  Wettbewerb  Gymnasium  Rheine.  Verfasser  des  Ent- 
yan  'tHoff  in  Charlottenburg,  Prof.  Dr.  Scheibe  in  Wurfes:  „Unsern  lungs»  ist  Hr.  Paul  Kadcreit.  des  Ent- 
Wilmersdorf Dr.  W  Michaelis  m  Berlin  E.  Cramer  wurfes  „Sparta- Hr.  Carl  Tromm,  beide  in  Charlottcnburg. 
in  Berlin,  Prof.  Dr.  \\  llh.  Fresenius  in  Wiesbaden,  Dir. 


Fr.  Schott  in  Heidelberg  und  Dr.  II.  Pas  so  w  in  Ham- 
burg. Das  ausführliche  Ausschreiben  kann  durch  die  Ge- 
heime Kanzlei  des  Ministeriums  der  öffentlichen  Arbeiten, 
Berlin  W.  66,  Wilhclmstr.  80  bezogen  werden.  — 

Ein  Wettbewetb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  eine 
LutherkUrche  in  Chemnitz  wird  für  deutsche  evangelische 
Architekten  zum  15  Nov.  d,  J.  erlassen.  Es  gelangen 
3  Preise  von  2500,  1800  und  1000  M.  zur  Verteilung;  ein 
Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe  ist  vorbehalten. 
Dem  Preisgericht  gehören  u.  a  an  die  Hrn.:  Geh.  Hof  rat 
Prof.  C  Gurlitt  in  Dresden,  Geh  Ob-Brt  O.  Iloßfcld 
in  Berlin,  Brt.  Prof.  H  Stier  in  Hannover,  Sladtbrt. 
Möbius  und  Stadt- Baukom.  Senf  in  Chemnitz  Unter- 
lagen gegen  2  M.  durch  die  Pfarramts-Espedition,  Chemnitz. 
Senefelderstr.  13.  - 

Wettbewerb  Synagogen  -  Neubau  Frankfurt  a.  M.  Da- 
Preisausschreiben  ist  wohl  vorbereitet;  die  Baustelle  licgi 
an  der  Friedberger  Landstraße  und  ist  so  gelagert,  daß 
eine  Orientierung  des  Gotteshauses  von  Westen  nach 
Osten  schon  aus  der  I.age  der  Baustelle  sich  ergibt 
Das  Haus  soll  mindestens  1000  Sitzplätze  für  Männer. 
60  Plätze  für  Sänger  und  600  Sitzplätze  für  Frauen, 
letzlere  auf  einer  Empore  enthalten.  Die  Zeichnungen 
—  Darstellung  mit  einfachsten  Mitteln  —  sind  1 : 200  ver- 
langt Ein  Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für  je 
5,00  M.  ist  vorbehalten.  Es  besteht  die  Absicht,  dem 
an  erster  Stelle  preisgekrönten  Hcivfibrr,  wenn 
möglich,  jedoch  ohne  Verbindlichkeit,  die  weitere 
Planung  und  die  Bauleitung  zu  übertragen.  Die 
Teilnahme  am  Wettbewerb  ist  daher 
angelegentlichst  zu  empfehlen.  — 

In  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe 
für  eine  Christuskirche  In  Mannheim 
<S.  668,  1003)  erhielt  den  I.  Preis  von 
Hsoo  M.  der  Entwurf  .Mannheim"  des 
Hrn.  Brt.  Theoph.  Fre  v .  unter  Mitarbeit 
des  Hrn.  Reg-Bmst.  Christ  Schradc. 
beide  in  Stuttgart;  den  ersten  II.  Preis 
im  Betrage  von  2300  M  der  Entwurf 
„Centrale-  des  Hrn.  Geh  Reg -Rat  Prof. 
Joh.Otzcn  in  Charlottenburg;  den  zwei- 
ten II.  Preis  im  gleichen  Betrage  der 
Entwurf  „Central"  der  Hrn.  Billings 
Stober  in  Mannheim.  Der  Entwurf 
„Tuff*  des  Hrn.  Arch.  G.  E.  Döring 
in  Mannheim  wurde  für  1000  M.  anzu- 
kaufen empfohlen.  Sämtliche  Entwürfe 
sind  bis  11.  Juli  im  Konfirmandensaale 
derjohanniskirchc  öffentlich  ausgestellt 

Der  Ideen-Wettbewerb  zur  Erweite- 
rung der  katholischen  Pfarrkirche  in 
Ammerschweler  betrifft  ein  interessantes  • 
werk,  welches  mit  einer  Summe  von  100000  M.  unter 
möglichster  Schonung  des  alten  Bestandes  so  vergrößert 
werden  soll,  daß  im  Schiff  700  Sitzplätze  für  Erwachsene 
und  180  Plätze  für  Kinder  untergebracht  werden  können 
Die  Architekturformcn  des  Erweiterungsbaues  sind  mit 
dem  vorhandenen  Gebäude  in  Einklang  zu  bringen.  Das 
Material  ist  Putz  für  die  Flächen  und  Haustein  für  die 
Architckturteile.  Die  Zeichnungen  werden  1  :  200  verlangt. 
Ueber  die  Rückerstattung  der  Auslagen  für  die  Unterlagen 
von  3  M  enthält  das  Programm  keine  Bestimmung,  gleich- 
falls nicht  über  die  Ausführung. 

Zu  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  das 
Charlottenburger  Schiltertheater  sind,  wie  wir  erfahren, 
6  im  Theaterbau  erfahrene  Architekten  aufgefordert  und 
jedem  ein  Betrag  von  3500  M.  zugesichert  worden.  Wir 
begrüßen  dieses  Vorgehen,  da  es  uns  eine  Gewahr  dafür 
zu  bieten  scheint  daß  das  Gebäude  ein  Haus  baulichen 
Fortschrittes  werden  dürfte.  Freilich  wird  viel  von  der  Zu- 
sammensetzung de> Preisgerichtes  abhanden.  Mögen,  wenn 
die  Berufungen  noch  nicht  stattgefunden  haben,  in  dasselbe 
nur  Fachleute  berufen  werden,  die  fortschrittlichen 
Anschauungen  huldigen  und  fortschrittliche  Anordnungen 
vorurteilsfrei  zu  beurteilen  in  der  Lage  sind!  - 

.12+ 


Ein  Preisausschreiben  betr.  Entwürfe  für  eine  Kathedral- 
Kirche  In  Galatz  ist  durch  das  rumänische  Ministeriuni  für 
Kultus  und  öffentlichen  Unterricht  in  Bukarest  zum  25  Aug 


fWEU't  iVJ-Virn.}  „ 

Auf  „Malerische  Landliiuier** 

von  Albert  Schutte 

(VrtUz  von  Otto  M»irr  In  Rairn.l.j  {.i 


LflNDtlftUS 
pätgoiisches  Bau-  d 


J.  erlassen.  Es  gelangen  3  Preise  von  4000,  3000  und 
1500  Fr.  zur  Verteilung.  -- 

Bücher. 

Malerische  Landhäuser  von  Albert  Schutte.  Architekt  in 
Barmen.  Verlag  von  Otto  Maier  in  Ravensburg 
10  Lief,  zu  je  3  M.  oder  60  Tafeln  in  Mappe  30  M. 
Aus  den  zahlreichen,  meist  wenig  wertvollen  Ver- 
öffentlichungen Uber  I^andhäuser,  mit  welchen  der  deutsche 
Büchermarkt  in  den  letzten  lahren  überschwemmt  wurde, 
hebt  sich  die  vorliegende  Veröffentlichung  als  eine  sehr 
ansprechende  Erscheinung  heraus.  Es  sind  in  der  Tat 
malerische  Landhäuser,  die  hier  geboten  sind.  Bei  glück- 
licher Erfindungsgabe  suchen  sie  ihre  eigenartige  Wirkung 
in  einer  möglichsten  Haushaltung  111  den  architektonischen 
Gliederungen  und  in  manchen  Fällen  weitgehendem  An- 
schluß andie  allgemeine  Erscheinung  des  deutschen  Bauern- 
hauses, jedoch  ohne  sklavische  Nachahmung  desselben. 
Von  den  reizvollen  Bildungen,  die  dabei  herauskommen, 
geben  unsere  Abbildungen  ein  Bild.  — 


Inhalt:  I  i 

runr  von  V« 


na  r'l.itlb»! 
Hil.  hrt  - 


>t.rudc  VrfunftUituitV  (tri  SUitt  l'-issju.  —  l>ie  Au»- 
tliautm  tn  uVn  £r«rliirb«fahrrnil?n  Klüssftl  und  dir  Ki- 
'L*boratorira  t>«hluup.    -  Vermiwnie«.  —  l^rrubew-er- 


V*tUd  d"  l>»ut»rh«-n  Hauieitunjt,  Ii  m  !>  II  ,  Krtlm  t  at  dir  Krdiktion 
verantn ortl.  Albert  Holmum.  Ktilm     l'i.ul  \..u  Willi,  liteve.  Bcilin. 

No.  52. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N5:  53.  BERLIN,  DEN  2.  JULI  1904 


Das  neue  Rathaus  in  Charlottenburg. 

Architekten :  Reinhardt  &  SOssenguth  in  C'harlottcnburg. 

(Schlaft.)   Iltrnu  dir  AMMldunprn  S-  390  ued  eine  BUdbelUfe. 

|er  die  Grundrisse  des  Hauses  S.  316  und  317  betrachtet, 
dem  muß  schon  bei  flüchtigem  Bfick  der  große  Wurf  in 
der  Anlage  auffallen,  der  auch  dem  in  seinen  Grundzügen 
nur  wenig  veränderten  Wettbewerbs-Entwurf  den  Sieg  ver- 
schafft hatte.  Die  Annahme  zweier  geräumiger  Innenhöfe 
und  langgestreckter  Seitenhofe,  erstere  als  Lichtzubringer  für  alle 
1  lauptraume,  soweit  sie  sich  nicht  nach  der  Straße  wenden,  letztere 
für  alle  Nebenräuinc,  also  die  grundsatzliche  Scheidung  der  Anlage  in 
I  lauptraume  an  den  Straßen  und  den  Haupthofen,  und  in  Nebenräume 
an  den  Nebenhöfen:  darin  liegt  neben  der  geräumigen  Zusammen- 
fassung der  Höfe  der  sieghafte  Gedanke  des  Entwurfes.  Das  Unter- 
geschoß enthält  nach  vorne  in  einer  Reihe  verschieden  gestalteter 
gewölbter  Räume  den  Ratskeller,  nach  rückwärts  die  zu  demselben 
nötigen  Küchen-  und  Nebenräume,  links  davon  Wohnungen  für  das  Per- 
sonal, rechts  die  Wohnung  für  den  Wirt.  Unter  dem  Mittcltrakt  befin- 
den sich  kleine  Wohnungen,  während  alle  Räume  um  den  Hof  1  und 
gegen  die  Lützower-Straße  der  Steuerverwaltung  zugewiesen  sind.  Im 
hohen  Erdgeschoß  darüber  entfalten  sich  rechts  und  links  des  Haupt- 
einganges sowie  an  einer  sehr  stattlichen  zweischiffigen  Flurhalle  mit 
Haupttreppe  die  Stadthauptkasse  und  die  Kasse  der  Gasanstalten; 
die  Vcrbindungsflügcl  beansprucht  die  Verwaltung  der  Gasanstalten, 
während  im  Mitteltrakt  die  Sparkasse  liegt.  Die  weiteren  Räume 
dieses  Geschosses  sind  der  Stcuerverwaltung  übergeben.  Im  ersten 
Obergeschoß  ist  die  Flurhallc  dreischiffig  geworden ;  an  ihr  liegen 
nach  der  Berliner-Straße  die  Räume  der  Zentral-Verwaltung,  im  Turm 
und  rechts  daneben  die  Zimmer  für  den  Oberbürgermeister.  Die 
Zentral-Verwaltung  setzt  sich  im  rechten  Seitenflügel  fort,  während 
die  Räume  des  linken  Seitenflügels  der  Armen- Verwaltung  zugewiesen 
sind.  Im  Mitteltrakt  befindet  sich  —  mit  besonderer  Treppenanlage 
der  Magistrats-Sitzungssaal  mit  zwei  weiteren  Sitzungssälen  zur  Seite; 
Garderoben  usw.  liegen  in  der  Nähe.  In  den  Seitenflügeln  dieses  Ge- 
schosses folgen  gegen  die  Lützower-Straße  weitere  Räume  der  Armen- 
Verwaltung,  Räume  für  das  Rechnungswesen  und  gegen  die  Straße 
selbst  eine  umfangreiche  Raumgruppe  für  das  Gcwcrbegciicht.  Das 
zweite  Obergeschoß  ist  das  Geschoß  der  Festsäle,  welche  die  ganze 
Front  an  der  Berliner -Straße  einnehmen.  An  sie  gliedern  sich  zur 
Linken  Nebenräume  und  eine  WarmkQchc  für  Festlichkeiten,  und  es 
folgen  hierauf,  den  ganzen  linken  Seitenflügel  sowie  die  Räume  gegen 
die  Lützower-Straße  einnehmend,  die  Säle  für  die  Tiefbau -Verwaltung. 
Vom  rechten  Seitenflügel  hat  die  Schulverwaltung  Besitz  ergriffen. 
Im  Mitteltrakt  liegt  der  Stadtverordneten  •  Sitzungssaal  mit  Vorsälcn. 
In  das  oberste  Geschoß  endlich  haben,  soweit  nicht  die  durchgehen- 
den Säle  es  beanspruchen,  die  Tiefbau-Verwaltung,  die  Stadt.  Plan- 
kammer, die  Hochbau -Verwaltung  und  die  Elcktri/itäts -Verwaltung 

3'5 


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sich  geteilt.  Soweit  nicht  die  beiden  Haupttreppen 
sowie  Aufzüge  den  Verkehr  unter  den  Geschossen  ver- 
mitteln, sind  zweckmäßig  gelegene  Nebentreppen  zu 
diesem  Zweck  reichlich  verteilt. 

Der  Stadtverordneten -Sitzungssaal  faßt  131  Per- 
sonen und  zwar  auf  103  Sitzen  für  die  Stadtverord- 
neten und  28  Sitzen  für  den  Magistrat.  Vorläufig 
sind  nur  77  Sitze  für  die  Stadtverordneten  ausgeführt, 
die  letzte  Sitzreihe  ist  noch  fortgelassen.  Ueber  den 
beiden  Vorsalen  liegen  die  Tribünen  mit  94  Sitzen, 
davon  je  die  erste  Reihe  mit  zusammen  12  Plätzen 
für  die  Presse.  Die  Akustik  des  Saales  hat  sich  bewährt. 

Das  ganze  Gebäude  ist  unterkellert;  unter  dem 
Ratskeller  befindet  sich  ein  großer  Lagerkellcr.  Die 
Heizung  ist  ein  gemischtes  System  aus  Niederdruck- 
dampf- mit  Warmwasser-  und  Luftheizung.  Die  Sitz- 
ungssäle sind  nur  durch  Luftheizung  in  Verbindung 
mit  der  Ventilation,  alle  übrigen  Räume  durch  Radia- 
toren erwärmt.  Ratskeller  und  Klosetts  haben  eine  ge- 
sonderte Lüftung  durch  elektrische  Motoren  erhalten. 

Was  den  Aufbau  anbelangt,  so  wurde  die  Archi- 
tektur desselben  gegen  den  Wettbewerbs-Entwurf  im 
Stil  vollständig  geändert  und  für  das  Acußcrc  und 
Inncrc  die  moderne  Formensprache  gewählt  —  modern 
nicht  im  übertriebenen,  sondern  im  maßvolleren  Sinne 
des  Wortes.  Das  Bestreben  dabei  war  die  Erreichung 
einer  gemäßigten,  würdigen  Pracht,  welche  die  glück- 
lichen Verhältnisse  von  Charlottenburg,  das  machtvoll 
aufstrebende  Gemeinwesen  symbolisch  zum  Ausdruck 
bringt  Wie  unsere  Abbildungen  erkennen  lassen,  geht 
durch  Aeußeres  und  Inneres  ein  einheitlicher  Zug,  der 
namentlich  auch  darauf  gerichtet  ist,  dem  plastischen 
Element  in  Ornament  und  Figur,  mehr  als  wohl  sonst 
üblich,  eine  Mitwirkung  bei  der  Gesamtwirkung  zu 
verleihen.  Im  übrigen  ist  der  dekorative  Teil  hier  wie 
auch  im  Rathausc  von  Dessau  der  gleichen  Künstler 
durchweg  allegorischen  und  symbolischen  Inhaltes. 
In  der  Eingangshalle  an  der  Bcrlincr-Straßc,  die  durch 
eine  Säulenstellung  gegliedert  ist,  stellen  figürliche 
Reliefs  die  verschiedenen  Verwaltungswege  dar. 
Unsere  Kopfleiste  zur  heutigen  Nummer  gibt  einen 
Teil  dieser  Reliefs  wieder. 

Die  großen  Vorhallen  sind  massiv  gewölbt,  gleich- 
falls Teile  des  Haupttreppenhauses,  welches  aber  im 
übrigen  starke  Durchbrechungen  zeigt.  Die  Treppe 
zum  Stadtverordneten-Sitzungssaal  trägt  reichen  deko- 
rativen Schmuck.  In  der  durchbrochenen  Haustein- 
brüstung zeigt  das  Ornament  eine  Darstellung  des 
Kampfes  ums  Dasein  in  Ticrgestalten.  Am  Kopfe  des 
Treppenhauses  befinden  sich  reiche  Zierschilde  mit 
Köpfen,  die  Stände  darstellend,  gleichfalls  in  Hau- 
stein; ein  Beispiel  davon  S.  325.  Die  Stufen  bestehen 
aus  schlesischem  Granit. 

Während  die  Festsäle  vorläufig  eine  nur  vor- 
übergehende Ausstattung  erhalten,  wurden  die  beiden 
Beratungssäle  mit  einem  zur  Pracht  neigenden  end- 
gültigen Schmuck  bedacht;  die  Beilagen  zu  diesem 
Aufsatze  geben  sie  im  Bilde  wieder.  Der  Magistrats- 
Sitzungssaal  hat  eine  reiche  eichene  Täfelung  sowie 
eine  Ausschmückung  durch  Antragestuck  erhalten.  Ein 
durchbrochener  Bronzekranz  nimmt  die  Beleuchtung 
auf.  Mit  nicht  minder  reicher  und  vornehmer  Pracht 
ist  der  Stadtverordneten  -Sitzungssaal  bedacht.  Er 
ist  mit  Ausnahme  des  Oberlichtes  und  der  späteren 
Gemälden  vorbchaltenen  Flächen  durchaus  mit  Holz- 


täfelung in  reichster  Form  versehen.  Dekorativen 
Schmuck  durch  Malereien  hat  auch  das  Gewcrbe- 
gcricht  erhalten,  während  die  Kommissions-Zimmer 
schlichter  sind  und  ihre  Wirkung  mehr  im  Gegensatze 
eines  eichenen  Paneels  und  einer  gewölbten  Tonne 
suchen.  Von  den  kleineren  Räumen  haben  die  Zimmer 
des  Oberbürgermeisters,  des  Bürgermeisters  und  die 
Konferenzzimmer  eine  sie  von  den  gewöhnlichen  Ver- 
waltungsräumen unterscheidende  weitergehende  Aus- 
stattung erhalten. 

Der  Ratskeller  besteht  aus  einer  Bier-  und  aus  einer 
Weinabteilung;  die  Wände  erhielten  ein  niedriges  Holz- 
paneel, die  Decken  sind  teils  Holzdecken,  teils  Ge- 
wölbe. Ihre  Form  ist  aus  dem  Grundriß  ersichtlich. 
Im  Weinrestaurant  ist  nur  der  Gesellschaftsraum  ge- 
wölbt, die  übrigen  Räume  haben  gezogene  Decken. 
Auch  hier  treten  zu  Holz  und  Stuck  Malereien  orna- 
mentalen und  figürlichen  Charakters. 

Aus  der  großen  Reihe  der  mitwirkenden  künstle- 
rischen Kräfte  und  Bauhandwerker  nennen  wir  für  die 
Erd-  und  Maurerarbeiten  Paul  Vogdt  in  Charlotten- 
bürg,  für  die  Stein metzarbeiten  Gebr.  Zeidler  und 
C  Schilling  in  Berlin;  für  die  Massivdecken  Stapf 
in  Berlin  und  Thomas  &  Steinhoff  in  Mülheim; 
für  die  Rabitz-  und  die  Zieharbeiten  Krauss.  In  die 
eisernen  Dachkonstruktionen  teilten  sich  die  vereinigte 
Königs-  und  Laurahütte,  sowie  Heinr.  Lehmann 
&  Ko.;  die  Träger  lieferte  Dclschau.  Die  Zimmer- 
arbeiten waren  an  B.  Seidel  in  Charlottenburg,  die 
Dachdeckerarbeiten  anW.Neumeister,  dieKIcmpner- 
arbeiten  an  Locscwitz  und  P.  Thom  übertragen. 
Die  Schlosser-,  Kunstschmiede-  und  Bcschlägcarbcitcn 
lieferten  Methling  &  Gleichauf,  F.  P.  Krüger, 
Krause,  Bcnccke,  Blume  und  Spengler.  Die  ein- 
fachen Tischlerarbeiten  waren  verteilt  an  Gust.  Meyer, 
Schulenburg,  Stiehl,  A.Seiler,  Poock&  Schacht 
in  Charlottcnburg  und  Berlin,  die  Glaserarbeiten  an 
G.  Pohl,  J.  C.  Spinn,  J.  Zimmermann  und  Eissing. 
Den  Hauptteil  der  Malerarbeiten  führten  Louis  Männ- 
chen und  Marno  Kellner  in  Charlottenburg  aus. 
Für  die  hervorragenderen  Tischlerarbeiten  waren  ge- 
wonnen Fahnkow,  Kimbel  &  Friederichsen  und 
Olm.  Die  Fliesen  lieferte  Rosenfeld,  das  Linoleum 
Quantmeyer  &  Eicke,  die  Heizungsanlage  Schaff  er 
6i  Walker,  die  Beleuchtungskörper  Frost  &  Söhne, 
die  Klappsitze  Hyan  usw. 

Die  künstlerischen  Modelle  wurden  von  den  Bild- 
hauern Westpfahl,  Riegelmann  undGiesecke  in 
Berlin  und  Charlottenburg  ausgeführt.  Riegelmann 
hatte  außerdem  die  Schnitzarbeiten  übernommen.  Die 
Figuren  des  Stadtverordneten  -  Sitzungssaales  sind 
Werke  des  Hrn.  Bildhauer  Günther-Gera. 

Die  gesamten  Baukosten  ohne  Architektenhonorar 
und  ohne  innere  Ausstattung,  jedoch  einschließlich 
der  elektrischen  Uhrenanlage  für  alle  Sitzungsräume, 
Kassen,  sowie  einschließlich  der  Hofuhr  und  einer 
Fcrnsprechanlage  für  das  ganze  Gebäude  betragen 
3675000  M  Für  die  innere  Ausstattung  an  Möbeln, 
Beleuchtungskörpern  usw.  sind  200  000  M.  vorgesehen. 
Die  Kosten  des  Stadtverordneten-Sitzungssaales  nebst 
den  beiden  Vorsälen  und  Tribünen  und  mit  Einschluß 
allen  Mobiliars  betragen  rd.  120000M ,  die  Kosten  für 
den  Magistratssaal  mit  Möbeln  rd.  30000  M  ,  sodaß 
sich  also  ein  Gesamtbetrag  für  das  vollendete  Ge- 
bäude von  etwas  Ober  4  Mill.  M.  ergibt.  - 


Der  Hafen  von  Valparaiso 

Voa  Dr.  H.  Pol« 

ie  Regierung  der  Republik  Chile  will  nunmehr  die 
schon  längst  geplanten  Verbesserungen  des  Hafens 
von  Valparaiso  in  Angriff  nehmen.  Valparaiso  ist 
nicht  nur  der  bedeutendste  Hafen  von  Chile,  sondern  auch 
von  der  ganzen  Westküste  vi.ni  Süd-  und  Mitte  tarne  rika. 
In  den  letzten  Jahren  besuchten  die  chilenischen  Häfen 
jährlich  clwa  15  16000  Schiffe  mit  20^22  Mill.  Rcg.- 
Tonncngchalt  und  einer  Ladung  im  Werte  von  etwa  500 
Mill.  Pesos  (zu  1,53  M  |.  Ks  sei  hier  gleich  bemerkt,  daß 
bei  allen  folgenden  Wert-  oder  Preisangaben  immer  diese 
heutigen  chilenischen  Pesos  gemeint  sind,  falls  nicht  aus- 


und  sein  geplanter  Ausbau. 

kowsky  in  Berlin. 

drucklich  eine  andere  Wertbemessung  angegeben  ist.  Die- 
ser Verkehr  verteilt  sich  auf  16  größere  und  44  kleinere 
Hafen.  Valparaiso  nimmt  daran  allein  mit  über  3  Mill. 
Reg. -Tonnen  teil,  deren  Wert  mehr  als  des  Gesamt- 
Wertes  ausmacht.  Dieser  gesamte  Schiffsverkehr  erscheint 
auffallend  hoch,  besonders  wenn  man  berücksichtigt,  daü 
Chile  nur  etwa  3.S  Mill.  Einwohner  zählt.  Er  erklärt  sich, 
namentlich  für  Valparaiso,  daraus,  daß  dort  viele  Waren 
ausgeladen  und  «elagrrt  werden,  die  dann  später  durch 
kleinere  Küstenfahrzeuge  nach  anderen  chilenischen  Häfen 
oder  nach  solchen  der  Nachbarländer  gebracht  werden. 

No.  53 


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t 


Trotz  dieses  Verkehres  sind  aber  die  chilenischen  Häfen 
auch  jetzt  noch  in  einem  für  den  großen  Verkehr  völlig 
ungenügenden  Zustande,  und  es  verdient  entschiedenen 
Tadel,  daß  die  Regierung,  der  die  Salpcterzölle  in  den  letz- 
ten ao  Jahren  allein  aoo.Mill.  Pesos  (Gold  I  eingebracht  haben, 
für  die  Verbesserung  der  Häfen  fast  gar  nichts  getan  hat. 

In  maritimer  wie  in  wirtschaftlicher  Beziehung  kann 
man  Chile  in  3  Zonen  einteilen.  Die  nördliche  Zone 
umfaßt  9  Hafen,  jedoch  können  nur  im  Hafen  von  Caldera 
Schiffe  mit  einem  Tiefgang  von  5  bis  6  ■  unmittelbar  am 
Hafendamm  löschen.  In  den  übrigen  Hafen  liegen  die 
Schiffe  mehr  oder  weniger  weil  vom  Lande  entfernt  vor 
Anker  und  es  muß  die  Ladung  zunächst  in  Leichter  (lanchaM 
gebracht  und  von  diesen  den  meist  sehr  unvollkommenen 
Hafendammen  zugeführt  werden.  In  manchen  Häfen  fehlen 
aber  Hafendämme  vollständig.  Ein  kleines  Hafenbecken 
(darsena),  in  welchem  die  Schiffe  auch  bei  stürmischem 


Abbildg.  4.    Teil  des  fiskalischen  I  Isfcndsrnmcv 


Abbildg.  5.    Zollspeicher  im  Hafen  von  Valparaiso. 


Wetter  sicher  vor  Anker  liegen  können,  findet  sich  nur  in 
[quique,  dem  Haupthafen  für  den  Salpeter-Export.  Er 
kostet  1,35  Mill.  Pesos  und  ist  fast  wertlos.  Kleine  Hafen- 
dämme, an  denen  die  Leichter  anlegen  können,  sind  in 
verschiedenen  Häfen  von  Privaten  erbaut 

Auch  in  den  Häfen  des  mittleren  Teiles  von  Chile 
finden  sich  nur  ungenügende  Hafendämme  des  Fiskus  und 
von  Privatpersonen;  auch  hier  muß  die  Ladung  Oberall  erst 
durch  lanchas  übernommen  werden.  Nur  in  Talcahuann 
sind  Dockanlagcn  zur  Ausbesserung  größerer  Schiffe  vor- 
handen. Die  Baukosten  betrugen  etwa  ijj  Mill.  Pesos.  Die 
fiskalischen  Hafendämme  in  Lota  undCoronel,  die  zur 
Verladung  der  chilenischen  Steinkohlen  dienen,  welche 
in  der  Nähe  abgebaut  werden,  sind  in  schlechtem  Zu- 
stande. In  Valdivia  sind  eine  gute  Kaianlage  (malecon) 
und  ein  größerer  Hafendamm  (muelle)  geplant,  so  daß  die 
Schiffe  hier  unmittelbar  anlegen  und  löschen  können. 
Dringend  notwendig  wäre  auch  (wie  bei  Valparaiso;  eine 

3.  Juli  1904. 


Verbesserung  der  wichtigen  Häfen  des  Nordens,  Iquique 
und  Autofagasta.  Kür  Talcahuano,  für  die  Schaffung 
eines  großen  und  gesicherten  Kriegs-  und  Handelshafens, 
liegen  die  genauen  Pläne  und  Berechnungen  des  hollan- 
dischen Ingenieurs  Kraus  schon  vom  Jahre  189J  vor.  Die 
notwendigen  Gelder  waren  vorhanden,  aber  die  Regierung 
(Präsident  Feder.  Errazuriz)  war  nicht  geneigt,  diesrn 
Bau  auszuführen,  und  so  geriet  der  ganze  Plan  in  Ver- 
gessenheit —  Im  ganzen  großen  südlichen  Teile  Chiles 
gibt  es  nur  einen  bedeutenden  Hafen,  Punta  Arenas, 
fn  der  Magelhacnstraße.  Auch  er  ist  sehr  der  Verbesse- 
rung bedürftig;  diese  könnte  aber  mit  verhältnismäßig  ge- 
ringen Kosten  ausgeführt  werden;  auch  ist  die  Erbauung 
eines  lnnenhafens  notwendig.  Die  Rentabilität  dieser  Bau- 
ten ist  gesichert. 

Wir  gehen  nunmehr  zur  näheren  Besprechung  des 
heutigen  Zustandes  des  Hafens  von  Valparaiso  und  der 
llcplanten  Verbesserungen  Ober.  Für 
getzterc  liegt  ein  Oberaus  sorgfältig 
und  eingehend  ausgearbeiteter  Ent- 
wurf des  Ing.  lakob  Kraus,  Dir.  der 
Polytechn.  Schule  in  Delft  (Holland), 
vor.  Hr.  Kraus  war  längere  Zeit  in 
Chile  und  hat  daselbst  bereits  früher 
einige  Wasserbauten  und  Hafenan- 
lagen mit  gutem  Erfolge  ausgeführt. 
Ucber  den  Plan  zur  Verbesserung 
des  Hafens  von  Valparaiso  liegt  eine 
umfangreiche  Denkschrift  vor,  der 
drei  starke  Mappen  mit  Karten,  Plä- 
nen und  Profilen  beigegeben  sind. 
Einen  für  weitere  Kreise  bestimmten 
Auszug  aus  dieser  großen  I  )cnkschrift 
in  Form  einer  starken  BroschQrc  in 
Gr.  40  hat  Ing.  Alberto  Fagalde  vor 
kurzem  veröffentlicht,  l'nsere  Mit- 
teilungen stützen  sich  auf  diesen  (in 
spanischerSprachcverfaßtenlAuszug. 

Die  Bucht  von  Valparaiso  wird 
begrenzt  im  Norden  von  der  Punta 
Sahnas  (Landspitze)  und  im  Süden 
von  der  Punta  Anjelos.  Die  gerad- 
linige Entfernung  zwischen  beiden 
Punkten  beträgt  5  Seemeilen.  Diese 
Bucht,  welche  den  Hafen  bildet,  ist 
besonders  den  Winden  aus  Nord  und 
Nordwest  ausgesetzt  und  zumteil 
auch  denjenigen  aus  Süden.  Es  sind 
deshalb  in  der  Bucht  und  im  Hafen 
von  Valparaiso  schon  sehr  viele 
Schiffe,  besonders  bei  NordstOrmen, 
vernichtet  oder  schwer  geschädigt 
worden.  Kapitain  Francisco  Vidal 
Gormaz,  der  langjährige  Leiter  des 
rühmlichst  bekannten  hydrographi- 
schen Amtes  von  Chile,  berichtet  in 
einer  190t  erschienenen  Broschüre 
genauer  über  die  Schiffbrüche  im 
Hafen  von  Valparaiso.  So  werden 
für  die  Periode  von  1851  bis  1861 
folgende  Verluste  verzeichnet:  E» 
wurden  135  Schiffe  mehr  oder  we- 
niger schwer  beschädigt,  18  an  den 
Strand  geworfen  und  daselbst  von 
den  Wellen  in  Stücke  zerschlagen, 
9  gingen  unter,  118  Leichter,  108 
Boote  und  Schaluppen  wurden  ver- 
nichtet. Beim  letzten  Sturme,  1.  und 
3  Juni  1903.  gingen  in  der  Bucht 
von  Valparaiso  verloren:  der  Post- 
dampfer Arcquipa,  3  Segelschiffe 
Baggcrschiff.    Der  Totalverlust  bclief 


und  1  holländische! 
sich  auf  4  Mill.  Pesos, 

Was  die  eigentlichen  Hafenanlagen  in  der  Bucht  be- 
trifft, so  liegen  diese  sämtlich  auf  der  West-  und  Süd- 
seite (vergl.  den  Lageplan  und  die  4  Ansichten  des  Hafens). 
Sie  bestehen  heute  aus  einem  in  Eisen  konstruierten, 
fiskalischen  (muelle  fiscal)  I  lafcndanim.  der  die  tiestalt 
eines  L  zeigt  und  dessen  längster  Arm  333™  mißt.  Es 
stehen  hier  4  Krane,  die  je  bis  1,5'  tragen,  dann  8  be- 
wegliche Krane,  von  denen  der  große  Portalkran  bi-»  tu 
451  hebt.  Außerdem  sind  hier  13  kleinere  und  3  große 
Schiffswinden  aufgestellt  Dieser  Hafendamm  kostete 
4.5  Mill.  Pesos.  Der  kleine  Hafendamm  (muelle)  Prat 
dient  für  die  Ein-  und  Ausschiffung  von  Passagieren. 
Die  Kaianlage  (malecon),  die  sich  südlich  an  diese  Hafen- 
dämme  anschließt,  ist  1600 «  lang  und  besitzt  eine  Ober- 
fläche von  16  000  «i».  Hier  stehen  7  große  Lagerhäuser, 
welche  je  bis  i3ooo''t,n>  Waren  aufnehmen  können 

3*7 


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Die  Verbesserung  des  Hafens  beschäftigte  die  Regie- 
rung.  Ingenieure  und  sonstige  unmittelbare  Interessenten 
schon  länger  als  30  Jahre,  und  es  haben  Regierung  und 
Deputiertenkammer  "10  verschiedene  Entwürfe  geprüft. 
Keiner  derselben  wurde  von  der  Volksvertretung  der 
Regierung  zur  Ausführung  empfohlen.  Diese  schloß  daher 
vor  einigen  Jahren  mit  dem  schon  erwähnten  Ing.  Kraus 

einen  Vertrag  ab.  Aufgrund  dieses  

Vertrages  benutzte  Hr.  Kraus  einen 
6monatlichen  Urlaub,  um  mit  einem 
ganzen  Stab  europäischer  und  chi- 
lenischer Ingenieure  die  Bucht  von 
Valparaiso  nochmals  gründlich  zu 
untersuchen.  Diese  sogenannte  Kom- 
mission Kraus  konnte  ein  reiches, 
von  früheren  Untersuchungen  und 
Beobachtungen  herrührendes  Mate- 
rial benutzen,  machte  aber  u.  a. 
in  t  Jahre  noch  600  Peilungen  und 
geologische  Bohrungen,  und  das  so 
gewonnene  Material  wurde  dann  in 
Delft  verarbeitet,  was  ein  zweites 
Jahr  in  Anspruch  nahm. 

Der  große  Bericht  des  1  Irn.  Krau> 
zerfällt  in  6  Abschnitte.  Der  erste 
umfaßt  w  irisch  a(  tlicheStudien, 
um  die  Höhe  der  Kosten  bezw.  des 
Anlagekapitals  zu  ermitteln,  welches 
dasl'ntcrnchmen  ertragen  kann,  so- 
daß  eine  Verzinsung  von  5%  ge- 
sichert bleibt.  Schon  hetite  geht, 
wie  oben  erwähnt,  über  ein  Drittel 
des  ganzen  Handelsverkehres  der 
Republik  über  Valparaiso.  Dieser 
Verkehr  wird  sicher  stark  zunehmen 
durch  die  transandinische  Bahn,  die 
Bucnos-Aircs  und  Valparaiso  ver- 
binden soll  und  wahrscheinlich  in 
etwa  s  Jahren  vollendet  sein  dürfte. 
Auffallend  gering  ist  die  Anzahl  der 
Arbeitstage,  an  denen  das  Löschen 
und  Beladen  der  Schiffe  ermöglicht 
bezw.  von  den  Behörden  gestattet 
war.  In  den  letzten  vier  Jahren 
fielen  von  398  Arbeitstagen  im  Jahr 
im  Durchschnitt  117  aus,  d.  h.  an 
diesen  war  an  ein  Ein-  und  Aus- 
laden der  Schiffe,  zumeist  wegen 
des  geringen  Schutzes,  den  diese 
im  Hafen  linden,  nicht  zu  denken. 

Der  gesamte  Handelsverkehr 
(Ex-  und  Import  und  zwar  sowohl 
überseeischer  Verkehr  wie  auch 
Küstenschiffahrt)  des  Hafens  be- 


trug in  den  5  Jahren  von  1896—1900  im  Mittel  860000' 
(zu  1000  »«).  Davon  kommt  etwa  die  Hälfte  auf  Waren, 
die  längere  oder  kürzere  Zeit  in  den  Lagerhäusern  ver- 
bleiben und  dann  wieder  per  Schiff  nach  anderen  Teilen 
der  Republik  oder  nach  den  Nachbarländern  befördert 
werden.  Der  Totalwert  dieses  Handelsverkehres  beträgt 
im  Mittel  für  :  Jahr  190  Mill.  Pesos. 


Abbildg,  3.    Tcilan*icht  Her  Stadt  Valparaiao  von  «fer  Bai  1 


Abbildg.  3-    Teilanaicht  der  Su.lt  mit  dem  Artillciic-HOgel  und  der  Maiinciobule. 


Abbildg.  1.  Lagrplan 
der  Hafenanuu{cn  von 
Valparaiso. 


34» 


Na  53. 

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l>ie  großen  Schiffe,  wie  t.  B.  die  Segelschiffe,  welche  Die  Kosten  dieser  Ausladung  betragen  för  i «  a  Pesos. 

Steinkohlen  unmittelbar  aus  England  bringen,  liegen  in  Können  die  großen  Schiffe  am  Kai  unmittelbar  anlegen 

der  Mitte  der  Bucht,  und  von  hier  führen  Leichter  die  und  große  Drehkrane  benutzen,  so  sinken  die  Kosten  auf 

Ladung  an  den  Kai,  wo  die  Ausladung  in  primitiver  25—30  Centavos,  also  auf  >/»—  Vi-    Valparaiso  erhalt  im 


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Weise  durch  Arbeiter  besorgt  wird,  welche  die  Kohle  in  Jahr  344000'  Kohlen,  es  würden  al-o  allein  hierbei  durch 

Körben  auf  den  Schultern  tragen  oder  diese  durch  Hand-  einen  besseren  Hafen  444000  Peso*  erspart  werden;  da- 

winden  auf  den  Ufrrdamm  befördern.   Das  Löschen  eines  zu  kommen  die  erringen  Verluste  beim  Aufladen  um) 

derartigen  großen  Schiffes  erfordert  heute  1—3  Monate,  die  Kr-.parni-.ve  beim   Wicdcrbcladcn.     Die  Gesamter- 


Juli  1904. 


389 

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spamisse  beim  Ein-  und  Ausladen  werden  nach  Durch- 
fahrung des  Planes  von  Kraus  veranschlagt: 

für  Kohlen  auf  539000  Pesos, 

1   Holz   .     7SOOO  „ 

„   Viehfuttcr  und  Getreide  ...     .    168000  „ 

„  lebende  Tiere  ,     36000  „ 

„   Ballast  „     13000  „ 

„    Waren  (im  allgemeinen),  die  am 
fiskalischen  Hafendamm  verzollt 

werden  »   370000  „ 

„    Waren,  die  am  Kai  zollfrei  aus- 
geladen werden  „    356000  „ 

.  Passagiere    ...  ....     70000  , 

Durch  den  kürzeren  Aufenthalt  der  Schiffe  würden 
erspjart  werden  1  108000  Pesos.  Die  Ersparnisse  an  der 
Seeversicherung  werden  auf  356  000  Pesos  berechnet,  so- 


daB  sich  die  Summe  der  Ersparnisse  auf  3081000  Pesos 
oder  rd.  4,7  Mill.  M.  stellt. 

Im  Zusammhang  damit  würde  sich  der  Handel  heben 
und  die  Importartikel  würden  verbilligt  werden.  Zu  5°/0 
verzinst,  ergeben  die  Ersparnisse  ein  Kapital  von  48  Mill. 
Pesos  bei  s'/j'/o  Tilgung.  Wenn  1  Mill.  <  im  Jahre  gelöscht 
werden  und  der  Haumgchalt  der  ein-  und  auslaufenden 
Schiffe  auf  3  Mill.  <  geschätzt  wird,  so  betragen  die  Hafen- 
gebühren 1,8  Mill.  Pesos.  Dazu  kommt  die  Pacht  für  das 
dem  Meere  durch  die  neuen  Hafenbauten  abzuringende 
Gelände  mit  375000  Pesos.  Diese  Summen  würden  wie- 
der ein  Baukapital  von  30  Mill.  Pesos  verzinsen.  Ing.  Kraus 
kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  geplanten  Bauten  min- 
destens 30  Mill.  Pesos  (46  Mill.  M.)  Kosten  dürften  und 
Verzinsung  und  Tilgung  dieser  Summe  auf  alle  Kalle  ge- 
sichert ist.  —  (SrhluS  lolp.) 


Der  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  Bauten  der  Bayerischen  Jubilaums-Landes- 

Ausstellung  in  Nürnberg  1906. 

m  Jahre  1906  werden  es  100  Jahre,  daß  Hävern  halten  sein,  sich  aber  vom  Schein  bleibender  Monumen- 
Königreich  wurde  und  die  alle  Reichsstadt  Nürn-   talität  freihalten  sollen".    Wie  verschieden  außerdem  die 


berg  in  dasselbe  einverleibt  wurde.  Zur  Erinnerung 
an  dieses  für  die  Stadt  so  wichtige  Ereignis  soll  eine 
bayerische  I.andes-Ausstellung  für  Kunst  und  Industrie, 
Gewerbe  und  Landwirtschaft  stattfinden,  welche  diesmal 
nicht,  wie  ihre  beiden  Vorgängerinnen  der 
Jahre  1883  und  1896,  auf  dem  Maxfelde,  son- 
dern auf  einem  der  Stadt  gehörigen  waldigen 
Gelände  am  Dutzendteich  aufgebaut  werden 
soll,  das  bereits  den  Namen  Luitpoldhain  tragt. 
Leiter  der  ganzen  Ausstellung  und  ihrer  Bauten 
ist  der  Direktor  des  bayerischen  Gewerbc- 
niuscumsin  Nürnberg,  Hr.Ob.-Brt  v.  Kram  er, 
dessen  umfassende  und  vielseitige  Tätigkeit  es 
jedoch  nicht  zuläßt,  dali  er  die  Entwürfe  für 
die  Bauten  selbst  ausarbeitet  Als  Grundlage 
für  die  gesamte  Ausstellung  hat  er  jedoch  den 
nebenstehenden  Lageplan  aufgestellt,  der  dem 
hier  zu  besprechenden  Wettbewerb  als  Grund- 
lage diente.  Der  llauptausschuß  ging  bei  sei- 
nem Beschluß,  einen  Wettbewerb  für  die  Ge- 
bäudeentwürfe zu  veranstalten,  auch  von  dem 
Gedanken  aus,  die  ganze  bayerische  Archi- 
tektenschaft  für  die  Landcs-Jubiläums- Aus- 
stellung zu  interessieren  und  auf  diesem  Wege 
geeignete  Kräfte  zu  gewinnen,  welche  zur 
Ausarbeitung  der  Baupläne  und  zur  Ausführung 
herangezogen  werden  können.  Zur  Ausschrei- 
bung gelangten:  A.  das  Haupt -Industrie-Ge- 
bäude, B.  das  Kunstausstellungs-Gebäude  mit 
Abteilung  für  historische  Kunst,  C.  das  Haupt- 
restaurant, D.  die  Festhalle,  E.  das  Verwal- 
tungsgebäude und  da>  Gebäude  für  die  PreaaC, 
beide  verbunden  durch  einen  Portalbau,  end- 
lich F.  die  Maschinenhalle. 

Da  die  Anmeldungen  zur  Beteiligung  an  der 
Ausstellung  noch  nicht  fällig  sind  und  demnach 
die  Größen  für  die  Ausstellungs-Gebäude  noch 
nicht  feststehen,  SO  waren  für  sie  auch  keine 
festen  Programme  aufzustellen.    Nur  für  das  Restaurant, 
die  Festhallc  und  das  Verwaltung-  und  Prcßgcbäudc  mit 
Portal  konnte  ein  annäherndes  Programm  der  <;nmdris>e 
angegeben  werden.    Aus  diesem  Grunde  wurde  auch  nur 
ein  Ideen  Wettbewerb  ausgesehrieben.  Die  Bewerber  konn- 
ten sich  an  sämtlichen  Aufcaben  oder  an  einzelnen  be- 
teiligen und  es  sind  dementsprechend  für  die  sechs  Ge- 
bäude je  drei  Preise  angesetzt  worden. 

Als  Preisrichter  waren  tätig  die  Hrn.  v.  Hezold,  Dir. 
des  Germanischen  National-Museums,  Arch.  Hecht.  Vors. 
des  Bauausschusses,  Ob.-Brt.  v.Kramcr.l 'rof . C. W a 1 1 h e r , 
städt  Üb.-Brt.  Weber,  sämtlich  von  Nürnberg,  dann  Aka- 
demic-Prof.  v.  Kuemann,  Prof.  Km.  Seidl,  Prof.  Kranz 
Stuck  und  Prof.  Kr.  v.  Thicrsch,  sämtlich  von  München. 
Der  Wettbewerb  wurde  am  30.  März  ausgeschrieben  und 
endigte  mit  dem  15.  Juni,  bis  zu  welchem  Tage  55  Sen- 
dungen mit  78  Arbeiten  in  371  Blättern  eintraten 

Das  Ergebnis  des  Wettbewerbes  entsprach  leider  in 
keiner  Weise  den  Erwartungen  und  wenn  nach  ihm  die 
bayerische  Architektenschaft  bezüglich  ihrer  Leistungs- 
fähigkeit beurteilt  werden  sollte,  so  käme  kein  günstige* 
L'rteil  heraus.  Von  den  eingelaufenen  Arbeiten  sind 
mehrere  deshalb  gänzlich  verfehlt,  weil  sie  Entwürfe  für 
monumentale  Stcinbautcn  darstellen ,  während  im  Pro- 
gramm ausdrücklich  betont  war,  daß  das  Baumaterial  Hol/ 
und  Gips  sei  und  die  Gebäude  .dem  Charakter  einer  vor- 
übergehenden Ausstellung  enl-prechend,  würdig,  festlich 
und  je  nach  dem  Zweck  mehr  oder  weniger  heiter  gc- 

330 


Ansichten  einiger  Verfasser  über  festlich  und  heiter  sind, 
zeigen  einige  Entwürfe,  die  sich  trefflich  für  Friedhof- 
bauten eignen  würden.  Was  die  Darstellung,  den  Vortrag 
betrifft,  so  sind  einzelne  Arbeiten  mit  Geschick  gefertigt, 


t 


an  anderen  ist  dagegen  in  zeichnerischer  Hinsicht  eine 
viel  zu  grnlV  Mohe  verschwendet;  wieder  andere  lassen 
erkennen,  daß  sich  hinter  der  flüchtigen  Darstellung  nur 
wenig  tiedanken  verbergen.  Daß  auch  einige  geradezu 
„verrückte"  Entwürfe  mit  zur  Einsendung  gelangten,  darf 
in  unserer  Zeit  der  L'ebcrtrcibung  nicht  verwundern. 

Dem  am  20.  Juni  zusammen  getretenen  Preisgericht 
war  demnach  eine  sehr  schwierige  Aufgabe  gestellt.  Es 
hatte  18  Preise  zu  verteilen  und  mit  wenigen  Ausnahmen 
keine  Arbeiten  vor  sich,  denen  es  einen  Preis  aus  vollem 
Herten  hätte  zuerkennen  können.  Nach  wiederholter 
Sichtung  kam  es  zu  dein  Beschluß,  den  wir  bereits  S.  330 
mitteilten.  Da  das  Preisgericht  nicht  in  die  Lage  kam, 
den  für  Preise  ausgewurlenen  Betrag  von  12500  St.  voll- 
ständig zu  verwenden,  so  machte  es  von  seinem  Rechte, 
die  Einzelbctragc  andrrs  einzuteilen,  als  im  Programm 
angegeben  war,  Gebrauch  und  erhöhte  den  I.  Preis  von 
1000  auf  1500,  die  drei  III.  Preise  von  400,  500  und  600  M. 
auf  je  600  und  empfahl,  die  Ankäufe  mit  je  300  M.  ZU 
betätigen,  dem  niedrigsten  der  achtzehn  ausgeworfenen 
Beträge 

Waa  mag  nun  zu  dem  ungünstigen  Ergebnis  geführt 
haben  '  I  >ie  Aufgabe  wäre  doch  namentlich  für  künstlerisch 
gebildete  Kräfte  eine  sehr  verlockende  gewesen,  Ks  war  dem, 
der  mit  Arbeit  nicht  überhäuft  war.  genügend  Zeit  gegeben, 
um  sich  an  allen  sechs  Aufgaben  zu  beteiligen:  dem  der 
zu  sehr  beschäftigt  war,  bot  sieh  Gelegenheit,  nur  eines 
oder  einige  Gebäude  zu  cntwcrlcn  und  dabei  konnte  sich 


No.  53. 

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Jeder  nach  seinen  Kräften  eine  einfachere  oder  »schwie- 
rigere Aufgabe  auswählen.  Es  haben  sich  denn  auch  38  Be- 
werber an  nur  einein,  8  an  zweien,  6  an  dreien,  2  an  fanfen 
und  nur  1  Bewerber  an  allen  sechs  Gebäuden  beteiligt 

Die  Gesamtanlagc  der  Aufteilung  war  durch  den 
Lageplan  bestimmt,  also  der  schwierigste  Teil,  der  ohne 
genaues  Studium  der  Örtlichen  Verhältnisse  nicht  zu  be- 
arbeiten gewesen  wäre,  bereits  gegeben.  Es  ist  nun  im 
Preisgericht  die  Vermutung  ausgesprochen  worden,  daO  ge- 
rade letzterer  Umstand  ein  Abhaltungsgrund  für  Verschie- 
dene gewesen  «ein  könne,  denen  dadurch,  daü  sie  nicht  frei 
disponieren  konnten,  die  Lust  von  vornherein  benommen 
worden  sei.  Diesen  Grund  kann  ich  nicht  gellen  lassen. 
Es  ist  absolut  keine  Notwendigkeit  vorhanden,  daü  die 
ganze  Ausstellung  in  allen  Teilen  von  einem  und  dem- 
selben Künstler  entworfen  wird  und  man  bei  jedem  Ge- 
bäude eine  allzu  groUe  Rücksicht  auf  die  benachbarten 
nehmen  muß.  von  denen  ja  verschiedene  vom  Wettbe- 
werb ganz  ausgeschlossen  waren.  Durch  den  Versuch, 
verschiedene  Architekten  heranzuziehen,  war  beabsichtigt, 
auch  in  der  Ausführung  einen  Wettbewerb  zu  veran- 
stalten, wie  dies  auf  Weltausstellungen  ja  auch  geschieht, 
wo  die  verschiedenen  Nationen  ihre  Rcprasentations- Ge- 
bäude unabhängig  von  einander  in  unmittelbarer  Nach- 
barschaft neben  einander  zur  Aufstellung  bringen.  Ein 
anderer  Grund  mag  der  gewesen  sein,  dall  von  Bayern 
aus  Wettbewerbe  im  Allgemeinen  geringer  beschick*!  zu 
werden  pflegen,  als  von  anderen  Staaten  und  der  Wett- 
bewerb für  die  1906er  Ausstellung  au»  begreiflichen  Grün- 
den ein  auf  Bavern  beschränkter  sein  mulite;  ein  letzter 
Grund,  daü  das  Vorgehen  in  Bavern  seit  einigen  Jahren  in 
Wettbewerben  lokaler  Natur  l.nlust  zu  ferneren  Beteili- 
gungen an  Wettbewerben  erzeugt  haben  mag.  Immerhin 
hätte  Besseres  erwartet  werden  dürfen.  Der  Ausfall  dreier 


anderer  Wettbewerbe,  die  in  jüngster  Zeit  in  Nürnberg 
zur  Ausschreibung  gelangten:  für  das  Ausstellungsplakat, 
dann  für  einen  öffentlichen  Brunnen  in  der  Frateranlage 
und  einen  solchen  auf  dem  Melanchlonplalz  haben  übrigens 
ein  ähnlich  geringes  Ergebnis  gehabt 

Auf  unseren  Fall  zurückkommend  ist  noch  anzuführen, 
daß  sich  nach  den  Bedingungen  die  Ausstellungs-Leitung 
vorbehalten  hatte,  unter  den  Preisträgern  eine  Auswahl 
zu  treffen,  ob  und  welchen  von  ihnen  die  Ausführung 
ihrer  Entwürfe  inbezug  auf  den  architektonisch  künstle- 
rischen Teil  gegen  besondere  Vereinbarung  übertragen 
werden  sollte.  Dies  hätte  doch  einen  besonderen  Reiz  aus- 
üben sollen,  denn,  da  auüer  den  zum  Wettbewerb  ausge- 
schriebenen Gebäuden  noch  eine  grolle  Anzahl  anderer 
auszuführen  verblieb,  so  konnte  Jeder,  der  einmal  zur 
Beteiligung  kam,  hoffen,  dab  er  dann  auch  noch  bei  an- 
deren Gebäuden  hätte  mit  beschäftigt  werden  können. 
Immerhin  ist  die  Zahl  der  preisgekrönten  und  der  zum  An- 
kauf empfohlenen  Arbeiten  groll  genug,  um  aus  der  Reihe 
ihrer  Verfasser  Kräfte  auswählen  zu  können,  welche  zur 
Bearbeitung  der  endgültigen  Entwürfe  unter  der  Ober- 
leitung des  Hrn.  v.  Kramer  geeignet  erscheinen  und  her- 
angezogen werden  können. 

Auf  eine  nähere  Besprechung  der  einzelnen  Arbeiten 
einzugehen,  ist  unter  den  obwaltenden  Umständen  nicht 
erforderlich  Wenn  die  Angelegenheit  weiter  gediehen 
ist,  wird  es  eher  am  Platze  sein,  Abbildungen  von  den 
Entwürfen  zu  bringen;  eine  Veröffentlichung  der  einge- 
laufenen Skizzen  könnte  nur  ein  falsches  Bild  von  der 
geplanten  Ausstellung  «eben.  Dali  diese  trotz  des  mangel- 
haften Ergebnisses  des  Wettbewerbes  sich  ihren  Vor- 
gängerinnen würdig  an  die  Seite  stellen  wird,  muü  nun 
Sorge  der  Kräfte  "ein,  welche  an  der  Spitze  des  ganzen 
Unternehmens  stehen.  -  E.  Hecht,  Aich. 


Preisbewerbungen. 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  Kathedrale 
In  Patras,  den  wir  S.  567  u.  571  Jahrg.  1002  besprachen, 
liefen  62  Entwürfe  ein.  Trotzdem  die  kgl.  Akademie  der 
Künste  in  Berlin  mit  dem  Prcisrichtcramte  betraut  war, 
scheint  die  hervorragende  deutsche  Architcktcnschaft  sich 
zurückgehalten  zu  haben,  denn  die  Preise  fielen  nachFrank- 
reich, Oesterreich  und  Italien.  Es  erhielten  den  I.  Preis  von 
10000  Fr.  der  Arch.  Emil  Robert  aus  Clamart,  den  II.  Preis 
von  6000  Fr  Arch  Rud.  Dick  aus  Wien  und  den  III.  Preis 
von  2000  Fr.  Arch.  Enrico  Paniconi  aus  Rom.  — 

In  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine 
Synagoge  In  Dessau  entschied  sieh  das  Preisgericht  zu- 
gunsten des  Entwurfes  der  Ilm  Cremer  &  Wolffen- 
stein  in  Berlin. 

Wettbewerb  Gymnasium  Rheine.  Verfasser  des  durch 
eine  lobende  Anerkennung  ausgezeichneten  Entwurfes 
„Khcina- Wolbeck"  ist  Hr.  Arch.  Arth.  Müller  in  Stuttgart, 
dem  gleichzeitig  für  einen  anderen  Entwurf  ein  III.  Preis  zu- 
erkannt wurde;  Verfasser  des  Entwurfes  „Motlensohüssel" 
sind  die  Hrn.  Georg  Thofehrn  und  M.  Jagiclski  in 

Hannover.  —   ■  

Chronik. 

Der  Entwurf  zum  Hamburger  Hauptbahnhol  steht  nun- 
mehr le»t.  Bekanntlich  hatten  lieh  die  Architekten  Reinhardt  ft 
Suiif  of  ulh  in  Charlotlenburg  >□  dem  scioerzeitigen  Wettbe- 
werb um  dieses  Gebäude  mit  einem  Entwurf  in  modernen  Formen 
erfolgreich  beteiligt.  Auf  Wnnsch  den  Kaiser»  jedoch  wurde  der 
Entwurf  in  die  Formensprache  der  norddeutschen  Seestädte  ge- 
kleidet und  in  dieser  Gestalt  auch  von  demselben  genehmigt. 
Nunmehr  ist  den  Arrhitekien  durch  die  kgl.  Eisenbahn- Direktion 
die  Bearbeitung  des  künstlerischen  Teiles  des  Gebludes,  soweit 
architektonische  Formen  irgend  welcher  Art  infragc  kommen, 
übertragen  worden.  Der  Bahnhol  muß  zum  1.  Okt.  1906  dem  Ver- 
kehr übergeben  werden.  — 

Dl*  neue  Pfarrkirche  In  Ismaning  bei  München,  ein  Werk 
des  Architekten  Hans  Schurr  in  München,  ist  am  3.4.  Juni  einge- 
weiht worden.  Das  im  romanischen  Stil  erbaute  Haus  hat  eine 
lichte  Mittelschiffbreite  von  14  m.  — 

Die  Bodensee  -Toggenburgbahn  soll  im  Frühjahr  1005  be- 
gonnen werden.  Die  Bahn,  welche  den  Charakter  einer  interessan- 
ten Gebirgsbahn  haben  wird,  wird  eine  Reihe  bemerkenswerter 
konstruktiver  Anordnungen  aufweisen.  — 

Der  Neubau  des  kgl  Hoftheaters  In  Kassel,  nach  dem 
Entwurf  des  Architekten  Karst  in  Kassel,  ist  für  die  Stelle  des 
FriedrichsplaUci  geplant,  wo  da«  jeuige  Aueior  steht.  Der  Kosten- 
aufwand ist  mit  3300000  M.  veranschlagt,  von  welchen  500000  M. 
die  Stadt  Kassel  beitragen  soll.  — 

Die  Grundsteinlegung  zum  neuen  Allgemeinen  Kranken- 
hause In  Wien,  sowie  der  klinischen  Univcrsitats- Institute,  einer 
groBgedacbten  Anlage  zwischen  Spitalgasse  und  Wahriuger  Gflrtcl, 
hat  am  ai.  Juni  d  J.  stattgefunden.  — 

Die  Anlage  einer  Edertal-Sperre  bei  Schlot)  Waldcck  ist 
mit  einem  Aufwände  von  13,7  Mi 1 1  M  geplant.  Ks  handelt  sich 
um  die  Herstellung  eines  grollen  Sammelbecken*  von  170  Mill.  cbm 
Fassungskraft  an  der  mittleren  Kder  oberhalb  Hemfurth  - 

a.  Juli  1904 


Zweite  Neckarbrücke  In  Mannheim.  Dem  BOrgcraussehuß 
wird  der  Entwurf  einer  zweiten  Neckarbrtlcke  vorgelegt  werden. 
Die  Kosten  sind  auf  3  300  000  M.  berechnet  und  die  Arbeiten  sollen 
womöglich  noch  in  diesem  Jahre  begonnen  werden,  aodali  die 


Brücke  lum  Stadljubilaum  (1006)  eilige 

DI«  Einweihung  der  katholischen  Kirche  In  GroO-Llchter- 
felde,  die  den  Namen  „Naiarethkirche  zu  Ehren  der  heiligen  Familie' 
erhalten  bat,  hat  am  19-  Juni  stattgefunden.  Die  Kirche,  im  marki- 
schen Backsteinstil  errichtet,  bildet  zusammen  mrt  dem  in  Back- 
stein und  Fachwerk  erbauten  Pfarrhausc  sowie  mit  einem  spater 
*u  errichtenden  Schwesternbeim  eine  malerische  Baugruppe,  für 
welche  Hr.  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Ch.  Hehl  in  Charlottenburg  die 
EnlwOife  fertigte.  — 

Die  Regulierung  der  Isar  und  die  Ausnutzung  ihrer 
W.nserkrifte  im  Süden  von  Münche  n  sieht  ein  Plan  vor, 
weh  her  vom  Stadlbauamtc  von  Manchen  ausgearbeitet  wurde.  Die 
Kosten  für  die  gesamte  Anlage  sind  aul  5  470  000  M.  veranschlagt. 
Mao  hofft,  mit  der  Anlage  rd.  7600,  oder  bei  Annahme  eines  80% 
Nutzeffektes  rd  6000  PS.  zu  gewinnen.  - 

Die  Errichtung  einer  Bismarcksaule  Im  Kurort  WUhelms- 
b«d  bei  Hanau  wurde  nach  dem  Entwurf  des  Hrn.  Arch.  Wilh. 
Kreis  in  Dresden  beschlossen.  Die  Bausumme  betragt  26  000  M  — 
Museum  für  Völkerkunde  für  Hamburg.  Der  Senat  be- 
antragt bei  der  Borgerschaft  den  Bau  eines  neuen  Museums  lor 
Volkerkunde.  Das  Museum  soll  an  der  Rotcnbaum-  Chaussee  er- 
richtet werden.  — 

Ein«  Zentralschulanlage  mit  Turn-  bezw.  Festhalle  In 
Neugersdorf  bei  Zittau  wild  nach  den  Planen  der  Architekten 
Gebr.  Kießling  in  Kotzscheobroda-Dresden  und  unter  ihrer  Bau- 
leitung errichtet-  — 

Die  gewerblichen  Fachschulen  der  Stadt  Köln  feiern  Ende 
Oktober  d.  J.  das  Fest  ihres  as-jahrigen  Bestehens.   Die  Feier  soll 
werden  mit  der  Einweihung  der  neuen  Maschinenbau- 
<r,  welche  die  Stadt  Köln  mit  einem  Kostenaulwmide  von  rd. 
3  Mill.  M. 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Telegr.-lng  Prof.  Dr.  Breisig  ist 
2.  Ob.-Telegr.-Ing.  im  Keicbspostamt  und  der  Postbauinsp.  Brt. 
Rubach  s  Keg-Rat  u.  Verwalt  -Mitgl.  der  Reicbsdruckerci  ernannt. 

Der  Garn.-Bauinsp.  Ludwig  in  Stettin  ist  mit  der  Bauinsp.- 
Slelle  bei  der  Bauverwaltg.  d-  Ostasiat-  Besatzungs-Brigade  beliehen. 
Der  Garo.-ßauinsp.  Duerdoth  in  SteUin  ist  als  lechn.  Hilfsarb.  1. 
Int.  des  11  Armee-Korps  versetzt. 

Der  Mar  -Brt  Heisermann  ist  s.  Mar.-Ob.-Brt.  und  Schill- 
bau-Betr.-Dir.,  der  Mar.-Bmstr.  Rcilz  z.  Mar.-Ob.-Brt.  u.  Maschinen- 
bsu-Bctr.-Dir ,  der  Mar.-Bmstr.  Kol lmanii  1.  Mar.-Brt.  und  Halen- 
bau Betr.-Dir.  und  der  Kgl.  preuö.  Brt.  Ehrhardt  1.  Kais.  Reg  - 
u.  Brt  u  bautechn.  *t*nd,  llillsarb.  im  Kcklisamt  des  Inneren  ernannt. 

Baden.  Dem  Ob -Brt.  Prof.  Dr.  Warth  au  der  Techn.  Hoch- 
schule  in  Karlsruhe  ist  das  Ritterkreiu  den  ( Irden*  HcrthnM  I.  verlieh. 

Der  Reg.-Bmstr-  J  o  a  r  h  1  m  in  Bruchsal  ist  r..  liahnbauinsp.  nach 
Ottenburg  versetzt. 

Preußen.  Dem  Geh.  Ob  -Bit ,  Prof  Karl  Hoimannin  Darm- 
stadt  ist  der  Rote  Adler-OrJen  Hl  Kl .  dem  Oberingen.  Schotte, 
Prof.  an  der  Techn.  Hochschule  in  Danrig  der  Kote  Adlcr-Ordcn 
IV.  Kl.  und  dem  Brt.  Kud  11  a  a  c  k  in  F.berswalde  der  Kgl,  Kronen- 
Orden  III.  Kl  verliehen. 

Versetzt  sind  die  Reg  -Bmstr.:  Breitspre<-her  von  Danzig 
nach  Nakel  and  P  1 1 11  k  e  von  Nienburg  nach  Westerland  a.  Sylt. 


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Zur  Beschäftigung  uberwiesen  sind  die  Ree  -Bmatr  Geniel  der  streichen  ?  Sollte  es  möglich  sein,  durch  Behandlung  mit  einer  cherni- 

Rcf.  in  Merseburg,  l'roske  der  Reg.  in  Sude,  Burkowitz  der  icheo  Substanz  (vielleicht  Salzsäure)  den  jeuigen  schwirren  Ton  tu 

Reg.  in  Schleswig,  derlei  der  Reg.  in  Königsberg  i.Pr.,  Seyf  ferlh  beseitigen  und  durch  das  schone  Blaugrun  zu  ersetzen?  Muß  die  be- 

in  Geestemünde  der  Kgl.  F.isenb -Uir.  in  Essen  und  Wiedcmann  stehende  Oberfläche  zuerst  abgerieben  oder  abgeschliffen  werden, 

in  Schleswig  der  Kgl.  Ei»enb.-Dir.  in  Breslau.  damit  der  rote  natürliche  Kupferton  wieder  zum  Vorschein  kommt. 

Die  Rejj.-Bfhr.  Walter  Hoffmann  aas  Berlin,  Karl  Marcus  und  kann  jene  erst  dann  in  der  Weise  behandelt  werden,  wie  es  zur 

aus  Dessau,  Herrn    Baumann  au»  Kerspenhausen  und  fiusU  Erzeugung  der  grünen  Farbe  notwendig  Ut?  —        P.  in  Zürich. 

r>CL!n,?,r.  ""f?™  (Hochbfch.);  -  Dagobert  G  r  .  e  I  t  e  r  «u.  Fragebe.ntwortungen  au«  dem  Leserkreise. 

(■r-Strchlitz  uod  Anker  flonemann  aus  Altona   Eisenbich.): —  .,     .   ,                   _    f.         „  .  ,.,  „           .  „, 

Alfr.  Wangnick  aus  Seligerfeld  und  Ludw.  Heidt  aus  Alt-  ,        Anfragedes  Hrn.  Sladtbmstr  R  in  Wekenborg  ,n  No.asware 

Strehlitz  i  Meckl.  fMaseh,ßfch.)  s,nd  zu  Reg-Bmstrn.  ernannt.  ™*tvat£" logarithmo-graphrschen Tabellen,  von  Alb.Frank 

Der  Ei,enb.Dir.  Koenig  in  Gr.-ilswald  ist  gestorben.  indem  Werke:  .die  Be rechn u og  der  Kan, le  u  Roh rler t un - 

  gen* (erschienen  beiR  Uldenburg-JlQnchcnlOber  dieangeregte Frage 

genauen  Aufschluß  geben   —  F,  H.  Haertinger,  Ing.  in  München. 

Brief-  UOd  Fragekasten.  Es  gibt  eine  ganz  vorzügliche  derartige  Tabelle  von  Dipl.  Ing. 

u,„    r  tj    ,_  -»     «-„  r;..^»..  --.         u..       j.../«k...   Heyd,  erschienen  bei  Schlapp,  Buchhandlung  in  Dariastadt.  Die 

Hrn.  J.  M.  In  öt.    sie  linden  enl sprechende  Ausführungen  -t--^-,i-  ......     _      ,      VI'  ,  .  k   ^  ,  „  tr    .  .  , 

r\.   c          .         j_      c  j„r    -.  Tabelle  gestattet  von  den  inbetracbl  kommenden  a--t  Vs-air  n 

i  Dlsehe.  Bztg.  1901,  5.  13a,  14Q  und  loot,  S.  10a  und  aaa.  Es  ist  je~     u   -  j-  ■.       r  <>■■    o  1.  j     1. _  r>  1  -  1/  -.       j  . 

_.  .„  _„L...nTj:I~»  ,  „„,  *  k  5.  r  ..  (Geschwindigkeit,  Gefalle,  Rohrdurchmesser,  Rubigkeilagrad  usw.) 

eine  der  merk  würdigsten  Anomal  en  unserer  Kunstscbutz-Gesetz-  ,  .  ,  '         .- '  .      \r    1  u       j  TT      ...  ' 

j  «  _  «  a  /■•  1.»  j  t>*.  .  f  <  »tetse  ne  nach  dem  graphischen  Verfahren  des  franz  Mathematikers 
gebung,  daß  vom  Aeußerrrn  eine«  Gebäudes  eine  Photographie  auf-  u  .__  r\  -r  1  1  ■  .  .  „.  -  ....  .  -.  . 
genommen  und  bibliographisch  verwertet  werden  kann  ,  ohne  daß  ^  "cagne  zu  bestimmen  D,e  Tafel  ist  sehr  obers.chthch,  mit  Anwen- 
der Urheber  ein  Recht  de.  Einsprüche,  hat,  <l.ß  aber  .lern  Photo-  teh^Ä"^"!'^"  nf^V  Mk 
grapben.  der  die«  Aufnahme  macht,  das  pbotogr.phische  Bild  ge-  beIt ™  Zf^r2*\Uc sind  ^h  Z^^hShlZL^faDL 
schützt  ist.  In  dem  neuen  Gesetzentwurf  betr  das  Urheberrecht  .  Derartig«:  Tsbellen  sind  nach  genauen  Beobachtungen  für  Dres- 
iif    u     j     l  ij    j     lt     .      j  j-      \<   uni.  -         _  u  _  den  aufgestellt  und  in  einem  Auls.»;/  über  Kai  ausation  in  der  Holz- 

an  Werken  der  bildenden  Kunst  sind  diese  V  erhältnisse  gemildert —  _,.  .  *      •.„.,  ...       u...<  1  l„  .0    ...    ...  u.  j  -  1 

*  miodener  Zweitschrift  für  Baubandwerker  1893  verolfenthcbt  desgl. 

Anfragen  au  den  Leserkreis.  in  der  „Dtsch.  Bauztg  ■  i88j,  S  90,  ia8,  at»  —      Gebr.  B  in  W 

Eioc  hiesige,  vor  15  Jahren  erbaute  prächtige  Villa  im  italienischen  -•       -  ■  _      —    .    .  ,  

Renaissancestil  ist  mit  einer  großen  Kuppel  geschmückt.   Die  Ein-  ,1"JJ»K:  ü*"  neu*  Rathaus  in  Charluueobiur  ISchlu»,.  -  Der  Hafen 

de,  kung  der  letzteren  fand  ,  7  mi,  Kupferblech  statt,  welche,  im  ^MAtSÄ^^^ 

Laufe  der  jähre  eine  grausch  warzc  Farbe  bekommen  hat.  Der  Ausstellung™  Xarnberg  1936.  -  PreitbeTverbuBgen.  -  Chronik.  -  Prr<.o- 

Kesitzer  ist  darüber  nicht  sehr  entzückt,  umso  mehr  nicht,  als  er  s.  X.  nal  -  Sachru-hW  —  Hrnf-  und  FisgekaHim  —  Bekanntmachung  des  Ver- 

das  Kupferdach  in  der  Voraussetzung  erstellen  ließ,  es  würde  mit  den  bände»  deutscher  Arch..  und  hag.-Vereine. 

lahren  eine  schone  g  r One  Farbe  erhalten,  wie  das  so  ausgesprochen  ...  o-ijl    1        T.  ~ä  .i.       -  r-u    1  ..  u 

bei  einigen  Kupfer  Beda,  hungen  am  Zwinger  in  Dresden  der  F.II  ist.  Hierzu  eine  Bildbeilage :  Das  neue  Rathaus  in  Charloltcnburg. 

Wie  w.\re  es  nun  zu  erreichen,  diesem  Kupferdach  eine  rost-  Verlag  der  Deutschen  Bauzeitung,  G.  m.  b.  Ii.,  Berlin.   Far  die  Redaktion 

grün«:  Farbe  zu  geben,  obne  dasselbe  gerade  mit  Oclfarbe  anzu-  verautwcrtl.  Albert  Hoiraann,  Berlin.   Drurk  van  Wilh.  Grtu,  Berlin. 

Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 

Tagesordnung  der  XXXlil.  Abgeordneten -Versammlung  in  Düsseldorf  am  Freitag,  den  9.  und 

Sonnabend,  den  10.  September  1904. 
I.  Geschäftlicher  Teil. 

1.  Allgemeine  Mitteilungen.    Vorlage  des  Geschäftsberichtes 

2.  Abstimmung  Ober  die  Aufnahme  des  Vereins  der  Architekten  und  Bauingenieure  Essens. 

3.  Bericht  Ober  die  Einnahme  des  Verbandes  aus  seinen  literarischen  Unternehmungen. 

4.  Vorlage  der  Abrechnung  1903.  Berichte  der  Rechnungsprüfer.  Wahl  von  3  Vereinen  zur  Rechnungs- 
prüfung für  1904. 

5.  Wahl  eines  besoldeten  Geschäftsführers  anstelle  des  bisherigen  Geschäftsführers  Hrn.  Eisclcn,  der  mit 
Ablauf  seiner  Amtsperiodc  am  1.  Januar  1905  auf  alle  Falle  ausscheiden  will.  (Hierzu  folgt  eine  be- 
sondere Vorlage.) 

6.  Vorlage  des  Voranschlages  für  1905.    Festsetzung  der  Mitglicdcrbeiträgc  für  dieses  Jahr. 

7.  Antrag  des  Hamburger  Arch  -  und  "lng.-Vcreins  betr.  Abänderung  des  §  26  der  Verbands-Satzungen. 

8.  Antrag  des  Arch.-  und  Ing -Vereins  zu  Kassel  auf  Bewilligung  eines  Beitrages  zu  einem  Denkmal  für 
Ungewittcr  in  Kassel. 

9.  Bewilligung  eines  einmaligen  Beitrages  an  das  Museum  für  Meisterwerke  der  Naturwissenschaft  und 
Technik  in  München. 

10.  Vorlage  einer  Uebersicht  über  die  bisherigen  Ausgaben  für  das  Werk:  „Das  Bauernhaus  im  deutschen 
Reiche  und  in  seinen  Grenzgebieten"  und  Antrag  auf  Bewilligung  der  voraussichtlich  noch  aufzuwen- 
denden Mittel  zu  seiner  Fertigstellung. 

1 1.  Wahl  zweier  neuer  Vorstandsmitglieder  anstelle  der  ausscheidenden  Herren  Buben  de  v  und  v.  Schmidt, 
welche  seit  4  Jahren  im  Vorstande,  also  nach  §  26  der  Satzungen  nicht  wieder  wählbar  sind. 

12.  Wahl  des  Ortes  für  die  Abgeordneten- Versammlung  1905  und  die  Wanderversammlung  1906. 

13.  Bericht  über  den  Fortgang  des  Werkes:  »Das  Bauernhaus  im  deutschen  Reiche  und  in  seinen  Grenzgebieten". 
i+.  Bericht  über  die  Neuauflage  des  Nortnalprofilbuches  für  Walzeisen. 

15.  Bericht  Ober  das  Werk  über  den  Feuerschutz  von  Eisenkonstruktionen, 

16.  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  ständigen  Ausschüsse,  a.  Fachausschüsse,  b.  Wettbewerbs- Ausschuß. 

17.  Nicht  auf  der  Tagesordnung  stehende  Mitteilungen  geschäftlicher  Art. 

IL  Technisch-wissenschaftlicher  Teil. 
A.  Ausführung  der  Beschlüsse  der  Abgeordneten-Versammlung  in  Dresden. 

18.  Eingabe  usw.  betr.  Gebühren  der  gerichtlichen  Sachverständigen  (Referent  der  betr.  Ausschuß). 

19.  Erläuterungen  zu  den  Bestimmungen  über  die  zivilrechtliche  Haftbarkeit  (Referent  der  betr.  Ausschuß). 

20.  Normalien  für  I  Iausc  iitwässerungs-I.eitiingen  und  Vorschriften  für  die  Ausführungen  der  Leitungen  (Re- 
ferent der  bestehende  Ausschuß!. 

21.  Werkvertrag  zwischen  Bauherrn  und  Unternehmer  mit  allgemeinen  Bedingungen,  sowie  Vertrag  zwischen 
Bauherrn  und  Architekten  oder  Ingenieuren  (Referent  der  bestehende  Faeh-Ausscbuti  für  Arch.  u.  Ing.l. 

22.  Einheitliche  Bestimmungen  für  Eisenbeton-Konstruktionen  (Referent  der  betr.  Ausschuß  des  Verbandes). 

23.  Grundsätze  für  Wettbewerbe  (Referent  der  betr.  Ausschuß). 

24.  Kommentar  zur  Gebührenordnung  (Referent  der  betr.  Ausschuß! 

B.  Neue  Vorlagen. 

25.  Stellungnahme  des  Verbandes  zu  dem  Entwurf  eines  Urheberrechtes  an  Werken  der  bildenden  Kunst 
und  der  Photographic. 

26  Nachträgliche  noch  nicht  in  die  Tagesordnung  aufgenommene  Anträge. 
Frankfurt  a.  M  -Berlin,  im  Juni  1904 

Der  Vorstand  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 
Neher.      Bubetuley.       v.  Schmidt.       Haag.  Eiselen. 

33a  *o.  53. 


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§  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  54.  BERLIN,  DEN  6.  [ULI  1904 


Die  Umgestaltung  von  Alt-Brüssel 

wischen  der  Nieder-  und  <I<T  Oberstadt  von  Brüssel 
mangelt  es  an  den  nötige*  Verkehre- Verbindungen. 


Die  idt  umfaßt  das  Kathaus,  die  Marktplatze 

und  Hanptgescblftsviertd,  in  der  Oberstadl  befinden  sich 
die  Paläste,  StaatsgebAude  und  vornehmeren  Wohnstraßen. 
I  »er Höhenunterschied  beträgt  in  dem  auf  unserem  (.agcplan 
dargestellten  Stadtteil  nicht  weniger  als  58,08  —  23,13  rd 
35  m  Die  Verbindungen  von  unten  nach  oben  beschränken 
sich  im  wesendichen  auf  die  beiden  Straßcnzügc  Rue  de  la 
Montagne  —  Kue  Ste.  Gudule  —  Rue  du  Treurenberg  und 
Kue  Madeleine  Kue  Montagne  de  la  cour,  beide  steil  (bis 
1  :  10)  und  eng  tbis  8,5  ml.  Die  Anlage  von  Straßenbahnen 


mit  tierischem  oder  elektrischem  Betrieb  war  hiernach 
nicht  angängig.  Her  alte  Stadtteil  zwischen  diesen  Straßen- 
zügen, das  Quartier  de  la  Puttene  und  das  l'nivcrsiläts- 
viertcl  blieben  in  der  Entwicklung  zurück 

Seit  langen  Jahren  plant  man  Verbesserungen,  die 
den  heutigen  Verkehrs-Anforderungen  entsprechen  und 
neues  Leben  in  die  alten  Viertel  bringen  sollen.  Kein 
Geringerer  als  der  König  selbst  de  „K01  Batisseur"»,  und 
nicht  zuletzt  der  kunstsinnige  frühere  Bürgermeister  Karl 
Buls,  beteiligten  sich  an  den  Entwürfen,  deren  Schwierig- 
keiten einesteils  aus  den  hohen  Bodenprcisen  der  Laden- 
straßen und  anderenteils  aus  zwei  gleichzeitigen  Bauab- 
sichten des  Staates  entsprangen.  Ein  I.icblingsgcdanke 
des  Königs  war  n.lmlieh  die  Schaffung  des  sogen  .Moni 
des  Arts"  durch  Erweiterung  der  Museen  und  Vorrückung 
derselben  in  die  Hauptfront  der  Rue  Montagne  de  la  Cour, 
und  eine  Notwendigkeit  des  großen  Eisenbahnverkehres 
«TU  die  Verbindung  des  Nordbahnhofes  mit  dem  Süd- 
bahnhof mittels  Schaffung  einer  unterirdischen  Stadt- 
bahn, deren  zentrale  Haltestelle  nur  in  dem  Quartier 
de  la  Puttcrie  Platz  finden  konnte.  Nach  Berliner  Vorbild 


werden  die  Züge  nach  Paris  demnächst  auf  dem  Bahn- 
hofe Schaerbcek,  nordlich  von  Brüssel,  gebildet  werden 
und  die  Stadt  durchqueren,  während  die  nach  Holland 
und  Deutschland  bestimmten  Züge  im  Süden  von  Brüssel 

t>ei  Forest  entspringen  und  die  Stadt  in  nordlicher  Richtung 
unterfahren  werden.  Unser  Lageplan  zeigt  die  Zentral- 
hallestelle (Hauptbahnhof  wlrc  zuviel  gesagt)  als  annähern- 
des Rechteck  von  75  zu  142  ■  in  dem  groflen  Mittelblock, 
zeigt  ferner  die  Erweiterung  des  Museengebäudes  mit  Vor- 
platz und  Freitreppe.  Der  Gesamtplan  der  Umgestaltung 
ist  unter  Zurücklegung  und  Abänderung  früherer  Entwürfe 
allmählich  in  Teilen  entstanden,  ist  aber  schließlich  von 

Staat  und  Siailt  einheit- 
lich zusammengefaßt  und 
zum  Gegenstand  eincs 
Vertrages  gemacht  wor- 
den, der  die  technischen 
und  finanziellen  Seiten 
des  gewaltigen  Unter- 
nehmens regelL 

Die  neu  zu  gewinnen- 
denHauptverkehrslinien 
zwischen  Nieder-  und 
Oberstadt  bilden  ein  Y. 
Der  untere  Zweig  dieses 
Buchstabens  ist  ein  ge- 
krümmter Durchbruch 
von  der  Vereinigungs- 
stelle der  Straßen  de  la 
Montagne,  des  Eperon- 
niers  und  de  Madefeine" ) 
bis  zur  Straße  Marchc 
NU  bois ;  der  linke  obere 
Zweig  führt  zur  bisheri- 
gen Inipasse  du  l'arc,  an 
welche  sich  die  Rue  de 
la  Loi,  eine  Hauptstraße 
der  oberen  Stadt,  an- 
schließt ;  der  rechte  obere 
Zweig  erreicht  im  großen 
Rogen  das  obere  Ende 
der  Straße  Montagne  de 
laL'our  und  dadurch  die 
Place  Royale.  Die  Krüm- 
mung dieses  Straßen- 
zuges  hat  zwar  auch 
schönheitliehe  Bedeu- 
tung; ihre  eigentliche 
Begründung  ist  aber  eine 
praktische:  Verlänge- 
rung der  Linie  behufs 
Ermäßigung  der  Stei- 
gung und  Umgehung  allzu  kostspieliger  Enteignungen.  Das 
SteigungsverhAltnis  wird  aul  der  Strecke  AIK'  nach 
dem  Architekten,  der  sje  zuerst  vorschlug  Rue  Maquet 
genannt  —  bis  auf  1  :  19.  auf  der  Strecke  Ii  V  bis  auf  1  :  16 
ermäßigt  Die  Straßenbreite  soll  von  A  bis  ft  22  m,  auf 
den  Abschnitten  ß  C  und  B  D  ao  ,n  betragen  Umgangen 
sind  insbesondere  die  Universität,  die  Socicto  Generale, 
die  (  aissc  des  Reports,  die  Häuser  des  (Irafen  l'rsr|  und 
des  Fürsten  t'himay,  sowie  die  Bntqac  de  Paris,  außer- 
dem mehrere  kleine  Inseln  von  Oesehäftshäiisern,  die  aus 
der  Abbildung  ersichtlich  sind.  Die  zukünftigen  Strafen 
bahnlinien  sind  eingetragen  Von  der  Maquet-Straße  soll 
eine  iB  m  breite  neue  Straße  nach  dem  städtischen  Bei- 
geordneten für  das  Bauwesen  Kue  Leurs  genannt  auf  die 
Mitte  der  neuen  MnscunMfaasade  fuhren  Die  Universität 
erhält  einen  Vorplatz  und  neue  Flügelbauten  an  der  IMz- 
markt-Slraße.  I  eher  dem  südlichen  Teil  der  Zeniralhalte- 
stelle  soll  ein  Neubau  Mir  eine  Warcnlxirse  140.  75  m)  er- 
richtet werden   mit  Zugäugen  von  drei  Straßen.  Die 

I  Auf  dir  Vrrdrilt*,  hunr  drr  Mi  jlf  iiratnrn  ist  hi«T  Yrrzictilrt,  irnl 
tir  eich  nur  zomtrri  durrhlnhirn  Itettr 


333 

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Straßen  Ste.  Gudule  und  Duquesnoy  werden  duTch  eine 
gleichfalls  gebogene  neue  Strafte  verbunden,  deren  mittlere 
Strecke  30  ■  breit  ist  und  den  Bahnhofsvorplatz  bilden 
wird.  Rechtwinklig  zu  diesem  soll  eine  ao"  breite,  im  Ver- 
hältnis 1  : 16  ansteigende  Straße  den  unmittelbaren  Bahn- 
hofszugang von  der  Stadtmitte  ermöglichen.  Dali  der 
Bahnhofsvorplatz  im  durchgehenden  Straßenverkehr  liegt, 
dürfte  als  eine  Schwäche  des  Planes  zu  betrachten  sein. 

Bemerkenswert  ist,  abgesehen  von  dem  den  Stadt- 
bahnhof und  die  Börse  enthaltenden  Baublock,  die  Klein- 
heit der  Blöcke  und  deren  oft  dreieckige  und  zumeist 
spitzwinklige  Form.  Obschon  letztere  bei  Kampenstraßen, 
die  dem  Gelände  sich  anpassen,  überhaupt  nicht  zu  ver- 
meiden Ut,  darf  für  Belgien  die  große  Beliebtheit  der 
—  abzukantenden  oder  abzurundenden  —  Blockspitzen 
für  Geschäftshäuser  mit  großer  Kassadenentwicklung  her- 
vorgehoben werden,  Und  die  Blockahmcssungcn  werden 
verständlich,  wenn  man  erwagt,  daß  in  Brüssel  bei  dem 
gänzlichen  Fehlen  der  Mietkaserne  Baustellen  für  Ge- 
schäftshäuser oder  Wohnliäuser  von  6  zu  ao  ■»  bis  herab 
zu  5  m  Breite  bei  15  "»Tiefe  keine  Seltenheit  sind.  Unge- 
wöhnlich, für  deutsche  Verhältnisse,  ist  auch  die  Beibe- 
haltung und  Neuschaffung  sehr  schmaler  Nebenstraßen 
bis  herab  zu  5  m  Breite. 

Die  Geldbeschaffung  für  die  Ausführung  des  ausge- 
dehnten F.ntwurfcs  wird  dadurch  erleichtert,  daß  die 
Straßenbahn  •  Gesellschaft  für  die  Durchführung  der  Im- 
passe du  Parc  einen  Zuschuß  von  3,5  Mill.  Fr.  zahlt;  daß 
der  Staat  sich,  neben  dem  Bahnbau,  mit  einem  großen 
Teil  der  Straßen-Herstellungskosten  belastet,  zu  welchen 
die  Stadt  nur  500000  Kr.  beitragt;  daß  endlich  der  Staat 
bezüglich  des  kostspieligsten  Plantciles,  umschlossen  von 
den  Straßen  de  la  Montagnc,  Arcnbcrg,  Marche  aux  Bois, 
Cantersteen  und  Madclcine  eine  KosteobOrgschaft  gegen- 
über, der  Stadtgemeinde  übernommen  hat.  Diese  Bürg- 
schaft geht  dahin,  daß  die  Einnahmen  aus  dem  Verkauf  der 
neuen  Baugrundstücke  die  Enteignungskosten  der  bisheri- 
gen Liegenschaften  mindestens  decken  werden.  In  Belgien 
besteht  bekanntlich  zugunsten  der  Gemeinden  die  sogen. 
Zonen-Enteignung,  ohne  die  eine  so  eingreifende,  den 
großstädtischen  Verkehrs-  und  Baubedürfnissen  entsprin- 
gende Umgestaltung  überhaupt  nicht  ausführbar  wäre. 

Von  der  Höhe  des  „Parkes",  der  am  Rande  unserer 
Abbildung  beginnt,  bieten  sich  herrliche  Blicke  dar  Ober 
die  Niederstadt  Die  Erhaltung  dieses  Panoramas  der 
Stadt  ist  an  einzelnen  Punkten  durch  besonders  hohe 
Neubauten  infrage  gestellt  worden;  einige  derselben  hat 
der  König  aus  seinen  Privatmitteln  angekauft,  um  sie  er- 
niedrigen zu  lassen.  Die  Wiederkehr  solcher  Störungen 
wäre  bei  der  Neubebauung  des  hier  behandelten,  auf 
dem  Gehänge  zwischen  Nieder-  und  Oberstadt  entstehen- 
den Stadtteiles  nicht  ausgeschlossen.  Zu  den  Baubedin- 
gungen gehören  deshalb  auch  eingehend  erwogene  Höhen- 
beschränkungen, deren  hier  nur  Erwähnung  getan  wer- 
den soll;  zu  ihrer  Würdigung  würde  die  Veranschauürhung 
des  ganzen  Gcländerelicfs  nötig  sein. 

Die  Stadtgemeinde  Brüssel  ist  im  Begriff,  die  be- 
deutendste Umgestaltung  vorzunehmen,  die  bisher  in 
belgischen  Städten  geplant  wurde.  Sic  erstreckt  sich  auf 
etwa  25  >'»  der  mittelalterlichen  Stadt.  Man  wird  bereit 
sein,  nicht  blos  die  technische  und  wirtschaftliche  Be- 
deutung des  Planes,  sondern  auch  seine  schönheitlichen 
Vorzüge  anzuerkennen.  Zunächst  sollen  die  Maquel-Straßc 
und  die  Durchführung  der  Impasse  du  Parc  fertiggestellt 
werden,  damit  dort  die  behufs  Anlage  des  Museums  -Vor- 
platzes zu  enteignenden  Geschäftsleute  sich  anzusiedeln  Ge- 
legenheit finden.  Für  die  Erbauung  von  Arbeiter-Wohn- 
häusern, für  welche  die  neu  entstehenden  Straßen  zu  kost- 
spielig sind,  wird  gleichzeitig  an  anderer  Stelle  der  Stadt 
gesorgt  werden.  Möge  das  große  Werk  gelingen:  Dem 
Finanz-  und  Bautenminister  (trafen  deSmet  de  Nacycr, 
dem  Eisenbahnminister  L  i  e  b  a  e  r  t  und  dem  jetzigen  Büruer- 
meislcr  de  Mol,  den  Vätern  des  Vertrages  zwischen  Staat 
und  Gemeinde,  werden  die  Bürger  von  Brüssel  noch 
lange  Dank  schulden  für  eine  hochbedeutsame  Verbesse- 
rung und  Verschönerung  ihrer  Stadt.  —    j  <$tflODen 

Vermischtes. 
Röhm's  zerlegbare  Ofenmäntel  aus  Einzelwänden.  Diese 
Erfindung  hat  den  Zweck,  Heiz  Vorrichtungen  aller  Art  mit 
Kachel-,  Fliesen-,  Marmor-  oder  anderer  Üntmantelung  zu 
verschen,  ohne  am  Aufstellungsort  irgend  welche  Arbeiten 
verrichten  zu  müssen.  Es  werden  hierzu  Verkleidung— 
tafeln  oder  Einzelwände  verwendet,  die  mit  leicht  he- 
beren Verschlüssen  verschen  und  im  Voraus  in  der  Werk- 
stälte  angefertigt  sind.  Freistehende  Ummantelungen  wer- 
den lediglich  durch  das  Ancinanderschicbcn  oder  An- 
drücken der  entsprechenden  Anzahl  Einzclwänd«-  gebildet 

334 


Bei  an  der  Wand  stehenden  z.  B.  dreiseitigen  Heiz-  oder 
OfenmAnteln  genügt  das  Einschlagen  einer  Schraube,  um 
die  zwei  Seitenteile  damit  an  der  Wand  festklemmen  zu 
können,  während  das  Vorderteil  durch  Andrücken  an  die 
2  Seitcnwände  mit  diesen  verbunden  wird. 

Die  Verbindung  der  Einzclwände  an  einander  erfolgt 
mittels  Schnappverschlossen,  die  entweder  paarweise  oder 
sämtlich  unter  einander  verbunden  sind  und  welche  durch 
einen  Druck  auf  den  vorhandenen  Knopf  gleichzeitig  ge- 
öffnet werden  können.  Es  kann  demnach  das  Zerlegen 
der  Ofenmäntel  ebenso  rasch  wie  das  Aufstellen  vollzogen 
werden,  und  zwar  ebenfalls  ohne  Erzeugung  von  Schmutz 
oder  sonstige  Störung. 

Durch  die  allzeit  schnell  ausführbare  Zerlcgbarkeit 
ist  die  Möglichkeit  geschaffen,  nicht  nur  die  glatten  Innen- 
flächen der  Ummantelung,  sondern  auch  die  frei  dahinter 
aufgestellten  Dauerbrand-  oder  anderen  Oefen,  die  Heiz- 
körper der  verschiedensten  Art,  Gasöfen  usw.  jederzeit 
gründlich  zu  reinigen. 

Die  Herstellung  der  Verkleidungstafeln  oder  Einzel- 
wände erfolgt  unter  Benutzung  von  zwei  Arten  Eisen- 
rahmen, die  sich  durch  die  verschiedene  Gestaltung  der 
Ecken,  an  welchen  die  Verschlüsse  befestigt  sind,  unter- 
scheiden. Abbildg.  1  (S.  335)  stellt  die  Ansicht  der  beiden 


Abbildg.  5    Ofenverkleidung  in  Marmor. 

mit  h  und  f  bezeichneten  F.inzelwandrahnien,  je  halbseitig 
gezeichnet  dar,  während  der  Grundriß,  Abbildg.  2,  in  der 
oberen  Hälfte  einen  geschlossenen,  in  der  unteren  Hälfte 
einen  geöffneten,  vierseitigen  Ofenmäntel  wiedergibt  Be- 
trachtet man  die  Linie  re  in  Abbildg.  2  als  Wandlinic,  dann 
stellt  jeder  halbe  Grundriß  einen  dreiwandigen  Heizmantel 
dar.  Abbildg.  3  zeigt  die  oberen  Ecken  zweier  Einzel- 
wandrahmen  mit  vierfach  gekuppelten  Verschlüssen  vor 
dem  Aneinanderrücken.  Abbildg.  4  gibt  eine  obere  Eck- 
Darstellung  zweier  fertiger  Einzelwände,  die  völlig  ver- 
bunden sind,  wieder;  Abbildg.  5  schließlich  zeigt  eine  in 
Marmor  hergestellte  Verkleidung. 

1  >ie  durch  deutsches  Kcich~patcnt  und  Gebrauchsmuster 
geschützten  Konstruktionen  des  Nürnberger  Architekten 
David  Köhm  sind  auch  für  elagcnförmigc  oder  Ober  Eck 
gestellte  Heizmäntct  verschiedenster  Art  anwendbar.  Eben- 
so dienen  diese  Vcrkleidungstafcln  zur  Bildung  von  Ofen- 
wänden oder  zur  Bekleidung  von  anderen  Wandflächen 
oder  auch  von  Decken.  — 

Die  Bauten  auf  dem  Sonnenstein  bei  Pirna.  Vor  einigen 
Wochen  veröffentlichte  der  bekannte  KunstschrillsteUer 
und  1  lerausi;eber  des  „Kunstwart",  Ferdinand  Avcnarius, 
in  Dresdner  Tagesblattcrn  eine  scharfe  Kritik  Ober  die 
neuen  Bauten  auf  dem  Sonnenstein  bei  Pirna.  Die  alte 
Veste  Sonne nste in  dient  jetzt  bekanntlich  als  Irrenanstalt 

No.  54. 


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und  untersteht  in  baulicher  Hinsicht  der  von  der  übrigen 
Staatsbauverwaltung  unabhängigen  Bauinspektion  im  Mini- 
sterium des  Inneren.  Da  die  vorhandenen  Baulichkeilen 
nicht  mehr  ausreichten,  zumteil  wühl  auch  baufällig  waren, 
sind  in  den  letzten  Jahren  große  Neubauten  ausgeführt 
worden.  Diese  Neubauten  weichen  in  mehrfacher  Be- 
ziehung von  den  sonstigen  Staatsbaulen  ab.  indem  sie 
nicht  nur  —  im  Gegensatz  zu  der  jetzt  in  Sachsen  ge- 
übten Sparsamkeit  —  eine  reiche  Verwendung  reiner  Sand- 
steinarbeiten und  bildnerischen  Schmuckes  zeigen,  son- 
dern —  und  das  ist  es,  was  Avenarius  angreift  —  indem 
sie  ohne  Rücksichtnahme  auf  ein  harmonisches  Zusammen- 
klingen mit  der  schönen,  durch  Natur,  altchrwürdigc  Kunst 
und  Geschichte  geheiligten  Umgebung  lediglich  ihre  Son- 
derexistenz  hervorheben. 

Wenn  wir  Avenarius  auch  nicht  in  allen  Funkten 
folgen  können,  vielmehr  zu  berücksichtigen  haben,  dali 
das  Bedürfnis  des  Tages  oft  mächtiger  ist  als  das  Verlangen 
nach  einheitlicher  Gestattung,  so  müssen  wir  doch  dem 


AW»Uo.\. 


Preisbewerbungen. 

In  einem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Bennigsen- 
Denkmal  In  Hannover  erhielt  den  I.  Breis  von  3000  M. 
Hr.  Bildh.  Gundelach  in  Gemeinschaft  mit  Hrn.  Arch. 
Otto  Lüer,  beide  in  Hannover;  den  II.  Preis  von  aooo  M. 
Hr.  Bildh.  H.  Dammann  in  Charlottenburg.  Die  III.  Preise 
fielen  den  Bildhauern  II.  Giesecke  in  Charlottenburg.  Prof. 
Hilgers  in  Berlin  und  Prof.  H.  Volz  in  Karlsruhe  zu.  — 

Chronik. 

Die  NeumÜMter-Prelhelt  in  Würzburg.  Seit  einigen  Jahren 
ruhen  beim  bayer.  Staatsminislerium  die  Akten  Ober  die  Krage,  ob 
die  NeumQnster-Freihcit  (ein  durch  Abbruch  des  alten  Eandgcrichts- 
Gebludes  freigewordener  Platz  zwischen  dem  Dom  und  der  Neu- 
mOnsterkirchel  wieder  bebaut  werden  »olle.  Die  Mehrheit  der 
Bevölkerung  ist  im  Interesse  des  Verkehres,  der  Hygiene  und  nicht 
zuletzt  der  dadurrh  mehr  hervortretenden  architektonischen  Schön- 
heiten beider  Kirchen  für  Freilassung  des  Platzes.  Vor  kurzem 
legte  die  unterfrlnkische  Kreisregierung  dem  Magistrat  nahe,  einen 


zwev4r  Jf'tmrlwaiul,  ^»  1 
■KwUtrltU^.M; 


T  :  -.  '■  t  l  .  »- 
-L  h  L 


&T»«ST.V  .ScV.*>\t-.»-V 


j 


zweier  fertiger 


Bedauern  Ausdruck  geben,  dati  die  Urheber  jener  Bauten 
sich  über  all  die  Bedenken  hinwegzusetzen  vermochten, 
die  einem"  künstlerisch  fühlenden  Architekten  als  unüber- 
steigbar  erschienen  wären.  In  protziger  Ueberhebung, 
mit  Vorsprüngen  und  Rücklagen,  Giebeln  und  Spitzen 
stehen  die  neuen  Gebäude  neben  dem  alten  Schloß,  das 
in  seiner  schlichten  Einfachheit  mit  dem  an  der  Ecke  aus- 
gebildeten turmartigen  niedrigen  Aufbau  jedem  wirklichen 
Baukünstler  geradezu  als  Musterbild  erscheinen  müßte. 
So  ist  denn  ebensowohl  das  bekannte  reizvolle  Bild  von 
der  Elbe  aus,  wie  das  dem  großen  Publikum  weniger  be- 
kannte Bild  von  der  Hochebene  aus  für  immer  vernichtet! 

Ist  diese  Tatsache  als  recht  betrübend  zu  bezeichnen, 
so  müssen  jedem  Freunde  echter  Kunst  schwere  Be- 
denken für  die  Zukunft  aufsteigen,  wenn  er  sieht,  daß  es 
sich  in  vorliegendem  Falle  nicht  um  eine  einzelne  Ent- 
gleisung, sondern  um  ein  System  handelt,  denn  auch  die 
sonstigen  zahlreichen  Neubauten  der  genannten  Bauinspek- 
tion zeigen  den  gleichen  Mangel  in  der  Losung  der  ge- 
stellten Aufgaben.  Unwillkürlich  fragt  man  sich,  wie  diese 
Planungen  die  Zustimmung  der  entscheidenden  Instanz 
finden  konnten  und  warum  die  Planung  der  Kirchenbauten 
nicht  bewährten  Architekten  übertragen  oder  auf  demWcgc 
öffentlicher  Ausschreibung  gesucht  wurde.  —      —  x. 

6.  Juli  1904 


Rühm's  zerlegbarer  Ofenmantel  aus  Einzelwänden. 

Wettbewerb  aber  die  Frage  auszuschreiben,  ob  der  Platz  bebaut 


freigelassen  werden  solle.   Das  Gemeinde-Kollegium 
im  Anschluß1  ao  einen  froheren  Beschluü  die  Mittel  für  diese  Kon- 
kurrenz und  sprach  sich  fftr  Freihaltung  des  Platzes  aus.  — 

Das  Bismarck  -  Denkmal  für  Bremen  hat  nunmehr  seine 
Statte  erhalten.  Es  wird  nach  dem  Entwürfe  des  Bildhauers  Prof. 
Ad.  Hildebrand  in  Mönchen  ein  Keiterdenkmal.  welches  nach 
dem  Vorschlage  des  Künstlers  seinen  Platz  unmittelbar  neben  dem 
Nordturm  des  Domes,  die  Längsrichtung  parallel  mit  der  Turm- 
scite,  bekommt.  — 

DI«  Erbauung  eines  dritten  großen  Krankenhauses  an 
der  HörwarthstraUe  In  M  ünchen  mit  einem  Gc^amtuufwsnde 
von  rd.  14  Mill  M  wurde  durch  die  beiden  stldL  Körperschaften 
am  1.  Juli  einstimmig  genehmigt.  Die  Entwürfe  zu  der  im  gröütcn 
Stile  gedachten  Anlage  summen  von  Hrn.  stadt.  Bausmtroann 
Schachner.  Das  Krankenhaus,  lOr  1300  Kranke  berechnet,  soll 
in  mehreren  Perioden  zur  Ausführung;  gelangen.  ;  die  erste 
Periode  ist  die  Errichtung  von  Bauten  im  < .t »amtbetm^e  »011  etwa 
7300000  M.  vorgesehen.  — 

Eine  MUnchener  Ausstellung  für  angewandte  Kunst  1905 
wurde  durch  die  .Vereinigung  für  angewandte  Kunst*  beschlossen. 
Für  die  Ausstellung  wurde  seitens  des  Kultusministeriums  das 
Studiengeblude  des  neuen  Njtionalmuscum«.  in  München  zur  Ver- 
fügung gestellt.  — 

Zur  Erbauung  der  RotenturmbrUcke  In  Wien,  einer 
Brücke,  die  den  Donaukansl  im  Zuge  der  KotculurnistraOe-Lilien- 
soll,  wurde  nach  einem  cngcien  Wcttbe- 


335 

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wcrb  der  Entwurf  in  Eisen  der  Unternehmung  I..  A  J.  Ui  ro  A  A.  K  ur  z 
zur  Ausführung  gewählt.    Die  Bausumme  betragt  667  000  Kr.  — 

Eine  Kaiser  Franz-Josef-Talsperre  bei  Komotau  in  Böhmen 
ist  erhelltet  worden.  Die  feierliche  Schluflsteinlegung  findet  am 
10.  Juli  d.  1.  Matt.  — 

Künstlerische  Kandelaber  vor  dam  kais.  kOnlgl.  Hof- 
Opernhause  in  Wien  »ollen  rni  Herbste  dieses  Jahres  zur  Aul- 
stellung  gelangen.  Die  Kandelaber,  die  in  Bronze  gegossen  sind, 
zeigen  das  Siegdicd-  and  das  Don.Juan-Motiv  und  sind  Werke  der 
Bildhauer  Fritz  Zerrilsch  und  Karl  Altncroth  in  Wien.  — 

Neue  Donaubruck«  bei  Ruatschuk.  Wegen  des  Baues 
einer  neuen  Donaubrlickc  bei  Rustschuk  werden  zwischen  der 
rumänischen  undder  bulgarischen  RcgicrungVcrhandlungen  geführt.  — 


Personal-Nachrichten. 

Bayern.  Der  Dir -Am.  Eberrae  y  er  in  Kempten  ist  z. 
Vorst,  der  Bahnstation  Traunstein  und  der  Eiscnb.-Ast.  Hennch 
in  W Orzburg  zum  Staatsbahning.  I  das.  berufen 

Dem  Reg.-  u.  Kr.-Bauass.  Raithcl  in  Würzborg  ist  die  nachges. 
Entlass.  au*  dem  Staatsdienst,  mit  Rücktritt  auf  die  Daoer  von 
3  Jahre»,  bewilligt.  —  Dem  Bauamtm.  Faber  in  NUrnber  ist  die 
Reg.-  u.  Kr.-Bauass -Stelle  f.  d.  logfch.  bei  der  K.  Reg.  von  Unter- 
franken  und  Aschaffenburg  verlieben. 

Der  Bez.-Ing  Baumgärtel  in  Lindau  ist  infolge  Krankheit 
in  den  Ruhestand  getreten. 

Preußen.  Verliehen  ist:  Dem  Reg.-  u.  Brt.  a.  D.  Riese,  Dir. 
der  Firma  Ph.  Holzmann  &  Ko.  und  der  internal,  ßaugesellscbaft 
in  Frankfutt  a  M  ,  dem  Ob -log.  Krone,  Prokur  der  Tiefbau- 
Firma  R.  Schneider  in  Berlin,  dem  Dir.  Backhaus,  Vorst -Mitgl. 
der  Firma  C.  Hark  ort  in  Duisburg  und  dem  Hattendir.  G  u  t  h  e  i  1 , 
Vorst.-Mitgl-  der  ßruckenbauanst  Union  in  Dortmund  der  Kote 
Adler-Orden  IV.  Kl.;  —  dem  Aren.  B  u  n  i  in  Rom  der  Kgl.  Kronen- 
Orden  II.  Kl  ;  —  dem  Ob.-Ing.  Lauter,  Dr.  der  Firma  Ph-  Holz- 
mann  A  Ko.  in  Frankfurt  a.  M.  der  Kgl.  Kronen-Orden  HI.  Kl.;  - 
dem  Ob.-Ing.  Hocbeggcr  in  Frankfurt  a.  M  und  dem  Ing. 
Wendchorst  in  Mainz  bei  der  Firma  Ph.  Holtmann  A  Ko., 
dem  Ob  -Ing.  Herrmann  in  Mainz  bei  der  BrQckeobauansL 
Gustavsburg,  dem  Ing.  H  o  I  m  g  r  e  n  in  Mainz  bei  der  Tiefbaufirma 
R.  Schneider  in  Berlin  und  dem  Reg-Bmstr.  T  e  11  b  n  e  r  in  Char- 
lottenburg der  KgL  Kronen-Orden  IV.  Kl. 

Der  Reg  -  Bmstr.  Langen  ist  von  KolbergermOnde  nach 
Sorenbobm  versetzt. 

Zur  Beschäftigung  sind  Überwiesen  die  Rcg.-Bmstr.;  Hocke- 
rn eyer  der  Kgl.  Reg.  in  Dan/ig,  Albach  der  Kgl.  Eiacnb.  -  Dir. 
in  Hannover  und  Paul  Lehmann  der  Dir.  in  St.  Joh.-Saarbrftcken. 

Die  Reg  -Bfhr.  Waller  Schmidt  aus  Frankfurt  a.  O,  Karl 
Meyer  aus  Stargard  i  P  ,  Fritz  Crzellitzer  und  Paul  Emme- 
rich aus  Berlin  (Hochbfch  ).  —  Pa  ul  Fiedler  aus  Loiicn,  Flieh 
Hirsch  aus  Grabow  i.  M  ,  Hieb.  Acli  ke  au«  Teterow  i.  M  und 
Kail  Wulkow  aus  Holzhausen  (Wasser-  u  Straßcnbfch), — 
Jobs  Grehling  aus  Offenbach  a.  M.  und  Gust.  Hammer  aus 
Bergen  (Mascb.-Bfch )  sind  zu  Reg-Bmstrn.  ernannt. 

[)em  Reg-Bmstr.  Kurt  Hasse  in  Dresden  -  Strehlen  ist  die 
nachges  Entlass.  aus  dem  Staatsdienst  erteilt.  —  Der  Reg. -Bmstr. 
Gg.  Goldschmidt  in  Breslau  i»t  aus  dem  Staatsdienst  aus- 
Kcschiciid).  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  H.  W.  K.  In  Bonn.  Ihre  Darstellung  liefert  kein  klares 
und  vollslAndigcs  Bild  der  tatsächlichen  Verhältnisse  Da»  Orts- 
statut ,  welches  uns  nicht  vorliegt ,  wird  mutmaßlich  aufgrund  de» 
Gesetze»  vom  a.  Juli  1875  $  15  erlassen  sein.  Trifft  dies  zu  und 
ist  es  gehörig  verkündet,  handelt  es  sich  überdies  um  einen  Bau 
in  einer  neu  angelegten  Straße,  so  wOide  das  Verlangen  zur  un- 
entgeltlichen Abtretung  des  Straßenlaudes  dem  geltenden  Rechte 
nicht  widersprechen.  Denn  der  Fall  des  angefahrten  Gesetzes  §  13 
No.  t ,  daß  eine  Entschädigung  fnr  abgetretene  Grundflachen  zu 
zahlen  ist,  setzt  eine  Verbreiterung  oder  Anlage  von  Straßen  vor- 
aus, welche  aus  Giünden  des  Gemeinwohles  erfolgt.  Nun  ist  es 
allerdings  richtig,  daß  die  Baupolizei  nicht  berechtigt  war,  die  un- 
entgeltliche Grundabtretung  vorzuschreiben,  vielmehr  witd  die  be- 
regte Bedingung  nach  herrschender  Rechtsprechung  zweifellos 
außer  Kraft  gesetzt  »ein,  Sie  haben  jedoch  nicht  infolge  einet 
Baubcdingung,  sondern  aufgrund  einer  Vereinbarung  mit  der  Stadl 
Ihr  Grundstock  unentgeltlich  aufgelassen  Eine  Anfechtung  dieses 
Rechtsgeschäfte»  wegen  eines  in  Ihrer  Person  bestandenen  Irrtums 
Uber  t!ie  Berechtigung  des  Verlangens  der  Stadl  erscheint  aussichts- 
los, da  Sie  ja  hauptsächlich  aus  dem  Grunde  auf  die  Abrede  ein- 
gegangen sein  wollen,  dsi)  Ihnen  die  Durchführung  eine*  Rechts- 
streites zu  viel  Zeit  geko»tet  hatte  und  Sie  das  Abtreten  der  Land- 
flache fOr  das  kleineic  l'ebel  gegenüber  einer  Durchführung  de» 
Rechtsstreites  gehalten  haben  wollen.  —  K.  H-e, 

Hrn.  Aren.  R.  A.  in  Berlin.  Der  Erwerber  eines  mit  Haus- 
schwamm  behafteten  Grundstücke»  kann  zwischen  Waudhingsklage 
oder  Minderungsklage  wählen  und  unter  Umstanden  daneben  noch 
Entschädigung  fordern,  weil  ihm  die  durch  den  Besitz  dei  Sache 
erstrebten  Vorteile  verlöten  gehen  Da  nun  das  Vorhandensein 
von  Hagsschwarora  in  einzelnen  Teilen  wahrscheinlich  macht,  daß 
er  auch  in  anderen  Gebäudeteilen  sich  linden  wird,  so  pflegt  die 
Rechtsprechung  dem  Klagevcrlangeii  stattzugeben,  den  Verkäufer 
eines  mit  Schwamm  behafteten  Gebäudes  zu  dessen  Rücknahme 
zu  verurteilen.  Wie  im  Einzellalle  die  richterlicbe  Entscheidung 
mutmaßlich  ausfallen  wird,  laßt  »ich  nur  nacb  genauer  Kenntnis 
der  tatsächlichen  Verhältnisse  zutreffend  beurteilen,  wahrend  Ihre 
Frage  hierfür  kein  ausreichendes  Bild  liefert-  Noch  weniger  laßt 
sich  vorher  bestimmen,  in  welcher  H.'hc  das  Gericht  einen  S,  haden- 
anspruch  gewahren  würde  Wir  können  nur  raten,  einen  in  Grund- 
stücki- Angelegenheiten  erfahrenen  Rechtskundige«  unter  Darlegung 
des  vollständigen  Sachverhaltes  zu  befragen.  —  K.  K  -c. 

330 


Anfragen  an  den  Leserkreis. 

1.  Welche  Firmen  stellen  mit  Basreliefverzierungen  versehene 
Stahlbleche  her  .'  Die  Bleche  finden  ihre  Verwendung  als  Zimmer- 
decken in  Privat  Wohnungen ,  Geschäftshäusern  ,  Restaurants  usw. 
fal»  Ersatz  für  teure  Stuckarbeiii,  ferner  als  Paneele  (Ersatz  (ur 
Schnitzarbeit),  auch  werden  diese  Bleche  hier  benutzt  zur  Ver- 
zierung von  Häuserfas»adcn.  Soviel  mir  bekannt,  gibt  es  in  den 
Vereinigten  Staaten  Amerikas  mehrere  Fabriken,  welche  diese 
Bleche  herstellen.  Die  Bleche  werden  in  ganzen  Stücken  und  nicht 
etwa  als  kleine  Rosetten  angebracht.  Ich  würde  ein  europäisches 
Land  Amerika  als  Bezugsquelle  vorziehen.  — 

Paul  Dröscmcier  in  Moskau. 

3.  Welche  neueren  Schlachthofe  in  gTOßeren  Städten  Deutsch- 
lands sind  in  Putzbau  ausgeführt  worden.  —  G.  in  Dr 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 

Zu  Anfrage  No.  3  in  No.  47  betr.  Beseitigung  von  Nasse 
in  einem  Kassen  räume.  Ein  sicheres  Mittel  zur  Beseitigung  der 
Nasse  in  dem  gedachten  Kasscnraume  kann  nur  bezeichnet  werden, 
wenn  die  Ursache  des  Ucbcls  erkannt  ist,  wozu  die  Angaben  der 
Anfrage  nicht  vollkommen  ausreichen.  Da  das  Gewölbe  wahr- 
scheinlich wahrend  der  Nacht  und  des  größten  Teiles  des  Tages  ge- 
schlossen bleibt,  ist  wahrend  der  kühlen  Jahreszeit  trotz  der  dicken 
Wände  die  Temperatur  darin  viel  niedriger,  als  in  dem  angrenzen- 
den Räume,  der  mutmaßlich  als  Bureau  dient  und  gehetzt  wird. 
Bei  geöffneter  Türe  strömt  warme  mit  Wasserdampf  gesättigte 
Luft  aus  den  NebenrAumen  in  den  Kasscaraum,  kühlt  sich  nicht 
nur  an  den  Wanden,  sondern  auch  an  allen  in  dem  Räume  befind- 
lichen Gegenstanden,  wie  Dokumenten  usw.  ab  und  schlag!  an  die- 
selben das  Wasser,  welche»  die  Luft  bei  der  geringeren  Tempe- 
ratur nicht  mehr  binden  kann,  nieder  Dieses  l'ebel  wird  Er- 
wärmung des  Gewölbes  und,  wenn  angängig,  damit  zu  verbindende 
Lüftung  beseitigen.  Geeignete,  besondere  Vorschlage  lassen  sich 
nur  machen,  wenn  Art  und  Lage  der  Heiz-  und  Feuerungs- 
Anlagen  lies  Gebindes  bekannt  gegeben  werden.  Es  ist  ferner 
wahrscheinlich,  daß  bei  Benutzung  und  Verschluß  des  Kassenge- 
wölbes das  Mauerwerk  desselben  nicht  vollständig  ausgetrocknet 
gewesen  ist  und  daher  noch  spater  aus  dem  Mörtel  Nksse  ausge- 
schieden wurde,  die  bei  dem  Mangel  jeder  Ventilation  nicht  ent- 
weichen konnte,  sich  an  den  Wanden  häufte  und  in  4  Jahren  die- 
selben vollständig  durchnlßte.  Angrenzende  Winde  zeigen  mög- 
licherweise deshalb  niebt  dieselben  Mangel,  weil  die  ausgeschiedene 
Nasse  Gelegenheit  hatte,  durch  Fenster-  und  Toröffnungen  zu 
entweichen.  Jetzt  dürfte  Lüftung  und  Erwärmung  allein  nicht  aus- 
reichen, den  nachteiligen  Einfluß  der  nassen  W  linde  auf  den  von 
ihnen  eingeschlossenen  Kaum  zu  beseitigen.  Dazu  ist  es  erforder- 
lich, bei  recht  warmer,  trockener  Witterung  den  Putz  zu  entfernen, 
die  Fugen  der  Wände,  der  Decke  und  des  Fußbodeus  5  mm  lief  aus- 
zukratzen, den  Raum  der  Einwirkung  der  warmen  Luft  bei  geöffneter 
Tür  einige  Zeit  zu  überlassen  und  alsdann  das  Ganze  mit  heißem 
Goudron  zu  tünchen.  Nach  Belieben  könnte  der  Goudron  mit  Putz 
versehen  werden,  was  jedoch  deshalb  nicht  sehr  zu  empfehlen  sein 
möchte,  weil  man  aus  dem  Gewölbe  Nasse  entfernen  wül  und  duren 
den  Putz  neue  Nasse  einbringt.  —  — t. — 

Der  UebcUtand  kommt  daher,  daß  da»  feuer-  und  diebessichere 
Kassengewölbe  auch  luftdicht  abgeschlossen  isL  Sinkt  die  Außen' 
temperatur  im  Herbst,  Winter  und  Frühjahr,  also  wahrend  der  Heiz- 
zeit, so  wird  der  l.uftinhalt  des  Raumes  durch  die  Außenflächen 
oft  bis  zum  Taupunkt  abgekühlt  und  das  sich  aus  der  Luft  aus- 
scheidende Wasser  muß  sirh  an  den  kalten  Flachen  niederschlagen. 
Da  die  Kasse  meist  vou  beheizten  Räumen  aus  zugänglich  ist,  wird 
der  Ucbelstaod  bei  zeitweisen)  Ocffnen  der  Gcwölbetnr,  wobei  neue 
Luft  mit  neuem  Wasserdampf  einströmt,  immer  schlimmer.  Da  Hei- 
zung selten  angängig  ist,  bleibt  nichts  übrig,  als  äußere  oder  besser 
innere  Lsoticrflachcn  gegen  die  Außenflächen  anzuordnen,  oder  mit 
dem  beheizten  anliegenden  Räume  durch  eine  untere  und  obere, 
mittels  starker  Gilter  verschließbare  Ocffnung  eine  Verbindung  zu 
schaffen,  sodaß  eine  unmittelbare  Erwärmung  geschaffen  wird  und 
niedergeschlagener  Wasserdampf  wieder  verdunsten  kann.  — 
H  Schneider,  Ingenieur  in  Kassel. 

In  hiesiger  Finanzhauptkassen-Stablksmmcr  traten  anfangs  die- 
selben Beifügungen  auf  Es  wurde  ein  Cadc  scher  Anthrazit-Dauer- 
brandofen hinciitgesetzt  und  der  Raum,  so  lange  es  nötig  ist,  dauernd 
beheizt.    Seitdem  ist  der  L'cbelstand  verschwunden.  — 

Bdi  in  Altenborg. 

Die  Feuchtigkeit  ist  im  wesentlichen  auf  Schweißwasser  zurück- 
zuführen, das  aus  der  Luft  abgesetzt  wird,  die  von  dem  benachbarten 
Räume  aus  in  den  Kassenraum  gelangt.  Es  wird  sich  empfehlen,  in 
irgend  einer  Weise  für  eine  möglichst  dauernde  Lüftung  des  Raumes 
zu  sorgen,  dann  aber  auch  die  Winde  des  sonst  ungeheizten  Raumes 
anzuwärmen,  damit  die  Schweißwasserbildung  vermindert  wird. 
Bei  neueren  Herstellungen  von  Grundbuch  -  Archiven ,  die  be- 
itioimungsgemaß  nicht  geheizt  werden  düifeu,  ist  diese  Anwarmung 
»elbst  bei  Uruchsteinwanden  und  ungünstiger  Lage  mit  gutem  Er- 
folge 111  nachstehend  beschriebener  Weise  durchgeführt  worden. 
Im  Inneren  des  Raumes  wird  längs  der  Außenwände  und  in  einem 
Abstände  von  etwa  10 cm  eine  •  t  Stein  starke  Wand  hergestellt 
uml  der  dadurch  gebildete  isolierende  Luftraum  mit  einem  ooppel- 
wandigen  Ofen  in  Verbindung  gesetzt,  der  im  Naclibarraum  aufge- 
stellt wird.  l>cr  Luftisolierraum  wnd  in  etwa  ooem  Höhe  Ober 
dem  Fußboden  durch  eine  wagrecht  durchgehende  Zunge  in  zwei 
Teile  geteilt,  die  nur  au  dem  \om  Olen  entferntesten  Ende  durch 
eine  Ocffnung  verbunden  aiud.  Der  Hohlraum  zwischen  den  doppel- 
ten Wanden  des  Ofens  wird  nun  oben  mit  dem  oberen  l.uftitolirr- 
raum  und  unlen  mit  dem  unteren  Lufträume  in  Verbindung  gesetzt, 
im  übrigen  aber  geschlossen.  Dadurch  wird  eine  leicht  zu  regelnde 
Erwärmung  der  Wände  herbeigeführt.  -  F.  in  Sg. 

Inhalt:  Ii«  rmcrstaliuae  vou  Alt-Br.:».rl.  -  Vermischte».  -  Chronik. 
lVr-tbeM-rrbungeu.  —  PeiMmal-Naehnckten.  -  Hnrl-  und  Krafekaslto. 

Verl.,;  f.r,  1  »rutschen  H»uzeitiir-h-,  G.  m.  b.  U,  Bei  Im.  Kür  die  Redaktion 
vrrmitwortl.  .\-bert  Hotnann,  Bei  Im     druck  vor,  Wdh.  Grrve.  heilnu 

No.  54. 


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DEUTSCHE  BAU- 

^»ZEITUNG^^ 

XXXVIII.  JAHRGANG  *  N°:  55  * 
*  BERLIN,  DEN  9.  JULI  1904  * 


Die  Wiederherstellung  der  Nicolaikirche  in  Spandau. 

Architekt:  Stadtbauinsp.  Otto  Stiehl  in  Steglitz. 

(Hierzu  eine  Büdbeüife,  sowie  die  Abbildungen  tut  Seile  340  und  341.) 


iu  Wiederherstellung  der  Nicolaikirchc 
in  Spandau  durch  den  Bauinspektor  der 
Stadt  Bcrlin.'llra.  Otto  Stiehl  in  Steg- 
)!itz  bei  Berlin,  ist  nach  unserer  Meinung 
ein  künstlerisches  Ereignis  von  grund- 
sätzlicher Bedeutung,  sodaß  dasselbe 
verdient,  einem  größeren  Leserkreise 
in  ausführlicherer  Weise  mitgeteilt  zu  werden.  Es 
sind|baukünstlcrischc  Prinzipienfragen  Ober  die  größere 
oder  geringere  Strenge  in  der  Stileinheit  wieder  her- 
zustellender oder  neu  zu  erbauender  Kirchen,  die  hier 
ausgelost  und  zur  Erörterung  gestellt  werden.  Dieser 
Erörterung  sei  die  Schilderung  des  Bauwerkes  in  sei- 
nem verjüngten  Zustande  vorausgeschickt. 


Die  Kirche  stammt  in  ihrem  baulichen  Organis- 
mus etwa  aus  der  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts.  Sic 
erfuhr  in  den  Jahren  1839  1841  eine  nüchterne,  aber 
technisch  -  solide  Wiederherstellung,  die  bis  zu  der 
Wiederherstellung  unserer  Tage  ohne  größere  Ver- 
änderungen blieb  und  von  welcher  die  Abbildung  des 
Inneren  S.  340  einen  ungefähren  Eindruck  gibt.  Das 
Aeußere  war  gut  erhalten ;  an  ihm  war  nichts  zu  tun, 
als  die  I  linzufügung  von  zwei  neuen  Treppen,  die  zur 
besseren  Entleerung  der  Emporen  polizeilich  gefor- 
dert wurden.  Diese  bauliche  Veränderung  war  der 
unmittelbare  Anlaß  zur  ganzen  Wiederherstellung.  So 
unbedeutend  diese  aus  dem  Grundriß  zu  erkennenden 
baulichen  I  linzufügungcn  im  Verhältnis  zur  ganzen 


I 


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Kirche  sind,  so  sehr  waren  sie  geeignet,  die  Erschei- 
nung des  Aeußeren  in  künstlerischem  Sinne  günstig  zu 
beeinflussen.  Von  den  beiden  Anbauten  wurde  der 
nördliche  möglichst  niedrig  gehalten,  um  den  alten 
wohlerhaltenen  Giebelbau  der  Sakristei  in  seiner  Wir- 
kung nicht  zu  schadigen.  Der  südliche  Treppenanbau 
dagegen  mußte  dem  "südlichen  Giebel  folgen  (S.  340). 
Dieser  südliche  Giebel,  welcher  schon  im  Mittelalter 
ein  zweites  Geschoß  erhalten  hatte  und  eine  reiche 
und  schßnc  Zierung  zeigte,  mußte  erhöht  und  zu  einem 
oberen  Abschluß  gebracht  werden  und  ihm  mußte  der 
Treppenanbau  im  Massenverhältnis  folgen.  Bei  den 
beiden  eigentlichen  Anbauten  sah  der  Architekt  auf 
eine  möglichst  schlichte  Formgebung,  auf  eine  Aus- 
führung in  gewöhnlichen  Ziegeln  ohne  alle  Glasuren 


und  ohne  reiche  Krönungen.  In  der  Material-Behand- 
lung suchte  er  den  engsten  Anschluß  an  die  Vorteile 
der  mittelalterlichen  Backstcintcchnik,  an  die  Technik 
der  mit  dem  Draht  geschnittenen  Formsteine,  an  die 
Handstrichsteine  großen  Formates  und  an  in  beschei- 
denem Umfange  verwendete  Futzflachen.  Aus  dem 
Zusammenklang  dieser  Umstände  ist  das  glückliche 
Teilbild  des  Aeußeren  entstanden,  welches  unsere  Ab- 
bildung zeigt.  Durch  dasselbe  hat  die  ganze  Kirche 
in  dem  an  künstlerischen  Eindrücken  nicht  eben  reichen 
Aeußeren  eine  Bereicherung  erfahren,  die  um  so  wir- 
kungsvoller ist,  als  sie  sich  von  schlichten  Wand- 
flachen  ohne  besonderen  Reiz  abhebt.  Das  Haupt- 
gewicht der  Wiederherstellungs- Arbeiten  jedoch  lag 
im  Inneren.  —  (schiuu  foiju 


Der  Hafen  von  Valparaiso  und  sein  geplanter  Ausbau. 

Von  Dr.  H.  Polakowskv  in  Berlin.  (*ihlul». 


JtSfer  zweite  Abschnitt  des  KrauVschen  Berichtes  trägt  die 
Ucberschrift:  Technische  Studien.  Einen  großen 
Teil  fallen  hier  die  meteorologischen  Beobachtungen 
aus,  denen  zahlreiche  Tabellen  beigegeben  sind,  Nach  den 
seit  1871  angestellten  Beobachtungen  gibt  es  im  Jahre  im 
Mittel  37  Regentage,  wobei  das  Maximum  62  und  das 
Minimum  21  Tage  beträgt.  Das  Maximuni  der  Regen- 
menge beträgt  im  Jahre  134a  und  das  Minimum  122  mm. 
Am  31.  Juli  1882  fielen  allein  157""».  Zur  Messung  der 
Windrichtung  und  Stärke  war  ein  Anemometer  von  Riehard 
aufgestellt,  f  >ie  größte  Windstärke  herrscht  danach  in  der 
Zeit  von  12  bis  6  l.'hr  nachmittags  und  zwar  in  den  Mo- 
naten Januar  und  Februar.  Die  herrschende  Windrich- 
tung durch  10  Monate  ist  SW.  Die  stärksten  Winde  sind 
die  von  S.  und  SW.  und  von  N.  und  XW.  Gegen  die 
Süd-  und  .Südwestwinde  ist  der  Hafen  durch  Gebirgszüge 
gesehützt.  dagegen  ist  er  völlig  offen  gegen  die  Nord- 
und  Nordwestwinde,  und  deshalb  sind  diese  mit  Recht  so 
sehr  gefürchtet,  da  sie  die  Ursache  der  großen  Kata 
Strophen  im  I  lafen  sind.  Es  sind  Windgeschwindigkeiten 
bis  113km  in  der  Stunde  beobachtet  worden,  denen  eine 
Pressung  von  160  -255  kK.'«>,'m  entspricht 

Was  die  Schwankungen  von  El>be  und  Klüt  betrifft, 
so  steht  das  Wasser  bei  der  höchsten  beobachteten  Flut 


dieses  Mißstandes  sollen  die  die  Bucht  zum  großen  Teil 
umgebenden  Höhenzüge  wieder  bewaldet  und  die  wichti- 
geren Zuflüsse  außerhalb  der  Hafenanlagen  in  die  Bucht 
abgeleitet  werden, 

Der  3.  Abschnitt  des  Berichtes  beschäftigt  sich  mit 
den  Bedingungen,  welche  der  Entwurf  erfüllen  muß  Nach 
den  vergleichenden  Untersuchungen,  die  an  etwa  einem 
halben  Dutzend  großer  europäischer  1  läfen  angestellt  wur- 
den, kommt  im  Mittel  i  h»  Wasser-  und  Kaifläche  des 
ganzen  Hafens  zusammen  genommen  auf  einen  Jahres- 
Verkehr  von  40000  Reg.-Tonnen  und  auf  26000'  wirklich 
gelöschter  bezw.  eingeladener  Güter.  Betrachtet  man  für 
die  Hafenbecken  Wasserfläche  und  Landflächc  getrennt, 
so  können  auf  1  Wasserfläche  100000  Reg.-Tonnen,  auf 
i  hj  Landfläche  (Hafendämme  bezw.  Kaianlagen)  75000' 
Güter  bewältigt  werden.  Während  das  Verhältnis  der 
Wasserfläche  zur  gesamten  Landfläche  der  Häfen  sich  im 
Mittel  zu  2,04  stellt,  ist  für  Hafenbecken  das  Verhältnis 
-  zu  den  anschließenden  Gcländeflächen  nur  1,15.  Es  ge- 
nügt ferner  1  »  Ufermauer  für  etwa  500«  Güterumschlag. 

Wendet  man  diese  Zahlen  auf  den  Hafen  von  Val- 
paraiso an,  st»  müßte  derselbe  bei  einem  Verkehr  von  ins- 
gesamt 3  Mill.  Reg.-Tonnen  über  75 1,J  Gesamtfläche  ver- 
fügen, während  für  den  Güterumschlag  von  1  Mill. '  schon 


0.96™  Uber  dem  Nullpunkt,  bei  gewöhnlicher  Flut  1-0,415,    40  ''*  genügten.  Die  75  h-»  wären  zu  teilen  in  4Shil  Wasscr- 

kt  Der 


bei  gewöhnlicher  Ebbe  0,435  m  "nter  dem  Nullpun 
niedrigste  Wasserstand  sinkt  bis  auf  —  1,04.  Es  fehlen 
starke  Strömungen  in  der  Bucht,  besonders  Küstcnströmun- 
gen,  welche  die  Bauarbeiten  hindern  oder  beschädigen 
Konnten.  Der  Wellenschlag  ist  dagegen  am  Eingang  des 
Hafens  oft  ein  sehr  starker,  so  wurden  bei  den  Stürmen 
im  Sommer  1001  bei  I'unta  Anjelcs  Wellen  bis  zur  Hohe 
von  5,20  bei  Bella  Vista  bis  2,40  m  und  bei  Matadero, 
im  Inneren  der  Bucht,  bis  4.20™  beobachtet.  Der  Ing. 
v.  Moltkc,  auf  dessen  Beobachtungen  sich  die  Angaben 
z.  T  stützen,  sah  bei  einem  Sturme  gegenüber  von  Bella 
Vista  Wellen  von  rd  io»  Hohe  bei  100  °>  Länge  und 
einer  Geschwindigkeit  von  13  "  Sek. 

Zur  Feststellung  der  Tiefenverhältnisse  und  der  Ober- 
(lächen-Bcschaffcnhcil  des  Seebodens  in  der  Bucht  wur- 
den 17600  Sondierungen  mit  dem  Bleilot  gemacht,  die  sich 
auf  einen  Streifen  lätiLjs  der  Kustc  von  500  800  ">  und  bis 
zu  riefen  von  60  "l  cr-trecken  Außerdem  sind  auch  im 
Inneren  der  Bucht  Tiefenmessungen  ausgeführt,  l'eber 
die  Tiefenverhältnisse  der  Lageplan  in  X«.  53  Auskunft 
Der  Meeresgrund  besieht  dicht  an  der  Küste  aus  reinem 
-Sande,  der  bei  zunehmender  Tiefe  mehr  und  mehr  mit 
Schlamm  gcnii-cht  ist  und  zuleizi  ganz  in  solchen  über- 
geht. Zur  Feststellung  der  Bodeubeschaffetiheit  in  größe- 
rer Tiefe  wurden  =,84  Bohrunuen  bis  zu  10"  Tiefe  in 
Kurven  von  15,  20,  30  und  4s  m  Entfernung  von  der  Küste 
zur  Untersuchung  des  li.uigrundc-  für  die  geplante  große 
Kaimauer  und  den  Innenhafen  vorgenommen.  Von  La  Baja 
bis  Kuerte  Uovadonga  besteht  da-  Ufer  aus  Kelsen.  7.  T. 
bedeckt  mit  Sand  und  Kies,  von  Fuerie  Uovadonga  bis  zum 
kurzen  Arm  des  fiskalischen  I  lafendamme«.  aus  lockerem 
Gelände  mit  grobem  Kie»  an  einigen  Stellen.  Dann  folgt 
nach  Osten  schlechter  Grund,  bestehend  aus  runden 
Steinen  und  Schlamm  bis  zur  Tiefe  von  20 '",  Auch  bei 
der  Ausmündung  der  Matadcro-Schliicht  wird  erst  fester 
Felsgrund  in  ao  ■»  Tiefe  gefunden 

Die  Veränderungen  der  Kii-tcnlinic  durch  Anschwem- 
mungen sind  seit  dem  Jahre  1790  beobachtet  worden  Zahl- 
reiche kleine  Rinnsale,  einige  Bache  und  andere  W.issor- 
läufc  führen  der  Bucht  fortwährend  Anlagerungen  zu. 
Danach  hetrfigt  das  Vorschreiten  der  Küstetilinie  an  den 
verschiedenen  Stellen  im  Jahre  0,40—3      Zur  Beseitigung 

3.8 


und  30ll;i  Landflüche,  die  40  ha  auf  24  hl  Wasser  und  16  h* 
Land.  Im  Falle  der  Anlage  von  Hafenbecken  würden 
auch  für  den  Schiffsverkehr  von  3  Mill.  Reg  -Tonnen  schon 
30^  Wasserfläche  und  13  anschließende  Landfläche 
ausreichen.  An  Kailänge  werden  2000  m  erforderlich. 

Was  die  Stelle  betrifft,  an  welcher  die  Xeuanlagen 
errichtet  werden  sollen,  s«  entscheidet  sich  der  Kraus'- 
sche  Plan  für  den  westlichen  Teil  der  inneren  Bucht,  wo 
bereits  der  fiskalische  Hafendamm,  die  Zollhäuser,  Lager- 
schuppen, Eisenbahnanlagcn  usw.  ausgeführt  sind.  Dort 
soll  sich  der  Umschlag  der  wertvolleren  Güter  vollziehen. 
Massengüter  dagegen,  die  einen  großen  Raum  einnehmen 
und  zollfrei  sind,  sollen  im  ostlichen  Teil  des  Hafens  bezw. 
am  südlichsten,  innersten  Teile  der  Bucht,  wo  eine  große 
Kaianlage  zu  erbauen  ist,  verladen  werden,  Für  die 
Übrigen  Güter,  die  zu  verzollen  sind,  ist  schließlich  der 
westliche  Rand  der  Bucht  bestimmt.  Zwischen  La  Baja 
und  I'unla  Gruesu  liegt  zwischen  den  Tiefenkurven  von 
10—  20  m  eine  aus  Felsen  und  Sand  bestehende  Erhebung, 
die  also  die  gegebene  Stelle  für  die  Xeuanlagen  ist,  da 
daneben  der  Seeboden  rasch  zur  Tiefe  von  40—70  m  ab- 
fällt. Der.  Kuß  der  die  Bucht  umsäumenden  Hügelketten 
und  die  schon  vorhandenen  Gebttudc  bilden  anderseits 
landeinwärts  die  natürliche  Grenze  für  die  geplanten  Hafen- 
bauten. Das  so  umschriebene  Gelände  hat  eine  Größe  von 
220 genügt  also  vollständig  zu  einer  gewissen  Auswahl. 
Der  4  Teil  der  Denkschrift  beschäftigt  sich  nun  end- 


lich insbesondere  mit  den  geplanten  Neubauten.  Sie  1 
den  in  vier  Gruppen  eingeteilt;  die  erste  Gruppe  umfaßt 
die  im  westlichen  Teil  der  Bucht  auszuführenden  Bauten. 
Diese  bestehen  aus  dem  Innenhalcn  idaiscnaf  von  Las 
Habas,  aus  dem  Zollhafen,  dem  fiskalischen  Hafendamm 
und  der  anschließenden,  mit  massiver  Ufennauer  abzu- 
grenzenden Kaianlage, 

Zu  dieser  ersten  Gruppe  gehören  außerdem  der 
Wellenbrecher  von  I-a  Baja,  der  auf  die  gleichnamigen 
Felsen  uegrüiidct,  eine  Lange  von  250  m  haben  soll  und 
senkrecht  zur  Küste  verläuft  Die  ersten  170'»  von  der 
Küste  an  sollen  massiv  aus  Kalkstctnhlockcn  erbaut  wer- 
den, Der  Unterbau  der  letzten  ßom,  die  bis  zu  einer 
Wassertiefe  von  24  ln  gehen,  soll  aus  dem  gleichen  Material 
hergestellt  werden  bis  zur  Hohe  von    |-  10™  unter  Null. 

Xo.  55. 


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Der  Oberbau  dagegen  «oll  aus  gemauerten  Blöcken  von 
22™  ljinge,  ia»  Breite  und  12™  Höhe  im  Gewichte  von 
ic  6000 «  hergestellt  werden.  Am  Kopfende  des  Wellen- 
brechers soll  ein  Leuchtturm  errichtet  werden.  Diese 
Blöcke  werden  am  Ufer  in  einer  trockenen  Grube  her- 
gestellt, deren  Sohle  auf  10 m  unter  Null  liegt.  Als  Basis 
dient  ihnen  ein  1  m  hohes  eisernes  Kaisson,  das  mit  Mauer- 
werk gefüllt  wird.  Die  obere  Aufmaucrung  erhalt  Aus- 
sparungen, um  das  Gewicht  beim  Transport  zu  verkleinern. 
Dieser  erfolgt,  nachdem  die  Blöcke  genügend  trocken  ge- 
worden sind,  nach  tinlassen  von  Wasser  in  die  Grube 
mit  Hilfe  von  2  eisernen  Schwimmkaissons,  welche  den 
Block  bis  zur  Vcrwcndungsstcllc  tragen  und  dort  absetzen. 
Derartige  Blöcke  sind  zu  ahnlichen  Bauten  bereits  in  den 
Häfen  von  Bilbao,  Bizerta  und  Sclieveningen  zur  Anwen- 
dung gelangt.  Zwei  weitere  Wellenbrecher,  die  etwa 
parallel  der  Küste  verlaufen,  schließen  nach  Nordosten 
die  Innenhafen  von  l-as  Habas  und  des  Zollamtes  ab,  sie 
werden  aus  ähnlichen  Blöcken  in  gleicher  Weise  erbaut. 
Einer  dieser  Wellenbrecher  soll  673,  der  andere  357  m  lang 
sein;  sie  sind  in  einer  Wasserticfe  von  rd.  iB tn  anzulegen. 
Auf  ihren  Köpfen  sollen  gleichfalls  Leuchttürme  errichtet 
werden.  Diese  Wellenbrecher  lassen  3  Hingänge  für  die 
beiden  genannten  Innenhäfen  und  für  den  fiskalischen 
Hafendamm  offen.  Die  erste  Einfahrt  zwischen  dem  Wellen- 
brecher von  La  Baja  und  dem  von  I,as  Habas  ist  160'" 
breit,  die  zweite  zwischen  den  beiden  zur  Küste  parallel 
verlaufenden  Wellenbrechern  163  »,  und  die  dritte  schließ- 
lich zwischen  dem  südlichen  Kopfende  des  Wellenbrechers 
des  Zollhafens  und  dem  fiskalischen  Hafendamm  soll  225™ 
Breite  erhalten. 

In  der  Bucht  von  Membrülo  soll  ein  Trockendock  er- 
baut werden,  welches  größere  Schiffe  aufnehmen  kann. 
Von  diesem  Trockendock  bis  zum  heutigen  Hafendamm 
(Mucltc  de  la  Marina)  soll  eine  1700  m  lange  Kaimauer  er- 
richtet werden,  längs  deren  eine  Wassertiefe  von  10  m  her- 
zustellen Ut.  Diese  Ufermauer  ist  aus  hohlen  Eisenbeton- 
blöcken von  10™  Länge,  3™  Breite  und  11,5"'  Höhe  ge- 
dacht, die  am  Ufer  ausgeführt,  schwimmend  an  Ort  und 
Stelle  gebracht  und  dort  versenkt  werden.  Sie  werden 
dann  mit  Beton  gefüllt  und  erhalten  einen  gemauerten 
Oberbau.  Zur  bequemeren  Erreichung  und  Ausnutzung  der 
vorhandenen  Zollspeicher  ist  außerdem  eine  6  ™  breite, 
166  «  lange  Kaianlage  längs  derselben  in  Aussicht  ge- 
nommen. Das  Becken  an»  fiskalischen  I  lafcndamm  soll  für 
Schiffe  von  großem  Tiefgang  hergerichtet  und  auch  hier 
eine  Ufcrmaucr  errichtet  werden.  Der  längere  Arm  des 
fiskalischen  llafcndammcs  soll  ferner  bis  zur  heutigen 
Ufermauer  um  250'»  verlängert  werden.  Da  sich  hier 
Schlamm  von  großer  Tiefe  befindet,  so  ist  eine  Ausführung 
mit  Eisenbetonpfählen  geplant 

Als  bequemer  Zugang  zu  diesen  I  lafenanlagen  dient 
nach  dem  Entwurf  eine  20  m  breite  Straße,  welche  das  Ge- 
lände des  Zolthafens  von  dem  des  öffentlichen  Verkehres 
trennen  wird  und  außerdem  Straßenbahnen  und  Eisen- 
bahnen Kaum  gewährt  Das  Material  zur  Auffüllung  hinter 
der  Ufermauer  und  zur  Konstruktion  der  großen  Blöcke 
kann  aus  dem  Cerro  Bueras  gewonnen  werden. 

Die  2.  Gruppe  der  Bauten  umfaßt  die  große,  903"" 
lange  Kaimauer,  die  etwa  80—100"  vor  der  heutigen  der 
Tiefenkurve  von  10  ■»  folgt  und  ebenfalls  mittels  großer 
Eisenbetonblöcke  hergestellt  werden  soll.  Der  Baugrund 
besteht  in  dieser  Tiefenkurve  aus  Kies  und  Sand.  Auf 
diese  Weise  gewinnt  auch  die  Stadt  Valparaiso,  die  heute 
sehr  eingeengt  ist,  neuen  Kaum  zur  Ausdehnung  nach 
der  Seite  der  Bucht  und  außerdem  würde  die  neue  Ufer- 
mauer  die  Stadt  gegen  Ucberflutungen  bei  Nordstürmen 


schützen.  Es  können  hier  auch  die  größten  Schiffe  zum 
unmittelbaren  loschen  anlegen.  Westlich  endet  diese 
Ufermauer  in  etwa  140™  Entfernung  vom  Hafendamm 
Prat,  um  den  dortigen  Schlammboden  zu  vermeiden.  Eine 
Quermaucr  von  82 m  Länge  bildet  hier  einen  Anschluß 
zum  alten  Ufer;  es  wird  hier  eine  gute  Anlegestelle  für 
Fassagiere  geschaffen.  Ein  Teil  des  so  zwischen  der 
alten  nnd  neuen  Uferlinie  gewonnenen  Geländes  soll  zu 
neuen  Schuppen,  Lagerhäusern  und  Eisenbahn  •  Anlagen 
benutzt  werden.  Das  ganze  Gelände  wird  durch  eiserne 
Gitter  vom  öffentlichen  Verkehr  abgeschlossen  werden. 
Gegenüber  der  Station  von  Bella  Visia  wird  eine  größere 
ücländefläche  für  einen  öffentlichen  Park  zurück  behalten. 
An  die  eigentliche  Ufermaucr  schließt  »ich  noch  bis  zum 
Bache  Jaime  eine  550  ■  lange  Steinböschung  an.  da  der 
schlechte  Untergrund  hier  die  Ausführung  einer  Kaimauer 
verhindert. 

Die  3,  Gruppe  der  Bauarbeiten  betrifft  das  Hafen- 
becken del  Baron,  gegenüber  der  gleichnamigen  Eisen- 
bahnstation. Hier  ist  es  möglich,  bis  zur  Tiefenkurve  von 
10  ■»  dem  Meere  eine  ausgedehnte  Fläche  abzugewinnen. 
Es  sollen  hier  besonders  Steinkohlen  und  andere  Massen- 
güter, die  zollfrei  sind,  verladen  werden.  Ein  Wellen- 
brecher von  005  m  Länge,  der  vom  Fort  Andes  unmittel- 
bar nach  Westen  verläuft,  wird  diesen  Innenhafen  schützen. 
Dieser  Wellenbrecher  ist  für  die  ersten  680  ">  70»  breit 
angenommen.  Er  wird  auf  der  Außenseite  durch  große 
Blöcke  geschützt  und  ist  auf  der  Innenseitc  als  Kaianlage 
gedacht  Auf  diesem  Damm  können  Kohlen  frei  oder  in 
Schuppen  lagern,  und  die  zur  Fortschaffung  notwendigen 
Uleise  verlegt  werden.  Der  Rest  des  Wellenbrechers  ist 
ausschließlich  zum  Schutze  des  Hafenbeckens  bestimmt 
Die  Ostcckc  des  Beckens  soll  dem  Aus-  und  Einladen 
von  Hölzern  dienen. 

Im  Zusammenhang  mit  den  geplanten  (lafenanlagen 
werden  auch  einige  Aenderungen  an  den  Straßen,  die  zu 
den  neuen  Hafenanlagen  führen  werden,  erforderlich,  auf 
welche  wir  hier  jedoch  nicht  eingehen  können. 

Notwendig  wird  außerdem,  wie  schon  erwähnt,  die 
Ableitung  der  geschiebeführenden  Bäche.  So  darf  der 
Bach  de  las  Delicias  nicht  mehr  in  den  Innenhafen  del 
Baron  münden.  Zwei  Drittel  seiner  Wassermassc  sollen 
durch  einen  Kanal,  der  den  cerro  de  la  Angostura  durch- 
bricht, in  den  Bach  de  la  Cabriteria  geleitet,  das  letzte 
Drittel  durch  einen  über  2000"  langen  Tunnel  in  der 
Nähe  des  Forts  Andes  unmittelbar  dem  Meere  zugeführt 
werden. 

Bei  der  Ortschaft  Portales  sollen  später,  wenn  der 
Verkehr  des  Halens  eine  Ausdehnung  desselben  erfordert, 
weitere  Hafenanlagen  angelegt  und  weitere  Bauten  aus- 
geführt werden.  Auch  auf  diesen  Teil  des  Planes,  der 
ebenfalls  aus  dem  Lagcplan  ersichtlich  ist,  sei  hier  nicht 
weiter  eingegangen. 

Zum  Schlüsse  geben  wir  die  Hauplzahlen  über  die 
Kosten  des  Gesamt-Ünternehmens.  Danach  erfordert  die 
1.  Gruppe,  d.  h.  die  Ausführungs-Arbeiten  im  Westen  der 
Bucht,  1 1  664  065  Pesos.  Davon  kommen  auf  die  Wellen- 
brecher rd.  2,82  Mill.,  auf  das  Trockendock  rd.  2.13  Mill. 
Die  2.  Gruppe,  die  große  Kaianlage  am  südlichen  Rande 
der  Bucht,  soll  5277930  Pesos  kosten;  davon  entfallen 
auf  die  Ufermauer  allein  rd.  2,57  Mill.  Die  3  Gruppe, 
der  Innenhafen  del  Baron,  wird  auf  11625205  Pesos  ge- 
schätzt; hier  seien  hervorgehoben  rd.  2,18  Mill.  für  die 
Wellenbrecher,  rd.  2,62  Mill.  für  die  Kaianlage,  532775  Pes. 
für  den  Tunnel  und  1,248  Mill.  für  neue  Straßcnanlagen. 

Es  ist  zu  erwarten,  daß  die  Ausschreibung  der  Ar- 
beiten in  Bälde  erfolgen  wird.  — 


Die  Senkung  der  Maximilians-Brücke  in  München. 


|m  Montag,  den  27.  Juni,  Mittags  gegen  2  LTir  senkten 
sich  die  beiden  in  Ausführung  begriffenen  Stein- 
bögen der  Maximilians- Brücke  plötzlich  um  das 
von  etwa  30  In  dieser  Lage  angekommen,  fingen 
sie  sich  wieder  an  den  vorspringenden  Teilen  der  Auf- 
lagerstcinc  und  befinden  sich  seitdem  in  regungsloser 
Ruhe.  Da  man  schon  vormittags  eine  starke  Hebung  des 
Scheitels  bemerkt  hatte,  gebrauchte  man  die  Vorsicht,  die 
Arbeiten  an  der  Brücke  einzustellen,  so  daß  Unglücksfälle 
nicht  eingetreten  sind. 

Die  im  Bau  begriffene  neue  Maximilians- Brücke  be- 
steht aus  2  Bögen  mit  je  45™  Liehlweite,  etwa  5™  Pfeil- 
höhe —  die  Maße  sind  mir  leider  nicht  genau  bekannt  — 
im  Wesentlichen  aus  Granithaustein  -  Quadermauerwerk. 
Im  Scheitel  und  an  beiden  Kämpfern  sind  Gelenke  ange- 
bracht, die  aus  2  Stahlplatten  bestehen,  deren  untere  eine 
ebene  Gelenkfläche  besitzt,  während  die  der  oberen  eine 
Zylindcrflächc  von  sehr  großem  Halbmesser  ist.  Vierzehn 

9.  Juli  1904. 


Tage  vor  der  Katastrophe  waren  die  beiden  Bögen  von 
ihren  Lehrgerüsten  beircit  worden  und  es  ergaben  sieh 
dabei  normale  Senkungen  des  Scheitels.  Es  wurde  dann 
mit  dem  Aufmauern  der  Bogcnzwickel  begonnen,  welche 
nicht  aus  vollem  Mauerwerk,  sondern  aus  aufgesetzten 
Pfeilern,  die  mit  kleinen  Bögen  überwölbt  sind,  bestehen. 
Gleichzeitig  wurde  das  Lehrgerüst  unter  dem  einen  1  west- 
lichen) Gewölbe  ganz  entfernt.  Es  wurde  nun  auf  dem 
Ostbogen  die  Ucbcrdcckung  der  obengenannten  Bögen 
der  Bogcnzwickel,  und  zwar  beiderseits  des  Scheitels 
gleichmäßig,  durch  Aufbringen  von  Stampfbeton  vorge- 
nommen und  in  diesem  Zustand  erfolgte  die  Katastrophe. 
Wie  Augen-  und  Ohrenzeugen  behaupten,  senkte  sieh  zu- 
erst der  Ostbogen  und  dann  der  Westbogen.  Allerdings 
war  der  Zeitunterschied  nicht  mit  dein  Auge,  sondern 
bloß  mit  dem  Ohre  wahrzunehmen  und  z\v;ir  dadurch, 
daß  zwei  erdbebenartige  kurz  auf  einander  folgende  Stöße 
gehört  wurden. 


339 

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Die  Bögen  sitzen  nun  beide  gleichmäßig  um  etwa 
30  cm  gesenkt  auf  den  Auflagern  der  Widerlager  und  zwar 
sind  die  Auflagcrplatten  vollständig  übereinander  ge- 
rutscht, sodaß  sie  jetzt  nebeneinander  in  der  Kampfer- 
fuge liegen.  Im  Ostbogen,  der  das  gesenkte,  aber  noch 
nicht  abgetragene  Lehrgerüst  noch  enthält,  sitzt  der  Bogen 
auf  letzterem  auf,  der  Westbogen  tragt  sich  vollständig 
frei.  Mit  Ausnahme  nicht  wesentlicher  und  in  Anbetracht 
der  Wucht  des  Falles  als  selbstverständlich  zu  betrachten- 
der Absplitterungen  einiger  Kämpferstcinr  -in.l  beide 
Gewölbe  nahezu  als  intakt  zu  betrachten.  Die  seit  der 
Katastrophe  angestellten  genauen  Beobachtungen  haben 
bisher  vollständige  Ruhe  bei- 
der Bönen  ergeben.  Am  Pfei- 
ler und  den  Widerlagern  sind 
keinerlei  mit  dem  Auge  wahr- 
nehmbare Veränderungen  zu 
bemerken. 

Dieses  eigenartige  Vor- 
kommnis muH  das  Interesse 
der  Fachwelt  im  höchsten 
Maße  erwecken  und  es  als 
wünschenswert  erscheinen 
lassen,  daß  der  Fall  nach 
allen  Richtungen  auf  das  ein- 
gehendste untersucht  und  der 
Kritik  unterzogen  wird.  Ich 
möchte  wünschen,  daß  eine 
eigens  zu  diesem  Zweck  be- 
rufene Kommission  bestehend 
aus  hervorragenden  Prakti- 
kern und  Theoretikern  des 
Baues  moderner  steinerner 
und  Betonbrücken  zur  Prü- 
f  ung  desFalles  gebildet  würde, 
deren  Urteil  dann  den  Fach- 
kreisen zugänglich  zu  machen 
wäre.  Denn  es  kann  keinem 
Zweifel  unterliegen,  daß  die 
klare  Darlegung  dcrÜrsachen 
des  merkwürdigen  Falles  für 
die  weitere  Entwicklung  die- 
ses Zweiges  der  Ingenieur- 
Wissenschaft  von  der  grüßten 
Bedeutung  isL 

Ucber  die  wahrschein- 
lichen Ursachen  der Senkung 
der  beiden  Bögen  habe  ich 
mir  folgendes  Bild  gemacht 
Ich  führe  nochmals  den  Zu- 
stand der  Brücke!  vor  und 


Katastrophe  war  ein  sehr  bedeutender  Temperatursturz 
verbunden  mit  kurzem,  ausgiebigem  Regen  eingetreten. 
Diesem  Temperatursturz  folgte  sofort  ein  ebenso  starker 
und  rascher  Temperaturanstieg,  der  gerade  im  Augen- 
blick der  Katastrophe  sein  Maximum  erreichte.  Bei 
der  Katastrophe  soll  zuerst  der  Ostbogen  -  der  stärker 
belastete  —  abgerutscht  und  danach  aber  fast  gleichzeitig 
der  Weslbogen  gesunken  sein.  Beide  Bögen  haben  sich 
fast  nahezu  um  gleich  viel  gesenkt  und  scheinen  auf  den 
beiden  jetzt  nebeneinander  Tiegenden  Teilen  des  Gelenkes 
fest  aufzuruhen ;  eine  weitere  Bewegung  der  Gewölbe  ist 
seitdem  nicht  eingetreten.  Der  Westbogen  trägt  sich  voll- 
ständig frei,  der  Ostbogen 
liegt  zum  größten  Teil  —  aus- 
genommen an  seinen  Käm- 
pfern, woselbst  das  Lehrge- 
rüst schon  entfernt  war  — 
auf  demselben  auf. 

Es  darf  •  [nun  wohl  aus 
diesem  Tatbestände  folgen- 
desgeschlossen werden :  Eine 
Drehung  des  einen  oder  an- 
deren Bogens  in  dem  Sinne, 
daß  ein  Kämpfer  sich  nach 
abwärts,  der  andere  sich  nach 
aufwärts  bewegte,  ist  offen- 
bar nicht  erfolgt  DieUrsache 
des  Senkens  beider  Bögen 
muß  dieselbe  gewesen  sein. 
Bei  dem  Ostbogen  aber  muß 
diese  Ursache  in  verstärktem 
Maße  aufgetreten  sein.  Ich 
halte  die  Katastrophe  für  die 
einfache  Folge  einer  reinen 
Gleitbewegung,  hervorgeru- 
fen dadurch,  daß  im  Augen- 
blick des  Abgleitens  die  Auf- 
lagcrreaklion  an  ajtau  Wider- 
lagern um  mehr  als  den  Rei- 
bungswinke! von  der  Vertika- 
len zurAuflagerflächeabwich. 

Die  Ursache  dieses  Ab- 
weichens glaube  ich  in  fol- 
genden a  Tatsachen  zu  fin- 
den: t,  In  der  Aufbringung 
der  Belastung  auf  die  Bogen- 


Inneres  vor  der  Wiederherstellung. 


\ 


\ 


Die  Wiederherstellung  der 
Nlcolalkircbe  In  Spandau. 


.Vi  ltycni«^NV ;«  -jpitn  Jau 


nach  der  Katastrophe  an.  Vor  der  Katastrophe  sind  beim 
Absenken  beider  Lehrgerüste  angeblich  keine  besonderen 
auf  die  nachfolgende  Katastrophe  hinweisende  Beobach- 
tungen gemacht  worden.  Unter  dem  Westbogen  war  das 
I-ehrgerüst  vollständig  entfernt,  unter  dem  Osthofen  war 
es  in  seinem  abgelassenen  Zustande  noch  vorhanden. 
Beide  Bögen  tragen  auf  den  Gcwölbczwickcln  das  Pfeilcr- 
mauerwerk  mit  Uebcrwölbung,  der  Osthofen  erhielt  gerade 
die  auf  dieses  Pfeilermauerwerk  treffende  Betondecke, 
welche  die  Fahrbahn  tragen  sollte.    Zwei  Jage  vor  der 

34° 


zwickcl,  3.  In  dem  rapiden  Temperaturanstieg  unmittel- 
bar vor  der  Katastrophe.  Vor  Aufmauerung  der  Bogen- 
zwickel wirkten  auf  den  Bugen  das  Eigengewicht  derselben 
und  der  Horizontalschub  im  Scheitel;  da  alle  Laoten  sym- 
metrisch liegen,  ist  wenigstens  kein  Grund  vorhanden.'die 
Scheitelkraft  anders  als  horizontal  anzunehmen.  Vor  Auf- 
mauerung der  Hogenzwickel  mag  nun  der  Gleichgewichts- 
zustand derartig  gewesen  sein,  daß  die  Resultante  aus 
Fiucngcwicht  und  Horizontalsrhub  <ic»  Gewölbes,  also  der 
Kämpf  erdrück,  senkrecht  zur  Auflagerfläche  stand.  Durch 

No.55. 


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Hinzutritt  der  Zwickelmauerung,  deren  Gewicht  sich  haupt-  und  somit  eine  Vergrößerung  der  Gleitgefahr.  Es  ist  nun 
sächlich  am  Kampfer  konzentriert,  mußte  also  der  Auf-  denkbar,  daß  dieser  Winkel  im  vorliegenden  Falle  den 
lagerdruck  eine  von  der  Senkrechten  zur  Lageflache  nach  Rcibungswinkcl  von  Stahl  auf  Stahl  erreicht  hat,  nament- 
oben abweichenden  Richtung  erhalten.  lieh  dann,  wenn  vielleicht  schon  bei  unbelastetem  Bogen 
So  lange  nun  dieser  Winkel  kleiner  bleibt  als  der  die  Auflagerreaktion  um  einen  bestimmten  Winkel  von 
Rcibungswinkel  von  Stahl  auf  Stahl,  ist  ein  Grund  zum  der  Normalen  zur  Auflagcrfläche  des  Gelenkes  nach  oben 


Abgleiten  nicht  vorhanden.  Nun  kommt  die  rasche  und  abgewichen  ist  Zeigt  es  sich  bei  der  nach  obigem  Ge- 
starke Temperatur- Zunahme,  welche  eine  Verlängerung  dankengang  vorzunehmenden  Untersuchung  des  Bogens, 
des  Bogens  und  eine  Hebung  des  Scheitels  hervorbringt.  daU  die  Winkelverhältnisse  derart  waren,  daß  die  Reibung 
Diese  Hebung  bedingt  aber  eine  weitere  Steilstellung  des  auf  dem  Gelenke  nach  der  Belastung  der  Bogenzwickcl 
Auflagerdruckes,  d.  h.  eine' weitere  Vergrößerung  *  des  gerade  so  groß  war,  wie  die  ihr  parallele  Komponente  des 
Winkels  dcssclbcn  mit  der  Senkrechten  zur  Auflagcrfläche  Auflagerdruckes,  S0_, muß  die  Temperaturerhöhung  das 

9,  Juli  1904.  341 

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Gleiten  eingeleitet  haben.  Gibt  die  theoretische  Unter- 
suchung andere  Ergebnisse,  so  liegt  auch  die  Ursache  des 
Absinken*  der  Gewölbe  in  anderen  Momenten,  die  eben 
nur  durch  genaueste  Erhebungen  klar  gelegt  werden 
können.  —  Oberbaurat  Hensel,  München. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Wir  haben  vor- 
stehenden Ausfahrungen  Kaum  gegeben,  obgleich  sie  sich 
nicht  auf  nähere  örtliche  Untersuchungen  stützen  können. 
Wir  teilen  aber  die  Ansicht  des  Verfassers,  daß  eine  völlige 
Aufklärung  des  Falles  dringend  geboten  erscheint,  aus 
welcher  hervorgeht,  ob  hier  besondere  Umstände  mitge- 
wirkt haben,  ob  es  sich  um  Ausführungsfehler  oder  kon- 
struktive Mängel  der  Gelenke  handelt,  oder  ob  schließlich 
derartige  Gelenk-Konstruktionen,  denen  in  Fachkreisen  ja 
vielfach  mit  Mißtrauen  begegnet  wird,  überhaupt  bedenk- 
lich erscheinen.  Gerade  nach  dieser  Richtung  hin  kann 
der  Fall  für  die  Fachwell  von  Nutzen  sein.  —  Nach  den 
übereinstimmenden  Mitteilungen  der  Tagespresse  soll  die 


untere  Lagerschale  übrigens  nicht  eben,  sondern  wie  üblich 
schwach  konkav  sein.  Im  übrigen  fehlte  dem  Lager  jede 
weitere  Sicherung  gegen  Gleiten.  Die  Setzung  des  völlig 
frei  schwebenden  westlichen  Bogens  wird  z.  T.  stärker  an- 
gegeben als  die  des  östlichen.  Wenn  die  Bewegung  dieses 
Gewölbes  zeitlich  etwas  später  erfolgte,  als  die  des  öst- 
lichen, so  erklärt  sich  das  daraus,  daß  eine  Veranlassung 
zum  Abgleiten  hier  erst  vorlag,  nachdem  durch  die  Be- 
wegung des  östlichen  Bogens  der  Gegensehub  de»  letzte- 
ren zeitweilig  erheblich  vermindert  war.  Wie  weit  die 
Gewölbe  bei  dem  Absturz  tatsächlich  intakt  geblieben  sind, 
kann  erst  eine  genaue  Untersuchung  derselben  lehren. 

Bemerkt  sei  noch,  daß  nach  den  Angaben  der  Tages- 
pressc  einzelne  Auflager  ganz  aus  der  Kämpferfuge  her- 
ausgefallen sind,  was  darauf  schließen  lassen  könnte,  daß 
die  Belastung  der  Kämpfcrfugc  keine  gleichmäßige  war, 
die  betr.  Auflager  nicht  unter  Druck  standen.  Wir  be- 
halten uns  weitere  Mitteilungen  vor,  sobald  nähere  Unter- 
suehungs-Ergcbnissc  vorliegen.  — 


Die  nördlichste  Eisenbahn  der  Welt,  die  zukünftige  Endstrecke  der  sibirischen  Ueberlandbahn  am 

Atlantischen  Ozean. 


Im  Juli  1903  ist  auf  norwegischem  Gebiet  die  letzte 
Teilstrecke  der  nördlichsten  Eisenbahn  der  Welt 
dem  Verkehr  Obergeben,  die  die  Stadt  Narvik  am 
Victoria  1  lafen  des  Ofotcnfjords  mit  den  reichen  Erzlager- 
stätten von  Kirunavara  und  Luossavara  unweit  Gellivaras 
verbindet  1  vgl.  den  Plan).  Sic  bildet  das  Endglied  dcrOfoten- 
bahn  und  die  Verlängerung  der  sog.  „Norrland  Stammbahn'', 
die  auf  schwedischem  Gebiet  von  Lulea  am  Bottnischen 
Meerbusen  über  Boden  nachGellivara  führt.  DicOfotcnbahn 
ist  hauptsächlich  zur  Verschiffung  der  reichen  lappländi- 
schen Eisenerze  bestimmt.  Als  Ausfuhrhafen  wurde  N'arvik 
am  Ofotcnfjord  gewählt,  weil  dort  durch  die  Einwirkung 
des  Golfstromes  der  Hafen  das  ganze  Jahr  hindurch  offen 
bleibt,  während  der  Luleahafen  am  Bottnischen  Meer- 
busen etwa  s,  Monate  im  Jahr  durch  Eis  gesperrt  ist. 

Von  Lulea  bis  Boden  verfolgt  die  Bahn  auf  etwa 
35kn>  Länge  das  Tal  des  Lulea  Kit ;  nördlich  von  Boden 
treten  Waldungen  mit  Seen  und  Sümpfen  auf,  Die  Linie 
durchschneidet  dann  gebirgiges  Gelände,  bei  ii2^°>  wird 
die  lappländische  Grenze  und  bei  125 kln  der  Polarkreis 
geschnitten.  Etwa  100  k*  von  Gellivara  entfernt  liegen 
die  Erzlager  von  Kirunavara  und  Luossavara,  die  bis  74°/fl 
fast  phosphorreines,  metallisches  Eisen  enthalten  und  zu 
den  reichsten  Erzlagern  der  Welt  gezählt  werden.  Von 
Gellivara,  wo  die  eigentliche  Ofotcnbahn  beginnt,  zweigt 
die  Linie  nach  Malmbcrgct  und  Koskulls  Kulle  ab.  Die 
Länge  der  Bahnstrecke  Lulea -Malmberget  und  Koskulls 
Kulle  betragt  rd.  aacAm.  Von  Kirunavara,  in  502™  See- 
höhe, neigt  sich  die  Bahn  in  stetigem  Gefälle  zum  Tornca 
See.  sie  windet  sich  durch  enge  Täler,  Schluchten  und 
Tunnel*  l,  unter  Sehnccsehutzbauten  an  den  Berghängen 
entlang,  überschreitet  auf  zahlreichen  Kunstbauten  Wild- 
bäche  und  Flöße,  durchquert  das  großartige  Kesseltal  des 
Wassijaure  und  erreicht  in  522  ■  Scchohc  im  wilden  Hoch- 
gebirge die  norwegische  Grenze. 

Bei  —  40°  bis  — 50UC  Kälte  waren  in  menschenleeren 
(legenden,  insbesondere  auf  norwegischem  Gebiet,  große 
Bauschwicrigkeilcn  zu  überwinden.  Dort  sind  im  zer- 
klüfteten, von  -chncebcdcckten  Bergen  durchsetzten  Ge- 
lände auf  rd  «ta  nicht  weniger  als  4t  Tunnel  von  zu- 
sammen 4,6^'"  Länge  erbaut  und  gegen  Erdrutschungen, 
Lawinen  und  abstürzendes  Gerolle  zahlreiche  Schutzbau- 
ten errichtet  worden. 

F.lwa  3^'"  von  der  Endstation  erhebt  sich  in  68°  47' 
nördl.  Br.  eine  Säule,  die  den  nördlichsten  Punkt  der  Bahn 
bezeichnet.  Von  der  Station  führen  Glei-e  zum  Ofotcn- 
hafen.  zu  den  Lagerplätzen  der  Bergbau-Gesellschaft  und 
zu  den  Kaianlagen,  wo  besondere  Vorrichtungen  geschaffen 
sind,  durch  welche  die  Erze  unmittelbar  in  die  Fracht- 
dampfer verladen  werden.  Die  Hamburg -Amerika -Linie 
hat  bis  auf  weiteres  die  Verfrachtung  von  zusammen 
to  Mill.  1  Erz  übernommen  und  zu  diesem  Zweck  vor- 
läufig zwei  Dampfer  in  den  Verkehr  gestellt. 

Seit  1903  bestehen  besondere  I.appland-Expreßzüge, 
die  während  der  Sommermonate  zwischen  Stockholm  und 
Narvik  verkehren  und  die  etwa  1587  lange  Strecke  in 
2  Tagen  und  2  Stunden  zurücklegen. 


zwischen  Finnland  und  Schweden  gelegenen  Hafenstadt 
Tornca  am  Tornca-Elf  verbinden. 

Zwischen  Tornca  —  Haparanda  Boden  kommt  eine 
Strecke  von  schätzungsweise  70  km  inbetracht  Die  Fort- 
führung der  Norrlandbahn  Ober  Boden  nach  1  laparanda 
wurde  im  schwedischen  Reichstage  vor  Jahren  erwogen 
und  befürwortet,  ak  im  finnländischen  Landtage  die  Vor- 


lage wegen  Verlängerung  der  Eisenbahn  von  llcaborg 
nach  Tornca  zur  Beratung  stand.  Auf  Veranlassung  des 
schwedischen  Grncralstabes  wurde  damals  der  Bauplan 
aufge  geben.  Kußland  erhofft  aber  die  Bauausführung,  weil 
dadurch  der  Plan,  der  sibirischen  Ueberlandbahn  über  die 
Ofotenbahn  den  Weg  zum  Atlantischen  Ozean  zu  eröffnen, 
verwirklicht  werden  könnte.  Dann  würde  ein  ununter- 
brochener Schienenweg  vom  Stillen  zum  Atlantischen 
Ozean  führen,  auf  dem  der  Durchgangsverkehr  bis  zur 
schwedischen  Grenze  auf  einheitlicher  Spur  sich  ab- 
wickeln könnte.  *) 

Bemerkenswert  ist  auch  der  Vorschlag,  den  Verkehr 

der 


sibirischen  Eisenbahn  über  I  langö  am  Finnischen 
Meerbusen,  Koppetskir,  der  östlichen  Spitze  Schwedens 
Im  Oktober  1903  wurde  im  Norden  Finnlands  die  am  Bottnischen  Meerbusen,  und  Göteborg  nach  England 
1  »k"  lange  Strecke  von  Kemi  nach  Tornca  der  zu  leiten,  wobei  die  Wasserstraße  zwischen  Ilangö  und 
Ulcaborg  Tornea'cr  Eisenbahn  dem  Verkehr  übergeben;  Koppelskär  durch  Eisbrcch- Dampffahren  offen  gehalten 
sie  bildet  den  nördlichsten  Teil  der  finnländischen  Linien,   werden  müßte.  — 

die  SL  Petersburg  Über  Wvborg,  Tavaslhcus,  Tammcrf.  .rs.   — —  ..     „,    .  . 

Estermüra  und  Gamla-Karlchy   mi,  der  am   Grenzfluß  k^uJ^w^Ä 

  »un  untrti-r.ii.liirirr  Btd«-iituni;.    Di*  XoriUnd  und  Olotenhihii  bctiui  dm- 

■i  Dn  lliit»<r  Tunntl  uliill  »7010.  e.nc  Spurweite  von  1,43s  m 


343 


No.  55. 

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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Ar  eh.-  u.  Ing.-Vereln  zu  Magdeburg.  Sitzung  am  6.  April 
1904.  Vors.  Postbrt.  Winckler.  Zum  zweiten  Vorsitzen- 
den wird  Hr.  Brt  Harms  gewählt,  welcher  die  Wahl  an- 
nimmt. Sodann  spricht  Hr.  Harms  Ober  „ Studien  Ober 
den  großen  Wiederherstellungsbau  des  Magde- 
burger Domes  1826 — 34'. 

Zu  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  war  die  Dom- 
kirche nahe  daran,  ganz  und  gar  zu  verfallen  und  zur 
Ruine  zu  werden.  Da  gelang  es  in  einer  Zeit,  in  der 
das  Geld  außerordentlich  knapp  war,  in  einer  Zeit,  welche 
noch  ganz  im  Banne  der  Antike  stand  und  wenig  Sinn 
und  Verständnis  für  mittelalterliche  Bauweise  hatte,  tat- 
kräftigen Mannern  reiche  Mittel  für  die  Erhallung  unseres 
mittelalterlichen  Domes  zu  erwirken.  Das  Hauptverdienst 
an  dem  Zustandekommen  des  großen  Werkes  gebührt 
dem  damaligen  Obcr-Prasidcnten,  Staatsminister  v.  Klc- 
witz,  der  an  die  Spitze  der  Dombau- Kommission  trat. 
Die  Namen  der  beteiligten  Baubeamten  sind  durch  das 
von  ihnen  spater  herausgegebene  Domwerk  bekannt,  der 
Reg.-  u.  Brt  Clemens,  der  Bauinsp.  Mellin  und  der 
Baukondukleur  Rosenthal. 

Der  von  1826 — 34  zur  Ausführung  gelangte  Wicdcr- 
herstellungsbau  hat  etwas  über  230000  Taler  gekostet, 
wozu  der  König  allein  6000  Taler  beitrug.  Von  Interesse 
ist  das  unter  anderen  auch  von  Schinkel  unterzeichnete 
Gutachten  der  Ober- Baudeputation,  welches  sehr  ein- 
gehend die  große  Baufrage  behandelt  und  im  Ucbrigen 
zeigt,  welches  geringe  Maß  von  Hochachtung  in  jener 
Zeit  die  maßgebenden  Vertreter  des  Baufaches  den  her- 
vorragenden Werken  der  mittelalterlichen  Bauweise  ent- 
gegenbrachten. 

Der  Vortragende  unterzieht  nun  die  einzelnen  Teile 
der  Doinkirche  zunächst  im  Aeußeren  einer  näheren  Be- 
trachtung und  zwar  in  der  Reihenfolge,  in  welcher  «1er  Wie- 
dcrhcrstcllungsbau  vor  sich  gegangen  ist.  Von  den  beiden 
unvollendeten  östlichen  Türmen  hatte  der  südliche  früher 
ein  Zeltdach,  der  nördliche  ein  Geschoß  mehr  als  heute, 
welches  jedoch  in  Fachwerk  hergestellt  war  und  wegen 
Baufälligkcit  abgebrochen  wurde.  An  dem  nördlichen 
Kreuzschiff  mußte  der  Giebel  vollständig  neu  aufgebaut 
werden.  Die  Türmchen,  welche  die  beiden  Kreuzschiff- 
giebel auf  der  Ostseitc  flankieren,  sind  eine  Zutat  des  Wic- 
derhcrstcllungsbaucs.  Die  sagenumwobenen  Statuen  eines 
Schäfers  mit  seinem  Knecht  und  2  Hunden  sind  vollständig 
erneuert.  Die  eigentümliche  Teilung  der  östlichen  Fenster 
der  Kreuzschiffe  erklärt  sich  dadurch,  daß  der  untere 
Fcnstciieil,  welcher  eine  ganz  selbständige  Teilung  zeigt, 
durch  ein  dahinter  angeordnetes  Pultdach  verdeckt  und 
deshalb  mit  Sandsteinplallen  ausgesetzt  werden  sollte. 
Diese  Pultdächer  gelangten  indes  nicht  zur  Ausführung  und 
so  verglaste  man  einfach  auch  die  unteren  Teile  der  Fenster, 
welche  ihre  besondere  Teilung  schon  erhallen  hatten. 

Die  Paradieshalle  vor  dem  nördlichen  Kreuz  mußte 
in  weitgehendstem  Maße  ergänzt  werden.  Die  seitlichen 
Türen  waren  früher  durch  Brettertüren  vcrschlttssen,  auf 
welcher  sich  in  Üel  gemalte  Darstellungen  aus  der 
Schöpfungsgeschichte  befanden.  Diese  Türen  sind  neuer- 
dings wieder  aufgefunden. 

An  dem  hohen  Chor  sind  das  Hauptgesims,  die  Dach- 
galcric,  das  Gesims  des  Bischofsganges  mit  der  eigentüm- 
lichen Bekrönung,  die  Wasserspeier,  die  Ciesimse  der  Chor- 
kapellen vollständig  ernruert.  Von  den  meisten  dieser 
Bauteile  waren  nur  Spuren  vorhanden.  Die  auf  dem 
Bischofsgang  früher  belindlichen,  den  Chor  umgebenden 
Zeltdächer  wurden  beseitigt.  Am  I  .anghaus  sind  die  Haupt- 
gesimse  und  Galerien  auf  beiden  Seiten  fast  ganz  erneuert 
und  die  Strebepfeiler  mit  Platten  umkleidet.  Von  den 
10  Reihengicbeln  auf  dem  nördlichen  Sehenschiff  konnte 
nur  einer  zumleil  erhalten  werden  Die  entsprechenden 
südlichen  Giebel,  welche  nur  aus  ausgemauertem  Fach- 
werk bestanden  und  nach  dem  Anschlage  in  derselben 
reichen  Weise  ausgeführt  werden  sollten,  sind  aus  Mangel 
an  Mitteln  in  der  einfachen  Weise,  wie  wir  sie  heute 
sehen,  hergestellt  worden. 

An  den  beiden  Haupttnrmen  waren  die  Schäden, 
welche  die  Zeil,  Witlerungseinflüsse  und  feindliche  Ge- 
schosse hervorgerufen  hatten,  sehr  groß.  F.s  fehlten  viele 
Fialen,  Wasserspeier  und  erhebliche  Längen  der  Oalerie- 
brüstungen.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  eingehen- 
den F.rhebungen,  welche  zur  Entscheidung  der  Frage  an- 
gestellt worden  sind,  ob  die  veranschlagte  Erneuerung  der 
fehlenden  Kreuzblumen  auf  dem  Sodturme  zur  Ausführung 
gelangen  solle  oder  nicht.  Schließlich  bestimmte  der  König, 
daß  der  südliche  Turm  als  Wahrzeichen  der  alten  Stadt 
Magdeburg  in  seiner  unvollendeten  Gestalt  zu  belassen  sei. 

Auch  an  dem  Mittelbau  zwischen  den  Türmen  ist  mit 
großer  Sparsamkeil  vorgegangen,    liier  hat  man  einen 

9.  Juli  1904. 


merkwürdigen  Versuch  mit  einer  Anstrichmethode  ge- 
macht An  dem  reichen  Hauptportal  sind  viele  Schäden 
mit  Romanzement  ausgebessert  und  dann  ist  das  Ganze 
mit  einer  Mischung  von  Zement  und  Vitriol  angestrichen 
worden,  wodurch  angeblich  eine  dem  Sandstein  ähnliche 
Farbe  entstanden  ist.  Die  Folgen  dieser  Erfindung  zeigen 
sich  heutigen  Tages  nur  zu  deutlich.  An  den  reichen 
Blumenfriesen  usw.  zerfällt  alles  bei  leichter  Berührung 
zu  Staub  und  allenthalben  blättert  der  Sandstein  ab. 

Schließlich  wurden  dann  noch  die  Instandsetzung*- 
Arbeiten  des  Inneren  der  Domkirche  besprochen,  welche 
von  einschneidender  Bedeutung  nicht  gewesen  sind.  Als 
Mcrkwürdiakeit  wurde  erwähnt,  daß  in  den  Chorgewölben 
einige  baufällige  Diagonal-  und  Quergurtc  durch  unterge- 
brachte gußeiserne  Bögen  verstärkt  sind.  - 

Reicher  Beifall  lohnte  den  Vortragenden  für  die  hoch- 
interessanten Ausführungen. 

An  den  geschäftlichen  Teil  schloß  sich  ein  Abschieds- 
Kommers  zu  Ehren  des  nach  Frankfurt  a.  M.  versetzten 
Kiscnb.-Bau- u.  Betriebs-lnsp.  Seh  warz.  Es  gedachte  der 
Vorsitzende  der  großen  Verdienste  des  Scheidenden  um 
den  Verein  und  überreichte  ihm  als  Dank  des  Vereins  und 
als  bleibendes  Zeichen  der  Erinnerung  einen  Pokal.  Hr. 
Schwarz  dankte  für  die  ehrenden  Worte  und  wünschte  dem 
Verein  ferneres  Blühen  und  Gedeihen.  —       Bern  er. 

Auf  der  XVII.  Hauptversammlung  des  Vereins  deutscher 
Gartenkünttter  In  Düsseldorf  vom  3.-8  Aug.  d.  J.  werden 
einige  Vorträge  gehalten,  die  auch  für  Leser  unserer 
Zeitung  von  Interesse  sein  dürften.  Es  werden  sprechen 
Hr.  Gartening.  Hanisch  von  Kattowitz  über  „die  Ein- 
richtung von  Arbeitergärten*;  Hr.  Gartening,  Glogau  aus 
Bonn  über  „Heimatschuß" ;  Hr.  Gartendir.  Encke  von 
Köln  über  „Architektonische  Motive  in  der  Gartenkunst"; 
sowie  Hr.  Stadtgartcninsp.  Fintelmann  aus  Berlin  über 
„Die  zweckmäßige  Anlage  von  Schulgärten  und  deren 
Betrieb".  — 


Vermischtes. 

Die  Annahme  eines  Teiles  der  preuß.  wasserwirtschaft- 
lichen Vorlage  ist  am  21.  Juni  durch  das  Abgeordnetenhaus, 
am  28  Juni  durch  das  Herrenhaus  erfolgt.  Es  handelt 
sich  dabei,  wie  zu  erwarten  war,  um  diejenigen  Teile  der 
Vorlage,  welche  vorwiegend  oder  ausschließlich  der  Ver- 
besserung der  Vorflut-  und  Hochwasserverhältnisse  dienen, 
nämlich  um  das  Gesetz  betr.  die  Verbesserung  der 
Vorflut  in  der  unteren  Oder,  Havel.  Spree,  Lau- 
silzer  Neiße  und  dem  Bober,  sowie  das  Gesetz  betr. 
Maßnahmen  zur  Verhütung  von  Hochwasserge- 
fahren in  der  Provinz  Brandenburg  und  im  Havcl- 
gebict  der  Provinz  Sachsen.  Es  sind  danach  folgende 
Bauausführungen  zu  bewirken: 

Verbesserung  der  Vorflut  in  der  unteren 

Oder  41 865800  M. 

Verbesserung  der  Vorflut  und  der  Schiff- 
fahrtverhältmsse  der  unteren  Havel   .     9835000  „ 

Ausbau  der  Spree   9119200  „ 

Ausbau  der  Lausitzer  Neiße  und  des 
Bobers  innerhalb  der  Prov  Brandenburg    1864000  „ 

zusammen  02684000  M. 
Die  Kanalvorlage,  d.  h.  diejenigen  Teile  der  Gesamt- 
vorläge,  welche  den  Großschiffahrtsweg  Berlin  — 
Stettin,  den  Dortmund  K  nein  •  Kanal  und  den 
verstümmelten  Mittellandkanal  umfassen,  ist  noch 
nicht  aus  der  Kommission  zurückgekehrt,  ihr  Schicksal 
also  noch  immer  zweifelhaft  — 


Preisbewerbungcn. 

Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Skizzen  für  eine 
evangelische  Kirche  In  Mähr.  Ostrau  wird  für  Architekten 
Oesterreichs  und  des  1  Putschen  Reiches  zum  1.  i>kt.  1904 
erlassen.  Bausumme  180000  Kr.;  3  Preise  von  900,  650 
und  450  Kr.,  die  auch  in  anderer  Weise  verteilt  werden 
können.  „Die  Wahl  des  auszuführenden  Projektes  aus  den 
prämiierten  oder  vom  Preisgerichte  zum  Ankaufe  em- 
pfohlenen Projekten  behält  sich  die  evangelische  Kirclien- 
gemeinde  vor  und  wird  den  Architekten,  dessen 
Arbeit  sie  zur  Ausführuni:  wählt,  zur  Ausar- 
beitung der  Baupläne  und  zur  Bauleitung  heran- 
ziehen." Bei  dieser  erfreulichen  Aussicht  machten  wir 
dem  Wunsche  Ausdruck  geben,  zu  dem  aus  den  Hrn. 
Arch.  K.  Th.  Bach,  Dombaumstr.  J.  Hermann,  Bit. 
L.  Wächtler  und  Arch.  Ant.  Weber  (als  Ersatzmann) 
bestehenden  Preisgericht  auch  einen  Preisrichter  aus 
Deutschland  gewählt  zu  sehen 

Zu  dem  Wettbewerb  des  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein»  in  München  betr.  Entwürfe  für  eine  Volksschule  In 
Kempten  liefen  35  Arbeiten  ein     Den  I.  Preis  crhicll  Hr. 

■143 

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Osw.  Bieber,  den  II.  Preis  Hr.  Otto  Schnartz,  den 
III.  Preis  Hr.  loh.  Müller,  »amtlich  in  Manchen.  Eine 
lobende  Erwähnung  fanden  Entwürfe  der  Hrn.  F.  X. 
Knöpfle  und  Joh.  Möller  in  München.  -  - 

Bücherschau. 
Menzel-Schubert.  Der  Bau  der  Eiskeller,  Elahauaer,  L-ager- 
keller,  Elaachrtnke.  6.  Auflage.  Von  Prof.  Alfred 
Schubert.  Verlag  von  I.  Neumann  in  Neudamm. 
Pr.  brosch.  4  M.,  geb.  5  M.  •  - 
Das  vorliegende,  lao  Oktavseilen  umfassende,  mit 
135  Abbildungen  ausgestattete  Wcrkchcn  ist  eine  voll- 
standige  Neubearbeitung  der  vor  20  Jahren  erschienenen 
5.  Auflage,  von  der  nicht  viel  mehr  als  die  stoffliche  An- 
ordnung übrig  geblieben  ist  Der  Inhalt  ist  außerdem 
zeitgemäß  erweitert,  indem  die  wesentlichen  Fortschritte, 
welche  die  Kälteindustrie  seitdem  zu  verzeichnen  hat 
inbezug  auf  Eismaschinen,  Kühlmaschinen,  Kühlanlagen 
und  Kühlräume  in  ausführlicher  Weise  behandelt  sind. 
Das  Werk  ist  einerseits  für  den  Bautechniker,  anderseits 
für  den  Eiskonsumenten  bestimmt.  Die  Darstellung  muüte 
sich  daher  auf  das  Wesentliche  unter  Kortlassung  aller 
theoretischen  Erörterungen  beschränken.  Innerhalb  des 
so  gezogenen  Rahmens  ist  es  dem  Verfasser  gelungen, 
ein  übersichtliches,  klares  Bild  des  ganzen  Gebietes  zu 
geben.  Für  den  Techniker  enthält  das  Werk  manchen 
praktischen  Wink,  sodall  es  demselben  einen  wertvollen 
Anhalt  bei  der  Ausgestaltung  der  bczügl.  Anlagen  gibt 
L'eber  den  Wert  des  bcigcgcbcncn  Verzeichnisses  von 
Bezugsquellen  kann  man  geteilter  Meinung  sein.  -  - 

Die  Kältemaschinen  von  Ing.  Georg  Gftttsche.  Verlag  von 
Johannes  Kriebel  in  Hamburg.  Pr.  2,50  M.  — 
Einen  Teil  desselben  Gebietes,  aber  von  anderem 
Standpunkte,  behandelt  obige  Schrift,  die  sich  mehr  an 
den  praktischen  Maschinenbauer  bezw.  diejenigen  wen- 
det, welche  mit  diesen  Maschinen  im  Betriebe  zu  tun  haben. 
Die  kleine  Arbeit  ist  ein  Sonderdruck  eines  ursprünglich 
in  der  Zeitschrift  „Deutscher  Maschinist  und  Heizer"  er- 
schienenen Artikels  und  gibt  in  gedrängter  Kürze  und  in 
gemeinfaölicher  Form  alles  Wissenswerte  auf  dem  ein- 
schlägigen Gebiete.  — 

Bei  4er  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Griot,  Gustav,  Ziviling.    Kontinuierliche  Raiken  mit 
konstantem  Trägheitsmoment  Interpolierbare 
Tabellen  zum  raachen  Auftragen  der  EinfluDlinicn  för  Mo» 
toente  und  SeheerkrAlte   sowie  der  Kurven    für  verteilte 
Lasten,  fOr  die  Praxis  berechnet  Zürich  1904.  SchultheS  &  Ko. 
Iszkowskl,  R.,  k.  k.  Ministerialrat  Die  Anforderungen  des 
Strafien  Verkehres.    Anleitung  zur  Herstellung  und 
Pflege  der  Straflenfahrbahn    Wien  190a.   R.  v.  Waldheim. 
Das  Evangelische  Krankenhaus  Köln.  Herausgegeben 
von  den  dirigier.  Acnlcn  Dr.  E.  Martin  und  Dr.  L.  Bleib- 
treu und  dem  Erbauer  Aren  Alfr.  Ludwig  in  Leipzig.  Mit 
9  Plänen  und  50  Abbildungen.   Bonn  1903.  Carl  Georgi. 
Handbuch  der  Architektur.     Herausgegeben  von  Geh. 
Brt.  Prof.  Dr.  Ed.  Schmitt  DieHochbaukonstruktioncn. 
Dritter  Teil,  6.  Band:  Sicherungen  gegen  Einbruch.  Anlagen 
lur  Erzielung  einer  guten  Akustik.    Glockcnstuhlc.  Siche- 
rungen gegen  Feuer,  Blitzschlag ,  Bodensenkungen  und  Erd- 
erschOtterungen.    StOtzmauern.    Terrassen,  Freitreppen  und 
äußere  Rampen.     Befestigung  der  Bürgcrsteige  und  Hof- 
flachen. Vordacher.  Eisbehaiter  und  Kühlanlagen  mit  kunstl. 
Kälteerzeugung.  III.  Aufl.   Mit  369  Text-Abbildgn.  und  1  Taf. 
Stuttgart  190«,.    Arnold  BcrgstraUer  (A.  Kiöncr).    Pr.  14  M. 
»mann,  Fedor.  Dask  11  nstlerisc  Ii  gestaltetes  c  bul- 
lt aus.    Leipzig  1904.    K.  Voigtllnder.    Pr.  5  M,  geb.  6  M. 
Lingenfelder,  Willi.,  Aich.  Die  Tragfahigkeits-Berech- 
nungen  von  Balken,  Sauten  u.  dcrgl.    Trakt  Handbuch 
zum  Selbstunterricht  und  Gebrauch  für  jeden  Bauhand wei  ks- 
meiater  und  Techniker    Emmendingen  1902.  Druck-  u.  Ver- 
logs-Gc*.  vorn».  Dfilter.    Pr.  i,ac  M. 
Malrlch,  A.,  Ing     Hilfstabctlen  zur  Berechnung  eiserner 

Baukonstruklioncn.    Teil  1.    Chemnitz  1003.    A.  Mairich. 
Möller,  M-,  Ptof.    Eine  Frage!  Soll  die  Meteorologie  einen 
fortlaufenden  Vergleich  zwischen  Mondstcllung  und  Witterung 
in  ihren  Arbeitsplan  aulnchmcn  oder  soll  wie  bisher  dieser 
Einfluß  nur  durch  gelegentliche  private  Arbeiten  einzelner 
Forseber  weiter  verfolgt  werden  /  Rraunschweig  1903-  Alb. 
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Elektrotechniker.  Leipzig  190a  Hachuicister  &  Thal.  Pr.  a  M. 
shardt.  C.  Geschaftskalcndet 


für  dco  Wcllvcikchr. 
09.  Jahrgang.  1904.  Vermittler  der  direkten  Auskunft.  Bei  Im. 
Dr.  Selpp,  Heinr,  Prof.,  Dir.  der  Kt;l  llaugcw-Schule  in  Barmen. 
Festigkeitslehre  für  Haugewerksehulcn  und  ver- 
wandte gewerbliche  Lehranstalten,  sowie  zum  Gebrauch  in 
der  baulechn.  Praxis.  Mit  Uebungsbcispiclen,  Piofii-  und 
anderen  Tabellen,  sowie  73  Abbilden,  a.  vei  bewerte  und 
vermehnc  AufL    Leipzig  1903    Seemann  *  Ko.   Pr  1,40  M. 

344 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Kgl  Reg-  u  Bit.  Falke  iat  zum 
nichlstAnd.  Mitgl.  des  Hat  -Amtes  ernannt. 

Der  Garn  -Baoinsp  G  o  e  1 1  e  in  Kassel  scheidet  aus  der  Garn.- 
Bauvcrwallg.  aus  wegen  Ucbernahme  einer  Stadtbrostr  -Stelle  Der 
Garn -Rauinsp.  Brt.  Veit  mann  in  Breslau  ist  auf  s.  Antrag  in 
den  Ruhestand  versetzt  Der  Garn -Baoinsp  Brt.  Stuckhardt 
In  StraBburg  ist  nach  Breslau  I  versetzt 

Baden.  Dem  Prof.  R  e  h  b  o  c  k  in  Karlsruhe  ist  die  Erlaubnis 
zur  Annahme  und  z.  Tragen  des  ihm  verlieh.  Kgl.  preuB.  Roten 
Adler-Ordens  IV.  Kl.  erteilt. 

Dem  Bez  -Rauinsp  H  e  n  z  in  Karlsruhe  ist  die  Vorst  -Stelle 
das.  übet  tragen;  der  Bez-Bauinsp.  Sing  ist  z.  Vorst  der  Bcz- 
Bauinsp  Donaueschingen  ernannt 

Der  Zentralinsp.,  Bahnbauinsp.  Weyer  bei  der  Gen.-Dir. 
der  Staatseisenb  ist  gestorben. 

Preußen.  Dero  GroBh.  hess.  Reg.-  u.  Brt  G  e  i  b  e  I  in  Königs- 
berg i.  Pr  ist  der  Rote  Adler-Orden  IV.  Kl.  und  dem  Geh.  Rcg- 
Rat  Prof.  Dr  Heinzerling  in  Aachen  der  Kgl.  Kronen-Orden 
III.  Kl.  verliehen. 

Der  Geh.  Brt.  Anderson,  vortr.  Rat  im  il.ahi.  der  öffenü. 
Arb.  iat  z.  Geh.  Ob  -Brt.  ernannt 

Techn.  Hochschule  in  Danzig.  Zu  etatm.  Prof.  sind 
ernannt:  Der  Schiffb-lng.,Ob-liig  b  Nordd  Lloyd  in  Bremerhaven, 
Dipl  Ing  Schotte,  der  ord  Prof.  Dr.  B  c  h  r  e  n  d  in  Hohenheim, 
der  Piiv.  Doz  Piof.  Dr.  R  u  f  f  in  Berlin,  der  Doz  Dr.  Wien  in 
Aachen,  der  Prof.  Dr.  R  o  ß  I  e  r  in  Berlin,  der  auBcrord.  Prof.  Dr. 
Lorenz  in  Gottingeii,  der  Prof.  K  r  o  h  n  ,  Dir  der  Bruckenb  -Abt. 
„GulehoffouogshDtte'  in  Sterkrade,  der  Pnvatdoz  Prot.  Dr.  Wohl 
in  Berlin,  der  Kg'.  Reg -Bmstr.  Oder  in  Berlin  und  der  Piivatdoz. 
Dr.  Eggert  in  Berlin. 

Der  etatm.  Prot  Geh.  Reg.-Kat  Dr.  v.  Mangoldt  in  Aachen 
ist  in  gl.  Eigenschaft  an  die  Techn.  Hochschule  in  Dan. ig  versetzt; 
der  Pnvatdoz.  Dr.  Dolezalek,  Ob -Ing.  bei  der  Firma  Siemens 
&  HaUke  in  Beilin  ist  unt  Beileg.  des  Tit  Prof.  z-  Doz.  an  der- 
selben Hochschule  ernannt 

Techn.  Hochschule  in  Charlottenburg.  Die 
Wahlen  nachgen.  Hrn.  Abt.- Vorst,  für  das  Amlsjahr  1.  Juli  1904  05 
sind  bestätigt  worden  und  zw.  die  ProT. :  Geh.  Brt  W  o  1  ( f  für  die 
Abt  f.  Archit,  Geh.  Reg  Rat,  Dr.-lng.  Müller-Breslau  fnr  Bau- 
ingenieurwesen, Kämmerer  f.  Maschineningenieurwesen,  D i c c k- 
hofft.  Schiff-  u  Scliiff.masch.-Bau.  Geh.  Ree-Rat  Dr.  Hirsch- 
wal d  f.  Chemie  und  Hüttenkunde  und  Dr.  Rubens  f.  Allgem. 
Wissenschaften. 

Der  Rcg.-Bmstr.  Ochniichen  in  Pillau  ist  der  Kgl  Eisenb.- 
Dir.  in  Essen  a.  K  zur  Beschäftigung  Oberwiesen. 

Der  wortt  Reg -Brost  r.  Hugo  Eberhardt  in  Hcilbrono  ist 
z.  komm,  ßsuinsp.  der  Stadt  Frankfurt  a.  M  erwShlt. 

Die  Reg.-Blhr.  Friedr,  Kringel  aus  Berlin,  Emil  Goehrtz 
aus  Bröske,  Franc  Vogt  aus  Breslau  und  Alb.  GrOn  aus  Wies- 
baden (Hochbfch.l,  —  Rud.  Hennings  aus  Lübtheen,  Fritz  Kable 
aus  Hohenstein,  Jobs.  Michels  aus  Berlin  und  Ench  Welz  aus 
Finsterwalde  (Wasser-  u.  SlraBenbfcli.),  —  Rud.  Petri  aus  Frank- 
furt a.  M.,  Paul  Schaler  aus  Magdeburg,  Gunter  Promnitz  au» 
Breslau  und  Ernst  A  m  m  e  r  ro  a  n  n  aus  Abf 
sind  zu  Reg.-Bmstrn.  ernannt. 

Den  Reg-Bmstrn.  Friedr  Balfanz  in  Pasewalk,  Erich  Labes 
in  Berlin  und  Ottomar  Martini  in  Charlottenburg  ist  die 
Eutlass.  aus  dem  Staatsdienst  erteilt 


-Bich.) 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  M.  K.  In  Wiesbaden.  Nach  der  gelieferten  Sachdar- 
stellung hat  sich  die  Mauer  nach  dem  Nachbargrundstücke  Ober- 
gebogen;  es  handelt  sich  somit  um  keine»  l'cbetbau  im  Sinne 
B.  G.  -  B.  $919  und  es  kommen  die  bezüelich  des  Oberbaues  er- 
lassenen Bestimmungen  nicht  zur  Anwendung.  Vielmehr  liegt  eine 
Grenzverwirrung  im  Sinne  B.  G.  -  R.  §  930  vor.  E»  darf  Zurück- 
führung  der  Mauer  auf  die  richtige  Grenze  verlangt  weiden. 
Denkbar  ist  jedoch,  daB  an  dem  Entstehen  des  Jetzigen  Zustande« 
eine  Fahrlässigkeit  auf  beiden  Seiten  vorliegt,  was  dahin  führen 
kann,  duf)  die  Kosten  der  Grembericbtigung  und  des  Versetzens 
der  Mauer  auf  die  richtige  Grenze  gemeinsam  zu  tragen  sind. 
t'ebrigens  sind  soviel  einschlagende  L'mMandc  denkbar,  deren 
Kenntnis  zur  richtigen  Beurteilung  des  Falle»  maßgebend  ist  (z.  B. 
Dauer  des  Bestandes  der  heutigen  Beschaffenheit  der  Mauer)  daß 
eine  untrügliche  Beantwortung  Ihrer  Fragen  ausgeschlossen  ist  — 

K.  H-e. 

Antragen  an  den  Leserkreis. 
Ich  beabsichtige,  mit  hartgebrannten  Tonplatten  ein  Bassin  für 
ziemlich  starke  (etwa  5  B)  schwelelsaure  Sulfallauge  auszukleiden. 
Da  Charoottc-Mehl  —  wie  meine  Versuche  ergeben  haben  —  allein 
nicht  genügt,  so  frage  ich  an,  wie  ich  einen  der  schwcfeligen  Saure 
Widerstand  leistenden  Mörtel  herstellen  könnte  ;  — 

J  F  in  Budapest 
Welche  Systeme  der  Müll-  und  Si  lilackenabluhr  bei  den  Ge- 
bäuden der  größeren  Städte  haben  sich  am  besten  bewihrt?  — 

nheim, 


t:  I>ie  Wu  ünrirnteUu.i-;  «1er  N  i.  i'Ij.Il.i  i  Ii«-  in  Spandau.  —  Der 
Hafen  vciti  Valparaiso  iin«l  *ein  iri  liljntrr  Ainti.in  (S.  liluöi,  —  llir  Senkung 
der  Mi\imiLiaiL».BriKke  in  Mci.iheti  —  i-Me  m-.rtll  i.  hvte  tLsenbahn  der  Welt, 
dir  /likQtittier  Kt^iHllcrkc  »Sei  »il:iTi^.[irn  t  i  t„  t  ...  n|l,»l.u  aia  All 
»Jzean.  •  MitteUuiizm  au*  VtreuieQ.  \>r:iu>'  :c.e%-  IVrl*l'eweil 
—  Kfkhri.  —  lVrw,:ii-i! A'a<Jit..cl:1rn.  —  Hm  I-  und  Kiacrka-lea. 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  l>ic  Wiederherstellung  der  Nicolai- 
kirche in  Spandau. 

Verlan  der  l»r "Ii'  >irn  lUrnnUi:^,  m.  b  II  .  Krrlm.  Für  die  Kedaklkm 
uraniwortl.  AJbcil  Hoiruaun,  ist/lio.    L'ru.k.  vou  Willi.  Grave,  Her  IIa. 

No.  55. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°:  56.  BERLIN,  DEN  13.  JULI  1904 


Die  Wiederherstellung  der  Nicolaikirche  in  Spandau. 

Architekt:  Stadtbauinspektor  Otto  Stiehl  in  Steglitz.   <ächtuu  >  ihmu  die  Abbildungen      shmi«-  349. 


jeber  die  Wiederherstellung  des  Inneren  lassen 
wir  dem  Künstler  selbst  das  Wort:  „Maß- 
gebend für  dieselbe  war  in  erster  Linie  die 
Sorge  um  die  Raumwirkung.  Vor  allem 
erschien  in  einer  Hallenkirche  mit  Chorum- 
gang ein  Abschluß  der  Chor- Umgangsöffnungen  im 
unteren  Teil,  die  in  alter  Zeit  durch  Lettner  geschlossen 
waren  und  für  ganz  verschiedene  gottesdienstliche  Hand- 
lungen benutzt  wurden,  niemals  aber  für  den  nüchternen 
freien  Durchblick  geschaffen  sind,  erfordejrlich.  Es 
wurde  der  ßngenabschluU  neben"  Gern'  ATtar  gewählt 
(S.  341),  um  den  Blick  vom  Umgang  nach  Altar  und 
Kanzel  frei  zu  halten,  weil  an  Festtagen  auch  dieser 
Umgang  mit  Kirchgängern  dicht  besetzt  ist.  Die  beiden 
anschließenden  Ocffnungen  wurden  mit  der  Kanzcl- 
treppc  und  dem  Einbau  eines  großen  Baldachins  über 
dem  dorthin  überführten  Taufbecken  für  das  Auge  ge- 
schlossen 

Von  Einfluß  für  die  Raumwirkung  war  ferner 
die  Wiederaufrichtung  des  alten  Triumphkreuzes  am 
Choreingang,  von  welchem  die  alten  Figuren  aus  dem 
Jahre  1540  noch  erhalten  waren.  Mit  neuem  Balken 
und  neuem  Kreuz,  sowie  neuer,  aufgrund  der  erhalte- 
nen Reste  ergänzter  Bemalung  wurden  sie  an  alter 
Stelle  wieder  aufgestellt.  Die  so  hervorgerufene  ideelle 
Scheidung  von  Chor  und  Schiff  war  wesentlich  für 
den  Raum.  Indem  ferner  die  Emporen,  die  bis  in 
den  Chorraum  hineingeführt  waren,  um  ein  Joch  ver- 
kürzt wurden,  konnte  der  alte  schone  Raumeindruck 
des  Chores  in  der  I  iauptsachc  wiedergewonnen  werden. 

Freier  mußte  im  Schiff  vorgegangen  werden.  Die 
Kmporcn  der  vierziger  Jahre  ruhten,  abgesehen  von 
ihrer  trocken-peinlichen  Einzclgliederung  auf  klotzigen 
Ständern,  welche  die  Pfeilerform  und  die  Wandglicdc- 
rung  völlig  verdarben.  Eine  gänzliche  Entfernung  der 
Emporen  war  mit  Rücksicht  auf  die  erforderliche  Zahl 
von  Sitzplätzen  nicht  möglich.  Es  konnte  darauf  auch 
um  so  eher  Verzicht  geleistet  werden,  als  ein  völlig 
freies  Seitenschiff  ebenfalls  den  alten  Sinn  eines  solchen 
Baues  nicht  trifft,  da  man  sich  den  Raum  vielmehr  im 
mittelalterlichen  Sinne  auch  durch  Einbau  von  Seiten- 
altären  u.  dcrgl.  vielfach  gegliedert  vorstellen  muß.  Es 
wurde  daher  die  Brüstungswand  der  Emporen  mit 
einfacherer,  weniger  vordringlicher  Verbreiterung  ver- 
kleidet und  dabei  der  llauptwcrt  auf  flächige  Bemalung 
gelegt;  es.  wurden  ferner  die  Pfosten  abgeschnitten  und 
die  Last  der  Emporen  in  möglichst  einfacher  Weise  auf 
Wände  und  Pfeiler  übertragen,  wobei  jede,  auch  nur 
zeitweise  beträchtliche  Schwächung  der  Pfeiler  vermie- 
den werden  mußte.  Die  Orgelempore  erhielt  ferner  an- 


stelle ihres  alten  geraden  Abschlusses  eine  bogenförmige 
untere  Begrenzung,  um  harmonisch  mit  den  übrigen 
Emporen  zusammenzugehen.  Von  Bedeutung  für  die 
Raumwirkung  des  Inneren  war  ferner  die  Versetzung 
der  Kanzel  aus  der  Mitte  des  Schiffes  nach  dem  Chor- 
cingang  und  die  Entfernung  der  Gipsgesimsc,  mit 
denen  man  bei  der  Veränderung  von  1840  die  Pfeiler 
versehen  hatte. 

Für  den  so  neugestalteten  Kirchenraum  mußte  in 
der  Turmhalle  ein  würdiger  Vorraum  geschaffen  wer- 
den. Die  im  Mittelalter  wohl  geplante  Wölbung  dieses 
Raumes  war  nicht  zur  Ausführung  gekommen.  Nach- 
dem der  hölzerne  Ausbau  im  18.  Jahrh.  durch  Brand 
vernichtet  war,  hatte  man  im  Jahre  1840  die  Halle 
gänzlich  verbaut,  indem  vier  starke  Pfosten  zum  Tragen 
von  sechs  Turmböden  nebst  Glockcnstuhl  und  Dach- 
last bis  auf  den  Erdboden  hcrabgcfflhrt  worden  waren. 
Den  Raum  zwischen  den  Pfosten  hatte  man  durch 
eine  Balkendecke  unterhalb  des  großen  Westfensters 
abgeschlossen,  durch  ein  Oberlicht  in  dieser  Decke 
notdürftig  erleuchtet  und  in  den  pseudogotischen 
Formen  jener  Zeit  ausgebaut.  Die  seitlich  neben  den 
Pfosten  verbleibenden  Räume  waren  zu  einer  Rumpel- 
kammer und  einer  Bodentreppe,  sowie  zur  Aufstellung 
der  Orgclbälgc  verwendet  worden. 

Hier  mußten  diese  Pfosten  bis  zur  zweiten  Turm- 
balkcnlagc  entfernt  werden.  Die  schwierige  Abfan- 
gung der  sehr  ungleich  verteilten  Obcrlast  wurde 
nach  meiner  Idee  durch  Ilm  Ing.  Lcitholf  in  Berlin 
im  Einzelnen  durchgeführt.  Der  so  gewonnene  Raum 
erhielt  ein  hohes  scchstciligcs  Sterngewölbc  mit  großer 
Mittelöffnuny .  An  die  eine  Seitenwand  wurde  eine 
einfach  gezimmerte  Wendeltreppe  (S.  349)  als  Ersatz 
der  alten  Bodentreppe  angelehnt  I  lölzerne  Wand- 
bänke mit  hoher  Rücklehne,  neue  Türen  und  Bemalung 
des  unteren  Wandteiles  auf  dem  rohen  Put/  vervoll- 
ständigen dieEinrichtung  des  Raumes,  der  bei  Familien- 
festlichkeiten als  Wartehalle  für  die  Gäste  dient  Mit 
der  Verlegung  der  Bälgekammer,  die  ebenfalls  durch 
den  Ausbau  der  Vorhalle  nötig  wurde,  wurde  die  Ein- 
richtung eines  elektrischen  Gebläsebetriebes  für  die 
Orgel  verbunden. 

Für  die  Einzclbchandlung  des  Inneren  galt  mir 
vor  allem  als  Grundsatz:  gewissenhafte  Verwertung 
aller  Vorteile,  die  aus  der  Kenntnis  älterer  Kunst  und 
alter  Handwerkstechnik  zu  ziehen  sind;  Vermeiden 
unmittelbarer  Nachahmung,  freie  Verwendung  solcher 
vielseitigen  Anregungen  ohne  unkünstlerisch -archäo- 
logische Pedanterie,  zu  selbständiger,  aus  der  Aufgabi' 
heraus  entwickelter  Wirkung.   Für  die  Gesamthaltung 


345 

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inbezug  auf  Reichtum  der  Formen  waren  maßgebend 
eine  Anzahl  älterer  Ausstattungsstücke.  Die  Kirche 
besitzt  einen  reichen,  lebhaft  farbig  bemalten  Altar 
der  Rcnaissancezcit,  eine  Stiftung  der  Grafen  zu  Lynar, 
dessen  großartiger  Aufbau  den  mittleren  Bogen  des 
Choruniganges  fast  bis  zum  Kämpfer  fallt.  Es  war 
ferner  eine  alte  Kanzel  des  17.  Jahrh.,  wenn  auch  in 
Trümmern,  vorhanden,  die  König  Friedrich  Wilhelm  II. 
der  kürzlich  abgebrochenen  Johanniskirche  in  Spandau 
geschenkt  hatte.  Sic  war  in  wahrhaft  königlichem 
Reichtum  in  üppigster  Schnitzerei  und  Vergoldung 
durchgeführt.  Die  Gemeinde  entschloß  sich,  daß  sie 
ergänzt  und  in  unserer  Kirche  wieder  aufgestellt  werde. 
Endlich  war  ein  bronzenes  Taufbecken  gotischer  Zeit, 
ebenfalls  ein  hervorragend  schönes  Beispiel  seiner  Art, 
vorhanden,  das  in  würdiger  Weise  aufzustellen  war. 
Auch  eine  Reihe  schöner  Grabdenkmäler,  mehrere 
reich  geschnitzte,  bemalte  und  vergoldete  Totcnschildcr 
und  eine  große  Anzahl  Votivgemälde  geben  noch 
einen  Nachklang  alter  Formenfülle.  Aus  den  großen 
Schmuckstücken  von  ungewöhnlichem  Reichtum  be- 
stimmte sich  die  künstlerische  Behandlung  des  Chores. 
Die  Abschlußbögen  neben  dem  Altar  wurden  in  den  For- 
men des  Altars  aus  Sandstein  errichtet  und  in  ähnlicher 
Behandlung  neben  dem  Altar  zwei  neue  Kommunion- 
bänkc  geschaffen.  Der  Kanzel  wurde  ein  neuer  Sockel 
und  eine  neue  Treppe  mit  Portaleingang  in  reichen 
Barockformen  hinzugefügt  (S.  349).  Um  ihrer  glänzen- 
den Erscheinung  ein  künstlerisches  Gegengewicht  zu 
schaffen,  wurde  im  gegenüber  liegenden  Bogen  das 
Taufbecken  aufgestellt  und  mit  zierlichem  großen  Bal- 
dachin, etwa  6m  hoch,  i,6m  Durchmesser,  überbaut. 
Ebenso  wurden  Triumphbalken  und  Kreuz  mit  reiche- 
rer Belebung  des  Umrisses  gezeichnet  (S.  337). 

Demgegenüber  ist  die  Formgebung  im  Schiff  sehr 
schlicht.  Die  Emporcnbrflstungcn  und  das  niedrige 
Gestühl  sind  mit  flachen  I.eistengliedcrungen  beschla- 
gen; die  Türen  in  verdoppelter  Arbeit  und  Leisten- 
toilung  als  Rrctttürcn  mit  geschmiedeten  Meschlägen 
auf  der  glatten  Seite  ausgeführt.  Die  einzigen  reiche- 
ren Punkte  bilden  große,  durchbrochen  geschnitzte 
Rundschilde,  die  nach  früher  in  Backsteingcgcndcn 
allgemein  herrschender  Sitte  lebhaft  bemalt  und  ver- 
goldet an  den  Schlußsteinen  der  Gewölbe  angebracht 
wurden.  Ein  erst  vor  etwa  20  Jahren  beschafftes  eiche- 
nes Orgelgehäusc  von  sehr  derben  schweren  Formen 
mußte  benutzt  werden.  Es  wurde  der  ruhigeren  Raum- 
wirkung der  Kirche  zuliebe  umgeformt  und  um  1,5™ 
erniedrigt.  Nach  Entfernung  von  einigen  gar  zu 
lastenden  Giebeln  wurde  es  durch  Hinzufügung  einiger 
Schnitzereien  und  durch  lebhafte  Remalung  und  Ver- 
goldung dem  Maßstabe  des  übrigen  angepaßt.  Die 
Lichtträger  der  elektrischen  Beleuchtung  sind  an  den 
Pfeilern  angl  bracht,  dabei  möglichst  zierlich  gestaltet, 
um  sich  der  Architektur  tunlichst  unterzuordnen  und  die 
Raumwirkung  nicht  zu  stören.  Daneben  sind  die 
allen  Messingkronlcuchter  beibehalten  und  neu  auf- 
gehängt. Sie  werden  an  Festtagen  usw.  mit  Kerzen 
besteckt  und  so  in  alter  Weise  bei  besonderer  Gelegen- 
heit zur  Hebung  des  feierlichen  Eindruckes  benutzt. 

Die  Vcrmittelung  zwischen  diesen  Teilen  ver- 
schiedenen Reichtums  ist  in  der  farbigen  Behandlung 
des  Ganzen  gesucht  Die  mittelalterliche  Färbung, 
die  noch  wohl  festzustellen  war,  konnte  nicht  als  Vor- 
bild dienen,  da  sie  auf  tiefe,  feierlich  düstere  Wirkung 
angelegt  war.  Dem  heutigen  Gebrauchszweck  ent- 
sprechend mußte  auf  größere  Helligkeit  des  Inneren 
gesehen  werden.  Immerhin  mußte  der  derben  Back- 
steinfarbc  eine  gewisse  Rolle  eingeräumt  werden, 
wenn  die  Wirkung  nicht  ganz  aus  dem  Formen- 
charakter  des  Baues  herausfallen  sollte.  Dieser  Ge- 
sichtspunkt, dazu  die  Rücksicht  auf  .die  kraftige  Be- 
malung des  alten  Altares  und  die  reiche  Vergoldung 
der  Kanzel  sind  die  Veranlassung  gewesen,  das  ganze 
Innere  in  frischen  lebhaften  Farben  auszumalen.  Da- 
bei wurde  von  der  alten  Remalung  die  Anordnung 
eines  vier  Schichten  hohen  Frieses  am  Kampfer  der 
Pfeiler,  die  Gliederung  der  Pfeiler  selbst  und  der 
eigenartige  Wechsel  der  Farben  in  den  Cewölbegliedc- 

3<6 


rungen  beibehalten,  alles  Andere  mit  Rücksicht  auf 
Zusammenschluß  und  Teilung,  Uebcreinstimmung  und 
Gegensätzlichkeit  der  Flächen  frei  erfunden.  Der 
kräftigen  Behandlung  der  Malerei  gegenüber  wurden 
die  Fenster  wieder  einfacher  gehalten.  Sie  sind  nur 
im  Chor  mit  farbigen  Teppichmustern  versehen.  Im 
Schiff  finden  wir  im  wesentlichen  nur  Musterver- 
glasungen,  die  Oberfenster  haben  dazu  im  Bogcnfeld 
reichere  Muster  aus  Schwarzlotmalerei  mit  etwas  Silber- 
gelb  erhalten.  Die  kleineren  Fenster  unter  den  Emporen 
sind  von  Mitgliedern  des  Kirchenrates  gestiftet  und  ent- 
halten in  wechselnder  Anordnung  jedes  ein  Abzeichen, 
das  sich  auf  den  Beruf  des  Stifters  bezieht.  In  ähn- 
licher Weise  ist  das  Westfcnstcr  der  Turmhalle  von 
den  hauptsächlichsten  beim  Bau  beschäftigten  Span- 
dauer Werkmeistern  gestiftet  und  mit  deren  Hand- 
wcrkszcichcn  verziert  worden. 

Rei  den  Bauarbeiten  waren  die  folgenden  Firmen 
beschäftigt:  Maurerarbeiten:  Hülsebeck  in  Spandau; 
Verblend-  und  Formsteinc:  C.  Matthcs  &  Sohn  in 
Rathenow;  Bildhauer- und  Steinmetzarbeiten:  Wimmel 
&  Ko.  in  Berlin;  Zimmerarbeiten:  Leppin  &  Ko.  in 
Spandau ;  Tischlerarbeiten/Füren  und  Gestühl :  H  ä  r  t  n  e  r 
in  Spandau.  FOrKanzcl-.Triumphkreuz  und  Orgel  usw.: 
P.  HOsner  in  Berlin;  Holzschnitzerei:  H.  Kahler  in 
Berlin;  Kunstschmiedearbeiten,  Beleuchtungskörper: 
Mettl  ing  &  Glcichauf  in  Charlottcnburg;  Treppen- 
geländer und  Türbesehläge:  Ed.  Puls  in  Tempelhof: 
Ausführung  der  Bemalung:  Ballin  in  Frankfurt  a.  M. 
und  zwar  für  die  Wand-  und  Gcwölbcbcmalung  nach 
Werkzeichnungen  von  Gebr.  Linnemann  in  Frankfurt 
a.  M.,  für  Baldachin, 'Triumphkreuz,  Orgel  usw.  dagegen 
nach  meinen  Entwürfen:  gemalte  Glasfenster,  Glas- 
malerei: Prof.  Linnemann  in  Frankfurt  a.  M.;  elek- 
trische Beleuchtung:  Allgem.  Elektr.-Ges.  in  Berlin; 
Orgclgcbläsc:  Danneberg  &  Quandt  in  Berlin." 

Soweit  Stiehl.  Wir  haben  nun  schon  zu  Eingang 
dieser  Darstellung  die  grundsätzliche  Frage  gestreift, 
die  wir  angesichts  dieser  Wiederherstellung  wieder  zur 
Erörterung  stellen  möchten,  die  Frage,  ist  das  Kirchen- 
gebäude, soweit  seine  künstlerische  Ausschmückung 
inbetracht  kommt,  unter  die  Herrschaft  der  Stileinheit 
zu  stellen  oder  hat  der  Künstler  das  Recht,  sich  von  der 
Herrschaft  des  Stiles,  die  ohnehin  schon  zu  lange  läh- 
mend auf  eine  Weiterentwicklung  im  Sinne  einer  Ver- 
inncrlichung  der  Kunst,  im  Sinne  des  Ausflusses  des 
Kunstwerkes  aus  Herz  und  Gemüt,  mit  anderen  Worten, 
im  Sinne  eines  höheren  Zieles  als  lediglich  des  Zieles 
des  aesthetischen  Genusses  und  der  lehrhaften  Kor- 
rektheit gewirkt  hat,  loszusagen? 

Zunächst  sei  hier  das  unbedingte  Recht  des  Künst- 
lers betont,  ohne  Rücksicht  auf  „ Grundsätze",  Regeln 
und  alles  das,  was  die  ohne  jeden  sichtbaren  prakti- 
schen Nutzen  arbeitende  kritische  Aesthetik  geglaubt 
hat,  nach  den  Werken  zur  Richtschnur  für  den  Künstler 
aufstellen  zu  müssen,  mit  souveräner  I  lerrschaft  ledig- 
lich seines  Gefühles,  seiner  Ucberzeugung,  der  Be- 
dingungen des  Materiales  und  des  Zweckes,  dem  sein 
Werk  dienen  soll,  zu  arbeiten.  Es  ist  eine  der  besten 
Taten  der  künstlerischen  Bewegung  unserer  Tage,  die 
wir  uns  gewöhnt  haben,  als  die  moderne  zu  bezeich- 
nen, daß  sie  den  Künstler  unabhängig  gemacht  hat 
von  Kritik,  von  Ueberlicfcrung,  von  Regel  und  von 
jeder  Art  von  Kunstzwang.  Der  Teil  der  modernen 
Bewegung,  der  diesem  Ziele  gewidmet  ist  und  sich 
heute  schon  mit  Erfolg  lostrennen  läßt  von  jenem 
anderen  Teil,  der,  indem  er  den  Zwang  bekämpft, 
diesen  Zwang  selbst  wieder  bis  zum  Stilfanatismus, 
ja  bis  zum  Terrorismns  steigert,  er  hat  die  Lebenskraft, 
von  der  wir  eine  dauernde  Weiterentwicklung  erwar- 
ten dürfen:  er  bildet  das  Mark  der  modernen  Be- 
wegung, er  ist  jener  Teil,  in  welchem  im  Sinne  der 
Kunst  ein  Funke  Ewiges  wohnt,  weil  ein  Grundprinzip 
der  Entwicklung  des  Menschengeschlechtes  in  ihm  als 
treibende  Kraft  enthalten  ist:  die  Freiheit: 

Der  deutschen  Kunst  und  namentlich  der  deutschen 
Architektur  der  jüngsten  Vergangenheit  hat  Niemand 
mehr  wie  der  damalige  deutsche  Schulmeister  geschadet 


No.  56. 

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und  ihre  freie Entwicklung  gehemmt,  jener  Schulmeister 
mit  dein  Zopf  im  Nacken,  der  Hornbrille  vor  den  kurz- 
sichtigen Augen  und  dem  warnenden  Stabe  in  der  Hand. 
Er  trieb  sein  Wesen  nicht  nur  in  den  Lehrsälen,  son- 
dern mehr  noch  in  den  Lehrbüchern  und  in  den  sauber  in 
Perioden  und  Systeme  abgegrenzten  Kunstgeschichten. 
Von  ihm  und  aus  ihnen  wurde  nur  zu  lange  Zeit  die 
Kunst  bezogen,  die  heute  noch  an  unseren  Straüen  steht 
und  kaum  einem  eine  rechte  Freude  macht,  am  aller- 
wenigsten ihren  Urhebern.  Von  ihm  erfuhr  man  wohl, 
was  „wir  könnten",  was  wir  „mußten«,  wie  wir  uns 
.bestreben"  müßten,  nicht  von  den  uns  überkommenen 
Werken  selbst  mit  ihrem  vielgestaltigen  Leben,  mit 
der  Beredsamkeit  ihrer  Geschichte,  mit  der  eindring- 
lichen Sprache  ihres  Werdens  und  -  Vergehens.  Es 
läßt  sich  die  Besorgnis  nicht  zurückdrängen,  dafl  auch 
die  Denkmalpflege  bereits  beginnt,  doktrinär  zu  wer- 
den, aber  immerhin  hat  sie  ein  Verdienstvolles  gehabt: 
daß  sie  den  Künstler  crmahnt  hat,  das  Werk  der  Ver- 
gangenheit scharfer  anzusehen,  die  Geschichte  seines 
Werdens  eingehender  zu  prüfen,  die  Unbefangenheit 
der  Entstehung  zu  erkennen  und  /u  würdigen  und 
aus  der  kleinsten  Landkirche  mit  ihrem  gotischen 
Sterngewölbe,  ihrem  Renaissance  •  Epitaphium,  ihrer 
Barockkanzel  und  ihrem  Empire-Altar  zu  lernen,  daß 
nicht  die  aus  engerem  Geiste  entsprungene  Stil  e  i  n  h  c  i  t , 
sondern  daß  die  Freiheit  des  Lebens  mit  seinen  un- 
zähligen und  unerwarteten  Ereignissen  ihren  Zauber 
geschaffen  hat.  Unter  diesem  Eindrucke  lernt  er  sich 
entschließen,  das  souveräne  Recht  von  Zeit  und  Um- 
ständen anzuerkennen.  Wenn  man  nun  aber  dieses 
souveräne  Recht  willig  anzuerkennen  bereit  ist,  darf 
man  aus  ihm  dann  auch  das  weitere  Recht  ableiten, 
die  gewonnene  Erkenntnis  auf  die  eigene  Kunstübung 
zu  übertragen  und,  Ober  den  Zeiten  und  Stilen  stehend, 
in  einem  Werke  das  zu  vereinigen,  was  nicht  aus 
einer  Einheit  des  Stiles,  aber  aus  einer  Einheit  des 
Zweckes,  der  sittlichen  Anschauung,  aus  einer  Einheit 
der  inneren  Regungen  entspringt?  Sollen  Verstand 
und  Ueberlegung  in  den  Werken  der  Kunst  mehr  vor- 
herrschen oder  sollen  in  erster  Linie  Herz  und  Seele 
für  sie  der  Stempel  sein?  Ist  die  erste  Eigenschaft 
eines  Kunstwerkes  und  namentlich  eines  Werkes  der 
Architektur  die  Logik  oder  ist  es  die  Psyche? 

Wer  unter  dem  Zauber  der  alten  Kirchen  gestan- 
den hat,  wer  in  jenen  stillen,  versonnenen  Winkeln 
geweilt  hat,  die  wegfern  liegen  und  gesucht  werden 


müssen;  wer  sich  weitab  vom  Mecrpfadc  und  von  deu 
Straiien,  auf  welchen  das  moderne  Leben  mit  seiner 
zerstörenden  Macht  cinherzieht,  zu  jener  genußvollen 
Stimmung  der  Einsamkeit,  die  ebenso  köstlich  wie 
selten  ist,  gefunden  hat  und  mit  den  1  lintcrlassen- 
schaften  verschollener  Geschlechter  Zwiesprache  hält, 
der  wird  nicht  im  Zweifel  sein,  wie  unsere  Frage  zu 
beantworten  ist.  Wer  hätte  nicht  schon  in  unseren 
neueren  Kirchen  und  seien  sie  die  besten,  das  Gefühl 
eines  Mangels,  des  eingestandenen  oder  uneingestan- 
denen  Mangels  einer  Befriedigung  in  der  Wirkung  ge- 
habt? Wer  hätte  sich  nicht  schon  gefragt:  müssen 
unsere  modernen  Kirchen  lediglich  mühelose  ästhe- 
tische Pose  zeigen?  Müssen  sie  notwendig  arm  sein 
an  künstlerischen  Individualismen?  Muß  unbedingt  der 
Wunsch  eines  Einzigen  die  gesamte  Formensprache  be- 
herrschen oder  soll  ein  vielstimmiges  Künstlerkonzcrt  die 
Stimmung  angeben?  Stiehl  hat  diese  Frage  beantwortet. 
Geschichte  und  Zeit  können  wir  nicht  in  unsere  neuen 
Kirchen  hineinzaubern.  DieSümmung,  die  Otto  Stiehl 
in  diesem  Falle  durch  eine  feinsinnige  Verwendung  alter 
Werke  aus  verschiedenen  Perioden  erreicht  hat,  sie 
wird  sonst  in  nur  seltenen  Glücksfällen  möglich  sein. 
Aber  wir  glauben,  Geschichte  und  Zeit  lassen  sich 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  durch  den  Eindruck 
der  Persönlichkeit  ersetzen,  anderer  Persönlichkeiten 
neben  der  des  Leitenden.  Was  wir  tun  können,  das 
ist  die  mitarbeitenden  Künstler  nicht  so  weit  in  die 
notwendige  Unterordnung  zu  zwängen,  daß  ihre  Per- 
sönlichkeit verloren  geht.  Freilich  dürfen  es  nicht 
Persönlichkeiten  des  starken  Selbstbewustseins,  son- 
dern es  müssen  Künstler  von  einfach  ruhiger  Schlicht- 
heit sein,  welche  die  notwendige  Einordnung  nicht  als 
Unterordnung  empfinden,  aber  neben  dem  leitenden 
Architekten  sich  in  einer  der  Gesamtwirkung  des 
Werkes  angemessenen  Weise  geltend  zu  machen 
wissen.  Gelingt  es  so,  die  Individualität  der  alten 
Werke  durch  die  Individualitäten  neuer  Werke  ver- 
schiedener Meister  und  verschiedener  Auffassung,  auch 
verschiedener  Stile,  gleichwohl  aber  beherrscht  von 
einem  leitenden  Gedanken,  zu  ersetzen,  so  kann  unseren 
Kirchen  ein  gutes  Teil  von  dem  Zauber,  welchen  die 
Zeit  mit  ihren  Werken  unseren  alten  Kirchen  verliehen 
hatte,  wieder  gewonnen  werden.  Also  vielleicht  nicht 
puritanische  Stileinheit,  sondern  vielgestaltiges,  aber 
von  einem  leitenden  Gedanken  getragenes  Kunst-  und 
Formenlebcn?  —  Albert  Hof  mann. 


Ueber  drei  wichtige  in  Deu 

n  dem  jetzigen  Augenblicke,  wo  die  Kanalvorlage 
wieder  im  Vordergrund  des  Interesses  sieht,  wird 
die  nachstehende,  fast  ein  Jahrhundert  zurücklie- 
gende Kundgebung  nicht  ohne  Interesse  sein : 

In  No.  99  der  Kölner  „Rheinischen  Zeitung"  vom 
Donnerstag,  den  99.  September  1814,  ist  folgende  Ab- 
handlung zu  finden:  „Die  Land-  und  Wasser-Kommuni- 
kationen sind,  wie  sich  der  kgl.  bayerische  Wirkt.  Geh.- 
Rat  Ritter  v.  Wiebeking  in  seiner  theoretisch  -  prak- 
tischen Wasserbaukunst  ausdrückt:  „die  Lebensadern  alles 
Verkehrs  und  aller  (iewerbc",  wie  sollten  sie  also  in 
dem  gegenwartigen  wichtigen  Zeitpunkte  nicht  eine  ganz 
besondere  Aufmerksamkeit  auf  sich  ziehen:  Die  in  jenem 
Werke  vorgeschlagenen  Kanäle  Deutschlands  verdienen 
daher  wohl  hier  wieder  eine  Erwähnung.  Der  erste  Kanal 
würde  die  Donau  mit  dem  Rheine  verbinden;  er  nähme 
seinen  Anfang  bei  Bamberg,  verfolgte  den  Lauf  der  Pegnitz 
bis  Fürth,  von  wo  aus  ein  Kanalast  nach  Nürnberg  ginge; 
der  Hauptkanal  liefe  längs  der  Regnitz  oder  Rezat,  dann 
stirge  er  zum  Teilungspunkte  bei  Seeligporten  hinauf, 
fiele  von  da  nach  der  Altmülil  und  verfolgte  diesen  Kluß 
bi*  zur  Donau  bei  Kchlheim. 

»Unter  allen  Kanälen  der  Welt  hat  keiner  ein  so  allge- 
mein wichtiges  Interesse  (sagt  der  Verfasser  der  Wasser- 
baukunst S.  6)  für  so  viele  Nationen  als  dieser".  Dies  ist 
eine  sehr  richtige  Bemerkung;  denn  der  Kanal  würde 
den  Verkehr  von  Ungarn,  mit  dem  von  Deutschland, 
Krankreich,  Molland  und  England  in  Verbindung  setzen; 
auf  ihm  könnte  Bayern  sein  Getreide,  Salz  und  Hauholz 
nach  dem  Rheine  versenden;  England  käme  mit  Süd- 
deutschland,  Oesterreich,  Ungarn,  der  Wallachei  und 
Siebenbürgen   in   unmittelbare   Wasserverbindung.  Hei 

13.  Juli  1904. 


schland  anzulegende  Kanäle. 

einem  lebhaften  Handel  würde  durch  die  Kanal  fahrt  der 
Ackerbau  täglich  5435  Pferde  ersparen,  die  der  Waren- 
transport zu  Lande  erforderte.  Der  Handel  würde  daher 
3  26t  000  Kl.  jährlich  gewinnen,  und  die  Wälder  der  Donau, 
die  gegenwärtig  dem  Besitzer  einen  geringen  Ertrag  ab- 
werfen, würden  auf  den  Werften  der  Niederlande  zu 
Schiffen  gezimmert  werden  können.  Es  ist  unglaublich, 
wie  groß  der  Vorteil  einer  solchen  Wasserstraße  ist;  neue 
Erwerbsquellen  und  neue  Zweige  der  Industrie  entstehen 
in  den  Gegenden,  die  sie  durchläuft  und  der  KlciÖ  des 
Arbeiters  ist  der  Belohnung  sicher.  So  ist  erwiesen,  daß 
der  Kanal  von  Languedoc,  welcher  jährlich  seinen  In- 
habern 850  000  Eres  reine  Einkünfte  abwirft,  zugleich  das 
Kapital,  welches  er  zu  erbauen  kostete,  nämlich  35  Mit!., 
seinen  Anwohnern  jährlich  einbringt. 

Der  zweite  in  dem  oben  angeführten  Werke  vorge- 
schlagene Kanal,  wozu  der  Verfasser  1808  einen  auf  ge- 
naue Lokaluntersuchungen  gegründeten  Entwurf  gemacht 
hat,  und  wovon  er  in  der  128.  Kupfcrtafcl  eine  Karte 
liefert,  soll  die  Weser  mit  der  Elbe  verbinden,  bei  Celle 
beginnen,  längs  der  Aller  nach  dem  von  Friedrich 
dem  Großen  ausgetrockneten  Dröniling,  in  welchem  der 
Teilungspunkt  stattfände,  hinaufsteigen,  sodann  lang* 
der  Ohre  bis  nördlich  von  Magdeburg  liiuahlallcn  und 
zuletzt  sich  in  zwei  Acste  teilen,  deren  einer  bei  Magde- 
burg, der  andere  dem  Plauciisehcn  Kanal  gegenober  in 
die  Elbe  einmündete  Ein  Scitenkanal  könnte  nach  Hraun- 
schweig,  ein  anderer  von  Celle  nach  Hannover  gehen. 
Durch  diesen  Kanal  entstünde  eine  ununterbrochene  -unerc 
Wasserstraße  von  Hrcmen  Ober  Herlin  nach  Bromher«. 
Stettin,  Dan/ig  und  Warschau;  ferner  von  Hannover  und 
Braunschweig  nach  den  eben  genannten  Städten,  nach 

347 

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Hamburg  und  aufwärts  nach  Dresden.  Ix-r  dritte  Kanal 
würde  von  Leipzig  nach  der  Saale  längs  der  Heiße  ge- 
zogen, wodurch  Leipzig  mit  Bremen,  Hannover,  Braun- 
schweig, Berlin,  Stettin  und  I  tanzig  in  schiffahrtsfähige 
Verbindung  käme.  Würde  nun  zugleich  die  böhmische 
Mulda  mit  der  I  >onau,  wenn  auch  nicht,  der  Schwierigkeiten 
des  Geländes  wegen,  Uber  die  Höhen  durch  einen  Kanal, 
doch  bis  anf  einige  Meilen  verbunden,  und  diese  Strecke 
mit  einer  guten  Kunststraße  oder  mit  Kisenb ahnen  aus- 


gefüllt, so  bliebe  für  Ik-uKchland  in  Hinsicht  der  Wasscr- 
Komtuunikaüonen  wenig  zu  wünschen  übrig.  Teilten  nur 
erst  die  mächtigen,  edefn  und  von  Eifer  für  das  Gemein- 
wohl beseelten  Monarchen ,  von  welchen  gegenwärtig 
Europas  Schicksal  abhängt,  diese  Ansichten,  so  wäre  an 
deren  Realisierung  nicht  zu  zweifeln,  denn  an  den  er- 
forderlichen Mitteln  zu  l'ntcmehmungen  dieser  Art  fehlt 
es  in  keinem  Lande  "  , 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Elaenbahnkunde.    In  der  Maisitzung  hielt 
Hr.  Geh.  Kom.-Rat;  I)r.-Ing.  Haar  mann  aus  Osnabrück 
"  durch  /.ahlreiche,  dem  Betriebe  entnommene  Ober- 
Keihc  von  I'rofilbildcrn  an- 


schaulich erläuterten  Vortrag  über  „Neue  Beobachtun- 
en,  Messungen  und  Versuche  am  Eisenbahn- 


berbau".  Der  Redner  wies  einleitend  darauf  hin,  daß 
man  lange  Zeil  die  technische  Beschaffenheit  der  Gleise 
einerseits  vorwiegend  nach  rein  praktischen  Gesichts- 
punkten beurteilt,  anderseits  zu  sehr  auf  nur  theoretische 
Erwägungen  gegründete  Neueningen  in  Vorschlag  ge- 
bracht habe.  Er  betonte  die  Notwendigkeit,  sorgsam  zu 
prüfen,  ob  man  gegenüber  den  wachsenden  Ansprüchen 
sich  mit  dem  bisher  Erreichten  begnügen  dürfe,  oder  ob 
man  sich  durch  zielbewußte  Verbesserungen  zu  erhöhten 
Leistungen  rüsten  solle.  Er  selbst  sei  seit  langer  Zeit  be- 
müht, durch  das  Osnabrücker  Gleismuseum  die  in  dieser 
Beziehung  empfundene  Lücke  auszufüllen.  Jene  Samm- 
lung stelle  gewissermaßen  eine  lebendig  bleibende  Kritik 
der  Talsachen  vor,  gebe  aber  über  die  Bewährung  man- 
cher Oberbauanordnungen  keineswegs  erschöpfende  Aus- 
kunft, weil  über  Lage  und  Inanspruchnahme  der  betr. 
Gleisstücke  die  unerläßlichen  näheren  Angaben  fehlen,  die 
nur  durch  dauernde  Versuche  und  fortgesetzte  Messungen 
und  Beobachtungen  gewonnen  werden  können.  Auf  die 
Dauer  der  Bewährung  eines  Gleises  im  Betriebe  sei  ganz 
besonderes  Gewicht  zu  legen. 

Den  Mangel  systematischer  Untersuchungen  de*  Ober- 
baues habe  auch*  der  Verein  Deutscher  Eisenbahn- Ver- 
waltungen erkannt,  der  seit  10  Jahren  auf  514  Versuchs- 
strecken regelmäßige  Messungen  vornehmen  lasse.  Doch 
auch  diese  Messungen  boten  für  bestimmte  Schlußfolge- 
rungen noch  keine  brauchbare  Grundlage,  weil,  wie  der 
technische  Ausschuß  des  genannten  \  ercins  selbst  er- 
kläre, die  Beobachtungszeit  noch  zu  kurz  sei  und  die  Un- 
gleichmäßigkeit  des  Schienenstahles  die  Ableitung  einer 
Gesetzmäßigkeit  zwischen  dem  Verhalten  der  Schiene  und 
den  durch  die  Güteproben  ermittelten  Festigkeitseigen- 
schaften erschwere.  Bestimmter  Wert  könne  nur  solchen 
Messungsergebnissen  beigelegt  werden,  die  unter  Ver- 
gleichung  abweichender  Konstruktion  und  Matcrialo,uali- 
täten  aufgrund  völlig  Obereinstimmender  Bedingungen  er- 
mittelt wurden.  Unter  solchen  Gesichtspunkten  hat  der 
Vortragende  eine  große  Anzahl  Messungen  vorgenommen, 
die  er  zumteil  in  I'rofilbildcrn  vorführt.  Fr  erblicke  da- 
rin neue  Belege  für  die  schon  langer  von  ihm  vertretene 
L'cberlegenhcit  des  Bessemerstahles  über  den  Thomasstahl. 
Die  Frage  der  zweckmäßigsten  Lntcrstotzung  der -Schienen 
dürfe  —  vom  Straßenbahn -Oberbau  abgesehen  —  wohl 
als  zugunsten  der  Querschwelle  entschieden  gelten.  Hin- 
sichtlich des  Materiales  der  Quctsehweltc  habe  nicht  nur 
der  Vertreter  der  Eisenindustrie,  sondern  auch  der  Volks- 
wirt immer  wieder  darauf  hinzuweisen,  daß  bei  der  Ver- 
gänglichkeit des  Hölze»  dieses  .Material  auf  die  Dauer 
für  den  Schwcllcnbcdarf  im  Inlande  nicht  zu  decken  sei. 
Schon  jetzt  wunderten  alljährlich  gewaltige  Summen 
für  Holzschwcllcn  in  das  Ausland,  wodurch  der  heimi- 
sch rn  Industrie  Arbeit,  den  Eisenbahnen  aber  große 
Krachtcinnahmcn  entzogen  wurden  Der  Ersatz  der  Holz- 
schwellen  durch  eiserne  sei  deshalb  um--.. mehr  gerecht- 
fertigt, als  die  Eisenschwclle  sich  bei  richtiger  Ausgc- 
staltungauch  technisch  und  wirtschaftlich  durchaus  bewähre. 

Redner  gehl  so.lann  auf  einige  seiner  neueren  Oberbau- 
Anordnungen  über  und  besprich!  insbesondere  die  Ripnen- 
schwelle  seines  StarkMoß-t  »berbaucs,  ferner  die  neuerdings 
anstelle  der  Hakenplatte  eingeführte  Zapfenplatte,  die  als 
Mittel  gegen  das  Wandern  der  Schienen  dienenden  Stemm- 
stühle  und  endlich  die  .Stoßträger  und  Auflaufluschcn. 

Zum  Schlüsse  seines  Vortrages  begrüßt  es  der  Redner, 
daß  die  preuß.  Staatseisenhahn-Vcrwaltung  die  Absicht  habe, 
zur  Erprobung  der  Oberbau-Anordnungen  eine  Versuchs- 
bahn mit  elektrischem  Betriebe  einzurichten  und  knüpft  da- 
ran die  Hoffnung,  daß  diese  Versuchsanstalt  ~ich  zu  einer 
Eisenbahn-Prfl  fungskominission  auswaclis<-n  weide. 

An  den  mit  großem  Beifall  aufgenommenen  Vortrag 
schloß  sich  eine  lebhafte  Erörterung  der  berührten  Fragen, 
bei  der  u.  a  mitgeteilt  wurde,  daß  Mittel  für  die  Anlage 

34« 


einer  Versuchsbahn  im  Etat  der  preuß.  Siaalscisenbahn- 
Vcrwaltung  für  1904  enthalten  seien.  — 

Aren.-  u.  Ing.-Veroin  zu  Hamburg.  Vers  am  18.  März. 
Die  Versammlung  fand  unter  Vorsitz  des  Hrn.  Bubendey 
statt.  Es  erhielt  das  Wort  der  Vertreter  Hamburgs  in  dem 
Ausschuß  zur  Aufstellung  von  Vorschriften  für  Beton- 
cisenkonstruktionen,  Hr.  Bürstenbinder.  Der  Redner 
betont  zuerst  die  auf  so  ungemein  verschiedenen  Gesichts- 
punkten beruhende  Behandlung  und  Beurteilung,  welche 
die  Betoneisenkonstruktionen  mangels  einer  einheitlichen 
Norm  bislang  bei  Staat  und  Behörden  erfahren  mußten  und 
snricht  dem  Aachener  Verein  das  Verdienst  zu,  eine 
Regelung  dieses  schwierigen  Stoffes  angebahnt  zu  haben. 
Auf  der  Abgeordneten -Versammlung  zu  Dresden  wurde 
die  Rückständigkrit  der  Sache  in  Deutschland  im  Gegen 
satz  zum  Ausland  allgemein  anerkannt  und  ein  fünfgliede- 
riger  Ausschuß  gewählt,  der  im  Verein  mit  den  Abge- 
ordneten des  Deutschen  Beton -Vereines  die  Punkte,  die 
zur  Regelung  der  Normalien  führen  sollten,  auszuarbeiten 
hatte.  Das  Ergebnis  der  von  diesem  Ausschuß  einge- 
leiteten, eingehenden  Verhandlungen  sind  eine  Reihe  nun- 
mehr festgelegter  Leitsätze,  Erläuterungen  zu  denselben 
und  ein  Anhang,  der  die  Normalien  zur  Berechung  der 
Bctonciscnkonstruktionen  enthält.  Hr.  Bürstenbinder  ver- 
liest diese  Leitsätze  und  macht  die  Versammlung  mit  dem 
Wunsche  des  Verbandes  bekannt,  daß  Ober  dieselben  in 
den  Einzelvcreinen  beraten  werden  möchte.  Hr.  Buben- 
dey spricht  Hrn.  Bürstenbinder  für  seine  Mitarbeit  als 
Hamburger  Ausschußmitglied  den  Dank  des  Vereins  aus 
und  bittet  letzteren,  sein  Einverständnis  mit  den  Aus- 
führungen des  Redners  zu  erklären,  was  geschieht 

Sodann  nimmt  Hr.  Bürstenbinder  das  Wort  zu 
cinein  Vortrag  über  den  Deutschen  Beton- Verein. 
Der  Redner  verliest  die  Paragraphen,  auf  die  sich  die 
Tätigkeit  des  Vereins  erstreckt,  weist  auf  die  vielen  in- 
teressanten Zweige  des  Bauwesens  hin,  die  in  das  Arbeits- 
feld des  Vereines  gehören  und  verbreitet  sich  eingehend 
über  die  verschiedenen  Kommissionsberichtc  der  einge- 
setzten Einzclkommissionen  und  die  Ergebnisse  der  bisher 
abgehaltenen  Versammlungen.  An  den  Vortrag  schloß 
sich  eine  lebhafte  und  interessante  Besprechung.  W. 

Vers,  am  35.  März  1904.  Vors.  Hr.  Hcnnickc,  anwes. 
88  Pers. 

Hr.  Caesar  erläutert  au  Hand  von  Lageplänen  und 
Bauzeichnungen  die  neuen,  in  der  Ausführung  begriffenen 
Eiscnbahnhatiten  am  Berliner  Tor.  Es  handelt  sich  um 
die  Trennung  der  vom  Hauptbahnhof  heranführenden 
6  Gleise  in  je  eine  viergleisige  Strecke  in  der  Richtung 
nach  Lübeck  und  Berlin.  Hierbei  zweigen  zwei  Vorort- 
gleise, die  spater  nach  Friedrichsruh  fortgeführt  werden 
sollen,  aus  den  Gleisen  für  den  Stadtbahnverkehr  von 
Altona  nach  Hasselbro.ik  ab.  Gleiskreuzungen  in  Sehieneti- 
höhe  sind  unter  Aufwand  sehr  erheblicher  Baulichkeiten 
für  GlcisüberfOhrungcn  und  Viadukte  vermieden.  Die 
beiden  Haltestellen  am  Berliner  Tor  für  den  Vorortver- 
kehr nach  dem  Ilassribrook  und  nach  Friedrichsruh  waren 
ursprünglich  völlig  getrennt  geplant.  Nachträglich  hat 
sieh  eine  Lösung  für  die  Vereinigung  beider  Haltestellen 
durch  ein  gemeinschaftliches  Empfangsgebäude  gefunden. 
Bemerkenswert  sind  die  erläuterten  Bauwerke  wegen  der 
spitzen  und  schwierigen  L'chcrschneidtingen  der  Gleis- 
viadukte,  z.  T.  in  beträchtlicher  Höhr  und  wegen  der  um- 
fangreichen Gründungsarbeiten,  die  der  schlechte  Baugrund 
erforderte  Auf  die  äußere  Erscheinung  der  Bauwerke 
ist  viel  Wert  gelegt.  In  der  anschließenden  Erörterung 
teilt  Hr.  Caesar  mit,  daß  in  Aussieht  genommen  sei.  an 
den  Nebcneiiigangen  vorläufig  nur  automatischen  Fahr- 
kartenverkauf einzurichten,  daß  die  Möglichkeit  des  Ge- 
päckverkehres  auf  den  Vorortstreckcti  vorgesehen  sei  und 
daß  für  die  künftigen  Vororlglcisc  nach  Friedrichsruh  bei 
den  neuen  Bauwerken  der  beiden  vorhandenen  Gleise 
durch  Verbreitet  utig  der  Fundamente  vorgesorgt  sei. 

Hi  Haller  macht  Mitteilungen  tiber  den  Wettbewerb 
für  den  Neubau  eines  Stadthauses  in  Bremen,  Über  den 
in  der  Dl-chn  |(,-lg  schon  an  anderer  Stelle  berichtet  ist, 
Redner  w  ar  mit  «lein  Wettbewerbs- Programm  nur  teilweise 
einvrr.slai  .<l>  u ;  seine  Bedenken,  die  sieh  hauptsächlich 
gegen  den  Mangel  fcl.uvr  Bestimmungen  darüber  richteten, 

No.  ,S6. 


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oh  itrr  Neubau  eigene  1  l.itipteingänge  erhalten  solle  und 
wie  er  mit  dem  Kaihaus  zu  verbinden  sei,  konnten  von 
der  ausschreibenden  Verwaltung  nieht  mehr  berücksichtigt 
werden.  Der  Ausfall  des  Wettbewerbes  habe  gezeigt,  dal] 
es  besser  gewesen  wäre,  vorzuschreiben,  datl  der  Neubau 
keinen  «elhslnndigcn  I  laupteinizang  haben  solle,  sondern 


Redner  berichtet  noch  Ober  den  inzwi-chen  auch  andci- 
weitig  bekannt  gewordenen  Vorschlag  für  die  Aufstellung 
des  Bismarck-Dcnkmales  neben  dem  Nordturm  des  Bremer 
Domes,  den  das  Stadthaus-Preisgericht  beiläufig  auf  An- 
suchen des  Senates  gemacht  hat,  und  über  einen  beab- 
sichtigten neuen  Wettbewerb  für  einen  Hauserblock  gegen- 


flaü  er  sich  auch  in  dieser  Hinsicht  dem  Kathause  unter- 
zuordnen ha!>c.  Kerner  waren  die  Korderungen  des  I'ro- 
erammes  hinsichtlich  der  Zahl  und  Größe  der  verlangten 
Räumlichkeiten  auf  dem  verfügbaren  Räume  nicht  woM 
zu  erfüllen.  Nur  so  ist  r,  7U  verrieben,  daü  keiner  der 
105  eingegangenen    hinwürfe  voll  befriedigen  konnte. 


über  dem  Kaiser  Wilhelm-Denkmal  in  Riemen  (c,  S.  351), 
Hr.  Gleim  berichtet  über  den  internationalen 
Ingenieur-KongreU,  der  Anfang  Oktober  in  St.  Louis 
Mattfinden  soll.  Geplant  seien  Berichte  amerikanischer 
Kachleute  über  die  l-orlschrittc  der  Technik  in  den  letzten 
10  Jahren  und  zwar  auf  33  Gebieten.  Hieran  sollten  «ich 

349 


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nach  dem  ursprünglichen  Plan  Gcgcnbcrirhtc  ausländi- 
scher  Fachgenossen  anschließen,  ein  Gedanke,  der  »ich 
aber  nicht  mehr  wird  durchfahren  lassen.  Dagegen  er- 
scheint es  ausfahrbar  und  erwünscht,  daß  die  auswärtigen, 
insbesondere  die  deutschen  Fachgenossen  sich  mit  schrift- 
lichen Einsendungen  an  dem  Kongreß  beteiligen,  die  als 
Drucksachen  des  Verbandes  zu  behandeln  sein  und  eine 
Art  schriftlicher  Besprechung  darstellen  würden,  Voraus- 
setzung ist  die  vorherige  Bekanntgabe  der  amerikanischen 
Arbeiten.  Redner  hat  sich  zu  dem  Zwecke  mit  dem  Ge- 
schäftsfahrer des  Verbandes  deutscher  Arch.-  und  Ing- 
Vereine  und  dem  Vorstände  des  Vereins  deutscher  In- 
genieure in  Verbindung  gesetzt;  erstcrer  hatte  bedauer- 
licherweise noch  keine  Aufforderung  aus  Amerika  erhalten. 

Ilr.  Gleim  berichtet  endlich  noch  über  ein  Anerbieten 
des  Amerikaners  Carnegie,  den  4  Hauptvereinen  des  Bau- 
und  Ingenieurfaches  in  Amerika  1,5  Mill.  Doli,  und  einen 
Bauplatz  für  den  Bau  eines  gemeinschaftlichen  Vereins- 
hauses zu  stiften.  Aus  einer  Reihe  sachlicher  und  person- 
licher Gründe  ist  die  Annahme  des  Geschenkes  fraglich. 

  St 

Vermischtes. 

Renket*  Lichtpause  -  Apparat  erstrebt  gegenüber  den 
bisher  gebräuchlichen  Apparaten  eine  Reihe  beachtens- 
werter Vorzüge.    Der  Apparat  ist  mit  gewölbter  Scheibe 

konstruiert  und  es  geschieht 
das  Kinspanncn  des  Papiere» 
hei  ihm  ohne  Federn  und 
Klammern    in  einfacherer 

0 Weise  durch  eine  Zcltstoff- 
decke,  die  an  einer  Seite 
abnehmbar  befestigt  ist  und 
mittels  eines  Kammrades  fest 
über  die  gewölbte  Scheibe 
gespannt  werden  kann.  Gutes 
Anliegen  auch  der  größten 
Formate,  kürzere  Zeitdauer 
des  Kopierens,  leichteres  Ge- 
wicht und  infolge  dessen 
leichtere  Handhabung  des 
 |    Apparates,  sowie  geringere 

W  ahrscheinlichkeit  des  Zer- 
springens des  Glases  bei  den  größeren  Apparaten  werden 
als  Vorteile  bezeichnet.  Die  Kosten  bewegen  sich  zwischen 
20  M.  (55:4t  cm I  und  70  M  (113:86"»).  Auch  zusammen- 
legbare Ständer  für  die  größeren  Formate  werden  vom 
Erfinder  für  20  25  M.  geliefert  General -Vertretung: 
Gebr.  Pabst  in  Ludwigshafen  a.  Rh.  — 

Farbiger  Fassadenschmuck.  Bisher  gab  es  haltbaren 
farbigen  Fassadenschmuck  außer  den  farbig  gebrannten 
Fliesen  nicht,  die  Malerei  auf  Putz  war  ebenso  wie  die 
Anwendung  des  Sgraffito  für  unser  Klima  nicht  von  langer 
Dauer.  Nun  ist  in  Dresden  an  einem  Neubau  der  Gericht»- 
und  Ziegelstraße  ein  neues  Verfahren  zur  Anwendung  ge- 
kommen, ein  auf  unbegrenzte  Zeitdauer  gegen  Wilterungs- 
einflüsse  unempfindlicher  Fassadenschmuck  aus  natur- 
farbigen (nicht  hintermalten  1  mosaikartig  zusammen- 
gesetzten Gläsern.  Die  dekorative  Ausbildung  dieses 
(•lasmosaik  ist  auf  die  verschieden-te  Weise  möglich. 
Für  Geschäftshäuser  mit  weithin  sichtbaren  Finnenschil- 
dern, aber  auch  für  Monumentalbauten,  für  eingebaute 
sowie  freistehende  I  lauter  und  Villen  wird  ein  derartiger 
Glasmosaikschmuck,  sei  er  landschaftlich  oder  figürlich, 
durch  die  demselben  zu  gebenden  leuchtenden  Farben 
sehr  wirkungsvoll  sein  Die  Kunstanstalt  für  Glasmosaik 
K.  J.  Schultz  Söhne  in  Marburg  in  Hessen  liefert  dieses 
neue  Dekorationsmittel;  Auskunft  erteilt  Hr.  Architekt 
ü.  Haenel  in  Dresden-N  ,  Kai-er  Wilhelm-Platz.  (Vergl 
auch  Jahrg.  1903,  S.  511.)  — 

Die  Wahl  neuer  Stadtbauräte  für  Halle  a.  S.  Die  bau- 
lichen Angelegenheiten  der  Stadt  Halle  sind  nach  dem 
Abgang  des  Hrn.  Stadtbrt.  E.  Genzmcr,  der  Hoch-  und 
Tiefbau  in  seiner  Hand  vereinigte  und  unterdessen  Leitung 
das  Bauwesen  der  Stadt  und  ihre  städtischen  Neuanlagen 
zu  hoher  Blüte  sich  entwickelten,  in  zwei  Abteilungen 
zerlegt  worden,  in  eine  Hoch-  und  eine  Tiefbau- Abteilung. 
Die  erstere  wurde  nunmehr  nach  der  Neuordnung  der 
Verhältnisse  an  den  früheren  Stadlbauinspektor  von  I  lalle, 
Hrn.  K.  Rehorst  verliehen,  das  sieh  damit  einen  treff- 
lichen, in  zahlreichen  gelungenen  Bauausführungen  be- 
wahrten Künstler  erhalten  hat  Zur  Leitung  der  Tiefbau- 
Abteilung  wurde  Ilr.  Stadlbtninspektor  Lämmer*  in 
Hannover  berufen,  der  auf  eine  längere  Tätigkeit  111  den 
städtischen  Verwaltungen  von  Berlin,  Stettin  und  Hanno- 
ver zurückblickt.  - 

Die  Kosten  des  neuen  Stadttheaters  In  Köln  a.  Rh. 
Eine  Gegenüberstellung  der  Zahlenangaben  in  einer  vor- 

350 


läufigen  Notiz  über  die  Ausführung  des  neuen  Stadtlheaters 
in  Köln  a.  Rh.  S.  583,  Jahrg.  1899  unserer  Zeitung  mit 
den  Zahlenangaben  eines  Artikels  S.  60t  Jahrg.  1903  nach 
der  Vollendung  des  Theaters  hat  einen  Teil  der  politischen 
rill  Wt  zu  dem  Vorwurf  veranlaßt,  daß  bei  der  von  Hrn. 
Reg.-Bmstr.  Moritz  geleiteten  Ausführung  des  genannten 
Theaters  eine  erhebliche  L'eberschreitung  der  Anschlags- 
summc  stattgefunden  habe.  Da  dieser  Vorwuif  meist  dort 
erhoben  wird,  wo  neue  Theaterbauten  in  Sicht  sind,  so 
glauben  wir  einem  Gebote  der  Billigkeit  zu  entsprechen, 
wenn  wir  Hrn.  Moritz  Gelegenheit  geben,  durch  das  nach- 
stehende Schreiben  öffentlich  den  Nachweis  zu  führen, 
daß  die  Vorwürfe  auf  Unkenntnis  der  Sachlage  beruhen  und 
falsch  sind.  Das  Schreiben,  welches  vom  Obcrbürgcr- 
meisteramle  in  Köln  ausgegangen  ist,  hat  folgenden  Wortlaut ; 
Der  Ober-Bürgermeister.  Köln,  25.  Juni  1904. 

B  L  I.-No.  1562. 

In  Erledigung  des  gefälligen  Schreibens  vom  23.  er. 
betreffend  den  Bau  des  hiesigen  neuen  Stadtlheaters  wird 
Ihnen  auf  Wunsch  Folgendes  bestätigt : 

1.  Oer  Ausführung  des  Kölner  Stadtlheaters  lag  ein 
Bauvertrag  vom  17.  November  1899  zugrunde,  der  zwi- 
schen der  Stadt  Köln  und  dem  Regierung» -Baumeister 
Carl  Moritz  als  Architekten  und  gleichzeitig  mit  diesem  in 
Verbindung  mit  Hrn.  Fcrd.  Schmitz  als  Unternehmern  zu 
einer  Pauschalsumme  von  2068000  M.  abgeschlossen  war. 

2.  Alle  später  bewilligten  Arbeiten  gehörten  nicht  zu 
den  vertragsmäßig  übernommenen  Leistungen,  waren  viel- 
mehr größtenteils  sogar  ausdrücklich  als  nicht  zum  Ver- 
trage gehörig  bezeichnet. 

3.  Eine  Leberschreitung  des  Anschlages  hat  nicht  statt- 
gefunden. Es  ist  daher  auch  gegen  Hrn.  Moritz  ein  Re- 
greßanspruch nicht  erhoben  worden. 

Dementsprechend  sind  auch  die  später  bewilligten 
Arbeiten  wiederum  in  Pauschal  Verträgen  an  Hrn.  Moritz 
zumteil  allein,  zuniteil  in  Verbindung  mit  Hrn.  Schmitz 
übertragen  worden,  mit  Ausnahme  der  Bohneneinrichtung, 
die  von  vornherein  seitens  der  Stadt  dem  Obermaschincn- 
meister  «Osenberg  in  Auftrag  gegeben  worden  ist 

I.  V.  gez.  Hesse."  — 

Das  Fest  des  25jährigen  Bestehens  feierte  am  2.  Juli 
die  Maschinenfabrik  von  Carl  Flohr  In  Berlin,  die  nament- 
lich durch  den  Bau  von  Fahrstühlen,  den  sie  als  Spezialität 
l>etreibi,  sowie  durch  denjenigen  von  Kranen  sich  ein  weit 
verbreitetes  Ansehen  erworben  hat.  Die  Fabrik  ist  her- 
vorgegangen aus  einem  schon  seit  1852  bestehenden  kleinen 
Unternehmen,  das  der  jetzige  Inhaber  Carl  Flohr  vor 
25  Jahren  Ubernahm.  Da  erst  nach  der  Ucbcrnahmc  die- 
jenigen Fabrikationszweige  gepflegt  wurden,  welche  den 
Ruf  der  Firma  begründeten,  so  kann  das  Geschäftsjubiläum 
des  Inhabers  auch  als  dasjenige  der  Fabrik  selbst  bezeich- 
net werden.  Auf  die  Leistungen  derselben  an  dieser  Stelle 
einzugehen,  können  wir  uns  versagen,  da  wir  dieselben 
als  bekannt  voraussetzen  dürfen.  Erwähnt  sei  nur,  daß 
die  Finna  1900  für  die  Maschinenhalle  der  Weltausstellung 
in  Paris  den  einen  der  beiden  großen  Krane  lieferte  und 
/war  trotz  kürzester  Frist  so  rechtzeitig,  daß  die  deutsche 
Abteilung  vor  allen  anderen  fertig  eingerichtet  werden 
konnte.  Der  Firma  wurde  für  diese  Leistung  der  „grand 
prix"  zuteil.  Zum  Jubiläum  ist  eine  Festschrift  erschienen, 
die  nähere  Angaben  über  das  ganze  Unternehmen  bringt. 

Bücher. 

Arwed  RoObach  und  seine  Bauten.  Text  von  Dr.  Robert 
Bruck.  Privaidozcm  an  der  Kgl.  Technischen  Hoch- 
schule  in  Dresden.  Berlin  1904.  Verlegt  bei  Ernst 
Wasmulh,  G.  in.  b.  11.  Pf.  B  M  .  kart  9  M. 
In  reichster  Illusiricrung  gibt  die  vorliegende  Ver- 
öffentlichung ein  nahezu  vollständiges  Bild  des  Lebens. 
Werkes  des  sächsischen  Baukünstlers,  der  unter  den  neueren 
Architekten  Sachsens  wohl  mit  auf  die  ausgcbrcitctstc  Tätig- 
keit zurückschaucn  konnte.  Der  Text  gibt  keine  kritisrhe 
Würdigung  der  gesamten  Kunst  Roßbachs,  er  erweckt 
vielmehr  den  Eindruck,  als  sei  die  inrede  stehende  Ver- 
öffentlichung durch  dem  in  der  Sylvesternacht  zum  Jahre 
1903  verstorbenen  Meister  nahestehende  Kreise ,  wenn 
nicht  durch  die  Hinterbliebenen  selbst,  veranlaßt  worden.  Mag 
nun  dies  der  Fall  sein  oder  mag  eine  dritte  weniger  eng 
verbundene  Seite  die  I  lerausgabc  des  Werkes  veranlaßt 
haben,  jedenfalls  hätte  nicht  übersehen  werden  dürfen, 
in  der  Schrift  auch  de»  oft  sehr  bedeutenden  Anteiles  der 
künstlerischen  Mitarbeiter  Roßbach's  gerecht  zu  werden. 
Es  halte  das  geschehen  können,  ohne  die  tatsächlichen 
Verdienste  RoUbach's  zu  schmälern.  Die  Ausstattung  der 
Schrift,  in  welcher  das  tllustrationsmaterial  das  Textmaterial 
weitaus  an  Urnfang  übertrifft,  hält  sich  auf  der  Höhe,  welche 
alle  Veröffentlichungen  des  Wasmuth'schen  Verlages  in 
buchtechnischer  Beziehung  so  sehr  auszeichnet. 

No.  56. 


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Baudenkmäler  deutscher  Vergangenheit.  Herausgegeben  von 
Hugo  Steffen,  Architekt  in  München.  Monatlich 
i  Heft  Fol.  Verlag  von  Otto  Baumgärtcl  in  Berlin. 
Preis  des  Jahrganges  12  M. 

Kin  vom  künstlerischen  und  kulturhistorischen  Stand- 
punkte bemerkenswerter  und  die  Beachtung  der  weitesten 
Kachkreise  verdienender  Gedanke  ist  mit  der  vorliegenden 
Veröffentlichung,  von  der  3  Lieferungen  erschienen  sind, 
begonnen  worden  auszuführen.  Darüber  sind  alle  Freunde 
deutscher  Vergangenheit  traurig,  daß  „der  Vitter  Werke" 
mehr  und  mehr  schwinden ;  teils  bereiten  Unverstand, 
teils  Mangel  an  künstlerischer  Würdigung,  teils  die  unab- 
weisbaren Forderungen  der  modernen  \\  eiterentwicklung 
der  SUdte  ihnen  den  Untergang.  Zu  retten,  was  noch  zu 
retten  ist,  wenn  auch  nur  im  Bilde  teils  nach  der  Natur, 
teils  nach  der  Rekonstruktion,  das  Ist  der  Zweck  der  vor- 
liegenden Veröffentlichung,  die  bei  der  intensiveren  Be- 
treibung des  Heimatschutzes  zu  rechter  Zeit  kommt  und 
in  welcher  die  Frucht  eines  jahrelangen  Studiums  und 
von  Aufzeichnungen  meist  nun  längst  verschwundener 
oder  verstümmelter  Raudenkmalc  der  Ocffcntlichkeit  mit- 
geteilt wird.  Wo  es  galt,  ein  wertvolles  Baudenkmal  oft 
in  den  entlegensten  Winkeln  zu  retten,  da  trat  Steffen 
mit  Feder  und  Stift  für  dasselbe  ein.  Die  Invcnlare  der 
Finzelstaaten  sind  nicht  in  der  Lage,  den  ganzen  Kunsl- 
besilz  der  deutschen  [Jlnder  zu  verzeichnen  oder  abzu- 
bilden, sodaß  die  „Baudenkmäler  deutscher  Vergangenheit" 
eine  willkommene  F.rgänzung  bieten  können.  Dazu  kommt 
der  bedauerliche  Umstand,  daß  die  Inventare  mit  nur  ganz 
vereinzelten  Ausnahmen  nicht  in  die  Künstlerwerkstätten 
gedrungen  sind,  sondern  in  die  Bibliotheken  und  Gelchrtcn- 
stuben.    Diesen  Zweck  hat  nun  Steffen  ins  Auge  gefaßt 

Das  erste  Heft  enthalt  den  Marktplatz  zu  Halle  a,  S. 
in  seiner  einstigen  Architektur  und  die  profanen  Baudenk- 
mäler daselbst,  vor  allem  eine  Reihe  höchst  bemerkens- 
werter Giebelhäuser  der  deutschen  Frührenaissance ;  das 
/weite  Heft  ist  dem  alten  Rat-  und  Tanzhaus  in  München 
gewidmet,  während  das  dritte  Hell  eine  Darstellung  der 
Bauten  der  Schloßanlage  von  Nymphcnburg  bringt.  Die 
Art  der  Darstellung  ist  die  Federzeichnung,  jedoch  nicht 
von  gleichmäßiger  Güte,  ein  Mangel,  unter  welchem  be- 
sonders das  Heft  über  Nymphenburg  leidet  Nichtsdesto- 
weniger ist  gleich  den  anderen  auch  dieses  Heft  wertvoll 
durch  die  Darbietung  einer  Reihe  schlichter,  schöner  Archi- 
tekturmotive aus  einer  Zeit,  die  uns  im  Haushalt  der  archi- 
tektonischen Ausdrueksmittcl  im  Kreislauf  dcrDinge  wieder 
zum  nachahmenswerten  Vorbilde  geworden  ist. 

Wir  beschränken  uns  heute  auf  diese  kurze  Anktin 
digung  und  behalten  uns  vor,  auf  die  Veröffentlichung 
noch  einmal  zurückzukommen,  wenn  eine  größere  Reihe 
von  Heften  vorliegt,  die  ein  umfassenderes  Bild  gewähren  — 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Specht,  Bruno,  Prof.   Leitfaden  der  a  r .  h  1 1  e  k  t  o  n  i  s  r  Ii  c  n 

Formenlehre  fOr  Baugcwcrkachfller  bearbeitet    a  Teile. 

Breslau  1903.    Trewendl  *  Granicr  (Alfr.  Preußj 
Spelte,  Alex.,  Ing.  -  Architekt    Die  Proportionen  in  der 

Architektur  im  metrischen  Sy»tem  nach  neuer  leicht 

Praxi«  bearbeitet.    I.  Band:  Die  Saulenlormen  der  agv| 
«eben,  griechischen  und  rnaüwhcn  Baukunst.  Mit 
und  63  Text  -  Abbildungen.    Berlin   1003.    Bruno  HeUling, 
G  01.  b.  R    Pr.  »  M 
v.  Sprecher,  Ant    Reduktion»  - Tabelle  11  für  Elektrotech- 
niker zur  Berechnung  von  tg  «  und  «in       au«  der  Skala- 

Ablesung  ».  Mit  einer  vierstelligen  Logarithmentafel  al«  An- 
hang,   a.  Aufl.    Zarich  1903.    Srhu|,he|j  &  Ko.    Pr.  1  M. 

Berger,  Ernst,  Maler.  Beitrage  zur  F.ntwicklungs-Gc- 
schichte  der  M  alter  hnik  I.  und  II.  Folge:  Die  Nal- 
lechnik  des  Altertum».  Vollstaad,  umgearbeitete  Aufl.  der 
.Erläuterungen  iu  den  Versuchen  zur  Rekonstruktion  der 
Maltechnik  des  Altertums'*.  Mit  a  färb.  Taf.  und  57  lllusttat. 
Mönchen  1904.    Georg  D  W.  Callwey,    Pr.  8  M 

Bürner,  R  ,  Dr  ;ur ,  Syndikus.  Die  Rechte  und  Pflichten 
der  technischen  Angestellten,  gegenüber  ihren 
Arbeitgebern.  Berlin  1004.   Fran<  Siemcnroth.   Pr  geb  1  M. 

Dankwerts,  Reg  -  u.  Brt,  Prof.  Tabelle  zur  Beierhnung 
der  Stau  weite  11  in  offenen  Waaserllulcn  mit 
einführenden  trOrteniogen  Ober  die  Bewegung  des  Walsers 
in  geschlossenen  und  offenen  Rohren  lur  Studierende  und 
Praktiker.  Wiesbaden  1003.  C.W.  Kreidet'«  Verlag  Pr.  Bo  Pf 

Denkmller  der  Baukunst.  Zusammengestellt,  geicichnet 
und  herausgegeben  vom  Zeichen-AusschuB  der  Studierenden 
der  KönigL  Teehn.  Hochschule  tu  Berlin  f.frg.  XXX. 
Deutsche  Renaissance,  deutscher  Barock.  Berlin  1004.  Willi. 
Ernst  A  Sohn.    Pr.  5  M 

Deutsche  Gesellschaft  für  Volksbader.  Veiöffcni- 
lichangen.  II.  Band.  3.  u  4.  Heft.  Berlin  iooj  Aug.  IlircbsvaM. 

Dümmler,  K,  Bmslr.  Handbuch  der  Ziege  I  -  Kab  r  i  k  at  i  011. 
Die  Herstellung  der  Ziegel,  Terrakotten,  Rühren,  PUtten, 
Kacheln,  feuerfesten  Waaren  und  aller  anderen  Baumaterialien 
aus  gebranntem  Ton  unilassend.  Mit  Sil  Abbildungen. 
Halle  a.  S.  1900.    W.lh.  Kna(.|.    IV.  36  M  ,  Keb.  40  M. 

13.  Juli  1904. 


Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  eine 
Kuranstalt  In  Schleiz  wird  vom  donigen  Badeausschuß  für 
deutsche  Architekten  zum  15.  Sept.  d.  J.  erlassen.  Preis- 
richter sind  die  Hrn.  Stadtbrt.  Marsch  in  Gera,  Reg- 
Bmstr.  a.  I).  Knoch  in  Halle  a.  S.  und  Stadtbmstr.  Ffeiffe  r 
in  Schleiz.  Die  Preise  von  400  und  200  M,  sowie  die  An- 
kaufsummc  von  100  M.  sind  recht  gering.  Ihre  geringe 
Bemessung  wird  aber  einigermaßen  ausgeglichen  durch 
die  Absicht,  dem  Verfasser  des  besten  Entwurfes 
die  Einzelhearbcitung  zu  übertragen.  Unterlagen 
gegen  1.50  M.  durch  den  Badeausschuß.  - 

Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  einen  Häuserblock  am  Kaiser  Wilhelmplatz  in  Bremen 
ist  für  deutsche  Architekten  zum  t.  März  1905  erlassen 
worden.  Ks  gelangt  eine  Summe  von  10000  Sl.  in  drei 
Preisen  von  5000,  3000  und  2000  M.  zur  Verteilung.  Eine 
andere  Art  der  Verteilung  ist  auf  einstimmigen  Be- 
schluß der  Preisrichter  möglich  Im  Preisgericht  befinden 
sich  die  die  Mehrheit  bildenden  Fachleute:  Geh.  Hofrat 
Prof  Dr  C.  Gurlitt  in  Dresden;  kgl.  Brt.  L.  Hoffmann 
in  Berlin,  kgl  Brt.  O.  March  in  Charlottenburg,  Brt. 
Weber  in  Bremen  und  Ob.  -  Baudir.  B (Icking  daselbst 
als  Ersatzmann 

Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
zur  Bebauung  des  Dern 'sehen  Geländes  In  Wiesbaden  ist 
von  den  dortigen  Stadtverordneten  beschlossen  worden. 
Das  Preisausschreiben  ist  auf  Wiesbadener  Architekten 
unter  Zuziehung  der  Hrn.  Prof  G.  v.  Hauberrisser  in 
München  und  Bit.  Prof.  F.  Genzmer  in  Berlin  beschränkt. 
Ks  gelangen  3  1 'reise  von  5000,  3000  und  2000  M.  zur 
Verteilung  — 

Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  ein  Mosalkblld  des  Giebels  des  neuen  Stadttheaters  In 
Nürnberg  wird  mit  Preisen  von  750, 600  u.  400  M.  erlassen 

Ein  Preisausschreiben  betr.  Entwürfe  für  die  Anlage 
eines  Nordparkes  auf  den  Rebbergen  In  Berlin  wurde  durch 
den  Magistrat  beschlossen  und  es  sind  3  Preise  von  5000, 
3000  und  2000  M.  in  Aussicht  genommen.  — 

Wettbewerb  Lutherkirche  Chemnitz.  Den  Bedingungen 
ist  das  Wort  Luthers  vorgedruckt:  „Gottes  Wort  ist  es, 
das  die  Kirche  machet".  Und  von  dem  Charakter  der  zu 
erbauenden  Kirche  wird  gewünscht,  sie  müsse  Luthers 
Charakter  tragen.  Darum  sei  sie:  1.  markig  und  kraftvoll, 
klar  und  entschieden,  a  einfach,  übersichtlich,  hell  und 
freundlich.  Sie  sei  die  in  Stein  umgesetzte  Glaubensüber- 
zeugtmg:  „Eine  feste  Burg  ist  unser  Gott!"  Die  Wahl  der 
Formgebung  ist  dem  Architekten  mit  der  Beschränkung 
überlassen,  daß  der  rein  gotische  Stil  nicht  erwünscht  ist, 
als  Baumaterial  ist  Putz  ausgeschlossen.  Der  von  4  Straßen 
begrenzte  Kirchenbauplalz  liegt  hoch.  32  ■  höher,  als  der 
Hauptmarkt  der  Stadt  Die  Anlage  ist  so  zu  halten,  daß 
die  feiernde  Gemeinde,  der  alles  zu  dienen  hat,  die  Haupt- 
sache bleibt  Die  Anordnung  des  Gestühls  darf  nicht  den 
Eindruck  machen,  als  sei  dasselbe  nachträglich  aufgestellt, 
sondern  sie  muß  so  gehalten  sein,  daß  der  Eindruck  ent- 
steht, aus  ihr  entwickle  sich  das  Kirchengebäude.  Einer 
zentralen  «der  dieser  angenäherten  Anlage  wird  der  Vor- 
zug vor  einem  Langhause  gegeben.  l)ie  Kirche  soll 
1000  Silzplätze  enthalten,  kein  Sitzplatz  darf  mehr  als 
2^™  von  Kanzel  oder  Altar  entfernt  sein.  Eine  allzuhohe 
Wölbung  ist  zu  vermeiden.  Der  erhöhte  Altarplatz  ist 
für  100  Personen  einzurichten.  Die  Stellung  der  Kanzel 
über  und  hinter  dem  Altar  oder  vor  demselben  in  der 
Längsachse  der  Kirche  ist  ausgeschlossen,  die  Orgel  gegen- 
über dem  Altar  aufzustellen.  Die  Nebenräume  der  Kirche 
sind  eine  Vorhalle,  eine  Brauthallc.  eine  Taufkapellc,  ein 
Vortragszimmer,  eine  Sakristei  und  ein  Geschäftszimmer. 
Die  Kosten  des  Baues  dürfen  einschl.  der  inneren  Aus- 
staltung  und  des  Architekten -Honorares  die  Summe  von 
350000  M.  nicht  überschreiten.  Die  1  lauptzeichnuncen 
sind  1:200,  die  Vorderansicht  1  :  100  verlangt.  Aus  letzte- 
rem Umstände  könnte  vielleicht  der  Schluß  gezogen  wer- 
den, daß  die  Absicht  besteht,  einen  zur  Auszeichnung  ge- 
langten Bewerber  bei  der  Ausführung  zu  beteiligen,  wenn 
im  Preisausschreiben  auch  der  KircheuvorMaiul  sich  wecen 
der  Ausführung  des  Baues  als  nicht  an  die  preisgekrönten 
Bewerber  oder  Entwürfe  gebunden  erklärt  — 

Der  Wettbewerb  der  Akt. -Ges.  Gebrüder  Stollwerck  in 
Köln  a.  Rh.  (S.  951  scheint  schon  Anfang  Juli  oder  gar 
Ende  Juni  entschieden  worden  zu  sein,  denn  Kölner  Lokal- 
blätter waren  bereits  am  3.  Juli  in  der  I-age,  die  Entschei- 
dung mitzuteilen.  Uns  sind  unmittelbare  Nachrichten  bis 
zur  Stunde  nicht  zugegangen.  Wie  nicht  anders  zu  erwarten 
war,  sind  sämtliche  Preise  nach  Köln  gefallen.  Es  erhielten: 
den  I.  Preis  Hr.  Jean  Klein;  den  II  Preis  die  Nrn.  Bös, 
Gie<t-ii  und  A I  s  d  u  r  f  I ;  den  III.  Preis  die  1  Im.  Sc  Ii  re  i  t  e  re  r 


35 1 

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&:  Below  und  den  IV.  Preis  Hr.  (Just.  Herbst.  L'eber 
den  in  Aussicht  gestellten  Ankauf  von  Entwürfen  für  je 
500  M.  berichtet  unsere  Nachricht  nichts;  vielleicht  aber 
bringt  die  offizielle  Mitteilung  etwas   hierüber.  -  - 

Im  Wettbewerb  des  Vereine  deutscher  Elsenbahn-Ver- 
waltungen betr.  Erfindungen,  Verbesserungen  oder  schrift- 
stellerische Arbeiten  im  Ccbiete  des  Eisenbahnwesens  1  vgl. 
Jahrg.  190a,  S.  187)  erhielten  je  einen  Preis  von  3000  M 
die  Hrn.  Geh.  Reg. -Hat  Prof.  Barkhausen  in  Hannover, 
Geh.  Reg. -Rat  Prof.  v.  Borries  in  Berlin,  der  kgl.  baye- 
rische Eisenb.-Ass.  Dr.  Uebc lacker  in  Eger;  je  einen 
Preis  von  tgoo  M.  die  Hrn  F.iscnb.  -  Bau-  u.  Bctr.-Insp. 
Seyffert  in  Halle  a.  S.,  Priv-Do*.  Dr  Wiedenfeld  in 
Posen,  Sekretär  Frhr.  v.  Rinaldini  in  Wien  u.  Bureau- 
vorst.-Stellvertreter  Dr.  Iiiischer  in  Wien.  - 

In  dem  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwarfen  tür 
eine  Synagoge  In  Trlest  (S.  596  Jahrg  1903)  wurde  ein 
I.  Preis  nicht  verteilt.  Zwei  II.  Preise  von  je  5000  Kr. 
fielen  den  Hrn.  E.  Linder  in  Gemeinschaft  mit  Th. 
Schreyer  in  Wien,  und  E.  Fürth  in  Gemeinschaft  mit 
J.  Sandy  in  Budapest  zu.  Zwei  III.  Preise  von  je 
asoo  Kr.  "wurden  dem  Hrn.  O.  Marmorek,  sowie  den 
Hrn.  F  Mallusch  in  Gemeinschaft  mit  E.  Adler  in 
Budapest  zuerkannt  —   

Personal-Nachrichten. 

Bayern.  Dem  K.  Wirk],  Rat  Nieder mayer,  Komm.  <!cr 
slädt.  Feuerwehr  in  Manchen  ist  da«  Feuerwchr-Vcrdienstkrcuz 

Der  Ob  -Bauinsp.  E  n  g  I  nt  a  n  n  in  Arnberg  ist  als  Slaatsbahn- 
inf .  nach  Weiden,  die  Eraenb.-Ass.  J  ä  g  e  r  in  Kempten  zur  Eisenb.- 
Betr-Dir.  Würzburg,  Stcindler  bei  der  Gen.-Dir.  zur  Eisenb- 
Betr.-Dir.  Kempten  ,  I.  e  h  r  in  Himberg  zur  Gcn.-Dir.  der  Staats- 
eisenb.  und  F.isert  in  Nürnberg  zur  Eisenb.  Betr.- Dir.  Bamberg 
berufen. 

Die  Kult  -  log.  -  Assist  B  i  a  e  h  o  f  f  in  Bayreuth  bei  der  Ree,, 
von  Oberfranken,  Spott  iu  Augsburg  bei  der  Reg  von  Mittel- 
franken,  Eisenmeier  und  Bauer  in  Augsburg  bei  der  Reg. 
von  Schwaben  sind  iu  Bcz.-Kult.-tng.  ernannt. 

Der  Dir.- Ass.  Knorz  in  Nürnberg  ist  wegen  fortdauernder 
Krankheit  auf  die  Dauer  eines  weiteren  halben  Jahre«  im  Ruhe- 
stande belassen.  —  Dem  Dir  Ass.  B  a  r  t  b  in  Nürnberg  ist  die  er- 
betene Eutlass.  aus  dem  Staalseiscnb  -Dienste  bewilligt. 

Hamburg.  Der  Reg.-Bfhr.  und  Dipl.-lng  E.  A.  Meyer  und 
der  Dipl-Ing.  >"  y  b  o  r  g  sind  zu  Bnislm.  bei  der  üaudcp,  ernannt. 

Der  Bauiosp  Olsbausen  in  Hamburg  nt  gestorben. 

PreuBen.  Dem  Mar.-Ob.-Brt  l  uterne.  lt  in  Danzig  ist  der 
Rote  Adler-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Die  Erlaubnis  zur  Anlegung  verlieh.  nichtpreuß  Orden  ist  er* 
teilt  und  zwar:  Dem  Geb.  BrL  Rädel  I  des  l.roßhrrz.  he«»  Ver- 
dienst  Ordens  Philipps  des  Großmütigen,  dem  RegBmstr.  Herr- 
mann  in  Mainz  dea  Ritterkreuzes  II.  KL  desselben  Ordens;  dem 
Reg.-  u.  Brt.  Buttner  in  Magdeburg  der  RiMer-Insignieri  I.  Kl. 
des  Herz,  anbalt.  Hausordeos  Albrechts  des  Baren,  dem  Reg- 
n.  Brt.  Loyrke  in  Dessau  und  dem  Eisenb.-Dir.  Wenig  in  Dessau 
der  Krone  zu  den  Ritter •  losignien  I  Kl.  desselben  Ordens:  dem 
Int.-  u.  Brt.  Gocbel  in  Altona  a  F.  des  Ehrenkreurrs  des  t>ioÜh. 
mecklenb.  -schwerinschen  Greifen-Ordens,  dem  Garn  -Bauinsp.  Brt. 
Sonnenburg  in  Schwerin  des  Ritterkreuzes  desselben  Ofdens; 
dem  Reg  -Bmstr.  a.  D.  Obrembow'u  z  in  Warschau  des  Kai«, 
russ.  St.  Annen-Ordens  III.  Kl.;  dem  Aich.  Dr.  Hülsen  in  Frank- 
furt a.  M.  des  Großhcrrl  türk  Mcdschidie-Ordcn*  III.  Kl  und  dem 
Reg.  •  ßmstr.  Busch  in  Xeuß  des  Komturkrcii/cs  *le%  Päpsll  St. 
Silvester-Ordens. 

Der  Geh.  Reg  -Rat  Prof.  Dr.  Borchers  ist  z.  Rektor  an  der 
Techn.  Hochschule  in  Aachen  fOr  die  Zeit  vom  1.  Juli  »904  bis 
dahin  1907  ernannt. 

Her  Wasser- Bauin>p.  Brt  Mi  I  litzer  in  Danzig  ist  z.  Reg.- 
U.Brt.  ernannt  und  ist  derselbe  der  Kgl.  Reg.  in  Königsberg  überwies. 

Die  Wahl  des  Stadtrates  und  Reg  huislr.  a  i>  Sardcmann 
als  unbesold.  Beigeordneter  der  Stadt  Marburg  für  die  ges-  Amls- 
daucr  von  6  Jahren  ist  bestätigt  worden 

Versetzt  sind:  die  Reg-  u  Brte.  Thielen  von  Arnsberg 
nach  Koblenz,  j  a  s  m  u  ii  d  von  Königsberg  i.  Pr.  nach  Lüneburg, 
v.  Pelscr-Berensberg  von  Trier  nach  Arnsberg,  v  B  e  h  r 
von  Koblenz  nach  Trier;  —  die  Kr  -Haunrsp.  Bite  Giulil  von 
Osterode  nach  Braunsberg  und  Held  von  Königsberg  als  Landbau 
insp.  nach  Berlin,  die  Kr. -Bauinsp  Klchniet  von  Braunsberg  nach 
Königsberg  i.  l'r.  und  v.  Kandel  von  Luckau  nach  Berlin;  die 
Wasser  -  Bauinsp.  Schaffrath  von  Wesel  nach  Wittenberge, 
Fabian  von  Kurzebra,  k  nach  Rathenow  um)  Wellmann  von 
Saultitz  nach  Berlin. 

Der  Landbauinsp  Brt.  de  B  r  u  y  n  in  Bei  Im  ist  dem  Kai», 
deutschen  Gen.  -  Konsulat  in  Kopenhagen  zugeteilt  —  Dem  Geh. 
Brt.  Jacobi  in  Homburg  v  d.  II  ist  der  Tit.  Prof  verlieben 

Der  Reg  -  u.  Brt  1)  i  1 1  m  a  r  in  Darmstadt,  der  Fisenb.  -  l>ir. 
z.  D.  Wagner  in  Wiesbaden  und  der  Kcg -Hmstr  a  !>■  Weiid- 
land  in  Berlin  sind  gestorben.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Anmerkung  der  Redaktion.  Die  Anfragen  für  unseren  Hnef- 
und  Fragekasten  häufen  sich  in  der  letzten  Zeit  in  einer  «olchen 
Weise,  daas  die  Beantwortung  derselben  bei  dem  bescheidenen 
Raum,  den  wir  dieser  nur  zur  Verfügung  stellen  können,  sich  gegen 
unseren  Willen  vielfach  verzögert.  Wir  sehen  uns  daher  zu  der 
Bemerkung  genötigt,  das»  wir  nur  noch  die  Auflagen  von  alt- 
gemeinem  Interesse  berücksichtigen  können,  welchen  der 


Nachweis  dea  Bezuges  unseres  Blattea  beigefügt  ist. 
Wenig  Aussicht  auf  Beantwortung  haben  auUerdem  die  Anfragen, 
deren  Erledigung  auf  dem  Wege  der  Anzeige  möglich  ist  Grund- 
sätzlich sollte  der  Briefkasten  nur  dann  in  Anspruch  genommen 
werden,  wenn  andere  Wege  versagen.  Keinesfalls  sind  wir 
in  der  Lage,  längere  Gutachten  abzugeben,  umfangreiche  Schrift- 
stücke zu  studieren,  mit  den  Absendern  von  Aufragen  in  einen 
Schriftwechsel  zu  treten,  oder  die  GrDade  für  Nichtbeantwortung 
anzugeben.  Es  liegt  lerner  im  Interesse  der  Absender,  bei  Rück- 
fragen stets  die  ursprüngliche  Krage  zu  wiederholen.  — 

Hrn.  F.  H.  In  Berlin.  Bei  Bebauung  eines  Grundstockes  soll 
der  Giebel  des  Nachbargnwd*tflcke»  gesunken  sein,  in  dessen  Ver- 
folg zwei  Schaufenster  gesprungen  und  anderweite  Schäden  ent- 
standen »ind,  deren  Hohe  auf  3000  M.  bewertet  wird.  Der  tatsäch- 
liche Eintritt  eines  Schadens  und  der  ursächliche  Zusammenhang 
zwischen  ihm  und  der  geschehenen  Bauausführung  sind  also  un- 
streitig. Dies  genügt  jedoch  noch  nicht  zur  Begründung  einer  Er- 
satzforderung gegen  den  Eigentümer  de«  Neubaues  Vielmehr  muU 
ihm  nachgewiesen  werden,  daU  bei  Ausführung  des  Neubaues  fahr- 
lässig gehandelt  worden  ist  (R.  G.-R.  $  633,  831).  Da  Sie  jedoch 
behaupten  und  mutmaßlich  werden  beweisen  können,  dafi  das  Nach- 
bargrundstück  sorgfaltig  abgesteift  und  die  Kelleruntermauerung 
stückweise  kunstgerecht  ausgeführt  wuide,  so  ist  nicht  glaubhaft,  daß 
dem  Nachbar  der  Nachweis  eines  von  Ihnen  geübten  Verseheos 
oder  Kunslfehlers  gelingen  wird,  Sie  haben  also  eine  Schadenersatz- 
klage nicht  zu  inrehten.  Dieselbe  würde  übrigens  auch  nur  den- 
jenigen Retrag  erreichen  dürfen,  durch  dessen  Aufwand  die  Be- 
seitigung des  Gebäudeschadcns  zu  erreichen  ist;  betragt  der  ent- 
standene Schaden  tatsachlich  nur  310  M  ,  so  würde  eine  auf  Zahlung 
von  3000  M  gerichtete  Klage  mit  den  überleb ießenden  3600  M.  der 
Abweisung  verfallen  müssen.  Vorstehende  Auskunft  triff«  natür- 
lich nur  zu,  wenn  Ihre  Darstellung  des  Sachverhaltes  durchweg 
richtig  ist  und  bewiesen  wird.    -  K.  H  e. 

Fragcbcantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
P.  in  ZUrlch.  Zur  Anträge  in  No  54,  1 )  Da«  beste  Mittel,  die 
Bildung  einer  grünen  Patina  beiKupferrteckungenzu  beschleu- 
nigen ist:  Reinhalten  der  Kupfethaut  von  Ruf),  Schmutz  und  Staub 

-  also  gelegentliches  Abwaschen  der  betreffenden  Kupferflächen 
mit  reinem  Wasser  in  kürzeren  Zwischenräumen.  Aber  nur  nicht 
reiben  oder  schleifen,  vollends  kcioe  Anwendung  von  Salzsäure. 
Auffallend  ist,  daß  sich  seit  etwa  M  Jahren  gar  keine  Anzeichen  be- 
ginnender Patinabildung  bemerkbar  machen,  vielleicht  sind  solche 
unter  Schmutz  versteckt.  In  Hamburg  macht  sich,  wie  vielfach  von 
mir  beobachtet  ist,  bei  steilen  Turmliehuen,  die  vom  Regen  wirk- 
sam reingewaschen  werden,  die  Patinabildung  nach  etwa  13  Jahren 
bemerkbar  und  ist  in  weiteren  4—5  lahren  vollendet  Langsamer 
vollzieht  sich  dieser  Vorgang  bei  den  Rändern  der  Plattformen  an 
schrägen  Unterdächern,  bei  Firsten,  Walmen  usw.,  an  denen  Rull 
und  Staub  fester  haftet  und  selbst  bei  heiligeren  Regengüssen 
nicht  rein  fortgewascheu  wiul.  Allerdings  mag  hier  die  Nähe  des 
Meeres  die  l'atinabildung  begünstigen.  —  N.  in  II. 

3)  Kupferdächcr  brauchen  über  30  Jahre,  um  einigermaßen  mit 
einer  grünen  Patinas  chirht  überzogen  zu  werden;  ea  geht  dieser 
Prozeß  in  manchen  Gegenden  rascher  vonstatten,  da  die  Koblen- 
sorte,  welche  am  Platze  verbrannt  wird,  gioßen  Einfluß  auf  die 
Patinieruirg  hat,  denn  je  mehr  Schwefel  das  Brennmaterial  enthalt, 
desto  kräftiger  wirken  die  Niederschläge  (Ruß  der  Schornsteine) 
In  Sachsen  z.  B.  entsteht  die  Patina  am  raschesten,  da  die  dortigen 
Kohlen  sehr  viel  Schwefel  enthalten  Die  an  der  fraglichen  Kuppel 
jetrt  vorhandene  grau-schwarze  Farbe  ist  unserer  Ansicht  nach 
das  Anfangsaladium  der  Patina,  doch  dürften  immer  noch  5 
Jahre  vergehen,  bis  sich  die  gl  Anhebe  Palina  bemerkbar  macht. 

Es  gibt  im  übrigen  eine  Beize,  um  «las  Kupfer  künstlich  zu 
patinieren;  es  wird  dieselbe  9chr  viel  von  uns  gebraucht,  ao  haben 
wir  untrr  anderen  die  großen  Kupferarbeiten  auf  dem  Deutschen 
Hause  der  Weltausstellung  Paris  1900  künstlich  patiniert.  Die  Pali- 
merungsbei/e  kann  von  uns  111  jeder  Menge  bezogen  werden.  — 
J  G  Heß  u  Sohn  in  Frankfurt  a.  M 

3t  Zunächst  weiden  die  inbetracht  kommenden  alten  Dach- 
Ititchcn  chemisch  oder  methanisch  blank  geputzt.  Alsdann  wird 
mittels  l'inscl  folgende  Losung  einmal  aufgetragen:  1  Teil  Salmiak, 
3  Teile  kohlensaures  Ammoniak ,  4  Teile  kaltes  Wasser.  Dieser 
Mischung  wird  Tragant  bis  zur  ungefähren  Dicke  von  tlclfarbe 
unter  gutem  Ourchi  ühien  zugesetzt.  Am  besten  läßt  man  sich  die 
Losung  durch  einen  Apotheker  oder  Drogisten  herstellen  Das 
Ansctzcu  der  Patina  begiuut  bcicils  nach  einer  Viertetstunde  und 
geht  nach  o—  8  Stunden  von  dunkelblau  in  ein  saftiges  Grün  über. 
Die  angegebene  Behandlung  garantiert  vollen  Eilolg.  — 
(.'.  Hcdcrer,  Bfhr.  am  kais.  Amisgerichtsneubau  in  Sennheim  i  K 

Zu  der  111  Nu.  36  vuu  W  W.  gestellten  Aufrage  kann  ich  mit- 
teilen, daß  das  hiesige  Landeskultur  aml  in  Tirol  mehrfach  Mannes- 
mannrohre  zur  Anwendung  bei  Wa  sse  r  I  eitung  s-A  n  lagen 
brachte.  Es  wuide  mir  wiederholt  versichert,  .laß  die  besagten 
Rohre  ihrem  /wecke  in  jeder  Hinsicht  entsprochen  haben  und 
noch  ent»prechen-  Nähere  Mitteilungen  wird  aber  Ersuchen  der 
Vorstand  des  erwähnten  Amte»,  Hr.  I.andeakulturinsp.  Friedoliu 
Höh  e  11  lei  t  ne  r  jedenfalls  gerne  geben.  — 

Alfred  Maclinitsch,  k.  k.  Ob -Ing.  in  Innsbruck. 

Inbczug  auf  die  Anfrage  aus  dem  Leserkreise  betr.  .Druck- 
maschine in  einem  Wohnhausc*  in  No.  31  sowie  auf  die  beiden 
ilaraul  erfolgten  Antworten  in  No  4.3  teile  ich  mit,  daß  meine 
Firma  derartige  Proiciitc  und  Kostenanschläge  ausarbeitet  — 

Julius  Schuster,  technisches  Bureau  in  Wilmersdorf-Berlin, 
Piirizicgcriten-Straßc  59 

Inhalt:  Uir  \Wdf  rhrisicl  >j.-.i:  der  V.olaikirrhc  in  Spandau  IbchluS) 

—  t  r!.ei  di <-r  vti.-l.tigr  p.  l>r«  I  I  ac/ulet-rnth-  Kau.u<-  —  Mitteilungen 

aus  Vereiceu.  Vriiui».  r.irs.  I'  <  .sl.rv,  erbunceu  —  itilcher.  tVrsMUtl- 
N4.Im.Mc1>.  -  Ulli!  rugr^ls-.ril. 

Verlas  «er  IV .....  I.c.i  Hjineiliinr.  C  m.  I.  H  .  Krrl.n  Kttr  die  Redaktion 
venL.i»orrJ  Albert  llclmann,  Berlin.    Druck  von  Willi.  Grave,  Hcrtia. 

No.  56. 


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y^ftflgtea  AS  NEUE  GEBAUDE  DER  ..  LAN  DWI 
I  ajjESfq  SCHAFTLICH  EN  FEUERVERStCHERUI1 


'I  RT- 
JNGS- 

GENOSSENSCHAFT  IM  KON  IG  R.  SACHSEN  • 
IN  DRESDEN.  PRAGER -STRASSE  *  *  * 
*  *  *  ARCHITEKT:  KURT  DI  ESTE  L  IN 
DRESDEN  *********** 


DEUTSCHE  BAUZTG.  XXXVIII.  IAHRG.  190i  N°  ?>7  = 

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/•  -  .-.-ir. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  57.  BERLIN,  DEN  16.  JULI  1904 

Landwirtschaftliche  Verwaltungs-Gebäude  in  Dresden. 

Architekt:  Kurt  Diestel  in  Dresden. 
I.  Das  neue  Gebäude  des  landwirtschaftlichen  Kreditvereins  im  Kgr.  Sachsen  in  Dresden. 

(Hierzu  eine  RildbtiUfc.) 

j  n  der  Prager-Straße  in  Dresden  erhebt  sich  Keuerversicherungs  -  Genossenschaft   im  Königreich 

seit  einiger  Zeit  ein  stattlicher  Monumental-  Sachsen",  welches  nebenan  liegt,  bezeichnet),  welches, 

bau  privaten  Charakters,  das  neue  Gebäude  ein  Werk  des  Hrn.  Arch.  Kurt  Dicstcl  in  Dresden, 

des  „Landwirtschaftlichen  Kreditvereins  im  durch  seine  stilistische  Behandlung  ein  weitergehen- 

Konigrcich  Sachsen"  (auf  unserer  Beilage  des  Interesse  beanspruchen  darf.  Der  Grundriß,  wel- 

irrtQmlich  als  das  Gebäude  der  „Landwirtschaftlichen  eher  von  Hrn.  Bmstr.  Kirsten  in  Dresden  herröhrt, 


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gel  mäßige  Anlage,  die  im  Erd-  und  im  geschossc  wurden  in  hellem  grauem  Sandstein  aus- 
goß nach  derStraßc  in  Läden  aufgeteilt  ist  geführt  und  zwar  in  einer  Art,  welche  in  der  rauch- 
ckwärts  den  Kassensaal  mit  Bureauräu-  und  ruÖKeschwancerten  Atmosphäre  Dresdens  sich 


zeigt  eine  re^ 
Zwischengeschoß 

und  nach  rückwärts  den  Kassensaal  mit  Bureauräu 
men  enthält.  Die  Obergeschosse  sind 
der  Verwaltung  und  Wohnzwecken  ge- 
widmet. Da  sich  die  großen  Ladenöff- 
nungen stilistisch  nur  schwer  mit  den 
übrigen  Teilen  der  Fassade  vereinigen 
ließen,  so  glaubte  der  Architekt  zwi- 
schen den  beiden  Unter-  und  den  Ober- 
geschossen eine  grundsätzliche  Tren- 
nung herbeiführen  zu  sollen,  die  durch 
die  Wahl  vcrschicdencrSteinmatcrialicn 
bewirkt  ist.  Demgemäß  sind  die  beiden 
Untergeschosse  in  Labrador  ausgeführt, 
der  jedoch  nach  der  Absicht  des  Ar- 
chitekten nicht  poliert  werden,  sondern 
die  natürliche  Bruch  fläche  zeigen  sollte. 
In  den  Stein  sind  Ober  dem  Eingangs- 
portal  Bronzereliefs  eingelassen  wor- 
den, die  durch  Hin.  Bildhauer  Bruno 
Fischer  in  Dresden  modelliert  und  in 
Geislingen  in  galvanischem  Kupfer 
niedergeschlagen  wurden.    Die  Ober- 


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hwängerten  Atmosphäre  Dresdens  sich 
besser  hält,  als  der  leicht  fleckig 
werdende  Elbsandstein;  ein  breites 
Friesband  mit  Reliefs  landwirtschaft- 
lichen Inhaltes  trennt  sie  von  den 
Untergeschossen.  Durch  die  Zurück- 
lcgung  des  mittleren  Teiles  des  Ober- 
geschosses mit  dem  Mittelgicbel  hat 
die  Fassade  ein  erwünschtes  Moment 
plastischer  Schatten  Wirkung  erhalten. 
Fenster,  Giebclübcrgängc,  Balustra- 
den und  Brüstungen  sind  in  der  glei- 
chen Weise  und  mit  gleichen  Moti- 
ven plastisch  umrahmt  und  geziert 
und  zwar  so  eigenartig,  daß  die  Orna- 
mentation  als  eine  frische  und  schöne 
Belebung  und  Auszeichnung  des  Ge- 
bäudes erscheint.  Die  Modelle  zu  den 
Sandsteinarbeiten  der  Fassaden  sind 
im  Atelier  des  Hrn.  Bildhauers  Rein- 
hold König  in  Dresden  angefertigt 
worden.  — 


Die  Syratalbrücke  in  Plauen  i.  V, 

Von  Stadibau  ra'.  Fleck,  Reg 


|  eder  Ingenieur  wird  mit  Anteilnahme  den 
Wettstreit  zwischen  Stein  und  Eisen  auf  dem 
Felde  des  ßogenbrückenbaues  verfolgen.  Es 
ist  ein  durchaus  berechtigter,  daher  auch  er- 
folgreicher Kampf,  den  der  so  lange  Zeit 
durch  Stahl  und  Eisen  in  ucn  Hintergrund  tiedrängte 
Stein  um  den  ihm  zukommenden  Platz  im  Brücken- 
bauwesen ausficht.  Dank  den  rastlosen  Forschungen 
in  den  technischen  Versuchsanstalten,  den  glänzenden 
Fortschritten  und  Leistungen  in  der  Herstellung  der 
Bindemittel  konnten  innerhalb  des  letzlverflosscmn 
Jahrzehntes  massive  Bogenbrfleken  mit  immer  größe- 
ren Spannweiten  gebaut  werden,  Spannweiten,  die  in 
Stein  zu  bemeistern  man  vor  noch  nicht  zu  langer 
Zeit  für  unmöglich  halten  mußte.  Einen  neuen  Beweis 
hierfür  liefert  die  gegenwärtig  in  der  Hauptsache  vollen- 
dete steinerne  Straßenbrücke  über  das  Syratal 
in  Plauen  i.  V.,  deren  Beschreibung  die  folgenden 
Zeilen  dienen  sollen  und  deren  Gesamtansicht,  jedoch 
ohne  die  damit  zusammenhängenden  großen  Treppen* 
anlagen,  in  Abbildg.  i  (S.  3571  dargestellt  ist. 

Die  Stadt  Plauen  i.  V.  wird  durch  das  Tal  des 
Elstcrflusscs  und  mehrere  seiner  Seitentäler  in  scharf 
von  einander  getrennte  Stadtteile  gegliedert.  Unter 
diesen  haben  besonders  zwei,  die  Bahnhof-Vorstadt 
und  die  Neundorfer  Vorstadt,  innerhalb  der  letzten 
8  Jahre  eine  sprunghafte  Ausdehnung  und  Vcrkchrs- 
steigerung  erfahren,  sodaß  eine  bequeme  Verbindung 
über  das  die  bei  den  Stadtteile  trennende,  tiefeinge- 
schnittene, steilrandige  Tal  des  Svrabachcs  hinweg 
zur  unabweisbaren  Notwendigkeit  wurde  (vergl.  I.age- 
und  Höhenplan  Abbildg.  2  u.  3,  S.  356). 

Durch  Nachrichten  in  der  Tagespreise  war  die  Ab- 
sicht der  Stadt,  die  Brücke  zu  bauen,  zur  Kenntnis 
weiterer  interessierter  Kreise  gelangt,  so  daß  eine  an- 
sehnliche Zahl  der  namhaftesten  deutschen  Brücken- 
bauanstalten aus  eigener  Veranlassung  darum  nach- 
suchten, Entwürfe  einreichen  zu  dürfen.  Die  Bau- 
verwaltung konnte  bei  dieser  Sachlage  von  der  Aus- 
schreibung eines  Wettbewerbes  absehen  und  sich  auf 
die  Wahl  unter  den  Entwürfen  beschränken,  welche 
aufgrund  der  von  ihr  ausgearbeiteten  und  den  ein- 
zelnen Bewerbern  zugestellten  Unterlagen  eingingen. 
Es  sei  mir  gestattet,  an  dieser  Stelle  nochmals  den 
1  >ank  der  Bauverwaltung  für  die  geleistete  reiche 
Arbeit  auszudiückcn,  der  kider  in  den  meisten  Fällen 
der  verdiente  Lohn  nicht  zuteil  werden  konnte. 

Die  Wahl  des  Baustolk-s  war  zunächst  den  Be 
werbern  freigelassen,  um  praktische  Unterlagen  für 
den  Kostenvergleich  hinsichtlich  der  Ausführung  in 
Eisen  und  Stein  zu  gewinnen.    Unter  den  23  cinge- 

3VI 


-Bmstr.  a.  L).,  in  Plauen  i.  V. 

gangenen  Entwürfen  befanden  sich  6  in  Eisen,  12  Aus- 
lührungen in  Stampfbeton,  4  in  Eisenbeton  der  ver- 
schiedensten Anordnung  und  1  in  Bruchstein-Zement- 
mörtel mauerwerk.  Der  letztgenannte,  von  der  Firma 
Liebold  &  Ko.  in  Langcbrück-Dresdcn  eingereichte 
Entwurf,  der  drei  Oeffnungen  vorsah,  war  überraschen- 
der Weise  nur  verschwindend  wenig  teurer,  als  die 
billigste  Eisenkonstruktion.  Die  städtische  Verwaltung 
entschied  sich  daher  für  eine  Ausführung  in  Stein.  Die 
begründete  Rücksichtnahme  auf  möglichste  Verkehrs- 
freiheit unter  der  Brücke,  insbesondere  auf  die  Mög- 
lichkeit der  Abzweigung  einer  das  Svratal  durch- 
ziehenden Straße  von  der  Dobcnau-Straße,  ferner  die 
schlechte  Bodenbeschaffenheil  an  dem  nördlichen 
Zwischenpfeiler  führten  im  Verlaufe  der  näheren  Be- 
arbeitung dazu,  daß  die  Firma  Liebold  &  Ko.  anstelle 
ihres  Entwurfes  mit  drei  Bögen  einen  neuen  Entwurf 
mit  einem  einzigen  90""  weit  gespannten  Bogen  ein- 
reichte. Die  Kosten  hierfür  stellten  sich  allerdings 
um  rd.  15000  M.  höher,  als  die  Kosten  des  ersten 
Entwurfes;  das  konnte  jedoch  gegenüber  den  durch 
das  Vermeiden  aller  Pfeiler  im  \  erkehrsraum  erzielten 
Vorteilen  nicht  ausschlaggebend  sein. 

Der  unmittelbar  auf  den  Fels  der  Talhänge  auf- 
setzende Bogen  hat,  wie  bereite  erwähnt,  eine  Spann- 
weite von  90 m  und  übet  trifft  damit  alle  bisher  aus- 
geführten gewölbten  Brücken.*)  Neben  diesem  großen 
Bogen  weist  die  Brücke  noch  einen  kleineren  auf,  durch 
den  eine  Fahrstraße  von  derTalsohle  nach  demTalrandc 
hinaufgeführt  werden  soll  (Straße  V  des  Lageplanes). 
Die  über  den  Widerlagern  ersichtlichen  ovalen  Oeff- 
nungen (vgl.  Abbildgn.  1,  S.  357  u.  4,  S.  356)  sind  ledig- 
lich zur  Material-Ersparnis  angeordnet.  Ueber  diesen 
Oeffnungen  stehen  durch  Nischen  wirkungsvoll  ge- 
gliederte Stirnmauern.  Diese  Bauweise  stellt  sich  bei 
der  beträchtlichen  Leibungsbreite  der  Brücke  billiger, 
als  die  sonst  übliche  Anordnung  sekundärer  Bogen- 
galerieen.  Den  oberen  Abschluß  bildet  ein,  auf  stark 
ausladenden  Kragsteinen  ruhendes  Gesims,  das  gleich- 
zeitig zur  Verbreiterung  des  Verkehrsraumes  ausge- 
nutzt wird  (vergl.  den  Querschnitt  Abbildg.  5).  Zur 
Entlastung  des  65"'  weit  gespannten  mittleren  Teiles 
des  großen  Bogens  sind  I.ängs-Spandrillen  angeord- 
net, (vergl.  Abbildg.  4  und  51,  die  mit  leichter  Kokc- 
asche  überschüttet  werden;  hierauf  ruht  die  Brücken- 

*)  Anmcrkunc  <!er  Reduktion.  Die  beiden  größten  bis- 
her ausgeführten  Ma»«tvbrfl.:ken  sind  die  Straßenbrücke  Ober  die 
l'etrusschlucht  bei  Luxemburg  mit  84,65  m  Spw.  (vaigL  Jhrg.  190a 
S  5311  und  die  er»t  im  Vorjahre  vollendete  K»aenb«hnbi  Ocke  Ober 
du-  Adda  bei  Morbegno  in  Italien  |/entralbl.  d.  Hauverwlte.  1003 
S.  4-jHi.  Kine  /.usanimenstellurix  weiterer  weitgespannter  Ma»«iv- 
brOeken  «ehe  D.  Han/tg,  S.  sa3  Jhrg  1003. 

N«  57- 


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bahn  Im  übrigen  sind  die  Stirnen  mit  Erde  und  Sand 
hintcriüllt. 

Eine  am  südlichen  Brückenköpfe  geplante  Treppe 
mit  2,sm  Laufbreite  vermittelt  den  kürzesten  Aufstieg 
vom  Tal  nach  der  Blücherstraöe  unter  Vermeidung 
des  erheblichen  Umweges,  den  die  StraßcV  machen  muß. 

Die  wichtigsten  Abmessungen  der  Brücke  sind 
nach  Abbildg.  4  folgende:  Stützweite  des  Hauptbogens 
=  90 m,  lichte  Weite  des  Ncbcnbogcns  •  1 3,2 m,  Breite 
der  Leibung  —  16"',  Breite  des  Verkehrsraumes  (von 
Mitte  zu  Mitte  des  eisernen  Geländers)  =  i7m(=  2X3"" 
Fußwege  und  1 1  m  Fahrbahn  mit  doppeltem  1  ■  spuri- 
gen Straßcnbahnglcis);  Höhe  des  Scheitels  des  Haupt- 
bogens und  der  Fahrbahnmitte  über  der  Talstraße 
iDobenaustraße)  ■  17,6  bezw.  2i,3m,  Starke  dcsHaupt- 
bogens  im  Scheitel  =  i,5ra,  an  den  Widerlagern  =34  m. 

Der  Kroße  Bogen  ist  ein  aus  drei  Mittelpunkten 
gebildeter  Korbbogen  mit  105»  Schcitclhalbmcsser. 
Es  dürfte  das  augenblicklich  die  flachste  Bogenkrüm- 
mung  sein,  die  bei  Steinbrücken  jemals  ^angewendet 
worden  ist.*|    Leider  war  eine  stärkere  Krümmung 


mini'  niwmw  .^ftyry^f-  '^rr 


Abbildg  5.    Querwhnilt  i.»ch  »-b  (Abbildg  f.) 

wegen  der  einzuhaltenden  Höhenlage  der  Blücherstraüe 
und  wegen  der  durch  die  Lage  der  Fclswidcrlager 
bestimmten  Spannweite  nicht  angängig.  Für  die  ästhe- 
tische Wirkung  wäre  sie  nicht  unerwünscht  gewesen. 
Da  sich  aber  im  Anschluß  an  das  südliche  Brücken- 
ende ohnedies  schon  sehr  hohe  Kuttermauern  nötig 
erweisen,  so  hätte  eine  weitere  Erhöhung  der  Brücke 
unverhältnismäßige  Mehrkosten  erheischt:  ganz  abge- 
sehen davon,  daß  die  Anlieger  an  der  Blücherstraße, 
denen  der  Anbau  an  dem  hohen  Straßendamm  schon 
außerordentlich  erschwert  ist,  jeder  Erhöhung  der 
ßlücherstraße  einen  unüberwindlichen  Widerstand  ent- 
gegensetzten. Die  Brückenbahn  hat  eine  geringe  Stei- 
gung von  1  : 240  von  den  Widerlagern  nach  der  Mitte, 
um  dem  Eindruck  des  Durchhängens  vorzubeugen, 
den  eine  lange  Wagrcchtc  leicht  hervorruft.  Die  an- 
schließenden Straßen  haben  eine  Steigung  von  1  :  -29 
bis  1  : 22  (s.  den  Höhenplan  Abbildg.  3). 

Der  Nebenbogen  ist  gleichfalls  ein  aus  drei  Mittel- 
punkten geschlagener  Korbbogen. 

In  statischer  Hinsicht  zerfällt  der  Hauptbogen  in 
einen  mittleren,  als  eingespannter  elastischer  Bogen 
zu  betrachtenden  Teil  von  6$m  Spannweite  und  die 
beiden  weit  ausladenden  Widerlager.  Letztere  sind 
mit  Rücksicht  auf  ihre  Verstrebung  gegen  den  ge- 
wachsenen Fels  als  unverrückbar  angenommen  wor- 
den. Die  Kämpferfugen  sind  durch  die  Stirnmauern 
bis  zur  Fahrbahn  fortgesetzt  und  werden  mit  einer 
plastischen  Masse  ausgefüllt.  Die  Standfestigkeits- 
Untersuchung  ist  nach  dem  bekannten  graphischen 
Verfahren  und  auch  analytisch  nach  der  Elastizitäts- 
Theoric  mit  Hilfe  von  Einflußlinien  geführt  worden; 
nach  der  letzteren  Untersuchungsart  ergeben  sich 
etwas  höhere  Material  -  Beanspruchungen.  Als  Be- 
lastung wurde  angenommen  ein  Fuhrwerk  von  15  1 
Achsdruck,  3,5 Radstand,  1,25 m  Spurweite  und  im 
übrigen  Menschengedränge  mit  560  k*vinl.  Eine  zweite 
Untersuchung  wurde  geführt  für  eine  Belastung  mit 
3  Dampfwalzen  im  Gesamtgewicht  von  23  «,  im  übrigen 
Menscnengedränge  mit  575  *s'^m.  Wie  vorauszusehen 


*)  Anmerkung  der  Redaktion. 
Morbegno  hat  70  m  Halbmesser,  die 
kingen  ebcnfall»  70  m. 

16.  Juli  1904 


Hie   AddabrOckc  bei 


war,  ist  der  Einfluß  der  beweglichen  Last  ein  geringer 
im  Verhältnis  zur  Beanspruchung  des  Matcrialcs  durch 
das  Eigengewicht. 

Die  größte  Beanspruchung  unter  Berücksichtigung 
der  Temperatur  -  Schwankungen  berechnet  sich  zu 
69  k«''i'm  am  Fugenrand  der  Scheitelfuge  und  zu 
52,4  k*!vm  am  unteren  Rande  der  Bruchfugc.  Die 
Sicherheit  gegen  Bruch  ist  hiernach,  wie  aus  den 
weiteren  Ausführungen  über  den  verwendeten  Mörtel 
hervorgeht,  überall  mindestens  eine  5,'tiacne  (nach 
45  Tagen).  Die  größte  Bodenpressung  beträgt  25 k* 
f.  1  irl».  Die  Gründung  erfolgte  durchweg  auf  massi- 
ven, wetterbeständigen  Grünsteinfclscn,  der  eine  mitt- 
lere Druckfestigkeit  von  1600  k*  Tm  besiut.  Auftretende 
Klüfte  sind  auf  das  sorgfältigste  mit  Zementmörtel, 
Bruchstein  -  Mauerwerk  und  Zementbeton  ausgefüllt 
worden.  Bei  der  Gründung  des  südlichen  Wider- 
lagers stieß  man  auf  unvermutete  Gänge  eines  sehr 
alten,  verlassenen  Bergwerkes,  bestehend  aus  einem 
Stollen  und  zwei  Querschlägen.  Auch  diese  Gänge 
mußten,  soweit  sie  im  Druckbereiche  des  Widerlagers 
lagen,  auf  das  peinlichste  mit  bestem  Mauerwerk  aus- 
gefüllt werden.  Außerdem  wurde  zur  weiteren  Sicher- 
heit behufs  möglichst  gleichmäßiger  Druckverteilung 
quer  Ober  den  die  Brückenachsc  in  schiefem  Winkel 
schneidenden  Stollen  ein  Rost  aus  8  Stück  360 mm 
hohen,  i6m  langen  I-Trägern  gelegt,  deren  Zwischen- 
räume mit  Zementbeton  ausgestampft  wurden  (vcrgl. 
die  Abbildgn.  7  u.  8  unter  den  Aufnahmen  während  der 
Bauausführung).  Die  Kosten  dieser  unvorhergesehenen 
Maßnahmen  beliefen  sich  auf  13000  M. 

Die  Frage,  ob  der  Bogen  mit  oder  ohne  Gelenke 
anzuordnen  sei,  wurde  nach  eingehender  Prüfung  zu- 
gunsten der  letzteren  Ausführungsweise  entschieden. 
Ausschlaggebend  war  neben  dem  Kostenpunkt  die  Er- 
wägung, daß  die  Wirkung  der  Gelenke  infolge  des 
hohen  Druckes  doch  eine  recht  fragliche  sein  dürfte 
und  daß  sich  der  angestrebte  Zweck  bei  der  hier  an- 
gewendeten Ausführungsweise  in  Bruchstcin-Zemcnt- 
mörtcl-Maucrwcrk,  wenn  auch  nicht  vollkommen,  so 
doch  annähernd  durch  weniger  kostspielige  Maß- 
nahmen erreichen  läßt.  Dadurch  nämlich,  daß  man 
das  gesamte,  für  den  Bogen  erforderliche  Steinmatc- 
rial,  zuzüglich  eines  Zuschlages  als  Ausgleich  lür  das 
Mörtelgewicht,  vor  Beginn  des  Maucrns  lose  auf  die 
Schalung  aufbringen  kann,  ist  man  in  der  Lage,  dem 
Lehrgerüst  die  Form  zu  gehen,  die  es  unter  der  Last 
des  fertigen  Bogens  annehmen  muß.  Beim  Mauern 
des  Bogens  ist  also  eine  weitere  Formänderung  des 
Gerüstes  und  demgemäß  ein  Kanten  fertig  gestellter 
Mauerteile  so  gut  wie  ausgeschlossen.  Hierin  ist  ein 
besonderer  Vorzug  dieser  Ausführungsweise  zu  er- 
blicken. Außerdem  kann  der  Bildung  von  Rissen 
dadurch  wirksam  vorgebeugt  werden,  daß  der  Bogen 
nicht  ununterbrochen  von  den  Kämplcrn  nach  dem 
Scheitel  zu  gleich  in  der  vollen,  planmäßigen  Stärke 
gemauert  wird,  sondern  in  Abschnitten,  wie  Abbildg.  6 
veranschaulicht.  Das  Freibalten  der  Lücken  1—5 
zwischen  den  einzelnen  Bogenteilen  und  ihr  nicht 
gleichzeitig,  sondern  hintereinander  vorgenommener 
Schluß  lassen  dem  Bogen  bis  zuletzt  eine  vollkommen 
genügende  Bewegungsfreiheit.  Vor  Schluß  dieser 
Lücken  kann  an  den  Stellen,  wo  sich  etwa  doch  noch 
kleine  Risse  zeigen  sollten,  durch  Ausgießen  mit  Mörtel 
unter  Druck  und  Eintreiben  flacher  Eisenkeile  nach- 
geholfen werden.  Die  langjährige  Erfahrung  der  aus- 
führenden Firma  Liebold  &  Ko.  lehrt  indessen,  daß 
eine  derartige  Nachhilfe  in  den  allerseltensten  Füllen 
nötig  ist,  sofern  nur  beim  Mauern  des  Bogens  mit  der 
nötigen  Sorgfalt  verfahren  wird;  auch  im  vorliegen- 
den Falle  war  sie  nicht  nötig.  Auf  die  Spannung- 
Aenderungen  infolge  Temperatur-Schwankungen  von 
—  20  0  C.  bis  —  30  0  C.  ist  bei  der  rechnerischen  Unter- 
suchung Rücksicht  genommen  worden,  sodaß  auch  in 
dieser  Hinsicht  die  Gelenke  nicht  erforderlich  erschie- 
nen. Sind  doch  auch  neuere  massive  Eiscnbahnbrüeken 
der  Schwarzwaldbahn  Neustadt  —  Donaueschingcn  mit 
beträchtlichen  Spannweiten  von  57  und  64  m  ohne  Ge- 
lenke gebaut  worden,  und  bei  der  70  m  weit  gespannten, 


3.V5 

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Abbtldg.  9.  AuUtellutig  der  mittleren  ÜeaihoUlagc  de»  Lehrger  Orte».  Abbitdg.  10.    Mittlerer  Teil  Hr»  lUuptlthrgei  0»te». 


Abbild*.  11.    1  irr  Stellung  de»  Gewölbe»  auf  dem  l.ebrgerOit.  Abbildg.  im.    Blick  «uf  den  (iewölberUrken  de*  (erticeotellten 

lUuptbogeni  mit  Tran^portgeriltt. 


sehr  Hachen  Eisenbahnbrückc  üher  die  Adda  waren  grüner  bis  bläulicher  Farbe,  mit  ebenen  Spaltflächen 

auch  nur  für  die  Ausrüstung  Gelenke  eingebaut,  die  und  einer  mittleren  Bruchfestigkeit  von  i6ookel,irm.  Er 

später  starr  ausgemauert  werden  sollen.  wird  in  den  rd.  12 km  von  der  Baustelle  entfernten  Brfl- 

Den  Baustein  bildet  ein  dickplattigcr  Phyllit,  sollen,  chen  in  Teuma  und  Tirpersdorf  gewonnen.   Vor  der 

Fruchtschiefer  der  Kontaktzone,  ein  Stein  von  grau-  Verwendung  werden  die  Steine  kräftig  mittels  Druck- 

16.  Juli  19a,.  357 

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wasscr  aus  der  städtischen  Leitung  gereinigt.  Der  Mörtel 
besteht  für  die  Fundamente  derWiderlager  fOr  die  Stirn- 
mauern, Flügelmauern,  und  Längsspandrillcn  aus  1  Teil 
VorwohIerPortlandzemcntund4Teilcn  scharfem  Sand: 
(ür  den  Haupt-  und  Nebenhoden  aus  i  Teil  Stern- 
zement und  3  Teilen  Sand.  Die  Mischung  geschieht 
mechanisch  in  einer  elektrisch  angetriebenen  Mörtel- 
maschine. Zur  Verwendung  gelangt  nur  Zement, 
welcher  mindestens  14  Tage  im  Schuppen  auf  der 
Baustelle  gelagert  hat  und  bei  den  Untersuchungen  den 
Normen  entsprechend  befunden  wurde.  45  Tage  alte 
Proben  (1:3  mit  Normalsand)  des  verwendeten  Mörtels 
haben  eine  Druckfestigkeit  von  407  fcs/^»  eine  Zugfestig- 
keit von  4oke'ifm  ergeben.  Die  Zahlen  stellen  das  Mittel 
aus  je  6  bezw.  10  Proben  dar.  Die  Plattenform  der 
Bruchsteine  ermöglicht  ein  vollkommen  radiales  Ge- 
fOge  im  Bogenmauerwerk.  Die  Bogenstirnen  werden 
mit  einem  granitähnb'chen  Mörtelbezug,  bestehend  aus 
1  Teil  Zement  und  5  Teilen  Lautcntalcr  Silbersand, 
bekleidet,  in  welchem  Quaderfugen  erscheinen.  Von 
einer  Bekleidung  mit  achtem  Granit  mußte  aus  Rück- 
sicht auf  die  hohen  Kosten  abgesehen  werden.  Auch 
schien  es  nicht  unbedenklich,  die  Homogenität  des 


Arch.-  u.  Ing.-Vereln  zu  Hamborg.  Vers  am  15.  April 
1904.  Vors,  Hr.  Bubcndcy,  anwes.  74  Pers.  Aufgen.  Hr. 
Arch.  Wilh.  Schmidt. 

Der  Vorsitzende  verliest  ein  Schreiben  des  Arch.-  u. 
Ing.-Vereines  Kassel,  in  welchem  die  Aufstellung  eines 
Dcnkmales  für  den  großen  Baumeister  und  Lehrer  Un- 
gewißer auf  dessen  Grabstätte  angeregt  und  um  Zeich- 
nung von  Beitragen  seitens  seiner  früheren  Schiller  gebeten 
wird.  Es  wird  beschlossen,  eine  Zcichnungsliste  hierfür 
auszulegen  und  im  Anzeigeblatt  darauf  hinzuweisen. 

Zu  dem  Schreiben  des  Verbands  -  Vorstandes  vom 
15.  Marz  1904  betreffend  Entwurf  für  eine  Eingabe  an  den 
Staatssekretär  des  Reichsjustizamtes  (Iber  die  Gebühren 
der  Architekten  und  Ingenieure  als  gerichtliche  Sach- 
verständige erhall  das  Wort  Hr.  Hagn,  welcher  diesen 
Entwurf  nach  einem  Bericht  über  die  Vorgeschichte  des- 
selben verliest.  Er  spricht  seine  Ansicht  dahin  aus,  daß 
die  Absendune  dieser  Eingabe  keinen  Zweck  habe,  wenn 
dieselbe  allerdings  auch  nicht  schaden  könne.  Eine  wirk- 
same Verbesserung  der  gegenwartigen  Verhältnisse  in 
dieser  Angelegenheit  könne  nur  dadurch  herbeigeführt 
werden,  daß  in  jedem  Einzelfall  von  dem  Betreffenden 
die  Gewährung  einer  Gebühr  nach  der  Honorarnorm  von 
den  Gerichten  gefordert  und  im  Falle  der  Ablehnung  im 
Wege  der  Klage  geltend  gemacht  werde.  Nach  einer 
Besprechung,  an  welcher  sich  die  Hrn.  Sehomburgk, 


Gewölbes  zu  stören.  Die  erhärtete  Stirn  wird  grob 
gekrönelt,  wodurch  sie  ein  dem  Granit  sehr  ähnliches 
Aussehen  gewinnt.  Der  Arbeitsvorgang  ist  hierbei 
der,  daß  die  Vcrkleidungsmasse  in  erdfeuchtem  Zu- 
stande in  7 cm  Stärke  gegen  die  Quaderschablonc  ge- 
worfen und  hieran  sofort  das  Bruchstein-Mauerwerk 
gearbeitet  wird.  Auf  diese  Weise  erzielt  man  einen 
innigen  Verband  der  Stirnschale  mit  dem  Mauerwerk 
und  verhütet  ein  Abbröckeln  der  ersteren,  wie  es 
leicht  eintritt,  wenn  der  Mörtel  nachträglich  auf  das 
abgebundene  Mauerwerk  aufgetragen  wird.  Alle  äuße- 
ren Flächen  werden,  soweit  nicht  ächtcr  Granit  oder 
MörtclObcrzug  infrage  kommt,  mit  hammerrecht  be- 
arbeiteten Tirpersdorfer  Bruchsteinen  bekleidet  und 
mit  Zementmörtel  ausgefugt.  Die  inneren  Leibungen 
aller  Bögen  erhalten  weiße  Färbung.  Das  ausladende 
Gesims  und  die  massivenTeile  des  Geländes,  die  Quade- 
rung  der  Flügel-  und  Treppenmauern,  die  Treppen- 
stufen und  das  Treppengelander,  die  Randsteine  und 
Fußwegplatten  der  Brückenbahn  werden  aus  Ficbtcl- 
gebirgsgranit  hergestellt ;  die  Fahrbahn  wird  mit  Granit 
gepflastert-  Die  wasserdichte  Abdeckung  besteht  aus 
Asphaltfilzplatten  auf  Zementmörtel-Abgleichung.  — 

(SrMuB  folp.) 

Hagn,  Hcnnicke  und  Bubcndcy  beteiligen,  beschließt 
der  Verein:  der  Absendong  der  Eingabe  zuzustimmen. 

Hr.  Löwengard  verliest  ein  von  den  Hrn.  Wentzel 
und  Hirsekorn  vcranlaßtes  Wettbewerbs-Ausschreiben  für 
ein  für  ihre  Geschäftszwecke  zu  errichtendes  Gebäude 
am  Plan  hierselbst;  er  empfiehlt  die  Beteiligung  an  dieser 
recht  reizvollen  und  bezüglich  der  ausgesetzten  Preise, 
auch  ausreichend  dotierten  Arbeit. 

Darauf  erhält  das  Wort  Hr.  Merkel,  welcher  einen 
interessanten  Vortrag  aber  die  neae  Mündungsanlage 
der  Stammsiele,  insbesondere  die  Versenkung  der  Aus- 
mündungsrohrc  hält. 

Der  Vortragende  legte  zunächst  die  Gründe  dar,  welche 
für  die  Gestaltung  der  neuen  Ausmündungsanlage  der 
Stammsiele  maßgebend  waren.  Es  galt,  zwei  Forderungen 
zu  erfüllen,  nämltch  einerseits  die  Beseitigung  der  schweren 
Sinkstoffe  und  der  grobsinnlich  wahrnehmbaren  Schwebe- 
stoffe der  Abwässer  zu  erreichen,  anderseits  eine  gleich- 
mäßigere Verteilung  derselben  über  den  Elbstrom,  um 
auf  diese  Weise  eine  bessere  Vermischung  beider  Wasser- 
arten  zu  bewirken.  Die  erste  Forderung  hat  durch  die  An- 
lage eines  Sandfanges  mit  Bagger  und  einer  maschinellen 
Abfischanlage  in  Form  eines  Drehgitters  von  15«""  Maschen- 
weite, die  zweite  Forderung  durch  die  Verlegung  weit  in  den 
Strom  reichender  Ausmündungsrohre  Erfüllung  gefunden. 

Der  Vortragende  führte  aus,  welche  weitgehende  Be- 
dingungen bei  der  Verlegung  der  Ausmündungsrohre  zu 
erfüllen  waren  und  wie  die  hohen  Angebote  Veranlassung 


Poesie  und  Technik. 

Offener  Brief  an  Hrn.  Geh.  Hofrat  Max  v.  Ky  th  in  Lim. 
Von  Eugen  Broker  in  Stuttgart. 

ie  Wiedergabe  Ihres  Vortrages  über  „Poesie  und 
Technik*  in  der  „Deutschen  Bauzcitung",  der  ein 
auch  von  mir  schon  längere  Zeit  verarbeitetes 
Problem  betrifft,  bestimmt  mich,  mir  die  Freiheit  zu  fol- 
genden Ausführungen  zu  nehmen: 

Sie  sprechen  von  der  Dreiheit  als  dem  Prüfstein  allen 
geistig  Hohen.  Ja.  Aber  Sie  verwerten  die  drei  Abstrakta: 
Gut,  wahr  und  Schön  objektiv,  wahrend  Sie  vorher 
von  der  Subjektivität  der  Kunstf  der  Poesie  sprechen. 
Objektiv  genommen  sind  diese  drei  Begriffe  blos  Verhalt- 
niswerte,  ja  man  kann  sogar  sagen,  ohne  das  Gegenteil 
beweisen  zu  können,  sie  sind  nicht  einmal  Werte,  sondern 
bloß  Erscheinungsformen.  Damit  beweisen  Sic  also  nichts 
für  die  Technik,  wenigstens  nichts  im  Sinne  unseres  Zeit- 
geistes, Sic  begnügen  sich  mit  einer  antiken  Schönheit, 
der  „Schönheit  an  sich".  So  wie  eine  griechische  Venus 
oder  eine  römische  Juno  oder  was  Sic  wollen  schön  ist, 
so,  sagen  Sie,  ist  eine  Maschine  schön.  Darin  haben  Sie 
absolut  recht,  aber  heute  denken  wir  anders,  und  was 
mehr  ist  wir  fohlen  anders.  Unser  Schönheitsempfinden 
ist  sozial  geworden,  wie  unsere  ganze  I.ebcnsanschauung. 
Die  kalte  Schönheit  an  sich  genügt  nicht,  um  mehr  als 
bloß  unser  Auge  zu  befriedigen;  das  pulsierende  Leben 
um  uns  herum  läßt  uns  gewahr  werden,  daß  in  uns  ein 
warmes,  lebendiges  Herz  schlagt,  daß  wir  fohlen  müssen, 
um  schön  zu  empfinden. 

Lassen  Sie  mich  v..n  dem  Beispiel  der  Maschine, 
welche  ich  als  Kunstobjckt  zur  Muscumskunst  rechnen 


müßte,  und  welche  also  ein  schlecht  geeignetes,  nicht  all- 
gemein zu  gebrauchendes  Beispiel  geben  würde,  zur 
großen  Kunst  übergehen;  ich  meine,  zu  den  großen  Werken 
unserer  modernen  Ingenieure,  vor  allem  den  Eisenbahnen. 
Sind  sie  schön?  Ja  und  nein,  je  nachdem.  Schön  ist 
eine  Bahn,  wenn  sie  durch  eine  Gegend  führt,  die  das 
Zeichen  des  Verkehres  trägt,  wo  Schornsteine  rauchen, 
Hochöfen  flammen,  wo  kraftvolle,  muskulöse  Arbeiter 
Lasten  schleppen  oder  den  Hammer  schwingen;  schön 
ist  sie,  wo  an  jeder  Station  mächtige  Lagerplätze  sind  mit 
aufgestapelten  Waren,  mit  Kranen,  wo  Lastschiffe  am 
Bahnhof  anlegen  u.  s.  f.  Ich  will  damit  sagen :  Es  kommt 
nicht  allein  darauf  an,  daß  der  Ingenieur  seine  Brücken 
richtig  berechnet  hat,  seine  Lokomotiven  zweckentspre- 
chend, ohne  überflüssige  Zicrmittcl,  gebaut  hat,  seine 
Kurven  und  Steigungen  mathematisch  entwickelt  hat.  Da- 
gegen ist  eine  Bahn  unschön,  wenn  sie  durch  eine  Gegend 
führt,  die  den  Stempel  des  Unberührten  trägt,  wenn  sie 
in  eine  solche  Gegend  ein  fremdes  Element  bringt,  das 
ihren  stillen  Reiz  und  ihre  heimliche  Ruhe  stört.  Diesen 
Unterschied  kennt  der  Ingenieur  nicht,  und  das  ist  es  eben, 
was  mich  bis  jetzt  immer  in  dem  Glauben  gehalten  hat, 
daß  die  Arbeit  eines  Ingenieurs  in  den  meisten  Fällen  das 
Gegenteil  derjenigen  eines  Künstlers  ist;  er  schafft  nur 
mit  dem  Kopf  und  nicht  mit  dem  1  lerzen.  Wäre  er  Künst- 
ler, so  müßte  er  fühlen,  daß  wohl  in  einer  Industriegegend 
seine  bis  jetzt  allgemein  konstruierten  Verkehrsmittel 
die  richtigen  sind,  daß  aber  in  andere  Gegenden  andere 
Verkehrsmittel  gehören,  solche,  die  sie  nicht  profanieren. 
Wäre  er  Künstler,  so  würde  es  ihm  weh  tun,  mit  plumpen 
Dämmen,  mit  der  Natur  widersprechenden  Einschnitten, 
mit  Verstandes  -  Produkten  von  eisernen  Brücken,  mit 

No.  57 


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gegeben  haben,  das  ursprüngliche  Projekt  einer  vollstän- 
digen Abänderung  zu  unterziehen.  Durch  die  Verwen- 
dung von  Schwimmkammern,  die  durch  den  Einbau  von 
Zwischenwänden  in  den  a  m  weiten  Kohren  gebildet  wer- 
den, gelang  es,  die  Forderungen,  welche  im  Interesse  des 
Schiffsverkehres  bei  der  Ausführung  der  Arbeit  aufrecht 
erhalten  wurden,  zu  erfüllen. 

Anhand  von  Zeichnungen  und  unter  Vorführung  von 
Lichtbildern  und  Modellen  schilderte  der  Vortragende  die 
einzelnen  Konstruktionen  und  die  verschiedenen  Arbeits- 
vorgänge bei  den  Versenkungen  der  70,  100  und  133  ■ 
langen  Ausmündungsrohre.  F.r  gibt  sodann  eine  Beschrei- 
bung der  Dichtung  der  Rohrschlitzc  am  Ufer,  des  I-eer- 
pumpens  der  Rohre  und  der  Entfernung  der  Zwischen- 
wände und  der  äußeren  Abschlußdeckel. 

Im  Anschluß  an  die  Versenkung  der  Ausmündungs- 
röhre  bespricht  der  Vortragende  die  Versenkung  der  bei- 
den Dückerrohre  von  a «  Durchm.  und  je  343 "  Länge 
durch  den  Niederhafen.  Diese  Dücker  sind  in  je  3  Teilen, 
ebenfalls  unter  Benutzung  von  Schwimmkammern  ver- 
denkt worden.  Die  Stoßverbindungen  sind  in  einfachster 
Weise  unter  Wasser  durch  Taucher  bewirkt  worden. 

Der  Vortragende  führt  sodann  die  maschinellen  Vor- 
richtungen der  Ausmflndungsanlage  vor,  insbesondere  be- 
spricht derselbe  eingehender  die  Anordnung  der  Dreh- 
guter zur  Abfischung  der  größeren  festen  Bestandteile  des 
Abwassers.  Alle  zur  Absonderung  gekommenen  festen 
Stoffe  gelangen  auf  Transportbandern  zu  der  am  Ufer 
errichteten  Verladestation  und  werden  hier  in  die  Trans- 
portschiffe übergeführt. 

Zum  Schluß  sprach  der  Vortragende  seinen  Mitarbei- 
tern, den  Hrn.  Leo,  Lang,  Brunotte,  Stoltz  und 
Weirich  seinen  Dank  für  ihre  tatkraftige  Hilfe  bei  der 
Bearbeitung  und  der  Ausführung  der  geschilderten  Bau- 
anlagen aus,  und  führte  an  einem  Modell  die  durch  tin- 
lassen von  Wasser  in  ßallastkammcm  bewirkte  Drehung 
der  geknickten  Rohre  in  die  für  die  Versenkung  erforder- 
liche vertikale  Schwimmlage  vor.  —  i|m 


tenschaft  gemacht  würde,  da  es  sich  um  die  Erhaltung 
oder  unter  Umständen  Verstümmelung  eines  Stadtbildes 
handelt,  wie  Deutschland  in  solcher  Eigenart  und  Schön- 
heit ein  zweites  nicht  aufzuweisen  hat  — 

Die  Stelle  des  städtischen  Baubeamten  in  Naumburg  a.  S. 

ist  zurzeit  frei  und  dem  Vernehmen  nach  zur  Bewerbung 
ausgeschrieben.  Die  Schilderungen  über  die  dortigen  Per- 
sonalverhaltnisse, die  wir  von  verschiedenen  Seiten  er- 
halten haben,  veranlassen  uns,  den  etwa  sich  bewerben- 
den Fachgenossen  nahe  zu  legen,  sich  vor  Uebernahme 
der  Stellung  genau  nach  den  bez.  Verhältnissen  zu  er- 
kundigen und  sich  namentlich  durch  Vertrag  den  person- 
lichen Einfluß  zu  sichern,  ohne  den  eine  Freude  zur 
Arbeit  und  eine  gedeihliche  Erledigung  der  Geschäfte 
nicht  zu  erwarten  ist.  — 

Louis  Bolssonnet-Stlftung .  Das  Stipendium  der  an  der 
Technischen  Hochschule  zu  Berlin  bestehenden  Ixiuis 
Boissonnet  -  Stiftung  für  Architekten  und  Bauingenieure 
für  das  Jahr  iqoj  ist  an  den  Privatdozenten  an  der  Großh. 
Techn.  Hochschule  in  Darmstodt,  Reg.-Bmstr.  Adolf  Z e  1 1  e  r, 
verliehen  worden.  Als  fachwissenschaftlit-he  Aufgabe  für 
die  mit  dem  Stipendium  auszuführende  Studienreise  wurde 
die  Neuaufnahme  und  kunstgeschichtliche  Darstellung  der 
bisher  unvollständig  und  in  einer  ihrer  kunstgeschicht- 
lichen Bedeutung  nicht  entsprechenden  Weise  veröffent- 
lichten romanischen  Baudenkmäler  von  llildesheim  fesl- 


zur  Erlangung  eine«  Beb 
planes  für  einen  Tel)  des  Stadtbezirkes  Potsdam  erläßt  der 
Magistrat  zum  15  Scpt  d  J.  unter  Verheißung  dreier 
Preise  von  1000,  750  und  500  M.  Unterlagen  durch  das 
Stadtbauamt  gegen  6  M.,  die  nach  Einreichung  eines  Ent- 
wurfes oder  nach  Rückgabe  der  unversehrten  Pläne  zu- 
rückerstattet werden.  — 


Vermischtes. 
Theaterneubau  In  Kassel.  Aus  Kassel  erhalten  wir  die 
folgende  Zuschrift:  «Nach  einer  Notiz  in  No.  53  der  Dtschn. 
Bauztg.  ist  der  Neubau  eines  Theaters  anstelle  des 
Auetores  am  Friedrichsplatz  in  Kassel  geplant. 
Der  Friedrichsplatz  mit  der  daran  stoßenden  Karlsaue,  dem 
Orangerieschloß  und  dessen  Nebengebäuden  Ist  ein  Archi- 
tektur- und  Ijindschaftsbild  von  eigenem  Reiz,  welches 
es  unbedingt  verdient,  sehr  pietätvoll  behandelt  zu  wer- 
den. Durch  das  Eindringen  eines  fremden  Elementes, 
eines  großen  Baukörpers,  wird  ohne  Zweifel  das  Gesamt- 
bild wesentlich  beeinträchtigt  und  es  wäre  sowohl  im 
künstlerischen,  wie  im  historischen  Interesse  sehr  er- 
wünscht, wenn  diese  Theaterbaufrage,  die  für  Kassel  von 
sehr  einschneidender  Bedeutung  ist,  nicht  kurzer  Hand 
erledigt,  sondern  zu  einer  Sache  der  deutschen  Architek- 


ChroniW. 


Die  Lutherklrebe  In  Krefeld,  erbaut  von  Arch.  Arnold, 
Oberlehrer  der  Kgl.  Baugewerkachule  in  Aachen,  ist  am  6.  Juli 
geweiht  worden.  Der  Bau,  zu  dem  190a  der  Grundstein  gelegt 
wurde,  enthalt  1050  Sitzplätze  and  erforderte  einen  Kostenaufwand 
von  300  000  M.  — 

Die  Erweiterung  dea  Palais  de  Justice  In  Paris  ist  mit 
einem  Aufwände  von  9  Mill.  Fr.  in  Ausurhl  genommen.  Zu  die- 
irm  Zwecke  wird  die  Enteignung  der  Grundstöcke  zwischen  der 
Straße  der  Sainte  Chapelle  um)  dem  Quai  notwendig.  — 

Ein  neues  Haus  der  Urania  in  ^rVlen  wird  nach  den  Ent- 
worfen des  Ob -Bit  I.  Bauinann  in  Wien  auf  einem  Gelände 
zwischen  Radctzky-  und  Aspernbrneke  mit  einem  Aufwände  von 
rd  200  000  Kr  errichtet.  Das  Haui  wird  eineu  Theatersaal  für 
400  Hertonen,  einen  Experirnentiersaal  (Or  000  Perionen,  eine 
Sternwarte  usw.  enthalten.  — 

Die  Einweihung  einer  Bismareksäule  In  Stuttgart  fand  am 
16  Juli  statt  Die  Fotm  der  Säule  geht  auf  einen  Fntwuri  de»  Hm 
Arch.  Wilh.  Kreis  in  Dresden  zurück.  — 


schnaubenden  l-okomotiven  eine  Gegend  versehen  zu 
sollen  in  welcher  die  Heimlichkeit  und  Ursprünglichkeil 
eines  Waldes,  der  Frieden  einer  abgeschlossenen  Bauern- 
gemeinsebaft  vorher  geherrscht  haben,  er  würde,  wie  es 
ein  echter  Künstler  tut,  schaffen  und  suchen,  bis  er  das 
Verkehrsmittel  gefunden  hat.  das  diese  Gegenden  mit  der 
Außenwelt  im  Sinne  der  Neuzeit  in  Verbindung  bringt, 
aber  ihnen  nicht  den  Charakter  nimmt 

Die  Kunst  darf  nicht  objektiv  genommen  werden; 
sie  ist  subjektiv.  Der  Künstler  gibt  seinem  Werke  seine 
warme  und  reiche  Seele,  und  seinen,  aber  auch  nur 
-seinen"  Platz.  Dasselbe  Kunstwerk  paßt  nicht  in  jede 
Umgebung.  Ein  Palast  unter  Bauernhäusern  ist  nicht 
schön,  ebenso  wenig  wie  eine  gotische  Kirche  auf  einem 
freien  Öden  Platz.  Und  in  der  Technik  darf  man  es  sich 
nicht  genügen  lassen,  eine  Maschine,  oder  eine  Brücke, 
oder  was  es  sonst  sei,  bloß  rein  zweckmäßig,  also  schön 
an  sich  zu  gestalten,  sondern  man  muß  diese  Werke  auch 
in  die  richtige  Umgebung  setzen,  oder  vielmehr  umge- 
kehrt, sie  der  Umgebung  anpassen 

Und  damit  komme  ich  darauf,  zu  sagen:  es  ist  ver- 
früht, die  Worte  aussprechen  zu  wollen:  der  größte  Teil 
der  gebildeten  Welt  ist  farbenblind  für  die  Poesie  der 
Technik.  Nicht  jeder  Gebildete  wird  künstlerisch  fühlen, 
aber  diejenigen,  die  es  tun,  haben  ein  ausgesprochenes 
Empfinden  dafür,  daß  die  Produkte  unserer  Technik  in 
den  allermeisten  Fällen  bei  ihrem  unverhofften  Auflauchen 
zter  Umgebung  ihr  Schönheilsgefühl 


Sie  beklagen  sich,  daß  kein  großer  Dichter  unserer 
Zeit  sich  des  Ingenieurs  erbarmt.  Ich  kann  sie  in  diesem 
Punkte  auf  Ib*en   und   Bjonison   hinweisen,  zwei  der 

16  Juli  1904 


größten  der  Jetztzeit;  während  Sie  inbetreff  der  Ge- 
mälde nicht  ganz  Recht  haben,  indem  in  den  meisten 
Kunstwerken  mit  industriellem  Motiv  die  Arbeiterfiguren 
die  Seele  derselben  sind  und  die  industriellen  Anlagen 
nur  die  Staffage,  die  Umwelt  geben,  und  nicht  umgekehrt. 
Freilich  sind  diese  Staffagen  manchmal  von  mächtiger 
Wirkung  auf  unser  Gemüt,  aber  damit  ist  noch  kein  Be- 
weis für  die  Poesie  der  technischen  Werke  geführt.  Im 
Gegenteil,  gerade  das  Groteske  ist  es,  was  die  Wirkung  auf 
unser  Gcmut,  aber  bloß  in  Verbindung  mit  dem  Arbeiter 
dabei,  ausübt.  Alles  kann  schön  sein,  ebenso  wie  das  Gegen- 
teil, es  kommt  einzig  und  allein  auf  die  Art  seiner  Verbin- 
dung mit  unserer  Seele,  unserem  GcmüNleben  an,  und 
diese  Verbindung  bilden  in  den  Werken  der  modernen  Maler 
und  Bildhauer  die  Arbeiter. 

Ich  erinnere  mich  aus  meiner  Schulzeit,  daß  ein  Lehrer 
zu  einem  meiner  Mitschüler  sagte:  Schmutz  ist 
kein  Schmutz,  so  lange  er  auf  der  Straße  liegt,  er  wird 
erst  zum  Schmutz,  wenn  du  ihn  an  den  Fingern  oder  an 
der  Hose  hast.  Er  hatte  den  Nagel  auf  den  Kopf  ge- 
troffen. Man  kann  den  Sinn  dieser  Worte  yenau  uuf  alle« 
Schöne  um  uns  anwenden  Alles  ist  schon,  solange  es 
durch  die  unsichtbare  Kette  der  Harmonie  mit  unserer 
Seele  zusammen  geschlungen  wird,  und  alles  hört  auf. 
schön  zu  sein,  sobald  diese  Harmonie  fehlt.  Und  duttiil 
komme  ich  wieder  zum  ersten  Teil  meiner  Ausführungen 
zurück,  daß  die  Werke  der  Ingenieure  an  sich  kein  Stief- 
kind der  Poesie  waren,  wenn  ihre  Schopfer  Porten  willen; 
aber  da  man  doch,  nach  den  Erfahrungen  zu  srhließen, 
dies  heute  noch  nicht  behaupten  kann,  s.i  yeht  e-  zu  weil, 
von  jedem  Gebildeten  .Farbensinn  für  die  Poesie  der 
Schöpfungen  der  Ingenieure"  /u  verlangen. 

359 


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Die  Regulierung  des  Oberrheins  zwischen  Sondernheim 
bei  Ccrmt rUMbn  und  Straßburg  i.  E.  erscheint  durch  den  Be- 
schluß der  a.  badiseben  Kammer  vom  is.  d.  IL  gesichert,  die  den 
Planen  mit  allen  Summen  gegen  5  ihre  Zustimmung  gab.  — 

Der  Bau  eines  Dornet  In  Rottenburg  in  Bayern  soll  in 
einigen  Jahren  in  Angriff  genommen  werden  Für  den  im  romani- 
schen Stil  zu  erstellenden  Ban  ist  eine  Summe  von  1  Mill.  M.  in 
Aussiebt  genommen.  — 

Ein  Monumentalbru  nnen  in  Stuttgart  soll  am  Zusammen- 
treffen der  See-  und  PanoramastraBe  aufgestellt  werden  Der 
Brunnen  ist  von  ProL  G.  Halm  hoher  in  ^Cuttgart^ent werfen.  — 

Konzensaal  in  Karlsruhe  ist  in  Aussicht  ^enum  m  en 

Eine  süd westdeutsche  Kunst- und  Gartenbau-Ausstellung 

In  Mannheim  1906  tritt  anstelle  der  in  umfangreicherer  Weise 
geplant  gewesenen  Industrie-  und  Gewerbe-Ausstellung.  — 

Zur  Wiederherstellung  der  alten  Schau  In  Nürnberg  be- 
nte  der  Ma>;iitiat  eine  Summe  von  50000  M.  — 
Ein  Richard  Wagner-Denkmal  für  Leipzig  ist  dem  Bild- 
hauer Prof.  Hu  Klinger  übertragen  worden.    Die  Kosten  des 
Denkmals  sind  auf  80000  M.  veranschlagt.  — 

Blsrnarekturm  In  Dortmund.  Am  1.  Juli  wurde  in  Dort- 
muuil  der  Grundstein  zu  einem  Bis marrkturm  gelegt.  Der  vom 
kais.  Postbrt.  ßuddeberg  in  Donmund  entworfene  Turm  erbalt 
Im  Erdgeschoß  eine  Gedenkballe.  Die  obere  Beki  önuug  bildet  der 
Kundgang  und  ein  mächtiges  Feuerbecken.  Der  Turm  findet  seine 
Aufstellung  im  Kaiser  Wilhelm-Hain  und  soll  sich  an  die  donige 
alte  Stadtmauer  anlehnen.    I>ie  Kosten  betragen  95000  M.  — 

Der  neue  Rainer -Brunnen  In  Wien,  ein  Werk  de«  Bild- 
hauers Kauffungen  ilort,  wurde  anfangs  Juli  auf  der  Wieden 
enthüllt.  Der  Brunnen  soll  das  Andenken  der  goldenen  Hochzeit 
des  Erzherzogs  Kaieer  und  seiner  Gemahlin  Maria  Karolina  fest- 
halten und  iat  mit  dem  Kelictbild  des  Forstcnpsarcs  geschmOckt.  — 
Die  Elnwelhungelner  steinernen  Innbrücke  In  Neu-Oettlng 
hat  am  Peter-  und  Paulstage  sUtlgcfundcn.  Die  teom  lange  Brücke 
bat  4  Bogen  von  nahezu  40  m  Spannweite  und  ist  aus  Granit  und 
Muschelkalk  erstellt.  Die  Brocke  ist  unter  der  Oberaufsicht  des 
Fluflbauamtes  Traunstein  (Bauamlm.  Mayr)  durch  Gebr.  Ha  Hing  er 
in  Hohenheim  ausgeführt  — 

Eine  neue  Heimstätte  der  Deutschen  Glasmosaik-Gesell- 
achait  Puhl  tt  Wagner  In  Berlin  erhebt  sich  an  der  Wcich- 
bildgrenze  Rixdorfs,  in  unmittelbarer  Nahe  des  Treptower  Parke*, 
und  wird  nach  Planen  dea  Geh.  Brt».  Sch  wecht e n  errichtet 
Vorn  an  der  SlraBe  daa  Verwaltung»-  und  Ausstellung»  -  Gebäude 
mit  angegliederten  Wohnungen  für  die  beiden  Inhaber  der  Anstalt 
und  hinten  zwei  große  Ateliert'cbaude  mit  der  dazwischen  ein 


Personal-Nachrichten. 


Der  Geh.  Reg.- Rat  Wilhelm  ist  z.  Dir. 


Deutsches  Reich. 

im  Pal. -Amte  ernannt. 

Preuflen.  Versetzt  sind :  die  Reg.-  u.  Brte.  Winter  io 
Benthe»,  als  Vorst  der  Eisenb  -Betr.-Insp.  3  nach  Magdeburg  und 
F.  v  m  a  n  n  in  Allenatein,  als  Vorst,  der  Betr.  •  Insp.  a  nach  Wies- 
baden; —  die  Eiscob. -Bau-  u.  Betr.-Insp.  Peters  in  Erfurt,  als 
Mitgl.  (auftrw.)  der  Kgl.  Eiacnb.-Dir.  nach  Altona,  H.  Schwarz 
in  Magdeburg,  als  Mitgl.  (auftrw.)  der  Dir.  nach  Frankfun  a.  M., 
Strome y er  in  Wiesbaden,  als  Vorst,  der  Fiaenb. -Betr. -Insp.  1 
nach  Eifurl,  Bechtcl  in  Morbach,  als  Vorst,  (auftrw)  der  Betr- 
Insp  1  nach  Alienstein,  l.tui  ke  in  Querfurt,  als  Vorst  {auftrw.) 
der  Betr.  -  Insp.  nach  Angerburg,  Zebrowski  in  Kattowitz,  als 
Vorst,  (auftrw  )  der  Betr.  •  Insp.  a  nach  Beullien  O.  •  S.,  Rot  Ii  in 
Guben  nach  Schneidemahl  als  Vorst,  der  an  die  Betr.-Insp.  ■  daa. 
angcgl.  Bauabtciluog  und  Sommer  in  Kassel,  als  Vorst,  der 
Eiienb-Bauabt  1  nach  Wollstein;  —  der  Keg  -Bmstr.  II  a  b  e  r  I  a  n  <l 
in  Breslau  in  den  Bez.  der  Kgl  Eisenb -Dir.  Berlin. 

Der  Geh.  Brt.  Breidsprechcr  in  Danzig  ist  unt.  Beileg. 
Tit.  Prof.  z.  Doz.  an  der  Techn.  Hochschule  das  ,  der  Lamltxaui 
May  z.  Kreisbauinap.  in  l.uckau  und  der  Reg  -Bmstr.  Imhoff  ist 
z.  etatm.  wisaenschaftl.  Mitgl.  der  Kgl,  Versuchs-  und  Prüfung», 
anstatt  f.  Wasserversorgung  u.  Abwasser  beseitigung  in  Merlin  ernannt 
Zur  Beschäftigung  überwiesen  »ind  die  Reg  " 


des 

»P- 


<lrr  Versuchsanstalt    für  Wasserbau    und  S< 


Bmstr.:  Fiedler 
hilfbau    in  Berlin, 


Wynyraczyk  in  Bcuthen  der  Kgl.  Fisenb.-Dir  Kattowiti 

Die  Reg-Hlhr  1  'uul  Rosen  fct>l  aus  Posen,  Oskar  Neu- 
bauer, Karl  Hetmh  und  Paul  Imberg  tut  Hei  Im  <llct<  hbfeh  (, 
--  Paul  Neubert  au»  Pr.-Hollanil ,  Hugo  (iarnirh  aus  Arona 
und  Hans  Bolstorff  au»  Hamburg  (Mavch.-Bfch.)  »ind  zu  Reg  ■ 
Bmstrn.  ernannt. 

Der  Geh.  Brt.  S  i  c  w  e  r  t  in  Frankfurt  a  M  und  der  Brt  t.  D. 
Ulrich  in  Hamburg  -ind  in  den  Ruhestand  getreten 

Dero  Reg.Hmstr.  M  S  c  in  k  c  in  <  harlottcnburg  ist  die  nachges, 
Entlass.  aus  dem  Staatsdienst  erteilt 

Oldenburg.  Der  Reg-Bm»tr.  Hon  heu  in  ( »Idenburg  ist 
anstelle  des  verstoib.  Bez-Butstr.  Brt  Orlt  ermann  in  Vechta 
z.  Brz.-Bo>str  für  den  Weg-  u.  Wasserbau  mit  dem  Tit  Bauinsp. 


;r.  lur  den  W  eg-  u.  1 
dem  dienMl  Wohn» 


Sachaen.  Der  Ob -Bit  Reit  hell  und  der  Kisenb-Dir.  Ob  - 
Brt.  SchOnleber  sind  zu  deli  Brtn.  und  vortr.  techn  Kaien  im 
Fin. -  Minist,  der  Bau-  u.  Betr.-lusp.  Brt  Holekamp  in  Chemnitz 
ist  1.  FJtcnb.  -  Dir  in  Dresden  -  X  ,  der  Reg  .Bmstr.  Ruder  i»t  z. 
etatm.  Reg-Bmstr.  in  Oelsnit«  1  V.  ernannt. 

Dem  Ob. -Brt  Krager  im  Fin.  Minist  ist  der  Tit.  u.  Rang 
eines  Geh.  Brta ,  dem  Bau-  u  Betr.  -  Inap.  Brt  Hartman»  in 
Dresden-X.  deij  eines  Fin-  u  Bn%  verliehen. 

Sachsen- Weimar.  Dem  Ob  Brt  Krics.hr  in  Weimar  ist 
die  Dienslbczeichn.  Ob.-Baudir.  verlieben. 

Württemberg.  Der  Prof.  Weilbrecht,  Rektor  der  Teetin. 
Hochschule  in  Stuttgart  ist  gestorben.  Für  das  Studienjahr  iuo;  05 
i«t  Prof  Dr.  Konfitück  1.  Rektor  ernannt.  Dem  Ma>< Ii  -ln»|> 
Nibmid  am  Ing -l-aborat.  itt  die  na.  bgrs  Dicntlciilta-s.  bewilligt  -- 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  J.  H.  A.  In  Johannisthal.  Strafgesetzbuch  %  360  Na  8 
verbietet  nur  die  unbefugte  Annahme  eines  Titel»,  berührt  je 

erworbenen  Titel  nach  der  Ucbersiedelung  iu  einen  anderen  Bundes- 
staat weiter  fuhrt  Haben  Sie  also  wahrend  Ihres  Aufenthaltes 
in  Sachsen  al»  sachsischer  Untertan  die  Prüfung  als  Baumeister 
vorschriftsmäßig  abgelegt  und  bestanden,  so  dürfen  Sie  nach  lieber- 
siedelung  in  einen  preußischen  Ort  den  Titel  .Sächsischer  Bau- 
meister* weiter  fahren.  Dagegen  sind  die  Angehörigen  eines  an- 
deren Bundesstaatea  nicht  befugt,  infolge  Ablegung  der  Prüfung 
im  Königreich  Sachsen  sich  in  Ihrem  Hamatataate  einfach  .Bau- 
meister* zu  neoneu,  Sie  müssen  wenigstens  hinzusetzen  .in  Sachsen 
geprüfter  Baumeister",  weil  bekanntlich  die  PrOfongsvorichriften  in 
Sachsen  andere  al»  in  deo  übrigen  Bundesstaaten  sind.  —   K.  H-e. 

Hrn.  Ch.  B.  In  Solingen.  Ein  Urteil,  welches  grundsätzlich 
den  Bauherrn  für  verpflichtet  erklärt,  diejenigen  für  ihre  Mühe- 
waltung zu  entschädigen,  welche  sich  bei  dem  Wettbewerb  um 
Uebertragung  von  Bauverdingungen  beteiligen,  ist  uns  unbekannt. 
Daü  ein  solches  gefallt  worden  sei,  ist  sogar  unwahrscheinlich. 
Denn  derjenige,  welcher  auf  ein  Ausschreiben  »eine  Dienste  an- 
bietet,  indem  er  ein  Angebot  abgibt,  handelt  im  eigenen  Interesse, 
weil  er  die  Bus  der  Bauübertragung  zu  erwartenden  Vorteile  für 
»ich  gewinnen  will.  Er  wird  alao  durch  die  Aufforderung,  sich 
bei  der  Bewerbung  zu  beteiligen,  nicht  geschädigt  Denn  den 
etwaigen  Schaden  daraus,  daß  er  die  Zeit  vergeblich  aufgewendet 
bat,  welche  er  auf  daa  Preisangebot  verwenden  mußte,  hat  er  »ich 
selbst  bereitet  und  konnte  er  durch  seine  Nichtbcteiligung  bei  der 
Bewerbung  vermeiden.  —  K.  H-e. 

Hm.  rr.  H.  R.  In  Nürnberg.  Wir  müssen  Sie  und  eine 
Reihe  snderer  Fragesteller  bitten,  sich  dea  Anzeigenteiles  unseres 
Blattes  zur  Beantwortung  Ihrer  Anfragen,  die  durchgeheods  des 
allgemeinen  Interesses  entbehren,  zu  bedienen.  Wiederholt  müssen 
wir  es  dabei  zu  unserem  Bedauern  aussprechen,  daß  der  Raum 
des  Briefkastens  auch  nicht  entfernt  ausreicht,  allen  Anforde- 
rungen zu  genügen ,  die  an  denaelben  gestellt  werden.  Wir  sind 
deshalb  leider  gezwungen,  die  Berücksichtigung  der  einlaufenden 
zahlreichen  Anfragen  nach  unserer  Wahl  und  oach  unserem 
Ermessen  nach  dem  Gesichtspunkte  des  Interesses  für  die  Allge- 
meinheit eintreten  zu  lassen.  — 

Hrn.  Sch.  In  Herford.  Ein  Drempelgeschoß  würden  wir 
nicht  als  ein  beaonderes  Geschoß  im  Sinne  der  Vereinbarungen 

,ch  unserer  Ansicht 


an  die 


betrachten,  Ober  die  Sie  uns  berichten.  Nach 
bleibt  da»  Gebäude  einstöckig.  — 

Hrn.  K.  *  M.  In  Mett.  Wir 
kgl  Forstakademie  io  Eberswalde  richten  zu 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 
1.  Bei  neu  tu  eröffnenden  Straßen  in  neuen  Baugründen  kommt 
ea  häufig  vor,  daß  die  Neubauten  nicht  nebeneinander,  sondern  an 
raumlich  sehr  weit  auaeinander  liegenden  Stellen  entstehen.  Eine 
endgültige  Parzellierung  der  BaublOcke  von  vornherein  ist  hier  wegen 
der  großen  Zahl  der  durchschnittenen  und  in  Privatbesitz  befind- 
lichen Parzellen  meistenteils  unmöglich;  es  laßt  sich  also  bei  langen 
Straßen  nicht  vorher  bestimmen,  wie  viele  Bauten  —  größere  oder 
kleinere  —  io  denaelben  entstehen.  Bei  der  Nummerierung  dieser 
Neubauten  entsteht  nun  der  Uebelstand,  daß  bei  fortlaufender 
Nummerierung  nach  Maßgabe  der  Entstehung  der  Bauten  die 
Nummern  durcheinander  geraten  und  dadurch  lange  Zeit  hindurch 
eine  Orientierung  »ehr  erschwert  iat  Bei  vollendeter  Bebauung 
der  Strsße  entsteht  dann  die  Notwendigkeit,  die  Straße  ganzlicb 
umzunummerieren,  was  wieder  zu  Unannehmlichkeiten  sowohl  für 
die  Bewohner,  als  auch  zu  umstAndlichen  und  von  den  Behördeo 
nur  ungern  gesehenen  Aenderungeo  in  den  öffentlichen  Büchern 
fuhrt  Bei  einer  solchen  hier  vorgenommenen  Aenderung  der 
Nummerierung  wurden  vonseiten  der  maßgebenden  Behörden  so- 
gar Schwierigkeilen  gemacht  Gibt  es  nun  eine  Maßnahme,  welche 
eine  Vermeidung  dieser  Uebclstande  ermöglicht  oder  miodestens 
verringert?  —  £.  K.  in  Innsbruck. 

a.  Ist  schon  in  einer  Stadl  slzilianischer  Stampfasphalt  aof  neue« 
oder  vorhandenes  Reihenpllaster  verlegt  worden  ?  — 

E.  S.  io  Bromberg. 
3.  Bei  welchem  Kakalien  KUrungssy item  für  einzelne  Kranken- 
häuser wurde  den  hygienischen  Anforderungen  am  besten  ent- 
sprochen? —  Gr.  in  M. 
Fragebeanl worlungen  aus  dem  Leserkreise. 
Zu  der  Anfrage  1   in  No.  47.    Stark  befahrene  Straßen  in 
'»rtalagen  sind  in  vielen  Gegenden  mit  Stahlgleisen  zum  Befabreu 
mit  gewöhnlichem  Ijindluhrwerk   seit  längerer  Zeit  belegt.  Für 
diesen  Zweck   werden  besondere  Schienenprofile  gewalzt.  Die 
Walzwerke  -  BisnarckhQtle,  Oberscblesien  -  dürften  Ihnen  er- 
schöpfende  Angaben  machen.    Im  Vergleich  zu  < 
die  erste  Anlage  meist  weniger,  aber  die  Unter- 
minier verschwindend  gering,  die  Dauer  und  Ve 
»ind  sehr  viel  größer.  —  Gp. 

Be/Ogl  dei  Gleisbahnen  auf  Chausseen  kann  die  Prov.  Hannover 


Auskunft  geben,  welche  derartige  Anlagen  schon  vor  Jahren  aus- 
auch  Dtachc.  Bztg.  1897  S   143.  151.  160).  — 

Gebr.  Buschmann  in  Welter  a.  R. 


führte  (1 


3fw 


Inhalt:  Oas  neue  ( •cbBuiSc  des  .tandtrirtsebaftlicben  Krvditvereias  im 

KAmgren  Ii  >arii«rn*  in  1  »leider»,  —  Dir  SnnUlbrtlele  In  Plauen  i.  V.  —  Mit- 
teilungen au»  Vereinen  Vcrminrhte*  -  l"rci»bewrcrbunfrea  -  -  ChlonJk. 
-  prru>iialAar»MHlitrn   —  Krief-  und  Fragi-kaiten. 

Hierzu  eine  Hildbcilagc:  Da-  neue  Gebäude  des  Land- 
wirtschaftlichen Kreditverein«  im  Königreich  Sachsen  in 
Dresden 

Verlar.  «Irr  IN-ul.iler  Hatirriltioz.  I.  m  I.  II  ,  Keilin.  KOr  die  Redaktion 
veriinvuiü.  Alten  llolniaiiu.  Itnlni     l'iuck  von  Will.  Ureve,  hrilla. 

.=»7 


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S  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


»XXXVIII.  JAHRG.  N2:  58.  BERLIN,  DEN  20.  JULI  1904 


Die  Syratalbrücke  in  Plauen  i.  V. 

Von  Siadibaurat  Kl  eck,  Rcg.-Bmstr.  a.  D.  in  Plauen  i.  V, 

lani  besondere  Sorgfalt  ist  der  Konstruktion 
und  Aufstellung  des  Lehrgerüstes  gewidmet 
worden,  da  von  dessen  Stabilität  nicht  zum 
wenigsten  das  Gelingen  eines  tadellosen 
Bogcnschlusscs  abhangt  (vcrgl.  die  Abbil- 
dungen 13  u.  14).  Es  ist  in  drei  Stockwerke  geglie- 
dert; zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Stockwerke 


iSrblufl  | 


Liebold  &  Ko.  in  I. angebrück  zurechtgelegt  und  von 
hier  aus  nach  Plauen  befördert  und  hier  aufgestellt 
worden.  Der  Transport  der  fertigen  Hölzer  bean- 
spruchte 90  Doppelwagen.  An  schmiedeisernen  Bolzen 
und  Schrauben  sind  2  Wagenladungen  verbraucht 
worden  Der  Bau  des  Gerüstes  dauerte  etwa  3V1  Mo- 
nate.   Erschwerend  wirkte  hierbei  der  l 'instand,  daß 


1  i  1  > 
II 

b  L 

i  L 

iL1 

sind  Keile  eingeschaltet,  die  zum  Justieren  und  später  sowohl  forden  Durchgangsverkehr  der  Dobenau&traße, 
zum  Ausrasten  dienen.  Die  Zahl  der  Binder  betragt  als  auch  für  den  Zugang  zur  Aklienbraucrci  proviso- 
rische Durchfahrten  und  Wegeverlegun- 
gen  nötig  waren,  die  zu  beschreiben  hier 
zu  weit  führen  würde. 

Für  den  Baubetrieb,  insbesondere  für 
das  Herbeischaffen  der  Bruchsteine  und 
des  Mörtels,  machte  sich  der  Bau  von  zwei 
HilfsgerQstcn  nötig,  eines  in  halber,  das 
andere  in  ganzer  Höhe  des  Viaduktes, 
vergl.  die  Aufnahme  Abbildg.  12.  Beide 
Transportstege  sind  so  angelegt,  daß  sie 
vom  Steinlagcrplatz  und  von  der  Mörtcl- 
bereitungs- Stelle  aus  genügendes  Gefalle 
nach  der  Brücke  zu  besitzen,  um  die  vollen 
Karren  ohne  Hilfe  rollen  zu  lassen.  Aus 
dieser  Anordnung  ergeben  sich  große  Ein- 
fachheit und  l'ebcrsichtlichkeit  des  Be- 
triebe-, und  Ersparnis  an  Zeit  und  Arbeits- 
kräften. Um  auch  in  den  Abendstunden 
arbeiten  zu  können,  war  die  Baustelle 
nirhlieh  durch  elektrische  Bogenlampen, 
die  aus  dem  stadlischen  Elektrizitätswerk 
gespeist  wurden,  erleuchtet 

Mit  den  vorbereitenden  Abräumungs- 
arbeiten  wurde  am  26.  März  1003,  mit 
der  Gründung  der  Widerlager  am  1  Aug. 
1903  begonnen.  Das  Mauein  des  Haupt- 
bogens beanspruchte  die  Zeit  vom  21.  Aug. 
bis  8  Nov.  1903,  an  welchem  Tage  der 
Schlußstein   eingesetzt   werden  konnte, 
;   Seit  diesem  Tage  ruhte  die  Arbeit  am 
Bau;  erst  im  April  des  laufenden  Jahres 
ist  sie  wieder  aufgenommen  worden.  Die 
Bauleitung  hofft,  im  Spätheibst  1904  die 
Brücke  dem  Fußgängerverkehr  übergeben 
zu  können,  während  der  Fahrverkehr  er»t  im  Frühjahr 
1005  darüber  geleitet  werden  soll. 

Zum  Schluß  noch  einige  Angaben  über  die  Kosten, 
wie  sie  sich  nach  dem  Anschlage  derStadtbauverwaltung 
stellen  werden,  sowie  über  die  eingebauten  Massen: 

Mauerarbeiten,  Erd-  und  Fclsarheitcn  .  380600  M, 
Herstellung  der  Brückenbahn 

Geländer  

Beleuchtungsanlage  .... 
Leitungskanäle  und  Schleusen 
Wegeverlegungen  .... 
Bauleitung  und  Materialprüfung 


3 


Abbildg.  14.    Qucwhnitl  de»  H*upllcbrgcrü*tes. 

im  obersten  Stockwerk  durchgehends  21,  in  den  bei- 
den anderen  Stockwerken  nur  11  mit  Ausnahme  der 
Teile  zwischen  den  Bogcnanfängen  und  den  im  Lehr- 
gerüst angeordneten  Durchfahrten,  in  denen  gleich- 
falls 21  Binder  angeordnet  sind.  Im  übrigen  geht  die 
Konstruktion,  zu  der  nur  scharfkantige,  %'olle  Hölzer 
benutzt  worden  sind,  mit  genügender  Deutlichkeit  aus 
den  Zeichnungen  und  aus  den  Aufnahmen  wahrend  der 
Ausführung,  Abbildgn.  8  12  in  No.  57,  herv  or.  Es  sei 
nur  noch  besonders  auf  die  Sorgfalt  hingewiesen,  mit 
welcher  die  Gründung  für  die  Joche  des  Gertistes  in 
Zementmörtel  -  Mauerwerk  ausgeführt  ist.  Im  allge- 
meinen kann  man  behaupten,  daß  bei  Konstruktion 
und  Aufstellung  des  Gerüstes  wohl  ein  L'ebermaß  an 
Vorsicht  gewaltet  hat  —  auf  2cbm  Bogenmaucrwerk 
kommt  etwa  1 rbm  1  lolz!  Aber  wenn  auch  dieses  Ueber- 
maß  auf  das  finanzielle  Ergebnis  etwas  ungünstig  ein- 
gewirkt haben  mag,  der  Zuverlässigkeit  und  Gewissen- 
haftigkeit der  ausführenden  Firma  stellt  es  jedenfalls 
das  beste  Zeugnis  aus.  Das  Gerüst  ist  nicht  an  <  )rt 
und  Stellt,   sondern  auf  dem  Werkplatz  der  Firma 


•  53  5°°  .. 
8  000  _ 
6000  „ 

3 200  » 
1  800  „ 

9000  „ 

Bauzinsen   15000  „ 

Einebnung  des  Platzes  unter  der  Brücke, 
kleinere  Nebenarbeiten  und  Unvor- 
hergesehenes (ein^t  hl  der  Ausfüllung 
alter  Rergwerk^gängc)    ....         35  900  „ 

Summa   513000  M. 

Hier/u  treten  noch  die  Kosten  für  Erwerb  von  8 
älteren  Häusern,  welche  abgebrochen  werden  muLlten, 

3«i 


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1  !  t 


und  von  sonstigem  Grund  und  Boden  in  Hohe  von  rd. 
210000  M.  Von  den  Kosten  trägt  nach  ortsgesetzlicher 
Bestimmung  die  Stadt  etwa  »/»;  der  Rest  wird  auf  ein 
größeres  Stadtgebiet  nach  dem  Maße  da  Nutzens,  wel- 
cher aus  dem  Bau  für  die  einzelnen  Grundstücke  ent- 
springen wird,  derart  verteilt,  daß  für  i  lfd.™  Straßen- 
front von  den  Bauenden  ein  bestimmter  Betrag  zu  ent- 
richten ist. 

Imganzcn  sind  herzustellen:  4840' *■  Bogenmauer- 
werk,  hiervon  3770  rhro  im  großen  Bogen,  6150  cbm 
sonstiges  Bruchsteinmauerwerk ,  450  cbra  Wcrkstein- 
mauerwerk,  27501""  Putzfläche,  2100 «tm  wasserdichte 
Abdeckung,  76o'ira  Verkleidung  der  Bogenstirn,  i27o'i"> 
Ansichtsfläche  in  Bruchsteinen  und  rd.  500 1«  Straße 
für  Wegeverlegungen. 

Der  Entwurf  ist  geistiges  Eigentum  der  Firma 
Liebold  &  Ko.  in  Langebrück  b.  Dresden  und  wurde 
im  steten  Einvernehmen  mit  ihr  nur  in  einzelnen 
Aeußerlichkeiten  von  der  Stadlbauverwaltung  über- 
arbeitet. Die  Ausführung  ist  derselben  Firma  übertragen, 
jedoch  unter  der  Überleitung  des  Verfassers.  Bei  der 
Tüchtigkeit  der  Firma  und  ihrer  reichen  Erfahrung  im 
Hau  steinerner  Brücken  darf  man  wohl  auf  ein  erfreu- 
liches Gelingen  des  groß  angelegten  Baues  hoffen.  — 


Bremische  Stadt-  und  Denkmalfragen. 

A'nff  ic  Gestaltung  der  näheren  und  weiteren  Umgebung 
jjKj  de--  alten  Rathauses  in  Bremen  ist  fortgesetzt  der 
•  — -  Gegenstand  ernstester  Aufmerksamkeit  der  baulei- 
tenden Behörden  der  alten  Hansestadt  und  alle  Maßnahmen, 
welche  hier  vorgeschlagen  oder  getroffen  werden,  erregen 
das  Interesse  der  weitesten  kunstlicbcndrn  Kreise.  Das 
ist  auch  der  Kall  bei  dem  Wettbewerb,  welcher  jungst 
zur  Erlangung  geeigneter  Entwürfe  für  den  Neubau  eines 
Häuserblocks  am  Kaiser  Wilhelm -Platz  zu  Bremen  für 
deutsche  Architekten  erlassen  wurde.  Mit  dem  Neubau 
des  Häuserblockes  abcdel  unseres  nebenstehenden  Lage- 
planes  soll  einmal  dem  Marktplatz  an  der  nordwestlichen 
Ecke  derschon  lange  erwünschte  architektonische  Abschluß 
c  d  gegeben  werden,  und  es  soll  gleichzeitig  der  Kaiser 
Wilhelm-Platz  auf  der  Strecke  b  c  eine  Neugestaltung  seiner 
südwestlichen  Wandung  erhalten.  Beide  Aufgaben  ruten 
eine  Fülle  von  künstlerischen  Beziehungen  wach,  die  so- 
wohl von  den  übrigen  Seiten  des  Marktplatzes,  wie  von 
dem  alten  Kathausc,  wie  auch  von  den  baulichen  und  den 
Größenverhältnissen  des  Kaiser  Wilhelm-Platzes  ausgehen. 
Vor  allem  sollen  bei  den  etwa  zu  treffenden  neuen  Maß- 
nahmen die  Geschlossenheit  sowohl  des  Marktplatzes  wie 
des  Kaiser  Wilhelm-Platzes  gewahrt  werden.  Ein  Zurück- 
springen etwa  der  Ecke  bei  c  ist  ausdrücklich  untersagt, 
vielmehr  im  Gegensätze  hierzu  die  Möglichkeit  offen  ge- 
lassen, den  Zwischenraum  zwischen  beiden  Ecken  in  den 
Oberen  Geschossen  durch  geeignete  Vorbauten  wie  Erker 
usw.  tunlichst  zu  verringern.  Dieser  Möglichkeit  ist  die 
weise  Ermahnung  angefügt,  bei  ihr  alle  Uebertreibungen 
zu  vermeiden.  Das  Ziel  der  Erhallung  der  Harmonie  in 
der  Gesamtwirkung  de-  Marktplatzes  und  in  den  Beziehun- 
gen seiner  einzelnen  Teile  unter  einander  ist  hier  ohne 
größere  Schwierigkeit,  jedoch  nicht  ohne  künstlerischen  Takt 
zu  erreichen.  Anders  schon  lägen  die  Verhältnisse,  wenn 
die  Krage  gestellt  würde,  wie  ist  es  möglich,  dem  über- 
mächtigen Einfluß  zu  begegnen,  welchen  trotz  ihrer  etwas 
wetteren  Entfernung  die  neue  Baumwollbörse,  die  wenigst 
glückliche  größere  architektonische  Unternehmung,  mit  wel- 
cher Bremen  in  den  letzten  Jahren  bedarht  wurde,  auf  den 
Marktplatz  ausübt'  Was  bot  die  Wachtstraßc  früher  für 
ein  anziehendes  Bild  dar  und  welcher  Verlust  ist  für  sie 
und  für  Bremen  entstanden  durch  ihre  Obermäßige  Ver- 
breiterung und  durch  die  Errichtung  der  in  ihrem  archi- 
tektonischen Aufwand  so  übertriebenen  und  in  ihrer 
I  lohenentwicklung  so  unverhältnismäßig  gesteigerten  Baum- 
wollbörse, welcher  das  Nachbarhaus  folgen  mußte,  an  ihrer 
Südseite.  Ein  Abschließen  der  Einwirkung  dieses  Baues 
auf  den  Marktplatz  wäre  wohl  nur  möglieh,  wenn  es  sieh, 
vielleicht  nach  Jahren  einmal,  um  dcnL'mbau  des  vorderen 
Icilcs  der  Börse  handelte,  die  wohl  ihren  Höhenverhält- 
iu--cu  nach  in  die  Marktplatz  -Verhältnisse  trefflich  sieh 
einfügt,  in  ihrer  künstlerischen  Kormensprache  aber  so  gar 
nicht  in  den  Marktplatz  -Vielklang  hineinpassen  \\  all.  hs 
konnte  eine  der  dankbarsten  Aufgaben  werden,  hier  neue 
Verhältnisse,  neue  Wirkungen  zu  schaffen 

Zunächst  aber  soll  der  Kaiser  Wilhelm-Platz  in  Angriff 
genommen  werden.  Em  die  Verhältnisse  des  Platzes  nicht 
zu  vergrößern,  aber  dem  Kultgänger-Verkehr  Rechnung 

Ne.  58- 


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zu  tragen,  ist  die  Anordnung  eine-  Arkadcnt;anges  aul  Da  der  <  icbaudchlm  k  in  einer  sehr  verkehrsreichen  (jf- 
die  ganze  Lange  der  Front  bc  getroffen  worden.  Dabei  gend  der  Stadt  liegt,  so  «toll  das  Erdgeschoß  und  kann 
besteht  die  mit  Anerkennung  zu  begrüßende  Vorschrift,  auch  noch  das  i.  Obergeschoß  zu  Verkaufsläden  und  Ge- 
daß  die  Neubauten  als  drei  individuell  zu  gestaltende  schäftslokalen  ausgebaut  werden ;  auch  ist  die  Anlage  eine» 
<icbäudc  zu  behandeln  sind,  bei  welchen  Gcsimsdurch-  feinen  Cafe  s  nicht  ausgeschlossen.  Die  weiteren  Oberge- 
fuhrungen  in  gleicher  Höhe  tunlichst  vermieden  werden  schösse  dagegen  sind  für  Wohnungszwecke  zu  planen  Ohne 
sollen,  Ebenso,  wie  die  einzelnen  Geblude  sich  von  ein-  Zweifel  bedeutet  der  Geschäflszweck  eine  Erschwerung 
ander  unterscheiden  müssen,  kann  auch  bei  den  Arkaden  für  die  Anpassung  an  altbremische  Verhältnisse;  da  sich 
vor  ihnen  eine  verschiedene  Scheitelhöhe  gewählt  werden,  aber  die  Entwicklung  nicht  aufhalten  läUt,  so  heißt  es  hier, 
1  Ht  Arkaden  sollen  beim  Eckhausc  am  Markt  überbaut  sich  mit  den  Verhältnissen  abfinden,  so  gut  es  künstle- 
werden,  weiterhin  jedoch  wird  die  Ueberbauung  etwa  an-  risch  möglich  ist  und  es  ist  künstlerisch  möglich.  Die 
geordneter  Arkaden  ganz  oder  zuntteil  dem  freien  Er-  Arbeit  wird  jedoch  erleichtert  durch  den  Umstand,  daß 
messen  der  Bewerber  überlassen.  Es  ist  den  letzteren  das  Programm  in  kluger  Weise  die  Freiheit  offen  hall, 
hierdurch  die  Möglichkeit  eröffnet,  eine  größere  plastische  von  ihm  auch  abzuweichen,  wenn  nur  die  Geschlossen- 
Wirkung  in  die  Fassadenentwicklung  der  Strecke  bc  brin-  heit  des  Marktplatzes  bei  c  aufrecht  erhalten  wird 
gen  zu  können,  als  es  mit  den  für  die  Entwicklung  ge-  Diese  Möglichkeit  dürfte  namentlich  dem  willkommen 
sehlossener  Fassaden  tauglichen  Mitteln  allein  möglich  sein,  welcher,  etwa  wie  es  Martin  Kaller  in  Hamburg 
wäre.  Somit  erweist  sich  auch  diese  Vorschrift  als  eine  in  einem  Entwurf  für  die  Erweiterung  des  Bremer  Rat- 
wohldurchdachte Maßnahme  zur  Erreichung  des  gestecklen  hause»,  auf  den  wir  noch  ausführlicher  zurüekkommen 
Zieles  mit  möglichster  Vollständigkeit  werden,  welchen  wir  aber  schon  heule  in  dem  beistehen- 

Bcsondcrcs  Gewicht  ist  auf  die  Entwicklung  der  Höhen-  den  1-agcplan  mitteilen,  getan  hat,  auch  die  nordöstliche 
Verhältnis  '  der  Neubauten  zu  legen.  Die  oberen  Ab-  Seite  des  Kaiser  Wilhelm-Platzes  in  die  Bearbeitung  ein- 
»chlußgesimse  dürfen  das  Hauptgesimse  des  Kathauses  beziehen  will  Haller  maeht  den  sehr  beachtenswerten 
115  bis  Oberkante  Balustrade  16  "M  nicht  Oberragen,  und  Vorschlag,  im  Anschluß  an  eine  etwaige  Erwciterune  des 
auch  eine  Beachtung  der  a8  m  hohen  Dachfirst  des  alten  alten  Rathauses  eine  Umgestaltung  der  Sudfassadc  der  l.icb- 
Knthause»  ist  erwünscht     Die  anzuwendenden  Stilarten,    frauenkirehe  vorzunehmen    „Hier  könnte  anstelle  der  im 

Erdgeschoß  belegenen, 
zurzeit  nicht  benutzten 
Kirchenschule  eine  nach 
dem  Platz  hin  offene  ge- 
wölbte Halle  eingebaut 
werden,  in  welcher,  nach 
dem  Vorbilde  der  Flo- 
rcntinerLoggiadcil.anzi, 
plastische  Kunstwerke 
odcrDcnkmälcr  verdien- 
ter Manner  Aufstellung 
fanden,  vielleicht  auch 
wohl  allwöchentlich  die 
.Straßenkonzerte  der  Mi- 
litär-Kapelle angcsjehis 
des  Kaiser- Standbildes 
abgehalten  würden."  Der 
Vorschlag  enthält  einen 
so  anziehenden  Gedan- 
ken, daß  er  vielleicht  in 
den  einen  oder  anderen 
Entwurf  für  die  Umge- 
staltung des  Platzes  auf- 
genommen wird :  freilich 
würde  diese  Aufnahme 
wohl  bedingen,  derFrage 
näher  zu  treten,  wie  der 
Teil  der  Platzwandung 
zwischen  Kathaus  und 
Kirche  zu  lösen  wäre, 
insbesondere,  ob  es  not- 
wendig erscheint,  hier 
eine  Straße  anzulegen, 
um    einen  Durchblick 

sei  es  Gotik,  Renaissance  oder  spätere  Formen,  sind  in  nach  dem  Kaiser  Wilhelm -I lenkmal  zu  haben,  oder  ob 
der  Weise  auszubilden,  daLi  -ie  sich  der  allbremischcii  diese  Notwendigkeit,  wie  es  durch  Kaller  geschieht,  ver- 
Architektur einfügen  Nach  den  Höhenverhältnissen  rieh-  neinl  wird.  L'ns  scheint  diese  Notwendigkeit  keine  unbe- 
tet  sich  die  Anzahl  der  Geschosse  —  außer  Erd-  und  den  dingte  zu  sein,  wir  würden  die  Schließung  des  Platzes  an 
Giebelgeschossen  dürlen  mehr  wie  zwei  Geschosse  nicht  die»er  Stelle  einer  Oeffnung  durch  eine  dun-hzulegende 
«eplant  werden       sowie  die  Ausnutzung  des  Grundrisses    Straße  vorziehen.  —  (SrhluU  iol-t  1 


Vermischtes. 

Die  Regulierung  des  Oberrheines  bis  Straßburg  auf- 
wärts erscheint  durch  den  Beschluß  der  II.  badischen 
Kammer,  über  den  wir  bereits  in  No.  57  kurz  berichteten, 
eesichert,  da  dieser  der  Regierung  freie  Hand  läßt,  mit  den 
Keichslanden  einen  Vertrau  über  diese  Arbeiten  abzu- 
schließen, selbst  wenn  die  badischen  Wünsche  nicht  in 
vollem  Maße  erfüllt  werden.  Die  Verteilung  der  Kosten 
der  auf  rd.  13  Mill  M.  veranschlagten  Ausführung  war 
nach  dem  Vorschlage  der  mit  Rücksicht  auf  StraUbun; 
am  meisten  interessierten  Reichslande  so  gedacht,  daß 
diese  selbst  so"..  Baden  40",,,  und  Bayern,  das  nur  hin- 
sichtlich der  Pfalz  an  dem  ganzen  Unternehmen  ein  In- 
teresse hat,  10"  0  übernehmen  sollten,  Bayern  hat  sich 
nur  zur  l'cbernahme  von  800000  M  bereit  erklärt  und 
die  badischen  Kammern  stellten  im  lahre  igoi  die  Forde- 
rung einer  Herabsetzung  ihres  Anteiles  auf  3p"/»  Es  wur- 
den ferner  neben  anderen  Wünschen  auch  Zusiclierunuen 
bezüglich  der  reichsländischcn  F.iscnbahntarife  vcrlannt. 
um  die  Wettbewerb-fähigkeit  der  recht»-  und  hnk»rhcini- 

90  Juli.  1904. 


sehen  Bahnen  im  Zusammenhang  mit  der  Wasserstraße 
im  Verkehr  mit  der  Schweiz  zu  erhalten.  Die  Verhand- 
lungen schienen  sich  damals  zu  zerschlagen  und  es  wurde 
von  den  Rcichslanden  anstelle  der  Regulierung  des  freien 
Stromes  nochmals  der  Plan  eines  Seitenkanales  am  linken 
Ufer  des  Rheines  erwogen,  von  welchem  Baden  natürlich 
keinerlei  Vorteil  gehabt  hatte  Aus  diesen  Forderungen 
sind  jetzt  Wünsche  geworden,  deren  tunlichst«  Ver- 
wirklichung der  badischen  Regierum;  bei  dem  nun  ein- 
zuleitenden Vertragsabschlüsse  anheim  gestellt  wird.  Trotz 
der  Bedenken,  die  wiederum  von  Vertretern  der  Interessen 
der  Stadt  Mannheim  geltend  gemacht  wurden,  die  eine 
Ableitung  des  Verkehre»  von  ihren  Daten  befürchtet, 
und  trotz  der,  in  erster  Zeit  wenigsten«,  vielleicht  zu  er- 
wartenden Ausfälle  in  den  Eisenhahii  Finnahmen,  wurde 
die  Vorlage  der  Re^icrun«  mit  überwiegender  Mehrheit 
angenommen  und  die  er»te  Rate  von  900000  M  für  die 
Arbeiten  bewilligt 

Es  lag  der  Kammer  auch  eine  Petition  der  Stadl 
Konstanz  vor.  die  Regulicrutm  bis  Köttotfftni  aufwärt»  vor- 
zunehmen, die  icdoi  h  ibgewnnt  wurde,  nachdem  namens 

309 

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der  Regierung  Hr.  Ohrt.  Honseil  erklärt  halte,  daU  für  die 
Regulierung  von  Straßburg  aufwärts  bisher  keinerlei  Vor- 
arbeiten gemacht  seien  und  daß  daher  die  Möglichkeit  die- 
ser Regulierung  Oberhaupt  noch  nicht  nachgewiesen  sei.  — 

Wechsel  In  der  Stelle  des  Stadtbaurates  für  Hochbau 
In  Dresden.  Beim  Rate  zu  Dresden  ist  die  Stelle  des 
Stadtbaurates  für  das  Hochbauwesen  infolge  Lebe  «ritte» 
des  Hrn.  Stadtbrt.  ßratcr  in  den  Privatdicnsl  der  Stadl 
zum  Zwecke  der  Ucbcrnahme  der  Planung  und  Ausfüh- 
rung des  Rathaus-Neubaues  frei  geworden.  Sie  soll  ander- 
weit mit  einem  mit  technisch- wissenschaftlicher  Vorbildung 
ausgestatteten  Architekten,  der  die  Ablegung  beider  Staats- 
prüfungen nachzuweisen  in  der  Lage  ist,  besetzt  werden. 
Mit  der  Stelle,  deren  Inhaber  Mitglied  des  Rates  ist,  ist 
ein  Anfangsgehalt  von  1500  M.  sowie  Pensionsberechtigung 
verbunden.  Das  (Je halt  sieigt  nach  je  drei  Dienstjahren 
um  je  500  M.  bis  auf  11000  M.  Bcwcrbungsgcsuchc  sind 
bis  zum  31.  Aug.  bei  der  Stadtverordneten-Kanzlei  Land- 
hausstraße 7  II  einzureichen  Wir  verweisen  im  übrigen 
auf  die  in  der  vorliegenden  Nummer  unseres  Blattes  er- 
lasscneBckanntmachungderStadtvcrordnrtcn  zuDresden.— 


Preisbe  Werbungen. 

Ein  Wettbewerb  betr.  Gewinnung  von  Skizzen  für  den 
Aufbau  auf  dem  Bühnenhauae  de*  Stadttheaters  in  Strasburg 

war  für  Straßburger  Architekten  erlassen  und  mit  einigen 
20  Arbeiten  beschickt.  Es  standen  3  Preise  von  1000, 
600  und  400  M.  zur  Verfügung.  Preisrichter  waren  neben 
Herren  aus  Straßburg  die  Hrn.  Prof.  Theod.  Fischer  in 
Stuttgart  und  Geh.  Ob.-Brt.  Prof.  K.  Hofmann  in  Darm- 
stadt. Den  I.  Preis  erhielt  die  Arbeit  mit  dem  Kennwort 
„Altfränkisch'  der  Hm.  Werler  &  Burg;  den  II.  Preis 
errang  der  Entwurf  „Am  Platze"  des  Hrn.  städt.  Bauinsp. 
Beblo.  Der  III.  Preis  wurde  der  gemeinsamen  Arbeit 
„Forum"  der  Hrn.  Lütu-ke,  Backes  und  Winter  zu- 
erkannt. 

In  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  zu  einem 
Denkmal  auf  dem  Steinplatz  In  Dortmund,  der  vom  Vcr- 
schöncrungsvcrcin  daselbst  ausgeschrieben  war,  siegle  der 
Entwurf  des  Hrn.  Reg.-Bmstr.  Drescher  in  Berlin.  Den 
figürlichen  Teil  soll  Hr.  Bildh.  Wandschneider  in  Char- 
lotienburg  ausführen. 


Preußen.  Dem  Landcsbauinsp  Brt  Bokelberge 
und  dem  Mar.-Schiffbmstr.  Aug  M  0  1 1  e  r  in  Kiel  ist  der  Rote  Adler 
Orden  IV  Kl.,  dem  Geb.  Mar-Rrt  ».  D.  Bartsch  in  Kiel  ist  der 
Kgl.  Kronen-Orden  III.  Kl.  verliehen. 

Dem  Geh.  Ob -Brt.  u.  vortr.  Rat  im  Minist  der  Offentl.  Arb. 
Ad.  Keller  ist  die  erbetene  Entlass.  aus  dem  Staatsdienste  erteilt 
und  ist  ihm  der  Kgl  Kronen  Orden  11.  Kl.  mit  dem  Stern  verlieben. 

Der  Eisenb  -Bau-  u.  Betr.-Insp.  K  0  p  p  e  1 1  in  Grciflenbcrg  ist 
zur  Kgl.  Eisenb-Dir.  nach  Breslau  versetzt. 

Verliehen  ist  den  Eisenb -Bau-  u.  Betr-lnsp  Peters  die 
Stelle  eines  Mitgl.  der  Kgl.  Eisenb  -Dir.  iu  Altona,  Hans  Schwarz 
diej.  der  Dir.  in  Frankfurt  a.  M,  Prior  die  Stelle  des  Vorst,  der 
Eisenb.-Betr.-Insp.  in  Simmern,  Krausgrill  die)  der  Bttr-Insp.  3 
in  Saarbrücken  und  Bechtel  die)  <lt-r  Betr.-Insp.  1  in  Allcnstein. 

Ernannt  sind  die  Reg  -Bnistr. :  l'  e  1 z  e  I  in  Sl.-Ioh. -Saarbrücken, 
Oppcrmann  in  Bremberg  und  Eppers  in  Frankfurt  a  M.  zu 
Eiseiib.-Bau-  und  Betr-lnsp;  Otto  Wo  I  f  (  in  Durtmund  z.  Eisenb.- 
Bauinsp. ;  —  K  r  a  n  z  in  Emden  z.  Wasser  Bauinsp  u.  K  ei  c  h  a  r  d  t 
in  Magdeburg,  i.  I.aiidbauwsp. 

Versetzt  sind  die  Reg.-Bmstr.:  VVcrdelroann  von  Berlin 
nach  Rietcrrburg  i.  Wcslpr.,  Walter  Kühn  von  Memel  nach  Tilsit, 
Mappcs  von  Berlin  nach  Rathenow  und  Saak  von  Wittenberge 
nach  Düsseldorf 

Zur  ÜetchiiftigunK  überwiesen  sind  die  Reg.  -  Brrrstr.r  Karl 
Arendt  dem  Techn  Bui.  der  Hochb.  Abt  de«  Minist,  der  öffentl. 
Afb.,  B  a  u  m  a  n  n  iler  Kcl  Reg  in  Posen,  Emmerich  der  Gen  - 
Verwallg  der  Kgl  Mus  ln  Berlin.  Erberieh  der  Reg  in  Münster, 
Goehrtz  Und  Kringel  der  Reg  in  Danzig,  Karl  M  r  y  e  r  der 
Reg.  in  Kfiln  a  Rh..  O  e  I  »  n  e  r  der  Reg.  in  Breslau,  P  I  ä  t  h  o  e  r 
der  Reg.  in  Rrombcrg  und  Karl  Schmidt  dem  Minist  der  geisll.. 
Unter  r-  u.  Medizinal  •  Angcleg  ;  --  Ell  mann  der  Bergabt.  des 
Minist,  für  Handel  und  Gewerbe,  Kahle  der  Kgl.  Verwallg,  der 
mark.  Wasserstraßen  in  Potsdam,  Link  der  Heg  in  Düsseldorf 
und  Michels  der  Reg  111  Königsberg  i.  Pr  ,  -  Hanipke  der 
Kgl.  Eisenb.-Dir  in  Altona. 

Die  Reg  -  Bfhr,  Alfr.  G  e  h  m  aus  Stettin,  Hugo  Stern  aus 
Hagen  i  W.,  Karl  C  o  n  r  a  d  i  aus  Barmen  und  Martin  S  o  p  p  aus 
Opladen  (Hocbbfch  ), —  Osk.  Seide  u  s  tr  ic  k  e  r  aus  Braunschweig, 
Hugo  Schneiders  aus  Aachen,  Herrn.  Schlot  aus  Ncuendeich 
und  Herro  Brust  aus  Darmstadt  lEiseubkh»,  Bruno  Schwarze 
aus  Braunschweig,  Eriedr.  Götze  ans  Berlin  und  Rieh.  Uelff 
aus  Gr  -Osrherslcben  (Masch.. Bich  >  «ind  lu  Reg  -Bmstm.  ernannt 

Dem  Reg.-Bomr.  Ad.  Schulte  in  Grorgmaiienbüttc  ist  die 
nachge*.  Entlass.  aus  d.  Staatsdienst  erte.lt.  - 

Sachaen.  Der  Keg.-Btbr.  Roflberg  ist  1.  Reg.-Bmstr.  bei 
der  »taatl  Hochbau -Verwallg.  ernannt 

Der  Fin-  u.  Bit.  Lempc  in  Zwickau  ist  s.  Ans.  entspr  in 
den  Ruhestand  versetzt.  Der  I-andbauinsp  L'  h  1  i  K  i«  Dresden  I 
■st  auf  s.  Ansuchen  «us  dem  Staatsdienste  entlassen  — 

364 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  O.  B.  H.  Sowohl  die  frühere  Honorarnorm,  wie  die 
seit  1001  giltige  Gebührenordnung  der  Architekten  und  Ingenieure 
erkllrt  ausdrucklich,  daß  der  Architekt  von  den  Unternehmern 
keine  Provision  für  sich  annehmen  darf.  In  letzter  heiSt  es  im  $  a 
Abs.  15:  .Werden  seitens  eines  Lieferanten  oder  Unternehmers 
Provisionen  oder  Rabatte  auf  Bestellungen  gewahrt,  so  fallen  diese 
dem  Bauherrn  zu".  Die  Mitteilung  der  Verurteilung  eines  Archi- 
tekten wegen  Annahme  von  Provision  finden  Sie  im  Jahrg.  1000, 
S.  316.  Diese  Verurteilung  wurde  übrigens,  vergl.  S.  495,  wieder 
aulgehoben,  da  der  Beschuldigte  «eine  Unschuld  nachweisen  konnte. 
Hierüber,  und  nicht  ober  die  Verurteilung  selbst,  die  wir  im  übri- 
gen, falls  die  Tatsache  erwiesen  worden  wäre,  durchaus  gebilligt 
hatten,  haben  wir  unsere  Freode  ausgesprochen.  Wenn  wir  Sie 
recht  verstehen,  sind  Sie  ohne  Kündigung  ausgetreten.  Wir  glauben 
nicht,  dafl  Sie  hierzu  allein  durch  die  erwähnten  Tatsachen  berech- 
tigt waren.  Ihre  letzte  Frage  kennen  wir  nicht  bestimmt  beant- 
worten. Was  verstehen  Sie  unter  .entnommen*?  heißt  das  .mit- 
genommen"? Die  Original  Schriftstücke  durften  Sie  keinesfalls  au 
sich  nehmen,  da  sie  nicht  Ihr  Eigentum  sind.  Wir  raten  Ihnen, 
diese  Kragen  einem  Rechtsanwalt  vorzulegen.  — 

Hrn.  W.  Soh.  In  R.  Da  nach  Ihrer  Angabe  die  behördliche 
Vorschrift  eine  feuersichere  Ummantelung  der  Säulen  verlangt, 
so  würde  ein  einfacher,  an  sich  gegen  Feuer  schützender  Anstrich 
nicht  dem  Sinne  der  behördlichen  Vorschrift  entsprechen,  auch 
praktisch  im  Ernstfalle  durchaus  wirkungslos  sein.  Ein  leuer- 
sehützender  Anstrich  erhalt  seine  Brdeulung  dadurch,  daß  er  brenn- 
bare Materialien  vor  dem  Verbrennen  schützt,  keineswegs  aber 
kann  er  eine  Gußsäule  vor  den  Einflüssen  der  Glut  eines  Brandes 
schützen.  Ihr  Wunsch  läßt  sich  also  nicht  erfüllen.  — 
Anfragen  an  den  Leserkreis. 

t.  Es  wird  beabsichtigt,  an  einem  Hause  in  geschätzter  Lage 
an  der  Nordseite  einen  farhigen  Fries  herzustellen,  derart,  das  aus 
dem  irischen  geglätteten  Mörtelputz  die  Umrisse  der  Zeichnung 
etwa  1  cm  breit  und  '1»  cm  tief  mit  scharfen  Kanten  ausgehoben 
weiden.  Die  stehen  bleibenden  Flüchen  sollen  grün  und  rot  ge- 
strichen werden,  die  Umrisse  sollen  weiß  bleiben.  Wie  wird  am 
zweckmäßigsten  der  Putzmörtel  zusammengesetzt?  Welche  Farben 
versprechen  die  längste  Dauer  und  wann  werdeu  sie  am  besten 
aufgebracht?  —  F.  in  Sg 

3.  Durch  Lagerung  von  stark  gesalzenem  Fleisch  in  einem  Maga- 
zinkeller sind  die  Bruchsteinmauern  sowie  Backsteingewolbe  feucht 
uud  teilweise  angefressen,  femer  teilt  sich  die  Feuchtigkeit  bereits 
dem  Backsteinmauerwerk  des  Erdgeschosses  mit.  Gibt  es  irgend 
ein  Mittel,  die  Kellermauern  trocken  zu  legen  bezw.  so  zu  isolieren, 
daß  die  Feuchtigkeit  nicht  mehr  nach  oben  steigt  und  hat  sich  As- 
phaltabdeckung in  derartigen  Fällen  bewährt? 

F.  M.  in  Mannheim. 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Die  Frage  3  in  No.  50  kann  ich  folgendermaßen  beantworten: 
Bei  der  Wahl  des  Fußbodens  ist  auf  das  aus  den  Färbbottichen 
und  anderen  Färbmaschinen  oberirdisch  abfließende,  säurehaltige 
Wasser  Rücksicht  zu  nehmen;  am  besten  eignen  sich  geriffelte, 
bis  zur  Sinterung  gebrannte  Tooflicsen  auf  Beton,  welche  möglichst 
das  Gehen  trocknen  Fußes  gestatten.  Um  dem  Wasser  raschen 
Abfluß  zu  gewähren,  ist  der  Fußboden  mit  Gefälle  nsch  den  in- 
mitten der  einzelnen  Schedfelder  sich  hinziehenden  offenen  und 
mittels  durchlocbter  eiserner  Platten  abgedeckten  Abflußrinnen 
herzustellen.  Aul  der  Dcckcnkonstruktiori  soll  der  Niederschlag 
des  sich  aus  den  Färbmaschinen  in  großer  Menge  bildenden  Wrascns 
verhindert  werden,  da  das  sonst  von  der  Decke  wieder  abtropfende 
Wasser  Fehler  auf  der  gefärbten  Ware  erzeugen  kann.  Es  ist 
deshalb  zwischen  Dacheindeckung  und  Decke  eine  Isolierschicht 
zu  legen,  die  den  Einiluß  der  Außentemperatur  auf  die  Decke 
möglichst  aufhebt.  Die  Decke  ist  massiv  herzustellen  —  Rabitz, 
Drahtziegel  usw.  Die  Fensterflächen  sind,  wenn  die  Mittel  vorhan- 
und  es  ist  auf  gute  Dichtung  der  Oeffnun- 
uml  Unterknnstruktion  zu  achten,  um  das 
die  Färberei  zu  verhindern.  Der  Nieder- 
schlag des  Nebels  wird  durch  diese  Bauweise  nicht  sehr  verhindert, 
hierzu  ist  zwangsweises  Einführen  warmer  Luft  (nicht  unter  +  40"  C.  1 
und  Absaugen  der  verbrauchten  Luft  notwendig,  Durch  dieses 
Mittel  kann  die  Wrasenbildung  bei  geschickter  Wahl  der  Luftzu- 
fnhrunc;*stclleii  fast  an  den  F.ntstehungsorten  s-erhindert  werden. 
Ein  weiteres  Mittel  ist  die  Erwärmung  der  Decken  und  Fenster- 
flächen.  Diese  Anlagen  aber  sind  kostspielig  und  erfüllen  ihren 
Zweck  nur  bei  sorgfältiger  Berücksichtigung  aller  Faktoren,  auch 
der  übrigen  Baukonstruktionen  — 

O.  Blanck,  Oberlehrer  in  Sorau. 
Zur  Anfrage  in  No.  50:  .Welcher  Gr  am  t  zemen  t  -  Bc  I  ag 
eignet  sich  am  besten  zur  Belegung  gemauerter  Treppenstufen  und 
ist  am  haltbarsten  ?"  erlaube  ich  mir  mitzuteilen,  daß  von  den  zahl- 
losen fugenlosen  Belägen,  welche  zur  Belegung  gemauerter  oder 
betonierter  Treppenstufen  verwendet  werden,  sich  die  Schwedi- 
schen Beläge,  System  .Schrja*. allerwärts  bestens  bewährt  haben. 
Ab  Generalvertreter  diese»  Fabrikates  für  Sndbayern  bin  ich  zur 
Auskunft  gerne  bereit. 

Friedr.  Funk,  lug..  München,  Kaafingcrstr.  aj  (Dörnhof). 
Hrn.  1',  Droscmcicr  in  Moskau  zur  Nachricht,  daß  die  Firma 
A.  Windeck  ft  de.  in  Köln  a  Rh.  derartige  Decken  und  Paneele 
aus  Stahlblech  liefert,  aber  anscheinend  amerikanischen  Ursprungs 
mit  I).  R.  G.  M.         Gc  b  r.  H  u  sc  hm  a  n  n ,  Bau-Ges.  ro.  b.  H. 

in  Wetter  a.  d  R 


Inhalt:  Die  rata1  Ii  <;  m1  i;i  flauen  i 
Sr.idl  Ulli)  l'i  ..»II  .1.11  -Li  '  —  \  min»,  »irr»  -- 
■  u:i»l-N«chrrcfHrn.        Urirt-  und  Ki-vek  »sterr 


V.  'Schluß).  -  Bremische 
l'iri.l.ewril.mirrtr   —  Per- 


Verls»  der  Pr  ins.  >,e,i 

missirrl   Altert  Holm 


<i,  «1  h  H 
i-.ee  in.  Druck 


No.  58 


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UR  FRAGE  DER  UMGESTALTUNG 
DES  KARLSPLATZES  IN  WIEN  * 
VORSCHLAG  DES  HRN.  OBERBAU- 
|  RAT  PROF.  FRIEDR  OHMANN  IN 
WIEN  ********* 
=  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  = 
XXXVIII.  .IAHROANG  190i  -  N">  59 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.       59.  BERLIN,  DEN  23.  JULI  1904 


Zur  Frage  der  Umgestaltung  des  Karlsplatzes  in  Wien. 

{Hierzu  die  Abbildungen  S.  369  und  eine  BüdbetUf  e.  ( 


eit  Jahren  schon  steht  die  Frage  der  Umge- 
staltung des  Karlsplatzes  in  Wien  im  Mittel- 
punkte der  lebhaftesten  Krörtcrungen  der 
Künstlerkicise  daselbst  und  ein  dem  Wiener 
Temperament  entsprechendes  oft  leiden- 
schaftliches Für  und  Wider  erfüllte  die  Zeitschriften 
und  Tagesblätter  und  fand  in  Vereinssitzungen  ein 
lautes  Echo.  Wenn  nicht  alle  Anzeichen  trügen,  so 
geht  die  Frage  nunmehr  einer  Entscheidung  entgegen, 
wenn  diese  nicht  schon  gefallen  sein  sollte.  Diese  Ent- 
scheidung nun  soll,  wie  man  uns  berichtet,  in  einem 
Sinne  sein,  welcher  eine  Losung  der  die  Karlskirche 
und  ihre  Umgebung  berührenden  Fragen  in  künstle- 
risch befriedigendem  Sinne  leider  nicht  erwarten  läßt. 
Deshalb  möge  es  uns  gestattet  sein,  in  eine  kurze  Be- 
sprechung darüber  einzutreten,  wie  eine  gedeihliche 
und  in  künstlerischer  Beziehung  der  hohen  Bedeutung 
der  Karlskirchc,  die  neben  St.  Stephan  wohl  das  be- 
deutendste Baudenkmal  der  Vergangenheit  in  Wien  ist, 
entsprechende  Umwandlung  der  Umgebung  des  Gottes- 
hauses unter  den  gegebenen  Verhältnissen  möglich  ist: 


welche  Auffassungen  Platz  zu  greifen  haben,  ihr  in 
Bebauung  und  l'latzanlagen  eine  Umgebung  zu  schaffen, 
welche  mit  der  Kirche  einen  künstlerischen  Einklang 
ergibt,  der  bedeutend  genug  ist,  daß  er  die  geschicht- 
liche und  künstlerische  Größe  dieses  Bauwerkes  nicht 
beeinträchtigt. 

Vorher  jedoch  einige  Worte  über  die  Karlskirche 
an  sich.  Diese  ist  eine  Votivkirchc  und  das  imposan- 
teste Bauwerk  des  größten  österreichischen  Architek- 
ten der  neueren  Zeit.  Sie  stellt  die  ganze  künstle- 
rische Kraft  jenes  Meisters  dar  und  ist  eine  wunder- 
volle Symphonie  aus  den  Erinnerungen  seines  römi- 
schen Studienaufenthaltes,  eine  freie  Schöpfung  aus 
Baugedanken  des  alten  Rom  und  aus  dem  Rom  der 
Renaissance.  Siegessäulen, Tempclvorbau,  Kunpel  und 
andere  römische  Motive  sind  in  ihr  zu  einem  Einklang 
von  seltenerGröße  vereinigt.  Sic  ist  ein  klassisches  Werk 
der  österreichischen  Baukunst  der  Spätrenaissance  und 
daher  begreift  es  sich  wohl,  wenn  nicht  nur  in  Wien 
selbst,  sondern  in  der  ganzen  Donaumonarchie  und 
weit  über  ihre  Grenzen  hinaus  der  Frage  der  Neu- 


Schöpfung  der  Umgebung  dieses  Denkmalbaucs 
ein  Interesse  entgegengebracht  wird,  welches  als 
ein  nicht  gewöhnliches  bezeichnet  werden  muß. 

Der  Ursprung  der  Karlskirche  in  Wien  ist  auf 
das  Jahr  1713  zurückzuführen.  In  diesem  Jahre 
wurde  Wien  von  einer  schweren  Pestseuche  be- 
troffen, die  aus  Ungarn  eingeschleppt  worden  war 
und  8544  Menschen  dahingerafft  hatte.  Deshalb 
tat  Kaiser  Karl  VI.  am  22.  Okt.  jenes  Jahres  bei 
Skt.  Stephan  das  feierliche  Gelübde,  „eine  Kirche 
unter  dem  Titel  des  heiligen  Carl  von  Borromä 
zu  erbauen".  Der  Bauplatz  wurde  vor  dem  Kärnt- 
nertore, zwischen  dem  Glacis  und  der  Vorstadt 
Wieden  gewählt.  Die  Baustelle  war  damals  ein 
grüner  Plan  und  auf  alten  Stichen  sieht  man  die 
Kirche  allseits  frei  emporragen.  Durch  reichliches 
Grün  im  Vordergrunde  und  äußerst  bescheidene 
Wohnhauser  in  der  Front  der  Kirche  entstand  ein 
zufälliges  landschaftliches  Bild,  das  zwar  nicht  als 
künstlerisches  Ideal  bezeichnet  werden  konnte,  aber 
auch  in  keiner  Weise  das  Auge  beleidigte.  Job. 
Bernh.  Fischer  von  Erlach,  Joh.  Lucas  von  Hilde- 
brand  und  Ferdinando  Galli-Bibiena  fertigten  Ent- 
würfe inform  von  Modellen  für  die  Kirche  an,  von 
welchen  jedoch  nichts  auf  unsere  Zeit  überkommen 
ist.  Die  Geldmittel  wurden  durch  Beiträge  des 
Kaisers,  der  österreichischen  Kronländer  und  von 
Spanien,  den  Niederlanden,  Italien  usw.  gewonnen. 
Von  1715— 1739  betrugen  sie  nach  einer  „Obsig- 
nation" im  Archiv  derPfarre  von  Set.  Karl  304045  fl. 
22V«  krz.  Die  feierliche  Einweihung  der  vollende- 
ten Kirche  fand  am  28.  Oktober  1737  statt. 

Die  Kirche  ist  eine  Kuppelkirche  von  vor- 
nehmsten Verhältnissen;  vor  die  elliptische  Kuppel, 
deren  längere  Achse  nach  der  Tiefe  entwickelt  ist, 
lagert  sich  eine  lange  Vorhalle,  in  deren  Mitte  sich 
ein  Portikus  vorschiebt.  Zu  seinen  beiden  Seiten 
stehen  die  stattlichen  Säulen,  neben  ihnen  endigt 
die  Vorhalle  nach  Außen  in  turmartige  Eckbauten, 
llg  glaubt  die  Verbindung  von  Säule  und  Kuppel- 
bau zunächst  einem  Zufall  zuschreiben  zu  sollen. 
„Wenn  man  auf  dem  römischen  Forum  die  Trajan- 
Säule  von  einem  gewissen  Standpunkte  aus  be- 
trachtet, so  steht  im  Hintergrunde,  resp.  in  der  Per- 
spektive, neben  ihr  die  schöne  Kuppclkirche  Sta. 
Maria  di  Loretto,  welche  Antonio  di  San  Gallo  hier 
1507  errichtet  hat.  Es  wäre  sehr  wohl  denkbar,  daß 
Fischer  durch  diesen  malerischen  Anblick  im  Ver- 
eine mit  seinen  antiquarischen  Studien  überTrajans- 
säule  und  Pantheon  zu  der  Idee  angeregt  worden 
sei,  welche  ihm  ....  auch  durch  das  Programm 
nahegelegt  worden  war,  .die  Säulen  des  Her- 
kules als  Anspielung  auf  den  Kaiser  an 
dem  Bau  anzubringen."  Die  unmittelbare  Anregung 
aber  glaubt  Hg  auf  den  Entwurf  eines  architekto- 
nischen Leichengerüstes  für  Papst  Sixtus  V.,  durch 
Domenico  Fontana  im  Jahre  1591  errichtet,  zu- 
rückführen /u  müssen.  Es  ist  durch  einen  Kupfer- 
stich in  Folio  bekannt  geworden  und  zeigt  auf  einer 
Plattform  eine  Kuppel,  die  an  den  Ecken  der  Platt- 
form von  je  einer  Trajanssäule  in  genauer  Wieder- 
gabc flankiert  wird  (Fischer  von  Erlach,  S.  660 ) 

Es  erscheint  erwünscht,  auf  die  Gestaltung 
der  beiden  Säulen  und  ihren  Sc  hmuck  etwas  näher 
einzugehen,  weil  in  ihnen  hauptsächlich  der  Denk- 
malgedankc  de  s  Werkes  zum  Niederschlag  gekom- 
men ist.  Wir  folgen  auch  hierllgtFisehet  von  Erlach, 
S.  636,  646  ff )  Im  September  1716  schrieb  Heraeus 

an  Leibniz  in  Hannover:  je  suivrai  Vos  avis 

d'applii|uer  a  Charles  Magne  une  des  Colonnes 
colossales  y  cmployees".  Heraeus,  welcher  der 
Berater  Fischers  war,  ist  damit  augenscheinlich 
auf  eine  Anregung  eingegangen,  welche  I.eibniz 
mit  der  folgenden  Brietstelle  an  einen  ungenann- 
ten Adressaten,  unter  welchem  aber  llg  wohl  mit 
Recht  Heraeus  annimmt,  gibt:  „Je  scrais  bien  aisc 
d'avoir  votre  sentiment,  Monsieur,  et  celuy  de 
Fischers,  s'il  ne  servit  ä  propos  d'avoir  äussi 
«juelque  egard  .'1  S  C  harles  Magne,  et  ä  S  Charles 

366 


Nu.  59. 

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Entwurf  <lc«  Arrhilrktcn-Klub. 


Comtc  de  Flandre  tous  deux  pn'decesseurs  de 
l'Empercur,  l'un  dans  I' Empire,  l'autrc  dans  unc 
partie  des  pais  hercditairesa.  Im  Jahre  1871  be- 
richtet nun  I  Icraeus  in  den  Inscriptiones,  daß  man 
fOr  die  beiden  Säulen  die  Rclicfdarstellungcn  mit 
dem  Grundgedanken  „Constantia"  und  „Fortitudo" 
des  heiligen  Borromaus  angenommen  habe.  Man 
war  demnach  von  Karl  dem  Großen  und  Karl 
von  Flandern  ab-  und  auf  Borromäus  gekommen. 
Außerdem  war  „Constantiam  et  Fortitudinem"  der 
Wahlspruch  des  Kaisers,  man  gab  also  in  den 
Reliefs  zugleich  eine  symbolische  Darstellung  der 
Tugenden  des  Kaisers'  Karl  s  VI  Dazu  bemerkt 
llg  nun  noch,  daß  dieser  Kaiser  in  allen  Kunst- 
werken und  Allegorien  seiner  Zeit  stets  als  Her- 
kules dargestellt  wird,  so  z.  B.  auf  Medaillen 
in  den  Skulpturen  des  I  lildebrand'schen  Burg- 
tores von  1712,  in  der  Statue  der  Hofbibliothek, 
in  den  Matielli'schen  Gruppen  der  Reichskanzlei 
usw ,  und  zwar  wegen  seiner  Errungenschaften 
in  Spanien,  an  dessen  Grenze  die  Säulen  des 
Herkules  stehen.  Fischer  hätte  also  mit  der  An- 
wendung der  romischen  Columna  cochlcaria  in 
doppelter  Form  zweien  Gedanken  gerecht  wer- 
den können:  dem  Wahlspruch  des  Kaisers  und 
der  übertragenen  Symbolik  der  Säulen  des  I  fer- 
kuhs.  So  ist  der  architektonische  Schmuck  aus 
dem  allegorisierendcn  und  symbolisierenden  Geiste 
jener  Zeit  heraus  ersonnen.  Erst  6  Jahre  nach 
Johann  Fischers  von  Erlach  Tode  wurde  die 
eine  Säule  fertig  (172g),  1730  auch  die  zweite. 
Die  Figuren  der  Rcliefdarstellungen  der  Säulen 
nehmen,  wie  das  antike  Vorbild,  mit  der  größeren 
Höhe  an  Größe  zu;  bei  der  traianischen  Säule 
haben  die  unteren  Figuren  eine  Höhe  von  0,5 m, 
die  oberen  wachsen  bis  zu  0,6  "'.  Die  Trajanssäule 
hat  rd.  29  m  Höhe,  eine  der  Säulen  der  Karlskirchc 
33,j8ra  bei  etwa  4,4 ra  Durchmesser.  Vergleichs- 
weise sei  zur  Abschätzung  der  Höhenverhältnisse 
angefügt,  daß  sich  das  Kuppelkreuz  in  einer  Höhe 
von  rd.  72 m  befindet.  — 

Diese  Denkmalkirche  nun  stand  etwa  100  Jahre 
lang  in  der  oben  geschilderten  Umgebung.  Der 
Gebäudeblock  der  Technischen  Hochschule,  jedoch 
ohne  den  im  Jahre  1897  erfolgten  recht  unglück- 
lichen Aufbau  eines  Stockwerkes,  konnte  den  ge- 
waltigen Monumentalbau  der  Kirche  in  seiner  Wir- 
kung nur  unterstützen.  Heute,  nachdem  diese  Um- 
gebung teilweise  schon  entschwunden  ist,  wünschen 
sich  noch  viele  Liebhaber  diesen  alten  Zustand  zu- 
rück. Schon  in  den  80er  Jahren  des  letzten  Jahr- 
hunderts tauchten  Entwürfe  für  eine  Freilegung 
der  Karlskirche  auf,  die,  nach  der  Durchführung 
der  ersten  Stadtregulierung  anläßlich  der  Schleifung 
der  Wälle  und  Schaffung  der  Ringstraße,  eine 
wenig  glückliche  Lage  bekam.  Da  die  Entwürfe 
der  Notwendigkeit  entbehrten,  waren  sie  immer 
wieder  bald  vergessen.  Erst  die  1890  erfolgte 
Einverleibung  der  Vororte  zu  Wien  machte  die 
Schaffung  eines  General-Regulierungsplancs  mit 
Bcdachtnahmc  auf  die  Stadtbahn  und  Einwölbung 
des  Wienflusses  notwendig,  welch'  letzterer  bis 
dahin  in  grünem  Bette  an  der  Kirche  vorbeifloß. 
1893  land  dann  der  Wettbewerb  um  diesen  General- 
Regulierungsplan  statt.  In  den  Entwürfen  dieses 
Wettbewerbes  waren  selbstredend  auch  viele  Vor- 
schläge für  die  Gestaltung  des  Platzes  vor  der  Karls- 
kirche enthalten,  und  nachdem  der  Plan  der  Hrn. 
Gebrüder  May  reder  als  der  geeignetste  aus  dein 
Wettbewerb  hervorgegangen  war,  so  wurde  der- 
selbe als  Grundlag«-  für  die  Neugestaltung  ange- 
nommen; infolge  dessen  kam  Hr.  Prof.  Mayrcder, 
der  in  der  Folge  zum  Architekten  des  General- 
Regulierungsbureaus  ernannt  worden  war,  in  die 
Lage,  seinen  Entwurf  der  Durchführung  näher  /» 
bringen.  Dieser  Plan  wurde  mit  einigen  Aende- 
rungen  1H95  von  der  provisorischen  Gemeinde- 
Verwaltung  unter  Dr.  v.  Fribeis  genehmigt  Der 
Entwurf  (S.  366  und  3691  zeigt  eine  symmetrische 


av  Juli  1904. 


367 

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Losung  des  Platzes,  einen  korrespondierenden  Block 
zur  Technischen  Hochschule  und  zwei  zur  Kirchcnfront 
schräg  stehende  abgekappte  Baublöckc. 

Dieser  Entwurf  (and  seine  Gegner.  Der  Archi- 
tekten-Klub derKünstlergenossenschaftüberreichte  1896 
einen  Abänderungs- Vorschlag  (S.  367)  tnitBchcbung  der 
von  dieser  Seite  gefundenen  angeblichen  Mangel  des 
Mayreder  sehen  Entwurfes,  aJs  da  sind:  Wahrung  des 
Ausblickes  auf  die  Kirche  von  der  Ringstraße  durch 
die  Canova-  Gasse  und  Verlegung  der  Lastenstraße 
statt  an  eine  Stelle  vor  dem  KQnstler  Genossenschafts- 
Gebäude  naher  zur  Kirche. 

Hierauf  wurde  1897  von  der  Gemeinde  eineEnquete 
einberufen,  welche  sich  mit  der  Schaffung  der  Bau- 
linien für  den  Karlsplatz  zu  beschäftigen  hatte.  Das 
Ergebnis  war  ein  Plan,  der  sich  fast  vollkommen  mit 
dem  Abänderungs -Vorschlage  des  Architekten-Klubs 
deckte  (S.  367).  Beide  vorerwähnte  Vorschläge  geben 
von  dcrKirchenachsc  aus  eine  unsymmetrische  Lage  der 
Flatzteile  und  Baublocke.  Die  Enquete  empfahl  außer- 
dem, einen  Wettbewerb  für  Fassadcn-EntwQrfc  für  die- 
sen Platz  auszuschreiben. 

Im  Jahre  1898  hat  schließlich  Hr.  Prof.  Mayreder 
seinen  Entwurf  aufgrund  der  Ergebnisse  der  Enquete 
und  mithezug  auf  die  damals  dem  Ende  entgegengehen- 
den Arbeiten  der  Stadtbahn  und  Wienflußregulierung 
umgearbeitet,  und  unfreiwilliger  Weise  auf  die  sym- 
metrische Flankierung  des  Karlskirehenplatzes  verzich- 
ten müssen.  Auf  der  Grundlage  dieses  also  unsym- 
metrischen Planes  wurde  dann  der  oben  erwähnte 
Wettbewerb  für  die  Fassaden  sowie  für  eine  Ausge- 
staltung des  Platzes  ausgeschrieben. 

Der  Wettbewerb,  dessen  Termin  1899  ablief,  blieb 
eigentlich  ohne  Ergebnis.  Die  Gelegenheit  aber  be- 
nutzte Hr.  Ob.-Brt.  Prof.  Fr.  Ohmann,  der  damals  nach 
Wien  zurückgekehrt  war,  einen  Versuch  zu  machen, 
durch  einen  Gegenvorschlag  die  festgelegten,  ihm 
nicht  annehmbar  scheinenden  Regulierungslinien  ins 
Wanken  zu  bringen.  In  dem  begleitenden  Schriftstück 
sagte  er  u.  a.  folgendes  zur  Begründung  seiner  Ansicht: 

„Bei  der  Ausgestaltung  des  Karlskirchcn-Platzes 
und  seiner  Umgebung  erschien  mir  vor  allem  anderen 
notwendig,  die  markantesten  Momente  hervorzuheben. 
Als  erstes  Moment  scheint  mir  die  weitestgehende  Be- 
tonung der  Achse  der  Kirche  sowie  geschlossenste 
Symmetrie  des  Platzes,  und  zwar  in  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  beabsichtigten  Wirkungen  der 
1  (auptfassaden ,  geboten;  als  zweites  Moment  die 
Schaffung  einer  von  jedem,  auch  vom  nächsten  Stand- 
punkte zu  sehenden  absoluten  Horizontale  und  einer 
ruhigen  Fläche  der  anschließenden  Häusergruppen; 
als  drittes  die  Markierung  de*  Ueberganges  zwischen 
dem  großen,  bis  zum  Getreidemarkt  sich  hinziehenden 
Platze  und  dem  sehr  seichten  Platze  vor  der  Karls- 
Kirche;  als  viertes  die  vollständige  Planierung  des 
letzteren  ohne  Terrassen,  Treppen,  Figuren,  Fontänen 
usw.,  wie  sie  das  Programm  vorschreibt.  Die  Schaffung 
eines  Plateau"s,  wie  es  in  meinem  Vorschlage  ange- 
deutet ist,  das,  ganz  flach  an  die  Karlskirche  an- 
schließend, bloß  für  Fußgänger  bestimmt,  nur  eine 
horizontale  Abschlußlinie  nach  unten  bildet,  die  die 


zwei  Säulen  verbindet,  scheint  mir  vollständig  zu  ge- 
nügen, um  die  Silhouette  nach  unten  abzuschließen. 

Es  sei  mir  gestattet,  im  voraus  ausdrücklich  zu 
erklären,  daß  dieses  Projekt  vollständig  unter  Zu- 
grundelegung der  verschiedenen,  vom  General-Rcgu- 
licmngsburcau  ausgearbeiteten  Entwürfe  entstanden 
ist  und  daß  ic  h  nur  versucht  habe,  in  bescheidenster 
Form  die  durch  so  viele  ideenreiche  Projekte  gegebe- 
nen Gedanken  mit  den  nachträglich  zutage  getretenen 
Wünschen  zu  kombinieren. 

Vor  allem  betone  ich,  daß  es  mir  überhaupt  nicht 
möglich  schien,  an  die  Ausarbeitung  der  Ausgestaltung 
des  Karlskirehenplatzes  zu  gehen,  bevor  ich  nicht  eine 
Gesamtlösung  der  ganzen  Umgebung  sowie  des  an- 
schließenden großen  Platzes,  als  dessen  Ausläufer  mir 
der  Karlsplatz  erscheint,  versucht  hatte. 

Als  Basis  meiner  Kompositinn  diente  die  Achse 
der  am  Platze  vorübergehenden  Wicnzeile.  Die  /weite 
Achse  von  St.  Karl  brachte  ich  mit  erstcrer  durch 
Schaffung  einer  neuen,  durch  den  Getreidemarkt  sich 
ergebenden  Achse  in  einen  günstigen  Linienfluß  Die 
Achse  der  Technik  schien  mir  nichts  weiter  als  die 
Achse  eines  an  dem  Platze  liegenden  Gebäudes,  dessen 
Vorgarten  in  seinem  an  das  Gebäude  anschließenden 
Teile  ich  symmetrisch  dazu  zu  stellen,  jedoch  in  die 
Gesamtkomposition  des  Platzes  einzubeziehen  habe. 
Die  architektonische  Ausgestaltung  des  Straßenzuges 
entlang  der  erstgenannten  Achse  der  Wienzeile  be- 
nutzte ich  in  der  vorgeschlagenen  Weise,  behielt  den 
Platz  als  solchen  jenseits  der  Stadtbahn  und  verwen- 
dete ihn  als  Ueberführung  der  Achse  der  Karlskirche 
in  die  Achse  des  Gcsamtplatzcs.  Bei  der  Ausgestal- 
tung des  Platzes  vor  der  Karlskirche  schien  mir  not- 
wendig, die  im  Bau  angeschlagene  strenge  Symmetrie 
fortzuspinnen  und  im  Gegensatze  zu  den  der  stadt- 
amtlichen Vorschrift  folgenden  individualisierten  Bau- 
körpern rechts  und  links  neutral  laufende  zu  planen, 
und  schuf  daher  eine  durchlaufende  Bauflucht  der  an- 
schließenden Gebäude.  Eine  weitere  Folge  der  Schaffung 
einer  geschlossenen  symmetrischen  Erscheinung  ist  die 
absolute  Notwendigkeit  der  Errichtung  eines  in  freier 
Symmetrie  mit  der  Ecke  der  Technik  korrespondieren- 
den Baublockcs.  Bei  dieser  Komposition  erscheint  die 
Karlskirche  in  eine  flache,  rechtwinkelig  wirkende 
Nische  des  großen  Gesamtplatzes  gestellt  und  wird 
dadurch  piccc  de  resistance  des  großen  Platzes.  Ge- 
steigert und  vervollständigt  wird  diese  Wirkung  durch 
die  auf  die  Achse  gehende  Flucht  der  Doppelstraßc. 
begrenzt  mit  niedergehaltenen  Alicebäumen,  betont 
durch  irgend  eine  architektonisch  wirkende  Reibung 
und  ein  Denkmal. 

Ein  Opfer  für  diese  geschlossene  Wirkung  der 
Hauptfassade,  auf  deren  Effekt  allein  der  Erbauer  den 
Hauptwert  gelegt  hat  bei  der  Anlage  von  großen 
monumentalen  symmetrischen  Kompositionen  ist  selbst 
heute  eine  andere  Absicht  fast  ausgeschlossen  —  ist 
der  Blick  aus  der  Canovagasse.  Als  Ersatz  schlage 
ich  einen  weitaus  freieren  Blick  von  der  Kreuzungs- 
stelle .Schwarzenbergplatz -Wienzeile  vor,  der  das 
monumental  einzigste  Bild  geben  würde,  das  eine  Stadt 
der  Welt  besitzt."  ,„hiuij  ,oie,  ( 


Wasserversorgung  und  Entwässerung  der  Stadt  Hofheim  i.  T. 

Von  Korbet,  Zivilingrnicur  in  Frankfurt  a.  M. 


|  as  in  der  Nähe  von  Krankfurt  a.  M.  gelegene  und 
namentlich  im  Sommer  auch  von  zahlreichen  Krcm- 
den  besuchte  Städtchen  Hof  heim  i  T  ,  welches 
hei  der  Volkszählung  i.  J.  1900  eine  Einwohnerzahl  von 
4000  aufwies,  bcschlott  i.  J  1900  die  Krbauung  einer  ein- 
heitlichen, den  Bedürfnissen  der  Bevölkerung  entsprechen- 
den Wasserversorgung  und  Entwässerung.  Da  die  in  Aus- 
führung dieses  Beschlusses  nach  dem  Entwurf  und  unter 
der  Leitung  der  Firma  Heinrich  Pichler,  Ziviling  in 
Krankfurt  a.  M.,  hergestellte  Anlage  verschiedene  bemer- 
kenswerte Eigentümlichkeiten  aufweist  und  die  Herstellung 
der  infrage  stehenden  gcsundhcilsteehnischcn  Werke  auch 
in  kleineren  Gemeinden  eine  immer  allgemeinere  zu  wer- 
den beginnt,  soll  im  folgenden  eine  kurze  Beschreibung 
der  gewählten  Anordnung  gegeben  werden. 

368 


1.  Die  Wasserversorgung. 
Die  Wasserversorgung  von  Hofhcim  vor  Erbauung 
der  neuen  Anlage  erfolgte  aus  öffentlichen  Laufhrunncn 
und  Privatbrunnen.  Zur  Speisung  der  Laufbrunnen,  die 
teilweise  bereits  zu  Anfang  de»  18  Jalirli.  hergestellt  wurden, 
dienten  zwei  Quellen,  die  höher  gelegene  Samariterquelle 
und  der  tiefer  gelegene  Klingerhrunnen,  deren  Wasser  in 
hölzernen  Kohren  der  Stadt  zugeführt  wurde.  Im  Jahre 
1850  wurden  dic»c  Oucllen- Zuleitungen  um-  und  ausge- 
baut und  blieben  dann  bis  1000  unverändert  im  Betriebe. 
Mit  dem  Wachstum  des  Ortes  wurde  jedoch  diese  Art 
der  Wasserversorgung  unzulänglich.  Namentlich  genügte 
die  1  lohcnlage  der  ernannten  zwei  Ouellen  nicht  mehr, 
um  bei  der  immer  höher  hinaufsteigenden  Bebauung  das 
Wasser  mit  dem  erforderlichen  Druck  im  ganzen  Orls- 

No  59 


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Entwurf  von  Obrr-U»urat  Prof   Kriedr  Ohmann 


Kntururf  (nr  cl»  «Hill  Muorum  von  k.  k   Raunt  Srhichntr.    fXai'h:  .Orr  Atrhilrkf  .» 


23.  Juli  iqo|.  :»6r» 


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gebiet  zu  verteilen.  Für  die  neue  Anlage  wurde  daher 
ein  höher  gelegenes  benachbartes  Qucllgebict  herange- 
zogen, gleichzeitig  aber  die  weitere  Verwendung  der  seit- 
herigen Gewinnungsanlagen  beschlossen.  Hieraus  ergab 
sich  die  Anordnung  zweier  verschieden  hoher  Versor- 
gungszonen. 

Für  die  höhere  erste  Zone  erfolgt  die  Zuleitung  aus 
den  neuen  Schürfungen  im  I.angenhainer  Walde,  deren 
Höhenlage  genügt,  um  an  den  höchsten  Punkten  der  gegen- 
wärtigen wie  der  zukünftigen  Bebauung  auch  bei  dem  im 
Brandfallc  auftretenden  i  füchstbedarf  den  erforderlichen 
Druck  zu  sichern.  Dagegen  liegt  von  den  beiden,  die 
untere  zweite  Zone  versorgenden  alten  Quellen  der  Klin- 
gerbrunnen zu  diesem  Zwecke  nicht  hoch  genug.  Es  war 
daher  vorgesehen,  das  Wasser  des  Klingerbrunnens  nach 
dem  am  Ausfluß  der  Samaritcrquellc  erbauten  Hochbe- 
hälter der  zweiten  Zone  hinaufzupumpen.  Eine  angestellte 
Untersuchung  hat  ergeben,  daü  es  unbeschadet  der  Ver- 
sorgung der  i.  Zone  möglich  gewesen  wäre,  dies  mittels 
des  aus  den  neuen  Schürfungen  zugeleiteten  Wassers 
durch  einen  I'eltonmoior.  also  ohne  laufende  Betriebs- 
kosten zu  bewerkstelligen,  wobei  außerdem  noch  das  zum 
Antrieb  des  Motors  verwendete  Wasser  für  die  Versor- 
gung der  unteren  Zone  mit  hätte  verwendet  werden  können. 
Indessen  wurde  hiervon  einstweilen  abgesehen,  da  es  bei 
dem  gegenwärtigen  Stande  der  Bebauung  noch  möglich 
ist,  die  i.  Zone  auf  Kosten  der  2.  durch  entsprechende 
Schicberstellungen  derart  zu  erweitern,  daß  der  vorhan- 
dene Druck  für  den  normalen  Bedarf  auch  in  der  2.  Zone 
ausreichend  ist.  Nur  bei  außergewöhnlichen  Brandfallen 
wird  es  erforderlich,  den  Druck  in  der  2.  Zone  zu  er- 
hohen. Zu  diesem  Zweck  erfolgt  durch  Ocffnung  eines 
einzigen  Schiebers  die  Verbindung  des  Rohrnetzes  der 
1.  und  a.  Zone,  sodaü  sich  der  Druck,  der  in  der  1.  Zone 
herrscht,  auch  der  3  Zone  mitteilt.  Die  Verbindung  des 
unteren  Behälters  mit  dem  Hohrnetz  wird  für  die  Dauer 
der  Verbindung  der  zwei  Zonen  durch  ein  Rückschlagventil 
selbsttätig  abgesperrt 

Die  Bemessung  und  Einrichtung  der  Hochbehälter  ist 
so  erfolgt,  daß  die  zum  Heben  des  Wasser»  mittels  Pclton- 
motors erforderlichen  Einrichtungen  jederzeit  ohne  Be- 
triebsstörung eingebaut  werden  können,  wenn  sich  das  Be- 
dürfnis hierfür  herausstellen  sollte.  Für  die  Bemessung  der 
(iröße  des  Hochbehälters  drr  1.  Zone  war  daher  folgen- 
des maßgebend.  Neben  dem  bei  allen  Behälterbauten  in 
Rechnung  zu  ziehenden  Ausgleich  zwischen  Zulauf  und 
Verbrauch  unter  Berücksichtigung  der  für  etwaige  Be- 
triebsstörungen erforderlichen  Reserve  Lst  eine  besondere 
Reserve  für  Brandfallc  vorgesehen  worden  und  zwar  ent- 
sprechend dem  Bedarf  eines  Feuerhydranlen  mit  aSchlauch- 
linien  für  etwa  2  Stunden,  was  eine  Wassermenge  von 
50 rb"»  ergibt.  Ferner  mußte  berücksichtigt  werden,  daß 
für  den  Fall  der  späteren  Einrichtung  des  Förderungs- 
Betriebes  während  der  Arbeitszeit  des  Pcltonmoturs  der 
Zulauf  in  den  Behälter  unterbrochen  werden  wird.  Auch 
wird  bei  F.inrirhtung  der  maschinellen  Forderung  das 
Wasser,  bevur  es  in  den  I  lochhchälier  gelangt,  eine  kleinere 
Kammer  füllen  müssen,  tun  in  dieser  die  zum  Antrieb 
der  Fördermaschine  nötige  Wassermrnge  ständig  aufge- 
speichert zu  haben.  Unter  diesen  Voraussetzungen  ergab 
sich  als  entsprechender  Behälter  für  die  1.  Zone  ein  sol- 
cher von  150^"»  Fassung^rauni.  Der  Behälter  der  2.  Zone 
umfaßt  iooi'"».  Zusammen  stein  also  in  beiden  Behältern 
eine  Wassermenge  von  2^0 ct"»  zur  Verfügung,  d.  i.  um 
die  Brandreserve  von  50^"»  mehr  als  der  gesamte  Tages- 
bedarf von  Hof  heim,  welcher  wie  folgt  ermittelt  wurde: 
3000  F.inw.  mit  50 1  für  den  Kopf  und  lag  150^ 
S»  Stück  Großvieh  m.  50' f.  das  Haupt  u.Tag  26  . 
600      „    Kleinvieh  mit  30 1  desgl.    .    .    ,     .    18  „ 

zusammen  194, 

rd.  300  ti>™. 

Die  Leistungsfähigkeit  der  einzelnen  Gewinnungsicllcn 
betragt : 

Schürfung  im  Langenhainer  Wald  .  iovhm, 

Samaritcrquellc  80  „ 

Klingenbrunnen  100  „ 

zusammen  285  '  ,"D 
Dieselbe  reicht  daher  für  den  gegenwärtigen  Bedarf 
vollkommen  aus.  Die  Ergiebigkeit  di  r  erstcenatinten  Ge- 
winnutiiisstclle  kann  überdies  durch  Erweiterung  der 
Fassuni:*anlugc  jederzeit  beliebig  vermehrt  werden,  Der 
Durchmesser  der  Zuleitung  ist  denn  auch  deich  von  An- 
fang an  für  eine  größere,  als  die  in  den  ersten  Jahren 
gebrauchte  Wassermcngc  ausreichend  gewählt  worden. 

l.'ebcr  die  Große  des  Rohrnetzes,  sowie  der  übrigen 
Teile  der  Anlage  sei  bemerkt,  daß  die  Zuleitung  v>>n  der 
Sammelkammcr  im  Langenhainer  Wald  bis  zum  Hoch- 
behälter der  1.  Zone  rd  aooo  «  und  das  aus  80— 125 

370 


i.  L.  weiten  Röhren  bestehende  Stadtrohrnetz  rd.  7500 "lang 
ist  Zu  Feuerlöschzwecken  und  zurStraflcnsprcngung  sind 
56  Unterflurhydranten  mit  selbsttätiger  zentraler  Entwässe- 
rung und  10  ebensolche  Oberflurhydranten  Ober  das  Orts- 
gebiet verteilt.  Mit  dem  Straßenrohrnelz  gleichzeitig  her- 
gestellt und  der  Wasserdruckprobe  unterworfen  wurden 
435  St.  Hausanschlüssc,  in  deren  jedem  sich  ein  Wasser- 
messer befindet. 

Die  anschlagmäßigen  Kosten  der  Anlage,  die  sich 
jedoch  bei  der  Ausführung  infolge  gleichzeitiger  Aus- 
führung der  Kanalisation  und  mäßiger  Angebotpreisc  um 
etwa  10%  ermäßigten,  betrugen: 

Für  Quellenfassung  einschl.  Sammelkammer  im  Langen- 

hainer  Wald   9000  M. 

„    Zuleitung  bis/um  Uochbcliältcrder  1.  Zone     12800  . 

.    Hochbehälter  der  1.  Zone   9  7t»  . 

.    Instandsetzung  der  unteren  Quellen  .    .      2700  „ 

„    Hochbehälter  der  a.  Zone   5600  „ 

„   Stadtrohrnetz    63000  „ 

.    Hausanschlüsse   17000  „ 

„    Wassermesser   '55°°  - 

,    Entwurf,  Bauleitung,  Allgemeines  .    .    .      8700  . 

Zusammen    144000  M. 

2.  Die  Kanalisation 

Schon  vor  Erbauung  der  neuen  einheitlichen  Wasser- 
leitung waren  in  Hof  heim  einige  F-ntwässerungskanäle 
vorhanden,  die  teils  unmittelbar  in  den  die  Gemeinde 
durchziehenden  Schwarzbach  einmündeten,  teils  auf  die 
südöstlich  vom  Ort  gelegenen  „Brühl wiesen"1  geleilet  wur- 
den, um  da  zur  Berieselung  verwendet  zu  werden.  Die 
Kanäle  dienten  zur  Abführung  des  Regenwasscrs,  z.  T. 
aber  auch  zur  Absenkung  des  Grundwassers,  welches  vor 
der  Kanalisation  die  Keller  mancher  Straßcnzüge  zeitweise 
unbenutzbar  machte. 

Es  war  vorauszusehen,  daß  sich  die  Mißstände,  die 
der  Mangel  einer  systematischen  Kanalisation  im  Gefolge 
hat,  nach  Ausführung  der  Wasserleitung  noch  wesentlich 
erhöhen  werden.  Dies,  sowie  der  Umstand,  daß  durch 
die  gleichzeitige  Ausführung  von  Kanal  und  Wasserleitung 
in  ein  und  derselben,  elagcnförmig  abgesetzten  Baugrube 
wesentliche  Ersparnisse  erzielt  und  gleichzeitig  auch  die 
mit  der  Aufgrabung  verbundenen  Verkehrsstörungen  auf 
ein  geringeres  Maß  herabgesetzt  werden  können,  be- 
wogen die  Gemeinde,  gleichzeitig  mit  dem  Entwurf  der 
Wasserversorgung  auch  einen  Entwurf  für  die  einheitliche 
Entwässerung  des  Gcmcindegcbictcs  herstellen  zu  lassen 
Die  neue  Anlage  sollte  unter  möglichst  ausgedehnter  Mil- 
benutzung der  vorhandenen  Kanäle  zur  Abführung  des 
Niederschlagwassc  rs,  zur  Senkung  desGrund  Wasserspiegels 
unter  die  Kellersohlen  in  den  niederen  Stadtteilen  und 
zur  Abführung  des  Gebrauchwasscrs  dienen.  Vom  An- 
schluß der  Aborte  wurde  mit  Rücksicht  darauf,  daß  ein 
großer  Teil  der  Bevölkerung  Landwirtschaft  lietreibt,  einst- 
weilen abgesehen. 

Die  Anordnung  des  Kanalnelzes  erfolgte  entsprechend 
der  Gcländegcstaltung  nach  dem  Parallelsystem,  d.  h.  die 
größeren  Kanäle  verfolgen  im  allgemeinen  eine  unter  sich 
sowohl,  wie  zum  Schwarzbach  parallele  Richtung.  Das 
Gebrauchswasser  wird  auch  fernerhin  nach  den  „Brühl- 
wiesen"  geleitet,  da  hierdurch  die  Erbauung  einer  be- 
sonderen Klaranlage,  die  sonst  wohl  nicht  hätte  vermieden 
werden  können,  überflüssig  geworden  ist.  Das  Regen- 
wasser  wird,  sobald  das  Brauchwasser  einen  entsprechen- 
den Grad  von  Verdünnung  erreicht  hat.  durch  Regenaus- 
lässe  unmittelbar  nach  dem  Bach  abgeführt  Das  Grund- 
wasser wurde,  wo  erforderlich,  durch  eine  neben  den 
Straßenkanal  verlegte  besondere  Drainleitung  nach  dem 
Bach  geleitet. 

Die  Größe  der  von  den  Kanälen  abzuführenden  Grflßt- 
Wassermcnge  ergab  sich  aus  der  Größe  des  Wasserver- 
brauches und  der  abzuführenden  größten  Regcnwasser- 
menge.  Als  höchste  Brauehwasscrmcngc  wurden  io°  0  des 
vorhin  bereits  angegebenen  normalen  Wasserverbrauches 
angenommen.  Bei  der  Berechnung  der  erforderlichen 
Kanalprofile  ist  jedoch  die  lirauchwasscrmcnge  gegenüber 
dem  Regenwasser  praktisch  ohne  Belang.  Als  größte 
Regenintensität,  auf  die  bei  Bemessung  der  Kanäle  noch 
Rücksicht  genommen  werden  sollte,  wurde  170  1  -Sek.  auf  1 
in  Rechnung  gesetzt,  wobei  als  Dauer  dieses  Regens  20  Min. 
angenommen  wurden.  Die  in  die  Kan.tle  gelangenden 
Wasscnnengcn  wurden  so  ermittelt,  daß  die  tatsachlich 
gefallene  Regenwassermenge  in  den  eng  bebauten  Orts- 
gebieten mit  0.9,  im  Villenviertel  mit  0,4  und  im  unbe- 
bauten Vorland  mit  0.1  multipliziert  wurde.  Der  Einfluß 
der  Verzögerung  wurde  mit  Rücksicht  auf  die  sehr  ver- 
schiedene Neigung  der  einzelnen  Entwässerung-Distrikte 
für  jeden  Distrikt  besonders  ermittelt.    Die  Berechnung 

No.  59. 

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der'Jucrschnilte  erlolgie  nach  tlcr  vereinfachten  Kutterschcn 
Könne  1.   Zur  Anwendung  gelangten  Kreis-  und  Eiprofile. 

Die  zur  Reinigung  der  Abwässer  zur  Verfügung  stehen- 
den Brühlwicsen  haben  eine  Flache  von  1 1  Das  im 
Kanatisalions-Fntwurf  berücksichtigte  Gcmcindcgcbiet  um- 
faßt, wenn  man  nur  das  wirklich  bebaute  Gelände  rech- 
net, rd.  14*"»  mit  2600  K.inw.  Es  entfallen  daher  auf  1  •>» 
Ric>elfläche336Einwohner.  Die  Wiesen  besitzen  keinckflnst- 
hche  Drainierung.  Da  sie  aber  in  genügender  Höhe  über 
der  Vorflui  liegen,  sind  Schwierigkeiten  hieraus  noch  nicht 
entstanden.  Ebenso  sind  über  ( Jeruehs-Beläsiigungcn  bis- 
her keine  Klagen  geführt  worden,  trotzdem  die  wiesen 
in  unmittelbarer  Nachbarschaft  der  Gemeinde  gelegen  sind. 
Allerdings  ist  hierbei  als  günstiger  Umstand  hervorzu- 
heben, daß  die  vorherrschende  Windrichtung  vom  Orte 
nach  den  Wiesen  gerichtet  ist. 


Vermischtes. 

Die  Erbauung  einer  apullschen  Wasserleitung  ist  durch 
die  italienischen  parlamentarischen  Körperschaften,  durch 
Kammer  und  Senat,  kürzlich  genehmigt  worden.  Nach  dem 
Gesetzentwurf  wird  die  Wass  crlcitutig,  welche  eines  der 
bedeutendsten  Ingenicurwerke  der  Neuzeit  werden  wird 
und  selbst  die  größten  Unternehmungen  des  Altertums 
übertreffen  dürfte,  zur  landwirtschaftlichen  Erschließung 
Apnliens  angelegt.  Ucber  Einzelheiten  der  Anlage  be- 
richtet die  „Nat.-Ztg.«  Folgendes;  .Es  gibt  bereits  seit 
1899  cm  Gesetz,  das  landwirtschaftliche  Meliorationen 
großen  Stils  in  Apulien  und  darunter  auch  die  Anlage 
einer  Wasserleitung  vorsieht.  Dieses  Gesetz  aber  leidet 
erstens  an  dem  Fehler,  der  Wasserleitung  im  Rahmen 
der  Meliorationen  nicht  eine  Vorzugsstellung  zu  geben, 
und  zweitens  an  der  Unzulänglichkeit  und  praktischen 
l 'nbrauchbarkeit  wesentlicher  Bestimmungen  inbezug  auf 
die  Größe,  die  Bestimmung  und  die  Technik  der  Wasser- 
leitung. Das  ist  so  wahr,  daß  man  bis  heute  noch  nicht 
begonnen  hat,  die  Wasserleitung  zu  bauen.  I>cr  neue 
(Jesetzentwurf  betrifft  ausschließlich  die  Wasserleitung 
und  gtot  von  ihr  einen  auf  gründlichen  und  umfassenden 
technischen  Studien  beruhenden  Plan,  demzufolge  die 
Wasserleitung  eines  der  imposantesten  Werke  aller  Lan- 
der werden  wird.  Zuvörderst  verlaßt  der  neue  Entwurf  die 
tn  dem  bisherigen  Gesetze  bestehende  Absicht,  den  Bau  der 
Wasserleitung  durch  die  Leistungen  des  Staates  und  der 
interessierten  Provinzen  zu  bestreiten  und  die  Ausführung 
einer  privaten  L'ntcrnehmer  -  Gesellschaft  zu  überlassen. 
l>en  Bau  bezahlt  der  Staat  allein  und  vollständig,  und  die 
Ausführuni;  besorgt  das  Ministerium  der  öffcntl,  Arbeiten. 
Der  Bau  soll_  nicht  spater  als  am  31.  l>ez.  1930  beendet 
sein.  Das  Wasser  soll  mitten  in  die  Gemeinden  geführt 
werden,  und  nur  in  den  Fällen  sehr  hoher  I-age  der  Ort- 
schaften —  etwa  zehn  solcher  Ortschaften  kommen  in- 
betracht  in  deren  nächste  Nähe.  Die  Verteilung  des 
VVassers  in  die  Häuser  bleibt  den  Gemeinden  überlassen. 
Ks  soll  ein  gemauerter  Kanal  angelegt  werden,  der  von 
den  Quellen  von  l'aposelc  ausgeht,  den  Apennin  durch- 
quert in  einem  i3*™>  langen  Tunnel,  im  Tale  des  Ofanto 
wieder  austritt,  um  auf  dem  kürzesten  Wege  an  Atclla 
und  Ripacandida  vorbei,  nachdem  er  bei  Venosa  eine  Ab- 
zweigung gen  Foggia  erfahren  hat,  bis  nach  Bari  zu  kommen, 
v  on  Bari  aus  geht  er  weiter  über  die  Anhöhen  von  Andria, 
Gorato  und  Toritto,  über  Cassano  nach  Gioia  del  Colle, 
sodann,  nachdem  er  wiederum  mehrere  Abzweigungen 
erfahren  hat,  von  denen  eine  bis  nach  Tarent  führt,  über 
Fasano  nach  Francavilla  F'ontana.  Die  Bevölkerung,  welche 
durch  die  etwa  350*01  lange  Wasserleitung,  Stamm  und 
Abzweigungen,  versorgt  werden  wird,  beträgt  nach  der 
letzten  Zahlung  etwa  3  Mill.  und  verteilt  sich  auf  208  Ort- 
schaften. Die  Kosten  der  Leitung  sind  auf  135  Mill.  Lire 
veranschlagt;  davon  i  000 000  im  Etat  1905  6,  je  3700000 
1906/7  und  1907  8,  je  7700000  in  den  Jahren  1908  9  bis 
1917,18,  je  8100000  in  den  Jahren  191819  und  1919/30, 
je  8200000  in  1930/21  und  1921/22  und  schließlich  noch 
5000000  im  Etat  193333.  Der  (iesetzentwurf  enthalt 
schließlich  einige  Bestimmungen  über  die  Erhaltung  und 
Reparatur  der  Wasserleitung  und  stellt  die  Benutzung 
der  vollendeten  Teile  der  Leitung  frei,  ohne  Rücksicht 
auf  die  Vollendung  des  ganzen  Werkes.  Von  den  Kosten 
der  Wasserleitung  werden  in  mehreren  Raten  imganzen 
23  Mill.  Lire  au*  den  Geldern  genommen,  die  für  die 
Meliorationen  und  Bonifikationen  in  Apuhen  abgesehen 
von  der  Wasserleitung  --  gesclzlirh  festgelegt  -sind.  — 

Architektonischer  Unterricht  an  Universitäten.  An  der 
Kaiser  Wilhclms-Llnivcrsität  m  Straßburg  ist  der  Architekt 
Rcgierungs- Baumeister  Prof.  Karl  Statsmann  in  Stras- 
burg als  Lehrer  für  architektonisches  Zeichnen,  und  zwar 
„Geschichte,  Theorie  und  Praxis  des  architektonischen 

23.  Juli  1904. 


Die  Länge  der  insgesamt  geplanten  Kanäle  betragt 
rd.  5700 mit  einer  veranschlagten  Kostensumme  von 
90000  M.  Einstweilen  wurden  jedoch  mit  Rücksicht  auf 
die  finanziellen  Verhältnisse  der  Gemeinde  nur  diejenigen 
Straßen  mit  Kanälen  versehen,  in  welchen  das  Bedürfnis 
einer  unterirdischen  Entwässerung  am  dringendsten  war. 
I>cr  erste  Ausbau  des  Kanalncizcs  erforderte  einen  Kosten- 
aufwand von  rd.  30000  M.  Der  Umstand,  daß  von  vorn- 
herein ein  einheitlicher  Entwurf  für  die  Entwässerung 
des  ganzen  (Jeineindcgebictcs  aufgestellt  wurde,  ermög- 
licht es  nun  der  Gemeinde,  mit  dem  weiteren  Ausbau  der 
Kanäle  nach  Maßgabe  der  verfügbaren  Mittel  und  des 
auftretenden  Bedürfnisses  vorzugehen,  ohne  der  Gefahr 
ausgesetzt  zu  sein,  daß  die  einzeln  erbauten  Strecken 
sich  nicht  an  das  allgemeine  Kanalnetz  anschließen  lassen 
werden.  — 


Zeichnens"  zugelassen  worden.  Der  Unterrieht  ist  vor- 
nehmlich für  Kunsthistoriker  berechnet.  Die  l'ebungen 
wurden  bereits  im  vergangenen  Semester  abgehalten;  es 
wurde  ein  altes  Bauwerk  genau  vermessen  und  gezeich- 
net und  es  wurden  dazu  Vorträge  und  l'ebungen  über  Pro- 
jektion. Perspektive,  Freihandzeichnen,  praktische  Geometrie 
und  etwas  Baukundc  gegeben.  Wie  man  uns  mitteilt,  hat 
sich  dieser  Unterricht  so  erfolgreich  erwiesen,  daß  er  zu 
einem  Bedürfnis  im  Studienplane  geworden  ist  — 


Bücher. 

Theoretische  und  praktische  Anleitung  zum  Nivellieren  von 

S.  Stampfer.  10.  Aufl.,  umgearbeit  von  Dolczal. 
Wien  1903.  Carl  Gerold'*  Sohn.  Preis  6  M. 
Die  vorliegende  10,  Auflage  dieses  Werkes  erscheint 
nicht  in  dem  l'mfange  der  9.  von  Lorbcr  bearbeiteten, 
sondern  nur  in  dem  wesentlich  geringeren  Umfange  der 
früheren  Auflagen.  Der  Verfasser  will  damit  die  frühere 
Verbreitung  des  Buches,  welche  die  9.  Aullage  ihres  zu 
großen  Umfanges  wegen  nicht  finden  konnte,  wiederher- 
stellen. Diese  Absicht  des  Verfassers  kann  nur  als  eine 
glückliche  bezeichnet  werden,  da  das  Werk  auch  in  der 
vorliegenden  Form  den  Ansprüchen,  die  man  an  diese 
Anleitung  zum  Nivellieren  stellen  kann,  vollkommen  ge- 
recht wird.  Dem  bisherigen  Wesen  de»  Buches  ent- 
sprechend ist  dem  Nivellieren  mit  Llevationsschraube  der 
unbedingte  Vorzug  eingeräumt  und  es  enthalt  das  Werk  da- 
her auch  im  wesentlichen  nur  die  Nivellierinstrumente 
der  Firma  Starke  und  Kämmerer.  Die  Kapitel  „Genauig- 
keit und  Ausgleichung  von  Nivellements"  sowie  „Behand- 
lung und  Pflege  des  Nivellierapparatcs"  sind  neu  hinzuge- 
kommen. Die  F,intcilung  des  Stoffes  ist  zweckmäßig  ver- 
ändert. Die  Ausstattung  inbezug  auf  Druck  und  Ab- 
bildungen ist  vorzüglich.  —  Br.  S. 

Hand-  und  Lehrbuch  der  Niederen  Geodäsie,  begründet  von 
Fricdr.  H artner,  fortgesetzt  von  Wastler,  umge- 
arbeitet und  erweitert  von  Dolczal.  9.  Aufl.  I.  Bd. 
I.  und  11.  Hälfte.    Wien  1903/04.    Seidel  A  Sohn. 
Pr.  35  M  ,  in  2  Bdn.  geb.  30  M. 
Dieses  bekannte  Werk  erscheint  in  der  neuen  9.  Auf- 
lage in  fast  vollständig  umgearbeiteter  und  bedeutend  er- 
weiterter Form.    Die  vorliegenden  beiden  Hälften  des 
I.  Bandes  zeigen  eine  sehr  gute  Anordnung  und  Eintcilunu 
des  Stoffes.   Derselbe  ist  so  erweitert,  das  er  mit  Heraus- 
gabc des  H.  Bandes  alle  Gebiete  der  niederen  Geodäsie 
in  klarer  und  umfassender  Weise  behandelt.    Und  zwar 
erstreckt  sich  diese  Erweiterung  nicht  nur  auf  die  in  dem 
Vorwort  hervorgehobenen  fast  vollständig  neu  eingefügten 
Kapitel  wie  Fehlerrechnung,  Hilfsmittel  der  Rechnung, 
trigonometrische  Punklbcstimmung,  numerische  Aufnah- 
men und  Netzausglcichung.  sondern  fast  auf  das  ganze 
Werk.   Die  zahlreichen  Beispiele,  welche  zur  Erläuterung 
der  Messungen,  Berechnungen  in  dem  Buche  eingefügt 
sind,  werden  nicht  nur  dem  Studierenden  das  Studium 
dieses  Lehrbuches  erleichtem,  sondern  auch  dem  Feld- 
messer für  den  praktischen  Gebrauch  als  wichtige  An- 
leitung dienen  können.    Ein  guter  Druck  und  >ehr  klare 
Zeichnungen  vervollständigen  das  vorzeitliche  Werk. 

Br.  S. 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Dobel,  C  ,  stallt.  Hauinsp  ,  Urg.  •  Htnutr.  K  a  n  1 1  i  mi  t  i  o  n  An 
läge  und  Bau  »tailtinrhrr  Ati/.u,:>kiiii;ile  und  Ha<i-oi>twa»M- 
rungen  Ein  llamlbwli  fOi  1p-  u  Aich  ,  Wcikim  i*<«m  und 
Rauteclm.,  Aeritc  und  (Jcniciinievri treter  usw.  Mit  16  lol 
nebst  einem  Anhang:  „Abwasser-Reinigung'  von  Knill  Maier, 
Rcg.-bnistr.  Stuttgart  19^3  W-  Knlilharnnier.  l'r.  4,80  M 
Dr.  Dunbar,  l'rof.  und  l»r  Thumm,  K.  »'htm  Itriliui;  tum  iler- 
zeiligrn  Stande  der  Ali»  j>u  t  •  K  tin  num  sluji 
ttiil  besomlerrr  Ren'n  «.»n  iMtfcuni;  ilc  biulogiv  In  n  Riin.uiiiv 
Vcifalnens.    Mütulioii  iyu*    K.  üUienbouig.    l'i.  4  M 

37' 

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Ehlerdlng,  W.  Dci  nioJttnc  Stblosuti.  IV.  100  BaUen- 
und  BrOstungsgillcr.    Ravensburg.    Otto  Maier.    l'r.  4  M. 

Gninwald,  F.,  Ing.  Der  Hau,  Betrieb  und  die  Reparaturen  der 
Elektrischen  Beleuchtung!  - Anlagen,  Ein  Leit- 
faden für  Monteure,  Werkmeister,  Techniker  etc.  Mit  395  Ab- 
bildungen.   ia  Aufl.    Halle  a.  S.    Wilh   Knapp.    Pr.  4  M. 

Hat  [mann,  Karl  Otto,  Gewerbeschulvorstand.  S  t  i  I  k  u  n  d  e.  Mit 
1  Vollbildern  und  195  Textabbildgn.  3  erweiterte  Aufl. 
«Sammlung  Goschen  No.  80)  Leipzig  1003.  G.  J.  Göschen, 
l'r.  80  Pf. 

Hlntriger,  Carl,  l'rof.  Die  VolkBichuIhtuxr  in  den 
verschiedenen  I.  Andern.  III.  VolksschulhAuscr  in 
Frankreich.  Mit  453  Abbildungen  und  3  Tal  Stuttgart  1904. 
Arn.  Bergstr&sscr  lA.  Krflner).    Pr.  ia  M. 

Kirsten,  Gual. ,  Bmstr.  Leitladen  für  Lehrlinge  des 
M  a  u  e  r  h  a  n  d  w  c  r  k  s.  Herausgegeben  von  der  Innung 
der  Baumeitter  iu  Dresden.  Dresden  190».  Wilh.  Bacnsch. 

Koch,  Adolf,  Stadtbauiosp.  Die  iieuenSrhulgcbAudc  der 
Stadt  Frankfurt  a.  M.  Mit  ao  Taf.  Frankfurt  a.  M. 
1904.    Frz.  Benjamin  Auffarth     Pr.  3,50  M 

Kot] mann,  B. ,  Prof.  Studien  zur  deutschen  Kunstgeschichte. 
51.  Heft:  Der  Ostpalaat,  aogen.  .Otto  Heinrtchsbau' 
zu  Heidelberg.  Mit  4  Taf.  Straßburg  i  E.  1904.  J.  H. 
Ed  Hertz  (Heitz  *  Mündel).   Pr.  4  M. 

Lande,  Landgerichts™!,  und  Hermes,  Reg.-Kat,  Daa  Allge- 
meine Landrerht  ftlr  die  preuüi-i  hen  Staaten  in  dem 
»cit  dem  1.  Januar  1900  gtlltigen  Umfang.  Vierte  vermehrte 
und  verbesserte  Aull.  I  Teil  1903.  II.  Teil,  1.  Halflc,  1903. 
Berlin,  Carl  Hcvmanns  Verlag. 

Lang,  K,  Rcg-Bmslr.  Berliner  Bau-Ja hrburh  für  Ver- 
anuhlagung  und  Verdingung  Teil  1:  Berliner  Baupreiae. 
Teil  a:  Alphabetiachci  Verzeichnis  von  Firmen.  Teil  3:  An- 
zeigen.   Berlin  1904.    Otto  Eimer. 

Lehner,  Sigm.  Die  Kitte  und  Klebemittel.  Austuhrlii hc 
Anleitung  zur  Darstellung  aller  Arten  von  Kitten  und  Klebe- 
mitteln for  Glaa,  Porzellan,  Metalle,  Leder,  Eisen,  Stein,  Holz, 
Wasserleitung*-  und  Dampfrohreu  usw.  Chemisch-technische 
Bibliothek,  Band  35.  Wien  1004.  A.  Hartleben  Pr.  1,80  M  , 
geh  a,6o  M. 

Mayer,  Emil,  Stadl  brt.  Der  Neubau  d  e  s  K  0  niginKalha- 
rinenstiftea  in  Stuttgart.  Mit  ig  Abbildgn.  Er- 
weiterter Sonderdruck  aua  dem  Zentralbl  der  Bauverw. 
Berlin  1903,    Willi.  Einal  Ä  Sohn. 

Möller.  Max,  Prof.  L"  r  d  d  r  u c  k  -  T  a  b  e  1 1  e  11  mit  Erläuterungen 
uber  F.rddruck  und  Verankerungen  Mit  13  Tab.  und  63  Ab- 
bildungen.   Leipzig  1903.    S.  Hirzcl.    l'i  6  M  ,  geb.  7  M. 

Müller,  P.  Julia,  l'nterauchungen  nber  die  F.  i  n  r  i  1-  h  t  u  n  g  I  a  n  d  - 
lieber  VolkiHi'hulcn  mit  mehrsitzigen  utid 
mit  zweiaitzigen  Subscllicn  Mit  a8  Abbildgn. 
und  15  Tafeln.  Cliarlottcnburg  1901  P.  Joha.  Maller  &  Co. 
Pr  3  M 

Nlckse.  Redakt  F  e  u  e  1  p  o  I  i  z  c  i  1  i  r  Ii  c  V  <n  m  Ii  i  i  f  t  c  n  fnr 
den  Verkehr  mit  Muieialolcu ,  Sprengstoffen  und  anderen 
li'iicrgcflihrlii  heu  Stoffen  nebst  den  fcueipolizeil  Bestimmun- 
gen für  Warenhäuser  und  feuergefahrliche  gewerbliche  Be- 
tnebasiattcn.    Berlin  1903.    Franz  Weber    l'r.  65  Pf. 

Hr.  Rautert,  Aug.  Vorschläge  zur  F.rhOhung  der 
S  1  c  h  c  r  1.  e  i  I  i  n  T  h  c  a  I  e  r  n     Mainr  1004     Karl  Tlieyer. 

Schlicht,  Hanna,  Arrh.  Kunstgewerbe.  heOrnamentik 
■4  Tafeln.  Leipzig  1004.  Gdbrrsche  Vcrlagabuchli.  F.ug. 
Twietmcyer.    Pr.  ia  M. 

Chronik. 

Die  Begründung  eines  Donndorf  •Museums  in  Weimar 

ist  durch  eine  Beilrag-.)ci*luiig  der  Stadt  zu  einem  Neubau  ge- 
sichert. Fs  besieht  der  Plan,  dem  Muaeum  eine  Ausstellungshalle 
des  Thüringer  Kunstvereins  anzuschließen  — 

Die  Erbauung  einer  zweiten  Neckarbrücke  in  Mannhelm 
wurde  iluuh  den  BOrgeraussi huU  genehmig!  und  hierfür  eine  Summe 
von  3.3  Mill  M.  bewilligt  - 

Eine  sächsische  Zieglerschule  In  Zwickau  soll  durch  einen 
zu  dicaem  /weck  begründeten  Verein  gebildet  werden.  Ziel  der 
Schule  sull  die  Ausbildung  von  Zic^clcibcamten  Ißr  die  sAchsischc 
Ziegelmdustiie  sein.    Die  Anregung  ist  eine  private.  -  - 

Ein  großes  Hotel  am  Potsdamer  Bahnhof  In  Berlin  wiul 
durch  die  A  -G.  Aschinger  auf  dem  Grundstücke  KöniggrÄt.-erstr.  139, 
128,  137,  136,  135  und  134,  sowie  Leipziger  platz  a,  4  und  5,  die  mit 
einem  Aufwände  von  H  Mi'l.  M  angekauft  wurden,  erstellen.  Die 
Bauarbeiten  beginnen  Oktober  1905;  neben  dem  Hotel  mit  gegen 
300  Zunmein  werden  umfangreiche  Kestaurationsraume ,  Kondi- 
toreien, ein  Weinbaus  usw.  angelegt  — 

Das  SchluUstück  der  Albulabahn,  die  Strecke  oteriiw  - 

St.  Moritz,  ist  nunmehr  auch  dem  Verkehr  übergeben  worden.  -  - 

Ein  Neubau  der  Baugewerkschule  in  Stuttgart  »oll  auf 
einem  von  der  Slaats-Finanzveiw altuug  von  Wuittcmbeig  fnr  den 
Preis  von  430000  M.  angekauften  Gelände  an  der  Cannstatter-, 
Sedan-,  Neckar-  und  MelzstraUe  in  Aussieht  genommen  sein,  wAh- 
rend  das  jetzige  Gebäude  der  Bangewerkn  hule  fllr  die  technische 
Hochschule  Vci Wendung  finden  sull  - 

Der  Neubau  des  Helliggelst-Spltales  am  Dom  Pedroplatz 
In  München  ist  durch  die  beiden  städtischen  Kollegien  bewilligt 
wurden.  Das  Spital  wirrt  na>  h  einem  Entwürfe  des  Hrn.  Stadt. 
Bit  H.  GrAssel  errichtet,  kann  016  Plleglinge  aufnehmen  und 
wild  eine  Bausummr  von  3,5  Mill  M.  beanspruchen,  Die  Bauzeit 
ist  auf  3  lahic  bemessen. 

Die  Erweiterung  des  Zentral-Gewerbemuseums  In  Düssel- 
dorf wurde  durih  rlic  Sladlvcroidiictcn  reit  einem  Aufwände  von 
470 000  M.  beschlossen.  — 

Ein  Achenbach-Brunnen  in  Düsseldorf  soll  aus  AnlaB  des 
ou  Geburtstages  des  Altmeisters  Andreas  Achenbach  1»  Sept.  100s) 
erneutet  weiden 

372 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Geh.  Brt.  S  a  r  r  c ,  vni  tr.  Bat  im 
Reichsanitc  fnr  die  Verwaltg  der  Ken  hseisciih  ist  z.  Geh.  Ob.-Bit. 
und  der  Reg, -Bmstr.  a.  D.  Bit.  Keim  ist  z.  Mai.  Garn  -Bauinsp.  in 
Kiel  ernannt. 

Den  Reg. -RAten  HMinghoff,  Fischer,  Geitel  und 
Groscbupp  beim  Kais.  Pat.-Amt  ist  der  Char,  als  Geh  Keg.- 
Kat  verliehen. 

Der  Garn. -Bauinsp.  Brt.  R  o  h  I  ( 1  n  j;  bei  der  litt-  des  XVII. 
Armee-Korp«  ist  z.  Int.  u.  Brt,  ernannt. 

Baden.  Dem  Bauinsp.  Hafner  in  Konstantiuopel  ist  die 
Erlaubnis  zur  Ann  u  1.  Tragen  des  ihm  verlieh  Kgl.  preutl  Krunen- 
Ordcns  IV.  Kl.  erteilt. 

Die  Wahl  des  Prof  Dr.  Schur  z.  Rektor  der  l'e.Tin.  Hoch- 
schule  in  Karlsruhe  für  das  Studienjahr  100415  l>estAtigt  und  der 
Hofrat  Prof.  Dr.  v.  OeehclhAuscr  ist  z.  tieh  Hofrat  ernannt 

Der  Brt.  Kuttruf  f,  Vorst  der  Eisenb.-  llauptweikst.  der 
Zeotralimp.  bei  d  Gen. -Dir  ,  Ob -Bauinsp  Speer  unl.  Verleih,  des 
Tit.  Bit.  und  der  Bahnbauinsp.  Hauger  in  Gernsbach  unt.  Verleih, 
des  Tit.  Brt.  sind  zu  Kollegial-Mitgl  der  Gen  -Dir.  der  Staatseisenb. 
ernannt. 

Ernannt  sind:  die  Reg.  Bmstr  Grimm  in  Karlsruhe  u.  Biclilcr 
in  Freiburg  unL  Verleih,  des  TiL  Bahnbauinsp.  zu  Zcutr.-lusp. 
der  Gen.-Dir.  der  Staatseisenb.;  die  Ing-PrakL  bei  d  Eisenb -Vei- 
waltg.  Leop.  Eichhorn  von  Knlshcim,  Arth  Lenz  in  Karlsruhe, 
Frz.  Schmitt  in  Heddesheim,  Karl  l.euUlcr  in  Mannheim  oml 
Roland  Gasteiger  in  Baden,  die  Ing.-Prakt.  bei  der  Wasser-  u 
Slraüenb -Verwallg.  Ed  Kieser  in  Emmendingen  und  Pb.  Gaber- 
ilicl  in  Donaueschiiigen  zu  Reg  Bnistrn 

Versetzt  sind',  die  Reg. -Bmstr.  Ganz  in  Eberbach  nach  Frei- 
barg u.  Messe  rsch  midt  in  Neustadt  nach  Eberbach.  —  Zugeteilt 
sind:  die  Reg.-Bmstr.  Eichhorn  der  Eisenb.  -  Bauinsp.  Freiburg, 
L e n  z  d.  Bauinsp.  in  Neustadt,  I. e u  U I  e  r  dem  Bahnbauinsp.  in  Bruchsal 
und  Gasteiger  der  Haiiisp  in  Basel 

Der  Ing.  Vlachos  in  Karlsruhe  ist  z.  Eisenb  log.  ernannt 
bei  der  Gen-Dir. 

Hessen.  Die  Reg. -Bfhr.  Alex.  Beer,  Konr.  Schnitzel- 
G  r  o  B  (Huchbf<  h.),  Ernst  Kraft,  Herrn.  W  i  c  k  m  a  n  n  (Eiscnbfch.) 
sind  zu  Reg  .-Bansin),  ernannt. 

Preuüen.  Dem  Dir -Rat  der  Pfalz.  Eisenb.  K  Möller  in 
Ludwigshafen  ist  der  Kote  Adler  Orden  III.  Kl.  verliehen. 

Die  Erlaubnis  zur  Anlegung  der  ihnen  verlieh.  nieht-preuO. 
Orden  ist  erteilt  und  zw.:  dem  Ob.-  u.  Geh.  BrL  Dr. -Ing.  Stubben  in 
Posen  des  Kgl.  bclg.  l.eopoldordcns,  dem  Reg. -Bmstr  a  D.  K  r  i  n  g  s 
in  Köln  a.  Rh.  des  PApstl.  Kreuzes  .Pro  ceclesia  et  Pontifice". 

Der  Reg-  u  Brt.  Eich  ist  z.  Geh.  Bit.  und  vortr.  Rat  im 
Minist  der  Offenll.  Arb  ernannt-  Der  Reg.-  u.  Brt.  Brandt  ist 
von  I.Oneburg  nach  Herlin  versetzt. 

Techn.  Hochschule  in  Aachen  Der  Senat  fflr  da» 
Studienjahr  1004,'*,  besteht  aus  dem  Rekl .  Geh.  Reg.-Ral  Piof  Dr. 
Borchers  und  den  Vorst  der  Abt  Prof:  Dr.  S  c  h  01  i  d  für 
Architektur,  llertwig  dir  Hauingenieurwesen,  Dr.  Rasch  lue 
Masch- Ingenieurweien,  Dr.  Wust  für  Bergbau  und  Hüttenkunde, 
Gell,  Reg -Rat  Dr.  Willlner  für  altgera.  Wissenschaften,  sowie 
den  Hrn.  Prof  ;  Geh. Reg.-Ral  Dr.  Briultt  u.  D(  Sommc  rleld, 

Der  Gell.  Reg -Rai  Prof.  Balkhausen  ist  z  Rektor  der 
Techn.  Hochschule  in  Hannover  für  die  Amtszeit  r .  Juli  100117  ernannt. 

IVr  Eiscnb.-Bau-  u.  Bctr-Insp  Heidensleben  in  Königs- 
in  Königsberg  ist  als  Vorst,  der  Eisenb  -  Bauabi  nach  Lotzen  versetzt. 

Der  Reg.-Bmstr.  Schmidt  in  Koshn  ist  z  Kgl.  Mel. -Bauinsp. 
das.  ernannt. 

Zur  Besclitftigung  überwiesen  sind  die  Reg -Bmatr. :  Bernh. 
Sic  vers  der  Kgl  EUeub.  -  Dir.  in  Posen  und  Sc  11  Hieben 
der  Dir.  in  Mugdcbuig 

Die  Keg-Hfhr.  Einst  H  r  a  11  n  aus  Met?,  Max  Pilgram  aua 
Bannen,  Joh.  Schröder  aus  Stade  und  Max  G  e  r  s  t  m  e  y  c  r  aus 
Fletzen  ( Masch. -Bfcb.l  sind  zu  Ree  Broslin.  ernannt. 

Sachsen.  Ihe  Reg. -Bfhr.  G.  Trüben  buch  aus  Chemnitz, 
A.  Meyer  und  O.  Kcmpe  aus  D.esden  Miid  zu  Reg-Bmstrn. 
lllochbfch  )  ernannt  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  K.J.  In  Weimar.  Selbstverständlich  haben  Sie  Recht. 
Die  Tragfähigkeit  der  Tr3ger  hangt  ab  von  ihrem  Widerstands- 
moment uud  zu  diesem  liefern  die  Flanschen,  deren  Masse  von  der 
Biegungsachse  weiter  entfernt  ist,  den  grotjeren  Anteil.  Die  Siege 
haben  bauplsAchlich  die  Oucrkrafte  aufzunehmen  Wenn  man 
bisher  die  Stege  verhAltnismftBig  stark,  die  Flanschen  schmal 
machte,  so  geschah  das  nur,  weil  dir  Watzti-chnik  noch  nicht 
genügend  fortgeschritten  war,  um  andere  Profile  herttellen  zu 
kiinneii-  — 

Anfragen  au  den  Leserkreis, 
t.  Welche  gute  Abhandlung  (Iber  Grcnzniaucrn  und  Nachbarn 
nach  dem  Bnrgerl  Gesctibuch  gibt  es'.'  H  V.  in  A 

3.  In  hiesiger  Stadt  soll  eine  unlei Ii di-rhe  Bedürfnisanstalt  ei- 
riclitet  werden.  Wir  tu»  hen  um  gefl.  Mitteilung,  in  welchen 
Städten  sich  derartige  muslcigiltige  Anstalten  befinden'.'  — 

Stadtl-auamt  in  R. 

Inhalt:  Z111  t  iai^r  der  l'ri:'« -t'.alcnn^  «I*  s  KarU|.!at/i"<  hi  Wirn  -- 
Wa»-«-rs-er*i.n:uii«  und  Kulw.ls-.  a,,,»  >l.  1  s.udt  ll.-lü-  .m  i.  T.  —  \'cr- 
ntischirs  —  Hm  Ii.  1.  Chi v iiik.  |Viso:ial  •  Na.-lirnNiei».  —  Brief-  und 
Kri.^i'«.*>tfn. 

Ilioi  /u  c-itu-  liililUcilayt-:  I»it-  l."ni«i-s1altuns  <lc>  Karlsplatzc«. 
in  Wien 


\rtlx,;  dr.  Ilriil-.lirn  U  .1,/ r:  I « 11 .  (.,  rr  Ul  )'■-<„,  V  .U  l<P.Uktion 
vrlantwonl.  AIL.n  1 1  .>  t  In  ;i  i  i.     Ji<   t>n|.  i  von  W.ü..  i.ievr,  Ücllin. 


Nu.  ,S9 

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5  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

}B  XXXVIII.  JAHRG.  N°-  60.  BERLIN,  DEN  27.  JULI  1904 


Bremische  Stadt-  und  Denkmal  fragen.  is<Muai 


|ic  Grundzüge  des  Entwurfes  des  Hrn.  Martin  Hall  er 
inllamburgzurErweiterungdesBremerKathauses, 
den  wir  in  unserem  voraufgegangenen  Artikel  be- 
rührten, den  der  Verfasser  jedoch  lediglich  als  einen 
„Beitrag*  zur  Lösung  der  Aufgabe  des  Stadthaus-Neubaues 
betrachtet,  liegen  einerseits  in  der  Bezeichnung  „Erweite- 
rung", anderseits  in  dem  Versuch,  die  PlatzgeMaltungen 
um  das  Kathaus  herum  in  anderer  Weise  zu  ordnen,  als 
es  bisher  durch  die  hierzu  gegebenen  Anhaltspunkte  mög- 
lich war.  Nach  der  Ansicht  Haller's  hat  der  verflossene 
Wettbewerb  für  den  Neubau  des  Bremer  Stadthauses  ge- 
lehrt, „daU  die  Aufgabe  bestehen  sollte  weniger  in  der 
Herstellung  eines  individuellen  Kegicrungs  -  Gebäudes 
„im  Anschluß  an  das  Rathaus",  als  vielmehr  in  einer 
pietätvollen  Erweiterung  de»  Kathauses  selbst,  d.  h. 
in  der  harmonischen  Anglicderung  neuer  Verkehrs-,  Kc- 
präsentations-  und  Geschäftsräume  an  dasselbe  und  in 
einer  feinen  künstlerischen  Abstimmung  der  Kontouren 
ihres  Grund-  und  Aufrisses  zu  der  vorhandenen,  an  archi- 
tektonischen Kunstwerken  so  reichen  Umgebung."  Def 
Verfav-er  sucht  an  der  Hand  der  S  375  wiedergegebenen 
Grundrisse  die  Möglichkeit  darzutun,  eine  von  den  bis- 
herigen Plänen  völlig  abweichende  Lösung  zu  erstreben 
und  ist  bemüht  zu  beweisen, 
daß  sich  mit  alleiniger  Ausnahme 
des  Staatsarchiven  ralle  Forde- 
rungen des  Bauprogramms  in 
einer  für  den  spateren  Betrieb 
praktischen,  zugleich  aber  sich 
au  das  alte  Rathaus  und  seine 
Umgebung  malerisch  und  monu- 
mental anschließenden  Grand« 
rißform  befriedigen  lassen. *  Wir 
müssen  es  uns  versagen,  auf 
die  Grundrisse  im  Einzelnen  ein- 
zugehen; ein  Blick  auf  sie  lehrt, 
daß,  wenn  sie  auch  noch  nicht 
als  die  letzte  Form  würden  gel- 
ten können,  auf  ihre  Kompo- 
sition doch  die  reiche  Erfahrung 
verwendet  ist,  die  ihr  Urheber 
bei  den  Arbeiten  für  das  Ham- 
burger Rathaus  sammeln  konnte. 
Maller  hält,  sicher  mit  Recht, 
die  gestellte  Aufgabe  für  eine  ma- 
lerische, für  welche  die  strenge 
Beobachtung  eines  bestimmten 
Bauprogrammcs  erst  in  die  zweite 
Linie  rücke.  Wer  die  Pflicht  em- 
pfinde, „ein  so  edles,  ihm  von 
den  Vorfahren  überkommenes 
Kleinod,  wie  es  das  Bremer 
Rathaus  ist,  tincnt-tcllt  seinen 
Nachkommen  zu  überliefern, der 
sollte  sich  auch  darüber  hinweg- 
setzen können,  wenn  an  dem  ge- 
planten Anbau  gewisse  prak- 
tische Wünsche  der  höhe- 
ren Kunst  zum  Opfer  fallen 
müssen."  Mit  anderen  Worten: 
es  ist  bei  dieser  Aufgabe  unter 
Umständen  der  strenge  Grund- 
satz architektonischer  Folgerich- 
tigkeit: des  Bauens  von  Innen 
nach  Außen,  mit  Rücksicht  auf 
die  tausendfältigen  Beziehungen 
zur  Umgebung  zugunsten  eines 
Bauens  von  Außen  nach  Innen 
•lu-nahmswei-czu  verlassen ;  und 
damit  kommen  wir  auf  den  Punkt, 
der  uns  in  erster  Linie  veranlaßt 
bat,  den  Halter'schcn  Vorschlag 
ausführlicher    zu  besprechen 


Haller  ist  der  Ansicht,  daß  für  die  Frage  des  Stadthaus- 
Neubaues  ganz  besonders  die  Ausschreibung  eines  Ideen- 
Wettbewerbes  am  Platze  gewesen  wäre,  welcher  der 
künstlerischen  Phantasie  des  Bewerbers  .freien  Spiel- 
raum innerhalb  weit  gezogener  Grenzen  "  lasse.  In 
der  Tat,  ie  mehr  man  sich  mit  dieser  Frage  beschäftigt, 
desto  mehr  kommt  man  zu  der  Ueberzeugung,  daß  die- 
selbe ein  nicht  für  sich  auszulösender  Bestandteil  einer 
ganzen  Kette  von  Fragen  ist,  die  sich  um  das  alte  Kat- 
haus  und  seine  Umgebung  legen  und  die  so  eng  in  einander 
eingreifen,  daß  es  Künstlerisch  unmöglich  erscheint,  eine 
einzelne  für  sich  gesondert  zu  behandeln.  Haller  hat  durch 
seinen  Vorschlag  gezeigt,  daß  z.  B.  auch  für  den  Kaiser 
Wilhelm  -  Platz  diese  L  nmöglichkeit  besteht,  wenn  man 
die  bisherigen  einengenden  Bedingungen  für  den  Neu- 
bau des  Stadthauses  verläßt,  was  er  als  tunlich,  ja  als 
allein  zweckmäßig  nachgewiesen  hat,  und  für  die  Neu- 
anlagen eine  Freiheit  läßt,  die  nicht  durch  Bedingungen 
materieller  Art.  sondern  lediglich  durch  die  künstlerischen 
Beziehungen  der  in  Wechselwirkung  tretenden  Umgebung 
begrenzt  ist.  Als  ein  glühender  Verehrer  jenes  wunder- 
samen Stfldtcbildes,  waches  uns  in  Bremen  mit  dem  alten 
Rathause  als  Mittelpunkt  erhallen  ist,  mochte  ich  daher 


Kntwurf  f(lr  <Uf  Hremei  StaJlhju»  von  Frau»  Thyrint  in  (.loÖ-l.irhtcrtcl'lc 


37* 


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dem  Haller'schen  Wunsche  der  „weit  gezogenen  Grenzen" 
insofern  beitreten,  als  ich  es  für  eine  künstlerische 
Notwendigkeit  halte,  bei  den  Lösungsversuchen  für  die 
Schaffung  neuer  Räume  für  die  Stadtverwaltung,  mag  man 
diesen  Vorgang  nun  Erbauung  eines  neuen  Stadthauses  oder 
Erweiterung  des  alten  Rathauses  nennen,  die  ganze  Kette 
von  Fragen  —  als  da  sind  Gestaltung  des  Kaiser  Wilhelm- 
Platzes  an  der  südwestlichen,  nordöstlichen  und  gegebenen 
Falles  an  der  südöstlichen  Seite,  Straßcndurchlcgung  zwi- 
schen Kaiser  Wilhelm-Platz  und  Domshof  oder  Hofanlage 
nach  Haller,  Umbau  des  vorderen  Teiles  der  Börse  mit 
möglichster  Schließung  des  Marktplatzes  an  der  Südseite, 
F.rbaunng  des  Stadthauses,  Versetzung  des  Teichmann- 
Brunnens  und  Umgestaltung  des  Domshofes  sowohl  in 
seiner  PI  atz  flache  als  auch  in  den  Platzwandungen,  ge- 
gebenen Falles  die  Frage  der  Teilung  des  Domshofes  oder 
seiner  Verkleinerung  —  zugleich  und  zwar  als  eine  nicht 
einheitliche,  aber  doch  von  einem  leitenden  Gedanken 
getragene  Aufgab«  in  Angriff  zu  nehmen.  Dabei  wäre 
der  Bedarf  an  neuen  Räumen  für  die  Staatsverwaltung 
aufzustellen,  es  aber  dem  Bewerber  zu  überlassen, 
was  davon  er  für  eine  Angliedcrung  an  das  alte  Rathaus 
und  in  seine  künstlerischen  Plane  passend  auswählen  und 
was  er  etwa  an  anderer  Stelle  unterbringen  will.  Nur  einen 
im  Zeichen  dieser  weitgehenden  Freiheit  ausgeschriebenen 
Ideen- Wettbewerb  halte  ich  für  erfolgreich  und  ich  will 
nicht  unterlassen,  darauf  hinzuweisen,  dal)  dieser  größere 
Plan  der  Vereinigung  und  Zusammenfassung  aller  das 
Stadtzentrum  von  Bremen  bildenden  künstlerischen  Fragen 
auch  in  Bremen  selbst  von  gewichtigen  Persönlichkeiten 
schon  erörtert  worden  ist.  Dabei  wäre  der  Hauptwert 
auf  den  Gedanken,  nicht  auf  die  Darstellung  zu  legen; 
für  die  letztere  wäre  ein  Mattstab  zu  wählen,  der  eben 
roß  genug  ist,  die  künstlerischen  Absichten  eines  Vcr- 
issers  mit  voller  Klarheit  erkennen  zu  lassen.  Die  Preise 
hätten  sich  in  einer  so  ansehnlichen  Höhe  zu  bewegen,  daß 
auch  vielbeschäftigte  bewährte  Kräfte  in  dem  Anreiz  durch 
die  Aufgabe  selbst  eine  Verstärkung  desselben  durch  die  gün- 
stigen materiellen  Bedingungen  des  Wettbewerbes  fänden. 

Einer  Teilfrage  dieser  größeren  Fragekette  ist  auch 
Hr.  Architekt  Franz  Thyriot  in  Groß-I.ichtcrfcldc,  der 
an  dem  Wettbewerb  um  das  neue  Stadthaus  mit  dem 
Entwurf  „Historie"  beteiligt  war,  in  einer  Zuschrift  an  die 
Redaktion  näher  getreten:  der  Frage  der  Trennung  des 
alten  Rathauses  von  seinem  Erweiterungsbau  durch  eine 
Turmanlage,  etwa  nach  der  Abbildung  auf  der  umstehenden 
Seite.  Wir  hatten  uns  der  Ansicht  nes  Preisgerichtes  an- 
geschlossen, nach  welcher  ein  Turm  in  einer  etwa  ein- 
springenden Ecke  zwischen  altem  und  neuem  Bau  zu  ver- 
meiden sei  und  beharren  auch  gegen  Thyriot  darauf. 
Hr.  Thyriot  nimmt  den  Standpunkt  eines  Beschauers  auf 
der  gegen  den  Dom  gewendeten  Treppe  des  Börsen- 
durchganges an  und  führt  aus: 

„.Dieser  Standpunkt  ist  derjenige,  von  welchem  der 
ungenannte  Verfasser  eines  bezüglichen  Aufsatzes  in 
No.  123  der  Ncumeister'schcn  Konkurrenz  ■  Nachrichten 
bemerkt,  daß  von  hieraus  „wir  Lebenden  demnächst  und 
kommende  Geschlechter  in  derZukunft  zu  beurteilen  hätten, 
ob  der  Stadthausbaumeister  seiner  Aufgabe  gewachsen  war. 
Diesen  Standpunkt  werde  man  nach  vollendetem  Neubau 
in  glcichgiltigcr.  gehobener  oder  deprimierter  Stimmung 
verTassen  "    Dem  ist  durchaus  beizupflichten. 

Es  soll  damit  nicht  etwa  gesagt  sein,  daß  die  übrigen 
Ansichten  des  neuen  Stadthauses  zu  vernachlässigen  seien 
—  insbesondere  würde  auch  die  Ausbildung  der  Ansicht 
nach  der  Liebfrauenkirche  besonderer  Durcharbeitung 
bedürfen  —  sondern  es  sei  hierdurch  nur  darauf  hin- 
gewiesen, daß  die  architektonische  Lösung  von  dem  er- 
wähnten Standpunkt  aus  deshalb  die  meisten  Schwierig- 
keiten bietet,  weil  Rathaus-  und  Stadthausansichten  von 
der  Börse  aus  im  größten  Umfang  dem  Beschauer  zugleich 
sich  darstellen. 

Das  Programm  forderte,  daß  in  dem  Neubau,  welcher 
mehr  als  das  Doppelte  an  bebauter  Grundflache  gegen- 
über dem  alten  Hause  aufweist,  u  a.  ein  größerer  Reprä- 
sentaüons-Saal  und  kleinere  Säle  und  Nebenräume  ge- 
schaffen werden  sollten,  welche  in  innigem  Vereine  mit 
der  oberen  Halle  des  Rathauses  als  Festräume  zu  dienen 
hätten.  Den  Zugang  zu  diesen  Sälen  sollte  eine  Haupt- 
treppe vermitteln,  welche  ebenfalls  in  den  Neubau  zu 
verlegen  war.  Es  mußte  also  ein  organischer  innerer 
Zusammenhang  zwischen  beiden  Gebäuden  geschaffen 
werden  und  die  weitere  Forderung,  daß  das  neue  Stadt- 
haus sich  dem  alten  Rathausc  in  seiner  äußeren  Er- 
scheinung „zu  einem  harmonischen  Gesamtbilde  an- 
schließen" solle,  war  eigentlich  selbstverständlich,  wenn 
anders  überhaupt  eine  baukünstlcrischc  Losung  erwartet 
wurde,  welche  in  ihrer  äußeren  Erscheinung  den  inneren 

37^ 


Organismus  und  die  Bedeutung  der  einzelnen  Bauteile 
klar  wicderspiegeln  mußte.  Es  handelte  sich  nicht  darum, 
dem  alten  Hause  einen  beliebigen,  irgend  einem  beson- 
deren Zwecke  dienenden  Neubau  anzugliedern,  sondern 
es  sollte  eine  innige  Verschmelzung  der  Grundrißge- 
staltung von  Altbau  und  Neubau  stattfinden  und  die  Auf- 
gabe mußte  lauten,  für  diese  neue  Baugruppe  -  Rat- 
haus plus  Stadthaus  —  auch  im  Aeußeren  entsprechende 
architektonische  Ausdrucksmittel  zu  finden. 

Ich  war  daher  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  daß 
die  langgestreckte  neue  Baugruppe  Rathaus  plus  Stadt- 
haus einen  beide  beherrschenden  Baukörper  erheische, 
daß  dies  nur  durch  einen  Turm  geschehen  könne  und 
für  diesen  die  einspringende  Ecke  zwischen  Rathaus  und 
Stadthaus  die  gegebene  Stelle  sei. 

Auch  sollte  der  Reprasentationssaal  des  Neubaues  in 
der  äußeren  Erscheinung  einwirken,  damit  der  letztere 
nicht  als  ein  nüchterner,  allein  Vcrwaltungszwcckcn 
dienender  Bau  erscheine,  der  er  ja  tatsächlich  nicht  ist. 
Die  Lage  des  betreffenden  Saales  an  der  Ecke  nach  dem 
Dome  hin  ermöglichte  auch  die  Durchführung  der  Haupt- 
gesimshöhe des  Rathauses  wenigstens  für  cliesen  neuen 
Bauteil  und  ein  Anklingen  des  großen  Fenstermotivs 
des  Saales  an  dasjenige  der  oberen  Rathaushalle.  Das 
Preisgericht  war  der  Meinung,  daß  der  Uebergang  zwi- 
schen beiden  Gebäuden  an  dem  genannten  Punkte  am 
besten  durch  einen  niedrig  gehaltenen  Baukörper  erfolge, 
um  die  Grenze  zwischen  Rathaus  und  Stadthaus,  also 
zwischen  Altem  und  Neuem,  klar  festzulegen.  Betont  aber 
ein  solcher  Baukörper  von  geringer  Höhe  zwischen 
Bauteilen  von  bedeutender  und  gleicher  Höhcnent- 
wicklung  nicht  vielmehr  das  Trennende  als  das  Einende, 
müssen  wir  nicht,  um  den  nunmehr  engen  inneren  Zu- 
sammenhang auch  im  Aeußeren  zum  Ausdruck  zu  bringen, 
den  einenden,  beide  Gebäudeteile  Überragenden  Baukörper 
einführen?  Es  ist  zu  befürchten,  daß  ohne  die  Einführung 
eine«  solchen  ein  Neubau  des  Stadthauses,  selbst  wenn 
er  allen  anderen  zu  stellenden  Forderungen  entspräche 
und  an  sich  als  reifes  Kunstwerk  sich  darstellte,  dem 
Beschauer  von  der  Börse  her  das  gleiche  trostlose  Bild 
im  flauen  Zusammenfluß  der  L'mrißhnien  der  beiden  Ge- 
bäude bieten  würde,  wie  es  der  heutige  Zustand  zeigt. 

Die  Höhenentwicklung  des  Turmes,  die  für  den  ge- 
wählten Standpunkt  nicht  in  der  Wucht,  mit  der  er  von 
hier  aus  auftritt,  notwendig  wäre,  ist  bestimmt  mit  Rück- 
sicht auf  eine  beherrschende  Wirkung  auch  von  den  an- 
deren Fronten,  namentlich  vom  Domshofc  her. 

Nun  wird  eingewendet  werden,  daß  dieser  wuchtige 
Turm  in  der  Erscheinung  des  Rathauses  am  Marktplatz 
mitwirke  und  in  das  altbekannte  vertraute  Bild  ein  Moment 
einführe,  welches  vom  allen  Meister  nicht  gewollt  ge- 
wesen und  das  sich  nun  anmaßend  hinzudränge.  Es  wäre 
zu  entgegnen,  daß  die  bewußt  schlichte  und  ernste  Aus- 
bildung des  Turmes  so  gegensätzlich  zu  den  reichen  For- 
men des  Rathauses  auftritt,  daß  niemand  auf  den  Gedan- 
ken kommen  wird,  man  »ei  mit  mangelndem  Zartgefühl 
und  anderen  als  zwingenden  Gründen  der  Schöpfung  des 
alten  Meisters  zu  nahe  getreten;  zudem  wächst  der  Turm 
für  den  Beschauer  vom  .Marktplatze  her  erst  hinter  der 
steilen  Rathausfirst  heraus.  Die  Wahl  eines  Turmes  wurde 
nun  auch  noch  von  verschiedenen  Seiten  aus  dem  Grunde 
verworfen,  weil  die  Umgebung  des  Rathauses  und  des 
Stadthauses  bereits  eine  Anzahl  Türme  aufweise  und  eine 
Kollision  dieser  Aufbauten  mit  einem  etwaigen  neuen 
Turm  im  perspektivischen  Bilde  zu  befürchten  sei. 

Infrage  kämen  hierbei  die  Domtürme  und  der  Turm 
der  Liebfrauenkirche  in  der  Richtung  ungefähr  von  Nord- 
west nach  Südost.  Indessen  zeigt  ein  Blick  auf  den  Lage- 
plan, daß  in  dieser  Richtung  nur  ein  so  naher  Standpunkt 
zur  Würdigung  eines  der  betreffenden  Bauwerke  möglich 
ist,  daß  der  dahinter  liegende  Turm  nicht  oder  nur  un- 
wesentlich in  dem  betr.  Bilde  mitwirkt."*  — 

Und  nun  für  heute  zur  letzten  der  dieses  Zentrum 
betreffenden  Fragen:  der  Aufstellung  des  Bismarck- 
Denkmales.  \\  ie  eine  Erlösung  ging  es  durch  die  Reihen 
aller  derer,  welche  die  bisherige  Entwicklung  des  Denk- 
malwesens im  Norden  von  Deutschland  mit  Schmerzen 
begleiteten,  als  sie  Kunde  von  dem  Protest  gegen  die 
Schablone  bekamen,  der  in  der  Lösung  auch  der  Bremer 
Bismarck-Detikmalfrage  erblickt  werden  darf.  Bürgerschaft 
und  Senat  von  Bremen  haben  das  Geschenk  des  Aus- 
schusses für  das  Bismarck-Denkmal  angenommen,  dieses 
Denkmal  als  ein  Reiterstandbild  auf  hohem  Sockel  aus- 
zuführen, und  es  in  etwa  5™  Abstand  von  der  Nordseile 
des  nördlichen  Kointurmes  so  aufzustellen,  daß  Bismarck 
auf  den  Marktplatz  blickt  Ks  bestand  in  Bremen  von  An- 
fang an  der  Gedanke,  für  die  aus  Beiträgen  gesammelte 
Summe  von  320000  M  durch  .Meisterhand  ein  Denkmal 

No.  60. 


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schaffen  zu  lassen,  welches  sowohl  durch  sich  selbst  wie 
durch  die  Art  seiner  Aufstellung  neue  künstlerische  Wir- 
kungen darbiete.  Man  wandte  sich  zu  diesem  Zweck  an 
den  deutschen  Meister,  der  durch  seine  bisherigen  Arbeiten 
Zeugnis  davon  abgelegt  hatte,  dull  er  am  ehesten  in  der 
l-agc  war,  in  einem  Denkmal  nicht  allein  das  bildnerische. 


sondern  auch  das  grol 
sehen  Inhaltes  zu  vere 


;edachtc  Moment  des  arrhitcktoni- 
an  Adolf  Mildebrand  in 


1.0BCRGCSGH0SS. 


Entwurf  für  da«  ßrrmer  Sta<lthaoi  von  Architekt  Martin  Hallei  in  Hamburg 


Manchen.  Bremen  ist  nicht  reich  an  Platzen  für  ein  Denkmal 
von  solcher  Bedeutung  und  Ligenart;  ein  Versuch,  ein  Bis- 
marck-Denkmal auf  dem  Domshof  in  Form  eines  Obelisken 
mit  davor  stehender  Gestalt  des  Kanzlers  zu  errichten, 
mulite  verlassen  werden,  da  der  Gedanke  Niemanden  zu 
begeistern  vermochte.  So  erinnerte  sich  Hildebrand  des 
Gattamelata  in  Padua  und  des  l/ollconi  in  Venedig.  Es  steht 
auf  der  kleinen  Piazza  del  Santo  in  Padua,  vor  der  Kirche 

27  Juli  190». 


S  Antonio,  jenes  Wunderwerk  des  Donatcllo,  von  welchem 
Vasari  sagt,  daß  in  ihm  das  Schnauben  und  Brausen  des 
Streilrosses  und  die  energische  Haltung  und  das  unge- 
stüme Leben  des  Reiters  mit  gr&Uter  Wahrheit  dargestellt 
seien  und  dali  in  ihm  ein  Meisterwerk  geschaffen  wurde, 
welches  dem  jedes  antiken  Künstlers  an  die  Seite  gestellt 
werden  könne.  Und  es  reitet  auf  dem  hohen  Postamente 
von  Leopardi  auf  dem  Hofe  vor  SS.  Giovanni  e  Paolo  der 

 CondotticrcBarto- 

lommeo  Colleoni 
des  Andrea  del  Ve- 
rocchio  mit  einer 
so  ungebandigten 
Kraft  daher,  dal! 
es  aussieht,  als 
wolle  er  die  Enge 
desklcinenPlatzes 
sprengen.  Es  be- 
steht kaum  ein 
Zweifel  darüber, 
datt  die  über- 
wältigende Wir- 
kung dieser  bei- 
den Denkmäler 
neben  der  unge- 
stümen Kraft,  die 
aus  ihnen  selbst 
kommt,  z.T.  in  der 
Enge  des  Auf- 
stellungsortes 
beruht.  Deshalb 
waren  diese  Vor- 
bilderdemMcister 
Hildebrand  sosehr 
willkommen,  ihm 
Gedanke  und  An- 
regung für  das 
ihm  anverirautc 
Denkmal  für  Bis- 
marck in  Bremen 
zugeben.  Denn  es 
sollte  kein  Denk- 
mal werden,  wie 
es  hundert  andere 
Städte  schon  be- 
sitzen und  wenn 
1  lamburg  seinen 
Bismarck  -  Roland 
erhält,  so  wollte 
auch  Bremen  sei- 
nen Bismarck  der 
Alltäglichkeit  ent- 
rückt sehen.  Die 
Dom  -  Gemeinde 
hatte  ihre  Ein- 
willigung zur  Auf- 
stellung unmittel- 
bar neben  dem 
Dome  an  einer 
Stelle  gegeben,  an 
die  Niemand  ge- 
dacht hatte  und 
die  doch  von  allen, 
die  bis  dahin  in- 
fragc  gekommen 
waren,  denen,  die 
künstlerisch  zu 
empfinden  ver- 
mochten, als  eine 
Stelle  erschien, an 
welchereiii  I  lilde- 
braiid'si'her  Bis- 
marck auf  star- 
kem Streitroü  von 
hohemSockel  her- 
ab mehr  und  ein- 
dringlicher zum 
Volke  sprechen 
konnte,  als  von 
irgend  einer  ande- 
ren Stelle  und  in 


irgend  einer  anderen  Form  Der  :r«it.'ii;e,  (tir  die  Ewigkeit 
geschaffene  Turm  des  edlen  Gotteshauses  bildet  den 
schönsten  llintercrund  für  das  Denkmal  des  Manne--, 
dessen  Munde  in  einer  grutJcn  Stunde  da-  eherne  Wort 
entströmte:  „Wir  1  'ciiNchc  fürchten  dott.  aber  -onst  mchN 
in  der  Welt.'"  und  der  damit  ein  so  stolz-demütiges  Zei- 
chen seines  unbedingten  Gotlvertraucns  ablegte.  Natür- 
lich gingen  die  Wahl  von  Denkmalform  und  Aufstellungsort 

375 


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nichl  ohne  Widerspruch  vor  sich  Es  gibt  immer  Stimmen, 
welche  in  der  Oeffentlichkeit  gehört  werden  wollen,  die 
in  dem  Abweichen  von  der  Schablone  einen  Frevel  er- 
blicken, für  den  ihr  vermeintliches  Verantwortungsgefühl 
stark  entwickelt  Ut.  F.s  ist  gelungen,  sie  in  diesem  Falle 
ru  überstimmen  und  an  Ilitdebrand  wird  es  nun  liegen. 


sie  auch  zu  überzeugen.  Hamburg  und  Bremen  aber 
sind  für  die  deutsche  [lenkmalkunst  des  Nordens  die 
Statten,  an  welchen  diejenigen  ihrer  Werke  eine  Zuflucht 
finden,  welche  einst  in  der  Geschichte  noch  zu  uns  sprechen 
werden,  zu  uns  sprechen  werden  im  HorazLschcn  Sinne 

Albert  Hofmann. 


Preisbewerbungen. 
Zu  einem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  neues  Volks- 
schulgeb aude  In  Vegesack  bei  Bremen  sind  27  Arbeiten  ein- 
gelaufen. Den  I.  Preis  von  1000  M,  errant;  der  Entwurf  „An 
der  Weser"  des  Hrn.  Herrn.  Lang  in  Geestemünde;  den 
II.  l'reis*  von  500  M.  der  Entwurf  „Zwei  Ringe"  der  Hrn. 
Abbchusen  &  Blcndermann  in  Bremen.  Zum  Ankauf 
für  je  250  M.  empfohlen  wurden  die  Entwürfe  „Sparsam" 
des  Hrn.  Otto  Stoop  in  Hamburg,  „Der  Jugend  das  Beste" 
des  Hrn.  Hans  Lassen  in  Bremen  und  „Vcgebucl"  der 
Hrn.  Emmingmann  At  Petersen  in  Berlin.  Dem  Preis- 
gericht uehörten  als  Architekten  an  die  Hrn.  F:  Weller- 
mann und  Dir.  E.  Högg,  beide  in  Bremen.  — 


Bücher. 

Historischer  Reisebegleiter  für  Deutschland.  Von  A  v  Hof- 
mann. I.  Heft  Das  GroBhcrzogtum  Baden  und  das 
Groüherzogtum  Hessen  südlich  des  Mains.  Karlsruhe 
1904.  -A.  Bielefeld'«  Hofbuchh.  (Liebermann  fV  Cie.) 
Das  Buch  will  dem  Reisenden  für  die  Geschichte  der 
von  ihm  besuchten  Länder  und  Städte  ein  zuverlässiger 
Begleiter  sein,  der  Hinweise  auf  Entwicklung  und  Zu- 
sammenhange gibt.   Auf  der  Oertlichkcit  oder  auf  genea- 
logischen Beziehungen  beruht  meistens  die  politische  Be- 
deutung kleiner  Orte.  Daher  will  der  Verfasser  diese  zu- 
erst darlegen,  denn  Denkmäler  sind  immer  erst  eine  Folge 
von  Geschichte.    Ein  beachtenswerter  Gedanke ' 

Der  Muslkraum  in  der  Welt- Ausstellung  St.  Louis  1904  von 
Prof.  Hermann  Billing  in  Karlsruhe.   Verlag  von 
Jul.  Hof  (mann  in  Stuttgart.    Pr.  2  M. 
Als  eine  Stätte  künstlerisch -geselliger  Anregung  und 
Erholung  aufgefaßt,  hat  Billing  dem  von  ihm  ausgestellten 
Innenraum  für  Musik  auf  der  Welt-Ausstellung  von  St. 
Louis  eine  Mittelstellung  zwischen  Festlich  -Getragenem 
und  Wohnlich-Behaglichem  zu  geben  versucht    Die  An- 
lage des  Raumes  ist  eine  basilikaartige;  es  sollte  der 
Grundion  einer  leise  an  das  Feierliche  des  Kirchenraumes 
anklingenden  Stimmung  angeschlagen  werden  und  das 
scheint  nach  der  vorliegenden  hübschen  Veröffentlichung 
auch  erreicht  zu  sein.  Der  Raum  ist  ein  feines  Werk  der 
deutschen  Kunst  des  Inneren.  — 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 

Schlotke,  J„  Dir.  a.  I).  Die  Kegelschnitte  und  ihre  wich- 
tigsten Eigenschaften  in  elementar-geometrischer  Rehandlang. 
Mil  iso  Fig.  Drcsdeu  1903  Geih.  Kohlmann  Pf  3,10,  geb.  3,40 M. 

Di.  Schwaighofen  Hans  Die  Grundlage"  der  Preis- 
bildung im  elektrischen  Nachrichten- Verkehr.  München 
190a.    J.  I. inilauer  »che  Buchh.  (Schoppingi. 

Slewers,  P.  H.Rc-i;.. Bmstr.  M  ec  h  a  ni  1  m  u  s  und  <  >  1  na  ni  am  u  ». 
Km  Versuch  zur  Erklärung  der  Lcbcnstätigkeit  Essen  a  K. 
1004,    G.  D,  Baedeker.    Pr,  i.ao  M. 

Kr  Stegmann,  Hans,  Konservator.  Meister  wcrkederKunat 
und  desKunitgewerbes  vom  Mittelalter  bis  zur  Zeit 
de»  Rokoko.  100  Lichtdr.-Taf.  mit  Erlautergn  Liefrg.  I,  Lübeck 
1904.  Bernliaid  Nohtiog.  Subskriptiunspr.  4  M  ,  Eiuzclpr.  5  M. 

Stoffler,  Einst  Die  Kalksandstein-  Fabrikation.  Mit 
100  Abb  11  3  Tat   Berlin  1904   Toninduslrie-  /eilung.  Pr.  ;M. 

Die  Königliche  le 1  h  n 1 s  c  h  c  llo/hichule  zu  Berlin 
39  photogr.  Aufnahmen  nebst  erläuterndem  Text,  einem  1-agc- 
plan  und  1  Grundrissen.  Berlin  1903.  Rud.  Miickcnberger. 
Pr.  a  M 

Dr.  WeyL,  Th     Die  Assanierung  von  Zürich  mit  41  Textf-n 

und   10  Tal  —  Fortschritte  der  Ingenieur  -  Wissenschaften. 

a  Gruppe,  10.  Hell.  —  Leipzig  1903.    Wilh.  F.ngclmann. 
Witzeck,  Otto.     I  c  c  Ii  n  i  s  ■  h  c   F.  r  h  o  1  u  11  g  e  n.    Leipzig  1904 

J.  G  Bachs  Yeilag  (F.  F.  Köhlen 
WolfT-Beckh,  Bruno,    loh   F  r  1  0  d  r.  B  o  1 1  g  c  r ,  dci  deutsche 

Erfinder  des  Porzellans    Mit  Porträt    Steglitz  1903.    Fr.  G. 

B.  Wolff-Beckh.    Pr.  1  M 
—    Das  Recht  de»   bildenden  Kiinatlers  und  des 

Kun»tgc  werbetreibenden.    Steglitz  1903    Fr.  G.  B 

Wolff-Beckh.    Pr   i.ao  M. 
Zimmermann,  Wilh  ,  Chemiker  u,  Lehrer.    Ds»  Beizen  und 

F'llrben  des  Holzes.    Ein  Hand-  u.-d  Hilfsbuch  zum 

frakt.  Gebrauche  für  Tischirr,  Maler,  Drechsler,  Klavier  - 
abrikanlen.  Architekten  u  kunslgewribl.  Schulen.  Barmen 
Wilh.  Zimnieimann.    IV  i,yj  M.  — • 
Dr.  Beck,  Recht.  Wirtschaft  und  Technik.    Em  Betrag 
zur  Frage  der  Iiigenieut  au-bitdung,    Wescntl.  er  weit  Son- 
derdrrjck  aus  der  Zeil*-"!!!,  de*  \'er.  deutscher  Ingenieure. 
Dresden  1904     (>  V  IWhmcrt.    Pr  00  Pf 
Bernhard.  Arnold.    I)  i  e  G  r  a  1  «  b  11  r  g     l nie  I  cbcni  -  1>m -Iitune. 
Sttatlburg  1904.  J  H  Kd.  Heit.-  iHrit/  .V  Mmdeh    Pr  i,»M 

376 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Dem  Eiscnb-Bau-  u.  Betr.-lnsp.  Antony 
in  Schlcitstadt  ist  der  (  har.  als  Brt.  mit  dem  per  Söul.  Range  eines 
Rate*  IV  Kl.  verliehen, 

Der  Mar -Garn  Bauiitsp  Brt.  Hageo  ist  z.  Mar -Int  -  u.  Brt  , 
der  Mar  -Bmstr.  S  c  h  i  r  ni  e  r  z.  Mar. -Brt.  für  Schiffb.  und  die  Mar- 
Bftir  Sieg  uud  S  a  I  f  e  I  d  sind  zu  Mar  -Masch  -Brnstrn.  ernannt 

Preuflen.  Dem  Geh  Keg.-Rat  Prof  Otzeo,  Präs  der  Akademie 
der  Künste  in  Berlin  ist  der  Rote  Adler -Oiden  II.  Kl  verliehen. 

Der  Mel.-Bauinsp.  Brt-  D  e  n  e  c  k  e  in  Marienwerder  ist  1.  Reg  • 
D.  Brt-  ernannt.  —  Der  Reg.-  u-  Brt.  Kentein  ist  von  Manen- 
werder nac  h  Liegnitz  versetzt. 

Dem  Eisenb  -Bau-  u.  Betr.-lnsp.  a.  D.  v.  Beyer  in  Pose»  ist 
der  Char,  als  Kgl.  Brt  verlieben. 

Vernetzt  sind :  Der  Eisenb  -Bau-  u.  Betr.-lnsp.  Barth  in  Mainz 
als  Vorst  d.  Eiscnb.-Bauabt-  nach  Seu8;die  Reg.-Bmstr.  Henschke 
von  Berlin  narh  Osterode  i.  Pr.  und  Schocken  von  Königsberg 
nach  Naugard.  —  Zur  Beschäftigung  fiber  wiesen  sind  die  Reg  - 
Bmstr.:  Gehm  der  Reg.  in  Stettin,  Aefcke  und  Welz  der 
Reg.  in  Schleswig  bezw.  Stralsund 

Die  Reg  -  Bfor.  Thend  v.  L  0  p  k  c  aus  Hermannsburg,  Artur 
Srhroeder  aus  I-auchstedt  und  Karl  Gerhardt  aus  Wies- 
baden (Hochbfcli.i,  —  Paul  Oiisinn  aus  Schloßvippach  (Waaser- 
u.  Straflcnblch),  —  Leop.  Sarrazin  aus  Rotehau»  u.  Gg.  Witt 
aus  l.öbau  (Eiseubfcb.),  —  Karl  Keudcl  aus  Witten  and  Olto 
Maller  aus  Vorsfelde  (Masch, -Bfch  I  sind  zu  Reg  -Brostin  ernannt. 

Den  Re^-Bmslrn.  Bendixen  in  Altons,  Fei  Kröger  in 
Breslau  und  biemering  in  Berlin  ist  die  nachges.  Entlass.  aus 
dem  Staatsdienst  erteilt. 

Eisenb.-Bau-  u.  Betr  -Insp.  K  r  e  ke  le  r  in  Alienstein  Ut  gestorben. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  P.  In  PleO.  Die  .Leitsätze  fOr  den  Eisenbetonbau', 
die  vom  Verbände  deutsch.  Aren.-  und  Ing.-Vereine  in  Gemein- 
schaft mit  dem  Deutschen  Beton-Verein  aufgestellt  worden  sind, 
und  die  neuen  .Bestimmungen"  des  preuO.  Minist,  d.  oflentl,  Arbei- 
ten geben  für  die  Flage  .wie  die  unvermeidlichen  Arbeitsunter- 
brechungen  zu  disponieren  sind*  deswegen  keiue  Auskunft,  weil 
diese  Unterbrechungen  selbstverständlich  so  angeordnet  werden 
müssen,  daü  darunter  der  Zusammenhang  der  Konstruktion  und 
die  Tragfähigkeit  nicht  leiden.  Kein  sachverständiger  Unternehmer 
wild  daher  Deckenplatten  anders  als  in  voller  Stärke  ohne  Unter- 
brechung herstellen,  sodaB  also  nur  lotrechte  Fugen  bei  Arbeitsanter- 
brechunren  entstehen  Eine  in  mehreren  Lageo  mit  Arbeitspausen 
hergestellte  Deckenplatte  wurde  eine  höchst  mangelhafte  Aus- 
führung sein.  Ueber  die  eigentliche  Deckenplatte  wird  nun  aber 
häufig  aus  verschiedenen  Gründen  noch  eine  Betonschicht  aufge- 
bracht, die  jedoch  nicht  mittragen  soll.  Diese  wird  man  nach- 
träglich aufbringen  dürfen,  wenn  es  natürlich  auch  besser  ist,  die 
Aufbringung  bald  nach  Fertigstellung  der  Deckenplatte  vorzunehmen, 
Ebenso  wird  man  den  Zementestrich  aus  praktischer  Rücksicht 
spater  herstellen.  Vielleicht  handelte  es  sich  bei  den  Ihnen  vor 
schwebenden  Ausführungen  um  solche  Deckschichten. 


Hrn.  E.  Sch.  In  Stoppenberg.  Nicht  angestellte 
im  Kommunaldienst  mit  weniger  al>  3000  M.  Jahreseinkommen,  die 
nicht  nur  im  Bureau  arbeiten,  sondern  auch  mit  der  Kontrolle  von 
Bauten  betraut  sind,  unterliegen  ebenfalls  der  Unfsllvcrsichcrungs- 
pflicht  nach  %  1  des  Gew. ■  l'nfallversicherungs-Gesctzcs  nach  der 
Fassung  vom  30.  Juni  1900  UntcrläGt  die  Gemeinde  die  Versiche- 
rung, so  kann  sie  bis  zur  Höhe  derjenigen  Betrage  haftbar  gemacht 
werden,  die  der  Verletzte  aufgrund  des  Uafallversichcrungs-Geselzes 
zu  beanspruchen  gehabt  hätte.  Auf  weitere  Einzelheiten  können 
wir  im  Rahmen  einer  Briefkasten-Beantwortung  nicht  eingehen.  — 
Hrn.  Fr.  M.  In  Bochum.  Wir  nennen  Ihnen  ausnahms- 
weise für  Rohrposteinrichtungeii  in  Geschäftshäusern  die  Firmen 
Tflpffer*  Schädel,  Beilin.BernburKer.tr.  ai.  Mix  St  Genest, 
Berlin  W.  Rulowstr.  63-67  und  Carl  Hauschild,  Stralau  be. 
Berlin,  Seeweg.  -  - 

Frage beantwortungen  aus  dem  Leserkreise 
Auf  die  Anfrage  1  an  den  Leserkreis  in  No.  58  erwidere  ich 
folgende»:  hingehende  Versuche  Ober  die  Herstellung  von  dekora- 
tivem Fassade  nputz  sind  van  einer  dazu  eingesetzten  Kommission 
am  Thorwaldsen- Museuni  in  Kopenhagen  ausgeführt  worden  Es 
sind  Mischungen  aus  fcingepulvertem  Zement  unrl  Farbstoff  be- 
reitet und  mit  einer  solchen  Farbniortel  •  Mischung  anf  zweck- 
mäßig vorbereitetem  Untergrund  dekorative  Fassudenflichen  in 
Sgraffito  ■  Manier  hergestellt  worden  Ebenso  wurden  farbige  Putz 
flächen  von  guter  Haltbarkeit  hergestellt  durch  Anstrich  mit  einer 
Zeinentfarbmi-chung  auf  den  feuchten  Untergrund.  In  beiden  Fällen 
hat  sich  daa  Kctilei  9che  Magnesiafluat  gut  bewährt,  um  die  Kissc- 
bildung  im  Verputz  zu  verhüten  und  um  das  Ausscheiden  von  Kalk- 
salzen zu  verhindern,  so  das  es  möglich  war,  farbige  Vcrputzflächen 
von  tadellosem  Aussehen  herzustellen  Dei  ausführliche  Bericht 
Obel  diese  Versuche  ist  erschienen  im  laufenden  Jahrgang  der  .Bau- 
raaterialic-.ikunde-  Stuttgart.  —  Hann  Hauenschild. 

Inhalt:  Krrn 

buiicri!.  —  Jt  l.-iirt 


ihr  su.lr-  und  llenkni.dfra.-cii  i,^.hlut)(_     l'relshe» ei 
IVm'-kmI  Nachrichten.       Hik-I-  ui 


\>rU|  dfr  Deutschen  Bauiemitlf.  0.  in.  b.  II..  Beilin. 
versulwuill.  Albtit  Hulmiou.  B-rlio.    Druik  voo  " 


W.II.  Grave,  I 

No  60. 


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y^^ffjS^ag  AS  NEUE  G  EBÄUDE  DER  ..LANDWIRT- 
'  |Fa\  !  SCHAFTLICHEN  FEUER  VERSICH  ERUNGS- 
ß    «HM»  ta  GENOSSENSCHAFT  IM  KÖNIGR.  SACHSEN 

■     I  J     IN  DRil-D;  N    V.'IENLl       I  !     -i;  > 

l  j  :  ARCHIT.    KURT  D1ESTEL  IN  DRESDEN  * 

ÄS2*WöH=5&  INNENRÄUME  VOM  KAISER-CAFE*  *  * 
=  DEUTSCHE  BAUZTG.  XXXVIII.  JAHRG.  190'»  N°  6t  — 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  6l  BERLIN,  DEN  30.  JULI  1904 

Landwirtschaftliche  Verwaltungs-Gebäude  in  Dresden. 

Architekt:  Kurt  Üicstcl  in  Dresden. 

II.  Das  neue  Gebäude  der  „Landwirtschaftlichen  Fcucrvcrsichcrungs-Genosscnschaft  im 
Königreich  Sachsen"  in  Dresden,  aumu  ein*  Uiidtwiiacr  und  <k  Abiiiidun^o  s.  sBd  u.  #1.) 

|  er  Ausführung  des  hier  zur  Darstellung  «e-  noch  in  künstlerischer  Hinsicht  zu  den  einfachsten 

brachten  Gebäudes  ging  ein  durch  die  Di-  gehört,  da  sie  in  sich  die  Vereinigung  sich  völlig  ent- 

rektion  der  „Landwirtschaftlichen  Feuervcr-  nebenstehender   wirtschaftlicher  Momente  bedingte, 

sicherungs- Genossenschaft  im  Königreich  welche  Anspruch  erhoben,  auch  architektonisch  zum 

Sachsen"  ausgeschriebener  engerer  Weltbe-  Ausdruck  zu  gelangen, 
werb  vorher,  in  welchem  der  Entwurf  Diestel's  den         Der  besonders  gunstigen  Geschäftslage  entspre- 

I.  Preis  erhielt.  Die  Aufgabe  hat  weder  in  technischer,  chend  ist  das  Erdgeschoß  des  Gebäudes  zumteil  für 


377 

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Läden,  zumtcil  für  ein  Cafe?  (Kaiser-Caf<?),  dessen  Haupt- 
räumlichkeiten jedoch  in  das  I.  Obergeschoß  verwie- 
sen worden  sind,  ausgenutzt  worden.  Im  Erdgeschoß 
und  I,  Obergeschoß  des  Seitenflügels  hat  die  Ver- 
waltung der  Landw.  Feuervcrs.-Gen ,  in  dem  II.  Ober- 
geschoß haben  ihr  verwandte  Institute,  wie  die  I.and- 
wirtsch.  Berufsgenossenschaft,  Landcs-Kulturrat  usw. 

378 


Unterkunft  gefunden.  Das  III.  und  IV,  Obergeschoß 
sind  zu  Wohnungen  für  Direktoren  und  Beamte  des 
Institutes,  sowie  für  den  Wirt  des  Cafes  und  sein  Per- 
sonal verwendet  worden. 

Da  die  beiden  Untergeschosse  tektonische  Momente 
aufweisen,  welche  in  ihrer  Ausdrucksweise  kaum  zu- 
sammen zu  bringen  sind,  auch  keine  Motive  bilden, 

No.  61. 


deren  Heraufarbeiten  durch  die  oberen  Bauteile  an- 
gängig erschien,  so  ist  sowohl  in  Material  als  Formen- 
gebung  Ober  dem  I.  Stock  ein  energischer,  wagrechter 
Abschluß  geschaffen  worden,  der  nur  durchbrochen 
wird  von  den  aufstrebenden  Teilen  derjenigen  archi- 
tektonischen Momente  des  Erdgeschosses,  welche  eines- 
teils die  3  Ecken  des  Bauplatzes,  andernteils  bevor- 
zugte Läden-  und  Caf«5-Eingängc  betonen. 

So  sind  auch  die  beiden  Untergeschosse  in  derbem 
krvstallinischem,  die  natürlichen  Bruchflachen  zeigen- 
den hartem  Postaer  Sandstein  bezw.  in  Eisen  gebildet 
worden,  wahrend  die  oberen  Geschosse  aus  hartem, 
weißen  Cottaer  Sandstein  bestehen,  welcher  z.  Zt.  be- 
reits den  Absichten  des  Verfassers  zu  begegnen  be- 
ginnt indem  er  unter  dem  Einfluß  der  nahen  Eisen- 
bahn eine  silbergraue  Färbung  annimmt,  die  sich  bis 
ins  Graphitfarbene  steigern  soll.  Der  in  Dresden  viel- 
fach verwendete  gelbe  Sandstein  nimmt  unter  dein 
Einfluß  des  Rußes  keine  gleichmäßige  dunklere  Farbe 
an,  sondern  erscheint  nur  beschmutzt 

Daß  die  im  IV.  Obergeschoß  befindlichen  Altane 
nicht  lediglich  einer  pikanten  Gliederung  des  Gebäudes 
dienen,  sondern  den  Wohnungen  daselbst  einen  Vor- 
zug verleihen,  wie  er  in  der  Stadt  selten  zu  erreichen 
ist,  machen  die  von  ihnen  erschlossenen  Ausblicke 
Ober  die  Umgebung  bis  in  die  Sächsische  Schweiz  und 
das  Erzgebirge  leicht  verständlich. 

Ein  gewisser  Reichtum  an  Einzelformen,  die  in- 
dessen immer  nur  Variationen  desselben  Themas  sind, 
wurde  bedingt  durch  äußerst  ungunstige  Licht- 
verhältnisse und  den  Mangel  eines  bestimmten 
Standpunktes  für  den  Beschauer.  Zur  Erzielung  eines 
annähernd  befriedigenden  Eindruckes  ist  im  Atelier 
des  Architekten  an  einem  Gipsmodell  (im  Maßstab 
i  :5o)  die  Einwirkung  der  verschiedenen  Belcuchtungs- 
stadien  mittels  elektrischen  Lichtes  ausprobiert  und 
die  Formcngcbung  danach  korrigiert  worden ;  ein  Ver- 
fahren, das  nicht  genug  empfohlen  werden  kann,  so- 
bald es  sich  um  Baulichkeiten  handelt,  deren  Haupt- 
teile im  stumpfen  Winkel  zu  einander  stehen  und  von 
Sonnenaufgang  bis  Sonnenuntergang  von  der  Sonne 
beleuchtet,  zugleich  aber  dem  nivellierenden  Einflüsse 
des  Bodenrcflcxcscines  großen  Platzes  unterworfen  sind. 

Da  das  Gebäude,  den  Zwecken  der  Landwirt- 
schaft dienstbar,  auch  aus  den  Mitteln  derselben  er- 
richtet worden  ist,  so  lag  es  dem  Herzen  des  Archi- 
tekten nahe,  den  großsprecherischen  Zug,  den  ein 
fünfstöckiges  städtisches  Eckhaus  an  und  für  sich  be- 
sitzt, zu  dämpfen  durch  die  Begleitung  mit  einer  volks- 
tümlichen, gemeinverständlichen  Melodie,  deren  Töne 
dem  Landmann  leicht  ins  Ohr  fallen.  Er  findet  hier 
bei  einiger  Aufmerksamkeit,  architektonischen  Zwecken 
untergeordnet,  lauter  ihm  bekannte  nützliche  und  schäd- 
liche Dinge  aus  seiner  alltäglichen  Umgebung,  aller- 
hand Gewächse  und  Tiere;  von  der  einfachen  Korn- 
ähre, samt  Kornblume  bis  zum  Hamster,  dem  wach- 
samen Hofhund  und  der  lauernden  Katze,  die  auf  dem 
kupfernen  Dachreiter  zum  Sprung  geduckt  auf  das  Lied 
des  unter  ihr  singenden  Hänflings  (in  den  Zweigen  der 
runden  EcktQrme)  lauscht,  ist  alles  dem  Landmann  wohl 
vertraut.  Unter  dem  Balkon  der  Direktor-Wohnung 
hat  sich  sogar  der  Schlußstein  des  darunter  liegenden 
Fensters  in  eine  fröhliche  Schwalbcnfamilie  verwandelt 

Die  Verwendung  solcher  scheinbar  genrehaften 
Momente,  welche  der  Architekt  als  Brücke  zwischen 
einer  höheren  Architektur-Auffassung  und  dem  naiven 
Kunstverständnis  des  einfachen  Mannes  für  unumgäng- 


lich hielt,  bedarf  keiner  Rechtfertigung  im  Hinblick 
auf  ähnliche  Vorgänge  an  den  Bauwerken  früherer 
Jahrhunderte.  Daß  der  kupferne  Dachreiter  (45™  Ober 
Gelände)  in  einen,  von  kleinen  Schnittern  gegen  den 
Himmel  emporgehobenen  Korb  voll  überquellenden 
Erntesegens  ausklingt,  mag  als  Symbol  der  Dankbar- 
keit des  Landmanncs  gegenüber  dem  Himmel  gedeutet 
werden,  der  seine  Ernte  vor  Feuersgefahr  und  ande- 
rem Schaden  behütet  bat. 

Eine  künstlerische  Ausstattung  des  Inneren  hat 
nur  für  die  Räume  des  Cafes  Anwendung  gefunden 
und  ist  im  wesentlichen  auf  Farbenwirkung  zuge- 
schnitten worden  (siehe  die  Bildbeilage  und  die  Ab- 
bildung Seite  377).  Wände  und  Decken  des  unteren 
Raumes  sind  in  lichtem  Blau,  mit  aufgesetzter  weißer 
Stuckarbeit,  gehalten  worden.  Die  perspektivisch  flach 
modellierte  Wanddekoration  der  einen  Schmalseite 
zeigt  Weiß  auf  dunklem  Wedge- Wood-Blau  (Modelleur 
Holbildhauer  Roch),  das  Holzwcrk  zeigt  australi- 
sches Red- Wood  im  Naturton  (Hoftischler  Udluft  & 
Hartmann),  die  äußerst  einfach  gehaltenen  Stoffe  und 
Möbelbezüge  sind  in  der  Hauptsache  heliotropfarben. 
Die  Möbel  sind  aus  blau  lasiertem  Buchenholz  gefertigt, 
die  Tischplatten  aus  gelbem  Veronescr  Marmor.  Das 
reichlich  verwendete  Treibwerk  in  Messing  rührt  vom 
Kunstschlosser  Max  Großmann  her. 

Das  untere  Lokal,  welches  ein  eigenes  Büfett  be- 
sitzt, ist  mit  dem  Hauptlokal  im  1.  Obergeschoß  durch 
eine  breite  geschwungene  Treppe,  welche  auf  einem 
Mittelpodest  eine  viel  benutzte,  sehr  intim  gehaltene 
Loge  zeigt,  verbunden.  Auch  das  obere  Lokal,  dessen 
sämtliche  Schiebefenster  auf  einen  geräumigen,  etwa 
100  Personen  fassenden  Balkon  hinausgehen,  ist  vor- 
wiegend auf  große  Farbenwirkung  abgestimmt.  Die 
außerordentliche  Unregelmäßigkeit  des  Grundrisses 
gerade  in  diesem  Geschoß  führte  dazu,  Decken  und 
Wände  in  eine  Farbe  zusammenzuziehen,  deren 
warmes  Gelb  in  Gegensatz  gebracht  ist  zu  dem  lichten 
Blau  des  etwa  2  *  hohen ,  in  Erlenholz  und  Cotten- 
Wood  gefeitigten  Lambries,  dessen  leicht  gehaltene 
Schnitzereien  auf  dunkelroten  Grund  gesetzt  sind.  Ein 
Spielzimmer  (weiß  lackiertes  Holzwerk,  heliotropfarbene 
Stofftapete,  weißer  Marmorkamin  mit  reich  getriebenem 
Messinggittcr)  schließt  sich  dem  großen  Cafcsaal  an. 
Das  Holzwerk  auch  des  oberen  Lokales  ist  von  Udluft 
&  Hartmann  gefertigt,  die  Mcssingschmicdcarbciten 
sind  aus  der  Kunstschlosserei  von  Böhme  &  Hennen, 
sämtliche  Beleuchtungskörper  von  Seifert  &  Ko.  in 
Dresden.  Die  Heizung  des  gesamten  Hauses,  sowie  die 
Lüftungsanlage  für  das  Cafe  (Ucberdruck)  sind  durch 
die  Firma  Richard  Dörfel  in  Kirchberg  geschaffen 
worden.  Die  umfangreichen  Modcllarbcitcn  des  Acuße- 
ren  sind  gefertigt  von  Hofbildhauer  Roch,  Bildhauer 
Hasenohr,  Bildh.  Reinhold  König,  welcher  auch  die 
Stuckarbeiten  in  Quetschtechnik  des  oberen  Cafesaales 
gefertigt  hat  Sämtliche  Zwischendecken  sind  massiv 
Hergestellt  aus  I-Trägern  mit  eingeschobenen  Konsol- 
zcmcntdiclcn  und  darunter  gezogener  Rabitzdcckc. 

Die  Gesamtkosten  des  Baues,  einschl.  der  Bureau- 
Einrichtungen,  betrugen  etwa  900000  M.,  also  bei 
25000 <hm  Gebäude  rd.  35,70  M.  für  das  rhm  umbauten 
Raumes.  Die  Bauzeit  des  Gebäudes  hat  einschl.  des 
Abbruches  eines  auf  der  Baustelle  stehenden  Hauses 
wenig  über  1  Jahr  betragen.  Die  Gründungsarbeilen 
wurden  durch  die  Spuren  eines  alten  Flußlaufes,  in  wel- 
chem sich  noch  Reste  französischer  Soldaten  aus  der 
Schlacht  bei  Dresden  fanden,  wesentlich  erschwert.  - 


Weitere  Fortschritte  in  der  Verbesseruni 

ie  ernst  man  es  in  Hamburg  mit  der  Verbesserung 
der  Wohnungsverhältnisse  nimmt,  zeigt  ein  neuer 
Antrag  des  Senates  bei  der  Bürgerschaft  zur  Mit- 
enehmigung  einer  Summe  von  9,5  Mill.  M.,  um  die  im 
ahrc  iqoo  begonnene  Sanierung  des  in  der  Nahe  des 
lafens  belegenen  Bezirkes  fortsetzen  zu  können,  sowie  die 
Genehmigung  dieses  Antrages  seitens  der  Bürgerschaft  in 
der  Sitzung  vom  6.  Juli  d,  J. 

Bevor  wir  zur  Besprechung  dieses  nunmehr  zur  Aus- 
führung bestimmten  Planes  zur  weiteren  Verbesserung 

30.  Juli  .904. 


der  Wohnungsverhaltnisse  in  Hamburg. 

der  Wohnungsverhältnisse  in  der  Hafengegcnd  übersehen, 
verweisen  wir  auf  den  in  No.  4a  Jahrg  1000  der  „lMseh. 
Bauzeitung"  enthaltenen  Aufsatz:  Die  Fortschritte  für 
die  Verbesserung  der  Wohnungsverhältnisse  in 
Hamburg.  Für  diejenigen  Leser  aber,  welche  cticse 
Nummer  nicht  zur  Hand  haben,  sei  kurz  das  Nachstehende 
erwähnt. 

Nachdem  man  1892  in  Hamburs;  erkannt  hatte,  tlaß 
die  meisten  Opfer  der  damals  wütenden  Choteraepidetme 
ungesunde  und  schmutzige  Wohnungen  inne  gehabt,  wurde 

379 


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von  Senat  und  Bürgerschaft  beschlossen,  die  ungesunden 
Wohnungen  möglichst  zu  beseitigen,  dabei  aber  zugleich 
tunlichst  für  den  Aufbau  gesunder  Wohnungen  Sorge  zu 
tragen.  Zur  Ausführung  dieser  Beschlüsse  wurde  eine 
Kommission  eingesetzt,  welche  nach  Prüfung  der  Ver- 
hältnisse 3  Bezirke  als  besonders  verbesserungsfähig  be- 
zeichnete und  von  diesen  den  in  der  Nähe  des  Hafens 
belegenen,  im  Wesentlichen  die  südliche  Neustadt  um- 
fassenden Bezirk  in  erster  Linie  zur  Berücksichtigung 
empfahl,  da  hier  wegen  der  sehr  engen  (3,3—3.5  m)  Gange 
und  llöie,  der  z.T.  sehr  mangelhaften  Wohnungen  und 


westlichen,  von  F.ichholz,  Schaarmarkt,  Neuerweg,  Vor- 
setzen und  Johannisbollwerk  umschlossenen  Teil  des  Be- 
zirkes ins  Auge  zu  fassen  und  es  wurden  zum  Ankauf  und 
zur  Nicderlegung  bezw.  zum  Umbau  der  Häuser,  zur  Auf- 
hellung und  zur  Anlegung  von  Straßen  in  diesem  Be- 
zirk seitens  der  Behörden  im  lahre  1900  7  Mill.  M.  be- 
willigt, in  dem  beigegebenen  Plane  sind  diese  Bezirke 
mit  I,  II,  III  und  IV  bezeichnet. 

Die  oben  genannte  Kommission  hatte  in  der  Zwischen- 
zeit in  Gemeinschaft  mit  der  1894  neu  geschaffenen  Woh- 
nungspflege-Behörde  veranlaßt, daUz  wischen  I  lafen,  Miliern- 


Das  Geblude  der  „Landwirtschaftlichen  Fcuerrerslcherungi-Genosscnschait  im  Königreich  Sachsen" 

Architekt:  Kurt  Dicitel  in  Drendcn. 


In  Dresden. 


der  tiefen  Lage  der  Straßen  ganz  besondere  l'ebeUländc 
vorherrschend  seien  und  bei  nochwwaentindeii  der  Klbe 
L'eberschwemmungen  bis  über  3  ra  Höhe  stattfanden.  Die- 
ser in  Vorschlag  gebrachte  Bezirk  wird  begrenzt  von  den 
Straßen  Kraienkamp,  Hohlerwcg.  Schaarmarkt,  Kichholz, 
Beim  Hafentor,  Johannisbollwerk,  erste  und  zweite  Vor- 
setze, Stubbenhuk,  Herrengraben  und  Teilfcld.  Da  aber 
ein  so  großer  Sladtteil  mit  Rücksieht  auf  die  Unterbrin- 
gung seiner  Bewohner,  nicht  auf  einmal  aburrissrn  wer- 
den kann,  so  wurde  s.  Zt.  beschlossen,  vorläufig  nur  den 

38o 


und  Holstentor  ein  Teil  der  Stadtwällc  niedergelegt  und 
eine  ganze  Anzahl  dort  befindlicher  ungesunder  Wohnun- 
gen abgerissen  und  auf  dir-e  Weise  ein  ausgedehntes  Ge- 
lände lur  gesunde  neue  Wohnungen  gesehaffen  wurde. 

Die  Bautätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Wohnungen 
für  sog.  kleine  Leute  im  Preise  bis  zu  i-iyj  M.  hatte  aber 
inzwischen  mit  Rücksicht  auf  die  ungünstigen  sozialen 
Verhältnisse  außerordentlich  nachgelassen,  und  da  außer- 
dem die  vermehrie  Nachfrage  eine  Mietesteigerung  solcher 
Wohnungen  zur  Folge  hatte,  so  drohte  geradezu  ein  Mangel 

No.  61. 


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an  kleinen  Wohnungen  zu  entstehen.  Um  dieser  Gefahr 
nun  zu  rntgehen  und  um  zum  Bau  solcher  Wohnungen 
anzureizen,  bewilligten  Senat  und  Bürgerschaft  die  weitere 
Summe  von  1,2  MOL  M.  zu  Darlehen  für  den  Bau  kleiner 
Wohnungen  unter  günstigen  Bedingungen;  außerdem  wur- 
den einige  Erleichterungen  in  baupolizeilicher  Hinsicht  bei 
dem  Bau  dieser  Wohnunccn  gewährt. 

Auf  diese  Weise  wurden  die  in  dem  Stadtplan  mit  A 
und  B  bezeichneten,  zwischen  Hafen  und  Millerntor  be- 
legenen Plätze  von  3150  bezw.  1700  <lm  Größe  dem  Vor- 
stande der  Allgemeinen  deutschen  Schif f szimme- 
rer-Genos-enschaft  (ti.  m  b.  II.)  und  ferner  zwischen 
Millcrn-  und  Holstentor  ein  Platz  von  3500 'i">  der  Ver- 
waltung der  Abraham  Philipp  Schuldt-Stiflung  unter 
der  Bedingung  käuflich  überlassen,  hier  nur  Wohnungen 
zwischen  100  und  370  M.  zu  erbauen  und  eine  bestimmte 
Anzahl  dieser  Wohnungen  für  die  Bewohner  freizuhalten, 
welche  durch  Nicderlegung  der  Häuser  aus  dem  oben  be- 
nannten Bezirk  vertrieben  werden  muliten. 

Nachdem  nun  die  Umgestaltung  dieses  Bezirkes  fast 
vollendet  und,  wie  oben  bemerkt,  weitere  Mittel  zur  Fort- 
setzung solcher  Arbeiten  bewilligt  sind,  dürfte  es  wohl 
von  allgemeinem  Interesse  sein,  etwas  über  den  Verlauf 


des  Umbaues  und  der  dabei  vorgekommenen  Urnstände 
zu  erfahren. 

Um  die  wirtschaftlichen  Nachteile  für  die  Gesehäfts- 
treibenden  in  dem  niederzureißenden  Gebiet  möglichst  211 
mildern ,  um  ferner  die  mit  der  Ausführung  der  ganzen 
Umgestaltung  des  Bezirkes  verbundenen  unvermeidbaren 
Verkehrsstörungen  auf  das  geringste  Mali  zu  beschränken, 
und  um  endlieh  stets  nur  so  viele  Wohnungen  in  der  Nähe 
des  Hafens  zu  beseitigen,  als  das  für  den  zweckdienlichen 
Fortgang  der  Umgcstaltungsarhcitcn  unbedingt  notwendig 
war,  wurde  mit  den  Abbruch»arbcitcn  schrittweise  und 
zuerst  mit  dem  im  Plane  mit  I  bezeichneten  Teile  be- 
gonnen, weil  hier  der  ehemalige,  dem  Staate  gehörige 
Schlachthof  lag.  Immerhin  mußten  am  1.  April  1001  aus 
dieser  Abteilung  456  Famiii«  n  mit  1733  Familienangehörigen 
und  149  Einlogicrcrn,  also  zusammen  1882  Personen,  ent- 
fernt weiden  In  den  neu  erbauten  Häusern  der  Schiffs- 
zimmcrcr-Licnosscnschaft  konnten  nur  14s  Familien  eine 
Wohnung  erhalten,  gleichwohl  kamen  alle  Personen  unter, 
indem  der  größte  Teil  derselben  in  der  benachbarten 
I  lafengegend  sich  verteilte  und  nur  138  Familien  in  andere 
Stadtteile  verzogen.  Freilich  mußten  20  Familien  mit 
etwa  120  Köpfen  zeitweilig  in  noch  stehen  gelassenen 
Cholera-Baracken  von  iH'ti  untertjehrailit  werden.  Diese 
Leute  waren  aber  zum  größten  Teil  unberechtigter  Weise 
aus  anderen  Stadtteilen  in  die  schon  geräumten  Woh- 
nungen  des  Abbruchviertels  der  Abt.  I  heimlich  eingezogen. 

38» 


Um  nun  zu  erreichen,  daß  auf  dem  freigelegten  Teile 
der  Abt.  I  baldmöglichst  an  den  neu  angelegten  Straßen 
auch  neue  Häuser  erbaut  würden,  nahm  man  zuerst  da- 
von Abstand,  für  das  ganze  Gebiet  beschränkende  Be- 
dingungen bezüglich  der  Größe  der  zu  erbauenden  Woh- 
nungen aufzuerlegen.  Es  sind  aller  dann  später  bei  dem 
Verkauf  von  Bauplätzen  außer  den  bau-  und  gesundheits- 
polizeilichcn  Vorschriften  noch  du'  Bedingungen  gestellt 
worden,  daß  1.  die  Obergeschesse  zu  kleinen  Wohnungen 
eingerichtet  werden  müssen,  welche  nicht  größer  als  50  q™ 
Fläche  und  nicht  mehr  als  2  Zimmer  und  Küche  mit  Zu- 
behör enthalten  dürfen  (nur  in  jedem  Obergeschoß  der 
Eckhäuser  darf  je  1  Wohnung  mit  3  Zimmern  und  Küche 
mit  Zubehör  bis  zu  oon"  Grundfläche  eingerichiel  weiden); 
2.  daß  sämtliche  Wohnungen  einzeln  und  nur  an  eine  Fa- 
milie zu  vermieten  sind;  Aftervermietungen  einzelner 
Teile  der  Wohnungen  an  nicht  zur  Familie  des  Wohnungs- 
lnhabers  gehörige  Personen  sind  unzulässig. 

Als  dann  im  folgenden  Jahre  die  in  Abteilung  II 
wohnenden  etwa  1800  Personen  ausziehen  mußten,  war 
für  etwa  s/j  derselben  Platz  in  den  neu  erbauten  Häusern 
in  der  neu  angelegten  Rambach-,  Reimaruv  und  Dilmar- 
Koelstraüe  vorhanden,  während  ein  Teil  des  Restes  in 

den  Wohnungen  der  Philipp 
Schuld-Stiftung  unterkam  und 
der  andere  Teil  desselben 
nach  anderen  Stadtteilen  ver- 
zog. Aehnlich  ging  es  später 
mit  den  Einwohnern  der  Ab- 
teilung III  und  IV,  da  in- 
zwischen in  den  neu  ange- 
legten Straßen  rasch  neue 
Häuser  erbaut  wurden,  an- 
derseits auch  die  von  dem 
Staate  umgebauten  Wohn- 
häuser mehr  und  mehr  fertig 
und  wiederbeziehbarwurden. 

Inbetrcff  des  finanziellen 
Ergebnisses  der  An-  und  Ver- 
käufe in  dem  Sanierungsge- 
biet der  südwestlichen  Neu- 
stadt wird  in  dem  Bericht 
der  Kommission  angegeben, 
daß  bis  zum  [.  April  1904 
im  ganzen  rd.  29  000 1"1  für 
6  860 000  M.  angekauft  waren 
und  der  Ankauf  von  zwei 
Grundstücken  ausstand.  Ver- 
kauft waren  dagegen  bis  zu 
dem  genannten  Zeitpunkt 
an  unbebauten  Grundstücken 
rd.  20  130  <\m  für  2  409  900  M. 
und  an  bebauten  Grund- 
stücken 5oo'i">  für  208000M., 
oder  zusammen  20  630  <tm  für 
2  61 7  900  M. ;  es  betragen  also 
die  Mehrausgaben  4  248 100M. 
Rechnet  man,  daß  die  noch 
nicht  verkauften  Grundstücke 
einen  Ueberschuß  von  300000 
M.  über  die  noch  zu  erwer- 
benden 2  Grundstücke  geben 
werden  und  berücksichtigt  man  anderseits  die  etwa  1,7 
Mill.  M.  betragenden  Straßenbaukosten  und  Entschädigun- 
gen, so  werden  sich  die  gesamten  Kosten  der  Umwandc- 
lung  dieses  Bezirkes  nach  Abzug  der  Einnahmen  für  den 
Erlös  der  verkauften  Plätze  auf  rd.  5,7  Mill.  M.  stellen. 

Der  Durchschnittspreis  bei  den  bisher  verkauften 
Plätzen  ergab  sich  zu  126,88  M.  für  1  <\<°,  der  Ankaufspreis 
dagegen  durchschnittlich  auf  je  228,96  M.  Das  Ergebnis 
würde  sich  noch  erheblich  ungünstiger  stellen,  wenn  der 
dem  Staate  gehörige  ehemalige  in  Abteilung  1  belegene 
Schlachthof  hätte  mit  angekauft  werden  müssen. 

Unter  Berücksichtigung  dieses  Umstände*  sind  die 
Gesamtunkosten  der  Umgestaltung  des  ganzen  Bezirkes 
auf  nahezu  7  Mill.  M.  anzunehmen. 

Daß  die  Ankaufspreise  so  weit  hinter  den  Verkaufs- 
preisen zurückstehen,  ist  darin  begründet,  daß  bewohnte 
Grundstücke  mit  hohen  Mieteertragen  angekauft  werden 
mußten,  während  man  bei  dem  Verkaut  der  neuen  Bau- 
plätze weitgehende  bauliche  Beschränkungen  und  auch 
lür  den  zukünftigen  Mieteertrag  einschneidende  Bedin- 
gungen stellte.  Besonders  fühlbar  war  dieses  bei  dem 
Verkauf  derjenigen  Plätze,  auf  denen  die  Obergeschosse 
nur  kleine  Wohnungen  enthalten  dürfen. 

Da  nun  die  Abteilung  IV  des  westlichen  'Teiles  zur 
Umgestaltung  der  Wohnungsvcrhältttissc  noch  im  Laufe 
dieses  Sommers  umgebaut  und  wieder  bewohnbar  herge- 
stellt wird,  so  war  die  jetzt  erfolgte  Geldbewilligung  er- 

X-  61 


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forderlich,  wenn  nicht  ein  Stillstand  in  den  begonnenen 
Sanierungsarbeilen  eintreten  sollte. 

Bei  Ausarbeitung  der  Vorschläge  für  den  östlichen 
Teil  der  südlichen  Neustadt  bestand  die  nächste  Aufgabe 
in  der  Aufstellung  eines  geeigneten  Bebauungsplanes,  bei 
welchem  neben  der  Niederlegung  der  sanierungsbedürf- 
tigen  Wohnviertel,  auch  die  Interessen  des  Verkehre» 
durch  die  zweckmäßige  Aufschlicßung  des  höchst  unregel- 
mäßig bebauten  Bezirkes  mittels  neuer  Straßenzüge  im 
Auge  zu  behalten  waren. 

Bei  Ausarbeitung  des  Bebauungsplanes  war  in  erster 
Linie  erforderlich,  die  neuen  Straßen  so  zu  legen,  daß 
sie  sich  den  im  westlichen  Teile  neu  hergestellten  Straßen- 
zügen gut  anschließen;  ferner  mußte  die  Aufschlicßung 
unter  möglichster  Schonung  der  in  sanitärer  Hinsicht  nicht 
zu  beanstandenden  Hausergruppen  geschehen ;  gleichzeitig 
mußte  dieselbe  aber  auch  allen  baupolizeilichen  und  hygie- 
nischen Anforderungen  gerecht  werden. 

Unter  diesen  Gesichtspunkten  ist  der  in  unserem  Plane 
ersichtliche  Bebauungsplan  entstanden  und  genehmigt  wor- 
den. In  der  Verlängerung  der  neu  angelegten  Ditmar- 
Koelstraße  wird  ein  neuer  17™  breiter  Straßenzug  nach 
der  über  das  Herrengrabenfielh  führenden  Pulverturm- 
Brücke  eingelegt,  mit  einer  ebenso  breiten  Abzweigung 
nach  der  Fastorer  straße.  Hierdurch  wird  man  aus  dem 
Mittelpunkte  der  Stadt  auf  kürzestem  Wege  nach  der 
St.  Pauli  -  Landungsbrückc  gelangen  können,  was  dem 
schon  seit  langer  Zeit  allgemein  gefühlten  Bedürfnisse 
entspricht.  Eine  zweite  Verbindung  nach  öem  Osten  wird 
vom  Schaarmarkl  aus  durch  die  auf  17  °>  Bieite  anzu- 
legende Straße  nach  dem  Schaartor  geschaffen.  Eine  für 
den  Verkehr  sehr  wichtige  Ergänzung  wird  ferner  dutch 
die  Ticferlegung  und  Verbreiterung  de»  Kraienkamp  aut 
17  ■  hergestellt,  weil  hierdurch  eine  bequeme  Verbindung 
mit  Steigungen  von  nur  1  : 40  aus  der  GeschäfLsstadt  mit 
dem  oberen  Teile  von  St.  Pauli  erreicht  wird. 

Die  Durchlegung  dieser  drei  Hauptvcrkchrszügc  vom 
Westen  nach  dem  Osten  gestattet  es,  die  im  übrigen 
noch  erforderliche  Aufschlicßung  des  Bezirkes,  sowohl 
nach  dem  Norden  wie  nach  dem  Süden,  durch  eine 
Reihe  von  Lokalstraßen  von  12  ™  Breite  zu  bewirken.  Die 
Straße  Brauerknechtsgraben,  welche  ihrer  Ugc  nach 
ebenfalls  den  Charakter  einer  I.okalstraÖe  behalt,  soll 
zwar  auf  9,20"  gehoben  werden,  eine  Verbreiterung 


auf  12  m  soll  aber  durch  Auferlegung  einer  Baulinic 
an  der  Nordseite  der  späteren  Zeit  vorbehalten  blei- 
ben. Außer  den  schon  genannten  Straßen  werden  auch 
alle  übrigen  Straßen,  soweit  nicht  die  natürliche  Lage 
diese  Höhe  schon  hat.  selbstverständlich  auf  die  sturm- 
flutfreic  Höhe  von  -f-Q.20«  gehoben.  Als  eine  notwen- 
dige Ergänzung  der  Wohnungs- Verbesserung  dieses  Be- 
zirkes ist  sodann  die  Hebung  der  Straßen  Stubbenhuk  und 
Herrengraben  auf  die  sturmfluifrcie  Höhe  von  4-o,3o» 
vorgesehen.  Ks  müssen  also  alle  tiefliegenden  Keller  be- 
seitigt, die  Sielanschlüssc  umgebaut  bezw.  mit  Rückstau- 
Verschlüssen  versehen  und  auch  im  L'ebrigen  die  Häuser 
den  hoher  gelegten  Straßen  angepaßt  werden.  Alle  diese 
Arbeiten  werden  staatsseitig  ausgeführt.  Ebenso  ist  die 
allmähliche  Höhcrlcgung  der  Mauser  an  den  Vorsetzen, 
am  Baumwall,  Steinhftft  und  Schaartor  erforderlich,  so 
weit  sie  nicht  schon  jetzt  der  hohen  Lage  angepaßt  sind. 
Es  soll  dieses  aber  der  Zukunft  überlassen  bleiben,  da 
ein  Gesetz  schon  ;ctzt  diese  I  löhe  bei  Um-  bezw.  Neu- 
bauten dort  vorschreibt. 

Bezüglich  der  Kosten  der  Durchführung  der  ganzen 
Umgestaltung  und  des  Straßen-  und  Bebauungsplanes  ist 
zu  bemerken,  daß  die  für  den  Grunderwerb  und  für  die 
Entschädigungen  erforderlichen  Aufwendungen,  unter  Zu- 
grundelegung der  im  westlichen  Teile  gemachten  Erfah- 
rungen, auf  etwa  12825000  M.  zu  schätzen  sind,  während 
der  bei  dem  Wiederverkauf  zu  erwartende  Erlös  sich 
etwa  aut  5  Mill.  M.  belaufen  wird.  Da  ferner  die  eigent- 
lichen baulichen  Ausführungen,  die  Aufhöhung  der  Straßen 
und  Bauplatze,  die  Lcilungsanlagcn,  die  Neupflasterungen, 
sowie  die  staatsseitig  auszuführenden  Unibauten  der  Häu- 
ser u.  dcrgl.  m.  auf  zusammen  1529400  M.  veranschlagt 
sind,  so  stellen  sich  die  Gesamtausgaben  der  ganzen  Um- 
gestaltung voraussichtlich  auf  annähernd  9.5  Mill.  M.,  wie 
beantragt  und  bewilligt. 

Um  nun  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  de»  Bezirkes 
nicht  allzusehr  zu  schadigen,  soll  ahnlich,  wie  bei  der 
Umgestaltung  des  westlichen  Teiles  schrittweise  in  5  Ab- 
teilungen mit  dem  Abbruch  und  mit  der  Aufhöhung  vor- 
gegangen werden  und  da  zur  Fertigstellung  jeder  der 
5  Abteilungen  etwa  l1;,— 2  Jahre  erforderlich  sein  wer- 
den, so  dürfte  die  Umgestaltung  und  Fertigstellung  des 
gesamten  Bezirkes  wohl  einen  Zeitraum  von  9  10  Jahren 
in  Anspruch  nehmen.  — 


Straßenbahn-  1 

öfS^l  ie  Annehmlichkeiten  der  asphaltierten  Straßen  kehren 
B  Mi  sich  für  die  Sladtbauverwaltungcn  leient  zu  Unan- 
**-=™  nehmlichkeiten  um.  sobald  in  den  Fahrbahnen  un- 
genügend unterbettetc  und  durch  elektrischen  Bctrico  stark 
in  Anspruch  genommene  Straßen-  eder  Kleinbahngleise 
liegen.  Mit  Schwingungen  der  Schienen  treten  Zerstörun- 
gen, Zerbröckelungen  des  Asphaltes  entlang  derselben  ein, 
die  bald  solchen  Umfang  annehmen,  daß  in  wenigen  Mo- 
naten nach  Fertigstellung  der  Asphaiifahrbahn  namentlich 
in  Weichen,  Kurvenstrecken  und  an  den  Schienenstößen 
Reparaturen  fallig  werden,  über  deren  Kostenliagung  zwi- 
schen Asphaltfirmen,  Straßenbahn- Verwaltung  und  Tiefbau- 
Amt  erhebliche  Meinungsverschiedenheiten  eintreten  kön- 
nen. Bei  mit  Steinen  geplenterten  Sirallen  k<  mmt  es 
namentlich  in  Gleiskurven  vor,  daß  infolge  lockerer  Schie- 
nenlage und  Senkungen  im  Glc  sc  die  Befestigung  zerfällt, 
indem  das  sich  ansammelnde  Wasser  die  HIasicrfugcn 
auswäscht  und  die  Steine  zu  tanzen  anfangen. 

Diesen  Mängeln  in  der  Straßenbefestigung  vorzu- 
beugen, sind  in  technischen  Zcitschrif  cn  schon  viele 
Maßregeln  vorgeschlagen  und  empfohlen  worden,  r  hnc 
daß  es  den  Sladtbauverwaltungcn  gelungen  wäre,  mit 
ihrer  Anwendung  durchgehende  Erfolge  zu  erzielen  Es 
dürfte  daher  immer  noch  angebracht  sein,  weitere  Er- 
fahrungen, welche  auf  diesem  Gebiete  gemacht  worden 
sind,  in  der  Absieht  zur  allgemeinen  Kenntnis  zu  bringen, 
zur  Lösung  dieser  Frage  beizutragen  und  zur  Prüfung 
besonderer  Verfahren  an  anderen  Orten  anzuregen. 

In  Düsseldorf  werden  die  Planien  der  zu  asphaltieren- 
den Straßen  in  voller  Fahrdammbreitc  mit  Dampfwalzen 
befahren,  um  den  etwa  durch  Herstellung  von  Kanal-  und 
anderen  Anschlußlritungen  aufgelockerten  Boden  zusam- 
men zu  drücken.  Hierauf  wird  in  Bieite  des  Gleiskörpers 
der  Packtagekoffer  ausgehoben  und  mit  Kuhrkohlcnsand- 
stein  20«'»'  stark  ausgesetzt,  mit  Grohkies6  -7  ■  ">  stark  ein- 
gedeckt und  diese  Vcrstcinung  wiederum  mit  einer  18 1 
schweren  Dampfwalze  eingeebnet  Das  Gleisvorstreeken 
geschieht  unter  Benutzung  von  Holzkcilunterlagen.  um  die 
Schiencnköpfc  mit  der  Fahrbahnebene  profilgemäß  zu  ver- 
gleichen. Das  Slopfen  geschieht  mit  Kicsbcton  1  :  .4  ge- 
mischt, 7"n  stark.    Der  Stopfung  folgt  die  Bclonkolonne 

SQ.  Juli  1904. 


rad  Pflasterbau. 

unmittelbar,  um  die  Schiene  und  den  Stopfbeton,  ehe 
dieser  abbindet,  mit  Beton  gleicher  Güte  zu  umhüllen,  so- 
daßder Schienenkopf  nur  noch  auf  Asphaltstärke  frei  heraus- 
sieht. Diese  unmittelbare  Einhüllung  befördert  die  innige 
Verbindung  zwischen  demStopfbet.in  und  dem  anschließen- 
den Streifen  der  Asphalt-Unterbetlung,  welche  das  Sehienon- 
profil  fest  umklammern  und  verhindert  jedes  Abheben  des 
Schienenfußes  vom  unterstopften  Beton.d.h  das  Schwingen 
unterden  rollenden  Rädern.  Die  übrigen  Gleis-  und  Fahrhahn- 
streifen  weiden  mit  Mischung  1  igulsUnterlagefOrdenAsphalt 
in  unmittelbarer  Folge  ausbetoniert .  worauf  «las  Asphal- 
tieren nach  genügender  Erhärtung  der  Unterlage  beginnt. 

Wenn  schon  diese  vorbeschriebenen  Arbeiten  mit  tun- 
lichster Sorgfalt  ausgeführt  werden,  so  wird  aber  noch 
besonders  darauf  geachtet,  daß  das  Stopfen  und  Einfüllen 
der  Schienen  nichl  während  deren  Ausdehnung  unter 
hochstehender  Sonne  geschieht,  da  bei  Zurückgehen  der 
Temperatur,  namentlich  in  Kurven,  Verschiebungen  des 
Gleises  von  schädlichem  Einflüsse  sind. 

Die  in  vorbeschriebencr  Weise  asphaltierten  Straßen 
haben  sich  um  so  besser,  einzelne  fast  tadellos  gut  ge- 
halten, je  länger  dieBauverwallung  vermochte.  dcnStraßcn- 
bahnbetrieb  von  den  neugehauten  Gleisen  fern  zu  halten. 
Die  Tonhallenstraße  hat  z  B.  nach  6  iahrigem  Betriebe 
der  Straßenbahn  und  unter  starkem  Wagenverke  hr  noch 
keine  Reparaturen  erfahren,  die  durch  Schienenlockerun- 
gen  erforderlich  geworden  wären. 

Vorzüglich  hält  sich  auch  der  seit  Jahresfrist  in  Ver- 
kehr genommene  t.3  lange  Zug  der  Blumen-  und  Bi-- 
marckstrafle,  welcher  zwischen  Coi'neliusplalz  und  llaiipT- 
bahnhof  den  lebhaftesten  Verkehr  vermittelt.  Aelmlich 
gute  Ergebnisse  liegen  auf  «Irr  Grufenberger  Chaussee:  und 
Mühiensirnßc  seil  ^  Jahren  vor  Die  genannten  Ulcise- 
strecken  sind  4  5  Wochen  nach  Beendung  der  Betonie- 
rungen teilweise  t  b  spater  erstmalig  hHahren  worden.'  I 

Bei  der  Wahl  der  Befestigung  wird  allerdings  vorher 
sorgfältig  zu  prüfen  sein,  ob  der  Untergrund  einer  -Strafe 
zur  Aufnahme  schwer  in  Anspruch  zu  nehmender  .Sehic 
nengleisc  mit  Aspludtierung  des  begleitenden  1- atn<lan,n,cs 

A.    ,;r  ,  y  .,  , ...    ,|,.  r  ,V  f..,.       -n     !r,-    1  V  ,,-.'..•'..  l:i,,.r,r 

t'/l»l.T.  rn>.  ..va. U.-S«  .mi.K.J,-.i<l!vt.-k«hl  -irtt  f^ad«  ,lir  -""'»»  l.-,  .KLri'.. 

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geeignet  ist.  In  Düsseldorf  i-t  einwandfrei  fcstgcsielll, 
daß  Gleise  wir  Asphalticrung  Ober  dem  gewachsenen 
Untergrund  der  Bastionen  der  vormaligen  Befestigungs- 
werke besser  Stand  halten,  als  auf  8  m  hoch  vor  100  Jahren 
aufgefüllten  Wallgrabenstreckcn. 

Ein  weiteres  Gebot  der  Vorsicht  besteht  darin,  in  zu 
asphaltierenden  Straßen  niemals  Schienen  neu  zu  ver- 
legen, welche  aus  vorher  befahrenen,  abgebrochenen 
Gleisen  stammen,  selbst  wenn  sie  schweren,  neueren 
Profil*  sind,  weil  die  Vcrlaschungen  in  den  Stößen  nicht 
wieder  so  festsitzend  hergestellt  werden  können,  wie  bei 
neuem  Obcrbaumalerial. 

Von  wesentlichstem  Einfluß  ist  auch  die  Trocken- 
haltung  der  Asphaltflachen  innerhalb  der  Gleise  und  ent- 
lang den  Schienen,  damit  nicht  Wasser  und  Pferdejauche 
in  etwa  auftretende  Risse  eindringen.  Das  Wasser  zer- 
stört in  Verbindung  mit  Frost  erst  den  Asphalt  entlang 
den  Schienen,  sodann  zerfriert  der  Beton  und  die  Aut- 
lösung der  ganzen  Befestigung  ist  die  Folge.  Es  empfiehlt 
sich  daher,  in  allen  Tiefpunkten  und  Weichen,  Stellkastcn 
usw..  KanalanschlQs.se  für  die  Gleisentw.lsscrung  anzulegen. 

Trotz  dieser  günstigen  Erfahrungen  ist  vom  hiesigen 
Tiefbauanu  auch  eine  I  lolzeinsautnung  der  Schienen  ver- 
sucht worden.     Die  Ausführung  ist  nach  beistehendem 


In  Steinpflaster  ist  das  Glcis-Gründungsverfahren  ge- 
nau dasselbe.  Nur  wird  das  Stopfen  der  Schienen  nicht 
mehr  mit  Beton,  sundern  mit  Basalifeinschrot  oder  Hütten- 
schlackenschrot  gemischt  mit  scharfem  Kies,  etwas  ange- 
feuchtet, ausgeführt  Der  Aufbruch  älterer,  mit  Beton  ge- 
stopfter Gleise  hat  dessen  Zerstörung  ergeben,  wahrend 
der  Schrot  bei  guter  Gleisentwasserung  und  unter  Pflaster- 
fugenschluß  unverwüstlich  ist.  Um  den  Pflastersteinen 
entlang  den  Schienen  festen  Sitz  zu  geben  und  ihr  Unter- 
kriechen unter  den  Schienenkopf  zu  verhindern,  werden 
die  Schienenstege  mit  hartgebrannten  Tonplattchen  aus- 
gesetzt, welche  am  Orte  als  Spezialitat  gebrannt  werden. 
Diese  Plattchen  sind  rammschlagfest  und  frostsicher,  da 
sie  kein  Wasser  aufnehmen.  Die  Pflastersteine  werden  im 
Querverband  und  nicht  als  Efluferschichtcn  angesetzt  und 
mit  Asphaltkitt  (Pflasterkitt)  gedichtet. 

Zur  Konservierung  der  Befestigungen  an  den  Slöflen 
der  Schienen,  die  glatt  geschnitten,  ohne  Temperaturspalt 
verlegt  werden,  sind  hinsichtlich  der  Wasserfernhaltung 
weitere  Versuche  in  Vorschlag  gebracht,  die  der  Fest- 
legung der  Schienenstöße  noch  besseren  Bestand  zu  ver- 
leihen geeignet  sein  werden. 

Die  Äußerlichen  Wahrnehmungen  an  den  Befestigun- 
gen der  mit  Gleisen  belegten  Fahrbahnen  nach  vorstehen- 
der Bauweise  ha- 
ben in  Messungen 
Bestätigung  gefun- 
den, welche  mit 
Hilfe  eines  beson- 
ders konstruierten 
Schienenbicgungs  - 


^^TT—T-«^-  I*"— f^^*  ■    •'  *"| 

m 

wm 

Ouerprofil  mit  Hartholz  in  der  Weise  geschehen,  daß  gleich- 
große Klötze  dem  Schienenprofil  entsprechend  ausgeklinkt, 
auf  den  erhärteten  Beton,  mit  Bitumen  bestrichen,  ge- 
schlossen aneinander  gesetzt  und  darauf  von  Stampf- 
asphalt  eingeschlossen  wurden.  Diese  Ausführung  hat  sich 
seit  Jahresfrist  in  einer  Kurve  tadellos  bewährt. 


den.  Bei  den  neu- 


gebauten Gleisen  zeigt  der  Apparat  nur  ein  Zittern  des 
Schienenmateriales  von  ganz  geringem  Ausschlag,  wah- 
rend die  Messungen  an  älteren,  weniger  sorgfaltig  herge- 
stellten Gleisen  Durchbiegungen  in  einem  Grade  ergeben, 
welche  Zerstörungen  der  Fahrbahn  nicht  wundernehmen 


lassen. 


G.  Th. 


Preisbewerbungen. 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
eine  Bismarcksaule  schreibt  der  Bismarckaus-chuss  der 
Darmstädter  Studentenschaft  zum  t.  Nov.  1904  aus.  Die 
Säule  wird  sich  auf  dem  Dommersbcrg,  einem  steilen 
Hügel  südlich  von  Darmstadt,  erheben:  der  Berg  ist  an 
den  Abhängen  bewaldet  und  besitzt  oben  ein  Plateau. 
Der  obere  Teil  der  Säule  ist  mit  einer  bequem  zu  be- 
dienenden Feuerschale,  sowie  mit  einer  Plattform  oder 
einem  Kundgang  zu  versehen,  die  die  Möglichkeit  hielen, 
die  Fernsicht  zu  genielien.  Sonst  ist  die  Gestaltung  des 
Aufhaue*  völlig  freigestellt.  Vor  der  Säule  ist  eine  Platz- 
fläche von  etwa  1000  'l'n  zu  planen  mit  einem  Feuerherd, 
in  den  bei  studentischen  Aufzügen  die  Fackeln  geworfen 
werden  sollen.  Zu  den  Preisrichtern  gehören  die  Hrn. 
Hofmann,  Pützer,  Wallte  und  Wickop  in  Darmstadl. 
Unterlagen  von  dem  Rektorat  der  Technischen  Hoch- 
schule zu  Darmstadt. 

Wettbewerb  Bebauungsplan  Potsdam.  Die  Stadt  Pots- 
dam, die  zurzeit  60000  Einwohner  zählt,  befindet  sich  in 
nur  langsamer  Entwicklung,  die  jedoch  durch  allmählige 
Schaffung  günstigerer  Vorbedingungen  gesteigert  werden 
soll.  Zu  diesem  Zweck  soll  zunächst  für  den  westlichen 
Teil  der  in  ihrer  Entwicklung  am  meisten  vorgr-chrittenen 
Brandenburger  Vorstadt  ein  Bebauungsplan  auf  dem  Wege 
des  öffentlichen  Wettbewerbe*  gewonnen  werden.  Das 
infrage  kommende  Cef  lüde  hat  den  Charakter  einer  mit 
Handelsgärtnercien  durchzogenen  Feldflur  und  wird  in 
der  Große  von  etwa  190^-'  begrenzt  durch  den  kgl  Park 
zu  L'harlottenhof,  durch  den  Sehafgraben,  durch  die  Havel 
und  durch  die  Grenzen  der  Pirschheidc  und  des  Wild- 
parkes. Besondere  Aufmerksamkeit  beanspruchen  die 
Eisenbahnvcrhaltnisse,  tiber  die  ausführliche  Angaben  Ge- 
macht sind.  In  gleicher  Wei*c  ausführlich  sind  die  Wünsche 
aufgezählt,  welche  als  praktische  Gesichtspunkte  für  die 
Bcbauungscnlwürfe  IU  gelten  haben.  Die  Straßenbreiten 
können  zwischen  25  und  15,3  m  wechseln;  auf  die  Anlage 
von  Vorgärten  ist  besonders  Rücksicht  zu  nehmen,  l'ebcr 
öffentliche  Plätze,  öffentliche  Gebäude,  gewerbliche  An- 
lagen usw.  sind  weitgehende  Angaben  gemacht.  Dem  Er- 
werb nicht  preisgekrönter  Entwürfe  ifür  welche  Summe?) 
„kann  gegebenenfalls  naher  getreten  werden".  Die  Stadt 
übernimmt  aber  keinerlei  Verpflichtuni;,  irgend  einen  der 
preisgekrönten  Entwürfe  dem  zur  Ausführung  bestimmten 
Bebauungsplane  zugrunde  zu  legen,  f  ür  das  Preisgericht 
werden  Namen  noch  nicht  genannt;  es  ist  nur  gc-agl,  daß 

3*4 


es  bestehen  soll  aus  dem  Oberbürgermeister  der  Stadt 
Potsdam  oder  dessen  Stellvertreter,  aus  dem  Stadtver- 
ordneten-Vorsteher zu  Potsdam  oder  dessen  Stellvertreter, 
dem  Stadtbaurat  zu  Potsdam,  einem  bautechnischen  Mil- 
glicde  der  kgl.  Regierung  zu  Potsdam  und  3  Mitgliedern 
de*  mit  der  Beratung  des  Bebauungsplanes  betrauten  ge- 
mischten Ausschusses.  Es  ist  anzunehmen,  daß  in  diesem 
Preisgericht  die  Fachleute  die  Mehrzahl  bilden  werden 
und  daß  die  Namen  derselben  recht  bald  genannt  werden. 
Die  Unterlagen  sind  gut  vorbereitet  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  L.  In  Prenzlau.  '  .nhenholz  i-t  dem  Kiefernholz  zu 
Brucken-  und  Wasserbauten  mindesten*  als  gleichwertig  tu  er- 
achten Ks  ist  chrr  beständiger,  sowohl  im  trocknen  als  im  Wasser 
mit  Rücksicht  auf  seinen  hohen  Harzgchall  Es  hat  eine  erheblich 
höhere  Druckfestigkeit  und  eine  doppelt  so  hohe  Biegungsfestigkeit, 
als  die  anderen  deutschen  Nadelhölzer.  Wenn  es  als  Bauholz  bei 
uns  weniger  bekannt  ist.  so  liegt  das  wohl  z.  T  daran,  daü  es  in 
entsprechenden  z\bm«s*ungcn  nicht  so  leicht  zu  haben  ist,  wie 
Kiefernholz  — 

Hrn.  G.  W.  In  Barr  1.  E.  Ihre  Anfrage  ist  nicht  ganz  ver- 
Mtaajlich.  Wollen  Sic  nur  wissen,  ob  Ähnliche  Ausführungen  schon 
gemacht  sind  und  ihren  Zweck  erfüllen,  oder  wollen  Sie  nähere 
Angaben   Ober  die  Konstruktion  .'     Letztere»  ist  im  Rahmen  des 

-  Frage  kann  bejaht  - 


Briefkastens  nicht  möglich.  Die  erste  Fra 
l),e  Decke  ist,  um  das  Dach  nicht  unnötig 
oder  Drahlziegeideekc  auszuführen.    Am  < 


sie  Sil 

der  ohnehin  erforderlichen  Spann-  und  Hangcstangc  de»  W<  llblcch- 
ilachc»  aufgehängt,  — 

Hrn.  S.  E.  In  H.  Aus  dem  vorletzten  Salze  Ihre»  Btiefes 
kann  der  Schlufl  gezogen  werden,  dau  Sie  nicht  ge werbdllilBiger 
l'nlcrnehmer  sind,  sondern  die  Albeilen  nur  ausnahmsweise,  auf 
besonderen  Wunsch  des  Bauherrn,  in  (".cucraluntcrnchniurg  uber- 
nnmmm  haben.  Für  den  l  all,  dafl  in  dieser  Voraussetzung  in  dem 
Voranschlag  eine  be»nndere  Position  für  .architektonische  Aibeiten" 
nii  ht  aufgeführt  war,  hallen  wir  Sie  Ifta  berechtigt,  ein  Honorar 
als  Architekt  in  Anrechnung  zu  bringen.  Im  übrigen  lallt  sich  hier 
ohne  Kenntnis  der  Km/illicilcn  kein  zutreffende»  Urteil  fallen. 
Ander»  Ilgen  die  Verhältnisse ,  wenn  Sic  Unternehmer  in  regel- 
mäßigem Beruf  waren.  Dann  konnte  Ihnen  u.  l'mst,  eine  Honorar- 
lorderung  lilr  architektonische  Leistungen,  über  die  eine  vorherige 
Vereinbarung  nicht  stattgefunden  hat,  mit  Krfnlg  streitig  gemacht 
werden.  —  

Inhalt:  l'iis  neue  tn-hande  der  „l-amlw-irtsi  haftl.  Feuerversicherung** 
l'rnonrnschaft  im  Ko-iigr-rich  Sachsen-  in  llresden.  -  Weitete  Foilsrhrittc 
in  ilrx  VeiiN-sserung  iln  Wohnungsverhallius»c  in  llaaiburg  —  Slratlcu- 
bahn-  und  lYiaslriliau        1'reisbrwetlMirj^ru        Brief-  und  r-ragekastru. 


IC 


tu  eine  Bildbeilage:  Das  Kai*er-l  afe  in  Dresden. 


VejUc  der  Pratsrhen  Haureltiinr,  »n.  •>  II  ,  Herlia.  Kflr  die  Kedatttoa 
vciaut-surü.  Alben  llolruauu,  Uerün.    Druck  von  Wilh.  tireve,  lirilui. 


No.  61. 

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|  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

jgXXXVIII.  JAHRG.  N°-  62.  BERLIN,  DEN  3.  AUG.  1904 


Eine  drohende  Verunstaltung  der  Stadt  Passau. 


|u  dem  Artikel  in  So.  5a  dies.  Jahrg*.  mögen  folgende 
Bemerkungen  gestattet  »ein :  Der  Brückenbogen  er- 
hielte nach  den  Absichten  der  Stadtverwaltung  die 
in  den  nachsteh.  Abbildungen  dargestellte  Form  und  Wörde 
bei  las  m  Spann weite  sich  in  der  Mitte  13,5"  hoch*)  Ober 
die  Fahrbahn  erheben.  Der  Entwurf  ist  von  der  .Ver- 
einigten Maschinenfabrik  Augsburg  und  Maschincnbau-Ges. 


Nürnberg"  auf  Anregung  und  unter  Mitwirkung  des  Ein- 
senders ausgearbeitet  worden,  nachdem  vorher  -  -  die  be- 
züglichen Vorarbeiten  dauern  bereits  seit  Juli  1900  —  nicht 
weniger  als  7  Vorentwürfe  für  den  Umbau  des  Fußsteges, 
und  4  Abänderung*  -Vorschläge  für  den  Umbau  in  eine 
Fahrbrücke,  sämtlich  f flr  Hängebrücken,  ausgearbei- 
tet waren  und  hierbei  neben  mancherlei  Nachteilen  dieser 
Konstruktion,  so  insbesondere  Notwendigkeit  der  Ein- 
schränkung der  eigentlichen  Fahrbahnbreite  auf  4  ™,  ein 
Mehraufwand  von  30000  M.  sich  ergeben  hat.  Die  Siadt- 
vertretung  war  sich  bei  ihrem  Beschlüsse,  eine  Bogen- 
brücke  zu  erbauen,  mit  den  Verfassern  des  Entwurfes 
ohne  weiteres  darüber  klar,  daß  dieselbe  das  Landschaft  s. 
bitd  verändern  müsse,  konnte  aber  keine  Gründe  ersehen, 

•)  Drr  Ski/i»  in  So.  V  cnl»j't«+m  n»>  «im  llAhr. 


die  für  eine  Beeinflussung  des  Bildes  in  nachteiligem  Sinne 
sprechen.  Die  Gegner  des  Entwurfes  haben  sich  nach 
dieser  Richtung  auf  allgemeine  Redensarten  beschränkt 
und  nur  einzelne  derselben  unschöne  Durchschneid ungen 
des  Stadtbildes  befürchtet  Eingehende  Untersuchungen 
nach  dieser  Richtung  erweisen  jedoch  die  Grundlosigkeit 
dieser  Befürchtungen,  insbesondere  wenn,  wie  bcabsich- 
  tigt,  die  Eisenkon- 
struktion in  tunlichst 
leichten  Formen  zur 
Ausführung  kommt 
Außerdem  wird 
sich  von  ästhetischem 
Standpunkte  gegen 
die  Bugenform  schon 
deshalb  nichts  ein- 
wenden lassen,  weil 
diese  Form  desStütz- 
bogens  in  leicht  ver- 
ständlicher Weise 
sich  sehr  gut  den  von 
der  Natur  gebotenen 
Verhältnissen,  link» 
die  Häusermasse  der 
Stadt,  rechts  der  Berg 
mit  dem  Oberhaus 
als  Krönung  und  dem 
Niederhaus  als  Flan- 
kierung anzupassen 
scheint,  die  Natur  hier 
also  schon  das  bietet, 
was  an  anderen  Stel- 
len z.B.  bei  bestehen- 
den Bogcnbrücken  im 
Rhein-  und  Moseltal, 
erst  durch  die  Kunst 
geschaffen  werden 
mußte.  In  dieser  Hin- 
sicht sei  darauf  hin- 
gewiesen, daß  forden 
seinerzeitigen  Wett- 
bewerb umdieRhein- 
brücke  Bonn— Beuel 
s,  Bogen-  und  81  längc- 
orOcken  in  engere 
Wahl  kamen,  schließ- 
lich aber  die  l'retse  auf 
3  Bogen-  und  1 1  länge- 
brürke  gefallen  sind 
und  bekanntlich  auch 
tatsächlich  eine  Bo- 
genbrücke  zur  Aus- 
führung gelangte. 
Treffend  sind  die  be- 
züglichen Sätze  im 
Berichte  dies.  Blattes 
überden  Wettbewerb 
(Jahrg.  1805  S.  im),  deren  Anführung  hier  gestattet  sei: 
„Die  gewissermaßen  im  Laufe  der  Jahre  zum  Dogma  ge- 
wordene Ansicht,  daß  die  I  längebrOcken  den  ästhetischen 
Ansprüchen  am  meisten  und  am  leichtesten  zu  entsprechen 
imstande  sind,  ist  durch  manche  Beispiele  von  schönen 
Ausführungen  dieses  Systems  bekräftigt.  Ks  wäre  indessen 
unrichtig,  deshalb  die "  Form  der  I  längebrücken  ein  für 
allemal  als  die  schönste  hinzustellen.  De  gustibus  non 
est  disputandum.  Dem  einen  sagt  das  leichte  natürliche 
Herabhängen  der  tragenden  Kette  >idrr  des  Tragkabels, 
dem  anderen  das  starre,  trotzige  Emporragen  de*  zwischen 
zwei  feste  Widerlager  eingespannten  Bogens  mehr  zu. 
Bogen-  und  Hängebrücken  haben  hinsichtlich  der  Form 
wie  der  in  den  Konslruklion8teilen  auftretenden  Spannun- 
gen eine  gewisse  Verwandtschaft,  die  eine  ist  das  Spiegel- 
bild der  anderen,  und  so  werden  auch  beide  in  den 

385 


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meisten  Fällen  bei  sonst  gleichen  Verhältnissen 
für  eine  gute,  einer  schönen  Landschaft  ent- 
sprechende Erscheinung  geebnet  sein*. 

Die  Verhältnisse  sind  nun  beim  hiesigen  Entwurf  nicht 
gleich;  die  für  den  Verkehr  minderwertige  Hängebrücke 
kostet  90000  M.  mehr  als  die  Bogenbrückc  und  soll  sie 
dieser  gleichwertig  sein,  so  erhöht  sich  dieser  Mehrbetrag 
nach  einem  inzwischen  hergestellten  fünften  Hänge- 
brücken-Entwurf um  86000  M.  Danach  wird  die  schließ- 
liche  Wahl  nicht  schwer  fallen. 

Noch  ein  Wort  zur  Bedürfnisfrage,  die  trotz  wieder- 
holter Berichlasse  der  Sladtvertretung  im  Anschlüsse  an 
die  eben  erwähnte  Kostenfrage  von  den  Brückengegnern 
erörtert  worden  ist.  Die  Erbauung  einer  zweiten  fahr- 
baren Brücke  etwa  i,ik«  unterhalb  der  bestehenden  über 
die  Donau  ist  ein  lang  gehegter  Wunsch  der  beteiligten 
städtischen  Bezirke.  Anläßlich  des  nötig  gewordenen  Um- 
baues des  Fußsteges  ist  er  neuerdings  laut  geworden  und 
er  scheint  berechtigt,  wenn  man  in  Betracht  zieht,  dal!  in 
diesen  Bezirken  und  den  am  linken  Ufer  der  Donau  ge- 
legenen Landorten  mit  zusammen  15000  Einwohnern  ein 
augenscheinliches  Interesse  daran  besteht.  Hat)  die  Fahr- 
wege um  0,6  bis  a*m,  bei  Hin-  und  Rückfahrt  sonach  um 
i,a  bis  4  km  gekürzt  werden  Dieses  Interesse  findet  be- 
redtesten Ausdruck  in  der  Tatsache,  daß  aus  dieser  Be- 
wohnerschaft zu  den  Baukosten  von  rd.  200000  M.  für  die 
Bogenbrückc  ein  Beitrag  von  400C0M.  bar  geleistet  wird 

Zum  Schlüsse  möge  der  hochgeschätzte  Einsender 
des  eingangs  erwähnten  Artikels,  in  dem  wohl  mit  Recht 
ein  warmer  Freund  der  Stadt  vermutet  werden  darf,  der 
Uebereinstimmung  der  maßgebenden  Kreise  mit  seiner 
in  den  Endsitzen  zum  Ausdruck  gelangten  Meinung  sich 
versichert  halten.  - 

Passau,  im  Juli  1904.  Klinisch. 

Nachschrift.  Eine  Stein-  oder  Eisenbrücke  mit  Zwi- 
schenpfeilern und  oben  liegender  Fahrbahn  ist  ausge- 
schlossen, nachdem  die  beiderseitigen  Straßenrampen  nur 
■wenig  über  Hochwasser  liegen,  auch  keine  wesentliche 
Hohcrlcgung,  insbesondere  mit  Rücksicht  auf  die  Erhallung 
des  Stadlbildes  wie  nicht  minder  aus  Verkehrsrücksichten 
mehr  zulassen.  Ein  Einbau  von  Zwischcnpfcilern  erscheint 
ebenfalls  unzulässig,  weil  einesteils  die  Flußbreite  ziemlich 
geringer  als  die  Normalbrcitc  ist,  anderseits  die  Schiffahrt 
hierdurch  eine  wesentliche  Beeinträchtigung  erfahren  müßte 
fs.  I.ageplan  auf  S.  467  Jhrg.  1903  und  Zeitschr.  des  bayer. 
Arch-  und  Ing.-Vereins  Jhrg  1871). 

In  den  letzten  Tagen  ist  übrigens  die  Ausarbeitung 
eines  6.  Hängebrücken  -  Kntwurfes  begonnen  worden,  bei 
welchem  durch  Vergrößerung  des  Pteilverhaltnisses  von 
1 : 17,5  auf  1 : 12,5  —  der  bestehende  Steg  besitzt  das  Ver- 
hältnis 1:21.5  -  eillc  namhalte  Verminderung  der  Bau- 
kosten erzielt  werden  kann.  •  ■ 

Den  vorstehenden  Aeußcrungen  des  Hm  Stadlbau- 
rats Klinisch  erlaubt  sich  der  Unterzeichnete,  als  Ver- 
fasser des  in  No.  S2  veröffentlichten  Aufsatzes,  seinerseits 
eine  kurze  Erwiderung  anzuschließen 

Es  wird  den  Lesern  der  „Deutschen  Bauzeitung"  ge- 
wiß willkommen  sein,  neben  den  zuerst  von  Hrn.  Prof. 
Ferdinand  Wagner  erhobenen  und  von  mir  geteilten  Be- 
denken gegen  den  von  den  städtischen  Behörden  l'assau's 
aufgestellten  BrUckenplan  auch  die  Anschauungen  der  Ur- 
heber und  Vertreter  dieses  i'lanes  entwickelt  zu  sehen. 
Denn  die  Frage,  um  die  es  sich  hierbei  bändelt,  ist  keines- 
wegs nur  von  örtlicher,  sondern  von  grundsätzlicher  Be- 
deutung. Es  ist  —  auf  einen  besonders  bezeichnenden 
Fall  übertragen     der  alte  Widerstreit  zwischen  den  Intcr- 


Mitteilungen  aas  Vereinen. 

Arch-  u.  Ing. -Verein  zu  Hamburg.  Vers,  am  22  April  1904. 
Vors.  Hr.  Ilennickc,  anwes  84  Pers .  aufgen.  llr.  Dipl.- 
Ing.  Holthusen,  Anstelle  des  wegen  angegriffener  Ge- 
sundheit  ausgeschiedenen  Hrn.  Olshausen  wird  Hr  Ver- 
mehren zum  Verbands-  Abgeordneten  gewählt.  Hr.  Gleim 
hat  angeregt,  bei  der  Abgeordneten  -  Versammlung  eine 
klarere  Fassung  des  §36  der  Verbands  Satzungen  zu  be- 
antragen. Die  Versammlung  stimmt  dem  grundsätzlich 
au.  Hr.  Löwengard  berichtet  über  das  Ergebnis  der 
Rundfrage  Ober  die  Anwendbarkeit  der  Gebührenordnung 
für  Architekten  und  Ingenieure, 

Hierauf  erläutrri  Hr.  Eisenb  Bau-  und  Betr.-lnsp. 
Merling  den  Bau  der  neuen  Eisen  bah  n-  und  S  tra  Ue  n- 
brücke  über  den  Oberhafen  in  Hamburg.  Die  Brücke 
ist  zur  Verbindung  des  neuen  Hauplbahnhofes  mit  dem 
alten  Hannoverschen  Hahnhof  und  der  Strecke  nach  Har- 
burg durch  4  hochliegende  Gleise  notwendig  geworden. 
Gleichzeitig  war  unter  ■len  Gleisen  eine  Straßenbrücke 
herzustellen.    Da  der  Ohcrhafcn  eine  nur  durch  Dreh- 

386 


essen  der  Nützlichkeit  und  denjenigen  der  Schönheit.  Ein 
Widerstreit,  bei  dem  die  von  der  einen  wie  von  der  anderen 
Seite  entwickelten  Gründe  sich  bekanntlich  um  so  schroffer 
gegenüber  stehen,  als  über  ihre  vorwiegende  Berechtigung 
lediglich  das  subjektive  Empfinden  entscheiden  kann. 

Daß  die  städtischen  Behörden  Passati's  nur  nach  reif- 
licher Ueberlegung  den  in  rede  stehenden  Plan  angenommen 
haben,  ist  in  meinem  Artikel  als  selbstverständlich  voraus- 
gesetzt worden.  Es  ist  erfreulich,  aus  den  Darlegungen 
ihres  Sladtbaurates  zu  ersehen,  daß  sie  dabei  nicht  ein- 
seitig den  Nützlichkeit« •  Standpunkt  behauptet,  sondern 
auch  die  ästhetische  Seite  der  Frage  in  Erwägung  ge- 
zogen haben.  Von  dem  Vorwurf  einer  Pflicht -Versäum- 
nis sind  sie  demnach  völlig  entlastet.  Trotzdem  hat  na- 
türlich jeder  anders  Empfindende  das  gute  Recht  zu  der 
Behauptung,  daß  jene  ästhetischen  Erwägungen  des  Ma- 
gistrates ungenügende  gewesen  sind,  und  daß  das  Urteil, 
zu  dem  er  infolge  dessen  gelangt  ist,  das  Richtige  nicht 
getroffen  hat. 

Meinerseits  muß  ich  leider  bekennen,  daß  ich  durch 
Hrn.  Stadlbaurat  Flintsch  von  meinen,  den  seinigen  ent- 
gegen gesetzten  Ansichten  ganz  und  gar  nicht  bekehrt 
worden  bin.  Es  geht  doch  wohl  nicht  an,  die  aus  einer 
sehr  feinen  ästhetischen  Anschauung  hervorgegangenen  Aus- 
führungen des  Hrn.  Prof.  Ferd.  Vvagner  über  den  uner- 
träglichen Konflikt  zwischen  den  hart  aneinander  stoßen- 
den abfallenden  Linien  der  I'fer-Kulissen  und  den  anstei- 
genden Linien  der  Brückenbögen  als  „allgemeine  Redens- 
arten" zu  bezeichnen  und  die  Bedenken  gegen  eine  Durch- 
schncidung  des  Stadtbildes  mit  der  mehr  als  kühnen  Be- 
hauptung abzufertigen,  daß  eingehende  Untersuchungen 
die  Grundlosigkeit  einer  solchen  Befürchtung  nachgewiesen 
hätten.  Ob  die  Brückenbögen,  wie  in  unseren  Quellen 
angegeben  war,  bis  auf  16 m  oder  gar  20 ■>,  oder  nur  bis 
auf  13,50"  Höhe  ansteigen,  spielt  dabei  keine  wesentliche 
Rolle;  im  Gegenteil  wird  für  die  Ansichten  von  der  Donau 
und  von  den  Donau- L'fern  her  durch  die  tiefer  liegenden 
Gurtungen  nur  noch  mehr  vom  Stadtbild  verdeckt  werden. 
Und  ob  die  Kiscnkonstruktion  der  Brücke  etwas  leichter 
oder  schwerer  ausfällt:  in  jedem  Falle  wird  sie  von  den 
flußabwärts  gelegenen  Standpunkten  her  als  ein  Gitter  sich 
darstellen,  das  den  oberen  Lauf  des  Flusses  absperrt  und 
den  insclartigen  Eindruck  der  Stadt  nahezu  aufhebt.  In 
jedem  Falle  wird  sie  durch  ihren  absoluten  Maßstab  in 
einen  baulichen  Gegensalz  zu  ihrer  Umgebung  treten.  E* 
scheint  freilich,  als  ob  dieser  letzte  Gesichtspunkt  den  Er- 
wägungen der  Passaucr  Stadtverwaltung  vollständig  fremd 
geblieben  sei.  Denn  sonst  hätte  Hr.  Stadtbaurat  Flintsch 
nicht  auf  das  Beispiel  der  in  einer  weiten  freien  Land- 
schaft liegenden  Bonner  Rheinbrücke  sich  berufen  können, 
um  die  von  mir  gar  nicht  geäußerte  Ansicht,  daß  eine 
Hängebrücke  unter  allen  Umständen  schöner  sei  als  eine 
Bogenbrückc,  zu  bekämpfen.  Die  für  Passau  geplante 
Bogenbrückc  ist  an  sich  keineswegs  unschön  und  würde 
in  einem  anders  gearteten  [,and*chaflsbildc  sehr  wohl  am 
Platze  sein.  Sie  paßt  nur  nicht  für  die  Stelle,  an  welcher 
sie  errichtet  werden  soll  und  lediglich  aus  diesem  Grunde 
würde  sie  häßlich  erscheinen  und  eine  Verunstaltung  der 
Stadt  herbeiführen 

Soviet  zur  Wahrung  meines  Standpunktes,  den  wohl 
die  Mehrheit  der  deutschen  Kachgenosscn  mit  mir  teilen 
dürfte.  Möge  es  dem  Eingreifen  der  bayerischen  Staats- 
behörden, über  wclclies  aufS.  ;<aa  berichtet  wurde,  ge- 
lingen, die  Angelegenheit  zu  einem  günstigen  Abschluß 
zu  bringen: 

Waren.  19.  Juli  1904.  K.  E.  O.  Fritsch. 

brücken  unterbrochene  Uinfahrung  der  festen  Elbbrücken 
darstellt,  so  mußte  die  neue  gemeinschaftliche  Hahn-  und 
Straßenbrücke  gleichfalls  als  eine  Drehbrücke  ausgebildet 
werden.  Die  Gesamtlänge  des  eisernen  Ueberbaucs  be- 
trägt 175.26'»  und  verteilt  sich  auf  9  Oeffnungcn.  Hier- 
von sind  4  Oeffnungen  Straßen -Unterführungen  Uebcr 
dem  Wasser  liegen  3  feste  Oeffnungcn  und  die  beiden 
Oeffnungen  der  Drehbrücke.  Letztere  hat  eine  Gesamt- 
länge von  47,2  m.  Wahrend  bei  den  Straßen-Unterführun- 
gen für  je  2  Gleise  3  Hauplträger  mit  voller  Blechwand 
angeordnet  sind,  besitzen  die  eigentlichen  Brücken  nur 
2  sehr  kräftige,  als  Strebcnfachwcrk  ausgebildete  Haupt- 
träger  im  Abstände  von  8.6  ">.  Zwischen  ihnen  befindet 
sich  die  7  n»  breite  Fahrbahn  der  Straßenbrücke,  während 
die  Fußwege  beiderseits  um  a,8B  auskragen.  Die  Bahn- 
gleise ruhen  mittels  16,2  m  langer  Querträger  und  Zwischen- 
langsträgern  auf  den  Oberguiten  der  Hauptlritger.  Das 
Kiesbett  der  Fahrbahn  war  vertragsmäßig  über  der  ganzen 
Brücke  durchzuführen.  Die  llol/.schwcllen  der  Gleise  sind 
jedoch  fest  auf  die  Kiscnkonstruktion  gelagert,  um  an  Ge- 
wicht zu  sparen.  Gleichwohl  belauft  s,ch  das  Gewicht  der 

No  62. 


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Drehbrücke  allein  »uf  rd.  900'.  Die  Hauptgurtc  waren 
für  Spannkräfte  bis  zu  636«  zu  berechnen.  Die  land- 
seitigen  Widerlager  und  drei  einfache  Strompfeiler  konn- 
ten in  der  üblichen  Welse  mit  Beton  auf  Pfahlrostcn  ge- 
gründet werden.   Bei  dem  Drehpfeiler  war  die  Pfahl roM- 


gründung  nicht  ni&glich,  weil  die  Umerkonte  des  Drch- 
zapfenschachtes  des  großen  Kippmomente«  der  Bracke 
wegen  6.5  =»  unter  mittlerem  Hochwasser  liegen  muUte. 
Der  gute  Baugrund  lag  noch  5,5  m  tiefer.  Die  Gründung 
geschah  folgendermaßen.  Der  sechseckige  Pfcilergrundriß 
wurde  zunächst  mit  einer  aor<°  starken  Spundwand  um- 
schlossen. Die  einzelnen  Bohlen  waren  15  m  lang.  Hier- 
auf wurde  die  Baugrube  bis  auf  den  guten  Baugrund 
mittels  Greifbauger  ausgebaggert  und  der  Boden  durch 
ein  4 m  starkes  Betonbett  mit  Traß  und  Kalkzusatz  be- 
festigt und  durch  Taucher  geebnet.  Hierauf  wurde  ein 
mit  Elisengerippe  ausgesteifter  Blcchmantel  von  9,80  >» 
Durchmesser  und  6,5™  Höhe  mittels  Prahmen  ange- 
fahren und  über  die  Spundwand  gehoben  und  in  der 
Baugrube  abgesetzt.  Der  Zwischenraum  zwischen  Spund- 
wand und  Blechzylindcr  wurde  darauf  ausbetoniert  und 
der  äußere  Ring  des  Pfeifers  bis  Ober  Niedrigwasscr  auf- 
gemauert  Nunmehr  wurde  die  Drehpfeilerkammer  inner- 
halb des  Blechmantels  ausgepumpt,  was,  abgesehen  von 
einigen  Undichtigkeiten,  auch  gelang,  und  die  Sohle  der 
Drenpfeilerkammer  sowie  deren  innere  Ringmauer  be- 
toniert. Dabei  wurde  durch  mehrfache  Verankerung  ein 
einheitlicher  Mauerkörper  hergestellt  und  durch  einen 
inneren  Zementputz  wasserdicht  gemacht  Da  die  Pfeilcr- 
oberkante  nicht  »tunnflulfrei  liegt,  so  mußte  mit  gelegent- 
lichen Ucberflutungcn  der  Pfeilerkammer  gerechnet  wer- 
den, wobei  ein  innerer  Ucberdruck  von  4  ■»  Wasscrdruck- 
höhe  entstehen  kann.  —  Der  Drehzapfen  der  Brücke  be- 
steht aus  einer  wasserdichten  genieteten  Eisenkonstruktion 
in  Form  einer  abgestumpften  Pyramide  und  tragt  am 
unteren  Ende  den  Tauchkolben  einer  W'asserd  ruckpresse. 
Der  Tauchkolben  ist  nicht  starr,  sondern  mittels  eines 
Kugelgelenkes  beweglich  an  dem  Zapfen  befestigt,  um 
nur  senkrechte  Kräfte  übertragen  zu  können.  Die  seit- 
lichen Kräfte  und  Drehmomente  werden  durch  Gleitschuhe 
von  dem  Zapfen  auf  zwei  im  Abstände  von  5,25 m  über- 
einander innerhalb  des  Drchpfeilers  angeordnete  kreis- 
förmige Führungsringe  übertragen.  I>cr  obere  Teil  des 
Drehzapfens  ist  als  Maschinenkammer  ausgebildet,  in  wel- 
cher sich  die  zur  Bewegung  der  Brücke  erforderlichen 
Maschinen  befinden,  bestehend  aus  einem  Benzinmotor 
von  1a  PS,  einer  Preßluftpumpe,  welche  150— aoo'  Preß- 
luft von  120  Spannung  stündlich  liefert,  einem  PretJluft- 
motor  von  37  PS  zum  Drehen  der  Brücke  und  den  er- 
forderlichen Hülfseinrichiungen.  Ein  PreUluftspeicher  in 
Form  von  aß  Stahlröhren  von  je  144  1  Inhalt  ist  außen  an 
der  Drchzapfcn  -  Pyramide  angebracht.  Das  Heben  der 
Brücke  erfolgt  durch  Preßluft  unter  Einschaltung  eines 
Wasserdruck  •  Dilferentialkolbens,  der  bei  einer  Wasser- 
pressung von  ti9ke  da»  Brückengewicht  (900  M  und  die 
Bewegungswiderstande  (i8o<)  überwindet;  hierbei  braucht 
die  Preßluft  nur  einen  Druck  von  47^1  auszuüben,  der 
durch  ein  Mindcrungsvcntil  hergestellt  wird.  Der  I.uft- 
druck-Drehmotor  wirkt  auf  ein  Vorgelege,  das  die  Umkehr 
der  Drehrichtung  vermittelt  und  das  die  Bandbremsen 
enthalt  Selbständige  Anlaß-  und  Abstellvorrichtungcn, 
sowie  ein  Geschwindigkcitsreeler  sind  vorgesehen.  So- 
wohl für  die  Hebung,  als  auch  für  die  Drehung  der  Brücke 
sind  Hülfseinrichtungen  vorhanden.  Das  Heben  kann  ohne 
Preßluft  und  mittels  Druckwasser  durch  eine  Preßpumpe 
erfolgen,  die  durch  den  Benzinmotor  oder  von  Hand  be- 
trieben werden  kann.  Das  Drehen  kann  unmittelbar  durch 
den  Benzinmotor  oder  von  1  land  geschehen.  Die  Steuerung 
der  maschinellen  Einrichtungen  erfolgt  von  der  oberen 
Brockenfahrbahn  aus  durch  6  Handrader,  welche  mit  den 
Fahrsignalen  in  gegenseitiger  Abhängigkeit  stehen.  In 
dieser  Abhängigkeit  sind  auch  die  Brückenriegel  einbe- 
griffen, welche  gleichfalls  unter  Vermittelung  von  Preßluft 
hydraulisch  betätigt  werden.  Endlich  sind  noch  zu  er- 
wähnen: hydraulische  Buffer  zum  Bremsen  der  Brücken- 
drehbewegung in  den  Endlagen  und  eine  Pumpe  zum  Aus- 
pumpen des  Drehpfeilcrschachtes  nach  L'eberflutungen 
durch  Hochwasser.  Die  festen  L'cbcrbauten  werden  durch 
Gas,  die  Drehbrücke  durch  Spiritusglühlicht  erleuchtet. 

Die  Brücke  ist  ausgeführt  von  der  Firma  Harkort 
(Duisburg)  zusammen  mit  Haniel  &  Lueg  (Düsseldorf! 
und  Schwartzkopff  (Bcrlini.  I>ic  massiven  Unterbauten 
sind  v<-n  der  Firma  J.  H  Schmidt  (Altona»  ausgeführt. 
Die  Gesamtkosten  betrugen  1  070000  M.,  hiervon  entfielen 
571000  M  auf  die  ELsenkonstruktion  (I7701),  164  000  M. 
auf  die  massiven  Unterbauten,  179000  M.  auf  die  maschi- 
nellen Anlagen,  der  Rest  auf  Nebenarbeiten.  Die  Bauzeit 
betrug  1  Jahr  für  die  Unterbauten  und  1  weiteres  Jahr 
für  die  Eisenkonstruktion.  -  St, 


Vermischtes. 

Auttrocknung  feuchter  Kcllermauern.  In  No.  37  Jhrg.  1903 
der  „Dtschn.  Bauztg."  ist  ein  Verfahren  zur  Austrocknung 
feuchter  Kellermauern  beschrieben,  darin  bestehend,  daß 
außerhalb  der  Kellermauern  eine  Baugrube  von  50"»  Breite 
in  der  Tiefe  bis  zur  Keltersohle  ausgehoben  wird,  daß 
dann  wag  rechte,  übereinander  liegende  Stränge  von  Ton- 


rohren gegen  die  Kcllermauern  gelegt  und  gegen  das  Erd 
reich  durch  Übergedeckte  Asphaltpappe  geschützt  werden 
und  hierauf  die  Baugrube  wieder  mit  Erde  angefüllt  wird 


Ii««««**)/—!..'..* 


Durch  die  Tonrohrstränge 
wird  Luft  geleitet,  indem  an 
jedes  Ende  der  Tonrohr- 
stränge  ein  Schacht  an  den 
Kellermauern  hochgemauert 
wird  Der  eine  Schacht  wird 
für  den   Eintritt  der  Luft 


durch  einen  Durchbruch  der 
Kellermauern  mit  dem  Inne- 
ren der  Keller  in  Verbindung 
gesetzt,  f  )er  andere  Schacht 
wird  durch  einen  unter  der 
Kcllersohle  zu  mauernden 
Kanal  für  den  Abzug  der  Luft 
mit  einem  Schornstein  inVer- 
bindung gebracht.  Das  Ver- 
fahren mittelsTonrohren  mag 
gewiß  seine  Vorteile  haben. 
Es  kommt  hierbei  im  Wesent- 
lichen dasselbe  System  zur 
Anwendung,  wie  das  der 
Falzbaupappen:  nämlich  die 
wirkliche  Austrocknung  der 
Mauern  durch  Luftspdlung 
und  die  Ableitung  der  mh 
Feuchtigkeit  geschwängerten 
Luft  in  einen  Schornstein. 
Ich  würde  auf  den  vorstehen- 
den Artikel  nichts  erwidert 
haben,  wenn  der  Verfasser 
in  der  Einleitung  nicht  aus- 
drücklich auf  die  angeblich 
geringe  Entlüftung  der  Mau- 
ern durch  Fal/baupappe  hin- 
gewiesen hätte.  Die  Entlüf- 
>Z£^Z£tn~J£Z*  '  tung  mittels  Falzbaupappe  ist 
eine  außerordentlich  starke, 
denn  die  Hohlfalze,  durch  welche  Luft  zur  Bespülung 
der  feuchten  Wand  geleitet  wird,  befinden  sich  fast  an  der 
ganzen  Wandflache  (s.  obenst,  Abbilde  ).  Dabei  hat  die 
Trockenlegung  feuchterMauern  mittels  Falzbaupappe  gegen- 
über der  Trockenlegung  durch  Tonrohre  folgende  Vorteile: 

1.  Die  spülende  trocknende  Luft  wirkt  unmittelbar  auf 
die  feuchten  Mauern  ein,  während  bei  den  Tonrohren  die 
Luft  durch  die  Wandung  der  Tonrohrc  hindurch  auf  die 
Mauern  einwirken  soll. 

2.  Die  Anbringung  der  Falzbatipappe.  welche  ja  auch 
auf  den  inneren  Wandflächen  angebracht  werden  kann, 
Ist  bei  weitem  nicht  so  umständlich  und  kostspielig,  als 
diejenige  der  Tonrohre,  wobei  ja  das  Ausheben  einer  Bau- 
grube von  50c">  Breite  und  bei  entsprechender  Tiefe  der 
Kellersohle,  auch  die  Auskleidung  dieser  Baugrube  erfor- 
derlich ist,  damit  die  Arbeiter  nicht  verschüttet  werden. 

3.  An  Grenzmauern  lassen  sich  die  Tonrohrc,  wenn 
überhaupt,  nur  mit  Genehmigung  des  Nachbars  anbringen, 
während  die  Falzbaupappe,  da  sie  sowohl  im  Inneren  der 
Gebäude  wie  an  den  Außenflächen  anzubringen  ist,  an 
jeder  Mauer  angebracht  werden  kann 

4.  Die  Tonrohre  lassen  sich  nur  an  Kcllermauern  und 
an  diesen  auch  nur  in  Höhe  des  Erdreiches  anbringen, 
da  der  Erddruck  dazu  benutzt  wird,  um  die  Tonrohre 
gegen  die  Wand  zu  drücken.  Die  Falzbaupappe  1  Patent- 
Falz  tafeln  „Kosmos"!  lassen  sich  dajrecen  im  Keller  wie 
in  allen  anderen  Geschossen  des  Hauses  anbrineen. 

5.  Bei  den  Tonrohren  erhalt  man,  sofern  die  Aus- 
trocknung  der  Mauern  wirklich  eintritt,  erst  nach  Verlauf 
längerer  "Zeit  auf  der  Innenseite  der  Mauern  trockene 
WandoberflAchcn.  Bei  den  Patent -Falztafeln  rKo»mosM 
erhält  man  sie,  da  sie  wasserdicht  asphaltiert  sind,  sofort, 
gleichzeitig  in  Fol«e  der  sich  konisch  crhrcilernden  sehwal- 
benschwanzfftrmigen  Mortelfalzc  festhaftenden  Verputz 

6.  Die  Kosten  der  Trockenlegung  mittels  der  Patcnt- 
Falztafcln  .Kosmos"  einschließlich  des  darauf  anzubringen- 


V- 


ZI. 


3.  August  1904. 


387 

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den  Verputzes  betragen  ganz  erheblich  weniger,  als  die 
der  Trockenlegung  mittels  der  Tonrohre. 

7.  Der  Hr.  Verfasser  beruft  sich  betreffs  der  Bewah- 
rung der  Trockenlegung  mittels  Tonrohren  auf  ein  ein- 
ziges Beispiel.  Die  Patent-Falztafeln  .Kosmos*  haben  sich 
in  vielen  hundert  Fallen  bewahrt  Räume,  deren  Be- 
wohnung  wegen  zu  großer  Nasse  polizeilich  verboten 
waren,  wurden  nach  Bekleidung  der  Winde  mit  den  Pa- 
tent-Falztafeln .Kosmos"  für  die  Bewohnung  freigegeben. 
Aug.  Wilh.  Andernach  in  Beuel  a.  Rh. 

Ein  erlösende«  Wort  sprach  der  Ober-Bürgermeister 
von  Karlsruhe,  Hr.  Schnetzlcr,  welchem  wir  schon  so 
manche  treffliche  und  kernige  Ausführung  verdanken,  aus 
Anlaß  einer  dortigen  Denkmal-Angelegenheit  aus.  Gegen- 
über gegenteiligen  Absichten  trat  er  entschieden  für  die 
Freiheit  der  Kunst  und  der  Künstler  ein  und  fuhr 
fort,  die  Künstler  hatten  oft  originelle  Gedanken,  könnten 
sie  aber  nicht  ausführen,  weil  ihnen  von  anderer  Seite, 
von  Bestellern  usw.  hineingeredet  werde;  das  solle  man 
vermeiden.  Wir  begrüßen  diese  unbefangene  und  groß- 
sinnige Aeußerung  des  Vorstandes  eines  in  frischem  und 
lebhaftem  Aufblühen  befindlichen  großen  städtischen  Ge- 
meinwesens mit  aller  der  Freude,  die  wir  nach  so  vielen 
gegenteiligen  Aeußerungen  von  Berufsgenossen  des  Hrn. 
Schnetzler  empfinden  dürfen.  — 


Bücher. 

Scbutx  von  Eisenkonstruktionen  gegen  Feuer.  Von  I L  II agn , 
Ing.  in  Hamburg.  Herausgegeben  im  Auftrage  des 
Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine,  des  Vereins  deutscher  Ingenieure  und  des 
Vereins  deutscher  Eisenhüttenleute.  Verlag  von 
Julius  Springer,  Berlin  1904.   Pr.  2  M.  geb.  — 

Wiederholte  große  Brande,  bei  denen  die  tragenden 
Eisenkonstruktionen  von  Speichern,  Lagerbausera  und 
Fabriken  völliger  Zerstörung  anheim  gefallen  sind,  haben 
bei  einigen  Konstrukteuren  zu  einem  so  weit  gehenden 
Mißtrauen  gegen  das  Eisen  überhaupt  geführt,  daß  sie 
stellenweise  wieder  zu  Holzkonstrukttonen  übergegangen 
sind.  Anderseits  haben  diese  Brande  Veranlassung  ge- 
geben, das  Verhalten  des  Eisens  im  Feuer  auch  im  Ver- 
gleich mit  anderen  Baustoffen  naher  zu  untersuchen.  Die 
so  gesammelten  Erfahrungen  haben  dazu  geführt,  in  be- 
sonderen feuerfesten  Umhüllungen  einen  Schutz  für  den 
unmittelbaren  Angriff  des  Feuers  auf  das  Eisen  zu  ge- 
winnen. Man  ist  dabei  aber  in  den  Anforderungen  mit- 
unter soweit  gegangen,  daß  die  Wirtschaftlichkeit  der 
ganzen  Anlage  infrage  gestellt  wurde.  Es  sind  ferner  so 
verschiedene  Materialien  und  so  verschiedene  Konstruk- 
tionen für  die  Ausbildung  der  Umhüllungen  in  Vorschlag 
gebracht  worden,  daß  es  dem  konstruierenden  Ingenieur, 
der  sich  nicht  eingehend  mit  diesen  Fragen  beschäftigt  hat, 
schwer  wird,  im  Einzelfalle  das  Richtige  zu  treffen. 

Die  drei  oben  genannten  Vereinigungen  haben  sich  da- 
her die  Aufgabe  gestellt,  durch  Sammlung  und  Sichtung 
des  in  Zeitschriften  zerstreuten  Materialcs  und  durch  Zu- 
sammenstellung desselben  in  einem  handlichen  Werkchen 
dem  Ingenieur  seine  Aufgabe  zu  erleichtern,  ihm  in  zweck- 
mäßig ausgewählten  Beispielen  die  Anwendung  der  ver- 
schiedenen Umhüllungsmittel  und  UmhOllungsfonnen  in 
Mustern  vorzuführen.  Es  soll  ferner  durch  diese  Schrift 
dargetan  werden,  daß  bei  einem  sachgemäßen  Schutz  der 
Eisenkonstruktionen  gegen  Feuer  diesen  tatsächlich  die 
Vorzüge  gegenüber  anderen  Baumaterialien  innewohnen, 
die  man  ihnen  nach  den  oben  erwähnten  Branden  z.  T. 
wieder  absprechen  zu  sollen  glaubte,  und  es  soll  auf  diese 
Weise  dem  Eisen  der  ihm  als  Baumaterial  zukommende 
Platz  wiedergewonnen,  seine  ausgedehntere  Anwendung 
im  Bauwesen  befördert  werden. 

Die  Vorarbeiten  zu  dem  Werke,  die  Aufstellung  eines 
Programms  für  dasselbe  sind  in  Gemeinschaft  mit  dem 
Verfasser  von  einem  Ausschusse  der  3  Vereinigungen  ge- 
leistet worden,  der  sich  aus  Eisenhüttenleuten,  Eisenkon- 
strukteuren, in  der  Praxis  stehenden  Architekten  und  In- 
genieuren und  Baupolizeibcamten  zusammensetzte  und 
dem  sich  noch  Vertreter  der  Beruf  s- Feuerwehren  und 
Feuerversicherung«  -  Gesellschaften  anschlössen. 
Die  Mitwirkung  der  letzteren  war  ganz  besonders  wün- 
schenswert, da  man  von  der  Einbürgerung  eines  sachge- 
mäßen Schutzes  der  Eisenkonstruktionen  gegen  Feuer  auch 
mit  der  Zeit  eine  Herabsetzung  der  Versicherungs-Prämien 
für  solche  Bauten  erhofft,  Zu  den  Beratungen  zugezogen 
wurden  ferner  auch  Vertreter  der  Fabriken  feuerfester 
Materialien.  Dieser  Ausschuß  hat  dem  Verfasser  auch 
wahrend  der  Bearbeitung  des  Werkes  mit  Rat  und  Tat 
zur  Seite  gestanden,  sodaß  Ictzcrcs  für  sich  den  Anspruch 
erheben  darf,  die  Frage  in  durchaus  sachverstandiger  und 
unparteiischer  Weise  zu  behandeln. 

3«8 


Der  Stoff  der  Buches  gliedert  sich  so,  daß  nach  einer 
kurzen  Einleitung  Ober  die  Vorzüge  des  Eisens  vor  dem 
Holze  bei  der  Verwendung  zu  Bauzwecken  zunächst  das 
Verhalten  von  Guß-  und  Walzeisen  sowie  von  Holz  und 
Stein  bei  Brflnden  behandelt  wird.  Material  hierzu  lieferten 
namentlich  die  im  Auftrage  des  I  Umburger  Senates  1892/93 
und  1895  ausgeführten  Untersuchungen.*)  Ein  weiterer 
Abschnitt  behandelt  die  Gefährdung  der  Umfassungsmauer* 
von  Bauwerken  infolge  fester  Verbindungen  der  EUen- 
konstruktion,  eine  wichtige  Frage,  da  gerade  die  Erschei- 
nung, daß  wiederholt  Eisenkonstruktionen  bei  ihrem  Zu- 
sammenbruch auch  die  ganzen  Umfassungsmauern  mit 
zerstörten,  Mißtrauen  gegen  das  Eisen  hervorriefen. 

Die  Frage,  ob  die  Rücksicht  auf  Feuersgefahr  beson- 
deren Schutz  der  Eisenkonstruktionen  gegen  elektrischen 
Starkstrom  bedingt,  wird  bei  sachgemäßer  Ausbildung  und 
Ucberwachung  der  elektrischen  Anlagen  verneint. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  die  Erwägung,  bei  wel- 
chen Anlagen  und  in  welchem  Umfange  ist  es  erforder- 
lich Eisenkonstruktionen  gegen  Feuersgefahr  zu  schützen? 
Nach  den  anfänglichen  üblen  Erfahrungen  mit  ungeschütz- 
ten Eisenkonstruktionen  sind  hier  die  baupolizeilichen  An- 
forderungen z.  T.  zu  hoch  geschraubt  und  unterschiedslos 
angewendet  worden.  Gerade  bei  dieser  Frage  ist  es  aber 
am  Platze,  nicht  nach  der  Schablone  zu  verfahren,  sondern 
die  besonderen  Verhältnisse  des  Einzelfalles  zu  prüfen. 
Zu  berücksichtigen  sind  dabei  nach  den  Ausführungen 
der  Schrift:  Größe,  Lage  und  Umgebung  des  Gebäudes, 
also  die  etwa  zu  erwartende  Ausdehnung  des  Feuers;  die 
Feuergcfahrlichkcit  des  Inhaltes  der  Räume,  die  Gefahr 
für  Menschenleben  und  Waren.  Soweit  gesetzliche  und 
polizeiliche  Bestimmungen  Ober  den  Schulz  von  Eisen- 
kottstru Wtiooci*  er  t^c^ti^ti'0 1 1  f  e^ifli  sich  dci*  F£on 

struktcur  natürlich  danach  zu  richten.  Es  sind  deshalb 
die  wichtigsten  derartigen  Bestimmungen  aus  verschiede- 
nen Teilen  Deutschlands  auszugsweise  mitgeteilt. 

Unmittelbar  den  Zwecken  des  Konstrukteurs  dienend 
sind  die  Abschnitte,  welche  sich  mit  den  Ummantclungen 
der  Eisenkonstruktion  selbst  und  zwar  für  Säulen  und 
Unterzüge,  Decken,  Dächer,  Treppen,  Wände,  Türen  be- 
schäftigen. Vorausgeschickt  sind  einige  Bemerkungen  über 
die  Anforderungen,  welche  an  die  Ummantelungen  allge- 
mein oder  in  besonderen  Betrieben  außerdem  zu  stellen 
sind.  Bei  dem  Kapitel  des  Deckenschutzes  mußten  auch 
die  modernen  Deckenkonstruktionen  einbezogen  werden, 
bei  denen  das  Eisen  ganz  in  der  Decke  eingebettet  liegt 
und  nur  mit  dieser  zusammen  die  Funktion  des  Tragens 
übernimmt  Es  war  dabei  kaum  zu  vermeiden,  auch  auf 
das  Wesen  dieser  Deckensysteme  einzugehen,  wenn  auch 
diese  Ausführungen  aus  dem  Rahmen  des  Werkes  etwas 
heraustreten.  Diesem  Abschnitte  sind  zahlreiche,  gut  aus- 

?;cwahlte  und  durch  klare  Zeichnungen  verdeutlichte  Muster 
ür  die  verschiedenen  Arten  der  Umhüllung  und  für  ver- 
schiedene Baustoffe  beigegeben. 

Den  Beschluß  der  Schrift  bildet  eine  Zusammenstellung 
der  Kosten  der  hauptsächlichsten  Umhüllungen,  die  dem 
Architekten  und  Ingenieur  einen  willkommenen  Anhalt 
für  die  Veranschlagung  geben. 

Diese  kurze  Inhaltsangabe  mag  genügen,  um  die  Ver- 
wendbarkeit des  Werkes  zu  kennzeichnen.  Es, 4SI  knapp 
und  klar  geschrieben,  läßt  alles  überflüssige  weg,  verweist 
wo  erforderlich  auf  die  einschlägige  Literatur  und  bietet 
doch  eine  Fülle  brauchbaren  Materiales.  Die  Ausstattung 
ist  gut  der  Preis  absichtlich  sehr  niedrig  gestellt  d«ri 
Buche  eine  möglichste  Verbreitung  zu  sichern. 

Wir  geben  demselben  unsere  wärmste  Empfehlung 
mit.  -  Fr.  E. 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Dr.  Bernhöft,  Fiz.,  Prof.  Da»  neue  bürgerliche  Recht 
io  gemeinvcrstandl.  Darstellung  mit  Beispielen  aus  dem  prakt. 
Leben  III.  Sachenrecht  1.  Abt.  Rechte  an  Grundstöcken, 
insbesond  Hypothekenrecht  nebst  Grundbucb-Ordnang  und 
Zwangsversteigerung»  Gesetz.  Stuttgart  1904.  E.  H.  MoriU. 
Pr  i,.vj  M 

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in  Deutschland  Aufn -Bedingungen,  DiploniprQfuogs-Ordoun- 
gen,  Promotions-Ordnuogen  und  Preisbewerbungen,  Stipen- 
dien umv  ,  ergänzt  durch  einige  Ministet  ial- Erlasse.  Halle 
a.  S.  1004.    Buchhdlg   des  Waisenhauses.    Pr.  9,so  M- 

Dr.  Brentano,  Lojo,  Prof  Wohnungs-Zustande  und 
Wohnungt-Rcform  iu  Uthleben.  Mit  8  Abbildgn. 
Manchen  1904.    Ernst  Reinhardt.    Pr.  t  M. 

Ebe,  Gust.,  Aren.  August  Orth,  Ein  Lebensbild.  Berlin  1904. 
Wilh.  Ernst  ft  Sohn. 

•)  Vr*irl.  PcutMtw  itju/Ht'inr.  J:'l"^.  t**K      -rp  *4-» 

Inhalt :  K.ine  droh«  Ilde  \ etuii*.ultiiii£  der  Sudt  >'»s«au  —  Mitteilungen 

•  us  Verein«  —  Verrauchte».    -  Utk  her. 

Verla«  der  Deotsrben  Bauleitung.  G.  m.  b.  II-,  Bertin.  Fflr  die  KedakUo» 
TerantwonJ.  Albert  Holnstm,  Berlin    Druck  wi  Wilh.  Gre»«,  Berlin 

No.  6a 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  63.  BERLIN,  DEN  6.  AUG.  1904 


Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses. 


.....  da*  Öffentliche  Uiteil  i»t  wohl 

ein  kommet  licher  Witt  ' 

(I..  A.  von  Arnim  und  (J.  RrrnUno  in  der 
Vorrede  tu  wl>rt  Kiml>en  Wunderhorn-.) 

n  diesen  herrlichen  Sommertagen  ist  Ober 
die  schönen  sOdwestdeutschen  Gaue  unseres 
Vaterlandes  ein  Sturm  dahingezogen,  wie 
ihn  Deutschland  in  Kunstfragen  noch  sehen 
sah.  In  Zeitschriften  und  Zeitungen,  vom 
Katheder  herab  und  in  Vereinen,  in  der  stillen  Stube 
des  Gelehrten  und  in  bewegten  Versammlungen  wur- 
den Artikel  geschrieben,  Reden  gehalten  und  Reso- 
lutionen gefaßt,  die  hinaus  in  die  weite  Welt  geschickt 
wurden,  um  ein  angeblich  drohendes  L'nheil  zu  ver- 
hüten. Um  die  Abhänge  des  SchloUbergi-s  in  Hcidel- 


•sfs?- 


berg,  in  deren  Lindenschatten  nach  einem  schönen 
Worte  Storms  sonst  nur  der  „Sommerharfenton  der 
wählenden  Bienen*  gehört  wurde,  halbe  es  laut  wieder 
von  Ausbrüchen  der  Entrüstung,  von  Rufen  der  Zu- 
stimmung, von  dem  leidenschaftlichen  Aufwallen  der 
studentischen  Jugend  und  von  dem  mahnenden  Grollen 
ihrer  Erzieher.  Und  was  war  geschehen?  Im  badi- 
schen Landtage  wurde  kurz  vor  dessen  Auseinander- 
gehen in  den  Beratungen  des  Etats  der  großh.  Do- 
manenverwallung  die  Frage  der  Erhaltung  des  I  leidcl- 
berger  Schlosses  gestreift  und  der  Präsident  des  Finanz- 
Ministeriums,  Hr.  Geheimrat  Becker,  in  dessen  Ver- 
waltungsgebict  die  Erhaltung  des  Schlosses  fällt,  gab 
einen  Bericht  Ober  die  seit  dem  Auseinandergehen  des 


Der  „Undenhof",  Wohnhaus  de»  Herrn  Aren.  Prof.  M.  Littmann  In  Manchen-Bogenhauten.  Siiaiknan»iclii 


3B9 


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letzten  Landtages  unternommenen  Studien  und  Vor- 
arbeiten, als  deren  Ergebnis  er  die  Unmöglichkeit  be- 
zeichnete, das  Heidelberger  Schloß,  bezw.  den  Otto 
llcinrichsbau  desselben,  anders  als  durch  Aufbringung 
eines  Daches  und  durch  inneren  Ausbau  zu  erhallen. 
Nur  Ober  die  Frage  des  oberen  Abschlusses  der  Fassade 
und  die  Art  der  Bedachung  seien  die  Studien  noch 
zu  keinem  Abschluß  gekommen,  sondern  eine  Fort- 
setzung derselben  anberaumt  und  es  sei  beabsichtigt, 
zur  völligen  Klarung  auch  dieser  Fragen  seinerzeit 
eine  Kommission  aus  Architekten  und  Vertretern  der 
Kunstgeschichte  zu  berufen  und  nach  ihren  Beschlassen 
die  Arbeiten  anzuordnen.  Für  die  großh.  Regierung 
aber  sei  damit  die  Frage  der  Erhaltung  des  Schlosses 
erledigt.  Wir  haben  über  diese  Vorgänge,  sowie  Ober 
die  Gutachten,  welche  ihnen  zu  Grunde  liegen,  ein- 
gehend berichtet  Es  geschah  nun,  was  eigentlich  zu 
erwarten  war.  Oer  alte  Streit  über  die  Frage,  ob  das 
Schlot)  durch  Auf-  und  Ausbau  zu  erhalten  oder  ledig- 
lich seinem  Schicksal  zu  überlassen  sei,  loderte  wieder 
auf  und  wenn  er  früher  eine  größere  Verbreitung  hatte, 
so  war  sein  Charakter  diesmal  insofern  verändert,  als 
er  im  Wesentlichen  nicht  über  Sudwestdeutschland 
hinausging,  dafür  aber  ungestümer  wurde  und  die 
offiziellen  Universitätskreise  sowie  Vereine  der  Sladt 
Herdelberg  in  die  Bewegung  hereinzog.  Der  Lehr- 
körper der  Universität  Heidelberg  crliel)  eine  Er- 
klärung, deren  genauen  Wortlaut  wir  uns  vom  aka- 
demischen Direktorium  der  Universität  erbeten  hatten 
und  welcher  uns  in  bereitwilligster  Weise  übermittelt 
■  wurde.    Die  Erklärung  lautet  wie  folgt: 

„Das  Heidelberger  Schloli  schwebt  in  dringender 
Gefahr.  Das  großh.  badisebe  Finanzministerium  hat 
die  Frage  der  Möglichkeit,  den  Otto- Heinrichsbau 
durch  Stützen  zu  erhalten,  im  verneinenden  Sinne 
für  erledigt  erklärt,  nachdem  Eggert  s  Plan,  der  sie 
bejahte,  ourch  eine  Anzahl  von  Gutachten,  die  im 
\\  esentlichen  von  grundsätzlichen  Vertretern  der  Wie- 
derherstellungs-ldec  ausgingen,  verworfen  worden  ist. 
Nur  Ober  die  Art  der  Bedachung  soll  eine  neue  Kom- 
mission von  Fachleuten  noch  entscheiden.  Wir  ver- 
mögen nach  den  Aussprüchen  hervorragender  Tech- 
niker nicht  zu  glauben,  daß  die  Kunst  der  Architekten 
oder  besser  der  Ingenieure  nicht  imstande  sein  sollte, 
ein  Mittel  der  Erhaltung  der  Fassade  zu  finden  und 
erklären  es  für  unbedingt  erforderlich,  daß  den  Fach- 
männern beider  Art  Anregung,  Möglichkeit  und  Zeit 
gewährt  werde,  Projekte  auszuarbeiten  und  der  Oeffent- 
lichkeit  bekannt  zu  machen,  bevor  irgend  ein  weiterer 
Schritt  geschieht 

Aber  wir  protestieren  darüber  hinaus  auf  das 
Schärfste  und  das  Eindringlichste  gegen  eine  jede 
Restauration,  die.  wie  sie  auch  sei,  in  viel  höherem 
Maße  als  irgend  eine  langsame  und  unberechenbar 
fortschreitende  und  urnbildende  natürliche  Zersetzung 
der  Ruine  deren  jähe  und  vor/eilige,  vollständige,  un- 
widerrufliche Zerstörung  bedeuten  müßte.  Wir  weisen 
mahnend  auf  all'  das  Unheil  hin,  das  ein  unhistori- 
scher und  unkünstlerischer  Restaurations- Fanatismus 
im  letzten  Jahrhundert  an  so  vielen  ehrwürdigen  Denk- 
mälern angerichtet  hat,  indem  er  an  die  Stelle  des  Kunst- 
werkes die  Nachbildung,  an  die  Stelle  des  Echten  die 
Fälschung,  an  die  Stelle  des  Gewordenen  und  Zweck- 
vollen das  künstlich  ( lemachte  und  die  leere  Maske  schob. 

Wir  licklagen  in  der  Restaurierung  des  Friedrichs- 
haucs  diese  Verdrängung  des  Lebenden  durch  das 
ein  für  allemal  Tote,  des  historischen  Baues  und  sei- 
ner eigentümlichen  Werte  durch  ein  im  AeuLSeren 
kaltes  und  et  kältend«  s,  im  Inneren  schreiend  buntes 
Scheinwerk,  der  unmittelbaren  Schöpfung  durch  eine 
seelenlose  architektonische  Gelehrsamkeit.  Wer  in 
aller  Welt  wagt  es  denn,  an  ein  Aushauen  des  Parthe- 
nons, der  Tempel  von  Girgenti  oder  l'aestum  auch 
nur  zu  denken'.'  Wer  darf  aus  dem  heiligen  Rote 
unseres  Oito-Ileinrichsbaues,  aus  dem  Erbstück  einer 
schaffenden  Zeit  und  dem  sprechenden  Gebilde  der 
Jahrhunderte  ein  Zwitterding  machen,  unwahr  und 
unlebendig,  weder  all  noch  neu?  oder  vielmehr:  ein 
Neues,  in  dem  das  Alte  tatsächlich  untergeht '?  Denn 

39° 


mit  Bestimmtheit  ist  es  vorauszusehen,  daß  der  Aus- 
bau einem  Neubau  gleichkommen  würde,  ein  Neubau 
aber  kann  aufgrund  der  vorhandenen  genauen  Auf- 
nahmen auch  später  noch  jederzeit,  wenn  es  sein  soll, 
vorgenommen  werden.  Warum  soll  der  Ruine  nicht 
vergönnt  sein,  sieb  auszuleben,  so  lange  es  ihr  Ge- 
schick erlaubt? 

Wir  sind  gewiß,  im  Sinne  zugleich  eines  jeden 
geschichtlichen  Gefühls  und  eines  jeden  künstlerischen 
Empfindens  den  Warnruf  zu  erheben:  in  keinem  Fall, 
unter  keiner  Bedingung  die  Barbarei  eines  Wieder- 
aufbaues* Sic  allein,  auf  absehbare  Zeit  hinaus,  droht 
unserem  Schloß  die  wahre  Vernichtung  an,  die  Ver- 
nichtung ohne  Not  und  ohne  Gewinn. 

Universität  Heidelberg  im  Juli  1904". 

Im  Anschlüsse  daran  fand  am  20  Juli  in  der  Stadt- 
halle in  Heidelberg  eine  Protestversammlung  statt,  zu 
welcher  die  Studentenschaft  die  Professoren  der  Uni- 
versität und  die  gesamte  Heidelberger  Bürgerschaft 
eingeladen  hatte.  In  diesei  Versammlung  wurde  folgende 
Kundgebung  einstimmig  angenommen: 

„Seit  einer  Reihe  von  Jahren  machen  sich  Be- 
strebungen geltend,  die  auf  eine  Wiederherstellung  des 
Heidelberger  Schlosses  ausgehen  und  schon  ist  der 
Friedrichsbau  diesen  Bestrehungen  zum  Opfer  gefallen. 
Jetzt  ist  auch  der  Ausbau  des  Otto  -  Heinrichsbaues 
beschlossen  worden,  und  nur  über  die  Art  der  Be- 
dachung wird  noch  eine  Kommission  zu  entscheiden 
haben.  So  soll  also  wirklich  die  schönste  und  er- 
habenste Ruine  Deutschlands  der  Erncucrungswut 
unserer  Tage  preisgegeben,  soll  wirklich  was  unendlich 
eindrucksvoll  von  dem  Schicksal  und  der  Zeit  ge- 
schaffen wurde,  zerstört,  soll  ohne  Not  an  die  Stelle 
lies  natürlich  Gewordenen,  Originalen  ein  künstlich 
Gemachtes,  Gefälschtes  gesetzt  werden?  Die  Ruine 
könnte  nicht  anders  erhalten  werden,  als  indem  man 
sie  durch  einen  Neubau  vernichtet?  Die  Ansicht  zu 
teilen,  wird  Jedem  schwer,  der  zu  der  Tüchtigkeit 
unserer  Architekten  Zutrauen  hat.  Dieses  Zutrauen 
haben  wir;  wir  sind  der  festen  Ueberzeugung,  daß 
Baumeister  und  Ingenieure  Mittel  finden  werden,  die 
Ruine  noch  für  lange  Zeit  in  ihrem  jetzigen  Zustande 
zu  konservieren.  Aber  selbst  wenn  dies  nicht  der  Fall 
wäre,  so  dürfte  doch  niemals  an  die  Ruine  gerührt, 
niemals  das  heilig  Alte,  Lebendige  einem  Toten,  Neuen 
geopfert  werden.  Das  Heidelberger  Schloß  muß  Ruine 
bleiben.  Als  Ruine  hat  es  seinen  unvergleichlichen 
Einlluß  ausgeübt  auf  das  Geistesleben  des  deutschen 
Volkes:  denn  kein  Zufall  ist  es,  daß  einst  in  der  Ro- 
mantik eine  neue  Geistesrichtung  gerade  von  I  leidel- 
berg  ihren  Ausgang  genommen  hat.  Alle  großen 
Heidelberger  Erinnerungen  an  Goethe,  an  so  viele 
schöpferische  Geister  hängen  mit  der  Ruine  zusammen. 
Um!  ist  es  nicht  die  Ruine,  das  einzigartige  Zusammen- 
wirken von  Natur  und  Kunst,  dem  fortdauernd  die 
Begeisterung  unzähliger  Wanderer  von  nah  und  fern, 
vor  allem  aber  die  Begeisterung  gerade  der  in  Heidel- 
berg studierenden  Jugend  gilt?  Das  alles  soll  jetzt 
untergehen.  Nun  gut,  kommt  nur  herbei,  ihr  Barbaren, 
und  beginnt  euer  Zcrslörungswerk !  Wir  aber  wollen 
nichts  gemein  haben  mit  euch,  wollen  nicht  mitschuldig 
werden  an  eurem  Verbrechen.  Festhaltend ,  an  den 
poetischen  l  eberlieferungcn  unserer  geliebten  Uni- 
versitätsstadt, erheben  wir  laut  Protest  jetzt  und  immer 
gegen  jegliche  Arbeit  am  Heidelberger  Schloß,  die 
hinausgeht  über  die  Sicherung  der  Kuine  in  ihrer 
jetzigen  Gestalt,  Protest  gegen  jeden  frevelnden  Ein- 
grifl  in  das  Hcslehcndc,  Protest  gegen  die  Vernichtung 
der  Heidelberger  Herrlichkeit:" 

Und  weiterhin  hat  auch  der  Heidelberger  Schloß- 
verein eine  Protesterklärung  (olgenden  Inhaltes  erlassen : 

„Die  großh.  Staatsregierung  bat  sieh  in  ihrer  Mit- 
teilung an  die  Zweite  Kammer  dahin  ausgesprochen, 
daß  die  Frage,  ob  der  Otto- llcinrichsbau  in  seiner 
gegenwärtigen  Ciesialt  erhalten  werden  köntie,  von 
den  zu  Rate  gezogenen  Sachverständigen  in  verneinen- 
dem Sinn«  entschieden  worden  und  somit  für  die  groß- 
herzogliche  Regierung  erledigt  sei.    Dem  gegenüber 

No.  63 


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erachten  wir  es  für  unsere  Pflicht,  gemäß  den  Satzungen 
unseres  Vereins,  der  die  Förderung  der  Erhaltung  der 
Schloßruine  sich  zur  Aufgabe  gemacht  hat,  folgende 
Erklärung  abzugeben:  Wir  vermögen  die  angeführte 
Auffassung  der  großh.  Staatsregierung  nicht  zu  teilen; 
wir  halten  vielmehr  daran  fest,  daß  es  der  modernen 
Technik  gelingen  muß,  die  Fassade  des  Otto-Heinrichs- 
baucs  in  ihrem  gegenwartigen  Bestände  aufrecht  zu 
erhalten.  Wir  sind  fest  davon  Oberzeugt,  daß  die 
geplante  Wiederherstellung  des  Otto-Heinrichsbaucs 
nicht  zu  seiner  Erhaltung,  sondern  zu  einer  nicht  zu 
verantwortenden  und  nicht  wieder  gutzumachenden 
Zerstörung  dieses  edelsten  Werkes  der  deutschen  Re- 
naissance und  zu  einer  Fälschung  des  geschichtlich 
Gewordenen  führen  muß  "  — 

Dadurch,  daß  sich  dieser  Kundgebung  die  Bczirks- 
vercinc  „Altheidelberg",  „Westheidelberg"  und  Neuen- 
heim", sowie  der  „Gemeinnützige Verein*  angeschlossen 
haben,  ist  dieser  Protest  auch  von  der  Heidelberger 
Bürgerschaft  aufgenommen  worden. 

Neben  diesen  Erklärungen  liefen  eine  große  An- 
zahl von  Zeitungs- Erörterungen  her;  da  diese  aber  ent- 
weder dasselbe  sagen,  was  in  diesen  drei  Kundgebun- 
gen bereits  enthalten  ist,  oder  aber  meist  eine  gewisse 
mittlere  Linie  sachlicher  Reife  und  würdiger  Haltung, 
die  bei  allen  Erörterungen  Ober  so  ernste  Fragen,  wie 
die  inredc  stehenden,  nicht  unterschritten  werden 
sollte,  oft  stark  unterschreiten,  so  wird  man  es  uns 
nicht  verdenken,  wenn  wir  uns  lediglich  mit  den  vor- 
stehenden Kundgebungen  beschäftigen.  — 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  daß  die  drei  Erklärungen 
und  Kundgebungen  einen  gemeinsamen  Ursprung  haben, 
von  welchem  die  meisten  der  Aeußcrungen  abhängig  sind, 
die  in  der  letzten  Zeit  Ober  das  Heidelberger  Schloß 
erschienen  sind  und  wohl  auf  den  Professor  für  Kunst- 
geschichte an  der  Universität  I  Icidclbcrg,  I  lenry  T h o  de , 
zurückgehen,  der  mit  Wärme  und  UeberzcJgung  für 
seine  Anschauung  kämpft,  dessen  Wärme  aber  vielfach 
in  Leidenschaftlichkeit  übergeht  und  der  deshalb  oft 
über  das  Ziel  hinausschicsst.  Sie  alle  wenden  sich  gegen 
die  Erhaltung  des  Schlosses  durch  Wiederaufbau;  die 
Tendenzgeht  darauf  hinaus,  die  Ruine  als  ein  Dokument 
ihrcrZeit  unverändert  ihrem  Schicksal  zuüberlassen.nicht 
ihrenßestand  durch  Ausbau  des  Schlosses  zu  verlängern. 
Und  dazu  werden  die  oft  entlegensten  Gründe  angeführt 
In  der  Erklärungder  Universität  Heidelberg  wird  z.B.  die 
Frage  aufgeworfen:  „Wer  in  aller  Welt  wagt  es  denn, 
an  ein  Ausbauen  des  Parthenons,  der  Tempel  von 
Girgcnti  oder  Pacstum  auch  nur  zu  denken?"  In  der 
Tat  würde  es  heute  Niemand  einfallen,  in  den  sumpfigen 
Niederungen  und  den  Seuchenherden  der  Malaria  von 
Paestuni  und  in  den  entlegenen  Tempctbczirkcn  von 
Girgcnti  die  alten  griechischen  Bauwerke  wieder  herzu- 
stellen, selbst  dann  nicht,  wenn  heute  noch  der  grie- 
chische Kultus  geübt  und  die  alten  Bauwerke  somit  mit 
modernem  Leben  erfüllt  werden  könnten.  AberderUm- 
stand,  daß  eincReihc  griechischer  Tempel  und  römischer 
Bauten  nur  deshalb  in  so  relativ  guter  Verfassung  auf 
uns  gekommen  sind,  weil  in  sie  christliche  Kirchen  ein- 
gebautwaren oder  weil  sie  lange  Zeit  hindurch  zu  Woh- 
nungen dienten,  sollte  im  Hinblick  auf  die  Erhaltung 
des  Heidelberger  Schlosses  immerhin  zu  denken  geben. 

An  eine  Wiederherstellung  des  Parthenon  wird 
Niemand  denken.  Aber  im  Mai  1895  schrieb  doch  los. 
Dürrn  (Centralbl.  d.  Bauverwltg.  1895  S.  203):  „Ueber 
3000  Jahre  haben  die  Bauten  auf  der  Akropolis  den 
Stürmen  der  Zeit  getrotzt  und  erst  die  letzten  zwei 
Jahrhundertc  haben  das  unsagbare  Elend  über  sie  ge- 
bracht Heute  ist  es  unsere  Aufgabe,  das  der  Nach- 
welt zu  erhalten,  was  uns  ein  gütiges  Geschick 
noch  gelassen  hat.  Das  Ende  des  XIX.  Jahrhunderts 
soll  uns  dann  die  Beruhigung  geben,  daß  der  Bestand 
der  Athenischen  Altertümer  auf  weitere  Jahrhunderte 
gesichert  ist  Italien,  Frankreich  und  Deutsch- 
land haben  uns  in  den  letzten  Jahrzehnten  ge- 
nugsam den  Weg  gezeigt,  wie  im  gegebenen 
Falle  zu  verfahren  ist  und  die  Nutzlosigkeit 
und  Gefahr  halber  Maßnahmen  bei  ihren 
Wiederherstellung* -Arbeiten  an   alten  Bau- 

6.  August  1904. 


werken  genugsam  bekräftigt."  Das  ist  ganz  unsere 
Meinung,  aber  nach  Thode  sind  die  ausgezeichneten 
Lehrer  für  die  Wiederherstellung  alter  Bauten,  die 
diese  Länder  herangebildet  haben,  Fälscher,  Frevler, 
Verbrecher  und  Barbaren.  Dürrn  schlägt  nun  die  Er- 
haltung des  Erechtheions,  des  „reizvollsten  Denkmals 
auf  der  Burg  von  Athen",  vor.  Er  wünscht  (S.  253), 
das  Bauwerk  solle  wenigstens  das  Aussehen  wieder 
erhalten,  welches  es  auf  der  in  der  Förster' sehen  Bau- 
zeitung von  Hansen  gezeichneten  Ansicht  hat.  Mit 
I  lilfe  der  Stuart-  und  Revett'schen  Aufnahmen  und  der 
TrflmtncrstUcke  an  Ort  und  Stelle  werde  es  nicht  schwer 
fallen,  dies  zu  erreichen.  Es  würde  so  nur  das  wieder 
hergestellt,  was  vor  60  Jahren  geplant  war  und  leichter 
auszuführen  gewesen  wäre,  und  was  50  Jahre  zuvor 
noch  tatsächlich  bestanden  hat.  Aufdringlich  würde  eine 
solche  Wiederaufrichtung  von  erst  in  diesem  Jahrhun- 
dert gestürzten  Teilen  gewiß  nicht  erscheinen,  auch 
wenn  sie  von  einigen  neuen  Ersatzstocken  durchsetzt 
werden  müßte.  Das  Zusammenklingen  der  jetzt 
lose  wirkenden  einzelnen  Fassaden  des  viel- 
gestaltigen Baues  zu  einem  volltönenden  Gan- 
zen, wenn  auch  ohne  Schlußakkord,  wieder 
herbeizuführen,  ist  wohl  der  Arbeit  wert  und 
ein  Beginnen,  das  gewiß  von  allen  Verehrern 
griechischer  Kunst  gebilligt  und  mit  Freuden 
aufgenommen  würde."  Dessen  sind  auch  wir 
sicher,  nach  Thode  aber  wäre  das  ein  „Unheil,  das  ein 
unbistorischer  und  unkünstlcrischcr  Rcstaurations-Fa- 
natismus"  anrichtet,  nach  ihm  würde  „an  die  Stelle 
des  Echten  die  Fälschung,  an  die  Stelle  des  Ge- 
wordenen und  Zwcckvollen  das  künstlich  Gemachte 
und  die  leere  Maske  treten".  Anderer  Meinung  da- 
rüber war  freilich  John  Ruskin  in  „Die  sieben  Leuchter 
der  Baukunst".  Hier  sagte  er:  „Wenn  wirklich  ein 
Nutzen  in  unserer  Kenntnis  der  Vergangenheit  oder 
eine  Freude  in  dem  Gedanken  liegt,  ein  Andenken  zu 
hinterlassen,  das  uns  Kraft  zu  gegenwärtigem  Streben 
verleihen  kann  oder  Geduld  im  Standhalten,  so  gibt 
es  zwei  Pflichten  inbezug  auf  nationale  Architektur, 
deren  Wichtigkeit  nicht  überschätzt  werden  kann.  Die 
erste  besteht  darin,  die  Baukunst  der  Gegenwart 
„historisch"  (nämlich  „unsere  Zeit"  ausdrückend)  zu 
machen;  die  zweite,  die  der  Vergangenheit  als 
die  kostbarste  aller  Erbschaften  zu  erhalten", 
also  nicht  untergehen  zu  lassen.  —  Wenn  Dürrn  <S.  204) 
schreibt:  „Wir  werden  gewiß  weniger  Barbaren 
genannt  werden,  wenn  wir  um  jeden  Preis  das 
Werk  den  kommenden  Geschlechtern  zu  er- 
halten suchen,  als  wenn  wir  es,  bewundernd 
und  die  Hände  in  den  Schoß  legend,  zerfallen 
lassen",  so  findet  er  damit  den  Beifall  aller  wahren 
Kunstfreunde  mit  Ausnahme  der  Universität  Heidel- 
berg, die  ihn,  da  er  auch  für  den  Aufbau  des  Otto- 
Heinrichsbaues  eingetreten  ist,  einen  Barbaren  nennen 
würde,  denn  sie  glaubt  den  Warnruf  erheben  zu 
müssen:  „in  keinem  Falle,  unter  keiner  Bedingung 
die  Barbarei  eines  Wiederaufbaues!"  Und  damit 
hätten  wir  denn  das  drollige  Zusammentreffen,  daß 
eine  Universität,  die  im  Jahre  1886  einen  ausgezeich- 
neten Forscher,  „einen"  —  wie  sie  ihn  rühmt  „der 
erfahrensten  und  kritisch  prüfendsten  Kenner  und 
Schildercr  der  Bauten  des  Altertums",  zum  Ehrendoktor 
ernennt,  denselben  Architekten  im  Jahre  1904  zum  Bar- 
baren stempelt.  Solche  und  ähnliche  Blüten,  die  sich 
auch  bereits  auf  sozialpolitischem  Gebiete  geltend 
machen,  treibt  der  mit  mehr  Leidenschaftlichkeit  als 
Einsicht,  mit  mehr  theoretischer  Stubengelehrsamkeit 
als  natürlicher  Empfindung,  mit  mehr  fanatischer 
Gegnerschaft  als  sachlicher  Duldung  geführte  Kampf 
Wenn  der  große  Meister  der  Geschichte,  Ludwig 
lläuücr,  noch  lebte,  er  könnte  noch  mit  viel  mehr 
Berechtigung  als  im  Jahre  1841  klagen,  es  gebe  nur 
Historiker  der  Stube  oder  des  Salons,  die  Historiker 
des  Lebens  fehlten  oder  seien  dünn  gesät  Wie  die 
Vorgänge  in  Heidelberg  lehren,  ist  es  auch  heute 
noch  nicht  gelungen,  „die  Nation  zu  befreien  von  der 
bisherigen  Despotie  ausschließlicher  Spekulation  und 
Kontemplation,  die  uns  dem  Kreise  des  Lebens  entrückt". 

39i 


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Kaum  eine  Burg,  kaum  ein  Schloss  in  deutschen 
Landen  ist  in  dem  Maße  „schicksalskundig",  wie  das 
Schloß  Ober  Hcidclbi-rg.  Es  gibt  kaum  eine  andere 
Universität  in  der  Well,  welche,  wie  die  Universität 
Heidelberg,  in  ihrer  Geschichte  das  Widerspiel  aller 
der  großen  weltgeschichtlichen  Ereignisse  findet  „Und 


versität  in  2  Teile  geteilt,  zwischen  welchen  das  Jahr 
1803  die  Grenzscheidc  bildet.    „Bis  hierher  reicht  die 
alte  Universität,  die  in  dem  ganzen  Umlang  und  der 
Manni-falti-k.  it   ihrer   Epochen  der  Vergang 
angehört,  welche  ausgelebt  ist;  von  hier  an 
die  neue  moderne  Universität,  die  das  Leben 
Jahrhunderts  und  der  Gegenwart  in  sich  tragt"  Die 
große,  leidcnsvolle  Tragödie  der  pfälzischen  Geschichte 
war  zu  Ende,  aus  der  uralten  pfälzischen  Haupt-  und 
Residenzstadt  wareine  badische  Bezirksstadtgeworden; 
das  Schloß  war  eine  vergangene  Residenz,  es  wurde 
ein  grandioses  Denkmal  vergangener  Herrlichkeit.  Nun, 
in  der  neuen  Zeit  wurde  es  ein  Gegenstand  phantasie- 
voller Betrachtung,  und  die  erweckende  Dichtung  rief 
ihm  zu:  „Steig  auf  in  der  alten  Pracht".  Dieser 
Entwicklung  suchte  der  Heidelberger  Schloßverein 
gerecht  zu  werden,  der  1866  gegründet,  sich  die  Er- 
haltung des  Schlosses  und  die  Pflege  seiner  land- 
schaftlichen Umgebung  zur  Aufgabe  gemacht  hat  Mit 
unermüdlichem  Sammeleifer  folgte  er  der  Tätigkeit 
Metzgers,  des  Grafen  Graimbcrg  und  anderer  und  ver- 
öffentlichte in  seinen  Mitteilungen  alles,  was  Ober  die 
ehemalige  Gestalt  des  Schlosses  in  Archiven,  in  Bib- 
liotheken und  sonst  zer- 
streut zu  finden  war. 
Mit  aller  Sorgfalt  wurde 
dieGrundgcschichte  des 
Schlosses  studiert,  die 
Beziehungen  seiner  ein- 
zelnen Teile  zu  einan- 
der ergründet.  Der  Hei- 
delberger Schloßverein 
hatte  denn  auch  wesent- 
lichen Anteil  an  dem 
Zustandekommen  der 
schönen  und  gewissen- 
haften Aufnahmen,  die 
wir    der  hingebenden 
Sorgfalt  der  Hrn.  Koch 
und  Scitz  verdanken. 
Und  wenn  alledieseVor- 
arbeiten  zu  einem  be- 
stimmten Ergebnis  ge- 
führt hatten,  dann  sollte, 
wie  ein  Beurteiler  aus 
der  zweiten  Hälfte  der 
achtziger    Jahre  sagt, 
„auch  die  groß  artige 
Aufgabe,  die  sich  der 
Sch loßve rein  gesetzt 
hat,  in  Angriff  ge- 
nommen we  r  d  e  n ,  we  1- 
Prof.  M.  Littmann  che.umdie  schönsten 
in  München-      Teile  des  Schlosses 
zu  erhalten,  an  eine 
Restaurationdessel- 
ben  zu  denken  wagt" 
In    diesem  Bestreben 
w  ürde  der  Schloßverein 
mit   dazu  beigetragen 
haben,  in  der  verjüng- 
ten Gestalt  des  Schlosses 
die  neue  Geschichte  der 
Universität  und  der 
Nation  symbolisch 
sich  wicdcrspiegeln 
zu  lasset),  und  das 
war  auch  bis  vor 
wenigen  Jahren  sei- 
ne Absicht  Nun 
X  aber  hat  er  sich  ent- 
schlossen, die  Er- 
klärung abzugeben, 

es  ist  in  Wahrheit  der  größte  Ruhm,  den  sich  die  die  wir  mitgeteilt  haben  Wir  möchten  der  Ansicht 
Ruperto-Carola  erworben  hat,  daß  sie  fast  zu  allen  Ausdruck  geben,  daß  sie  uns  als  die  würdigste 
Zeiten  den  innigsten  Zusammenhang  mit  dem  Leben  aller  der  Acußcrungcn  erscheint,  die  in  der  letzten 
der  deutschen  Nation  bewahrte."  In  seinem  Kestvor-  Zeit  getan  wurden,  aber  sie  ist  nicht  die  logischste, 
trag  auf  der  V.  Säkularicier  der  Universität  i  Jahre  1886  Mit  Recht  konnte  Fritz  Seitz  in  der  Debatte  darauf 
hat  Kuno  Eiseher  die  Entwicklungsgeschichte  der  Uni-   hinweisen,  daß  der  Schloßverein  die  badisrhe  Regierung 

39» 


No.  63. 

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seinerzeit,  im  Jahre  1885,  zu  dem  Beginn  der  Wieder- 
hcrstellungs-Arbeiten  veranlaßt  und  fort  und  (ort  ge- 
drängt habe,  dem  wachsenden  Verfall  Einhalt  zu  gebieten. 
Es  bestehe  infolge  dieser  Anregungen,  welchen  die  Re- 
gierung nachgekommen  sei,  und  der  dadurch  veranlagten 
Arbeiten  die  prächtige  Romantik  des  Schlosses 
schon  lange  nicht  mehr,  dasselbe  biete  jetzt  nur 
noch  einen  unerfreulichen  Anblick.  Es  gebe  bei 
der  augenblicklichen  Sachlage  Oberhaupt  nur  zwei  Mög- 
lichkeiten für  die  Zukunft  des  Schlosses,  entweder  den 
vollständigen  Wiederaufbau  oder  den  weiteren  Verfall 
als  Ruine.  Seitz  ist  damit  der  gleichen  Meinung,  der 
auch  wir  Ausdruck  gegeben  haben.  Er  betonte  nach- 
drucklich, daß  sich  der  Schloßverein  durch  die  Er- 
klärung und  durch  sein  neuestes  Vorgehen  in 
Widerspruch 
mit  seinen 
früheren  Ent- 
schließungen 
setze.  Wir 
möchten  noch 
einen  Schritt 
weiter  gehen 
und  der  Mei- 
nung Ausdruck 
geben,  daß  ein 
Verein,  der  zur 
Erhaltung  des 
Schlosses  ge- 
gründet wurde, 

und  welchem  die 

Pflege  der  land- 
schaftlichcnUrr.- 
gebung  dieses 
Schlosses  zur 
besonderen  sta- 
tutenmäßigen 
Pflicht  gemacht 
wurde,  wenn 
man  nicht  die 
Bedeutung  der 
Worte  der  deut- 
schen Sprache 
auf  den  Kopf 
stellenwill,seine 
Existenzberech- 
tigung verloren 
hat,  wcnnei  statt 
des  Schlosses 
dessen  Ruine 
erhalten  will 
und  wenn  er  die 
Pflege  der  land- 
schaftlichen 
Umgebung  des 
Schlosses  darin 
erblickt,  daß 
Bauten,  wie  das 
Schloß  -  Hotel, 

welche  der 
Schönheit  des 
ganzen  unteren 
NeckartalesEin- 
trag  tun,  zur  Er- 
richtung kommen  konnten.  Gewiß  kann  man,  wie  der 
Vorsitzende  des  Schloß  Vereines  ausführte,  seine  Meinung 
ändern ;  wenn  man  sie  aber  so  gründlich  ändert,  daß 
der  ursprüngliche  vollkommen  klare  Zweck  des  Ver- 
eines in  sein  Gegenteil  verändert  wird,  so  bleibt  doch 
nach  dem  bisher  allenthalben  beobachteten  natür- 
lichen Verlauf  der  Dinge  nichts  anderes  übrig,  als  daß 
der  Verein,  dessen  Ansichten  so  völlig  andere  gewor- 
den sind,  sich  auflöst.  Keinesfalls  durfte  er  zu  dem  F.nt- 
schluü  kommen,  die  mitgeteilte  Erklärung  abzugeben, 
denn  mit  derselben  handelte  er  gegen  seine  Statuten, 
deren  natürliche  Bedeutung  durch  die  Geschichte  seiner 
ersten  25  Jahre  in  der  unbefangensten  Weise  bestätigt 
wird  Wer kannObrigensbcidieserSachlagecinc Gewähr 
dafür  Obernehmen,  daß  der  Verein  nach  10  Jahren  seine 

o.  August  1904. 


Der  „Lindenhof",  Wohnhaus  des  Herrn  Aren.  Prof.  M.  Littmann 
In  München-Bogenhausen.  Simfienaniicht 


Ansicht  nicht  wieder  ändert?  —  In  der  Kundgebung  der 
Heidelberger  Studentenschaft,  deren  Wortlaut  vermut- 
lich auch  auf  HenryThode  zurückgeht,  istderSatz:  „Das 
Heidelberger  Schloß  muß  Ruine  bleiben;  denn  es  hat 
als  Kuinc  unvergleichlichen  Einfluß  ausgeübt  auf  das 
Geistesleben  des  deutschen  Volkes.  Es  ißt  kein  Zufall,  daß 
einst  in  der  Romantik  eine  neue  Geistesrichtung  gerade 
von  Heidelberg  aus  ihren  Ausgang  genommen  hat.  Alle 
großen  Heidelberger  Erinnerungen,  an  Goethe,  an  so 
viele  schöpferische  Geister,  sie  alle  hängen  mit  der 
Ruine  zusammen",  besonders  herauszuheben,  denn  er 
scheint  uns  einige  Irrtümer  zu  enthalten.  Wohl  ist  es 
richtig,  daß  Ludwig  Ticck,  der  sich  in  den  Jahren 
1803—1806  in  Heidelberg  aufgehalten  hatte,  in  seinem 
„Phantasus"  schrieb:  „Die  große  wundervolle  Heidel- 
berger Ruine 
stand  mit  den 
verfallenenTür- 
men.den  großen 
Höfen  und  der 
herrlichenNatur 
umher  so  schön 
in  Harmonie, 
daß  sie  wie  ein 
vollendetes  Ge- 
dicht aus  dem 
Mittelalter  wirk- 
te; ich  war  so 
entzückt  über 
diesen  einzigen 
Fleck  unserer 
deutschen  Erde, 
daß  dieses  Bild 
seit  Jahren  mei- 
ner Phantasie 
vorschwebte." 
Aber  zugleich 
überläßt  sich  die 
Gruppe  der  Hei- 
delberger Ro- 
mantiker doch 
auch  dem  Ent- 
zücken des  voll- 
endeten Schlos- 
ses. „Steig  auf 
in  der  alten 
Pracht!"  wur- 
de der  erweck- 
ende Ruf  der 
Dichtung;  die 
Dichter  schwelg- 
ten in  dem  gei- 
stigen Bilde  al- 
ten Reichtumes 
und  alter  I  lerr- 
liihkeit,  welche 
ihnen  aus  dem 
wieder  in  ehe- 
maliger Pracht 
aufgestiegenen 
Schlosse  entge- 
gen strömten, 
unddasWort  ist 
oft  nicht  beredt 
genug,  die  lebhaften  Träume  zu  malen,  denen  sich  die 
Romantiker  hingaben.  Freilich  galtes  schon  damals,  der 
Nüchternheit  und  der  mangelnden  Phantasie  entgegen- 
zutreten, denn  Heine  sieht  sich  genötigt,  an  die  Spitze 
seines  Kapitels  über  Romantik  das  Wort  Schlegels  zu 
setzen:  „Was  Ohnmacht  nicht  begreift  sind  Träume- 
reien." Aber  die  Romantiker  ließen  Mch  nicht  beirren. 
Auf  dem  Titelblatt  ihrcreinzigen  Gedichtsammlung  „Des 
Knaben  Wunderhorn",  die  Heine  „nicht  genug  rüh- 
men" kann,  welche  die  „holdseligsten  Blüten  des  deut- 
schen Geistes"  enthalt,  in  der  man  „den  Herzschlag 
des  deutschen  Volkes  fühlt",  in  welcher  sich  „all  seine 
düstere  Heiterkeit,  all  seine  närrische  Vernunft"  offen- 
bart, wo  der  „deutsche  Zorn  trommelt,  der  deutsche 
Spott  pfeift,  die  deutsche  Liebe  küßt  und  der  echt 


de« 

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deutsche  Wein  und  die  echt  deutsche  Träne  perlen", 
auf  dem  Titelblatte  dieser  Sammlung  bildeten  Arnim 
und  Brentano  das  1  Icidclbcrger  Schloß  in  seiner 
vollendeten  Gestalt  ab  und  Heine  sagt  von  diesem 
Titelblatte,  wenn  ein  Deutscher  in  der  Fremde  dieses 
Bild  lange  betrachte,  glaube  er  die  bekanntesten 
Tone  zu  vernehmen  und  es  könne  ihn  dabei  das 
Heimweh  beschleichen.  Diese  vorausschauende  und 
wieder  zusammenfugende  Tätigkeit  der  Phantasie  war 
durchaus  ein  charakteristisches  Merkmal  der  Zeit  und 
lag  in  ihrem  Geiste.  Ludwig  Uhland,  der  als  der 
bedeutendste  Vertreter  der  nachfolgenden  Periode  der 
deutschen  Romantik  betrachtet  werden  muß,  sehrieb 
das  schöne  Distichon  „Die  Ruinen"  und  sang  in  ihm: 

„Wanderer,  es  ziemet  dir  wohl,  in  der  Burg 

Ruinen  zu  schlummern; 
„Träumend  baust  du  vielleicht  herrlich  sie 

wieder  dir  auf."  — 

Und  in  einer  Reihe  seiner  anderen  Dichtungen  ist 
das  im  Geiste  wieder  vollendete  Bild  des  ehemaligen  Zu- 
Standes  immer  der  ideale  Hintergrund  des  in  der  Ruine 
träumenden  Besuchers.  Welche  Verschiedenheit  der 
Empfindung  übrigens  Ober  den  herrlichen  Eindruck  der 
Heidelberger  Schloßruine  herrschen  kann,  beweist 
Lenau.  Wenn  Thode  in  der  Ruine  die  unendliche 
künstlerische  Wirkung  sieht,  die  Natur  und  Kunst 
zusammen  ausüben,  wenn  ihm  aus  ihr  die  ergreifende 
Wahrheit  der  unmittelbar  wahrgenommenen  und  ge- 
fühlten Geschichte,  die  träumerische  Wahrheit  vom 
Werden  und  Vergehen  entgegenströmt,  so  erscheint 
dem  Dichter  Lenau  die  Ruine  als  ein  Bild  des  Todes, 
als  „der  Zeit  steinern  stilles  Hohngelächter",  und  es 
überkommt  ihn  aus  ihr  im  Gegensatz  zu  dem  sie 
umgebenden  Leben  der  Natur  und  der  Menschen  eine 
solche  Stimmung,  daßer  weint  „vorclegischcmUchermaß 
der  Empfindung".  Er  findet  sich  in  der  Beurteilung 
von  Ruinen  mit  Rückcrt  zusammen: 

„So  stch'n  wir  droben  in  des  Todes  Reichen; 

Burgtrümmer  liegen  ring-.,  wie  steinerne  Leichen 

Such',  und  du  findest  wohl  auch  wahre  Knochen. 

ü  Wanderer,  so  eiferig  zu  traben, 

l.'m,  was  du,  statt  zu  suchen,  solltest  scheuen, 

Dich  am  Geripp'  der  Zeiten  zu  erlaben! 

Du  mußt  wohl  recht  mit  Torheit  statt  des  Neuen 

Das  Alte  lieben  "  - 

Das  alles  nun  soll  nach  den  Absichten  der  badi- 
schen Regierung  nicht  untergehen,  wie  die  Kund- 
gebung der  I  Icidclbcrger  Studentenschaft  meint,  son- 
dern es  soll  in  schönerer  und  reicherer  Torrn  als  es 
heute  dasteht,  auferstehen  zu  neuem  Glanz,  zu  neuer 
Herrlichkeit,  zu  neuem  Leben.  Nicht  in  der  Ucber- 
lassung  der  Ruine  ihrem  voraussichtlich  baldigen 
Schicksal  liegt  demnach  .das  Festhalten  an  der  poeti- 
schen l'eberlieferung  der  geliebten  Universitätsstadt", 
sondern,  wie  wir  gesehen  haben,  an  dem  „Wieder- 
aufsteigen  in  der  alten  Pracht  "  Hätte  man  zu  allen 
Zeiten  den  Grundsatz  verfolgt,  der  heute  mit  so  viel 
Bcredtsamkcit  und  Leidenschaft  als  ein  heiliges  Gebot 
aufgestellt  wird,  dann  hätten  wir  z.  B.  nicht  die  wun- 
derbaren Gartenanlagcn.  die  heute  das  Schloß  um- 
geben. „Schlimm  sah  es  dort  aus",  schreibt  Obscr. 
„Die  herrlichen  Parkanlagen ,  die  dem  glanzvollen 
Jugendtraume  des  unglücklichen  Winlerkönigs  ihre 
Entstehung  verdankten,  waren  in  argen  Verfall  ge- 
raten, lieber  Schutthaufen  und  durch  wildes  Gestrüpp 
mußte  man  sich  den  Weg  bahnen,  um  einen  Blick  auf 
die  Ebene  zu  gewinnen.  Auf  den  Terrassen  wurde 
Cichorie  gebaut.  Korn-  und  Kartoffelfelder  deckten 
den  Berghang  "  Das  war  jedenfalls  die  Thode'sche 
„ergreifende  Wahrheit  der  unmittelbar  wahrgenomme- 
nen und  gefühlten  Geschichte",  die  „träumerische 
Wahrheit  vom  Werden  und  Vergehen".  Aber  jene 
Zeit  war  glücklicherweise  nicht  so  doktrinär,  wie  die 
heutige,  sondern  „es  weckte  wie  mit  einem  Zauber- 
worte der  Wille  des  Kurfürsten  das  schlummernde 
Chaos,  und  eine  ordnende  Hand  gestaltete  es  zu  er- 
neuter Pracht  Unter  der  Leitung  des  ühertorstrates 
Gatterer  wurden  nach  den  Entwürfen  des  Hofgärtners 
Zeiher  von  Schwetzingen  jene  herrlichen  Anlagen  ins 

394 


Leben  gerufen,  die  heute  den  köstlichen  landschaft- 
lichen Rahmen  zu  jenem  unvergleichlichen  Bilde  ver- 
gangener Größe,  dem  vielgefeierten  und  vielbesunge- 
nen Wittelsbacher  Schlosse,  darstellen.41  Man  muß 
es  in  dem  1620  in  Frankfurt  erschienenen  Hortus  Pala- 
tinus  aus  der  Feder  des  Schöpfers  der  Gartenanlagen 
Friedrichs  V.,  des  Salomon  de  Caus,  nachlesen,  was 
der  Garten  einst  war,  welche  Pracht  ihn  umfing, 
welches  herrliche  Kleinod  die  deutsche  Gartenkunst 
an  ihm  besaß.  Und  wenn  man  das  Bild  daneben 
hält,  welches  Obscr  Ober  den  verwahrlosten  Garten 
iles  Anfanges  des  XIX.  Jahrhunderts  zeichnete,  dann 
kann  man  ungefähr  ermessen,  was  wir  heute  hätten, 
wenn  uns  diese  „ergreifende  Wahrheit  der  unmittelbar 
wahrgenommenen  und  gefühlten  Geschichte"  erhalten 
geblieben  wäre.  Welchen  Umfang  würde  erst  das  Ent- 
zücken Tieck's  angenommen  haben,  wenn  das  Zauber- 
wort des  Kurfürsten  Karl  Friedrich  den  ganzen  Lust- 
garten seines  kunstsinnigen  Vorfahren  wieder  zu  neuem 
Leben  berufen  hätte! 

Aber  auch  die  ausgezeichnete  Fürstin  Elisabeth 
Charlotte,  die  Liselotte,  nach  Ranke  „ein  kräftiges 
Kind  der  Natur,  unverbildet  und  derb,  gegen  Jeder- 
mann und  über  alle  Dinge  grad  heraus",  war  wobl 
wenig  vom  Doktrinarismus  angekränkelt,  wenn  sie  in 
ihren  Briefen  immer  wieder  der  Empörung  Ausdruck 
gibt,  daß  Kurfürst  Johann  Wilhelm  von  Pfalz-Ncuburg 
das  „alte  Stammschloß"  nicht  wieder  „zurechtmachen" 
läßt;  sie  halte  wenig  Sinn  für  die  „ergreifende  Wahr- 
heit der  unmittelbar  wahrgenommenen  und  gefühlten 
Geschichte".  Ihr  erschienen  die  Ruinen  als  ein 
Symbol  des  mehr  und  mehr  schwindenden  deutschen 
Nationalbewußtseins  und  sie  wollte,  vor  purcnSchmcrzcn 
und  Thräncn  vergehen,  nicht  mehr  dort  zu  finden", 
was  sie  so  herzlich  geliebt.  Sie  hat  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  manchen  Nachfolger  gehabt,  der  ihren 
Wunsch  teilte,  namentlich  zu  der  Zeit,  als  die  roman- 
tische Gruppe  in  Heidelberg  die  Auferstehung  des 
Schlosses  mit  der  ihr  eigenen  Gefflhlsinnigkeit  betrieb. 
Aus  jener  Zeit,  aus  dem  Mai  1830,  stammen  die  Worte 
von  Graimberg's,  die  Josef  Dürrn  im  Dezember  1883 
wiederholte  (C  entr.-Bl.  d.  Bauverw.  1887,  S.  36),  indem 
er  mit  aller  Wärme  für  eine  Wiederherstellung  des 
Schlosses  in  dem  „zunächst  Erreichbaren"  eintrat  und 
der  Meinung  Ausdruck  gab:  „Keine  Zeit  erscheint 
besser  dazu  angetan,  ein  Restaurationswerk,  wie  das 
infrage  stehende,  auszuführen,  als  die  unsrige,  weil  ein 
gut  Teil  der  heutigen  Bestrebungen  mit  den  Errungen- 
schaften jener  Zeit  zusammenfällt."  „Wenn  unsere 
Stimme",  läßt  er  von  Graimberg  ausrufen,  „die  sich  un- 
aufhörlich für  die  Notwendigkeit  seiner  (des  Schlosses) 
Erhaltung  erhob,  nur  zu  lange  die  Stimme  des  Rufen- 
den in  der  Wüste  war,  so  dürfen  wir  jetzt  nun  mit 
desto  größeren  Vergnügen  ankündigen,  daß  endlich 
bessere  Tage  Uber  dieser  Ruine  aufzugehen  scheinen." 

Und  diese  besseren  Tage  haben  angehalten  bis 
zum  Beginn  des  XX.  Jahrhunderts,  als  die  spekulative 
Kunstgt  U  hrsamkeit  mit  der  Aufstellung  einiger 
willkürlicher  Grundsätze  gegen  die  Natürlichkeit  des 
Empfindens  Sturm  zu  laufen  begann.  Soeben  werden 
beunruhigende  Nachrichten  bekannt,  daß  der  Chor  des 
Kölner  Domes  infolge  fortschreitender  Verwitterung 
seiner  Architekturteile  von  der  Gefahr  des  Einsturzes 
bedroht  ist,  wenn  nicht  bald  eine  Wiederherstellung 
unternommen  wird.  Das  Gleiche  wäre  beim  Chor  des 
Wormser  Domes  der  Fall  gewesen,  wenn  diese  Wieder- 
herstellung nicht  tatsachlich  unternommen  worden 
wäre  Das  ist  aber  nach  Thode  in  logischer  Folge 
Frevel,  Verbrechen,  Barbarei.  Nach  seinen  Grundsätzen 
hätten  beide  (.'höre  einstürzen  müssen,  um  uns  „die 
träumerische  Wahrheit  vom  Werden  und  Vergehen  zu 
gebe  n  "  Als  vor  einigen  Jahren  ein  Pfeiler  der  Cathe- 
drale  von  Sevilla  eingestürzt  war  und  die  von  ihm 
getragenen  Gewölbe  zu  einem  Schutthaufen  auf  dem 
Boden  der  Kirche  sich  zusammenlürmten,  da  hätte  man 
das  Gotteshaus  ruhig  in  jenem  Zustande  lassen  sollen,  da- 
mit es  einem  modernen  Lehrsatze  hätte  genügen  können. 
Die  Spanier  befinden  sich  mit  ihrer  so  reichen  Zahl 
von  Kunstwerken  gegenüber  Thode  in  einer  bencidens- 

No.  63. 

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werten  und  glücklichen  Lage.  Sie  sind  aus  Grün- 
den der  ewigen  Finanznot  gezwungen,  „keine  ge- 
fälschte Historie",  „kein  gefälsc  htes  Kunstwerk",  „kein 
gefälschtes  Leben"  aufkommen  zu  lassen.  Wer  aber 
Spanien  mit  offenen  Augen  bereist  hat,  der  hat  es 
empfunden,  wie  unsäglich  traurig  eine  solche  herunter- 
gekommene Nationalkultur  wirkt,  wie  bald,  wenn  dieser 
Zustand  anhält,  die  Kunst  vor  unersetzliche  Verluste 
gestellt  sein  wird!  Als  Essenwein  in  Nürnberg  die 
Frauenkirche  wiederherstellte  und  das  Germanische 
Nationalmuscum  errichtete,  als  Josef  Schmitz  die  Se- 
balduskirchc  wieder  zu  neuem  Dasein  brachte,  da  be- 
gingen sie  einen  Frevel,  ein  Verbrechen,  eine  Barbarei. 
Die  Franzosen,  die  unter  Viollct-lc-Due.  Borswillwald, 
die  Belgier,  die  unter  De  Wulff,  Saintenov,  de  la 
Censerie,  die  Italiener,  die  unter  Bcltrami,  Boni,  die 
Deutschen,  die  untcrStcinbrccht,  Tornow,  Hof  mann  u  a. 
eine  Reihe  der  sorgfältigsten  und  pietätvollsten  Wieder- 
herstellungen gemacht  haben,  sie  sind  unwahrhaftige 
Fälscher,  welche  nicht  die  Wahrheit  wollen,  sondern 
die  Täuschung.  Die  Wahrheit  ist  es  aber,  wenn  ein 
Kunstwerk,  dem  schnelleren  oder  langsameren  Unter- 
gang entgegen  gehend,  „sich  ausleben"  kann.  Gelingt 
es  dieser  Anschauungsweise  Thodc's  und  anderer, 
sich  allgemeine  Geltung  zu  erringen,  haben  wir  an  allen 
Bauwerken  der  Vergangenheit,  in  welchem  Zustande 
sie  sich  auch  befinden,  das  „Werden  und  Vergehen 
des  Lebens"  wahrzunehmen ,  so  ergeben  sich  eine 
Reihe  der  verhängnisvollsten  Folgerungen.  Wäre 
diese  l,ehrmeinung  i.  B.  auf  die  Marienburg  ange- 
wendet worden,  dann  müßten  wir  heute  das  Schloß 
in  arger  Verwüstung  als  Stallung,  als  Lagerräume  auf 
unsere  Nachkommen  vererben;  es  wäre  dann  über- 
flüssig gewesen,  daß  der  Dichter  Max  von  Schenken- 
dorf zu  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts  für  seine  Er- 
haltung kämpfte.  Wir  hätten  dann  aber  auch  freilich 
nicht  das  herrliche  wiedererstandene  Schloü  von  heute, 
welches  wir  der  unermüdlichen  Forschung  und  dem 
feinen  Kunstschaffen  Stcinbrccht's  verdanken.  Will 
man  denn  nicht  einsehen,  daß  eine  künstle- 
rische Wiederherstellung  in  viel  höherem  und 
viel  edlerem  Maße  Zeugnis  ablegt  vom  Wer- 
den und  Vergehen  des  Lebens,  als  ein  Miß- 
brauch eines  Bauwerkes,  seine  Vernachlässi- 
gung, seine  Zerstörung.'  Wann  beginnt  die 
Thode'sche  Pflicht  zur  Erhaltung  durch  Verkommen- 
lassen?  Wenn  sie  heute  bestellt,  bestand  sie  nicht 
auch  schon  vor  50,  vor  100,  vor  200  Jahren?  Und 
wenn  sie  damals  nicht  geübt  wurde  und  die  Erhaltung 
durch  Wiederherstellung  in  geringerem  oder  größerem 
Umfange  „Geschichte  des  Werdens  und  Vergehens" 
wurde,  ist  sie  nicht  in  viel  interessanterem  Maße  Ge- 
schichte als  die  ehemalige  Zerstörung?  Ist  die  heutige 
Wiederherstellung  nicht  auch  „Geschichte"  ?  So  trägt 
die  Lchrmeinung  den  Widerspruch  in  sich  selbst. 
Wenn  irgendwo  der  Künstler  in  Gegensatz  zu  setzen 
ist  zum  Barbaren,  so  ist  es  hier.  Barbaren  sind  auch 


die  Dänen,  die  Schloß  Kristiansborg  wieder  aufbauen 
wollen.  Wohin  die  weitere  Verfolgung  des  Grund- 
satzes von  der  Wahrheit  in  der  Geschichte  und  der 
Kunst  im  Thodc'schen  Sinne  führt,  wohin  ein  Volk 
gelangen  kann,  wenn  es  in  chauvinistischer  Weise 
„das  Werden  und  Vergehen  des  Lebens",  die  „unge- 
fälschte Historie"  an  seinen  Denkmälern  zeigen  will, 
das  beweist  die  Geschichte  der  ausgebrannten  nackten 
Mauern  des  ehemaligen  Rechnungshofes,  des  ehe- 
maligen Palais  du  Quai  d'Orsav  in  Paris,  die  man 
Jahrzehnte  lang  stehen  ließ  als  Denkmal  der  Wut 
der  Kommunisten  und  des  Fanatismus  der  Pctro- 
leusen  des  Bürgerkrieges  des  Jahres  1871,  bis  man 
schließlich  einsah,  welchem  Spott  dieses  Zeigen  des 
„Werdens  und  Vergehens  des  Lebens"  im  Auslande 
wie  im  eigenen  Lande  ausgesetzt  war  und  die  Ruine, 
die  einen  Kunstwert  in  nur  geringem  Maße  besaß, 
aber  immerhin  ein  Kulturwerk  war  „unendlich  ein- 
drucksvoll von  Schicksal  und  Zeit  geschaffen*,  abtrug. 
Kennt  Thodc  so  wenig  die  Geschichte  der  Zerstörung 
von  I  leidelherg  und  seinem  Schlosse,  daß  er  sich  nicht 
erinnert,  für  was,  für  welche  verhängnisvolle  Eigenschaft 
der  Verteidiger  von  I  Icidelbcrg  der  „heilige  Rest  des 
Otto- Heinriehsbaues",  die  Ruine,  das  Denkmal  ist? 
Das  Lustrum  der  Franzosen -Herrschaft  am  Neckar 
1689  1693,  dem  das  Schloß  seinen  Untergang  ver- 
dankt, war  keineswegs  ein  Ruhmestitel  für  den  deut- 
schen Gegner.  Der  General  Hedersdorf,  der  Verteidiger 
von  Heidelberg  1693,  wird  als  unentschlossen,  schwach, 
kopflos  und  feige  geschildert;  er  überließ  Stadt  und 
Schluß  ohne  jede  Gegenwehr  dem  Feinde  und  wurde 
aus  dem  deutschen  Orden  ausgestoßen,  vom  Kriegs- 
gericht zur  schimpflichen  Kassation  vor  dem  Heere 
und  zur  Hinrichtung  durch  das  Schwert  verurteilt, 
al>cr  schließlich  begnadigt.  Für  solche  nichtswür- 
digen Zustände  ist  die  Burgruine  von  I  Icidelbcrg  das 
traurige  Denkmal.  Wollte  man  die  Ansicht  Thode's 
zur  äußersten  Konsequenz  treiben,  dann  müßte  man 
auch  die  Ausgrabungen  in  Aegypten,  in  Olympia  usw. 
für  barbarisch  erklären  und  die  Deutsche  Ortentge- 
sellschaft müßte  ihre  Arbeiten  im  Tale  des  Euphrat 
und  des  Tigris  einstellen,  kein  Stück  dürfte  in  den 
Museen  aufbewahrt  wertlen,  denn  das  „Werden  und 
Vergehen  des  Lebens"  ist  in  diesen  Denkmälern  zer- 
stört, nachdem  sie  aus  ihrem  natürlichen  Zusammen- 
hange gerissen  wurden,  der  doch  jedenfalls  noch  über 
dem  Werte  des  einzelnen  Teiles  steht.  Das  Pergamon- 
Museum  in  Berlin,  jener  einzige  stolze  Besitz  deutscher 
Forschungsarbeit,  wäre  eine  große  Barbarei.  So 
weit  kommt  man  mit  Lehrmeinungen.  Da  halten  wir 
es  lieber  mit  Goethe: 

„Was  wäre  das  Haus,  was  wäre  die  .Stadt, 

wenn  nicht  immer 
Jeder  gedächte  mit  Lust  zu  erhalten  und  zu 

erneuern, 

Und  zu  verbessern  auch,  wie  die  Zeit  uns 
lehrt  und  das  Ausland." 
  ivi.u,a  mc«.> 


Der  „Lindenhof", 

Wohnhaus  des  Herrn  Architekten  Prof.  Max  Littmann  in  München -Bogenhausen. 

Kntworfen  und  aufgeführt  von  Hcilmann  ä  I.ittmann  in  München. 


(Illrnu  eine  ni;dbrUa:e  Utk!  dir  AMiildu 


ünchen  besitzt  bereits  eine  große  Reihe  von 
freistehenden  Villen,  welche  in  Anlage  und 
Ausstattung  vollendete  Lösungen  des  auf  eine 
vornehmere  Lebenshaltung  zugeschnittenen 
Einfamilienhauses  sind,  Zu  den  besten  die- 
ser Art  und  als  ein  Musterbeispiel  in  sich  hat  sich  zu 
ihnen,  um  die  Wende  des  Jahres  vollendet,  das  Haus 
gesellt,  welchem  hier  eine  kurze  Darstellung  gewidmet 
sei.  Der  „Lindenhof"  in  München-Bogenhausen,  das 
prächtige  Wohnhaus  des  Architekten  Professor  Max 
Littmann  in  München,  deutet  schon  durch  seinen 
Namen  an,  was  es  sein  will:  ein  vom  städtischen  Ver- 
kehr losgelöstes,  vorwiegend  dem  inneren  Leben  der 
Familie  gewidmetes  Heim  mit  freier  Umgebung  Der 
Lindenhof  liegt  in  den  Gasteiganlagen  des  Münchener 

6.  August  1904. 


Vorortes  Bogenhausen,  an  jenen  herrlichen  Parkan- 
lagen, welche  das  hohe  rechte  Isarufer  krönen  und 
den  Flußlauf  durch  die  ganze  Stadt  hindurch  begleiten. 
Das  Grundstück  an  der  Höchlstraße  entwickelt  sich, 
wie  der  Lageplan  S.  392  zeigt,  mehr  nach  der  l  iefe, 
als  nach  der  Breite,  ist  aber  gleichwohl  breit  genug,  dem 
Hause  alle  willkommene  Ausdehnung  zu  lassen  und 
dieses  doch  nicht  allzu  nahe  auf  die  Nachbargrenze  /11 
rücken.  Das  Baugelände  ist  so  gewählt,  daß  die  Lage 
nach  der  Himmelsrichtung  für  die  Vorderansicht  die 
Nordlage,  für  die  der  vollen  Ausdehnung  des  Gartens 
zugewendete  Hinterseite  die  Südlagc  ergab,  sodaß  damit 
die  Möglichkeitgegeben  war,  alle  Wohn- und  Schlafräumc 
nach  Süden  und  nach  dem  ruhig  gelegenen  Garten 
zu  verlegen  und  an  der  Nordseite  außer  Ylaupteingang 

395 


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und  Diele  die  Räume  anzuordnen,  von  welchen  aus 
die  Ueberwachung  des  Hauses  erfolgt,  also  Küche, 
und  für  welche  unmittelbarer  Verkehr  unter  Umstan- 
den erwünscht  sein  kann:  das  Zimmer  des  Herrn.  Im 
übrigen  sind  die  Wohn-  und  Gesellschaftsräumc  von 
den  Wirtschaf  tsräumen  scharf  getrennt.  Letztere  sind 
zu  einer  in  sich  geschlossenen  Gruppe  vereinigt  und 
liegen  mit  Rücksicht  auf  die  in  München  vorherrschen- 
den Sud-Westwinde  auf  der  Ostseite  des  Hauses. 
Durch  Einschiebung  eines  Zwischengeschosses  wurde 
dieser  Teil  des  Hauses  dreigeschossig,  während  der 
Hauptbau  zwei  Hauptgeschosse  erhalten  hat.  In  der 
gedrängten  Zusammenlegung  der  Wirtschaftsräumc 
und  der  mit  ihnen  in  Zusammenhang  stehenden  Wohn- 
räume für  die  Dienstboten  und  in  der  dadurch  ermög- 


Preisbewerbungen. 

Zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  einen  neuen  Kursalon 
In  Teplltr  beschloß  das  Stadtverordneten- Kollegium  von 
Tcpliiz-Schönau  .einen  Wettbewerb  für  die  Architekten 
Deutschlands  und  die  deutschen  Architekten  Oesterreichs 
auszuschreiben.  Das  Gebäude  soll  im  Seumc-Park  errich- 
tet werden.  Es  sind  3  Preise  von  3000,  aooo  und  1000  Kr. 
(cstuesetzL  — 

Zu  dem  Wettbewerb  für  zwei  Kolonien  des  Eschweiler 
Bergwerkverein»  bei  Aachen  hatte  Hr.  Arch.  Ü.  Flügel  in 
Mülheim  a.  d.  Kühr  einen  Entwurf  eingeliefert,  der  in  die 
engere  Wahl  kam,  jedoch  keinen  Preis  erhielt.  Gleich- 
wohl erschienen  der  Bauvcrwaltung  des  genannten  Ver- 
eins die  beiden  Lagepläne  so  wertvoll,  daß  sie  beschloß 
dieselben  zu  erwerben,  und  sie  bot  einen  Gesamtpret*  von 
30  M.  {')  für  dieselben,  welchen  ihr  Verfasser  natürlich 
ablehnte.  Her  niedrigste  Preis  des  Wettbewerbes  betrug 
500  M.  Als  ein  recht  unerwünschter  Beitrag  zum  deut- 
schen Konkurrenzwesen  sei  der  Kall  den  Kachgenossen 
zur  Lehre  für  ähnliche  Kalle  und  als  einBeispiel  der  Wert- 
schätzung architektonischer  Arbeit  mitgeteilt.  — 

In  einem  Wettbewerb  des  Oberbayerischen  Arch.-  und 
Ing.-Verelns  betr.  Entwürfe  für  ein  Internat  In  Landsberg 
am  Lech  liefen  18  Arbeiten  ein.  Den  I.  Preis  errangen  die 
Hrn.  Ilessemer  tt  Schmidt,  den  II,  Preis  Hr.  Heinrich 
Neu  und  den  III.  Preis  Hr.  K.  X.  Knopflc,  sinnlich  in 
München, 

Wettbewerb  Bebauungsplan  Potsdam.  In  dem  Preis- 
gericht stehen  nur  2  akademisch  gebildete  Techniker,  die 
Hrn.  Stadlbn.  Nigmann  und  kgl.  Brt.  Seeliger,  5  an- 
deren Mitgliedern  des  Preisgerichtes  gegenüber,  sodaß 
wir  bezweifeln,  ob  das  Ausschreiben  bei  dieser  Sachlage 
den  gewünschten  Erfolg  hat.  Die  Kri*t  i«t  bis  zum  1  Okt. 
1904  verlängert  worden. 

Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Wasserbaui  itMp  Schümann,  die 
Reg -Bmslr  a.  U.  Zweilmg  n  l'oetter,  die  Reg  -Bmstr.  Sickcl 
u.  W  i  I  lert  «nid  zu  Kau  Ren  Ritten  u  Mitgl.  des  l'.it  -  Amte»  ernannt. 

Bayern.  Dem  Dir  -  Rai  Möller  bei  den  Plalz.  F.isenb.  ist 
die  Bewilligung  zur  Ann  und  1  Tiaren  des  ihm  verlieh.  Kgl.  preuß. 
Roten  Adler  Ordens  II!   Kl  erteilt 

Der  Reg  Rat  Bullinger  m  München  ist  a.  An»,  entspr.  wegen 
Krankheit  auf  die  Dauer  i  Jahre*  in  den  Ruhestand  versetzt. 

Techn  Hochschule  in  München.  Die  Wahlen  der  Abt.- 
Vorst  für  dir  Studienjahre  1904  — 1U07  sind  bestätigt  worden  und 
zw  die  ord  Prot,:  Dr.  v.  BrauamQlil  I.  d.  allgem.  Abt,  Dr.  M. 
Schmidt  (.  d.  Raaing -Ahl ,  fr  v.  T  h  i  e  r  s  c  Ii  (.  d.  Arch-Abt-, 
Lyn  en  f  d  Ma^i  h.  lng  Abt  ,  Dr  G  Schult!  (.  d.  ehem.  Abt. 
und  Dr.  Kraus  (.  d  landwirtu  h.  Abt. 

Preuflen.  Dem  Piuf  Vollmer  in  Berlin  ist  der  Kgl.  Kronen- 
Orden  III.  Kl  und  dem  Bauinyp.  Hafner  in  Konstanlinopcl  der 
Kgl.  Kronen  Orden  IV  Kl  vcilielien. 

De  Gen  z.  Ann  und  Anlcrung  der  ihnen  verlieh,  fremdland. 
Orden  ist  erteilt:  dem  Ob  -  und  «ich.  Brt,  Rimrutl  in  Berlin, 
dem  Reg.-  u.  Bit.  F.  v  c  r  k  r  11  in  Mainz  und  dem  Eisenb.-Bau-  u. 
Bctr  Insp  Merkel  in  Essen  de»  Kitterkrru'e*  I  Kl.  des  GroQh. 
hes».  Verdienst-Orden«  Philipps  des  Ginßnvotigen;  dem  Reg -Bmstr 
Voeicler  in  Mainz  des  Ritterkreuze»  II.  Ki.  desselben  Ordens; 
dem  Reg  -  u.  Brl.  B  I  u  n  .  k  in  Altona  de»  Ritterkreuzes  de»  Kgl. 
»ehwed  und  norwep.  Nordstern  -  Ordens;  dem  Reg.-  u  Brt. 
Schwanebeck  in  Frankfurt  a.  M.  des  Ritterkreuzes  I  Kl  de» 
Kgl   «hwcd,  u.  norwen  Wasat  irden». 

Dem  Geh.  Ob -Bit  Wiehert,  vortr.  Rat  im  Minist,  der 
ollenll  Arb.,  ist  der  Char.  als  Ob  -Baudir.  mit  dem  Range  eines 
Rates  I.  KL  verliehen 

Der  Ree,.-  u.  Brt.  Knrherti  in  Arnsberg  ist  zur  Kgl.  Fisrnb.- 
Dir.  nach  Halle  a.  S.  versetrt 

Der  Reg.-Bmslr.  Willi.  I'  a  b  »  t  in  Po«en  ist  1.  Kgl  Landbau- 
insp.  ernannt  u.  ihm  die  Stelle  bei  der  Kgl.  Ansicdl.-Korom  da».  Qbeilr. 

Dem  s'.Snd-  Mitarb  de*  Kgl  Materiilprufungsamtcs  in  Gr.- 
I-ichterfelde  Dalen  ist  da.  PrSil   Prof  beigelegt. 

Der  Reg  .Bmstr.  F.dw.  langem  Brandenburg  ist  nach  Fitr.ten- 

396 


lichten  findigen  Ausnutzung  des  Raumes  liegt  ein 
I  lauptvorzug  der  interessanten  Anlage.  Nicht  nur  war 
es  möglich,  sie  vom  übrigen  Verkehr  des  Hauses 
einerseits  völlig  auszuschalten  und  ihnen  besondere 
Zugänge  von  außen  zu  geben,  sondern  sie  ander- 
seits mit  den  herrschaftlichen  Haupt  Wohnräumen  in 
solcher  Verbindung  zu  halten,  daß  die  I  landreichung 
und  die  Hausordnung  nicht  erschwert  werden.  In 
dieser  Anordnung,  die  freilich  nur  möglich  ist,  wenn 
die  Haupträume  entsprechende  Geschoßhöhen  haben, 
ist  Haus  Littmann  nicht  minder  mustergültig,  wie  in 
seinen  weiteren  räumlichen  und  künstlerischen  An- 
ordnungen, auf  die  wir  im  Schlußartikel  zu  sprechen 
kommen  werden.  —  (s<-idua  Mg«.i 


brrg  a.  O.  versetzt.  —  Die  Reg -Bmstr.  Karl  Gebhardt  und 
G  r  0  n  »ind  der  Kgl.  Reg  in  F.rfort  u  Kassel  überwiesen 

Dem  Reg  -Bmstr.  Adam  H  o  t  m  a  n  n  in  Friedberg  i  H  ist  die 
naclges  Enilass.  aus  dem  Staatsdienste  erteilt. 

Sachsen.  Dem  Prot  Th.  Böhm  an  der  Techn.  Hochschule 
in  Drrsden  ist  du  Ritterkreuz  1  Kl.  des  Albrechts-Ordens  verliehen. 
Bauinsp.  D  r  e  s  s  e  1  in  Di esden  ist  z  SlraBen-  u.  W.-Bauinsp.  ernannt 

Württemberg.  Dem  Reg -Bmstr.  Baor,  7  7.x.  in  Tientsin 
(China)  ist  der  Tit.  und  Rang  eines  Rrts.  verliehen. 

Brief-  and  Fragekasten. 

Hrn.  Stadtbmstr.  Sch.  In  S.  Sie  Finden  sehr  ausführliche 
Mitteilungen  Ober  Turn-  und  Festhalten  im  zweiten  Band,  dritter 
Teil  der  .Haukunde  des  Architekten",  Verlag  der  .Deutschen  Bau- 
leitung*, G  m.  b.  H  ,  KOniggr&tzcr  Straße  105.  —  Wir  vermögen 
nicht  einzusehen,  wie  ein  Zemerittrottoir  einen  daneben  liegenden 
Weinkeller  nachteilig  beeinflussen  kann.  Wein  ist  aber  ein  so 
edler  Stoff,  daß  es  möglich  ist,  daß  selbst  etwaige  von  Nrcbt- 
Kenoern  als  nicht  vorhanden  betrachtete  Einflösse  von  Kennern 
festzustellen  sind.  Wir  legen  die  Frage  daher  dem  Leserkreise  vor. — 

Hrn.  C.  M.  In  Sangerhausen.  Sie  finden  auf  S  91  (.  dieses 
Jahrganges  eine  längere  Ausluhrung  Ober  den  beregten  Gegen- 
stand, deren  Studium  wir  Ihnen  empfehlen.  — 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 

Bei  einem  im  Jahre  1903  ausgeführten  Wohnhausanbau  ist  auf 
eine  Balkendecke  der  Fußboden  verlegt,  bevor  die  Schulzdecke 
aus  l.ehmsrhlsg  vollständig  aufgetrocknet  war.  Infolgedessen  hatte 
si<h  zwischen  der  SchuUdecke  und  dem  Fußboden  Schwamm  ge- 
bildet, dessen  fadiges  Mycehum  jedoch  frühzeitig  abgestorben  war 
und  keinerlei  Zerstörung  der  BaustoHc  bcwiikt  hatte.  I.cdiglirh  ein 
muffiger  Geruch  in  dem  Raum  Uber  der  Decke  verriet  da«  L'tbel. 
Nachdem  der  Fußboden  sodann  entfernt,  die  Balkenlage  usw.  sorg- 
fältig gereinigt  und  imprägniert,  die  Schutzdccke  gleichfalls  gänzlich 
beseitigt  und  duich  Giptdieleneinsibub  ersetzt  worden  is*,  halt  der 
muffige  Geruch  jetzt,  bevor  der  neue  Fijßbudcn  verlegt  ist,  noch 
nach  Wochen  an  und  würde  den  Aufenthall  in  dem  Raum,  dessen 
Wände  mit  Leimfarbe  gestrichen  sind,  »ehr  verleiden.  Mit  welchen 
Mitteln  kann  man  diese  Ausdünstung  erfolgreich  beseitigen?  — 

II.  L.  in  B. 

Fragebeantwortungen  ans  dem  Leserkreise. 

Zur  Biiefkastennoliz  in  No.  57  Hrn.  J.  H.  A.  in  Johannisthal 
mochte  ich  folgendes  bemerken:  Die  Auslegung,  da8  die  Führung 
der  Bezeichnung  .Baumeistci*  ohne  jeden  Zusatz  in  Preußen  ver- 
boten sei,  dürfte  eine  irrige  sein  In  Preußen  kann  der  Titel 
.Baumeister*  durch  eine  PiUfung  überhaupt  nicht  erworben 
werden.  Das  trifft  nur  zu  bei  den  Titeln  .staatlich  geprüfter 
Baumeister*,  .Rcgierungs-Baumeisler*,  , Diplum- log e- 
nieur"  u.  a.  Aufgrund  der  Handwerk»  Gesetzgebung  wild  die 
Bezeichnung  .Baumeister'  ohne  Zusatz  niemandem  verwehrt  wer- 
den können,  da  das  betr.  Gesetz  nur  vom  Meistertitel  in  Veibindung 
mit  einem  Handwerk  redet  Die  Tätigkeit  de»  Baumeisters  kann 
aber  nicht  als  eine  handwerksmäßige  im  Sinne  dieses  Gesetze'«  be- 
zeichnet werden.  Der  $  360  No.  tt  meint  offenbar  nur  solche  Titel, 
welche  aufgrund  von  Prüfungen  erworben  oder  von  einer  Behörde 
verliehen  werden.  Daher  wird  es  mit  der  Bezeichnung  .Baumeister" 
(ohne  Zusatz)  in  Preußen  ebenso  sein,  wie  mit  den  Bezeichnungen 
.Architekt"  und  .Ingenieur".  Jedermann  kann  sich  diese  drei  Be- 
zeichnungen nairh  Belieben  beilegen,  wenn  er  glaubt,  aufgrund 
seiner  Vorbildung  und  seiner  Berufstätigkeit  die  Anerkennung  der 
Gesellschaft  zu  finden.  —  H  W. 

Beantwortung  der  Frage  a  in  No.  58.  Im  Allgemeinen  ist  diese 
Fra>;e  mit  .Ja*  zu  beantworten,  denn  durch  Anwendung  von  isolie- 
renden Materialien,  die  durch  die  ganze  Mauerdicke  hindurch  gehen, 
kann  die  Fe uc Ii t ig k ri t ,  welche  von  unten  nach  oben  steigt,  voll- 
ständig abgehalten  werden.  Die  Wahl  des  Isoliermatenaica  aber 
hingt  von  den  Ältlichen  Verhaltnissen  ab  und  es  ist  die  Art  der  Iso- 
lierung selbst  wieder  vou  Einzelheiten  ablilngi«,  wobei  die  Raum- 
anonliiung  die  größte  Rolle  spielt  Dasselbe  gut  auch  für  den  Fall, 
daß  es  sich  darum  handelt,  Feuchtigkeit  von  außen  her  abzuhalten. 
Auf  die  von  mir  im  Allgemeinen  angedeutete  Weise  wurden  schon 
eine  große  Redie  von  Gebäuden  nicht  blos  vorübergehend,  sondern 
dauernd  entfeuchtet.  —      F.  X.  Hnertinger,  Ing  in  München. 

lrtinH:  Zw  F-ilultuni;  «tri  Heid«  H>errrr  ><  lilo*sr-«  —  !>rr  ,1  luden- 
Iwf,  W.itmliaut  Mrn  .Arth,  l'rul.  M.  l.itlniann  in  MiIiKlicrrlV>r.eiiliauwn. 
—  i'rri»b»ivrrl>iiQ,:>-Ti   _  IVisiiiul-Njrlnirhlcn  -    Hrirf-  und  Frufcrkasten. 

1  herzu  eine  Bildbeilage;  Wohnlimi*  M.  Littmann  in  München. 

VerUif  der  Deutschen  tUuzeminf .  <»  Ri-  1»  tt  ,  Heriin.  Kar  die  Kedaktto* 
veraotsroril.  Alben  Hof  manu.  Ilerun.  Druck  von  Wuh.  Grave,  Berlin. 

No  63. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

|3  XXXVIII.  JAHRG.  N'o  64.  BERLIN,  DEN  10.  AUG.  1904 


Die  anatollsche  Elsenbahn.    AbbiMg.  5     l!a>t!i  Kern  -  YiactukL 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Programm  der  XXXIII.  Abgeordneten-  und  der  XVI  Wanderversammlung  des  Verbandes  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieur-Vereine  zu  Düsseldorf  1904. 

Abgeordneten-Versammlung  vom  8.  bis  n.  September. 

Donnerstag,  den  8.  September. 

Abends  8  Uhr:  Begrüßung  der  Abgeordneten  im  Malkasten,  veranstaltet  vom  Düsseldorfer  Verein. 

Freitag,  den  9.  September. 

9  L'hr  Vorm  :   Sitzung  der  Abgeordneten  im  Oberlicht-Saale  der  stadtischen  Tonhalle. 
2— 3  Uhr  Nrn.:   Gemeinsames  Mittagessen  in  den  oberen  Nebensälen  der  Tonhalle.   Trockenes  Gedeck  2  M. 
Nachmittags:     Fortsetzung  der  Verhandlungen.    Nach  Schluß  der  Sitzung  gemeinsamer  Besuch  der  Inter- 
nationalen Kunst-  und  Gartenbau-Ausstellung. 

8  Uhr  Abels.:    Zwanglose  Vereinigung  im  Diorama-Restaurant  (Cibulsky  &  Holtschmit)  auf  der  Ausstellung. 

Illumination  des  Ausstellungstages  und  der  Gebäude. 

Sonnabend,  den  10.  September. 

9  Uhr  Vorm.:   Sitzung  der  Abgeordneten  wie  am  Tage  vorher.    Nach  Bedarf  Fortsetzung  der  Beratungen 

am  Na«  hmittag. 

Die  Zeit  vom  Schlüsse  der  Sitzung  bis  zum  Beginn  des  Festessens  der  Abgeordneten  steht  zu  deren 
freier  Verfügung. 

8  Uhr  Abds.:    Festessen  der  Abgeordneten  im  Hotel  Heck,  Blumenstraße.    Trockenes  Gedeck  4  M. 

Sonntag,  den  11.  September. 

Ausflug  der  Abgeordneten  nach  Remscheid  < Talsperre!,  Schloß  Burg  und  Milngstcncr  Brücke.  Abfahrt 
8,«  vom  I  lauptbahnhof.  Besuch  der  Talsperre  bei  Remscheid  1  Frühstück),  des  Schlosses  Burg  (Mittagessen)  und 
der  Kaiser  Wilhelm-Brücke  bei  Müngstcn  (Kaffee).   Wiedereintreffen  in  Düsseldorf  6,^  abends  I  lauptbahnhof. 

Wanderversammlung  vom  II.  bis  15.  September. 

Sonntag,  den  11.  September. 

8'  i  Uhr  Abds  :  Begrüßung  der  Wandcrvcrsammlung  im  Kaisersaalc  der  Tonhalle,  veranstaltet  vom  Düssel- 
dorfer Verein. 

397 


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Montag,  den  li.  September. 

9  Uhr  Vorm.:  Eröffnung  der  Wanderversammlung  im  Kaisersaale  der  Tonhalle  durch  den  Vorsitzenden  des 
Verbandes.  Begrüßung  der  Gäste  und  Ansprachen.  Bericht  des  Geschäftsführers  über  die 
Ergebnisse  der  Abgeordneten-Versammlung. 

Vorträge:  i.  Hr.  Dr.  Brandt,  Geschäftsführer  der  Düsseldorfer  Handelskammer,  über  „Zur 

Wirtschaftsgeschichte  des  Rheins". 
2.  Hr.  Reg.-Rat  a.  D.  Kemmann  aus  Berlin  aber  „Die  Entwicklung  der  städtischen 
Schnellbahnen  seit  Einführung  der  Elektrizität". 
Damen,  die  nicht  beabsichtigen,  den  Vortragen  beizuwohnen,  werden  von  der  Tonhalle  aus  vor- 
mittags durch  die  Kunstsammlungen  der  Stadl  und  durch  die  Kunstakademie  geführt, 
i  Uhr  Mitt. :  Zwangloses  warmes  Frühstück  in  den  unteren  Räumen  der  Tonhalle.    Trockenes  Gedeck  2  M. 
3  Uhr  Nachm.:  Zusammenkunft  vor  dem  Kunstgewerbe-Museum  am  Friedrichsplatz.    Besichtigung  des  Mu- 
seums und  der  für  den  Verband  veranstalteten  Architektur-Ausstellung  des  Hrn.  Direktor 
Frauberger.    Hierauf:  Führung  der  Architekten  in  zwei  Gruppen  und  der  Ingenieure  in 
einer  Gruppe  durch  die  Stadt  zur  Besichtigung  sehenswerter  Bauwerke  und  Anlagen. 

8  Uhr  Abds.:   Fest  der  Stadt  Düsseldorf  in  den  unteren  Sälen  der  Tonhalle. 

Dienstag,  den  13.  September. 

9  Uhr  Vorm.:  Sitzung  der  Wanderversammlung  wie  am  Tage  vorher.    Geschäftliche  Mitteilungen. 

Vorträge:  1.  Hr.  Reg.-Bmstr.  Moritz  in  Köln  über  „Die  Entwicklung  des  modernen 
Theaterbaucs". 

2.  Hr.  Wasserbauinsp.  Middeldorf  in  Essen  über  „Regelung  der  Vorflut  und  Ab- 
wässer-Reinigung im  Emschergebiet". 
Während  der  Vorträge  an  diesem  Tage  findet  von  der  Tonhalle  aus  um  9'/j  Uhr  eine  Rundfahrt 
der  Damen  unter  Führung  von  Herren  und  Damen  des  Düsseldorfer  Vereins  durch  die  Hauptstraßen  und 
Anlagen  Düsseldorfs  statt.    Die  Wagen  stellt  der  Verein  zu  Düsseldorf. 

1  Uhr  Mittags:  Vereinigung  der  Herren  und  Damen  in  der  Tonhalle  zu  einem  zwanglosen  Frühstück. 
Trockenes  Gedeck  2  M. 

Nachmittags:     Im  Anschlüsse  an  das  Frühstück  Ausflüge  nach  Wahl  in  die  weitere  Umgebung  der  Stadt. 
Für  Architekten:  2  Gruppen  I  über  Benrath  nach  Zons,  II.  nach  Kaiserswerth. 
Für  Ingenieure:  3  Gruppen  III  nach  der  Kanalwasser-Reinigungs-Anstalt,  IV.  nach  den  Stadt. 
Gas-,  Wasser-  und  Elektrizitätswerken,  V.  nach  der  Maschinenfabrik  von  I  laniel  &  Lucg. 

8  Ubr  Abds  :    Festessen,  gegeben  vom  Düsseldorfer  Verein.    (Vergl.  Fest  karte) 

Mittwoch,  den  i4.  September. 
Ausflug  nach  dem  Siebcngcbirge. 

7,3ol'hrVorm  :  Abfahrt  mit  Sonderzug  vom  Hauptbahnhof  nach  Niederdollendorf  bezw.  Konigswinter,  Früh- 
stück in  Heisterbach  (trocken  1  M  );  Mittagessen  auf  dem  Petersberge  (trocken  3  M  )  Kaffee 
auf  dem  Drachcnfels. 

5  Uhr  Nachm.:  Rückfahrt  von  Konigswinter  mit  Dampfboot  nach  Düsseldorf. 

9  Uhr  Abds.:   Ankunft  in  der  Nähe  der  Ausstellung. 

Schluß  der  offiziellen  Wandet  vei  smnmlung. 
Auf  besonderen  Wunsch  sind  geplant  für 

Donnerstag,  den  15.  September. 

1.  Ausflüge  für  Architekten:  a)  nach  der  Heil-  und  Pflegeanstalt  Galkhausen  und  Süchteln,  b)  nach 
Calcar,  Xanten  und  Cleve. 

2.  Ausflüge  für  Ingenieure:  a)  nach  den  Gußstahlwerken  Fr.  Krupp  in  Essen,  b)  nach  den  Rheinischen 
Stahlwerken  in  Meiderich,  c)  nach  der  „Union"  in  Dortmund  mit  den  Zechen,  d)  nach  dem  Hörder 
Bergwcrksvcrcin  in  Hörde,  ei  nach  dem  „Deutschen  Kaiser",  Bruckhausen  mit  den  Zechen. 

Für  die  Ausflüge  am  15.  September  werden  besondere  Teilnehmer-Karten  vom  Bureau  der 
Wanderversammlung  zur  Ausgabe  gelangen 

3.  Besuch  der  internationalen  Kunst-  und  der  großen  Gartenbau-Ausstellung. 
Im  Juli  1904. 

Der  Verbands-Vorstand:  Ncher.     Götz.     Bubendey.     v.  Schmidt.     Haag  Eiseten. 

Allgemeine  Bemerkungen. 

Jeder  Fcstteilnchnier  ist  verpflichtet,  im  Bureau  gegen  Entrichtung  von  20M  (Damen  15  M.)  eine  Festkarte 
zu  losen,  die  zur  Teilnahme  an  den  vorgenannten  Veranstaltungen  der  Wandcrvcrsammlung  berechtigt.  Die  Festkarte 
enthält  abtrennbare  Abschnitte  für: 

11  ein  Kxemplar  des  Buches  „Düsseldorf  und  seine  Bauten".    (Ladenpreis  20  M.) 
2)  den  Begrüßungsabend  in  der  Tonhalle. 

31  das  Fest  der  Stadt  Düsseldorf  in  der  Tonhalle  am  12.  September, 

.|l  die  kleinen  Ausflüge  am  13,  September,  nachmittags  ohne  Verpflegung, 

5)  das  Festessen  des  Düsseldorfer  Vereins  am  13  September  (trockenes  Gedeck), 

6)  den  Ausfluß  ins  Sicbengebirgc  ohne  Verpflegung. 

Bei  den  Damen-Fcslkarten  berechtigt  der  Abschnitt  tt  nur  zur  Teilnahme  an  der  Wagenrundfahrt  am 
13.  September  vormittags 

Gaste,  von  Verbandsmitgliedern  eingeführt,  müssen  eine  Festkarte  für  20  M.  (Damen  15  M.)  lösen  und  sind  damit 
zur  Teilnahme  an  allen  Veranstaltungen  der  Wandcrversammlung  in  gleicher  Weise  wie  die  Mitglieder  berechtigt.  Das 
Werk  „Düsseldorf  und  seine  Bauten"  erhalten  die  Gaste  aber  nur  gegen  weitere  F.ntrirhtung  des  Bezugspreises  von  15  M. 

Für  die  Abgeordneten-  und  die  Wandcrvcrsammlunt;  wird  am  8,  September  nachmittags  Uhr  in  der 
lonhalle  ein  Bureau  eröffnet  und  bis  zum  1.,.  September  abends  6  Uhr  wahrend  der  Sitzungen  sowie  in  besonders 
bekannt  zu  machenden  Stunden  offen  gehalten. 

Auf  Anfragen  erteilt  Auskunft  tn  der  Wohnungsfrage  Hr.  Reg  -Bmslr.  G.  Gcili,  Ahncnfeldstraßc  56,  und 
hinsichtlich  der  Bureaus,  I Ir  Re^  -  und  Brl.  Dorp,  HumboMtstratte  55  in  Dahldorf. 

Die  Mitglieder  des  Verbandes  werden  um  möglichst  rechtzeitige  Anmeldung  zur  Wandcrversammlung  ge- 
beten, die  spätestens  aber  bis  1   September  d.  J.  an  Hrn.  Reg.-Bmstr  G.  Geib"  zu  richten  ist.    Nach  diesem  Zcit- 

rkt  kann  der  Festaussehuli  wegen  Beschaffung  von  Wohnungen  keine  Garantie  mehr  übernehmen.  Das  gilt  auch 
die  leilnehmer  der  Abgeordneten-Versammlung 

Der  Arbeitsausschuß  des  Aren.-  und  Ing  -Vereins  zu  Düsseldorf  für  die  Wanderversammlung  1904. 

Im  Auftrage:  M.  Görz.       G  Tharandt. 

308  No.  64. 


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Die  anatolische  Eisenbahn. 

Von  Ei»enb.-B«u-  u.  Betr.-Insp.  Denicke  in  Hannover.   (Hirrau  die  Abbildung  >.  397! 


Jchon  in  den  60er  und  zu  Anfang  der  70er  Jahre 
des  vorigen  Jahrhunderts  hatte  die  türkische  Re- 
gierung eine  Kcihe  von  Eisenbahn-Vorarbeiten  aus- 
führen lassen  für  Linien,  die  die  Reichshauptstadt  mit  den 
asiatischen  Provinzen  in  nähere  Verbindung  bringen  sollten. 
Aber  von  allen  diesen  Linien  kam  nur  die  9t  km  lange 
Bahn  von  Ilaidarpascha,  einem  Vorort  Konstantinopels 
auf  asiatischer -Seite,  nach  lsmidt  zur  Ausführung.  Diese 
Linie  wurde  von  einer  französischen  Gesellschaft  für  die 
lürkischc  Regierung  erbaut  und  von  dieser  dann  187a  an 
eine  englische  Gesellschaft  zum  Betriebe  verpachtet.  Da 


4j>  -a 


Abbildg.  3.   Aut  der  Karasiu-öchlucbt 


Abbüdg.  4.     I'ckdcmir- Viadukt 


10.  August  1904. 


die  Baiin  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  am  Meerbusen  von 
Ismidt  entlang  führt  und  nicht  in  das  Innere  von  Klcin- 
asien  hincindringt,  so  hatte  sie  den  Wettbewerb  mit  der 
Schiffsfracht  aufzunehmen,  sie  war  infolge  dessen  in  keiner 
Weise  lebensfähig.  Zu  einem  Weiterbau  der  Eisenbahn 
von  Ismidt  nach  Angora  hatte  die  türkische  Regierung 
an  mehreren  Stellen  einen  Anfang  gemacht,  war  aber 
über  die  Schüttung  einiger  Damme  nicht  hinaus  gekommen. 
Dies  war  der  Zustand,  als  am  4.  Okt  1888  zwischen  der 
Türkei  und  der  Deutschen  Bank  in  Berlin  ein  Vertrag 
geschlossen  wurde,  narh  welchem  der  letzteren  die  Ge- 
nehmigung zum  Bau  und  Betrieb  einer  nor- 
malspurigen  Eisenbahn  von  Ismidt  Ober 
Eskischchir  nach  Angora  erteilt  wurde.  Mit 
diesem  Vertrage  wurde  ihr  zugleich  die  Linie 
Ilaidarpascha— lsmidt  für  6  Mill.  Fr.  übertra- 
gen, deren  überbau  sie  jedoch  vollständig  er- 
neuern mußte. 

Für  das  Eisenbahn-Unternehmen  wurde 
nun  seitens  der  Deutschen  Bank  eine  Aktien- 
Gesellschaft  unter  dem  Namen  „Societe  du 
Chemin  de  fer  Olloman  d'Anatolie"  ge- 
gründet, deren  Genehmigung  auf  99  Jahre 
lautet.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  geht  die  Bahn 
mit  allem  Zubehör  in  den  Besitz  der  türkischen 
Regierung  über.  Der  Bau  der  486  langen 
Linie  lsmidt — Eskischehir — Angora  wurde  von 
der  Aktien -Gesellschaft  einer  französischen 
Baugcscllschaft  in  General  •  Entreprisc  Ober- 
tragen; die  örtliche  Leitung  dieser  Gesellschaft 
lag  aber  in  den  Hiknden  eines  Deutschen,  H mi- 
di r.  von  Kapp,  der  wieder  eine  Anzahl  deut- 
scher Ingenieure  heranzog.  Die  Bauten  wur- 
den derart  beschleunigt,  datl  schon  am  31.  Dez. 
1892  die  letzte  Strecke  bis  Angora  dem  Betriebe 
übergeben  werden  konnte.  Bald  nach  Fertig- 
stellung der  Linie  Ilaidarpascha — Angora  wurde 
am  is-  Februar  1893  seitens  der  anatolischen 
Eisenbahn  mit  der  türkischen  Regierung  ein 
neuer  Vertrag  über  die  Erbauung  einer  weite- 
ren Eisenbahn  von  Eskischehir  Ober  Afion- 
Karahissar  nach  Konia  (434  km  mit  einer 
Zweiglinic  Alay  und — K ut ahia  von  tokl")  ge- 
schlossen. Der  Bau  dieser  Linie  wurde  einer 
deutschen  Baugesellschaft  unter  Leitung  des 
Eisenb-Dir.  Mackensen  abertragen.  Zu  An- 
fang hatte  die  Unternehmung  mit  großen 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen,  da  in  Eskischehir 
und  auf  den  Bauplatzen  die  Cholera  ausbrach 
und  auch  manche  Inlrigucn  zu  Oberwinden 
waren.  Der  Bau  wurde  aber  trotzdem  so 
rüstig  gefördert,  daß  es  gelang,  die  ganze 
Strecke  schon  am  29.  Juli  1896  dem  Betriebe 
zu  Obergeben.  Im  Sommer  1899  wurde  noch 
eine  kleine  Zweigbahn  von  der  alten  Station 
A  d  a  b  a  z  a  r  nach  der  gleichnamigen  Stadt  1 8  k  ■  I 
erbaut  und  am  t.  Nov.  in  Betrieb  genommen. 

Das  in  der  anatolischen  Baiin  angelegte 
Kapital  betragt  176  Mill.  Fr.  und  setzt  sich  zu- 
sammen aus  140  Mill.  Fr.  5  °,'„  iger  Obligationen 
und  36  Mill.  F"r.  Aktien,  die  mit  Ausnahme  eines 
Jahres  bisher  stets  5u/0  Dividende  gegeben 
haben.  Die  Papiere  sind  bis  auf  einen  nur  sehr 
geringen  Teil  in  deutschen  Händen. 

Die  allgemeine  Linicnf Qhrung  der 
Bahn  ist  aus  dem  Plane  (Abbildg.  1)  und  den 
Längen-  und  I löhenprofilen  (Abbildg.at  zu  er- 
sehen. Danach  ist  die  Bahn  in  drei  verschie- 
dene Abschnitte  zu  zerlegen :  erstensdie  Strecke 
neben  dem  herrlichen  .Meerbusen  von  lsmidt, 
zweitens  dcrAufsticg  auf  die  I  lochebenc  Klcin- 
asiens  von  lsmidt  bis  Inc-Ocunu  (siehe  Längs- 
schnitt)  und  drittens  der  Teil  auf  der  Hoch- 
ebene Inc-Ocunu — Eskischchir— Angora  und 
Eskischehir  Konia, 

Der  interessanteste  Abschnitt  ist  naturge- 
mäß der  Aufstieg  auf  die  Hochebene.  Zwischen 
Vczir-Han  und  Biledjik  durchfährt  die  Bahn 
die  enge  Schlucht  eines  rciUcndcn  Baches, 
des  Karassu  (Schwarzwas«er)  s.  Abbildg.  3. 
Nur  mit  Mühe  gewinnt  sie  dem  Bach,  den  sie 
sehr  oft  überschreitet,  und  den  oft  bis  über 
100 m  senkrecht  in  die  I  löhc  ragenden  bläu- 
lich-weißen Kalkfelsen  den  nötigen  Platz  ab. 
Kein  weiterer  Weg  hat  Raum  finden  können 
in  diesem  Engpaß  und  köstliche  Ausblicke  er- 


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öffnen  sich  immer  wieder  auf  die  hoch  mit  Efea  berankten 
Felswände  und  den  schäumenden  Bach.  Technisch  noch  in- 
teressanter ist  die  hinter  der  Station  Biledjik  beginnende 
Steilrampe  von  14  Länge  und  einer  Steigung  von  25°,^ 
( 1 :40t.  HicrklimmtdieBahn  untcrZuhilfenahmccinesScitcn- 
talcs  an  den  Hängen  des  Kantssu  in  die  Höhe,  auf  hohen 
Viadukten  (Abbildgn.  4  u.  5)  werden  die  Seitentäler  über- 
schritten und  manche  Gebirgsnase  wird  mittels  Tunnel 
durchfahren:  dabei  hat  man  herrliche  Blicke  in  das  tiefe 
mächtige  Tal.  An  den  Hängen  wechseln  hier  bis  zu  den 


AbbiMg.  1,    (icsamtiicu  der  «nalolixchen  Balm. 


der  Höhe  von  700— 1350 01  Ober  dem  Meeresspiegel  liegt, 
ist  ein  ganz  anderer;  hier  herrscht  ein  vollständiges  In- 
landklima,  durch  keine  Wälder  gemildert,  im  Sommer  heilt 
und  int  Winter  schneidend  kalt.  Teilweise  fährt  die  Bahn 
durch  gut  angebaute  Gegenden,  mehr  aber  durch  öde 
baumlose  Strecken,  belebt  höchstens  durch  Schaf-  und 
Ziegenheerden.  Und  doch  ist  eine  Fahrt  auf  diesen  Teilen 
der  Balm  stets  hoch  interessant;  auch  die  beiden  End- 
punkte Angora  und  Konia  selbst  gehören  mit  zu  den  in- 
lercssantcsien  Punkten  des  Orients  (s.  Abbildgn.  6  u.  n  die 

wir  einer  späteren  Num- 
mer beigeben  werden). 

Die  Gesamtlänge  des 
Netzes  der  anatoTischen 
Eisenbahn  beträgt  1032  k,n. 
Der  Grunderwerb  ist  bis 
auf  die  alte  türkische  Li- 
nie I  laidaqiascha— Ismidt 
grundsätzlich  zweigleisig 
ausgeführt,  alle  Bauten  da- 
gegen nur  eingleisig.  Als 
kleinste  Krümmung  ist  die 
von  300  =>  Halbmesser  zu- 
gelassen; aber  auch  hier 
macht  die  alte  Strecke 
eine  Ausnahme,  da  sie 
Krümmungen  von  350  und 
eine  von  sogar  nur  150» 
Halbmesser  aufweist,  die 
jedoch  bald  beseitigt  wer- 
den sollen.  Aulier  der 
großen  Steigung  von  25 '/l0 
hinter  Biledjik  ist  die  von 
1 2 »  als  grölite  ange- 
wendet, mit  Ausnahme 
einiger  Abschnitte  der 
Linie  Eskischchir— Konia. 

Der  grollen  Gelände- 
Schwierigkeiten  wegen 
wurden  hier  Steigungen 
von  15  "/,0  und  13"/«,  zu- 


ii     *       ••    •    'S.    '  * 


IV» 


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Abbild);,  a.    Linien-  und  Höbrnprofil 


k  i  i 


Gipfeln  Weinberge  mit  vollständig  kahlen  Flächen,  während  gelassen,  da  zurzeit  des  Baues  ein  weiterer  Ausbau  des 
die  Talsohle  selbst  mit  Maulbeerbäumen  zur  Seidenzucht,  Bahnnetzes  nach  Bagdad  und  dem  Persischen  Meerbusen 
untermischt  mit  Obst  und  Nußbäumen,  dicht  bestanden  ist.  über  Angora  und  nicht  über  Konia,  wie  er  jetzt  zur  Aus- 
Oer  Charakter  des  dritten  Teiles  der  Bahn,  der  auf  fuhrung 'kommt,  geplant  war.  -  (KwwwuijWrf) 


Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  Moorbad  Schleli.  Die  Bedingungen  wurden 
ermaUigl,  die  Preise  auf  450  und  250  M.  erhöht  und  die  Aus- 
führungskosten der  Gebäude  auf  70000  M.  festgesetzt. 

Wettbewerb  Knappschaftslazarett  Waldenburg.  Hinge- 
gangen 65 Entwürfe;  1.  Preis (2300 M  1  Stadtbauinsp.  Herold 

400 


in  Halcnscc;  II.  Preis  (1500  M  1  A.  und  P.  Höhrath  in 
München,  III.  Preis  (1000  M.)  Max  Bischof!  in  Berlin. 
Zum  Ankauf  empfohlen:  „Den  kranken  Knappen".  — 


Inhalt:  Wibiiid 
;itul<.li.,lir  y,*m>: 


tlcut^-.  tirr  Ar*  hitt-ku  n-  und  lll^;c1l:^Mr•Ven^in«,. 
Im.  —  l'rciKbewerbmi^rti. 


VeiUR  dei  Deuucben  H«ui*ituoe,  C:  m.  b.  H„  fi*riin. 
ver»otworü.  Alb*rt  Holmaoo,  Berlin.   Druck  too  Will».  Gr«T« 


Kar  die  Rcdakliaa 


No.  64. 


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ER  LINDENHOF  *  WOHNHAUS  DES  HERRN 
ARCHITEKTEN  PROF.  MAX  LITTMANN  IN 
MÜNCHEN -BOGENHAUSEN  *  ENTWORFEN 
UND  AUSGEFÜHRT  VON  HEILMANN  &  LITT- 
MANN IN  MÜNCHEN  *  *  ANSICHT  DES 
SPEISE-SAALES  UND  DES  SALONS  *  *  * 
=  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  XXXVIII.  JAHRG.  lOOi  N"  U5  = 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  65.  BERLIN,  DEN  13.  AUG.  1904 

Der  „LindenhoP4, 

Wohnhaus  des  Herrn  Architekten  Prof.  Max  Littmann  in  München -Bogenhausen. 

(Srblutt  >    Hirna  eine  BildbeiUge  und  die  Abbildungen  S.  404  u.  405. 

|ei  der  künstlcrischcnDurchbildungdcsHauscs  wäre,  er  macht  nicht  einmal  vor  den  untergeordneten 
wurde  der  Schwerpunkt  auf  eine  wohlge-  Räumen  Halt.  Es  ist  ein  erfreuliches  Zeichen  der  ge- 
lungene Raumentwicklung  selbst  des  unbe-  sunden  Harmonie,  die  das  ganze  Haus  durchströmt, 
lieutendsten  Zimmers 
gelegt :  von  diesem 
Grundsatze  sind  die  Raumycr- 
tcilung  und  die  in  ihr  liegende 
Eigenart  des  Hauses  unmittelbar 
abhangig.  Ausgangspunkt  aller 
Kaumgestaltungen  war  das  9  ■ 
lange  und  6 m  breite  Speise^ 
zimmer.  Die  für  dasselbe  notiger. 
Hohe  von  4,65  m  im  Lichten  wurde  * 
bestimmend  für  die  übrigen 
Räume  des  Erdgeschosses  und 
ermöglichte  die  gedrängte  Zu- 
sammenlegung der  Wirtschafts- 
räume  und  der  Wohnräume  der 
Dienstboten.  Der  neben  dem 
Speisezimmer  liegende  Salon, 
der  zugleich  Musikzimmer  ist,  hat 
die  gleiche  Höhe,  erscheint  aber 
durch  die  aus  akustischen  Grün- 
den verwendete  tiefe  Kassetten- 
decke niedriger.  Wieder  niedri- 
ger als  dieser  Raum  ist  das  höher 
gelegene  Herrenzimmer;  unter 
ihm  liegt  die  Hausmeisterwoh- 
nung. Der  Grundsatz  der  fin- 
digen Raumausnutzung  nicht  nur 
der  Grundflache,  sondern  auch 
der  Höhe  nach  ist  so  allenthalben 
durchgeführt,  am  schärfsten  in 
der  Wirtschaftsgruppe. 

Die  so  erstrebte  innere  Wahr- 
heit der  Anlage  wurde  auch  für 
die  künstlerische  Ausstattung 
zum  leitenden  Gedanken  gewählt. 
Ersatzstoffe  aller  Art  wurden  bei 
ihr  grundsätzlich  ausgeschlossen 
und  nur  echte  Materialien  ver- 
wendet. Während  der  künstle- 
rische Schmuck  in  den  Gesell- 
schaftsräumen  desErdgeschosses 
zu  vornehmer  Pracht  gesteigert 
ist,  waltet  in  den  Wohnräumen 
des  Obergeschosses  eine  größere 
Einfachheit,  jetloch  ohne  dall  der 
Schmuck    hier  ausgeschlossen 


(,irten»n»i>.  ht. 


401 

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daß  sich  selbst  in  allen  Nebenräumen  das  Bestreben 
zeigt,  durch  einen  sachgemäßen,  oft  nur  ganz  beschei- 
denen Schmuck,  liege  er  nun  in  der  sorgfältigen  Wahl 
des  Holzes,  des  Bodenbelages,  einer  Kachel,  der  Be- 
malung von  Wänden,  Decken  oder  Möbeln,  dem  Räume 
den  Charakter  künstlerischen  Ursprunges  aufzuprägen. 

Die  Vorhalle  des  Erdgeschosses  zeigt  die  ruhige 
Haltunggroßer,  glatterWandflächen  und  Gewölbe.gegen 
deren  Weiß  die  Farben  des  marmornen  Fußbodens,  der 
Türumrahmungen  aus  Ruhpoldinger  Marmor,  der  Brü- 
stungen, sowie  eines  sparsam  verteilten  plastischen 
Schmuckes  von  Bronzen  und  Terrakotten  sich  abheben. 
Sie  ist  das  Präludium  für  die  Gesellschaftsräume,  die 
ihre  reiche  Ausstattung  erfahren  haben,  um  einer  kost- 
baren Sammlung  von  zumteil  iQr  die  Räume  eigens 
geschaffenen  Kunstwerken  den  würdigen  Rahmen  zu 
geben.   Hier  finden  sich  plastische  Werke  von  Maison, 
Stuck,  Wader«?,  Wrba  usw.;  hier  leuchten  von  den 
Wänden  teils  als  unabhängiger,  teils  als  mit  der  Archi- 
tektur zusammengehender  Schmuck  Gemälde  von  Rott- 
mann, Burgognone,  Stuck,  Defregger,  Hetterich, Palmin, 
Schachinger  usw.  Im 
Speisezimmer,  dessen 
\\  ände  und  Decke  eine 
Vertäfelung  in  hellem, 
stumpfem  Fichtenholz 
erhalten  haben,  von  wel- 
chem sich  die  Eichcn- 
holzmöhel  in  warmen, 
satten  Tönen  abheben, 
treten  zu  alten  franzö- 
sischen Gobelins  Kopien 
von  Rubens  und  Tizian 
und  steigern  die  feine 
farbige  Wirkung  zu  tie- 
fer, satter  Pracht  I  lohe 
Fenster,  deren  Brüstun- 
gen sich  nur  bis  40 cm 
über  den  Fußboden  er- 
heben, verbinden  Raum 
und  Garten  und  lassen 
letzteren  als  eine  Fort- 
setzung des  erstcren  er- 
scheinen. An  den  Speise- 
saal schließt  sich  eine 
Loggia  milMuschclbrun- 
nen  undmitlustigerGro- 
tcskmalcrci  in  lebhaften 
Farben  von  Throll  an. 
Reicher  im  farbigen  Ein- 
druck ist  derSalon.  Sein 
I  lauptwandschmuck  1  ><■■ 
steht  aus  vier  eigens  hier- 
für gemalten  Landschaf- 
ten von  Palmic;  die  Einfassungen  der  Türen  und  die 
Fenstcrhrüstungen  aus  Marmor  Levante  verde  stehen  in 
feiner  Abstimmung  von  der  grauen  Seidenbespannung 
der  Wände  ab.     Der  farbige  Stuckplafond  hat  tiefe 
Kassetten  mit  Bildern  von  Schachinger  erhalten. 
Möbel  aus  Mahagoni  finden  in  ihrem  tiefen  roten  Ton 
einen  wirkungsvollen  I  lintcrgrund  in  der  grauen  Seide 
der  Wände  mit  ihrem  feinen  Glanz.   Der  Salon  erhält 
sein  Licht  durch  ein  hohes,  breites,  im  Kreisbogen 
ausgebauchtes  Fenster  mit  Kathcdral-  und  Opalcszent- 
glas.  Um  in  die  Raumfolge  Abwechselung  zu  bringen, 
ist  dasDamenzimmcr  mit  einem  Spiegclgewölbe  Ober- 
deckt, welches  ein  Mittelbild  von  Schachinger  trägt. 
Die  Ucbcrgänge  zur  Decke  sind  mit  Ornamenten  in 
der  päte-sur-päte-Tcchnik  des  Porzellans  bemalt.  Die 
Wände  sind  mit  Brokat  bespannt.    In  der  Gesamt- 
haltung des  Raumes  ist  der  weicheren  Stimmung  der 
Vorzug  gegeben;  die  scharfen  Ecken  sind  vermieden, 
die  Ucbcrgänge  des  Raumes  selbst  wie  auch  der  Möbel 
gerundet  Ein  prächtiges  Bild  des  I  lausherrn  von  St  uck 
ist  der  Mittelpunkt  des  künstlerischen  Schmuckes  des 
Raumes,  der  sein  Licht  durch  ein  breites,  nach  dem 
Garten  gewendetes  dreiteiliges  Fenster  erhält. 

Den  Schluß  der  Raumfolge  der  Gesellschaftszim- 
mer bildet  das  Herrenzimmer,  ein  mit  ausgesuchtem 

40a 


Geschmack  geschaffener  Raum,  vielleicht  der  beste 
des  Hauses.  Er  hat  eichene  Wandvcrtäfelungen,  eine 
Holzdecke,  die  von  den  Wänden  durch  einen  Fries 
aus  Lcdcrtapctc  getrennt  ist.  Ein  tiefer,  dunkler  Ka- 
minplatz mit  darüber  liegender  Kammer  liegt  an  der 
einen  Kurzseite  des  Raumes.  Ucbcr  dem  Kaminplatz 
hängt  ein  treffliches  Bildnis  der  Dame  des  Hauses 
und  ihrer  Tochter  von  Ludwig  Hertcrich.  In  einem 
hellen,  weiträumigen  Erkerausbau  steht  der  Schreib- 
tisch, während  die  Bücherschränke  mit  der  Wandvcr- 
täfelung  verbunden  sind.  Uebcr  der  einen  Türe  prangt 
die  .Sünde"  von  Franz  Stuck. 

Das  Aeußerc  ist  der  wahre  Ausdruck  der  inneren 
Raumgestaltung.  Die  künstlerische  Oekonomie  der 
architektonischen  Ausdrucksmittel  ist  an  ihm  in  weisem 
Maße  beobachtet.  Eine  niedere  Steinbalustrade  von 
schlichtesten  Formen  schließt  das  Grundstück  anstelle 
des  verbrauchten  Eisengeländers  nach  der  Straße  ab. 
An  beiden  Seiten  des  Treppenaufganges  schmücken 
.Hirsch"  und  .Elch",  zwei  Bronzcticrbilder  von  Doli  & 
Pezold,  den  Eingang.  Das  ganze  Haus  ist  mit  dem 


Gartenballe. 

Erdgeschoß  nur  so  weit  über  das  Gelände  herausge- 
hoben, als  die  baupolizeilichen  Vorschriften  es  bedingen. 
Es  war  die  Absicht  des  Erbauers,  die  Räume  des  Erd- 
geschosses mit  dem  Garten  möglichst  zusammenwachsen 
zu  lassen;  aus  diesem  Grunde  wurde  auch  der  Vor- 
garten gehoben.  Das  Material  des  Aeußeren  ist  Mu- 
schelkalk für  Umwährung  und  Sockel,  Mainsandstein 
von  Weibcrsbrunn  für  die  Architckturteile  und  weißer 
Kalkputz  für  die  Flächen.  Der  Hauptschmuck  ist  auf 
den  Erker  der  rechten  Seite  vereinigt;  seine  plastischen 
Ornamente  sind  von  Prof.  Wadcrc.  Ucber  dem  Haus- 
eingang begrüßt  den  Eintretenden  ein  al  fresco  ge- 
maltes allegorisches  Bild  von  Rad.  v.Seitz  in  München: 
.Die  Architektur".  Die  einfachcWeise,  durch  welche  die 
glückliche  Gruppierung  des  Aeußeren  erreicht  wurde, 
ist  besonders  zu  bemerken.  Die  Gartenfront  ist  noch 
weit  schlichter  behandelt,  wie  die  Straßenfront  Da  sie 
nur  im  Sommer  zur  Geltung  kommt,  so  ist  sie  auf 
gärtnerischen  Schmuck  angelegt.  Dadurch,  daß  der 
Garten  eine  streng  geometrische  Anlage  erhalten  hat 
und  an  seinem  dem  Hause  entgegengesetzten  End- 
punkte in  der  Achse  durch  eine  Gartenhalle  ausge- 
zeichnet wurde,  ist  zwischen  Haus,  Hintergarten  und 
Vorgarten  die  künstlerische  Einheit  erreicht  worden, 
welche  in  so  vielen  ^englischen  und  amerikanischen 


No.  65. 

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Heim wcsen  so  angenehm  auffällt  Lorbeerbäume  in 
Tonvasen  mit  schönem  Ornamentschmuck  beleben 
den  noch  in  den  Anfangsstadien  der  Entwicklung  be- 
griffenen Garten. 

Daß  dieses  seltene  Haus  neben  seinen  künstle- 
rischen Vorzogen  auch  mit  allen  technischen  Einrich- 
tungen behaglichster  Wohnlichkeit  versehen  ist,  die 
erreichbar  waren,  versteht  sich  von  selbst.  Warm- 
wasserheizung, Ventilation,  elektrisches  Licht,  Gas 
für  Küche,  Herd,  Backofen,  Rost  und  Spieß,  sowie 
für  Waschküche  und  Bügelofen,  Warmwasscr  für  die 
Wasch-  und  die  Spültische,  für  das  Bad  und  die  Aus- 
güsse usw.,  alles  ist  in  der  sorgfältigsten  Weise  vor- 
gesehen.    Ueberraschen  muß  jedoch  eins:  daß  in 


diesem  Hause  wie  in  so  vielen  anderen  vornehmen 
Münchener  Häusern  der  Wintergarten  fehlt,  ein 
Raum,  der  bei  dem  rauhen  Klima  und  dem  lang  an- 
dauernden Winter  der  bayerischen  Hochebene  um 
München  eine  doppelte  Bedeutung  erhält.  Er  ließe 
sich  ohne  Schwierigkeit  an  die  Gartcnloggia  dieses 
Hauses  anschließen  und  wäre  für  dasselbe  eine  Be- 
reicherung, deren  Wohltat  an  den  gesellschaftlichen 
Abenden  des  Winters  sich  besonders  bemerkbar 
machen  würde.  Aber  wenn  er  auch  fehlt,  so  empfin- 
den wir  doch  eine  aufrichtige  Freude  darüber,  daß 
in  dem  Lindenhof  eine  Heimstätte  entstanden  ist,  die 
sich  in  bewußter  Weise  von  der  Schablone  loslöst 
und  der  persönlichen  Lebensauffassung  angepaßt  ist.  — 

  -  H.  - 


Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses. 


(ForUetzunc 

[er  Kampf  um  das  Heidelberger  Schloß  ist 
ein  merkwürdiges  Symptom  im  deutschen 
Geistesleben  der  Wende  des  XIX.  und  XX. 
Jahrhunderts.  Es  gewinnt  den  Eindruck, 
als  suchten  die  literarischen  und  Gelehrten- 
kreise  der  Nation  —  nur  um  diese  handelt  es  sich, 
denn  die  breite  Masse  des  Volkes  steht  trotz  der 
künstlich  entfachten  Bewegung  in  einigen  südwest- 
deutschen Tagcshlättcrn  der  Angelegenheit  ziemlich 
kühl  gegenüber  —  nach  einem  neuen  Ideal,  nachdem 
die  politischen  und  religiösen  Ideale  in  den  Hinter- 
grund getreten  sind.  Wo  aber  das  Ideal  sich  nicht 
auf  den  breiten  Boden  des  Volksbewußtseins  stellen 
kann,  wo  die  eng  begrenzten  Kreise,  die  es  hegen, 
dem  Volke  nicht  das  sein  können,  was  Lagarde  ein- 
mal von  der  Geistlichkeit  verlangt,  mit  dem  Volke 
lebende  Leiter  und  Berater,  die  dem  Volke  vorleben, 
da  bleibt  das  Ideal  ein  künstliches,  ohne  langen  Be- 
stand, mit  der  Neigung,  sich  in  kurzer  Zeit  in  das 
Abenteuerliche  zu  verlieren.  Das  wird  der  Fall  sein 
mit  der  unnatürlich  hervorgetriebenen  Vorliebe  für 
Ruinen,  wie  sie  in. der  Vergangenheit  wiederholt  unter 
ganz  ähnlichen  Erscheinungsformen  zutage  getreten  ist 
Und  wo  die  Ruinenschwlirmcrci  schließlich  hinführt, 
kann  der  ermessen,  der  bereit  ist.  aus  der  Geschichte 
zu  lernen  Jacob  Burckhardt  hat  in  seiner  „Cultur 
der  Renaissance"  einen  eigenen  Abschnitt  über  die 
„ Ruinen-Sentimentalität"  geschrieben.  Achnlich  wie 
heute  in  Heidelberg  der  Friedrichsbau  verurteilt  wird,  so 
schrieb  im  Jahre  1443  Alberto  degli  Alberti  an  Giovanni 
Media,  die  neueren  Bauten  in  Rom  (es  sind  die  der 
römischen  Frührenaissance)  seien  erbärmlich,  „das 
Schöne  an  Rom  sind  die  Ruinen".  Gregorovius  stellt 
noch  eine  ganze  Reihe  ähnlicher  Zeugnisse  und 
Klagen  zusammen.  Boccacio  spottet,  indem  er  die 
Ruinen  von  Bajae  als  altes  Gemäuer  bezeichnet,  doch 
„neu  für  moderne  Gemüter".  Allenthalben  in  Rom 
verbindet  sich  mit  dem  archäologischen  Eifer  eine 
elegisch-sentimentale  Stimmung,  just  so,  wie  wenn  es 
von  den  Ausführungen  Thodc's  vor  den  Studenten 
der  Rupcrto  -  Carola  heißt:  „Tiefergreifend  waren 
die  letzten  Worte  des  Redners  über  die  Wirkung  des 
reinen  großen  Kunstwerkes  in  der  Natur  aul  die 
schöpferische  Kraft  des  Menschen."  Im  Jahre  1467 
entsteht,  wie  Burckhardt  ausführt,  „die  erste  ideale 
Ruinenansicht  nebst  Schilderung  bei  Polifilo:  Trümmer 
mächtiger  Gewölbe  und  Colonnaden,  durchwachsen 
von  alten  Platanen,  Lorbeeren.  Cvpresscn  nebst 
wildem  Buschwerk.  In  der  heiligen  Geschichte  wird 
es,  man  kann  kaum  sagen  wie,  gebräuchlich,  die 
Darstellung  der  Geburt  Christi  in  die  möglichst  pracht- 
vollen Ruinen  eines  Palastes  zu  verlegen.  Daß  dann 
endlich  die  künstliche  Ruine  zum  Requisit 
prächtiger  Gartcnanlagcn  wurde,  ist  nur  die 
praktische  Aeußcrung  desselben  Gefühls". 
So  deutlich  zeigt  Burckhardt,  wohin  die  Ruinen- 
Schwärmerei  führt. 

Es  könnte  nun  aus  den  vorstehenden  Zeilen  der 
Eindruck  entstehen,  als  verträten  wir  die  Ansicht  der 
grundsätzlichen  Ruinenfeinde,  der  Kreise,  die  um 

13.  August  1904. 


•tut  Schlufi  ) 

jeden  Preis  und  an  jedem  Ort  wieder  aufbauen  wollten. 
Es  wäre  ein  irriger  Eindruck.  Wo  die  Ruine  noch 
das  von  der  Geschichte  gewebte  Werk  aus  Natur  und 
Kunst,  wo  sie  das  Gebilde  ist,  welches  mit  seinem 
Zauber  das  Volk  anregt,  in  Gedanken  in  das  Leben 
der  Vergangenheit  hinabzusteigen,  wo  ihr  Bestand  so 
gesichert  ist,  daß  der  höhere  Kunstwert,  den  ihre 
Einzelheiten  darstellen,  keinen  absehbaren  Verlust  für 
die  Kunst  bedeutet,  da  mag  sie  weiter  dauern  und 
weiter  anregen  zum  Fortspinnen  nationaler  Geschichte. 
Wo  aber,  wie  im  Heidelberger  Schloßhof,  die  Ruine 
infolge  der  notwendigen  Sicherungsarbeiten  der 
ersten  neuen  Bauperiode  heute  nicht  mehr  ist,  wie 
z.  B.  eine  allen  poetischen  Zaubers  beraubte 
Brandruine,  da  findet,  so  viel  Kunst  diese  auch  enthal- 
ten mag,  die  Phantasie  keine  Stützpunkte  mehr.  Da  gilt 
es  lediglich,  das  an  Kunstwert  noch  zu  retten,  was  die 
Katastrophe  übrig  gelassen  hat.  Da  ist  die  Erhaltung 
durch  Aus-  und  Aufbau  der  natürlichere,  aber  auch 
der  nicht  minder  poetische  und  phantasievollc  Zustand, 
wie  die  Ruine.  Mag  man  uns,  die  wir  von  jeher  mit 
voller  Entschiedenheit  ,für  eine  völlige  W  iederher- 
stellung des  Schlosses  zu  „alter  Pracht  und  Herr- 
lichkeit" eingetreten  sind  und  an  dieser  Entschie- 
denheit heute  um  so  mehr  festhalten,  je  lebhafter  der 
Kampf  auf  der  Gegenseite  geführt  wird,  mag  man  uns 
den  .Barbar"  und  Anderes  entgegenschlcudern ,  wir 
nehmen  alles  mit  der  Gelassenheit  hin,  welche  uns  das 
Gefühl  verleiht,  für  ein  hohes  künstlerisches  Interesse, 
für  ein  großes,  ideales  Ziel  eingetreten  zu  sein  und 
mit  dazu  beigetragen  zu  haben,  einen  ihm  schädlichen 
Doktrinarismus  zu  bekämpfen.  Auch  wir  haben,  so 
lange  wir  künstlerisch  empfinden  und  denken  können, 
unter  dem  Banne  jenes  herrlichen  und  unvergleich- 
lichen Schlosses  gestanden,  welches  wie  eine  reiche 
Krone  majestätisch  die  Musenstadt  am  Neckar  krönt 
und  sich  in  den  Fluten  des  Flusses  spiegelt  Auch 
wir  haben  um  die  Wende  der  siebziger  und  der  acht- 
ziger Jahre  andächtig  im  Schloßhofe  gesessen  und  den 
ohnmächtigen  Versuch  gemacht,  die  leuchtende  Sonne 
auf  dem  roten  Gestein  mit  ihrer  warmen  Färbung,  das 
gleißende  Gewebe  der  Sonnenstrahlen  im  Efeu  und 
in  den  Bäumen  und  Sträuchern  auf  das  Papier  zu 
bannen  und  den  geheimnisvollen  Zauber,  den  diese  Ver- 
lassenheit und  Stille  auf  Jeden  ausübt,  der  nicht  aller 
edleren  Empfindungen  bar  ist,  auf  uns  einwirken  zu 
lassen.  All  dieser  Zauber  ist  heute  längst  ver- 
schwunden. Auch  wir  sind  bei  längerem  Verweilen 
und  bei  eingehenderem  Studium  zu  den  einzelnen  Tei- 
len in  ein  fast  persönliches  Verhältnis  getreten,  das  ein 
so  enges  wurde,  daß  in  stillen  traumcrfülltcn  Nächten 
wir  in  unbewußtem  Bauen  alle  die  Herrlichkeiten  wie- 
der hervorzuzaubern  begannen,  die  einstmals  hier  oben 
bestanden  und  von  welchen  die  Chronisten  in  so  be- 
redter Weise  uns  berichtet  haben.  Geheimnisvolle 
Kräfte  türmten  dann  Quader  auf  Quader  und  stellten 
Säule  neben  Säule;  der  Schloßhof  belebte  sieh  mit 
Figuren  und  sein  Brunnen  sang  wieder  sein  eintöniges 
Lied  in  die  Zaubemacht.  Herrlich  fügten  sich  wie- 
der die  Portale  und  wölbten  sich  die  Säle,  und  so 


403 

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stieg  aus  den  Trümmern  verjüngt  jener  stolze  Bau  mals  lernten  wir  erkennen,  daß  nur  unter  dem  heiligen 
empor,  den  einst  die  pfalzischen  Kurfürsten  mit  so  Zeichen  einer  solchen  Herrlichkeit  die  Begeisterung 
reichem  I-ebcn  erfüllten  und  den  wir  heute  wieder   für  eine  Liedersammlung  wie  „Des  Knaben  Wunder- 


haben können,  wenn  wir  nur  wollen,  wenn  wir  horn"  für  diesen  „Blütcnstrauß  aus  allerhand  Wiesen- 

im  Stande  sind,  uns  dem  Banne  einer  verhängnisvollen  blumen  und  Knospen"  entstehen  konnte.  Was  die  Ro- 

Lehrmeinung  und  ihrer  Vertreter  zu  entziehen.   Da-  m antiker  in  ihrer  unbefangenen  Begeisterung  und 

404  Ko.  65. 


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Lebenslust  vom  Schlosse  erwarteten,  sagt  in  dieser 
Liedersammlung  jenes  köstliche  Gedicht  „Der  Traum«: 

„Einmal  lag  ich  Das  Fcnsierwcrk. 

In  Schlafes  Qual,  Zu  oberst  von  der  Burg 

Mich  däucht,  ich  war  her  glast 

Auf  einem  Berg  Von  Gold  ein  Sonnenuhr, 

Vor  einem  königlichen  Gülden  waren  die  Zinnen. 

Palast,  RingwcLs  ich  sah 

Der  war  durchhauen  pur  Darum  einen  Zaun 
Nach  meisterlichen  Sinnen,    Von  Zederholz, 

Bildwerk  zierlich  Die  Pforte  war  Albater. 

Stand  Oberall  Ich  tratauf  dieSchlagbröckc 

Am  Palast  stolz,  Und  sah  ein  Tanz 

Der  war  von  Marmor-  Von  minniglichen  Bilden 

quader;  In  diesem  Palast  schön; 

Kein  war  das  Dach  Da  ging  ich  stchn 

Von  Kupfer  braun,  Zu  dieser  Pforten 

Bcrillcn  klar  Und  blickte  heimlich  hinein. 

Aus  solchen  Dichtungen  lernt  man  erkennen,  wie 
reich  das  Geistesleben  jener  kleinen  Gruppe  von  Künst- 
lern war,  die  in  Heidelberg  jene  Werke  woben,  die 
uns  heute  noch  in  stillen  Stunden  beglücken,  so  reich, 
daß  diese  Romantiker  klagten,  die  Sprache  sei  un- 
zulänglich, sie  reiche  nicht  aus,  die  ans  Licht  steigen- 
den Empfindungen  zu  kennzeichnen.  „Alles  sollte  ein 
Wundergarten  werden,  wo  die  sonst  durch  die  Wirk- 
lichkeit beschränkte  Phantasie  sich  frei  ergehen  könnte", 
so  lautete  ihr  brennendster  Wunsch.  Heine  schrieb 
damals:  „Ihr  verlangt  einfache  Trachten,  enthaltsame 
Sitten  und  ungewürzte  Genüsse;  wir  hingegen  ver- 
langen Nektar  und  Ambrosia,  Purpurmäntel,  kostbare 
Wohlgerüchc,  Wollust  und  Pracht,  lachenden  Nymphen- 
tanz, Musik  und  Komödien.  Seid  deshalb  nicht  un- 
gehalten, ihr  tugendhaften  Republikaner!'1  Und  dazu 
sollte  das  Schloß  in  alter  Pracht  aufsteigen. 
So  lag  die  Forderung  der  Wiederherstellung 
des  Schlosses  im  Charakter  der  Zeit.  Das  war 
die  erste  Romantik  in  deutschen  Landen:  so  sah  die 
Bewegung  aus,  die  aus  Heidelberg  und  dem  Heidel- 
berger Schloligarten  hervorging,  Was  sie  beanspruchte, 
das  war  Freiheit  für  ihr  Leben,  Freiheit  für  ihr 
Scbalfen,  Freiheit  für  ihre  Phantasie.  So  hatte  sie 
die  Bedeutung  eines  Rückschlages  gegen  ein  Zeit- 
alter der  geistigen,  politischen  und  gesell- 
schaftlichen Kritik.  Die  beiden  Schlegel,  Novalis, 
Tieck,  Wackenrodcr,  Steifens,  Schlcicrmachcr,  Baader 
und  Sendling  schlössen  einen  Bund  und  gründeten 
das  „Athenäum",  mit  welchem  sie  gegen  Lessing,  der 
die  Künste  in  Grenzen  gezwängt,  sie  durch  Acsthctik 
ihrer  Frische  beraubt,  durch  Kritik  und  Doktrinaris- 
mus gelahmt  hatte,  Sturm  liefen.  Wahrlich,  es  wäre 
Zeit,  wieder  nach  einer  Bewegung  der  Romantik  zu 
rufen,  wenn  man  tla-  Werk  des  Schulgeistes  ansieht, 


das  in  Heidelberg  vollbracht  wird.  HansThoma  schrieb 
einmal  in  der  .Gesellschaft":  . .  .  „ich  spreche  es  aus, 

daß  die  Kunst  von  sogenannter  öffentlicher  Md- 

nung  nie  Gutes  zu  erwarten  hat.  Sie  wird  von  oben 
gesetzt,  von  der  Persönlichkeit,  deren  Ausdruck  sie  ist. 
Sie  kann  nicht  von  einer  Allgemeinheit  ausgehen  — 
eine  Seele,  ein  Kopf  nur  kann  sie  schaffen." 

Es  ist  nun  nicht  zu  verkennen,  daß  bei  dem  leiden- 
schaftlichen Kampfe  um  das  Schloß  eine  Reihe  von 
Ncbcnumständen  mitsprechen,  welchen  sieh  auch  der 
der  Wiederherstellung  freundlich  Gesinnte  nicht  ver- 
schließen darf.  Ganz  ohne  Zweifel  hat  der  Kampf  die 
Ober  die  ruhige,  sachliche  Erwägung  hinausgehende 
scharfe  Form  zu  einem  nicht  geringen  Teil  durch  die 
Eigenart  der  Persönlichkeit  Karl  Schäfers  angenom- 
men. In  ihm  paart  sich  ein  stark  entwickeltes  Selbst- 
gefühl mit  einem  nicht  gering  entwickelten  Maße  von 
Sarkasmus,  welche  beide  im  Kampfe  mit  einem  starken, 
gleichfalls  die  Grenzen  überschreitenden  Gegner  das 
vielleicht  erwünschte  Maß  von  diplomatischem  Schwd- 
gen  oder  stillem  Uebcrsehen  um  so  mehr  auf  die  Seite 
schieben,  je  mehr  Schäfer  zu  erkennen  glaubt,  daß  der 
Kampf  in  seinen  Anfängen  nicht  sachlicher  Interessen 
halber  geführt  wurde,  sondern  in  seinen  tieferen 
Motiven  auf  persönliche  Gründe  zurückzu- 
führen war.  Nichtsdestoweniger  sollten  sich  die 
weniger  befangenen  Gegner  dadurch  nicht  vom  Wege 
der  reinen  und  ruhigen  Sachlichkeit  ablenken  lassen. 
Sarkasmus  und  Ironie  sind  nach  Byron  ein  Meister- 
zauber, der  an  seiner  Stelle  seine  volle  Berechtigung 
hat.  Einem  Swift  oder  einem  Heine  oder  einem  Paul 
Louis  Courier  waren  sie  die  Verteidigungswaffen  im 
Kampf,  aber  sie  sollten  nur  da  verwendet  werden, 
wo  die  sachlichen  Mittel  erschöpft  sind.  Das  ist  in 
unserem  Kampfe  lange  noch  nicht  der  Fall.  Schäfer 
ist  eine  unverwüstliche  Kraftnatur  voll  hoher  künst- 
lerischer Gabe  und  mit  diesem  Kraftgefühl  ist  er  für 
seine  zahlreichen  ehemaligen  und  jetzigen  Schüler  der 
unvergleichliche  Lehrer,  ist  er  für  seine  Fachgenossen 
das  leuchtende  Vorbild  eines  mit  seiner  Kunst  bis  auf 
das  Iuncrste  verwachsenen  Künstlers.  Von  ihm  gilt  das 
schöne  Wort,  das  Treitschkc  einst  für  Milton  geformt 
hat:  „Sein  Name  gleicht  einer  Münze,  deren  Gepräge 
uns  der  Mühe  überhebt,  ihren  Goldgehalt  zu  prüfen." 
Aber  wie  auch  die  beste  Goldmünze  eine  Mischung 
enthält,  die  dem  Golde  nicht  ebenbürtig  ist,  so  wohnen 
neben  den  besten  Eigenschaften  eines  Menschen  Re- 
gungen, die  seiner  Menschlichkeit  entspringen.  Sie 
sollte  man  übersehen,  da  jeder  einen  Balken  im  Auge 
hat  Gelingt  es,  den  Kampf  wieder  auf  das  sachliche 
Gebiet  überzuleiten,  dann  ist  auch  die  Aussicht  zu 
einer  Verständigung  vorhanden.  — 


(SchluO  folgt.» 


Berechnung  der  Spannungen  auf  Biegung  beanspruchter  Betonplatten. 


er  Beton,  ein  mit  den  mannigfachsten  Mischungsver- 
hältnissen hergestellter  und  daher  die  verschieden- 
sten Festigkeiten  erlangender  Korper,  hat  Iwkannt- 
lich  die  Eigenschaft,  daß  seine  Dehnungen  selbst  bei  ge- 
ringer Beanspruchung  nicht  geradlinig  mit  den  Spannun- 
gen wachsen,  sondern  vielmehr  und  zwar  ganz  nahe  bis 
zur  Bruchgrenze  dem  Baeh'schen  Gesetze  folgen,  wonach 

ii*     " t  m     "  " 

die    verhältnismäßige   Dehnung  — —      '     =  '  gesetzt 

it  m  j       h , 

werden  kann,  wenn  mit  «A  und  of  die  Druck-  und  Zug- 
spannung, mit  Hj  und  K,  der  Elastizitätsmodul  für  Druck 
und  Zug  bei  der  Spannung  t  und  mit  m  und  «  zugehörige 
Festzahlen  bezeichnet  werden,  von  denen  die  erstere  etwas 
größer  als  i  ist,  die  andere  naher  bei  i,,  liegt. 

Die  Werte  und  m  sind  durch  \}c— .ungen  schon 
mehrfach  ermittelt  worden,  wogegen  und  n  noch  we- 
nig erhoben  sind,  was  um  so  mißlicher  ist,  als  der  Beton 
vielfach  absichtlich  auf  Zug  beansprucht  wird 

Diese  Beanspruchung  erfolgt  aber  nur  selten  durch 
Ausübung  reinen  Zuces,  sondern  meistens  durch  Biegung, 
wie  solche  hauptsächlich  bei  Betonplatten  im  Kalle  reiner 
Biegung  vorkommt. 

In  No.  loa  des  Jahrg.  1897  d.  Bl.  habe  ich  Formeln  an- 
gegeben, mit  welchen  Ictztcrcnfnlls  die  auftretenden  Zug- 
berechnet werden  können.    Einige  neuere 


Versuche,  bei  welchen  die  Biegungs-  und  die  Zugfestigkeit 
von  Betonplatten  gesondert  gemessen  wurden,  dürften  nun 
zur  Anstellung  eines  rechnerischen  Vergleiches  mittels  er- 
wähnter Formeln  eine  wertvolle  Unterlage  bieten. 

Zu  diesem  Zwecke  gestalte  ich  die  Gleichung  zur  Be- 
stimmung der  Lage  der  Null-Linie  etwas  um,  so  daß  der 
Wert  >•,  mit  welchem  die  halbe  Plattendicke  a  multipliziert 
werden  muß,  um  die  Abweichung  der  neutralen  Achse 
von  der  Querschnittsachse  zu  erhalten,  mit  großer  Ge- 
nauigkeit aus  der  kubischen  Gleichung 

1  >  K-y")  r'  -  1,5  (I  -  j-y?)     -f  3  (J- y)  -  3  hl  ^  f 

berechnet  werden  kann,  worin 
j     11  -'-  m -f-  a        _  n  —  m 

n  —  IM    '      ^      2  •   3  (in  -:   II)       ,)  m  II 
ß  _  r  *'J   i      '«      fit»   f    t\"  1  ~  -  ...     |2W-'  -  11(211  :■!)_ 

I  /.,  '    »    /   J        2  -|-  3  (r/i  j  n)  •[-  4  m  n 

ist  und  .1/  das  Angriffsmoment,  A  die  Platlenbreitc  bedeutet. 
Es  kann  aber  auch  ohne  beträchtliche  Ungenauigkeil 

2)  r     j  In  '  a  ß  gesetzt  werden. 
Die  Biegungszugspannung  ist  ferner 

3)  .  =  . ' \LJ?A>]  <2*+  0(2.1+  o  ._  u 


tt|a-|.  3(m  +  «)+.4TO„_<„    m)r\[\+r)  ''«* 

No.  65. 


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Für  die  folgenden  Berechnungen  werde  nun  m  =  1,05, 
n  =  1,55,  Kd  =  3°°  00°'  Fu  =  »40«»  angenommen. 

je. 

Hiermit  ergibt  sich  aus  den  Beziehungen  td  -  _( 
K 

tt  -  ff  /  t  der  veränderliche  Elastizitätsmodul 


o 
t 

IO 


1 

'Vi 


30O00O 
267400 

253  '°° 
240900 

Aus  der  Gleichung  1  folgt  dann 
.  =-0,0544 


J.»o  »jo 
67640 
46200 

3697O 


0304  1* , 


]/(• 


-  ««743 +l/(  0.16304  I;: 


loi 


°W43 


die  Gleichung  a 


AT 


r  =  0,0365  -f-  0,25028  Ig  ~~  ergibt. 

bar 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  6  Versuche  vom  k.  k. 
Bit  Prof.  Hanisch  und  Ob.-Ing.  Spitzer  in  Wien  unter 
einander  gestellt,  bei  welchen  die  I'laltenbrcilc  durchweg 
60  «■  betrug. 

Das  Mischungsverhältnis  des  Betons  war  1:3.5,  sein 
Alter  beim  Versuche  268  Tage.  Die  Platten  lagen  bei 
150 ™  Stützweite  frei  auf  und  wurden  durch  die  ange- 
gebenen Angriffsmomente  zum  Bruch  gebracht. 

Die  Druck-  und  Zugfestigkeit  wurden  an  Stücken  der 
gebrochenen  Platten  erhoben  Die  Bicgungsfestigkeit  unter 
Annahme  des  llook'schcn  Dehnungsgcsetzes  mit  konstan- 
tem Elastizitätsmodul  ist  neben  der  mittels  der  obigen 
Formeln  gefundenen  Biegungszugfestigkcit  an 


t: 

il 

w 

»1 

A 

M 

a  5 

e 

kK  cm 

i 

** 
i  " 
*  - 

il 

II 
.1 

u 

•> 
X  « 

Vi 

il 

a  !* 

7.« 

-**> 

*> 

33*19 

S4.I 

0,1141 

33.4J 

>  "34 

0,4371 

3*13 

1 

U.5 

3*» 

M 

S7  >  3i 

4fc6 

«J«J 

i.ooH 

o,4<"7 

ao.67 

■■ 

60007 

40.1 

o.39:; 

i.t.n 

«•JOBH 

»••ja 

> 

314 

» 

31444 

4B.I 

ojiso 

300J 

3V 

«biOO 

4».» 

0.3079 

1,610 

o,«0»i 

->3» 

11x0 

3» 

«9  '«> 

4«! 

c-4O30 

:r>!»7 

1,6» 

O.IJ6 

3W>3 

gesetzt  hätte. 


ist.  Man  hätte  in  diesem  Falle  die  Biegungsfesügkeit  auch 
gefunden,  wenn  man  dieselbe 
jAf       1  M 
aa**  "  1.62      1,08  a  b* 

War  nun  bei  den  oben  behandelten  Versuchen  das 
Mischungsverhältnis  der  Probekörper  stets  das  gleiche,  so 
hat  die  Firma  \Vay8  de  Freytag,  A.-G.  in  Neustadl  a.  II., 
wie  ich  einer  Abhandlung  von  Reg.  -  Bmstr.  E.  Mörsch, 
Vorstand  des  techn.  Bureaus  genannter  Firma,  zu  ent- 
nehmen mir  gestatte!  auch  vergleichende  Versuche  mit 
Betonkörpern  verschiedener  Mischung  angestellt  Diese 
Probcköq>cr  waren  15™  breit,  20 rm  hoch,  aus  Portland- 
zement, Rheinland  und  -Kies  hergestellt  und  bei  den  Bruch- 
versuchen etwa  3  Monate  alt,  also  etwas  jünger  als  die 
zuerst  erwähnten. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  nun  wieder  die  Messungs- 
und  Rcchnungscrgcbnisse  hierfür  zusammengestellt  und 
zwar  ist  das  zuvörderst  angegebene  »  mit  der  linearen 
Gleichung  berechnet,  das  zweite  v  dagegen  unter  der  An- 
nahme ermittelt,  daß  in  der  erwähnten  Gleichung  der  Wert 

f,  welcher  beim  Mischungsverhältnisse  1  : 3,5  zu  1,25  an- 
genommen  worden  war,  bei  einem  anderen  Mischungs- 
verhältnisse i:f  mit  1,25.  \  einzuführen  sei,  während  die 

Werte  w  und  n  beizubehalten  sind.  Es  bestimmt  sich 
dann  v  aus  der  Gleichung 

✓  =  0,25028  lg  ^  {  -  0,0997. 


V 

*.a 

Jl 

.5  c 
~.  ' 

t 

Z  s. 

ri  t 

,  z 

UM 

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0.1170 

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1.V47 

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« 

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16.1 

WIK 

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1,501 

0.3090 

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l.S'7 

t 

4 

■4 

B.B 

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16.7 

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11.10 

0.3IJ9 

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'•?->■> 

l 

8 

4.4 

I33OO 

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03730 

0,00 

M77 

O.W 

8.  Vi 

KV» 

7 

■  4 

S-5 

1^800 

1^ 

o^ftiS 

».«9 

1.473 

°.14t" 

■ö*7 

Man  kann  hieraus  ersehen,  daß  die  Biegungsfestigkeit 
immer  noch  größer  ausfällt,  als  die  beobachtete  Zugfestig- 
keit. Bei  den  Zugfestigkeiten  fällt  der  beträchtliche  Unter- 
schied der  einzelnen  Probestücke  auf.  Dieser  i>t  wohl 
zumteil  dadurch  zu  erklären,  daü  die  Festigkeit  der  Beton- 
platten  überhaupt  nicht  an  allen  Stellen  die  gleiche  ist, 
was  bei  der  Art  der  Herstellung  solcher  Platten  nicht  zu 
verwundern  sein  wird. 

Es  wird  aber  auch  die  gemessene  Zugfestigkeit  hinter 
der  wirklichen  mehr  oder  weniger  zurückbleiben,  da  selbst 
bei  peinlichster  Genauigkeit  des  Zerreißverfahrens  die 
Zentrierung  der  Zugkraft  keine  vollständige  sein  wird. 
Selbst  wenn  dies  zu  erreichen  wäre,  würde  vermutlich 
doch  keine  ganz  gleichmäßige  Verteilung  der  Spannungen 
über  den  Querschnitt  stallfinden,  sondern  die  einleitende 
Bruchspannung  etwas  größer  ausfallen,  als  die  gemessene 
Durchschnittsfestigkeit. 

Um  die  in  der  obigen  Tabelle  angegebenen  Bicgungs- 
fesügkeiten  den  Zugfestigkeiten  im  bewirkten  Grade  zu 

Ka 

nähern,  mußten  das  Verhältnis        und  der  Unterschied 

.     .  * 
n  —  m  ziemlich  groß  gewählt  werden. 

Es  wäre  eine  dankenswerte  Aufgabe  weiterer  Versuche, 
für  verschiedene  Mischungsverhältnisse  des  Betons  die 
\\erlc  von  Kt  und  E„  m  und  n  näher  zu  erforschen,  «. 
daü  die  Formeln  zur  Berechnung  der  Biegung- Bean- 
spruchungen mit  größerer  Sicherheit  angewandt  werden 
könnten. 

Immerhin  werden  bei  dem  überhaupt  inbetracht  kom- 
menden Genauigkeitsgrade  schon  mit  den  oben  ange- 
nommenen Festwerten  Spannungen  zu  berechnen  sein, 
die  von  den  wirklich  auftretenden  nicht  allzu  entfernt 
liegen  werden. 

Auffällig  ist,  daß  das  Verhältnis  der  nach  Navier  zu 
ermittelnden  Biegunjtsfestigkeit  zur  wirklichen  Biegungs- 
festigkeit bei  den  vorgeführten  6  Proben  nahezu  konstant 
•»*-..—.  iafc 
13.  August  1904. 


Mit  dem  zweiten  *•  nähern  sich  die  Biegungsfestig- 
keiten etwas  mehr  den  Zugfestigkeilen,  die  indessen  auch 
hier  durchaus  kleiner  sind  als  die  Biegun^siesiigkeiten. 
Das  Verhältnis  der  Biegungsfestigkeit  nach  Navier  zu  der 
berechneten  ist  etwas  kleiner,  als  bei  der  weiter  oben  an- 
egebenen  Tabelle,  trotz  der  verschiedenen  sonstigen  Ver- 
ällnisse  aber  nahezu  konstant. 

Ist  nun  nach  Vorstehendem  die  Berechnung  der 
BiegungszugBeanspruchungbei  gewöhnlichen  Betonplaltcn 
ziemlich  einfach,  so  wird  das  Verfahren  doch  wesentlich 
umständlicher,  sobald  F.isencinlagen  vorhanden  sind.  Sol- 
chen Falles  wird  wohl  auch  eine  ähnliche  Spannungsver- 
leilung,  wie  bei  gewöhnlichen  Plauen,  stattfinden,  aber 
das  hierfür  anzusetzende  Moment  Mx  wird  kleiner  sein, 
als  das  wirkliche  Angriffsmoment  St,  woraus  sich  auch 
eine  Verlegung  der  Null-I.inie  gegen  die  Mitte  zu  ergibt 
Isl  X  bezw.  D  der  Spannungs-Ueberschuß,  welchen 
das  Eisen  bei  gleicher  Dehnung  wie  der  Beton  aufzu- 
nehmen imstande  isl  und  1  bezw.  tt  der  Abstand  der  Eiscn- 
cinlagc  von  der  Null-I.inie.  so  kann  gesetzt  werden 
AT,  «Jtf  -  Zt  Dd. 
Der  Einfachheit  halber  will  ich  hier  nur  auf  den  Fall 
eingehen,  daß  nur  auf  der  Zugseite  Eisendrähte  mit  dem 
Gesamt-Qucrschnitl  /  im  Abstände  x  von  dem  Rande  lie- 
gen, also  1/,  =  31  —  7.z  ist  Bezeichnet  K,  den  Elastizität*- 
modul  des  Eisens,  so  wird 


Z=f 


.•'-«II  t- '•>  —  J 

Da  mit  genügender  Genauigkeit 
«  4-  1 

il's'1   '"      "».Vi  S^''1"  werden  kann  und 

a  —  m 

U-.-) 

I 

*"  /  -Vl 

0  ^  .  worin 

M  »I 

hi        <  1  -  r  -  »■  > 

in  I- 1 )  (2  «1  :  1 1 12  /•  '  1)  .  . 

/  -        1    ,  ;  ist,  so  findet  Nich 

H  (2  -j-  3  |W  -j    »1       4  '"  "I 

ir  aus  dcr_Glcichung 


407 

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«  + 1 


«  +  I 


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■  +  l  «  +  i  m 


( i-M 


3  »  f-  1 


«1  +  I 

kn  —  m 


5>  oa*" 


man    zunächst  etwas  kleiner  als  ^  lnAalJ* 

nötigenfalls  ändert,  bis  die  rechte  Seite  der  Gleichung  der 
linken  annähernd  gleich  wird. 

Mit  dem  gefundenen  >•  bestimmt  sich 


Totenschau. 
Kgl.  württemb.  Baurat  Theophil  Frey  f.  Am  3.  Aug. 
starb  in  Liebenzell  infolge  eines  Srhlaganfallcs  im  Alter 
von  nahezu  60  Jahren  der  Architekt  kgl.  wiirttemb.  Bau- 
rat Theophil  Frcv,  der  auf  dem  Gebiete  de*  Kirchenbaues 
sich  cine^  ausgebreiteten  Kufes  erfreute.  Der  Verstorbene 
machte  seine  fachlichen  Studien  an  der  Techn.  Hochschule 
in  Stuttgart  unter  Baumer  und  Leins  und  vollendete  da- 
rauf seine  Ausbildung  in  England.  Nach  der  Heiiuat  zu- 
rückgekehrt, war  er  Im  1876  unter  l-eins  beim  Bau  der 
Johanniskirehc  in  Stuttgart  beschäftigt.  Als  diese  Kirche 
vollendet  war,  dachte  er  daran,  sich  auf  eigene  Fuße  zu 
stellen  und  halte  das  Gluck,  mit  einem  eigenartigen  Werke, 
bei  dem  ihm  seine  englischen  Studien  zustatten  kamen, 
mit  dem  Bau  der  Wcslcyanischcn  Methodistenkirche  in 
der  Sofien-Straße  in  Stuttgart  zu  beginnen.  Sein  bedeutend- 
stes Werk  ist  die  1898  vollendete  I'auluskirchc  in  Stuttgart; 
ihr  folgte  die  Erweiterung  der  l.conhardskirche.  Neben 
diesen  Neubauten  war  ihm  die  Wiederherstellung  des 
Inneren  und  de,s  Turmes  der  Stiftskirche  sowie  der  Ho- 
spitalkirche in  Stuttgart  anvertraut  An  mehreren  Wett- 
bewerben nahm  er  mit  F.rfolg  Teil,  Den  letzten  Erfolg 
errang  er  durch  Teilnahme  an  dem  Wettbewerb  betr. 
Entwürfe  für  die  C  hriMuskirche  in  Mannheim;  die  Aus- 
führung dieser  Kirche,  die  ihm  anvertraut  war,  hat  ihm 
der  vorzeitige  Tod  versagt.  — 


Preisbewerbungen. 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Planen  für  den 
Neubau  ihres  Geschäftshauses  am  Plan  In  Hamburg  hatte 
die  Maklerfirma  Wentzcl  \  Hirsekorn  unter  den  Mit- 
gliedern des  Arch-  u.  Ing -Vereins  erlassen.  Preisrichter 
waren  die  Hrn.  Ricardo  Bahre,  Martin  Malier  und  Ed. 
Heu  bei.  Von  den  30  eingegangenen  Entwürfen,  fast 
durchweg  ausgezeichneten  Arbeilen,  wurden  sechs  mit 
Preisen  bedacht,  und  zwar  erhielten  den  1.  Preis  ( 1000 M.i 
Hr.  Arch.  Jul.  Kaulwasser,  zwei  II  Preise  von  ic  750  M. 
Hr.  Aren.  G.  Henry  Grell,  drei  III.  Preise  von  je  M. 
Hr.  Arch.  Max  Gerhardt,  Hr.  Arch.  C.  Walter  Martens 
und  die  Hrn.  Arch  Rambatz  und  Jolasse  Die  beiden 
ersten  Preisträger,  die  Hrn.  Faulwasser  und  Grell, 
sind  gemeinsam  mit  der  endgültigen  Bearbeitung 
des  Entwurfes  und  mit  der  Ausführung  dieses 
umfangreichen  Neubaues  betraut  worden,  ein  im 
Sinne  der  Gesundung  unseres  Wetibcwerbswcscns  mit 
grntlcr  Freude  zu  begrüliendcr  Entschluß. 

Zu  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Bebauung  des 
Petrl- Kirchplatzes  in  Bielefeld  waren  4  Entwürfe  einge- 


•  +  1 

•  N 


, .  •#  <H  r'     ~  und  die 

°'  M*      g  ■  Betons  wird 


N  —  M 


7I  «t  -   *    (]^')      .ferner  die  Spannung  des  Eisens 


ba  (1— <*)' 

Diese  Gleichung  ist  nur  im  Näherungswege  lösbar. 

Das  abzuziehende  Glied  rechts  kann  allenfalls  ver- 
nachlässigt werden,  wobei  dann  keine  Rücksicht  darauf 
genommen  ist,  daß  das  Eisen  eine  gleiche  Menge  Beton 
verdrängt  hat. 

Man  ermittele  also  r  aus  der  Gleichung 
n  +  t  »  +  1 


H  +■  1 


81 


(,') : 


Ii-.-). 

Nimmt  man  bcispiclshalbcr  an,  daß  die  unter  Zifler  6 
der  Vcrsuchstabcllc  angegebene  Platte  bei  gleicher  Be- 
lastung mit  Drahteinlage  auf  der  Zugseile  versehen  ge- 
wesen wäre,  wobei  der  Querschnitt  der  Drähte  etwa  4  «,«» 
betragen  haben  konnte  und  ihr  Abstand  vom  Rande  zu 
1      angenommen  werden  soll,  so  mttsste  *<o,4  gewesen 

sein,  während  ^  ß  ■■=■■  45,77  war.    Für  r  -  0,35  wird  ^2 

J/ 

i*    42,26,  für       0,36  **>crbai  f  =  47,68.    Es  kann  also 

*  -  0.357  angenommen  werden. 

Hiermit  findet  sich  <r6  =  19,6"  und  «,  =  909,4»'. 
München,  Januar  1904.  Hofmann. 


gangen,  welche  als  Fachleute  die  Hrn.  Prof  Mohrmann 
aus  Hannover  und  Bit.  Büchling  in  Bielefeld  beurteilten. 
Der  Entwurf  „Petrus  2"  des  Hrn  AI.  Trappen  in  Bielefeld 
wurde  dem  Protokoll  gemäß  „als  am  meisten  für  die 
weitere  Bearbeitung  zur  Ausführung  geeignet"  bezeichnet. 
Mit  großer  Genugtuung  verzeichnen  wir  eine  Stelle  des 
Protokolls,  nach  welcher  die  technischen  Mitglieder 
des  Preisgerichtes  Wert  darauf  legen,  daß  die 
Bestimmung  des  Bauprogrammcs,  nach  welcher 
dem  Sieger  die  Bauleitung  zu  erteilen  ist,  zur 
Ausführung  gelange.  Es  geschieht  leider  nicht  immer, 
daß  sich  die  technischen  Mitglieder  der  Preisgerichte  in 
solrhcr  Weise  der  Wettbewerber  annehmen.  Die  Fälle  sind 
leider  nicht  selten,  in  welchen  sich  Preisrichter  in  geraden 
Gegensatz  zu  den  Interessen  der  Fachgenossen  als  Teilneh- 
mer von  Wettbewerben  stellen.  Wir  werden  wohl  in  näch- 
ster Zeit  auf  einen  solchen  Fall  zurückkommen  müssen.  — 

Chronik. 


Koatcnaufwande  von  500000  M.  für  den  Bau  nach  den  Entworfen 
«lex  Hrn  Arch  l'rof  Thcod.  Fischer  in  Stuttgart  zur  Ausführung. 
Da»  Sanatorium  ist  tor  too  Kranke  berechnet.  — 

Das  Verblndungthaus  der  Tübinger  Kenlgsgesellschait, 
ein  Werk  des  Hrn  Arch.  Prof.  Schmoll]  in  Stuttgart,  ist  anfangs 
August  eingeweiht  worden.  — 

Der  neue  Brunnen  Im  Römerhof  In  Frankfurt  a.  M.,  ein 
Werk  de«  Hrn.  Bildhauers  J  Kowarzik  in  Frankfort,  i»t  nunmehr 
aufgestellt  worden.  Für  den  ßruonen  stand  eine  Stiftung  von 
15000  M.  lur  Verfügung.  — 

Bau  eines  Theaters  In  Caracas.  Die  Regierung  von  Veneiuela 
hat  den  Bau  eines  Theaters  in  der  Stadt  Caracas,  welches  den  Namen 
.National-Theater"  fuhren  soll,  genehmigt.  Dem  Entwerfer  der 
l'läne,  Dr.  Alcjandro  Chataing,  ist  die  Leitung  und  Ausführung 
des  Baues  übertragen  worden.  — ■ 

Eine  Abteilung  für  Tleibau  an  der  Baugewcrkschule  in 
Holzminden  wird  Anfang  November  eröffnet;  dem  Unterrichte 
liegt  der  fOr  die  gleichartigen  Kgl.  preufi.  Schulen  erlassene  Lehr 
plan  zugrunde.  Zunächst  wird  die  3.  Klasse  eingerichtet,  im  näch- 
sten Summer  kommt  die  i.  Klasse  himu.  Die  Herzog).  Baugewerk- 
schule unifa8t  somit  kündig  folgende  3  Abteilungen:  Hochbau- 
schule,  Ticfbauschulc  und  Maschinenbauschule.  — 

Das  neue  Realgymnasium  zu  Uelzen,  nach  den  Entworfen 
de*  Hrn.  Arch.  F.  L'aadel  in  Hannover  in  den  Jahren  1903—04 
erbaut,  wurde  am  3-  Aug  eingeweiht,  --  


I'er  .Lindenhai',  Wohnhaus  des  Ilm  Arch.  Prof.  M.  Lillmann 
in  Manchen  -  lfo£CiirMUs<-fi  |S.cl;hitSt  —  Zur  Etlwlrmij;  d»-*  Heidelberger 
Schlusses  (r'ort*et*un£l.  -■  Berechnung  der  Spannungen  auf  Biegung  bc- 
-  Tut. 
eintritt 

I  lierzu  eine  Bildbeilage:  Wohnhaus  M.  Lillmann  in  München. 

Verlag  der  Deutschen  Batueicunz,  <-'■  m.  b.  II.,  Berlin.  Kur  dl«  Ktdaknoa 
vtrantwonL  Albert  Hofmann.  Berlin.    Druck  von  Wüh-  Greva,  f" 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

An  die  Einzel  vereine! 

Wir  bringen  hierdurch  zur  Kenntnis  der  Vereine,  dali  die  Baudeputation  der  Stadt  Hainburg  die 
vom  Verbände  aufgestellten,  im  Jahre  1903  revidierten  „Normalien  für  I  lausabf  lu  IJIcitungen"  bei 
den  von  der  Baudeputation  auszuführenden  Bauten  fortan  zur  Anwendung  bringen  wird.  — 

Im  August  1904. 

Der  Verbands -Vorstand:  Neher,  Vorsitzender.    Eiscleri,  Geschäftsführer 
»08  No.  65. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2  66.  BERLIN,  DEN  17.  AUG.  1904 


er  in  der  Ueberschrift  genannte  Architekt, 
der  durch  seine  Wirksamkeit  auf  die  Ent- 
wicklungeiner Kcs>unil»-nRaukunst  inDeutsch- 
land einen  großen  Einfluü  ausgeübt  hat,  ist 
den  Fachgenossen   im  allgemeinen  wohl 
bekannt.   Ucbcr  seinen  äußeren  Lebensgang  dagegen, 
Aber  die  Verhältnisse,  unter 
denen  er  sich  ausbildete  und 
wirkte,  wußte  man  bisher 
in  weiteren  Kreisen  nur  sehr 
wenig.    Auch  erinnert  bis 
jetzt  in  Kassel,  in  der  Stadt, 
in  welcher  er  seine  größte 
Wirksamkeit  entfaltete  und 
in  der  er  im  Jahre  1864,  erst 
44  Jahre  alt,  aus  dem  Leben 
schied,  kein  äußeres  Denk- 
mal an  ihn.   Der  Arch-  und 
Ing.-Verein  in  Kassel  sieht 
es  deshalb  für  eine  Ehren- 
pflicht an,  dafür  zu  sorgen, 
daß  den  Zeitgenossen  und 
der  Nachwelt  Kenntnis  ge- 
geben werde  von  dem  Leben 
und  Wirken  des  großen  Mei- 
sters und  daß  das  Andenken 
an  ihn  erhalten  bleibe. 

Zu  diesem  Zwecke  wurde 
zunächst  die  Geschichte  sei- 
nes äußeren  Lebensganges 
festgestellt.  Es  geschah  auf- 
grund von  Programmen  der 
vormaligen  höheren  Ge- 
werbeschule in  Kassel  und 
einer  von  dem  bekannten 
Kunstschriftsteller  Dr.  Aug. 
Reichenspcrger  im  Jahre 
1866  nach  Briefen  Ungc- 
witter's  verfaßten  Lebensbe- 
schreibung*) desselben.  Wei- 
tere Unterlagen  stellten  An- 


•)  Georg  Gottlob  Unge- 
witter  um)  »ein  Wirken  als  Bau- 
ineiiter,  zumeist  au«  Brieten  dar- 
gestellt von  Dr.  August  Reichen- 
•  perger,  Mitglied  der  Kommission 

zur  F.rhaltung  der  KunstdcnkmMer  in  1'reuBen,  F.hrenmilglied  and 
Korrespondent  des  Hoya)  Inititute  of  British  Arrhilects  und  der 
Kcctesioldgical  Society  zu  London,  de«  Coroitc  historique  de«  Art» 
et  Monuments  de  France  und  dea  Institut  dea  Provinces,  Mitglied 
Hea  Gelehrten  -  Ausschusse»  dea  germanischen  Museums  uaw.  — 
Leiptig.    T.  O.  Weigcl.  1866. 


Georg  Gottlob  Ungewitter. 

gehörige  Ungewitter's**)  zur  Verfügung.  Die  wesent- 
lichsten  Ergebnisse  der  angestellten  Ermittelungen 
wurden  von  Hrn.  Architekten  Till,  einem  Schüler 
Ungewitter's,  in  Verbindung  mit  eigenen  Erinnerungen 
in  der  Sitzung  vom  23.  März  1904  dem  Kasseler  Archi- 
tekten- und  Ingenieur- Verein  mitgeteilt.    Dieser  Vor- 
trag wurde  gedruckt  und,  mit 
einem  Bildnisse  Ungewitter's 
ausgestattet,  an  den  Vorstand 
des    Verbandes  deutscher 
Arch  -  und  Ing.- Vereine  so- 
wie an  alle  Verbands- Vereine 
flberschickt.  Wenn  hierdurch 
das  Lebensbild  Ungewitter's 
auch  schon  weiteren  Kreisen 
bekannt  geworden  ist,  so 
erscheint  es  doch  angezeigt, 
auch  an  dieser  Stelle  nach 
dem  Till'schcn  Vortrage  eine 
Ucbcrsicht  von  dem  Leben 
und  Wirken  dieses  Meisters 
und  ein  Bild  von  ihm  selbst 
zu  geben. 

Georg  Gottlob  Unge- 
witter wurde  am  15.  Sept 
1820  zu  Wanfried  in  Kur- 
hessen  geboren,  wo  sein 
Vater,  ein  ehemaliger  Offi- 
zier, ein  Handelsgeschäft  be- 
trieb. Die  crstcSchulbildung 
erhielt  er  in  seinem  Heimat- 
orte, 1834  trat  er  in  die  da- 
mals neu  errichtete  höhere 
Gewerbeschule  in  Kassel  ein. 
Diese  Anstalt  verließ  er  je- 
doch schon  im  Jahre  1837,  um 
nach  München  zu  gehen,  wo 
er  zunächst  ein  Jahr  lang 
die  Akademie  der  bildenden 
Künste  besuchte  und  dann 
längere  Zeit  im  Atelier  des 
Archit.  Bürcklein  arbeitete. 
Im  Jahre  1840  kehrte  Unge- 
witter nach  Kassel  zurück, 
legte  hier  seine  Staatsprü- 
fung ab  und  wurde  darauf 
kurze  Zeit  im  kurhessiM  In -n  St  aatsbaudienste  beschäftigt. 


•■)  Ungewitter  verheiratete  »ich  im  Herbst  1853  mit  der  Tochter 
de»  Rillmeisters  (.andre  in  Ka««el.  Diese  Krau  starb  im  Frühjahr  1904, 
hat  also  ihren  Mann  um  nahem  4°  Jahre  Oberlebt.  Ungewitter  hinter- 
lieü  einen  Sohn  und  fOnf  Tochter,  von  den  letzteren  leben  noch  vier. 


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Der  gewaltige  Brand,  der  im  Jahre  1843  einen 
großen  Teil  der  Stadt  Hamburg  in  Asche  legte,  gab 
dem  schaffensfreudigen  jungen  Künstler  den  Anlaß 
zur  Uebcrsiedclung  nach  dieser  Stadt,  wo  er  etwa 
6  Jahre  lang  tatig  war.  Er  arbeitete  zunächst  bei  dem 
Architekten  Clas  Wülbern  und  Obernahm  dann  selb- 
ständig die  Aufstellung  von  Entwürfen,  sowie  die  Aus- 
führung einer  großen  Zahl  von  Gebäuden  in  Hamburg, 
in  benachbarten  Städten  und  auf  Edelhöfen. 

Politische  Ereignisse  veranlaßtcn  Ungcwittcr  im 
Frühjahr  1848  zur  Üebersiedelung  nach  Lübeck.  Diese 
Stadt  verließ  er  indessen  schon  nach  einem  Aufent- 
halte von  9  Monaten,  um  sich  in  Leipzig  niederzu- 
lassen, wo  er  mit  der  Ausführung  von  Privatbauten 
beschäftigt  war.  Hier  begann  seine  Tätigkeit  auf  lite- 
rarischem Gebiete.  Eis  erschienen  in  dieser  Zeit  kurz 
hintereinander:  1.  Vorlegeblätter  für  Ziegel-  und  Stein- 
arbeiten, 48  Tafeln,  1849;  2.  Entwürfe  zu  Grabsteinen 
und  gotischen  Möbeln,  48  und  24  Tafeln ;  3.  Entwürfe 
zu  gotischen  Zimmerdekorationen. 

Während  des  Aufenthaltes  in  Leipzig  lernte  Un- 
gewitter  auch  den  schon  erwähnten  Kunstschriftsteller 
August  Rcichcnspergcr  kennen,  mit  dem  er  in  leb- 
haften Briefwechsel  trat.  Die  von  letzterem  veröffent- 
lichten Biiefe  Ungewitters  geben  nicht  nur  ein  treues 
Bild  von  dem  Streben  und  Wirken  des  Künstlers, 
sondern  zeigen  auch,  welchen  bedeutenden  Einfluß 
Reichcnspcrgcr  auf  seine  Entwicklung  ausgeübt  hat. 
Letzterer  regte  l'ngcwittcr  insbesondere  auch  an,  seine 
Studien  außer  auf  die  in  Deutschland  vorhandenen 
Bauwerke  aus  dem  13.  Jahrhundert  auch  auf  die  aus 
der  frühgolischen  Periode  stammenden  Bauwerke  in 
Krankreich  auszudehnen. 

Um  seinen  künstlerischen  Anschauungen  weitere 
Verbreitung  zu  geben  und  insbesondere  bei  den  Bau- 
handwerkern Interesse  für  eine  gesunde,  gute  Bau- 
weise zu  wecken  und  zu  fördern,  plante  Ungcwittcr 
in  Leipzig  die  Errichtung  einer  Gesellenschule,  nach- 
dem er  im  Einzelunterricht  schon  gute  Erfolge  erzielt 
hatte.  Diese  Bestrebungen  wurden  aber  unterbrochen 
durch  die  zum  1.  März  1851  erfolgte  Berufung  Unge- 
witter's  als  Lehrer  für  Architektur  an  der  höhe- 
ren Gewerbeschule  in  Kassel.  Aus  den  Briefen 
Ungcwittcr  s  aus  dieser  Zeit  geht  hervor,  daß  er  die 
ihm  angebotene  Stelle  sehr  gern  annahm,  weil  ihm 
dadurch  Gelegenheit  geboten  wurde,  seine  Gedanken 
und  Bestrebungen,  namentlich  sein  Ringen  für  eine 
deutsche  Kunst,  die  aus  der  Konstruktion  hervor- 
gegangen und  auf  die  mittelalterlichen  Können  sich 
gründete,  einem  weiteren  Kreise  von  Schülern  zu- 
gängig zu  machen  und  diese  dafür  zu  begeistern. 

Als  Lehrer  hat  l'ngewittcr  denn  auch  Hervor- 
ragendes geleistet  Wie  wenige  verstand  ei  es,  seine 
Schüler  zur  Arbeit,  zu  freudigem  Schaffen  im  Geiste 
seiner  Kunst  heranzuziehen.  Wer  je  zu  den  Füßen 
dieses  Meisters  gesessen  und  seinen  Vortragen  ge- 
lauscht hat,  wer  ihm  näher  getreten  ist  bei  den  prak- 
tischen Uchungcn,  beim  Entwerfen  und  Ausarbeilen, 
wobei  er  es  besonders  verstand,  den  Schüler  zu  eige- 
nem Denken  anzuregen,  gegebenen  Falles  auch  durch 
feinen  Spott  und  Ironie,  der  wird  den  Eindruck  dieses 
Mannes  nie  vergessen,  dem  sind  auch  die  grund- 
legenden Ideen  des  genialen  Meisters  so  in  Fleisch 
und  Blut  übergegangen,  daU  er  nie  davon  lassen  kann. 
Selbst  wer  im  späteren  Leben  durch  äußere  Verhält- 
nisse veranlaßt  wurde,  andere  Bahnen  zu  wandeln, 
als  sie  der  Meister  gewünscht  und  der  Jünger  er- 
hofft, und  wer  infolge  eigenen  weiteren  Studiums 
und  Schaucns  anderen  Kunstrichtungen  sich  zuneigte, 
mußte  stets  den  Grundsatz  seines  Lehrers  hochhalten: 
.Die  wahre  Kunst  in  der  Architektur  baut  sich  nur 
auf  einer  gesunden  Konstruktion  auf*  und  daß  „die 
Wahrheit  auch  in  der  Kunst  in  erster  Linie  an- 
zustreben sei". 

Aus  Ungewitter  s  Schule  ist  denn  auch  eine  große 
Zahl  tüchtiger  Architekten  hervorgegangen,  die  auf 
den  vom  Meister  ihnen  eingeprägten  Grundsätzen 
weiter  gebaut,  dessen  Lehri  n  in  weitere  Kreise  ver- 
breitet und  damit  auf  die  Entwicklung  der  neueren 

410 


Baukunst  in  Deutschland  den  größten  Einfluß  ausgeübt 
haben. 

Zu  seiner  Lehrtätigkeit  traten  auch  bald  Aufträge 
zur  Bearbeitung  und  Ausführung  von  Kirchen-Neu- 
bauten und  zur  Wiederherstellung  alter  Kirchen,  was 
ihm  besonders  Gelegenheit  bot,  Theorie  und  Praxis 
sich  gegenseitig  durchdringen  zu  lassen  und  somit  in 
lebendiger  Wechselwirkung  sich  weiter  entwickeln  zu 
können.  An  praktischen  Arbeiten  und  Ausführungen 
Ungcwitter's  aus  dieser  Zeit  sind  zu  nennen:  ein  1855 
mit  dem  11.  Preise  gekrönter  Entwurf  für  die  Votiv- 
Kirchc  in  Wien,  die  Wiederherstellung  einer  Reihe  alter 
hessischer  Kirchen  in  Haina,  Wetzlar,  Fritzlar,  Wolf- 
hagen, Volkmarsen,  Eschwege,  Gelnhausen  und  Fran- 
kenberg, die  Neubauten  von  Kirchen  zu  Neustadt, 
Wasenberg,  Bockenheim,  Hundelshausen,  Momberg, 
Nieste,  Malsfeld  und  Schlierbach,  sowie  ein  größeres 
Wohnhaus  in  der  ßalmhofstraße  in  Kassel  (Scholl'- 
sches  Haus).  Mit  dem  Entwurf  zu  einem  Raihause 
in  Innsbruck  war  er  beauftragt,  er  konnte  denselben 
aber  leider  nicht  mehr  fertigstellen;  das  nach  diesem 
Entwurf  ausgeführte  Gebäude  wäre  sicher  eine  seltene 
Zier  der  schönen  Innstadt  geworden. 

Neben  seiner  Tätigkeit  als  Lehrer  und  praktischer 
Architekt  war  Ungewitter  auch  noch  literarisch  tätig. 
In  der  Kasseler  Zeit  erschienen  von  ihm:  „Gotisches 
Musterbuch",  in  Gemeinschaft  mit  V.  Staatz  in 
Köln  herausgegeben,  dann  .Entwürfe  zu  Stadt- 
und  Landhäusern"  und  das  hervorragendste  seiner 
Werke:  das  .Lehrbuch  der  gotischen  Konstruk- 
tionen", ein  Werk,  das  allein  hingereicht  haben 
würde,  den  Namen  Ungewittcr's  in  der  Architekten- 
weit  unvergeßlich  zu  machen.  Durch  den  Tod  Ungc- 
witters  unterbrochen  wurde  die  Herausgabe  einer 
.Sammlung  mittelalterlicher  Ornamentik"  und  die  Ver- 
öffentlichung der  von  ihm  ausgeführten  „Stadt-  und 
Landkirchen".  Letztere  Sammlung  wurde  später  von 
einem  seiner  Schüler,  dem  noch  jetzt  in  Hannover 
lebenden  Stadtbauinsp.  a.  D.  Hillebrand,  weiter  be- 
arbeitet und  herausgegeben. 

Die  letzte  Lebenszeit  Ungewitters  wurde  durch 
Krankheit  sehr  verdüstert,  denn  er  litt  an  Lungen- 
schwindsucht Aber  gearbeitet  hat  er,  bis  der  letzte  Rest 
seiner  Kraft  geschwunden  war  und  der  Griffel  seiner 
matt  herabgesunkenen  Hand  entfiel.  Leider  zu  früh 
für  die  deutsche  Kunst  und  für  die  deutsche  Archi- 
tektur im  engeren  Sinne  endete  dieses  tatkräftige  und 
trotz  seiner  kurzen  Dauer  so  erfolgreiche  Leben. 

Pflicht  der  Nachwelt  ist  es,  dalür  zu  sorgen,  daß 
das  Andenken  an  ihn,  der  soviel  geleistet,  in  ehren- 
der Erinnerung  erhalten  werde.  Der  Architekten-  und 
Ingenieur- Verein  in  Kassel  wird  deshalb  zunächst  ihm 
ein  einfaches,  seiner  würdiges  Grabdenkmal  setzen 
lassen.  Da  ein  solches  Denkmal  an  der  Stätte  auf 
dem  Kasseler  Friedhof,  die  jetzt  seine  iniischen  Reste 
birgt,  nicht  errichtet  werden  kann,  so  wuide  eine  an- 
dere, geräumigere  Stätte  erworben,  in  welche  die 
Leiche  umgebettet  werden  soll.  Als  weitere  Ehrung 
ist  seitens  des  Vereins  noch  die  Errichtung  eines  Denk- 
mals an  einer  geeigneten  Stelle  in  der  Stadt  Kassel 
in  Aussicht  genommen,  wenn  die  dazu  erforderlichen 
Mittel  beschafft  werden  können.  Ein  zunächst  an  die 
noc  h  lebenden  Schüler  l  ■ngewiltei's  gerichteter  Aufruf 
zu  Beiträgen  hat  bis  jetzt  einen  Ertrag  von  etwa  1500  M. 
ergeben  Es  ist  zu  erwarten,  daß  Beiträge  auch  noch 
aus  weiteren  Kreisen  eingehen,  wozu  hier  bemerkt 
werden  möge,  daß  solche  an  Ilm  Arth.  Till  in  Kassel, 
Kaiscrplatz  34,  einzusenden  sind,  /für  Erlangung  eines 
Beitrages  vom  Verbände  deutscher  Architekten-  und 
Ingenieur -Vereine  ist  ein  Antrag  bei  dem  Vorstände 
gestellt  und  von  letzterem  auf  die  Tagesordnung  der  Ab- 
geordneten-Versammlung in  Düsseldorf  gesetzt  worden. 

Zweck  dieser  Mitteilungen  ist  es,  für  die  Be- 
strebungen des  Kasseler  Vereins  zur  Ehrung  des  An- 
denkens an  Ungewitter  Interesse  bei  den  Fachgenossen 
zu  erwecken.  — 

Kassel,  im  Juli  1904.      Uaus  Gth  Un  a  D 
Vorsitzender  des  Aich.-  und  Ing. -Vereins  in  Kassel. 

No.  66. 

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Villa  „Grüneck"  in 

Architekt:  Walter  Solbach  in  Elb 

KTTFjn  dem  malerisch  gelegenen  Städtchen  Langenberg 
Es  H  (Rhld.)  erhebt  sich  seit  iqoi  auf  dem  dem  Bahnhof 
'■"w  gegenüber  liegenden  steilen  Berge  die  Hrn.  Manier 
gehörige  Villa  „Grüneck".  Das  mit  Ausnahme  des  Dach- 
Stuhles  massiv  ausgeführte  Gebäude  ist  an  den  Außen- 
mauern  im  Kellergeschoß  mit  Basaltsteincn  bekleidet.  In 
den  Stockwerken  bestehen  außen  die  Fenster  und  Tar- 
gewände, Ecken  und  Aufbauten  sowie  Veranda  und  Erker 
aus  rotem  Mainsandslein,  die  Flächen  dagegen  aus  gelbem 
Heilbrunner  Sandstein  von  Bachem  &  Ko.  in  Königs- 
winter am  Rhein. 

Während  die  Dachflächen  mit  roten  glasierten  Dach- 
ziegeln abgedeckt  sind,  tragen  Haupt-  und  Giebelturm 
Kupferdeckung.  Die  Gruppierung  der  Giebel  und  Türme, 
sowie  die  Gegensätze  in  den  verschiedenen  Farben  der 
Materialien  verleihen  dem  Ganzen  eine  große  malerische 


Langenberg  (Rhld.). 

■rOld    (Hirnu  dir  Abbildung«!  S.  «13) 

Wirkung,  die  mit  der  farbenreichen  romantischen  Umge- 
bung des  Gebäudes  gut  harmoniert. 

Im  Inneren  befindet  sich  gleich  am  Eingang  die  Gar- 
derobe mit  Toileueräutnen.  Ilm  die  Diele  schließen  sich 
nach  Süden  und  Westen  die  Wohnräume  und  das  Eß- 
zimmer an.  Letzteres  hat  ein  elliptisches  Tonnengewölbe 
mit  leichten  Netzrippen,  sowie  eine  sehr  reich  geschnitzte 
Wandbekleidung  nebst  Kamin  durch  H.  Renoit  in  Elber- 
feld erhalten.  Die  nach  Osten  liegende  Küche  und  das 
Küchenzimmer  sind  durch  einen  besonderen  Eingang  unter 
der  Haupttreppe  zugänglich. 

Das  erste  Obergeschoß  enthält  Fremden-,  Schlaf-  und 
Badezimmer.  Das  Dachgeschoß  dagegen  Zimmer  für  das 
Personal. 

Die  Baukosten  betrugen  einschl.  innerer  Ausstattung 
145000  M. 


Zur  Berliner  Opernhaus-Frage. 


|ic  sehr  die  beiden  mehr  oder  weniger  zusammen- 
hängenden Fragen  der  Erhaltung  des  alten  Opern- 
hauses in  Berlin  und  der  Erbauung  eines  neuen 
Hauses  die  Oeffentlichkeil  bewegen,  beweist  der  Umstand, 
daß  nach  den  umfangreichen  und  teilweise  recht  lebhaften 
Erörterungen  der  Frage  in  Vereinen  und  in  den  Tages- 
blältern  des  Vorsommers  und  nach  einer  Ruhepause  diese 
Frage  in  diesen  Tagen  von  neuem  aufgeworfen  und  von 
der  Oeffentlichkeit  mit  nicht  geringerem  Interesse  aufge- 
nommen wurde,  wie  früher.  Bekanntlich  hatten  die  .Ver- 
einigung Berliner  Architekten"  undder  „Architekten-Verein* 
zu  Berlin  in  zwei  Eingaben  die  Lösung  der  Angelegenheit 
angestrebt.  Die  „Vereinigung  Berliner  Architekten"  halte 
in  einer  lmmediat- Eingabe  an  den  KaLscr  die  Bitte  aus- 
gesprochen, den  Entwurf  zu  einem  neuen  Opernhause, 
dessen  Errichtung  sich  unzweifelhaft  als  eine  Notwendig- 
keit herausgestellt  hat,  zum  Gegenstande  eines  öffentlichen 
Wettbewerbes  für  deutsche  Architek'en  zu  machen,  weil 
sie  erstens  von  der  Annahme  ausging,  daß  es  auf  diesem 
Wege  möglich  sei,  einen  Gedanken  zu  gewinnen,  welcher 
zur  Erhaltung  des  alten  Opernhauses  beitragen  könnte  und 
weil  sie  zum  zweiten  der  Meinung  war,  daß  nach  der 
Katastrophe  von  Chicago  das  neue  Opernhaus  mit  Er- 
fahrungen geplant  werden  müsse,  welche  die  Kruft  eines 
Einzelnen  und  sei  rrder  Tüchtig-Ic,  übersteigen,  und  daß 
nur  die  Gesamtheit  der  deutschen  Architektenschaft  die 
Gewähr  dalür  biete,  daß  alle  Möglichkeiten  für  die  Er- 
stellung eines  zweckmäßigen  und  sicheren  Hauses 
erschöpft  seien.  Die  genannte  Vereinigung  gab  dem  Ge- 
danken Ausdruck,  es  könne  auf  diesem  Wege  das  neue 
Berliner  Opernhaus  möglicherweise  den  Anfang  einer 
neuen  Periode  des  deutschen  Theaterbaues  oder  des 
Theaterbaues  überhaupt  bilden.  Die  Bestrebungen  des 
Architekten-Vereins  auf  Erhaltung  des  alten  Opernhauses 
gingen  von  dem  Gedanken  aus,  der  Kunst  ein  Gebäude 
nicht  zu  rauben,  welches,  mit  dem  fridericianischen  Zeit- 
aller eng  verbunden,  aus  der  Zeit  der  werdenden  Größe 
Preußens  stamme  und.  abgesehen  von  seinem  hohen  Kunst- 
werte,  eine  Summe  von  Imponderabilien  der  Staatsgeschichtc 
verkörpere,  die  wenn  sie  nicht  mehr  vorhanden  wäre,  alsein 
schwerwiegender  Verlust  empfunden  werden  mülitc.  Beide 
Eingaben  wurden  nicht  dem  Wunsche  der  Bittsteller  gemäß 
erledigt;  aus  gelegentlichen  in  die  Ocllenllichkeit  gelangten 
Mitteilungen  wurde  bekannt,  daß  ein  neues  Opernhaus  an 
der  Stelle  des  alten  und  mit  Hinzunahme  benachbarter 
Gebiete  nach  dem  Vor-Entwurfe  des  Hrn.  Brt_  F.  Gen z  nie  r 
in  Berlin  geplant  sei.  Nachdem  die  Fachwelt  und  die 
Oeffentlichkeit  so  vor  eine  anscheinend  vollendete  Tatsache 
gestellt  waren,  ruhte  die  Besprechung  der  Frage,  bis  sie 


es  möglich  ist,  ein  neues  Opernhaus  mit  den  weitgehend- 
sten Anforderungen  sowohl  an  das  Bühnenhaus  wie 
auch  an  das  Zuschauerhaus  zu  errichten,  ohne  das  alte 
Opernhaus  abzutragen.  Das  letztere  soll  vielmehr  im  Sinne 
seiner  ursprünglichen  Bestimmung  als  Rcdoutenhaus 
erhalten  und  zugleich  als  ein  Festfoyer  an  das  neue 
Theater  angegliedert  werden.  Das  neue  Haus  liegt  nach 
den  Annahmen  des  Hrn.  Moritz  in  der  Achse  zwischen 
dem  alten  Opernhause  und  dem  Palais  des  Kaisers  Fried- 
rich. Die  Hauptachse  wäre  senkrecht  zu  der  Straße 
„Unter  den  Linden"  gerichtet  und  der  Haupteingang  von 
liier  aus  gedacht.  Das  neue  Haus  bildet  jedoch  mit  den 
alten  Gebäuden  nicht  eine  Flucht,  sondern  ist  gegen  die- 
selben nicht  unerheblich  zurückgesetzt  Zwischen  den 
alten  Gebäuden  und  dem  neuen  I  lause  sind  Fahrstraßen 
angenommen  und  Ober  diese  durch  L'eberbauten  Verbin- 
dungen hergestellt  einerseits  mit  dem  allen  Opernhause, 
ander-eits  mit  dem  Palais  des  Kaisers  Friedrich.  Der 
Grundriß  des  neuen  Theaters  ist  nur  in  den  Grundzügen 
skizziert,  unter  Anlehnung  an  das  Kölner  Theater  von 
Moritz,  die  I.  Rangtreppen  zu  beiden  Seiten  sind  als  Fest- 
treppen monumental  durchgebildet  und  mit  Unterfahrten 
verbunden.  Die  Miltcllnge  für  den  Kaiserlichen  Hof  ent- 
halt ein  eigenes  geräumiges  Foyer  und  ist  durch  Verbin- 
dunesgange  in  der  Höhe  zwischen  Parkett  und  I.  Rang- 
Fußboden  mit  den  Umgängen  der  seitlichen  Treppen- 
häuser verbunden  und  durch  anschließende  Hallen  auch 
mit  den  seitlichen  Pros/cniumslogen  in  Zusammenhang 
gebracht;  alle  diese  Verbindungen  ganz  getrennt  von  den 
Verkchrsräumcn  des  Publikums.  Zugleich  aber  wird  hier- 
durch eine  Verbindung  der  Hoflogcn  einerseits  mit  dem 
alten  Üpernhausc  und  anderseits  mit  dem  Palais  des 
Kaisers  Friedrich  geschaffen.  Moritz  deutet  diesen  Ge- 
danken nur  an,  um  zu  zeigen,  daß  auf  diese  Weise  das 
fndericianischc  Haus  als  Fcstraum  für  Hoffestlichkciten 
benutzt  werden  könnte,  und  zwar  im  Zusammenhange 
mit  den  Hoflogen  des  neuen  Kaiserlichen  Theaters  und 
dem  Palais  des  Kaisers  Friedrich,  eine  Kombination,  die, 
schon  im  Gedanken  von  großem  Reiz,  in  der  Hand  eines 
tüchtigen  Künstlers  Fcstrftumc  von  wahrhaft  kaiserlicher 
Entfaltung  schaffen  wurde.  Die  Bühne  hat  in  der  Skizze 
die  stattlichen  Abmessungen  von  35/25 m  erhalten  und  ist 
durch  eine  Hinterbühne  von  20,  20  ra  erweitert,  an  welche 
Tagesräume  von  ausreichender  Größe  ansloüen.  Die 
sonstigen  Nebenräume  der  Bühne  sind  in  sehr  ausgiebiger 
Zahl  und  Größe  vorgesehen,  wobei  der  hintere  Teil  des 
alten  Opernhauses  durch  eine  weitere  Ueberbrückung 
hinzugezogen  werden  kann. 

Es  ist  bei  dieser  Lösung  angenommen,  daß  ein  Teil 


in  diesen  Tagen  wieder  aufgenommen  und  der  Vorschlag  des  Gebäudes  des  Berliner  Bankvereins  hinter  der  Iled- 
[cmacht  wurde,  das  neue  Opernhaus  auf  das  Akademie-  wigs- Kirche  angekauft  und  entfernt  werden  maßte,  um 
/iertel  zu  verlegen  und  für  die  Staats-  und  die  Univcr-   auch  hinter  dem  Theater  eine  etwa  20  ■»  breite  Straße 


sitäts-Bibliothck  eine  andere  Baustelle,  etwa  am  Bahnhof 
Zoologischer  Garten  oder  im  alten  Botanischen  Garten, 
zu  bestimmen.  Gegen  den  Vorschlag  erhoben  sieh  die 
Bibliothek-Benutzer  namentlich  der  Universiialskrcise  und 
er  scheint  auch,  selbst  wenn  er  zweckmäßig  wäre,  schon 
aus  verfassungsrechtlichen  Gründen  nicht  ohne  weitere 
Beschlüsse  des  Landtages  durchführbar,  Jedoch  der  Vor- 
schlag ist  nicht  nur  unzweckmäßig,  er  ist  auch  unnötig. 
Wir  sind  in  die  angenehme  Lage  versetzt,  dies  durch 
eine  Grundrißskizze  nachweisen  zu  können.  Sic  stammt 
von  Hrn.  Reg.-Bmstr.  Carl  Moritz  in  Köln  a.  Rh.  und  ist 
der  Niederschlag  einer  gelegentlichen  Besprechung.  Die 
Skizze  will  —  ohne  im  übrigen  den  Anspruch  auf  eine 
endgültige  Form  zu  erheben  —  den  Nachweis  führen,  daß 

17.  August  1904 


durchlegcn  zu  können:  eine  erwünschte,  aber  nicht  unbe- 
dingt erforderliche  Maßnahme. 

Das  skizzierte  Haus  umfaßt  einschlieülich  der  Ueber- 
brückungen  und  des  für  Bühncnzwccke  benutzten  hin- 
teren Teiles  des  Opernhauses  -  738-1  -i'".  Wird  das  ganze 
alte  Opernhaus  hinzugerechnet,  so  ergeben  sich  10107  s">, 
eine  auch  den  höchst  gespannten  Anforderungen  ent- 
sprechende Größe. 

Der  äulicre  Aufbau  des  neuen  Hauses  ist  gekenn- 
zeichnet durch  die  segmentförmige  Gestaltung  der  Vorder- 
front, ohne  die  sich  Moritz  ein  grolie*  Theater  nicht  denken 
kann;  terrassenförmig  bauen  sich  über  dem  Foyer  die 
Massen  de*  Zuschauerhauses  und  dahinter  des  Bühnen- 
oberbaues auf.    Es  würde  ein  Leichtes  sein,  bei  dieser 

4M 


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Stellung  das  neue  Haus  mit  dem  fridericianischen  Theater  zu  erdrücken,  zumal,  da  der  unvermeidliche  hohe  Bühnen- 
und  dem  Palais  des  Kaisers  Friedrich  zu  einer  wirk-    aufbau  weit  in  den  Hintergrund  des  Hildes  gerückt  wer- 


1  y  .jg  «  50™ 

samen  Gruppe  zu  vereinigen,  ohne  die  wohlabgcwoge-  den  würde.  Die  Gruppe  der  Fcldhcrrndcnkmalcr  könnte 
nen  Massen  dieser  und  der  gegenüberliegenden  Bauwerke    in  ihrer  heutigen  Flucht  «.citlich  bis  in  die  Achse  des  neuen 

■M3  Nu.  66 


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I 


Theaters  gerückt  werden  und  kirne  damit  gerade  gegen- 
über der  Hauptwache  zu  stehen. 

Wir  geben  den  Gedanken,  der  unseres  Erachtens 
ernste  Beachtung  verdient,  so  wieder,  wie  er  gedacht  ist: 
als  ein  Beitrag  zur  Losung  der  Frage.  Ohne  Zweifel 
kann  diese  auch  noch  nach  mancher  anderen  Richtung 
gesucht  werden.  Mit  dem  Vorschlag  aber  ist  der  Beweis 
erbracht,  daß  eine  würdige,  ja  eine  künstlerisch  hoch- 


bedeutsame Lösung  der  Frage  möglich  ist,  ohne 
das  alte  Opernhaus  zu  beseitigen.  Lieber  alle  weiteren 
Fragen  würde  ein  öffentlicher  Wettbewerb,  den  wir 
hiermit  mit  aller  der  Wärme  befürworten,  die  aus  dem 
Bewußtsein  entspringt,  für  eine  große  Sache,  für  eine 
Kunslfrage  zu  kämpfen,  wie  sie  sobald  nicht  wieder  auf- 
tritt, die  umfassendste  Auskunft  geben.  — 

—  H. — 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 


Aren.-  u-  Ing 

ao.  Mai  1904.  V 
Der  Vorsitzende 
Hrn.  Schwarz 
und  Bauer,  zu 
deren  Ehren 
sich  die  An- 
wesenden von 
ihren  Sitzen  er- 
heben, und  er- 
teilthieraufilrn. 
Groothof  f  das 
Wort  zu  einem 
Bericht  über 
das  Ergebnis 
des  Vereins- 
Wettbewerbs 
über  kleine 
Villen  in  Hof- 
riede. Die  aus- 
gezeichneten 
Entwürfe  sind 
im  Saale  ausge- 
hängt. DcrRcd- 
ncrcrläutcrtdie 
Vorzüge  dercin- 
leinen  Arbei- 
ten, welche  bei 
derl'rämiicrung 
Aufschlag  ge- 
bend gewesen 
sind  und  gibt 
seiner  Freude 
darüber  Aus- 
druck, daß  der 
Erfolg  des  von 
Hrn.  F..  Specht 
in  I  lofriede  ver- 
anlagen Wett- 
bewerbes ein 

künstlerisch 
und  praktisch  so 
außerordentlich 
reicher  ist. 

E»  erhielten 
für  Gruppe  A, 
Villen  im  Werte 
von  15000  M  : 
den  I  ('reis:  Hr. 
Wurzbach.den 
II.  I'r.:  die  Hrn. 
RaabeAWöhl- 
ccke.dcnlll  IV.: 
unbekannt;  für 
GruppcB,  Villen 

im  Werte  von  VU1"  "Gfün 
20000  M. :  den  I  Preis :  Hr.  P  u  1 1  • 
farckcn,denll.Pr.:Hr.  Würz- 
bach,dcnl!I.Pr.:Hr.Grell;und 
für  Gruppe  C,  Villen  im  Werte 
von  35000  M.:  den  I.  Preis:  Hr 
Wurzbach.den  II.  I'r.MIr.Ger- 
hardt.den  HLPr  :Hr  Blohm 
Hr.  Emil  Specht  dankt  in  leb- 
haften Worten  allen  Bewer- 
bern und  dem  Preisgericht  für 
die  Mühe  und  Arbeit,  die  zu 
dem  so  außerordentlich  be- 
friedigenden Ergebnis  geführt 
haben.  -  W« 


-Verein  Hamburg.  Außerord.  Vers,  am 
jrs.  Hr.  Bubcndey,  anwes.  48  Pers. 
macht  Mitteilung  von  dem  Ableben  der 


eck"  In  Langenberg  (Rhld.). 


es  unternommen,  mittels  ihrer  Asphalt-Blei-Isolicrung 
eine  solche  l'nterlage  herzustellen,  welche  der  Anlage  von 
Dachgärten  gerecht  zu  werden  versucht.  Die  Anlage  von 
Dachgärten  wird  wohl  nurda  zwecklos  sein,  wo  ausreichende 
Grundstücke  zur  Verfügung  stehen,  um  natürliche  Gärten 

in  größererAus- 
dehnung  auf 
dem  gewachse- 
nen Boden  an- 
zulegen. An- 
ders dagegen  in 
der  Großstadt, 
wuderQuadrat- 
meterBodcnflä- 
chc  mit  Gold- 
stücken belegt 
werden  muß 
und  oft  kaum 
zu  erstehen  ist 
Hier  empfiehlt 
es  sich,  zur  An- 
lage von  Gärten 
über  den  Haus- 
dächern zu  grei- 
fen, unwmchr, 
als  bei  den  mo- 
dernen Groß- 
-tadt  -  Häusern 
mit  den  licht- 
raubenden An- 
bauten in  die 
großen  Binnrn- 
höfe  der  Häu- 
serblocks kaum 
ein  Sonnen- 
strahl eindringt, 
die  Grund -Be- 
dingung jegli- 
chen gedeilili- 
chcnGartcnhau- 
es  fehlt,  nämlich 
Luft  und  Licht, 
ohne  die  trotz 

sorgfältigster 
Pflege  und  bes- 
ten Materialc» 
eine  Gartcnan- 
läge  verkümm- 
ern muß.  Auf 
der  Erwägung, 
daß  Licht  und 
Luft  den  Gärten 
I  launtnahrung 
ist,  beruht  die 
Idee  der  Dach- 
gärten, wie  sie 
im  Ausland  im- 
mer gebräuch- 
licher werden,  selbst  in  ( legen- 
den, wo  der  teuere  BodcnprcM 
noch  nicht  der  Anlage  von 


Aiclutrkt:  Waller  Solbach  in  Elberfeld 


Vermischtes. 

Dachgärten.  I  >ie  I  lauptschwierigkeit  zurAnlage  von  I  Jach- 
gärten beruht  erfahrungsgemäß  darin,  eine  absolut  u  a»serun- 
durchlä»»ige  Schicht  zu  schaffen,  auf  welcher  der  Garten  als- 
dann angelegt  wird.  Die  Firma  A  Sie  bei  in  Düsseldorf  hat 

17.  August  1904. 


— y  ^m  Gilten  /u  ebener  r.rde  im 

^  Wege  -i.-iit     In  Ucht 

J  I         Sonne  soll  der  moderne  Gar- 

I        _  rX  Lim 

w       '  1'    Im'!i<-h  .Mauern,  nicht  auch  an 


der  staubigen  Straße,  wo  der 
Straße nlnrm  und  der  Vorüber- 
gehenden Neugier  den  Er- 
holungsbedürftigen tu  Garten 
»tftren  Der  Garten  soll  eine 
Erholung— -tatle  sein,  und  -«1 

 !  •'  i*t  e»  denn  auch  begreiflich,  daß 

man  dieser  Erholungsstätte  den  Platz  gibt,  an  welchem 
die  Luft  am  rcmMcn  und  da»  Licht  am  hellsten  ist  Im 
Vergleich  zu  schweren,  das  Haus  drückenden  Dächern  1-1 
doch  ein  im  üppigen  Blumenschmuck  prangender  Dach- 
garten ein  viel  lieblicherer  Anblick.  Die  vielseitige  Ver- 
wendungsart eine»  Dachgartens  al»  Bleiche,  Tummelplatz 


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der  Kinder,  als  Spielplatz  für  Tennis  und  Croquet,  als 
Turnplatz  und  dcrgl.  macht  die  Anlage  nur  cmpfchlcns- 
werter;  auch  als  Tcppichklopfraum,  als  Platz  zum  Aus- 
lüften und  Sonnen  der  Betten,  ja  zu  noch  profaneren 
Zwecken  i.  13.:  als  Waschplatz  laßt  sich  der  f)achgarten 
verwenden,  zumal  wenn,  wie  dies  iti  modernen  Häusern 
vielfaeh  der  Fall  ist,  die  Waschküche  unter  dem  Dach 
liegt-  Einem  besonderen  Zwecke  lallt  sich  in  hygienischer 
Hinsicht  der  Dachgarten  dienstbar  machen  als  Liegeraun) 
für  Sonnenbäder,  wie  wir  solche  bereits  in  zahlreichen 
größeren  Heilanstalten  und  Sanatorien  vorfinden.*)  - 

Hessische  Denkmalpflege.  Nach  einer  Meldung  des 
„M.  A."  hat  Hr.  Prälat  Dr.  Fricdr.  Schneider  in  Mainz 
seine  ehrenamtliche  Stellung  im  Denkmalrat  für  das  Groß- 
herzogtum  Hessen  niedergelegt  Zu  dem  Vorgang  erfahrt 
der  „M.  A."  Folgendes,  was  nicht  als  erschöpfend,  aber 
als  verlässig  betrachtet  werden  darf.  Daß  der  Dutchführung 
des  hessischen  Denkmalgesetzcs  erhebliche  Schwierigkeiten 
im  Wege  stehen,  ist  kein  Geheimnis.  Die  Organisation  ist 
neu,  und  der  Verwallungsapparat  mag  vielfach  noch  unge- 
nügendarbeiten. Das  erschwert  älteren,  erfahrenen  Pflegern 
des  Gebietes  die  Mitwirkung  recht  erheblich.  Dann  aber 
haften  dem  Denkmatgesetz  gewisse  Eigentümlichkeiten  an, 
die  von  fachkundiger  Seite  stark  bekämpft  und  geradezu 
als  eine  nicht  unbedenkliche  Richtung  zum  Staatssozialis- 
mus auf  dem  Denkmalgcbiet  bezeichnet  wurden.  Es  ward 
nach  der  Anschauung  der  betr.  Kreise  diesem  Punkte  bei 
Beratung  der  Gesetzcsvorlagc  in  den  beiden  Kammern  nicht 
jene  Aufmerksamkeit  zuteil,  die  für  die  Wahrung  der  Hechte 
der  kath  Kirche  in  Hessen  erforderlich  gewesen  wäre.  Da- 
neoen  erwuchsen  Schneider  Schwierigkeiten  daraus,  daß  er 
noch  zu  Lebzeiten  des  t  Bischofs  Brück  seines  Amtes  als 
Kustos  der  Domkirche  infolge  eines  Augenleidens  in  ver- 
letzender Weise  enthoben  wurde.  Der  Oeffentlichkeit  blieb 
der  Vorgang  verbotgen,  da  er  nicht  einmal  in  der  herkömm- 
lichen Form  amtlich  gemeldet  wurde.  Die  wissenschaftliche 
Welt  nahm  an,  daß  der  Geschichtsschreiber  des  Domes 
und  langjährige  Pfleger  seiner  Denkmäler  nach  wie  vor 
an  der  Stätte  seines  AVirkens  tälig  sei.  Um  dieser  Lage 
zu  entgehen,  glaubte  Schneider  die  Beziehungen  lösen  zu 
sollen,  die  ihn  mit  der  staatlichen  Denkmalpflege  noch 
verknüpften,  da  er  nach  seiner  Auffassung  deren  Interesse 
ferner  an  einer  Stätte  nicht  glaubt  vertreten  zu  können, 
wo  ihm  die  frühere  Berechtigung  von  kirchlicher  Seite 
entzogen  ist.  I  »er  für  diesen  Herbst  anberaumte  Denkmal- 
tag wird  nun  den  längsigewotintcn  Cicerone  am  ersten 
Uaudcnkmal  der  Stadt  und  der  Diözese  Mainz  nicht  mehr 
treffen  - 

Das  Lehrgerüst  der  Syratalbrücke  In  Plauen  1.  V.,  Ober 
welche  wir  in  No  5.7  und  58  der  „Deutschen  Bauzeitung" 
unter  Beigabe  von  Abbildungen  ausführlich  berichteten,  ist 
ohne  Unfall  ausgerüstet  worden  und  wird  Ende  d.  M.  ein- 
lernt werden.  Die  elastische  Schcilclscnkung  des  90 ">  weit 
t;. "-panntcn  Bogens  war  sehr  gering  Sie  betrug  nur  ^8  mr". 
Die  Planung  und  erfolgreiche  Ausführung  dieser  Brücke 
durch  die  Firma  Liebold  Ar  Ko ,  G.  m.  b.  II.  in  Lange- 
ln Ui  k  b.  Dresden,  Zwciggcsrllschaft  der  durch  ihren  Bau 
schöner  Brücken  bekannten  Firma  B.  Liebold  \-  Komp , 
A  G.  in  Holzmindcn,  bedeutet  einen  wichtigen  Fortschritt 
im  Bau  steinerner  Brücken, 

Brückenbau  In  Passau.  Zu  der  Erwiderung  des  Hrn. 
Prof.  K.  E.  U.  Fritsch  in  No.  62  auf  meine  Einsendung 
gestatte  ich  mir  zu  bemerken,  dal)  die  Untersuchungen 
hinsichtlich  Durchschneidung  des  Stadtbildes  durch  die 
Bogenkonstruktion  der  Brücke  aus  leicht  ersichtlichen 
Gründen  an  dieser  Stelle  nicht  vorgeführt  werden  konnten; 
sie  bestehen  in  etwa  20  Schauhild-Skirzcn,  die  dem  Fnt- 
würfe  beigefügt  sind  und  von  welchen  zwei,  darunter  eine 
mit  der  umfangreichsten  Berührung  des  Stadtbildes  auf 
S  385  zum  Abdruck  gelangten  Der  von  Hrn.  Pro( 
r' ritsch  befürchtete  Eindruck  der  Absperrung  des  oberen 
Flußlaiifes  durch  ein  Gitter  von  flußabwärts  gelegenen 
Standpunkten  aus  wird  nicht  erhalten,  da  zwischen  dem 
in  der  Brüekcnmitte  3.S  ■"  hohen  B<iuenf.ichwerke  und  dem 
Brückengeländer  ein  in  der  Milte  etwa  o">  hoher,  nur 
von  den  in  7,8"'  Entfernung  anzuordnenden  Hängeeisen 
unterbrochener  Zwischenraum  vorhanden  sein  wird,  der 
die  Durchsicht  nicht  hindert  und  da  die  inbetracht  kommen- 
den öffentlichen  Standpunkte  an  den  Ufern  wie  auch  d:is 
Deck  der  Schiffe  sich  mindestens  .v  Gn'  unter  der  Brücken- 
bahn befinden  Die  Bonner  Kheinbrückc  ist  von  mir  im 
Hinblick  auf  den  Protest  angeführt  worden,  welcher  sich 
u.  ii.  .gegen  die  Konstruktion  des  eisernen  Rundbogens 
richtet,  wie  ihn  die  Dunaubrücke       gemeint  ist  die  be- 


•1  Anmrrli.in  itn  Redaktion.  Wenn  rantl  am  l.  bereit  in,  allen 
ritt «11  Vor/Oeen  l.euutrelin,  so  null  n.m  itm-li  die  Tn^e  «ur«i  if.  n:  .Wir 
Vrillllt  »ich  «irr    t  Ki.  Ii|;.l  i  U  II  711  den  Aiwstlüuiuittl-Il  'Iii    S..  li.,n  »Irin«  '"' 

4M 


stehende  olterc  Brücke,  welche  5  kleinere,  mit  Pauliträgern 
und  eine  größere  mit  einem  etwa  50"«  weilen  Bogen/ach- 
werk  Oberspannte  Ücffnungcn  besitzt  —  leider  schon  auf- 
weist, und  wie  er  schon  viele  Gegenden  verunstaltet". 
Dem  im  Schlußsatze  des  Hrn.  Prot  Fritsch  geäußerten 
Wunsche  schließen  sich  selbstredend  auch  die  Verfasser 
des  Bogenbrücken-Entwurfcs  ohne  weiteres  an.»*)  — 

Passau,  im  August  1904.  Flintsch. 

Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  den  Bau  eines  neuen 
Knappschafts-Lazaretts  In  Waldenburg  1.  Schles.  Wie  uns 
der  Vorstand  des  Niederschlesischcn  Knappschaflsvcreins 
mitteilt,  sind  auf  das  unterm  13  April  d.  Js.  erlassene 
öffentliche  Preisausschreiben  65  Entwürfe  rechtzeitig  ein- 
gegangen. Das  zu  ihrer  Prüfung  berufene  Preisgericht, 
bestehend  aus  den  Hrn.  Kgl.  Brt  lloffmann  in  Berlin, 
Landcsbrt.  Blümner  in  Breslau,  Kreisbauinsp.  Buchwald 
in  Breslau,  Bcrgwerksdir.  Dr.  Grunenberg  in  Hermsdorf 
und  Knappschafts- Oberarzt  Dr.  Müller  in  Waldenburg, 
hat  am  3.  und  4.  d.  Mts.  in  Waldenburg  getagt  und  nach 
sorgfälliger  Prüfung  aller  Einzelheiten  den  I.  Preis  (2500  M  ) 
dem  Entwürfe  ,Q.  D.  B.  V."  (Verf  Hr.  Reg.-Bmstr.  a.  D, 
Stadtbauinsp,  Herold  in  Berlin-Halensee),  den  II.  Preis 
(1500  M.)  dem  Entwürfe  „Glückauf  IV"  (Verf.  die  Hrn. 
Arch.  Alex.  &  Paul  Höhrath  in  München)  und  den  III.  Pr. 
(tooo  M.)  dem  Entwürfe  „Diagonal"  (Verf.  Hr.  Arch.  Max 
Bischoff  in  Berlin*  zuerkannt.  Der  Entwurf  „Den  kranken 
Knappen"  ist  vom  Preisgericht  dem  Knappschafts- Vorstande 
zum  Ankauf  empfohlen  worden.  Bei  der  Spruchfftllung 
wurde  von  der  Erwägung  ausgegangen,  daß  den  Entwürfen 
der  Vorzug  zu  geben  sei,  die  eine  möglichst  einfache, 
übersichtliche  Grundriß  -  Anordnung  zeigten,  eine  An- 
lage, die  einen  leichten  wirtschaftlichen  Betrieb  gewähr- 
leistet. Für  die  architektonische  Gestaltung  ist  dem  Preis- 
gericht eine  ruhige,  einfache,  dabei  freundliche  Ausbildung 
am  geeignetsten  erschienen.  Einer  unruhig  gruppierten, 
in  zahlreiche  Einzelmotive  aufgelösten  oder  gar  schmuck- 
reichen  und  anspruchsvollen  Gestaltung  des  Aeußcren 
konnte  um  so  weniger  der  Vorzug  gegeben  werden,  als 
der  mit  alten,  hohen  Bäumen  bepflanzte  große  Park  mit 
einem  derartigen  Baue  nicht  harmonieren,  dagegen  ein 
Gebäude  mit  heller  Putzwand  und  hohem  rotem  Ziegcl- 
dachc  inmitten  des  frischen  Grüns  die  schönste  Farben- 
wirkung  sichern  würde. 

Den  hieraus  sich  ergebenden  Anforderungen  hat  am 
meisten  der  Entwurf  „O  1).  B.  V."  entsprochen,  Er  zeich- 
net sich  durch  eine  übersichtliche  Grundrißanlagc  aus; 
die  Krankenzimmer  sind  sämtlich  gut  belichtet;  die  Ruhe 
der  Fassade  erleidet  keine  Unterbrechung  durch  stark 
vorspringende  Gebäudeteile,  die  beschattend  und  den 
Luftzutritt  hemmend  wirken  könnten;  die  Fassade  ist 
schlicht,  vornehm  und  wirkt  nur  durch  ihre  Umrisse. 
Durch  Einbeziehung  der  Gcbäudcmasse  unter  das  Mansar- 
dendach ergibt  sich  ein  günstiges  Verhältnis  der  Gebäude- 
masse, außerdem  w  ird  dadurch  eine  sparsame  Ausführungs- 
weise erzielt.  Auch  die  kleineren  Nebenanlagcn  sind  in 
reizvoller  Weise  durchgebildet. 

Bei  dem  Entwurf  „Glückauf  IV"  ist  die  gesamte 
Gruppierung  außerordentlich  zweckmäßig,  auch  die  archi- 
tektonische Gestaltung  durchaus  sachlich  und  bei  aller 
Einfachheit  wirkungsvoll.  Bei  der  Grundrißbildung  hätten 
jedoch  die  praktischen  14edQrfnLs.se  mehr  Berücksichtigung 
finden  müssen.  Einzelne  Innenräume  sind  schlecht  belichtet. 

Der  Entwurf  „Diagonal*  hat  zwar  eine  gut  zusammen- 
gefaßte Grundnßbildung  und  sichert  so  einen  leichten  Be- 
trieb; er  leidet  indes  an  schlechter  Belichtung  der  Zen- 
tralhalle In  architektonischer  Beziehung  ist  die  einfache 
und  schlichte  Bchandlungswcisc  lobend  hervorzuheben; 
jedoch  ist  die  Durchbildung  der  Fassade  nicht  so  gut 
durchgeführt,  wie  bei  den  beiden  vorher  behandelten 
Entwürfen 

Der  zum  Ankauf  empfohlene  Entwurf  „Den  kranken 
Knappen"  ist  in  seiner  GrundriUanlagc  nicht  so  einfach, 

"I  A  n  in  e  1  k  11  n  ~  de  i  K  r  i]  a  k  1  i  o  n.  Ilir  \oi  behenden  Zeilen  haben 
dem  Verfasser  de*  Artikel»  Qttrr  l'a»»au  in  \cv  voT^le^en.  Derselbe 
hm  aber  keine  VeT-milmisiin;:  L.etuiiden,  nn< h  einmal  duu  da.s  W'oit  zu  Deh- 
nirr., da  —  wie  ,a  schon  von  ilini  hr I vnri;rl.ilK-ii  wnrile  —  dir  Krapr  nicht 
aufgrund  hesi  eiskialli^i .'  Tatsji  heil,  vinlrrn  liih^Hcli  noch  r-erüonlichet 
»iiuHlirMv:  her  An-<  liam: 1: ^  enw  hndm  werdni  kisiitir,  Wu  eUlincn  auch, 
dab  nunmehr  ringende»  X.v.ena]  l>t'i£ebiaiht  wurde,  um  der  deulirlien 
ra<  li-eimssrns.  Ii  1I1  1:1  <lirver  i 'i-4i  ulsani«  1 1  k .V.istle ric, lu-11  r'rnre  ein  eigenes 
l ' : tr - 1  £U  eTm-'.^l i'  hi-n  ii  11  rt  i;'':-iri  nur  ni.x h  dei  Hnffuunr  Ausdruck .  (Int)  e» 

telii.-ei!  ItiM-r.  Hl  -.Irl    I-.:i::l,r  ritt  HiUlMlk  TU  schilfm,  Weierles  nicht  eine 

^t  ^ir-tuiu  •J'  *  Sudlili  W.  1  t>«.|ei;tct,  s'*i:i1itu  ivd.In-1,  wen«  «ui  L  eine 
\W: .  u  In  i!r-.  .< -Itieu  in.  hl  infvili  »ein  solke,  die  llei  iritrirhti;;uog  w  enl|;- 

>»'  <J-i«  .-s  1  ,•  Matt  t--»i;hiai.kt.   I  in  um  ir.it  dri.  öligen  Zeil«  u 

v.'it'  li  :ic<  Hil  l  v.  r,  einem  etwa  lyuu  utitethu'.b  .M  ;r;iiauten  Hl  (lrle  «r- 
wal.  l.  -i  Sl.ri'lpi:  Lle  Niivr,.-  m  .„,  Ii!  tu  Iritrr.iifiiJc.  Weise.  Wie  stellend 
dir  Mi.lKl-l.  iJci  m/t  ;Ln;iti  Bnlvke  im  i.i;;ensau  tu  ihrer  t'merbilii); 
e..i,  luii.ln.  ise..l.-„   w.i.,U    -  - 

No.  66. 


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wie  die  anderen  Arbeiten,  aber  wegen  seiner  wohldurch- 
dachten Durcharbeitung  der  Einzelheiten  7u  lohen.  Oer 
architektonische  Aufbau  ist  zu  anspruchsvoll  und  dadurch 
den  Programm-Bestimmungen  nicht  entsprechend 

Im  Intere-.se  der  Sache  fiat  das  Preisgericht  empfohlen, 
dem  Verfasser  des  zur  Ausführung  gewählten  Entwurfes, 
wie  ja  auch  schon  in  dem  Preisausschreiben  in  Aussicht 

Pestcllt  worden  war,  die  weitere  Ausarbeitung  der 
'Jane  zu  übertragen.  — 

Der  engere  Wettbewerb  tur  Erlangung  von  Entwarfen 
rar  ein  Denkmal  des  Weltpostvereins  In  Bern  hat  zur  Wahl 
des  Entwurfes  de*  Bildhauer*  Kcnc  de -St.  Marccaux  in 
Paris  zur  Ausführung  geführt.  - 


Architektonische  Entwürfe,  angefertigt  von  Studierenden  der 
kgl.  Technischen  Hochschule  zu  Aachen  unter  Leitung 
von  Prof.  Rcg-Bmstr.  I..  Schupmann.  48  Bl.  in 
Lichtdruck-  Aachen,  1003.  Kom, -Verlag  der  J.  A. 
Maycr'schen  Buchhandlung  Pr.  16.80  Pf. 
In  der  voi  liegenden  Veröffentlichung  ist  einem  größe- 
ren Kreise  eine  Auswahl  von  Studienarbeiten  mitgeteilt, 
welche  unter  der  Leitung  des  Hrn.  Prof.  L.  Schupmann 
in  den  Jahren  1890 — 1903  von  Studierenden  der  Techni- 
schen Hochschule  in  Aachen  angefertigt  wurden.  Die 
Arbeiten  umfassen  das  ganze  weite  Gebiet  der  schönen 
Architektur;  es  finden  sich  hier  Grabdenkmäler,  Museen, 
Rathäuser,  Stadt-  und  Dorf-Kirchen,  Kapellen,  Vercins- 
häuscr,  Schlösser,  Wirtschaften,  Geschäftshäuser,  Villen, 
Torbauten,  Jagdschlösser  usw ,  wobei  alle  Stile  mit  gleicher 
Meisterschaft  zur  Anwendung  gelangen.  Besonders  an- 
ziehend sind  die  BiAtter  mit  Darstellungen  aus  der  For- 
menlehre der  antiken  Baukunst,  doch  werden  auch  das 
Mittelalter  und  die  Renaissance  mit  hohem  stilistischem 
Gefühl  und  bemerkenswerter  malerischer  Auffassung  zur 
Anschauung  gebracht  Was  aus  allen  Blättern  sofort  in 
die  Augen  springt,  das  ist  eine  unermüdliche  Hingabe  zur 
Sache,  eine  liebevolle  Sorgfalt  in  der  Darstellung  und  vor 
allem  ein  tiefes  Eingehen  auf  den  Gegenstand,  sodaß  die 
schönen  Blatterein  sprechendes  Zeugnis  ablegen  für  einen 
ungewöhnlichen  Lehrerfolg.  - 

Entwürfe  einfacher  Bauern-  und  Bürgerhauser.  Ergebnis 
eines  vom  Regierungs-Präsidenien  zu  Trier  ausge- 
schriebenen Wettbewerbes.  tx>  Folio  -  Tafeln  in 
Mappe.  Verlag  von  Seemann  &  Ko.  in  Leipzig. 
Preis  25  M. 

Im  vergangenen  Jahre  leitete  der  damalige  Präsident 
des  Regierungs-Bezirkes  Trier,  Hr.  Dr.  zur  Neddcn,  eine 
Aktion  ein,  der  die  öffentliche  Anerkennung  nicht  versagt 
bleiben  kann,  wenn  auch  die  Ausführung  liinter  der  Ab- 
sicht etwas  zurückgeblieben  ist.  Vielfach  wurde  im  dortigen 
Bezirk  die  Wahrnehmung  gemacht,  daß  bei  Bauern-  und 
Bürgerhäusern  in  kleinen  Orten  eine  unzweckmäßige  Bau- 
weise und  eine  den  Ansprüchen  des  guten  Geschmackes 
wenig  genügende,  ja  das  Straßenbild  oft  geradezu  verun- 
staltende Ausbildung  des  Acußcren  zu  beobachten  war. 
Der  Grund  wurde  nicht  mit  Unrecht  nicht  in  letzter  Linie 
darin  gefunden,  daß  es  Bauunternehmern  und  Maurer- 
meistern, auf  welche  die  Baulustigen  in  den  kleinen  Orten 
fast  ausschließlich  angewiesen  sind,  au  Gelegenheit  und 
Votbildcrn  fehle,  ihren  Geschmack  auszubilden  und  auf 
die  bauende  Bevölkerung  einzuwirken.  Es  ist  das  ja  ein 
allbcklagtcs  L'ebcl,  für  welches  eine  Besserung  erhofft 
wurde,  wenn  es  gelang,  für  den  Bau  von  kleinen  Bürger- 
und Bauernhäusern  Vorbilder  zu  schaffen ,  die  gut  ver- 
teilte Grundrisse  und  eine  ansprechende  Außcngcslaltung 
aufweisen.  Sie  zu  [»schaffen,  wurde  ein  Wettbewerb 
erlassen  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  1  ein  frei- 
stehendes Bauernhaus  mit  angebautem  Stall  für  die  Ge- 
birgsgegenden, a.  für  ein  einfaches  Bürgerhaus  für  eine 
Familie,  entweder  freistehend  und  mit  Vorgarten,  oder 
eingebaut  und  mit  Laden  im  Erdgeschufl.  und  3.  für  ein 
Wohnhaus  für  Orte  in  Flußlälern.  Das  Ergebnis  dieses 
Wettbewerbes  liegt  in  der  inredc  stehenden  Sammlung 
vor.  Sie  gibt  eine  Reihe  sehr  brauchbarer  Arbeitm, 
wenn  auch  die  Entwürfe  mit  ausgesprochener  Charakte- 
ristik seltener  sind  Immerhin  sind  die  Entwürfe  von 
Prof.  Sauerhorn  in  L'nlci barmen,  Tüll  in  Mer/ig  a.  S  , 
Gies  in  Koblenz,  Tillmanns  in  Berlin,  Kahm  in  Eltville 
und  Wicth  in  Herborn.  Brugger  in  S:.  Johann,  Vor- 
werkin Barmen,  Falk  in  Barmen.  Schutte  und  Vollmer 
in  Barmen  tüchtige  künstlerische  Leistungen  und  recht 
brauchbare  Vorbilder  für  die  Maukunst  der  kleinen  St.idle 
und  Dörfer.  Hervorzuheben  sind  namentlich  die  mit  aus- 
gesprochenem malerischem  Gefühl  aulgefaßten  gemein- 
samen Arbeiten  von  Kahm  in  Eltville  und  Wieth  in 


17.  August  1904. 


Hochbau-Lexikon.  Bearbeitet  und  herausgegeben  von  den 
Architekten  Dr.  phil.  Gustav  Schöncrinark  und 
Wilhelm  St  über.  6  Abteilungen  Verlag  von  Wilh. 
Eni*!  Är  Sohn.  Berlin  1904.  Preis  geheftet  40  M., 
gebunden  46  M. 
Seit  wir  im  Jahrgang  190a,  S.  667  das  vorgenannte 
ausgezeichnete  Nachschlagewerk  bei  seinem  Erscheinen 
begrüßten,  ist  dasselbe  inzwischen  mit  Ausgabe  dersechsten 
Abteilung  vollständig  geworden  und  rechtfertigt,  ja  Ober- 
trifft in  jeder  Beziehung  das  Urteil,  mit  welchem  wir  die 
ersten  beiden  Abteilungen  begleiten  konnten.  Der  gesunde 
Grundsatz  aller  Anschaulichkeit,  und  hauptsächlich  auch 
der  Anschaulichkeit,  die  als  Belehrung  wirken  will,  das 
Wort  kurz  zu  halten  und  da>selhe  in  ausgiebigMem  Maße 
durch  die  Abbildung  zu  ergänzen,  ist  in  dem  vorliegen- 
den Werke  in  durchaus  nachahmenswerter,  ja  in  muster- 
hafter Weise  durchgeführt.  Dabei  ist  mit  Recht  der  größere 
Wert  weniger  auf  die  geometrische  Abbildung,  als  auf 
die  Abbildung  nach  der  Natur  gelegt.  Was  auch  ge- 
zeigt wird,  eine  konstruktive  Verbindung,  die  Art  einer 
Bedachung,  die  verschiedenen  Arien  des  Vcqiul/cns,  die 
zahlreichen  Möglichkeiten  der  Steinbcaibeitiing,  die  Eigen- 
schaften des  Holzes,  die  verschiedenen  Arten  von  Draht- 
geweben,  Arbeitsvorgänge  auf  der  Baustelle,  im  Hause, 
auf  dem  Dache,  kurz  das  gesamte  Gebiet  des  Bauhand- 
werkes ist  in  diesem  Lexikon  in  einer  so  schönen  und 
anschaulichen  Weise  dargestellt,  wie  wir  ein  zweites  Werk 
nicht  kennen.  Wenn  man  das  so  viel  mißbrauchte  Wort 
von  der  Ausfüllung  einer  Lücke  in  der  deutschen  tech- 
nischen Literatur  gebrauchen  darf,  so  fiodet  es  hier  seine 
Anwendung  mit  Recht.  Ein  Werk  dieser  Art  hat  tatsäch- 
lich gefehlt  und  wir  behaupten  kaum  zu  viel,  wenn  wir 
sagen,  daß  es  für  den  t'nterricht  an  unseren  technischen 
Lehranstalten  ein  unentbehrliches  Hilfsmittel  sein  wird. 

Was  das  Werk  will'  .In  leicht  auffindbarer  und 
knapper  Form  über  alles,  was  für  den  Hochbau  inbetrachl 
kommt,  Auskunft  geben."  Das  ist  ein  umfassendes  Ziel, 
aber  es  ist  in  trefflicher  Weise  erreicht.  Daher  begleitet 
das  schöne  Werk  unsere  wärmste  Empfehlung 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Danckwerts,  Reg-  und  Bit,  Prof     Die  Grundlagen  der 
Turbinenberechnung  fOr  Praktiker  und  Studierende 
He«  Uauingcnieurfaches.   Mit  ioj  Abbildgn.   Wiesbaden  1904. 

C.  W  Kreidcl.    Pr   160  M. 

Doerlng,  Heim,  Dir  diu!  Hamann,  Gn»t ,  Btnstr  Die  Bau- 
genossens.  halt  Gi  eilen  1  ine  Darstellung  der  ge- 
schichtl.  F.nlwi.'kliing  und  Tätigkeit  der  Baugcuotsciisi  halt 
de»  ev.  Arbeiter  verein*  in  Gießen.  Gießen  1004  v.  MfliKhow'- 
schc  Hof-  u  l'niver» -Druckerei  lO  Kindt! 

V.  DomltrOVlch,  Armin,  Atch.  l'cber  die  Piinzipien,  mit  welchen 
man  zurzeit  die  1.  oaung  der  Schulban kfrage  au- 
fttrebt  Sunderdr  au«  dem  .Techn.  Gemeindcblatl".  Berlin 
1904    Carl  Heyniuun's  Verlag. 

Dr  Ehrig,  G.  lieber  Slotf  und  Methode  des  mathematischen 
Unterrichts  an  Baugewerkschulcn  und  verwandten  lechn. 
und  gcwerbl.  I.chr»n«t»ltcn  Leipzig  1904-  F.  Leineweber. 
—  Trigonometrie  für  Buuge  werke  11  schulen  und 
verwandte  lechn  und  gewerbl.  Lehranstalten  mit  68  Kig. 
Leipzig  1004.    F.  Leineweber. 

Faber,  Ed  ,  K.  Uauamtm.  .Süddeutsche  Verkehrsfragen.  1. 
Die  Verböserung  der  Si  tiiflbarkeit  der  bayer.  Donau  und 
die  Durrldtlhrung  der  UrolWhitf.hH  bi*  nach  L'lin.  Mit 
1  Lageplan  und  I  Längsschnitt.  Stuttgart  1904.  Mobbing 
A  Kücl.lr.    Pr.  75  PI. 

Peller,  Jos,  Zeichenlehrer  u  Schlossermstr.  Li  er  moderne 
Kunstschlosser.  Vortagen  leicht  ausfnh'barcr  Kunst- 
schmiede*! heilen  im  neuen  Stil,  nebst  Starke-  und  Gewichts- 
angaben In  13  l.iefrgn  Ravensburg,  Otto  Maier,  l.frg. 
I  u.  3.    Pr  je  1  M. 

Giller,  Willy,  Dr. -lug.  Vergleich  zwischen  den  verschiedenen  Bc- 
tiiebsattcn  von  S  ch  Ic  usc  na  n  läge  11.  Mit  38  Tcstabbddgu. 
und  6  Tal.    Manchen  1004.    K.  üldcnboutg.    Pr  4,50  M 

Hauber,  W  Statik.  II.  Teil,  Angewandte  (lechn  1  Statik.  Mit 
6t  Fig.  Sammlung  (»fliehen  No.  179,  Leipzig  1904-  G.  |. 
Goschen.    Pr.  Ho  Pf. 

Htblng,  C.  Die  Holz-  und  Marmor  maierei  Anleitung 
zur  praktischen  Ausführung  Auf  (iiund  eigener  Erfahrungen 
verfaul  und  mit  vielen  ci  läuternden  Illustrationen  versehen. 
Leipzig  1004     Ju.tel  «t  Gdlel     Pr.  4  M 

Henning»,  K  <    S  .  Üb  Ing  ,  Pud,    Technische*  von  dei 
Albulabaliu.    I    Die  neuen  Linien  der  Kh.it  s-.ln  "  Hahn. 
Mit  1-2  Abbildgn    II.  Die  gewolnirti  Iii  k  ken  du  Aluul^i  .il.i 
Mit  »»  Abbildgn     Zürich  n>>i.    Alb   Kaustem     Pr.  -M"  M- 

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Kumm- Verlag  II   Haessel  in  Leipzig     Pr  2  M. 

Jahrbuch  der  Innung:  Hund  der  Ha.i-,  Maurer-  und  Zitniuer- 
nieistcr  zu  Berlin.  |1  ihicr  d.ii.l.  das  haugewerbliehc  Gmli 
Beihn  1  11  Jahrg.  mildem  Miigl  Ve. ze|.  Inn»  der  Innung  und 
einem  Hau-Adrcübuch     Bei  Im  iqo(.    J>r.  1.50  M. 

Dr  v.  Köröay,  l<>*  und  Di  Thlering.  <.u%t  l>ie  Hauptstadt 
Builipc'.l  im  Uhre  "»1  Rc.mltatc  der  Volkszählung 
und  Vnik>hc<chrei't)uiy  I  Bd  a  lliillir  Mit  ;s  laf.  Beil,-, 
1904     1'ultk.unmcr  Ä  Mütilbn-cht.    P,   j  M   I   Bd  1 


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Chronik. 


Entwml  de»  Hrn. 

und  bat  laoooo  H. 
war  Hr.  Aren.  P. 


ist 

in  Aachen 
kann  tierischen 
beteiligt  — 

Oer  Durchstich  des  Revoltella-' 
Görz— Triest  itt  in  diesen  Tagen  erfolgt.  — 

Stubaltalbahn.  Am  31.  Juli  wurde  die  von  Ionsbruck  ins 
Stubaita.1  führende  Bahn  eröffnet.  Sic  dient  dem  Fremdenverkehr 
und  der  Eisenindustrie  des  Tales.  Sie  itt  ata  Adhasionsbahn  von  1  ra 
Spur  gebaut  und  wiid  mit  einphasigem  Wechselstrom  von  9500  Volt 
Spannung  tw  trieben.  Bei  Telfes  liegt  auf  +  oft}  m  der  höchste 
Punkt  der  Buhn,  der  mit  Steigungen  bis  45*/«.  erreicht  wird.  Vor- 
laufiger Endpunkt  ist  Vulprae»  auf  +935.  Die  Gesamtkosten  der 
19  km  langen  Bahn  betragen  3600000  Kr.  Die  Bahn  ist  ein  Werk 
des  Hrn  Lag.  Riehl  in  Iiinsbruck.  — 

Salvatorklrche  In  Duisburg.  Am  a6.  Juli  wurde  die  wieder- 
hergestellte Salvatorkirche  in  Duisburg,  ein  spätgotischer  Bau.  wie- 
der eingeweiht.  Baukosten  1  Mill.  M  ,  Bauteil  4  Jahre.  Die  Ent- 
würfe und  die  Bauleitung  waren  Hrn.  Arch.  J.  Otter  in  Wesel 
übet  tragen  - 

Ein  neues  Badhaas  In  Karlsbad  ist  mit  einem  Koslenauf- 
a  Mill.  Kr.  zu  errichten  beschlossen  worden  und  soll 
nuog  Dbergcben  weiden.  Kur  da* 
t-josefs-l'ark 


im  Frühjahr  1906  sei« 
Hau*  ist  ein  PlaU  im 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Dem  Postbrt.  Hintie  in  Stettin  ist  der 
Charakter  als  (ich.  ßrt.  verliehen. 

Baden.  Ernannt  süid:  der  Zentralinsp.,  ßahnbauinsp.  Lehn 
in  Karlsruhe  z.  Vorst,  der  Eisenb.  -  Bauinsp.  Gernsbach;  die  Ing.- 
Prakt  Stober  bei  der  Kheiobauinsp.  Offenburg  und  Langsdorf! 
bei  der  Wasser-  u.  Straßcn-Bauiuap.  Waldshut  zu  Reg.-Bmstm. 

Der  Gelt.  Ob-Brt.  Seyb  in  Karlsruhe  ist  in  den  Ruhestand 
getreten  und  ist  demselben  das  Kommandeurkreuz  II.  Kl.  des 
Ordens  vom  ZAhiinger  Löwen  verliehen. 

Bayern.  Dem  Eiscob -Betr. -Dir.  Kasp  und  dem  Reg.-Ral 
v.  Mnro  in  Warzburg  ist  die  Bewilligung  zur  Ann  u.  zum  Tragen 
des  Oflwicrkreme»  des  Ordens  der  Krone  von  Italien  erteilt. 

Dem  Geh.  Mar  Bit  R  u  d  I  o  I  f  ist  die  II.  Kl.  des  Verdienst- 
Ordens  vom  hl.  Michael  verliehen. 

Der  Dir. -Ata  H  üble  r  ist  2.  Dir. -Rat  bei  der  Eisenb.-Bctr.- 
Dir.  Augsburg  befördert. 

Der  Bauamtm.  Kurz  in  Amberg  ist  in  den  Ruhestand  getreten 
und  der  Staalsbauassist  Wildenauer  in  Landshul  2.  Ass.  bei  dem 
StrnOen-  und  Flußbauatnt  Arnberg  ernannt 

Reg.-Rat  Knorr  in  Worzburg  ist  geatorben. 

Bremen.  Der  Reg.  •  Bmstr.  G  o  c  r  k  e  ist  t.  Bmstr.  bei  der 
StraSenbauinsp.  ernannt. 

PreuOen.  Verliehen  ist:  dem  Prof.  Rudeloff,  Abi -Vorst 
und  Unterdir.  beim  MaterialprQf.-Amt  in  Gr.  Lichterfelde,  deo  Piof. 
Rothe  und  Herzberg,  Abt -Vorst,  bei  detns  Amt,  uud  dem 
Kr -Bauinsp  Woscb  in  Wiesbaden  der  Rote  Adler-Orden  IV.  Kl  , 
dem  Geh.  Reg.  Rat  und  Prof.  Martens,  Dir.  de»  Mat.-Piüf -Amte» 
in  Gr.  L.chtcrfelde,  dem  Reg.-  u.  Brt  S  a  r  a  n  in  Wiesbaden  und 
beim  L'ebertritt  in  den  Ruhestand  dem  Geh.  Brt.  Sie  wert  in  Frank- 
fmt  a.  M.  der  Kgl.  Kronen-Orden  Hl.  Kl. 

Dr.  -Ing  Schlesinger,  bisher  Chel  de»  Konslr.  -  Bur.  der 
Firma  1.  Löwe  &  Ko  ist  z  elatm  l'iof.  an  der  Tccbn  Hochschule 
in  Berlin  ernannt 

Versetzt  sind:  die  Reg.-  u.  Brie.  Rnor  in  Leinhauseii,  als 
Vorst  der  Eiscnb.-Werkst.-Insp  nach  Arnsberg  u.  Grone  waldt 
in  Tempclhof,  als  Vorst,  einer  Werkst.-lnsp  bei  der  Kiscnb  Haupt- 
werks! nach  Leinhausen;  der  Kitcnb. -Bauinsp.  Fraenkel  in  Guben, 
als  Vortt  einer  Werkst,. Insp  bei  der  Haupt  werkst  nach  Tempclhof; 
der  F.isenb -Bau-  u.  Betr.  lnsp.  Rob.  Müller  in  Stettin,  als  Vorst 
(auflnv  >  der  Eisenb-  -  Bett.  -  Insp.  nach  KQstrin;  die  Reg.  -  Bmstr. 
Kraef  It  in  Köln  nach  Beilin  zur  Beschäftigung  im  Mio  der  öllentl. 
Arb.  und  Otto  Kruger  in  Blomberg  in  den  Kgl.  Eisenb -Dir -Bez. 
in  Steitin;  —  die  WasserBaoinsp.  Brt  W  e  i  ß  k  e  r  von  Btieg  nach 
Danzig  und  Skalwelt  von  Koblenz  nach  Brandenburg  a.  II.;  die 
Reg. Bmstr.  -Scchauscii  von  Plefl  nach  Neiße,  Kahn  von  Betlin 
nach  Königsberg  i.  Fi,  Nie  buh  r  com  Bonn  nach  Koblenz. 

Dem  F.isenb-  -  Bau-  u.  Betr  -  Insp  l'lrich  ist  die  Stelle  des 
Vorst  der  Betr.-Insp  in  Heilsberg  verliehen 

Der  Keg.-Bmstr.  Stahl  huth  in  Kattowiu  ist  z.  F.isenb -Bau- 
11.  Belr.-lnsp.  und  der  Keg.-Bmstr.  Fiebelkorn  in  Angermunde 
z.  Bauinsp.  ernannt. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg -Bmstr.  Ii  et  seh 
dem  Kgl.  Polizei-)'!*.*  in  Berlin,  Sohroeder  der  Kgl.  Heg  in 
Kassel,  Tcubner  dem  Terhn.  Kur.  der  Hochb.-Abt  de»  Min.  der 
öflentl.  Arb  ,  Schilling  der  Kgl.  Wescrstmm  Baover w  in  Hannover 
u.  Oatmann  der  Kgl.  Verwlig  der  mlik.  Wasserstraßen  in  Potsdam. 

Dem  Reg.-Bmslr.  M  B  e  c  k  m  a  11  <>  in  F.tndcn  ist  die  naebges. 
Entlaus,  aus  dem  Staatsdienste  erteilt 

Sachsen.  Verheben  ist:  den  Vorst  der  Str-  u  Watser-Bau- 
insp  ,  deo  Brui  Friedrich  in  l'irna  11,  Schmidt  in  Zittau  und 
Grabucr  in  Bautzen,  sowie  dem  Vorst  des  Landbauamte»  Bit 
Seidel  in  Leipzig  der  Tit.  und  Rang  als  Fiu  -  u.  Brt.  111  Kl.  IV, 
Gruppe  ■  der  Hofrangordnung,  dem  Str.-  u.  Wasser.  -  Bauinsp. 
Schönjan,  Vorst  der  Bauinsp.  Annaberg  der  Tit,  u.  Rang  als 
Bit.  und  dem  Vermeas-  Insp  Kammrrrat  Fuhrmann  in  Dresden 
der  Tit  als  Hofiat,  beiden  111  Kl.  IV,  Gruppe  14  der  Huliangordnung; 
dem  I  m.-  u.  Brt  Michael.  Voist.  der  Sir  -  u.  W.-Bauiusp  Lripng 
das  Kitterkreuz  1.  Kl  des  Kgl.  siclis.  Verdienstorden«;  den  Urin 
Pielzsch,  Vorst  der  Str.  u.  W.-Bauinsp.  Chemnitz  und  Kruger, 
Vom  des  Landbauamtes  Meißen  das  Riilcrkrenz  I.  Kl  des  Kgl. 
<u.  hs.  Albiechlsotdena.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Fr.  M.  In  Bochum.  Es  wird  uns  noch  die  Firma  K.  A. 
Gutknecht  in  Hamburg  alt  eine  Firma  genannt,  welche  für  die 
Poslverwaltung  Rohrpost-Einrichtungen  mit  pat.  elektrisch 
pneumatischem  Antrieb  herstellte.  — 

Hm.  Arch.  W.  W.  In  Charlottenburg.  Da  daa  Ergebnis 
de*  Wettbewerbes  noch  aussteht,  so  wkre  es  wohl  das  einfachste, 
dasselbe  abzuwarten  und  erst  dann  gcgebenenfalles  in  die  Ent- 
scheidung des  Rechtsstreites  einzutreten.  Nach  unterer  Auffassung 
der  von  Ihnen  gegebenen  Sachlage  ist  der  betr.  Mitarbeiter  in 
keiner  Weise  berechtigt,  ein  Anrecht  auf  geistiges  Eigentum  zu 
erheben,  nachdem  Sie  ihm  die  Skizzen  lieferten  und  er  für  seine 
Arbeit  bonoiiert  wuidc.  Keinesfalls  kann  er  das  Recht  gellend 
machen,  seinen  Kamen  genannt  zu  aehen.  Sollte  es  zu  einem  Rechts- 
streite kommen,  so  empfehlen  wir.  ruhig  in  denselben  einzutreten.  — 

Hrn.  H.  O.  In  Mehlem.  Wir  empfehlen  Ihnen,  sich  an  den 
.Deutschen  Technikerverband*,  Berlin  C,  zu  wenden,  welcher  das 
Krankcnkassenwrsen  in  sein  Programm  aufgenommen  hat  — 

Hrn.  J.  V.  In  München.  Ihre  Frage  ist  nicht  von  allge- 
meinem Interesse;  versuchen  Sic  e»  mit  der  Anzeige.  — 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 
Der  Unterzeichnete  gestattet  sich,  dem  Leserkreise  die  Frage 
vorzulegen,  inwiefern  bei  Berechnung  von  Wasserleitungen  die  ln- 
kruslicrung  vou  GuBröhren  zu  berücksichtigen  ist.  Besonder»  von 
Interesse  wäre  zu  erfahren,  wie  sich  dies  bei  33^301  sekundt. 
Wassergeschwindigkeit  verhalt  Im  x'orlicgenden  Falle  handelt  es 
sich  uro  die  Berechnung  einer  etwa  3700  m  langen  Zuleitung  von 
durchschnittl.  11  Gefälle  für  reine»  kalkfreies  Quellwasser.  Ist 
eine  Inkruatierung  bei  dieser  verhältnismäßig  hohen  Wasserge- 
tchwindigkeit  möglich?  Könnten  vielleicht  an  bestehenden  Leitun- 
gen gemachte  Erfahrungen  mitgeteilt  und  bczQgl-  Werke  oder  Auto- 
ren namhaft  gemacht  weiden?  —     Ant.  Neyer,  Ing.  in  Bozen. 

Fragcbeautwortungeo  aus  dem  Leserkreise. 

Zur  Anfrage  a  in  No.  59.  Mustergültige  Anlagen  unter- 
irdischer Bedürfnisanstalten  befinden  sich  in  Mönchen.  In 
meinem  Bureau  werden  solche  Anlagen  geplant,  weshalb  ich  zu 
weiteren  Aufschlössen  gerne  bereit  bin.  — 

F.  X.  Haertingcr,  Ing.  in  München,  l.andwehrslr.  3a. 

Auf  die  Anfrage  1  in  No.  57-  Zur  Festlegung  der  Haus- 
n Ummern  habe  ich  einen  nach  Maßstab  genau  aufgetragenen  Lage- 
plan  der  zu  bebauenden  Straßen  in  Baustellen  eingeteilt  und  zwar 
Wohnttrafien  in  Baustellen  mit  8  m  Front,  GeacSiAftssti  aöen  und 
Straßen,  in  welchen  vorwiegend  der  Bau  von  Mietshäusern  zu  er- 
warten ist,  mit  10  m  Front  Die  Baustellen  habe  ich  dann  fortlaufend, 
links  gerade,  rechts  ungerade,  nummeriett  Mit  dem  Baugctuch 
ist  laut  Bauordnung  ein  Lageplan  einzureichen,  in  welchem  die 
nächsten  Straßenkreuzungen  maßstäblich  eingetragen,  oder  die  ge- 
nauen Maße  bis  zur  nächsten  Straße  eingeschrieben  sein  müssen. 
Danach  laßt  sich  der  Neubau  in  den  Numuierieraagaplai)  eintragen 
und  die  Nummer  bestimmen.  Man  kommt  dabei  sehr  gut  zurecht, 
es  kommen  Bauten  von  7,  8  bis  13  m  Front  vor,  dadurch  verschie- 
ben sich  die  Baustellen  unt.  Umst  etwas,  die  Differenz  gleicht  sich 
aber  aus,  sodaß  man  mit  der  Anzahl  meistens  auskommt  Es  kommt 
ja  wohl  einmal  vor,  daß  eine  Nummer  zuviel  da  ist,  da  kann  man  ein 
Hinterhaus,  Atelier  oder  sonstiges  Hintergebäude  mit  einer  Nummer 
versehen.  Fehlt  eine  Nummer,  dann  gibt  man  eine  Nebenbezeich- 
nung z-  R.  9a.  Einem  Haut  mit  ausnahmsweise  breiter  Fiont  kann 
man  auch  eine  Doppclnummer  geben  z.  B.  a?/at.  Auch  wenn  eine 
Nummer  ganz  wegbleibt,  fallt  es  in  der  Straße  oicht  auf.  Es  ist  mir 
z.  R.  vorgekommen,  daß  die  Hausbesitzer  die  No  13  nicht  haben 
wollteu,  da  blieb  nichts  anderes  übrig  als  dir  Nummer  wegzulassen. 
Die  Methode  bewahrt  »ich  gut  und  wird  auch  von  verschiedenen 
Verwaltungen  augewandt.  —    Rößler,  Stadtbmstr.  in  Moers. 

Zur  Anfrage  in  No.  58.  Ks  durfte  sich  meines  Etachtens  das 
seit  1893  eingeffthrtc  und  bewahrte  dekorative  Mortelmatcrial 
.Terranova*  in  verschiedenen  Tönungen  (auch  besondere  Sorten 
nach  Farbensktzzen  werden  gefertigt)  am  besten  für  die  beab- 
sichtigte Sgraffito-Putzmanier  empfehlen.  Aus  einer  früheren 
Broschüre  der  Terranova  •  lodustric  Manchen  und  Fraokfuit  a.  M. 
gebe  ich  nachstehend  Abschrift  der  Sgraflito- Anleitung:  „Je  nach 
Wahl  der  Farben  für  Zeichnung  und  Grund  werden  die  zu  ver- 
wendenden Tertunova-  Sorten  gewählt.  Die  Zeichnungslinien  ent- 
sprechen dem  L'nterputz,  der  Hintergrund  dagegen  dem  l'cbcrputz. 
Wird  für  den  l'nterputz  eioc  Ziegclsorte  gewählt,  so  stellt  man 
zuerst  eine  Flocht  unter  Zusatz  von  t  Teil  Saud  her  und  putzt 
darauf  eine  reine  Schicht  Ziegelsorte  als  L'ntergrund.  —  Wild  eine 
Sandsteinsorte  für  den  l'nterputz  gewählt,  so  wird  von  der  Mauer 
aus  damit  zu  guter  Flucht  heraufgeputzr.  (Nur  wenn  e»  auf  die 
Farbe  nicht  ankommt,  kann  abgesiebter  Mauersand,  etwa  1  Teil  zu- 
gesetzt werden  )  Für  den  L'cbciputz  kann  ebenfalls  jede  Sorte 
verwendet  werden.  Soll  eine  SAodsteinsorte  dazu  genommen  wer- 
den, su  kann  die  Oberllli  hc  körnig  stehen  bleiben,  oder  aber  sie 
kann  mit  feinkörniger  Terranova  Oberfilzt  und  clatt  gerieben  werden. 
Die  Zeichnung  wird  aus  dem  frischen  Putz  mit  einem  ungebogenen 
Blechstreifen  oder  mit  Fugenklingen  bis  in  den  Unter  putz  hinein- 
greifend herausgehoben.  Beste  Wirkung  machen:  Dnterputz  stlbcr- 
grau,  l'ebcrputz  ledergelb  oder  dunkelrot;  l'nterputz  ledergelb 
oder  dunkelrot,  l'eberpulz  silbeigrau.  Ich  bin  (est  überzeugt,  daß 
Sie  auf  diese  Weise  mit  Ten anova  eine  sehr  »rlicine  uud  vor  allem 
auch  dauerhafte  Dekoiation  erzielen  weiden,  was  mit  Farbanstrich 
nicht  der  Fall  »ein  dilifte*  — 

Friedrich  Funk,  Ingenieur  in  München,  Kauliniicrstr.  33  (Dörnhof). 

Inhalt:  l.r«t,-  (irtilol  fnicwinrr  Villa  .<.r,:m..tk-  in  Langenberg 
lKhl.i  t    -  Zu:  «erlmrr  • .';<-,  iiIiaus-Fiai-r.  -  Mtitril.ir.trii  aas  Vo-nien.  — 

Vn  Itir-    -   l'.ri»K-wr.l.Mi..-en.  -  Urkhci.  -  Crnwnik.  -■  l>rsonal- 

-Viihriciitru    -  UiiH-  umi  Kra^rkn«lrn. 


Vrllsz  dr.  rirulwtini  l'.AUirttuilf ,  rl.  it..  1»  II,,  ftrrl.n.  Tor  dir  Kr.lakliofl 
verautwiwü.  AUicM  1 1  ul  11;  a  11 11 .  I<cui:i.    Pru.k  vul  Willi,  liirvr.  Knlia. 


Nu.  00. 

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I 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  67.  BERLIN,  DEN  20.  AUG.  1904 


Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses. 


(SchliiB  ) 


mm 


„Vielfach  habe  ich  gefunden,  daB  Anschauungen, 
die  vor  30  oder  40  Jahren  für  wahr  fallen, 
viel  richtiger  sind,  als  Manches,  waa  man  unter 
.Haute  nouveaulc*  uns  aufludrangen  sucht*.  — 
H.  von  Gry  mal ler,  «Hie  Baukunst  dci 
Kcnaiiunre  in  Frankreich". 

|o  merkwOrdig  der  Kampf  um  das  Heidel- 
berger Schloß  in  seinem  eigentlichen  Ur- 
sprung und  als  Ganzes  ist,  so  merkwürdig 
ist  er  auch  in  seinen  einzelnen 
Erscheinungsformen.     In  einem 
stilleren  Augenblicke  muß  Thode  doch  wohl 
die  Erkenntnis  gekommen  sein,  daß  er  in 
seinen  Angriffen  auf  die  Wiederherstellungs- 
Arbeiten  der  letzten  Jahrzehnte  zu  weit  ge- 
gangen sei,  denn  er  veröffentlichte  nach  den 
Kundgebungen  der  Universität  Heidelberg 
und  des  Heidelberger  Schloßvereins  in  der 
„N.  Fr.  Pr."  einen  Aufsatz:  „Die  Zukunft 
des  Heidelberger  Schlosses* ,  in  welchem  er 
unter  anderem  ausführt,  es  brauche  kaum 
gesagt  zu  werden,  daß,  so  viele  besondere 
Fälle  es  gebe,  so  viele  Beantwortungen  auch 
der  Frage,  wie  man  sich  dem  Alten  gegen- 
über zu  verhalten  habe.    Das  klingt  schon 
etwas  anders,  als  die  Verdammung  der  bishe- 
rigen Wicdcrherstcllungs-Arbeiten  in  Bausch 
und  Bogen.  Aber  er  geht  noch  viel  weiter: 
„Kein  Verständiger  wird   historische  und 
künstlerische   Pietät  in   so  puritanischem 
Geiste  auffassen  wollen,  daß  er  zu  Gunsten 
der  Erhaltung  und  des  Eindruckes  eines  alten 
Werkes  nicht  unwesentliche  Ergänzungen 
und  ausbessernde  Eingriffe  für  erlaubt  er- 
klären würde.    Keiner  auch  würde  sich  da- 
rüber empören,  wenn  Gebäude  von  geringem 
künstlerischen  oder  historischen  Werte  eine 
weitgehende  Ausgestaltung  im  Sinne  einsti- 
gen Zustandes  erhielten.    Vor  allem  aber 
kann  und  muß  unter  bestimmenden  Um- 
ständen ein  würdiger,  dem  Charakter  eines 
Baues  entsprechender  lebendiger  Zweck  zum 
Ausbau,  zur  Erneuerung,  ja  zu  Aendcrun- 
gen  und  Umwandlungen  berechtigen,  denn 
immer  dar)  das  Leben  seine  Ansprüche  voll 
erheben,  und  was  künstlerisch  produktive 
und  naive  Zeiten  ohne  Skrupel  unternommen  ayf*A 
haben:  nämlich  Werke  eines  vergangenen  ^ 
Stils  in  neuem  und  eigenem  Geschmack  zu  ta\* 
bereichern  und  auszubilden,  dürften  auch 
wir  —  besäßen  wir  nur  jene  schöpferische 
Unbefangenheit,  die  alles  erlaubt,  wäre  uns  "f 
das  Paradies  nicht  verloren  gegangen!"  Der    ,  . 
auffallende  Mangel  an  Logik,  der  die  Leitung 
der  ganzen  Schloükampagne  bisher  in  einer  •«*■*-•* 
lür  das  deutsche  Kunstleben  so  betrübenden  Abb: 
Weise  auszeichnete,  ist  auch  die  Eigenschaft 


dieser  wenigen  Zeilen.  Welchem  „Verständigen"  würde 
es  wohl  einfallen,  einem  „Gebäude  von  geringem  künst- 
lerischen oderhistorischen  Werte"  eine  wcitgchendc(!) 
Ausgestaltung  im  Sinne  „einstigen  Zustandes" "zu  ge- 
ben? „Unwesentliche  Ergänzungen  und  ausbessernde 
Eingriffe"  aber  gesteht  Thode  doch  zu  und  zwar  zu- 
gunsten des  „Eindrucks  des  alten  Werkes"!  Also  doch 
—  „Fälschungen",  und  wenn  nicht,  wo  beginnen  die 


IdK   Mk    Phrygischcs  KOnigsdctikmaJ  bei  Afion-Kara-Hisiar. 
Die  anaioUsche  Elsenbahn. 

■}«? 

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Fälschung,  das  Verbrechen,  der  Frevel,  bei  10,  100  oder 
erst  bei  1000  neu  ersetzten  Steinen  ?  Daß  das  wiederher- 
gestellte Schloß  einen  würdigen,  dem  Charakter  des 
Baues  entsprechenden  lebendigen  Zweck  haben  muß,  ist 
auch  unsere  Meinung:  wir  würden  es  z  B.  nicht  für  er- 
wünscht halten,  wenn  aus  demselben  etwa  ein  Museum 
gemacht  würde  Es  ist  uns  nicht  bekannt,  welchem 
Zweck  die  badische  Regierung  das  Schloß  widmen  will ; 
wir  kannten  uns  aber  denken,  daß  es  für  einen  Teil 
der  schönen  Jahreszeit  dem  badischen  Hofe  als  Sommer- 
residenz  dient,  was  auch  einen  großen  Einfluß  auf  das 
gesellschaftliche  Leben  der  Stadt  Heidelberg  hatte 
Wir  könnten  uns  ferner  denken,  daß  man  aus  dem 
Schloß  eine  deutsche  Villa  Medici  machte.  Wohl  schon 
seit  den  ersten  Jahrzehnten  des  vorigen  Jahrhunderts 
ist  in  der  deutschen  Künstlerschaft  der  Wunsch  nach 
einem  idealen  Sitze  der  Kunstübung  rege  So  lange 
Italien  das  Land  war,  welches  der  Künstler  mit  der 
Seele  suchte,  so  lange  hatte  man  das  Augenmerk  auf 
einen  Silz  in  Rom  gerichtet,  wo  ihn  andere  Nationen, 
in  idealster  Weise  Frankreich  in  der  Villa  Medici, 
bereits  besaßen.  Als  aber  in  der  deutschen  Kunst  die 
nationalen  Gesichtspunkte  die  Herrschaft  gewannen, 
trat  der  Gedanke  wieder  in  den  Hintergrund.  Das 
wiederhergestellte  Schloß  der  pfälzischen  Kurfürsten, 
jener  kunstliebendcn  Fürsten  der  Renaissance,  es  wäre 
die  idealste  deutsche  Villa  Medici;  ein  leben- 
diges Rand  verbände  diesen  Zweck  mit  dem  Gedanken 
seiner  Entstehung. 

Sollte  man  es  bei  einem  solchen  „lebendigen 
Zweck"  für  möglich  halten,  daß  sich  ein  „Bund  gegen 
den  Wiederaufbau  des  Heidelberger  Schlosses"  bilden 
will?  Freilich  ist  der  Aufruf  zur  Bildung  dieses  Bun- 
des zu  mehr  als  drei  Vierteln  von  Nichtkünstlcrn, 
meist  Kunsthistorikern  unterzeichnet,  zu  einem  gerin- 
gen Teil  nur  von  Künstlern  und  unter  ihnen  von 
wenigen  Architekten,  z.  B  von  Adler,  Manchot, 
v.  Geyiuüllcr  usw.  In  dem  Aufruf  heißt  es  unter  an- 
derem: »Wir  erheben  Protest  gegen  das  in  unserer  Zeit 
verheerend  (!)  herrschende  Prinzip  einer  Zerstörung 
oder  Fälschung  des  Alten  zugunsten  der  Betätigung 
einer  handwerklichen  Virtuosität,  die  mit  äußerlich 
bestechenden  Mitteln  auf  die  oberflächliche  Schaulust 
eines  vom  Schein  leicht  zu  täuschenden  Publikums  (!) 
spekuliert  .  .."  Das  unterschreibt  Adler,  der  den  Dom 
zu  Schleswig  und  die  Willibrordi  -  Kirche  in  Wesel 
wiederhergestellt  hat,  der  aus  der  schicksalsreichen 
alten  Schloßkirche  in  Wittenberg  eine  völlige  Neu- 
schöpfung unter  Vernichtung  des  Alten  machte.  Er 
unterschreibt  auch  den  Satz  des  Aufrufes:  „Lieber 
ein  ehrlicher  Tod,  als  ein  künstlerisches  Scheinleben! 
Lieber  die  Fragmente  einer  großen  Kunstperiode,  als 
das  vollständige,  aber  nichtssagende  Dokument  eines 
lehrhaft  aufdringlich  sich  zurSchau  tragenden  Wissens !" 
und  verleugnet  damit,  was  er  einmal  über  die  Westfront 
der  Klosterkirche  zu  Lehnin  schrieb:  „Der  völlige  Unter- 
gang dieser  Westfront,  der  in  etwa  100  Jahren  sicher 
bevorstand,  wäre  ein  schwerer  Verlust  für  die  Kunst- 
Statistik  der  Mark  gewesen  glücklicherweise  ist  er 
durch  den  Rc.stauraliunsbau  1871  77  für  die  Gesamt- 
erscheinung abgewendet  wurden  ,  denn  einst  war 
diese  Fassade  das  reifste  und  edelste  Beispiel  des 
gotischen  Uebergangsstilcs  .  .  ."  Dasselbe  aber  unter- 
schreibt auch  Hr.  Manchot  in  Frankfurt  a  M  ,  der,  wie 
wir  in  Jahrg.  1894,  S  575  berichteten,  einen  Wieder- 
hcrstellungs-Eiitwurf  für  das  Kloster  Limburg  an  der 
Haardt  machte  und  im  Auftrage  des  Altertums- Vereins 
in  Mannheim  über  die  Klosteranlage  und  ihre  Wieder- 
herstellung eine  große  Veröffentlichung  machen  sollte. 
Wir  wissen  nicht,  ob  diese  Veröffentlichung  erschienen 
ist,  aber  der  Umstand,  daß  Manchot  eigens  nach  Berlin 
reiste,  um  in  der  „Vereinigung  Berliner  Architekten" 
über  Kloster  Limburg  und  seine  Wiederherstellung 
einen  Vortrag  zu  halten,  beweist,  welche  Wichtigkeit 
er  der  Frage  beilegte.  Mit  der  veränderten  Anschauung 
Dürrns  haben  wir  uns  schon  beschäftigt.  I  >es  letzteren 
Wiederherstellung  des  Klosters  .Schwarzach  iDtsche. 
Bztg.  1899,  S-449ff.)wird  von  dem  Aufruf  in  dergleirhen 
Weise  betroffen,  wie  die  übrigen  genannten  Wirke 

4t8 


So  spotten  diese  Architekten  ihrer  selbst  und  mei  ken 
es  nicht;  so  wird  aus  der  Tragödie  -  als  eine  solche 
muß  man  bei  der  auffallenden  Acndcrung  ihrer  Meinung 
den  Kampf  um  das  Heidelberger  Schloß  für  die  Archi- 
tekten bezeichnen-  das  Satyrspiel.  Es  gibt  kaum  etwas 
Bctrübcndcrcs  und  etwas,  was  die  Architekten  als 
Künstler  in  der  Oeffentlichkeit  mehr  schädigt,  als 
dieser  l'mfall  der  Meinungen.  Und  eine  solche  Un- 
beständigkeit will  über  der  Ausübung  der  deutschen 
Kunst  wachen!  Verfolgt  man  die  Namen  der  verschie- 
denen Architekten,  die  den  Aufruf  unterzeichnet  haben 
und  verfolgt  man  die  Ausbreitung,  die  der  Kampf  um  das 
Schloß  in  den  Zeitungen  und  in  der  Bevölkerung  an- 
genommen hat,  dann  wird  man  an  die  Worte  erinnert, 
die  dieser  Tage  ein  hervorragender  Techniker  schrieb: 
„Nicht  jeder,  der  sich  Techniker  nennt,  ist  wirklich 
einer,  manche  sind  es  allzusehr,  alle  sind  menschlichen 
Schwächen  unterworfen,  keinen  aber  gibt  es,  der  auf 
allen  so  unendlich  verzweigten  Gebieten  seines  Faches 
eine  maßgebende  Stimme  besäße  Da  sollten  denn 
die  Techniker  mehr  Vorsicht  und  Zurück- 
haltung, die  Presse  weniger  Eifer  und  mehr 
Auswahl,  das  Publikum  weniger  Neugierde 
und  Leichtgläubigkeit  an  den  Tag  legen."  Nie 
ist  ein  gutes  Wort  gelegener  gekommen,  als  dieses 
Wort  gerade  jetzt. 

Mit  der  im  ersten  Aufsätze  schon  berührten  Er- 
kläiung  der  Universität  Heidelberg  müssen  wir  uns 
noch  einmal  kurz  beschäftigen.  Sie  ist  kein  Ruhines- 
blatt in  der  Geschichte  der  Universität;  sie  ist  weder 
logisch ,  noch  ist  sie  würdig.  Sie  geht  in  ihrer  Hal- 
tung weit  über  die  Grenzen  hinaus,  die  einer  Körper- 
schaft wie  dem  Lehrkörper  der  Heidelberger  Uni- 
versität gezogen  sind.  Wir  dürfen  diesen,  ohne  uns 
der  Phrase  zeihen  lassen  zu  müssen,  als  eine  Zierde, 
als  den  Stolz  der  Nation  betrachten;  so  hohe  Eigen- 
schaften fordern  aber  zur  größten  Zurückhaltung  auf. 
Statt  dessen  sehen  wir  von  der  Universität  eine 
Sprache  ausgehen,  wie  sie  schärfer  selbst  da  nicht 
gehört  wurde,  wo,  wie  in  Kämpfen  nationaler  Art,  die 
I^cidenschaften  auf  das  schroffste  aufeinanderprallen. 
Mag  die  Siedehitze  eines  nationalen  Kampfes  noch  so 
hoch  gestiegen  sein,  Beschimpfungen  wie  Barbar  usw. 
hat  man  doch  noch  nicht  gehört.  Und  dazu  kommt 
der  so  beklagenswerte  Uebergriff  der  Universität, 
wenn  sie  glaubt,  auf  all'  das  Unheil  hinweisen  zu 
müssen,  das  ein  unhistorischer  und  unkünstlerischcr 
Restaurations- Fanalismus  im  letzten  Jahrhundert  an 
so  vielen  ehrwürdigen  Denkmälern  angerichtet  habe. 
Es  ist  gewiß  Jedermann  gestattet,  seiner  Meinung  freien 
Ausdruck  zu  geben  und  das  Recht  der  freien  Meinungs- 
Acußerung  ist  ja  wohl  in  allen  Staaten  Deutschlands 
dem  Einzelnen  gewährleistet.  Es  ist  aber  ebenso  ge- 
wiß, daß  dieses  Recht  dem  Gebildeten  gewisse 
Pflichten  auferlegt,  die  nicht  übersehen  werden  dürfen, 
soll  nicht  das  kostbare  Recht  zu  einem  Zerrbilde 
werden.  Doppelte  Pflichten  aber  sind  einer  Körper- 
schaft auferlegt  und  steht  diese  an  so  vornehmer 
Stelle,  wie  die  Dozentenschaft  der  Universität  Heidel- 
berg, so  muß  sie  sich  eindringlich  fragen,  sind  wir 
berufen,  über  eine  künstlerisch  hochbedeutsame 
Tätigkeit  wie  die  Wiederherstellung*  -Arbeiten  der 
letzten  25  Jahre  in  solcher  Weise  den  Stab  zu  brechen 
und  haben  wir  ein  Recht  dazu?  In  beiden  Fällen 
hätte  sie  sich  sagen  müssen:  Nein,  denn  wir  sind 
Laien!  Nur  wer  ein  in  einem  langen  und  erfolgreichen 
Leben  gesammeltes  reiches  Wissen  und  Können  be- 
sitzt, hat  für  andere  eine  objektive  Würdigung,  hat 
für  Künstler  und  Kunstwerke  jenes  starke,  persönliche 
Interesse,  das  der  Kritik  die  Wärme  verleiht  und  ihr  ein 
menschliches  Eingehen  auch  auf  die  Schwächen  ermög- 
licht. Da  nun  der  Mehrzahl  der  Dozenten  das  reiche 
Wissen  und  Können  nicht  abgesprochen  werden  kann, 
so  bleibt  für  die  an  dieser  Stelle  ganz  ungewöhnliche 
Haltung  in  der  Kritik  nur  die  Annahme  übrig,  daß  sie 
sich  einer  verhängnisvollen  Führung  willenlos 
überlassen  haben  Jedoch,  der  Uebergriff  ist  da  und 
gegen  ihn  muß  dieKflii-iSerschnft  sieh  wenden.  Die  wis- 
senschaftlichen Gebiete  sind  durch  Organisationen  oder 


No.  67. 

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durch  staatliche  Vorschriften  geschützt  und  selbst  das 
Handwerk  hat  sich  durch  Innungsverbände  einen 
Schutz  zu  schaffen  gewußt.  Nur  die  Kunst  ist  vogel- 
frei, ihr  kann  Jeder  am  Zeuge  flicken,  den  Künstler 
kann  Jeder  durch  fahrlässige  oder  böswillige  Kritik 
schädigen,  ohne  daß  ihm  ein  rechtliches  Mittel  zur 
Gegenwehr  an  die  Hand  gegeben  ist. 

In  seiner  Begrüßungsrede  zur  V.  Säcularfeier  der 
Universität  im  Jahre  1886  ermahnte  der  damalige 
deutsche  Kronprinz  die  Universität,  beizutragen  „zur 
Förderung  des  Brudersinnes  unter  den  Genossen, 
auf  daß  aus  dem  Geiste  des  Freimutes  und  der 
Friedfertigkeit  die  Kraft  zu  der  heilsamen  Arbeit 
wachsen  möge,  die  Lebensformen  unseres  Volkstums 
gedeihlich  auszubilden".  Und  man  denke  an  Gocthe's 
Wort:  „Warum  sucht'  ich  den  Weg  so  sehnsuchtsvoll, 
wenn  ich  ihn  nicht  den  Brüdern  zeigen  soll."  Von 
allem  dem  findet  sich  in  der  Erklärung  der  Universität 
keine  Spur.  Sic  verurteilt,  ohne  zu  kennen,  sie  schmäht 
ohne  Berechtigung;  der  Mediziner,  der  Theologe,  der 
Jurist,  der  Philosoph  den  Künstler,  den  Architekten, 
den  Archäologen.  Wenn  das  Umgekehrte  der  Fall 
wäre.'  Wir  haben  ein  sprechendes  Beispiel  in  dem 
Konflikt  Weber  —  Jagemann.  Es  ist  selten  in  der 
wissenschaftlichen  Welt  eine  schärfere  Erörterung  ge- 
führt worden,  als  die  des  Prof.  Max  Weber  gegen  den 
Heidelberger  Dozenten  und  „Dilettanten"  von  jagemann. 
Da  fielen  harte,  sehr  harte  Worte.  Wir  möchten  sie 
nicht  gegen  die  Heidelberger  Dozentenschaft  anwen- 
den, aus  der  sie  kamen. 

Für  unsere  Kunst  aber  hat  das  Phänomendes  Kampfes 
um  das  Heidelberger  Schloß  zwei  außerordentlich  be- 
trübende Tatsachen  zutage  gefördert:  bei  vielen  Ange- 
hörigen des  Faches  die  plötzliche  Wandlung  einer  durch 
Jahre  lange  Entwicklung  genähr  tenAnsehauunglcdiglich 
durch  Agitation,  und  der  auffallende  Mangel  einer  sach- 
lichen Reaktion.  Was  aufgrund  einer  Entwicklung  von 
über  einem  halben  Jahrhundert  als  richtig  erkannt 
wurde,  was  nach  langen  und  sorgfältigen  Studium  zur 
künstlerischen  Uebcrzcuguns;  geworden  war,  wurde  dem 
Ansturm  der  Agitation  ohne  Kampf  und  ohne  Gegen- 
wehr preisgegeben.  Aber  noch  ist  es  nicht  zu  spat,  die 
warnende  Stimme  zu  erheben,  mit  der  wir  lange  allein 
standen.  Möge  man  nie  vergessen  zu  bedenken,  daß 
dilettantische  Geich rtenkritik  und  Ueberhebung  bei  uns 
soviel  Platz  beanspruchen  können,  als  kraftlose  Unter- 
ordnung oder  Energielosigkeit  ihnen  einzuräumen  für 
gut  finden.  Aus  dieser  allgemeinen  Wahrheit  leitet  sich 
sowohl  die  Pflicht  des  Einzelnen  wie  die  aller  Faktoren 
ab,  die  berufen  sind,  Ober  dem  Ansehen  des  Faches, 
über  seinem  Schutz  vor  fremden  Uebcrgriffen  zu  wachen. 

Nicht  darum  handelt  es  sich  in  erster  Linie  bei 
diesem  Kampf,  ob  das  Heidelberger  Schloß  wieder 
aufzuhauen  ist  oder  nicht;  diese  Frage  tritt  in  die 


zweite  Linie  vor  jener  ungleich  wichtigeren  Haupt- 
frage, ob  in  Deutschland  ftlrdcrhin  in  Kunst- 
fragen der  Künstler  das  entscheidende  Wort 
hat,  oder  ob  diese  Fragen  •  um  ein  von  Professor 
Max  Weber  geprägtes  Wort  anzuwenden  —  »mit  der 
erfrischenden  Siegesgewißheit  des  Dilettanten"  oder 
gar  des  Laien  zu  lösen  sein  werden. 

Doch  es  drängt  uns  zum  Schluß.  Wir  sind  in  den 
Kampf  eingetreten  mit  Ruhe  und  Besonnenheit.  Es 
ist  ein  guter  Kampf  um  große  Güter  und  gegen  ernste 
Gefahren,  an  dem  wir  für  unser  bescheidenes  Teil  uns 
beteiligt  haben.  Es  ist  bei  allen  seinen  Auswüchsen 
zu  begrüßen,  daß  er,  nachdem  wir  uns  in  einer  Zeit 
allgemeiner  politischer  Abspannung  befinden,  aufge- 
lodert ist,  denn  es  gilt  zu  verhindern,  daß  das  gegen- 
wärtige Geschlecht  vergißt,  was  ihm  einst  die  Seele 
durchglüht  und  daß  das  heranwachsende  Geschlecht 
in  einem  Gcdankenlebcn  festgehalten  wird,  welches 
der  nationalen  Kunstübung  schädlich  ist.  Aber  dahin 
darf  es  doch  nicht  kommen,  daß  in  unserem  freien 
Geistesleben  dogmatische  Katheder-Gelehrsamkeit  die 
Oberhand  gewinnt.  Ks  muß  eine  Schranke  aufge- 
richtet werden  zwischen  dem  freien  Schaffen  und  dem 
vergitterten  Gefüge  ästhetischer  Regeln,  zwischen  dem 
Aufstieg  des  künstlerischen  Genius  und  den  Sentenzen 
des  schulmäßigen  Doktrinarismus. 

Sollte  es  der  Fall  sein,  daß  der  Kampf  eine  Weile 
zur  Ruhe  kommt,  dann  möge  man  den  psychologischen 
Augenblick  wahrnehmen,  um  vom  Fanatismus  zur  Ver- 
nunft, von  der  ästhetischen  Verirrung  zur  logischen 
Denkungsweise  zurückzukehren.  Noch  ist  es  Zeit  Es 
bedarf  geschickterer  Köpfe,  als  die,  welche  in  Heidel- 
berg am  Werk  sind,  um  so  schwerwiegende  Fragen 
zu  lösen.  Die  Heidelberger  SchloUfrage  ist  überhaupt 
ihrem  ganzen  Charakter  nach  keine  Frage  für  die 
Oeffentlichkeit;  sie  ist  sogar  eine  öffentliche  Frage  so 
wenig,  daß  ihre  Behandlung  in  der  Oeffentlichkeit 
schon  stark  zur  Salyre  geworden  ist.  Das  Entschei- 
dende ist  die  Linie,  die  zwischen  Kunst  und  Wissen- 
schaft zu  ziehen  ist  Wenn  wir  nach  unparteiischem 
Ermessen  diese  Linie  zu  wahren  suchten,  dann  können 
wir  auch  verlangen,  daü  dieses  Tun  objektiv  gebilligt 
und  unparteisch  beurteilt  wird.  Im  übrigen  halten  wir 
es  mit  Rückert: 

„Uns  richtet  diese  Zeit,  sie  richten  kflnft'gc 
Zeilen 

Gar  viel,  was  heute  glimmt,  wird  über  Nacht 

verglimmen; 
Und  was  nun  oben  schwimmt,  wird  fori  im 

Strome  schwimmen. 
Was  dem  das  meiste  gilt,  wird  der  am 

meisten  schelten. 
Und  drum,  was  dieser  schilt,  wird  jenem 

doppelt  gelten  " 

Albert  Hofmann. 


Die  anatolische  Eisenbahn. 


il:>. 


Von  Eisenb  Rhu-  u  Bilr  ln*|>  Denickc 

In  näherer  und  fernerer  Umgegend  der  Bahn  findet 
I  sich  eine  unendliche  Zahl  von  Baudenkmälern  aus 
*  allen  Kullurzeitaltcrn,  die  im  Laufe  der  Jahrhunderte 
Kleinasicn  hinweggezogen  sind.  Teils  stehen  die- 
selben frei  zutage,  teils  sind  sie  unter  Trümmern  begraben: 
viele  sind  von  Archäologen  untersucht,  viele  aber  auch 
harren  noch  ihrer  Aufdeckung.  Von  den  besonders  inter- 
essanten sei  in  den  Abbildgn  8-  1 1  eine  kleine  Probe  gebracht. 
Abbildg.  8  (Bildbeilage)  stellt  die  unter  Kaiser  Justinian  er- 
baute Brücke  über  den  AusIluU  des  Sabandja-Sees  in  der 
Nähe  von  Adabazar  dar.  die,  wie  eine  jetzt  leider  nicht 
mehr  vorhandene  Inschrift  auf  der  im  vorigen  Jahrhundert 
zerstörten  Brüstung  besagte,  ilazu  bestimmt  war,  die  Fluten 
der  aus  ihrem  alten  Bette  abgeleiteten  Sakaria  zu  bändi- 
gen. I>ie  Reste  eines  Jupiter- Tempels  nicht  weit  von 
Kutahia  sind  in  der  Abbildg.  9,  Seile  42t  dargestellt. 
Abbildg.  10,  S.  417  gibt  die  Ansieht  eines  der  vielen  in 
Tuffstein  gemeißelten  altphrygischen  Königs  •  Denkmäler 
nördlich  von  Afinn-Kara-Hissar  (*.  Gesamtplan  der  Bahn). 
Ein  Besuch  dieses  interessanten  Landes  des  alten  König- 
reichs Phrygien  ist  jedenfalls  einer  der  lohnendsten  Aus- 
flüge, die  von  der  amitotischen  Bahn  aus  gemacht  werden 
können,  trotz  der  sich  entgegenstellenden  Schwierigkeiten 


August  1904. 


Hannover.    (Fon-ieuunx  }    Hinzu  tiiie  Hilribc-iU^c. 

inbezug  auf  Unterkunft,  Verpflegung  und  Wcgcverhalt- 
nisse.  Abbildg.  11  führt  uns  wieder  in  ein  ganz  anderes 
Kulturzeitalter.  Es  sind  die  Reste  des  Sultan-Chan,  einer 
grotien  Karawanserei  aus  der  Scldschukkenzeit,  in  der 
Salzwnstc  bei  Konia. 

Die  Brücken  der  anatolischen  Eisenbahn,  deren  es 
namentlich  in  der  Karassu. Schlucht  und  auf  der  Sieilrampe 
eine  sehr  beträchtliche  Zahl  gibt,  sind  durchweg  in  Eisen 
hergestellt  und  zwar  als  Parallcllritgcr  nach  dem  in  Ab- 
bildg la  dargestellten  Schema  Die  Brücken  der  Strecke 
Ismidt-Kskiscliehir— Angora  sind  aus  Belgien,  die  der 
Strecke  Eskischehir—  Konia  aus  Deutschland  'bezogen.  Die 
bedeutendsten  der  Brücken  sind; 

3    von  je    100  ■'»  Gesamtlänge  in  2  Oelfnungen, 

1      ,     -     140 m  „  ,.  3        ,  , 

1      „    .    180 m         „  „7       „  (Abb  4. s.  399), 

1  Viadukt  v.  90 "i  „  „  3        .,     (Abb.  13), 

1  Bogenbrückc  mit  72  Spannweite  und  136  Gesamt- 
länge (Abbildg.  5,  S.  397).  Die  Fahrbahn  liegt  teils  oben, 
teils  unten,  gebildet  ist  mc  aus  Quer-  und  Langsträgern  mit 
darauf  festgenielcten  eisernen  Quert-ehwcllcri,  die  sich, 
wie  im  Zcntrnlbl.  der  Bauverwltg.  1903  Nu.  46  berichtet, 
nicht  bewahrt  haben. 

4'9 


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Abbild*.  16.  Typischer 
Stationaplan. 


Abbild*.  I».    Schein»  einer  ParabellrAgcr-Bruckc. 


Eine  dieser  Brücken,  der 
Yaila- Viadukt,  wurde  Ende 
Juni  1897  durch  außerge- 
wöhnliche Gewitterregen 
arg  gefährdet.  Durch  Unter- 
waschung der  Talsohle  kam 
der  eine  Berghang  samt 
den  Pfeilern  und  das 
Endwiderlager  derart  ins 
Rutschen,  daß  der  vollstän- 
dige Einsturz  der  Brücke 
nur  dadurch  verhindert 
wurde,  daü  der  eiserne 
Ucberbau  sich  fest  gegen 
die  Widerlager  stemmte, 
wobei  er  sich  natürlich  in 
höchst  bedenklicher  Weise 
verbogen  hatte  (s.  Abb.  13 
u.  14).  Der  I.okomotiv- Ver- 
kehr über  den  Viadukt 
mußte  sofort  eingestellt 
werden;  die  Wagen  wur- 
den einzeln  durch  Draht- 
seil über  die  Brücke  gezo- 
gen. Mit  der  allergrößten 
Beschleunigung  wurde  eine 
Umgehungslinie,  selbst  mit 
einem  Tunnel  von  45 m 
Länge  und  auch  mit  Halb- 
messern von  80  »  erbaut, 
über  die  schon  im  Sept. 
der  Betrieb  geleitet  wurde. 
Die  großen  Mallct'schen 
Lokomotiven  (siehe  Seite 
42a)  durchfuhren  die  Kur- 
ven ohne  Anstand,  während 
die  übrigen  in  denselben 
entgleisten.  Die  Wiederher- 
stellung desViaduktes  selbst, 
Vertiefung  der  Fundamente 
der  Heiler  und  Widerlager 
mittels  Slollenbetrieb,  Aus- 
fuhrung großcrKunstbauten 
in  dcrTaischluoht  und  Rich- 
tung und  Verstärkung  der 
Eisenkonstruktion ,  wurde  dann  in  Angriff 
genommen  und  am  6.  Juli  1898  konnte  der 
Verkehr  wieder  über  den  Viadukt  geleitet 
werden.  Die  Gesamtkosten  dieser  Arbeit 
haben  die  Summe  von  353000  Er.  betragen. 

An  Tunneln  sind  auf  dem  Gcsamtnelz 
17  ausgeführt,  von  denen  13  allein  auf  der 
Sicilrampe  liegen;  der  bedeutendste  der- 
selben ist  411"»  lang.  Das  Gebirge  war 
überall  so  stark  durcheinander  geworfen 
oder  zerklüftet,  daß  sämtliche  Tunnel  aus- 
gemauert werden  mußten.  Einer  hatte  dau- 
ernd während  der  Bauausführung  und  auch 
nachher  im  Betrieb  derartig  mit  Schwierig- 
keiten zu  kämpfen,  daß  er  im  J.  1900  auf 
eine  längere  Strecke  mit  yuadersteinen 
in  sorgfältigstem  Verbände  neu  ausgemau- 
ert werden  mußte  (s.  „Zcntralbl.  d.  Bau- 
vcrwltg.  1903,  No.  27). 

Die  Niveau-Uebergänge  der  Bahn  sind 
in  Ortschaften  und  in  unmittelbarer  Nähe 
derselben  und  an  Wegen  mit  stärkcrem 
Verkehr  durch  Barrieren  und  Wärter  ge- 
sichert. Die  übrigen  l'ebergänge  sind  nicht 


4» 


Pr,.t„l  Wt.lmrS. 
Abbilde   13  und  14  Yada-Viadukt 


v1 

4i 


3 


Abbild*.  15  a.    Schiencnprofii  und  Befestigung  aul 
dem  eisernen  Oberbau. 

No.  67. 


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Abbilclg.  o.    Jupiter-Tempel  zu  Aciani  bei  Kutahia. 


Abbildg.  7.    StraScnbild  von  Koni». 


ao.  August  1904. 


Abbildg.  11.   Ruinen  de«  Sultan-Cbau  bei  Konia. 


bewacht;  vor 

denselben 
hat  derl.oko- 

inotivfahrcr 
die  Pfeife  er- 
tönen zu  las- 
sen. —  Der 
Uberbau  be- 
steht einschl. 
der  Weichen 
ganz  aus  Ei- 
sen.dicSchie- 
nen  aus  lies- 
semcr-Stalil, 
die  Schwel- 
len aus  Fluß- 
eisen.  Der 

Kopf  der 
Schiene  hat 
eine  Breite 
von  57,  der 
Füll  eine  sol- 
che v.  ioom™; 
die  Höhe  be- 
trägt 12s,  mm. 
Die  übrige 

Anordnung 
desOberbau- 
es  ist  aus  den 
Abb.  15  a  -d 

ersichtlich. 
DieMatlcsind 
in  der  um-' 
steh.  Tabelle, 
S  |:i  rechte 
Spalte  unten 

angegeben. 
—  Auf  eine 
Schicnenlän- 
ge  entfallen 
1 1  Seh  wellen. 
Das  Gesamt- 
gewicht des 

Oberbaues 
betragt  für  1 
lfd.  Bahn 
1 35,64  k*.  Be- 
rcehnet  sind 
die  Schienen 
für  ein  Achs- 
gewicht von 

13'  unter 
Zugrundele- 
gung einer 
Schienenab- 
nutzung von 
nur !!■•■».  Für 
die  Schienen 
ilerSlcilram- 
pe  hat  man 
den  Kopf  et- 
was höher  ge- 
nommen, SO 
daß  diel lohe 
dieser  Schie- 
nen 133  und 
das  Gewicht 
34  f.  1  I.  » 
beträgt.  Der 
grölltc  Teil 
des  Oberbau- 
es ist  deut- 
schesK.rzeug- 
nis.  Das  Bct- 
tungs  -  Mate- 
rial i>t  durch- 
schnittlich als 
ein  sehr  gu- 
tes zu  be- 
zeichnen; es 
besteht  aus 
Steinschlag, 
Meeres-Kies, 
Fluttkics  umi 

gesiebtem 
Grubenkies ; 
Obcrhauptlic- 
gendieGIcise 
fast  überall 

431 


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ganz  vorzüglich.  —  AI*  Muster  einer  kleineren  Station 
seien  die  Ahbildgn.  16  uml  17  hier  eingefugt,  die  erstcre 
stammt  von  der  Linie  Eskischchir— Knnia  und  die  zweite 
ist  die  obere  Station  der  Steilrampe.  I)ie  Station*- Vorsteher 
haben  grundsätzlich  I>irnstwohnung  im  Stations-Gcbäudc. 

Der  I.okomotivpark  der  Bahn  besteht  aus  65  Stück, 
teils  Tender-Lokomotiven,  teils  andere;  in  nächster  Zeit 
wird  dieser  Bestand  durch  6  zurzeit  im  Bau  befindliche 


falls  deutsches  Erzeugnis,  hie  Guterwagen  haben  ein 
Ladegewicht  von  15  *.  nur  ein  kleiner  Ted,  und  zwar  ältere 
Wagen,  tragt  nur  10 '.  I>ic  Personenwagen  haben  1.—  3. 
Klasse.  Die  Wagen  der  Vorortzuge  sind  Durchgangs- 
wagen und  ausgerüstet  mit  der  llardy'schen  Luflsauge- 
breinse,  die  übrigen  führen  nur  Spindelbremsen.  Erst 
1900  sind  die  Personenwagen  mit  Dampfheizung  versehen, 
bis  dahin  waren  dieselben  nicht  heizbar.  Sämtliche  Wagen 
sind  a achsig,  der  längste  vorkommende  Kadstand  ist  6,sn>. 
mit  LcnkacTisen.    Für  die  Unterhaltung  der  Betriebsmittel 


Abbildg.  >7-    Slalioni-Typui.  Kankaoi. 


Abbildg.  18.     4  ij  Urninge  Vcibuml-I-okomotive. 


Lokomotiven  vermehrt  wer- 
den. Die  Lokomotiven  sind 
mit  Ausnahme  der  beim  An- 
kauf der  Linie  I  laidarpascha 
bis  Lnndt  übernommenen, 
sämtlich  deutsche  Arbeit 
Besonders  bemerkenswert 

sind  6  Stück  2«  1  Verbund- 
a 

Lokomotiven,  Bauart  Mallet, 
mit  54,»1  Dienstgewicht. 
Diese' sind  für  den  Dienst 
auf  dcrSlcilrampe bestimmt; 
geliefert  sind  sie  von  Maffei 
in  München.  Abbildg.  18 
zeigt  eine  solche,  während 

Abbildg.  19  die  Lokomotive  mit  vorgestelltem  Schnee- 
pflug widergibt. 

An  Wagen  besitzt  die  Bahn  195  Personenwagen,  8 
Salonwagen,  37  Gepäckwagen,  856  gedeckte  Güterwagen. 
444  offene  Güterwagen,  10  Hcizwagcn,  2  Hilfswagen  und 
3  große  Schnccpflügc.  Der  grollte  Teil  derselben  ist  eben-    Trägheitsmoment  797 


Abbildg.  19.    Lokomotiven  mit  Schneepflug. 


besitzt  die  Bahn  2  Werk- 
stätten, eine  Betriebswerk- 
statt in  1  Iaidaq>asclia  und 
eine  I  lauptwcrkstalt  in  Es- 
kischehir.  Die  letztere  be- 
steht aus  einer  Wagenwerk- 
slatl,  einer  Lokomotivwerk- 
statt mit  Kesselschmiede  und 
Dreherei  und  einem  größc- 
ren  Magazin.  Sie  ist  mit  Ar- 
beitsmaschinen gut  ausge- 
stattet und  beschäftigt  durch - 
schnittl.  200  Arbeiter.  Die 
Baukosten  dieser  Werkstatt 
betrugen  mit  Beschaff  ungder 
Maschinen  über  1  Mill.  Fr.  — 


Länge  in  ■ 
( iewicht  in  *s 


Schiene 

9.55 
30  f.  1  lfd. m 


litnt-nla-.il  ,■  Aus  -<-nl*>.rtu* 

1  t'lirhlwhc)  {Wmkrllurhri 

0.525  °fn 

4.4  9.0 


Schwellr 

2.4° 
50 


237 


iScMofl  folgt.» 


Der  Entwurf  eines  preußischen  Gesetzes  zur 

Von  J.  StQbb 

;er  seit  längerer  Zeit  angekündigte,  in  vorläufiger 
Fassung  bereits  im  vorigen  Jahre  bekannt  gewordene 
und  vielbesprochene  Gesetzentwurf  ist  nunmehr  im 
Keichsanzeigcr  erschienen.  Er  besteht  aus  sechs  Artikeln, 
in  welchen  behandelt  werden:  1.  Baugelände  und  Slraßen- 
kosten-Beiträgc,  3.  Bebauung  der  Grundstücke,  3.  Abgaben, 
4.  Benutzung  der  Gebäude,  5.  Wohnungsaufsicht,  6.  Schluß- 
und  L'cbergangs-Bestimmungcn. 

Der  erste  Art  ikel  enthalt  Abänderungen  des  Fluch t- 
liniengescizes  vom  2  Juli  187s.  Die  bisherige,  kaum 
noch  befolgte  Bestimmung,  daß  Vorgärten  in  der  Kegel 
nicht  mehr  als  3»  lief  angeordnet  werden  dürfen,  wird 
aufgehoben.  Bedeutungsvoll  ist,  daß  zu  den  von  der  Polizei- 
Behörde  wahrzunehmenden  Punkten  in  Zukunft  auch  die 
Rücksicht  auf  das  Wohnungs-Bedürfnis  gehören  soll.  Es 
ist  in  den  Bebauungsplänen  darauf  Bedacht  zu  nehmen, 
daß  in  ausgiebiger  Zahl  und  Größe  freie  Platze,  wozu 
auch  Gartenanlagcn,  Spiel-  und  F.rholungsplätze  gehören, 
vorgesehen,  daß  für  Wohnzwecke  Baublöcke  von  ange- 
messener Tiefe,  entsprechend  dem  verschiedenartigen 
Wohnungs-Bedürfnis,  auch  Straßen  von  geringerer  Breite 
geschaffen  und  daß  durch  die  Festsetzung  der  Fluchtlinien 
Baugelände  entsprechend  dem  Wohnungs-Bedürfnisse  der 
Bebauung  erschlossen  wird. 

Diese  Ergänzungen  des  Fluchtlinien-Gesetzes  entspre- 
chen dem  übereinstimmenden  Verlangen  technischer  und 
sozialpolitischer  Vertreter  des  Städtebaues  und  werden 
kaum  auf  Widerstand  stoßen.  Die  früher  angekündigte 
Bestimmung,  daß  wie  in  anderen  Staaten  so  auch  in 
Preußen  die  Fluchtlinicnplänr  der  staatlichen  Genehmigung 

42a 


Verbesserung  der  Wohnungs-Verhältnisse. 

:n,  Dr.-Ing. 

bedürfen,  fehlt  in  dem  Gesetzentwurf;  die  Gemeinde- 
Autonomie  bleibt  also  in  diesem  Punkte  bestehen.  Die 
Slaatsrcgierung  wird  sich  vermutlich  gesagt  haben,  daß 
die  erwähnte  Erweiterung  der  Befugnisse  der  ihren  Wei- 
sungen unterstehenden  Polizeibehörde  genügt,  um  die  im 
Allgemeininteresse  auszuübende  staatliche  Einwirkung  zu 
ermöglichen. 

hin  neuer,  dem  Fluchtlinicngesetz  einzuverleibender 
§  14a  bedeutet  jedoch  einen  erheblichen  Eingriff  in  die 
Selbständigkeit  der  Gemeinde- Verwaltungen  und  wird  des- 
halb zweifellos  den  Widerspruch  von  Vertretern  der  Städte 
hervorrufen.  Es  soll  nämlich  der  Ortspolizeibehörde,  unter 
Zustimmung  der  staatlichen  Gemeinde- Aufsichtsbehörde, 
das  Hecht  zustehen,  die  Fertigstellung  von  Straßen  und 
Straßenteilen  zu  verlangen,  wenn  die  Rücksicht  auf  das 
Wohnungs-Bedürfnis  es  erfordert;  der  Gemeinde  steht 
hiergegen  der  Verwaltung*- Rechtsweg  offen.  Von  vielen 
Städten,  in  welchen  die  Gemeinde -Verwaltung  sich  der 
sozialen  Pflicht  der  Wohnungs-Fürsorge  stets  bewußt  war, 
wird  diese  Gesetzcsabsicht  unangenehm  empfunden  und  als 
entbehrlich  hingestellt  werden;  andere  Gemeinden  sind 
aber  noch  so  weit  von  der  Erkenntnis  und  Erfüllung  der 
erwähnten  Pflicht  entfernt,  daß  der  staatliche  Eingriff, 
dessen  bloße  gesetzliche  Zulassung  schon  als  wirksam 
sich  erweisen  wird,  durchaus  berechtigt  erscheint 

Dem  von  den  Straßenkosten  -  Beiträgen  handelnden 
§  15  des  Fluchtlinien-Gesetzes  sollen  endlich  Zusätze  ein- 
verleibt werden,  nach  welchen  die  Beiträge  in  der  Regel 
nur  zu  drei  Vierteln  für  Kleinwohnungen  erhoben 
werden  sollen,  die  von  gemeinnützigen  Gesellschaften 

No.  67. 


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oder  von  Arbeitern  und  diesen  wirtschaftlich  gleichzu- 
stellenden Personen  errichtet  werden.  Auch  diese  Absicht 
wird  angesichts  der  Gegnerschaft  der  Haus-  und  Grund- 
besitzer-Vereine  gegen  die  Baugenossenschaften  nicht  ohne 
Widerspruch  bleiben,  hoffentlich  aber  Gesetz  werden. 

Der  zweite  Artikel  des  Gesetzentwurfes  bezieht 
sich  auf  den  Inhalt  der  Bauordnungen.  Er  bringt  keine 
eigentlich  neuen  Bestimmungen,  sondern  verleiht  den 
neueren  Fortschritten  städtischer  Baupolizei -Ordnungen 
eine  zweifelfreie  gesetzliche  Grundlage.  Der  Wortlaut  ist 
folgender:  „Durch  die  Bauordnungen  kann  insbesondere 
geregelt  werden:  Die  Abstufung  der  baulichen  Ausnutz- 
barkeit der  Grundstocke  nach  Ortsieilcn,  Straßen  und 
Platzen;  die  Ausscheidung  besonderer  Ortsteilc,  Straßen 
und  Mätze,  für  welche  die  Errichtung  von  Anlagen  nicht 
zugelassen  ist,  die  beim  Betriebe  durch  Verbreitung  übler 
Dünste,  durch  starken  Rauch  oder  ungewöhnliches  Ge- 
rauseh Gefahren,  Nachteile  oder  Belästigungen  für  die 
Nachbarschaft  oder  für  das  Publikum  Oberhaupt  herbei- 
zuführen geeignet  sind;  der  Verputz  und  Anstrich  oder 
die  Ausfugung  der  vornehmlich  Wohnzwecken  dienenden 
Gebäude  und  aller  an  Straßen  und  Platzen  liegenden 
Bauten;  das  Einschreiten  gegen  Bauten,  welche  die  StraUen 
oder  öffentlichen  Plätze  in  Stadien  oder  ländlichen  Ort- 
schaften verunstalten."  Wichtig  ist.  daß  hierdurch  das 
baupolizeiliche  Recht,  sowohl  die  Bebauungsdichtigkeit 
abzustufen  (wofür  Bebauungsplan  und  Lichtwinkel  allein 
nicht  ausreichen),  als  die  Errichtung  gewerblicher  Anlagen 
örtlich  zu  beschränken,  gesichert  wird;  dieses  vorsichtig 
zu  handhabende  Recht  wird  aber  auch  in  Zukunft  nur 
der  Polizeibehörde  (unter  Mitwirkung  des  Gemeinde- Vor- 
standes) zustehen,  nicht  aber  wie  in  Sachsen  und  Württem- 
berg der  Beschlußfassung  der  Gemeinde- Vertretung  über- 
wiesen. Von  Bedeutung  würde  der  letzte  Salz  namentlich 
dann  sein,  wenn  die  Verunstaltung  von  „Straßen  oder  öffent- 
lichen Plätzen"  auch  die  Verunstaltung  des  Stadtbildes  in- 
hczug  auf  Baudenkmäler  in  sich  schließen  soll.  Vielleicht 
empfiehlt  sich  ein  entsprechender  Zusatz,  um  dem  vom 
diesjährigen  Denkmalpflegelag  zu  behandelnden  baupolizei- 
lichen Schulz  der  l.mgcbung  von  Baudenkmälern,  alter 
Marktplätze  und  Straßenbilder  eine  ausreichende  gesetz- 
liche Grundlage  zu  schaffen. 

Der  dritte  Artikel  gestattet  den  Gemeinden  eine 
Abstufung  der  Gebühren-  und  Steuersätze  behufs  Be- 
günstigung von  Kleinwohnungen  in  der  Kanalbcnutzung, 
im  Wasserbezug,  in  der  Grund-  und  Gebäudesteuer  usw. 

Am  wichtigsten  sind  die  von  den  Wohn  ung-s-Ord- 
nungen  und  der  Wohnung»  auf  sieht  handelnden  Artikel 
4  und  5  des  Gesetzentwurfes.  In  Gemeinden  von  mehr  als 
ioooo  Einwohnern  müssen,  in  kleineren  Gemeinden  können 
von  der  Ortspolizeibehörde  Wohnungs-Ordnungen  er- 
lassen werden,  für  welche  die  nachstehenden  Mindest- 
anforderungen gelten,  und  zwar  a)  für  Mietwohnungen, 

b)  für  Schlafräume  der  Dienstboten  und  Gewerbegehilfen, 

c)  für  Räume  zur  Aufnahme  von  Schlafburschen,  Schlaf- 
mädchen usw  :  Jede  Wohnung  muß  eine  eigene  Koch- 
stelle, einen  eigenen  verschließbaren  Abort,  sowie  beim 
Vorhandensein  von  Wasserleitung  und  Kanalisation  einen 
eigenen  Wasserhahn  und  einen  eigenen  Ausguß  besitzen. 
Die  Wohn-  und  Schlafräume  jeder  Wohnung  dürfen  nicht 
baulich  verwahrlost  und  gesundheitswidrig  feucht  sein,  sie 
müssen  insgesamt  für  i  Person  lo^bm  Raum  und  4't«1 
Fläche  (für  Kinder  weniger)  aufweisen  und  so  viel  Räume 
enthalten,  daß,  abgesehen  von  Ehepaaren,  die  über  14  Jahre 


Vermischtes. 

Zur  Senkung  der  Maximilian»  -  Brücke  In  München 

(vergl.  S.  339)  veröffentlicht  Hr.  Prof.  Wilh.  Dictz  von 
der  dortigen  Techn.  Hochschule,  der  in  dieser  Angelegen- 
heit als  gerichtlicher  Gutachter  berufen  ist,  in  den  „Mün- 
chener Neuesten  Nachrichten"  eine  Mitteilung,  der 
wir  die  folgenden  Ausführungen  entnehmen.  Danach  ist 
nach  genauer  Prüfung  und  Nachrechnung  das  Bauwerk 
cinschf  der  „vielfach  aber  unbegründet  geschmähten  Walz- 
gelenke"  vollständig  richtig  bemessen,  die  Baustoffe  sind 
von  bester  Beschaffenheit  und  ebenso  ist  die  Beschaffen- 
heit und  Ausführung  des  Mauerwerks  ausnahmslos  gut; 
die  Beanspruchungen  sind  zwar  teilweise  erheblich,  aber 
nirgends  die  zulässigen  Grenzen  überschreitend.  Es  fehlt 
lediglich  an  den,  an  und  für  sich  richtig  ausgebildeten  Ge- 
lenken eine  besondere  Sicherheitsvorkehrung  gegen  Glei- 
ten in  den  Berührungsflächen  der  beiden  Gclcnkhälften. 
Hr.  Prof.  Dictz  hält  zwar  eine  solche  Sicherheitsvorkch- 
rung,  um  allen  unvorhergesehenen  Möglichkeiten  vorzu- 
beugen, an  und  für  sich  für  erforderlich,  ist  aber  der  An- 
schauung, daß  „beigewohnlichen  Re ibungs Verhält- 
nissen ein  Abgleiten  in  den  Gelenken  nicht  ein- 

30.  August  1904. 


alten  Personen  nach  dem  Geschlechte  getrennt  schlafen 
können.  Dasselbe  gilt  für  Dienstboten  •  Schlafräume  und 
für  die  Räume  von  Schlafgängcrn.  Bemerkenswert  ist, 
daß  die  angegebenen  Mindestmaße  für  Schlafgänger  und 
Dienstboten  sich  auf  den  Schlafraum  allein  für  Familien- 
wohnungen sich  dagegen  auf  Schlaf-  und  Wohnräume  zu- 
sammen beziehen.  Einen  wichtigen  Fortschritt  bedeutet  es, 
daß  zu  jeder  Wohnung  ein  eigener  Abort  gehören  muß, 
Ausnahmen  sollen  unter  Umständen  zulässig  sein. 

Die  örtliche  Wohnungsaufsicht  soll  nicht  der  Polizei- 
behörde, sondern  dem  Gemeindevorstande  obliegen;  er 
hat  die  Hebung  der  Wohnungsverhältnissc  und  die  Be- 
folgung der  Vorschriften  der  Wohnungsordnung  zu  Ober- 
wachen. In  Gemeinden  von  mehr  als  100000  Einwohnern 
muß  ein  kommunales  Wohnungsamt  eingerichtet  wer- 
den; für  kleinere  Gemeinden  kann  es  durch  Ministerialerlaß 
verfügt  werden.  Auf  Anordnung  des  Regierungs-Präsiden- 
ten ist  die  Tätigkeit  des  Wohnungsamtes  auf  den  Wohnungs- 
nachweis auszudehnen  Die  Organe  des  Wohnungsamtes 
haben  das  Recht  des  Eintrittes  in  alle  Wohn-  und  Schlaf- 
räume und  deren  Zubehör  zwischen  q  Uhr  morgens  und 
6  Uhr  abends,  bei  Aufnahme  von  Schlafgängern  von  6  Uhr 
morgens  bis  9  Uhr  abends;  ihre  Tätigkeit  ist  zunächst  eine 
belehrende  und  ermahnende.  Erst,  wenn  diese  fruchtlos  Ist, 
soll  imlizeilichcr  Zwang  veranlaßt  werden. 

i)cn  Regierung*  -  Präsidenten,  für  Berlin  dem  Obcr- 
präsidenten,  werden  zur  Ausübung  der  Aufsicht  Ober 
Wohnungspolizei  und  Wohnungsämter  besondere  Woh- 
nungs-Aufsichtsbeamte  beigegeben,  wie  es  für  den  Bezirk 
Düsseldorf  durch  l'cbcrwcisung  eines  besonderen  Regic- 
rungs- u.  Baurates  bereits  geschehen  Lst. 

Die  im  sechsten  Artikel  des  Gesetzentwurfes  ent- 
haltenen Schluß-  und  Uebergangs-Bestimmungcn  beziehen 
sich  auf  Zuständigkeitsfragen,  staatliche  und  kommunale 
Gebäude,  öffentliche  Anstatten  usw. 

Mit  der  Gesetzgebung  über  Wohnungspolizei  undWoh- 
nungsaufsicht  folgt  Preußen  dem  Beispiele  anderer  deut- 
scher Staaten,  insbesondere  Württembergs^  und  Bayerns. 
Es  darf  angenommen  werden,  daß  dieser  Teil  des  Gesetz- 
entwurfes verhältnismäßig  wenig  Widerstand  finden  wird: 
man  wird  eher  eine  Verschärfung  als  eine  Ahschwächung 
zu  wünschen  haben.  Den  Gemeinden  und  Baugenossen- 
schaften, und  nicht  minder  dem  privaten  Baugewerbe  wird 
aus  der  Durchführung  der  Wohnungs  - Ordnungen  ange- 
sichts der  durch  die  Statistik  festgestellten  unzureichen- 
den Abmessung  und  Beschaffenheit  so  vieler  Klein- 
wohnungen die  Pflicht  und  der  Anlaß  zu  erhöhter  Tätig- 
keit in  der  Herstellung  neuer  Wohnungen  erwachsen. 
Diese  „positive"  Wohnungsfürsorge  muß  die  „negative" 
Wohnungspolitik  in  ausgiebigem  Umfange  begleiten,  soll 
dem  Zweck  des  Gesetzes  entsprechend  die  Verbesserung 
des  Wohnungswesens  wirklich  erreicht  werden. 

Die  Kritik  wird  außerdem  auf  manche  Lücken  des 
Gesetzentwurfes  hinweisen:  Umlegung  von  städtischen 
Grundstücken,  Aendeiung  und  ErweiterungderEnteignungs- 
gesetze,  Verbesserung  des  Schätzerwesens,  Baurecht  an 
sogenannten  unfertigen  Straßen,  Bodenpachtrecht,  Miet- 
recht, öffentliche  Organisation  des  Hypothekarkredites,  Re- 
gelung der  Bodenbeleihung,  Erweiterung  der  Bcleihungs- 
grenze  bei  Kleinwohnungen  für  die  öffentlichen  Sparkassen, 
kommunales  Wahlrecht  usw..  das  sind  Fragen,  an  denen 
der  Gesetzentwurf  vorübergeht.  Es  Lst  nur  ein  erster 
Schritt,  den  er  unternimmt,  aber  ein  sehr  bedeutsamer 
Schritt!  Möge  der  Erfolg  nicht  ausbleiben! 


getreten  wäre."  Die  Reibung  sei  aber  dadurch  in  außer- 
ordentlicher Weise  herabgemindert  worden,  daß  man  'un- 
glücklicherweise die  Gelenke  miteinen!  die  Reibung  erheb- 
lich beeinflussenden  Schmiermittel  behandelt  habe. 

Die  gleichen  Gelenk  •  Konstruktionen  sind  bei  der 
Reichenbach-  und  der  C  ornelius-Brücke  in  München 
angewendet  worden,  ohne  dort  während  der  Ausführung 
zu  irgend  welchen  schädlichen  Bewegungen  Veranlassung 
zu  geben.  Sic  sind  dann  später  fest  einbetoniert  worden, 
nachdem  sie  ihren  Zweck  während  der  Herstellung  des 
Gewölbes  erfüllt  halten.  Gleiches  war  für  die  Maximihans- 
BrÜckc  geplant.  Hierdurch  hatte  dann  das  Hauwerk  nach 
Ansicht  des  Gutachters  „den  erforderlichen  Sicherheils- 
grad  auch  für  alle  Ausnahmefälle  erlangt". 

Wenn  hiernach  also  auch,  wie  von  vielen  Seilen  an- 
genommen wurde,  die  Gclcnkkonstruktion  an  sich  nicht  die 
Schuld  des  Abstürzens  der  Gewölbe  trug,  so  bestätigten 
die  Ausführungen  des  Hrn.  Prof.  Dictz  doch  jedenfalls, 
daß  solche  Gelenke  nur  mit  großer  Vorsicht  anzuwenden 
sind  — 

Derselben  Tageszeitung  entnehmen  wir  noch  eine 
Aeußerting  de*  im  Bau  steinerner  Brücken  erfahrenen 
Reg -Rates  Beutel  in  München.     Derselbe  führte  die 

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Senkung  ebenfalls  lediglich  auf  das  Schmiermittel  Stearin 
-  zurück,  mit  welchem  die  Lager  gestrichen  waren,  um 
ein  Anrosten  zu  verhüten.  Nach  früheren  Versuchen  von 
Hrn.  Prof.  Foppl  in  München  wird  durch  Stearin  der 
Reibungskoeffizient  von  Stahl  auf  Stahl  von  0.21  in  unge- 
schmiertem  Zustande  auf  0,005  verringert,  also  fast  auf- 
gehoben. Durch  die  l'ebcrmaucrung  des  Bogens  wurde 
die  Stützlinie,  die  für  das  Gewölbe  ohne  Auflast  am  Kämpfer 
fast  genau  senkrecht  zur  LagerflAchc  stand,  um  1— 2l>abgc- 
lenkt.  Das  genügt,  um  ein  Abrutschen  hervorzubringen, 
während  bei  ungeschtnierten  Gelenken  eine  Abweichung 
bis  12"  zulässig  gewesen  wäre],  wie  sie  bei  keinem  Bc- 
lastungs-Zustandc  der  brücke  hatte  eintreten  können. 

Wie  wir  ferner  aus  dieser  Mitteilung  entnehmen, 
werden  die  Bögen  z.  Zt  mit  einem  Gerüst  unterfangen 
um  abgebrochen  zu  werden.  Das  noch  brauchbare  Material 
wird  zu  den  neu  herzustellenden  Gewölben  wieder  Ver- 
wendung finden.  — 

Als  ein  Mittel  gegen  das  Eindringen  von  Schlagregen  In 
GlebelwAnde  wi rd  K  a  u  t  s c  h  o  I  c  u  m,  das  in  den  B  u  s s  e'sche n 
chemischen  Fabriken  in  Hannover- Langenhagen  im  Re- 
generierung*-Verfahren  aus  Gummi  gewonnen  und  als 
farbige  Anstrichmasse  in  den  Handel  gebracht  wird,  be- 
zeichnet. Kautscholeumfarbcn  gleichen  im  Aussehen  den 
Oclfarben  und  trocknen  zu  einer  gummiartigen,  elastischen 
Haut  ein.  Die  damit  gestrichenen  Gegenstande  sind  also 
gcwissermaüen  in  einen  Gummimantel  gehüllt  und  sowohl 
gegen  Regen,  als  auch  gegen  Staub  und  Wucherungen 
geschützt.  — 

Preisbewerbungen. 

Die  Durchführung  des  Wettbewerbes  der  A.-G.  Gebr. 
Stollwerck  In  Köln,  für  welchen  wir  eine  Beteiligung 
übrigens  nicht  empfehlen  konnten,  scheint  weitverbreitetem 
Unwillen  zu  begegnen,  denn  wir  erhielten  mehrere  Zu- 
schriften, von  welchen  wir  der  folgenden  im  Auszuge 
Raum  geben: 

„Im  Februar  1904  war  in  der  „Deutschen  Bauzeitung* 
die  Bekanntmachung  des  Ausschreibcns  eines  allgemeinen 
Wettbewerbes  für  den  Neubau  „Stollwerck  in  Köln"  er- 
folgt; am  11.  August  d.  J.  erhielt  ich  die  Mitteilung,  daß, 
da  das  Preisgericht  die  eingegangenen  Arbeiten  beurteilt 
habe  und  diese  nunmehr  drei  Wochen  im  Kunstgewerbe- 
Museum  in  Köln  ausgestellt  gewesen  seien,  mir  meine 
Arbeit  zurückgesandt  werden  würde.  Der  Sendung  lag 
ein  ausführlich  behandeltes  Protokoll  bei,  welches  samtliche 
in  die  engere  Wahl  gekommenen  Entwürfe  bespricht. 
Trotzdem  muß  ich  eine  Beschwerde  gegen  die  Hand- 
habung des  Wettbewerbes  erheben. 

Ich  frage:  1.  Warum  ist  bis  heute,  10  Wochen  nach 
Einlieferung  der  verlangten  Arbeiten,  eine  offizielle  Be- 
kanntmachung über  das  Urlcil  des  Preisgerichtes  noch 
nicht  erfolgt?  2.  Es  heißt  im  Ausschreiben  ausdrücklich: 
„Art  und  Ort  der  Ausstellung  der  Entwürfe  bleibt  dem 
Ermessen  der  Firma  Stollwerck  vorbehalten,  auf  jeden 
Kall  aber  soll  eine  allen  Bewerbern  zugängliche  Aus- 
stellung stattfinden  und  öffentlich  bekannt  gemacht  werden." 
Ich  frage,  wo  und  in  welchem  Fachblattc  ist  diese  Be- 
kanntmachung erfolgt''  Es  muß  doch  als  selbstverständ- 
lich angenommen  werden,  daß  eine  solche  Bekanntmachung 
auch  in  dem  Blatte  erfolgen  muß,  in  welchem  der  Erlaß 
des  Preisausschreibens  bekannt  gegeben  wurde.  Die  Fach- 
leute unter  den  Herren  Preisrichtern  mußten  unter  allen 
entstanden  auf  der  Erfüllung  dieses  allgemein  üblichen 
Brauches  bestehen  (siehe  «j  8  und  §  1 1  der  Grundsätze 
für  das  Verfahren  bei  Wettbewerben,  sowie  Punkt  jo  der 
Regeln  für  das  Verfahren  des  Preisgerichtes).  3.  Es  heißt 
weiter:  „Die  nicht  prämiierten  und  nicht  erworbenen  Pläne 
gehen  innerhalb  8  Tagen  nach  Schluß  der  Ausstellung 
unter  Anschluß  einer  Abschrift  der  Beurteilung  postfrei 
zu  Händen  der  Verfasser  zurück  "  Dadurch,  daß  gefordert 
wurde,  die  Arbriten  in  geschlossenen  Mappen  mit  Kenn- 
wort versehen,  einzuliefern,  sollte  der  Name  des  Verfassers 
eines  nicht  mit  einem  Preise  gekrönten  oder  nicht  ange- 
kauften Entwurfes  ungenannt  bleiben,  so  lange  der  Ver- 
fasser die  Nennung  -.eines  Namens  nicht  wünscht.  Wie 
kommt  nun  die  prcisaiisschreibendc  Stelle  ganz  und  gar 
gegen  den  Gebrauch  da/u,  die  Brielumschliige  ohne  Er- 
mächtigung der  Verfasser  zu  offnen  .'  War  es  nicht  viel- 
mehr richtig,  vor  der  Eröffnung  dieser  Briefumschläge  in 
den  Fachblattern  Anfrage  zu  hallen,  ob  eine  Oelfnung 
gestattet  sei  oder  ob  die  betr.  Einsender  eine  Adresse 
angeben  wollten,  an  welche  die  eingelieferten  Arbeilen 
zurückzusenden  seien  '  Auch  über  diesen  bei  Wettbe- 
werben allgemein  üblichen  (Gebrauch  mußten  die 
Hrn.  Preisrichter  die  ausschreibende  Firma  in  Kenntnis 
setzen,  damit  nicht  auch  nur  im  l'ntfernlesten  von  irgend 
einer  Seile  die  Möglichkeit  ins  Auge  getatil  werden  konnte, 


daß  eine  Eröffnung  der  Briefumschläge  auch  schon  vor 
dem  Spruche  des  Preisgerichtes  erfolgt  sein  könnte,  wel- 
chen Umstand  wir  im  vorliegenden  Falle  bei  der  Zusam- 
mensetzung des  Preisgerichtes  doch  wohl  als  vollständig 
ausgeschlossen  erachten  müssen.  4.  Im  Ausschreiben  heißt 
es  ferner:  „Es  werden  4  Preise  ausgeworfen,  außerdem 
behält  sich  die  Firma  das  Recht  vor,  nicht  prämiierte  Ent- 
würfe zum  Preise  von  je  500  M.  zu  erwerben."  Weshalb 
fügte  man  dem  Preisausschreiben  eine  solche  Lockspeise  an, 
wenn  man  nicht  gesonnen  war,  dieselbe  auch  auszugeben? 
Die  letzten  in  die  engere  Wahl  gekommenen  4  Arbeiten 
hatten  dem  Sinne  des  Protokolles  nach  nahezu  gleich- 
wertige Vorzüge  mit  den  preisgekrönten  4  Arbeiten,  ja, 
die  sämtlichen  4  mit  Preisen  gekrönten  Entwürfe  wer- 
den sogar  um  deswillen  nicht  als  vollkommen  bezeichnet, 
weil  sie  den  dortigen  baupolizeilichen  Vorschriften  nicht 
allenthalben  genügen,  so  daß  sogar  Ausnahme-Bewilligungen 
fraglich  erscheinen  (es  müssen  also  darauf  bczügl.  Um- 
arbeitungen stattfinden  wenn  einer  dieser  Pläne  zur  Aus- 
führung kommen  sollte).  Die  anderen  in  die  engste  Wahl 
gekommenen  4  Entwürfe  haben  sich  in  der  Hauptsache 
streng  an  die  baupolizeilichen  Bestimmungen  gehalten;  es 
wird  dies  bei  einigen  dieser  Arbeiten  im  Protokoll  be- 
sonders hervorgehoben.  Meines  Erachtens  war  dies  ein 
Grund  mit,  daß  die  Hrn.  Preisrichter  darauf  hätten  be- 
stehen müssen,  daß  der  in  Aussicht  gestellte  Ankauf  von 
nicht  preisgekrönten  Arbeilen  auch  erfolgte.  Es  wäre 
dann  vielleicht  die  Möglichkeit  eingetreten,  daß  auch 
andere  als  nur  Kölner  Architekten  gute  und  anerkennens- 
werte Leistungen  lieferten!  — 

Dresden,  den  15.  August  1904.    O.  Haenel,  Aren. 

Wettbewerb  höhere  Töchterschule  Kleln-Zabrie.  Bittere 
Klage  wird  bei  uns  von  verschiedener  Seite  über  die 
lässige  Behandlung  dieses  Wettbewerbes  geführt,  zu  wel- 
chem die  Pläne  bereits  am  1.  Juni  einzusenden  waren. 
Wie  man  uns  mitteilt,  ist  von  den  15  Mitgliedern  des 
Preisgerichtes  nur  eines,  und  zwar  das  eine  der  beiden 
technischen  Mitglieder,  nicht  im  Orte  selbst  ansässig.  Man 
glaubt,  es  müßten  daher  ganz  besondere  Gründe  für  die 
Verzögerung  vorliegen,  gibt  aber  der  Anschauung  Aus- 
druck, daß  die  großen  Opfer,  welche  die  deutsche  Archi- 
tektenschaft alljährlich  den  Wettbewerben  bringt,  doch 
etwas  mehr  Berücksichtigung  verlangten.  Eine  kurze  An- 
zeige über  den  Grund  der  bedeutenden  Verzögerung  wäre 
freilich  am  Platze  gewesen.  Vermutlich  liegt  derselbe  in 
dem  schwerfälligen  Apparat  des  Preisgerichtes,  auf  den  wir 
gleich  bei  der  Ausschreibung  1 S.  1 84)  aufmerksam  machten.  - 

Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Plakat  der  Stadt 
Aachen.  Unter  138  Entwürfen  erhielten  den  I.  Preis  von 
400  M.  die  Hrn.  Landauer  Ac  Brackenhammer  in 
München;  den  II.  Preis  von  200  M.  Hr.  M.  Stern  in 
Düsseldorf;  den  III.  Preis  von  100 M.  Hr.  Waller  Wilhel ms 
in  Berlin.  Ein  Entwurf  des  Hm.  Alb.  Biner  in  München 
wurde  angekauft  — 

Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Dem  Prof.  Rieh  Borr  mann  «n  der  Techn.  Hoch- 
schule in  Berlin,  dem  wOHL  Ree  -Bm«tr.  •  [).,  Brt  Baur  inTicntsin 
und  dem  Kr.-Bauinsp  V  i  1 1  i  n  g  e  r  in  Rappollswciler  ist  der  Rote 
Adler-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Dero  Teilh.  der  Firma  Phil.  Holzmaon  *  Ko ,  Wilh.  Möll- 
mann in  Frankfurt  a.  M  ist  die  Erlaubnis  zur  Anlegung  de*  ihm 
verlieh.  Ritterkreuz es  I.  Kl.  des  Grofih.  hess.  Verdienat  •  Orden« 
Philipps  des  CioHruüiißen  erteilt. 

Sachsen.  Verliehen  ist:  dem  Ob.-Brt.  Andrac  in  Dresden, 
dem  Ob  Brt.  Danncnfelßerin  Leipzig,  dem  Ob.  Brt.  Holt- 
mann in  Dreailen,  dem  Geh.  Brt.  u.  vortr,  Rat  Dr.  Ulbricht 
in  Dresden  und  dem  Geh  Hofiat  Prof  Scheu  an  der  Tecbn. 
Huchschule  in  Dresden  das  Ritterkreuz  I  Kl  des  Verdiena-Ordena; 

—  dem  Bauin&p.  Brt.  Toller  in  Leipzig  die  Krone  zum  Rittcr- 
krciu  I.  Kl.  de»  Albrechtt-Ordens;  —  dem  Bauitisp.  Bit  Fricöner 
in  Chemnitz,  dem  Metr.  -  lnsp.  Brt.  Lehmann  in  Zwickau,  den 
Bauinsp.  Brtn.  O  <:  h  m  e  und  Scheibe  in  Dresden,  TAubert 
in  Leipzig,  den  Prof.  Dr.  Förster  und  Dr  Moll  I  er  an  der 
Techn  Hochschule  in  Dresden  dsa  Ritterkreuz  I.  Kl.  dea  Albreehta- 
Ordcns;  —  den  Fin-  u.  Brtn.  Buschmann  und  Kreul,  Mitgl. 
der  Gen.  Dir,  der  Staatseisrnb ,  der  Tit.  und  Rang  eines  Ob.-BlU.; 

—  den  Proi.  Dr.  Lücke  und  Brt  Lucas  an  der  Techn.  Hoch- 
schule in  Dresden  der  Tit.  u.  Hang  al9  Geh.  Hofrat  in  der  III,  Kl. 
der  HodjiiEoriluuii»;;  —  den  Bauinsp  Arndt  in  Greiz.  Basieiigc 
in  Dresden,  Dictseh  in  Zwickau.  Ilultnh  in  Dresden,  Schön- 
herr  in  Aue  und  Volgniann  in  Frohbuig  der  Tit.  u  Rang  eine» 
Brt»  in  Gruppe  14  der  IV.  Kl.  der  Ho(raiie.ordnung;  —  dem  Arch. 
Krci»  in  Dresden  der  Tit  eines  Prof     

Inhalt:  /m  K-I>sltmi*  iL-  !|r,drlt„-ri;r[  Sflilo»««  iSch.lufll   —  l>ic 
aiuitu.u.  hr  Ki*ciit,.ln   ir  orv-.«tniTiO-  —  t'cl  r  nlwurt  vlttc  1  itf-Liüiv.  heu  I  ir- 
/ur  \  *  t!>esv:m --<l  der   Wübuuui.>»-Yt:jLiUtrii**i.  —  VeimiicMc-v  -- 
V'irwtjcwertninyiMi.     -  l'ersoaiCj'XiihntKtcri.   

Hierzu  eine  Bildbeilage;  Von  der  amitotischen  Eisenbahn. 

Vertat  der  Deutsch™  Bsuzrlmnr,  G  m  h  II.,  Berlin  Fflr  die  RrdsktJon 
»«raolworU.  Aibcrt  Hofmaua,  b.rbo.   Druck  von  Wüfc.  Crtss,  Hcrlia. 


No.  07 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°-  68.  BERLIN,  DEN  24.  AUG.  1904 


Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses. 

Von  Juliu»  Gribncr  in  Dresden. 

ei  der  Verfolgung  der  Sehloßbaufrage  ist  mir,  ohne  Zu  der  badischen  Regierung  aber  habe  ich  das  Vertrauen, 

es  beabsichtigt  zu  haben,  eine  Lösung  der  Frage  daß,  nachdem  sie  sich  von  der  groüen  Bewegung,  die 

gekommen,  von  der  ich  glaube,  sie  der  Oeffentlich-  ihre  einseitige  Bevorzugung  Schäfer'scher  Gedanken  her- 

keit  übergeben  zu  dürfen.    Und  wenn  ich  als  außerhalb  vorgerufen,  überzeugt  hat,  sie  sich  noch  an  andere  prak- 

der  Frage  stehender  Künstler  dazu  das  Wort  ergreife,  so  tische  Künstler  wenden  wird,  um  deren  Ansichten  über  die 

geschieht  es  in  der  Ucberzeugung,  daß  vielleicht  noch  Erhaltung  zu  hören.  Nur  dann,  wenn  sich  alle  diese  ein- 

mancher  Fachgenosse  seine  Gedanken  zum  Ausdruck  wandfreien  Männer  dahin  erklärt  haben,  daß  das  Schloß 

bringen  und  so  den  Beweis  geben  wird,  daß  es  nicht  in  seinem  heuligen  Zustande  nicht  zu  erhalten  ist,  wird 

eine,  sondern  verschiedene  Lösungen  gibt,  aus  welchen  die  Regierung  auch  diejenigen  auf  ihre  Seite  gewinnen, 

sich  dann  voraussichtlich  die  beste  entwickeln  laßt.  die  heute  gegen  sie  sind.    Auch  Ich  wäre  dann  für  eine 


<*5 

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Bedachung,  aber  nicht  in  altcrtümclndcm  Sinne,  sondern 
freischaffend  unter  strengster  Erhallung  des  Vorhandenen, 
sodaß  spater  jeder  Dritte  sehen  kann,  was  da  war  und 
was  dazu  kam. 

Zu  dieser  ultima  ratio  einer  Bedachung  führen  mich 
Erwägungen,  was  wir  von  dem  Otto-Hcinrichsbau  und  von 
dem  wunderbaren  Eindruck  des  Schloßhofes  hatten,  wenn 
uns  unwiderleglich  der  Beweis  gebracht  wäre,  daü  der 
Bau  dem  Untergänge  geweiht  ist  Dann  käme  die  Zeit, 
in  der  quer  durch  den  Hof  eine  Bretterwand  errichtet 
werden  würde,  auf  der,  wie  üblich,  an  verschiedenen 
Stellen  zu  lesen  wäre:  «Vorsicht  beim  Absturz  von  Stein- 
massen.-  Es  wahrte  dies  nicht  wenige  Tage,  sondern 
Jahre  und  Jahrzehnte,  denn  der  Bau  wird  uns  nicht  den 
Gefallen  tun,  in  sich  zusammenzustürzen,  sondern  vor- 
aussichtlich werden  die  ausgebauchten  Teile  zuerst  ein- 
fallen und  nach  und  nach  die  übrigen.  Ware  das  ein 
Bild,  das  erstrebenswert  wäre?  Lind  später  erst  das 
gähnende  Loch  anstelle  des  Baues? 

Viele  haben  diesen  Zustand  des  Schlosses  mit  dem  in 
wohltuenden  Akkorden  ausklingenden  letzten  Lebenstage 
eines  großen  Mannes  verglichen,  dem  man  seinen  Lebens- 
abend gönnen  und  verschönern  mochte.  Der  Vergleich 
hinkt  aber  wie  jeder  Vergleich,  und  es  wäre  nicht  ein 
in  Moll  ausklingender  Tod,  sondern  ein  Tod,  der  den 
Miterlebenden  das  Herz  bluten  machen  würde.  Vor 
eineinhalb  Jahren  habe  ich  Photographien  des  größten 
zuletzt  lebenden  Philosophen  gesehen,  die  in  seinen 
letzten  Lebenstagen  aufgenommen  wurden  und  die  kindi- 
schen Zuckungen  seiner  Hände  bei  einem  schon  halb 
abgestorbenen  Gesicht  zeigen.  Erfaßten  diese  Bilder  nun 
schon  Jeden,  der  sie  sah,  mit  Entsetzen,  wie  mögen  da 
erst  die  gelitten  haben,  welche  diese  Verheerungen  des 
großen  Mannes  selbst  mit  ansehen  mußten.  Mit  einem 
solchen  großen  Manne  darf  man  wohl  das  Heidelberger 
Schloß  vergleichen  und  an  dieses  Bild  mußte  ich  un- 
willkürlich denken,  als  ich  mir  den  Eindruck  vorstellte, 
den  der  zeitweilige  Einsturz  des  Schlosses  auf  fühlende 
Menschen  machen  müßte.  Bei  einem  Menschen  hat  man 
nicht  die  Berechtigung,  in  einem  solchen  Zustande  das 
Leben  abzukürzen,  bei  einem  Bau,  der  Generationen  Jahr- 
hundertc lang  erfreute,  wäre  es  meines  Erachtens  Be- 
dingung, das  best  erfundene  Sprengmittel  wäre  gerade 
gut  genug,  um  dann  den  gefühllosen  Gaffern  diesen  Sinnes- 
kitzel unmöglich  zu  machen.  Bevor  dieser  letzte  Augen- 
blick aber  gekommen  wäre,  bin  ich  überzeugt,  daß  man 
es  doch  als  das  richtigere  ansehen  würde,  das  Schloß  zu 
erhalten.  Dann  wäre  es  aber  jedenfalls  zu  spät,  um  über- 
haupt noch  etwas  von  dem  Vorhandenen  zu  retten,  es 
müßte  alle«  Neubau  werden,  und  das  wäre  heute  noch  zu 
vermeiden. 

Auf  den  heutigen  Zustand  angewendet,  bleibt  für  mich 
als  Leitmotiv  eines  Aufbaues:  eine  Erhaltung  unter 
tre uer  Wahrung  alles  dessen,  was  vorhanden  ist, 
und  unter  Hinzutun  von  Neuem,  was  jeder- 
zeit als  solches  erkannt  wird.  Eine  solche  Möglich- 
keit sehe  ich  in  meinem  Vorschlage  und  wenn  ich  für 
den  einen  Teil  der  zu  erneuernden  Schloßbauten  ein 
flaches  Dach  vorsehe  und  für  den  Otto-Heinrichsbau  ein 
hohes,  und  nicht  für  beide  Teile  ein  gleiches,  so  führen 
mich  die  Erwägungen  dazu,  daß  die  Spannweiten  des 
Gläsernen  Saalbaues  auch  den  Alten  schon  die  Möglich- 
keit gegeben  hätten,  eine  wagrechte  Bedachung  herzu- 
stellen, während  dies  bei  den  Abmessungen  des  Otto- 
Hcinrichsbaues  unmöglich  gewesen  wäre. 

Durch  dirse  Losung  der  Bedachung  halte  ich  es  für 
möglich,  die  Schönheit  des  Schloßhofes  nahezu  zu  er- 
halten. Denn  es  wird  mir  Jeder  zugeben,  daß  ein  großer 
Teil  des  Imposanten  in  der  Silhouetiierung  der  einzelnen 
Schloßbauten  beruht.  Die  Art  und  Weise,  wie  jetzt  der 
kleine  Giebel  des  Gläsernen  Baues  neben  dem  Friedrichs- 
bau  steht,  wie  sich  daran  eine  I  lorizonlale  anschließt,  die 
wieder  im  Hintergründe  den  hoch  aufstrebenden  Glocken- 


turm zeigt,  ist  etwas,  was  voraussichtlich  heute  ein 
schöneres  Bild  gibt,  als  es  zu  der  Zeit  war,  da  der  Bau 
noch  in  allen  Teilen  erhalten  und  bewohnt  war.  Unter 
diesem  Gesichtspunkte  glaube  ich,  daß  der  gläserne  Bau 
wagrecht  bedacht  werden  muß,  damit  an  der  jetzigen 
Umrißlinic  keine  Aendcrung  entsteht.  Was  den  Otto- 
Heinrichsbau  anbelangt,  so  bin  ich  gegen  jeden  Aufbau 
eines  Giebels  und  möchte  sogar  den  letzten  Stein,  der 
auf  dem  Hauptgesims  steh«,  erhalten  wissen.  Es  er- 
scheint mir  das  möglich,  indem  man  mit  dem  Dachaufbau 
einige  Meter  zurückgeht,  sodaß  längs  der  Kassade  eine 
Art  Söller  entsteht,  von  dem  aus  sich  vielleicht  die  Schön- 
heilen der  übrigen  Schtoßteile  und  seiner  Hofe  von  einer 
neuen,  interessanten  Seite  zeigen. 

Mit  meinen  Skizzen  beabsichtige  ich  nicht,  die  Frage 
gelöst  zu  haben,  wie  die  eigentliche  Ausbildung  des  Daches 

vom  Otto-Hcinrichsbau  er- 
folgen und  in  welcherWeise 
der  Glockenturm  einen 
neuen  Aufbau  erhalten  muß. 
Es  wäre  dies  eine  Arbeit,  die 
weit  über  die  wenigen  Stan- 
den hinausginge,  welche 
mich  die  Skizzen  kosteten. 
Jedenfalls  aber  bin  ich  über- 
zeugt, daß  der  heutige  Stand 
der  Architektur  es  gestatten 
würde,  diese  Frage  so  zu 
lösen,  daß  wir  uns  gegen- 
über dem  allen  Otto-lfein- 
richsbau  nicht  zu  schämen 
hatten  Der  lebendige  Odem, 
der  jetzt  durch  die  ganze 
Welt  der  Kunst  geht,  hat 
auch  die  Architektur  erfaßt. 
Das  erhaltene  Schloß  denke  ich  mir  der  Universität 
als  Eigentum  bezw.  zum  Gebrauch  übergeben.  Es  könnte 
für  die  Gäste  der  Universität  und  als  Ort  der  Zusammen- 
künfte von  Kongressen,  zum  Austausch  der  geistigen  Güter, 
ausgebaut  werden.  Eine  solche  Verwendung  würde  ge- 
statten, das  Innere  vollständig  im  Sinne  der  Neuzeit  zu  er- 
richten, keine  krankhaften,  gotisierenden  Ornamente  würde 
dasselbe  bergen,  sondern  das  Können  unserer  Tage  der 
Nachwelt  überliefern.  Ich  glaube,  wir  brauchten  uns 
darüber  nicht  zu  schämen,  und  wenn  man  steht,  was  jetzt 
überall,  so  auch  in  der  nächsten  Nähe  Heideiber 
Karlsruhe  und  Darmstadt,  in  Innenarchitekturen  | 
wird,  so  bin  ich  überzeugt,  daß  man  diese  Arbeiten  getrost 
neben  das  wirkliche  Alte  stellen  könnte,  falls  solches  im 
Zusammenhang  erhalten  wäre. 

Wäre  eine  solche  Möglichkeit  denkbar,  dann  würde 
sogar  noch  eine  klarere  Kennzeichnung  des  bis  heute  Er- 
haltenen möglich  sein.  Es  könnten  zum  Beispiel  die  oberen 
Stockwerke  des  Schlosses  so  ausgebaut  werden,  daß  im 
Inneren  längs  derHoffront  des  OUo-Tlcinrichsbaues Wandel- 
gänge geschaffen  würden,  die  eine  Vcrglasung  der  Fenster 
unnötig  machen,  Die  einzelnen  Räume  erhielten  ihr  Licht 
dann  nur  von  der  Waldseitc. 

Was  die  Hoffa*sade  des  Otto-Heinrichs-Baues  an  und 
für  sich  anbelangt,  so  bin  ich  nach  einer  vor  wenigen 
Monaten  erfolgten  Besichtigung  der  Uebcrzcugung,  daß, 
nachdem  die  einzelnen  Steine  in  sorgfältigster  Weise  ab- 
gezeichnet und  abgeformt  sind,  eine  weitergehende  Wieder- 
herstellung der  Kassade  augenblicklich  unnötig  ist.  es  sei 
denn,  daß  man  sich  an  halb  verwitterte  Ornamente  stößt, 
die  aber  an  und  für  sich  noch  Jahrzehnte  halten  würden. 
Ich  bin  davon  überzeugt,  daß,  wenn  eine  Verdachung  ge- 
macht und  Zwischenwände  eingezogen  würden,  zwischen 
diesen  solche  Verankerungen  mit  der  Außenfront  her- 
gestellt werden  könnten,  daß  an  einen  Einsturz  der  Kassade 
nicht  mehr  zu  denken  wäre.  Daun  glaube  ich,  daß  alles 
geschehen  wäre,  um  uns  vor  dem  Vorwurf  der  Nachwelt 
zu  wahren,  pietätlos  an  dem  Hau  gehandelt  zu  haben.  — 


Die  anatolische  Eisenbahn. 

Von  Euciib-Bau-  u  Bctr.-In^p.  Denickc  in  Hannover, 

|eine  Personenzüge  werden  nur  auf  der  Vorortstrcckc 
Haidarpascha- I'cndik  (24.5  km>  gefahren;  sonst  ver- 
kehrt auf  jeder  Linie  I  luidarpascha  Eskischehir, 
Eskischehir  -  Angora  und  Eskischehir—  Konia  in  beiden 
Richtungen  täglich  ein  gemischter  Zug  Güterzüge  ver- 
kehren nach  Bedarf.  Die  Stärke  des  Verkehrs  richtet  sich 
vollständig  nach  dem  des  Klimas  wecen  sehr  wechselnden 
Ausfall  der  Ernte  in  Klrinasien,  da  die  bei  weitem  größte 
Menge  der  befördertenGüter  derBuhn  in  Weizen  und  Gerste 
besteht  Die  Ausfuhr  erfolgt  über  die  3  lläfrn  der  anato- 
lischen  Bahn:  Isrnidi  (wo  keine  besonderen  Hafenanlagen 


.SthluO.) 


für  größere  Dampfer  bestehen!,  Dcrindjc  und  Haidarpascha. 
Die  letzteren  zwei  besitzen  Kais  mit  8"»  Was-.ertiefe  und 
sind  mit  modernen  Getreidespeichern  ausgerüstet.  Der 
Hafen  von  Dcrindjc  ist  durch  seine  Lage  ant  Golf  von 
lsmidt  gegen  jeden  Sturm  geschützt.  Abbildg  20  zeigt  seine 
Ausgestaltung,  l.'eber  den  Hafen  von  Haidarpascha  sei 
auf  die  Veröffentlichung  in  der  Zeitschrift  für  Bauwesen 
1903  S.  475  verwiesen.  Die  Gerste  geht  viel  über  Dcrindjc 
und  Ismidt  nach  England  zu  Hranzwerkcn ;  der  Weizen 
bleibt  zum  größten  Teil  in  Konstantinopel,  dessen  Brot- 
getreide früher  ganz  aus  Rußland  bezogen  wurde,  während 

No  6a 


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jetzt  schon  »/,  desselben  aus  Kleinasien  stammt.  Ein 
kleiner  Teil  Weizen  geht  nach  Italien,  da  der  anatolische 
Weizen  zur  Makkaronibereitung  besonders  geeignet  ist. 

Die  Entwicklung  des  Verkehrs  auf  der  Bahn  durfte 
aus  der  nachfolgenden  Tabelle  und  der  dazugehörigen 
bildlichen  Darstellung  in  Abbildg.  21  klar  zu  ersehen  sein. 

Die  Betriebseinnahmen  allein  sind  noch  nicht  dauernd 
im  Stande,  die  Bahn  lebensfähig  zu  hatten;  die  durch- 
schnittenen Provinzen  sind  zu  dOnn  bevölkert  Der  tür- 
kische Staat  hat  daher  für  die  Bahn  aus  den  Einkünften 
der  betreffenden  Provinzen  eine  kilometrisehe  Bruttoein- 
nahme garantiert.  Diese  Garantie  ist  für  die  3  Strecken 
Haidarpascha— Ismidt,  Ismidt-  Angora  und  Eskischehir— 
Konia  verschieden.  Für  die  Strecke  Haidarpascha— Ismidt 
beträgt  sie  für  1  Jahr  und  1 1"»  10300  Fr;  wird  diese  Ein- 
nahme überschritten,  so  ist  der  Uebcrschuö,  so  lange  die 
Gesamteinnahme  noch  nicht  15000  Fr.  für  |l«  und  Jahr 
beträgt,  auf  die  Garantie  der  Strecke  Ismidt— Angora,  die 
15000  Fr.  für  1  Jahr  und  1  «"  beträgt,  in  Anrechnung  zu 
bringen.  Bei  Berechnung  der  Einnahme  ist  die  Linie 
I  laidarpascha— Ismidt—  Angora  als  ein  Ganzes  zu  betrachten. 
Aus  der  Darstellung  Abbildg.  at  ist  zu  ersehen,  daß  der 
hier  vorgesehene  Fall  (Ucberschreitung  der  Garantie  Haidar- 


Ferner  hat  die  Bahn  zur  Einführung  modemer 
Ackergeräte  eine  besondere  KulturdiensLstelle  unterhalten, 
die  den  Zweck  hatte,  den  Bauern  die  Vorteile  einer  mo- 
dernen Ackerbearbeitung  zu  zeigen;  auch  dieser  Dienst 
hat  sehr  segensreich  gewirkt.  Ackergeräte  verkauft  die 
Bahnvcrwaltung  den  Bauern  zum  Selbstkostenpreis. 

Die  Dienstsprache  der  Bahn  ist  leider  nicht  deutsch, 
sondern  französisch.  Der  Sitz  der  Verwaltung  ist  in 
Haidarpascha;  von  hier  aus  wird  auch  der  eigentliche 
Betrieb  ( Bedarf sgüterzüge  usw.)  geregelt.  Für  die  Bahn- 
erhaltung ist  die  gesamte  Strecke  in  7  Sektionen  geteilt, 
denen  die  Bahnmeistereien  mit  im  Durchschnitt  40 k™ 
Bahnlängc  unterstellt  sind.  Diesen  wieder  unterstehen  die 
Rotten,  die,  zusammengesetzt  aus  einem  Führer,  einem 
Streckenläufer  und  4  bis  5  Mann,  einen  Bezirk  von  etwa 
10  km  zu  unterhalten  haben.  Sie  wohnen  an  der  Bahn  in 
besonderen  Dicnsthäuscrn ,  nach 
dem  in  Abb. 33  dargestellten. Muster. 

An  Wohlfahrt*-  Einrichtungen 
besitzt  die  Eisenbahn,  außer  einer 
deutschen  Schule  in  Eskischchir 
und  einer  von  ihr  stark  unterstütz- 
ten deutschen  Schule  in  Haidar- 


Abbildg  10. 
lUlcn  von  Derindjr, 


t'ebersicht  der  Betriebseinnahmen 


JahmkUninrtrr-Etnnatiaie  i„  Fr. 


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pascha — Ismidt)  bereits  4  mal  vorgekommen  isL  Für  die 
Strecke  Eskischehir— Konia  beläuft  sich  die  kilometrisehe 
Jahresgarantie  auf  604  I_  türk.  =  13900  Fr.,  jedoch  derart, 
daß  die  türkische  Regierung  nie  mehr  als  293,31  L.  türk. 
—  6750  Fr.  für  1  Jahr  und  1  km  bezahlt.  Die  volle  Garantie- 
summe von  13900  Fr.  hat  die  Bahn  noch  nie  ganz  ein- 
genommen, selbst  nicht  einmal  im  Jahre  1902.  Bei  flüch- 
tiger Betrachtung  wird  die  Garantie  als  eine  starke  Be- 
lastung der  Türkei  erscheinen.  In  Wirklichkeit  ist  die-  je- 
doch nicht  der  Fall,  denn  die  Steuerkraft,  d.  h.  der  Wohl- 
stand und  namentlich  die  unter  den  Pflug  genommene 
Fläche  Anatoliens  ist  seit  der  Erbauung  der  Bahn  ganz 
ungewöhnlich  gestiegen,  so  daß  die  Türkei  schon  lange 
durch  die  anatolische  Bahn  ein  sehr  gutes  Geschäft  macht. 

Zur  Hebung  und  Erweckung  des  Verkehrs  unterhält 
die  Bahn  im  Hinterlande  des  eigentlichen  Bahngebietes 
eine  Reihe  von  Agenturen,  die  sich  sehr  gut  bewährt 

24.  August  1904. 


BttricbsJtetfttziert  fltrda*  oMtstvrfMefr  W/riWW  yefw.Ane/' 


pascha,  für  das  Personal  eine  Sparkasse,  in  der  sie  die 
Einlagen  mit  4°,',,  verzinst  und  eine  Kür-orgekasse,  in 
welche  die  Beamten  einen  bestimmten  Prozentsatz  ihres 
Gehaltes  einzahlen  müssen.  Diese  Summe  erhalten  sie 
bezw.  ihre  Hinterbliebenen  mit  4«i0  Zinseszinsen  beim 
Austritt  aus  dem  Dienste  der  Bahn  zurück,  wozu  die  Bahn 
selbst,  falls  der  Austritt  wegen  Tod  oder  Invalidität  bezw. 
wegen  Alter  erfolgt,  eine  nach  der  Aufsammlung  und 
der  Dauer  der  Dienstzeit  festgesetzte  erhebliche  Summe 
hinzuzahlt. 

Schon  seit  Anfang  ihres  Bestehens  hat  die  Eisenbahn 
ihr  Augenmerk  auf  Vergrößerung  ihres  Netze-  gerichtet 

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und  zu  diesem  Zweck  Vorstudien  für  eine  ganze  Reihe 
von  Linien  anfertigen  lassen.  Diese  sind  jeizt  aber  alle 
in  den  Hintergrund  getreten  gegen  das  große  Bagdad- 
Projekt,  eine  Eisenbahn,  die  ihren  Anfang  und  zugleich 
Anschluß  an  die  anatolische  Bahn  in  Konia  nimmt  und 
von  dort  Ober  Mossul  nach  Bagdad  und  weiter  nach  El 
Kucid  am  Persischen  Meerbusen  führen  soll.  Diese  Bahn 


soll  als  erstklassige  Schnellbahn  ausgebaut  werden.  Zur 
Zeit  ist  schon  das  erste,  aber  noch  vollständig  auf  der 
Hochebene  Kleinasiens  gelegene  Stück,  von  Konia  bis 
Eregli  187  kra,  unter  Leitung  des  Geh.  Baurat  Mackensen 
(Erbauer  der  Linie  Eskischehir  Konia)  im  Bau.  Hoffen 
wir,  daß  es  gelingen  möge,  auch  den  Weiterbau  des 
Unternehmens  recht  bald  in  Angriff  zu  nehmen.  — 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 
Eine  „Vereinigung  Münchener  Architekten"  hat  sich 
am  30.  Juli  d.  J.  gebildet  zu  dem  Zweck,  einen  engeren 
Zusammenschluß  aller  ihren  Beruf  künstlerisch  ausüben- 
den Architekten  zum  Schutze  ihrer  Arbeit  und  zur  Hebung 
ihres  Ansehens  herbeizuführen.  Mitglied  der  Vereinigung 
kann  jeder  Architekt  werden,  welcher  nennenswerte  bau- 
künstlerische  Leistungen  aufzuweisen  hat,  sich  in  seinem 
Beruf  selbständig  betätigt  und  gleichzeitig  Mitglied  des 
Oberbayerischen  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  ist. 
Ausgeschlossen  sind  Unternehmer  und  deren  Angestellte. 
Als  Unternehmer  gilt,  wer  die  Ausführung  von  Bauten 
und  Bauteilen  gewerbsmäßig  übernimmt.  Zur  Wahrung 
der  Standesinteressen  wird  ein  Kollegium  von  5  Mit- 
gliedern ernannt;  in  demselben  besteht  ein  Ausschuß  von 
3  Mitgliedern.  Der  für  1904  gewählte  Ausschuß  besteht 
aus  den  Hrn.  Fritz  Hesscmer,  Otto  Lasne  und  Carl 
Tittrich;  dem  Kollegium  gehören  außerdem  noch  die 
Hrn.  Carl  Jäger  und  Otto  Schnartz  an.  — 

Vereinigung  schleslscher  Architekten.  Im  Anschluß  an 
die  Bewegung  in  den  Kreisen  der  Privatarchitekten  hat 
sich  in  Breslau  eine  „Vereinigung  schlesischer  Archi- 
tekten" gebildet.  Sic  hat  den  Zweck,  die  in  der  Provinz 
ansässigen  selbständigen,  künstlerisch  tätigen  Architekten 
zu  gemeinsamer  Interessen -Vertretung  und  Wahrung  des 
Standcsanschcns  zu  sammeln.  Der  Vereinigung  waren 
am  31.  April  d.  J.  17  Mitglieder  beigetreten.  Die  Auf- 
nahme beschränkt  sich  satzungsgemäß  auf  künstlerisch 
schaffende,  schlesische  Architekten,  welche  aufgrund  ihrer 
Leistungen  als  solche  von  der  Vereinigung  anerkannt  wer- 
den. Die  Bildung  der  Vereinigung  erfolgte  am  21.  April 
durch  Annahme  der  Satzungen.  In  den  Vorstand  wurden 
gewählt:  Arch.  Henry,  Vorsitzender  der  Vereinigung; 
Arch.  Grau,  Arch.  Großer,  Arch.  Prof.  Kamm,  kgl. 
Reg.  -  Bmstr.;  Prof.  Poelzig,  Dir.  der  kgl.  Kunstschule. 
Es  ist  zu  hoffen,  daß  alle  künstlerisch  schaffenden  Archi- 
tekten Schlesiens  Anschluß  an  die  Vereinigung  suchen 
und  finden.  Einstimmig  wurde  beschlossen,  den  Anschluß 
an  den  „Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine"  zu  suchen.  Meldungen  sind  schriftlich  unter 
Beifügung  einer  Mitteilung  über  den  Berufsgang  an  den 
Vorsitzenden  zu  richten.  — 


Vermischtes. 
Rettlg'sche  Schulbänke.  In  einem  Patentstreit  zwischen 
den  Schulbank-Fabriken  P.  Johs.  Müller  Ko.  in  Berlin 
und  Gebr.  Neuendorf  in  Herborn  hat  das  kais.  Patent- 
amt in  Berlin  durch  ein  Obergutachten  die  Frage  bezüglich 
der  Abhängigkeit  umlegbar  eingerichteter  Schulbank-Kon- 
struktionen vom  Rettig'schen  Schulbank-patent  zur  Klärung 
gebracht.  — 


Nochmals  der  Wettbewerb  für  die  Landes 
In  Nürnberg  1906.  Den  Ausführungen  des  Hrn.  Hecht  in 
No.  53  der  „Deutschen  Bauzeitung"  sehen  wir  uns  ver- 
anlaßt folgendes  entgegenzuhalten:  Unterm  12.  April  1904 
hat  das  Direktorium  des  bayer.  Gewerbemuseums  in  Nürn- 
berg einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
die  Bauten  der  Bayerischen  Jubiläums-I.andcsausstcllung 
in  Nürnberg  1906  ausgeschrieben.  Gegenstand  des  Wett- 
bewerbes bildete  die  Aufstellung  von  Ideen  für  6  Gebäude 
bezw.  Gebäudegruppen,  deren  Größe  und  Stellung  im 
Lageplan  genau  bestimmt  war.  §  14  des  Programme« 
lautet  wörtlich:  „Für  Preise  ist  eine  Gesamtsumme  von 
12500  M.  verfügbar,  deren  Verteilung  auf  die  einzelnen 
Gebäude  in  den  besonderen  Bedingungen  skizziert  ist. 
Das  Preisgericht  kann  jedoch,  falls  das  Ergebnis  des  Wett- 
bewerbes es  nach  dem  Urteile  der  Preisrichter  als  not- 
wendig und  gerecht  erscheinen  läßt,  die  Summe  auch  in 
anderer  Weise  verteilen."  Von  den  demnach  zur  Ver- 
fügung gestandenen  12500  M.  wurden  einschließlich  8  An- 
käufe zu  je  300  M.  und  der  Erhöhung  einiger  Preise  insge- 
samt 5700  M.  verteilt. 

Ganz  abgesehen  von  dem  Inhalt  des  allerdings  sehr 
eigenartig  abgefaßten,  oben  angeführten  §  14  dieses  Wett- 
bewerbes verstößt  diese  Sachbehandlung  gegen  den  §  7 
der  Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  Wettbewerben,  in 


dem  es  heißt:  „Soweit  programmgemäße  Arbeiten  in  ge- 
nügender Zahl  vorhanden  sind,  müssen  die  ausgesetzten 
Preise  den  relativ  besten  Entwürfen  zugesprochen  werden." 
Daß  solche  Entwürfe  in  genügender  Zahl  vorhanden  waren, 
beweist  die  in  No.  53  der  „Deutschen  Bauzeitung"  ent- 
haltene Mitteilung,  wonach  78  Arbeiten  mit  371  Blättern 
rechtzeitig  eingesandt  waren.  Die  Wertschätzung  dieser 
Arbeiten  durch  das  Preisgericht  war  eine  sehr  geringe. 
Es  scheint  also  hier  einer  der  Fälle  vorzuliegen,  in  denen 
nicht  das  20  und  30  fache  der  für  Preise  ausgesetzten 
Summe  an  Arbeitsleistung  eingeliefert  wurde.  Es  frägt 
sich  nun  aber  sehr,  ob  die  Erwartung  eines  solchen  Über- 
schusses an  Arbeitsleistung  unter  allen  Umständen  ge- 
rechtfertigt ist,  und  ob,  wenn  diese  Erwartung  nicht  erfüllt 
wurde,  die  Zurückhaltung  von  mehr  als  der  Hälfte  der 
ausgesetzten  Summe  zulässig  war.  Wir  teilen  diese  Meinung 
nicht  und  unterbreiten  daher  diesen  Vorgang  dem  Urteile 
der  deutschen  Fachgenossen.  — 
München,  18.  Aug.  1904.     Vereinig.  Münch.  Architekten. 

Wettbewerb  Bebauungsplan  Potsdam.  Wir  werden  da- 
rauf aufmerksam  gemacht,  daß  in  dem  Preisausschreiben 
zwei  Punkte  der  Klärung  bedürfen,  ein  sachlicher  und 
ein  formaler.  Ersterer  bezieht  sich  auf  die  Straßenbreiten, 
die  für  bepflanzte  1  iauptstraßen  nicht  unter  25  °>t  für  Neben- 
straßen nicht  unter  15,2  m  betragen  sollen.  Es  ist  nicht 
angegeben,  ob  die  Tiefen  der  gleichfalls  gewünschten  Vor- 
gärten in  diesen  Maßen  enthalten  sein  sollen  oder  nicht 
Man  ist  versucht  ersteres  anzunehmen,  da  eine  Mindest- 
breite von  25  ■>  für  bepflanzte  Straßen  und  von  15,2™  für 
unbcpflanztc "Nebenstraßen  doch  eine  wahre  Uebertreibung 
wäre,  wenn  diese  Straßen  außerdem  noch  Vorgärten 
erhalten.  —  Der  formale  Mangel  bezieht  sich  darauf,  daß, 
abweichend  von  der  sonstigen  allgemeinen  Gepflogenheit, 
die  Namen  der  Preisrichter  nicht  genannt  sind,  daß  diese 
also  auch  schwerlich,  wie  es  die  Verbands-Bestinmiungen 
für  Wettbewerbe  verlangen,  das  Programm  gebilligt  haben. 
Baldige  Aufklärung  wäre  erwünscht  — 

Wettbewerb  Volksschule  Vegesack  bei  Bremen.  Im  An- 
schluß an  die  Entscheidung  in  No.  60  erhalten  wir  die  Mit- 
teilung, daß  der  mit  dem  II.  Preise  ausgezeichnete  Ent- 
wurf der  Hrn.  Abbehusen  &  Blendermann  in  Bremen 
zur  Ausführung  bestimmt  wurde  und  daß  die  genannten 
Architekten  mit  der  Ausarbeitung  der  Pläne  und  der  Bau- 
leitung beauftragt  sind. 

Aus  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein 
Ausstellungsgcbäude  der  Berliner  Sezession  für  ein  Grund- 
stück am  Kurfürstendamm  ging  Hr.  Reg,  -  Bmstr.  Bruno 
Jautschus  in  Berlin  als  Sieger  hervor.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Ing.  Arch.  O.  Z.  in  Freiburg.  Einen  leichten  und  ein- 
fachen Weg,  in  einem  fremdsprachigen  Lande  eine  Stellung  zu  er- 
ringen, gib«  es  nicht,  da  da»  schon  im  Heimsttamle  olt  genug  mit 
großen  Schwierigkeiten  verbunden  ist.  Wollen  Sie  eine  Stelle  im 
Auslande  mit  einiger  Zuverlässigkeit  erlangen,  so  bleibt  kaum  etwas 
anderes  übrig,  als  dal)  Sic  sich  einige  Zeit  in  dieses  Land  begeben 
und  personlich  auf  die  Suche  gehen.   Möglicherweise  können  per- 

nicht  zu  verfügen.  ^Die  Kenntnis  der  Landessprache  wenigstens  111 
einigem  Umfange  halten  wir  ffli  unbedingt  geboten,  wenn  es  sich 
darum  handelt,  eine  bezahlte  Stelle  mit  Erfolg  zu  bekleiden.  Stcllen- 
listen  für  das  Ausland  sind  uns  nicht  bekannt.  — 

Hrn.  Arch.  W.  Sp.  in  München.  Man  kann  die  Empfehlung 
zum  Ankauf  immerhin  ata  eine  Auszeichnung  betrachten  und  sollte 
infolgedessen  Ober  die  an  airh  und  formell  nicht  zuzulassende  Be- 
kanntgabe der  Verfasser  milder  urteilen.  Bedauerlich  bleibt  bei 
dem  giotlen  Umfang  der  Arbeit,  der  durch  den  Wettbewerb  ge- 
liefert wurde,  der  Umstand,  dal)  das  Ministerium  den  Ankauf  der 
dazu  vorgeschlagenen  Entwürfe  ablehnte.  Die  Erlaubnis  zur  Ver- 
öffentlichung nicht  angekaufter  Entwürfe  durfte  das  Ministerium 
nicht  erteilen.  — 

Fragcbeautwortungen  aus  dem  Leserkreise. 

Zur  Anfrage  a  in  No.  59.  Aeltrrr,  aber  wohl  norh  immer 
mustergiltige  unterirdische  Bedürfnisanstalten  befinden  sich 
in  London  »bei  der  Börse  und  bei  Piccadilly-Circusl,  eine  im  Jahre 
1903  eröffnete  Anstalt  befindet  sich  in  Kopenhagen  —    A-  Stapl. 

iDhall:  Zur  Krlialtang  dY*  HridcLl>cr»;rr  S.:hlo\*es.  —  t>i*  «natiitlvrie 
Eisenbahn  (Srhluft)  —  Mittrilunrro  aus  Vricioen  —  Vermischtes.  —  l'rci*- 
bewerbunrrD  —  Brief-  unil  Kncckasten. 


Verla« 
vtraun 


iwortl.  Alben  tloloiami 


unf,  G.  m.  b  H  ,  Hrrli 
n,  tlerliu.    Druck  von 


Wuh.  Greve.  Iterlin 

No.  68. 


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^=  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  = 
*  XXXVIII.  JAHRGANG  1904    *    N"  09  * 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°:  69.  BERLIN,  DEN  27.  AUG.  1904 


Die  Architektur  auf  der  Großen  Berliner  Kunstausstellung  1904. 

(ForUetiung  au«  Nu.  47.)    Hierzu  eine  Bildbeilage. 


ic  Ausstellung  der  Privatarehitcktcn  ist  in 
diesem  Jahre  an  der  gleichen  Stelle  —  rechts 
von  der  Kuppelhalle  —  angeordnet,  wie  im 
vorigen  Jahre,  die  Raumgestaltung  aber  ist 
eine  andere  geworden.  Sie  war  Hrn.  Archi- 
tekten H.  Schweitzer  in  Berlin  übertrafen,  dessen 
Entwurf  unter  4  Arbeiten,  die  infolge  eines  Wettbe- 
werbes einliefen,  als  der  beste  zur  Ausführung  ge- 
wählt wurde.  Gingen  die  bisherigen  Anordnungen 
meist  von  dem  Grundgedanken  aus,  für  die  in  ihren 
räumlichen  Abmessungen  die  Gemälde  nicht  erreichen- 
den architektonischen  Darstellungen  kleinere  Abteilun- 
gen zur  intimerenWirkung  und  Betrachtung  zu  schaffen, 
so  entschloß  sich  Schweitzer,  den  gegen  das  Vorjahr 
um  einen  erheblichen  Teil  vergrößerten  Saal  durch 
eine  Doppcl-Säulcnstellung  in  zwei  Schiffe  zu  teilen  und 


somit  aus  dem  breiten  und  liefen  Raum  zwei  lange, 
schmale  Räume  zu  machen.  Sie  sind  in  farbiger 
Beziehung  sehr  feingestimmt  und  um  sie  ziehen  sich 
als  Friese  Schriftbänder  mit  folgendem  Inhalt  hin: 

.Seligkeit  mus  es  euch  dünken,  eure  Hände  auf 
Jahrtausende  zu  drücken  wie  auf  Wachs. 

Seligkeit,  auf  dem  Willen  von  Jahrtausenden  zu 

schreiben,  wie  auf  Erz,  härter  als  Erz,  edler  als  Erz." 

„Tausend  Pfade  giebl  es,  die  nie  noch  gegangen  und 
unerschöpft  und  unentdeckt  ist  immer  noch  Mensch 
und  Menschenerde.    Im  Steine  schläft  mir  ein  Bild, 
da*  Bild  meiner  Bilder." 

So  bestechend  nun  aber  die  Säulenstellung  in 
ihrer  formalen  Durchbildung  wie  in  ihrer  farbigen 
Wirkung  ist,  so  vermag  sie  doch  nicht  Ober  den  Ein- 
druck hinwegzutäuschen,  daß  der  Gedanke  der  Zwei- 


Kunst  oder  Kunstgeschichte? 

Zwei  Schriften  tum  Kampf  um  da«  Heidelberger  Schloß. 

jllmählich  beginnt  die  auffallende  Zurückhaltung  der 
Fachgenossen  in  der  Bewegung  um  das  Heidelberger 
Schloß  zugunsten  einer  Teilnahme  an  diesem  un- 
erfreulichen, aber  notwendigen  Kampfe  zu  weichen;  mehr 
und  mehr  bricht  sich  die  Erkenntnis  Bahn,  daß  der  Kampf 
nicht  so  sehr  um  das  Schloß,  als  um  die  Freiheit  des 
Schaffens  gegen  die  Herrschaft  de»  Dilettantismus  und 
gegen  die  alle  frische  schöpferische  Tätigkeit  lähmende 
Bevormundung  durch  die  doktrinäre  Kunstgelchrsamkeit 
geführt  wird.  Das  sind  höhere  Ziele,  als  sie  das  Schloß 
allein  zu  bieten  vermag  und  in  der  Erreichung  dieser  Ziele 
bedarf  es  des  Zusammenschlusses  aller  künstlerischen 
Kräfte  und  des  einmütigen  Vorgehens  gegen  Tendenzen, 
deren  Erfolg  nicht  mehr  und  nicht  weniger  sein  würde, 
als  die  deutsche  Baukunst  der  Gegenwart  in  ein  drücken- 
des und  jede  natürliche  Regung  lötendes  Abhängigkeits- 
verhältnis der  Lehrmeinungen  der  Universitäten  zu  brin- 
gen. Was  das  für  die  Kunst  bedeuten  würde,  ist  in  einem 
freien  und  offenrn  Worte  aus  tenen  Kreisen  selbst  aus- 
gesprochen, welches  in  den  „Deutschen  Schriften"  des 
1891  verstorbenen  Göltinger  Universitäls-Professors  Paul 
Anton  de  Lagarde  enthalten  ist.  Lagarde  sagt  hier:  „Was 
lernen  wir  Nicht -Naturforscher  auf  der  Universität  als 
Theorien,  Phrasen  und  Worte,  was  im  sogenannten  Leben 
als  FormalienV  Unsere  Urteile  über  Poesie,  Musik  und 
Philosophie  sind  die  der  Kompendien  und  Rezension*- 
fabriken,  unsere  Urteile  über  Politik  der  Laich  der  in  un- 
seren Städtchen  angesetzten  Reptilien.  An  die  Ideen  selbst 
kommen  wir  vor  Jauler  Bildung  gar  nicht  mehr  hinan." 


Hüte  sich  daher  die  deutsche  Kunst,  daß  sie  nicht  in  die- 
sen Bannkreis  gerät! 

Aber  schon  ist  die  Gefahr  erkannt  und  die  Fachkreise 
beginnen  sich  zu  rühren.  Vor  wenigen  Tagen  hat  Otto 
Stiehl  eine  Broschüre  erscheinen  lassen4),  in  welcher 
er  der  Bewegung  gewandt  und  scharfsinnig  entgegentritt. 
„„Ethische  Grundsätze  von  unermeßlicher  Tiefe  über  das 
Recht  einer  mißverstandenen  Wahrheit",  über  die  Not- 
wendigkeit des  Todes  usw.,  dazu  liebe  Jugenderinnerun- 
gen und  unbestimmbare  schwärmerische  Gefühle  werden 
ins  Gefecht  geführt.  Diese  Dinge  dringen  nicht  gerade 
lief  in  die  Sache  ein  —  aber  sie  sind  rhetorischer  Ver- 
arbeitung sowie  der  Veranstaltung  von  größeren  Laien- 
Versammlungen,  der  Gründung  von  „Bünden"  sehr  günstig 
und  so  sehen  wir  denn  die  ganze  Bewegung  durch  Hin- 
cinzichung  der  nicht  sachverständigen  „weitesten  Kreise* 
sich  mächtig  in  die  Breite  dehnen"".  I)cr  phrasenhaften 
Forderung  gegenüber,  „Großes  groß  zu  Grunde  gehen  zu 
lassen",  fragt  Stiehl  mit  Recht:  „Sind  wir  denn  im  ge- 
wöhnlichen Leben  so  aller  Tatkraft  bar,  daß  wir  stürzen 
und  verderben  lassen,  was  stürzen  und  verderben  will?" 
Den  Eggcrt'schen  Vorschlag  zur  Erhaltung  der  Ruine  lehnt 
er  ab,  schon  aus  rein  technischen  Gründen.  Wer  jemals 
Erfahrungen  bei  Umbauten  gesammelt  habe,  wisse,  „mit 
welcher  Scheu  man  Erschütterungen  nicht  ganz  taktfesten 
Mauerwerkes  durch  Stcinbohrer  und  Stemmeisen  ver- 
meidet. Als  warnendes  Beispiel  iM  der  Markusturm  in 
Venedig  noch  in  der  Erinnerung  Aller."    Auf  die  Frage, 

•I  Kunst  oder  Kunttrrx  hii  lilr  Wll  lirbsraWttM|  Mh<  Zerfall  de» 
llridelrirtger  Schloasea?  Von  O.  Stiehl,  sudtUauintp ,  I'nvaldojenl  au 
der  KODlrlkhrn  t  eihni-ihm  I  Ii«  htrhulr ,  Heiliu.  Verlag  von  üoae  * 
Teula»,  Berlin.   40  Pf  f.  - 

4^9 


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tcilung  in  mehrfacher  Beziehung  kein  glücklicher 
war.  Zunächst  ermöglichte  er  keinen  organischen 
Anschluü  an  die  Kuppelhalle;  der  von  hier  aus  in 
die  Architektur-Abteilung  Eintretende  gewinnt  nicht 
das  eindrucksvolle  Bild,  welches  sich  ihm  bei  anderer 
Anordnung  hätte  darbieten  können;  außerdem  sind  die 
einzelnen  Schiffe  zu  groß,  sodaß  sie  die  Wirkung  der 
Darstellungen  sehr  wesentlich  beeinträchtigen ;  und 
drittens  fällt  bei  dieser  Anordnung  die  Ungleichheit 
der  äußerlichen  Behandlung  der  Kunstblätter  doppelt 
auf.  Alle  diese  Nachteile  vermeidet  die  Teilung  in 
kleinere  Unterabteilungen,  durch  welche  für  die  so  ver- 
schiedenartigen Blätter  leicht  die  Gruppierung  und  die 
räumliche  Umgebung  zu  schaffen  sind,  auf  der  ein  gutes 
Teil  ihrer  Wirkung  beruht.  Schweitzer  zählt  zu  den 
interessantesten  Gestalten  der  jüngeren  Fachgenossen 
Berlins;  er  war  mehrfach  an  Wettbeweiben  durch 
Entwürfe  beteiligt,  die  sich  nicht  nur  durch  einen 
zweckmäßigen  Grundgedanken,  sondern  auch  durch 
eine  feine  künstlerische  Auffassung  bei  ungewöhnlich 
gewandter  Darstellung  auszeichneten.  Um  so  mehr 
ist  es  zu  bedauern,  daß  er  bei  der  Schaffung  seines 
Saales  nicht  voll  vom  Glück  begünstigt  war. 

Die  Besprechung  des  Ausstellungsgutes  kann  sich 
bei  der  Beschränktheit  des  uns  zur  Verfügung  stehenden 
Raumes  nur  mit  einer  Auswahl  der  zahlreichen  Ar- 
beiten beschäftigen.  Zunächst  sei  die  „Nationalhallc" 
des  Hrn.  K.  Spaeth  in  Berlin  erwähnt,  von  welcher 
wir  bereits  in  No.  47  Grundriß,  Ansicht  und  Schnitt 
brachten.  Zur  Erläuterung  teilte  uns  Mr.  Spaeth  mit,  daß 
der  vorliegende  Entwurf  einen  Lieblingsgcdanken  des 
Verfassers,  die  Idee  eines  Nationalheiligtums,  dar- 
stelle. Der  Grundriß  zeigt  eine  Zentralanlage  aus  zwei 
Kreisen,  die  Haupt-  und  Querachse  durch  Einbauten 
betont  Der  innere  Ring  begrenzt  die  Haupt-Kuppelhalle 
und  soll  in  Pfeiler  gegliedert,  die  Last  der  eisernen 
Rippen  aufnehmen.  Der  äußere  Ring  begrenzt  die  um 
den  Hauptraum  gelagerten  Nebenhallen.  Im  Gerüst 
und  Aufbau  erinnert  dieser  Ring  an  die  bekannten 
altgcrmanischen  Steingehege;  im  äußeren  Aufbau  deutet 
er  in  dem  Motiv  der  zu  einer  Gesamtheit  zusammen- 
geschlossenen Pfeiler  zugleich  das  Symbol  der  geeinten 
deutschen  Stämme  an.  Die  Hauptanläge  entwickelt  sich 
auf  einem  Stufenunterbau  und  diesen  umschließt  eine 
Arena,  die  von  den  äußeren  LIingangshallen  begrenzt 
wird.  Vier  Riesentore,  von  welchen  jedes  in  seiner  Art 


bedeutungsvoll  mit  bildnerischem  Schmuck  verseilen  ge- 
dacht ist,  öffnen  diese  und  die  Arena  der  Außenwelt.  Die 
Arena  ist  In  nimmt  füt  Volksauffühningcn  aller  Art,  für 
olympische  Spiele,  Festzüge  usw.  Die  Umgangshallen 
könnten  die  Statuen  der  um  das  Vaterland  verdienten 
Männer  und  Frauen  beherbergen.  Den  Stufenunterbau 
schmücken  sitzendeKolossal-StatuenderWeltgeschichte. 

Der  Pfeilerbau  zeigt  vor  den  Portalen,  von  krönen- 
den Walküren  durchschnitten,  nach  außen  im  Sockel 
in  symbolischen  Hochrelief-Darstellungen  die  Kämpfe 
germanischer  Völker  aus  den  Urzeiten  bis  zur  jüngsten 
Vergangenheit.  Zwischen  den  Pfeilern,  die  sich  aus  dem 
Sockelgeschoß  entwickeln,  thronen  die  hervorragend- 
sten germanischen  Herrscher-Gestalten.  Im  Sockelge- 
schoß sind  Beisetzungsstellen  verdienterMänner  gedacht. 

Die  Portale  führen,  an  den  Treppen  zu  den  Nc- 
bcnhallen  vorbei,  zuerst  in  kleinere  Versammlungs- 
bezw.  Gedächtnishallcn,  die  in  immerhin  schon  be- 
deutenden Abmessungen  den  Eindruck  des  Haupt- 
raumes steigern  und  vorbereiten  sollen.  Dort  wirkt 
auf  uns  in  engster  Geschlossenheit  ein  in  einzelne 
Pfeiler  gegliederter  Steinkranz,  überwölbt  von  der  in 
Eisen  gedachten  Kuppel.  Die  einzelnen  Pfeiler  endi- 
gen kapitellartig  in  die  Charaktcrküpfc  germanischer 
Volkstypen,  die  Füllungen  der  Pfeiler  zeigen  als 
Ornamente  wiederkehrend  die  Leycr  und  das  Schwert. 
Sitzplätze  ziehen  sich  etwa  bis  15 m  Höhe  längs  der 
Halle  entlang.  Von  dem  obersten  Podest  dieser  Plätze 
führen  zwischen  den  vorgelagerten  Pfeilern  Durch- 
gänge nach  den  äußeren  Nebenhallen ;  ob  den  Pfei- 
lern ist  ein  Umgang  gedacht,  während  in  größerer 
Höhe  eine  Galerie  durch  die  einzelnen  Pfeiler  nach 
den  Hauptgalerien  mündet.  Als  Hauptmolive  der 
Turmhallc  wirken  4  gewaltige  Nischen,  teils  als  Rahmen 
für  sitzende  Ideal-Figuren,  teils  praktischen  Zwecken 
dienend.  Die  Hauptnische  soll  eine  eingebaute  Orgel 
aufnehmen,  um  Musikaulführungen  größten  Stiles  zu 
unterstützen.  Links  und  rechts,  die  beiden  seitlichen 
Nischen  füllend  und  belebend,  Nährstand  und  Wehr- 
stand; die  vierte  Nische  soll  eine  altgcrmanische  Hel- 
dengestalt zieren. 

Der  obere  Teil  der  vier  Einbauten  enthält  Galerien 
und  zeigt  nach  dem  Inneren,  gewissermaßen  als  Schluß- 
steine des  Innenraumes,  in  reichstem  Mosaik  einmal 
Christus  als  den  Fürsten  des  Geistes,  zum  anderen, 
ihm  gegenüber,  den  Fürsten  der  Tat,  Hermann,  und 


ob  das  schadhafte  Mauerwerk  der  Fronten  die  große  Ln-4 
etwaiger  Giebel  und  Dächer  tragen  könne,  antwortet  der 
Verfasser  mit  einem  Versuch.  „Man  stelle  zehn  leere 
Streichholzschachteln  übereinander,  ein  leichter  Lufthauch 
wird  sie  umstürzen.  Man  setze  ein  Pfundgewicht  auf  diese 
Schachtelsäule  und  vei hindere  diese  am  seitlichen  Aus- 
weichen, wie  das  Dachgespärre  die  beabsichtigten  Giebel 
verankern  wird,  so  steht  das  Ganze  fest  und  leistet  Wid  er- 
stand.* Aber  eine  solche  Ergänzung  des  Baues  mit  Be- 
dachung wäre  Fälschung,  Verstoß  gegen  die  Wahrheit. 
Das  veranlaßt  Stiehl  zu  der  Krage:  .was  ist  Wahrheil  in 
der  Kunst?  Die  Wahrheit  in  der  Kunst  kann  ernsthaft 
nicht  auf  die  äußerliche  Wahrheit  der  einzelnen  Kunst- 
mittel  bezogen  werden,  bei  ihr  handelt  es  sich  immer  nur 
um  eine  innerliche,  im  Gemüt  des  schaffenden  Künstlers 
ruhende  Wahrhaftigkeit.  .  .  .  Kunst  ist  noch  von  jeher  das 
Vermögen  gewesen,  von  der  Fülle  der  Beziehungen  und 
Wahrheiten,  die  ;cricr  menschliche  Vorwurf  enthält,  nur 
diejenigen  zu  zeigen  und  zu  betonen,  die  der  angestrebten 
Wirkung  im  Gemüt  des  Beschauers  oder  Hörers  dienen. 
Damit  entzieht  sieh  das,  was  in  der  Kunst  wahr  ist  und 
auch  was  schön  ist,  der  wissenschaftlichen  Feststellung 
und  dem  .Beweis"  durch  logische  Schlüsse  gerade  so  wie 
das,  was  den  benachbarten  Seelengebietcn  de*  Glaubens 
und  der  Liebe  angehört.  Auch  diese  sind  an  keine  logi- 
schen Schlüsse,  an  keine  objektiven  Wahrheiten  gebunden. 
Wenn  sie,  treu  der  inneren  Summe,  dem  Gölte  in  der 
eigenen  Brust  folgen,  so  sind  sie  „wahr",  Ls  ist  dies  die 
einzige  Definition,  die  nicht  zu  kleinlichen  und  unhaltbaren 
Unterscheidungen  führt."  Stiehl  ist  der  Meinung,  daß 
sich  der  Vorwurf  der  Unwahrheit  bei  Wiederherstellungen 
grundsätzlich  in  unklaren  Nebel  auflöse.  Es  stehe  heute 
kaum  ein  Denkmal  mehr  aufrecht,  welches  nicht  wesent- 
liche Ergänzungen  an  sich  erfahren  habe.  „Und  Tausende 
von  kunstfrohen  Menschen  erfreuen  und  erheben  sich 
fortdauernd  an  ihnen,  ohne   die  angebliche  erkaltende 


Wirkung  der  Ausbesserungen  und  Zufügungen  zu  spüren. 
Das  beweist  zum  Mindesten  die  maßlose  Ucbenreibung 
solcher  abstrakten  Sätze.  Freilich,  „„wem  die  logisch-rech- 
nerische Seite  der  Betrachtung  so  Oberwiegt,  daß  sich 
ihm,  wie  Hrn.  l'rof.  Thode,  vor  einem  Kunstwerk  „mit 
Notwendigkeit"  „die  beunruhigende  Reflexion"  einstellt, 
was  ist  denn  all V  was  neu?  dem  werden  wir  die 
Gabe  künstlcrischcnGenicßens  ruhig  absprechen 
dürfen  und  ihm  glauben,  daß  er  vor  dem  Kunstwerk 
„gar  nichts  erlebt."  Aber  wir  werden  ihn  dann  auch 
nicht  als  kompetenten  Beurteiler  künstlerischer 
Wirkungen  ansehen  können."" 

Nicht  minder  treffende  Worte  wie  hierfür  findet  der 
Verfasser  auch  für  den  Vorwurf  der  Fälschung.  Kechl 
habe  Gurlitt  soweit,  als  die  besten  der  wiederherstellen- 
den Künstler  heute  vollauf  imstande  seien,  Ergänzungen 
stj  feinfühlig  einzupassen,  daß  der  Laie,  ob  er  nun  kunst- 
geschichtlich gebildet  sei  oder  nicht,  die  neuen  Teile  gar- 
nicht  störend  empfinde.  Niemand  aber  falle  es  ein,  zu 
behaupten,  daß  der  neue  Teil  alt  sei;  in  voller  Oeffent- 
lichkeit  werde  die  Arbeit  geleistet.  „Wenn  aber  bei  größe- 
ren, mehr  selbständigen  Zufügungen  Forscher  darüber 
klagen,  daß  sie  sie  nicht  vom  Alten  zu  unterscheiden  ver- 
mögen, so  ist  dafür  im  wesentlichen  das  Maß  ihrer  Sach- 
kenntnis verantwortlich  zu  machen  Wer  dem  wieder- 
herstellenden Architekten  an  Kenntnis  der  Dinge  eben- 
bartig  ist,  wer  also  wie  er  in  die  feinsten  Formabwand- 
lungen alterer  Zeiten,  in  ihre  Gefühls-  und  Kompositions- 
wcisc,  in  die  Einzelheiten  ihrer  Matcrialbchandlung  und 
Handwcrkstci-hnikcn  eingedrungen  ist,  der  erkennt  auch 
heutzutage  schon  s..|.  hr  gut  gelungenen  Zufügungen  als 
das,  was  sie  sind  " 

Indessen,  es  scheint  ein  tiefer  Zwiespalt  /u  klaffen 
/wischen  der  Beurteilung  der  Kunstwerke  durch  die  Künst- 
ler und  durch  die  Kun-tgelehrten,  Den  ersteren  sind  sie 
tatsächlich  Kunstwerke,  an  deren  seelischem  Leben  sie 


No.  eo. 

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links  und  rechts  altgermanischc  Kflnstlcrgcstalten, 
Barden  mit  der  Harfe.  Den  ganzen  Kreis  der  Halle 
durchzieht  in  Höhe  des  ersten  Umganges  ein  Fries, 
Vertreter  aller  Glieder  unseres  Volkes  darstellend. 

Unterhalb  der  Lichtquelle,  die  in  einer  Oberlicht- 
Öffnung  von  etwa  50 m  Durchmesser  besteht,  thront 
Ober  der  vergoldeten  Kuppel  in  silzenden  Idealgestalten 
der  uns  überlieferte  germanische  Olymp.  Den  Kuppel- 
raum belebend,  reiten  durch  Wolken,  in  farbigen 
Reliefs  dargestellt,  Walküren  gleichsam  durch  den 
Raum  als  die  Mittler  zwischen  Erde  und  I  limmel. 

Es  wird  ja  in  unserer  Zeit  Mancher  den  Kopf 
schütteln  Ober  einen  derartigen  Plan.  Aber  es  konnte 
nach  der  Ansicht  seines  Urhebers  doch  einmal  die 
Zeit  reifen,  in  welcher  Deutschland  sich  auch  so  hoher 
Aufgaben  bcwuUt  wird.  „In  einem  jeder  Unwahrheit 
und  jeder  Tbeatralik  fremden  Bau  müßte  den  nach- 
folgenden Geschlechtern  kund  werden,  wie  wir  ge- 
kämpft und  wie  wir  geblutet,  wie  wir  gelitten  und  wie 
wir  gesiegt.  Es  müßte  ein  granitenes  Werk  werden, 
das  wie  eine  Bibel  kündet  von  dem  zähen  Ringen 
eines  Volkes  und  seiner  Führer  um  die  idealsten  und 
realen  Güter,  ein  Bau,  der  ein  Abbild  unseres  Lebens 
zeigt  und  das  Ringen  des  Menschen  im  Kampfe  mit 
der  Materie  verkündet" 

Etwas  von  der  idealen  Gesinnung,  die  in  diesen 
Gedanken  steckt,  besitzen  auch  die  schönen  Entwürfe 
von  Franz  Brantzky  in  Köln  a  Rh,  aber  sie  be- 
halten doch  mehr  den  Boden  unter  den  Füßen.  Der 
Charakter  der  Kompositionen  ist  etwa  der  unserer 
heutigen  Beilage,  eines  Entwurfes,  der  einen  Teil  eines 
bedeutenden  Sammelwerkes  bildet,  welches  der  Künst- 
ler demnächst  herauszugeben  beabsichtigt  Das  be- 
merkenswerte Kennzeichen  der  meisten  dieser  Ent- 
würfe ist  eine  gesunde  Verbindung  des  künstlerischen 
Empfindens  des  struktiv  denkenden  Architekten  mit 
dem  freien  Gefühl  des  Malers  Brantzky  begegnet  sich 
hierin  mit  Malmhubcr  in  Stuttgart  und  Hogg  in 
Bremen,  welche  beide  ein  starkes  und  erfreuliches  Teil 
malerisches  Empfinden  in  ihre  architektonischen  Ent- 
würfe einfließen  lassen  und  denselben  dadurch  auch 
für  den  Laien  das  Sympathische,  das  zum  Mitempfin- 
den Anregende  verleihen.  Das  Sehaffensgebiet  von 
Halmhuber  erstreckt  sich  in  reichster  Arbeitslust  von 
den  verschiedensten  Gebieten  der  Kleinkunst  über  die 
zahlreichen  Zweige  der  Baukunst.   Alles,  was  er  gibt, 


zeigt  eine  mühelose  Meisterschaft  der  Darstellung. 
In  nicht  minderem  Grade  ist  das  bei  Högg  der  Fall, 
wenn  derselbe  sich  auch  mehr  auf  das  architektonische 
Gebiet  beschränkt.  Sein  .Landhaus  Maria"  und  sein 
„Bergnest",  welches  letztere  wir  in  No.  31  d.  J.  ver- 
öffentlichten, sind  schöne  Beispiele  seiner  teils  an- 
spruchslosen, teils  phantasiercichen  Kunst.  Auch  bei 
den  Entwürfen  zu  Innenräumen  von  O.  Usbeck  über- 
wiegt die  Lust  am  Malerischen,  zu  welcher  die  Mönchs- 
architektur des  frühen  deutschen  Mittelalters  besonders 
einladet  Sie  ist  überhaupt  das  charakteristische  Kenn- 
zeichen des  Wohnhausbaues  unserer  Tage,  von  wel- 
chem die  Ausstellung  einige  bemerkenswerte  Beispiele 
von  Erdmann  At  Spindlcr,  Schumacher,  ßalcke, 
Schutte  &  Volmer,  Pützer,  Otte  usw.  enthalt, 
durchweg  Arbeiten,  welche  in  gleicher  Weise  auf  eine 
ungekünstelte  Raumanlage  mit  entsprechendem  Aus- 
druck des  Aeußcrcn,  wie  auf  eine  charakteristische 
Material-Verwendung  ausgehen.  Die  Osteria  von  A. 
Ti  e  d  c ,  eine  I  icbenswürdige  Gruppe,  schließt  sich  hier  an. 

Das  Malerische  beherrscht  auch  mehr  oder  weniger 
den  modernen  Kirchenbau  Das  laßt  sich  ebenso  sehr 
von  den  beiden  trefflichen  Kirchen  Otzens  (für  Elbing 
und  Rheydt),  wie  in  noch  höherem  Grade  von  dem 
schönen  Entwurfc  von  Dinklage  &  Paulus  für  die 
Kirche  der  Marta- Gemeinde  in  Berlin,  wie  auch  von 
der  Matthäus-Kirche  für  Frankfurt  a.  M.  von  Pötzer 
und  endlich  dein  Entwurfc  zu  einer  evang.  Kirche  für 
Innsbruck  von  Heinr.Wo  Hin  Berlin  sagen  VonleUterem 
Künstler  enthält  die  Ausstellung  noch  einen  fein  em- 
pfundenen Entwurf  zu  einem  Wein -Restaurant,  eine 
schöne,  gemütvolle  Arbeit.  Eine  feinsinnige  Auffassung 
verraten  die  Konkurrenz-Entwürfe  von  Jansen  5 
Müller  (Höhere  Töchterschule  Essen)  und  Jürgensen 
&  Bachmann  (Handels-! lochschulc  Köln);  durch  ihren 
trefflichen  Konkurrenz-Entwurf  für  ein  Rathaus  in 
Bremen  sind  Altgclt  &  Schweitzer  in  Berlin,  durch 
einen  nicht  minder  ausgezeichneten  Entwurf  für  ein 
Rathaus  in  Hannover  Börgcmann  dorten  vertreten. 
In  dem  Damenstift  Honnef  von  E.  Kühn  und  in  dem 
Stiftshause  aus  Altona  von  Kühn  Sc  Baumgarten 
bekundet  sich  eine  glückliche  Oekonomie  in  der  Wahl 
der  architektonischen  Ausdrucksmittel.  Gleiche  Grund- 
sätze beherrschen  die  Heilstätten  von  Schmieden  & 
Boethke  in  Berlin  (Melsungen  und  Schreiberhau), 
treffliche  Anlagen,  die  durch  den  Maler  Jacob  eine 


mit  der  eigenen  Seele  Anteil  nehmen;  den  letzteren  sind 
sie  nach  Dchio  lediglich  „Dokumente  der  Kunstgeschichte", 
und  „nicht  dazu  da,  daü  wir  uns  an  ihnen  freuen*.  Wer 
noch  eines  Beweises  hierfür  bedürfte,  der  sehe  sie  h  unsere 
Kunstinvcntare  an.  Mit  wenigen  Ausnahmen  geben  sie 
lediglich  Inventar«  von  Dokumenten,  nicht  die  Vorbilder 
des  künstlerischen  Schaffens;  sie  sind  Hilfsmittel  der  Kunst- 
geschichte, nicht  Hilfsmittel  der  Kunst.  „Aber  höher",  führt 
Stiehl,  dieser  Ansicht  bei!  retend,  aus,  „als  die  Kunstgeschichte 
steht  denn  doch  noch  die  Kunst.  Ihre  Denkmaler  sind  mehr 
als  bloßes  Studienmaterial  für  ein  paar  hundert  Gelehrte, 
sie  spenden  Erhebung  und  unbefangenen  Genuß  der  Schön- 
heit den  Hundertlauscnden,  die  unverbildet  in  reiner  Em- 
pfänglichkeit vor  sie  treten.  Sie  sprechen  von  der  Er- 
innerung froher  und  trauriger  Zeiten,  vom  Geist  großer 
Männer  und  von  der  Vergänglichkeit  ihrer  Schöpfer  und 
alles  Irdischen  dem,  der  Ohren  hat  zu  hören,  laut  und 
vernehmlich,  ganz  glcichgiltig,  ob  einzelne  Steine,  einzelne 
Bauteilenun  zufällig  dreihundert  Jahre  alt  sind  oderdreißig!" 
Gegen  den  Schluß  seiner  mit  einer  bemerkenswert  ge- 
wandten Dialektik  vorgetragenen  Ausführungen  wendet 
sich  Stiehl  noch  gegen  den  Einwurf,  daü  die  Ruinen  um 
so  viel  schöner  seien,  als  der  wiederhergestellte  Hau  es 
sein  könne.  „Wenn  dieser  Standpunkt  wenigstens  noch 
originell  wäre!  In  Wirklichkeit  ist  es  neuester  englischer 
Import  und  es  ist  an  sich  nicht  einzusehen,  warum  der 
deutsche  Michel  unter  plötzlicher  Aufgabe  seiner  bisheri- 
gen, auch  durch  die  Pflichten  gegen  die  Nachwelt  wohl- 
begründeten  Anschauungen  sofort  Nachfolge  leisten  soll, 
weil  in  England  seil  einigen  Jahren  die  Strömung  oben- 
auf ist,  die  Baudenkmäler  zum  Genufl  der  Kuinenschön- 
heit  weiter  zerfallen  zu  lassen  "  Die  Folgerungen  für  das 
Heidelberger  Schloss  ergeben  sich  von  selbst,  „L%  wäre  un- 
verantwortlich, wenn  man  um  reiner  Scheingründe  willen 
das  Meisterwerk  der  deutschen  Kcnaissancekunst  in  Trüm- 
mer fallen  lassen  wollte.   Denn  nicht  nach  unklaren  Ge- 

37.  August  1904. 


fohlen  und  Jugcndcrinncrungen,  sondern  nach  Gründen 
muß  solche  wichtige  Krage  entschieden  werden*.  — 

Die  zweite  Schrift  die  wir  hier  erwähnen  müsMMi, 
ist  eine  Broschüre  von  Ernst  von  Wilden bruch:  „Au» 
Liselottes  Heimat.  Ein  Wort  zur  Heidelberger  Schloß- 
frage"1)  Die  Broschüre  zerfällt  in  zwei  Teile;  der  erste 
versucht  eine  Charakteristik  der  Elisabeth  Charlotte  (Lise- 
lotte) von  der  Pfalz,  Herzogin  von  Orleans,  die  mit  dem 
Heidelberger  Schloß  in  eine  psychologische  Verbindung 
gebracht  wird,  was  schon  im  Titel  der  kleinen  Schrift  an- 
gedeutet ist  Dieser  Teil  hat  für  uns  nur  ein  literarisch- 
historisches  Interesse;  er  interessiert  uns  lediglich  so  weit, 
als  der  Verfasser  sein  Urteil  über  die  seltene  Fürstin  in  die 
Worte  zusammenfaßt:  „Ich  bin  der  Meinung,  daß  nie  ein 
klarerer  Verstand,  eine  gesundere  Natur  klarer  und  gesun- 
der über  ungesunde  Verhältnisse  gesprochen  hat,  als  der 
Verstand  und  die  Natur,  die  sich  in  diesen  Briefen  (aus 
den- Briefen  Liselottes  der  Jahre  1672—1723  von  Rudolf 
Friedemann  und  Paul  Volkmar  ausgewählt  und  bei  Franhk 
in  Stuttgart  verlegt)  äußern.  Und  wenn  es  wahr  ist,  daß 
Liselotte  typisch  für  die  deutsche  Art  und  Natur  ist,  dann 
dürfen  wir  mit  unserer  Natur  zufrieden  sein  "  Nach  einem 
solchen  Urteil  und  nach  der  Ideenassoziation,  die  Wilden- 
bruch im  Titel  seiner  Broschüre  zwischen  Liselotte  und 
dem  Heidelberger  Schlots  knüpft,  konnte  nun  jeder  Un- 
befangene erwarten,  daß  der  Verfasser  auch  die  zahl- 
reichen Acußcrungcn  der  kurpfalzisclicn  Kurstcntochtcr 
Ober  das  Schloß  wiedergibt;  daß  er,  wie  wir  es  früher 
wiederholt  taten  und  es  hier  noch  einmal  wiederholen 
müssen,  berichtet  hätte,  wie  sie  „keine  bessere  Luft  in 
der  Welt,  als  auf  dem  Schloß"  kannte.  Er  hätte,  um  das 
Bild  nicht  cin-eitig  zu  e<°>ultcn,  erzählen  müssen,  wie 
Elisabeth  Charlotte  die  Namen  «Her  Straßen  in  llcidel- 


•|  «..  C.j„tt Vrrljir-bTl,-»ibar.d;unr 

llornrünii!  auf  Scitr  43*  > 


43« 


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Abbildg.  i.    GcMniUnortlnung  der  DrahUcilbalin- 


Abbildg.  a.    Untere»  Ende  der  Drahtseilbahn.    Ar beiUgerQut  «u'cler  Baustelle. 


ausgezeichnete  künst- 
Icrisclic Darstellung  er- 
fahren haben.  Eine  ei- 
genartige Arbeit  ent- 
hält die  Ausstellung 
von  Franz  Sehwech- 
ten  in  Herlin:  den  Ent- 
wurf zu  einem  Wohn- 
hause mit  Kunstwerk- 
statt der  deutschen 
Glasmosaik-Gesellsch. 
Pulil  &  Wagner  in 
Rixdorf,  den  wir  S.433 
wiedergeben.  Es  ist  hier 
der  sympathische  Ge- 
danke verfolgt,  aus 
Wohnhaus  und  Werk- 
statte eine  Baugruppe 
von  künstlerischer  Ein- 
heit zu  schaffen,  die 
mehr  ist,  als  eines  der 
üblichcnBcrlinerMiets- 
hauser  mit  Hinterge- 
bäude. Die  Baugruppe 
gibt  ein  schönes  Bild 
des  Emporblühens  der 
bewahrten  Anstalt. 
M  ö  h  r  i  n  g'sG  rabm  aler, 
Feuerherd 's  Phanta- 
sie-Entwürfe, v.  Re- 
chenberg's  Aquarell 
aus  Lugau,  Günther- 
Naumburg' s  Studien, 
Sepp  Kaiser 's  Kunst- 
haus für  Zürich,  Bcr- 
noulli'sWohnhaus  in 
Friedenau,  Probst's 
Ansichten  aus  Breslau, 
Blätter  von  v.Tetjtau, 
Rocnsch,  Reuters, 
Gottlob,  Bangert, 
Breslaucr  A:  Salin- 
ger usw.  verdienen  ge- 
nannt zu  werden  teils 
der  gewandten  Dar- 
stellung, teils  der  archi- 
tektonischen Haltung 
wegen.  Es  ist  unmög- 
lich, auf  alles  näher  ein- 
zugehen ;  über  einiges 
haben  wir  früher  schon 
berichtet,  auf  anderes 
gedenken  wir  gelegent- 
lich noch  zurückzu- 
kommen. DochdasMo- 
dcll  des  Theaters  für 
Barmen  von  Moritz  in 
Köln  muß  als  einziger 
Vertreter  des  Theater- 
baues noch  genannt 
werden,  da  es  sich  nicht 
nur  durch  eine  glück- 
liche Gruppierung  und 
Bewältigung  der  Mas- 
sen, sondern  auch 
durch  den  Versuch 
einer  selbständigen 
Formensprache  vor- 
teilhaft auszeichnet  — 

(SrhltiS  lo\&). 


Die  Ausführung  des  neuen  Beachy-Head- Leuchtturmes  bei  Eastbourne  (England). 


|m  Vorjahre  ist  in  der  Nähe  des  Badeortes  East- 
bourne an  der  klip|K-nrrichen  Küste  bei  Bcachy- 
Head  ein  Leuchtturm  vollendet  und  seiner  Bestim- 
mung übergeben  worden,  der  durch  die  Art  seiner  Her- 
stellung allgemeineres  Intcrcs.se  verdient.  Er  ist  an  Stelle 
eines  im  Jahre  1834  auf  den  sich  bis  130  ■>  über  dem 
Meeresspiegel  erhebenden  Kalkielsen  der  Steilküste  er- 

43a 


richteten  Leuchtturmes  getreten,  dessen  Ersatz  einerseits 
au»  Kocksichten  auf  den  baulichen  Zustand,  namentlich 
aber  aus  dem  Grunde  als  notwendig  erschien,  daß  durch 
dichten  Nebel  in  den  höheren  Schichten  das  Feuer  des 
Leuchtturmes  häufig  verdunkelt  wurde.  Da  dies  in  den 
tieferen  Schichten  weniger  oft  der  Fall  ist,  so  wurde  der 
neue  Leuchtturm  auf  den  bei  Ebbe  trocken  liegenden 

No.  69. 


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Kunstwerkstatt  der  „Deutschen  Glasmosaik-Gesellschaft" 
Puhl  *  Wagner  In  Rixdorf. 

Architekt:  Geh.  Raurat  Franz  Brhwerhten  in  Berlin. 

Klippen  etwa  200 m  vom  Fuße  der  Steilküste  entfernt  auf- 
gestellt. Die  Ausführung  lag  der  „Trinity  Ilouse  Corpo- 
ration" in  London  ob,  der  das  Lcuchlfcuerwcscn  in  Eng- 
land unterstellt  ist  Der  Turm  wurde  als  massiver  Grenit- 
turm  nach  den  Plänen  des  Chefingenieurs  dieser  Körper- 
schaft, Thomas  Matthews  hergestellt,  wahrend  die  Lei- 
tung des  Haue*  dem  Ingenieur  Havelock  Ca  sc  oblag. 

Der  Turm  ist  unmittelbar  auf  den  felsigen  flachen 
Strand  gegründet,  nachdem  dessen  Spalten  und  Risse  sorg- 
fältig durch  Zementeinpressung  gedichtet  waren.  In  seinem 
unteren,  etwa  15«  hohen  Teile  besteht  er  aus  einem 
massiven  Mauerblock  von  Granitquadem  der  De  Lank- 
Brüche  in  Comwall.    Die  Fundamente  reichen  rd.  3« 

27.  August  1904. 


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433 


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unter  N.-W.  herab.  Der  Sohlen-Durchmesser  beträgt  etwa 
15.»  Der  im  Mauerwerk  imganzen  38m  hohe  Turm  ver- 
jüngt sich  mit  geschwungenen  Linien  nach  oben  bis 
zu  einem  Durchmesser  von  4.3 m.  Der  obere  Teil  des 
Turmes  enthalt  8  Geschosse,  die  durch  eine  Wendeltreppe 
mit  einander  verbunden  sind.  Die  Granitblocke,  deren 
insgesamt  rd.  37001  mit  Portlandzement-Mörtel  vermauert 
wurden,  sind,  um  jede  Verschiebung  zu  verhindern,  so- 
wohl in  den  I.agcr-  wie  in  den  Stoßfugen  schwalbe  n- 
schwanzförmig  mit  einander  verbunden. 

Der  massive  Turm  wird  von  einer  Laterne  bekrönt, 
die  den  Leuchtapparat  aufnimmt,  der  31  m  Ober  H.-VV. 
liegt  und  von  der  Firma  Chance  Brothers  geliefert  ist 
Die  Lichtquelle  ist  Petrolcum-Glühlicht  nach  dem  Kilson- 
S^stem.  Das  Petroleum  wird  vergast  und  dann  durch 
einen  Bunsenbrenner  geführt,  der  ein  Welsbach-Gewebe 
zum  Glühen  bringt  Wahrend  die  Leuchtkraft  des  früheren 
Feuers  nur  aaooo  Kerzen  betrug,  ist  die  des  neuen  Leucht- 
turmes auf  240000  Kerzen  gesteigert,  t.'m  den  Turm  auch 
bei  Tage  weithin  sichtbar  zu  machen,  wird  der  helle  Ton 
des  Granites  auf  das  mittlere  Drittel  der  Höhe  durch  ein 
breites  Band  in  schwarzem  Anstrich  unterbrochen. 

Besonderes  Interesse  verdient  die  Ausführung.  Wie 
schon  bemerkt,  fallt  die  Baustelle  bei  N.-W  trocken,  bei 
H.-W.  ist  sie  dagegen  rings  von  tiefem  Wasser  umgeben. 
Die  Heranschaffung  der  Materialien  und  der  Arbeiter  bot 
also  Schwierigkeiten.  Man  entschloß  sich  daher,  den  Werk- 
platz auf  die  Höhe  der  Steilküste  zu  verlegen  und  diesen 
mit  der  Baustelle  durch  eine  Drahtseilbahn  zu  verbinden, 
die  sowohl  dem  Material-,  wie  dem  Arbeitertransport  dienen 
sollte.  Um  bei  der  Arbeit  selbst  dann  nicht  allzusehr  vom 
Wasserstande  abhängig  zu  sein,  wurde  die  ganze  Baustelle 
mit  einem  massiven  Fangedamm  umgeben.  Die  Betriebs- 
Einrichtungen,  bestehend  in  der  Drahtseilbahn  nebst  den 
zugehörigen  Verankerungen,  Laufkatzen,  Bremsen  usw. 
wurden  von  der  Firma  Bulli  vanl&Co.  in  I^ondon  geliefert. 

Die  beigegebenen  Abbildungen*)  verdeutlichen  den 
Bauvorgang.  Abbildg.  1  stellt  die  Verbindung  des  hoch- 
gelegenen Wcrkplalzes  mit  der  Baustelle  dar,  Abbildg.  a 
das  an  der  Baustelle  errichtete  Eisengerüst,  das  die  Male- 

•)  Die  Abbildungen  und  allgemeinen  Angaben  aber  dea  Turm  ver- 
danken wir  lln».  Dr.  II  Aibrcrbi  in  Fiukluit  •  M.  Sie  wurden  um  br- 
reits  im  Vorjahre  zur  Verfügung  gestellt,  konnten  aber  bisher  nicht  ver- 
ollentlifht  »erden.  Beinelirb  der  mauhiaellen  Einrichtung  tintzen  wir  an« 
1  T.  auC  die  VcrOHenÜii  Illing  de«  „Kngi  Heering"  J»hrg.  1901. 


rialien  für  den  Tagesbedarf  und  die  Versetzkrane  aufzu- 
nehmen hatte  und  dessen  Plattform  daher  in  entsprechender 
Höhe  Ober  Hochwasser  angeordnet  war.  Es  war  mit 
einem  Auslegerkran  von  5  <  Tragfähigkeit  zum  Versetzen 
der  Werksteine  ausgerüstet,  deren  schwerste  Stücke  bis 
4  >  Gewicht  besaßen.  Ein  zweiter  Kran  mit  doppeltem 
Ausleger  und  ebenfalls  Tragfähigkeit  wurde  auf  dem 
Leuchtturm  selbst  zum  Aufwinden  der  Steine  und  Ver- 
setzen aufgestellt,  nachdem  der  GerOstkran  nicht  mehr  bis 
zu  der  entsprechenden  Höhe  heranreichen  konnte.  Abb.  3 
gibt  das  obere  Verankerungf[erüst  wieder,  das  auch  die 
sonstigen  maschinellen  Einrichtungen  der  Drahtseilbahn 
aufnimmt,  Abbildg.  4  schließlich  eine  Laufkatze  für  den 
Steintransport 

Die  Drahtseilbahn  besteht  aus  zwei  parallel  geführten 
Suhlseilen,  deren  eines  rd.  50""»,  das  andere  rd.  45 
Durchmesser  besaß.  Erstercs  hatte  eine  Gcsamt-Bruch- 
festigkeit  von  iaol,  letzteres  eine  solche  von  100'  (d.  h. 
6400 Ttg/nc»).  Die  Seile  laufen  am  oberen  Ende  Ober  ein 
fest  im  Felsen  verankertes  Holzgerüst,  das  in  einiger  Ent- 
fernung von  der  nicht  ganz  sicheren  Kante  des  Küsten- 
felsens  aufgestellt  ist  und  sind  nach  hinten  verankert  Sie 
sind  so  gelagert,  daß  schädliche  Biegungsspannungen  ver- 
mieden werden.  Am  unteren  Ende  sind  die  Seile  auf 
einem  zweiten  Holzgerüst  gelagert,  das  auf  der  schon  er- 
wähnten Arbeitsplattform  befestigt  wurde  und  Spannvor- 
richlungen  für  die  -Seile  tragt.  Die  hinteren  Enden  sind 
ebenfalls  verankert  und  zwar  in  dem  felsigen  Seeboden. 
Die  Ankerenden  wurden  sorgfältig  in  Beton  eingebettet, 
um  sie  gegen  Herausreißen  zu  sichern. 

Für  die  schwersten  Lasten  von  4 '  Gewicht  wurde 
nur  das  stärkere  Seil  benutzt,  während  gleichzeitig  auf 
dem  leichteren  ein  Gegengewicht  hochgezogen  wurde. 
Die  in  dem  Hauptseil  enslandenen  Spannungen  stellen 
sich  dabei  auf  30— 39«,  sodaß  also  4  fache  Sicherheit  vor- 
handen war.  Vüt  leichtere  Lasten  wurden  beide  Seile 
ohne  Unterschied  benutzt,  wobei  dann  die  Bremse  beim 
Ablassen  der  Last  in  volle  Tätigkeit  treten  mußte;  das 
Hochziehen  von  Lasten  wurde  durch  eine  Dampfmaschine 
bewirkt  die  neben  dem  Gerüst  am  uberen  Ende  aufge- 
stellt war. 

Jedes  der  beiden  Laufseile  war  mit  einer  vierrädrigen 
Laulkatze  ausgestattet  bei  welcher  die  paarweise  Verbin- 
dung der  Räder  und  die  Aufhängung  der  Last  so  getroffen 
waren,  daß  eine  gleichmäßige  Bclastungder  Achsen  gesichert 


berg,  die  Lage  der  einzelnen  Häuser  und  Gärten,  die  ein- 
zelnen Paläste  und  Zimmer  des  Schlosses  bis  zu  ihrem 
Tode  behielt  Er  hätte  sagen  müssen,  daß  sie  von  dem 
Schloß  gerne  plauderte;  daß  wir  aus  ihren  Acußerungen 
erfahren,  daß  dasselbe  in  seinem  Inneren  ziemlich  einfach 
eingerichtet  war.  Parkettböden  gab  es  nicht,  »nur  Bretter 
und  Dielen".  Aber  mit  Gobelins  und  Gemälden  war  es 
prächtig  ausgeschmückt;  da  waren  der  „Tod  der  Maria", 
„Simson  im  Kampf  mit  den  Philistern",  „der  gefesselte 
Prometheus".  Er  hätte  vor  allen  Dingen  nicht  ver- 
schweigen dürfen,  „welch'  tiefes  Herzeleid  die  Ver- 
wüstung der  paradiesischen  Heimat,  die  Einäscherung  und 
Zerstörung  der  geliebten  Stätten  ihrer  Jugend,  des  Heidel- 
berger Schlosses  vor  allem,  der  unglücklichen  Fürstin 
brachte"  (Karl  Pfafft;  wie  sie  fast  in  jedem  Briefe  frug, 
ob  das  Schloß,  die  zwei  spitzen  Türme  der  Heiliggeist- 
Kirche,  die  lutherische  Kirche,  .die  so  hell  und  artig  war", 
die  L'niversitätsgebäude,  die  Brücke  wieder  gebaut  wür- 
den; wie  es  sie  empörte,  daß  Kurfürst  Johann  Wilhelm 
von  Pfalz -Neuburg  das  „alte  Stammschloß"  nicht  wieder 
„zurechtmachen"  läßt;  wie  sie  meinte,  das  Schloß  wieder 
aufzubauen  wäre  „mehr  Grandeur",  als  ein  Jagdschloß 
zu  Schwetzingen  erstehen  zu  lassen  oder  20000  Taler 
„vor  eine  Opera"  auszugeben.  Wildenbruch  hätte,  nach- 
dem er  die  Liselotte  in  seiner  Broschüre  in  eine  so  enge 
Beziehung  zum  Schloß  brachte,  unter  keinen  Umständen 
sich  versagen  dürfen,  die  Stelle  eines  Briefes  aus  ihrem 
letzten  Lebensjahre  anzuführen,  in  welcher  sie  klagt: 
„Ich  müßte  vor  puren  Schmerzen  und  Tränen  vergehen, 
nicht  mehr  dort  zu  finden,  was  ich  so  herzlich  geliebt 
habe  "  Sie  dachte  hierbei,  wie  l'faff  ausführt,  nicht  blos  an 
das  in  Trümmer  gesunkene  Schloß:  „die  Ruinen  desselben 
erschienen  ihr  ein  Symbol  des  mehr  und  mehr  schwin- 
denden deutschen  Nationalbewußtseins,  der  Verwilderung 
und  Verdrängung  deutscher  Sprache  und  guter  alter  deut- 
scher Sitte."  Von  alledem  findet  sich  bei  Wildenbruch 
keine  Spur.  Dafür  aber  wiederholt  er  kritiklos  und  bei- 
nahe Wort  für  Wort  das,  was  der  Volksredner  Thode  vor 
einer  fanatisierten  Menge  sprach.  Dabei  aber  wird  Hr. 
von  Wildenbruch  von  einem  merkwürdigen  Mißgeschick 
betroffen.  Er  führt  bei  einer  Schilderung  der  Schloß- 
gruppe aus:  „.Mitten  in  dem  warmen  flutenden  Licht  ist 
eine  dunkle  Stelle,  die  das  Licht  verschluckt;  mitten  in 

434 


dem  steinernen  Spiizcngewebc  ein  dicker,  schwerer  Ge- 
bäudcklotz,  der  sich  von  dem  reizvollen  Spiel  architek- 
tonischer Linien  rings  umher  feindselig  ausschließt,  als 
wollte  er  nicht  daran  teilnehmen,  weil  ihn  das  alles  nichts 
angeht  Was  ist  das?  Wer  ist  das?  Gerade  Ober  dem 
Allan,  in  der  Mitte  der  Ruine ,  -steht  das  plumpe  Ding,  so- 
daß  die  Störung,  die  es  in  das  schöne  Gesamtbild  wirft, 
dadurch  um  so  störender  wird.  Fragen  wir  einen  Orts- 
angesessenen. Er  wird  uns  Auskunft  geben  —  und  ergibt  uns 
Auskunft :  „  „Das  ist  der  restaurierte  Friedrichs- Bau,  den  man 
st  rcngnachdenaltenMaßcnund  Verhältnissen  wie- 
der aufgebaut  hat.  Kopfschüttelnd  stehen  wir.*"  Jawohl, 
Hr.  von  Wildenbroch,  kopfschüttelnd  stehen  auch  wir  vor 
Ihrer  Kennerschaft  denn  das  „plumpe  Ding",  die  „Störung 
in  dem  schönen  Gesamtbilde",  waren  immer  in  dieser 
Form  da,  sie  sind  bei  der  Zerstörung  des  Schlosses  glück- 
licherweise erhalten  geblieben.  WiTdenbruch  findet  „die 
jetzige  Schloßruine  zehntausendma]  schöner,  als  das  alte, 
nicht  zerstörte  Schloß*.  Das  ist  Geschmacksachc;  wenn 
er  aber  diese  Gcschmacksaußcrung  mit  einer  freilich 
schlechten  Wiedergabe  des  köstlichen  -Stiches  belegt,  den 
Salomon  de  Caus,  der  Schöpfer  der  Gartenanlagen  Fried- 
richs V ,  seinem  1620  in  Frankfurt  erschienenen  „Hortus 
Palatinus"  beigab,  so  darf  man  sich  doch  die  Frage  vor- 
legen, ob  man  mit  einem  in  künstlerischer  Beziehung  so 
mangelhaft  entwickelten  Geschmack  an  die  Oeffentlichkeit 
treten  darf  V  Wildenbruch  spricht  es  ausdrücklich  aus.  es 
mache  „sich  in  der  Heidelberger  Schloßbaufragc  eine  ganz 
unzulässige  Uebertragung  wissenschaftlicher  Anschauungs- 
weise in  das  Gebiet  der  Kunst  geltend.  Denn  die  Frage 
ist  eine  schlechthin  künstlerische,  kann  nur  vom  künstle- 
rischen Gesichtspunkt  aus  behandelt  und  entschieden 
werden";  man  wird  ihm  darin  vollkommen  beipflichten, 
sich  aber  umsomehr  wundern  müssen,  daß  er  als  Nichl- 
kOnstler  sich  mit  einem  so  absprechenden  Urteil  Ober  das 
bisher  Ausgeführte  und  noch  Geplante  hervorwagt.  Doch 
genug  mit  diesen  unerfreulichen,  aber  uns  aufgedrungenen 
Erörterungen.  Haben  wir  noch  nötig,  nachzuweisen,  daß 
der  Kampf  um  das  Heidelberger  Schloß  auf  jeuer  Seite 
aus  einem  Trauerspiel  zur  Satyre,  zur  Farce  geworden 
ist,  oder  müssen  wir,  um  das  zu  beweisen,  noch  den 
Simplicissimus  anführen?  —  —  II. — 


No.  69. 


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wurde,  vcrgl.  Abbildg.  a.  Die  Laufkatze  des  stärkeren 
Seiles  war  mit  Aufhange- Vorrichtungen  für  die  Werkstücke 
ausgestattet,  die  des  schwächeren  für  gewöhnlich  mit 


Abbildg.  3.    Laufkatze  zum  Transport  von  Werkstücken. 

einem  Kasten,  der  im  unteren  Teile  bis  a<  Ballast  auf- 
nehmen konnte,  wahrend  der  obere  Teil  auch  zum  Trans- 
port von  losem  Material  bczw.  gleichzeitig  13  Arbeitern 


f «eignet  war.    Ein  ahnlicher  Kasten  konnte  im  Bedarfs- 
alle  auch  an  die  Laufkaue  des  stärkeren  Seiles  angefügt 
werden. 

Die  Bewegung  der  Katze  wurde  durch  besondere,  am 
oberen  bezw.  unteren  Ende  derselben  angreifende  Zugseile 
bewirkt,  die  am  oberen  zunächst  Ober  Leitrollen  und 
dann  über  die  aus  hölzernen  Bremstrommeln  von  2,5  ■ 
Durchmesser  bestehende  Bremsvorrichtung,  am  unteren 
Ende  QberKührungsrollcn  und  eine  Rückkehrscheibe  liefen. 
Die  Bremsen  wurden  durch  mit  Schrauben  angezogene 
Bremsbänder  betätigt  Da,  wie  schon  bemerkt,  das  Ge- 
rüst am  oberen  Ende  nicht  bis  ganz  an  die  Felskante 
vorgeschoben  werden  konnte,  es  aber  anderseits  er- 
forderlich war,  daß  der  die  Bremsen  bedienende  Maschinist 
die  Bewegung  der  Lasten  auf  der  ganzen  Laufbahn  Ober- 
sehen konnte,  so  wurden  die  Bremsen  vom  Maschinisten- 


Abbildg.  4. 


Oberes  Ende  der  Drahtseilbahn  mit  der 
Bremseüwiehtung. 


stand  aus  durch  Handrad  und  Kette  von  einer  Stelle  her 
betätigt.  Kür  gewöhnlich  war  nur  eine  Bremse  in  Be- 
nutzung, während  die  andere  als  Reserve  diente. 

Eine  weitere  Einrichtung  war  getroffen,  um  die  Last- 
wirkung ganz  allmählich  auf  die  I. aufseile  :u  übertragen. 
Zu  dem  Zwecke  wurden  die  auf  kleinen  Laufwagen  an- 
kommenden Werkstücke  auf  die  Plattform  eines  Aufzuges 
geschoben,  die  in  dem  oberen  Gerüst  am  vorderen  Ende 
eingebaut  war  und  in  eine  entsprechende  Vertiefung  ver- 
senkt werden  konnlr  (vcrgl.  Abbildg.  4).  Die  Plattform 
wurde  zunächst  auf  Transportgleishöhc  eingestellt,  hierauf 
die  l^ast  aufgefahren,  an  der  Laufkatze  befestigt  und  dann 
die  Plattform  von  Hand  allmählig  abgesenkt,  bis  die  Last 
völlig  frei  schwebte  und  ganz  auf  dem  Laufseil  ruhte. 

Die  sinnreiche  Ausgestaltung  des  maschinellen  Be- 
triebes hat  sich  während  der  ganzen  5jährigen  Bauzeit 
des  Leuchtturmes  durchaus  bewährt.  — 


Vermischtes. 
Der  10.  Internationale  SchlflahrtskongreQ  In  Mailand  1905 
findet  nach  einem  vorläufigen  Programm  vom  24.-39.  Sept. 
statt  Die  Vorträge  stehen  natürlich  noch  nicht  fest,  da- 
gegen ist  bereits  ein  Programm  für  die  Ausflüge  und  Be- 
sichtigungen entworfen.  Dasselbe  enthält  einen  Ausflug 
nach  dem  Corner  See  und  den  Besuch  der  Anlagen  von 
Padcrno;  einen  Ausflug  nach  Vizzola  (Schiffahrtskanal 
und  elektrische  Kraftstation):  einen  Besuch  der  Häfen 
und  Kanäle  der  Lagunen  von  Venedig  und  einen  Ausflug 
nach  Genua,  sowie  im  Anschluß  daran  nach  Spezia,  Neapel 
usw.  Anmeldungen  an  den  Üb.-Ing.  des  Ingenieurkorps 
Sanjusti  di  Teulada  in  Mailand,  Via  Sala  No.  3.  — 

Umbauter,  am  Opernhause  In  Dresden.  In  dem  Erd- 
geschoß des  Dresdner  Opernhauses  ist  von  dem  Hofbrt 
Fröhlich  in  Dresden  während  der  vergangenenüpernferien 
ein  Restaurant  eingebaut  wurden.  Mit  großem  Geschick  hat 
der  Architekt  es  verstanden,  den  verhältnismäßig  kleinen 
Raum  auszunutzen  und  ihn  durch  Nischen  Oberaus  traulich 
zu  gestalten.  Die  weißen  Wände  und  die  ebenso  gefärbte 
Decke  bilden  mit  ihrem  vorsichtigen  Goldschmuck  einen 
wirksamen  Gegensatz  zu  den  funkelnden  Messingsäulen 
und  dem  roten  Fußboden.  Darf  der  Künstler  für  diese 
Anlage  allseitiger  Anerkennung  sicher  sein,  so  deuten 
allerhand  Zeichen  darauf  hin,  daß  eine  andere  bauliche 
Veränderung  am  Opernhause  ebenso  abfällig  beurteilt 
werden  wird.  In  den  Räumen,  in  denen  jetzt  das  üben 
erwähnte,  nur  abends  zu  benutzende  Restaurant  unter- 
gebracht ist,  befand  sich  bisher  die  Theaterkasse,  die  auch 
dem  Karten -Vorverkauf  am  Tage  zu  dienen  hatte.  Die 
Kassenbeamten  waren  dort  nicht  nur  gezwungen,  auch 

37.  August  1904. 


während  der  hellsten  Tagesstunden  Licht  zu  brennen,  sie 
waren  vielmehr  auch  fortgesetzt  einer  heftigen  und  er- 
kältenden Zugluft  ausgesetzt.  Eine  Verlegung  des  Kassen- 
raumes wurde  somit  zur  Notwendigkeit.  Der  einzige  für 
die  Verlegung  infragc  kommende  Raum  war  die  Exedra, 
deren  Ocffnung  einen  Einsatz  erhalten  mußte;  damit  ist 
zwar  dem  Aeußeren  des  Gebäudes  in  gewissem  Sinne 
Gewalt  angetan  worden,  doch  wird  jeder  Architekt  zu- 
geben müssen,  daß  Hoibaurat  Fröhlich  auch  diese  Auf- 

f abe  ebenso  pietätvoll  wie  künstlerisch  feinfühlig  gelöst  hat. 
>aß  es  ihm  nicht  leicht  geworden  ist,  an  den  Semper  • 
sehen  Bau  die  Hand  zu  legen,  das  zeigt  die  schlichte, 
zurückhaltende  Formengcbung  des  Einsatzes;  daß  er  den 
Einbau  ausdrücklich  als  ein  späteres,  hoffentlich  nur  vor- 
übergehendes Auskunftsmittel  kenntlich  machen  will,  das 
beweist  ferner  die  Belassung  der  alten  Freitreppe.  — 

—  w. 

Künstliche  Teiche.  In  der  Ausstellungshalle  der  Garten- 
künstler  der  Deutschen  Städte,  der  .Großen  Gartenbau- 
Ausstellung  1904",  finden  sich  u.  a.  Gartenptäne  und  I.und- 
schafts-Photogrmphien  der  Städte  Oberhau>en  und  M. -Glad- 
bach; in  diesen  Städten  befinden  sich  größere  künstliche 
Teiche  und  zwar  in  Oberhausen  der  Grilloparkteich  und 
in  M. -Gladbach  der  Kaiser  Friedrichteich  mit  seinem  15  "> 
hohen  Springbrunnen.  Die  Teiche  liegen  in  hervorragender 
landschaftlicher  Umgebung  und  tragen  wesentlich  zur  Ver- 
schönerung des  Landschaftsbildcs  bei.  Sic  sind  von  A. 
Siebel  in  Düsseldorf-Rath  mittels  Asphalt-Blci-Isolie- 
rung  gedichtet  Diesem  Verfahren  zur  Herstellung  künslli- 
cherTciche  ist  ein  zuverlässiges  Mittel  zur  1  Icrstcllung  einer 
wasserundurchlässigen  Teichauskleidung,  welche  unab- 
hängig von  der  Beschaffenheit  des  Geländes  sich  überall 

435 

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anlegen  läßt  und  welche  neben  dem  Vorzug  eines  billigen 
Preises  noch  denjenigen  großer  Haltbarkeit  bcsiUL  Eine 
nur  a  -3C"  starke  Zementkruste,  mit  der  die  Asphaltschicht 
aberzogen  ist,  dient  lediglich  zum  Schutz  gegen  Äußer- 
liche Beschädigungen.  Anstelle  der  Zemcntkrusle  ist  auch 
die  Auskleidung  mit  Mcttlacher  Platten  u.  dg).,  mit  einer 
Ziegelflachschicht,  oder  auch  mit  Rasenstacken  möglich. 
Erfahrungsgemäß  halten  sich  sowohl  Fische,  als  auch 
Wasservögel  und  Wasserpflanzen  gut  in  Bleiteichen. 

Die  große  Bedeutung  künstlicher  Teiche  ergibt  sich 
nicht  nur  im  Sinne  der  künstlerischen  Ausgestaltung  von 
Garten  und  öffentlichen  Anlagen,  sondern  auch  auf  wirt- 
schaftlichem Gebiete  bei  Kläranlagen  und  Keuerlösch-  so- 
wie Kohlteichen  industrieller  Werke.  — 


Preisbewerbungen. 
Eine  Art  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  einen  Kirchen- 
Neubau  In  Adorf  Im  Vogtlande  erlaßt  der  dortige  Pfarrer 
zum  15.  Oktober.  Es  handelt  sich  um  die  Errichtung  einer 
neuen  Kirche  anstelle  der  im  Juli  d.  f.  durch  Brand  zer- 
störten Stadtkirche,  unter  tcilwciscr  ijenutzung  der  vor- 
handenen alten  Mauern.  Die  Art  des  Ausschreibens  so- 
wie die  Bemessung  der  Preise  (300,  aoo  und  100  M.)  lassen 
\  ermuten,  daß  dem  Kirchenvorstand  sachverständiger  Rat 
ntcht  zur  Seite  s  and.  Vielleicht  nimmt  sich  ein  Fachgenosse 
in  der  Nähe  von  Adorf,  der  im  Wettbewerbswesen  be- 
wandert ist,  der  Angelegenheit  an,  um  sie  in  die  ent- 
sprechenden Bahnen  zu  lenken.  — 


Bücher. 

Architektur  von  1750-1850.  Herausgegeben  von  Lambert 
&  Stahl  in  Stuttgart.  10  Licfcrgn.  von  je  ao  Taf. 
Preis  jeder  Lief.  30  M.  Verlag  von  Ernst  Wasmuth 
in  Berlin. 

Auf  etwa  160  Tafeln  in  Kunstdruck  nach  uhotographi- 
schen  Original-Aufnahmen  und  40  Farbcntafcln  nach  Ori- 
ginal-Aquarellen wollen  die  Herausgeber  in  einer  vor- 
nehmen Veröffentlichung,  welche  den  Traditionen  des 
Verlagshauses  Wasmuth  in  würdiger  Weise  gerecht  wird, 
eine  Architektur  im  Bilde  festhalten,  die  meistens  von 
schlichtem  C  harakter  ist  und  sich  mehr  durch  Schönheit 
der  Verhältnisse  und  klaren,  kräftigen  Umriß  auszeichnet, 
als'durch  reiche  Ornamentik  und  mit  welcher  infolgedessen 
„ganz  besonders  rücksichtslos  umgegangen  wird  .  .  .  Wa- 
rum", fragen  die  Herausgeber  mit  Recht,  „diese  Verach- 
tung für  einfache  und  vornehme  Werke,  aus  welchen 
unsere  unruhige  und  protzige  Zeit  am  meisten  lernen 
könnte'.'"  Und  sie  versuchen  nun,  im  Bilde  festzuhalten, 
was  durch  die  beiden  Arten  von  Verwüstungen,  welche 
den  künstlerischen  Wert  unserer  Städte  bedrohen  —  durch 
.das  rücksichtslose  Durchbrechen  gerader  Straßen  und 
Freilegen  von  Kirchen  seitens  der  Behörde,  und  das  Um- 
bauen und  stilvolle  Renovieren  der  Häuser  seitens  der 
Privaten"  —  dem  Untergang  geweiht  ist.  Es  sollte,  meinen 
die  Verfasser,  gerade  der  Zeit  vergönnt  sein,  die  keinen 
Stil  besaß,  aber  in  allen  Stilen  arbeitete,  sich  als  Schul- 
meister Ober  die  glücklichen  Epochen  zu  stellen,  welche 
eine  sichere  Richtschnur  besessen  hatten  und  mit  ihrer 
eigenen  Formensprache  die  Aufgaben  ledcr  Art,  auch  Er- 
gänzungen und  Wiederherstellungen  älter  Baudenkmäler 
lösten.  „Und  so  geschah  es  denn,  daß  in  den  letzten  De- 
zennien im  Namen  dieser  gefühllosen  Pedanterie  die  un- 
glaublichste Barbarei  an  alten  Bauwerken  und  .Städtebildern 
verübt  wurde".  Das  ist  kaum  wieder  gut  zu  machen;  es 
gilt  hier  nur,  zu  retten,  was  zu  retten  ist  und  das  haben 
die  Verfasser  in  verdienstvoller  Weise  unternommen.  Zwei 
Lieferungen  in  sehr  ansprechender,  dem  Charakter  der 
Werke  angepaßter  Form  liegen  vor.  Es  ist  eine  eigene 
Well,  die  aus  den  schönen  Blättern  spricht;  es  ist  die 
Stimmung  einer  bewußten,  fast  möchte  man  sagen,  stolzen 
Enthaltsamkeit,  die  uns  hier  entgegentritt;  einer  künstle- 
rischen Bescheidenheit,  deren  Verlust  in  erster  Linie  es 
ist,  den  wir  in  unseren  Tagen  der  persönlichen  und  der 
geschäftlichen  Reklame  so  sehr  beklagen.  Möchten  daher  die 
Blätter  begehrte  Vorbilder  für  eine  wenicer  aufdringliche, 
aber  gemütvoll  vertieftcre,  für  eine  wenicer  reiche  aber 
um  so  feinere  Kunstnbung  werden  Sie  kommen  gerade 
zu  rechter  Zeit;  wir  sind  an  einem  Punkte  der  Sättigung 
angelangt.  An  diesem  Punkte  können  sie  einsetzen  und 
uns  werter  bringen.  Die  Ausstattung  ist  die  trefflich  be- 
währte der  Verlagsanstalt  von  Ernst  Wasmuth.  Wir  wer- 
den jedenfalls  nach  Vollendung  des  warm  zu  begrüßenden 
Werkes,  welches  unser  architektonisches  Studienmaterial 
in  wertvoller  Weise  ergänzt,  auf  dasselbe  zurückkommen. — 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
H  1  I  f  %  b  u  r  ti  Uli  den  Deutsch -  Russische  11  Handels- 
verkehr   Berlin  Rt-BIm-cK  rrkehr  (Mn-iir  U-rrUui   Knmm  ■ 
Verlag  G  Hedeler  in  Leipzig.    Pr  5  M 


Kön  Ig,  Fr ,  log.  DashydrotcchnischcRechncn  mittel« 
Hilfstabellcn.  Anleitung  zur  leichten,  raschen  und 
sicheren  rechnerischen  Bestimmung  der  Rohr  In  hl  weiten  und 
damit  verbundenen  Leistungen  von  Wassel leitungen  jeder 
Art,  unt.  Beifügung  von  9  Hdfslab.  mit  Gebrauchsanweisungen 
und  Erläuterungen  zu  denselben,  unterstützt  durch  90  Rech- 
nung» Beispiele    Leipzig  1904.    Otto  Wigand    l'r.  4,ao  M. 

V.  KralUc,  Rieh.  Die  ästhetischen  und  historischen 
Grundlagen  der  modernen  Kunst.  3  Vortlage.  Wien  1904. 
Anton  Schi  oll  St  Ko.    Pr.  ajo  M. 

Leon,  Alfons,  Vinz.,  Ing.  Zur  Theorie  der  Wlrmc&pan- 
Hungen  runder  Schornsteine.  Sonderdr.  aus  der 
.Allgemeinen  Ingenieur-Zeitung*. 

March,  Otto,  Kgl  Bit.  Der  Gedanke  des  evangelischen 
kirchenbaues.  Festrede  gehalten  im  Arch. -Verein  zu 
Berlin  zum  Srhüiketlest.  Mit  3  Abbildgn.  Berlin  1904  Wilh. 
F.rnst  *  Sohn.   

Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Reg.-  u  Brt  Hasak  in  Be-lin  ist  2. 
Mitgl.  der  künsilcr.  Sachvcrstandigen-Komm  bei  der  Reichsrjrurkcrri 
ernannt. 

Baden.  Der  Zenlr-Insp  Dr  Fuchs  ist  unt.  Verleih,  des 
Tit.  Brt-  zum  Kollegial •Milgl.  der  Ob-Dir.  des  Wii.tr-  «.  St.aßen- 
haue*  ernannt. 

Preußen.  Dem  Geh.  Mar. -Brt.  Bugge  in  Halensre  ist  der 
Rote  Adter-Oidea  III.  Kl.  mit  der  Schleife  und  dem  Reg  -  u.  Brt 
Gröhe  i»  Forstenwalde  der  Knie  Adler-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Der  Geh.  Brt.  Launer  im  Min.  d  off.  Arb.  ist  1.  Geh.  Ob  -Brt 
und  der  Reg-ßmstr.  Emil  Schul tze  in  Steinau  a  O.  ist  2.  Wasscr- 


Der  Wsssrr-Bauinsp.  Zander  in  Breslau  ist  nach  Brieg  versetzt. 
Techn.  Hochschule  in  Danzig.  Der  Landbauinsp. 
Brt.  Carsten  in  Danzig,  der  .Sladtbrt.  Brt.  G  e  n  z  ni  e  r  in  Halle 
a.  S,  der  Reg.-Bm»tr.  Kohnke  in  Berlin,  der  Prof.  Dr.  Sommer 
in  Poppelsdor  I,  Dr.  T  h  r  e  B  in  Hamburg,  Prof  Dr.  Wülfing  in 
Hohenheim,  Prof  Dr.  Schilling  in  Güttingen  und  Dipl.' Ing.  Mentz 
in  Stettin  sind  zu  etatm.  Prof.  ernannt. 

Versetzt  sind:  die  Eisenb  Baoinvp.  Vogel  in  Gleiwilz  als 
Vorst,  der  Eisenb.-Werkst-Insp.  nach  Guben  und  Ziehl  in  Berlin 
als  Vorst,  (auflrw.)  einer  Werkstlnsp.  bei  der  Eisenb  -Haupt  werkst 
nach  GlerwiU. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg  -Bmstr.  Harros 
der  Kgl.  Eisenb.  -  Dir.  in  Altona,  Johlen  der  Dir.  in  Königsberg 
i.  Pr.,  Willy  Lehmann  der  Dir.  in  Berlin,  Sicbels  der  Dir. 
in  Kein  a.  Rh,  Sauermilch  der  Dir.  in  Kassel,  v.  Braunek 
der  Dir.  in  Stettin  und  Ewig  der  Dir.  in  Kattowitz 

Dem  Reg.-Bmelr.  E.  Link  in  Ruhrort  ist  die  nachges.  Entlass. 
aus  dem  Staatsdienst  erteilt 

Der  Wasscr-Bauinsp.  Brt.  Kersjcs  in  Tilsit  und  der  Rcg.- 
Bmstr.  Loewenhain  in  Frankfurt  a  M.  sind  gestorben. 

Württemberg.  Brt.  Theoph.  F  re  y  in  Stuttgart  ist  gestorben.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Ing.  E.  M.  In  M.  Sie  teilen  uns  mit,  daß  man  nach 
dem  Prospekt  eines  deutschen  Technikums  unter  der  Voraussetzung 
der  Vorbildung  lediglich  der  Volksschule  werden  könne:  irr  '/i  Jahr 
Palier,  in  1' ,  Jahr  Meister  und  Techniker,  in  i'.i  Jahren  Bauinge- 
nieur und  iu  i'.1.  Jahren  Elektroingenieur  Zu  einem  Tischlermeister 
brauche  man  1  Jahr,  zu  einein  Maschinen -Techniker  1  Jahr  und 
etwas  mehr,  zu  einem  Maschinen-Ingenieur  i'/i  Jahre-  Sie  stellen 
dem  entgegen  die  10  jahrige  Studienzeit  an  der  Real-  und  an  der 
Hochschule,  die  ein  Fachmann  mit  zuverlässiger  Auabildung  durch- 
machen niofl  und  fragen,  ob  wir  dagegen  nicht  vorgehen  wollen. 
Wir  haben  diese  Absicht  nicht,  denn  wer  nicht  von  selbst  erkennt, 
um  was  es  sich  hier  handelt,  dem  ist  eben  nicht  zu  helfen!  — 

Hrn.  J.  Sch.  In  Berlin.  Wir  wissen  nicht,  ob  es  Berliner 
Baubureaus  gibt,  die  sich  in  dieser  Weise  mit  der  Ausbildung  von 
Architekten  befasse»,  es  wäre  aber  immerhin  möglich  Um  das 
zu  erfahren,  mOÜten  Sie  »«  hon  den  Weg  der  Anzeige  beschreiten.  — 
Anfragen  an  den  Leserkreis. 

1.  Vor  einiger  Zeit  habe  ich  Proben  von  Wandplatten  gesehen, 
welche  aus  gefärbten,  aul  eine  Gips-  öder  Tonmassc  aufgebrachten 
Glasplatten  bestellen  und  als  Ersatz  der  Meißener  glasierten  Wand- 
platten Verwendung  fiuden  sollen.  Wer  fertigt  bezw.  verkauft 
solche  Platten?  Sind  diese  Platten  schon  verwendet  und  wie  be- 
wahren sich  dieselben  inbezug  aul  Haltbarkeit  bcsondeis  in  feuch- 
ten und  kalten  Räumen  während  des  Winters?     C.W  in  Tilsit. 

2  Im  hiesigen  atadt.  Schlachthofe  bestehen  die  Fußboden  in  den 
einzelnen  Hallen  aus  Gußasphalt.  Derselbe  ist  durch  die  großen 
Mengen  bedien  Wassers  derart  gerissen,  dal)  der  Boden  nicht 
mehr  wasserdicht  ist  Im  Anschluß  an  den  vorzunehmenden  Er- 
weiterungsbau sollen  samtliche  Räume  mit  neuem  Belag  versehen 
werden  Welches  ist  lor  Schlachtholanlagen  der  beste  und  zweck- 
mäßigste Bodenbelag,  welcher  sich  auch  leicht  von  Blut  reinigen 
ItOt  uml  wasserdicht  ist?  —  O,  II  in  Oberglogau 

3  Welcher  Fußboden  eignet  sich  am  besten  in  Fabrikgebäuden, 
111  welchen  schwele  Liseiikoustruklionen  veraibeitet  weiden?  — 

«.   L.  111  Düsseldorf 

Inhalt:  Die  Ar.hueklur  aul  iter  lln'tlei»  Hetlitlrt  klllL.uu!.*teililii£  1904 
1  t  ort^t/ntix!  —  Kuimt  cxler  KunsrgesrhK hte  '  t'ie  Auilflliruui;  des  neuen 
Hej.liv  Heid  Leuchtturme»  bei  Irntimuri»  iFutUuiil.  -  Vermischte»  - 
"  er.  _  l'ersunsl  Nuhricliteu.  -  Hr  ii-f- u  Kr« gekästen. 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Von  derdroßen  Berliner  Kunst- 
ausstellung 1904. 

Verlis  der  Deuts.  I  'j  ir  .'<  i:  .  f.  in  f.  Ii  ,  Hei  I.II.  Kr  die  Redaktion 
verantwortl.  Alben  llirlmanii,  Berlin.    Druik.  vvu  Wdfc.  Oreve.  Herlit». 


No.  69. 

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B  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


gXXXVIII.  JAHRG.  N°-  70.  BERLIN,  DEN  ,1.  AI  V,  1904 


„Düsseldorf  und  seine  Bauten". 


|chon  rüsten  sich  die  Fachgenossen  zur  Fahrt  auf  die 
Wanderversammlung  des  -Verbandes  deutsrher  Ar- 
chitekten- und  Ingenieur-Vereine"  in  Düsseldorf,  die 
nach  der  Abgeordneten-Versammlung  vom  12.  14.  Sept. 
d.  J.  daselbst  tagen  wird  und  schon  hat  auch  ein  Werk 
die  Presse  verlassen,  welches  den  Teilnehmern  der  Wan- 
derversammlung ein  willkommener  Begleiter  sein  wird. 
Eis  verdient  mit  besonderer  Anerkennung  auf  den  Opfer- 
mut an  persönlichen  Mühen  und  materiellen  Leistungen 
hingewiesen  zu  werden,  mit  welchem  der  nach  der  Zeit 
seines  Bestehens  noch  ziemlich  jugendliche  und  narh  der 
Zahl  seiner  Mitglieder  nicht  eben  große  Düsseldorfer  Archi- 
tekten- und  Ingenieur- Verein  «s  unternommen  hat,  sowohl 
die  große  Wandcrvcrsammlung  des  Verbandes  gastlich 
aufzunehmen,  als  auch  den  Teilnehmern  derselben  das 
Werk  zu  widmen,  welches  als 
eine  bereits  typischeErscheinung 
derWanderversammlungcn  eine 
nicht  hoch  genug  zu  %-cran- 
schlagendc  Bereicherung  unse- 
rer Fachliteratur  bedeutet:  da* 
Werk,  welches  eine  Schilderung 
der  jeweiligen  Feststadt  und 
ihrer  Bauten  gibt.  „Düsseldorf 
und  seine  Bauten"  ist  ein  schö- 
ner, stattlicher  Band  geworden, 
ein  lebhaft  sprechendes  Zeugnis 
für  die  Arbeitskraft  und  die 
Umsicht  des  Düsseldorfer  Ver- 
eins. Seine  Herausgabe  wurde 
von  einem  Kedaktions-Ausschuß 
geleitet,  welchem  die  Hrn.  Reg  • 
und  Brt.  Ende  II,  I^andesbauinsp. 
Schweitzer  und  Landesbmstr. 
Bai  tzc  r  angehörten.  Das  Werk, 
zu  dessen  Kosten  in  dankens- 
werterweise sowohl  die  Düsscl- 
dorferStadtverwaltung  wie  auch 
die  Leitung  dcrKunst-.Gewerbe- 
und  Industrie- Ausstellung  1902 
beigetragen  haben,  umfaßt  36 
Bogen  und  efig  auf  das  reichste 
illustrierte  Seiten.  Es  zerfällt  in 
fünf  Abschnitte,  deren  erster 
allgemeine  Betrachtungen  über 
Lage,  Bodenbeschaffenheit  der 
Stadt,  ihre  geschichtliche  Ent- 
wicklung und  Baugeschichte  bis 
Ende  des  XVIII.  Jahrh,  aus  der 
Feder  des  Hrn.  Stadtbmstr,  G.  Tharandt  gibt,  an  dessen 
Ausführungen  sich  eine  Darstellung  der  Entwicklung 
der  Stadt  Düsseldorf  im  XIX.  Jahrhundert  durch  Hrn. 
städt.  Beigeordneten  C.  Geusen  anschließt.  Es  folgen 
darauf,  wieder  von  Tharandt,  Betrachtungen  über  das 
Schiffahnswesen  und  die  Statistik,  sowie  von  Hrn.  Maler 
Th.  Groll  über  die  Geschichte  der  bildenden  Kunst 
Düsseldorf*.  Mit  dem  IL  Abschnitt  tritt  dann  das  Werk 
in  den  Beginn  der  Schilderung  der  baulichen  Arbeiten 
ein.  Es  werden  durch  Hrn.  Gartenarchitekten  J.  Nauen 
die  öffentlichen  I'ark-  und  Gartenanlagen,  die  Plätze  und 
Friedhöfe,  sowie  durch  Hrn.  Heg-  und  Brt.  Ed.  Endel  1 
die  Denkmäler,  Brunnen  uud  Tore  beschrieben.  Der  um- 
fangreichste Abschnitt  ist  der  den  Hochbauten  gewidmete 
Diese  sind  geteilt  in  die  Kultusbauten,  die  fürstlichen 
Schlösser,  dicVcrwaltung-*-Gcbäudc,  dicGcbäudc  für  Kunst, 
Wissenschaft  und  Unterricht,  die  Gebäude  für  Kranken- 
pflege und  öffentliche  Wohlfahrt,  die  Theater-,  Konzert- 
und  Vereinshäuser,  in  die  Gast-,  Kaffee-  und  Bierhäuser, 
in  die  Geschäftshäuser  und  Bankgebäude  und  in  die  Wohn- 
häuser. Die  Abschnitte  IV  und  V  enthalten  die  Ingenieur- 
bauten und  die  gewerblichen  Anlagen.  Die  allgemeinen 
Betrachtungen  des  Abschnittes  I  sind  in  anziehender  Weise 
mit  alten  Stadtplanen,  alten  Toransichtcn  geschmückt  und 


Die  St  Rorhiukirchc  in  Düsseldorf. 
Architekt:  Prof.  J.  Kleesattel  in  PftmWOll. 
Am:  ,,[>0ftsrU1orf  und  »rine  Bauten". 


gewähren  durch  die  neueren  Stadtpläne  und  die  Darstellung 
der  Art  der  modernen  Straßenfflhrung  und  Behauung  ein 
treffliches  Bild  über  die  bauliche  Entwicklung  der  Düssel- 
stadt.  Aus  den  statistischen  Angaben  entnehmen  wir,  daß 
Düsseldorf  von  16000  Seelen  des  Jahres  1800  auf  rd. 
230000  Seelen  des  Jahres  1903  angewachsen  ist.  Das 
Stadtgebiet  betrug  am  31  März  1003  4868''»,  von  welchen 
048  ha  mit  Häusern  bebaut  waren.  Auf  1  h*  Stadtgebiet 
kamen  47  Einwohner,  auf  1  Einwohner  41,6t"«  bebaute 
Fläche.  Der  Abriß  Ober  die  Kunstgeschichte  Düsseldorfs 
weist  darauf  hin,  daß  die  Stadt  zweimal  eine  Blütezeit  der 
Kunst  erlebte:  das  erste  Mal  unter  dem  von  mcdicftischcm 
Geiste  erfüllten  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  zu  Ende  des 
17.  und  zu  Anfang  de*  18.,  das  zweite  Mal  um  die  Mitte  des 
19  Jahrhundert-  Die  erste  Akademie  freilich,  unter  Karl 
Theodor,  entfremdete  Kunst  und 
Volk,  sodaß  die  Kunst  lange 
Jahre  hindurch  ein  kümmer- 
liches Dasein  fristete  und  erst 
nach  der  1815  erfolgten  Besitz- 
ergreifung durch  Preußen  wie- 
der erwachte,  um  unter  Friedrich 
Wilhelm  IV.  die  zweite  Blüte 
zu  erleben.  Cornelius,  Schadow 
usw.  zieren  diese  Periode.  Ihnen 
folgen  in  der  „sonnigen  Blüte- 
zeit rheinischen  Kunstlebens * 
Rethcl,  Mintrop,  l^essing,  Hilde- 
brandl. Knaus,  die  beiden  Achen- 
bach, Jordan,  Gebhardt,  Janssen, 
Vautier,  Bockelmann,  Ohrts 
und  andere. 

Drei  Beinamen  sind  es,  mit 
welchen  die  Oeffentlichkeit  Düs- 
seldorf ausgezeichnet  hat;  man 
nennt  es  in  gleicher  Weise  eine 
Kunststadt,  wie  eine  Garten-  und 
Industriestadt.  „Die  Industrie 
bleibt",  wie  da*  Werk  ausführt, 
„an  den  Grenzen  des  Weich- 
bildes; die  Kunst  tritt  wenig  in 
die  äußere  Erscheinung,  da  sie 
meistens  in  Museen,  privaten 
Sammlungen  und  Ateliers  gehegt 
wird;  die  Gartenstadt  aber 
fällt  jedem  Besucher  über- 
raschend in  die  Augen.  Sie 
fesselt  jeden,  der  nicht  Gelegen- 
heit und  Muße  hat,  in  das  Innere 
der  Gebäude  einzudringen;  sie  wird  dem  Fremden  als  ein 
unauslöschliches,  prächtiges  Bild  in  steter  Erinnerung 
bleiben  und  lehrt  auch  den  Düsseldorfer,  seine  Heimat 
mit  jedem  Tage  lieber  gewinnen."  Es  zieht  sich  vom 
Norden  der  Stadt,  der  Golzheimer  In**!  ab,  eine  fast  un- 
unterbrochene Kette  von  alten,  schattigen  Alleen.  Park- 
und  Gartenanlagen  aller  Art  bis  zur  Flora  im  südlichsten 
Teil  der  inneren  Stadt  am  Bilker  Bahnhof  hin.  An  öffent- 
lichen Denkmälern  aus  früherer  Zeit  ist  Düsseldorf  arm; 
aus  dem  XVIII.  Jahrh.  besitzt  die  Stadt  nur  das  Reiter- 
standbild des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  auf  dem  Markte 
und  die  Marniorstatue  desselben  Kurfürsten  im  Hofe  der 
Kunst*rhulc.  Der  übrige  Dcnkmalbe*itz  stammt  nu*  dem 
XIX.  Jahrh.  und  ist  eine  Frucht  der  neueren  Kunst.  Aus 
ihm  ragt  hervor  da*  Kaiser  Wilhelm- Denkmal  von  Karl 
Janssen,  das  Bismarck-Denkmal  von  Joh.  Röttger  und 
Aug.  Bauer:  das  Moltke-I  irnkmal  von  II  am  merse  hmid  t, 
das  Kriegerdenkmal  von  Hilgers,  das  allegorische  Denk- 
mal des  Rheines  und  seiner  Töchter  von  Janssen  und 
Tüshaus,  das  Cornelius- Denkmal  von  Donndorf,  die 
Denkmäler  für  tnmermann  und  Mend  ebsolm-Bartholdy 
sowie  einzelne  gute  Denkmalbüsten. 

Ein  reiches  Bild  hicten  die  Kultusbauten  dar;  sie  sind 
von  den  Architekten  Ganzlin  und  Korn  bearbeitet.  Die 

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kirchliche  Tradition  Düsseldorfs  geht  auf  frühe  Zeiten 
zurück.  Die  erste  Pfarr-Kirche  des  Düsseldorfer  Pfarrbe- 
zirkes war  die  St  Martins-Kirche  zu  Düsseldorf-Bilk,  die 
dem  hl.  Suilbertus  gestiftet  wurde.  Von  ihr  ist  nichts 
erhalten;  an  ihrer  Stelle  steht  die  heutige  alle  St  Martins- 
kirche, eine  dreischiffige  romanische  Pfeilcrbasilika,  deren 
älteste  Teile  schon  1019  vorhanden  waren.  Ihr  folgen  und 
sind  bildlich  dargestellt  die  Lamberti  -  Kirche,  die  Kreuz- 
brüder-Kirche,  eine  höchst  interessante  zweischiffige  An- 
lage, die  St.  Andreas-Kirche,  die  Max- Kirche,  Kirche  und 
Kloster  der  Franziskaner  und  der  Dominikaner,  Die  letzte- 
ren beiden  Baugruppen  reichen  bereits  in  die  moderne 
Zeit  herein:  die  Klosteranlage  der  Franziskaner  wurde 
ab  1855  nach  den  Plänen  des  Klosterbruders  Paschalis 
Gratzc,  das  Dominikaner-Kloster  ab  1867  nach  den  Eni- 


F.ntwürfcn  von  Prof.  J.  Klcesaltcl  im  romanischen  Stile 
erbaut  wurde  und  welche  wir  unten-  und  umstehend  ab- 
bilden. Beide  Kirchen  erforderten  annähernd  gleiche  Bau- 
summen (830000  und  800000  M.).  Eine  treffliche  Anlage 
ist  auch  die  St  Pein-Kirche  Pickels;  von  dem  gleichen 
Architekten  stammen  die  in  einfachen  romanischen  For- 
men gehaltene  St  Adolfs  -  Kirche,  die  Kirche  zu  Flehe, 
die  Oberbilker  Kirche  usw.  Von  katholischen  Kirchen 
der  nächsten  Umgebung  gibt  das  Werk  die  Stifts- Kirche 
zu  Kaiserswerth,  die  Kirchen  zu  Katingen,  Gerresheim, 
letztere  eines  der  schönsten  Beispiele  romanischer  Bau- 
kunst in  der  näheren  Umgebung  Düsseldorfs,  die  Kirchen 
zu  Erkrath,  Hiramelgeist,  und  zum  Sehl  utl  die  (Juirins-Kirche 
zu  Neuü.  Die  evangelischen  Kirchen  gewähren  weder  an 
Zahl  noch  an  künstlerischer  Bedeutung  ein  so  reiches  Bild, 


I>ie  St.  Korhuikirrhc  in  DflurMoif. 

Architekt : 
Prot.  J   Klcenattcl  in  Dü.bcldott. 

Au*:  Ji<l««cM"ff  ml'l  fcrmr  HauIco". 


würfen  des  Dom  bau  nie  isters  Schmidt  in  Wien  erbaut 
Ein  bemerkenswertes  Beispiel  für  die  Anlag«-  eines  ( lottcs- 
hauses  auf  einem  räumlich  beschränkten  Platze  bietet  die 
neue  St  Martins- Kirche  dc>  Architekten  Tcpe  dar.  Ein 
sehr  stattliche-,  schönes  Bauwerk  ist  die  in  den  Jahren 
1804—1896  durch  L.  Becker  in  Mainz  errichtete  Mariä- 
Emplängnis-Kirche  in  der  ( btstrafle,  ein  in  die  reichsten 
Formen  der  rheinischen  Gotik  der  Blütezeit  gekleideter  Bau 
In  architektonischer  Beziehung  von  nicht  geringerer  Be- 
deutung ist  die  St.  Kochus-Kirche,  die  1894   97  nach  den 


43« 


wie  die  katholischen  Gotteshäuser,  wenn  auch  die  Christu-- 
Kirchc  an  der  Kruppstraße  und  die  Friedens- Kirche  an 
der  Florastrabe  als  schone  Werke  des  Architekten  G. 
Weidenbach  in  Leipzig  gelten  müssen.  Für  die  Archi- 
tektur der  protestantischen  Bcctsälc  ergaben  sich  manche 
gute  Lösungen.  Unter  den  Synagogen  erscheint  als  ein 
sehr  bedeutender  Bau  die  neue  Synagoge  mit  Gemeinde- 
haus,  die  nach  einem  Entwürfe  des  Prof.  J,  Kleesattel 
auf  der  Grundlage  einer  Bausumme  von  575000  M.  in 
romanischem  Stil  ihrer  Vollendung  entgegen  geht.  Sie  ist 

No.  7a 


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» 


csrflB^äs0t^£  Irl  *  >i —    -  t 


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31.  August  1904. 


ein  glücklich  gruppierter 
Bau  und  faßt  800  mannliche 
und  560  weibliche  Besucher. 

Das  Werk  beschreibt  auch 
drei  fürstlicheSchlösservon 
I  )flsscldorf  und  der  näheren 
Umgebung;  in  erster  Linie 
das  alte  Schloß  in  Dussel- 
dorf. Es  wurde  schon  vor 
dem  Jahre  1260  gegründet, 
war  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte den  vcrschicdcn- 
stenWandlungen  unterwor- 
fen und  fiel  1872  einem 
Brande  nahezu  vollständig 
zum  Opfer,  so  dati  heute 
nur  noch  der  runde  Turm 
übrig  ist.  Ein  besseres 
Schicksal  hatte  das  heute 
noch  gut  erhaltene  Jage r- 
hofschloß,  das  zwischen 
1760  und  1766  unter  Herzog 
Karl  Theodor  erbaut  wurde 
und  bis  zum  Ende  des.WIll. 
Jahrhunderts  den  bergi- 
schen Uberjägermeistern 
als  Wohnung  diente.  1815 
ging  der  Jägerhof  in  den 
Besitz  der  Krone  über  und 
war  lange  Jahre  Wohnsitz 
der  forstlichen  Familie  der 
llohcnzollern.  Das  hervor- 
ragendste Baudenkmal  die- 
ser Art  in  dcrUmgcbung  von 
Düsseldorf  ist  Schloß  Ben- 
rath, welches  Kurfürst  Karl 
Theodori755durchNicolaus 
de  I'igagc,  den  Erbauer  des 
Mannheimer  Schlosses  und 
den  Schopfer  des  Schwet- 
zinger  Schloßgartens,  er- 
richten ließ.  Es  ist  ein 
Sommerschloß,  nach  Gur- 
lilt  die  in  künstlerischer 
Beziehung  bedeutendste 
Leistung  l'igages,  und  nur 
ein  Teil  der  höchst  eigen- 
artigen französischen  Gar- 
tenanlage. Wie  in  sehr  vie- 
len anderen  Fällen,  so  bil- 
det auch  in  diesem  Falle 
das  Schloß  mit  seinen  Ne- 
bengebäuden und  den  Gar- 
tenanlagen eine  künstleri- 
sche Einheit.  Die  Ciartenan- 
lagen  haben  die  Form  eines 
quadratischen  Parkes,  der 
zwischen  Schloß  und  Khein 
liegt  und  seitlich  von  einem 
langcnTcich.dem  „Spiegel", 
begrenzt  wird  —  Die  Be- 
schreibungen dieser  drei 
Schlosser  stammen  von 
den  Hrn.  Baltzer,  Bon- 
gard und  Kndell. 

Die  Darstellung  geht 
nunmehr  zu  den  Verwal- 
tungsgebäuden über.  Bei 
den  Militärbauten  (Brt.  K. 
Kraft  1  erkennen  wir  an 
der  Offiziers- Speiseanstalt, 
daß  allmählich  auch  unter 
den  Waffen  die  Kunst  eine 
Stätte  findet,  die  sie  bei  den 
Bauten  der  Post-  und  Tele- 
graphen -  Verwaltung  (W. 
Derlei)  infolge  der  An- 
regung und  Einflußnahme 
de»  verstorbenen  Staats- 
sekretärs Stephan  schon 
lange  gefunden  halte.  Bon  - 
gart schildert  das  Kegie- 
rungs-Gchäudc,  die  Bauten 
der  Justizverwaltung,  da« 
Gebäude  der  (iencralkoin- 
mission,  das  Staatsarchiv, 
welches  wir  nebenstehend 
abbilden,  die  I .andesbiblio- 
thek,  das  I  laupt-Stcueramls- 

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Gebäude  und  neben  ihnen  kommen  das  Rathaus,  die 
Handelskammer,  die  MAdtischen  Sparkassen,  das  Kreis- 
haus,  die  Provinzial-Verwaltung,  durch  Östron,  Kohl- 
hagen, Fettweis.  Hofmeister  und  vom  Lndt  zur 
Darstellung,  unter  ihnen  eine  Reihe  trefflicher  und  cha- 
rakteristischer Werke  mit  viel  Eigenart  Auf  einen  Ent- 
wurf Raschdorff  s  geht  das  im  Süle  der  italienischen 
Renaissance  gehaltene  l'rovinzial-Standchaus  zurück;  an 
deutsche  Weise  schlieüt  sich  das  von  C  Wölf  er  in  Münster 
errichtete  Kreishaus  des  Landkreises  Düsseldorf  an.  Eine 


merkwürdige  künstlerische  Stellung  im  Gesamtbilde  des 
Marktplatzes  nimmt  der  von  dem  früheren  Stadtbaumeister 
C.  Westhofen  errichtete  Erweiterungsbau  des  Kathauses 
ein,  eine  an  sich  treffliche  Arbeit,  die  augenscheinlich  einmal 
eine  seitliche  Ergänzung  erhalten  soll  und  damit  das  Rild 
des  Marktplatzes  in  harmonischcrem  Sinne  ergänzen  dürfte. 
Eine  würdige  künstlerische  Erscheinung  tragen  die  übrigen 
stadtischen  Bauten  zur  Schau.  Ein  recht  eigenartiges  Werk 
ist  das  Haus  der  Handelskammer  von  vom  EndL  — 

(SchluB  lotfU 


Preisbewerbungen. 

Ein  Preisausschreiben  für  «Inen  die  Wasserversorgung 
und  Kanalisation  von  Varna  (Bulgarien)  betreffenden  Entwurf 
ist  von  der  Verwaltung  dieser  Stadt  erlassen  worden.  Die 
Preise  für  die  drei  besten  Arbeilen  betragen  12000,  8000 
und  5000  Fr.  Näheres  durch  die  Generalkonsulate  für 
Bulgarien.  — 

In  dem  engeren  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Ent- 
würfen für  ein  Schillertheater  in  Charlottenburg  ist  die  Ent- 
scheidung zugunsten  des  Entwurfes  der  Hrn.  Hcilmann 
<Sr  l.ittmann  in  München  gefallen.  Unserer  vorlaufigen 
Ankündigung  S.  32.1  tragen  wir  nach,  daß  zu  dem  \\  eil- 
bewerb  die  Hrn.  Hcilmann  &  I.itimann  in  München, 
Ü  March  sowie  Reinhardt  cv  Süssenguth  in  Char- 
lottcnburg,  A.  Sturmhoefel  in  Berlin,  sowie  Kellner 
«V  Helm  er  in  Wien  berufen  wurden.  H.  Sceling-Ber- 
lin,  der  auch  eingeladen  war,  mußte  auf  die  Teilnahme 
am  Wettbewerb  verzichten.  Das  Preisgericht  bestand  aus 
den  Hrn. Ob.-Brgrmstr. Schustehrus,  StadtbrL B r a t  r i n g , 
Stadtvcrordn.  Arch.  Lingner,  Stadtverordn.  Geh.  Ilm'brt. 
Heim,  Stadtrat  Arch.  Schliemann  in  Charloltcnburg, 
Geh.  Brt  Prof.  Dr.  Wallot  in  Dresden.  Geh.  Brt.  Franz 
Schwcchtcn  und  Prof,  A-  Messel  in  Berlin,  Ob.-Kegiss. 
Max  Grube  in  Berlin,  sowie  demDirektordesSclüllcrthcatcrs 
in  Berlin  Dr.  R.  Löwenfeld,  nebst  einigen  Herren  aus 
dem  Aufsichtsrat  dieses  Theaters.  Für  die  Errichtung  de» 
Theaters,  dessen  Eröffnung  forden  1.  Sept.  1906  in  Aussicht 
genommen  ist,  wurde  ein  Bauplatz  an  der  Ecke  der  Bis- 
marck- und  GrolmanstraBe  gewählt  und  die  Baukosten  sind 
auf  1  250000  M.  festgesetzt.  Hinsichtlich  der  Form  wurde 
bestimmt,  daü  das  Theater  dem  Charakter  eines  Volks- 
theaters  auch  in  der  Anlage  Ausdruck  geben  und  dem 
sozialen  Charakter  der  Zeit  sowie  den  Bestrebungen  der 
Schillcrthealer-Gescllschaft  entsprechen  solle.  Dem  Ver- 
nehmen nach  zeigt  der  Entwurf  der  Hrn.  Heilmann  &  Litt- 
mann die  Form  des  Amphitheaters,  das  für  1 100  bis  1500 
zu  berechnen  war.  — 


Chronik. 

Eine  „Gesellschaft  zur  Bekämpfung  des  Straßenstaubes" 

ist  ia  München  gestände!  worden,  weh  he  dm  /.werk  hat,  alle 
rntrrnehmungen  iu  fördern,  die  dahin  sehen,  unter  Anwendung 
geeigneter  Mittel  den  Staub  auf  den  Straüen  zu  beseitigen,  /u 
diesem  /werk  wird  die  Gesellschaft  wissenschaftliche  und  prak- 
tische Versuche  in  größeren*  Maßstäbe  ins  Leben  rufen  und  leiten.  — 
Villenkolonie  Buchschlag  bei  Frankfurt  a.  M.  Eine  Villen- 
kolonie soll  bei  Station  Sprendlingen  der  Hain  -  Neckar  •  Bahn  er- 
stehen. Mit  Ermächtigung  des  Großherzogs  hat  das  heasisrhe 
Finanzministerium  der  in  Frankfurt  a.  M.  gebildeten  Wohnungs- 
gcsellschaft  Buchschlag  ein  Wahlrunde  von  30  ha  iura  Kaufpreis 
von  1  M.  für  den  qm  zur  Erbauung  von  Villen  überlassen  Das 
Gelinde  gehört  mm  KamilicnbesiU  des  groß».  Hauses  und  liegt 
in  der  Gemarkung  Buchschlag.  Die  Bahnstation  is!  in  unmittel- 
barer Nahe.  Der  billige  GelSndeprei*  macht  es  möglich,  geräumige 
Gftrten  herzustellen,  durch  beaondere  Verkautsbediugungen  ist  jede 
.Spekulation,  die  den  Grund  und  Boden  erheblich  verteuert,  aus- 
geschlossen. — 

Krematorium  In  Hellbronn.  In  Heilbronn  a.  X  wird  durch 
den  Verein  für  Feuerbestattung  ein  Krematorium  nebst  Kulum- 
bariumshalle  nach  den  Pl.lnen  des  Ilm  Arch  E.  Beutinger  in 
Darmstadt  erbaut.  Die  Ausführung  liegt  in  den 
Beutinger  o\  Steiner  111  Heilbronn.  -- 


Eine  nlederschlesUche  Gewerbe-  und  Industrie- Au*. 
Stellung  loo5  soll  ab  1.  Juni  in  Görlitz  abgehalten  werden.  Für 
die  Ausstellung  ist  seitens  der  Stadt  Görlitz  ein  größeres  Gelinde 
an  den  Stadtischen  Anlagen,  am  Friedrkhsplatz  und  an  der  Jacob- 
Bohrne  ■  Straße  zur  Vertilgung  gealellt,  Das  Gelinde  lagert  sich 
um  die  Obcrlausiuer  Gedenkhalle,  die  somit  den  Mitlelpookt  der 
Ausstellung  bilden  wird  — 

Ein  neuer  Eisenbahnplan  Turin—  Martlgny  im  Kanton 
Wallis  ist  durch  einen  englischen  lDgcnieur  angeregt.  Die  Babn 
würde  eine  l  ange  von  r57  km  haben,  mitten  durch  das  Gebirge 
ziehen  und  elektrisch  betrieben  werden.  — 

Die  I.  große  rheinische  Kunstausstellung  In  Köln  190S, 
vom  .Verbände  der  Kunstfreunde  iu  den  Lindern  am  Rhein*  ver- 
anstaltet, soll  am  r.  Juni  1005  in  dem  am  Rhein  gelegenen  Aus- 
stellungipaUat  eröffnet  werden  — 

Ein  Robert-Hamerllng-Denkmal  für  Wten  ist  zu  errichten 
beschlossen  worden.  Zur  Erlangung  voll  Entwürfen  wurde  ein 
engerer  Wettbeweib  erlasse»,  der  am  15.  Okt.  d.  J.  schließt.  — 

Ein  Bezirks  -  Kriegerdenkmal  In  Dingoll'ing  In  Bayern 
wurde  Mitte  August  nach  dem  Entwurf  des  Hrn.  Prof,  P.  Plann 
in  Mtlnchen  enlhflllt.  -  ■ 

Eine  unterirdische  Elsenbahn  In  New- York.  In  New- York 
wird  am  i  Scpt  die  unterirdische  Eisenbahn  eröffnet  werden, 
welche  den  Stadtteil  der  Insel  Manhattan  mit  dem  nördlichen  Teil 
der  Stadt  New  York  auf  dem  Kcstlandc  verbinde!  und  einen  Teil 
derselben  durchzieht.  Die  Linie  ist  30  ktn  lang  und  mit  4  Gleisen 
versehen;  die  Zage  werden  mit  jokm  in  der  Stunde  verkehren. 
Die  Transportmittel  sind  derart,  daß  sie  einen  Verkehr  von  40000 
Passagieren  standlich  zu  bewilligen  vermögen  Die  Arbeiten  be- 
gannen am  34  Marz  tooo  und  die  Herstellungskosten  beriefen  sich 
auf  34  Mill.  Dullars.  — 

Ein  König- Albert -Denkmal  auf  dem  Windberge  bei 
Potschappel  bei  Dresden  wurde  in  Form  eine»  at  m  hohen 
.Sandsteinobelisken  nach  dem  Entwurf  des  Hrn.  Aich  Max  Hans 
Kahne  in  Dresden  am  18  August  eingeweiht.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

W.  R.  Rheinland.  Ihre  Angelegenheit  entbehrt  des  allge- 
meinen Interesses  und  eignet  sich  daher  nicht  zur  Behandlung  Im 
Briefkasten.    Tragen  Sie  dieselbe  einem  Rechtsanwalt  vor.  — 

Hrn.  Arch.  A.  H.  In  Nürnberg.  Zur  Vertreibung  der  Heimchen 
nehmen  Sie  einen  Kammerjäger  in  Anspruch.  Gegen  die  durch- 
dringende Wirme  sind  Isoliermitte)  anzuwenden.  Entsprechende 
Firmen  finden  Sie  im  Anzeigenteil  unserer  Zeitnng.  — 

Fragebeaut wortungen  aus  dem  Leserkreise. 

Zur  Anfrage  in  Xo.  66,  Hrn.  A.  Ney  er  in  Bozen.  Wenn  die 
WassergeschwiDcligkeit  stets  3,5—310  betritt,  wird  sich  auf  dem 
asphaltierten  Rohr  nur  ein  schwacher  Belag  bilden.  Selbst  bei  viel 
geringeren  Geschwindigkeiten  bis  weniger  als  1  m  treten  keine 
Inkrustationen  auf,  sofern  diese  Geschwindigkeiten  nie  llngere  Zeil 
unterschritten  werden.  Die  in  blauen  Ton  und  slurehaltigem  Boden 
beobachtete  Zerstörung  der  Rohre  —  Verwandlung  des  Gußeisen» 
in  Eitenhydroxyd  —  begünstigt  die  Inkrustation.  Als  Rauhirkeita- 
zahl  sollte  auch,  wenn  keine  Inkrustation  zu  fürchten  ist,  in  der 
abgekürzten  Kutter'scben  Formel  m  =0,35  gewlhlt  werden.  Kleinere 
Kauhigkeitszahlen  geben  größere  Geschwindigkeiten  als  wirklich 
erreicht  werdet».  —  Heyd,  dipl.  Ing.  in  Darmstadt. 

Zur  Anfrage  3  in  Xo.  50  Den  lokalen  Verhlltnissen  gut  an- 
gepaßte unterirdisch  eßedQrfnisanstalleo  befinden  sich  ausge- 
führt seit  etwa  6  Jahren  in  Dresden  (Pirn.  Platz»  nur  für  Minner,  seit 
a  Jahren  in  Leipzig  (Rathanaring.1,  sehr  anständig  ausgestattet.  Pr. 

In  Es*en  iKuhr)  ist  im  Jahre  1899  eine  unterirdische  Be- 
d;i  r  fnisanatalt  in  mustcrgiltiger  Weise  ausgeführt.  —  R. 

Inhalt:  „Of---cMorf  und  seine  Boiifcrn",—  r^reubewerbuneea.  —  Chronik. 
Briet-  ii'i.l  r'ragckjtleri.  —  Verband  deutscher  Anh.-  und  Im;  -Vereine. 
Verlag  der  I>eutscbeo  Haiueitune.  <■.  m.  b.  H-.  HerUn-    r-Or  die  Kedatuon 
veruntreu.  Albert  HotHiaun.  Berlin.   Druck  von  Wilh.  Greve,  Berlin. 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

An  die  Vcrbandsmttglieder ! 

Wir  richten  erneut  an  die  Mitglieder  des  Verbandes  die  Bitte,  ihre  Anmeldungen  zur  Teilnahme 
an  der  Wandcrvcrsartimlung,  die  vom  12  14  September  in  Düsseldorf  tagt,  möglichst  umgehend  an  Hrn. 
Heg  -Baumeister  G.  Geiß,  Düsseldorf,  Ahnenfcldstr.  56,  einsenden  zu  wollen.  Auch  die  Wünsche  bezüglich 
der  Beschaffung  von  Wohnungen  sind  an  diesen  Herrn  zu  richten. 

Wir  verweisen  nochmals  auf  «.las  in  No.  64  abgedruckte  spezielle  Programm  der  Versammlung  und 
machen  die  Verbandsmitiiliedcr  noch  besonders  darauf  aufmerksam,  daü  sowohl  die  internationale  Kunst- 
Ausstellung  wie  die  grobe  Gartenbau- Ausstellung  in  Düsseldorf  wahrend  der  Tagung  der  Versammlung 
noch  geöffnet  sind  und  daß  durch  dc-n  Direktor  des  Kunstgewcrbe-Maseums  Hrn.  Frauherger  in  den  Räumen 
des  Museums  eine  interessante  Architektur-Ausstellung  für  den  Verband  veranstaltet  wird. 

Frankfurt  a.  M — Berlin,  im  August  1904- 

Der  Verbands-Vorstand:  Nchcr,  Vorsitzender.    Fi  seien,  Geschäftsführer. 


4-to 


No.  70. 


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DEUTSCHE  BAU 
^ZEITUNG» 


XXXVIII.  JAHRGANG  *  N2:  71  * 
*  BERLIN,  DEN  3  SEPT.  1904  * 


Eisenbahnbrücke  in  Stampfbeton  über 

(Hierzu  eine 

Bnter  den  in  neuester  Zeit  ausgeführten  weit- 
m  pannten  massiven  Brücken  verdient  in- 
folge ihrer  Anordnung  und  Ausführung  die 
in  diesem  Jahre  dem  Betrieb  ü bergebene, 
unmittelbar  bei  der  Ortschaft  Lautrach  ge- 
legene Brücke  Ober  die  Iiier  hervorgehoben  zu  werden. 
Sie  liegt  im  Zuge  der  eingleisigen  Lokalbahn  Lcgau 
Memmingen,  überspannt  den  Flußlauf  mit  einem  ein- 
zigen Bogen  von  59 m  Weite  zwischen  den  Wider- 
lagern und  besitzt  eine  Höhe  von  rd.  16 m  über  der 
Talsohle  (vergl.  das  Gesamtbild  Abbildg.  1  aus  den 
Frühjahr  dieses  Jahres  und  die  Längs-  und  die  Quer- 
schnitte Abbildg.  3  und  3). 

Sowohl  um  bei  den  sehr  häufig  und  sehr  schnell 
eintretenden  Hoch  wässern  einen  Aufstau  durch  Ein- 
bauten zu  vermeiden,  als  auch  um  von  etwaigen  Sohlen- 
vertiefungen unabhängig  zu  sein,  war  es  geboten,  die 
liier  mit  einer  einzigen  Oeffnung  zu  überbrücken.  Eine 
vergleichende  Berechnung  ergab,  daß  eine  Brücke  mit 
eisernem  Ueberbau  gegenüber  einer  gewölbten  sich 
teurer  gestellt  haben  würde,  da  für  die  erstcre  ein  Kosten- 
aufwand von  110000  M.  erforderlich  war,  während 
für  die  letztere  nur  91  000  M.  aufgewendet  zu  werden 
brauchten.  Stellte  sich  damit  schon  der  Bau  der 
massiven  Brücke  um  19000  M.  billiger,  so  war  noch 


die  Iiier  bei  Lautrach  (Bayr.  Schwaben). 

e  Bildbeilage  ) 

eine  weitere  Ersparnis  in  Zukunft  infolge  der  gerin- 
geren Unterhaltungskosten  zu  erwarten;  daneben  kam 
auch  die  verschiedene Ixbcnsdaucr  beider  Au^führungs- 
arten  inbetracht.  Daß  allein  schon  die  Kostenfrage  den 
Bau  einer  massiven  Brücke  nahe  legte,  war  durch  die 
günstigen  örtlichen  Verhältnisse  bedingt,  da  das  für  die 
Bereitung  von  Beton  erforderliche  Sand-  und  Kies- 
material zumteit  dem  Illerbett  nächst  der  Baustelle  ent- 
nommen werden  konnte;  auch  standen  für  diesen  Zweck 
Lager  am  linken  Illcrhang  zur  Verfügung.  Die  Grün- 
dung der  Brücke  hat  außergewöhnliche  Schwierig- 
keiten nicht  gemacht,  da  sie  auf  festem  Felsen  oder 
Flinz  (eine  fest  gelagerte  Mcrgclart)  erfolgen  konnte. 

Die  Ausarbeitung  der  Pläne  zu  dem  Bauwerk  er- 
folgte in  dem  Ingenieur- Bu  reau  der  General- 
Direktion  der  kgl.  bayer.  Staatsciscnhahncn 
Der  dort  zunächst  im  Jahre  1902  aufgestellte  Entwurf 
wurde  im  folgenden  Jahre  auf  Veranlassung  der  den 
Bau  ausführenden  Firma  der  A.-G.  B.  Lieboldiv  Komp. 
in  Molzminden  dahin  abgeändert,  daß  anstelle  einer 
mehrgeschossigen  Uebermaucrung  des  Hauptbogens 
eine  Auflösung  in  Enüastungsbögen  senkrecht  zur 
Brückenachse  trat 

Mit  Rücksicht  auf  eine  etwaige  Nachgiebigkeit 
des  Baugrundes,  zur  Verhütung  von  Rissen  beim  Aus- 


Abbildg.  t.    Gesamtansicht  der  Brücke.    (Aufnahme  vom  Februar  1504  ) 


411 


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schalen  des  Gewölbes,  zur  Erleichteruni»  von  Tempe- 
raturbewegungen sowie  zur  Erlangung  zuverlässiger 
Grundlagen  für  die  Berechnung  der  Brücke  wurde 
das  Gewölbe  mit  Gelenken  im  Scheitel  und  an  den 
Kämpfern  ausgestattet. 

Oer  statischen  Untersuchung  sind  die  bei  den 
bayerischen  Staatsbahnen  giltigen  Belastungsannahmen 
zugrunde  gelegt,  indem  als  Last  ein  Zug  von  2  Ma- 
schinen mit  daran  gehängten  Güterwagen  von  je  10 « 
Achsdruck  eingeführt  wurde,  deren  Gewicht  auf  die 
ganze  Gewölbebreite  verteilt  war;  es  ergab  dieses 
eine  Last  von  4,4'  für  die  Lokomotiven  und  3,58*  für 
die  Güterwagen  für  1  lfd. m  Gleis.  Die  Untersuchung 
wurde  graphisch  mittels  Bclastungsschciden  für  jeden 
maßgebenden  Querschnitt  ausgeführt  mit  der  Forde- 
rung, daß  die  Üruckbeanspruchung  des  Betons  mög- 
lichst nicht  über  30  k*,T™  hinausgehen  sollte,  und  daß 
Zugspannungen  völlig  ausgeschlossen  waren.  Auf- 
grund der  so  gewonnenen  Ergebnisse  ist  die  Form 
des  Bogens  festgestellt  und  seine  Stärke  bemessen. 

Die  Kämpfergelenke  (vergl.  den  Längsschnitt  Ab- 
bildg.  2  und  die  Einzelheiten  der  Gelenke  Abbildg.  4) 
liegen  in  einer  Wagrcchtcn  und  noch  0,875'"  UDer  <,en> 
gestauten  Katastrophen-Hochwasser  vom  Jahre  1901, 
die  Stützweite  zwischen  den  Gelenkmittcn  beträgt 
57,164"  und  die  Pfeilhöhe  bis  zur  Mitte  des  Scheitel- 
gelenkes 9,817™.  Da  die  Brückenbahn  ein  Gefälle 
von  22,5°/oo  hat,  wirken  auf  die  beiden  Bogcnhälften 
verschieden  große  Lasten  ein,  so  daß  sich  eine  un- 
symmetrische Ausbildung  des  Bogens  als  notwendig 
erwies.  Auf  der  am  linken  Ufer  liegenden,  höheren, 
also  auch  mehr  belasteten  Seite  sind  die  Krümmungs- 
Halbmesser  der  inneren  Leibung  48,25  und  41,885™, 
während  die  rechte,  weniger  belastete  Bogcnhälfte  die 
Krümmungs-Halbmesser4 1 ,80  —  53,85—  43,75  m  aufweist. 
Das  Gewölbe  ist  im  Scheitelgelenk  i,iom,  an  den 
Kämpfern  1,40™,  in  der  Bruchfuge  links  1,65'",  in  der 
Bruch  fuge  rechts  1,63™  stark.  Die  Breite  des  Ge- 
wölbes ist  im  Scheitel  4,20 m  und  wächst  mit  einem 
Anlauf  von  1  :2o  nach  den  Widerlagern  zu  auf  5,25™ 
am  linksufrigen  und  5,12™  am  rechtsufrigen  Kämpfer; 
hierdurch  wird  eine  erhöhte  Standsicherheit  gegen 
Winddruck,  Hochwasser  und  Eisstoß  erzielt.  Die  in 
dem  Gewölbe  auftretenden  Pressungen  gehen  Ober 
31  kf/qcn  nirgends  hinaus. 

Die  Widerlager  schließen  sich  mit  einem  Halb- 
messer von  4,81  bezw.  4,67™  an  die  innere  Leibung 
des  Bogens  an.  Die  Fundamente  sind  so  angeordnet, 
daß  sie  bei  den  verschiedenen  Bei astungs arten  nahe- 
zu gleichmäßig  beansprucht  werden;  sie  haben  eine 
Länge  von  13,40™  und  werden  durch  Absätze  bis  auf 
8™  verbreitert.  Durch  diese  Verteilung  der  Wider- 
lagsmassen  nach  der  Seite  hin  wird  die  Drucklinie 
rasch  gesenkt  und  dadurch  die  Gefahr  des  Abgleitcns 
vermindert.  Die  größte  Pressung  im  Fundament  be- 
trägt 3,45  *€/V*. 

Die  bei  dem  Bogen  angewendeten  Gelenke  sind 
Walzgclenke  aus  Gußstahl  und  nach  Kopeke  in 
Dresden  berechnet.  In  dem  Scheitel  sind  7  Paar  von 
je  50  ™  Breite  und  in  den  Kämpfern  je  9  Paar  von 
derselben  Breite  angeordnet.  Die  sich  aufeinander 
WOlzenden  Gelenkteilc,  von  denen  der  konkav  gearbei- 
tete einen  KrOmniungs-Halbmesser  von  0,35 ",  der 
konvex  gearbeitete  einen  solchen  von  2™  hat,  sind 
aus  Siemens  Martin -Stahl  gefertigt,  der  an  den  Be- 
rührungsflächen bis  auf  eine  Tiefe  von  5""*'  derartig 
gehartet  ist,  daß  seine  Festigkeit  7300^, 'ir™  beträgt. 
Die  Gelenke  liegen  zwischen  Kunststein-Quadern;  zur 
gleichmäßigen  l'cLcrtragung  des  Druckes  auf  dieselben 
ist  zwischen  Gelenk  und  Stein  eine  4™™  starke  Walz- 
blciplatte  eingefügt,  welche  noch  mit  68'-  m  «'  bean- 
sprucht wird.  Die  Betonquader  haben  eine  Bruch- 
festigkeit von  300  kt .T«, 

Der  Aufbau  sowohl  über  dein  Ilauptbogen  wie 
über  den  Widerlagern  erfolgte  mit  offenen  Entlastungs- 
bögen.  Leber  dem  Gewölbe  haben  dieselben  Ilalb- 
kreisform  von  2,35™  I.  W.  und  0,40™  Scheitel -Stärke; 
die  Breite  der  Zwischenpfeilcr  schwankt  zwischen  0,70 
bis  0.75  und  0,80  ™,  je  nach  Höhe  derselben    In  diese 

4P 


Bögen  ist  parallel  zur  Bahnachse  eine  Verankerung 
in  Gestalt  von  j  je  0,57  ™  von  einander  entfernten  alten 
Lokalbahn-Schienen  eingelegt.   Die  Schienen  sind  gut 


mit  einander  verlascht  und  an  den  Enden  mit  3"" 
starken  Rundeisen  verbunden. 

Die  Bögen  über  den  Widerlagern  sind  überhöht 
und  haben  eine  Spannweite  von  6,20  m  bei  einer  Sc  hei  tcl- 


No.  71. 

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s'.ärke  von  0,50"'.  Zwischen  ihnen  und  den  Entlastung»-  einer  besonderen  Bearbeitung  des  Betons  wurde  Ab- 
bögen über  dem  Hauptbogen  ist  aus  ästhetischen  Rück-  stand  genommen,  es  blieb  vielmehr  das  Acußcre  der 
sichten  ein  5,50 ">  breiter  Pfeiler  angeordnet,  um  den  Brücke  so,  wie  es  aus  der  Schalung  kam. 
weit  gespannten  Bogen  als  1  laupt-Konstruktionselemcnt  Die  Ausführung  des  Brückenbaues  wurde  erst 
der  Brücke  noch  ganz  besonders  zu  betonen.  Dieser  Ende  April  1903  der  ausführenden  Firma  übertragen. 
Pfeiler  nimmt  auch  die  von  den  Kampfergelenken  bis  Obgleich  die  Arbeiten  vielfach  durch  Hochwasser 
zur  Brückenbahn  reichende  Trennungsfuge  auf,  welche  unterbrochen  wurden,  die  Plane  sowohl  für  die  Brücke 
es  ermöglicht,  daß  der  Ucbcrbau  den  in  dem  Haupt-  selbst  als  auch  für  das  Lehrgerüst  während  des  Baues 
bogen  infolge  von  Temperaturwechsel  eintretenden  umgeändert  werden  mußten,  wodurch  eine  erhebliche 
Formänderungen  und  der  Einwirkung  der  darüber  Verzögerung  im  Fortgang  der  Arbeiten  eintrat,  auch 
rollenden  Last  folgen  kann,  ohne  daß  Risse  entstehen,  die  Beschaffung  des  nötigen  Kies-  und  Sandmaterials 


Die  sämtlichen  Pfeiler  zwischen  den  Entlastungsbögcn 
haben  in  der  Mitte  eine  bogenförmige  Aussparung  er- 
halten, so  daß  die  Gelenke  und  der  Gewölberücken 
zugänglich  sind. 

Die  Oberkante  der  Glcisbcttung  liegt  0,55 m  über 
dem  äußeren  Scheitel  der  Entlastungsbögcn.  Die  nutz- 
bare Breite  der  Brücke  zwischen  den  eisernen  Ge- 
ländern wird  durch  Auskragsteine  und  Platten  auf 
4,60  ■  gebracht,  von  denen  auf  das  Planum  3,60'"  und 
aut  die  beiderseitigen,  um  0,20 m  erhöhten,  Fußwege 
1  m  entfallen. 

Der  Rücken  der  Brückcntafcl  ist  sorgfältig  mit  As 


größere  Schwierigkeiten  machte,  als  man  ursprünglich 
angenommen  hatte,  gelang  es  doch,  das  Bauwerk  bis 
zum  Eintritt  des  Frostes  bis  auf  kleine  Nebenarbeiten 
fertig  zu  stellen. 

Am  18.  Mai  1903  wurde  mit  den  Vorbercitungs- 
arbeiten,  Anfuhr  von  Geräten  und  Materialien,  Her- 
stellung von  Fangedämmen  usw.  begonnen;  am  8.  Juli 
war  die  Ausschachtung  der  Baugrube  für  das  rechte 
Widerlager  beendet.  Der  Baugrund  bestand  durch- 
weg aus  sehr  festem,  zähen,  trockenen,  grauen  Letten 
und  konnte  nur  mit  sehr  scharfen  Picken  gelöst  wer- 
den; der  Wasserandrang  war  dagegen  gering  und 


phaltfilzplatten  abgedeckt  und  sofortnacliFcrtigstellung  konnte  leicht  durch  eine  Diaphragmapumpe  bewältigt 
zum  Schutze  gegen  Beschädigungen  mit  einer  Sand-   werden.    Die  Tragfähigkeit  des  Baugrundes  wuidc 

in  der  Weise  geprüft,  daß  verschiedene  Stellen 


Schicht  überdeckt  worden.  Entwässerungs-Schächte  be- 
finden sich  bei  dem  Hauptbogen  zu  beiden  Seiten  des 
Scheitels  untl  bei  den  Scitenbögcn  im  Scheitel  selbst. 
Die  zwischen  den  Entlastungsbögen  freibleibenden 
Teile  des  Gcwölbcrückcns  sind  mit  Zementestrich  sorg- 
fältig Oberdeckt  und  mit  heißem  Asphalt  gestrichen. 

Bezüglich  der  architektonischen  Ausgestaltung  des 
Bauwerkes  (vcrgl.  die  Gesamtansicht  Abbildg.  1)  wurde 
Wert  darauf  gelegt,  den  Hauptbogen  besonders  kräftig 


mittels  einer  4, 4  «■  großen  eisernen  Platte  einer 
Belastung  von  65  kc  unterzogen  wurden,  wobei 
nirgends  Einsenkungcn   der  Platte  festgestellt 
werden  konnten.   Vor  Einbringen  der  untersten 
Betonschicht   wurde  die  Sohle  nochmals  mit 
Schaufeln  abgekraut  und  gründlich  mit  Besen 
gereinigt,  da  der  in  den  letzten  Tagen  eingetretene 
Regen  den  Boden  bis  auf 
1 — 2cm  aufgeweicht  hatte. 
Die  Betonierung  der  Wi- 
derlager des  rechten  Ufers 
wurde  bis  zum  28.  Juli 
beendet,  die  Arbeiten  am 
linken  Ufer  dauerten  bis 
zum  9.  September.  Auch 
hier  wurden  Belastungs- 
proben   angestellt  und 
beim  Einbringen  des  Be- 
tons in  derselben  sorgfäl- 
tigen Weise   verfahren ; 
der  Baugrund  war  noch 
härtir  als  auf  dem  rech- 
ten  Ufer   und  erreichte 
stellenweise  die  Härte  von 
Sandstein,   so  daß  das 
Lösen  nur  mit  Hilfe  von 
Keilen  erfolgen  konnte, 
mit  dem  Schlagen  von 
legonnen  worden.  Da  im 
Löcher  für 


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UETZ* 


Abbildg.  4.  Ausbildung 


Inzwischen  war  auch 
Tragpfählen  für  das  Gerüst 
Flußbett  der  Fels  zutage  trat,  wurden  di 
die  Pfähle  zunächst  vorgebohrt  und  das  Rammen 
dann  solange  fortgesetzt,  bis  bei  der  letzten  Hitze, 
einem  Bärgewicht  von  680 k*  und  einer  Hubhöhe  von 
i,8om,  die  Pfähle  nicht  mehr  als  2"""  einsanken.  Da- 
bei drangen  die  mit  soliden  Schuhen  versehenen  Pfähle 
nur  40  -  60 cm  in  den  Grund  ein.  Daher  kam  es  auch,  daß 


hervortreten  zu  lassen.    Deshalb  ist  auch  den  schon  am  15.  August,  als  plötzlich  Hochwasser  eintrat,  viele 

oben  erwähnten  Pfeilern  über  den  Kämpfern  noch  Pfähle,  welche  noch  nicht  mit  Zangen  untereinander 

eine  Vorlage  gegeben  worden,  welche  durch  ein  massi-  verbunden  waren,  hochgetrieben  und  umgelegt  wurden, 

ves  Postament  gekrönt  wird.    Der  obere  Abschluß  Wegen  der  geringen  Eindringungstiefc  der  Pfähle 

der  Brücke  erfolgt  durch  kräftig  hervortretende  Kon-  waren  auch  seiüiche  Schwankungen  des  Lehrgerüstes 

solen,  welche  die  Deckplatten   mit  einem  leichten,  beim  Betonieren  nicht  ausgeschlossen,  und  es  wurde 

schmiedeisernen  Geländer  tragen.    Von  einer  Ver-  dassclbedahcr  späterdurch  seitlich  schräg  eingerammte 

klcidung  der  Ansichtsflächen  mit  Hausteinen  oder  von  Streben  verspannt.  —                         (ScWbb  folgt». 


Zur  Frage  der  Umgestaltung  des  Karlsplatzes  in  Wi  en«  (Schluß  aus  Nu.  ^»1 

r  W:arnungsruf  Ohmann's,  welcher  in  den  nisse  in  dieser  Angelegenheit  zeigen,  zunächst  leider  un- 

Aeußerungen  des  ausgezeichneten  Künstlers  gehört,  denn  man  ging  aufgrund  der  Geländcaufteilung 

am  Schlüsse  des  vorangegangenen  Aufsatzes  auf  S.  366  an  den  Verkauf  von  Baugelände,  legte  Kanäle 

erblickt  werden  muß  und  dessen  volle  Bc-  und  Straßenbahngleise  und  betrachtete  somit  in  einer 

rechtigung  nach  dem  Verlauf  der  Dinge  an-  für  die  Wirkung  der  Karlskirche  nicht  sehr  günstigen 

ist,  blieb,  wie  die  darauf  folgenden Geschch-  Weise  die  angenommene  Lösung  als  eine  endgültige. 


3.  September  1904. 


143 

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STAUT  °' 
Mooiwuiuwe, 


Nun  folgte  jenes  Aufsehen  er- 
regendeErcignis,  welches  nicht 
nur  die  KunstkrciseWiens  und 
Cisleithaniens,  sondern  alle  die 
in  Atem  hielt,  welchen  die 
schone  österreichische  Kaiser- 
stadt an  der  Donau  mehr  ist, 
als  irgend  eine  schnell  empor- 
gekommeneeuropäischeGroß- 
stadt,  welchen  jene  Stelle  um 
das  wunderbare  Baudenkmal 
Karls  VI.  herum  mehr  ist,  als 
eine  gleichgültige  Platzanlage 
in  dem  schnellen  Wachstum 
eines  großen  modernen  Ge- 
meinwesens. Es  folgten  die 
Ausschreibung  des  Wettbewer- 
bes um  Entwürfe  für  das  städt. 
Museum  in  Wien,  zu  errichten 
auf  den  drei  unregelmäßigen 
Baublöcken  auf  der  linkenScitc 
des  Platzes  vor  der  Karlskirche 
(S.  366),  und  der  heiße,  leiden- 
schaftliche Kampf  um  die  bei- 
den an  die  erste  Stelle  gelang- 
ten Entwürfe,  den  von  der 
Meh  rheit  des  Preisgerichtes  ge- 
wählten  Entwurf  des  Hrn.  k.  k. 
Baurat  Er.  S  c  Ii  a  c  h  n  e  r  (S.  369) 
und  den  von  der  Minderheit 
vertretenen  Entwurf  des  Hrn. 
k.  k.  Ob.-Brt.  Otto  Wagner. 
Von  beiden  Entwürfen  wur- 
den  Modelle  1  :  50  angefertigt, 
glücklicherweise  im  Zusam- 
menhang mit  der  gesamten 
Platzlösung  der  Umgebung, 
unter  Mitverwendung  der  Mo- 
delle der  Karlskirche  und  der 
Technischen  Hochschule.  In 
Anschauung  dieser  Modelle 
insbesondere  wurde  der  Kampf 
geführt;  aber  es  war  in  Wirk- 
lichkeit nicht  der  Kampf  um  die  verschiedene  stilistische 
Auffassung,  die  durch  die  beiden  Entwürfe  vertreten 
wurde;  nicht  die  moderne  und  die  archäologisierende 
oder  historische  Richtung  traten  gegeneinander  auf, 
sondern  die  eigentliche  Ursache  des  Kampfes  war  die 
mangelnde  künstlerische  Befriedigung,  die  sich  aus  den 
Modellen  für  die  Gesamtanlage  des  Platzes  ergab.  Wie 
wir  es  schon  bei  früheren  Gelegenheiten  ausgesprochen 
haben,  ist  der  sogen,  moderne  Stil  an  sich  keineswegs  un- 
geeignet, in  eine  historische  Umgebung  eingegliedert  zu 
werden,  es  fragt  sich  nur,  mit  welchem  MaU  an  künst- 
lerischem Takt  tlies  zu  erfolgen  hat.  Auch  gegenüber 
dem  glanzenden  Denkmalbau  der  Barockkunst,  mit  dem 
Fischer  von  Erlach  die  österreichische  Kunst  beschenkte, 

444 


DÖS  KAISER 

rtwejosen  ' 

STWT"a  J 
i.vtock  / 


kann  sich  nach  unserer  Anschauung  ein  modernes  Ge- 
bäude in  gleich  wirkungsvoller  Weise  und  mit  gleich 
abwägender  Feinheit  behaupten,  wie  etwa  ein  Werk 
der  so  wandlungsreichen  österreichischen  Barockkunst. 
Wie  für  jeden  anderen  Stil,  so  ist  auch  für  den  moder- 
nen eine  solche  Mannigfaltigkeit  der  Sprache  voraus- 
zusetzen, daß  ein  wirklicher  Künstler  in  eine  bestehende 
Kette  ein  neues  Glied  einzufügen  vermag,  ohne  daß 
die  Harmonie  der  Kette  dadurch  gestört  würde.  Also 
nicht  die  Einzelheiten  der  Architektur  der  beiden  im 
Kampfe  stehenden  außerordentlichen  Entwürfe  traten 
in  die  Erscheinung,  sondern  nur  die  künstlerische 
Unzulänglichkeit  der  unglücklichen  Plat/gestaltung. 
Es  gewinnt  fast  den  Anschein,  als  ob  die  Künstlcr- 

No.  71. 


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kreise  Wicnsdurchdiel.eidcnschaftlichkeitdcsKampfes,  dieser  Kampf  aufbaute.    Man  lege  sich  doch  tinmal 

der  um  das  städtische  Museum  geführt  wurde,  nicht  in  ganz  nüchterner  Webe  die  Frage  vor,  ob  man  es 

mehr  in  der  Lage  sind,  mit  voller  Unbefangenheit  die  vor  der  Nachwelt  verantworten  kann,  den  Bau  des 

Grundbedingungen  zu  würdigen,  auf  welchen  sich  stadtischen  Tran/  Josefs-Museums,  des  vornehmsten 

3.  September  1904.  445 

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Bauwerkes,  welches  die  Stadt  Wien  nach  der  Errich- 
tung ihres  Rathauses  in  Angriff  zu  nehmen  gedenkt, 
über  drei  durch  zwei  Straßen  getrennte  Baublöcke 
hinzuziehen,  deren  Begrenzung  so  unglücklich  wie 
möglich  ist.  Die  hieraus  entstehende  Gefahr  hat  auch 
Otto  Wagner  schon  erkannt,  ja,  er  glaubte  schon  vor 
der  Herstellung  der  Modelle  an  mehrere  Mitglieder 
des  städtischen  Muscumsbau-Ausschusses  mit  der  Bitte 
herantreten  zu  müssen,  es  sei  den  Künstlern  bei  Her- 
stellung der  Modelle  die  weitgehendste  Freiheit  zu  ge- 
wahren, „weil  ich  der  Meinung  war,  daß  aus  solcher 
Nichteinschränkung  noch  am  ehesten  eine  glückliche 
Lösung  der  Muscumsbaulrage  erwartet  werden  könne. 
Meine  Bemühungen  waren  leider  vergeblich  und  hatten 
nur  zur  Folge,  daß  die  Grenzen,  innerhalb  welcher 
sich  der  Künstler  entwickeln  konnte,  umso  enger  ge- 
zogen wurden,  je  lauter  und  dringender  mein  Ruf 
nach  Freiheit  der  Bewegung  erscholl".  Das  ist  auf 
das  lebhafteste  zu  bedauern.  Wagner  suchte  einen 
Ausweg  in  der  Herausgabe  einer  Broschüre,  welcher 
der  Lageplan  und  die  Grundrisse  S.  444  sowie  das 
Schaut» ld  S.  445  entnommen  sind  Man  erkennt  schon 
hieraus  den  großen  Fortschritt  der  Anschauungen 
gegenüber  dem  Konkurrenz-Entwurf,  die  zunehmende 
Reife  in  der  Erkenntnis  des  künstlerisch  Notwendigen. 
Dieses  fasst  Wagner  in  5  Leitsätze  zusammen: 

»I.  Die  Karlskirchc  mit  ihrer  reichen,  bewegten 
und  auf  Fernwirkung  berechneten  Silhouette  vertragt 
neben  sich  nur  die  ruhige  Fläche  und  eine  kaum  unter- 
brochene obere  Absch  I  ußlin  ie  der  angrenzenden  O  bjek  tc. 

II.  Die  baukünstlerischen  MoUvc  der  Kirche,  wie 
Säulen,  Portikus,  Giebel,  Kuppel  usw.  sind  bei  dem 
Museum  völlig  zu  meiden,  da  die  Wirkung  der  Kirche 
nur  durch  kontrastierendeFormen  gehoben  werden  kann. 

III.  Die  Maximalhöhe,  also  die  Haupthorizontal- 
linie der  durch  die  Straßen  getrennten,  neben  der 
Karlskirchc  stehenden  Bauwerke  darf  das  Maß  von 
18  ■  nur  um  ein  Geringes  übersteigen. 

IV.  Es  ist  der  „Macht  des  gewohnten  Bildes"  in 
diesem  Falle  dem  allen  Wienern  in  Fleisch  und  Blut 
übergegangenen  freien  Ausblicke  auf  die  Karlskirchc 
völlig  Rechnung  zu  tragen. 

V.  Bei  einem  Museum  sind  die  Ausstellungsräume 
der  Gegenstände  halber  da  und  nicht  umgekehrt." 

Der  letzte  dieser  5  Punkte  berührt  uns  hier  nicht ; 
mit  den  3  ersten  kann  man  sich  vollkommen  einver- 
standen erklären,  auf  den  vierten  kommen  wir  noch 
zurück.    Nach  diesen  Leitsauen  ist  der  vorliegende 


Entwurf  gestaltet.  Er  ist  eine  hochinteressante  Arbeit, 
die  vor  allem  durch  den  Umstand  charakterisiert  ist, 
daß  auch  Wagner  die  Schwäche  in  dem  Gedanken 
erkannte,  die  beabsichtigten  Museumsbauten  Ober  3 
getrennte  Baublöckc  hinzuziehen.  „Nicht  Säulen,  Gie- 
bel, Aufbauten,  Risalite  allein  verursachen  die  b^i 
den  Modellen  so  drastisch  hervorgetretene  Unruhe  an 
der  Karlsplatzccke,  sondern  das  Zerschneiden  der 
Bauaxe  durch  die  zwischen  dem  Museum  und  der 
modernen  Galerie  führende  Straße  und  die  daraus 
folgenden  Konsequenzen.  Es  ist  ästhetisch  einfach 
unmöglich,  zwei  Bauwerke,  wie  Museum  und  moderne 
Galerie,  mit  den  durch  ihren  Zweck  bedingten  Aus- 
zeichnungen der  Hauptfassaden  und  Portale  neben 
die  rcichhewegte  Karlskirche  zu  stellen."  Er  suchte 
die  trennende  Straße,  deren  Verkehrswert  er  gleich 
Null  erachtet,  zu  unterdrücken  und  die  Museen  nach 
den  Grundrissen  S.  444  zu  vereinigen  bezw.  unter  Be- 
rücksichtigung einer  späteren  Erweiterung  die  Bau- 
blöcke zu  füllen.  So  interessant  der  Entwurf  in  seinem 
Grundrißgedanken  ist,  so  ist  aber  doch  nicht  zu  ver- 
kennen, daß  er  für  die  Karlskirchc  eine  neue  Gefahr 
schafft:  die  Gefahr  einer  zu  großen  Masse.  Nur  ein 
Einbauen  der  Karlskirche  etwa  nach  dem  Vorschlage 
der  Gebrüder  Mayrcdcr  oder  Ohmanns  vermag  dieser 
Gefahr  zu  begegnen  und  Baublöckc  zu  schaffen,  welche 
einerseits  der  Karlskirche  keine  zu  große  Massenent- 
wicklung entgegensetzen,  anderseits  für  eine  harmo- 
nische Entwicklung  des  Museums  die  genügende  Flache 
und  Gestalt  bieten.  Freilich  wendet  sich  Wagner  mit 
aller  Entschiedenheit  gegen  den  Gedanken,  die  Wir- 
kung der  Karlskirchc  durch  Schaffung  eines  kleineren 
Platzes  vor  ihr  zu  steigern,  in  dem  er  sich  auf  die 
„Macht  des  gewohnten  Bildes"  stützt.  „Bedarf  es 
für  die  Macht  des  Gewohnheitsbildes,  eines  Um- 
standes,  dem  die  Kunst  doch  sicher  Rechnung  tragen 
muß,  überhaupt  eines  Argumentes,  so  ist  der  Verweis 
auf  Venedig  mehr  als  hinreichend.  Wäre  der  Cam- 
panile  nicht  800  Jahre  am  Markusplatze  gestanden, 
so  würde  es  sicher  keinem  Künstler  ein  lall  !en,  einen 
Turm  an  jene  Stelle  zu  projektieren.  Heute  sind 
Künstler  und  Laien,  ja  die  ganze  Welt  ist  darüber 
einig,  daß  Venedig  ohne  Campanile  undenkbar  sei; 
so  groß  ist  eben  die  Macht  des  gewohnten  Bildes." 
Man  wird  nichts  Wesentliches  hiergegen  sagen  können; 
wir  sind  auch  nicht  in  der  Lage,  aus  der  Ferne  be- 
urteilen zu  können,  wie  hoch  in  Wien  die  Macht  des 
gewohnten  Bildes,  auf  die  Karlskirche  bezogen,  einge- 


Zur  Umgestaltung  des  Theaterplatzes  in 

|  aß  die  wichtige  Krage  der  Umgestaltung  des  Thcatcr- 
platzcs  in  Dresden  bei  den  maßgebenden  Stellen 
fortgesetzt  der  Gegenstand  eingehendster  Erwägun- 
gen Lst,  beweist  eine  Kunstlerversammlung,  die  Anfang 
Juli  durch  den  Oberbürgermeister  von  Dresden,  Hrn.  lieh. 
Finanzrat  a_  D.  Bcutlcr  in  das  Rathaus  einberufen  und 
an  welcher  die  Blute  der  Dresdner  Künstlcrschaft  beteiligt 
war.  Wir  entnehmen  über  diese  Versammlung  einein 
Berichte  Paul  Schumanns  im  Dresdner  Anzeiger,  dem 
Amtsblatt  des  Kates  von  Dresden,  das  Folgende  :  An  der 
Versammlung  nahmen  etwa  20  hervorragende.  Künstler 
von  Dresden  teil;  als  Vertreter  der  Stadt  wohnten  ihr  an 
die  Hrn.  Ob.Bürgermstr.  Beutler  und  Ob.-BrL  Klette. 
Zur  Klarung  der  Frage  hatte  eine  größere  Anzahl  von 
Architekten  Entwürfe  für  die  Umgestaltung  angefertigt, 
welche  als  Grundlage  der  Beratung  im  Saale  ausgestellt 
waren.  An  den  Bearbeitungen  hatten  sich  beteiligt  die 
Hrn.  Frölich,  Cräbner,  Hauschild,  Kühne,  Lossow, 
•Schleinitz,  ü.  Schmidt,  Scitler,  Schumacher  und 
Wallot.  In  einigen  wichtigen  Punkten  stimmte  die  Mehr- 
zahl der  Entwürfe  mehr  oder  weniger  übercin :  Dasgcplantc 
Restaura  tionsgebäude  i>t  nahe  an  das  Hotel  Belle  vue  gerückt; 
das  Gelände  senkt  sich  nach  der  Brücke  zu  in  zwei  bis  drei 
Terrassen  (Wallot,  Frölich,  Schumacher,  Schleinitz);  ein 
freier  Platz  an  der  Brücke  gibt  Gelegenheit  zur  Betrachtung 
des  Stromes  mit  seinem  Verkehr  (Lo^ow,  Seitler,  Frölich, 
Gräbner».  In  den  Entwürfen  von  Schumacher  und  Seitler 
ist  ein  Rcslaurationsbclrieb  auch  auf  einer  die  Nieder- 
uferstraße überbauenden  Terrasse  am  Elhufer  vorgesehen. 
Die  Beratung  knüpfte  an  eine  Keihe  bestimmt  formulierter 
Fragen  an;  derselben  schickte  Hr  Ob.Bürgermstr.  Beutler 
voraus,  daß  das  kgl.  Kricgsministcrium  gegen  eine  Vcr- 

446 


Schiebung  der  Hauptwachc  nach  rückwärts  und  gegen 
eine  Schwenkung  der  Schauseitc  nichts  einwende,  daß 
dagegen  eine  Verlegung  des  Waffenplatzes  auf  die  Rück- 
seite der  Hauptwache  ausgeschlossen  sei.  Die  Möglichkeil, 
den  Schinkel  sehen  Bau  der  Hauptwachc  einem  anderen 
Zwecke  dienstbar  zu  machen  und  die  Hauptwachc  in  das 
kgl.  Schloß  zu  verlegen,  sei  nicht  gegeben.  Auf  eine 
baldige  bauliche  Veränderung  des  Hotels  Bellevue  könne 
nicht  gerechnet  werden. 

Die  Fragen  wurden  nun  in  der  folgenden  Form  ge- 
stellt: 1.  Wie  wird  die  Wirkung  des  Platzbildcs  von  der 
Hauptwachc  her  sein  .'  a.  Wird  durch  die  Anordnung 
eines  verbreiterten  Brückenkopfes  der  Blick  von  der  Ter- 
rasse auf  den  Elbspiegcl  wesentlich  beeinträchtigt  /  3.  Wie 
weit  darf  der  Blick  von  der  Brücke  auf  den  Thcatcrp'atz 
beschränkt  werden,  ohne  daß  die  einzigartige  Schönheit 
des  Stadtbildes  leidet  '  4.  Wird  das  Stadtbild  verschönert 
durch  Ocffnung  des  Blickes  vom  Thcatcrplatz  auf  den 
Elbspiegcl-'  5.  Wird  die  Architektur  des  Museums  ge- 
schädigt durch  Zurückrücken  der  I lauptwache ?  6.  Soll 
die  Hauptwache  auch  bei  der  Verrückung  ihre  gegenwär- 
tige Ach.senlage  behalten  oder  darf  sie  senkrecht  zum 
Museum  gestellt  werden  .'  7.  Müssen  die  neuen  Restau- 
rationsbauten mit  ihrer  Längsachse  der  Stromlinie  folgen 
oder  sollten  sie  parallel  zum  Museum  geführt  werden  ? 
An  der  Erörterung  dieser  die  ganze  Angelegenheit  ziem- 
lich erschöpfenden  Fragen  beteiligten  sich  die  Hrn.  Brt. 
Adam,  Hofbrt.  Frölich,  Ob.-BrL  Klette.  Prof.  Kreis, 
Brt  Richter,  (»eh.  Hofrat  Schilling,  Prof.Schumacher 
und  Prof.  Seitler.  Die  Erccbnissc  der  Beratungen  decken 
sich  nahezu  mit  den  Anschauungen,  welche  wir  von 
Anfang  an  in  der  Angelegenheit  vertreten  haben  und 
die  ein  großer  Teil  der  Fachgeno«scrischaf(  mit  uns  ge- 
teilt hat.    Sie  lassen  sich  in  die  folgenden  Leitsätze  zu- 


No.  71. 

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schätzt  wird.  Es  läßt  sich  aber  doch  auch  nicht  ver- 
kennen, daß  ihr  ein  schwer  ins  Gewicht  fallendes 
künstlerisches  Moment gegenübersteht:  die  mögliche 
Steigerung  der  Wirkung.  Der  Zufall  spielte  uns  zwei 
Abbildungen  aus  einem  bemerkenswerten  Aufsätze 
Gurlitt's  in  die  Hände,  in  welchem  auch  diese  Frage 
berührt  wird.  Wir  geben  die  Abbildungen  S.  445 
wieder;  ihre  Nutzanwendung  auf  die  Karlskirchc  liegt 
auf  der  Hand.  Wir  müssen  es  den  Künstlcrkreiscn 
in  Wien  überlassen,  abzuwägen,  welches  Moment  für 
eine  Lösung  der Karlskirchen-Platzfragc  schwerer  wiegt, 
die  Macht  der  Gewohnheit,  oder  die  Möglichkeit  der 
Steigerung  des  künsderischen  Bildes.  Die  Lntscheidung 
wird  bald  erfolgen  müssen,  denn  es  will  uns  scheinen, 
als  ob  die  Umstände  mehr  und  mehr  dazu  drängen, 
die  Karlsplatzfrage  zur  I-osung  zu  bringen.  Denn  es 
sieht  sich  die  Tecnn.  Hochschule  in  Wien  genötigt,  ihre 
Räume  zu  erweitern  und  im  nächsten  Jahre  mit  dem 
Bau  zu  beginnen.  Aufgrund  des  mehrfach  erwähnten 
städtischen  Regulierungsplanes  wurden  ihr  die  neuen 
Baulinien  bereits  bewilligt.  Es  ist  nicht  ganz  unmög- 
lich, daß  man  bei  diesem  Plane  bleiben  will,  nur  um 
keine  Verhältnisse  zu  schaffen,  welche  die  Durchfüh- 
rung des  städtischen  Museums  nach  der  ursprünglich 
gedachten  Form  ins  Wanken  bringen  könnten.  Dadurch 
wird  auf's  Neue  die  Frage  aufgeworfen,  was  wichtiger 
ist,  die  Krhauung  des  städtischen  Museums  gerade  an 
dieser  Stelle  oder  in  der  angenommenen  Form,  die 
so  viele  Anhänger  hat,  und  damit  die  Festlegung  von 
Verhältnissen,  die  für  ewige  Zeiten  den  außerordent- 
lichen Besitz  der  Karlskirchc,  die  nach  ihrer  künstle- 
rischen Bedeutung  das  ideelle  Eigentum  der  gesamten 
künstlerisch  empfindenden  Welt  ist,  beeinträchtigen, 
oder  ein  neuer  Versuch  einer  angemesseneren  Ge- 
stattung des  Platzes  vor  der  Karlskirche.  Diese  schwer- 
wiegende Frage  den  maßgebenden  Kreisen  Wiens,  in 
welchen  es  bisher,  wie  mit  größter  Genugtuung  an- 
erkanntwerden muß,  an  großdenkendem  künstlerischein 
Sinn  nicht  gefehlt  hat,  noch  einmal  vorzulegen,  fühlen 
wir  uns  vor  unserem  künstlerischen  Gewissen  aus 
eigener  Anschauung  der  Verhältnisse  verpflichtet.  Wir 
wissen  freilich  nicht,  wie  weit  die  Entwicklung  der 
Platzgeslaltung  die  Stadt  Wien  bereits  durch  Ver- 
pflichtungen gegen  Käufer  von  Baugelände  usw.  fest- 
gelegt hat.  Aber  wir  meinen,  so  lange  noch  nicht  ge- 
baut ist,  so  lange  ist  es  noch  Zeit,  einen  Irrtum  ein- 
zugestehen und  neue  Wege  einzuschlagen.  Jetzt,  wo 
die  Regulierung  des  Wienflusses  und  die  Anlage  der 


Stadtbahn  die  Verhältnisse  verändert,  wo  anderseits 
aber  die  Gipsmodelle  der  geplanten  Museumsbauten 
die  künstlerische  Unzulänglichkeit  der  Platzlösung 
dargetan  haben,  jetzt  ist  es  an  der  Zeit,  dieser 
wichtigen  Frage  noch  einmal  näher  zu  treten.  May- 
reder  und  Ohmanti  haben  den  nach  unserer  Meinung 
zu  beschreitenden  Weg  angedeutet;  einer  Anregung 
maßgebenden  Ortes  folgend,  arbeitete  letzterer  einen 
Entwurf  aus,  welcher  den  Verhältnissen  angepaßt  ist, 
wie  sie  durch  den  Geländcvcrkauf,  durch  die  Anlage 
der  Bahn  bereits  geschaffen  wurden.  Es  ist  der  Ent- 
wurf, den  wir  S.  369  veröffentlichten.  Diese  Veröffent- 
lichung will  nichts  weiter,  als  den  Nachweis  führen, 
wie  notwendig  ein  nochmaliger  Versuch  ist,  eine  an- 
dere Lösung  der  Verhältnisse  des  Karlsplatzcs  herbei- 
zuführen. 

Aus  den  bisherigen  Versuchen  hat  sich  die  künstle- 
rische Notwendigkeit  ergeben,  den  Platz  unmittelbar 
vor  der  Kirche  zur  Steigerung  des  Maßslabes  derselben 
einzuschnüren  und  ihn  für  sieh  und  nicht  als  einen 
Teil  des  großen  Gesamtplatzes  zu  behandeln.  Dieser 
künstlerischen  Notwendigkeit  steht  freilich  die  von 
Wagner  angenommene  „Macht  des  Gewohnheitsbildes", 
die  keinesfalls  zu  unterschätzen  ist,  gegenüber.  Es 
wird,  wie  wir  schon  sagten,  Sache  der  maßgebenden 
Kreise  Wiens  sein,  die  beiden  Momente  gegeneinander 
abzuwägen.  Entscheidet  man  sich  aber  für  den  kleine- 
ren Platz  vor  der  Kirche,  so  erscheint  es  als  ein  künstle- 
risches Gebot,  die  Höhenverhältnisse  und  Baumassen 
der  diesen  kleineren  Platztcil  einsäumenden  Gebäude 
innerhalb  solcher  maßvollen  Grenzen  zu  halten,  daß  die 
Karlskirche  nicht  gedrückt  wird.  In  feinfühliger  Weise 
zeigt  die  Beobachtung  dieser  Verhältnisse  der  frühere 
Entwurf  von  Ohmann  (siehe  Beilage  zu  No.  59,  obere 
Abbildung)  und  auch  der  Entwurf  von  Mayredcr 
(S.  369)  geht,  wenigstens  was  die  Technische  "Hoch- 
schule anbelangt,  von  diesem  Grundsatze  aus.  Schließ- 
lich müßte  die  Forderung  aufgestellt  werden,  daß 
keine  Stützcnstcllungcn  (Säulen  oder  Pilaster)  zur 
Anwendung  gelangen  oder  doch  keine  solchen,  die 
in  der  Größe  über  die  Säulen  der  Vorhalle  der  Karls- 
Kirche  hinausgehen,  wie  es  bei  den  Pilastcrn  des 
mittleren  Gebäudes  des  Schachner 'sehen  Museums- 
Entwurfes  der  Fall  ist.  Man  sieht:  eine  gewisse  Klärung 
der  Lage  hat  immerhin  bisher  stattgefunden.  Daher 
sei  es  uns  gestattet,  den  Wunsch  zu  wiederholen,  es  sei 
eine  Lösung  der  Gestaltung  des  Karlsplatzcs  anzustre- 
ben, die  auch  die  Anerkennung  der  Nachwelt  findet. 


sammenfassen:  „Es  empfiehlt  »ich,  das  an  der  Elbseite 
des  Theatcrplat2es  zu  errichtende  Restaurant  nur  so  hoch 
zu  machen,  daß  durch  seine  Hohe  nicht  die  Architektur 
des  Semper'schcn  lloftheaters  beeinträchtigt  wird.  Wie 
groß  dasCcbäude  sein  darf  und  welches  die  angemessenste 
Stelle  für  dasselbe  ist.  ist  durch  Schablonen  festzustellen, 
jedoch  erst  dann,  wenn  der  Neubau  der  Augustusbrücke 
beendigt  ist  und  Heibig«,  Etablissement  niedergerissen 
sein  wird."  Mit  dieser  Ansicht  hat  sich  die  maßgebende 
Künstlerschafl  Dresdens  auf  den  Standpunkt  gestellt,  der 
allein  eine  würdige  und  befriedigende  Erledigung  der 
Angelegenheit  gewährleistet.  Die  Scmper'schen  Bauten 
sind  heute  scliun  ein  Kunstbesitz,  der  dem  Streite  der 
Meinungen  entrückt  ist  und  über  dessen  Wert  alle  zu- 
ständigen Beurteiler  einig  sind.  Diesen  Besitz  ungeschmälert 
zu  erhalten,  besteht,  wie  mau  nunmehr  mit  Freude  voraus- 
setzen darf,  sowohl  auf  der  Seite  des  Rates  der  Stadt 
Dresden  wie  auch  auf  der  Seite  der  Künstlerschaft  volles 
Einvernehmen.  Von  gleicher  Wichtigkeit  wie  diese 
Frage  ist  die  Entscheidung  hinsichtlich  des  Einblickes  in 
den  Platz  von  der  Augustusbrückc  her.  Die  Beratungen 
kamen  zu  dem  Beschlüsse,  daß  für  die  l'lalzwirkung  vor 
allem  die  Möglichkeit  in  Betracht  komme,  den  ganzen 
Platz  ein  sc  h  Neulich  des  Theaters  von  der  Brücke 
aus  üherschen  zu  können;  der  Einblick  von  der  Brücke 
in  den  Plalz  müsse  bei  der  Errichtung  der  Rcstauralions- 
bauten  gewahrt  werden.  Damit  erscheint  auch  der  zweite 
Hauptpunkt  in  den  künstlerischen  Forderungen  für  eine 
erfolgreiche  Erledigung  der  Angelegenheit  Besichert.  Das 
dritte  Ergebnis  der  Beratungen,  der  Wunsch  der  Anlage 
eines  kleinen  Aussichtsnlatzcs  am  Brückenkopfe,  kann 
ohne  Kenntnis  der  einschlägigen  Entwürfe  aus  der  Ferne 
nicht  gut  beurteilt  werden  Die  damit  verbundene  Forderung 
jedoch,  daß  dieser  Aussichlsplatz  voraussichtlich  etwas  liefer 

3.  September  ioo|. 


wie  die  Sohle  des  Hauptplatzes  zu  legen  sei,  läßt  erkennen, 
daß  man  diese  nicht  leicht  zunehmende  Stelle  mit  aller 
gebotenen  Vorsicht  zu  behandeln  gedenkt.  Hinsichtlich 
der  llauptwachc  endlich  wurde  dem  Wunsche  Ausdruck 
gegeben,  daß  sie  an  ihrem  Platze  bleibe,  in  der  Achse 
der  Schauscite  nicht  wesenüich  verändert  und  nur  des 
Verkehrs  wegen  ein  Stück  zurückgerückt  werde.  Dieser 
Punkt  jedoch  erscheint  uns  von  sekundärer  Bedeutung. 

Die  Hauptsache  bleibt  —  und  das  ist  das  sehr  er- 
freuliche Ergebnis  der  Beratungen,  daß  erstens  durch 
die  beabsichtigten  Umgestaltungen  der  Platzcharakter 
nicht  verändert  und  daß  zweitens  der  Platz  gegen 
die  Elbe  so  geöffnet  wird,  daß  von  der  Brücke  her 
die  Anlage  in  ihrer  vollen  Ausdehnung  Obersehen  werden 
kann  Die  Ausgestaltungen  im  einzelnen  werden  sich  nach 
und  nach  von  selbst  ergeben  und  auch  das  Hotel  Bellevue 
wird  sich  den  Forderungen,  die  an  dasselbe  gestellt  wer- 
den, schon  im  eigenen  Interesse  nicht  mehr  lange  entziehen, 
wenn  einmal  die  Umgestaltung  des  Platzes  nach  den  an- 
gedeuteten Hauptgesichtspunkten  erfolgt  sein  wird.  Dem 
Rate  der  Stadt  Dresden,  insbesondere  aber  den  Herren 
Oh.-Brgmslr.  Bcutler  und  Ob -Brt.  Klette,  gebührt  der 
lebhafteste  Dank  aller  Kunstfreunde,  daß  sie  zu 
einer  Lösung  der  Angelegenheit  die  I  land  gereicht  haben, 
für  welche  ihnen  die  Mit-  und  die  Nachwelt  die  An- 
erkennung nicht  versagen  werden  Mochte  auch  der  Neu- 
bau der  Augustusbrückc  unter  demselben  günstigen  Stern 
stehen,  d  h  möchlc  c>  gelingen,  die  unabweisbaren  Forde- 
rungen des  Verkehrs  in  einen  harnionischen  Einklang  zu 
bringen  mit  der  künstlerischen  Tradition,  die  sieh  gerade 
an  liiese  Brücke  als  eine  der  vornehmsien  oder  als  die 
vornehmste  von  allen,  welche  die  Kitte  überspannen, 
knüpft  11 


U1 


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Vermischtes. 
Die  Einweihung  der  Gedachtnütkirche  der  Protestation 
15*9  *»  Speyer  hat  in  den  letzten  Tagen  de*  August  sta't- 
gefunden.  Am  10.  Sept  1856  setzte  eine  Versammlung 
in  Speyer  an  die  Stelle  des  Beschlusses,  die  Dreifaltigkeit- 
Kirche  wieder  herzustellen,  den  Beschluß,  als  ein  Denkmal 
zur  Erinnerung  an  den  Reichstag  zu  Speyer  1529  und  der 
Protestation  der  6  evangelischen  Fürsten  una  14  Reichs- 
städte eine  neue  große  Kirche  zu  erbauen.  Zu  Beginn 
der  achtziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  waren  die 
alsbald  unternommenen  Sammlungen  freiwilliger  Beiträge 
so  weit  fortgeschritten,  daß  man  daran  denken  kannte,  für 
den  geplanten  Kirchenbau  einen  Plan  zu  beschaffen  Man 
wählte  den  Weg  des  öffentlichen  Wettbewerbes,  Ober  den 
auch  wir  im  Jahrgang  1884  berichteten.  Unter  45  Ent- 
würfen wurde  der  der  Architekten  Flügge  6t  Nordmann 
in  Essen  zur  Ausführung  gewählt  und  mit  dieser  1891  be- 
gonnen. Die  feierliche  Grundsteinlegung  fand  im  August 
189a  statt  Im  Jahre  1000  war  der  Rohbau  vollendet  und 
der  mächtige  Hauptturm  bis  zur  Höhe  des  Dachfirstes 
emporgeführt.  Am  1.  Juli  1974  erreichten  die  Baukosten 
die  stattliche  Summe  von  3127664  M.  Das  Gotteshaus 
ist  nunmehr  im  wesentlichen  vollendet.  Es  zeigt  die 
gotischen  Formen,  die  wir  an  einer  Protestationskirchc 
lieber  mit  anderen  Stilformen  vertauscht  gesehen  hätten. 
Der  Grundriß  hat  die  Kreuzform,  das  System  des  Quer- 
schnittes ist  das  System  der  Hallenkirche.  Vor  die  3  Schiffe 
lagert  sich  eine  21  m  lange  und  1 1  »  breite  Gedächtnishalle, 
deren  Schmuck  dem  Ereignis  der  Protestation  entlehnt 
wird.  Sein  Mittelpunkt  ist  eine  Statue  Luthers,  um  welche 
sich  die  Statuen  der  6  protestierenden  Fürsten  gruppieren 
werden.  Die  Leitung  des  Baues  hatten  Brt.  Geyer,  Reg.- 
Bmstr.  Nill  und  Arch.  Hangleitcr.  — 


Preisbewerbungen. 
Wettbewerb  Progymnasium  Betzdorf-Kirchen,  l'nter 
pß  Entwürfen  erhielt  den  I.  Preis  von  700  M.  der  der 
Hrn.  Gocsecke  &  Wenzke  in  Charlottenburg;  den 
IL  Preis  von  450  M.  der  Entwurf  der  Hrn.  Aug.  Biebricher 
&  Fritz  Franke  in  Düsseldorf;  den  III.  Preis  von  350  M. 
die  Arbeit  des  Hrn.  Pct.  Klotzbach  in  Barmen.  Zum 
Ankauf  wurden  empfohlen  die  Entwürfe  „Am  Abhang", 
„Graues  Kloster",  „Mit  Herz  und  Hand"  und  „Gebaude- 
gruppc".  —   


Bücher. 

Die  Kunst.  Sammlung  illustrierter  Monographien.  Her- 
ausgegeben von  Richard  Muther.  Bd.  XXVI. 
Uebcr  Baukunst.  Von  Cornelius  GurlitL  Verlag 
von  Jul.  Bardin  in  Berlin.  Preis  kartoniert  1,25  M., 
in  1-edcr  geb.  2.50  M.  — 
Die  Sammlung  illustrierter  Monographien,  die  Richard 
Muther  unter  dem  Gcsamttitel  „Die  Kunst*  herausgibt  und 
welche  das  weite  Gebiet  der  Kunst  in  trefflichen  Einzel- 
schriften kleinen  L'mfanges  behandelt,  ist  eine  inhaltlich 
wie  ihrer  Form  nach  sympathische  Veröffentlichung. 
Lnscr  Bändchen  enthält  zwei  Aufsätze  vonGurlitt:  „Vom 
Restaurieren"  und  „Slädtcbauf ragen".  Im  erstgenannten 
Aufsatz  finden  sich  alle  die  Ansichten,  die  jüngst  in  Heidel- 
berg so  kritiklos  nachgesprochen  wurden  und  bei  dieser 
Gelegenheit  durch  Stiehl  und  andere  treffend  widerlegt 
worden  sind.  Wir  brauchen  uns  bei  ihnen  nicht  mehr 
aufzuhalten;  es  sind  unnatürliche  Lehrmeinungen,  Fehl- 
schlage eines  sonst  frisch  und  vorurteilsfrei  empfindenden 
Denkers.  Die  letzteren  nicht  genug  zu  begrüßenden  Eigen- 
schaften zeigen  sich  namentlich  in  den  Städtebaufragen. 
Die  Fragen  „Gerade  oder  krumme  Straßen",  „Breite  oder 
schmale  Straßen',  „Bergauf  und  Bergab",  „Stille  und  laute 
Plätze",  „Straßenkreuzungen"  werden  hier  mit  einer  Natür- 
lichkeil der  Anschauungsweise  behandelt,  über  die  man 
sich  nur  freuen  kann.  Dabei  wird  auch  das  bewahrte 
Mittel  der  Gegenüberstellung  verwendet;  ein  Beispiel  aus 
dem  Werke  geben  wir  S.  445  wieder,  eine  Platzbddung 
aus  Dresden,  bei  welcher  gezeigt  ist,  welche  künstlerischen 
Rücksichten  ein  monumentales  Bauwerk  bei  der  Gestaltung 
seiner  Umgebung  für  sich  beanspruchen  darf.  — 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Or   Lorenz,  Hau»,  Piof      lehr  buch  der  T  erhniitben 
Physik.    II.  Bd.    Tccho.  Wärmelehre.    Mit  136  Abbild,?«. 
München  1904.    K.  Oldenboiug     Pr  i_<  M 
NeumeUter,  A  ,  Prof     Deutsche  Konkurrenze  n    XVII,  Bd. 
Heft  1,  No.  1<J3-   Relurraicrlc  ( >  jcrncjstadtcr   Kirche  und 
Evangelische  Kim  he  für  Kmrl    Heft  3  u  3,  Nu  191  11.  105: 
Justi/gcb  (Or  Mainz;  Heit  4,  Nu  19b:  Fiicdhofanlagc  (Or  Lahr: 
llett  s  u,  6,  So.  197  u  198:  Rathaus  für  Kiel    Pr.  t  d  Hund 
(■3  Hefte  mit  Bcibl j  15  M.    Einzelne  Hefte  1,80  M. 
—    Deutsche  Konkurrenten   ErgAnzungthefl  1 1 :  Giebel 
und  Turme,  Hefl  la:  Giebel,    F.mzelpr.  1,80  M. 

448 


Oehmeke,  Th.,  Reg.  n.  Brt.  Utkfr  Luft  ond  Kodon*  der 
Wohnung  und  verwandte  Kragen  Manchen  190».  R.  Oldco- 
bourg    Pr.  60  PI. 

Gesundheit  und  weiträumige  Stadtbebauung, 
■•»besondere  hergeleitet  au«  dem  GegensaUc  von  Stadt  zu 
Land  und  von  Mietshaus  iu  Eintelhaus  samt  Abritt  der  städte- 
baulichen Entwicklung  Berlin'«  und  seiner  Vororte.  Mit 
8  Abbilden  und  1  Plan    Berlin  1901    Jul  Sp-inger.  Pr.  a  M. 

Roß,  F.  W  ,  Bmstr.  Leitfaden  für  die  Ermittelung 
dea  Bauwerte*  von  Gebinden,  sowie  detaeo  Ver- 
minderung mit  Rücksicht  auf  Alter  und  geschehene  Instand- 
haltung. 7  u.  8  Aufl.  Neu  bcarb.  von  Bernh.  Rofl,  Reg  Brnstr 
ond  Prof.    Hannover  iooj.  Schmort  &  v.  Seefeld.  Pr.  3  M. 

V.  Panntwltz,  A,  Prof  Das  deutsche  Wohnhaus  in 
Grundriövorbildern  Systematisch  dargestellt  und 
erläutert  Mit  633  Abbildgn  a  Bde.  Taf  u.  Text.  Dresden  1901 . 
Gerhard  Kahtmann.    Pr.  10  M  ,  geb.  ta  M. 

Dr.  Reuleaux,  F.,  Geh,  Reg. -Rat.  Prof,  D.-.-Ing  Abriß  der 
Festigkeitslehre  far  den  Maschinenbau.  Mit  75  Abbildgn. 
Braunvrhweig  1934.  Friedr.  Vieweg  Ä  Sohn.  Pr.  4  M  ,  geb. 
4<8o  M 

Dr.  y.  Ritgen,  O ,  Ren  •  u  Brt  Der  Schutz  der  Studie 
vor  Schadenfeuern.  Mit  36  Abbildgn.  Besonderer 
Abdruck  aus  dem  Handbuch  der  Hygiene.  Jena  190a.  Gast. 
Fischer.    Pr  3, so  M. 

Dr.  Rumpelt,  A  ,  Geh  Reg  -Rat.  Allgemeines  Baugeseti 
für  das  Königreich  Sacbien,  vom  1.  Juli  1900  mit 
d  m  AbAnderungsresetze  vom  90  Mai  1904.  Handausgabe 
mit  dea  zugehörigen  Bestimmungen,  ausführlichen  Erläute- 
rungen und  Sachregister.  3  vermehrte  u  verbesserte  Aufl. 
l-eipzig  1004    Roßberg' «che  Verlagsbuchhdlg.    Pr.  6  H. 

Dr.  Schmid,  Max,  Prof.  HausschaU  des  Wisseos,  Abt  XI: 
Kunstgeschichte  nebst  einem  kurzen  Abriß  der  Ge- 
schichte der  Musik  und  Oper  von  Dr.  Cl.  Sherwood.  Mit 
411  Textabbildgn.  u.  10  Taf,  Neudamm  1904.  J  Neumann 
Pf-  76°i  f?eb-  V»  Franz  8  M  ,  Luxusausgabe  la  M 

Dr.  TroltZSCh,  Walter.  Dasselbe.  3  Aull  Leipzig  1904.  Roß- 
berg «he  Verlagsbuchhdig     Pr  3  M 


Personal-Nachrichten. 

Baden.  Dem  Masch. -Ing.  Philipps  in  Salonik  ist  die  Er- 
laubnis zur  Annahme  und  z.  Tragen  dea  ihm  verlieh,  lürk  Otmar»*- 
Ordens  III  Kl  erteilt 

Der  Ob  -  Ine.  Gugler  in  Karlsruhe  ist  die  Am'sstclle  des 
Masch  -losp  in  Heidelberg  übertragen 

Ernannt  sind:  der  Prof.  Lauger  an  der  Tcchn.  Hochschule 
in  Karlsruhe  z  ord.  Prof  ;  —  der  ifauprakt.  Weniger  au*  Karls- 
ruhe unt.  Veileibung  des  Tit.  Reg  -  Bmatr.  zum  a.  Beamten  der 
Hochbauverwaltg  ;  —  die  Masch.  -  log.  -  Prakt  Krieg,  M  Eich- 
horn, Dr  Helft,  Landwehr,  Bcutler  und  Noe  zu  Reg  - 
Brost™,  bei  der  Eisenb  *Verwaltg. 

Der  Masch.  -  Insp.,  Ob  -  lng.  Peter*  in  Heidelberg  ist  auf  s- 
Ans.  zum  1.  Jan.  1903  in  den  Ruhestand  verseilt 

Zugeteilt  sind:  der  Masch, -Iusp.  Joos,  die  Rcg.-Bmstr.  Frz. 
Schmitt,  M,  Eichhorn,  Dr.  Helft  u.  Bcutler  der  Geo.-Dir. 
der  Slaalsciscnb ,  Ree*  in  Karlsruhe  der  Verwallg.  der  Haupt- 
werkstatte, Krieg  u  Noe  dem  Masch -Insp.  in  Karlsruhe.  Land- 
wehr dem  Masch.-Insp  in  Mannheim  und  Weniger  der  Bez- 
Bauinsp  Freiburg. 

Bayern.  Der  Ob.-Bauinsp  Horn  in  Würzburg  ist  auf  *.  Ans 
in  den  Ruhestand  versetzt. 

Preußen.  Dem  L«ndr«baoin«p.  Scherer  in  Idstein  und  dem 
Prof  Th.  Rehbock  an  der  Tecbn  Hochschule  in  Karlsruhe  ist 
der  Rote  Adler. Orden  IV.  Kl  ,  dem  Reg.-  u.  BrL  Rasch  in  Wies- 
baden der  Kgl  Kronen-Orden  III  Kl.  verliehen. 

Die  Erlaubnis  zur  Annahme  und  z.  Tragen  der  ihnen  verlieh, 
nichtpreuß  Orden  ist  erteilt  und  zwar:  dem  Geh  Brt  Schwech- 
ten  in  Berlin  des  Rilterktcu/cs  1.  KL  des  Groflh.  hess.  Verdieoat- 
Oidcns  Philipps  des  Großmütigen,  dem  Ree  -  u  Brt.  Blunck  in 
Altona  de*  Kgl,  großbritann  Vi  itoria  -  OrdVns  IV.  Kl  und  dem 
Eisenb -Bau-  u.  Belr.-lnsp.  Seile  in  Braunschweig  des  Ritterkreuzes 
II.  Kl  des  Herz  braunschweig.  Hausordens  Heinrichs  du»  Löwen. 

Der  l.andbauinsp  Dr.  Steinbrecht  in  Marienburg  ist  1. 
Reg  -  u.  Brt,  die  Reg -Buislr.  Gilowy  in  Hannover  und  Abrns 
in  Berlin  sind  zu  Landbauinsp.  ernannt. 

Versetzt  sind:  die  Kisrnb -Bau-  u  Betr  Insp.  Kroeber  in 
Bromberg  als  Vorst,  der  Eisenb  -Betr  lmp  1  nach  Leipzig  ond 
Haedicke  in  Bielefeld  ali  Vorst  (aufirw )  der  Eiscnb.-ßetr- 
Insp.  I  nach  Bromberg 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  d.e  Reg  Bmstr.  Wu  1  k o  w 
der  Kgl.  Reg.  in  Aurich.  Busacker  der  Kgl.  Eisenb  -Dir.  in  Posen, 

Dem  Reg-Bm*lr.  Overbeck  in  Hannover  ist  die  nachgrs. 
Einlas»,  aus  dem  Staatsdienst  erteilt. 

Sachten.  Die  außerord.  Prof  Buhleu  Knbler  an  der 
Trrhn.  Hochschule  in  Dresden  sind  zu  oid  Prof  ernannt 

Dem  Prof  L' hl  ich  an  der  Bergakademie  in  Freiberg  ist  der 
Tit  u.  Rang  eines  Ob -Bergrates,  dem  O  i-Verroe*»  -Insp  Leyser 
in  Dresden  derj.  eines  Brts.  in  Gr.  14  der  IV.  Kl  d.r  Hofrang- 
ordnung und  dem  Stadt.  Vermess  -Insp  Handel  in  Leipzig  ist  das 
Ritlerkreuz  11.  Kl.  dea  Albreihtaordeiis  verliehen, 

Württemberg.  Dem  Prof.  Jinov  an  der  Te.lm.  Hoch, 
schule  in  Stuttgart  ist  der  Tit.  u  Rang  einea  Ob  Bris,  verhehen- 


lnhait:  1- .„-.ibaliut.ro.se  in  Mamuibctuu  ober  du-  lue.  hei  Umu.  Ii 
(Bavr.  Schwaben).  -  ZUI  Kraje  der  Umcettatinne  de»  KmW'U""-«  '» 
Wien  (Si  hluBl  —  Zur  rm-rsultung  de,  Tlie»tei]>Wr*  Iii  l>,.»dm  - 
Vermischte*  -  Prasbenerbungr-u.  -  titulier.  -  I'ertunal-Nafhrwlitrii. 

Hierzu  eine  Bildbeilage;  Die  Eiscnbahubrückc  bei  Lautraeh. 

VctUc  der  Deuls.tie.1  B»i»rrhunv-,  G.  01.  b  It  .  Berlin  KOr  dl«  Redaktion 
ver.utwurtl   Albert  Hufa....,,.  Unli».    Htu.s  vuu  Wüb.  Gr.T«.  Berlin. 

No.  71. 


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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  ?2.  BERLIN,  DEN  7.  SEPT.  .904 


Aus  dem  fernen  Osten. 


L  Eine  wandrrndc  Großstadt. 
|cr  zum  ersten  Male  Nanking,  die  südliche  Haupt- 
stadt von  China,  von  der  Landungsstelle  der  Dampfer 
aus  betritt,  dem  fällt  es  wohl  auf,  daß  man  gleich 
hinter  dem  Tore  keine  städtische  Bebauung  vorfindet; 
aber  man  weiß  ja,  daß  die  Stadt  in  den  Jahren  1853  1864 
wiederholt  zerstört  worden  ist,  und  so  schreibt  man  die 
weiten,  unbebauten  Flächen,  auf  die  man  unmittelbar 
am  Nordtore  der  Stadt  trifft  und  die  sich  mehr  als  31"» 
weiter  hin  nach  Süden  fortsetzen,  diesen  Zerstörungen 
zu.  Auffallend  ist  nur,  daß  sich  ganz  wenige  Baurcstc 
finden,  und  diese  erscheinen  auch  zu  alt,  als  daß  sie 
noch  aus  der  Zeit  der  letzten  Zerstörungen  stammen 
könnten,  l'ntcrsuchungrn ,  die  ich  an  Ort  und  Stelle 
vorgenommen  habe,  sowie  Erkundigungen  bei  einhei- 
mischen Gelehrten  haben  mir  eigenartige  Aufklärungen 
gegeben.  Es  hat  sich  nämlich  auf  das  Unzweifelhafteste 
herausgestellt,  daß  die  Stadt  mit  ihrer  Behauung  sich  seit 
Jahrhunderten  und  Jahrtausenden  auf  der  Wanderschaft 
befindet,  daß  sie  ursprünglich  unweit  des  Yanglse-Flusscs 

§elegcn  hat,  daß  sie  aber  allmählich  nach  Süden  gewan- 
ert  ist.  Während  nun  anderwärts  der  einmal  erbaute 
Stadtteil  festgehalten  wird  und  neue  Stadtteile  sich  nur 
daran  anschließen,  sind  hier  die  neuen  Stadtteile  in  so 
starkem  Maße  zu  Hauptteilen  der  Stadt  geworden,  daß 
die  alten  Teile  einfach  aufgegeben  worden  sind,  was 
auch  leicht  geschehen  konnte,  da  die  Gebäude  in  einfach- 
ster Weise  hergestellt  zu  werden  pflegen.  In  ganz  Nan- 
king ist  jedes  Gebäude  in  der  Hauptsache  aus  llniz  gebaut, 
nur  die  wenigen  öffentlichen  Gebäude,  Tempel  u.  dergL, 
zeigen  massive  Konstruktionen;  auch  bestehen  die  Gebäude 
fast  ausnahmslos  nur  aus  einem  ErdgcsehoU 

Die  erste  Ansiedelung  der  Stadt  soll  Ins  in  das  2.  Jahr- 
tausend vor  dem  Beginn  der  christlichen  Zeitrechnung 
zurückgehen;  im  Jahre  4.-0  nach  Christi  wird  Nanking, 
das  damals  noch  nicht  diesen  Namen  trug,  sondern  „Stein- 
stadl" hieß  und  seinen  heutigen  Namen  erst  später  zu 
gleicher  Zeit  wie  Peking  erhielt  (Nan-king:  Hauptstadt 
des  Südens;  Pe-king:  Hauptstadt  des  Nordens),  zur  Haupt- 
stadt des  Kcirhes  der  Chinesen  gemacht,  das  damals  noch 


ein  selbständiges  Reich  und  noch  nicht  unter  der  Herr- 
schaft der  Mongolen  war.  Damals  hat  die  Stadt  unweit 
des  Yangtsc  -  Flu  Des,  in  der  Hauptsache  aber  an  einem 
seiner  Nebenarme  gelegen,  der  heute  noch  vorhanden  ist, 
wie  alle  großen  Städte  in  China  nicht  unmittelbar  an  den 
großen  Flüssen,  sondern  an  Nebenarmen  derselben  zu 
hegen  pflegen,  da  sie  damit  höher  liegen  und  somit  den 


Nanking:  Blick  au*  der  Umgebung  des  Trommeltoret  auf  alten,  verlassenen  Stadtteil  (im  Vordergründe  neue  Ciabotftteu). 


449 

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45° 


herkömmlichen  Ueberschwemmungen  der  Flüsse  weniger 
ausgesetzt  sind. 

Der  westwärts  von  diesem  Flußarme  befindliche  Höhen- 
zug wird  schon  damals  mit  einer  die  Stadt  beherrschen- 
den Bergveste  versehen  gewesen  sein,  in  deren  Schutz 
sich  erstcre  weiter  entwickelt  hat.  bis  ihre  Ausdehnung 
schließlich  die  Anlage  einer  festen  Mauer  und  eine  Ver- 
bindung derselben  mit  jener  Bergveste  nötig  machte. 
Diese  Festungswerke  sind  noch  heute  in  der  Hauptsache 
vorhanden,  wie  sich  aus  der  umsteh  Lagcplanskizzr  ergibt: 
der  südliche  Abschluß  derselben  aber  ist  bis  auf  ein  ein- 
ziges Tor,  das  sogenannte  Trommeltor,  verschwunden. 
Der  wachsende  Verkehr,  der  durch  ein  weit  ausgedehntes 
und  stark  aufnahmefähiges  Hinterland  aufrecht  erhalten 
wurde,  ist  Ober  diesen  ursprünglichen  Südgürtel  der  Stadt 
hinweg  geflutet  und  hat  vor  dem  Südtore  eine  neue  Stadt 
geschaffen,  die  allgemach  zum  Hauptteile  des  Ganzen 
wurde.  Hier  war  die  Bebauung  durch  keine  Berge  be- 
hindert, hier  konnte  sich  Haus  an  Haus  zur  Seite  der  vielen 
überallhin  dringenden  flachen  Wasserstraßen  leicht  auf- 
bauen. Ein  besonders  breiter,  vom  Yangtse-kiang  kom- 
mender Flußarm,  gab  tausenden  von  Booten  Raum  zum 
Verkehr  mit  dem  neuen  Stadtgebiete. 

Inzwischen  aber  erfolgte  die  Unterwerfung  des  chine- 
sischen Reiches  unter  die  Herrschaft  der  mongolischen 
Yen-Dynastie  und  die  Folge  davon  war  für  die  Stadt  die 
Anlage  eines  weiteren  neuen  Teiles,  der  Tatarcnstadt, 
welche  unmittelbar  neben  dem  damaligen  wichtigsten  Teile 
der  Stadt,  im  Osten  derselben  angelegt,  mit  starker  Gar- 
nison und  dazu  gehöriger  Bevölkerung  verschen  wurde. 
Die  Mitte  dieser  Tatarcnstadt  nahm  später  die  Kaiserstadt  ein, 
denn  die  Stadt  wurde  unter  der  M  in  g- Dynastie  zur  einzigen 
Residenz  des  Reiches  gemacht  Allerdings  verlegte  schon 
der  Sohn  des  ersten  Ming- Kaisers  seine  Residenz  endgültig 
nach  dem  Norden,  so  daß  bei  Nanking  in  den  sog.  „Ming- 
Grabcrn*  tatsächlich  nurdcrerstcMing-Kaiscr begraben  liegt. 

Damals  ist  es  gewesen,  wo  der  nördliche  und  älteste 
Teil  der  Stadt  endgültig  für  die  Bebauung  aufgegeben 
worden  ist,  und  es  wurde  eine  neue,  das  ganze  Gebiet 
umfassende  Fcstungsmaucr  erbaut,  welche  nun  schon  7  klB 
südwärts  vom  ersten  Ansiedelungspunkte  reichte.  Es  steckt 
trotz  allem  Schmutz  und  Elend  in  den  chinesischen  Groß- 
städten eine  unglaublich  große  Kraft  der  Spannung  und 
Entwicklung.  Lange  dauerte  es  deshalb  nicht,  so  bildeten 
sich  vor  den  Toren,  die  den  Verkehr  mit  dem  Hintcrlande 
vermittelten,  wieder  so  starke  Ansiedelungen,  daß  der 
Schwerpunkt  des  Verkehrs  sich  dicht  an  die  umschließende 
Mauer,  ja  beinahe  darüber  hinaus  verlegte.  Da  trat  1853 
die  Revolution  der  Taipings  ein,  in  der  die  Stadt  einen 
schweren  Schlag  erlitt;  der  ganze  Ostteil  nebst  der  östlichen 
Vorstadt  wurde,  als  der  Sitz  der  Usurpatoren,  von  den 
rebellierenden  Taipings  bis  auf  den  Grund  zerstört  und 
ebenso  der  neuere  Teil  der  Stadt  stark  mitgenommen. 
Die  Folge  war,  daß  die  Bebauung  der  weiterhin  allmählich 
wieder  aufkommenden  Stadt  erst  recht  nach  Süden  und 
Westen,  sowie  weit  Ober  die  alten  Tore  hinaus  gelenkt 
wurde,  während  gleichzeitig  der  Norden  der  Stadt,  die 
eigentliche  Wiege  derselben,  immer  weiter  verödete. 

Heute  bietet  sie  dem  Beschauer  folgendes  Bild  dar: 
Ein  Gebiet,  umschlossen  von  einer  36k">  langen,  30—25™ 
hohen  und  entsprechend  starken,  gut  erhaltenen  Festungs- 
mauer  mit  Türmen  und  Bastionen,  umfassend  etwa  ^ol11", 
davon  die  ganze  nördliche  Hälfte  nahezu  unbebaut  und 
nur  mit  einzeln  hineingebauten  Bauerngehöften  sowie  den 
Ansiedelungen  der  Europäer  besetzt;  der  östliche  Teil, 
etwa  6i*">,  in  Trümmern  liegend;  der  südliche  Teil  zur 
einen  Hälfte  mäßig  mit  städtischen  Häusern  besetzt,  zur 
anderen  Hälfte  aber  auf  das  dichteste  bebaut  und  bevöl- 
kert, enthaltend  den  denkbar  regsten  Geschäfts-  und  Han- 
delsverkehr, der  sich  bei  einer  Einwohnerzahl  von  rd. 
300000  auf  ein  Gebiet  von  3  zusammendrängt ;  endlich 
aber  vor  den  West-  und  Südtoren  stark  bevölkerte,  außer- 
ordentlich regsame  Vorstädte  mit  beinahe  noch  der 
gleichen  Bevölkerung.  Die  Verbindung  dieses  starken  Be- 
völkerungs-Mittelpunktes mit  der  Außenwelt  findet  durch 
ejnen  15"»  langen,  sich  südwärts  erstreckenden  Arm  des 
Yangtse-kiang  sowie  durch  eine  etwa  ebenso  lange  Straße 
statt,  welche  bis  zur  vollen  Breite  von  13  m  in  bester  Weise 
mit  Fußsteigen  und  Baumpflanzungcn  von  der  I-andungs- 
stelle  der  Dampfer  bis  zum  Sfldtore  der  Stadt  ausgebaut 
ist  und  zwar  dank  der  energischen  Anregung,  die  ein 
Deutscher  bei  dem  früheren  Vizekönige  in  Nanking 
seinerzeit  gegeben  hat,  nämlich  der  Erbauer  der  Shantung- 
bahn,  Hr.  Baurat  Hildebrand  in  T>ingtau.  — 

II.  Ostasiatischc  Architektur  der  neueren  Zeit. 

Die  Stadt  Shanghai  hat  sich  dank  günstiger  Verhältnisse 
in  kurzer  Zeit  außerordentlich  rasch  und  dabei  durchaus 
nicht  in  ungesunder  Weise  entwickelt    Am  to.  Nov.  1863 

No.  73. 

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wurde  sie  durch  ein  Abkommen  der  Engländer  mit  China   Stellungen  aus.    Ein  deutscher  Architekt  ist  bis  vor  weni- 
als  englisches  „Settlemcnt"  gegründet,  dem  später  noch 
ein  internationales  sowie  weiterhin  auch  noch  ein  beson- 
deres französisches  Settlement  angegliedert  worden  sind ; 
die  Stadt  ist  somit  gerade  40  Jahre  alt.  Diese  kurze  Zeit 
hat  genügt,  um  eine  Stadt  von  rd.  600000  Einwohnern 
neben  der  alten  Chinesenstadt  von  vielleicht  100000  Ein- 
wohnern entsichen  zu  lassen.    Während  diese  alte,  mit 
Wall  und  Mauern  versehene  Stadt  ein  wenig  vom  Klußufer 
zurückliegt,  wurde  die  neue  Stadt  unmittelbar  am  Flusse 
Wangpu  angelegt  und  hat  sich  erst  im  Laufe  der  Jahre 
weiter  ins  Land  hineinge- 
zogen, so  daß  jetzt  ihre  letz- 
ten Ansläufer  3  —  4  ko»  vom 
Elusse  abliegen. 

Die  Uferstraße  Lst  derartig 
angelegt  worden,  daß  das 
Ufer  auf  3  4  km  Länge  frei 
liegen  geblieben  ist,  so  daß 
die  vorderste,  zum  Elusse 

?;c  wandte  Häuserreihe  einen 
reicnRaum  von  durchschnitt- 
lich 70  m  vor  sich  liegen  hat. 
Unmittelbar  an  der  Uferkante 
Lst  ein  etwa  3  m  breiter  Euß- 
weg  angelegt,  während  jener 
Häuserreihe  entlang  eine 
Straße  von  a8 — 30»  Breite 
ausgebaut  wurde,  die  beider- 
seits ansehnliche  Eußsteige 
aufweist.  Etwa  alle70"  gehen 
von  dieser  Uferstraße  —  die 
„The  Bund"  genannt  wird  — 
Querstraßen  von  10  bis  15  °> 


Shanghai:  Kofsisch-chincaischc  Bank  um  „Rund" 


'en  Jahren  in  Shanghai  nicht  tätig  gewesen;  in  neuerer 
Zeit  sind  von  Yokohama  aus  durch  den  aus  Berlin  stam- 
menden Architekten  Seel  verschiedene  Bauten  zur  Aus- 
führung gelangt;  darunter  der  Neubau  der  Kussisch-Chi- 
nesischen Bank.  Alle  übrigen  Gebäude  am  „Bund"  stam- 
men noch  aus  älterer  Zeit;  es  befinden  sich  mehrere  da- 
runter, die  trotz  ihrer  verhältnismäßig  einfachen  Formen 
eines  besonderen  Reizes  nicht  entbehren.  Auch  etwas 
mehr  im  Inneren  der  Stadt  befinden  sich  solche  Gebäude, 
die  den  Charakter  von  Geschäfts-  und  Wohnhaus  in  recht 

glücklicher  Weise  vereinen. 
Ein  besonders  großes,  indeß 
erst  neuerdings  aufgeführtes 
Gebäude  dieser  Art  ist  das- 
jenige, in  welchem  die  erste 
deutsche  Firma  Shanghais , 
Carlowitz  &  Ko.,  ihre  Ge- 
schäftsräume hat;  es  ist  in 
Ziegelfugcnbau  mit  Werkstei- 
nen und  auch  mit  Terrakotten 
ausgeführt,  die  zumteil  recht 
erhebliche  Abmessungen  zei- 
gen. Bemerkenswert  ist  es, 
daß  dieses  Gebäude  außer 
dem  Erdgeschoß  bereits  drei 
Geschosse  aufweist,  während 
die  anfangsaufgeführten  Bau- 
ten nur  1— a  Geschosse  zei- 
gen. Allerdings  kostete  der 
chinesische  Mau  (öroq")  zur 
Zeit  der  Gründung  der  Stadt 
nur  200  M.,  während  er  jetzt 
z.T.  mit  30000  M.  bezahlt  wird. 


Shanghai:  Grschiftahaos  von  Carlowitz  &  Ko. 

Breite  in  das  Hinterland  hinein,  die  heute  zumteil  schon 
bis  auf  1— a»m  Länge  bebaut  sind. 

Diese  Uferstraße,  mit  zwei  Baumreihen  bestanden 
und  sich  an  dem  breiten  Rasenstreifen  der  Vorplätze  ent- 
lang ziehend,  war  der  gegebene  Ort  zur  Erbauung  statt- 
licher Geschäftshäuser.  Hier  sind  deshalb  sehr  bald  hinter- 
einander in  den  sechziger  und  siebziger  Jahren  verschie- 
dene große  Bankhäuser,  die  Geschäftshäuser  der  Schiff- 
fahrts-Gcsellschaften  und  des  chinesischen  Scezollamtcs  ent- 
standen, und  zwar  zunächst  faM  durchweg  in  I'utzbau; 
nur  das  Scczollamt  ist  in  Ziegelfugcnbau  aufgeführt.  Die 
Bauweise  war  englisch,  aber  beeinflußt  vom  tropischen 
Klima,  was  die  Erbauer  zu  einer  Hallen-Architektur  der 
Schauseiten  führte,  die  sich  zumteil  an  italienische  Muster 
mit  Glück  anlehnen.  Namentlich  das  Gebäude,  welches 
gegenwärtig  der  Deutsch-Asiatischen  Bank  gehört,  aber 
noch  aus  der  ersten  Zeit  der  Stadt  stammt,  zeichnet  sich 
durch  anmutige  Verhältnisse  seiner  Hallen  und  Säulcn- 

7.  September  1904. 


Shanghai:  Cbiaeciachea  Gc*chlftahaaa. 

Die  Folge  dieser  hohen  Grundstockspreise  im  Inneren 
der  Stadt  ist  auch  für  Shanghai  die  gewesen,  daß  die 
eigentlichen  Wohnhäuser  immer  mehr  und  mehr  auf  das 
noch  offene  Land  hinausgedrängt  werden.  Es  hat  sich 
geradezu  ein  „Shanghai- West"  entwickelt,  wo  jetzt  die 
Europäer  mit  Vorliebe  wohnen;  aber  auch  reiche  Chinesen 
haben  ihren  Wohnsitz  hier  aufgeschlagen.  Die  neueren 
hier  errichteten  Villen  zeigen  keine  besondere  Eigenart, 
sondern  ahmen  allzuviel  englische  oder  amerikanische 
Vorbilder  nach.  Von  der  alten  Art,  in  der  Anfangs  hier 
Wohnhäuser  für  Europäer  errichtet  wurden,  findet  sich 
manch'  Beispiel,  das  in  seiner  Einfachheit  anmutig  wirkt 
Im  Übrigen  wiegt  jetzt  hier  der  Ziegelfugenbau  vor.  Es 
stehen  dazu  recht  gute  rote  sowie  graue  Ziegelsteine  von 
ungefähr  unserem  Formale,  nur  ein  wenig  schwächer, 
zur  Verfügung,  die  in  der  Regel  gleichzeitig  an  den  Schau- 
seiten zur  Verwendung  kommen,  um  schon  durch  den 
Wechsel  von  Rot  und  Grau  eine  .Musterung  zu  erreichen. 


45' 

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Dabei  ist  Werkstein,  nämlich  guter  Granit,  der  nicht  schwer 
zu  bearbeiten  ist,  aus  den  Seen  im  mittleren  Gebiete  des 
Yangtse-kiang  sowie  von  FuLschanaus  zur  See  leicht  zu  haben. 

Es  konnte  nicht  ausbleiben,  daß  die  Architektur  der 
Fremden  auch  bald  einen  Einfluß  auf  diejenige  der  Ein- 
geborenen ausüben  mußte;  die  Bauweise  der  alten  Chi- 
nesenstadt Shanghai  ist  für  die  Chinesen-Viertel  im  neuen 
Shanghai  nicht  mehr  festgehalten  worden,  /war  hat  die 
allgemeine  Anordnung  der  Laden,  Werkstätten  und  Wohn- 
räume beibehalten  werden  müssen,  weil  der  Chinese  all- 
zusehr am  Althergebrachten  hängt;  anderseits  aber  konnte 
für  Licht  und  Luft  besser  gesorgt  und  auch  dem  Schönheils- 
gefühl mehr  Rechnung  gelragen  werden.  Was  die  erstere 
Beziehung  betrifft,  so  hat  die  Verwaltung  von  Shanghai  von 
vornherein  streng  auf  dieEinhaltung  bestimmter  Vorschriften 
gehalten;  das  letztere  aber  hat  sich  in  neuerer  Zeit  ganz 
von  selbst  gemacht.  Man  kann  nicht  gerade  sagen,  daß 
die  alte  Dekoration* weise  der  chinesischen  Baumeister 
eine  geschmacklose  wäre;  sie  ist  nur  durchaus  eintönig 


und  wirkt  stark  ermüdend,  weil  sie  immer  dasselbe 
bringt.  Immer  dieselben  Gesimse,  derselbe  Türschmuck, 
dieselben  Giebelaufsätze.  Die  einheimischen  Unternehmer, 
die  für  Chinesen  Wohnhäuser  errichten,  haben  es  jedoch 
von  den  Europäern  gelernt,  etwas  mehr  Abwechselung 
zu  bieten,  wenn  auch  freilich  noch  immer  die  alten  Muster 
zumteil  festgehalten  werden.  Der  zunehmende  Wohlstand 
ganzer  Klassen  der  chinesischen  Bevölkerung  hat  so  wie 
so  eine  Bereicherung  des  Wohnhausbaues  zur  Folge  ge- 
habt. Es  ist  ein  Vergnügen,  zu  »ehen.  wie  die  sonst  meist 
kahlen  Schauseiten  der  Häuser  sich  jetzt  mit  Erkern, 
Terrassen  und  Baikonen  belebt  haben.  Diese  Wohnun- 
gen müssen  den  Insassen  doch  hesser  behagen,  als  die- 
jenigen im  allen  Shanghai  oder  in  sonstigen  alt-chinesi- 
schen Städten;  tatsächlich  werden  die  alten  Wohnstälten 
immer  mehr  aufgegeben,  und  die  umfangreichen  Viertel, 
welche  spekulative  Unternehmer  mit  neuen  Wohnhäusern 
besetzen,  finden  zumeist  rasch  Bewohner.  — 
Shanghai,  Dezember  1903.  Franz  Woas. 


Vermischtes. 
Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses.  Wir  haben 
211  unseren  diesen  Gegenstatid  behandelnden  Ausführungen 
eine  größere  Reihe  von  Zuschriften  erhalten,  die  ohne  Aus- 
nahme Zustimmungen,  zumteil  in,  der  Sache  geltender, 
begeisterter  Form,  enthielten.  Indem  wir  uns  erlauben, 
für  diesen  freundlichen  Beistand  in  dem  uns  aufgedrunge- 
nen Kampfe  unseren  herzlichsten  Dank  auszusprechen, 
müssen  wir  zu  unserem  Bedauern  bemerken,  daß  es  uns 
mit  Rücksicht  auf  die  anderen,  in  dem  engen  Rahmen 
unseres  Blattes  zu  behandelnden  Fragen  leider  völlig  un- 
möglich ist,  verschiedenen  längeren  Zuschriften  Raum 
zu  gewähren. 

Im  übrigen  sind  wir  von  sehr  einflußreicher  künst- 
lerischer Seite  gebeten  worden,  darauf  hinzuwirken,  daß 
der  Beschluß  des  »Verbandes  deutscher  Architekten-  und 
Ingenieur- Vereine",  der  am  23.  August  1883  auf  der  V.  Ge- 
neral-Versammlung des  Verbandes  zu  Hannover  c  in  stimmig 
gefaßt  wurde,  der  Beschluß:  „. . .  dem  deutschen  Volke 
die  Erhaltung  und  teilweise  Herstellung  des  Hei- 
delberger Schlosses  als  eine  Ehrenpflicht  ans 
Herz  zu  legen",  auf  der  diesjährigen  XXXIII.  Abgeord- 
neten-Versammlung zu  Düsseldorf  nochmals  bestätigt  werde. 
Es  bedarf  wohl  nicht  der  Versicherung,  daß  wir  diesem 
Wunsche  gerne  entsprechen,  denn  wie  wir  bereits  aus- 
führten, handelt  es  sich  in  diesem  Falle  für  unser  Fach  um 
mehr,  als  allein  um  die  Erhaltung  des  Heidelberger 
Schlosses. 

Folgenden  Erinnerungen  sei  bei  dieser  Gelegenheit 
noch  Raum  gegeben:  „Der  Streit  um's  Heidelberger 
Schloß  ruft  in  mir  eine  Erinnerung  wach.  Als  wir  Jünger 
der  Hase'schen  Schule  einst  um  des  Altmeisters  Tisch 
in  der  Bauhütte  zu  Hannover  beisammen  saßen  und  es 
sich  im  Gespräch  um  die  Fra^c  handelte,  ob  alte,  ver- 
fallene Bauten  in  ihren  alten  Formen  und  ihrem  einsti- 
gen Aufbau  wieder  aufeebaut  oder  „gotisch",  wie  wir 
dachten,  umgebaut  werden  müßten  (es  war  auch  vom 
Heidelberger  Schloß  die  Redet,  da  erklärte  Hr.  Geh. 
Rat  Hase,  ohne  auf  die  Stilfragc  zu  hören:  ein  solch' 
reiches  Land  wie  Baden  wird  das  Heidelberger  Schloß 
wiederherstellen  müssen  wie  es  war  und  das  bald,  be- 
vor der  Verfall  noch  mehr  eintritt'  Ich  möchte  diesen 
Anspruch,  der  fast  wortlich  geschah,  zu  dieser  Streit- 
sache nicht  unerwähnt  lassen."  —     s.  Pulver,  Arch. 

Dem  fügen  wir  an,  daß  im  Jahre  1886  der  verstorbene 
Dombaumeisier  von  St  Stephan  in  Wien,  Friedrich  von 
Schmidt,  bei  einem  Besuche  des  Schlosses  unter  An- 
knüpfung an  das  Dichterwort: 

„Das  Alte  stürzt,  es  ändert  sich  die  Zeit 
Und  neues  Leben  blüht  aus  den  Ruinen" 
ausführte,  daß  es  hier  heiße  vergessen,  was  einst  ge- 
schehen, und  in  die  Zukunft  zu  blicken;  hier  werde  aus 
den  Ruinen  neues  Leben  sprießen.  -- 


Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  ein  Beamtenwohnhaus    und  eine  Gräberanlage,  auf 

Architekten  der  Krcishauptmannschaft  Dresden  beschränkt, 
ist  zum  22.  Oktober  d.  J.  durch  den  Kirchenvorstand  der 
Matthäusgcmetndc  zu  Drcsdcn-Friedrichstadt  erlassen. 
Ks  gelangen  3  Preise  von  je  ajo  M.  zur  Verteilung;  ein 
Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für  je  100  M-  ist 
vorbehalten.  Dem  Preisgericht  gehören  als  Architeklcn 
an  die  Herren  Hofhrt  Frölich,  Alfr  Hauschild,  \V. 
Lossow,  Prof  Fr  Sehuhmiiclier,  Prof.  W.  Seitler 
und  Prof.  Naumann,  sämtlich  111  Dresden.  Der  Kirchen- 

43-< 


vorstand  stellt  in  Aussicht,  mit  einem  Verfasser, 
der  mit  einem  Preise  ausgezeichneten  Entwürfe 
wegen  der  Ausführung  in  Verbindung  zu  treten.  — 

Wettbewerb  Schillertheater  Charlottenburg.  •  Es  waren 
iniganzen  4  Vorentwürfe  seitens  der  Hrn.  Heitmann  Ac 
Littmann  in  München,  Reinhardt  cv  Süsscnguth  und 
Ü.  March  in  Charlottenburg  und  A.  Sturmhoefcl  in 
Berlin  eingelaufen.  Neben  Hrn.  Seeling  in  Berlin  hatten 
demnach  auch  die  Hrn.  Fcllner&Hclmer  in  Wien  auf 
eine  Beteiligung  am  Wettbewerb  verzichtet.  Die  Entwürfe 
sind  bis  einschl.  11.  September  von  8-1  und  4— 6  Uhr  im 
Sitzungszimmer  I  des  neuen  Rathauses  in  Charlottenburg, 
Lützower-Slr.  11/12,  öffentlich  ausgestellt. 

Wettbewerb  Progymnasium  Betzdorf-Kirchen.  Die  Ge- 
winner des  I.  Preises  sind  die  Hrn.  Giesecke  &  Wenzkc 
in  Charloltcnburg ;  Verfasser  des  Entwurfes  „Graues 
Kloster"  ist  Hr.  Ernst  Bange  daselbst  — 

Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Dem  Mar.-Manh  Bcrujir.  Mugtcr  in  Kie!  ist  der 
Kote  Adler-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Tcrhn-  Hochschule  in  Danzig.  Der  Rektor  ist  (ar  die 
Zeit  s.  Amtsdaucr  mit  Beilegung  des  Tit.  Magnifizenz  fdr  s  aintl. 
Beziehungen  der  III.  Rangkl,  die  elatm  Prot  sind  der  IV  Kaogkl 
und  die  mit  dem  Prof.- Tit.  bekleideten  Doz-  der  V.  Rangkl  zuge- 
teilt, mit  der  Bestimmung,  dafl,  wenn  einer  der  betr.  Lehrer  einen 
ihm  personl.  beigelegten  höh.  Rang  besitzt,  es  dabei  bewendet.  — 
Der  Geh.  Reg.  Rst  Prof.  Dr.  v.  Mangold!  ist  z.  Rektor  für  die 
Amtszeit  bis  z.  1.  Juli  1907,  der  Ing,  Sc  h  u  I  z  e  -  P  i  1 1  o  t  in  Berlin, 
der  Ob.-Ing.  Wagener  in  Berlin  sind  zu  etatm  Prof  rrnannt. 

Versetzt  sind:  Der  Eisenb.-Bau-  u  Betr-Insp.  Pröbsting 
in  Trier  als  Vorst,  {aufirw  )  der  Fisenb.-Betr.-lnsp  3  nach  Allen* 
stein ;  der  Watscrbauiosp.  v.  Normann  von  Mernel  nach  Tönning; 
der  Landbauinsp.  K  o  h  n  e  von  Rendsburg  nach  Schmalkalden ;  die 
Rcg.-Rrnstr.  Karl  Gerhardt  von  Mnhlhausco  i.  Th.  nach  Daozig 
und  Ritt  von  Uelzen  narh  Neumflnster 

Die  Reg.-Bmatr.  Oder  und  K  o  h  n  k  e  in  Berlin  sind  infolge 
Ernennung  zu  etatm.  Prof.  an  der  Koni^l.  Techn.  Hochschule  in 
Danzig  aus  dem  Staatsciienb -l>ieii»te  ausgeschieden 

Dem  Landbauinsp.  i  e  i  d  I  e  r  in  Posen,  den  Reg.-Bmstrn.  Wilh 
Wille  in  Charlottenburg  u  Michael  in  Neustadt  bei  Ilfeld  i«t 
die  nacliges.  Emlass.  aus  dem  Staatsdienste  erteilt. 

Der  Reg.,  u  Brt.  We  i  >  e  in  Schncidemühl  und  die  Reg  -Bnisir 
Ii  i  I  d  e  b  r  an  d  t  in  Leipzig  und  S  ce  i  in  g  in  Frankfurt  a.  M  sind 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  J.  L.  In  Spandau.    Machen  Sie 

der  Tränkung  <lrs  Buden*  mit  gekochtem  Leinöl  oder 
den  Kefllernbeu  Finalen.  — 

Anfrageu  an  den  Leserkreis. 


tilas 
ausg 


Wo  sind  in  Deutschland  oder  anderen  Lindern  »teile,  mit 
gedeckte  Dacher  über  Galerien  Museen  oder  ähnlichen  Bauten 


k  1 


KrBgcbeantw Ortungen  aus  dem  L 
Zur  Anfr.  1  in  No.  69  Aul  Ihre  Anfrage  betr.  Glasplatten 
erlauben  wir  uns  mitzuteilen,  dafl  wir  nach  einem  neuen  ge*.  gesell. 
Verfahren  Glas-,  Wand-  und  Decken-Platten  in  der  von  Ihnen  er- 
wähnten Art  hcrslclleu.  Gegenüber  der  von  Ihuen  genannten  Glas- 
platten mit  einer  Gips-  usw.  Ma-.se,  stellen  wir  unsere  Glasplatten 
mit  einer  aus  chem  Substanzen  zusammengesetzten  I  lintervrhicht 
her  nnd  können  diese  Platten  als  Belag  für  alle  Rflumc  im  Hause 
wie  im  Freien  empfehlen,  da  dieselben  uiibccitifluOt  von  Hitze, 
Killte  und  jedem  Witterungswechsel  bleiben.  Wir  fabrizieren  die 
Glasplatten  von  den  einfachsten  ha  zu  den  elegantesten  Relicfslücken, 
mit  Clustern,  l-an.lschaftcn,  Tier-  und  Dekorationen, -ken.  — 
J.  Spindlcr  Ä  Ko.  in  Wiesbaden. 

Inhalt:  Au*  dem  fernen  IKlen.  —  Vermischtes.  —  Freisbeiverbunrrn. 
—  I Vr»iinal-N«i  hm  hlrii,  —  Brief-  uml  t-'r.,|;rsafili  ti. 


Vertag  der  Deutschen  Hauzehung,  (i.  m.  h.  lt.,  hrrLiti  KOr  die  KnlMSlioa 
mnaaisrorti.  Alberl  iluinaiiii,  Beruo.   Druck  wu  Wilh.  Grave,  Hulio- 


No.  7a. 

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1 


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cue  Synagoge  mit  Gemeinde- 
_|  haus  in  der  Kasernenstraße  * 
C=XLJ*  Architekt:  Prof.  J.  Klecsattel  in 
•  Düsseldorf  ******* 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  73.  BERLIN,  DEN  10.  SEPT.  1904 

Eisenbahnbrücke  in  Stampfbeton  über  die  Iiier  bei  Lautrach  (Bayr.  Schwaben). 

(ScbluB) 

as  Lehrgerüst,  vergl.  die  Schnitte  Abbilds.  5   von  weichem  Holz  zu  stellen;  zur  besseren  Druck* 


und  die  Einzelheiten  Abbildg.  6,  welches 
aus  zwei  Stockwerken  bestand,  ruhte  auf 
14  Pfahljochcn  zu  je  5  Pfählen  und  stand 
auf  Schraubenspindeln,  welche  wahrend 
des  Einstampfens  des  Gewölbes  durch  seitlich  ein- 


Übertragung wurden  vielmehr  zwischen  Stander  und 
Schwellen  Hartholzklötzc  geschoben,  welche  zwischen 
Doppelzangen  fest  und  unverschieblich  gelagert  und 
gehalten  waren.  In  denjenigen  Fällen,  in  denen  eine 
zu  große  Beanspruchung  des  Hartholzes  eingetreten 


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Schnitt  A-ß. 


Abbildg.  5.   Llngt-  und  Uuci  schnitt  de»  Lehrgerüstes. 


geschobene  Keile  entlastet  waren.  Bei  der  Berech- 
nung des  Lehrgerüstes  war  wegen  der  beim  Stampfen 
des  Betons  auftretenden  Erschütterungen  der  1'  »fache 
Betrag  der  wirklichen  Maucrlast  in  Rechnung  ge- 
stellt worden;  auch  war  in  besonderer  Weise  der 
Erfahrung  Rechnung  getragen  worden,  daß  Holz 
senkrecht  zur  Langfaser  weit  weniger  beansprucht 
werden  darf,  als  dieses  in  der  Richtung  der  Faser 
zulässig  ist,  und  daß  die  Querfestigkeit  des  Weich- 
holzcs  nur  etwa  den  5  Teil  der  Längsfestigkcit  be- 
tragt. Es  war  daher  lür  Weichholz  eine  Querbean- 
spruchung von  10  i3ke<ifm,  für  Hartholz  30 ^yi"" 
zugelassen.  Es  ist  bei  dem  Gerüst  vermieden  worden, 
die  Ständer  und  Druckstreben  unmittelbar  auf  Schwellen 


war,  sind  zur  Druckverteilung  U-Eisen  eingelegt,  in 
deren  Hohlraum  der  Ständer  eingriff. 

An  Holz  und  Eisen  wurde  für  das  Gerüst  gebraucht : 
25,7'*""  Rundpfählc,  i4,5<,,,n  Eichenholz,  254 ,b"1  Tannen- 
holz, 2223  Stück  Schrauben,  150  Stück  U- Eisen,  300 
Stück  L- Eisen,  300  Stück  Holzschrauben,  140  Stück 
eiserne  Laschen,  280  Stück  Keile.  Im  allgemeinen 
kann  man  wohl  behaupten,  daß  bei  der  Konstruktion 
des  Gerüstes  ein  Ucbermaß  von  Vorsicht  gewaltet  hat, 
denn  auf  387 ,l,m  Gewölbebeton  kommen  aa.v'""  Holz, 
also  auf  1,31 fbm  Beton  1 cbm  Holz.  Die  Aufstellung 
des  Lehrgerüstes  nahm  die  Zeit  von  Ende  August  bis 
Ende  September  in  Anspruch,  und  nachdem  am  21. 
Sept.  die  Gelenke  eingesetzt  waren,  wurde  vom  25  Sept. 


•«53 

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bis  3.  Okt.  der  Hauptbogen  betoniert;  es  wurde  dabei, 
um  Formänderungen  des  GerOstes  zu  vermeiden,  das 
Gewölbe  an  mehreren  Stellen  gleichzeitig  geschlossen. 

Das  Lehrgerüst,  welches  ursprünglich  6tm  Bogen- 
überhöhung  erhalten  hatte,  hatte  sich  bis  zum  Ge- 
wölbcschluß  imganzen  nur  noch  1,5""  gesenkt.  Die 
Ausrüstung  des  Gewölbes  fand  am  2.  und  3.  Novbr., 
also  einen  Monat  nach  Gewölbeschluß,  statt  Nach- 
dem die  Keile  enllcrnt  waren,  wurden  zuerst  die  unter 
dem  Scheitel  stehenden  Schrauben  abgesenkt  und 
dann  gleichmaßig  nach  dem  Kampfer  zu  die  weiteren 
Schrauben  gelüftet,  nur  die  Schrauben  am  Kämpfer 
blieben  noch  angezogen.  Nachdem  die  Schrauben  um 
14 mal  heruntergedreht  waren,  kam  der  Scheitel  zur 
Ruhe;  es  wurde  dabei  eine  Scheitelsenkung  von  nur 
gmm  festgestellt.  Da  jetzt  der  Horizontalschub  voll 
in  Wirksamkeit  war,  konnten  auch  die  Schrauben 
unter  den  Kämpfern  nachgelassen  werden,  wobei  sich 
zeigte,  daß  die  Gelenke  10  bezw.  18 mm  gerutscht  waren. 
Es  ist  das  dieselbe  Erscheinung,  welche  in  diesem 
Jahre  bei  der  Maximilians- Brücke  in  München,  aller- 
in  viel  höherem  Maße,  beobachtet  worden  ist. 
In  schneller  Folge  wurde  dann  bis  Mitte  Novem- 
ber die  Uebermauerung  der  Widerlager  und  des  Haupt- 
bogens fertig  gestellt, 
und  Anfang  Dezember  ,„  Klrh 
waren  auch  die  Kon- 
solen versetzt  Mitte 
Dezember  mußten  je- 
doch die  Arbeiten  ein- 
gestellt werden,  da  es 
wegen  des  eingetrete- 
nen Frostwetters  nicht 
möglich  war,  die  Ab- 
dcckplattcn  und  Posta- 
mente in  der  vorge- 
schriebenen Weise  zu 
betonieren.  Diese  Rest- 
arbeiten wurden  im 
April  1904  ausgeführt, 
so  daß  Ende  desselben 
Monats  die  Uebergabe 
an  die  Verwaltung  er- 
folgen konnte.  Am  15. 
April  wurde  die  Brücke 
einer  Probebelastung 


festigkeit  des  Betons  mußte  nach  28  tagiger  Erhärtung 
mindestens  24ok*toc"  betragen. 

a.  Für  die  Betonquader  des  Hauptgewölbesaus  iTeil 
Zement  zu  1,5  Teilen  reinem  scharfen  band  zu  1,5  Teilen 
von  Hand  geschlagenem  Flußkies  in  Korngröße  bis  3,5 cm. 

3.  Für  den  am  Kämpfer  liegenden  Teil  der  Wider- 
lager, die  Seitengewölbc  und  das  aufgehende  Mauer- 
werk über  dem  Haupibogen  aus  1  Teil  Zement  zu 
3  Teilen  reinem  scharfen  Sand  zu  6  Teilen  reinem  Kies 
in  Korngröße  bis  zu  3,5 tm. 

4.  Für  die  Widerlager  des  Hauptbogens  und  der 
beiden  Seitenbögen  aus  iTeil  Zement  zu  4  Teilen  reinem 
scharfen  Sand  zu  8  Teilen  Kies  in  Korngröße  bis  3,5"". 

5.  Für  die  Fundamente  aus  1  Teil  Zement  zu 
c  Teilen  reinem  scharfen  Sand  zu  9  Teilen  Kies  in 
Korngröße  bis  4,5 

6.  Für  den  FOllbeton  aus  1  Teil  Zement  zu  6  Teilen 
Sand  zu  12  Teilen  Kies. 

7.  Für  die  Deckplatten,  Konsolen  und  Postamente 
aus  1  Teil  Zement  zu  1,5  Teilen  reinem  scharfen  Sand  zu 
3,75Teilen  geschlagenem  Flußkics  in  Korngröße  bis  3.5"". 

Das  Sand-  und  Kicsmatcrial  ist  auf  das  sorg- 
fältigste gewaschen  worden,  da  es  zumteil  sehr  lehmig 
war  und  es  ist  darauf  gehalten  worden,  daß  stets  cinzwei- 


Abbildg.  6.    Einzelheiten  des  tehrgerOalei  (vergl.  Abbildg.  5). 


unter  den  der  Berechnung  zu-  tägiger  Vorrat  vorhanden  war.  Der  Zement  ist  von  der 

gründe  liegenden  Lasten  unterzogen,  wobei  sich  eine  Firma  Dyckerhoff  &  Söhne  in  Mannheim  geliefert; 

vorübergehende  Durchbiegung  von  4,5 mm  ergab.  es  wurden  imganzen  430  000  k*  Zement  verbraucht. 

alle  Teile  der  Brücke  mit 


Der  Beton  wurde  für 
der  Maschine  hergestellt  und  zwar  mit  folgenden 
Mischungen : 

1.  Für  den  Hauptbogen  aus  1  Teil  Zement  zu 
2,5  Teilen  reinem  scharfen  Sand  zu  5  Teilen  gequetsch- 
tem Flußkies  in  Korngröße  bis  zu  3,5 <m.   Die  Druck- 


430« 

An  Beton  sind  in  die  Brücke  eingebaut:  476 
in  Mischung  1:5:9,  g^8^m  in  Mischung  1:4:8, 
376 in  Mischung  1:3:6,  128 chm  in  Mischung  1 :6: 12, 
387 cbm  in  Mischung  1:2,5:5,  $6'*""  Kunststeine 
Kunststeine 


'.5  : 3.75.  33cbm  Kunststeine  1:1,5: 
Holzminden,  den  24.  Juli  1904. 


'.5  - 


Die  Ergebnisse  der  Versuchsfahrten  der  „Studiengesellschaft  für  elektrische  Schnellbahnen" 

im  Herbst  1903. 


eber  die  2.  Reihe  der  Versuchsfahrten,  welche  die 
„Studien  gesell schaff  für clcktri sc hcSchncll- 
bahnen"  in  Berlin  auf  der  Militär-Eisenbahn  zwi- 
schen Maricnfcldc  und  Zossen  im  September  bis  Novbr. 
1903  ausgeführt  hal,  liegt  jetzt  der  offizielle  Bericht  der 
Gesellschaft  vor,  dem  wir  die  nachstehenden  Mitteilungen 
entnehmen.  Wir  verweisen  dabei  auf  unsere  früheren, 
von  Zeichnungen  der  beiden  von  Siemens  &  Halske 
bezw.  der  Allg.  Elektricitäts-Gesellschaft  in  Berlin 
gelieferten  Schnellbahnwagen  begleiteten  Mitteilungen  im 
Jahrg.  1902,  S.  113.  Das  angestrebte  Ziel  einer  stündlichen 
Geschwindigkeit  von  300  konnte  bei  den  ersten  Ver- 
suchen bekanntlich  nicht  erreicht  werden,  da  sich  der 

rwie 


vorhandene  Oberbau  als  zu  schwach  erwies.    Er  muüle 

daher  zunächst  durch  einen  schwereren  Oberbau  ersetzt   senkrechte  Einsenkungen,  keine  Verdrückungen  und 


Abbildg.  1  stellt  den  neuen  Oberbau  dar,  dessen 
Stahl-Schienen,  Prof.  8  der  preuß.  Staatsbahnen,  41  ^e/"» 
(statt  früher  34,4  *r,,nl  wiegen.  Schienenlänge  la1",  18  im- 
prägnierte kieferne  Schwellen  in  685  mB>  Ahst  v.  M.  z.  M., 
an  den  Bcfcstigungsstellen  mit  eingeschraubten  Buchcn- 
holzdübeln  ausgefüttert;  Hakenplatten  auf  allen  Schwellen 
und  Schrauben-Befestigung;  Leitschienen,  vergl.  Abbildg.  2, 
aus  alten  Eiscnbalm>chiencn  auch  in  der  geraden  Strecke 
mit  Ausnahme  der  langsamer  durchfahrenen  Anfangs-  und 
Endstrecken;  Gewicht  für  1  ■>  Gleis  ohne  Schwelle  und 
Leitschiene  117,48  **;  Schotler  aus  schlesischem  Basalt- 
Kleinschlag,  7—  io«"  Korngröße. 

Der  neue  Oberbau  hat  sich  selbst  bei  den  Geschwindig- 
keiten bis  über  aco  k™;St.  durchaus  bewährt,  nur  gerin 


werden;  aber  auch  an  der  Bauart  des  Wagens  und  seinen 
elektrischen  Einrichtungen  erschienen  einige  Acndcrun- 
gen  als  wünschenswert. 

Wir  haben  über  diese  Aenderungcn  auf  S.  318  dieses 
Jahrg.,  ohne  Beigabe  von  Zeichnungen  schon  kurze  Mit- 
teilungen gemacht,   Wir  lassen  nach  dem  Bericht  hiermit 


in  den  für  gew.  allerdings  nur  mit  160  ^">,  z.  T.  aber  auch  mit 
170- 180  Gcschw.  durchfahrenen  Kurven  nur  ganz 
unbedeutende  seitliche  Bewegungen  gezeigt.  Die  Ab- 
nützung ist  keine  außergewöhnlich  groüe,  sodaU  man 
auch  in  längerem  Betriebe  auf  keinen  zu  starken  Ver- 
schleiß zu  rechnen  braucht.    Als  nicht  ausreichend  aber 


noch  einige  weitere  Angaben  folgen,  begleitet  von  Abbil-  erwiesen  sich  die  anfangs  nur  50  m  langen  l'ebcrgänge 
düngen,  die  wir  demselben  ebenfalls  entnehmen.  zur  Erreichung  der  Ucberhöhung'  von  80      in  den  aooo  « 

'54  No.  73- 


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Abbildg.  t. 
Obci  bau. 
Sihienenttofi  i>nd 
-Befestigung 


Kurven.  Hier  treten  Stoßwirkungen  ein,  die  aber  bei 
Verlängerung  der  Ucbergänge  auf  100  »  völlig  aufhörten. 
Die  I.citschienen,  die  in  den  Kurven  gegen  Entgleisung 
unbedingt  erforderlich  sind,  werden  von  160  »«»  CchcIiw. 
an  auch  in  den  geraden  Strecken  erreicht;  sie  geben  nicht 
nur  auch  bei  zufälligen  Gleisunregelmäßigkcitcn  Sicher- 
heil gegen  Entgleisungen,  sondern  außerdem  eine  wün- 
schenswerte Verstärkung  des  Oberbaues  ab.  Bis  160  «■ 
Geschwindigkeit  hat  sich  der  neue,  schwere  überbau  der 
preuß.  Staatsbahncn  (also  ohne  Leitschienen)  als  völlig  aus- 
reichend für  8  <  Kaddruck  bei  langem  Radsland  erwiesen. 

Die  sonstigen  Veränderungen,  welche  erforderlich 
wurden,  erstrecken  sich  auf  die  Leitungen,  die  Strom- 


Abbildg.  a  Oberbau-Anordnung 
der  Lcilechici-e. 


Abbildg.  j.    Aufbauguug  der  Motoren  bei  den  Wagen  der  A.  E.  G. 
und  von  S.  A  II. 

<-*  1  StltnJ 

ff 


1=3 


Abb.ldg.  3    Abbildung  der 


der  Wagen,  die 
Schahvorrichtungen,  den  Wa- 
genunterbau, dießremseinrich- 
tungen,  die  Aufhängung  der 
Motoren,  die  Gestalt  des  Wa- 
genkastens und  sind  nach  den 
Erfahrungen  ausgeführt,  wel- 
che die  früheren  Versuchsfahr- 
ten geliefert  halten. 

iTcber  die  Versteifung  der 
Masten  der  Fahrleitung  haben 
wir  früher  schon  berichtet, 
An  den  Zuführung-sstcllcn  der 
Spciselcitung  wurde  ein  selbst- 
tätiger Oclaussehalter  einge- 
legt, der  bei  Ueberschreitung 
einer  gewissen  Stromstärke  in 
Tätigkeit  tritt  und  sich  nament- 
lich uls  nulig  erwies,  um  für 
die  Zentrale  bedenkliche  Kurz- 
schlüsse, wie  sie  wiederholt 
durch  Vögel  verursacht  wur- 
den, die  sich  zwischen  die  Blitz- 
ableiter und  Krdschlußbügel 
setzten,  unschädlich  zu  machen. 


10.  September  1904. 


^55 

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Diese  von  S.  &  H.  ausgeführte  Sicherung  hat  sich  durchaus 
bewährt.  Auch  die  Speiseleitung  erfuhr  nach  Ausführung 
der  A.  E.  G.  einige  Verbesserungen. 

An  den  Wagen  waren  zunächst  die  Stromabnehmer 
so  auszubauen,  daß  ein  gleichmäßiges  Anliegen  an  allen 
Drähten  und  ein  nicht  zu  Obermäßiger  Verschleiß  der  Fahr- 
drähte und  Gleitstücke  auch  bei  der  höchsten  Geschwin- 
digkeit gesichert  wurden.  Das  ist  nach  mehreren  Versuchen 
durch  eine  entsprechende  Federung  des  Bügels  von  S.MI, 
gelungen,  die  dann  auch  bei  den  Wagen  der  A  E.  G.  an- 
gewendet wurde. 

Die  Stromschalter  erfuhren  bei  den  Wagen  von  S.  Sc  H. 
eine  nur  geringfügige  Aendcrung  derart,  daß  die  primären 
Wicklungen  der  Motoren  jetzt  nacheinander  eingeschaltet 
werden  Können.  Bei  den  Wagen  der  A.  E.  G.  wurden  Oel- 
schalter  eingeführt  und  zwar  für  jede  Fahrrichtung  ge- 
trennt, die  gleichzeitig  zum  Ein-  und  Ausschalten  der  Hoch- 
spannung dienen.  Jeder  Motor  ist  außerdem  mit  eigenem 
OcUchaltcr  ausgerüstet,  so  daß  sie  unabhängig  von  einan- 
der eingeschaltet  werden  können.  Durch  diese  Anord- 
nung werden  stärkere  Stromstöße  sowohl  in  den  Trans- 


sicht, Grundriß  und  Schnitten  die  neuen  Drehgestelle  wie- 
der, bei  denen  der  Mittelzapfen  noch  dadurch  entlastet 
wird,  daß  der  Wagenkasten  auf  je  4  Pfannen  auf  jedem 
Drehgestell  aufruht.  Der  Drehzapfen  ist  außerdem  quer 
zum  Gleis  um  je  30 mm  verschieblich  ausgebildet  Die 
Mittelstellung  wird  durch  starke,  wagrecht  liegende  Blatt- 
federn gesichert  Durch  diesen  Umbau  ist  ein  ruhigerer 
Gang  der  Wagen  gewährleistet. 

Der  Umbau  der  Drehgestelle  gestattet  auch  eine  bessere 
und  einfachere  Ausbildung  der  Bremsen,  deren  Zylinder 


Die  KheinbrOcke.   Aus:  „Düsseldorf  und  seine  Bauten". 

KommlMiuiMvcrlAg  L*  Schwann  tu  DtUacLdorf. 

formatoren  wie  im  Kraftwerke  vermieden.  Als  zweck- 
mäßig für  ein  sanftes  Anfahren  und  einfach  in  Bedienung 
und  Unterhaltung  haben  sich  die  Flüssigkeits-Widerstände 
am  Wagen  der  A.  E.  G.  erwiesen  l  vergl,  Jahrg.  iQoa,  S.  1 15), 
jedoch  wurde  der  Umlauf  der  Flüssigkeit  beschleunigt,  um 
eine  stärkere  Abkühlung  zu  erzielen.  Als  nicht  erforder- 
lich, wenn  auch  von  beträchtlicher  Wirkung,  zeigte  sich 
eine  in  den  Wagen  der  A.  E.  G.  eingebaute  besondere 
künstliche  Kühlcinrii-litung  der  Motoren,  bestehend  in  elek- 
trisch betriebenen  Ventilatoren,  welche  vorher  gereinigte 
I.uft  ansaugen  und  in  die  Motorgehäuse  drücken 

•  Einem  wesentlichen  Umbau  wurden  die  Wagen- 
gestelle nach  einem  Entwürfe  der  Geschäftsstelle 
der  Gesellschaft  von  der  Firma  van  der  Zypen  Sc 
Charlier  unterzogen.  Ein  Umbau  der  dreiachsigen  Dreh- 
gestelle in  vierachsige,  der  an  sich  wünschenswert  gewesen 
wäre,  erwies  sich  als  untunlich  ohne  vollständigen  Umbau 
des  ganzen  Wagenkastens.  Man  beschränkte  sich  auf  eine 
Erhöhung  des  Kadstandcs  auf  5».  Abbildg  3  gibt  in  An- 

45° 


jetzt  in  die  Radcbcnc  und  zwischen  die  Räder  gelegt  wer- 
den konnten,  vergl.  Abbildg.  4.  Jedes  Drehgestell  besitzt 
2  doppelte  und  a  einfache  Bremsz}  linder,  die  für  jedes 
Kadpaar  zur  Erzielung  gleicher  Pressung  zwar  durch  Kohr- 
leitung mit  einander  verbunden  sind,  aber  doch  einzeln  be- 
tätigt werden  können.  Jeder  Bremskolben  wirkt  nur  auf 
a  Bremsklötze  eines  Rades.  Das  Gestänge  ist  sehr  verein- 
facht, die  gleichmäßige  Einstellung  aller  Klötze  erleichtert, 
der  Kraftvcrlust  im  Gestänge  selb»!  gering    Die  Bremsen 


No.  73, 

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AS  KREISHAUS  DES  LANDKREISES  DUSSELDORF  * 
JaRCHITEKTEN:  FR.  AUG.  KÜSTER  IN  KÖLN  A.  RH. 
UND  G.  WÖLFER  IN  MÜNSTER  ******** 


JEFORM-GYMNA- 
jlSI  UM  RETH E LSTR. 
ARCH.:  STADTBAURAT 
J.  RADKE  IN  DÜSSEL- 
DORF* AUS:, .DÜSSEL- 
DORF UND  SEINE  BAU- 
TEN" *  KOMMISSIONS- 
VERLAG L.  SCHWANN 
IN  DÜSSELDORF   *  * 


10.  September  1904. 


beider  Drehgestelle  kön- 
nen vom  Fahrerstand  aus 
gleichzeitig  betätigt,  die 
Druckverhältnissc  in  den 
Zylindern  außerdem  gc- 
regeltwerden.  Bei6bezw. 
8  Alm.  Druck  in  denselben 
Oben  alle  34  Klötze  eines 
Wagens  einen  Ges.-Druck 
von  145  bezw.  19a'  aus, 
d.  h.  154  bezw.  ao5c/0des 
Wagcngcwichlcs.  Die  ne- 
ben den  Luftdruckbrem- 
sen vorgesehenen  Hand- 
bremsen wirken,  wie  die 
Abbildung  erkennen  läßt, 
nur  auf  je  2  Radpaarc 
eines  Drehgestelles,  da  der 
höchste  nutzbare  Brems- 
druck von  Hand  ohnehin 
nicht  erreichbar  ist  Er 
betragt  für  die  16  Brems- 
klötze insgesamt  rd.  55' 
d.  i.  rd.  59'Vn  des  Wagen- 
gewichtes.  letzteres  ist, 
trotz  des  Umbaues,  nicht 
erhöht  worden.  Es  be- 
trägt bei  dem  Wagen  der 
A.  E.  G.  93,4,  bei  demjeni- 
gen von  S.  &  H.  94  *. 

Die  Motoren,  Abbildg  5, 
( vcrgl.  Jg  ioo2.  S.  1 14/1 15) 
sind  bei  den  Wagen  der 
A.  E  G.  von  vornherein 
federnd  aufgehängt  gewe- 
sen, so  daß  die  Stöbe  der 
Räder  und  der  Achse  sich 
nicht  unmittelbar  auf  den 
Motor  abertragen  können. 
Bei  S.  &  H.  fehlte  die  elas- 
tische Aufhängung  ganz. 
Jetzt  ist  zwar  auch  noch 
der  Läufer  fest  auf  die 
Wagenaclise  aufgepreßt, 
das  Motorgehäuse  dage- 
gen ist  zur  Entlastung  der 
Achse  jetzt  ebenfalls  ab- 
gefedert ,  so  daß  die  Stöße 
gemildert  werden. 

An  die  Wagenstirnen 
sind  schließlich  noch  un- 
ter einem  Winkel  von  8o° 
zugeschärfte  Vorbauten 
angeschraubt  worden,  die 
sich  leicht  wieder  ablösen 
lassen  und  bis  auf  etwa 
30  bezw.  40 Höhe  aber 
den  Scbicncnkopf  hcrab- 
reichen.  Sic  sollten  dazu 
dienen,  den  Einfluß  der 
Form  derWagenstirne  auf 
den  Luftwiderstand  zu 
studieren. 

Auf  die  Einrichtungen 
der  Wagen  zum  Zwecke 
der  Messung  einzugehen, 
würde  hierzu  weit  führen. 
Erwähnt  sei  nur,  daß  vor 
allem  selbstregistrierendc 
Geschwindigkeitsmesser, 
Apparate  zur  Erkennung 
der  Beschleunigung  beim 
Anfahren  und  der  Verzö- 
gerung beim  Bremsen,  zur 
Messung  des  Luftdruckes, 
des  Drehmomentes  der 
Motoren,  des  Stromver- 
brauches usw.  vorhan- 
den waren,  mit  denen  ge- 
naue Messungen  ermög- 
licht wurden.  Nur  die 
Apparate  zur  Messung  des 
Luftdruckes  befriedigten 
noch  nicht  vollständig. 

Von  großer  Wichtigkeit 
ist  natürlich  bei  so  hohen 
Fahr  -  Geschwindigkeiten 
die  deutliche  Erkennung 
derSignalc,  deren  Stellung 

457 


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dem  Fahrer  schon  in  größerer  Entfernung  bekannt  ge- 
geben werden  muß.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  in  rd. 
aooom  Entfernung  von  den  beiden  Stationen  Mahlow  und 
Rengsdorf  sogen.  Krokodil -Kontakte  verlegt,  die  durch 
Ürahtleitungen  mit  den  benachbarten  Stationen  verbunden 
waren.  Durch  eine  an  der  Achsbuchse  des  Wagens  be- 
festigte Schlcifbürstc  wird  im  Vorbeifahren  der  Strecken- 
kontakt gelöst,  darauf  ein  Stromkreis  geschlossen  und  eine 


rote  Scheibe  am  Führerstand  sichtbar  gemacht,  falls  das 
Signal  auf  Malt  steht.  Statt  der  Scheibe  laßt  sich  natürlich 
auch  ein  Glockenzeichen  als  Signal  einfahren.  Diese 
Signalgebung  hat  sich  bei  den  höchsten  Geschwindigkeiten 
bewährt,  es  ist  aber  nicht  ausgeschlossen,  daß  die  Schleif- 
bürsten  bei  Schnee  und  Eis  versagen,  so  daß  sich  die  Er- 
zeugung des  Stromes  für  die  Signalapparate  durch  Induktion 
empfiehlt.  —  (Schtu»  folgt.» 


„Düsseldorf  und  seine  Bauten". 

(SrWuB.)   Hierzu  tiat  Poi-pti-BUdtwilicr  und  di«  Abbildungn  su(  Seit*  456  und  457 

ie  bedeutende  Stellung,  welche  die  Gruppe  der  Ge-  rische  Abhängigkeit  vom  ersten  Semper'schcn  Dresdner 
bäude  für  Kunst,  Wissenschaft  und  Unterricht  unter  Hofthealer.  Einem  durch  seine  Wandlungsfähigkeit  be- 
den  öffentlichen  Gebäuden  Düsseldorfs  einnimmt,   mcrkenswertenBau,  dem  Apollo-Theater  vonvotnEndt, 


läßt  schon  die  Aufzählung  dieser  Gebäude  erkennen:  Der 
Kunstpalast,  die  Kunstballe,  das  historische  Museum,  das 
Kunstgewerbemuseum,  die  städt.  Sternwarte,  die  kgl.  Kunst- 
akademie,die  Kunstgcwcrbcschule. die  höheren  Schulen  und 
die  Volksschulen.  Eine  stattliche  Keihe  für  eine  Provinzial- 
stadL  Der  Kunstpalast  ist  von  Reg.-Bmstr.  C.  Gabriel 
beschrieben.  Er  wurde  von  A.  Bender  und  E.  Rück- 
g  a  u  c  r  entworfen  und  von  letzterem  ausgeführt,  und  von  uns 
bereits  in  Jahrg.  1903  S.  141  abgebildet  Die  Kunsthalle, 
von  Arch.  R  Prack  beschrieben,  ist  in  ihrem  ersten  Teil 
ein  Werk  der  Arch.  Giese  &  Weidner  in  Dresden;  sie 
hat  1903  nach  den  Entwürfen  Schills  eine  Erweiterung 
erfahren.  Das  historische  Museum,  beschrieben  von 
StadtbrL  Weigell,  ist  eine  städtische  Gründung  aus  dem 


haben  wir  in  Jahrg.  1899,  S.  653  Darstellung  und  Beschrei- 
bung gewidmet  Die  städt.  Tonhalle  erwuchs  aus  kleine- 
ren Anfängen  zu  der  heutigen  stattlichen  Gebäudegruppe. 
Ein  weltbekanntes  Haus  ist  das  des  Künstlervereins  „Mal- 
kasten". Mit  Recht  sagt  unser  Werk:  „Wohl  wenige  ge- 
schlossene Gesellschaften  dürften  in  der  glücklichen  I-agc 
sein,  über  ein  gleich  umfangreiches  und  prächtiges  Heim 
verfügen  zu  können,  wie  der  Malkasten."  Auch  das  Haus 
der  .Düsseldorfer  Bürgergescllschaft*  (von  L 
v.  Abbema),  im  Stile  der  rheinischen  Gotik  gehalten,  ist 
ein  stattliches  Vereinshaus.  Unter  den  Gast-,  Kaffee-  und 
Bierhäusern,  nach  der  Darstellung  des  gleichen  Verfassers, 
befinden  sich  gleichfalls  eine  Keihe  schöner  Anlagen,  wie  das 
Park-Hotel  von  Kayser  &  v.  Groszheim  und  Wöhler, 


Jahre  1874;  als  Gebäude  nicht  von  Belang.    Weitaus  be-   das  geplante  Wirtschaftsgebäude  im  Volksgarten  von 


deutender  ist  das  von  Arch.  W.  Zaiscr  dargestellte  Kunst- 
gewerbemuseum. Es  wurde  1893—96  nach  einem  Ent- 
würfe Heckers  zunächst  als  ein  Teilbau  errichtet  und  zeigt 
die  Formen  der  deutschen  Renaissance.  Ein  Erweiterungs- 
bau wird  von  ßrt.  Kadke  bearbeitet;  er  -soll  neben  Samm- 
lungen des  Museums  noch  die  städt.  Bibliothek  aufnehmen. 
Die  Kunstakademie  schildert  Brt.  Bongard.  Sie  wurde 


Fuchs,  das  Wirtschaftsgebäude  int  Zoologischen 
Garten  von  Klein  Sc  Dörschel  in  Düsseldorf.  Unge- 
mein mannigfaltig  sind  die  Geschäftshäuser  und  Banken, 
von  Fuchs,  Mühlenkamp  und  Schieb  beschrieben,  so- 
wie namentlich  die  Wohnhäuser  (Darstellung  von  Wöhle r). 
Das  Geschäftshaus  zeigt  die  ganze  Entwicklungsreihe  vom 
umgebauten  Wohnhause  bis  zum  Kauf-  und  Warenhausc. 


nach  den  Entwürfen  Riffarts  als  ein  langgestreckter  In  den  Geschäftshäusern  tritt  die  moderne  Richtung  in 

Monumentalbau  im  Stile  der  italienischen  Renaissance  er-  einen  erfolgreichen  Wettbewerb  mit  der  Ueberlieferung. 

baut  und  hat  in  Anlage  und  Aufbau  viel  Aehnlichkcit  mit  Bemerkenswerte  Bildungen  zeigen  sich  in  den  Häusern 
der  Kunstakademie  in  München.    In  der  Gruppe  der 


höheren  Schulen,  die  Arch.  Berns  beschreibt,  sind  es 
der  Neubau  des  kgl.  Gymnasiums  und  der  Bau  der 
Realschule  an  der  Scharnhorststraßc,  die  durch  ihre 
eigenartige  und  charakteristische  Architektur  besonders 
auffallen;  es  sind  bemerkenswerte  Werke  des  Hrn.  Stadt- 
Brt.  Radke.  An  ihnen  ist  mit  Glück  und  Erfolg  versucht, 
den  Kasernenstil  der  Schulen  zugunsten  einer  ansprechen- 
den Gruppierung  zu  verlassen.  Das  Gleiche  läßt  sich  auch 
von  einzelnen  der  Volksschulen  sagen,  deren  Darstellung 
sich  Hr.  Arch.  Mühlenkamp  widmete. 

Aus  der  Gruppe  der  Gebäude  für  Krankenpflege  und 
öffentliche  Wohlfahrt  ragt  zunächst  die  großartige  Anlage 
des  allgcm  städt.  Krankenhauses  heraus,  die  vom 


uv^icui  «u^        CHi£CLUduicn   uiiu  uiiuaui  nuiu  iiircr  ^aux-  ucs  iirucucr?>iauucs  zu  »uiiaiivii .    un;  v< 

liehen  Vollendung  987  Betten.  Von  den  IWinzial  -  Heil-  n  ungsstiftung  und  der  Spar-  und  Bauvercin.  W< 

und  Pflcgcanstaltcn  ist  die  in  unmittelbarer  Nähe  von  größere  Ansprüche  hat,  findet  in  der  Woker'schcn  Ville 
Düsseldorf  licgei 


Wcbrhahn  21,  Schadowstraße  31—33.  Schadowstraßc  47, 
die  sämtlich  den  Architekten  P.  P.  Fuchs  zum  künstle- 
rischen Urheber  haben. 

Das  moderne  Wohnhaus  knüpft  an  eine  Periode  der 
Alleinherrschaft  des  Einfamilienhauses,  die  leider  dahin- 
gegangen ist,  an.  Die  abgeschlossene  Etage  war  in  Düsseldorf 
noch  im  Jahre  1890  eine  Seltenheit.  Die  neueste  Zeit  aber 
hat  das  Etagenhaus  für  sechs  und  mehr  Familien  gebracht. 
Das  rheinische  Dreifensterwohnhaus,  das  später  in  ein 
Vierfensterhaus  überging,  brachte,  so  angenehm  es  an 
sich  war,  wenig  verschiedenartige  Losungen.  Am  Anfang 
der  modernen  Entwicklung  nun  steht  der  Kl  ein  Woh- 
nungsbau, in  erster  Linie  der  der  Stadt  Düsseldorf  selbst. 
Außerdem  haben  sich  zwei  gemeinnützige  Anstalten  die 
städt  Hochbauamte  unter  Radke  entworfen  wurde    Sie    Aufgabe  gestellt,  gute  und  gesunde  Wohnungen  für  Familien 
besteht  aus  27  Einzelbauten  und  umfaßt  nach  ihrer  ganz-   des  Arbeile rstandes  zu  schaffen:  die  Adcrssche  Wöh- 
ler 

größere  Ansprüche  hat,  findet  in  der  Woker'schcn  Villen- 
Kolonie  eine  Reihe  reizvoller  Einfamilienhäuser.  In  den 
übrigen  Stadlteilen  zerstreut  verdienen  eine  Anzahl  inter- 
essanter Ausführungen  hervorgehoben  zu  werden.  Be- 
merkenswert durch  seine  knappe  Grundrißlösung  ist  das 
Haus  HumboldtStr.  15  von  Kayser  &  von  Groszheim 
in  Berlin  und  Wöhler  in  Düsseldorf;  sympathisch  durch 
seine  schlichte  I  lallung  Ehren -Str.  14  von  Schneider; 
durch  ihre  stilistische  Haltung  die  Häuser  der  Parkslraöe 
von  Jacobs  Wehling.  Ein  eigenartiges  Werk  ist  das 
Haus  Sternstr.  13  von  Baur.  Im  reicheren  Einfamilicn- 
hause  sind  es  meist  Kayser  \  von  Groszheim  und 
Wöhler,  die  namentlich  durch  ihre  Grundrißlösung  höchst 
interessante  Werke  geschaffen  haben;  es  seien  genannt 
die  Häuser  Bahnstr.  22,  Jägcrhof-Str.  7,  Bleichstr.  16  usw. 
In  dem  Hause  Kanal-Str.  5  hat  Schneider  den  mit  An- 
erkennung zu  begrüßenden  Versuch  gemacht,  zur  Ge- 
winnung einer  schönen  Straßenansicht  den  mittleren  Teil 
des  Hauses  zurückzulegen.  Der  offene  Vorhof  erinnert 
an  die  westfälischen  Aoclssitzc  in  Münster;  in  der  Grund- 
rißlösung ergab  sich  eine  groß  angelegte  Raumfolge.  Auch 
Hofgartenstr.  1  u.  10,  wieder  von  Kayser  iV  von  Grosz- 
heim und  Wöhler  zeigen  alle  die  Vorzüge  einer  auf  das 
Findigste  ausgenutzten  Grundrißlosung.  Auch  englische 
Kunst  ist  in  dem  Hause  Grafenbcrger  Chaussee  116  durch 
Harrison  Townsend  vertreten.  Eine  reichere,  groß- 
räumige Anlage  ist  Haus  Oeder  von  Jacobs  &  Webling. 

Das  vornehme  Einfamilienhaus,  wie  es  die  angeführten 
Beispiele  darstellen,  ist  glücklicherweise  einstweilen  noch 


„ende  Anstalt  Grafenberg  nach  größeren 
Gesichtspunkten  angelegt.  Neben  ihr  kommt  namentlich 
die  zwischen  Köln  und  Düsseldorf  gelegene  Anstalt  Galk- 
hausen  inbetracht.  Es  ist,  wie  I.andcsbrt  Ostrop  schreibt, 
bei  diesen  Anlagen  das  bis  dahin  übliche  System  der  ge- 
schlossenen Anstalten,  das  mit  seinen  Korridor-Anordnun- 
gen, vergitterten  Fenstern,  durch  Mauern  eingeschlossenen 
Höfen  den  Kranken  eine  freie  Bewegung  nicht  gestattet, 
verlassen  und  das  System  der  „offenen  Tür"  zur  An- 
wendung gebracht,  das  auf  einem  größeren  landwirtschaft- 
lichen Anwesen  eine  mit  allen  neueren  Einrichtungen 
eines  Krankenhauses  versehene  Zentralansiall  mit  freien 
kolonialen  Abteilungen  vereinigt,  die  Beschäftigung  der 
Kranken  im  landwirtschaftlichen  und  gärtnerischen  Be- 
triebe als  Heilfaktor  ausgiebig  anwendet,  auf  jede  Ver- 
gitterung der  Fenster  und  L'mniauerung  der  Gärten  und 
Höfe  verzichtet  und  den  Kranken  eine  möglichst  geringe 
Beschränkung  ihrer  Bewegungsfreiheit  gewährt.  Als  eine 
solche  Anstalt  ist  namentlich  die  Irrenanstalt  Galkhausen 
gedacht,  die  eine  Fläche  von  nohl  hat,  davon  •fi1"  Acker- 
land, 45  Wald  und  der  Rest  Wiesen,  Wege  und  Park- 
anlagen. Auf  diesem  Gelände  sind  die  Gebäude  zwanglos 
verteilt  Auch  die  Badeanstalten  sowie  der  Schlacht-  und 
Viehhof  (von  Fettweis  und  Wessing  beschrieben),  zeu- 
gen von  dem  Bestreben,  der  Bevölkerung  Düsseldorfs  die 
Ergebnisse  der  modernen  Wohlfahrtspflege  in  vollem  Um- 
fang zuteil  werden  zu  lassen 

In  der  Gruppe  der  Theater,  Konzert-  und  Vereins 


häu-er,  die  Hrn.  II.  vom  Endt  zum  Verfasser  hat,  inter-  das  herrschende  Wohiisyslcm  in  Düsseldorf.  Miethäuser  mit 
essiert  das  Giesc'schc  Stadltheater  durch  seine  künstle-   mehreren  herrschaftlichen  Wohnungen  sind  in  Düsseldorf 


45Ö 


No.  73 

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erst  seit  den  letzten  10  Jahren  in  nennenswerter  Zahl  gebaut 
worden.  Vorwiegend  iiegen  diese  Ausführungen  aber  noch 
in  den  I  Unden  von  Unternehmern,  die  meist  nicht  den  Ge- 
samtentwurf von  einem  Architekten  bearbeiten  lassen,  son- 
dern sich  daran  genügen  lassen,  den  Architekten  mit  der 
Anfertigung  einer  Fassadenzeiehnung  zu  betrauen  und  im 
Übrigen  jeden  ge>chulten  technischen  Beirat  verschmähen. 
Also  auch  hier  das  alte  Lied.  Auch  hier  liegen  die  bedeutend- 
sten Aufgaben  in  den  I  landen  des  Unternehmertums,  welches 
die  Kunst  als  eine  unerwünschte  Schmälerung  des  Ertrag- 
nisses betrachtet.  Glücklicherweise  ist  dem  durch  die  Zu- 
nahme des  Einfamilienhauses  ein  Damm  entgegengesetzt.  - 

In  etwas  knapperer  Form  sind  die  Ingenieurbauten 
behandelt.  Die  Rhcinstrom  -  Bauarbeiten  auf  der 
Strecke  Köln-  Düsseldorf- Ruhrort,  die  Rheinbrücke, 
die  Staatseisenbahn  -  Anlagen,  die  Straßen-  und 
Kleinbahnen,  die  Kanalisation,  der  Straßenbau, 
die  stadt.  Wasser-,  Gas-  u.  Elektrizitätswerke  bilden 
die  wichtigsten  Unterabteilungen  dieses  Abschnittes. 

Bei  Beschreibung  der  Rheinstrom-Bauarbcitcn, 
die  von  Hrn.  Stadtbmstr.  G.  Tharandt  geliefert  ist,  ist 
die  Abhandlung  von  Beyerhaus,  „Der  Rhein  von  Straß- 
burg  bis  zur  holländischen  Grenze",  benutzt,  die  gelegent- 
lich des  internationalen  Schiffahrt* Kongresses  in  Düssel- 
dorf 190a  erschien.  Die  Darstellung  beschrankt  sich  nicht 
auf  die  Rheinstrecke  bei  IHlsseldorf  selbst,  sondern  die 
ober-  und  unterhalb  gelegenen  Strecken  bis  Köln  bezw. 
Ruhrort  sind  hinzugezogen  worden,  um  ein  zusammen- 
hängendes Bild  von  der  Art,  Bedeutung  und  Wirkung  der 
seit  1851  durch  die  Kheinstrom-Bauvcrwaltung  eingeleite- 
ten und  seitdem  durchgeführten  Korrektionsarbeilcn  geben 
zu  können.  Für  den  Erfolg  dieser  Arbeiten,  die  in  der 
Sicherung  der  Ufer  gegen  Abbruch,  in  Vertiefung  der 
Sohle  durch  Baggerung  und  in  Herstellung  von  Bauten 
zur  Erhaltung  der  gewonnenen  Tiefe  bestehen,  spricht 
am  deutlichsten  die  Tatsache,  daß  auf  der  genannten  Strecke 
bei  einem  Wasserstande  von  +1,50«»  am  Pegel  zu  Köln, 
die  Fahrwasscriiefe  von  1,52  m  im  Jahre  1839  jetzt  überall 
auf  31»  gebracht  worden  ist,  während  feste,  hohe  Ufer 
den  Strom  auch  bei  Hochwasser  in  ein  kaum  verrück- 
bares  Bett  zwingen,  sodaß  sich  die  Bebauung  der  Ufer 
ohne  Gefahr  bis  an  den  Strom  heranziehen  kann.  Eine 
Zeit  lang  drohten  diese  Korrektionsarbeiten  für  Düsseldorf 
zu  einer  großen  Gefahr  zu  werden  und  diese  Siadt  vom 
Durchgangsverkehr  des  Rheines  auszuschließen,  als  man 
einen  Durchstich  von  I  leerdt  oberhalb  Düsseldorf  nach 
Büderich  unterhalb  der  Stadt  plante.  Düsseldorf  wäre 
dadurch  von  dem  lebendigen  Strom  an  einen  toten  Arm 
desselben  verbannt,  seine  Entwicklung  in  tief  ein- 
schneidender Weise  beeinflußt  worden. 

Diese  Gefahr  ist  an  Düsseldorf  glücklich  vorüberge- 
gangen und  die  Stadt  hat,  wenn  auch  nach  längcrem, 
z.  1.  durch  die  Verhältnisse  bedingtem  Zögern  es  ver- 
standen, in  tatkräftiger  Weise  die  Vorteile  in  vollem  VlaUc 
ausnutzen,  die  ihr  die  Lage  am  Rheinstrom  bot.  Die 
Hafen-  und  Werftanlagen  der  Stadt,  denen  wiederum 
G.  Tharandt  einen  besonderen  Abschnitt  widmet,  legen 
hierfür  ein  glänzendes  Zeugnis  ab.  Zur  Anlage  eines  ge- 
sicherten Hafens  bot  die  oberhalb  gelegene,  von  einer 
Rhcinschleife  umfaßte,  ausgedehnte  Niederung  günstigste 
Gelegenheit.  Im  Jahre  1896  konnte  die  aus  4  Becken  be- 
stehende, mit  einem  Kostenaufwande  von  10  Mill.  M.  an- 
gelegte Hafenanlage,  die  imganzen  80  h»,  50 0  und  23,5  h« 
Wasserfläche  umfaßt  und  in  reichlicher  Weise  mit  Kranen 
und  Lagerhäusern  ausgestattet  ist,  dem  Betrieb  Obergeben 
werden.  Der  Verkehr,  der  in  dem  alten  aus  Napolconi- 
scher  Zeit  stammenden  Sicherheilshafen  unterhalb  der 
Stadt  150  000 1  jährlich  nicht  überschritt,  stieg  schon  im 
Eröffnungsjahr  auf  398  000 '  und  betrug  im  vergangenen 
Jahre  835  000  >.  Die  Ausnutzung  des  Hafens  ist  daher 
bereits  eine  solche,  daß  sich  die  Stadtverwaltung  zu  einer 
bedeutenden  Erweiterung  entschlossen  hat,  die  möglichst 
noch  in  diesem  Jahr  in  Angriff  genommen  werden  soll. 
Der  Lageplan  S.  456  läßt  diese  Erweiterung  erkennen, 
die  in  einem  rd.  1000  m  langen  Becken  mit  60  bezw.  100  m 
breiter  Sohle  und  90m  breiter  Einfahrt  besteht.  Das  Becken 
vermehrt  die  Wasserfläche  des  Hafens  um  17,5  hi,  die  Ge- 
samtfläche um  56.8  h«.    Baukosten:  6,5  Mill.  M. 

Neben  der  Schaffung  eines  geschützten  Hafens  hat 
sich  die  Stadtgemeinde  aber  auch  die  zeitgemäße  Ausge- 
staltung des  am  freien  Strom  liegenden  Ufers  zu  Schiff- 
fahrtszwecken nicht  entgehen  lassen,  nachdem  für  die  alten 
Anlagen  zunächst  Ersatz  im  neuen  Hafen  geschaffen  war. 
So  entstand  in  der  ganzen  Ausdehnung  der  Stadt  die 
Rheinwerft,  zunächst  diejenige  von  der  Rhcinbrücke 
aufwärts  von  rd.  855 m  Länge,  dann  im  Zusammenhang 
mit  den  Arbeiten  für  die  Industrie-  und  Gewerbe-Aus- 
stellung von  1902  die  Ausführung  und  der  Ausbau  der 

10.  September  1904. 


sogen.  Golzheimer  Insel  unterhalb  der  Brücke.  Die  Stadl 
hat  lur  diese  Anlage,  die  nicht  nur  durch  die  unteren 
tiefliegenden,  mit  Kranen  und  Gleisen  ausgestalteten  Ufer- 
straßen dem  Ladeverkehr  dient,  sondern  durch  die  hoch- 
gelegenen Uferstraßen  zugleich  ein  wichtiges  Bollwerk  der 
Stadt  gegen  die  Hochfluten  des  Rheines  bildet,  4.5  Mill.  M. 
ausgegeben.  Sie  hat  es  aber  auch  verstanden,  diese  Nütz- 
lichkeitsanlagc  in  wirkungsvoller  und  schöner  Weise  aus- 
zugestalten, sodaß  die  hochgelegene  Uferstraße  zu  einer 
Prunkslraße  wird,  ein  würdiger  Abschluß  der  Stadt  nach 
der  Rhcinscite. 

Ein  wichtiges  Glied  in  der  Entwicklung  Düsseldorfs 
bildet  der  Bau  der  festen  Rheinbrücke,  die  1898  dem 
Verkehr  übergeben  werden  konnte  und  ohne  die  aus- 
gedehnten Rampenanlagcn  einen  Kostenaufwand  von 
3,8  Mill.  M.  erfordert  hat.  Sic  trat  anstelle  einer  1839 
errichteten  Schiffbrücke.  Neben  anderen  Ursachen  hatte 
die  Kostenfrage  die  Entscheidung  Ober  den  Bau  so  lange 
verzögert.  Da  der  Staat  grundsätzlich  eine  Beteiligung 
ablehnte,  wurde  der  Plan  erst  durch  die  1894  erfolgte 
Bildung  der  „Rheinischen  Bahngesellschaff  er- 
möglicht, deren  Ziel  die  Errichtung  einer  festen  Straßen- 
Brücke  und  der  Bau  einer  Kleinbahn  nach  Krefeld  war. 
Die  Brücke  überschreitet  den  Rhein  mit  2  Oeffnungen 
von  je  190,50  m  Spw.  von  Mitte  zu  Mitte  Pfeiler,  an  die 
sich  am  rechten  Ufer  eine  Ueberbrückung  der  Rhein- 
werft von  rd.  60  n»  I.ichtweitc  anschließt,  während  am 
linken  Ufer  3  Flutftffnungcn  von  rd.  63,  57,  51  *■  den  Ab- 
schluß bilden.  Die  kleinen  Oeffnungen  sind  mit  unter 
der  Fahrbahn  liegenden  Bögen  mit  Kämpfergelcnkcn,  die 
beiden  großen  Stromöffnungen  mit  im  wesentlichen  über 
der  Fahrbahn  liegenden  Bögen,  ebenfalls  mit  Kämpfer- 
gelcnkcn überbrückt,  nach  Art  der  Bonner  Rheinbrücke. 
Die  Brücke  ist  mit  reichen  Endportalen  und  e  nem  von 
einem  Löwen  gekrönten  Aufbau  auf  dem  Mittelpfcilcr 
ausgestattet  (S.  4561.  Durch  die  im  Schiffahrtsinteresse 
erforderliche  Zweiteilung  der  StrombrOcke  wird  die  Gc- 
i-amterscheinung  des  Bauwerkes  aber  sehr  beeinträchtigt. 
Konstruktion  und  Ausführung  werden  unter  Beigabe  von 
Abbildungen  durch  Reg. -  Baumeister  Geiß  besprochen. 
Sonstige  brücken  von  Bedeutung  hat  die  Stadt  nicht  auf- 
zuweisen, jedoch  haben  die  Dusselarme  und  Zierkanäle, 
welche  die  Stadt  durchschneiden,  mehrfach  Gelegenheit 
zur  Herstellung  kleinerer  Parkbrücken  gegeben. 

Die  Staatsciscnbahn- Anlagen  werden  von  Rcg.- 
u.  Brt.  W.  Platt  besprochen,  Sie  sind  mit  den  Jahren 
1885  anfangend,  nach  Verstaatlichung  der  Küln-Mindencr 
und  der  Rheinischen  Balm  grundlegend  umgestaltet  worden, 
indem  die  bisher  getrennten  Linien  in  einen  Hauptbahn- 
hof  eingeführt  wurden,  an  welchen  der  Südbahnhof  (Bilk) 
und  der  Nordbahnhof  (Derendorf)  in  bequemer  Weise 
angeschlossen  sind.  Der  Güterverkehr  ist  vom  Personen- 
verkehr möglichst  getrennt  und  im  wesentlichen  auf  den 
Bahnhof  Derendorf  verwiesen.  Die  neuen  Eisenbahn- 
an lagen  umfassen  die  Stadt  im  Süden  und  Osten  im 
weiten  Bogen.  Bis  auf  2  Stellen  konnten  alle  Planübcr- 
gänge  beseitigt  werden  und  ein  neues  weites  Gebiet 
wurde  der  Bebauung  erschlossen.  Seitdem  haben  die 
Bahnanlagen  noch  einige  Umgestaltungen  und  Erweite- 
rungen erfahren,  zu  denen  z.  T.  die  Ausstellung  190a 
die  letzte  Veranlassung  gab.  Es  gilt  dies  namentlich 
von  einem  Umbau  des  Hauptbahnhofes  durch  Herstellung 
unmittelbarer  Zugänge  zu  allen  Bahnsteigen  unter  Vermei- 
dung derGleisübcrschreitung.  Die  Bedeutung  des  Eisenbahn- 
verkehrs in  Düsseldorf  geht  aus  den  folgenden,  den  Ver- 
kehr an  Wochentagen  auf  dem  Hauptbahnhof  betreffen- 
den Angaben  hervor.  Es  kommen  während  24  Stunden 
auf  diesem  an  und  gehen  wieder  ab  51  Schnellzüge  und 
109  bezw.  10a  Personenzüge.  Außerdem  wird  der  Haupt- 
bahnhof taglich  noch  von  24  Eilgüter-,  Vieh-  und  Fern- 
güterzügen  berührt. 

Das  städtische  Straßenbahnnetz,  das  elektrisch 
betrieben  wird,  umfaßt  80,1  kai  Doppelgleise.  Es  wurden 
auf  demselben  1900  über  14  Mill.  Personen  befördert. 
Die  Anlagen  gehören  der  Stadtgemeinde,  die  1892  die 
seit  1877  von  einer  belgischen  Gesellschaft  betriebene 
Pferdebahn  ankaufte  und  das  Gleisnetz  bis  1898  auf  .15  kln 
Betriebslänge  ausbaute.  Im  Jahre  1899  erfolgte  dann  die 
Umwandlung  zum  elektrischen  Betrieb  und  der  Anschluß 
einiger  Vororte  an  das  städtische  Straßennetz.  l»«-n  Strom 
liefert  das  1891  geschaffene  städü-chc  Elcktrizilätswrrfc- 

Dcm  städtischen  Verkehr  mit  den  Vororten  und  Nach- 
barorten dienen  in  vorzüglicher  Weise  außerdem  die  Linien 
der  Rheinischen  Bahngcsellschaft,  der  Bergischen 
Klcinbahngescllschaft  nnd  der  Düsseldorf-Duis- 
burger Kleinbahn.  Im  Jahre  1902  wurden  von  den 
städtischen  Straßenbahnen  allein  Über  23  Mill.  Personen 
befördert,  von  den  Gesellschaften  Ober  6  Millionen.  Sie 
spielen  also  im  Verkehrslcbcn  der  Stadt  eine  wichtige 

459 

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Rolle.  Auch  bei  den  Bauten  dieser  Verkchrsanlagen  macht 
sich  (überall  das  Bestreben  geltend,  die  Nutzbauten  in  ge- 
fällige Formen  zu  kleiden. 

Ein  umfangreicherer  Abschnitt  Ist  der  Kanalisation 
Düsseldorfs  vom  Beigeordneten  Stadtbrt  C.Geusen  und 
Ob.-Ing.  E.  Lisner  gewidmet.  Die  systematische  Kana- 
lisation ist  1882  unter  dem  froheren  Stadtbrt  Frings  in 
Angriff  genommen  worden.  Sic  sah  die  gemeinsame  Ab- 
fahrung von  Regen-  und  Gebrauchswasser  sowie  der 
menschlichen  Abiallstoffe  vor.  Die  Einführung  letzterer 
unterblieb  jedoch  zunächst,  da  die  Stadtgemeindc  sich 
nicht  zur  Ausführung  einer  von  der  Aufsichtsbehörde  ver- 
langten Kläranlage  verstehen  wollte.  Eine  solche  Anlage 
wurde  jedoch  inzwischen  erbaut  und  es  findet  nun,  ab- 
gesehen von  einem  kleinen  Teile  des  Stadtgebietes  bei 
Grafenberg,  wo  das  Trennsystem  durchgeführt  ist,  die 
gemeinsame  Abfahrung  der  Abfallstoffe  durch  die  Kanäle 
statt.  Das  Kanalsystem  zerfällt  in  ein  oberes  und  ein 
unteres  Netz,  entsprechend  der  verschiedenen  Höhenlage 
der  Stadt.  Das  untere  muß  bei  höheren  Rheinwasser- 
ständen gegen  den  Strom  abgesperrt  und  durch  Pumpen 
entleert  werden.  Die  Anlage  von  Regenauslässen  für 
das  obere  Svstem  begegnete  einigen  Schwierigkeiten. 
Die  Kanäle  sind  fQr  die  kleineren  Profile  in  Steinzeug, 
für  die  größeren  gemauert  hergestellt.  Die  Hauptsammei- 
und  Auslaß-Kanäle  wurden  in  Stampfbeton  mit  Mauer- 
wcrkausklcidung  ausgeführt. 

Einen  interessanten  Teil  dieses  Abschnittes  bildet 
die  Kanalwasser-Reinigungsanlage,  auf  die  wir 
später  in  einer  besonderen  Mitteilung  noch  näher  zurück- 
kommen werden.  Nach  den  Wasscrtührungsvcrhältnisscn 
des  Rheines  schien  es  nur  erforderlich,  die  größeren 
Schmutzstoffe  vom  Rhein  fernzuhalten.  Die  Reinigung  ist 
also  nur  eine  mechanische  mit  Rechen  und  Sandfang.  Die 
Anlage  reicht  in  ihrer  jetzigen  Form  für  400000  Seelen 
aus  und  ist  leicht  erweiterungsfähig.  Bisher  ist  aber  nur 
ein  Gebiet  von  300 000  Einwohnern  an  die  Kanalisation 
angeschlossen.  Die  bisher  aufgewendeten  Gesamtkosten 
betragen  12  Mill.  M.,  von  denen  jedoch  4  Millionen  durch 
Anlicgerbeiträgc  wieder  aufgebracht  sind. 

In  dem  Abschnitt  Straßenbau  von  Stadtbmstr. 
Tharandt  wird  der  Bau  und  die  Unterhaltung  der  Straßen, 
die  Unterbringung  der  Anlagen  des  städt.  Versorgungs- 
netzes und  die  Straßenteilung  besprochen.  Die  Ausbildung 
der  Asphaltstraßen  mit  eingelegten  Straßcnbatingleiscn*) 
läßt  die  große  Aufmerksamkeit  erkennen,  mit  welcher  die 
Bauverwaltung  die  schwierige  Aufgabe  behandelt  hat, 
eine  unverrückbare  Lage  der  Schienen  zu  sichern,  die 
Vorbedingung  für  eine  gute  Erhaltung  der  Straßendecke. 
Unter  den  Straßen-Querschnitten  fallen  verschiedene  durch 
ihre  stattliche  Breite  bis  zu  45  <■>,  durch  reiche  Gliederung 
und  schöne  Baumalleen  auf.  Schon  von  den  älteren  Straßen 
sind  eine  Anzahl  als  Promenaden  und  Alleestraßen  ausge- 
bildet und  zeigen  jetzt  einen  prächtigen  Baumbestand.  Aber 
erst  bei  den  Straßen  der  äußeren  Stadtcrweitcrung  ist  bei 
einer  Breite  von  22  m  an  die  Bcpflanzung  die  Regel. 

Die  städtischen  Werke,  nämlich  da»  Wasserwerk, 
sowie  das  Gas-  und  Elektrizitätswerk  werden  von 
Ing.  Hüttig  behandelt.  Erstercs  besteht  seit  1870,  die  erste 
Anlage  des  stadlischen  Gaswerkes  geht  auf  das  Jahr  1866 
zurück,  während  die  Gasbeleuchtung  vorher  ein  Privat- 
unternchmen  war.  Das  Elektrizitätswerk  ist  189t  eröffnet 
worden.  Das  Wasserwerk  besitzt  4  Pumpwerke,  die  zu 
verschiedenen  Zeiten  angelegt,  in  interessanter  Weise  die 
Entwicklung  des  Maschinenbaues  in  den  letzten  30  Jahren 
erkennen  lassen,  da  die  alten  einfachen  Maschinen  von 
1870  neben  den  modernen  Pumpen  noch  heute  im  Betrieb 
stehen.  Das  Wasserwerk  liegt  etwa  I2k">  oberhalb  der 
Stadt,  «licht  am  Rhein,  und  schöpft  sein  Wasser  aus  dem 


Brief-  und  Fragekasten. 

Anfragen  an  den  Leserkreit. 

In  •reichen  SUdten  wurden  in  den  letzten  Jahren  Gebäude 
fftr  Kunst-  und  Bildersammlungen  ausgeführt?  — 

C,  &  M.  in  Karlsruhe. 
Fragebeanlwortnngen  aus  dem  Leserkreise. 

Zar  Anfrage  a  in  No.  59.  In  Basel  (Schweix)  befindet  tirh 
eine  den  lokalen  Verhältnissen  gut  angeptfile  unterirdische 
Bedürfnisanstalt  ll)r  Manner  und  Krauen  an  der  Trambahn- 
Wartehalle,  Stadt-Kasino.  Die  Einrichtung  ist  zweckentsprechend 
und  reinlich.  —  H. 

Zur  Anfrage  3  in  No.  69.  Es  empfiehlt  sich  fQr  Fabrik- 
gebäude, in  welchen  schwere  Ei*enkonstruktionen  bearbeitet  wer- 
den, ein  Hirnholz-Fufibodca  au«  Worfeln  von  la — 18cm  Hohe. 
Die  Holzklotze  werden  verbandartig  auf  eine  Unterlage  von  Beton 
gesetzt,  und  die  Fugen  nachher  mit  reinem  Zementmörtel  ausge- 
gossen. Die  Starke  der  Bctonunterlagc  ist  der  Hudeubeschaffenheit 
des  Celkndes  anzupassen.    Es  ist  darauf  zu  achten,  daf>  die  Klotze 

*)  lYI>cr  dleic  llcritelliuiic  halim  wii  kilri-ich  in  So.  61  berichtet 

460 


diesem  zufließenden  Grundwasserstrom,  bei  den  alteren 
Pumpstationen  aus  gemauerten  Flachbrunnen,  bei  der 
neuesten,  erst  1902  in  Betrieb  gesetzten  Anlage  aus  bis 
zu  einer  Tiefe  von  aß m  abgesenkten  Rolirbrunnen.  Das 
Wasser  wird  mittels  Druckleitung  dem  7300  cbm  fassenden 
Hochbehälter  auf  den  Höhen  bei  Grafenberg  zugeführt 
und  von  dort  über  die  ganze  Stadt  verteilt  Der  durch- 
»chnittlicheTagesverbrauch  stellte  sich  1901  auf  rd.24250cbn>. 

Das  städtische  Gaswerk  ist  1888  außerhalb  der  Stadt 
nach  Flingern  verlegt  worden,  nachdem  die  erste  Anlage 
von  1888  an  der  Grenze  ihrer  Leistungsfähigkeit  angelangt 
war.  Es  ist  in  zwei  von  einander  unabhängige  Betriebe 
zerlegt  und  lieferte  1902  03  rd.  10,0,  Mill.  ^m.  Die  höchste 
tägliche  Leistung  der  beiden  Betriebe  stellt  sich  auf  50 
bezw.  60000 r,,a>,  eine  Menge,  die  bereits  durch  den 
Höchstbedarf  im  Winter  erreicht  wird  und  daher  durch 
Erweiterungs- Anlagen  gesteigert  werden  muß.  Der  Bau 
einer  3.  Anlage  ist  bereits  begonnen. 

Trotzdem  die  Stadt  die  Besitzerin  dieses  Gaswerkes 
ist,  entschloß  sie  sich  doch  z ur  Anlage  eines  E  l  e  k  t  r  i  z  i  l  ä  t  s - 
Werkes,  und  trotzdem  diese  beiden  Anlagen  auf  dem 
Gebiete  der  Beleuchtung  sich  Konkurrenz  machen,  ist  die 
Stadt  dabei  sehr  wohl  gefahren.  Das  Elektrizitätswerk 
selbst  ist  außerhalb  der  Stadl  in  der  Nähe  des  Gaswerkes 
erbaut,  da  man  die  Stadt  nach  Möglichkeit  vor  rauchen- 
den Schloten  bewahren  wollte.  Zu  jener  Zeit  war  es 
die  erste  Anlage,  bei  welcher  die  Stromerzeugungsstätte 
entfernt  von  den  vcrbrauchsstcllen  angeordnet  wurde.  In 
der  Stadt  selbst  sind  3  Akkumulatoren-Stationen  zum  Aus- 
gleich der  Betriebsschwankungen  eingeschaltet,  sodaß  sich 
der  Maschinenbetrieb  der  Zentrale  sehr  einfach  und  gleich- 
mäßig gestaltet  Dieses  Leitungsnetz  arbeitet  mit  300  Volt 
Spannung.  Die  erste  Anlage  hat  inzwischen  erhebliche 
Erweiterungen  erfahren  müssen,  schon  allein  zu  ßcleuch- 
tungsz wecken,  da  die  Einwohnerzahl  seit  1891  bis  1903 
von  150000  auf  230000  stieg.  Insbesondere  erforderte 
aber  die  Einführung  des  elektrischen  Betriebes  der  Straßen- 
bahnen 1899  eine  wesentliche  Umgestaltung.  Eine  weitere 
Vergrößerung  fand  1901  statt  durch  Vermehrung  des  Ma- 
schinenparkes und  zwar  wurden  nunmehr  Drehstrom- 
Dynamomaschinen  aufgestellt,  während  die  alte  Anlage 
mit  Gleichstrom  arbeitet  Auch  diese  Erweiterung  reicht 
bald  nicht  mehr  aus. 

Mit  einem  kurzen,  ebenfalls  von  G.  Tharandt  bear- 
beiteten Abschnitt  über  das  städt  Feuerlöschwesen 
schließt  dieser  Abschnitt  des  Werkes. 

Ein  eigener  Abschnitt  ist  schließlich  von  Architekt 
H.  Salzmann  den  gewerblichen  Anlagen  Düssel- 
dorfs gewidmet,  in  denen  in  erster  Unie  die  Lebens- 
kraft der  Stadt  beruht.  Wir  müssen  es  uns  versagen, 
hier  auf  Einzelheiten  einzugehen.  Es  sind  vorwiegend 
Betriebe,  die  sich  mit  der  Verarbeitung  von  Eisen  und 
mit  Maschinenbau  beschäftigen  und  zumeist  sich  einen 
Namen  von  gutem  Klang  erworben  haben.  Wir  brauchen 
nur  Namen  zu  nennen  wie:  Mannesmann-Röhren- 
werke, Haniel  &  Lueg,  Düsseldorf  -  Ratinger 
Röhrenkesselfabrik  vorm.  Dürr  &  Ko.,  die  Eisen- 
konstruktionswerkstatt  von  Hein,  Lehmann  &  Ko.,  die 
Rheinische  Metallwaren-  und  Masch.-Fabrik  und 
andere  mehr.  Aber  auch  die  chemische  Industrie,  das 
Baugewerbe  usw.  sind  durch  eine  Reihe  von  Groß- 
betrieben gut  vertreten. 

Die  Kunstakademie  hat  auch  einige  bedeutende  Gra- 
phische Kunstanstaltcn  herangezogen.  Wir  nennen 
nur  R.  Brend'amour  &  Ko.  und  L.  Schwann.  In 
der  Anstalt  der  letztgenannten*  Firma  ist  das  vorliegende 
schöne  Werk  entstanden,  das  der  Düsseldorfer  Verein  den 
Teilnehmern  an  der  Wander- Versammlung  als  willkom- 
mene Festgabe  darbietet. 

alle  von  gleichmAfiiger  Hdhe  sind,  damit  Unebenheiten  in  der  Ober* 
fluche  des  Fußbodens  nicht  entstehen.  Der  aus  diesem  Material 
hergestellte  Futtboden  ist  sehr  haltbar  und  es  sind  Reparaturen  gAnz- 
lieh  ausgeschlossen;  auch  ist  derselbe  infolge  seiner  Struktur  außer- 
ordentlich geeignet  fQr  Arbeitsr&umc,  wo  sehr  empfindliche  Metall- 
tcile  verarbeitet  werden,  da  beim  Herunterfallen  von  Melallteilen 
eine  Beschädigung  derselben  fast  ausgeschlossen  ist.  -- 

O.  Wodke,  Bauirg.  in  Stettin. 
Der  von  der  Firma  .Isoliermittel-  und  Hygiena-FuBboden- 
Fabrik"  R.  Beck  &  Ko.  G.  m.  b.  H.  fabrizierte  fugenlose  Hygiena- 
FuBboden  hat  sich  sehr  gut  bewahrt,  wie  ich  aus  Erfahrung  weift. 
Derselbe  wird  in  verschiedenen  Härtegraden  hergestellt,  ist  fugen- 
los und  fuSwacm.  —  H  Jager,  Architekt  in  Stuttgart 

Inhalt:  Kiwubohnbrorke  tn  Su«ni>nx'ion  ob«  die  Hier  bei  Uutracb 
[Bsyr.  Scliw«brn|  .Schlgtt).    -   Uie  (•  r  ctbnl»**  der  V.-r*uch«lahrtrn  -Ici 
aU-  lnlt  (ül  elektrivhe  >.  hoellb.hm-i "  im   Hrib.l   iooj.  - 
„l>Ci>*eldorf  »nur  Bluten"  (ftliluBt  —  Hurt-  und  Krii.rk.MteD. 

Hierzu  eine  Doppelbildbeilage :  „Düsseldorf  u.  seine  Bauten". 

Verlag  der  Deutschen  Bauleitung,  G.  tu.  b.  it..  Berlin,  rar  dK  Hedakuaa 
vcraBtworü.  Albert  lUlaano,  Berlin.   Druck  von  Wub.  Grcva,  Berus. 

No.  73. 

Digitized  by  Go< 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

jB  XXXVIII.  JAHRG.  N°  74.  BERLIN,  DEN  14.  SEPT.  1904 


Die  Ergebnisse  der  Versuchsfahrten  der  „Studiengesellschaft  für  elektrische  Schnellbahnen" 

im  Herbst  1903.  ischiuu.i 


{jfjgVri  den  Versuchsfahrten  fiel  vor  allem  auf,  daB  die 
ISa  st'»rrndcn  Bewegungen  der  Wagen  trotz  der 
wesentlich  höheren  Geschwindigkeiten  sich  erheblich 
geringer  erwiesen,  als  im  gewöhnlichen  Sehnellzugsverkehr, 
daß  also  dcrl.auf  derSchncllbahnwagcn  ein  außerordentlich 
ruhiger  war.  Das  traf  allerdings  zunächst  nur  für  den  Wagen 
von  S.  &  Ii.  zu,  wahrend  derjenige  der  A.  E.  G.  anfangs  schon 
bei  Fahrgeschwindigkeiten  von  i6ok"vSt.  so  starke  seitliche 
Schwankungen  zeigte,  daß  die  Stromentnahme  zeitweilig 
unterbrochen  wurde.  Die 
Ursache  wurde,  da  die 
Wagen  selbst  völlig 
gleichartiggebaut  waren, 
in  der  nicht  gleichmäßi- 
gen Verteilung  der  Mas- 
sen —  seitliche  Anord- 
nung der  Transformato- 
ren vondcrWagenaclise 
und  Abweichung  des 
Schwerpunktes  von  Mo- 
tor und  Treibachse  —  ge- 
funden, aber  durch  eine 
sorgfältige  Ausgleichung 
derselben  durch  Gegen- 
gewichte völlig  behoben. 
Ks  wird  hierdurch  die 
schon  bekannte,  häufig 
aber  nicht  beachtete  Tat- 
sache bestätigt,  daß  zur 
Erzielung  eine*  ruhigen 
Laufes  im  Schnellbctricb 
eine  durchaus  gleichmä- 
ßige Belastung  der  Ach- 
sen angestrebt  werden 
muß.DafldcrruhigcGang 
nicht  allein  dem  starken 
Oberbau  und  der  sorg- 
faltig hergestellten  Glcis- 
lage  zu  verdanken  ist. 
beweisen  die  Versuche 
mit  einem  angehängten 
Schlafwagen  von  44,3' 
Gewicht,  3  dreiachsigen 
Drehgestellen  mit  Wie- 
ge und  3,5  m  Radstand 
bei  17  ■  Gesamt  •  Rad- 
stand, der  bei  180  »m 
so  stark  schlingerte, 
daß  die  Geschwindig- 
keiten ohne  Gefahr  nicht 
weiter  gesteigert  wer- 
den durften.  Die  Bau- 
art der  Schnellbahn- 
wagen, namentlich  die 
größere  Länge  der  Drehgestelle,  die  seitliche  Verschieb- 
lichkeit des  Mittelzapfens  und  die  Stützung  des  Wagen- 
kasten« nicht  allein  auf  dem  Mittrlzapfen,  sondern  auch 
auf  den  Seitenrahmen  des  Drehgestelles  (vergl.  Abbildg.  3 
in  No.  73)  tragt  zu  diesem  ruhigen  Gange  ganz  wesent- 
lich bei.  Bei  rascher  Einfahrt  in  die  scharfen  Kurven 
und  bei  Unregelmäßigkeiten  im  Gleis  in  gerader  Strecke 
treten  jedoch  auch  bei  den  Schnellbahnwagen  stoßweise 
Bewegungen  auf,  die  dadurch  entstehen,  daß  bei  gegen- 
seitiger Verschiebung  des  Drehgestelles  um!  des  W'n-en- 
kastens  dieser  schließlich  nach  Leberwindung  des  Wider- 
standes durch  die  Blattfeder  des  Mittelzapfens  plötzlich  in 
eine  neue  Lage  gebracht  wird.  Eine  weitere  Steigerung  der 
Geschwindigkeit  wird  diese  Bewegungen  verstärken,  sodaß 
im  Interesse  der  Sicherheit  schließlich  nicht  über  eine 
gewisse  (irenzc  hinausgegangen  werden  kann,  Bei  200 
bis  ato k">  Geschwindigkeit  erweisen  sich  diese  Bewe- 
gungen aber  noch  als  völlig  unbedenklich. 


Florentiner  Halle  im  K  unstgewe  1  be  -  M uwoin  in  DQssddorf. 
i\j>.  „Düsseldorf  und  seine  Bauten".  Kommission*- \ 'erlag  .0..  L  Schwann. 


Bei  den  Versuchen,  mit  verschiedenen  Beschleuni- 
gungen anzufahren  mit  dem  Ziele,  möglichst  rasch  die 
Höchstgeschwindigkeit  zu  erreichen,  war  man  abhängig 
von  der  für  die  Versuche  zur  Verfügung  stehenden  Kraft- 
quelle, die.  lediglich  zu  Beleuchtungszwccken  bestimmt, 
nicht  zu  sehr  überlastet  werden  durfte.  Von  Einfluß  waren 
auch  die  auf  der  Strecke  liegenden  Kurven,  die  mit  nicht 
mehr  als  160  km  Gcschw.  durchfahren  werden  durften.  Im 
Durchschnitt  betrug  die  Beschleunigung  0.15— 0,18  »/Sek. 

bis  zur  Erreichung  von 
aookm/Std.  Gcschw.,  der 
zugehörige  Anfahrtsweg 
9000  bis  10  000  ■.  Als 
Höchst-  Beschleunigung 
w  urden  0,35  "/Sek.  er- 
zielt. Kür  größeren  Sta- 
tt' ins- Abstand  erscheint 
die  oben  genannte  Be- 
schleunigung ausreich- 
end, bei  Vorortbetrieb 
mit  vielen,  dicht  liegen- 
den Haltestellen  wurde 
ila.;egen  der  Zeitverlust 
;cnüber  der  Gesamt- 
iahrzeit  schwer  ins  Ge- 
wichtfallen. Der  Bericht 
hält  es  jedoch  für  zwei- 
fellos, daß  mit  Stromcr- 
zcugungs-Maschinen.die 
ciuens  für  den  Bahn- 
betrieb erbaut  werden, 
I .  -schleunigungen  von 
S  '"/Sek.  erreicht  wer- 
den können. 

Mittels  der  Bremsen 
ließen  sich  bei  160  bis 
iBok"»;St.  Anfangs  -Ge- 
schwindigkeit auf  dem 
:/cn  Brems  weg  durch- 
ichnJttL  Verzögerun- 
gen von  0,8  0,9  "»/Sek. 
erreichen  und  zwar  bei 
rm  (icsamtbremsweg 
von  1300-1400"'.  DieVer- 
erung  sinkt  nach  eini- 
ger Zeit  nach  Einschal- 
tung der  Bremsen  in- 
folge des  abnehmenden 
Kcibungs-Koeffizicntcn, 
-11  steigt  dann  gegen 
Schluß  wieder,  da  der 
Reibungs-Koeffizient  mit 
abnehmender  Geschwin- 
digkeit wieder  wächst. 


Dem  Berichte  sind  Tabellen  beigegeben,  welche  hierüber 
nähere  Auskunft  geben.  Durchschnittlich  ergeben  sich  als 
Reibungsziffern  bei  160  170»™  St. —0,066,  bei  iook«/St. 
bis  0,061,  bei  5ok"».Sl — 0,084,  hei  iokn»/St.- - 0,13.  Der  aus- 
geübte Bremsdruck  ist  dabei  allerdings  nicht  ganz  gleich- 
mäßig, sondern  schwankte  zwischen  7oooound  1 48000 kc  Er 
sinkt  mit  der  abnehmenden  Geschwindigkeit.  Die  Brems- 
wege sind  entsprechend  den  hohen  Geschwindigkeiten, 
also  immerhin  recht  erhebliche.  Im  Kalle  der  Gefahr 
würde  sich  nach  Ansicht  des  Berichtes  die  Verzögerung 
aber  ohne  Bedenken  auf  1.5  m  Sek  erhohen,  der  Bremsweg 
bei  i8ok";St.  Anfangsgeschwindigkeit  auf  B30  m  sich  ver- 
ringern lassen.  In  Kngland  angestellte  Brenisversuche  mit 
der  Wcstinghouse  •  llochdrurkbrcmsc  haben  die  Möglich- 
lichkeit  der  Erzielung  so  hoher  Verzogerungen  erwiesen. 

Interessant  sind  die  Ergebnisse  Ober  den  Luft-  und 
Eigenwiderstand  der  Wagen.  Die  Messungen  des  Luft- 
druckes erfolgten  wie  früher  mittels  U-  förmig  gestalteter 


461 


Wasserröhren.  Die  nach  den  früheren  Versuchen  ge- 
fundene Formel:  p  =  0,005a  l'*,  worin  p  der  Luftdruck  auf 
eine  1  'im  große,  ebene,  zur  Fahrrichtung  senkrechte  Fläche 
bedeutet  und  V  die  Geschwindigkeit  in  km  St,  erwies  «ich 
auch  jetzt  als  zutreffend.  Der  Luftwiderstand  ist  also 
nicht  unerheblich  geringer,  als  man  bisher  anzunehmen 
geneigt  war.  Die  Formel  entspricht  übrigens  in  ihrem  Er- 
gebnis fast  genau  einer  von  Newton  angegebenen  Formel, 
welche  seitens  der  Artillerie  zur  Berechnung  des  Luft- 
widerstandes bei  Geschossen  benutzt  wird.  Der  Druck 
auf  die  zugeschärften  Spitzen  der  Wagen  zeigte  sich  am 
stärksten  an  diesen  selbst,  während  er  auf  auf  den  schrägen 
Seitenflächen  mehr  und  mehr  abnahm  und  am  Ende 
sich  sogar  eine  saugende  Wirkung  zeigte.  Der  Luftdruck 
auf  die  Seitenwände  der  Wagen  ist  verhältnismäßig  gering. 
Hier  spielt  der  Winddruck  die 
Hauptrolle.  An  der  Rückwand 
der  Wagen  konnten  überhaupt 
keine  wesentlichen  Aenderun- 
gen  des  l  )ruckes  nachgewiesen 
werden.  Die  vordere  Zuschär- 
fung  der  Wagen  verringerte 
den  Luftwiderstand  bei  2oobl 
Geschwindigkeit  um  8%. 

Der  Gesamtwiderstand  der 
Wagen  wurde  aus  einer  Reihe 
von  Auslaufversuchen  ermit- 
telt, indem  aus  den  auf  eine 
wagrechte  Strecke  zurückge- 
führten Geschwindigkeitskur- 
ven die  Verzögerungen  und 
aus  diesen  die  verzögernde 
Kraft,  d.  h.  der  Gesamtwider- 
stand  des  Wagens  bei  Ge- 
schwindigkeiten von  50 — sco*1" 
berechnet  wurden.  Der  Zug- 
widerstand ergab  sich  bei  6okni 
zu  rd.  400,  100  km  zu  rd.  700, 
150  ko>  zu  rd.  1300,  200  kB,,'St. 
Geschwindigkeit  zu  rd.  2100  ke 
bei  Wagen  mit  spitzem  Vor- 
bau, und  zwar  ziemlich  gleich- 
mäßig für  beide  Wagen.  Ohne 
spitzen  Vorbau  ergab  sich  der 
Widerstand  etwas  höher.  Die- 
ser Widerstand  umfaßt  sowohl 
den  Luftwiderstand,  wie  den 
Eigengewichts- Widerstand.  Zu 
einer  genauen  Trennung  der 
beiden  gaben  die  Versuche 
nicht  den  nötigen  sicheren  An- 
halt Es  sind  jedoch  auf  den 
Luftwiderstand  allein  bei  den 
Wagen  mit  spitzen  Vorbauten 
bei  50  kn»  etwa  tao,  100  k«  460, 
150 Vm  1030,  200  kn>  1830*1;  zu 
rechnen.  Der  Roll-  und  Rci- 
bungswiderstand  bei  93,5 '  Wa- 
gengewicht wächst  fast  gleich- 
mäßig von  200  kK  bei  50  k«> 
auf  3ookK  bei  aookni  Geschwin- 
digkeit. Der  Kraftverbrauch 
mit  Vorbauten  betrug  bei  50  km 
60,  bei  100 km  260,  bei  150 k™ 
720,  bei  300  km  1570  P.S  Der 
Kraftverbrauch  beim  Anfahren 
steigerte  sich  gegenüber  der- 
jenigen bei  der  Dauerfahrt  mit 
gleicher  Fahrgeschwindigkeit 
um  400—600  PS.  unter  der 
Voraussetzung  der  schon  er- 
wähnten durchschnittlichen 
Beschleunigung  von  0,15  bis 

0,1 8  "»Sek.  Bei  Anhängung  eines  6  achsigen  Schlafwagens 
wuchs  der  Kraftbedarf  bei  einer  Geschwindigkeit  von 
16a  km,St.  auf  1325  P  S  ,  wovon  rd.  210  RS.  auf  den  Schlaf- 
wagen entfallen,  bei  einer  solchen  von  17a  k">  auf  1540  P.S, 
davon  entfallen  aoo  I'  S.  für  den  Schlafwagen. 

Der  Wirkungsgrad  der  elektrischen  Einrichtungen  der 
Wagen  ergab  sich  aus  den  auf  das  sorgfältigste  vorge- 
nommenen genauen  elektrischen  Messungen  und  Berech- 
nungen zu  etwa  o.ti 

Die  Studiengesellsehaft  will  nun  ihre  Versuche  fort- 
setzen, einerseits,  um  das  einmal  geweckte  Interesse  für  den 
Schnellbahnbetrieb  wach  zu  halten  und  eine  Zentrale  für 
die  dahin  zielenden  Bestrebungen  zu  bilden,  anderseits, 
um  weitere  praktische  Erfahrungen  zu  sammeln,  nament- 
lich auch  über  die  Möglichkeit  der  Verwendung  einphasigen 
Drehstromes,  durch  dessen  Einführung  wesentliche  \  er- 

46a 


einfachungen  der  ganzen  Anlage  erzielt  würden.  Insbe- 
sondere hat  sieh  die  Studiengesellsehaft  die  Aufgabe  ge- 
stellt, auch  die  Wirtschaftlichkeit  des  Betriebes  gegenüber 
dem  Dampfbetrieb  durch  weitere  Versuche  nachzuweisen. 
Diese  Versuche  müssen  jedoch  aus  praktischen  Gründen 
für  einige  Zeit  ausgesetzt  werden 

Jedenfalls  haben  schon  die  bisherigen  Versuche  den 
Beweis  erbracht,  daB  es  möglich  ist,  auf  guten  Eisenbahn- 
gleisen unter  Benutzung  von  hochgespanntem  Wechsel- 
strom und  entsprechend  gebauten  Betriebsmitteln  die  bis- 
her nicht  gekannte  Geschwindigkeit  von  aookl"/St  ohne 
Gefährdung  der  Sicherheit  zu  erreichen. 

Von  Emfluss  sollen  diese  Versuchsfahrten  ferner  darauf 
sein,  daß  man  Oberall  bestrebt  ist,  die  Geschwindigkeiten 
bei  der  Personenbeförderung  zu  beschleunigen,  sodaU  aUo 


KricHrnskirchc  in  Düsseldorf.    Architekt:  Georg  Weide nbsrh  in  Leipzig- 
Aas:  „Düsseldorf  und  seine  Bauten".    Kotnmissions-Verlag  von  L  Schwann  in  Düsseldorf. 

schon  in  dieser  Hinsicht  allein  die  durch  die  Studienge- 
sellsehaft unternommenen  so  außerordentlich  dankens- 
werten Versuche  der  Allgemeinheit  zugute  kommen. 

Eine  ganze  Reihe  von  Schncllbahnlinien  sind  außer- 
dem im  Anschluß  an  das  Gelingen  der  Versuche  in  Vor- 
schlag gebracht.  Die  meiste  Aussicht  einer  Verwirklichung 
hat  wohl  der  Plan  einer  Schncllbahnvcrbindung  Berlin  — 
Hamburg,  für  welche  die  beiden  bei  den  Versuchen  be- 
teiligten Elektrizitäts-Gcscllschaflen  unter  Verwendung  der 
Ergebnisse  dicscrVersuche  eine  Denkschrift  mit  eingehen- 
der Kostenberechnung  ausgearbeitet  haben.  Wir  müssen 
uns  leider  versagen,  auf  diese  interessante  Arbeit  hier 
näher  einzugchen. 

Möge  der  praktische  Erfolg  der  von  der  Gesellschaft 
mit  Aufwendung  großer  Mittel  unternommenen  Versuche 
nicht  mehr  lange  ausbleiben!  — 


No.  74. 

j  by  Goo< 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 


Sitzungsbericht  der  XXXIII.  Abgeordneten-Versammlung  in  Düsseldorf  am  9.  und 

10.  September  1904. 

1.  Sltzungatag  am  9.  September  1904. 

ic  Verhandlungen  werden  durch  einige  Worte  der 
Vorsitzenden  eingeleitet,  der 
s  Amtes  waltet  und  die  Ver- 


Begrüßung durch  den 
zum  ersten  Male  seine 
Sammlung  bittet,  ihn  in  der  Ausübung  desselben  zu  unter- 
stützen. 

Der  Namensaufruf  ergibt  die  Anwesenheit  von  61  Ab- 
geordneten und  5  Vorstands- Mitgliedern  mit  zus.  108  Stim- 
men, es  fehlen  also  nur  9  Stimmen  an  der  vollzähligen 
Vertretung  aller  Vereine,  die  im  übrigen,  bis  auf  die  Arch.- 
und  Ing.-Y  ereine  zu  Oldenburg  und  Erfurt,  samtlich  Ver- 
treter entsandt  haben. 

Es  sind  anwesend  vom  Vorstande  5  Mitglieder  mit  je 
1  Stimme,  nämlich  die  Hrn.:  Neher,  Brt.,  I.  Vors.,  Bubcn- 
de  v,  Geh.  Brt.,  Wasserbaudir.,  II.  Vors ,  die  Beisitzer  Frhr. 
v.  Schmidt,  Prof.,  Haag,  Ing.,  Dir.,  der  Geschäftsführer 
Eiselen,  Reg.-Bmstr.  a.  D.  Der  Vertreter  des  Düssel- 
dorfer Vereins  Görz,  Landesbrt,  Reg.-  u.  Brt.  a.  D.,  ist 
verhindert 

Die  Vereine  sind  wie  folgt  vertreten: 

1  Architekten-Verein  zu  Berlin  mit  34  Stimmen 
durch  die  Hrn.:  Bürckner,  Brt.,  Cramer,  Brt., 
Crantz,  Geh.  Reg.-Rat,  I'rof.,  Hirte,  Reg.-Bmstr., 
Holland,  Hof-Bauinsp.,  Knoblauch,  Brt,  Körte, 
Reg.-Bmstr.,  I.auner,  Geh.  Ob.-Brt.,  Leschinski, 
Reg.-Bmstr.,  K.  Meier,  Stadtbauinsp,  Oehmcke, 
Reg.-  u  Brt  a.  D.,  Sarrazin,  Geh.  Ob-Brt 

2.  Württembergischer  Verein  für  Baukunde 
zu  Stuttgart  mit  4  Stimmen  durch  die  Hrn.: 
Pantle,  Bauinsp.,  Zügel,  Ob.-Brt. 

3.  Sächsischer  Ingenieur-  und  Architekten- 
Verein  zu  Dresden  mit  8  Stimmen  durch  die 
Hrn.:  Fleck,  Stadtbrt,  Lucas.  Brt,  Prof.,  Rachel, 
Fin-  u.  Brt,  Schmidt,  Ob-Brt. 

4.  Architekten- und  Ingenieur- Verein  zu  Han- 
nover mit  4  Stimmen  durch  die  Hrn.:  Nessenius, 
Landesbrt,  Ungcr,  Brt. 

5.  Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Osna- 
brück mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Lehmann, 
Stadtbmstr. 

6.  Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Ham- 
burg mit  6  Stimmen  durch  die  Hrn.:  C  O.  Gleim, 
Ing.,  Vermehren,  Ob.-Ing..  Zimmermann,  Bau- 
Dir.;  (für  die  Fragen  de«  Eisenbetonbaucs  tritt  Hr. 
Bürstenbinder,  Poliz.-Bauinsp. ,  für  einen  dieser 
Hrn.  als  Vertreter  ein). 

7.  Architekten  - und  Ingenieur- Verein  zu  Kassel 
mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Woernhoff,  Ing. 

8.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  zu  Lübeck 
mit  t  Stimme  durch  Ilm.  Krebs,  Brt 

9.  Schlcswig-Holstcin'schcr  Architekten-  und 
Ingenieur-Verein  zu  Kiel  mit  2  Stimmen  durch 
Hrn.  H ensen,  Eisenb.-Dir. 

Bayerischer  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein  zu  München  mit  8  Stimmen  durch  die 
Hrn.:  Hecht.  Arch.,  Lasne,  Arch.,  Fr.  Völckcr, 


21 


20.  Verein  Leipziger  Architekten  zu  Leipzig 
mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Weiden bach,  Arch. 
Architekten-  und  Ingenieur-Verein  für  das 
Herzogtum  Braunschweig  in  Braunschweig 
mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Körner,  Brt. 

22.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  zu  Magde- 
burg mit  2  St.  durch  Hrn.  Berner,  Stadtbauinsp. 

23.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  zu  Bremen 
mit  2  Stimmen  durch  Hrn.  Bück  ing,  Ob.-Baudir. 

24.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  zu  Aachen 
mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Sieben,  Reg.-Bmstr. 

25.  Polytechnisc  her  Verein  zu  Metz  mit  1  Stimme 
durch  Hrn.  Heidegger,  Geh.  Brt 

26.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  Mannheim- 
Ludwigs  hafen  zu  Mannheim  mit  1  Stimme  ver- 
treten durch  Hrn.  Häuser,  Stadtbauinsp. 

27.  Mecklenburgischer  Architekten-  und  Inge- 
nieur-Verein zu  Schwerin  i.  MeckL  mit  1  Stimme 
durch  Hrn.  Drever,  Landbrastr. 


Vereinigung  Berliner  Architekten  mit  2  Stim- 
men durch  Hrn.:  Reimer,  Reg.-Bmstr.,  Solf,  Prof. 
Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  zu  Düssel- 


dorf mit  i  Stimme  durch  Hrn.  Dorp,  Reg.-  u.  Brt. 

30.  Brombergcr  Architekten-  u.  Ingenieur-Ver- 
ein mit  1  Stimme  durch  Hrn.  VoO,  Reg.-  u.  Brt 

31.  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Mün- 
ster i.W.  mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Eggemann,  Brt. 

32.  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Pots- 
dam mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Wever,  Brt. 

33.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  zu  Stettin 
mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Wiegand,  Geh.  Brt. 

34.  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Posen 
mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Wollmann,  Reg.-Bmstr. 

35.  Verein  der  Architekten  u.  Bauingenieure  zu 
Dortmund  mit  1  Stimme  durch  Hrn.  Grabo,  Arch. 

Es  wird  nunmehr  in  die  Verhandlung  eingetreten. 

I.  Geschäftlicher  Teil. 
Mit  Rücksicht  auf  Zeitersparung  werden  wiederum, 
wie  in  früheren  Jahren,  diejenigen  Punkte  der  Tagesord- 
nungen, zu  welchen  Erläuterungen,  außer  den  im  Geschäfts- 
bericht bereits  gegebenen,  nicht  zu  machen  sind,  nur 
durch  den  Geschäftsführer  aufgerufen.  Meldet  sich  Nie- 
mand dazu  zum  Wort,  so  gellen  die  vom  Vorstände  ge- 
machten Vorschläge  als  angenommen. 


10. 


Zu  1  der  Tagesordnung:  Allgemeine  Mitteilungen. 
Vorlage  des  Geschäftsberichtes. 
Zu  a)  sind  weitere  Mitteilungen  nicht  zu  machen. 
Zu  b)  teilt  der  Geschäftsführer  mit,  daB  die  stetig  zu- 
nehmenden Kosten  des  Mitglieder-Verzeichnisses  —  Er- 
höhung der  Herstellung»-  und  Versendungskosten  durch 
Zunahme  der  Verbandsmitglieder  —  und  die  wachsende 
Schwierigkeit,  die  Kosten  durch  Inserate  zu  decken,  den 
Verlag  der  Deutschen  Bauzeitung,  welcher  z.  Zt  die  Her- 
stellung übernommen  hat,  voraussichtlich  veranlassen  wird, 
für  die  weitere  Herstellung  einen  höheren  Verbandsbeitrag 
Bez.-Bmstr.,  Weber,  städt  Ob.-Brt  (a  Stimmen  des   (jetzt  300  M.)  zu  verlangen. 
Vereins  sind  also  nicht  vertreten).  Der  Vorstand  wird  ermächtigt,  die  Mehrkosten  auf  die 

it.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  zu  Breslau  Verbandskasse  bis  zum  Betrage  von  500  M.  zu  übernehmen, 
mit  aSümmen  durch  Hrn.  Neu  mann,  Ob.- u.  Geh.  Brt. 

12.  Badischcr  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein  Zu  2  der  Tagesordnung:  Abstimmung  Ober  die  Auf- 
zu  Karlsruhe  mit  4  Stimmen  durch  die  Hrn.:  nähme  des  .Vereins  der  Architekten  und  Bau- 
Baumeister,  Ob.-Brt,  Billing,  Prof.  Ingenieure  Essens". 

13.  Oslpreußischcr  Architekten-  und  Ingenieur-  Der  Geschäftsführer  berichtet,  daß  außer  dem  vorge- 
Vercin  zu  Königsberg  i.  Pr.  mit  2  Stimmen  nannten  Verein,  sich  noch  ein  .Architekten-  und  In- 
durch  Hrn.  Große,  Eisenb-Bau-  u.  Bctr.-Inspektor.    genieur-Verein"  in  Essen,  vorwiegend  aus  den  staatl. 


14.  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Frank- 
furt a.  M.  mit  2  Stimmen  durch  Hrn.  Kölle,  Stadtrat. 

15.  Weslpreufiischer  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Verein  zu  Danzig  mit  2 Stimmen  durch  Hrn.  Leh- 
mann, Brt. 

16.  Architekten  - und  Ingenieur -Verein  f  Or  Elsaß- 
Lothringen  zu  Straßburg  i.  E.  mit 
durch  Hrn.  Diefenbach,  Bauinsp 


und  städt  Baubeamten,  sowie  aus  technischen  Beamten 
der  Firma  Krupp  bestehend,  gebildet  habe,  dessen  Ende 
Mai  eingereichtes  Gesuch  um  Aufnahme  in  den  Verband 
infolge  einer  Verkettung  ungünstiger  Unistände  nicht  auf 
die  Tagesordnung  habe  gesetzt  werden  können.  Der  Vor- 
sitzende stellt  daher  das  Aufnahme-Gesuch  dieses  Vereins 
noch  nachträglich  zur  Beratung. 

Hr.  Sarrazin  macht  darauf  aufmerksam,  daß  sich 


17  Miltelrhcinischcr  Architekten- u.  Ingenieur-  unter  Punkt  17  der  Tagesordnung  noch  ein  weiteres  Auf- 
Verein  zu  Darmstadt  mit  4  Stimmen  durch  die  nahme-Gesuch  der  »Vereinigung  schlesisehcr  Archi- 
Hrn  :  Saran,  Reg-  u.  Bit.,  Schmick,  Ob.-Brt.  Ickten"  in  Breslau  befinde,  das  zweckmäßiger  Weise  mit 
Architekten-Verein  zu  Dresden  mit  2  Stimmen  dem  vorliegenden  Punkte  der  Tagesordnung  zu  verbinden 
durch  Hrn.  Seitler,  Prof.  sei.  Unter  Hinweis  auf  frühere  Vorgänge  und  mit  Kück- 
19.  Architekten- u.  Ingenieur-Verein  fürNieder-  sieht  auf  die  geringe  Mitgliederzahl  der  3  Vereine  ist 
rhein  und  Westfalen  zu  Köln  mit  4  Stimmen  Redner  jedoch  der  Ansicht,  daß  es  nicht  im  Interesse  des 
durch  die  Hm:  Kaaf,  Arch,  Hüser,  Ing.  Verbandes  lict.cn  könne,  eine  soweit  gehende  Zersplittc- 

14.  September  1904. 


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rung  der  .Kräfte  211  unterstützen  und  stellt  daher  den  An- 
trag, die  Beschlußfassung  Ober  die  Aufnahme  der  3  Vereine 
zunächst  auf  t  Jahr  zu  vertagen  und  den  Versuch  zu 
machen,  ob  es  nicht  angängig  sei,  die  betr.  Vereine  unter 
sich  bezw.  mit  schon  bestehenden  Vereinen  zu  verschmelzen. 

Hr.  Dorp  erbietet  sich  bezOgl.  der  EssenerVereinc, 
diesen  Versuch  zu  machen,  Hr.  Neu  mann  hält  denselben 
für  Breslau  für  aussichtslos  und  spricht  sich  als  Vertreter 
des  Breslauer  Arch.-  u.  Ing.-Vereins  ausdrücklich  für  die 
Aufnahme  der  Vereinigung  schles.  Architekten  aus. 

Hr.  Kölle  vermißt  in  den  Satzungen  der  letzteren  die 
Forderung  akademischer  Bildung,  von  welcher  der  Verband 
nicht  abgehen  dürfe.  Hierzu  äußern  sich  namentlich  die 
Hrn.  Hecht,  Seitler,  Weidenbach,  Reimer,  die  eine 
solche  unbedingte  Forderung  für  die  Aufnahmefähigkeit 
in  den  Verband  als  zu  weitgehend  erachten.  Hr.  Nener 
bemerkt  dazu,  daß  die  Verbands-Satzungen  eine  solche 
Forderung  nicht  enthalten. 

Hr.  Sc  hm  ick  beantragt,  die  Vereine  in  Essen  und 
den  Schlesischen  Verein  nicht  zusammen  zu  fassen,  da 
die  Verhältnisse  nicht  gleichartig  seien.  Im  Falle  des  letzte- 
ren wünsche  der  ältere  Ortsvercin  ausdrücklich  die  Auf- 
nahrae des  jüngeren  Vereins,  der  z.  T.  andere  Ziele  verfolge. 
Dem  schließen  sich  die  Hrn.  Dorp,  Neu  mann,  Reimer  an. 

Der  Vorsitzende  läßt  über  den  Antrag  Sc  hm  ick  betr. 
die  Aufnahme  der  Vereine  in  Essen  und  der  Vereinigung 
Schles.  Arch.  in  Breslau  getrennt  abstimmen.  Bezüglich 
der  beiden  ersteren  wird  der  Vertagungsantrag  Sarrazin 
mit  überwiegender  Mehrheit  angenommen,  die  Aufnahme 
des  Vereins  Schles.  Architekten  mit  der  gleichen  Mehrheit 
ausgesprochen. 

Zu  Punkt  3  der  Tagesordnung:  Bericht  über  die  Ein- 
nahmen des  Verbandes  aus  seinen  literarischen 
Unternehmungen. 

Es  wird  dem  Antrage  des  Vorstandes  zugestimmt, 
daß  die  alte  Honorarnorm  nicht  mehr  gedruckt  werden 
soll  und  der  Vorstand  ermächtigt.  Ober  den  Rest  der  Auf- 
lage des  Werkes  über  .Die  natürlichen  Bausteine  I>cutsch- 
Iands"  nach  seinem  Ermessen  zu  verfügen. 

Für  die  Herstellung  der  neuen  Normalien  für  Haus- 
abflußleitungen kann  der  Ausschuß  eine  endgültige  Ab- 
rechnung noch  nicht  vorlegen. 


Totenschau. 
Professor  Peter  Walle1  f.  Am  8.  Sept.  verschied  nach 
längerer  Krankheit  im  Alter  von  58  Jahren  der  Architekt 
Prof.  Peter  Walle,  ein  um  die  Kunstgeschichte  Berlins, 
insbesondere  seine  Baugeschichtc,  verdienter  Forscher. 
Wall*  wurde  am  3.  Dez  1845  in  Köln  a.  Rh.  geboren  und 
widmete  sich  anfänglich  der  praktischen  Ausübung  der 
Baukunst,  um  diese  aber  bald  zu  verlassen  und  sich  ganz 
der  fachlichen  Schriftstellerei  zuzuwenden.  Schon  früh 
siedelte  er  nach  Berlin  über,  dessen  künstlerische  Ver- 
gangenheit das  Hauptfeld  seiner  Studien  war.  Line  nicht 
geringe  Zahl  selbständiger  Schriften,  sowie  eine  große 
Reihe  gelegentlicher  Aufsätze  in  Tageszeitungen,  nament- 
lich der  .Vossischen  Zeitung"  in  Berlin,  deren  ständiger 
Mitarbeiter  der  Verstorbene  war,  sowie  in  Fachzeitschriften 
zeugen  von  seiner  unermüdlichen  Schaffenslust.  Aus  der 
Zahl  der  selbständigen  Schriften  seien  hervorgehoben  der 
„Stiftungsaltar  des  Grafen  Rochus  von  Lynar"  11882); 
.Briefwechsel  des  Grafen  Lynar  mit  Wilhelm  IV.  von 
Hessen";  „Karl  von  Gonlard's  L'cbcn  undWirkcn";  „Schlüter 
in  Petersburg"  In  der  letzteren  Zeit  waren  namentlich 
Schlüters  Kunst  und  Leben  ein  Hauptziel  seiner  eingehen- 
den Studien.  Nicht  allein  aus  wissenschaftlich-künstleri- 
schem Interesse,  sondern  auch  mit  personlicher  Teilnahme 
widmete  er  sich  dem  Schutz  der  Kunstdenkmäler  Berlins 
und  wn-kte  für  die  Bestallung  eines  Konservators  von  Berlin. 
Sein  Kampf  für  die  Erhaltung  des  alten  Opernhauses  in 
Berlin,  den  er  hauptsächlich  in  unserer  Zeitung  führte,  ist 
noch  in  aller  Krinnerung.  Walle  redigierte  die  Wochen- 
schrift: „Der  Tiefbau."  - 


Brief-  und  Fragekasten. 

Bitte:  An  alle  diejenigen  preuß.  Hrn  Rcgierunga-ßaumeister, 
deren  Prüfungsjjhr  zum  Baumeister  in  die  Zeit  von  1886  bis  ' 


1904  fallt  und  welche,  sei  es  durch  Ausk  heidung  au«  deu  An- 
wartcrlislen  für  die  Anstellung  im  Suutsdien>t,  Wohnungswechsel, 
Beschaftigung9lo9i);keit  oder  Annahme  von  Stellungen  im  Gi-meinde- 
oder  Privatdienst  usw.  «tauben  annehmen  zu  dürfen,  in  dem  gegen- 
wärtig in  Neubearbeitung  befindlichen  Personal-Verzeichnis  unseres 
Deutschen  Baukalendera  für  1905  keine  BerftcksichliguiiK  ge- 
funden zu  haben,  richten  wir  <l.e  Bitte,  uns  die  be/gl.  Angaben 
unter  deutlicher  Angabe  von  Namen,  Titel  und  Profungsjabr 
umgehend  zugehen  zu  lassen. 

Die  gleiche  Bitte  richten  wir  an  die  Hrn  S  t  adt  ba  u  m  e  i » ter , 
Bezirks-Bau  nicislcr  usw.  in  den  mittleren  Üitt-ti  de* 

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Zu  Punkt  4  der  Tagesordnung:  Vorlage  der  Abrech- 
nung für  1003  Bericht  der  Rechnungsprüfer.  Wahl 
von  3Ve  reinen  zur  Prüf  ung  d  erAbrechnung  f  ür  1904. 

Namens  des  Rechnung*  •  Ausschusses  berichtet  Hr. 
Rachel.  Der  Ausschuß  hat  die  Abrechnung  geprüft  und 
in  Ordnung  gefunden  und  beantragt  die  Entlastung  des 
Verbandsvorstandes.  Er  schlägt  jedoch  vor,  den  jetzt  als 
Guthaben  der  Verbandskasse  an  das  Rohrenkonto  geführ- 
ten Restbetrag  der  Herstellungskosten  der  neuen  Normal- 
zeichnungen usw.  für  Hausabflußleitungen  im  nächsten 
Jahre,  soweit  derselbe  dann  nicht  durch  die  Einnahmen 
gedeckt  ist,  endgiltig  in  Ausgabe  zu  stellen  und  abzusetzen. 
Dem  Antrag  wird  stattgegeben,  die  Entlastung  erteilt 
Als  Rechnungsprüfer  für  das  Jahr  1904  werden  folgende 
Vereine  gewählt:  Badischer  Arch.-  u.  Ing.-Vcrein  in 
Karlsruhe,  Arch  -  und  Ing.-Vcrein  zu  Hannover, 
Sächsischer  Ing.-  u.  Arch.-Verein. 

Zu  Punkt  5  der  Tagesordnung:   Wahl  eines  neuen 
Geschäftsführers    anstelle   des  bisherigen  Ge- 
schäftsführers Hrn.  Eiselen, 
der  sein  Amt  zum  1.  Januar  1905  endgiltig  niederzulegen 
wünscht 

Der  Vorsitzende  gibt  seinem  Bedauern  Ausdruck 
über  den  beabsichtigten  Austritt  des  bisherigen  Geschäfts- 
führers, kann  aber  sich  den  von  diesem  angeführten  Grün- 
den nicht  verschließen  und  beantragt  die  Bildung  eines 
7gliedrigen  Ausschusses  zur  Vorbereitung  der  Wahl.  Auf 
Antrag  des  Hrn.  Sarrazin  werden  in  diesen  Ausschuß 
aus  dem  Vorstande  die  Hrn.  Neher,  Bubcndcy  und 
der  Geschäftsführer  gewählt  Die  Anzahl  der  Mitglieder 
des  Ausschusses  wird  dann  auf  Antrag  Neher  auf  9  er- 
höht. Gewählt  werden  die  Hrn.:  Grantz,  Knoblauch. 
Körte,  Soll,  Meyer,  Weber.  Der  Ausschuß  wird 
seine  Vorschläge  am  2.  Sitzungstagc  machen. 

Zu  Punkt  6  der  Tagesordnung:  Vorlage  des  Voran- 
schlages für  1905.  Festsetzung  der  Mitgliedcr- 
beiträge  für  dieses  Jahr. 
Nach  einigen  Erläuterungen  des  Geschäftsführers  wird 
der  Voranschlag  angenommen.  Die  Höhe  der  Mitglieder- 
beiträge  wird  dem  Antrage  des  Vorstandes  entsprechend 
auf  1,50  M.  für  den  Kopf  des  Mitgliedes  festgesetzt.  — 

    ISchlufl  f.ilgt) 

Deutschen  Reiches,  soweit  Veränderungen  stattgefunden  haben. 
—  Ebenso  machen  wir  die  selbständigen  Hm.  Prival-Archi- 
tekten  und  Ingenicure  darauf  aufmerksam,  zu  dem  Verzeichnisse 
derselben  die  Berichtigungen  for  den  Jahrgang  1905  baldigst  an 
unsere  Redaktion  gelangen  zu  lassen.  -- 

Hrn.  B.  In  Arnsberg.  Wir  glauben  nicht,  daß  zerkleinerte 
(nicht  gemahlene)  Steinkohlenschlacke  Feuchtigkeit  aufnimmt  und 
dann  treibt.  Sie  wäre  daher  wohl  ein  brauchbares  und  auch  billiges 
lsolicnniltcl.  Neben  ihr  aber  möchten  wir  doch  einen  Versuch  mit 
Torlmull  empfehlen.  Studieren  Sie  auch  den  Anzeigenteil  unserer 
Zeitung;  in  demselben  finden  Sie  noch  eine  Reihe  von  Isoliermittcln 
for  Eiskeller  angepriesen.  — 

Aufragen  an  den  Leserkreis. 
Sind  die  zwei  Architekten  (getrennte  Firmen),  welche  beauf- 
tragt sind,  gemeinschaftlich  die  Ausarbeitung  und  Leitung  eines 
grelleren  Neubaues  zu  übernehmen,  berechtigt,  einen  Aufschlag 
auf  das  nach  der  Norm  zu  bestimmende  Honorar  zu  beanspruchen? 
Es  kann  von  einer  Arbeitsteilung  in  der  Weise,  daß  jeder  die  Hälfte 
der  Gesamturbeit  zu  leisten  hat,  nicht  die  Rede  sein,  es  muß  viel- 
mehr fast  jeder  Punkt  gemeinsam  bearbeitet  werden.  Aus  die- 
sem Grunde  glauben  wir  einen  Aufschlag  rechtfertigen  zu  können, 
so  daß  jedem  etwa  60—70%  des  nach  der  Norm  zu  bestimmenden 
Honorare»  zukommen  worden  Da  die  Norm  solche  Falle,  die  doch 
nicht  zu  den  Seltenheiten  gehören,  nicht  anführt,  so  bitte  ich  um 
Meinungsäußerung  zu  dieser  Frage.  —  Fr.  in  H 

Fragebeantwortuagen  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  a  in  No.  60  Für  Großvieh-Sehlaehthallcn 
eignet  sich  am  besten  ein  Fulibodenbelag  aus  bearbeiteten  Granit- 
platten,  wahrend  for  Klcinvich-SchUchthaUcn  ein  solcher  aus  besten 
Metllarher  Fliesen  herzustellen  ist  Erstcrer  verhindert  infolge  seiner 
rauhen  Fläche  ein  Ausgleiten  der  Schlachttiere  und  ist  leicht  zu 
reinigen.  Der  Herstellungspreis  ist  allerdings  nicht  gering,  der  Fuß- 
boden jedoch,  wenn  die  Platten  gut  verlegt  wurden,  unverwüstlich  — 

O.  Wodke,  ßauing.  in  Stcttiu. 
AI«  vorzüglichster  Bodenbelag  für  Schlachthallen  empfiehlt 
aich  der  rote  Sandstein  aus  der  Gegend  von  Holzminden  (Sollinger- 
Platten).  Abgesehen  von  .einer  Billigkeit  (etwa  7  M.  fnr  1  qm)  bil- 
det dieser  Sandstein  einen  einwandfreien  Hallenboden,  der  fugenlos 
verlegt  und  mittels  eines  Gummischabcrs  stets  in  reinlichem  Zu- 
stande erhalten  werden  kann.  - 

Aus  .Deutscher  Schlachtvieh- Verkeil: ".  Dir.  Heiß -Straubing. 

Inhalt:   D.r  Klirrt  »o  Orr  Vcr»ii.:li»f»lu1m  Jcr  „  Studicri|rr«eH.rh»lt 

las  rlrktrit-lir  S.  Inn  Utiiluirii"  im  llr.U:  i>.tiluü).  —  Sitzungst»  ru tit 

d<:  XXXIII    A!-im>..!.  .  UnA  ,  ^i.mln'i.t.t  In  l>,l . ..  am  9  11.  10  -«-pt 

ivas.       T-necr-'  '..t.i   —  Hfief   un-l  I  i ii_-flts«l«-u. 


Verlag  der  Deutscheo  ttaurcitunr,  f».  dl  b.  II..  Marlin.  KOr  die  Kedsttioa 
nsamworu.  Albert  Ho  (man  11.  lirriin.    Druck  von  Wilh.  Citvr,  Herlra. 


No.  74. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°:  75.  BERLIN,  DEN  17.  SEPT.  1904 


Die  XVI.  Wanderversammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Vereine  zu  Düsseldorf  vom  12.  bis  14.  September  1904. 


Der  äußere  Verlauf  der  Versammlung, 
echzchn  Jahre  sind  verflossen,  seit  der  Ver- 
band zum  letzten  Male  in  einer  niederrheini- 
schen Stadt  getagt  hat.  Damals  galt  der 
Besuch  dem  altehrwürdigen  Köln,  heute  der, 
im  besten  Sinne  des  Wortes,  modernsten 
Stadt  am  Rhein,  Düsseldorf,  die  unbehindert  von  be- 
engenden Fesseln  sich  frühzeitig  frei  entwickeln  konnte. 
Einst  als  Gegengewicht  gegen  die  Macht  der  Kölner 
Erzbischöfe  zur  Stadt  erhoben,  mit  dem  besonderen 
Zweck ,  dem  Bergischen  Lande  den  offenen  Zugang 
zum  Rhein  und  die  Teilnahme  am  Rheinhandel  zu 
wahren,  mißt  sich  heute  noch  Düsseldorf  mit  der  größe- 
ren Nachbarsladt,  nicht  mehr  im  blutigen  Schwertkampf, 
alier  im  friedlichen  Wcttkampf  in  1  landel  und  Industrie. 

Ein  friedlicher  Wcttkampf  war  es  auch,  zu  dem 
Düsseldorf  vor  2  Jahren  die  rheinische  Industrie  her- 
ausforderte, und  mit  einem  neuen  Ehrenkranzc  durfte 
es  aus  demselben  hervorgehen;  aber  damit  nicht  genug, 
ist  die  unermüdliche  Stadt  auch  in  diesem  Jahre  auf 
dem  Plan  erschienen,  um  ihre  Bedeutung  als  rheini- 
sches Kunstzentrum  und  ihren  Namen  als  Gartenstadt 
aufs  neue  zu  Ehren  zu  bringen.  Nicht  müde  der  frem- 
den Besucher,  öffnete  sie  auch  in  diesem  Jahre  gastlich 
ihre  Tore,  bewies  sie  wiederum  ihren  Gasten,  daß 
neben  ernster  Arbeit  und  künstlerischem  Streben  auch 
der  rheinische  Frohsinn  hier  eine  Statte  gefunden  bat. 

Gestützt  auf  solche  Bundesgenossen  durfte  der 
an  Zahl  seiner  Mitglieder  verhältnismäßig  nur  kleine 
Düsseldorfer  Verein  es  wohl  wagen,  den  Verband  in 
diesem  Jahre  nach  Düsseldorf  an  den  Rhein  einzu- 
laden, ein  Ruf,  dem  man  aus  allen  Teilen  Deutsch- 
lands gerne  folgte. 

Die  Beteiligung  war,  wohl  mit  Rücksicht  darauf, 
daß  die  Ausstellung  im  Jahre  1902  mit  den  mit  ihr 
verbundenen  zahlreichen  Kongressen  schon  Viele  nach 
Düsseldorf  gezogen  hatte,  zwar  nicht  eine  so  starke, 
als  man  vielleicht  erhofft  hatte,  aber  immerhin  eine  er- 
freuliche. Nach  der  Teilnehmerlistc  hatten  sich  etwa 
450  Verbandsmitgliedcr  mit  ihren  Damen  eingefunden, 
eingerechnet  die  Mitglieder  des  Vereins  in  Düsseldorf 
und  aus  der  rheinischen  L'mgegcnd.  Die  Beteiligung 
der  letzteren  war  übrigens  gering  gegenüber  derjenigen 
aus  Nord-  und  Soddeutschland. 


Wie  üblich,  war  die  alljährliche  Abgeordneten- 
Versammlung  der  Wanderversammlung  in  Düssel- 
dorf vorausgegangen.  Sie  zeigt  dieselbe  erfreuliche 
Teilnahme,  wie  in  den  letzten  Jahren.  Ursprünglich 
waren  sämtliche  Vereine  mit  Vertretern  angemeldet, 
erst  im  letzten  Augenblick  sagten  2  ab.  Imganzen 
waren  einschl.  der  Vorstands-Mitglicdcr  einige  70  Ver- 
treter versammelt.  Auch  das  Ergebnis  der  Verhand- 
lungen war  ein  erfreuliches.  Eine  Reihe  von  Arbeiten 
konnten  abgeschlossen  werden,  andere  sind  soweit  ge- 
fördert, daß  nur  noch  die  letzte  Hand  anzulegen  ist 
Leider  sind  auch  Arbeiten  des  Verbandes  auf  unge- 
ahnten Widerstand  gestoßen,  der  sich  nicht  immer  auf 
sachliche  Gründe  stützt  und  daher  um  so  schwerer  zu 
bekämpfen  ist.  L'eber  das  Ergebnis  der  Beratungen  im 
Einzelnen  gibt  der  offizielle  Sitzungsbericht  Aufschluß. 

Eingeleitet  wurde  die  Abgeordneten- Versammlung 
durch  einen  Empfang  im  Malkasten,  dem  altbekannten 
Sammelpunkte  der  Künstlerschaft  Düsseldorfs,  den 
diese  bereitwilligst  zu  dem  Empfang  der  Vertreter  der 
Schwesterkünstc  zur  Verfügung  gestellt  hatte.  Der 
Vorstand  der  Künstlerschaft  hatte  sich  mit  dem  Düssel- 
dorfer Verein  zum  Empfang  vereinigt  und  mit  schwung- 
vollen Worten  pries  in  seiner  Begrüßungsrede  Hr. 
Architektur-Maler  Groll  die  Baukunst  als  die  älteste 
der  bildenden  Künste,  die  jetzt  in  schöner  Gemein- 
schaft denselben  Idealen  nachstrebten. 

Den  Beschluß  der  Abgeordneten  -Versammlung 
bildet  wie  üblich  ein  Ausflug,  der  sich  in  das  schöne 
bergische  Land  nach  Remscheid  zur  Talsperre,  nach 
dem  in  alter  Pracht  wiedererstandenen  Schloß  Burg 
und  nach  Müngsten  richtete.  Herrliches  Wetter  be- 
günstigte diesen  schönen  Ausflug  und  trug  nicht  wenig 
zu  der  frohen  Stimmung  bei,  welche  alle  Teilnehmer 
beherrschte. 

Am  Abend  vereinigten  sich  zu  zwanglosem  Zu- 
sammensein die  Teilnehmer  der  Wandervcrsammlung 
in  der  Tonhalle.  Verschönt  wurde  der  Abend  durch 
ein  kleines,  vom  Maler  Groll  in  flüssigen  Versen  ge- 
dichtetes Festspiel,  den  Wettstreit  der  Künste  vor 
Apoll  darstellend,  in  welchem  der  Architektur  der 
Kranz  gereicht  wird.  Anmutige  Damen  des  Düssel- 
dorfer Vereins  waren  die  Darstellerinnen.  — 


(l'ortscuuiic  folfL) 


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Entwicklung  des  stadtischen  Schnellverkehrswesens  seit  Einführung  der  Elektrizität. 

Voitrag,  gehalten  auf  der  16.  Waodervcrianmilung  de»  Verbände«  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur  Vereinc  iu  DCli&eldorf  1904, 

von  Kern  mann,  Reg.-Rat  a.D.  (HU-rm  »int  Doppel  Hanbrilafe.) 

lcitdcm  sowohl  die  Dampfkraft  als  auch  die  tierische 
Zugkraft  im  Artlichen  Eisenbahnwesen  durch  den 
'  einheitlichen  elektrischen  Antrieb  verdrängt  werden, 
haben  die  großstädtischen  Verkehrsmittel  in  ihren  Be- 
ziehungen zueinander  und  in  der  wirtschaftlichen  Stellung 
innerhalb  ihrer  Verkehrsgebicte  Acnderungcn  erfahren. 
Die  Anwendung  der  gleichen  Zugkraft  einerseits  bei  den 
Straßen-  oder  Flachbahnen  und  anderseits  bei  den  städti- 
schen Schnellbahnen,  den  Stadt-  und  Vorortbahnen  wie 
auch  bei  den  Städtebahnen,  der  „interurban  railroads" 
der  Nordamerikaner  hat  zur  Folge  gehabt,  daß  auch 
die  elektrischen  Flachbahnen  sich  den  Schnellbahnen 
beigezählt  zu  sehen  wünschen,  wie  sich  denn  in  den 
Vereinigten  Staaten  Straßenbahn -Gesellschaften  gern  als 
Rapid  Transit- Unternehmungen  bezeichnen.  Die  Straßen- 
bahn besitzt  ja  insoweit  die  Vorzöge  der  Bahnen  mit 
.selbständigem  Bahnkörper,  als  sie  die  Fähigkeit  des 
schnellen  Fahrens,  raschen  Ingangkommens  und  Anhaltens 
neben  den  sonstigen  Vorzögen  der  elektrischen  Betriebs- 
weise mit  den  Schnellbahnen  teilt  und  in  den  Vorstadl- 
und  Vorortgebicten  tatsächlich  erhebliche  Fahrgeschwindig- 
keiten anwendet  Anderseits  liegt  auf  der  Hand  —  obwohl 
die  Rechtsprechung  den  Unterschied  nicht  genügend  zu 
würdigen  weiß,  —  daß  eine  Bahn,  die  sich  unmittelbar 
auf  dem  Straßenboden  durch  den  Verkehr  durcharbeiten 
muß,  die  in  ihrer  vollen  Ausdehnung  einen  einzigen  großen 
Uebergang  für  Fußgänger  und  Fuhrwerke  aller  Art  dar- 
stellt, in  der  ganzen  Art  der  Bciricbsführung  sehr  stark 
abweichen  muß  von  einer  mit  selbständigem  Bahnkörper 
ausgestatteten  Bahn,  der  Schienenübergänge  überhaupt 
fehlen.  Der  Betrieb  der  Schnellbahn  besitzt  ein  ungleich 
höheres  Maß  von  Regelmäßigkeit  und  Zuverlässigkeit,  als 
die  Flachbahn,  wickelt  sich  pünktlicher  ab  und  läßt  sich 
mit  Zugeinheiten  von  einer  Ausdehnung  führen,  die  auf 
dem  Straßenboden  nicht  zulässig  ist.   vor  allem  können 


bei  der  Schnellbahn  die  Vorteile  der  gesteigerten  Fahr- 
geschwindigkeit bei  dem  mehr  eisenbahntnäßigen  Betriebe 
in  größerem  Umfange  ausgenutzt  werden.  Der  Flachbahn 
sind  namentlich  in  letzterer  Beziehung  erhebliche  Be- 
schränkungen auferlegt.  Schon  durch  die  Zahl  der  Auf- 
enthalte, die  in  der  inneren  Stadt  besonders  grüß  ist,  vor 
allem  aber  mit  Rücksicht  auf  die  Sicherheit  des  übrigen 
Straßenverkehres  ist  die  Straßenbahn  gehindert,  ihre  Ge- 
schwindigkeit über  ein  gewisses,  in  den  Außengebieten 
größeres,  in  der  Innenstadt  kleineres  Maß  zu  steigern. 
So  haben  sich  denn  auch  die  Anhänger  des  Gedankens, 
daß  sich  das  Straßenpublikum  mit  der  Zeit  2U  derjenigen 
Gewandtheit  erziehen  lasse,  die  nötig  ist,  um  sich  auch 
in  der  Innenstadt  zwischen  schnellfahrendcn  Flachbahn- 
zügen ungefährdet  zu  bewegen,  durch  die  Erfahrungen 
bald  eines  Anderen  belehren  lassen  müssen.  Der  Aus- 
druck dieser  Erfahrungen  ist  die  Unfallliste,  die  allein  im 
verflossenen  Vierteljahr  bei  der  Großen  Berliner  Straßen- 
bahn noch  immer  über  500  Unfälle  umfaßte.  Nach  dem 
Maße  der  an  die  Sicherheit  des  Verkehres  zu  stellenden 
Ansprüche  wird  daher  der  Flachbahnbetrieb  in  den  be- 
lebten Innenstraßen  hierzulande  wohl  stets  die  Natur  des 
Tram-  oder  Omnibus-Zugvcrkchrcs  behalten.  Dies  hindert 
indessen  nicht,  anzuerkennen,  daß  die  Straßenbahn,  wo 
sie  mit  geringeren  Behinderungen  ihren  Weg  fortsetzen 
kann,  inbezug  auf  die  Fahrgeschwindigkeit  tatsächlich 
recht  befriedigende  Leistungen  aufweist,  ja  daß  sie  in  den 
Außengebieten,  da  sie  sich  dort  stärker  verzweigen  und 
daher  eine  größere  Zahl  von  Verbindungen  herstellen 
kann,  als  die  Schnellbahn,  bis  zum  gewissen  Grade  deren 
Konkurrentin  wird,  sodaü  die  Grenze,  wo  sie  aufhört,  Zu- 
bringer der  Schnellbahn  zu  sein  und  anfängt,  ihr  Wettbe- 
werb zu  bereiten,  nicht  immer  leicht  festzustellen  ist.  Aller- 
orten beklagen  sich  tatsächlich  die  Schnellbahnen  darüber, 


Ein  Brief  von  unterwegs. 

Lieber  Karl: 

Illach  wunderschönen  Kreuz-  und  Querfahrten  unseren 

B&vl  a',en  ^'a'n  en,lan8  sind  wir  nun  aucn  nacn  Rothcn- 
«*™  bürg  gekommen.  Gestern  Mittag  kamen  wir  an, 
und  torkeln  nun  wie  im  Traume  durch  dieses  wunder- 
liche Nest.  Es  ist  so  schön,  daß  ich  mich  immer  wundere, 
warum  man  so  oft  nach  Italien  und  Frankreich  fährt. 
Iiier  ist  es  Fleisch  von  unserem  Fleisch,  man  kann  alles 
lesen  und  verslehn,  hat  keine  Fremdenführer  nötig,  und 
unsere  Urgroßeltern  waren  so  treffliche  Künstler,  daß 
man  wehmütig  ausrufen  möchte:  „Weh'  dir,  daß  du  ein 
F.nkel  bist:- 

Oh  Karl!  wie  tief  sind  wir  gesunken!  Wenn  es  wirk- 
lich ein  jenseits  gibt,  wenn  wirklich  die  geistigen  Augen 
unserer  verflossenen  Großen  noch  auf  uns  gucken,  was 
mögen  die  bedenklich  ins  Zwinkern  kommen! 

Tilmann  Riemenschneider  mit  seiner  Schar  nicht 
minder  großer  Unbekannter,  deren  Werke  in  jeglicher 
Kirche,  ah  jeder  Straßenecke  mahnen,  und  du  oh  Balthasar 
Neumann!  Was  mögt  ihr  wohl  denken,  wenn  ihr  in 
dunkeln  Nächten  durch  Deutschlands  Straßen  und  Kirchen 
wandelt?  Arme  Schatten,  seid  glücklich,  das  Schlimmste 
bleibt  euch  erspart,  ihr  braucht  nicht  zu  lesen!  Ihr 
braucht  nicht  zu  lesen,  daß  wir  uns  weiter  entwickeln, 
daß  eine  nagelneue  Kunst  im  Entstehen  begriffen  ist,  daß 
Kunst  nicht  von  Können  kommt,  sondern,  daß  das  Empfin- 
den altein  den  Künstler  macht.  Ihr  braucht  keine  Fest- 
reden zu  lesen  und  keine  Broschüren  —  ihr  kennt  keinen 
Mulher,  keinen  l.ichtwark  und  keinen  Thodc!  Ihr  wart 
nur  Arbeiter  und  für  euch  wuchsen  keine  Titel,  keine 
Staatsnicdaillen  und  keine  Orden. 

Ihr  lebtet  und  starbet,  wie  ihr  auf  die  Welt  ge- 
kommen, und  schenktet  eurer  Zeit  so  viel,  daß  wir 
armen  Epigonen  euch  nur  mit  Redensarten,  aber  nicht 
mil  Taten  nahen  dürfen.  Geht  heim  in  euren  Himmel, 
und  wenn  ihr  abends  beim  Schlummcrschoppen  etwa 
Dürern  und  Holbein,  I'eter  Vischcr'n,  Kraft,  Meister  Erwin 
von  Straßburg  und  andere  wackere  Deutsche  trefft,  so 
reibt  einen  stillen,  ganz  stillen  Salamander  auf  uns  kleine 
Enkel  mit  den  großen  Gehirnen  und  den  kleinen  Händen 
und  noch  kleinerem  Können.  Sprecht  nicht  von  Berlin, 
schweigt  von  Darmstadt  und  Weimar,  wo  anjetzt  die  nagel- 
neuesle  Kunst  in  die  Wehen  gekommen  ist  oder  kommt. 

Wir  wissen  nicht,  was  wir  tun!  Wir  haben  es  seil 
hundert  Jahren  nicht  mehr  gewußt!  Wir  haben  nur  zer- 
stört Lebendig  und  organisch  Ancinandergewachsenes 
haben  wir  auseinander  gerissen.  Wir  haben  oft  mit  Fußen 

<oo 


getreten,  was  uns  heilig  hätte  sein  sollen  als  ein  teueres 
überkommenes  Erbe.  Wir  haben  uns  vermessen  und  woll- 
ten Künstler  erziehen;  man  lernt  heute  Künstler,  wie 
man  damals  Bäcker  lernte.  Wir  haben  die  Kunst  vom  Werk- 
platz und  aus  der  Werkstatt  geschleppt  und  haben  sie  kaser- 
niert in  Schulen,  haben  sie  mit  unerträglichcnT'iteln  behängt 

Wir  haben  vergessen,  daß  der  Künstler  frei  sein 
muß,  sonst  versagt  die  Zeugungskraft  Wo  unsere  alten 
Meister  den  tiefen  Gedanken,  den  feurigen  Schöpfertrieb 
walten  ließen,  da  wirkt  bei  uns  der  Brutofen  —  da  wird 
temperiert  nnd  „in  Betracht  gezogen",  doppelt  und  drei- 
fach durch  das  Sieb  akademischer  Weisheit  durchgeseiht, 
bis  keine  Fehler  mehr  drin  sind.  Du  großer  Apoll!  als 
ob  mit  den  Feldern  nicht  auch  der  große  Schwung  und 
alle  Freiheit  in  diesem  Siebe  hängen  blieben!  Es  ist  mehr 
Freude  im  Himmel  Ober  einen  Sünder,  der  Buße  tut,  als 
über  zehn  Gerechte.  Und  über  die  Mängel,  die  der  große 
Schöpferdrang  zeugt,  erhebt  sich  sieghaft  das  Kunstwerk. 
Das  innere  Feuer  macht's,  nicht  die  äußere  Politur. 

Das  predigen  unsere  alten  Werke,  die  enthalten  sind 
in  unseren  deutschen  Städten  und  Schlössern,  gezeugt 
von  tüchtigen  Meistern,  aber  nicht  von  Zwittern,  die  halb 
gelehrte  Schulmeister  und  halb  Künstler  sein  wollen.  An 
ihren  Früchten  sollt  Ihr  sie  erkennen! 

Wir  müssen  wie  Gärtner  dem  erschöpften,  mißhandel- 
ten Baum  unserer  Kunst  zu  Hilfe  kommen.  Wir  müssen 
den  verwahrlosten  Boden  auffrischen,  ganz  bescheiden 
und  in  aller  Stille  uns  unserer  angemaßten  Künsilerherr- 
lichkeit  entkleiden  und  wieder  anfangen,  ohne  Kunstlehre 
und  vorgefaßte  Meinungen  an  den  Werken  selbst  zu 
lernen.  Wie  kleine  Schulbuben  das  Alphabet  lernen,  um 
einst  schreiben  zu  können!  Wir  schreiben,  und  können 
das  Alphabet  nicht !  Ich  lutbe  nie  so  verzagt  dagestanden, 
als  in  den  letzten  Tagen!   Das  ist  die  reine  Wahrheit!  — 

Und  trotzdem  freue  ich  mich  auf  meine  Arbeit.  Auch 
hier  ist  die  Erkenntnis  der  Weg  zur  Besserung.  .Man 
kann  ja  immer  noch  lernen,  dazu  ist  niemand  zu  alt,  so 
sicher  wie  echte  Kunst  nie  alt  werden  kann.  Durch  die 
verwitterte,  vergilbte  Schale  Icnchlen  der  ewige  Gehalt, 
die  kräftige  echte  Persönlichkeit  des  alten  Meisters,  und 
seine  klugen  Augen  in  dem  tüchtigen  Kopfe  winken 
dem  Mut  zu,  der  ihn  sucht.  Mir  hat  gar  mancher  zu- 
geblunkert  in  den  letzten  Tagen,  ob's  was  helfen  wird? 

Verzeihe  diesen  Erguß!  Wcss'  das  Herz  voll  ist, 
fließet  die  Feder  über,  wozu  hat  man  sonst  seine  Freunde! 
Als  daß  man  wahrhaftig  ist!  — 

Mit  herzlichem  Gruß 

Hein  getreuer  Heinrich. 

No.  75. 

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l^i-  —  | 


Abbildg.  1. 
Culvcr»treet  Kiid- 


Am/ttt/i/rrxtahaa  _ 
j  «*./>..  <f 


auf  Conev  bind— 
NewYork. 


I.  Auiatillglci*  'Ol  10  t'lirhbahnwarrn   .  N 

I  jj 


Abbildg.  3.    Grundriß  dwntnfc^^B 


Roxbury. 


J  L 


Abbildg  6, 
Geplante  unter- 
irdische Siratteu 
bahmchleifen  in 
Chic»KO. 


5.    GrundriB  de»  vereinigten  Bahnhofes  der  Hoch- 
Straflenbahnen  in  Charlestowo. 


I mir  11 


AfitAiyan  See 


17.  September  1904. 


467 


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Erechtheion  auf  der  Akropolis  zu  Athen,  aufgenommen  aus  einer  Entfernung  von  70 m  mit 
Goerz-Doppclanastjginat,  Serie  III,  a,  Brennweite  18  cm. 


In  Nordamerika  ist  man  zuerst  dazu  Obergegangen,  einem  zu  erhalten,  die  vollkommene  Neuerungen  auf  diesem 
derartigen  Wettbewerb  zwischen  Flach-  und  Schnellbahn  Verkehregebictc  darstellten.  Um  Abhilfe  zu  schaffen,  hat 
durch  Errichtung  von  Interessengemeinschaften  zu  steuern,  man  das  Verkehrsprogramm  einer  wesentlichen  Erweite- 
In  diesem  eigentlichen  Heimatlande  des  Trustwesens  rung  unterzogen  und  unter  Einbeziehung  des  Tunnels 
wurden  passende  Formen  für  ein  Zusammengehen  beider  ein  inneres  Netz  von  Hoch-  und  1  iefbahnen  angelegt, 
Verkehrsmittel  leicht  gefunden.  Der  bekannteste  solcher  die  als  Schnellbahnen  eingegliedert  sind  in  das  außer- 
Vcrkchrstruste  ist  die  Brooklyn  Rapid  Transit  KK.  Co.,  ordentlich  dichte  Gefüge  von  Flachbahnen,  die  den  Außen- 
die  durch  Aufkauf  oder  sonstige  AngliederungdicBrooklvncr  verkehr  vermitteln.  Von  einer  Verschmelzung  der  Be- 
iloch- und  Flachbahnen  unter  ihre  BotmaQigkeit  gebracht  triebe  ist  indessen  vollständig  abgesehen.  Während  in 
hat.  Die  beiderlei  Verkehrsmittel  werden  von  ihr  seit-  Brooklyn,  wie  wir  gesehen  haben,  die  Schnellbahnzage 
dem  nach  einheitlicheren  Gesichts- 
punkten betrieben.  Nicht  allein, 
daß  dem  Publikum  der  Vorteil 
durchgehender  Fahrscheine  für 
beide  Linien  gewährt  ist;  die  Or- 
ganisation geht  soweit,  daß  sogar 
llochbahnzQge  im  äußeren  Stadt- 
gebiet verschiedentlich  in  den 
Flachbahn -Betrieb  hineingeführt 
werden.  Auf  diese  Weise  ge- 
langen beispielsweise  die  Bewoh- 
ner New- Yorks  in  ununterbroche- 
ner Fahrt  mit  den  Zagen  der 
Bronklyner  Hochbahn  nach  ihren 
beliebigen  Ausflugspunkten  auf 
der  Concy  Insel.  So  dient  auch 
der  neu  umgebaute  Culver- 
stree't  Endbahnhof  auf  dieser 
Insel  —  Abbildg.  1  —  gleichzeitig 
der  Abfertigung  von  Flach-  und 
Schnellbahnzügen,  die  sogar  bei 
der  Nordausfahrt  die  nämlichen 
im  Gelände  liegenden  Gleise  be- 
nutzen. Daß  dieser  Fall  derUcber- 
fQhrung  von  inneren  Schnellbahn- 
zagen auf  die  außenliegende  Flach- 
bah  n  ausgedehntere  Nachfolge  ha- 
ben dürfte,  erscheint  indessen  frag- 
lich. Ungleich  bedeutungsvoller 
scheint  der  andere  Weg,  die  von 
auflrn  herkommen- 
den Flachbahn-Wa- 
gen im  Inneren  der 
Stadt  auf  besonde- 
ren Bahnkörper  zu 
leiten,  nicht,  um 
aus  der  Flachbahn 
im  Inneren  einen 
Schnellverkehr  zu 
entwickeln,  sondern 
hauptsächlich,  um 
die  überfüllten  Stra- 
ßen des  Stadtinne- 
ren zuentlasten  und 
von  Gleisen  zu  be- 
freien. Diesem  Um- 
stände verdankt  die 
von  1  loward  A.  C  a  r- 
sonfOrdenSchnell- 
verkehrs-Ausschuü 
von  Boston  er- 
baute, vor  6  Jahren 
cröffneteTunnclan- 
lage  in  derTrcmont- 
Straßc  ihre  Ent- 
stehung, die  auf  dem 
Lageplan  der  Stadt 
(siehe  die  Beilage) 
angedeutet  ist.  An 
drei  Stellen  wurden 
die  Flachbahngleise 
mittels  Rampen  un- 
ter die  Erde  geführt, 
derart,  daß,  wie  au> 
Abbildg.  3  ersicht- 
lich, die  Motorwa- 
gen in  der  Lage 
waren,  sowohl  von 
jedcmEintnit-punkt 
den  ganzen  Tunnel 


Die  Karvatidenhalle  de»  Eietliihcions, 
aus  deiselben  Entfernung  aufgenommen  mit  einem  Goeri'arhen  Teleobjektiv  von  144cm  AequivalcntBi  emiweite; 
bestellen. 1  aus  einem  Doppclanastigmat,  Serie  III,  a,  Brennweite  18cm,  und  Telcnegativ  von  60 mm  Brennweite. 
Das  photographische  Teleobjektiv  von  C.  P.  Goerz. 


zu  durchfahren,  als  auch  innerhalb  desTunnels  umzukehren. 
Der  Erfolg  dieser  Anlage  war  in  die  Augen  fallend;  aber 
die  Maßregel  erwies  sich  bald  aU  unzureichend.  Durch 
die  Erleichterungen,  die  dem  Verkehr  geboten  waren, 
wuchs  dieser  »elbst  wieder  dermaßen  an,  daß  ihn  auch 
der  Tunnel  nur  schwer  zu  bewältigen  vermochte  Das 
Wagengedränge  unter  der  Erde  wurde  beispiellos  und 
der  Betrieb  der  unzähligen  Linien  im  Tunnel  war  auf 
die  Dauer  nur  mit  den  findigsten  Vorkehrungen  aufrecht 

468 


unmittelbar  auf  die  Flachbahn  weitergeleitet  wurden,  muß 
in  Boston  an  den  Treffpunkten  beider  Verkehrsmittel 
umgestiegen  werden.  An  den  Endpunkten  läuft  die  Hoch- 
bahn, wie  auf  dem  Stadlplan  (Beilage)  angedeutet  ist,  in 
Schleifen  aus,  zu  denen  die  Flachbahngleise  mittels  Rampen 
cmiiorgcfahrt  sind,  «odaü  Anschlußbahnhöfe  nach  Art  der 
Abbildg  3  bis  1  entstehen,  an  deren  zungenförmigen 
Bahnsteigen  F  lachbahnwagen  und  Hochbahnzügc  den  Ver- 
kehr austauschen.    Die  BcnuLzungswcise  des  Tunnels  ist 

No.  75. 


Gc 


jetzt  so  geändert,  daß  die  durchlaufenden  Gleise  — 
zu  vergl.  Abb.  a  —  nicht  mehr  von  Straßenbahnwagen, 
sondern  nur  noch  von  Hochbahnzögen  befahren  werden. 
Der  Verkehrsplan  umfaßt  nunmehr  zugleich  die  beiden 
Fälle,  daß  einerseits  Straßenbahnlinien  im  Zentrum  inner- 
halb des  Tunnels,  in  den  sie  zur  Entlastung  der  Straßen 
hineingeführt  sind,  unmittelbaren  Anschluß  an  die  Schnell- 
bahn gewinnen  und  anderseits  die  letztere  weiter  außen 
in  den  erwähnten  Anschlußbahnhöfen  mit  den  Straßen- 
bahnen verbunden  Ist  Im  Übrigen  hat  der  l'mstand, 
daß  auch  hier  die  Flach-  und  Schnellbahnen  in  einer 
Hand  vereinigt  sind,  Verkehrs- 
erleichtcrungcn  zur  Folge  ge- 
habt, die  in  ihrer  Eigenartig- 
keit und  Zweckmäßigkeit  voll- 
ste Anerkennung  verdienen. 

Die  Notwendigkeit,  die  inne- 
ren Straßen  von  Gleisen  zu 
befreien,  hat  naturgemäß  mit 
zunehmendem  Verkehr  auch 
in  anderen  Großstädten  zu  weit- 
gehenden Umgestaltungen  an- 
geregt. In  Chicago  ist  bei- 
spielsweise vorgcschlagcnwor- 
den,  die  Nord-Süd-Straßenbah- 
nen  und  die  West-Straßenbah- 
nen im  Herzen  der  Stadt  mit- 
tels Schleifen  in  einen  zweige- 
schossigen Tunnelbau  hinab- 
zuführen, wie  das  in  Abbildg.  6 
veranschaulicht  ist  Die  Nord- 
südlinien endigen  im  oberen 
Tunnclstockwerk.  so  jedoch, 
daß  in  nordsadlichcr  Richtung 
die  Wagen  auch  durchgehend 
betrieben  werden  können.  Die 
Westlinien  —  in  Abbildg.  6  punktiert  angedeutet  —  sind  in 
das  untere  Stockwerk  hinabgeführt.  Im  Zusammenhang 
mit  diesen  Arbeiten  werden  durchgreifende  Umgestaltungen 
des  ganzen  Straßenkörpers  beabsichtigt,  vcrgH  Abbildg.  7, 
indem  für  Kabel,  Wasserrohre  und  die  sonstigen  in  den 
Straßen  befindlichen  Leitungen  besondere  Tunnel  im  Zu- 
sammenhang mit  den  Hahntunneln  hergestellt  werden. 

Abgesehen  von  den  geschilderten  Bestrebungen,  die 
die  großstädtische  Verkehrspolitik  im  Sinne  engeren  Zu- 
sammenschlusses   zwischen    Straßen-   und  Schnellbahn 


Aufgenommen  mit  Goeri-DoppclanaMigmat  Serie 
Brennweite  15  cm. 


nachdrücklich  zu  beeinflussen  und  zu  Verkehrsformen  zu 
führen  vermögen,  wie  wir  sie  z.  B.  in  Boston  verkörpert 
sehen,  hat  man  sich  doch  im  allgemeinen  bei  der  Anlage 
der  elektrischen  Schnellbahnen,  ganz  nach  dem  Muster 
der  unter  der  Herrschaft  des  Dampfbetriebes  hergestellten, 
um  die  Flachbahnen  wenig  gekümmert,  die  großstadtischen 
Schnellbahnen  vielmehr  selbständig  nach  außen  vorgetrie- 
ben, um  mit  ihnen  das  ganze  Gebiet  der  wirtschaftlichen 
Gemeinschaft  einschließlich  der  Vorstädte  und  Vororte  zu 
erschließen.  Auf  dem  letztgenannten  We^e  insbesondere 
wirddie Schnellbahn  zu  einem  gewaltigen  Mittel, der  Massen- 
anhäufung der  Bevölkerung  in 
den  Mietskasernen  zu  steuern 
und  ihr  zu  menschenwürdige- 
ren Daseinsbedingungen  zu 
verhelfen.  Kein  \\  under  also, 
wenn  sich  neuerdings  gerade 
in  Anbetracht  dieser  Wohl- 
fahrtsbestrebungen die  Städte 
gewisscMitbestimmungsrcchtc 
bei  Anlage  der  Schnellbahnen 
zu  wahren  bestrebt  sind.  Da- 
durch können  sehr  wohl  Ein- 
heitlichkeit der  Anlagen  erzielt 
und  die  allgemeinen  Interessen 
genügend  geschützt  werden. 
Aber  dieser  Zweck  wird  nicht 
immer  erreicht,  denn  das  Bei- 
spiel der  Pariser  Untergrund- 
bahnen zeigt  aufs  deutlichste, 
wie  engherzig  auch  eine  städ- 
tische Verwaltung  ihre  Aufga- 
ben aufzufassen  in  der  Lage 
ist  Keine  einzige  der  vielen 
Linien  des  sonst  in  glänzender 
Durchführung  begriffenen  Pa- 
riser Untergrundbahnnetzes  geht,  wie  die  Abbildg. 
(Beilage)  erkennen  läßt,  über  die  Weichbildgrcnzc  hinaus; 
dieses  Liniennetz  ist  in  seiner  äußeren  Beschränkung 
deutlicher  Ausdruck  der  Besorgnis,  daß  das  Steuerbudget 
der  Hauptstadt  durch  Abwanderung  der  Bewohner  in  die 
Vorstadtgebiete  eine  Schmälcrung  erleiden  könnte.  Also  das 
Gegenteil  von  dem,  was  natürlich  und  richtig  ist;  tatsächlich 
läßt  sich  die  natürliche  Entwicklung  nach  außen  wohl  er- 
schweren und  verzögern,  aber  unter  keinen  Umständen 
auf  die  Dauer  verhindern.  <Foit»munc  loifi  > 


Ib. 


~ --anti       T>  ™ 


•  1  wiF 


Aufnahme  mit  einem  Go*r*-Teleobjektiv,  bcatchend  aua  einem  I>oppclanasligmat  Serie  1  b,  1,  Brennweite  15  cm,  und  einem  Teienegativ 
von  75  mm  Brennweite.    Achtfache  lineare  Vergrößerung  gegenüber  obiger  Abbildung.  (Bei  beiden  Aufnahmen  war  der  Pavillon  etwa 

laoo  ni  vom  Apparat  entfernt ) 

_         .  Das  photographische  Teleobjektiv  »on  C.  P.  Goeri. 

17.  September  1904.  469 


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Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Sitzungsbericht  der  XXXIII.  Abgeordneten-Versammlung  in  Düsseldorf  am  9.  und 

10.  September  1904.  (FwtKtMag  it»u  schiui») 

Zu  Punkl  7  der  Tagesordnung:  Antrag  des  Archi-         Dem  Antrage  wird  stattgegeben,  die  Schenkung  des 
tekten-  und  Ingenieur-Vereins  zu  Hamburg  auf   vollständigen  Exemplares  der  früheren  Jahrgänge  mit  Dank 
Abänderung  des  §  ao  der  Verbands-Satzungen.  angenommen 


Hr.  Weber  spricht  noch  den  Wunsch  aus,  der  Vor- 
stand möge  auf  die  Vereine  dahin  einwirken,  daß  diese 
auch  die  Festschriften  der  Wanderversammlungen  dem 
Museum  in  Zukunft  überreichen  möchten. 

Zu  Punkt  10  der  Tagesordnung:  Vorlage  einer  Ueber- 
sicht  Ober  die  bisherigen  Ausgaben  für  das  Werk 
„Das  Bauernhaus  im  deutschen  Reich  und  in 
seinen  Grenzgebieten"  und  Antrag  auf  Bewilli- 
gung der  voraussichtlich  noch  aufzuwendenden 
Mittel  zu  seiner  Fertigstellung. 
Nach  einigen  Erläuterungen  des  Geschäftsführers  wird 
dem  Antrage  des  Verbandsvorstandes  entsprochen  und 
die  Summe  von  3000  M.  aus  dem  Verbandsvermögen  zur 
Deckung  der  Kosten  der  noch  ausstehenden  Arbeilen  be- 
willigt Es  wird  dem  Ausschüsse  auf  Antrag  des  Hrn. 
Weber  einerseits  der  Dank  für  die  Herausgabe  des  wert- 
vollen Werkes  ausgesprochen,  anderseits  aber  auch  zur 
Pflicht  gemacht,  bei  seinen  weiteren  Arbeiten,  so  weit  das 
ohne  Beeinträchtigung  des  angestrebten  Zweckes  und  des 
vornehmen  Charakters  des  Werkes  angängig  ist,  grötlte 
Sparsamkeit  walten  zu  lassen. 

Auf  Antrag  des  Vorstandes  wird  im  Anschlüsse  hieran 
auch 

Antrag  des  Vorstandes  des  Museums  auf  "L^beriassung  Punkt  13  der  Tagesordnung:  Bericht  über  den  Fort- 
eines  vollständiges  Exemplares  des  Vcrbandsorgancs,  der  Bang  des  Bauernhaus-Werkes 

„Deutschen  Bauzeitung, "  an  den  Verbandsvorstand  über-    durch  Kenntnisnahme  erledigt, 
mittelt  worden.    Dieser  hat  sich  mit  der  Deutschen  Bau- 
zeitung in  Verbindung  gesetzt,   der  aber  vollständige    Zu  Punkt  n  der  Tagesordnung:  Wahl  zweier  neuer 
Exemplare  zur  Abgabe  nicht  mehr  zur  Verfügung  stehen.  Vorstandsmitglieder 
Dagegen  hat  sich  ein  Mitglied  der  Gesellschaft  der  Deut-    anstelle  der  salzungsgemäß  nicht  wieder  wählbaren  Hrn. 
sehen  Bauzeitung  bereit  erklärt,  ein  vollständiges  Exemplar   Bubcndcy  und  v.  Schmidt.    Es  wird  ein  9 glicdriger 
der  früheren  Jahrgänge  dem  Vorstande  für  genannten   Ausschuß  zur  Vorbereitung  der  Wahl  gewählt,  dem  die 
Zweck  kostenlos  zu  überlassen.    Im  übrigen  stellt  der   Hrn.:  Billing,  Bubcndcy,  Gleim,  Crantz,  Hecht, 
Vorstand  den  Antrag,  die  laufenden  Jahrgänge  des  Vcr-    Knoblauch,  Lucas,  Schmick,  Zügel  angehören, 
bandsorganes  in  je  1  Exemplar  dem  Museum  zum  Gc-         Der  Ausschuß  macht  am  Nachmittag  den  Vorschlag:  zum 
schenk  zu  machen.  stellvertr. Vorsitzenden  Hrn.  Stdtbrl.  Dr. Wolf  f  in  Hannover, 


Hierzu  gibt  Hr.  Gleim  entsprechende  Erläuterungen. 
Der  Antrag  wird  ohne  weitere  Debatte  angenommen.  Die 
abgeänderte  Fassung  soll  den  Satzungen  als  Nachtrag  bei- 
gefügt werden. 

Zu  Punkt  8  der  Tagesordnung:  Antrag  des  Archi- 
tekten- und  Ingenieur-Vereins  zu  Kassel  auf  Be- 
willigung eines  Beitrages  zu  einem  Denkmal  für 
Ungcwitter  in  Kassel. 
Der  Antrag  wird,  nach  kurzen  Wrortcn  des  Vertreters 
des  Vereins  Hrn.  Wroernhof f,  der  für  die  Unterstützung 
durch  den  Verbandsvorstand  den  Dank  seines  Vereins 
ausspricht,  einstimmig  angenommen,  die  Höhe  des  Bei- 
trages auf  300  M.  festgesetzt. 

Zu  Punkt  9  der  Tagesordnung:  Bewilligung  eines  ein- 
maligen Beitrages  an  das  Museum  für  Meister- 
werke   der  Naturwissenschaft   und  Technik  in 
München. 

Der  vom  Vorstände  beantragte  Beitrag  von  500  M. 
wird  nach  einer  kurzen  Debatte,  an  der  sich  die  Hrn. 
Knoblauch,  Hecht  und  Baumeister  beteiligen,  be- 
willigt. Von  Hrn.  Köpckc,  dem  Vertreter  des  Ver- 
bandes, im  Vorstandsrat  des  Museums,  ist  ferner  ein 


Das  photographische  Teleobjektiv. 

(HU-rfu  dir  Abbildung™  !S.  4«  m,<l  4*9.) 

lie  vorliegende  Abhandlung  soll  den  photographieren- 
den  Architekten  mit  einer  Konstruktion  photogra- 
phischcr  Objektive  bekannt  machen,  die  zwar  schon 
seit  emigen  Jahren  auf  dem  photographischen  Markte  er- 
schienen sind,  jedoch  selbst  von  der  photograplüschen 
Fachwelt  nur  wenig  beachtet  wurden. 

Durch  die  seit  etwa  ao  Jahren  in  hohe  Blüte  ge- 
kommene Reproduktionstechnik  war  für  die  photogra- 
phische Üptik  von  selbst  der  Impuls  gegeben,  Instrumente 
zu  konstruieren,  die  nicht  lediglieh  den  Zweck  verfolgten, 
plastische  Gegenstände  schnell  und  dabei  mit  einer  ge- 
wissen Weichheit  aufzunehmen.  Die  phoUmieehanische 
Reproduktion  verlangte  hauptsächlich  Objektive  von  exakter 
Wiedergabe  ebener  Originale,  als  Karten,  Pläne,  Zeich- 
nungen, Gemälde  usw. 

Die  Firma  C.  A.  Steinheil  Söhne  in  München  hat  diese 
Aufgabe  anfangs  der  70er  Jahre  durch  die  Konstruktion 
des  „Aplanatcn"  glänzend  gelost  Dieses  Instrument  wurde 
für  die  erwähnten  Zwecke  etwa  ao  lahrc  lang  verwendet, 
bis  die  Firma  Carl  Zciß  in  Jena  etwa  um  das  Jahr  1800 
mit  dem  anastigmatischen  Typus  hervortrat,  der  den  Zweck 
verfolgte,  ohne  jede  Abbiendung,  die  bekanntlich  Licht 
absorbiert,  ein  randscharfcs  Bild  im  Apparat  hervorzurufen. 
Der  Anastigmat  ist  hauptsächlich  möglich  geworden  durch 
Benutzung  eigenartiger  Glaszusamiiicnsetzungcn,  die  das 
glastechnische  Institut  von  Schott  und  Genossen  in  Jena 
herausgefunden  hatte. 

Die  Firma  C.  P.  (Joerz  in  Friedenau  bei  Berlin  brachte 
wenige  Jahre  später  die  Doppel-Anastigmate  in  den  Handel, 
einen  Typus,  der  heule  noch  vorbildlich  dasteht,  da  er  ein 
svmmctnschest  »bjektiv  darstellt,  welches  sowohl  imgan/en, 
als  auch  in  seinen  Hälften  i  Vorder-  oder  Hinterlinsci  als 
selbständig*  optisches  Werkzeug  arbeiteL 

Wir  hielten  einen  kurzen  Leberblick  über  die  Ent- 
wicklung der  Objektive  für  nöliu,  um  auch  den  der  photo- 

Sraphischcn  Kunst  Fernerstehenden  über  den  Standpunkt 
er  heutigen  optischen  Technik  zu  unterrichten. 

Bekanntlich  liefert  von  a  Objektiven  (bei  gleicher  Ent- 
fernung vom  aufzunehmenden  Gegenstände)  nur  dasjenige 

470 


mit  größerer  Brennweite  das  größere  Bild,  allerdings  auf 
Kosten  der  Lichthelligkeit,  also  auch  unter  dem  Erfordernis 
einer  längeren  Exposition.  Ebenso  bekannt  ist  es,  daß 
eine  lange  Brennweile  einen  langen  Balgenauszug,  also 
einen  voluminösen  Apparat  erfordert.  Endlich  muß  daran 
erinnert  werden,  daß  ein  Objektiv  von  selbst  sehr  langer 
Brennweite  immerhin  von  sehr  weit  entfernten  Gegen- 
ständen nur  ein  recht  kleines  Bild  liefert.  Ein  größerer 
Gegenstand,  ein  Haus  z.  B,,  kann  recht  gut  bei  einer  Ent- 
fernung von  ao,  50,  80,  ja  ioo">  noch  recht  wohl  ein  deut- 
liches Bild  aufzunehmen  gestatten  unter  Benutzung  von 
Objektiven,  wie  solche  durchschnittlich  im  Instrumentarium 
eines  Fachphotographen  zu  finden  sind.  Bei  solchen  größe- 
ren Entfernungen  hilft  man  sich  vielfach  mit  der  Benutzung 
der  Hinterlinse  bei  Anwendung  einer  etwas  engen  Blende. 

Völlig  anders  gestaltet  sich  die  Sache,  wenn  es  heißt, 
ein  selbst  größeres  Gebäude  auf  eine  Entfernung  von  iooo 
bis  1600  ja  von  über  a  zu  photographicren.  Da  ver- 
sagen alle  „üblichen"  Instrumente  und  erst  dem  .Tele- 
objektiv" war  es  vorbehalten,  diese  Aufgabe  gut  zu  lösen. 
Als  erster  Konstrukteur  des  Teleobjcktivcs  muß  Prof.  Dr. 
Adolf  Miethc  (Techn.  Hochschule  in  Charlottenburg)  an- 
gesehen weiden.  Nahezu  gleichzeitig  mit  ihm  trat  Dal  1- 
meyer  in  London  mit  einer  ähnlichen  Telckonstruküon  an 
die  "Öffentlichkeit  und  nur  die  äußerste  Beschleunigung 
bezüglich  der  Patentanmeldung  rettete  die  Priorität  der 
Erfindung  für  Prof.  Micthe. 

Kurz  ausgedrückt  kann  man  sagen:  das  Teleobjektiv 
ist  ein  photographisches  Fernrohr.  Man  ist  also  in  der 
Lage,  bei  Benutzung  des  Tclcobjektives  den  betreffenden 
Gegenstand  aus  sehr  weiten  Entfernungen  heranzuholen 
und  ihn  gleich  in  einer  entsprechenden  Vergrößerung  auf 
die  Platte  zu  bannen.  Dies  ist  sehr  wichtig,  denn  man 
darf  durchaus  nicht  glauben,  daß  man  durch  eine  kleine 
scharfe  Aufnahme  und  nachherige  Vergrößerung  auch 
nur  annähernd  das  gleiche  Ergebnis  erreichen  könne. 
Schon  bei  5-6fachcr  Vergrößerung  wird  das  „Korn", 
also  die  granulöse  Schicht  der  photographisehen  Original- 
aufnahmen,  derartig  auffällig  mitvergrößert,  daß  man  in 
den  meisten  Fällen  recht  häßlich  wirkende  Ergebnisse 
erzielt.  Beim  Teleobjektiv  hingegen  liegt  die  Vergröße- 
rung schon  gleich  in  dem  durch  die  Optik  des  Instrumentes 

No.  73. 

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und  zum  Beisitzer  den  bisherigen  Geschäftsführer  Hrn. 
Eisclen  zu  wählen,  um  durch  letzteren  den  wünschens- 
werten engeren  Zusammenhang  mit  dem  Verbandsorgane 
aufrecht  zu  erhalten.  Die  Wahl  der  Genannten  erfolgt  durch 
Zuruf  Beide  Herren  haben  die  Wahl  dankend  angenommen. 

Zu  Funkt  la  der  Tagesordnung:  Wahl  des  Ortes  für 
die  Abgeordneten- Versammlung  1905  und  die 
Wandcrvcrsammlung  1906. 

Zu  dem  ersten  Punkte  nimmt  Hr.  Zügel  als  Vor- 
sitzender des  Württembergischen  Vereins  noch  einmal 
das  Wort  und  erneut  die  bereits  schriftlich  ausgesprochene 
Einladung  des  Verbandes  für  das  Jahr  1905  nach  Heil- 
b  r  o  n  n.  DieVersammlung  n  immt  diese  Einladung  mit  Dank  an. 

Zum  zweiten  Punkte  legt  der  Geschäftsführer  ein 
inzwischen  eingegangenes  Einladungsschreiben  des  Hrn. 
Oberbürgermeisters  von  Mannheim  vor,  der  die  schon 
früher  und  wiederholt  ausgesprochene  Einladung  für  1906 
in  wärmster  Form  erneut  Der  als  Vertreter  des  Bad. 
Arch.-  u.  Ing.-Vereins  anwesende  Hr.  Baumeister, 
sowie  der  Vorsitzende  des  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereins  für  Mannheim-Ludwigshafen,  Hr.  Hauser,  fügen 
die  Einladung  der  beiden  Vereine  hinzu.  Die  Versamm- 
lung nimmt  die  Einladungen  dankend  an. 

Zu  Punkt  13  der  Tagesordnung  siehe  unter  11. 

Zu  Punkt  14  der  Tagesordnung:  Bericht  über  die  Neu- 
auflage des  Normalprofilbuchcs  für  Walzcisen. 

Der  Geschäftsführer  gibt  hierzu  noch  einige  Erläute- 
rungen, die  gleichzeitig  dem  Bedauern  Ausdruck  geben, 
daß  die  Umarbeitung  des  Werkes  für  die  7.  Auflage  noch 
nicht  weiter  gediehen  ist.  Es  sei  vorläufig  nicht  abzu- 
sehen, wann  die  Ausschußarbeiten  zum  Abschluß  kommen 
werden.    Besondere  Beschlüsse  wurden  nicht  gefaßt 

Zu  Punkt  15  der  Tagesordnung:  Bericht  Ober  das  Werk 
„Ueber  den  Feuerschutz  von  Eisen- 
konstruktionen*. 
Das  fertige  Werk  wird  vorgelegt.  Die  Anwesenden  wer- 
den ersucht,  für  dessen  möglichste  Verbreitung  zu  wirken. 

Zu  Punkt  16  der  Tagesordnung:  Bericht  über  die 
Tätigkeit  der  ständigen  Ausschüsse. 

Die  Versammlung  nimmt  von  dem  vorliegenden  Bericht 
Kenntnis.  L'ebcr  die  Tätigkeit  des  WeUbcwcrbsausschusses 


gibt  der  Geschäftsführer  noch  nähere  Mitteilungen.  Im 
Anschlüsse  daran  spricht  sich  Hr.  Kaaf  dafür  aus,  daß 
namentlich  auf  die  Preisrichter  ein  Druck  seitens  des 
Verbandes  ausgeübt  werden  möge,  in  der  Richtung,  daß 
diese  sich  bei  der  Ausübung  ihres  Amtes  strengstens  an 
die  „Grundsätze"  halten  mischten.  An  der  sich  anknüpfen- 
den lebhaften  Debatte  beteiligen  sich  die  Hrn.  Weiden- 
bach,  Hecht,  Solf,  Gramer,  Kaaf,  Weber,  Eiselen, 
Schmidt  und  Fleck.  Mit  Rücksicht  darauf,  daß  diese 
Frage  bei  Punkt  22  der  Tagesordnung  noch  zur  Sprache 
kommen  muß,  wird  die  Debatte  vorläufig  abgebrochen. 

Zu  Punkt  17  der  Tagesordnung:  Nicht  auf  der  Tages- 
ordnung stehende  Mitteilungen  geschäftliche  r  Art 

Zu  ai  Aufnahme-Antrag  der  Vereinigung  schlesischer 
Architekten  (vergl.  Punkt  2  der  Tagesordnung». 

Zu  b>  Nach  Abschluß  des  Geschäftsberichtes  einge- 
gangene Anträge. 

i.  Der  Verein  für  sächsische  Volkskunde  plant  im 
Jahre  1906  im  Anschluß  an  die  3.  deutsche  Kunstgewerbe- 
Ausstellung  in  Dresden  eineSondcrausstellung  von  Ab- 
bildungen bäuerlicher  Kunst-  und  Bauweise  aus 
allen  Teilen  Deutschlands.  Der  Verein  hat  sich  mit 
einem  Rundschreiben  auch  an  den  Verband  und  außer- 
dem an  eine  Anzahl  von  Verbandsvereinen  gewendet  mit 
dein  Ersuchen,  die  Ausstellung  beschicken  zu  wollen.  Der 
Architektenverein  zu  Berlin  hat  dazu  den  Antrag 
an  den  Verbandsvorstand  gestellt,  „der  Verband  möge 
sein  reiches  Material  vom  Bauernhaus  für  diese  Sonder- 
ausstellung zur  Verfügung  stellen".  Hiermit  sind  gemeint 
neben  einem  vollständigen  Exemplar  des  bis  dahin  jeden- 
falls fertigen  Bauernhauswerkes  die  Original- Aufnahmen  zu 
diesemWerke,  die  den  Vereinen  bezw.  Vcrbandsmitgliedern 
vom  Bauernhaus-Ausschuß  wieder  zurückgegeben  sind.  Es 
ist  also  hierzu  die  Unterstützung  der  Vereine  erforder- 
lich. Hr.  Schmidt  gibt  dazu  die  Erklärung,  daß  es  sich 
höchstens  um  eine  kleine  Auswahl  der  Originalzcichnungen 
zum  Bauernhaus-Werke  handeln  könne,  daß  diese  aber 
durch  Aufnahmen  von  Dorfkirchen,  Windmühlen  usw.  zu 
ergänzen  seien.  Er  bittet,  daß  die  Versammlung  ihn  ermäch- 
tigen möge,  sich  mit  den  übrigen  Mitgliedern  des  Bauern- 
haus-Ausschusses in  Verbindung  zu  setzen,  um  festzu- 
stellen, mit  welchen  Mitteln  dem  Antrag  auf  Beteiligung 
an  der  Ausstellung  am  besten  entsprochen  werden  könne. 
Die  Versammlung  erklärt  sich  hiermit  einverstanden  und 
spricht  auf  Antrag  des  Hrn.  Körte  ihre  Bereitwilligkeit 


entworfenen  Bilde,  welches  also  klar  und  ohne  störendes 
Korn  auf  die  photographische  Platte  fixiert  wird. 

Das  Instrument  besteht  aus  3  Haupttcilen:  1.  dem 
photographLschen  Objektiv  (Tclepositiv),  a.  der  vergrößern- 
den Linse  (Tclenegativ),  welche  das  von  1.  entworfene 
Bild  unmittelbar  vergrößert,  und  3.  aus  einem  Messingtubus, 
der  die  2  optischen  Teile  1.  und  a.  mit  einander  verbindet 

Man  kann  zu  dieser  Kombination  jedes  gute  »holo- 
graphische Objektiv  benutzen,  welches  eine  gute  Mittcl- 
schärfe  besitzt  Besonders  eignen  sich  Aplanate,  Anastig- 
rnatc  und  Doppcl- Anasügmate  als  positives  Glied  für  die 
Telekonstruküon.  Als  negatives  Glied  der  Kombination 
dient  ein  besonders  konstruiertes  Linsensystera,  welches 
mit  dem  Tubus  gleich  mitgeliefert  wird. 

Aus  erklärlichen  Gründen  nimmt  man  nur  kleine 
Objektive  (ta — 20  «■  Brennweite),  da  man  ja  das  kleine, 
vom  Positiv  entworfene  Bild  durch  das  negative  Element 
der  Kombination  beliebig  zu  vergrößern  imstande  ist. 

Ein  großer  Vorteil  der  Teleobjektive  liegt  namentlich 
darin,  daß  man  eine  nur  sehr  kleine  Kamera,  also  kurze 
Balgcnauszüge  benötigt.  Die  Firma  C.  P.  Goerz  liefert 
sogar  neuerdings  eine  wirkliche  I  landkamera  mit  Teleobjek- 
tiv,  eine  Kombination,  mit  der  sie  bahnbrechend  vorangeht. 
Kein  anderer  Konstrukteur  hatte  sich  bis  jetzt  zu  einem  so 
kompendiösen  Instrument  verstiegen.  Man  stelle  sich  vor: 
der  Tourist  hat  eine  ganz  leicht  an  Riemen  umzuhängende 
Ausrüstung  bei  sich,  welche  erlaubt,  Objekte  auf  kilometer- 
weite Entfernungen  zu  phoiographieren.  Gewiß  ein  idealer 
und  für  die  Praxis  erwünschter  Zustand. 

Das  Arbeiten  mit  dem  Teleobjektiv  setzt  eine  gewi.-sc 
Erfahrung  in  der  photographischen  Aufnahmearbeit  vor- 
aus, Ober  die  indessen  jeder  geübte  Amateur  wohl  ver- 
fügt. Sodann  verlangt  die  tclephotographische  Arbeit  ge- 
wisse Vorsichtsmaßregeln,  die  indessen  recht  gut  zu  er- 
füllen sind.  Vor  allem  gilt  es,  ein  sehr  festes  Stativ  zu 
benutzen,  welches  selbst  bei  mäßigem  Winde  nicht  vibriert, 
denn  es  ist  leicht  einzusehen,  daß  eine  geringe  Erschütte- 
run«  des  Apparates  durch  die  vergrößernde  Eigenschaft 
des  Telcnegatives  (also  der  Hinterlinscn-Kombination)  sich 
im  Bilde  in  stark  potenziertem  Maßstäbe  geltend  macht. 
Je  stärker  die  Vergrößerung,  desto  schlimmer  kommt  die 
Unscharfe  zur  Wirkung.   Aus  diesem  Grunde  muß  man 

1 7.  September  1904. 


auch  die  Einstellung  des  Bildes  auf  der  Mattscheibe  recht 
genau  vornehmen,  am  besten  unter  Zuhilfenahme  einer 
sogen.  „Visierloupe". 

Ein  schlimmer  Feind  der  Tclephotographie  ist  im 
Sommer  die  große  Hitze,  die  sich  bei  der  Rückstrahlung 
von  der  Erde"  oft  für  das  Auge  wahrnehmbar  zeigt  Es 
sei  hier  an  das  „Flimmern"  der  Luft  erinnert,  welches  wir 
im  Hochsommer  über  den  Kornfeldern  beobachten.  Es 
wäre  ein  törichter  Gedanke,  durch  eine  solche  von  der 
Hitze  bewegte  Atmosphäre  hindurch  einen  weit  entfernten 
Gegenstand  aufnehmen  zu  wollen.  Ein  Haus,  ein  Kirch- 
turm, unter  solchen  Umständen  Photographien,  würde  ganz 
unscharfe  Umrisse,  ja  sogar  Schlangenlinien  zeigen. 

Endlich  sei  noch  der  Fernwirkung  der  Luft  gedacht, 
welche  die  weitab  Heuenden  Gegenstände  meistens  mit 
einem  blauen  Dunstschleier  verhüllt.  Hier  muß  man  die 
Form  kräftiger  wirken  lassen,  indem  man  vor  das  Objektiv 
eine  Gclbschcibc  einschaltet,  welche  die  großen  Farben- 
und  Hclligkeits- Unterschiede  mildert  und  zugleich  die 
Form  klärt. 

Die  Frage:  „Welches  Instrument  nehme  ich  am  besten 
in  Benutzung  und  wie  arbeite  ich  praktisch  mit  dem  telc- 
photographischen  System  '.'*  findet  der  Interessent  in  einer 
reich  ausgestatteten' Broschüre  der  Firma  C.  P.  Goerz  in 
Friedenau,  sehr  instruktiv  beantwortet,  welcher  die  hier 
abgedruckten  Vergleichs-Aufnahmen  entlehnt  sind. 

Zum  Schlüsse  soll  der  Auffassung  entgegengetreten 
werden,  daß  ein  Teleobjektiv  nur  ein  Instrument  für  die 
Ferne  sei;  im  Gegenteil ,  es  lassen  sich  damit  manche  Gegen- 
stände bei  größter  Nähe  viel  besser  aufnehmen,  als  mit 
den  bisher  für  größere  Bilder  üblichen  langbrennweitigen 
Objektiven.  Dies  liegt  einmal  daran,  daß  das  Teleobjektiv 
eine  ganz  vorzügliche, nicht  übertriebene  Perspektive  liefert, 
dann  aber  auch  an  dem  Umstände,  daß  es  eine  unzählige 
Reihe  von  Brennweilen  zur  Verfügung  stellt  und  daher 
eine  ebenso  zahlreiche  Gröllenabstufung  des  Bildes  ge- 
staltet. Das  Teleobjektiv  ist  mithin  zu  einer  Macht  ge- 
worden, die  man  in  der  modernen  Technik  nicht  über- 
sehen und  vor  allem  nicht  unterschätzen  soll.  In  erster 
Linie  ist  der  Architekt  in  der  Lage,  aus  der  jetzt  vor- 
liegenden Konstruktion  einen  reichen  Nutzen  zu  ziehen.  — 

Mr. 

•47' 

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aus,  zu  dem  gedachten  Zwecke  in  bescheidenen  Grenzen 
Mittel  zur  Verfügung  zu  stellen. 

_  a.  Der  ArchiteKten-Verein  zu  Berlin  stellt  einen 
weiteren  Antrag,  die  Teilnahme  Deutschlands  an  den 
internationalen  Architekten-Kongressen  betreffend.  Es  ist 
gelegentlich  der  letzten  Tagung  in  Madrid  von  den  deut- 
schen Fachgenossen  schmerzlich  empfunden  worden,  daß 
das  Deutsche  Reich  nicht  offiziell  vertreten  war.  Es  ist 
außerdem  der  Wunsch  laut  geworden,  es  möge,  nachdem 
für  1906  ein  Kongreß  in  London  vorgesehen  ist,  der  fol- 
gende Kongreß  1909  in  Deutschland  stattfinden. 

Der  Architekten-Verein  stellt  daher  den  Antrag: 
«)  der  Verband  möge  bei  Konstituierung  des  inter- 
nationalen Architekten -Ausschusses,  der  im  Herbst  d.  J. 
in  Paris  Flaufinden  soll  und  welchem  als  deutscher  Ver- 
treter Hr.  Reg.-  u.  Gew. -Schul- Rat  Dr.  Ing.  Muthcsius 


angehört,  den  Antrag  stellen,  daß  der  übernächste  Kongreß 
1909  in  einer  deutschen  Stadl  tagen  möge  (Berlin,  Köln, 
Dresden,  Mönchen). 

fl)  Der  Verband  möge  bei  dem  Herrn  Reichskanzler 
geeignete  Schritte  tun,  daß  bei  dem  nächsten  internationalen 
Architekten-Kongress  in  London  1906  Deutschland  ebenso 
offiziell  vertreten  wird,  wie  dies  bisher  bei  den  internatio- 
nalen Schiffahrtskongressen  der  Fall  gewesen  ist. 

Der  Vorstand  erweitert  diesen  Antrag  dahin,  es  möge 
dann  auch  der  Verband  als  solcher  auf  dem  Kongreß 
offiziell  vertreten  sein. 

Auf  Antrag  des  Hrn.  Hecht  wird  einstimmig  be- 
schlossen, daß  letzterem  Antrage  auf  alle  Falle  stattzu- 
geben sei;  der  Vorstand  wird  außerdem  ermächtigt,  die 
übrigen  Schritte  im  Sinne  des  Antrages  des  Architekten- 
Vereins  zu  Berlin  zu  tun.  —  (SrMuB  folgt) 


Preisbewerbungen. 

Rezept,  wie  man  bequem  und  billig  zu  Ratbaus -Bau- 
plänen kommt  Unter  diesem  Stichwort  sendet  uns  ein  Leser 
die  Nrn.  210u.au  der  „Schaumburg-Lippe'schen  Landcs- 
Ztg.*  vom  7.  u.  8,  Sept.  1904.  In  denselben  befindet  sich 
ein  längerer  Bericht  Ober  eine  Bürgervorsteher-Sitzung 
vom J>-  ^cPl-  J  aus  Bückeburg.  Dort  steht  man  vor 
der  Frage  eines  Rathaus- Neubaues,  welcher  „in  nicht  zu 
kostspieliger,  aber  doch  einer  der  .Residenzstadt'  Bücke- 
burg würdigen  Art  ausgeführt  werden  soll."  Immerhin 
gedenkt  man  eine  Summe  von  etwa  250000  M.  aufzu- 
wenden. Die  finanziellen  Fragen  sind  soweit  gelöst.  Es 
handelt  sich  nunmehr  um  die  Beschaffung  der  Baupläne. 
Hierfür  gab  Herr  Bürgermeister  Dr.  Külz  einen  Weg  an, 
welcher  der  Eigenart  nicht  entbehrt  und  -  von  der  Ver- 
sammlung genehmigt  — ,  sicher  das  Interesse  der  Fach- 
genossen erwecken  dürfte.  Wir  lassen  die  betreffende 
Stelle  des  Berichtes  der  genannten  Zeitung  nach  den 
Külz'schcn  Ausführungen  hier  wörtlich  folgen,  denn  sie 
würde  verlieren,  wenn  man  ihr  etwas  nähme.  Besagter 
Herr  Bürgermeister  sprach  also  Folgendes: 

„Zur  Erreichung  von  geeigneten  Plänen,  Voran- 
schlägen usw.  gibt  es  drei  Wege:  1.  man  beauftragt  einen 
einzelnen  Architekten  oder  eine  Architekten finna  mit  Aus- 
arbeitung, 2.  man  läßt  Einladung  zur  Einreichung  von 
Plänen  usw.  an  mehrere  (etwa  5—10)  Architekten  er- 
gehen, 3.  man  schreibt  allgemein  aus  unter  Anerbieten 
von  Preisen.  —  Das  Verfahren  zu  1  hat  den  Nachteil, 
daß  man  eben  nur  einen  Plan  erhält  und  daß  somit  ein 
vergleichendes  Urteil  unmöglich  wird.  Das  Verfahren 
zu  3  ist  das  teuerste  und  das  umständlichste.  Das  teuerste 
insofern,  als  man  etwa  3  Preise  im  Werte  von  ungefähr 
3000,  2000  und  1000  Mark  aussetzen  müßte,  wenn  anders 
man  überhaupt  einen  beachtlichen  Wettbewerb  hervor- 
rufen will.  Es  werden  also  auf  diese  Weise  bereits 
5—6000  Mark  zur  Erreichung  des  Planes  des  neu  zu  er- 
bauenden Rathauses  angelegt  werden  müssen.  Des 
weiteren  ist  es  erforderlich,  für  das  einzusetzende  Preis- 
richter-Kollegium namhafte  Personen  mit  hervorragendem 
Rufe  in  der  Ocffendichkeit  oder  in  Fachkreisen  zu  ge- 
winnen. Ganz  abgesehen  von  den  enormen  Schwierig- 
keiten, die  die  Konstituierung  eines  solchen  Kollegiums 
an  sich  bietet,  würde  überdies  auch  die  Entscheidung  in 
der  frage  dann  in  die  Hände  von  Personen  gelegt  werden, 
die  unserer  Stadtverwaltung,  ja  vielleicht  sogar  unserer 
Stadt  überhaupt  völlig  fern  stehen.  Das  Verfahren  zu  2 
will  mir  als  das  zweckmäßigste  erscheinen.  Es  ist  zweifel- 
los das  billigste  und  bequemste.  Das  billigste  insofern, 
als  die  Pläne  zunächst  umsonst  geliefert  werden,  und  die 
Stadt  nach  Prüfung  und  VcrgTeichung  das  Recht  des 
Ankaufes  zu  einem  Preise  sich  sichert,  der  den  des  Preis- 
ausschreibens nicht  im  Entferntesten  erreicht  Das  Ver- 
fahren ist  aber  auch  das  bequemste,  da  es  die  Möglichkeit 
bietet,  sämtliche  Verfasser  von  Entwürfen  persönlich  zu 
instruieren  und  zwar  eingehend  zu  instruieren.  Bei  einem 
öffentlichen  Preisbewerb,  wo  aus  allen  Gegenden  60  80 
Architekten  sich  einstellen,  ist  das  nicht  denkbar.  Zur 
größeren  Sicherheit  wird  es  sich  dann  empfehlen,  den 
Plan  oder  die  Pläne,  die  man  für  ankaufswert  hält,  vor 
Ankauf  einer  Autorität  auf  dem  Gebiete  des  Rathausbaues 
zur  gutachtlichen  Prüfung  und  Kritik  vorzulegen.  Dir 
größte  Autorit.lt  auf  diesem  Gebiete  ist  der  mir  hekannte 
Prof.  Licht  in  Leipzig,  der  ein  derartiges  Gutachten  ohne 
Berechnung  von  Kosten  abgeben  würde  ;  wenigstens  glaube 
ich  mit  Sicherheil  annehmen  zu  dürfen,  daß  er  es  auf 
meine  Bitte  tun  und  dabei  auch  in  ausgiebigster  Weise 
Ratschlage  erteilen  wird."  — 

Soweit  Hr.  Bürgermstr.  Dr.  Külz.  In  No.  211  der  ge- 
nannten Zeitung  ist  dann  mitgeteilt,  daß  10  Architekten 
zur  Einreichung  von  Entwürfen  aufgefordert  werden  sollen 
„Die  Aufstellung  und  Einreichung  der  Plane  geschieht 

47» 


kostenlos  (.').  Nachgewiesene  Baarauslagcn  werden  bis 
zum  Betrage  von  100  M.  vergütet.*  Die  Pläne  bleiben 
Eigentum  des  Verfassers ;  derselbe  räumt  jedoch  der  Stadt 
das  Recht  ein,  sie  für  1500  M.  anzukaufen,  nachdem  sie 
„unter  Beobachtung  etwa  geäußerter  Wünsche  und  Ab- 
änderungsvorschläge zur  Baufertigkeit  (!)  ausgearbeitet 
worden  sind." 

Es  handelt  sich  nun  hier  nicht  um  den  unerfahrenen 
Bürgermeister  einer  kleinen  Dorfgemeinde,  der  des  sach- 
verständigen Rates  bedarf,  weil  er,  der  harten  Arbeit  seiner 
Hände  obliegend,  geistige  Arbeit  nicht  zu  schätzen  weiß, 
sondern  es  handelt  -sich  um  einen  akademisch  gebildeten 
Herrn,  den  Bürgermeister  einer  „Residenzstadt"  von  immer- 
hin 6—7000  Einwohnern,  von  dem  man  erwarten  könnte, 
daß  ihm  die  Bewertung  geistiger  und  künstlerischer  Arbeit 
nicht  ganz  fremd  ist  Vielleicht  belehrt  ihn  Hr.  Prof.  Licht 
in  I.eipzig  darüber,  was  in  architektonischen  Kreisen  als 
Sitte  una  Pflicht  betrachtet  wird.  Hat  denn  Bückeburg 
keinen  Stadtbaumeister  oder  hat  man  Um  nicht  gefragt?  - 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
ein  neues  Gebäude  der  Sparkasse  In  Jägeradorf  erläßt  die 
Direktion  für  die  deutschen  Architekten  Oeslerreichs  und 
Deutschlands.  Bausumme  306000  Kr.  Es  gelangen  3  Preise 


von  1000,  750  und  500  Kr.  zur  Vertci 


die  Preissumme 


kann  auch  in  anderen  Abstufungen  verteilt  werden.  Ein 
Ankauf  von  Entwürfen  für  je  400  Kr.  ist  vorbehalten. 
Preisrichter  sind  die  Hrn.  k.  k.  Brt  Prof.  Jul.  Deiniger, 
k.  k  Ob.-Brt.  H.  Helmer  und  Prof.  K.  Mayredcr  in  \\  ien. 
Die  Zeichnungen  sind  1  : 200  verlangt.  Vielleicht  hätte  man 
den  Wunsch  aussprechen  können,  auch  einen  Preisrichter 
aus  Deutschland  ernannt  zu  sehen,  jedoch  wir 
daß  auch  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  etwaige  Teil- 
nehmer aus  Deutschland  mit  vollem  Vertrauen  an  dem 
Wettbewerb,  bei  welchem  die  Ausführung  in  Aussicht 
steht,  sich  beteiligen  können.  — 

Ideenwettbewerb  behufs  Erlangung  von  künstlerischen 
Entwürfen  für  ein  herrschaftliche»  Wohnhaus  In  Honnef  a.Rh. 

Von  186  eingegangenen  Entwürfen  erhielt  den  I.  Preis 
von  2000  M.  die  Arbeit  des  Reg.  -  Bmstr.  Wilh.  Frhr. 
von  Tettau  in  Berlin,  den  II.  Preis  von  1500  M.  Eliel 
Saar  inen  in  Helsingfors,  Finnland,  den  IIIT  Preis  von 
1000  M.  Haus  Großmann  in  Augsburg.  Angekauft  zu  je 
Soo  M.  wurden  die  Entwürfe  von  Otto  Schnartz  in 
München,  Jos.  Rings  in  Darmstadt,  Reg. -Bmstr.  Bühring 
in  Hannover,  Frilz  Drechsler  in  Leipzig,  AntonHuber  in 
Charlottcnburg.  -   

Personal-Nachrichten. 

Bayern.  Die  Dir. -Kate  Haberstumpf  in  Augebarg  uod 
Milrzln  Nürnberg  sind  zu  Reg  -Kaien,  die  Dir.- Ass.  May  scheider 
in  Bamberg  und  Martin  in  Manchen  zu  Dir.-Raten  befordert.  Der 
mascli.-tcchii.  Prakt  HAIner  in  Regensburg  ist  u  Eiscnb.-Ass. 
bei  der  Beir.-Werkst.  das-  ernannt. 

Der  Ob-Bauinsp.  Ha  Blau  er  in  Mönchen  i»t  t.  Dir -Rat  bei 
Her  Kis  -Betr.-Dir.  das  ,  der  Dir.-Ass.  II  u  b  e  r  in  München  t.  SlaaU- 
bahning.,  der  Dir.-Ass.  H  e  i  I  rn  a  n  n  in  Kempten  ist  1.  Betr -Dir. 
WürjbuiR  und  der  Eiicnb.-As».  S  t  r  a  u  b  in  Augsburg  t-  Betr.Dir. 
Kempten  berufen. 

Die  Rauamtaasa,  Huber  in  Bosenheim  und  Widerspick 
in  Hof  sind  z.  Zweck  der  Ucbcrnahme  der  lianleitg.  der  Gefangen- 
anst.  in  Aichach  und  Landabere  a.  L.  aul  3  Jahre  beurlaubt 

Ijtball:  Die  XVI.  Wand*  rvrr^amml  dt-<  Verbandes  dcut<-<  bi »  Ar« 
.Inlrku  n-  und  Ingt-uiriii -\  inmr  jm  l)ä<<-i  IdorJ  vt»in  \  j.  In«.  14  Srj^t.  1004. 
—  r.nlu-irs|tiri{j  J.,  ^  >tadti^- lit-11  N..iinrüvr:kt  lu%ivt -<  n*  *»  11  Kiniuhrurii:  der 
Klrkrrüitlf.  —  f'iii  Ii  i«!  v.m  >m<i- :««•£«.  —  »iuuncsh<-r»'ht  je»  XXXJII. 
Al.pi  oul-irt.-n  -\\r«;immluti- m  lv,i-»cld»jrf  im o  u.  10  Sr;.t  1004  Kortveuungl. 
Hl--  pl>ototn|.hi^-li<-  T.K..Ij>tllv.  —  r-iciSbe»cil.uucriL  —  tYrsooal- 

Hierzu  eine  Doppel-Planbeilage:  Entwicklung  des  slädt. 
Schncltbahnverkehrswesens  sciiKinführung  derKlektrizität 

Verlag  der  Deutschen  (Uoieuuof.  G.  rü  b.  H,  Herlio.  Für  die  Redaktion 
«»»mworü.  Albert  Hofalon,  Öerlm.    Druck  ron  Wilh.  Grert,  Beruq. 


No.  75. 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


■SxXXVIII.  JAHRG.  NO  76.  BERLIN,  DEN  21.  SEPT.  1904 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Sitzungsbericht  der  XXXIII.  Abgeordneten-Versammlung  in  Düsseldorf  am  9.  und 

10.  September  1904.  (ScWu«) 


II.  Technisch-wissenschaftlicher  Teil. 

Zu  Punkt  18  der  Tagesordnung:  Eingaben  usw.  betr. 
Gutachten  der  gerichtlichen  Sachverständigen. 

Hr.  Baumeister  hielt  nach  der  eingehenden  Vor- 
lage des  Vorstandes  eine  weitere  sachliche  Erörterung 
bczügl.  der  Eingabe  nicht  mehr  für  erforderlich  und  be- 
antragte Abstimmung  cn  bloc.  Per  Antrag  wird  ange- 
nommen und  der  Abscndung  der  Fingabc  an  das  Reichs- 
justizamt in  der  vorliegenden  Fassung  mit  allen  gegen 
: 7 Stimmen  zugestimmt. 

sodann  als  Mitglied  des  Ausschusses  die  weitere  Frage 
der  Bearbeitung  einer  Denkschrift  entgegen  dem  Antrage 
des  Bayerischen  Vereins  von  dem  Arbeitsplane  des  Ver- 
bandes abzusetzen,  den  Ausschuß  aufzulösen.  Für  die 
Abfassung  einer  Denkschrift  sprechen  die  Hrn.  Hecht, 
Pantle,Kaaf,Wcvcr,Grabo,  dagegen  die  Hrn.  U  n  ger, 
Eiselen,  während  der  Vorsitzende  den  Vorschlag  macht, 
einen  neuen  Ausschuß  zu  bilden,  der  in  dieser  Sache 
noch  weiteres  Material  zu  sammeln  habe. 

Der  Antrag  auf  Absetzung  der  Arbeit  wird  mit  50 
gegen  44  Stimmen  angenommen. 

Zu  Punkt  jqder  Tagesordnung:  Begründung  zu  den  Be- 
stimmungen Ober  die  zivilrechtlichc  Haftbarkeit. 

Ein  Abdruck  dieser  Begründung  wird  an  die  Ab- 
geordneten verteilt.  Hr.  Zimmermann  gibt  dazu  noch 
einige  Erläuterungen. 

Der  Antrag  de*  Ausschusses  auf  kostenlose  Verteilung 
auch  dieser  Begründung  an  alle  Verbandsmilglieder  wird 
abgelehnt,  der  Ausschuß  dagegen  ermächtigt,  dieselbe  nach 
Prüfung  durch  einen  juristischen  Sachverständigen  als 
käufliche  Verbandsarbeit  in  Druck  zu  geben. 

Zu  Punkt  ao  der  Tagesordnung:  Normalien  für  Haus- 
entwässerungs  •  Leitungen  und  Vorschriften  für 
die  Ausführung  der  Leitungen. 
Für  den  2.  Teil  dieser  Arbeit  liegt  jetzt  ebenfalls  ein 
abgeschlossener  Entwurf  des  Ausschusses  vor,  der  an  die 
Abgeordneten  verteilt  wird. 

Der  Ausschuß- Vorsitzende.  Hr.  Sc  hm  ick,  gibt  zu  der 
Angelegenheit  noch  einige  Erläuterungen,  den  Stand  der 
Frage  der  Einführung  der  Normalien  betreffend.  Ange- 
nommen sind  die  Normalien  vom  Kgl.  Sächs.  Finanz- 
ministerium und  von  der  Battdepuiation  der  freien  Stadt 
Hamburg.  Das  Badische  Ministerium  des  Inneren 
hat  erklärt,  den  Normalien  nicht  in  allen  Einzelheiten  zu- 
stimmen zu  können  und  es  liege  kein  Anlaß  für  dasselbe 
vor,  in  dieser  Angelegenheit  Oberhaupt  weitere  Schritte 
zu  tun.  Das  preuß.  Ministerium  der  öffentlichen 
Arbeiten  hat  inzwischen  erklärt,  daß  es  die  Steinzeug- 
Normalien  anzunehman  gedenke,  dagegen  die  Normalien 
für  Gußeisen-Röhren  „nicht  für  so  einwandfrei  halte,  um 
sie  in  seinem  Ressort  vorschreiben  oder  empfehlen  zu 
können",  Es  wird  seitens  des  Ministeriums  .vorbehalten, 
die  Bestimmung  von  Normalabmessungen  für  gußeiserne 
Röhren,  wie  sie  für  Hausentwässcrungs  -  Leitungen  in 
Reichs-  und  Staatsgcbäuden  zweckmäßig  erscheinen,  mit 
dem  Hrn.  Staatssekretär  des  Inneren,  dem  Hrn.  Kricg»- 
minister  und  dem  Hrn.  Minister  für  Landwirtschaft,  Do- 
mänen und  Formten  zu  vereinbaren*.  Eine  weitere  Be- 
gründung für  die  Ablehnung  der  Verbands  -  Normalien 
wird  bedauerlicher  Weise  nicht  gegeben 


Erörterung  beteiligen  sich  die  Hrn  Nessenius.  Hirte, 
Dorp,  Baumeister,  Eiselen,  Kaaf,  Schmick.  Hr. 
Baumeister  stellt  den  Antrag,  den  Entwurf  nicht  an  die 
Sladtbaubeamtcn ,  sondern  an  die  Stadtverwaltungen  zu 
senden.  Dem  Ausschußantrag  wird  mit  die?er  Abände- 
rung statigegeben. 

Die  Hrn.  Baumeister  und  Nessenius  sprechen 
namens  des  Frciburger  Brzirksvereins  des  Badischen  Ver- 
eins bezw.  namens  des  Hannover  schen  Vereins  aus,  daß 
sich  diese  in  vorliegender  Frage  keineswegs  in  1 


Der  Geschäftsführer  beantragt  ,u  oen  Verband sbcschlüssen  hätten  setzen  wollen.  Es  be- 
ruhe diese  Anschauung  auf  einem  Mißverständnis  und  da- 
mit sei  wohl  auch  der  im  Geschäftsbericht  den  beiden 
Vereinen  gemachte  Vorwurf  hinfällig. 

Zu  Punkt  31  der  Tagesordnung:  Werkvertrag  zwischen 
Bauherrn  und  Lnternehmer  mit  allgemeinen  Be- 
dingungen, sowie  Vertrag  zwischcnBauherrn  und 
Architekt  oder  Ingenieur  usw. 
Die  Ausschußarbeit  liegt  den  Abgeordneten  in  einem 
Nachtrag  zum  Geschäftsbericht  bereits  vor.  Namens  des 
Ausschusses  berichtet  noch  eingehender  Hr.  Reimer. 

Aus  der  Versammlung  heraus  werden  von  den  Hrn. 
Seitler.  Kaaf.  Hecht,  Grabo.  Weidenbach  zu  dem 
ersten  dieser  Verträge  noch  verschiedene  Wünsche  ge- 
äußert. Auf  Antrag  Kaaf  soll  die  Arbeit  mit  den  Ab- 
änderungs-Vorschlägen des  Vereins  Dresdner  Architekten 
den  \Vrband>-\Vreinen  nochmals  zur  Prüfung  zugehen. 
Diesem  Antrag  wird  mit  Ausdehnung  auf  die  beiden  an- 
deren Verträge  zugestimmt. 

Schluß  der  Verhandlungen  am  1.  Tage  abends  3  Uhr. 
Düsseldorf,  den  9.  September  1904. 

Die  Schriftführer:  Bongard.      O.  Klein. 
Der  Geschäftsführer:  F.  Eiselcn. 

2.  Sitzungstag  am  10.  September  1904. 

Zu  Beginn  der  Sitzung  verliest  der  Geschäftsführer 
den  Sitzungsbericht  des  vorhergehenden  Tages,  der  von 
der  Versammlung  mit  dem  Zusatz  der  Hrn.  Baumeister 
und  Nessenius  zu  Punkt  ao  genehmigt  wird. 

Hr.  Bubendey  berichtet  sodann  namens  des  Aus- 
schusses für  die  Vorbereitung  der  Neuwahl  des  Geschäfts- 
führers. Der  Ausschuß  bringt  keine  bestimmte  Persönlich- 
keit in  Vorschlag,  hält  es  vielmehr  für  geboten,  die  Stelle 
auszuschreiben.  Er  beantragt,  den  Vorstand  hierzu  zu  er- 
mächtigen, diesem  die  Auswahl  der  Person  zu  überlassen 
und  die  Besoldung  innerhalb  der  jetzt  vorhandenen  Mittel 
festzusetzen.  Der  Antrag  wird  einstimmmig  angenommen. 

Zu  Punkt  22  der  Tagesordnung:  Einheitliche  Bestim- 
mungen für  Eisenbeton- Konstruktionen. 
Die  abgeschlossene  Ausschußarbeit  liegt  den  Abge- 
ordneten bereits  vor.  Die  erste  Ausschußarbeit  ist  durch 
schriftliche  Abstimmung  durch  die  Vereine  angenommen 
worden.  Sic  hat  den  von  einigen  Vereinen  gewünschten 
Abänderungs- Vorschlägen  entsprechend  in  einigen  Punkten 
dann  noch  kleine  Veränderungen  erfahren.  Die  Abge- 
ordneten haben  bereits  je  1  Exemplar  der  Arbeit  erhallen, 
aus  welchen  diese  Veränderungen  ersichtlich  sind. 

Nach  weiteren  Mitteilungen  des  Geschäftsführers 
und  des  Vorsitzenden  des  Ausschusses  Hrn.  Launer 
Hr.  Schmick  spricht  jedoch  die  Hoffnung  aus.  daß    wird  die  Arbeit  nunmehr  den  zuständigen  Ministerien  der 


trotz  aller  Angriffe  die  Verbandsnormalien  sich  doch  in 
weitere  Kreise  einführen  werden,  und  bittet  die  Vcrbands- 
mitglieder  in  dieser  Richtung  zu  wirken. 

Außerdem  beantragt  Hr.  Schmick  namens  des  Aus- 
schusses, den  2.  Teil  der  Ausschußarbeit  als  Entwurf  zu 
veröltcntlichcn  und  an  die  Vereine  und  städt.  Balibeamten 
zur  Begutachtung  zu  versenden.  An  der  sich  anknöpfenden 


Bundesstaaten  Überreicht  werden  E>  soll  ferner  der  Hr. 
Reichskanzler  ersucht  werden,  die  Aufstellung  allgemein 
gültiger  Vorschriften  für  den  Eisenbeton  einzuleiten  und 
hierzu  einen  Ausschuß,  bestehend  aus  Theoretikern  und 
Praktikern  des  Eisenbetonbaues  einzuberufen,  welchem  sich 
der  Verband  seinerseits  durch  seinen  Ausschuß  zur  Ver- 
fügung stellt.       Dieser  Antrag  wird  angenommen. 

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Zu  Funkt  23  der  Tagesordnung:  Grundsatze  für  das 
Verfahren  bei  Wettbewerben. 

lir.  Solf  gibt  namens  des  Ausschusses  noch  einige 
kurze  Begründungen  zu  der  vorliegenden  Fassung  und 
widerlegt  die  Abänderung»  •  Vorschläge  einiger  Vereine. 

Ein  in  der  Sitzung  gedruckt  vorgelegter  Antrag  des 
Hamburger  Vereins  wird  von  dem  Referenten  z.  T.  als 
annehmbar  bezeichnet,  soweit  das  nicht  der  Fall  ist,  von  den 
Antragstellern  zurückgezogen.  Die  Ausschußvorlage  wird 
im  übrigen  unverändert  angenommen,  der  Verbands-Vor- 
stand beauftragt,  die  neuen  Grundsätze  in  Druck  zu  geben. 

Auf  Antrag  des  Bayerischen  Vereins  beschließt  die 
Abgeordneten-Versammlung,  Abdrucke  der  Grundsatze  an 
die  Stadlgemeinden  zu  versenden  mit  einem  Begleitschrei- 
ben, in  welchem  gebeten  wird,  diese  Grundsätze  usw. 
gegebenenfalls  zur  Anwendung  zu  bringen,  und  in  wel- 
chem auf  das  Bestehen  des  ständigen  Ausschusses  für 
Wettbewerbe  und  seine  Bereitwilligkeit,  den  Städten  mit 
Kai  an  die  Hand  zu  gehen,  hingewiesen  wird. 

Hr.  Kaaf  nimmt  sodann  seinen  zu  Punkt  t6b  der 
Tagesordnung  gestellten  Antrag,  namentlich  die  Preis- 
richter auf  die  Einhaltung  der  Grundsätze  nachdrücklichst 
hinzuweisen,  wieder  auf.  An  der  sich  über  die  Form 
dieses  Hinweises  entspinnenden  lebhaften  Debatte  be- 
teiligen sich  die  Hrn.:  Weber,  Weidenbach,  Eisclcn. 
keimer,  Kaaf,  Hecht,  Solf,  Seitler,  Kölle.  Auf 
Antrag  des  letzteren  wird  folgende  Erklärung  zum  Be- 
schluß erhoben:  „Aufgrund  mehrfacher  mißliebiger  Er- 
fahrungen, welche  bei  einzelnen  Wettbewerben  in  den 
letzten  Jahren  gemacht  wurden,  nimmt  die  Abgeordneten- 
Versammlung  Veranlassung,  auf  die  Einleitung  zu  den 
Grundsätzen  hinzuweisen  und  zu  betonen,  daß  ohne  ent- 
sprechende Mitwirkung  der  Preisrichter  eine  Durchführung 
der  Grundsäue  nicht  möglich  ist." 

Zu  Punkt  24  der  Tagesordnung:  Kommentar  zur  Ge- 
bührenordnung. 

Namens  des  Ausschusses  berichtet  Hr.  Körle,  der 
den  Antrag  stellt,  diese  Frage  von  dem  Arbeitsplan  abzu- 
setzen, da  ein  Bedürfnis  offenbar  nicht  vorliege.  Dieser 
Antrag  wird  angenommen. 

Hr.  Schmick  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die 
Gebührcntabcllc  für  Ingenieure  eine  Unklarheil  enthalte 
bezüglich  der  Prozentsätze  für  die  zwischen  je  2  Stufen 
der  Tabelle  entfallenden  Beträge.  Es  fehle  offenbar  die 
Vorbemerkung  .bis  zu"  vor  den  Stufen  der  Tabelle,  welche 
bei  den  Gebühren  der  Architekten  vorhanden  sei. 

Hr.  Baumeister  bestätigt  als  früheres  Mitglied  des 
Gebühren  -  Ausschusses,  daß  nier  offenbar  nur  ein  Ver- 
sehen vorliege,  da  der  genannte  Zusatz  von  dem  Aus- 
schuß beabsichtigt  gewesen  sei. 

Der  Ausschuß  für  die  Aufstellung  eines  Kommentars 
erklärt  sich  mit  dieser  Auslegung  der  Gebührenordnung 
einverstanden.  Die  Versammlung  nimmt  hiervon  Kenntnis, 

Zu  Punkt  «  der  Tagesordnung:  Antrag  an  die  zu- 
ständigen Ministerien  auf  Zulassung  allcrDiplom- 
Ingenieure  (deutscher  Staatsangehörigkeit)  zur 
Ausbildung  im  Staatsdienste  und  zur  II  Staats- 
prüfung im  Baufache,  sowie  Erteilung  der  Be- 
zeichnung „Regierung s- Baumeister"  an  dieselben 
nach  Ablcgung  der  Prüfung. 
Zu  dem  vorliegenden  Antrage  gibt  namens  des  Königs- 
berger Vereins,  der  ihn  seinerzeit  gestellt  hat,  Hr.  Große 
noch  einige  Erläuterungen  und  unterstützt  denselben  eben- 
falls. Entsprechend  einer  Aufforderung  des  Vorstandes 
äußern  sich  dann  noch  über  die  einschlägigen  Verhältnisse 
in  Württemberg  Hr.  Zügel,  in  Baden  Hr.  Baumeister. 
An  der  Besprechung  beteiligen  sich  die  Hrn. :  Kölle,  Große, 
Dorp,  Hecht.  Erstercr  beantragt  Vertagung,  während 
Hr.  Sarrazin  die  Uebcrweisung  an  den  standigen  Aus- 
schuß für  allgemeine  Fachfragen  vorschlägt,  was  geschieht. 

Zu  Punkt  26  der  Tagesordnung:  Stellungnahme  des 
Verbandes  zu  dein  Entwürfe  eines  Urheberrechtes 

an  den  Werken  der  bildenden  Künste  usw. 

Als  Referent  berichtet  Hr,  Körte  über  die  in  dieser 
Angelegenheit  früher  vom  Verbände  und  jetzt  durch  die 
beiden  Berliner  Vereine  mit  Rücksicht  auf  die  Dringlich- 
keit unternommenen  Schritte.  Er  stellt  den  Antrag,  die 
neue  Eingabe  dieser  Vereine  an  den  Hrn.  Reichskanzler 
auch  von  Verbandswegen  anzunehmen  und  sowohl  dein 
Hrn.  Reichskanzler  wie  dem  Reichstage  zu  überreichen. 

Der  Antrag  wird  einstimmig  angenommen. 

Zu  Punkt 27  der Tagcsordg  :  Nachträgliche,  noch  nicht 
in  die  Tagesordnung  aufgenommen..'  Anträge. 
Nach  Festsetzung  der  Tagesordnung  sind  noch  eine 
Reihe  von  Anträgen  au-  dem  Kreise  der  Vereine  ein- 

47  t 


gegangen,  die  im  Geschäftsbericht  noch  zum  Abdruck 
kommen  konnten. 

1.  Antrag  des  Dresdener  Architekten-Vereins. 

a)  betr.  die  Anbringung  des  Namens  des  künstle- 
rischen Urhebers  eines  Bauwerkes  an  demselben. 

b)  betr.  die  Nennung  des  Namens  des  Urhebers  bei  Ver- 
öffentlichung von  Bauwerken  in  illustrierten  Zeitschriften. 

Zu  beiden  Anträgen  gibt  Hr  Scitlcr  noch  einige  Er- 
läuterungen, worauf  sich  die  Versammlung  mit  dem  Inhalt 
der  Anträge  einverstanden  erklärt  und  dem  Vorstande  die 
weiteren  Schritte  überläßt 

2.  Anträge  des  Bayerischen  Architekten-  und 

Ingen  ic  u  r-Vercins. 

a)  betr.  Versicherungspflicht  der  Zivilarchitekten  in- 
bezug  auf  die  Keiehs-Unfallversicherungs-Gesetze. 

Hierzu  gibt  Hr.  Hecht  noch  nähere  Begründungen. 

Die  Anträge  de»  Vereins  werden  angenommen.  Die 
Frage  wird  auf  den  Arbeitsplan  des  Verbandes  gesetzt. 
Der  Vorstand  wird  beauftragt,  die  Vereine  um  Aeußerun- 
gen  und  Material-Sammlung  zu  ersuchen.  Das  Material  soll 
dem  Fachausschuß  der  Frivat-Architekten  und  -Ingenieure 
zur  weiteren  Bearbeitung  überwiesen  werden. 

b)  Betrifft  die  Frage:  selbständige  technische  Hoch- 
schulen oder  Anglicderung  derselben  an  die  Universitäten. 

In  Ergänzung  der  im  Geschäftsbericht  abgedruckten 
Ausführungen  teilt  der  Geschäftsführer  noch  mit,  daß  die 
vom  „Verein  Deutscher  Ingenieure"  in  dieser  Frage  ein- 
berufene Versammlung  am  12  /13.  September  d.  J,  in 
München  tagen  wird  und  daß  der  Verbandsvorstand  dem 
Ersuchen  des  Vereins  entsprechend  2  Delegierte  zu  dieser 
Versammlung  entsandt  hat,  nämlich  die  Hrn.:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Engels,  Dresden  und  Brt.  K.  Reverdy,  München. 

Die  Meinung  der  Versammlung,  wie  sie  aus  der  Be- 
sprechung hervorgeht,  an  dersich  die  Hrn.  Baumeister, 
Weber,  Eiselen  beteiligen,  geht  einstimmig  dahin,  daß 
an  den  selbständigen  Hochschulen  festzuhalten  sei,  da  nur 
mit  diesen  die  Ansprüche  der  Techniker  an  wissenschaft- 
liche und  praktische  Vorbildung  volle  Befriedigung  finden 
können.  Im  übrigen  soll  das  Ergebnis  der  Versammlung  in 
München  abgewartet  werden. 

Zu  Punkt  28  der  Tagesordnung:  Aus  der  Versamm- 
lung gestellte  Anträge  u.  gemachte  Mitteilungen. 

a)  Antrag  des  Hamburger  Vereins.  Zu  dem  nach 
Mitteilung  der  Tagespressc  in  Bearbeitung  befindlichen 
Entwurf  einer  neuen  deutsehen  Maß-  und  Gewichts- 
ordnung stellt  der  Verein  durch  Hrn.  Gleim  den  Antrag, 
für  das  Gewicht  von  100  die  Bezeichnung  „Decitonne" 
anzunehmen  und  die  Einführung  dieser  Bezeichnung  bei 
dem  Hrn.  Reichskanzler  zu  beantragen. 

Der  Antrag  wird  angenommen 

b)  Der  Vorsitzende  verliest  einen  unmittelbar  vor 
der  Versammlung  eingegangenen  Antrag  der  Hrn.  Joh. 
Otzcn  und  Chr.  Hehl,  die  Versammlung  wolle  die  bei- 
den von  der  V.  Gen.- Vers,  des  Verb.  1882  in  Hannover  und 
von  der  XII.  Abgeordn.-Vers.  in  Frankfurt  a.  M.  1883  ein- 
stimmig angenommenen  Resolutionen  betr.  die  Wieder- 
herstellung des  Heidelberger  Schlosses  nochmals 
bestätigen. 

Der  Hr.  Vorsitzende  hält  die  Frage  für  zu  ernst,  um 
sie  kurzweg  durch  eine  Resolution  ohne  eingehende  De- 
batte zu  behandeln.  In  letzterer  würde  aber  jetzt  nur  die 
Meinung  Einzelner,  nicht  der  Gesamtheit  zum  Ausdruck 
kommen.  Er  halte  eine  erneute  Stellungnahme  des  Ver- 
bandes z.  Zt.  auch  nicht  für  erforderlich,  da  seit  dessen 
früheren  Beschlüssen  eine  wesentliche  Aenderung  im  Zu- 
stande der  Schloßmine  selbst  nicht  eingetreten  sei. 

Es  wird  darauf  beschlossen:  .Die  Versammlung  hält 
den  jetzigen  Augenblick  für  die  erneute  Behandlung  der 
Frage  nicht  für  geeignet." 

Hiermit  ist  die  Tagesordnung  erschöpft 

Die  Versammlung  betraut  mit  der  Prüfung  und  An- 
erkennung des  Sitzungsberichtes  für  den  2.  Versamm- 
lungstag neben  dem  Vorsitzenden  die  Hrn.:  Weber, 
Hecht,  Kaaf. 

Zum  Schlüsse  dankt  der  Vorsitzend  e  den  beiden  aus- 
scheidenden Vorstandsmitgliedern  und  dem  Geschäfts! Ohrer 
für  ihre  Milarbcit  und  allen  Ausschüssen,  welche  sich  um 
die  Verbandsarbeiten  verdient  gemacht  haben.  Hr.  Bau- 
meister dankt  darauf  als  das  üllcsle  Mitglied  dem  Vor- 
sitzenden für  die  erfolgreiche  I~eitung  der  Geschäfte. 

Die  Verhandlungen  schließen  um  2  Uhr  nachmittags. 

Düsseldorf,  den  io.  September  1904 

Die  Schriftführer:  Wildfang.  Auhagen. 
Der  Geschäftsführer:  Ei  seien. 

Geprüft  und  angenommen: 

Neher.    Hecht.    Kaaf.  Weber. 

No.  76. 

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Entwicklung  des  städtischen  Schnellverkehrswesens  seit  Einführung  der  Elektrizität. 

(Fortsetzung.) 

er  sich  darüber  unterrichten  will,  wie  die  Verkehrs-  (Ohrte  wieder  zu  einer  weiteren  Ausbildung  der  Betriebs- 
mittel der  Millionenstädte  einer  richtigen  Behausung*-  weise  und  so  sehen  wir  hier  zum  ersten  Male,  wie  eine 
politik  dienstbar  zu  machen  sind,  tut  gut,  auch  heute  Verwaltung  dazu  übergeht,  neben  dem  Lokalbetricb  der 
er  Linie  den  Blick  ni  1 


in  erster  Linie  den  Blick  nach  der  Sicbenmillioncn- 

stadt  an  der  Themse  zu  lenken  Der  Plan  der  Stadt 
London  (vergl.  die  Beilage  in  No.  7O  lehrt  auch 
ohne  viel  erklärende  Worte,  wie  es  allein  mit  Hilfe 
der  Schnellbahnen  möglich  geworden  ist,  die  Groß- 
stadt in  der  Gestalt  dieses  mit  Häusern  bedeckten 
Landes  erwachsen  zu  lassen,  wo  jeder  nach  des 
Tages  Arbeit  zu  den  natürlicheren  Daseinsbcdin- 
gütigen  zurückzukehren  in  der  I-age  ist,  die  ihm 
der  Aufenthalt  eines  Ijuidslädtchens  oder  gar  der 
Landaufenthalt  selbst  bieten  würden. 

Die  Entwicklung  von  New-York  zeigt  die  glei- 
chen Erscheinungsformen,  wenngleich  die  Grolle 
der  Stadt  und  die  Ausdehnung  der  Verkehrsmittel 
bei  weitem  nicht  an  London  heranreichen.  Das 
entere  New-York  auf  der  vom  Ost-  und  Hudson- 
fluü  umschlossenen  Manhattan-Halbinsel  zählt  nur 
1850000  Einwohner,  und  selbst  Groß-New-York, 
bestehend  aus  den  seit  1898  vereinigten  Bomughs 
von  Manhattan,  von  Brom  jenseits  des  Harlem- 
fltisses,  von  Brooklyn  und  Queens  jenseits  des  Ost- 
flusses  und  von  I<ichmond  am  Westgestade  der 
New- Yorker  Bav  hat  immer  noch  nicht  mehr  als 
4  40  000  Einwohner.  I  >ie  Schwierigkeiten  des  Ver- 
kehrs über  die  breiten  Wasserflächen,  ferner  die 
langgestreckte  Ausdehnung  der  Manhattan  -  Halb- 
insel haben  schon  früh  zum  Ausbau  des  stark  ent- 
wickelten und  außerordentlich  lebhaft  betriebenen 
Netzes  der  bekannten  Manhattan-Hochbahnen  ge- 
führt, während  an  festen  Verbindungen  nach 
Brook! vn   hinüber  nur  die  Köbling'schc  Brücke 


f. 


X* 


AUbildg   13.    Querschnitte  der  Londoner  Röhrenbahnen. 


Oberlicht 


■  ■  ■  ■ 


SchntUzuj, 


S.S7  .Uli 


Abbildg  8  Querschnitt  duich  die 
geplante  Schnellbahn  in  Philadelphia. 


(No.  1  auf  dem  Stadtplan,  auf  der  Beilage  in  No  75I  vorhanden 
und  der  lange  Zeit  fast  verschollene  Hudsonttinnel  1N0.  6 
auf  dem  Plan)  einziger  Zeuge  der  Bemühungen  war, 
eine  feste  Verbindung  nach  Westen  hin  zu  schaffen. 
Die  verdichtete  Massenbewegung  in  der  Nordsüdrichtung 
der  Halbinsel  machte  daher  die  Anwendung  eines  aufs 
höchste  gesteigerten  Zugumlaufes  notwendig  und  dies 

31.  September  1904 


AbMdg  10  QMMdnM 

Bostoner  Untergrundbahn  (Subway) 

Schnellbahn  einen  dichten  Eilzugbetrieb  ins  Leben  zu 
rufen,  der  dann  bald  auch  an  anderen  Orten,  z.  B.  in 
Chicago  auf  der  Wcstscitc-I  lochbahn,  Nachahmung  findet 
und  gegenwärtig  auch  auf  den  Betrieb  der  in  der  Vollen- 
dung begriffenen  New- Yorker  l'ntcrgrundbahn  (No.  7  u.  9 
auf  dem  Plan),  ferner  auf  die  in  Ausführung  genommenen 
Schnellbahnen  in  Philadelphia  u.  A.  Obenragen  wird.  Von 

475 


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der  Art  dieser  Eilzugbetriebe  der  Schnellbahn  erhält  man 
eine  deutlichere  Vorstellung  durch  die  für  die  neue  Ncw- 
Yorker  Untergrundbahn  erlassene  Fahrvorschrift,  nach  der 
die  I.okalzflgc"  mit  22,5  k»,  die  Eilzage  mit  48 l™  Durch- 
schnitts •  Geschwindigkeit  verkehren  sollen.  Die  Eilzüge 
laufen  in  der  Innenstadt  nur  die  wichtigsten  Stationen  an, 
Oberschlagen  dagegen  die  übrigen,  deren  Dienst  den  Lokal- 
zügen  zugewiesen  ist,  wahrend  in  der  AußenstadL  wo  die 
Stationen  einander  weniger  nahe  liegen,  an  allen  Stationen 
gehalten  wird.  Die  Einrichtung  erinnert  einigermaßen  an 
die  zum  großen  Leidwesen  der  Vorortbewohner  Berlins 
jetzt  in  Fortfall  gekommenen  Vorortzuge  der  Berliner 
Stadtbahn  •  Ferngleise,  die,  wenn  sie  auch  freilich  keine 
befriedigende  Fahrgeschwindigkeit  entwickelten,  doch 
immerhin  den  sehr  schätzenswerten  Vorteil  boten,  dal! 
nicht  überall  gehalten  wurde.  Es  bedarf  kaum  besonderer 
Erwähnung,  daß  die  Schnellbahn-Eilzuge  bei  ihrer  dichte- 
ren Zugfolge  —  bei  der  New -Yorker  Untergrundbahn  Ist 
eine  Zugfolge  von  5  Minuten  für  die  Eilzüge,  von  2  Mi- 
nuten für  die  Lokalzüge  in  Aussicht  genommen  -  auf 
besonderen  dritten  und  vierten  Gleisen  geführt  werden 
müssen.  Ein  Beispiel  dieser  Art  zeigt  der  Querschnitt 
Abbildg,  8  der  Untergrundstrecke  der  neuen  Schnellbahn 
in  Philadelphia.  Auch  diese  Abbildung  zeigt,  wie  man  in 
den  amerikanischen  Großstädten  mit  dem  Einbau  der  Unter- 
grundbahn ohne  viele  Umstände  gleich  auch  eine  Umge- 
staltung des  ganzen  Straßenkörpers  in  Aussicht  genommen 
hat  und  es  ist  nicht  ohne  Interesse,  mit  solchen  tiefer- 
greifenden  Umbauten  die  sonst  üblichen  Ausführungen 
städtischer  Schnellbahnen  zu  vergleichen,  von  denen  einige 
in  den  Abbildgn.  9- 13  im  Querschnitt  dargestellt  sind. 

Die  bisherigen  Betrachtungen  haben  gezeigt,  wie  mit 
der  Einführung  der  Elektrizität  im  städtischen  Verkehrs- 
wesen eine  Aenderung  in  den  Beziehungen  zwischen 
Flachbahn  und  Schnellbahn  angebahnt  worden  ist,  wie 
ferner  der  moderne  Umbildungsprozeß  der  Städte  durch 
die  Flachbahn  unleugbar  begünstigt  wird,  daß  aber  in 
erster  Linie  die  Schnellbahn  berufen  ist,  diese  moderne 
Entwicklung  der  Großstädte  zu  fördern.  Diese  aber  ver- 
mag seit  der  Einführung  der  elektrischen  Triebkraft  an- 
stelle des  Dampfes  ihren  Aufgaben  in  ungleich  höherem 
Maße  gerecht  zu  werden.  Diese  Wendung  hängt  mit  der 
Frage,  ob  die  Schnellverkehrswcge  über  oder  unter  der 
Erde  geführt  werden  sollten,  aufs  engste  zusammen.  Die 
Frage  der  stadtischen  Tunnelbahnen  ist  seit  der  Einführung 
der  Elektrizität  wieder  stark  in  den  Vordergrund  gerückt, 
da  jede  Rauchentwicklung  und  deren  Begleiterscheinungen 
hinfort  vermieden  sind.  Die  Fahrt  im  Tunnel  wird  heute 
bei  der  Eleganz  und  Sauberkeit  der  Betriebsmittel  vom 
Publikum  nicht  mehr  als  eine  Qual  empfunden,  wenngleich 
sich  gezeigt  hat,  daß  künstliche  Lüftung  auch  bei  den 
tiefer  liegenden  elektrisch  betriebenen  Untergrundbahnen 
keineswegs  entbehrt  werden  kann.  Diese  l  mständc,  so- 
wie die  Fortschritte  der  Technik,  die  die  Baumethoden 
außerordentlich  vereinfacht  und  so  vervollkommnet  haben, 
daß  schnelle  und  sichere  Ausführung  der  Bahnanlage 
unter  allen  Umstanden  gewährleistet  scheint,  haben  in 
Verbindung  mit  der  dem  Dampfbetrieb  wesentlich  über- 
legenen flotteren  Betriebsführung  den  weiteren  Fortschritt 
in  der  Entwicklung  des  städtischen  Schncllbahnwcsens  zur 
Folge  gehabt,  daß  diese  Bahnen  nunmehr  überall  bis  ins 
Herz  der  Städte  vorzudringen  bestrebt  sind.  Dadurch  ist, 
obwohl  die  Hochbahn  im  Inneren  der  Städte  nur  be- 
schränkte Anwendung  finden  kann,  die  Freizügigkeit  der 


Schnellbahn  außerordentlich  gesteigert  und  deren  weitere 
Entwicklung  im  Auslande  bereits  in  einem  Maße  gefördert, 
daß  sie  unser  Staunen  erregt. 

Leider  ist  aber,  wie  bei  dieser  Gelegenheit  bemerkt 
werden  muß,  durch  die  Verhältnisse  vielfach  der  Anschauung 
Vorschub  geleistet  worden,  als  ob  der  Untergrundbahn 
grundsätzlich  vor  der  Hochbahn  der  Vorzug  gebühre. 
Von  den  Vertretern  der  Untergrundbahn  wird  indessen 
zunächst  verschwiegen,  daß  die  Hochbahn  wesentlich 
billiger  herzustellen,  daher  wirtschaftlicher  ist.  als  die 
Tunnelbahn;  auch  ist  die  Fahrt  auf  der  Hochbahn  an- 
ziehender und  das  Pariser  Unglück  hat  mit  erschrecken- 
der Deutlichkeit  die  Lehre  wiederholt,  die  schon  der  einige 
Jahre  früher  in  einem  Tunnel  der  Liverpooler  Hochbahn 
vorgekommene  Zusammenstoß  zweier  elektrischen  Züge 
hätte  lehren  können,  daß  auch  die  Sicherheit  des  Unter- 
grundbahn-Betriebes ihre  Kehrseite  hat.  Dennoch  wird 
auch  da,  wo  die  Hochbahn  bequem  zur  Durchführung 
gelangen  könnte,  von  den  Städten  vielfach  die  Untergrund- 
bahn gefordert.  Gehen  doch  selbst  Berlin  und  seine 
Nachbargemeinden,  voran  Grunewald,  soweit,  daß  sie, 
wenn  überhaupt  ein  Schnellvcrkehrsmittel,  es  doch  rur 
in  Gestalt  einer  Untergrundbahn  hinnehmen  wollen.  Diese 
Forderung  bedeutet  dann  in  Anbetracht  der  hohen  Kosten 
und  mangels  genügender  Subvention  den  Verzicht  auf 
Schnellverkehr  überhaupt.  Die  Frage  der  Rentabilität, 
wenn  auch  nur  einer  bescheidenen,  bleibt  immer  der 
Prüfstein  für  Anlagen  der  vorliegenden  Art.  die  ungeheure 
Kapitalien  erfordern,  und  wird  nach  und  nach  auch  die 
Richtschnur  werden  für  die  öffentlichen  Körperschaften, 
seien  es  städtische  oder  staatliche,  die  sich  mit  dem  Bau 
städtischer  Schnellbahnen  zu  befassen  wünschen  —  sie 
wird  es  umsomehr  werden,  als  der  Gesichtspunkt,  auf 
Kosten  der  Wirtschaftlichkeit  des  Unternehmens  der  All- 
gemeinheit zu  nützen,  den  der  Staat  bei  der  Berliner  Stadt- 
bahn mit  völliger  Bciscitcsctzung  des  Anspruches  auf 
irgend  welche  Rente  in  den  Vordergrund  gestellt  hat,  sich 
als  verfehlt  erwiesen  hat.  Derjenige  Teil  der  Einnahmen, 
auf  den  die  Schnellbahn  zugunsten  der  Allgemeinheit,  zur 
Aufbesserung  ihrer  Lebenshaltung  verzichten  möchte, 
kommt,  wie  u.  a.  Eberstadt  Oberzeugend  dargetan  hat, 
den  Fahrgästen  in  Wirklichkeit  nur  in  geringem  Maße  zu- 
gute, da  sie  die  Ersparnis  am  Fahrgelde  in  der  anderen 
Form  höherer  Wohnungsmietcn  aufzuwenden  haben. 

Die  Wirtschaftlichkeit  erfordert,  daß  die  Anlagckoslen 
zu  den  zu  erwartenden  Einnahmen  im  richtigen  Verhältnis 
stehen.  Man  begnüge  sich  im  Gebiete  der  äußeren  Stadt 
und  der  Vororte  mit  der  offenen  Bahn  und  nehme  darauf 
im  Bebauungsplan  die  nötige  Rücksicht.  Im  Inneren  em- 
pfiehlt sich,  die  Hochbahn  oder  wenigstens  Hochbahn- 
strecken anstelle  der  Untergrundbahn  herzustellen,  wo 
immer  dies  möglich  ist,  wenn  auch  leider  die  Untergrund- 
bahn auf  den  allzu  ausgedehnten  Strecken,  die  im  Inneren 
eine  Hochbahn  aus  Gründen  verschiedener  Art  tatsächlich 
verbieten,  die  Vorherrschaft  behalten  wird.  Daß  man  die 
Hochbahn  so  ausgestalten  kann,  daß  sie  auch  den  ver- 
wohnten Ansprüchen  des  Aeslhelikers  zu  genügen  vermag, 
lehrt  die  Berliner  Hochbahn,  um  deren  architektonische 
Ausgestaltung  sich  ihr  Direktor  Witt  ig  besonders  verdient 
gemacht  hat.  Trotzdem  begegnet  man  merkwürdigerweise 
gerade  in  Berlin  einer  scharfen  Gegenströmung,  die  bis 
in  die  Körperschaften  der  Verwaltung  hinauf  der  Hoch- 
bahn den  Kampf  bis  auf*  Mover  angekündigt  hat.  - 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Dem  Reg  Rat  Prittch  im  Patentamt 
ist  der  «bar.  als  lieh.  Rcg-Kat  verliehen. 

Der  Mar  Masch  -Bror.tr.  Klage  mann  in  Wilhelmshaven  ist 
z.  Reicl  »-Mar  .Amt  in  Berlin  kommandiert. 

Bayern.  Ernannt  sind  die  Slaatsbauassist.  G Ose  hei  b.  Lsnd- 
bauamle  Roiciheini  uo<l  Ncithardt  am  I-andbauamte  Hol  zu  Bau- 
•olM"  —  Eise nb -Betr.  Dir.  Körper  i«  Rosenheim  ist  gestorben 

Preußen.  Verliehen  ist:  Deal  Geh.  ßrt.  Suadicani  in 
Schleswig  die  Kgl  Krone  zum  Koten  Adler- Orden  [II.  Kl.  mit  iler 
Schleilc;  —  dem  Belr  -  Dir  i  h  r i sten sc n  in  Lübeck,  dem  Reg  -  u.  Brt 
Goldbeck  in  Allona,  dem  Kis-Bau-  u.  Helr  In-p  P.  Hildebrund 
in  T&inanfu  ^Schantunje-  Eiseiib.l,  clrni  Landbauinsp.  Horstmann  in 
Köln,  dem  Gew  -Rat  Le  »  »e  r  in  Altona,  dem  Kitenb -Bau-  u.  Belr  - 
Inip.  Merling  in  Altona,  dem  I.andbauinsp.  v  l'rntz  in  Schleswig, 
dem  Brt.  Rck  henbach  in  Flensburg,  dem  Reg.-  u  Hit.  Schrei- 
nert in  Flensburg,  dem  Laeidcsbit.  Sprengell  in  Hannover,  dem 
I.andcsbsml.r.  Wernich  in  Kiel  und  dem  Poilbrt.  Wohlbrück 
in  Sthwenn  der  Rute  Adler-Orden  IV.  Kl.;  —  dem  Reg  -  u.  Brt. 
Blunck  in  Altona  und  dem  Bit  Gilbert  in  Rrunsbuttclkoog  der 
Kgl.  Klonen- Orden  III.  Kl  ;  -  ■  dem  Pias  der  Kgl  Kisenb  -  Dir. 
Jungnickel  in  Altona  der  Cliar.  al.  Wirkt  Orb.  Ob  Brt  um 
dem  Range  der  Rite  I.  Kl.  und  dem  Reg.-  u.  Brt.  a.  D.  Tcxtot 
in  l.nheck  der  Char.  als  Geh  Brt. 


Piof 
476 


Der  Konvtr.  -log.  Dr. -Inf.  Stauber  in  Beilin  ist  r.  etatm. 
an  der  leclin-  Hochschule 


111  Aachen  ernannt. 


Die  Wahl  de«  Sladtbauinsp.  Raaehe r  in  Chat lottenburg  als 
besold  Beigeordii.  der  Stadt  GeUeokirchen  i»t  für  die  ges.  Amts- 
dauer von  la  Jahren  beMalujt. 

Der  Reg -Rat  v,  Uochmer  in  Lichte rlelde-Weat  ist  1  Lhrcn- 
ritter  de»  Johanniter  Ordens  und  der  Reg-Bmstr.  Michaelis  in 
Berlin  t.  I.andbauin«p,  ernannt 

Der  Reg-Bmatr.  Arendt  in  Berlin  ist  in  den  Be?.  der  Kgl. 
preuQ.  und  Gm&h.  heu*.  Ktscnb-Dir.  in  Mainz  versetzt. 

Der  Brt.  Rhode  in  Tönning  ist  gestorben. 

Sachsen.  Dem  Geh.  Brt  v.  Sc b Anberg  in  Dresden  ist  unt. 
Verleih  de»  Olfiiictkrcu'c»  vom  Albreehls  -  Orden  die  naclige». 
Versetzung  in  den  Ruhestand  bewilligt. 

Dem  Geh.  Bit.  Kröger  in  Dresden  ist  die  Erlaubnis  mr  An- 
nahme u  1.  Tragen  de*  ihm  vcilieh  Komturkreuze»  de*  Österreich. 
Kran*  Joseph-Ordens  erteilt  —  Der  pifid.  Ein-  u  Brt.  Baumann 
ist  1  etalm.  Kin  -  u.  Brt.  und  Mitgl.  der  Gen  Dir.  der  Slaalaeiaenb. 
und  der  Reg-Bmstr  Rietschier  *_  Bauinsp.  ernaniiL 

Württemberg.  Dero  Bit.  A.  Lambert  in  Slutlgmt  ist  an 
der  Tcchn  Hochschule  ein  Lehrauflrag  erteilt  für  Geschichte  der 
neueren  Slilarten.  — 

Inhalt:  Sit>.tn;;>.t.i-i:.  I'.t  .1*  t  XW1II  .Mit«..:  ili.  Hu  \'t  wjinmlMi:  zu 
ln...  |.!c>rt  vom  tj  Ins  u  ->•  |.t.  1004  iSrhlntti  -  h  «l«  irkhin;.  .tv*  -aill. 
>,  ;„■■  Iki -rkehi -iv. ■.. v.  ,1  ).ir.l(!l:,,nis  .Ii  ,  Kl.  kl  .xiiat  , Kc r'irLtlin; I .  - 
I-.  ,-...,nl  Na.l.r.rl  t,  ,,  

Verlag  der  Deutschen  Hauxeliuiif,  ff.  m.  h.  H.,  Herltn.  Für  die  Krdakuoa 
verautw-unJ.  Albert  HofmaoD,  Bertin-    Druck  von  WiUi  Creve,  Berlin. 


No.  76. 


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Ii 

mm  WM* 


■Wulf  Mbi  Mb/firMjiff  Wftjrz/ir1 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIIL  JAHRG.  N°:  77.  BERLIN,  DEN  24.  SEPT.  1904 


Neuere  badische  Architektur. 

(Hierzu  eine  Bildbrilag«-,  «owii-  da  Abbildungen  auf  Seite  479,  4B0  und  4Ü1  .> 


er  frische  und  im  höchsten  Grade  erfreuliche 
Aufschwung  der  Baukunst  im  Großherzog- 
tum Baden,  von  dem  wir  bereits  früher  mehr- 
fach unseren  Lesern  charakteristische  Bei- 
spiele darbieten  konnten,  ein  Aufschwung, 
Kennzeichen  ebenso  sehr  der  Ausdruck  der 
Eigenart  des  Landes  wie  künstlerische  Vertiefung  und 
ein  gereifter  Individualismus  sind,  ist  auch  heute 
wieder  der  Anlaß,  dem  Leserkreise  der  „Deutschen 
Bauleitung"  einige  neuere  Werke  vorzuführen,  die  teils 
in  voller  Unabhängigkeit  neue  Bahnen  zu  wandeln 
versuchen,  teils  auf  der  Grundlage  der  Ueberlieferung 
zu  neuen  Ergebnissen  kommen  wollen,  jedenfalls  aber 
sehr  bedeutende  Werke  zeitgenössischer  Baukunst  sind. 
Der  Aufschwung  knüpft  sich  an  eine  zwar  kleine, 
aber  um  so  bedeutungsvollere  Kflnstlergruppe.  Aus 
ihr  greifen  wir  zwei  Künstler  und  ihre  neuesten  Werke 
heraus,  zwei  unseren  Lesern  wohlbekannte  Namen,  um 
an  ihren  Arbeiten  die  Entwicklung  zu  zeigen,  welche 
sie  in  den  letzten  Jahren  durchgemacht  haben.  Her- 
mann Billing  und  Friedrich  Ratzel  sind  zwciKQnstlcr- 
erscheinungen ,  die  jede  für  sich  ein  Programm  be- 
deuten, wenn  auch  ihre  künstlerischen  Auffassungen 
in  ihren  Grundzügen  nicht  so  wesentlich  verschieden 
von  einander  sind.  Welches  dieses  Programm  ist, 
mögen  ihre  neuesten  Schöpfungen  sagen. 

Die  Hausergruppe  Stefanienstraße  und 
Baischstraßc  in  Karlsruhe,  die  im  vergangenen 
Jahre  durch  Hermann  Billing  vollendet  wurde,  hat 
den  Beurteilern  der  badischen  Residenz  reichlich  Ge- 
legenheit zu  Erörterungen  gegeben.  In  Karlsruhe  fin- 
den sich  trotz  der  schnell  fortschreitenden  Entwicklung 
der  Stadt  noch  an  manchen  Stellen  der  alten  Stadt- 
teile tiefe  Gartengelande,  von  welchen  ein  an  der 
Stefanienstraße  gelegenes  Gelände  von  Billing  durch 
die  Anlage  einer  Privatstraße,  der  Baischstraßc,  be- 
nannt nach  dem  verstorbenen  großen  Karlsruher  Tier- 


maler Hermann  Baisch,  nach  dem  umstehenden  Lage- 
plan erschlossen  wurde.  Die  gesamte  Baugruppe  be- 
steht aus  zwei  großen,  auf  den  Kaisirrplatz  mit  dem 
Kaiser -Denkmal  schauenden  Miethäusern,  und  aus  6 
auf  dem  Gartcngeländc  zu  beiden  Seiten  der  Straße 
verteilten  Einfamilienhäusern.  Bei  der  Anlage  der 
Baugruppe  imgan/en  sind  die  geschickte  Anordnung 
des  Raumes,  die  knappe,  aber  doch  genügende  Aus- 
nutzung desselben  und  die  dem  Bedürfnisse  wohl 
entsprechende  Verteilung  des  nicht  eben  reichlichen 
Gartengeländes,  die  rythmische  Abwechselung  zwi- 
schen Haus  und  Garten  wohl  zu  bemerken.  Dadurch, 
daß  sämüichc  Bauten  in  einer  Hand  bleiben  konnten, 
wurde  eine  schöne  Einheitlichkeit  der  gesamten  An- 
lage erreicht.  Die  Gruppe  des  Doppelmiethauses  am 
Kaiserplatz  umschließt  den  Zugang  zu  der  Privat- 
straße. Um  nach  dem  mit  alten  Bäumen  bestande- 
nen, immerhin  geräumigen  Platze  eine  der  Bedeu- 
tung der  Häusergruppe  entsprechende  monumentale 
Wirkung  zu  erreichen,  wurde  eine  palastartige  Haltung 
der  Häuser  mit  möglichster  Höhenentwicklung  ange- 
strebt Die  Anlage  des  Doppelhauses  ist  daher  in  ihren 
Hauptumrissen  eine  symmetrische,  in  der  Behandlung 
der  Einzelheiten  der  oberen  Teile  jedoch  weichen  beide 
Häuser  von  einander  ab.  Die  Ausführung  erfolgte  in 
gelblichem  Klingenmünsterer  Sandstein.  Die  Kassaden, 
über  deren  Formensprache  im  Einzelnen  die  Abbildun- 
gen genügende  Auskunft  geben,  erhielten  eine  teil- 
weise Vergoldung  und  eine  sparsame  Bemalung  ein- 
zelner Teile.  Die  Farbenstimmung  hat  als  Grundlage 
den  schönen  gelblichen  Ton  des  Steinmatcrialcs.  Der 
stattliche  Durchgang  zur  Privatstraße  hat  7  ■  lichte 
Weite;  er  ist  zu  beiden  Seiten  des  Inneren  mit  Fresko- 
Gemälden  geschmückt. 

Die  innere  Ausstattung  der  Häuser  erfolgte  im 
feinen  herrschaftlichen  Charakter;  die  Wohnungen 
haben  Etagen -Zentralheizung,  Gas  und  elektrische 


477 

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Beleuchtung  und  sind  im  übrigen  mit  allen  Erforder- 
nissen behaglicher  Wohnlichkeit  ausgestattet.  Die 
beiden  Hauser  wurden  in  der  verhältnismäßig  kurzen 
Bauzeit  von  12  Monaten  errichtet;  ihre  Baukosten 


haben  id.  250000  M.  betragen  In  ihrer  charakte- 
ristischen Haltung  geben  sie  dem  Kaiscrplatz,  dem 
westlichen  Abschluß  der  Kaiscrstraße,  der  Hauptver- 
kehrsader der  Stadt,  ein  eigenartiges  Gepräge. 

  (Fvitwuuni;  folKt.) 


Die  XVI.  Wanderversammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Vereine  zu  Düsseldorf  vom  12.  bis  14.  September  1904. 

auch  die  erstere  z.  2t.  als  die  wichtigere  erscheine, 
ihre  größten  Triumphe  feiere,  so  mache  sich  doch 
auch,  mehr  als  je,  das  Bestreben  geltend,  den  prakti- 
schen Zweck  mit  der  künstlerischen  Form  zu  vereinen. 
Deshalb,  weil  die  Kunst  mit  im  Spiele  sei,  bringe 
Düsseldorf  dem  Verbände  einen  besonders  herzlichen 
Willkommen,  denn  die  Stadt  habe  sich  stets  bestrebt, 
reale  und  ideale  Interessen  mit  einander  zu  verbinden. 

Von  den  befreundeten  Vereinen  war  der  Ver- 
ein deutscher  Eiscnhüttenlcute  durch  Hrn.  Geh. 
Wandcrvcrsammlung  in  eine  junge,  aber  mächtig  auf-  Kommcrz.-Rat  Dr.  Ing.  Lueg,  der  Verein  deutscher 
blühende  Stadt  verlegt  habe.  Damit  habe  der  Verband  Ingenieure  durch  Ilm  Ing.  Kicsselbach  vertreten, 
bekunden  wollen,  daß  er  sich  der  Aufgaben  der  moder-   die  auf  die  gemeinsamen  Bestrebungen  der  3  Vereint- 


Der  äußere  Verlauf  der  Versammlung. 

iScMuS  ) 

m  Kaisersaale  der  Tonhalle  wurde  die  erste 
Sitzung  der  Versammlung  am  12.  Sept.  um 
c/Zj  Uhr  vormittags  durch  den  Verbands- 
Vorsitzenden,  Hrn.  Brt.  Neher,  mit  warmen 
Worten  der  Begrüßung  und  einer  kurzen 
Ansprache  eröffnet  Es  sei  das  erste  Mal,  daß  der 
Verband  den  Städten,  die  auf  eine  tausendjährige  Ge- 
schichte zurückblicken  können,  untreu  werde  und  seine 


nen  Zeit  wohl  bewußt  sei.  Der  Kampf  zwischen  Alt 
und  Neu  sei  auch  auf  den  Verband  nicht  ganz  ohne 
Wirkung  geblieben.  Er  hoffe  aber,  daß  durch  die 
Verhandlungen  der  voraufgegangenen  Abgeordneten- 
Versammlung,  deren  Ergebnis  als  ein  sehr  erfreuliches 
zu  bezeichnen  sei,  der  kollegialische  Geist  unter  den 
Fachgenossen  neue  Stärkung  erfahren  habe.  Letztere 
möchten  sich  stets  vor  Augen  halten,  daß  nicht  Stellung 
und  Mittel,  nicht  Rang  und  Titel,  sondern  das  Werk 
den  Meister  mache. 

Das  Wort  ergriff  darauf  als  Vertreter  der  Re- 


gungen hinwiesen  und  der  Hoffnung  Ausdruck  gaben, 
daß  dieses  Zusammenarbeiten  auch  in  Zukunft  zum 
Nutzen  desFaches  und  der  Allgcmeinhcitbestchen  bleibe 
Nach  diesen  mit  großem  Beifall  aufgenommenen 
Ausführungen  ergriff  der  Geschäftsführer  «las  Wort 
zu  einem  Bericht  über  die  Ergebnisse  der  Beratungen 
der  vergangenen  Abgeordneten- Versammlung,  der  ver- 
knüpft war  mit  einem  kurzen  Rückblick  auf  die  Ent- 
wicklung des  Verbandes  in  den  beiden  letzten  Jahren 
seit dcrWanderversammlungin  Augsburg.  Wir  kommen 
hierauf  an  anderer  Stelle  noch  zurück. 

Es  schlössen  sich  nunmehr  die  Vorträge  an,  welche 
ebenso  wie  diejenigen  des  zweiten  Sitzungstages  nicht 


gierung,  für  den  auf  Urlaub  weilenden  Hrn.  Rcg  - 
Präsidenten,  Hr.  Ob.-Rcg.-Rat  Dr.  Grüttncr  zu  einem 

Willkommengruß  an  die  Mitglieder  des  Verbandes,  nur  durch  den  Wert  ihres  sachlichen  Inhaltes  sondern 
der  in  sich  eine  große  Zahl  bewährter  und  hochge-  auch  durch  die  vollendete  Form  die  Zuhörer  bis  zum 
schätzter  Mitarbeiter  des  Staates  und  der  Gemeinden 


vereinige.  Eine  Aufgabe  sei  es,  durch  die  er  sich 
besonders  mit  allen  Mitgliedern  des  Verbandes  eng 
verknüpft  fühle:  das  gemeinsame  Wirken  auf  dem 
unendlich  weiten  Felde  sozialer  Tätigkeit,  auf  welchem 
diese  in  hohem  Maße  zur  Mitarbeit  berufen  seien. 

Für  die  Provinz  überbrachte  Hr.  Landeshaupt- 
mann Dr.  Renvers  einen  warmen  Gruß.  Von  alters 
her  habe  die  Baukunst  in  der  Rheinprovinz  in  hoher 
Blüte  gestanden,  des  seien  am  Rhein  die  Burgen  und 
Schlösser,  in  den  Städten  die  hochragenden  Dome  und 
die  altehrwürdigen  Rathäuser  beredte  Zeugen.  Daß 
aber  die  heutige  Zeit  nicht  hinter  den  Altvordern  zu- 
rückstehe, das  bekunden  die  kühnen,  den  Rheinstrom 
und  die  Täler  überspannenden  Brücken,  die  großen 


letzten  Augenblicke  fesselten.  Es  sprach  zuerst  Hr.  Dr, 
Brandt,  Geschäftsführer  derHandelskammerzu Düssel- 
dorf über  das  Thema  »Zur  Wirtschaftsgeschichte 
des  Rheines",  indem  er  in  klaren  Strichen  ein  Bild 
entwarf,  wie  aus  den  zerfahrenen  Zuständen  am  Ende 
des  18.  Jahrhunderts,  als  nicht  weniger  als  32  Rhein- 
zölle nach  Willkür  erhoben  wurden  und  zusammen  mit 
den  holländischen  Lizentcn  und  den  Stapel  rechten  der 
Städte  Köln  und  Mainz  Rheinschiffahrt  und  Handel 
geradezu  erdrosselten,  in  langwierigen  Kämpfen  sich 
schließlich  durch  die  revidierte  Rheinschiffahrtsakte  vom 
Jahre  1868  die  freie  Schiffahrt  auf  dem  Rhein  entwickelte. 
Wir  geben  den  Vortrag  auszugsweise  an  anderer  Stelle 
wieder.  Es  sprach  dann  Hr.  Reg.-Rat  a.  D.  Kemmann 
Ober  „Die  Entwicklung  der  städtischen  Schnell- 


industriellen  Anlagen,  die  Hafenbauten  und  Talsperren,  bahnen  seit  Einführung  der  Elektrizität",  ein 
die  profanen  und  kirchlichen  Gebäude  Auch  die  Natur   in  allen  Großstädten  aktuelles  Thema.  Wir  haben  be- 


habe  sich  hier  mit  der  Kunst  vereint,  um  den  Menschen 
zu  erfreuen,  und  er  hoffe,  daß  die  Versammelten  da- 
von einen  freundlichen  Eindruck  in  die  Heimat  mit- 
nehmen würden. 

Anknüpfend  an  die  Worte  des  Hrn.  Vorsitzenden 
von  der  „modernen  Stadt  Düsseldorf"  sprach  Hr.  Ob.- 
Bürgermslr.  Marx  in  deren  Namen.  Er  brachte  zum 
Ausdruck,  daß  der  Verband  eines  freundlichen  Will- 
kommengrußes  in  jeder  Stadt  sicher  sein  könnte,  da 
Baukunst  und 


rcits  begonnen,  den  gehaltvollen  Vortrag  unter  Bei- 
gabc der  zugehörigen  zeichnerischen  Darstellungen  im 
Wortlaut  zum  Abdruck  zu  bringen. 

Der  Nachmittag  des  ersten  Tages  war  Besichti- 
gungen im  Inneren  der  Stadt  gewidmet,  auf  die  wir 
noch  zurückkommen,  während  für  die  Damen  bereits 
am  Vormittage  ein  kleiner  Rundgang  durch  den  Hof- 
garten, die  Kunsthalle,  die  Kunstakademie  mit  ihren 
Mcistcratclicrs  veranstaltet  worden  war. 

Der  Abend  vereinigte  Alle  wieder  in  der  Tonhalle 
zu  dem  von  der  Stadl  Düsseldorf  der  Wandcrvcr- 


fechnik  ja  sozusagen  die  Mütter  der 
Städte  seien,  ohne  welche  ihre  Gründung  nicht  möglich 

gewesen  wäre    Ganz  besonders  aber  sei  das  der  Fall  in  Sammlung  gegebenen  Feste, 
einer  modernen  Stadt,  deren  Entwicklung  doch  in  erster         Den  Willkommen  der  Stadt  entbot  in  herz- 

Linie  nach  ihrer  äußeren  Gestaltung  beurteilt  werde,  liehen  Worten  llr.  Beigeordneter  Geusen,  der  an  die 

an  welcher  die  Architekten  und  Ingenieure  ja  einen  Worte  des  Hrn.  Ob. -Bürgermeister  anknüpfend,  die 

bestimmenden  Anteil  hätten    Die  Stadtverwaltungen  dieser  am  Vormittage  gesprochen  hatte,  nochmals  zum 

könnten  der  Baukunst  und  Ingenieurwissenschaft  nicht  Ausdruck  brachte,  daß  die  Architekten  und  Ingenicure 

entbehren,  eine  ganze  Reihe  städtischer  Geschäfte  in  dem  gastfreien  Düsseldorf  herzlich  willkommen  seien 


müßten  ohne  ihre  entscheidende  Mitwirkung  brach 
liegen.  Ihr  Einfluß  sei  so  weitgehend,  daß  der  Jurist 
der  Zukunft  zugleich  Techniker  sein  müsse,  wolle  er 
seine  Stellung  in  der  Leitung  der  Stadtverwaltung 
behaupten  Ein  weiteres  Moment  komme  a 
Düsseldorf  hinzu,  die  Verbindung  von  1 


schaft  und 
478 


Baukunst  im  Verbände 


ner  noch  für 
tau  w  issen- 
Dcnn  wenn 


Düsseldorf  könne  als  moderne  Stadt  freilich  nicht  das 
bieten,  was  die  Versammlung  vor  2  Jahren  in  Augs- 
burg gefunden  habe,  die  große  geschichtliche  Ver- 
gangenheit, den  Abglanz  der  früheren  hohen  Bedeu- 
tung auf  dem  Gebiete  der  Kunst  in  seinen  zahlreichen 
Baudenkmälern,  aber  auch  die  Jugend  habe  ihre  Reize. 
Dann  habe  Düsseldorf  auch  den  Rhcinstrom,  der  wenn 

No.  77. 

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auch  hier  nicht  mehr  von  Zauber 
der  Poesie  und  der  Romantik 
umsponnen,  iu  dem  was  hier  die 
Kunst  des  Ingenieurs  geleistet, 
in  seinem  mächtigen  stetig  auf- 
blühenden Verkehr  doch  nicht 
des  Reizes  und  des  Eindruckes 
entbehre.  Er  hoffe  daher,  daß 
sich  die  Gaste  der  Stadt  auch 
hier  wohl  fühlen  möchten,  und 
schließe  mit  einem  Hoch  auf  die- 
selben. 

Namens  der  Gäste  dankte  so- 
fort Hr.  Prof.  Frhr.  v.  Schmidt, 
München,  der  das  Vorgehen  der 
Düsseldorfer  bei  der  Entwicklung 
und  dem  Ausbau  ihrer  Stadt 
pries,  das  als  vorbildlich  bezeich- 
net werden  dürfe,  das  die  Wege 
zeige,  wie  man  das  Alte  erhal- 
ten und  doch  eine  moderne  Stadt 
werden  könne.  Der  StadtDüssel- 
dorf  weihe  er  sein  Glas.  Mit 
einem  launigen  Toaste  des  I  Irn. 
Brt.Nehcr  auf  dicFraucn  Düssel- 
dorfs schloß  die  Reihe  der  Reden. 
Der  Rest  des  Abends  war  zwang- 
loser, heiterer  Unterhaltung  gc- 
widmet.  Mit  Meisterschaft  vonMit- 
gliedcrn  der  Düsseldorfer  Oper 
vorgetragene  Lieder  und  rau- 
schende Tafelmusik  erhöhten  die 
Stimmung.  Alle  Teilnehmer  wer- 
den von  dem  Abend  eine  an- 
genehme Erinnerung  mitgenom- 
men haben. 

Am  2.  Versammlungstage 
sprach  zunächst  Hr.  Rcg.-Bmstr. 
Moritz  in  Köln  über  „Die  Ent- 
wicklung des  modernen  The- 
aterbaucs".  Die  geistvollen 
Ausführungen  des  Redners,  über 
die  wir  auszugsweise  noch  be- 
richten werden,  schlössen  ab  mit 
einem  Appell  an  unsere  Zeit  zur 
Rückkehr  zur  Einfachheit  im 
szenischen  Apparat,  der  jetzt  die 
wahre  Kunst  durch  Künstelei 
unterdrücke.  Auf  diesem  Wege 
müsse  vor  allem  eine  Gesundung 
unseres  heutigen  Theaterwesens 
gesucht  werden. 

Den  letzten  Vortrag  hielt  Hr. 
Wasserbauinsp.  Middeldorf  in 
Essen  über  „Die  Regelung  der 
Vorflut  und  die  Abwasser- 
reinigung im  Emscher-Ge- 
biet".  Mit  seinen  schlicht  sach- 
lichen Ausführungen  verstand  es 
Redner,  der  zugleich  der  Ver- 
fasser des  zu  diesen  Arbeiten 
jetzt  vorliegenden,  zur  Ausfüh- 
rung bestimmten  Planes  ist,  den 
Zuhörern  ein  Bild  zu  geben  von 
den  sanitären  Mißständen,  die 


■ 

»r-»"  llAutcrgruppc 
i»  der  Baischslr. 


Neuere  badische  Architektur 

Architekt:  Prof.  Hern.  Billing  in 


in  dem  weiten,  industriercichen 
Gebiete  nach  und  nach  entstan- 
den sind  und  geradezu  verhäng- 
nisvoll für  dasselbe  zu  werden 
drohten,  und  sie  von  der  Not- 
wendigkeit und  Zweckdienlich- 
keit der  in  Vorschlag  gebrachten 
Maßregeln  zur  Beseitigung  die- 
ser Mißstände  zu  überzeugen. 
Es  handelt  sich  hier  um  ein 
Unternehmen  von  einer  Groß- 
artigkeit, wie  es  in  unserem 
Vaterlande  bisher  noch  nicht  ge- 
plant und  durchgeführt  worden 
ist,  zu  dessen  endlicher  Durch- 
führung man  spater  alle  die- 
jenigen beglückwünschen  darf, 
welche  daran  mitgearbeitet  ha- 
ben. Wir  haben  im  Frühjahre*) 
bereits  aus  der  Feder  des  Red- 
ners eine  ausführliche,  von  Pla- 
nen begleitete  Darstellung  ge- 
bracht, so  daß  wir  uns  jetzt  darauf 
beschranken  können,  auf  diese 
Veröffentlichung  hinzuweisen. 

Mit  dem  Dank  an  die  Vor- 
tragenden und  den  Düsseldorfer 
Verein  schloß  der  Vorsitzende 
den  offiziellen  Teil  der  Wander- 
versammlung. Der  Nachmittag 
war  dann  wieder  Besichtigungen 
in  der  weiteren  Umgebung  der 
Stadt  gewidmet,  während  der 
Abend  die  Verbandsmitglicdcr 
und  ihre  Gäste  wieder  zu  einem 
gemeinsamen  Fesi  mahle  in  der 
Tonhalle  vereinigte,  das,  von 
wenigen  offiziellen  Reden  ge- 
würzt, in  gehobener  Stimmung 
verlief,  aber  frühzeitig  beendigt 
wurde  mit  Rücksicht  auf  den  für 
den  anderen  Morgen  geplanten 
gemeinschaftlichen  Ausflug  nach 
dcmSicbcngebirge.  Letzterer  war 
leider  vom  Wetter  nichtsonderlich 
begünstigt,  was  aber  der  Stim- 
mung derjenigen,  die  sich  nicht 
hatten  zurückhalten  lassen,  keinen 
Abbruch  tat  Wer  je  eine  solche 
Fahrt  am  Rhein  mitgemacht  hat, 
wird  das  begreiflich  finden. 

Ausflüge  in  kleineren  Gruppen 
nach  den  industriellen  Anlagen 
derweitcren  Umgebung  und  nach 
architektonisch  bemerkenswerten 
Nachbarstädten  beschlossen  am 
1 5. Sept.  dieVersammlung,  von  der 
alle  Teilnehmer  mit  wertvollen  Er- 
innerungen und  mit  warmem  Dan- 
ke für  die  Stadt  Düsseldorf  und 
den  Düsseldorfer  Verein,  der  die 
Mühen  und  Sorgen  der  ganzen 
Veranstaltungen  auf  sich  genom- 
men hatte,  wieder  in  die  Heimat 
zurückkehren  konnten.  — 


(Nach  dem  Vortrage  de»  Hrn.  Dr. 

verumtnluni; 

~~" "liie  dir  Kun'l  des  Injjcnicuis  den  Rheinstrom  zu  einer 
Schiffahrtstratie  ersten  Ranges  ausgestaltet  hat,  das 
zeigt  uns  der  Strom  selbst,  das  lassen  die  Bauten, 
die  seine  L'fcr  begrenzen  und  sichern,  das  lassen  die  Ha- 
fenanlagen, die  den  Schiffen  Zuflucht  gewähren  und  ihnen 
Gelegenheit  bieten  zum  Umschlag  ihrer  Waren,  erkennen. 
Wer  einen  Kinblick  in  die  wirtschaftliche  Entwicklung 
des  Rheines  zur  freien  Sohiffahristraße  gewinnen  will, 
der  mulJ  mehr  als  ein  Jahrhundert  zurück  die  politischen 
und  wirtschaftlichen  Kampfe  verfolgen,  die  sich  vor  Er- 
reichung dieses  Zieles  abgespielt  haben. 

24.  September  1904. 


Zur  Wirtschaftsgeschichte  des  Rheines. 

Brandt,  Geschäftsführer  der  Handelskammer  in  Düsseldorf,  icehallen  auf  der  XVI.  Wiir.tlcr- 
des  Veibandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  in  Düsseldorf.) 

Am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  belasteten  den  khein- 
verkehr  nicht  weniger  als  32  Rhcinzölle,  die  nach  Will- 
kür erhoben  wurden,  und  die  holländischen  Lizcnten  sperr- 
ten das  Rheinland  vom  Wasserverkehr  mit  dem  Welt- 
meere ab,  damit  zugleich  den  Kigenhandcl  der  allen  rheini- 


hen  Großstädte  kfrln  und  Mainz  vernichtend  und  deren 
Kaufleute  zu  holländischen  Kommissionären  herabwürdi- 
gend. Letztere  wieder  beuteten  diese  Stellung  durch  die 
Stapclrcchtc,  die  den  Handel  und  die  Schiffahrt  mit  weiteren 

•)  Vergl.  Deutsche  Bauleitung  Jahrg.  1904  S  111  u  ff. 


479 

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Abgaben  belegte,  aus.   Um  dieses  Stapelrecht,  das  »Köln  hielt  die  Schiffahrt  mit  Ausschluß  von  Holland  durch  den 

aus  dem  unscheinbaren  Anfang  eines  Vertrages  mit  den  Reichsdeputations-Hauptschluß  1803,  der  die  32  Rhcinzöllc 

niederländischen  Seestädten  Ober  die  Umpackung  von  aufhob,  an  ihre  Stelle  einen  Oktroi  an  12  Hebestellen 

l leringen  in  Köln  entwickelte,  dreht  sich  der  ganze  wirt-  etile,  dessen  Linnahmen  zur  Hälfte  auf  die  lnstandhal- 

schaftspolitische  Kampf  des  19.  Jahrhunderts.    Auf  dem  tung  des  Rheines  verwendet  werden  mußten.    Die  Er- 

Stapelrecht,  das  außer  Köln  auch  Mainz  ausübte,  bauten  hebung  des  Oktrois  baute  sich  auf  dem  Gewichtssvstcm 

sich  auch  der  Gildezwang  der  Schiffahrt,  der  Unterschied  auf  und  gab  Veranlassung  zu  der  allgemeinen  Einführung 

zwischen  Groß-  und  Kleinschiffahrt,  die  offizielle  Fracht-  der  Eichung  der  Schiffsgefäßc  auf  dem  Rhein.    Die  Wir- 


Neuere  badlache  Architektur.   HluscrKiutipe  »n  der 


laxe  der  Städte,  also  die  ganze  slreng  geordnete  tech- 
nische und  soziale  Verfassung  der  Schiffahrt  auf.  Die 
französische  Revolution  brachte  noch  eine  weitere  Ver- 
schlechterung der  l.age  dadurch,  daß  die  Zollgrenze  mitten 
in  den  Strom,  die  sogen.  TaKveglinic  gelegt  wurde,  und 
der  Wegfall  der  Zunftbrief*  für  die  Scluffer  auf  dem 
rechten  Rheinufer  die  Zahl  der  Betriebe  ungelernter 
Schiffer  stark  vermehrte.    Die  erste  neuere  Ordnung  er- 


94  u.  96.  -  Architekt:  Prof.  Herrn  Billing  in  K.rlirohc. 


kung  dieses  sog.  Oktroi  Vertrages,  der  mit  Krankreich 
1805  in  Kraft  trat,  in  der  Richtung  einheitlicher  Abgaben- 
erhebung  wurde  wesentlich  verstärkt,  nachdem  der  Rhein 
ganz  französisch  geworden  war  und  damit  auch  in  Holland 
die  hohen  Sonderabgaben  wegfielen.  Köln  denkt  zum 
erstr-n  mal  an  eine  Schiffahrt  auf  dem  Rhein  bis  Antwerpen. 
Durch  den  Zusammenbruch  der  französischen  Herrschaft 
wurde  diese  Entwicklung  aber  wieder  unterbrochen. 


480 


No.  77. 

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Die  grundsätzliche  Freiheit  der  Rheinschiffahrt  „juscju'ä  daß  man  Köln  eine  Entschädigung  von  i  Mill.  Taler  ge- 

la  nier"  sprach  der  Wiener  Kongreß  aus  und  beseitigte  wahrt  hatte.  Die  Transitabgaben  wurden  durch  das  „droit 

damit  die  Stapelrechte  von  Köln  und  Mainz,  aber  noch  fixe"  ersetzt,  die  schon  seit  längerem  als  a.  Instanz  der 

lange  Jahre  verhinderte  die  hollandische  Auslegungskunst  Schiffahrts -  Gerichtsbarkeit  bestehende  Zentral  -Korn- 


dieses  Begriffes  die  Durchfuhrung  der  Beschlüsse,  indem  mission  für  die  Rheinschif fahrt  ihrer  eigentlichen 

sie  statt  bis  in  das  Meer  nur  bis  an  das  Meer  setzte,  nam-  Bestimmung,  als  beratende  Behörde  für  die  Schiffahrts- 

lieh  bis  zur  Hheinschiffahrtsakte  1831,  durch  welche  Entwicklung  zu  dienen,  zugeführt,  die  willkürliche  Er- 

die  Stapclrcchtc  der  Städte  endgültig  fielen,  nicht  ohne  höhung  des  Oktrois  den  einzelnen  Rheinuferstaaten  unter- 


34.  September  1904. 


sagt  Das  war  ein  ungeheurer  Umschlag  der  Verhältnisse, 
unter  denen  sich  jetzt  die  Schiffahrt  vollzog,  aber  der 
Kölner  Kaufmann  Mcrkens  wies  seine  Kölner  Landsleute 
mit  Hecht  darauf  hin,  daß  das  Stapelrccht  ihnen  gar  nicht 
zum  Segen  gewesen  sei,  es  habe  die  Kaufleute  zu  ab- 
hangigen Handlangem  für  die  Niederlande  erniedrigt  und 
sie  veranlaßt,  die  Produktion,  aus  der  allein  der  dauernde 
Wohlstand  entspringe,  zu  vernachlässigen.  Noch  blieb 
freilich  die  Rhcinschiffahrt  sehr  langsam  und  vor  allem 
auf  dem  Oberrhein  schwierig,  aber  allmählich  setzte  auch 
hier  der  Fortschritt  ein  mit  der  von  Gerriel  Meyer  1799 
ausgehenden,  von  Stinncs  und  Quack  1816  weiterge- 
führten Ausbildung  der  Großschiffahrt  und  mit  der  Per- 
sonen- und  Eilgüterfahrt  von  Schaaff hausen  in  Köln 
und  der  Genossenschaft  der  Rhcingauer  Schiffer, 
schließlich  mit  dem  aus  der  Ruhr  hervorgehenden  Massen- 
verkehr der  Kohle. 

Das  Erscheinen  desSccländers,  eines  von  Cocke  rill 
gebauten  Dampfers,  1824  vor  Köln  leitete  die  neue  Zeit 
ein  und  ließ  bald  eine  ganze  Reibe  von  Dampfschiffahrt- 
Gesellschaften  entstehen,  deren  eigenartige,  unter  dem 
Zwange  der  Verhältnisse  schon  frühzeitig  geschaffene 
Organisation  iiiform  von  Betriebsgemeinschaften  noch  heute 
besteht  Von  wesentlichem  Einfluß  auf  diese  Entwicklung 
war  die  Aufnahme  der  Personenschiffahrt,  die  nun  einen 
Strom  von  Fremden  nach  dem  Rhein  führte.  Den  end- 
gültigen Umschwung  aber  brachte  es,  als  das  zunächst 
immer  wieder  vergebliche  Bemühen,  von  Holland  die 
freie  Durchfahrt  nach  dem  Meere  zu  erzwingen,  endlich 
zum  Ziele  führte.  Das  gelang  erst  durch  den  belgisch- 
preußischen  Handelsvertrag,  vor  allem  aber  durch 
die  Eröffnung  der  rheinischen  Bahn  nach  Antwerpen.  Die 
Gewerbefreiheit  brachte  dann  die  durch  die  Dampfkraft 
gelegten  Entwicklungskeimc  zur  Hlüte,  schuf  der  natür- 
lichen Gunst  der  Lage  der  Hafenstädte  und  ihrer  Rührig- 
keit freie  Bahn  und  änderte  vollständig  ihre  Stellung  unter 
einander;  Mannheim  und  I.udwigshafcn  vor  allem 
blühen  seit  dieser  Zeit  auf  Kosten  von  Mainz  und  Köln 
auf.  In  Köln  bricht  eine  heftige  Krisis  aus,  in  der  die 
alte  Handelskammer  trotz  ihrer  großen  Verdienste  um  die 
freie  Rheinschiffahrt  gestürzt  wird. 

Die  Schleppschiffahrt  bringt  den  letzten  wichtigen 
Faktor  für  die  technische  Entwicklung  der  Schiffahrt;  sie 
gestattet  auch,  den  Ruhrkohlcnvcrkchr  zu  Berg  genügend 
zum  Ersatz  für  den  Verlust  des  holländischen  Marktes 
auszubauen.  Schleppschiffahrt,  rheinische  Bahn  und  die 
Rheinseefahrt,  Ereignisse,  die  sich  an  die  Namen  Hanse- 


mann, Camphausen,  Mevisscn  und  Harkort  an- 
knüpfen, haben  den  Rhein  aus  der  Botmäßigkeit  der 
Niederlande  befreit.  Was  den  Bemühungen  der  Diplo- 
maten nicht  gelang,  das  wurde  durch  die  Tatkraft  der 
rheinischen,  besonders  der  Kölner  Kauflcute,  erreicht 

Es  galt  aber  noch  harte  Kämpfe  auszufechten,  ehe  die 
Beseitigung  des  Oktrois  auf  dem  Rheine  gelang,  die  endlich 
1866  erreicht  wurde.  Durch  die  revidierte  Rncinschiff- 
fahrlakte  von  1868  wurde  endlich  der  Grundsatz  der 
freien  Rheinschiffahrt,  hoffentlich  für  immer,  festge- 
legt, eine  Forderung,  die  der  englische  Abgesandte  Clancarty 
schon  auf  dem  Wiener  Kongreß  aufgestellt  hatte.  Es  setzt 
nun  die  Zeit  der  technischen  Fürsorge  für  den  Rhein- 
strom ein;  eine  allgemeine  Verbesserung  des  Fahrwassers 
selbst  konnte  jedoch  erst  infrage  kommen,  als  durch  die 
Einführung  der  Schleppschiffahrt  derSchiffahrtsbctrieb  vom 
Ufer  losgelöst  worden  war.  Im  Jahre  1851  wird  die  Rh  ein - 
strom-Bau  ve  rwahung  eingesetzt,  deren  Arbeiten  die 
Leistungsfähigkeit  der  Wasserstraße  in  ungeahntem  Maße 
entwickelten,  namentlich  seit  im  Jahre  1879  für  den 
systematischen  Ausbau  des  Rheines  21,8  MilL  M.  bereit 
gestellt  wurden.  Sie  hatten  im  Verein  mit  all  den  anderen 
Umständen,  die  die  Blüte  des  gewerblichen  Lebens  in 
Deutschland  im  letzten  Vierteljahrhundert  beeinflußten, 
eine  gewaltige  Steigerung  des  Verkehres  zur  Folge.  Er 
stieg  von  1879—1899  in  den  deutschen  Rheinhäfen  um 
4qo')/i),  in  den  preußischen  Rheinhäfen  um  457  an  der 
niederländischen  Grenze  um  332%.  Der  absolute  Ver- 
kehr der  deutschen  Rheinhäfen  betrug  1879  5  Mill. ',  1902 
28,8  Mill. '.  Von  dem  Verkehr  1902  fallen  auf  Ruhrort. 
Duisburg  und  Hochfeld  12  Mill.  >,  auf  Mannheim  5,6  Mill.  >. 
Die  Betriebsmittel  der  Rheinschiffahrt  bestanden  1903  aus 
160  Raddampfern,  1006  .Schraubenbooten  und  8846  Segel- 
schiffen und  Schleppkähnen.  Die  Tragfähigkeit  der  Kähne 
betrug  1573928',  die  indizierten  Pferdestärken  der  Rad- 
dampfer beliefen  sich  auf  95226,  die  der  Schraubenboote  auf 
151  835  (die  Tragfähigkeit  des  normalen  Rheinschiffes  be- 
trägt 1500',  es  kommen  aber  solche  bis  zu  3000'  vor).  Von 
der  gesamten  Tragfähigkeit  der  Rhcinschiffc  entfallen  etwa 
V>%  auf  deutsche  Schiffe  und  von  der  Danipfkraft  To0,,». 
Leider  werden  die  deutschen  Rheinschiffe  bisher  nur  zum 
kleinsten  Teile  in  Deutschland  selbst  gebaut.  Es  sprechen 
da  eine  Reihe  von  Faktoren  mit,  die  sich  nicht  kurz  er- 
läutern lassen.  Hoffentlich  wird  auch  das  in  absehbarer 
Zeit  anders  werden. 

Außer  dem  Wettbewerbe  mit  den  Niederländern  und 
Belgiern  hat  die  deutsche  Schiffahrt  auf  dem  Rhein  vor 


Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Umgestaltung  des  archi- 
tektonischen Unterrichts  an  den  Baugewerkschulen. 

HB  n  de»  Tagen  vom  28.  Sept.  bis  1.  Okt.  d.  J.  findet  in 
M  ra  Köln  die  Wanderversani inlung  deutscher  Gc- 
werbeschulmänner  statt.  Darunter  findet  sich 
auch  die  Gruppe  der  Baugcwcrkschulmänner,  wel- 
che am  30.  Sept.  tagt  und  unter  anderem  die  Frage  der 
Gestaltung  des  Unterrichts  in  der  Formenlehre  an  Baugc- 
wcrkschuTen  zur  Beratung  und  Beschlußfassung  bringt 

Bei  derWichligkeit  dcrSaclie  möge  es  mir  gestaltet  sein, 
einige  Gedanken  über  die  schwebende  Frage  der  Umge- 
staltung des  Unterrichts  an  diesen  Schulen  schriftlich  nieder- 
zulegen, ist  doch  von  der  glücklichen  Lösung  dieser  Frage 
die  Gesundung  unseres  bürgerlichen  und  ländlichen  Bau- 
wesens, das  zu  einem  großen  Teil  in  den  Händen  der  an 
den  Baugcwcrkschulen  herangebildeten  Techniker  liegt, 
ganz  und  gar  abhängig. 

Es  darf  jetzt  w«>hl  als  so  gut  wie  erwiesen  angesehen 
werden,  daß  die  auf  der  Kunstanschauung  des  Klassizismus 
sich  aufbauende  Lehrmethode  an  diesen  Schulen  den  heuti- 
gen Anschauungen  nicht  mehr  entspricht,  denn  die  prak- 
tische Baubetütigung  hat  nichts  mehr  mit  ihr  gemein,  sie  ist 
andere  Wege  gegangen  und,  was  zu  dieser  Abschwcnkung 
hingedrängt  hat,  sind  eben  zumteil  mit  die  Folgen  eines 
verallgemeinernden  Doktrinarismus,  der  unter  Nieder- 
drückung alter  gesunder  Bautraditionen  mit  der  Zeit  äußer- 
lichen phrasenhaften  Aufputz  der  Gebäude  begünstigte 
und  manchen  unserer  Städte,  ganz  besonders  aber  vielen 
kleineren  Orten,  auf  dem  platten  Lande  eine  bedauerlich 
abschreckende  Physiognomie  aufgeprägt  hat. 

Die  inzwischen  gewonnene  Einsicht,  daß  die  schönsten 
Blüten  der  Baukunst  offenbar  nur  auf  der  breiten  Basis 
eines  gesunden  volkstümlichen  Bauwesens,  wie  auf  einem 
gesättigten  Kunstboden  emporwachsen  kKnnrn,  hat  unsere 
Aufmerksamkeit  wieder  mehr  auf  diese  bescheidenen  Er- 
zeugnisse des  Bauwesens  unserer  Altvorderen  gelenkt  und 
Erleuchtung  nach  der  Seile  hin  gebracht,  daß  dem  Archi- 
tekturdctail"  gecenüber  der  baulichen  Gcsamterscheinune 
und  ihrer  Einfügung  in  Gelände  und  Nachbarschaft  bis- 

482 


her  eine  größere  Bedeutung  beigemessen  worden  ist,  als 
ihm  eigentlich  zukommen  dürfte. 

Man  kann  das,  was  in  der  Sache  jetzt  Not  tut  nicht 
besser  kennzeichnen,  als  es  Schultze-Naumburg  in  seinen 
„Kulturarbeiten''  getan  hat  und  noch  tut:  durch  Neben- 
einanderstellen alter  und  moderner  Bauwerke  oder  Bau- 
teile gleicher  Zweckbestimmung;  man  kann  nicht  wirk- 
samer, drastischer  und  eindringlicher,  als  es  da  geschehen 
ist,  hinweisen  auf  die  Misere  unseres  modernen  bürger- 
lichen Bauwesens  auf  dein  Lande  und  im  Gegensatz  dazu 
auf  die  einfache,  schlichte  zu  Gemüt  führende  Wahrheit, 
die  aus  den  alten,  auf  Uberlieferter  Bauweise  fußenden 
Häusern  zu  uns  so  sympathisch  spricht. 

Und  doch  werden  allenthalben  in  ganz  Deutschland 
die  jungen  Leute,  in  deren  Händen  später  fast  das  ganze 
Wohnhausbauwesen  des  platten  Landes  ruht,  auf  den 
Baugewerkschulcn  heute  noch  dazu  abgerichtet,  solche 
Häuser,  wie  sie  Schultze-Naumburg  im  Auge  hat,  mit  ihren 
kalten,  unwahren,  angelernten  Aeußerlichkeiten  fortge- 
setzt weiter  in  die  Welt  zu  setzen.  Die  Verantwortung 
dafür  kann  nicht  Personen,  sondern  nur  dem  Unterrichts- 
System  zugeschoben  werden,  das  seinerzeit  im  besten 
Sinne  geschaffen  worden  sein  mag,  das  aber  heute  als 
veraltet  und  abänderung^bedürftig  anzusehen  ist. 

Das  Bedenkliche  in  diesem  Unterrichtssystem  liegt 
darin,  daß  man  durch  eine  Versorgung  mit  einem  Vorrat 
von  Bauformen  jeden  Schüler  ohne  Rücksicht  auf  Vor- 
handensein geschmacklichen  Könnens  zu  einem  Baukünst- 
ler  machen  will;  aber  Baukünstlcr  sind  selten  und  gerade 
dieser  aus  allem  Zusammenhang  gerissene  Formenvorrat 
wird  in  unberufenen  Händen  zum  gefährlichen  Spielzeug, 
das  so  viel  künstlerisches  Unglück  angerichtet  hat  und 
noch  anrichtet. 

Daher  weg  mit  diesen  Spielereien!  Man  ersetze  sie 
durch  gesunde,  einfache,  natürliche,  elementare,  leicht  faß- 
bare Schftnheiisrrgeln,  wie  sie  den  alten  Maurermeistern 
noch  am  Anfang  des  ig.  Jahrhunderts  im  Fleisch  und  Blut 
gesessen  haben,  die  deshalb  auch  ohne  Anwendung  von 
Zieraten  so  vernünftig  und  ansprechend  zu  bauen  verstanden. 

Die  klare  Erkenntnis  darüber,  daßdas  Wesen  geschmack- 
vollen Bauens  nicht  im  Schmücken  unter  jeder  Bedingung 

No.  77. 

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allem  mit  demjenigen  der  Eisenbahnen  zu  kämpfen.  Die 
Eisenbahnen  haben  die  Schiffahrt  der  Nebenflüsse  des 
Rheines  vernichtet  und  auch  auf  dem  Hauptslrom  eine  er- 
hebliche Verschiebung  derVcrhältnissc  herbeilief  Ohrt,  indem 
sie  die  weitaus  größte  Menge  der  Rückgüter  vom  Wasser- 
wege abzogen  und  die  Entwicklung  des  Talverkehrcs  zum 
Stillstand  brachten,  so daßaußcrOberlahnstein,  Binger- 
brück, Kuh  rort,  Du  i.sbn  rg,  die  eine  große  Abfuhr  haben, 
alle  anderen  Khcinhäfen  Zufuhrhäfen  geworden  sind,  d  h. 
in  ihnen  überwiegt  die  Zufuhr  bedeutend  die  Abfuhr.  Es 
muß  als  ein  unnatürlicher  Zustand  bezeichnet  werden, 
daß  der  Kahnraum  auf  dem  Rhein  zu  Berg  mit  8i"j»„  zu 
Tal  aber  nur  mit  42%  ausgenutzt  werden  kann. 


Noch  bleiben  eine  Reihe  von  Aufgaben  fOr  die  Strom- 
bauiechnik  und  Wirtschaftspolitik,  die  in  der  Zukunft  noch 
auf  dem  Rheine  zu  lösen  sind;  dazu  gehören  die  weitere 
Vertiefung  des  Niederrheines,  die  Hoch-  und  Niedrig- 
wasser-Rcgulierung,  die  Vertiefung  des  Waales,  die  Ober- 
rhein -  Regulierung,  die  bis  Straßhurg  jetzt  ja  gesichert 
erscheint,  die  Erschließung  der  Oberrheinschiffahrt  bis 
Basel,  die  jetzt  schon  von  einigen  Seiten  als  das  cndgiltige 
Ziel  hingestellt  wird,  der  weitere  Ausbau  der  Nebenflusse 
des  Rheines  für  die  Schiffahrt  und  anderes  mehr. 

Hoffen  wir,  daß  die  Wirtschaftsgeschichte  des  Rheines 
sich  auch  weiterhin  in  fortschrittlichen  Bahnen  bewegen 
möge.  — 


Preisbewerbungen. 
Noch  einmal  der  Rathaus -Wettbewerb  Bückeburg.  Zu 

unseren  Ausführungen  in  No.  75  erhalten  wir  von  Hrn. 
Bürgcrmstr.  Dr.  Külz  in  Bückeburg  die  nachstehende  Zu- 
schrift, die  wir  soweit  sie  zur  .Sache  selbst  gehört,  ab- 
drucken. Wir  fügen  den  Wortlaut  des  Preisausschreibens, 
welches  diesen  Brief  begleitete,  hinzu : 

ßückeburg,  den  18.  September  1904. 
In  No.  75  Ihrer  geschätzten  Zeitschrift  nehmen  Sic 
Gelegenheit,  sich  in  längerer  Ausführung  mit  dem  hier 
bevorstehenden  Rathausbau  zu  beschäftigen.  Ein  unge- 
nannter Leser  hat  Ihnen  das  Material  zu  Ihrer  Noiiz,  so- 
weit sie  sich  auf  tatsächlichem  Gebiete  bewegt,  zur  Ver- 
fügung gestellt,  und  zwar  in  Gestalt  von  zwei  Nummern 
der  hiesigen  Landeszeitung.  Die  betreffenden  Nummern 
enthalten  einen  Beriebt  über  eine  Sitzung  der  hiesigen 
Stadlvertretung  und  dabei  auch  einen  Teil  der  Ausführun- 
gen, die  von  meiner  Seite  über  die  Vorarbeiten  zum  Rat- 
hausbau ausgegangen  sind.  Aus  Gründen,  die  ich  nicht 
kenne,  hat  Ihr  Hr.  Gewährsmann  Ihnen  eine  dritte  Num- 
mer der  hiesigen  Zeitung  vorenthalten,  in  welcher  die 
irrtümliche  Angabe,  daß  es  sich  um  die  kostenlose  Ge- 
winnung von  Planen  handele,  dahin  berichtigt  wurde,  daß 
man  zunächst  nur  ein  Vorprojekt  zu  erhalten  wünsche. 
L'm  Ihnen  die  Möglichkeit  zu  bieten,  sich  im  Zusammen- 
hang und  an  der  Hand  von  authentischem  Material  ül>er 
das  von  der  Stadt  Bückeburg  zur  Erziclung  von  Skizzen 
usw.  eingeschlagene  Verfahren  zu  orientieren,  beehre  ich 
mich.  Ihnen  eine  Abschrift  des  Programmes  zuzustellen, 
das  den  Hrn.  Architekten  bei  der  kürzlich  erfolgten  Ein- 
ladung zugegangen,  von  keinem  bisher  abgelehnt, 


wohl  aber  von  der  Mehrzahl  der  inbetracht  kommenden 
Herren  angenommen  worden  ist.  Wir  glauben  nicht,  daß 
die  verehrliche  Bauzeitung  allen  diesen  Herren  ein  Urteil 
Ober  Pflicht  und  Sitte  ihres  Berufes  absprechen  wird. 

Zur  Erläuterung  der  Bedingungen  der  Einladung  er- 
laube ich  mir  noch  anzuführen:  1.  die  völlig  kosten-  und 
spesenfreie  Anfertigung  von  Vorprojekten  ist  der  Stadt  B. 
von  mehr  als  10  Herren  des  Architektenstandes  angeboten, 
in  keinem  Falle  aber  angenommen  worden;  2.  die  Vor- 
behalte in  Ziffer  10  der  Bedingungen  waren  für  den  immer- 
hin möglichen  Fall  einzufügen,  daß  sämtliche  Skizzen  für 
ungeeignet  befunden  werden  müßten;  3.  daß  der  Herr, 
dessen  Skizze  bezw.  Entwurf  angekauft  wird,  mindestens 
die  künstlerische  Oberleitung  bei  der  Durchführung  seiner 
Ideen  zu  behalten  hat,  ist  für  mich  selbstverständlich,  nur 
wird  es  kein  billig  und  objektiv  denkender  Mensch  der 
Stadt  B.  verübeln  können,  wenn  sie  sich  die  Festsetzung 
der  Modalitäten  hierüber  zunächst  vorbehält. 

Ich  darf  mich  überzeugt  halten,  daß  Sie  meiner  Zu- 
schrift in  der  nächsten  Nummer  Ihres  geschätzten  Blattes 
Raum  geben  werden  und  darf  bitten,  daß  Sie,  falls  der 
Rathausbau  zu  B  auch  künftig  Ihr  Interesse  haben  wird, 
sich  zur  Erlangung  des  tatsächlichen  Materialcs  an  mich 
wenden:  ich  werde  Ihnen  jederzeit  in  den  mir  möglichen 
Grenzen  zur  Verfügung  stehen.  — 

In  vorzüglichster  Hochachtung!    Dr.  Külz. 

Wortlaut  des  Weltbewcrbs-Programmcs. 
,1.  Der  Wettbewerb  ist  ein  beschränkter  und  zunächst 
nur  auf  die  Erlangung  von  Skizzen  gerichtet.  Einladun- 
gen sind  ergangen  an  folgende  Herren:  iNB.  Die  Namen 
sind  uns  nicht  genannt    Die  Redaktion). 


besteht,  vielmehr  in  der  veniu 
Anordnung  der  baulichen  Massen  und  in  ihrer  richtigen 
Einfügung  in  den  immer  gegebenen  Rahmen  gesucht 
werden  soll,  muß  mit  der  Zeit  wieder  zum  Allgemeingut 
werden;  und  daran  mitzuarbeiten  ist  auch  Aufgabe  der 
Baugewcrkschulen. 

Aber  was  soll  nun  Positives  in  der  Sache  geschehen? 

Ich  habe  bei  Gelegenheit  einer  Besprechung  des 
Specht'schen  „Leitfadens  für  den  Unterricht  in 
der  Bauformenleh re  an  Baugewcrkschulen"  ver- 
sucht (Jahrg.  1903,  Seite  520),  einen  Weg  vorzuschlagen, 
der  vielleicht  gangbar  wäre. 

Ich  meinte  da,  es  wäre  ersprießlich,  wenn  das  ge- 
fährliche Spielzeug  der  Bauformen  als  selbständiges  Fach 
ganz  aus  dem  Lcnrplan  verschwände,  damit  die  Schüler 
gezwungen  würden,  ihre  Aufmerksamkeit  ausschließlich 
gerade  auf  das,  was  bis  jetzt  so  stiefmütterlich  behandelt 
worden  ist,  das  aber  wichtiger  und  unentbehrlicher  ist, 
als  die  Detailformen,  zu  richten,  nämlich  auf  die  Bewälti- 
gung dessen,  was  den  Augeneindruck  .Haus"  hervorbringt, 
dann  würde  bald  auch  das  verschwinden,  was  man  immer 
noch  so  häufig  antreffen  kann,  daß  das  „Haus"  von  sogen. 
Architektur  förmlich  aufgezehrt  wird  oder  hinter  lauter 
Architektur  so  versteckt  liegt,  daß  man  Mühe  hat,  es 
herauszusehen. 

Der  Weg  zur  Gesundung  des  inrede  stehenden  Unter- 
richtes ist  ja  in  dem  erwähnten  Sperhfschcn  Leitfaden 
bereits  damit  beschritten,  daß  die  Formenlehre  angegliedert 
werden  soll  an  Konstruktion  und  Material.  Aber  sollte 
man  nicht  gleich  ganz  radikal  vorgehen  und  das  Wort 
„BauformcnTchre"  als  selbständiges  Lehrfach  nicht  besser 
ganz  verschwinden  lassen.'  Das  was  nötig  ist,  hierüber 
zu  lehren,  ließe  sieh  zum  allergrößten  Teil  in  der  Bau- 
konstruktionslehrc  unterbringen  und  das  übrige  könnte 
unter  einem  unverfänglichere!  en  Titel,  etwa  als  „Anleitung 
zum  Entwerfen"  auftreten. 

Das,  wa-  der  objektiv  Beobachtende  zunächst  als 
Augencindruek  empfingt,  das  ist  doch  nicht  das  Detail 
der  Formen,  sondern  es  ist  das  Haus  als  Ganzes,  und 
seine  zunächst  gesehenen  Teile  das  sind  die  aufgehenden 
Massen  bezw.  XVäride  und  das  abschließende  Dach  in 

24  September  1904 


Vielgestalligkcit,  sind  die  Form  der  Ocffnungcn 
und  ihre  gegenseitige  Lage  in  den  Umfassungen,  dann 
sind  es  Ausbauten,  wie  Balkone,  Erker,  (Hebel  usw.  und 
zuletzt  erst  werden  Gliederung  und  Profil  gesehen.  Die 
erstgenannten  gröberen  Teile  aber  sind  die  Elemente,  mit 
denen  beim  Entwerfen  zuerst  gearbeitet  werden  soll,  bis 
sie  Gestalt  gewinnen,  ohne  daß  man  auch  nur  eine  sog. 
Kunstform  dazu  braucht. 

Es  ist  merkwürdig,  mit  welchem  geringen  positiven 
Formenvorrat  man  auskommen  kann,  wenn  diese  erste 
n&chstgelegene  Arbeit  vorausgegangen  ist. 

Wie  muß  es  in  Zeiten  der  Blüte  ganzer  Kunstperioden, 
wie  solche  als  abgeschlossene  stilistische  Einheiten  uns 
gegenüberstehen  eine  Lust  gewesen  sein,  zu  gestalten,  in 
Zeiten,  wo  das,  was  man  heute  Kunst-  oder  Stilform  nennt, 
garnicht  zur  Diskussion  stand,  sondern  wo  diese  Dinge 
fast  unbewußt  Eigentum  jedes  Einzelnen  waren  und  wo 
der  Sinn  sich  uneingeschränkt  in  die  Sache  selbst  ver- 
senken konnte,  um  sie  in  ihrer  ganzen  Tiefe  und  Wesen- 
heil zu  durchdringen;  nur  auf  solchem  Wege  können  Kunst- 
werke entstehen,  die  so  wahrhaft  überzeugend  wirken, 
wie  die  Gebilde  der  Mutter  Natur 

Am  Baume  sind  die  Blätter  die  äußersten  und  letzten 
Triebe  und  ihr  Fehlen  im  Winter  verändert  den  Begriff 
„Baum"  nicht;  ebenso  sind  am  Bauwerk  die  Gliederungen 
das  letzte  und  ihr  Fehlen  vermag  den  Begriff  „Haus" 
noch  nicht  aufzuheben.  Das  Haus,  die  Gestalt  der  Bau- 
massc  ist  das  Primäre,  die  Gliederung  das  Sekundäre. 

Dementsprechend  sollte  dieser  natürliche  Entwicklungs- 
gang auch  in  der  Schule  durchgemacht  werden  und  das, 
was  das  Fundamentale  und  Ursprüngliche  ist  ..das  Haus 
als  Ganzes"  auch  zuerst  und  daran  unzertrennlich  ange- 
schlossen das,  was  in  der  Entwicklung  sich  nacheinander 
herausschält,  vorgebracht  werden. 

Wenn  so  verfahren  wird,  dann  kann  es  nicht  mehr 
fehlen,  dann  werden  auch  auf  den  Baugewcrkschulen  die 
Wege  gebahnt  sein,  auf  welchen  die  Gesundung  des  Ge- 
schmackes in  unserem  deutschen  bürgerlichen  und  länd- 
lichen Bauwesen  fortschreiten  kann 

Möge  am  30.  Sept.  über  Köln  ein  guter  Stern  walten  — 
München,  den  16  Sept.  1004.        C.  Hochedcr. 


4«3 

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2.  Die  Lage  des  Bauplatzes  ergibt  sich  aus  dem  bei- 
gefugten Situauonsplane.  Die  Ausnutzung  des  Baugeländes 
ist  ganz  in  das  Belieben  der  Hrn.  Architekten  gestellt. 

3.  Zahl,  Größe,  Zweck  und  Benutzungsart  der  er- 
forderlichen Räume  ergibt  sich  aus  der  beiliegenden  be- 
sonderen Ucbcrsicht  der  Raumbedürfnisse.  Uebcr  den 
Zusammenhang  der  Räume  untereinander  werden  andere 
Vorschriften  nicht  aufgestellt,  als  sie  sich  durch  die  Be- 
nutzung der  Räume  und  die  Gestaltung  des  Baugeländes 
von  selbst  ergeben. 

4.  Ein  besonderer  Stil  und  ein  besonderes  Baumaterial 
wird  nicht  vorgeschrieben,  jedoch  ist  es  wünschenswert, 
daß  die  Herren  sich  personlich  an  Ort  und  Stelle  Über 
die  nähere  und  weitere  bauliche  Umgebung  sowie  deren 
architektonische  Eigenart  orientieren. 

5.  Hinsichtlich  der  Kosten  ist  eine  schätzungsweise 
Veranschlagung  der  Skizze  beizufügen.  Als  Maximal- 
grenze  der  Kosten  des  Baues  einschließlich  der  erforder- 
lichen Heizungs-,  Beleuchtungs-.Wasscranlagcn  und  Innen- 
dekorationen, aberausschließlichdererforderlichenMobiliar- 
und  Requisitenanschaffung  ist  auf  230000  M.  festgesetzt. 

6.  Die  Anzahl  der  einzureichenden  Zeichnungen  so- 
wie deren  Maßstäbe  sind  in  das  Belieben  der  Herren  ge- 
stellt, jedoch  sind  die  zum  Verständnis  der  Grundriß-Ein- 
teilung und  der  Fassadcngestallung  erforderlichen  Erläute- 
rungen schriftlich  beizufügen.  Die  Arbeiten  sind  durch 
Namensunterschrift  zu  kennzeichnen. 

7.  Als  letzter  Termin  zur  Einreichung  der  Arbeiten 
wird  der  a.  Nov.  1904  festgesetzt  Später  eingehende  Ar- 
beiten werden  vom  Wettbewerb  ausgeschlossen. 

8.  Die  Aufstellung  und  Einreichung  der  Skizzen  ge- 
schieht kostenlos.  Barauslagen  werden  bis  zum  Betrage 
von  100  M.  vergütet 

9.  Die  Arbeiten  unterliegen  der  Beurteilung  der  städti- 
schen Kollegien  zu  Bückeburg  und  der  Personen,  die  von 
diesen  zur  Begutachtung  herangezogen  werden. 

Die  Skizzen  bleiben  zunächst  Eigentum  des  Verfassers. 
Die  Stadtvertretung  Bückeburg  wird  den  am  geeignetsten 
befundenen  Plan,  nachdem  er  bis  zur  Baufertigkeil  ausge- 
arbeitet worden  ist,  für  1500  M.  ankaufen.  Durch  den 
Ankauf  gehen  die  Pläne  in  das  alleinige  und  volle  Eigen- 
tum der  Stadt  Bückeburg  über,  während  die  zum  Ankauf 
nicht  geeignet  befundenen  Pläne  den  Verfassern  wieder 
zugestellt  werden.  Eine  cv.  Ablehnung  sämtlicher  Skizzen 
bleibt  vorbehalten.  Ob  die  Ausführung  des  Baues  dem 
Verfasser  übergeben  wird,  event  zu  welchen  Bedingun- 
gen, ist  Gegenstand  späterer  besonderer  Verhandlung  und 
Vereinbarung. 

10.  Die  Stadt  Bückeburg  behält  sich  eine  öffentliche 
Ausstellung  der  Skizzen  vor."  — 

Die  Ausführungen  des  Hrn.  Bürgermeisters  bestätigen 
also  eigentlich  alles,  was  wir  in  No.  75  abgedruckt  haben, 
denn  daß  es  sich  bei  dem  Wettbewerb  nicht  schon  um 
fertige  Entwürfe  handeln  konnte,  sondern  nur  um  Skizzen, 
wie  das  mit  seltenen  Ausnahmen  im  Wettbewerbswesen 
allgemein  üblich  ist,  versteht  sich  eigentlich  von  selbst. 

Die  Siadtgcmcindc  erwartet  nun  also  von  10  Archi- 
tekten, daß  sie  ihr  umsonst  Skizzen  für  den  Rathausneubau 
liefern,  eine  Leistung,  für  die  sie  aufgrund  der  Gebühren- 
ordnung für  Arch.  u.  Ing.  bei  220000  M.  Bausumme  bei 
Auftragerteilung  an  einen  Architekten  bereits  1275  M.  zu 
bezahlen  gehabt  hatte.  Nach  den  vom  Verbände  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  aufgestellten  „Grund- 
sätzen für  das  Verfahren  bei  Wettbewerben"  sind 
bei  beschränktem  Weltbewerbe  alle  Teilnehmer  zu 
honorieren.  Die  Gesamiaufwendung  würde  in  diesem 
Falle  10.  1275  -=  12750  M.  betragen  haben. 

Die  Siad"t  ist  statt  dessen  geneigt,  bare  Auslagen  bis 
zum  Betrage  von  100  M.  C>  zu  vergüten,  also  event  ins- 
gesamt 1000  M.  aufzuwenden. 

Sie  ist  dann  event.  bereit,  „den  am  geeignetsten  be- 
fundenen Plan"  für  1500  M  anzukaufen,  nachdem  dieser 
vorher  „bis  zur  Baufertigkeit  ausgearbeitet  worden  ist", 
d.  h.  sie  will  für  einen  ausgearbeiteten  Entwurf,  für  den 
sie  nach  der  „Gebührenordnung"  5100  M.  zu  bezahlen 
hätte  (wenn  man  unter  baufertig:  Entwurf,  Kostenanschlag 
und  Bauvorlagen  versteht)  nur  1500  M.  vergüten  und  da- 
mit noch  das  „alleinige  und  volle  Eigentum"  erwerben. 

Alles  das  wird  aber  nur  in  event.  Aussieht  gestellt, 
nicht  einmal  fest  zugesagt.  Der  vom  Hrn.  Bürgermeister 
in  dem  an  uns  gerichteten  Schreiben  ausgesprochene  gute 
Wille  bindet  die  Stadt  in  keiner  Weise. 

Wenn  ein  Architekt,  um  seiner  Vaterstadt  zu  nützen, 
oder  aus  sonstigen  |>crsonlichcn  Gründen  sich  einer  Stadt- 
gemeinde  gegenüber  freiwillig  erbietet,  ihr  Entwürfe 
umsonst  zu  liefern,  so  hat  er  das  mit  sich  selbst  auszu- 
machen. Wenn  aber,  wie  hier  angegeben  wird,  eine 
größere  Zahl  von  Architekten  sich  solche  Bedingungen 
auferlegen  lassen,  so  schädigen  sie  die  Gesamtheit  und 

4»4 


das  Ansehen  unseres  Faches.  Wir  können  vorläufig  nicht 
glauben,  daß  Architekten  von  Ruf  und  Ansehen  hierzu 
die  Hand  bieten  werden. 

Wettbewerb  herrschaftliches  Wohnhaus  Honnef.  Zum 
weiteren  Ankauf  empfohlen  wurde  der  Entwurf  „Berta" 
der  Hrn.  Heinz  Mchlin  und  Hans  Klauser  in  Stuttgart — 

Wir  erhalten  wiederum  die  bekannte  Klage,  daß  ohne 
weiteres  die  Briefumschläge  auch  der  nicht  mit  Preisen  be- 
dachten oder  angekauften  Bewerber  geöffnet  worden  seien, 
um  die  Absender  der  Entwürfe  auf  diese  bequeme  Weise  zu 
ermitteln.  Es  kann  dieses  Verfahren  nicht  scharf  genug  ge- 
tadelt werden,  und  es  sollten  die  Hrn.  Preisrichter  es  sich 
zur  Pflicht  machen,  den  Ausschrcibcr  stets  nachdrücklich 
darauf  hinzuweisen,  daß  die  Anonymität  der  Verfasser 
auf  alle  Fälle  zu  wahren  sei.  Bei  den  hohen  Ansprüchen, 
welche  gerade  dieser  Wettbewerb  stellte,  und  bei  dem 
reichen  Material,  das  hierzu  einging,  lag  dem  Ausschrei- 
benden ganz  besonders  die  Pflicht  ob,  alle  Rücksichten 
gegenüber  denjenigen  zu  bewahren,  die  für  seine  Zwecke 
ihre  Zeit  ohne  Erfolg  geopfert  haben. 

Einen  Wettbewerb  um  Pläne  für  ein  Bankgebäude  In 
Darmstadt  schreibt  die  Hessische  Landes  -  Hypotheken- 
bank mit  Frist  zum  15.  Januar  1905,  unter  Verheißung  von 
3  Preisen  von  aooo,  1500.  1000  M.  aus.  Außerdem  ist  der 
Ankauf  weilerer  Entwürfe  zum  Preise  von  je  500  M.  vor- 
hch.iltcn.  In  dem  i2glicdrigcn  Preisgericht  sitzen  als 
Bausachverständige  die  Hrn. :  Geh.  Ob.-Brt.  Prof.  II  o  f  m  an  n , 
Brt.  Jäger,  Ob.-Brt  Klingelhöf fer,  Brt.  Paul,  Prof. 
Pützer,  Brt.  Raupp  und  Prof.  Wickop.  Programm 
usw.  gegen  1  M.,  die  später  zurückerstattet  wird,  von  der 
Hess.  I-andes-Hyp.-BarJc,  A.-G.  in  Darmstadl,  Karlsstr.  97.  — 


Chronik. 

Neubau  des  badlachen  Bahnhofe«  In  Basel.  Der  Gesamt- 
bauaufwand  einschließt  der  Gclllndekosten,  die  ungefähr  10  MilL 
Fr.  betrauen,  ist  nach  dem  generellen  Entwurf  von  1899  zu  36  MilL 
Kr.  ceacbttit  ist.  Der  neue  Güterbahnhof,  mit  dessen  Bau  be- 
gonnen iat,  umfaßt  ein  Gebiet  von  etwa  94  ha,  der  Personenbahn- 
hof dehnt  sich  einacfal.  der  Zufahrtslinien  Ober  ein  Gebiet  von  etwa 
3Pha  aus.  Der  Kanton  Basel  Stadt  leistet  zu  den  Kosten  dea  Per- 
sonenbahnhofes an  die  badische  Eiacnbahnveiwaltung  einen  Beitrag 
von  a  Hill.  Fr ,  außerdem  bat  sich  der  Kanlon  erboten,  das  durch 
die  Verlegung  des  Bahnhofes  frei  werdende  Gclknde  im  Schätzungs- 
wert von  etwa  4  Mill.  Fr.  käuflich  zu  erwerben.  Die  Ksntons-Re- 
gierung  hatte  im  Sommer  1898  forden  neuen  Bahnhof  u  a.  die  Forde- 
rung gestellt,  daß  der  Personenbahnhof  möglichst  nahe  an  die  Haupt- 
zentren und  die  Hauptverkehrsstraßen  der  Stadt  aeiOckt  weide.  — 

Die  Erhaltung  de«  „Weißen  Turmea"  In  Nürnberg.  Wohl 
jeder  Besucher  Nürnbergs  kennt  den  „Weißen  Turm',  das  ge- 
schichtlich wie  künatlerisch  merkwürdige  und  äußerst  malerische 
Bauwerk ,  dessen  Beseitigung  mit  Rücksicht  auf  den  Verkehr  im 
Jahre  1878  beschlossen  wurde.  Obschon  die  Beseitigung  sogar  die 
Genehmigung  der  Regierung  erhalten  hatte,  stand  man  doch  in  er- 
freulicher Weise  von  dem  Abbruch  ab  und  sann  darauf,  in  anderer 
Weise  dem  VctkehrsbedOrfnis  zu  genügen.  Es  wurden  zu  diesem 
Zwecke  eine  Anzahl  PrivathAuser  durch  die  Stadt  angekauft  und 
abgebrochen  und  an  ihrer  Stelle  von  derselben  Neubauten  aufge- 
führt, welche  3  Torbögen  erhielten;  hiervon  hat  nun  der  breitere 
Torbogen  die  beiden  Straßeobahngleise  aufgenommen,  wahrend 
der  schmalere  als  Durchgang  für  den  Fußgängerverkehr  dient  Die 
Neubauten,  welche  unmittelbar  an  den  .Weißen  Turm*  anstoßen, 
passen  sich  dem  Charakter  des  Bauwerkes  trefflich  an.  — 

Eine  tranakonllnentale  Eisenbahn  In  Sudamerika  soll 
durch  eine  Verbindung  der  1037  km  langen  Eisenbahn  von  Bueoos- 
Ayres  nach  Mendoza  am  Fuße  der  Anden,  mit  der  133  km  langen 
Eisenbahn  von  Rosa  de  los  Andes  nach  Valparaiso  jenseits  der 
Anden  geschaffen  werden.  Das  Verbindungsstück  ist  943  km  lang. 
Von  ihm  ist  der  größere  Teil  bereits  als  Schmalspurbahn  gebaut 
und  zwar  in  Argentinien  143  km  von  Mendoza  bis  Puenta  de  las 
Vacas,  und  auf  chilenischer  Seite  37  km,  von  Rosa  de  los  Andes 
bis  Salto  del  Soldato.  Die  verbleibenden  73  km  mit  IJeberwindung 
des  Hochgebirges  sollen  nun  östlich  durch  rierpont  Morgan,  west- 
lich durch  eine  englisch -amerikanische  Gesellschaft  in  Angriff  ge- 
nommen werden.  Die  Kosten  sind  mit  30  Mill.  M.  veranschlagt, 
die  Bauzeit  ist  auf  7  Jahre  berechnet 

Ferienheim  bei  Berchum.  Der  Vorstand  des  Vereina  .Kinder- 
heim Berchum*  (Wcslf )  hat  die  Errichtung  eines  Ferienheims  für 
erholungsbedürftige  Kinder  beschlossen  und  Entwurf  und  Bauleitung 
den  Arch.  Hartman  n  &  Sc  h  I  e  n  z  i  g .  Berlin- Wilmersdorf, Obertragen. 

Der  Durchstich  des  Slmplontunnel«  wird  für  Mitte  Oktober 
erwartet.  Infolge  Ausbrechens  heißer  (Quellen  im  Nordstollen 
können  die  Arbeiten  in  der  letzten  Zeit  nnr  im  Südslollen  ge- 
fördert werden.    Es  sind  noch  etwa  aoom  (Jueis  zu  erbohren.  — 

Die  Einweihung  eines  Bismarckturmes  auf  dem  Brassels- 
berg bei  Kassel,  errichtet  nach  einem  F.ntwurfc  dea  Architekten 
Prof  Wilh,  Kreis  in  Dresden,  hat  am  a.  Sept.  d.  J.  stattgefunden.  — 

Inhalt:  Neuere  bariisebe  AiHmrkiur  —  Die  XVI  Waadrrrriaaairaluug 
de*.  Vt  ibaittti  -.  iteuurhr-r  Aivliiu  ktt-n-  und  Irieenii  ui  Vi  reine  zu  l>a«»eldoif 
vom  la.  bis  14  S.1L  1904  (Fof.selrmiK»  —  Zur  Wirtsrliaflare*!  hichtc  des 
Rheines  —  lim  Beitrag  rur  »"rare  d<  r  Vnif  -«alrunc  de«  architektonische» 
t/nlrrrkln-  an  den  Bx.ijrt. iit,-.  )mlt  11,  —  f'reisbcivf ihimcert  —  Chronik.  _ 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Neuere  badische  Architektur^ 

Verlag  der  DruU-  lien  Baureiluns.  G.  m  b  II..  Herlin  KOr  die  Redaktion 
ve.an.worU.  I.  V.  F.  Kl. ein.,  Berlin    Irru.  k  von  W.U..  Crtve,  hertm. 

No.  77. 


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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


jgXXXVIII.  JAHRG.  N°-  78.  BERLIN,  DEN  28.  SEPT.  1904 


Die  XVI.  Wanderversammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Vereine  zu  Düsseldorf  vom  12.  bis  14.  September  1904. 


2.  Bericht  aber  die  Entwicklung  des  Verbandes 
seit  der  Wanderversammlung  in  Augsburg  1902 
und  über  die  BcschlQs.se  der  Düsseldorfer  Ab- 
geordneten-Versammlung. 
(Erstattet  durch  den  Gcschäflsf ahrer.) 

[enn  man  die  Zunahme  seiner  Mitgliederzahl 
als  einen  gewissen  Maßstab  für  die  Ent- 
wicklung des  Verbandes  betrachten  darf, 
so  ist  hierin  eine  stelige  Fortbildung  zu  er- 
kennen. Die  Zahl  derselben  beträgt  z.  Zt. 
7^00,  die  sich  auf  37  Vereine  verteilen.  Durch  die 
Neuaufnahme  der  Vereinigung  Schlcsischer  Ar- 
chitekten in  Breslau  ist  ein  38.  Verein  hinzugekommen. 

Die  Finanzlage  des  Verbandes  darf  als  eine 
gunstige  bezeichnet  werden,  so  da  13  zu 
verschiedenen  Zwecken  Mittel  bereit  ge- 
stellt werden  konnten.  Allerdings  ist 
eine  vorsichtige  Beschränkung  in  den 
Ausgaben  erforderlich,  da  dem  Ver- 
bände außer  den  Mitglieder  -  Beiträgen 
erheblichere  Einnahmequellen  nicht  zu 
Gebote  stehen. 

In  seiner  inneren  Organisation 
hat  der  Verband  durch  die  Beschlösse 
der  Dresdner  Abgeordneten -Versamm- 
lung eine  Aenderung  insofern  erfahren, 
als  dem  Verbands-Vorstande  ständige 
Fachausschüsse  auf  dem  Gebiete  der 
Architektur  und  des  Ingenicurwcsens 
sowie  für  allg.  Fachfragen  zur  Seite  ge- 
stellt worden  sind,  während  bisher  nur 
Ausschüsse  zur  Lösung  bestimmter  Auf- 
gaben ad  hoc  gewählt  wurden.  Die  erste- 
ren  Ausschüsse  können  sich  nach  Be- 
dürfnis in  Unterabteilungen  trennen,  ie 
nachdem  es  sich  um  Fragen  handelt, 
die  vorwiegend  den  in  der  freien  Praxis 
stehenden  Architekten  bezw.  Ingenieur 
oder  den  im  Staats-  und  Kommunaldienst 
arbeitenden  Baubeamten  betreffen.  Der 
Architekten -Ausschuß  hat  sich  bereits 
mehrfach  mit  Erfolg  betätigt.  Den  an- 
deren Ausschüssen  sind  jetzt  verschie- 
dene Aufgaben  zur  Bearbeitung  bezw. 
Beratung  überwiesen.  Es  ist  zu  hoffen, 
daß  die  Einrichtung  dieser  ständigen 
Ausschüsse  fördernd  auf  dasVeibands- 
leben  einwirken  wird. 

Eine  Aenderung  hat  auch  die  Stel- 
lung des  Geschäftsführers  erfahren, 
insofern  als  ihm  eine  größere  Verant- 
wortung für  die  rechtzeitige  und  ord- 
nungsmäßige Erledigung  der  Geschäfte 
auferlegt  worden  ist.  Als  notwendige 
Folge  ergab  sich  eine  Mitarbeit  dessel- 
ben in  allen  Verbands-Ausschüssen  und 
damit  eine  Erhöhung  der  Arbeitslast,  die 
eine  Bewältigung  im  halb  ehrenamt- 
lichen Nebenamte,  wie  bisher,  nicht  mehr 
als  möglich  erscheinen  läßt.  Die  Ab- 
geordneten-Versammlung hat  daher  be- 
schlossen,   die   Stelle  des  Geschäfts- 


führers auszuschreiben,  der  sich  dann  vorwiegend 
mit  den  Angelegenheiten  des  Verbandes  zu  befassen  hat. 
Die  oben  geschilderten  finanziellen  Verhältnisse  des  Ver- 
bandes verbieten  es  leider,  eine  Stellung  zu  schaffen, 
deren  Inhaber  sich  allein  und  ausschließlich  den 
Verbands-Geschäften  widmen  könnte,  wenn  auch  diese 
Lösung  an  sich  als  die  erstrebenswertere  bezeichnet 
werden  müßte. 

Was  die  Vertretung  des  Verbandes  nach 
außen  betrifft,  so  hat  derselbe  durch  Vertreter  teil- 
genommen an  den  Versammlungen  befreundeter  Ver- 
eine, an  Beratungen  über  die  Einrichtung  tech- 
nischer Bibliotheken,  über  die  Ausgestaltung 
der  technischen  Hochschulen  usw.  Ein  Vertreter 
des  Verbandes  ist  in  den  Vorstandsrat  des  Museums 


Hm  Stc(anien»lr»Oe  96  in  Karliruhe.  Arcb.:  Prof.  Hermann  Billiug  in  Karitrube. 
Neuere  baüiche  Architektur. 

485 


Goo< 


für  Meisterwerke  der  Naturwissenschaft  und 
Technik  in  München  eingetreten.  Beschlossen  hat 
die  Abgeordneten- Versammlung  auch  eine  offizielle 
Vertretung  des  Verbandes  auf  den  internationalen 
Architekten-Kongressen.  Zunächst  ist  der  Ver- 
bands-Vorstand  beauftragt,  bei  der  Reichsregierung 
ebenfalls  eine  offizielle  Beschickung  dieser  Kongresse 
zu  beantragen  und  die  demnächstige  Abhaltung  eines 
solchen  Kongresses  auf  deutschem  Boden  anzustreben. 

Die  Arbeiten  des  Verbandes  teilen  sich  in  solche, 
welche  den  materiellen  und  persönlichen  Inter- 
essen der  Fachgenossen  dienen  und  in  techni- 
sche bezw.  baukünstlcrischc  Arbeiten. 

Unter  den  ersteren  steht  die  vor  4  Jahren  in  Ge- 
meinschaft mit  den  anderen  großen  technischen  Ver- 
einigungen Deutschlands  neu  bearbeitete  Gebühren  - 
ordnungderArchitcktcn  und  Ingenieure  an  erster 
Stelle.  Eis  ist  von  einigen  Seiten  nun  gegen  dieselbe  der 
Vorwurf  erhoben  worden,  sie  sei  z.  T.  schwer  verstand- 
lich und  nicht  überall  erschöpfend.  Es  ist  daher  die 
Frage  aufgeworfen  worden,  ob  vielleicht  ein  Kommen- 
tar, eine  Auslegung  in  einigen  Punkten  erwünscht  sei. 
Es  ist  jedoch  zu  dieser  Frage  so  wenig  Material  bei- 
gebracht worden,  daß  der  mit  der  Arbeit  betraute 
Ausschuß  ein  Bedürfnis  nicht  anerkennen  kann.  Eine 
Reihe  von  Vorwürfen  beruhten  außerdem  einfach  auf 
Unkenntnis  der  neuen  Gebührenordnung,  andere 
richteten  sich  gegen  die  Grundlagen  derselben,  in 
denen  die  Mehrheit  der  Fachgenossen  gerade  einen 
wesentlichen  Fortschritt  gegenüber  der  alten  „ Hono- 
rarnorm* erblickt.  Die  Abgeordneten- Versammlung 
hat  sich  der  Auffassung  des  Ausschusses  angeschlossen, 
die  Frage  vom  Arbeitsplan  abgesetzt.  An  die  Fach- 
genossen richtet  sie  aber  die  Bitte,  bei  allen  ihren 
Arbeiten  stets  auf  der  Gebührenordnung  fußen  zu 
wollen,  um  ihr  so  zu  einer  allgemeinen  Anerkennung, 
die  erfreulicher  Weise  auch  bei  den  Gerichten  schon 
mehr  und  mehr  Fortschritte  macht,  die  Wege  zu  ebnen. 

Im  Zusammenhange  steht  hiermit  auch  die  Frage 
der  Gebühren  der  Architekten  und  Ingenieure 
als  gerichtliche  Sa  chverständige.  Hier  sind  die 
Techniker  zwar  den  allgemeinen  gesetzlichen  Bestim- 
mungen unterworfen  und  sie  wollen  für  sich  keine 
Sonderrechte,  aber  sie  treten  für  eine  dem  Grundge- 
danken der  gesetzlichen  Bestimmungen  entsprechende 
Handhabung  derselben  ein,  welche  in  vielen  Fällen 
bei  den  Gerichten  leider  vermißt  werden  muß.  Es 
liegt  in  der  Natur  der  Sache,  daß  technische  Gut- 
achter besonders  häufig  vor  Gericht  erscheinen,  die 
tatsächlich  vorhandenen  Uebelstände  also  besonders 
schwer  empfinden  müssen.  Es  leidet  darunter  auch 
die  Rechtspflege,  da  gerade  die  berufensten  Vertreter 
der  Technik  wenig  geneigt  sind,  sich  unter  den  ob- 
waltenden Verhältnissen  als  Gutachter  den  Gerichten 
zur  Verfügung  zu  stellen.  Der  Verband  hat  daher  in 
Gemeinschaft  mit  dem  »Verein  deutscher  Ingenieure" 
eine  Eingabe  an  das  Reicbsjustizamt  beschlossen, 
in  welcher  darum  gebeten  wird,  die  deutschen  Ge- 
richte auf  eine  entsprechende  Handhabung  der  gesetz- 
lichen Vorschriften  hinzuweisen. 

Den  Schutz  der  Fachgenossen  gegen  eine  zu 
weitgehende  zivilreclnliche  Haltbarmachung  bei 
ihren  Arbeiten  bezweckt  eine  Aufstellung  von  »Be- 
stimmungen über  die  zivilrechtliehe  Verant- 
wortlichkeit für  Leistungen  der  Architekten 
und  Ingenieure"  die  jeder  Privat-Architckt  oder 
Zivil-Ingenieur  als  integrierender  Teil  seinen  Verträgen 
mit  den  Bauherren  beifügen  sollte.  Die  gesetzlichen 
Bestimmungen  machen  hinsichtlich  der  Verantwort- 
lichkeit nur  einen  geringen,  in  manchen  Punkten  gar 
keinen  Unterschied  zwischen  dem  Unternehmer  und 
dein  Architekten  bezw.  Ingenieur,  der  nur  die  Leitung 
eines  Baues  übernimmt.  Hier  soll  die  Arbeit  des 
Verbandes  einsetzen,  um  unberechtigte  Härten  aus- 
zuschließen, anderseits  aber  auch  den  Techniker  über 
seine  Pflichten  aufzuklären. 

Es  lag  bereits  eine  Arbeit  aus  dem  Ende  der 
achtziger  Jahre  vor,  die  jetzt  nur  nach  den  neueren 
gesetzlichen  Bestimmungen  nachgeprüft  worden  ist. 

<86 


Um  ihr  weiteste  Verbreitung  zu  verschaffen,  ist  sie 
an  alle  Verbandsmitglieder  verteilt  worden.  Zu  die- 
sen von  einem  hohen  richterlichen  Beamten  gebilligten 
Bestimmungen  sind  auch  Begründungen  gegeben,  die 
von  demselben  ebenfalls  noch  nachgeprüft  werden. 
Auch  diese  sollen  den  Verbandsmitgliedern  durch  Ver- 
öffentlichung bekannt  gegeben  werden,  da  sie  ihnen 
ein  Mittel  an  die  Hand  geben,  den  Bauherren  von  der 
Billigkeit  der  in  den  .Bestimmungen"  niedergelegten 
Grundsätze  zu  überzeugen. 

Ein  weitere  Arbeit  die  der  Verband  im  Interesse 
der  Fachgenossen  aufgenommen  hat,  ist  die  Aufstellung 
von  Verträgen,  die  das  Arbeitsgebiet  der  Privatarchi- 
tckten  bezw.  Ingenieure  betreffen  und  die  für  alle 
Landesteile  gleichmäßig  giltigen  einschlägigen  Be- 
stimmungen m  sich  vereinen.  Es  sind  das  Arbeiten, 
wie  sie  die  staatlichen  und  größere  kommunalen  Ver- 
waltungen schon  längst  für  ähnliche  Zwecke  ausge- 
führt haben.  Es  handelt  sich  um  Verträge  zwischen 
Bauherrn  und  Unternehmer,  zwischen  Bauherrn 
und  Architekt  und  zwichen  dem  Architekten  und 
seinen  Angestellten.  Zum  ersten  Vertrage  sind 
die  bei  der  Vergebung  von  Arbeiten  und  Lieferungen 
zugrunde  zu  legenden  allgemeinen  Bedingungen 
aufgestellt.  Alle  3  Arbeiten,  von  denen  für  die  erstere 
schon  1903  in  Dresden  ein  Entwurf  vorlag,  sollten 
den  Vereinen  noch  einmal  zur  Prüfung  übergeben  und 
später  veröffentlicht  werden,  sodaß  sich  Jedermann 
dieser  Vertragsentwürfe  bei  seinen  Arbeiten  bedienen 
kann.  Es  würde  auf  diese  Weise  nicht  nur  eine  immer 
wiederkehrende  Arbeit  erspart,  sondern  es  würde  auch 
eine  wünschwerte  Gleichartigkeit  in  der  Ausübung 
des  Geschäftsbetriebes  erzielt  werden  können,  die  nicht 
ohne  Wirkung  auf  die  Stärkung  des  Ansehens  des 
ganzen  Standes  bleiben  würde. 

Eine  neue  Aufgabe  hat  der  Verband  auf  Antrag 
des  Bayerischen  Vereins  jetzt  auf  seinen  Arbeitsplan 
gestellt.  Es  betrifft  diese  Erhebungen  über  die  Ver- 
sicherungspflicht der  Privatarchitekten  und  -Inge- 
nieure für  ihre  Angestellten  gegen  Unfall.  Diese 
Versicherungspflicht  ist  erst  neuerdings  durch  einen 
Entscheid  des  Rcichs-Vcrsichcrungsamtcs  auch  für 
solche  Architektur-  oder  Ingenieur-Bureaus  festgestellt, 
die  sich  ausschließlich  mit  der  Planung  von  Bauten 
und  mit  der  Oberleitung  bei  der  Ausführung,  aber 
überhaupt  nicht  mit  der  Bauausführung  selbst  befassen. 
Bisher  war  die  Heranziehung  der  Architekten  in  den 
einzelnen  Landesteilen  aber  eine  sehr  verschiedene. 
Insbesondere  wird  in  Bayern  über  große  Härten  ge- 
klagt, indem  die  Architekten  von  den  Berufsgenossen- 
schaften in  Gefahrenklassen  verwiesen  werden,  wie 
sie  nur  für  eigentliche  Baubetriebe  zutreffen.  Es  sollen 
zunächst  Erhebungen  üher  die  derzeitige  Handhabung 
der  Bestimmungen  durch  die  Vereine  angestellt  und 
dem  betr.  ständigen  Fachausschuß  zur  Berichterstattung 
überwiesen  werden. 

Eine  den  Verband  schon  seit  langem  beschäfti- 
gende Aufgabe  ist  diejenige,  das  \\  ettbewerbs- 
wesen,  das  immer  wieder  zu  Klagen  Veranlassung 
gegeben  hat,  in  gesunde  Bahnen  zu  lenken  Schon 
seit  dem  Jahre  1864  haben  sich  die  der  festeren  Zu- 
sammenschließung  zum  Verbände  voraufgehenden  Ver- 
sammlungen der  deutschen  Architekten  und  Ingenicure 
damit  beschäftigt  und  die  1868  in  Hamburg  tagende 
Versammlung  nahm  die  ersten  „Grundsätze  für  das 
Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen"  an, 
welche  dann  1871  vom  Verbände  übernommen  wur- 
den. Sie  sind  dann  mehrfach  abgeändert  worden,  so 
1879,  1883,  zuletzt  1897.  Zur  Geltendmachung  dieser 
Grundsätze  wurde  1901  durch  die  Abgeordneten- Ver- 
sammlung in  Königsberg  ein  aus  Mitgliedern  des  Ar- 
chitektenvereins in  Berlin  und  der  Vereinigung  Ber- 
liner Architekten  gebildeter  ständiger  Ausschuß  ge- 
wählt, dem  die  Aufgabe  zugewiesen  w  urde,  in  allen 
Fällen  bei  den  Ausschreibenden  vorstellig  zu  werden, 
in  welchen  die  Programme  wesentlich  von  den  Grund- 
sätzen des  Verbandes  abweichen.  Das  ist  seitdem  z.  T. 
mit,  vielfach  leider  ohne,  Erfolg  geschehen  Es  läßt  sich 
nicht  leugnen, daß  ander  Erfolglosigkeit  der  Bemühungen 

No.  7a 

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des  Ausschusses  zum  nicht  geringen  Teile  die  Kolle- 
genschaft selbst  Schuld  tragt,  die  sich  vielfach  an  Wett- 
bewerben in  großer  Zahl  beteiligt  hat,  wenn  der  Aus- 
schult ausdrücklich  davor  warnte,  welche  in  der  Aus- 
übung des  Amtes  als  Preisrichter  vielfach  gleichmütig 
Ober  die  gröbsten  Verstöße  gegen  die  Grundsatze 
hinwegging.  Daß  von  den  Preisrichtern  ganz  beson- 
ders eine  Gesundung  desVVetlbewerbswesens  abhangig 
ist,  das  hat  die  Abgeordneten- Versammlung  durch  eine 
entsprechende  Resolution /um  Ausdruck  gebracht  (vcrgl. 
die  Beschlüsse  der  Versammlung  S.  474).  Sie  hat  ferner 
nachdrücklich  darauf  hingewiesen,  indem  sie  in  der  jetzt 
angenommenen,  wiederum  etwas  geänderten  Fassung 
der  Grundsätze,  es  den  Mitgliedern  des  Verbandes  zur 

Vermischtes. 
Selbständige  Technische  Hochschulen 
oder  Angllederung  an  die  Universitäten 

war  der  erste  Gegenstand  einer  Be- 
ratung von  Vertretern  der  Technik, 
der  Technischen  I  lochschulcn,  der  Uni- 
versitäten und  der  höheren  Schulen 
elwa  30  an  der  Zahl  — ,  die  sich  auf 
Einladung  des  Vereins  deutscher 
Ingenieure  am  ia.  und  13.  d.  M  in 
München  zusammengefunden  hatten. 
In  dieser  Frage  wurde  nachstehender 
Beschluß  gefallt: 

„Es  empliehlt  sich  für  absehbare 
Zeit  nicht,  dem  Bedürfnis  nach  neuen 
Technischen  Hochschulen  durch  An- 
gliederung  technischer  Fakultäten  an 
Universitäten  zu  entsprechen,  vielmehr 
ist  es  durch  Errichtung  selbständiger 
Anstalten  zu  befriedigen,  denn  die 
Technischen  Hochschulen  würden  in 
ihrer  selbständigen  Entwicklung  durch 
Angliedcrung  an  Universitäten  beein- 
trächtigt werden.  Diese  Scheidung  soll 
jedoch  die  in  erfreulicher  Zunahme 
begriffene  geistige  Fühlung  zwischen 
beiden  Anstalten  nicht  hemmen.  Die 
Angliedemng  von  Universitäten  würde 
auch  keineswegs  Ersparnisse  von  Be- 
deutung mit  sich  bringen." 

Einen  weiteren  Vcrhandlungspunkt 
bildete  die  Frage,  welche  besonderen 
Ansprüche  die  Techniker  an  die  Vor- 
bildung auf  den  höheren  Schulen  etwa 
zu  stellen  hätten  Hierzu  wurde  be- 
schlossen: 

„Her  Verein  deutsches  Ingenieure 
steht  nach  wie  vor  auf  dem  Stand- 
punkt seines  Ausspruches  vom  Jahre 
1886,  welcher  lautet:  „Wir  erklären, 
daß  die  deutschen  Ingenieure  für  ihre 
allgemeine  Bildung  dieselben  Bedürf- 
nisse haben  und  derselben  Beurteilung 
unterliegen  wollen,  wie  die  Vertreter 
der  übrigen  Berufszweige  mit  höherer 
wissenschaftlicher  Ausbildung".  —  In 
dieser  Auffassung  begrüßen  wir  es  mit 
Freude,  wenn  sich  mehr  und  mehr 
die  Ucbrrzeiigung  Bahn  bricht,  daQ 
den  mathematischen  und  naturwissen- 
schaftlichen Bildungsmitteln  eine  er- 
heblich größere  Bedeutung  beizulegen 
ist  als  bisher;  werden  doch  die  Kennt- 
nisse auf  diesen  Gebieten  immer  mehr 
zum  unentbehrlichen  Bestandteil  allgemeiner  Bildung.  Die 
vorwiegend  sprachliche  Ausbildung,  die  jetzt  der  Mehrzahl 
unserer  Abiturienten  zuteil  wird,  genügt  nicht  den  An- 
sprüchen, welche  an  die  leitenden  Kreise  unseres  Volkes 
gestellt  werden  müssen,  insbesondere  im  Hinblick  auf  die 
steigende  Bedeutung  der  wirtschaftlichen  Fragen." 

Den  letzten  Beratungspunkt  bildete  die  Frage  der 
Ausgestaltung  der  alle.  Abteilung  der  Tcchn.  Hochschulen 
zur  Ausbildung  von  Lehrern  der  höheren  Lehranstalten. 
Es  wurde  jedoch  hierzu  kein  Beschluß  gefaßt,  vielmehr 
nur  der  „Verein  deutscher  Ingenieure*  veranlaßt,  auf 
diesem  Gebiete  weiterhin  tätig  zu  sein  und  die  gehabte 
Aussprache  dabei  als  Unterlage  zu  benutzen. 

Aus  dem  Sitzungsbericht  der  33.  Abgeordneten -Ver- 
sammlung des  Verbandes  deutscher  Arch.-  u.  Ing.-Vereine 
in  Düsseldorf,  vcrgl.  S.  474,  gehl  hervor,  daß  diese  zu 
der  ersten  der  3  Fragen  genau  dieselbe  Stellung  einge- 
nommen hat.  — 

38.  September  1904- 


Ehrenpflicht  macht,  das  Amt  des  Preisrichters  nur 
zu  übernehmen,  wenn  die  Ausschreibungen  im  Einklang 
stehen  mit  den  Grundsätzen.  Letztere  haben  im  übri- 
gen namenllich  hinsichtlich  der  Preisbemessungen  der- 
artige Abänderungen  erfahren,  daß  einerseits  eine  völlig 
klare  Richtschnur  für  die  Preisrichter  gegeben  ist  und 
daß  anderseits  die  Forderungen  in  den  Grenzen  des  Er- 
reichbaren bleiben.  Mit  um  so  größerem  Nachdrucke 
wird  nunmehr  an  denselben  festzuhalten  sein.  Im  übrigen 
ist  derVcrbandsvorstand  beauftragt  worden,  in  geeigne- 
ter Weise  für  die  Verbreitung  der  Kenntnis  von  den  Ver- 
bands-„Grundsätzen"  und  von  dem  Bestehen  des  „Wett- 
bewerbs-Ausschusses", der  sich  gerne  in  den  Dienst 
der  Ausschreiber  stellt,  zu  wirken  —  (Fortsetzung  folgt.) 


Neuere  badlache 

Giebel  dei  Hauses 


Architektur.  Hlusergruppe  so  der  Stefanienstrsfic  in  Karlsruhe. 
No  96 —  Architekt:  Prof.  Herrn.  Billin g  in  Karlsruhe  in  Baden. 

Gedächtniskirche  in  Speyer.  Hr.  Arch.  C.  Nordmann 
in  Essen  bittet  uns,  unseren  kurzen  Ausführungen  S.  448 
Folgendes  nachzutragen:  „Die  Gedächtnishallc  ist  nicht 
2t  m  lang  und  it  ■  breit,  sondern  hat  öeckige  Grundform 
von  11  ■  lichtem  Durchmesser.  Die  Uberleitung  des  Baues 
war  Hrn.  Arch.  Flügge  und  mir  gemeinschaftlich  über- 
tragen und  ging  bei  unserer  Trennung  im  Jahre  i8q.|  auf 
mich  allein  Ober.  Hr.  Kcg.-Bmstr.  Nill  hat  d'ie  Ausführung 
in  -Speyer  von  Anfang  bis  Ende  geleitet.  Her  größte  Teil 
der  Bauarbeiten:  Maurer-,  Steinmetz  ,  Zimmer-  usw.  Ar- 
beiten ist  in  Regie  ausgeführt  unter  der  Verwaltung  des 
Hrn.  II  angle  itcr.  I  >cr  inzwischen  gestorbene  Brt.  (ieyer 
halte  nur  kurze  Zeit  im  Jahre  1894  die  Verwaltung  der 
Kegic  übernommen  " 

Ferner  werden  wir  gebeten,  öffentlich  darauf  hinzu- 
weisen, daß  der  eigentliche  geistige  Urheber  der  l'role- 
stationskirche  Hr.  Arch.  Flügge  in  Essen  ist,  sofern  die 
erste  Skizze  und  alle  wesentlichen  Teile  des  Entwurfes 

487 


Gc 


von  ihm  herrühren.  Er  sei  das  eigentliche  künstlerische 
Element  sowohl  in  der  froheren  Firma  Flügge  &  Zindel, 
als  auch  in  der  späteren  Firma  Flügge  6c  Nordmann  ge- 
wesen. L'm  so  mehr  müsse  es  vielen  mit  den  Verhält- 
nissen vertrauten  Fachgenossen  auffallen,  daß  Flügge  bei 
der  Einweihung  der  Protestationskirche  ganz  übergangen 
worden  ist.  Eine  Erklärung  hierfür,  aber  unserer  Ansicht 
nach  keineswegs  eine  ausreichende  Erklärung,  kann  viel- 
leicht in  der  andauernden  Kränklichkeit  Flügges  liegen. 
Um  so  mehr  betrachten  wir  es  als  unsere  Pflicht,  mit 
dazu  betzutragen,  dal]  der  Anteil  des  genannten  Archi- 
tekten an  dem  Werke  in  Speyer  auch  der  Oeffcntlichkcit 
gegenüber  gewahrt  wird.  — 


engeren  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Ent- 
für die  Gesamunlage  einer  Kunstausstellung  zu  Köln 
a.  Rh.  1905  schreibt  der  .Verband  der  Kunstfreunde  in 
den  Ländern  a.  Rh."  mit  Bedingungen  aus,  die  nach  jeder 
Richtung  hin  mit  den  vom  „Verbände  deutscher  Arch.-  u. 
Ing.- Vereine"  aufgestellten  «Grundsätzen*  im  Wider- 
spruch stehen. 

Der  Wettbewerb  wird  als  Idecn-Wcttbcwcrb  be- 
zeichnet, verlangt  wird  aber  neben  ziemlich  umfangreichen 
Arbeiten  des  Architekten  für  das  Hauptgebäude  (Baukosten 
140000  M.)  und  scheinbar  auch  für  alle  offiziellen  Neben- 
bauten (Baukosten  60000  M.,  dazu  35000  für  Erd-  und 
Garten- Arbeiten)  die  Beibringung  einer  „Offerle  einer 
im  Ausstellungsbau  erfahrenen  großen  Firma,  die 
für  die  im  Programm  festgesetzte  Summe  den 
Bau  des  KunMausstclIungs-GcbAudes  fest  über- 
nimmt und  sich  verpflichtet,  ihn  bis  zum  1.  April 
1005  fertig  zu  stellen."  Oer  Bau  des  Hauptgebäudes 
soll  unter  Benutzung  des  Eisengerüstes  der  Karlsruher 
Jubiläums- Ausstellung  erfolgen,  die  Ausfülirungsweisc 
eine  „Haltbarkeit  für  10  Jahre  sicher  stellen." 

Also  ein  „Ideen -Wettbewerb"  aber  dazu  ein  „binden- 
des Angebot"  mit  „Garantie".  Oer  Widerspruch  scheint 
der  ausschreibenden  Stelle  gar  nicht  klargeworden  zu  sein. 
Dazu  für  diese  ganze,  durch  die  Benutzung  des  Alten  er- 
schwerte Arbeitsleistung,  für  die  Verhandlung  mit  dem 
Unternehmer,  die  Kalkulation  usw.  eine  F  rist  bis  5.  Oktober, 
nU<>  vnn  etwa  14  Tagen,  denn  die  Ausschreibung  ist  an- 
scheinend soeben  erst  erfolgt. 

Preise  sind  nicht  ausgesetzt,  jedoch  „wird  dem  Verfasser 
der  von  der  Jury  als  best  anerkannten  Arbeit  die  Wcilcr- 
bcarbeitung  der  Plane  und  die  künstlerische  Leituni;  des 
Ganzen  übertragen."  (Zu  welchen  Bedingungen?)  Die  (un- 
bestellt aus  9  Mitgliedern  (zumeist  Künstlern),  an  ihrer 
Spitze  ein  hochgestellter  Vcrwaltungsbcamter.  Als  ein- 
ziger „technischer  Beirat"  des  Preisgerichtes  wird  ein 
namhafter  Architekt  genannt  Zur  Beteiligung  sind  6  un- 
serer namhaftesten  Architekten  aufgefordert 

Gegen  solche  Zumutungen  gibt  es  nur  ein  Mittel,  die 
einmütige  Ablehnung  der  Aufforderung  durch  alle  betei- 
ligten Fachgenossen.  — 

Wettbewerb  für  einen  Parlamenupalast  In  Montevideo. 
„Als  Sie  seinerzeit  in  Ihrem  Blatte  Notiz  nahmen  von  der 
Ausschreibung  dieses  Wettbewerbes,  bemerkten  Sie,  sicher 
nicht  mit  I  iirecht,  daß  Konkurrenten  mit  einem  großen 
Ueberlluß  von  Optimismus  versehen  sein  müßten,  wenn 
sie  sieh  entschlössen,  an  diesem  Wettbewerb  teil  zu  nehmen. 
Trotz  Ihrer  kaum  verhüllten  Warnung  ist  jedoch  mit  ziem- 
licher Sicherheit  anzunehmen,  daß  sich  eine  gute  Anzahl 
deutscher  Architekten  an  dieser  Konkurrenz  beteiligt  haben, 
denn  die  Aufgabe  war  verlockend,  die  Preise  hoch  und 
die  Zeilen  schlecht.  Die  Arbeilen  mußten  am  15.  April 
d.  J.  mittags  3  Uhr  in  Montevideo  abgeliefert  werden,  was 
ihre  Absendung  am  15.  März  bedingte.  6  Monate  sind 
nach  diesem  Datuni  verflossen  und  auch  nicht  der  ge- 
ringste Bericht  über  deren  Verbleib  ist  den  Konkurrenten 
geworden,  Es  dürfte  deshalb  an  der  Zeit  sein,  daß  sich 
dieselben  regen,  umsoniehr,  als  das  Programm  die  Be- 
stimmung enthält,  daß  diejenigen  Entwürfe,  welche  nicht 
innerhalb  6  Monaten  nach  der  Entscheidung  zurückge- 
fordert werden,  ohne  jede  Vergütung  in  das  Eigentum 
von  Uruguai  übergehen.  Wer  konkurriert  hat.  ist  nicht 
einmal  sicher,  ob  seine  Arbeit  zur  rechten  Zeit  angekommen 
ist,  was  doch  das  mindeste  sein  durfte,  wofür  man  sich 
nach  6  Monaten  interessieren  dürfte.  Von  den  übrigen 
Wagnissen,  welche  die  Konkurrenten  übernommen  haben, 
soll  hier  nichts  erwähnt  werden,  darüber  mulltcn  sie  sich 
klar  sein,  bevor  sie  an  die  Arbeit  gingen.  Fs  dürfte  aber 
an  der  Zeit  sein,  Schritte  zu  tun,  um  eine  Entscheidung 
—  wie  dieselbe  auch  immer  ausfallen  möge  —  herbeizu- 
führen und  zu  verlangen,  daß  die  Konkurrenten  von  dem- 
selben in  offizieller  Weise  in  Kenntnis  gesetzt  werden. 
Zu  diesem  Zweck  möchte  ich  vorschlagen,  daß  sich  die 

«88 


Konkurrenten  mit  ihren  Gesandten  oder  Konsuln  in  Monte- 
video in  Verbindung  setzen  und  dieselben  veranlassen, 
die  bezüglichen  Erkundigungen  einzuziehen  und  darauf 
zu  dringen,  daß  die  Konkurrenten  mit  derjenigen  Rücksicht 
behandelt  werden,  welche  ihnen  nach  europäischen  Be- 
griffen gebührt  —    Ein  Konkurrent." 

Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Mar.-Bfhr.  A  1 1  a  rd  I  ist  z.  Mar.- 
Schiffbmstr.  und  der  Mar.-Bfhr.  Laodahn  1.  Mar  .Masch -Rmstr. 
ernannt 

Dem  Garn  -Bauinsp.  Brt.  V  e  1 1  m  a  11  n  iu  Breslau  iat  b.  *  Aus- 
scheiden aus  dem  Dienst  der  Char.  alt  Geh  Bit.  verliehen. 

Bayern.  Der  Reg.-  u.  Kr.-Brt.  Sic n gier  in  Kempten  ist  z. 
Ob-Brt.  bei  der  Obersten  Baubehörde  befördert.  Dem  Bauamtm. 
P  f  I  a  u  rn  e  r  in  Weilheim  ist  unt.  Beförderung  z.  Reg  -  a.  Kr.-Brt. 
die  Vorst.-Stelle  bei  der  Sekt.  fOr  Wildbachverbauungen  in  Kempten 
übertragen.  Dem  Bauamtm.  Conrath  ist  die  Bauamtm  -Stelle  in 
Weilheim  verliehen.  Der  StaaUbauaxsixt  K  r  i  e  g  e  r ,  z.  Zt.  in  Flios- 
berg  ist  z.  Aas  am  Straften-  u.  Flußbauamte  Weilheim  ernannt. 

Preußen.  Dem  Kr.-Bauinsp.  Brt.  Roßkothen  in  Rinteln, 
dem  Lamlbauinsp.  Gilowy  in  Hannover,  dem  Arch.  Prof.  Dr. 
Haupt  und  dem  Prof.  Br.  Schulz  in  Hannover  ist  der  Role 
Adler-Orden  IV.  Kl,  dem  Reg.-  u.  Geh.  Brt.  Prof.  Dr.  Meyden- 
bnuer  in  Berlin  der  Kgl.  Kronen-Orden  II.  Kl.  and  dem  etatm. 
Prof.  Lodern  an  der  Techn.  Hochschule  in  Aachen  iat  der  Char. 
als  Geh.  Reg  Rat  verliehen. 

Der  Reg.Bmstr.  Ostendorf  in  Berlin  ist  z.  etatm.  Prof, 
der  Geh.  Brt.  Dr.  Steinbrecht  in  Marienburg  z.  Honorarprof. 
un  der  Techn.  Hochschule  in  Danzig  und  der  Reg.-Bmstr.  Mor. 
Weber  in  Nikolassee  z.  elatm.  Prof.  an  der  Techn.  Hochschule 
in  Hannover  ernannt 

Der  Reg.-Hmslr.  Mor.  Weber  ist  aus  dem  Slaataeisrnb.- 


Der  Brt_  Labsien  in  Frankfurt  a.  O.  ist  gestorben. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Anfragen  an  den  Leserkreis 
r.  7.n  verschiedenen  malen  habe  ich  wahlgenommen,  daß  die 
Raumpflanznngen  an  den  Strafen  und  Platzen  des  diesseitigen  Amts- 
bezirkes auf  einzelnen  Stellen  nicht  gedeihen  und  eingehen.  Auf- 
grund vorgenommener  Untersuchungen  ffthre  ich  da«  Eingehen  der 
Pflanzungen  auf  Undichtigkeiten  der  Gasleitung,  welche  in  der  Nahe 
der  öffentlichen  Pflanzungen  liegt,  zurück.  Ein  Ersuchen  zur  Zahlung 
der  durch  Neupflanzung  entstehenden  Kosten  hat  die  Verwaltung 
de*  hiesigen  Gaswerkes  mit  der  B» gründung  abgelehnt,  das  Leucht- 
gas in  unvcrbraniitem  Zustande  Baumen  uucihaupt  nicht  schadet. 
Sind  hieitlber  Erfahrungen  und  GericliU-Knlseheid  uiigen  bekannt '.' 

Amt  Langendreer. 
9.  AI»  Unterlage  von  Fußboden  in  einem  Lokomotivac huppen 
ist  Beton  vorgesehen.  Entlang  den  beiden  Pulzgrubenwanden  wer- 
den weiden  Stciiizeug-Halbrnhrcn  als  Rinnen  verwendet.  Welches 
Material  kann  als  Belag  des  Fußbodens  empfohlen  weiden,  das 
hauptsächlich  dem  zerstörenden  Einließ  der  Sauren,  welche  in  den 
von  den  Maschinen  abtropfenden  Oelen  enthalten  sind,  sowie  der 
hohen  Temperatur  von  glühender  Asche  Widerstand  leistet  und 
«ine  leichte  Reinigung  des  Fußbodens  ermöglicht?       S.  in  V. 

3  Wo  »inil  die  G.  Stumpf  rt  hen  durch  Patent  33508  der  Klasse 
6t  geschützten  Treppen  als  Retlungseinrichtung  in  Gebäuden  be- 
Mimen  und  mit  welchem  Erfolg?  — 
F.  X.  in  Nürnberg. 
FragebeiDtwortungen  aus  dem  Leierkreit e. 
Zur  Anfrage  3  in  No.  69  erhalten  wir  noch  nachstehende  Zu- 
schrift: Für  Scillae  hin  o  I  -An  lagen  werden  mit  Vorteil  die  Pflaster-, 
Trottoir-,  Füllmasse-  und  Mosaikplatten  der  Marienbcrger 
Mosaikplattenfabrik  in  Marienberg  i.  Sa.  verwandt.  Die- 
selben sind  stahlhart,  säurebeständig,  in  Weittglnhhilze  gebrannt, 
schmutzen  nicht,  nehmen  fast  keine  Feuchtigkeit  an  und  nützen 
sich  nicht  ab.  U.  a.  sind  diese  Fabrikate  verwandt  in  den  Midi 
Schlachthöfen  Chemnitz,  Krimmitschau  i.  Sa.,  Andernach  usw.  — 
Bureau  u.  Haubedaif:  lng.  F.  Funk  in  München. 
Zur  Anfrage  in  No.  74.  Die  Berechtigung  zu  einem  Aufschlag 
auf  das  nach  der  Norm  berechnete  Honorar  labt  sich  aus  den  in 
der  Anfrage  erwähnten  NcbcnumatAnden  der  Auftragserteilung 
meines  Erachten*  nicht  ableiten.  Denn  der  Auftrag  wird  deshalb 
nicht  umfangreicher  und  komplizierter,  weil  zwei  Architekten 
—  also  einer  Doppelfirma  —  dessen  gemeinsame  Bearbeitung  über- 
tranen  ist.  Allein  die  Norm  will  keinesfalls  nicht  Oberschreit- 
bare  II loc hst hono r a re  festsetzen;  sie  stellt  blos  eine,  in  nor- 
malen Fallen  den  Leistungen  des  Architekten  angemessene  Ver- 
haltniszalil  dar.  In  solchen  Fallen,  wie  der  angezogene,  kommt  e» 
daher  lediglich  auf  die  getroffene  Vereinbarung  an.  Ist  eine  solche 
jedoch  noch  nicht  getrntfen,  so  steht  bei  dieser  Gelegenheit,  der 
Festsetzung  einer  grolieren  Vcrhnltnisiahi  als  dies  die  Norm  vor- 
sieht, selbstveistamllich  ahsolut  nichts  im  Wege  und  bedarl  es  dazu 
keiner  besonderen  Rechtfertigung.  -       Aich.  1    10  München. 

Zur  Anfrage  3  in  No.  09.  Empfehlenswert  als  Fußboden  für 
Eisenbau-  oder  MaHchiiienbauwcrk!ii.1tteii  ist  Pllaster  au*  kiefemem 
Holz  auf  Ketonuntcrlage  Eine  Anfrage  über  ilie  Bewahrung  dieser 
Fuübodenart  bei  der  Sächsische«  Maschinenfabrik  in  Chemnitz 

Kay  »er. 

.hall:  lht  XVI  \VauU«Tvriv»nimlii»s  dr»  Winande*  dcutM-het  Are»», 
t.ktm  und  liifriii.  111.V,  rn».  ,„  I  s.s....,  Idol f  vom  12  bis  1.1.  September  1904 
te«.rt».-w.i.IS).  -  Ni-.ierc  barfis.»*  Ai.hilekWT.  -  Vermischt.*.  -  Preisbe- 
-  IViwiiillWImrhu-o.  -    briet-  und  FraeeUaien. 

0.  m.  b.  H..  lierbn.    Kar  die 
■erlln.   Druck  von  WUh.  Greve, 

No.  7a 


VcrUg  der  I>eutschen  ] 

•    L  V.  t.  Ei.elen, 


Digitized  by  Go< 


Google 


I  )EUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N9,  79.  BERLIN,  DEN  1.  OKT.  1904 


Die  Architektur  auf  der  Großen  Berliner  Kunstausstellung  1904. 

(SchluS.)    Hierzu  ritte  BililbetUge  nuwie  dw  Abbildung*  11  S.  403. 


1  sich  dem  Studium  der  Ausstellung  des  kgl. 
reu  Ii  Ministeriums  der  öffentlichen  Arbeiten 
widmet,  empfängt  einen  sehr  sympathischen 
Eindruck,  denn  diese  Ausstellung  ist  gewählt, 
einheitlich  und  laüt  in  zunehmendem  Malic 
das  Bestreben  erkennen,  den  Staatsbauwerken  einen  ver- 
tierteren künstlerischen  Charakter  zu  verleihen.  In  reiche- 
rem Malle,  als  es  bis  vor  einigen  Jahren  noch  üblich  war, 


werden  für  Staatsbauten  die  nötigen  Mittel  gefordert  und 
in  stetig  höherem  Maße  werden  die  Bauten  dem  ver- 
edelnden Einflüsse  der  Kunst  hingegeben.  Der  Grund- 
satz, da  Li  der  Staat  der  erste  Förderer  der  Kunst  sein 
müsse,  gelangt  allmählich  auch  auf  dem  Gebiete  der 
Baukunst  in  einer  über  alle  Maßen  erfreulichen  Weise 
selbst  bei  denjenigen  Gebäuden  zur  Anwendung,  an 
denen  man  früher  glaubte  die  Sparsamkeit  üben  zu 


f.i weiter  ungnbau  de«  königl  prcutl.  Ministerium«  für  geistl.  usw.  Angelegenheiten.    Ansicht  in  der  Wilheliustmllc. 

Architekt:  Geh.  Ob -Hit  P.  Kieschke  in  Berlin. 


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können,  die  lange  Zeit  als  eine  der  Grundsäulcn  des 
preußischen  Staatswesens  betrachtet  wurde.  Mit  der 
zunehmenden  Kulturentwicklung  und  dem  steigenden 
Nationalvermögen  jedoch  ist  an  die  Stelle  der  früheren 
Zurückhaltung  eine  bei  vielen  Bauten  fast  medicäischc 
Lalitüdc  getreten  und  mit  ihr  hat  sich  ein  Kunsüu- 
stand  entwickelt,  der  eine  große  Summe  erfreulicher 
Momente  und  treibender  Keime  aufweist.  Das  zeigt 
zunächst  das  Gebiet  des  Kirchcnbaucs,  welches  dem 
Geh.  Ob.-Brt.  Hoßleld  unterstellt  ist  Was  hier  vor 
allem  erfreut,  ist  eine  individuelle  Behandlung  des 
Gotteshauses,  eine  dem  Ortscharakter  und  den  Bedin- 
gungen der  Landschaft  angepaßte  Auslöhrungswcisc. 
Hier  ist  es  der  schwere,  gedrungene  Turm  der  märki- 
schen Dorfkirche,  der,  wie  bei  der  Kirche  in  Lengen- 
ingken  das  Dorfbild  beherrscht;  dort  ist  es  kunst- 
reiches Fachwerk  mit  charakteristischer  Schieferbcklei- 
dung  einzelner  Teile,  wie  bei  der  kleinen  Kirche  in 
Radomno,  die  das  Bauwerk  beleben.  Wo  es  möglich 
ist,  in  der  Gruppierung  dem  Ziele  malerischer  Er- 
scheinung nachzustreben,  da  wird  diese  Möglichkeit 
ausgenutzt,  wie  bei  der  aus  einer  Erweiterung  hervor- 
gegangenen, in  Sandstein  und  Putz  erstellten  Kirche 
in  Kirchlinde.  In  vielen  Fällen  hat  der  Backstein  eine 
ansprechende  Anwendung  gefunden,  so  bei  der  zwei- 
türmigen  Kirche  in  Neufahrwasser,  der  gut  gruppierten 
Kirche  in  Neuenburg,  der  Kirche  in  Neustadt  O.-S  usw. 
Bei  den  kleineren  Kirchen  ist  die  Anwendung  eine 
glücklichere,  wie  bei  größeren  Stadtkirchen,  z.  B.  der 
Pauluskirche  in  Halle,  die  unter  einigen  Maßstabs- 
fchlcrn  leidet.  Daß  auch  der  Versuch  nicht  unter- 
lassen ist,  aus  der  Grundrißgcstaltung  die  Schablone 
zu  entfernen,  zeigt  die  Kirche  in  Bentschen,  deren 
Grundriß  einen  kreisrunden  Kern  hat,  an  den  sich 
zwei  radiale  Flflgclhautcn  anlegen.  Bemerkenswert 
ist  die  aus  dem  Prinzip  der  Grundrißanordnung  her- 
vorgegangene Anordnung  der  Bänke.  Ein  einziger 
ProYanbau  befindet  sich  in  dieser  Gruppe:  der  Neubau 
der  Kunstgewerbeschule  in  Berlin,  der  seiner  Vollen- 
dung entgegengeht.  Er  ist  als  „Erweiterungsbau  des 
Gewerbemuseums1'  bezeichnet,  kann  aber  nicht  als  eine 
Fortsetzung  des  Gropius'schcn  Baues  betrachtet  wer- 
den. Bei  aller  Schönheit,  die  namentlich  seinen  Mittel- 
bau auszeichnet,  wird  man  doch  der  Frage  nachgehen 
dürfen,  ob  es  notwendig  war,  neben  den  gräzisieren- 
den  ursprünglichen  Bau  mit  seinem  feinen  farbigen 
Schimmer  den  völlig  anders  gearteten  Barockbau  aus 
weißlichem  Sandstein  zu  setzen ,  oder  üb  nicht  eine 
höhere  Wirkung  des  Gesamteindruckes  zu  erzielen  ge- 
wesen wäre  durch  Schaffung  eines  charakteristischen 
Gruppenbaucs  unter  Weiterspinnen  der  Gropius'schcn 
Art.  Indessen,  es  mögen  hier  Gründe  mitgesprochen 
haben,  die  sich  unserer  Kenntnis  entziehen. 

Ein  reiches  Bild  gewähren  die  Gerichtsbauten, 
deren  künstlerischer  Gehalt  im  übrigen  ein  recht  ver- 
schiedener ist.  An  der  Spitze  steht  das  Land-  und 
Amtsgericht  I,  Berlin  C,  an  der  Gruner-  und  an  der 
Neuen  FriedriehstraUc,  ein  Bau,  als  dessen  Architekt 
Geh.  Ob.-Ürt.  Thoemer  angegeben  ist  und  der  wohl 
das  Aeußerste  darstellt,  bis  zu  welchem  ein  preußi- 
sches Verwaltungsgebäude  sich  bisher  entwickelt  hat. 
An  diesem  Bauwerk,  wie  auch  an  dem  Amtsgericht 
in  Schöneberg,  welches  unter  dem  Zeichen  der  gleichen 
stilistischen  Auffassung  steht,  feiert  die  Lust  an  der 
Lösung  geistreicher  SteinmetzkunsUtücke,  das  über- 
sprudelnde Leben  in  der  Anwendung  der  so  bieg- 
und  schmiegsamen  Formen  des  schlesisch-östcrreiehi- 
schen  Barock  wahre  Triumphe,  Beide  Bauten  gehen 
bis  hart  an  die  Grenzen  des  künstlerisch  noch  Zu- 
lässigen, entwickeln  aber  innerhalb  dieser  Grenze  einen 
so  fröhlichen  Formenreichtum,  ein  so  leichtes  Schöpfen 
aus  größter  Phantasiefülle  und  eine  solche  Lust  am 
Spiel  der  Formen,  daß  sie  die  besten  Bauten  des  Barock- 
stiles nicht  weit  hinter  sich  lassen.  In  scharfem  Gegen- 
satz hierzu  steht  das  strenge,  romanische  Landgericht  III 
in  Charlottenburg  mit  seiner  (rühgolischen  Trcppcn- 
halle,  ein  aus  Hau-  und  Bruchsteinen  aufgebautes  \\  erk 
von  nicht  geringerem,  jedoch  anderem  künstlerischem 
Gehalt.  Das  Amtsgericht  Wedding  zeichnet  sich  durch 

49a 


seine  interessante  gotische  Treppenhalle,  zugleich  eine 
Hotte  Federzeichnung  aus.  Eine  der  räumlich  groß- 
artigsten Anlagen  ist  der  Erweiterungsbau  des  Krimi- 
nalgerichtes in  Moabit  in  Berlin. 

Von  den  Werken  des  Geh.  Ob.-Brt  P.  Kicschkc 
geben  wir  dieser  No.  als  Beilage  das  Geschäftsgebäude 
der  Seehandlung  in  Berlin  und  als  Abbildungen  An- 
sichten des  Erweiterungsbaues  des  Kultusministenums 
an  der  Behren-  und  Wilhelmstr.,  der  Regierungs-Ge- 
bäude in  Minden  und  Potsdam  bei.  Die  beiden  besten 
dieser  Bauten  sind  die  Seehandlung  in  Berlin  in  einer 
trefflichen  Auffassung  des  Barockstiles,  und  das  Rc- 
gicrungsgebäude  in  Minden,  in  einer  nicht  minder 
künstlerisch  schönen  Auffassung  der  deutschen  Re- 
naissance. Kraftvolle  Strenge  zeigt  der  Erweiterungs- 
bau des  Kultusministeriums.  Das  Dienstwohngebäude 
des  preuß.  Ministers  für  Handel  und  Gewerbe  in  Berlin 
mit  einer  Reihe  von  Innenansichten  liegt  in  einem 
Gartengelände  zwischen  Leipziger  und  Prinz  Albrecht- 
Straße,  unmittelbar  benachbart  den  beiden  Häusern 
des  preußischen  Landtages  und  zeigt  den  Versuch, 
den  Villencharakter  zum  palastartigen  Eindruck  zu 
vergrößern.  Daneben  sind  von  Kicschke  noch  zu 
nennen  das  Regicrungsgebäude  in  Frankfurt  a.  O.,  das 
Polizei-Dicnstgcbäude  in  Hannover  usw.  Wie  bei  den 
Kirchen,  so  ist  auch  bei  einer  Reihe  von  Schulen  und 
VerwaltungsGebäuden  versucht,  sie  dem  Hauptcharak- 
ter der  Stadt,  in  der  sie  errichtet  wurden,  anzupassen. 
So  wurden  die  Gebäude  der  Technischen  Hochschule 
in  Danzig,  für  die  als  Architekt  Geh.  Ob.-Brt.  Dr. 
Thür  genannt  wird,  im  Stile  der  niederdeutschen 
Renaissance  unter  Verwendung  von  Backstein  und 
Haustein  gehalten;  das  Polizei-Dienstgebäude  in  Köln 
(Geh.  Brt.  Lau n er)  zeigt  die  Formen  des  romanischen 
Stiles;  das  Polizei-Dicnstgcbäude  in  Stettin  (Launer) 
die  Formen  des  niederdeutschen  ßackstcinstiles  in  vor- 
trefflicher Anwendung;  das  Polizei -Dienstgebäude  in 
Kassel  (Launer)  die  Formen  des  Barockstiles,  das 
Polizei-Dicnstgcbäude  in  Danzig  (Kieschke  und  Launer) 
wieder  die  Formen  der  Danziger  Renaissance  und  das 
Polizei-Dienstgebäude  in  Wiesbaden  (Launer)  die  an- 
sprechenden Formen  deutscher  Renaissance. 

So  läßt  sich  aus  dieser  kurzen  Darstellung  das 
eine  vor  allem  erkennen,  daß  trotz  der  Zentralisierung 
des  Arbeitsdienstes  der  preußischen  Bauverwaltung 
doch  mit  Erfolg  die  Einförmigkeit  bekämpft  wird.  So 
viele  Bauten,  so  viele  individuelle  Behandlungen,  nicht 
alle  auf  der  gleichen  künstlerischen  Höhe,  alle  aber 
von  dem  Bestreben  erfüllt,  ihren  Platz  würdig  auszu- 
füllen und  in  der  Baugeschichtc  der  betreffenden  Stadt 
die  Bedeutung  des  Bauwerkes  seiner  Bestimmung  nach 
auch  in  seiner  künstlerischen  Haltung  zum  Ausdruck 
zu  bringen.  Daß  nicht  für  alle  Werke  lediglich  die 
Urheber  in  frage  kommen,  die  der  Katalog  nennt,  liegt 
auf  der  Hand.  Es  mögen  die  Urheber  sein,  die  dienst- 
lich die  Bauaufgabc  in  erster  Linie  mit  ihrer  Verant- 
wortung zu  decken  haben,  für  eine  Kunstausstellung 
aber  kommen  doch  auch  die  künstlerischen  Kräfte  mit 
in  Betracht,  die  an  der  formalen  Gestaltung  einen  selb- 
ständigen und  durch  hervorragenden  innerenWert  aus- 
gezeichneten Anteil  haben.  Der  Katalog  hätte  auch  sie 
nennen  müssen;  er  hätte  dem  Besucher  sagen  müssen, 
daß  auch  die  Schmalz,  Fürstenau,  Kickton  und  viele  an- 
dere, die  uns  nicht  bekannt  sind,  einen  solchen  Anteil 
an  den  Werken  haben,  daß  ihre  Namen  zu  nennen  nur 
ein  Gebot  der  künstlerischen  Gerechtigkeit  und  Pflicht 
gewesen  wäre.  Gewiß  war  es  nicht  zurücksetzende  Ab- 
sicht, welche  die  Namen  der  Mitarbeiter  nicht  im  Kata- 
log erscheinen  ließ,  sondern  wohl  „prinzipielle  Erwä- 
gung". Es  sind  solche  Erwägungen  ein  Teil  jenes  un- 
ausrottbaren Burcaugcistes,  der  ja  glücklicherweise  in 
dem  Maße  mehr  und  mehr  schwindet,  in  dem  die  freie 
Kunst  in  die  Arbeitsstuben  der  Ministerien  einzieht, 
der  aber  doch  immer  noch  bis  zu  einem  nicht  unbe- 
trächtlichen Grade  dort  vorhanden  zu  sein  scheint.  Aber 
es  ist  schon  wesentlich  besser  geworden.  Früher  hieß 
es  einmal,  ein  Ministerium  sei  eine  namenlose  Arbeits- 
vereinigung, iri  welcher  das  einzelne  Individuum  ohne 
persönliche  Ansprüche  rechtlos  aufzugehen  habe.  Aber 

No  79 

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aus  der  ehemals  amorphen  Masse  ist  bereits  ein  kry-  fortschreitet  und  zu  jener  Entwicklung  (Ohrt,  die  im 

staliintsches  Agglomerat  mit  deutlich  ausgesproche-  Interesse  der  Kunst  gewünscht  werden  muß.  Denn 

nen  und  scharf  umrissenen  Einzelkrystallen  gewor-  nur  da  ist  eine  wirkliche  Kunst,  wo  einer 

den.    Das  ist  schon  etwas  und   berechtigt  zu  der  ganzen  Persönlichkeit  ihr  volles  Recht 

Hoffnung,  daß  der  Krystallisationsprozeß  noch  weiter  wird.  —  —  II  — 


Entwicklung  des  städtischen  Schnellverkehrswesens  seit  Einführung  der  Elektrizität 

Vortr.g,  gehalten  auf  der  16  Wanderveraammlung  de«  Verb,  dtifhr.  Arth.- u.  !i>r.-V.  iu  DQaaeWorf  1904,  von  Kern  mann,  Rt« -Rat  a.  D. 

iKoruruong  in»  Xo.  ■&), 

lach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  kann  der  Auf-  Untergrundbahn  (Ziffer  9  auf  dem  Stadtplan)  gebaut  wird, 
schwung,  den  das  städtische  Schnellverkehrswesen  tritt  namentlich  das  Bestreben  hervor,  die  Zahl  der  festen 
seit  Einführung  der  Elektrizität  nach  der  ersten  Sturm-    Verbindungen  mit  den  Boroughs  von  Brooklyn  und  Queens 

ll  nicht  anschaulicher   zu  vermehren,  wahrend  derartige  Verbindungen  mit  Rich- 


und  Drangzeit  genommen  hat,  wohl 
erläutert  werden,  als  durch  eine  Vergleichung  der  Stadt- 
plane, die  in  der  No.  75  beigegebenen  Bildbeilage  in  glei- 
chem Maßstäbe  dargestellt  sind.  Allen  voran  marschiert 
wieder  London ,  wo  die  ersten  neuen  elektrischen  Röhren- 
bahnen, die  gebaut  worden  sind,  sowohl  den  Anlaß  zu 
einer  schier  uferlosen  Flut  neuer  Projekte  für  ähnlich  ge- 
artete Untergrundbahnen,  als  auch  den  Anstoß  zur  Um- 
wandlung der  bestehenden  Untergrundbahnen  auf  elektri- 
schen Betrieb  gegeben  haben.  Die  erste  dieser  Röhren- 
bahnen, die  1891  eröffnete  Citv  und  Süd-Londonbahn 


mond  zurzeit  noch  verfrüht  sfnd.  Die  Abbilden.  14—16 
und  17—19  zeigen,  daß  zu  der  vorhandenen  Röbling'schcn 
Hängebrücke  noch  3  weitere  Ricscnbrücken,  die  Wi  1 1  i  a  m  s- 
burger,  welche  bereits  dem  Betrieb  übergeben  ist,  die 
1907  zur  Eröffnung  kommende  Manhattanbrncke,  (Iber 
deren  Notwendigkeit  die  Meinungen  freilich  auseinander- 
gehen, und  die  Black  well  »brücke ,  die  1908  fertiggestellt 
sein  wird,  hinzutreten.  Die  Kosten  dieser  der  Leitung 
eines  großstädtischen  Brückenamtes  unterstellten  Bauten 
belaufen  sich  auf  80,  78  und  50  Mill.  M.    Weiterhin  ist 


(No.  1  auf  dem  Londoner  Plan  —  10,1  """),  überhaupt  die  ein  neuer  Tunnel  zwischen  der  Sodspitzc  von  Manhattan 
erste  elektrische  Untergrundbahn,  die  wir  besitzen,  ist 
noch  ein  Spielzeug  im  Vergleich  mit  den  neueren  Unter- 
nehmungen. Ihr  folgten  die  Waterloo-  und  Citybahn 
(No.  a  —  2,4  ferner  die  Zentral-Londonhahn  (No.  3 
10,4  k»),  die  durch  ihre  glänzende  BetriebsfQhmiig  den 
Sieg  der  Elektrizität  im  großstädtischen  Schnellverkehrs- 
wesen wesentlich  gefördert  hat.  Zusammen  mit  der  kürz- 
lich eröffneten  Great  Northern  und  Citybahn  (No.  4) 
bilden  diese  Linien  ein  Strahlennetz  von  38.5  »■  Gesamt- 
länge mit  einem  Kapitalaufwand  von  rd.  180  Mill.  M.,  das 
am  Mansion-Ilouse  in  der  City  seinen  Brennpunkt  hat 
Ein  anderer  Knotenpunkt  entsteht  zurzeit  in  Westend  bei 
Charing  Gross.  Diese  westlicheren  Linien,  die  in  der 
Richtung  über  die  wichtigsten  Londoner  I  lauptbahnhöfe 
ausstrahlen,  stehen  zumteil  nahe  vor  der  Eröffnung,  F. 


und  Brooklyn  in  Angriff  genommen  (Ziffer  7  auf  dem 
Stadtplan  von  New- York)  der  dazu  dient,  die  im  Bau  be- 
findliche Untergrundbahn  nach  Brooklyn  bis  zum  Bahn- 
hof der  Long  Island  Eisenbahn  weiter*  zu  führen.  Aber 
diese  Tunnelstrecke  reicht  für  die  Einrichtung  eines  den 
Bedürfnissen  entsprechenden  Schnellverkehrs  zwischen 
Manhattan  und  den  Stadtgebieten  jenseits  des  Ostflusses 
doch  bei  weitem  nicht  aus.  Daher  der  weitere  Plan,  so- 
wohl die  neuen  Brücken  in  den  Schnell vcrkehrsplan  ein- 
zubezichen,  als  auch  noch  weitere  Tunnel  unter  dem  Ost- 
fluß vorzutreiben  und  diese  Verbindungen  in  ein  Netz 
teils  unterirdischer,  teils  hochliegendcr  Schnellbahnen  ein- 
zuordnen, womit  dem  Verkehrsmangcl  zwischen  dcrWcst- 
und  Ostscite  des  Ostflusses  gründlich  abgeholfen  werden 
soll.  Die  Linien  dieses  von  Parsons  aufgestellten  Ent- 
sind die  Bakcrstreet-  und  Watcrloobahn  (No.  5  auf   würfe«  sind  in  einfach  gestrichelten  Linien  auf  dem  Plan 


dem  Plan  --  8,45 km),  die  Charing  Gross  Euston 
und  Hampsteadbahn  (No.  6  auf  dem  Plan  —  9,82 *■>), 
die  Great  Northern-,  Piccadilly-  und  Brompton- 
bahn  (No.  7  -  10,05*™)  unt"  die  Edgwarc-  und  Hamp- 
steadbahn. Diese  letzteren  Unterncnmungen  sind  sämt- 
lich in  den  Händen  einer  aus  den  Firmen  Speyer  Brothers 
inLondon,  SpeyerÄC'o.  in  New- York  unddcrOld  Colony 
Trust  Co.  in  Boston  bestehenden  Bankengruppe,  also 
nicht  zum  kleinsten  Teil  unter  amerikanischem  Einfluß 
vereinigt.  Dieser  Einfluß, der  von  dem  Amerikaner  Ycrkcs 
eingeleitet  worden  ist,  umfaßt  aber  nicht  allein  die  Herr- 
schaft Ober  diese  zweite  Gruppe  der  Röhrenbahnen,  son- 
dern auch  über  die  ganze  Distriktbahn,  die  man  durch 
Aktienaufkauf  in  die  Hand  bekam.    Man  ist  jetzt  im  Be- 


von  New-York  ersichtlich  gemacht.  Auch  die  Seile  von 
New-Jersey,  obwohl  nicht  zu  Groß  New-York  gehörig,  er- 
hält jetzt  bessere  Verbindungen  mit  der  Großstadt.  Daß 
der  halbvergessene  Hudsnntunncl  demnächst  eine  elek- 
trische Baiin  erhalten  wird,  deren  unterirdischer  New- 
Yorker  Endbahnhof  in  Abbildg.  30  gezeigt  ist,  sowie  daß 
am  unteren  Ende  der  Manhattan-Halbinsel  noch  ein  wei- 
terer Vcrkchrstunnel  nach  IcrscvCily  hinüber  erbaut  wird, 
ist  der  kleinere  Teil  dieser  Pläne.  Gewaltiger  ist  das  Unter- 
nehmen der  Pennsylvanischen  Bahn,  von  New-Jersey  aus 
den  Hudson,  ganz  Manhattan  und  den  Ostfluß  bis  nach 
Long  Island  mit  einer  Gruppe  neuer  Tunnel  zu  unter- 
fahren, die  sich  alle  in  einem  im  Herzen  von  Manhattan 
anzulegenden  Hauptbahnhof  vereinigen.  Auch  mit  dieser 
griff,  deren  sämtliche  Linien,  die  Untergrundbahn  und  die  Ausführung  ist  begonnen  (die  Richtung  dieser  Tunnel  i*t 
Vorortlinien,  auf  elektrischen  Betrieb  umzuwandeln,  der  im  Plan  mit  der  Ziffer  4  bezeichnet), 
bald  eröffnet  werden  wird.    Zwischen  Ealing  und  South         Unterdessen  will  die  Staaten-Gesetzgebung  von  Ncw- 

Hlirrnu-     J  viral     A-n    Plant     i'arl'alinn     horsits  «lolriiHdoh» 


Harrow  (vcrgl.  den  Plan)  verkehren  bereits  elektrische  York  überhaupt  keinen  Dampfbetrieb  im  Großstadtgebiet 
Züge.  Auch  die  Metropolitanbahn,  die  mit  der  Distrikt-  mehr  dulden.  Und  so  komme  ich  zu  dem  vorläufig  lelz- 
bahn  die  alte  Untergrundbahn  gemeinschaftlich  betreibt,  ten  der  Riesenunternehmungen,  die  in  New-Vork  imgange 
ist  in  den  Kreis  der  Umwandlungen  einbezogen  und  wird,  sind,  dem  Umbau  und  der  Umwandlung  der  New-York 
von  der  Strecke  Harrow— Uxbndgc  ausgehend,  den  elck-  Central  und  Hudsonduß-Bahn,  die  vom  Großen  Cen- 
Irischen  Betrieb  auf  ihren  Linien  durchführen.  In  den  tralbahnhof,  dem  Grand  Central  Depot  im  Herzen  Man- 
Interessenkreis  der  genannten  Bankengruppe  fällt  ferner  hattans  ausgehend,  auf  ihren  sämtlichen  nach  Norden  füh- 
die  Anlage  eines  als  Doppelröhre  auszuführenden  zweiten  renden  Personcnzuglinien  sowohl  für  die  Fern-  als  Lokal- 
Tunnels  unterhalb  der  Distrikt-Untergrundbahn.  züge  den  elektrischen  Betrieb  einführt,  der  sich  auf  dem 

I  ludsonfluß-Abschnitt  auf  55,5  »"»  bis  Croton,  auf  dem  White 
Plains-Abschnilt  35.5  *■  weit  erstrecken  wird.  Die  eben- 
falls vom  Grand  Centrai-Depot  ausgehende  New-York 
Ncw-Haven-  und  Hartfordbahn  wird  sich  dem  Vor- 
gehen anschließen.  Die  Zentralbahn  aHein  ist  mit  150 
durchgehenden  Zügen  von  13  bis  16  Durchgangswagen 
in  jeder  Richtung  täglich  belastet  und  dies  erklärt,  daß 
die  in  Bestellung  gegebenen  elektrischen  Lokomotiven 
einzeln  die  gewaltige  Arbeit  von  aaco  PS  lcisien  und 


Im  Osten  L 


andons  sind  eine  Reihe  weilerer  Röhren- 
tunnel in  Vorschlag  gekommen,  Ober  deren  endgiltigcs 
Schicksal  erst  nach  der  jetzt  erfolgten  Beendigung  der 
vom  Parlament  in  Sachen  der  Röhrenbahnen  durchge- 
führten Erhebungen  entschieden  werden  wird. 

Alles  in  allem  erfordern  die  in  London  bereits  ge- 
lösten und  z.  Zt.  geplanten  elektrischen  .Schnellbahn-Auf- 
gaben den  Gesamtbetrag  von  rd.  1  Milliarde  M.  Kapital.  In 
Betrieb  sind  für  150  Mill.,  im  Bau  für  370  Mill.  M  elektrische 
Schnellbahnen,  genehmigt,  aber  noch  nicht  begonnen,  für 
75  Mill.  M.,  wahrend  für  410  Mill.  M.  neue  Entwürfe  ein- 
schließl.  Erweiterung  früherer  Bahnen  in  Vorbereitung  sind. 

New-York  steht  in  Hinsicht  der  Kapitalien,  die  für 
in  Angriff  genommene  neue  und  in  Umwandlung  befind- 
liche bestehende  Schnellbahnen  aufzuwenden  sind,  keines- 
wegs hinter  London  zurück.  Auch  hier  fehlt,  alles  in 
allem  genommen,  wenig  an  einer  Milliarde.  Die  Schnell- 
vcrkehrsfragcn  werden  seit  der  Bildung  von  Groß-Ncw- 
York  vom  weitesten  Standpunkt  behandelt.  Neben  der 
fortdauernden  Betonung  der  nordsüdlichen  Hauplriehtting 
der  Manhattan  -  Halbinsel ,  in  der  eine  neue  elektrische 

1.  Oktober  1904 


N.v  iul  .|rm 

Stadtplan 
v  St»- York 
drr  BriUgr 
»,  N„  * 


t '  11  I  r  1  11  r  t.  ai  r  n 


VI*  k 


».  3.  4 
tTT-ttl- V  Ii«' 

Ullirll 

6 


futrrirtilii<ll.»hll  von  M11.lmt1.11  Mi.  h  Rn.iu  .    .  300 
„  Ht.M.kK.i.  \j 

»owir  ArniVrinij;''!.  111  drr  LoD£  lslmiOl.^l^n  u 

HrO.krn  

Manhattan  l-.»jkl\nrr  s.  hnrllbahDcn  (l'jr^ii'i. 

Kulwurf   3«* 

l'ntri^rilildhllhti  *lri  IVnmvit  111  firvrtl« tiatt  .  lex» 
l'mhiu  drr  NtW'Votkrr  Zmliiltaliii    ....  100 

j.o.1 

Digitized  by  Goc 


Abbildg.  M.    AnaUht  der  WUliamabürgcr  Bracke  in  Ncw-York. 


Abbildg.  15.    Anweht  der  Manhattan-BrOcke  in  Ncw-York, 
 3S9J0  —  '*,J0  -f-  


Abbildg.  19. 
(Querschnitt  durch  die 
Wilnaouburgcr  u  Brooklyncr 


hiucke  in  New- York 


AbbiMg  18.  (Querschnitt  durch  die  BI«rkwell«BrOckc  in  Ncw-York. 


7« 


außerdem  so  gebaut  sein  müssen,  daß  sie,  zu  zweien  EU- 
sammengeschallet,  als  gemeinsame  Zugmaschine  dienen 
können.  Die  hier  imgangr  befindlichen  Arbeilen  sind  die 
gewaltigsten,  die  je  auf  einmal  ausgeführt  sind  Es  ist 
interessant,  sieh  den  Umfang  der  Ncw-Yorkcr  Unterneh- 
mungen an  den  H»ii]>tkostcnzahlen  zu  vergegenwärtigen, 

49a 


die  sich,  wie  auf  vorstehender  Tabelle  Seite  491 
abgedruckt,  belaufen. 

Obwohl  diese  elektrischen  Ausführungen  an- 
scheinend bereits  zumteil  Ober  den  Kähmen  des 
städtischen  Schnellverkehrs  hinausgehen,  war  ihre 
Anführung  doch  deswegen  nicht  zu  umgehen,  weil 
der  weitzügige  Plan  vorliegt,  alle  I  loch-  und  Unter- 
grundbahnen wie  auch  die  Vorortbetriebe  der 
Hauptbahnen  zu  einer  einheitlichen  Betrieb«, 
führung  zusammenzufassen  und  zu  dem  Zweck 
durch  geeignete  Gleisanschlüsse  miteinander  zu 
verknüpfen.  Da  alle  Bahnen  die  gleiche  Spurweite 
besitzen,  ist  dir  Vereinheitlichung  des  Betriebes 
wesentlich  erleichtert. 

Paß  bei  der  großen  Bedeutung  der  Schncll- 
verkchrs-Aufgaben,  die  in  den  Großstädten  zu 
lösen  sind,  auch,  wie  ich  schon  erwähnte,  die  öffentlichen 
Körperschaften  Kinfluß  auf  deren  Durchführung  nehmen 
würden,  war  vorauszusehen.  Diese  Einflußnahme  gehl  z.T. 
erheblich  über  den  Kähmen  der  mit  den  Genehmigungen  ver- 
knüpften amtlichen  Prüfungen  hinaus  Selbst  in  so  ausgespro- 
chen privatwirtschaftlich  veranlagten  Ländern,  wie  England 

No  79. 

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und  die  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  hat  man  es 
nicht  einfach  hei  der  Zustimmung  bewenden  lassen.  Der 
Art  des  englischen  Parlamentes  entspricht  es,  sich  aus 
den  Acußcrungcn  und  dem  Urteil  von  Zeugen  und  Sach- 
verständigen, die  vor  einem  gerichtlichen  Forum  ihre 
Aussage  abzugeben  haben,  die  Grundlagen  für  die  Be- 
urteilung der  Antrage  zu  verschaffen  und  danach  über 


genommen  hat,  es  ausdrücklich  auszusprechen  wünschte, 
daß  die  Herstellung  der  Schnellbahnen  der  Privatwirt- 
schaft zu  überlassen  sei 

In  Paris,  New-York  und  Boston  dagegen  haben 
sich  die  Stadtbehörden  einen  nachdrücklicheren  Kinfluß 
in  den  Schnellverkehrs- Angelegenheilen  zu  wahren  gewußt. 
Man  wünscht  hier  in  der  Führung  der  Linien  vollkommen 


Krgicruni;«  Geb»u<te  in  Minden.    Architekt:  Geh.  Ohrr-fiaurat  P.  Ktcx  tikc  in  Berlin. 


Regierung*- Gebäude  in  Potsdam.    Architekt:  Geh.  Ober-Baurat  Kicaclikc  in  liciln. 
Die  Architektur  auf  der  Grollen  Berliner  Kunstausstellung  1904. 


deren  Annahme  oder  Ablehnung  zu  entscheiden.  Haß 
hierbei  verständigerweisc  aul  die  Vermeidung  nutzlosen 
Wettbewerbes  gesehen  wird,  ist  beachtenswert.  Im  übri- 
gen aber  wünschen  die  englischen  Verwaltungen  auf  die 
Ausführung  selbst  keinerlei  maßgebenden  Kinfluß  auszu- 
üben, wie  denn  auch  der  Londoner  <  Irafschaftsrat,  obwohl 
er  die  Straßenbahn-Angelegenheiten  selbst  in  die  Hand 

1.  Oktober  1904. 


unabhängig  zu  bleiben.  Aber  auch  diese  Städte  wollen 
ihre  Auffassung  nicht  dahin  verstanden  wissen,  daß  sie 
sich  auch  mit  der  Betriebsführung  zu  befassen  wünschen. 
Sie  haben  sich  zwar  als  Eigentümer  der  Straßen  die  Be- 
schaffung des  in  den  Straflenkörper  eingebetteten  Tunncl- 
körpers  vorbehalten,  die  Herstellung  der  F.inrichtungen 
aber,  die  zum  Betriebe  dienen  sowie  dessen  gesamte 

49J 


Goo< 


Statistische  Angaben  über  die  elektrischen  Schnellbahnen,  betreffend  die  letzten  Betriebsjahrc 

( 190a  und  1903  ) 


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City-  uo<i  Sadlondoiibabn 

Waterloo-  und  <_'it\haJi»i 
Zriitralloiidotlbihu  .    .  . 


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Akti.n- 
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Vuik  ilnt.Tboroi»|ih  tti|,id 
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Vi-r«  Akt  :  3,5 

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30,3  Anl.    c*  iv  Akt  : 
W.j'>I.|ii;         V vtl -AU:  130 


99.8 


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Anlriiu- 


rii.p-zalilt  41 
(..»«■ll.chalt) 


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WVntsritrhochhahn,  Tin.  ur.. 


Omar..-  flak-Straßm 
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Durchführung  der  Privatunternehniuiif;  überlassen,  Dieser 
liest  selbstverständlich  der  Kapitaldiensl  für  die  stadweitig 
aufgewendeten  Bausummm  ob,  sei  es  in  Form  fester 
Zinsen,  dir  je  nach  den  Örtlichen  Verhältnissen  und  der 
Lage  des  Geldmarktes  unter  Berücksichtigung  etwa  be- 
dungener Tilgung  vereinbart  werden,  sei  es  in  Gestalt 
einer  Falirkartcnstcuer,  einer  Besteuerung  der  Fahrten 
oder  dergl.  Von  derartigen  Gesichtspunkten  ist  in  den 
Verträgen  ausgegangen,  die  die  Städte  New- York,  Boston. 
Paris  mit  den  betriehsführenden  Gesellschaften  abge- 
schlossen haben,  deren  nähere  F.rörtcrung  hier  indessen 
zu  weit  führen  würde.  Die  Städte  haben  es  hierbei  in 
der  Hand,  die  Gesellschaften  an  den  Erleichterungen,  die 
sie  in  den  Zins-  und  Tilgungsbedingungen  für  sich  selbst 
erzielt,  im  wohlverstandenen  Interesse  der  Bürgerschaft 
teilnehmen  zu  lassen.  Dadurch  wird  die  Bauwürdigkeit 
der  Linien  gefordert  und  ihrer  weiteren  Ausdehnung 
Vorschub  geleistet. 

Der  vermehrten  städtischen  F.influBnahme  auf  die 
Schnellbahn-  Angelegenheiten  steht  das  Bestreben  der 
Privatunlcrnehmung  gegenüber,  größere  Betriebseinheiten 
zu  schaffen,  indem  gleichartige  Unternehmungen  zu  größe- 
ren Verbänden  zusammengefaßt  werden.  Beispiele  sind 
die  Brooklyner  und  Bostoncr  Vcrkehrsgemeinscliaften.  In 
Groß-Ncw-York  ist  die  Interborough  Rapid  Transit 
Co.  entstanden,  die  den  Betrieb  der  Hochbahnen  über- 
nommen und  sich  den  Betrieb  der  neuen  Untergrundbahn 
mit  ihren  »Weiterungen  gesichert  hat  (Bclmont-Donald- 
Gruppe>.  Von  den  Spevcr  sehen  Linien  in  London  ist 
bereits  gesprochen  Man  hat  die  Maßnahmen  dieser  Gruppe 
mit  Argwohn  verfolgt;  die  Gründe  für  dieses  MiLStrauen 
sind  mir  indessen  unklar  gehliebcn,  zumal  die  Musterkarte 
verschiedenartiger  Unternehmungen,  die  in  London  ent- 

•;o, 


standen  sind,  ohne  weiteres  zu  der  Erkenntnis  führen 
müßte,  daß  die  Vereinheitlichung  einen  Fortschritt  be- 
deutet, der  auch  dem  Publikum  zu  gute  kommt. 

Die  F.rlcichterungen,  welche  den  Schnellbahnen  durch 
sladtseitige  Uebernahme  der  Kapitalbeschaffung  zu  teil 
werden  kt'mncn,  sind  um  so  hoher  zu  veranschlagen,  als 
bisher  der  elektrische  Betrieb  der  städtischen  Schnell- 
bahnen zu  hohen  Kenten  für  die  Unternehmung  nicht  ge- 
führt hat  und  auch  nicht  führen  wird.  In  der  ersten  Zeit, 
als  alle  Welt  durch  die  elektrischen  Firmen  von  der  ver- 
kehrssteigernden  Wirkung  der  elektrischen  Betriebskraft 
überzeugt  worden  war,  sind  von  den  städtischen  Schnell- 
bahnen, ebenso  wie  s.  Zt  von  den  Flachbahnen,  über- 
triebene Dividenden  erhofft  worden  Zwar  sind  die  Vcr- 
kchrssleigerungcn  bis  zum  gewissen  Umfange  tatsächlich 
eingetreten  Beispielsweise  sind  beim  elektrischen  Betrieb 
der  Merse  vtunnel  bahn  im  zweiten  Halbjahr  1903  gegen 
den  Damplbctrieb  des  gleichen  Vorjahr -Abschnitte»  oci 
einem  um  ]öoul'n  gesteigerten  Wagcnumlauf  45%  mehr 
Personen  befördert  worden.  Die  Einnahme  stieg  dabei 
um  annähernd  30°  „.  um  ebenso  viel  freilich  auch  die 
Ausgabe.  Aber  der  l'rberschutl  nahm  di  ch  um  250"  n  zu; 
freilich  kann  dabei  den  Aktionären  eine  Dividende  immer 
noch  nicht  gezahlt  werden.  Von  ähnlichen  Steigerungen 
berichten  die  Manhattan-Hochbahnen  u.  a 

Der  Verkehr  indessen  ist  es  nicht  allein,  der  für  die 
Kenlabilität  ausschlaggebend  ist.  Inhctracht  kommen  außer- 
dem die  Anlagekosten,  die  Betriebsk,  >sten  und  die  Höhe 
der  Tarife.  Die  Anlagekosten  sind,  wie  aus  der  oben- 
stehenden  Tabelle  hervorgeht,  durchweg  sehr  bedeutend. 
Sic  bewegen  sich  zwischen  2  bis  3  Millionen  und  70  Mill. 
Mark  und  darüber  für  1  l<"  doppelgleisige  Hoch-  und  Tief- 
Ain  niedrigsten  sind  im  Verhältnis  die  Kosten  der 

Ko  ',9 

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Berliner  Hoch-  und  Untergrundbahn,  die  sich  auf  rd. 
3  Mill.  M.  lür  1  kni  belaufen.  Was  den  Verkehr  betrifft, 
so  bewegt  sich  dieser  zwischen  4  r,  Millionen  Personen 
für  i  Bahnkilometer  aut  der  Liverpooler  Hochbahn  und 
4l,jMill.  Personen  auf  der  Zcntral-I.ondonbahn.  Die  pariser 
Zahl  stellt  sich  annähernd  ebenso  hoch,  wie  die  der  letzte- 
ren. Den  nächstniedrigen  Verkehr  von  3  Millionen  Personen 
haben  die  Manhattan  I  lochbahnen  in  New-York.  Die  Ber- 
liner Hochbahn  weist  rd  a*,'s  Mill.  Personen  auf  1  Bahnkm. 
auf  Die  Verkehrszunahnie  der  Bahnen  ist  nach  den  ört- 
lichen Verhältnissen  verschieden.  Während  der  Verkehr 
der  Pariser  Stadtbahn  in  erheblichem  Steigen  begriffen 
ist,  zeigt  der  der  Zentral-Londonbahn  eine  schwach  rück- 
läufige Bewegung,  und  die  Zunahme  der  Berliner  Hoch- 
bahn betragt  bisher  bis  zu  10 °,'„ jährlich  Die  Rohein- 
nahme  hängt  von  der  Höhe  des  Tarife*  ab  und  in  dieser 
Beziehung  stehen  die  Schnellbahnen  derVereinigtcn  Staaten 
am  «sonstigsten  da,  die  durchweg  eine  Kinnahme  von  rd. 
ai  Pf.  auf  die  Person  erzielen.  Es  ist  bekannt,  daß  hier 
allgemein  der  Einheitstarif  von  5  Cents  eingeführt  ist,  so 
daß  der  Durchschnitt  für  die  verschiedenen  Bahnen  nur 
in  geringen  Grenzen  schwankt.  Der  amerikanische  Ein- 
fluß kommt  aucli  bei  den  englischen  Unternehmungen, 
so  auch  bei  der  Zentral-I.ondonbahn,  in  der  Einführung 
des  Einheitstarife«,  zum  Ausdruck.  Der  Fahrpreis  ist  hier 
indessen,  entsprechend  dem  höheren  Geldwert,  niedriger 


und  betragt  bei  der  Zentral-Londonbahn  ad  — 16?';,  Pf  Im 
Durchschnitt  stellt  sich  die  Einnahme  auf  dieser  Bahn  für 
die  Person  auf  16,3  Pf.,  da  einige  besondere  Fahrpreis- 
Ermäßigungen  gewährt  sind,  Die  Pariser  Stadtbahn  er- 
zielt einen  Durchschnitt  von  13.8  Pf.,  die  Berliner  Hoch- 
und  Untergrundbahn  von  nur  12.35  Pf.,  und  es  ist  dem- 
gegenüber in  hohem  Grade  bezeichnend,  daß  auf  der  Ber- 
liner Stadtbahn  mit  Rücksicht  auf  den  außerordentlich 
großen  Umfang  der  Zeilkarten  auf  die  Person  nur  rd. 
5'/,  Pf.  eingenommen  werden  Derartig  niedrige  Durch 
schnitte  zeigen,  daß  ein  sonst  wirtschaftlich  vollberech- 
tigtes Unternehmen  durch  Einführung  der  Zeitkarten  völlig 
dem  Ruin  entgegengeführt  werden  könnte  und  doch  wird 
bei  der  Umwandlung  vieler  Dampfsrhncllbahncn  auf  elek- 
trischen Betrieb  die  Beibehaltung  der  Zeitkarten  nicht  zu 
umgehen  sein,  obwohl  die  Beseitigung  derartiger  Schlcu- 
dertarife  aufs  crnstlichstc  angestreot  werden  sollte  Elek- 
trische Stadtschnellbahnen,  die  nach  dem  Vorbild  der 
Dampfbahnen  von  vornherein  die  Zeitkarten  eingeführt 
haben,  können  natürlich  nicht  mehr  davon  loskommen. 
Ein  bezeichnendes  Beispiel  für  den  Einfluß  des  Zeitkarten  - 
Verkehres  bietet  die  \\  aterloo-  und  Citybahn,  deren  Ein- 
nahme im  verflossenen  I  Ialbjahr  bei  einem  Minderverkauf 
von  nur  30 000  gewöhnlichen  Fahrkarten  trotz  einer  um 
30%  gesteigerten  Zeitkartenzahl  doch  bereits  abgenom- 
men hat.  —  (SchiuB  folgt.) 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde.  Am  13.  Sept.  hielt  der 
Verein  unter  dem  Vorsitz  des  Hrn.  Geh.  Reg.-Rat  Prof. 
Gocring  seine  1.  Siizung  nach  den  Sommerferien  ab. 
Es  sprach  Hr.  Eiscnb-Bau-  und  Bctr-Insp.  Biedermann 
Ober  den  „Ausbau  der  Görlitzcr  Vorortstrecke  und 
ihrer  Anschlüsse".  Die  von  zahlreichen  Planen  unter- 
stützten interessanten  Ausführungen  waren  von  dem  Ge- 
sichtspunkt geleitet,  die  (icsamtanlagc  nach  Art  und  Um- 
fang in  Beziehung  zu  setzen  zu  den  außerordentlich  ge- 
steigerten Bedürfnissen  des  Personen-  und  Güterverkehres. 
Sic  beleuchteten  zunächst  die  Notwendigkeit  und  Zwcck- 
l>rstimmung  der  neuen  hochgclcgten  Bahnanlagen.  Diese 
umfassen  neben  dem  Fcmgleispaar  Berlin  Görlitz  ein 
selbständiges  Vorortgleispaar  des  Stadtbahnverkchres  von 
der  Ringbahnslation  Treptow  bis  Adlershof,  die  Neuanlage 
der  Personenbahnhöfe  Bauinschulenwcg  und  Nicderschöne- 
weide,  eines  3^™  langen  Vcrschicbc-Balinhofcs  bei  Nicder- 
schöneweide  und  einer  Personenverbindung  zwischen 
Nicdcrschönewcide  und  Kixdorf.  Der  Entwurf  berück- 
sichtig! ferner  die  Möglichkeit  einer  späteren  Fortführung 
des  Vorortgleispaares  bis  Grünau,  sowie  Schaffung  eines 
dritten  selbständigen  Gleispaares  für  den  Vorortverkehr 
vom  Cörlitzer  Bahnhof  aus  Der  Vortrag  behandelte  so- 
dann eingehend  die  Linienführung,  die  Gestaltung  der 
Personen-Bahnhöfe,  sowie  des  ausgedehnten  V'ersehicbe- 
Bahnhofes  Niederschöneweide,  der  zumteil  schon  in  Be- 
trieb ist  und  seiner  Vollendung  entgegengeht,  Ucbcr  den 
Stand  der  Bauausführung  ist  zu  berichten,  daß  von  den 
11  Mill  M.  des  Gesamt- Kostenanschlages  rd.  8.5  Mill.  auf 
reine  Hauausführungen  entfallen  und  daß  dicserBnubctrag 
mit  dem  voraussichtlichen  Eröffnungslermin  der  Gesamt- 
anlage im  Frühjahr  1906,  d.  h.  in  3';,  Jahren,  in  bauliche 
Anlagen  umgesetzt  sein  wird.  -  • 

Vermischtes. 
Für  den  X.  Internationalen  SchlfTahrts-KongreU  In  Mailand 

1905,  der  vom  24.  -30.  Sept.  stattfinden  soll  (vergl.  N'o.  69) 
sind  u.  a.  folgende  Beratungs-Gegenstände  vorgesehen: 

1.  Binnenschiffahrt.  Einfluß  der  Zerstörung  der 
Wälder  und  der  Trockenlegung  der  Sümpfe  auf  den  Lauf 
und  die  Wasscrverhallnis.se  der  Flüsse;  zum  Ausgleich 
großer  Höhenunterschiede  zwischen  Kanalhaltungen  ge- 
eignete Systeme ;  die  Möglichkeit,  eine  Binnenwasserstraße 
durch  die  Alpen  zwischen  dem  Mittclmecr,  dem  adriati- 
schen  Meere  und  Mitteleuropa  herzustellen;  der  mecha- 
nische Schiffszug  auf  Flüssen,  Kanälen  und  Seen ;  sind  in 
den  Flits>cn  südlich  der  Alpen  bewegliche  Wehre,  wie 
in  den  Flüssen  des  Nordens,  Geeignet  zur  Erhöhung  des 
Nicdrigwasserspiegcls,  um  der  Schiffahrt  die  nötige  Wasser- 
tiefe zu  schaffen  V;  Wirkung  der  Sehiflahrls  Kanäle  auf  den 
Lauf  der  unterirdischen  Gewässer;  Wirkung  der  Bagge- 
rungen auf  die  Sohle  der  Flüs-c 

2  Seeschiffahrt.  Verbesserung  der  Mündungen 
von  Flössen,  welche  sich  in  Meere  ohne  Ebbe  und  Hut 
ergießen;  Bauart  der  äußeren  Molen  der  Häfen,  deren 
Widersland  gegen  Wellenschlag. 

Unter  den  „Mitteilungen"  sind  hervorzuheben ;  Bericht 
Über  die  neuesten  Arbeiten  in  den  hauptsächlichsten  See- 
häfen; Küstcn.signale.Feuerschiffe.Telegraphic  ohne  Draht. 

1  Okiober  1901 


Ocffentllche  Vorträge  im  Kgl.  Kunstgewerbe-Museum  In 
Berlin  finden  vom  Oktober  bis  Dezember  d.  J.  statt  über 
folgende  Themata:  „Die  deutsche  Buchillustration  des 
19,  Jahrh."  von  Dr.  E.  Schwedclcr-Mcycr  (10  Vorträge, 
beginnend  am  Montag,  den  10,  10.),  „Die  Hochrenaissance 
in  Florenz*  von  Dr.  Georg  Swarzenski  (10  Vorträge, 
beginnend  am  Dienstag,  den  11.  10.),  .Japanische  Kunst* 
von  Dr.  Otto  Kümmel  ( 10  Vorträge,  beginnend  am  Freitag, 
den  14.  10).  Sämtliche  Vorträge  finden  in  den  Abend- 
siunden  von  81  ,-9'/,  Uhr  statt.  — 

Gedächtniskirche  In  Speyer.  Wir  erhallen  folgende 
Zuschrift:  „Die  „Deutsche  Bauzeitung"  beschäftigt  sich  in 
No.  78  in  einer  Notiz  mit  meiner  Person  und  mit  meinem 
Anteil  an  dem  Entwurf  und  der  Ausführung  der  Protesta- 
tionskirchc  in  Speyer.  Trotzdem  ich  nicht  leugnen  kann, 
daß  es  mich  geschmerzt  hat,  daß  man  über  meine  Person 
in  dieser  Angelegenheit  völlig  hinweggegangen  ist.  würde 
ich  das  Wort  doch  nicht  für  mich  in  der  Oeffcntlichkeil 
ergriffen  haben  Nachdem  das  aber  dortscils  geschehen 
ist,  möchte  ich  nicht  unterlassen  meinen  Dank  hierfür  aus- 
zusprechen Zugleirh  aber  geben  mir  die  Ausführungen 
doch  Veranlassung  zu  einer  kleinen  Richtigstellung,  Ks 
ist  in  denselben  die  Rede  davon,  daß  meine  , andauernde 
Kränklichkeit"  vielleicht  die  Veranlassung,  wenn  auch  nicht 
ein  berechtigter  Grund  zu  meiner  Uebergehung  gewesen 
sei.  Ich  muß  demgegenüber  feststellen,  daß  ich  seit  Früh- 
jahr 1895  allen  Ansprüchen  meines  Berufes  zu  genügen 
in  der  Lage  bin,  die  an  einen  völlig  gesunden  Menschen 
gestellt  zu  werden  pflegen.  Ich  begegene  aber  fortwährend 
dieser  Anschauung  von  einer  dauernden  Kränklichkeil,  die 
mir  geschäftlich  schon  außerordentlich  geschadet  hat  Sie 
würden  mich  zu  Danke  verpflichten,  wenn  Sic  auch  dieser 
Acußerung  in  Ihrem  Blatte  Raum  geben  wollten 

a8  Sept.  1901  Hochachtungsvoll 

Julius  Flügge,  Architekt  in  Essen-Ruhr. 

Dreitägiges  Pappdach  mit  Jutegewebe  -  Einlage.  Von 

allen  harten  bezw.  als  feuersicher  anerkannten  Bedachun- 
gen ist  das  doppellagige  Pappdach  das  billigste  und  ge- 
langte deshalb,  sowie  wegen  seines  geringen  Gewichtes 
unil  der  flachen  Neigung  bis  vor  einigen  Jahren  am  meisten 
zur  Anwendung,  besonders  für  Gebäude  von  bedeutenden 
Tiefen,  z.  B.  große  -Stall-  und  Fabrikgebäude,  bei  welchen 
mit  Ausnahme  einiger  anderer  flacher  Bedachungen 
iPfannenblcchc,  Kuberoid  und  Dachlcinwand)  alle  Übrigen 
wie  Schiefer,  Ziegel  und  llolzzement  überhaupt  nicht  111- 
frage  kommen  können,  weil  sie  zu  teuer,  zu  steil  oder  zu 
schwer  sind.  Das  dop|>cllagigc  Pappdach  würde  nun  allen 
Ansprüchen  genügen,  wenn  bei  den  Ausführungen  stets 
5  Punkte  berücksichtigt  würden,  nämlich:  1,  die  richtige 
Dachncigung,  a,  eine  2,5/n.  starke  Schalung,  3.  wirklich 
gute  Pappe  usw..  4  sachgemäße  Deckung  und  besonders 
5  die  spätere  aufmerksame  Behandlung  durch  eine  regel- 
mäßige Wiederholung  der  Anstriche  1  gewöhnlich  alle  3 
bis  5  Jahre  1.  Bei  vielen  Pappdach  -  Ausführungen  wird 
aber  gegen  den  einen  oder  anderen  Punkt  verstoßen,  be- 
sonders wird  die  Unterhaltung  bezw  das  Anstreichen  der 
Dächer  namentlich  auf  dem  platieti  Lande  olt  derart  nach- 
lässig betrieben  oder  ganz  unterlassen,  daß  die  gegen  die 
KinflQsse  der  Witterung,  Wind  und  Sonnenhitze]  nicht 

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mehr  genügend  geschätzte  obere  Papplage,  die  Klebe- 
pappc, allmähltg  ihren  Gehalt  an  ätherischen  Oelen  ver- 
liert und  dadurch  trocken,  brocklich  und  undicht  wird. 
Um  die  Unterhaltung  der  Pappdächer  zu  vereinfachen, 
ging  Louis  Lindenberg  in  Stettin  vor  einigen  Jahren 
zur  Ausführung  dreitägiger  Pappdacher  Aber,  tu  sol- 
ches Dach  besteht  aus  zwei  Lagen  Dachpappe,  der  unte- 
ren stärkeren  Nagelpappe  und  der  oberen  schwächeren 
Klcbcpappc,  zwischen  denen  eine  Lage  starkes  eng- 
maschiges Jutegewebe  ausgespannt  und  mit  den  Pappen 
durch  einen  für  diesen  Zweck  besonders  hergestellten 
zähen  Klcbestoff  fest  verbunden  wird.  Es  ist  leicht  ein- 
zusehen, daß  durch  die  Einlage  des  zähen  Gewebes  und 
durch  die  doppelte  Ueberdeckung  der  Nagelköpfe  das 
ganze  Dach  sturmsichcrer  und  wasserdichter  werden  muß 
und  daß  durch  die  von  dem  rauhen  Gewebe  in  bedeuten- 
der Menge  aufgenommene  Klebemasse  der  Pappe  der  zu 
ihrer  Erhaltung  erforderliche  Nahrungsstoff  auf  längere 
Zeit  zugeführt  wird,  sodaß  das  beim  doppellagigcn  Papp- 
dach erforderliche  häufige  Teeren  fortfällt  und  nur  in 
größeren  Zwischenräumen  nötig  ist  Besonders  ist  die 
Haltbarkeit  einer  dreitägigen  Deckung  mit  zweifacher 
Ueberklebung  der  Nagelstellen  einlagigen,  auf  Leisten  mit 
Kappstrcifen-Uebcrnagelung  gedeckten  Dächern  weit  über- 
legen. Bei  diesen  können  die  aufgenagelten  Pappstreifen, 
falls  nicht  besonders  breilköpfige  N'ägel  Verwendung  fin- 
den, durch  den  Sturm  leicht  gelockert  werden,  auch  können 
die  Nagelköpfe,  wenn  sie  nicht  sehr  gut  verzinkt  und 
nebst  den  Kappstreifen  nicht  unter  andauerndem  Deck- 
anstrich gehalten  werden,  mit  der  Zeit  leicht  abrosten, 
sodaß  dann  der  Regen  in  die  offen  liegenden  Nagclstcllen 
eindringt.  Das  dreitägige  Pappdach  ist  für  i  nur  um 
etwa  10—15      teurer,  wie  das  doppellagige  Pappdach.  — 

Prof.  Schubert  in  Kassel. 


Preisbewerbungen. 

Zum  Wettbewerb  für  das  Bankgebäude  der  Hessischen 
Landes  •Hypothekenbank  In  Darmstadt  (vergl.  No.  77)  ist 
nuch  nachzutragen,  daß  die  Gesamt-f'reissumme  von  4500  M. 
zwar  auf  jeden  Fall  voll  zur  Verausgabung  gelangen  soll, 
daß  «lern  Preisgericht  bei  Einstimmigkeit  jedoch  eine  ver- 
änderte Verteilung  zusteht.  Ob  die  volle  Bauausführung 
■•der  die  künstlerische  Mitwirkung  einem  der  Preisträger 
uder  dem  Verfasser  eines  angekauften  Entwurfes  über- 
tragen werden  kann,  bleibt  dem  Ermessen  der  Landes- 
Hypothekenbank  vorbehalten.  Als  Baustelle  ist  ein  von 
H  Seiten  von  Straßen  eingefaßter  Platz  von  rd.  61  m  Länge 
zu  40  «  Tiefe  in  noch  wenig  bebauter  Vorstadt  vorgesehen, 
doch  ist  in  unmittelbarer  Nähe  der  Bau  eines  öffentlichen 
Gebäudes  und  einer  Kirche  geplant-  Gegenüber  der 
I  lauptfront  liegt  ein  freier  Platz,  zu  welchem  das  Gelände 
in  organischen  Zusammenhang  gebracht  werden  soll,  so- 
cial! dadurch  eine  „Städtebau -künstlerische  Wirkung"  er- 
zielt wird.  Es  ist  dabei  die  Schwierigkeit  zu  überwinden, daß 
das  Gelände  laims  der  I  lauptlängcncntwicklung  des  Grund- 
stückes stark  ansteigt.  Ucber  Baukosten  und  Stil  macht 
das  Programm  keine  Vorschriften,  dagegen  genaue  An- 
gaben über  den  Raumbedarf  für  die  verschiedenen  Diensl- 
zwrige.  Kür  die  Fassade  ist  sparsame  Verwendung  von 
Haustein  mit  geputzten  WandflAchcn  vorgesehen.  Verlangt 
werden  die  Grundris-c  sämtlicher  Geschosse  (möglichst 
nur  2  Geschosse)  in  1  : 200,  die  StraUcnansichtcn  und 
Durchschnitte  in  1:100,  ein  Lageplan  in  1  :  500  (dazu  eine 
l'ntcilagel  für  die  Gestaltung  der  anschließenden  Straßen 
und  des  Platzes,  eine  Perspektive;  alles  in  schwarzen 
Linien  in  Tusche  oder  Blei,  mit  Ausnahme  der  Perspek- 
tive, für  welche  auch  (arbice  Darstellung  zugelassen  ist. 
Gefordert  wird  ferner  ein  urüfungsfäliiger  Kostenübcr- 
schlag,  wobei  ao  M  ,  zu  («runde  zu  legen  sind,  ferner 
ein  kurzer  F.rtllutcruntshcricht, 

Die  gestellte  Aufgabe  kann  jedenfalls  als  eine  inter- 
essante bezeichnet  werden.  — 

Ein  Ausschreiben  der  Stadt  Charlottenburg.  Wir  er- 
halten folgende  Zusrhrilt:  „Die  Stadt  Charlottenburg  hat 
am  17.  Sept  (Veröffentlichung  am  24  Sept  )  die  Lieferung 
und  Aufstellung  der  K.isenkonstruktioncn  für  die  gemein- 
schaftliche l  'eberführung  der  Bismarckstraße  und  der  Unter- 
grundbahn über  die  kingbahn  öffentlich  ausgeschrieben. 
Brückenbreite  50  m.  Lange  --  63  schiefer  Grundriß,  un- 
symmetrische Belastung  der  I  laupttrflger;  System,  Parallel- 
träger  iGcrbcrbalken  bezw.  Trager  auf  drei  Stützen)  ist 
festgelegt,  bis  auf  eine  möglichst  gefällige  Ausrundung  des 
Untergurtes  in  den  beiden  Feldern  über  den  Stützen,  wo- 
rauf besonder-  Wert  gelegt  ist.  Sehr  schwierige,  durch 
den  Stadtbalinverkchr  behinderte  Montage  bei  bis  auf  15™ 
beschränkter  Kon-truktionshöhc.  Wert  des  Objektes  rd. 
eine  halbe  Million. 

.06 


Mit  dem  Angebot  (Abgabetermin  4.  Nov.  1904)  sind 
abzugeben:  ein  spezieller  Entwurf  der  Eisenkonstruklion 
nebst  statischer  Berechnung  und  das  Gewicht,  mit  einer 
späteren  höchsten  Abweichung  von  5%.  Es  haben  also 
alle  Submittenten  die  gleichen  statischen  Berechnungen 
aufzustellen,  dieselben  umfangreichen  Eisenkonstruktionen 
zu  zeichnen  und  eine  genaue  Gewichtsberechnung  anzu- 
fertigen. Diese  ganze  kostspielige  Arbeit,  die  doch  unter 
allen  Umsi.  von  der  Verwaltung  hätte  selbst  gemacht  wer- 
den müssen,  ist  zu  leisten  in  5'/t  Wochen  und  bleibt  für 
den  Submittenten  noch  höchst  aussichtslos,  da  nicht  nur 
kein  Entgelt  für  die  Arbeit  geleistet  wird,  sondern  sich 
die  Stadt  nicht  nur  die  freie  Auswahl  unter  den  Sub- 
mittenten, sondern  auch  die  Aufhebung  und  vollständige 
Erneuerung  des  Ausschreibens  vorbehält. 

Diese  Ausschreibung  ist  ein  sonderbares  Gemisch  von 
Submission  und  Wettbewerb  mit  dem  Magistrat  als  Preis- 
gericht, ohne  jede  Verbindlichkeit  der  ausschreibenden 
Behörde.  Dieses  Verfahren  ist  neu.  Die  darin  dem  Unter- 
nehmer zugemuteten  Forderungen  gehen  über  jedes  Maß 
hinaus.  Es  wäre  sehr  wünschenswert,  daß  die  Industrie 
gegen  solche  äußersten  Ausschreitungen  des  Submissions- 
Verfahrens  energisch  Front  machte." 

Wir  teilen  allerdings  den  Standpunkt,  daß  namentlich 
kapitalkräftige  Gemeinden  nicht  die  Kosten  notwendiger 
Arbeiten  auf  die  Schultern  des  Unternehmers  abladen 
sollten.  In  diesem  Falle  kommt  noch  dazu,  daß  die  Arbeit 
in  nutzloser  Weise  von  einer  ganzen  Reihe  von  Unter- 
nehmern geleistet  werden  muß.  — 


Personal-Nachrichten. 

Bayern.  Dem  Gr 08h.  hess.  Brt.  Dr.  Eser  in  Nauheim  ist  die 
Bewilligung  zur  Annahme  und  z  Tragen  der  ihm  verlieh.  Ordens- 
auazeichnungen  erteilt  und  iw  des  Ritterkreuze!  I.  Kl.  de»  Grotth. 
heia.  Verdienst-Ordens  Philipp«  des  Gro6mQtigen,  der  Rilter-Insig- 
nien  L  Kl.  des  Herz,  sdImII-  Haasorden*  Albrecht»  de»  Baren  and 
des  FOrstl.  rcaß.  Ehrenkreuze*  II.  Kl. 

ElsaÜ-Lothringen.  Dero  Mel -Bauinsp.  Pfann  in  Straßburg 
ist  der  Char.  als  Kais.  Brt.  mit  dem  Range  der  RAte  IV.  Kl.  verliehen. 

Preußen.  Dem  Mar.-Schiffbmstr.  Neudrck  und  dem  Arrh. 
Nord  mann  in  Esten  ist  der  Rote  Adler-Orden  IV.  Kl,  dem 
Stadtbrt  Arendt  in  M  -Gladbach  und  dem  Stadtbaoinsp.  Kahle 
in  Hannover  der  Kgl.  Kronen-Orden  IV.  Kl.  verliehen. 

Dem  Brt.  Knothe-Bahuisch  in  Breslau  ist  die  Erlaubnis 
zor  Anleg.  des  ihm  verlieb.  Ritterkreuze«  I.  Kl.  de«  Herz,  sachs- 
eroestin.  Haosorotais  erteilt 

Dem  Ob.-Landesbaoinsp.  Ansorge  in  Breslau  ist  der  Char. 
als  Brt.  verlieben.  —  Der  Reg -Bmstr.  a.  D.  Weihe  in  Bremen 
ist  z.  etatm.  Prof.  an  der  Techn.  Hochschule  in  Berlin  ernannt 

Versetzt  sind:  der  Eisenb-Bau-  u.  ßetr.-lnsp.  StreckfuO  in 
Königsberg  nach  Lotzen  als  Vorst  der  das  erricht  Eisenb-Bauabt  a, 
die  Reg.-Bmstr.  Krumbholti  von  Neustadt  nach  l'arnowitx  und 
Alir.  Förster  von  Husum  nach  Ruhroit 

Der  Reg.  -  Bmstr.  Ksrl  Maller  ist  der  Kgl.  F.isenb  •  Dir.  in 
Köln  zur  Beschäftigung  Oberwiesen 

Die  Ree, -Bmstr.  I.  oh  mann  bei  der  höh.  Masch- Bauschule 
in  Po»en  und  Menge  bei  der  höh.  Masch -Kauschule  in  Hagen  i.  W. 
sind  infolge  Ernennung  zu  Oberlehrern  aus  dem  Staatseiseob- 
Dienste  ausgeschieden. 

Sachsen.  Dem  An:h.  Wcidenbacb  in  I-cipzig  ist  der  Tit. 
Uüd  Rang  als  Brt  verlieben. 

Der  Reg. -Bmstr.  B.  Lehmann  ist  1.  etatm  Reg. -Bmstr.  in 
Radibor  ernannt.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  L.  A.  In  B.  Ohne  genaue  Kenntnis  der  bestellenden 
Vertrage  kann  ein  abschließendes  (Med  über  die  gestellten  Kragen 
nicht  gegeben  werden.  Wir  können  uns  aber  Oberhaupt  nicht  darauf 
einlassen,  Gutachten  in  derartigen  Fragen  abzugeben.  Wenn  die  Aus- 
fühnings-Zeichnungcn  erheblich  reicher  sind,  als  die  Yorenlwütfe, 
so  sind  Sic  selbstverständlich  nicht  verpflichtet,  die  Arbeiten  zum 
bedungenen  Preise  auszuführen.  Da  Sic  aber  den  Bau  frtr  einen 
festen  Preis  übernommen  haben  und  anscheinend  genauere  l'nter- 
lagen  Uberhaupt  nicht  vorlagen,  so  werden  Sie  den  Nachweis  fahren 
müssen,  daß  talsachlich  jetzt  von  Ihnen  mehr  verlangt  wird  Dieser 
Nachweis  kann  in  dem  vorliegenden  Kalle  nur  durch  Sachverstän- 
dige gefohrt  werden.  Wir  vermissen  übrigens  den  Nachweis  des 
Bezuges  unseres  Blattes.  — 

Hrn.  Arch.  H.  &  A.  In  Honnef  a.  Rh.  Wie  Sie  aus  der 
Mitteilung  in  No.  14  ersehen  wollen,  sind  nach  einer  neueren  Ent- 
scheidung des  Reichs- Versicherungsauitc«  die  Angestellten  in  Arrhi- 
lekturbureaus  der  Unfall-Versii herungspflicht  in  vollem  Umfange 
unterworfen,  auch  wenn  diese  Bureaus  sith  vorwiegend  mit  der 
Projektierung,  nur  nebenher  mit  Bauleitung  und  niemals  mit  Bau- 
ausführung befassen.  - 

Inhalt:  Vir  A-vhitcktur  auf  Jrr  '.»rutleii  l^crlim-T  Kun-ln  .i-H|rllurie  igai 
(.Schluß).  —  Klitwii-kluntf  des  *lSd'.iM  hrn  >.^n-llvf;irl:l^«i  >ni«  -Mit  Kni- 
lährutic.  der  KlcklrixitSI  (rorltctzun^l.  —  Mtttrilun^en  aus  Vereinen.  —  Ver- 
ntfu  titr*.  —  Preisbewerbungcn.  —  Certonal  -  Sachtieliiru.  —  linef-  und 
Kriiccssslru-  

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Pas  neue  Gebäude  der  See- 
  handlung  in  Berlin.     

No  79. 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°-  80.  BERLIN,  DEN  5.  OKT.  1904 


Die  XVI.  Wanderversammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Vereine  zu  Düsseldorf  vom  12.  bis  14.  September  1904. 


2  Bericht  Ober  die  Entwicklung  des  Verbandes 
seit  der  Wander  Versammlung  in  Augsburg  1902 
und  über  die  Beschlüsse  der  Düsseldorfer  Ab- 
geordneten - Ve rsammlung.  (ScM«e > 
inc  der  wichtigsten  Aufgaben,  an  welcher 
der  Verband  im  Interesse  seiner  Mitglieder 
und  der  Fachgenossen  Oberhaupt  mitzuar- 
beiten hat,  ist  diejenige  der  Erstrebung  eines 
ausreichenden  Schutzes  des  geistigen 
Eigentums.  Bekanntlich  war  die  Baukunst  aus  dem 
.Urheberrecht  an  den  Werken  der  bildenden 
Künste",  das  der  Malerei  und  Bildhauerkunst  schon 
seit  nunmehr  30  Jahren  einen  Schutz  gegen  Nachbil- 
dung gewährt,  ausdrücklich  ausgeschlossen.  Nur  für 
den"  Nachdruck  von  Zeichnungen,  nicht  aber  gegen 
deren  üebertragung  in  die  Auslührung,  bot  das  Gesetz 
über  den  „Urheberschutz  an  Werken  der  Lite- 
ratur u  n  d  To  n  k  u  n  st "  einen  dürftigen  Schutz  Gegen 
diesen  Zustand,  namentlich  gegen  die  in  nichts  be- 
gründete Ausschließung  aus  den  bildenden  Künsten 
haben  sich  die  Architekten  von  jeher  mit  Recht  durch 
Resolutionen  und  Eingaben  gewehrt.  Die  in  Angriff 
genommene  Neuregelung  des  Urheberrechtes  an  Werken 
der  bildenden  Künste  gab  aufs  Neue  Veranlassung  zu 
Eingaben  des  Verbandes  und  einzelner  Vereine  um 
Gleichstellung  der  Baukunst  Der  im  Frühjahr  ver- 
öffentlichte Entwurf  des  neuen  Gesetzes")  trägt  diesen 

•)  V«HI  >hrg   .90,  No  38, 


Wünschen  wenigstens  insofern  Rechnung,  als  er  die 
Baukunst  den  bildenden  Künsten  einreiht.  Das  ge- 
schieht aber  in  so  verklausulierter  Form,  daß  es  lediglich 
von  der  Handhabung  des  Gesetzes  abhängen  würde, 
ob  dabei  überhaupt  für  den  Baukunstler  ein  Nutzen 
herausspringt.  Es  ist  daher  von  den  verschiedensten 
Seiten  eine  weitere  Verschärfung  des  Schutzes  für 
die  Baukunst  verlangt  worden,  und  Eingaben  in  diesem 
Sinne  sind  von  der  .Deutschen  Kunstgenossen- 
schaft", von  dem  .Berliner  Architekten-Verein" 
und  der  .Vereinigung  Berliner  Architekten",  von 
den  beiden  letzteren  in  gleichlautender  Form,  an  den 
Herrn  Reichskanzler  gerichtet  worden.  Die  Abgeord- 
neten-Versammlung in  Düsseldorf  hat  sich  den  Inhalt 
der  letztgenannten  Eingaben,  die  nicht  nur  die  völlige 
Gleichstellung  der  Baukunst  mit  den  anderen  bildenden 
Künsten,  sondern  auch  einen  ausreichenden  Schutz  der 
an  derStraüc  stehenden  Bauwerke  und  gegen  die  Aus- 
nutzung durch  unbefugte  Veröffentlichungen  und  son- 
stige bildliche  Nachbildungen  anstreben,  vollinhaltlich 
angeschlossen  und  den  Vorstand  beauftragt,  in  glei- 
chem Sinne  bei  dem  Herrn  Reichskanzler  und  gegebe- 
nenfalls bei  dem  Reichstage  vorstellig  zu  werden. 

Unter  den  Arbeiten  des  Verbandes  auf  künst- 
lerischem Gebiete  ist  vor  allem  das  Werk  .Das 
Bauernhaus  im  deutschen  Reiche  und  in  seinen 
Grenzgebieten"  zu  nennen.  Mit  dieser  Sammlung 
der  Reste  einer  leider  mehr  und  mehr  verschwinden- 
den Kunstübung  hat  sich  der  Verband  zweifellos  ein 


Zur  Eröffnung  der  Technischen  Hochschule  in 
Danzig. 

mm  m  6.  d.  M.  wird  in  Gegenwart  des  Kaisers  die  neue 
Kl  Technische  Hochschule  in  Danzig  in  fcierlicherWcise 
ihrer  :  "-Stimmung  übergeben  werden  und  damit  der 
Technik  eine  neue  Stätte  zur  Erwerbung  fachwissenschaft- 
lichcr  Bildung  eröffnet.  Es  wird  damit  in  Preußen  einem 
Bedürfnis  entsprochen,  das  mehr  und  mehr  dringend  ge- 
worden ist.  seit  die  Technik  im  Staate,  in  den  Gemeinden 
und  in  der  Industrie  sich  eine  Stellung  erworben  hat,  deren 
Behauptung  und  Befestigung  die  höchsten  Ansprüche  an 
die  wissenschaftliche  und  praktische  Ausbildung  ihrer  Ver- 
treter stellt.  Seit  vor  nunmehr  fast  30  Jahren  die  preußi- 
schen höheren  technischen  Lehransialten  in  Technische 
Hochschulen  umgewandelt  wurden,  ist  das  Bedürfnis  nach 
wissenschaftlich  gebildeten  Technikern  in  einem  Maße  ge- 
stiegen, daß  diese  Anstalten  trotz  allen  weiteren  Ausbaues 
an  die  Grenze  ihrer  Leistungsfähigkeit  angelangt  sind.  Ks 
gilt  das  vor  allem  von  Berlin  •  Chartoitcnburg.  das  auch 
dem  ganzen  Osten  der  preuß.  Monarchie  dienen  mußte. 
Ks  ist  daher  begreiflich,  daß  man  die  neue  technische 
Hochschule  gerade  in  eine  Stadt  des  wirtschaftlich  zurück- 
gebliebenen Ostens  gelegt  hat  und  auch  auf  diese  Weise 
dessen  Weiterentwicklung  zu  fördern  sucht.  Für  Danzig 
sprach  dann  seine  günstige  Lage  an  der  See  und  an  einem 
mächtigen  Strom,  seine  historische  Vergangenheit,  sein 
Reichtum  an  kunstgeschichtlich  und  künstlerisch  wcrtvol'en 
Bauten,  sein  wieder  aufblühender  Handel  und  seine  In- 
dustrie. Letzterer  verdankt  es  die  technische  Hochschule 
in  Danzig  außerdem,  daß  die  Anstalt  neben  den  sämtlichen 
Lehrfächern,  die  an  den  übrigen  preußischen  techn.  Hoch- 
schulen vertreten  sind,  gleich  der  Herliner  Hochschule 
auch  eine  besondere  Abteilung  für  Schiff-  und  Schiffs- 
maschinenbau erhalten  bat,  die  in  Aachen  und  I  lannover  fehlt. 

Die  neue  Technische  Hochschule  in  Danzig  besitzt 
also  6  Abteilungen  für:  Architektur,  Bau -Ingenieur- 


wesen, Maschinen  -  Ingenieurwesen  und  Elektrotechnik, 
Schiff-  und  Schiffsmaschinenbau,  Chemie,  schließlich  für 
Allgemeine  Wissenschaften,  insbesondere  Slathematik  und 
Naturwissenschaften.  Nach  ihrem  Statut  hat  sie  den  Zweck 
.für  den  technischen  Beruf  im  Staats-  und  Gemeinde- 
dienst wie  im  industriellen  Leben  die  höhere  Ausbildung  zu 
gewähren,  s->wic  die  Wissenschaften  und  Künste  zu  pflegen, 
welche  zu  dem  technischen  Unterrichtsgebiet  gehören  " 

Die  Aufnahme-Bedingungen  sind  für  Inländer  die 
gleichen,  wie  an  den  3  anderen  preuß.  Techn.  Hochschulen; 
für  Auslander  gilt  die  versehärlle  Bestimmung,  daß  von 
ihnen  die  Abgangsprüfung  einer  deutschen  neunklas«igen 
Lehranstalt  verlangt  wird.  Ausnahmen  im  Einzelfalle 
unterliegen  der  vorherigen  Genehmigung  des  Kultus- 
ministers, bezw.  des  Kurators  (Ob.- Präsident).  Man  will 
auf  diese  Weise  vor  allem  den  Charakter  der  deutschen 
Hochschule  sichern. 

Für  den  Lehrkörper  der  6  Abteilungen  sind  im- 
ganzen  29  ordentliche  Profcssuren,  12  Dozentenstellen  und 
24  Assistcntenstcllen  vorgesehen,  die  größtenteils  bereits 
be-etzt  sind.  Die  Mehrzahl  der  Abteilungen  hat  je  6  or- 
dentliche Professuren  erhalten,  für  Architektur  und  Chemie 
sind  jedoch  nur  je  4,  für  Schiff-  und  Schiffsmaschincnbau 
3  vorgesehen.  Die  Professoren  sind  teils  von  anderen 
technischen  Hochschulen,  teils,  was  wir  mit  besonderer 
Freude  begrüßen,  aus  der  Praxis  hervorgegangen.  Aus 
den  uns  zunächst  liegenden  Fächern  der  Architektur  und 
des  Ingenieurwesens  nennen  wir  nur  folgende  Professoren: 
F.  Gcnzmcr.  bisher  Stadibrt.  in  Halle  a.  S  für  Baukotv 
struktionslchrc,  Städtebau,  Bebauungspläne  und  Bauord- 
nungen; Baurai  Carsten,  den  bisherigen  Leiter  des  Baues 
der  Danzigcr  Anstalt  für  Ornamentzcii  hneti.  amikc  Bau- 
kunst, Entwerfen  von  Hochbauten  im  Sitile  der  Renais- 
sance und  der  neuzeitlichen  Bauweisen,  S;egreifcntwcrfen 
usw.;  Kohnke,  für  Statik  der  Hochbaukonstruktionen  mit 
Ucbungcn  im  Eisenhochbau ;  Matthaei,  für  allg.  Kunst- 
geschichte und  Geschichte  der  Baukunst,  Reg.- Bat  Str.  Oder 

<97 


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großes  Verdienst  erworben.  Der  Wert  dieser  Arbeit 
wird  dadurch  gesteigert,  daß  gleichzeitig  in  Oesterreich 
und  der  Schweiz  von  den  beiden  dortigen  technischen 
Vereinigungen  in  gleicher  Weise  vorgegangen  ist,  so- 
daß  das  ganze  deutsche  Sprachgebiet  umfaßt  wird. 
Das  Werk,  zu  welchem  das  Reichsamt  des  Inneren 
einen  Beitrag  von  30000  M.  geleistet  hat,  geht  seiner 
Vollendung  entgegen.  Von  den  10  Tafellieferungcn 
ist  die  letzte  noch  in  diesem  Jahre  zu  erwarten.  Die 
historisch  -  kulturgeschichtliche  Einleitung  von  Hrn. 
Prof.  Dietrich  Schäfer  ist  geschrieben  und  die  Be- 
arbeitung des  technischen  Teiles  des  Textes,  den  für 
Soddeutschland  Hr.  Prof.  Koßmann  in  Karlsruhe, 
für  Norddcu tschland  Hr.  Geh.  Brt.  Mflhlke  in 
Schleswig  übernommen  hat,  ist  jetzt  energisch  in  An- 
griff genommen,  z.  T.  ebenfalls  beendet,  sodaß  im 
Laufe  des  nächsten  Jahres  der  deutsche  Teil  des 
Werkes  abgeschlossen  vorliegen  wird. 

Der  weitaus  größere  Teil  der  Arbeiten,  auch  der 
Aufnahmen  und  Zeichnungen,  ist  von  Verbands-Mitglie- 
dern  anfangs  ohne  Entgelt  geleistet  worden.  Es  ist  aber 
spater,  namentlich  für  entlegenere  Gegenden,  vielfach 
nötig  geworden,  zur  Aufnahme  jüngere  Kräfte  gegen 
Entgelt  zu  entsenden.  Die  Kosten  des  Werkes  sind  da- 
her so  erhebliche,  daß  der  Verband  neben  seinen  schon 
aufgewendeten  Mitteln  für  die  Kommissionsarbeiten  und 
neben  den  von  den  Einzelvereinen  z.  T.  aufgewendeten 
erheblichen  Betragen,  doch  noch  einen  Zuschuß  von 
etwa  3000  M  nachtraglich  wird  leisten  müssen,  der  von 
der  Abgeordneten-Versammlung  bewilligt  worden  ist. 

Unter  den  technischen  Arbeiten  des  Verban- 
des steht  das  „Normalprofilbuch  für  Walzciscn" 
obenan,  das  in  den  früheren  Auflagen  gemeinsam  mit 
dem  „Verein  deutscher  Ingenieure"  und  dem 
„Verein  deutscher  Eisenhüttenleute"  bearbeitet 
worden  und  für  die  Entwicklung  unserer  Eisenindu- 
strie von  außerordentlichem  Nutzen  gewesen  ist.  Die 
V.  Auflage  dieses  Werkes  erfuhr  gegenüber  der  frühe- 
ren eine  wesentliche  Umgestaltung,  als  die  Profile  zum 
ersten  Male  mit  ihrer  genauen  Form,  anstelle  der 


bisher  verwendeten  angenäherten,  eingeführt  wurden. 
Leider  hat  sich  der  die  Schiffbau-Profile  enthaltende 
Teil  dieser  Auflage  die  Anerkennung  der  in  erster 
Linie  beteiligten  Kreise  nicht  erwerben  können.  Eine 
vor  kurzem  erschienene  VI.  Aull,  läßt  diese  Profile 
daher  weg  und  zeigt  im  übrigen  kaum  wesentliche 
Abweichung  von  der  früheren,  abgesehen  von  der 
Umrechnung  aller  Gewichte  auf  Fluüeisen.  Eine  neue 
VII.  Aufl.  ist  in  Bearbeitung,  die  wieder  eine  wesent- 
liche Veränderung  bringen  wird.  Es  ist  zunächst  zu 
den  3  Vereinigungen,  welche  das  Werk  bisher  heraus- 
gaben, der  „verein  deutscher  Schiffswerften" 
hinzugetreten,  sodaß  also  bei  der  Wiederaufnahme  der 
Schiffbauprofile  die  dazu  berufene  Vereinigung  als 
gleichberechtigt  mitwirkt.  Es  werden  ferner  in  den 
zu  Bauzwecken  bestimmten  Teilen  die  neuen  Profil- 
formen Aufnahme  finden  müssen,  vor  allem  die  breit- 
flanschigen  Träger,  System  Grey,  die  sich  bereits  mit 
Erfolg  in  die  Praxis  eingeführt  haben.  Es  sind  umfang- 
reiche Vorarbeiten  für  diese  neue  Auflage  zu  erledigen, 
sodaß  der  Zeitpunkt  des  Erscheinens  derselben  noch 
nicht  abzusehen  ist  Im  Interesse  der  deutschen  Industrie 
dürfte  es  aber  liegen,  wenn  dieser  Zeitpunkt  nicht  zu 
weit  hinaus  geschoben  würde,  da  sowohl  England  als 
Amerika  auf  dem  gleichen  Gebiete  energisch  arbeiten. 

Abgeschlossen  wurde  eine  Arbeit  die  auch  der 
Eisenindustrie  zugute  kommt,  ober  den  „Feuerschutz 
von  Eisenkonstruktionen".  Auch  diese  Arbeit  ist 
mit  dem  „Verein  deutscher  Ingenieure"  und  dem 
„Verein  deutscher  Eisenhüttenleute"  gemeinsam 
durchgeführt  worden  unter  Zuziehung  von  Vertretern 
der  Berufs-Feuerwehren,  der  Feuer versiche- 
rungs -Gesellschaften  und  der  Fabrikanten  feuer- 
fester Produkte.  Die  Arbeit  ist  zusammengestellt 
in  einem  handlichen  Büchlein,  das  von  Hrn.  Ziviling. 
Hagn  in  Hamburg  im  Auftrage  des  Ausschusses  ver- 
faßt worden  ist.  Wir  verweisen  im  übrigen  auf  unsere 
Besprechung  in  No.  62,  S.  388. 

Das  Schmerzenskind  desVerbandes  sind  die  „  Nor- 
malicn  für  Hau6abfluß-Lcitungcn".    Bei  Auf- 


für Grundzage  des  Eiscnbahnbaucs,  Tunnelbau,  Bahnhofs- 
anlagen; Geh.  Brt.  Breidsprecher,  für  Transportwesen, 
Eisenbahn-Betriebsverwaltung,  Tarife,  Oberbau,  Bahnhofs- 
Hochbauten;  Krohn,  bisher  Direktor  der  Brückenbauan- 
stalt  der  Guten  Hoffnungshütte  in  Sterkrade  für  Brückcn- 
und  Eisenhochbau;  Genzmer,  wieder  für  Baukonstruk- 
tionslehre, Städtebau,  Straßenbau,  Bc-  und  Entwässerung 
der  Städte.  Für  Wasserbau  gibt  der  Studienplan  der  Hoch- 
schule noch  keinen  bestimmten  Namen  an.  Als  Rektor 
der  Hochschule  ist  Prof.  Dr.  H.  v.  Mangoldt  gewählt  und 
bestätigt,  bisher  Prof.  in  Aachen,  der  der  allg.  Abteilung 
angehört  und  für  Ingenieure  auch  höhere  Mathematik  liest. 

Für  die  Anlage  der  Technischen  Hochschule  ist  ein 
etwa  6,5  h»  großes,  dicht  an  der  nach  Langfuhr  führenden 
Goßler  Allee  gelegenes,  aber  dem  Getriebe  des  Verkehres 
entrücktes  Gelände  benutzt  worden.  Auf  demselben  ist 
ein  Hauptgebäude,  ein  chemisches  Institut,  ein  elektro- 
technisches Institut,  ein  Maschinen-I.aboratorium  errichtet, 
außerdem  an  Nebengebäuden  ein  Pförtner- Wohnhaus, 
desgl.  ein  Wohnhaus  für  den  Maschinisten  und  den  Me- 
chaniker, ein  Gewächshaus  und  ein  Kohlenschuppen. 

Das  Hauptgebäude  ist  in  der  Grundform  H  förmig, 
umschließt  aber  in  dem  Mittelbau  3  innere  Höfe.  Es  be- 
deckt rd.  5570  t»  und  hat  einschl.  der  inneren  Einrichtung 
rd.  3,13  Mi  II.  M.  erfordert.  Es  enthält  die  Verwaltungs- 
und Kepräsentationsräume,  Zeichen-  und  Hörsäle,  Biblio- 
thek, physikalisches  Institut,  Sammlungsräume,  Dozenten- 
zimmer und  sonstige  Nebenräuine.  Die  reich  ausgebildete, 
in  Backsteinfugenbau  mit  Sandstein-Gliederung  hergestellte 
Fassade,  schließt  sich  Alt-Danzigcr  Bauweise  an. 

Das  chemische  Institut  zeigt  u förmige  Grundform 
mit  angebautem  Hörsaal.  Es  bedeckt  rd.  17501«»  Grund- 
fläche. Es  schließt  sich  ebenso  wie  die  anderen  Bauten 
in  seiner  Formcngcbung  dem  Hauptgebäude  an,  natürlich 
in  dem  Zwecke  entsprechender  einfacherer  Ausgestaltung. 
Einschließlich  der  inneren  baulichen  Hinrichtung  (ausge- 
nommen Apparate  usw.j  sind  807  000  M.  für  dasselbe  auf- 
gewendet worden.  Es  enthalt  3  getrennte  Laburatorien 
für  anorganische  und  Elektro-Chemie,  für  organische  Che- 
mie und  Nahrungsmittel -Chemie  und  landwirtschaftlich- 
technische  Betriebe,  außerdem  Hörsäle,  Professorenzimmer 
und  -I-aboratorien,  Wohnungen  für  Dienerund  Assistenten, 
Sammlungen  und  Lagerräume  usw 

498 


Das  elektrotechnische  Institut  besteht  in  der 
Hauptsache  aus  einem  rechteckigen  Hauptbau  von  etwa 
800  ira  Grundfläche,  an  den  noch  ein  eingeschossiger,  etwa 
2401™  bedeckender  Maschinensaal  angebaut  ist.  Es  ent- 
hält einen  großen  Hörsaal,  Laboratorien,  Zeichen-  und 
Sammlungssäle,  Zimmer  für  Professoren  und  Assistenten 
nebst  den  erforderlichen  Nebenräumen.  Kosten  einschl. 
baulicher  Einrichtung  rd.  335000  M. 

Das  maschinentechnische  Laboratorium  dient 
einem  doppelten  Zwecke.  Es  umfaßt  die  gesamte  Kessel- 
und  Mascninenanlagc  für  die  Dampfheizung  und  die  Ver- 
sorgung mit  elektrischer  Kraft  und  elektr.  Licht  und  dient 
gleichzeitig  den  Maschinen- Ingenieuren  für  die  Zwecke 
des  Unterrichtes  als  Laboratorium  und  enthält  zu  diesem 
Zwecke  auch  einen  Lehrsaal  und  geräumige  Werkstatt. 
Die  Gesamtgrundfläche  beträgt  etwa  1250  s»,  wovon  rd. 
tooqni  auf  den  Maschinensaal,  rd.  450  auf  das  Kessel- 
haus entfallen  Der  Schornstein  des  Kesselhauses  ist  ver- 
bunden mit  einem  Wasserturm,  der  in  rd.  30»  Höhe 
über  dem  Gelände  einen  Wasserbehälter  trägt,  der  sämt- 
lichen Gebäuden  das  Wasser  unter  entsprechendem  Druck 
zuführt. 

Die  Entwürfe  für  die  Gesamtanlagc  der  Technischen 
Hochschule  in  Danzig  sind  in  der  Bauabteilung  des  Minist 
d.  öffcntl.  Arbeiten  zunächst  von  Geh.  Ob.-Brt.  Eggert, 
spater  von  Geh.  Ob.-Brt.  Dr.  Thür  bearbeitet  worden. 
Letzterem  lag  auch  die  Oberleitung  bei  der  Ausführung 
ob.  Die  spezielle  Bearbeitung  der  Pläne  in  technischer 
und  künstlerischer  Beziehung  sowie  die  eigentliche  Bau- 
leitung lag,  wie  schon  erwähnt,  in  den  Händen  des  Bits. 
Carsten  in  Danzig.  Insgesamt  sind  für  die  Bauausfüh- 
rungen 5.6  Mill.  M.  verausgabt  worden. 

In  schönen  Räumen,  ausgestattet  nach  den  neuesten 
Erfahrungen  und  ausgerüstet  mit  den  modernsten  Lehr- 
mitteln, tritt  die  neue  Anstalt  mit  erfahrenen  I-chrkräften 
in  den  Wettbewerb  mit  ihren  älteren  Schwestern  ein. 
Möge  auch  der  Geist,  der  in  ihr  waltet,  in  gutem  Sinne 
des  Wortes  modern,  fortschrittlich  sein.  Möge  die  neue 
technische  Hochschule  in  reichem  Maße  die  Unterstützung 
finden,  deren  sie  zu  ihrem  Emporblühen  bedarf  und  möge 
sie  durch  ihre  Leistungen  wiederum  befruchtend  wirken 
auf  die  technischen  Wissenschaften  und  ihre  Anwendung 
im  praktischen  Leben.  — 

No  Eo 


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Villa  Heaamuller  in  Mannheim. 
Architckl:  K.  Wittmann  in  Mannheim. 


Uotetfabfl  tlea  k  u  k.  Hofpavillona  der  Stadtbahn  bei  Schonbrunn 
bei  Wien. 

Atrhiirkt:  k,  k.  Obrrbaural  l*rof.  Otto  Wagorr  in  Wir». 
Illuitratlonaproben  au«  Teil  III  (Skiiienbuch)  dea  Deutschen 
Baukalenders.    38.  Jahrgang  19öS. 

5  Oktober  1904. 


Muni  Turm  in  IUI!  in  Tirol. 


Dorn  in  Limburg  an  der  Lahn. 


499 


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Stellung  dieser  Normalien'  ist  der  Verband  von  dem 
Gedanken  ausgegangen,  daß  der  1  iausinstallation  für 
die  Abführung  der  verbrauchten  Stoffe  noch  lange 
nicht  die  Aufmerksamkeit  zugewendet  wird,  die  dieser 
im  hygienischen  Interesse  gebührt,  daß  man  verkehrter 
Weise  hierin  immer  geknausert  und  gespart  hat.  Nicht 
sachgemäß  ausgebildete  Verbindungen,  zu  geringe 
Stärke  der  Röhren,  mangelhafte  Verlegung  sind  das 
Ergebnis  dieser  Sparsamkeit.  Als  ein  weiterer  Uebel- 
stand  wird  es  empfunden,  daß  jede  Stadt  mit  anderen 
Modellen  arbeitet,  sodaß  der  Fabrikant  gezwungen  ist, 
Modelle  in  großer  Zahl  vorrätig  zu  halten,  während  der 
Verbrauchersich  nicht  mehr  durchfindet.  Bei  Angeboten 
von  verschiedenen  Firmen  fehlte  ferner  bei  der  Ver- 
schiedenheit der  Wandstärken  usw.  jeder  Vergleich  Ober 
die  Gleichwertigkeit  des  Gebotenen  bei  gleichen  Preisen. 

Der  Verband  glaubte  daher  nicht  nur  den  Ver- 
brauchern, den  Architekten  und  Installateuren,  son- 
dern auch  den  Fabrikanten  durch  eine  einheitliche 
Norm,  durch  Vereinfachung  der  vielen  Formstücke, 
durch  gleichmäßige  Ausbildung  der  Verbindungen  zu 
dienen.  Dieses  Bestreben  ist  leider  von  verschiede- 
nen Seiten  verkannt  worden,  und  nicht  nur  die  Arbeit 
des  Verbandes,  sondern  auch  die  Person  der  bei  der 
Bearbeitung  beteiligten  Ausschußmitglieder  wurden 
mit  Angriffen  überhäuft,  gerade  aus  den  Kreisen, 


welchen  der  Verband  durch  seine  Arbeit  einen  Dienst 
zu  leisten  gehofft  hatte.  Durch  eine,  von  einzelnen 
Personen  geschürte  Agitation  ist  gegen  die  Vcrbands- 
Normalicn,  leider  nicht  ohne  Erfolg,  Stimmung  ge- 
macht worden,  wobei  die  große  Menge  natürlich  durch 
dieBehauptung  einer  ungeheueren  Verteuerung  der  betr. 
Installation  durch  die  neuen  Normen  leicht  gewonnen 
wurde.  Daß  durch  Verbesserung  eine  Verteuerung  ent- 
stehen muß,  ist  selbstverständlich,  sie  erreicht  aber  nicht 
entfernt  die  behaupteten  Zahlen  und  verschwindet  über- 
haupt gegenüber  den  Gesamtkosten  eines  Gebäudes. 

Der  Veiband  wird  sich  durch  diese  Agitation 
auch  nicht  beirren  lassen,  sondern  ist  überzeugt,  daß 
das  Gute,  was  in  seiner  Arbeit  steckt,  sich  doch  noch 
Bahn  brechen  wird.  Er  hat  seine  Arbeiten  auch  fort- 
gesetzt, in  denen  der  damit  betraute  Ausschuß  nun- 
mehr „Technische  Vorschriften  über  die  Anlage 
und  den  Betrieb  der  Grundstücks-Entwässe- 
rungen"  fertiggestellt  hat,  die  den  Städten  als  Grund- 
lage für  die  Aufstellung  ihrer  Ortsstatute  von  wesent- 
lichem Nutzen  sein  werden.  Die  Arbeit  wird  als  „Ent- 
wurf im  Verbandsorgan  veröffentlicht,  den  deutschen 
Städten,  den  Vcrbandsvercincn  usw.  zugesandt  und  so 
zur  öffentlichen  Kritik  gestellt  werden. 

Hiermit  ist  der  Ueberblick  über  die  Tätigkeit  des 
Verbandes  abgeschlossen.  —  <r'<>rtsrutinE  foist) 


Bücher. 

Unser  „Deutscher  Baukalender"  erscheint  in  den  näch- 
sten Tagen  im  38.  Jahrgang  in  völlig  neuer  Gestalt, 
die  ihn  schon  rein  äußerlich  von  seinen  Vorgängern 
wesentlich  unterscheidet  Der  Wunsch  nach  einer  dem 
praktischen  Verwendungszweck  noch  mehr  als  bisher  an- 
gepaßten Auswahl  des  Stoffes  und  nach  einer  noch  über- 
sichtlicheren Anordnung  desselben  hat  die  Herausgeber 
veranlaßt,  den  Kalender  vollständig  neu  zu  gestalten. 
Sein  Stoff  wurde  dabei  in  gTößere,  sachlich  zusammen- 
gehörige Gruppen  zusammengefaßt,  die  das  Aufsuchen 
einer  bestimmten  Materie  sehr  erleichtern. 

I>cr  Inhalt,  welcher  sich  statt  der  bisherigen  2  Teile 
auf  3  Teile  -  Teil  I  Taschenbuch,  Teil  11  Nachschlage- 
buch, Teil  III  Skizzenbuch  —  verleilt,  hat  bei  dieser 
grundlegenden  Umgestaltung  eine  reiche  Vermehrung 
erfahren  sowohl  durch  umfangreiche  Ergänzung  vorhan- 
dener wie  durch  Einschiebung  ganz  neuer  Abschnitte.  Es 
sei  nur  hingewiesen  auf  die  Hinzufügung  der  „Bestimmungen 
über  die  zivilrechtliche  Verantwortlichkeit  für  Leistungen 
der  Architekten  und  Ingenieure",  einer  Gchaltsskala  für 
die  Baubeamten  des  Reiches  und  in  Preuflen,  eines  Ab- 
schnittes Ober  die  wichtigsten  Bestimmungen  aus  der  sozialen 
Gesetzgebung  —  Kranken-,  Unfall-,  Invalidität»-  und  Alters- 
versicherung, Haftpflicht  usw.  —  aus  der  Feder  eines  er- 
fahrenen Juristen;  der  Bestimmungen  über  den  Bau  und 
Betrieb  von  Fahrstühlen,  der  Sicherhcits- Vorschriften  für 
elektrische  Anlagen  usw.  im  Taschenbuch.  Weggelassen 
sind  hieraus  dagegen  für  1905  die  cisenbahntechnischen 
Vorschriften,  da  bis  Ende  des  laufenden  Jahres  neue  Be- 
stimmungen erscheinen  werden,  die  uns  noch  nicht  zu- 
ganglich waren.  Die  alten,  dann  nicht  mehr  gültigen  Vor- 
schriften wieder  abzudrucken,  erschien  nicht  rattich. 

Einer  Umarbeitung,  die  fast  einer  Neubearbeitung 
gleichkommt,  wurden  die  Abschnitte  des  II.  Teiles  über 
Festigkeitslehre  und  Statik  der  Hochbau-  und  Brücken- 
Konstruktionen  unterzogen,  deren  Inhalt,  ein  so  wertvolles 
und  lehrreiches  Material  sie  auch  boten,  doch  eine  Um- 
gestaltung zur  Erhöhung  der  unmittelbaren  praktischen 
Verwendbarkeit  wünschenswert  erscheinen  ließ.  Wir  sind 
Überzeugt,  daß  den  beiden  in  der  Praxis  stehenden  Auto- 
ren dieser  Abschnitte  eine  wesentliche  Verbesserung  nach 
dieser  Richtung  gelungen  ist 

Daß  im  ührieen  alle  Kapitel  der  sorgfälligsten 
Durchsicht  und  Ergänzung  unter  Berücksichtigung  der 
neuesten  Erfahrungen  unterzogen  worden  sind ,  braucht 
als  selbstverständliche  Forderung  IQr  ein  jährlich  erschei- 
nendes Nachschlagewerk  kaum  erwähnt  zu  werden. 

Als  etwas  völlig  Neues  ist  dem  Kalender  noch  ein 
III.  Teil  hinzugefügt,  der  in  guten  Reproduktionen  be- 
merkenswerte Bauwerke  alter  und  neuer  Zeit  wiedergibt 
Alljährlich  sollen  diese  Abbildungen  durch  neue  ersetzt 
werden,  sodaß  der  Abnehmer  de>  Kalenders  allmählich 
im  Laufe  der  Jahre  eine  reiche  Sammlung  von  Studien- 
material erhält,  die  eine  interessante  Ucbersicht  über  die 
Entwicklung  der  alten  und  modernen  Baukunst  aller  Zeiten 
und  Länder  geben  wird.  Wir  glaubten  dadurch  unseren 

5*> 


Kalender  in  wertvoller  Weise  zu  bereichern.  Wir  geben 
dieser  Nummer  einige  lllustrationsproben  bei. 

Trotz  dieser  Erweiterungen  und  Verbesserungen,  die 
sich  auch  auf  die  äußere  Ausstattung  des  Kalenders  er- 
strecken, bleibt  sein  Preis  der  alte.*)  Wir  hoffen,  daß  ihm 
auch  in  seiner  verjüngten  Gestalt  die  alten  Freunde  treu 
bleiben  werden,  und  erwarten,  daß  er  sich  zahlreiche 
neue  erwerben  wird.  — 


Bei  der  Redaktion  d.  Bl. 

Timms  &  Webb.  Die  fOntunddreißig  Mobelstile. 
Acgyptisch,  griechisch,  romanisch,  pompejamsch,  byzantinisch, 
roli*c h,  msurisch,  indisch,  chinesisch,  japanisch,  ital.  gotisch, 
Tudor,  ital.,  tpan. ,  deutsche,  holt.  Renaissance,  Franeois  I. 
Henry  II.,  Louis  XIII.,  Elisabethen,  Jacobe««,  William  and 
Mary,  Queen  Anne,  Loui»  XIV  ,  Georgean,  Louis  XV  .Chippcn- 
date,  Ince  and  Mayhew,  Heppelwhite,  Louis  XVI.,  Sheraton, 
K.  and  J.  Adam,  Empire,  English  New  Art,  l'Art  Nouvrau 
78  Tat  mit  rd.  1300  Hobel-Details  und  Einzelmöbeln.  D»rm- 
ttadt  1004.   Alexander  Koch.   Pr.  in  Mappe  48  M. 

T.  Reckenachuß,  R.,  Prot  DieAlbulababn.  Vortrag  Mit 
14  Tat  Wien  1904  Verein  zur  Verbreitung  naturwissen- 
schaftl.  Kenntnisse. 

Totenschau. 

O.  Appelius,  Wirkl.  Geh.  Ob.-Brt.  f.  Am  27.  d.  Mts. 
starb  in  Charlottenburg,  der  erst  Ende  v.  J.  aus  der  Lei- 
tung der  Bauabteilung  im  Kriegsministerium  ausgeschie- 
dene Wirk!.  Geh.  Ob.-Brt.  Oskar  Appelius  im  Alter  von 
67  Jahren.  Appelius  trat,  nachdem  er  vorher  bei  Bahn- 
bauten und  privatim  in  Berlin  tätig  gewesen  war,  1876 
als  Garnison-Bauinspektor  in  den  Dienst  der  Heeresver- 
waltung und  wurde  1887  in  das  Kriegsministerium  be- 
rufen, wo  er  1896  zum  Abteilungschef  ernannt  wurde  und 
dem  er  bis  zu  seinein  Ausscheiden  aus  dem  Amte  ange- 
hört hat.  Seit  1898  war  er  auch  außerordentliches  Mit- 
glied der  Akademie  des  Bauwesens.  Lagen  auch  die 
Aufgaben,  die  ihm  durch  sein  Amt  gestellt  wurden,  vor- 
wiegend auf  praktischem  Gebtete,  so  daß  ihm  selbst  zu 
künstlerischer  Betätigung  nur  ein  geringes  Feld  geboten 
war,  so  glauben  wir  es  doch  ihm  als  persönliches  Ver- 
dienst anrechnen  zu  dürfen,  wenn  auch  bei  den  Bauten 
der  Heeresverwaltung  im  letzten  Jahrzehnt  mehr  und 
mehr  das  Bestreben  hervorgetreten  ist,  innerhalb  der 
möglichen  Grenzen  den  praktischen  Zweck  auch  mit  einer 
ästhetisch  wirkenden  Form  zu  verbinden.  In  früheren 
Jahren  hal  Appelius  auch  in  lebhafter  Weise  an  den  all- 
gemeinen Fragen  des  Baufaches  Anteil  genommen  und  isl 
sowohl  im  Berliner  Architekten- Verein  wie  im  Verbände 
deutsch.  Arch  -  u.  Ing  -Vereine,  deren  Vorständen  er  zeit- 
weilig angehört  hat,  ein  tätiges  Mitglied  gewesen.  — 

•)  3JD  M.  tri)  I  jcb.,  tl  u  III  brvfchirrt.    Teil  I  mit  VrwMuB  4  hl. 


Inhalt :  l>ie  XVI-  Wiadcrverummlunjc  de«.  Vetr.andr..  deutscher  Archi- 
tektin- und  Ingeln.  iii-Y,  K-iur  zu  lXl^rldurf  vom  ta.  bis  14  Srptcmber  1904 
iKortHrtrun^  1.  —  Z.it  hrdffDurjj*,  der  Tc':hmsrlvct)  llorhbrhule  in  t>arui£.  — 

illitliff,  —  T.>iltr:j>..  hrtit. 


Verlag  der  l>eut».-r>.-ii  lUutrituac,  C,  m.  b.  H  ,  Betbn.  Kdx  die  Redaktion 
verantwortL  i.  V.  f.  fciielen,  Berlin.   Urnen  vo«  WUh.  Cr«»«,  Berlin. 

No.  8a 


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* 


*  XXXVIII.  JAHRGANG  IDOi    *    *    N<>-  81  * 


Google 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  81.  BERLIN,  DEN  8.  OKT.  1904 


Neuere  badische  Architektur. 


(Fortsetzung  aas  Ho.  77.1    Hiemi  ein«  Bildbeilage,  sowie  dir  Abbildungen  auf  Seite  y><,  und 

as  im  Vorhergehenden  geschilderte  palast- 
artige Üopuelwohnhaus  enthalt,  wie  bereits 
angedeutet,  den  Zugang  zur  Baisch-Straße, 
einer  nicht  durch- 


No.  78. 

abhängige  Formen  auszubilden.  Eine  Reihe  von  Einzel- 
heiten, die  wir  von  verschiedenen  I  läusern  wiedergeben, 
mögen  von  der  Formensprache  ein  näheres  Bild  geben. 


gehenden  Privat- 
straße.  an  welcher  narh  dem 
Lageplan  S.  479  sechs  Ein- 
familienhäuser beiderseits  in 
rhy  thmischer  Weise  dcrarlauf- 
gereiht  sind,  daß  zwischen  je 
zwei  Häusern  ein  nicht  großes, 
aber  angemessenes  Stück  Gar- 
ten verbleibt.  Die  Grundrisse 
der  Häuser  sind  dem  Wohnbc- 
dOrfnisse  einer  Familie  zweck- 
mäßig und  intrefflichcrRaum- 
gestaltung  angepaßt  und  es  ist 
bei  ihnen  der  Grundsatz  ver- 
folgt, den  Charakter  des  Ein- 
familienhauses auch  in  der 
malerisch  gruppierten  Erschei- 
nung des  Aeußeren  zum  Aus- 
druck zu  bringen.  Die  Wahl 
der  Materialien  erfolgte  in  aus- 
gesprochencrWeise  mit  Rück- 
sicht auf  die  farbige  Erschei- 
nung der  Häuser,  welcher  die 
gleiche  Rolle  zugewiesen  ist, 
wie  der  Fortnensprachc  der- 
selben. Die  Ausführung  des 
Mauerwerkes  geschah  meist 
in  grünlichem,  jedoch  auch  in 
rotem  und  weißem  Pfälzer 
Sandstein,  wobei  dieFassaden 
teils  hammerrecht  gemauert, 
teils  weiß  verput/t,  teil 
Schindeln  und  teils  mit  farbi- 
gen Kacheln  bekleidet  wurden 
Wo  es  ohne  erheblicheren  Auf- 
wand angängig  war,  ist  selbst 
dem  Gold  eine  Mitwirkung  in 
der  Farbensymphonie  der  ein- 
zelnen Häuser  zugewiesen. 
Die  Ausstattung  des  Inneren 
ist  gut  bürgerlich.  In  der 
Formensprache  zeigt  sich  teils 
eine  individuelle  Behandlung 
des  romanischen  Stiles,  teils 
ist  der  Versm.li  gemacht,  von 
der  Ueberlieferung  völlig  un- 


l  üi  am  Hause  Baisch-StraJic  3. 


5°' 

dby  Gc 


Die  Bauzeit  betrug  durchschnittlich  nur  7  Monate,  die  worden,  welche   in   hohem  Maße  das  erfolgreiche 

Baukosten  schwankten  zwischen  30000  und  32000  M.  Streben  künstlerischer  Neubildungen  mit  den  prakti- 

Mit  der  Anlage  der  vornehmen  und  ruhigen  Baisch-  sehen  Bedingungen  behaglicher  Wohnlichkeit  ohne 

Straße,  ist  Karlsruhe  um  eine  Baugruppe  bereichert  großen  Aufwand  zu  vereinigen  sucht.  -- 

.   iFoft.HMJiig  tolgt.l 

Zum  Entwurf  einer  neuen  Bauordnung  für  Dresden. 

Von  J.  Stflbbcn,  Dr.-lng. 

— Tas  Bauwesen  der  Stadl  Dresden  ist  bisher  geregelt  erstrecken;  die  Kosten  des  Uebermaßes  tragt  die  Stadt, 
durch  die  Stadlbauordnung  von  1837,  die  Straßen-  Die  Zahlungsverpflichtungen  können  unter  erleichternden 
bauordnung  von  1897,  das  sächsische  allgemeine  Bedingungen  durch  die  stadtische  Grundrcntcnanstalt  oder 
Baugesetz  von  1000,  eine  große  Anzahl  nach  einander  die  Landeskultur  -  Rentenbank  vermittelt  werden.  Auch 
entstandener,  teils  für  das  ganze  Stadtgebiet,  teils  nur  die  auf  die  Stadl  entfallenden  Straßen-  bezw.  Platzanlage- 
fflr  Teile  desselben  geltender  Baupolizei  -  Vorschriften,  kosten  usw.  können  durch  Ortsstatut  ganz  oder  teilweise 
und  endlich  die  Bauordnungen  der  eingemeindeten  Vor- 
orte. Allein  die  Zahl  der  vorgenannten,  nach  einander 
entstandenen  Baupolizei -Vorschriften  beträgt  73;  sie  ent- 
halten 750  Paragraphen  und  nehmen  in  der  Ortsgesetz- 
Sammlung  über  350  Druckseiten  ein!  Eine  angenehme  Be- 
rufspflicht  sowohl  für  den  bauenden  Architekten,  als  für 
den  prüfenden  Beamten,  sich  in  einer  solchen  Sundflut 
von  Bestimmungen  zu  recht  zu  finden!  Aber  auch  eine 
schwierige  Aufgabe,  in  einer  neuen  Dresdner  Bauordnung 
diese  Bestimmungen  zu  vereinheitlichen  und  den  gesuno- 
heitlichen,  sozialen,  technischen  und  künstlerischen  Fort- 
schritten anzupassen.  Dem  Stadtrat  Dr.  Kretzschmar 
ist  diese  Aufgabe  zugefallen.  Sein  Entwurf,  von  vorn- 
herein als  Entwurf  No.  1  bezeichnet,  ist  zahlreichen  Be- 
hörden, Dienststellen  und  Vereinigungen  (darunter  nament- 
lich dem  Dresdner  Architekten-Verein  sowie  dem  Sachs. 
Ingenieur-  und  Architekten-Verein)  zur  Begutachtung  zu- 

fegangen  und,  nachdem  deren  Wünsche  in  beträchtlichem 
"mfange  Berücksichtigung  gefunden  hatten,  im  „Baupoli- 
zei-Ausschusse" einer  eingehenden  Beratung  unterzogen 
worden.  So  hat  er  die  Fassung  No.  a  erhalten  und  liegt 
nunmehr  dem  königl.  Ministerium  des  Inneren  zur  vorlau- 
figen Prüfung  vor.    Alsdann  soll  der  Entwurf,  um  die 


?hlußfassung  des  Stadtrates  zu  erleichtern,  einer  eigens 
zu  diesem  Zwecke  eingesetzten  Katskommission  von  fünf- 
zehn Mitgliedern  unterbreitet  werden.  Obschon  hiernach 
noch  manche  Abänderungen  zu  erwarten  sind,  ist  er  doch 
schon  in  den  Fassungen  1  und  3  ein  höchst  wertvolles 
Werk,  das  uns  in  die  Dresdner  baulichen  Verhältnisse  und 
Bestrebungen  einen  lehrreichen  Einblick  verschafft  und 
uns  zeigt,  wie  ausgedehnt  und  vielgestaltig  das  durch  die 
Bauordnung  einer  Großstadt  zu  regelnde  Interessengebiet 
und  wie  ungenau  die  Vorstellung  ist,  als  könne  man  durch 
wenige  grundsätzliche  Bestimmungen  und  durch  die  Linien 
eines  Bebauungsplanes  die  Fülle  von  Bedürfnissen  und 
Abstufungen  erschöpfend  berücksichtigen,  denen  die  Re- 
gelung der  baulichen  Interessen  einer  großen  Gemeinde 
naturgemäß  unterliegt. 

Der  erste  Teil  behandelt  Feststellung  und  Wirkung 
der  Bebauungspläne.  §  8  enthält  zwei  wichtige  Un- 
terschiede gegen  das  in  Preußen  geltende  Recht.  Wäh- 
rend bei  uns  die  Beschränkung  der  Baufreiheit  erst  durch 
den  Bebauungsplan  eintritt,  ist  in  Dresden  die  Feststellung 
eines  Bebauungsplanes  Vorbedingung  der  Baucrlaubnis. 
In  Preußen  lauten  die  Aufstellung  des  Bebauungsplanes 
und  die  Festsetzung  baupolizeilicher  Bestimmungen  neben 
einander  her;  erstere  ist  Aufgabe  der  Gemeinde- Ver- 
tretung und  Gemeinde -Verwaltung,  letztere  ist  Sache  der 
(staatlichen)  Polizei  Auch  wo  die  Polizcigewalt  an  Ge- 
meindebeamte übertragen  ist.  steht  der  Gemeinde -Ve  r- 
tretung  kein  Einfluß  zu  auf  die  Bauordnungs- Vorschriften. 


treiung  Kein  fciniiuu  zu  aut  die  Bauordnungs- vorschntten.  bau  verlangt,  fticht  bedenkenfrci  ist  die  Hcschränkuni; 
In  Sachsen  dagegen  besteht  der  %on  den  Gcmeindebe-    der  Dachncigung  der  Hintcrlandbebauung  in  Klasse  B  I  auf 


solchen  Besitzern,  denen  die  Mehrflächc  des  öffentlichen 
Verkehrraumes  zugute  kommt,  nach  Maßgabe  ihres  Vor- 
teiles zur  Ijist  gelegt  werden;  hierfür  sind  Beiträge  nach 
Frontmeiern  fesigesetzt  oder  testzusetzen. 

Der  dritteTeil  handelt  von  der  Umlegung  und  Ent- 
eignung der  Grundstücke  auf  Grund  des  allgemeinen 
Baugesetzes.  Die  Umlegung  wird  Über  die  54  bis  58 
des  allg.  Bauges.  hinaus  dadurch  angeregt,  daß,  abgesehen 
von  Eckgmndstückcn,  jede  neue  Baustelle  bei  geschlosse- 
ner Bauweise  auf  mindestens  i7n>  Tiefe  rechtwinklig  zur 
Fluchtlinie  abgegrenzt  werden  muß.  Bei  Enteignungen  hat 
der  Eigentümer  sich  auf  die  Entschädigung  die  Werter- 
höhung anrechnen  zu  lassen,  die  der  verbleibenden  Grund- 
fläche aus  dem  Unternehmen  erwächst.  Dies  gilt  auch  bei 
Kürzung  bebauter  Grundstücke  durch  neue  Fluchtlinien 
und  ist  eine  grundsätzliche  Verschiedenheit  von  den  Vor- 
schriften des  preußischen  Enteignung«- Gesetzes. 

Der  vier  t  eTeil  bringt  die  Einteilung  dcrBauklassen. 
Es  sind  davon  5  für  geschlossene  Bebauung,  8  für  offene 
Bebauung  festgesetzt  Abgestuft  sind  die  Vorschriften 
über  das  Verhältnis  der  Gebäudehöhe  zur  Straßenbreite, 
über  die  Maximalhöhe,  die  Geschoßzahl,  die  Hofgrößen 
und  den  Dachausbau.  Die  Größthöhe  beträgt  in  den  ersten 
drei  Klassen  des  Reihenbaues  2a1",  in  der  vierten  18™,  in 
der  fünften  15  ra  bis  zum  Dachgcsim.«.  Die  größte  Geschoß- 
zahl beträgt  in  den  obersten  drei  Klassen  5,  in  der  vierten 
Klasse  4  mit  Dachausbau,  in  der  fünften  Klasse  3  mit  Dach- 
ausbau oder  4  ohne  diesen.  Zur  Ermittelung  der  Mindcst- 
llofgröße  werden  in  Klasse  I  die  Grundstücke  In  drei  hinter- 
einander liegende  Streifen  geleilt,  von  welchen  der  erste 
bis  zu  iom,  der  zweite  bis  zu  20«»,  der  dritte  bis  zu  30 m 
parallel  der  Bauflucht  sich  erstreckt.  Die  Berechnung  des 
von  der  Streifenleilung  unabhängigen  Hofraumes  erfordert 
•/,<,  des  ersten,  »,',„  des  zweiten.  »  „,  des  dritten  Streifens 
plus  */io  der  Restflächc.  I  lofgcmcinschaftcn  sind  untcrUm- 
ständen  zugelassen.  Im  übrigen  wäre  es  erwünscht,  daß 
die  ausführlichen  Einzel-Bestimmungen  über  Hintergebäude 
und  Hofabmessungen  noch  mehr  Rücksicht  auf  den  Lieht- 
einfallwinkel  nähmen.  Vielleicht  wäre  dadurch  eine  Ver- 
einfachung zu  erreichen. 

Die  Bauklassen  für  offene  Bebauung  unterscheiden 
sich  hauptsächlich  nach  der  Wichbreite,  der  Geschoßzahl, 
der  Zulässigkeit  des  Gruppenbaues  und  der  Hinterland- 
Bebauung.  Die  Mindest- \\  ichbreite  wechselt  von  4,5  bis 
iom,  die  zulässige  Geschoßzahl  von  2  bis  4  mit  oder  ohne 
Dachausbau.  Gruppenbauten  sind  in  zwei  Bauklassen  A 
undC  Oberhaupt  nicht  gestaltet;  hier  herrscht  also  die  offene 
Bauweise  in  ausgesprochenster  Art.  In  der  Klasse  A  wird 
zudem  für  die  Fassaden  die  Befriedigung  höherer  architek- 
tonischer Anforderungen  und  in  der  Regel  reiner  Sandstein- 
bau verlangt.    Nicht  bedenkenfrci  ist  die  Beschränku 


hörden  (Gemciiidcvorstand  und  Gemeindevertretung»  zu 
beschließende,  von  der  Staatsbehörde  zu  genehmigende 
Bebauungsplan  ausdrücklich  sowohl  aus  den  Planzeich- 
nungen als  aus  den  zu  befolgenden  Bauvorschriften. 

Im  §  9  wird  ausdrücklich  vorgeschrieben,  daß  bei 
Aufstellung  der  Bebauungspläne  auch  auf  das  Wohnungs- 
bedürfnis,  sowie  auf  die  künstlerisch  schöne  Wirkung 
des  Straßen-  und  Platzbildes  Bedacht  zu  nehmen  ist.  Für 
die  Vorgärten  ist  die  Bestimmung  getroffen,  daß  die- 
selben, falls  sie  nicht  lediglich  den  Zweck  haben,  eine 
künftige  Verbreiterung  der  öffentlichen  Verkehrsfläche 
vorzubereiten,  in  der  Regel  wenigstens  6  ■»  tief  sein 
sollen.  Die  Art  der  Feststellung  und"  die  Wirkung  der  Be- 
bauungspläne, auch  die  Fragen  des  Schadenersatzes  und 
der  Einziehung  öffentlicher  Wege,  sind  in  den  nachfol- 
genden Paragraphen  klar  behandelt.  Es  folgen  im  zwei- 
ten Teil  die  Bestimmungen  über  die  Aulbringung  der 
Slraßcnbaukosten,  die  von  den  preußischen  hauptsächlich 
dadurch  abweichen,  daß  die  Anliegerlcistungen  sich  im 
allgemeinen  bis  auf  1a  m  .Straßenbreite,  jedoch  neben 
Platzen,  Flußufrrn  und  Parkanlagen  bis  auf  24  an  son- 
stigen einseitig  zu  bebauenden  Straßen  auf  15  m  Hrcitc 

51" 


45  Grad,  wie  uns  Uberhaupt  die  Vorschriften  über  Dach- 
neigung unerwünscht  erscheinen.  Auch  kann  das  Verbot 
des  Dachausbaucs  bei  3  (oder  4)  Vol  (geschossen  trotz  der 
Bestimmung,  daß  in  diesem  Falle  auf  eine  möglichste  Be- 
lebung der  Architektur  durch  Dachaufbauten  hingewirkt 
werden  soll,  zu  unschönen  Gestaltungen  führen.  -  Die 
Anwendung  einer  sogenannten  hinteren  Bautinie  ist  nicht 
vorgesehen. 

Zwar  ist  die  Mannigfaltigkeit  der  baupolizeilichen  Be- 
stimmungen in  einer  Großstadl  unvermeidlich ;  dennoch 
aber  wird  man  den  Wunsch  aussprechen  müssen,  daß  es 
gelingen  möge,  unbeschadet  des  tuten  Zweckes  die  aus 
den  tabellarischen  Uebersichtcn  Uber  die  geschlossenen 
und  offenen  Bauklassen  ersichtliche  Vielheit  etwas  ein- 
zuschränken. 

Die  Vorschrift,  daß  Straßenecken  von  90  oder  weniger 
Winkelgraden  in  der  Regel  bis  auf  3  ™  diagonale  Länge 
abzukanten  oder  abzurunden  sind,  schießt  nach  unserer 
Meinung  übers  Ziel  Unter  Umständen  genügt  dic-cs  Maß 
der  Abkantung  nicht  für  den  Verkehr,  in  sehr  vielen  ande- 
ren Fällen  aber  ist  die  Eekverbrechuni;  entbehrlich.  Die 
Bestimmungen  über  den  Vorsprung  von  Erkern  und  anderen 

No.  8t. 

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Gebäudeteilen  vor  die  Fluchtlinie  erscheinen  sachgemäß; 
insbesondere  kann  das  Vorsprungmaß  von  io-50cm  bei 
den  verschiedenen  Straßenbreiten  die  Feststellung  getrenn- 
ter Kaulinien  und  Vorsprunglinien ,  wenn  auch  vielleicht 
in  unvollkommener  Weise,  ersetzen.  Die  Vorschrift,  daß 
vor  Gebäuden,  die  hinter  die  Fluchtlinie  zurückgestellt 
werden,  da«  Grundstück  in  der  Fluchtlinie  einzufriedigen 
ist,  dürfte  nicht  anzuwenden  sein  auf  die  Fälle,  wo  die 
Zurückstellung  nur  den  Zweck  hat,  größere  Ausladungen 
und  Fassadenvorsprünge  zu  ermöglichen.  In  der  offenen 
Bebauung  herrscht  hinter  der  V'orgartenlinie  eine  gewisse 
Freiheit  in  der  Stellung  der  Gebäude.  —  „Bei  Straßen, 
die  für  den  Verkehr  von  Bedeutung  sind  oder  künftig 
weiden,  oder  sonst  in  bevorzugter  Lage  sich  befinden, 
und  bei  Plätzen  können  an  die  Bebauung  der  Grundstacke 
höhere  architektonische  Anforderungen  gestellt  werden". 
—  Die  Zulässigkcit  von  Dampfkesseln  und  von  gewerb- 
lichen Anlagen,  auch  von  Krankenhäusern,  Kindcrbewahr- 
anstallen  u.  dergl.  ist  nach  den  verschiedenen  offenen  und 
geschlossenen  Bauklasscn  eingehend  geregelt. 

Auf  die  im  fünften  Teil  enthaltenen  konstruktiven 
Vorschriften,  auf  Treppen,  Dächer,  Feuerungen,  Aborte  usw. 
einzugehen,  fehlt  hier  der  Kaum.  Eine  knappere  Fassung 
der  bezüglichen  Vorschriften  wäre  erwünscht.  Vortrefflich 
Ist  die  Bestimmung,  daß  zu  jeder  selbständigen  Wohnung, 
zu  jeder  Werkstatt  und  soweit  tunlich  zu  jedem  selbstän- 
digen Ladenraum  ein  besonderer  Abort  gehören  muß. 
Räume  zum  dauernden  Aufenthalt  von  Menschen  müssen 
wenigstens  2,85™  i.  L.  (ausnahmsweise  2,60™»  hoch  sein, 
eine  verständige  Bestimmung  angesichts  übertriebener  For- 
derungen in  anderen  Städten.  Die  Fensterfläche  soll  1  !,„  der 
Fußbodenfläche  betragen.  Wichtig  sind  die,  in  wenigen 
Bauordnungen  sich  findenden  Vorschriften  überdie  Größe 
der  Wohnungen:  die  Mindestforderung  besteht  in  einem 
heizbaren  Wohnraum  und  einem  Schlafraum,  zusammen 
wenigstens  301"»  groß,  ferner  einer  Küche  und  einem  Auf- 
bewahrungsraum. Dazu  kommt  die  Forderung,  daß  „die  zu 
einer  Wohnung  gehörigen  Räume  in  der  Regel  unter  einem 
Verschluß  liegen"  sollen.  Hoffentlich  erweisen  sich  diese 
ausgezeichneten  Bestimmungen  des  §  142  ohne  Schwierig- 
keit als  durchführbar.  Für  die  meisten  Städte  würde  die 
Annahme  ähnlicher  Vorschriften  einen  namhaften  Fort- 
schritt bedeuten. 

Kellerwohnungen  sind  nicht  ganz  ausgeschlossen,  aber 
dadurch  ihrer  gesundheitlichen  Nachteile  fast  entkleidet, 
daß  sie  nicht  nach  Norden  liegen  dürfen,  das  Sonnenlicht 
unter  einem  Winkel  von  45°  empfangen  und  hinsichtlich 
ihrer  Höhenlage,  Beleuchtung  und  Isolierung  strengen  Vor- 
schriften genügen  müssen;  auch  darf  auf  jedem  Grund- 
stück nur  eine  Wohnung  im  Kellergeschoß  hergestellt 
werden.  Für  Wohnungen  im  Dachgeschoß  sind  ebenfalls 
.sachgemäße  Bestimmungen  vorgesehen. 

,Fttr  Einfamilienhäuser",  so  lautet  der  wichtige  §  147, 
„für  Wohnhauser  mit  nicht  mehr  als  zwei  bis  drei  kleinen 
Wohnungen,  für  Landhäuser  zur  vorübergehenden  Be- 
nutzung und  dergleichen  Gebäude  kann  die  Bauausführung 
durch  weniger  weitgehende  Anforderungen  erleichtert  wer- 


den. Dies  gilt  insbesondere  hinsichtlich  der  Geschoßhöhe, 
Stärke  und  Herstellungsart  der  Umfassung*-  und  Mittel- 
mauern, Breite  und  Herstellung  der  Treppen  (insbeson- 
dere ohne  Putz  oder  andere  unverbrennlichc  Verkleidung 
der  Untenseite),  Lage  der  Aborte  u.  dergl."  Streng  ge- 
nommen enthält  dieser  Paragraph  indes  nur  ein  unausge- 
führtes Programm ;  die  Ausführung  sollte  nicht  in  das  freie 
Ermessen  der  Polizeibehörde  gestellt,  sondern  durch  be- 
stimmte, mildere  Vorschriften  gesichert  werden.  Es  scheint 
freilich,  daß  die  inrede  stehenden  kleinen  Häuser  in  Dres- 
den —  wie  im  Osten  überhaupt  —  trotz  dahin  gerichteter 
Bestrebungen  leider  noch  zu  sehr  eine  Ausnahme  bilden, 
um  schon  den  Erlaß  eingehender,  auf  das  kleine  Haus  zu- 
geschnittener Bestimmungen  fordern  zu  dürfen. 

Der  sechste  bis  neunte  Teil  des  Krctzschmar'schen 
Entwurfes  beziehen  sich  auf  Schutzmaßregeln  bei  der  Bau- 
ausführung, auf  die  polizeiliche  Beaufsichtigung  der  Bauten, 
auf  Baupolizeigebühren  und  Uebergatigsvcrhälinissc.  Es 
ist  hier  nicht  der  Raum  vorhanden,  auch  auf  diese  Dinge 
näher  einzugehen. 

Der  sehr  beträchtliche  Umfang,  aus  190  Paragraphen 
bestehend,  ist  überhaupt  eine  vom  Dresdner  Architekten- 
Verein  mit  Recht  hervorgehobene  Schattenseite  des  Ent- 
wurfes. Es  wäre  zu  wünschen,  daß  außer  den  Verbesse- 
rungen und  Verschlechterungen,  denen  er  noch  entgegen- 
geht, auch  Kürzungen  vorgenommen  würden,  bevor  er 
geltendes  Recht  wird.  Viele  Bestimmungen,  so  namentlich 
die  Klasseneinteilung  und  deren  örtliche  Verbreitung  über 
den  Stadtbezirk,  entziehen  sich  teilweise  oder  ganz  dem 
Urteil  des  Fernstehenden.  Das  aber  ist  sicher  daß  die 
Krctzschmar'sche  Arbeit  hohe  Anerkennung  verdient  Mag 
man  noch  so  viele  Beteiligte  hören  oder  mag  man,  wie  in 
Stuttgart,  noch  so  viele  wissenschaftliche  und  andere  Gut- 
achten sammeln:  in  einer  solchen,  von  materiellen  und 
geistigen  Interessen  so  stark  durchsetzten  Materie  werden 
wirkliche  Fortschritte  nur  erzielt  durch  den  von  Einsicht 
und  Sachkunde  getragenen  starken  Willen  der  zuständigen 
Behörde,  besser  gesagt:  der  zuständigen  Personen.  Die 
Mitwirkung  anderer  soll  dadurch  nicht  für  überflüssig  er- 
klärt werden.  Einsicht,  Sachkunde  und  Wille  sind  in 
Dresden  vorhanden.  Und  so  darf  man  vertrauen,  daß 
aufgrund  des  vortrefflichen  sächsischen  allgemeinen  Bau- 
gesetzes  dasjenige  erreicht  werde,  was  auch  in  Stuttgart 
trotz  heftiger  Kampfbewegung  als  grundsätzlich  zu  er- 
strebendes Ziel  allgemein  anerkannt  wird,  nämlich:  eine 
die  Forderungen  der  Hygiene,  der  Volkswirt- 
schaft, der  Sozialpolitik"  und  der  Technik  nach 
Möglichkeit  erfüllende  ßauordnung,  deren  Vor- 
schriften über  Weiträumigkeit,  Gebäudehöhe, 
Gebäudeabstand  und  Gebäude-Konstruktion  sich 
abstufen  unter  Berücksichtigung  der  örtlichen 
Verhältnisse  und  wirtschaftlichen  Möglichkeiten 
einerseits  und  der  sozialen  Bedürfnisse  der  Be- 
völkerung anderseits.  Dabei  i»t  das  wesentliche  nicht 
eine  utopische  Vollkommenheit,  die  es  nicht  gibt,  son- 
dern ein  entschiedener  und  allmählicher  Fortschritt  zum 
Besseren.  - 


Entwicklung  des  stadtischen  Schnellverkehrswesens  seit  Einführung  der  Elektrizität. 


jas  den  Betriebs-Koeffizienten  betrifft,  so  be- 
wegt sich  dieser,  abzüglich  Steuern  und  Abgaben, 
bei  allen  Bahnen  in  der  Hohe  von  rd.  5o"irv  Daß  er 
trotz  der  hohen  Tarife  in  den  Vereinigten  Staaten  nicht  nie- 
driger ist,  als  bei  uns,  hängt  damit  zusammen,  daß  auch 
die  Ausgaben,  namentlich  die  Personalkostcn,  drüben  er- 
heblich nöher  sind,  als  hierzulande.  Im  allgemeinen  ist 
ein  Steigen  des  Betriebs-Koeffizienten  trotz  wachsenden 
Verkehres  bei  vielen  Unternehmungen  festzustellen. 

Der  Reingewinn  in  Prozenten  des  gewöhnlichen 
Aktienkapitals  nach  Abzug  der  Schuldenzinsen  und  aller 
Ausgaben  liegt  im  allgemeinen  unter  4%.  Kur  die  Pariser 
Untergrundbahn  ist  bisher  in  der  glücklichen  Lage  ge- 
wesen, über  4%  Dividende  zu  verteilen,  was  begreiflich 
ist,  da  sie  gewissermaßen  den  Tramdienst  mit  versieht. 
Die  Zentral-Londonbahn  hat  bisher  andauernd  4%  ver- 
teilt und  die  Manhattanbahn  hofft,  durch  die  Umwandlung 
trotz  der  vermehrten  Kapitaleinlage  über  4%  zu  kommen. 
Alle  anderen  Bahnen  haben  auf  die  gewöhnlichen  Aktien 
weniger  gebracht.  In  ungünstiger  Lage  befindet  sich  auch 
die  Liverpoolcr  Hochbahn,  von  der  man  eine  gebesserte 
Wirtschaftlichkeit  erhofft,  sobald  der  in  Ausführung  be- 
griffene Anschluß  an  die  soeben  auf  elektrischen  Betrieb 
umgewandelte  30^™  lange  Liverpool  Southport- Linie  (s. 
den  Plan  auf  der  Beilage  zu  No.  15)  fertig  sein  wird.  Auch 
die  ietzt  elektrisch  betriebene  Merscvtunnelbahn  soll  mit 
der  letzteren  verbunden  werden.  DerHöhe  der  Dividenden 

8.  Oktober  1904. 


entspricht  natürlich  auch  der  Kursstand  der  Aktien. 
Die  Feststellung  eines  richtigen  Tarifes  für  ein  Schnell- 
vcrkchrs-Unternehmen  sollte  eine  der  größten  Sorgen  der 
Beteiligten  sein.  In  Deutschland  ist  ein  Einheitstanl  schon 
deshalb  nicht  durchführbar,  weil  wir  keine  dafür  passende 
Münze  besitzen.  Ein  Einheitsfahrpreis  von  10  Pf.  wäre 
unter  allen  Umständen  zu  niedrig  und  der  Preis  von  15  Pf. 
erscheint  für  die  derzeitigen  Berliner  Verhältnisse  als 
Durchschnitt  zu  hoch.  Man  hat  sich  infolge  dessen  bei  der 
Hochbahn  zum  System  der  Staffelung  bequemen  müssen, 
das  den  schon  genannten  Durchschnitt  von  12,35  Pf.  er- 
gibt, während  nach  den  Vorausberechnungen  ein  Erlös 
von  12  Pf.  mindestens  sichergestellt  schien,  der  erforder- 
lich war,  um  nach  kurzer  Zeit  auf  eine  Dividende  von 
4°, 6  zu  kommen.  Zu  dem  Zweck  war  ferner  die  Führung 
zweier  Wagenklassen  notwendig,  die  sich  auch  im  Be- 
triebe durchaus  bewährt  haben,  da  15%  aller  Fahrgäste 
die  höhere  Wagcnklassc  benutzen:  das  Erträgnis  auf  die 
Person  wird  dadurch  um  1  Pf.  aufgebessert. 

Die  angeführten  Talsachen  zeigen  die  Wichtigkeit,  hei 
jedem  ins  Leben  zu  rufenden  Schnellbahn-Unternehmen 
die  wirtschaftliche  Seite,  die  Fragen  de»  Betriebes  und 
des  Fahrplanes,  und  den  Tarif  mit  peinlichster  Sorgfalt 
zu  studieren,  und  namentlich  auch  übertriebenen  Anfor- 
derungen, welche  hierin  wohl  vonseiten  des  Publikums 
oder  auch  gar  der  Gemeinden  erhoben  werden,  auf  das 
entschiedenste  entgegenzutreten. 


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ife  der  Pariaer  I  n' 
an  der  Porte  Haillot 


Abbildg.  ai. 

Schleife 

de*  SOdringe* 
der  Pariser 
Untergrund- 
bahn 

an  der  Place 
de  ITtoile. 


Nach  diesen  Bemerkungen  Ober  die  wirtschaftliche 
Stellung  der  Schnellbahnen  erübrigt  nur  noch,  über  die 
Art  der  Betriebsführung  einige  Worte  nachzutragen,  um 
zu  erläutern,  welche  Rücksichten  hierfür  bei  der  ersten 
Anlage  der  Bahnen  zu  nehmen  sind. 

Es  ist  darüber  viel  ge- 
stritten worden,  ob  es  zweck- 
mäßiger sei,  die  Linien  eines 
Schnellbahnnctzes  von  einan- 
der unabhängig  zu  betreiben 
oder  mit  einander  derart  zu 
verschmelzen,  daB  über  ein 
und  dieselbe  Strecke  Züge 
vcrschiedcnerRichtungen  hin- 
übergclcitet werden  In  Paris, 
wie  auch  bei  den  neuen  Lon- 
doner Untergrundbahnen  ist 
streng  daran  festgehalten,  die 
Linien  von  einander  loszu- 
lösen und  selbständig  zu  be- 
treiben, während  man  in  Nord- 
amerika insbesondere,  wie  die 
Bostoner  und  New-YorkerBei- 
spiclc  zeigen,  kein  Bedenken 
trug,  die  Betriebe  nach  Gut- 
dünken zu  verzweigen.  Auch 
davor  scheut  man  drüben  nicht 
zurück,  die  Gleise  verschiede- 
ner Richtungen  an  den  Ab- 
zweigungen einander  in  Schie- 
nenhöhe kreuzen  zu  lassen. 
Unter  Hinweis  auf  Boston  ist 
z.  B.  anzuführen,  daü  selbst 
über  Gleisdreiecke,  deren 
Kreuzungen  in  Schienenhöhe 
liegen,  der  Schnellbahn-Zug- 
verkehr ohne  weiteres  durch- 
geführt wird  (vergl.  Abbilds,  a, 
Seite  467),  während  ich  mich 
selbst  mit  Erfolg  bemüht  habe, 
eine  derartige  Form  de»  Gleis- 
dreieckes der  Berliner  Hoch- 
und  Untergrundbahn,  die  an- 
fänglich beabsichtigt  war,  zu 
beseitigen  und  die  Kreuzun- 
gen durch  Ueber-  und  Unter- 
führungen zu  ersetzen.  Das 
amerikanische  Vorbild  kann 
hierzulande  umsoweniger  zur 
Nachfolge  ermuntern,  als  be- 
kanntlich die  Korderungen,  die 
bei  uns  im  Interesse  der  Ver- 
kehrssicherheit gestellt  wer- 
den, erheblich  höher  sind,  als 
drüben.  So 


t/n  tan 
SchlrWr 


Abbildg.  04.  Anordnung 
der  Schleife  der  Union- 
Hochbahn  in  Chicago. 


Abbildg  »3.    Schleifen  des  Süd-  und  Nordiiugea  der  Pariser  Stadlbahn  an  der  Place  de  la  Nation. 

Madison  Str 


1        Z  X 

Abbiidf  35  Station  der  Un ~on -Hochbahn  in  der  Waba*h  Avenue  an  der  Maditon  Str.  in  Chicago 
Stiitlr  uKlidrm  \1  ittrUrrg , 


l.i 


von  dm  Hahn*1ciccn  nach  dem  Millrltifu; 
rislallril  (dt  FMWMI 


Z  Zuiiüiigr  von  d 
W  Wmlrraum»; 

Z   /■'..!■  _<■  v..o  .h-m  M  n.-!-trs  iiarh  d«i  Wai  U 
llumm  um!  HahnMt'ii;cn ; 
Die  tariataca  dm  (Slrjaca  »tihmdrn  lleile  bricichnru  Üc  Millen,  an  dimn  dir  Muloiwafcn 


\  A 

V  Bi 
M 

S  FahiknMrir'.'-iullf-t 


50» 


N...  81 


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bei  der  Entscheidung,  ob  man  die  Linien  von  einander 
loslösen  statt  mit  einander  verflechten  soll,  mehr  dem 
Pariser  Vorbild  zuneigen  und  sich  der  Schwierigkeiten 
erinnern,  die  beispielsweise  seit  jeher  bei  Durchführung 
einer  dichten  Zugfolge  an  den  Einführungs-Stellen  des 
Vorortverkehres  auf  den  Londoner  Untergrundbahnen 
sich  ergeben  haben.  Derartigen  Bctricbserschwcrungen 
sollte  man  für  die  Folge  soweit  als  möglich  aus  dem 
Wege  gehen.  Das  reisende  Publikum  ist  allerdings  bei 
der  Anordnung  selbständiger  Linien  an  den  Treffpunkten 
zu  öfterem  Umsteigen  genötigt,  was  nicht  gerade  bequem 
ist,  aber  durch  zweckentsprechende  Anlage  der  Anschluß- 
bahnhöfe sehr  erleichtert  werden  kann  und  tatsächlich  zu 
Klagen  keinen  AnlaB  gibt.  In  Berlin  wird  man  auf  diesen 
Punkt  bei  den  neuen  Planen  wohl  zu  achten  haben. 

Ein  weiterer  Punkt,  der  zu  Erörterungen  Anlaß  ge- 
geben hat,  betrifft  die  Art,  wie  man  die  Bahnlinien  an 


wie  wir  sie  in  der  sogen.  „Union  Loop"  in  Chicago  ver- 
körpert sehen.  Hier  sind  im  Herzen  der  Stadt  um  eine 
Anzahl  Hauserblocks  auf  gemeinsamem  Viadukt  zwei 
Gleisringe  angelegt,  an  deren  jeden  zwei  Hochbahnen  an- 
geschlossen sind,  wie  dies  Abbildg.  24  zeigt  Um  zu  dem 
inneren  Ringe  zu  gelangen,  müssen  die  Zöge  selbstver- 
ständlich den  Außenring  kreuzen.  Der  Betrieb  hat  sich 
trotz  der  an  einigen  Kreuzungspunkten  errichteten  treff- 
lichen Sicherheitsanlagen  mit  der  Zeit  so  schwierig  ge- 
stattet, daß  die  beiden  Ringe  derart  mit  Zügen  überfüllt 
sind,  daß  sie  einander  häufig  reihenweise  auf  knappe  Zug- 
länge folgen.  Die  Ordnung  des  Betriebes  kann  nur  auf- 
recht erhalten  werden,  indem  die  Züge  auf  diesen  Ringen 
Schritt  fahren.  Es  ist  daher  in  Aussicht  genommen,  die 
Schleife  demnächst  so  umzugestalten,  daß  jede  Bahn  ihre 
besondere,  von  den  anderen  Bahnen  unabhängige  Schleife 
erhält.  Die  Form  der  Bahnhöfe  auf  der  Unionschleifc  ist 


Neuer«  badlache  Architektur.   Hluergrappe  «o  der  Baiach-Strafle  4  o.  6  io  Karlsruhe.   Architekt:  Prof.  Herrn.  Bill iag  in  Karlsruhe. 


den  Endpunkten  ausbilden  soll,  ob  es  zweckmäßiger  ist, 
die  Züge  an  den  Enden  mittels  Schleifen  oder  in  Kopf- 
gleisen abzufertigen.  Die  Anlage  von  Schleifen  bietet 
gegenüber  der  Anordnung  von  Kopfgleisen  den  doppelten 
Vorteil,  daß  die  Züge  bei  der  Rückkehr  keinerlei  andere 
Zugrichtungen  zu  kreuzen  brauchen  und  stets  dieselbe 
Fahrrichtung  beibehalten  können.  Vielfach  wird  daher 
der  Schleife  der  Vorzug  gegeben,  die  in  Paris  grundsätz- 
lich an  allen  Linien- Endpunkten  zur  Durchführung  ge- 
kommen ist  Die  Abbildgn.  ai  —  33  machen  diese  Anord- 
nung deutlicher.  Auch  in  Amerika  werden  die  Vorteile 
der  Schleife  voll  gewürdigt;  man  hat  hier  insbesondere 
noch  geltend  gemacht,  daß  sie  eine  flottere  Abfertigung 
des  Verkehres  ermöglicht.  Unter  Umständen  hat  man 
aus  diesem  Grande  wohl  auch  mehr  als  eine  Linie  an 
dieselbe  Schleife  gehängt  und  ist  so  zu  Formen  gekommen, 

8.  Oktober  1904. 


infolge  ihrer  Benutzungsweise  wenig  einfach,  wie  die 
Abbildg.  25  erkennen  läßt 

Hinsichtlich  der  Bctricbsfflhrung  auf  elektrischen 
Schnellbahnen  ist  von  den  Anhängern  des  elektrischen 
Betriebes  insbesondere  geltend  gemacht  worden,  daß  die 
neueren  Systeme,  die  Zugkraft  Ober  den  ganzen  Zug  zu 
verteilen  und  entweder  jeden  einzelnen  Wagen  mit  selbst- 
ständiger Treibkraft  /u  verschen  oder  doch  Gruppen  von 
a,  3  oder  4  Wagen  zu  einer  Blockzugabteilung  zusammen- 
zufassen und  die  Züge  durch  An-  oder  Abstoßen  derartiger 
Abteilungen  zu  verlängern  oder  zu  verkürzen,  es  ermög- 
lichenwürden, in  der  Zugstärke  sich  tagüber  dem  jeweiligen 
Verkehr  möglichst  scharf  anzupassen.  Diese  Anschauung 
hat  sich  als  durchaus  irrig  erwiesen,  da  der  Verkehr  sich 
im  Laufe  des  Vormittags  nach  der  Stadt,  im  Laufe  des 
Nachmittags  von  der  Stadt  bewegt,  also  die  vormittags  in 

5°5 


Gc 


die  Stadt  hineinfahrenden  Zöge  dort  bis  zur  Rückkehr  am 
Nachmittage  bei  Seile  gestellt  werden  m  afiten  und  umge- 
kehrt Zuerst  ist  wohl  auf  der  Südseite- Hochbahn  in  Chi- 
cago versucht  worden,  in  solcher  Weise  mit  der  Zugstärke 
dem  Verkehr  möglichst  zu  folgen,  um  hier  die  vorteile 
des  Vielf  achschaltungs-S ystems  von  S  p  r  a  g  u  e,  bei  dem  jeder 
Wagen  seinen  besonderen  Motorenantrieb  hat  und  dennoch 
wie  bei  allen  derartigen  Systemen  die  Steuerung  einheit- 
lich von  der  Spitze  des  Zuges  stattfindet,  in  möglichst 
günstiges  Licht  zu  stellen.  Da  sich  jedoch  ergeben  hat, 
daß  auch  hier  praktisch  die  Zugstarke  im  Laufe  des  Tages 
nur  geringen  Aenderungen  unterworfen  werden  kann,  so 
hat  man  neuerdings  andere  Zwei-  und  Mchrfachschallungs- 
Systeme,  wie  die  vonSicmcns  ä  Ilalskc,  von  Wcsting- 
house  und  der  Amerikanischen  General  Electric  Company 
(ThomsonHouston)bevorzugt,bei  denen  die  Zugbildung 
mittels  Blockzugabteilungen  erfolgt.  Aehnlich  ist  auch  bei 
der  Hoch-  und  Untergrandbahn  in  Berlin  verfahren.  Der 
Betrieb  mit  elektrischen  Lokomotiven  erscheint  für  den 
Stadt-Schnellverkehr  abgetan. 

Zur  Beseitigung  des  Lokomotivbetriebes  haben  die  Er- 
fahrungen auf  der  Zentral-Londonhahn  wesentlich  beige- 
tragen, auf  der  man  sich  infolge  eigenartiger  Erschütte- 
rungen, die  sich  aus  der  Tiefe  an  die  Erdoberfläche  über- 
trugen und  von  den  Bewohnern  sehr  unliebsam  empfun- 
den wurden,  zur  Beseitigung  des  Lokomotivbetriebes  ge- 
zwungen sah. 

Was  die  Vielfacbschaltungs- Systeme  betrifft,  so  sind 
die  Sprague'schen  Patente  von  der  General  Electric  und 
der  Thomson  Houston  Gesellschaft  aufgekauft  und  sodann 
die  beiden  Systeme  zu  einem  einheitlichen  verschmolzen 
worden,  das  auf  der  Zentral  Londonbahn,  der  Grcat  Northern 
und  City,  den  New- Yorker  Hochbahnen  und  der  Ncw- 
Yorker  Untergrundbahn,  den  Bostoner  Hochbahnen,  der 
Chicagoer  Südseite-Hochbahn  usw.  angewendet  wird,  wäh- 
rend die  Brooklyner  Hochbahnen,  die  Mcrsey-Tunnclbahn, 
die  Speyer-Gruppe  in  I-ondon  usw.  das  Westinghouse'.schc 
System  zu  bevorzugen  wünschen. 

Was  endlich  die  Art  der  für  den  Schnellbelricb  in 
Großstädten  zur  Verwendung  kommenden  elektrischen 
Kraft  betrifft,  so  möchte  ich  noch  hinzufügen,  dafl  man 
sich  bisher  so  gut  wie  ausnahmslos  auf  den  Gleichstrom 
beschrankt  hat,  der  in  bekannter  Weise  von  dritter  Schiene 
abgenommen  wird.  Daß  man  den  Gleichstrom  bei  größerer 
Entfernung  des  Hauptkraftwerkes  vom  Verwendungen  auf 
Untcrstationcn  mittels  Wechselstrom-Generatoren  erzeugt. 


die  ihrerseits  vom  Hauptkraftwerk  betrieben  werden,  Ändert 
am  System  nichts.  Es  ist  bekannt,  daß  die  Bemühungen 
der  Firma  Ganz  &  Co.  in  Budapest,  die  Umwandlung  der 
Londoner  Distriktsbahn  in  der  bei  der  Veltliner  Bahn  an- 
gewendeten Art  zu  bewirken,  gescheitert  sind.  Im  Valtellin 
wird  der  vom  Hauptkraftwerk  bezogene  hochgespannte 
Drehslrom  an  der  Linie  herabtransformiert  und  in  den 
Fahrzeugen  als  Drehstrom  von  3000  Volt  Spannung  ver- 
wendet. Beachtung  finden  neuerdings  Versuche  auf  der 
4km  langen  Linie  Niederschöne  weide— Spind  lersfeld 
bei  Berlin,  bei  denen  einphasiger  Wechselstrom  von  6000 
Volt  Spannung  für  den  Antrieb  verwendet  wird,  wie  denn 
überhaupt  die  Ausbildung  von  Einphasenmotoren  jetzt  bei 
allen  großen  elektrischen  Firmen  auf  der  Tagesordnung 
steht  Gleichstrom  wird  dagegen  nur  mit  .Spannungen 
von  600  -  700  Volt  verwendet. 

In  Bezug  auf  die  Krafterzeugung  verdient  die  Um- 
wälzung, die  sich  auf  dem  Gebiete  der  Dampfmaschinen 
vollzieht,  besondere  Beachtung.  Die  Dampfmaschine  wird 
von  der  Dampfturbine  verdrangt.  Das  große  Kraftwerk 
zu  Chelsea  bei  London  hat  to  Parson'sche  Dampfturbinen, 
deren  jede  einen  Generator  von  5500  Kilow.  antreibt.  Die 
New-York-Zentralbahn  hat  8  Turbinen-Generatoren  von  je 
50C0  Kilow.  in  Bestellung  gegeben  usw.  — 

Indem  ich  hiermit  meine  Ausführungen  schließe,  hoffe 
ich  gezeigt  zu  haben,  daß  wir  im  Ausbau  elektrischer 
Schnellvcrkehrsmittel  den  Anfangszustand  bereits  weit 
hinter  uns  haben,  daß  am  weiteren  Ausbau  dieser  stadti- 
schen Verkehrsanlagen  allerorten  mit  größtem  Eifer  ge- 
arbeitet wird.  Das  schließt  indessen  nicht  aus,  daß  auf 
diesem  Gebiete  noch  große  Verbesserungen  möglich  sind, 
die  hoffentlich  auch  uns  in  den  Stand  setzen,  die  Zug- 
folge und  die  Fahrgeschwindigkeit  auf  diesen  Bahnen  noch 
weiter  zu  erhöhen  und  den  Bau  und  Betrieb  zu  verbessern 
und  zu  verbilligen.  Daß  man  in  der  einen  oder  anderen 
Richtung  nicht  ohne  Erfolg  tätig  gewesen  ist,  lehrt  das 
Beispiel  der  Schwebebahn,  die  ohne  Zweifel  eine  der 
genialsten  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  des  großstädt 
Verkehrswesens  darstellt  und  die  Feuerprobe  der  prak- 
tischen Anwendung  in  den  Nachbarstädten  Barmcn-Elber- 
feld  siegreich  bestanden  hat.  Möchten  meine  Ausführun- 
gen dazu  beilragen,  daß  auch  in  unserem  engeren  Vater- 
landc  der  Frage  der  großstädtischen  Schnellvcrkehrsmittel 
mehr  als  bisher  die  im  Interesse  der  großstädtischen  Be- 
völkerung nötige  Fürsorge  zugewendet  wird.  — 

Kemmann. 


Eine  Eisenbahn  durch  den  Großen  Salzsee  in  Nordamerika. 

Von  Rcg-Bmstr.  Dr.  Ing.  Otto  Blum. 

1  die  Linienführung  und  die  technische  Ausführung  Der  bemerkenswerteste  Teil  der  Umbauten  umfaßt  die 

der  Eisenbahnen  im  fernen  Westen  von  Nordamerika  in  Abbildg.  1,  a  u.  3  in  Lageplan  und  Längsprofilen  darge- 

kann  man  nicht  die  Anforderungen  stellen,  die  wir  stellte  Strecke  von  Ogden  nach  Lucin,  die  sich  jetzt  zur 

sonst  im  Eisenbahnwesen  gewohnt  sind,  mußten  doch  die  Umgehung  des  Großen  Salzsees  an  dessen  Nordseite 

Linien  in  unerforschtem  Gebiete,  das  von  wilden  Völkern  entlang  zieht  und  dabei  zwei  hohe  Gebirgszüge  in  großen 

unsicher  gemacht  wurde  und  teilweise  vollständige  Wüste  Langenentwicklungcn  und  mit  verlorenen  Steigungen  bis 

war,  geschaffen  werden.  Beim  Bahnbau  galt  es,  wie  auch  zu  17  0l0O  überschreitet    Der  Verkehr  auf  dieser  Linie 


jetzt  in  unseren  Koloniecn,  vor  allem  flott  vorwärts  zu 
kommen,  ohne  die  Zeit  in  umfangreichen  Vorarbeiten  zu 
vergeuden.  Der  Mangel  an  Karten  machte  das  Aufsuchen 
der  allcrgünstigsten  Linie  unmöglich,  die  große  Entfernung 
von  den  Stätten  der  Industrie  und  die  schlechten  Wege 
verboten  große  Kunstbauten,  wie  Tunnel  und  eiserne 
Talübergänge,  und  es  ist  daher  nicht  zu  verwundern, 
Linienführungen 


besteht  täglich  aus  25  Zügen,  von  denen  die  Personenzüge 
mit  zwei,  die  Güterzüge  aber  mit  drei  Lokomotiven  be- 
fördert werden,  obwohl  ihre  Länge  mit  25  Wagen,  also 
100  Achsen,  für  amerikanische  Verhältnisse  gering  ist.  Die 
UnWirtschaftlichkeit  der  ganzen  Anlage  liegt  auf  der  Hand, 
und  die  Angabc  der  bauleitenden  Ingenieure,  daß  die 
236 lange  Strecke  einer  500  langen  ebenen  Bahn 
in  bezug  auf  den  Kohlcnverbrauch  gleichkomme,  verdient 
vollen  Glauben.  Die  im  Bau  bcgrilfene  neue  Linie  führt 
in  gerader  Richtung  von  Ogden  durch  den  Salzsee  und 
die  anschließende  Wüste  auf  Lucin  zu;  ihre  Länge  er- 
mäßigt sich  von  236      auf  166 km.  also  um  -jo^m  oder 


wenn  die  Linienführungen  erhebliche  Mängel,  wie  E 
Steigung  großer  Höhen,  ungünstige  Längenentwicklungen, 
starke,  wechselnde  Steigungen  aufweisen.    Da  die  Eisen- 
bahn-Gesellschaften außerdem  einen  breiten  Celändcstrei- 
fen  und  für  jedes  Kilometer  Länge  einen  beträchtlichen 

Geldzuschuß  von  der  Bundesregierung  erhielten,  so  hatten  30  ')„  und  die  Gesamtsumme  der  Winkel  aller  Bögen  von 
sie  gar  keinen  Grund,  an  Länge  zu  sparen,  wenn  sie  da-  4260"  auf  341  ».  Während  die  jeuige  Bahn  zwei  Gebirge 
durch  kostspielige  Bauwerke  vermeiden  konnten.  von  150  und  aio»  Höhe  über  dem  Gelände  zu  übersteigen 

Allmählich  ist  aber  das  Land  beruhigt  und  besiedelt  hat,  verläuft  die  neue  Linie  fast  ganz  eben  und  hat  nur 
worden,  ein  lebhafter  Verkehr  hat  sich  entwickelt,  nicht  nur  den  nicht  zu  vermeidenden  Aufstieg  nach  Lucin  zu  ober- 
im  Durchgang  zwischen  den  beiden  Weltmeeren,  sondern  winden,  der  aber  keine  stärkere  Steigung  als  4%  erfor- 
auch  im  Lokalvcrkehr  an  Bodenschätzen,  Vieh  und  an  dert.  Von  der  Linie  entfallen  etwa  51  *m  auf  die  Durch- 
Früchten der  jetzt  immer  mehr  planmäßig  bewässerten  querung  des  Salzsees,  davon  aber  7  km  auf  das  von  Norden 
froheren  Wüsten.  Damit  ist  es  aus  wirtschaftlichen  Grün-  hervorspringende  Vorgebirge,  das  den  See  in  eine  kleinere 
den  notwendig  geworden,  die  ungünstigen  Betriebsverhält-  östliche  und  eine  größere  westliche  Bucht  teilt 
nisse  zu  verbessern  und  die  großen  Umwege  durch  Abkür- 
zungen zu  beseitigen.  So  baut  die  im  Jahre  1869  eröffnete 
von  Omaha  Ober  Ogden  nach  San  Francisco  führende 
Union-Pacif  ic-Eisen  bahn  (jetzt  Southern  Pacifiebahn 
genannt)  die  rd.  600 k'"  lange  Strecke  von  Ogden  nach 
Rcno  z.  Zt.  derart  um,  daß  die  stärkste  Steigung  von  17",,, 
auf  4%0  und  die  Summe  der  Winkel  aller  Bögen  von 
16542"  auf  3852"  ermäUigt  wird,  während  gleichzeitig  die 
gesamte  Linie  um  82"""  aNo  um  13,7"  ,,  verkürzt  wird. 


506 


So  ungeheuerlich  es  klingen  mag,  einen  See  von  44  k« 
Gesamtbreite  zu  überbrücken,  so  ist  die  Ausführung  doch 
nicht  so  schwierig  und  kostspielig,  da  der  See  äußerst 
flach  ist  und,  abgesehen  von  einem  kleinen  Privat-Dampfer, 
der  den  Verkehr  mit  den  auf  den  Inseln  gelegenen  Vieh- 
weiden vermittelt,  von  Schiffen  nicht  befahren  wird.  Die 
Wassertiefe  betragt  durchschnittlieh  2—  2,5"»,  nur  in  der 
Mitte  der  westlichen  Bucht  sind  Tiefen  bis  zu  1 1  m  vor- 
der Boden  besteht  teilweise  aus  Schlamm,  und 

No  8  t. 


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der  See  ist  recht  stürmisch.  Diese  Vorbedingungen 
gaben  mit  dem  Wunsche  nach  einer  möglichst  kurzen 
Bauzeit  zu  folgender  Bauweise  Veranlassung:  In  Abstanden 
von  etwa  4,6 11  wurden  die  in  Abbildg.  4  dargestellten 
hölzernen  Joche  eingerammt,  die  gegen  die  Seitcnkräftc 
der  Lokomotiven  und  die  Stürme  durch  Schragsiellen  der 
Pfahle  verstrebt  sind.  Auf  dem  Holm  liegen  ij  Ungs- 
träger  von  21.44"»  Starke,  die  mit  8™>  starken  Bohlen 
abgedeckt  sind.  Auf  diesen  ruht  eine  I-agc  von  Asphali- 
uappe  und  auf  dieser  das  Gleis  in  Kiesbettung,  die  sot- 
lieh  durch  hochkantig  gestellte  Bohlen  abgeschlu 


Abbitdj.  1.    LagrpUn  der 


-i 
1 


1"'» 


erzielt  ist.  Wir  haben  ähnliche  Bauweisen  mehrfach  be- 
merkt, und  es  werden  auch  vorhandene  I  lolzbrückcn  mit  un- 
mittelbar auf  den  Längsträgcni  aufruhenden  (Juerschwellen 
nach  denselben  Grundsätzen  umgebaut,  wenn  man  es  nicht 
\  erzieht,  die  ganze  Ilolzkonstruktion  durch  eine  eiserne 
zu  ersetzen. 

In  dem  Längsschnitt  der  Jochbrücke  muß  auffallen, 
daß  ein  besonderer  Ungsverband  fehlt,  was  um  so  ver- 
wunderlicher ist,  als  Pfahle  bis  zu  30»  Länge  verwendet 
werden.  Aber  die  beschriebene  Bauart  ist  auch  nur  für 
einen  kleinen  Teil  die  endgiltige.  Bei  weitem  der  größere 
Teil  wird  im  Laufe  von  vier  fahren  zugeschüttet 
werden,  wobei  die  oberen  Ijtngstragcr  wieder 
beseitigt  werden,  während  die  Pfähle  bei  dem 
unsicheren  Untergrund  dem  Damm  als  Stütze 
dienen  sollen;  man  hofft  dabei,  daß  das  Salz- 
wasser des  Sees  die  Fäulnis  des  Holzes  ver- 
hindern wird.  Nur  in  der  Mitte  des  Sees,  wo 
grötierc  Wassertiefen  angetroffen  werden,  wird 
kein  Damm  geschüttet. 

Die  Kammpfähle  werden  mit  der  Eisenbahn 
bis  zum  östlichen  L'fcr  des  Sees  gebracht  und 
von  dort  an  die  Vcrwcndungsstellen  geflößt. 
In  Abständen  von  etwa  3  werden  zunächst 
die  Pfähle  von  schwimmenden  Karamen  geschla- 
gen und  dann  wird  von  den  so  gewonnenen  Ar- 
beitsstellen aus  mit  Kämmen,  die  auf  den  eben 
geschlagenen  Jochen  stehen,  nach  beiden  Seiten 
vorgearbeitet  I  »er Boden  fürdic  Dammschüttung 
wird  an  den  L'fern  mit  der  in  Amerika  sehr 
viel  verwendeten  Dampfschaufel  gewonnen. 
Mit  dem  Bau  ist  im  Frühjahr  1902  begonnen 
worden,  zur  Zeit  unserer  Anwesenheit  im  Sep- 
tember 1003  waren  die  Kammarbciten  nahezu 
vollendet,  und  man  hofft  im  Jahre  1906  auch 
die  Schuttung  beendet  zu  haben.  An  der  Bau- 
stelle waren  etwa  3000  Mann  beschäftigt,  und 
die  Arbeiten  wurden  mit  Hilfe  einer  elektri- 
schen Lichtanlage  auch 
bei  Nacht  fortgeführt. 
Die  bauleitenden  Inge- 
nieure haben  ihre  Woh- 


Abbildg.  s, 
I.ängiprofil  der 


Abbildg.  4.    Ausbildung  der 
Jo.-hbrftcke  für  die  Durchquerung 

im  Sali»«». 


zur  F.ntwässcrung  gehen 
diese  nicht  unmittelbar 
bis  auf  die  Asphallpappe 
herab,  sondern  lasssen 
einen  3.6  ™  großen  Zwi- 
schenraum irel  Diese 
Bauart  de*  l'cberb.nue- 
zeigt  den  älteren  ameri- 
kanischen „Tresilc  work- 


gegenüber  eine  Weiterbildung 
insofern  als  da-  Kiesbett  über  die  Brücke  fortgeführt  i-t 
und  dadurch  ein  ziemlicher  Schulz  gegen  Feuersgefahr 


nungen  und  Arbeitsräumc  im  Eisenbahnwagen  aufgeschla- 
gen und  führen  so  fernab  von  der  Kultur  im  .wilden 
Westen"  ein  romantisches  Leben.  — 


Vermischtes. 

1  Verfahren  zum  Reinigen  von  Werkstein-Fassaden. 

Alle  in  einem  natürlichen  Steinmatcrial  aufgeführten  Bau- 
werke nehmen  je  nach  Alter  und  Ort  der  Aufstellung 
durch  Staub,  Kuß  und  atmosphärische  Bestandteile  ein 
schmutziges  Aussehen  an.  Soll  wieder  ein  frisches  Aus- 
sehen hervorgerufen  werden,  so  kann  man  die  Reinigung 
durch  den  Steinmetzen  vornehmen  lassen  oder  einen  Oel- 
farbenanstrich  wählen.  Erstcres  Verfahren  ist  kostspielig 
und  zeitraubend,  hat  aber  den  Vorzug,  daß  es  das  Stein: 
niaterial  in  seiner  ursprünglichen  Schönheit  wieder  frei- 
legt und  die  feineren  Architekturformen  erhält,  während 
das  andere  Verfahren  vom  künstlerischen  Standpunkte  aus 
verwerflich  Ist  und  nur  dann  berechtigt  erscheint,  wenn 
es  gilt,  dem  Verwittern  nahe  Archilekturtcile  von  künst- 
lerischem oder  historischem  Wert  der  Nachwelt  zu  erhalten. 

In  diesem  Sommer  wurde  in  Dresden  die  Sandstein- 
Fassade  des  vor  25  Jahren  durch  Zop  ff  errichteten  Eck- 
baues der  Kaiserl.  Ober-Postdircktion  gereinigt,  wobei  der 
mit  den  Bergungsarbeiten  betraute  Stcinmel/mstr.  Paul 

8.  Oktober  1904. 


Colditz  in  Drcsdcn-A.  zum  ersten  Male  mit  überraschen- 
dem Erfolge  ein  Sandstrahlgebläse  anwandte.  Sockel-  und 
Erdgeschoß  einschl.  des  reich  gegliederten  Gurtgesimses 
wurden  nur  maschinell  gereinigt.  Anders  wäre  auch  die 
Beseitigung  der  Schmutzschicht  in  den  rauhen  Bossen  der 
Kustikaquader  nicht  möglich  gewesen,  da  der  architek- 
tonische Charakter  des  Sockels  genau  erhallen  bleiben 
sollte.  Nach  der  Behandlung  mit  dem  Sandstrahlgebläse 
erlitten  die  Formen  der  Gliederungen  und  namentlich  die 
Kanten  keinerlei  Veränderungen  und  da,  wo  es  dem  Eisen 
des  Steinmetzen  versagt  blieb,  erreichte  der  mit  hohem 
Druck  geschleuderte  Sand  tief  und  versteckt  liegende 
Stellen.  Auch  der  stark  verschwärzte  Granitsockcl  wurde 
auf  diese  Weise  wieder  auf  seine  natürliche  Färbung  gebracht. 

Die  Vorzüge  des  neuen  Verfahrens  sind:  1.  gründ- 
liche und  schnelle  Reinigung,  selbst  durch  ungeübte  Ar- 
beiter nach  kurzer  Anweisung;  2.  Billigkeit  im  Vergleiche 
mit  der  Handarbeit.  Die  Bedingung  zur  Anwendung  des 
Verfahrens  ist  motorische  Kraft,  Am  bequemsten  ist 
namentlich  in  größeren,  mit  elektrischem  Kabclnctz  ausge- 
statteten Städten,  Klcktrizität;  doch  lassen  sich  auch  kleine. 


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mit  Gas,  Benzin,  Spiritus  oder  Petroleum  Betriebene  Mo- 
toren, schließlich  auch  Dampfmaschinen  (Lokomobilen)  mit 
Leichtigkeit  aufstellen  und  mit  dem  Sandstrahlgebläse  ver- 
binden. In  dem  erwähnten  Beispiele  wurde  ein  Elektro- 
motor benutzt  Die  neue  Anwendung  ist  zum  Patent  an- 
gemeldet, doch  kann  auch  jetzt  schon  das  Verfahren  überall 
da  zur  Ausnutzung  gelangen,  wo  Interessenten  und  Be- 
darf vorhanden  sind,  —  P. 

Die  „Isoller-Deckmasse"  der  chemischen  Fabrik  Jacob 
Bitterich  in  Mannheim  ist  eine  schwarze,  ölhaltige  Ma-sse, 
welche  mit  Bürste  oder  Pinsel  auf  Fundament-Mauerwerk, 
massive  Fußböden  oder  massive  Mauern  zum  Zwecke  der 
Abhaltung  der  Feuchtigkeit  usw.  aufgetragen  werden  kann 
und  auf  kaltem  Wege  verarbeitet  wird  Bedingung  je- 
doch ist  der  lufttrockene  Zustand  der  zu  streichenden 
Flache,  um  eine  innige  Verbindung  zwischen  Oel  und 
Stein  oder  Putz  zu  erzielen.  Nach  wenigen  Stunden  ver- 
steinert die  Masse  und  ergibt  einen  luitdichten  Abschluß 
der  Steinporen  oder  des  Verputzes.  Es  empfiehlt  sich, 
die  Masse  in  zwei  dünnen  Schichten  aufzutragen.  Als 
Hauptvorzug  der  Isolier-Deckmasse  gegenüber  Goudron, 
Teer  und  Asphalt  wird  neben  der  bequemen  Art  der  Ver- 
wendung die  Leichtflüssigkcit  bezeichnet,  vermöge  welcher 
sie  in  die  kleinsten  Poren  eindringt  und  dieselben  nach 
dem  Trocknen  mit  einem  hermelisch  abschließenden  Ueber- 
zuge  versieht,  der  gegen  Alkalien  widerstandsfähig  ist.  — 

Dusseldorf  und  seine  Bauten.  Der  Düsseldorfer  Arch.- 
und  Ing.-Verein  teilt  uns  mit,  daß  das  schöne  Werk,  das 
dieser  gelegentlich  der  diesjährigen  Wandcrversammlung 
des  Verbandes  in  Düsseldorf  herausgegeben  hat  (vergH 
unsere  eingehende  illustrierte  Besprechung  in  No.  70,  73 
und  74).  bis  zum  1.  Januar  1905  für  die  Mitglieder  des 
Verbandes  noch  zum  Vorzugspreise  von  15  M.  abgegeben 
wird.  Bestellungen  sind  an  den  Vorsitzenden  des  Vereins, 
Hrn.  Landcsbrt  Görz  in  Düsseldorf,  zu  richten.  — 

Chronik. 

Eine  Wiederherstellung  des  Schlosses  Vaduz  in  Lichten- 
stein «oll  in  Angriff  genommen  werden.  Da*  auf  hoher  KcUtcrraue 
oberhalb  Vaduz  stehende  Schlot!  war  bis  1866  Kaserne  und  diente 
von  da  ab  als  Wohnung  fflr  einige  wenige  Beamte.  Eis  soll  nun- 
mehr in  vollem  Umfange  wieder  hergestellt  werden.  — 

Reform-Gasthaus  In  Altenderne.  Die  Gemeinde  Altcitderne- 
Niederbecker  (Landkreis  Dortmund)  erbaut  nach  den  Planen  und 
unter  der  Bauleitung  der  Arcb.  Albert  Schutte  &  Volmer  in 
Bannen  ein  Reform-Gastbaus  mit  Stallungen.  — 

Das  Kaiser  Wilhelm-Denkmal  auf  der  Hohennyburg  wurde 
am  3.  Aug-  d.  I.  in  die  Obhut  der  Provinz  Westfalen  übergeben. 
Architekt  des  Denkmals  ist  Brt  Prof.  Hub.  Stier  in  Hannover. 

Die  erste  Teilstrecke  der  Bagdad-Bahn  in  einer  lJuige  von 
rd  aoo  km  wird  voraussichtlich  noeb  in  diesem  Herbst  dem  Ver- 
kehr abergeben  werden  können,  obwohl  sie  vertragsmäßig  erst  zu 
Ende  Juni  1005  fertig  zu  »ein  brauchte.  Technischer  Leiter  der  den 
Bau  ausführenden  Baugesellschaft  ist  Hr.  Geh.  Brt.  Mackensen. — 

Die  Beseitigung  der  Eisenbahnst  recke  unmittelbar  am 
rechten  Rheinufer  bei  Köln  a.  Rh.  scheint  nunmehr  sicher  ge- 
stellt, nachdem  die  Stadtverordneten  -  Versammlung  einem  Ab- 
kommen mit  dem  Eisenbahnfiskut  zugestimmt  hat,  wonach  das 
freiwerdende  Gelinde  für  5.75  Mill.  M.  von  der  Stadt  erworben 
wird.  Im  Zusammenhang  mit  dieser  Umgestaltung  der  rechts- 
rheinischen Bahnanlagen  steht  die  AusfQhiung  eines  neuen  Bahn- 
hofes zwischen  Köln  und  Mülheim  a.  Rh  und  die  Hei  Stellung 
einer  neuen  zweigleisigen  Rheinuber  brßckung  — 

Ein  Geschäftshaus  der  Alters-  und  Invalldltatsverslche- 
rungs- Anstalt  für  Hessen-Nassau  In  Kassel  ist  vor  kurzem 
seiner  Bestimmung  (ibergeben  woiden  Das  Gebäude  ist  in  Barock- 
formen  von  Arch.  Karst  in  Kassel  mit  einem  Kostenauf  wände  von 
500000  M  hergestellt  worden.  — 

Für  das  Rudolf  von  Bennigsen  -  Denkmal  In  Hannover 
ist  der  kürzlich  dem  Bildhauer  Call  Gundelach  und  dem  Arcb. 
Otto  Lüer  in  Hannover  an  1.  Stelle  preisgekrönte  Entwulf  zur 
Ausfuhrung  gewählt.  Die  Figur  Rod.  von  Bennigsens  ist  sitzend 
in  einer  größeren  architektonischen  Anlage  dargestellt,  aus  welch' 
letzterer  sich  nach  der  Seite  des  Maschparkcs  zu  fliesendes  Waaser 
mit  einem  großen  Wasserbecken  entwickelt.  — 

Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Beim  ('übertritt  in  den  Ruhestand  sind  nachher. 
Beamten  folgende  Aufzeichnungen  veihehen:  denOb-Urtn.  Jung- 
beck c  r  in  Köln  und  Knebel  in  Münster  i.  W  der  Kgl.  Kronen- 
Orden  II  Kl;  —  den  Geh.  Brtn.  Fredcrking  in  Hannuver, 
H  a  a  ß  in  Altona  und  Hahn  in  Hililesheim  der  Kgl.  Kronen  Orden 
III.  Kl.;  —  dem  Enenb-Üir.  Zw  es  in  Kerlin,  den  Kcg.-  u  Brtn. 
R  e  h  b  ei  n  in  Leipzig  und  S  t  u  e  r  1 1  in  Berlin  der  C'har  alt  Gib.  Brt. 

Die  Erlaubnis  zur  Anlegung  nicht  preuß  Orden  ist  erteilt  und 
zw.:  dem  Geb.  Mar.  Brt.  Kudloll  im  Rciohsmar -Amt  der  II  Kl. 
des  Kgl.  bayer.  Verdienst-Orden«  vom  hl-  Michael;  dem  Ob -Brt. 
Wilde  in  Erfurt  des  Ritlerkreuzes  1  Kl.  des  Groflh.  t»i  bs  Haus- 
ordens der  Wachsamkeit  oder  vom  Weißen  Falken;  —  dem  Rrr,.- 
u.  Brt.  Hartmann  in  Mann  des  Etneii-Kittei kreuze»  I  Kl  des 
CroBh.  Oldenburg.  Haus-  u.  Verdienstordens  de»  Herzogs  Peter 
Friedrich  Ludwig,  dem  Mar-Hmitr.  Ger  lach  des  Ehren  Ritter- 
kieuzes  II.  Kl.  desselben  Ordens,  dem  Schiifbau-Ing  Bruckhoff 
in  Lehe  des  Ehrcnkieuzct  I.  Kl.  mit  der  goldenen  Klone  desselben 


Ordens ;  -  dem  Geb.  Reg.  Rat  R  i  e  t  s  c  h  c  I ,  Prof.  au  der  Techn. 
Hochich.  in  Berlin  des  Komturkreuzes  II  Kl.  des  Hcrzl,  sschs.- 
erneslin  Hausordens;  dem  Geh.  Ree  Rat  Dr.  Witt,  Prot,  an  der 
Techn.  Hochschule  in  Berlin,  des  Komturkreuzes  mit  dem  Stern 
des  Kais,  asterreich.  Franz  Joseph-Ordens  lim!  dem  Prot.  Schulz 
sn  der  Techn.  Hochschule  in  Hsonovcr  des  Großben  lieh  tork. 
OsmaniC  Ordens  III  Kl. 

Dem  Reg.-  u.  Brt.  Ruegenberg  in  Essen  und  dem  Eisenb  • 
Bau-  u.  Betr -Insp  Puicb  in  Gelsenkirchen  ist  der  Rote  Adler- 
Oiden  IV.  Kl,  dem  l.andesbauinsp.  Brt.  Bosser  in  Kassel  der 
Kgl  Kronen- Oiden  III.  Kl.  und  dem  Stsdtbauinsp.  Kahle  in 
Hannover  ist  der  Kgl.  Kronen-Orden  IV.  Kl.  mit  der  Zahl  50  verliehen. 

Versetzt  sind:  die  Geh.  Brte  Schellenberg  in  Erfurt  als 
Ob. -Brt.  (auftrw)  der  KfL  Eisenb. -Dir.  nach  Monster  i.  W.  und 
Dorn  er  in  Essen  als  Ob. -Brt.  (auftrw)  der  Dir.  nach  Köln;  — 
die  Reg.-  u.  Brte.  MaSmann  in  Köln  als  Mitel  der  Kgl  Eisenb.- 
Dir.  nach  Erfurt,  Scheibner  in  Bromberg  als  Mitgl.  der  Dir.  nach 
Berlin,  Geber  in  Essen  all  Mitgl.  der  Dir.  nach  Köln,  Estko  wski 
in  Sorau  als  Mitgl.  (suftrw)  der  Dir.  nach  Kassel,  Böhme  in 
Osterode  als  Vorst,  der  Eisenb-Betclnsp.  3  nach  Stettin,  Fenkuer 
in  Nordhausen  als  Vorst  der  Betr.  -  Insp.  a  nach  Hannover  und 
Daus  in  Berlin  als  Vorst,  der  Eisenb.- Werkst-losp.  nach  Greifs- 
wald; —  die  Eisenb -Bau-  u.  Betr.-lnsp,  Kahler  in  Elberfeld  als 
Mitgl  (auftrw)  der  Kgl.  Eisenb -Dir.  nach  Bromberg,  Rietz  ach 
in  Stettin  als  Mitgl.  (auftrw.)  der  Dir.  nach  Essen,  M Seltzer  in 
Magdeburg  als  Mitgl.  (auftrw.)  der  Dir.  nach  Hannover,  Hentzen 
in  Halle  als  Mitgl.  (auftrw )  der  Dir  nach  Essen,  Karl  Horstmann 
in  Hagen  als  Mitgl.  (auftrw.)  der  Dir.  nach  Kattowilz,  De  u  fei  in 
Uelzen  als  Vorst,  der  Eisenb -Betr -Insp.  13  nach  Berlin,  Frenzen 
in  Glogau  als  Vorst-  der  Betr.  -  Insp.  a  nach  Halle,  Krone  in 
D.-Eylau  als  Vorst,  der  Betr.-lnsp.  nach  Hildesheim,  H  a  h  n  z  o  g 
in  Eisensch  als  Vorst,  (suftrw)  der  Betr.-lnsp.  nach  Osterode 
i.  Ostpr.,  Gg.  Herzog  in  Gleiwitz  als  Vorst,  (suftrw )  der  Betr.- 
lnsp.  1  nach  Glogau,  Eug.  Opp ermann  in  Danzig  als  VorsL 
(aufirw.)  der  Betr.-lnsp.  a  nach  D.-Eylau,  Prange  in  Koblenz  als 
Vorst  (auftrw.)  der  Betr.-lnsp-  nach  Elberfeld,  Karl  Heinemann 
in  Kassel  sls  Vorst  (auftrw.)  der  Betr.-lnsp.  nach  Uelzen,  Vater 
in  Neuß  als  Vorst  (suftrw  )  der  Betr.  •  Insp.  I  nach  Magdeburg, 
Köhler  in  Hannover  als  Vorst,  (auftrw.)  der  Betr.-lnsp.  nach 
Sorau,  Riemann  in  Frankfurt  a.  M  als  Vorst  (auftrw.)  der  Betr.- 
lnsp.  t  nach  Nordhausen,  Prelle  in  Bonzlau  als  Vorst  (auftrw  ) 
der  Betr.-lnsp.  a  nach  Hagen,  Fulda  in  Lage  als  Vorst  der  Eisenb  - 
Bauabt.  nach  Rotenburg  in  Hannover,  Jung  in  Berlin  als  Vorst 
der  Bauabt  nach  Freudenberg.  Thimann  in  Berlin  als  Vorst,  der 
Bauabt.  nach  Neuerburg  und  Zoe  he  in  Altona  alt  Vorst  der  Bau- 
abt uach  Treptow  a  R  ;  —  der  großh.  hess.  Eisenb.-Bau-  u.  Betr.- 
lnsp.  Jordan  in  Neuerburg  als  Vorst  (aultrw.)  der  Betr.-lnsp.  a 
nach  DanxtsUdlj  —  der  Landbauinsp.  C  u  n  y  in  Eisenach  zur  KgL 
Eisenb-Dir.  in  Erfurt;  -  die  Eisenb.-Bauiosp.  Weddigen  in  Berlin 
als  Vorst  (auftrw  )  einer  Werkst  -Insp.  bei  der  Eiaenb.-Hauptwerkst 
in  Köln-Nippes  und  Bode  in  Kassel  als  Vorst,  (suftrw)  der  Eis- 
Mascb.-Insp  4  nach  Berlin;  —  die  Reg.-Bmstr.  Maro  Hcrrmaon 
in  Mainz  nach  Berlin  tur  Beschäftigung  bei  den  Eisenb -Abt  des 
Minist,  der  öffenlL  Arb,,  Michaelis  in  Hausdorf  in  den  Bez.  der 
Kgl.  Eisenb.  -  Dir.  in  Magdeburg,  Hallensieben  in  Magdeburg 
in  den  Bez.  der  Dir.  in  Kasse),  R  e  1 1  b  e  r  g  in  Erfurt  in  den  Bez. 
der  Dir.  in  Elberfeld  und  Osk.  Mayer  in  Breslau  in  den  Bez.  der 
Dir.  in  Kassel. 

Der  Eisenb -Bau-  u.  Betr.-lnsp.  Bcbreuds  in  Xanten  ist 
gestorben.  _   

Brief-  und  Frageltasten. 

Stadtbauamt  Remscheid.  Ein  Artikel  Ober  Sonnenuhren  ist 
in  uns.  Zeitung  nicht  gebracht  worden,  nur  eine  kurze  Notiz  im  Jhrg. 
1003,  S.  393.  Angabeu  Ober  Sonnenuhren  finden  sich  im  Lexikon 
der  gesamten  Technik  von  O.  Lueger,  VII.  Band.  Ausführliche 
Mitteilungen  gibt  das  Werk  von  Soondorfer,  Theorie  and  Konstruk- 
tion der  Sonnenuhren,  Wien  1864.  Vielleicht  ist  einer  unserer 
Leser  in  der  Lage  ein  neueres  einschlägiges  Werk  zu  empfehlen.  — 

Hrn.  M.  S.  In  Prankenbe«.  Wir  verweisen  Sie  auf  vor- 
stehende Mitteilungen.  Der  Stift  der  Sonnenuhr  muß  stets  parallel 
zur  Welt-(Erd)-Achse  stellen.  Wie  Sie  das  Zifferblatt  anordnen 
und  teilen  müssen,  wenn  die  Hausboot  nicht  genau  von  Ost  nach 
West  gelichtet  ist,  können  wir  im  Rabnien  des  Briefkastens  nicht 
erörtern.  Wir  machen  Sie  aber  noch  darauf  aufmerksam,  daß 
Sonnenuhren  die  wahre  Zeit,  also  nicht  unsere  jetzt  gültige  mittlere 
Zeit  angeben.  — 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  a  in  No.  78  Ein  ganz  besonders  säurefestes 
Bode  n  be  1  sg  »  m  a  1  e  r  i  a  I  tind  die  Keramoplattcn  auf  cnlgtaslcm  Glas ; 
dieselben  nehmen  keine  Feuchtigkeit  auf  und  sind  außerordentlich 
hart  uud  wi  derslandslahig.  Sie  finden  Verwendung  in  Elektrizitäts- 
werken, chemischen  Fabriken,  Kasernen  usw.  — 

Bauhütte  Deuben,  Bez.  Dresden. 

Als  Fußbodenbelag  kann  ich  empfehlen:  Klinkerplsttcn  der 
Firma  H  Fischer,  in  Boele  i_W«»t'.,  Ktcis  Hagen.  Dieselben  werden 
in  verschiedenen  Ausführungen  hergestellt  und  haben  Verwendung 
gefunden  bei  der  Herstellung  von  Slurebottichen  sowie  anderen 
säurefesten  Anlagen,  u  a.  in  den  Farbenfabriken  vorm.  Bayer  tt 
Comp,  in  Leverkusen,  Hagener  Textilindustrie  Hagen  i.  W.  — 

Architekt  W.  in  Hagen. 

Inhalt:  Neuere  biditrhe  Architektur  it ottseUling).  —  Zum  F.ntwurf 
einer  neuen  Baiiordnunr,  für  l>n-»l<  t,  _  Entwicklung  des  städtischen  Schnell- 
Verhrhisvvesens  seil  E-infahrunj;  uVr  Elektrizität  1  Schluß!  —  Eine  Eisenbahn 
durch  ilcn  Grottt  :i  -all^e«-  in  Vnntjnu  '  iLa.  —  Vermischtet.  —  Chronik  — 
rVrwnal  -  Xschrichren  --  Brief,  und  Eracesasten.   

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Neuere  badische  Architektur. 

Verla»  der  Deutschen  Bauleitung,  G.  m.  b.  H .  Berlin.  Für  dis  Redaktion 
verantwortlich  L  V.  F.  Eil.l.o.  Btrliu.  Druck  von  Wuh.  Grave,  Berlin. 

No.  81. 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


XXXVIII.  JAHRG.  N9  82.  BERLIN,  DEN  12.  OKT.  1904 


Die  XVI.  Wanderversammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  u.  Ingenieur- 


Vereine  zu  Düsseldorf  vom  12.  bis  14.  September  1904.  .scUob 


3.  Die  Besichtigungen  und  Ausflüge. 

ir  haben  schon  erwähnt,  daß  die  Nachmittage  der 
beiden  ersten  Sitzungstagc  ausgefüllt  wurden  mit 
Besichtigungen  der  Stadt  und  der  näheren  Umgebung. 
Am  1.  Tage  fand  zunächst  ein  gemeinsamer  Besuch  des 
Kunstgewerbe-Museums  statt,  das  durch  eine  von 
seinem  Direktor  Hrn.  Frauberger  veranstaltete  reich- 
haltige Architektur- Ausstellung  von  alten  Bauten  der 
Rheinprovinz  auf  die  Wandervcrsammlung  in  würdiger 
Weise  Rücksicht  genommen  hatte.  In  dankenswerterweise 
waren  die  Materialien  zu  dieser  Ausstellung  von  verschie- 
denen Seiten  zur  Verfügung  gestellt,  so  von:  dem  Denk- 
mäler-Archiv der  Rheinprovinz  in  Bonn,  der  Kgl. 
Kunstakademie  in  Düsseldorf,  der  Photoglob  Comp, 
in  Zürich,  von  Hrn.  A.  Eisclc,  Hofphot.  in  Neuwied,  von 
der  Kunstanslalt  L.  Aldcnhoff  in  Köln -Lindenthal,  der 
Rhein.  Lehr-  und  Versuchsanstalt  f.  Photographie  von  Dr. 
E.  Qucdenfcldt  in  Düsseldorf  und  der  Bibliothek  des 
Zentr.-Gewerbe- Vereins  in  Düsseldorf.  Der  Rahmen 
der  Ausstellung  konnte  natürlich  nur  ein  eng  begrenzter 
sein;  sie  beschränkte  sich  auf  photographische  und  zeich- 
nerische Aufnahmen  alter  Bauten  aus  der  Rheinprovinz, 
wobei  dieselben  nicht  systematisch  geordnet,  sondern  nach 
den  Orten  getrennt  vorgeführt  wurden,  Der  in  gleicher 
Weise  alphabetisch  geordnete  Katalog,  der  besonders  für 
die  Teilnehmer  der  Wanderversammiung  gefertigt  war, 
wählte  388  Nummern.  Wir  verdanken  der  Liebenswürdig- 
keit des  Museums- Assistenten  Hrn.  Dr.  Blasius  einige 
nähere  Angaben  über  die  Ausstellung. 

Auf  die  Römerzeit  führten  Aufnahmen  aus  Trier 
zurück.  Während  die  römischen  Bauten  am  Rhein  im 
allgemeinen  einen  militärischen  Charakter  tragen,  finden 
sich  dort  auch  Reste  von  Monumentalbauten,  wie  die  Porta 
nigra,  das  Amphicthcater.  Die  Igler  Säule  bei  Trier  bildet 
ein  Beispiel  eines  Grabdenkmals  von  künstlerischem  Wert. 
Nach  der  Völkerwanderung  sind  Trier  und  Köln  als 
die  Hauptkulturstätten  des  Mosel-  und  Rheintales  anzu- 
sehen. Erhaltene  Baudenkmäler  sind  der  älteste  Teil 
des  Domes  zu  Trier  und  der  später  zum  Zehneck  umge- 
wandelte Rundbau  von  St.  Gerion  in  Köln.  Unter  der 
Regierung  Karls  des  Großen  tritt  Aachen  in  den 
Vordergrund.  Die  Anlage  des  Aachener  Münsters,  zu 
dessen  würdiger  dekorativer  Ausgestaltung  Bauteile  aus 
Rom  herbeigeschafft  wurden,  kennzeichnet  die  Kunstübung 
jener  Zeit.    Diese  karolingischc  Pfalzkapcllc  diente  auch 


Gliederung  und  durch  Wandmalereien  würdig  zu  gestalten. 
Die  nennenswertesten  Schöpfungen  auf  diesem  Gebiete 
sind  die  Malereien  der  Unterkirche  der  auch  baulich  sehr 
interessanten  Doppelkirchc  zu  Schwarz-Rheindorf,  die  in 
Abbildungen  gut  vertreten  war,  ferner  St.  Maria  am 
Kapitol  zu  Köln,  Stiftskirche  in  Brauweiler,  St.  Severin 
zu  Boppard.  Einige  große  farbige  Aufnahmen  veranschau- 
lichten das  Ausmalungssystem  der  Kirchen  zu  Boppard, 
Niedermendig,  Limburg  a.  L.  Aus  der  gleichen  Zeit 
stammen  die  Sv  (JuirinusKirche  zu  Neuß  (bei  Düsseldorf) 
und  die  Bauten  in  Andernach  und  Bonn,  die  auf  der  Aus- 
stellung durch  eine  große  Zahl  von  Aufnahmen  entspre- 
chend vertreten  waren. 

Bis  lief  in  das  XIII.  Jahrhundert  hinein  übt  der  zu 
hoherVollendung  gesteigerte  romanische  Stil  in  den  Rhcin- 
landcn  noch  seinen  Einfluß  aus  und  weicht  nur  allmählich 
der  Gotik.  In  der  2.  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts 
entstanden  dann  die  3  mächtigen  gotischen  Dome  in  Straß- 
burg, Freiburg  und  Köln.  Nur  der  letztere  konnte  dem 
Programm  entsprechend  in  der  Ausstellung  Berücksichti- 
gung finden.  Zu  dem  wundervollsten,  was  die  frühe  Gotik 
auf  deutschem  Boden  geschaffen  hat,  gehören  die  Portale 
der  I.iebfrauen-Kirchc  zu  Trier  mit  ihrem  reichen  figür- 
lichen und  pflanzlichen  Schmuck.  Die  1902  auf  der  Kunst- 
historischen Ausstellung  in  Düsseldorf  vorgeführten  Ge- 
satntabgüsse, erregten  damals  allgemeine  Bewunderung. 
Hier  konnten  nur  in  Zeichnungen  die  Einzelheiten  des 
interessanten  Bauwerkes  gezeigt  werden  Auch  der.  nahe 
bei  Ivoln  gelegene  „bergische  Dom",  die  Abteikirche  zu 
Allenberg,  die  Kirche  zu  Xanten  fanden  in  der  Aus- 
stellung Berücksichtigung 

Aber  nicht  nur  an  den  kirchlichen  Bauten  kommt  die 
stetige  Fortentwicklung  der  Baukunst  zum  Ausdruck,  wenn 
hier  auch  die  neuen  Gedanken  der  Konstruktion  und 
Ornamentik  am  klarsten  zutage  treten,  sondern  auch  in 
den  Profanbauten,  den  Rathäusern,  Gildehäusern,  Kauf- 
häusern, Stadtbefestigungen,  Schlössern  usw.,  die  sich  je- 
weils der  zurzeit  ihrer  Entstehung  üblichen  Formen  bedien- 
ten, wobei  diese  aber  den  anderen  Lebensbedingungen,  dem 
Material  und  der  Technik  entsprechend  mancherlei  Ver- 
änderungen erfahren,  den  neuen  i  orderungen  entsprechende 
typische  Gestalt  annehmen.  In  der  Ausstellung  waren 
Profanbautcn  reichlich  vertreten.    Wir  nennen  nur:  aus 


Koblenz  das  Kaufhaus,  Portal  am  Gymnasium ;  aus  Ehres- 
hoven das  Herrenhaus;  Burg  Eitz;  aus  Köln  das  Rathaus 
(sogen,  spanischer  Bau),  Gürzenich,  Hahnen-  und  Severins- 
rhin als  Vorbild  für  Neuschaffungen:  Westempore   Tor,  den  Bayenturm ;  aus  Andernach  die  Stadtbefestigung, 
Maria  am  Kapitole  in  Köln,  Münster  zu  Essen.  das  Koblenzer  Tor,  den  Kranenturm;  die  Rathäuser  in 

Für  die  Zeit  des  X.— XII.  Jahrhunderts  ist  die  alt-    Wesel  und  Zons,  die  Befestigungen  in  letzterer  Stadt; 
christliche  Pfeiler-Basilika,  das  hochgezogene  Mittelschiff   das  ehemalige  Schloß  in  Gondorf  usw. 
mit  den  niederen  Seitenschiffen  für  die  Kirchenbauten  in         Typisch  für  die  bürgerliche  Baukunst  des  Rhein-  und 
dcn  Rhcinlanden  maßgebend.    Schon  frühzeitig  tritt  hier    Moscltales  sind  die  Holzbauten,  das  auf  Steinsockel  ruhende 


im  Gegensatz  zu  den  flachen  Decken  das  Kreuzgewölbe 
im  Mittel-  und  Seitenschiff  auf.  Die  bedeutenderen  Bauten 
aus  jener  Zeit  in  Mainz,  Worms,  Speyer  fehlten,  als  nicht 
zur  Rheinprovinz  gehörig,  in  dieser  Ausstellung.  In  großer 
Zahl  vertreten  waren  dagegen  die  Bauten  Kölns  und  das 
Juwel  einer  Bauanlage  des  XII.  Jahrhunderts;  die  Abtei- 
kirche zu  Maria  Laach. 

Am  Ende  des  XII.  Jahrhunderts  bis  weit  in  das 
X III.  Jahrhundert  hinein  ist  Köln  als  Mittelpunkt  des 
rheinischen  Kunsllebens  zu  betrachten.   Besonderer  Wert 


Fachwerkhaus,  das  selten  Jemand  so  gut  im  Bilde  fest- 
zuhalten vermochte  wie  der  Architektur-MalerKarlWey  ße  r. 
Von  seiner  I  land  stammten  aus  dem  Besitz  des  Denkmäler- 
archives  der  Hhcinlandc  die  Aufnahmen  von  Bachcrach, 
Bernkastel,  Aßmannshausen,  Enkirch,  Rhens,  Riesbach, 
Traben,  Ucrzig  usw.  Die  Blätter  gehörten  zu  dem  reiz- 
vollsten, was  in  der  Ausstellung  geboten  wurde,  die,  wenn 
auch  keineswegs  Vollständigkeit  beanspruchend  und,  wie 
schon  bemerkt,  auf  systematische  Ordnung  verzichtend, 
sicherlich  in  hohem  Maße  anregend  gewirkt  hat.  Den 


wird  bei  den  Kirchenbauten  dieser  Epoche  auf  die  äußere  Veranstaltern  gebührt  besonderer  Dank  für  die  große 
Ausgestaltung  des  Chores,  der  Flügel  des  Qucrschiftes  gc-  Mühe,  der  sie  sich  unterzogen  haben,  um  das  Material 
legt.  Es  tritt  das  Streben  nach  reicher  Licht-  und  Schatten-  zusammenzubringen,  dem  Museum,  daß  c>  seine  Räume 
Wirkung  unverkennbar  zu  tage.    Von  den  Bauten  jener    hierzu  bereitwillig-t  zur  Verfügung  gestellt  hat. 

Im  Anschluß  an  den  Besuch  de>  Kunstgewerbe-Mu- 
seums wurde  unter  der  liebenswürdigen  Führung  Düssel- 
dorfer Fachgenossen  für  die  Architekten  in  2  getrenn- 
ten Gruppen  ein  Rundgang  durch  die  Stadt  veranstaltet, 
baues  geht  der  Wunsch,  auch  das  Innere  durch  reichere    wobei  die  erste  Gruppe  lediglich  das  Stadtbild  und  die 

509 


Zeit  wurden  in  großen  Meydenbauer'schen  Aufnahmen 
vorgeführt:  St  Apostel,  St.  Pantaleon,  St.  Martin  in  Köln, 
außerdem  die  Ruinen  von  Heisterbach.  Hand  in  Hand 
mit  dem  Streben  nach  dekorativer  Wirkung  des  Gesamt 


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bedeutenden  Bauten  von  Außen  besichtigte,  wahrend  die 
zweite  Gruppe  auch  das  Innere  einiger  Gebäude  besuchte, 
so  der  interessanten,  in  romanischem  Stile  von  Prof.  Klce- 
sattcl  ausgeführten  eben  vollendeten  neuen  Synagoge 
(vergl.  Abbildg.  auf  d.  Bildbeilage  in  No  73),  des  Apollo- 
theaters von  Areh.  H.  vom  En  dt,  das  insofern  eine  be- 
sonders Interessante  Lösung  zeigt,  als  das  zum  Variett 
bestimmte  Gebäude  auch  in  einfacher  Weise  in  einen  Zirkus 
umgewandelt  werden  kann1),  schließlich  der  Handels- 
kammer1) von  demselben  Architekten,  mit  ihrer  eigen- 
artigen Ausbildung  der  Fassade,  die  trotz  geringer  Langen- 
ausdehnung der  monumentalen  Wucht  nicht  entbehrt. 

Die  Ingenieure  besuchten  zusammen  die  neuen 
Rheinwerft- Anlagen  und  den  Kheinhaf en*),  dessen 
überraschende  Entwicklung  schon  wieder  eine  umfang- 
reiche Erweiterung  der  erst  im  Jahre  1896  ihrer  Bestim- 
mung Obergebenen  Anlagen  nötig  macht  Diese  Erweite- 
rung, deren  L'ebcrsichtsplan  wir  in  No.  73,  S.  456  bereits  mit- 
geteilt haben,  fügt  dem  alten  Hafen  eine  Flache  von  insge- 
samt 59,3a h«  hinzu,  verdoppelt  denselben  also  fast  In 
Verbindung  hiermit  soll  auch  eineVerlegung  des  Petroleum- 
hafens erfolgen,  der  jetzt  an  der  Hafenmündung  nach  der 
Stadt  zu  liegt.  Er  wird  an  den  Rhein,  unmittelbar  neben 
der  nach  Neuß  führenden  Eisenbahnbrücke  verlegt  wer- 
den, wahrend  der  alte  Hafen  für  den  Speditionsverkehr 
ausgenutzt  werden  soll,  für  welchen  eine  möglichst  an  die 
Stadt  herangeschobene  Lage  erwünscht  ist  Nach  Aus- 
führung dieser  Anlagen,  die  natürlich  auch  einen  neuen 
Ausbau  der  Ufer,  Gleise,  Straßen  und  Schuppcnanlagcn 
und  eine  Vermehrung  der  Betriebsmittel  bedingen,  ist 
Düsseldorf  auf  längere  Zeit  in  der  Lage,  den  Ansprüchen 
des  stetig  anwachsenden  Verkehres  zu  begegnen.  Insge- 
samt sollen  6,<>  Mill.  M.  für  diese  Erweiterungsbauten  aus- 
gegeben werden,  deren  Inangriffnahme  noch  für  dieses 
Jahr  in  Aussicht  genommen  ist 

Ueber  die  großartigen  Kaianlagen,  die  sich  vom 
Hafen  bis  unterhalb  der  Straßenbrücke  Ober  den  Rhein 
in  der  ganzen  Ausdehnung  der  Stadt  am  Ufer  entlang 
ziehen,  Ober  ihre  geschickte  Verbindung  des  nützlichen 
Zweckes  mit  einer  vornehm  ausgestatteten  Uferstraße 
haben  wir  schon  mehrfach  berichtet,  sodaß  wir  uns  auf 
diesen  Hinweis  beschranken  können. 

Am  2.  Tage  unternahmen  die  Architekten  wieder- 
um in  getrennten  Gruppen  Ausflöge  nach  Benrath  und 
dem  altertümlichen  Städtchen  Zons  bezw.  nach  Kaisers- 
werth. In  Benrath  wurde  das  schöne  Schloß  (Eigen- 
tum der  Krone)  besucht,  das  Kurfürst  Karl  Theodor 
1755  durch  Nicolas  de  Pigage  beginnen  ließ.  Die 
Fertigstellung  des  Baues  und  seiner  großartigen  Garten- 
anlagen  nahmen  infolge  der  Kriegswirrcn  30  Jahre  in 
Anspruch  und  haben  mehrere  Millionen  verschlungen. 
Nicolas  de  Pigage  ist  auch  der  Schöpfer  des  Mannheimer 
Schlosses  un<T  des  vor  einigen  Jahren  leider  abgerissenen 
Russischen  Hofes  in  Frankfurt  a.  M.  (früher  v.  Schweitzer'- 
sches  Haus.  Das  Benraiher  Schloß  gilt  als  sein  bestes 
Werk  und  zeichnet  sich  durch  seine  treffliche  Raum- 
disposition aus.  Die  Formensprachc  des  Meisters  ist  ein 
interessanter  Ucbcrgang  vom  Rokoko  zu  antikisierenden 
Formen.  Strömender  Regen  ließ  leider  die  Teilnehmer  an 
dem  Ausflüge  nicht  zu  einem  rechten  Genüsse  kommen 
und  verhinderte  namentlich  eine  eingehende  Besichtigung 
der  Gartenanlagen.  Dasselbe  Mißgeschick  verfolgte  sie 
auch  in  Zons,  das  vom  Rhein  her  in  Nebel  gehüllt  war. 
Man  mußte  sich  auf  einen  kurzen  Rundgang  um  die  Stadt 
beschranken,  wobei  die  interessanten  Reste  der  alten  Be- 
festigungen und  einige  Altcrc  Hauser  besichtigt  wurden. 
Der  Reiz  des  Städtchens  liegt  übrigens  mehr  in  seiner 
malerischen  Erscheinung  als  in  dem  architektonischen 
Wert  seiner  alten  Bauten,  von  denen  auch  nicht  allzuviel 
erhalten,  manches  nicht  immer  glücklich  restauriert  ist 

Die  Ingenieure  besuchten  an  diesem  Tage  die  Kanal- 
wasserrcinigungs- Anstalt  in  Golzheim,  über  welche 
wir  eine  besondere,  illustrierte  Veröffentlichung  vorberei- 
ten, die  städt.  Gas-  und  Elektrizitätswerke  in  Flin- 
gern, bezügl.  deren  wir  auf  unsere  Besprechung  von  Dü>sel- 
ilorf  und  seine  Bauten  verweisen  (vergl.  No.  73)  und  die 
Maschincnhauanstalt  der  Firma  Daniel  A:  I.ueg  in 
(irafenberg,  deren  Name  namentlich  durch  den  Bau  des 
Schiffshebewerkes  im  Dortmund  — Kniskanal  beiHcnrichcn- 
burg,  sowie  überhaupt  durch  ihre  hydraulischen  Anlagen 
einen  Weltruf  erlangt  hat.  Das  Werk  ist  1H73  gegründet 
und  beschäftigt  zurzeit  etwa  aooo  Personen. 

Von  den  für  den  15.  September  geplanten  Ausflügen 
in  die  weitere  Umgebung  fanden  nur  2  die  erforderliche 
Beteiligung,  nämlich  nach  Cleve  und  Xanten  und  zu 
den  Krupp'schcn  Werken  in  Essen.  Wir  verdanken 
der  Liebenswürdigkeit  der  Hrn.  Arch.  P.  Mühlenkamp 


•>  Vrrfl  Jhrt   .««,  S  t,  jf,K.  ü.  ,6,     ')  Jh.*  tS*.  S.  6,,. 

5'° 


und  Ganzlin  in  Düsseldorf  einige  Mitteilungen  Ober  diese 
Ausflüge,  an  denen  wir  leider  nicht  teilnehmen  konnten. 

Nur  ein  kleines  Hauflein  hatte  das  erstere  Ziel  ge- 
wählt In  Cleve  besuchte  man  die  Kloster-  oder  sog. 
Annexkirche,  im  Jahre  1450  von  den  Minoriten  erbaut, 
dann  die  Stifts-  und  Pfarrkirche,  das  bedeutendste  Bau- 
werk Clevc's,  1341-1426  nach  den  Planen  Meister  Con- 
rads von  Cleve,  dem  Erbauer  des  Xantener  Domes  errichtet. 
Die  erstere  ist  ein  einfacher,  langgestreckter  Bau,  nur  aus- 
gezeichnet durch  schöne  Chorgestohle  und  reich  geschnitzte 
Barockkanzel,  die  andere  ein  3schiffiger  Backsteinbau  mit 
3  Westtürmen,  wie  sie  sonst  am  preuß.  Niederrhein  nicht 
vorkommen.  Das  Innere  ist  reich  an  Kunstschätzen,  nament- 
lich der  Holzschnitzkunst  Zwei  schöne,  leider  sehr  ver- 
wahrloste Sarkophage  erinnern  daran,  daß  hier  einst  die 
Grabstatte  der  Grafen  von  Cleve-Berg  war.  Deren  Stamm- 
schloß, die  Burg  mit  dem  mächtigen  Schwanenturm,  dem 
Wahrzeichen  Cleves,  war  ein  Bauwerk  von  künstlerischer 
und  historischer  Bedeutung,  das  leider  in  seinen  ältesten 
Teilen  dem  Verfall  Oberlassen  war.  Auf  seinen  Trümmern 
wurde  am  Ende  des  t8.  Jahrhunderts  der  jetzt  bestehende 
Bau  errichtet.  Den  Schluß  der  Besichtigungen  in  Cleve 
bildete  eine  Wagenfahrt  zum  Tiergarten,  der  1652  vom 
Fürsten  Moritz  von  Nassau  angelegt,  zu  den  besten  An- 
lagen rheinischer  Parkkunst  gehört. 

Nach  gemeinschaftlichem  Mittagsmahle  fuhr  man  auf 
der  kürzlich  eröffneten  Bahn  Cleve- Rheinhausen  nach 
Xanten,  dem  einstigen  römischen  Lager,  wo  nach  der 
Legende  St.  Victor  im  Amphitheater  mit  seinen  Glaubens- 
brüdern  getötet  wurde.  Ad  sanetos  raartyros  wurde  der 
Ort  später  benannt  und  hieraus  soll  der*  Name  Sancten, 
später  Xanten ,  entstanden  sein.  Von  römischen  Resten 
ist  heute  nicht  mehr  viel  zu  finden.  Beherrscht  wird  das 
Stadtbild  von  der  St  Victors  Collegial-Kirche.  Die 
jetzt  bestehende  Kirche,  die  sechste  an  derselben  Stelle, 
wurde  1263  begonnen.  Sie  ist  nach  Clemcn  die  ausge- 
dehnteste und  künstlerisch  bedeutendste  kirchliche  Anlage, 
welche  die  niederrheinische  Kunst  nördlich  von  Köln  ge- 
schaffen hat  Sie  ist  reich  an  köstlichen  Werken  christ- 
licher Kunst  aller  Art  Ebenso  ist  der  an  die  Kirche  an- 
schließende Kreuzgang  reich  an  künstlerisch  vollendeten 
Epitaphien  aus  der  Zeit  der  Spätgotik  oder  Frührenaissance, 
wie  sie  sich  nirgends  sonst  am  Niederrhein  wieder  finden. 
Unter  den  ProTanbanten  ist  das  Gotische  Haus  am 
Markte  und  das  l'eslhaus  zu  nennen. 

Ueber  Rheinberg,  MÄrs  und  Duisburg  kehrten  die' 
Teilnehmer  hoch  befriedigt  von  dem  Gesehenen  und  dem 
Verlaufe  des  Ausfluges  wieder  nach  Düsseldorf  zurück. 

Starke  Beteiligung  —  es  waren  nahezu  120  Personen 
anwesend  —  fand  der  Ausflug  nach  Essen,  dessen  glänzen- 
der Verlauf  allen  Teilnehmern  eine  schöne  Erinnerung 
bleiben  wird.  Ein  Sonderzug  brachte  die  Teilnehmer 
gegen  p  Uhr  früh  nach  Essen,  wo  sie  von  einem  ganzen 
Stabe  Kruppscher  Beamten,  an  der  Spitze  die  Hrn.  Brtc. 
Schmohl  und  Marx,  empfangen  und  mittels  Wagen,  die 
überhaupt  den  ganzen  Tag  zu  allen  Wegen  zur  Verfügung 
standen,  zu  den  Werken  geleitet  wurden.  Unter  den  Teil- 
nehmern befanden  sich  auch  10— 15  Damen,  die  von  dem 
Besuche  der  industriellen  Anlagen  ausgeschlossen,  inzwi- 
schen unter  besonderer  Führung  die  Wohlfahrts  •  Einrich- 
tungen, die  Haushaltungsschule,  die  Industrieschule  für 
Frauen  und  Mädchen,  die  Konsumanstalten  usw.  besuchten. 
Die  männlichen  Teilnehmer  des  Ausfluges  machten  da- 
gegen einen  Gang  durch  die  Werke,  wo  ihnen  eingehende 
Erläuterungen  zuteil  wurden.  Wir  müssen  es  uns  versagen, 
auf  die  interessanten  Besichtigungen  selbst  einzugehen.  Bei 
einem  opulenten  Frühstück  fanden  sich  dann  beide  Parteien 
wieder  zusammen,  begrüßt  von  Hrn.  Finanzrat  Klüpfel 
namens  der  Krupp'schcn  Werke,  worauf  Hr.  Prof.  Frhr. 
v.  Schmidt  namens  desVerbandes  dankte  für  die  Bereiche- 
rung des  technischen  Wissens,  die  Iiier  allen  Teilnehmern  ge- 
boten worden  sei,  und  für  die  überaus  gastliche  Aufnahme. 

Gemeinsam  besuchte  man  dann  die  Schießstände, 
wo  die  verschiedenen  Typen  der  Feldartillerie  Geschütze 
seit  1873  vorgeführt  wurden.  Mit  jedem  Geschütztyp 
wurde  mit  scharfer  Munition  geschossen.  Besondere  Auf- 
merksamkeit erregte  ein  neues  Rohrrücklauf  -  Geschütz, 
dessen  fast  vollkommen  unverrückbarer  Stand  dadurch 
bewiesen  wurde,  daß  bei  10  schnell  aufeinander  folgen- 
den Schüssen,  ohne  Korrektur  der  Zielrichtung,  sich  nur 
ganz  unwesentliche  Abweichungen  derTrcffpunktc  ergaben. 

Eine  Fahrt  durch  die  Arbeiter-Kolonien  (Kronen- 
berg, Schederhof  |  |unggfscllenhcim|,  Alfredshof,  Fricd- 
richshof,  Altenhof»,  ein  Besuch  der  Parkanlagen  und  Ge- 
wächshäuser, der  Stallungen  usw.  auf  Ilugel  schließlich 
ein  Abschicdstnink  und  Imbiß  in  dem  gemütlichen  Boots- 
häute der  Firma  an  der  Ruhr  bcschloll  den  schönen  Tag. 
Erst  um  to  Uhr  kehrte  man  von  SlatR>n  Hügel  nach 
Düsseldorf  zurück.  —  -  Kr.  E.  — 

No.  82. 


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Schiffshebewerk  im  Trent-Kanal  (Kanada). 


lor  kurzem  ist  ein  senkrechtes  Schiffshebewerk  bei 
Peterborough  am  Trent -Kanal  (Ontario)  eröffnet 
'  worden,  das  an  Hubhöhe  mit  rd.  20  m  alle  bisher 
ausgeführten  Hebewerke  übertrifft  und  mit  einer  Kammer 
<Trog>  für  800  <•  Schiffe,  die  nur  auf  einem  einzigen  mitt- 
leren Druckwasserkolbcn  ruht,  auch  unter  den  in  dieser 
Art  hergestellten  Schiffshebewerken  die  erste  Stelle  ein- 
nimmt. Der  Trent-Kanal  ist  dazu  bestimmt,  eine  für  die 
GroOschiffahrt  brauchbare  Wasserstraße  von  Midland  an 
der  Georgian-Bucht  des  Huron-Sees,  durch  den  Simcoe- 
Sce  und  die  Kawartha-Scen,  sodann  durch  den  Ontonabee- 
und  Trent-Fluß  nach  Trcnton  am  Ontario-Scc  und  damit 
zwischen  dem  durch  die  Niagara- Falle  getrennten  Seen- 
Gebiet  und  dem  St.  Lorenz-Strome  herzustellen.  Dieser 
486  *"»  lange  Wasserweg,  von  dem  nur  etwa  32 km  als 
eigentlicher  Kanal  ausgebaut  zu  werden  brauchen,  verfolgt 
also  auf  dem  kanadischen  Boden  Ähnliche  Zwecke  wie 
der  zum  Hudson  führende  Erie-Kanal  auf  dem  nordamerika- 
nischen, der  jetzt  für  1000 '  ausgebaut  werden  soll.  Von 


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Abbildg.  1.    Geumtansicht  du  Hebewerk«  bei  Peterborough  im  Trent -Kanal  (Kanada) 


Abbildg.  a.    Blick  gegen  da*  Hebewerk  von  der  unteren  Haltung  aus 


dem  Trent-Kanal  sind  z.  Zt.  266*"  schiffbar,  aber  die  An- 
schlüsse an  beiden  Enden  bedürfen  noch  des  Ausbaues. 
Es  sind  noch  rd.  5  *■»  Kanal,  vor  allem  aber  noch  2  Hebe- 
werke von  ähnlichen  Verhältnissen  zu  bauen,  um  die 
Durchgangs -Wasserstraße  zu  vollenden. 

Die  amerikanische  Ztschrfl.  „Engineering  Record* 
bringt  in  ihrer  Nummer  vom  13.  August  d.  1.  kurze  An- 
gaben über  das  fertig  gestellte  Hebewerk  bei  Peterborough 
nebst  einigen  Abbildungen.  Wir  entnehmen  daraus  die 
folgenden  Mitteilungen. 

Der  Ontonabee-Kluß  hat  oberhalb  Peterborough  auf 
einer  Strecke  von  etwa  6,5  *m  ein  Gefalle  von  rd.  23,5  ■», 
von  dem  3.65  ■  durch  eine  gewöhnliche  Kammcrschleusc 
aufgenommen  werden,  wahrend  der  Rest  von  dem  Schiffs- 
hebewerk  zu  überwinden  ist.  Es  ersetzt  mindestens  fünf 
Schleusen,  die  zur  Zeitersparnis  als  Doppelschleuscn  hätten 
ausgeführt  werden  müssen,  daher  wesentlich  teurer  und 
doch  nicht  so  leistungsfähig  geworden  wären  als  das 
Hebewerk  AuOerdem  galt  es,  einen  sparsamen  Wasser- 
verbrauch zu  erzielen. 

Das  Prinzip  des  Hebewerkes  ist  dasselbe,  wie  es  von 
Clark  zuerst  bei  dem  Hebewerk  von  Anderton  am 
Wcaver-Fluß  in  England  angewendet  wurde,  das  jetzt  seit 

12.  Oktober  1904. 


mehr  als  27  Jahre  im  Betriebe  steht,  und  das  dann  später 
auch  bei  den  Schiffshebewerken  von  l.es  Fontinettes  im 
Kanal  von  Ncufosse  in  Frankreich  und  bei  La  Lou  viere 
im  Kanal  du  Centre  in  Belgien  benutzt  wurde.  Die  Tröge 
dieser  Hebewerke  können  jedoch  nur  100,  300  bezw. 
360 '-Schiffe  aufnehmen  und  haben  eine  Hubhöhe  von 
15.35,  13,13  und  15,40«.  Es  sind  2  Tröge  im  Abstand  von 
15,75  m  von  Achse  zu  Achse  vorhanden  von  42,4  m  Länge 
zu  10,05  m  Breite  bei  2,44  m  Wassertiefe,  die  nur  auf  einem 
mittleren  Kolben  von  2,30  "»  äußerem  Durchmesser  ruhen 
und  sich  das  Gleichgewicht  halten.  Das  Gewicht  des 
in  dem  Troge  befindlichen  Wassers  beträgt  1200 ',  das 
Gewicht  des  gefüllten  Troges  einschl.  Eigengewicht, 
Gewicht  der  Träger  und  des  Kolbens  rd.  1700'.  Das  ist 
also  die  Last,  welche  der  Kolben  zu  tragen  hat.  Geführt 
wird  der  Trog  in  der  Mitte  an  den  hier  aufgestellten 
Türmen  und  an  dem  einen,  an  den  Damm  anschließenden 
Ende  an  der  Stirnmauer.  Die  Türme,  von  denen  für  die 
beiden  Trüge  zus.  3  aufgestellt  sind,  haben  30,5  m  Höhe  von 
der  Fundamentsohle  aufwärts. 
Der  mittlere  enthält  in  einem 
Aufbau  das  Steuerhaus  für  die 
Gesaratanlage.  Den  Anschluß 
an  den  Damm  bildet  ein  kräfti- 
ges Haupt  von  24,5  ■>  Höhe.  In 
demselben  ist  eine  Kammer 
ausgespart,  welche  die  Druck- 
pumpen enthält.  Diese  haben 
den  Zweck,  den  Akkumulator  zu 
füllen  und  werden  durch  Tur- 
binen angetrieben,  welche  die 
ganze  Gefällhöhe  ausnutzen.  Die- 
ses Haupt  und  die  Türme  sind 
in  Stampfbeton  erbaut,  ebenso 
die  Wandungen  der  Preßzvlin- 
der-  Schächte,  die  bis  auf  rd. 
23»  mit  einem  Durchmesser  von 
rd.  5™  leicht  in  den  nicht  beson- 
ders harten  Kalk-Felsen  des  Un- 
tergrundes abgetrieben  werden 
konnten.  Sie  sind  auf  der  Sohle 
mit  einer  2,5  °>  hohen  Schicht 
von  3  Lagen  starker  Granit- 
blöcke zur  Aufnahme  der  Preß- 
wasser-Zylinder abgedeckt  In 
2  Jahren  wurden  rd.  20oooct>i» 
Beton  verarbeitet  und  eingebaut. 

Die  Tröge  werden  von  je 
2  Fachwerkträgern  gestützt,  die 
mit  4  kräftigen  Querträgern 
(Blechträger  von  2,75  m  Höhe) 
die  Last  auf  den  Preßzylinder 
Übertragen.  Diel  lauplträger  sind 
im  Über- und  Untergurt  dem  Mo- 
ment entsprechend  gekrümmt 
und  haben  in  der  Milte  9,75  ■ 
I  löhe,  um  möglichst  alle  Schwan- 
kungen in  den  Kammern  zu  ver- 
meiden. Die  Trogwände  be- 
stehen aus  8 mm,  die  Sohle  aus 
io""« starken  Blechen.  DieFugcn 
sind  durch  einfache  Stoßblcche 
gedichtet,  die  Nietung  ist  ähnlich 
wie  bei  Kesseln  ausgeführt. 
Die  Tore  der  Tröge  und  des  oberen  und  unteren 
Abschlusses  der  Kanalhaltungen  sind  Klapptorc,  die  sich 
um  eine  untere  wagrechlc  Achse  drehen  und  durch  Luft- 
kammern schwimmend  gehalten  werden.  (Von  der  Aus- 
führung von  Hubtoren  bat  man  abgesehen,  weil  die  Re- 
gierung eine  freie  Lichthöhe  von  7,00  ■  über  dem  Wasser- 
spiegel verlangt.)  Die  Tore  werden  paarweise  zusammen 
und  automatisch  bewegt  Die  beiden  unteren  Trogtore 
werden  durch  eine  kleine  drei  Zylindermaschine  bewegt, 
die  in  der  Trennungswand  der  unteren  Kanalhaltung  ein- 
gebaut ist.  Eine  ähnliche  Maschine  bewegt  die  oberen 
Tore.  Durch  Kolben  erfolgt  der  Antrieb.  <Üc  Mcwcgung 
wird  durch  Zahnrad  und  Zahnkranz  bewirkt.  Für  die  Be- 
wegung der  Tore  ist  am  oberen  und  unteren  Ende  des 
Hebewerkes  je  ein  Arbeiter  aufgestellt ,  während  die 
Steuerung  aller  Bewegungen  von  dem  mittleren  Turm 
aus  durch  den  Maschinisten  erfolgt  )  Trog-  und  Torbe- 
wegung sind  derartig  von  einander  abhängig  gemacht,  daß 
die  Tore  sich  nur  bei  richtiger  Stellung  der  Tröge  öffnen 
und  schließen  lassen.  Die  Tore  sind  ganz  in  Stahl  herge- 
stellt Sic  bestehen  aus  einem  oberen  und  unteren  Rahmen 
mit  senkrechten  I-Träger  dazwischen.  Die  Blechhaut  liegt 
auf  der  einander  zugewendeten  Seile  der  Tore  eines  Ab- 

5" 


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Schlusses  und  Ut  8  bezw.  10  B,m  stark.  Die  Dichtung  er- 
folgt durch  Gummistreifen  von  75  zu  12  mtB  Starke,  welche 
auf  die  Flachen  aufgelegt  .sind,  gegen  welche  die  Tore 
anschlagen.  Zwischen  Trog  und  Kanalhaltung  verbleibt 
ein  Spielraum  von  50  Breite,  der  durch  einen  Gummi- 
schlauch ausgefüllt  wird,  der  durch  Preßluft  aufgetrieben 


fest  angedrückt  wird,  so  daß  völlige  Wasserdichtig- 
keit erzielt  ist.  Uberhalb  des  Hebewerkes  ist  in  den  Kanal 
ein  Sichcrheitslor  eingeschaltet,  das  ebenfalls  durch  den 
Maschinisten  des  Hebewerkes  für  den  Schiffsdurchgang 
geöffnet  werden  kann,  für  gewöhnlich  aber  geschlossen  ist 
Die  Druckwasserkolben  sind  wohl  die  größten,  die 
bisher  hergestellt  wurden.  Sie  haben  rd.  3,30  ■>  Süßeren 
Durchm.  und  19,80  m  Hub.  Die  Pressung  bei  ragt  wahrend 
des  Betriebes  40  ^B/V'™.  Die  Kolben  tauchen  in  Druck- 
wasser-Zylinder von  rd.  2,35  m  inneren  Durchm.  ein,  die 
einen  Spielraum  von  30"""  rings  um  den  Kolben  lassen.  Die 
Kolben  bestehen  aus  gußeisernen  Ringen  von  i,co°>  Höhe 
und  82  mm  -Starke,  die  mit  inneren  Flanschen  mit  einander 
durch  je  40  Bolzen  verbunden  sind.  Die  Ringe  greifen 
mit  Falzen  ineinander  und  sind  mit  dünnen  Kupierstreifen, 
welche  beim  Anziehen  der  Verbindungsschrauben  sich  fest 
in  die  Falze  pressen,  abgedichtet.  Die  Preßzylinder  sind 
aus  Stahlguß  hergestellt  mit  88  mm  Wandstarke  und  zwar 
ebenfalls  in  1,60"  hohen  Ringen.  Sie  sind  gleichfalls  mit 
Kupferstreifen  gedichtet,  außerdem  noch  in  den  Flanschen 
durch  einen  Bleiring,  der  in  eine  V-förmige  Nut  eingepreßt 
wird.  Zur  Verbindung  der  Ringe  dienenjiö  Bolzen.  Der  Kol- 
ben ist  im  Preßzvlinder  mit  einer  Stopfbuchse  abgedichtet, 
die  bei  25"»  Tiefe  12  Dichtungsringe  aus  geflochtenem 
Hanf  enthalt.  Kolben  und  Zylinder  sind  mit  dem  doppel- 
ten Betriebsdruck  geprüft. 

Unmittelbar  unter  der  Stopfbuchse  sind  die  beiden 
Preßzvlinder  durch  ein  30 cm  weites  Rohr  verbunden,  da- 
mit beim  I  lertintergehen  des  einen  Troges  das  verdrängte 
Wasser  in  den  anderen  Preßzylinder  abfließen  und  damit 
den  anderen  Trog  hochdrncken  kann.  Diese  Vcrbindungs- 
leitung  enthalt  ein  Ventil,  dessen  Üeffnung  und  Schluß  vom 
Stcucrhauschcn  aus  erfolgt,  aber  ebenfalls  abhangig  ist 
von  der  Trogstcllung.  Die  Stücke  des  Preßzylinders  wogen 
je  10 «  und  wurden  durch  einen  Kran  eingebaut.  Die 
fertig  aufgestellten  Zvtinder  wurden  dann  mit  Wasser  ge- 
füllt; durauf  wurde  der  unterste  Teil  des  Kolbens  in  den 
Zylindern  eingesetzt  und  die  Stopfbuchse  gedichtet  Der 
Böden  des  Kolbens  wurde  nun  durch  das  Wasser  selbst 
getragen,  da  dieses  nicht  ausweichen  konnte.  Es  Vurde 
dann  der  erste  Ring  aufgesetzt,  abgedichtet  und  soviel 
Wasser  aus  dem  Preßzylinder  abgelassen,  daß  der  Kolben 
um  Ringhöhe  sank.  Dieses  Verfahren  wurde  so  lange  fort- 
gesetzt, bis  der  Kolben  in  ganzer  Höhe  eingebaut  war,  eine 
Äußerst  sinnreiche  und  höchst  einfache  Art  des  Vorgehens. 

Zum  Betriebe  der  ganzen  Anlage  ist  ein  Druckwasscr- 
Akkumulator  vorgesehen,  die  Tore  werden,  wie  schon 
erwähnt  von  Druckwasser-Maschinen  bewegt,  zwei  Druck- 
wasser-Winden dienen  zum  Ein-  und  Ausholen  der 
Schiffe;  ein  Luftkompressor  zum  Aufblasen  der  Dichlungs- 
LufischlSuchc,  eine  Tiefbrunnenpumpe,  eine  Dynamo- 
maschine für  die  Beleuchtung  vervollständigen  die  Anlage. 


Personal-Nachrichten. 

Deutschet  Reich.  Dem  Gam.-Fiauinsp.  Kühlt  in  Lyck  wild 
t.  Apiil  1905  ab  der  Standort  Lotzen  als  Wohnsitz  angewiesen. 

 Der  Garn  -ßauinsp  B  »  r  t  b  o  I  d  in  Zittau  itt  all  techn.  Hillsurb. 

zur  Iii»,  de»  XII  ( 1.  K.  S  i  Armee-Korps  versetzt. 

Baden.  Dem  Arth  ,  Stadirat  Hanau,  Dir.  der  A  -G.  Schneider 
«  Hanau  in  Frankfurt  a  M  .  i»t  das  Ritterkreuz  II  Kl-  de«  Orden« 
vom  Zähringcr  Löwen  verliehen. 

Veisetzl  sind  die  Reg  -Bnistr  :  B  a  e  r  in  Karlsruhe  zur  Ob  . 
Dir  dea  Wasacr-  und  Slraüenbaues  ala  Hilfsarb  ,  Lang  ad  or  ff 
in  Waldsl. ut  zur  Kultlnsp  Karlsruhe  und  Sc  h  wehr  in  Ucber- 
lingen  zur  Wasser-  u.  Straßcnb -Insp.  WaldahuL 

Preußen.  Veiliehen  ist:  dem  Geh.  Reg -Rat,  Dr.lng  Dr. 
I'aalrow,  Prof.  an  der  Techn.  Hochschule  in  Berlin,  der  Rote 
Adler-Orden  II.  Kl.  mit  Eichenlaub;  —  de»  Reg-  u.  Brtn.  Waller 
in  Posen.  Hossenfelder  jQ  Bromberg  und  Lembeck  in 
Danzig ,  dem  Brt.  Carsten,  Prof.  an  der  Techn.  Hochschule  in 
Dan/ig,  beim  l'ebei tritt  in  den  Ruhealand  dem  Landbauinap.  Brt. 
Schulz  in  Merseburg ,  dem  Waaaerbauinsp.  BrL  Roßkothen 
in  Halle  a.  S.  und  dem  Kr.-Bauintp  Brt  Voigt  in  Angermande 
der  Rote  Adler-Ordc»  IV.  Kl  ;  -  dem  Reg  -  u.  Brt  .  Geh.  Bit 
Km  m  er  ich  in  Berlin  beim  Uebertrilt  in  deu  Ruhestand  der  Kgl. 
Kioiien  Orden  11.  KJ  ;  dem  Geb.  Brt.  D  e  in  n  i  t  z  in  Brombcrg,  dem 
Reg  Rata  D  Schrcv,  Dir.  der  Waggonfabr.  in  Danzig ,  dem 
Kr-Bauinsp  Brt.  Volkmann  in  Ralibor  beim  L'cberlritt  in  den 
RoheMand  der  Kgl.  Kronen-Orden  III  Kl.  und  dem  Rrg-Btnstr. 
Eggert  in  Danzig  der  Kgl.  Kionen-Oiden  IV.  Kl. 

L'ebertragen  ist:  dem  Groöh.  hesa  Reg  -  u.  BrL  S  t  e  g  m  a  y  c  r 
in  Darnistadt  die  VetwaMi;  der  F.i»enl>  Betr.-Insp.  3  daa.;  den 
Eisenb.-Bau-  u.  Betr.  Insp.  Sluvter  in  Stettin  die  Verwaltg.  der 
Bctr.-lnap.  3  da».  u.,d  Hcinr.  Schäfer  in  Hagen  die  Verwaltg. 
der  Bctr  ln»p.  1  daselbst 

5" 


Der  Akkumulator  hat  Druckverluste  im  Preßzylinder  aus- 
zugleichen und  die  genaue  Höhe  der  Tröge  einzustellen. 
Er  liefert  auch  die  Kraft  für  die  Bewegung  der  Tore  und 
Winden.  Er  ist  in  einem  der  Türme  untergebracht  und 
erhalt  sein  Druckwasser  von  den  Druckpumpen  in  dem 
oberen  Kanal- Abschlußhaupt.  Zur  Einleitung  der  Bewe- 
gung, d.  h  zur  Ueberwindung  der  Reibungs-  und  sonstigen 
Widerstande  erhält  der  obere  Trog  aus  der  oberen  Hal- 
tung einen  Wasserzuschuß  von  rd.  ioo«,  wozu  eine  Wasser- 
schicht von  etwa  35"»  im  Trog  erforderlich  ist. 

Verwendet  sind  zu  dem  Eisenbau  der  Tröge,  Tore 
usw.  an  Walzeiscn  76a ',  für  die  Kolben,  den  Akkumulator, 
die  Führungen  und  verschiedene  Maschinen  an  Gußeisen 
235".  für  die  Druckwasser-Zylinder  und  den  Akkumulator 
an  Gußstahl  303  L 

Der  Ingenieur  der  Anlage  ist  W.  J.  Francis,  die  Ober- 
leitung der  gesamten  Kanal-Ausführung  ist  R.  H.  Rogers 
unterstellt. 

Ks  wird  von  Interesse  sein,  nachträglich  noch  einen 
Vergleich  mit  den  bisher  ausgeführten  senkrechten  Schiffs- 
hebewerken zu  machen,  wir  stützen  uns  dabei  teils  auf 
das  Handb.  der  lng  -Wissensch.,  teils  auf  die  gelegentlich 
des  Schiffahrts-Kongresses  190a  in  Düsseldorf  gemachten 
Mitteilungen,  die  z.  T.  nicht  ganz 


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SchiflsBröCr  ui  I  ,  - 
Gewicht  dr»  vi.INii 
Tio*.'»  mit  Zuv.tr 


1—4  Hebewerke  mit  Mnfarhrm 
Dllnk*ass.-ikolbeli 


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in  nsin  

Betriebsdruck  auf  den 
Kolben  in  kfjqrm  . 

Wandstärke  dr«  Ko- 
bens bezw.  Zylin- 
ders tu  mm   .   .  . 

W'asw-rbrdari  bei  einer 
Srldriisui^  eins* hl. 
Turbinen,  rumpeu, 
Lcrkseilut  drrTori- 
usw.)  in  <bra  . 


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-t.  ilinn  heree- 


Der  Reg -Bnistr.  Lohte  in  Beilin  ist  dem  Minist,  der  offcutl. 
Arb  zur  Beschäftigung  bei  den  Eisenb  -Abt-  überwiesen. 

Versetzt  »ind  die  Reg  -Bnistr. :  Aog.  Arendt  von  Gnesen 
nach  Danzig,  He  reher  von  Bonn  nach  Münster  i.  W. ,  Rieh. 
Lang  von  Berlin  nach  Oppeln,  L  i  e  d  t  k  e  von  Ems  nach  Strasbuig 
i.  Wsipr.  und  Prang  von  Emden  nach  Steglitz. 

Die  Reg.-  u.  Brte.  z.  D.  Pauly  in  Schöneberg- Berlin  und 
Lange  in  Kfltn  sind  in  den  Ruhestand  getreten. 

Den  Reg-Bmstni-  Ludw  Hirschfeld  in  Berlin,  Job.  So  ach  on 
in  Bcrl.n  und  Br.  D  e  11  k  in  Königsberg  i  Pr.  ist  die  nachges.  Entlas*. 
aus  dem  Staatsdienste  erteil'. 

Sachsen.  Versetzt  aind :  die  Landbauinap.  Wolf  in  Bautzen 
nach  Chemnitz ,  Sachse  in  Zwickau  nach  Leipzig  und  K  o  1  b  in 
Oeninitz  nach  Bautzen;  der  Reg-Bmstr  Ehmig  in  Dresden  nach 
Zwickau. 

Der  Reg  -Rmstr.  L  i  e  b  e  in  Dresden  I  ist  z  Landbauinap.  ernannt. 

Der  Reg.-ßrustr.  Bahr  in  Dresden  N,  ist  auf  Ansuchen  aus 
dem  Staatsdienste  entlassen. 

Württemberg.  Dem  Bit.  Bauer  in  Tientsin  (China)  ist  die 
Erlaubnis  zur  Annahme  und  Anlegung  des  ihm  verliehenen  Kgl 
preuß.  Rotin  Adler-Ordens  IV.  Kl  erleilt;  —  dem  Keg-Brostz. 
Geineindciat  Hei  m  in  Stuttgart  ist  die  Karl-Olga-Mcdaillc  in  Silber 
verliehen. 

Der  Rc>; -Bnistr.  Ditlus  ist  vom  Fürsten  Watdburg-Zeil  z. 
Brt-  ernannt. 

Der  Bmstr.  Fr.  Omeis  in  Stuttgart  ist  gestorben 

Inhalt:  Hie  XVI.  Waodcrversaaimluni:  des  Vri band»»  dculsrlirr  Archi- 
tekten- und  Ingenkur-Veieine  Iii  .IlHsrluorf  „m  ,j  \„h  i,.  >e|»lcmber  1904 
(S.'hluo.)  -  S,  liiffsl.i-lH-w.Tk  im  Trr'il- Kanal  .Kanada)  -  f.  . Narl- 


Verlae  der  Ueutsclien  Baiuellung,  G,  m.  b.  lt., 
■   L  V.  F.  Eiselen,  BerUu.  Druck 


FOr  d 
With.  Greve. 


No.  8* 


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I 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2.  83.  BERLIN,  DEN  15.  OKT.  1904 

Die  geplante  Brücke  über  den  Hafen  von  Sydney. 

(Hierzu  cim-  HildbciLarr.) 

an  der  Stelle  abzusenken  war,  wo  sieh  der  feste  Fels 
in  größter  Tiefe  findet. 

Keiner  der  eingereichten  Entwürfe  erschien  aber 
der  Regierung  unmittelbar  zur  Ausführung  geeignet, 
vielmehr  erließ  diese  im  Mai  1901  ein  erneutes  Aus- 
schreiben, nach  welchem  Entwürfe  und  Angebote  bis 
Ende  Februar  1902  eingefordert  wurden,  eine  Frist, 
welche  dann  bis  Ende  Juni  1902  verlängert  wurde. 
Gefordert  war  eine  mittlere  Spannung  von  nicht  unter 
366  m  mit  Nebenspannungen  in  entsprechender  Zahl 
und  Stützweite,  sodaß  die  Gesamtlänge  des  Bauwerkes 
rd  9i5ln  betragen  konnte.  In  einer  Ausdehnung  von 
mindestens  183  m  in  der  Mittelöffnung  war  eine  lichte 
Durchfahrtshöhe  von  51,82™  über  H.W.  Springtide* 
einzuhalten,  während  diese  Höhe  in  366 m  Abstand 
auf  45,72  m  ermäßigt  werden  durfte  Die  Fahrbahn 
sollte  ein  Doppelgleis,  zwei  mit  Holz  gepflasterte  Fahr- 
straßen von  je  9,14™,  oder  eine  von  18,28 m  zwischen 
den  Bordkanten,  und  2  Fußwege  von  je  3,65  m  auf- 
nehmen. (  Die  Fahrstraßen  bei  dem  ersten  Wettbewerb 
waren  nur  halb  so  breit  gedacht.) 

Bei  diesem  abgeänderten  Programm  scheint  der 
Gedanke  von  erheblichem  Einfluß  gewesen  zu  sein,  daß 
man  ein  zu  kolossales,  das  Stadtbild  zu  sehr  beein- 
trächtigendes Bauwerk  vermeiden  wollte.  Wahrschein- 
lich hat  auch  der  Umstand  mitgesprochen,  daß  man  die 
Ufer  für  das  Ladegeschäft  frei  halten  wollte.  Die  fest- 
gesetzte Weite  der  Mittclspannung  entspricht  auch  voll- 
ständig dem  Bedürfnis  der  Schiffahrt,  denn  bei  dem 


m  Jahrgang  1901  unserer  Zeitung  haben 
wir  auf  Seite  65  und  84  unter  Beigabe 
einiger  Pläne  über  den  Ausfall  des  I.  inter- 
nationalen Wettbewerbes  für  den  Brücken- 
bau berichtet,  welcher  den  Hafen  von 
Sydney  überquerend,  die  Altstadt  und  die  Neustadt 
zwischen  Dawc's  Point  und  Mac  Mahon's  Point  (vergl, 
den  Lageplan  Abbildg.  2,  den  wir  nochmals  zum  Ab- 
druck bringen)  verbinden  soll,  zwischen  welchen  bisher 
nur  ein  Fäbrenverkchr  besteht.  Den  I.  Preis  erhielt  da- 
mals der  Entwurf  einer  englischen  Firma  mit  einer  wenig 
befriedigenden  Auslcgcrbrückc,  während  der  II.  Preis 
einein  Entwurf  zufiel,  der  von  der  „Vereinigten 
Maschinenfabrik  Augsburg  und  Maschinen- 
bau-Gesellschaft Nürnberg  A.-G."  herrührte  und 
sowohl  konstruktiv  wie  in  ästhetischer  Beziehung  nach 
unserer  Auffassung  ungleich  höher  stand  als  der 
erstere.  Das  System  war  das  einer  versteiften  Kabel- 
brücke, die  mit  einer  einzigen  Hauptspannung  von 
rd.  550 m  zwischen  den  Türmen  den  I  lafcn  über- 
spannen und  ihre  Hauptpfeiler  in  günstiger  Weise 
nahe  den  beiden  Ufern  erhalten  sollte,  wo  dieselben 
in  verhältnismäßig  nicht  zu  bedeutender  Tiefe  bis 
auf  den  festen  Felsen  abgesenkt  werden  können. 
Die  Kosten  dieses  Entwurfes  waren  auf  38,3t  Mill.  M. 
veranschlagt,  während  sich  diejenigen  des  an  1.  Stelle 
preisgekrönten  Entwurfes  auf  rd.  60  Mill.  M.  stellten, 
hauptsächlich  in  Folge  einer  anderen  Einteilung  der 
Spannungen,  bei  welcher  ein  Pfeiler  im  Hafen  gerade 


Abbililg.  1.    GcumUMK-bt  der  Brücke.    Zur  Ausführung  bc*liramtrK  Entwurf. 


5'3 


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ersten  Nürnberger  Entwurf  ging  ein  Teil  der  Haupt- 
Spannung  durch  die  vorspringende  Landzunge  Bluc's 
Point  für  die  Durchfahrt  der  Schiffe  doch  verloren  Die 
in  dem  Programm  erwähnten  Eisenbahngleise  sollen 
eine  Verbindung  zwischen  dem  Bahnsvstcm  der  Süd- 
und  Nordseite  herstellen.  Sic  bilden  einen  Teil  des 
geplanten  Aushaues  der  City  Railway.  (Auf  unserem 
Lageplan  ist  diese  Linie  übrigens  nicht  eingezeichnet. 
Die  Gleise  liegen  auf  der  Westseite  der  Brücke.) 

Aus  den  eingegangenen  Entwürfen  und  Angeboten 
wurden  schließlich  drei  ausgewählt  und  unter  diesen 
soll  jetzt  nach  der  englischen  Zeitschrift  „The  Engineer" 
vom  12.  August  d.  J.  das  Angebot  der  Firma  J.  Stewart 
&  Co.  in  Sydney  mit  einigen  vereinbarten  Abänderun- 
gen zur  Ausführung  bestimmt  sein.  Der  diesem  An- 
gebot zugrunde  liegende  Entwurf  ist  wiederum  von 
der  Vereinigten  Maschinenfabrik  Augsburg  und 
Maschinenbau-Gesellschaft  Nürnberg  aufgestellt 
und  zwar  in  Verbindung  mit  dem  Ziv.-Ing.  Norman 
Seife,  M.  Inst.  C.-E.  in  Sydney,  der  insbesondere 
nach  den  Vorschlägen  der  Firma  die  Einzelheiten  der 
Gründung  bearbeitet  hat  Die  Architektur  ist  von 
einem  Architekten  der  Nürnberger  Firma  bearbeitet. 
Wir  entnehmen  einige  Angaben  über  den  Entwurf 
der  genannten  Zeitschrift  und  fügen  die  uns  von  der 
deutschen  Firma  zur  Verfügung  gestellten  Abbildungen 
bei,  die  übrigens  in  ähnlicher  Weise  auch  in  genannter 
Zeitschrift  veröffentlicht  sind. 

Neben  einer  Uebcrsichtszeichnung  des  zur  Aus- 
führung bestimmten  Entwurfes,  Abbildg.  3,  geben  wir 
in  Abbildg.  4  und  5  auch  noch  diejenigen  von  zwei 
mit  in  der  engeren  Wahl  gewesenen  Entwürfen 
wieder,  deren  Systeme  aus  der  Zeichnung  klar  hervor- 
gehen, wobei  auch  ohne  weiteres  zu  er- 
sehen ist,  daß  der  Nürnberger  Entwurf 
bei  großer  Klarheit  des  Systems  die  bei- 
den anderen  in  der  Linienführung  der 
Hauptträger  vom  ästhetischen  Standpunkt 
weit  Obertrifft.  Bezüglich  der  Lichtweite 
und  Lichthöhe  der  Mittelöffnung  halten 
sich  alle  drei  an  die  angegebenen  Min- 
destmaße. Es  ergibt  sich  daraus  aber  für 
alle  Entwürfe  der  bei  dem  früheren  Nürn- 
berger Entwurf  vermiedene  Nachteil,  daß 
der  Hauptpfeiler  an  der  Nordseite,  wie 
schon  erwähnt  wurde,  an  der  Stelle  ge- 
gründet werden  muß,  wo  der  feste  Unter- 
grund am  tiefsten  unter  dem  I  lochwasser- 
spicgcl  liegt. 

Aus  unserem  Kopfbild  Abbildg.  1  ist 
die  Gesamterscheinung  der  Brücke  zu  er- 
sehen, in  Abbildg.  3  das  System.  Die 
Abbildgn.  6  und  7  geben  den  "Querschnitt 
durch  die  Brückenbahn  imganzen  und  in 
einem  Teile  in  vergrößertem  Maßstabe. 
Unsere  Bildbeilage  schließlich  gibt  einen 
Einblick  in  die  Brücke  und  zeigt  gleich- 
zeitig ein  Bild  der  wuchtigen  massiven 
Portaltürme,  welche  die  Hauptbrückc  ab- 
schließen. 

Das  System  der  I  lauptträger  ist  das- 
jenige eines  Kragträgers  mit  etwas  an- 
steigendem Untergurt  und  mit  einem  Li- 
nicnzugedcsübergurtes.der  an  eine  Hänge- 
brücke anklingt.  Sic  haben  in  der  Milte 
16,76 m  Höhe  und  an  den  Enden  etwa  eben 
so  viel,  während  sie  sich  über  den  Pfeilern 
bis  zu  rd.  62»  Höhe  erheben.  Die  Ent- 
fernung der  Pfeiler,  die  als  eiserne  Türme 
ausgebildet  bis  zu  rd.  123"'  Ober  H.  W. 
(ohne  die  obere  Bekrönung)  emporsteigen, 
haben  411,64="  v.  M.  z.  M  Abstand.  Die 
Länge  des  hinteren  Armes  betragt  176,78 
bezw.  152,40 m,  die  der  inneren  Kragarme 
je  132,6  ™,  sodaß  146,3°'  Stützweite  für 
das  eingehängte  Mittelstürk  verbleiben. 
Die  Knotenpunkte  des  Hauptsystems  sind 
24,38™  von  einander  entfernt.  Ein  Zwi- 
schensy  stein  setzt  die  Entfernung  der  Quer- 

5'4 


LMJUlilJl  \  fÜJ  a 


Abbild*  a.   Lageplwi  von  Sydney. 


Abbildg.  6.    Querschnitt  in  BrQckenmiltc. 


Abbildg.  7.    Einzelheiten  de»  Quer»chiiiUe*. 

No.  83. 

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träger,  die  auf  dem  Untergurt  der  Hauptträger  nach 
dem  Querschnitt  Abbildg.  7  frei  aufliegen,  auf  die 
Hälfte  herab.  Die  Hauptträger  sind  zur  Erhöbung 
der  Steifigkeit  gegen  die  Lotrechte  unter  1:8  geneigt, 
bie  stnd  zwischen  den  Gurten  durch  wagrechte  Gitter- 
träger, sowie  durch  in  der  Gurtebene  liegende  ge- 

15.  Oktober  1904. 


kreuzte  Diagonalen,  ebenfalls  Gitterträger,  versteift. 
Eine  2.  Querversteifung  ist  in  ganzer  Brflckenläiigc 
in  gleicher,  der  Mittelhöhe  der  Hauptträger  entspre- 
chender, Höhe  Ober  der  Fahrbahn  angeordnet.  Die 
bogenförmige  Gestalt  dieser  Aussteifung  ergibt,  wie 
die  Bildbeilage  zeigt,  eine  interessanlelnocnpcrspektive. 

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Die  untere  Entfernung  der  Hauptträger  v.  M.  z.  M. 
stellt  sich  auf  30,86 m. 

Die  Brückenbahn  von  insgesamt  38,2 m  Breite  ist 
in  6  facher  Weise  geteilt  Zwischen  den  Hauptträgern 
sind:  ein  io,66m  breiter,  mit  Holz  zu  pflasternder 
Fahrdamm,  ein  schmaler  Steg  und  2  Straßcnbahn- 
glcise  mit  zus.  7,93 "'  und  2  Eisenbahngleise  mit  zus. 
7,76 m  Breite  untergebracht.  Es  verbleiben  dann  noch 
für  Hauptträger  und  Burgersteig  5,74  bezw.  5,81 m 
oder  für  die  lichte  Weite  der  Bürgersteige  etwa  je  3 
Die  Fahrbahn  ist  in  ihrem  Längsgefälle  im  mittleren 
Teile  parabolisch  gestaltet  und  fällt  dann  beiderseits 
mit  1 : 50.  Für  den  Fahrdamm  ist  dies  Gefälle  auf 
der  Südseite  auf  1  : 30  ge- 
steigert. An  die  Hauptbrücke 
schließen  sich  auf  der  Nordseite 
noch  2  Ocffnungen  mit  unter 
der  Fahrbahn  liegenden  Fach- 
werkträgern von  je  73,19  m  und 
daran  ein  Viadukt  mit  Eisen- 
beton-Gewölben an. 

Die  eisernen  Pfcilcrtürme 
werden  von  einem  Aufbau  ge- 
krönt, zu  dem  Fahrstühle  em- 
porführen sollen,  sodaU  man 
zu  der  oberen  Plattform  ge- 
langen und  von  dort  in  122  ■ 
I  löhe  über  1  l.W.  den  Blick  Ober 
I  lafen  und  Stadt  genießen  kann. 
Eine  zweite  Plattform  ist  in 
12 m  Höhe  Ober  der  Brücken- 
tafcl  gedacht  und  gibt  Gelegen- 
heit zur  Anlage  eines  Cafes, 
Wärterraumes  usw. 

Die  Beurteilungs-Kommis- 
sion, die  aus  erfahrenen  Inge- 
nieuren und  Architekten  be- 
stand, hebt  in  ihrem  Berichte 
hervor,  daß  der  vorliegende 
Entwurf  von  allen  bisher  ein- 
gereichten am  meisten  befrie- 
dige, sowohl  was  die  Erfüllung 
der  besonderen  Bedürfnisse  der 
Ocrtlichkeit  und  der  gestellten 
Forderungen  betrifft,  als  hin- 
sichtlich der  wissenschaftlich- 
technischen  Tüchtigkeit  des  Ent- 
wurfes der  Eisenkonstruktion, 


der  kräftigen  Natur  des  Unterbaues  und  der  eleganten 
Gesamterscheinung. 

Mehr  als  das  sonst  bei  ausländischen,  namentlich 
englischen,  Brückenentwürfen  der  Fall  gewesen  ist,  hat 
sich  die  Kommission  mit  der  ästhetischen  Erscheinung 
des  Bauwerkes  beschäftigt,  wobei  namentlich  Wert 
auf  den  Gesamteindruck,  die  Einfügung  in  die  Um- 
gebung gelegt  wurde.  So  verwarf  man  alle  zu  mächtig 
in  geschlossener  Masse  über  der  Fahrbahn  aufragen- 
den Konstruktionen,  also  z.  B.  Bogenkonstruktionen 
über  der  Fahrbahn.  Auch  nach  dieser  Richtung  hin 
findet  der  Ausschuß  den  neuen  Entwurf  besonders 
geglückt.    Er  empfiehlt  nur,  den  Porlaltürmen,  deren 


1 

Nu.  83. 


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Dai  Poithaui  zu  Schöne- 
berg  bei  Berlin. 

Entwulf  im  RcichsposUmt 
aufgehellt 

Kaqiadcn-Skiize 
von  Pontbauinnp.  Spulding 


15  Oklubtr  1904. 


5'7 


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Entwürfe,  wie  schon  bemerkt,  auch  in  Deutschland  ent- 
standen sind,  mehr  englischen  Charakter  zu  geben. 

Die  Endpfeiler  der  Hauptbracke  sowie  der  süd- 
liche Hauptpfeiler  sind  bei  allen  Entwarfen  bis  auf 
den  festen  Fels  hinabgeführt,  für  den  Nordpfeiler  da- 
gegen ist  die  Gründung  sehr  verschieden  geplant.  Es 
wurden  dazu  10  verschiedene  Vorschläge  gemacht. 
Die  einen  halten  eine  Gründung  mittels  Luftdruck  auf 
den  Ton  des  Untergrundes  2743 unter  H.-W.  für 
ausreichend,  andere  sehen  eine  Gründung  auf  Pfahl- 
rost vor,  der  ebenfalls  nur  bis  in  den  Ton  abgetrieben 
werden  soll,  bezw.  auf  Eisenpfählen,  die  bis  zum  Felsen 
hinabreichen  sollen.  Sieben  Vorschläge  zielen  auf  eine 
unmittelbare  Gründung  auf  den  festen  Felsen  ab,  da- 
von sehen  5  die  Gründung  mit  Kaissons  vor,  einer 
will  sich  für  den  oberen  Teil  der  offenen  Kaissons 
bedienen  und  in  diesen  baggern,  den  unteren  Teil  aber 
nach  dem  Gefrierverfahren  herstellen,  während  nach 
dem  letzten  Plan  zunächst  eine  Insel  geschüttet  und 
dann  für  die  ganze  Gründungstiefe  das  Gefrierver- 
fahren angewendet  werden  soll. 

Die  Frage  der  Gründung  dieses  Pfeilers  ist  für 
den  ganzen  Brückenbau  von  hoher  Wichtigkeit.  Der 
Felsen  liegt  hier  etwa  51,80 m  unter  H.-W.,  eine  Tiefe, 
die  bei  Brückengründlingen  bisher  nicht  entfernt  er- 
reicht worden  ist  und  mit  Luftdruck -Gründung  be- 
kanntlich längst  nicht  mehr  zu  erreichen  ist.  Ücbcr 
dem  Fels  liegen  etwa  39 m  Ton  mit  Sandlagern  unter- 
mischt, darüber  2,i3m  Schlamm  und  schließlich  11,27  m 
Wasser.  Die  Belastung  des  Pfeilers  durch  den  Ucber- 
bau  und  die  Vcrkehrslast  ist  auf  20—30000'  zu  ver- 
anschlagen, dazu  kommt  dann  noch  das  erhebliche 
Eigengewicht  des  Pfeilers  selbst.  Der  Entwurf  Abbildg.  5 
von  Arrol  &  Co.  usw.,  sieht  nur  eine  Gründung  bis 
i8,88m  unter  Wasser,  derjenige  der  E.  &  C.Bridge 
Comp,  bis  27,43™  vor.  Die  Pressung  beträgt  bei 
beiden  rd.  6^v. 

Eine  Variante  des  zur  Ausführung  bestimmten  Ent- 
wurfes sieht  ebenfalls  eine  Gründung  bis  27,43  ■  unter 
Wasser  vor  und  läßt  sogar  eine  Pressung  von  fast  7  *sJ<t«>» 
zu.  Die  Firma  schlägt  anderseits  aber  auch  Pfahlrost- 
gründung bezw.  Herabführung  der  Fundamente  bis 
auf  den  festen  Fels  vor.  Diese  hohen  Belastungen 
findet  der  Ausschuß  doch  für  bedenklich  und  emplahl 


dem  Minister  der  öffentl.  Arbeiten  die  Absenkung 
eines  Probezylinders  von  1,83 m  Durchmesser,  was 
dann  auch  nahe  Mac  Mahon's  Point,  dicht  neben  der 
Stelle,  an  welcher  der  zukünftige  Pfeiler  zu  errichten  sein 
wird,  geschah.  Er  wurde  mit  Luftdruck  bis— 27,43» 
unter  H.-W.  abgesenkt  und  es  wurden  dabei  Proben 
aus  dem  Untergrund  entnommen,  welche  unter  dem 
Schlamm  14"»  Ton  mit  Sand  gemischt,  dann  kohlen- 
haltigen  Ton  ergaben.  Auf  eine  weitere  Absenkung 
wurde  dann  der  Kosten  wegen  verzichtet,  da  man 
nach  diesem  Befunde  nicht  erwarten  konnte,  in  größe- 
rer Tiefe  vor  Erreichung  des  Felsens  wesentlich 
günstigere  Verhältnisse  des  Untergrundes  anzutreffen. 
Bei  allmählicher,  mehrfach  unterbrochener  Belastung 
bis  204',  d.  h.  7,6ke/'if|»  ergab  sich  ein  weiteres 
Einsinken  von  rd.  70 m",  die  sich  innerhalb  8  Tagen 
auf  rd.  109 mm  steigerten,  ohne  daß  Ruhe  eingetreten 
wäre.  Hiernach  mußte  eine  Gründung  bis  auf  den 
festen  Felsen  vorgesehen  werden,  die  nach  Ansicht 
des  Ausschusses  im  offenen  Kaisson,  oder  falls  das 
nicht  gelingt,  ohne  zu  ungünstige  Erhöhung  der  Kosten, 
mittels  des  Gefrierverfahrens  auszuführen  ist 

Für  die  gesamte  Ausführung  nimmt  die  Firma 
5V*  Jahre  vom  Tage  der  Annahme  des  Angebotes  in 
Aussicht.  Die  Gesamtkosten  veranschlagt  sie  auf  rd. 
38,8  Mill.  M.,  wovon  auf  die  924  m  lange  Hauptbrücke 
26,30  Mill.  M.  entfallen,  auf  die  südliche  Zufahrtsrampe 
mit  Anschluß  an  die  geplante  City  railway  und  an  die 
Princeß  Str.  6,6  Mill.  M.,  auf  die  nördliche  Rampe  mit 
Anschluß  an  die  vorhandene  Eisenbahn  und  mitStraßen- 
anschluß  nach  Blue's  Point  3,6  Mill.  M.,  schließlich  für 
Landerwerb  1,3  Mill.  M.  (Es  ist  nicht  aus  den  Angaben 
des  Engineer  ersichtlich,  ob  bei  diesen  Gesamtkosten 
eine  Gründung  auf  den  festen  Fels  veranschlagt  ist;  da 
die  Summe  mit  dem  früheren  Nürnberger  Entwurf  nahe- 
zu übereinstimmt,  scheint  das  nicht  der  Fall  zu  sein.) 

Der  geplante  Brückenbau  gehört  zu  den  be- 
deutendsten Werken  auf  diesem  Gebiete.  Es  ist  für 
das  Ansehen  der  deutschen  Technik  in  hohem  Grade 
erfreulich,  daß  die  Entscheidung  zu  Gunsten  eines 
Entwurfes  gefallen  ist,  an  welchem  eine  deutsche 
Firma  den  wesentlichen  Anteil  hat.  Möge  es  ihr 
auch  vergönnt  sein,  an  der  Ausführung  in  ent- 
sprechender Weise  mitzuwirken.  — 


ie  kaiserlichen 

Berlin  und  seinen  Vororten  mit  wenigen 
Ausnahmen  in  gemieteten  Räumen  unter- 
gebracht worden.  Bei  dem  schnellen  und 
starken  Anwachsen  des  Verkehres  haben 
sich  für  die  Postverwaltung  hieraus  immer  größere 


Das  Posthaus  zu  Schöneberg  bei  Berlin. 

(Hierzu  die  Abbildungen  S.  516  o.  517  ) 

Postämter  sind  bisher  in  Schwierigkeiten  ergeben,  da  es  nicht  möglich  ist, 

stets  geeignete  Micträume,  wie  sie  für  das  Ineinander- 
greifen des  Betriebes  notwendig  sind,  zu  erlangen. 
Hierzu  kommt,  daß  in  den  angemieteten  Diensträumen 
häufig  ein  Wechsel  erfolgen  muß,  weil  diese  für  die 
eingetretene  Verkehrssteigerung  unzuläng- 


Zur  Umgestaltung  des  architektonischen  Unter- 
richts an  den  Baugewerkschulen. 

Ier  Vorschlag,  den  Hr.  Prof.  Hocheder  in  No.  77  der 
„Dtschn.  Bztg."  macht,  die  Bauformenlehrc  als  selb- 
ständiges Lehrfach  ganz  aus  dem  Baugewerkschul- 
Unterrichl  verschwinden  zu  lassen,  stimmt  vollkommen 
übercin  mit  einem  auch  von  mir  längst  gehegten  Lieb- 
lingsgedanken, dem  ich  schon  zu  wiederholten  Malen  Aus- 
druck verliehen  habe.  So  schrieb  ich  in  No.  8  der  „Süd- 
deutschen Bauzeitung",  vom  21.  Februar  1903:  „Ware  es 
nicht  das  einfachste  und  beste,  die  Formenlehre  als  selb- 
ständigen Unterrichts-  Gegenstand  aus  dem  Lehrplan  zu 
streichen  und  in  unmittelbare  Verbindung  zu  bringen  mit 
den  praktischen  Unterrichtsfächern  in  der  Weise,  daß  ihr 
Lehrstoff  auf  diese  Fächer  entsprechend  verteilt  würde V" 
Und  in  No.  44  der  , Dtschn.  Bauztg."  vom  4.  |uni  1903: 
„Als  Ideal  eines  Lehrplanes  solcher  Schulen  schwebt  mir 
vor  die  völlige  Verschmelzung  der  Formenlehre  teils  mit 
der  Baukonstruktionslehre,  teils  mit  der  Baukunde."  Auch 
der  Grundgedanke  und  die  Methode  meines  Leitfadens 
der  architektonischen  Formenlehre  nämlich  die  Entwicklung 
der  Form  aus  den  Anforderungen  der  Konstruktion,  des 
Materiales  und  des  Zweckes,  ist  derart,  dafi  die  einzelnen 
Abschnitte  ohne  weiteres  in  den  Baukonstruktions-Untcr- 
richt  eingefügt  werden  konnten. 

Aber  gerade  deshalb,  weil  auch  ich  eine  Verschmelzung 

5>8 


beider  Urterrichtsgebiete  für  nützlich  halte,  kann  ich  dem 
zweiten  Gedanken  des  Hochcdcr  schen  Artikels  nicht  bei- 
stimmen, nämlich  dem  Vorschlage  einer  Umkehrung  des 
bisher  üblichen  Lehrganges  der  Formenlehre  in  der  Weise, 
daß  „das  Haus  als  Ganzes"  zuerst  behandelt  werden  soll 
und  erst  daran  anschließend  die  Einzelform.  Die  Aus- 
führung dieses  zweiten  Gedankens  würde  die  des 
ersten  unmöglich  raachen.  Denn  die  Baukonstruk- 
tionslehrc  kann  doch  gar  nicht  anders  beginnen  als  mit 
den  Einzelheiten  der  Konstruktion,  mit  den  Verbinden 
in  Stein  und  Holz,  und  kann  erst  im  weiteren  Verlaufe 
zur  Zusammensetzung  ganzer  baulicher  Gebilde  fort- 
schreiten. Soll  also  die  Formenlehre  unmittelbar  mit  der 
Baukonstruklionslehre  verbunden  werden,  so  muß  sie  den 
nämlichen  Weg  gehen.  Will  sie  das  nicht,  so  muß  sie 
getrennt  bleiben. 

Aber  es  sind  auch  noch  andere  sehr  gewichtige  Gründe 
vorhanden,  die  einer  Verwirklichung  des  im  Hochcder'- 
schen  Artikel  enthaltenen  Vorschlages  im  Wege  stehen. 
Dieser  setzt  nämlich  zwei  Dinge  voraus,  von  denen  die 
Baugewerkschülcr  bei  Beginn  ihres  Studiums  noch  keine 
Ahnung  haben:  erstens  zeichnerische  Fertigkeit  und  zwei- 
tens volle  Kenntnis  der  konstruktiven  und  räumlichen  An- 
forderungen eines  Gebäudes  im  ganzen.  Wenn  Bauwerke 
zum  Studium  ihrer  Gesamterscheinung,  der  Massenwirkung 
und  Gruppierung  ihrer  Mauern  und  Maueröffnungen,  der 
Viclgcstaltigkeit  der  Dachlösungen  usw.  zur  Darstellung 

No.  ß3. 


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lieh  geworden  sind  oder  wegen  fortgesetzter  Erhöhung 
der  Mielpreise  verlegt  werden  müssen.  Eine  derartige 
Aenderung  in  der  Lage  der  Betriebsstellen  ist  aber  nicht 
nur  für  den  gesicherten  Gang  des  Betriebes  ungünstig, 
sondern  auch  durch  die  Verlegung  der  Telegraphen-, 
Rohrpost-  und  Fernsprechleitungen  mit  beträchtlichen 
Kosten  verknöpft. 

Seit  dem  Jahre  1899  ist  man  daher  dazu  über- 
gegangen, für  die  großen  Aemter  Grundstücke  zu  er- 
werben und  auf  ihnen  reichseigene  Posthäuser  zu  er- 
richten. Diese  sollen  den  Mittelpunkt  für  die  im  Um- 
kreise gelegenen  kleineren  Postanstalten  bilden,  welche 
entsprechend  eingeschränkt  werden  und  weiter  in  ange- 
mieteten Räumen  verbleiben  können.  Bis  jetzt  sind  für 
solche  großen  Postämter  (Bezirkspostämter)  drei  reich s- 
eigene  Gebäude  fertig  gestellt,  und  zwar  am  Tempel- 
hofer  Ufer,  in  der  Lothringerstrasse  und  in  Schöneberg. 

Das  Grundstück  für  das  Postgebäude  zu 
Schöneberg,  Hauptstrasse  26/27  belegen,  hat  bei 
einer  Straßenfront  von  40,85 m  einen  Flächeninhalt 
von  5270  im,  so  daß  es  nicht  nur  für  das  erforderliche 
Dienstgebäude,  sondern  auch  für  eine  spätere  weitere 
Bebauung  reichlichen  Platz  bietet  Das  Hauptgebäude 
besteht  aus  einem  viergeschossigen  Vorderhaus  und 
Mittelflügel  und  einem  zweigeschossigen  Quergebäude, 
die  sich  um  einen  an  der  südwestlichen  Nachbarseite 
liegenden  quadratischen  Lichthof  von  4331""  Fläche 
gruppieren.  Zwischen  dem  Mittelflügel  und  der  nord- 
östlichen Nachbargrenze  ist  eine  an  die  Durchfahrt 
des  Vorderhauses  sich  anschließende,  0,70  ■  breite 
Einfahrt  zum  Posthofe,  der  von  dem  Quergebäude, 
einer  Wagenhalle  und  einem  Nebengebäude  umgeben 
ist  Letzteres  begrenzt  den  dahinter,  etwa  3 m  tiefer 
liegenden,  rd-  15601»  großen  Garten,  der  vorläufig  für 
die  beiden  Hauptwohnungen  bestimmt  ist 

Da  des  Betriebes  wegen  das  Postamt  nur  im 
Erd-  und  ersten  Obergeschoß  angeordnet  werden 
kann,  so  sind  hier,  wie  bei  den  anderen  für  Bezirks- 
ämter neu  aufgeführten  Gebäuden  die  oberen  Geschosse 
zu  Wohnungen  eingerichtet,  um  das  teure  Baugelände 
besser  auszunutzen.  Während  die  Vorderwohnung 
und  eine  kleine  Wohnung  im  dritten  Obergcschoss  zu 
Dienstwohnungen  für  den  Postdirektor  und  den  Haus- 
wart bestimmt  sind,  wird  im  übrigen  das  zweite  Ober- 
geschoß, eine  kleineWohnung  im  dritten  und  im  Dach- 
geschoß an  Beamte  und  Unterbeamte  vermietet. 

Für  das  Postamt  ist  im  5«  hohen  Erdgeschoß 
der  Lichthof  zu  den  Betriebsräumen  hinzugezogen 
worden.  In  ihm  befindet  sich  die  15,5  ■»  lange,  10,06  ■ 
breite  Bricfschalterhalle,  zu  der  man  von  der 
Straße  durch  eine  dreiachsige  Eingangshalle  gelangt. 
Die  Schalterhalle  Offnet  sich  seitlich  in  Bogcnstellun- 
gen  nach  den  sie  umgebenden  Annahmcräumen  und 
ist  in  ganzer  Deckenausdehnung  durch  Oberlicht  er- 


bellt. An  der  rechten  Längswand  und  der  dem  Ein- 
gange gegenüber  liegenden  Querwand  sind  in  3m 
hohen  hölzernen  Schalterwanden  12  Schalterstellen 
für  Brief-  und  Geld -Annahme  und  -Ausgabe,  sowie 
ein  Schrank  für  Abbol-Bricffächcr  (Schließfächer)  an- 
geordnet An  der  linken  Längswand  sind  durch  Glas- 
wände in  den  Bogenstellungen  die  Paketannahme  und 
der  dazugehörige  Publikumsraum  von  der  Briefschalter- 
halle getrennt  Zu  dieser  Paketannahme  gelangt  man 
durch  einen  Seiteneingang,  welcher  auch  den  Zugang 
zu  der,  durch  alle  Geschosse  führenden  linksseitigen 
Nebentreppe  und  zugleich  für  Renten-Empfänger  den 
Zutritt  zu  der  im  Vorderhause  liegenden  Kasse  bildet 

Die  Packkammer  nimmt  den  ganzen  Querflügel 
ein  und  ist  durch  6  Ladetüren  nach  der  am  Posthofe 
liegenden  Ladebohne  geöffnet  An  der  Ecke  bei  der 
Einfahrt  zum  Posthofe  liegt  ein  dem  Publikum  zu- 
gänglicher Raum  für  Abholer  von  Paketen  und  für 
Ordonnanzen,  während  für  die  Massenauflieferung  von 
Paketen  noch  ein  an  der  südwestlichen  Grenze  ange- 
legter eingeschossiger  Anbau  vorgesehen  ist. 

Im  Vorderhause  befindet  sich  noch  rechts  von  der 
Eingangshalle  das  Zimmer  fQr  Rohrpost  undTelegraphie 
mit  zwei  unmittelbar  von  der  Eingangshalle  zugäng- 
lichen Schalterfenstern  und  der  öffentlichen  Fcrnsprcch- 
stelle,  ferner  ein  Botenzimmer,  die  5,8 »  breite  Durch- 
fahrt und  die  unmittelbar  von  der  Straße  aus  zugäng- 
liche Haupttreppe  zu  den  großen  Wohnungen. 

Im  ersten  4,4™  hoben  Obergeschoß  sind  die  Räume 
für  den  Amts  Vorsteher,  das  AmUburcau,  dieBriefabferti- 
gung,  welche  mit  der  Annahme  im  Erdgeschoß  durch 
einen  Aufzug  verbunden  ist,  der  Briefträgersaal,  die 
Entkartung,  Kleiderablagen  und  Aborte  untergebracht 

Im  Kellergeschoß  sind  Lagerräume  für  das  Post- 
amt, Wirtschaftskellcr  und  die  Zentralheizung  für  das 
Postamt  und  die  große  Wohnung  im  zweiten  Ober- 
geschoß angeordnet;  die  übrigen  Wobnungen  haben 
Öfenheizung  erhalten. 

Das  für  Posthaltcreizwecke  angelegte  Nebenge- 
bäude zwischen  Posthof  und  Garten  hat  im  Keller 
Lagerräume,  im  Erdgeschoß  einen  Pferdestall  zu 
8  Ständen  und  einen  Raum  für  schwere  Telegraphen- 
Materialien,  im  Obergeschoß  eine  Mietwohnung  für 
einen  Unterbeamten  aus  2  Stuben,  Kammer  und  Küche 
bestehend,  sowie  Lagerräume. 

Die  Fassade  des  Hauptgebäudes  zeigt  nieder- 
deutsche Renaissanceformen  in  moderner  Auffassung; 
sie  ist  kräftig  gegliedert  durch  Risalite,  Giebel  und 
Erker  und  hat  in  den  beiden  unteren  Geschossen 
den  Charakter  eines  Betriebsgebäudes,  in  den  beiden 
oberen  den  eines  Wohnhauses.  Die  Hoffronten  sind 
ganz  einfach  in  Backsteinbau  gehalten.  Zu  allen 
Fassaden  sind  rote  Rathenower  Handstrichsteine  ver- 
wendet, nur  an  der  Straßenfront  sind  das  Erdgeschoß 


gebracht  werden  sollen,  so  muß  der  Schüler  schon  eine 
.sehr  weitgehende  Fertigkeit  im  Skizzieren  besitzen  und 
zwar  nicht  bloß  im  geometrischen,  sondern  auch  im  per- 
spektivischen. Davon  kann  aber  in  der  untersten  Klasse, 
wo  der  Lehrer  vollauf  zu  tun  hat,  den  Schülern  die  Hand- 
habung der  Zeichengeräte  und  die  elementarsten  begriffe 
und  Methoden  technisch-zeichnerischer  Darstellung  beizu- 
bringen, selbstverständlich  noch  gar  keine  Rede  sein.  Und 
was  den  2.  Punkt  betrifft,  so  ist  doch  eine  Unterweisung 
über  die  Gestaltungs-Möglichkeiten  des  Hauses  im  ganzen 
erst  für  den  verständlich,  der  bereits  eine  klare  Vor- 
stellung hat  von  den  notwendigen  konstruktiven  Beziehun- 
gen und  räumlichen  Anforderungen  innerhalb  eines  Ge- 
bäudes, also  von  Dingen,  die  ebenfalls  erst  in  den  späte- 
ren Klassen  gelehrt  werden.  Ohne  diese  Voraussetzung 
werden  alle  Versuche  des  Schülers,  ein  Haus  als  ganzes 
zu  gestalten,  auf  gedankenlose  ßildermachcrci  hinauslaufen. 
Und  gerade  dagegen  muß  doch  mit  allen  Mitteln  schon 
an  der  Schule  angekämpft  werden.  Erst  gründliche 
Kenntnis  der  sachlichen  Voraussetzungen,  dann  Gestaltung. 
Einen  anderen  Weg  gibt  es  nicht. 

Man  könnte  einwenden,  daß  ja  nicht  gleich  in  der 
unteoten  Klasse  mit  Formenlehre  begonnen  zu  werden 
brauchte,  sondern  erst  später,  nachdem  der  Schüler  sich 
genügende  zeichnerische  und  sachliche  Kenntnisse  er- 
worben hat  Aber  dann  würde  die  Formenlehre  erst 
recht  aus  dem  Zusammenhang  gerissen,  da  ja  z.  B.  die 

15.  Oktober  1904. 


konstruktiven  Grundlagen  für  die  Einzelformen  schon  in 
der  untersten  Klasse  erledigt  wurden.  Von  einer  Ver- 
schmelzung mit  der  Baukonstruklionslehre  könnte  dann 
erst  recht  keine  Rede  sein. 

Es  wird  also  im  großen  uud  ganzen  die  Reihenfolge 
des  Unterrichtes  wohl  so  bleiben  müssen,  wie  sie  bisher 
war.  Selbst  wenn  es  dann  nicht  zu  einer  völligen  Ver- 
schmelzung kommen  sollte  —  gegen  welche  sich  ja  in 
der  Tat  sehr  gewichtige  Gründe  anführen  lassen  —  so 
bliebe  doch  immer  der  große  Gewinn,  daß  beide  Fächer 
in  ihrer  Stoffverteilung  gleichzeitig  fortschreiten,  sich  also 
gegenseitig  unterstützen  und  in  einander  eingreifen  können, 
wodurch  dem  Schüler  der  Zusammenhang  zwischen  Kon- 
struktion und  Form  ständig  zum  Bewußtsein  gebracht  wird. 

Daß  ich  im  Ucbrigen  mit  den  Ausführungen  des 
Hrn.  Prof.  Hochedcr  voll  einverstanden  bin  und  sie  als 
schätzenswerten  und  hochwillkommenen  Beitrag  zur  Kla- 
rung der  vorliegenden  Frage  auf*  Freudigste  begrüße, 
brauche  ich  wohl  nicht  erst  "zu  versichern.  Der  in  Bälde 
erscheinende  dritte  Teil  meines  Leitfadens  wird  zeigen, 
daß  auch  ich  die  „Gestaltung  des  Gebäudes  im  ganzen" 
als  den  Kernpunkt  der  Formenlehre  betrachte,  nur  daß 
ich  dies  Kapitel  nicht  an  die  Spitze,  sondern  an  das  Kndc 
des  Unterrichten  gesetzt  sehen  mochte.  Denn  es  umfaßt 
Fragen,  deren  Bedeutung  nur  der  gereifte  Schüler,  nicht 
aber  der  Anfänger  zu  erfassen  imstande  ist.  — 

Breslau,  25.  Sept.  1904.  Specht 

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und  die  Architektur- Gliederungen  in  weißem  Alt- War- 
thaucrSandstein  ausgeführt  Das  Dach  ist  als  Kronendach 
mit  glasierten  braunblauen  Biberschwänzen  eingedeckt. 

Die  Decken  sind  als  Betondecken  mit  Eiseneinlage, 
sogen.  Uelm'schc  Decken,  hergestellt  und  ist  diese 
Konstruktion  auch  für  die  Treppen  verwendet,  welche 
Eichen-  und  Kiefernholzbelag  erhalten  haben.  Die  Fuß- 
böden haben  in  den  Schalterhallen  und  Eingangsfluren 
einen  Tonflicscn-,  in  der  Packkammer  einen  Asphalt- 
belag; in  den  übrigen  Diensträumen  und  den  großen 
Wohnungen  ist  eichener  Stabfußboden  in  Asphalt,  in 
den  kleinen  Wohnungen  kieferner  Riemenfußboden  auf 
Lagerhölzern  verlegt  worden.  Die  innere  Ausstattung 
ist  im  übrigen  sehr  einfach  gehalten;  über  den  hölzer- 
nen Paneelen  in  den  Betriebsräumen  sind  Decken  und 
Wände  nurweiß  gestrichen.  Die  Beleuchtung  dcrSchal- 
terhallen,  Brief-  und  Paketannahme,  der  Packkammer, 
Höfe  und  Eingänge  erfolgt  durch  elektrische  Bogen- 
lampen, die  der  übrigen  Räume  durch  Gasglühlicht. 


Die  gesainten  Bauten  sind  in  der  Zeit  vom  i.  April 
1901  bis  zum  1.  April  1903  mit  einem  Kostcnaufwande 
von  rd.  523000  M.  unter  Oberleitung  des  Geh.  Post- 
rats Tuckermann  durch  den  Reg.-Bmstr.  R  atze  bürg 
ausgcfühit.  Der  Bauplan  ist  im  Reichs- Postamt  auf- 
gestellt, die  Fassadenskizze  vom  Ppstbauinsp. S  p  a  I d  i n g 
bearbeitet  worden 

Von  den  bei  der  Bausausführung  beteiligten  Firmen 
sind  zu  nennen:  die  Aktiengesellschaft  für  Bau- 
ausführungen für  die  Maurerarbeiten,  Hofsteinmetz- 
mstr.  C.  Schilling  für  die  Sandsteinarbeiten,  Sturm 
in  Freienwalde  für  die  Dachziegel,  M.  Czarnikow 
&  Ko.  für  die  Decken-  und  Betonarbeiten,  Wcgener 
in  Wilmersdorf  für  die  Tischlerarbeiten,  Ursum  Sohn 
für  die  verzierten  Eisengitter,  C.  A.  Schupp  mann 
für  die  Niederdruck-Dampfheizung,  BildhaucrK  rc  t  z  s  c  h- 
mar  für  die  Ornamente  an  der  Fassade  und  die  Stuck- 
decken in  den  großen  Wohnungen.  — 


Vermischtes. 

In  Sachen  d«r  Gedächtniskirche  In  Speyer  erhalten  wir 
nachstehende  Zuschrift: 

„Die  Deutsche  Bauzeitung  bringt  in  No.  78  eine  Notiz 
wonach  Hr.  Arch.  Flügge  der  geistige  Urheber  der  Ge- 
dächtniskirche zu  Speyer  sei,  insofern  die  ersten  Skizzen 
und  alle  wesentlichen' Teile  des  Entwurfes  von  ihm  her- 
rühren. Dieser  Darstellung  muß  ich  entschieden  wider- 
sprechen, da  ich  bei  diesen  Arbeiten  durchaus  gleichwertig 
mit  Hrn.  Flügge  beteiligt  bin.  Ks  ist  kein  Unparteiischer 
imstande,  sachlich  beurteilen  zu  können,  wie  weit  der  eine 
ndere  von  uns  vor  nunmehr  20  Jahren  an  dieser 
isamen  Arbeit  vorwiegend  beteiligt  gewesen  Ist 
In  der  Festschrift  zur  Einweihung,  sowie  in  allen  mir  be- 
kannt gewordenen  Veröffentlichungen  über  den  Bau  sind 
stets  Flügge  &•  Nordraann  als  Architekten  genannt  und 
niemals  mein  Name  allein.  Es  Legt  daher  gar  keine  Ver- 
anlassung vor,  jetzt  Hrn.  Flügge  allein  als  Urheber  des 
Entwurfes  hinzustellen  und  mich  als  minderbeteiligt  in 
den  Hintergrund  zu  schieben.  Ich  muß  derartigen  Ver- 
suchen entschieden  entgegentreten.  Die  Behauptung,  daß 
Hr.  Flügge  das  eigentliche  künstlerische  Element  in  unserer 
Verbindung  gewesen  sei, entbehrt  ebenfallsdcr  Begründung; 
ich  nehme  für  mich  die  gleiche  Stellung  als  künstlerisch 
wirkender  Architekt  in  Anspruch.  Wenn  Hr.  Flügge  nicht 
zur  Einweihung  der  Kirche  eingeladen  und  auch  nicht  zu 
Auszeichnungen  vorgeschlagen  ist,  so  dürfte  die  Ursache 
darin  zu  finden  sein,  daß  Hr.  Flügge  seit  1894  nichts  mehr 
mit  dem  Bau  selbst  zu  tun  hatte,  sondern  die  Ausführung 
während  dieser  Zeit  allein  in  meiner  Hand  lag.  — 

C.  Nord  mann,  Architekt 
Wir  bemerken  hierzu,  daß  uns  die  Notiz  in  No.  78 
von  dritter  Seite  zugegangen  ist,  die  wir  für  einwandfrei 
halten  mußten,  sodaß  wir  uns  für  verpflichtet  hielten,  der- 
selben Raum  zu  geben.  Hr.  Flügge  selbst  hat  durch 
seine  Zuschrift,  die  wir  in  No.  79  abdruckten,  zum  Aus- 
druck gebracht,  daß  er  den  in  der  ersten  Notiz  vertretenen 
Standpunkt  teilt  Dem  wider-prichl  jetzt  Hr.  Nordmann. 
Wir  haben  also  beiden  Teilen  das  Wort  gewährt.  Damit 
müssen  wir  aber  die  Angelegenheit  für  »ins  als  erledigt 
betrachten,  da  wir  unmöglich  in  eine- sachliche  Beweis- 
führung in  dieser  Frage  an  dieser  Stelle  eintreten  können. 

Die  Redaktion. 

Die  Arbeiten  am  Slmplontunnel.  die  auf  der  Nordseile 
wegen  des  Einbruches  heißer  Quellen  schon  vor  längerer 
Zeit  eingestellt  werden  mußten,  haben  bekanntlich  am 
6.  September  d.  J.  auch  auf  der  Südseite  zur  Einstellung 
der  Arbeiten  geführt,  da  in  dem  Kalkschiefer  eine  warme 
Quelle  von  45"  C.  und  60  Sek./Lit.  Ergiebigkeit  ange- 
schlagen wurde.  Wie  wir  der  „Schweiz.  Bauztg."  ent- 
nehmen, ist  der  Richtstollcn  der  Südseite  im  Monat  Sep- 
tember nur  um  25  ™  gefördert  worden  und  es  betrug  Ende 
September  die  Richtstollen-I.änge  auf  der  Südseite  91 10  ■». 
auf  der  Nordseitc  103760»,  also  der  noch  durchzuschlagende 
Rest  24t™.  Man  hat  sofort  einen  Querstollen  in  Angriff 
genommen,  um  vom  Stollen  11  an  die  Einbruclisstclle  der 
warmen  Quelle  im  Stollen  I  zu  gelangen  Kndc  Septbr. 
war  diese  Arbeit  beendigt.  Das  stark  zerklüftete  Gebirge 
erfordert  aber  sorgfältigen  Einbau,  um  die  Quelle  so  zu 
fassen,  daß  man  die  Arbeiten  wieder  fortsetzen  kann.  Er- 
forderlich ist  dazu  noch  ein  weiterer  Ausbau  der  Kühl- 
einrichtungen,  da  die  Gesieinstemperatur  bis  auf  43,5°  C. 
gestiegen  ist.  Das  dem  Südportal  Ende  September  ent- 
strömende TunncKvasscr  stellte  sich  auf  81 1  Sck./Lil.  — 


Für  das  Museum  für  Meisterwerke  der  Naturwissen- 
schaft und  Technik  ist  in  einer  Vorstandssitzung  am  1.  Okt 
d.  1.  das  Bauprogramm  für  die  auf  der  Kohleninsel  zu  er- 
richtenden Gebäude  genehmigt  worden.  Die  Gebäude  sollen 
15  000  q°>  Ausstellungsraum  enthalten.  In  einem  besonde- 
ren Gebäude  sind  die  Bibliothek  mit  Lese-  und  Zeichen- 
sälen, ferner  Sitzungs-  und  Vortragsräume  unterzubringen, 
die  bis  zu  1200  Personen  fassen  können.  Der  Vorstand 
soll  zunächst  gemeinsam  mit  der  Baukommission  ein  Vor- 
projekt als  Grundlage  für  die  Verhandlungen  mit  den 
maßgebenden  Behörden,  der  Stadt  München  und  den 
Stiftern,  aufstellen.  Erst  dann  kann  an  die  Ausschreibung 
eines  allgemeinen  Wettbewerbes  gedacht  werden.  — 

Preisbewerbungen. 

Einen  Wettbewerb  um  Pläne  für  ein  Böraengebäude 
am  Fischmarkt  In  Basel  schreibt  der  Reg.-Rat  des  Kantons 
Basel  unter  den  schweizerischen  und  in  der  Schweiz 
niedergelassenen  Architekten  mit  Frist  zum  14.  Jan.  1905 
aus.  Zur  Prämiierung  der  3 — 4  besten  Arbeiten  ist  eine 
Ges.-Summe  von  5000  Fr.  ausgesetzt  In  dem  7glicdngen- 
Preisgericht  sitzen  als  Sachverständige  die  Architekten " 

I.  .  Friedrich  in  Basel,  J.  Beguin  in  Neuchätel,  C.  Moser 
in  Karlsruhe  und  R.  von  Wurstemberger  in  Bern.  Be- 
züglich der  L'ebertragung  der  weiteren  Planung  und  Leitung 
der  Ausführung  Ist  völlig  freie  Hand  vorbehalten. 

Im  Wettbewerb  Synagoge  in  Frankfurt  a.  M.  (vergl. 
S.  304  u.  324)  hat  das  Preisgericht,  in  welchem  an  die 
Stelle  des  verhinderten  Hrn.  Geh.  Brts.  Schwechten, 
Hr.  Brt.  Otto  March  eingetreten  war,  seine  Entscheidung 
gefällt.  Von  den  129  eingegangenen  Entwürfen  erhielten 
den  I.  Preis  „Laubhütten*,  Verf.  die  Hm  Arch.  Jos.  Reuters 
in  Berlin  und  Karl  Fricdenthal  in  Charlottenburg,  den 

II.  Pr.  „Ohne Kupper derHro.Arch.Hessemcr&Schmidt 
in  München,  den  III.  Pr.  „Vorhof  II*  (in  romanisierenden 
Formen)  der  Hrn.  Arch.  Jürgcnsen  &  Bachmann  in 
Cbarlottenburg.  Zum  Ankauf  wurden  empfohlen  und  an- 
genommen die  Entwürfe  „Modell"  vonllrn.Dr -Ing.  Vetlcr- 
lein  in  Darmstadt,  .Vorhof  II"  (in  modernen  Formen) 
von  Hrn.  Arch  Rob.  Bischoff  in  Karlsruhe.  „Romanisch" 
von  Hrn.  Arch.  Otto  Kuhlmann  in  Charlottenburg,  „Nach 
Maßgabe  von  Baugesetz  und  Bausumme"  von  Hrn.  Arch. 
lürgen  Krögrr  in  Berlin,  »Ruth"  von  Ph.  Holzmann  & 
Co.  Arch.  1fr.  Hellmuth  Cuno  in  Frankfurt  a.  M.  — 

Zum  Ideen-Wettbewerb  Erweiterung  der  kathol.  Pfarr- 
kirche In  Amraerschweier,  Bez.  Ob.-ElaaO  (vergl.  S  304 
u.  324)  erhalten  wir  die  Mitteilung,  daß  50  Entwürfe  ein- 
gegangen sind,  daü  das  Preisgericht  am  17.  u.  18.  d.  M.  in 
Straßburg  zusammentritt  und  daß  die  Entwürfe  daselbst  in 
derTeclin.  Schule  vom  19—  26.  d.M.  ausgestellt  werden. — 

Im  Wettbewerb  Moorbad  Schlei*  (vergl.  Seite  351I  er- 
hielten unter  39  Entwürfen  den  1.  Pr.  von  450  M.  die  Hrn. 
Arch.  Jorgensen  Ar  Bachmann  in  Charlotte nburg.  Der 
II.  Pr.  von  250  M.  wurde  zu  150  bezw.  100  M.  verteilt  an 
die  Entwürfe  der  Hrn.  Arch.  Fcldbcrg  &  Stocken  in 
Elberfeld  und  Kaufmann  in  Schleiz  und  Gruner  in  Gera. 
Ein  weiterer  Entwurf  wurde  zum  Ankauf  empfohlen.  — 

Inhal«:  Die  RepUntr  Biackr  at.et  d™  Halen  von  .-nduey.  -Das  l'oit- 
«u  SrM>.*h«-1|£  bei  Belli.,   -  Zur  Umr«»""«  .rrhrtekn.nMehei, 
an  den  ßiofrvv.  ,kschul<  «  -  Vei  raUditrm.  -  Preiabewerbo — 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Die  geplante  Brücke  über  den 
Hafen  von  Sydney.  

Verlar  4*r  Deourben  Banaeltnni.  G.  m.  b-  H-,  Berlin.  FOr  die  Redaalion 
Terantwurtlkh  L  V.  r.  Citelen.  Berlin    Druck  v.o  WUh.  Grev.,  Berlin. 


No.  83. 

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IQ< 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

»XXXVIII.  JAHRG.  N2:  84.  BERLIN,  DEN  19.  OKT 

Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

Arbeitsplan  für  das  Verbandsjahr  1904/1905 
nach  den  Beschlossen  der  XXXIII.  Abgeordneten-Versammlung  in  Düsseldorf. 
I.  Abgeschlossen«  Arbeiten,  deren  endgültige  Erledigung  dem  Vorstande  überlassen  ist. 

1.  Drucklegung  der  beschlossenen  Abänderung  des  §  26  der  Satzungen. 

2.  Versendung  der  Eingabe  an  den  Hrn.  Staatssekretär  im  Rcichsjustizamt,  betr.  die  Gebühren  der 
gerichtlichen  Sachverständigen,  in  Gemeinschaft  mit  dem  „Verein  deutscher  Ingenieure". 

3  Drucklegung  der  „Begründung"  zu  den  „Bestimmungen  über  die  zivilrechtliche  Verantwortlichkeit 
der  Architekten  und  Ingenieure"  nach  endgültiger  Feststellung  durch  den  betr.  Ausschuß  (vergl.  II,  10). 

4.  Versendung  der  bereits  in  Druck  gelegten  „Vorläufigen  Leitsätze  für  die  Vorbereitung,  Aus- 
führung und  Prüfung  von  Eisenbetonbauten"  an  die  zuständigen  Behörden  in  Gemeinschaft  mit  dem  „Deutschen 
Beton- Verein".  Eingabe  an  den  Hrn.  Reichskanzler  behufs  Erstrebung  allgemein  gültiger  Vorschriften  (vgl.  II,  11). 

5.  Drucklegung  der  revidierten  „Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  Wettbewerben"  nach  Feststellung 
des  endgültigen  Wortlautes  durch  den  betr.  Ausschuß  (vergl.  unter  II,  12)  Verbreitung  derselben  durch  Ver- 
sendung an  Stadtverwaltungen  usw. 

6.  Eingabe  an  den  Hrn.  Reichskanzler  in  Sachen  des  neuen  „Urheberrechtes  an  Werken  der  bildenden 
Künste"  im  Sinne  der  von  dem  Berliner  „  Architekten- Verein"  und  der  „Vereinigung  Berliner  Architekten"  bereits 
gemachten  gleichlautenden  Eingaben,  sowie  später  bei  Beratung  des  Gesetzes  Petition  an  den  Reichstag. 

7.  Veröffentlichung  des  Entwurfes  der  „Technischen  Vorschriften  für  die  Anlage  und  den  Betrieb 
der  Grundstücks-Entwässerung"  im  Verbands -Organ,  Versendung  an  die  staatlichen  Behörden,  städtischen 
Verwaltungen  und  die  Verbands- Vereine.    Sammlung  der  eingehenden  Rückäußcrungcn. 

8.  Antrag  an  den  Hrn.  Reichskanzler,  daß  bei  dem  nächsten  internationalen  Architekten-Kongreß 
in  London  1906  Deutschland  ebenso  offiziell  vertreten  werde,  wie  dies  bei  dem  internationalen  Schiffanrts- 
Kongreß  der  Fall  ist,  sowie  Antrag  an  den  internationalen  Architekten -Ausschuß,  daß  baldmöglichst  ein 
Kongreß  in  Deutschland  tagen  möge. 

9.  Antrag  an  den  Hrn.  Reichskanzler,  bei  Neubearbeitung  der  deutschen  Maß-  und  Gewichtsordnung 
in  Uebereinstimmung  mit  schon  eingeführten  ähnlichen  Bezeichnungen  für  das  Gewicht  von  100 k*  die  Be- 
zeichnung „Dezitonne"  zu  setzen. 

IL  Arbelten,  welche  den  Ausschüssen  zur  Erledigung  aberwiesen  sind. 

10.  Ausschuß  für  die  Frage  der  zivilrechüichen  Verantwortlichkeit  der  Architekten  und  Ingenieure. 
(Mitglieder  sind  die  Hrn:  Körte  in  Berlin,  Unger  in  Hannover,  Zimmermann  in  Hamburg.)  Feststellung 
des  endgültigen  Wortlautes  der  Begründung  unter  Zuziehung  eines  juristischen  Sachverständigen  (vergl.  I,  3). 

11.  Ausschuß  für  die  Frage  des  Eisenhetonbaues.  (Mitglieder  sind  die  Hrn.:  Bürstenbinder  in 
Hamburg,  Cramer  in  Berlin,  Launer  in  Berlin,  Linse  in  Aachen,  Lucas  in  Dresden,  Miller  in  Augsburg.) 
Entwurf  der  Eingabe  an  den  Hrn.  Reichskanzler  nebst  Begründung,  betr.  die  Einführung  allgemein  gültiger 
Vorschriften  für  den  Eisenbetonbau  (vergl.  I,  4). 

ta.  Ausschuß  zur  Wahrnehmung  der  Wettbcwcrbs-Grundsätzc.  (Mitglieder  sind  die  Hrn.:  Bislich, 
Boethke,  Cramer,  Contag,  Ebhardt,  Haag,  Körte,  Kühn,  Solf,  Vollmer,  sämtlich  in  Berlin,  und  der 
Geschäftsführer  des  Verbandes.)  Feststellung  des  endgültigen  Wortlautes  der  revidierten  Grundsätze  unter 
Berücksichtigung  der  durch  die  Abgeordneten- Versammlung  angenommenen  formellen  Abänderungs- Vor- 
schläge (vergl.  I,  5). 

13.  Fachausschuß  der  Privat -Architekten  (Mitglieder  sind  die  Hrn.:  Billing  in  Karlsruhe  i.  B., 
Dülfer  in  München,  Henry  in  Breslau,  Reimer  in  Berlin,  Sieben  in  Aachen)  und  -Ingenieure  (Mitglieder 
sind  die  Hrn.:  Gleim  in  Hamburg,  Lauter  in  Frankfurt  a.  M,  Reverdy  in  München,  Rieppcl  in  Nürnberg, 
Taaks  in  Hannover).  Verarbeitung  des  von  den  Vereinen  eingehenden  Matcrialcs  zur  Frage:  Handhabung 
der  Versicherungspflicht  der  Architektur-  und  Ingenieur- Bureaus  gegen  Unfall  usw.  in  den  verschiedenen 
Landesteilen  (vergl.  III,  17). 

14.  Ausschuß  für  allgemeine  Fachfragen.  (Mitglieder  sind  die  Hrn.:  Baumeister  in  Karlsruhe  i  B, 
Hinckcldcvn  und  Kayscr  in  Berlin,  Stübben  in  Köln  a.  Rh.,  Schmick  in  Darmstadt.)  Prüfung  des 
vom  Königsberger  Verein  erneut  gestellten  Antrages  betr.  die  Zulassung  aller  Diplom- Ingenicure  (deutscher 
Staatsangehörigkeit)  zur  Ausbildung  im  Staatsdienst  und  zur  2.  Staatsprüfung  usw. 

IU.  Arbelten  der  Verbands-Vereine. 

15.  Prüfung  der  vom  Ausschuß  der  Privatarchitekten  aufgestellten  3  Verträge: 

a)  Vertrag  zwischen  Bauherrn  und  Unternehmer  mit  allgemeinen  Bedingungen  für  Arbeiten  und 
Lieferungen. 

b)  Vertrag  zwischen  Bauherrn  und  Architekt  bezw.  Ingenieur. 

c)  Vertrag  zwischen  Architekt  bezw.  Ingenieur  und  seinen  Angestellten. 

16.  Prüfung  des  vom  Ausschuß  für  die  Normalien  für  Hausabfluß-I.eitungcn  aufgestellten  Entwurfes 
über  „Technische  Vorschriften  für  die  Anlage  und  den  Betrieb  der  Grund*tüeks-Entwäs>erung"  (vergl.  1,7). 

17.  Sammlung  von  Material  über  die  Behandlung  der  Architektur-  und  Ingenieur- Bureau»  in  den 
verschiedenen  Teilen  Deutschlands  hinsichtlich  der  Versichcrungspflicht  (vergl.  II,  13). 

IV.  Abgesetzte  Arbelten. 

18.  Kommentar  zur  Gebührenordnung  für  Architekten  und  Ingenieure.  Mangels  ent- 
sprechenden Materiales  hat  die  Abgeordneten- Versammlung  in  Düsseldorf  die  Bedürfnisfl  age  nicht  anerkennen 


5*» 

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können,  die  Frage  daher  einstweilen  von  der  Tagesordnung  abgesetzt.  Die  Vereine  werden  jedoch  ersucht, 
die  Sache  im  Auge  zu  behalten  und  Fragen,  die  an  sie  bei  Anwendung  der  Gebührenordnung  herantreten, 
der  Geschäftsstelle  des  Verbandes  bekannt  zu  geben. 

19.  Denkschrift  Ober  die  Rechte  und  Pflichten  der  Techniker  als  Sachverständige  vor 
Gericht.  Da  diese  Arbeit  abgesetzt,  die  Versendung  der  Eingabe  an  das  Reichsjustizamt  in  dieser  Frage 
in  der  in  Düsseldorf  vorgelegten  Fassung  beschlossen  ist  (vergl.  I,  2)  so  hat  der  diese  Frage  behandelnde 
Ausschuß  (zuletzt  bestehend  aus  den  Hrn.:  Gramer  und  Eisclcn  in  Berlin,  Hagn  in  Hamburg,  Hecht  in 
Nürnberg)  seine  Arbeit  abgeschlossen  und  wird  aufgelöst.  — 
Im  Oktober  1904. 

Der  Verbands-Vorstand:  Ncher.     Bubcndey.     v.  Schmidt     Haag.  Eiselen. 


lieber  Massentransport. 

In  erweiterter  Form  vorgetragen  am  8.  Mai  1904  ■«(  der  15H  ordentlichen  H«uptver*amrr>l'ing  des  Sieb*.  Ingenieur-  und  Architekten- 

Verein«  in  Dresden  van  Prof.  M.  Buhle  in  Dresden. 


jeber  die  Bedeutung  der  heute  vielfach  erörterten 
Massen  transport-  Frage,  d.  h.  über  die  Beför- 
derung und  I-agerung  von  Massengütern,  geben  am 
besten  einige  Zahlen  Aufschluß,  die  wir  in  untenstehen- 
der Tabelle  (linke  Spaltrl  abdrucken. 

Bei  Beurteilung  dieser  Zahlen  ist 
noch  inlrrtrachl  zu  ziehen,  daB  die 
ganzen  Massen  mehrfach  bewegt  wer- 
den müssen;  denn  sie  bilden  zumteil 
nur  Auszüge  aus  den  eigentlichen 
Rohmaterialien. 

Einen  noch  besseren  Einblick  in 
die  bestehenden  wirtschaftlichen  Ver- 
hältnisse gewinnen  wir,  wenn  wir  für 
ein  Jahr  ein  bestimmtes  Massengut 
herausgreifen  und  nun  die  ganze  Welt 
betrachten.  Im  Jahre  1896  wurden  von 
der  65 ■430000'  betragenden  Wcizen- 
Welternte  11  134000'  d.  h.  rd.  '/■  nicht 
in  den  Ländern  verzehrt,  die  sie  her- 
vorbrachten. I>ie  Bewegung  dieser 
Mengen  erfolgte  wie  in  rechts  unten- 
stehender Tabelle  angegeben  ist 

England  steht  unter  den  einfüh- 
renden [.Ändern  an  erster  Stelle.  Ab- 
bildg.  1  zeigt,  daO  in  Groß-Britannien 


durch  sie  wiederum  ermöglichte  Vcrbilügung  der  Trans- 
portpreise hinzuweisen.  In  dem  sich  mehr  und  mehr  zu- 
spitzenden wirtschaftlichen  Wcttkampf  der  Völker  spielen 
daher  die  technischen  Hilfsmittel,  welche  diese  Massen 


Abbildg  a.    Scitenentlcerer  von  A.  Koppel  in  Berlin. 


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UtMlftt 


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10**  >i  -( 


Abbi'dg.  1.    Weiten-Ernte  und  -Einfuhr 
in  Großbritannien. 

sich  in  40  Jahren  die  Verhältnisse  zwischen  der  ein- 
heimischen Brodgetreide- Erzeugung  und  der  Einfuhr  ge- 
radezu umgekehrt  haben.  Angesichts  dieser  Zahlen  er- 
scheint es  kaum  nötig,  auf  den  dadurch  begründeten  Ein- 
fluß der  Vervollkommnung  der  Transportmittel  und  die 

Erzeugungsmengen  einiger  Massengüter. 


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Abbildg.  3.   Bodenentleerer  von  A  Koppel  in  Berlin 


¥■%  uurdrn  cr<vounen  i  J. :'|  i8ao 

1900 

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Stutrn  Deutach- 1  GroB- 
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4.3 

*•» 

3* 

10,8 

6.7 

*ß 

verhältnismäßig  schnell  bewältigen  sollen,  eine  bedeu- 
tende Rolle. 

Es  sei  nachstehend  versucht,  einen  gedrängten  Ueber- 
blick  zu  geben  über  den  außerordentlichen  Umfang  und 
die  Vielgestaltigkcit  des  Gebietes;  es  seien  dabei  zunächst 
die  wichtigsten  Tran«portelemente  vorgeführt,  und  sodann 
sei  auf  die  bei  wirtschaftlichen  Betrieben  unerläßlich  damit 
verbundenen  l-agcrungs- Vorrichtungen  eingegangen;  bei 
dieser  Behandlungswcisc  wird  es  denn  auch  möglich, 
gleichzeitig  die  Anwendungen  der  Kördermittel  an  einzelnen 
aufgeführten  Anlagen  zu  streifen.  Das  ganze  Gebiet  der: 
Förderung  und  Lagerung  von  Sammclkörpcrn 
(körnige  und  stückige  Stoffe)  läßt  sich  systematisch  folgen- 
dermaßen einteilen: 

I.  Fördermittel  für  A.  Einzelförderung  in  verhältnis- 
mäßig kleinen  Mengen,  B.  stetige  Förderung.  Jede  dieser 

Verteilung  der  Weizen-Welterntc. 


')  stark  ah-r  rundet. 

»)  io»j:  Vn.  Staat™  174:  Deuts.  hUml  3.6;  GraaVBek  1,3  Mill  t 

5  '«»3:  ..        o3;  „  »ja;        .  —  „ 

')  »903:    „        „      13J;         ,  „        -f>  m 

iv.  i-l.  Vrettrliahrsbctt  »ur  Statistik  de«  druts.!irn  K.i.hc«  1904.  HHt  I. 

S  jtki  u.  f.  and  Tbe  f.««  Tiade-Year  Book  [Um  («»>l  -  London,  Hin  1904!). 
')  1003:  Vrr  Staaten  i8>;  D.  ut«  hland  10.3;  GroB  Brit.  9p  Mi!:  • 
iverrt.  auch  Z.  d.  V.  iL  1.  1004,  S.  707  u  f ) 

5» 


•)  Einfuhr  In: 

Ausfuhr  au». 

twoB-Hritanntrn     .   .  . 

lulim  

Spanien  iL  Portugal  .  . 
Skandinavien  .... 
Griechenland  u.  Schweif 
Auoriniropaiachc  Länder 

j  081730  t 
1  MO  770 1 
401  JIWl 

oöy^»  1 
487000t 
9»7.1uot 

aal  8cor 
< »:  r-  < 

8501190  t 

Vereinigte  Stuten    .  . 

Onterreuh-llnrarn  .  • 
Sudnst-Kuropa     .   .  a 

3533  •»« 
305:401 

34<S4Sot 
100  870 1 

1  <u8oont 
JQ4  440I 
595410t 
955 -»TO« 

Sud-Amerika  .... 
Verschiedene»  .... 

«)  Nkbeirs  a.  Z.  d.  V.  d.  L  1904.  &  »1  u.  f. 


No. 


84. 

y  de 


Gruppen  zerfällt  wieder  in  a)  wagrechte  oder  schwach 
geneigte  Förderung,  b)  senkrechte  oder  stark  geneigte 
Förderung,  c)  beliebig  gerichtete  Förderung. 

IL  Lagereinrichtungen:  A.  Gebäude,  a)  Boden» 
Speicher,  b)  Silos,  B.  Haufen-Lager,  a)  Hochbehälter, 
b)  Lager  zu  ebener  Erde  (TiefbehäTter). 

L  Fördermittel:  A.  Kinzelförderung  in  größeren 
oder  kleineren  Mengen. 

Zu  derersten  Gruppe 
der  Hilfsmittel,  die  in 
wagrechter  oder  in 
schwach  geneigter 
Richtung  fördern ,  ge- 
hören die  sclbstcntla- 
denden  Eisenbahn- Be- 
triebsmittel (Schncllenl- 
lader(').  Je  nach  der 
Uertlichkeit,  vorhande- 
nen Dämmen,  Laderam- 
pen, Sturzgerüsten  usw. 
liefert  z.  B.  A.  Koppel 
in  Berlin  Selbstentlader 
als  Scitcnentleerer 
(Abbildg.  2)  oder  als  Bo- 
denentleerer  (Abbil- 
dung 3).  I>ic  ersteren 
empfehlen  sich  im  all- 
gemeinen für  Erdarbci- 


Abbildg.  4.    Kran-Lokomotive  von  A.  liorsig  in  TegeL 


kästen  von  einem  Laufkran  vom  Radergestell  abgehoben 
und  flber  die  üefen  gefahren  und  ausgeschüttet.  »> 

Die  Namen  „Massentransport"  und  „Simmel- 
körper"  umfassen  ein  recht  großes  Gebiet,  und  wie  weit 
heute  das  Bedürfnis  nach  schnellem  Transport  nach  oder 
vor  dem  Hcbcvorgang  oft  gesteigert  ist,  dafür  mögen 
die  Kranlokomotivcn  ein  Beweis  sein,  die  auf  den  Krupp'- 

sehen,  Borsig'schen  und 
anderen  Hüttenwerken 
tätig  sind.  Von  einer 
aaf  dem  Borsig'schen 
Fabrikhof  in  Tegel  als 
Rangier  -  Lokomotive 
wie  als  schnellfahrender 
Kran  im  Betrieb  befind- 
lichen Lokomotive  gibt 
Abbildg.  4  ein  Bild. 

Auch  die  Draht- 
seilbahnen und  Hän- 
ge-Bahnen gehören 
hierher;  die  ersteren 
sind  mehr  zur  Uebcr- 
windung  großer  Ent- 
fernungen, die  letzteren 
f  Qr  den  Transport  inner- 
halb von  Gebäuden  und 
auf  Höfen  und  Werk- 
plätzen verwendet.  Die 


ten,  Ucberladung  von  Schmalspur  in  Vollspur,  Anschüttung  durch  den  Bau  ihrer  Transportanlagcn  bestens  bekannte 
von  Halden,  Stapelung  von  Kohle,  Steinschlag.  Kies,  Ge-  Firma  A  Bleichert  &  Ko.  in  Leipzig  unterscheidet 
müse,  Feldfrüchtcn  u.  dcrgl.  neben  dem  Gleis.  Die  Boden-  Drahtseilbahnen  im  ebenen  Gelände,  Gebirgs-Drahtseil- 
entlcerer  eignen  sich  besonders  für 
vorhandene  Sturzgerüste,  Ucber- 
ladung von  Bahnwagen  in  Schiffe, 
Entladung  von  Erzen  in  Tanks  und 
Chemikalien  in  .Mischbehälter  usw. 
Vereinigte  Boden-  und  Scitcn- 
entleerer kommen  zur  Beschotterung 
oderBckicsung  von  Eisenbahngleisen 
infrago.  Auch  Landfuhrwerke  wer- 
den für  Getreide-,  Kohlen-,  Koks-, 

Abbildg.  5.  Drahtseil- 
bahn in  Argentinien  von 
A.  Kleie  he  rl  *  Ko. 
in  l.eipiig. 


wagen  in  Hamburg,  die  den  Kehricht  zurMüllverbrennungs- 
anstalt  am  Bullerdeich  befördern.  Dort  werden  die  Wagcn- 

■)  Vrrrl.  aiu-h  Z  <L  V.  d.  L  1901,  S.  733  u.  f.  »owie  Dingten  pol  vi. 
Journal  1904,  S  33t  u.  f. 

•)  ZttlMi-hrilt  d<-t  Mittrlruru|>lischcn  Motorwagen- Verrins  1903,  S  516 
u.  (.  und  Z.  d.  V.  d.  L  1900,  S.  lao. 

19.  Oktober  1904. 


Abbildg.  6.    Kohlenverlade-Anlagc  bei  der  Gasanstalt  in  Matirndorf  bei  Berlin. 

bahnen,  Seilbahnen  zur  Bc-  und  Entladung  von 
Schiffen,    maschinelle    Hängebahnen  (unter 
denen  die  Elektro-Hängebahncn  die  neue- 
sten   Betriebsmittel    überhaupt    bilden)  und 
maschinelle  Verlade  -  Vorrichtungen.    Da  die 
Bleichert'schen  Drahtseilbahnen  im  allgemeinen 
bekannt  sein  dürften,  so  sei  hier  nur  erwähnt, 
daß  die  bemerkenswerteste  Gebirgs- Drahtseil- 
bahn von  der  genannten  Firma  unlängst  in 
Argentinien   Begonnen   ist;    sie   hat  eine 
Länge  von  fast  35  ka>  und  ein  Gefälle  von 
3536  ta.    Der  Entwurf  bot  in  der  Durcharbeitung  ganz  be- 
deutende Schwierigkeiten;  es  kommen  nicht  weniger  als 
25  Spannweiten  von  330  -850-"  vor,  mit  welchen  tiefe 
Taleinschnitte  in  Höhen  bis  zu  joo  m  über  Talsohle  über- 
schritten werden.    Abbildg.  5  gibt  das  Profil  eines  der 
schwierigsten  Teile  der  Bahnlinie  wieder. 

Von  den  zur  unmittelbaren  Schiffs-ßc-  und  Entladung 
dienenden  Seilbahnen  sei  zuerst  diejenige  der  Vivcro 
Iron  Ore  Co.  in  Spanien  erwähnt10)  Sie  dient  zum 
Transport  von  Eisenerzen  aus  den  im  Inneren  des  Landes 
gelegenen  Erzlagern  nach  der  Nordküstc.  Am  Meer  ist 
eine  30000«  Erz  fassende  Halde  gebaut;  von  dieser  ge- 
langen die  Seilbahn  wagen  über  eine  Anzahl  leichterBrücken 
nach  einer  Verladebrücke,  die  unter  Benutzung  einerFelsen- 
klippe  im  Meer  etwa  iaom  weit  in  dasselbe  hineingebaut  ist 
und  rd.  45-»  frei  auskragt.  Die  Verladebahn  hat  eine  iJtngc 
von  178 ">  bei  15  ■  Gefälle,  und  das  genügt,  sodaß  eine 
mechanische   Betriebskraft   nicht   erforderlich   (st.  Ine 


Abbildg.  7  u.  8. 
Kohlenvcrlade-Krane  der 
Gasanstalt  in  Haricndoif 
bei  Berlin. 

Asche-,  Sand-  und  Müll- 
beförderung  als  Selbst- 
entlader gebaut.  Hinge- 
wiesen sei  auf  die  mit  ge- 
neigtem Boden  ausgestat- 
teten automobilen  Kohlen- 
wagen der  Berliner 
Elektrizitätswerke*) 
und  auf  die  Müllabfuhr- 


»I  Z.  d  V.  d.  L  1899,  S.  ajB. 

"l  Z  <J.  V.  d.  I.  1900,  S.  1091  u.  I. 


5 '3 

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Leistung  der  Verladebahn  beträgt  stündlich  350 Wagen  tu  je 
i'  Inhalt,  d,  h.  350*  ^1.  oder  täglich  3000'  bei  lastün  J.  Betrieb. 

Wahrend  diese  Anlage  zur  Beladung  von  Schiffen 
dient,  sei  als  Beispiel  (Qr  Entladung  auf  die  unlängst 
von  Blcichcrt  errichtete  großartige  Transport-Einrichtung 
in  Elba  hingewiesen.")  I >ie  Anlage  dient  zur  Beförderung 
von  Eisenerz  und  Kalk/uschlag  sowie  von  Kohle  aus  den 
in  den  Hafen  einlaufenden  Schiffen  nach  den  Lagerplätzen 
eines  Hochofenwerkes. 

In  der  Nähe  von  Berlin  werden  gegenwärtig  zwei  der 
größten  Gasanstalten  des  Kontinentes  zum  großen  Teil  mit 
Bleichen'schen  Transport  Maschinen  ausgestattet.  Wäh- 
rend das  Nordwest-Gaswerk  inTegel")  (später  für  eine 
Jahrcscrzeugung  von  350  000 000  berechnet)  noch  nicht 
weit  Ober  den  Anfang  hinaus  ist,  läßt  die  Gasanstalt  in 
Mariendorf  bereits  erkennen,  was  dort  geplant  ist 


Die  Anlage,  deren  Grundriß  Abbildg.  6  zeigt,  hat  fol- 
gende Aufgaben  zu  bewältigen:  Frische  Kohle  aus  den 
im  Hafen  des  Tcltow-Kanalcs  ankommenden  Kanälen  zu 
löschen  und  nach  den  Retortenhäusern  zu  befördern; 
frische  Kohle  vom  Hafen  nach  den  Lagerplätzen  zu  schaffen 
und  Lagcrkohlc  von  den  Plätzen  aufzunehmen  und  den 
Retorlenhäusern  zuzuführen. 

Die  Entladckrane  am  Hafen  (Abbildg.  7  u.  8)  sind  als 
fahrbare  Fortalkranc  mit  3  drehbaren  Aaslegern  und  Fahr- 
bahnen für  3  Katzen  durchgebildet  Die  Kohle  wird  durch 
(ireifer  aus  den  Kähnen  aufgenommen  und  in  Füllrümpfc 
entleert,  die  in  das  KrangcrUst  eingebaut  sind.  Aus  letz- 
teren erfolgt  die  Beladung  der  Seilbahnwagen.  Zur  Wie- 
deraufnahme der  Kohle  von  den  Lagerplätzen  sind  die 
Brücken  mit  je  3  Greifer-Drehkranen  (Abbildg.  6)  ausge- 
rüstet. -  (Fortsetzung  folgt  I 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  In  der  1.  Sitzung  des 
Arch.- Vereins  im  Wintersemester  am  10.  Okt.,  die  unter 
dem  Vorsitz  des  Hrn.  Hinckeldeyn  tagte,  wurde  durch 
Hrn.  H.  Keller  des  100 jährigen  Geburtstages  des  im 
Februar  1893  verstorbenen  Geh.  Ob.-Brts.  Eduard  Wiebe 
gedacht.  Die  Büste  dieses  früheren  eifrigen  Mitgliedes 
des  Vereins  schmückt  mit  anderen  Büsten  verstorbener 
Mitglieder  den  Sitzungssaal  des  Vercinshauses.  Eduard 
Wiebe  war  am  13.  ükt.  1804  in  Westpreußen  geboren 
und  1836  zum  Baumeister  ernannt.  Line  Studienreise 
nach  England  machte  ihn  mit  dem  dort  aufblühenden  Eisen- 
bahnbau bekannt  und  ermöglichte  ihm,  den  Bau  der  Eisen- 
bahnlinien Düsseldorf— Elberfeld,  eine  der  ältesten  Linien 
Deutschlands,  auszuführen.  Bis  zum  Jahre  1860  war  Wiebe 
mit  großen  Erfolgen  im  Gebiete  des  Eisenbahnbaues  tätig, 
besonders  als  Erbauer  der  Ostbahn  und  der  binterpommer- 
schen  Bahn.  Nach  seiner  Berufung  als  vortragender  Rat 
in  die  Bauableilung  des  Handelsministeriums  wirkte  er  in 
gleicher  Weise  bannbrechend  auf  dem  Gebiete  der  städti- 
schen Entwässerungen.  Der  erste  Entwurf  für  die  Reinigung 
und  Entwässerung  Berlins,  sowie  die  Ausführung  der 
Kanalisation  von  Danzig  sind  sein  Werk.  Bis  zu  seinem 
■  875  erfolgten  Austritt  aus  dem  Staatsdienste  und  noch 
lange  Zeit  nachher  wurde  er  von  vielen  Städten  als  Be- 
rater bei  Entwässerungsfragen  zugezogen.  — 

Vermischtes. 
Die  Präge  des  Großschiffahrtsweges  Mannheim  Hell- 
bronn ist  durch  eine  vor  wenigen  Tagen  abgeschlossene 
Konferenz  von  würtlembcrgischcn,  badischen  und  hessi- 
schen Regicrungs- Vertretern  ein  Stück  weiter  gekommen, 
indem  Württemberg  sich  zunächst  erboten  hat,  auf  eigene 
Kosten  einen  Entwurf  für  die  Schiffahrtsstraße  aufzu- 
arbeiten, während  die  anderen  Staaten  Vertreter  zu  einer 
Kommission  entsenden  werden,  welche  sich  zunächst  über 
die  Grundlagen  des  Entwurfes  einigen  soll.  Ks  wurde 
beschlossen,  diesen  Entwurf  vorläufig  nur  auf  die  Strecke 
bis  Heilbronn  auszudehnen,  im  übrigen  aber  die  Möglich- 
keit einer  Fortsetzung  der  Wasserstraße  schon  jetzt  im 
Auge  zu  behalten.  Es  besteht  bisher  bei  der  badischen 
Regierung  keine  Neigung,  zu  den  Herstellungskosten  bei- 
zutragen, doch  ist  eine  Beteiligung  an  den  Untcrhaltungs- 
und  Betriebskosten  in  Aussicht  genommen.  Hessen  läßt 
auch  letztere  Frage  offen.  Seitens  der  badischen  Regie- 
rung wird  Hr.  Ob.-Baudir.  Geh.  Rat  Honscll  in  die  Kom- 
mission entsandt  werden.  — 


Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  der  Allg.  Elektrlzitäts-Gesellschaft  zu  Berlin. 

Zur  Erlangung  von  Skizzen  für  ein  neues  Geschäftshaus 
auf  dem  Grundstück  Friedrich  Karl-ffer  2-4  in  Berlin, 
für  ihre  Zcntralverwaltung  dienend,  schreibt  die  genannte 
Gesellschaft  einen  Wettbewerb  für  die  in  Deutschland  an- 
sässigen Architekten  zum  15.  Jan.  1005  aus  und  -.teilt  zwei 
I.  Preise  von  je  9000  M.,  zwei  II.  Preise  von  je  6000  und 
zwei  III.  Preise  von  je  woo  M.  in  Aussicht.  Dem  Preis- 
gericht gehören  an  die  llrn.  Min  -Dir.  K.  H inckelde \  n , 
Geh.  Brt.  H.  Kavser  und  Geh.  Brt.  F.  Sc h w ec Ii te  11  ,~»o- 
wie  Staatssckr.  a.  Ü.  Holl  mann  und  Geh.  Brt.  Rathenau 
in  Berlin,  kgl.  Brt.  Neher  in  Frankfurt  a.  M.  und  Prof. 
Gabr.  v.  Seidl  in  München.  Unterlagen  gojjen  10  M  ,  die 
zurückerstattet  werden,  durch  das  Sekretariat  der  Gesell- 
schaft. Wir  kommen  nach  Einsicht  der  Unterlagen  auf 
den  Wettbewerb  zurück.  — 


l'l  Z.  d.  V.  d.  I   rtjo^.  S  u.  t   »me  V'  r >i.i n ifl n  11     11  ite*  V.  't  ni- 

«ur  BitOr  Jirun^  des  (xwritu  HrlBcs  (Vufliai.-  vuu  t>b»ini,:m.  Kotzschmar 
von»  «j.  Okh>l>i-r 

■*)  Wuttke,  lue  l'rut,.  hrt>  sMiltr.  litt  [,  S.  JJ4  u  f.  <  Stallte  -  Aut- 
»lellung  111  Diciii-ti  lui.vjl.    l_*:^£ir,  Vfllj^  Von  F.  Il|;ll;dttc11er  1904. 

5*1 


In  einem  engeren  Wettbewerb  des  Aren.-  u.  Ing.- Vereins 
zu  München  betr.  Entwürfe  für  eine  Wohnhausgruppe  in 
Landsberg  a.  L.  errangen  den  I.  Preis  die  Hrn.  Hesscmer 
Schmidt,  den  IL  Preis  Hr.  F.  X.  Knöpfte  und  den 
III.  Preis  Hr.  A.  Blößncr,  sämtlich  in  München.  - 

Zum  Wettbewerb  Friedbofshalle  Minden  I.  W.  erhalten 
wir  vom  Stadtbauamt  die  Mitteilung,  daß  sich  die  Ent- 
scheidung wegen  einer  Reise  des  Preisrichters,  Hrn.  Stadt- 
baurat Ludwig  Hoff  mann,  bis  etwa  Mitte  November  ver- 
zügern wird.    Eingegangen  sind  143  Entwürfe.  — 

Chronik. 

Ein  Denkmal  für  Eduard  KreyOig,  den  im  Jahre  1897  ver-. 
storbenen  Stadlbauraeister  von  Mainz,  tat  um  i.  Oktober  ds.  Jt. 
in  Mainz  enthüllt  woiden.  Das  Denkmal  ist  in  Gestalt  einer  Baste 
in  Verbindung  mit  Bankaniagen  in  Marmor  nach  dem  Entwürfe  des 
Bildhauers  Lipp  aujgelQhiL  Die  Mittel  wurden  durch  die  Buigcr- 
schaft  und  die  Stadt  aufgebracht.  Die  würdige  Gedenkfeier  ließ  er- 
kennen, daß  die  Stadt  die  Bedeutung  Krcythg  s  für  die  Entwicklung 
von  Main/  sowohl  in  hygienischer  als  auch  in  uiUiclischcr  Hinsicht 
und  mit  Rücksicht  auf  den  Verkehr  in  vollem  Maße  anerkannt  hat 
(ver gl.  aoeh  Jahrg.  1897  S.  174).  — 

Die  katholische  8t.  Josephs-Kirche  In  Ruda  In  Ob. -Schi., 
ein  Geschenk  des  Grafen  von  Ballcstrcm,  ist  am  3.  d.  Mts.  einge- 
weiht worden.  Der  Bau  wurde  im  Jahre  190a  nach  Entwürfen 
uiJ  unter  Oberleitung  des  Keg.  -Bmstr.  Meuten  in  Benin  be- 
gonnen und  naclx  denen  Tode,  seit  Sept  1903,  von  seineu  bis- 
herigen Vertretern  Reg.-liraslr.  Hanmano  und  Arth,  Scblenzig, 
in  Firma  Hartmann  &  Schlenzig  in  Berlm-Witmtrsdorl,  zu  rjule 
getühn.  Die  Architektur  der  Kirche  zeigt  Anlehnung  an  die  Kirchen- 
oauten  fiuhromanisclier  Zeil  und  »t  im  Aeußeren  in  Backsteiufugcn- 
bau  mit  Klosteiforroatslcincn  ausgcfOhru  Die  Baukoslcu  betrugen 
ttwa  300000  M.  — 

Eine  neue  kath.  Kirche  zu  Mlchalkowltz,  O.-SchL,  erbaut 
durch  Arch.  Ludwig  Schneider  in  Oppeln,  wuidc  am  so.  Sept 
d.  J.  geweiht-  Ks  ist  eine  romanische,  gewölbte,  bastlikalc  Aulagc 
in  tiueksteinbau.  Bei  rd.  1300  tim  Dbcibautcr  Grunallftche  betragen 
die  Baukosten  einschl.  Einrichtung  und  Honorar  rd.  aiöoco  M.  — 

Die  gewerblichen  Fachschulen  In  Köln  a.  Rh.  Uicrn  in  der 
Zeit  vom  aa. — j$  Okl.  d.  J.  das  F«»i  ihres  ajjahrigcn  Bestehens. — 

Das  Hoftheater  In  Braunschwelg,  dus  nach  Scclings  tnt- 
würfen  einem  L'mbau  unterzugeu  wotdeu  ist,  wuide  am  1.  Ost.  d.  J. 
wieder  eröffnet.  Von  dem  nach  den  Planen  des  Brts.  Wollt  in 
Ocls  106t  vollendeten  Bau  ist  nicht  viel  mehr  als  die  Umfassungs- 
mauer stehen  geblieben,  1 
der  Zuschauet  räum  eint 
wurden.  — 

Der  neue  städtische  Saalbau  In  Essen,  ein  in  modernen 
Barockformen  gehaltener  Bau,  wurde  nach  einem  Kniwulfe  des 
tProi.  S.  Neckelnianii  in: 
in  Essen  ■osgelohri.    Der  . 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  St.  In  Halle.  So  sehr  auch  wir  die  ungewöhn- 
lich lange  Verzögerung  in  der  Knlschcidung  des  Wcilbewetbes 
bcii  r.niwQife  (ur  eine  Mädchenschule  in  Kl.  Zabrze,  die  wir 
bereu»  S.  4J4  lügten,  beklagen,  bedauern  wir  doch,  auf  die  Ange- 
legenheit nullt  weiter  eingehen  zu  kOnnen.  Ks  zeugt  jedenfalls 
von  einer  nur  seht  gelingen  Rücksichtnahme  gegen  die  Teilnehmer 
des  Wettbewerbes,  wenn  diesen  4'!«  Monate  nach  F.tnlicferung  der 
KntwiUfe  eine  Lulscheidung  noch  nicht  zugegangen  ist.  — 

Hrn.  L.  F.  in  Wiesbaden.  Außer  Zink  und  Kupier  ist  uns 
«.ein  dauerhaftes  Matena!  als  Abdeckung  von  Haustein« bellen 
bekannt,  wenn  nicht  1 
weiden  sollte.  — 

Direktion  der  Kunstgewerbeschule  Pforzheim.  Sie  finden 
ein  ziemlich  umfangreiches  Malenal  zum  Studium  von  Kunstge- 
weibcschulen  in  unserer  .Baukuude  des  Architekten",  Zweiter  Band, 
4.  Teil,  S.  40a  ff.  Berlin  1900.  Doit  sind  namentlich  auch  die 
wichtigeren  ausländischen  Kunstgewerbe-  und  Fachschulen  etwahut 
und  duich  Abbildungen  cil!iutcii.  —   

Inhalt:    Vriltaud  deutschn  AiclutrKteo-  und  Ingenieur - 
l'eber  Ua»srainnu|^tii.  ~  Mitteilungen  aus  Vcinniii.  —  V 
l'iri.tH'iverbuni,'«  n  —  l'hronit.       Brief-  und  Fl*(;cli;i%lj*n. 


i  Stuttgart  durch  Hrn.  Aich.  Nordmauo 
H^uptsual  umfaßt  id.  aooo  Sitzplätze.  — 


Verla«  der  Deuts<lim  Umleitung,  G.  tu.  b.  II,  Berlin.  Fflr  dl«  RetfcliUun 
veraniwoitl.  Albert  Ii of  mann ,  Berlin.    Drink  von  Wilh.  Greve.  Berti«. 


NO.  84. 

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■  EUERE  * 
BADISCHE 
1  *  ARCHI- 
TEKTUR * 
.-  ;  HAMS  I ) E R 

BRAUEREI  GEBRÜDER 
BECKH  IN  PFORZHEIM 
******** 
ARCH1T.:  PROF.  HERM. 
BILLING  IN  KARLS- 
RUHE IN  BADEN  *  * 
UNTER  MITWIRKUNG 
VON  ARCH.  E.  MALER 
IN  PFORZHEIM  I.  B.  * 
2DEUTSCH  L  BAUZTG.H 
XXXVIII.  JAHRG.  £004 
*   *    *  N"  H5  *    *  * 


Google 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°  85.  BERLIN,  DEN  22.  OKT.  1904 

Neuere  badische  Architektur. 

(Fortsruiuif  aua  So.  8u   Hierzu  eine  Bildbeilage.  *owie  die  AMntdunpen  auf  Seit*  jao  und  531. 


in  Werk,  welches  vielleicht  noch  mehr  durch- 
gearbeitet, reifer  und  in  sich  von  geschlosse- 
nerer Einheit  ist,  wie  die  Häusergruppe  der 
Stefanien-Straße  in  Karlsruhe,  brachte  Her- 
mann B  i  1 1  i  n  g  in  Gemeinschaft  mit  dem  Archi- 
tekten E.  Maler  am  Marktplatz  in  Pforzheim  zur  Aus- 
fahrung. Es  ist  der  Ausschank  nebst  Wohnhaus 
der  Brauerei  der  Hrn.  Gebr.  Beckh.  Wie  die 


Grundrisse  S.  526  zeigen,  zerfallt  die  gegen  den  Markt- 
platz gerichtete  Hälfte  des  Erdgeschosses  in  3  Teile: 
in  den  Hauseingang  mit  Treppe,  in  einen  daneben 
liegenden  geraumigen  Laden,  sowie  in  eine  vorne 
schmale,  nach  rückwärts  durchgehende  und  hier  auf 
nahezu  die  ganze  Erontbrcitc  sich  erweiternde  Wirt- 
schaft, zu  welcher  im  ersten  Obergeschoß  nach  hinten 
noch  ein  Gesellschaftssaal  nebst  Terrasse  gehören, 


Haus  der  Brauerei  Gebr.  Beckh  in  Pforzheim     Architekt:  Piol  Heim  Billing  in  Karltrübc. 


5*5 

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während  der  vordere  Teil  dieses  Geschosses  Wohnun- 
gen enthält.  Diese  nehmen  auch  alle  Übrigen  Ge- 
schosse des  Hauses  nach  vorn  wie  nach  rückwärts  ein. 

Für  die  kraftvolle  und  geschlossene  Gestaltung 
des  Acuticrcn  waren  die  Bedingungen  des  Marktplatzes 
maßgebend.  I  Es  erschien  geboten,  hier  eine  monu- 
mentale Wirkung  hervorzurufen  und  dabei  zugleich 
eine  malerische  Ümrißlinie  des  Hauses 
zu  erstrebep.  Diese  Gesichtspunkte  führ- 
ten zur  Wahl  einer  steilen  Dachlösung, 
wie  sie  die  nebenstehende  Abbildung 
zeigt,  zu  einem  hohen  Giebel  und  zur 
Anordnung  eines  Dachreiters.  Außer- 
ordentlich glücklich  ist  die  in  rotem 
Sandstein  aus  dem  Maintalc  errichtete 
Fassade  gegliedert  Eine  vorgesetzte 
Säulcnstcllung  mit  einer  tiefe  Schatten 
bildenden  Bogenarchitektur  zieht  das 
zweite  und  dritte  Obergeschoß  wirkungs- 
voll zusammen  und  gibt  dem  vierten 
Obergeschoß  vorgel a ger te  Balk bne.  M  aß- 
volle  Bildhauerarbeiten,  sowie  eine  teil- 
weise Bemalung  und  Vergoldung  ergän- 
zen die  plastischeWirkung  in  trefflichster 
Weise.  Wohl  abgewogen  ist  das  Ver- 
hältnis zwischen  Oeffnung  und  Fläche; 
während  in  der  unteren  Hälfte  der 
Fassade  die  Durchbrechungen  es  sind, 
die  vorherrschen,  ist  es  im  oberen  Teile 
derselben  die  Fläche,  welche  die  Herr- 
schaft hat.  Der  roten  Farbe  des  Sand- 
steines ist  die  weiße  Farbe  der  Fenster- 
kreuze und  -Sprossen  entgegen  gesetzt. 
Die  Bauzeit  betrug  12  Monate;  die  Bau- 
kosten waren  160000  M. 

An  dem  in  seinen  Abmessungen  außer- 
ordentlich glücklichen  Marktplatze  der 
alten  Goldarbeiterstadt  Pforzheim  liegt 
dieses  Gebäude  als  ein  aus  seiner  Um- 
gebung künstlerisch  und  materiell  hcr- 
ausragendes  Haus  mit  vornehmstem  Ge- 
präge. Dieses  letztere  kommt  umsomehr 
zum  Ausdruck,  als  der  Marktplatz  leider 
nicht  von  Neubauten  verschont  geblieben 
ist,  die  in  ihrer  aufdringlichen  Uebcr- 
ladung  die  Gesamtwirkung  des  Platzes 
recht  ungünstig  beeinflussen.    Es  wäre 
eine  vornehme  und  dankbare  Aufgabe 
der  Stadtverwaltung  von  Pforzheim,  da- 
für Sorge  zu  tragen,  daß  alle  Neubauten, 
die  fernerhin  an  diesem  Platze  entstehen, 
mit  feinem  Gefühl  in  den  Gesamtrahmen 
eingegliedert  werden,  den  der  Marktplatz 
darbietet.   Läßt  sich  dieses  im  höchsten  Grade  er- 
wünschte Ziel  nicht  auf  dem  Verwaltungswege  allein 
erreichen,  so  könnte  der  anderwärts  mit  Erfolg  Ge- 
schrittene Weg  der  Bauprämien  hierzu  wesentlich  bei- 
tragen. Jedenfalls  erwächst  dem  Leiter  der  baulichen 
Geschäfte  der  Stadt  hier  eine  der  dankbarsten  Auf- 
gaben, die  einem  Stadtbaumeistcr  zufallen  können.  — ■ 
Daß  die  Gebäude  einer  Fabrikanlage  nicht  notwen- 
dig häßlich  sein  müssen,  sondern  auch  zu  einem  Gegen- 
stande erfolgreicher  Kunstbetätigung  werden  können, 
zeigt  das  gleichfalls  von  Biliing  errichtete  Verwal- 
tungs-Gebäude der  Maschinenfabrik  Bruchsal 
A.-G.,  welches  wir  in  den  Abbildgn.  S.  529  u.  531  dar- 
stellen. Der  Grundriß  ist  von  schlichtester  Gliederung 
und  gibt  zu  keinen  wesentlichen  Bemerkungen  Anlaß. 
Er  besteht  aus  einer  Reihe  langgestreckter,  symmetrisch 
angeordneter  Bureau-  und  Archivräume.   Das  Acußerc 
aber  ist  mit  mchrSorgfalt  behandelt, als  sie  sonstFabrik- 
bauten  zuteil  wird.  Die  Risalite  und  das  untere  Geschoß 
wurden  in  gelblichem  Pfälzer  Sandstein  ausgeführt,  die 
oberen  Geschosse  der  Zwischenbauten  mit  roten  Back- 
steinen verblendet.  Durch  einfaches  Zurücklegen  der 
Flächen  ist  ohne  besondere  Gliederung  mit  Glück  eine 
Schattenwirkung  zu  erreichen  versucht  worden.  In  der 
Formensprachc  machen  sich  Anklänge  an  das  Romani- 
sche geltend.  Die  strenge  Symmetrie  der  Grundrißan- 

5-* 


läge  gelangt  auch  im  Aufbau  zum  Widerschein.  Bildne- 
rischen Schmuck  hat  nurderMittelgiebel erhalten.  G<?gcn 
das*Gclb  des  Steines  stehen  die  weißen  Fenstcrteilun- ! 
gen*ab.  Das  Haupteingangsportal  ist  in  Kupfer  er- 
stellt und  mit  facettiertem  Spiegelglas  verglast.  Die , 
Bauzeit  hat  auch  hier  etwa  ia  jj$tUtß  betragen ;  Bau- 
kosten rd.  270000  M.  —  (Forwtumj  (otgt-l 


Hau«  der  Brauerei  Gebrüder  ßeckh  in  Pforiheini. 
Architekten:  Prot.  H.  Billing-KarUruhc  0.  E.  M ■  1  e r ■  Pforzheim. 

Ho.  85. 


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Abbddg  ia.    Hunl's  verschiebbare  automatische  Bahn  zum  Transport  von  Bergen 
auf  Halden  von  J  Pohlig  in  Köln  .«  Rh. 


bbild£.  15.    Amerikanischer  (jichtauizug  mit  selbsttätiger  Beschickunga-Vorrichtung. 
Ausgeführt  iQr  das  Uten-  und  Stahlwerk  Hoesthin  Dortmund  von  J.  Pohlig. 

Ueber  Massentransport. 

Von  Prol.  M.  Buhle  in  Dresden.  (Fortsetzung.) 

e  zunehmende  Verwendung  der  Elektrizität  als  De- 
triebskraft  hat  eine  Reihe  von  Firmen  veranlaßt,  ein 
neues  Hilngcbahn-Systcm,  die  elektrische  Hänge- 
bahn, aufzuarbeiten.  In  den  Abbildungen  9  — 11  sind 
einige  Konstruktionen 
von  Weichen  in  Leip- 
zig mitgeteilt.  FQT  be- 
stimmte Zwecke  sind 
diese  Wagen  <Abb.  91 
mit  einem  Fahrmotor 
und  einem  Hubmotor 
ausgerastet  Abbildgn. 
10  u.  it  zeigen  einen 
sehr  einfachen  Wagen, 
der  nur  einen  Fahr- 
motor besitzt,  außer- 
dem aber  zur  L'ebcr- 
windung  von  stark  ge- 
neigten Strecken  mit 
einer  Seilkuppelung 
versehen  ist  Auf  Stei- 
gungen treten  nämlich 
wieder  die  Seile  in  ihr 
Recht,  und  aus  der 
möglichen  Verbindung 
von  Scilstreckcn  und 
Strecken,  auf  welchen 
die  Arbeit  „massclos" 
elektrisch  Obertragen 
wird  —  aus  der  Mög- 
lichkeit, zahllose  Kur- 
ven und  Weichen  ohne 

die  geringste  Schwierigkeit  zu  überwinden  —  aus  der 

F.igcnschaft,  durch  den  Hubmotor  jederzeit  die  La-t  ln-- 
licbig  in  den  Raum  zu  heben  oder  zu  senken,  ergibt 


Abbilde..  9.  Elcktr  Hangebahawajcen 
mit  Windwerk  zum  Transport  von  Kohlen. 
Nuului  500  kg, 


Abbild» 

Elcktr  Hangcbahiiwagcii  mit  Fahimutor  und 
Scükuppclung  von  A.  Bleichen  &  Ko. 


22.  Oktober  1904 


Abbildg.  14.   Hone-Greifcr  von  J.  Pohlig  in  Koln-Zotlslock. 

5*7 


Google 


sich  eine  Perspektive,  die 
man  ohne  Uebertreibung 
bezeichnen  darf  als  .unbe- 
grenzte Möglichkeit"  (System 
Her  Zukunft). 

Auch  die  Schwerkraft- 
oder  selbsttätigen  Bah- 
nen gehören  noch  zur  ersten 
Gruppe  der  wagrechlen 
Förderrichtung.  Lst  der  Inge- 
nieur einmal  beim  Heben, 
so  kommt  "es  auf  ein  bischen 
Mehr  nicht  an,  wenn  er  dann 
nur  den  freien  Fall  zur  Ver- 
fügung hat.  In  Abbildg.  ia 
ist  ein  Doppel  -  Aufzug  für 
Schlackcnwagen  abgebildet. 
Der  gefüllte  Wagen  wird  ge- 
hoben; oben  genügt  ein  klei- 
ner Stnß,  ihn  zu  beschleuni- 
gen, und  er  fahrt  auf  der  ge- 
neigten Berghalde  hinab;  ein 
seitlicher  Anschlag  öffnet  die 
Wagenklappe,  sodaß  das  Gut 
ausfließen  kann.  Inzwischen 
haben  die  Puffer  des  Wagens 
einen  mit  einem  drehbaren 
Gegengewicht 
durch  Seile  ver- 
bundenen Glcis- 
schuh  mitgenom- 
men, die  leben- 
dige Kraft  des 
Wagens  ist  zum 
Heben  des  Ge- 
gen -  Gewichtes 
verwendet,  das 
nunmehr  den 
mittlerweile  ent- 
leerten Wagen 
den  Weg  berg- 
auf zurückstößt 
Zahlreich  sind 
die  in  dieser 
Weise  vorzüg- 
lich arbeitenden 
Hunt'schen  An- 
lagen für  Gasan- 
stalten, Hütten- 
werke, Kraft- 
hauser  usw.,  von 
Pohlig  in  Köln 
ausgeführt;  es 
seien  hier  nur 

f;cnannt  die  An- 
agen in  Lud- 
wigshafen, 
Ober-Schöne- 
weide,  Kratz- 
wieck b.  Stettin. 


Abbildg.  18.    Verladeanlage  für  die  Firma  de  Porter  in  Rotterdam  von  Pohlig  A.-G.  in  Köln. 


Abbildg.  19.    Hochbahrkrane  der  Uerliner  ElektriliUta- Werke.    Zentrale  in  Moabit. 


im 


5*8 


Abbiidg.  ao.   KabelHochbahnkran  in  DeiniU  bei  Bautzen  von  Unruh  &  Liebig  in  Leipzig. 


No.  85 


in  Kopenhagen,  Zarich  asw. '•)  --  Die  selbsttätigen  Elevator-Auslesers  gehoben  und  in  eine  Katze  eingehängt. 

Bahnen  wie  auch  die  Seilbahnen  sind  oft  verbunden  mit  Letztere  Hüft  im  Ausleger  hinauf  bis  Ober  einen  Rumpf, 

Vorrichtungen,  welche  Einzclfördcrungen  in  kleinen  Men-  in  den  sich  das  Gefäß  entleert  Aua  dem  Rumpf  fließt  aas 

gen  in  senkrechter  Richtung  vorzunehmen  geeignet  Gut  nach  Bedarf  in  die  automatischen  Seilbahn-Fahrzeuge, 

sind,  wie  Abbildg.  13,  S.  530,  erkennen  läßt    Es  handelt  Die  Bauart  der  Füllgefäße  ist  sehr  verschieden,  die 


sich  um  eine  für  die  chemische  Fabrik  Griesheim-Elektron  Slelbstgreifer  nehmen  unter  ihnen  eine  hohe  Stellung 

in  Griesheim  bei  Frankfurt  a.  M.  ausgeführte  Einrichtung,  ein.  Bis  zu  welcher  Größe  man  diese  bereits  gebaut  hat, 

Ein  Gefäß  wird  im  Schiff  gefallt,  dann  zum  Ende  des  zeigt  Abbildg.  14,  die  einen  Ilone-Grcifer  für  Ausbaggerung 

 ~ —  eines  Hafens  veranschaulicht  Die  Größe  der  von  uen  gc- 

H,h«^tr^5^n^  VJST^  SÜ^ÜS.^  öffneten  Schaufeln  bestrichenen  Fläche. betragt  etwa  3  x  a  -. 

Berüo  w.  1890.  "  Bei  einer  Höhe  desselben  von  rd.  5™  ist  sein  Inhalt  etwa 


23.  Oktober  1904. 


5*9 


4 tb"  bei  einem  Gewicht  von  7 «.    Eine  Vorstellung  von 


Bei  den  im  Folgenden  zu  besprechenden  Anlagen  ist 


der  Starke  und  Leistungsfähigkeit  dieses  Greifers  dürfte-  die  Forderrichtung  beliebig.  Hierher  gehören  insbe 
die  Tatsache  ermöglichen,  daß  er  bei  Gelegenheit  der  sondere  die  bekannten  Drehkrane,  die  gegenwartig  na- 
Ausbaggcrung  felsigen  Seegrundes  in  einem  Aufzug  ein  mentlich  in  Verbindung  mit  Halb-  oder  Vollportalcn 
'Felsstack  von  etwa  10 1  heraufbefördertc.  zur  Massengüter  -  Bewegung  verwendet  werden.  Ueber- 

Bei  den  Hochofen-Begichtungs-Einrichtungcn  spannen  die  Portale  große  Strecken,  so  nennt  man  die 
herrscht  neuerdings  die  stark  geneigte  Richtung  vor,  gegen-  Krane  Hochbahn-  oder  Bruckenkrane. 
Ober  der  früher  üblichen  vereinigten  senkrechten  und  wag-  Während  die  Drahtseilbahnen  ein  universell  anwend- 
rechten. Abb.  15,  S.  527,  veranschaulicht  einen  Pohlig'-  bares  Transportmittel  für  jede  Lange  und  jedes  Gelände 
sehen  Gichtaufzug  mit  selbsttätiger  Beschickung!»- Vorrich-  sind,  dienen  diese  —  auch  wohl  „Verlade- Vorrichtun- 
tung,  wie  er  für  das  Eisen  und  Stahlwerk  Hoesch  in  gen"  genannten  —  Maschinen  sowohl  zum  Transport 
Dortmund  ausgeführt  ist  Der  Gichtaufzug  bc.-tcht  im  (naturgemäß  auf  beschränkte  Entfernungen  bis  etwa  150™), 
wesentlichen  aus  einem  geneigten 
ELsengcrüst,  das  die  Fahrbahn  eines 
besonders  gebauten  Wagens  trägt. 
Der  Wagen  wird  aus  Vorrats-Taschen 
gefüllt,  emporgewunden,  und  oben 
kippt  er  selbsttätig  seinen  Inhalt  aus, 
daaurch,  daß  die  Hinterräder  anders 
geführt  werden  als  die  Vorderräder. 

Handelt  es  sich  bei  den  soeben 
besprochenen  Anlagen  vorzugsweise 
um  dcnTransport  von  unten  nach  oben, 
so  herrscht  bei  den  sogen.  Waggon- 
kippern die  Beförderung  des  Massen- 
gutes von  oben  nach  unten  vor.  Als 
Beispiel  eines  solchen  Kippers  sei  aus 
den  zahlreichen  vorhandenen  Ausfüh- 
rungen die  neueste  gewählt;  es  ist  die 
in  Grunewald  bei  Berlin  von  Un- 
ruh iV  Liebig  gebaute  I-okomotiv- 
Bekohlungsanlage  (Abbildg.  16  u.  17). 

Der  durch  eine  Lokomotive  her- 
angefahrenc  Kohlenzug  wird  durch 
dieselbe  bis  vor  den  Kipper  geschoben. 
Die  der  Kippbohne  nächstliegenden 
Wagen  werden  durch  ein  Spill  S  mittels 
Zugseil  auf  die  letztere  gefahren.  Der 
restliche  Kohlenzug  wird,  um  das  Spill 
klein  halten  zu  können,  durch  einen 
Flaschenzug  heran- 
geholt Ein  Preßwas- 
ser-Stempel //  kippt 
das  Bühnen -Wagen- 
Aggregat,  die  Kohle 
fließt    durch  einen 
Kumpf  R  einem  Ele- 
vator K  zu,  der  sie  in 
eine  Vorrats-Taschc 
V  hebt,  aus  der  sie 
nach  Bedarf  aus  zwi- 
schen geschalteten 
Meßgefäßen  M  von 
0,5 1  oezw.  1  1  Inhalt 
abgezapft  werden 
kann.    Der  Hochbe- 
hälter   faßt   390  '  »"» 
für  einen  Nuizinhalt 
von  31a«  Steinkohlen. 


Abbild;;.  13.    Elevator,  Syitcm  Hunt,  in  Verbindung  mit  ciaer  Drahtseilbahn] 
in  Krankfurt  a.  M.  von  J.  Pohl  ig  in  Köln. 


~1 


Abbildg.  16  u,  17.   Lokomotiv-Bckoblungs-Anlage  ao(  Bahnhof  Grunewald  bei  Berlin  von  Unruh  &  l.icbig, 


Der  Betrieb  der  ganzen  Anlage  ist  durch  Elektromo- 
toren vorgesehen.  Ein  3  -ßpferdiger  Motor  treibt  die  Speise- 
pumpen, und  je  ein  10 pferdiger  Motor  dient  zum  Antrieb 
des  Becherwerkes  und  des  Spilles  bezw.  Kippers.  Auf  die 
hochinteressanten  Einzelheiten  der  bemerkenswerten  An- 
lagekann an  dieser  Stelle  leider  nicht  eingegangen  werden. u> 

"»  l>ie  Anlarr  wird  von  Vrrfa»«rr  auafAhrl»  hrt  broi  hrirhrn  n  r  dm 
im  llainlbu'-h  dYr  Ingenieur.  Wixensrliaflrn  V.  Tril  iK-vcnluluililul  b  Band 
iKrinrb,  ■  L'inrii  liiunrr  11I  XI.  Kapitel  iVrouiguue  der  Loaumutivrn  mit 
Wa*aer  und  Iirrnumatf  i  iajj. 

53° 


als  zum  Heben  und  Senken  von  Gütern  aller  Art  Sie 
charakterisieren  sich  als  Zeit  und  Arbeit  sparende  Ein- 
richtungen zum  Entladen  von  Erzen,  Kohlen  usw.  aus  Fluß- 
und  Seeschiffen,  zur  UeberfOhrung  dieser  Güter  in  Eisen- 
bahn-Fahrzeuge und  auf  Lagerplätze,  sowie  zur  Wieder- 
aufnahme und  Wirdorvcrladung  der  aufgestapelten  Mate- 
rialien. Sie  finden  Anwendung  ferner  zum  Transport  von 
Rohmaterialien  auf  I lochofenwcrken,  Brückenbau- Anstal- 
ten und  Schiffswerften  und  leisten  vorzügliche  Dienste  bei 
der  Ausbeulung  von  Steinbrüchen  und  bei  Kanalbautcn. 

No.  85. 


Gc 


Die  von  J.  Pohlic  A.-G.  in  Köln  für  die  Firma  Jos. 
de  Porter  ausgeführte Vcrladcanlagc  in  Rotterdam  (Ab- 
bildg.  18,  S.  528)  besteht  aus  zwei  Verladebrücken  und  dient 
zum  Ueberladen  von  Erz  oder  Kohle  aus  Seeschiffen  oder 
Eisenbahnwagen  oder  umgekehrt.  Die  Krane  arbeiten 
je  nach  dem  zu  fordernden  Material  mit  Kobeln  oder  mit 
Höne-Greifern.  Die  Leistung  einer  Anlage  betragt  60  bis 
loo'  St.  Werden  die  zu  überbrückenden  Entfernungen  größer 
als  etwa  100  m,  so  nimmt  man,  da  eine  einzige  fahrbare  Brücke 
doch  zu  schwerfällig  ausfallen  würde,  im  allgemeinen  gern 
3  Krane  hintereinander,  wie  das  z.  B.  geschehen  ist  bei  der 
von  A.  Bleiche  rt  gebauten  Kohlen- Verlade  Vorrichtung 
für  das  Kraftwerk  Moabit  der  Berliner  Elektrizitäts- 
werke (Abbildg.  19).  Der  Uferkran  mißt  38"»,  die  Brücke 
des  I.agerplalzkranes  hat  eine  Spannweite  von  80  ■».  Beide 
Krane  sind  unabhängig  von  einander,  können  aber,  in  eine 
Flucht  gestellt,  als  eine  einzige  fahrbare  Hochbahn  angesehen 
werden.   Mittels  des  Uferkranes  werden  die  Kohlen  aus 


der  Laufkatze  als  Laufbahn  dienen;  es  sind  das  die  sog. 
Kabel- Hochbahnkrane  oder  Verlade-Seilbahnen, 
die  ebenfalls  fest  und  fahrbar  ausgeführt  worden  sind. 
Abb.  ao  zeigt  einen  der  von  Unruh  &  Licbig  in  der  Nähe 
von  Bautzen  für  Granit -Steinbrüche  gelieferten  a  Krane. 
Die  größte  Nutzlast  beträgt  5«,  die  Förderhöhe  50 m;  die 
Spannweiten  sind  200  bezw.  300  ■.  Gebaut  sind  solche 
Luftseilbahnen  bereits  bis  zu  500  ■>  Spannweite  bei  6 1 
Tragfähigkeit.  Bekannt  sind  insbesondere  die  Anwendungen 
beim  Abbruch  und  Bau  von  Brücken  ,4),  Hochbehältern, 
Fluß  •Regulierungen"1),  Kanalbauten  (Chicago-Drainage- 
Canal)'7)  und  beim  Bau  von  Leuchttürmen  lhi;  und  auch 
für  Talsperren  dürften  sie  eine  Bedeutung  haben,  wie  beim 
Ueberladen  von  Kohlen  von  Schiff  zu  Schiff  auf  hoher 
See  (auch  während  der  Fahrt). 

Man  hat  berechnet,  daß,  wenn  bereits  beim  Bau  des 
Suezkanales  solche  schwebende  Verladebahnen  angewandt 
worden  wären,  sich  daraus  eine  Zeit-  und  Geldersparnis 


Neuere  badische  Architektur. 

Vei  waltungY-Gebflude  der  Matchinen- 
fabrik  Bruchsal  A  G. 
vorm.  Schnabel  ft  Henning  in  Bruchsal. 

Architekt: 
Piol.  Herrn  Billing  in  KaHsruhe. 


den  Sprcekähnen  gelöscht  und  durch  einen  SchOtt-Trichter 
dem  Kcssclhausc  unmittelbar  zugeführt,  oder  in  einen  in 
die  Hochbahn  eingebauten  grüßen  Vorratsrumpf  entleert, 
aus  dem  die  Kohlen  unten  —  wie  bereits  erwähnt  —  in 
Lastautomobile  zur  Beförderung  nach  der  Stadt  abgelassen 
werden  können.  Die  Förderung  der  Kohle  auf  den  Lager- 
platz erfolgt  durch  Ufcrkran  und  I-agcrplatzkran  gemein- 
sam.   Die  stündliche  Leistung  beträgt  45 '. 

Anstelle  der  Brücken  in  Eisenkonstruktion  treten  für 
noch  größere  Entfernungen  und  für  bestimmte  F*älle  auch 
gespannte,  in  den  Endböcken  verankerte  Tragseile,  welche 

21.  Oktober  1904. 


von  etwa  so0',,  ergeben  haben  würde,  d.  h.  es  hätte  der 
Kanal  statt  in  10  in  8  Jahren  und  statt  für  475  Mill.  für 
380  Mill.  Fr.  hergestellt  werden  können.  — 

(r'ottxrlfung  fntft  ) 

**)  Tin*  Engineer  IQ03,  S.  uB  u.  f.  (New  Vamb.i'.l  Bridge  over  Ibe 
Thamea.) 

nJ  Engineering  1004,  S  57a  u  f.  (I'>-  -I« '»  elertric  rabtewav  over  ibe 
Zambcti  Kivn  ) 

Z.  d.  V  d.  t.  1000  S  irw;. 

>')  ZrntralbUtt  d<  r  Hauvt-rwallung  Ion«,  >  148  a.  f.  (IVr  Rearlir 
Hcad-Leucbtturai  an  Eng lisrhrn  Kanal)  l*e*gl.  lVuurlie  Haureiiimg  1004* 
5.  43> 

531 


Preisbewerbungen. 

Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 


und 

Technik  auf  der  Kohleninsel  in  Manchen  ist  nach  einer 
Mitteilung  des  Museums  zwar  in  Aussicht  genommen,  es  ist 
jedoch  nur  .vorläufig"  noch  davon  abgesehen,  .da  hierfür 
die  Verhandlungen  mit  den  maßgebenden  Behörden  des 
Reiches,  der  bayerischen  Regierung,  der  Stadt  Manchen 
und  den  Stiftern  noch  nicht  weit  genug  vorgeschritten 
sind.  Wir  stellen  diese  Tatsache  gegenüber  den  an 
manchen  Stellen  gehegten  Befürchtungen  fest,  es  könnte 
diese  das  ganze  Reich  betreffende  hochbedeutende 
Kunstfrage  auf  dem  Wege  der  unmittelbaren  Ueber- 
tragung  des  Bauauftrages  gelöst  werden.  — 

In  dem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein 
Gebäude  der  Rheinischen  Kunstausstellung  Köln  1905,  zu 
welchem  die  Hrn.  Prof.  Behrens  in  Düsseldorf,  Brantzky 
in  Köln,  Billing  in  Karlsruhe,  Fischer  in  Stuttgart, 
Olbrich  in  Darmstadt  und  Ratzel  in  Karlsruhe  einge- 
laden waren,  von  welchen  jedoch  nicht  samtliche  der  Ein- 
ladung folgten,  wurde  die  Ausführung  Hrn.  Prof.  Herrn. 
Billing  in  Karlsruhe  zugesprochen.  — 

Wettbewerb  höhere  Töchterschule  Klein -Zabrze.  Die 
Entscheidung  in  diesem  Wettbewerb  ist  endlich  dahin  er- 
folgt, daß  von  16t  rechtzeitig  eingegangenen  Entwürfen 
der  Entwurf  »Sparsam"  des  Hrn.  Fricdr.  Thelemann  in 
Berlin  den  I.  Preis  von  1000  M.,  der  Entwurf  „Marktbild" 
des  Hrn.  Rud.  Meyer  in  Breslau  den  II.  Preis  von  750  M. 
und  der  Entwurf  „Louisen grübe — Ixmiscnstadt"  des  Hrn. 
Rud.  Schmidt  in  Gera  den  III.  Preis  von  500  M.  erhalten 
haben.  Eine  lobende  Anerkennung  fanden  die  Entwürfe 
der  Hrn.  Köhler  &  Kranz  in  Charlottcnburg,  Gräfe  da- 
selbst und  Luschnath  in  Leipzig.  Sämtliche  Entwürfe 
liegen  i-tTage  lang  im  Gemeindehause  in  KleinZabrze  aus.— 

Wettbewerb  katholische  Pfarrkirche  In  Ammerschweler. 
Unter  5t  Entwürfen  erhielt  der  Entwurf  „Mea*  des  Hrn. 
J.  Keith  in  Straßburg  i.  E.  den  I.  Preis  von  tooo  M.;  der 
Entwurf  „Ave  Maria"  des  Hrn.  Dr.  E,  Michel  in  Wies- 
baden den  II  Preis  von  800  M.;  der  Entwurf  „3  Aehren" 
des  Hrn.  Herrn.  Distel  in  Berlin  den  III.  Preis  von  600  M. 
Drei  Entwürfe  wurden  zum  Preise  von  je  400  M.  ange- 
kauft und  zwar  die  Arbeiten  der  Hrn.  J.  Keith  in  Straß- 
bürg  i.  E.Raeder  &  Meister  in  Posen  und  J.Kranke 
in  Gclsenkirchen.  Sämtliche  Entwürfe  sind  bis  26.  OkL 
in  der  Aula  der  Kais.  Technischen  Schule  in  Slraßburg 
i.  E.  öffentlich  ausgestellt  — 

Chronik. 

Der  Bau  eines  Volkshelmes  In  Wien  erfolgt  nach  den  Ent- 
worfen des  Hrn.  Bit  v.  Neuenann  im  Koflerpark  in  Otlakring. 
Da»  Heim  wird  einen  großen,  amphitheatralischen  Saal,  einen  Vor- 
Iragaaaal  ffu  aoo  Personen,  eine  Reihe  kleinerer  Lebrzimmer,  einen 
großen  Lesesaal  mit  BibliothekrSumcn,  eine  Kantine,  Klubiimmer, 
»uv.  ic  Wohnräume  der  Beamten  enthalten.  — 

Der  Palast  der  Oesterreichisch- Ungarischen  Bank  In 
Budapest  wurde  nach  den  Entwürfen  des  Architekten  Ignaz  Alpar 
vollendet  Das  im  Stile  der  palLadianischen  Hochrenaissance  ent- 
worfene Haus  liegt  am  Freihcitsplatz  und  beanspruchte  eine  Bau- 
»uroroc  von  4  Mill.  Kr.  — 

Die  Einweihung  der  Hasper  Talsperre  im  Ruhrgebiet  fand 
am  11.  Okt.  d.  J.  alatt.  Die  Sperre  hat  ein  Niedersrhlagsgebict  von 
Sqkm,  (a8t  a,s  Hill,  cbm  Wasser  und  hat  eine  Stauspicgcl- Ober- 
fläche von  3  rikm.  Das  durch  Intze  in  Aachen  errichtete  Bau- 
werk beanspruchte  eine  Bausumme  von  a  Hill.  H.  — 

fiffnet  worden,  der  mit  einem  Kostenaulwande  von  ap3  Hill.  H. 
hergestellt  ist  und  für  eine  Bevölkerungszahl  von  100000  Einwoh- 
nern ausreicht.   Derselbe  ist  auf  das  doppelte  erweiterungsfähig.  — 

Das  Kaiser  Friedrich  -  Museum  In  Posen  i»t  »5  d.M. 
seiner  Bestimmung  übergeben  worden.  Das  Gebäude  ist  in  den 
Können  der  Hochrenaissance  nach  den  Entworfen  des  Minist  -Ihr. 
K.  Hinckeldeyn  in  Berlin  unter  der  Leitung  des  Reg.  -Bnistr. 
Ahrens  mit  einem  Kostenaulwande  von  990 000  H-  errichtet  wor- 
den, wovon  50000  M  auf  die  innere  Einrichtung  entfallen.  - 

Das  neue  Stadttheater  In  Thorn,  ein  Werk  der  Architekten 
Fellner  tt  Hclmer  in  Wien,  ist  anfangs  Oktober  eingeweiht 
worden.  Das  mit  einem  Aufwände  von  450000  H.  errichtete  Hsus 
fafit  507  St»  und  ao  Stehplätze.  — 

Das  neue  Armee-Museum  In  München,  ein  nach  den  Ent- 
worfen des  Hrn.  Ob.-Hrt.  H  c  1 1 1  n  g  e  r  in  HOnchen  am  Hofgarten 
errichteter  Honumcntalbau,  geht  seiner  Vollendung  entgegen.  Das 
Geblude  beanspruchte  eine  Kostensumme  von  a  300  000  M.  und 
wird  die  Sammlungen  des  Armee- Museums,  die  Armee-Bibliothek, 
daa  Kriegsarchiv,  sowie  zu  einem  kleineren  Teile  Bureauraume 
enthalten.  — 

Talsperren-Anlage  Elsenberg  In  Böhmen.  Am  o  Okt.  d.  J. 
fand  die  Schluflsteiolegung  und  Einweihung  der  Talsperre  in  Eisen- 
berg in  Böhmen  statt.  Diese  Wasseranlage,  welche  die  Domäne 
Neundorf,  die  Stadt  Leestadtl,  die  Ortschaften  Ncundorf,  Kunners- 
dorf  und  Kunnersdorfer  Hotte  versorgt,  wurde  vom  Ob.- lag.  F. 
Holter  entworfen  und  unter  der  Bauleitung  des  bmstr.  L.  I'rade 
von  H.  Rella  A  Ko.  in  Wien 


Der  Bau  eines  historischen  Museums  In  Speyer  for  die 

Sammlungen  der  »Mali  wurde  Hru  P,of  Gabr.  von^Seidl  in 
HOnchen  abertragen.  — 

Harztalsperren.  Durch  Verhandlungen  Preußen»  mit  Brann- 
tet) weig  ist  die  HarztalsperTerrfrage  der  praktischen  Ausfohrung 
naher  gebracht.  Vorgesehen  atnd  Sperren  fOr  das  Oker-,  Ilse-, 
Ecker-  und  Radautal.  — 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Ernannt  sind :  der  Geb.  Har.  •  Brt.  und 
Schiff b.  Rcssortdir.  Rudioff  z.  Geh.  Ob  -  Brt.  und  vortr.  Rat  im 
Reühs-Mar.-Amt,  der  Har.  Brt.  und  Hafenb  Betr.- Dir.  Mönch  z. 
Geh.  Brt  und  vortr.  Rat  im  Reichs- Mar.- Amt;  —  der  Har.-Ob.-Brt. 
u  Betr.-Dir.  T  htm  er  zum  Geb.  Har. -Brt  u.  Maschinenbau- Dir , 
der  Har.-Bmslr.  Holler  z.  Mar  Ol.  Brt  und  Maachinenbsu-Betr- 
Dir  ;  —  der  Har.-Brt  u  Betr-Dir.  Hoeller  z.  Mar -Ob -Brt  und 
Hafenbau  Dir.  und  die  Har.-Bostr.  Koenigsbeek  und  Behrendt 


Den  Har.-Brtn.  u.  Hafenbau-Betr.-Dir.  Schoner  und  Radant 
ist  der  Char.  als  Mar -Ob -Hu  und  beim  UebertriU  in  den  Ruhe- 
stand dem  Eisenb.-Betr -Dir.  Weltin  in  Strasburg  i.  E.  der  Char. 
als  Geb.  Brt.  vcrlicheo. 

Der  ■  •  Hau  u.  Betr.-Insp.  Gaitzacb  in  Strsßburg  i.  E. 
ist  z-  Reg.-Rat  und  Mitgl.  der  Gen  .Dir.  der  Eiaenb.  in  El»  Loihr , 
der  Eisenb-Rau-  u-  Betr.-Insp.  Zirkler  das.  z.  Eisenb.-Betr.-Dir. 
unt  Verleih,  des  Ranges  der  Rate  IV.  Kl.  und  der  Abt-Vors.  im 
Patent-Amt  Geh.  Reg.-Rat  Schaefer  ist  z.  Dir.  in  dieser  Behörde 
ernannt 

Dem  Eisenb -Betr.-Dir.  Zirkler  ist  die  Stelle  des  Vorst  des 
bautechn.  Bur.  in  Straßburg  fl hertragen.  Der  Kgl  preuß  Reg.-Bmstr. 
Jordan,  Dr.-Ing.  in  StraUburg  ist  z  Bau-  u.  Bclr-Iosp  bei  den 
Keichseisenb.  ernannt. 

Dem  Garn  -  Bauinsp.  Veitmann  in  Breslau  iat  beim  Aus- 
scheiden aus  dem  Drenst  der  Char.  als  Geh.  Brt  verliehen. 

Verseut  sind:  der  Int.-  u.  Brt  Wuladorff  in  Straßburg  zur 
Int  der  militlr.  Inst,  die  Garn.-Bauinsp  ,  Brt  Schild  in  Darmstadt 
zur  Int  des  XV.  Armee-K.  unt  Uebertragung  der  Geschäfte  eines 
Int  u.  Brts.,  K  o  I  b  in  Brandenburg  in  die  Lokalbaubeamlenstelle 
Dar  tust»  dt  und  Graßmann  in  Münster  in  die  Lokal  bau  beamten- 
ttclle  Brandenberg  a.  H. 

Der  Garn.-Bauinsp.  Hohn  in  Karlsruhe  ist  in  den  Ruhestand 
getreten 

Preußen.  Die  Erlaubnis  zur  Anlegung  verlieh.  Orden  ist  er- 
teilt und  zw.:  dem  Kr  -rlauinsp.  Brt  Kirchhoff  in  Zellerfeld  und 
dem  Fttrsll.  »tolberg.  Kammer-  u.  Brt.  Kilburger  in  Wernigerode 
des  Ritlerkreuzes  I  Kl.  des  Kgl.  sachs.  Albrechts  -  Ordens ;  dem 
Reg-Bfbr.  Kohl  des  Großberrl.  tQrk.  Osmanle-Ordeos  IV.  KL 

Dem  Geh.  Ob  -Brt.  Dr.  T  h  0  r  im  Hinist,  d.  Offentl.  Arb.  ist 
der  Char.  als  Wirkt.  Geh.  Ob  -Bit.  mit  dem  Range  eioes 
I.  Kl.  und  dem  Prof.  Krohn  an  der  Techn.  Hochschule  in 
der  Char.  als  Geh.  Reg.-Rat  verliehen. 

Die  Geh.  Brte.  Schellen  berg  in  Monster  i.W.  und  Dorner 
in  Köln  sind  zu  Ob.  -  Brtn.,  der  Landbauinsp.  BrtdeBruyn  in 
ist  z-  Reg.-  u.  Bit.  ernannt 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  R.  S.  In  B.  Zum  Wettbewerb  war  der 
verstorbene  N.  aufgefordert,  bei  dem  Sie  gegeo  Entgelt  beschäftigt 
waren.  Der  in  dieser  Stellung  von  Ihnen  gefertigte  Entwurf  bekam 
den  I  Preis  und  es  wurde  nach  dem  Ausschreiben  Ihr  Arbeitgeber 
Anspruch  schabt  haben ,  die  Bauleitung  der  Kirche  Obertragen  zu 
erhalten.  Durch  seinen  Tod  ist  der  Ausschreibende  behindert,  ihm 
die  Bauleitung  zu  übertragen.  Es  fragt  sich  fOr  Sie,  ob  Sie  die 
Verwertung  des  von  Ihnen  fOr  N.  gefertigten  Entwurfes  fOr  den 
Kirchenbau  gestalten  müssen.  —  Wofern  die  Ausschreibung  die 
übliche  Bedingung  enthielt,  daß  die  preisgekrönte  Arbeit  znm  Eigen- 
tum des  Ausschreibenden  wird,  ist  die  Frage  zu  bejahen.  Denn 
durch  die  EinreichuiiK  des  Entwurfes  erklärte  sich  Ihr  Arbeitgeber 
N.  zur  Ueberlassung  des  Eotwutfca  bereit  Sie  aber  hatten  Ihre 
Leistung  dem  N.  gewahrt  und  von  ihm  die  bedungene  Bezahlung 
Ihrer  Dienste  erhalten.  Sie  wußten  überdies,  welche  Verwendung 
N.  fOr  die  von  Ihnen  gelieferte  Arbeit  vorhabe.  Mithin  geschieht 
Ihnen  kein  Unrecht,  wenn  die  Arbeit  dem  bestimmungsgemäßen 
Zwecke  zugeführt  wird.  Durch  Ihre  Ueberlassung  an  N.  tegabeu 
Sie  sich  Ihres  geistigen  Eigentums  zugunsten  Ihres  Arbeitgebers. 
Gegen  die  Witwe  des  N.,  welche  das  Geschäft  ihrea  Ehemannes 
durch  dessen  froheren  Bureaucbcf  fortfahren  laßt,  haben  Sie  gleich- 
falls kein  Klagerecht,  sofern  nicht  etwa  N.  Ihnen  eine  Vergütung 
versprochen  bitte,  die  noch  ungetilgt  und  deshalb  von  der  Erbin 
noch  zu  zahlen  sein  sollte.  Uebrigens  ist  Ihre  Sacbdarstellung  so 
unvollständig,  daß  kein  untrügliche»  Bild  der  tatsächlichen  Verhält- 
nisse zu  gewinnen  ist,  was  selbstverständlich  die  Zuverlässigkeit 
des  gewonnenen  L'ruils  beintrachttgt  —  K.  H-e. 

Hrn.  A.  B.  In  B.  Durch  Ocbcrnahme  von  Bauten  in  General- 
Unternehmung  wird  eine  Bauverdingung  im  Sinne  B.  G  -B.  §  636 
Die  Verjährungsfrist  betragt  deshalb  5  Jahre  und  be- 


begründet 
ginnt  mit 


des  Werkes.    Es  ist  mithin  für  alle  ver- 


schuldbaren Mangel  des  Werkes,  welche  sich  innerhalb  dieser 
5  Jahre  herausstellen,  zu  haften.  Die  Frist  ist  gewahrt,  wenn  bis 
zu  ihrem  Ablaufe  die  entdeckten  Mängel  angezeigt  werden  und  das 
Verlangen  zu  deren  Beseitigung  oder  zur  anderweiten  Schadlos- 
haltung gestellt  wird.  Es  biauciit  also  nicht  etwa  schon  Klage  er- 
hoben zu  werden  —  ...  K.  H-e. 

Inhalt:  Neuere  badttohe  Architektur  iKorueuunf).  -  Ucber 
tr»irt(K>n  (Fortsetzung).  —  Preisbeiserbungrn.  —  Chronik.  — 
Nachrichten.  —  rtrief-  uih!  Fiagekastrn 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Neucrc  badische  Architektur. 


No.  85. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N9:  86.  BERLIN,  DEN  26.  OKT.  1904 


Empire-Fassaden  in  Marienwerder  (WestpreuflenJ. 
Auch  eine  architektonische  Jahrhundert-Betrachtung. 

|ie  vom  „Verbände  deutscher  Architekten-  und  Inge- 
nieur-Vereine" herausgegebenen  Bauernhaus-  Auf- 
nahmen haben  uns  einen  bedeutsamen  Teil  deutscher 
Kulturgeschichte  naher  gebracht.  Line  Aufgabe  von  ahn- 
lichem Reiz,  in  geschichüichem  Sinne  vielfach  eine  Fort- 
setzung, wäre  ein  entsprechendes  Werk  Ober  das  Wohn- 
haus des  deutschen  Bürgers,  angefangen  von  den  Ältesten 
Zeiten  der  Seßhaftigkeit  bis  zum  heutigen  Micthausc.*) 
Durch  zahlreiche 


Linzel-  und  Grup- 
pen -  Aufnahmen , 
wie  durch  rein 
literarische  For- 
schcrarbeit  aller 
Art  ist  hier  ja  be- 
reits von  allen 
Seiten  viel  Stoff 
zusammen  getra- 
gen ,  jeder  Tag 
liefert  neue  Bei- 
trage. Der  Zeit- 
punkt rückt  näher, 
wo  man  mit  Ge- 
winn daran  gehen 
könnte,  das  Ge- 
sammelte vom 
Standpunkte  ge- 
schichtlicher Ent- 
wicklung nach 
Landesteilen  und 
Volksstämmen  zu 
ordnen  und  fest- 
zustellen, welche 
Gebiete  etwa  einer 
Ergänzung  bedür- 
fen und  nach  wel- 
cher Richtung  hin. 
Bei  der  bisheri- 
gen  Bevorzugung, 
welche  die  Denk- 
mäler unserer  Re- 
naissancezeit er- 
fahren haben, kann 
man  wohl  jetzt 
schon  sagen,  daß 
die  Folgezeit  mit 
dem  Barock  und 
seinen  Ausläufern 
zu  den  etwas  ver- 
nachlässigten Ge- 
bieten gehört.  Die 
Abbildgn.  1  bis  5 
zeigen,  ein  wie 
reiches  Material 
hier  noch  am  Wege 
liegt  und  der  Be- 
arbeitung harrt. 
Diese  Bearbeitu  ng 
ist  insofern  dring- 
lich, als  das  heu- 
tige Bauspckulan- 
tentum  nach  den  durch  einstöckige  Gebäude  wenig  aus- 
genutzten Grundstücken  bereits  die  Hände  ausstreckt  und 
als  auch  vielfach  der  Raummangel  oder  der  Ungcschmack 
die  Bewohner  das  eigene  Idyll  zerstören  läßt.  In  weiteren 
fünfzig  Jahren  wird  vielleicht  nur  noch  die  Hälfte  des 
jetzt  Vorhandenen  stehen. 

Das  -  abgesehen  von  seinem  Dom-Schlosse  —  archi- 

•)  Aoraerkntie  der  Redaktion.  Pir  voretehnnlen  Auifuhnififrn 
wurden  uns  ««-hut!  vor  Unjr.crer  Zeit  .'--.Ii  Iniwivfa-n  tut  der  diei- 
jntiiice  Tu  lar  Denkmalpflege  lu  M-iuu  brachlotien.  d.c  lirrauarab*  eine» 
ahülirhrn  Wnaes  in  die  Wege  xu  Iriten. 


Abbild^-  4.  MaricnburgeiatraQe. 


tektonisch  etwas  ärmliche  Gartenstadtchen  Marienwerder 
besitzt  eine  Anzahl  (noch  etwa  20)  besonders  hübscher 
Einfamilienhäuser  aus  dem  Ende  des  achtzehnten  und 
dem  Anfange  des  neunzehnten  Jahrhunderts.  Die  Grund- 
rißbildungen weisen  nichts  Besonderes  auf:  ein  längliches 
Rechteck  mit  der  Langseite  an  der  Straße,  in  der  Mitte 
ein  tjuerflur,  der  die  Treppe  enthält  und  bald  in  voller 
Breite,  bald  nur  als  schmaler  Gang  nach  der  Hinterseite 

durchgeht,  zu  bei- 
den Seilen  die 
Zimmer  in  den  ver- 
schiedensten Tei- 
lungen. Ueber  dem 
nur  teilweise  un- 
terkellerten Erd- 
geschosse erhebt 
sich  ein  Satteldach, 
meist  mitDrcmpcl, 
oder  das  damals 
beliebte  Mansar- 
dendach, in  beiden 
Fällen  mit  Gicbcl- 
lösungen  an  den 
Schmalseiten.  Die 
Stockwerkhöhen 
sind  gering  und 
betragen  für  das 
Erdgeschoß  selten 
mehr  als  3,5  ■  i. 
I»,  häufig  weniger. 
Die  Zimmer  des 
teilweise  ausge- 
bauten Dachge- 
schosses ,  dessen 
Innenwände  oft 
auf  der  Balken- 
decke statt  auf  den 
Mauern  des  Erd- 
geschosses ruhen, 
sind  häufig  nur 2,5 » 
i.  L.  hoch.  Diese 
niedrigen,  aber 
manchmal  sehr  tie- 
fen Räume  stellen 
im  Gegensätze  zu 
unseren  heutigen 
hohen  Mietrluraen 
äußerst  gemütliche 
Wohnräume  dar. 
—  Während  die 
Grundriß  -  Anord- 
nung und  auch  die 
innere  Ausstattung 
im  Laufe  der  Zei- 
ten und  je  nach 
dem  Geschmacke 
des  Bewohners 
manche  Acndcrun- 
gen  erfahren  ha- 
ben,  ist  das  Ae  u  ße  re 
ziemlich  unberührt 
davon  geblieben,  von  gelegentlichen  Ausbesserungen  des 
Anstriches,  des  Putzes,  der  Dachrfeckung  usw.  abgesehen. 
Der  Reiz  dieser  behäbig-zierlichen  Außenseiten  besteht  so- 
wohl in  dem  einfachen,  man  möchic  sneen  philisterhaften, 
Aufbau,  der  in  seiner  einfältigen  Geschlossenheit  doch  so 
wirksam  ist,  in  dem  fröhlichen  Zusammenklingen  der  hellen 
Putzflächen  mildem  dunklen  Pfanncndachc,  ais  auch  in  der 
pikanten  Verteilung  der  sparsam  verwendeten  Schmuck- 
formen  und  endlich  in  der  flotten  Durchbildung  derselben. 
Da  die  Seiten-  und  Hinteransichten  gewöhnlich  ganz  ein- 
fach gehalten  sind,  so  können  wir  uns  auf  die  Betrachtung 

533 


Abbildg.  5.  Kniebcrgstr«»e  3. 


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der  Straßenansicht  beschränken.  Die  Lage  des  Einganges 
ergab  hier  von  selbst  die  Betonung  der  Mitte  des  Gebäudes. 
Hinter  der  tiefen,  manchmal  eigenartig-gemütlich  gestalte- 
ten (s.  Abbildg.  1)  Nische  liegt  die  in  einei 


Gaßchen  hinein,  dessen  kleine,  aber  ehrwürdige  Pflaster- 
steine den  verwöhnten  Großstädtersohlen  die  nicht  immer 
erfreuenden  Seiten  knorriger  Eigenart  darbieten.  Außer 
dem  Eingange  besteht  der  Schmuck  der  ganzen  Ansicht 
bei  den  einfacheren  Beispielen  (s.  Abbildg.  i)  nur  noch 
in  einem  wirksam  gegliederten  Hauptgesimse,  in  welchem 
flache  Konsolen  und  der  Eierstab  häufig  sind,  besonders 
aber  in  dem  darunter  laufenden,  aus  Mäander-  oder 
Akanthus-Kankenformen  gebildeten  hohen  Friese,  der  als 
das  eigenartigste  Schmuckmotiv  an  diesen  kleinen  Häus- 
chen gelten  kann. 

Bei  den  reicheren  Beispielen  ist  die  Betonung  der 
Gebäudemitte  weiter  getrieben.    Ucber  der  Eingangstür 
des  D: 


erhebt  sich  ein  stehendes  Dachfenster  (s.  Abbildg.  2)  oder 
in  der  Breite  des  Querflures  ein  Giebelaufbau,  darin  ein 
Fensterchen  in  wohlabgcwogcncn  Abmessungen  mit  tiefer 
profilierter  Leibung  (Abbilden.  3  u.  4).  Manchmal  ist  der 
ganze  Querflur  als  Mittel-Risalit  ein  wenig  vorgezogen, 
wie  bei  Abbildg.  5,  wo  sich  auch  der  schwache  Ansatz 
zu  einer  höchst  naiven  Pilastcrbildung  findet.  An  sonstigen 
Zierformen  bemerken  wir  noch  die  Tür-  und  Fenster- Ver- 
dachungen, seltener  und  wohl  älter  bezw.  jünger  sind  Um- 
rahmungen, ferner  die  Flachornamentc  in  den  vertieften 
FenstcrbrOstungen  (Abbildg.  3),  Rosetten  und  andere  ge- 
schlossene Füllungen,  alles  in  der  malerischen  Stuck-Tech- 
nik jener  Spätzeit,  die  sich  mit  voller  Freiheil  der  überliefer- 
ten Formen  bediente.  Die  ganze  Verteilung  des  Schmuckes 
entspricht  sehr  unserem  heute  herrschenden  Empfinden: 
nicht,  wie  in  der  Antike  oder  Renaissance,  regelmäßig 
über  die  ganze  Fläche  verteilt,  man  könnte  sagen  „ver- 
zettelt", sondern  als  .Drucker"  an  einigen  besonders  ge- 
eigneten Stellen  mehr  unvermittelt,  angebracht,  wirkt  er 
namentlich  durch  den  Gegensatz  zu  den  großen  ruhigen 
Putzflächen.  Zu  der  behaglichen  Wirkung  tragen  außer 
den  geputzten  Formen  auch  die  eigenartig  geteilten  Tür- 


und  Fensterflügel,  die  gebuckelten  un 
sowie  andere  Ausstattungsstücke,  besonders  die  herabge- 
lassenen Markisen  (neuerdings  meistens  entfernt)  nicht 
unwesentlich  bei. 

Wie  man  auf  einen  Blick  sieht,  sind  die  Häuschen 
nicht  ganz  gleichartig  und  daher  wohl  auch  nicht  ganz 
gleichaltrig.  Die  meisten  zeigen  die  ausgeprägten  antiki- 
sierenden „Empire"-Formen,  daneben  fehlt  es  jedoch  nicht 
an  Erinnerungen  aus  der  vorhergegangenen  Barockzeit 
Für  die  genauere  Altersbestimmung  geben  die  vorhandenen 
Grundbücher,  sowie  Töppcn,  „Geschichte  der  Stadt 
Marienwerder  und  ihrer  Kunstbauten"  einige  Anhalts- 
punkte. Die  Formengebung  an  dem  nachweisbar  1798 
bis  1800  erbauten  Oberlandesgerichts  -  Gebäude  läßt  im 
Verein  mit  alten  Stadtplänen  darauf  schließen,  daß  die 
meisten  derartigen  Häuser  nach  dieser  Zeit,  etwa  bis 
1814.  einzelne  wohl  noch  später,  entstanden  sind.  In 
der  Mehrzahl  als  Bürger-  und  .Großbürger"-  Häuser  an- 
zusehen, sind  wohl  auch  einige  der  von  Töppen  mehr- 
fach erwähnten  Beamtenwohnungen  darunter,  welche  nach 
der  ersten  Teilung  Polens  (177a)  durch  die  Erhebung 
Marienwerders  zur  Regierungs-Hauptstadt  vom  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  ab  in  größerer  Zahl  gebaut  wurden.  Und 
als  Beamtenwohnungen  dienen  diese  reizvollen  Häuser 
teilweise  noch  heute. 

Ueber  große  arcbitekturgeschichtlichc  Kenntnisse  haben 
die  unbekannten  Erbauer  wohl  kaum  verfügt,  dafür  be- 
saßen sie  ein  beneidenswert  sicheres  Empfinden  für  das 
künstlerisch  Wirksame.  Im  Frühlingsschmucke  ihrer  Gärten 
(die  alten  Grundbücher  sprechen  von  .Baum-  und  Ge- 
köchsgärten")  können  uns  diese  anspruchslosen  Kabinett- 
stücke bürgerlicher  Behaglichkeit  wohl  wie  ein  Andante 
grazioso  aus  den  Tagen  Mozarts  anmuten.  Leider  ertönt 
oft  unmittelbar  dahinter  ein  moderner  Gassenhauer.  Das 
schwere  Geschütz  der  Mietskasernen  ist  den  verwun- 
dert und  verwundet  in  unsere  unruhige  Zeit  schauen- 
den Häuschen  hart  auf  den  Leib  gerückt  (Abbildg.  1). 
Die  tiefe  Friedfertigkeit  früherer  Zeiten  und  dicht  da- 
neben die  oberflächliche  Hast  von  heute  —  Scbultze- 
Nautnburg  hätte  es  in  Marienwerder  bequem.  — 

Dr.-Ing.  W.  Jä necke. 


Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses. 

ir  erhielten  aus  Riga  die  folgende  Zuschrift,  welche 
zeigt,  in  wie  weiten  Kreisen  das  Schicksal  des  I  leidet- 
berger  Schlosses  mit  sorgender  Teilnahme  verfolgt 
wird.    Die  Zuschrift  lautet: 

„Gestatten  Sie  einem  Ruinenfreund  aus  der  Ferne 
einige  Worte  zur  vielbesprochenen  Heidelberger  Schloß- 
frage.  Meine  Heimat  Livland  ist  ein  Ruincnland  wie  wenig 
andere;  einst  war  es  durch  Jahrhunderte  eine  Vormauer 
des  heiligen  Deutschen  Reiches,  doch  vergaß  dasselbe  in 
schwerer  Stunde  seine  Pflichten  und  die  stolzen  Burgen 
und  Schlösser  Alt-Livlands  sanken  in  Schutt  Daher 
kennen  wir  Ballen  den  „Kuinenzauber"  recht  wohl! 
Wenden,  einst  die  Residenz  und  der  I  lauptwaffenplatz  des 
Meisters  von  Livland  deutschen  Ordens,  Kokcnhuscn  am 
rauschenden  Dünastrom,  der  stolze  Sitz  der  „Erzbischöfe 
von  Riga,  Livland,  Esüiland  und  Preußen*  und  dazu  noch 
eine  gewaltige  Festung,  können  sich  wohl  in  ihrer  ge- 
schichtlichen Bedeutung  neben  Heidelberg  stellen,  doch 
reicht  der  Kunstwert  ihrer  Reste  nicht  entfernt  an  Heidel- 
berg heran.  Indessen  wer  Sinn  für  Romantik  hat,  wer 
im  Gedanken  der  Vergangenheit  hier  träumen  will,  der 
wird  durch  nichts  gestört.  Mühsam  sucht  sein  Fuß  über 
zerklültete  Mauermassen  seinen  Pfad,  behutsam  tastet  er 
sich  über  bröckelnde  Steine  an  eine  Fensteröffnung,  deren 
romanische  Architektur  nur  der  Kundige  noch  mühsam 
errät.  Schauervoll  schön  ist  der  Blick  in  die  Tiefe  ;  bis  an  den 
Fuß  des  Berges  ist  der  Abhang  nur  ein  Trümmerhaufen, 
vom  schönsten  Blumenflor  überwuchert,  kein  Pfad  führt 
hinauf.  Gegenüber  drohen  ungeheure  Mauermassen,  wie 
ein  Gebirge  von  Menschenhand  getürmt;  der  Fels  unter 
ihnen  ist  verwittert  und  schon  in  die  Tiefe  gestürzt,  jeden 
Augenblick  scheint  das  „Gebirge"  darüber  nachfolgen  zu 
wollen.  Davor  haben  einst  drei  Türme  gestanden,  wie 
alte  Pläne  und  Zeichnungen  bezeigen.  Der  Fels  sogar 
ist  durch  die  Gewalt  der  Pulvcrcxplosioncn,  welche  die 
Soldaten  König  August  *  des  Starken  liier  veranlaßtcn, 
fortgeblasen  worden.  Ein  30 m  hoher  Berg  von  Mauer- 
Massen  gibt  nur  Antwort  auf  die  Frage,  wo  die  drei  riesigen 
Ecktürmc  geblieben  sind,  Hier  ist  Natur  und  Menschen- 
kunst eins  geworden;  nachdem  vor  200  Jahren  der  Feind 
das  Land,  hinter  sich  nur  Trümmer,  verließ,  hat  keine 
Menschenhand  an  die  Stätte  der  Verwüstung  gerührt.  Der 
Eindruck  ist  ein  ungetrübter  und  daher  unauslöschlicher. 
Der  blühende  Park  mit  seinen  sauberen  Pfaden  und  Ruhe- 

534 


bänken,  der  in  weitem  Umkreise  heute  die  Ruinenberge 
umzieht,  weicht  vur  der  ernsten  Trümuierstätte  zurück; 

es  scheint  als  wolle  er  mit  seinem  üppigen  Leben  nicht 
eindringen  in  das  Reich  des  Todes  und  der  Vergangenheit 

Dieses  etwa  sind  die  Eindrücke,  die  ich  von  Jugend  auf 
in  den  Burgen  meiner  Heimat  empfand.  Vor  wenig  Jahren 
war  es  mir  nun  zum  ersten  Male  vergönnt,  die  Trümmer 
Heidelbergs  zu  schauen.  Bei  aller  Bewunderung  für  die 
I  lerrlichkeit  der  berühmten  Ruinen  hatte  ich  doch  das  Ge- 
fühl: Das  ist  etwas  anderes,  als  deine  heimatlichen  Burgen, 
dort  ist  die  wahre  Romantik,  dort  ist  Natur;  dieses  hier 
ist  Unnatur.  In  reicher,  wohlgepflegter,  lebensvoller  Um- 
gebung stehen  wohlgchütct,  mit  Asphalt  und  Zement  schön 
abgewassert,  die  Ruinen  herrlicher  Architekturen.  Dein 
Fuß  wandelt  zwischen  bildwerkgezierten,  aber  dachlosen 
Mauern  auf  gebahnten  Pfaden;  eiserne  Geländer  behüten 
dich  vor  allen  Gefahren.  Geputztes  Sonntags -Publikum 
Oberall,  aus  der  Ferne  tönen  Musik  und  frohes  Gelächter. 
Oh  weh,  du  gepriesene  Romantik I  Welch'  rührendes 
Bild  seid  ihr  dagegen,  ihr  schlichten  Burgen  der  Heimat! 
Dieses  ist  eine  künstliche  Ruine,  ein  absichtlich  und  künst- 
lich als  Ruine  erhaltenes  Bauwerk;  es  ist  Unnatur!  Ich  hatte 
das  Gefühl,  einem  edlen  Schwerkranken  gegenüber  zu  stehen, 
den  die  Kunst  des  Arztes  wohl  heilen  kann,  der  aber  künst- 
lich krank  erhalten  wird,  weil  er  in  seinem  elenden  Zustande 
maßgebenden  Leuten  viel  Spaß  macht.  Daß  das  anders 
werden  müßte,  daß  hier  geholfen  werden  müßte,  daß  ich 
hier  wieder  einmal  einem  falschen  Ausdruck  der  öffent- 
lichen Meinung  begegnet  wäre,  das  waren  die  Gefühle,  mit 
denen  ich  von  Heidelberg  Abschied  nahm. 

Ich  danke  Ihnen  für  Ihre  mannhaften  Worte  in  der 
Bauzeitung,  mögen  sie  Früchte  tragen  und  den  Leuten 
zeigen,  daß  man  auch  anderer  Meinung  über  diese  Frage 
sein  kann,  als  der  „gebildete  Kunstfreund".  Ich  habe  die 
Ucberzeugung,  daß  die  richtige  Erkenntnis  der  Pflichten 
des  deutschen  Volkes  gegen  die  Heidelberger  Ruine  sich 
noch  durchkämpfen  muß  und  wird. 

In  Heidelberg,  insbesondere  am  Otto  -  Heinrichsbau, 
spricht  die  Architektur  eine  so  gewaltige  Sprache,  daß 
neben  ihr  die  „Ruinenromantik"  in  den  Hintergrund  tritt 
Die  Architektur  muß  erhalten  werden,  selbst  auf  Kosten 
der  Romantik.  Doch  darf  dieses  nicht  durch  Eggert'sche 
Bctonbalken  geschehen,  hier  ist  Bedachung  und  wenn  mög- 
lich Ausbau  das  einzig  Richtige.  — 

W.  Bocks  Paff.  Architekt, 
Mitgl.  des  Vorstandes  des  Rigacr  l  »ombau- Verein». 

No.  86 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  In  der  i.  Versammlung 
des  Vereins  im  Winterhalbjahr  1904  05  hielt  Hr.  Bit 


Abbildg.  1.  Graodcnxcntraßc  19 


Abbildg.  a.    HcrrcnstraBe  5. 


Empire-Fassaden  In  Marlenwerder  I.  Westpr.  Abbildg.  3.  Giuudcnzcrstmuc  93 
»6.  Oktober  1904. 


Contag  einen  interessanten  und  ausführlichen  Vortrag 
Ober  .Neuere  Ingenieurbauten  in  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nord-Amerika". 

Vortragender  hatte  im  Frühjahr  d.  J.  Gelegenheit  ge- 
nommen, aus  eigener  Anschauung. Das 

I  .and  der  Zukunft  und  der  unbegrenzten 
Möglichkeiten"  kennen  zu  lernen,  insbe- 
sondere bezüglich  seiner  Leistungen  auf 
dem  Gebiete  des  Ingenieur-Bauwesens. 
Zuerst  .schilderte  er  den  Eindruck,  wel- 
chen die  Kiesenstadt  New  •York  mit 
ihren  neueren  sehr  beachtenswerten 
Bauausfahrungen  macht.  Im  einzelnen 
wurde  die  neue  Picranlagc  des  Nord- 
deutschen Lloyd  zu  lloboken  erörtert, 
sodann  wurden  die  3  großen  Ueber- 
brückungen  des  Last  River  mit  Spann- 
weiten von  450—500"«  in  ihren  kon- 
struktiven Linzel heiten  vorgeführt.  Bis- 
her gab  es  bekanntlich  nur  eine  feste 
Ucbcrbrückung  des  Last  River,  die 
weltberühmte  Brooklyn-Hängcbi-ücke. 
letzt  ist  weiter  oberhalb  eine  neue 
Hängebrücke,  die  Williamsburgbrückc 
in  ebenso  kühnen  Abmessungen  her- 
gestellt worden;  außerdem  befinden 
sich  2  weitere  ähnliche  Brücken,  die 
Manhattanbrückc  und  die  Blackwell  — 
Islandbrückc  in  Ausführung.  Auch 
großcrcBrückenbauten  außerhalb  New- 
Yorks,  so  z.  B.  eine  Lisenbahnbrücke  in 
Pittsburg  mit  250  ■  Spannweite,  wurde 
vom  Vortragenden  beschrieben,  desgl. 
eine  Riesenbrüekc  über  den  St.  Lorenz- 
Strom  bei  Quebec  von  550  ■  Spann- 
weite, welche  die  bisher  weitest  ge- 
spannte Brücke  der  Welt,  die  Forth- 
bröcke  in  Schottland  noch  Obertrifft. 

Von  besonderem  Interesse  forden 
deutschen  Ingenieur  waren  ferner  die 
an  der  Hand  der  Pläne  erläuterten 
Untergrundbahnen  von  New- York,  die 
vicrgleisigc  Rapid-Transitbahn  und  die 
unterirdische  Verbindungsbahn  der 
Pennsylvania-  Eisenbahn  -  Gesellschaft, 
welch'  letztere  sowohl  den  Hudson 
als  auch  den  Last  River  zu  unter- 

II  n nein  hat.  Ucber  das  amerikanische 
Eisenbahnwesen  wurden  verschiedene 
Mitteilungen  gemacht,  insbesondere 
schilderte  der  Vortragende  2  inter- 
essante Bergbahnen  in  Kalifornien. 
Ferner  wurden  einige  Wehr-  und  Stau- 
anlagen berührt  und  auch  die  große 
Croton- Talsperre,  welche  den  unge- 
heuren'Bedarf  der  Wasserversorgung 
New- Yorks  decken  soll,  in  ihren  T>au- 
I teilen  Einzelheiten  vorgeführt.  Hieran 
schloß  sich  eine  kurze  Besprechung 
der  im  Bau  begriffenen  Anlagen  für 
Nutzbarmachung  der  Wasserkraft  der 
Niagara-Fälle.  Auch  Ober  die  einen 
Europäer  so  fremdartig  berührenden 
Eisenhochbauten  der  großen  Städte, 
der  sog.  „Wolkenkratzer",  brachte  der 
Vortragende  konstruktive  Einzelheiten 
zur  Kenntnis  und  gab  schließlich  einen 
allgemeinen  Uebcrblick  über  die  bau- 
lichen Anlagen  der  Weltausstellung  in 
St.  Louis.  Flcn  Schluß  des  Vortrages 
bildete  eine  Reihe  charakteristischer 
Augenbliekshilder  aus  amerikanischen 
Städten  und  I „mdschaften.  sowie  aus 
der  Weltausstellung  von  Sl  Louis. 

Hern  mit  großem  Beifall  aufge- 
nommenen Vortrage,  der  von  einer 
reichhaltigen  Ausstellung  von  Zeich- 
nungen und  Photographien  unicr-tfltzt 
wurde,  gingen  Mitteilungen  Uber  Vor- 
schläge zu  neuen  Schinkclaufgaben, 
über  das  reichhaltige  Programm,  wel- 
ches rlcr  Vortragsaussrhuß  für  diesen 
Winter  aufgestellt  hat,  und  Über  die 
Abgeordneten-  und  Wandervcrsamm- 
luug  lies  Verbandes  111  I  >ilsse|i!orl  vor- 
aus. Beschlossen  wurde  der  Abend 
durch  eine  I  lauptversammlting,  in  der 
jedoch  lediglich  innere  Vercinsange- 
legcnhciten  zur  Sprache  kamen.  — 


535 


Vermischtes. 
Wiederherstellung  alter,  vcrrosteterWeUbtechdlcher.  Das 

bombierte  Wcllblechdach  spielt  gegenwartig  eine  grofle 
Kolie  für  Schuppen,  Lager-  und  Arbeitsräume,  Bahnsteig- 
Ueberdachungen,  Hallen  usw.  der  Eisenbahn-,  Heeres-, 
Marine-,  Hafen-  und  anderer  Verwaltungen,  ferner  der 
Berg-  und  Hüttenwerke,  Fabriken  und  selbst  kleiner  ge- 
werblicher Anlagen.  Obgleich  nun  deren  Anlage  Millionen 
erforderte,  so  haben  die  VVcllblechdächer  doch  infolge  ihrer 
durch  die  Witterungscinflüssc,  durch  saure  und  andere 
Dämpfe  entstehenden  Verrostung  und  allmählichen  Un- 
dichtigkeit eine  verhältnismäßig  kurze  Dauer,  die  man  bis- 
her mittels  verschiedener  Ausbessern  ngs-  und  Anstrich- 
verfahren vergeblich  zu  verlangern  versuchte.  Es  ist  des- 
halb als  ein  Fortschritt  zu  begrüßen,  daß  es  der  Firma 
Louis  Lindenberg  in  Stettin  gelungen  ist,  ein  Verfahren 
zu  finden,  durch  welches  selbst  schon  stark  verrostete 
und  undicht  gewordene  Metallblechdächer,  denen  sonst 
ein  vollständiger  Verfall  droht,  noch  auf  eine  Reihe  von 
Jahren  erhalten  werden  können,  sodaß  große  Ersparnisse 
eintreten.  Die  nach  dem  patentierten  Verfahren  behan- 
delten Dächer  werden  nient  nur  wieder  dauernd  regen- 
dicht, sondern  es  werden  auch  die  Weiterbildung  des  Rostes 
und  die  Zerlöcherung  des  Bleches  verhindert  Das  Ver- 
fahren besteht  darin,  daß  die  verrosteten  und  schadhaft 
gewordenen  Dachflächen  zunächst  mittels  Stahldrahtbürsten 
von  Kost  und  Schmutz  befreit  und  die  noch  darauf  haften- 
den Farbenanstriclie  durch  Ablaugen  entfernt  werden.  Als- 
dann werden  die  undichten  Stellen  mit  Walzblciplättchen 
und  Asphaltkitt  gut  gedichtet,  die  ganze  Dachfläche  wird  mit 
säurefestem  Asphaltlack  angestrichen  und  auf  diesem  ein 
imprägniertes  Jutcgewcbc  unter  scharfem  Anpassen  an 
die  Wellen  fest  aufgedrückt.  Das  Gewebe  erhält  nun  einen 
Anstrich  mit  einer  Anstrichmasse,  welche  durch  die  darin 
enthaltenen  faserigen  Stoffe  das  Jutcgewcbc  mit  einer 
schützenden  Decke  überzieht.  Dieser  Anstrich  wird  nach 
dem  Trocknen  noch  einmal  wiederholt  und  schließlich  mit 
feinem,  weißem,  staubfreiem  Sande  überstreut.  Nach  Ver- 
lauf eines  Jahres  wird  die  Sandkruste  von  der  Finita  noch 
einmal  Oberstrieben.  Die  Kosten  der  Instandhaltung  be- 
laufen sich  für  i  Dachfläche  je  nach  Profil,  Flächen- 
große  und  Beschaffenheit  des  Daches  auf  2—2,25  M.  — 

Prof.  Schubert  in  Kassel. 

Kreishaus  In  Düsseldorf.  Wir  veröffentlichten  in  No.  73 
das  Kreishaus  des  Landkreises  Düsseldorf  und  gaben  aüs 
Urheber  die  Hrn.  Fr.  Aug.  Küster  in  Köln  a.  Rh.  und 
G.  Wölf  er  in  Münster  an.  Es  geschah  das  aufgrund  des 
Textes  in  „Düsseldorf  und  seine  Bauten*,  welcher  sagt, 
daß  der  „mit  einem  11.  Preise  ausgezeichnete  Architekt 
Fr.  Aug.  Küster  in  Köln  mit  der  Ausarbeitung  eines  neuen 
Entwurfes  für  die  Ausführung  auf  Grundlage  der  Grund- 
risse des  gleichfalls  preisgekrönten  Planes  von  C.  Wölfer 
in  Münster  betraut"  wurde.  Dazu  .schreibt  uns  nun  Hr. 
Küster,  daß  der  mit  ihm  über  die  Bauausführung  abge- 
schlossene Vertrag  derartige  Veränderungen  bedingte,  daß 
„eine  vollständig  neue  Bearbeitung  des  infrage  stehenden 
Grundrisses,  sowie  neuer  Fassadcn-F.nlwürfe  notwendig 
wurden".  Hr.  Küster  beansprucht  demgemäß,  allein  als 
Urheber  des  angeführten  Baues  genannt  zu  werden.  — 


Preisbewerbungen. 

Zu  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  einen 
Jubiläumsbrunnen  von  Charlottenburg,  zur  Feier  des  200  jähr. 
Bestehens  der  Stadt  auf  dem  Platze  vor  den  kgl.  akade- 
mischen Hochschulen  der  bildenden  Künste  und  für  Musik 
zu  errichten,  sind  die  Bildhauer  Gaul,  Heinemann  und 
Tuaillon  in  Berlin  mit  Frist  zum  15.  Dez.  d.  J.  eingeladen 
worden.  Deru  Sieger  soll  die  Ausführung  übertragen  werden; 
die  Mittel  hofft  man  durch  Sammlungen  aufzubringen.  — 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
ein  Bezirks-Krankenhaus  In  Komotau  In  Böhmen  erläßt  der 
dortige  Bezirksausschuß  mit  Frist  zum  17,  Dez.  für  die 
deutschen  Architekten  Cislcithaniens  und  des  Deutschen 
Reiches.  Bausumtnc  375  000  Kr.  F.s  gelangen  3  Preise 
von  1500,  1000  und  750  Kr.  zur  Verteilung  und  es  ist  in 
Aussicht  genommen,  nicht  preisgekrönte  Entwürfe  für  je 
400  Kr.  zu  erwerben.  — 

Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Dem  Arch.  Dr.  F  a  b  i  «  n  i  .  Prof.  an  der  Techn. 
Hochschule  in  Wien,  11t  der  Rote  Adler-Orden  III.  KL,  dem  Brt. 
Gehn*,  Gen  -Dir.  der  Kgl.  ainmea.  Staalatrahnen  10  Bangkok,  und 
dem  k.  k.  Österreich.  Brt.  Erhard  in  Wie«  der  Ki;l.  Kionep- 
Ordcii  III.  Kl  ond  den»  Bauinsp.  Holland  iit  der  Chat,  all  Kgl 
Hsusridcikonirniss.-Brt.  verliehen. 

Dem  Kr-Bauintp.  Brt.  Hirt  in  Pesen  ist  die  narhpes.  Entlass. 
»na  dem  Staatsdienst  unt  Beilegung  de»  Uiar,  al«  Geh.  Brt.  erteilt. 


Die  Wasser-Bauinsp.  Bit.  Ehlers  in  (Crossen  a.  O.  und  Otto 
Schulte  in  Berlin,  die  Reg.-Bmstr.  Jahn  in  Berlin  und  Tisch- 
bein, Ob.  Ing.  in  Karlsruhe  sind  zu  etntm.  Prof.  an  der  Techn. 
Hochschule  in  Danzig  ernannl 

Der  Schiffbauing.  Schnapauff  beim  German.  Lloyd  in 
Berlin  ist  z.  etatm.  Prof.  au  der  Techn.  Hochsich.  in  Daniig  ernannt 
Verliehen  ist:   Den  Eisenb.-Bau-  u.  Betr.-Imp.  Kahler  die 


Stelle  eines  MitgL  der  Kgl.  Eisenb.-Dir-  in  Bromberg,  R  i  e  1 1  *  c  h 
■^iej.  der  Dir.  in  Essen  a.  R.,  M  a  e  1 1  z  e  r  diej.  der  Dir.  in  Hannover, 
ul.  Biedermann  diej.  der  Dir.  in  Breslau,  H  e  n  t  z  e  n  diej.  der 


Dir.  in  Eisen 
Betr.-In 


»p. 


in 


R  ,  Hahn  zog  die  Stelle  des  Vorst,  der  Eisenb.- 
Oslcrodc  i.  Ostpr.,  Gg.  Herzog  diej.  der  Betr.- 


Insp.  1  in  Glogau ,  Eng.  Oppermann  diej.  der  Betr.-Insp.  a  in 
D.-Eylau,  Prange  diej.  der  Retr.-Inap.  in  Elberfeld.  Karl  Heine- 
raann  diej.  der  Betr-Inap.  in  Uelzen,  Vater  diej.  der  Betr.- 
Insp  t  in  Magdeburg,  Köhler  diej.  der  Betr.-Insp.  in  Sorau  und 
Rob.  H  0 1 1  e  r  diej.  der  Betr  -losp.  in  Kustrin ;  —  dem  GruBh.  bess. 
Eisenb.-Bau-  u.  Betr.-Insp.  Jordan  die  Stelle  des  Vorst  der 
Eisenb.-Bctr.-Insp.  a  in  Darmstadt;  dem  Eisenb.-Bauinsp.  R  i  e  b  i  c  k  e 
die  Stelle  des  Vorst,  der  Eiienb.-Maseh.-lnsp.  a  in  Schneidemahl. 

Ernannt  sind:  die  l.andbauinsp.  Brt.  Henscl  in  Ratibor  und 
R  o  h  n  e  in  Schmalkalden,  der  Bauinsp.  Ficbelkorn  in  Anget- 
münde,  die  Reg.-Bmstr.  Teubncr  in  Posen,  Hantusch  in  Greif *- 
wald,  Walter  Schmidt  in  Angerburg,  Masberg  in  Arnswalde, 
Schiffer  in  Gumbiunen,  Busse  in  Diepholz  und  Z  i  1 1  m  c  r  in 
Karthaus  zu Kr.-Bsuinsp  ;  —  der  Kr.-Bauinsp.  Brt.  v.  Manikowsky 
in  Merseburg,  die  Reg.-Bmstr.  Hart  Hermann  in  Berlin,  Hat  er 
in  St  Joh.-SasrbrQcken  u.  Scnff  in  Köln,  sowie  Blunck  im  Min. 
der  geistt.  Unterrichts-  u  Mcdizinsl -Angelegenheiten  zu  Landbau- 
ioap  ;  -~  die  Reg-Bmatr.  Slesinsky  in  Stettin,  Förster  in  Ruhr- 
ort und  Kühn  in  Charlottcnburg  zu  Wasserbauinsp;  —  der  GroSb. 
hess.  Reg.-Bmstr.  Hummel  in  Gersweiler,  die  Reg.-Bmstr.  Herrn. 
Meyer  in  Eisenberg,  S.-A.,  Perkuhn  in  Köln,  Lioow  in  St 
Joh  -Saarbrücken ,  Kraefft  in  Berlin ,  Sander  in  Stralsund, 
Metzcl  in  Halle  a.  S  ,  Joh.  Simon  in  Berlin  und  Wilde  in 
Frankfurt  s.  M  zu  Eiseub.-Bau-  u.  Betr-Imp.;  —  der  Reg-Bmstr. 
Henkert  in  Glciwitz  zum  Eisenb.-Bauinsp. ;  —  der  Reg.-Bfhr.  des 
Masch -Bichs    Frocschke  ans  Berlin  zum  Reg..ßmstr. 

Versctzt  sind:  die  Reg-  u.  Brte.,  Geh.  Brt  Mühlke  von 
Schleswig  nach  Berlin,  Reiche  von  Liegnitz  nach  Frankfurt  a.  O., 
Tief  fenbach  von  Frankfurt  a.  O.  nach  Schleswig;  —  der  Wasser- 
bauinsp. Brt  Voß  von  Taniau  nach  Tilait;  der  Bauinsp.  Brt.  Hill  er 
in  Berlin  an  das  Kgl.  Poliz.-Prls.  das.;  die  Kr.-Bauinsp.  Mergard 
von  Reichen bach  L  Schi,  nach  Montjoie  und  Marcuse  von  Montjoie 
als  Bauinsp.  nach  Berlin;  der  Wasserbauinap.  Reichel!  von  Pots- 
dam nach  Breslau;  der  Landbauinsp.  Horstmann  von  Köln  nach 
Nordhsuseu,  die  Wasserbauinsp.  RQckmsnn  von  FOrsteowalde 
nach  Tapiau  und  Progasky  von  Berlin  nach  Kroisen  a.  O. ;  die 
Kr.  Bauinsp.  Pactz  von  Schmalkalden  nach  Merseburg  und  Lucas 
von  Straßburg  nach  Reichenbach  i.  Schi.;  —  die  Wasser-Bauinsp. 
Brt.  Unger  von  Danzig  nach  Erfurt  und  G  IIa  er  von  Freien- 
walde nach  Rathenow;  —  die  Reg-Bmstr.  H  a  r  t  m  a  o  n  von  luater- 
burg  nach  Gumbiunen,  Wohlfahrter  von  Frankfurt  a.  M.  nach 
Köln  a.  Rh  ,  T  i  m  m  von  Hallig  nach  Berlin,  Schröder  in  Essen 
zur  Kgl.  Eisenb.-Dir.  in  Köln  und  van  Heva  in  Kaaael  nach 
Berlin  zur  Beschäftig,  bei  den  Eisenb.Abt.  des  Min.  der  Offentl.  Arb. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  B.  In  St  Daa  Uebergewirht  der  Wahrscheinlichkeit 
spricht  dafür,  daß  Sie  zur  Zurücknahme  de«  Bauwerkes  werden 
verurteilt  werden.  Denn  nach  Ihrem  eigenen  Sachvortrag  wußten 
S'e,  da6  Schwammbildungcn  vorhanden  waren,  die  teilweise  be- 
seitigt wurden,  teilweise  noch  beseitigt  werden  sollten.  Es  hatte 
also  zur  Wahrung  des  Glaubeos  und  der  Treje  im  Verkehr  gehört, 
dafl  Sic  dem  Kaufer  dieae  Tatsache  mitteilten.  Ihr  Schweigen  wird, 
wenn  solches  Ihrerseits  vielleicht  auch  nicht  beabsichtigt  war,  vom 
Gericht  möglicherweise  für  ein  Unterdrücken  wahrer  Tatsachen 
zum  Zwecke  der  Irrtumserregung  aufgefaßt,  und  dicserhalb  als 
arglistigt  erklärt  werden  Von  Offenkundigkeit  der  Schwamm- 
bildung in  Gelassen,  deren  Fußböden  rmt  Linoleum  gedeckt  waren, 
kann  doch  ernstlich  keine  Rede  sein.  Denn  hier  wollen  Sie  das  Vor- 
handenaein  von  Schwamm  selbst  nicht  gekannt  haben.  Was  Ihnen 
als  Sachkundiger  und  Benutzer  der  Gelasse  entgangen  ist,  konnte 
erat  recht  von  einem  Käufer  übersehen  werden.  Mithin  ist  zu  be- 
fürchten, dafl  bei  Abwägen  der  Schuldbctciligung  gemäß  B.  G.-B  §  954 
die  ausachließliche  oder  Überwiegende  Schuld  in  Ihrem  Verhalten 
gefunden  werden  und  daß  eine  etwaige  Oberflächlichkeit  des 
Käufers  für  entschuldbar  erklärt  werden  dürfte.  —       K.  H-c. 

Hrn.  Arch.  D.  In  N.  Bedenken  wesentlicher  Art  sind 
gegen  die  bezeichnete  Lage  der  Krankensäle  nicht  zu  erheben, 
wenn  es  auch  erwünscht  erscheint,  den  Sälen  die  möglichste  SOd- 
läge  zu  geben.  Ist  somit  eine  andere  Lage  des  Gebäudes  ohne 
schwere  Opfer  zu  ermöglichen,  so  wurden  wir  dieselbe  vorziehen.— 

Hrn.  M.  R.  In  Fr.  Werke  (Iber  drn  Bau  von  Notkirchen 
sind  uns  nicht  bekannt,  werden  aber  vielleicht  au*  dem  Leser- 
kreise genannt.  Die  gewünschte  Adresse  dürfte  vielleicht  sein: 
Christoph  &  L'nmack,  Döckcr'achc  Baracken- Fabrikation,  Niesky 
in  Schlesien.  — 

Hrn.  H.  G.  In  Bromberg.  Die  Streitfrage,  ob  bei  der  Be- 
messung der  Gcbäudehöhcii  die  StraSenbreite  zwischen  den  Haus- 
Buchten  (Baufluchten)  oder  zwischen  den  Vororten  {Stra ßenf foch- 
ten) zu  rechnen  ist,  hängt  von  der  örtlichen  Bauordnung  ab.  In 
der  Bauordnung  für  den  Stadtkreis  Berlin  wird  z.  B.  nur  die  Breite 
zwischen  den  Straßenflurhten,  in  der  neuen  Bauordnung  für  die  Vor- 
orte dagegen  die  Breite  zwischen  den  Baufluchten  selbst  gerechnet. — 


Inhalt:  F-nar,iiie-r,j,v.»:iiJi  n  ni  Mhim-iiwcpI«  r  iW^-aipr.',  —  Zur  hrhalturig 
dr*  Iii  m|<  IVrrer  Scldosw*.  Mlttei lullen  du,  Vereinen.  —  Vermähle*. 
-    1'ren.beia-n Lunken,  ^IVi.«.n;,J -  Nai  I  i..  l.'en.  -  Btiet-  und  Kr J^rLaalett. 


Verlag  der  Deutachen  Batueitunf.  G.  m.  b.  II 
verantworü.  Albert  llolmauu,  Beilla.  Druck 


536 


Grave,  1 

NO.  86. 


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Deutsche  Bauzeitung- 


XXXVHL  Jahrgang  1904.  N?  87. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVin.  JAHRG.  N2:  87.  BERLIN,  DEN  29.  OKT.  1904 


Neuere  badische  Architektur. 

(Foruruunj  1   Hiera  die  Abbildungen  auf  Seile  539,  yi°  «nd  Mi 


rei  Karlsruher  Miethäuser,  mit  welchen  wir 
die  Darbietungen  der  Billing'schen  Muse 
schließen,  zeigen  in  höherem  Maße  noch 
als  die  Miethäuser  der  Stefanienstraße  die 
Absicht,  dem  Miethause  in  Anlage  und  Auf- 


bau das  malerische  Element  zu  verleihen,  'soweit  die 
Raumausnutzung  und  die  Bauordnung  dies  irgend  zu- 
lassen. Am  weitesten,  bis  zumjüindruck  der  freistehen- 
den Villa  für  mehrere  Familien,  gehen  die  I  iäuscr  Mceß 
und  Kohlbcckcr,  während  Haus  Nußberger  eine  Art 


539 


Ucbcrgang  von  der  gcschlossenerenWohnhaus-Fassade 
der  engen  Straßenflucht  zum  malerischen  Miethause 
der  Straßen-  oder  Platzecke  bezeichnet. 

Haus  Meeß  in  der  Kriegsstraße  in  Karlsmhe(S  537) 
ist  ein  dreigeschossiges  Doppel  wohn  haus,  dessen  inne- 
rer Organismus  eine  vollige  Trennung  der  beiden  auf 
einem  Geschoß  liegenden  Wohnungen  zeigt,  wahrend 
das  Acußerc  das  einheitliche  Gepräge  eines  auf  male- 
rische Wirkung  komponierten  Eckhauses  erhalten  hat. 
Zu  je  4  Zimmern  und  Küche  ist  ein  eigenes  Treppenhaus 
angeordnet  (S.  540).  Das  Untergeschoß  ist  in  hammer- 
rechtem  Mauerwerk  aus  grünlichem  Sandstein,  der 
auch  für  die  architektonischen  Gliederungen  gewählt 
wurde,  erstellt,  während  die  Mauerflächen  verputzt 
wurden.  Die  innere  Ausstattung  entspricht  der  Haltung 
des  Aeußeren  und  ist  gut  bürgerlich.  Die  Bauzeit  hat 
9  Monate,  die  Baukosten  haben  80000  M.  betragen. 

Verwandt  im  Grundgedanken  des  Aufbaues,  jedoch 
reicher  in  der  Ausbildung  und  auf  größere  Hcrrschafts- 
Wobnungen  angelegt,  iMHausKohlbeckcr  an  der  Ecke 
der  Vorholz-  und  der  Hirschstraße  in  Karlsruhe  (S.  540). 
Es  ist  ein  Miethaus  von  großer,  palastartiger  Wirkung, 
ein  Eindruck,  zu  dein  die  glückliche  architektonische 
Behandlung,  die  aus  dem  Gegensatze  der  Geschosse 
sich  ergebende  Steigerung  hauptsächlich  beitragen. 
Von  trefflichster  Wirkung  sind  die  unmittelbare  Neben- 
einanderstellung von  Dachfläche  und  Steingiebel,  von 
Erkervorbau  und  glatter  Putzfassade.  Zu  dem  Interesse, 
welches  der  Kunstfreund  an  dem  interessanten  Auf- 


bau nimmt,  trägt  nicht  minder  die  sehr  geschickte 
Höhenlage  der  Hauptgesimse  der  einzelnen  Bauteile 
bei.  Das  Material  der  Hauptteile  der  Fassaden  ist  ein 
gelblicher  Haustein,  nur  ein  geringer  Teil  der  Flächen 
der  Nebenfassade  ist  geputzt.  Die  Ausstattung  des 
Inneren  entspricht  dem  herrschaftlichen  Ausdruck  des 
Aeußeren.  Die  Bauzeit  beschränkte  sich  auf  10  Monate, 
die  Baukosten  betrugen  80000  M. 

Das  Haus  der  Geschwister  Nußberger  (S.  54]), 
wie  Haus  Meeß  an  der  Kriegsstraße  in  Karlsruhe  ge- 
legen, ist  der  Höhe  nach  in  stärkerem  Grade  auf  räum- 
liche Ausnutzung  berechnet,  wie  die  vorangehenden 
beiden  Wohnhäuser.  Die  Baugruppe  besteht  eigentlich 
aus  zwei  getrennten  Häusern;  das  Eckhaus  mit  Woh- 
nungen von  5  Zimmern  und  Küche,  das  Nebenhaus  mit 
zwei  Wohnungen  von  3  und  2  Zimmern  mit  Küche 
auf  je  einem  Stockwerk.  Zu  fünf  ganzen  und  einem 
Giebelgeschoß  steigt  die  Baugruppe  an.  Das  Material 
der  Fassaden  ist  auch  hier  vorwiegend  ein  grünlicher 
Sandstein;  nur  die  Flächen  der  drei  Obergeschosse 
des  Nebenhauses  haben  Putz  erhalten.  Ueber  die 
Durchbildung  der  Architekturformen  legen  die  Einzel- 
heiten S.  539  Rechenschaft  ab.  Der  Neubau  schließt 
als  Eckbau  die  Kriegsstraße  nach  dem  Mendelssohn- 
Platz,  nach  welchem  sich  der  große  Giebel  wendet,  ab. 
Die  Errichtung  auch  dieser  Baugruppe  beanspruchte 
nicht  mehr  als  10  Monate  Bauzeit,  während  die  Bau- 
kosten jedoch  90000  M.  betragen  haben.  — 

lFortM1»mE  toljt.1 


Staffel -Bauordnung  für  die  kgl.  Haupt-  und 

(Hierzu  eioe  Hon 

I  er  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Gedanken  für  die 
Stadterweiterung  von  Mönchen  im  Jahre  1693  hatte 
dazu  geführt,  innerhalb  des  Stadtbauamtes  ein  Stadt- 
erweitcrungs-Burcau  unter  Bauamtmann  Theodor  Fischer 
(jetzt  Professor  an  der  Techn.  Hochschule  in  Stuttgart)  als 
Vorstand  einzurichten.  Erste  Aufgabe  dieser  Stelle  war, 
für  das  noch  unbebaute  Gebiet  des  Burgfriedens  der  Stadt 
nach  größeren  Gesichtspunkten  und  unter  Verwertung  der 
Ergebnisse  des  Wettbewerbes  einen  generellen  Baulinien- 
plan als  Unterlage  für  die  einzelnen  Baulinien-Festsetzun- 
gen aufzustellen,  und  nach  Friedigung  dieser  Aufgabe  eine 
zweite  nicht  minder  wichtige:  Vorschläge  für  geeignete 
zielbewußte  Bebauungs- Vorschriften  auszuarbeiten. 

Die  Bauordnung  Tür  München  vom  2g_  Juli  1895  ent- 
halt gleich  ihren  Vorgängerinnen  von  1871p  una"  '8*3  nur 
einheitliche  Vorschriften  für  das  gesamte  -Stadtgebiet.  Sie 
kennt  nur  geschlossene  Bauweise;  die  Höhe  der  Vorder- 
gebäude soll  die  mittlere  Breite  des  vorliegenden  Straflcn- 
teilcs  einschließlich  etwaiger  Vorgärten  nicht  überschreiten 
und  darf  nicht  mehr  als  23  ra  und  Erdgeschoß  und  4  Stock- 
werke betragen;  Rückgebäude  dürfen  über  dem  Erdge- 
schoß nicht  mehr  als  3  Stockwerke  erhalten  und  nicht 
höher  als  die  zulässige  Höhe  des  zugehörigen  Vordcr- 
gebäudes  beträgt,  gebaut  werden;  in  neuen  Bauanlagen 
soll  der  Hofraum  mindestens  's  des  Bauplaues  ohne  Er- 
rechnung des  Vorgartens  betragen,  bei  Eckhäusern  ist  eine 
umfangreichere  Bebauung,  in  alten  Rauanlagcn  eine  Wieder- 
bebauung bis  auf  V,  und  Vi  zugelassen. 

•)  Der  panzc  Hin.  Koimat  84  :  norm,  in  dur.h  O-r«  Biumi,  karto- 
,W«h.-  Aumlt  »1  MOnrlu-n.  OMmCUri-Mr.  I,  efRm  5  M.  IU 


Residenzstadt  München  vom  20.  April  1904. 

Doppct-BeiUgc.)  •) 

Offene  Bauweise  kann  dagegen  vorgeschrieben  wer- 
den durch  ortspolizeilichc  Vorschriften  aufgrund  einer 
Allerh.  Verordnung  vom  16.  Mai  1876,  welche  den  Ge- 
meinden Bayerns  gestattet,  zum  Zwecke  der  Gesundheit 
in  neuen  Straßen  diese  Bauweise  mit  Anordnungen  über 
Höhe  und  Länge  der  Gebäude,  Größe  der  Zwischenräume 
zwischen  denselben  und  Ober  die  Uebcrbauung  der  Hof- 
räurac  einzuführen.  Von  diesem  Rechte  wurde  seit  dem 
Jahre  1880  in  München  reichlich  Gebrauch  gemacht  und 
für  eine  größere  Zahl  einzelner  Straßen  und  für  einzelne 
Stadtgebiete  die  offene  Bauweise  bestimmt  (die  Gebäude- 
höhe  ist  auf  Erdgeschoß  und  3  Stockwerke  beschränkt 
bei  höchstens  20  ■  Höhe,  Gebäude  und  Gebäudegruppen 
dürfen  höchstens  4-;»  Frontlänge  erhalten,  die  Pavillon- 
Zwischenräume  müssen  mindestens  7 m  breit  sein),  im 
Laufe  der  Jahre  dann  ausgedehnt  auf  weitere  neuent- 
standene Straßen  und  einverleibte  Vororte,  zumteil  unter 
weiteren  Beschränkungen  hinsichtlich  der  Höhe  und  der 
Geschoßzahl  der  Vorder-  und  Rückgebäude. 

Verschiedenartige  Nachteile  dieser  unbegrenzten  An- 
wendung des  offenen  Bausystems  wurden  wohl  mit  der 
Zeit  erkannt,  doch  fehlte  eine  rechtliche  Grundlage,  auch 
bei  geschlossener  Bauweise  Baubeschrinkungen  auferlegen 
zu  können.  Erst  durch  eine  Entscheidung  der  oberen 
Instanzen  im  Jahre  1899  wurde  für  zulässig  erachtet,  auch 
für  Ortstcilc  mit  geschlossener  Bauweise  die  Höhe  der 
Gebäude  und  die  L'eberbauung  der  Hofräume  gewissen 
Beschränkungen  zu  unterwerfen,  und  damit  der  Weg  ge- 
ebnet zum  Erlaß  einer  systematischen  Bebauungsvorschrift. 
In  der  neuen  Staffel-Bauordnung  für  München, 


Uebersicht  der  Baustaffeln. 


Kldi;«-*rhi>ß  utnj  4  Sto. kncrir 
n«rb  drr  MOjKliriMT  Bauordnung 
Ktdfschofl   nnd   ^  Stnrkwetkr 

Iiis  18  tu  Vlftlit 
h'rdgc»choD   ODd   3  Stockwerke 

hi«  iMm  Hftltf 

l  idi-rKhoU  <md  3  Stockwerke 
bi«  15  iu  Hoh<- 

und    1  Stückwerk 
hl*  um  Il-Mir 


l>d-rvli,.d   und   1  Sturkwnkc 

bi»  xm  ll.llie 
Krd{rc«ichoO   un<*   3  Ntuckivrfkc- 

l>i<  itlm  llr.be 
F>d;;rM Löf)  and  2  StiMkMcrke 

bis  i*,m  Italic 
fid^esrboB    und    I    Stork  werk 
,  bi«  um  M.Mi* 


r  rd< 
□■rli 

Kfd|;rv  b.iU   uurt   1  -Storkwcike  ' 

bis  18  m  Hfltir 
Kl  dp*"-.-rio6    und    T  Slockwctl. 

bin  um  Hobe 
KrdpruchuB    und    1  Stockwerk 

Iii*  l?m  Habe 
Krd|rr«rlioB  Iii*  gm  Hohr  u  obnr 
«elb^Undire  Mie twölimifiirrn 

riflSC-rhjU   und    3  St.ickwerki- 

bi«  »im  \lr.hr 
Frdji    )i.i8    und    I    Stuck  wirk 
bis  ta  m  II Alic 

Knl--etfh<i9    und    I  Sl.xkwcrk 

bii  12  m  Hohe 
r"n!:.-e»rhi>ll  bis  am  Hohe  ohne 


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Nu.  87 

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ausgearbeitet  von  den  zustandigen  Stellen:  Stadtmagistrat 
mit  Stadterweiterungs-Burcau  und  Lokal-Baukommission, 
sind  9  Bauklassen  (Staffeln)  gebildet,  abgestuft  nach  der 
Stockwerkszahl  der  Gebäude.  In  Staffel  i  gelten  die  Be- 
stimmungen der  Bauordnung  ohne  Beschrankungen,  die 
8  übrigen  teilen  sich  in  4  für  geschlossene  und  4  für  offene 
Bauweise  und  es  stimmen  deren  je  2  überein:  3  mit  6,  3 mit 
7,  4  mit  8  und  5  mit  9.  Ihre  wesentlichen  Bestimmungen 
sind  nebenstehender  Üebersicht  (S.  538  unt.)  zu  entnehmen. 

In  dem  vom  Stadterweilerungs  -  Bureau  aufgestellten 
generellen  Staffel-Baupläne  sind  die  Baustaffeln  in 
der  Weise  über  das  ganze  Burgfriedensgebiet  verteilt, 
dal}  sich  die  Bebauungs- Dichtigkeit  gegen  die  Peripherie 


schlossencs  abgeändert  Im  Stadterweiterungs-Gebiet  ist 
dreistöckige  Bauweise  (Staffel  3  und  7)  vorgesehen  im 
Anschlüsse  an  bebaute  Quartiere,  für  Radial-  und  Ver- 
kehrsstraßen, zweistockige  (Staffel  4  und  8)  weiter  hinaus 
für  die  zwischen  den  Radialstraßen  gelegenen  Gebiete.  Die 
einstöckige  Bauweise  (Staffel  5  und  9)  dagegen  soll  nur 
Anwendung  finden,  wenn  besondere  Villenquarticrc  von 
Terrain-Gesellschaften,  Baavereinen  usw.  begründet  wer- 
den wollen. 

Durch  die  Vorschrift  sind  die  ßauslaffcln  zunächst 
nur  für  die  Straficn  mit  genehmigten  Baulinien  festgesetzt. 
Mit  dem  Fortschreiten  der  Alignierung  werden  künftig  die 
Staffeln  für  weitere  Gebiete  aufgrund  des  generellen  Planes 


hin  im  allgemeiner,  abstuft  und  vermindert.  Die  Vertei- 
lung erfolgte  nicht  derart,  daß  größere  weiträumige  Bau- 
gelände (Zonen)  einem  einzigen  Gesetze  unterworfen  wur- 
den, sondern  es  wurden  bei  Verteilung  der  Staffeln  die  Ver- 
hältnisse des  Geländes,  der  einzelnen  Straße  berücksichtigt. 

Innerhalb  des  bebauten  Gebietes  hat  man  sich  tun- 
lichst und  soweit  nicht  besondere  Rücksichten  geboten 
waren,  an  die  den  bisherigen  Vorschriften  entsprechen- 
den Baubeständc  angeschlossen,  so  daß  hier  keine  Neu- 
ordnung, sondern  nur  eine  neue  Kodifizierung  nach  ein- 
heitlichen Normen  sich  ergab.  Bei  Verkehrsstraßen,  hoch 
gelegenen,  den  Winden  ausgesetzten  Straßen/ Ügen,  in  der 
Nähe  der  Bahnen  ist  jedoch  offenes  Bausystem  in  gc- 


utid  nach  besonderen  Erwägungen  durch  Nachträge  zu  be- 
stimmen sein.  Ausgenommen  von  den  Beschränkungen  der 
Staffeln  bleiben  vorweg  alle  Gebäude  für  öffentliche  Zwecke. 

Die  Planbeilage  gibt  als  Ausschnitt  aus  dem  Staffel- 
bauplan ein  Bild  von  der  Art  der  Staffel verteilune: 

In  den  der  Altstadl  anliegenden  älteren  Vierteln  gilt 
Staffel  1.  Bei  zwischen  liegenden  bereits  offen  bebauten 
Straßen  ist  diese  Bauweise  beibehalten  (Staffel  6).  Als 
Radialstraßen  erscheinen  die  Dachauerstraße  (St  1,  dann 
a,  dann  3),  Arnulfstraße  (St  1  und  a,  Forlsetzung  nicht 
alignicrt),  Landsbcrgcrstraßc  (St.  1,  a,  dann  3). 

Zwischen  Arnulf-  und  Dachaucrstraßc  wird  die  Lands- 
hutcr  Allee  (aufgelassene  Bahnstrecke)  noch  eine  Verkehrs- 


29  Oktober  1904. 


523 


H»gi  Kohlbecker  in  K.rUruhe.    Architekt:  Prof.  Herrn.  Billing  in  rUrl.ruhe  in  B«den. 


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strafie  werden:  Staf- 
fel 2,  wahrend  die 
Nymphcnburger- 
Straße  als  vorneh- 
mere Auffahrtsstr. 
zum  Nymphenbur- 
ger  Schloß  mit  Allee 
und  Vorgärten  of- 
fene Bauweise  nach 
Staffel  6  behält. 
In  den  Wohnlagen 
dazwischen  gehen 
Staffeln  2  u.  6  gegen 
die  Peripherie  hinüber  in  Staffel  7,  dann  4  und  8.  Einge- 
streut sind  als  besondere  bauanlagen  die  Umgebung  der 
Bennokirche  mit  Staffel  8,  die  Villenanlagen  Neuwittelsbach 
(St.  9),  Gern  (St.  5)  und  am  Nymphenburger  Schloßgarlen 
(St.  5  u.  9),  dann  Familicnhäuscr  an  der  Thorwaldscn-,  Both- 
mer- und  Frundsbergstr.  und  nächst  der  Volkartstr.  (Sl  9». 

Aus  den  Vorschriften  der  Staffel-Bauordnung  sei  noch 
angefahrt:  Bei  der  Art  der  Staffclvertcilung  gehören  die 
Seiten  eines  Baublockes  meist  verschiedenen  Staffeln  an. 
Die  Eckplätze  sollen  der  für  den  Besitzer  gunstigeren  Staffel 
unterliegen,  im  übrigen  soll  die  Staffel  für  die  ganze  ka- 
tastermäßige Fläche  eines  Bauplatzes  gelten;  bei  bisher 
unparzclliertcn  Flächen  ist  ein  Bauplatz- Abteilungsplan 
vorzulegen.  (Im  Staffel-Bauplane  ist  der  Geltungsbereich 
der  Staffeln  nur  schematLsch  dargestellt.) 

Die  Gebäudehöhen  sind  Ilöchstzahlen  und  des  weite- 
ren beschränkt  durch  die  Straßenbreiten  nach  Maßgabe 
der  Bauordnung,  deren  Bestimmungen  natürlich  durch  die 
Staffel-Bauordnung  nicht  aufgehoben  werden.  Außer  in 
Staffel  1  werden  Vorder-Gebäude  und  Flogelbauten,  so- 
weit sie  eine  Tiefe  von  22  von  der  Baulinic  überschrei- 
ten, in  jeder  Beziehung  als  Rückgcbäudc  behandelt.  Ucbcr 
der  nach  der  Staffel  zulässigen  Slockwerkszahl  darf  außer 


Haas  Kohlbccker. 


in  Staffel  1  das  Dachge- 
schoß zur  Hälfte  ausge- 
baut werden. 

In  Baublöcken,  in  wel- 
chen Staffeln  5.  8  oder 
q  vertreten  sind,  ist  die 
Errichtung  von  Anlagen 
nach  §  16  und  37  der 
Keichsgewerbeordnung 
und  sonstiger  lästiger  Be- 
triebe verboten.  Im  übri- 
gen ist  die  Errichtung 
derartiger  Anlagen  im 
Stadtgebiete  gestattet,  doch  sind  besondere  geeignet  ge- 
legene Industrieviertel  bezeichnet,  innerhalb  deren  für  die 
den  gewerblichen  Zwecken  dienenden  Gebäude  Erleichte- 
rungen hinsichtlich  Höhe,  Stockwerkzahl  und  Gruppen- 
ausdehnung gewährt  werden  können. 

Im  offenen  Bausystem  sind  die  Gebäude  in  der  Regel 
von  den  Grenzen  abzurücken  (Vordergebäude  um  den 
halben  Pavillon-Zwischenraum,  Rückgcbäudc  um  ihre  halbe 
Höhe),  außer  wo  Gruppenbau  aufgrund  eines  ßauanlage- 
platies  zugelassen  wird,  oder  wo  der  Nachbargrund  dem 
Gebiete  geschlossenen  Bausvstems  angehört 

In  der  geschichtlichen  Entwicklung  einzelner  Bauan- 
lagen begründete  Sonder- Bestimmungen  schließlich  konn- 
ten durch  Wahl  der  Staffeln  nicht  voll  ersetzt  werden  und 
mußten  in  den  Vorschriften  zumteil  aufrechterhalten  bleiben. 

Für  die  Stadt  München  ist  durch  die  Staffel-Bauord- 
nung, die  aus  Anlaß  der  deutschen  Städteausstellung  be- 
reits wohlwollende  Beurteilung  in  Fachkreisen  gefunden 
hat,  ein  einheitliches  zielbewußtes  System  der  Bebauungs- 
Vorschriften  geschaffen  worden.  Möge  sie  in  vollem  Um- 
fange zur  Durchführung  kommen  und  damit  die  Erwartun- 
gen erfüllen,  die  bestimmend  für  ihre  Abfassung  waren.  — 

I.ocsti,  Bauamtmann. 


Uebcr  Hallen-Schwimmbäder. 

Icnnglcich  von  allen  mit  den  Verhältnissen  vertrauten  dern,  so  wird  trotzdem  von  Jedem,  der  die  Wohltat  des 

Fachgenossen  heute  wohl  allgemein  Brausebäder  Schwimmens  aus  Erfahrung  kennt,  dem  Schwimmbad  der 

als  eigentliche  Volksbädcr  bezeichnet  werden,  weil  Vorzug  gegeben  werden, 

sie  für  den  Eigentümer  in  Anlage  und  Betrieb  billig  sind,  Da  nun  derartige,  im  Freien  belegene,  Bäder  nur  wäh- 

für  den  Benutzer  aber  den  geringsten  Zeitaufwand  erfor-  rend  weniger  Wochen  im  Jahre  benutzt  werden  können, 

5»o  No.  87. 


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den  sein,  wäh- 
rend die  Zahl 
bis  190a  auf  251 
gestiegen  sein 
soll.  (Veröffent- 


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so  ist  es  naturgemäß,  daß  sich  die  Hallen-Schwimmbäder 
immer  mehr  verbreiten,  anderseits  aber  auch  erklärlich, 
daß  nie  ein  Schwimmbad  ohne  Wannen-  und  Brausebäder 
in  demselben  Gebäude  angelegt  wird. 

Als  älteste  Anlagen  werden  genannt:  das  Dianabad  in 
Wien,  455 1™,  erbaut  1842,  ein  Bad  in  Maidstonc,  erbaut 
185a,  ein  Bad  an  der  Schillingsbracke  in  Berlin,  erbaut 
'^55 1  das  in  der  umstehenden  Zusammenstellung  zuerst 
aufgeführt  ist. 

In  der  Zeit  von  1855-  1880  sollen  nach  Dr.  Kabicrske 
in  Breslau  nur  14  Hallenbäder  in  Deutschland  erbaut  wor- 

29.  Oktober  1904 


Dtschn.  Gesell- 
schaft f.  Volksbä- 
dcr.)  Nach  der- 
selben Quelle 
haben  sich  1900 
in  den  Re 
rungs  -  Bez 
Düsseldorf  24, 
Arnsberg  10,  im 
StadtkreisBerlin 
nur  8  Schwimm- 
hallen befunden, 
wogegen  in  den 
Bezirken  Dres- 
den 15,  Leipzig 
8  und  in  Über- 
bayern 12  ge- 
zählt wurden. 

Die  Literatur 
Ober  Schwimm- 
bäder ist  viel  um- 
fangreicher, als 
man  annehmen 
sollte.  Ein  aus- 
fuhrliches Ver- 
zeichnis gibt  F. 
Gcnzmer  im 
Handbuch  der 
ArchiL,  4.  Teil, 
S  Halbband,  3. 
Heft,  auf  Seite 
276  bis  284  der 
Ausgabe  v.  1899. 
Sehr  beachtens- 
wert sind  auch 
die  schon  er- 
wähnten Ver- 
öffentlichungen 
der  Deutschen 
Gesellschaft  för 
Volksbäder,  die 
in  Berlin  bei 
Aue  Hirschwaid 
erscheinen. 

Trotzdem  ha- 
benwirnirgends 
ein  größeres 
Verzeichnis  der 
Schwimmhallen 
gefunden  und 
uns  daher  be- 
mühtem solches 
ausallenzugäng- 
lichen  Quellen 
aufzustellen.  — 
Aus  der  beige- 
fugten Zusammenstellung  (s.  Tabelle  S.  542),  die 
155  Anstalten  umfaßt,  ersieht  man,  daß  von  den 
22  großen  Städten  (über  100000  Einw.)  in  Preußen 
noch  5,  nämlich  Halle  a  S.,  Danzig,  Posen,  Kiel 
und  Kassel  noch  keine  Schwimmhalle  besitzen 
und  daß  von  den  34  mittleren  Städten  (40000  bis 
100000  Einw.)  noch  mehr  fehlen. 

Gleichzeitig  erkennt  man,  daß  die  Reichs- 
hauptstadt erst  in  letzter  Zeit  entsprechend  ihrer 
Einwohnerzahl  Hallenbäder  gebaut  hat,  denn  die 
Zahl  der  Schwimmbecken  beträgt  zur  Zeil  11, 
das  ist  bei  1  888000  Einw.  auf  rd.  171  000  eins, 
wobei  zu  berücksichtigen  bleibt,  daß  die  Hälfte 
dieser  Anstalten  erst  in  den  letzten  3  Jahren  zur 
Eröffnung  gekommen  ist. 

ZumtciY  mag  ja  diese  geringe  Anzahl  von 
Schwimmbädern  darin  ihre  Erklärung  finden,  daß  fast  alle 
neuen  Wohnungen  mit  mehr  als  2  Zimmern  eine  Bade- 
Einrichtung  aufweisen,  während  in  Mietwohnungen  des 
ganzen  Westens  von  Deutschland  Badecinrichtungen  im 
allgemeinen  viel  seltener  anzutreffen  -ind. 

Fast  auffallend  erscheint  es,  daß  es  in  Groß-Berlin 
nur  eine  einzige  Badeanstalt  (nämlich  die  1902  am  Wedding 
eröffnete)  gibt,  die  mit  2  Schwimmhallen  ausgestattet  ist, 
während  in  allen  anderen  Anstalten  nur  ein  Becken  für 
Schwimmer  vorhanden  ist.  Viele  Badeanstalten  in  Berlin 
sind  auf  den  Besuch  von  Schwimmern  überhaupt  nicht 

S4" 


Neuere  badische  Architektur. 
Haue  NuBberger  in  Karlsruhe  i.  B. 

Architekt: 
Herrn.  Billiog  ia  Karlsruhe. 


Prof. 


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Zusammenstellung  der  Orte  in  Deutschland,  die  Schwimmhallen  besitzen.*) 


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*)  Anmerkonr  der  Redaktion.  Wir  erlauben  uns,  an  die  7ti- 
ttllidr^rn  Urnen  Fachj;eno«M-n  ille  arrgileserrtliclitte  Bitte  «u  richten,  die 
in  der  vorstehenden  Tabelle  fehlenden  Zahlen  uns  r^fl.  Oberrnitteln  tu 
wollen  und  <prerhnl  dafür  im  fi.rau»  unaem  vrrbiudli« baten  Dank  ans.  — 

eingerichtet,  so  z.  B.  die  neuerdings  in  der  Golzstrafie  40a 
crüifnete. 

Bei  nur  einem  Schwimmbad  in  einer  Anstalt  ist  na- 
turgemäß der  Besuch  nicht  gerade  stark,  weil  die  wenig- 
sten Schwimmlustigcn  immer  zur  gleichen  -Siunde  ihr  Bad 
nehmen  können.  Malten  sie  sich  aber  nicht  genau  an  die 
Stunde,  so  kommt  es  vor,  daü  sie  zu  einer  Zeil  in  der 
Anstalt  vorsprechen,  zu  welcher  das  Schwimmbad  für  sie 
geschlossen  ist.  Denn  bei  nur  einer  Schwimmhalle  ist 
dieselbe  natürlich  an  gewissen  Tagesstunden  dem  weib- 
lichen und  an  anderen  dem  männlichen  Geschlecht  geöffnet. 
So  sind  z.  B.  die  neuen  Berliner  städtischen  Bäder  auf 
männlichen  Besuch  vorbereitet  Vorm.  bis  q1  j,  dann  von 
13  bis  a  und  schließlich  von  4  bis  zum  Schiuli;  die  Damen 
schwimmen  also  von  cjVj  bis  1a  und  von  3  bis  ^,  mit  Aus- 
nahme von  Donnerstag,  wo  sie  auch  von  6'/,  bis  9  Uhr 
Abends  kommen  dürfen.  Sonntag  Vormittag  haben  nur 
Herren  Zutritt.  Die  Oeffnung  dieser  Bäder  findet  statt: 
April  6Vj,  Mai  bis  Scpt  6,  Kcbr.,  März,  Oktober,  November 
um  7,  Dezember  und  Januar  um  7';,  Uhr.  Geschlossen 
wird  Sonnabends  um  10,  Freitags  um        sonst  um  9  Uhr. 

Mag  man  nun  über  das  von  beiden  Geschlechtern 
nach  einander  benutzte  Schwimmbad  denken  wie  _ 


No  87. 


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will,  besser  deucht  uns  immer  die  Erbauung  zweier 
Schwimmhallen. 

Die  praktische  Seite  dieser  Frage  liegt  so  nahe,  daß 
in  vielen  größeren  Siädtcn  des  Westens*)  häufig  zwei 
Schwimmhallen  angelegt  worden  sind  und  zwar  nicht  nur 
zur  Freude  und  Bequemlichkeit  für  die  Benutzer,  sondern 
meist  auch  zum  Vorteil  des  Stadtsäckels  Dabei  sind,  ob- 
wohl sich  die  Anstalten  nicht  Volksbader  nennen,  doch 
die  Preise  nicht  höher  als  in  Berlin,  ja  für  Unbemittelte 
an  einigen  Orten  sogar  noch  billiger,  da  an  i  oder  a  Abenden 
in  derWoche  von  6  Uhr  ab  die  Benutzung  nur  to  Pf.  kostet. 

Wie  muß  ein  Schwimmbad  praktisch  ausge- 
rüstet sein?  Zunächst  dürfte  es  vorteilhaft  sein,  wenn 
der  Besucher,  nachdem  er  sich  eine  Karte  gekauft  oder 
vorgezeigt  hat,  an  der  Wascheausgabe  vorbei  wandern 
muü.  und  ohne  die  Schwimmhalle  selbst  zu  berühren  in 
eine  freie  Zelle  gelangen  kann.  Rechnet  man  auf  schwachen 
Besuch, so  mag  es  wirtschaftlich  sein,  zunächst  dieWftsche- 
ausgabc  dem  Bademeister  mitzuübertragen,  aber  bei  leid- 
lich starkem  Verkehr  wird  derselbehierdurch  seinem  eigent- 
lichen Dienst  zu  sehr  entzogen.  Er  muß  sich,  abgesehen 
vom  Schwimmunterricht,  vor  allen  Dingen  um  die  richtige 
Temperatur  im  Schwimmbecken  und  besonders  um  die 
Brausen  kümmern.  Häufig  kann  man  es  erleben,  daß 
die  Brausen  mit  viel  zu  heißem  Wasser  gespeist  werden 
und  daß  in  die  Wannen  oder  Becken  zur  Reinigung  der 
Füße  zu  kaltes  Wasser  fließt,  während  doch  eine  Höchst- 
wärme von  wenigen  Grad  Über  Blutwärme  (höchstens 
40°C.)  für  die  Brausen  vollständig  ausreichend,  für  die 
Reinigungsbecken  aber  nötig  Ist.  Schreckt  aber  zu  kalter 
Zufluß  von  der  Benutzung  der  Fußbecken  ab,  dann  bleibt 
nur  Zuflucht  zur  warmen  Brause,  wodurch  der  Wasser- 
vergeudung Vorschub  geleistet  wird. 

Die  Griffe  zum  Einstellen  des  Mischhahnes  an  den 
Brausen  sind  so  anzubringen,  daß  man  beim  Gebrauch 
derselben  nicht  milden  Fingern  an  hervorstehende  Schrau- 
ben stößt  oder  sich  einklemmt.  Auf  die  richtige  Zuführung 
von  warmem  und  kaltem  Wasser  zu  den  Brausen,  so  daß 
der  Mischhahn  richtig  arbeitet,  wird  in  manchen  Fällen 
zu  wenig  Wert  gelegt. 

Mancher  Badende  liebt  es,  nach  dem  Verlassen  des 
Schwimmbeckens  sich  noch  einmal  kalt  abzubrausen.  Die 
zu  diesem  Zweck  bestimmten  Brausen  werden  zweckmiiliig 
auf  dem  Absatz  der  zu  dem  Schwimmbecken  führenden 
Treppe  angeordnet,  damit  man  nicht  mit  den  Füßen  im 
wärmeren  Wasser  zu  stehen  braucht  und  auch  die  Beine 
abbrausen  kann. 

Die  oft  durch  einen  Vorraum  von  der  Schwimmhalle 
unmittelbar  zugänglichen  Abortc  müssen  nicht  nur  im 
Winter  geheizt,  sondern  auch  vortrefllich  entlüftet  werden, 
sonst  ist  es  nicht  zu  vermeiden,  daß  der  Geruch  in  der 
Halle  gelegentlich  gespürt  wird.  Aus  diesem  Grunde  hat 
man  diese  notwendigen  Anlagen  zuweilen  nur  vom  Aul!e 
ren  Gang  aus  zugänglich  gemacht. 

Die  Zellen  müssen  wohl  überall  von  außen  betreten 
und  durch  Hcruntcrlcgcn  des  Sitzbrettes  abgeschlossen 
werden;  Türschlösser  sind  dann  entbehrlich.  Der  Fuß- 
boden von  Terrazzo  oder  aus  Fliesen,  aber  nicht  zu 
glatten,  wird  mit  Kokosdecken,  die  dann  natürlich  behufs 
Trocknung  häufig  zu  wechseln  sind,  oder  mit  einem  Latten- 
rost belegt.  Gegenüber  den  Kleiderhaken,  die  nicht  zu 
spärlich  (mindestens  3)  zu  bemessen  und  gut  zu  befestigen 
sind,  muß  sich  ein  Spiegel  befinden.  Eine  Vorrichtung 
zum  Hineinstecken  eines  Stiefelknechtes  ist  erwünscht, 
darf  aber  nicht  den  freien  Raum  versperren.  Wenn  man 
die  Zellen -Trennungswändc,  die  wohl  überall  aus  Holz 
bestehen,  bis  dicht  Ober  den  Fußboden  reichen  läßt  und 
jede  zweite  Zelle  oben  mit  Drahtgeflecht  schließt,  auch 
das  Ocffnen  der  inneren  Zellentürcn  nur  durch  die  Bade- 
diencr  bewirken  läßt,  so  ist  Diebstählen  genügend  vorge- 
beugt. Wendet  man  zum  Abschluß  nach  Innen  nur  Vor- 
hänge an,  die  dann  am  besten  aus  waschbaren  Stoffen 
bestehen,  so  sind  verschließbare  Holzkästchen  unter  dem 
Spiegel  zur  Aufbewahrung  von  Wertsachen  üblich;  der 


Vermischtes. 
Statistisches  aus  der  Fachgenoasenschaft.  Bei  Gelegen- 
heit der  Feier  des  80.  Semesters  denenigen  Fachgenossen, 
die  im  Okt  1664  auf  der  damaligen  Bauakademie  zu  Berlin 
immatrikuliert  wurden,  sind  folgende  Zahlen  ermittelt 
worden,  die  auf  die  Berufswahl  und  Laufbahn  der  aus 
jener  Zeit  stammenden  preußischen  Techniker  ein  deut- 
liches Licht  werfen.  Von  115  Immatrikulierten  sind  früh- 
zeitig ausgeschieden  und  jetzt  Oberhaupt  nicht  ermittelt 
worden  14.    Von  den  übrigen  toi  sind  gestorben  40,  als 

*)  Von  dm  35  f'*deaH«ultrn  mit  a  Sh  hwitrtnhaUm  lirrcn  aa  im  Wc*trn 
von  brrlin-  3  Schwimmhallen  in  einer  Atuult  find  nur  in  6  Orten  auutreflrn. 

39.  Oktober  1904. 


gegen  Rost  zu  schützende  Schlüssel  zu  diesem  Holz- 
kästchen muß  dann  vom  Schwimmer  mittels  Lederriemchen 
an  der  Badehose  getragen  werden. 

Da  Scitenlicht  zur  Beleuchtung  des  Umganges  nicht 
immer  zu  beschaffen  sein  wird,  so  dürfen  die  Zellenwäude 
nicht  unnütz  hoch  sein,  um  das  durch  das  Oberlicht  in 
die  Schwimmhalle  fallende  Tageslicht  nicht  ganz  von  den 
Zellen  abzuschließen.  Das  Oberlicht  sowohl  wie  hohes 
Scitenlicht,  das  allerdings  schon  wegen  desSchwitzwassers 
vorzuziehen  ist,  muß  durch  matte  Scheiben  gedämpft  wer- 
den, damit  die  Sonne  nicht  zu  sehr  blendet.  Unter  dem 
Oberlicht  ist  ein  Drahtnetz  gegen  Scheibenbruch  zu  em- 
pfehlen, oder  man  nimmt  Drahtglas. 

Wegen  der  notwendigen  peinlichen  Sauberkeit  ist 
möglichst  helle  Färbung  aller  Bauteile  und  sehr  viel  Licht 
erste  Bedingung.  Wenn  man  aber  der  Sauberkeit  wegen 
die  Treppen  aus  ganz  glatten  Kacheln  und  die  Leitern 
aus  schlüpfrigem,  glänzendem  Metall  herstellt,  so  wird 
das  den  meisten  Schwimmern  nicht  zusagen,  denn  auf 
den  glatten  Stufen  gleiten  die  Füße  leicht  aus.  Fällt  aber 
ein  nackter  Mensch,  so  geht  es  ohne  arge  Beulen  nie  ab. 
Daher  dürften  Treppen  von  rauhem  Baustoff,  möglichst 
mit  einem  Geländer  an  der  Mauerscite,  und  eiserne  Leitern 
mit  auswechselbaren  Holzleisten  auf  den  Sprossen  vorzu- 
ziehen sein.  Auch  im  Schwimmbecken  sind  zu  glatte,  oder 
gar  durch  dunkle  Linien  gemusterte  Fußböden  vom  Uebel. 

Um  Verletzungen  vorzubeugen,  sollte  man  möglichst 
alle  Kanten  an  Bauteilen  (auch  an  Mauerpfeilern),  Treppen 
und  Ausrüstungs- Gegenständen  brechen  oder  abrunden; 
vor  allen  Dingen  aber  die  Zellen  wenigstens  so  groß  an- 
legen, daß  man  sich  beim  Ankleiden  nicht  stößt.  Eine 
uns  bekannte  Badeanstalt  hat  so  knapp  bemessene  Zellen, 
daß  sich  jeder  Badende  tatsächlich  kaum  darin  bewegen 
kann  und  oft  beim  Ankleiden  mit  den  scharfen  Kanten  in 
unliebsame  Berührung  kommt  Gegenüber  den  vonGcnzmcr 
im  „Handbuch  der  Architektur"  angegebenen  Abmessungen 
von  i,s  zu  1,3  m  findet  man  bei  dieser  Schwimmanstalt  nur 
0,99»  Tiefe  bei  1,18  ■  Breite  in  den  Zellen,  wobei  noch  ein 
großer  Teil  derselben  durch  0,25  zu  0,25  m  messende  ein- 
springende Pfeiler  verkleinert  wird.  Die  äußeren  Türen 
sind  87  CB»  breit,  die  inneren  nur  68 1".  Wären  beide  Türen 
gleich  schmal,  so  würde  das  Betreten  und  Verlassen  der 
Zellen  schon  erheblich  erleichtert  sein. 

Fußbodenheizung  der  Zellen  und  besonders  des 
inneren  Ganges  sind  eigentlich  selbstverständlich,  werden 
aber  oft  vermißt. 

Selbst  wenn  man  die  Schwimmbecken  täglich  frisch 
füllt,  was  nicht  allgemein  Gebrauch  ist,  scheint  ein  dauern- 
der Zufluß  von  erwärmtem  Wasser,  vielleicht  aus  speien- 
den Löwenköpfen,  jedenfalls  aber  sichtbar,  nicht  etwa 
unter  der  Wasseroberfläche  herauskommend,  was  den 
Badenden  erschreckt,  ratsam,  schon  um  die  sich  an  der 
Oberfläche  ansammelnden  etwaigen  L'nrcinigkcitcn  schnell 
zu  entlernen.  Der  Einwand,  das  Geräusch  des  einströmen- 
den Wassers  störe  den  Schwimm  •  Unterricht,  ist  nicht 
stichhaltig. 

Wunderbar  berührt  es,  wenn  man  zuweilen  Rauch- 
freiheit in  Badeanstalten  findet.  Gerade  beim  Baden  und 
Schwimmen  muß  doch  die  Luft  den  Lungen  so  rein  wie 
nur  möglich  dargeboten  werden. 

Einen  sehr  freundlichen,  sauberen  und  hellen  Ein- 
druck macht  das  städtische  Schwimmbad  in  Charlotten- 
bürg,  Krummestraßc  10.  Hier  sind  auch  die  Zellen  aus- 
giebig groß  angelegt,  obwohl  über  dem  Eingang  f Volks- 
bad" steht  Ebenso  sind  zweckmäßig  geformte  Kleider- 
haken reichlich  vorhanden.  Jeder  Praktiker  wird  daher 
diesem  bereits  1898  eröffneten  Bade  Anerkennung  zollen. 

Zum  Schluß  möge  es  gestattet  sein,  die  Aufmerksam- 
keit auf  das  1903  in  Hannover  eröffnete  städtische  Bad, 
veröffentlicht  im  Zcntralbl.  der  Bauvcrwltg.  1903  S.  6a6, 
hinzulenken,  das  mit  seinen  3  Schwimmhallen  als  Muster 
genannt  zu  werden  verdient  — 

Berlin  im  Juni  1904.  Platt,  Reg-  und  Brt 


Beamte  in  den  Ruhestand  getreten  11.  Es  bleiben  somit 
50  noch  im  Beruf  tätige  Personen,  davon  sind:  a)  im 


cnstc:  Eisenbahn-Dirck- 
Kiltc  (Geh  Ob.-Brt)  3,  Ober- 


preußischen  oder  R 
tions-Präsident  1,  Vortragende 

Bauräte  und  Strombau- Direktoren  4,  lieh.  Bauräte  (Geh 
Posträte)  13,  Regierungs-  u.  Baurätc  (Intend  -  u  Baurätel  4, 
Bauräte  7,  Bauinspektoren  usw.  3,  zusammen  35;  b)  in 
sonstigen  Stellungen:  Prof.  an  Tcchn.  Hochschule  1, 
im  außerpreuß  Staats-,  im  Gemeinde-  oder  Privatdienste  8, 
Privalarcnitekten  4,  Maler  1,  Landwirt  1,  insgesamt  50.  — 
Reinigen  von  Werksteinfassaden.  Mit  Bezug  auf  die 
in  So.  81  enthaltene  Notiz  „Neues  Verfahren  zum 
Reinigen  von  Wcrkstcinfassadcn"  erlauben  wir  uns 


5  «3 

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Ihnen  mitzuteilen,  daß  das  Reinigen  von  Fassaden  aus 
Stein  mittels  des  Sandstrabigebläses  durchaus  keine  neue 
Erfindung  ist,  die  heute  noch  patentfähig  wäre,  sondern 
daß  dieses  Verfahren  in  unseren  Fachkreisen  wohl  eben- 
so bekannt  ist,  wie  die  Reinigung  rostiger  Eisenstackc 
durch  den  Sand&trah)  in  der  Maschinen-  und  Gußeisen- 
Industrie.  Bereits  im  Jahre  1891  hatte  unsere  Zeitschrift 
nach  „Engineering"  gemeldet,  daß  das  Sandgeblase  zur 
Reinigung  von  Marmorfassaden  in  Amerika  verwendet 
wurde,  und  in  No.  ao  uns.  Blattes  vom  10.  Juli  1893  er- 
schien aus  der  Feder  des  nunmehrigen  Bauinsp.  Hrn. 
Curt  Merckel  in  Hamburg  eine  sehr  ausführliche  Be- 
schreibung des  ganzen  Verfahrens  sowie  der  damit  er- 
zielten Arbeitswirkung.  Es  ist  demnach  unzulässig,  bei 
der  Benutzung  des  Sandstrahlgebläses  zu  den  Reinigungs- 
arbeiten am  Ober-Postdirektions-Gebäude  in  Dresden  von 
einem  neuen  Verfahren  oder  einer  neuen  Anwendung 
zu  sprechen,  und  noch  unzulässiger  ist  die  beabsichtigte 
monopole  Ausbeutung  dieser  längst  zum  Gemeineute  ge- 
wordenen, in  unseren  Fachkreisen  hinlänglich  bekannten 
Reinigungs-Methode.  - 
Redaktion  der  Zeitschrift  „Der  deutsche  Steinbild- 
hauer, Steinmetz  und  Steinbruchbesitzer". 

Chronik. 

Wohnhausgruppe  in  Stuttgart.  Zur  Verböserung  der 
Wohnungsverhflltoisae  der  minder  bemittelten  Klassen  in  Stuttgart 
hat  der  .Verein  für  du  Wohl  der  arbeitenden  Klassen"  eine 
Ktöikre  Hiusergruppe  in  der  Altstadt  erworben,  die  niedergelegt 
werden  soll,  um  auf  der  Baustelle  eine  neue  Wobnbausgruppe 
nach  den  Entwarfen  des  Hm.  Prof.  Theod.  Fischer  zu  errichten.— 

Die  Wiederherstellung  des  Dlokletlanlschen  Kaiser- 
pal aste*  In  Spalato  war  Gegenstand  der  Beratung  einer  Kom- 
mission, die  in  der  1  weiten  Hälfte  Oktober  tagte.  Die  Beratungen 
durften  zum  baldigen  Beginn  der  Wiederherstellung»- Arbeiirn  fOhien. 

Eine  Weltausstellung  In  Paria  1930  wird  dem  Figaro  zu- 
folge von  den  leitenden  Kreisen  der  französischen  Republik  zur 
Feier  dea  so  jährigen  Restchens  der  dritten  Republik  erwogen.  — 

Die  Enthüllung  des  Roon-Denkmales  In  Berlin  hat  am 
aa.  OkL  stattgefunden.  Das  Denkmal  steht  am  Eingang  zur  Alsen- 
straße,  besteht  ans  einem  atehenden  Standbilde  des  Rcorganisalors 
de*  preußischen  Heeres  auf  kraftvollem  Sockel  aus  Labrador  und 
ist  ein  Werk  des  Bildhauers  Harro  Magnussen.  — 

Die  Enthüllung  des  Siebenbrunnens  In  Margareten  In 
Wien  faad  am  aa.  OkL  statt.  Der  Brunnen,  ein  Werk  des  Bild- 
haucra  Kauf  lungen ,  atebt  inmiuen  einer  neuen  Gnrtcnanlage 
zwischen  Kohl-,  Brsndmaycr-  und  Siebenbrunnengasse.  — 

Die  Vollendung  der  Wiederherstellung  dea  Salzburger 
Domes  wird  zum  Schlufi  diesea  oder  zu  Beginn  des  Jahre«  1905 
erwartet.  Die  seit  Mai  1699  aufgenommenen  Arbeiten  werden  durch 
Hrn.  Brt.  los.  Eigl  geleilet  — 

Die  Burg  KarlsleLn  In  Böhmen  soll  zu  einem  Museum  ein- 
gerichtet werden  und  zwar  sollen  daselbst  die  Kunstscbälie  aller 
Art,  Originale  wie  Nachbildungen,  aus  der  Zeit  der  Kaiser  Johann 
von  Luxemburg,  Karl  IV.  und  Wenzel  IV.,  also  aus  der  Epoche 
von  1310—1419,  dem  Besucher  vorgefahrt  werden.  Im  ersten 
Obergeschoß,  der  kgl.  Burg  sollen  im  Vorsaale  Plane  und  Zeich- 
nungen der  Burg  und  Cmgcbuog  zu  sehen  sein;  im  Rittersaale 
werdeo  Wappen,  Rüstungen  und  Wallen,  historisch  und  heraldisch 
geordnet,  zur  Schau  gestellt  werden.  Da*  zweite  Obergeschofl 
gebort  dem  Kunstgewerbe.  In  den  kaiserlichen  Gemächern  werden 
Malereien,  Bildhauerweike,  sowie  denkwürdige  Einrichtungsstücke, 
welche  sich  auf  Kaiser  Karl  und  seine  Familie  bezieben,  ausgestellt 
lo  der  Marienkirche  sollen  Aosicbtcu  hervorragender  Baudenkmäler 
ihren  Platz  rinden.  Der  hohe  Turm  ist  dazu  bestimmt,  verschiedene 
kulturhistorische  Reliquien  aufzunehmen.  — 

Ein  Semper- Denkmal  in  Wien  soll  endlich  errichtet  wer- 
den. Ein  vor  mehr  al*  10  Jahren  zusammen  getretenes  Komitee 
hat  nicht  vermocht,  die  nötigen  Mittel  aufzubringen,  sudaS  sich 
Graf  Hans  Wilczek  scn.  entschloß,  das  Denkmal  aus  eigenen 
Mitteln  bei  Zumbusch  zu  bestellen.  Ort  der  Aufstellung  Ul  die 
Rotunde  des  kunsthistorischen  Ilofmuscums.  — 

Ein  Mozart-Brunnen  In  Wien  wird  auf  dem  Mozartplatz 
im  IV.  Bezirk  nach  dem  Entwurf  des  Bildhauers  Theod.  Wollet 
errichtet.  Das  Hauptmotiv  des  Brunnens  ist  der  ZauberflOte  ent- 
nommen. Die  Enthüllung  ist  fOr  das  kommende  Frühjahr  in  Aus- 
siebt genommen  — 

Die  Enthüllung  des  Kaiserin  Elisabeth-Denkmals  In  Wien 
ist  für  das  Frühjahr  1905  iu  Aussicht  genommen.  Die  im  Volks- 
garten  in  der  Errichtung  begriffene  Dcakmalanlage  geht  auf  einen 
Entwurf  von  Ob.  -  Brt  Prof.  Kr.  Ohmann  für  die  GcaamUnlage 
nebst  der  Gartenanlage  der  Umgebung,  sowie  auf  einen  Entwurf 
von  Prof.  Hans  Bitterlich  für  die  Statue  der  Kaiserin  zurück.  - 

Das  Brahma  -  Denkmal  für  Hamburg  ist  dem  Bildhauer 
Max  Klinger  in  Leipzig  übertragen  worden  und  soll  1906  enthüllt 
werden.  — 

Ein  Natlonal-Denkmal  zur  Erinnerung  an  das  Jahr  1807 
In  Memel  soll  zum  Gedächtnis  des  Aufenthaltes  des  preuB  Köoigs- 
paare»,  der  Wiederaufrüstung  F'reuflens  sowie  zum  Andenken  der 
um  diese  Zeit  verdienten  Minner  errichtet  werden.  — 


Personal-Nachrichten. 

Baden.  Der  Ing-I'rakt.  Markstahler  in  Karlsruhe  ist  z. 
Reg.-Bmstr.  ernannt  und  der  Eiscnb.-Bauinsp  das.  zugeteilt. 

Bayern.  DerOb.-Brt.  Hensel  ist  »1»  Vorst,  des  hydroterhn. 
Bur.  wieder  in  Dienst  getreten  und  der  ßauarutsass.  Schubert 
bis  auf  weiteres  der  Obersten  Baubehöide  zur  Dicustteistuui;  zUKeictlt, 

544 


Hamburg.  Der  Ing.  Stockhausen  ist  z.  Bmatr.  der  Bao- 
Dep  .Sekt,  für  Strom-  u.  Hafenb ,  ernannt 

Preußen.  Dem  Reg  -  u.  Brt  S  I  u  y  t  e  r  in  Stettin  ist  die 
Verwaltg.  der  Elsenb.-Betr.-Insp.  3  das  übertragen. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg  Bmstr  :  Leb.  wefl 
dem  techn  Bur.  der  Horbb.-Abt  d.  Minist  d.  öff.  Arb  , C  rz  r.  1 1  i  1  ze  r 
dem  Kgl  Poliz  -Präs.  in  Berlin ,  Stechmann  der  Kgl.  Eiscnb-- 
Dir.  in  St  Joh.-Saarbrückeo,  K  r  e  B  der  Dir.  io  Erfurt  u  Linke 
der  Dir.  in  Elberfeld,  der  GroBh.  hess.  Reg.-Bmstr.  W  a  1 1  o  t  h  der 
Kgl.  Eisenb-Dir.  io  Frankfurt  a.  M. 

Aus  dem  Staatseisenb.  -  Dienste  sind  ausgeschieden  die  Reg.- 
Bmstr  :  Jaekel  in  Höxter  infolge  Ernennung  z.  Ob-l-ehrcr  an 
der  KgL  Bauaewerksrhule  das.,  Jahn  in  Berlin  infolge  Ernennung 
z.  etatm.  Prof.  an  der  Techn.  Hochschule  in  Danzig,  Dr  log  Jordan 
in  StraBburg  i.  E  infolge  Ernennung  z.  Kais.  Eiscnb -Bau  u.  Betr- 
Insp  bei  den  Rcichsetsenb.  und  Z  i  1 1  m  e  r  infolge  Ernennung  zum 
Oberlehrer  an  der  Kgl.  Maschinenbavschule  in  Görlitz. 

Den  Reg-Bmstrn.  ßientz  in  Berlin,  Berghauer  in  Berlin  u. 
Banck  in  Aachen  ist  die  nachge*.  Entlasa.  aua  d.  Staatsdienst  erteilt. 

Der  Ob.-Brt  z.  D.  und  Geh.  Reg -Rat  Spielhagen  in  Magde- 
burg u.  der  Reg.-  u.  Brt.  z.  D  Pauly  in  Schöneberg  aiud  gestorben. 

Sachten.  Dem  Ob.-Brt.  Schmidt  in  Dicsden  ist  die  Er- 
laubnis zur  Annahme  und  z.  Tragen  des  ihm  verlieh.  Ritterkreuze* 
I  Kl  dea  Herzog!  sachs.-ernestin.  Hausordens  erteilt. 

Ernannt  sind:  der  prsd.  Fin-  u.  Brt  Palitzsch  zum  Claim. 
Fin.-  u  Brt  und  Mitgl.  der  Gen  -Dir.  der  Staatseisenb;  der  Ob.-Brt 
Homiliua  z.  Abt-Vorst  bei  der  Gen  -Dir  ;  die  Reg.-Bmstr.  Müller 
und  Benndorf  zu  Bauinsp  bei  der  Staatseisenb. 

Versetzt  sind:  der  Bauinsp.  Brt.  Gallus  in  Greiz  als  Bau- 
u.  Bctr.-Insp.  zur  Bclr.-Dir  Chemnitz,  der  Brt.  Rciohold  in  Chem- 
nitz zur  Baum«p  Flöha;  die  Bauinsp.  Arndt  in  Flöha  zur  Bau- 
insp. Greiz,  M  1  r  u  s  zum  Baubur.  Leipzig,  K  r  a  h  in  Mylau  zum 
Baubur.  Döbeln  und  der  Reg -Bmstr.  Ncchutnys  zur  Maschincn- 
Insp.  Zwickau.  —  Der  Brt  Volgmann  in  Frohburg  ist  gestorben. 

Schaumburg-Lippe.  Dem  Bauinsp.  Wunderlich  in  Bücke- 
burg  ist  der  Tit  Brt  verliehen.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  N.  R.  In  Glogau.  Weder  durch  Gesetz  noch 
durch  Polizei  Verordnung  sind  die  zur  Piüfuog  der  Baugeaucbe 
berufenen  Behörden  oder  Beamten  verpflichtet,  dieselben  genau 
nach  der  Reihenfolge  ihres  Einganges  oder  binnen  bestimmter 
Fristen  zu  erledigen.  Vielmehr  ist  dem  Ermessen  der  bezüglichen 
Beamten  ein  weiter  Spielraum  belassen.  Können  Sie  also  uicht 
nachweisen,  daB  Ihr  Baugesuch  absichtlich  verlegt  worden  war, 
oder  daB  der  Verzögerung,  die  es  tatsächlich  gefunden  hat,  un- 
lautere Beweggründe  zugrunde  lagen,  so  verspricht  eine  Schadens- 
klage gegen  den  betreffenden  Beamten  und  die  zuständige  Dienst- 
stelle nicht  den  geringsten  Erfolg-  Denn  zu  ihrer  Begründung  ge- 
hört der  Nachweis  einer  absichtlichen  oder  giobfahrltsaigeo  Hand- 
lung, der  kaum  zu  erbringen  sein  wild,  weil  den  betr.  Beamten 
der  Einwand  schützen  wird,  daß  er  aicb  den  Fall  habe  überlegen 
müssen,  oder,  daB  er  durch  Ucberhaufung  mit  Dienstgeachallcn  zu 
seiner  froheren  Erledigung  nicht  habe  kommen  können.  Dazu  tritt, daB 
der  Beweis  nicht  gelingen  kann,  daB  die  verzögerte  Fertigstellung 
des  Baues  ausschließlich  in  der  verzögerten  Prüfung  ihren  Grund 
habe.  Warum  mußten  Sie  bis  Anfang  September  mit  Einrcicbuog 
Ihres  Gesuches  warten?  Das  Uebergcwichl  der  Wahrscheinlichkeit 
spricht  dafür,  daB  das  Gericht  bei  Abwägen  der  Schuldfrage  gemiß 
B.  G  -B.  §  954  das  SchuldQbcrgcwicht  in  dem  zu  tpAtcn  Einreichen 
des  Gesuches  finden  wird,  was  zur  Abweisung  Ihrer  Klage  führen 
wOrde,  Mithin  kann  Ihnen  nur  geraten  werden,  von  einer  Schadeoa- 
klagc  abzustehen,  zu  deren  Anstellung  Sie  übrigens  3  Jahre  Frist 
haben  würden.  —  K.  H-e. 

Hrn.  Arch.  A.  B.  lo  Bonn.  Ala  Eigentümer  haben  Sie  zwar 
das  Recht,  Ihnen  unliebsame  Pcrsoneu  vom  Grundstücke  zu  ver- 
weisen, die  sich  dann  des  Hausfriedensbruches  aussetzen  worden, 
wenn  sie  unbefugt  darauf  verweilen.  Gleichwohl  können  Ihnen 
durch  Ausübung  dieses  Rechtes  Schadenersatz -Verbindlichkeiten 
entstehen,  wenn  die  Weggewiesenen  als  Gehilfen  eines  Bauhand- 
werkera  von  diesem  auf  dem  fraglichen  Grundstücke  beschäftigt 
wurden.  Diesem  kann  nämlich  durch  Ei satzsnspi flehe  der  Arbeiter 
wegen  unbegründeter  Störung  ihres  Erwerbes  ein  Vermögens- 
narhteil  erwachsen.  Nicht  minder  kann  er  an  rechtzeitiger  Fertig- 
stellung seiner  Leistungen  verhindert  werden,  wenn  seinen  Ge- 
hilfen die  Ausübung  ihrer  Verrichtungen  vereitelt  wird.  Ob  das 
Benehmen  der  weggewiesenen  Arbeiter  gegen  Sie  diese  Maßregel 
gerechtfertigt  bat,  ist  eine  Fraie  tatsächlicher  Natur.  Wird  die- 
selbe jedoch  vom  Urteilsrichter  verneint,  so  haben  Sie  Verurteilung 
zum  Schadenersatz  zu  erwarten,  weun  der  betreffende  Unternehmer 
einen  wirtschaftlichen  Schaden  infolge  Ihrer  Maßregel  nachweisbar 
erlitten  bat.  Daß  der  Werkmeister  tüchuge  und  anständige  Leute 
zu  beschäftigen  hat,  pflegen  zwar  die  Hauvertrage  zu  bestimmen  { 
wo  jedoch  das  Benehmen  anfangt  sachwidrig  zu  sein  und  zu  einem 
unpassenden  wild,  laßt  sich  iu  dem  einzelnen  Falle  nur  unter  Berück- 
sichtigung aller  einschlägigen  Umstände  bestimmen.  —  K.  H-e. 
Kragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 

Infolge  Btiefkastennotiz  vom  19.  Okt.  empfehle  ich  starke 
Scbiefcrplattcn  als  Abdeckung  von  Hausteinarbeiten.  — 

E.  Wcchaelniann  in  Stettin. 


Inhalt:  Neuere  haduthe  Architektur  i¥«mruimt).  —  Staffel-BauorrJ- 
nune  für  die  kgl  Haupt-  und  Kesidenr<itadt  München  vom  so.  April  1904.— 
Lctjer  HaUrn  -  Schwimmhader  —  Vrrmischte*.  —  Chronik.  —  Pcrsonal- 
N«.  linclitca.  —  Brief-  und  KrajjckjutuL 


Hierzu  eine  Ilan-Doppelbcilage :  Staffel -Bauordnung  far 
München  vom  20,  April  1904. 


No.  87. 


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S  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

jg  XXXVIII.  JAHRG.  NO  88.  BERLIN,  DEN  2.  NOV.  I9o4  _ 


Ueber  Massentransport. 

Von  Prof.  M.  Buhle  in  Dresden.  (Fortteuung.) 


B.  Stetige  Forderung. 
Iis  wichtigste»  Fördcrclcment  für  wagrechte  oder 
schwach  geneigte  Richtung  kommen  in  erster 
Linie  inbetracht  die  Gurtförderer  oder  Trans- 
portbänder. Es  sind  das  meist  endlose,  Ober  liegende 
Rollen  gespannte  und  von  diesen  getragene  Gummigurte 
mit  Hanfgewebe-Einlagen  von  0,2  bis  etwa  1,5 m  Breite. 
Das  zu  fördernde  Gut  wird  auf  der  einen  Seite  des  Ban- 
des aufgeschüttet  und  fallt  auf  der  anderen  Seite  in  eine 
Abwurfrinne,  oder  kann  durch  Einfügen  einer  besonderen 
Vorrichtung  —  eines  Abwurfwagens  oder  eines  Abstrei- 
chers —  (vergl.  Abbilde.  31  S.  547'  an  beliebiger  Stelle 
abgeworfen  werden.  Abbilds,  ai  der  folgenden  Seite  zeigt, 
wie  mit  Hilfe  solcher  Fördergurte  der  Horizontal-Betrieb 
in  einem  Silospeicher  vor  sich  geht.  '*) 

Durch  Oeffnen  der  Verschlüsse  von  den  Zellen  A  ge- 
langt das  Getreide  auf  ein  Band  D,  von  diesem  in  einen 
Elevator  C,  der  es  z.  B.  beim  sogen.  Umstechen  wieder 
durch  einen  Gurt  K  im  Dachboden  in  einen  Behälter  A 


In  den  Abbilden,  aa  u.  33,  S.  547  ist  ein  solches  Salz- 
Transportband  der  Salinas  de  1  aTrinidad  in  San  Carlos 
(Spanien)  wiedergegeben,  das  durch  einen  fahrbaren  Motor 
der  EIektrizitäts-A.-G.  vorm.  W.  Lahmerer  &  Ko. 
in  Frankfurt  a.  M.  mittels  Riemen  angetrieben  wird. 
Das  um  eine  wagrechle  Achse  drehbare  Transportband 
ist  auf  einem  Untergestell  befestigt,  das  außerdem  um 
eine  senkrechte  Achse  gedreht  werden  kann.  Auf  diese 
Weise  läßt  sich  eine  Einstellung  in  jede  beliebige  Lage 
erzielen.  Ebenso  wie  der  Motor  ist  auch  die  Transport- 
Vorrichtung  fahrbar  und  läßt  sich  so  leicht  an  jede  Stelle 
bringen,  wo  sie  benutzt  werden  soll.  Der  Wagen  für  den 
Motor  enthält  außer  diesem  noch  Anlasser,  Sicherungen, 
Schalter  usw.  Die  Stromabnahme  geschieht  durch  SclJeif- 


Abbildg.  31 


gelangen  läßt.  Die  Ge- 
schwindigkeit solcher 
Gurte  beträgt  z.  B.  in 
einem  der  größten  Si- 
los der  Vereinigten 
Staaten  in  B  u  f  la  I  o 
5";  Sek., und  dabei  wer- 
den vjo'/St.  befördert. 

Für  schwere  Sam- 
mclkörpcr,  wie  Kohle, 
Erze,  Erden  hat  dieses 
System  namentlich  die 
R'obins  -  Gesellsch. 
in  New- York  ausge- 
bildet Bei  der  Donau- 
Regulierung  am  Eiser- 
nen Tor  kam  ein  sol- 
cher Gurtförderer  zur 
Anwendung,  der  mehr 
als  der  Bagger  selbst 
leistete.  Der  Gurt  war 
ai  m  lang  und  förderte 

bei  91  cm  Breite  und  3,8  m  Sck.-Geschw.  mehr  als  1 100 '/St. 
Nach  einjährigem  Gebrauch  war  das  Band  noch  in  gutem 
Zustande,  obgleich  einige  der  beförderten  Fclsstückc  über 
aoo  kK  gewogen  haben.90) 

Auch  bei  der  Aushebung  von  Fundamenten  haben 
die  Gurtförderer  schon  vielfach  gute  Dienste  geleistet. 
Zunächst  wird  längs  der  Mitte  des  Grundstackes  ein  etwa 
3»  tiefer  Graben  hergestellt  und  dann  der  Gurtförderer 
darin  montiert  Ueber  diesen  Graben  führen  mehrere 
Brücken,  in  deren  Mitte  geviertförmige  Ocffnungcn  vor- 
gesehen werden  als  Mündungen  von  Hol/trichtern ,  die 
den  auf  leicht  beweglichen  Pferde- Kippkarren  herbeige- 
schafften Boden  dem  Bande  zuführen.  Dieses  trägt  die 
Erde  usw.  auf  dem  kürzesten  Weg  in  bereitstehende 
größere  Fahrzeuge,  Schiffe,  Eisenbahnwagen  oder  dergl") 

Die  Gurtförderer  besitzen  die  hervorragende  Eigen- 
schaft, daß  auf  ihnen  das  Material  gewissermaßen  berg- 
auf fließt.  Elektrisch 
angetriebene,  transpor- 
table (auch  fahrbar  aus- 
geführte)  Bänder  eig- 
nen sich  vorzüglich 
zumVerladcn  von  Koh- 
len, Erzen,  Salz  usw. 


"1  V>r*l.  W.  R  Voller, 
Modem  Klour  Mi. In.-,  (ilou- 
CMlM  l^Q7> 

»1  (iUuwr'«  Annalro  1003. 
11  3  jiq  u.  f. 

")  Zentr.lbl»tt  der  rUu- 
ver\v»ltung  1900,  S.  345  u.  f. 


Abbildg.  35. 


längsderGleise  laufen- 
den I^itung.  Während 
des  Betriebes  wird  der 
Wagen  mittels  Klauen 
fest  mit  den  Schienen 
verbunden.  Derartige 
Gurtförderer  dienen  in 
der  genannten  Anlage 
dazu,  das  aus  dem 
Meerwasser  gewon- 
nene Salz  in  Haufen 
von  6~ 7  ">  Höhe  auf- 
zuschütten. Diese  Ar- 
beit wurde  früher  von 
Leuten  ausgeführt,  die 
das  Salz  auf  Holzram- 
pen empor  schafften. 
Ein  Transportband  der 
genannten  Art  vermag 
etwa  50'  Salz  stünd- 
lich aufzuschütten. 

Da  es  unmöglich  ist, 
alles  aufzuzählen,  was 
heute  auf  Bändern  be- 
fördert wird,  so  be- 
gnüge ich  mich,  mit 
dem  Hinweis  auf  Abbildg.  34,  S.  547  zu  bemerken,  daß  für  den 
Konstrukteur  die  Korngröße  und  die  verlangte  Menge  einzig 
maßgebend  sind.  Vom  Fulverstückchcn  bis  zur  Menschen- 
größc  kommen  alle  stückigen  Körper  vor.  Wir  sehen  hier 
ein  Band  zum  Flaschcntransport,  wie  es  Unruh  &  Licbig 
in  vielen  Brauereien  ebenso  wie  in  Kakao- Fabriken  für 
Kasten  und  Kisten  ausgeführt  haben.  Etwa  1000  Kasten 
werden  stündlich  transportiert  Gepäckstücke  werden  auf 
dem  Orleans  -  Bahnhof  in  Paris«)  in  dieser  Weise  be- 
fördert, und  der  Menschen -Transport  auf  Rolltreppen  in 
Warenhäusern*3)  (Pohlig  in  Leipzig,  Wertheim  in  Berlin) 
und  auf  Ausstellungen  (Paris  und  Düsseldorf  1")  sind  be- 
kannt Auch  die  Stufenbahn**)  ist  imgrundc  nichts  anderes. 

Ein  weiteres  wichtiges  Transportelement  für  wagrechte 
Förderrichtung  ist  die  Schnecke.  Solange  es  sich  um 
kleine  Strecken  handelt,  kommt  es  nicht  so  sehr  auf  den 
Wirkungsgrad  an,  daher  findet  man  im  Inneren  von  Mühlen, 

chemischen  Fabriken, 
Zement  -  Werken ,  Pa- 
pier-Fabriken usw.  die 
Sehnecken  in  großer 
Zahl.  Die  Bedienung 
ist  wie   der  Antrieb 

")Z  <tV  <tl  1001  &  i»W 
u.  f.  und  Zentralbl  der  Hau- 
verwalte,  s   133  u.t 

=  1  Z  d.  V.  d.  L  1901,  S> 
13*0  «  f. 

••)  Z.  <L  V.  d.  L  lora 
S.  14*5  o  1. 

Z.  d.   V.   <t  t.  I«99, 
S.  ifo  u.  f. 


.Li«-.., 


zum  Kiestr.n.poit  von  E.  Kreiß  in  Hamburg. 


5-45 


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außerordentlich  einfach.  Weit  verbreitet  sind  die  Kreiß'- 
schen  Schnecken*0),  doch  baut  beute  eigentlich  jede  Mühlen- 
bau-Firma  ihre  eigenen  guten  Systeme. 

Bewegt  sich  bei  den  Schnecken  das  Gewinde  im 
Troge,  so  rotiert  bei  den  sogen.  Transportspiralen  oder 
Fftrdcf röhren  das  Rohr,  und  das  Gewinde  dreht  sich 
nicht.  Als  Vorzüge  dieser  Anlagen  sind  zu  nennen :  groüc 
Schonung  des  Materialcs,  geringer  Verschleiß  und  völlige 
Entleerung  des  Rohres. 

Die  Abbildg.  25  gibt  ein  Beispiel  für  die  Anwendung 
von  Förderrinnen  zum  Transport  von  Erde,  Kiessand 
u.  dergl.  Förderrinnen  sind  auf  Pendeln  Belagerte,  am 
Boden  stehend  oder  an  den  Decken  hangend  angeordnete 
Tröge,  die  von  einem  Kurbelgetriebe  eine  schwingende 
Bewegung  erhalten,  wobei  das  Gut  unter  größter  Scho- 
nung immer  in  der  einen  Richtung  vorwärts  geworfen  wird. 
In«.  Marcus  in  Köln  hat  bei  G.Luther  in  Braunschweig 
schon  nach  seinem  System  80  =>  lange  Kinnen  ausfahren 
lassen,  und  Kreiß'sche  Rinnen  sind  heute  zusammen 
Ober  100  000  ■  im  Betriebe.  Auch  in  Verbindung  mit  Eimer- 
baggern sind  derartige  Rinnen  von  genannter  Firma  zur 
Beförderung  des  Baggergules  ausgeführt  worden.  Für 
chemische  Fabriken  spielen  diese  Rinnen  insofern  eine 
große  Rolle,  weil  man  die  Tröge  aus 
Holz,  Kupfer,  Porzellan  usw.  her- 
stellen und  zugleich  in  ihnen  trock- 
nen kann.  Auch  bergauf  kann  man 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  mit 
solchen,  oft  fahrbar  angeordneten 
Rinnen  fördern;  insbesondere  auf 
Hüttenwerken  sind  dieselben  als  so- 
gen. „Klaubtische"  sehr  beliebt  und 
verbreitet 

Als  letzte  hierher  gehörige 
Transport  -  Elemente  kommen  inbe- 
tracht  die  Kratzer.  Man  versteht 
darunter  Förder- Einrichtungen  mit 
Zug-  oderüruckelcmcntcn,  bei  denen 
an  Ketten,  Seilen  oder  Stangen  in 
bestimmten  Abstanden  Rechen  oder 
volle  Kratzer-Scheiben  oder  Schau- 


Abbildic-  ai 
Gurtforderung  in  einem 


trieben  ausgerüstet  ist,  und  aus  zwei  auf  dem  Anlcgcpicr 
der  Dampfer  fahrbaren  elektrisch,  betriebenen  Schiffsele- 
vatoren  von  zusammen  i5o*,St  Leistung. 

Besonders  bemerkenswert  ist  an  letzteren,  daß  beide 
Elevatoren  wiederum  geteilt,  d.  h  so  eingerichtet  sind, 
daß  die  zwei  Elevatorfüße  jeder  Einheil  von  beiden  Seiten 
des  Schiffes  zugleich  schöpfen  und  somit  das  Fahrzeug 
ganz  gleichmaßig  inbezug  auf  die  Breite  entlasten  können 
(in  ahnlicher  Weise  von  Nagel  &  Kaemp  in  Hamburg, 
ausgeführt  in  Karlsruhe). 

Das  vom  Dampfer  gehobene  Getreide  wird  nach 
selbsttätiger  Verwiegung  entweder  unmittelbar  abgesackt 
und  in  die  nebenstehenden  Gleiswagen  verladen,  oder 
durch  einen  zweiten  am  Fahrgerüst  befindlichen  Elevator 

gehoben  und  durch  Fallrohre  auf  das  Empfangsband  des 
peichers  geworfen,  oder  auch  durch  diesen  zweiten  Ele- 
vator und  durch  ein  einziehbares  Rohr  Ober  den  Dampfer 
hinweg  in  einen  Kahn  verladen,  um  weiter  die  Weser 
aufwärts  geführt  zu  werden. 

Die  Einrichtung  ist  derart,  daß  auch  alle  drei  Mani- 
pulationen —  und  zwar  jede  Menge  für  sich  gewogen  — 
vorgenommen  werden  können.  Dabei  betragt  der  Kraft- 
bedarf eines  fahrbaren  Elevators  im  Falle  der  Höchst- 
leistung etwa  28  P.  S. 

Von  den  in  beliebiger  Rich- 
tung stetig  fördernden  Transport- 
Elementen  seien  zunächst  die  Becher- 
werke (Konveyor>  behandelt  Die 
Gefäße  eines  Konveyors  hängen  in 
den  Gelenken  einer  endlosen  Kette 
oder  an  einem  Seil ;  sie  sind  mit  Lauf- 
rädern ausgerüstet,  deren  Achse  häu- 
fig zugleich  die  Aufhängungsachse 
der  Becher  bildet.  An  einem  be- 
stimmten Punkte  wird  der  Becher 
beladen,  geht  dann,  dem  Zuge  der 
Kette  folgend,  bis  zur  Entladestelle 
und  wird  hier  durch  einen  Anschlag 
gekippt  In  Abbildg.  30  ist  eine  Kon- 
veyor-Anlagc  auf  den  Roechling'- 
sclien  Eisen-  und  Stahlwerken 


Abbildg.  36,  u.  37.    Kratzer  al*  Förder-Einrichtong. 


fein  aus  Metall  oder  Holz  befestigt  sind,  die  das  Gut  in 
einem  Troge  oder  Rohr  vor  sich  hcrschicbcn  (Abb.  26  u.  27). 
Für  Kokstransport  auf  den  Gasanstalten  nimmt  in  den 
Brouwer'schen  Rinnen  der  Kratzer  die  einfache  Gestalt 
eines  Rundeisens  an,  welches  den  glühenden  bezw.  ab- 
gelöschten Koks  langsam  vor  sich  herschiebt  •')  Tausendc 
von  Kratzer-Anlagen  gibt  es  namentlich  in  Nord-Amerika.e-) 

Für  senkrechte  stetige  Förderung  in  der  Richtung 
von  unten  nach  oben  dienen  Becher-Elevatoren 
(vergl.  auch  Abbildg.  31).  Sind  die  Becher  groß,  so  wer- 
den es  Eimer,  und  man  erhält  die  bekannten  Eimer- 
kettenbagger, die  also  ebenfalls  hierher  gehören.  Ab- 
bildung 28  veranschaulicht  einen  70 '.St.  leistenden,  von 
Amme,  Gicscckc  Sc  Konegcn  in  Braunschweig  gebau- 
ten Elevator,  der  auf  einer  in  den  Fjord  von  Chrtstiania 
hineinragenden  Kaizunge  fahrbar  montiert  ist  Die  Dampfer 
werden  an  diese  Kaizunge  fest  angelegt,  und  der  Elevator 
wird  dann  mittels  elektrischer  Kraft  an  die  zu  löschende 
I.ukc  gefahren.  Das  aus  dem  Schiff  gehobene  Getreide 
wird  nach  Verwiegung  und  Registrierung  durch  die  auf 
dem  Fahrgerüst  montierten  selbsttätigen  Wagen  (von 
Reuther  A:  Reiscrt  in  Honnef  a.  Rh.)  entweder  lose 
oder  in  Säcke  gefaßt,  mittels  Kutschen  in  die  darunter  ge- 
fahrenen Fuhrwerke  oder  elektrischen  Bahnwagen  ver- 
laden, um  der  Verbrauchsstclle,  welche  sich  mehrere  Kilo- 
meter entfernt  und  beträchtlich  höher  auf  der  anderen 
Stadtseitc  befindet,  zugeführt  zu  werden. 

Die  von  derselben  Firma  gelieferte  Anlage  in  Brake 
bei  Bremen,  die  wir  in  Abbildg.  29  zur  Darstellung  brin- 
gen, besteht  aus  einem  etwa  8-iot  fassenden  Bodenspei- 
cher, welcher  mit  maschinellen  Band-  und  Elevator  -  Be- 

")  Clm%rf*  Antillen  irVjo.  I  S  76  u  f. 

"I  MMUatfi  Jounul  ior  i.iiIh-1.  vnMunr  und  WawirrTuipuiig  igot, 
No.        u  f  ;  frrnrr  iq"-j.  S.  377  . Katiart  Merz  in  Ka««et|. 

►l  VcikI  de»  Verlader«  Werk  .Terhnlvlie  llnlf-mittrl  eur  HelArde- 
iuisj;  und  I-'.''  i-i;  von  -»immrlk'lrtiem  1  Mi<-«eni'ateru>-.  »V*  ilar  v.  Julius 
Springer,  Hcrlin  iqoi  u.  1004*,  Teil  1,  S.  47,  yi  u.  1  ss .  Teil  II,  s.  13  y.  (. 

546 


in  Völklingen  a.  d.  Saar  dargestellt  Ein  elektrisch2») 
betriebener  Kohlcnkippcr  besorgt  am  Fuße  des  Konveyors 
das  Entladen  der  Waggons.  Die  Kohle  wird  hier  von  dem 
Becherwerk  selbsttätig  aufgenommen  und  in  zwei  Stufen 
auf  den  auf  der  rechten  Seite  des  Bildes  ersichtlichen 
Turm  gehoben,  wo  sie  an  zwei  Kohlcnbrecher  abgegeben 
wird.  Zur  weiteren  Verarbeitung  gelangt  sie  durch  den 
Turm  zu  den  unterhalb  desselben  befindlichen  Koksöfen. 
Das  Becherwerk  erhält  seinen  Antrieb  durch  einen  auf 
dem  mittleren  wagrechten  Teil  des  Konveyor -  Gerüstes 
aufgestellten  Drehstrommotor  von  20  P.  S.  Leistung  bei 
400  Volt  Spannung. 

Bei  l.okomotiv-Bek"hlungsanlagen  hat  man  diese  Kon- 
veyor auch  in  Europa  schon  häufig  angewandt,  so  in  St 
Johann-Saarbrücken*'),  auf  dem  Zentral- Bahnhof  in 
München,  Ostbahnhof  in  Antwerpen  usw.,  in  Amerika 
sind  sie  für  den  gleichen  Zweck  sehr  verbreitet  •')  In 
Philadelphia  werden  durch  zwei  derartige  Hunt-Becher- 
werke die  Kohlenspeichcr  gelullt,  die  Lokomotive  nimmt 
ihren  Vorrat  an  Kohle  und  Sand  und  Wasser,  entleert  ihre 
Asche  in  den  Lösehtrog,  und  die  Asche  wird  in  einen 
Hochbehälter  getragen,  um  nachher  bequem  vielleicht  in 
einen  leer  gewordenen  Kohlenwagen  verladen  zu  werden, 
alles  in  der  gleichen  Zeit  Dabei  wird  die  Kohle  in  ganz 
bestimmter  Menge  an  den  Führer  verabfolgt 

Ganz  ähnlich  ist  es  mit  den  Becherwerken  für  Kessel- 
häuser; die  kleinen  Gefäße  tragen  stetig  den  Hochbe- 
hältern über  den  Kesseln  den  Wageninhalt  zu,  und  auf 
dem  gleichen  Wege  gelangt  die  Asche  zu  einem  Silo  über 
den  Eisenbahngleisen 

Auch  die  Gasanstalten  haben  Becherwerke  vielfach 
angewendet,  und  die  bekannte  Berlin-Anhalter  Maschinen- 
bau  A  G  hat  ein  eigenes  rruqmilitHtschinett-Bnreui  fflf 

Der  etektrt«ehe  Antrieb  «unml  Ton  der  Ftektrüdtlts-A  •(;.  vorm. 
XV.  tahmc\er  &  Cu.  in  Funkfuil  u.  M. 

•\  Muiei"»  Annalen  i Satt,  II,  S.  93U.I. 
•<)  Z.  d.  V.  d.  L  lou  -.  -s.  79  u.  t. 

No  88 


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diesen  Zweck.  Sie  baut  die  Bradley-BecherweHce  mit 
Seilen  statt  mit  Ketten  und  hat  schon  eine  Reihe  derartiger 
Anlagen  in  Deutschland  ausgeführt. 

Nebenbei  sei  bemerkt,  daß  fast  der  gleiche  Zweck 
durch  Vereinigung  von  Elevator  und  Band  erreicht  wird. 
Abbildg.  3t,  S.  547  veranschaulicht  die  von  J.  Pohlig  in 
Köln  gebauteT  ransporteinrichtung  derGasgenerator-Ar.la^c 
für  das  Elektrizitätswerk  der  Stadt  Münster  i.  W.  Der 
Elevator  hebt  den  erzeugten  Koks  von  der  Werksohle  bis 
über  die  Hochbehälter,  in  welche  er  mit  Hülfe  eines  Suhl- 
Transportbandes  und  eines  Abstreichers  gelangt. 

Handelt  es  sich  vornehmlich  um  den  Transport  von 
oben  nach  unten,  so  verwendet  man  bei  stetiger  För- 
derung Rutschen,  Abfallrohrc  oder  Riesclcinrich- 
tungen.  Als  Beispiel  sei  unter  Hinweis  auf  Abbildg.  28 
und  37  die  in  Abbildg.  32  dargestellte  Wendelrutsche 
von  R.  W.  Dinncndahl,  Steele  aJRuhr**)  gewählt,  die 
ein  ausgezeichnetes  Mittel  bietet  zur  Beförderung  von 
Säcken,  Ballen,  Kisten,  Ziegeln,  Kohlen,  Koks,  Getreide, 
Schutt  u.  dergl.  in  Speichern,  Mühlen,  Warenhäusern  usw. 

Auch  zur  Entladung,  zum  Heben  kann  man  Rohre 
verwenden.  Bekanntlich  fließen  beim  Pumpen  Flüssig- 
keiten entgegengesetzt  zur  Schwerkraftrichtung  infolge  von 
Saug-  oder  Druckwirkung.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit 
körnigen  Stoffen,  welche  in  einem  Luft-  oder  Wasserstrom 


schwimmen.  Bei  Staub-  und  Spähne- Absaugungen*3)  wie 
beim  Winde  sehen  wir  diesen  Vorgang  alle  Tage,  bei  den 
Saugebaggern  und  hydraulischen  Asche-Ejektoren  auf  den 
Ozean-Personendampfern  (Howaldt- Werke  in  Kiel)  ist  das 
eine  allbekannte  Erscheinung.  Der  englische  Ingenieur 
Duckham  hat  das  zuerst  in  London  zur  Getreide-Ent- 
ladung und  -Ueberladung  benutzt.»«)  Ein  mit  einer  Vakuum- 
kammer stets  verbundener  Säugrüssel  hängt  in  das  Getreide 
hinein.  Die  durch  das  Vakuum  zum  Einströmen  veranlagte 
Außenluft  reißt  durch  ihre  stellenweise  bis  zu  80»  an- 
wachsende Sek.-Geschwindigkeit  die  Körner  mit  bis  zu 
einem  Pendelkasten  oder  zu  einer  Luftschleuse,  aus  der  sie 
entweder  einem  Elevator,  einem  Band  oder  einem  Behälter 
zufallen,  aus  dem  sie  wieder  fortgedrückt  werden  können. 

Auf  die  Vor-  und  Nachteile  dieser  Förderungsart  sei 
hier  nicht  näher  eingegangen,  vielmehr  nur  bemerkt,  daß 
die  Hamburg- Arne  rika-Linie  wie  der  Norddeut  sehe 
Lloyd  große  schwimmende  derartige  Einrichtungen  mit 
bestem  Erfolge  eingeführt  haben;  sie  sind  von  Luther  in 
Braunschweig  gebaut,  ebenso  wie  der  größte  europäische 
Silo  in  Genua*5),  welcher  derartig  ausgerüstet  wird. 

2  Schiffe  können  an  einer  Verladebrücke  anlegen  und 
werden  nun  von  Luftpumpen  im  Inneren  des  Riesen-Ge- 
bäudes, das  50000«  fassen  wird,  wenn  es  fertig  ausgebaut 
ist,  gleichsam  leergesaugt.  —  (Sdüufl  folft.) 


Vermischte«. 

Zur  Erhaltung  des  Heidelberger  Schlosses.  Von  Hrn. 
Prof.  W.  Manchot  in  Frankfurt  a.  M.  erhielten  wir  eine 
längere  Zuschrift,  welcher  wir  als  tatsächliche  Berichtigung 
unserer  entspr.  Ausführungen  S.  418  folgendes  entnehmen: 

»Nie  in  meinem  Leben  bin  ich  auf  die  gewagte  Idee 
gekommen,  das  Kloster  Limburg  a.  d.  H.  wieder  aufbauen 
zu  wallen.  Niemals  hat  mir  der  Mannheimer  Allertoms- 
Vcrcin  den  Auftrag  gegeben,  ein  Werk  über  die  Klostcr- 
anlage  und  deren  Wiederherstellung  zu  verfassen. 
Niemals  bin  ich  nach  Berlin  gereist,  um  in  der  „Vereinigung 
Berliner  Architekten"  einen  Vortrag  über  die  Klosteranlage 
und  deren  Wiederherstellung  zu  halten. 

Der  Sachverhalt  ist  einfach  der,  daß  ich  aus  baukünst- 
lerischcm  und  geschichtlichem  Interesse  eine  auf  Jahre 
langen  Studien  und  Ausgrabungen  gestützte  Monographie 
des  Klosters  Limburg  a.  d.  H.  verfaßte,  welche  i.  J.  1893 
vom  Mannheimer  Altertums- Verein  (der  einen  Teil  meiner 
erheblichen  Kosten  durch  feste  L'ebernahme  eines  Teiles 
der  Auflage  trug)  herausgegeben  wurde.  Der  Titel  lautet 
„Kloster  Limburg  a.  d.  H.,  eine  bauwissenschaftliche  und 
geschichtliche  Abhandlung  von  W.  Manchot,  Architekt. 
Herausgegeben  vom  Mannheimer  Altertums- Verein  (Kom- 
missionsverlag von  E.  Wasmuth,  Berlin  1803).  „Durch  den 
Wortlaut  dieses  Titels  sind  Ziel  und  Zweck  meiner  Ver- 
öffentlichung so  klar  ausgedrückt,  daß  ich  denselben  nichts 
hinzuzufügen  habe."  — 

Technisch«  Hochschule  in  Charlottenburg.  Dem  Stadt- 
bauinsp.  von  Berlin,  Ilm.  O.  Stiehl  in  Steglitz,  ist  die  Ver- 
tretung im  L'nlerrichtfür Backsteinbau  (anstelle des  Hrn.  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  J.  Otzen)  und  im  Entwerfen  und  Detaillieren 
von  mittelalterl.  Formen  (anstelle  des  Hrn.  Prof.  J.  Vollmer) 
für  das  Winterhalbjahr  1904— 5  übertragen  worden.  — 

Preisbewerbungen. 
Ein  Wettbewerb  für  ein  Amtsgebäude  der  nlederöster- 
relchlschen  Handels-  und  Gewerbekammer  In  Wien  wurde 
für  Architekten  in  Niederösterreich  erlassen.  Das  Ge- 
bäude wird  sich  am  Stubenring  erheben,  seine  Baukosten 
sind  mit  1340000  Kr.  veranschlagt  Es  gelangen  3  Preise 
von  6000,  4500  und  3000  Kr.  zur  Verteilung;  Tür  den  An- 
kauf von  2  Entwürfen  sind  weitere  3000  Kr.  vorgesehen. 
Termin  ist  der  ii.  Jan.  1905.  Dem  Preisgericht  gehören 
u.  a.  an:  Prof.  R.  Bacher,  Obmann  der  „Sezession", 
Ob.-Brt  Fr.  Bcrgcr,  Min.-Rat  E.  v.  Förster,  Hofrat  F. 
v.  Gruber,  Brt.  J.  Koch,  Vorst,  des  Oestr.  Ing-  u.  Arch.- 
Vcrcins,  Aren.  F.  v.  Krauü,  Arch.  A.  Krones  und  Brt. 
A.  Streit,  Vorstand  der  Künstlergenossenschaft  — 

Die  Entwürfe  zu  einem  Friedenspalaste  im  Haag  sollen 
zum  Gegenstande  eines  internationalen  Prcisauschreibens 
gemacht  werden.  Die  Kosten  des  Palastes,  für  welchen 
ein  Platz  nahe  dem  llaager  Wald  bestimmt  wurde,  sind 
auf  rd.  4  MilL  Gulden  veranschlagt  Zu  diesen  Kosten 
liegt  bereits  eine  Stiftung  von  Carnegie  im  Betrage  von 
1.5  Mill.  Doli,  vor  und  es  sollen  die  Signatarmächtc  der 
Haager  Konvention  ersucht  werden,  eine  Summe  von 
1,5  Mill.  Gulden  zu  widmen,  aus  deren  Zinsen  die  Unter- 
haltungskosten bestritten  werden  sollen.  Als  Vorbild  für 
den  Fnedenspalast  ist  der  Brüsseler  Justizpalast  gedacht.  — 


Zu  einem  Preisausschreiben  betr.  Entwürfe  für  ein  Schul- 
haus in  Rottwell  liefen  72  Arbeiten  ein.  Ein  I.  Preis  wurde 
nicht  verteilt  Einen  Preis  von  je  1000  M.  errangen  die 
Entwürfe  „Rotlack'  der  Hrn.  Paul  und  Karl  Bonatz,  so- 
wie Julie"  der  Hrn.  Hcinr.  Maas  und  Im.  Hohlbauch; 
einen  Preis  von  je  500  M.  die  Entwürfe  „Finis"  des  Hrn. 
Fritz  Müller  und  „Auf  in  den  Kampf"  des  Hrn.  Ludw. 
Bauer.  Die  Entwürfe  „Erna*  der  Hrn.  Graf  und  Roeckle, 
-Tuba  mirum"  des  Hrn.  Bruno  Taut  und  „Lokation"  der 
Ilm.  Hohlbauch  und  Maas  wurden  für  je  250  M.  an- 
gekauft Sämtliche  Verfasser  wohnen  in  Stuttgart  Preis- 
richter waren  u.  a.  die  Hm.  Prof.  Theod.  Fischer,  Ob.-Brt. 
H.  Jassoy,  Stadtbrt  Mayer  in  Stuttgart,  sowie  Stadt- 
baumstr.  flaug  in  Rottweil.  — 

Im  Wettbewerbe  für  das  Probe-Schiffshebewerk  im  Zuge 
des  Donau- Oder -Kanalos  bei  Prerau  (vergl.  Jahrg.  1903, 
S.  220  u.  2241,  zu  welchem  bekanntlich  230  Entwürfe  ein- 
gegangen waren,  ist  nach  halbjähriger  Arbeit  des  Preis- 
gerichtes die  Entscheidung  am  29.  d.  M.  gefällt  worden. 
Von  den  ausgesetzten  3  Preisen  von  100000,  75000  und 
50000  Kr.  sind  nur  die  beiden  ersten  zur  Verteilung  ge- 
kommen. Der  I.  Preis  wurde  den  vereinigten  Tünf 
böhmisch-mährischen  Maschinen-Fabriken  in  Ge- 
meinschaft mit  den  Oestcrr.  Siemcns-Schuckert- 
Werken  in  Wien  zuteil,  der  II.  Preis  dem  gemeinsamen 
Entwürfe  der  Vereinigten  Maschinenfabrik  Augs- 
burg und  Maschinenbau  -  Gesellschaf  l  Nürnberg 
A.-G.,  der  Oesterr.  Siemcns-Schuckcrt  Werke,  der 
Maschinenfabrik  Andritz  und  des  Reg.-  u.  Brt.  Offer- 
mann, z.  Zt.  in  Buenos  Aires.  Als  Autoren  werden  für 
diesen  Entwurf  noch  genannt  die  Ing.  August  Umlauf, 
Ludw.  Ritter  v.  Stocken  und  Wilh.  Ritter  v.  Doderer. 
Außerdem  wurden  3  Entwürfe  zum  Ankauf  empfohlen  und 
weitere  5  erhielten  etne  ehrenvolle  Erwähnung.  Wir  werden 
die  Verfasser  letzterer  Entwürfe  in  nächst  No.  nachtragen.— 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  W.  in  R.    Wir  erhaltet)  in  der  letzten  Zeit  mehrfach, 
von  den  Ba 


etwa  derart:  In  welchen  Städten  von  00—30000  Einwo 
Waisenhauser,  Badeanstalten ,  Scholen,  Krankenhäuser  usw.,  die 
besonderen  Bedingungen  entsprechen  aollen,  erbaut?  Gegenüber 
dieaen  und  ähnlichen  Anfragen  »ei  es  uns  gestattet,  allgemein  »u 


bemerken,  daß  ea  uns  leider  nicht  möglich  ist,  Erhebungen 
derartige  kleinere  Bauwerke  der  gedachten  Att  anzustellen.  So- 
weit dieselben  bemerkenswerte  Neuerungen  aufweisen,  gibt  die 
Literatur  darüber,  die  auch  wir  studieren  mußten,  Auskunft;  die 
obrigen  Anstalten  gelangen  nur  sehr  lückenhaft  zu  unserer  Kenntnis. 
Wir  bitten  daher,  Anfragen  der  erwähnten  Art  nur  dann  an  uns 
richten  iu  wollen,  wenn  ein  ganz  besonderer  Kall  vorliegt  und 
wenn  die  Literatur  hierüber  versagt.  — 

Anfragen  an  den  Leserkreis. 
Hat  sieb  Asphaltriemenboden  oder  Asphaltparkett  auf  Beton 
oder  Holt  mit  einer  IsolicrzwiscbcnUgc  von  a  cro  Sand  bewahrt 
und  wo?  —  M.  R.  in  B. 

*)  7.  d.  V.  d.  I  1004,  S.  45B  u.  f.  »,  Z  d.  V.  d.  I.  18*.  S.  est  o.  f. 
»I  l.  d.  V.  d.  I.  w,  «$■ 

Inhalt :  IVWr  lUü«rnt7sn»r«>rt  (Fortie-ttung).  —  Vermischte*.  —  Preis- 
bewerbun^rn.  —  Brief*  und  r'ragekastcn. 


■)  l'ateot  r-auber,    (s.  Au.  d.  V.  D.  I.  1899,  91  0.  257). 


548 


Dr"k  ro'n  Willi-  O  r.»e,  lUrlin. 

No.  88. 

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MHWHHHI-»H|-IHHHH 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIH.  JAHRG.  N°  89.  BERLIN,  DEN  5.  NOV.  1904 


Das  Ergebnis  des  internationalen  Wettbewerbes  um  das  Probe-Schiffshebewerk  im 

Donau-Oder-Kanal  bei  Prerau. 

Druckwasserkolben  und  Ausbalanzierung  der  beiden 
Kammern.  Es  sind  das  die  Hebewerke  vonAnderto  n 
(England),  La  Louvicre  (Belgien),  Les  Fontinettes 
(Frankreich)  und  das  kürzlich  dem  Betrieb  obergebene 
Hebewerk  von  l'ete rborough  (Kanada).1)  Die  Ge- 
fälle, welche  mit  diesen  I  Icbcwerken  überwunden  wer- 
den, sind  15,35;  ' 5,4 ".  >3,>3  und  19,81  m,  während  die 
beförderten  Schiffsgefäße  100,  300,  300  und  800 1  fassen. 
Abweichend  hiervon  ist  das  Hebewerk  bei  Henrichen- 
burg'i  im  Dortmund-Ems-Kanal  als  Schwimmer-Hebe- 
werk mit  einer  Kammer,  ausbalanziert  mit  Gegenge- 
wichten, mit  Gradführung  durch  Schraubcnsplndcln 
konstruiert  Seine  Hubhöhe  betragt  bis  16»,  die  Trag- 
fähigkeit der  in  der  Kammer  aufnehmbaren  Schiffe 
bis  800 1  (normal  600').  Ein  einziges  Schiffshebewerk 
ist  bisher  als  geneigte  Ebene  ausgeführt,  nämlich  das- 
jenige von  Fox  ton  im  Grand-Junction-Kanal  in  Eng- 
land.4) Die  senkrechte  Hubhöhe  beträgt  22,86  m,  die 
Neigung  der  schiefen  Ebene  t  14;  die  Schiffe,  welche 
bis  zu  70 «  Ladefähigkeit  besitzen,  werden  in  der  Kam- 
mer schwimmend,  also  „naß"  quer  hinauf  befördert 
Die  senkrechten  Schiffshebewerke  haben  sich  inner- 
halb der  bisher  gewählten  AusfQhrungsgrenzen  z.T.  in 
langjährigem  Betriebe  bewährt;  dasselbe  gilt  von  der 
geneigten  Ebene  bei  Foxton.  Trotzdem  war  nach  die- 
sen Vorbildern  die  Frage,  welche  Bau-  und  Betriebs- 
weise sich  nun  für  die  österreichischen  Kanäle  am 
besten  eignen  würde,  nicht  ohne  Weiteres  zu  lösen. 

Der  erste  Versuch,  die  Frage  einer  Lösung  ent- 
gegen zu  führen,  wurde  im  Jahre  1895  gemacht,  als  das 
Donau-Moldau-Elbc-Kanal-Komitec  einen  enge- 
ren Wettbewerb  unter  einer  Anzahl  bedeutender  Firmen 
ausschrieb,  aus  welchem  bekanntlich  die  5  vereinig- 
ten böhmisch-mährischen  Maschinenfabriken 
als  Sieger  hervorgingen.  Sic  brachten  Naßförderung 
auf  quergeneigter  Bahn  in  Vorschlag,  während  Haniel 
&  Lueg  in  Düsseldorf,  die  sich  unter  den  Bewerbern 
befanden,  Naßförderung  auf  Längsbahn  vorsahen. 
Hebewerke  mit  Trockenförderung  und  Schleusen  waren 
im  Programm  ausdrücklich  ausgeschlossen. 

Einen  weiteren  Impuls  erhielt  die  Angelegenheit, 
als  die  österreichische  Regierung  den  Ausbau  der 

»)  Vergl.  Uhrg.  1904  S.  51t.   •)  Vergl.  Juliig.  1B98  S  439 
«)  Vergl.  Uhr«.  1901  S.  158. 

549 

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eber  das  allgemeine  Ergebnis  dieses 
außergewöhnlichen  Wettbewerbes 
haben  wir  in  voriger  Nummer  be- 
reits kurze  Angaben  gemacht  Es 
wird  nicht  uninteressant  sein,  die 
Mitteilung  über  das  Ergebnis  im  Ein- 
zelnen durch  einen  kurzen  Rückblick 
auf  die  Vorgeschichte  des  Wettbe- 
werbes einzuleiten.  —  Der  Ausbau 
des  österreichischen  Wasserstraßennetzes,  wie  er  nach 
der  Vorlage  der  Regierung  und  den  Beschlüssen  des 
Parlamentes  vom  Jahre  1901  erfolgen  soll,')  stellt  an 
die  Technik  außerordentliche  Anforderungen.  Gilt  es 
doch,  um  den  Anschluß  der  Donau  an  die  deutschen 
Ströme,  an  Elbe,  Oder,  Weichsel  zu  gewinnen,  hohe 
Wasserscheiden  bei  kurzer  Entwicklungslänge  zu  Ober- 
schreiten, sodaß  nicht  mit  Unrecht  auf  dem  inter- 
nationalen Schiff  ahrts-Kongreßi902  in  Düsseldorf  gesagt 
werden  konnte,  daß  wenn  Oesterreich  diese  Aufgabe 
gelöst  haben  werde,  es  für  sich  den  Vorzug  bean- 
spruchen dürfe,  den  ersten  Gebirgskanal  der  Welt  ge- 
baut zu  haben,  gleich  wie  es  in  der  Scmmcringbahn 
die  erste  Gebirgsbahn  der  Welt  besitze. 

Die  Beschaffung  des  nötigen  Speisewassers  für 
die  Scheitelhaltungcn  ist  ein  weiteres  Erschwernis,  das 
zu  demjenigen  der  L'ebcrwindung  großer  Höhen  hin- 
zutritt. Mit  dem  einfachen  Mittel  der  gewöhnlichen 
KammcTsehlcusen  mit  mäßigem  Gefälle  sind  diese 
Schwierigkeiten  nicht  zu  überwinden,  ganz  abgesehen 
davon,  daß  der  Verkehr  auf  einem  solchen  Kanal  mit 
zahllosen  Schleusen  unwirtschaftlich  bleiben  müßte. 
Die  Verteilung  des  Gefälles  auf  wenige  Schleusen  mit 
starkem  Gefälle  und  mit  besonderen  Hülfsmitteln  zur 
Wasserersparnis,  oder  die  Zusammenfassung  des  Ge- 
fälles zu  hohen  Staustufen,  die  nur  durch  I  lebewerke 
zu  überwinden  sind,  wird  zur  Notwendigkeit. 

Die  Zahl  der  Vorbilder  für  letztere  ist  bisher 
noch  klein.  Von  den  sechs  bisher  ausgeführten  I  Icbc- 
werken im  modernen  Sinne  sind  fünf  senkrechte  Hebe- 
werke, davon  vier  nach  dem  zuerst  von  Clark  bei 
dem  Bau  des  Hebewerkes  bei  Anderton  1872  ange- 
wendeten Prinzip:  Druckwasser  -  Hebewerke  mit  Äb- 
stützung  der  Kammer  auf  einen  einzigen  milderen 

')  Vergl.  J»hrg.  1901  S.  333  u.  341- 


Wasserstraßen,  der  bisher  nur  von  privater  Seite  an- 
gestrebt war,  zur  eigenen  Sache  machte.  Bereits  auf 
dem  Schiffahrts-Kongreß  190a  konnte  mitgeteilt  wer- 
den, daß  die  Regierung  einen  neuen  Wettbewerb  plane 
und  daß  dann  die  Ausführung  eines  Probehebewerkes 
erfolgen  solle,  um  so  in  mehrjährigem  Betriebe  festzu- 
stellen, ob  sich  seine  Bau-  und  Betriebsweise  auch  für 
die  Uebertragung  selbst  auf  die  größten  Förderhöhen, 
die  bei  den  österreichischen  Wasserstraßen  vorkommen 
können,  eignen  werde. 

Gewählt  wurde  hierfür  der  Donau-Odcr-Kanal 
einerseits,  weil  es  sich  hierbei  um  das  wichtigste  Glied 
des  Planes  handelt,  anderseits,  weil  dieEntwürfe  für  diese 
Linie  frühzeitig  nach  den  beiden  Gesichtspunkten  eines 
Schleusen-  bezw.  Hebewerk  -K anales  durchgearbeitet 
waren.  Für  eine  Hebewerkanlage  würde  sich  ein 
7 stufiger  Kanal  von  Wicn-Göding  bis  Kunewald- 
Mährisch-Ostrau  ergeben,  ein  Kanal  von  265,18  km 
Ges.-Länge  und  194,9 "  zu  überwindender  Höhe.  Die 
einzelnen  Staustufenhöhen  schwanken  zwischen  15,2 
und  43.5™.  Gewählt  wurde  die  Staustufe  bei  Aujczd 
in  der  Nähe  von  Prerau  mit  35,9™  Höhe,  wo  die  ver- 
hältnismäßig geringsten  Baukosten  zu  erwarten  sind. 

Die  Ausschreibung  erfolgte  durch  das  Handcls- 
Mintsterium  im  April  1903  mit  Frist  bis  31.  März  1904. 
Das  Wesentliche  des  Programmes  haben  wir  in  Jahrg. 
1903  S.  244  bereits  mitgeteilt.  Ueber  die  Art  des 
Hebewerkes  wurden  keinerlei  Vorschriften  gemacht, 
nur  gefordert,  daß  dasselbe  geeignet  sei,  „bei  mög- 
lichst geringem  Aufwand  von  Betriebswasser 
einen  ökonomischen  Schiffahrtsbetrieb  zu  er- 
möglichen". Das  Hebewerk  soll  bei  kontinuierlichem 
Betriebe  in  24  Stunden  mindestens  60  Einzelhebungen 
(Je  30  nach  jeder  Richtung)  leisten  und  zwar  von  voll- 
Geladenen  Schiffen  größter  Abmessung,  wie  sie  auf 
dem  Kanal  verkehren  werden,  Schiffen  von  67  »  Länge, 
8,2 01  Breite,  1,8™  Tauchtiefe  und  670'  Tragfähigkeit. 
Der  Entwurf  sollte  ferner  nach  allen  Richtungen  hin 
volle  Gewähr  für  Betriebs-Sicherheit  bieten. 

Ausgesetzt  wurden  3  Preise  von  100000,  75000, 
50000  Kr.,  ferner  wurde  der  Ankauf  weiterer  Ent- 
würfe zu  je  25000  Kr.  vorgesehen. 

Als  Preisrichter  wurden  vom  Österreich.  Handels- 
Ministerium  9  Fachmänner  des  In-  und  des  Auslandes 
berufen,  dazu  eine  Anzahl  Ersatz-Männer.  Vertreten 
waren  vom  Auslande:  Deutschland  durch  Geh.  Reg  - 
Rat  Prof.  A.  Ricdlcr  in  Berlin,  Ob -Brt.  A.  Hermann, 
Vors.  der  Kanalverwaltung  in  Münster  i.  W.,  und  als 
Ersatzmann  Reg.-  und  Brt.  Prüsmann,  z  Zt.  zuge- 
teilt der  Botschaft  in  Wien;  England  durch  Vernon 
Harcourt,  Prof.  des  Ing.  -  Baufaches  am  Univcrsity 
College  in  London;  Frankreich  durch  Armand  de 
Bovct  in  Paris,  Vizcpräsid.  der  .Sociale"  Franeaise  de 
Navigation  et  des  Constructions  Navales".  Aus  Oester- 
reich waren  berufen :  Baudir.  Reg  -Rat  Ast,  Ob.-Brt.  Prof. 
K.  Hochenegg.  Baudir.  Hofrat  S.  Taußig  in  Wien, 
Prof.  A.  Velflik  in  Prag  und  als  Ersatzmänner:  Ob.-Brt 
Habcrkalt,  Prof.  Dr.Sahulka,  Hofrat  Schromm  in 
Wien,  Prof.  A  M  u  s  i  1  •  Brünn,  Prof.  S  k  i  b  i  n  s  k  i  -  Lemberg. 


Die  Schlußsitzung  des  Preisgerichtes,  das  Hrn. 
Riedlcr  zum  Obmann  wählte  und  außerordentlich  ein- 
gehend die  230  Entwürfe  prüfte,  von  denen  allerdings 
eine  größere  Zahl  vorweg  auszuscheiden  war,  fand  am 
29.  Okt  statt.  Nur  2  Entwürfe  wurden  als  in  allen  Punk- 
ten den  Forderungen  des  Programmes  entsprechend  an- 
erkannt und  durch  den  I.  u.  II.  Preis  ausgezeichnet,  ein 
III.  Pr.  kam  nicht  zur  Verteilung.  Dagegen  wurden  3  Ent- 
würfe zum  Ankauf  empfohlen  und  5  mit  ehrenden  Er- 
wähnungen bedacht,  wie  wir  bereits  kurz  meldeten.  Wir 
geben  nachstehend  die  Verfasser  im  Einzelnen  wieder: 

I.  Preis.  Entwurf  114.  Kennwort:  „Universell". 
Autoren:  1.  böhmische-mährischc  Masch.-Fabrik  in 
Prag;  Masch.-Bau-A.-G.  vorm.  Breitfeld,  Daniek  &  Ko. 
in  Prag;  Prager  Masch.-Bau-A.-G.  vorm.  Kuston  &  Ko. 
in  Prag;  F.  Ringhoffer  in  Smichow;  Skoda-Werke 
A  -G.  in  Pilsen;  Oesterr.  Siemens-Schuckert-Werke 
in  Wien. 

II.  Preis.  Entwurf  85.  Kennwort:  „Habsburg". 
Autoren:  Ing.  A.  Umlauf;  Ing.  Ritter  v.  Stocken;  Reg.- 
u.Brt  C.  Offermann;  Wilh.  Ritter  v.  Doderer;  Oesterr. 
Siemens-Schuckert-Werke;  Masch.  -  Fabrik  Andritz 
A.  G.;  Verein.  Masch.-Fabrik  Augsburg  und  Masch.- 
Bauges.  Nürnberg  A.-G. 

Zum  Ankaufe  empfohlen:  Entwurf  91.  Kennwort: 
„Industria  Austriaca".  Autoren:  Witkowitzer  Berg- 
bau- und  Eisenhütten  -  Gewerkschaft  in  Witkowitz; 
1.  Brünner  Masch.-Fabriksgesell.  in  Brünn;  Brünn- 
Königsfelder  M asch.-Fabrik  der  Masch.-  u.  Waggon- 
baufabr.-A.-G.  inSimmering;  A.-G.  R.Ph. Waagner  inWien; 
Oesterr.  Union-Elektriz.-Ges.  in  Wien;  Jg.  Gridl, 
Brückenbauanstalt  in  Wien;  Jos.  Pauker  &  Sohn  in  Wien; 
A. Freister  i.Wien ;E. Krackhart i. Brünn;  A.-G. f.  Masch.  - 
Bau  vorm.  Brand  tk  Lhuillier  in  Brünn.  —  Entwurf  143. 
Kennwort:  „Securitas".  Autoren:  Ve  rein.  Elektr.-Ges., 
Societe  Franeaise  de  Constructions  Mccaniques, 
Anciens  Etablissements  „Cail"  in  Paris;  Redlich  &  Ber- 
ge r  in  Wien;  Masch.-Fabrik  Andritz;  Direktion  der  erz- 
herzogl.  Fricdrich'schen  Berg-  und  Hüttenwerke 
in  Teschen.  —  Entwurf  193.  Kennwort:  „Renaissance". 
Autoren  die  Ingenieure:  Jos.  Anton  Spitzer,  Anton 
Schnell,  Adolf  Schuster,  August  Nowak,  Masch.-Fabr. 
F.  X.  Komarek. 

Ehrende  Erwähnung:  Entwurf  115.  Kennwort:  „Ohne 
Maschi  ne",Bauinsp.Schnappin  Berlin,  Gerste  ober  gk- 
Zech,  Berg-Sulza,  Reg.-Bmstr.  Bruno  Schulz  in  Cnar- 
lottenburg.  —  Entwurf  133.  Kennwort:  „Magnetkraft". 
Alb.  Hundt,  Ing.,  Plauen  i.  V.  —  Entwurf  145.  Kennwort: 
„Ziehet,  Ziehet,  hebt",  Ing.  Karl  Pollak  und  Ignatz 
Pollak  in  Wien,  Alb.  Milde  &  Ko;  in  Wien,  G.  A.  Wayß 
&  Ko.  in  Wien.  —  Entwurf  201.  Kennwort:  „Pourquoi 
vouloir  faire  aller  lesbäleaux  surdcsrails"?  Ivan 
Wilhelm  in  Gap  (Frankreich).  —  Entwurf  162,331.  Kennw. : 
„Labor  improbus  omnia  vincit",  Dayde  et  Pille, 
Ingenieurs-Conslructeurs  in  Greil  (Frankreich). 

Mit  der  Ausschreibung  und  Durchführung  dieses 
Wettbewerbes  hat  sich  die  österr.  Regierung  ein  hohes 
Verdienst  um  die  Entwicklung  der  Technik  erworben. 
Der  Bau  des  Probe-Hebewerkes  nach  einem  dieser  Pläne 
oder  nach  einer  Verbindung  mehrerer  derselben  --  wie 
sich  das  die  Regierung  vorbehalten  hat  —  wird  die 
Lösung  der  Aufgabe  der  l'eberwindung  großer  Höhen 
einen  bedeutenden  Schritt  vorwärts  bringen.  - 


Miethaus  Bechthold,  Rumford -Straße  in  München. 

Architekten:  Gebr.  Rank  in  München.  (Hierzu  eine  Bildbeilage) 

nstclle  zweier  aus  den  sechziger  Jahren  stam-  2  Wohnparteien  mit  je  5  Zimmern  möglich  und  sie  ge- 
rn ender  kleiner  Häuser  wurde  im  Jahre  1902  stattete  noch  dazu  die  unmittelbare  Beleuchtung  und 
bis  1903  das  hier  im  Bilde  vorgeführte  Wohn-  Entlüftung  des  Ganges  zur  Küche.  Das  vom  Ober- 
haus erbaut.  Die  in  der  Münchener  Bau-  licht  der  Treppe  einfallende  Licht  wurde  durch  den 
Ordnung  gegebene  Vorschrift,  daß  ein  Gc-  Lichtcinfall  von  vergitterten  Fensteröffnungen  in  der 
bäude  bis  auf  22ln  Tiefe  als  Vordergebäude  zu  bc-  Treppenhauswand,  nach  dem  vorerwähnten  Gange 
trachten  sei  und  dem  entsprechend  auch  die  Abstand-  führend,  verstärkt,  sodaß  die  Treppe  bis  zum  unteren 
Verhältnisse  gegenüber  der  Nachbargrenzc  weitaus  gün-  Lauf  genügende  Lichtzuführung  besitzt.  Die  Belcuch- 
stiger  sich  gestalten,  als  bei  Rück-Gebäudcn,  kam  hier  tung  des  Ganges  erfolgt  beiderseits  durch  Obcrlicbtc, 
der  Grundriß-Lösung  sehr  zu  statten.  Die  Grundriß-  welche  über  den  Türen  angebracht  sind, 
tiefe  ist  um  0,5  m  größer,  als  die  oben  angeführte,  das  Als  eine  für  München  noch  wenig  bekannte  Neu- 
Vordcrgebäude  bestimmende  Länge  und  es  konnte  heit  darf  die  in  diesem  Gebäude  eingeführte,  für  jede 
deshalb  der  angebaute  Flügel  in  der  ganzen  Höhe  des  Partei  abgeschlossene  Zentralheizung  der  Zimmer,  mit 
Ilaupttraktes  ausgebaut  werden.  Ausnahme  des  Schlafzimmers,  in  welchem  ein  Kachel- 
Durch  die  Lage  des  Treppenhauses  in  der  Mitte  ofen  aufgestellt  ist,  bezeichnet  werden.  Die  Heizung 
des  Gebäudes  war  eine  Teilung  des  Grundrisses  für  erfolgt  vom  Küchenherd  aus  und  ist  infolge  dessen 


No.  89. 

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im  Winter  vom  Personal  leicht  zu  handhaben.  Für 
die  Ausbildung  der  Fassade  wurden  klassizierendc 
Formen  gewählt.  Die  beiden  Obergeschosse  sind 
durch  ein  stark  betontes  Gesimse  von  den  unteren 
Teilen  getrennt.  Wahrend  das  erste  und  zweite  Ober- 
geschoß das  tra- 
gende Moment  be- 
tonen, sind  die  bei- 
den oberen  Ge- 
schosse frei  ent- 
wickelt. Dadurch 
erscheint  die  für 
die  enge  Straße 
immerhin  bedeu- 
tende Höhe  des 
Hauses  dem  be- 
obachtenden Auge 
einigermaßen  ge- 
mildert. Ein  kraf- 
tig entwickeltes 
Hauptgesims  be- 


krönt das  Ganze.  Der  als  Formensprache  gewählte 
Klassizismus  bedingte  eine  lineare  Behandlung  des 
Ganzen.  Die  Fassade  wurde  in  Kalkmörtelputz  her- 
gestellt und  in  den  Farben  gelb  und  grün  polychrom 
behandelt    Der  Kubikmeter  umbauten  Raumes  stellt 

sich  auf  19,5  M., 
von  Kellersohle 
bis  Hauptgesims 
gerechnet-  Wäh- 
rend der  Grund- 
riß-Gedanke von 
dem  Besitzer  des 
Gebäudes ,  Hrn. 
Bcchthold  in 
München  herrührt, 
wurde  der  Gesamt- 
Entwurf  zu  dem- 
selben von  den 
Architekten  Ge- 
brüder Rank  in 
München  verfaßt 


Von  Prof.  M.  Bohle 
IL  Lagerungs-Einrichtungen. 


in  Dresden.  (SelduB.i 

trägt  von  M.  z.  M.  7684  ■■>■>  für  die  großen  und  3842  ="» 
für  die  kleinen  Kaissons;  die  Schütthöhe  beträgt  16,6 ». 
A.  Gebäude.  D\e  im  November  1902  begonnene  Gründung  aller 

on  den  Lagerung«- Anlagen  sei  unter  Hinweis  auf  Gebäude  erfolgte  in  der  Welse,  daß  auf  dem  überaus 
den  Aufsatz  des  Verfassers  über  „Getreidespeicher"  schlechten  Baugrunde  eine  nur  30  f»  starke  eisenarmierte 
in  der  2.  d.  V.  d.  I.  1904  No.  7,  8  und  10,  sowie  auf  Betonplatte  verlegt  wurde,  die  verstärkt  wurde  durch  gleich- 
den  XIL  Abschnitt  vom  IL  Teil  seines  Werkes  .Technische  falls  eisenarmierte  Betonrippen  von  etwa  50  x  50  <">.  Diese 
Hülfsmittel  zur  Beförderung  und  Lagerung  von  Sammcl-    Rippen  laufen  längs  und  quer  in  Abständen  von  3». 

körpern  (Massengütern)"  *)  nur  das  We-      Abbilde.  35,  aufgenommen  im  Dezbr. 

hoben,  tJli  ^        19021  *e'ßt  denBeginn  des  Zi 

H 


senüichste  und  Neueste  hervorgehoben, 
um  den  Uebcrblick  zu  vervollständigen. 

Der  an  »ich  größte  Getreidespeicher, 
der  bisher  von  Deutschland  aus  gebaut 
wurde,  ist  der  1903,03  von  Amme,  Gie- 
secke  &  Konegcn  (ßraunschweig)  für 
die  „Sociedad  Anoni- 
ma  de  Molinos  Hari- 
nerosy  Elevadoresde 
Granos"  in  Buenos 
Aireserrichtcte.  Eine 
Vorstellung  von  der 
Gesamtanlage  geben 
die  Abbüdgn.  33U.34. 
Das  etwa  100  m  vom 
Kai  entfernt  liegende 
Hauptgebäude  ist  mit 
den  Vcrladespeichern 
am  Ufer  durch  zwei 
eiserne  Brücken,  in 
denen  Transportbän- 
der laufen,  verbun- 
den. Hinter  dem  im 
mittleren  Teil  als  Bo- 
denspeicher, in  den 
Flügeln  als  Silo  aus- 


902,  zeigt  den  Beginn  des  Zellenaufbaues 
auf  der  a.  Plattform,  welche  3,5  ■  über 
der  Gründungsplatte  liegt     Der  Kaum 
zwischen  beiden  ist  fürdicKcller-Sammcl- 
und  Umstechbänder  vorgesehen.  Auch 
die  Eiseneinlagen  für  die  Silozellen  sind 
gut  erkennbar.  Die 
in  Abbildg.  36  wie- 
dergegebene Photo- 
graphie vom  März 
1903  läßt  insbeson- 
dere den  schnellen 
Bau -Fortschritt  so- 
wie die 
selbst 

LebersämtlichcGc- 
bäude  sind  eiserne 
Dächer  gespannt 
Abb.  37  zeigt  die 
fertige  Speicheran- 
lage. Insgesamt  be- 
trägt die  stündliche 
Finlagerungsfähig- 
keit  400«  Schwer- 
frucht, die  der  Ver- 
ladung je  300«  loser 


Abbildg  33.   Getreidespeicher  in 


Aire«.  Grundriß. 


ALbildg  34.    Querschnitt  durch  die  Gesamtanlage  (vergl.  Abbildg 


geführten,  40000  bezw.  60000'  Schwerfrucht  fassenden 
Hauptgebäude  sind  das  Kraftwerk  sowie  eine  Mühle  (täg- 
liche Vermahlung  420«  Weizen)  angeordnet 

Sämtliche  Gebäude  sind  aus  Eisenbeton  . 
zwar  die  Bodenspeicher-Bauten  in  Eisenfachwerk  mit  1 
gestampftem  Beton  und  Decken  in  mit  Kundeisen  armier- 
tem Stampfbeton,  während  die  eigentlichen  Silozcllcn  aus 
Betonsteinen  mit  Eiseneinlagen  bestehen  (vergl.  auch  den 
Schluß  der  Fußnote  37).  Der  Durchmesser  der  Zellen  be- 

")  Verla,  v.  j. 

5.  November  1904 


und  gesackter  Frucht  d.  h.  also  eine  Umlade-Mftglichkcit 
von  1000  t/St*")  Die  Ankunft  des  Getreides  erfolgt  vorzugs- 
weise mit  der  Bahn.  Für  das  mit  den  La  Plata-Schiffen 
ankommende  Korn  ist  ein  Schiffs  -  Elevator  von  100  <ySt 
aufgestellt,  Abbildg.  38.  Das  Verladen  erfolgt  ausschließ- 
lich auf  Dampfer  und  zwar  sowohl  lose  als  auch  in  Säcken. 

•:)  Vnel  auch  Dloi-ler's  polet  Journal  1004  S-  644  u  048.  Ein  grgrn- 
wtrtig  »on  derselben  Finna  in  Koiario  erbatilri  Silo  für  Jiouot  »oll 
socar  1330!  Em-  und  AusUdedhigkeit  errek hen  iSrhr  bemerkenswerte 
Versuche  über  da»  Verhalten  der  Silowandutlgrii  u»ur.  wcT.Irn  gegenwärtig 
an  diesem  Hau  You  der  ausfahrenden  Firma  ai.ges.eltr.) 

55< 


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Um  eine  rasche  Abfertigung  zu  ermöglichen,  kann  man 
gleichzeitig  in  die  dem  Kai  zunächst  oder  in  zweiter  Linie 
liegenden  Dampfer  verladen. 

Das  Ausland  hat  seine  Speicher  insbesondere  gern 
von  deutschen  Firmen  bauen  bezw.  ausrüsten  lassen. 
So  haben  Unruh  &  Liebig  ihre  großartigsten  Anlagen 
geschaffen  in  Kopenhagen  und  Amster- 
dam, Luther  u.  a.  in  Genua,  Braila 
und  Galatz,  Ilaidar  Pascha  usw.,  Gebr. 
Seck  (Dresden)  in  Riesa,  Ludwigt» 
bafen,  Lissa  i.  Posen,  sowie  auch  in 
den  Niederlanden,  Ungarn  und  Frank- 
reich, Nagel  9t  Kacmp  (Hamburg)  in 
Derindi«  I Kleinasien)  und  in  Italien. 
So  zeigt  beispielsweise  Abbilds.  39 
einen  im  Jahre  1902  von  der  letztge- 
nannten Kirma  in  Venedig  für  die 
Socicta  Italiana  p.  L  Strade  Kerrate 
Meridionali  erbauten  Getreidespeicher 
von  25000'  Aufnahmefähigkeit  Die 
Einlagerung  erfolgt  aus  den  Seeschif- 
fen durch  4  transportable  Auslade- 
Elevatoren  von  60 '  St.  Leistung.  Die 
Innen- Elevatoren  und  Bänder  haben 
sogar  eine  Leistungsfähigkeit  von 
loo'/St.  erhalten. 

Der  größte,  43000"  fassende,  deut- 
sche Speicher  steht  in  Königsberg38) 
and  zahlreiche  deutsche  Flußhäfen 
haben  in  den  letzten  Jahrzehnten 
prächtige  derartige  Hauten  errichtet, 
wie  Duisburg,  vor  allem  Mannheim 
und  I.udwigshafen,  ferner  Worms, 
Frankfurt  a.  IL.  Bingen,  Karlsruhe, "1 
Straßburg,  Stettin,  Dresden,*)  Breslau, 
Bremen,  Lübeck  usw. 

Mehr  oder  weniger  sind  diese 
deutschen  Speicher  Buch  Vorbilder 
gewesen  für  die  Kornhäuser  der  deut- 
schen Land  Wirtschaft.  Daß  ebenso 
wie  Getreide  auch  Kohle41),  Zement, 
Mehl,  Zucker  usw.  in  Silos  gelagert 
werden,  braucht  kaum  besonders  her- 
vorgehoben zu  werden.  Daß  natürlich 
für  verschiedene  Stoffe  verschiedene 
Formen ,  verschiedenes  Baumaterial 
und  verschiedene  Ein-  und  Ausläufe 
und  Sonderausrüstungen  gewählt  wer- 
den müssen,  ist  wohl  selbstverständlich. 

B.  Die  offenen  oder  Haufen* 
lager. 

Diese  Art  der  Lagerung  ist  in 
dem  Vorstehenden  schon  mehrfach  be- 
rührt worden.  Die  Führung  der  auto- 
matischen Schwerkraftbahnen,  wie  sie 
bei  den  I  laldcn-Bcschüttungen  ( Abb.  13) 
erwähnt  war,  stimmt  darin  übercin,  daß 
die  Kurven  ziemlich  an  den  Anfang  ge- 
legt sind,  während  die  Entladestreckcn 
gerade  verlaufen,  entweder  strahlen- 
artig, fächerförmigvon  1  odcr2Entlade- 
stelfen,  oder  parallel  von  vielen  Ufer- 
Elevatoren  ausgehend.*2)  Wo  selbst- 
tätige Bahnen  nicht  angebracht  er- 
scheinen, wählt  man  Kabelbahnen, 
deren  Krümmungen  wegen  vorhan- 
dener Gebäude  oder  dergl.  oft  an  das 
Fabelhafte  grenzen  (Abbildg.  40).  Eben- 
so wichtig  wie  das  Aufhäufen  der 
offenen  oder  überdeckten  Lager,  das 
vielfach  mit  I  lülfc  von  Kämpen  ge- 
schieht, auf  welchen  die  Fahrzeuge 
die  erforderliche  Höhe  gewinnen,  eben- 
so bedeutungsvoll  und  oft  weit  schwie- 
riger ist  das  Aufnehmen  der  stückigen 
Stoffe  vom  Lager.  Entweder  benutzt 
man  das  Fließvennögen  dieser  Stoffe, 
indem  man  sie  in  untergefahrene  Be- 
triebsmittel abzapft,  oder  man  wählt 
selbstfüllendc  Kübel,  die  man  schräg 
aufzieht  oder  Greifer.48) 

Daß  man  neuerdings  wegen  Streikmöglichkeit,  weil 
die  .Massentransport  -  Einrichtungen  schadhaft  werden 
können,  und  aus  anderen  Gründen  derartige  l-agcr  oft 
auch  über  den  Kesseln  und  Retorten  in  Hochbehältern 


vorzieht,  war  bereits  mehrfach  erwähnt*4)  (Abbildg.  31). 
Abbildg.  41  zeigt  das  Innere  einer  modernen,  von  Lnruh 
&  Liebig  ausgerüsteten  Kesselanlage.'  . 

•  Die  vorstellenden  kurzen  Ausführungen*-)  lassen  er- 
kennen, daß  die  Entwicklung  des  Massentransportes  ein  recht 
interessantes  Gebiet  ist.  Aus  der  einfachen,  in  Abbildg.  41 


Abbildg.  35-37 


•»)  Iieuisrhe  Rz.tg.  ifloi,  S.  4^7. 
"I  Deutsche  Hilf.  1897,  S.  ««»>  u.  f. 
«•)  Z.  d.  V.  d.  I.  1899.  S.  1356  u.  I. 


•*)  r>rut«lwt  H»l£.  lgra,  S.  »13  u.  1. 
«')  Deutsche  bug  1896,  S.  533  ti.  (. 
*•)  Z.  d  V.  d.  L  190s,  S.  lega  u.  i. 


Silo-  und  Boden-Speicher  für  Getreide  in  Ruenoi  Aires  von  Amme  , 
Giesecke  &  Koncgen  in  Braunachweig. 
Aufnahmen  wahrend  dea  Bauet  und  nach  der  Vollendung. 

dargestellten  Erdflasche  z.  B.,  in  der  früher  das  Getreide 

Ml  VneJ.  de*  Verfasser»  Aufsatz  in  d.  »Elektr.  Bahnen*  v.  15.  Mai  1004. 
*>  Ausführlicher  wird  das  T  Itrma  de»  Masacntransiiortes  in  dem 
3.  Teile  der  pTcehnivrheti  IlQlfsmittel  zur  lleförderung  und  Lagerung  von 
Sammelkärpent*  de»  Verfasseis  Im  handelt  vn-idrti,  dessrn  Drucklegung 
eingetritei  lsl.  Vergt.  auch  die  Arbeilen  de»  Verfasser»  in  „Taschenbuch 
der  Hatte",  10  Aufl.  lim  Druckt,  suwie  der  Im  F.is<  hrlnco  begriffenen 
a.  Aufl.  Ton  Luegera  Lexikon  der  gca.  Technik, 


No.  89. 


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Abbildg.  38. 
Srhiffselrvator 
und  Abfallrohr 
de«  Getreide- 
Speichers  in 
Buenos  Air«. 
(Abb.  33—37.) 


Abbildf.  41. 
Erdflaschc  iur 
Aufbewahrung 

von  Gebeide. 


Abbildg.  39- 
Getreide  •  Speicher  in 
Venedig. 
Einriebtang  von 
Nagel  A-  Kicmp  in 
Hamburg. 


Abbildg.  43.  Ursprüngliche  Form  eines  oberird.  Silos. 


Abbildg.  40.  Kohlenlager  mit  Kabelbahn. 

den,  von  denen  einige  hier  erläutert  wurden. 

An  dieser  Entwicklung  hat  die  deutsche 
Technik,  wenn  auch  das  Bedürfnis  und  die  An- 
regung für  einen  .Masseniransport  zweifellos  von 
Abbildg.  41.  Kohlensilo  Auslauf  in  einem  Kc»e!bau*.  Unruh  tt  Liebig,  Leipzig.  Amerika  ausgegangen  ist,  einen  hervorragenden 

Anteil  genommen  und  man  darf  ihr  in  der  Aus- 
sich  jahrelang  hielt,  haben  zuerst  die  Amerikaner  zur  Er-  bildung  der  Hilfsmittel  des  Massentransportes  im  Einzel- 
haltung  der  Frucht  oberirdische  Behälter  (Abbildg.  421  ge-  nen  und  an  der  Steigerung  der  Präzision  ihrer  Leistungen 
macht,  und  daraus  sind  jene  großartigen  Anlagen  gewor-   wohl  ein  ganz  besonderes  Verdienst  zuschreiben.   

5.  November  1904. 


553 

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Mitteilungen  aus  Vereinen. 
■  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  In  Karla- 

nihe.  Die  erste  Sitzung  des  Winterhalbjahres  fand  unter 
Vorsitz  des  Hm.  Nestle  statt.  In  derselben  berichtete 
Hr.  Baumeister  Ober  die  Abgeordneten- Versammlung 
des  j, Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine*  zu  Düsseldorf.  Die  Versammlung  begrüßte  mit 
Beifall  die  Wahl  Mannheims  für  die  Wandcrversammlung 
des  Verbandes  für  das  Jahr  1906.  Redner  sprach  dann 
fernerhin  Ober  die  Stadterweiterung  in  Düsseldorf,  Ober 
neuere  Straßen-  und  Sielanlagen  in  Hamburg  und  Ober 
die  Anlagen  zur  Reinigung  der  Abwasser  in  Düsseldorf, 
Hamburg  und  Frankfurt  a.  M.,  deren  charakteristische  Einrich- 
tungen er  in  seiner  bekannten  klaren  Weise  treffend  her- 
vorhob. Als  ein  neuer  Verkehrsweg  zur  Bewältigung  des 
z.  Zt  durch  Fahrdampfer  bewirkten  riesigen  Verkehres 
zwischen  beiden  Elbufcrn  ist  in  Hamburg  ein  Doppeltunnel 
unter  der  Elbe  geplant  (s.  Dtschc.  Bztg.  1904  S.  274).  Der 
4«p  ■»  lange  Tunnel  besteht  aus  2  Röhren  von  4,8  »  lichter 
Weite;  der  Zugang  zu  denselben  wird  auf  jedem  Ufer  durch 
einen  kreisrunden,  20™  weiten,  fast  25»  tiefen  gemauerten 


und  aberdachten  Schacht  vermittelt,  und  zwar  mit  Hülfe 
von  6  Aufzogen  von  verschiedener  Tragfähigkeit  für  Per- 
sonen und  Fuhrwerke  und  durch  eine  Treppe.  Neben  diesen 
geplanten  Bauten  besprach  Redner  die  neuen  großartigen 
Straßcndarchbrüche  zur  Gewinnung  gesunder  Bauquartierc 
in  dem  i.  J.  1892  durch  die  Cholera  besonders  schwer  heim- 
gesuchten Stadtteil.  Beim  Entwurf  dieser  StraßenzOge  ist  auf 
den  Anschluß  an  vorhandene  Wege  und  Grundstücke,  auf 
den  Wechsel  von  krummen  und  geraden  Straßen,  auf  die 
Anlage  von  Haupt-  und  Nebenstraßen  und  auf  die  Beobach- 
tung ästhetischer  Rücksichten  besonderer  Wert  gelegt 
worden,  Grundsatze,  die  vom  Vortragenden  schon  vor 
30  Jahren  in  seinem  Werk  über  Sudterweiterungen  aus- 
gesprochen worden  sind.  Die  sehr  interessanten,  durch 
Plane  unterstützten  Ausführungen  fanden  lebhaften  Beifall. 
Ueber  den  5.  Denkmaltag  in  Mainz  berichtete  der  Abge- 
ordnete des  Vereins  zu  demselben,  Prof.  Ratzel,  der  die 
vollige  Grundlosigkeit  der  von  Wildcnbnich  gegen  diese 
Versammlung  geschleuderten  Vorwürfe  hervorhob.  Der 
5.  Dcnkmaltag  nahm  einen  sehr  anregenden  Verlauf;  die 
Vortrage  behandelten  die  Kennzeichnung  von  Wieder- 
herstellungen an  alten  Baudcnkmalen,  die  Herausgabe 
eines  Handbuches  der  deutschen  Denkmaler  aufgrund  der 
Inventarisationswerke  der  einzelnen  Lander  u.  a.  Auch 
diese  Ausführungen  wurden  mit  Beifall  aufgenommen.  — 

Verein  für  Eisenbahnkunde.  In  der  Oktober-Sitzung 
des  Vereins  gedachte  der  Vorsitzende,  Minist.-Dir.  Wirkt 
Geh.  Rat  Schroeder,  der  100.  Wiederkehr  des  Geburts- 
tages des  1892  verstorbenen  Geh.  Ob.-Brts.  Ed.  Wiebe, 
der  sich  um  die  Förderung  des  Eisenbahnwesens  große 
Verdienste  erworben  hat.  —  Den  Vortrag  des  Abends  hielt 
Hr.  Geh.  Ob.-Brt  Koch  Ober  „Die  bauliche  Entwick- 
lung der  Eisenbahnen  im  Ruhr-Industriegebiet 
von  1840  bis  heute".  Redner  gab  in  großen  Zügen  ein 
fesselndes  Bild  des  gewaltigen  Aufschwunges  des  Kohlen- 
bergbaues und  der  Eisenindustrie,  sowie  der  damit  Hand 
in  Hand  gehenden  Entwicklung  des  Eisenbahnnetzes  in 
jenem  Bezirke,  der,  an  Größe  nur  drn  150.  Teil  Deutsch- 
lands ausmachend,  doch  den  18.  Teil  seiner  Bevölkerung 
beherbergtden  deutschen  Eisenbahnen  aber  nicht  weniger 
als  den  4-  Teil  ihres  (Icsamtverkehres  zuführt  Nach  der 
Verstaatlichung  der  Köln-Mindcner,  der  Bergisch-Märki- 
schen und  der  Rheinischen  Eisenbahn,  die  in  diesem  Ge- 
biete seit  dem  Jahre  1844  entstanden  waren,  habe  man 
sich  naturgemäß  zunächst  bemüht,  den  Betrieb  auf  dem 
engmaschigen  verwickelten  Netzender  oft  fQr  den  gleichen 
Zweck  über-  und  nebeneinander  gebauten  Privat- Bahn- 
strecken zu  vereinfachen.  Neben  dem  schon  von  der 
Rheinischen  Bahn  im  Jahre  1880  vollendeten  Sammel-  und 
Rangier-Bahnhof  Speldorf  seien  in  den  ausgedehnten  Bahn- 
höfen Wanne,  Frintrop  und  Osterfeld- Süd  die  wichtigen 
Mittelpunkte  des  Verkehrs  geschaffen  worden,  in  denen 
die  beladcncn  Wagenzüge  von  den  Kohlenbergwerken  zu- 
sammengeführt, planmäßig  geordnet  und  nach  verschie- 
denen Richtungen  den  Bcdarfsstcllcn  zugeleitet  werden. 
Neuerdings  zeige  sich  in  dem  Bau  einer  6.  großen  Ost- 
West-Bahn,  der  74  k»  langen  Strecke  von  Hamm  nach 
Osterfeld-Süd,  sowie  mehrerer  Entlastungsbahnen  und 
2.,  3.  und  4.  Gleise,  ferner  in  der  Erweiterung  der  Gleis- 
anlagen namentlich  für  Zwecke  der  Zugüberholung  und 
Wagenaufstellung,  in  der  Anlegung  großer  neuer  Bahn- 
höfe bei  Oberhausen -West  und  Meiderich,  sowie  in  der 
möglichsten  Trennung  der  Personen-  und  der  Güter-Be- 
förderung auf  den  dafür  in  (rage  kommenden  Linien  die 
unablässige  Sorge  der  Staatsetscnbahn-Vcrwaltung,  ihren 
kostbaren  Besitz  im  Ruhrrevier  (wo  auf  verhältntßmäßig 
kleinem  Raum  jetzt  täglich  bis  zu  21  500  leere  Wagen  zu 

554 


stellen  und  ebensoviele  beladene  abzufahren  sind)  in  un- 
geschwlchterLeistung^fithigkeit  zu  erhalten.  —  Zum  Schluü 
der  Sitzung  machte  Hr.  Eisenb.-Dir.  Froitzheim  Mittei- 
lungen über  das  Schicksal  der  ersten  deutschen  Lokomo- 
tive. Diese  sei  i.  J.  1815  in  der  kgl.  Gießerei  in  Berlin 
(hinter  der  Ruhmeshalle)  für  die  kgl.  Bergwerks-Verwal- 
tung in  Saarbrücken  gebaut  worden,  um  Kohlenzüge  von 
den  dortigen  Zechen  nach  der  Saar  zu  befördern.  Der 
Zweck  sei  nicht  erreicht,  da  es  nicht  gelungen  wäre,  die 
in  einzelnen  Teilen  auf  dem  Wasserwege  nach  der  Saar 
beförderte  Lokomotive  an  Ort  und  Stelle  betriebsfähig  zu- 
sammenzusetzen. Sie  sei  dann  im  Jahre  1835  als  altes 
Eisen  verkauft  worden.  - 

Vereinigung  Berliner  Architekten.  Die  ordentliche 
Hauptversammlung,  die  erste  Versammlung  dieses  Winter- 
halbjahres, die  unter  der  Leitung  desHrn.Solf  und  unter 
Teilnahme  von  89  Mitgliedern  am  ao.  Okt.  abgehalten 
wurde,  stand  unter  dem  Zeichen  der  Wahl  eines  neuen 
Vorstandes,  welcher  im  Hinblick  auf  die  voraufgegangenen 
Kämpfe  des  verflossenen  Vereinsjahres  mit  besonderer 
Spannung  entgegengesehen  wurde.  Sic  bildete  den  3.  Punkt 
der  Tagesordnung.  Als  ersten  Punkt  derselben  gab  der 
Vorsitzende  ein  übersichtliches  Bild  über  die  Vereins- 
tätigkeit des  Jahres  1903— 1904.  Nach  demselben  stieg  die 
Zahl  der  Mitglieder  von  198  auf  205,  unter  letzteren  178 
einheimische,  26  auswärtige  Mitglieder  und  1  Ehrenmit- 
glied. Gestorben  sind  die  Mitglieder  Lange,  Fieck  und 
Griscbach,  neu  eingetreten  die  Mitglieder  Bachmann, 

i Orgensen,  Böhland,  v.  Tettau,  Genzmer,  Sickel,  Mönnich, 
^ritzler, Scheurenbrandt, Kopp  und  Brurein.  In  12  Sitzungen 
wurden  nachstehende  Vorträge  gehalten:  F.  Wolff:  -Die 
Stellung  der  Kirchen  im  Stadtplan";  P.  Jessen:  -Bau- 
kanst  und  Kunstgewerbe  in  Dänemark";  C.  Zaar:  .Reise 
nach  TiflLs";  Chr.  Hehl:  „Kirchenausstaltungen  im  roma- 
nischen Stil":  A.  Meydenbauer:  „Alle  Dome,  Rathäuser 
und  Schlösser  in  Deutschland";  B.  Ebhardt:  „Die  Wieder- 
herstellung der  I lohkönigsburg"  ;K  Hoc heder  (München) : 
„Ausgeführte  Bauten".  Ausgestellt  und  besprochen  wur- 
den ferner  der  Wettbewerb  für  Aufteilung  von  3  Baublocks 
in  Neu -Westend;  Entwürfe  für  Gobelins  für  das  neue 
Herrenhaus  in  Berlin  von  Max  Koch,  ausgeführt  von 
Zicsch;  Entwürfe  von  R.  Böhland,  v.  Tcttau,  Rocnsch, 
Skizzen  von  B  a  r  1  ö  s  i  u  » ,  sowie  Glasgemftlde  von  H.  M  u  1 1  c  r , 
Hickler  und  Heinersdorf. 

Besichtigt  wurden  das  Wobngcbäudc  des  Präsidenten 
des  Deutschen  Reichstages,  das  königl.  Schloß  in  Berlin 
(einschl.  Dach);  das  neue  Herrenhaus  in  Berlin,  die  Hand- 
werkerschule in  der  Andreas-Straße  daselbst  und  die  Villa 
R.  Mendelssohn  im  Grunewald.  Aus  der  Tätigkeit  der 
Ausschüsse  ist  zu  berichten,  daß  im  Verbands-Ausschuß 
zur  Wahrung  der  Wettbewerbs -Grundsätze  anstelle  der 
ausgetretenen  Hrn.  Dinklage,  Reinhardt,  Rocnsch,  Seeling 
und  Spindler  die  Hrn.  Bislich,  Boethke,  Ebhardt, 
Kühn  und  Vollmer  gewählt  wurden.  Die  vom  Aus- 
schuß aufgestellten  neuen  Grundsätze  wurden  mit  den  ge- 
wünschten Abänderungen,  in  welchen  besonders  die  Ver- 
pflichtungen der  Preisrichter  verschärft  wurden,  von  der 
Abgeordneten- Versammlung  in  Düsseldorf  angenommen  — 
Der  Ausschuß  für  die  Vororte-Bauordnung  nat  seine  Ar- 
beiten noch  nicht  zum  Abschluß  gebracht  —  Ueber  die  Tätig- 
keit des  Ausschusses  für  die  Architektur-Abteilung  auf 
der  Berliner  Kunstausstellung  1904  wurde  durch  die  Be- 
sprechung dieser  Ausstellung  berichtet.  Die  Feier  des 
25  jährigen  Bestehens  der  Vereinigung"  ist  auf  den  Winter 
verschoben;  eine  von  einer  besonderen  Kommission  aus 
den  Hrn.  Alb.  Hofmann,  Solf  und  Wolffcnstein  be- 
arbeitete Festschrift,  zu  welcher  K.  E.  O.  Fritsch  die 
Geschichte  der  Vereinigung  während  des  ersten  Viertcl- 
jahrhunderts  ihres  Restchens  verfaßt  hat  und  welche  in 
ihrem  zweiten  Teile  Darstellungen  von  Werken  der  Mit- 
glieder der  „Vereinigung"  gibt,  gelangt  demnächst  zur 
Versendung.  —  Der  Ausschuß  für  Satzungs-Aenderungen, 
bestehend  aus  2  Mitgliedern  de«  Vorstandes,  4  Mitgliedern 
au.v  der  Zahl  der  Antragsteller  und  3  Mitgliedern  aus  der 
Zahl  der  übrigen  Vcrcinsmitglieder  konnte  seine  Arbeiten 
nicht  zum  Abschluß  führen,  da  die  4  Vertreter  der  Antrag- 
steller infolge  der  Mehrheitsbeschlüsse  ihre  Mandate  nie- 
derlegten. Einer  Aufforderung  des  Vorstandes  an  die 
Antragsteller  zur  Wahl  von  4  neuen  Mitgliedern  wurde 
keine  Folge  gegeben.  Die  Vereinigung  hat  sich  an  den 
Kundgebungen  für  die  Erhaltung  des  alten  Opernhauses 
in  Berlin  beteiligt  und  auch  in  Sachen  des  Urheberrechtes 
ihre  Einwirkung  geltend  gemacht.  —  Vom  „Kirchenbau  des 
Protestantismus"  wurden  15  Exemplare  verkauft,  von 
.Berlin  und  seine  Bauten"  77  Exemplare,  vom  Chinawerk  2. 
Ein  Liederbuch  mit  Beiträgen  von  Ebhardt,  Fritsch,  Jessen, 
Spindler  u.  a.  wurde  an  alle  Mitglieder  versandt. 

Am  Tag  für  Denkmalpflege  in  Mainz  haben  als  Ab- 


No.  89. 


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geordnete  der  -Vereinigung"  die  Hrn.  Hehl  und  Stiehl 
teilgenommen ;  Hr.  Hehl  erstattete  den  Bericht  üJicr  den  Tag. 
Wir  kommen  auf  die  Beratungen  desselben  nach  Einlauf 
des  stenographischen  Berichtes  zurück.  An  einer  kurzen 
Besprechung  waren  beteiligt  die  Hrn.  Büttner,  Ebhardt, 
Krause,  Spindler  nnd  Stiehl. 

An  der  Abgeordneten- Versammlung  des  »Verbandes 
deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine"  haben  als 
Abgeordnete  der -Vereinigung"  die  Hm. Reimer  undSolf 
teilgenommen.  Ersterer  Denchtetc  in  der  Versammlung 
Ober  die  Hauptpunkte  der  von  uns  bereits  wiedergeeebenen 
Verhandlungen.  —  Der  Kassenbericht  wurde  zur  Kenntnis 

f;enommen,  der  Kassenführer  entlastet  und  der  Beitrag 
ür  das  Vereinsjahr  100.1/5  wieder  auf  35  M.  festgesetzt.  — 
Nunmehr  folgten  die  Wahlen  des  Vorstandes;  denselben  ging 
eine  kurze  Debatte  voran,  an  welcher  die  Hrn.  Knoblauch, 
Schmieden,  Spindler  und  Wol  ff  enstein  beteiligt 
waren.  Es  standen  sich  zwei  Kandidatenlisten  als  Wünsche 
der  beiden  Parteien,  die  sich  im  I-aufe  der  Verfassungs- 
kämpfe des  verflossenen  Vereinsjahres  gebildet  hatten, 
gegenüber.  Mehrere  Kandidaten  waren  beiden  Listen 
gemeinsam;  diese  wurden  einstimmig  oder  nahezu  ein- 
stimmig gewählt  Es  betrifft  dies  die  Hrn.  Kayser  als 
I.  Vorsitzenden.  Ebhardt  al*  Obmann  für  Vortrage, 
Möbring  als  Obmann  für  Literatur  und  Geyer  als  Ob- 
mann für  Besichtigungen.  Von  den  übrigen  Mitgliedern 
des  Vorstandes  wurden  gewählt  als  II.VorsitzenderReimer 
mit  45  Stimmen  gegen  Wolffenstein  mit  44  Stimmen;  als 
Schriftführer  Boethke  mit  49  Stimmen  gegen  Bangert 
mit  40 Stimmen;  als  Obmann  für  Begutachtungen  Bislich 
mit  46  Stimmen  gegen  H.  Tobelmann  mit  41  Stimmen.  — 


Vermischtes. 
Zum  70.  Geburtstage  von  Gustav  Ebe.  Am  t.  Novbr. 
d.  J.  feierte  der  Architekt  Gustav  Ebe  in  Charlottenburg 
seinen  7a  Geburtstag.  Ebe  ist  ein  um  die  Baugeschichte 
im  allgemeinen  und  insbesondere  um  diejenige  Berlins  als 
Ausführender  wie  als  Schriftsteller  sehr  verdienter  Künstler. 
Am  1.  Nov.  1834  in  Halberstadt  geboren,  machte  er  seine 
fachlichen  Studien  auf  der  damaligen  Bauakademie  und 
unternahm  mit  dem  an  Jahren  jüngeren,  in  Darmstadt  bereits 
gestorbenen  Architekten  Julius  Benda  längere  Studienreisen, 
namentlich  nach  Italien  und  Frankreich,  nach  welchen  er 
sich  mit  seinem  Reisegenossen  zur  gemeinsamen  Ausübung 
der  Baukunst  in  Berlin  niederließ.  Die  Tätigkeit,  die  beide 
hier  entfalteten,  war  eine  ungemein  fruchtbare  und  künst- 
lerisch erfolgreiche.  Ihnen  gebührt  das  große  und  blei- 
bende Verdienst,  in  die  Erstarrung  und  Verflaehung,  in 
welche  die  letzten  Werke  der  nachschinkclschen  Schule 
allmählich  iibergeuangcn  waren  und  das  Berliner  Straßen- 
bild farblos  und  eintönig  machten,  Farbe  und  frisches 
Leben  in  des  Wortes  bester  Bedeutung  gebracht  zu  haben. 
Durch  die  Errichtung  des  Pringsheim'scnen  Hauses  in  der 
Wilhelmstraße,  des  Palais  Thiele-  Winckler  in  der  Regentcn- 
straße,  des  Hauses  Rudolf  Mosse  am  I-eipziger-Platz,  um 
nur  die  Hauptausführungen  zu  nennen,  durch  die  An- 
wendung einer  leuchtenden  und  weitgehenden  Polychromie 
für  alle  Teile  einer  eingebauten  Straßenfassade,  durch  die 
Wahl  eines  mit  reichen  plastischen  Elementen  lebensvoll 
durchsetzten  persönlich  und  trefflich  aufgefaßten  Stiles 
der  deutschen  Renaissance,  oder  eines  Barockstiles  von 
nicht  minderer  persönlicher  Durchgcistigung  und  Größe 
haben  sie  das  Stadtbild  Berlins  an  entscheidenden  Punkten 
bereichert.  Es  gehörte  damals  kein  geringer  künstlerischer 
Mut  zu  solchen  Ausführungen  und  zu  einer  so  ein- 
dringlichen künstlerischen  Sprache.  Als  sich  die  beiden 
Architekten  getrennt  hatten  und  Benda  als  Lehrer  an  die 
Baugewerkschulc  in  Darmstadt  ging,  widmete  sich  Ebe 
neben  der  ausführenden  Architektur  auch  der  Fachliteratur 
und  entfaltete  hier  eine  ebenso  fruchtbare  und  um- 
fassende Tätigkeit  bis  zum  heutigen  Tage.  Mögen  dem 
Jubilar  noch  lange  Jahre  frischen  und  ergebnisreichen 
Schaffens  bejehieden  sein!  - 

Bezeichnung  und  Unterscheidung  des  Bauglases.  Von 

einem  großen  Teil  der  Bauinteressenten  wird  noch  eine 
veraltete  Bezeichnung  des  Bauglases  angewendet.  Hier- 
durch wird  es  den  Glasermeistern  unmöglich  gemacht,  in 
reeller  Weise  Anschläge  abzugeben  und  dem  Anschlag 
entsprechend  die  Lieferung  auszuführen.  In  Baukreisen 
unterscheidet  man  bisher  durchschnittlich  nur  rheini- 
sches bezw.  belgisches  Glas  und  halbweißcs  Glas. 
Diese  Bezeichnungen  sind  aber  für  die  heutigen  Verhalt- 
nisse nicht  mehr  ausreichend  und  unzutreffend.  Belgisches 
Glas  kommt  wegen  des  hohen  Zolles  überhaupt  kaum  noch 
inbetracht,  auch  Ist  dasselbe  durchaus  nicht  besser,  als  das 
heutige  deutsche  Fabrikat.  Das  in  Berlin  verarbeitete  Glas 
setzt  sich  vielmehr  aus  folgenden  Sorten  zusammen: 

5.  November  1904. 


1.  Rheinisches  Glas.  Es  wird  in  besonderer,  als 
rheinisch  bezeichneter  Art  in  Westfalen,  der  Rheinprovinz, 
in  Bayern,  Hannover,  Schlesien  und  Sachsen  hergestellt. 
Es  zeichnet  sich  durch  die  größere  Starke  vor  den  anderen 
Fabrikaten  aus  und  wird  bis  zu  rd.  2»  Höhe  hergestellt 
Die  Starke  geht  nicht  unter  2  -2,5«»»  herab. 

2.  Sächsisches  Glas.  Dasselbe  wird  auf  sogen, 
.deutsche  Manier"  hergestellt  und  nur  bis  etwa  1,6  ■  hoch 
geliefert  Die  Stärke  beträgt  2  bis  2,25  mm.  Sächsisches 
Glas  wird  in  Radeberg,  Pirna,  Schmölln,  Straßgräbchen, 
Lommatzsch,  Brand,  Arnsdorf  und  Zwickau  hergestellt 
und  zeichnet  sich  durch  besondere  Reinheit  aus,  weil 
dasselbe  nur  im  Hafen  geschmolzen  wird 

3.  Schlesisches  Glas  wird  in  Schlesien  und  der 
Lausilz  ebenfalls  auf  deutsche  Manier  im  Hafen  geschmol- 
zen hergestellt  und  durchschnittlich  1,5—2  mm  stark  geliefert 

Der  Hauptunterschied  zwischen  allen  Arten 
liegt  in  der  Stärke.  Für  Verglasungen  kommen 
im  allgemeinen  nur  2  Qualitäten  zur  Anwendung  und  zwar 
die  3.  Sorte  für  Vorderfronten  und  die  4.  Sorte  für 
Fabriken  und  Hinterfronten.  Die  2.  Sorte  wird  fast  nur  für 
Bilderverglasung  verwendet  und  es  kann  kaum  der  Bedarf 
hierzu  beschafft  werden.  Sächsisches  Fabrikat  wird  vor- 
gezogen. In  Ausnahmefällen  wird  für  besonders  hervor- 
ragende Bauten,  für  welche  sich  Spiegelglas  zu  teuer  stellt, 
2.  Sorte  meist  rheinisch  oder  sächsisch  verglast  Diese 
2.  Sorte,  welche  fast  fehlerfrei  ist,  kann  aber  nur  in  geringen 
Bruchteilen  im  Verhältnis  zur  übrigen  Fabrikation  her- 
gestellt werden  und  es  wird  nur  ganz  ausnahmsweise  2.  Sorte 
verglast  werden  müssen,  da  die  Sortierung  der  3.  Sorte 
durchschnittlich  sehr  gut  Ist  und  Oberhaupt  genügen  muß. 
Für  größeren  Verglasungsbedarf  ist  2.  Sorte  überhaupt 
nicht  anzuschaffen.  Ein  unterschied  in  der  Farbe  (Stich 
des  Glases),  welcher  die  Güte  beeinflußt,  ist  heute  ltaum 
noch  vorhanden,  weshalb  sich  die  veraltete  Bezeichnung 
belgisch  oder  rheinisch  bezw.  halbweiß  nicht  mehr 
anwenden  läßt  und  entweder  rheinisch,  sächsisch 
oder  schlcsisch,  gcgebcnenfalles  unter  Namhaftmachung 
einzelner  Marken  vorgeschrieben  werden  sollte.  Für 
stärkeres  Glas  ist  anstelle  der  vielfach  mißbrauchten 
Bezeichnung  die  Bezeichnung  3  Stärke  durchzu- 
führen wobei  ein  Abweichen  von  10%  zu  gestatten  ist. 
Die  Scheiben  dürfen  also  2,7—3,3"»  in  der  Stärke  messen.— 

Johs.  Grützkc. 

Friedrich  Siemens-Stiftung.  Der  verstorbene  Hr.  Fried- 
rich Siemens,  Dr.  -  Ing.  Ehrenhalber  der  Tcchn.  Hoch- 
schule zu  Dresden,  hat  dieser  Hochschule  letztwillig  ein 
Kapital  von  100 000  M.  hinterlassen  und  bestimmt,  daß 
diese  Summe  zur  Gründung  einer  Friedrich -Siemens- 
Stiftung  dienen  soll,  aus  deren  Zinsen  alljährlich  einem 
gegenwärtigen  oder  früheren  Studierenden  der  Hochschule 
Mittel  zu  einer  größeren  Reise  in  das  Ausland  gewährt 
werden.  Der  hochherzige  Stifter  hat,  in  Erinnerung  an 
die  Förderung,  die  ihm  in  eigener  Jugend  durch  längeren 
Aufenthalt  in  England  zuteil  geworden  ist,  jungen,  durch 
Talent,  Fleiß  und  Charakter  dazu  geeigneten  Männern  die 
gleichen  unschätzbaren  Vorteile  sichern  wollen.  Es  hat 
Hin  die  Hoffnung  erfüllt,  daß  die  weitere  Ausbildung  be- 
fähigter junger  deutscher  Techniker  im  Ausland,  nach 
vollendetem  Studium,  wesentlich  dazu  beitragen  werde, 
die  führende  Stellung  Deutschlands  in  technischer  Wissen- 
schaft nnd  Praxis  auf  lange  Zeit  hinaus  zu  fördern  und 
zu  sichern,  —    . 

Preisbewegungen. 
Ein  Preisausschreiben  betr.  Entwürfe  für  den  Bau  eines 
Konzert-  und  Gesellschaftsbaues  In  Königsberg  I.  Pr.  er- 
läßt ein  bez.  Ausschuß  für  in  Deutschland  ansässige  Archi- 
tekten zum  17.  Dez.  1904.  Es  bandelt  sich  um  ein  Ge- 
bäude,  welches  in  erster  Linie  zur  Veranstaltung  öffent- 
licher Musikauffahrungen  dienen,  aber  auch  für  Versamm- 
lungen aller  Art  nutzbar  gemacht  werden  soll.  Das  Raum- 
programm fordert  einen  großen  und  einen  kleinen  Kon- 
zertsaal für  2000  bezw.  900  Personen,  ersterer  mit  Orgel, 
letzlerer  mit  Bühne,  die  so  zu  legen  ist,  daß  sie  auch  vom 
großen  Saale  aus  benutzt  werden  kann,  3  Säle  für  Vor- 
träge, Vereinszimmer,  ein  Restaurant,  Vorräume,  Wandel- 
hallen, Wohnungen  für  Bedienstete  usw.  Die  Haustelle 
ist  ein  hervorragend  gelegenes  Ilinter-Gclandc,  das  sich 
bis  zum  Schloßteich  erstreckt.  Gegen  letzteren  sind  grolSc 
Gartenanlagen  in  Aussicht  zu  nehmen.  Die  Zeichnungen 
sind  :  :  200  verlangt,  gewünscht  eine  perspektivische 
Darstellung  des  Acubcren.  Es  gelangen  3  Preise  von  1500. 
1000  und  500  M.  in  dieser  oder  anderer  Abstufung  auf 
alle  Fälle  zur  Verteilung.  Ein  Ankauf  nicht  preisge- 
krönter Entwürfe  für  je  300  M.  ist  vorbehalten.  Eine  Zu- 
sage hinsichtlich  der  Ausführung  ist  nicht  erteilt,  eine 
Bausumme  nicht  genannt,  Wünsche  bez.  des  Stiles  usw. 

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sind  nicht  ausgesprochen.  Der  Wettbewerb  ist  als  ein  die 
Baufragc  klärender  Ideenwettbewerb  aufgefaßt  Dem 
Preisgerichte  gehören  als  Fachleute  an  die  Hrn.  Geh.  Brt. 
Banker,  Kreisbauinsp.  Dethlefscn  und  Stadtbrt  Mohl- 
bach  in  Königsberg.  — 

In  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  evangllsche 
Kirche  In  Mahrisch  -  Ostrau  liefen  31  Arbeiten  ein.  Der 
I.  Preis  von  900  Kr.  wurde  dem  Entwurf  „  Eine  feste  Burg" 
des  Hrn.  Hans  Glaser,  der  II.  Preis  von  650  Kr.  dem 
Entwurf  ,Ev.  Matthäus*  des  Hrn.  K.  Kroll  unter  Mit- 
arbeit des  Hrn.  L.  Faigl,  und  der  III.  Preis  dem  Entwurf 
„Robezahl"  der  Hrn.  G.  MQnzberger  und  K.  Fischl, 
sämtlich  in  Wien,  zuerkannt  — 

Chronik. 

Für  ein  neues  Rathaue  In  Kassel  nach  dem  Entwarf  de* 
Hrn.  Arch.  Karl  Roth  bewilligte  die  Stadtverordneten- Versammlung 
den  Betraf  von  9630000  M.,  lehnte  aber  die  Mittel  für  einen  Turm 
im  Betrage  von  5jo  000  M  ab  — 

Die  Talsperre  Im  Glöstale  bei  Dahlerbrück,  die  den  Wasser- 
xufluB  der  Volme  regeln  »oll,  wurde  nach  zweijähriger  Batueit 
vollendet.  Die  Gesamtkosten  de«  Staubecken»  betragen  rd  800000  H. ; 
das  Becken  faflt  •  Hill,  ebro  Waaser  and  bedeckt  eine  Fläche  von 
st  ha.  Das  Nicdcrschlagagebiet  betragt  7,aqkm,  die  mittlere  Ab- 
(iuflmcngc  im  Jahr  6  Hill.  cbm.  — 

Ein  etidt.  Museum  In  der  Moritzburg  In  Halle  a.  S. 
de  durch  Aasbau  des  SadflOgela  nach  den  Entworfen  des  Hrn. 
Rehorst  eingerichtet.  Die  Ausbaukosten  haben  etwa 
105000  M.  betragen.  Bei  der  Wiederherstellung  des  Flügels  wur- 
den eine  grotte  Reihe  alter  Portale,  Decken,  Kamine  usw.  von 
früheren  ballensischen  Bauwerken  verwendet,  welche  Neubauten 
weichen  mußten.  HauptstQcke  des  Museums  sind  zwei  durch  kernst- 
volle  Wand-  und  Deckeovertäfelungen  ausgezeichnete  Raunte  des 
TaUmtahause»,  des  ehemaligen  Gericbuhaoses  der  Halloren  (der 
Salzwirker  Brüderschaft  im  Tale):  das  Gerichtazimmer  und  das 
BrauUimmer  der  Halloren.  — 

Elektrische  Kraftübertragung  In  Norditalien.  Die  Wasser- 
kräfte des  Serisna-Tales  bei  Bergamo  wurden  in  einem  Kraftwerke 
bei  Gromo  derart  in  elektrische  Energie  umgewandelt,  daO  der 
Strom  beim  Auagang  ans  dem  Kraftwerke  auf  eine  Spannung  von 
40000  Volt  umgcfoimt  und  weitergeleitet  wurde.  Die  Leitung  be- 
steht aus  3  Kupferdrahten  von  je  6,5  mm  Durchmesser.  An  der 
Verwendungsatelle,  in  den  Fabriken  von  Nembro,  wird  die  Span- 
nung wieder  auf  500  Volt  gebracht  — 

Die  Versorgung  der  Stadt  Guanajuato  in  Mexiko  mit 
Elektrizität  erfolgt  aus  den  Wasserkräften  des  Ducro,  aus  wel- 
chem die  Kraftübertragung  mit  einer  Spannung  von  60000  Volt 
erfolgt,  um  an  derVerbrauchsatelle  wieder  zunächst  auf  15000  Volt 
vermindert  zn  werden.  In  den  industriellen  Anlagen  selbst  (Berg, 
werken,  Mahlen,  Schmelzhallen,  Fabriken,  Bewässerungs-Aniugen) 
er  fo  Igt  die  Verwendung  des  Stromes  mit  einer  Spannung  von  460 Volt.— 
Neubauten  der  Stadt  Berlin.  Die  Stadl  Berlin  plant  eine 
Kroßere  Reibe  von  Neubauten  nach  den  Entworfen  ihres  Stadlban- 
rates,  kgl.  Brt  Ludw.  Hoffmann,  deren  Bausnmmen  den  Gesamt- 
betrag von  6614  oooM.  erreichen.  E»  handelt  sich  am  6  Gemeindc- 
Doppelschulen  (Scherobergsir.,  738  000  M.;  Senefclderstr.,  735000  M.  ; 
Littbauerstr.,  797000  H;  Eckertatr.,  781000  M.;  Frankfurter  Allee 
und  Bochumerslr).  Die  letztgenannte  Gemeinde  Doppelscholc  be- 
ansprucht mit  dem  in  Aussicht  genommeneu  Neubau  des  Friedrich- 
Werderacben  Gymnasiums,  das  sich  jetzt  in  der  Dorotheenstr.  be- 
findet, aber  narh  *' 


verlegt  - 

1535000  H.   F.a  sind  ferner  der  Neubau 
schule  in  der  Hülterstr.  mit  einem 
und  der  Neubau  einer  Feuerwache  bei  der  ! 
Bauaufwande  von  466400  H  beabsichtigt  — 

Ein  neuer  Schlachthof  In  Orlenbach  wurde  Anfang  Oktober 
d.J.  seiner  Bestimmung  Obergeben  Die  Kosten  betrugen  rd.aMill.  M.— 

Deutsche  Sanatorien  auf  Madeira.  Die  von  der  deutschen 
.Madeira-Gesellschaft"  bei  Kuochal  auf  der  Insel  Madeira  geplanten 
Heilstätten  wurden  den  Architekten  Hakenholz  A  Brandes  in 
Hannover  fQr  Entwurf  und  Bauleitung,  sowie  Hrn.  Stadtgarten-Dir. 
Trip  in  Hannover  fOr  die  Gestaltung  der  Umgebung  übertragen.  — 

Luitpold -Brunnen  In  Ansbach.  Die  sUdt  Kollegien  in 
Ansbach  haben  den  Beschluß  gefaßt,  gegenüber  dem  Schlott,  auf 
dem  freien  Platze  vor  dem  Präsidialgenäude,  einen  dem  Prinz- 
regenten  Luitpold  gewidmeten  Konstbrunnen  zu  errichten  und  den 
Entwurf  hier/u  auf  dem  Wein.-  des  Wettbewerbes  zu  gewinnen.  — 

Körperschaften  von  St-  Salvator  in  Breslau  haben  beschlossen, 
den  von  den  Architekten  Gaze  &  Böttcher  in  Breslau  fOr  einen 
engeren  Wettbewerb  angefertigten  Entwurf  für  die  neue  Kirche 
an  der  Hohenrollernslraße  zur  AusfQhruog  zu  bringen.  Die  Bau- 
kosten betragen  rd.  550000  H.  — 

Die  Wiederherstellung  der  Paaaade  dea  Gasthauses  zum 
Ritter  In  Heldelberg  ist  mit  staatlicher  und  stadtischer  Unter- 
stützung ins  Auge  gefaßt.  Als  Grundlage  fOr  die  Wiederherstellung 
soll  eine  sorgfaltige  zeichnerische  Aufnahme  des  berühmten  Bau- 
werkes dienen,  die  durch  Rcg.-Bmstr.  Otto  Linde  aua  Baden  aus- 
geführt wird.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  H.  S.  In  Essen.  Die  Beantwortung  Ihrer  Krage 
würde  einer  Abhandlung  Ober  Eisenbeton  gleichkommen.  Wir 
müssen  Sie  auf  die  reichhaltige  Fachliteratur  verweilen,  unter 
anderem  auf  unser  Beiblatt  Ober  Zement,  Beton  und  Eisenbeton. 
Sie  finden  dort  mehrere  Beispiele  der  Anwendung  des  Eisenbeton- 
baues auf  Fabriken,  Theater  usw.  Zumeist  sind  dabei  die  Winde 
aufgelost  in  Stützen  und  Balken  aua  Eisenbeton,  deren  Gefache 

556 


dann  ausgemauert  werden.  Statt  dea  Mauerwerkes  kann  natürlich 
anch  Stampfbeton  verwendet  werden.  Die  Vorteile  des  Eisen- 
betonbaues kommen,  abgesehen  von  den  Decken,  bei  Wohnbaas- 
bauten natürlich  nicht  in  dem  Matte  zur  Geltang,  wie  bei  Bauten 
mit  weitgespannten  Räumen,  schwerer  Belastung  usw.  Daß  der 
Eisenbetonbau  dem  Massivbau  daher  im  gewöhnlichen  Wohnhaus- 
bau  ernstliche  Konkurrenz  bereiten  sollte,  ist  kaum  anzunehmen, 
ganz  abgesehen  davon,  daß  der  Beton  gewisse  Eigenschaften  besitzt, 
die  ihn  bezüglich  der  Behaglichkeit  dea  Wohneos  gegenüber  anderen 
Baumaterialien  in  Nachteil  setzen.  Jedoch  sind  auch,  namentlich  in 
Frankreich  durch  Hennctpquc,  ganze  Wohnhäuser  einschl.  aller 
Winde  und  des  Daches  in  Eisenbeton  hergestellt  worden.  In  Bezug 
auf  Tragfähigkeit  steht  die  neue  Bauweise  infolge  ihres  innigen 
Zusammenhanges  dem  Massivbau  nicht  nur  nicht  nach,  sondern 
Obertrifft  denselben  vielmehr,  ebenso  sind  die  Konstruktionen  durch- 
aus als  feuersicher  anzusehen.  — 

Hrn.  Arch.  B.  In  Mainz.  Da  Sie  die  Bauleitung  übernom- 
men und  die  Unternehmer  ausgewählt,  sowie  den  Bauführer  ge- 
stellt haben,  sind  Sie  gemäß  B.  G.-G.  <  978  dem  Bauherrn  gegen- 
ober fOr  deren  Verseben  versntwortlich.  Außerdem  genügt  zu 
Ihrer  Entlastung  nicht,  daß  Sie  die  sachwidrige  Beschaffenheit  dea 
FOllmateriales  durch  dessen  Vermischung  mit  Kielernnadeln  und 
die  Unverwcndbarkeit  der  Bauholzer  nicht  gekannt  haben,  da  Ihnen 
deren  Prüfuog  obgelegen  hat.  Sie  durften  sich  eben  nicht  an  cioer 
oberflächlichen  Besichtigung  genügen  lassen,  zumal  die  Vermutung 
nahelag,  daß  der  Waldsand  abgefallene  Pflanzen  und  der  Fäuln  s 
ausgesetzte  Bestandteile  enthalten  könne.  Dem  Dringen  des  Bsu- 
herrn  auf  Beschleunigung  brauchten  die  Bauhaodwerkcr  und  der 
Bauführer  keine  Folge  zu  geben.  Ueberdies  ist  zweifelhaft,  ob  dieses 
Di  lugen  für  Entstehung  des  Schwammes  maßgebend  gewesen  ist 
Bei  Abwägen  der  Schuldfrage  dürfte  dies  kaum  angenommen  wer- 
den (B.  G  -B.  $  054).  Wird  der  Bauherr  von  Ihnen  schadlos  ge- 
halten, muß  er  Ihnen  seine  Rechte  an  die  einzelnen  Unternehmer 
abtreten  (B.  G-B.  §  855).  Aufgrund  dieser  Abtretung  und  wegen 
des  Ihnen  gegenüber  etwa  geübten  Verschuldens  der  Unternehmer 
sind  Sie  sodann  zur  Schadenersatzklage  gegen  diese  befugt,  wobei 
Sie  sich  noch  dazu  dürften  auf  B.  G.-B.  §  178  stauen  können.  Bei 
dieser  Antwort  wird  selbstredend  vorausgesetzt,  daß  Ihre  Sacb- 
darstellung  durchweg  zutrifft.  —  K-  H-e. 

Hrn.  Stadtbmstr.  J.  In  Konstanz.  FOr  eine  Kirche  bestehen 
inbciug  auf  Belug  keine  anderen  Bedingungen,  als  für  sonstige  stark 
begangene  Gebäude,  z.  B.  Schulen,  Museen  usw.  Ebenso  wie 
sich  Linoleum  hier  durchaus  bewahrt  bat,  so  durfte  es  sich  auch 
in  Ihrem  besonderen  Falle  und  unter  den  näher  angegebenen  Um- 
standen als  vorteilhaft  erweisen.  Eine  andere  Frage  ist  freilich  die 
des  künstlerischen  Gehaltes  des  betr.  Gotteshauses.  Handelt  es 
sich  um  ein  solches  von  hohem  Kunstwert  uod  stehen  die  ent- 
sprechenden Mittel  zur  Verfügung,  so  würden  wir  einen  stilistisch 
dem  Gotteshause  angepaßten  Tonplalteobodcn ,  in  Asphalt  verlegt, 
vorziehen,  namentlich  anch  dann,  wenn  die  Kirche  eine  Fußboden- 
heizung besitzt.  Ist  aber  eine  gute  Heizung  nicht  vorhanden,  so  kann 
schon  aus  Gründen  der  Hygiene  Linoleum  inbetracht  kommen.  — 
Hrn.  Bfhr.  J.  W.  In  Lohr.  Wenn  sieh  Ihr  Dienstvertrag 
ausdrücklich  nur  auf  den  Gymnasium  Neubau  bezieht  und  Sie  zu  jeder 
stldt.  Nebenarbeit  schriftlich  bcaondeis  aufgefordert  wurden,  so  kann, 
auch  wenn  Sie  nicht  die  Bedingung  einer  besonderen  Honorierung 
für  dieae  Arbeiten  Jedesmal  gestellt  haben,  Ihnen  Niemand  zu- 
muthen,  diese  zudem  Ober  die  normale  Arbeitszeit  hinausgehenden 
Arbeiten  ohne  weitere  Vergütung  zu  leisten.  Die  Wahiacheinlicb- 
keit  scheint  uns  daher  dafür  zu  sprechen,  daß  Sie  mit  einer  ent- 
sprechenden Klage  Erfolg  haben,  lieber  die  Hohe  der  Entschädigung 
vermögen  wir  jedoch  ein  Urteil 


Hrn.  F.  B.  In  E.  Anfragen  wegen  Nennung  von  Firmen  für 
verschiedene  Geschäftszweige  müssen  wir  grundsätzlich  auf  den 
Weg  der  Anzeigen  verweisen.  — 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 
ZurAnfragct  in  No.  78,  Amt  Langendreer.  1.  Im  Berg- 
baugebiet ist  das  Eingehen  von  Straßenbtumen  in  der  Nahe  un- 
dichter Gasleitungen  eine  leider  häufige  Eracheinong.  Ein  Zeichen 
dalür,  daß  in  das  Erdreich  eingedrungenes  Leuchtgas  die  Schuld 
am  Absterben  der  Bäume  trägt,  ist  die  Zerstörung  der  Rinde  am 
Fuß  des  Baumes.  Die  Rinde  wird  schorfig,  faul  und  bröckelt  ab. 
Das  Vorhandensein  von  Leuchtgas  im  Boden  kann  durch  Anbohren 
und  Verwendung  von  Palladiurachlorür  festgestellt  werden.  Dar 
Beweis  durch  Gutachten  ist  also  leicht  zu  führen,  daa  Gaswerk 
kann  aich  der  Entachädigungspflicht  nicht  entziehen  und  würde 
aufgrund  des  Urteiles  in  der  Lage  sein,  die  Zecbe  verantwortlich 
zu  machen.  Ob  das  Gaswerk  seitens  der  Ortspolizei-BebOrde  an- 
gehalten werden  kann,  die  Baumpflaozungeu  Olfenüicher  Straßen 
dadurch  zu  achützen,  daß  es  solche  Rohre  und  Dichtungen  ver- 
wendet, welche  die  Gefahr  der  GasausstrOmung  nach  Möglichkeit, 
d.  h.  nach  dem  heutigen  Stande  der  Technik,  verhindert,  ist  eine 
hiermit  zusammenhangende  Frage  von  besonderer  Wichtigkeit  un 
Bergbaugebiet,  die  m.  E.  zu  bejahen  ist,  weil  rechtlich  der  Schutz 
Öffentlicher  Anlagen  zur  Zuständigkeit  der  Polizei  gehört.  — 
Nandelstaedt  in  Gelsenkircben. 
a.  Daß  Leuchtgasausbreitung  im  Boden  an  den  Baumpllanzungen 
bei  undichter  I-eitung  Schaden  anrichten  kann,  iat  eine  bekannte 
Tatsache.  Aua  diesem  Grunde  vermeidet  man  es  ja  noch  heute, 
in  Parkanlagen  Gasleitungen  zu  verlegen.  Die  Behauptung  der 
Gasanstalt,  daß  das  Gas  dem  Pflanzenwuchs  in  unverbranntem  Zu- 
stande nicht  schade,  ist  auf  alle  Fälle  eine  irrige.  — 

Inhalt ;  Du  Ergebnis  des  internationalen  Wellt 
Schiffshebewerk  im  )>nnau.O<ter-Kan»l  1*1  l'rcr.u. 
Kumford.StraSe  in  Manchen  —  l'eber  Vsssnitraju 
hingen  aus  V'cirmrn.  —  Vermischte».  —  l'n-cbeisi 
Brief,  und  Fraevksstcn. 


ewerbes  um  das  Probe- 
—  Mu-thaos  Bechüiold, 
l>ort  iSchlufil.  —  MitteU 
rbuiigra.  —  Chioiuk.  — 


Hierzu  eine  Bildbetlage:  Haus  ßcchthold  in  Manchen. 


Verlar  <!«  Deutschen  Baueittmg,  G.  m.  b.  H,  Berlin.  Für  die  Kedaktfea 
se/sntworü.  Albert  llofmaa».  Beiliu.   Druck  v»a  Witt.  Grave,  Berlin. 


No.  80. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


XXXVIII.  JAHRG.  N°:  90.  BERLIN,  DEN  9.  NOV.  1904^ 


Dienstgebaude  der  Versicherungsanstalt  für  die  Pfalz  in  Speyer. 

Architekt:  Franz  Schoberl  in  Speyer.  (Hiruu  dir  Abbildung™  s.  559.) 


ier  lang  gestreckte,  schmale,  von  allen  Seiten  mit 
Straßen  umgebene  Bauplatz  für  das  hier  dargestellte 
Gebäude  mußte  aus  praktischen  Gründen  ganz  aus- 

Senutzt  werden.  Die  Anlage  eines  größeren  Hofes  war 
aher  ausgeschlossen,  ein  solcher  ist  für  den  geschäftlichen 
Verkehr  in  diesem  Gebäude  auch  nicht  notwendig.  Da- 
mit der  ruhige  Ausblick  auf  den  Dom  nicht  beeinträchtigt 
wird,  sind  Giebelaufbauten  an  der  Hauptfassade  vermie- 
den worden,  nur  die  Fassade  am  Domplatz  erhielt  einen 
Giebel  und  einen  kräftig  wirkenden  Balkon  über  dem  Ein- 
gang zum  Schiedsgericht. 

Ums  untenstehende  Eingangsportal  zur  Versicherungs- 
anstalt ist  mit  der  Palatia  als  Nischenfigur  und  als  Krönung 
mit  dem  bayerischen  Wappen  geschmückt  Die  allegori- 
schen Figuren  anf  der  schmalen  Terrasse  versinnbildlichen 
Jugend  und  Fleiß.  Industrie.  Landwirtschaft  und  Ackerbau 
und  das  Alter.  Samtliche  Figuren  sind  aus  französischem 
Savonnieres  in      Lebensgröße  hergestellt  und  von  dem 

talentvollen,  jungen  akademischen  Bild-   

hauer  Bernd  in  Kaiserslautern  mo- 
delliert und  ausgeführt. 

Der  für  den  ganzen  Bau  verwen- 
dete äußerst  harte  Sandstein  wurde 
aus  Steinbrüchen  bei  I'falzburg  (Lo- 
thringen) bezogen. 

Was  die  aus  den  Grundrissen  er- 
sichtliche Raumverteilung  anbelangt, 
so  ist  dazu  zu  erwähnen,  daß  unter 
dem  Kartensaal  im  Erdgeschöß/flessen 
Fußboden  80"-"»  höher  als  in  den  an- 
deren Räumen  liegt,  sich  im  Unterge- 
schoss  ein  zweiter  Saal  mit  den  glei- 
chen Abmessungen,  aber  mit  geringe- 
rer Höhe  befindet.  An  der  Fassade 
ist  derselbe  durch  die  Fensterarchi- 
tektur zum  Ausdruck  gebracht 

Im  zweiten  Obergeschoß  sind  eine 
Wohnung  mit  eigener  Nebentreppe 
für  den  Vorstand,  der  Sitzungssaal  für 
die  Versicherungsanstalt  und  einige 
Reservezimmer  nebst  der  Hausmei- 
ster-Wohnung untergebracht.  Außer 
den  Speicherräumcn  enthält  das  Dach- 
geschoß noch  8  Zimmer,  die  zur  Woh- 
nung des  Vorstandes  und  des  Haus- 
meisters gehören.  Eine  mit  dem  Fuß- 
boden der  Dachzimmer  gleich  hoch 
gelegene  Terrasse  nach  der  Himmels- 
gasse von  ao  ■  Länge  und  4,5 m  Brette 
bildet  eine  große  Annehmlichkeit  als 
Zubehör  der  Vorstands-Wohnung. 

Das  ganze  Gebäude  hat  feuer- 
sichere Zwischendecken  erhalten  und 
wurde  mit  einer  Zentralheizung  vom 
„Eisenwerk  Kaiserslautern"  ver- 
sehen, das  auch  den  eisernen  Dach- 
stuhl herstellte. 

Sämtliche  Treppenstufen  sind  aus 
Granit  erstellt  und  mit  Backsteinen 
unterwölbt ;  die  Stiegenhaussäulen  be- 
stehen ebenfalls  aus  poliertem  Granit. 
Das  Dach  ist  mit  braunglasicrten  Biber- 
schwänzen von  Ludowici  in  Jock- 
grim (Pfalz)  eingedeckt 

Das  Sliegenhaus  hat  gemalte  Fen- 
ster durch  die  Kunstanstalt  Oster- 
mann ic  Hart  wein  in  München  er- 
halten. Drei  der  Fenster  zeigen  die 
Städtewappen  der  Pfalz  und  drei  wei- 
tere sind  mit  der  Figur  der  Ceres,  der 
landschaftlichen  Darstellung  der  Stadt 


Speyer  und  dem  Vater  Rhein  geschmückt.  Die  Decken 
der  Sitzungssäle,  Vorstandszimmer,  der  Vorplätze  und  des 
Stiegenhauses  wurden  nach  Zeichnungen  des  Architekten 
durch  die  Firma  Behret  &  Boden  in  Landau  in  Trocken- 
stuck ausgeführt  Der  Bodenbelag  besteht  größtenteils  aus 
Linoleum  auf  Korkplattcn;  einige  Räume  haben  Parkett-, 
das  Stiegenhaus  Terrazzoböden. 

Die  Sitzungssäle  und  Vorstandszimmer  sind  mit  Wand- 
verläfelungcn  aus  amerikanischem  Kiefern-  und  Zypressen- 
holz in  tadelloser  Arbeit  ausgestattet.  Alles  Prunkvolle 
wurde  bei  der  inneren  Einrichtung  vermieden  und  der 
Schwerpunkt  auf  eine  dauerhafte  und  vornehme  Durch- 
bildung bei  möglichster  Verwendung  echter  Materialien 
gelegt  So  wurde  das  Gebäude  zu  einem  von  maßvollem 
Reichtum  getragenen  würdigen  Monumentalbau. 

Die  Gesamtbaukosten  ohne  Bauplatz  belaufen  sich  auf 
409000  M.  Mit  den  Bauarbeiten  wurde  im  Mai  190a  be- 
gonnen und  bezogen  wurde  das  Gebäude  am  1.  Okt.  1903.  — 


557 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Ing.-Vereln  tu  Hamburg.  Vers,  am  7.  Okt.  1904. 
Vors.  Hr.  Bubendev,  anwes.  6t  Per«  Aufgen.  als  Mitgl. 
Hr.  Arch.  Paul  Schöll  und  Hr.  Ing.  E.  Rud.  Meyer. 

Die  erste  Versammlung  nach  der  Sommerpause  wurde 
ausgefallt  durch  Berichte  der  Hrn.  Vermehren  Ober  die 
Abgeordneten-  und  Wander  -  Versammlung  des 
Verbandes  zu  Düsseldorf,  und  Bubendev  Ober  die  Lröf  f- 
nungsfcicrdcrTcchnischenHochscViulezuDanzig. 

Hr.  Vermehren  besprach  nach  der  Schilderung  der 
Verhandlungen  den  Ausflug  der  Abgeordnelen  in  das 
schöne  Bergischc  Land  zur  Besichtigung  derKemscheider 
Talsperre,  des  Schlosses  Burg  a.  d.  Wupper  und 
der  MOngstener  Brücke.  Der  Besuch  dieser  drei  tech- 
nischen Sehenswürdigkeiten  südlich  der  Städte  Elberfeld- 
Barmen  eignet  sich  bei  deren  nicht  allzu  großen  Ent- 
fernungen von  einander  gerade  zu  einem  Tagesausfluge. 
Der  durch  die  RemscheiderTalsperre  angestaute  See,  13.5  •>» 
groß,  1  Mill.  fassend,  bildet  mit  den  umgebenden  wald- 
bekranzten  Hageln  ein  außerordentlich  ansprechendes 
Landschaftsbild,  dessen  Genuß  durch  die  wohlgcpflegtcn 
Gartenanlagen  noch  erhöht  wird.  Das  alte  Schloß  Burg 
der  ehemaligen  Grafen  von  Berg  erhebt  sich  auf  steilem 
Bcrgkegcl  über  dem  Wuppcrtalc.  Bis  1890  war  es  eine 
recht  verwahrloste  Ruine,  ist  aber  dann  in  mustergültiger 
Weise  im  Stile  der  alten  Zeit  wieder  aufgebaut  worden. 
Von  hier  wandert  man  zu  Kuß  auf  anmutigem  Wege  fluß- 
aufwärts, bis  das  durch  seine  gewaltigen  Abmessungen  über- 
raschende Bild  der  MOngstener  Brücke  erscheint,  deren 
schöne  Linien  sich  sehr  gut  in  das  Landschaftsbild  des  tief 
eingeschnittenen  Wuppertales  einfügen. 

Hierauf  folgt  eine  Ucbersicht  der  Vortrage,  Festlich- 
keiten und  Ausflöge  der  Wander- Versammlung,  welche 
in  der  „Deutschen  Bauzeitung"  schon  ausführlieh  behan- 
delt sind.  Zum  Schlüsse  spricht  der  Vortragende  seine 
Freude  aus  über  die  Wahl  von  Mannheim  als  Ort  der 
nächsten  Wander- Versammlung,  denn  auf  der  Fortsetzung 
seiner  Reise  habe  er  diese  ihm  bisher  fremde  Stadt  unter 
Führung  des  Hrn.  Stadtbrt.  Eisenlohr  kennen  gelernt  und 
außerordentlich  sehenswert  gefunden. 

Hr.  Bubendeyhatder  Eröffnungsfeier  der  Technischen 
I  lochschule  zu  Danzig  am  5.  und  6.  Okt  als  Vertreter  des 
Verbandes  beigewohnt.  Es  sei  ein  schönes  Fest  gewesen; 
bei  der  schwungvollen  Rede  des  Kaisers  habe  jedem 
Architekten  und  Ingenieur  das  Herz  schwellen  müssen. 
In  einer  ganz  ausgezeichneten  Rede  habe  ferner  der  Ob.- 
Präs.  Delbrück  mit  warmherzigen  Worten  auf  die  Kultur- 
mission der  neuen  Schule  hingewiesen.  Der  Vortragende 
liest  weiterhin  eine  Stelle  aus  der  Rede  des  Präsidenten 
der  Akademie  der  Künste,  Prof.  Olzen,  vor,  in  welcher 
dieser  der  jungen  Technischen  Hochschule  die  Pflege  der 
Kunst  ans  Herz  legt  Es  wird  sodann  des  vom  Magistrat 
von  Danzig  gegebenen  Empfangsabends  im  Artushofe  ge- 
dacht und  ein  Ausflug  nach  der  Schicltau'schen  Werft  be- 
schrieben, bei  welchem  durch  die  geringe  Zahl  von  nur 
5  Teilnehmern  die  Besichtigung  des  Linienschiffes  Elsaß" 
und  eines  großen  Schlickbaggers  für  Wilhclmshalen  be- 
sonders ergiebig  gewesen  sei. 

Danzig  ist  im  Gegensatz  zu  Breslau  eine  volle  tech- 
nische Hochschule  mit  allen  Fakultäten,  einschl.  einer  Ab- 
teilung für  Schiffbau  Dieselbe  ist  in  ausgezeichneter 
Weise  ausgestattet  und  auf  800  Studierende  zugeschnitten. 
Es  waren  bei  der  Eröffnung  57  immatrikuliert  und  man  er- 
wartete, daß  im  ersten  Wintersemester  die  Zahl  von  2  -  300 
erreicht  werde.  Die  stattlichen  Gebäude  der  Anstalt  wur- 
den vom  Redner  an  Hand  von  Lichtbildern  vorgeführt 

Den  Schluß  des  Vortrages  bildete  die  Mitteilung  einer 
interessanten  graphischen  Darstellung  aus  einem  Auf- 
sätze von  Prof.  Kammerer,  durch  welche  der  Ober- 
raschend gleiche  Verlauf  der  Kurven  über  die  Produk- 
tion von  Roheisen  und  über  den  Besuch  der  tech- 
nischen Hochschulen  in  Deutschland,  sowie  zugleich 
mit  dem  starken  Ansteigen  dieser  beiden  Kurven  ein  Ab- 
fallen der  Kurve  über  den  Umfang  der  Auswande- 
rung zur  Anschauung  gebracht  wird.  —  Mo. 

Württemb.  Verein  für  Baukunde.  Unter  zahlreicher  Be- 
teiligung besichtigte  der  Verein  am  30.  Okt.  das  neue  Garni- 
sonlazarctt  in  Osthcini  unter  Führung  des  bauleiten- 
den Architekten,  Ob.-Brt  Holch.  Nachdem  der  letztere 
an  Hand  der  ausgestellten  Pläne  eine  kurze  Erklärung  der 
gesamten  Anlage  gegehen  hatte,  konnten  sich  die  Mit- 
glieder bei  dem  folgenden  Kundgange  davon  überzeugen, 
daß  das  ideal  schön  gelegeiie,  im  PaviUonsvstcru  erbaute 
neue  Lazarett,  das  in  Bälde  dem  Betriebe  übergeben  wer- 
den soll,  vom  Operationssaal  und  den  Krankensälen  an 
bis  zum  Kesselhaus  herab  in  gleich  gediegener  und  zweck- 
entsprechender Weise  eingerichtet  und  mit  den  neuesten 
bewährten  technischen  Errungenschaften  auf  dem  Gebiete 

558 


des  Krankenhausbaues  versehen  ist.  Nach  dem  Rundgang 
sprach  der  Vereinsvorstand,  Hr.  Ob.-Brt.  Walter,  dem  Er- 
bauer sowie  dem  mit  der  örtlichen  Bauleitung  betrauten 
Beamten  den  Dank  des  Vereines  für  die  Führung  aus.  — 


Vermischtes. 
Dreitägiges  Pappdach  mit  Jutegewebe -Einlage.  In 
No.  79  d.  J.  der  „Deutschen  Bauzeitung"  findet  sich  eine 
Mitteilung  des  Hrn.  Prof.  Schubert  in  Kassel  über  ein  drei- 
lagiges  Pappdach  mit  Jutcgcwebe-Einlage.  Es  heißt  dort, 
daß  Louis  Lindenberg  in  Stettin  vor  einigen  Jahren  zur 
Ausführung  dieser  dreitägigen  Pappdächer  überging.  Damit 
könnte  der  Anschein  erweckt  werden,  als  ob  Louis  Linden- 
berg das  Verdienst  gebühre,  als  erster  die  mit  Recht  als 
besonders  praktisch'  gerühmten  dreitägigen  Pappdacher 
hergestellt  zu  haben.  Die  genannte  Firma  kann  indessen 
diese  Priorität  nicht  fOr  sich  in  Anspruch  nehmen.  Sie 
hat  sich  zwar  im  November  1898  eine  „Dachdeckung  aus 
zwei  Lagen  Asphaltsteinpappe"  und  einer  dazwischen  aus- 
gespannten Jutegewcbeschicnt  ohne  Beigabe, welche  Sclüch- 
ten  durch  eine  Klebemasse  vereinigt  sind,  durch  Eintragung 
in  die  Gebrauchsmusterrolle  des  kaiserlichen  Patentamtes 
schützen  lassen.  In  einem  von  Louis  Lindenberg  gegen 
mich  geführten  Prozesse  ist  aber  durch  rechtskräftig  ge- 
wordenes Urteil  des  I.  Zivilsenates  des  Hanseatischen  Ober- 
landesgerichtes zu  Hamburg  v.  8.  Mai  1903  die  Verpflichtung 
Lindenbergs  zur  Löschung  jener  Eintragung  in  der  Ge- 
brauchsmustcrrollc  ausgesprochen ,  weil  das  geschützte 
Gebrauchsmuster  zurzeit  der  Anmeldung  bereits  im  In- 
lande,  nämlich  hier  in  Lübeck,  von  mir  offenkundig  be- 
nutzt ist  -    j.  f.  Cavier,  Dachdeckermstr.  in  Lübeck. 

Ein  neuer  roter  Granit  Außerhalb  der  Kostenstadt 
Oskarshamn,  etwa  in  der  Milte  zwischen  dem  schwedischen 
Fcstlandc  und  der  nördlichen  Spitze  der  Insel  Oeland, 
liegt  im  sog.  Kalmarsund  das  zum  Rittergute  Virbo  ge- 
hörige, annähernd  1  ikia  große  Eiland  Jungfrun.  Die  Insel 
erhebt  sich  etwa  6ora  Ober  den  Meeresspiegel  und  ist 
eigentlich  ein  einziger  großer  Granilfcls  von  gleichmäßigem 
Material.  Dieses  ist  ein  schöner  dunkelrotcr  Granit,  in 
der  Struktur  etwa  dem  bekannten  Virbo -Granit  ähnlich, 
in  der  Farbe  jedoch  dunkler  als  dieser  und  von  ruhigem, 
warmem  Ton.  Der  Granit  nimmt,  weil  er  ein  vollkommen 
geschlossenes  Korn  hat,  das  keinen  Glimmer  aufweist,  eine 
gute  Politur  an.  Die  Insel  ist  bisher  unbewohnt  gewesen. 
Die  Firma  A.  K.  Fernström  in  Karlshamn  hat  die  Insel 
behufs  Gewinnung  des  Steines  auf  Jahrzehnte  gepachtet; 
die  erste  Schiffsladung  Granit  soll  noch  in  diesem  Herbste 
zum  Versand  kommen.  Das  neue  Material  erhielt  nach 
seinem  Vorkommen  den  Namen  „Virgo"  (Jungfrau).  — 

Das  Bauwesen  in  der  Württrmberglschen  Thronrede. 

In  der  Thronrede,  mit  welcher  am  4.  Nov.  der  wOrttem- 
bergische  Landtag  eröffnet  wurde,  ist  des  Bauwesens  an 
zwei  bemerkenswerten  Stellen  gedacht.  Zunächst  wurde 
angekündigt,  daß  der  bereits  dem  letzten  Landtag  einge- 
brachte Gesetzentwurf  wegen  Erbauung  eines  neuen 
Hoftheaters  wieder  vorgelegt  werde.  Der  Landesforst 
gibt  sich  der  Hoffnung  hin,  daß  das  Gesetz  „mit  möglich- 
ster Beschleunigung  und  in  einer  den  künstlerischen  Inter- 
essen Meiner  Residenzstadt  wie  des  ganzen  Landes  ent- 
sprechenden Weise"  erledigt  werde.  Unter  den  Mitteln, 
die  für  die  Eisenbahn-Verwaltung  gefordert  werden,  sind 
in  erster  Linie  solche  für  die  Erweiterung  und  den 
Umbau  der  Bahnhöfe  in  Stuttgart  und  Cannstatt 
und  ihrer  Zufahrlslinien,  sowie  für  den  damit  in  Zu- 
sammenhang stehenden  Bau  der  linksufrigen  Neckar- 
bahn  Die  Thronrede  spricht  von  „sehr  erheblichen 
Mitteln"  für  die  Eisenbahn- Verwaltung",  die  demnach  einer 
umfangreichen  Bautäügkeil  entgegen  sehen  dürfte.  — 


Bücher. 

Baukunde  des  Architekten  (Deutsches  Bauhandbuch). 
Bd.  I.  Teils-  Der  Auf  bau  der  Gebäude.  Unter 
Mitwirkung  von  Fachmännern  der  verschiedenen 
Einzelgebiete  herausgegeben  von  den  Herausgebern 
der  Deutschen  Bauzeitung  und  des  I>cutschcn  Bau- 
kalendcrs.  Berlin  1905   Verlag  der  Deutschen  Bau- 
zeitung, G.  m.  b.  H.  Preis  brosch.  12  M.  (45  Bogen 
Text  und  Ober  1200  Abbildungen).  — 
Die  vorliegende  5.  Aufl.  des  Bd.  I,  T.  2  schließt  sich 
in  Form  und  Ausstattung  dem  1903  erschienenen  1.  Teile 
dieses  Bandes  an.    Infolge  des  größeren  Formates,  das 
mit  Rücksicht  auf  die  bessere  Unterbringung  der  Ab- 
bildungen für  die  neuen  Auflagen  gewählt  wurde,  hat 
sich  der  Umfang  des  Werkes  scheinbar  verringert,  tat- 
sächlich ist  aber  «ine  erhebliche  Vermehrung,  um 
6  Bogen  des  alten  Formates,  eingetreten.  Ebenso  hat  eine 

No.  90 


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F^tt  ; ;  t :i  ItrrT'H 


DlenstgcbSudc 
der 

Versicherungsanstalt 
für  die 
Pfalz  In  Speyer. 

Architekt: 
Frani  Schob  er  1 
in  Speyer. 

Straßenbild  mit  der 
Dom  •  Kasaudc,  Aniiiht 
der  Haupt-Fassade  und 

Grundrinse  de*  Eid- 
und  dci 
ersten  Obergeschosses. 


9.  November  193^ 


559 

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erhebliche  Vermehrung  der  Abbildungen  stattge- 
funden, was  allerdings  äußerlich  auch  nicht  zum  Ausdruck 
kommt,  da  die  zu  einer  geschlossenen  Darstellung  gehöri- 
gen Einzel-Abbildungen  jetzt  unter  einer  Kigurennummer 
zusammengefaßt  wurden.  Im  übrigen  sind  alte  Abbildun- 
gen in  großer  Zahl  gegen  neue  ausgewechselt  und 
es  ist  besonders  Wert  gelegt  auf  eine  klare  Darstellung 
und  angemessene  Mafistabe. 

Die  stoffliche  Gliederung  des  Werkes  ist  imganzen  die- 
selbe geblieben  wie  früher.  Dcrlnhaltumfaßtatso  in  ^Haupt- 
abschnitten die:  Putz-  und  Stuck- Arbeiten;  Wandbeklei- 
dungen  aus  Stein  und  massive  Fußböden;  Tischler-Arbei- 
ten; Anstreicher-,  Maler-  und  Tapezier  -  Arbeilen ;  Glaser- 
Arbeiten;  Schlosser- Arbeiten;  Versorgung  der  Gebäude 
mit  Wasser-,  sowie  Einrichtungen  und  Anlagen  zur  Nutz- 
barmachung desselben ;  Heizung  und  Lüftung  der  Gebäude ; 
Grundzüge  der  Elektrotechnik,  Haus-Telegraphie-  und 
Telephonie;  Beleuchtung,  insbesondere  mit  Gas,  Gashei- 
zung; Lasten-  und  Personen-Aufzüge;  Eiskeller;  Aborte; 
Wasch-  und  Kochküchen -Einrichtungen;  Materialien  zum 
Ausbau  der  Gebäude  und  der  innere  Ausbau,  vom  Stand- 
punkte der  Gesundheitspflege  behandelt 

Samtliche  Abschnitte  sind  sorgfaltig  durchgesehen,  er- 
gänzt und  nach  dem  neuesten  Stande  der  Technik 
berichtigt  Ganzneubcarbeitctsinddie  Abschnitte  über 
Schlosserarbeilen,  Lastenaufzüge  und  Kochküchencinrich- 
tungen,  für  welche  zugleich  neue  Autoren  gewonnen  wurden. 
Fast  das  ganze  Abbildungsmatcrial  in  diesen  Abschnitten  ist 
neu  beschafft.  Eine  vollständige  Neubearbeitung  und 
die  erheblichste  Erweiterung  von  allen  Abschnitten  des 
Werkes  hat  derjenige  der  Elektrotechnik  erfahren,  wie 
das  bei  der  Entwicklung  gerade  dieses  Zweiges  der  Tech- 
nik im  letzten  Jahrzehnt  ja  begreiflich  ist  Wahrend  die 
alte  Ausgab«  sich  darauf  beschrankte,  das  tiebiet  in 
schwachen  Umrissen  darzustellen,  wird  jetzt  auf  die  prak- 
tische Anwendung  der  elektrischen  Beleuchtung  und  Hei- 
zung, der  elektrischen  Arbeitsübertragung,  den  Ausbau 
und  den  Betrieb  elektrischer  Licht-  und  Kraftanlagen,  Haus- 
Telegraphie  und  Telephonie  des  Naheren  eingegangen, 
nachdem,  wie  früher,  eine  kurze  Darstellung  der  elektri- 
schen und  magnetischen  Grundgesetze  sowie  Ober  Erzeu- 
gung von  Elektrizität  vorausgeschickt  worden  ist.  In  dieser 
sorgfaltigen  Arbeit  findet  der  Architekt  jetzt  Antwort  auf 
alle  Fragen,  die  von  ihm  hinsichtlich  dcrVersor- 
gnng  seiner  Bauten  mit  elektrischem  Licht  und 
elektrischer  Kraft  aufgeworfen  werden  können. 

Durch  die  Notwendigkeit  eines  teilweisen  Wechsels  der 
Verfasser  bezw.  durch  den  Tod  eines  derselben  während 
der  Drucklegung  des  Werkes,  ist  dessen  Herausgabe  langer 
verzögert  worden,  als  ursprünglich  beabsichtigt  war.  Das 
Werk  war  seit  längerem  vollständig  vergriffen.  — 


PteisbewerbUQgen. 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die 
Gestaltung  des  Münsterplaues  In  Ulm  haben  der  Kirchcn- 
Gemcinderat  und  die  Münster  ßaukommission  zu  erlassen 
beschlossen,  nachdem  der  als  Sachverstandiger  berufene 
Prof.  Theod.  Fischer  aus  Stuttgart  hierzu  geraten  halte. 
Fischer  trat  dem  Freilegungs-Gedanken  entgegen  und  wies 
darauf  hin,  daß  die  alten  Gotiker  ihre  Kirchenbauten  mit 
gutem  Grund  nicht  auf  große,  freie  Platze  gestellt,  sondern 
sie  inmitten  enger  Gassen  und  Umgebung  errichteten,  um 
ihnen  die  überwältigende  Wirkung  zu  sichern.  — 

Ein  engerer  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  die  Bebauung  der  städtischen  Grundstücke  an  der  Brau- 
bachatrafie,  der  Domstraße  und  dem  Römerberg  In  Frank- 
furt a.  M.  soll  unter  den  Frankfurter  Architekten  eröffnet 
werden,  die  bei  dem  Fassaden-Wettbewerb  für  die  Altstadt 
preisgekrönt  wurden.  Als  Honorare  ist  die  Summe  von 
32  000  M.  angenommen.  — 

Zum  internationalen  Wettbewerb  um  das  Probe-Schiff», 
hebewerk  In  Prerau  machen  wir  in  Ergänzung  unserer 
Mitteilungen  in  voriger  Nummer  noch  folgende  Angaben. 
Unter  den  preisgekrönten  bezw.  ausgezeichneten  Entwür- 
fen sind  5,  welche  eine  längsgeneigte  Ebene  anwenden, 
nAmlich  der  mit  dem  L  Preis  ausgezeichnete,  die  zum 
Ankauf  empfohlenen  mit  den  Kennworten  „Industna 
Austriaca"  und  „Securitas",  die  mit  einer  ehrenvollen 
Erwähnung  bedachten  Entwürfe  mit  den  Kennworten 
„Magnetkraft'  und  „Labor  improbus  omnia  vincil". 
Der  II.  Preis  sieht  einen  auf  dem  Unterwasser  schwimmen- 
den eisernen  Zylinder  vor,  der  beim  Drehen  um  seine  Achse 
in  a  eingebauten  Trommeln  die  schwimmenden  Schiffe  hebt 
Der  mit  einer  ehrenden  Auszeichnung  bedachte  Entwurf 
„Ohne  Maschine"  stellt  eine  Schleuse  mit  wasserver- 
drängendem  Schwimmer  dar  (Schleuse  ohne  Wasserver- 
brauch), die  übrigen  3  Entwürfe  sehen  Sparschlcusen  vor. 

S60 


Bisher  ist  von  einer  Ausstellung  der  Entwürfe  noch  nichts 
bekannt  geworden.  Hoffentlich  wird  das  österr.  Handels- 
Ministerium  die  Entwürfe  durch  eine  umfassende  Ausstellung 
den  Kreisen  der  Technik  baldigst  zugänglich  machen.  — 

In  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  die  künstlerische 
Ausgestaltung  der  Gebsattelbrücke  In  München  wurden  die 
ausgesetzten  3  Preise  nicht  verteilt,  dagegen  mit  einem 
Betrag  von  je  aoo  M.  die  Entwürfe  folgender  Münchener 
Künstler  bedacht:  Viktor  Schreiber,  Kennwort  Bären- 
steig";  Joseph  Jost,  Kennwort  „ Gebsattel " ;  Theodor 
v.  Gosen,  Kennwort  „Stier*;  Georg  Römer,  Kennwort 
„Hochstraße";  Ferd,  Liebcrmann,  Kennwort  „Rhino- 
zerosbändiger" ;  Rupert  v.  M  i  1 1  e  r,  Kennwort  „ Jugendkral l". 
Zum  Ankauf  wurden  empfohlen  die  Entwürfe  von  Bernh. 
Blecker  „Christopherus"  und  Theod.  v.  Gosen  »Reiter."  — 

Zu  dem  Wettbewerb  betr.  den  Bebauungtplan  der 
Brandenburger  Vorstadt  In  Potsdam  liefen  95  Arbeiten  ein. 
Den  L  Preis  von  1000  M.  erhielt  Hr.  Gcometcr  Rudolf 
Linkenheil  in  Mannheim;  den  II.  Preis  von  750  M.  die 
Hrn.  Rcg.-Bmstr.  Ing.  Kob.  Weyrauch  in  Frankfurt  a.  M. 
und  Aren.  Mart  Mayer  in  Hamburg;  den  III.  Preis  von 
500  M.  Hr.  Ob.-Ing.  Ad.  Knispcl  in  Wiesbaden  Sämt- 
liche Entwürfe  sind  bis  21.  Nov.  im  Palast  Barberini  in 
Potsdam  öffentlich  ausgestellt  — 

In  dem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Motalkblld 
de«  neuen  Stadttheaters  in  Nürnberg  erhielt  den  I.  Preis 
Hr.  Herrn.  Schwabe  in  Nürnberg,  während  den  Hrn. 
J.  Huber-Feldkirch,  E.  Landauer  und  R.  Bracken- 
hammer in  München  je  ein  Preis  von  350  M.  zuge- 
sprochen wurde.  —   

Brief-  und  Fragelcasten. 

Elberfeld  H.  W.  Die  Verweigerung  der  Baugenehmigung  für 
einen  Neubau,  welcher  an  eine  noch  unregulierte  Straße  zu  stehen 
komme«  «oll,  ist  begrüodet  Es  fehlt  jede  Aussicht,  daß  im  Ver- 
wallungs-Streitvcrfahren  die  ergangene  Vertagung  krsfüos  erklärt 
werden  wurde;  denn  sie  ist  Sicherheit»-  und  feuerpolizeilicher  Nstur. 
Die  Polizei  darf  ohne  Verstoß  gegen  die  ihr  obliegende  Pflicht  das 
Leben,  die  Gesundheit  und  das  Eigentom  der  RtvflJkcrung  zu  srliOtzcn, 
keinen  Zustand  zulassen,  durch  welchen  die  öffentliche  Ordnung, 
Ruhe  und  Sicherheit  gefährdet  wird  (A.  L-R.  II.  17  S  10  mit  Ges. 
v.  11.  Marz  1890  $6).  Weil  nun  aber  bei  ausbrechendem  Brande 
die  Bewohner  eines  Hauses  verbrennen  oder  doch  wenigstens  ihr 
Motuliar  verlieren  können ,  wenn  der  Löschmannschaft  der  an- 
miUelbarc  Zugang  von  einer  öffentlichen  Strafte  fehlt,  so  handelt 
sie  keineswegs  willkorlich,  wenn  die  Polizei  da»  Vorhandensein 
der  Anlieger-Eigenschaft  an  der  regulierten  Straße  forden,  und 
wegen  Fehlens  dieser  Eigenschaft  die  Errichtung  eines  Bauwerkes 
hindert  Die  noch  dazo  nur  widerruflich  erteilte  Genehmigung 
eines  Nachbars,  den  Zugang  Ober  sein  Grundstock  zu  wählen ,  ge- 
wahrt keinen  ausreichenden  Schulz,  weil  sie  ja  jederzeit  zurück- 
genommen werden  kann.  Tritt  dieser  Fall  ein,  ao  besteht  ein  völlig 
unbegehbarcs  Wohnhaus  und  damit  ein  Zustand,  zu  dem  die  Polizei 
es  nicht  kommen  laasen  darf.  Der  betr.  Bauherr  halte  mit  Ab- 
trennung desjenigen  GrundslOcksteiles,  welcher  an  der  regulierten 
SiraBe  Legt,  warten  sollen,  bis  er  mit  dem  Neubau  ao  der  un- 
regulierten Straße  fertig  war,  den  er  dann  jedoch  uur  in  Form 
eines  I linlcrhauaes  ausfuhren  durfte,  weil  ihm  die  Aolaie  von 
Auagangen  nach  der  unregulierten  Strafte  durch  Gesetz  vom  a.  Juli 
■  8-js  $  ra  benommen  war.  —  K.  H-e. 

Hm.  R.  u.  R.  In  C.  Ein  klares  und  zuverlässiges  Bild  der 
Rechtsverhältnisse  liefert  die  Darstellung  der  beiden  Falle  nicht, 
welche  beantwortet  werden  aollen,  weshalb  die  Antwort  nur  all- 
gemein ausfallen  kann.  Im  ersteren  Falle  handelt  es  sich  darum, 
ob  der  Erwerber  cinea  Grundstockes  zum  Ersatz  der  Selbstkosten 
verpflichtet  ist,  welche  die  Herstellung  einer  je  zur  Hallte  auf 
zwei  Grundstöcken  errichteten  Maoer  verursacht  hat,  deren  ge- 
meinsame Benutzung  jetzt  beabsichtigt  wird.  Dies  ist  zu  bejahen. 
Denn  erst  durch  die  Üebernahmc  zur  gemeinsamen  Benutzung  be- 
ginnt die  Gemeinschaft  und  mit  ihr  die  Pflicht  zum  Ersatz  der 
halben  Herstellungskosten  und  zur  Unterhaltung  auf  gemeinschaft- 
liche Kosten.  Ea  ist  nebensächlich,  ob  die  vertrage  Ober  die 
Zwischenklufe  die  beregte  Pflicht  ausgesprochen  haben  oder  nicht 
Die  unterlassene  Erwähnung  der  Ersatzpflicht  kann  dem  Erwerber 
einen  Ersatzanspruch  gegen  seine  Vormänner  schaffen,  vermag 
jedoch  nicht  das  Recht  desjenigen  zu  zerstören,  welcher  die  zur 
Gemeinschaft  bestimmte  Mauer  errichtet  hatte.  Im  zweiten  Falle 
frsgt  es  sich,  ob  man  unter  der  Herrschaft  des  Borgerlichen  Ge- 
setzbuches ooeb  verlangen  darf,  daß  eine  erst^ jetzt  zu  errichtende 

errichtet  werde,  weil  diese  Absicht  schon  unter  der  Herrschaft 
des  alten  (rheinisch-französischen  (  Rechtes  kundgegeben  war.  Dies 
ist  zu  verneinen,  denn  derjenige,  welcher  unter  der  Herrschaft  dea 
alten  Rechtes  die  gemeinsamen  Ausführungen  ablehnte,  war  Ihr 
Auftraggeber.  Ihm  ist  das  Recht  benommen  jetzt  dasjenige  zu 
fordern,  was  er  rechtzeitig  entweder  sbgelehnt  oder  auszuüben 
versäumt  hat  Uebrigens  würde  nach  Örtlichem  Polizcirecbt,  wel- 
ches die  Ausführung  von  Brandmauern  so  der  Grenze  zum  Nach- 
bar verlangt,  die  Polizei  sogar  befugt  sein,  die  Entstehung  neuer 
Mauergemeinschaften  zu  verhindern  —  K.  H  e. 

Inhalt:  Inrnstzrliliidr  der  Verncheruncsanstalt  fflr  die  PtaU  in  Speyer. 
—  Mitteilungen  im  Vereinen.  —  VermijtJitev  —  Preisbewefbuntrii.  — 
Briet-  und  fr  rarekaatm. 

Verlaf  der  Deutschen  Bauleitung,  <i.  as.  t>  H..  Bertis.  KOr  die  Redaluo« 
veraotworü.  Alban  Hofcsanu,  Berlin.   Druck  ras  WUh.  Grave.  Berlin. 

No.  9a 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2:  91.  BERLIN,  DEN  12.  NOV.  1904 


Denkmal-Entwürfe  von  Wilhelm  Kreis  in  Dresden. 

(Hierin,  ein*  Bildbeilage,  sowie  die  Abbildungen  S.  904  u  565  | 

enn  man  es  mit  Recht  als  eine  notwendige  schlacht-Denkmal  in  den  Vordergrund  des  deutschen 

Forderung  lür  das  Kunstwerk  bezeichnet  Kunstschaffens  trat,  ist  sein  Name  mit  allen  grollen 

hat,  daß  dasselbe  im  Künstler  wahrhaft  lebe  Denkmal-Angelegenheiten  des  letzten  Jahrzehntes  in 

und  von  ihm  innerlich  erfaßt  und  ergriffen  bedeutender  Weise  verknüpft  gewesen.  Zwischen  ihm 

werde,  so  lassen  die  Entwürfe  des  Archi-  und  der  deutschen  Studentenschaft  namentlich  hat  sich 

tekten  Prof.  Wilhelm  Kreis  in  Dresden  erkennen,  daß  ein  Band  gegenseitiger  Frische  der  Anschauung  und 

sie  mit  seiner  Persönlichkeit  verwachsen  sind  und  aus  Auffassung  geschlungen  und  ein  Verhältnis  entwickelt, 

dem  Inneren  einer  in  sich  geschlossenen,  abgeklärten  aus  dem  eine  Reihe  von  Monumentalwerken  hervorge- 

und  in  ihren  Zielen  sicheren  Individualität  kommen,  gangen  sind,  die  zum  besten  gehören,  was  die  deutsche 

Seit  Kreis  in  dem  Wettbewerb  um  das  Leipziger  Völker-  Denkmalkunst  der  Gegenwart  hervorgebracht  hat.  Den 


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Bismarcksaulen,  die  allenthalben  von  den  Hohen  der 
deutschen  Lande  um  die  Sonnenwende  durch  lodernde 
Feuer  das  Andenken  und  den  Ruhm  des  Begründers 
der  deutschen  Einheit  verkünden ,  gab  er  eine  so  eigen- 
artige Gestalt,  wie  nur  sie  dem  Gedanken,  dessen  Träger 
die  Säulen  sind,  gerecht  werden  konnte.  Das  Bur- 
schenschafts-Dcnkmal  bei  Eisenach,  welches  wir  unse- 
ren Lesern  im  Jahrg.  1903  No.  31  vorgeführt  haben,  ist 
unter  seiner  kunstreichen  Hand  zu  einer  seltenen  Ein- 
heit von  Stein,  Form  und  Farbe  geworden.  Von  ihm 
geht  eine  Stimmung  aus,  die  bei  der  Einweihung  als 
Wundersames,  nie  Empfundenes,  nie  Geahntes  be- 
zeichnet wurde.  Kreis  hat  das  hier  angeschlagene 
Thema  in  zahlreichen  weiteren  Entwürfen  variiert; 
ein  Beispiel  davon  ist  die  vorstehende  Texlabbildung. 
Hier  gesellt  sich  zu  dem  Aufbau  des  Burschenschafts- 
Denkmales  ein  freieres  Element,  welches  in  den  Ent- 
würfen zu  einem  Bismarck  -  Mausoleum  wiederkehrt. 
An  dem  Wettbewerb  um  das  Bismarck- Denkmal  in 
Hamburg,  der  wie  kein  anderer  eine  Klärung  im  deut- 
schenKunstschaffen  fürDenkmäler  insofern  herbeiführte, 
als  er  von  einer  mit  Bezug  auf  den  Begriff  des  Monu- 
mentalen völlig  veränderten  Anschauung  Kunde  gab  und 
erkennen  ließ,  —  was  freilich  schon  längst  bekannt  war, 
von  den  Bildhauern  aber  hartnäckig  geleugnet  wurde,— 
daß  die  Mittel  der  Plastik  allein  nicht  ausreichen,  um 
einen  großen  Gedanken  in  großer  Weise  2U  ver- 
körpern, an  diesem  Wettbewerb  war  Kreis  mit  einem 
Entwurf  beteiligt,  den  auch  wir  im  Jahrg.  1902  S.  4t 
wiedergaben  und  welcher  zu  dem  Stimmungsvollsten 
gehörte,  was  dieser  Wettbewerb  hervorgebracht  halte. 
In  diesem  Entwurf  war  der  Künstler  auf  den  Ge- 


danken des  Dcnkmales  zurückgegangen,  welches  vor 
den  Toren  Ravennas  einsame  Wacht  hält  und  welches 
durch  sein  Herüberklingen  in  die  Gegenwart  seine 
ewige  Jugend  bewiesen  hat:  das  Grabmal  des  Theo- 
dorich. Die  beiden  Abbildungen,  die  wir  auf  S.  565 
wiedergeben,  zeigen  Studien  zu  dem  gleichen  Gedan- 
ken, bei  welchen  neben  die  Meisterschaft  der  Dar- 
stellung die  große  und  tiefe  Empfindung  in  der  Monu- 
mentalität des  Aufbaues  und  in  der  Anwendung  und 
Durchbildung  der  architektonischen  und  schmücken- 
den Einzelmotive  tritt.  Angesichts  dieser  köstlichen 
Studien  sei  der  Hoffnung  Ausdruck  gegeben,  daß  es 
dem  Künstler  gelingen  möge,  einmal  eine  Ausführung 
aufgrund  eines  solchen  Entwurfes  zu  erhalten  und 
diese  Ausführung  in  künstlerische  Uebercinstimmung 
mit  dem  Entwurf  zu  bringen,  sowohl  was  den  leiten- 
den künstlerischen  Gedanken  anbelangt,  wie  was  den 
Charakter  der  Monumentalität  und  Wuchtigkeit,  was 
Reichtum  und  Kraft  betrifft. 

Auch  mit  Aussichtstürmen  hat  sich  der  Künstler  be- 
schäftigt, jedoch  ohne  hier  das  reiche  Kunstkapital  zu 
offenbaren,  welches  ihm  die  Natur  mitgegeben  hat  Wir 
geben  S.  564  in  dem  Bismarckturm  für  Asch  in  Böhmen 
—  die  Bismarckverehrung  hat  ja  längst  die  österreichi- 
schen Grenzen  überschritten  —  einen  dieser  Turm- 
bauten wieder.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  neben 
der  Beschränkung  der  Mittel  Wünsche  des  Denkmal- 
Ausschusses  Einfluß  auf  die  Gestalt  gewonnen  haben. 

Imganzen  stehen  wir  hier  einer  reich  veranlagten 
Künstler-Individualität  gegenüber,  die  erst  am  Beginn 
einer  aufsteigenden  Tätigkeit  steht  und  der  deutschen 
Kunst  noch  manches  treffliche  Werk  schenken  wird.  — 


Das  neue  königliche  Material -Prüfungsamt  in  Groß-Lichterfelde  bei  Berlin. 


inen  mächtigen  Faktor  in  der  Entwicklung 
der  modernen  Technik  bildet  die  Einführung 
eines  auf  wissenschaftlicher  Grundlage  be- 
ruhenden Material -Prüfungs wesens  um  die 
Mitte  des  vorigen  Jahrhundeits.  Erst  das 
eingehende  Studium  der  Eigenschaften  der  zu  ihren 
Konstruktionen  und  in  ihren  Betrieben  zu  verwenden- 
den Materialien  hat  der  Technik  die  sichere  Grund- 
lage gegeben,  auf  welcher  sie  mit  Erfolg  weiter  bauen 
konnte.  Umgekehrt  hat  die  fortschreitende  Entwick- 
lung der  Technik  dem  Matcrial-Piüfungswcsen  immer 
neue  Aufgaben  gestellt,  dasselbe  zu  neuen  Arbeiten, 
neuen  Methoden  der  Untersuchung  angeregt.  In  Ver- 


bindung mit  den  technischen  Lehrstätten  in  Berlin, 
Dresden,  München,  Stuttgart  sind  in  Deutschland 
Material  -  Prüfungsanstalten  entstanden,  die  ihre  Auf- 
gabe einerseits  in  wissenschaftlicher  Forschung  er- 
blicken, anderseits  ihre  Tätigkeit  in  den  Dienst  des 
Bauwesens  und  der  Industrie  zur  Lösung  praktischer 
Aufgaben  stellen. 

Am  1.  April  d  J.  ist  das  „Königliche  Material- 
Prüfungsamt  der  Technischen  Hochschule  Ber- 
lin", das  bisher  in  unzureichenden  Räumen  der  Hoch- 
schule in  Charlottenburg  untergebracht  war,  in  sein  neues, 
geräumiges  und  mit  allen  modernen  Hülfsmitteln  ausge- 
stattetesHeim  inGr.Lichtcrfcldc-Westübcrgesiedelt.  Das 


Zur  Umgestaltung  des  architektonischen  Unter- 
richtes an  Baugewerkschulen.*) 

I. 

In  No.  83  der  „Deutschen  Bauzeitung"  ist  mein  Artikel 
von  No.  77  aus  der  bewahrten  Feder  de«  Ilm.  Prof. 
1  Hruno  Specht  mit  einer  Entgegnung  beehrt  worden. 
In  dieser  Entgegnung  veranlaßt  mich  eine  Wendung,  noch- 
mals auf  die  Frage  zurückzukommen,  um  mich  von  dem 
etwaigen  Verdacht  zu  reinigen,  als  ob  ich  nicht  genügend 
Ueberlcgtes  niedergeschrieben  hatte.  Es  handelt  sich  um 
die,  übrigens  nicht  bloß  von  mir  vorgeschlagene  Umkehrung 
des  bisher  üblichen  Lehrganges  der  Bauformenlehre  in 
der  Weise,  daß  das  Haus  als  Ganzes  zuerst  behandelt 
werden  soll  und  erst  daran  anschließend  die  Einzelform. 
Um  diese  Umkehrung  also  im  Zusammenhang  mit  einer 
Aeußerung  an  einer  anderen  -Stelle  dreht  es  sich,  wo  ich 
meinte,  daß  das  Nötigste  der  Bauformen  sich  in  der  Kon- 
struktion-sichre unterbringen  lasse.  Das  scheint  lerdings 
im  ernten  Augenblick  ein  Widerspruch  zu  sein  weil  die 
Batikonstruktion  nach  dem  bestehenden  I.chi|  an  allen 
anderen  Disziplinen  vorangeht.  Aber  ist  es  denn  so  aus- 
gemacht, daß  die  Konstruktionslehre  unbedingt  vorange- 
stellt werden  muß.'  Konnten  und  sollten  nicht  wenigstens 
die  ersten  Gehversuche  zum  Entwerfen  vielmehr  dem  Kon- 
fluieren voran  oder  mit  diesem  doch  nebenher  gehen  r 

Das  Konstruieren  ist  vom  Detaillieren  nicht  zu  trennen, 
das  ersicre  ist  ebenso  ein  Herausgreifen  von  Einzelheiten 
aus  einem  großen  Zusammenhange,  wie  das  letztere. 
Würde  es  da  dem  Schaler  nicht  das  Auffassen  erleichtern, 

•1  A 

nhtii  Urn  M  ir 

56a 


icrkuncdriKrdaklioit.  Mi!  (Im  vorttrhcod»  AeuOerUBgtn 
r  dir  f  rOlIrrunern  Clljcr  dl«rn  <>Cru.und.  — 


wenn  zuerst  das  Ganze  in  seiner  elementaren  Erscheinung 
vorgeführt  und  aus  diesem  Ganzen  erst  die  Teile  heraus- 
genommen würden,  um  sie  konstruktiv  und  formal  bis  in 
die  kleinsten  Teile  hinein  zu  zerlegen?  Die  Schüler  brin- 
gen bestimmte  Vorstellungen  und  Begriffe  von  der  Sache 
doch  schon  in  die  Schule  mit  herein,  Vorstellungen,  die 
sich  gerade  nicht  auf  das  Detail,  sondern  auf  das  Ganze 
beziehen.  Läge  es  da  nicht  naher,  diese  Vorstellungen  zu 
unterstützen  dadurch,  daß  man,  absehend  von  allem  kon- 
struktiven und  formalen  Detail,  zuerst  die  jedem  Laien  in 
die  Augen  springenden  Teile  des  Hauses,  als  da  sind: 
Wände,  Dach,  Fenster,  Türen,  festhalten  und  versuchen 
würde,  die  Aufmerksamkeil  zu  richten  auf  die  gute  Ver- 
teilung nackter  Oeffnungen  innerhalb  der  Fläche,  vielleicht 
auch  unter  Heranziehung  des  Erkers  und  der  Laube,  auf 
die  Anordnung  des  Daches  als  Walm-  und  Satteldach  in 
seinen  einfachen  und  zusammengesetzten  Dachprofilen, 
zuerst  angewendet  auf  das  Quadrat,  Rechteck,  dann  auch 
auf  zusammengesetztere  Grundrißformcn.  Dazu  braucht 
es  wahrlich  nicht  besonderer  technischer  Kenntnisse  und 
höherer  zeichnerischer  Veranlagung,  als  sie  der  junge 
Miinn,  der  sich  dem  technischen  Berufe  widmen  wul, 
ohnehin  mitbringen  muß. 

Wer  die  Verhandlungen  aufmerksam  verfolgt  hat, 
welche  die  Frage  der  Kunst  im  Leben  des  Kindes  be- 
handelt haben  und  die  Ergebnisse  der  dadurch  veranlaßtcn 
Untersuchungen  kennt,  der  wird  die  Möglichkeit  der  be- 
sprochenen L'mkehrung  da  nicht  mehr  bestreiten,  wo  es 
sieh  nicht  mehr  um  naiv  schaffende  Kinder,  sondern  um 
verständig  denkende  I^eute  bandelt;  aber  wie  dort  jetzt 
alles  daran  gesetzt  werden  will,  die  naive  Auffassungsgabe 
und  die  individuellen  Regungen  des  Kindes  nicht  durch 
ein  starres  Lchrsystem  zu  ersticken,  so  scheint  es  mir 

No.  91. 


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hat  Veranlassung  gegeben  zur  Herausgabe  einer  vor- 
nehm ausgestatteten,  reichhaltigen  Festschrift.*)  die  vom 
Direktor  des  Matcrial-Prufungsamtes,  Hrn.  Geh.  Reg  - 
Rat  Prof.  Martens,  unddemLciter  der  Bauausführung, 
Hrn.  Landbauinsp.  M.  Guth,  gemeinsam  verfaßt  wor- 
den ist.  Diese  Festschrift  beschränkt  sich  aber  nicht 
nur  auf  die  Darstellung  des  Neubaues  und  seiner  Ein- 
richtungen, sondern  gibt  auch  einen  geschichtlichen 
Ueberblick  über  die  Entwicklung  der  preuß.  Material- 
Früfungsanstaltcn,  die  jetzt  in  dem  Matcrial-Prüfungs- 
amt  zusammengefaßt  sind,  und  Ober  deren  Tätigkeit. 
Wir  entnehmen  dieser  Schrift  die  folgende  Darstellung. 

Die  bekannten  Wö  hl  er 'sehen  Versuche  Ober  das 
Verhalten  des  Eisens  bei  wiederholter  Belastung  gaben 
insofern  die  erste  Anregung  zur  Schaffung  einer  Ver- 
suchsanstalt, als  durch  Erlaß  vom  15  Juni  1870  die  Fort- 
führung dieser  Versuche  in  der  Gewcrbcakademic  zu 


•1  Verlag  von  Jul.  Springer  in  Berl'n  N    Pr.  broschiert  10  M. 


Berlin  angeordnet  und  Prof.  Spangenberg  damit  be- 
traut wurde.  Diese  Versuchsstelle  erhielt  1876  die  Be- 
zeichnung „Versuchs-Station  zur  Prüfung  der 
Festigkeit  von  Stahl  und  Eisen".  Außer  den  alten 
Wöhler'schen  Maschinen  und  einigen  neueren  Einrich- 
tungen besaß  die  Anstalt  damals  nur  einen  1  pferdigen 
Gasmotor.  Im  Jahre  1878  wurde  sie  noch  mit  einer 
Werder'schen  Maschine  ausgestattet  und  wandte  sich 
nun  auch  Festigkeitsversuchen  mit  Bau-  und  Konstruk- 
tionsmatcrial  zu.  Im  Jahre  1875  ward  dem  Dr.  E.  P. 
Böhme  an  der  Gcwerbcakadcmtc  außerdem  eine  Stelle 
übertragen,  um  die  Prüfung  von  Baumaterialien  vorzu- 
nehmen und  eine  hydraulische  Presse  dazu  beschafft. 
An  der  Bergakademie,  welche  das  Matcrial-Prflfungs- 
wesen  überhaupt  an  sich  halte  heranziehen  wollen,  war 
1877  ferner  die  „Chemisch -  technische  Versuchs- 
anstalt" entstanden.  Im  Jahre  1879  wurde  eine  beson- 
dere „König!  i  che  Auf  sich  ts-Komm  ission"  ernannt, 
welche  die  Tätigkeit  der  letztgenannten  und  der  beiden 


Abbildg.  1.  Dm  neue  kgl.  M»teri»l-Prfllung«»rul  der  Techn.  Hochschule  Berlin  in  Gr  -Lichlerteldc-W.    Gesamtbild  aus  der  Vogelschau. 


ebenso  angebracht,  ein  I.ehrsvstcm,  das  den  von  den 
Schülern  mitgebrachten  Vorstellungen  entgegen  arbeitet, 
auch  für  technische  Mittelschulen  zu  beseitigen  und  durch 
ein  natürlicheres  zu  ersetzen,  indem  man  künftig  ausgeht 
vom  Ganzen  und  dieses  in  seine  Teile  zerlegt,  statt  wie 
bisher  mit  den  Teilen  zu  beginnen  und  aus  diesen  das 
Ganze  zusammen  zu  setzen. 

Das  schlimme  Uebcl,  an  dem  unser  modernes  bürger- 
liches Bauwesen  heute  noch  krankt,  ist  entstanden  gerade 
aus  dem  Formen-Detailkultus,  dem  Gesimskultus,  der  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts  seinen  Höhepunkt  erreichte  und  unter 
dessen  Zeichen  die  technischen  Schulen  organisiert  wor- 
den sind,  das  steht  doch  unzweifelhaft  fest.  Wenn  wir 
das  aber  heute  bekennen,  dann  müssen  wir  auch  zugeben, 
daß  es  für  die  Beseitigung  des  Ucbcls  das  radikalste  Mittel 
ist,  dem  Dctailkultus  entgegenzutreten  dadurch,  daß  man 
jetzt  den  Stiel  umdreht  und  nicht  mehr  vom  Detail  sondern 
vom  Ganzen  ausgeht  Aus  Details,  die  von  allen  .Seiten 
zusammengetragen  werden,  läßt  sich  in  Ewigkeit  kein  Orga- 
nismus aufbauen ;  das  Detail  muß  sich  stets  aus  dem  Ganzen 
heraus  entwickeln  und  ist  nur  so  verständlich.  Wir  dür- 
fen dem  Schüler  nicht  einen  Strauß  abgepflückter  Blumen 
in  die  Praxis  mitgeben,  sondern  wir  müssen  ihn  das 
Wachstum,  das  Werden  dieser  Blumen  beobachten  lassen. 
Ein  solcher  Lehrgang  hätte  den  hohen  Wert,  daß  dem 
Schüler  der  Zusammenhang  von  Konstruktion  und  Form 
mit  der  fertigen  Bauerscheinung  so  am  eindringlichsten 
und  fortgesetzt  gegenwärtig  bliebe;  er  würde  den  Faden 
abgeben,  durch  den  der  auf  mehreren  Schultern  liegende 
Unterricht  zu  einem  einheitlichen  Ganzen  zusammenge- 
halten werden  konnte. 

Es  ist  hier  nicht  der  Platz,  um  ein  darauf  abzielendes 
Lchrprogramm  zu  entwickeln,  es  genügt  hier  anzuführen, 

xa.  November  1904. 


daß  in  der  Beratung  der  einschlägigen  Frage  bei  der  letzten 
Wanderversammlung  der  Baugewerkschulmänner  ein  Fach- 
mann, Hr.  Hauptlehrer  Westphalen  aus  Erfurt,  als  Ko- 
referent  ähnliche  Gedanken,  wie  sie  hier  vertreten  wer- 
den, entwickelt  und  darauf  ein  förmliches  Lehrprogramm 
in  den  Hauptzügen  gegründet  hat.  Damit  dürfte  nachge- 
wiesen sein,  daß  die  Verwirklichung  eines  solchen  Ge- 
dankens zu  erörtern  ist. 

Aber  selbst  wenn  der  Konstruktion- Unterricht  wie 
bisher  auch  ferner  vorangestellt  bleiben  sollte,  so  treten 
meine  Worte  im  Artikel  der  No.  77  doch  nicht  in  Wider- 
spruch mit  dem  Umkehrungsvorschlag,  weil  ich  unter  den 
in  der  Baukonstrukuonslehre  zu  behandelnden  Formen 
nur  solche  verstanden  wissen  wollte,  die  im  engsten  Zu- 
sammenhang mit  den  Konstruktionen  selbst  stehen. 

Nun  gibt  es  aber  eine  große  Gruppe  von  Formen, 
welche  wenigstens  für  das  hier  inbetracht  kommende 
bürgerliche  Bauwesen  keine  unmittelbare  konstruktive  Be- 
deutung mehr  besitzen,  denen  gegenüber  sich  die  Kon- 
struktion nicht  aktiv  sondern  passiv  verhält.  Ks  sind  im 
Großen  und  Ganzen  die  Formen  des  Bckleidungsstiles, 
die  heute  noch  in  der  Formenlehre  einen  breiten  Kaum 
einnehmen;  dazu  treten  ferner  noch  Formen,  deren  Da- 
sein dem  Gefühl  für  Betonung  der  Endigung  entsprungen 
sind,  wie  Kuppel-  und  Zwiebelformen,  Knöpfe,  BekrÖnun- 
gen  Oberhaupt,  usw.  Alle  diese  Formen  lassen  sich  meiner 
Meinung  nach  recht  gut  erst  nach  der  Behandlung  des 
Hauses  als  Ganzes  bringen. 

Für  die  Voranstcllung  8es  Hauses  als  Ganzes  spielen 
an  Gesimsformcn  nur  eine  Rolle  der  Sockel  und  der  Leber- 
gang von  der  Wand  zum  Dach.  Diese  Formen  können 
aber  unbedenklich  von  vorn  herein  durch  eine  schematisch 

(Fortaetxung  auf  Salt«  566.) 


563 

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ersten  Anstalten  zu  überwachen  hatte,  die  mit  der  gegliedert  worden,  die  bisher  dem  Ministerium  für 
Bezeichnung  „Mechanisch-technische  Versuchs-  Handel  und  Gewerbe  unterstand.  Damit  hatte  das 
anstalt"  und  „Prüfungsstation  für  Baumate-  Material-Prüfungsamt  seinen  Ausbau  in  der  jetzi- 
rialicn"  der  technischen  Hochschule  als  besondere   gen  Form  abgeschlossen. 

Institute  zugeteilt  waren.  Die  3  Anstalten  traten  da-  Als  ein  Teil  der  Technischen  Hochschule  ist  das 
mit  erst  eigentlich  in  die  Ocffentlichkcit,  es  wurde  Material-Prüfungsamt  dem  Kultusministerium  unter- 
ihnen  ein  bestimmt  begrenztes  Arbeitsgebiet  zuge-  stellt.  Als  Beraterin  dient  die  Kgl.  Aufsichts-Kom- 
wicsen  und  es  wurden  die  Vorschriften  erlassen  und  mission,  die  aus  Vertretern  des  Ministeriums  d.  öffentl. 
die  Gebührensätze  festgestellt  für  Arbeiten,  welche  die  Arbeiten,  d<.s  Kultus-  und  des  Handels- Ministeriums 
Anstalten  für  Behörden  und  Private  zu  leisten  haben,  zusammengesetzt  ist  An  der  Spitze  des  Amtes  steht 

Im  Jahre  1884  wurde  der  jetzige  Direktor  des  als  Direktor  Geh.  Reg.  Rat  Prof.  Martens,  als  Unter- 
Material-Prüfungsamtes A.  Martens  zum  Vorsteher  der  direktor  für  die  mechanischen  Betriebszweige,  nämlich 
Mechanisch-technischen  Versuchsanstalt  ernannt.  Das  für  die  Abteilungen  für  die  Prüfungen  von  Metallen, 
ganze  Personal  derselben  be- 
stand damals  aus  dem  Vor-  '/•>"/•  /;•  */&fM'/~ 
steher.seinemAssistenten.dem  >:',  i'tyfl' 
jetzigen   Unterdirektor  Prof. 
Rudeloff  und  2  Gehülfen. 
An  Maschinen  und  Einrichtun- 
gen waren  eigentlich  nur  die 
Werder  -  Maschine    und  die 
Wöhler' sehen  Daucrvcrsuchs- 
maschinen  vorhanden.  In  dem 
gleichen  Jahre  folgte  die  Ueber- 
siedelung  der  beiden  mit  der 
Technischen  Hochschule  ver- 
bundenen Versuchsanstalten 
mit  dieser  nach  Charlottcn- 
burg,  wo  sie  mit  der  Werkstatt 
der  Hochschule  zusammen  in 
einem  eigenen  Gebäude  unter- 
gebracht wurden.  Gleichzeitig 
wurde  die  Einrichtung  ver- 
bessert, das  Personal  vermehrt. 

Die  ursprüngliche  Mecha- 
nisch-technische Versuchsan- 
stalt, jetzt  die  Abteilung  für 
MetallprQf  ung,  die  Prof. 
Rudeloff  unterstellt  ist,  bil- 
dete bald  den  Hauptstamm 
der  Anstalt;  von  ihm  zweigten 
sich  spater  ab  die  Abteilungen 
für  Oelprüfung,  Papier- 
prüfung, Metallographie. 

Im  Jahre  1895  wurde  die 
Prüfungsstation  für  Bau- 
materialien dcrMcchanisch- 
Technischen  Versuchsanstalt 
als  Abteilung  für  Bauma- 
terialien -  Prüfung  ange- 
gliedert Soweitdie  beschränk- 
ten räumlichen  Verhältnisse 
das  gestatteten,  wurde  diese 
wichtige  Abteilung  seitdem  auf 
breiterer ,  wissenschaftlicher 
Basis  ausgebaut.    Ihr  Vor- 
steher ist  Prof.  Gary.  Die 
Denkschrift  hebt  hervor,  dali 
für  die  Abteilung  die  enge  Be- 
ziehung und  das  Zusammen- 
arbeiten  mit  dem  »Verein 
deutscher    Portland -Ce- 
ment  -  Fabrikanten"  von 
großem  Werte  und  Nutzen  ge- 
wesen sei.  Die  Tätigkeit  der 
Anstalt   auf  diesem  Gebiete 
wird  folgendermaßen  gekenn- 
zeichnet: „Das  bewährte  und  planmäßige  Zusammen- 
arbeiten von  Anstalt  und  Industrie  hat,  wo  es  er- 
reichbar war,  bisher  auf  allen  Gebieten  beide  Teile 
gefördert  und  besonders  die  Anstalt  befähigt,  auch 
die  Lage,  Verhältnisse  und  Bedürfnisse  der  Industrie 
kennen  zu  lernen  und  so  immer  mehr  einen  unpartei- 
ischen Vermittler-Standpunkt  in  wirtschaftlichen  Streit- 
fragen einnehmen  zu  können,  gewiß  die  vornehmste 
Aufgabe  staatlicher  Versuchsanstalten." 

Mit  der  L'ebersiedelung  nach  Gr.  Lichterfelde  ist 
der  Anstalt  auch  die  Chemisch-Technische  Ver- 
suchsanstalt als  Abt.  für  allgemeine  Chemie  an- 

564 


Baumaterialien  und  Papier,  steht  ihm  Prof.  Rudeloff 
zur  Seite,  als  Unterdirektor  der  chemischen  Betriebe, 
umfassend  die  Abt.  für  Metallographie,  allg.  Chemie 
und  Oelprüfung  Prof.  E.  Heyn.  Jede  Abteilung  ist 
einem  besonderen  Vorsteher  unterstellt. 

Die  Aufgaben  des  Material-Prüfungsamtes  sind 
verschiedener  Art.  Es  hat  zunächst  die  Verfahren,  Ma- 
schinen, Instrumente  und  Apparate  für  das  Matcrial- 
Prüfungswesen  der  Technik  im  öffentlichen  Interesse 
auszubilden  und  zu  vervollkommnen;  es  hat  die  Prüfung 
von  Baumaterialien  und  Konstruktionstcilcn  vorzuneh- 
1  und  zwar  sowohl  im  öffentlichen  und  wissenschaft- 


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liehen  Interesse,  als  auch  gegen  Bezahlung  für  Private;  außerdem  Manner  der  Praxis  im  Matcrial-Prüfungs- 

cs  hat  schließlich  auf  Verlangen  beider  Parteien  als  urcsen  auszubilden,  schließlich  durch  Gewährung  von 

Schiedsrichter  in  Streitfragen  über  die  Prüfung  und  Mitbenutzung  seiner  Einrichtungen  an  fremde  For- 

Beschaffenheit  von  Materialien  und  Konstruktionsteilen  scher  die  Sonderforschung  auf  bestimmten  Gebieten 


der  Technik  zu  entscheiden.   In  zweiter  Linie  hat  das  des  Material-Prüfungswesens  zu  unterstützen. 
Amt,  soweit  ihm  das  möglich  ist,  auch  die  Aufgabe,         Die  neue  Anstalt,  von  welcher  Abbildg.  I,  S.  563, 

an  Studierende  der  Technischen  Hochschule  Unterricht  ein  Bild  der  Gesamtanlaije  aus  der  Vogelschau  gibt, 

zu  erleilen ,  sowie  für  diese  Hebungen  abzuhalten,  während  Abbildg.  a,  S.  566,  deren  Uebersichtsplan  dar- 

13.  November  1904.  565 

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Reinigungsbecken.  Diese  Gebäudegruppe  wird  von 
einer  6  m  breiten,  asphaltierten  Fahrstraße  umschlossen. 
Westlich  davon  ist  ein  40 m  breiter  Streifen  für  das 
Direktor- Wohn  haus  nebst  Garten  anlagen  frei  gelassen. 
Dahinter  ist  ein  Beamten -Wohnhaus  errichtet.  Im 


Abbildg.  a.  UcbcrticMsplaD. 


stellt  ist  auf  einem  Teile  der  für  die  Bebauung  erschlosse- 
nen Domäne  Dahlem  zwischen  der  Berlin-Potsdamer 
Eisenbahn  und  derBerlin-PotsdamerChaussee  errichtet 
und  zwar  in  unmittelbarer  Nahe  des  Bahnhofes  Gr.-Lich- 
terfelde-West  der  Wannsccbahn.  Das  Grundstock  hat 
eine  Fläche  von  rd.  5,2  ta,  eine 
mittlere  Breite  von  277™  und 
eine  mittlere  Tiefe  von  189 m. 
Der  größere  Teil  des  Grund- 
stückes liegt  auf  -f-  49  N.  N. 
Der  gute  Baugrund  wurde  in 
geringer  Tiefe,  der  Grund- 
wasserspiegel erst  etwa  bei 
ia™  unter  Gelände  angetroffen. 

Die  amtlichen  Gebäude 
der  Anstalt  nehmen  den  mitt- 
leren Teil  des  Grundstücks  ein 
und  bedecken  5236  im  Grund- 
fläche. Sic  bestehen  in  dem 
Hauptgebäude,  dessen  Ober 
i30m  lange  Front  parallel  zur 
Berlin  -  Potsdamer  Chaussee 
gerichtet  ist,  während  sich  an 
beiden  Enden  senkrecht  zur 
Chaussee  gerichtete  Flügcl- 
bauten  anschließen.  Die  Ge- 
samtfläche beträgt  3868  1». 
Zwischen  den  Flügelbautcn, 
aber  ohne  Zusammenhang  mit 
dem  Hauptgebäude,  ist  das 
811  n»  große  Werkstatt  -  Ge- 
bäude untergebracht.  Hinter 
dieser  Gruppe  liegen  an  kleineren  Baulichkeiten  ein  Qbrigen  ist  das  Gelände  für  Belastungs-  und  Brand- 
Feuer-  Laboratorium  mitKesselhaus,  ein  Akkumulatoren-  proben,  fOr  Verwitterungs- Versuche  usw.  frei  gelassen. 
Gebäude,  ein  Fallwcrk-Schuppcn,  ein  Kühlraum  und   Insgesamt  sind  588o<i,n  bebaut.  —     (KortMtzuoj  toi^t ) 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Ing.-Vereln  iu  Hamburg.  Vers,  am  14.  Okt 
1004.  Vors.  Hr.  Bubendey.  Anwes.  5t  Pers.;  aufgen.  die 
Hrn.  Voss,  Lahmcycr  und  Maresch. 

Hr.  Löwengard  macht  Mitteilung  über  den  Wett- 
bewerb für  ein  Geschäftshaus  des  Gertig'schen  Testa- 
mentes zur  Bebauung  der  Plätze  Ecke  Burstah  und  Bohnen- 
straße. Redner  betont,  daß  nach  dem  Programm  Zeich- 
nungen, deren  Maßstab  von  der  Vorschrift  abweicht,  aus- 
drücklich ausgeschlossen  sind.  Dies  hat  sich  als  notwen- 
dig erwiesen,  um  eine  gleichmäßige  Grundlage  für  die  Be- 
urteilung der  Ansichten  zu  gewinnen.  In  das  Preisgericht  ist 
auf  Wunsch  des  Auftraggebers  ein  Hausmakler  gewählt,  was 
Redner  in  vorliegendem  Falle  als  zweckmäßig  bezeichnet. 


Hr.  Möller  schildert  hierauf  eingehend  eine  Studien- 
reise nach  SOdfrankreich,  ausgehend  von  einer  im 
Jahre  1838 — 40  von  Mertens  angefertigten  Karte,  welche 
in  sehr  erschöpfender  Weise  die  Bedeutung  der  einzelnen 
Ortschaften  in  kunstgeschichtlichcr  Beziehung  darstellt  und 
besonders  für  Frankreich  den  besten  Leitfaden  bildet 
SOdfrankreich  bildet  architektonisch  den  Lebergang  zwi- 
schen Italien  und  den  nordischen  Ländern  und  zeigt  eine 
eigenartige  Verschmelzung  der  verschiedensten  Einflüsse. 
Deutlich  zu  unterscheiden  sind  der  römisch  antike  und  der 
ravennatische  Einfluß,  die  von  der  Rivicra  her  einge- 
drungen sind,  der  deutsch-burgundische  Einfluß  bis  zur 
Rhöne,  der  maurische  in  der  Richtung  von  Spanien,  vor 
allem  aber  derjenige  der  Genuesen  und  Vcnctianer,  welche 
orientalische  Waren  und  Muster  Ober  das  Rhöne-  und 


gegebene  Ausladung  als  vorläufige  Unbekannte  in  die  Be- 
handlung des  Ganzen  eingesetzt  werden  und  vielleicht 
schon  bald  in  dem  nebenher  gehenden  Konstruktions- 
Unterricht  die  Detailentwicklung  der  Hauptgesimsformen 
angegliedert  werden,  wobei  es  sich  natürlich  nur  um  ganz 
elementare  Formen  in  Holz  und  Stein  handeln  dürfte. 

Ich  glaube  durch  vorstehende  Ausführungen  den  mir 
zur  Last  gelegten  scheinbaren  Widerspruch  in  meinem 
Aufsatz  No.  77  beseitigt  zu  haben.  Ich  habe,  wie  viele  An- 
dere, an  meinem  eigenen  Fleische  die  Folgen  der  älteren 
Erziehungsmethode  zu  meiner  Studienzeit  zu  sparen  ge- 
habt und  lange  gebraucht,  bis  ich  mich  von  den  angelern- 
ten Gewohnheiten  bis  zu  einer  gewissen  individuellen  Be- 
wegungsfreiheit durchgerungen  hatte  Meine  Meinung,  die 
aus  diesem  Kampfe  mit  dem  Angelernten  zur  Ueberzcu- 
gung  herausgewachsen  ist,  stellt  sich  deshalb  als  ein  Zu- 
ruf eines  Praktikers  an  die  Schulmänner  dar,  der  natur- 
gemäß nicht  mehr  als  eben  nur  eine  Anregung  sein  kann. 

Ich  verkenne  durchaus  nicht  die  schweren  Befürch- 
tungen, die  ein  so  gewiegter  Fachmann,  wie  Bruno  Specht, 
einer  so  radikalen  Umkehrung  der  Sache  entgegensetzt; 
sehr  wertvoll  aber  bleibt  mir  die  Tatsache,  daß  wir  beide 
eigentlich  dasselbe  wollen  und  nur  Ober  die  Wege,  es 
zu  erreichen,  verschiedener  Meinung  sind.  Nun,  mögen 
die  Wege  auch  verschieden  sein  können,  die  Hauptsache 
bleibt,  das  angestrebte  Ziel  auch  wirklich  zu  erreichen.  — 

Manchen,  den  22.  Oktober  1904.      C.  Hochedcr. 
II. 

Es  ist  als  ein  erfreuliches  Zeichen  zu  begrüßen,  daß 
die  längst  als  nicht  geeignet  empfundene  Handhabung  des 
architektonischen  Unterrichtes  an  Baugewerk-Schulen  einer 

566 


lebhaften  Besprechung  unterzogen  wird  und  damit  eine 
Besserung  desselben  die  Wege  geebnet  werden.  Im  Prinzi 


einer 

ig  desselben  die  vVegc  geebnet  werden.  Im  Prinzip 
stimme  ich  gerne  mit  den  Gedanken  der  Hrn.  Professoren 
Hocheder  und  Specht  überein,  möchte  jedoch  davor  warnen, 
durch  eine  radikale  Acndcrung  des  gewiß  in  allen  anderen 
Zweigen  bewährten  Unterrichtsplanes  ein  unsicheres  Expe- 
rimentieren hervorzurufen. 

Die  Mängel,  die  sich  gezeigt  haben,  sind  begründet 
in  den  gründlich  geänderten  künstlerischen  Anschauungen 
unserer  Baukunst.  In  bezug  auf  die  letztere  gestatte  man 
mir  ein  klassisches  Beispiel:  K.  F.  Schinkel  schrieb  vor  an- 
nähernd 100  Jahren  aus  Pompeji,  indem  er  den  Gegensatz 
zwischen  italienischer  und  deutscher  Wohnhaus-Baukunst 
zu  gunsten  der  ersteren  stark  betonte,  daß  die  Wohnstätten 
des  deutschen  Volkes  wenig  über  denen  der  zahmen  Haus- 
tiere erhaben  seien  —  daß  es  sich  aber  dieser  Unkultur 
nicht  bewußt  sei,  weil  es  nichts  denke  und  gleichgiltig 
dahinlebe.  Diese  „Afterkunst*,  wie  er  sie  nennt,  ist  es 
nun  aber,  die  heute  die  Grundlage  zu  unserem  bürger- 
lichen Wohnhausbau  in  Deutschland  bilden  muß,  weil  sie 
sich  den  gegebenen  Verhältnissen  anpaßt. 

Die  deutsche  Baukunst  will  sich  freimachen  von  den 
Fesseln  der  Antike,  das  ist  das  Feldgeschrei  auf  der  ganzen 
Linie;  und  das  kann  nur  geschehen,  wenn  allgemein  Auge 
und  Seele  wieder  empfänglich  werden  für  deutsche,  nationale 
Kunst.  Aber  so  weit  sind  wir  noch  lange  nicht;  noch  steckt 
in  Vielen  die  Schule  der  italienischen  Palastarchitektur, 
wie  sie  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  von  den  Hoch- 
schulen dargeboten  wurde,  und  da  frage  ich  denn:  ist  es 
nicht  ganz  erklärlich,  daß  der  Geist,  der  die  Formen  weit 
der  Baugewerkschule  beherrscht,  ein  verdünnter  Ausfluß 
des  von  der  Hochschule  Ausgehenden  ist?  Sind  doch  fast 

No. 


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Caronnetal  bis  lief  n»ch  Frankreich  hinein  brachten  und 
deren  heimatliche  Bauwerke  den  südfranzösischen  Archi- 
tekten vielfach  zum  Vorbild  dienten. 

Bei  vielen  südfranzösischen  Bauten  hat  Redner  roma- 
nische Formen  gefunden,  deren  Eigenart  darin  bestand, 
daß  die  Säulen,  wie  bei  der  Antike,  freistehend  angeordnet 
waren  und  daß  die  Maueröffnungen  weniger  tief  als  bei 
deutschen  Bauten  erschienen. '  Fast  überall  findet  sich 
reicher  figürlicher  Schmuck,  insbesondere  in  den  Friesen 
lange  Reihen  von  Figuren  mit  durchweg  gleicher  Körper- 
Stellung,  wodurch  eine  ruhige  und  harmonische  Wirkung 
erzielt  wird.  Die  Skulptur,  zu  der  meist  Marmor  verwandt 
ist,  zeigt  ungemein  kraftige  Formen.  Einzelne  Bauwerke 
zeigen  bildnerischen  Schmuck  auf  der  ganzen  Außenflache. 

Nach  Vorführung  einer  stattlichen  Reihe  von  Licht- 
bildern äußert  sich  Redner  dahin,  daß  die  romanische 
Bauart  weit  mehr  als  der  künstliche  gotische  Stil  von 
dauerndem  Einfluß  insbesondere  auch  auf  die  neuzeitliche 
Architektur  werde  bleiben  müssen,  weil  die  romanischen 
Formen  von  unübertroffener  einfachster  Natürlichkeit  seien 
und  daher  den  Ausgangspunkt  alles  architektonischen 
Schaffens  bilden  müßten. 

Für  die  fesselnden  Mitteilungen  wird  dem  Redner 
der  Dank  des  Vorsitzenden  zuteil.  —  St. 

Frankfurter  Arch.-  u.  Ing.-Vereta.  Die  Verteilung  der 
Aemtcr  innerhalb  des  Vorstandes  für  das  Vereinsjahr 
1904/5  ist  die  folgende:  Vors.:  Stadtbauinsp.  Max  Berg; 
Siellvertr.:  Stadtrat  C.  F.  Kölle;  Schriftf.:  Ing.  Alex 
Askcnasy;  S&ckclmstr.:  Stadt.  Wasserwerksdir.  Franz 
Scheelhaase;  Biblioth. :  Obering.  H.  Streng;  Vortrage 
und  Berichte:  Geh.  Bit.  Fz.  Gerstner  und  Siadtbrt  G. 
Schaumann;  Festordner:  Arch.  Th.  Martin  und  Ing. 
Konr.  Wolf  f.  - 


Vermischtes. 

Die  Beziehungen  zwUchen  Schulbau  und  Schulbank.  Bei 
dem  Fortschritte,  den  die  letzten  Jahrzehnte  auf  dem  Ge- 
biete des  Schulbaues  herbeigeführt  haben,  ist  es  nicht 
ausgeblieben,  daß  die  neugeschaffenen  Verhältnisse  ihre 
Wirkung  auch  auf  die  innere  Einrichtung  der  Schul- 
räumc  ausübten.  So  hat  z.B.  die  steigende  Verwendung 
massiver  Decken  zwecks  Abhaltung  der  Fußbodenkalte 
die  Anbringung  von  Fußbrettern  an  den  Schulbänken 
nötig  gemacht;  und  diese  Bretter  oder  Roste  mußten  selbst 
da  in  Geltung  bleiben,  wo  man  den  erstgenannten  Zweck 
durch  einen  Linoleumbelag  zu  erreichen  suchte,  weil  die- 
ser Stoff  gegen  Beschädigungen  durch  Wetzen  und  Scharren 
mit  den  Füßen  geschützt  werden  mußte.  Die  Anbringung 
des  Fußrostes  zwang  aber  wieder  zu  Versuchen  in  anderer 
Richtung,  weil  er  nun  zu  leicht  für  die  Reinigung  der  Klassen- 
räume  ein  Hindernis  abgab  und  die  notwendige  gründliche 
Staubbeseitigung  erschwert  wurde. 

Aus  diesen  Versuchen  entstand  die  umlegbare  Schul- 
bank nach  dem  System  Rettig,  die  auf  leichteste  Welse 
die  Verwendung  des  Fußbrettes  ermöglichte  und  damit 


die  hygienischen  Vorzöge  desselben  der  Schule  dienstbar 
machte.  Nur  ein  Uebelsland  haftete  dem  System  an,  das 
war  die  Befestigung  an  durchlaufender  Schiene,  die  ent- 
weder mit  dem  Boden  durch  Spiraldobel  verbunden  oder 
—  nach  Unternietung  der  Flachschiene  —  frei  auf  den- 
selben gelegt  wurde.  Es  blieb  dabei  nämlich  der  Uebel- 
stand  bestehen,  daß  die  Schiene  ihre  ursprüngliche  Länge 
stets  beibehielt  und  daß  auf  diese  Weise  ein  Auswechseln 
der  Bänke  —  um,  den  Forderungen  der  Schulhygiene 
entsprechend,  jedem  Schüler  eine  seiner  Körpergröße  ent- 
sprechende Sitzgelegenheit  zu  bieten  —  erschwert  wurde. 

In  diesen  Beziehungen  zwischen  Schulbau  und  Schul- 
bank hat  sich  nun  die  Konstruktion  der  freiliegenden  Wechsel- 
schiene  als  zweckmäßig  erwiesen.  Die  wechselschiene 
besteht  aus  einzelnen  Stücken,  die  als  doppelte  Winkel- 
schienen ohne  jede  Befestigung  auf  den  Fußboden  gelegt 
werden.  Sie  berühren  sich  mit  den  schmalen  Schenkel- 
flachen in  der  Art,  daß  zwischen  zwei  Schulbanken  stets 
nur  ein  Schienenstoß  vorhanden  ist  Die  einzelnen  Teile 
haben  dazu  die  doppelte  Lange  der  betreffenden  Schul- 
banktiefe, sind  also  genau  so  lang,  als  die  Gesamttiefe 
zweier  hintereinander  stehenden  Schulbänke  beträgt  Nur 
für  die  erste  und  für  die  letzte  Bank  einer  jeden  Reihe 
wird  als  Abschluß  ein  kürzeres  Schicncnstück  angewendet, 
das  in  seiner  Länge  nur  der  einfachen  Banktiefe  gleich  ist 
Sobald  die  Klemmfüßc  der  auf  die  Doppelschiene  ge- 
setzten Bänke  angezogen  werden,  wird  aus  den  einzelnen 
Stücken  ein  starres  Schienensystem  hergestellt,  welches 
die  genaue  Länge  der  betr.  Bankreihe  hat  Ein  Austausch 
einzelner  Bänke  ist  nunmehr  sehr  leicht  zu  bewerkstelli- 
gen, da  man  mit  der  zu  versetzenden  Bank  auch  gleich- 
zeitig die  dazu  gehörigen  Schienenstocke  entfernt  und  mit 
der  neuen  Bank  die  passenden  Schienen  anfügt  Auf  diese 
Weise  wird  erreicht,  daß  bei  Umstellungen  niemals  ein 
Schienenstock  fehlt,  daß  die  Schiene  vielmehr  genau  mit 
der  vordersten  Kante  der  ersten  Bank  bezw.  mit  der 
hinteren  Kante  der  letzten  Bank  abschneidet  Die  frei- 
liegende Wechselschiene  bietet  somit  die  Möglichkeit,  für 
jeden  Schüler  an  jeder  Klassenstelle  eine  seiner  Körper- 
größe entsprechende  Schulbank  anordnen  zu  können.  — 

Es  tagt.  Vor  kurzem  waren  wir  in  der  Lage,  in  einer 
Karlsruher  Denkmal-Angelegenheit  von  einem  klugen  und 
freien  Worte  des  dortigen  Oberbürgermeisters  Schneizier, 
der  die  Freiheit  des  künstlerischen  Schaffens  vor  allem 
hochgehalten  wissen  wollte,  zu  berichten.  Nunmehr  kommt 
eine  ähnlich  erfreuliche  Nachricht  aus  Breslau.  Dort  hat  das 
unter  dem  Vorsitz  von  Felix  Dahn  tagende  Komitee  zur 
Errichtung  eines  Gustav  Freytag-Denkmals  beschlossen,  die 
Bildh.  Ernst  Seger  in  Berlin  und  Ign.  Taschner  in  Breslau 
aufzufordern,  Entwürfe  für  das  Denkmal  in  einer  in  das 
freie  Belieben  der  Künstler  gestellten  Form  an- 
zufertigen, von  denen  einer  bestimmt  zur  Ausfüh- 
rung gelangen  soll.  Die  freie  Kunst  wird  über  diese 
Anzeichen  der  Besserung  einer  fast  trostlos  gewordenen 
Lage  aufrichtige  Freude  empfinden.  — 


sämtliche  Lehrer  hierin  groß  geworden,  und  wie  viele 
sind  in  der  Lage,  aus  sich  heraus  die  große  Umwandlung 
vorzunehmen?  Hier  liegt  das  größte  vorläufige  Hindernis. 

Beschlüsse, Verfügungen,  Aendcrungen  des  Lehrplanes 
helfen  hier  ebenso  wenig,  wie  es  hinlänglich  bekannt  ist, 
daß  bei  anerkannten  Schäden  im  Volksleben  der  Ruf  nach 
Polizei  und  neuen  Gesetzen  fast  immer  wirkungslos  bleibt. 
Das  Gute  liegt  sehr  nahe  und  ist  auch  bekannt  genug, 
ich  möchte  es  an  dieser  Stelle  allen  verehrten  Kollegen 
dringend  ans  Herz  legen:  Jede  mögliche  freie  Stunde  zu 
benutzen  und  mit  Skizzenbuch  und  Kodak  hinauszugehen 
aufs  I^and  und  in  die  kleinen  Städte,  wo  Oberall  noch 
Oberreich,  wenn  auch  oft  verborgen,  der  kösüiche  Schau, 
den  unsere  Väter  uns  hinterlassen  haben,  zu  finden  ist 
Lassen  Sie  uns,  die  wir  berufen  sind,  die  Ueberlieferung 
weiter  zu  pflanzen  und  zu  pflegen,  rastlos  und  unermüd- 
lich suchen  und  sammeln,  damit  all'  das  Material  zu- 
sammengetragen wird,  das  wir  dringend  brauchen,  nicht 
in  ein  schön  eingebundenes  Buch  für  „Formenlehre", 
sondern  in  die  Seele  des  Lehrenden;  denn  der  Geist, 
der  vom  Lehrer  auf  den  Schüler  ausfließt,  ist  das  wichtige 
Moment,  welches  die  guten  Ergebnisse  zeitigen  wird. 

Ich  glaube,  daß  wir  so  alle  geschriebenen  „Formen- 
lehren' entbehren  können;  ich  halte  diese  Bücher  sogar, 
wenn  sie  auch  noch  so  gut  gemeint  sind  und  auch  vor- 
züglich ausgewählten  Inhalt  haben,  für  unratsam,  weil 
nach  unseren  heutigen,  auf  den  Ueberhcfcrungcn  der  hei- 
mischen Bauweise  stehenden  Anschauungen  kein  Buch 
zusammengestellt  werden  kann,  welches  giltig  sein  soll 
für  Nord  und  Süd,  für  das  große  weitverzweigte  und 
differenzierte  Kunst-  und  Kulturleben  unseres  deutschen 
Vaterlandes. 

la.  November  1904. 


Wie  ich  erwähnte,  halte  ich  eine  Acnderung  des  Lehr- 
planes nicht  für  empfehlenswert;  ich  möchte  aber  meinen 
allgemeinen  Aeußerungen  etwas  Positives  anfügen.  Das 
Verteilender  Formenlehre  auf  Baukunde,  Baukonstruktions- 
lehre usw.  dürfte  auf  praktische  Schwierigkeiten  stoßen, 
Im  ersteren  Fache  kann  von  Bauformen  gar  nicht  viel 
die  Rede  sein;  wer  den  Unterrichtsgang  kennt,  wird  das 
ohne  weiteres  zugeben.  Die  Anordnung  von  Grundrissen, 
Gebiudeeinrichtungen, Heizung,  Kanalisation  usw.  seblictk-n 
das  aus;  sie  müßte  also  angegliedert  und  würde  eine  schwer 
zu  empfindende  Mehrbelastung  des  Lehrers  werden.  Besser 
ist  es  in  der  Baukonstruktionslehrc ;  hier  ist  nur  der  Um- 
stand bedenklich,  daß  im  Allgemeinen  ein  tüchtiger  Kon- 
strukteur ein  schlechter  Künstler  ist,  „Kunst"  natürlich  hier 
im  „ volkstümlichen  Sinne"  verstanden! 

Fangen  wir  von  unten  einmal  an,  so  ist  m.  E.  zuerst 
im  Freihandzeichnen  der  Grund  zu  legen  für  den  späteren 
Aufbau;  ich  halte  dieses  Fach  für  eines  der  Wichtigsten. 
Hier  kann  unendlich  viel  Gutes  vorbereitet  werden;  es 
ist  hier  nicht  der  Platz,  eingehend  darüber  zu  sprechen, 
ich  verweise  jedoch  auf  einen  Artikel:  Vorländer,  Frei- 
handzeichnen, Deutsche  Bauztg.  1003.  S.  483  ff. 

Sehr  wohl  könnte  hier,  wenn  auch  nicht  in  Klasse  IV 
aber  doch  in  III,  als  Ziel  gesetzt  sein,  ein  bestehendes 
kleines  Gebäude  allereinfachstcr  Art  nach  der  Natur 
skizzieren  zu  können;  Oberhaupt  mQtitc  auf  freihändiges 
perspektivisches  Skizzieren  nach  Modell  oder  besser  nach 
der  Natur  da*  größte  Gewicht  gelegt  werden.  Es  ist  ja 
wirklich  nicht  so  schwer,  den  Begriff  „Haus  als  Ganzes" 
zu  erläutern;  mir  schwebt  da  —  und  ich  glaube  wohl 
im  Sinne  des  Hrn.  Prof.  Hochedcr  zu  reden  —  ein  kleines 
Bauwerk  vor,  ein  Haus  ohne  alle  Profile,  Formen,  Ver- 

S°7 


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Chronik. 

Die  Eröffnung  des  Neubaues  der  KonsuUr- Akademie  In 
Wien  hat  am  3.  Nov.  durch  Kaiser  Franz  Josef  stattgefunden.  Da» 
in  der  Waiaenhausga.se  gelegene  Hau»  iat  nach  den  Entwürfen  des 
Ob.-Brt  Ludw.  baumann  eibauL  — 

Die  Erbauung  einer  neuen  Donaubrucke  von  der  Lübau 
nach  Wien  ist  beschlossen  worden.  Zu  den  Kosten  der  Brücke  wer- 
den der  Staat,  das  Land  Niederostcrreich  und  die  Gemeinde  Wien  je  ','1 
beistenern.  Die  Gcs  -Kosten  werden  mit  to  —  ta  Mi  II  Kr.  angenommen. 

Mit  der  Errichtung  einer  Irrenanstalt  für  das  Land  Mahren 
In  Kremtier  wird  im  Frühjahr  1905  begonnen  werden.  Die  Rau- 
kosten der  Anstalt  werden  4,8  Mill  Kr.  betragen.  — 

Ein  Urnenhain  des  Vereins  für  Feuerbestattung  In 
Hannover  wurde  in  den  Anlagen  des  Engesohder  Friedhofes  er- 
richtet und  am  a  Nov.  eingeweiht.  — 

Die  Einweihung  der  Neubauten  des  Diaspora -Waisen- 
hauses „Godelheim"  bei  Godesberg  hat  am  30  Okt.  d  J  statt- 
gefunden. Die  im  romanischen  Stil  in  Backstein  nach  den  Ent- 
warfen des  Hrn.  Arch.  Friedr.  Schutte  in  Barmen  errichteten 
Neubauten  sind  ein  Oekonomie  •  Gebäude  (Bausumme  90000  M) 
und  ein  Bctriebs-Gcblude  (Bauaumme  75000  M).  Die  Gruppierung 
der  Bauten  ist  dem  Landscbatlsbilde  a<<grpaßt  — 

Eine  Saalbaugruppe  des  Hotels  „Vier  Jahreszeiten"  In 
München  ist  nach  den  Entworfen  der  Firma  Heilmann  &  Litt- 
mann  und  durch  dieselbe  geschaffen  und  dieser  Tage  ihrer  Be- 
stimmung Obergeben  worden.  An  der  künstlerischen  Ausschmückung 
waren  die  Hrn.  Paul  Rieth  und  M.  Obermayer  beteiligt.  — 

Die  Wiederherstellung  des  Schlosses  von  Amorbach  Im 
Odenwald  ist  vor  kurzem  vollendet  worden.  Die  Erneuerungs- 
Arbeiten,  die  sich  vorwiegend  auf  das  Innere  bezogen,  wurden 
durch  das  forstlich  leiningen'sche  Bauarot  geleitet.  — 

Eine  neue  psychiatrische  Klinik  In  Manchen,  an  der 
Ecke  der  Nußbaum-  und  Goethestraße,  ist  am  8.  Nov.  eröffnet 
worden.  Der  Bau  iat  für  100  Kranke  bestimmt-  Entwurf  und 
Ausführung  sind  von  Heilmann  *  1. ittmann  in  München;  die 
Oberleitung  der  Ausfahrung  hatte  Hr.  Ob.-Brt  Stempel  dorten. — 

Ein  Ruckert-Brunnen  In  Erlangen  wurde  im  SchloSgartcn 
nach  dem  Entwurf  des  Hrn.  Prof.  Theod.  Fischer  in  Stuttgart 
errichtet  und  am  4.  Nov.  entballt.  — 

Ein  Neubau  der  Deutschen  Bank  In  Berlin  ist  auf  dem 
Hausergeviert  geplant,  welches  von  der  Franzosischen,  der  Jager-, 
der  Mauer-  und  der  Kanonierstrabe  begrenzt  wird.  Ausgenommen 
sind  die  Gebinde  der  Kommerz-  und  Diskontobank,  sowie  der  Ham- 
burger Hypothekenbank.  Die  atetige  Zunahme  der  Geschifte  der 
Bank  macht  eine  Erweiterung  der  Geschäftsräume  nötig,  die  durch 
die  Bebauung  des  genannten  Blockes  in  unmittelbarer  Nahe  des 
alten  Hauses  erfolgen  soll.  — 

Die  Frage  der  Schaffung  eines  oberrheinischen  Schiffahrts- 
weges ist  der  Entscheidung  zugunsten  der  Regulierung  des  Ober- 
rheines nahe,  Ein  Vertrag  zwischen  Elsaß  Lothringen  und  Raden 
Ober  die  Rheinregulierung  wird  den  parlamentarischen  Körper- 
schaften beider  Staaten  zugehen.  — 

Die  neue  kathol.  Garnisonkirche  In  Ulm  wurde  am  8  Nov. 
1004  feierlich  geweiht  Die  im  Stile  der  schwäbischen  Spfttgoiik 
errichtete  Kirche  ist  ein  Werk  des  Hrn.  Baudir.  Meckel  in  Frei- 
burg i.  Br.  Es  ist  eine  Anlage  mit  weitgespanntem  Mittelsrhit;  und 
achmalen  Seitenschiffen.    Ein  Turm  ragt  bis  zu  84  m  Höhe  auf.  — 

Ein  Ledigenheim  In  Ulm  wird  an  der  Wagner-Straße  er- 
richtet. Der  vicrcinhalbgeschosaige  Bau,  der  auf  115000  M  veran- 
schlagt ist,  entl  alt  im  Kellergeschoß  Badeeinrirhlungen ,  im  Erd- 
geschoß einen  großen  Aufenthalts-  und  Speiseraum  mit  geräumiger 
Küche,  sowie  36  Zimmer  verschiedener  Größe  zum  Wohnen.  — 

Der  Bau  eines  Krematoriums  In  Verbindung  mit  einem 
Kolumbarium  auf  dem  Fragfriedhof  In  Stuttgart  ist  durch  den 
Feuerbestattungsverein  in  Aussiebt  genommen  Das  Krematorium 
erfordert  einen  Aufwand  von  70000  M  ,  das  Kolumbarium  einen 


Personal-Nachrichten. 

Baden.  Der  Reg. -Bmstr.  Graf  in  Mannheim  ist  s.  Ans. 
entspr.  aus  dem  staatl.  Dienste  entlassen. 

Preußen.  Verliehen  ist:  dem  Geh  Ob-Hofbrt.  Ihne  in  Berlin 
der  Rote  Adler-Orden  Ii.  Kl.  mit  Eichenlaub  und  der  Kgl.  Krone; 
dem  Reg-  u.  Brt  Hasak  und  dem  Stadtbrt  Fr.  Krause  in  Berlin 
der  Rote  Adler-Orden  III.  Kl.  mit  der  Schleife,  dem  Stadtbauinsp. 
Szalla  in  Berlin  und  dem  Reg -Bmstr.  a.  D.  Sardemaon  in  Mar- 
buig  der  Rote  Adler- Orden  IV.  Kl.;  dem  bish.  Dir.  im  Kais.  Pat- 
Amt  Geh.  Reg  -Rat  Courtois  in  Charlottenburg  und  dem  Geh. 
Ob.-Brt.  Höckels,  vortr.  Rat  im  Reichsamt  des  Inneren  der  Kgl. 
Kronen  Orden  III  Kl.;  dem  Stadtbrt  Rit  scher  in  Bielefeld  der 
Kgl.  Kronen  -  Orden  IV.  Kl  ;  dem  Kr.  -  Bauinsp.  Gg_  S  c  h  u  1 1  z  in 
Lissa  die  Rote  Kreuz-Medaille  III  Kl. ;  —  dem  Arch.  Friedr.  Graber 
in  Bielefeld  der  Char.  als  Brt. 

Die  Erlaobnia  zur  Annahme  und  Anlegung  der  ihnen  verlieh. 
Orden  ist  erteilt  und  zw.:  dem  Reg -Bmstr.  Liedtke  in  Strasburg 
i.  Westpr.  des  Ritterkreuzes  II  Kl.  des  Kgl  säehs.  Albrechts-Ordrns; 
dem  Reg-  u.  Brt.  Behrndt  in  Aurich  des  Ehren-Ritterkreuzes  I.  Kl. 
des  Großh.  Oldenburg.  Haus-  und  Verdienst -Ordens  des  Herzogs 
Peter  Friedrich  Lud  wie;  dem  Geh.  Reg.  Rat,  Reg  -  u.  Brt.  v.  Tie  de- 
in a  n  n  in  Potsdam  des  Koraturkreuzes  II.  Kl.  des  Herz,  aftchs  - 
erneslin.  Hausordens;  dem  Geh.  Ob.-Brt.  Germelmann,  vortr  Rat 
im  Minist,  der  öffentl.  Arb.  des  Kais.  russ.  SL  Stanislaus-Ordens  II  Kl. 
mit  dem  Stern;  dem  Reg-  u  Brt.  Bindemann  in  Berlin  des  Kais, 
russ.  St.  Stanislaus-Ordens  II  Kl  ;  dem  Eiscnb  -Bau-  u.  Betr.-Insp, 
Hildebrand  in  Tsinanfu  dea  Kais,  chines.  doppelten  Drachen- 
Ordens  II.  Kl.,  3.  Stufe. 

Sachsen.  Die  Reg  - Bmstr.  Köhler  beim  Landbauamte  I  in 
Dresden  und  Meyer  beim  Neubau  der  Kunstgewerbeachule  in 
Dresden  sind  auf  Ans.  aus  dem  Staatsdienste  entlassen. 

Der  Geh.  Brt.  L  a  r  r  a  ß  in  Dresden  iat  gestorben.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  C.  J.  in  C.  Sie  aind  durchaus  berechtigt,  von  dem 
Unternehmer  ein  Honorar  zu  fordern.  Ein  Urteil  Ober  die  Höhe 
desselben  sind  wir  jedoch  nicht  in  der  Lage,  abzugeben.  Es  liegt 
hier  ein  Mißbrauch  geistigen  Eigentums  vor,  welchem  die  Facbge- 
nossen  grundsätzlich  entgegentreten  sollten.  — 

Hrn.  Bmstr.  G.  F.  in  D.  For  das  Stadium  des  protestan- 
tischen Kirchenbaues  bietet  Ihnen  das  umfassendste  und  übersicht- 
lichste Material  das  von  der  .Vereinigung  Berliner  Architekten" 
herausgegebene  Werk:  .Der  Kirchen  bau  dea  Protestantismus*. 
Kommissions -Verlag  der  .Deutschen  Bauzeitung*,  Berlin  SV/., 
Königgraizer  Straße  105.  — 

F.  P.  B.  K.    Zur  Beantwortung  so  elementarer  Fragen,  wie 

Sie  sie  stellen,  ist  der  Raum  des  Briefkastens  nicht  ausreichend  

Anfragen  an  den  Leserkreis. 

Ein  Saal  mit  vorhandenem  horizontalem  Parkettfußboden 
soll  für  Theaterzweckc  eingerichtet  werden.  Gibt  ea  Vorkehrun- 
gen, um  die  Sitzreihen  und  die  Ansleigung  derselben  schnell  und 
einfach  (etwa  durch  Vorschieben  ganzer  Reihen  samt  dem  an- 
steigenden Fußboden  unter  die  BQhne)  zu  entfernen,  damit  die 
Saalfische  unmittelbar  nach  der  Vorstellung  zum  Abhalten  von 
B»Hen  usw.  frei  ist?  Wo  haben  sich  gegebene nlalles  solche  An- 
lagen bewahrt?  -   B  &  K.  in  St 

Inhalt:  Denkmal  -Entwerfe  von  Wilhelm  Kreis  In  Uresdra.  —  Das 
neue  königliche  Mjtrrial-Prfltunirtsmt  in  (froö-Lichrerfelde  bei  Bertin.  —  Zur 
UoiscAUltunr,  des  architektonischen  Unterrichte»  an  den  bauzTWeiksetiulen. 
—  Mitteilungen  aus  Vereinen.  —  Vermischt*-».  —  Chronik.  —  Personal*  Nach- 
riihtt-o.  —  Brief-  und  Fraf-ekattcn. 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Denkmal-Entwurf  von  W.  Kreis. 

Verlag  der  IieuNchen  Rauieitunj.  t'..  m  b.  H  ,  Berlin-  Kör  die  Redaktion 
vrtantwortl  Alhert  Hof  mann,  Berlin    Druck  von  Wilh.  Greve,  Berlin. 


zierungen  usw.,  ein  Haus  mit  einfachem  Türcingang,  dem 
einige  Stufen  vorgelagert  sind,  ein  kleines  schätzendes 
Vordach  —  die  glatte  Mauerflache  durchbrochen  von  brei- 
ten Fenstern,  wie  sie  der  innere  Raum  erfordert  —  da- 
rüber ein  schlichte*  Satteldach  mil  Giebeln  oder  Walm, 
unterbrochen  durch  eine  Dachluke  und  den  Schornstein. 
Das  Ganze  muß 
in  allen  Teilen 
mehr  nach  der 
Breite  als  Höhe 
entwickelt  wer- 
den, was  na- 
mentlich fürKen- 
stcr  und  Stock- 


J'ilt;  das 
s  wirk- 


Dach 

samstesMotivisl 
besonders  her- 
vorzuheben. — 
Schließlich  noch 
die  richtige 
Auswahl  dcsMa- 
teriales;  was  ist 
hierin  nicht  alles 
gesündigt!  Ist  das  nicht  zu  erreichen?  Ich  glaube  doch, 
auch  ohne  vorhergehendes  Detailstudiuni. 

Ganz  einverstanden  wäre  ich,  der  Formenlehre  einen 
anderen  Namen  zu  geben,  doch  das  ist  nebensächlich; 
wichtig  ist,  daß  diese  Stunden  verwandt  werden,  um  den 

56B 


Schüler  in  das  Wesen  der  deutschen  Baukunst  einzu- 
führen, unter  Vermeidung  bezw.  Beschrankung  des  ietzt 
üblichen  Profil-  und  Gesimsdrilles.  Weiter  auszufQnrcn 
brauche  ich  das  wohl  nicht;  in  den  obersten  Klassen  müßte 
dann  eine  geschichtliche  Entwicklung  der  deutschen  Bau- 
kunst vorgetragen  werden,  die  ich  für  unbedingt  nötig  er- 
achte; besonders  die  Entwicklung  des  „deutschen  Hauses". 
Das  Gebiet  läßt  sich  leicht  erledigen,  man  darf  sich  natür- 
lich nicht  in  die  höheren  Regionen  begeben,  das  Studium 
des  „Primitiven"  zeigt  uns  die  Entwicklung  am  besten. 

Ganzlich  überflüssig  ist  m.  E.  die  Einführung  in  die 
Kenntnisse  der  Säulenordnungcn,  überhaupt  der  klassi- 
schen Kunst.  Unsere  alten  Meister  der  romanischen  und 
gotischen  Zeit  haben  sie  auch  nicht  gekannt,  und  das  war 
ein  Glück,  sonst  hätte  ihre  Kunst  sich  nicht  zu  so  hoher 
Blüte  entwickeln  können. 

Der  weitere  Verlauf  des  architektonischen  Unterrichtes 
läßt  sich  nach  dem  Gesagten  wohl  leicht  ausmalen;  ich 
möchte  hier  den  Kaum,  den  die  verehrliche  Redaktion 
mir  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt  hat,  nicht  weiter 
in  Anspruch  nehmen. 

Ich  bin  der  festen  t'cbcrzcugung:  wenn  so  alles  Hand 
in  I  land  geht,  wenn  jede  Schule  von  einem  gleichen  Geiste 
beseelt  ist,  dann  werden  die  Leistungen  unserer  Bauge- 
werkschulrn  eine  andere  Beurteilung  erfahren  und  der 
schwere  Vorwurf,  „  Brutstätten  der  Geschmacklosig- 
keit" zu  sein,  wird  uns  von  der  Seele  genommen.  — 

Darmstadt,  Ende  Oktober  190.1.     A.  Wienkoop. 

No  91. 


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§  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

^  XXXVIII.  JAHRG.  N<±  92.  BERLIN,  DEN  16.  NOV.  1904 


Genesungsheim  Friedrichshöhe  zu  Pyrmont. 

Architekten:  Hakenholz  &  Brandes  in  Hannover,    iiiimu  db  GraoMaM  S.  570.) 

|as  hier  zur  Darstellung  gebrachte  Gebäude,  welches  für  die 
Invalidität*-  und  Altersversicherung»- Anstalt  der  Provinz  Han- 
nover errichtet  wurde  und  zur  Aul  nähme  von  bleichsQchtigen 
Mädchen  aus  dem  Gebiete  der  Zweiganstalt  Hannover  (Lippe-Detmold, 
•Schaumburg- Lippe,  Waldeck-Pyrmont  und  Provinz  Hannover)  dient, 
ist  am  13.  April  1001  eingeweiht  worden.  Die  Lage  des  Gebäudes 
und  seine  Grundriß- Anordnung  ergaben  sich  durch  Berücksichtigung 
der  Himmelsrichtungen  und  einer  spateren  Vergrößerung  durch  zwei 
weitere  Flugelbauten  in  der  Nord-  und  Ostrichiung,  so  daß  alsdann 
die  Einirilusnalle  mit  dem  Hauptzugang  und  der  Speise-  und  Betsaal 
den  Mittelpunkt  des  erweiterten  Gebäudes  bilden  werden. 

Im  Hauptgeschoß  und  dem  ausgebauten  Dachgeschoß  befinden 
sich  35  Zimmer  für  je  a  und  ein  größerer  Raum  für  5  Pfleglinge, 
außerdem  im  Hauptgeschoß,  nach  Soden  gerichtet,  ein  großer  Tages- 
räum  zum  täglichen  Aufenthalte  der  Pfleglinge.  Im  Dachgeschoß 
sind  Zimmer  für  Pflegerinnen  und  Dienstpersonal  angeordnet  Der 
Speisesaal  reicht  durch  beide  Geschosse.  Im  tiefen  Lrdgeschoß  be- 
finden sich  außer  einer  Wohnung  des  Gärtners  die  Toiletten  und  Wirt- 
schaftsräume, die  Küchen,  Wasch-  und  Plätträumc.  Den  Transport 
der  Wäsche  zum  Dachboden  vermittelt  ein  Aufzug.  Außerdem  sind 
im  Lrdgeschoß  Baderäume  für  kohlensäure-  und  eisenhaltige  Bäder 
eingerichtet  worden. 

Für  das  in  malerischer  Gruppierung  mit  bewegter  Umrißl>nie 
und  verschiedener  Hohcnbemessung  der  einzelnen  Bauteile  errich- 
tete Gebäude  wurden  romanisierende  Formen  gewählt.  Die  malerische 
Gruppierung  wurde  hauptsächlich  durch  die  verschiedenartige  Aus- 
bildung der  einzelnen  Dachteile,  durch  Giebelbildungen,  hochgezogenes 
Treppenhaus,  Dachwalmc  usw.  erreicht.  Die  Fassadenflächen  sind  in 
Kalkputz,  alle  Architekturteile  derselben  in  rotem,  roh  bearbeitetem 
Weser-Sandstein  ausgeführt  Das  nicht  gehobelte  Holzwcrk  des  Fach- 
werkes, durch  welches  die  Gebäudeteile  über  dem  hohen  Lrdgeschoß 
ausgezeichnet  sind,  ist  dunkelrot  lasiert,  die  Putzflächen  haben  einen 
hellen  Wetterfarben- Anstrich  erhalten.  Den  mittleren  Teil  des  Ge- 
bäudes mildern  Haupteingang  und  dem  Speisesaal  zicrl  ein  Dachreiter. 

Das  Gebäude  liegt  in  einem  neu  angelegten  Park  auf  einer 
Hohe  außerhalb  der  Stadt  und  hat  Wasserleitung,  Kanalisation,  Gas- 
beleuchtung und  Dampfheizung  erhalten.  Die  gesamten  Baukosten 
betrugen  etwa  1 10000  M.  — 


56> 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten -Verein  zu  Berlin.  In  der  Versammlung 
am  34.  Okt  d.  Js.,  die  unter  dem  Vorsitze  des  Hrn.  Minist - 
Direkt  Hinckeldeyn  tagte,  widmete  zunächst  der  Vor- 
sitzende dem  am  13.  Okt  verstorbenen  Mitgliede  Hrn. 
Geh.  Brt.  Stuertz  warm  empfundene  Worte  des  Nachrufes. 
Es  sprach  sodann  Hr.  Reg.-  u.  Brt  F.  Baltzcr,  der  früher 
5  Jahre  lang  Ratgeber  im  japanischen  Eisenbahn-Mini- 
sterium gewesen  Lst,  Ober  Japanische  Baukunst".  Der 
Vortragende  hatte  wahrend  seines  Aufenthaltes  im  Lande 
der  aufgehenden  Sonne  die  Gelegenheit  benutzt,  die  eigen- 
artige Profan-  und  Kultarchitektur  des  Landes  kennen 
zu  lernen  und  dieses  noch  fast  gänzlich  unbebaute  und 
dabei  kunsthistorisch  sehr  lohnende  Gebiet  eingehend 
zu  studieren.  Die  ausführlichen  Erläuterungen  des  Red- 
ners aber  das  japanische  Wohnhaus,  Ober  die  Schloß-  und 
Tcmpelbauten  mit  ihren  großartigen  Tor-  und  Turmanlagen 
wurden  durch  Vorführung  von  Lichtbildern  und  von  Zeich- 
nungen ausgeführter  Bauwerke  aus  alter  und  neuer  Zeit 
vortrefflich  unterstützt.  Die  Zuhörer  konnten  sich  daher 
ein  anschauliches  Bild  von  der  japanischen  Bauwelse 
machen,  die  infolge  der  Verschiedenheit  der  zu  Gebote 
stehenden  Baumaterialien,  des  Klimas,  der  Sitten  und 
Lebensgewonnhcitcn  des  Volkes  so  grundverschieden  von 


behandelt.  Ein  aus  13  Mitgliedern  bestehender  Ausschuß 
hat  in  einer  Druckschrift  die  wünschenswerten  Acndcrun- 
gen  bezeichnet  und  eine  diesen  Wünschen  entsprechende 
Fassung  der  Bauordnung  beigefügt.  Der  Verein  ist  in 
der  genannten  Versammlung  aus  verschiedenen  Gründen 
auf  eine  Beratung  dieser  Einzel-Bestimmungen  nicht  ein- 
gegangen, hat  sich  aber  den  von  dem  Ausschusse  ent- 
wickelten allgemeinen  Grundsätzen  angeschlossen.  Er 
wünscht,  daß  das  Maß  der  Ueberbauung  eines  Grund- 
stückes nicht  wie  bisher  durch  Angabe  von  Abstanden, 
Hof  raumflächen  und  der  Stockwerkzahl,  sondern  vor- 
wiegend durch  den  raumlichen  Inhalt  des  Gebäudes  fest- 
gelegt werde.  Der  Verein  verspricht  sich  bei  diesem 
sogenannten  kubischen  System  eine  größere  Freiheit  für 
den  entwerfenden  Architekten  und  damit  ein  individuelleres 
Gepräge  des  Stadlbildes,  wie  es  die  früheren  Zeiten  schufen, 
die  von  dem  gegenwärtigen  Zwang  noch  frei  waren.  Des 
weiteren  wünscht  der  Verein  eine  scharfe  Trennung  zwi- 
schen der  Straßenlinie  und  der  Baulinie.  Befriedigt  die 
Straßenlinie  das  Verkchrsbedürfnis  und  gewahrt  sie  Licht 
und  Luft,  so  kann  die  Baulinie  hinter  jener  in  freierer 
Weise  festgesetzt  und  damit  wieder  eine  größere  Vielge- 
staltigkeit der  Bauweise  erzielt  werden.  Al9  dritte  Forde- 
rung wird  unter  allen  Umstanden  ein  besserer  und  rascherer 
Vollzug  der  bestehenden,  bezw.  der  noch  zu  erlassenden 


L 


lex  unserigen  ist.  Der  inter- 
jessanle  Vortrag  wurde  mit 
großem  Beifallaufgcnomtncn. 
•  Den  Schluß  der  Sitzung 
bildete  ein  kurzer  Bericht  des 
Jim.  Sladtbauinsp.  Stiehl 
au  dem  .Vandalen  "-Artikel 
fernst  von  Wildenbruch's. 
Eine  Stellungnahme  des  Ver- 
eins wurde  der  nächsten 
Sitzung  vorbehalten.  In  die- 
ser schlug  der  Vorstand  dem 
Verein  vor,  zu  dem  Artikel 
öffentlich  keine  Stellung  zu 
nehmen,  ein  Vorschlag,  der 

£>n  der  Versammlung  angenommen  wurde. 
Am  35.  Oktober  fand  eine  Besichtigung  der  Glas- 
osaik- Fabrik  von  Puhl  &  Wagner  in  Treptow  statt, 
sren  Neubau,  nach  den  Entwürfen  vom  Geh.  Brt.  Fr. 
iScbwechten  ausgeführt,  wir  auf  S.  433  bereits  wieder- 
Tgeccben  haben.  Es  fehlt  z.  Zt.  allerdings  noch  das  Ver- 
waltung*- und  Wohngebäude.  Das  im  romanischen  Stile 
■ausgeführte  Bauwerk  hat  reichen  Mosaikschmuck  aus  der 
Werkstatt  der  Firma  erhalten.  Die  ganze  Gebäudegruppe 
wirds  von  einer  ausgedehnten  und  wohl  gepflegten  Garten- 
anlage umschlossen.  An  die  äußere  Besichtigung  des  Neu- 
baues schloß  sich  ein  Rundgang  durch  die  Werkstätten, 
in  denen  die  Glasflüsse  in  8—10000  Farbenlünen  herge- 
stellt werden,  die  Arbeitsräumc ,  in  denen  diese  Glas- 
•flQssc  zerteilt  werden,  durch  die  Zeichensäle  zur  I  Icrstellung 
der  Kartons  nach  den  Entwürfen  der  Künstler,  die  Ateliers, 
in  denen  z.  Zt.  über  50  Personen  mit  der  Herstellung  des 
Mosaikes  beschäftigt  waren  und  schließlich  die  Ausstellungs- 
räume. Die  Firma  war  gerade  mit  der  Herstellung  von 
jArbcitszeichnungen  nach  Entwürfen  von  Prof.  Schapcr 
für  die  Gedächtnishallc  der  Kaiser  Wilhclm-Gedächtnis- 
jKirchc,  des  Malers  Octkcr  für  die  Elisabeth-Kemenate 
ider  Wartburg,  sowie  mit  der  Herstellung  von  Mosaiken 
(nach  Entwürfen  von  Pfannschmidt  in  Rom,  Grätz  in 
Frankfurt  a.  M.  (ein  St,  Michael  für  den  Rathausturm)  usw. 
beschäftigt.  Die  Herstellung  des  Mosaikes,  die  durchaus 
^icht  als  eine  rein  mechanische  Arbeit  angesehen  werden 
idarf ,  sondern  ein  feines  Verständnis  für  Form  und  Farbe 
'bei  jedem  Mitarbeiter  voraussetzt,  darf  als  bekannt  voraus- 
gesetzt werden.  Die  Besichtigung  erregte  großes  Interesse.— 

Münchener  Aren.-  u.  Ing. -Verein.  In  der  Wochenver- 
sammlung vom  10.  Nov.  wurde  der  Entwurf  eines  Schrei- 
bens beraten,  in  welchem  der  Stadtmagislrat  München  er- 
sucht wird,  eine  zeitgemäße  Ab-  und  Umänderung  der 
Münchener  Bauordnung  von  1895  in  die  Wege  zu 
leiten.    Der  Gegenstand  wird  seil        Jahren  im  Verein 

570 


Genesungshelm 
„Friedrichshöhe"  zu 


Architekten : 
Hakenholi  *  Brandet 


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MAO  * 

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Bauvorschriften  bezeichnet  und  darauf  hingewiesen,  daß 
anderwärts,  z.  B.  in  Wien,  die  Behörden  die  Baugesuche 
in  bestimmt  vorgeschriebenen  Fristen  erledigen  müssen. 
Die  genannte  Vereinsbesprechung  drehte  sich  hauptsäch- 
lich um  diesen  Punkt,  wobeidie  unglückliche  Unterscheidung 
der  Zuständigkeit  zwischen  Gemeinde-  und  Staatsbehörden 
und  die  geringen  Befugnisse  der  Lokal-Baukommission 
hervorgehoben  wurden.  Auch  aul  die  Zersplitterung  der 
Tätigkeit  in  eine  Unzahl  von  Referaten,  Abteilungen,  Kom- 
missionen und  Plenarvcrsammlungcn  wurde  hingewiesen, 
welche  Instanzen  selbst  in  den  unbedeutendsten  Dingen 
auf  dem  umständlichen  schriftlichen  Wege  gehört  werden, 
so  daß  die  beste  Zeit  nicht  mit  der  wirklichen  Behandlung 
einer  Bausache,  sondern  mit  dem  Hin-  und  Herschleppcn 
der  Akten  verloren  geht.  Unter  Genehmigung  des  an  den 
Magistrat  gerichteten  Schreibens  nahm  der  Verein  eine 
wettere  Tätigkeit  in  der  Ocffcntlichkcit  in  Aussicht,  wenn 
diejenigen  Mißstände  des  Vollzuges,  die  ohne  umständ- 
liche Verhandlungen  auf  dem  Bureauwege  beseitigt  wer- 
noch  längere  Zeit  fortdauern  sollten.  — 


Zur  Wahrung  des  geistigen  Eigentums  an  Werken  der 
Architektur.  Am  31.  Out  d.  J.  wurde  auf  dem  Königsplatz 
in  Berlin  das  Koon-Denkmal  enthüllt,  welches  die  Abbildg. 
S.  571  wiedergibt  Das  Denkmal  gehört  zu  den  stattlicheren 
der  Rcichshauptstadt;  es  erreicht  eine  Höhe  von  9,5  von 
welchen  4,5  ■  auf  den  Sockel  und  5  m  auf  die  Bronzefigur 
des  Keorganisators  der  preußischen  Armee  kommen.  Der 
Sockel  und  die  halbkreisförmige  Einfriedigung  bestehen 
aus  schwedischem  Labrador,  welcher  in  der  Granitwerk- 
stätte von  Woelfel  in  Selb  in  Bayern  bearbeitet  worden 
ist  Die  Stufen  sind  aus  Selber  Granit  gefertigt,  während  die 
Plattform  mit  bayerischem  -Syenit  belegt  wurde.  Die  Bronze, 
figur  wurde  in  "der  Gießerei  von  Martin  &  Piltzing  in 


No.  93. 

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Berlin  gegossen.  Wenn  wir  recht  unterrichtet  sind,  wur- 
den f  ür  die  Erstellung  des  Denkmals  aooooo  M  aufgewendet. 

Was  uns  nun  im  Besonderen  veranlaßt,  diese  Denkmal- 
Angelegenheit  zu  berühren,  das  ist  die  auffallend  geringe 
Rücksichtnahme  des  Hrn.  Bildhauers  Harro  Magnussen, 
dem  das  ganze  Denkmal  übertragen  war,  auf  seinen  archi- 
tektonischen Mitarbeiter,  Hm.  Architekten  Arnold  Hart- 
mann  in  Grunewald.    Obwohl  der  letztere  im  unmittel- 
baren Auftrage  des  Bildhauers  den  Sockel  entwarf,  hat 
der  Bildhauer  es  weder  für  notig  gefunden,  den  Archi- 
tekten zu  den  Enthüllungs-Feierlichkeiten  zuzuziehen,  noch 
überhaupt  in  der  Oeffentlichkeit  seinen  Namen  zu  nennen, 
obwohl  durch  den  ausgezeichneten  Sockel  das  Denkmal 
erst  zu  seiner  vollen 
Wirkung  kommt,  wenn 
nicht  der  Sockel  das 
konventionelle  Bild- 
werk   an  künstleri- 
schem   Gehalt  über- 
trifft   Für  die  Archi- 
tekten, die  in  die  Lage 
kommen,  gemeinsam 
mit  einem  Bildhauer 
ein  Denkmal  zu  schaf- 
fen, ergibt  sich  hieraus 
die  Lehre,  sich  den 
geistigen  Anteil  an  dem 
Werke  und  seine  An- 
erkennung derOeffcnt- 
lichkeit  gegenüber  von 
vorn  herein  vertrags- 
mäßig zu  sichern.  K- 
gibt  auch  Bildhauer, 
die  anders  denken  und 
handeln,  als  es  in  die- 
sem Falle  geschehen 
ist  und  die  bereitwil- 
ligst fremden  Anteil  am 
gemeinsamen  Werke 
auch  der  Oeffentlich- 
keit gegenüber  anzu- 
erkennen bereit  sind. 
Es  ist  jedoch  auch  die 
Tendenz  nicht  selten, 
im  Architekten  einen 
zwar  notwendigen, 
aber  untergeordneten 
Mitarbeiter  zu  sehen 
und    hiergegen  heißt 
es  Front  machen.  — 

Die  Stellungnahme 
der  „Deutschen  Bau- 
zeltung"  In  der  Frage 
der  Aufstellung  von 
Entwürfen  für  Bebau- 
ungsplane wird  in 
einem  „Zum  Flucht- 
linien-Gesetz "über- 
schriebenen  Artikel 
von  Abendroth,  der 
an  erster  Stelle  in  No.  15 
vom  >  November  des 
„Tecnn.  Gemeinde- 
blaues-  erschienen 
ist,  in  einer  Weise  dar- 
gestellt, die  in  ihrer 
Form  und  ihrem  Zu- 
sammenhange geeig- 
net erscheint,  ein  voll- 
ständig falsches  Bild 
von  unserer  tatsäch- 
lichen Stellungnahme 
zu  geben,  und  die  wir 
daher  nicht  unwider- 
sprochen lassen  möch- 
ten. Verfasscrerwahnt, 

daß  er  bereits  1900  auf  die  durch  die  Praxis  der  .Stadterwei- 
terungen erwiesenen  Mängel  des  Fluchtlinien-Gesetzes  hin- 
gedeutet und  daran  entsprechende  Aenderungsvorschläge 
geknüpft  habe, die  man  zwar  einerseits  „sehrbcachtenswen" 
genannt,  zugleich  aber  die  daran  geknüpfte  Kritik  über  die 
Bis  dahin  gepflogene  Art,  Bebauungspläne  zu  entwerfen  und 
festzusetzen,  namentlich  in  der  „Deutschen  Bauzeitung"  als 
„unerhörte  Unterstellungen",  „Aeußcrungcn  eines  ver- 
bitterten Gemütes"  usw.  bezeichnet  habe.  Es  habe  dann 
erst  des  Einsetzens  der  Autorität  eines  Camillo  Sitte  be- 
durft, um  in  den  ersten  Heften  der  neuen  Zeitschrift  „Der 
Städtebau"  vier  Jahre  später  das  der  Allgemeinheit  näher 

16.  November  1904. 


zu  bringen,  was  in  den  Reihen  ernster  Praktiker  längst 
schwer  empfunden  worden  sei,  nämlich  die  Unhaltbarkeil 
der  „Plangeometrie*  der  Stadterweiterungs-Entwürfe  vom 
grünen  Tisch. 

In  diesem  Zusammenhange  müssen  obige  Ausführun- 
gen den  Eindruck  erwecken,  als  ob  die  Deutsche  Bau- 
zeitung einen  rückständigen  Standpunkt  in  diesen  Kragen 
eingenommen  habe,  während  sie  gerade  und  nicht  erst 
seil  4  Jahren  immer  wieder  für  eine  einerseits  den  künstle- 
rischen, anderseits  den  wirtschaftlichen,  hygienischen  und 
sozialen  Forderungen  entsprechende  Entwicklung  des 
Bebauungsplanes  eingetreten  ist,  und  den  Schematismus, 
die  „Plangeometric"  nachdrücklich  bekämpft  hat. 

Die  obigen  in  Paren- 
these gesetzten  AeuBc- 
rungen  sind  aas  dem 
Zusammenhange  her- 
ausgerissen und  einem 
im  Jahrg.  1901  in  un- 
serem Blatte  erschie- 
nenen Artikel  Ober 
„Städtebau-Frage  n 
mit  besonderer  Be- 
ziehung auf  Ber- 
lin" entnommen.  Sie 
wendeten  sich  haupt- 
sächlich gegen  zu  weit- 
gehende Ansprüche 
des  Landmessers  hin- 
sichtlich seiner  Betei- 
ligung bei  der  Auf- 
stellung von  Bebau- 
ungsplänen und  wiesen 
verallgemeinernde  An- 
griffe gegen  die  Zu- 
verlässigkeit der  von 
Bau  -Sachverständigen 
aufgestellten  Bebau- 
ungspläne zurück.  — 
Die  Ironie  des  Schick- 
sals will  es  übrigens, 
daß  der  Verfasser  des 
angezogenen  Artikels 
Ober  Städtebaufragen 
der  Mitbegründer  und 
-Leiter  der  Zeitschrift 
„Der  Städtebau*  ist  — 

Hundertjähriges  Be- 
stehen der  Baugewerk- 
schule in  Gotha.  Ein 

seltenes  Fest  begeht 
die  Ilerz.-Sächs.  Bau- 
gewerbe- und  Hand- 
werkcrschule  in  Gotha, 
indem  sie  im  Februar 
1005  das  Einhundert- 
jährige Bestehen  der 
Anstalt  feiert  Mit  die- 
ser Feier  soll  eine  Aus- 
stellung 1 .  von  Arbeiten 
der  derzeitigen  Schü- 
ler und  a.  von  Arbeiten 
der  ehemaligen  Schü- 
ler verbunden  werden. 
Die  letztgenannten  Ar- 
beiten sollen  solche 
sein,  welche  die  Her- 
ren in  ihrem  Berufe 
nach  Verlassen  derßau- 
gewcrbeschulc  ausge- 
führt haben.  Die  Aus- 
stellung soll  feststellen, 
was  auf  der  Schule 
geleistet  wird  und  in 
welchem  besonderen 
Zweige  ihres  Faches 
die  ehemaligen  Schüler  der  Anstalt  jetzt  tätig  sind.  — 


Das  Roon-Drnkmal  auf  dem  Königsplatz  In  Berlin. 
Bildhauer:  Harro  Magnolien;  Architekt:  Arnold  Hartmann. 


Preisbewerbungen. 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
ein  Krelssparkassen-Gebäude  des  Kreises  Tarnowltz  (Gesamt- 
bausummc  35000  M.)  erläßt  der  Landrat  für  deutsche  Archi- 
tekten zum  3  Jan.  1905.  Es  gelangen  3  Preise  von  500, 
350  und  150  M.  zur  Verleitung  Unterlagen  gegen  2.^0  M. 
„von  dem  das  l'rckrichtcrami  unter  Zuziehung  de«  Kreis- 
baumeisters  als  alleinigem  Bausachverständigen  ausüben- 
den „„Krcisauschuß  zu  Tarnowitz"".    Verlangt  werden 

57' 


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Grundrisse  und  Fassaden  in  i :  100,  Perspektive  und  Kosten- 
Überschlag.  —  Lohnt  es  sich  wirklich,  zu  solchen  Aufgaben 
die  gesamte  deutsche  Archilektenschaft  heranzuziehen?  — 
Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  ein 
neu«  Rathaus  In  Wilmersdorf  bei  Berlin  Lst  durch  die  Ge- 
meinde-Vertretung beschlossen  worden.  Für  die  besten 
der  bis  10.  April  1905  einzuliefernden  Entwürfe  sind  ein 
I.  Preis  von  8000  M.,  ein  II.  Preis  zu  5000  M.  und  zwei 
weitere  Preise  von  je  3000  M.  in  Aussicht  gestellt.  Der 
Ankauf  eines  nicht  preisgekrönten  Entwurfes  für  1000  M. 
wird  vorbehalten.  Wir  kommen  auf  das  Preisausschreiben, 
wenn  es  ergangen  sein  wird,  zurück.  — 


Bücher. 

Die  Burgen  und  Burgenrest«  Italiens.  Unter  diesem 
Titel  erscheint  in  Balde  ein  von  dem  Architekten  Bodo 
Ebhardt  in  Grunewald  im  Auftrag  des  Kaisers  und  mit 
kaiserlicher  Unterstützung  herauszugebendes  Werk,  zu  wel- 
chem der  Verfasser  das  umfassende  Material  auf  einer 
längeren  italienischen  Studienreise  sammelte.  Das  Werk 
erscheint  im  Verlage  von  Ernst  Wasmuth  in  Berlin  und 
zerfällt  in  4  Abteilungen:  über-,  Mittel-  und  Unter-Italien 
und  Sizilien.  Auf  aoo  Tafeln  GroBfolio  in  Lichtdruck  und 
Strichmanier  sollen  etwa  100  Burgen  in  Grundrissen, 
photographischen  Ansichten  und  zeichnerischen  Darstellun- 
gen wiedergegeben  werden.  Der  reich  illustrierte  Text, 
40  Bogen  im  Formate  des  Werkes,  enthält  eine  historische 
Uebersicht  über  den  Burgenbau  Italiens  aufgrund  ge- 
druckter und  ungedruckter  urkundlicher  Nachrichten,  Dar- 
stellung der  verschiedenen  Einflüsse,  die  auf  die  Ge- 
staltung der  Burgen  bestimmende  Wirkung  gehabt  haben 
und  eine  Studie  über  den  Einfluß  des  Burgenbaues  auf 
den  Profanbau  des  Mittelalters.  — 

Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler.  Die  vom 
3,  Tage  für  Denkmalpflege  zu  Düsseldorf  am  26.  Sept.  190a 
gewählte  Kommission,  bestehend  aus  den  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Oechelhäuser  in  Karlsruhe  und  Justizrat  Loersch 
in  Bonn,  hat  mit  Prof.  Dr.  Dehio,  Dir.  des  kunstgcschichl- 
lichen  Institutes  der  Universität  Strafiburg  einen  Vertrag 
geschlossen,  nach  welchem  dieser  die  Herausgabe  des 
.1  landbuches  der  deutschen  Kunstdenktnäler"  übernimmt 
Kür  dieses  Werk  hat  der  Staat  eine  namhafte  Unterstützung 
gewahrt  und  der  Verlag  Lst  der  Firma  Emst  Wasmuth 
in  Berlin  übertragen  worden.  Das  Werk,  eine  alphabetisch 
geordnete  umfassende  Inventarisation  aller  Kunstdenkmäler 
des  Deutschen  Reiches,  erscheint  in  5  Bänden  von  je 
25  Bogen,  Format  13 : 19,5.  Der  erste  Band  befindet  sich 
unter  der  Presse.  — 

Beider  Redaktion  d. Bl.  eingegangene  Bücher: 

Steuer,  Ad.  und  BUcheler,  Roh.  Unser  Schreiner  h  »od. 
werk.  Zahlreiche  mustergiltige  Original  •  Entwürfe  und 
Werkzeichnungen  von  allerlei  einfachen,  zuroteil  ausgeführ- 
ten Möbel-  und  Bauichrcinereien  ncbit  prakt.  Ratschlägen 
für  die  vorteilhafte  Herstellung  in  der  Werkstatt  70  Taf. 
nebst  zugcbOr.  Werkzeichnungen  vollst  in  10  Lfrgn.  Stutt- 
gart 1904-    Leonhard  Heilbronrt.    Lfrg.  I  8,50  M. 

Ztlllch,  Karl,  Wasser-Rauinsp.  Statik  fOr  Baugewerk- 
seboteo  und  Baugewerkameister.  L  Teil  graphische  Statik. 
Mit  171  Tcxtabbildgn.  3.  Aufl.  Berlin  1904.  Willi.  Emst  St 
Sohn.   Pr.  x,ao  M. 

Beckenhaupt,  C.  Die  Urkraft  im  Radium  ond  die  Sicht- 
barkeit der  Kraftzuslände.  Heidelberg  1904.  Carl  Winter'* 
Univen. -Buchhandlung. 

Fabarlus,  Stadtbauinsp.  Die  Bedeutung  derBaupolizei- 
Ordnung  für  das  atädtiiche  Wohnungswesen. 
Vortrag.   Kassel  1904.   Buchdruckern  von  H.  Siebert. 

Feiooivcllcmcnt  estpreußischer  WasscrstraSen. 
Mit  einer  sebemat.  Darstellung. 
—  der  Aller  von  Celle  bis  zur  Mündung ,  der  Leine  von 
F'u^pciiburg  bis  zur  Mündung  und  der  Innerste  von 
Marienborg  bis  zur  Mündung.  Mit  einer  scbematiichen  Dar- 
stellung. Bureau  für  die  Hauptnivcllementa  und  Wasserstands- 
Bcobachtnogco  im  Minist  der  Offentl  Arbeiten.  Berlin  1904. 

Grünzweig  4t  Hartmann,  G.  m,  b.  H.  ZurTcchnikdcrKälte- 
Industrie-    Lud  wigshaf  cn  1904 , 

Herz  Bey,  M.,  Max.  Görnitz  de  conseivalioo  des  Monuments 
del'artarabe.  Exercice  190a,  Fascicule  19.  Progres- 
verbaux  des  scancea.  —  Rapports  de  la  sectioo  technique 
suivi  d'un  sppendice  (avec  8  plancbes).    Kairo  190a. 

Krell,  Otto,  jr ,  Ingenieur.  Ueber  Messung  von  dynami- 
schem und  statischem  Druck  bewegter  Luft 
München  1904.    R.  Oldeobourg.    Pr.  8.50  M. 

Landmann,  L  ,  Oberlehrer.  Tabellen  zur  Bestimmung 
der  Randspannungen  von  Fa  br  i  k  s  c  h  o  r  n  s  teinen 
nebst  Erläuterung  ihrer  Herstellung  und  Anwendung.  Mit 
1  Abbild,  und  1  Tabelle.  Wiesbaden  too«.  C.  W.  Kreidet  1 
Verlag.    Pr.  ■  M. 

Michel,  Eugen.  Dr.- Ing  ,  Reg.  -  Bmstr.  Ueber  die  Kerami- 
schen Verblendstoffe.  Mit  68  Ahbildgn.  im  Text. 
Halle  a  S   1004     Wilh.  Knspp.    IV.  8,40  M. 

Müller,  Hugo  Anleitung  zur  Momentpbotographie. 
M,t  35  Abbildg...    Halle  a.  S.  .904.  Wilh.  Knapp.    Pr.  1  M. 

57a 


Moormann,  Carl,  Kgl.  Brt.  Das  Wesen  der  Elektrizität 

und  des  Magnetismus.    In  gemeinverständlicher  Dar- 

stellung  erklärt    Mit  85  Abbildgo.  im  Text.    Leipzig  1004. 

Eduard  Heinrich  Mayer.    Pr.  1,80  M. 
Dr.  Müller,  Gust,  Adolf.  Die  Tempel  zu  Tivoli  bei  Rom 

und  das  altcbristl.  Privathaus  auf  dem  Monte  Cello.  Mit 

3  Lichtdrucktaf.  und  Abbildgn.  im  Text    Leipzig.  Paul 

Scbiramelwitz.   Pr.  3  M. 
Dr.  Noerdllngcr,  H.   Baugewerbe-Tarif  t.  Gebrauche  für 

Baumeister,  Architekten,  ingeoieure  und  Bauhandwerker; 

bearbeitet  von  Arch.  Wilh.  Nicol.  —  Zweck  und  Verwendung 

einiger  hygienischer  und  teebn.  Präparate  der  ehem.  Fabrik 

Flörsheim  am  Main.  4004. 
Patschke,  A,  Ingen.   T  ran  s  ve  r  s  a  I  -  Da  co  p  f  t  u  r  bi  n  e  n  für 

elastische  Kraltmiltel:  Waaserdampf,  Lufl,  schweflige  Säure. 

Kraftgas  u.  dergl.    Mülheim  a.  Rubr.   H.  WilheTmi,  Ms 

schinenfsbrik.   Pr.  a.jo  M. 
Pizztghelll,  G. ,  K.  k.  Oberstleutn.  a.  D.    Anleitung  zur 

Photographie.    Mit  aaa  Text  -  Abbilden,  und  84  Tat. 

13   vermehrte   und   verbesserte  Aufl.    Halle  a.  S.  1904. 

Wilh.  Knapp.    Pr.  4  M. 
Rambati,  J.  G„  Arth.   Bericht  des  Vereins  -  Ausschusses  betr. 

die   Arbeiter-Wohnuogsfrage.     Kamburg  1903. 

Otto  Meifiner-s  Verlag. 


Personal-Nachrichten. 

Preußen.  Dem  Kr.-Bauinsp.  Engelbreeht  io  Genthio  und 
dem  Landesbauinsp.  Neujahr  in  Landsberg  a.  W.  ist  der  Rote 
Adler -Orden  IV.  Kl.,  dem  Geh.  Brt  Dietrich  in  Baden-B.  und, 
beim  Uebertritt  in  den  Ruhestand  dem  Geh.  Brt  Viereck  in' 
Koblenz  ist  der  Kgl.  Kronen-Orden  III.  Kl.  verliehen. 

Die  Wahlen  des  vortr.  Rats,  Geb.  Ob -Bits.  Dr  ing.,  Dr. 
Zimmermann  und  des  Dir.,  Geh.  Reg  -Rat«  Prof.  Martens  zu 
ord.  MitgL  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin  sind  be- 
stätigt worden. 

Versetzt  sind:  der  Reg. -Bmstr.  Brunner  in  Breslau  zur  Kgl. 
Eiseob.-Dir.  in  Berlin,  der  hesa.  Reg,  Bmstr.  Kayser  in  Köln  zur 
Kgl.  Eiseob.-Dir.  in  Kassel;  —  die  Reg. -Bmstr.  Ebel  von  Bad 
Bertrich  nach  Magdeburg,  Kutzbach  von  SigmarinKcu  nach' 
Ratibnr  und  R  i  e  p  e  r  t  von  Berlin  nach  Posen. 

Zur  Beschäftigung  Oberwiesen  sind  die  Reg.  -  Bmstr. :  Emil 
Schultze  der  Kgl.  Eisenb  -  Dj-.  in  Dan  zig,  Andr6  der  Kgl. 
Eisenb.-Dir.  in  Münster  i.  W.;  Gohlke  und  Hentscbel  der  Dir. 
in  Berlin-  —  Linkenbach  dem  Minist,  der  Offentl.  Arb.  (Eiseob.- 
Abt ),  N 1  c  m  a  n  n  der  Kgl.  Eisenb.-  Dir.  in  Magdeburg,  Büssing 
der  Dir.  in  Königsberg  i.  Pr.,  Veite  der  Dir.  in  Essen  a.  R. 

Die  Reg.-Bfhr.  Jon.  Pegels  ans  Aldekerk,  Gg.  Schüler 
aus  Stettin  und  Maxim,  van  deSandt  aus  Barmen  (Hochbfch ), 
—  Johs.  G  ä  h  r  s  aus  Ostmoorende  und  Walter  Ruhtz  aus  Gr.- 
Gaudiachkebmen  (Wasser-  u.  Straßeubfcb.)  sind  zu  Reg.  -  Bmstro- 
ernannt. 

Den  Rcg.-Bmstra.  Artor  Ehrcnhsus  in  Berlin,  Karl  Conrad« 
in  Barmen  und  Ludw.  Netter  in  Berlin  ist  die  nachgea.  Eoüaaa. 
aus  dem  Staatsdienst  erteilt 

Der  Geh.  Brt  Stoertz  in  Berlin  und  der  Reg.-  n.  Brt 
Moritz  in  Erfurt  sind  gestorben. 

Wu rttemberg.  Dem  Reg.-Bfhr.  K  I  a  i  b  e r  ist  die  Stelle  eines 
techn.  Kolleg .  Mii^T  mit  den  Dienstrechten  eines  Reg. -Ass.  bei  der 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Arch.  L.  In  Fulda.  Von  dem  Anlieger  an  einer  histo- 
rischen Straße  können  aus  Anlaß  des  Anbaues  an  einer  solchen 
Straße  weder  Herricbtuogskoaten  der  Strsße  noch  Abtretungen 
von  StraBenland  gefordert  werden,  es  sei  denn,  daß  die  betr. 
Sirafle  bei  Erlaß  des  auf  dem  Fluchtliniengesetz  von  1875  basieren- 
den Ortaslatutes  zwar  fertig  gestellt  aber  noch  völlig  unbebaut  war. 
Es  können  auch  Kosten  usw.  nicht  vom  Anlieger  erhoben  werden, 
wenn  etwa  später  die  Baufluchten  einer  solchen  Straße  geändert, 
oder  sonstige  Umgestaltungen  an  der  Straße  vorgenommen  werden. 
Das  Wesen  der  historischen  Straße  besteht  darin,  daß  diese  vor 
Inkrafttreten  dea  Ortsstatute«  (die  Mehrzahl  derselben  ist  bald 
nach  1875  nach  Erlaß  des  Fluchtlinien -Gesetzes  erlassen  worden) 
eine  zum  Anbau  bestimmte  und  fertige  Orts  strsße  war  und  das 
sie  dem  Verkehr  innerhalb  der  Ortschaft  gedient  hat  (Keineswegs 
braucht  die  Straße  eine  geschichtlich  bedeutungsvolle  alte  Straße, 
eine  Heerstraße  u.  dergl.  gewesen  zu  sein.)  Im  Einzelfalle  werden 
zwischen  Gemeinden  und  Anliegern  aber  recht  oft  Streitigkeiten 
entstehen,  ob  es  sich  um  eine  historische  oder  nicht  historische 

ist™ Uher^s'usrachiosseo'  '  W^rneve^eise^r^eX?baaufU d^M* über- 
sichtlichen Aufsatz  Jahrg.  1901  S.  53a  .Straßen  und  deren  Bebauung 
in  Beziehung  zum  preuß.  Flochlltnicngcsetz'.  — 

Fragebeantwortongen  aus  dem  Leserkreise. 
Zur  Anfrage  in  No.  88  können  wir  mitteilen,  daß  hier  sowohl 
der  große  Ssal  der  Stadthalle  als  auch  die  Unter geschoßt  äume  des 
neuen  Sehulhauses  im  Stadtteil  Neuenheim  mit  Parkettplätzen  ans 
Buchenho'z  belegt  sind  und  daß  dieser  Belag  sich  seit  a  Jshrcn  gut 
bewährt  hat  Die  Platten,  etwa  50,50  cm  groß  und  solide  ver- 
stemmt, sin  t  an  der  Unterseite  mit  Asphalt  belegt,  werden  einfach 
auf  eine  ebene  Sandbettung  gelegt  ond  mit  Nut  und  Feder  zu- 
sammengefügt Das  Holz  ist  mit  Kolophonium  imprägniert.  Die 
Lieferfirma  ist  C.  Amen  dt  in  Oppenhrim  a.  Kbcin.  — 

Ehrmann,  Stadt.  Horhbauamt  in  Heidelberg. 

Inhalt.  Genesungsheim  .Frtedrirhsholie"  zu  Pyrmont.  —  Mitteilungen 
1111  Vereinen.  -  Vermischte«.  —  Preubeweibungen. —  BOcheT.  —  Heraonsl- 
N'actiHclitm.  —  Brief-  und  Fraietasten. 

Veitsr.  der  Deutschen  Bsszrituug,  G  m.  b.  lt.,  Berlin,  r  nr  die  Redaktion 
verantworü.  Albert  Hof  mann,  Berliu.    Druck  vun  Wilh.  Greve,  Berlin. 

Na  92. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIH.  JAHRG.  N°  93.  BERLIN,  DEN  19.  NOV.  1904 

Gartenanlage  auf  der  Gartenbau-Ausstellung  in  Düsseldorf  1904. 

Entwurf:  Professor  Peter  Bebrens  in  Düsseldorf;  Ausführung:  Konrad  Bartels  in  Köln  a.  Rh. 

(Hirriu  rlitr  BlldbrUagr,  «owt«  Abbildung  und  Lagrp'an  S.  577,) 


ie  meisten  der  modernen  deutschen  Garten- 
anlagen leiden  im  Gegensatz  zu  englischen 
]  und  amerikanischen  Ausführungen  dieser 
I  Art  unter  dem  Umstände,  daß  sie  nicht  ge- 
nügend an  den  Charakter  und  die  Stilart 
des  Hauses,  dem  sie  im  Sommer  als  Fortsetzung  des 
Wohnens  dienen  sollen,  angegliedert  werden  und  meist 
als  Schöpfungen  für  sich  erstehen.  Es  ist  angesichts 
dieses  Umstandcs  nicht  ohne  Interesse,  festzustellen, 
daß  die  Stimmen  aus  dem  Gebiete  der  Gartenkunst 
sich  fortgesetzt  mehren,  welche  in  einer  von  Haus  aus 
in  Aussicht  zu  nehmenden  Zusammenarbeit  von  Archi- 
tekt und  GartenkUnstler  das  Ergebnis  erhoffen,  daß  Haus 
und  Garten  sich  enger  aneinander  schließen  als  bisher, 
sodaß  das  eine  gewissermaßen  die  Erweiterung  des 


anderen  wird.  Gewiß  nicht  ohne  Berechtigung  wird 
in  gartcnkOnstlerischen  Kreisen  gewünscht,  daß  nament- 
lich bei  unebenem  Gelände  schon  bei  der  Stellung 
des  Hauses  der  Gartcnkünstlcr  mit  zu  Rate  gezogen 
werden  möge. 

Die  hier  zutage  tretenden  Bestrebungen  waren  es, 
welche  die  auf  unserer  heutigen  Beilage  sowie  in  den 
sie  begleitenden  Abbildungen  zur  Anschauung  ge- 
brachte Gartenanlage  auf  der  diesjährigen  Gartenbau- 
Ausstellung  zu  Düsseldorf  erstehen  ließen.  Die  Anlage 
hatte  den  Zweck,  die  gegenseitige  Abhängigkeit  von 
Haus  und  Garten  darzutun  und  ferner  aber  auch  haupt- 
sachlich zu  zeigen,  daß  der  architektonische  Garten 
mit  der  Fülle  seiner  Abwechselungen  ein  ansprechen- 
des und  zum  Verweilen  einladendes  Bild  darbieten 


573 

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wenn  er  noch  so  klein  ist  und  daß  er  auch  bei  Schema  darzubieten,  sie  wollten  vielmehr  damit  künst- 

großer  räumlicher  Beschränktheit  sehr  reichhaltig  aus-  lerische  Anregungen  zu  einer  Neugestaltung  des 

gestattet  werden  kann.    Die  beiden  Künsüer  hatten  deutschen  Hausgartens  geben  und  wer  wollte  leug- 

keineswegs  die  Absicht,  in  dem  Ausstcllungsgarten  ein  nen,  daß  derselbe  dieser  Anregungen  sehr  bedarf?  — 


Das  neue  königliche  Material -Prüfungsamt  in  Groß-Lichterfelde  bei  Berlin. 


=ap 

T 


[RFPBia 


rber  die  Kaum  Verteilung  auf  die  verschie- 
denen Abteilungen  des  Material- Prüfungs- 
amtes,  die  in  klarer  und  ObcrsichtlichcrWeise 
erfolgt  ist,  gibt  der  Uebersichtsplan, Abbild«  2 
in  No.  oo,  und  geben  die  Grundrisse,  Abbil- 
dung 3,  Aufschluß.  Letztere  lassen  auch  die  Zweckbe- 
stimmung der  verschiedenen  Räume  erkennen.  Danach 
ist  im  Erdgeschoß 
des  I  iauptgebäudes 
die  allgemeine 
Ve  r  w  a  1 1  u  n  g  unter- 
gebracht, in  den  Sei- 
tenflügeln haben  die 
Laboratorien  für 
Bau  matcrialien- 
Prüfung  bezw.  für 
Mctallprüfung 
Platz  gefunden.  Wie 
der  Schnitt,  Abb.  4, 
zeigt,  schließen  sich 
an  die  Laboratorien 
eingeschossige  Ge- 
bäude.die  Versuchs- 
stätten an,  in  wel- 
chen die  schwere- 
ren, größeren  Raum 
einnehmenden  Prü- 
fungsmaschinen  auf- 
gestellt sind.  Trans- 
port -  Gleise  führen 
in  diese  Versuchs- 
stätten hinein,  wel- 
che die  leichte  Ein- 
bringung der  Mate- 
rialien und  größerer  Versuchs- 
stücke gestatten.  Das  Haupt- 
gebäude nebst  den  Labora- 
toriums-Anbauten ist  mehr- 
geschossig, vcrgl.  den  Schnitt 
Abbildg.  5.  Im  L  Geschoß 
des  Hauptgebäudes  ist  im  mitt- 
leren Teile  die  Abteilung  für 
Chemie,  in  den  Flügclbauten 
diejenige  für  Papier- bezw. Ocl- 
prüfung  untergebracht.  Erste- 
rer  ist  auch  ein  Teil  des  II.  Ge- 
schosses überlassen ,  welches 
im  übrigen  der  Abteilung  für 
Metallographie  zugewiesen 
ist.  Im  III  Geschoß  sind  Räume 
für  photographische  Zwecke 
der  allgem.  Verwaltung  unter- 
gebracht. 

Von  den  übrigen  Bauti  n 
sind  der  allgemeinen  Verwal- 
tung  noch    unterstellt  das 

Kesselhaus,  das  Maschinenhaus  mit  Kühl-  und  Akkumu- 
latoren Gebäude,  die  Hälfte  des  Werkstattgebäudes  und 
ein  Teil  des  Feuer-Laboratoriums.  Die  andere  Hälfte  des 
Werkstattgcbäudes  und  das  Fallwerk  sind  der  Abt  für 
Metallprüfung  noch  überwiesen.  Auch  der  Abt.  für 
Metallographie  ist  im  Feuer-Laboratorium  fürSchmclz- 
versuche  ein  Teil  des  Raumes  zugeteilt,  desgl.  der  Abt. 
für  Baumatcrialicnprüfung  für  Glüh-  und  Schmelzver- 
suche. Die  unbebauten  Flächen  im  Freien  dienen  haupt- 
sächlich letzterer  Abteilung  für  Brandversuche,  Be- 
lastungsproben von  Decken,  Verwittcrungs- Versuche. 

Die  nutzbare  Oberbaute  Grundfläche  (ohne 
Treppen,  Flure,  Aborte,  Keller)  verteilt  sich  auf  die 
einzelnen  Abteilungen  wie  in  nebenstehender  Tabelle 
angegeben  ist. 

574 


Dazu  kommen  noch  für  Keller,  Flure,  Treppen,  Ab- 
orte 4316,78  <i»,  sodaß  die  gesamte  Oberbaute  Fläche 
10  359,53 1™  beträgt.  Der  umbaute  Raum  der  Amts- 
gebäude stellt  sich  t  t  f 
auf  6o4iofbm,  da- 
zu noch  i2to<,"n 
für    die  Verbin- 


dungs-Keller zwi- 
schen Haupt -Ge- 
bäude und  Werk- 
statt, Maschinen- 
haus und  den  Ver- 
suchstätten bezw.  dem  Feuer-Laboratorium,  dem  Akku- 
mulatoren-Gebäude usw.    Diese  Keller  nehmen  die 


Allgemeine  Verwaltung  

Abteilung  für  .Metallprüfung    .    .    .  . 

„  Baumaterialien-Prüfung 
„   Papierprüfung  .    .    .  . 
.    Metallographie  .    .   .  . 
,    Allgemeine  Chemie  .  . 
„  OclprOfung 


1544,01  q»>, 

'378,83  ■ 
»041.54  . 
430,45  . 

473.8°  ■ 
779-30  „ 
394vBa_.. 


Zusammen   6042,75  «!■»" 


N0.93. 

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Leitungen  auf.  Die  Kellerräume  der  mehrgeschossigen 
Gebäude  dienen  als  Lagerräume,  soweit  sie  nicht  für 
die  Zwecke  der  Heizung,  Be-  und  Entwässerung  und  der 
maschinellen  Einrichtungen  in  Beschlag  genommen  sind. 

Die  Flure  und  Treppen  sind  zu  Gunsten  der 
Arbeitsräume  nach  Möglichkeit  eingeschränkt.  Erstere 
haben  2,5  ■  Breite  erhalten,  die  dreiläufigen 
Treppen  im  Hauptgebäude  1,5™.  Letztcrc 
umschließen  die  elektrisch  betriebenen  Auf- 
züge für  Personen-  und  Lastenverkehr  mit 
500  bezw.  750 k*  Tragfähigkeit.  Diese  sind 
mit  Druckknopf-Steuerung  eingerichtet  und 
fahren  mit  0,35  "»/Sek.  Geschw.  Die  größte 
Förderhohe  im  mittleren  Treppenhaus  be- 

A.  RQrherwhrmnk, 

B.  Wuchfcrckra. 
D.  Dunpfkipelle. 

DK.  Dunkrlkimiurr, 
DT.  Dunpf-Trockmsrhrank. 

F.  Flllwerke  und  Schl»j<Uqer-Ver- 


C.  <i»r 


Die  Fundamente  der  Gebäude  sind  in  Kiesbe- 
ton 1 : 10  hergestellt,  die  aufgehenden  Mauern  in 
Hintermauerungs- Steinen  im  Verbände  mit  der  Ver- 
blendung aus  1  ] and strich-Stcinen  aufgeführt.  In  den 
V«  Stein  starken  Zwischenmauern  der  Laboratorien- 
Gebäude  und  der  Versuchsstätten  sind  eiserne  Stützen 
zur  Aufnahme  der  Deckenunterzüge  bezw. 
Krahnträgcr  eingebaut.  Auch  die  Vi  Stein 
starken  Querwände  sind  mit  eisernen  Trägern 
ausgesteift. 

Die  Decken  sind  zumeist  zwischen  Trä- 
gern V,  St,  bei  starker  Belastung  1  St.  stark 
gewölbt.  Nur  in  den  Wohngebäuden  sind 
Monierdecken  angewandt.  Mit  Rücksicht  auf 

R.  HrfiL 

S.  SrhratbliiKh. 
T.  Tin*. 

W.  Wrrku-Uf-Mjiirhltirn. 
Wl.  WlRtnrk. 
Z.  Z«kJriaeniar>  -  Max-hinrn  (Krl)er- 
SHcbwcrk,  Kut»lmQhJe,  W»li- 
usw.). 


"*  T«  rrr.  W^  — r'TTTTT  *"  ' 


J  I 


Abbildg.  3.   Grundriue  der  AmUgeblude. 

trägt  17™  Die  Aufzüge  sind  von  Carl  Flohr  in  Berlin  die  notwendigen  zahlreichen  Decken-Durchbrechungen 
gebaut  und  erfordern  5  bezw.  8  PS.  Sie  werden  mit  für  Leitungen,  die  auch  später  noch  erforderlich  wer- 
Gleichstrom-Elektromotorcn  betrieben.  den  können,  schienen  Eisenbetondecken,  die  nicht  bc- 

19.  November  1904  575 

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liebig  durchbrochen  werden  dürfen,  gegenüber  den   reicher  sind  die  Wohngebäude,  nämlich  das  Doppcl- 


einfachen  Wölbdecken  im  Nachteil. 

Die  Dächer  sind  zumeist  flach,  als  Holzzcment- 
dächer  hergestellt;  das  Maschinenhaus  ist  mit  sicht- 
barem eisernen  Polonceau  überspannt,  Feuer-Labora- 
torium und  Kesselhaus  besitzen  hölzerne  Dachstühle. 
Die  Wohngebäude  haben  steile  Ziegeldächer.  Die 
Dachgeschosse  sind 
hier  z.  T.  ausgebaut. 

Die  Fußböden 
sind  in  den  Kellern 
in  Kiesbeton  mit  glat- 
tem Zementabstrich, 
im  übrigen  fast  durch  • 
wegalsZementeslrich 
mit  Linoleum -Belag 
hergestellt.  Bei  den 
nicht  unterkellerten 
Räumen  wird  der 
Estrich  von  einer  Be- 
tonlage  von  10  bis 
25 cm,  je  nach  Belas- 
tung.getragen.  Außer- 
dem kommen  in  eini- 
gen Räu  m  cnTerrazzo, 
Fliesen,  Eisenklinker 
(in  Schmelz-  und  Vor- 


Enlvtuif  von  CTitttich,  Arcb.  in  München. 


haus  für  den  Direktor  und  t.  Üntcrdircktor,  das  Be- 
amten-Wohnhaus und  das  Pförtnerhaus  ausgebildet. 
Die  steilen,  mehrfach  gebrochenen  Dächer,  frei  vor- 
springenden Treppenhäuser,  Veranden  und  Balkonc 
ergeben  etwas  lebhaftere  Umrißlinien. 

Was  den  inneren  Ausbau  der  Hauptgebäude 

betrifft,  so  sind  die 
Fenster,  abgesehen 
von  den  Fluren.Trep- 
penhäusern  und  Ab- 
orten, durchweg  als 
Doppclfenster  herge- 
stellt. Im  Hauptge- 
bäude beträgt  dabei 
der  Scheibcnabstand 
35 fm,  sodaß  dieStaub- 
Jalousien  gegen  die 
Witterung  geschützt 
zwischen  den  Fen- 
stern untergebracht 
werden  konnten.  Alle 
Fenster  sind  reich- 
lich mit  Lüftungsflü- 
gcln  ausgestattet  Das 
Rahmenwerk  ist  fast 
durchweg  inHolz  her- 


SP* 

V  I;'  \ 

 ■,   ■  IM  ....... 

— *  »  "  ~T=^= 


Kon'gtplaU  in  Berlin. 


Place  de  la  Concorde  in  Paria. 


Zur  Frage 
der  Umgestaltung 
des  KarlsplaUei 

In  Wien. 

Von  C.  Tittrich, 
Arcb.  in  Manchen. 


Censdaimca-Markt  in  Berlin. 


ratsräumcn),Granit  platten  (in  einigen 
Laboratorien),  gußeiserne  Platten  (im 
Kesselhaus  vorden  Kesseln)  alsBelag 
vor.  Die  Treppen  sind  der  Haupt- 
sache nach  in  Kunststein  erstellt. 

Die  Ausbildung  der  Fassaden 
ist  aus  Abbildg  öersichtlich,  die  einen 
Teil  des  I  lauptgebäudes  wiedergibt. 
Alle  Amtsgebäude  sind  schlicht  wie 
Fabrikbauten  ausgebildet  und  mit 
Ausnahme  sparsam  verteilter  Putz- 
flächen mit  roten  Rathenower  Hand- 
strich-Steinen verblendet,  und  zwar 
unter  fast  vollständiger  Vermeidung 
von  Formsteinen.  Das  Mauerwerk  ist  mit  Weißkalk  mit 
geringem  Zementzusatz  gefugt.  Durch  diese  Farben- 
gegensätzc,  die  Abtönung  der  Fenster  und  Türen  usw. 
wird  eine  freundliche  Wirkungcrziclt.  Die  (lachen  Dächer, 
die  sehr  großen  Achsteilungen  und  großen  Fenster- 
flächen gelien  den  Hauptbauten  ihr  Gepräge.  Etwas 

576 


Karlsplatz  in  Wien. 


St.  Petera-Platz  in  Rom. 

j     gestellt;  eiserne  Fenster  sind  außer 
1      im  Keller  nur  vereinzelt  angewen- 
det. Von  den  Türen  sind  diejenigen 
an  den  Eingängen  zum  Kessclhausc 
und  namentlich  zu  den  Versuchs- 
stätten als  vier  Hügelige  Tore  be- 
deutender Abmessung  ausgebildet. 
Die  inneren  Türen  der  Vcrsuchs- 
stälte  sind  als  breite  Schiebetüren 
mit  Aufhängung  an  oberen  Rollen 
mit  Kugellager  und  unterer  Führung 
mit  Zapfen  im  Schlitz  konstruiert 
Die Treppenhaus-  und  Flurtüten  sind 
als  Pendeltüren  hergestellt,  alle  übri- 
gen Türen  in  üblicher  Weise.  Eiserne  Türen  sind  nur 
da  angewendet,  wo  ein  sicherer  Abschluß  gegen  Feuers- 
gefahr erforderlich  erschien. 

Die  Abführung  der  Abwässer  erfolgt  innerhalb 
der  Gebäude  getrennt  für  die  Laboratorien-Abwässer 
einerseits  und  die  Regen-  und  Klosettwässer  ander- 

No.  93. 


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scits,  wobei  alle  Leitungen  an  den  Wänden  und  Decken 
frei  verlegt  wurden.  Diese  Trennung  ist  erfolgt,  da 
Laboratoriums-Leitungen  leicht  zu  Verstopfungen  Ver- 
anlassung geben,  daher  vom  Uauspersonal  öfter  unter- 
sucht und  gegebenenfalls  gereinigt  werden  müssen. 
Die  Einführung  der  Fäkalien  in  chemische  Abwässer 
vermehrt  aber  die  Verstopfungsgefahr,  während  die 
Neigung  zur  Reinigung  sehr  vermindert  wird.  Die 
Laboratoriums-Abwässer  werden  in  4  Sammelleitungen 


Die  Keller,  in  denen  viel  Wasser  verbraucht  wird, 
mußten  eine  besondere  Entwässerung  erhalten.  Um 
bei  starkem  Regen  Rückstau  zu  vermeiden,  sind  alle 
tiefer  als  die  Gullies  der  anschließenden  Straßen  lie- 
genden Ausgüsse  an  diese  besondere  Entwässerungs- 
Leitung  angeschlossen,  die  vor  ihrem  Eintritt  in  die 
allgemeine  Entwässerung  mit  einer  Hauptabsperrung 
verschen  ist,  die  mittels  Schieber  vom  Maschinisten  ge- 
schlossen wird,  falls  die  üblichen  Rückstau  klappen. 


1.  Suuden-IWrte.   j,  Thuyft-llrckr.   y  Tjm.s-Hci  k,r.   4.  KirBiMoibecr.   5.  Rhododendron.  6.  Aulrrn. 
Gartenanlage  auf  der  Gartenbau-Aus»tellung  In  Düsaeldorf  1904. 


zusammengefaßt,  welche  Neutralisicrungs-Grubcn  (z.T.  die  überall  beim  Austritt  der  Kellerleitungen  aus  dem 

mit  hydraulischem  Kalk  gefüllt)  passieren  müssen.  Erst  Gebäude  eingebaut  sind,  ihren  Dienst  versagen, 

hinter  diesen  Gruben  schließen  die  übrigen  Entwässe-  Die  Wasserversorgung  der  Grundstücke  erfolgt 

rungsleitungen  an.    Das  ganze  ist  zusammengeführt  durch  Anschluß  an  das  Hauptrohr  der  Charlottcn- 

in  einem  Hauptgrundstücks  Entwässerungsrohr,  das  an  burger  Wasserwerke  in  der  Chaussee.  Es  sind  2  An- 

dic  Kanalisation  von  Gr.-Licbterfcldc  anschließt.  schlösse  ausgeführt,  die  zu  den  beiden  Hauptwasser- 

19.  November  1904.  577 


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messern  in  den  beiden  Laboratoriums-Gebäuden  fahren. 
Hinter  diesen  Wassermessern  sind  die  Leitungen  für 
die  Speisung  der  Hydranten  in  und  außerhalb  des 
Gebäudes  sowie  fQr  alle  Sprenghähne  auf  dem  Grund- 
stock und  die  Betriebswasserleitung  für  alle  anderen 
Zapfhähne  in  den  Arbeitsräumen  getrennt  ausgeführt. 
Es  ist  das  geschehen,  um  den  letzteren  auch  bei 
plötzlicher  Entnahme  größerer  Wassermengen  zu 
Spreng-  und  Feuerlöschzwecken  den  Druck  zu  sichern. 
In  das  Leitungsnetz  sind  noch  12  Neben-Wasserme&ser 
eingeschaltet,  um  auch  den  Bedarf  in  den  einzelnen 
Betrieben  feststellen  zu  können.  Zu  Feucrlösch- 
z wecken  sind  außerhalb  der  Gebäude  Ii  Oberflur- 
Hydranten  aufgestellt,  welche  die  Gebäude  von  allen 
Seiten  sichern.  Im  Inneren  sind  in  allen  Geschossen 
Feuerlöschschränke  mit  vollständiger  Einrichtung  an 
die  Hydrantcnlcitung  angeschlossen. 

Die  Heizung  aller  Gebäude  erfolgt  durch  Hoch- 
druckdampf von  1,5  Atm.  Höchstspannung  für  die 
eingeschossigen  Gebäude,  Niederdruckdampf  von 
0,2  Atm.  Höchstdruck  für  alle  mehrgeschossigen  Ge- 
bäude. Ersteres  System  hat  hiernach  13240,  letzteres 
2326ocbm  umbauten  Raum  zu  heizen.  Sie  haben  dabei 
unter  Berücksichtigung  der  Zuschläge  fQr  Verluste, 
Vorwärmung  der  Frischluft  usw.  zu  leisten  321  700 
bezw.  613300  W.-E.  Diese  Zahlen  sind  den  Berech- 
nungen zu  Grunde  gelegt.  Der  Heizdampf  wird  in 
dem  allgemeinen  Kessel  hause,  auf  das  wir  noch  zurück- 
kommen, erzeugt.  Durch  ein  Reduzierventil  wird  der 
Kesseloberdruck  von  8,5  Atm.  auf  5  ermäßigt  Von 
hier  gehen  die  Haupt  -  Verteilungsleitungen  in  die 
Röhrenkeller  und  verzweigen  sich  nach  den  Heiz- 
zentralen in  den  verschiedenen  Gebäuden.  Das  Haupt- 
gebäude mit  den  anschließenden  Laboratorien  und 
Vcrsuchsslätten  hat  deren  3.  Jede  ist  mit  einem 
Dampfabsperrventil,  einem  Reduzierventil  —  zur  Her- 
abminderung der  Spannung  auf  1,5  bezw.  0,2  Atm.  — 
einem  Sicherheitsventil  und  einem  Manometer  versehen. 
Die  Leitungen  sind  von  den  Zentralen  ausgehend  an 
den  Kcllcrdeckcn  gefuhrt  und  speisen  durch  Steige- 
stränge an  den  Fensterpfeilern  der  Außenwände  die 
in  den  FensterbrQstungen  aufgestellten  Heizkörper. 
Auf  die  sonstigen  Sichcrhcits- Vorrichtungen,  die  Kom- 
pensatoren,  die  Heizkörper  selbst,  die  Kondens wasser- 
KQckleitung  sei  nicht  weiter  eingegangen,  dagegen 
bemerkt,  daß  das  Direktoren -Wohnhaus  eine  Warm- 
wasserheizung erhielt,  während  das  Beamten- Wohnhaus 
und  Pförtnerhaus  mit  Lokalheizung  ausgestattet  sind. 

Die  Lüftung  erfolgt  fQr  die  einzelnen  Räume 
getrennt  durch  die  Fenster  bezw.  durch  besondere 
Abluftrohre,  die  unmittelbar  von  jedem  Raum  ober 
Dach  führen  und,  wo  erforderlich,  mit  elektrisch  an- 
getriebenen Ventilatoren  ausgerastet  sind,  die  übrigens 
auch  umgestellt  werden  können,  sodaß  sie  nicht  ab- 
saugen, sondern  Luft  einpressen.  Auf  eine  zentrale 
Drucklüftung  mußte  der  hohen  Anlage-  und  nament- 
lich der  honen  Unterhaltungskosten  wegen  bei  den 
weitverzweigten  Bauten  verzichtet  werden.  Zu  hohe 
Unterhaltungskosten  bringen  aber  die  Gefahr  mit,  daß 
der  Betrieb  später  eingestellt  wird  und  dann  die  Kanal- 
anlagc  als  Vermittler  der  Ucbcrführung  schlechter  Luft 
von  einem  Raum  in  den  anderen  dienen  kann. 

Die  Beleuchtung  ist  sowohl  fOr  die  Innenräume 
wie  fOr  das  Grundstock  selbst  die  elektrische.  Die 
auch  zu  anderen  Zwecken  dienende  elektrische  Anlage, 


auf  die  wir  später  noch  zurückkommen,  erzeugt  Gleich- 
strom von  220  Volt  Die  Lichtleitungen  sind  für  den 
gleichzeitigen  Betrieb  von  50%  aller  Lampen  bezw. 
Lampen  anschlüsse  berechnet  In  den  Fluren  und  Ar- 
beitszimmern sind  Glühlampen  verwendet,  die  zu  je 
15 — 16  in  einen  Stromkreis  vereinigt  sind.  Die  Außen- 
beleuchtung besteht  in  Gleichstrom-Differentiallampen 
von  12 — 16  Ampere,  die  an  10 m  hohen  Masten  auf- 
gehängt sind.  Tür  die  Laboratorien  ist  mittelbare 
Beleuchtung  mittels  Deckenreflektoren  vorgesehen,  in 
den  Versuchsstätten,  wo  gewöhnliche  Bogenlampen  der 
Laufkrane  wegen  nicht  Anwendung  finden  konnten, 
sind  Liliput-Lampen  angeordnet 

Eine  eigene  Fernsprech-Zentrale  vermittelt 
den  Verkehr  der  zahlreichen  Sprechstellen  des  Ge- 
bäudes unter  sich  und  mit  dem  Fernsprechnetz  der 
Postverwaltung.  Wächter-Kontrolluhren,  Feuer- 
melder, Blitzableiter  sind  selbstverständliche  Er- 
fordernisse einer  so  bedeutenden  Anlage. 

Das  Innere  der  Räume  ist  dem  Aeußeren  ent- 
sprechend einfach  und  in  lichten  Farbentönen  ge- 
halten. Etwas  reicher  sind  die  drei  Direktoren-,  das 
Warte-  und  Konferenz-Zimmer  durchgebildet,  sowie  in 
gleich  ansprechender  Weise  das  Haupttreppenbaus. 

Die  Ausführung  des  Hauptgebäudes  erfolgte  durch 
Wessel  &  Burchardt  in  Berlin,  die  des  Direktoren-  und 
Pförtner- Wohnhauses  durch  Held  &  Franke  in  Berlin, 
die  der  übrigen  Bauten  durch  Ramelo'sche  Erben 
Nachf.  (Inn.  C.  Pinx)  in  Berlin.  Die  Eisenkonstruktionen 
wurden  von  Hein,  Lehmann  &  Co.,  A.-G.  in  Reinicken- 
dorf-Berlin und  Steffens  &  Nolle  in  Berlin  geliefert. 
Die  Holzbauten  des  Fallwerk-Schuppens  und  des  Kühl- 
türm  es  wurden  von  Karl  Reuter  und  B.  Hartmann  in 
Berlin  und  von  Balcke  &  Ko.  in  Bochum  erstellt  Die 
Holzzement- Dächer  führte  die  Asphalt- Gesellschaft 
Kopp  &  Ko.  in  Berlin  aus,  die  Zimmerarbeiten  für  hölzerne 
Dachstahle  Jul.  ASmann  in  Gr.-Lichterfelde,  die  Schmiede- 
arbeiten der  Geländer  auf  den  Dächern  Holde  &  Raebel 
in  Halensec.  Die  Malerarbeiten  stellten  L.  Gößler,  H. 
Estorff,  G.  Schmidt  in  Berlin  und  W.  Lehmann  in 
Gr.-Lichterfelde  her.  Das  Linoleum  der  Fußböden  wurde 
von  H.  D  eußen  in  Berlin,  der  Terrazzo  von  Pclarin  &  Ko. 
in  Rixdorf  geliefert  bezw.  hergestellt.  Eiscnklinkcr  lieferten 
E.  Gericke)&  Ko.  in  Tempelhof,  Fliesen  für  Fußböden 
und  Wände  Villeroy  &  Boch  in  Berlin,  Gußeisenstäbc 
Rössemann  &  Kühnemann  in  Berlin,  Holzpflaster 
Zöller,  Wolfers  &  Dröge  in  Berlin,  während  Reh&Ko. 
in  Berlin  Asplialtiererarbehen  herstellten.  An  den  Treppen 
führten  Gebr.  Kerber  in  BOchlberg  (Niederbayern)  Granit- 
arbeiten, die  Kunststeinwerke  .Viktoria"  in  Charlottenburg 
die  Kunststeinarbeiten  aus,  Paul  Heinrichs  in  T 


die  schmiedeisernen  Treppengeländer  und  Fahrstuhl-Um- 
er  fahrte  auch  die  eisernen  Fenster, 


Währungen.  Letzterer 

sowie  neben  C.  Maller  in  Berlin  die  Fensterbeüchlägc, 
neben  Franz  Spengler  und  der  A-G.  vorm.  J.C. Spinn 
&  Sohn  in  Berlin  auch  die  Türbeschläge  aus.  Die  hölzer- 
nen Fenster  sind  von  A  Banger,  Labnitz  &  Reese, 
Jul.  Joost,  Gebr.  Rieh.  u.  Max  Faul  in  Berlin,  H.  u.  A. 
Mittag  in  Charlottenburg  geliefert,  die  Türen  von  den 
beiden  erstgenannten  Firmen  und  L.  Lüdtke,  M.  H. 
Wegner,  Gast  &  Bruck  in  Berlin.  Die  samtlichen  Be- 
und  F.ntwisserungs-Anlagen  und  Einrichtungen  führte  Fr. 
Klemm  in  Berlin  aus?  der  sich  auch  mit  M.  Wielandt 
&  Ko.  in  Berlin  in  die  Feucrlösch  -  Einrichtungen  teilte. 
Die  Heizungs-  und  Lüftungs  -  Einrichtungen  stellten  Jon. 
Haag,  Masch.-  u.  Röhrenfabrik  A.-G.  in  Augsburg,  Zweig- 
geschäft Berlin  her,  die  elektr.  Beleuchtung»-,  Fernsprech- 
usw.  Anlagen  Siemens  &  Halskc,  die  Blitzableiter 
Xaver  Kirchhoff  in  Friedenau.  — 

toi*) 


Zur  Frage  der  Umgestaltung  des  Karlsplatzes  in  Wien.*) 

Von  C  Tiltrich,  Aren,  in  MOnchen.    (Hierzu  di«  Abbildungen  S.  $76.) 


Iis  ich  vor  Jahresfrist  nach  mehrjähriger  Abwesenheit 
wieder  einmal  gelegentlich  eines  Besuches  der  alten 
Kaiserstadt  den  Karlsplatz  betrat,  war  ich  entsetzt 
ob  der  in  der  Zwischenzeit  dort  vorgegangenen  Verän- 
derungen. Früher  hatte  der  Platz  mit  seinen  unregel- 
mäßigen Formen,  zum  größten  Teil  von  dicht  bewachsenen 

•I  Anmerkung:  der  Redaktion.  Ohne  den  Vorschlagen  im  ein- 
zelnen beitreten  zu  wollen,  welche  ia  dem  vorstehenden  Aufsaue  gemacht 
sind,  (rebeu  wir  dir  Aiifcfßhnmrtn  doch  wir. Irr.  wed  mich  sie  in  so  ent- 
schiedener Wrise  lOr  Vt'ilte  erkleinerun«:  de*  llaUr»  vor  der  fUrlskirrhe 
eintreten.  Um  einen  Vergleich  Ober  dir  riinSnivrihaJlnisse  de«  hrutiern 
Kailsplat/rs  mit  anderen  Cckitinten  IlatunUcm  zu  criaAglKhrn,  sUlleu  Mir 

578 


Anlagen  begrenzt,  den  Eindruck  eines  Provisoriums  her- 
vorgerufen und  damit  zur  Kritik  nie  besonders  heraus- 
gefordert, wenn  auch  der  Prachtbau  der  Karlskirche  all 
die  Zeit  recht  wie  ein  Aschenbrödel  abseits  vom  Wege 
im  Winkel  stehen  mußte.  Was  aber  in  der  Zeit  ihrer 
Schöpfung  in  dieser  Hinsicht  versäumt  wurde,  die  Nach- 
dem Lajeeplan  des  Karlsplatxes  die  Lapeplane  dieser  tlJltze  aus  Ko  ba, 
Jährt;  ge^enQbci.  hei  deren  BeuMriUinc  indessen  di*  wesentlich  klei- 

Vi« 


nereo  Vi-rhaltoiss«  der  Karlskirche  in  beiflrksichüien  sind, 
es  nOtzl.cb,  bei  dieser  .>leSenheil  die  ^uslnl,.Un(.-eu  des  fen« 


No.  93 


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weit  hat  bis  heute  noch  nichts  davon  nachgeholt,  sondern 
die  ursprünglichen  Zustande  mehr  und  mehr  verschlechten 
So  hat  auch  die  große  bauliche  Umwälzung,  die  im  letzten 
Jahrzehnt  die  Einwölbung  des  Wienflusses  und  die  Er- 
bauung der  Stadtbahn  in  der  Donausladt  mit  sich  brachte, 
für  die  Karlskirche  eine  neue  Verschlechterung  ihrer 
Gesamtlage  zur  Folge  gehabt  Und  die  so  entstandenen 
Platz  Verhältnisse  sollen  dauernd  erhalten  bleiben  durch 
die  Erbauung  des  groben  Stadt-Museums  als  Gegenstück 
zur  Technischen  Hochschule. 

Nun  sind,  wie  wir  aus  den  kürzlich  in  diesem  Blatte 
veröffentlichten  Skizzen  und  erschöpfenden  Darlegungen 
entnehmen  konnten,  eine  Reihe  von  zum  teil  sehr  beach- 
tenswerten Vorschlagen  für  die  Schaffung  besserer  Zu- 
stande am  Karlsplatze  bereits  gemacht  worden.  Daß  keiner 
derselben  bisher  zur  Durchfahrung  kam,  mag  wohl  mit 
darin  seinen  Grund  haben,  Haß  kein  einziger  derselben 
eine  wirklich  befriedigende  I-Osung  bietet;  alle  kranken 
meiner  Empfindung  nach  daran,  daß  sie  nicht  energisch 
und  bestimmt  genug  das  Unerläßliche  fordern,  sondern 
im  besten  Falle  nur  Kompromisse  zwischen  den  derzei- 
tigen Zuständen  und  den  unerläßlichsten  ästhetischen 
Erfordernissen  darstellen,  von  der  falschen  Voraussetzung 
ausgehend,  als  seien  die  ehemaligen,  nichts  weniger  als 
idealen  Zustände  am  Karlsplatze  an  sich  unentbehrlich 
und  eine  Besserung  nur  insofern  anzustreben,  als  die  un- 
regelmäßigen Anlagen  in  regelmäßig  zur  Kirche  gerichtete 
umzugestalten  .seien,  unter  tunlichster  Vermeidung  mas- 
siver Platzwandungen. 

Aus  solchen  Kompromissen  sind  die  Vorschläge  der 
Gebrüder  Mavreder  und  Professor  Ohmann's  entstanden; 
die  schwere  Gebäudemasse  der  Technischen  Hochschule 
und  die  winzigen  Stationshäuschcn  der  Stadtbahn,  sowie 
die  Gebäudefronten  der  ehemaligen  Lothringerstraße  aus 
dem  Platzbild  auszuschalten,  ist  aber  auch  von  diesen  nicht 
versucht  worden.  Und  doch  liegt  hier  der  Kernpunkt 
der  ganzen  Frage  und  der  Satz  von  der  Macht  des  ge- 
wohnten Bildes,  den  Oberbaurat  Otto  Wagner  in  seiner 
Gelegenheitsschrift  für  den  Neubau  des  städtischen  Mu- 
seums aufstellte,  gibt  nach  meiner  Ansicht  die  Erklärung 
für  das  Mißglücken  aller  bisher  versuchten  Losungen. 
Die  Beweisführung  für  die  Richtigkeit  dieses  Satzes  in 
der  vorerwähnten  Schrift  durch  die  Anführung  des  Cam- 
panile  in  Venedig  scheint  mir  nicht  gelungen.  Es  ist  un- 
möglich zu  bestreiten,  daß  gerade  durch  die  Annahme 
des  Campanile  an  jener  Stelle,  an  der  er  durch  800  Jahre 
gestanden  hat,  der  Markusplatz  jenes  einzig  schone  und 
unvergleichliche,  in  aller  Erinnerung  dauernd  haftende 
Stadtbild  geworden  ist.  Der  Turm  ist  dort  aus  innerster 
künstlerischer  Notwendigkeit  als  unerläßlich  zu  be- 
zeichnen, ja  die  Lage  an  dieser  Stelle  ist  geradezu  eine 
künstlerische  Tat  allerersten  Ranges.  Aehnlich 
liegen  die  Verhältnisse  in  Wien.  Hätten  die  Wiener  je 
einen  der  Karlskirche  auch  nur  annähernd  würdigen  Platz 
vor  derselben  gehabt,  wären  die  Zustände  um  dieses 
klassische  Bauwerk  der  österreichischen  Baukunst  nicht 
zu  allen  Zeiten  die  wenigst  erfreulichen  gewesen,  sie 
würden  sich  nicht  mit  dem  bescheidenen  Wunsch  des  freien 
Ausblickes,  der  ihnen  übrigens  seit  Generationen  nur  mehr 
zum  teil  gewährt  ist,  begnügen.  Noch  ist  es  aber  Zeit 
zur  Einkehr  und  es  steht  der  endgültigen  Regelung  des 
Platzes  in  künstlerischem  Sinne  auch  eine,  etwa  in  der 
Zwischenzeit  der  Technischen  Hochschule  für  den  ge- 
planten Anbau  nach  dem  Vorschlage  des  Stadtbauamtes 
gewährte,  Baulinie  durchaus  nicht  im  Wege. 

Die  mir  vorschwebende  Lösung  der  Frage  der  Aus- 
gestaltung des  Karlsplatzes  ist  auf  der  Skizze  Seite  576 
dargestellt  Danach  würde  der  Karlskirche  ein  Platz  vor- 
gelagert werden,  den  dieser  Monumentalbau  allein  be- 
herrscht, unbeirrt  and  unbehindert  von  zufällig  in  der 
Nähe  ohne  Rücksicht  auf  denselben  im  Laufe  der  Zeiten 
und  unter  ganz  anderen  Voraussetzungen  entstandenen 
Nutzbauten  verschiedenster  Art  und  der  verschiedensten 
Stilgatlungcn.  Die  Wandungen  dieses  neu  zu  schaffen- 
den Platzes  würden  linker  Hand  von  dem  an  die  Tech- 
nische Hochschule  gegen  die  Karlsstra^se  zu  geplanten 
Anbau  gebildet,  dessen  Höhenabmessungen  wohl  unschwer 


mit  den  die  übrigen  Platzwandungen  bildenden  Gebäude- 
fronten in  Einklang  gebracht  werden  könnten.  Diese  letz- 
teren sind  als  im  Kreissegment  der  Kirche  gegenüber- 
liegend gedacht  und  würden  bei  einem  Abstand  von  rund 
95"  von  der  Kirche  und  einer  Höhe  von  etwa  15™  den 
dadurch  entstehenden  streng  symmetrischen  Platz  wohl 
entschieden  begrenzen,  den  Blick  auf  die  Kuppel  jedoch, 
soweit  er  heute  noch  gewahrt  ist,  auch  in  Zukunft  von 
keiner  Seite  behindern.  Drei  Straßenzüge  —  von  welchen 
der  in  der  Achse  der  Kirche  liegende  eine  Breite  von 
3o*>  erhalten  könnte,  während  für  die  längs  der  Tech- 
nischen Hochschule  und  die  dazu  symmetrisch  anzuord- 
nende Straße  eine  Breite  von  25™  vollauf  genügen  dürfte  — 
sollen  die  Begrenzung  dieses  vorerwähnten  Baublockes 
bilden.  Die  rechte  Platzwandung  aber,  deren  absolute 
Ausdehnung  die  geringe  Abmessung  von  ungefähr  35™ 
erhält,  könnte  durch  Arkaden  hergestellt  werden,  die  einer 
dort  zweckmäßiger  Weise  anzunehmenden  öffentlichen 
Gartenanlagc  vorgelagert  wären.  Dadurch  wird  der  mit 
Recht  verlangten  Erhaltung  des  derzeit  bestehenden 
schönen  Blickes  von  der  Canovagassc  aus  Rechnung  ge- 
tragen, ohne  die  für  den  Monumentalbau  der  Karlskirchc 
erforderliche  strenge  Symmetrie  des  Platzes  zu  verletzen. 
Denn  maßgebend  für  dessen  Form  ist  in  erster  Linie  die 
der  Kirchenfront  gegenüberliegende  Platzwandung,  weil 
ihr  die  größte  I-ängsausdehnung  zukommt,  während  den 
wesentlich  kürzeren  seitlichen  Platzwandungen,  die  durch 
die  bestehenden  Verhältnisse  nicht  mehr  vollständig  in 
Einklang  gebracht  werden  können,  nur  eine  untergeord- 
nete Bedeutung  zuzuerkennen  ist,  die  sich  ergebenden 
Höhenunterschiede  außerdem  nicht  wesentlich  in  Betracht 
kommen,  umsomehr,  als  sie  so  zueinander  gelagert  sind, 
daß  sie  im  Platzbilde  dem  Beschauer  niemals  gleichzeitig 
erscheinen  können. 

Noch  einem  anderen  bei  der  Karlskirche  wesentlich 
in  Betracht  kommenden  Umstände  ist  durch  die  eben 
erwähnte  kleine  Anlage  Rechnung  getragen.  Vermöge 
ihres  ellyptischen  Grundrisses  verändert  sich  das  Schau- 
bild der  Kuppel  in  einem  Winkel  von  30°  bis  6o°  zur 
Kirchenachse  gesehen  —  die  Canovagasse  liegt  ungefähr 
in  einem  Winkel  von  450  —  fortwährend,  umsomehr,  ats 
das  Kuppeldach  und  die  demselben  aufgelegten  Kippen 
in  zweifiellos  bewußter  künstlerischer  Absicht  durchaus 
nicht  parallel  verlaufen.  Dieses  reizende  Wandelbild  voll- 
ständig zu  erhalten,  genügt  die  vorgeschlagene  kleine 
Gartenanlagc  vollkommen,  während  die  vorerwähnten 
3  Straßen  ganz  bestimmte  perspektivische  Bilder  liefern, 
bei  denen  die  Straßenwandungen  nicht  nur  den  Rahmen, 
sondern  auch  den  Maßstab  für  dieselben  abgeben. 

Auch  die  Technische  Hochschule,  deren  Bauplatz 
äußerst  beschränkt  ist,  kann  wesentliche  Vorteile  aus  der 
hier  vorgeschlagenen  Sachlage  ziehen.  Würde  die  durch 
die  Gestaltung  des  Karisplatzcs  erforderliche  Gebäudemassc 
gegen  die  evangelische  Schule  hin  fortgesetzt,  so  entstünden 
a  der  Hochschule  ebenfalls  symmetrisch  vorgelagerte  Ge- 
bäudetrakte, die  einen  halbrundenHof  einschlössen,  in  dessen 
Hintergrund  sich  das  Resscldcnkmal  befände.  Diese  beiden 
Baulichkeiten  von  je  is1»  Höhe  wären  trefflich  geeignet,  alle 
Sammlungen  der  Hochschule  aufzunehmen  und  bei  einer 
reinen  Nutzfläche  von  480090  insgesamt  wohl  für  immer 
den  mißlichen  Platzverhältnisscn  ein  Ende  bereiten. 

An  der  rechten  Seite  des  Karlsplatzes  jedoch  ver- 
blieben a  Baublöcke,  die  der  Veräußerung  an  Private  zu- 
geführt werden  könnten,  mit  der  Beschränkung,  daß  die 
Höhe  der  darauf  zu  errichtenden  Gebäude  die  einmal  für 
den  Platz  festgelegte  Abmessung  nicht  Oberschreiten  dürfte. 
Der  unschöne  und  unzweckmäßige  Bauplatz  für  das  heiß 
umstrittene  städtische  Museum  wäre  freilich  verschwunden; 
der  Karlskirche  jedoch  wie  nicht  minder  dem  Museum, 
für  das  sich  ein  passenderer  Bauplatz  wolü  leicht  wird 
finden  lassen,  könnte  dies  nur  zum  Vorteil  gereichen; 
denn,  man  mag  für  welchen  immer  der  beiden  Kampf- 
entwürfe sich  begeistern,  neben  die  Karlskirchc  gehört 
keiner  derselben.  Ehre,  dem  Ehre  gebührt!  Aul  dem 
Karlsplatze  in  Wien  aber  gehört  unsere  Reverenz  ledig- 
lich dem  großen  Meister  des  österreichischen  Barockstiles: 
Johann  Bernhard  Fischer  von  Erlach. 


Vermischtes. 

Die  Kanaucommlssion  des  preußischen  Abgeordneten- 

bautet  hat  am  14.  d.  M.  in  1.  Lesung  zu  der  wasserwirtschaft- 
lichen Vorlage  folgcndeBeschlüsse  gefaßt:  Der  Kanal  vom 
Rhein  über  Dortmund  zur  Weser  und  bis  Hanno- 
ver wurde  mit  18  gegen  10  Stimmen  angenommen  einschl. 
der  Ergänzungsbauten  am  Dortmund-Ems-Kanal. 
Für  die  Strecke  vom  Rhein  bis  Herne  wurde  dabei  die 
4.  Variante  der  Kanaliührung  gewählt.  Es  wurde  ferner  mit 

19,  November  1904. 


der  gleichen  Stimmenzahl  die  Kanalisicrung  der  Lippe 
von  der  Mündung  bis  Hamm  (neben  derjenigen  der 
Emschcr)  angenommen.  Abgelehnt  wurden  die  Anträge 
auf  Erbauung  von  Stichkanälen  nach  Peine  und  Hildes- 
heim,  dagegen  der  Antrag  auf  Anlage  von  Staubecken 
im  Edcr-  und  im  Dicmclgebiele  mit  großer  Mehrheit 
angenommen.  Ebenso  wird  die  Kanalisicrung  der 
Weser  von  Hameln  bis  Bremen  unter  der  Voraus- 
setzung genehmigt,  daß  der  Bremische  Staat  die  Ver- 
pflichtung Obernimmt,  in  der  Weser  bei  Hemelingen  ein 


579 

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Wehr  mit  ScbleusenkanaJ  zu  bauen  und  >/a  der  Kosten  für 
die  Anläse  der  Staubecken  im  oberen  Wesertale  beizu- 
dcrn.  Mit 


fit  dem  genannten  Stimmenverhältnis  wurde  auch 
Oder-,  Weichsel-  und  Warthe-Regulierung  an- 
b.  wahrend  die  Abstimmung  Ober  den  Großschiff- 
j  Berlin-Stettin  bis  zur  2.  Lesung  vertagt  wird. 
Die  zur  Vortage  aus  dem  Kreise  der  Interessenten 
noch  gestellten  Antrage  auf  Kanalisierung  der  Mosel 
und  Saar,  bezw,  der  I. ahn,  werden  mit  24  zu  4  bezw. 
24  zu  6  Stimmen  abgelehnt.  Dagegen  wird  die  Einsetzung 
von  a  Mill.  M.  für  Verbesserungen  auf  dem  Gebiete 
der  Landeskultur  angenommen. 

Weitere  Beschlüsse  beziehen  sich  auf  die  Annahme 
der  bekannten  Anträge  auf  Erweiterung  des  Enteignungs- 
und Zugangsrechtes,  der  Wasserschaden- Ersatzpflicht,  die 
Bildung  eines  Wasserstraßen-Beirates.  — 

Ehrendoktoren  der  Universität  Marburg.  Aus  Anlaß 
der  Feier  des  400.  Geburtstages  Philipps  des  Groß- 
mütigen hat  die  Universität  Marburg  eine  Reihe  von 
Ehrendoktoren  ernannt,  unter  welchen  sich  auch,  was  uns 
besonders  bemerkenswert  erscheint,  mehrere  Vertreter 
der  bildenden  Kunst  befinden,  u.  a.  die  Hrn.  Architekt 
Professor  Friedr.  von  Thiersch  und  Bildhauer  Professor 
A.  Hildebrand  in  München.  — 


Preisbewerbungen. 

Ein  Preisausschreiben  xur  Erlangung  von  Fassaden- 
Entwürfen  zu  einem  Aufnahms-Gebäude  das  neuen  Zemtral- 
Bahnhofes  In  Karlsruhe  1.  B.  erläßt  die  Generaldirektion 
der  Gr.  Bad.  Staatseisenbahnen  für  in  Deutschland  an- 
sässige Architekten  zum  1.  Marz  1905.  Es  gelangen  ein 
I.  Preis  von  5000  M.,  ein  II.  Preis  von  3000  M  und  zwei 
III.  Preise  von  je  1500  M.  zur  Verteilung.  Ein  Ankauf 
nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für  je  800  M.  ist  vorbehalten. 
Dem  Preisgericht  gehören  neben  dem  Gen.-Dir.  der  bad. 
Staatsbahnen,  Geheimrat  Roth  in  Karlsruhe,  an  die  Hrn. 
Ob.-Brt  Prof.  Dr.  O.  Warth,  Stadtbrt  Strieder,  Baudir. 
Waßmer,  Ob.-Brt.  Ziegler  und  Ob.-Brt.  Gernet  in 
Karlsruhe,  Geh.  Ob.-Brt.  Eggert  in  Berlin,  Prof.  Theod. 
Fischer  in  Stuttgart,  Prof.  br.  v.  Thiersch  in  München, 
Brt.  Prof.  H.  Stier  in  Hannover  und  Geh.  Brt.  Prof.  Dr. 
P.  Wallot  in  Dresden.  Unterlagen  gegen  5  M.,  die  zu- 
rückerstattet werden,  durch  das  Material-  und  Drucksachcn- 
bureau  der  Gr.  Generaldirektion  in  Karlsruhe.  Wir  kommen 
auf  den  Wettbewerb  zurück.  — 

Der  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  Bismarcksaule 
dar  Darmatadter  Studentenschaft  war  mit  62  Arbeiten  be- 
schickt. Den  L  Preis  von  300  M.  errang  der  Entwurf  des 
Hrn.  Gast.  Schmoll  von  Eisenwerth  in  Saaleck  bei 
Kösen;  den  II.  Preis  von  200  M.  Hr.  Bauinsp.  Carl  Becker 
in  Stettin.  Drei  III.  Preise  von  je  100  M.  wurden  zuer- 
kannt den  Architekten  A.  Buxbaum  in  Darmstadt,  Th. 
Schöll  in  Wiesbaden  und  W.  Jaidc  in  Darmstadt.  Sämt- 
liche Entwürfe  sind  bis  23.  Nov.  in  der  Aula  der  Tech- 
nischen Hochschule  zu  Darmstadt  ausgestellt.  -- 

Zum  Wettbewerb  Wohnhaus  Girardet  zu  Honnef  a.  Rh. 

können  wir  das  erfreuliche  Ergebnis  mitteilen,  daß  der 
Bauherr  dem  mit  dem  I.  Preise  ausgezeichneten  Freihrn. 
von  Tettau  in  Berlin  auch  die  Ausführung  dieser  künst- 
lerisch höchst  reizvollen  Aufgabe  Obertragen  hat  — 

Chronik. 

Die  Einverleibung  der  Donauulcrgemdnderj  In  Wien  ist 

am  8-  Nov.  durch  den  Wiener  Gemeinderat  beschlossen  worden. 
Durch  da«  neue  Gebiet  wird  sich  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung 
Wiens  »0(  63  Köpfe  (De  den  Hektar  vermindern,  wogegen  Berlin 
und  Pnis  eine  mehr  als  fünf  mal  so  große  BevOlkerungsdichugkeit 
aufweiset!.  Mit  der  Einverleibung  sind  große  Ingenieurbauten  — 
Brtlckerv-  und  llafeobauten  — verbunden.  Gefordert  wird,  daß  der 
Hafen  auf  dem  linken  Dooauufer  verlegt  und  nach  Einmündung  des 
Donau-Oder-Kanalcs  und  des  Donau  Elbckanslcs  tu  einem  Um- 
schlaceplatz  werde.  — 

Kandelaber  vor  der  Hofoper  In  Wien.  Im  Frtlhjahr  1905 
werden  vor  der  Hofoper  in  Wien  kunstvolle  Kandelaber  aufgestellt, 
die  aus  dem  Atelier  des  Bildhauer«  Fritz  Zerrilsch  hervorge- 
gancen  sind,  — 

Dem  Bau  des  „Wiener  Burgertheater*"  bat  der  Gemeinde- 
rat durch  Verkauf  des  Baugeländes  zugestimmt  Das  Theater  wird 
sich  auf  einem  3900  qor  umfassenden  Gelinde  an  der  Hauptstraße 
des  Bezirkes  Landstraße,  begrenzt  von  Marxer  Gasse,  Vorderer 
Zollamts-Strafle  und  GigerGasse  erheben  Das  Gehende  wird  durch 
eine  15m  breite  Straße  in  zwei  Teile  geteilt;  der  eine  Teil  wird 
mit  dem  Theater,  der  andere  mit  Zinahausern  bebaut  Das  Theater 
darf  nie  in  ein  Rauch-  oder  Variete-Theater  umgewandelt 
Die  Bauarbeiten  sind  so  zu  betreiben,  daß  da«  Theater 
Ende  1906  benotzungtfahig  ist  — ■ 

Ein  Bismarckturm  bei  Würzburg,  suf  der  I  lohe  des  Stein, 
berges  errichtet,  soll  am  30  Juli  1905  eingeweiht  werden.  Der 
nach  dem  Entwurf  von  Wilhelm  Kreis  in  Dresden  zu  gestaltende 
Turm  wird  eine  Hohe  von  15m  haben.  — 

58o 


Zu  dem  Bau  eine*  neuen  Vereinshauses  des  Verein* 
dänischer  Ingenieure  auf  einem  Grundstock  an  der  Ecke  der 
Dorotheen-  und  Sommerstraüe  in  Berlin  sind  die  Architekten 
Reimer  et  KOrte  in  Berlin  aufgefordert  worden,  einen  vorläufigen 
Entwurf  zu  mscbeu  Mit  den  Bauarbeiten  soll  im  KrOhjahr  1906 
begonnen  werden.  — 

Die  Errichtung  eines  DlenstgebSudes  fdr  das  kgl.  rumä- 
nische Ministerium  der  öffentlichen  Arbelten  In  Bukarest 
tat  mit  einer  Baosuinme  van  3  Mi*L  Lei  in  Aussicht  genommen.  — 

Handels  -  Hochschule  Köln  a.  Rh.  Die  Stadtverordneten 
Kölns  bewilligten  in  ihrer  Sitzun 

3480500  M.  zur  Errichtung  der  Handels  -  Hochschule  na 
Planen  des  Architekten  Dr.-Ing-  E.  Vetterlein  in  Darmstadt  Die 
Ausfahrung  erfolgt  durch  das  Stadtbauamt  unter  Stadtbaurat 
F.  C.  Heimann.  — 

Höhere  Schulen  in  Lübbecke  I.  W.  Am  8.  Nov.  d.  J.  wurde 
in  LObbeeke  in  We*tL  ein  Geblude  fOr  die  heberen  Schulen  der 
Stadt  (demnächst.  Progyowaaium  und  Töchterschule)  eingeweiht 
Der  Bau  wurde  nach  dem  Entwurf  des  Hrn.  Arch.  H.  Heidsiek 
in  Mülheim  a,  d.  Ruhr  unter  dessen  Leitung  in  der  Zeit  von  Juli  19 
bis  Nov.  1904  ausgeführt  Der  Kottenanschlag  belief  sich 
Bauplatz  und  innere  Einrichtung  auf  r  10000  M.  — 

Personal -Nach  richten. 

Deutschet  Reich.  Der  Mar.-Bfhr.  Praetoriu»  ist  z  Mar.- 
Miui h.-Bmstr.  ernannt  —  Der  Mar.-Ob.ßrt  Mecklenburg  ist 
von  Danzig  nach  Kiel  versetzt 

Versetzt  sind  mit  dem  t.  April  1905:  die  Mar.-Ob-Brte.  und 
Mas  hb.-Betr.-Dir.  Kobn  v  Jaski  von  Wilhelmshaven  nach  Daozig, 
Euterneck  von  Daozig  nach  Wilbclshavcn  und  Colli o  von  Berlin 
nach  Kiel. 

Die  Mar.-Masch.-Bmstr.  Keuter  vom  15.  Marz  1905  ab  und 
Jaborg  vom  1  April  1905  ab  find  zur  Dienstleistung  im  Reichs- 
Mar.-Amt  kommandiert. 

Der  Geh.  Brt  Schuster  in  Hannover  ist  gestorben. 

Preußen.  Dem  Brt  u.  Prof.  Poet  sc  h  in  Berlin  ist  der  KgL 
Kronen-Orden  HL  KL  verhehen.  —  Der  vortr.  Rat  im  Minist  der 
Offcntl  Arb,  Geb  Brt.  H.  Keller  ist  z.  Geh  Ob.-Brt.  ernannt 

Versetzt  sind:  die  Eisenb. -Bau-  u.  Betr.  -  tosp  Wagner  in 
St  Wendel,  als  Vorst  der  Eisenb  -Betr.-la.p.  nach  Koblenz,  Gerh. 
M  0 1 1  e  r  in  Köln,  als  Vorst,  (auftrw  )  der  Betr  -  Insp.  nach  St  Wendel 
und  Umlauft  in  Eisenberg,  als  Vorst  (auftrw.)  der  Betr.- Insp.  a 
nach  Schneidemühl;  —  die  Wasser  -  Bauinsp.  Brt  Papke  von 
Grohn  nach  Beeskow  und  Romer  von  Glückstadt  nach  Grohn; 

—  die  Reg.  -  Bmstr.  Erich  N  e  u  m  a  0  n  voo  Bonn  nach  Wiesbaden 
und  v.  Allwörden  von  Husum  nach  Glückstadt. 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg.-Bmstr  :  Knaul 
in  Berlin  dem  Minist  der  Offcntl.  Arb.  bei  den  Eisenb.-Abt  'Pegels 
der  Kgl.  Reg.  in  Erfurt,  Roscnfeld  der  Kgl.  Reg  in  Wiesbaden, 
Stern  der  Kgl.  Reg.  in  Königsberg  i.  Pr. ;  Li  Ige  in  Wilhelms- 
haven, Dinglingc.ru.  Mcveriugh  der  Kgl.  Eisenb.- Dir.  in  Berlin. 

Die  Reg -Blhr.  Rob  Hieckc  aus  Berlin  u.  Johs,  Hehl  aus 
Hannover  (Hochbfch.),  —  Gust.  Tolkmitt  aus  Licbtenfetd  u. 
Paul  Nico!  aus  Küstrin  (Wasser-  u.  Strsßcnbfch  ) ,  —  Ernst 
Nicht  ericin  aus  Pr.-Starg»rd  (Eiscnbfch),  —  Dr.-Ing.  Gust 
W  a  g  n  e  r  au«  Wiesbaden.  Kurt  Großroann  aus  Osterode  und 
Gg.  R  u  t  h  e  aus  Berlin  (Masch.-Bfeh.)  sind  zu  Reg.-Bmstrn.  ernannt 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  H.  N.  in  Llegnltz.  Die  RechtsnaUtr  Ihres Besctilftigungs- 
Verhältnisses  bei  Provinzial-Behorden  geht  aus  Ihrer  Anfrage  nicht 
sicher  hervor.  Sic  können  mit  Hochwasaerscbutz-  und  Regulierungs- 
Arbeiten  als  selbständiger  Unternehmer  betraut  sein  oder  zu  den 
ProvioziatBehOrden  in  einem  Beamteovcrhaltnisse  stehen.  Wenn 
letzteres  zutreffen  sollte,  so  wäre  das  preußische  Beamten-KurBnree- 
gesetz  vom  a.  Juni  1909  mailgebend,  welches  nach  neuester  Recht- 
sprechung auch  auf  Personen  anwendbar  ist.  die  einer  festen  An- 
Stellung  noch  entbehren.  Leisten  Sie  dagegen  Ihre  Verrichtungen 
zufolge  eines  Werk-  oder  Dienxtvertrsges,  so  liegt  kein  Fall  des 
Gesetzes  vom  a.  Juni  tooa  vor.  Sind  Sic  Werkmeister,  so  genießen 
Sie  überhaupt  keine  Fürsorge.  Sind  Sie  Angestellter  des  Unter- 
nehmers, so  würde  das  Bauunfall- Versicherungsgesetz  vom  30.  Juni 
1900  vielleicht  zutreffen.  Das  Haftpllichtgesetz  vom  7.  Juni  1871 
4  a,  an  welches  Sie  zu  denken  scheinen,  ist  völlig  unanwendbar. 
Das  Uebergewicht  der  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  daß  Ihnen 
ein  Fürsorgeaiuprueli  fehlt.  —  K.  H-e. 

Hrn.  H.  In  Br.  Die  Verpflichtung,  sein  Grundstück  an  Jeman- 
den zu  verftußern,  ist  nach  Ü.  G-B.  §  313  nur  formgercebt  und 
rechtswirkssm,  wenn  «ic  in  gerichtlich  oder  notariell  beglaubigter 
Form  erkllrt  war.  Mithin  erwarben  Sie  durch  die  einfache  form- 
lose Zusage,  binnen  bestimmter  Frist  das  Grundstück  nur  ao  Sie 
oder  einen  von  Ihnen  nachgewiesenen  Kauflustigen  Obereignen  zu 
wollen,  keinen  Anspruch  auf  Erfüllung  dieser  Zusage.  Wobl  aber 
können  Sie  eine  Forderung  auf  Schadenersatz  erworben  haben, 
wenn  Ihnen  ein  Vermittlungsauftrag  erteilt  war,  dessen  Erfüllung 
Ihnen  durch  die  eigenmächtige  Veräußerung  an  einen  Dritten  ver- 
eitelt wurde.  Ob  jedoch  tatsächlich  ein  solcher  Vcrroiulungtauftrag 
oder  eine  Verkaufszusage  vorgelegen  hat,  lißt  Ihre  Darstellung 
zuverlässig  nicht  erkennen.  —  K.  H-e. 

Inhalt:  < »arten anl«e  »ul  der  < .nrtcnhau-Austtellmig  in  Do»»eldorf  1904. 

—  Da*  neue  kAntfltche  Miieri.il.  Prnfan^sAml  in  liiott-Llchierfelde  bei  Bertin 
tFortaeuuiu;,.  —  Zur  Krare  der  Umgcstaltum;  des  Kurl»|>l»lte»  In  Wien. — 
Vrrmiwhre..  -  l'rri«t>.werbui.i;cn  -  Chroiuk.  -  " 
Briet-  und  Fracekuteo. 

Hierzu 


Von  der  Gartenbau-Ausstellung 
Düsseldorf. 


lleuUrhen  Bati/eitunr.  <i  m.  t>.  H  ,  Berlin 
Alben  II  nfmann,  Berlin.    Druck  vc 


für  die  Redaküoo 
Greve,  [ 


93- 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

g5  XXXVIII.  JAHRG.  N°-  94  BERLIN,  DEN  23  NOV.  1904  _ 


Zum  Neubau  des  kgl.  Hoftheaters  in  Stuttgart- 


werden. —  Was  die  Entwürfe  im  einzelnen  betrifft,  so  sind 
nach  meiner  Ansicht  die  4  für  den  Waisenhausplatz  vor- 
zugsweise geeignet,  als  Grundlage  für  den  nach  dem 
Entwurf  auszuschreibenden  Wettbewerb  zu  die- 
nen. Gegen  ein  auf  dem  Waisenhausplatz  zu  errichten- 
des Doppeltheater  ist  in  der  Kommission  eingewendet 
worden ,  ein  solcher  Bau  werde  durch  seine  Massigkeit 


er  kurze  Auszug  aus  der  württembcrgLschen  Thron- 
rede, den  wir  S.  558  mitteilten,  enthielt  bereits  die 
Nachricht,  daß  der  neue  württembergischc  Landtag 
sich  in  eingehender  Weise  mit  dem  Plane  des  Neubaues 
des  kgl.  I  loftheaters  in  Stuttgart  zu  beschäftigen  haben 
werde.  Zurzeit  liegen  eine  Reihe  von  Entwürfen  zur  Kla- 
rung der  Neubaufrage  der  Finanzkonimission  des  Landtages 
vor.    Der  württemb. 
Staatsanzeiger  ver- 
öffentlicht dazu  einen 
Bericht  des  Ilm  Fi- 
nanzministers l>r  von 
Zcycr,  welchem 
wir  das  F'olgende  ent- 
nehmen :  .Wie  sich 
schon  aus  der  unver- 
änderten Wiedercin- 
bringung  des  frühe- 
ren Gesetzentwurfes 
ergibt,  lialt  die  Re- 
gierung an  der  Ab- 
fassung fest,  daß  als 
die  den  heutigen  Be- 
dürfnissen und  An- 
forderungen am  mei- 
sten entsprechende 
Lösung  der  Holthea- 
tcr-Fragc  die  Errich- 
tung eines  Doppel« 
theatcr-zu  bezeich- 
nen und  daher  der 
Plan  für  einen  zweck- 
mäßigen  Ersatz  des  ab- 
gebrannten I  lofthea- 
ters auf  dieserGrund- 
läge  aufzuhauen  ist 
DieRegierungschlagt 
daher  auch  jetzt  vor, 
zwar  zunächst  nur 
ein  Haus  zu 
bauen,  aber 
auf  einem 
solchen  Platz 
und  mit  einer 
solchen  An- 
ordnung, daß 
der  künftige 
Anbau  eines 

kleinen 
Schauspiel- 
hauses mög- 
lich ist.  Ks 
ist  hierbei 
wiederholt 
zu  betonen , 
daß  die  Vor- 
teile des  Dop- 
pcl -Theaters 
hinsichtlich 
der  Verein- 
fachung des 

Betriebes 
und  der  Kos- 
tenersparnis 
nur  bei  einer 
organischen 
Verbindung 
der  beiden 
Hausrr,  nicht 
auch  bei  blos- 
ser Nachbar- 
schaft dersel-  Hille  eine«  finnUchen  Landhauses.  Architekten:  Geselliu»,  l.indgreii  &  Saar  in  cn. 
ben  erreicht   Au»:  Du  moderne  Landhaua  und  feine  Innere  Ausatattung.   iVerlag»»n>ult  F.  Bruckmann  A.-G.  in  München.) 

581 

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Hau*  in  Weybridge,  Graftchift  Surrry,  London.    Architekt :  Ern«»l  Newton. 


die  Umgebung,  besonders  das  alte  und  neue  Schloß,  er- 
drücken und  dem  Verkehr  aus  der  Altstadt  hinderlich  sein, 
auch  werde  das  zunächst  zu  errichtende  große  Haus  allein 
nicht  leicht  so  gebaut  werden  können,  daß  es  nicht  als 
Torso  erscheine  und  seine  sofortige  Ergänzung  fordere. 
In  den  mitgeteilten  Entwürfen  ist  meines  Erachtens  der 
Nachweis  erbracht,  daß  selbst  bei  einer  Lage,  wie  sie  dem 
den  Bedarf  nachweisenden  Entwurf  entspricht,  die  befürch- 
teten Mißstände  sich  sehr  wohl  vermeiden  lassen.  Noch  mehr 
würde  dies  zutreffen,  wenn  man  den  Anschluß  des  kleinen 
Hauses  auf  dem  Akademicplatz  sucht.  Die  Krongutsver- 
wallung  ist  ermächtigt  worden,  die  bisher  nur  für  die 
Erstellung  eines  Doppeltheaters  auf  dem  Waisenhaus-  und 
Karlsplatz  erfolgte  Zurverfügungsstellung  des  Waiscnhaus- 
platzes  und  der  erforderlichen  Planieteüe  auch  auf  die 
Möglichkeit  des  vorerstigen  alleinigen  Baues  eines  großen 
Hauses  zu  erstrecken. 

Was  die  Entwürfe  für  den  Botanischen  Garten  und 
den  Platz  der  Eberhardsgruppe  betrifft,  so  bestehen  die 
hiergegen  in  der  Begründung  des  Kaumbedarfes  ange- 
führten Bedenken  der  Kronguts  Verwaltung,  welche  auch 
die  Regierung  teilt,  noch  unverändert  fort  Bezüglich  des 
Botanischen  Gartens  ist  anzufügen,  daß  eine  befriedigende 
Lösung  überhaupt  wohl  nur  unter  Hinzuziehung  der  sämt- 
lichen vor  dem  Botanischen  Garten  liegenden  Neckar- 
straßcnhäuser  zu  erzielen  wäre,  was  einen  unverhältnis- 
mäfligen  Kostenaufwand  verursachen  würde.  Durch  ein 
Doppeltheatcr  in  den  Anlagen  bei  der  Ebcrhardsgruppe 
aber  würde,  mag  die  Lage  gewählt  werden  wie  man  will, 
eine  große  Schädigung  der  oberen  Anlagen  und  die  Ge- 
fahr der  vollständigen  Zerstörung  dieses  prachtvollen  Parkes 
eintreten.  Um  dem  Wunsche  der  Kommission  nach  weite- 
ren Entwürfen  möglichst  entgegenzukommen,  haben  so- 
dann S.  M.  der  König  befohlen,  auch  für  den  Platz  des 
Leibstalles  und  den  östlichen  Akademieflügel  einen  Ent- 
wurf auszuarbeiten.  Es  hat  sich  jedoch  ergeben,  daß  hier 
—  abgesehen  von  der  Nähe  der  Landesbibliothek  —  eine 
günstige  Losung  insofern  nicht  erzielt  wurde,  als  ein  un- 
verhältnismäßig großer  Teil  der  Akademie  gebraucht  und 
eine  Ausnutzung  des  Platzes  an  der  Schloßgartenstraße 
nicht  ermöglicht  wird. 

Die  Finanzkommission  hat  die  Regierung  ersucht,  auch 
für  den  Platz  des  abgebrannten  Theaters  unter  Heran- 
ziehung des  dahinter  zwischen  Schloßgartenstraße v  und 
Kulissenhaus  gelegenen  Anlagenteilcs  sowie  unt.  Umst. 
des  oberen  Marstallterritoriums  für  den  dabei  erforder- 
lichen Requisiten-  und  Verwaltungsbau  Entwürfe  vorzu- 
legen. Ich  lege  der  Finanzkommission  deshalb  weiter  vor 
für  den  alten  Platz  i.  einen  Lagcplan  mit  Kuli-ssenhaus  in 
den  Anlagen  unter  Verwendung  eines  Teiles  des  Königin- 
Olgabaues  als  Verwaltungsraum,  2.  einen  Lagcplan-  mit 
Kulissen-  und  Verwaltungsgebäude  in  den  Anlagen.  -- 
Hierzu  habe  ich  nachstehendes  zu  bemerken:  Daß  der 
alte  Platz  für  ein  Theater  samt  den  erforderlichen  Vcr- 
waltungs-  und  Kulissenräumen  nicht  zureicht,  ist  von  der 
Finanzkommission  selbst  nicht  bestritten  worden  und  er- 
gibt sich  ohne  weiteres  aus  den  den  Plänen  beigegebenen 
Deckblättern  des  Waiscnhausplatz -Theaters.  Aber  auch 
bei  einer  Trennung  der  Verwaltungs-  und  Kulissenräumc 
vom  Theater  ergeben  sich  die  schwcrstwicgcndcn  Be- 
denken. Bei  dem  Lageplan  Ziff.  1  würde  das  neue  Thealer 
zwar  20  =>  vom  Schloß  abgerückt,  aber  doch  noch  in  sol- 
cher Nähe  davon  sich  befinden,  daß  eine  nicht  zu  unter- 
schätzende Feuersgcfahr  für  das  Schloß  bestände.  Ferner 
würde  die  ThcaterstrafJe  bis  auf  1 1  ■  verengt,  was  für  den 
Verkehr  und  wegen  der  Fcuersgefahr  bezüglich  der  an 
dieser  Straße  liegenden  und  noch  zu  errichtenden  Ge- 
bäude sehr  bedenklich  wäre.  Eine  weitere  Folge  der 
Verengung  der  Theaterstraße  wäre  die  Verlegung  der 
Gleise  der  elektrischen  Straßenbahn  von  der  West-  auf 
die  Ostseite  des  Theaters,  wodurch  wegen  des  mit  der 
Bahn  verbundenen  Lärmes  und  der  Erschwerung  der  Zu- 
fahrt zum  Schloß  ein  erheblicher  Nachteil  für  das  Residenz- 
schloß  cntstündc.woncben  der  k.  Privatgarten  angeschnitten 
werden  müßte.  Dazu  kommt,  daß  die  Schloßgartenstraße, 
welche  schon  jetzt  sehr  verkehrsreich  ist,  mit  Herstellung 
des  neuen  Bahnhofes  aber  noch  bedeutend  verkehrsreicher 
werden  wird,  in  einem  Bogen  um  das  Thealer  herumge- 
leitet  werden  müßte,  was  nicht  nur  einen  unschönen  An- 
blick gewähren,  sondern  auch  den  Verkehr  hindern  würde. 
Weiter  aber  müßte,  wenn  dieser  Entwurf  verwirklicht  wer- 
den wollte,  für  Verwaltungszwecke  der  südöstliche  Flügel 
des  Königin  Olgabaues  angekauft  oder  gemietet,  sowie  für 
Kulissen-  und  MalcrsAlc  ein  neues  Gebäude  in  den  Anlagen 
hinter  dem  Marstall  errichtet  werden,  oder  es  müßten  die 
Kulissen-  und  die  Verwaltungsgebäude  beim  Marstall  er- 
richtet werden.  Billigerweise  kann  aber  der  Kronguts- 
verwaltung  nicht  zugemutet  werden,  den  Wert  des  Marstall- 
platzes,  welcher  anläßlich  des  Bahnhofumbaucs  einer  an- 

5«2 


derweitigen  Verwendung  wird  zugeführt  werden  müssen, 
durch  die  Errichtung  solcher  in  unmittelbarer  Nähe  zu 
erstellender  Häuser,  welche  die  künftige  Verwendung  des 
Marstallgcländcs  beeinträchtigen,  zu  vermindern,  während 
sie  anderseits  einen  durchaus  geeigneten  Platz  auf  dem 
Waisenhausgelände  zur  Verfügung  stellt.  Es  kann  auch 
nicht  verkannt  werden,  daß  durch  die  weithin  sichtbaren 
Kulissen-  usw.  Häuser  die  oberen  Anlagen  an  Raum  und 
Schönheit  viel  einbüßen  würden. 

Achnlich  liegt  die  Sache  bei  dem  Entwurf  2.  Hier 
ist  das  Theater  etwa  40«  vom  Residenzschloß  abgerückt; 
das  Verwaltungs-  und  das  Kulissengebäude  sind  in  die 
Anlagen  hinter  den  Marstall  verlegt  und  durch  eine 
Unterführung  mit  dem  Theater  verbunden;  in  weiterem 
Anschluß  an  das  Verwaltungsgebäude  ist  dann  gegen  die 
Königstraße  zu  ein  Schauspielhaus  vorgesehen.  Auch 
bei  diesem  Entwurf  bestehen  die  Nachteile  der  Verenge- 
rung der  Theaterstraße  (14  ■  gegen  11  beim  ersten  Ent- 
wurf) und  die  Verlegung  der  elektrischen  Bahn  an  die 
Schloßseite.  Durch  die  veränderte  Lage  ist  aber  auch 
eine  viel  liefer  eingreifende  Verlegung  der  Schloßgarten- 
straße erforderlich  und  zwar  müßte  hier  neben  einem 
Stück  der  oberen  Anlagen  sogleich  der  ganze  südwest- 
liche Teil  des  Marstalles  nur  allein  zur  Durchführung 
einer  brauchbaren  Slraßenverbindung  geopfert  werden. 
Weiterhin  müßten  hier  unter  allen  Umständen  die  beiden 
Häuser  für  Verwaltung  und  Kulissen  in  den  Anlagen  hinter 
dem  Marstall  errichtet  werden.  Auch  wäre  die  Angliede- 
rn ng  eines  Schauspielhauses  mit  erheblichen  Nachteilen 
verbunden.  Die  Breite  des  Marstalles  reicht  für  das  Schau- 
spielhaus nicht  aus.  dasselbe  könnte  unmöglich  so  weit 
an  die  verkehrsreiche  Königstraße  vorgebaut  werden,  wie 
der  Entwurf  versucht;  würde  es  aber  weiterzurückgerockt, 
so  müßten  noch  tiefere  Eingriffe  in  die  hinterliegcndcn 
Anlagenteile  erfolgen.  Zudem  würde  bei  diesem  Entwurf 
mindestens  die  Hälfte  des  ganzen  Marstallgeländes  in  An- 
spruch genommen  werden;  eine  nähere  Anrückung  des 
Schauspielhauses  an  das  Opernhaus,  durch  welche  gerade 
die  beiden  Bühnenhäuser  in  enge  Nachbarschaft  kämen, 
wäre  der  Feuersgefahr  wegen  nicht  wohl  tunlich.  Eine 
Verlegung  des  Schauspielhauses  in  die  Längsachse  des 
Marstalles  würde  dessen  Gelände  noch  mehr  in  Anspruch 
nehmen  und  zudem  aus  ästhetischen  Gründen  zu  ver- 
werfen sein.  Endlich  aber  würde  der  Bau  des  Opern- 
hauses allein  mit  den  Nebengebäuden  rd.  5  Mill.  M.,  also 
0,5  Mill.  M.  mehr  kosten  als  der  Bau  eines  Opernhauses 
auf  dem  Waisenhausplatz.  Eine  Kostenberechnung  für  den 
ersten  I  .agcplan  konnte  nicht  vorgelegt  werden,  da  die  Kosten 
der  Verwendung  des  Königin  Olgabaues  vorerst  nicht  erho- 
ben worden  sind,  doch  kann  angenommen  werden,  daß  die- 
ser Plan  in  keinem  Fall  billiger  sein  würde  als  der  andere. 

Mit  Rücksicht  auf  die  vorstehend  angeführten,  auch 
bei  anderen  als  den  vorgelegten  Entwürfen  in  den  Haupt- 
punkten zutreffenden  Bedenken,  namentlich  mit  Rücksicht 
auf  die  mit  der  Erbauung  des  Hoftheaters  auf  dem  alten 
Platz  für  das  Krongut,  insbesondere  den  Marslall  und  die 
oberen  Anlagen  eintretende  Schädigung  hat  die  kgl.  Kron- 
gutsverwaltung  dem  Finanzministerium  gegenüber  die  Er- 
klärung abgegeben,  daß  die  beiden  Entwürfe  die  schon 
bisher  von  der  Krone  vertretene  Auffassung,  wonach  der 
alte  Platz  für  die  Errichtung  der  neuen  Thcatcranlage 
Oberhaupt  ungeeignet  sei,  ihrer  Ansicht  nach  nur  bestäti- 
gen, und  daß  die  Krongutsvcrwaltung  daher  nicht  in  der 
Lage  sei,  Teile  der  kgl.  Anlagen  oder  des  Marstallcs  hier- 
für zur  Verfügung  zu  stellen,  vielmehr  die  Verwendung 
des  alten  Platzes  zum  Theaterneubau  ablehnen  müsse."  — 

L'cbcr  die  Kosten  der  verschiedenen  Entwürfe  ist  folgen- 
des mitzuteilen:  I)  Auf  dem  Waiscnhausplatz:  i.  Opernhaus 
(mit  der  Möglichkeit,  später  ein  Schauspielhaus  auf  dem 
Karlsplatz  anzugliedern)  4420000  M.,  2  Opernhaus  nach 
dem  neuen  Programm  der  Hofthcatcr-Intcndanz  45000C0M., 
3.  Opernhaus  nach  dem  neuen  Programm  unter  Berück- 
sichtigung der  Ergänzung  durch  ein  Schauspielhaus  auf 
dem  Gelände  der  Akademie  4500000  M.  II)  Auf  dem 
Matz  des  Botanischen  Gartens:  1.  Doppelthcater  (Ver- 
waltungs- und  Dekorationsräume  unter  demselben  Dach 
mit  dem  Theater):  6525000  M.,  2  Doppellheater  (unter 
Abscheidung  der  Verwaltungs-  und  Dekorationsräume) 
6600000  M.,  3.  Opernhaus  nach  dem  neuen  Programm 
(alles  unter  einem  Dach)  4440000  M.,  4.  Opernhaus  mit 
getrenntenVerwaliungs-  und  Dekorationsräumen  4010000M. 
III)  Platz  des  I.eibstalles:  Opernhaus  nach  dem  neuen 
Programm  4500000  M.  IV)  Platz  der  Eberhards-Gruppe: 
Doppeltheater  6613000  M.  —  Der  neue  Littmann'sche  Ent- 
wurf, der  eine  Verlegung  der  Längsachsen  der  beiden 
Häuser  vorschlägt  (früher  standen  die  I-ängsachsen  senk- 
recht auf  der  Dorothcensiraßc,  jetzt  auf  der  Neckarstraße) 
würde  als  Doppeltheater  6575000  M.  kosten;  das  Opern- 
haus allein  käme  auf  4650000  M.  zu  stehen.  — 


No.  94. 

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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Vereinigung  Berliner  Architekten.  Die  I.  ordentliche 
Versammlung  fand  unter  dem  Vorsitz  des  Hrn.  Kayser 
und  unter  Teilnahme  von  51  Mitgliedern  und  4  Gasten  am 
17.  Nov.  d.  J.  statt  Der  Vorsitzende  begrüßte  die  Versamm- 
lung zu  Beginn  des  Winterhalbjahres,  stellte  den  neuen  Vor- 
stand vor  und  erklärte,  daß  er  den  Erwartungen  um  Ent- 
wicklung eines  Programme*  nicht  entsprechen  könne,  da 
die  Personen  des  Vorstandes  an  sich  ein  Programm  be- 
deuteten.  Er  schloß  daran  die  Mitteilung,  daß  die  Ge- 


fährt nach  New -York,  den  Besuch  der  Niagara-Falle,  be- 
rührt einzelne  amerikanische  Städte  auf  der  Rebe  nach 
St  Louis  und  gibt  sodann  eine  Reihe  Stimmungsbilder 
aus  der  AusstelTungsstadt  an  Hand  von  Briefen,  die  er 
wahrend  seines  Aufenthaltes  dort  nach  Berlin  sandte. 
Die  Unmittelbarkeit  der  hier  wiedergegebenen  Kindrücke, 
ein  offenes  Auge  für  Land  und  Leute,  für  Kunst  und  Kunst- 
betrieb in  den  Vereinigten  Staaten  liehen  den  Schilde- 
rungen, deren  Wiedergabe  ihrer  episodischen  Form  wegen 
kaum  möglich  ist,  das  lebhafte  Interesse  der  zahlreichen 
Versammlung.  — 


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schäftc  des  Vorstandes  nicht  mehr  sich  gewissermaßen 
in  einer  Person  vereinigten,  sondern  dafi  eine  weitgehende 
Arbeitsteilung  unter  die  einzelnen  Vorstandsmitglieder 
stattgefunden  habe.  Der  Beginn  der  künftigen  Versamm- 
lungen wurde  gleichmäßig  auf  8  Uhr  festgesetzt  Nach- 
dem Hr.  Spindler  eine  die  letzten  Vorstandswahlen  be- 
treffende, Mißverständnisse  zerstreuende  Erklärung  abge- 
geben, wurde  zum  zweiten  Punkte  der  Tagesordnung  ge- 
schritten, zu  den  Schilderungen  von  Erlebnissen  auf  seiner 
Reise  nach  und  in  St  Louis  des  Hrn.  Bruno  Möhring. 
Der  kVortragende,  der  seine  Erlebnisse  in  zwangloser 
Form  gibt,  beschreibt  zunächst  in  launiger  Weise  die  Ueber- 

23.  November  1904. 


Totenschau. 
Professor  Leonhard  Romeis  t.  In  München  ist  der 
Architekt  Leonhard  Romeis,  Prolessor  der  kgl.  Kunstge- 
werbcschule  daselbst,  im  Alter  von  nur  50  Jahren  gestorben. 
Mit  ihm  verliert  die  bayerische  Kunst  einen  Vertreter, 
dessen  Bauten  zu  den  bemerkenswerteren  Werken  der 
neueren  Architektur,  vorwiegend  Münchens,  gehören.  An 
der  Spitze  derselben  steht  die  im  Nordosten  der  Stadt, 
auf  dem  Ferdinand  Miller- Platz,  in  der  Verlängerung  der 
Gabelsberger  Straße,  errichtete  zweitürmige  romanische, 
durch  eine  Vicrungskuppel  ausgezeichnete  Bennokirche. 
Alses  sich  um  die  Errichtung  des  National -Museums  in 

583 

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Manchen  handelte,  wurde  Romeis  zu  dem  engeren  Wett- 
bewerb um  Vorentwürfe  zugezogen.  Wir  haben  seine 
Arbeit  in  Jahrg.  189t  No.  i6  veröffentlicht  Eine  Reihe 
von  Villen-  und  Wohnhausbauten  gehören  zu  der  ziem- 
lich ausgebreiteten  Privatbautätigkeit,  die  der  Künstler 
entwickelte;  genannt  seien  u.  a.  die  Villen  für  den  Maler 
Eduard  Grützner  an  der  Praterstraße  (erbaut  1883—84), 
das  Haus  Heß  an  der  Luisenstraße,  die  1892  errichtete 
trefflich  gruppierte  Villa  an  der  Ostcrwaldstraße.  das  1800 
erbaute  freistehende  Wohnhaus  an  der  Romanstraße,  die 
aus  dem  Jahre  1897  stammenden,  mit  dem  Rücken  an- 
einander gebauten,  an  den  übrigen  3  Seiten  freistehenden 
Wohnhäuser  Möhlstrafie,  die  1886-87  erbaute,  auf  Tiroler 
Motive  zurückgehende  Villa  am  Ruffiniweg  usw.  Seine 
Kunst  ging  weniger  auf  archäologische  Treue  der  von 
ihm  verwendeten  historischen  Stile  aus;  er  begnügte  sich 
mit  einer  individuellen,  aber  meist  malerisch  gedachten 
Auffassung  derselben.  Romeis  war  im  Jahre  1854  zu 
Hoch  Stadt  a.  Aisch  geboren,  erlangte  aber  seine  ganze 
Ausbildung  in  München.  Nach  längerem  Aufenthalte  in 
Italien  wurde  er  1875  zunächst  Assistent  und  1886  Professor 
an  der  kgl.  Kunstgewerbeschule,  an  welcher  er  bis  zu 
seinem  Tode  wirkte.  — 

BQcher. 

Unsere  Baukunde  des  Architekten  (Deutsches  Bau- 
handbuch) Bd.  I,  Teil  3  Ausbau  der  Gebäude,  das 
wir  unter  näherer  Angabe  des  Inhaltes  bereits  in  No.  90 
angezeigt  haben,  ist  nunmehr  in  5.  Auflage  erschienen. 
(  Verlag  der  Dtschn.  Bauztg.  G.  m  b.  H..  Berlin  1905.  Preis 
broschiert  12  M.l  Das  Werk  umfaßt  das  ganze  Gebiet  des 
inneren  Ausbaues  und  außerdem  ist  ihm  noch  ein  Abschnitt 
hinzugefügt,  der  die  Materialien  und  Einrichtungen  des  Aus- 
baues vom  Standpunkte  der  Gesundheitspflege  behandelt, 
der  wohl  Vielen  willkommen  sein  wird.  In  knapper  Dar- 
stellung, mit  reichen  Illustrationen,  wird  ein  erschöpfender 
Ueberblick  über  das  ganze  Gebiet  gegeben.  Das  Buch 
eignet  sich  also  sowohl  zu  Lehrzwecken,  wie  zum  Selbst- 
studium. Vor  allem  aber  wendet  es  sich  an  den  Praktiker. 
Die  Mitarbeit  von  Fachmännern  der  verschiedenen  Ge- 
biete sichert  ihm  eine  ausgedehnte  Verwendbarkeit  auch 
nach  dieser  Richtung.  —  

Preisbewerbungen. 
Der  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Skizzen  für  ein 
Geschäftshaus  der  Allg.  Elekirizltäts- Gesellschaft  In  Berlin 
stellt  die  Teilnehmer  vor  eine  zwar  sehr  interessante,  aber 
auch  sehr  schwierige  und  umfangreiche  Arbeit.  Wie  wir 
den  Unterlagen  entnehmen,  die  wir  durch  ein  Versehen 
erst  am  19.  Nov.  erhielten,  wodurch  sich  die  Verzögerung 
dieser  angekündigten  Besprechung  erklärt,  handelt  es  sich 
um  die  Bebauung  eines  umfangreichen,  neben  dem  I.essing- 
Theater  gelegenen  Geländes,  das  südlich  an  das  Friedrich- 
Karl-Ufer,  nördlich  an  die  Stadtbahn  grenzt.  Das  Gebäude 
ist  als  ein  fünfgeschossiges  Geschäftshaus  von  einfacher 
aber  würdiger  Ausstattung  gedacht  in  welchem  lediglich 
der  Haupteingang,  das  Haupttreppenhaiis  sowie  ein  ver- 
langter Vcrsanimlungssaal  eine  reichere  architektonische 
Ausstattung  erhalten  werden.  Für  das  Geschäftsgebäude 
ist  ein  umlangreiches  sorgfältiges  Raumprogramm  aufge- 
stellt, welches  die  modernsten  Forderungen,  die  an  ähn- 
liche Gebäude  gestellt  werden  können,  enthält.  Diese 
Forderungen  im  Zusammenhang  mit  den  Vorschriften  der 
Baupolizei  werden  naturgemäß  den  Kreis  der  Teilnehmer, 
welche  mit  einiger  Aussicht  auf  Erfolg  arbeiten  können, 
eng  ziehen  und  auf  die  Wettbewerber  beschränken,  welche 
mit  Berliner  Verhältnissen  und  Gepflogenheiten  genau  ver- 
traut sind.  Ob  es  demnach  angebracht  war,  diesen  Wett- 
bewerb auf  eine  größere  Allgemeinheit  auszudehnen,  ist 
eine  Frage,  die  sich  dem  aufdrängt,  welcher  mit  Bedauern 
die  viele  vergebliche  Arbeit  verfolgt  hat.  die  in  unseren 
deutschen  Wettbewerben  na  nentheh  bii  d  .-n  Aufgab .'n  ge- 
leistet worden  ist.dcrcnVerwirklichung  dein  Gewinner  eines 
Preises  nicht  von  vornherein  zugesichert  wurde.  Denn 
die  Ausführung  eines  Bauwerkes  ist  das  doch  an 
erster  Stelle  erstrebenswerte  Ziel  für  jeden  BaukQnstler 
und  daß  sie  in  dem  inrede  stehenden  Falle  nicht  in  Aus- 
sicht gesicllt  wurde,  wird  viele  von  den  Architekten,  die 
in  erster  Linie  berufen  wären,  eine  so  schwere  Aufgabe 
erfolgreich  zu  lösen  —  die  Architekten  mit  reifer  Erfah- 
rung —  von  der  Bewerbung  abhalten.  Denn  wenn  auch 
der  Slil  des  Hauses  frei  gestellt  ist,  wenn  auch  die  Arbeits- 
leistung  sich  auf  die  unerläßlichsten  Zeichnungen  beschränkt 
und  wenn  namentlich  die  zur  Preisverteilung  bestimmte 
Summe  an  sich  eine  sehr  stattliche  genannt  werden  muß, 
so  gibt  doch  der  Umstand,  daü  zwei  I.  Preise  zur  Ver- 
teilung kommen  sollen,  daß  also  augenscheinlich  nicht  ge- 
wünscht wird,  daß  ein  einziger  Entwurf  als  siegreicher 

5&» 


in  den  Vordergrund  tritt,  selbst  dem  zu  denken,  der  sangu- 
inisch genug  ist,  auch  nur  in  entfernter  Perspektive  mit 
der  Ausführung  zu  rechnen.  Jedoch  formell  ist  gegen  die 
Ausschreibung  nicht  das  geringste  einzuwenden  und  vom 
rein  formalen  Standpunkte  aus  müssen  wird  die  Beteiligung 
als  an  einem  sehr  interessanten  und  in  den  Preisen  gut 
bedachten  Wettbewerb  empfehlen.  — 

Von  einem  Teilnehmer  am  Wettbewerb  erhielten  wir 
übrigens  noch  folgende  Zuschrift:  „Das  Programm,  welches 
ich  mir  sofort  nach  dessen  Anzeige  in  der  „Deutschen 
Bauzeitung"  vom  19.  Okt.  kommen  ließ,  trägt  das  Datum 
des  15.  Okt.  1904.  Es  war  am  21.  Okt.  in  meinem  Besitz. 
Am  15.  Jan.  1905  ist  Ablieferungstermin;  der  Poststempel 
darf  aber  spätestens  das  Datum  des  14.  Jan.  1905  zeigen. 
Es  sind  also  imganzcn  12  Wochen  Arbeitszeit  zur  Lösung 
der  gestellten  sehr  großen  und  sehr  schwierigen  Aufgabe 
verfügbar;  die  Tage  des  Weihnachtsfestes.  Neujahres,  der 
Bücherabschlüsse  undSteuer  Erklärungen  zu  Anfane  Januar 
1905  sind  dabei  eingerechnet  Das  Geschäftshaus,  welches 
sich  die  A.  E.-G.  zu  errichten  gedenkt,  hat  den  Umfang 
eines  großen  Rathauses,  denn  in  einem  der  Obergeschosse 
müssen  Bureaus,  die  Abteilung  B,  im  Gesamtflächen- Inhalt 
von  1900 1°>  untergebracht  werden,  Korridore  und  Treppen 
nicht  mit  eingerechnet  Ganz  besonders  schwierig  wird 
die  Aufgabe  durch  die  Form  und  Lage  des  Bauplatzes, 
von  dessen  Raum-Aufnahmefähigkeit,  soweit  ich  die  Sache 
bis  jetzt  studieren  konnte,  viel  zu  viel  verlangt  ist 

Bei  dem  raschen  Wechsel  heutzutage  in  der  Art  der 
Bauplatz  -  Verwendung  ist  es  doch  nicht  ausgeschlossen, 
daß  das  Lessing -Theater  eines  Tages  verschwindet  und 
an  seine  Stelle  irgend  ein  Geschäftshaus  tritt,  welches 
seinen  Bauplatz  gerade  so  ausnutzen  will,  wie  die  A.  E.-G. 
Auch  das  andere  Nachbarhaus  kann  ebenfalls  eines  Tages 
verschwinden  und  an  seine  Stelle  irgend  eine  neue  Bau- 
idee mit  möglichster  Raumausnulzung  zur  Ausführung  ge- 
langen. Die  A.  F.  G  hat  al-o  das  lebhafteste  Interesse  da- 
ran, durch  den  Wettbewerb  solche  Grundriß  Gedanken  zu 
erhalten,  welche  die  Tageslicht  Zuführung  so  günstig  ge- 
stalten, daß  die  dereinstigen  neuen  Nachbarn  mit  ihren 
Häusern  dem  Geschäftshause  der  A.  E.-G.  niemals  das 
Tageslicht  verderben  können. 

Daß  diese  sehr  schwierige  Aufgabe  in  guter  künstle- 
rischer Form  in  zwölf  Wochen  lösbar  sein  soll,  erscheint 
mir  denn  doch  sehr  fraglich.  Wer  sich  daran  beteiligen 
will,  muß  alle  seine  sonstigen  Arbeiten  zurückstellen  und 
sich  nur  der  einen  Au'gabe  widmen.  Oder  es  muß  Jemand 
gerade  in  der  Zeit  vom  15  Okt.  1904  bis  zum  14.  Jan.  1905 
nichts  zu  tun  haben,  so  daß  er  ohne  Störung  arbeiten 
kann.  Ich  meine,  wenn  es  sich  um  ein  so  großes  Bau- 
vorhaben handelt,  sollte  die  A.  E.  G.  in  ihrem  Interesse 
nicht  mit  so  kurzem  Termin  arbeiten,  sondern  einige 
Monate  zugeben,  damit  die  Zeit  zum  Ausreifen  da  ist, 
und  sich  auch  solche  Architekten  beteiligen  können,  die 
im  Gcscliäftsleben  stehen  und  somit  nicht  in  der  Lage 
sind,  ihre  anderen  Arbeiten  einer  Sache  zuliebe  bei  Seite 
stellen  zu  können.  Die  Geldpreise,  welche  die  A.  E.-G. 
ausgesetzt  hat,  sind  ja  sehr  verlockend;  aber  bei  einem 
Wettbewerb  tut  es  das  (»cid  allein  nicht,  sondern  es  muß 
auch  die  nötige  Zeit  da  sein,  damit  eine  Aufgabe  in  Ruhe 
gelöst  und  nicht  in  aller  Eile  heruntergerast  werden  muß."  - 
Wettbewerb  Friedhofshalle  Minden  t.  W.  Unter  143 
Entwürfen  konnte  keiner  mit  dem  I.  Preise  bedacht  wer- 
den, dagegen  wurden  drei  gleich  wertige  Preise  verteilt 
an  die  Hrn.  Hummel  in  Kassel.  Menzel  in  Dresden 
und  Holtz  in  Halle  a  S  Die  Entwürfe  der  Hrn.  Fr. 
Schulz  in  Pankow  und  Fr.  Müller  in  Stuttgart  wurden 
zum  Ankauf  empfohlen.  - 

Wettbewerb  Rathaus  Wilmersdorf  bei  Berlin.  Das  von 
uns  bereits  in  No  92  angekündigte  Preisausschreiben  ist 
nunmehr  zum  10  April  1005  erlassen.  Unterlagen  gegen 
3  M.  durch  den  Gemeinde  -Vorstand,  Wir  behalten  uns 
vor,  auf  das  Ausschreiben,  das  in  mehrfacher  Hinsicht 
Gelegenheit  zu  Beanstandungen  gibt,  zurück  zu  kommen, 
wenn  die  Unterlagen  vo 


en  werden 


Ein  Preisausschreiben  der  kgl.  Amtshauptmannschaft 
Leipzig  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  eine  neue  Be- 
zirksanstalt in  Thekla,  im  Leipz. Tageblatt  vom  18.  Nov. 
veröffentlicht,  gibt  der  Form  nach  zu  Beanstandungen 
Anlaß,  auf  die  wir  noch  zurückkommen 

Aus  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine 
evang.  Kirche  In  Detmold  ging  Hr.  Arch.  Olto  Kuhlmann 
in  Charloltenburg  als  Sieger  mit  dem  Auftrag  zur  Aus- 
führung hervor  — 

tnh»H;  Zum  Neubau  dr«  k«l  llclüieaier«  in  Siutlcart.  —  !>«»  moderne 
Laiidtiaui.  liml  t.r:i^-  iimrtr  A n--1;itlun-.  *1it(ci[utl£rtl  jui  Vereinen.  — 
'I  oikciii^tiaii        Hfl'-Ker  l'reiibrwerbunpen. 

Verlar  der  Deutschen  tfa'Ueitunc.  G.  m.  b.  II..  Itertln-  Fdr  dir  Reduktion 
verant«rortl.  Albert  Holman».  Rerliii.    IHtK*  vwn  Willi.  Cretr,  Urrlin. 


No.  94. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°:  95.  BERLIN,  DEN  26.  NOV.  1904 


Abbildg.  8.    Versenkung  de»  SchmuUw«»*er  Rohrr»  im  Rhein. 


Ergänzungsbauten  der  Düsseldorfer  Kanalisation  und  Reinigungs-Anlage  für  die 

Abwässer.  Von  C.  Geusen,  Beigeordneier  in  Dasseldorf. 
1.  Allgemeines. 
|  ieKanalisationsanlagcn  Düsseldorfs,  mit  deren 
Ausführung  im  Jahre  1884  begonnen  wurde, 
sollten  zur  gemeinsamen  Abführung  des  Re- 
genwassers,der  häuslichen  Brauch  Wässer  und 
der  menschlichen  Auswurfstoffe  dienen.  Da 
die  Königliche  Regierung  indessen  den  Anschluß  der 
Abortc  an  die  Kanalisation  von  der  Herstellung  einer 
Reinigungsanlage  für  die  Abwässer  abhängig  machte, 
die  Stadt  sich  zu  jener  Zeit  zur  Erbauung  einer  sol- 
chen Anlage  aber  nicht  entschließen  konnte,  unterblieb 
der  Anschluß  der  Aborte  und  das  bestehende  Gruben- 
system wurde  beibehalten.  Die  mannigfachen  Nach- 
teile dieser  Aufbewahrung  der  Auswurfstoffe  in  der 
Nähe  menschlicher  Wohnstätten,  die  Unbequemlichkeit 
und  die  hohen  Kosten  der  Abfuhr,  die  Belästigungen 
des  Verkehres  ließen  es  indessen  bei  der  großstädti- 
schen Entwicklung  Düsseldorfs  geboten  erscheinen, 
mit  dem  Grubensystem  zu  brechen  und  die  Herstellung 
einer  Reinigungsanlage  in  Aussicht  zu  nehmen,  um 
die  Erlaubnis  zum  Anschluß  der  Aborte  an  die  Ka- 
nalisation zu  erhalten  Die  städtischen  Behörden  be- 
schlossen daher  im  Jahre  1901  die  Erbauung  einer 
Reinigungsanlage,  die  seit  dem  Juni  d.  J.  in  Betrieb  ist. 

Die  Erbauung  der  Reinigungsanlage  machte  auch 
die  Herstellung  eines  bis  dahin  fehlenden  gemeinsamen 
Auslaßkanales  für  die  beiden  Kanalsvsteme  der  Stadt 
notig.  Das  obere  System,  dessen  Kanäle  bei  allen 
Wasserständen  des  Rheines  ungehinderte  Vorflut  zum 
Strome  haben,  ergoß  seine  Abwässer  durch  einen  im 
Zuge  der  Krefelder  Straße  liegenden  Regenauslaß 
(vergl.  den  Gesamtplan  der  städt.  Kanalisation  Abb.  1) 
in  den  Rhein ;  für  das  untere  System,  dessen  Kanäle 


bei  einem  Wasserstande  von  +6™  am  Pegel  vom 
Strom  abgesperrt  werden  und  dessen  Wässer  sodann 
durch  Pumpen  gehoben  werden  müssen,  war  ein  vor- 
läufiger Auslaß  an  der  Scheibenstraße  (Abbildg.  1) 
erbaut  worden.  Eür  beide  Systeme  war  ursprünglich 
ein  gemeinsamer  Auslaß  im  Zuge  einer  nur  wenig 
weiter  nördlich  gelegenen  Straße  vorgesehen.  Da  die 
Stadt  sich  inzwischen  nach  Norden  erheblich  über 
jene  Stelle  ausgedehnt  hatte,  mußte  der  gemeinsame 
Auslaßkanal  weiter  nach  Norden  zu  verschoben  wer- 
den und  er  ist  zugleich  mit  der  Reinigungsanlage  an 
die  nordliche  Grenze  der  Stadtgemarkung  gelegt  wor- 
den. Bis  zu  diesem  Punkte  mußten  daher  die  Haupt- 
sammeikanäle der  beiden  Systeme  verlängert  werden. 
Eür  den  Hauptsammelkanaf  des  oberen  Systems  bot 
sich  dabei  der  Zug  der  Kaiserswerther  Straße  als  ge- 
gebene Linie,  der  Hauptsammelkanal  des  unteren 
Systems  soll  später  über  das  Gelände  der  früheren 
Golzheimer  Insel  zur  Reinigungsanlage  geführt  wer- 
den; vorläufig  sind  die  beiden  Kanäle  in  der  auf  dem 
Plan  (Abbildg.  1)  dargestellten  Weise  vereinigt. 

1.   Art  der  Abwasserreinigung. 

Die  allgemeineMinisterial- Verfügung  vom  20.  Febr. 
1901,  betr.  Fürsorge  für  die  Reinhaltung  der  Gewässer, 
macht  keinen  Unterschied  zwischen  städtischen  Ab- 
wässern mit  und  ohne  menschliche  Auswurfstoffe.  Die 
Zulässigkcit  oder  Unzulässigkeit  der  Zuführung  von 
städtischen  Abwässern  in  die  öffentlichen  Flüsse  ist 
nach  den  Grundsätzen,  die  der  genannten  Verfügung 
beigegeben  sind,  zu  beurteilen  nach  der  Menge  und 
der  Beschaffenheit  der  Abwässer  und  der  Wasser- 
führung und  Beschaffenheit  des  Vorfluters.  Günstige 


585 

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Abbild);.  4& 
Querschnitt  des 
AusUfikanalea. 


Verhältnisse  des 
Vorfluters  sind 
nach  den  Grund- 
sätzen im  allgc- 
nn  inen  eine  gros- 
se Wassermenge, 
hohe  Strom-Ge- 
schwindigkeit, ein 
kiesiges  Bett,  so- 
wie feste  Ufer  und 
die  Zuführung 
vonGrundwasser. 
Diese  günstigen 
Verhallnisse  lie- 
gen am  Rhein  bei 
Düsseldorf  samt- 
lich vor.  Denn 
beim  niedrigsten 
eisfreien  Wasser- 
stand  (+  o,6o  m 
amPegcl)beträgt 
dicWassermenge 
immerhin  noch 
660 ''»"/Sek.,  bei 
mittlerem  Jah- 
res-Wasserstand 
H-  2,75™  am  Pe- 
gel) rd.  2000 cbm ; 
die  Strom  -  Ge- 
schwindigkeit be- 
trägt bei  dem 
genannten  klein- 
sten Wasserstand  noch  i  m.  Eine  längere  Reihe  von 
Untersuchungen  (März  bis  November  1901)  ergab,  daß 
das  Rheinwasscr  oberhalb  und  unterhalb  von  Düssel- 
dorf dieselbe  Beschaffenheit  hatte"),  trotzdem  damals 


•)  Vergl.  den  Aufsatz  von  Genien  ft  Look  in  Heft  a  der  Mit- 
teilungen der  Königlichen  Pröfung»anstall  für  Waaaet Versorgung 

a6  November  1904. 


Abbildg.  1.    Getan»  plan 
der  ItMUKhcn  KanalisaUon 
in  Dahldorf. 


noch  die  Abwässer  ohne  jegliche  Reinigung  dem  Strom 
zugeführt  wurden. 

Das  Rheinwasser  bei  Düsseldorf  enthält  nach  dem 
Durchschnitt  von  28  Linzel- Untersuchungen  in  1 cbm 
387«  an  suspendierten  und  gelösten  Stoflen ;  bei  einem 
mittleren  Wasserstand  werden  aho  2000  0,287  574  k|! 
feste  Stoffe  sekundlich  abgeführt;  die  Sehnuitzwasscr- 


587 

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menge  beträgt  bei  240000  Seelen  höchstens  0.5 ''"■/Sek. ; 
bei  einem  durchschnittlichen  Gehalt  des  Kanalwassers 
von  928«  an  suspendierten  und  gelösten  Stoffen  in 
1  cbm>  der  sicn  aus  einer  Reihe  von  Linzel-Untersuchun- 
gen ergeben  hat,  werden  durch  die  Kanäle  dem  Rhein 
also  noch  nicht  0,5  *«/Sek.  an  festen  Stoffen  zugeführt. 
Auch  nach  Anschluß  der  Aborte  wird  sich  diese  Menge 
nicht  wesentlich  vermehren.  Die  Stadt  hielt  daher 
auch  nach  Anschluß  der  Aborte  eine  Reinigung  der 
Abwasser  nur  insoweit  für  nötig,  daß  die  Sinkstoffe 
und  die  gröberen  schwimmenden  und  schwebenden 
Stoffe  in  einer  Größe  bis  zu  3  mm  aus  dem  Abwasser 
entfernt  würden.  Ein  Gutachten  des  Abt -Vorstehers 
im  Institut  für  Infektions-Krankheiten,  Prof.  Proskauer. 
und  ein  weiteres  Gutachten  der  Kgl.  Versuchs-  und 
Prüfungsanstalt  für  Wasserversorgung  und  Abwasser- 
Beseitigung  billigten  den  Standpunkt  der  Stadt.  Die 
Staats-Rcgicrung  erteilte  dann  die  Genehmigung  zum 
Anschluß  der  Aborte  nach  Fertigstellung  der  geplanten 
Reinigungsanlage  unter  dem  Vorbehalt,  daß  seitens 


anlagen~'ein  geringstes  Sohlengefalle  von  1  : 3000  er- 
halten. |Für*die  Abmessung  der  neuen  Sammclkanale 
ist,  wie  bei  "den  sonstigen  Kanalanlagen  Düsseldorfs, 
die  auch  von  der  Aufsichtsbehörde  gestellte  Forderung 
maßgebend  gewesen,  daß  das  Schmutzwasser  durch 
die  vierfache  Menge  Re^cnwasser  verdünnt  sein  soll, 
ehe  die  Rcgenauslässc  in  Tätigkeit  treten.  Der  Er- 
mittelung der  Schmutzwassermenge  ist  für  das  untere, 
eine  Fläche  von  1 100  h»  umfassende  System  eine  durch- 
schnittliche Bevölkerungs-Dichtigkeit  von  246  Seelen 
auf  den  Hektar  (innere  Stadt  400,  äußere  Teile  250  bis 
1501,  für  das  obere,  1^00  *'»  umlassendc  System  eine  Be- 
völkemngs- Dichtigkeit  von  im  Durchschnitt  190  Seelen 
(25a  150)  zu  Grunde  gelegt,  und  als  Wasserverbrauch 
für  den  Kopf  und  Tag  sind  durchschnittlich  150 1  an- 
genommen worden.  Diese  Wassermenge  wird  jetzt 
noch  nicht  gebraucht,  aber  in  Zukunft  bei  allgemeiner 
Einführung  der  Spülaboite,  und  da  auch  noch  Wasser 
aus  Privatbrunnen  und  Grundwasser  den  Kanälen  zu- 
geführt wird,  erreicht  werden.-  Allerdings  ist  Gmnd- 


Kamiuccke  eines  englischen  Landhauses.    Architekt:  C.  F.  A.  Voysey. 
Aus:  Daa  moderne  Landhaus  und  seine  innere  Ausstattung.   (Verlagianttalt  F.  Bruckmann  A.-G.  in  Manchen.) 


der  Stadt  weitere  Maßnahmen  getroffen  würden,  falls 
sich  Unzuträglit  hkeitcn  ergäben. 

3.  Hauptsammcl-  und  Auslaßkanal. 

Die  Aufsichtsbehörde  hat  bei  Genehmigung  des 
Entwurfes  der  Reinigungsanlage  die  Bedingung  ge- 
stellt, daß  die  Abwässer  bis  zu  einem  Wasserstand 
von  +5m  am  D.  P.,  der  Höhe  der  gewöhnlichen 
Sommer-Hochwasser,  zu  reinigen  seien;  bei  höheren 
Wasserständen  können  die  Abwässer  ungereinigt  dem 
Strom  überleben  werden.  An  der  Einmündungsstclle 
des  neuen  k  anales  in  den  Rhein  liegt  der  genannte 
Wasserstand  auf  +  3°.79  N.  N.,  vergl.  Abbildg.  3  und 
die  Abbildg.  7  in  folg.  No.,  bei  Annahme  einer  größten 
Fülluefe  der  Gerinne  der  Reinigungsanlage  von  am  und 
bei  dem  rechnungsmäßig  ermittelten,  erforderlichen 
L'eberdruck  von  18"*  für  die  Durchführung  der  Ab- 
wässer durch  die  Anlage  und  den  Auslaßkanal  ergab 
sich  somit  für  die  Sohle  eine  Ordinate  von  -f-  28,97  N.N. 
Bei  dieser  Höhenlage  der  Sohle  des  Hauptsnmmel- 
Kanales  an  der  Reinigungsanlage  konnte  der  Kanal 
von  dem  tiefsten  Endpunkte  der  vorhandenen  Kanal- 

50a 


wasser  i.  d.  R.  als  reines  Wasser  anzusehen,  das  also 
zur  Verdünnung  des  Schmutzwassers  dienL 

Für  die  beiden  Außensysteme  sind  die  Ermitte- 
lungen über  die  künftige  wahrscheinliche  Bevölkerungs- 
Dichtigkeit  ebenfalls  angestellt  worden,  ihre  Mitteilung 
hat  indessen  hier  kein  weiteres  Interesse;  für  das  ganze 
4550  h*  große  Stadtgebiet  ist  eine  zukünftige  Bevölke- 
rungszahl von  740000,  entspr.  einer  durchschnittlichen 
Wohndichte  von  163  Seelen/''»  angenommen. 

Die  Abbildgn.  2  u.  3  zeigen  I.agcplan  und  Längs- 
schnitt der  neuen  Hauptsammeikanäle  und  des  Aus- 
laßkanalcs,  Abbildgn.  4a-  d  die  verschiedenen  Quer- 
schnitte. In  den  obersten  Strecken  (Abbildg.  4  Profil 
a  und  b)  haben  die  beiden  Kanäle  eine  solche  Größe 
erhalten,  daß  sie  die  mit  der  vierfachen  Regenwasscr- 
menge  verdünnten  Schmutzwässer  des  ganzen  oberen 
und  unteren  Systems,  die  nach  vollem  Ausbau  von 
265000  und  270000  Menschen  bewohnt  sein  werden, 
bei  einem  Rheinwasserstande  von  +  5 01  am  Pegel 
abführen  können,  ohne  daß  der  im  Zuge  der  Krefeldcr 
Straße  liegende  Regenauslaß  in  Tätigkeit  tritt.  Von 
dem  vorläufigen  Vercinigungspunktc  der  beiden  Kanäle 


No.  93. 

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in  der  Kaiserswerther  Straße  an,  dem  in  Zukunft 
noch  Wasser  aus  dem  nördlichen  AuOensystem  zuge- 
führt wird,  bis  zur  Uerdingcr  Straße  ist  der  Quer- 
schnitt so  groß  angenommen  worden,  daß  er  unter 
der  genannten  Voraussetzung  für  eine  Bevölkerung 
von  390  000  Menschen  (Abbildg.  4,  Profil  c,  die  kleinen 
Maße)  und  von  der  Uerdingcr  Straße,  wo  in  spaterer 
Zeit  ein  größerer  Nebensammler  einmünden  wird,  und 


nördlichen  Stadtteile  noch  ein  Nebensammler  aufzu- 
nehmen und  ein  weiterer  RegenauslaQ  anzulegen  sein. 
Der  Auslaßkanal  zum  Rhein  hat  eine  solche  Größe 
erhalten  (Abbildg.  4  d),  daß  er  das  durch  die  vierfache 
Regenwassermenge  verdünnte  Schmutzwasscr  der  ge- 
samten künftigen  Bevölkerung  des  jetzigen  Stadtge- 
bietes, also  wie  oben  gesagt  von  740000  Menschen, 
bei  einem  Rheinwasserstande  von  +  5 m  am  Pegel, 


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ein  weiterer  Regenauslaß  vorgesehen  ist,  bis  zur  Reini- 
gungsanlage für  430000  Menschen  ausreicht  (Abb  4c 
die  großen  Maße).  Wird  diese  Bevölkerungszahl  über- 
schritten, so  muß  die  genannte  Verbindung  der  beiden 
Hauptsammeikanäle  aufgehoben  und  der  Hauptsammlcr 
des  unteren  Systems  für  sich  bis  zur  Reinigungsanlage 
geführt  werden  (Abbildg.  2  punktiert). 

Vor  der  Reinigungsanlage  wird  nach  Ausbau  der 

26.  November  1904. 


d.  i.  +30, 79  N  N.  an  der  Kanalmündung,  abführen  kann. 

Zu  bemerken  ist  noch,  daß  für  das  südliche  Außen- 
system (Abbildg.  1),  dessen  Flache  von  der  städtischen 
Bebauung  noch  nicht  ergriffen  ist,  das  Schmutzwasscr 
durch  Pumpen  dein  jetzt  neuerbauten  Hauptsammei- 
kanal zugeführt  und  das  Regenwasser  durch  kurze 
Kanäle  in  den  Rhein  geleitet  werden  solL  — 

(Forurtzuug  folgt) 

5% 


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Das  Ergebnis  des  internationalen  Wettbewerbes  um  das  Probe-Schiffshebewerk 

im  Donau-Oder-Kanal  bei  Prerau. 

II.  Die  nach  der  Ausschreibung  gegebene  Bodenge- 

ebcr  die  Bedeutung  und  die  Preisverteilung  staltung  weist  in  erster  Linie  auf  geneigte  Ebenen 

bei  diesem  außergewöhnlichen  Wettbewerbe  mit  Längsbahnen  hin.  Alle  anderen  Lösungen,  die 

haben  wir  bereits  in  No.  89  einige  Mittcilun-  dasGcfällc  konzentrieren,  wie  senkrechte  Hebewerke  mit 

gen  gemacht.  Es  liegt  jetzt  der  Bericht  des  einer  oder  mehreren  Stufen,  Schleusen  mit  größerem 


Preisgerichtes  vor  (abgedruckt  in  No.  45  der 
österr.  Wochenschrift  f.  d.  öffentl.  Baudienst),  dem  wir 
die  allgemeine  Begründung  der  Entscheidung  des  Preis- 
gerichtes entnehmen.  Die  Einzelheiten  behalten  wir 
einem  eingehenderen,  mit  Abbildungen  zu  versehen- 
den Berichte  vor,  mit  dessen  Veröffentlichung  wir  so 
lange  zu  warten  jedoch  gebeten  worden  sind,  bis  eine 
amtliche  Publikation  in  einer  österreichischen  Zeitschrift 
erfolgt  ist.  Diesem  begreiflichen  Wunsche  müssen  wir 
Rechnung  tragen,  unterlassen  aber  nicht,  der  Hoffnung 
Ausdruck  zu  geben,  daß  diese  Veröffentlichung  baldigst 
erfolgen  möge  und  daß  vor  allem  das  interessante  Ma- 
terial, das  bei  diesem  Wettbewerbe  auch  in  den  nicht 
preisgekrönten  oder  mit  einer  Anerkennung  bedach 


Gefälle  und  auch  Querbahnen  erfordern  umfangreiche 
Bauarbeiten  und  dementsprechend  z.  T.  beträchtliche 
Mehrkosten.  »Eine  Prüfung  des  Geländes  für  eine 
Trasse  mit  konzentriertem  Gefälle  lag  nicht  in  der 
Aufgabe  des  Preisgerichtes." 

Schwach  geneigte  Längsbahnen  sind  bei  zahl- 
reichen Entwürfen  gewählt,  Querbahnen  nur  ver- 
einzelt. Letzteren  erkennt  das  Preisgericht  jedoch  bei 
entsprechendem  Gelände  und  entsprechender  Trasse 
den  Vorteil  kürzerer  Fahrzeit  infolge  der  Möglichkeit 
größerer  Neigung,  unt.  Umst  Zeitersparnis  beim  Ein- 
und  Ausfahren  der  Schifte,  schließlich  größere  An- 
passungsfähigkeit an  veränderliche  Wasserstände  zu, 
sodaß  sie  dann  von  Vorteil  sein  würden,  wenn  die 


ten  Entwürfen  steckt,  durch  eine  umfassende,  längere  Ixistungsfähigkeit  der  schwach  geneigten  Längsebenen 
Ausstellung  der  Fachwelt  zugänglich  gemacht  werde,  nicht  mehr  ausreicht  Die  Schlcusungszeiten  sind  für 
denn  es  würde  hierdurch  eine  Gelegenheit  zum  Stu-   letztere  nach  dem  Programm  etwas  knapp,  lassen  sich 

aber  noch  einhalten.  Getrennten  Bahnen,  also  ohne 
mechanische  Kuppelung  der  beiden  Tröge,  gibt  das  Preis- 
gericht den  Vorzug.  Sic  bieten  den  großen  Vorteil  der 
Unabhängigkeit,  sodaß  nach  Bedarf  mit  1  odt-r  2 Tragen 
gearbeitet  werden  kann,  und  d«  n  weiteren  Vorteil,  daß 
die  aus  der  gegenseitigen  Abhängigkeit  sich  ergebenden 
Verzögerungen  vermieden  werden.  Anderseits  sind 
die  Kr/ielutig  der  nötigen  Fahrgeschwindigkeit,  die 
Beherrschung  der  Beschleunigungs  -  Verhaltnisse  am 
Anfang  und  Schluß  der  Bewegung  auch  bei  nicht  ge- 
kuppelten Trögen  gesichert.  Für  den  Antrieb  wird 
dem  elektrischen  der  Vorzug  gegeben,  der  sehr 
sanfte  Uebcrgängc  in  den  Geschwindigkeiten  gestattet. 
Wieweit  die  Rückgewinnung  der  Arbeit  des  nieder- 
gehenden Trogwagens  durch  Energie- Aufspeicherung 


dium  der  vorliegenden  Aufgabe  gegeben  werden, 
sie  kaum  je  wiederkehren  dürfte. 

Von  den  231  Eingängen  -■■  Nachträge  und  sclbst- 
ständige  feile  eines  Entwurfes  besonders  gerechnet  — 
konnten  in  der  ersten  Ausschußsitzung  am  18.  April 
1904  bereits  90  „aus  äußeren  Gründen  und  wegen 
augentälliger  Üngeeignctheit"  ausgeschlossen  werden. 
In  den  folgenden  5  Sitzungen  wurden  weitere  138  Ar- 
beiten als  für  die  Preiserteilung  selbst  nicht  inbetraebt 
kommend,  zurückgestellt  und  zwar  wegen  „Unvoll- 
ständtgkeit  oder  wesentlicher  Ausführung*-  unJ  Be- 
triebsmängcl".  Die  Beurteilung  erfolgte  dabei  nach  den 
Gruppen,  in  welche  sich  die  Entwüife  nach  ihrer  Art  ein- 
teilen ließen, nämlich:  Schleusen,  senkrechte  Hebe- 
werke, geneigte  Ebenen,  drehbare  Hebewerke. 


I  dieser  zweiten  Folge  von  Entwürfen  zweckmäßig  ist,  hangt  von  den  besonderen  Umstän- 
zeigt  entweder  altbekannte  Ideen  in  mangelhafter  Aus-  den  ab;  die  Aufspeicherung  in  Akkumulatoren  er- 
führung  oder  neue,  kühne  Ideen,  die  entweder  von  vorn-   scheint  jedoch   bei  sehwachj 


herein  für  die  praktische  Ausführung  aussichtslos  er- 
scheinen, oder  unzureichend  durchgearbeitet  waren. 
Unter  diesen  Arbeiten  fanden  sich  aber  aueb  solche,  die 
in  einzelnen  Teilen  der  Lösung  Vorzügliches  boten,  in 
anderen,  offenbar  wegen  Nichtzuziehung  geeigneter 
Spezialfachmänner,  versagten,  sodaß  kein  brauchbarer 
Gesamtentwurf  entstand.  Ebenso  ist  mehrlach  eine 
höchst  mühevolle,  sorgfältige  Arbeit  auf  zwar  «ei st- 
reiche, aber  in  praktischer  Hinsicht  aussichtslose  Ideen 
verwendet  worden,  namentlich  in  der  Gruppe  der 
drehbaren  Hebewerke. 

So  verblieben  schließlich  nur  die  3  sehr  umfang- 
reichen Entwürfe  1.  „Universell",  2.  „Industria 


geneigten  Längsbahnen 
hinsichtlich  des  Nutzens  zweifelhaft.  Auch  die  An- 
bringung rollender  Gegengewichte  verspricht  wegen 
der  erforderlichen  langen  Seile  geringen  Nutzen,  be- 
sonders bei  Zahnstangenbetrieb.  Die  elektrische 
Ausgleichung  ermöglicht  bei  entsprechend  starken 
Antriebmaschinen  im  Bedarfsfälle  den  vollständig  von 
einander  unabhängigen  Betrieb  der  beiden  Tröge. 
Für  den  Anschluß  an  die  Haltungen  werden  aus- 
schließlich Trocken  häupter  vorgezogen,  welche  auch 
bei  Stillstand  des  Troges  eine  Beaufsichtigung  aller 
wichtigen  Betriebsteile  gestatten.  Für  den  Antrieb 
sind  besondere  Antriebwagen  vorteilhaft,  nament- 
lich bei  Zahnstangenbetrieb,  weil  es  bei  auf  den  Trog- 


Austriaca"  und  3.  „Habsburg",  von  denen  der  mitt-  wagen  selbst  stehenden  Antriebmaschinen  infolge  der 


lere  4  verschiedene  Lösungen,  A— Ü,  zeigte,  die  als 
besondere  Entwürfe  beurteilt  werden  mußten.  Ent- 
würfe 1  und  2  C  wurden  mit  allen  gegen  1  Stimme, 
Entwurf  3  mit  6  gegen  3  Stimmen  in  die  engste  Wahl 
gestellt.  Zur  weiteren  Prüfung  dieser  3  Entwürfe 
wurde  dann  am  30.  Juni  aus  den  Preisrichtern  und 
Ersatzmännern  (vergl.  die  Angaben  S.  550)  ein  Aus- 
schuß, bestehend  aus  den  Hrn.:  deßovet,  Doerfel, 
Harcourt,  Hermann,  Hochenegg,  Riedler  und 
Velflik  eingesetzt.  Auf  Bericht  dieses  Ausschusses 
in  der  entscheidenden  Sitzung  des  Preisgerichtes,  die, 
wie  wir  erst  jetzt  aus  dem  Schlußbericht  erfahren,  be- 
reits am  6.  Juli  d.  J.  stattgefunden  hat,  wurde  auch 
der  Entwurf  2C  ausgeschieden,  da  sich  aus  diesem 


unvermeidlichen  Schwankungen  schwierig  ist,  den 
Zahneingriff  zu  sichern.  Der  Adhäsionsbetrieb  er- 
scheint dadurch  im  Vorteil  gegenüber  dem  teuren 
Zahnstangenbetrieb;  dieser  Vorteil  ist  jedoch  nur  ein 
scheinbarer,  da  bei  erster  ein  eine  große  Zahl  von 
Achsen  elektrisch  angetrieben  werden  müßten,  um  die 
Adhäsion  zu  sichern,  wodurch  sich  sehr  verwickelte 
Verhältnisseergeben.  Trockenfördcrungalsalleinige 
Möglichkeit  brachte  die  entsprechenden  Entwürfe  nach 
Ansicht  des  Preisgerichtes  zu  Fall,  da  die  Preisaus- 
schreibung die  Transportmöglichkeit  aller  Schiffe  for- 
derte. Die  leicht  gebauten  Fahrzeuge  gestatten  aber 
eine  Trockenlörderung  nicht.  Für  eine  solche  brachte 
auch  keiner  der  Entwürfe  einevoll  befriedigende  Lösung, 
auch  im  Zusammenhange  mit  den  Lösungen  A  und  B  Die  großen  Vorteile,  welche  die  Trockenförderung  hin- 
kein einwandfreies  vollständiges  Projekt  ergab.  Mit  sichtlich  der  Kraftersparnis  bietet,  läßt  für  den  Ent- 
allen gegen  i  Stimme  wurde  dagegen  dem  Entwurf   wurf  einer  geneigten  Ebene  aber  diejenigen  Lösungen 


„Universell"  der  I  Preis,  mit  allen  gegen  3  Stimmen 
der  II.  Preis  dem  Entwurf  „Habsburg"  zuerkannt, 
deren  Verfasser  wir  bereits  genannt  haben. 

Bei  der  Entscheidung  waren  die  folgenden  allge- 
meinen Gesichtspunkte  maßgebend: 

590 


als  besonders  günstig  erscheinen,  welche  Versuche  mit 
Naß-  und  Trockenlörderung  bezw.  Versuche  mit  ver- 
minderter Trogfüllung  gestatten.  Was  die  Leistungs- 
fähigkeit der  geneigten  Ebene  anbetrifft,  so  ist  das 
Preisgericht  der  Anschauung,  daß  die  gestellte  Auf- 

No.  95. 


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gäbe  mit  derselben  gelöst  werden  kann,  ohne  daß  sich 
unzulässige  Geschwindigkeiten  ergeben. 

Die  Schleusen-Entwürfe  geben  zu  einem  an 
sich  interessanten  Vergleich  hinsichtlich  der  Kosten 
mit  anderen  Hebevorrichtungen  keine  Gelegenheit,  da 
durch  die  gegebene  Trasse  und  das  Bestreben  nach 
rascher  Schiffsförderung  die  Ueberwindung  der  Gc- 
fäll  stufe  mit  4—6  Schleusen  von  9-6™  Gefälle  aus- 
geschlossen war.  Es  sind  nur  Entwürfe  eingegangen, 
welche  die  ganze  Förderhöhe  mit  1  oder  2  Schleusen 
zu  Oberwinden  suchen  mit  übereinander  gelagerten 
Sparbecken,  z.  T.  mit  geschlossenen  Kammern  und 
pneumatischem  Betrieb.  Die  Lösungen  sind  zwar  z.  T. 
sehr  interessant  auch  in  der  Durchbildung  in  Beton- 
eisenbau, stellen  sich  aber  durchweg  als  sehr  umfang- 
reiche und  keineswegs  mehr  einfache,  sondern  recht 
komplizierte,  im  Betriebe  unsichere  Bauwerke  dar. 
Die  verlangte  Förderzeit  ist  bei  2  Schleusen  von  je 
18 m  Hubhöhe  nicht  zu  erreichen,  oder  doch  nur  durch 
Doppclschlcusen,  welche  außerdem  eine  sehr  erwünschte 
Reserve  bilden,  aber  die  Anlage  sehr  verteuern  würden. 
Auch  der  Ersatz  des  verbrauchten  Wassers  gestaltet  sich 


jedenfalls  kostspielig,  sodaU  bei  einer  vollen  Lösung  der 
Aufgabe  mit  Schleusen  von  größerer  Hubhöhe  die  Ge- 
samtkosten jedenfalls  weit  Ober  die  einer  geneigten  Ebene 
hinausgehen.  Sie  betragen  für  einen  vollständig  durch- 
gearbeiteten Schleusenentwurf  von  36™  Hubhöhe  mit 
Sparbecken,  Hülfsbccken.Pumpcnanlagc  und  Haltungs- 
anschlüsscn  9,6  Mill.  M.,  gegenüber  5,18  Mill.  bezw. 
5,44Mill.M.  der  Entwürfe  „Universell"  und  „Habsburg". 

Senkrechte  Hebewerke  waren  in  bekannter 
Einrichtung  zahlreich  eingeliefert.  Aber  selbst  bei 
Teilung  in  2  Stufen  wurden  keine  ausreichenden  Kon- 
struktionen für  eine  so  ungewöhnlichen  Verhältnissen 
entsprechende  Ausgestaltung  geliefert.  Das  gilt  so- 
wohl von  den  Hebewerken  mit  Druckwasserkolben, 
wie  für  die  Schwimmerhebewerke  nach  Art  des  Hen- 
richenburger  Hebewerkes.  Die  Kosten  für  2  solcher 
Hebewerke  bei  dem  für  eine  Konzentrierung  des  Ge- 
fälles nicht  günstigen  Gelände  würden  sich  auf  6,8 
bis  7,65  Mill.  M.  stellen. 

Für  die  drehbaren  Hebewerke  konnten  wegen 
der  Mannigfaltigkeit  der  Vorschläge  allgemeine  Ge- 
sichtspunkte natürlich  nicht  aufgestellt  werden.  - 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  u.  Ing. -Verein  tu  Düsseldorf.  In  der  Zeit  vom 
1.  Jan.  bis  zum  8.  SepL  1904  wurden  10  Vereins- Versamm- 
lungen abgehalten,  welche  durch.schnitil.  von  26  Mitgl  be- 
sucht waren.  Neu  aufgenommen  wurden  als  einheimische 
Mitglieder  die  Hrn.:  Arcli.  Bachmann,  Reg.-Bmstr.  Crescioli, 
Ing.  O.  Brandt.  Ing.  A.  Brandt.  Brt.  I^ehmann,  Reg  -  und 
Brt  vom  Dahl,  Arch.  Balzer,  Üb  -Ing.  Lorenz,  Reg  -  und 
Brt.  Schneider.  Arch.  Moebius,  Fabrikbes.  Siebcl,  Geh.  Brt. 
Brcvitt  und  als  auswärt  Mitgl.  Hr.  Landbauinsp.  Homm 
in  Rüttenscheid. 

In  der  Sitzung  am  13.  Jan.  berichtete  Hr.  Tüshaus 
über  Sturmschaden  an  einer  Fabrik  in  Düsse ldorf- 
Obcrkasscl  und  Hr.  Görz  über  die  Verhandlungen  im 
Verbands- Vorstand  über  die  bevorstehende  Wander- Ver- 
sammlung 1901  in  Düsseldorf. 

Am  1.  Febr.  wurde  durch  Zu- bezw.  Wiederwahl  der 
Hrn.  Müsset,  Tharandt,  vom  Endt  und  Bongard  der 
Vercins-Vorstand  ergänzt  Zum  ersten  Vorsitzenden  wurde 
anstelle  des  zurücktretenden  Geh.  Rat  Dreling  Hr.  Landes- 
Brt.  Görz  für  das  neue  Geschäftsjahr  gewählt  Der  Jahres- 
und Rechnung^bcricht  für  1903  wurde  genehmigt. " 

Am  1.  .März  machte  Hr.  Fraubcrger,  Direktor  des 
Kunstgewerbe-Museums  in  Düsseldorf,  lehrreiche  Mitteilun- 
gen Ober  die  neue  Glastechnik  der  Clasenne  Glas- 
Comp.  in  London  und  fahrte  zahlreiche  MustcrstOcke 
vor.  Hierauf  hielt  Hr.  Görz  einen  Vortrag  Ober  die  Ent- 
wicklung des  künstlichen  Eisaufbruches  auf  deut- 
schen Strömen,  Zahlreiche  Beispiele  wurden  an  Strom- 
karten und  Zeichnungen  erläutert. 

Am  15.  März  trug  Hr.  Körting  Ober  den  interessan- 
ten Bau  der  neuen  Adolfbrücke  in  Luxemburg 
unter  Ausstellung  von  Zeichnungen  und  Photographien  vor. 

Am  13.  April  sprach  Hr.  Korn  Ober  die  Entwick- 
lung des  protestantischen  Kirchenbaues. 

Am  3.  Mai  fahrte  Hr.  Körting  die  Anwesenden  in 
die  neueren  Systeme  der  Zentralheizungen  ins- 
besondere für  Wohngebäude  ein. 

Am  10.  Juni  hielt  Hr.  Siebcl  einen  Vortrag  Ober 
seine  Fahrt  quer  durch  Spanien  gelegentlich  der  Teil- 
nahme am  i.  Int  Arch. -Kongreß  unter  Vorführung  von 
einigen  hundert  Lichtbildern. 

Die  übrigen  Vereins  Sitzungen  beschäftigten  die  An- 
wesenden mit  den  umfangreichen  Vorbereitungen  für  die 
Abgeordneten-  und  Wander-Versammlung  1904  und  mit 
anderen  geschäftlichen  Angelegenheiten.  —  Th. 

Vereinigung  Berliner  Architekten.  Am  21.  Nov.  d.J.  fand 
eine  Besichtigung  des  Kaiser  Friedrich-Museums  in 
Berlin  unter  Führung  seines  Erbauers,  Geh.  Ob  -Hofbrt 
Ihne,  bei  zahlreicher  Beteiligung  statt.  Wir  kommen  auf 
die  für  die  Anlage  des  Gebäudes,  seine  künstlerische  Durch- 
bildung und  die  Aufstellung  seiner  Kunstschätze 
den  Grundsätze  noch  zurück. 


Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  Synagoge  Frankfurt  a.  M.  Dem  Protokoll 
entnehmen  wir,  daß  von  129  Entwürfen  zunächst  36  der 
weiteren  Beurteilung  vorbehalten  wurden  und  von  diesen 
16  auf  die  engere  Wahl  kamen.  Die  Verleihung  der 
3  Preise  erfolgte  einstimmig.   Das  Gutachten  rühmt  dem 

26.  November  1904 


mit  dem  1.  Preis  ausgezeichneten  Entwurf  der  Hrn.  Jos. 
Reuters  und  C.  Fricdenthal  nach,  er  löse  vortrefflich 
die  in  der  Grundstücksform  gegebene  Schwierigkeit  der 
Achsenversehiebung  am  Vordergebäude  und  der  dahinter 
liegenden  Synagoge.  Der  Grundriß  sichere  die  wünschens- 
werte Steigerung  der  baukünstlerischen  Wirkung  vom  Be- 
treten des  Vorhofes  bis  zum  Eintritt  in  die  Synagoge.  Be- 
mängelt wurden  das  Fehlen  einer  Treppe  zur  Kastcllan- 
wohnung  und  der  aufwändige  mittlere  Aufbau  des  Aeußeren, 


während  diesem  selbst  gute  Verhältnisse  und  geschla 
Wirkung  nachgerühmt  werden.  In  dem  mit  dem  II.  Preis 
ausgezeichneten  Entwurf  derHrn. Hesse  mer&Schmidt 
in  München  fand  die  Lage  des  Gebäudes  nicht  ganz  den 
Beifall  des  Preisgerichtes,  dagegen  wurden  die  klare  Ge- 
samtanordnung  des  Grundrisses  und  die  maßvolle  Be- 
handlung der  schön  gestalteten  Außen- Architektur,  die 
ohne  Kuppelbau  zur  Wirkung  kommt,  gelobt  Der  Ent- 
wurf der  Hrn.  Jflrgcnscn  &  Bachmann  in  Charlottcn- 
burg  löst  nach  dein  Protokoll  „geschickt  die  Aufgabe,  die 
einen  Vorhof  malerisch  umrahmenden  Vordergebäude 
parallel  der  Straßenflucht  zu  errichten  und  dem  Haupt- 
bau den  Nachbargrenzen  folgend  die  genaue  Richtung 
nach  Osten  zu  geben".  Zweckmäßige  Abmessungen  und 
reichliche  Beleuchtung  seien  besondeie  Vorzüge  der  guten 
Grundrißanordnung.  Einzelheiten  dagegen  werden  be- 
mängelt; dem  Aufbau  wird  volle  Anerkennung  gezollt. 

Im  Wettbewerb  um  Gewinnung  eines  Halenplanes 
für  die  Sudt  Oothenburg  In  Schweden  (vergl.  S.  32  u.  148) 
haben  unter  38  eingegangenen  Entwürfen  erhalten:  den 
I.  Pr.  von  6000  Kr.  Prot  Richert  in  Stockholm,  den  II.  Pr. 
von  4000  Kr.  Unander  &  Johnson  in  Stockholm  in  Ge- 
meinschaft mit  Ing.  Viktorin  in  Geflc,  den  III.  Pr.  von 
2500  Kr.  die  Ing,  Lorcntz  &  Schönweiler  in  Kopen- 
hagen. Angekauft  sind  von  der  Hafendirektion  die  Ent- 
würfe der  Brte.  Havestadt  &  Contag  in  Wilmersdorf 
in  Gemeinschaft  mit  Ing.  Torncf  und  des  Reg.-Bmstrs. 
Landsberger  in  Berlin.  ~ 

Bücher. 

Das  moderne  Landhaus  und   seine  innere  Ausstattung. 

220  Abbildungen  moderner  Landhäuser  aus  Deutsch- 
land, Oesterreich,  England  und  Finntand,  nebst 
Grundrissen  und  Innenräumen.  Vcrlagsanstalt  F. 
Bruckmann,  A.-G.  München  1904.  Preis  5  M. 
Das  vorliegende  Werk  will  nicht  mehr  sein  als  eine 
Sammlung  guter  Vorbilder  für  das  moderne  Landhaus 
und  seine  Innenräume,  wie  sie  im  Laufe  der  letzten  Jahre 
in  Deutschland,  Oesterreich,  England  und  Finnland  durch 
bewährte  Meisler  wie  Baumann,  Bcdford,  Berlepsch,  Dülfcr, 
Gesellius,  Lindgrcn  &  Saarinen,  Jos  Holtmann,  l'atriz 
Huber,  Mackintosh,  Newton,  Olbrich,  Ricmerschmid, 
Schultze- Naumburg,  Schumacher,  Baillic  Scott,  die  beiden 
Seid],  Voysey  usw.  entstanden  sind.  Gedacht  ist  das  Werk 
als  eine  willkommene  Materialsammlung  nicht  nur  für  die 
engeren  Berulskreise,  sondern  namentlich  auch  für  den 
Laien.  Wie  die  Beispiele  in  No.  94  und  in  dieser  Nummer 
zeigen,  ist  die  Auswahl  eine  von  künsüerischen  Gesichts- 
punkten getragene  und  sorgfältige.  Daß  es  sich  lediglich 
um  eineVorbildensammlung  ohne  beglcitendenTcxt  handelt, 
kann  man  je  nach  dem  Standpunkte,  den  man  der  moder- 
nen Kritik  gegenüber  einnimmt,  billigen  oder  bedauern. 

59' 


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Wir  möchten  es  billigen,  denn  der  wirkliche  Künstler 
wird  aus  den  Werken  ganz  anderes  herauslesen,  als  der 
modernen  Bauschöpfungen  oft  als  Laie  gegenüberstehende 
Kunstkritiker.  Für  den  Laien  können  Begleiiworte  unierUm- 
ständen  nützlich  sein,  leiten  aber  meist  irre.  Was  aber  auch 
dieser  ohne  viele  Bcgleitworte  aus  den  Abbildungen  er- 
kennen kann,  das  ist  die  Wahrnehmung,  daß  das  moderne 
Landhaus  eigentlich  nur  da  den  Charakter  voller  und  be- 
haglicher Wohnlichkeit  annimmt  und  angenommen  hat,  wo 
es  sinngemäß  auf  die  guten  Ueberlieferungen,  die  aus  dem 
alten  Bauernhause  kommen,  zurückgeht  DaB  das  vorlie- 
gende Werk  hauptsächlich  dieser  Richtung  gerecht  zu  wer- 
den bestrebt  ist,  ist  nicht  sein  geringstes  Verdienst  — 

Bei  der  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 

Dr.  v.  Renautd,  Joseph,  Edler  von  Kellenbach,  Oberst  a.  D.  Bei- 
trage tur  Entwicklung  der  Grundrente  und 
Wohnungsfrage  in  Mönchen.  Mit  i  Karte.  Leipzig 
1904.    C.  L.  Hirachfeld.   fr.  6,40  M. 

Dr.  Schell,  Anton,  Prof.  Die  stercophotogrammetrische 
Bestimmung  dcrLagc  einea  Punkte»  imRaume. 
Wien  1904    L.  W.  Seidel  *  Sohn    Pr.  1,60  M. 

Troller,  Jo*.,  Fachlehrer.  B  au  t  c  c  h  n  i  ac  h  e  Projekte  für 
Arbeiter-  und  Einfamilienhäuser,  land  Wirtschaft!.  Gebinde 
usw.  —  Schalerarbeiten  des  IV.  Semesters  iura  Gebrauch 
der  nachfolgenden  Schaler  als  Beilagen  zum  Vortrag  Ober 
Entwerfen.  Bauschule  Technikum  Biel.  80  Taf.  in  Lichtdruck. 

Kalender  für  Eisenbahn -Techniker.  Begründet  von 
Edm.  Heusinger  von  Waldcgg;  neubcaibeilet  von  A.  W. 
Meyer,  Eiscnb.-Bau-  u.  Bctr-lnsp.  in  Allenstcin.  33.  Jahrg. 
100s  Nebst  einer  Beilage  und  einer  Eiscobahakartc.  Wies- 
baden. J.  F.  Bergmann.   Pr.  4  M. 

Kalender  fürStraßen-u.  Wasserb  au-  und  Kultur- 
Ingenieure.  Begründet  von  A  Reinhard;  neubearbeitet 
von  R.  Scheck,  Reg.,  u.  Brt  in  Stettin.  «  Jahrg.  1905. 
Nebst  3  Beilagen  und  einer  Eiseub  -Karte.   J.  F.  Bergmann. 

Kalender  (Or  Heizung»-,  Loftungs-  und  Badetech- 
niker. Von  H.  1.  Kliogcr,  Ob -log.  10.  Jahrg.  1005. 
Halle  a.  S.   Carl  Marhold    Pr.  3>ao  M-,  in  Leder  4  M. 

P.  Stühlen'*  Ingenieur-Kalender  fttr  Maschinen-  und 
Haltentechniker  von  C.  F  r  «  n  z  e  o  ,  Ziv.  -  tng.  in  Köln  und 
K.  Malhec,  Ing.  und  Oberlehrer  in  Köln.  40.  Jahrg.  1905 
I.  Teil:  Bricftascnenform,  II  Teil:  Techn.  Teil  usw.  für  den 
Arbeitstisch.    Essen.    G.  D.  Baedeker.    Pr.  3  M 

Kalender  für  Maschinen-Ingenieure  von  Wilh.  Heinr. 
Uhland,  ing.  und  Pat.-Anwalt  in  Leipzig.  3t.  Jahrg.  190$. 
I.  Teil:  Taschenbuch,  II.  Teil:  fflr  den  Koostruktionstuch. 
St  alt  gait  Alfr.  Kröner.  Pr.  3  M,  Lederband  4  M.,  Brief- 
tascheniederband 5  M 

Petzold'a  Verkehrs-  und  Auskunfls-Kalender  für  daa 
deutsche  Reich.  Verzeichnis  alter  nennenswerten  Verkehra- 
orte  mit  Angabe  der  Einwohnerzalil  usw.  nebtt  Anhang: 
die  wichtigsten  ausländischen  Orte,  wichtige  Angaben  und 
Tabellen  3.  Jahrg.  1905.  Biechofawerda.  E.  H.  Petzold. 
Pr.  i.»5  N. 

Die  Baukunst.   Herausgegeben  von  R.  Borrmann  &  R. 


Ueber  eine  Vereinigung  der  Städte  Nürnberg  und  Fürth 

finden  zurzeit  Vorberatungen  »utt  mit  dem  Ziele,  die  Vereinigung 


Grau).  13.  Heft.  II  Serie:  Die  Nürnberger  Kirchen 
von  F.  W.  Holtmann.   Stuttgart.    W.  Spcmano.    Pr.  4  M. 
Becker,  F.,  Prof.  Wasserstraßen  zu  und  in  der  Schweiz. 
Eine  verkebrsgeogrsphische  Studie.    Mit  einer  Kartenskizze. 
Zarich.    1004.    Alb  M&ller.    Pr  So  Pf. 
Dr.  Bermbach,  W.  und  Müller,  C,  Ob  -Ing  Elektrizitäts- 
werke, elektr.  Beleuchtung  u_  elektr.  Kraft- 
Qbertragung.    3   umgearbeitete  und  stark  vermehrte 
Aufl.  Mit  367  Abbildungen.  Stuttgart.  1904.   Alfr.  Kroner. 
Pr.  7  M..  geb.  8  M. 
Beseü,  H.,  Oberlehrer.    Das  gewerbliche  Schulwesen 
im  ehemaligen  Königreich  Hannover.   Geschichte  u.  Kritik. 
Leipzig.    1904.    Seemann  &  Ko. 
Beyer,  £..,  Arcb.  und  Oberlehrer.     Moderne  Fassadcn- 
Ornamente.    uo  Fol-  -  Taf.  in  Lichtdruck   und  Photo- 
lithographie in  Mappe.    Leipzig.    1904.    Seemann  &  Ko. 
Pr.  10,50  M.   

Chronik. 

Die  wiederhergestellte  evang.  Stadtkirche  In  Eßlingen 

Ic  am  20.  Nov.  d.  J.  wieder  eröffnet  Die  Wiederherstellung»- 
Arbciteo  waren  seit  1800  im  Gaugc.  Die  Arbeiten  leitete  der  ver- 
storbene Baurat  Th.  Frey  und  uacb  seinem  Tode  Axch.  Job. 
Maller  in  Stuttgart.  — 

Eine  österreichische  Gesellschaft  zur  Bekämpfung  des 
Straßenstaubes  hat  »Ich  kürzlich  gebildet  An  der  Bildung  sind 
flberwiegend  technitrhe  Kreise  beteiligt  — 

Zum  Vorstande  des  Stadt.  Hochbauamtes  In  Dresden 
wurde  anstelle  des  Hin.  Stadtbrt  Briter,  dem  in  Gemeinschaft  mit 
dem  Architekten  Kail  Roth  der  Neubau  des  Rathauses  Obertragen 
wurde,  Hr.  Sudtbit,  Hans  Erlwein  in  Bamberg  gewählt  — 

Zum  Professor  für  Architektur  an  der  k.  k.  Akademie 
der  bildenden  Künste  In  Wien  wurde  Hr.  Ob-Brt.  Friedrich 
Ohm  an  11  berufen.  — 

Der  Neubau  der  Universität« -Bibliothek  In  Gießen  ist 
am  13.  Nov  eingeweiht  worden,  Das  an  der  Mollke  -  Straße  ge- 
legene GebSude  ixt  im  Stile  des  Rarork  gehalten  und  im  Aeuüeren 
in  Muschclkalksteiu  errichtet  Die  Baukosten  betrugen  536000  M.  — 
Die  neue  Stephanusklrche  auf  dem  Gesundbrunnen  In 
Berlin  wird  am  4.  Dez.  d.  J.  geweiht  Daa  nach  den  Entwürfen 
des  Hrn.  Brt,  BCrckner  errichtete  Gotteshaua  steht  an  der  Ecke 
der  Prinzen  Allee  und  der  Soldiner-Straße.  — 

59* 


bereit»  zur  Landesausstellung  in  Nürnberg  1906  1 

Schulhaus-Neubau  In  Rottwell.  Die  Bearbeitung  der 
zam  Schulneubau  (Volksschule,  höhere  Mädchenschule  und  Frauen- 
handarbcita-Schule)  wurde  aufgrund  ihres  prämierten  Konkurrenz- 
Entwurfes  den  Architekten  P.  u.  K  B  o  0  a  t  z  in  Stuttgart  0 beitragen. — 
Wasserbau-Arbelten  In  Rußland.  Die  russische  Hafenbau- 
Verwaltung  beschloß  den  Bau  eines  rd  7  m  tiefen  Fahrweges  für 
Seeschiffe  von  Roitow  nach  der  Mündung  des  Don.  DerzukOnhige 
Hafeu  von  Rostow  soll  zur  Aufnahme  von  30  Dampfern  eingerichtet 
werden  und  ausgedehnte  Kaianlagen  ei  halten.  Man  erwartet,  daß 
die  Neuanlagen  eine  Steigerung  des  gegenwärtig  85  MÜI  Pud  be- 
tragenden Exportes  Rostow  auf  300  Mill  Pud  zurfolge  haben  werden. — 
Wasserbau-Arbeitenln  Aegypten.  Das  .Council  of  Ministers" 


hat  beschlossen,  dem  Khedive  die  Erhöhung  des  Assuan-Dammes 
und  die  EiOlfnung  einea  Kredites  in  Hohe  von  1  136000 Pfd.  Slerl 
fQr  den  Bau  einer  Sperre  bis  Esneh  zu  empfehlen.  — 

Die  kathol.  Kirche  In  Disteln  (Gem.  Recklinghausen),  eine 
dreischiffige  BacksteinbaMlika,  wurde  am  9  Nov.  d.  J.  eingeweiht 
Da  Bodensenkungen  infolge  Bergbaues  zu  befürchten  sind,  wurden 

180000  M.  Architekt: 


Kreuzgewölbe  in  Rabitzart  angewandt 
A.  Kersting  in  Münster  i.  We.lJ.  - 


Personal-Nachrichten. 

Dem  Gen.Dir.Rat  Endrea  in  München  ist  die 
IIL  KL  de«  Verdienst-Ordens  vom  bl.  Michael  verliehen. 

Zu  Reg -Riten  sind  befordert:  die  Dir.-Rlte  Markert  in 
Wartburg,  unt  Uebertraguug  der  Stelle  des  Vorst,  bei  der  Eiaeob.- 
Betr.-Dir.  Rosenheim,  B  a  r  t  h  bei  der  Dir.  in  Bamberg  u.  Schwenck 
bei  der  Dir  in  München. 

Versetzt  sind :  die  Dir.-Rite  Hobler  in  Augsburg  zur  Eiscnb- 
Bctr.-Dir.  Nürnberg  und  May  scheider  in  Bamberg  zur  Dir. 
Augsburg,  der  Eiscnb.-Ass.  Zell  in  Nürnberg  zur  Eisenb.-Bctr.- 
Dir-  Bamberg,  der  Ob.-Masch  -Inap.  Reich  in  Regensbuig  a.  An- 
suchen entspr.  in  den  Ruhestand. 

Preußen.  Dem  Arch.  Pickel  in  Düsseldorf  ist  der  Rote 
Adler-Orden  IV.  Kl.  verheben. 

Die  Stelle  des  Vorst,  ist  verliehen:  den  Eiseob.-Bau-  u  Betr- 
Insp.  Pröbsting  der  Ei»cnb -Belr.-Insp.  3  in  Alienstein  und 
Ilkcnhana  der  Bctr.-In«p.  7  in  Berlin.  —  Der  Eiscnb -Bau-  u. 
Betr.-Imp.  Holland  in  Kastenburg  ist  zur  Ei»cnb.-Dir.  nach 
'  »berg  i.  Pr.  versetzt. 
Iraannt  sind:  die  Reg.  Bmstr  Karl  Meyer  in  Neuwied  und 
Karl  Lemcke  io  Duisburg  zu  Eisenb.-ßao.  u.  Betr -Insp  :  —  die 
Reg  -Bfhr.  Rob  D  o  e  r  g  e  aus  Aachen  und  Ad.  M  o  u  m  a  1 1  e  aus 
Wiesbaden  (Hochbfeh.),  —  Karl  Thalenhorst  aus  Bremen, 
Alfr.  Damm  aua  Berlin,  Karl  L  a  c  h  t  i  n  aus  Magdeburg  und  Otto 
F  r  a  n  z  i  u  s  aus  Bremen  (Wasser-  u  Straßenbfch.),  Karl  Kltmiot 
aus  St  Petersburg  (Etsenbfch ),  —  Bruno  Engel  aus  Magdeburg, 
Karl  Frank  aus  WscMerabaeh ,  Max  Wedeil  aus  Posen  und 
Reinh.  W  a  1 1  b  e  r  aus  Wattenscheid  (Masch  -Bfch  )  zu  Reg  -Bmstrn. 

Der  Reg. -Bmstr.  Gahrs  ist  der  Reg.  in  Stettin  zur  Be- 
schäftigung Überwiesen.   

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  N.  In  E.  Ihre  Sachdarstellung  laßt  zweifelhaft,  ob  ein 
Werk-  oder  ein  Dienstvertrag  vorgelegen  hat,  und  ob  Ihre  Tätigkeit 
nur  die  Leistungen  von  Vorarbeiten  oder  auch  die  Bauleitung  um- 
faßt hat  Jedenfalls  ergibt  sie  jedoch,  daß  Sie  durch  Ihre  Weigerung, 
mit  dem  erwählten  Bauunternehmer  zu  unterhandeln,  den  Anlaß 
gegeben  haben ,  auf  Ihre  ferneren  Leistungen  zu  verzichten.  Mit- 
hin ist  zu  befürchten,  daß  das  Gericht  drn  Grund  für  die  Unmög- 
lichkeit der  weiteren  Eifülluug  in  Ihrer  Person  suchen  wird,  wo- 
du'ch  es  leicht  dazu  gelangen  kann,  Ihre  Klage  abzuweisen  Jeden- 
falls dürfte  solche  nur  auf  den  Betrag  gerichtet  sein,  in  welchem 
Ihre  bisherigen  Leistungen  im  Verhältnis  zur  benötigten  Geaamt- 
tlligkeit  gestanden  haben.  Dagegen  dürfen  Sie  nicht  verlangen, 
daß  Ihre  Leistungen  jetzt  nach  anderen  Grundsitzen  bewertet  wer- 
den, als  die»  durch  die  vereinbarten  4  *i'g  der  Bausumme  geschehen 
war.  Ihr  Sachwalter  bandelte  also  recht,  indem  er  Ihnen  von  einem 
Rechtsstreite  in  dem  Ihrerseits  geplanten  l'miange  abgeraten  hatte-  — 

K.  H  e. 

Hrn.  R.  S.  In  Halle  a.  S.  Ihre  Anfrage,  wie  sich  die  Festig- 
keiten verschiedener  Betonmischungen  stellen,  ist  iu  dieser  Form 
nicht  zu  beantworten.  Dieselben  Mischungen  können  je  nach  dem 
Material,  das  an  Zement,  Sand,  Steinschlag  oder  Kiea  dazu  vei  wen- 
det ist,  sehr  verschiedene  Festigkeiten  ergeben.  Wenn  man  daher 
nicht  noch  besondere  Zwecke  (Wasacroicbtigkeit  usw.)  mit  dem 
Beton  verfolgt,  sollte  man  dem  Unternehmer  nicht  das  Mischungs- 
verhältnis, sondern  die  verlangte  Fesliskcit  vorschreiben.  Dieser 
hat  dann  anzugeben,  mit  welchen  Materialien  und  mit  welchen 
Mischungen  er  diese  Festigkeit  erreichen  will.  Die  gewöhnliche 
Kontrolle  wahrend  des  Baue*  kann  dann  nach  dem  Mischungsver- 
hältnis ausgeübt  werden.  — 

Hrn.  Reg.- Bmstr.  G.  H.  In  Br.  Sie  verlangen  etwas  viel 
vom  Briefkasten  und  weisen  nicht  einmal  den  Bezug  unserer 
Zeitung  nach  In  den  Bi icf kästen  ■  Notizen  S.  313  und  360  d.  J. 
finden  Sie  eingehende  Angaben  Ober  die  gedachten  Ausfahningen.  — 

Inhalt:  Krtaruurietbauten  der  r)0**<-ldoiicr  Kanalisation  und  Itriol- 
runrs- Anlage  tDr  die  Abwasser.  —  L>as  Ergebnis  des  iiirrrnationalen  Wett- 
bewerbe* um  da»  Piobc-Vbif(*hebe%verk  im  ftooau-Oder  Kanal  bei  l*rer»u. 
II.  -  Mitteilungen  aus  Vereinen.  -  l'reisbewerbuitceu.  —  I 
—  Pcnonal-N'arhrichtco,  —  Brief-  und  Kracekoslen. 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Das  moderne 
seine  innere  Ausstattung. 


Verlag  1! 
verantwi 


irr  Deutschen  Uaiueilunr,  <•  m.  t>.  II,  Berlin  f  Or  die  KedaSUon 
oitl.  Alben  llofmann,  Berlin.   Druck  von  Wilh.  Greve.  Berlin. 


No.  95. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°-  96.  BERLIN,  DEN  30.  NOV.  1904 


Ergänzungsbauten  der  Düsseldorfer  Kanalisation  und  Reinigungs-Anlage  für  die 

Abwässer.  1  Fortsr  tzunc-l 


ie  neuen  Kanäle  sind  mit  Ausnahme  des  ganz 
in  Ziegelsteinen  gemauerten  obersten  Teiles 
in  der  Kaiserswerther  Straße  in  Stampfbe- 
ton hergestellt;  Sohle  und  Seiten  wände  bis 
zur  halben  Hohe  sind  mit  einer  Ziegel- 
rollschirht  verblendet.  Die  Ausführung  der  Kanäle 
erfolgte  Qberall  in  offener,  5—  8,5m  tiefer  und  3-  6™ 
breiter  Baugrube,  die  durch  senkrechten  Verbau,  vcrgl. 
Abb.  5,  S.  595,  gesichert  war.  Der  Ausführung  stellten 
sich  keine  besonderen  Schwierigkeiten  entgegen,  da 
infolge  des  während  der  ganzen  Bauausführung  nicht 
sehr  hohen  Rheinwasserstandes  die  Kanäle  fast  ganz 
im  Trockenen  hergestellt  werden  konnten.  Für  den 
Erdaushub  diente  ein  seit  dem  Jahre  1901  bei  den 
Düsseldorfer  Kanalbauten  gebräuchlicher  Kran,  der  auf 
einem  fahrbaren  Untergestell  von  i,8o — 2m  Schienen- 
weite  über  der  Baugrube  montiert  ist  und  2  Ausleger  hat, 
die  an  Stahldrahtseilcn  je  einen  Kasten  von  Vs cbm 
Inhalt  tragen.  Der  Antrieb  der  Seiltrommel  erfolgt 
durch  einen  5  pferdigen  Benzinmotor.  Die  Kasten  wer- 
den in  der  Baugrube  durch  Handarbeit  gefüllt,  vergl. 
Abbildg.  6  in  No.  95.  Nach  den  hier  gemachten  Er- 
fahrungen forderte  ein  solcher  Kran  mit  einer  Arbeits- 
zahl von  14  Personen  bei  einer  mittleren  Baugruben- 
tiefe  von  7™  und  3,5 m  Breite  täglich  rd.  i8oc,,m,  eine 
Arbeit,  für  die  bei  reiner  I  landarbcit  45  Arbeiter  zum 
Werfen  des  Bodens  von  Bühne  zu  Bohne  nötig  wären. 
Unter  Verwendung  von  2  Kranen  wurden  durchschnitt- 
lich 12'»  des  großen  Kanales  täglich  fertig  gestellt. 

Die  gesamten  Aushubmassen  der  Baugruben,  die 
zu  deren  Vcrfüllung  nicht  nötig  waren,  wurden  mittels 
Arbcitszug  zum  Gelände  der  Reinigungsanlage  ge- 
schafft und  dort  zur  Aufhöhung  benutzt. 

Von  Interesse  ist  noch  der  in  Abbildg.  6  darge- 
stellte Bauvorgang  der  Teilstrecke  des  Kanales  des 
unteren  Systems  auf  dem  Gelände  der  Internationalen 
Kunst-  undGartenbau-Ausstellung:  diese  Strecke  mußte 
im  Herbst  vorigen  Jahres  in  kurzer  Zeit  hergestellt 
werden,  um  ilie  Vorarbeiten  für  die  Ausstellung  nicht 
zu  behindern,  wobei  die  durchschnittliche  Tagesleistung 
18 '"  fertig  gestellten  Kanales  betrug.  Die  Gesamtlänge 
der  Strecke  beträgt  rd.  800 m,  im  Bau  befindlich  war 
immer  eine  Streckt:  von  250 m.  An  der  Spitze  dieser 
Strecke  war  ein  fahrbarer  Dampfkran  von  12  PS. 
in  Tätigkeit,  dessen  Arbeitsleistung  in  dem  Boden- 
aushub und  der  gleichzeitigen  Seitenablagcrung  auf 
50  m  Baulänge  bei  einer  Tiefe  der  Baugrube  von  1,70» 


bestand.  Dieser  Bodenaushub  entsprach  der  durch 
den  Kanal  verdrängten  rd.  6,6 cbm  großen  und  für  die 
Verfüllung  der  Baugrube  entbehrlichen  Bodenmasse; 
die  Beseitigung  dieses  Bodens  von  der  Baustelle  er- 
folgte nach  der  Fertigstellung  des  Kanales  mittels 
Lokomotivbetriebes  nach  der  Reinigungsanlage. 

Die  weitere  Ausschachtung  der  Baugrube  bis  zur 
Sohlentiefe  von  5,50  ■  wurde  durch  2  für  die  2.  und 
3.  Verbautiefe  arbeitende,  oben  beschriebene  Krane 
ausgeführt:  die  auf  25™  Baulänge  täglich  geförderte 
Ausschachtungsmasse  mit  etwa  37ocbm  wurde  in  Zügen 
von  je  18  Wagen  geladen  und  mittels  Lokomotivbe- 
triebes an  das  Ende  der  Baustrecke  gefahren  und  zur 
WiedcrvcrfOllung  der  Baugrube  verwendet.  Die  Her- 
stellung der  Betonsohle,  Betonwange,  Sohlen-  und 
Wangenverblendung  und  Putzarbeiten  wurden  in  Ab- 
schnitten von  18  lfd. m  gefördert. 

Der  von  der  Reinigungsanlage  zum  Rhein  führende 
Auslaßkanal  ist  bis  zum  Rheinufer  in  offener  abge- 
b uschter  Baugrube  hergestellt  worden.  Das  Aus- 
mündungsbauwerk mußte  wegen  der  großen  Tiefe 
der  Sohle  der  Ausmündung  an  der  Korrcktionslinic 
(Buhnenkopflinie)  des  Stromes  und  der  starken  Strö- 
mung im  Schutze  eines  Fangedammes  ausgeführt  wer- 
den, vergl.  Abbildg.  7.  Die  Oberkante  des  Ausmün- 
dungsbauwerkes ist  nach  Anordnung  der  Rheinstrom- 
Bauverwaltung  auf  Sommer-Mittelwasser  +  28,49  N.N. 
(Buhnenkopfhöhe)  gelegt  worden,  die  Kanalmündung 
liegt  2,42""  tiefer,  mithin  auf  j  26,07  N.N.  Das  letzte 
Ende  des  Auslaßkanalcs  ist  als  Buhne  ausgebildet  und 
mit  schweren  Basaltsteinen  abgedeckt. 

Die  Mündung  des  Kanales  ist  für  gewöhnlich  durch 
eine  schwere  eiserne  Klappe  geschlossen,  die  sich  nur 
bei  starkem  Ueberdruck  im  Kanal,  hervorgerufen  durch 

frößere  Regen  wassermengen,  öffnet,  während  das 
chmutzwasser  durch  ein  von  der  Kanalmündung 
noch  53™  weit  in  den  Strom  gehendes,  1,20"'  im  Durch- 
messer großes,  schmiedeisernes  Rohr  in  die  Strömung 
geführt  wird.  Die  Oberkante  dieses  Rohres  liegt  an 
seinem  Endpunkte  noch  3,70m  unter  Sommer-Niedrig- 
wasser, 5m  unter  Sommer-Mittelwasser.  Da  die  Rohr- 
sohle bis  zu  2m  unter  der  Rheinsohlc  lag,  mußte  zu- 
nächst eine  entsprechend  2,5  m  tiefe  und  4  4,5  m  breite 
Rinne  in  Länge  des  Rohres  ausgebaggert  werden. 
Die  Versenkung  des  Rohres  erfolgte  in  2  Längen  zu 
15  und  37  ■  von  Gerüsten  aus.  Die  einzelnen  7  bezw. 
7,5"'  langen  Rohrstöße  wurden  auf  das  in  den  Strom 


593 

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zu  diesem  Zwecke  eingebaute  Gerüst  gebracht  (ver- 
gleiche Abbildg.  8  in  No.  95t,  darauf  zusammen  ge- 
schraubt und  an  2  Punkten  mittels  Schellen  an  langen 
Schraubenspindeln  aufgehängt.  Die  Muttern  dieser 
Schraubenspindeln  waren  auf  Querbalken,  welche 
von  den  Gerüstpfählen  getragen  wurden,  aufgelagert. 
Durch  gleichmäßiges  Drehen  der  Schraubenmuttern 
wurde  zunächst  der  erste,  an  das  Mündungsbauwerk 
anschließende  rd.  150»  lange  Rohrstrang  gesenkt.  Um 
ein  Abtreiben  durch  die  Strömung  zu  verhindern, 
waren  in  Abständen  von  rd.  y  Leitpfähle  einge- 
spannt, gegen  welche  sich  das  Rohr  beim  Absenken 
legte.  Die  Verbindung  des  Rohres  mit  dem  gemauerten 
Mündungsbauwerk  geschah  durch  zwei  keilförmige  Paß- 
stücke, von  denen  das  eine  durch  ein  1  m  langes  Röhr- 
ende auf  der  Sohle  des  Mündungsbauwerkes  einge- 
mauert war,  während  das  andere  an  dem  Ende  des 
zu  versenkenden  i5m  langen  Rohrstranges  befestigt 
Beim  Hinablassen  des  letzteren  schob  sich  das 


an  ihm  befestigte  Verbindungsstück,  seiüich  geführt 
von  2  eisernen  Führungsstangen,  keilförmig  in  das  ein- 


gemauerte Rohr.  Auf  diese  Weise  ist  ohne  Tauchcr- 
arbeit  eine  dichte  Verbindung  dieser  Rohrteile  erzielt 
worden.  Der  zweite  Teil  von  37»  Länge  wurde  da- 
rauf in  derselben  Weise  versenkt  (Abbildg.  8,  S.  585), 
nur  ist  es  nicht  an  stromabwärts  befindlichen  Leitpfählen, 
sondern  durch  4  Seile,  die  mittels  Winden  von  zwei 
Schiffen  aus  angespannt  wurden  und  das  Rohr  an 
4  Punkten  faßten,  beim  Versenken  in  richtiger  Lage 
gehalten  worden.  Diese  Aenderung  wurde  deshalb 
getroffen,  weil  bei  der  starken  Strömung  des  Rheines 
die  Reibung  zwischen  den  Leitpfählen  und  dem  Rohr 
sich  als  hinderlich  erwiesen  hatte.  Nachdem  das  Rohr 
in  die  richtige  Lage  gebracht  war,  bewirkte  cinTauchcr 
die  Verbindung  mit  dem  schon  vorher  verlegten  Rohr- 
stack durch  Schraubenbolzen.  Zum  Schluß  wurde 
die  ausgebaggerte  Rinne  vom  Gerüst  aus  mit  Kies 
wieder  zugeschüttet  und  die  Ausmündung  des  Rohres 
durch  eine  Umpflasterung  mit  Betonwürfeln  von  o.6o™ 
Seitenlange  gegen  Versandung  geschützt.  Die  Mün- 
dung des  Rohres  ist  bis  jetzt  vollständig  frei  von  Ver- 
sandungen geblieben.  -  (Fortsruung  folgt ) 


Das  Ergebnis  des  internationalen  Wettbewerbes  um  das  Probe-Schiffshebewerk 

im  Donau-Oder-Kanal  bei  Prerau. 


II.  (Schluß.) 

er  mit  dem  I.  Preis  gekrönte  Entwurf 
„Universell"  sieht  2  nebeneinander  lie- 
gende, dem  Gelände  entsprechend  unter  1 125 
geneigte  Längsebenen  vor  und  zwar  .in 


Der  mit  dem  II.  Preise  ausgezeichnete  Ent- 
wurf „Habsburg"  benutzt  gleich  mehreren  anderen 
Entwürfen  den  Gedanken  eines  großen  schwimmenden 
Hubzylinders  mit  2  Trogtronimeln  für  die  Schiffe. 
„Es  ist  jedoch  der  einzige  Entwurf  dieser  Art,  der 
dieses  Prinzip  konsequent  durchgeführt  hat  und  eine 


züglicher,  im  konstruktiven  und  masehinen-  vollständige  Arbeit  im  Sinne  der  Preisausschreibung 


Teile  einwandfreier  Ausarbeitung". 
Der  Entwurf  entspricht  den  Grundsätzen  der  Zweck- 
mäßigkeit, die  vom  Preisgericht  bei  der  Beurteilung 
aufgestellt  wurden,  d.  h.  er  besitzt  unabhängige 
Tröge  ohne  Kuppelung  und  ohne  mechanischen  Ge- 
wichtsausgleich, getrennten  elektrischen  Antrieb,  so- 
wie besondere  auf  Zahnstangen  wirkende  Motorwagen. 
Die  beiden  Bahnen  besitzen  zwar  eine  gemeinsame 
Antriebmaschine,  auf  deren  Wellen  die  beiden  Antrieb- 
dynamos sitzen,  aber  diese  sind  elektrisch  von  ein- 
ander unabhängig.  Bei  der  Talfahrt  wird  die  Uber- 
schüssige  Leistung  des  niedergehenden  Troges  von 
dessen  Motoren  auf  die  Antriebdynamo  und  von  hier 
auf  die  Maschincnwelle  zur  Unterstützung  der  Bergfahrt 
des  andercnJTrogcs  übertragen.    Die  L'nabhängigkeit 


darstellt."  Der  in  der  Kanalachse  liegende  Zylinder 
schwimmt  auf  dem  Unterwasser  und  wird  "mittels 
Zahnkränzen  und  Räderantrieb  zwangläufig  geführt 
Er  kann  um  seine  Längsachse  um  1800  gedreht  werden, 
sodaß  die  beiden  Schiffstrommeln  bald  mit  dem  Ober- 
und  bald  mit  dem  Unterwasser  in  Verbindung  gesetzt 
werden.  Die  Anlage  ist  für  den  ungünstigsten  Fall 
eines  Winddruckes  von  270  ^'i™,  der  praktisch  eigent- 
lich kaum  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  da  bei  120  k*  i°< 
schon  die  Schiffahrt  im  Kanal  eingestellt  werden 
müßte,  und  bei  einseitiger  Belastung  infolge  des  Lccr- 
laufens  eines  Troges  sehr  sicher  berechnet.  Ebenso 
ist  bei  dem  Triebwerke  dieser  Fall  des  Leer- 
laufcns  eines  Troges  berücksichtigt.  Der  Hubzylinder 
schwimmt  nicht  auf  einer  unbegrenzten  Wasserfläche, 


der  beiden  Tröge  geht  so  weit,  daß  nur  die  gleich-  sondern  in  einem  Becken,  dessen  Wandungen  nur 
zeitige  Bergfahrt,  die  wohl  auch  kaum  erforderlich  ist,  einen  engen  Spalt  längs  des  Zylinders  offen  lassen, 
mit  Rücksicht  auf  die  Stärke  der  Antriebmaschine  un-  Geringe  Schwankungen  in  der  Tauchtiefe  des  Zylin- 
zulässig  wird.  Ein  großer  Vorzug  der  hier  gewählten  ders  bedingen  daher  sofort  erhebliche  Veränderungen 
elektrischen  Betriebseinrichtungen  ist  ferner  der,  daß  in  der  Wasserstandshöhe  der  Schwimmergrube,  d.  h. 
alle  Vorgänge  vom  Trogwagen  beherrscht  werden,  eine  entsprechende  Vermehrung  oder  Verminderung 
sodaß  also  der  Betrieb  einfach  und  sicher  wird.  des  Auftriebes.  Dadurch  wird  stärkeren  Verändcrun- 
Die  Berechnung  des  Hebewerkes  ist  unter  der  gen  der  Gleichgewichtslage  und  allen  Schwingungs- 
Voraussetzung  schwimmender  Schiffe  bei  3 m  Wasser-  Bewegungen  entgegen  gewirkt.    Die  regelmäßigen 


tiefe  im  Trog,  also  bei  größter  Belastung  erfolgt.  Es 
ist  aber  außerdem  die  Trockenförderung  bezw.  die 
mehr  zu  empfehlende  Förderung  mit  vermindertem 
Wasscrinhalt  vorgesehen,  wobei  der  Scbiffsboden, 
wenn  erforderlich,  in  eigenartiger  Weise  elastisch  ab- 
gestützt wird.  Eine  bewegliche  Abstützung  der  Schiffs- 
sciten  ist  auch  bei  Naßförderung  zur  Verminderung 
der  Schiffsschwankungen  vorteilhaft. 

Rühmend  hervorgehoben  werden  die  Einzelheiten 
des  Trog  wagens,  der  Vorschlag  zur  Erprobung  der 


ewegungen  entgegen  gewir 
Schwankungen  des  Unterwassers  macht  der  Hub- 
zylinder dagegen  mit  und  es  sieht  der  Entwurf  einen 
entsprechenden  Ausgleich  bei  den  Anschlüssen  an  das 
Oberhaupt  im  Rahmen  der  im  Programm  angegebe- 
nen Wasserstands-Schwankungen  vor.  Das  Preisge- 
richt ist  jedoch  der  Ansicht,  daß  durch  Anlage  einer 
Vorschleuse  und  auch  durch  Pumpwerke  der  Hub- 
zylinder von  den  Schwankungen  des  Wasserstandes 
der  Kanalhaltungen  unabhängig  gemacht  werden  sollte. 
Ein  besonderer  Vorzug  dieses  Entwurfes  sind  die 


schon  aus  den  früheren  Entwürfen  der  Vereinigten  sehr  geringen  Bewegung»- Widerstände,  da  nur  die 


Maschinen  -  Fabriken  bekannten  Wälzungsrollcn,  die 
Ausbildung  der  Motorwagen,  Windwerke,  Bremscin- 
richtungen.  Beachtenswert  ist  eine  anderweitc  Lösung 
des  Wasscreintrittcs  in  den  Trog,  welche  die  Zuführung 
durch  Oeffnung  des  Trogtores  selbst  gestattet. 

Bei  der  Zucrtcilung  des  1.  Preises  war  besonders 
auch  die  allgemeine  Verwendungsfähigkeit  des 
Systems  und  aller  seiner  Einzelheiten  entscheidend. 
In  wasserbaulicher  bezw.  schiffahrtsbctricbstcchnischer 
Hinsicht  werden  einige  Verbesserungsvorschläge  ge- 
macht, die  jedoch  keine  irgendwie  erheblichen  Acn- 
derungen  im  Entwurf  bedingen 

5?4 


Wasserreibung  des  Schwimmers  bei  der  Drehung  und 
die  geringen  Widerstände  im  Triebwerk  zu  überwinden 
sind.  Es  genügen  hierzu  70  P.S.,  die  durch  Diesel- 
motoren geliefert  werden,  die  sich  für  den  vorliegen- 
den Zweck  besonders  eignen.  Da  das  Hebewerk  auf 
dem  Unterwasser  schwimmt,  fallen  alle  stark  belaste- 
ten Fundamente  fort. 

Das  Preisgericht  schlägt  an  Verbesserungen  na- 
mentlich die  Sicherung  desWasserstandes  durch  Schleu- 
senkammern und  Pumpen  vor,  zudem  eine  entspre- 
chende Ausbildung  der  beweglichen  Anschlüsse  auch 
für  größere  Schwankungen,  aU  sie  das  Programm  vor- 


No.  96. 

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sieht;  ferner  Vergrößerungen  der  Wassertiefe  in  den 
Schiffstrommeln  und  größere  Sicherung  der  Lage  der 
einfahrenden  Schiffe  in  denselben,  außerdem  einige 
Aenderungen  an  der  Stützung  des  Zylinders  bei  ein- 
seitigen Kräften  usw.,  schließlich  die  Ausführung  eines 
Winddaches  Ober  der  ganzen  Anlage,  sodaü  der  Einfluß 
des  Windes  beim  Hebewerk  selbst  ausgeschaltet  wird. 

Ein  wesentlicher  Preisunterschied  ist  zwischen 
dem  mit  dem  I.  Preise  gekrönten  Entwurf  und  die- 
sem II.  Preise  nicht  vorhanden.    Das  Preisgericht 


versage,  weil  dann  die  Schiffstrommeln  zu  dicht  an 
einander  rücken,  bei  wesentlich  größeren  Hubhöhen 
als  hier  aber  nicht  mehr  anwendbar  erscheine,  weil 
der  Zylinder  dann  zu  ungeheuere  Abmessungen  erhalt 
Die  geneigte  Ebene  in  der  vorgeschlagenen  Form  hat 
auch  den  Vorzug,  daß  bei  Störungen  die  Trogbahnen 
einzeln  betrieben  werden  können,  sodaß  keine  voll- 
ständige Stockung  eintritt.  Sie  gestattet  außerdem  die 
Erprobung  wichtiger  Einzelheiten,  vergleichende  Ver- 
suche über  Naß-  und  Trockenförderung  der  Schiffe  usw. 


»)  Querschnitt  E-K, 

Kanalisation  und 


c>  Qucmrhniu  A-B. 

Abbild*  7a 
Ergän;  ..r.,: s hauten 

stellte  die  Kosten  für  den 
Entwurf  „Universell" 
auf  5,1810)1.  M.  fest,  für 
denEntwurf  „Habsburg" 
auf  5.44  Mill.  M.  Bei  er- 
stcrem Entwurf  nimmt  jedoch  das 
Hebewerk  selbst  i7oom  der  Kanal- 
lange  mit  0,85  Mill.  M.  Kosten,  bei 
dem  zweiten  nur  700™  mit  0,34  Mill. 
M.  fort,  sodaß  für  die  Verzinsung 
des  Anlage -Kapitales  der  Entwurf 
„Universell"  sich  um  0,77  Mill.  M. 
günstiger  stellt.  Der  Entwurf  „Habs- 
burg" erfordert  dabei  für  die  Ma- 
schinenkosten, d.  h.  für  das  eigent- 
liche Hebewerk,  weniger  als  der 
Entwurf  „Universell",  letzterer  paßt 
sich  aber  besser  dem  Gelände  an, 
sodaß  er  hinsichtlich  der  ^übrigen 

Erd-  und  Betonarbeiten,  nicht  un- 
beträchtlich billiger  wird.  Es  liegt 
das  an  den  gegebenen  örtlichen  Ver- 
hältnissen, die  eine  Ueberwindung 
des  Gefälles  in  einer  einzigen  Stulc 
r.n  ht  als  vorteilhaft  erscheinen  lassen. 

Das  Preisgericht  kommt  im  Ver- 
gleich der  beiden  Entwür 
Ergebnis,  daß  der  Entwurf  „Uni- 
versell" einerseits  den  örtlichen  Verhältnissen  mehr 
entspricht,  anderseits  die  allgemeinere  Verwendbarkeit 
besitzt,  während  der  Hubzylinder  bei  Höhen  unter  20» 

30.  November  1904. 


zu  dem  Abbild«  Jokf 


Ataltifunc 
I  Ve 


■1)  ljuft»chnltt  C-D. 

für  die  Abwasser. 

«       u.     .         Von  den  zum  Ankauf 
Zfc-^  empfohlenen  bezw.  mit 

ehrenvoller  Erwäh- 
nung ausgezeichneten 
Entwürfen  bedienen  sich 
der  geneigten  Ebene  folgende: 
1.  „Industria  Austriaca",  2.  „Sc- 
curitas",  3.  „Magnetkraft",  4. 
„Labor  improbus  omnia  vin- 
cit".  Entwurf  1  wurde  vom  Preis- 
gericht hinsichtlich  der  „sachge- 
mäßen und  vorzüglichen  Anordnung 
der  wasserbaulichen  und  schiffahrts- 
tcchnischcn  Anlagen"  gewürdigt. 
Der  Entwurf  hat  besonders  für  das 
vergleichende  Studium  Wert  und 
ist  mit  14  gegen  1  Stimme  nament- 
lich wegen  des  eingehend  bearbei- 
teten Entwut  fes  des  elektrischen 
Teiles  zum  Ankauf  empfohlen  wor- 
den. Bei  Entwurf  2  würdigt  das 
Preisgericht  die  besonderen  Mittel 
zur  festen  Lagerung  des  Bootes  bei 
verminderter  Wasserfüllung  desTro- 
ges. Die  Empfehlung  zum  Ankauf 
wurde  mit  8  Rcijen  7  Stimmen  be- 
schlossen. Bei  Entwurf  3  wird  die 
Anregung  rühmend  hervorgehoben, 
„den  Elektromagnetismus  zur  gut 
regulierenden  Entlastung  tragender  Gleitflächcn  und 
anderseits  zur  Erzielung  des  Festhaltens  des  Troges  an 
den  Häuptern  zu  benutzen".   Bei  Entwurf  4  wird  die 


595 

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.eigenartige  und  grundliche 
Bearbeitung  des  Entwurfes 
zweier  gekuppelten  Trog- 
bahnen, die  für  den  Fall 
wertvoll  ist,  als  Leistung  und 
Neigung  die  mechanische 
Kuppelung  der  Tröge  zulas- 
sen", besonders  gewürdigt. 

Die  3  Entwürfe  5.  „Re- 
naissance", 6.  „Ziehet, 
ziehet,  hebt",  7.  Pour- 
quoi  vouloir  faire  aller 
les  batcauN  sur  des 
rails"  sind  Sparschleusen. 
Bei  Entwurf  5  lobt  das  Preis- 
gericht die  Anordnung  be- 
sonderer Seitenbecken  zum 
Zwecke  der  Vermeidung  hef- 
tiger Wasser  •  Bewegungen, 
welche  sonst  in  den  Kanal- 

tafoiogen  beim   

Folien  der  ober-  £7" 
sten  und  Entlee- 
ren der  untersten 
Schichten  einer 
Schleuse  mit  Spar- 
tacken  auftreten, 
ferner  die  gute 
Durchbildung  der 
Eisenbeton  -  Kon- 
traktionen. Mit 
allen  gegen  2 Stim- 
men wurdcdcrAn- 
kauf  empfohlen. 
Entwurf  6  zeich- 
net sich  „durch  die 
sehr  sachgemäße 
und  eingehende 
Durchbildung  des 
bauteebn.  Teiles, 
insbesondere  der 
Gründung  und 
durch  die  Vor- 
schlage zur  Her- 
stellung der  Kam- 
merwande  aus". 
Bei  Entw. 7  wird  die 
AnordiiuiiuderfOr 
18  ■  Hubhöhe  be- 
stimmtcnSchleuse 

ißfts 


Abbildg.  4.    Architektur  des  Durchbrächet  durch  da*  Paiaia-Royal.    (Nach:  l.'Architecture.) 


V...  J  U 


Abbildg.  3.    StraBendurcbbruch  durch  du  Palais-Royal.    Architekt:  E.  Henard. 


- 


'  ■ ... ;  ss  S 


- 

% 


'JB^rHT»! 


Pariser  StraOendurchbrüche.   Abbildg  5    Vogcltchan  der  («planten  ätiaucndutrhbiOrhe.    Architekt:  E.  Henard. 
596  No.  96. 


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mit  hohen  Strebepfeilern,  zwischen  denen  unter  Anwen-  Sparschleuse,  nimmt  aber  eine  Sonderstellung  ein,  da 

dang  von  Eisenbetonbau  Spai  Decken  mit  besonders  sie  als  Schleuse  mit  Wasser  verdrängendem  Schwimmer 

groücrOberflächeeingebautsind,  lobend  hervorgehoben,  ausgebildet  ist.  Das  Preisgericht  würdigte  »die  hervor- 

Entwurf  8  „Ohne  Maschine-  ist  zwar  auch  eine  ragende  bautechnische  Bearbeitung  des  Entwurfes". — 


Pariser  StraQendurchbrüche. 


|rotz  der'zahlreichen"und  bedeutenden  Verkehrslinien, 
die  zurzeit  des  Seine-l'räfekten  Haussmann  und  in 
dem  ersten  lahrzchnt  der  Republik  durch  die  inne- 
ren und  äußeren  TeUe  der  französischen  Hauptstadt  hin- 


und  Louvre-Straße)  die  Durchbreche  Rue  Turbigo,  Rue 
Kcauraur,  Rue  Etienne  Marcel  und  Avenue  de  l'Opera. 
Es  fehlen  eine  breite  nordsodliche  Querverbindung  vom 
Boulevard  Montmartre  zum  Louvre  und  eine  leistungsfähige 


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Abbildg  i.    Ausschnitt  au«  dem  Sladtinneren  von  Paris. 


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Abbildg.  a. 


von  Westen  nach  Osten  und  von  Süden  nach  Norden.    Vorschlage  des  Aich.  E.  Heuard. 


durchgeführt  worden  sind,  macht  sich  im  Inneren  der  Stadt 
das  Bedürfnis  zu  weiteren  Straßcndurchbrdchen  geltend, 
um  überfüllte  Straßen  zu  entlasten  und  befruchtenden 
Verkehr  Oberallhin  zu  verbreiten.  Der  lebhafteste  Teil 
von  All-Paris  ist  die  vom  Zuge  der  inneren  Boulevards  (Ma- 
dcleinc,  des  Italiens  Montmartre),  dem  Boulevard  Sebasto- 
pol  und  der  Rivoli-Straße  umschlossene  Viertelkrcisfläche. 
An  leistungsfähigen  Verkehrsstraßen  besitzt  sie  auücr 
einigen  älteren  Straßen  (La  Paix-,  Montmartre-,  Hallen- 

30.  November  1904 


Verkehrsader  in  der  Längsrichtung  von  Westen  nach 
Osten.  Das  wesentliche  Ilin<lcrnis  gegen  dir  Schaffung 
der  Längsader  bildet  das  sogenannte  T'alais- Royal,  welches 
als  geschlossener  Baublock  von  370  °>  Länge  die  Milte  der 
Altstadt  einnimmt  Einer  anziehend  geschriebenen  Studie 
des  Architekten  ll^nard'l  über  die  Möglichkeit,  diese 
einheitliche  Gcbäudttnas-c  zugunsten  des  Verkehres  zu 


•)  Estin» rifti  L'Aichitrcturi,  16.  und  33.  Juli  1904. 


597 


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durchbrechen,  entnehmen  wir  folgende,  den  merkwürdi- 
gen Bau  beireffende  Angaben: 

Seit  drei  Jahrhunderten  hat  das  »Palais  Royal"  als  Zeuge 
der  Geschichte  der  Stadt  Paris  eine  Reihe  fortwährender 
Umgestaltungen  erfahren.  In  der  ersten  Hälfte  des  17. 
Jahrhunderts  als  Palast  des  Kardinals  Richelieu  durch  den 
Architekten  Lemercier  erbaut,  war  es  späterhin  nach  ein- 
ander die  Wohnung  Ludwigs  XIV.,  der  Sitz  der  Regie- 
rung unter  Ludwig  XV,  ein  Zinshaus,  eine  Vergnügungs- 
stätte, ein  politisches  Forum,  eine  Handelsbörse,  eine 
Spielbank,  eine  Gemälde-Ausstellung  und  ein  kaufmänni- 
scher Bazar.  Außer  Lcmcrcier  sind  besonders  Mansart, 
Moreau  und  Contant  d'lvry  als  Architekten  des  Baues  zu 
nennen.  Heute  dient  es  als  Stätte  einer  großen  Zahl  von 
Schmuck-  und  sonstigen  Läden,  die  sich  in  den  Säulen- 
hallen um  die  innere  Gartenfläche  legen,  ferner  zur  Unter- 
bringung von  Restaurationen  und  Klubsälen  in  den  Lang- 
flQgeln  und  in  dem  Kopfbau  an  der  Pctits-Champs-Straße, 
sowie  endlich  als  Sitz  des  Staatsrates  und  als  „Theatrc 
Francais"  in  den  nach  dem  Louvre  hin  gelegenen  Bau- 
teilen. Architektonisch  sind  namentlich  bemerkenswert 
die  den  Innengarten  umgebenden  Säulen-  und  Pilaster- 
Ordnungen,  die  prächtige  Ehrentreppe  (von  Contant  d'lvry), 
sowie  die  Fassade  und  das  große  Portal  gegenober  dem 
Louvre  (von  Moreau). 

Man  ist  darüber  einig,  daß  die  Kopfbauten,  sowohl 
am  Ix>uvre  als  an  den  Petits- Champs,  unverändert  zu  er- 
halten sind;  lebhaft  verhandelt  wird  aber  die  Frage  einer 
Durchbrechung  der  langen  Seitenflügel  in  der  Querrichtung 
von  West  nach  OsL  Während  nämlich  in  dem  Zeitab- 
schnitte von  1850  bis  1880  die  Gold-,  Silber-  und  Juwelen- 
Läden  und  die  Restaurationssäle  des  Palais-Royal  in  hoher 
Blüte  standen  und  den  Mittelpunkt  der  Luxusgeschäfte 
von  Paris  bildeten,  hat  sich  nach  Eröffnung  der  Avenue 
de  l'Opera  und  nach  der  Anlage  der  vornehmen  west- 
lichen Stadtteile  das  elegante  Paris  mehr  und  mehr  aus 
dem  Palais-Royal  zurückgezogen,  was  um  so  auffallender 
ist,  als  die  benachbarten  „Magasins  du  Louvre",  mitten  im 
Verkehr  liegend,  unter  jenen  Veränderungen  nicht  gelitten 
haben.  Für  die  Kundschaft  des  Luxus,  so  sagt  Ifenard, 
ist  die  Entfernung  nichts,  die  Leichtigkeit  des  Zuganges 
alles.  Die  versteckte  Lage  der  vornehmen  Läden  und 
Untcrhaltungsstättcn  im  Palais-Royal  war  ihr  Verderb:  nur 
die  Einführung  einer  großen,  frischen  Verkehrsader  wird  das 
ehemals  so  glanzende  l,ebcn  wieder  zu  wecken  vermögen. 

Das  sind  die  Erwägungen,  die  als  Rechtfertigung  für 
den  Vorschlag  dienen,  die  notwendige  West-Ost- Verkehrs- 


ader durch  das  Palais-Royal  hindurchzuführen,  unter  An- 
lage mächtiger  Portalbauten  nach  unserer  Abb.  4,  S.  596. 

Abbildg.  1  zeigt  den  heutigen  Zustand  mit  schemati- 
sche r  Punktierung  der  Nord-Süd-  und  der  West-Ost-Linie. 
Die  Abb.  2  u.  3  veranschaulichen  die  von  I  Ienard  vorgeschla- 
genen Durchbräche.  Der  nordsüdliche  soll  nach  Abb.  2  durch 
Verbreiterung  der  Richelieu-Straße  auf  40 m  gewonnen 
werden,  während  der  westliche  unter  Einbeziehung  der 
Saint- Honore- Straße  den  Vcndöme-Platz  und  die  St.  Roch- 
Kirche  in  zwei  Biegungen  umfahren,  die  Opera-Avenue 
in  einem  Stemplatz  kreuzen  und  alsdann  das  Palais-Royal 
in  der  angegebenen  Weise  durchqueren  soll,  um  zwischen 
der  Eustachius-Kirche  und  den  Zentral-Markthallen  nach 
Osten  weiter  zu  führen.  Auf  die  schwierigen  Fragen  des 
durch  die  Rücksicht  auf  das  Palais-Royal  bedingten  1  löhen- 
ausgleiches  können  wir  hier  nicht  näher  eingehen,  wohl 
aber  noch  auf  die  umfangreichen  Erweiterungen  der 
„Bank  von  Frankreich"  und  der  National -Bibliothek  hin- 
weisen, die  mit  der  Oeffnung  und  Freilegung  des  Palais- 
Royal  verbunden  werden  sollen. 

Während  die  Rivoli-Straße  nur  22  =>,  der  Boulevard 
Sebastopol  30  *  besitzt,  beide  aber  dem  gewachsenen  Ver- 
kehr durchaus  nicht  genügen,  soll  der  West-Ost-Ader  eine 
Breite  von  35 m,  dem  Süd-Nord  -  Durchbruch,  wie  gesagt, 
eine  Breite  von  40 m  gegeben  werden.  Die  Kosten  der 
Wcst-Ost-Adcr  sind  für  die  Strecke  von  der  Opera-Avenue 
bis  zu  den  Zentral-Markthallen  auf  rd.  4t  Mill.  Fr.  ge- 
schätzt, indem  die  zu  erwerbenden  128001"  bebaute 
Grundstücke  nach  anderen  Erfahrungen  auf  3200  Fr.  lür 
1  qm  angesetzt  wurden.  Davon  sind  die  hinter  den  Flucht- 
linien hegenden  Teilflächen  zur  Wiederbebauung  bestimmt, 
u.  a.  zur  Vergrößerung  der  Bank  von  Frankreich;  sie  sollen 
eine  Einnahme  von  6  Mill.  Fr.  gewähren,  so  daß  das  Unter- 
nehmen einen  Aufwand  von  35  MilL  Fr.  erfordern  würde, 
was  nach  Hcnard  die  Kosten  einer  großen  „Operation" 
gewöhnlicher  Straßenanlagen  nicht  Oberschreitet. 

Unsere  Abbildg.  2  deutet  übrigens  die  weitere  Aus- 
dehnung an,  die  dem  Unternehmen  in  Zukunft  zugedacht 
ist.  Es  handelt  sich  hiemach  zugleich  um  die  seit  langer  Zeit 
aufgeschobene  Verlängerung  des  Boulevard  Haussmann 
bis  zum  Boulevard  Montmartre,  sowie  um  die  Durch- 
führung der  beiden  neuen  Verkehrsadern  durch  das 
ganze  Weichbild  von  Paris,  in  nordsüdlicher  Richtung 
von  Saint -Denis  nach  Chatillon  und  in  westöstlicher 
Richtung  von  Levallois  nach  Montreuil.  Die  Süd-Nord- 
Ader  würde  den  Louvre  und  die  Place  du  Carrouscl 
zweier  neuer  großer  Portale  durchqueren  und  die 


Die  Entwicklung  der  deutschen  elektrotechnischen 
Industrie  und  ihre  Aussichten  auf  dem  Weltmarkt. 

Ingesichts  des  ungeahnten  Aufschwunges derdeutschen 
|  elektrotechnischen  Industrie  der  letzten  20  Jahre  und 
angesichts  des  in  seinem  Umfange  ebenso  ungeahn- 
ten Rückganges  in  der  geschäftlichen  Konjunktur,  der  sich 
mit  der  Jahrhundertwende  einstellte,  darf  eine  Darstellung 
der  Entwicklung  der  deutschen  elektrotechnischen  Industrie 
und  ihrer  Aussichten  auf  dem  Wellmarkte  nicht  allein  auf 
das  Interesse  der  an  der  Entwicklung  der  Elektrotechnik 
unmittelbar  beteiligten  Kreise ,  sondern  auch  weiterer 
Kreise  und  namentlich  auch  der  Angehörigen  des  Bau- 
faches rechnen.  Im  dritten  Hefte  des  zweiundzwanzigsten 
Bandes  der  von  Gustav  Schmoller  und  Max  Sering  her- 
ausgegebenen .Staats-  und  sozialwissenschaftlichen  For- 
schungen"») hat  es  Dr.  Emil  Krellcr  unter  dem  in  der 
Ueberschrift  genannten  Titel  versucht,  eine  Entwicklung»- 
Geschichte  der  deutschen  elektrotechnischen  Industrie  zu 
geben  und  ihre  Aussichten  auf  dem  Weltmärkte  zu  er- 
örtern. Neben  der  einschlägigen  Literatur  haben  dem 
Verfasser  zu  seiner  Arbeit  die  Erfahrungen  gedient,  die 
er  in  öjähriger,  teils  rein  technischer,  teils  mehr  admini- 
strativer Ingenieurtätigkeit  bei  elektrotechnischen  Groß- 
firmen Deutschlands  und  Rußlands  sammeln  konnte.  --  Unter 
elektrotechnischer  Industrie  versteht  der  Verfasser  die 
Industrie,  die  sich  mit  der  Herstellung  von  Apparaten  zur 
Aufspeicherung,  Fortlcitung  und  Umsetzung  der  elektri- 
schen Energie,  auch  aus  anderen  Energieformen  und  in 
solche  beschäftigt;  er  rechnet  zu  ihr  demnach  die  Her- 
stellung von  Akkumulatoren,  Drähten,  Kabeln,  Transfor- 
matoren, Dynamomaschinen,  Elektromotoren,  elektroche- 
mischen und  Heiz- Apparaten,  Glüh-  und  Bogenlampen 
nebst  Hülf sapparaten  aller  Art.  Er  rechnet  nicht  zu  ihr 
die  elektrochemische  Industrie  und  den  Betrieb  von 
elektrischen  Zentralstationen  oder  Bahnen;  diese  beiden 
Gruppen  zählt  er  zu  den  Konsumenten  der  elektro- 
technischen Industrie. 

Die  Entwicklungs- Geschichte  der  deutschen  clektro- 


Dunrkn  A  HiitnMot. 


PrrK  tfio  »I. 


technischen  Industrie  zerfällt  in  2  Hauptteile:  in  die  Ent- 
wicklung der  Schwachstrom-Industrie  bis  etwa  1B70  und 
in  das  Einsetzen  und  Vorherrschen  der  Starkstrom-Indu- 
strie seit  etwa  diesem  Zeitpunkte  Das  charakteristische 
Merkmal  der  ersten  Periode  ist,  daß  der  elektrische  Strom 
nirgends  zur  Uebertragung  nennenswerter  Energiemengen 
benutzt  wird,  sondern  lediglich  zur  Ucbermittelung 
von  Zeichen  dient  und  daß  die  Arbeit  des  Feinmecha- 
nikers vorherrscht.  Nach  Sombart  war  die  Betriebsform 
der  ersten  Periode  der  „Individualbetrieb  im  Großen".  Es 
fand  weder  eine  Arbcitszerlegung,  noch  die  Anwendung 
von  Spczial-Arbeitsmaschinen  statt.  Der  größere  Betrieb 
unterschied  sich  vom  kleineren  nur  durch  die  Zahl  der 
Arbeiter,  nicht  aber  durch  Verschiedenheit  in  der  Arbeits- 
teilung. Werner  Siemens  verband  sich  nicht,  wie  er  es 
heule  wohl  getan  haben  würde,  mit  einem  Kaufmann  und 
Organisator,  sondern  mit  dem  Mechaniker  Halske. 
Siemens  erfand  die  Möglichkeit,  einen  isolierenden  Mantel 
um  den  elektrischen  Leitungsdraht  im  Großen  herzustellen  ; 
er  konstruierte  eine  Maschine,  welche  den  Kupferdraht 
mit  Guttapercha  fortlaufend  dicht  umpreßte.  Damit  war 
der  erste  Schritt  zur  Entwicklung  der  damaligen  elektro- 
technischen Industrie  zur  Großindustrie  getan.  Die  Ent- 
wicklung war  bereits  soweit  fortgeschritten,  daß  Siemens 
sich  gegen  Ende  der  sechziger  Jahre  an  das  ungeheure 
Unternehmen  erfolgreich  wagen  konnte,  die  tclegraphische 
Verbindung  London-Kalkutta  herzustellen. 

Auch  die  zweite  Periode  der  Entwicklung  der  elektro- 
technischen Industrie  wird  durch  eine  Tat  von  Werner 
von  Siemens  eingeleitet,  durch  die  Entdeckung  des  dynamo- 
elektrischen Prinzipcs,  welches  in  der  Möglichkeit  Desteht, 
den  zur  Erzeugung  der  Elektrizität  notwendigen  Magne- 
tismus durch  den  von  derselben  Maschine  entwickelten 
elektrischen  Strom  hervorzurufen.  Schon  am  4  Dez.  1866 
schrieb  Werner  Siemens  an  seinen  Bruder  Wilhelm  in  Lon- 
don, daß  er  die  neue  Erfindung  für  sehr  ausbildutigsfähig 
halte  und  daß  sie  geeignet  sei,  eine  neue  Acra  des  Elektro- 
magnetismus anzubahnen.  Man  wird  heute  nicht  ohne  Inter- 
esse jene  Hoffnungen  für  die  -Starkstromtechnik  würdigen. 

Nun  kanten  die  Versuche  mit  der  Kraftübertragung 
auf  größere  Entfernungen.  Der  erste  Versuch  wurde  1885 

No.  96. 


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Seine  auf  einer  neuen  Brücke  anstelle  des  bisherigen 
Pont  des  Saints-Pcres  ubersetzen.  Die  Knotenpunkte  am 
Boulevard  Haussmann,  am  Palais- Royal  und  an  der  Avenue 
de  l'Opera  sollen  nach  Henard  in  Verbindung  mit  den 
Portalen  des  Louvrc  und  des  Palais  Royal  eine  „reunion 
de  sites",  d.  h.  eine  Gruppe  von  Architekturplälzen  bilden, 
deren  glückliche  Lösung  den  künstlerischen  Inhalt  der 
inneren  Stadt  wesentlich  erhöhen  würde.  Das  Vogel- 
schaubild  in  unserer  Abbildg.  5  soll  hiervon  eine  an- 
nähernde Vorstellung  geben.  Als  noch  wichtiger  aber 
wird  die  Eröffnung  und  geschäftliche  Belebung  der  inne- 
ren Altstadt  bezeichnet,  die  unter  einem  Netz  enger  Straßen 


zu  „ersticken*  droht,  sowie  endlich  die  Sorge  für  die  zu- 
künftige Verkchrs-Kntwicklung  der  nach  allen  Seiten  sich 
ausdehnenden  Weltstadt.  I're/iarer  l'acenir.  ist  ein  mo- 
dernes französisches  Schlagwort 

Obwohl  unsere  deutschen  Anschauungen  über  Auf- 
gaben und  Lösungen  städtebaulicher  Art  von  denen  un- 
serer französischen  Fachgenossen  in  manchen  Punkten 
abweichen,  erscheint  es  doch  von  grobem  Wert,  die  Ent- 
wicklung solcher  Fragen  in  der  Weltstadl  an  der  Seine 
zu  beobachten,  um  daraus  gelegentlich  für  die  Befriedi- 
gung unserer  verwandten  Bedürfnisse  Schlüsse  zu  ziehen  — 

J.  Stübben. 


Preisbewerbungen. 
Das  Preisausschreiben  der  kgl.  Amtthauptmannschaft 
Lelpxlg,  welches  wir  S.  584  erwähnten,  betrifft  Entwürfe 
für  eine  neue  Bczirksanstalt  in  Thekla,  die  Raum  für  100 
Insassen  bieten  soll.  Das  Ausschreiben  ist  nicht  beschrankt; 
die  Entwürfe  sind  .bis  zum  Ende  des  Jahres"  abzuliefern. 
Die  Zeichnungen  sind  1:200  verlangt;  eine  Bausumme 
ist  nicht  angegeben,  Vorschriften  Über  Stil  und  Material 
sind  nicht  gemacht  Es  werden  3  Preise  von  750,  500 
und  250  M.  in  Aussicht  gestellt;  jedoch  ist  vorbehalten, 
die  Gesamtsumme  der  Preise  auch  in  anderer  Weise  zu 
verteilen.  Ein  Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für 
je  300  M.  ist  in  Aussicht  genommen;  merkwürdiger  Weise 
ist  diese  Summe  für  den  Ankauf  eines  Entwurfes  höher, 
wie  die  Summe  des  III.  Preises.  „Die  Zuerkennung  und 
Verteilung  der  Preise  bleibt  lediglich  dem  Ermessen 
des  Bezirks-Ausschusses  überlassen."  Dessen  Mitglieder 
aber  sind  nicht  genannt,  sodaß  die  Teilnehmer  des  Wett- 
bewerbes nicht  wissen,  ob  ihre  Arbeiten  von  Fachleuten 
oder  Laien  oder  von  Fachleuten  und  Laien  beurteilt  wer- 
den und  in  welchem  Verhältnis  in  letzterem  Falle  die 
Fachleute  zu  den  Laien  stehen.  Eine  Zusicherung  hin- 
sichtlich der  Uebertragung  der  Bauausführung  wird  den 
Bewerbern  nicht  gemacht,  ebenso  halt  sich  die  kgl.  Amts- 
bauptmannschaft  nicht  für  verpflichtet,  den  Bau  nach 
einem  der  preisgekrönten  Entwürfe  auszuführen.  Die 
beiden  letzten  Vorbehalte  sind  natürlich  das  gute  Recht 
der  ausschreibenden  Behörde,  wenn  sie  auch  den  Erfolg 
des  Wettbewerbes  nicht  zu  fördern  vermögen.  Der  wich- 
tigste Teil  des  Preisausschreibens,  das  Preisgericht  betr., 
aber  entspricht  nicht  den  Grundsätzen  des  Verbandes 
deutscher  Arch.-  und  Ing- Vereine,  weshalb  wir  eine  Be- 
iciliguns  vorläufig  nicht  empfehlen  können.  — 


Wettbewerb  zur  Erlangung  charakteristischer  Qebaude- 
ansIchts-Zelchnungan  für  dla  8tadt  Bautzen.  Es  sind  129 
Entwürfe  eingegangen  und  es  erhielten  zwei  I.  Preise  von 
je  750  M.  die  Arbeilen  der  Arch.  Chr.  Baumüller  und 
Wilh.  Brarcin  in  Charlottenburg;  zwei  II.  Preise  von  je 
600  M.  die  Arch.  Otto  Schnartz  in  München  und  Walter 
Wiesinger  in  Leipzig-Plagwitz.  Das  Preisgericht  empfahl 
außerdem  den  Ankauf  von  Blattern  der  Entwürfe  mit 
den  Kenn  Worten:  Eh  verseht,  denn  gemacht",  „Herbst- 
slimmung",  .O  Isis  und  Osiris",  „Durch",  .Windmühle", 
„Mädchcnkopl".  „Ein  Gedanke",  „Wintersaat",  „Heimat- 
kunst", „Im  Alten  neu",  „Dienizenhofcr",  -Anlragarbeil", 
„Der  alten  Sechssiadt",  .Stadtbild",  „Da  Dominc  inerc- 
mentum",  .Alt-Bautzen", „Bürgerwiese*.  „DemaltenGuten", 
„Ludwig  Richter"  und  „Bürgerstolz".  Samtliche  Entwürfe 
sind  vom  39.  Nov.  bis  mit  ia,  Dez.  d.  J.  in  den  Sälen  des 
Gewandhauses  in  Bautzen  ausgestellt.  — 

Der  Wettbewerb  betr.  Fassadenentwürfe  für  das  Auf- 
nahma-Gebaude  des  neuen  Zentralbahnhofe«  In  Karlsruhe 

stellt  eine  an  sich  höchst  interessante  Aufgabe,  leider  aber 
ist  die  Beteiligung  eines  preisgekrönten  Verfassers  an  der 
Ausführung  nicht  zugesichert,  jedoch  auch  nicht  unbedingt 
ausgeschlossen.  Unserer  Ankündigung  dieses  Wettbewerbes 
S.  <i8o  tragen  wir  nach,  daß  sich  die  Entwurfsarbeiten 
nicht  allein  auf  das  Aufnahmsgebäude  mit  Schalterhalle, 
sondern  auch  auf  ein  dem  Aufnanms-Gebaude  benachbartes 
Verwaltungs-Gebäude  mit  den  Fürstenräumen,  sowie  auf 
die  Warte-  und  Wirtechaftsräume  beziehen,  Die  künstle- 
rische Ausbildung  der  Eisenkonstruktionen  der  Hallen  usw. 
bleibt  außerdem  Ireigestellt.  Es  handelt  sich  also  mit  ande- 
ren Worten  um  die  völlige  künstlerische  Durcharbeitung 
des  Aeußcren  und  Inneren  der  beiden  genannten  Gebäude 
auf  Grund  der  den  Wettbewerbern  an  die  Hand  gegebenen 


als  Preisaufgabc  der  französischen  Akademie  mit  Roth- 
schild'schcn  Mitteln  unternommen.  Es  wurden  200  PS. 
auf  56  km  —  von  Greil  nach  Paris  —  mit  45°;,,  Nutzeffekt 
übertragen.  Es  folgten  1887  die  Versuche  von  Krieg- 
slettcn  Solothurn  mit  35  PS.  auf  8k»  und  1891  die  Ver- 
suche von  Lauffen-  Frankfurt  a.  M.f  wo  300  PS.  auf  i79km 
Entfernung  übertragen  wurden.  Damit  war  die  praktische 
Seite  des  Problcmes  gelöst  Nunmehr  rückte  in  der  Mitte 
der  neunziger  Jahre  das  Uebergewicht  der  Produktion 
von  der  Beleuchtung  nach  der  Kraftübertragung  hinüber. 
Die  Verschiebung  der  Produktion  hinsichtlich  der  beiden 
Techniken  war  so  groß,  daß  Ende  der  neunziger  Jahre 
der  Wert  der  Slarkstromartikel  sich  zu  dem  der  Schwach- 
stromartikel  wie  92:8  verhielt.  Durch  die  neue  Produk- 
tionsweise ergaben  sich  zugleich  wesentliche  Aenderungen 
in  der  Arbeitsweise.  1  lauptsachlich  unter  amerikanischem 
Einfluß  fand  ein  Ucbcrgang  zur  Massenfabrikation  unter 
fortschreitender  Arbeitsteilung  statt  Die  Produktionszweige 
an  sich  mußten  vergrößert  werden  und  es  mußten  viel 
größere  Kapitalien  der  Produktion  zur  Verfügung  gestellt 
werden.  Es  entstanden  Spezialfabriken  für  Meßinstrumente, 
Telephonapparate,  Bugenlampen,  Schaltapparate,  Isolicr- 
mittcl  usw.  als  eine  Folge  des  größeren  Kapitalbedarfes 
und  der  Arbeitsteilung.  Das  Haus  Siemens  brachte  in 
diese  Bewegung  einen  so  ungeheuren  Vorsprung,  daß  es 
in  der  ersten  Zeit  schien,  als  ob  es  nicht  möglich  sei, 
den  Vorsprung  einzuholen.  Während  sich  aber  deutsche 
Kreise  einer  Reihe  von  Erfindungen  gegenüber  zaghaft 
verhielten  —  schon  1882  hatte  Siemens  der  Stadt  Berlin 
den  Plan  einer  elektrischen  Hochbahn  eingereicht,  war 
aber  wegen  der  mangelnden  technischen  Erfahrung  seiner 
Vorschlage  vorläufig  abschlägig  beschieden  worden  — 
griffen  die  Amerikaner  mit  frischem  Wagemut  die 
Neuerungen  auf  und  gewannen  namentlich  durch  die 
Arbeiten  und  Erfindungen  Edison«  einen  großen  Vor- 
sprun^.  Jedoch  der  amerikanische  Vorsprung  brachte 
den  Siemcns'schen  Fabriken  kaum  einen  Nachteil.  Dieser 
lag  auf  einem  anderen  Gebiete.  „Der  erfolgreiche  Kon- 
kurrent Siemens'  mußte  Kaufmann  sein,  und  die  elektro- 
technische Industrie  nach  kaufmännischen  Gesichts- 
punkten betreiben".   Es  entstand  unter  der  Führung  Ra- 

30.  November  1904. 


thenau's  die  „Deutsche  Edison-Gescllschaft  für  angewandte 
Elektrizität"  in  Berlin  mit  einem  Aktienkapital  von  5  Mill.  M. 
Die  Fabrikatinn  war  ihr  mehr  Nebensache.  „Wir  wollen  mit 
unseren  Mitteln  Zentralstationen  errichten,  sie  aber  nach 
Inbetriebsetzung  selbständigen  Gesellschaften  überlassen, 
um  unser  Kapital  immer  wieder  für  neue  Unternehmungen 
frei  zu  machen".  Es  trat  also  das  Fabrikalions-  und  Ver- 
kaufsrecht zurück  und  das  Gründungsgeschäft  in  den 
Vordergrund.  Die  erste  Anwendung  fand  dieses  Prinzip 
in  den  Berliner  Elektrizitätswerken.  Neben  einem  bedeu- 
tenden Gewinn  erwuchs  der  Gesellschaft  daraus  der  Vorteil, 
unter  Ausschluß  aller  unberufenen  Augen  alle  für  große 
Zentralstationen  wichtige  Erfahrungen  zu  sammeln  und  eine 
der  Größe  nach  in  Deutschland  unübertroffene  Mustcran- 
lage  zu  schaffen,  die  ihr  beim  Wettbewerb  um  ähnliche, 
namentlich  ausländische  Anlagen,  einen  großen  Vorsprung 
sichern  mußte.  Nach  dieser  mehr  vorbereitenden  Tätig- 
keit wurde  1887  die  Geschäftspolitik  geändert,  der  Vertrag 
mit  der  französischen  Edison-Gesellschaft  gelöst,  ein  Ver- 
trag mit  Siemens  geändert,  sodaß  die  Gesellschaft  nun- 
mehr unter  dem  Namen  „Allgemeine  Elektrizität*  Gesell- 
schaft" sich  das  Fabrikationsgebiet  voll  erschließen  konnte. 
Die  erste  Fabrik  beschäftigte  500  Arbeiter;  die  Gesamt- 
zahl der  Angestellten  stieg  von  aooo  des  Jahres  1890  auf 
15000  des  Jahres  1902.  Das  Kapital  vermehrte  sich  von 
den  ursprünglichen  5  Mill.  M.  auf  150  Mill.  M.  Als  Bei- 
spiel für  die  Gründungstätigkeit  der  A.  E.-G.  sind  neben 
den  Berliner  Elektrizitätswerken  noch  die  „Kraftübertra- 
gungs-Werke Rheinfelden"  zu  nennen,  welche  die  um  den 
Rheinfall  bei  Schaffhausen  sich  gruppierenden  Wasser- 
kräfte des  Oberrheines  ausnutzen  und  in  einem  Kreise 
von  aokm  Durchm.  in  32  schweizerischen,  badischen  und 
elsässischen  Orten  isooo  PS.  verteilen.  Außerdem  hat 
die  A.  E.-G  bis  1900  noch  213  Elektrizitätswerke  und  70 
elektrische  Bahnen  erbaut,  meist  auf  dem  Gründungswege. 
Krcllcr  bezeichnet  die  A.  E.-G.  „als  eine  vorwiegend 
auf  dem  Gebiete  der  Elektrotechnik  tätige  kombinierte 
Industrie-  und  Bank -Unternehmung,  welche  die  primä- 
ren Elektrizität«  -  Unternehmungen  teils  direkt,  teils  auf 
dem  Wege  dauernder  Beteiligung  betreibt,  während  sie 
sich  an  den  von  ihr  ms  Leben  gerufenen  sekundären 


599 

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Grundrisse  und  Schnitte.  Die  Arbeit  ist  somit 
ine  kleine  und  um  so  schwieriger,  als  die  Kosten  des 
Aufnahms- Gebäudes  mit  Schalterhalle  und  des  Verwaltungs- 
Gebäudes  mit  Fürstenräumen  den  immerhin  etwas  knappen 
Detrag  von  i  100000  M-  nicht  Oberschreiten  dürfen.  Der 
kubische  Einheitspreis  ist  mit  nur  21  M.  festgesetzt  Ueber 
Stil  und  Material  sind  Vorschriften  nicht  gemacht  Die 
Gesamtsumme  der  Preise  soll  jedenfalls  zur  Verteilung 
kommen,  jedoch  bleibt  es  dem  Preisgericht  vorbehalten, 
die  Zahl  und  Höhe  der  Preise  auch  anderweitig  festzu- 
setzen. Verlangt  werden  ein  Lagcplan  i  :  iooo,  Grund- 
risse, soweit  die  Anordnungen  von  den  gegebenen  Grund- 
rissen abweichen,  i:aoo,  Ansichten  und  Schnitte  1:200, 
sowie  Teilansichten  1 : 50. 

Der  Wettbewerb  ist  wohl  vorbereitet.  Er  ist  zur  Teil- 
nahme zu  empfehlen,  wenn  auch  die  Preise  und  die  An- 
kaufssumme nicht  allzu  reichlich  erscheinen.  Es  ist  zu 
hoffen,  daß  er  zu  einem  günstigeren  Endergebnisse  fuhren 
möge,  als  der  Wettbewerb  betr.  Fassaden  des  Zentral- 
bahnhofes in  Basel,  bei  welchem  Jos.  Olbrich  in  Darmstadt 
den  L  Preis  für  einen  Entwurf  erhielt,  dessen  Verwirk- 
lichung ein  Ruhmesblatt  in  der  neuesten  Baugeschichte 
der  Schweiz  gebildet  haben  wurde,  an  dessen  Stelle  jedoch 
ein  Entwurf  zur  Ausfahrung  bestimmt  wurde,  der  gegen- 
über dem  so  erfreulichen  Ergebnisse  des  Wettbewerbes 
mehr  als  einen  künstlerischen  Rockschritt  bedeutet  und 
das  bei  einem  Gebäude,  das  seinem  ganzen  Charakter  nach 
eine  Verkörperung  des  Fortschrittes  sein  sollte.  — 
Zu  einem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  ein  Oesehafts- 
haus des  Gewerkschaftskarteis  In  Hamburg  liefen  25  Ar- 
beiten ein.  Es  waren  ein  I.  Preis  von  2000  M.,  ein  II.  Preis 
von  1000  M.  und  zwei  III.  Preise  von  je  soo  M.  ausgesetzt. 
Das  Preisgericht  entsprach  in  seiner  Zusammensetzung 
nicht  den  Normen,  die  der  „Verband  deutscher  Archi- 
tekten- und  Ingenieur -Vereine"  hierfür  aufgestellt  hat 
Es  bestand  aus  der  Geschäftsleilung  und  dem  Aufsichts- 
rat der  Gesellschaft,  den  Arch.  Fried.  Arlon  in  Hamburg 
und  Voß  in  Kiel.  Der  I.  Preis  wurde  nicht  verliehen, 
vielmehr  die  Summe  des  I.  und  II.  Preises  in  zwei  gleiche 
Preise  von  je  1500  M.  zerlegt  und  diese  den  Hrn.  Alb. 


KrOger  und  Herrn.  Krug  in  Hamburg  zuerkannt  Die 
beiden  III.  Preise  fielen  an  die  Hrn.  Alfr.  Lasse  in  Han- 
nover in  Gemeinschaft  mit  Max  Mahlmann,  sowie  Leh- 
mann in  Gemeinschaft  mit  Würdemann  in  Hamburg.  — 

Zu  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  das 
neue  Künstlerhaus  in  Nürnberg  waren  die  Architekten 
Pylipp,  Seegy  und  Conradin  Walthcr  in  Nürnberg 
eingeladen.  Die' Entscheidung  ist  zugunsten  des  Entwurfes 
Walthers  gefallen;  der  Magistrat  ist  dem  Beschluß  bei- 
getreten, sodaß  die  Ausführung  nach  dem  Walterschen 
Entwurf  gesichert  ist  — 

Ein  engererWettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
ein  Verelnahaua  des  „Akademischen  Liederkranz  Schwaben" 
In  Stuttgart  war  unter  ehemaligen  und  jetzigen  Mitgliedern 
des  Vereins  erlassen  worden.  Das  aus  den  Hrn.  Ob.-Brt 
v.  Reinhardt,  Ob.-Brt.  Eisenlohr,  Prof.  Halmhuber, 
Pantle  und  Riegel  bestehende  Preisgericht  verlieh  den 
I.  Preis  dem  Arch.  Otto  Rücklin.  den  II.  Preis  Reg- 
Bmstr.  Otto  Martz,  den  III.  Preis  Reg.  Bfhr.  Karl  Jung, 
sämtlich  in  Stuttgart  — 

Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  ein  Konversatlonshaus  In  Berchtesgaden  erlaßt  der  Vor- 
stand des  Verschönerungsvereins  daselbst  zum  1.  Jan.  1905. 
Das  Bauwerk  soll  einen  geraumigen  Lesesaal,  Konver- 
sationszimmer und  Verwaltungsräume,  sowie  eine  gedeckte 
Wandclbahn  enthalten.  Die  Baukosten  sind  auf  50000  M. 
bemessen.  Es  gelangen  3  Preise  von  500,  300  und  aoo  M. 
zur  Verteilung;  ein  Ankauf  nicht  preisgekrönter  Entwürfe 
ist  vorbehalten.  Es  besteht  die  Aussicht,  einen 
Preisträger  mit  der  Ausführung  zu  betrauen.  Der 
Wettbewerb  ist  nicht  beschrankt.  — 


Inhalt:  EfgSnioneabauten  der  Doaaeldorfer  Kanalisation  und  Reini- 
gung*-Anlage  fflr  die  Abwasser  ir'orttrutinr)  —  I>a»  Ergebni*  des  inter- 
nationalen Wettbewerbes  um  du  Probe- Schiffshebewerk  im  Donau-Oder- 
Kanal  bei  Prerau  (ScMuS).  -  Parlier  Str*»end.»relibrerhe.  —  Dw  Knt- 
wk-ltlune  der  deuttehen  elektrotechnischen  Industrie  und  ihre  Aussichten 
aal  dem  Weltmarkt.  -  Preisbewerbuneea.  -  Veiband  deutscher  Archt- 
und  Ingenieur -Vereine 

üauzeitunf.  G.  m.  b.  H.,  Herlia.   Für  d 
Holiaana.  Berlin.    Druck  von  Wllh.  Gr« v«. 


Verla»  der 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine, 

Den  Einzclvcrcincn  teilen  wir  hierdurch  ergebenst  mit,  daß  der  Verbands- Vorstand  gemäß  der  ihm  in  Düssel- 
dorf durch  die  diesjährige  Abgeordneten -Versammlung  erteilten  Vollmacht  zum  Geschäftsfahrer  des  Verbandes 

Herrn  Architekten  Dr.  Gust.  Schönermark, 

Mitglied  des  Architekten-  und  Ingenieur -Vereins  zu  Hannover,  für  die  Zeit  vom  1.  Januar  1905  bis 
31.  Dezember  1909  gewählt  hat 

Der  Verbands-Vorstand:  Neher.  Vorsitzender.    Eiselen.  Geschäftsführer. 


Elektrizitats- Unternehmungen  nur  selten  dauernd  betei- 
ligt, vielmehr  mit  deren  Effekten  Handel  treibt«.  Das 
Gründung&system  hat  ihr  goldene  FrOchte  getragen;  finan- 
ziell ist  sie  nach  Krcller's  Meinung  die  erste  deutsche 
elektrotechnische  Firma.  Mit  technischer  Pionierarbeit  hat 
sie  sich  jedoch  nicht  viel  abgegeben,  sondern  neben  ihren 
Gründungen  nichts  als  marktgängige  Ware  in  rationeller 
Massenfabrikation  hergestellt  und  nach  dem  Warenhaus- 
Prinzip  abgesetzt.  „Für  besonders  gediegene  technische 
Spcziat-AusfOhrungen  hat  sie  niemals  Sinn  gehabt". 

Es  leuchtet  ein,  daß  nachdem  die  Art,  Aufträge  durch 
Gründung  von  L'ntergesellschaften  an  sich  zu  bringen, 
einmal  von  einer  Seite  betrieben  wurde,  alle,  „die  nicht 
an  die  Wand  gedrückt  werden  wollten",  denselben  Weg 
beschreiten  mußten.  Vor  allem  Siemens  6c  Halske. 
Sie  traten  mit  der  „Deutschen  Bank"  in  Verbindung.  Für 
die  Berliner  Hoch-  und  Untergrundbahn  rief  die  Deutsche 
Bank  außerdem  ein  besonderes  Unternehmen  ins  Leben, 
um  Siemens  &  Halske  diesen  Auftrag  konkurrenzlos  zu 
sichern.  „Der  Unterschied  gegen  die  Allgemeine  Elek- 
trizitäis-Gesellschaft  ist  also  hier  nur  der,  daß  diese  ihre 
eigene  Bank  ist,  während  Siemens  &•  Halske  im  Gründungs- 
geschäft von  einem  eigentlichen  Bankinstitute  abhängig  sind. 
Im  Effekt  kommen  beide  Manieren  auf  dasselbe  hinaus." 
Ein  wirklicher  Unterschied  liegt  dagegen  in  der  zentralen 
Fabrikation  der  A.  E.-G.  gegenüber  der  Dezentralisation 
bei  Siemens  &  Halske.  Die  1897  Aktien-Gesellschaft  ge- 
wordene Firma  beschäftigte  zu  diesem  Zeitpunkt  in  Berlin, 
Wien,  Petersburg  und  London  14000  Beamte  und  Arbeiter. 
Ein  zweiter  Unterschied  besteht  darin,  daß  die  A  K.-G. 
sich  auf  das  Starkstrom  -  Gebiet  beschränkt,  während 
Siemens  \-  Halske  das  ganze  Gebiet  der  elektrotechnischen 
Industrie  bearbeiten.  Auch  diese  Gesellschaft  verfügt  über 
150  Mill.  M  und  hat  jetzt  rd.  15000  Angestellte  und  Ar- 
beiter. Demgegenüber  besaß  die  Sc  hucke  rt- Gesell- 
schaft 1902  rd.  6000  Angestellte;  ihre  finanzielle  Lage 
ist  bekannt;  sie  ist  seit  1904  mit  Siemens  &  Halske 
vereinigt.    Die  Union  •  Elektrizität» -Gesellschaft , in 

600 


Berlin  verfügt  über  120  Mill.  Mark  Kapital.  Ihr  Haupt- 
werk ist  die  Umwandlung  des  Pferdebahn-Betriebes  in 
elektrischen  Betrieb  auf  den  Straßenbahnen  Berlins  und 
seiner  Vororte.  ^Dieses  selbstverständlich  auf  dem  Wege 
des  Pferdebahn -Aktien -Erwerbes  gemachte  Geschäft  be- 
deutet für  die  Union  dasselbe,  wie  für  die  A.  E.-G.  die 
Erbauung  der  Berliner  Elektrizitätswerke."  Daneben  sind 
noch  drei  elektrische  Großfirmen  zu  erwähnen :  Die  Frank- 
furter Lahmeyer-Gesellschaft,  die  Kölner  Helios- Gesell- 
schaft und  die  Kummer-Gesellschaft 

Das  in  den  deutschen  Elektrizitätswerken  angelegte 
Kapital  beträgt  etwa  -Milliarde  M.,  das  in  deutschen 
elektrischen  Bahnen  investierte  Kapital  ist  auf  mindestens 
das  Doppelte  zu  bewerten.  Es  wurden  also  in  Deutschland 
in  den  letzten  beiden  Jahrzehnten  für  anderthalb«  Milliarde 
Mark  große  Elcktrizitäts-Unternehmungen  hervorgerufen. 
Hierbei  ist  man  offenbar  zu  hastig  vorgegangen  und  dem 
Bedarf  vorausgeeilt  Das  Mittel,  welches  unsere  führenden 
elektrotechnischen  Großfirmen  zur  Beseitigung  der  entstan- 
denen Produktionskrisis  in  Anwendung  brachten,  war  der 
Zusammenschluß.  Produktions-Einschränkungen,  Ver- 
minderung der  Konkurrenz,  Vereinfachung  des  Verwaltungs- 
Apparates  und  derVerkaufs-Organisation  waren  die  wesent- 
lichen Folgen.  Der  Zusammenschluß  hat  sich  in  der  Weise 
vollzogen,  daß  die  A.  E.-G.  und  die  Union  die  eine, 
Siemens  {g  Halske  und  die  Schuckert-Gesellsehaft  die  an- 
dere Gruppe  bilden.  Auch  die  kleineren  Großfirmen  wer- 
den Ober  kurz  oder  lang  den  Anschluß  an  eine  Gruppe 
suchen  müssen,  soweit  es  nicht  schon  geschehen  ist. 

Nach  einer  Produktionsstatistik  des  Jahres  1898  waren 
in  201  elektrotechnischen  Betrieben  54417  Personen  be- 
schäftigt; auf  Siemens  &  Halske.  Allg.  Elcktr.-Ges.,  Union 
und  Schuckcrt  dürften  davon  schätzungsweise  32000,  auf 
Lahmeyer,  Helios  und  Kummer  3000  Personen  kommen. 
Der  Gesamtwert  der  Produktion  betrug  1898  238,7  Mill.  M., 
wovon  25%  auf  den  Export  kamen.  Aus  diesen  Zahlen 
ergeben  sich  die  Aussichten  der  deutschen  elektrotechni- 
schen Industrie  auf  dem  Weltmärkte.  — 


No.  96. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIH.  JAHRG.  N°-  97.  BERLIN,  DEN  3.  DEZ.  1904 

Ergänzungsbauten  der  Düsseldorfer  Kanalisation  und  Reinigungs-Anlage  für  die 

Abwässer. 

(Foruruun;.l   Hierin  die  Abbildungen  Seit«  603,  604  u.  6c6.) 

bilden  einen  guten  Dünger  und  können  für  eine  Reihe 
von  Jahren  auf  den  erworbenen  Flachen,  die,  soweit  sie 
nicht  zum  Betrieb  der  Anlage  nötig  sind,  mit  Obst- 
baumen bepflanzt  werden  sollen,  untergebracht  werden. 

Aus  Ahbil  Jg  10,  S.604,  (u.  11  in  folg.  So),  die  das 
Bauwerk  beim  Zusammentreffen  des jctzterbautenHaupt- 
sammelkanalcs  mit  den  in  Zukunft  herzustellenden  Ka- 
nälen des  unteren  Systems  und  des  nördlichen  Außen- 
systems darstellen,  ist  zu  ersehen,  wie  der  Zuflußkanal 
zur  Reinigungs-Anlage  vom  Hauptkanal  abzweigt.  In 
diesem  ist  vor  dem  ZufluUkanal  ein  bewegliches,  in 
der  Höhe  zweiteiliges  Wehr  eingebaut,  dessen  Ober- 
kante so  eingestellt  wird,  daß  die  Abwasser  bis  zur 
vierfachen  Verdünnung  durch  Regenwasser  der  Reini- 
gungsanlage zufließen.  Bei  giößercr  Regen  wasser- 
menge wird  das  Wehr  uberströmt.  Erreicht  der 
Wasserstand  des  Flusses  eine  Höhe  von  -(-  5,0 m  am 
D.  P.  ^  +  30,79  N.  N.  an  der  Kanalmündung,  so  wird 


Von  C.  Geusen,  Beigeordneter  in  Düsseldorf. 

4.  Reinigungs-Anlagc. 

■  ür  die  Erbauung  der  Reinigungs-Anlagc  und 
die  Herstellung  des  Auslaßkanales  sind  an 
der  nördlichen  Stadtgrenze  umfangreiche  Ge- 
ländeflachcn  erworben  worden  (AbbUdg.  9, 
S.606),  deren  Größe  das  vorläufige  Bedürfnis 
überschreitet.  Doch  schien  es  vorteilhaft,  den  Gelande- 
erwerb weiter  auszudehnen,  um,  abgesehen  von  ande- 
renGrflncten,  Ansiedelungen  in  der  Nähe  der  Anlage.die 
unter  Geruchbelastigungcn  leiden  könnten,  verhindern 
zu  können  Derartige  Belästigungen  werden  allerdings 
nach  den  bisherigen  Erfahrungen  nicht  zu  fürchten 
sein ;  Ausdünstungen  der  aus  dem  Abwasser  entfernten 
und  sofort  mit  Torfmull  bedeckten  Stoffe  sind  nur  in 
nächster  Nahe  zu  bemerken.  Die  Unterbringung  der 
Rückstände,  die  ein  erhebliches  Maß  nicht  erreichen, 
wird  ebenfalls  keinen  Schwierigkeiten  begegnen,  sie 


Die  Kun»t  der  Städte.    Le  .Temple*  in  Pari»  um  1800,  jeUl  »erttört.   Geieichnelvon  Aich.  H.  W.  Brewet  +  (nach  dem  .Builder*.) 

601 


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die  Reiivgungv  Anlage  ausgeschaltet  und  durch  Hoch- 
ziehen des  Wehres  der  Querschnitt  des  Kanäle»  voll- 
standig  frei  gelegt;  die  Abwasser  ergießen  sich  dann 
unmittelbar  in  den  Rhein. 

Die  doppelte  Krümmung  im  Zu-  und  Abllußkanal 
der  Reinigungs-Anlage  ist  durch  die  nachträgliche 
Anlage  eines  Sandfanges  im  Zuflußkanal,  nachdem 
die  Abzweigbauwerke  bereits  hergestellt  waren,  ver- 
anlaßt worden.  Der  Sandfang  ist  bisher  noch  nicht 
in  Betrieb  genommen  worden,  er  ist  mit  Kies  verlullt 
und  der  Zulaufkanal  ohne  Verbreiterung  durch  ihn 
geführt;  seine  Inbetriebnahme  wird  auch  in  Zukunft 
nicht  nötig  sein,  die  Sinkstoffc  werden  aus  den  Ka- 
nälen an  geeigneten  Punkten  entfernt.  Um  jedoch  für 
alle  Falle  sicher  zu  gehen,  wurde  die  Möglichkeit  der 
Inbetriebnahme  des  Sandfanges  offen  gehalten. 

Der  Zuflußkanal  zur  Anlage  teilt  sich  in  dieser 
(Abbildg.  13)  zunächst  in  zwei  Verteilungskanäle  von 
je  1,70 m  lichte  Weite,  die  einen  maschinell  ange- 
triebenen Grobrechen  von  155""™  Zwischenräumen 
zwischen  den  Stäben  enthalten.  Die  Rechen  dienen 
zum  Zurückhalten  grober  und  sperriger  Stoffe,  s-ie 
werden  etwa  halbstündlich  gereinigt,  wobei  die  zurück- 
gehaltenen Stoffe  (Putzlappen,  Bürsten  usw.)  in  eine 
Rinne  abgestrichen  und  von  dieser  in  Wagen  geladen 
werden.  Jede  Verteilungsrinne  teilt  sich  in  je  3 
Reinigungsgerinne  von  i,5om  Weite,  von  denen  vor- 
läufig 4  im  Betrieb  und  mit  Rechenapparaten  nach 
dem  System  Riensch  ausgestattet  sind.  Die  Apparate 
haben  "Feinrechen  aus  Stahldrähtcn,  deren  Entfernung 
3<nm  beträgt;  Versuche  mit  geringeren  Zwischenräu- 
men sollen  demnächst  noch  angestellt  werden  Eine 
Beschreibung  der  Apparate  kann  hier  unterbleiben; 
aus  den  Abbildgn.  12 — 15  gehen  die  Einzelheiten  der 
Konstruktionen,  auch  die  Anlage  zur  Hebung  der 
Wagen,  in  denen  die  Rückstände  gesammelt  werden, 
deutlich  hervor. 

Hinter  den  Rechen  sind  Schlammfänge  ange- 
ordnet, aus  denen  die  Sinkstoffe  durch  Dampfstrahl- 
apparate gehoben  und  in  einen  außerhalb  des  Gebäudes 
angebrachten  Schacht  gefördert  werden,  von  dem  das 
mitgepumpte  Wasser  nach  dem  Kanal  zurück  geleitet 
wird.  Erhebliche  Schlamm-Mengen  schlagen  sich  in- 
dessen in  den  Schlammfängcn  nicht  nieder. 

Für  den  Betrieb  der  Anlage  sind  in  einem  besonde- 
ren Maschinenhause  zwei  einzvlindrische  Ventil-Dampf- 
maschinen von  je  50  PS.  aufgestellt,  von  denen  eine 
als  Reserve  dient;  für  eine  dritte  ist  Raum  vorhanden. 

Die  Dainpferzeugung  geschieht  durch  zwei  Flamm- 
rohrkessel von  je  100  ttm  Heizfläche  und  10  Atmo- 
sphären Betriebsspannung.  Ein  Kessel  dient  als 
Reserve  und  ist  auch  im  Kcsselhause  Raum  für  einen 
später  aufzustellenden  dritten  Dampfkessel  vorgesehen. 
Die  Speisung  der  Kessel  erfolgt  durch  zwei  Dampf- 
pumpen von  je  6chm  Leistung  in  der  Stunde,  hür 
die  Versorgung  der  Anlage  mit  reinem  Wasser  ist 
ein  Tiefbrunnen  vorhanden,  von  dem  aus  das  Wasser 
mittels  einer  Dampfpumpe  von  6a'b™  Leistung  in  der 
Stunde  in  ein  25 m  hoch  angebrachtes  Kaminreservoir 
von  40cbm  Inhalt  gehoben  wird. 

Von  den  Maschinen  wird  die  Kraft  zunächst  auf 
eine  durch  das  Maschinenhaus  und  die  ganze  Reini- 
gungshallc  gehende  Transmissionswelle  übertragen, 
von  der  aus  die  Rechenapparate  und  die  beiden  Auf- 
zugsvorrichtungen für  die  Förderung  der  Wagen  mit 
den  aus  den  Kanalwässern  gehobenen  Rückständen 
angetrieben  werden.  Auch  die  beiden  Grobrechen  wer- 
den von  der  Transtnissionswclle  aus  in  Betrieb  gesetzt. 

Der  Kesseldampf  wird  außer  zum  Betriebe  der 
Pumpen  und  Maschinen  dazu  benutzt,  die  in  den  Sand- 
fängen, hinter  den  Rechen-Apparaten  sich  ansammeln- 
den Sand-  und  Schlamm-Massen  durch  die  bereits  er- 
wähnten Dampfstrahl-Apparate  nach  dem  außerhalb 
des  Gebäudes  angebrachten  Schacht  zu  fördern. 

Für  die  elektrische  Beleuchtung  der  Anlage  sind 
zwei  Gleichstrom-Nebenschlußdynamos  von  je  24  PS. 
Stärke  aufgestellt,  welche  gleichfalls  von  der  Trans- 
missionswelle angetrieben  werden;  außerdem  ist  eine 
Akkumulatoren  -  Batterie  vorgesehen,  die  demnächst 


noch  zwei  Elektromotoren  für  den  Nachtbetrieb  der 
Anlage  speisen  soll.  —  (StUlla  ,olfU) 


No.  97. 

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TFEE-zEE. 


rundsätzlich  darf  man  c«  wohl 
tnit  Freude  begrüßen,  daß 
Fragen  baulicher  Denkmal- 
pflege in  letzter  Zeit  die  Anteil- 


\\  i 
t~ 4=1 

J 

^  i 

gefunden  haben  Dielet  sich  damit 
doch  ein  Anhaltspunkt,  Lin/.elfragen  unserer  Kunst,  die  ja 
im  allgemeinen  als  nicht  volkstümlich  gilt,  dem  Verständnis 
Vieler  näher  zu  bringen.  In  dieser  Auffassung  wird  man 
es  auch  als  Gelegenheit  r.u  for- 
dernder Aussprache  gleichmütig 
hinnehmen,  wenn  su  manche 
Auslassungen  nicht  von  Wohl- 
wollen gegen  die  Vertreter  bau- 
künstlerischcr  Anschauungen 
getragen  werden.  Durch  die 
sachliche  Vertretung  des  eige- 
nen Standpunktes  wird  sach- 
licher Widerspruch  aber  /u 
Oberwinden  sein  Anders  steht 
es  freilich,  wenn  bei  solchen 
Auslassungen  der  Anspruch  auf 
Beachtung  nicht  von  der  er- 
wünschten Sachkenntnis  gestützt 
wird.  Liegt  schon  dann,  daß 
Mancher  die  Mühe  gründlicher 
Sachprüfung  für  überflüssig  halt, 
eine  wahrscheinlich  unbewußte 
Geringschätzung  bnuküns  tieri- 
scher Dinge,  so  erfordern  die 
Irrtümer  und  Mißverständnisse, 
die  aus  unsachlicher  Darstellung 
folgen,  umsomehr  eine  Richtig- 
stellung, je  mehr  ihr  Urheber 
in  der  öffentlichen  Meinung  eine 
besondere  Beachtung  bean- 
sprucht und  erfährt.  Veran- 
lassung zu  solcher  Besprechung 
gibt  die  Tätigkeit,  die  der  Dich- 
ter Krnst  von  Wildcnbruch 
durch  seine  Broschüre  Ober  da* 
1  leidelbergerSchloti  *)  Unddurch 
einen  Aufsatz  über  die  Krhaltung 
des  Berliner  i  ipernhaiiscs  und 
das  Verhallen  des  diesjährigen 
Deiikmaltages  ' 1  \  entfaltet  hat. 

Die  Heidelberger  Broschüre 
Wildcnbruch  s  geht  darauf  hin- 
aus, daß  wir  aus  Rücksicht  auf 
die  ss  tnpathischc  Figur  der  pfal- 
/Uilicn  I- 'urstetitochter  Liselotte 
'iie  Ruinen  des  Schlosses  nicht 
anrühren  dürften  Ks  ist  ihm 
sofort  öffentlich  entgegengehal- 
ten werden,  dati  er,  der  im  übri- 
gen Liselotte.-,  Briefe  so  eitrig 
anführt,  nicht  halte  ver- 
schweigen dürfen,  mit  wel- 
cher Sehnsucht  diese  sich  selbst 
brieflich  für  den  W  iederauf- 
bau des  Schlosses  eingesetzt 
hat  i  vgl  Dtsclie  B/tg  v  -j;  Aug X 


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•Inn  T.l.-I  .V.,:„!.,lt„- 


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O    \  ti-.rlluiii-tjiilll.- 
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ö  AI, laufkj.ii.il  iO:  Cftn-,  Wn^sn. 
II.  IO«-..>.i  li\i  \:r  Rrrhpnaj.|>a,at*-. 
IIa.  '*i      rc\  hm  . 


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3.  Dezember  1904. 


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603 

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Zu  dieser  Vorhaltung  hat  Hr.  von  Wildenbruch  sich  bisher 
nicht  geäußert.  Bei  Schilderung  des  Wertes,  den  der  un- 
veränderte Bestand  der  Ruine  für  die  Veranstaltung  von 
Feuerwerk  hat,  verrät  er  sodann  eine  so  geringe  Kenntnis 
des  Schlosses,  daß  er  annimmt,  der  Friedricnsbau  habe 
vor  seiner  letzten  Wiederherstellung  ebenfalls  mit  offenen 


TS 
3 


S 


Fensterhohlen  als  Kuine  dagestanden.  Wenn  er  sich 
schon  des  Schlosses,  das  er  begeistert  schildert,  so  wenig 
erinnert,  so  hätte  ein  Blick  auf  eine  ältere  Photographie, 
ein  Blick  in  den  Bädecker,  ihn  des  Gegenteiles  überführen 
können  —  aber  solche  Studien  hat  er  nicht  für  nötig  ge- 
halten; mit  den  geistreichen  Antithesen  wäre  es  dann  frei- 

604 


lieh  auch  nichts  gewesen:  „Vor  dem  purpurroten  Hinter- 
grunde ....  steigen  die  nackten  von  augenlosen  Fenster 
höhlen  durchbrochenen  Fassadenmauern  der  alten  Paläste 
vor  uns  auf.  .  .  .  Nur  das  —  was  ist  das?  Mitten  in  dem 
warmen  flutenden  Licht  ist  eine  dunkle  Stelle,  die  das 
Licht  verschluckt;  mitten  in  dem  steinernen  Spitzenge- 

webe  ein  dicker, 
schwerer  Ge- 
bäudeklotz" usw. 
„Das  ist  der  re- 
staurierte Fried- 
richsbau, den 
man  streng  nach 
den  alten  Maßen 
und  Verhältnis- 
sen wieder  auf- 
gebaut hat."  Ein 
solcher  Irrtum 
läßt  den  Wert 
derBegeisterung 
für  den  jetzigen 
Zustand  der  Ru- 
ine doch  sehr 
problematisch 
erscheinen.  Wie 
dieser  Mangel  an 
Sorgfalt  sogar 
die  schriftstelle- 
rische Form  mit 
beeinflußt  hat, 
dafür  ist  neben 
bloßen  Schelt- 
worten wie  „Jahr- 
marktsgedanke" 
u.  dergl  folgen- 
der aufS.  53  ent- 
haltener Satz  ein 
lustigcsZcichcn: 
„Man  fühlt,  daß 
die  alte  Henne, 
die  schon  so  vie- 
le bö>e  Eier  ge- 
legt hat,  der  grü- 
ne Gchcimrats- 
tisch ,  wieder 
einmal  ans  Brü- 
ten gehen  will." ! 

Nun  zum  Bcr- 
linerOpernhaus. 
Hier  stellt  Hr.  v. 
Wildenbruch  Be- 
hauptungen auf, 
wtedie.daßFrie- 
drich  der  Große 
dasselbe  „seinen 
Berlinern"  ge- 
baut habe,  wäh- 
rend es  bekannt- 
lich fürlloffeste 
errichtet  wurde; 
er  sagt  ferner, 
daß  die  Berliner 
mehr  als  andere 
cin.historisches" 
Volk  seien  (!), 
daß  das  Opern- 
haus ein  „Heilig- 
tum des  Vol- 
kes" sei.  Solche 
Schlagwörter 
mit  ihrer  L'n- 
sachlichkcit  und 
Liebe  rtreibung 
schaden  nur. 

Kein  Kenner 
der  Verhältnisse 
kann  sie  so  neh- 
men, wie  sie  ge- 
meint sind;  sie 
sind  gefährlich, 
weil  sie  den  Geg- 
nern der  Erhal- 
tung Gelegen- 
heit bieten,  der  ganzen  Bewegung  den  Kriist  abzusprechen. 
Sie  haben  auch  sofort  den  .Ertöte*  gehabt,  daß  in  einer 
der  nächsten  Nummcrr  de*.  Tag"  Professor  Vofl  versucht 
hat,  mit  gründlicherer  G<  Kenntnis  den  Nachweil 

geradezu  historischer  Wertlosigkeit  des  Opernhauses  zu 
führen. 


Nu.  97. 


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Sodann  die  Form  der  Behandlung.    In  der  Denkmal-  tut  man  nicht",  mit  „Sie  sind  wohl  nicht  von  hier'  usw. 

pflege  geht  es  sehr  oft  nicht  ohne  Eingriffe  in  Privateigen-  an,  er  tritt  am  Schluß  an  „die  da  oben"  mit  wortreichen 

tum  ab.    In  solchen  Fällen  ist  es  ein  Gebot  des  Taktes,  Katschlägen  heran,  die  fast  den  Eindruck  eines  Einschüch- 

den,  dem  man  den  Verzicht  auf  Neubaupläne  zumuten  terungs- Versuches  machen. 

will  —  ob  das  nun  ein  schlichter  Bauer,  armer  Handwerker  Wer  mit  sachlichem  Ernst  für  die  Erhaltung  des  Opern- 
oder ein  Hochstehender  ist,  ist  dabei  gleichgültig  —  nicht  hauses  eintritt,  wird  doch  zunächst  anerkennen  müssen, 
mit  Vorwürfen,  kränkenden  Vergleichen  und  Schimpf-  daß  gewichtige  Gründe  ebenfalls  ideal-künstlerischer  Art 
Worten  zu  bedenken.     Es  gehört  kaum  diplomatische  zu  der  Absicht,  das  Opernhaus  durch  einen  Neubau  zu  cr- 


Dle  Kunst  der  Städte.   Alt-London,  Stadtteil  Aldg«te  um  1531.   Gezeichnet  von  H  W.  Brcwer  f  (nach  dem  .Buildcr*). 


Schulung  dazu,  um  vorherzusehen,  daß  die  Vernachlässi-  setzen, Veranlassung  sind.  Unersetzlich  Ist  freilich  ein  einmal 

gung  dieser  dem  Niedrigen  wie  dem  Hochstehenden  gleich  vernichtetes  Kunstwerk  und  die  mit  dem  alten  Hause  ver- 

schuldigcn  Kucksicht  der  Bewilligung  des  beanspruchten  knüpfte  geschichtliche  Erinnerung,  besonders  beklagenswert 

Opfers  nicht  förderlich,  sondern  schädlich  sein  muß    Hr.  ist  solche  unersetzliche  Kinbuße  Tür  eine  an  geschichtlichen 

v.  Wildenbruch  aber  schreit  „Barbaren  üblen  Leumundes,  Erinnerungen  so  arme,  so  unhistorische  Stadt  wie  Berlin. 

Mordbrenner,  Käuber,  Verwüster  und  Zerstörer".  Erfährt  Denen, die  wie  Hr.  Prof.  Voß,  den  historischen  Wert  des 

diejenigen,  die  das  Opernhaus  abbrechen  wollen,  mit  „das  Opernhauses  herabsetzen  wollen,  ist  entgegenzuhalten,  daß 

3.  Dezember  19x4.  605 

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Abb.ldg.  I« 
Reinigung!  -Anlage 

Querschnitt  C-D. 


KrUuttruug  beim  Kid£r»thoB  Gründl ifl 


Abbilde.  ta. 
GrundiiB  de«  unterirdischen  Teilet. 


die  Zu-Jitze  am  AcuOcren  leicht  zu  beseitigen,  das  Fehlende 
leicht  zu  erganzen  und  so  der  echte  alte  Knobelsdorff,  das 
frische  Berliner  Erstlingswerk  Friedrichs  des  (Jroßcn,  leicht 
wieder  herauszuschälen  sein  wird.    Daß  im  Inneren  der 

606 


V  ■■  k  1»  1  unt 
f  4Jäo  tu  Fusaboden 
+4.»  Hoctrner  künftiger 

Vi  userspteeel  Obern. 
+  Höchster  irt*irer 
WasserapiegeJ  D.  Sosa- 
mer- HoehwaMer  von 
+  4.34  m  0.  D  P.  «ad 
ZuiluÖ  drr  Scbmutz- 
wuKrnrn{t  r.  330000 
Meuchen  nebst  der 
4-facben  Kegenwasaer- 
menge. 

+  3,64  Wasserspiegel  bei 
Zuflufl  der  grosten 
Sfhuiuuwmiser  -  lleare 
von  330000  Menschen 
und  der  4-faeh.  Regen- 
svassermenee  b.  freien 
AbfluO. 

-f  3.5B  Wasserspiegel  bei 
aeo  jeUiren  Zuflös- 
sen und  einem  Rliein- 
wsssetiunde  +  uj, 
(Der»,  wird  an  durrh- 
sehnittUrh  *7  Tagen  ia 
Jahr  überseht  Uten.) 

+  j.or  Wssaerapierel  bei 
ZutiuS  der  er  Anten 
Schmut/wasser  -Meng« 
von  auoooo  Menschen 
bei  freiem  Abflufl. 


schöne  Vorsaal  noch 
in  der  ursprüngli- 
chen Form  vorhan- 
den, der  von  I.ang- 
hans  eingerichtete 
Theaterraum  als  ar- 
chitektonische Mci- 
stcrleistung  aus  der 
Zeit  Friedrich  Wil- 
helms des  III.  an 
sich  einen  so  hohen 
I>enkmalwert  hat, 
daß  sein  Unter- 
gang sehr  lebhaft 
zu  bedauern  wire. 
Schließlich:  daß  die 
wesentlichsten  Be- 
denken sich  gegen 
die  Veränderung 
des  ungewöhnlich 
vornehmenundfein 
abgewogenen  Stadt- 
bildes wenden. 

Noch  ist,  so  viel 
man  weiß,  nichts 
endgültig  entschie- 
den. Wir  können 
immer  noch  hoffen, 
mit  der  Geltend- 
machung  sachlicher 
Gründe  den  er- 
wünschten Frfolg 
zu  erzielen,  wenn 
wir  nur  berücksich- 
tigen, daß  letzterer 
nicht  mit  Schreien 
und  foltern  zu  er- 
trotzen ist,  sondern 
einen  Akt  freien, 
hochherzigen  Ver- 
zichtes darstellen 
würde,  dem  Nie- 
mand den  schuldi- 
gen I  >ank  würde  vor- 
enthalten dürfen. 

Hr.  von  Wilden- 
bruch hat  sodann 
im  selben  Aufsatz 
des  „  Tag "  den 
Denkmaltag  mit  be- 
leidigenden Vor- 
würfen angegriffen. 
Kr  erklärt  zwar, 
aller  Augen  hatten 
gewartet,  aller  Ohr- 
en gelauscht,  was 
der  Denkmaliag  sa- 
gen  würde,  aber 

er  hat  es  nicht  der  Mühe  für  wert  gehalten,  sich  über  Zu- 
sammensetzung, An  und  Verhandlungsweise  des  Dcnk- 
maliagcs  zu  unterrichten.  Er  entschuldigt  sich,  daß  er  als 
.Nichttrchniker"  mitreden  wolle,  wahrend  dem  Denkmal- 


Abbildg.  o    I-ageplan  der  Reinigungsanlage. 

Ergänzungsbauten  der  Düsseldorfer  Kanalisation 
und  Reinigungs-Anlage  für  die  Abwasser. 


Ho.  97. 


lag  in  seiner  ganz  freien,  an  keinerlei  Vorbedingung  ge- 
knöpften Zusammensetzung  aufler  Künstlern  und  Kunst- 
gelehrten  stets  etwa  ein  gleicher  Teil  von  Laien  als  Kunst- 
freunde angehört.  Ware  er  nur  zu  den  Sitzungen  er- 
schienen, so  hatte  es  ihm  freigestanden,  nach  Belieben  in 
sachlicher  Weise  das  Wort  zu  ergreifen.  Er  halt  den 
Dcnkmaltag  für  eine  Art  Debattierklub,  in  dem  „flammende 
Reden"  zum  Fensler  hinaus  gehalten  werden,  um  dem 
Gebildeten  Lesestoff  „beim  Kaffee*  zu  beschaffen,  wäh- 
rend in  Wirklichkeit  die  Verhandlungen  dort  in  sorgsam 
vorbereiteter  Form  Ober  meist  sehr  verwickelte  Fragen 
geführt  werden,  denen  mit  glänzender  Rhetorik  am  wenig- 
sten beizukommen  ist  Er  hat  nicht  einmal  die  in  Dutzen- 
den von  Zeitungen  abgedruckte  Tagesordnung  beobachtet, 
sondern  hilft  sich  über  diese  Unkenntnis  hinweg  mit  dem 
Witz,  man  habe  wahrscheinlich  „über  das  Nauener  Tor 
in  Potsdam  oder  den  Fuchsturm  bei  Jena"  verhandelt 
und  mit  der  objektiv  unwahren  Behauptung,  die  Geschäfts- 
Ieitung  habe  die  Verhandlung  Ober  Opernhaus  und  Heidel- 
berger Schloß  von  vornherein  von  der  Tagesordnung  ge- 
strichen! In  Wahrheit  hat  vielmehr  der  Vorstand  des  Denk- 
maltages auf  eine  leichte  Anregung  von  Prof.  Walle,  ob 
nicht  die  Frage  des  Opernhauses  behandelt  werden  könne, 
diesen  als  scharfen  Parteiganger  der  Erhaltung  be- 
kannten Herrn  selbst  ohne  jedes  Zogern  als  Berichterstatter 
bestellt.  Als  er  kurz  vor  der  Tagung  verstarb,  sind  bis 
zum  letzten  Augenblick  Versuche  gemacht  worden,  einen 
anderen  Berichterstatter  zu  gewinnen.  Ich  selbst  bin  bei 
meinem  Eintreffen  in  Mainz  darüber  befragt  worden, 
mußte  aber  erwidern,  daß  ich  kurz  vor  meiner  Abreise 
in  der  „Taglichen  Rundschau"  gelesen  habe,  die  Erhaltung 
des  Baues  als  Vorsaal  des  Neubaues  sei  gesichert,  daß 
ich  aber  garnichts  bestimmtes  davon  wisse  und  daher 
nicht  darüber  vortragen  könne.  So  wird  es  anderen  auch 
ergangen  sein.  Hr.  v.  Wildenbruch  wird  anderen  schon 
gestatten  müssen,  über  das  Maß  der  Vorbereitung  zu  öffent- 
licher Aussprache  andere  als  seine  oben  gekennzeichneten 
Anschauungen  zu  hegen.  Von  vornherein  abgesetzt  wurde 
aber  der  Punkt  von  der  Tagesordnung  trotzdem  nicht, 
sondern  als  er  zur  Verhandlung  herankam,  erfolgte  durch 
den  Vorsitzenden  nochmals  die  Aufforderung,  ob  einer  der 
Anwesenden  den  Bericht  übernehmen  wolle  und  sodann 
erst  mit  dem  Ausdruck  des  Bedauerns  die  Erklärung,  daß 
er  wegen  Mangels  eines  Berichterstatter«  abaasetat  wer- 
den müsse.  Allen  denen,  die  sich  über  die  Nichtbc- 
sprechung  der  Frage  verwundern  und  beklagen,  ist  hier- 
nach entgegenzuhalten,  daß  sie  selbst  die  Schuld  daran 
Wer  so  hohen  Wert  auf  die  Besprechung  legt, 


hatte  eben  erscheinen  und  mit  seiner  Sachkenntnis  in  die 
Lücke  eintreten  sollen. 

In  der  Heidelberger  Frage  aber  hätte  höchstens  ein 
gewisses  Sensationsbedürfnis,  das  der  Denkmaltag  so  wenig 
hat  wie  andere  wissenschaftliche  Kongresse,  auf  sofortige 
Behandlung  drängen  können.  Die  Meinungen  für  und  wider 
waren  ausgiebig  in  der  Oeffcntlichkeit  verhandelt;  daß 
irgend  etwas  in  der  Angelegenheit  vor  etwa  ein  und 
einem  halben  Jahre  geschähe,  ist  durch  die  Vertagung 
des  badischen  Landtages  ausgeschlossen.  In  welcher  Weise 
Geheimrat  Eggert  seine  erneute  Stellungnahme  zur  Stand- 
festigkeit des  Otto-Heinrichsbaues  begründen  werde,  war 
damals  und  ist  noch  heute  unbekannt  Da  war  es  sach- 
lich fast  selbstverständlich  und  wurde  nach  einer  förm- 
lichen Erklärung  des  Vorstandes  beschlossen,  die  Ver- 
handlung auf  das  nächste  Jahr  zu  verschieben.  Uebrigens 
täuscht  sich  Hr.  v.  Wildenbruch  auch  hier  völlig,  wenn 
er  annimmt,  daß  der  Denkmaltag  seine  einseitig  leiden- 
schaftliche Stellungnahme  in  dieser  Frage  teile.  Es  stehen 
sich  vielmehr  unter  den  Sachverständigen  die  Ansich- 
ten für  und  wider  ungefähr  mit  gleicher  Stärke 
gegenüber,  eine  Aussprache  im  Denkmaltag  wird  bei- 
den Anschauungen  sachlich  gerecht  werden. 

Diese  Dinge  nätte  Hr.  v.  Wildenbruch  in  allem  Wesent- 
lichen aus  der  Presse  sehr  wohl  erfahren  können,  ich 
nenne  beispielsweise  den  vortrefflichen  Bericht  von  Prof. 
Paul  Schumann  in  den  „Dresdener  Nachrichten";  aber  er 
hat  es  vorgezogen,  bloß  gestützt  auf  sein  Temperament 
und  die  Kraft  seiner  volltönenden  Rede,  über  mehr  als 
zweihundert  Sachverständige  abzuurteilen.  Er  hat  aber, 
was  schlimmer  ist,  in  Unkenntnis  aller  dieser  Verhältnisse 
den  ganz  aus  der  Luft  gegriffenen  Vorwurf  erhoben,  der 
Denkmaltag  habe  sich  durch  höhere  Befehle  leiten  lassen 
und  hat  hieran  Bemerkungen  Ober  knechtischen  Byzanti- 
nismus u.  dergl.  geknüpft  Er  hat  diese  Verdächtigung 
nicht  nur  als  Vermutung,  sondern  ohne  jeden  Grund  in 
der  Form  einer  feststehenden  Tatsache  veröffentlicht. 
Solche  Kampfesweise  ist  um  so  mehr  zu  beklagen,  wenn 
der,  der  sie  anwendet,  einen  so  weil  bekannten  Namen 
führt  und  zu  wahren  hat.  Die  Oeffcntlichkeit  und  die 
Presse  selbst  haben  wohl  Anlaß,  sich  dagegen  zu  wehren, 
daß  diejenigen,  deren  Namen  sie  ihr  Vertrauen  schenken, 
sie  so  irrtümlich  berichten.  Dichterische  Einbildungskraft 
und  die  Fähigkeit  begeisternder  RcdcfOgung  sind  sicher- 
lich hohe  Geistesgaben.  Um  der  Sachlichkeit  und  objek- 
tiven Wahrheit  willen  aber  mutl  Widerspruch  erhoben 
werden,  wenn  sie  bei  Behandlung  realer  Dinge  sich  so, 
wie  in  dem  vorliegenden  Falle,  in  den  Vordergrund  stellen.— 
  O.  Stiehl. 


Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  Schiffshebewerk  Donau-Oder-Kanal.  Wie 

die  „N.  Fr.  Pr."  bekannt  macht,  sind  die  zu  diesem  Wett- 
bewerb eingelaufenen  und  durch  Preiserteilung,  Ankauf 
oder  Würdigung  ausgezeichneten  Entwürfe  vom  i.  Dezbr. 
ab  auf  drei  Wochen  im  neuen  elektrotechnischen  In- 


stitut der  Technischen  Hochschule  in  Wien,  Guflhaus- 
Strafle  zur  öffentlichen  Besichtigung  ausgestellt.  — 

Bin  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  den  Erweiterungsbau  des  Real-Gymnatlums  der  Stadt 
Witten  erläßt  der  Magistrat  für  rcichsdcutsche  Architekten 
zum  i.  März  1905.    Es  gelangen  3  Preise  von  1600,  1300 


Die  Kunst  der  Stftdte. 

(Il>ti-jii  eine  BUdbrilifr  und  die  Abbildungen  S.  601  und  605.) 

Ein  englischer  Städtekünstlcr. 

In  den  ersten  Tagen  des  Oktober  des  vergangenen 
Jahres  starb  in  London  der  Architekt  H.  W.  Bre  wer, 
ein  Künstler,  dessen  kunstreicher  Hand  und  über- 
strömenden Phantasie  die  englischen  Zeitschriften,  nament- 
lich der  Graphic  und  der  Buildcr,  von  architektonischen 
Fachschriften  der  letztere  ausschließlich,  eine  große  An- 
zahl ihrer  schönsten  Kunstblätter  verdanken.  Er  war  ein 
Mensch  von  schlichtestem  Gemüt;  seinen  architektonischen 
Kompositionen  sieht  man  es  an,  daß  er  seine  Kunst  nicht 
um  des  Gewinnes,  sondern  um  ihrer  selbst  willen  liebte 
und  ausübte.  Man  hat  wohl  gelegentlich  einmal  gesagt, 
ein  guter  Zeichner  könne  kein  großer  Architekt  sein.  Mit 
dieser  Sentenz  geht  es  wie  mit  allen  Schulmcinungcn. 
Fallen  sie  nicht  in  sich  selbst  zusammen,  so  werden  sie 
durch  irgend  ein  überzeugendes  Beispiel  über  den  Haufen 
geworfen.  Es  gab  wohl  keinen  größeren  Zeichner  und  zu- 
gleich größeren  Architekten  als  Karl  Friedrich  Schinkel. 
Und  wer  in  den  phantasievollen  Kompositionen  Brewer's 
den  gestahungsretchen  Architekten  und  den  kunstreichen 
Städtebauer  vermißt,  der  ist  gewohnt,  die  Kunst  durch 
die  Brille  des  unverbesserlichen  Schulmeisters  anzusehen. 
Von  dieser  Anschauung  war  Niemand  weiter  entfernt, 
wie  unser  Künstler  selbst.  —  Es  wird  von  ihm  berichtet, 
daß  er  ein  gläubiger  Katholik  war.  Wer  sich  dem  Genuß 
seiner  Kunstblätter  hingibt,  dem  wird  die  eigenartige  mittel- 
alterlich-kirchliche Stimmung,  die  Stimmung  etwa  der  kirch- 

3.  Dezember  1904. 


liehen  Romantik  der  ersten  Jahrzehnte  des  XL\.  Jahr- 
hunderts, nicht  entgehen.  Brcwcr,  dem  Acußcrcn  nach 
mehr  ein  wetterfester  Matrose,  als  eine  Künstlercrschei- 
nung,  hat  ein  Alter  von  67  Jahren  erreicht  Seine  An- 
fänge gehen  in  die  Zeit  zurück,  in  welcher  die  kirchliche 
Hochromantik  im  Zcnith  ihrer  Entwicklung  stand.  Kein 
Wunder,  wenn  die  Kirchen  und  Kathedralen  des  Mittel- 
alters, wenn  die  Klöster  und  Abteien,  die  umwehrten 
Städte  und  festen  Schlösser  des  zwölften  bis  fünfzehnten 
Jahrhunderts  den  1  Iauptgegenstand  seiner  unvergleichlichen 
Darstellungen  bilden.  Bre  wer  war  ein  Buchkünstler,  die 
Schwarzweißkunst  war  sein  Feld,  die  Phantasie  war  sein 
Reich.  Die  Geschichte  und  die  baulichen  Ucberrestc  des 
Mittelalters  waren  nur  dazu  da,  seiner  unerschöpflichen 
Phantasie  das  Skelett  zu  geben,  um  welches  sie  Gestaltun- 
gen von  bezwingendem  Zauber  wob.  Er  rühmt  es  ein- 
mal mit  lauten  Worten,  daß  wir  Dank  der  sorgfältigen 
historischen  Studien  nunmehr  in  der  Lage  seien,  das  Mittel- 
alter zu  verstehen  und  zu  begreifen.  Er  führt  ein  Wort 
an  eines  Gelehrten  der  Universität  von  Oxford,  Wace, 
nach  welchem  die  Menschen  des  Mittelalters  große  Archi- 
tekten waren,  Architekten  sowohl  im  Reiche  der  Gedan- 
ken, wie  in  gesellschaftlichen  und  politischen  Dingen,  so- 
wohl in  geistlichen  Organisationen,  wie  in  Stein  und  Marmor. 
„In  every  department  of  human  life  they  laid  deep  foun- 
dations.  And  they  reared  mighty  struetures,  under  which 
to  this  hour  our  rcligion  is  shcltcrcd,  our  learning  fostcred, 
our  social  life  controllcd.  and  to  which  even  the  framework 
of  our  political  Institution*  is  in  a  great  measure  due." 
Der  in  diesen  Sätzen  enthaltene  Enthusiasmus  für  das 
Mittelalter  war  die  Grundlage,  auf  der  er  seine  Kunst  auf- 


607 

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und  850  M.  zur  Verteilung;  ein  Ankauf  nicht  preisgekrönter 
Entwürfe  für  je  500  M.  ist  vorbehalten.  Dem  Preisgericht 
gehören  als  Architekten,  die  sich  in  der  Mehrzahl  befin- 
den, an  die  Hrn.  BrL  Prof.  Hubert  Stier  in  Hannover, 
Stadtbrt.  Bluth  in  Bochum  und  Stadtbrt.  Maiweg  in 
Witten.  Unterlagen  gegen  5  M.,  die  zurückerstattet  wer- 
den, durch  den  Magistrat.  — 

Aus  einem  engeren  Wettbewerb  betr.  den  Entwurf  für 
ein  Krelahaus  in  Anklam  zwischen  Solf  &  Wichards, 
Reimer  &  Körte,  J.  Kraaz,  J.  Rulffs,  Dinklage  Ar 
Paulus,  sämtlich  in  Berlin,  gingen  letztere  als  Sieger  mit 
dem  Auftrag  zur  Ausführung  hervor.  - 


Chronik. 

Neue  katbollache  Kirchen  In  Schlesien.  Am  9.  Novbr. 
worden  in  Löwen,  Bezirk  Breslau,  und  an  13  in  KgL  Nendorf, 
Bezirk  Oppeln,  die  neuerbauten  kath.  Kirchen  geweiht.  Entere 
ist  ein  in  einfachen  romanischen  Formen  ausgefahi ter,  gewölbter 
ßarlulcinbau  in  batilikaler  Anordnung.  Bebaute  Grundfläche  5604(0 
mit  300  Sitz-  und  600  Stehplätzen  :Gesamtbaukoslcn  etwa  90000  M. 
Die  zweite  lat  ein  in  gotischen  Backsleinformen  ausgeführter  ge- 
wölbter gleichfalls  basilikaler  Bau.  Bebaute  Grundfläche  taooqm, 
600  Sitz-  und  1400  Stehplätze;  Gesamlbaokosten  etwa  aooooo  M 
Da*  zugehörige  Pfarrhaus  ach  ließt  eirh  dem  Baustil  der  Kirrhe  an, 
seine  Baukosten  betragen  ni  30000  M.  Entwurf  und  Bauleitung 
beider  Bauten  lagen  in  den  Händen  de*  Hrn.  Architekten  Ludwig 
Schneider  in  Oppeln.  — 

Die  Errichtung  eines  Kttnstlerhelms  In  Nürnberg  war 
einige  Zeit  iiifrage  gestellt,  ist  aber  nunmehr  gesichert  Et  gelangt 
nach  einem  Entwurf  des  Hrn.  Hrof.  Conr.Walther  zur  Ausführung  — 

Die  Untertunnelung  der  Straße  „Unter  den  Linden"  In 
Berlin  nach  einem  Entwurf  des  Hrn.  Stadtbrt.  Krause,  erscheint 
gesichert,  sodaS  nunmehr  einer  Nord-Sud-Verbindung  der  geplanten 
städtischen  Straflenbehnen  nichts  mehr  im  Wege  steht-  — 


Personal-Nachrichten. 

Deutsches  Reich.  Der  Geh.  Ob.-Brt.  v  Misani,  vortr. 
Rat  im  Reich»  F.iscnb- Amt,  ist  z.  Wirfcl.  Geli.  Ob.-Brt.  mit  dem 
Range  eines  Rates  L  Kl.  emannL 

Bayern.  Der  Staat  sbauasmt.  Distler  in  Weilheim  ist  z. 
Bauamtsass  beim  k.  Wasserversorg.-Bur.  ernannt. 

Hamburg.  Der  Bauinsp.  Gust.  Fischer  i*t  auf  s.  Antrag 
in  d.  Ruhestand  versetzt  —  Der  Bmstr.  Leo  ist  z.  Bauinsp.  ernannt. 

Preußen.  Dem  Kr. -Bauinsp.  Lohr  in  Kiel  ist  der  Rote 
Adler-Orden  IV.  Kl.,  den  Reg.-  u  Brtn  vom  Dahl  in  Dusseldorf 
und  Tin  kauzer  in  Königsberg  der  Kg).  Kronen-Orden  III.  Kl. 
verlieben. 

Die  Eitaubnis  zur  Annahme  und  Anlegung  der  ihnen  verlieh. 
oichtprcuB  Orden  ist  erteilt  und  zw  :  dem  Ob.-Brt.  a.  D.  Knebel 
in  Monster  i.  W  des  Offizierkreuzes  des  Groflh.  oldenb.  Haus-  und 
Verdienst-Ordens  des  Herzogs  Peter  Friedrich  Ludwig;  dem  Geh. 
Reg. -Rat,  Dr-fng  Launhardt  in  Hannover  des  Kommandeur- 
kreuzes II.  Kl.  d.s  KeI.  nur  weg.  Ordens  des  heil  Olaf ;  dem  Ob.- 
Brt  Gersdorff,  Weichselstrom  Baudir  in  Damig,  des  Kais.  russ. 
St.  Annen-Ordens  II.  Kl  ;  den  Reg.-  u  Brtn  N  i  e  s  e  in  Marienwerder 
und  M  i  1 1  i  t  z  e  r  in  Königsberg  i.  Pr.  und  dem  Wasacr-Bauinap. 
Tode  in  Thorn  de*  Kail.  russ.  St.  Annen-Ordens  III  Kl.;  dem 
Reg  -  u_  Brt.  Zschintzsch  in  Gumbinnen  des  Kais.  russ.  St. 


Stanislaus-Ordens  iL  Kl.  und  dem  Wasaer-Bauiosp.  R  u  m  1  a  n  d  in 
Tilsit  desselben  Ordens  III.  Kl. 

Der  Geh.  Reg  Rat  Lutsch,  vortr.  Rat  im  Hinist,  d.  geisü., 
Unterrichts-  u.  Medizinal-Angelegrnheilen  ist  t.  Geh.  Ob -Reg.  Rat 
ernannt. 

Zir  Beschäftigung  Qberwiesen  sind  die  Reg.-Bmstr.:  Tob. 
Schäfer  der  Kgl.  Eisenb.-Dir.  in  Elberfeld  und  Wilh.  Schaf  er 
der  Kgl.  Eisenb.-Dir.  in  Breslau. 

Die  Reg.-Bfhr.  Gottl  K  o  n  i  g  k  aus  Stettin  u.  Paul  Schröter 
aus  LoebejDn  (Hochbfch),  —  Karl  Offenberg  aus  Petershagen, 
Wilh.  Klein  mann  aus  Barmen,  F.berh.  Otto  aus  Breslau  und 
Jobs.  Loyckc  aus  Sadenbeck  (Eisenbfch),  —  Kurt  v.  Hippel 
aus  Putzig,  Oietr.  H  i  n  t  z  e  aus  Schwerio  und  Otto  Martini  aus 
Magdeburg  (Masch  -Bfch  )  sind  zu  Rcg  -Brnstm.  ernannt 

Dem  Reg -Bmstr.  Frhrn.  v.  T  e  1 1  a  u  in  Berlin  ist  die  nachgea. 
Entlasa.  aus  dem  Staatsdienst  erteilt. 

Der  Geh.  Brt.  BrQnjes  in  Kassel,  der  Reg.-  u.  Brt.  Münch- 
h  o  f  f  in  Oppeln  u.  der  Geh  Bit.  Reiche  in  Berlin  sind  gestorben. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Zlv.-Lng.  A.  K.  In  Moskau.  Ihre  Frage,  wie  die  Eisen- 
träger in  die  Bclon&ohlc  des  Fundamentes  einzulegen  seien,  eignet 
sich  zu  einer  Anfrage  an  den  I.eserkreis  nicht,  da  diese  Frage 
allgemein  nicht  ohne  Weiteres  zu  beantworten  ist.  Bei  den  amerika- 
nischen Gründungen,  wie  sie  namentlich  in  Chicago  ausgeführt 
sind,  spielt  das  Eisen  die  Hsuptrollc.  Es  wird  ein  regelrechter 
Tragerrast  hergestellt,  der  vom  Beton  nur  umhüllt  wird.  Handell 
es  sich  um  die  Fundament -Verbreiterung  eines  einzelnen  Pfeilers, 
so  muB  die  Eiseneinlage  natürlich  unten  liegen,  da  hier  die  Zug- 
spannungen nur  an  der  Sohle  auftreten.  Handelt  es  »ich  dagegen 
um  eine  durchgehende  Betonplatte,  auf  der  Mauer  und  Pfeiler  er- 
richtet sind,  so  ist  die  Platte  als  zwischen  den  festen  Punkten  der 
Belastung  eingespannt  zu  betrachten.  Sic  erleidet  zwischen  den- 
selben Zugspannungen  an  der  Obelflache,  unter  den  Pfeilern  usw. 
dagegen  an  der  Sohle.  Das  Rationellste  wäre  also,  wenn  man 
auf  eine  gemeinsame  Wirkung  von  Beton  und  Eisen  rechnet,  also 
eine  F.ixenbelonplatle  im  eigentlichen  Sinne  herstellen  will,  sowohl 
an  der  Ober-  wie  an  der  Ünterkante  Eisen  einzulegen,  bezw.  das 
Eisen  oben  hinzulegen  und  unter  den  Pfeilern  nach  unten  herab- 
zubiegen. Statt  der  Trager  wurden  dann  einfache  Rundeisen  zu 
verwenden  sein.  In  Ihrem  Falle  wiid  die  Lage  der  Trager  an  der 
oberen  Flache  wohl  das  Richtigere  sein  Wenn  aber  auf  eine  ent- 
sprechende Wirkung  mit  Sicherheit  gerechnet  werden  soll,  so 
mußten  unseres  Erachtens  die  Trager  auch  unter  den  Pfeilern 
durchgehen,  namentlich  bri  schwacher  Platte-  — 

Hrn.  W.  B.  In  Berlin.  Hie  Frage  der  günstigsten  Lage 
einer  Dachpfctte  inbezug  auf  die  verschiedenen  möglichen  Be- 
lastungsfalle ist  im  Zentralbl.  d.  Bauverwhg.  1893  S.  45,  143,  336, 
34'.  543  uno  ln  der  Hannoverschen  Zeitschrift  1895  und  1806  be- 
handelt. Für  einen  I-  Oocruchnitt  iat  die  Losung  verhaJrni*toaflig 
einfach.  Vielleicht  sind  unsert  m  Leserkreise  noch  oeuere  und 
einfachere  Verfahren  bekannt?  — 


Inhalt:  ErgJnrun^bautrn  der  Dosiu-ldorirr  Kanalisation  und  Reini- 
gunga-Anlage  fflr  die  Abwlsscr  r,Fort«cuung|.  -  Diclitiinr  und  rienkraal- 
jrflrgr.  Hie  Kunst  d.r  Sudtr.  Hretubcwerhungen.  -  Chronik.  —  Per- 
soual-Sachnchlen.       Brief-  und  Kragckasten. 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Die  Kunst  der  Städte. 

Verlag  der  Deutschen  Bauzeitung,  G  m  b,  H  .  Berlin,  Kar  die  Redaktion 
vrrsntwortl  Albert  llofmann,  Berlin    Druck  von  Wilh  Greve,  Berlin. 


baute.  Er  glaubte  in  der  Bevölkerung  des  Mittelalters 
jenen  natürlichen  Zug  allgemeiner,  doktrintoser  Mensch- 
lichkeit zu  sehen,  welcher  sie  bereit  erscheinen  ließ,  durch 
„Feuer  und  Wasser  zu  gehen". 

Und  er  sieht  demzufolge  in  der  Kunst  dieser  Menschen, 
namentlich  in  der  Archiicktur,  mehr  unmittelbare  Gefühls- 
empfindung als  Wissenschaft,  eine  größere  Vollkommen- 
heit in  der  Zeichnung,  als  in  der  Konstruktion.  Alles  ist 
nach  seiner  Anschauung  gebaut,  nicht  allein,  einem  Zweck 
zu  dienen,  sondern  diesen  Zweck  auch  zum  Ausdruck  zu 
bringen.  .Wenn  wir  die  Straßen  einer  mittelalterlichen 
Stadt  durchwandern,  welcher  Gegensatz  ist  dort  zwischen 
der  graziösen  Kathedrale  mit  ihrem  feinen  Vcriikalsvstem 
von  Gliederungen  und  der  schweren  horizontalen  Masse 
des  befestigten  Schlosses,  Zwischen  den  malerischen  I  lau- 
sern,  durchbrochen  von  vielen  Fenstern,  die  im  Sonnenlichte 
glänzen,  deren  brauner  Holzton  und  rotes  Steinwerk  durch 
die  blattlosen  Herbstbäume  scheint  und  den  steinernen 
Toren  und  Brücken!"'  Das  sind  die  Anschauuncrn,  die 
Brcwer  in  seinen  schonen  Zeichnungen  mit  reichster  Kün*t- 
lergabe  in  eine  sinnlich  wahrnehmbare  Form  übersetzt 
hat.  Ueberall  hat  er  gesammelt,  meist  aber  in  Deutsch- 
land, Frankreich  und  seinem  eigenen  Lande  Aus  Deutsch- 
land gibt  eines  seiner  schönsten  Blatter  das  Inncrc  des 
Domes  von  Bamberg  wieder,  ein  Meisterwerk  an  Kaum- 
auffassung und  Perspektive.  Die  St.  Wolfgangs-Kirchc  in 
Rothenburg,  die  Frauen-Kirche  in  Nürnberg,  Türme  aus 
Lübeck,  Architektur- Motive  aus  Rcgcnsburg,  das  Rathaus 
in  Marktbreit,  die  Kathedrale  und  Neumünster- Kirche  in 
Würzhurg,  Limburg  an  der  Lahn,  das  Schloß  von  Wert- 
heim am  Main,  einige  Kirchen  am  Niederrhein,  z.  B.  Allen- 
berg, Calcar,  St.  Quirinus  in  Neuü,  Xanten  usw.  haben 
ihre  unbezwingliche  Anziehungskraft  auf  ihn  ausgeübt  und 
ihn  zu  einer  Reihe  der  schönsten  Blatter  veranlaßt.  In  der 

608 


Größe  und  Poesie  der  Auffassung  aller  Architektur-Motive 
hat  Brewcr  eine  gewisse  Achnlichkcit  mit  dem  Radierer 
Bernh.  Mannfeld  am  Sladet'schen  Institut  in  Frankfurt  a.  M. 
Auch  Italien  und  Spanien  waren  gelegentlich  Gegenstand 
der  -Studien  Brcwcrs,  sein  I  ferz  aber  gehörte  dem  Mittelalter 
von  Frankreich,  Belgien  und  England.  Seine  Tätigkeit  schei- 
det sich  dabei  in  zwei  Teile:  in  die  streng  sachliche  Auf- 
nahme alter  Architekturstücke  oder  in  Wiederherstellungs- 
Versuehe  von  solchen,  möglichst  treu  in  der  Wiedergabe, 
aber  immerhin  geadelt  durch  seine  persönliche  Auffassung 
der  Dinge,  und  in  die  freien  Kompositionen.  In  den  letz- 
teren namentlich  gab  er  den  ganzen  Reichtum  seiner  un- 
erschöpflichen Phantasie.  In  sie  versenkte  er  sich  bis  zum 
Aufgeben  der  Persönlichkeit.  Wenn  er  an  solchen  Blättern 
arbeitete,  dann  gab  es  für  ihn  keine  Gegenwart  mehr,  dann 
weilten  Herz  und  Phantasie  im  Reiche  der  Vergangenheit. 
Wenn  er,  wie  auf  unserer  Beilage,  Antwerpen  am  Schlüsse 
des  XVI.  Jahrhunderts  darstellte,  die  reiche  Handelsstadt 
mit  den  Wassrrmaucrn  und  Türmen  int  Vordergrund,  im 
Hintergrund  der  Giebel  des  Kathauses  hervorleuchtend 
und  die  Kathedrale  das  Filigrangewebe  ihres  Turmes  in  die 
Lüfte  reckend,  im  Hafen  eines  jener  glänzenden  reichen 
Kriegsschiffe,  die  der  Stolz  der  niederländischen  Sccherr- 
schaft  waren,  oder  wenn  er  in  der  anderen  Komposition 
der  Beilage  ein  mittelalterliches  Stadtbild  hervorzauberte, 
in  welchem  eine  Brücke,  wie  wir  sie  heule  zu  bauen  ver- 
lernt haben,  eine  Brücke  mit  machtvollem  Brückcnlurm 
Zugang  gibt  zu  einem  Bischofssitze  mit  Kathedrale,  über- 
ragt von  den  gewaltigen  Massen  einer  auf  steil  ansteigen- 
dem Berge  gelegenen  trotzigen  Festung,  so  bekundet  er  in 
diesen  Blattern  eine  so  sichere  Kormenbehcrrschung  und 
eine  so  praktische  Anschauungsweise,  daß  man  bewun- 
dernd vor  diesem  Reichtum  der  Gaben  verharren  muß. 

(Schlott  folgt.) 

So.  97. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2.  98.  BERLIN,  DEN  7.  DEZ.  1904 


Die  Entwicklung  des  modernen  Theaters. 

I.  Die  Entwicklung  des  modernen  Theaterbaues. 

(Vortrag  des  Hrn.  lieg  Bn-:.tr.  Carl  Munt/  in  Knln  a  Rh  auf  der 
XVI.  Wander-Veraaminlurjp,  des  Veibandea  deutacher  Archileklen- 
und  Ingenieur- Vereine  zu  DQsseldoif  1904.) 

Das  moderne  Thealer  1-1  ein  echtes  Kind  der  italie- 
nischen Spätrenaissance  und  hat  von  seinem  Urahn,  dem 
antiken  Theater,  wenig  mehr  als  seine  Zweckbestimmung 
ererbt  Sein  Entwicklungsgang  läßt  sich  in  3  Epochen 
einteilen.  Die  erste  Epoche  umfaßt  den  großen  Zeitraum 
von  seiner  Geburtsstunde  um  die  Wende  des  17.  Jahr- 
hunderts bis  in  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts.  Nicht 
willkürlich  habe  ich  eine  so  lange  Zeit  voraus  angenommen. 
Der  Theaterbau  verfiel,  nachdem  er  durch  italienische 
Architekten  schnell  in  ein  entwickeltes  System  gebracht 
war,  alsbald  dem  Zunftbetrieb  und  der  Erstarrung,  aus  der 
ihn  erst  gegen  Ausgang  der  Epoche  französische  Archi- 
tekten, daneben  einige  deutsche  Meister,  zu  neuem  Leben 
erweckten.  Die  folgende  2.  Entwicklungsperiode  von  1850 


|TB?Sic  Entwicklung  des  modernen  Theaters  in  seinem 
MWj  organischen  Gedanken  schien  lange  Zeit  einem  auf- 
fallenden  Stillstande  verfallen  zu  sein.  Die  Tat  von 
Bayreuth  blieb  ein  Vierteljahrhundcrt  lang  ein  vereinzelter 
Versuch  ohne  Nachfolge.  Alle  Fortschritte  hatten  lediglich 
Verbesserungen  in  Einzelheiten  des  französisch-italienischen 
kangtheaters  zum  Gegenstand.  An  eine  grundlegende 
Aenderung  des  Organismus  wagten  sich  nur  vereinzelte 
Versuche,  und  auch  diese  waren  zum  überwiegenden  Teile 
nur  theoretischer  Art.  Es  scheint,  als  ob  die  Gegenwart 
den  Stillstand  brechen  wollte,  denn  das  moderne  Theater 
und  seine  Gestaltung  finden  eine  erhöhte  Aufmerksamkeit 
und  werden  mit  freieren  Gedanken  betrachtet.  Eine 
interessante  Uebcrsichi  Ober  die  Entwicklung  gab  Hr, 
Reg.-Bmstr.  C.  Moritz  in  Köln  auf  der  XVL  Wander- 
Versammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und 
Ingenieur- Vereine  zu  Dasseldorf  1904.  Wir  veröffent- 
lichen den  Vortrag  unter  L  und  fügen  unter  IL  einige 
Versuche  zur  Wiederbelebung  der  antiken  Bahne  an. 


bis  iS8o  kann  al<  die  Glanzperiode  des  Theaterbaues 
gelten,  gekennzeichnet  durch  den  Namen  des  unsterb- 
lichen Semper.  Die  furchtbare  Ringtheatcr- Katastrophe 
1SS1  bildet  das  Fanal  zum  Eingang  in  die  letzte  Periode, 
die  noch  nicht  zum  Abschluß  gekommen  ist. 

Können  die  Schöpfungen  der  ersten  beiden  Perioden 
unter  dem  Namen  Hof-  und  Adcls-Theater  zusammenge- 
faßt werden  —  Adel  hier  im  weitesten  Sinne  als  Kenn- 
zeichnung der  obersten  Schichten  der  Gesellschaft  auf- 
gefaßt — ,  können  sie  auch  als  Prunktheater  bezeichnet 
werden,  so  entsteht  in  der  letzten  Periode  in  strengsach- 
licher Durcharbeitung  der  neue  Typus  eines  schlichtbür- 
gerlichen Theaters.  Daneben  entstehen  die  ersten  Ver- 
suche zur  Schaffung  eines  Volkstheaters,  charakteristischer 
Weise  unter  Zurückgreifen  auf  die  antiken  Grundgedanken 
des  Theaterbaues. 

Der  wesentliche  Unterschied  zwischen  dem  antiken 
und  dem  modernen  Theater  liegt  in  der  Gestaltung  des 
Bahnenbildes,  das  die  Form  der  Buhne,  aber  auch  in 
notwendiger  Folge  die  des  Zuschauerraumes  bedingt.  Wird 
bei  dem  modernen  Bühnenbild  die  Vortäuschung  einer 
Wirklichkeit  erstrebt,  so  kann  die  antike  Bohne  nur  eine 
Andeutung  der  darzustellenden  Oertlichkcitgegeben  haben. 
Das  moderne  Bühnenbild  erreicht  diese  Täuschung  nach 
dem  Prinzip  des  Guckkastens,  durch  eine  in  der  Tiefe 
entwickelte,  maßig  breite  Szene.  Im  vollen  Gegensatz 
hierzu  war  das  antike  Bühnenbild  in  großer  Breite  bei 
ganz  geringer  Tiefe  gestaltet  und  in  der  Hauptsache  auf 
einen  gemalten  Hintergrund  angewiesen,  dem  nur  einige 
Vordcrgrundstflcke  zur  Ergänzung  beigegeben  waren. 
Naturgemäß  war  hierbei  jede  perspektivische  Tftuschung 
ausgeschlosser,  die  Phantasie  der  Zuschauer  vielmehr  zu 
lebhafter  Mitbetäligung  aufgefordert.  Hierin  zeigen  sich 
das  ganze  Feingefühl  der  Griechen,  der  Takt  und  das 
weise  Maß,  das  dieses  Volk  in  seinem  Kunstschaffen  Ober 
alle  früheren  und  spateren  Kulturnationen  weit  empor- 
hebt Die  Griechen  waren  sich  bewußt,  daß  es  unmöglich 
ist,  neben  der  Wirkung  des  Dichterwortes,  dem  die  Musik 
an  passender  Stelle  eingefügt  war,  auch  dem  Zuschauer 
noch  für  ein  vollentwickeltes  Bühnenbild  die  erforderliche 
Aufnahmefähigkeit  zu  erhalten.  Sic  handelten  nach  dem 
gesunden  Prinzip,  daß  wie  in  einem  einzelnen  Kunstwerk 
ein  Hauptmoment  betont  werden  muß,  bei  dem  Zusam- 
menwirken verschiedener  Künste  eine  die  Führung  zu 
Obernehmen  habe.  Semper  spricht  in  diesem  Sinne  von 
einem  Auioritatsprinzip  in  der  Kunst. 

Es  ist  kaum  zu  begreifen,  daß  dieser  so  einfache  und 
selbstverständliche  Grundsatz  in  unserer  Bühnenkunst 
ganz  in  Vergessenheit  geraten  ist,  daß  ein  so  genialer 
Künstler  und  Bühnentechniker  wie  Rieh.  Wagner  sich  der 
Utopie  einer  Allkunst,  eines  Zusammenwirkens  aller  gleich 
bedeutungsvoll  behandelten  Künste  in  dem  Musikdrama 
hingeben  konnte. 

Ware  es  doch  möglich,  zu  der  klaren  Einfachheit  des 
antiken  Bühnenbildes  zurückzukehren!  Neben  seiner  un- 
vergleichlich künstlerischen  Schönheit  bot  das  antike  Büh- 
nenbild sehr  bedeutsame  praktische  Vorteile  für  die  Ge- 
staltung des  Zuschauerraumes  inbezug  auf  gutes  Sehen 
und  Hören.  Die  breite,  wenig  tiefe  Bühne  gestattet,  dem 
Zuschauerraum  die  naturgemäße  Form  eines  Halbkreises 
mit  einfachen,  hintereinander  ansteigenden  Sitzreihen  zu 
geben,  wobei  mehrere  Zehntausend  Zuschauer  das  Bühnen- 
bild völlig  Obersehen  können.  Die  schwierige  Frage  der 
Akustik  war  ebenfalls  in  bester  Weise  gelöst;  neuere  Auf- 
führungen in  dem  antiken  Theater  zu  Orange  hatten  das 
Ergebnis,  daß  klassische  Dramen  vorgetragen,  freilich  in 
der  den  französischen  Bühnenkünstlern  eigenen  klaren 
Sprechweise,  von  vielen  tausend  Zuhörern  genau  ver- 
standen wurden.  Was  das  sagen  will,  weiß  jeder,  der 
sich  mit  dem  Problem  der  Akustik  von  Theatern  und 
Konzerträumen  abgegeben  hat. 

Noch  ein  weiterer  Vorzug  ist  der  Grundform  des 
antiken  Theaters  wenigstens  im  Prinzip  eigen:  die  beste 
und  einfachste  Methode  der  Füllung  und  Entleerung  des 
Raumes  für  gewaltige  Zuschauermcneen.  Bei  der  ur- 
sprünglichen Anlage  der  griechischen  Theater,  bei  denen 
die  Sitze  der  Zuschauer  einem  natürlichen  Kugelausschnitt 
aufgelegt  waren,  kam  dieser  Umstand  nicht  zur  Geltung; 
vorzüglich  aber  bewahrte  er  sich  bei  den  späleren,  frei 
aufgebauten  Theatern.   Die  Verteilung  der  Zuschauer  auf 


radial  unterhalb  der  Silzreihen  angelegte  Treppen 
als  ideale  Lösung  bezeichnet  werden.  - 

Die  Wiege  des  modernen  Theaters  ist  in  dem  Italien 
der  Renaissance  zu  suchen.  Die  neuerstandenc  Kenntnis 
und  begeisterte  Verehrung  der  antiken  Literatur  führte 
bald  auch  dazu,  lateinische  Bühnenstücke  aufzuführen, 
und  in  kurzer  Folge  schlössen  sich  Versuche  an,  Neues 
im  Geiste  der  Alten  zu  schaffen.  Zunächst  blieb  es  eine 
Angelegenheit  der  höchsten  Kreise;  neben  einigen  Kardi- 

610 


nälen  war  der  Fürst  \-on  Ferrara  ein  begeisterter  Förde- 
rer der  neu  belebten  Kunst.  Bald  aber  geht  das  Interesse 
in  weitere  Kreise  über;  es  bilden  sieh  literarische  Gesell- 
schaften, sogen.  Akademien,  die  sich  die  Pflege  des  Schau- 
spieles angelegen  sein  ließen.  Kurze  Zeit  später  entstand 
die  Oper  und  blieb  lange  Zeit  im  Alleinbesitz  italienischer 
Künstler. 

Hand  in  Hand  mit  der  Entwicklung  der  dramatischen 
Literatur  ging  auch  die  Ausbildung  des  Theatergebäudes. 
Waren  es  anfangs  durchweg  provisorische  Holzbauten, 
wenn  auch  mit  großer  Pracht  ausgestattet,  so  folgten  gegen 
Ausgang  des  17.  Jahrhunderts  schon  einige  Massivbauten, 
von  denen  zwei  merkwürdige  Werke,  das  berühmte 
Thcatro  olympico  zu  Vicenza,  ein  Werk  von  Palladio,  und 
das  Teatro  Farnese  zu  Parma  auf  uns  gekommen  sind. 
In  kurzer  Folge  entstehen  dann  im  Laufe  der  nächsten 
joo  Jahre  eine  große  Anzahl  von  Theaterbauten  in  allen 
größeren  Städten  Italiens.  Gegen  Schluß  dieser  Epoche 
ist  im  wesentlichen  auch  der  noch  heute  bestehende  Typus 
des  Theaters  festgestellt,  wenigstens  soweit  es  sich  um 
die  Bühne  und  die  Gestalt  des  Zuschauerraumes  handelt 

Etwas  später  setzt,  natürlich  von  Italien  beeinflußt, 
eine  Parallelbewegung  in  Frankreich  ein,  dem  Deutschland 
nach  einiger  Zeit  folgt.  Selbständige,  von  dem  italienischen 
Schema  abweichende  Baugedanken  aber  zeitigen  in  Frank- 
reich und  Deutschland  erst  die  Spatzeit  des  ia  und  der 
Beginn  des  19.  Jahrhunderts. 

Das  Tealro  olvmpico  hält  sich  in  den  Grundzügen  der 
Anlage  noch  streng  an  die  antiken  Vorbilder;  der  wenig 
tiefen,  breiten  Bühne  ist  ein  Zuschauerraum  in  der  Form 
des  halben  Amphitheaters  vorgelegt,  aus  örtlichen  Gründen 
eine  breitgelegte  Halbellipse,  kein  Halbkreis.  Auf  der 
Bühne  aber  zeigt  sich  schon  eine  Neuerung,  in  der  die 
weitere  Entwicklung  des  modernen  Theaterbaues  vorge- 
deutet  ist  Es  sind  5  perspektivisch  sich  verjüngende 
Straßen,  die  in  5  Portale  der  Bühnenrückwand  einmünden. 
Hier  zeigt  sich  der  erste  Versuch,  das  Bühnenbild  per- 
spektivisch zu  vertiefen.  Im  Teatro  Farnese,  30  Jahre 
später,  finden  wir  schon  den  völligen  Bruch  mit  der 
antiken  Szene;  wir  sehen  eine  stark  in  der  Tiefe  ent- 
wickelte Bühne  mit  schmaler  Bühnenöffnung;  statt  des 
Vorhanges  diente  eine  als  zinnengekröntc  Mauer  behan- 
delte, bewegliche  Bretterwand. 

Wenn  ich  mir  die  Frage  vorlege,  welche  Ursachen 
für  diesen  Bruch  mit  der  antiken  Ueberliefcrung  bestim- 
mend waren,  so  ist  die  Antwort  darauf  unschwer  zu  geben. 
Die  Spätrenaissance  schwelgte  auf  allen  Kunstgebiclcn  in 
perspektivischen  Wirkungen.  Malereien  mit  den  kühnsten 
perspektivischen  Architekturen  bedecken  die  Gewölbe  der 
Kirchen,  bewunderungswert  in  dem  sich  an  ihnen  offen- 
barenden technischen  Können,  freilich  über  die  Grenzen  der 
Malerei  bedenklich  hinausführend.  Perspektivische  Wir- 
kungen in  den  Architekturen  werden  in  genialster  Weise 
benutzt,  um  freilich  auch  bald  in  Spielerei  auszuarten. 
Großer  Beliebtheit  erfreuen  sich  architektonisch  gemalte 
Perspektiven,  die  bei  hohen  kirchlichen  Festen  den  Haupt- 
altar umgeben,  von  denen  uns  interessante  Beispiele  in 
dem  bekannten  Sammelwerke  von  Giuseppe  Galli  Bibicna 
überliefert  sind.  Aehnlich  denke  ich  mir  die  Triumph- 
bogen und  den  Straßenschmuck  bei  weltlichen  Festen. 
Die  Uebertragung  dieser  Dekoration  auf  die  Bühne  lag 
sehr  nahe.  Dazu  kommt,  daß  die  Vorliebe  für  pomphafte 
Massenaufzüge  sich  schon  in  die  früheren  Kirchlichen 
Festspiele  eingeschlichen  hatte  und  von  dort  auf  die  Bühne 
alsbald  übertragen  wurde.  Es  wurde  üblich,  zwischen  die 
einzelnen  Akte  der  antiken  Komödie  allegorische  Fest- 
spiele einzufügen,  die  nach  uns  überkommenen  Berichten 
mit  großen  Masscnaufzügcn  und  unglaublichen  szenischen 
Effekten,  Verwandlungen,  Herabschweben  und  Verschwin- 
den von  Figuren  usw.  ausgestaltet  waren:  die  Vorläufer 
des  alsbald  mit  dem  Musikdrama  auftretenden  Ballets. 
Leicht  möglich,  daß  für  die  große  Masse  der  zuschauen- 
den Gesellschaft  diese  Zwischenspiele  den  eigentlichen 
Genuß  der  Aufführung  ausmachten.  Für  diese  Massen- 
aufzüge mußte  auch  ein  größerer  Raum  geschaffen  wer- 
den, als  die  antike  Bühne  ihn  hergab. 

Schon  in  den  ersten  Anfängen  der  neuen,  für  die 
weitere  Entwicklung  des  Theaterbaucs  grundlegenden,  ich 
sage  gradeaus  verhängnisvollen  Bühneneinrichtung  war 
eine  entwickelte  Unter-  und  Obcrmaschincric  vorhanden. 
Sehr  schnell  entwickelten  sich  die  Einzelheiten  des  szeni- 
schen Apparates,  die  in  der  Hauptsache  auch  unser  Bühnen- 
bild bestimmen.  Ganz  kurz  gekennzeichnet  als  eine  Reihe 
hintereinander  stehender  perspektivischer,  sich  gegen- 
seitig gegen  den  Einblick  der  Zuschauer  deckender  Rah- 
men, bestehend  aus  vertikalen  Teilen  (den  Kulissen)  und 
horizontalen  Stücken  (den  Soffitten),  als  Abschluß  eine 
Hintergrundleinwand.  Prospekt  genannt 

Ich  nannte  diesen  Uebergang  zu  dem  modernen,  tiefen 


No.  oÄ 

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Bahnenbilde  einen  verhängnisvollen  Schritt  Ist  er  zu- 
nächst einem  unkünstlerischen  Bedürfnis  nach  pomphafter 
Entfaltung  des  Buhnenbildes  entsprungen,  so  hat  er  für 
die  ganze  spätere  Bühnenentwicldung  und  im  Gefolge  da- 
mit auch  für  die  Bühnenwerke  die  große  Gefahr  geschaffen, 
daß  dem  Acußerliehen  auf  Kosten  der  Wirkung  des  Dramas 
ein  zu  großer  Kaum  eingeräumt  wurde. 

Es  ist  gut,  sich  klar  zu  halten,  daß  der  moderne 
Theaterbau  mit  seiner  Bahneneinrichtung  die  Frucht  einer 
Spatkultur  ist;  es  ist  nicht  mehr  die  Feinfühligkeit  des 
Cinquecento,  die  ihm  den  Stempel  aufdrückte,  sondern 
das  schon  etwas  verrohende  und  in  Manier  verflachende 
Kunstleben  einer  Nachperiode.  Seine  weitere  Entwicklung 
in  den  nächsten  150  Jahren  liegt  in  der  Hand  von  Zunft- 
kunstlern,  denen  man  wohl  glänzende  Mache  und  Gcwand- 
heit,  aber  nicht  tieferes  kunststreben  nachsagen  kann. 
Die  Kunst  des  Barock  und  des  Rokoko  ist  niemals  wahre 
Volkskunst  gewesen,  sondern  diente  in  erster  Linie  der 
Verherrlichung  des  damaligen  Hoflcbcns  und  tragt  alle 
Züge  desselben  auch  in  seinem  Gesicht,  Prunk,  Eleganz, 
äußerer  Schein  bei  hohlem  Kern;  im  günstigsten  Falle 
formale  Gcwandhcit  bis  zur  Virtuosität 

Dieser  Grundzug  zieht  sich  durch  die  ganze  erste 
Periode  des  Theaterbaues,  die  daher  auch  keineswegs  an 
wirklichen  Schopfungstaten  reich  ist  Ihre  ganze  Wirk- 
samkeit erschöpft  sich  im  wesentlichen  in  der  Ausbildung 
des  Zuschauerraumes;  sie  stellt  freilich  auch  hierbei  meist 
nur  die  Probleme,  ohne  sie  auch  zu  lösen.  Immerhin  ist 
es  von  Wert  diesen  ersten  Werdegang  des  Zuschauerrau- 
mes mit  prüfendem  Auge  zu  verfolgen. 

Die  neue  Bühnenform  hatte  alsbald  die  einschneidensten 
Wirkungen  auf  die  Größe  und  Gestalt  des  Zuschauerraumes: 

1.  Die  neue  Bühne  erwies  sich  zunächst  als  sehr  un- 
günstig für  die  Akustik.  Die  straff  gespannte  Hintergrund- 
(einwand  könnte  noch  einigermaßen  als  Resonanzboden 
wirken,  wenn  sie  nicht  zu  weit  hinter  dem  Sprecher  oder 
Sänger  hinge.  Die  aufgehäuften,  lose  hängenden  Lein- 
wandmassen der  Soffitten  und  Kulissen  müssen  aber  als 
geradezu  tonmörderisch  bezeichnet  werden.  Die  Klagen 
Ober  mangelnde  Akustik  begleiten  dementsprechend  »tändig 
die  größeren  Theaterbauten.  Es  stellte  sich  bald  heraus, 
daß  I  läuser  mit  einem  Fassungsvermögen  von  über  2500 
Menschen  kaum  eine  einwandfreie  Akustik  gewährten. 
Alle  möglichen  Versuche  mit  der  Form  des  Zuschauer- 
raumes tauchten  auf,  erwiesen  sich  aber  bis  auf  wenige 
praktische  Erfahrungssäue  als  Charlatanerien.  Eins  aber 
steht  fest,  daß  es  noch  nicht  wieder  gelungen  ist,  Häuser 
von  dem  Fassungsvermögen  der  antiken  Theater  zu  schaffen. 

2.  Auf  die  Form  des  Zuschauerraumes  wirkte  jedoch 
noch  mehr  die  Rücksicht  auf  möglichst  gutes  Sehen  des 
Bühnenbildes.  Entspricht  der  antiken  Szene  die  einfache 
und  naturgemäße  Halbkreis- Anordnung  des  Zuschauer- 
raumes, so  zwang  das  neue  Bühnenbild,  das  eigentlich 
nur  in  der  Mittelachse  des  Raumes  gut  zu  genießen  ist,  die 
Zuschaucrmassen  in  der  Mittelachse  zusammenzudrängen, 
ähnlich  einem  Bienenschwarm.  So  entstand  zunächst  eine 
Verlängerung  des  Halbkreises  und  da  auch  auf  diese  Weise, 
nahe  der  Mittellinie,  doch  noch  zu  wenig  Zuschauer  unter- 
gebracht werden  konnten,  griff  man  zu  übereinander  ge- 
bauten Galerien,  die  nun  wiederum  den  Nachteil  mit  sich 
brachten,  daß  für  die  höheren  Plätze  eine  unerwünscht 
große  Aufsicht  auf  die  Bühne  entstand.  Am  Ausgang  die- 
ser ersten  Epoche  des  Theaterbaues  haben  wir  beinahe  alle 
Formen  des  Zuschauerraumes,  die  wir  noch  heule  anwen- 
den, mit  Ausnahme  des  Raumes  des  Wagncr-Thcatcrs. 

In  der  Art,  wie  die  Ränge  eingeteilt  sind,  haben  sich 
bis  dahin  zwei  Haupttypen  herausgebildet,  entsprechend 
der  nationalen  Verschiedenheit  der  sozialen  Bedürfnisse 
des  Theaterpublikums:  1.  der  italienische,  2.  der  franzö- 
sisch-deutsche Typus. 

Die  Italiener  teilen  die  Ränge  durch  Scheidewände  in 
kleine  Logen  (für  durchschnittlich  4  Personen),  von  denen 
5—6  und  mehr  senkrecht  über  einander  aufgebaut  werden. 
Ein  bequemes  Sehen  ist  natürlich  nur  für  die  vom  an 
der  Brüstung  Sitzenden  möglich.  Die  Franzosen  behalten 
die  Logenteilung  wenigstens  für  die  unteren  Ränge  bei, 
nehmen  aber  nur  halbhohe  Scheidewände,  die  Ränge  ra- 
gen dementsprechend  in  der  Regel  als  Balkone  frei  von 
den  Wänden  aus  vor. 

Die  höheren  Ränge  enthalten  meist  durchgehende  Sitz- 
reihen, der  oberste  erweitert  sich  oft  über  die  Umfassungs- 
wände des  Raumes  hinaus,  die  durch  Säulenstellungen 
oder  Arkaden  durchbrochen  werden.  In  dem  einzigen 
großen  deutschen  Theater  dieser  Frühperiode,  dem  Ber- 
liner Opernhaus,  bringt  Langhans  der  Aeltere  eine  große, 
praktische  und  ästhetische  Verbesserung  des  französischen 
Systems,  indem  er  die  Ränge  gegeneinander  zurücksetzt 
(lim  etwa  eine  Sitzreihe).  Auch  in  der  Form  der  Rang- 
brüstungen,  die  für  das  Aussehen  des  Raumes  von  größerer 

7.  Dezember  1904. 


Bedeutung  ist,  als  seine  eigene  Umrisslinie,  sind  in  dieser 
Frühperiode  schon  alle  Formen  entstanden,  die  wir  heute 
noch  gebrauchen.  — 

Ich  habe  bisher  ausschließlich  von  der  Bühne  und 
dem  Zuschauerraum  gesprochen.  Ein  Blick  auf  den  Grund- 
riß eines  neueren  Theaters  zeigt  eine  Fülle  von  Räumen, 
die  sich  um  die  beiden  Kernräumc  legen,  und  sie  an 
Grundfläche  um  ein  Vielfaches  übertreffen.  Bei  den  Thea- 
tern dieser  Frühepoche  aber  ist  wenig  außer  den  beiden 
Haupträumen  vorhanden ;  Nebenräume  der  Bühne  in  knapp- 
stem Umfange,  ein  Foyer  selten  und  dann  nur  klein,  die 
Korridore  in  fürchterlicher  Enge  ohne  Raum  für  die  Kleider- 
ablagen; die  Treppen  gering  an  Zahl  in  irgend  welche 
Ecke  gezwängt,  so  gut  oder  so  schlecht  es  gerade  ging. 
Erst  gegen  Ende  der  Epoche  brachten  einige  französische 
Architekten,  vor  allem  Louis  und  Debret,  etwas  aus- 
giebigere Treppenanlagen. 

In  der  Außenerscheinung  ist  noch  keine  charakte- 
ristische Form  gefunden,  wie  sie  die  Römer  schon  be- 
saßen; ich  erinnere  nur  an  das  Marcellus -Theater.  Als 
einzige  Ausnahme  ist  das  Stadtiheatcr  von  Mainz  auf  uns 
gekommen,  bei  dem  Möller  die  charakteristische  Halb- 
kreisform des  Zuschauerraumes  auch  in  der  Fassade 
durchgeführt  hat  Alle  übrigen  Theater  dieser  Epoche 
sind  nach  außen  als  Palastbauten  behandelt,  ohne  daß 
ihre  Bestimmung  klar  zum  Ausdruck  kommt;  das  gilt  in 
diesem  Sinne  auch  für  das  Berliner  Schauspielhaus. 

Anders  steht  es  um  die  Ausbildung  des  Zuschauerraumes. 
Zwei  unvergleichliche,  ungemein  reizvolle  Beispiele  des 
italienischen  Logentypus  besitzen  wir  in  dem  Residenz- 
Thealer  zu  München  und  dem  allen  Theater  zu  Bayreuth, 
wahre  Schmuckkästchen,  von  großer  Feinheit  der  Einzcl- 
durchbildung,  freilich  ohne  organische  Aufbaugedanken. 

Bei  dem  französisch-deutschen  Typus  boten  die  über- 
einander getürmten,  frei  vor  die  Wände  gelegten  Balkone 
große  Schwierigkeiten  für  die  Erziclung  einer  besseren 
Raumwirkung.  Langhans  begnügt  sich  in  dem  mit  Recht 
berühmten  Inneren  seiner  Berliner  Oper  damit,  eine  drei- 
achsige, reiche  Proszeniums- Architektur  auszubilden,  im 
übrigen  aber  die  Balkone  zu  zeigen,  wie  sie  sind,  mit 
leichten  Konsolen  abgestützt,  wobei  ihm  die  Forderung 
einer  großen,  mittleren  Hoflogc  allerdings  den  Vorteil  in 
die  Hand  gab,  die  langen  Horizontalen  in  der  Milte, noch 
einmal  zu  unterbrechen. 

Bei  den  Franzosen  tauchen  gegen  Ausgang  der  Epoche 
verschiedene  Versuche  auf,  die  etwas  nüchtern  und  un- 
sicher wirkenden  Balkone  AsihctUch  zusammen  zu  fassen. 
In  geistreicher  Weise  sucht  diese  Frage  der  Architekt 
Louis  bei  seinem  Thealer  in  Bordeaux  zu  lösen,  indem 
er  vor  die  Rangbiüsiungen  große  Säulen  setzt,  von  denen 
4  in  den  Ecken  des  Raumes  mittels  Korbbogen  die  Decke 
tragen.  Eine  Weiterentwicklung  gibt  Bernard  diesem  Ge- 
danken in  seinem  Theater  zu  Marseille,  indem  er  die 
Säulen  paarweise  gruppiert  und  durch  4  große  und  4  kleine 
Bogen  verbindet,  als  Stütze  der  Decke.  Derselbe  Gedanke 
wird  in  reichster  Form  wiederholt  in  dem  Theater  „des 
arts"  zu  Paris,  der  allen  Oper  in  der  Rue  Lepelletier,  von 
wo  aus  ihn  Garnier  in  seine  neue  Oper  überträgt.  Diese 
Anordnung  hat  etwas  Gesundes,  bedarf  aber  sehr  vor- 
sichtiger Abwägung  der  Massen,  um  die  Raumwirkung 
nichl  zu  verderben,  und  ist  auch  schwer  so  durchzuführen, 
daß  die  Schrnöghchkcit  nicht  beeinträchtigt  wird.  In  dem 
kleinen  Werkchen  von  Donnet  &  Orgiazzi  über  ältere 
Pariser  Thealer  sind  noch  eine  ganze  Fülle  origineller 
Ideen  enthalten,  die  wohl  der  Beachtung  wert  sind. 

Mit  der  zweiten  Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts 
beginnt  die  Glanzepoche  des  Theaterbaues;  in  den 
kurzen  Zeitraum  von  1860—80  fallen  die  Neubauten  der 
großen  Oper  zu  Paris,  der  Hofiheatcr  zu  Wien  und  Dresden 
und  der  Stadttheater  zu  Frankfurt  und  Leipzig.  Deutsch- 
land-Oesterreich Obernimmt  die  Führung  auf  dem  Gebiete 
des  Thealerbaues,  vor  allem  durch  das  geniale  Wirken  Gott- 
fried Sempers.  Der  von  Semper  geschaffene  Typus  des 
Theaters  besteht  in  der  klassischen  Form  der  Außenarchi- 
tektur, dem  vollkommenen  Zusammenstimmen  der  äußeren 
Erscheinung  mit  dem  inneren  Kern,  in  dem  klaren  Hervor- 
heben und  gegenseitigen  Absetzen  der  Haupiräume.  Wenn 
das  alte  Dresdner  Hoftheatcr  nicht  als  das  schönste  aller 
Theatcrgcbäudc  anerkannt  werden  sollte  —  ich  für  meinen 
Teil  kenne  kein  schöneres  -  so  wird  ihm  doch  ohne  Ein- 
schränkung der  Ruhm  zuerkannt  werden  müssen,  das 
charakteristischste  Theater  zu  sein,  das  ersie  und  noch 
nichl  Obcrtroffene  Theatcrgcbäudc,  das  restlos  den  Zweck 
und  die  Bedeutung  des  Hauses  nach  außen  kennzeichnet. 

Aber  abgesehen  von  ihrer  äsietischcn  Bedeutung  bietet 
die  von  Semper  folgerichtig  durchgeführte  Bogcnform  des 
Zuschauerhauses  auch  große  Vorteile  für  eine  richtige 
Führung  des  eintretenden  Menschenstromes,  der,  in  der 
Mille  einströmend,  der  Bogenform  des  Auditonunis  folgt, 

6n 


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gewissermaßen  wie  um  einen  Slrompfeiler  herumfließend, 
und  sich  naturgemäß  nach  beiden  Seilen  verteilt  Bei  einer 
rechtwinkligen  Umbiegung  des  den  Zuschauerraum  umge- 
benden Korridorringes  ist  niemals  eine  so  klare  und  Ober- 
sichtliche  Verkchrsfflhrung  möglich. 

In  der  Ausbildung  des  Zu- 
schauerraumes selbst  bringt 
Semper  bei  seinen  Hoftheatern 
nichts  wesentlich  Neues,  nur 
das  alte  in  geschmackvollster 
Durchbildung.  In  seinem  Ent- 
wurf fQr  das  Munrhcner  Wag- 
ner- Festspielhaus  aber  hat  er 
einen  durchaus  neuen  Typ  ge- 
schaffen, der  in  letzter  Zeit 
wiederum  die  Theaterkreise 
lebhaft  beschäftigt.  Es  bleibt 
tief  zu  bedauern,  daß  es  Sem- 
per nicht  vergönnt  war,  seinen 
grandiosen  Plan  in  die  Wirk- 
lichkeit zu  abersetzen.  Das 
Festspielhaus  in  Bayreuth  tragt 
zu  sehr  den  Stempel  des  Pro- 
visoriums und  bedeutet  in  der 
Gestalt  des  Zuschauerraumes 
eine  ästhetische  l  'nmöglichkeit 
Verwandtschaft  mit  den  Sem- 
pertheatern  zeigt  da-  Leipziger 
Stadttheater  von  Langhans. 
Leider  ist  der  gute  Grundriß- 
gedanke  beim  Aufbau  nicht 
klar  durchgeführt.  Von  den  an- 
deren großen  Bauten  dieser 
Epoche  nenne  ich  die  Pariser 
große  Oper  unmittelbar  nach 
Sempers  Werken,  obwohl  der 
künstlerische  Abstand  sehrgroß 
ist  Aber  sie  zeigt  wenigsten1« 
gleichfalls  das  gesunde  Prinzip, 
die  Hauptraume  nach  außen 
zurGeltungzu  bringen.  Vestibül 
und  Treppenanlage,  insbeson- 
dere die  Trennung  der  zu  Fuß 
oder  zu  Wagen  Ankommenden 
sind  bei  diesem  Gebäude  sehr 
scharfsinnigdurchdacht  Nurjst 
ein  etwas  weiter  Weg  vom  Wa- 
gen bis  zum  Sitzplatz  zurückzu- 
legen. Es  ist  dann  auch  ein  etwas 
zu  großer  Aufwand  an  Kaum 
in  der  Längsachse  vor  dem  Zu- 
schauerraum entwickelt,  wo- 
durch für  die  Außenerschei- 
nung der  Lebelstand  eintritt, 
daß  die  Aufbauten  über  dem 
Zuschauerraum  und  der  Bühne 
nur  fürcinen  entfernten  Stand- 
punkt zur  Geltung  kommen. 

In  der  Grundanlage  ent- 
sprechen der  Pariser  Oper  das 
Opernhaus  zu  Frankfurt  I  M. 
und  die  Hofoper  zu  Wien.  Das 
erstere  in  derVcrkehrsführung 
und  Sicherung  des  Publikums 
noch  keineswegs  einwandfrei, 
zeigt  aber  zum  ersten  Male  in 
einer  klaren  Anordnung  bei- 
derseits symmetrisch  gelegene 
getrennte"  Treppen  für  jeden 
Rang  mit  unmittelbaren  Aus- 
gangen ins  Freie.  In  ihrrm 
Aufbau  bedeuten  beide  Bau- 
ten gegen  die  Pariser  Oper  und 
die  ScmperschenThrater  einen 
Rückschritt,  da  Bühne  und  Zu- 
schauerhaus nicht  getrennt  in 
die  Erscheinung  treten. 

Bei  all  diesen  Bauten  ist 
die  Frage  der  Sicherheit  des 
Publikumsgefordert,  aber  noch 
nicht  gelöst.  Es  bedurfte  erst 
des  Kingtheater- Brandes,  um 
auf  diesem  Gebiete  Wandel 
zu  schallen.  Mit  Kecht  datiert 

Seeling  von  diesem  Ereignis  an  eine  neue  Epoche  des 
Theaterbaues. 

In  die  Gestaltung  der  Bühne  und  ihrer  Nebenräume 
bringt  diese  Periode  Klarheit  und  Ordnung.  Mustergültig 
ist  die  Wiener  Hofoper,  wahrend  die  Pariser  Oper  an  einem 

612 


gewissen  l'eberschwang  leidet,  in  Frankfurt  dagegen  ein 
viel  zu  kleiner  Bruchteil  der  aufgewendeten  enormen  Ge- 
samtkosten für  die  Bühne  und  ihre  Nebenraume  übrig 
geblieben  Ist  Im  übrigen  leidet  die  Bahneneinrichtung 
wie  bei  den  Trcppcnanlagen  selbst  noch  unter  der  ganzen 


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Sorglosigkeit  <!  iode  und  arbeitet  noch  in  großem 

Umfange  mit  Holz.  Auch  auf  diesem  Gebiete  bringt  erst 
die  Kingtheater- Katastrophe  mit  ihren  furchtbaren  Folgen 

die  notwendige  Umkehr.  — 

1  FortseUiuif  to\gt) 

No  98 


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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Arch.-  und  Ing.-Vereln  zu  Magdeburg.  Sitzung  am 
13.  Okt  1904.  Nach  Begrüßung  der  Anwesenden  in  der  ersten 
Siuung  des  Winterhalbjahres  durch  den  Vorsitzenden  Hrn. 
Winckler  und  Erledigung  der  zahlreichen  Eingänge,  be- 
richtet Hr.  Berner  aber  die  Verhandlungen  auf  der  XXXIII. 
Abgeordneten-Versammlung  in  Düsseldorf,  .sowie  über  den 
Verlauf  der  sich  anschließenden  Wandcrvcrsammlung  deut- 
scher Arch.-  und  Ing- Vereine  und  schildert  die  von  ihm 
mitgemachten  Ausflüge  nach  der  Talsperre  bei  Remscheid, 
Schloß  Burg,  Müngstener  Brücke,  dem  altertümlichen 
Städtchen  Zons,  nach  dem  Kloster  Heisterbach  und  dem 
Sicbcngebirge,  sowie  nach  den  Krupp'schen  Werken  und 
Anstalten  in  Essen.  Hr.  Micrau  bemängelt  die  Ungenauig- 
keit  der  .Rangliste  der  Baubeamten*  und  regt  an,  daß  sei- 
tens der  Vereine  durch  Uebersendung  der  Mitgliedcrver- 
zeichnissc  an  die  Verlagsstelle,  sowie  durch  Beantwortung 
der  von  dieser  Stelle  ergehenden  Anfragen  auf  möglichste 
Richtigstellung  der  Rangliste  hingearbeitet  werden  möge. 

Sitzung  am  26.  Okt.  Der  Vorsitzende  stellt  nach 
Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten  den  Antrag,  daß 
der  Verein  Mitglied  der  „Vereinigung  zur  Erhaltung  deut- 
scher Burgen"  werde;  derselbe  findet  allgemeine  Zustim- 
mung. I>ic  Zeitschrift  dieser  Vereinigung  „Der  Burgwart" 
soll  den  übrigen  einlaufenden  Zeitschriftenbeigefügt  werden. 
Nach  Uebergang  des  Vorsitzes  an  Hrn.  Harms  hält  Hr. 
Winckler  seinen  Vortrag  über  „Die  Stecklenburg 
bei  Thale".  Anlaßlich  seines  vor  2  Jahren  gehaltenen 
Vortrages  über  deutsche  Burgen  im  allgemeinen  ist  der 
Vortragende  seitens  der  Zeitschrift  »Der  Burgwart"  er- 
sucht worden,  einen  Aufsat/  über  die  Stecklenburg  bei 
Thale  zu  bringen.  Die  Ergebnisse  seiner  Nachforschungen 
und  Aufnahmen  mochte  er  den  Mitgliedern  des  Vereins 
mitteilen,  um  die  Aufmerksamkeit  der  nächsten  Fachec- 
nossenkreise  darauf  zu  lenken.  Nach  Bekanntgabe  vieler 
urkundlicher  Erwähnungen  der  Burg  und  ihrer  Schicksale 
im  I.aufe  der  Jahrhunderte  beschreibt  er  ihre  ortliche 
I^agc  und  Gestaltung  auf  einem  niedrigen  Ausläufer  des 
Kammelsbergcs  und  schildert  den  jetzigen  Zustand.  Er 
entwickelt  sodann  seine  Ideen  für  eine  teilweise  Frei- 
Icgung  der  Trümmer  und  die  Wiederherstellung  des  Berg- 
friedes, sowie  die  Nutzbarmachung  desselben  als  Aussichts- 
turm. Hoffentlich  werde  es  gelingen,  den  Harzklub  zur 
Gewährung  von  Geldmitteln  zur  Freilegung  und  Herstellung 
genauer  Aufnahmen  zu  gewinnen,  da  wohl  kaum  anzu- 
nehmen sei,  daß  staatlicherseits  hierfür  Mittel  flüssig  ge- 
macht werden  würden.  Auch  durch  die  Herstellung  und 
den  Vertrieb  einer  kleinen  Broschüre  gedenkt  er  das  In- 


teresse des  den  Harz  besuchenden  Publikums  den  Burg- 
resten zuzuwenden. 

Reicher  Beifall  lohnte  den  Vortragenden  für  seine  an- 
regenden Ausführungen,  welche  durch  Lagepläne,  Auf- 
nanmeskizzen  und  einen  Wiederherstellungs-Versuch  des 
Bergfriedes  erläutert  wurden.  — 

Sitzung  am  9.  Nov.  Hr.  Harms  eröffnet  die  Sitzung 
und  berichtet  nach  Bekanntgabe  geschäftlicher  Mitteilungen 
über  die  Tätigkeit  des  Ausschusses  zur  Behandlung  der 
Kleinwohnungsfrage.  Er  beklagt  lebhaft,  daß  auf  eine  an 
Behörden  und  Baugesellschaften  ergangene  Anfrage,  welche 
baupolizeilichen  Bestimmungen  als  besonders  hindernd  für 
den  Bau  von  Kleinwohnungen  empfunden  worden  sind, 
nur  wenig  Antworten  eingegangen  seien,  so  daß  eine  ein- 
gehende Bearbeitung  dieser  Frage  nicht  erfolgen  könne. 
Der  Ausschuß  werde  jedoch  dieser  Frage  weiter  seine 
Aufmerksamkeit  zuwenden. 

Hr.  Prieß  gibt  dann  einen  Fortsetzungsbericht  über 
seine  Reise  nach  Spanien.  Während  er  in  einem  frühe- 
ren Vortrage  die  Reise  zum  internationalen  Architekten- 
Kongreß  in  Madrid  sowie  den  Aufenthalt  daselbst  geschil- 
dert hatte,  berichtet  er  nunmehr  Ober  den  Besuch  der 
Städte  Granada,  Cordova  und  Sevilla  und  erläutert  an  der 
Hand  eines  reichen  Materials  von  AnsichLs- Postkarten  und 
Photographien  die  architektonischen  Sehenswürdigkeiten 
und  sonstigen  Merkmale  dieser  Städte.  Die  Anwesenden 
folgten  den  anregenden  Ausführungen  mit  lebhaftem  In- 
teresse und  spendeten  am  Schlüsse  dem  Vortragenden 
reichen  Beifall.  -  B. 

Vereinigung  Berliner  Architekten.  In  der  geselligen  Zu- 
sammenkunft vom  1.  Dez.  unter  Vorsitz  des  Hrn.  Reimer 
sprach  Hr.  Fritz  Wol  ff  Ober  „Höhle,  Haus  und  Tempel ". 
In  einem  übersichtlichen  Abriß  gab  der  Vortragende  die 
Entwicklung  des  Raumes  in  seiner  Eigenschaft  als  Wohn- 
raum des  Menschen  von  dem  ältesten  Wohnraum  der  Stein- 
zeit bis  zu  der  höchst  entwickelten  Form,  in  welcher  der 
Raum  zur  Behausung  des  Götterbildes  wird.  An  die  mit 
Beifall  aufgenommenen  Ausführungen  schlössen  die  Hrn. 
Boethke,  Dinklage,  Scheurembrandt  und  Stiehl 
ergänzende  Schilderungen  an. 

Darauf  regte  der  \  orsitzendc  eine  Besprechung  über 
die  Unfallversicherung  der  Bureau- Angestellten 
an,  die  zu  einem  bemerkenswerten  Austausch  von  Er- 
fahrungen auf  diesem  Gebiete  führte,  an  dem  sich  die  Hrn. 
Becker,  Bislich,  Boethke,  Hehl,  Körte,  Richter 
und  Well  mann  beteiligten. 

Im  Saale  waren  durch  den  Verlag  E.  Wasmuth  einige 
neue  literarische  Erscheinungen  ausgestellt.  — 


Die  Kunst  der  Städte. 

(Schluß.)   Hitnu  d>c  AMwldunp-n  auf  Srlir  009  um]  6i> 

Ein  englischer  Städtekünstler. 
tir  haben  in  der  Bildbeilage  zu  No.  97  nach  dem 
„Buildcr",  in  welchem  Brcwer,  wie  wir  erwähnten, 
soweit  architektonische  Zeitschriften  inbetracht  kom- 
men, seine  Werke  ausschließlich  veröffentlichte,  zwei  Kom- 
positionen des  Künstlers  wiedergegeben,  die  mehr  oder 
weniger  freie  Phantasie  sind.  Sic  klingen  zumteil  an  Vor- 
handenes und  Bekanntes  an,  sind  aber  als  Gesamtbild 
freie  Schöpfungen.  In  ihnen  offenbart  sich  so  recht  die 
ganze  Eigenart  unseres  Künstlers.  Neben  Darstellungen 
dieser  Art,  die  gewissermaßen  als  Gipfelpunkt  seiner  künst- 
lerischen Tätigkeit  anzusehen  sind,  gehen  die  Wieder- 
gaben alter  Städtcbilder  einher.  Auch  sie  sind  zu  einem 
großen  Teile  freie  Phantasiearbeit  insofern,  als  sie  oft 
und  bisweilen  in  wichtigen  Teilen  nicht  auf  beglaubigte 
Anhaltspunkte  sich  stützen  konnten,  sondern  Versuche 
des  Künstlers  darstellen,  aus  dem  Geiste  der  Zeit  heraus 
zu  schaffen.  Aber  auch  wo  das  nicht  geschah,  wo  aus- 
reichende Anhaltspunkte  vorhanden  waren,  tritt  das  künst- 
lerische Element  ihres  Urhebers  insofern  in  die  Erschei- 
nung, als  er  um  die  Dinge  den  Zauber  der  von  ihm  em- 
pfundenen und  von  den  meisten  Beschauern  nachempfun- 
denen Romantik  webt  Man  wäre  deshalb  auch  diesen  Dar- 
stellungen gegenüber  ungerecht,  wenn  man  von  ihnen 
archäologische  Treue  und  dokumentarische  Zuverlässigkeit 
verlangte.  Sie  sind  freie  Kunstschöpfungen  und  können  in- 
folge dessen  die  freiere  Beurteilung  für  sich  in  Anspruch 
nehmen,  die  dem  Kunstwerke  im  allgemeinen  gewährt  ist. 
Das  Beispiel  aus  Paris,  welches  wir  S.  601  wiedergaben, 
zeigt  den  jetzt  zerstörten  „Tcmplc"  aus  der  Zeit  um  etwa 
1800.  Die  Revolution  und  die  Großstadt  mit  den  unkünst- 
lerischen  Tendenzen  ihres  Verkehres  sind  auch  über  diese 
einst  so  malerische  und  romantische  Stelle  hinweggegan- 
gen. Wo  im  Mittelalter  das  feste  Schloß  der  Tempel- 
herren stand,  vor  dem  der  Großmeister  des  Tcmplcrordcns, 
Jakob  Molav  mit  seinen  Gefährten  verbrannt  wurden,  da 
steht  heute'  eine  Markthalle    Der  'Turm  des  Tcmplcr- 

614 


Schlosses,  welcher  in  den  Jahren  1793—93  Ludwig  XVI. 
bis  zu  seiner  am  31.  Januar  1793  erfolgten  Hinrichtung 
einschloß  und  auch  später  der  Königin  Marie  Antoinctte 
sowie  dem  Dauphin  eine  traurige  Wohnung  war,  er  fiel 
181 1  und  die  übrigen  Gebäude  der  so  malerischen  Anlage 
folgten  1B54.  Eine  öde  Markthalle  ist  der  spärliche  Ersaiz 
für  diesen  anziehenden  Teil  des  alten  Paris.  Wo  vom 
13.  bis  16.  Jahrhundert  das  lebhafte  Getriebe  eines  mittel- 
alterlichen Handelsplatzes  und  Trödelmarktes  herrschte, 
da  wird  heute  unter  dem  strengen  Auge  der  öffentlichen 
Ordnung  moderner  Markt  abgehalten.  Die  Kunst  aber  hat 
bei  diesem  —  man  muß  gerecht  sein,  natürlichen  Umwand- 
lungsprozeß —  eine  schwere  Einbuße  erlitten. 

Nicht  viel  anders  ist  es  in  London.  Wer  das  heutige 
London  kennt  und  die  Stelle  sucht,  die  Brcwer  in  dem 
Ausschnitt  S.  605  dargestellt  hat,  den  Stadtteil  Aldgate  um 
1531,  der  wird  lange  vergebens  suchen.  Wenige  kirch- 
liche Ucbcrrcste  erinnern  an  den  ehemals  so  reichen 
Stadtteil.  Auch  der  Stadtteil  um  den  Tower  bietet  heute 
nicht  entfernt  das  reiche  Bild  mehr  dar,  wie  zu  der  Zeit  des 
mittelalterlichen  London.  Wenn  auch  der  Ausschnitt  aus 
einer  größeren  Darstellung  von  London  aus  der  Zeit 
Heinrichs  VIII.  aus  der  Vogelperspektive,  den  wir  auf 
S.  613  wiedergeben,  in  der  Beurteilung  die  Nachsicht  für 
sich  in  Anspruch  nehmen  darf,  die  einer  freien  Schöpfung 
gegenüber  der  historisch  treuen  und  kritisch  forschenden 
Archäologie  gewährt  ist,  so  lassen  sich  von  ihm  doch  Ge- 
sichtspunkte für  den  künstlerischen  Städtebau  ableiten,  die 
im  Mittelalter  beobachtet  wurden,  die  aber  bis  vor  kurzer 
Zeit  völlig  vergessen  waren,  weil  der  Städtebau  nicht  mehr 
vom  Künstler  ausging,  sondern  vom  Geometcr.  Die  auf  die- 
sem Ausschnitt  dargestellte  Brücke,  vielleicht  London 
Bridge,  vielleicht  aber  auch  eine  näher  beim  Tower  gelegene 
ehemalige  Brücke,  löst  die  Frage  aus,  warum  unsere  Fluß- 
und  Strombrücken  in  Städten  notwendig  die  kahle  Er- 
scheinung zeigen  müssen,  welche  die  meisten  Werke 
dieser  Art  besitzen?  Moderne  Brückenbauten  wie  die 
Oberbaumbrückc  in  Berlin  sind  eine  seltene  Ausnahme 
geblieben.  Der  Rialto  in)Venedig'oder  der  Ponte  vecchio 
in  Florenz  mit  den  die  Brückenbahn  beiderseitig  cinsäumen- 

No.  98. 


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Vermischtes. 
Die  Anstrichmaschine  „Paff44  für  Kalk-  und  Wasserfarben 

der  Maschinenfabrik  Gebr.  Holder  in  Metzingen  i.  Württ. 
will  den  Anstrich  von  Hand  ersetzen  und  verspritzt  Kalk- 
milch und  Wasserfarben  gleichmäßig  und  so  vollkommen, 
daß  die  Farbe  in  die  kleinen  Poren  und  Kitzen  eindringt 
und  infolge  dessen  fest  haftet.  Die  Leistung  wird  mit 
5 -toi«  in  der  Minute  angegeben.  Die  Maschine  fußt, 
wie  andere  ihrer  Art,  auf  dem  Prinzip  der  Preßluft.  Sie 
durfte  ihre  Anwendung  hauptsachlich  bei  Nutzbauten  finden 
und  wird  zweckmäßig  auch  zur  Desinfektion  verwendet.  — 

Bin  Internationaler  Archäologen-Kongreß  in  Athen  findet 
zu  Ostern  1905  statt  Auf  der  Tagesordnung  steht  eine 
Frage,  die  zurzeit  allgemeinem  Interesse  begegnen  dürfte, 
die  Frage  der  Erhaltung  der  alten  Denkmaler,  insbesondere 
die  Frage:  »In  welchem  Sinn  und  bis  zu  welchem  Punkt 
müssen  alte  Bauten  wieder  errichtet  werden  und  besondere 
der  Parthenon?«  - 

Daj  bayerische  Staaubauwesen  auf  der  Jubiläums- 
Landesausstellung  1906  In  Nürnberg.  Auf  der  genannten 
Ausstellung  wird  das  bayerische  Staatsbauwesen  eine  be- 
sondere Abteilung  bilden,  deren  Anordnung  zum  Gegen- 
stande eines  Ideen-Wettbewerbes  unter  den  Architekten  des 
Staatsbaudienstes  gemacht  wird.  Mit  der  Ausarbeitung  der 
Einzelplänc  unter  Benutzung  der  eingelaufenen  Gedanken 
wird  Hr.  Bauamtsassessor  Uli  mann  in  Nürnberg  betraut  — 


Preisbewerbungen. 

Der  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  den  Neubau  eines 
Rathauses  In  Wilmersdorf  bei  Berlin  ist  unter  Umständen 
ausgeschrieben,  die  eine  Beteiligung  als  nicht  empfehlens- 
wert erscheinen  lassen.  Als  Bauplatz  für  das  neue  Kat- 
haus ist  eine  Baustelle  am  Fehrbclliner  Platz  in  Aussicht 
genommen.  Dieser  Platz  ist  eine  jener  unglücklichen  stern- 
förmigen Platzanlagen,  die  im  Städtebau  der  Gegenwart 
mit  Kccht  als  ein  langst  überwundener  Standpunkt  gelten 
und  in  einer  modernen  Stadt,  die  zu  sein  Wilmersdorf 
doch  anstrebt,  nicht  mehr  vorkommen  sollten.  Auf  den 
Platz  münden  7  Straßen  und  wenn  man  die  Straßen  hinzu- 
zahlt, die  kurz  vor  der  Einmündung  auf  den  Platz  zu  einer 
diesem  vorgelagerten  platzartigcn  Erweiterung  sich  ver- 
einigen, so  sind  es  10  Straßen,  deren  Zusammentreffen 
dem  Fußgänger  die  Möglichkeit  einer  Orientierung  Äußerst 
erschwert  Auf  einem  der  keilförmigen  Baublocke,  die  aus 
diesem  Zusammenschnitt  der  Straßen  sich  ergeben,  soll 
das  neue  Kathaus  derart  geplant  werden,  daß  seine  Errich- 


tung in  zwei  Bauperioden  möglich  wird.  Der  Haupteingang 
Ist  an  der  Front  des  Fchrbelliner  Platzes  zu  nehmen,  die  als 
die  schmälste  Front  des  rd.  140™  tiefen  Grundstückes  nur  rd. 
45»  breit  ist.  Wenn  es  nun  auch  nicht  zweifelhaft  ist,  daß  ein 
findiger  Architekt  auch  auf  diesem  an  sich  für  eine  großge- 
dachte Raumanlagc  nicht  eben  sehr  günstigen  Grundstück 
eine  praktisch  durchaus  brauchbare  Grundstückslosung  er- 
zielen kann,  so  erscheint  uns  doch  der  Versuch  erwägens- 
wert, die  unkünstlerischcn  Platz  Verhältnisse  dadurch  zu 
verbessern,  daß  der  in  Aussicht  genommene  Bauplatz  nur 
in  seiner  vorderen  Hälfte  für  den  Kathausbau  verwendet 
und  der  fehlende  Kaum  auf  dem  östlich  benachbarten 
Baublock  gesucht  wird.  Die  ßarstraße  wäre  in  diesem 
Falle  als  Diirchgangsslraße  unter  dem  Rathausc  zu  über- 
bauen, innerhalb  der  Kathausgruppe  zu  einem  malerischen 
Raihaushof  zu  erweitern,  und  das  Kaihaus  als  Ganzes 
würde  eine  gruppierte  Gestaltung  annehmen  können.  Da- 
durch waren  die  ungünstigen  Verhältnisse  des  Fchrbelliner 
Platzes  nahezu  aufgehoben,  da  demselben  eine  Haupt- 
richtung gegeben  ist.  Eine  der  Straße  3  parallele  Straße 
würde  die  beiden  Baublöcke  nach  Bedarf  teilen. 

Das  Bauprogramm  fordert  die  für  ahnliche  Gebäude 
üblichen  Kaumgruppen.  Verlangt  werden  ein  Festsaal  von 
3001"»  mit  Nebenräumen  von  je  501"  und  einem  Vorraum 
von  70  t",  ein  Sitzungssaal  für  84  Stadtverordnete  und 
24  Mitglieder  des  Magistrates,  Räume  des  Zentralbureaus 
mit  zus.  1200 1",  sowie  die  Raumgruppen  für  die  einzelnen 
Verwallungszweige.  Hinsichtlich  des  Baustiles  werden 
Vorschriften  nicht  gemacht,  nur  soll  reine  Ziegelstein- 
Architektur  ausgeschlossen  sein  und  eine  maßvolle  Ver- 
wendung von  Werkstein  angenommen  werden.  Eine  Bau- 
summe  ist  nicht  genannt.  Die  Ilaupizeichnungen  sind 
1  : 200  verlangt,  die  Fassade  am  Fchrbelliner  Platz  1 : 100, 
die  Innenansichten  des  Festsaales  und  des  Sitzungssaales 
der  Stadtverordneten- Versammlung  1 : 50;  dazu  eine  per- 
spektivische Darstellung  der  ganzen  GcbÄudcgruppe  vom 
Fehrbelliner  Platze  aus.  Die  letzteren  Bedingungen  ent- 
halten für  einen  vorbereitenden  Wettbewerb,  wie  es  der 
vorliegende  doch  nur  sein  kann,  eine  wohl  nicht  unbedingt 
nötige  Arbeitsleistung.  Termin  ist  der  10.  April.  Die  Preise 
erscheinen,  soweit  ein  Urteil  ohne  tieferes  Eindringen  in 
die  Aufgabe  möglich  ist,  gut  bemessen.  Es  werden  ver- 
teilt ein  I.  Preis  von  8000  M.,  ein  II.  Preis  von  5000  M., 
zwei  III.  Preise  von  je  3000  M.,  und  es  ist  der  Ankauf 
eines  nicht  preisgekrönten  Entwurfes  für  1000  M.  in  Aus- 
sicht genommen.  Die  Zusammensetzung  des  Preisgerichtes 
entspricht  nicht  den  Vorschriften  für  Wettbewerbe,  die 
der  Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine 


den  Gebäuden  —  Laden  usw.  —  haben  kaum  eine  moderne 
Nachahmung  gefunden.  Müssen  Stadtbrücken  notwendig 
so  frei  liegen,  daß  Sturm  und  Wetter,  die  über  das  freie 
Flußbett  datierfegen,  den  die  Brücke  Oberschreitenden 
Fußganger  mitzunehmen  drohen,  oder  kann  nicht  auch 
die  Brücke  zu  einer  modernen  Geschäftsstraße  einerseits 
und  zu  einer  künstlerischen  Erscheinung  im  Stadtbildc 
anderseits  werden?  Genügt  es  nicht,  wenn  dem  freilich 
erwünschten  Ausblick  auf  den  Strom  dadurch  Rechnung 
getragen  wird,  daß  die  Bauten  der  Brücken  zwischen  sich 
entsprechende  Lücken  lassen?  Könnten  die  Brücken,  für 
die  den  Städten  der  Grund  meist  ohne  Weiteres  zur  Ver- 
fügung steht,  nicht  zu  einer  Quelle  von  Einnahmen  werden? 
Freilich  könnten  sie  es,  wenn  —  nun  ja,  sprechen  wir  es  nur 
aus  —  wenn  der  Brückenbau  in  Städten  von  Haus  aus, 
also  schon  von  der  ersten  Disposition  an,  ein  gemein- 
sames Werk  von  Ingenieur  und  Künstler  wäre.  Das  ist 
er  aber  nicht  Wie  die  Verhältnisse  heule  noch  allent- 
halben liegen,  muß  man  es  als  einen  unerhörten  Glücks- 
fall betrachten,  wenn  der  Entschluß  entsteht,  zu  einem 
städtischen  Brückenbau  noch  in  letzter  Stunde  einen 
wirklichen  Künstler  herangezogen  zu  sehen,  dem  dann 
in  den  meisten  Fällen  nicht  mehr  zu  tun  Übrig  bleibt,  als 
bei  einigen  Aeußcrlichkciten  einer  Brücke  „mitzuwirken". 
Daraus  entstehen  dann  jene  dürftigen  Schöpfungen,  an 
denen  unsere  modernen  Städte  leider  so  reich  sind.  In 
welchem  Gegensatz  stehen  sie  zu  der  Brücke,  die  Brewer 
z.  B.  in  der  Abbildg.  S.  613  zeichnete? 

Ich  sehe  schon,  wie  hier  und  da  lächelnd  der  Kopf 
geschüttelt  wird  über  den  romantischen  Schwärmer,  der 
es  auszusprechen  wagt,  daß  unter  Menschen,  die  seelische 
Erhebung,  welche  die  Kunst  gewährt,  höher  einzuschätzen 
ist,  als  der  reine  Utilitätsstandpunkt.  Ich  mochte  aber 
den  sehen,  der  der  seelischen  Erhebung  nicht  bedarf, 
und  um  so  mehr  bedarf,  je  mehr  er  im  „struggle  of  lifc" 
der  Gegenwart  steht.  Man  hat  sich  wohl  über  diesen 
auch  in  das  Reich  der  Kunst,  z.  B.  das  Kunstgewerbe 
bereits  eingedrungenen  Utilitätsstandpunkt  mit  der  selbst- 
tauschenden Annahme  einer  sogenannten  mechanischen 
Schönheit  der  Kunst  hinwegzuhelfen  versucht  Ist  dieser 

7.  Dezember  1904. 


Versuch  auf  der  einen  Seite  nichts  anderes  als  die  ein- 
gestandene Empfindung  des  Mangels  eines  seelischen  Ein- 
druckes von  einem  Werke,  das  nur  unter  dem  Zwang  ge- 
schäftlicher Naturen  zum  Kunstwerk  gestempelt  wurde, 
so  ist  er  leider  auf  der  anderen  Seite  geeignet,  den  in 
sich  gelegenen  Widerspruch  einer  Gehirnkunst  zum  Scha- 
den der  Kunst  der  Seele  und  des  Gemütes  zu  stabilisieren. 

Dahin  aber  darf  es  nicht  kommen.  Ein  erfolgreicher 
Kämpfer  gegen  Utilität  und  nüchterne  Zweckmäßigkeit 
ist  Brewer.  Man  betrachte  nur  das  Städtebild,  welches  er 
unter  der  Bezeichnung  „The  Palace"  in  unserer  Abbildung^ 
S.  0C9  geschaffen  hat.  Ohne  Zweifel  schwebte  ihm  bei 
diesem  Bilde  der  herrliche  Königsflügel  von  Prag,  die 
Prager  Kleinseite  vor.  Er  hat  das  Motiv  benutzt  und  aus 
dem  reichen  Schatz  der  belgischen  Kunstdenkmälcr  noch 
einige  Edelsteine  in  die  schon  an  sich  so  reiche  Krone 
eingefügt  Was  für  ein  schönes  Bild  ist  daraus  entstanden! 
Daß  es  nicht  zutreffend  ist,  der  Meinung  Ausdruck  zu 
geben,  ein  solches  Bild  könne  —  soweit  Auftrag  und  Mittel 
tnbetracht  kommen  heute  nicht  mehr  erstehen,  wider- 
legt z.  B.  der  Ofener  Burgbau.  Kaum  einer  hat  so  be- 
redt und  so  Oberzeugend  mit  seinen  Werken  gegen  den 
Utilitätsstandpunkt  gekämpft,  wie  er,  kaum  einer  aus  dem 
architektonischen  Lager.  Die  Maler  haben  schon  lange 
aus  dem  Reiche  vergangener  Bauherrlichkeit  ihre  schön- 
sten Motive  geschöpft,  wir  erinnern  an  Mannfcld,  Wcvßcr, 
Kitter  und  zahlreiche  andere.  Aber  im  eigenen  Lager  ist 
Brewer  einer  der  wenigen,  aber  auch  einer  der  erfolg- 
reichsten Kämpfer.  Deshalb  haben  wir  ihm  diese  kur/111 
Gedächtnisworte  als  eine  Mahnung  zum  Einhalt,  zur  L'm- 
kelir  gewidmet.  Der  Name  Brewer  bedeutet  den  Kampf 
gegen  die  nüchterne  Zweckmäßigkeit,  den  Kampf  gegen 
den  falschen  Ehrgeiz  des  Matcrialininimums,  die  Ver- 
herrlichung des  Städtewesens  einer  leider  längst  ver- 
gangenen Zeit,  er  bedeutet  nicht  mehr  und  nicht  weniger 
als  die  Bekräftigung  des  künstlerischen  Bankrottes  des 
Städtebauwesens  des  letzten  halben  Jahrhunderts.  Des- 
halb sei  uns  sein  Geist  ein  Mahn-  und  ein  Wahrzeichen. 
In  diesem  Sinne  wollen  die  vorstehenden  Zeilen  sein  An- 
denken ehren.  —  —  H.  — 


615 

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aufgestellt  hal.  Dasselbe  enthalt  unter  7  Mitgliedern  nur 
a  Architekten,  die  Hrn.  legi.  Hrt  Gcrard  und  Gem.-Brt. 
Herrnring,  die  für  die  Reu  Heilung  einer  so  bedeutenden 
Bauaufgabe  infrage  kommen;  die  übrigen  Mitglieder  des 
Preisgerichtes  sind  Ingenieure  oder  Laien.  Hier  erscheint 
die  Zuwahl  von  mindestens  3  Architekten  von  anerkanntem 
Ruf  dringend  erwünscht  Die  Gemeinde  Wilmersdorf  kann 
die  preisgekrönten  Entwürfe  in  beliebiger  Weise  für  die 
Bauausführung  benutzen,  halt  sich  jedoch  nicht  für  ver- 
pflichtet, einen  der  preisgekrönten  oder  den  angekauften 
Entwurf  zur  Ausführung  zu  bringen  und  macht  auch  keine 
Zusicherung  hinsichtlich  der  Uebertragung  der  Bauaus- 
führung an  einen  der  Teilnehmer  des  Wettbewerbe«.  Wir 
haben  mehrfach  die  Ansicht  vertreten  hören,  daö  die  Ge- 
meinde bei  den  obwaltenden  Umstanden  es  geradezu  hatte 
aussprechen  können:  .Die  Beteiligung  eines  Gewinners 
eines  Preises  bei  der  Ausführung  ist  ausgeschlossen." 

Die  Unterlagen  werden  gegen  3  M.  verabfolgt.  Der 
Wert  der  Unterlagen  entspricht  nicht  dieser  Summe,  über 
deren  Zurückcrstattung  nichts  bemerkt  ist. 

Eine  Beteiligung  an  diesem,  eine  sehr  anziehende  Auf- 
gabe behandelnden  Wettbewerb  können  wir,  wie  eingangs 

h.  daß 


erwähnt,  vorläufig  nicht  empfehlen,  hoffen  jedoch, 
eine  Empfehlung  durch  Abänderung  der  Bedingungen  bald 
möglich  gemacht  wird.  — 

In  dem  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
eine  Lutherkirche  in  Chemnitz  liefen  137  Arbeiten  ein.  Den 
I.  Preis  von  2500  M.  errang  Hr.  Otto  Kuhlmann  in  Char- 
lottenburg; den  II.  Preis  von  1800  M.  Hr.  Rieh.  Lucht  in 
Leipzig;  den  KL  Preis  von  1000  M.  die  Hrn.  Dinklage 
&  Paulus  in  Berlin.  Zum  Ankauf  empfohlen  wurden  die 
Entwürfe  mit  den  Kennworten  .Ein  Lutherdenkmal 
.Gottes  Wort  und  Luther  s  Lehr"  und  „Aus  Fels  auf  Fels". 
.Sämtliche  Entwürfe  sind  bis  einschl.  16.  Dezbr.  d.  J.  im 
Feldschlößchen  in  Chemnitz  öffentlich  ausgestellt.  — 

Wettbewerb  Gewerkschaftshaus  Hamburg.  Der  Entwurf 
des  Hrn.  Hcinr.  Krug  in  Hamburg  erhielt  einen  Preis  von 
1500  M.,  und  der  Entwurf  des  Hrn.  A.  Sasse  in  Hannover 
einen  Preis  von  500  M.  — 

Einen  Ideenwettbewerb  zur  Erlangung  von  Vorent- 
würfen für  den  Neubau  eine«  Hallenschwimmbades  In  Darm- 
stadt eriftiät  die  dortige  Bürgermeisterei  zum  3a  April  1905. 
Es  werden  nur  Skizzen  in  einfacher  Linienzeichnung  ver- 
langt. Ks  gelangen  3  Preise  von  3000,  aooo  und  1000  M. 
zur  Verteilung;  eine  anderweitige  Verteilung  der  Summe 
der  Preise  ist  dem  Ermessen  des  Preisgerichtes  überlassen. 
Dieses  besteht  unter  9  Mitgliedern  u.  a.  aus  den  Hrn.  Geh. 
Ob.-Brt.  Hofmann  in  Dannstadt,  kgl.  Bit  Ludw.  Hoff- 
mann in  Berlin,  Beigeordneten  Brt  Jäger,  Stadtv.  Arch. 
Müller  und  Stadtv.  Arch.  Vogt,  sowie  Stadtbrt.  Frenay 
in  Darmstadt.  Unterlagen  durch  die  Groflh.  hess.  Bürger- 
-:  Darmstadl.  — 


Bücher. 

Meyer 's  Großes  Konversation* -Lexikon.  Sechste  Auflage. 
Siebenter  Band :  Franzensbad  bis  Glashaus.  Achter 
Band:  Glashütte  bis  Hautflügler.  Leipzig  und  Wien. 
Bibliographisches  Institut.    1904.    Preis  je  10  M.  — 

Seit  wir  auf  S.  260  d.  J.  dem  5.  und  6.  Bande  der 
neuen  Auflage  eine  kurze  Besprechung  gewidmet  haben, 
sind  in  schneller  Folge  bereits  zwei  weitere  Bände,  der 
7.  und  8.,  erschienen  und  zeichnen  sich  durch  die  gleichen 
Vorzüge  wie  die  übrigen  Bände  aus.  Die  Artikel :  Fresko- 
malerei, Gartenkunst  (mit  2  zweiseitigen  Tafeln),  Gast- 
häuser (mit  einer  zweiseitigen  Tafel l,  Gebügs- Eisenbahnen 
(mit  einer  guten  doppelseitigen  Tafel),  Gefängnisbauten 
(mit  einer  doppelseitigen  Tafel).  Gefäße,  Geflechte,  Gem- 
men (mit  einer  Doppeltafell,  Gerichtsgebäude  (mit  einer 
doppelseitigen  Tafel),  Gewölbe  usw.  des  siebenten  Bandes 
sind  vorbildliche  Beispiele  gedrängter,  aber  doch  für  die 
allgemeine  Unterrichtung  ausreichender  Darstellung.  Die 
lllustricrung  hier  ist  zwar  keine  so  reiche,  wie  in  den 
ersten  Bänden,  aber  sie  ist  doch  ausreichend  in  ihrer  Art 
in  jeder  Beziehung  willkommen. 

Gleich  zu  Anfang  des  8.  Bandes  eröffnet  dafür  der 
Artikel  .Glaskunst-Industrie"  durch  drei  prächtige  farbige 
Doppeltafeln  den  Reigen  der  wertvollen  Abbildungen. 
Namentlich  die  Tafeln  mit  den  Darstellungen  der  Gefäße 
gehören  zum  Besten  des  farbigen  Kunstdruckes  unserer 
Tage.  Ihm  reihen  sich  -  nicht  in  gleichem  Reichtum, 
jedoch  auch  würdig  illustriert  —  die  Artikel  „Goldschmiede- 
kunst*1,  vorgeschichtliche  Gräber,  Grabmal  an,  Treffliche 
Beispiele  kurzer  Darstellung  sind  die  Artikel:  Graphische 
Künste,  Graphische  Statik,  Alt-Griechenland,  Grundbau, 
Grundwasser,  Hafenanlagen  usw.  Den  Hamburger  Rauten 
sind  drei  Vonseiten  Abbildungen  gewidmet,  jedoch  in 
sehr  schlechten,  sogar  kümmerlichen  Holzschnitten.  Die 

616 


letzteren  stehen  den  schönen  Farbentafeln  recht  stief- 
mütterlich gegenüber.  Bei  dem  Artikel  „Hängebahn"  tritt 
der  Nachteil  des  uukünstlerischen  Holzschnittes  nicht  so 
sehr  in  die  Erscheinung,  jedoch  auch  hier  wäre  die  Mög- 
lichkeit guter  Autotypien  nach  Naturaufnahmen  gegeben 
gewesen.  Es  ist  kein  Grund  zu  erkennen,  weshalb  das 
Institut  so  sehr  am  mangelhaften  Holzschnitt  haftet. 

Im  übrigen  erfreuen  sich  auch  diese  Bände  aller  der 
redaktionellen  Sorgfalt,  welche  die  verschiedenen  Aus- 
gaben dieses  Lexikons  von  jeher  ausgezeichnet  hat.  — 

Beider  Redaktion  d.  Bl.  eingegangene  Bücher: 
Bledenkapp,  Dr.,  Gg.    Bahnbrecher  des  Weltverkehr!. 

Berlin  1904.  Go»c  *  TeUlaff.  Pr.  geb.  3  M. 
Bllleter,  Jakob.  Lehrbuch  der  angewandten  Perspektive. 
Ein  Leitfaden  für  Bau-  und  Gewerbeschulen,  »owie  fOr 
Arch.,  Künstler  und  Bauhandwerker.  Mit  Text-Figuren  und 
Tafel  -  Abbildungen.  Basel  1904.  Helbing  &  Lichtenhahn. 
Pr.  5  M. 

David,  Ludw.,  k.  k.  Hauptm.  Ratgeber  f  0  r  Anfanger  im 
rliot  "K  "  p  ni  cren  unil  for  Fortgeschrittene.  Mit  88  Text- 
bildern und  19  Bildcrtaf.  97—99.  verbesserte  Aufl.  (79  bis 
87.  Tausend).   Halle  a.  S    1904.   Willi.  Knapp.  Pr.  tjo  M. 

Y.  GaUberg,  S ,  Fihr.  Herstellung  u.  Instandhaltung 
elektrischer  Licht-  u.  Kraftanlagen.  Ein  Leit- 
faden auch  fOr  Nirht -Techniker  unter  Mitwirkung  von  O. 
Gerling  und  Dr.  Mjchalkc.  a.  verbesserte  Aufl.  Mit  54  Ab- 
bildungen im  Text.   Berlin  1904.   JuL  Springer.   Pr.  a  M. 

Gesetz,  die  allgemeine  Bauordnung  betr.,  vom  30. 
April  1881  und  die  zu  dessen  Ausführung  erlassene  Ver- 
ordnung vom  1.  Febr.  188a  unter  Berücksichtigung  der  in- 
zwischen erfolgten  Aenderungen  und  der  Einwirkungen  der 
spateren  Gesetzgebung  nebst  einem  Sachregister.  Amtl. 
Handausgabe.  (Bearbeitet  von  Reg. -Rat  Frhrn.  Schenck). 
Darmstadt  1904.   GJongbaus'ache  Hofbuchhandlung. 

Dr.  Hirsch.  Fritz,  Bez.-Bauinsp.  und  v.  Rosthorn,  A  ,  Prof.  u  Dir. 
Die  L"  n  i  v  e  r  ai  t  B  t  s- Fr  a  u  e  n  k  I  i  n  i  k  in  Heidelberg. 
Heidelberg  1904.   Carl  Winter.    Pr.  9.40  M. 

Hübner'f  geographisch-statistische  Tabellen  aller 
Lander  der  Erde.  Herausgegeben  von  Prof.  Fr.  v.  Jurascbek, 
Hofrat  53.  Ausgabe  für  1904  Frankfurt  a.  M.  Hcinr.  Keller. 
Pr.  kart.  1,50  MT,  Wandtafel- Ausg.  60  Pf. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  D.  Tb.  S.  In  Belgrad.  Eine  absolute  Mindestgrenie 
für  die  Starke  von  SandschDttungen  bei  Gründungen  gibt  es  nicht. 
Bei  Gebäuden  wird  man  aber  kaum  unter  im  berabgehen.  Ein 
Mai)  von  50  cm  ist  allerhöchstens  noch  für  ganz  wenig  belastete 
Bauteile  ausreichend.  Eine  DruckObertragung  unter  45*  nach  der 
Fundarocntsohle  ist  selbst  bei  sehr  schal  fem  Sande  kaum  zu  er- 
warten. Man  sollte  für  den  Winkel,  welchen  die  Böschung  mit 
der  Lotrechten  bildet,  oirht  Ober  40«  gehen  (bei  wenig  scharfem 
Sande  noch  weniger).  Keinesfalls  darf  der  Winkel  größer  sein  als 
der  natürliche  Böschungswinkel  des  zur  Schüttong  verwendeten 
Sandes  — 

Abonnent  in  Frankfurt  a.  M.  Die  Bezeichnung  .höhere 
Techniker*  worden  wir  im  Sinne  der  Veifüguog  der  Reg.  •  Präsi- 
denten als  .akademisch  gebildete  Techniker*  auffassen.  Ob  dii 
Aulfassung  die  richtige  ist,  können  Sic  durch  eine  Anfrage  bei  < 
Regierung  unschwer  feststellen.  — 

Hrn.  R.  Z.  In  Weimar.  Wollen  Sie  für  das  zu  errichtende 
Gebäude  einen  Untergrund  schaffen,  der  das  Gebäude  auf  die  Dauer 
nicht  beeinflußt,  so  ruQssen  Sie  sowohl  sämtliche  von  Wurzeln 
durchzogene  Erde  abtragen,  wie  auch  für  die  Mauern  eine  aus- 
reichende Isolierung  schaffen,  sonst  haben  Sie  bei  den  bekannten 
Kapillaritats-Erschemungen,  die  auch  im  Mauerwerk  auftreten,  stets 
mit  der  aufsteigenden  Bodenfeuchtigkeit  zu  kämpfen.  Etv 
Schwammt] " 
Beton  kaum  schft 
größere  Feind.  — 

Hrn.  Bmstr.  P.  W.  in  Leipzig.  Alle  deutschen  technischen 
Hochschulen  verlangen  für  die  Aufnahme  als  vollberechtigte  Stu- 
dierende, was  wiederum  die  Vorbedingung  für  die  Zulassung  zum 
Diplom-  oder  1.  Staatsexamen  ist,  das  Reifezeugnis  einer  9  klassigen 
höheren  Lehranstalt  (Gymnasium,  Realgymnasium,  Oberrealschute, 
Bayerische  Industrieschule.  In  Sachsen  rechnet  auch  die  Absol- 
vicrung  der  Gcwerbeukadeniie  in  Chemnitz).  Ausnahmen  können 
unt  Umst  durch  den  zustandigen  Minister  auf  Antrag  des  Senates 
gemacht  »erden.  Ob  das  bei  Ihnen  möglich  ist,  vermögen  wir 
Ihnen  nicht  mitzuteilen.  Jedenfalls  düiftenSic  die  meiste  Aussicht 
in  Sachsen  selbst  haben,  wir  empfehlen  Ihnen  also,  sich  mit  einer 
entsprechenden  Anfrage  an  die  Techn  Hochschule  in  Dresden  zu 
wenden.  — 

Hrn.  Stadtbrt.  O.  S.  In  Forst.  In  den  Ausführungen  S.  159 
und  ai6  des  Jahrg.  1903  uns  Ztg.  finden  Sie  die  einschl.  Fragen 
beantwortet  — 

Hm.  P.  L.  In  L.  Ihre  Anfrage  ist  in  der  vorliegenden  Form 
nicht  zu  beantworten.  — 

Fragebeantwortungen  aus  dem  Leserkreise. 

Zur  Anfrage  in  No  88  Au«  Ihrer  Anfrage  muß  ich  annehmen, 
daß  Sie  sich  für  gefederten  Asphaltpaikett  auf  Sandunterlage  inter- 
essieren. Derselbe  wird  nach  D.  R  P.  154473  nmcb  Amendt  scbem 
Verfahren  von  mir  fabriziert.  —  P.  Quidde  in  Hannover. 

Inhalt:  r>>r  Fnlwicklunr  iles  moner»™  Thesw-i*.  —  Mittellinien  ans 
Vereinen.  —  lüe  Kunst  der  StSdlr  (SxhluB).  —  Vermischtes.  —  Preisbe- 
wrrtiungrn.  —  Bücher.  —  Briet,  und  Fra*,ekat(en. 


«ige 

ngen  würden  bei  einer  Herstellung  "des  Bodens  in 
hadlich  werden  können,  hier  ist  die  Feuchtigkeit  der 


Verla«  der  Deutschen  Bauleitung;,  G.  m.  b.  lt.,  Berlin.  Für  die  Redaktion 
verantwortl.  Alhrr«  Holm«. in,  Berlin    Ptuci  von  With.  Gr*»-.  BerUa. 


No.  98. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2.  99.  BERLIN,  DEN  10.  DEZ.  1904 

Ergänzungsbauten  der  Düsseldorfer  Kanalisation  und  Reinigungs-Anlage  für  die 

Abwässer. 

Von  C.  Geusen,  Beigeordneter  in  Düsseldorf.  tSthiuB.»  Hfana  die  tttMapi  Seit«  619 > 


|d  der  Gründung  dt«  Haupt- Gebäudes  der 
I  Reinigungs  -  Anlage  war  die  Aufgabe  ge- 
stellt, ein  Flächenfundament  von  rd.  1000 'im 
GrOße  im  Grundwasser  herzustellen,  das  dem 
beim  höchsten  Grundwasserstande  (Rhein- 
hochwasser) vorhandenen  Auftrieb  bei  vollständig 
leeren  Gerinnen  Widerstand  leisten  konnte.  Außerdem 
mußte  die  Fundamentsohle  wasserdicht  hergestellt  wer- 
den, damit  bei  den  höchsten  Grund-  (Rhein-)  Wasser- 
ständen die  Gerinne  beim  Abschluß  der  Anlage  trocken 
bleiben  und  Reinigungs-  und  Reparaturarbeiten  vor- 
genommen werden  können. 

Die  Unterkante  des  Gebäudefundamentes  an  der 
tiefsten  Stelle  liegt  auf  ;  26,25  m  NN.  Bei  dem  höchsten 
Grundwasserstand,  der  wegen  der  Nähe  des  Rheines 
gleich  dem  höchsten  Rheinwasserstand,  j  34,60  m  N  N. 
anzunehmen  ist,  betragt  daher  der  Auftrieb  auf  t  im 
der  Fundamentsohle  rund  8000 k«.  Ein  bei  dieser  Be- 
anspruchung dichtes  Betonfundament  durch  Schaltung 
des  Betons  im  Wasser  herzustellen,  erschien 
ausgeschlossen;  es  ist  daher  das  Grund- 
wasser, dessen  Höhe  während  der  Bauaus- 
führung auf  —  28,95  bis  4-29,45  N  N-  an" 
zunehmen  war,  bis  auf  die  ßaugrubensohle 
künstlich  gesenkt  worden,  um  das  Funda- 
ment im  Trockenen  herstellen  zu  können. 

Um  die  böschungsmäßig  ausgehobene 
Baugrube  (Abbildg.  16)  wurde  ein  System 
von  Röhrenbrunnen  angeordnet,  die  durch 
eine  gemeinsame  15  —  40'"»  weite  Leitung 
verbunden  und  an  drei  durch  Lokomobi- 
len angetriebene  Zentrifugalpumpcn  ange- 
schlossen waren.  Zwei  Pumpen  mit  einer 
Leistung  von  200  '.'Sek.  konnten  während 
der  gegen  6  Wochen  dauernden  Bauaus- 
führung den  Grundwasserstand  90 <m  unter 
Fundamentsohle  halten,  was  einer  Senkung 
des  Grundwasserspiegels  von  etwa  3m  ent- 
spricht. Das  gewählte  Verfahren  der  künst- 
lichen Grundwassersenkung,  das  nach  be- 
sonderer Angabc  des  Ing.  Marsch  in  Char- 
lottenburg ausgeführt  wurde,  war  auch  hin- 
sichtlich der  Kosten  gegenüber  der  Schüt- 
tung des  Betons  unter  Wasser  von  Vorteil. 


Eine  weitere  Sicherung  des  Gebäude-Fundamentes 
gegen  den  Wasserdruck  bei  Hochwasser  ist  durch 
Einlegen  von  Rundciscnstangcn,  Abbildg.  17,  nach 
einem  Vorschlage  des  Prof.  M.  Möller  in  Braunschweig 
angestrebt  worden.  Da  die  Eiseneinlagen  nur  in  den 
zwischen  den  Gerinnen  und  den  in  der  Mitte  vor- 
handenen Vertiefungen  des  Fußbodens  stehenden 
Rippen  mit  genügender  Wirkung  eingelegt  werden 
konnten,  ist  die  auf  die  mittleren  Vertiefungen  wir- 
kende Beanspruchung  durch  quer  liegende  Rundeisen 
auf  die  Längseisen  übertragen  worden. 

Die  Reinigungsanlage  ist  seit  dem  8.  Juni  d.  J. 
im  Betrieb;  sie  hat  bis  jetzt  durchaus  zufriedenstellend 
gearbeitet  und  erfüllt  den  Zweck,  alle  Verunreinigun- 
gen bis  zur  Größe  von  3mm  aus  dem  Kanalwasser  zu 
entfernen,  vollständig.  Eine  Verunreinigung  des  Rheines 
unterhalb  der  Anlage  ist  bisher  nicht  beobachtet  wor- 
den und  wird,  da  durch  das  Schmutzwasserrohr  das 
Abwasser  in  den  Stromstrich  des  Flusses  geführt  wird 


Abbildg.  11. 


Abiwe'gtwg  Hr»  ZuOußkannlt»  lur  Reinigung* -AnUge  vom  Haupt- 
•»tnmcl  K»n»).    (Vergl  S.  601.) 

6,7 


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und  daJuivh  eine  innige  Vermischung  mit  dem  Fluß- 
-  eintritt,  auch  in  Zukunft  nicht  zu  befürchten  sein. 


5.  Entwurf  und  Ausführung. 

Die  Entwürfe  stammen  von  dem  Verfasser  dieses 
Aufsatzes  und  Ob.-Ing.  Lisner.  Um  die  Ausbildung 
im  Einzelnen  haben  sich  Diplom- Ing.  Carstensen  und 
Bauassistent  Rings  verdient  gemacht  Die  Ucbcr- 
wachung  der  Bauausführungen  war  unter  der  Ober- 
leitung des  Ob. -Ing.  Lisner  und  des  Verfassers  dem 
Ing.  Hoff  mann  anvertraut. 

Die  Kanäle  einschl.  des  Mündungsbauwerkes  und 
der  Rohrversenkung  sind  von  der  Firma  O.  &  E.  A. 
Menzel  in  Düsseldorf  in  der  Zeit  vom  Juni  1902  bis 
Nov  1903,  die  Fundamente  der  Reinigungsanlage  durch 
die  Firma  Dücker  &  Ko.  in  Düsseldorf  im  Sommer 
1903  hergestellt  worden.    Die  maschinellen  Teile  der 


Riensch'schcn  Rechcnanlagc  wurden  im  Auftrage  der 
Firma  Riensch  &  Ko.  zu  Berlin  von  der  Sangerhau- 
se r  Maschinenfabrik,  die  Grobrechen  von  de  Liraon, 
Fluhme  &  Ko.  in  Düsseldorf  angefertigt  Die  Dampf- 
maschinen stammen  von  O..  Recke  in  Rheydt,  die 
Dampfkessel  von  Piedboeuf  und  die  elektrische  An- 
lage von  Lang&Cie.  in  Düsseldorf,  die  Hochdruck- 
pumpe von  Brodnitz  &  Scydel  in  Berlin,  die  Kessel- 
speise-Pumpen von  Klein,  Schanzlin  &  Becker  in 
Frankenthal.  Die  Herstellung  des  Schornsteines  nebst 
Wasser- Reservoir  war  der  Firma  A.  Custodis,  die 
Ausführung  der  Hochbauten  den  Unternehmern  M.  See 
und  F.  Schräder,  die  Anfertigung  und  Aufstellung 
der  Eisenkonstruktion  Hein,  Lehmann  &  Cie.  in 
Düsseldorf  übertragen.  Die  Absperrschieber  und  das 
den  Hauptkanal  abschließende  Wehr  sind  von  der 
Geiger'schen  Fabrik  in  Karlsruhe  bezogen  worden.  — 


Die  Entwicklung  des  modernen 

ir  treten  jetzt  in  die  letzte  Epoche  de.*  mo- 
dernen Theaterbaues,  in  die  Epoche  der  noch 
schaffenden  Architekten  ein.  Im  Sinne  einiger 
moderner  Stürmer  müßte  ich  wohl  beginnen:  „Stolz  er- 
hobenen Hauptes  treten  wir  ein  in  diese  Epoche  staunens- 
werten Fortschrittes,  der  größten  Errungenschaften,  unver- 
gleichlicher Leistungen  '  Nein,  wir  tun  gut  daran,  bescheiden 
aufzutreten.  Technische  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  des 
Theaterbaues  wird  jeder  anerkennen  müssen.  Auch  in 
künstlerischer  Beziehung  ist  ein  Streben  nach  neuem 
Ausdruck  des  Theatergedankens  zu  erkennen,  aber  die 
Wucht  und  das  edle  Gleichmaß  des  alten  Hoflhealers  zu 
Dresden  wurden  noch  nicht  wieder  erreicht,  die  neu  ge- 
stellten Anforderungen  wurden  noch  nicht  auf  den  Äuße- 
ren Aufbau  einwandfrei  übertragen.  Bei  der  Frage,  auf 
welchen  Gebieten  Fortschritte  nachzuweisen  sind,  tritt  uns 
alsbald  ein  ganz  neuer  Begriff  entgegen.  Sicherheit  des 
Publikums  in  Verbindung  mit  vernünftiger  Vcr- 
kehrsföhrung  und  Bequemlichkeit;  das  gerade  war 
das  am  meisten  vernachlässigte  Stiefkind  der  alten  Theater. 

Unter  dem  Eindruck  des  Ringtheater-Brandes  entstan- 
den eine  Reihe  von  Ideal-Entwürfen  und  theoretischen  Vor- 
schlagen aller  Art,  die  sich  etwas  spater  in  baupolizeiliche 
Vorschriften  verdichteten,  verschieden  in  den  verschie- 
denen Landern,  jedoch  alle  von  dem  gleichen  Grundge- 
danken geleitet  Die  preußischen  Bestimmungen  machten 
den  Anfang  und  sind  mit  geringen  Veränderungen  auch 
heute  noch  geltend,  und  was  mehr  sagen  will,  auch  heute 
noch  in  allen  wesentlichen  Punkten  richtig  und  gesund. 
Trotzdem  dürfte  eine  Neubearbeitung  jetzt  am  Platze  sein, 
da  doch  manche  Einzelheiten  nicht  mehr  ganz  auf  der 
Hohe  der  heutigen  gesteigerten  Anforderungen  stehen, 
andere  dagegen  unnütze  Beschrankungen  auferlegen. 

Die  neu  gewonnenen  Anschauungen  durchdringen  alle 
Teile  des  Theatergebäudes,  am  stärksten  umgestaltend 
wirken  sie  auf  die  Korridor-  und  Treppcnanlagcn  des  Zu- 
schauerhauses, im  Zusammenhang  damit  stehen  aber  auch 
neue  Versuche  in  der  Durchbildung  des  Zuschauerraumes. 
Dementsprechend  werde  ich  mich  zunächst  mit  dem  Zu- 
schauerhause zu  beschäftigen  haben,  dann  zur  Bühne  und 
ihren  Nebenräumen  übergehen  und  mit  einer  kurzen  Bespre- 
chung der  modernen  technischen  Installationen  schließen. 

Für  die  Treppen-  und  Korridor- Anlage  des 
Zuschauerhauses  sind  folgende  Grundsätze  allgemein 
anerkannt  und  auch  in  die  meisten  einschlagigen  Polizei- 
Verordnungen  aufgenommen.  Für  jeden  Rang  je  zwei 
symmetrisch  gelegene  Treppen  mit  unmittelbaren  Ausgan- 
gen ins  Freie,  in  jedem  Rang  ein  ununterbrochen  um- 
laufender Korridor.') 

Für  die  Durchführung  der  neuen  Grundsatze  haben 
vor  allem  zwei  Architektenfirmen  bahnbrechend  gewirkt: 
Seeling  in  Berlin  und  Fcllncr  «Sc  Helmer  in  Wien. 
Diesen  beiden  Firmen  entsprechen  auch  zwei  durchaus 
verschiedene  Typen  der  Trcppenanlage;  die  Verschic- 


*)  Ed  i«l  hier  rielleiclit  die  f felefrenhttt,  fe^cn  rinr  aui  die  Treppen 
beiftglkh*  Stell«*  der  pr«rufl  T\i!Lretv>rturiJiJiiur  nwir«  JHc  lenken  ru  «lullern: 
erscheint  mir  die  votyr** hriebrne  MiudcAtbreite  von  1,5  m  für  die 
Treppen  nicht  glQckbrh  geirkMt  ru  »ein  fiel  ettirr  )\mik  werdt  :i  mb  nur 
die  1  motten  nirher  itud  ungefährdet  auf  den  Treppen  bewegen  können, 
die  iirh  an  den  beider*emirets  lUndgriHen  feattudlni  kOiuint,  da*wt%ehen 
gebende  l'enotim  werden  sehr  teiebt  211  Kall  kommen  Da*  Mindestmaß  der 
l'ieppen  mOflte  daher  auf  1,1  ra  verkleinert  »erden,  der  R/eite  von  3  Per- 
sonen. 1»!  ein*  flotte  (.«nu mit" rite  etfwderluh.  so  nebroe  man  j  Treppen 
Vun  ir  t.t  m  Hrcite  zwischen  den  »iHamlern  odrr  teile  « toe  breitete  Tiepj* 
durch  7WM-heni;eMr:itr  ln.i>prLl.>ruli;ri!(c  in  Zotten  vt>n  je  1,1  rn  Ureite. 
Selt*|vrt-ian«1l,..li  hat  da»  nur  Bedeutung  fOr  Treppen,  die  durch  mehiete 
Stückwerke  fahren;  fflr  Treppen  bl»  *i:m  I  HauK  bjt  nur  puffere  tiD-e- 
teilte  Breite  geringere  (.rf»hr. 

618 


denheit  beruht  hauptsachlich  in  der  verschiedenen  Be- 
handlung der  Treppen  zum  Parkett  und  I.  Rang,  wah- 
rend für  die  Treppen  zu  den  höheren  Rängen  eine  Gleich- 
artigkeit von  vornherein  durch  die  Natur  der  Sache  oder 
durch  die  ausdrücklichen  polizeilichen  Bestimmungen  fest- 
gelegt war. 

Der  Grundgedanke  von  Seeling  beruht  darauf, 
das  Parkett  und  den  I.  Rang  durch  die  L  Rangtreppen  in 
intime  Verbindung  zu  bringen.  Während  er  bei  seinem 
Erstlingswerke,  dem  mit  Recht  gerühmten  Stadttheater  zu 
Halle,  die  Treppen  zum  I.  Rang  so  anlegt,  daß  sie  diesem 
Gedanken  entsprechen,  aber  gleichzeitig  auch  unmittelbar 
vom  Eingangsvestibül  zugänglich  sind,  verzichtet  er  bei  den 
meisten  späteren  Bauten  auf  diesen  Vorteil.  Er  gewinnt 
dadurch  allerdings  eine  besondere  intime  Lage  seiner 
I  Rangtreppen,  die  ganz  wie  die  Treppen  in  einer  Diele 
wirken.  Es  ist  damit  eine  durchaus  praktische,  schlicht 
sachgemäße  Lösung  gefunden,  die  man  vielleicht  am 
besten  als  Typus  des  bürgerlichen  Theaters  bezeichnen 
kann,  im  Gegensatz  zu  dem  Hof theatcr -Typus  der  vorigen 
Epoche.  Ob  diese  Anlage  für  die  aufwendigen  Bauten 
zu  Frankfurt  und  Nürnberg  nicht  doch  etwas  zu  einfach 
gewählt  ist,  mag  dahingestellt  bleiben. 

Fellner  &  Helmer  haben  sich  einen  ganz  anderen 
Typus  der  Trcppenanlage  herausgearbeitet,  soweit  sie  nicht 
die  Semper'scnen  oder  Garnicr'schcn  Ideen  aufgreifen. 
Bei  den  meisten  ihrer  Theater  sind  die  1.  Rangtreppen 
unmittelbar  vom  Vestibül  in  einem  Laufe  zu  dem  I.  Range 
heraufgeführt ;  es  wird  hierbei  meist  völlig  auf  die  Mög- 
lichkeit verzichtet,  daß  die  Parkettbesucher  unmittelbar 
zu  diesen  Treppen  gelangen  können,  ohne  das  Vestibül 
zu  betreten,  obgleich  es  sehr  leicht  gewesen  wäre,  diesen 
Mangel  zu  vermeiden.  Bei  den  beiden  reizvollen  Theatern 
in  Salzburg  und  Karlsbad  bringen  Fellner  Ar  Helmer  in  der 
Form  des  Vestibüls  einen  Gedanken,  der  sorgfältige  Be- 
achtung verdient.  Das  Vestibül  ist  halbkreisförmig  und 
enthalt  radiale  Eingänge  zum  Parkett  und  zu  den  Rängen. 
Das  ist  die  idealste  Form,  um  eine  schnelle  Orientierung 
des  eintretenden  Publikums  zu  erzielen. 

Wahrend  Kellner  &  Helmer  bei  einigen  ihrer  Bauten, 
vor  allem  bei  dem  prächtigen  Stadttheater  zu  Odessa,  den 
Sempcr'schcn  Grundgedanken,  das  nach  außen  als  Rund- 
bau gestaltete  Zuschauerhaus  weiterbilden,  verzichtet  See- 
ling ganz  auf  diese  Form.  Es  mag  den  Anschein  haben, 
als  sei  die  rechteckige  Theaterform  besser  geeignet,  einen 
knappen  und  dementsprechend  billigen  Bau  zu  ermöglichen. 
Bei  näherer  Untersuchung  wird  man  aber  finden,  daß  bei 
der  rechteckigen  Form  doch  an  verschiedenen  Stellen,  zu- 
mal in  den  obersten  Rängen,  tote  Winkel  entstehen,  wäh- 
rend die  runde  Grundform  restlos  nutzbar  gemacht  werden 
kann.    Beide  Architektenfirmen  betonen  in  dem  fiußrrcn 

gibt  diesem  meist  die  Form  einer  Kuppel  und  behandek 
diese  in  meisterhafter  Weise;  ähnlich  Fellner  &  Helmer, 
die  aber  gelegentlich  auch  die  Form  des  einfachen  Giebel- 
daches verwerten,  die  meines  Erachtens  dem  Wesen  der 
Sache  mehr  entspricht. 

Ich  erkenne  Seeling  als  den  bedeutendsten  lebenden 
Architekten  auf  diesem  Gebiete  an,  stelle  ihn  in  dem  Ernst 
seiner  Auffassung  auch  höher  als  Fellner  «.V  Helmer,  wenn 
ich  mich  auch  dem  graziösen  Reiz  von  deren  Formen- 
gebung  keineswegs  verschließe.  Wie  hoch  auch  die  Fellner 
&i  Helmcr'schcn  Leistungen  zu  bewerten  sind,  trotzdem 
sie  mit  eleganter  Nonchalance  nur  so  hingeworfen  er- 
scheinen, das  reigt  ein  Blick  auf  Wiesbaden,  wo  man  sich 
bei  dem  Foyeranbau  vergeblich  bemüht  hat,  tr«>tz  des  Auf- 


No.  99. 

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Abbildg.  17. 
Betonfundamente  der  Kanal- 
wasser- Reinigungsanlage  mit 
Eiaeneiulagen  zur  Sicherung 
gegen  Auftrieb.;  j  t  — 


SfytiH  ei  >«0 


Abbild*1.  16a— c. 
Grundwasser- 
Absenkung    fflr  den 
Ran  der  Kannlwasscr* 

Reinigungsanlage. 


Ergänjungsbauten 
der  Düsseldorfer 
Kanalisation  und 
Relnlgunga- Anlag« 
fdr  die  Abwasser. 


16c.  Rahrenbrunnen. 


0         %  w 

 *! 

I 


wandes  bedeutender  Mittel  die  künstlerische  Frische  des 
llauptbaucs  zu  erreichen. 

Die  Mehrzahl  der  jüngeren  Architekten  folgt  in  dem 
Grundriß,  insbesondere  der  Treppenanlage  und  dement- 
sprechend auch  in  den  Grundzügen  des  äußeren  Auf- 
baues, dem  Vorgang  Seeling's,  oft,  ich  darf  wohl  sagen, 
meist  in  etwas  zu  mechanischer  Wiederholung  der  von 

10.  Dezember  1904. 


Seeling  geschaffenen  Losungen.  Es  ist  verwunderlich, 
daß  der  Grundgedanke  von  Fellner  &  I  leime r  dagegen 
meines  Wissens  keine  Nachfolger  gefunden  hat. 

Wenn  unser  Theaterbau  in  der  Grundanlage  einer 
gewissen  Versteinerung  zu  verfallen  droht,  so  liegt  das 
nicht  so  sehr  an  dem  Willen  unserer  Architekten,  als  an 
der  oft  reichlich  »chematischen  Ausarbeitung  der  üaupru- 

619 


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gramme,  insbesondere  bei  Wettbewerben,  und  noch  mehr 
an  der  Auswahl  der  Bauplatze.  Ich  kann  mich  des  Ge- 
dankens nicht  erwehren,  als  ob  diese  wichtige  und  für  den 
Bau  entscheidende  Vorarbeit  sich  oft  in  der  Form  abspielt, 
daß  man  mit  einem  sorgfaltig  in  Karton  ausgeschnittenen 


Umriß  eines  in  der  Größe  passenden  Secling'schcn  Theaters 
auf  den  zur  Autwahl  stehenden  Bauplätzen  so  lange  herum- 
fahrt, bis  man  einen  passenden  Platz  gefunden  hat  Da- 
mit ist  dann  meist  das  Bauwerk  in  den  Grundzagen  eben- 
falls festgelegt.    Ich  kann  nur  dringend  empfehlen, 

fco 


bei  einem* Theaterbau  ein  Grundstock  niemals 
ohne  den  Beirat  eines  imTheaterbau  erfahrenen 
Architekten  auszuwählen. 

Bei  meinen  eigenen  Bauten  zu  Köln  und  Barmen  hatte 
ich  in  dieser  Beziehung  das  Glück,  auf  die  Programm- Fest- 
stellung einen  genügenden  Kinfluß  auszuüben.  So 
konnte  ich  mich  freier  bewegen,  die  gesunden  Grund- 
gedanken von  Seeling  und  Fellner  &  Helmcr  in 
größerer  Selbständigkeit  verwerten  und  zugleich  die 
Semper'sche  Grundform  beibehalten.  Durch  diese 
Verschweißungdermodernen  Ansprüche  mit  der  nach 
meiner  Uebcrzeugung  ästhetisch  richtigsten  Form,  der 
Semperform,  ist  vielleicht  ein  Typus  entstanden,  der 
neben  den  anderen  modernen  Lösungen  eine  selb- 
ständige Stellung  beanspruchen  darf.  Wie  weit  diese 
Verschweißung  auch  schon  künstlerisch  bewältigt 
ist,  darüber  enthalte  ich  mich  eigenen  Urteils,  gebe 
aber  der  Ueberzcugung  Ausdruck,  daß  auch  auf  dem 
von  mir  eingeschlagenen  Wege  noch  weiter  voran 
zu  kommen  ist. 

Auf  die  Klasse  der  Semper- Wagnertheater,  die 
eine  durchaus  selbständige  Stellung  einnimmt,  komme 
ich  zurück,  nachdem  ich  zuvor  die  neueren  Bestrebun- 
gen zu  einer  Weiterbildung  des  Zuschauerraumes  bei 
den  Rangtheatern  erwähnt  habe.  OcgcnsätzlichcTypen 
haben  sich  hier  weniger  herausgearbeitet,  die  Bestre- 
bungen der  verschiedenen  Architekten  laufen  durch- 
aus parallel  und  gipfeln  hauptsächlich  in  der  Forde- 
rung, die  Zahl  der  Ränge  einzuschränken.  Möllmann 
&  Littmann  begnügen  sich  bei  dem  originellen 
Münchener  Schauspielhaus  mit  nur  einem  Range,  bei 
«     730  Sitzplätzen.    Drei  Range  werden  auch  für  die 
g    größten  Theater  als  Maximum  betrachtet;  man  hilft 
£     sich  damit,  den  obersten  Rang  in  der  Tiefe  stark  zu 
b     entwickeln  und  ihn  gegebenen  Falles  in  zwei  Grup- 
>    pen  mit  getrennten  Treppen  zu  zerlegen.   In  dem 
5;    Bestreben,  in  einem  Parkett  und  zwei  Rangen  1600 
«     Platze  zu  schaffen,  ist  man  bei  dem  Wiener  Raimund- 
j=     Theater  dazu  gelangt,  15  bezw.  11  Reihen  im  Parkett 
und  t.  Rang  zu  überbauen.    Das  dürfte  wohl  vom 
S    Ucbel  sein. 

•8  Inbezug  auf  die  ästhetische  Durchbildung  des  Zu- 

S  schauerraumes  sind  durchschlagend  neue  Gedanken 
B  nicht  zutage  gefördert.  Es  bleibt  auf  diesem  Felde  noch 
~  viel  zu  tun  übrig,  wenn  man  nicht  von  vornherein 
g_  die  künstlerische  Durchbildung  eines  Zuschauerrau- 
ms mes  als  eine  nicht  völlig  zu  lösende  Aufgabe  hinstellt. 
O  Die  unleugbare  Schwierigkeit,  ein  Rangtheater 

M    ästhetisch  zu  bewältigen  und  die  unabweisbare  Er- 
"|     kenntnis,  daß  man  bei  einem  solchen  auch  Plätze 
•x     in  Kauf  nehmen  muß,  die  eine  beschränkte  oder 
■     wenigstens  zu  steile  Aufsicht  auf  die  Bühne  be- 
"3     sitzen,  haben  neuerdings  eine  starke  Bewegung  für 
gf    das  Sempcr-Wagnertheatcr  ins  Leben  gerufen.  Wenn 
2     man  aber  diesen  Typus  als  den  allein  gültigen  hin- 
~     stellt,  so  liegt  hierin  zweifellos  eine  Modeverirrung 
5     und  völlige  Verkennung  des  Sonderzielcs,  das  Wag- 
Q     ncr  sich  gesteckt  und  Semper  verwirklicht  hat 
Wagner  erstrebte  ein  Auditorium,  in  welchem  die 
Zuschauer  ihre  ungeteilte  Aufmerksamkeit  dem  Büh- 
nenwerk zuwenden  sollten;  daher  die  erste  Forde- 
rung, das  Orchester  unsichtbar  zu  machen  und  den 
Zuschauerraum  schmucklos  zu  gestalten.  Semper 
zog  hieraus  dieFolgcn:  Beseitigung  allcrSeiten- 
logen  und  Range  und  schuf  das  Parkett- 
I  heatcr.    Zwei  notwendige  Voraussetzungen  sind 
aber  durch  dieses  Prinzip  bedingt:  daß  einerseits  das 
Bühnenwerk   über  das  gewöhnliche  Maß  hinaus 
künstlerisch  durchgearbeitet  und  vollendet  vorge- 
tragen wird,  und  daß  anderseits  ein  gleichartiges 
Publikum,  über  das  gewöhnliche  Maß  hinaus  ge- 
bildet, in  dem  Theater  nur  reinen  Kunstgenuß  sucht 
Beides  wird  nur  in  Ausnahmefällen  zutreffen;  für 
diese  aber  hat  das  Wagnerthcalcr  seine  volle  Be- 
rechtigung.   Unter  der  gegebenen  Voraussetzung 
wird  es  sich  also  auch  zum  Volksthcatcr  eignen,  wenn 
unter  diesem  ein  Theater  verstanden  wird,  das  breite- 
ren Massen  gute  Werke  in  vorzüglicher  Darstellung 
bieten  soll. 

Als  erste  monumentale  Verwirklichung  des  Par- 
kett-Theaters ist  das  Volkstheater  in  Worms  von  March 
anzusehen,  wenn  es  auch  in  Rücksicht  auf  seinen 
Sonderzweck  eine  abweichende  Bühnenform  auf- 
weist. Ein  Blick  auf  die  Grundrisse  zeigt  aber  eine 
genügend  große  Verwandschaft  mit  dem  BayreutherTheater, 
um  hier  eingereiht  zu  werden.  Der  Zuschauerraum  enthält 
ausgezeichnete  Gedanken  zur  Lösung  eines  Massen-Audi- 
toriums und  übertrifft  inbezug  auf  die  Zuganglichkeit  der 
Plätze  das  jüngste  Kind  des  Wagnergedankens,  das  Prinz- 

No.  99. 


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regenten- Theater  in  Manchen.  Auch  in  Bezug  auf  die 
ästhetische  Bewältigung  des  Zuschauerraumes  birgt  es 
vorzügliche,  nur  noch  nicht  völlig  ausgereifte  Keime.  Bei 
dem  Frinzrcgcntcn-Thcatcr  greifen  Heitmann  Ar  I.iitmann 
in  der  Gestaltung  des  Zuschauerraumes  leider  auf  das 
Bayreuther  Festspielhaus  zurück  und  mußten  trotz  großen 
Könnens  daran  scheitern,  dieses  unmögliche  Kaumgebilde 
ästhetisch  zu  überwältigen.  Auch  die  zu  große  Anzahl  von 
Sitzen  in  einer  Keihe,  in  Preußen  durch  die  polizeilichen  Be- 
stimmungen aus- 
geschlossen, muß 
doch  auch  inbe- 
zug  auf  ßeuuem- 
lichkeit  und  Si- 
cherheit als  nicht 
unbedenklich  be- 
zeichnet werden. 

Ausgezeichnet 
klar  und  vorzüg- 
lich ist  aber  die 
Anordnung  der 
Eingänge,  insbe- 
sondere die  mei- 
sterhaft geschick- 
te Trennung  von 
Wagen  und  Fuß- 
gängern und  die 
Anlage  und  Aus- 
gestaltung des 
seitlichen  größe- 
ren Erfrischungs- 
raumes. 

Hier  noch  cini 
ge  Erwägungen 
Ober  Einzelheilen 
des  Wagncrthea- 
ters.  Dem  ver- 
senkten Orchester 
kann    ich    keine        .  .      ...    ,«        »  ■  .  t 

entscheidcndeBe-       Aufführe  der  .Vögel-  «. 


dem  Chor  oder  den  .Solisten  verloren  geht,  oder  nur  bei 
ausnahmsweise  gründlichen  Proben,  wie  in  Bayreuth,  auf- 
recht zu  erhalten  ist.  Hiermit  erledigt  sich  auch  das  Prinzip 
des  mystischen  Abgrundes;  volle  Geltung  behält  aber 
die  scharfe  Abtrennung  des  Bühnenbildes  gegen  den 
Zuschauerraum. 

Die  weitere  Forderung  Wagncr's,  den  Zuschauerraum 
so  zu  gestalten,  daß  jede  Störung  des  Publikums  durch 
den  gegenseitigen  Anblick  oder  durch  die  Ausstattung  des 

Kaumcs  selbst  ver- 
hindert wird,  ist 
an  sich  durchaus 
berechtigt,  aber 
durch  Verdunke- 
lung des  Audito- 
riumswährend des 
Spieles  auch  bei 
jedcmRangthcater 
zu  erzielen. 

Keineswegs  ist 
es  notwendig,  den 
Kaum  so  kahl  zu 
gestalten,  wie  eine 
Methodisten  -  Kir- 
che, oder  unter 
Verzicht  auf  jeg- 
liche künstlerische 
Kaumwirkung  den 
Saal  so  zu  gestal- 
ten, daß  das  Pu- 
blikum, wie  zwi- 
schen den  schreck- 
lichen Bayreuther 
-Scheerwündcn,  ge- 
zwungen ist,  gera- 
deaus zu  starren. 
Warum  will  man 
dasPublikum  zwin- 

im  Griechischen  Theater  der  Universität  §^I!'ol!^.!?^V5.'?I!<'»1.'< 


Die  AaffQhiuoc,  der  Tragödie  »Cithaxis*  im  antiken  Tbcater  von  Oiaoge. 


deutung  beimessen,  soweit  es  sich  dabei  nicht  um  eine 
Tondämpfung  handelt,  die  auch  mit  anderen  Mitteln  er- 
reicht werden  kann.  Vorausgesetzt,  daß  die  Musiker  nicht 
in  das  szenische  Bild  hineinragen,  kann  ich  in  ihren  ryth- 
mischen Bewegungen  nichts  Störendes  erblicken,  vielmehr 
etwas  Anfeuerndes,  Mitreißendes.  Die  Bewegungen  des 
Kapellmeisters  aber  sind  für  mich  geradezu  ein  Genuß 
und  ein  wesentliches  Hilfsmittel,  in  den  Geist  der  Musik- 
tiefe einzudringen.  Was  man  also,  zumal  in  einem  ver- 
dunkelten Zuschauerraum,  vom  Orchester  sieht,  das  wird 
man  wohl  ruhig  hinnehmen  können.  Dabei  darf  nicht 
außer  Acht  bleiben,  daß  bei  einem  tief  eingesenkten 
Orchester  leicht  der  Zusammenhang  zwischen  ihm  und 

10.  Dezember  1904. 


die  Gardine  zu  blicken?  Ist  da  der  Anblick  eines  Rang- 
theaters  nicht  weitaus  erfreulicher? 

Das  Prinzip  des  Parkett -Theaters  ist  noch  nicht  zum 
letzten  Ziel  durchgeführt;  es  bildet  zweifellos  ein  äußerst 
interessantes  Problem,  das  jeden  Architekten  reizen  muß. 
Ich  erwarte  von  seiner  technischen  Weiterentwicklung 
auch  für  den  Kanglheatcrbau  neue  Belebung  und  Förde- 
rung; ich  halte  es  auch  nicht  für  ausgeschlossen,  daß  die 
Bestrebungen,  beim  Rangtheater  die  Zahl  der  Ränge  einzu- 
schränken und  das  sicher  bald  eintretende  Bedürfnis  beim 
Parkett-Theater,  eine  Schichtung  und  Teilung  des  Publi- 
kums vorzunehmen,  zu  einer  Begegnung  der  beiden  Strö- 
mungen auf  halbem  Wege  führen  werden. 

621 


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Hier  dürften  einige  Bemerkungen  am  Platze  sein  zu 
der  Frage  .Schauspielhaus  oder  Opernhaus".  Ich  würde 
sie  lieber  formulieren:  Theater  für  große  Oper  und  großes 
Drama  und  intimes  Theater  für  Schauspiel  und  kleine  Oper. 
Inbezug  auf  die  Form  des  Zuschauerraumes  wird  nicht 
behauptet  werden  können,  daß  das  Rang-  oder  das  Parkett- 
Theater  für  den  einen  oder  anderen  Zweck  mehr  oder 
weniger  geeignet  sei.  Wohl  aber  ist  die  Größe  des  Rau- 
mes und  damit  die  Zuschauerzahl  von  dem  Zweck  des 
Hauses  abhängig.  Zunächst  gilt  heute  jedenfalls  als  aus- 
gemacht, daß  ein  Theater,  an  das  man  die  höchsten  künstle- 
rischen Anforderungen  stellt,  nicht  als  Madchen  für  alles 
benutzt  werden  sollte. 

Die  Grenze  für  das  intime  Schauspiel  dürfte  mit  einer 
Plauzahl  von  toco  schon  sehr  hoch  lünaufgerückt  sein. 
Die  wichtigste  Voraussetzung  für  den  Genuß  eines  intimen 
Bühnenwerkes  ist  gutes  scharfes  Sehen  des  feinsten  Mienen- 
spieles. Ist  dieses  gesichert,  so  ist  ein  gutes  Hören  sehr 
wahrscheinlich,  wenn  nicht  grobe  Fehler  in  der  Anlage 
des  Hauses  gemacht  werden.  Die  Grenze  guten  Hörens 
liegt  jedenfalls  weit  Ober  der  Grenze  für  gutes  scharfes 
Sehen  Daraus  ergibt  sich,  daß  ein  Schauspielhaus  vor 
allem  gute  optische  Eigenschaften  haben  muß  und  weder 
zu  steile,  noch  zu  seitliche,  noch  zu  lange  Schlinicn  haben 
sollte.    Als  ideale  Forderungen  würde  ich  hierfür  auf- 


stellen, daß  alle  Platze  innerhalb  einer  Pyramide  liegen, 
die  entsteht,  wenn  man  von  der  Milte  der  Oeffnung  der 
Hinterbühne  Strahlen  nach  dem  Umriß  der  Bühnen- 
öffnung zieht.  Im  Gegensau  hierzu  verlangt  die  große 
Oper  großen  Raum  auf  der  Bühne  und  entsprechenden 
Raum  im  Zuschauerraum,  und  das  große  Drama  gestaltet 
ihn  wenigstens. 

Im  Zusammenhang  mit  der  Frage  »Opernhaus,  Schau- 
spielhaus" ist  der  Vorschlag  aufgetaucht,  bei  Hof-  und 
Siadttbeatcrn,  bei  denen  2  Häuser  in  einer  Verwaltung 
stehen,  diese  baulich  zu  einer  Gruppe  zu  vereinigen.  Der 
Gedanke  ist  durchaus  gesund;  es  würden  sicher  große  Er- 
leichterungen in  der  Verwaltung  und  auch  Ersparnisse  er- 
zielt werden,  letztere  dürften  allerdings  am  wenigsten  in 
der  wechselseitigen  Verwendung  der  Dekoration  liegen. 
Das  wird  durch  die  notwendig  erhebliche  Verschiedenheit 
der  Bühnengrößen  ausgeschlossen  sein.  Wenn  hierbei  auch 
der  Vorschlag  erörtert  worden  ist,  für  beide  Theater  gleich 
große  Bühnen  zu  nehmen,  so  zeigt  das  nicht  gerade  von 
einem  tiefen  Eindringen  in  die  Materie,  denn  zu  einer 
intimen  Wirkung  gehört  eben  auch  eine  entsprechend 
kleinere  Bühne.  Es  dürfte  dann  allerdings  zu  den  schwie- 
rigsten Aufgaben  gehören,  zwei  gleichartige,  nur  durch 
die  Größe  verschiedene  Baukörper  künstlerisch  zu  einer 
befriedigenden  Gruppe  zu  vereinigen.  —  <Fort**uunj  loigi ) 


Das  Bauwesen  im  deutschen  Reichshaushalt  1905. 


WEM  ei  der  Eröffnung  des  deutschen  Reichstages  am  1.  Dez. 
1  Wll  d.  J.  ist  diesem  der  Haushalts- Etat  für  das  Jahr  1905 
=sS  vorgelegt  worden,  an  welchem  das  Bauwesen  mit 
seinen  einmaligen  Ausgaben  mit  einer  Summe  von  rd. 
111  Mill.  M.  teilnimmt,  welche  diejenige  des  Vorjahres  um 
13  Mill.  M.  überschreitet.*»  Von  diesem  Mehrbetrage  ent- 
fallen rd.  7  Mill.  M.  auf  das  Reichsheer,  je  rd.  3  Mill.  M. 
auf  die  Kolonien  bezw.  Reichseisenbahnen.  Die  Rcichs- 
post  und  das  Reichsami  des  Inneren  fordern  dagegen  ent- 
sprechend weniger. 

An  erster  Stelle  steht  auch  in  diesem  Jahre  wieder 
die  Rcichsmar ine  mit  rund  34  Mill.  M.  Ihr  folgt  auf 
dem  Fuße  die  Verwaltung  der  Reichseisenbahnen 
mit  rd.  23,90  Mill.  M.  Dann  folgen  das  Rcichshccr  mit 
rd.  23,  die  Schutzgebiete  mit  14,70,  die  Reichspost 
mit  13,20,  das  Reichsamt  des  Inneren  mit  10,70  Mill.  M. 
Die  übrigen  Rcichsäniler  verlangen  zusammen  1.50  Mill.  M. 

*)  V«ti;1  ,l*htj.  igoa  S,  643  K»  sind  dort  93  Mill.  aiisrgt-tx-n .  d*/u 
nofh  rd.  D  Mtll  AI.  für  (irunderwerb  bei  dem  Ltat  der  HeichniKMlverwaJcuog, 
«Ivo  *u*.  9?  Mill.  M- 


Von  letzterer  Summe  entfallen  auf  den  Rechnungshof 
für  das  Reich  500000  M.  als  2.  Rate  für  den  Bau  eines 
Diensigebäudes  in  Potsdam,  auf  das  Reich  smilitärgericbt 
225000  M.  als  1.  Rate  für  Grunderwerb,  Entwurf  und  Vor- 
arbeiten zum  Bau  eines  Dicnstgcbaudes  in  Charlottenburg, 
das  Reichsschatzamt  65000  M.  zu  baulichen  Herstel- 
lungen usw.  am  Kaiserpalast  in  Siraßburg  i.  E.  und  als 
1.  Rate  zu  Entwurfsarociten  für  die  Erweiterung  des 
Dicnstgebäudcs  in  Berlin  (Ges.- Anschlag  1,4  Mill.  M  ),  die 
Reichsdruckeret  schließlich  79224  M.  als  6.  Rate  für 
die  Erweiterung  ihres  Grundstückes.  Das  Auswärtige 
Amt  stellt,  wie  im  Vorjahre,  eine  Reihe  von  Forderungen 
für  die  Erwerbung  von  Grundstücken  bezw.  zu  Erweile- 
rutigs-  und  Neubauten  von  Konsulats-  und  Gesandlschafts- 
gebauden  im  Betrage  von  404  800  M.,  außerdem  wird  für 
das  Dicnstgcbäude  der  Kolonial  Verwaltung  in  Berlin 
als  3.  Rate  der  Betrag  von  74  500  M.  gclordert  — 

Die  R  e  i c  Ii  s  m  a r  i  n  e  stellt  mit  rd.  24  Mill.  M.  Gcsamtfordc- 
rung^  für  bauliche  Zwecke  nur  wenig  höhere  Ansprüche  als 
im  V  orjahrc.  Davon  entladen  5,25  Mill.  M.  auf  die  einmaligen 


Die  Entwicklung  der  deutschen  elektrotechnischen 
Industrie  und  ihre  Aussichten  auf  dem  Weltmarkt. 

(Schlatt  au*  Xo  9<M 

Pür  die  Aussichten  der  deulschen  elektrotechnischen 
Industrie  auf  dem  Weltmärkte  kommen  zwei  Mo- 
mente inbetrachl:  die  künftige  GcsamturöUe  des 
Verbrauches  und  das  Verhältnis  der  deutschen  Produktion 
zur  ausländischen.  Wenn  von  unserer  Zeit  als  von  einem 
Zeitalter  der  Elektrizität  gesprochen  wurde,  so  ist,  um  die 
Bedeutung  der  elektrotechnischen  Errungenschaften  wür- 
digen zu  krtnncn,  zunächst  zu  fragen,  was  uns  die  Elektro- 
technik nicht  gebracht  hat.  „Sie  hat  uns  nicht  gebracht 
die  Austiulzungsmöglichkeit  irgend  eines  bis  dahin  unge- 
nutzten wirtschaftlichen  Gutes,  wie  uns  z.  B.  die  Erfindung 
der  Dampfmaschine  die  Benutzung  der  Kohlenlager  er- 
schloß. Uie  atmosphärische  Elektrizität  ist  immer  noch 
lediglich  unsere  Feindin."  Die  Elektrotechnik  hat  uns  zu- 
nächst nur  in  den  Stand  gesetzt,  die  Elektrizität  bc<|ucin 
aufzuspeichern,  zu  übertragen  und  überall  in  Licht,  Warme, 
mechanische  oder  chemische  Energie  umsetzen  zu  können. 
Die  Dynamomaschine  aber  braucht  immer  noch  einen 
Lieferanten  von  mechanischer  Energie :  Kohle  oder  Wasser- 
kräfte. Die  Verwendung  der  Wasserkräfte  ist  mit  vielen 
Umcuträglichkeitcn  verknüpft:  kostspielige  Bauanlagcn, 
Lage  der  Wasserkräfte  in  menschenleeren  Gegenden,  vergl. 
z.  B.  in  Norwegen,  ungleichmäßige  Wasserlührung.  Ein- 
trocknen des  Wassers  im  Sommer  und  Einfrieren  im 
Winter  usw.,  Umstände,  die  meist  zu  einer  Dampfreserve 
führen.  Der  Preis  einer  elektrischen  PS.  beträgt  im  Jahr 
am  Niagarafall  80  M  ,  am  Rheinfall  100  M.;  dalür  lictcrn 
die  englischen  Kohlenbczirkc  auch  schon  die  Kraft  durch 
die  Dampfmaschine.  Dieses  Preisverhälmis  wird  sich 
kaum  ändern,  wenn  nicht  in  der  Elektrizität  besondere 
Fortschritte  gemacht  werden.  Auf  dem  Gebiete  der 
Akkumulatoren  sind  sie  gering;  auch  auf  dem  Gebiete  der 
Fernleitung  sind  sie  vorläufig  nicht  zu  erwarten,  wohl 
aber  in  der  elektrischen  Beleuchtung  Die  elektrische 
Heizung  kann  mit  den  bekannten  Heizungsarten  nicht  in 

622 


Wettbewerb  treten  und  die  elektrische  Kraftübertragung 
ist  wirtschaftlich  bereits  so  vollkommen,  daß  praktisch  ins 
Gewicht  fallende  Verbesseruugen  kaum  zu  erwarten  sind. 
Ob  die  Uebertragung  mit  90  oder  mit  91 ,5  "/o  Wirkungs- 
grad arbeitet,  ist  wirtschaftlich  fast  belanglos.  Doch  kann 
der  bisher  meist  aul  die  Textilindustrie  beschränkte  elek- 
trische Antrieb  noch  auf  viele  andere  Industrien  und  die 
Landwirtschaft  Obertragen  werden.  Ein  Anlang  hierzu  ist 
gemacht.  Noch  weniger  wird  nach  Ansicht  des  Verfassers 
der  elektrische  Betrieb  der  Fernbahnen  der  elektrotechni- 
schen Industrie  ein  großes  neues  Arbeitsgebiet  erschlie- 
ßen. Nicht  ungünstig  dagegen  liegen  die  Aussichten  für 
die  Schwachstromtechnik.  Zu  den  größten  Hoffnungen 
dagegen  scheint  noch  die  Elektrochemie  zu  berechtigen. 
Kreller  ist  der  Meinung,  daß  „die  elektrotechnische  In- 
dustrie, die  fast  ausschließlich  nur  einmalige  Einrichtun- 
gen mit  sehr  geringem  Verschleiß  zu  lictcrn  hat,  und 
deren  heutige  I'roduktionsstättcn  für  den  Bedarf  eben  die- 
ser Einrichtungsperiode  zugeschnitten  sind,  für  die  Zukunft 
kaum  imstande  sein  wird,  ihre  heutige  Ausdehnung  bei- 
zubehalten". Eine  große  Ausdehnung  der  Anwendung 
der  Elektrizität  kann  nach  dem  heutigen  Staude  der  Wissen- 
schaft nicht  erwartet  werden,  weil  der  Umweg  zur  Er- 
langung der  elektrischen  Energie  noch  zu  lang  und  daher 
zu  kostspielig  ist  Soll  die  Elektrizität  eine  tatsächliche 
Umwälzung  in  unserem  Wirtschaftsleben  herbeiführen,  so 
müssen  Physik  und  Chemie  noch  den  Weg  zu  einer  un- 
mittelbaren Gewinnung  der  elektrischen  Energie  zeigen. 

Der  Verfasser  erörtert  dann  die  Aussichten  der  elektro- 
technischen Industrie  auf  dem  Weltmärkte.  In  Oester- 
reich und  Kußland  besteht  die  elektrotechnische  Industrie 
fast  ausschließlich  aus  Zweigfabriken  der  deutschen;  eine 
Ausnahme  bilden  Ganz  &  Ko.  in  Budapest.  Die  Verhält- 
nisse liegen  hier  schlecht  Am  nächsten  ist  der  deutschen 
elektrotechnischen  Industrie  die  der  Schweiz  verwandt 
Schweden  und  Italien  sind  in  ihrem  elektrotechnischen 
Entwicklungsgange  ungefähr  gleichmäßig  vorangegangen. 
Das  Gründungsgeschäft  leidet  in  diesen  Ländern  durch 
ihre  Kapitalarmut,  das  Exportgeschäft  jedoch  blüht  aul. 

No.  99. 


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Forderungen  des  Ordinariums.  18.75  Mill.  M.  au'  das  Exlra- 
Ordinarium.  Aus  der  ersteren  Summe  sind  1,53  Mill.  M.  fflr 
die  Bedürfnisse  der  Werft  zu  Wilhelmshaven,  480000  M. 
für  diejenige  zu  Kiel,  80000  M.  für  Danzig  bestimmt  Für 
gemeinsame  Bedürfnisse  der  Werften  sind  weitere  600000  M. 
vorgesehen.  Von  dem  Rest  beansprucht  die  Garnison- 
Verwaltung  1,92  Mill.  M.  für  Kaserne  ments,  Dienstge- 
bäude und  Dienstwohngebäude,  1.  Baurate  für  die  Ver- 
legung der  Marineschule  von  Kiel  nach  Mürvik  bei  Flens- 
burg (300000  M.)  usw.  Die  Mittel  des  Extra- Ordinariums 
verteilen  sich  mit  12,11;  5,27;  1,0;  0,66;  0,31  Mill.  M.  auf 
Wilhelmshaven,  Kiel,  Danzig,  Sonderburg  und 
Cuxhaven.  Nach  der  Art  ihrer  Verwendung  entfallen 
16,3  Mill.  M.  auf  die  Erweiterung  der  Werftanlagen 
und  sonstige  wasserbauliche  Arbeiten,  3.05  Mill.  M.  auf 
Hochbauten.  Kasernen  werden  namentlich  erforderlich 
in  Cuxhaven  und  in  Wiek  bei  Kiel  (infolge  Verlegung 
der  Torpedo-Abteilung  dorthin).  Für  letzteren  Platz  ist 
auch  der  Bau  einer  Garnisonkirche  (1  Rate  200  000 1  und 
der  Ausbau  desStraßennetzes  vorgesehen!  1  Raleao200oM.). 
Im  übrigen  handelt  es  sich  zumeist  um  die  Fortsetzung  der 
großen  Werflerweiterungen  und  den  Bau  von  Trocken- 
docks. Für  enstcre  Arbeiten  werden  3,9  Mill.  M.  für  Wil- 
helmshaven gefordert  (Ges.-Anschlag  32,73  Mill.  M.,  wo- 
von bisher  etwa  Vj  bewilligt),  1,45  Mill.  M.  für  Kiel  (Ges.- 
Anschlag  10,22  Mill.).  Als  9.  bezw.  6.  Rate  sind  für  die 
Anlage  großer  Trockendocks  in  Kiel  ocoooo  M.  (Ges.- 
Kosten  »7  Mill.  M  ),  de.'gl.  4.2  MilL  M.  für  Wilhelms- 
haven (Ges.-Summe  16  Mill.  M.)  gefordert.  — 

Die  Verwaltung  der  Reichseisenbahnen  braucht 
mit  rd.  23,9  Mill.  M  etwa  3  Mill.  M.  mehr  als  1903.  Auf 
den  ordentlichen  Etat  entfallen  davon  7,4  Mill ,  auf  den 
außerordcnüichcn  16,5  Mill.  Aus  den  einmaligen  Aus- 
gaben des  Ordinariums  sollen  allein  3,6  Mill.  M.  (1,4  Mill. 
mehr  als  1903)  für  die  Vermehrung  der  Betriebs- 
mittel verwendet  werden  zur  Beschaffung  von  64  Loko- 
motiven, 7  Personenwagen,  12  Gepäckwagen,  225  Güter- 
wagen (4  Mill.  M.  sind  außerdem  unter  den  fortdauernden 
Ausgaben  zu  dem  gleichen  Zwecke  enthalten).  Von  den 
außerordentlichen  Mitteln  sind  8,1  Mill.  M.  für  Bahnhofs- 
Um  -  bezw.  Erweiterungsbauten  vorgesehen, 6.7  Mill. M. 
für  die  Herstellung  neuer  Strecken  oder  die  Ver- 
legung alter,  1,15  Mill  M.  für  2.  bezw.  3  und  4.  Gleise 
auf  verkehrsreichen  Strecken.  Von  größeren  Posten  für 
schon  in  Ausführung  begriffene  Arbeiten  sind  hervorzu- 
heben: 4  Mill.  für  die  Umgestaltung  der  Bahnanlagen  in 
Metz  (Gcs-Summe  24,2  Mill  ),  2,7  Mill.  für  einen  Rangier- 
bahnhof bei  S  traß b u rc  i. E.  usw.  (Gcs.-Summc  18,1  Mill  M  ), 
für  den  Bau  einer  agleisigen  Bahn  von  Metz  über  Vi gv 


nach  Anzelingen  4,75  Mill  M.  (Ges  Kosten  14,9  Mill.  M  ). 
An  neuen  Arbeiten  sind  nur  3  Posten  vorgesehen  mit  zus. 
050000  M.  an  1.  Rate.  Zum  Bau  von  Mietwohnungen  für 
Beamte  und  Arbeiter  sind  500000  M.  ausgeworfen.  Aus 
den  näheren  Erläuterungen  zum  Etat  ist  zu  entnehmen, 
daß  nach  dem  1.  April  1905  die  Uetriebslänge  2019 km  be- 
tragen wird,  davon  sind  77  ku>  Schmalspurbahn.  — 

Das  Reichsheer  fordert  mit  rd.  23  Mill.  M.  für  ein- 
malige Ausgaben  rd.  7  Mill.  M.  mehr  als  im  Vorjahre. 
Die  geplante  Verstärkung  des  etatmäßigen  Bestandes 
bleibt  auch  hier  nicht  ohne  Einfluß.  Es  entfallen  von  dem 
Gesamtbetrage  auf  Preußen  14,40,  Elsaß-Lothringen 
4,20,  Sachsen  2,60,  Württemberg  0,8  Mill.  M.  Von  der 
Gesamtsumme  entfällt  der  Hauptanteil  mit  fast  12  Mill.  M. 
auf  die  Garnison -Verwaltung,  hauptsächlich  für  den 
Bau  von  Kasernen.  Neue  Bauten  sind  in  dieser  Richtung 
in  Preußen  vorgesehen  in:  Allenslcin,  Goldap,  Sens- 
burg, Jüterbog,  Langensalza,  Graudenz,  Arvs, 
Wahn  mit  zus.  rd.  3  Mill.  M.  für  die  erste  Rate.  Für 
Lazarettbauten  sind  etwa  1,5  Mill.  M.  angesetzt.  Das  Extra- 
Ordinarium  weist  1  Mill.  M.  für  die  Beschaffung  von  Feld- 
bahnmatcrial  auf.  — 

Der  Etat  der  8  Schutzgebiete  sieht  für  bauliche 
Zwecke  14,70  Mill.  M.  vor,  also  wieder  Ober  3  Mill.  M. 
mehr  als  im  Vorjahre.  Kiautschau  steht  mit  6757000  M. 
auch  dieses  Jahr  an  der  Spitze  Davon  sind  3473000  M. 
für  Hafenbauten  vorgesehen  (Ges. -Kosten  11,8  Mill.  M  ), 
1,1  Mill.  M.  als  5.  Rate  für  ein  Schwimmdock,  1,96  Mill.  M. 
für  Hochbauten  (Verwaltungsgebäude,  Schlachthof,  Schul- 
haus, Kasernements  usw.),  sowie  für  einige  Ingenieur- 
bauten (Wildbach -Verbauungen,  Verbesserung  der  See- 
zeichen). Es  folgt  Togo  mit  3.9  Mill.  M.  Davon  entfallen 
3,6  Mill.  M.  als  2.  Rate  auf  die  Eisenbahn  Lome  -  Palimc, 
deren  Bau  die  Firma  Lenz  &  Cie.  für  iniganzen  7,45  Mill. 
M.  übernommen  hat,  ferner  220000  M.  für  die  Eisenbahn 
Lome  —  KI.  Popo.  Für  Ost-Afrika  sind  1  568000  M. 
angesetzt,  davon  210000  M.  für  Bauten  verschiedener  Art 
(hauptsachlich  Wasserleitung  in  Daressalam),  310000  M. 
für  Werftanlagen  und  Lösch-  und  Lade-Einrichtungen  in 
Daressalam,  720  000  M.  als  letzte  Rate  für  die  Fortführung 
der  Eisenbahn  Tanga — Muhesa— Korogwe  bis  Mombo,  una 
schließlich  300000  M.  für  den  Ausbau  von  Straßen.  Es 
ist  zur  Aufschließung  des  Inneren  ein  Netz  von  2000 ltnl 
Landstraßen  geplant,  davon  sind  rd.  200 Ln>  bereits  herge- 
stellt. Der  Rest  ist  mit  10,8  Mill  M.  veranschlagt  (rd.  6000  M. 
für  t  km).  Die  Ausführung  ist  auf  einen  Zeitraum  von 
18  Jahren  verteilt,  gedacht.  Süd-Wcst-Afrika  ist  mit 
1817000  M.  bedacht.  Darunter  bildet  mit  800000  M.  den 
Hauptposten  die  betriebsfähige  Herstellung  des  Hafens  von 


In  Frankreich  und  Belgien  verfügt  die  elektrotechnische 
Industrie  weder  über  besondere  Erfolge,  noch  besondere 
Aussichten.  Sogar  in  England  ist  es  zur  Entwicklung  einer 
elektrotechnischen  Industrie  größeren  Stiles  nicht  gekom- 
men. In  der  freien  Konkurrenz  ist  die  englische  elektro- 
technische Industrie  der  deutschen  unterlegen;  im  Grün- 
dungsgeschäft  dagegen  ist  der  englische  Kapitalüberfluß 
fast  ausschließlich  der  einheimischen  Industrie  zugute  ge- 
kommen. Außerhalb  Europas  sind  die  Vereinigten  Staaten 
von  Noid-Amerika  das  einzige  Land,  welches  die  Elektro- 
technik entwickelt  hat.  , Europa  forschte,  Amerika 
handelte."  So  kam  es,  daß  die  Menge  an  elektrotech- 
nischen Artikeln  stieg  von  11,1  Mill.  M.  des  Jahres  1880 
auf  382,8  Mill.  M.  des  Jahres  1900.  Man  schätzt  das  in 
den  Vereinigten  Staaten  in  elektrischen  Anlagen  investierte 
Kapital  auf  die  Hälfte  des  auf  der  ganzen  übrigen  Erde 
in  dieser  Weise  angelegten.  Der  kolossale  Aufschwung 
kommt  daher,  daß  die  Starkstromperiode  überhaupt  mit 
der  ersten  Industrieperiode  der  Vereinigten  Staaten  zu- 
sammenfallt und  daß  Amerika  sehr  reich  an  brauchbaren 
Wasserfällen  ist  Dicht  bei  der  Wasserkraft  wird  ein  Preis 
von  nur  20  M.  fflr  die  elcktr.  PS.  auf  das  Jahr  bezahlt, 
ein  Preis,  der  nur  noch  in  Norwegen  erreicht  worden  ist 
Drittens  kamen  der  elektrischen  Kraftübertragung  die  hohen 
Arbeitslöhne  zustatten.  Der  elektrischen  Beleuchtung  kam 
der  Umstand  zugut,  daß  die  nordamerikanische  Kohle 
sich  schlecht  zum  Vergasen  eignet,  dagegen  eine  gute  Hciz- 
kohle  Ist.  Den  elektrischen  Bahnen  nützten  die  meist  sehr 
schlechten  Straßen.  Endlich  ist  die  ganze  amerikanische 
Kulturströraung  als  wesentliches  Förderungsmittcl  für  die 
elektrotechnische  Industrie  insofern  zu  nennen,  als  im 
Vordergrunde  des  amerikanischen  Interesses  der  Gelder- 
werb aufgrund  des  technischen  Fortschrittes  steht.  Hin- 
sichtlich der  Aussichten  der  amerikanischen  elektrotech- 
nischen Industrie  auf  dem  Weltmarkte  steht  fest,  daß  wenn 
„die  amerikanische  elektrotechnische  Industrie  mit  den 
heutigen  Löhnen  konkurrenzfähig  ist,  sie  es  dann  in  Zu- 
kunft um  so  mehr  sein  muß,  weil  mit  der  andauernden 
Vervollkommnung  der  Arbeitsmethoden  die  auf  ein  be- 

10.  Dezember  1904. 


stimmte*  Produkt  entfallende  Lohnquote  stetig  abnimmt." 
In  der  Organisation  schneiden  die  Amerikaner  in  allen 
Punkten  ausgezeichnet  ab.  Sowohl  die  Arbeitsteilung  wie 
die  Arbeitsvereinigung  ist  der  amerikanischen  Organisation 
besser  gelungen,  als  der  deutschen.  „Bei  unseren  großen 
Eteklriziiätsfirmcn  läßt  sich  eine  gewisse  bürcaukra- 
tische  Ueberorganisation,  wie  sie  in  einer  ungeheuren 
täglichen  inneren  Korrespondenz  zum  Ausdruck  kommt, 
nicht  leugnen."  Das  mobile  Kapital  zu  ausländischen 
Gründungen  stand  kaum  im  Ueberfluß  zur  Verfügung; 
jedoch  hat  sich  hierin  ein  gewaltiger  Umschwung  zu  voll- 
ziehen begonnen.  Die  deutsche  Industrie  wird  sich  be- 
eilen müssen,  hieraus  die  entsprechenden  Folgerungen  zu 
ziehen,  wenn  sie  die  amerikanische  Konkurrenz  mit  Erfolg 
aufnehmen  will.  Kreller  zieht  seine  Einzel-Untersuchun- 
gen über  die  Aussichten  im  Konkurrenzkampfe  in  die 
Sätze  zusammen:  „Die  österreichische  und  die  russische 
elektrotechnische  Industrie  bedeutet  wegen  der  kapitalisti- 
schen Verbindung  mit  der  unseligen  für  diese  gar  keine 
Konkurrenz,  wohl  aber  eine  ziemlich  starke  Arbeitsfeld- 
Beschränkung.  Die  elektrotechnische  Industrie  der  Schweiz, 
die  sich  selbständig  kräftig  entwickelt  hat  und  sogar  nicht 
unerheblich  nach  Deutschland  exportiert,  ist  mangels  heimi- 
schen Kapiialsanschlusses  schon  jetzt  teilweise  mit  der 
unserigen  liiert,  und  diese  Entwicklung  verspricht  noch 
weitere  Fortschritte  zu  machen.  Der  schwedischen  und 
italienischen  fehlt  ebenfalls  die  kapitalistische  Anlehnung 
Vor  Frankreich,  Belgien  und  England  haben  wir  haupt- 
sächlich durch  deren  Organisalionsfehler  einen  bedeuten- 
den Vorsprung  gewonnen,  der  von  allen  dreien  kaum  ein- 
geholt werden  dürfte.  Ihre  Konkurrenzfähigkeit  reicht  nur 
so  weit,  wie  ihr  Kapitaleinfluß  geht,  das  ist  bei  Frankreich 
und  Belgien  nicht  eben  weit,  bei  England  dafür  um  so 
weiter.  Die  einzige  voll  wenige  Konkurrentin  für  unsere  elek- 
trotechnische Industrie  ist  die  amerikanische.  Für  die  Zukunft 
sprechen  alle  Faktoren  entschieden  zu  Gunsten  der  Ameri- 
kaner." Krcllcr  glaubt,  daß  es  vielleicht  gelingen  werde, 
„zwischen  uns  und  den  Amerikanern  durch  Teilung  dcsclck- 
trotechnischen  Weitmai  kies  die  Konkurrenz  auszu->chaltcn." 


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Swakopmund.  Für  Kamerun  sind  4.16750.  für  Saraoa 
135000.  fOr  Keu-Guinea  71  300,  für  die  Karolinen-, 
Palau-  und  Mariannen-Inseln  45300  M.  ausgeworfen. 

Die  Reichspost-Verwaltung  stellt  um  etwa  1,5 
Mill.  M.  geringere  Ansprüche  als  im  Vorjahre,  d.  h.  ein^chT 
4,85  Mill.  M.  für  reine  Grunderwerbskosten  13,17  MUI.  M. 
AuGcr  der  oben  genannten  Summe  für  reinen  Grund- 
erwerb  sind  7s  000  M.  für  Entwürfe  und  Vorarbeiten, 
800000  M.  für  Wohnungen  von  Unterbeamten,  500000  M. 
für  Unvorhergesehenes  angesetzt.  Der  Rest  von  ti,8Mill.M. 
entfällt  auf  Neubauten  (z.  T.  einschließlich  Grunderwerb). 
Mehr  als  die  Hälfte  von  diesem  Betrage  sind  neue  Raten. 
Geplant  sind  darunter  neue  Dienstgebäude  usw.  in  Arol- 
sen, Berlin,  Bernburg,  Chemnitz,  Düsseldorf  (Ob.- 
Post-Dir.-Gebaude,  Ges,Summe  1,34  Mill.  M.>.  Frankfurt 


a.  M.  (desgl.  Gcs.-Summe  i.sn  Mill.  M.),  Gebweiler, 
Hildesheim,  Landsberg  a.  W.,  Leipzig,  Neuenahr, 
Oeynhausen,  Rixdorf,  Wiesbaden.  — 

Das  Rcichsarnt  des  Inneren  fordert  einen  Betrag 
von  rd.  10,7  Mill.  M  Davon  entfallen,  wie  im  Vorjahre, 
5  Mill.  M.  auf  das  Extra-Ordinarium  zur  Forderung 
der  Herstellung  von  Kleinwohnungen  für  Arbeiter 


und  gering  besoldete  Beamte  in  Betrieben  des  Reiches 
Die  einmaligen  Ausgaben  des  Ordinariums  sind 
mit  rd.  5,7  Mill.  M.  bedacht,  d.  h.  0.6  Mill.  M.  weniger 
als  1903.  Der  Löwenanteil  fallt  dabei  auf  die  5.  und 
letzte  Rate  für  den  Neubau  des  Patent-Amtes  in  Ber- 
lin mit  3,13  Mill.  M.  Auch  bei  den  übrigen  einmaligen 
Forderungen  handelt  es  sich  nur  um  die  Fortführung 
bezw.  Beendigung  angefangener  Arbeiten.  Zu  erwähnen 
sind  991  000  M.  als  3.  Kate  für  Laboratorien  des  Reichs- 
Gesundheitsamtes  in  Berlin,  400000  M.  als  letzte 
Rate  für  das  Dienstgebäude  des  Aufsichtsamtes  für 
Privat -Versicherung» -  Gesellschaften  in  Berlin, 
286 000  M.  als  letzte  Kate  für  die  Erweiterung  des  sta- 
tistischen Amtes  in  Berlin.  Für  das  Kanalamt  des 
Kaiser  Wilhelm-Kanale.s  werden  315000  M.  für  ver- 
schiedene Zwecke  gefordert,  je  100  000  M  sind  wieder  für 
die  weitere  Ausschmückung  des  Reichstags- Gebin- 
des und  für  den  Ausbau  der  flohkönigsburg  ausgewor- 
fen, desgl.  sind  wieder  50000  M.  als  Beitrag  zu  dem  Museum 
für  Meisterwerke  der  "Naturwissenschaft  und  Technik  in 
München  vorgesehen.  Trotz  der  ungünstigen  Finanzlage 
wird  im  Bauwesen  ein  reiches  Feld  der  Tätigkeit  eröffnet.  — 


Preisbewerbungen. 

Der  Wettbewerb  betr.  den  Erweiterungsbau  des  Real- 
gymnasium* In  Witten,  den  wir  S.  607  ankündigten,  stellt 
eine  beachtenswerte  Aufgabe.  Der  Ältere  Teil  des  Real- 
gymnasiums ist  ein  Bau  ohne  wesentliches  künstlerisches 
Verdienst:  der  Erweiterungsbau  wird  demnach  die  Auf- 
gabe haben,  die  Erscheinung  dieses  Baues  möglichst  zu- 
rück zu  drücken.  Das  vorhandene  GebAude  ist  in  seinen 
Straßenfronten  mit  Ruhrsandstein  verkleidet;  der  Erweite- 
rungsbau soll  gleichfalls  t-inc  Wcrkstcinvcrklcidung,  gc- 
gebenenfallcs  unter  Mitwirkung  von  Putzflachen  erhalten. 
Die  Baukosten  für  den  Erweiterungsbau  sind  auf  320000 
M.  veranschlagt.  Ein  Stil  ist  nicht  vorgeschrieben,  wenn 
man  nicht  in  der  stilistischen  Haltung  des  alten  Gebäudes 
entsprechende  Hinweise  erblicken  will.  Die  Hauplschwie- 
rigkeit  der  Aufgabe  scheint  uns  in  der  Notwendigkeit  zu 
liegen,  einen  Anschluß  an  das  alte,  leidlich  .schlichte" 
Haus  zu  finden,  der  halbwegs  annehmbar  ist  und  die  Bau- 
gruppe nicht  gar  so  sehr  auseinander  fallen  läßt.  Die 
Zeichnungen  (Linictizciehnungcn)  sind  1:200  für  die  Grund- 
risse und  t  :  100  für  die  Ansichten  verlangt,  Wir  würden 
letzteren  Maßstab  für  etwas  reichlich  halten,  wenn  er 
augenscheinlich  nicht  zugleich  den  Zweck  hätte,  über  die 
künstlerische  Befähigung  eines  siegreichen  Konkurrenten 
Aufschluß  zu  geben,  da  der  Magistrat  die  Absicht  aus- 
spricht, „gegebenenf alles  einem  der  Sieger  auch 
die  Ausarbeitung  der  Pläne  für  die  Bauausfüh- 
rung zu  übertragen."  Unter  diesen  Umständen  em- 
pfehlen wir  das  Preisausschreiben  dringend  zur  zahl- 
reichen Beteiligung.  Der  Wettbewerb  ist  sorgfältig 
vorbereitet  — 

Wettbewerb  Fassaden-Entwürfe  Bautzen.  Verfasser  des 
Entwurfes  .Ein  Gedanke"  sind  die  Hrn.  Harling  &•  Ratz 
in  Wiesbaden;  den  Entwurf  „Stadtbild"  verfaßte  Hr.  Hcinr. 
Milk  in  Berlin,  den  Entwurf  „F.h  veracht,  denn  gemacht" 
die  Hrn.  Werl  er  &  Burg  in  Straßburg.  — 

Einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
Arbeiterwohnungen  crlilüt  der  hessische  Zentralverein  für 
Errichtung  billiger  Wohnungen  unter  deutschen  Architek- 
ten. Es  gelangen  3  Prrise  von  tooo,  600  und  400  M,  zur 
Verteilung;  dem  Preisgericht  gehören  u.  a.  an  die  Hrn. 
Landeswohnungs-Insp.  Gretzschcl  in  Darmstadt,  Geh. 
Ob -Brt.  Prof.  Hofm  ann  in  Darmstadt,  Prof,  Metzendorf 
in  Bensheim  und  Arch.  Carlo  Zimmer  in  Darmstadt.  - 

Chronik. 

Ein  Stadttheater  In  Mährisch -0*trau  ist  als  rio  Bau  mit 

einem  FassungMauoi  für  800  Personen  geplant.  Seine  Kotten  sind 
-  wohl  etwa»  »pllrlich  —  mit  4 00 000  Kr.  angenommen.  — 

Brackenbauten  bei  Kempten.  Bi Ockcnbautcn  Ober  die  Iiier 
bei  Kempten,  der  eine  für  die  Eisenbahnlinie  Kempten- Lindau,  der 
andere  für  die  Linie  Kempten  Pfronten  und  Ulm  worden  in  Stampf- 
beton hcigestclll  und  verdienen  Beachtung.  Die  eine  der  beiden 
Kracken  ist  4  gleisig  und  17  m  breil,  die  andere  aglcisig  und  nur 
om  breit  Die  Spannweite  des  Rogens  beider  Brücken  beträgt 
65  m.  ihre  Hohe  Ober  der  Flußsohle  37  m,  ihre  Lftnge  rd.  157  m. 
Die  Bogen  sind  DrcigcleukbOiceii  mit  Walzgelrnkcn  an»  Stahl. 
Bauliche  Oberleitung:  Gen -Dir  Kai  Endrea,  Entwurf:  Reg.-  u 
Brt.  Beutel,  Ausführung:  Allred  Kunz  A  Kci  in  Kempten  und 
Dyckerhoff  &  Widmann  in  Nürnberg.  Kotlni  beider  Brücken: 
900000  M    EiOffnung:  Frühjahr  10C15  und  FiObjahr  1006.  — 

Städtische  Neuanlagen  In  Ulm  a.  D.  An  der  Stelle  dea 
alten  Schlachthauaca,  also  in  der  Umgebung  des  so  charakteristi- 
schen Metzgerturmes,  soll  ein  städtisches  Schwimmbad  erbaut  und 
mit  Errichtung  einer  1  weiten  Dooaubtucke  soll  ein  Straßenzug  von 

624 


der  Frauenstraße  durch  die  Bockgasse  nach  der  Donau,  also  zuai 
Ginstorturm,  geführt  werden.  Es  handelt  »ich  darum,  diese  Neu- 
anlagen so  zu  gestalten,  dsB  ohne  Bcciuli  achtigung  der  Verkehrs- 
interessen nicht  bloB  die  Türme  selbst  ei  hallen,  sondern  auch  der 
Charakter  der  Umgebung  gewabtt,  daß  das  hübsche  Bild  der  Stadt 
von  der  Dooauscilc  nkt.t  veiandert  und  die  in  ihrer  Altertümlich- 
keit  reizvollen  HAusergruppierungen  innerhalb  des  Ganstunnes  nicht 
zerstört  werden  — 

Der  Kanal  Peter*  de*  Großen.  Seit  Jahren  wird  in  Ruß- 
land der  Plan  verfolgt,  das  Newabecken  und  den  Onegasee  durch 
einen  Kanal  mit  dem  Weißen  Meer  zu  verbinden,  der  den  Namen 
.Kanal  Peters  des  GroBrn'  erhalten  soll.  Nach  der  St.  Peletsb. 
Ztg.  weiden  zwischen  dem  Onegasee  bei  Powener  und  dem  Weißen 
Meer  unweit  des  Dorfes  Ssorok,  auf  einer  Strecke  von  319  Werst 
(»33,6  km)  Lange,  Voruntersuchungen  veranstaltet-  Es  soll  sich  da- 
bei herausgestellt  haben,  daß  139  Wer-t  (137,6  km)  der  vorhande- 
nen Wasserstraßen  in  ihrem  gegenwärtigen  Zustand  (ür  die  Schiff- 
fahrt benutzt  werden  können  Auf  einer  Strecke  von  90  Werst 
(oökml  müssen  dagegen  Kanäle  angelegt,  Schleusen  und  bestehende 
Wasserwege  verbessert  werten.  Die  Kosten  der  ganzen  Anlage 
sind  bei  3,74  m  Wasseniefe  auf  rd.  7,90  Mill.  Rbl.  oder  17  Mill.  St. 
vci  un«ch'agt.  — 

Umbau  von  London.  Der  Londoner  Grafschaftsrat  will  dem 
englischen  Pailamcot  einen  Antrag  vorlegen,  die  engen  Teile  von 
London  umzubauen,  um  die  Verluste  an  Menschen  und  Gut, 
durch  die  engen  Slralien  entstehen,  zu  vermindern.    Man  darf 


spannt  sein,  wie  sich  das  Parlament  zu  den  weitgehenden  Absichlea 
des  Grafschaftsrates  verhalt.  — 

Personal-Nachrichten. 

Bayern.  Der  F.isenb -Ass.  Schoener  in  Bamberg  ist  zur 
Zentral werkstitle  München  versetzt. 

Der  Kel.  Prof.  der  Kunstgew  -Schule  L  R  o  m  e  i  1  in  München 
ist  geslorben. 

Preußen.  Dem  Brt.  Gilbert  in  Brunsbüttel  ist  die  Erlaubnis 
zur  Anlegung  der  ihm  vcilich  fV.  Kl.  des  Kgl.  groflbritannischen 
Viktoria  Ordens  erteilt. 

Die  F.isenb.  Bau-  u.  Betr.-Insp.  Kahler  in  Bromberg,  Gg 
P  e  t  e  r  s  iu  Altona,  Hans  Sc  h  w  a  r  z  in  Frankfurt  a_  M  ,  R  ie  t  zsc  h 
in  Essen  a.  R.t  Maeltzer  in  Hannover,  Jul.  Biedermann  in 
Breslau,  Hentzen  in  Kssen,  Deufcl  in  Berlin,  Capelle  in 
Könitz,  Seile  in  Braunschwcig,  Mahn  in  Nordhausen,  Henie 
in  Warburg,  Elten  in  Dirschau  und  Krocbrr  in  Leipzig,  —  die 
Eisenb  -Bauinsp  K  n  c  c  h  t  c  I  in  Erfurt  und  W  e  u  I  e  in  Meiningcn 
sind  ru  Reg-  u  Bitn.  ernannt. 

Dem  Landrs-Bauiutp.  Vogt  in  Giirsen  ist  der  Cliar.  als  Brt. 


Der  Landbaulnip  Horst  mann  in  Nordhausen  ist  nach 
Arnsberg  und  der  Reg  Bro*lr,  Nicocicr  in  Hannover  ist  zur 
Kgl.  Eisenb  -Dir  in  Posen  versetzt 

Der  Reg  -Bmstr.  L  a  u  a  e  r  ist  der  Kg)  Eisenb  Dir.  in  Hannover 
zur  Beschäftigung  überwiesen. 

Die  Reg  -Bfhr.  Ant.  S  z  u  I  c  aus  Zirkow  und  Leop.  S  u  6  m  a  n  n 
aus  Wend -Buchholz  sind  zu  Rcg-Btmtin.  ernannt. 

Sachsen.  Dem  Geh  Brt.  Waldow.  vortr  Rat  in  Dresden, 
ist  das  Kutnturkreuz  II  Kl.  des  Albrcchts  Ofdens  und  dem  Land- 
bauinsp  Auster  in  Dresden  das  Ritterkreuz  I  Kl. 
Ordens  verliehen. 

Der  Reg.Bmslr  Köhler  in  Dresden  I  ist  auf, 
dem  Staatsdienste  und  der  Reg-Bnulr.  Meyer  in  Dresden  ist  aus 
dem  Dienste  der  Huclibau- Verwaltung  a'i*gr  n-hieden. 

tabalt:  Erg  nnzunfrsbauten  der  liQsseldorfer  Ksnalissijon  und  ReinU 
gtinzs  Anlage  tili  du-  AWiwr  iSVhluuv  Die  Kmwi.  klutie  des  moder- 
nen Theaters  (Fortsei/  jnc.1.  —  tu»  fcuuwewn  im  tlcutschcq  Rcirhshausziall 
1005.  —  Die  Entwicklung  der  deutschen  rlektroierhniachrn  Industrie  und 
Ihre  Aussichten  auf  dem  Wellmarkl  (Schlulll.  -  Preisbewerbungeu.  - 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Griechisches  Theater  der  Uni- 
versität Berkeley  in  Californlen. 

Verls«  der  Deutsche«  Bsutrltani;,  C  m  t>.  H  .  Herlin.  FOr  die  Redaktion 
verantwortl.  Albert  Hof  mann,  Uerlm.   firurk  von  Wilh.  Cleve.  Berlin. 


No.  99. 

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B  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


XXXVIII.  JAHRG.  N°:  100.  BERLIN,  DEN  14.  DEZ.  1904 


1  "^d^L-  ^^^^^j^ 


Passioaiipicle  Oberiniincrgau  1900:  Chriatu«  vor  Pilatus  (Kunstverlag  von  Leo  Schweyer). 

Die  Entwicklung  des  modernen  Theaters.  (Foiiwuung.) 


nRBWic  modernste  Abart  des  Theaterbaues,  das  Spcziali- 
B Hfl  täten-Theater,  will  ich  nur  streifen.  I>ic  vereinfachte 
Bahne,  die  »ich  nicht  in  der  Tiefe  entwickelt  und  bei 
der  die  Vorführungen  im  Vordergrund  oder  auf  einer  Kampe 
vor  dem  Vorhang  sich  abspielen,  ermöglicht  eine  wesentlich 
freiere  Gestaltung  des  Zuschauerraumes.  Ein  klassisches 
Beispiel  großzügiger  klarer  Disposition  bei  höchster  künst- 
lerischer Eleganz  ist  das  bekannte  Linden-Theater  von 
Fellner  Ä  Helmer  in  Berlin.  Eine  sehr  beachtenswerte 
Leistun"  hat  inDüsseldorf  H.  vom  Endt  geschaffen.  Albert 
Hofmann  in  Berlin  hat  gelegentlich  inbezug  auf  die  Bühne 
der  Spezialitäten-Theater  den  sehr  beachtenswerten  Wink 
gegeben,  ihre  eigenartige  Neuerungen  aufmerksam  zu  ver- 
folgen und  aus  ihnen  für  die  große  Bühne  Nutzen  zu  ziehen. 

Hinsichtlich  der  Bühne  habe  ich  den  Ing.  Gwinner 
zu  Wien,  den  Erfinder  des  Asphaleia- Systems,  als  den 
Begründer  einer  Bühnentechnik  im  modernen  Sinne  zu 
nennen.  Um  die  Abklärung  und  Weiterentwicklung  seiner 
Gedanken  haben  sich  die  drei  bekanntesten  Bühnentech- 
niker  Rosenberg,  Brandt  und  Lautenschläger  große 
Verdienste  erworben.  Das  Eisen  dient  als  Hauptkonstruk- 
tions-Material,  das  Holz  im  Wesentlichen  nur  lür  das  Po- 
dium. In  die  Bühnen-Maschinerie  wird  die  Hydraulik  und 
spater  auch  die  Elektrotechnik  eingeführt,  wenn  man  auch 
neuerdings  den  Handbetrieb  für  die  Bewegungen  der  leich- 
teren Teile,  Prospekte  und  Bögen  usw.,  oevorzugt. 

Neben  den  Konstruktion«  Errungenschaften  sind  aber 
auch  gesunde  Verbesserungen  des  szenischen  Bildes  zu 
verzeichnen.  Noch  von  Gwinner  stammt  die  Erfindung 
der  sogen.  Bögen  und  des  Horizontes.  Letzterer  von  großer 
Bedeutung  für  das  Bühnenbild,  ist  ein  in  U-Eorm  gebo- 
gener Prospekt,  der  um  die  hinteren  Ecken  der  Bühne 
herumfahrt,  3  »  über  dem  Podium  beginnt,  bis  zum  Schnür- 


boden hinaufreicht  und  mit  Lufttönen  und  Wolkengebilden 
bemalt  ist.  Dieser  Apparat  gestattet,  die  Szene  nach  rück- 
wärts zu  erweitern,  vor  allem  erwünscht  bei  Darstellungen 
der  offenen  See,  und  ermöglicht  in  den  hinteren  Gassen  den 
Fortfall  der  Luftsoffitten,  die  stets  der  schwächste  Punkt  des 
Bühnenbildes  gewesen  sind.  Innenräume  stellt  man  neuer- 
dings als  geschlossene  Dekoration  aus  Wänden  und  Decken 
her,  die  ohne  perspektivische  Verkürzung  gemalt  sind. 

In  der  offenen  Szene  geht  man  immer  mehr  dazu 
über,  zur  Erzielung  größerer  Natürlichkeit  mit  plasti- 
schen Dekorationen  zu  arbeiten.  Der  Wiener  Architekt 
Streit  knüpft  an  diese  Vorginge  den  überkühnen  Vor- 
schlag, alle  hängende  Leinwand  zu  vermeiden  und  die 
Szene  frei  in  die  Bühne  zu  bauen,  die  als  Halbzylinder  ge- 
staltet, mit  Hülfe  eines  Projektions-Apparates  mit  Wolken- 
gcbilden  versehen  werden  soll.  Dieser  Gedanke  wird  stets 
nur  ein  schöner  Traum  bleiben. 

Legen  wir  uns  die  Frage  vor,  entspricht  das  heutige 
Bahnenbild  in  künstlerischer  Beziehung  dem  großen  tech- 
nischen Aufwand?  Ich  fürchte,  daß  wir  diese  Frage  mit 
nein  beantworten  müssen.  Und  es  hat  auch  nicht  an  Ver- 
suchen zu  einer  Reform  des  Bühnenbildes  gefehlt  oft 
habe  ich,  ergriffen  von  der  dramatischen  Gewalt  derWagner- 
schen  Musik,  den  brennenden  Wunsch  empfunden,  wenn 
mich  doch  nicht  die  Szenerie  in  ihrer  krassen  Aufdring- 
lichkeit stören  wollte!  Wenn  sich  doch  Nebelschleier 
heruntersenkten  und  mir  nur  noch  eine  Andeutung  des 
Bühnenbildes  übrig  ließen,  als  eine  sich  der  Musik  unter- 
ordnende Begleitung.  HicrlicgtdcrGrundfchlerdes  heutigen 
Bahnenbildes,  ein  Zuviel  in  künstlerischer  Beziehung. 

Das  ist  zugleich  aber  auch  ein  Zuviel  in  praktischer,  in 
finanzieller  Beziehung;  jeder  Theaterkenner  weiß,  welch 
ungeheuren  Platz  die  Kosten  der  Bühnentechnik  in  dem 

62.S. 


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Budget  des  Theaterbetriebes  einnehmen.  Was  ist  die  Folge? 
Die  Mittel  fehlen  (ür  das  Wichtigste:  für  entsprechend  hohe 
Gagen,  für  genügend  großes  Personal,  den  erforderlichen 
Aulwand  für  gründliche  Proben.  Das  Wesentliche  der  Büh- 
nenkunst leidet  zugunsten  einer  Uebertreibung  der  Neben- 
dmge.  Die  ungeheuerlichen  Kosten  des  Bühnenbetriebes  sind 
aber  auch  das  schwerste  Hemmnis  gegenüber  den  idealen 
Bestrebungen,  das  Theater  wie  derum,  wie  es  bei  den 
Alten  war,  zu  einer  Schule  des  Volkes  zu  erheben,  einer 
Schule  zur  Erweckung  von  Kunstempfinden  und  Kunst- 
freude, die  gerade  unserem  Volke  so  bitter  not  tut.  Ist 
doch  auch  für  die  oberen  Klassen  das  Theater  oft  noch 
das  einzige  Band,  das  die  dumpfe  Alltäglichkeit  noch  mit 
der  Welt  des  Idealen  verknüpft 

Allen  Versuchen  zur  Schaffung  von  Volksbühnen  ist 
der  Gedanke  gemeinsam,  das  Bühnenbild  zu  vereinfachen 
und  zugleich  einem  großen  Auditorium  sichtbar  zu  ge- 
stalten. Dementsprechend  finden  wir  eine  Vorbühne  weit 
in  das  Auditorium  vorgebaut,  eine  flache  Hauptbühne  meist 
mit  fester  architektonischer  Dekoration,  beides  nach  anti- 
kem Muster,  und  als  ein  drittes  neues  Element  eine  kleinere 
Hinterbühne,  durch  besonderen  Vorhang  geschlossen,  und 
vor  allem  zur  Darstellung  kleinerer  geschlossener  Räume 
bestimmt  Abgesehen  von  den  Oberammergaucr  Passions- 
spielen, wo  eine  gleichartige  Bühneneinrichtung  wohl  lebens- 
fähig bleiben  wird,  sind  alle  diese  Versuche  doch  mehr  oder 
minder  geistreiche  Versuche  geblieben.  Die  wenig  wand- 
lungsfähige Szene  stellt  zu  große  Anforderungen  an  die 
Phantasie  der  Zuschauer,  wenn  man  sich  nicht  auf  Büh- 
nenwerke beschranken  will,  die  keinen  oder  nur  geringen 
Szenenwechsel  enthalten.  Aber  auch  mit  dieser  Ein- 
schränkung bleibt  noch  ein  Mißstand. 

Die  I  iaupthandlung  entwickelt  sich  außerhalb  der  Szene, 
inmitten  der  Zuschauer.  Ein  bestehender  Gedanke  will  die 
Handlung  in  das  Herz  der  Zuschauer  hineintragen  und 
so  eine  ideale  Einheit  zwischen  Bühne  und  Schauraum 
schaffen.  Leider  birgt  diese  schöne  Frucht  idealer  Hoch- 
gesinnung in  ihrem  Kern  den  Wurm.  Wo  haben  wir  ein 
ausreichend  naives  und  zugleich  phantasiebegabtes  Publi- 
kum? Albert  Hof  mann  hat  in  seinen  geistvollen  Unter- 
suchungen über  die  Neugestaltung  einer  Volksbühne  diese 
Bedenken  empfunden  und  zugleich  die  letzte  Konsequenz 
des  Einheitsgedankens  gezogen.  Er  schlagt  vor,  die  Vor- 
bühne durch  vollrunde  Dekoration  deutlicher  zu  kenn- 
zeichnen und  zugleich  die  Wände  und  Decken  des  Zu- 
schauerraumes, der  darzustellenden  Oertlichkcit  entspre- 
chend, mit  gemalten  Dekorationen  zu  bedecken,  also  den 
gesamten  Zuschauerraum  in  das  szenische  Bild  mit  ein- 
zubegreifen.  Dieser  Vorschlag  setzt  die  antike  Einheit 
des  Ortes  voraus  und  wird  kaum  anders  verwirklicht 
werden  können,  als  bei  eigens  geschaffenen  Festspielen. 
Man  müßte  dann  auch  den  Schritt  weitertun,  ein  ent- 
sprechendes Einheitsgewand  für  die  Zuschauer  vorzu- 
schreiben, wie  das  bei  den  Alten  von  selbst  vorhanden 
war.  Es  dürfte  wohl  erwiesen  sein,  daß  auf  dem  Wege  des 
Zusammenfassens  von  Bühne  und  Zuschauerraum  allge- 
mein gültige  Losungen  zu  einer  Reformation  der  Bühne 
nicht  gefunden  werden  können;  an  der  Abtrennung  des 
Bühnenbildes  wird  man  festhalten  müssen. 

Den  wichtigsten  Erfolg,  den  wir  den  Bestrebungen 
nach  einer  Volksbühne  verdanken,  sehe  ich  darin,  daß 
wir  in  der  heutigen  Szene  ein  Zuviel  in  künstlerischer  Be- 
ziehung empfinden  und  ernstlich  nach  Vereinfachung  aus- 
schauen. Aber  noch  in  einem  zweiten  wesentlichen  Moment 
schreit  die  heutige  Szene  nach  Reform,  das  ist  ihre  innere 
Unwahrheit  und  Unvollkommcnhcit  inbezug  auf  ihr  künst- 
lerisches Grundprinzip.  Mutet  die  Volksbühne  unserer 
Phantasie  zuviel  zu,  so  verlangt  die  Normalbühne  zu  wenig 
von  uns,  sie  will  uns  eine  Wirklichkeit  vortauschen. 

Dieses  Ziel  kann  sie  aber  nur  in  unvollkommenster 
Weise  und  mit  größter  Inanspruchnahme  konventioneller 
Duldung  seitens  der  Zuschauer  erreichen.  Die  perspek- 
tivische Wirkung  des  Bühnenbildes  erscheint  für  die  Mehr- 
zahl der  Plätze  verzerrt,  die  scheinbare  perspektivische 
Vertiefung  bewirkt  einen  lächerlichen  Widerspruch  zwi- 
schen im  Hintergrund  auftretenden  Personen  und  ihrer 
szenischen  Umgebung.  Das  beinahe  unüberwindliche 
bretterne  Elend  des  Bühnenpodiums  lassen  wir  uns  gefallen 
trotz  seines  krassen  Gegensatzes  zu  landschaftlichen  Szenen. 

Ich  will  schweigen  von  den  maschinellen  Ungeheuer- 
lichkeiten, mit  denen  uns  gerade  die  Wagncrszcncrie  be- 
scheert  hat,  und  bei  denen  der  Schritt  vom  Erhabenen 
ins  Lächerliche  bereits  getan  ist.  Nebeneinander  sehen 
wir  auf  der  heutigen  Bühne  das  Streben  nach  möglichst 
weitgehender  Vortäuschung  der  Natur  und  daneben  die 
gröbsten  Verstöße,  vcrmridlichc  und  unvermeidliche,  gegen 
jede  Naturwahrheit  Wir  haben  uns  an  den  Panoramen 
leid  gesehen  und  bedauern,  daß  auch  hervorragende  Künst- 
ler gelegentlich  ihre  Kraft  diesen  unkOnstlcnschcn  Jahr- 

6* 


markts -Wirkungen  gewidmet  haben.  Die  heutige  Bühne 
aber  steht  noch  aui  demselben  Standpunkte  und  ist  in 
ihrem  Grundprinzip  durchaus  unkOnstlerisch.  Also  fort 
mit  dem  verkehrten  Bestreben,  eine  Wirklichkeit  vorzu- 
täuschen !  Eine  starke  Bewegung  innerhalb  unserer  heuti- 
gen Malerei  geht  darauf  aus,  das  Wesentliche  in  der  Natur 
hervorzuheben,  in  Andeutungen  eine  volle  Wirkung  zu  er- 
zielen. Ich  denke  an  die  feinen  Stimmungs-Wirkungen  der 
sogen.  Künstler-Steindrucke.  Auch  die  Plakatkunst  gehört  in 
diesen  Zusammenhang.  Ucberall  künstlerische  Voll  Wir- 
kung, erreicht  durch  Abkürzung,  Andeutung!  Hier 
hat  unsere  Bohnen-Dekorationskunst  einzusetzen,  das  wird 
zu  ihrer  künstlerischen  Erbebung  und  Auffrischung  dienen. 

Die  antike,  breite,  wenig  tiefe  Bühne  kann  als  Grund- 
form hierfür  dienen  mit  der  Shakespeare- Hinterbühne, 
jedoch  ohne  Vorbühne.  Die  Andeutung  der  Szene  wird 
auf  der  Hauptbühne  hauptsachlich  durch  einen  Prospekt 
gegeben ,  der  aber  so  gemalt  ist ,  daß  ein  Mensch  unmit- 
telbar an  ihn  herantreten  kann ;  die  nötige  Weite  der  Szene 
ist  durch  die  Breite  der  Bühnenöffnung  gewährleistet  Zur 
Abrundung  des  Bildes  können  Bogen  und  plastische  Vorder- 
Dekorationen  dienen,  auch  ein  Horizont  kann  gelegentlich 
in  entsprechender  Form  Verwendung  finden.  Alle  darzu- 
stellenden Räume,  große  Säle  auf  der  Hauptbühne  und 
kleinere  Räume  auf  der  Hinterbühne,  sind  mit  ihren  Wän- 
den aufgebaut  ohne  perspektivische  Täuschung.  Es  wird 
noch  gute  Zeit  gebrauchen,  che  eine  wirklich  echte 
Kunst  der  Bühnenszenerie  heranreift,  aber  sicher 
wird  sie  eines  Tages  da  sein. 

Es  war  ein  verhängnisvolles  Schicksal  für  die 
deutsche  Bohnenszene,  daß  das  gewaltige  Genie  Richard 
Wagners,  der  tief  philosophische  Gedanken  über  die 
Bühnenkunst  geschrieben,  der  mit  gigantischer  Ener- 
gie reformatorisch  in  die  gesamte  Buhnenkunst  eingriff, 
vordem  überkommenenSchema,dem  f alschenGrund- 
prinzip  der  dekorativen  Inszenierung  Halt  machte, 
daß  er,  unter  den  deutschen  Künstlern  der  deut- 
schesten einer,  der  geschworene  Feind  alles  Wälsch- 
tums  in  der  Kunst,  nicht  erkannte,  daß  die  Bühnenszene 
doch  aber  nur  ein  Kind  wälscher  Ueberkultur  und 
Kunstverrohung  ist  Und  wenn  Wagner  auch  das 
große  Verdienst  für  sich  in  Anspruch  nehmen  kann,  das 
Bühnenbild  von  den  unsinnigsten  Auswüchsen  be- 
freit zu  haben,  hat  er  leider  doch  zugleich  der  zu  großen 
Betonung  des  szenischen  Apparates  Vorschub  geleistet.  Er 
hat,  anstatt  auch  auf  diesem  Gebiete  neue  Wege  zu 
weisen,  er,  der  die  Kraft  hierzu  in  sich  hatte  wie 
kein  anderer,  nur  dazu  geholfen,  das  falsche,  unkünst- 
lerische  Dekorationsprinzip  noch  für  lange  Zeit  neu  zu 
befestigen,  mit  der  Autorität  seines  Namens  Unzählige 
nach  ihm  auf  schiefer  Bahn  festzuhalten.  Das  war  ein 
tragisches  Verhängnis  für  die  Entwicklung  unserer  Bühne. 
Wann  werden  wir  einen  Gleichgrotten  wieder  am 
Werke  sehen,  der  hier  Wandel  schafft?  Bis  dahin  dürfen 
wir  anderen  nicht  die  Hand  in  den  Schooß  legen,  sondern 
müssen  durch  eifrige  Kleinarbeit  dem  Riesen  den  Weg  ebnen, 
der  den  Augiasstall  der  Bühnendekoration  ausfegen  soll. 

Aus  der  Fülle  von  nicht  uninteressantem  Stoff,  den 
die  technischen  Installationen  eines  Theaters  bieten,  Be- 
leuchtung, Heizung,  Feuerschutz  usw.  will  ich  nur  zwei 
Fragen  herausschälen,  die  Ventilation  von  Zuschauerraum 
und  Bühne  und  die  Einrichtung  von  Rauchabzügen  in 
beiden  Räumen.  Bisher  war  es  üblich,  in  den  Zuschauer- 
raum vorgewärmte  oder  auch  abgekühlte  Luft  unterhalb 
der  Sitzreihen  einzuführen  und  über  den  Decken  in  den 
einzelnen  Rängen,  hauptsächlich  aber  in  den  Saaldecken, 
abzusaugen.  Im  Siraßburger  Theater  ist  vor  wenigen 
Jahren  durch  die  Firma  Käuffcr  6c  Cie  der  umgekehrte 
Weg  der  Luftbewegung  mit  gutem  Erfolg  versucht  wor- 
den, ein  System,  das  für  Saalbauten  allerdings  auch  sonst 
schon  mehrfach  Anwendung  gefunden  hat.  Von  der  L'eber- 
legenheit  dieses  Systems  überzeugt,  habe  ich  es  bei  allen 
meinen  größeren  Bauten  angewendet,  einem  Saalbau  in 
Köln  und  den  Theatern  dort  und  in  Barmen.  Wie  ich 
höre,  ist  es  auch  für  das  im  Bau  befindliche  Theater  in 
Nürnberg  vorgesehen.  Der  Hauptvorzug  dieses  Systems 
vor  dem  älteren  liegt  darin,  daß  man  die  Luft  mit  wesent- 
lich niedrigerer  Temperatur  einführen  und  dadurch  tatsäch- 
lich eine  Steigerung  der  Raumtemperatur  verhindern  kann. 
Die  Absaugung  der  verbrauchten  Luft  nahe  den  Menschen 
hat  den  Vorteil,  daß  sie  nicht  anderen  auf  ihrem  Wege 
durch  den  Raum  lästig  wird/  ) 

*)  Sobald  nun  in  der  alten  Art  nahe  dm  Fullen  kahlere  tute  ein- 
fahrt«-, dir  nur  wenig  k  tllih-r  war  als  dir  im  Kaum  vorhandene,  machte  «ieli 
die*  fflr  den  Zutrhauer  unangenehm  inhlhat.  Bei  der  Kinlnnrung  in  der 
Decke  igt  jede  ZuLersdieinim;,-  zu  veemeiden,  allerdings  »etil  die«  eine  ff*- 
niife  (.eschwindifkeit  und  möglichst  (eine  brauaenaiüec  Verteilung  der 
eintretenden  l  ull  voiau«.  I>ie  bui|,'111tire  Kiureguhrrunr  erfordert  ein  er- 
fahrenes Per*onal  und  wird  bei  einem  neuen  Hause  immer  er»l  nach 
eilu'i;«-:  Zeil  uillrrti»  können. 

No.  ico. 


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Nun  zu  der  Frage  der  Kauchahzugs-Oeffnungen,  die 
durch  die  preufl.  polizeilichen  Bestimmungen  vorgeschrie- 
ben Kind,  und  zwar  «sowohl  im  Zuschauerraum  als  auch  für 
die  Bahne.  Ich  würde'dringend  empfehlen,  die  geradezu 
verderbliche  Vorschrift  eines  Rauchabzuge*  im  Zuschauer- 


CA 


räum  fallen  zu  lassen,  und  rate  im  gegebenen  Falle,  stets 
Dispens  zu  beantragen.  Der  Kauchabzug  in  der  Bahnen- 
decke dagegen  ist .  natürlich  von  größtem  Werte,  müßte 
aber  viel  größer  gestaltet  werden,  anstatt  5%  der  Grund- 
flache wenigstens  3O0,'n.*)  — 

14.  Dezember  1904. 


Es  war  nicht  schwer  für  mich  darzulegen,  welchen 
gewaltigen  Aufschwung  in  technischer  Beziehung  gerade 
die  letzten  25  Jahre  dem  Theaterbau  gebracht  haben.  Ich 
bemühte  mich  aber  nachzuweisen,  daß  trotz  aller  Fort- 
schritte der  Theaterbau  noch  in  keinem  Punkte  zu  einem 
endgültigen  Abschluß  gekommen  isL  Ich 
kämpfe  hierbei  nicht  gegen  eine  selbster- 
baute  Windmühle,  war  doch  in  einem  der 
angesehendsten  Fachblatter  unlängst  die  Be- 
hauptung zu  lesen:  „Hier  mit  diesen  Thea- 
terbauten (der  Name  tut  nichts  zur  Sache) 
ist  ein  für  alle  mal  ein  mustergültiges  Schema 
gefunden,  das  eigentlich  nur  noch  für  Varia- 
tionen in  der  Formengebung  Spielraum  ließe. 
Wird  doch  von  anderer  Seite  in  sehr  empha- 
tischerVVcise  das  Wagnertheater  als  der  allein 
richtige  Typ  erklärt.1'  Nein,  der  Theaterbau 
ist  noch  lange  kein  tod (geackertes,  ausgesaug- 
tes Feld,  das  uns  armen  Enkeln  nur  karge 
Spreu  bieten  oder  nur  erlauben  könnte,  in 
einem  Winkel  noch  einige  Zierblumcn  anzu- 
bauen. Es  ist  noch  ein  guter  Acker  zu  pflügen. 
Drei  große  Aufgaben  vor  allem  geben  noch 
breiten  Kaum  zu  frischem  Weiterschaffen. 

1.  Die  Weiterbildung  des  Zuschauerrau- 
mes, für  die  ich  mir  von  der  Einwirkung  des 
Wagnertheaters  viel  verspreche. 

2.  Die  Weiterbildung  und  Umgestaltung 
der  Bühne  im  Sinne  einer  künstlerischen 
Vereinfachung  und  Beseitigung  ihrerdie  Aku- 
stik und  Optik  schädigenden  Einrichtungen. 

3.  Die  künstlerische  Ucbcrwältigung  des 
für  das  moderne  Theater,  zumal  inbezug  auf 
die  Sicherheit  gültigen  I'rogrammes. 

Fort  mit  allem  Schema,  Kaum  frei 
für  neue  ungewohnte  Lösungen.  Un- 
sere Stadtverwaltungen,  unsere  Freisrichter 
haben  gerade  bei  dem  Theaterbau  eine  un- 
überwindlichcScheu,  etwas  Neues  zu  wagen ; 
darum  werden  schon  gleich  durch  das  Pro- 
gramm die  Architekten  so  gefesselt,  daß  sie 
nur  mühsam  die  altüberkommcne  Weise 
stammeln  können.  Fort  auch  mit  der  Mode, 
die  alle  paar  Jahre  ein  Neueste«,  Allerneue- 
stes ausposaunt,  alles  übrige  verketzernd, 
zum  größten  Schaden  einer  ruhigen  gesun- 
den Fortentwicklung. 

Dem  Theaterbau  stehen  für  die  näch- 
sten Jahre  bedeutende  Aufgaben  bevor. 
I-eider  muß  gegenüber  den  zwei  hervor- 
ragendsten Aufgaben  die  deutsche  Archi- 
tektenschaft den  unbeteiligten  Zuschauer 
spielen.  Schon  oft  ist  von  den  kleineren 
Bundesstaaten  die  größte  Förderung  für  die 
deutsche  Kunst  ausgegangen;  dies  dürfen 
wir  auch  für  den  Theaterbau  erhoffen!  — 

  (Fortsetzung  folgt.] 

Preisbewerbungen. 
Wettbewerb  Rathaus  Wilmersdorf.  Zu  die- 
sem Wettbewerb  erhielten  wir  von  einem  aus- 
wärtigen Leser  die  folgenden  Ausführungen: 
.Ein  nur  ganz  flüchtiger  Blick  auf  den 
Lageplan  zeigt  schon  ohne  weiteres  klar  und 
deutlich,  daß  die  Wahl  des  Bauplatzes  keine 
allzu  günstige  sein  dürfte.  Man  sieht  wieder 
einmal,  daß  selbst  in  der  Nähe  des  Zentrums 
Berlin  die  jetzt  allgemein  als  richtig  aner- 
kannten Gesichtspunkte  für  den  Bebauungs- 
plan noch  unbekannt  sind.  Denn  sonst  hätte 
ein  solcher  Plan  mit  dem  „gefährlichen"  Stern- 
platzc,  an  dem  nicht  weniger  als  12  Straßen 
zusammenmünden,  nicht  entstehen  können. 
Wenn  auch  nur  einige  Straßen  zu  Verkehrs- 
straßen sich  ausbilden  sollten,  so  dürfte  hier 
doch  ein  Verkehrsknotenpunkt  ersten  Ranges 
sich  entwickeln,  wie  man  ihn  sich  nicht 
schlimmer  denken  kann,  schlimmer  noch  viel- 
leicht als  der  Potsdamer  Hätz  in  Berlin.  Und 
wer  diesen  Platz  kennt,  hat  eine  Ahnung  von 
der  Gefährlichkeit,  Unregelmäßigkeit  und  un- 
befriedigenden ästhetischen  Wirkung  eines 

•)  Dir  Böhm*  wird  au<isrhlicr)lii  h  alt  Brandherd  in 
Krage  kommen,  bri  der  massiven  Ausbildung  des  Zuschauerräume*  kann 
den  kaum  ein  Hiand  \oa  heun« litlichrtn  l'mlangr  und  eul*|Mrcbi-iidrr 
Rauchentwicklung  entstehen.  Gesetzt  nun  den  Kall,  auf  einer  Bühne  ent- 
steht ein  Brand  mit  suiker  Kauchrntwicktunj;.  und  dri  rlsrrtie  Vorhang 
versagt,  dann  würde  durch  ein  Oelfnrn  des  liaurhabzuge«  im  Zuschauer- 
tauin  der  Qfcaltn  geradezu  lucta  doit  lieiriiigesaui;!  werden  und  zwar  Dach 
den  oberen  stets  am  meisten  gefährdeten  ltltzen.  — 

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solchen  Platzes.  Gerade  auch  in  letzterer  Hinsicht  dürfte 
der  für  den  Rathausneubau  gewählte  Platz  nicht  allzu  gun- 
stig sein.  Von  einer  geschlossenen  Wirkung  ist  keine  Rede. 
Auch  das  Rathaus  selbst  wird  sich  wohl  kaum  künstle- 
risch befriedigend  lösen  lassen;  außerdem  werden  dem- 
selben auch  die  an  den  vielen  Straßeneckpunktcn  er- 
richteten Mietkasernen  mit  ihren  Palastfassaden  erheblich 
Abbruch  tun.  Ein  erfreuliches  Ergebnis  wird  aufgrund 
dieser  Unterlagen  bei  Wahl  dieses  Platzes  der  Wettbewerb 
kaum  liefern. 

Wie  viel  besser  war  der  früher  ausgeschriebene  Wett- 
bewerb für  den  Kathaus -Erweiterungsbau  nebst  höherer 
Töchterschule.  Warum  ist  man  nicht  dabei  geblieben? 
Gab  er  doch  eine  Menge  schöner  und  interessanter  Lö- 
sungen, die  der  jetzt  gewählte  Baublock,  der  noch  dazu, 
soweit  es  die  Baupolizei  nur  irgend  gestattet,  ausgenutzt 
werden  soll,  niemals  bieten  kann.  Vielleicht  ist  es  Zeit, 
die  Angelegenheit  noch  einmal  gründlich  zu  prüfen,  ehe 
soviel  vergebliche  Arbeit  geleistet  wird, 

Ilaben  denn  die  im  Preisgericht  sitzenden  Herren  vom 
Fache  nicht  auf  diese  Punkte  hingewiesen?  Oder  spielen 
für  einen  modern  denkenden  Architekten  Platz  und  Um- 
gebung mit  den  anschließenden  Straßen  für  das  Stadtbild 
und  die  zu  errichtenden  neuen  Gebäude  keine  Rolle?  Ist 
es  gleichgültig,  ob  das  Gebäude  hier  oder  dort  steht,  wenn 
nur  der  zufällig  gewählte  Baublock  gerade  groß  genug  ist, 
um  das  Gebäude  aufzunehmen?  Uder  gelten  für  eine 
Stadtverwaltung  nicht  größere,  höhere  und  edlere  Ge- 
sichtspunkte?" — 

Wettbewerb  Hallenschwimmbad  Darmstadt.  Das  I  lallcn- 
schwimmbad  soll  auf  einem  zwischen  Lindenbof-,  Mühl- 
und  Blumenstraße  gelegenen  Gelände  errichtet  werden. 
Die  westliche  Begrenzung  dieses  Geländes  bildet  die  alte 
Stadtmauer,  deren  Erhaltung  beabsichtigt  wird,  was  mit  An- 
erkennung zu  begrüßen  ist.  In  dem  künstlerischen  Zu- 
sammengehen des  neuen  Bades  mit  der  Ocrtlichkeit  wird 
ein  llauptrciz  der  Aufgabe  liegen.  Verlangt  werden  eine 
Schwimmhalle  für  Männer,  eine  Schwimmhalle  für  Krauen, 
Wannen-  und  Brausebäder,  ein  römisch-irisches  Bad  und 
Dampfbad,  eine  Wohnung  für  den  Anstaltsleiter,  Räume 
für  maschinelle  Wäscherei  und  Trockenanlagen,  sowie 
Nebenräume.  Ein  Stil  ist  nicht  vorgeschrieben,  doch  wird 
der  erwünschte  Zusammenklang  mit  den  auf  dem  Gelände 
stehenden  Teilen  der  alten  Stadtmauer  seine  stilistischen 
Bedingungen  stellen.  Die  Zeichnungen,  als  Bleistiftskizzen 
aufgefaßt,  sind  i  :  aoo  verlangt.  Diese  Beschränkung  der 
Arbeit  verdient  besondere  Anerkennung.  „Die  Stadt- 
verwallung rechnet  mit  der  Möglichkeit,  den  Ver- 
fasser des  mit  dem  ersten  Preise  bedachten  Ent- 
wurfes an  der  weiteren  Bearbeitung  der  Aufgabe 
zu  beteiligen,  doch  behalt  sie  sich  Entschließung 
in  dieser  Hinsicht  vor."  Es  bedarf  kaum  der  Erwäh- 
nung, daß  wir  die  Beteiligung  an  dem  Wettbewerb  unter 
solchen  Aussichten  auf  das  Wärmste  empfehlen.  — 

Zur  nationalen  Begrenzung  der  Wettbewerbe.  Wie  Zu- 
schriften an  uns  dartun,  gibt  der  Wettbewerb  betr,  das 
neue  Rathaus  in  Wilmersdorf  auch  inbezug  auf  seine 
nationale  Begrenzung  Anlaß  zu  Zweifeln.  Der  Wettbewerb 
ist  für  die  »Architekten  Deutschlands'  ausgeschrieben.  Wir 
verstehen  darunter  die  augenblicklich  in  Deutschland  an- 
sässigen Architekten  ohne  Rücksicht  auf  ihre  Nationalität 
E«  sind  aber  auch  andere  Auffassungen  möglich.  Es  wäre 
erwünscht,  wenn  Bestimmungen  dieser  Art  möglichst  genau 
gegeben  würden.  — 


Bücher. 

Schweizer  Kunstkalender  für  das  Jahr  1905.  Herausgegeben 
von  Dr.  C.  H.  Baer.  Mit  reichem  farbigem  Pracht- 
umschlag und  29  Abbildungen  im  Text.  Verlag  der 
Schweizerischen  Bauzcitung,  A.  Waldncr  in 
Zürich,  Kommissionsverlag  von  Ed.  Raschers  Erben, 
Meyer  iV  Zellcrs  Nachfolger  in  Zürich  I,  Rathaus- 
quai  20.    Preis  1,50  Fr.  oder  1,25  M.  — 
Die  schöne  Sitte,  durch  den  alljährlich  neu  zu  be- 
schaffenden Kalender  Kunst  in  das  llaus  zu  tragen  und 
durch  ihn  die  in  Winkeln  versteckte  Kunst  an  die  Oeflcnt- 
lichkcit  zu  ziehen,  dazu  das  Bestreben,  aus  dem  Kalender 
selbst  ein  Kunstwerk  zu  machen,  eine  Sitte  und  ein  Be- 
streben, die  wärmste  Anerkennung  verdienen  und  in  Deutsch- 
land sich  immer  weiterer  Verbreitung  erfreuen,  sind  nun 
auch  von  der  Schweiz  übernommen  worden.    In  ganz 
ausgezeichneter  Weise  hat  der  Verlag  der  „Schweizeri- 
schen Bauzeitung"  durch  Hrn.  Dr.  C.  H.  Baer  in  Zürich 
einen  „Schweizer  Kunstkalender"  herausgegeben, 
der  dieses  Jahr  zum  ersten  Male  erscheint  und  ein  köst- 
liches Kunstwerk  in  der  Hand  de*  Kunstfreundes  ist.  Der 
Umschlag  ist  eine  Meisterarbeit  des  farbigen  Kunstdruckes, 
hervorgegangen  aus  der  kgl.  Universität*  -  Druckerei  von 

6a8 


H.  Stünz  in  Würzburg.  Er  stellt  den  silbernen  Deckel 
eines  im  historischen  Museum  zu  Freiburg  in  der  Schweiz 
als  Depositum  des  Kapitels  von  St  Nicolas  aufbewahrten 
Reliquiars  aus  getriebenem  und  teilweise  vergoldetem 
Silber  dar,  eine  Wiedergabe  von  feinster  künstlerischer 
Wirkung.  —  Der  Inhalt  des  schönen  Kalenders  will  die  köst- 
lichen Kunstschätze,  über  welche  die  Schweiz  verfügt, 
nach  und  nach  bekannt  machen.  „Die  Kunst  des  Schwei- 
zcrvolkes  ruht  verborgen  und  will  gesucht  und  geliebt 
werden.*  Sic  hat  einen  bedenklichen  Rivalen  in  der 
Schönheit  der  schweizer  Natur.  Wie  viele  Tausende,  fragt 
der  Herausgeber  mit  Recht,  Besucher  aus  aller  Herren 
Länder,  ziehen,  geblendet  durch  die  Großartigkeit  der  sie 
umgebenden  Natur,  Jahr  für  Jahr  achtlos  an  den  Kunst- 
schätzen vorüber.  Deshalb  hat  der  Herausgeber  der 
Schweiz.  Bauzeitung,  Hr.  A.  Waldner,  diesen  dankenswer- 
ten Versuch  gemacht,  alljährlich  in  bunter  Reihe  aus  allen 
Landesteilen  Werke  alter  Schweizer  Kunst  vorzuführen 
und  durch  solches  Rückerinnern  und  Selbstbesinnen  die 
Freude  am  Schonen  zu  wecken  und  zu  kräftigen. 

Der  Jahrgang  1905  bringt  an  Abbildungen  mit  kurzen 
Erläuterungen  die  Burg  Valeria  bei  Sitten  im  Kanton  Wallis, 
das  Chorgestühl  der  Kathedrale  von  Lausanne,  ein  Holz- 
bild des  heil.  Mauritius  zu  Freiburg,  den  Schnitzaltar  in 
der  Kirche  von  Brienz  in  Graubanden,  alte  Häuser  aus 
Sursee  (Luzern),  Basel,  das  Sakramentshäuschen  in  St. 
Oswald  in  Zug,  architektonische  Einzelheiten  aus  Genf, 
Solothum,  Ascona,  Pfarrkirche  und  Rosenkranz  Altar  von 
Stanz,  das  Haus  zum  Steinbock  in  Schaffhausen,  die  Markt- 
gasse in  Neuenstadt  (Bern)  usw.  Auch  das  Gebiet  der 
Malerei  ist  gestreift.  So  werden  die  Kalender  nach  und 
nach  zu  einer  wertvollen  Sammlung  alter  Schweizer  Kunst 
Mit  dem  Herausgeber  sind  auch  wir  überzeugt,  der  Kalen- 
der »wird,  wohin  er  kommt,  für's  Schöne  werben  und 
dem  Schweizervolke  ebenso  wie  seinen  Freunden  immer 
aufs  neue  zeigen,  welch'  köstliche  Schätze  im  Schatten 
der  mächtigen  Berge  und  an  den  Gestaden  der  blauen 
Seen  unseres  lindes  verborgen  liegen".  Zu  den  Freun- 
den des  Schweizervolkes  und  seiner  Kunst  dürfen  sich 
auch  die  kunstliebendcn  Kreise  Deutschlands  zählen.  Ihre 
Aufmerksamkeit  sei  angelegentlich  auf  das  schöne  Unter- 
nehmen unserer  Schweizer  Kollegin  gelenkt.   \\  

Der  Wegebau.  Von  Dipt.-Ing.  Alfred  Birk,  Prof.  an  der 
Deutschen  Techn.  Hochschule  in  Prag.  In  seinen 
Grundzügen  dargestellt  für  Studierende  und  Prak- 
tiker. I.  Teil.  Erdbau  und  Straßenbau.  Verlag 
von  Franz  Dcutickc,  I-cipzig  u.  Wien  1904.  Pr.  f>M. 
Ein  Werkchen,  daß  auf  169  Oktavscitcn  den  Erdbau 
und  den  Bau  und  die  Unterhaltung  der  Straßen,  sowohl 
der  Landstraßen,  wie  der  städt  Straßen  behandelt,  kann 
naturgemäß  kein  Lehrbuch  sein.  Es  will  vor  allem  dem 
Studierenden  als  Grundlage  dienen,  auf  welcher  er  durch 
Hören  eingehenderer  Vorträge  und  durch  eigenes  Studium 
weiter  bauen  soll,  es  will  also  Anregung  geben  und  zu 
diesem  Zwecke  nur  die  Grundsätze  des  betreffenden 
Gebietes  kurz  charakterisieren,  die  jedoch  auch  kritisch 
beleuchtet  werden.  In  zweiter  Linie  soll  auch  der  Prak- 
tiker aus  dem  Werke  Nutzen  schöpfen.  Wir  Klauben, 
daß  das  Werkchen  den  ersten  Zweck  besser  erfüllt  als 
den  zweiten,  denn  zu  einer  für  den  Praktiker  wertvollen 
Begründung  und  Kritik  bleibt  bei  dem  knapp  bemessenen 
Räume  doch  zu  wenig  Platz.  Es  gilt  das  ganz  besonders 
vom  Gebiete  des  städt  Straßenbaues,  das  sich  auf  31  Sei- 
ten auch  nicht  in  den  Grundzügen  annähernd  behandeln 
läßt.  Es  liegt  hier  wohl  wie  auch  bei  unseren  deut- 
schen Technischen  Hochschulen  die  bis  vor  kurzem  noch 
sehr  nachdrücklich  empfundene  Erscheinung  zugrunde, 
daß  das  Bauingenieurwesen  zu  sehr  vom  Standpunkte 
der  Staatsbauläligkeit  betrachtet,  dem  städtischen  Tiefbau 
aber  verhältnismäßig  geringe  Aufmerksamkeit  zugewendet 
wird.  Auch  mit  den  sachlichen  Ausführungen  dieses  Ab- 
schnittes können  wir  nicht  immer  übereinstimmen. 

Es  sollen  noch  zwei  weitere  Teile  folgen,  die  dem 
Eisenbahn-  und  Tunnelbau  bezw.  der  Linienführung  der 
Verkehrswege  gewidmet  sein  sollen.  Wir  glauben,  daß 
der  Verfasser  den  Rahmen  seines  Werkes  dann  doch  et- 
was weiter  ziehen  muß,  um  auch  den  von  ihm  verfolgten 
zweiten  Zweck,  dem  Praktiker  zu  dienen,  zu  erreichen. 
Als  Leitfaden,  der  in  gedrängtester  Kürze  unter  Hervor- 
hebung nur  des  Wesentlichsten  das  betr.  Gebiet  behan- 
delt, kann  aber  auch  der  vorliegende  Teil  Studierenden 
und  solchen  in  der  Praxis  stehenden  Männern  empfohlen 
werden,  die  sich  auf  einem  ihrer  sonstigen  Tätigkeit  ferner 
liegenden  Gebiete  rasch  orientieren  wollen.    —  Fr.  E.  — 

Inbalt:  l>k  F.i.wkklunc  oiodtnw-D  Thtatcr.  tFortBclzuoö.  — 
PT«.brwcibnnt«i.  -  Bochrr. 

V«1M  <ter  OcitK».«.  b.u/«n<ur,g,  Ü  m.  b.  M.,  Brrlln  Für  die  Rahklioa 
Ttrutwonl.  AJber«  Ho(«.ua.  Berlin.   Druck  von  Will..  Gr*»*.  Berlm. 

No  100 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVin.  JAHRG.  m  ioi.  BERLIN,  DEN  17.  DEZ.  1904 

Neubau  des  Gymnasiums  mit  Direktor-Wohnhaus  in  Zehlendorf  (Wannseebahn) 

bei  Berlin. 

Architekt:  Franz  Thyriot  in  Groll- Lichterfelde.  iHknu  rtet  BiiiibdUfr,  towi«  die  Abbüdunfcn  s.  63.H 


i  m  beginnenden  I  lerbst  dieses  Jahres  ist  in 
Zehlcndorf,  einem  frisch  cmporblQhendcn 
Vororte  von  Berlin,  ein  nach  den  Entwürfen 
des  Hrn.  Architekten  Franz  Thyriot  in 
Groß-Lichterfclde  errichtetes  neues  Schul- 
haus eingeweiht  worden,  welches  nach  Anlage  und  Aus- 
bildung zu  den  glücklichsten  Bauwerken  dieser  Art 
der  neueren  Zeit  zahlt  und  in  seiner  Erscheinung  der 
berechtigten  Forderung  des  Gemütes  Rechnung  tragt, 
daU  ein  Schulgebäude,  wie  es  bei  der  Mehrzahl  der 
alten  Gebäude  der  Fall  ist,  nicht  notwendig  den  kalten 
düsteren  Eindruck  einer  Art  Gefängnis  für  die  Jugend 
des  Volkes  wahrend  der  Zeit  ihres  Unterrichtes  machen 
müsse,  sondern  in  seinem  Acußercn  wie  Inneren  eine 
auf  das  Gemütslcben  des  Schülers  einwirkende  Ge- 


staltung und  Ausschmückung  haben  könne.  Unsere 
Abbildungen  zeigen,  in  wie  trefflicher  Weise  der  Ar- 
chitekt dieser  selbstverständlichen,  daher  so  lange  un- 
beachtet gebliebenen  Forderung  Rechnung  getragen 
hat.  Zur  Schilderung  seines  Werkes  lassen  wir  ihm 
im  Nachstehenden  selbst  das  Wort: 

Der  Entwurf  zu  dem  inredc  stehenden  Neubau  ist 
aus  einem  engeren  Wettbewerb  hervorgegangen,  wel- 
cher unter  den  Siegern  in  einem  allgemeinen  Preis- 
ausschreiben veranstaltet  wurde,  das  im  Jahre  1900 
entschieden  worden  war.  Dem  Verfasser  wurde  da- 
nach die  Flanbearbcitung  und  Bau-Oberleitung  in  gan- 
zem Umfange  durch  die  Gemeinde -Verwaltung  von 
Zehlendorf  übertragen.  Der  Bauplatz  liegt  in  dem 
nördlichen  Teile  Zchlendorfs,  unweit  der  Gleise  der 


Ansicht  üq  du  AtiouiilruSc  (Ecke  Burggraf emUnßcj. 


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Wannseebahn  und  der  Berlin -Potsdam  Magdeburger 
Eisenbahn.  Die  Baustelle  ist  in  der  Weise  ausgenutzt, 
daß  sich  der  Haupt- Klassenflügel  von  Süden  nach 
Norden  erstreckt  und  auf  der  Ostseite  einen  Turnhof, 
auf  der  Westseite  einen  Spiclhof  freiläßt;  das  Direk- 
tor-Wohnhaus mit  Garten  nimmt  die  Nordwestecke 
des  Bauplatzes  ein.  Es  war  ursprünglich  beabsich- 
tigt, die  Anlage  mit  24  Klassen,  also  mit  durchge- 
führten Parallelklassen,  zu  entwerfen,  zunächst  aber  nur 
deren  15  zur  Ausführung  zu  bringen  und  die  verblei- 
benden 9  Klassen  einer  spateren  Erweiterung  vorzu- 
behalten.   Diese  Absicht  wurde  von  der  Gemeinde- 


Verwaltung  im  Laufe  der  weiteren  Planbearbeitung 
verlassen  und  beschlossen,  den  Bau  von  vornherein 
mit  19  Klassen  und  3  außerdem  veifügbaren  Klassen- 
räumen zu  errichten,  bei  einer  später  notwendig  werden 


Räume  an  der  Südseite  noch 
zuzuziehen  und  Büchereien  so- 
wie Sammlungszimmer  nach 
dem  Dachgeschoß  zu  verle- 
gen, in  welchem  noch  7  ver- 
fügbare Räume  bei  späterem 
Ausbau  gewonnen  werden 
können.  Die  erwähnten  19 
Klassen  sind,  da  meist  nur 
bis  1  Uhr  nachm.  unterrichtet 
wird,  nach  der  unter  diesen 
Umständen  günstigsten  Him- 
melsrichtung, der  Westseite, 
belogen;  es  erhellt  im  übri- 
gen die  Raumverteilung  aus 
den  beistehendenGrundnsscn. 
Es  bedarf  nur  der  Erwäh- 
nung, daß  der  Fußboden  der 
Turnhalle  0,2  ■  über  dem 
Gelände  des  Turnhofes  liegt, 
d.  i.  in  der  Höhe  des  Fuß- 
bodens vom  Kellergeschoß 
(das  ( .elände  fällt  von  Norden 
nach  Süden  ziemlich  stark  ab). 
Im  Kellergeschoß  sind  außer- 
dem noch  die  reichlich  be- 
messenen Nebenräumc  der 
Turnhalle,  die  Sammel-Hci- 
zungsanlagc  mit  Kokslagern 
und  Heizer- Wohnungen  so- 
wie ein  Fahrradraum  unter- 
gebracht 

Der  für  den  Schüler  in 
den  Klassenräumen  verfüg- 
bare Flächeninhalt 
schwankt  zwischen 
0,997 1™  in  den  Un- 
terklassen u.  1,48  s"" 
in  den  Primen,  wo- 
raus sich  Raumein- 
heiten von  4,04 rhl» 
H,  5.99  bei  4,35  m 
Stockwerkhöhe  er- 
geben. Die  lichte 
Fensterflächeinden 
Klasscnräumen  be- 
trägt überall  reich- 
lich ','s  der  Raum- 
Grundfläche.  An 
Hofraum  ergeben 
sich  bei  voller  Aus- 
nutzung des  Gebäu- 
des nach  äußerster 
Möglichkeit  (An- 
nahme 1020  Schü- 
ler) ohne  Berück- 
sichtigungdesTurn- 
hofes  noch  2.56*>m 
für  den  Schüler. 

Die  Architektur- 
teile des  Sockels 
sind  in  Mayener 
Basaltlava  ausge- 
führt, die  Fenster- 
Umrahmungen  in 
scharriertcr  und  die 
Quader  in  gespitz- 
ter Bearbeitung.  Bei 
den  oberen  Ge- 
schossen kam  roter 
Mainsandstein  zur 
Verwendung,  die 
Mauerflächen  er- 
hielten Rauhputz. 
Die  Dächer  und  Türtne  wurden  mit  Lehestener  Schiefer 
nach  deutscher  Art  eingedeckt  Im  Inneren  ist  dasSchul- 
gebäude  eben  falls  massiv  durchgebildet.  Die  Klassen- 
räume  erhielten  Klcine'schc  Decken,  die  Hallen  und 


den  weiteren  Raum  vermehrung  aber  die  3  Erdgeschoß-  Gänge  wurden  durch  Kreuz-,  Netz-  und  Tonnengewölbe 
63°  No.  101 


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überspannt.  Die  korbbogenförmige  Decken  Wölbung  der 
Aula  wurde  nach  dem  Monier'schcn  Verfahren  ausge- 
führt, die  Turnhalle  erhielt  eine  sichtbare  Holzbalken- 
decke  unter  teilweiser  Einbeziehung  des  Dachwerkes. 
Die  beiden  Haupttreppen,  sowie  die  Nebentreppen 
sind  aus  Granit  hergestellt  und  die  Läufe  und  Absätze 
mit  Tonnen  unterwölbt.  Die  Mehrzahl  der  Räume  des 
Schulgcbäudes  sind  mit  Linoleum  auf  Zcmcntcstrich 
belegt;  eine  Ausnahme  bilden  die  Hallen  und  Gänge, 
welche  Fliesenbelag  erhielten,  und  die  Aula,  welche 
Eichenstabboden,  sowie  die  Turnhalle  und  die  Woh- 
nungen des  Hauptgebäudes,  welche  mit  Kicfernricmen- 
boden  versehen  wurden. 

Die  Schüleraborte  haben  Tonnen  als  Sammelbe- 
hälter erhalten.  Die  Erwärmung  des  Schulgcbäudes 
geschieht  durch  eine  Niederdruck-Dampfheizung.  Bei 
Außenwärmegraden  bis  zu  ±  o°C.  wird  die  Beheizung 


zugleich  durch  die  Lüftungsanlage  bewirkt.  Das  Wohn- 
haus wird  durch  eine  Warmwasserheizung  erwärmt. 
Schulgcbäudc  und  Wohnhaus  sind  mit  einer  elektri- 
schen Lichtanlage  versehen.  Die  Klassenräume  erhal- 
ten Reflektor-Bogenlampen  (vorläufig  sind  bis  zu  der 
im  nächsten  Jahre  erfolgenden  Umwandlung  des  Gleich- 
stromes in  Wechselstrom  Ncrnstlampcn  installiert), 
Haupteingang,  Aula  und  Turnhalle  werden  durch  Bo- 
genlampen, Hallen,  Korridore  und  Treppenhäuser  durch 
Glühlampen  erleuchtet.  In  Verbindung  mit  dem  elek- 
trisch betriebenen  Uhrwerk  für  das  Zifferblatt  am  Aula- 
giebel steht  ein  Zeitsignalwerk,  welches  selbsttätig  in 
den  Korridoren  der  einzelnen  Geschosse  Beginn  und 
Schluß  der  Unterrichtsstunden  anschlägt.  Der  auf  dem 
Walm  der  Südwestecke  errichtete  Dachreiter  dient  zu 
Vermessungs-Arbeiten,  indem  auf  seiner  Plattform  ein 
Theodolit  Aufstellung  finden  wird.  —     (SchiuB  ioiji.) 


Das  neue  königliche  Material -Prüfungsamt  in  Groß-Lichterfelde  bei  Berlin. 


(Srhlufl  ao»  No  53-) 


*n  n  No.  93  wurden  die  Baulichkeiten  des  neuen 
Material  -  PrOfungsamtcs  und  ihre  innere 
*J  Ausgestaltung  besprochen.  Der  Versor- 
gji  gung  derselben  mit  Dampf,  Elektrizität 
und  Druckwasser  sei  der  nachstehende 
Abschnitt  gewidmet,  während  zum  Schlüsse  die  Aus- 
stattung mit  Prüfungs-Maschinen  besprochen 
werden  soll. 

Dampf  wird  erforderlich  für  die  Beheizung  der 
Gebäude,  für  die  Betriebs-Maschinen  der  elektrischen 
Zentrale  und  für  die  Arbeits -Dampfleitungen  in  den 
Laboratorien.  Er  wird  erzeugt  in  einem  gemeinsamen 
Kesselhaus,  das  3  Dampfkessel  von  je  70 'im  Heizfläche 
enthält,  von  denen  einer  für  gewöhnlich  nur  als  Re- 
serve dient.    Die  Kessel  sind  Doppclkcssel  mit  je 

2  Feuerrohren  im  Unlerkcssel  (durchkreuzt  von  je 

3  Galloway- Rohren).  Sie  sind  auf  8,5  Atm.  Dampf- 
spannung berechnet  und  mit  Hering  sehen  Dampf- 
Überhitzern  ausgestattet,  mit  welchen  der  Dampf  ge- 
trocknet und  bis  ioou  C.  über  die  Spannungs-Tempe- 
ratur überhitzt  werden  kann.  Die  Speisung  erfolgt 
durch  Dampfpumpen  bezw.  Injektor.  Das  Kondens- 
wasser der  Heizung  wird  als  Speisewasser  wieder  ver- 
wendet. Aus  der  gemeinsamen  Sammelleitung  werden 
der  Dampf  für  die  Dampfmaschinen,  die  Heizung  und 
die  Arbeitsteilungen  mittels  getrennter  Leitungen  ent- 
nommen. Die  Arbeitsleitungen  führen  nach  den  La- 
boratorien, wo  der  Dampf  in  sogen.  Dampfkapellcn, 
Trockenschränken,  zur  Gewinnung  destillierten  Wassers 
usw.  nutzbar  gemacht  wird.  Die  Einrichtungen  dieser 
Art  sind  von  E.  A.  Lentz  in  Berlin  ausgeführt 

Die  beiden  Dampfmaschinen  sind  liegende 
Tandem-Verbundmaschinen  mit  Kondensation  von  je 
65  eff.  PS  und  90  PS  Höchstleistung.  Das  Kondens- 
wasser durchläuft  zunächst  ein  Reinigungsbecken  mit 
Koksfilter  und  wird  entweder  unmittelbar  zur  Kcsscl- 
speisung  oder  nach  Abkühlung  auf  besonderem  Kühl- 
turm wieder  als  Einspritzwasser  verwendet. 

Kessel  und  Maschinen  sind  mit  allen  erforderlichen 
Meßapparaten  zur  Ermittlung  der  Leistung,  desWasser- 
und  Dampf  Verbrauches,  der  Temperaturen  usw.  aus- 
gestattet. Die  gesamten  Anlagen  sind  von  der  Wil- 
hclmshütte  A.  G.  in  Eulau  i.  S.  geliefert. 

Die  elektrische  Zentrale  besitzt  2  Dynamos, 
die  als  Nebenschluß-Maschinen  ausgebildet  bei  550  Um- 
drehungen in  1  Minute  und  220  Volt  Spannung  dauernd 
273  Ampere  leisten.  Da  die  Maschinen  nur  tagsüber 
im  Gange  sind,  tritt  für  die  Beleuchtung  bei  Nacht 
eine  von  der  Akkumulatoren-Fabrik  Hagen  A.-G., 
Hagen  i.  W.,  gelieferte  Batterie  von  120  Zellen  ein,  die 
während  14  Stunden  6  Bogenlampen  der  Außenbeleuch- 
tung speisen  kann,  ohne  mehr  als  zur  Hälfte  erschöpft  zu 
werden.  Ueber  dieelektrischcBeleuchtung  istauf 
S.  578  schon  das  Nötige  gesagt;  an  Elektromotoren 
sind  etwa  100  vorhanden  von  PS  (74  Ventilatoren) 
bis  8  PS  (Aufzugmaschinen);  in  den  Laboratorien 
wird  außerdem  zu  verschiedenen  Zwecken  Arbeits- 
elektrizität    verwendet.     Für  elektrolytische 

17.  Dezember  1904. 


Untersuchungen  ist  im  Keller  des  Hauptgebäudes 
eine  besondere  Akkumulatoren-Batterie  aufgestellt.  Mit 
Ausnahme  der  Batterien  sind  die  elektrischen  Anlagen 
von  Siemens  &  Halske,  A.-G.  in  Berlin  hergestellt. 

Zur  Druck  wasser-Erzeugung  für  verschiedene 
Prüfungs-Maschinen  dient  eine  Hochdruckanlage,  die 
aus  2  elektromotorisch  angetriebenen  Preßpumpen  und 
2  Dampf-Akkumulatoren  für  200  bezw.  400  Atm.  von 
40  bezw.  20 1  Inhalt  besteht.  Letztere  dienen  zur  Er- 
haltung des  Betriebsdruckes  und  stehen  unter  dem 
Kesseldruck  von  8,5  Atm.  Die  Dampfzylinder  stehen 
unten  im  Keller,  die  Preßkolben  darüber  im  Maschi- 
nenraum. Die  Anlage  ist  von  der  Maschinenbau- 
Gesellschaft  Nürnberg  geliefert. 

Nicht  unerwähnt  sei  noch,  daß  die  Gebäude  zu 
den  Zwecken  der  Laboratorien  auch  mit  Gas  versorgt 
werden,  das  auch  zur  Beheizung  von  solchen  Räu- 
men mit  herangezogen  wird,  in  welchen  die  Versuche 
die  Einhaltung  einer  bestimmten  Temperatur  erfordern. 

Bezüglich  der  Ausstattung  mit  Prüfungs-Ma- 
schinen können  wir  an  dieser  Stelle  die  Abteilungen 
für  Papierprüfung,  Oelprüfung,  Allg.  Chemie  und  auch 
für  Metallographie  füglich  übergehen,  um  uns  vor- 
wiegend der  Abteilung  für  Baumaterialienprüfung 
zuzuwenden.  Aus  der  Abteilung  für  Metallprüfung 
seien  daran  noch  einige  Mitteilungen  angeschlossen. 

Die  Abteilung  für  Baumaterialien-Prüfung  ist 
mit  eigenem  chemischen  Laboratorium  für  ein- 
fachere Untersuchungen,  Glüh-  und  Brennversuchc 
usw.,  sowie  mit  einem  physikalischen  Labora- 
torium ausgestattet.  In  letzterem  werden  Unter- 
suchungen über  die  Abbindezeit  und  die  Raum- 
beständigkeit der  Bindemittel  angestellt  Erstcrc 
wird  mit  dem  gebräuchlichen  Vicat" sehen  Nadel- 
Apparat  bezw.  mit  dem  selbsttätigen  von  Martens 
ermittelt.  Die  Längenveränderungen  von  Mörtelkörpern 
beim  Erhärten  werden  durchBauschinger'scheTastcr 
bezw.  durch  Martens'sche  Zeigerapparate  gemessen. 
Bei  letzteren  werden  in  bestimmten  Zeitabständen 
die  Zeigcrstellungen  auf  der  Skala  durch  Lichtbilder 
aufgenommen,  sodaß  die  Ergebnisse  ohne  Mitwirkung 
des  Beobachtenden  festgelegt  werden,  ein  erstrebens- 
wertes Ziel  bei  allen  langwierigen  und  ermüdenden 
Messungen,  die  nicht  zugleich  eine  geistige  Tätigkeit 
erfordern  Apparate  zur  Bestimmung  des  spezifischen 
und  des  Raumgewichtes,  Wasserbader,  Dampfdarren, 
Apparate  zur  Trennung  feiner  Pulver  nach  Korngröße 
und  Gewicht  mit  Hilfe  des  Luftslromes,  daher  „Wind- 
sichter"  genannt,  vervollständigen  die  Einrichtung. 
Auch  ein  mineralogisches  Laboratorium  zur  Ge- 
steins -  Bestimmung,  Herstellung  von  Dünnschliffen, 
Ausführung  von  mikroskopischen  und  ähnlichen  Ar- 
beiten ist  in  der  Abteilung  vorhanden. 

Die  Hauptversuche  gehen  in  der  Versuchsstätte 
vor  sich  (vergl.  den  Grundiiü  Abbildg.  3  S.  5751.  Für 
die  Herstellung  von  Gesteinsproben  dienen  Ge- 
steinssägen.  deren  Blätter  mit  schwarzen  Diamanten 
besetzt  sind,  Kreissägen,  die  mit  Zuhülfenahme  von 


631 

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Arcbitekt:  A.  F.  M  Lange  in  Berlin. 
Ausfflhrung:  Kurt  Berndt  in  Berlin. 


Diamantstaub  arbeiten,  Hobel  mit  Diamantstichcl,  guß- 
eiserne Schleifscheiben  usw.  Zur  Zerkleinerung  von 
Materialien  werden  Mörser,  Kollcrgang  und  Büchsen- 
mühle  benutzt.  Eine  Siebmaschine  dient  zum  Aus- 
sieben gemahlener  Korper  lauch  zur  Bestimmung  der 
Mahlfeinheit  von  Bindemitteln). 

Für  Abnutzung s versuche  dienen  gußeiserne 
Schleifscheiben,  auf  denen  gleichzeitig  2  Proben  unter 

*3a 


No  101. 


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17-  Dezember  1904. 


633 

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Belastung  mittels  Schmirgclpulvers  geschliffen  wer- 
den, wobei  nach  bestimmten  Schlcifwcgcn  der  Ge- 
wichtsverlust festgestellt  wird.  Die  Versuche  mit  Sand- 
strahlgebläsen sind  namentlich  sehr  instruktiv,  um  den 
Aufbau  der  Gesteine  in  klarer  Weise  festzulegen. 

Für  Frostversuche  ist  eine  besondere  Kühl- 
anlage (von  Borsig  in  Tegel)  geschaffen,  mit  2  Kühl- 
grubcrvdic  von  Kahlschlangen  mit  schwefliger  Säure 
abgekühlt  werden. 

In  der  Formerei  werden  die  Proben  für  Binde- 
mittel-, Mörtel-  und  Betonprüfung  hergestellt.  Sie  ist 
mit  3  der  bekannten  Mörtclmaschinen  Bauart  Stein- 
brück-Schmelzcr,  Böhme' sehen  Einschlaghämraern 
mit  Feststellung  von  Martens  (10  Stück)  mit  Selbst- 
ausrückung  nach  bestimmter  Umlaufzahl,  mit  Beton- 
mischmaschine nebst  den  zugehörigen  Formkasten  und 
Normalstampfcrn  usw.  ausgerüstet.  An  diesel  be  schließen 
sich  ein  Erhärtungsraum  für  die  Zement-,  Mörtel-  und 
Betonproben  und  Silos  zur  Aufbewahrung  von  Nor- 
malsand, Mauersand  usw.  an. 

Alle  Fcstigkcitsmaschincn  sind  in  der  mit 
Gleis  und  elektrischem  I,aufkrahn  ausgestatteten  Ver- 
suchshalle aufgestellt  Dieser  Kaum  enthält  5  Fressen 
für  Druckversuche  von  20,  33,  40,  150  und  400". 
Erstere  dient  zur  Prüfung  von  Röhren  und  Formstücken 
für  Kanäle  auf  Schcitcldmck ,  die  40 «-Presse  zur 
Prüfung  von  kleinen  Zement-und  Mörtelwürfeln  (7.7.7 cm), 
die  150 «-Presse  zur  Prüfung  von  Ziegeln,  Mörtel  und 
von  Mauerkörpern,  die  400 '-Presse  schließlich  für 
Betonwürfel,  Stein-  und  Mauerpfcilcr.  Der  Druck  wird 
durch  hydraulische  Pressen  erzeugt,  vom  Versuchs- 
stück aut  Meßdosen  1  mit  Ausnahme  der  400 '  -Maschine) 
weiter  gegeben  und  mittels  Zeiger-  bezw.  Schreib- 
Manometer  abgelesen.  Die  Maschinen  sind  sämtlich 
nach  Entwürfen  von  Martens  durch  Borsig  bezw.  die 
Nürnberger  Maschinenbau-Gesellschaft  ausge- 
führt. Eine  weitere  Druckpresse  von  33«  der  bekannten 
Bauart  Amsler-Laffon  vervollständigt  diesen  Teil 
der  Ausrüstung  der  Versuchsanstalt. 

Für  Decken  prü  fungen  ist  ebenfalls  in  der  Ver- 
suchshalle eine  besondere  Presse  aufgestellt.  Es  können 
Decken  bis  zu  3™  Stützweite  bei  6m  Länge  in  das 
Rahmcngestcll  dieses  von  Martens  und  Borsig  kon- 
struierten Apparates  eingeschoben  werden,  dessen 
beide  obere  Querrahmen  innerhalb  oben  genannter 
Längengrenze  gegen  einander  verschiebbar  sind,  wäh- 
rend die  Querrah  inen  2  in  der  Breite  ebenfalls  gegen 
einander  verschiebbare  Druckwasser- Pressen  von  je 
10 1  Leistung  tragen.  Die  Decken  werden  in  eisernen 
Rahmen  au I  dem  Hofe  hergestellt  und  dann  in  diesem 
Apparat  geprüft.  Will  man  eine  gleichmäßige  Be- 
lastung des  Deckenfeldes  herstellen,  so  geschieht  das 
durch  Vermittlung  rostartiger  Aufbauten  auf  den 
Decken,  auf  welche  dann  die  Pressen  einwirken.  In 
ähnlicher  Weise  wird  auch  bei  der  Prüfung  von  Decken 
im  Freien  oder  im  Bauwerk  selbst  verfahren.  Die 
Druck wasser pressen  werden  dabei  nach  oben  gegen 
Träger  abgestützt,  die  nach  unten  mit  den  Mauern 
des  Bauwerkes  in  ausreichender  Weise  verankert  wer- 
den müssen.  Meßinstrumente  verschiedener  Art  in 
einfacher  bis  zu  der  kompliziertesten  Ausführung  die- 
nen dabei  zur  Feststellung  der  elastischen  und  bleiben- 
den Formanderungen. 

Die  Versuchshalle  ist  ferner  ausgestattet  mit 
Amsler-Laf fon'schen  Biegepressen,  sowie  mit  Zug- 
festigkeitsprüfern für  Bindemittel  und  Mörtelkörper  in 
der  bekannten  Bauweise  von  Frühling-Michaelis, 
derjenigen  von  Schopper.  die  sich  von  der  vorigen 
nur  durch  Anwendung  der  McÜfedcr  mit  Zeigerapparat 
unterscheidet  und  der  Bauart  Martens.  Ein  kleines 
Fallwerk  zur  Prüfung  der  Sprödigkeit  von  Belag- 
fliesen, Dachsteinen,  Schiefertafeln  usw.  durch  Stoß, 
ein  Apparat  zur  Prüfung  der  Wasserdurchlässig- 
keit nach  Angaben  von  Gary  vervollständigen  den 
Maschinenpark  der  Abteilung  für  Baumaterialien-Prü- 
fung, dem  .schließlich  noch  für  Brarulproben  ein  I eil 
des  Hofgeländes  zur  Verfügung  steht.  Die  Versuche 
erfolgten  bisher  noch  in  der  alten  Weise  in  kleinen, 
zu  den  Proben  besonders  aufgebauten  Häuschen. 

634 


Unter  Benutzung  der  im  Auslande  gewonnenen  Er- 
fahrungen sollen  hier  noch  zweckentsprechendere  An- 
ordnungen getroffen  werden.  Ebenfalls  im  Freien  wer- 
den schließlich  Untersuchungen  über  die  Verwitterung 
von  Gesteinsproben  angestellt. 

Aus  der  Abteilung  für  Metallprüfung  interessiert 
von  den  Festigkeits  -  Prüfungsmaschinen  vor 
allem  die  große,  liegende  500 «  Maschine,  die  bereits 
1891  für  die  alte  Anstalt  von  Hoppe  in  Berlin  gebaut 
wurde.  Es  können  mit  derselben  Zug-  und  Druck- 
versuche an  17  bezw.  15  m  langen  Probestücken  < 
ausgeführt  werden.  Die  Maschine  besteht  aus  der 
Druckwasserpresse  und  der  Wage,  zwischen  welche 
der  Probekörper  eingeschaltet  wird.  Die  Wage  und 
Presse  sind  durch  zwei  mächtige  Schraubenspindeln 
miteinander  verbunden,  welche  die  Zug-  bezw.  Druck- 
kräfte derart  aufnehmen,  daß  die  Fundamente  nur  die 
lotrechten  Lasten  zu  tragen  und  der  Rahmen  die 
Gcradführung  zu  besorgen  hat.  Die  Presse  ist  an  den 
Spindeln  um  9m  verschiebbar.  Auch  Knickvcrsuchc 
mit  Eisenbetonsäulen  und  Biegeversuche  können  mit 
dieser  Maschine  ausgeführt  werden.  Eine  zweite  große 
Maschine  dient  zu  Drehversuchen;  mit  derselben 
kann  ein  Drehmoment  von  1  Mill.cmk*  ausgeübt  wer- 
den. Weitere  Festigkeits -Prüfungsmaschinen  für  50 
und  100«  in  der  Ausführung  von  Werder,  Pohl- 
meyer und  Martens  sind  in  mehreren  Exemplaren 
vorhanden.  Fast  alle  Maschinen  haben,  soweit  sie 
nicht  überhaupt  nach  Angaben  der  Anstalt  erbaut 
wurden,  in  dieser  Verbesserungen  und  zweckmäßige 
Umbildungen  erfahren. 

Für  Dauerversuche  sind  im  Werkstattgebäude 
außer  je  einem  Exemplar  der  historischen  Wöhler'schen 
Maschinen  für  Zug-,  Biegungs-  und  Dehnversuchc  2 
Gruppen  von  je  10  neuen  Maschinen  für  Zug-  und 
Druckversuche  aufgestellt,  mit  denen  Versuche  auf  die 
Wirkung  sehr  oft  wiederholter  Beanspruchungen  bei 
verschiedenen  Wärmegraden  und  auch  unter  Wechsel  , 
zwischen  Zug  und  Druck  angestellt  werden  sollen.  Für  " 
diese  Versuche  sind  besondere  Mittel  von  der  Rcichs- 
verwaltung  zur  Verfügung  gestellt  worden.  Schlag- 
pro ben  werden  in  dem  großen  Fall  werk  ausgeführt, 
das  mit  mechanischem  Antrieb  ausgestattet  mit  Fall- 
höhen bis  zu  iom  und  einem  Bärgewicht  bis  zu  il  ar- 
beiten kann.   In  einem  Anbau  sind  noch  ein  kleines 
Fallwcrk,  ein  Schlaghammer  usw.  untergebracht. 

Nach  dieser  Schilderung  der  baulichen  Anlagen 
und  der  maschinellen  Einrichtung  der  neuen  Anstalt 
werden  einige  Angaben  über  die  Kosten,  die  Projek- 
tierung und  Ausführung  von  Interesse  sein.  Insge- 
samt sind  für  den  Bau  und  seine  innere  Einrichtung 
2655200  M.  im  Etat  des  preuß.  Kultusministeriums  zur 
Verfügung  gestellt  worden.  Davon  entfallen  2062800  M. 
auf  die  baulichen  Anlagen,  der  Rest  auf  die  Betriebs- 
einrichtungen. Der  Entwurf  ist  durch  den  Lokalbau- 
beamten im  Einvernehmen  mit  dem  Anstaltsdirektor 
aufgestellt  und  im  Minist,  d.  öffentl.  Arb.  im  Referat  des 
Geh.  Ob.  ßrts.  Dr.  Thür  festgestellt  worden.  Die  Aus- 
führung erfolgte  durch  Landbauinsp.  Guth,  als  Lokal- 
baubeamten der  Minist- Baukommission  im  Dezernat 
des  Geh.  Brt  Klütmann.  Mit  den  Bauarbeiten  wurde 
im  Juli  1901  begonnen.  Das  gesamte  Material-Prüfungs- 
amt ist  in  der  neuen  Anstalt  seit  Ostern  1904  vereinigt. 

Durch  die  einheitliche  Zusammenfassung  der  ver- 
schiedenen Zweige  des  Matcrial-Prüfungswesensf  durch 
die  Ausstattung  mit  trefflichen  Hülfsmitteln  ist  das 
Material-Prüfungsamt  in  den  Stand  gesetzt,  sich  den  <4 
ihm  gestellten  Aufgaben  noch  nachdrücklicher  und 
fruchtbringender  zu  widmen,  als  bisher.  Die  Anstalt 
stellt  sich  dabei,  nach  den  Schlußworten  der  Fest- 
schrift, weitere  Ziele,  insbesondere  auf  wissenschaft- 
lichem Gebiete,  auf  dem  Gebiete  der  Forschertätig- 
keit und  in  der  Verarbeitung  des  reichen  Bcobachlungs- 
matcrialcs  der  eigenen  und  der  Schwester-Anstalten, 
um  diese  Ergebnisse  weiteren  Kreisen  der  Technik 
nutzbar  zu  machen.  Die  vornehmste  Aufgabe  des 
Amtes  werden  aber  immer  der  Ausbau  und  die  Ver- 
besserung der  Prüfungsverfahren  in  engster  Fühlung 
mit  den  Bedürfnissen  der  Praxis  sein.  —     ~.  Fr.  E.  

No.  101. 


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Ii. 


Die  Entwicklung  des  modernen  Theaters.  (Foru«»unK).  H«m. 

wieder  ein 


der  zusammengestimmten  Instrumente,  und  die  drama- 
tischen Schaustellungen  richteten  sich  von  der  unter  freiem 
Himmel  sich  erhebenden  Schaubühne  herab  an  die  bunt 
zusammengewürfelte  Menge.  Allein  je  scharfer  die  sozi- 
alen Gegensatze  sich  entwickelten,  desto  mehr  nahmen 
der  Inhalt  der  Kunstwerke  und  die  Art  ihrer  Darbietung 
einen  Charakter  an,  welcher  den  Kunstgenuß  zu  einem 
nahezu  ausschließlichen  Privilegium  der  Besitzenden  und 
der  Gebildeten  machte.  Und  nachdem  sich  die  Kunst 
einmal  aus  der  freien  Luft  in  Bücherbände  und  Bibliotheken, 
Theaterpaläste  und  Konzertsäle,  Gemälde -Galerien  und 
Salons  zurückgezogen  hatte,  ist  sie  auch  bis  heute  in  ihren 
behaglichen  Wohnslätten  geblieben.  Dem  Volk  ist  wohl 
nicht  der  Sinn  und  die  Lust,  wohl  aber  die  Gelegenheit 
zur  Pflege  und  zum  Genüsse  der  Kunst  entschwunden, 
und  was  sich  an  solcher  in  unserem  öffentlichen  l.cben 
findet,  sind  nur  zum  kleineren  Teile  Ansätze  zu  neuer, 
lebenskräftiger  Bildung,  vielmehr  vorwiegend  Rudimente 
von  Einrichtungen  und  Institutionen,  deren  Blüte  in  eine 
frühere  Periode  unserer  Gesellschaftsordnung  fiel."  Es 
fehlt  natürlich  nicht  an  zahlreichen  Vorschlägen,  diesem 
Umstände  abzuhelfen,  aber  die  wenigsten  berücksichtigen 
das  eine,  daß  dem  Armen  das  Teuerste  die  Zeit  ist 
und  daß  er  nur  aus  jenen  Einrichtungen  einen  wirklichen 
Vorteil  ziehen  kann,  welche  in  dieser  Beziehung  »einen 
Lebensverhältnissen  eng  angepaßt  sind.  Die  bequemste 
Vermittelung  eines  Kunstgenusses  ist  das  Buch  in  der 
eigenen  Tasche;  aber  es  wendet  sich  nur  an  den  Einzel- 
nen. Das  Bild  dagegen  spricht  zu  allen,  aber  es  bedarf 
schon  einer  höheren  Form  künstlerischen  Sinnes.  Eine 
Art  der  künstlerischen  Vertretung  aber  vermittelt  alles 
zugleich:  Die  dramatische  Aufführung.  „Sie  richtet 
sich  in  einem  Atemzuge  an  Tausende  zugleich.  Durch 
die  Verbindung  der  Doppelwirkung  von  gesprochenem 
Wort  und  dargestellter  Handlung  auf  Ohr  und  Auge  ist 
sie  am  meisten  geeignet,  auch  bei  stumpferen  Naturen 
Interesse  zu  erregen,  auch  bei  geistig  minder  Geweckten 
wächst,  ihn  hindert,  seine  Anlagen  zu  entwickeln,  seinen  Verständnis  zu  finden,  über  die  Lücken  in  der  Wirkung 
Geist  zu  bilden,  seine  Kinder  zu  erziehen,  und  so  ihn  der  Genießenden  dort  wenigstens  hinauszuhelfen,  wo  sich 
und  seine  Nachkommen  wie  mit  Riesenklammern  festhält  diese  nicht  in  der  Eile  zur  Not  ausfüllen  lassen."  Es 
im  Doppelelend  körperlichen  und  geistigen  Darbens".  Aber  kann  daher  nicht  überraschen,  daß  wir  sehen,  daß  die 
es  sind  nach  Burckhardt  Bildung_und  Unbildung  nicht  nur   Bevölkerung  den  dramatischen  Darstellungen  das 

größte  Interesse  entgegenbringt  Hat  aber  die  Entwick- 
lung des  modernen  Theaters  den  Versuch  gemacht,  a  u  c  h  n  u  r 
den  Versuch,  diesem  heißen  und  ungestümen  Verlangen 
des  Volkes  in  seiner  Allgemeinheit  in  nennenswer- 
ter Weise  entgegen  zu  kommen?  Schiller  war  ein  unbarm- 
herziger Verurteiler  der  ihm  zeitgenössischen  Bühne  und 
seit  er  seine  leidenschaftliche  Stimme  erhob,  seit  mehr 
als  einem  Jahrhundert,  ist  im  deutschen  Theater  wohl 


Wie  kann  das  moderne  Theater 
Volkstheatcr  werden? 
Von  Albert  Hof  mann  in  Berlin. 

s  scheint,  als  ob  die  im  Frühjahr  des  nächsten  Jahres 
bevorstehende  Feier  des  hundertjährigen  Todestages 
von  Friedrich  Schiller,  zu  der  allenthalben  in  den 
Ländern  der  deutschen  Sprache  umfangreiche  Vorbereitun- 
gen getroffen  werden,  die  Aufmerksamkeit  der  Öffent- 
lichkeit in  erhöhtem  Maße  auf  einen  wunden  Punkt  in 
unserer  modernen  Kultur  hinlenken  will,  auf  die  Be- 
deutung des  modernen  Theaters  als  einer  sozialen 
Wohlfanrtsanstalt.  Wer  mit  Rücksicht  hierauf  den  Ver- 
such unternimmt  ein  Bild  dieser  Kultur  unserer  Tage  zu 
zeichnen,  wird  sofort  auf  den  sprechendsten  Gegensatz  in 
diesem  Bilde  stoßen:  Reichtum  und  Armut,  Ueberfluß  und 
Mangel,  in  diesen  beiden  Begriffen  scheint  sich  in  erster  Linie 
alles  das  wiederzuspiegeln,  was  wir  uns  gewöhnt  haben,  die 
soziale  Frage  zu  nennen.  Und  wenn  man  das  moderne 
Theater  eine  plutokralische  Anstalt  genannt  hat,  und  als 
Gegensatz  zu  ihm  ein  Volkstheater  für  die  breitesten  Massen 
fordert,  so  scheint  auch  hier  in  erster  Linie  der  Gegen- 
satz von  arm  und  reich  die  Stimme  zu  führen.  „Aber", 
wie  Dr.  Max  Burckhardt,  der  frühere  Direktor  des  Hof- 
burgtheaters in  Wien,  in  einem  in  der  Grillparzer-Gescll- 
schaft  daselbst  im  Jahre  1805  gehaltenen  Vortrage  über 
das  Thema  „Die  Kunst  und  die  soziale  Frage*,  sagt,  .Reich- 
tum und  Armut,  Ueberfluß  und  Mangel  sind  nur  das  an  der 
Oberfläche  Treibende,  etwa  ähnlich  wie  goldene,  wogende 
Saatfelder  und  dürres,  kriechendes  Heidenkraut.  Der 
Gegensatz  liegt  tiefer.  Hier  die  feuchte,  schwarze,  wohl- 
gedüngte Erde,  dort  der  trockene,  magere,  unbetreute  Sand 
—  hier  Bildung,  dort  Verkümmerung  der  natürlichen  An- 
lagen. Daß  es  ungebildete  Reiche  und  arme  Gebildete 
gibt,  ändert  nichts  daran,  daß  die  Bildung  der  fruchtbare 
Boden  ist,  auf  dem  der  Wohlstand  erblüht  .  .  .  und  daß 
umgekehrt  die  Not  des  Lebens,  in  der  der  Arme  empor 


der  Boden,  dem  die  sozialen  Gegensätze  von  Reichtum 
und  Armut  entsprießen,  sondern  Bildung  und  Unbildung 
sind  selbst  ein  sozialer  Gegensatz,  ja,  .sie  sind  der 
eigentliche  soziale  Gegensatz,  der  die  Menschen 
trennt  Der  Höchste  und  der  Niederste,  der  Reichste 
und  der  Aermste,  der  Mächtigste  und  der  Einflußtoseste, 
sie  alle  stehen  sich  nahe,  haben  tausend  Anknüpfungs- 
und Berührungspunkte,  wenn  der  Zufall  sie  zusammen- 
führt; sind  durch  ein  gemeinsames  Band  verbunden, 
leben  in  der  gleichen  Welt  von  Ideen,  in  der  sie  sich 
frei  bewegen  und  immer  wieder  begegnen,  wenn  sich 
auch  nie  im  Leben  ihre  Schritte  kreuzen  —  eine  einzige 
Voraussetzung  braucht  nur  zuzutreffen,  daß  sie  beide  aus 
dem  Bildungsborne  ihrer  Zeit  geschöpft  haben 


vieles  besser  geworden,  hat  namentlich  eine  weitgehende 


psychologische  Vertiefung  und  Veredelung  des  Dramas 
stattgefunden,  aber  große  Gebiete  des  modernen  Theaters 
verfallen  doch  auch  heute  noch  dem  harten  Urteil,  welches 
er  in  einem  Aufsatze  des  württembergischen  Reperloriums 
der  Literatur  vom  Jahre  1783  „Uebcr  das  gegenwärtige 
Dieses  gemeinsame,  das  einzige  Band  neben  der  Religion    deutsche  Theater*  abgab.    Er  sagt  da:  „Allerdings  sollte 
ist  die  Kunst    Und  die  Bedeutung,  welche  eine  weit-   man  denken,  ein  offener  Spiegel  des  menschlichen  Lebens, 
gehende  Popularisierung  der  Kunst  für  die  Entwicklung  der   auf  welchem  sich  die  geheimsten  Winkelzüge  des  I  lerzens 


sozialen  Bewegung  haben  kann,  erblickt  Burckhard  darin, 
daß  sie  „alle  Menschen,  welchem  Stande,  welcher  Nation, 
welcher  Bildungsstufe  sie  angehören  mögen,  verbindet; 
daß  sie  die  Brücke  ist,  auf  welcher  heute  schon  der  König 
und  sein  geringster  Untertan,  der  Latifundienbesitzer  und 
der  um  Tagelohn  Arbeitende,  der  Großindustrielle  und  der 
Proletarier,  der  Gelehrte  und  der  Analphabet  sich  begeg- 
nen können  denn  ein  gewisser  Sinn  für  künstlerische 
Darbietungen,  sei  es  im  Bilde,  sei  es  durch  Worte,  sei  es 
durch  melodische  Tonreihen  ist  fast  jedem  Menschen  eigen. 
Und  da  müssen  wir  uns  nun  fragen,  ob  diese  theoretisch 
vorhandene  Möglichkeit  auch  hinreichend  praktische  Ver- 
wertung findet,  ob  all  das  geschehen  ist,  was  geschehen 
könnte  oder  doch  geschehen  sollte,  um  dieses  Band,  wel- 
ches alle  Glieder  eines  Gemeinwesens  —  nicht  etwa  gleich 
dem  der  Religion  und  der  Gesetzgebung  —  zu  gemein 


illuminiert  und  fresco  zurückwerfen,  wo  alle  Evolutionen 
von  Tugend  und  Laster,  alle  verworrensten  Intriguen  des 
Glücks,  die  merkwürdige  Ockonomie  der  obersten  Für- 
sicht, die  sich  im  wirklichen  Leben  oft  in  langen  Ketten 
unabsehbar  verliert,  wo,  sage  ich,  dieses  alles,  in  kleineren 
Flächen  und  Formen  aufgefaßt,  auch  dem  stumpfesten 
Auge  Obersehbar  zu  Gesichte  liegt;  —  ein  Tempel,  wo  der 
wahre,  natürliche  Apoll,  wie  einst  zu  Dodona  und  Delphi, 
goldene  Orakel  mündlich  zum  Herzen  redet  —  eine  solche 
Anstalt,  möchte  man  erwarten,  sollte  die  reineren  Be- 
griffe von  Glückseligkeit  und  Elend  um  so  nachdrücklicher 
in  die  Seele  prägen,  als  die  sinnliche  Anschauung  leben- 
diger ist,  denn  nur  Tradition  und  Sentenzen.  Sollte, 
sage  ich  •-  und  was  sollten  die  Waren  nicht,  wenn  man 

den  Verkäufer  höret?  So  lang  die  Tragödie  mehr 

die  Gelegenhcittmacherin  verwöhnter  Wollüste  spielen 


Lasten,  sondern  zu  gemeinsamen  Genüssen  ver-  muß  ich  will  weniger  sagen  —  so  lang  das  Schau- 
binden könnte,  zu  kräftigen,  weiterzuentwickeln,  tatsäch-  spiel  weniger  Schule  als  Zeitvertreib  ist  •  mehr  dazu 
lieh  um  sie  zu  schlingen. 

Es  wird  sich  wohl  kaum  ein  Sanguiniker  finden,  der 
diese  Frage  bejahen  wollte.  Die  Kunst  hatte  einmal  einen 
volkstümlichen  Charakter;  ja  gerade  jene  Künste,  welche 
die  tiefste,  die  mächtigste  W  irkung  auf  die  Gemüter  zu  üben 
vermögen,  die  Dichtkunst  und  die  Musik,  sind  so  recht 
aus  dem  Leben  des  Volkes  selbst  hervorgegangen.  Die 
Dichtungen  zum  Preise  der  Helden  und  Götter  gingen 
von  Mund  zu  Mund,  bei  den  ernsten  und  heiteren 
Festen  des  Volkes  erklangen  wohl  zuerst  die  Weisen 


17.  Dezember  1904. 


gebraucht  wird,  die  cingähnende  l-angeweile  zu  beleben, 
unfreundliche  Winternächtc  zu  betrügen  und  das  große 
Heer  unserer  süßen  Müßiggänger  mit  dem  Schaume  der 
Weisheit,  dem  Papiergeld  der  Empfindung  und  galanten 
Zoten  zu  bereichern  —  so  lang  es  mehr  Tür  die  Toilette 
und  die  Schenke  arbeitet:  so  lange  mögen  immer  unsere 
Thcaterschriftstcllcr  der  patriotischen  Eitelkeit  entsagen, 
Lehrer  des  Volkes  zu  sein".  Und  nach  diesem  harten 
aber  wohl  die  damaligen  und  wohl  auch  zu  einem  großen 
Teile  die  heutigen  Zustände  nicht  ungerecht  treffendem 

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Urteile  setzte  er  sich  hin  und  schrieb  im  Jahre  1784  s^igra 
bekannten  Aufsau:  „Die  Schaubühne  als  eine  mo- 
ralische Anstalt  betrachtet."  Er  leitete  den  Aufsatz  mit 
einer  Bemerkung  des  schweizerischen  Aesthetikers  Suizer 
ein,  der  sagte,  ein  allgemeiner,  unwiderstehlicher  Hang 
nach  dem  Neuen  und  Außerordentlichen,  ein  Verlangen, 
sich  in  einem  leidenschaftlichen  Zustande  zu  fühlen,  habe 
der  Schaubühne  die  Entstehung  gegeben.  Eines  weisen 
Gesetzgebers  erstes  Augenmerk  müsse  sein,  unter  zwei 
Wirkungen  die  höchste  heraus  zu  lesen.  Er  werde  sich 
nicht  nur  damit  begnügen,  die  Neigungen  seines  Volkes 
nur  entwaffnet  zu  haben,  sondern  er  werde  auch  be- 
müht sein,  sie  als  Werkzeuge  höherer  Plane  zu  ge- 
brauchen und  sie  in  Quellen  von  Glückseligkeit  zu  ver- 
wandeln. Und  dazu  wähle  er  vor  allen  anderen  die  Bühne. 
.Welche  Verstärkung  für  Religion  und  Gesetze,  führt 
Schiller  aus,  wenn  sie  mit  der  Schaubühne  in  Bund  treten, 
wo  Anschauung  und  lebendige  Gegenwart  ist,  wo  Laster 
und  Tugend,  Glückseligkeit  und  Elend,  Torheit  und  Weis- 
heit in  tausend  Gcm&lden  festlich  und  wahr  an  dem  Menschen 
vorübergehen.  Wenn  die  Gerechtigkeit  für  Geld  verbündet 
und  im  Solde  der  I  -aster  schwelgt,  wenn  die  Frevel  der  Mächti- 
gen ihrer  Ohnmacht  spotten  und  Menschenfurcht  den  Arm  der 
Obrigkeit  bindet,  übernimmt  die  Schaubühne  Schwert  und 
Wage  und  reißt  die  Laster  vor  einen  schrecklichen  Richter- 
stuhl. Das  ganze  Reich  der  Phantasie  und  Geschichte, 
Vergangenheit  und  Zukunft  stehen  ihrem  Wink  zu  Ge- 
bot ....  So  gewiß  sichtbare  Darstellung  mächtiger  wirkt 
als  tote  Buchstaben  und  kalte  Erzählung,  so  gewiß  wirkt 
die  Schaubühne  tiefer  und  dauernder  als  Moral  und  Ge- 
setze." Schiller  berührt  dann  den  großen  Einfluß,  den  eine 
gute  stehende  Bühne  auf  den  Geist  der  Nation  haben 
würde  ....  „Was  kettete  Griechenland  so  fest  aneinan- 


der? Was  zog  das  Volk  so  unwiderstehlich  nach  seiner 
Bühne?  —  Nichts  anderes,  als  der  vaterländische  Inhalt 
der  Stücke,  der  griechische  Geist,  das  große,  überwälti- 
gende Interesse  des  Staates,  der  besseren  Menschheit,  der 
in  densclbigen  atmete."  Mit  seiner  glühenden  Beredsam- 
keit schließt  er  dann  seine  Lobrede  auf  die  Schaubühne 
mit  den  Worten:  .Die  menschliche  Natur  erträgt  es  nicht, 
ununterbrochen  und  ewig  auf  der  Folter  der  Geschäfte  zu 
liegen,  die  Reize  der  Sinne  sterben  mit  ihrer  Befriedigung. 
....  Die  Schaubühne  ist  die  Stiftung,  wo  sich  Vergnügen 
mit  Unterricht,  Ruhe  mit  Anstrengung,  Kurzweil  mit 
Bildung  galtet,  ....  in  dieser  künstlichen  Welt  träumen 
wir  die  wirkliche  hinweg,  wir  werden  uns  selbst  wieder- 
gegeben, unsere  Empfindung  erwacht,  heilsame  Leiden- 
schaften erschüttern  unsere  schlummernde  Natur  und 
treiben  das  Blut  in  frischeren  Wallungen  .  .  .  Und  dann 
endlich  —  welch'  ein  Triumph  für  dich,  Natur!  —  so  oft 
zu  Boden  getretene,  so  oft  wieder  auferstehende  Natur.' 
—  wenn  Menschen  aus  allen  Kreisen  und  Zonen  und 
Ständen,  abgeworfen  jede  Fessel  der  Künstelei  und  der 
Mode,  herausgerissen  aus  jedem  Drange  des  Schicksals, 
durch  eine  allwebende  Sympathie  verbrüdert,  in  ein 
Geschlecht  wieder  aufgelöst,  ihrer  selbst  und  der  Welt 
vergessen,  und  ihrem  himmlischen  Ursprung  sich  nähern. 
Icdcr  Einzelne  genießt  die  Entzückungen  aller,  die  ver- 
stärkt und  verschönert  aus  hundert  Augen  auf  ihn  zurück- 
fallen, und  seine  Brust  gibt  jetzt  nur  einer  Empfindung 
Raum  —  es  Ist  diese:  ein  Mensch  zu  sein." 

Das  schrieb  Schiller  vor  tao  Jahren;  ist  aber  in  dem 
Einfluß  des  Theaters  auf  die  Massen,  auf  das  Volk 
etwas  anders  geworden  seit  jenen  Tagen,  da  der  Dichter 
seine  Stimme  mit  so  leidenschaftlicher  Beredsamkeit  erhob? 

(SchlaU  (clt«.) 


Vermischte«. 

Bezug  der  Deutschen  Bauzeitung.  Es  ist  bei  der  übli- 
chen Art  der  Beförderung  der  postalischen  Kreuzbandsen- 
dungen im  Briefbeutel  nicht  zu  vermeiden,  daß  unsere 
Zeitung  bisweilen  in  etwas  zerknittertem  Zustande  in  die 
Hände  der  Abonnenten  gelangt,  welche  dieselbe  unmittel- 
bar bei  unserer  Expedition  als  Kreuzbandsendung  bestellt 
haben ;  die  Briefträger  pflegen  auch  bisweilen  um  die  sortier- 
ten Sendungen  Bindfaden  zu  schnüren,  wodurch  die  größe- 
ren Formate  eingerissen  werden.  Um  diese  Beschädigungen 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu  vermeiden,  empfiehlt  sich 
der  Versuch  einer  Bestellung  nach  der  Postzei- 
tungsliste unmittelbar  bei  dem  zuständigen  Post- 
amte des  Wohnortes  des  Bestellers.  Die  Zeitung 
wird  dann  im  Zcitungsballen  befördert,  leidet  weniger, 
kommt  zu  gleicher  Zeit  an  und  es  tritt  für  den  Bestel- 
ler noch  eine  kleine  Ersparnis  durch  den  Fortfall  des  Be- 
trages für  die  Postanweisung  ein. 

Preisbewerbungen. 

Wettbewerb  für  den  Bau  eines  Sparkassen-Amtsgebaudes 
In  Jägerndorf.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Ilm. 
Arch.  Ob.-Brt.  Hermann  Hclmer.  Brt  Jul.  Dcininger, 
o.  ö.  Prof.  Dipl. -Arch.  K.  Mayredcr  und  Bauinsp.  Hans 
Pcschl  in  Wien  hat  von  den  eingelaufenen  Preisarbeiten 
mit  zwei  gleichen  Preisen  (I.  und  II  Preis  zusammengelegt 
und  halbiert)  ausgezeichnet  die  Entwürfe  mit  dem  Kenn- 
worte „Biene  IV".  Verf.  Hr.  H.  M  ay  r  in  Wien,  und  „Saurer 
Sehlesierwcin".  Verf.  die  Hrn.  Alfr.  Könne rth  und  Rud. 
Masurka  in  Wien;  den  III.  Preis  erhielt  der  Entwurf  mit 
dem  Kcnnworte  .Harmonische  Gebäudegruppe",  Verf.  Hr. 
Jos.  Sehida  in  Kcichcnbcrg.  Außerdem  hat  das  Preis- 
gericht zum  Ankauf  empfohlen  die  Entwürfe  mit  dem 
Kenn  Worte  bezw.  Kennzeichen  „Tresor",  „Na  alsdann" 
und  „Grünes  Dreieck  im  Kreise"  Ferner  sprach  das  Preis- 
gericht eine  lobende  Erwähnung  aus  den  Entwürfen 
mit  dem  Kennworte  „Percentc",  „Neutütier"  und  „Bienen- 
korb". - 

Zu  dem  Wettbewerb  der  Stadt  Köln  betr.  Entwürfe  für 
eine  Gastwirtschaft  am  Konlgsforst  bei  Rath,  beschränkt 
auf  Architekten  Kölns,  liefen  tt  Arbeiten  ein.  Es  wur- 
den zuerkannt  ein  1  und  ein  III.  Preis  Hrn.  Arch  Franz 
Brantzky,  der  II  Preis  Hrn.  Arch.  Hcinr.  Mattar,  und 
ein  zweiter  III  Preis  den  llrn  Ph.  L  Ziesel  und  Ca- 
milla Friederich-  — 

Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Entwürfen  tür 
den  Neubau  eines  Realprogymnasiums  zu  Boxhagen-Rum- 
melsburg  wird  vom  Gemeinde -Vorstand  für  Architekten 
deutscher Kciclisangeliöri|ikrit erlassen.  E>  «elangcn  3 Preise 
von  3000,  1500  und  1000  M.  zur  Verteilung;  ein  Ankauf 
nicht  preisgekrönter  Entwürfe  für  je  500  M.  ist  vorbe- 
halten. Frist:  1.  April  1905.  Dem  Preisgericht  gehören 
11  a.  an  die  Hrn.  Stadtbrt.' Egel iiig  in  Schöneberg,  so- 


wie Stadtbrt.  L.  Hoffmann,  Geh.  Brt  von  der  Hude 
und  Geh.  Brt.  Schwechten  in  Berlin.  Die  Architekten 
haben  in  dem  siebengliedrigen  Preisgericht  die  Mehrheit 
Unterlagen  gegen  3  M.  durch  das  Baubureau  der  Ge- 
meindeschule in  Boxhagen- Rummelsburg,  Holtei-Straßc.  — 


Chronik. 

Eine  Vergrößerung  des  Luxemburg  -  Museum«  In  Paris 

ist  endlich  in  Aussicht  genommen.  Oer  Plan  geht  dahin,  da*  einen 
rechten  Winkel  bildende  Gebäude  durch  Anhauten  zu  vergröbern, 
so  daß  ein  viereckiger  Bau  mit  einer  groben  Mitlelballc  enlsUnde. 
Die  nach  der  Rue  Vaogirard  gelegene  Stirnseite  würde  aber  dem 
Erdgeschoß  —  du  Jetzige  Gebäude  hat  nur  ein  Erdgeschoß1  — 
noch  ein  Stockwerk  (Qr  kunstgewerbliche  Gegenstände,  Zeichnun- 
gen, Drucke  erhalten,  die  jetzt  zumteil  in  Kasten  aufbewahrt  wer- 
den, doch  wurde  im  Einklang  mit  der  einlachen  Architektur  des 
alten  Museuma  und  in  aobetracht  der  Kotten  auf  monumentale 
Großartigkeit  des  Baues  verliebtet  werden.  Die  Gesamtausgaben 
Schaft  man  auf  150000  Fr.  — 

Erweiterungsbauten  des  Kunstgewerbehause«  In  München 
wurden  nach  Entwarfen  de»  Hrn.  Prof.  K.  Hocheder  io  Manchen 
ausgeführt.  — 

Die  Erhaltung  de«  alten  Rathauses  In  Leipzig  Ist  in  der 

Sitzung  der  Leipziger  Stadtverordneten  vom  aa  Sept.  1904  im 
Prinzip  beschlossen  worden.  Neben  dem  Rathauac  »oll  auch  die 
alte  Handelsborse  erhalten  werden.  — 

Zur  Erhaltung  der  Kunstdenkmäler  In  Württemberg. 
Die  Kammer  der  Abgeordneten  nabrn  einen  Antrag  an,  nach  dem 
bei  Veräußerungen  von  Denkmaler»  und  Urkunden,  deren  Erhaltung 
im  Öffentlichen  Interesse  gelegen  ist,  dem  Staate  das  Vorkaufsrecht 
vorbehalten  wird.  Beseitigungen  dürfen  nur  nach  vorhciiger  recht- 
zeitiger Benachrichtigung  der  betr.  staatlichen  Organe  vorgenom- 
men werden.  — 

Die  Wiederherstellung  aller  Wandmalerelen  Im  alten 
Rathaussaale  In  Nürnberg  wurde  durch  den  Magistrat  beschlossen 
und  zur  Oberleitung  der  Arbeiten  Prof.  Rud.  v.  Seitz  in  Manchen 
berufen  — 

Der  Neubau  der  Diskonto-Gesellschaft  In  Frankfurt  a.M., 

am  KoUroarkt,  i»t  seiner  Bestimmung  übergeben  worden  Der  im 
Stil  Loui*  XVI.  errichtete  Raa  i«t  nach  den  Entwürfen  des  Hrn. 
Ilerro.  Ritter,  Architekten  von  Philipp  Holzmann  A  Cie.  in 
Frankfurt  a.  M  von  letzterer  Gesellschaft  ausgelflhrl.  Die  Baulei- 
tung harte  unter  gleichzeitiger  Mitarbeit  an  den  Entwürfen  Hr.  Arch. 
Eugen  RQtkgauer.  — 

Die  VcrgrCiUerunj;  des  Justizpalastes  In  Pari«  wird  nach 
den  Entwürfen  des  Architekten  Tuuruan  e  derart  vorgenommen, 
dnö  das  GclHndc  zwischen  dem  Boulevard  du  Palai«.  dem  <JuaJ  des 
Oifcvrcs  und  der  Straße  der  Saintc-Cliapclle  bebaut  und  der  bis- 
herigen Justizpalast-Gruppe  angefügt  wild  Die  Kosten  belaufen 
sich  auf  rd.  9  Mill,  Krc».  — 

Die  Einweihung  de«  neuen  Stadttheaters  In  Nürnberg 
(Arch.  Urt.  Hcinr  Secling  in  Berlini  findet  am  1  Sept  1905  statt.  — 


Inhalt:  Neubau  des  <  rvniTm'.ium*  mir  l>ircktoT.  Wohnhaus  ül  Zehlen- 
dort  bei  Hrilnv  1»«»  neue  konleUclie  M.ilriMl-HrflfunirSJiml  in  Gr..Lirhter- 
(rlde  hei  Herlin  .  S.  )i*uöl.  —  !>i«  Kntwicklu'nr  des  modernen  Theaters  (Forl- 

m  Uuii^I.  —  Vcimi-Khlrs,  —  l'rcisbcwcitjuii^vn.  —  L'hiomk. 


Hierzu  eine  Bildbeilage:  Gymnasium  in  Zehlendorf-Berlin. 

Verlar  rte»  Peniarben  Rauintunr,  O  m  h  H  .  Berlin.    pfir  die  Redaktion 

veramwortl.  Albert  Molmann,  Herlin.    Druck  von  Wilh.  Gute,  Berlin. 

No.  toi. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N°- 102.  BERLIN,  DEN  21.  DEZ.  1904 


Neubau  des  Gymnasiums  mit  Direktor-Wohnhaus  in  Zehlendorf  bei  Berlin. 

(Srhlufl.)    Hierzu  die  Abbildungen  S.  640  und  64t. 

as  die  Gestaltung  der  Gebäude  im  AcuOercn  sc  hließen.  Die  gewählte  stilistische  Richtung  der  deut- 

Yj  In  und  Inneren  anlangt,  so  war  das  Bestreben  sehen  Frührenaissance  gab  Gelegenheit,  eine  gruppierte 

n  Cm  vorhanden,  ohne  jeglichen  7Au!  wand  prun-  Hauweise  und  malerische  Gestaltung  des  Acußeren  in 

kender  Formen  die  Gesamtanlage  und  alle  Berücksichtigung  der  landhausmäßigen  Bebauung  der 

M0  Konstruktion -Einzelheiten  künstlerisch  zu  Umgebung  des  Bauplatzes  zu  wählen.  Die  Formen  des 


Teil  der  Cartcnaniicbt  des  Direktor -Wobnhauics  mit  Schwibbogen. 

durchdringen,  bei  letzteren  alle  fabrikmäßig  herge-  Inneren  sind  im  gleichen  Stil  durchgebildet;  im  übrigen 
stellte  Marktware  so  weit  als  irgend  möglich  auszu-  ist  auch  dort  auf  größte  Schlichtheit  Wert  gelegt,  wäh- 

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rend  eine  lebhafte  Farbengebung  eine  gewisse  warme 
Stimmung  ausströmen  sollte.  Eine  reichere  Durchbildung 
hat  nur  die  Aula  erfahren.  Schmalwand  und  Decke 
dieses  vorwiegend  auf  violette  und  sattgclbe  Farbentöne 
gestimmten  Raumes  sind  durch  Malereien  figürlicher 
und  ornamentaler  Art  ausgezeichnet.  Konsolen  und 
Pfeiler  der  mit  einer  Brüstung  in  Schmiedewerk  ge- 
zierten Galerie  haben  Antragearbeit  erhalten.  Kronen, 
Decken-undWandbelcuchtungcn  sind  in  Kunstschmiede- 
arbeit hergestellt  und  die  große  Fensteröffnung  der 
Schmalseite  ziert  reiche  Glasmaleret. 

Der  kleine  Raum  neben  dem  Lehrerzimmer  im 
I.  Obergeschoß  hat,  da  er  weniger  dem  ernsten  Schul- 
betriebe als  vielmehr  als  Erholungsraum  dienen  soll, 
eine  freundliche  malerische  Ausschmückung  erhalten, 
lieber  das  einhüftige 
Deckengewölbe  ziehen 
sich  gurtcnähnlich  Ro- 
senranken, während  in 
Kämpferhöhe  das  Volks- 
lied, das  Wanderlied  und 
als  Studcntenlied  die 
letzte  Strophe  von  „Alt- 
Heidelberg,  du  feine"  zur 
Darstellung  gebracht 
sind.  Samtliche  Möbel- 
stücke (mit  Ausnahme 
der  Schulbänke)  sind 
nach  Zeichnungen  des 
Architekten  hergestellt 
worden. 

Als  Baukosten  er- 
gaben sich  einschl.  Ar- 
chitekten-Honorar und 
Baufuhrung(dieGcsamt- 
Ergebnisse  der  Verdin- 
gungen deckten  sich  mit 
den  bczflgl.  Kostenan- 
schlag-Summen): 

I.  beimSchulgcbäudc 
unter  Zugrundelegung 
des  umbauten  Raumes 
von  Kellerfußbodcn  bis 
Hauptgesims  33 1 70 *■ 
580000  M.,  das  ist  für 
1  <hm  17,49  M.  ks  "»t  n'er" 
bei  zu  berücksichtigen, 
daß  die  Ausführung  der 
hohen  Dachräume  mit 
ihren  Ausbauten  in  die- 
ser Summe  einbegriffen 
ist.  IL  BcimWohnhausc 
betragt  der  umbaute 
Raum  von  Kellersohle 
bis  Hauptgesims  sowie 
der  beiden  ausgebauten 
Zimmer  im  Dachgeschoß 
2588,27  <bm,  die  Bau- 
summc  bcläuft  sich  auf 
55000  M  ,  das  ist  für 
1 cbm  21,25  M« 

Die  örtliche  Baulei- 
tung ruhte  in  den  Hän- 
den des  Bauführers  Fr. 
Pohl  aus  Lorchhausen 
a.  Rh.,  welcher  schon 
bei  dem  konstruktiven 
Teil  der  Entwurf-Aufstellung  mitgewirkt  hatte  und  der 
ihm  übertragenen  BaufOhrung  mit,  schon  früher  bei 
dem  Bau  der  Augustincrschule  in  Friedberg  in  gleicher 
Stellung  bewährter  Tüchtigkeit  vorstand. 

Von  den  bei  dem  Neubau  beteiligten  Künstlern 
sind  zu  nennen  die  Bildhauer  Ernst  Freese-Bcrlin, 
welcher  die  Modelle  zu  den  Standbildern  Schillers  und 
Goethes  am  Aulagiebcl  schuf  (Steinbild!).  Hartmann, 
Kaisersteinbruch,  Berlin)  und  Hermann  Gieseckc  in 
Charlottenburg,  welcher  die  Bildwerke  am  Hauptein- 
gang  (Steinbildh.  Fritz  Schröder  in  Berlin)  und  die 
Schmuckformen  der  Konsolen  und  Pfeiler  in  der  Aula 

638 


modellierte.  Die  Malereien  in  der  Aula  und  dem  Ne- 
benraum zum  Konferenzzimmer  sind  Werke  von  Hans 
Seliger  in  Berlin,  während  die  Kunstverglasung  des 
großen  Fensters  des  Festraumes  aus  der  Werkstätte  von 
Gottfried  Heinersdorff  &  Cie.  hervorgegangen  ist. 

Die  Eid-,  Maurer-  und  Asphaltarbeitcn  waren  dem 
Maurermstr.  August  Jänickc,  die  Zimmerarbeiten  R. 
Kleinau  in  Zchlendorf  übertragen.  Die  Architektur- 
teile in  Basaltlava  lieferte  Josue  Löb  in  Mayen,  die- 
jenigen in  rotem  Mainsandstein  Liesner  &  Schacht 
in  Berlin.  Die  Klempner-  und  Installations- Arbeiten 
fertigte  R.  Richter  in  Zehlcndorf,  während  die  um- 
fangreichen Dachdecker- Arbeiten  von  Horn  &  Hum- 
mel in  Berlin  besorgt  wurden.  In  die  Tischlerarbeiten 
(Fenster) teilten  sich  dieZehlendorferMcisterBuchfink, 


Ansicht  der  e'n»piiogendtn  Aula-Ecke  am  Tumhof. 


Dubrow,  Michel  und  Wieschhoff,  während  Hein- 
rich Mittag  in  Berlin  die  übrigen  Bautischler-Arbeiten 
an  Außen-  und  Innentüren,  Paneelen  usw.  übernom- 
men hatte.  Die  Holzfußböden  in  Wohnungen,  Aula 
und  Turnhalle  wurden  von  Hetzer  in  Weimar  bezw. 
von  R.  Kleinau  in  Zehlendorf  verlegt.  Sämtliche 
reichen  Beschlagteile  an  Außen-  und  Innentüren,  Gitter 
und  Beleuchtungskörper  schmiedete  Paul  Marcus,  die 
Glaserat beiten  lieferten  Schulze  &  Jost  in  Berlin. 
Die  Maler-  und  Anstreicher-Arbeiten  waren  den  Zehlen- 
dorfer Meistern  Niepage,  Mühling  und  Wcstphal 
übertragen.   Die  Heizungsanlagen  (Nicderdruckdampf- 

No.  102 


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und  Warmwasserheizung)  besorgte  E.  Angrick  in 
Berlin,  die  elektrische  Lichtanlage  montierte  das  Elek- 
trizitätswerk Zehlendorf,  während  die  Lieferung 
des  Uhr-  und  Zcitsignalwcrkes  H.  Fallcr  ebenda  ober- 
tragen  war.  Die  Schulbänke  lieferte  Uhlmann  in  Gera, 
das  Aula-Gestühl  mit  Rednerpult  A.  Mowitz  in  Rathe- 
now, sämtliche  übrigen  Möbeltischler  -  Arbeiten  an 


Schränken,  Pulten,  Kathedern,  Tischen,  Bänken  usw. 
stammen  von  Gebr.  Pctzold  in  Mohlbcrg  a.  Elbe. 

Das  Schulgebäudc  wurde  am  27.  Okt  d.  J.  feier- 
lich eingeweiht,  während  das  Wohnhaus  schon  in  den 
ersten  Tagen  desselben  Monates  bezogen  worden  war. — 

Gr.-Lichtcrfclde,  Nov.  1904.      Franz  Thyriot. 


Zum  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  neue  Rheinbrücke  bei  Ruhrort. 

Hffln  So.  47  d.  J.  haben  wir  über  das  Ergebnis  dieses  sieht  gegeben,  in  Abbildg.  3  u.  4  sind  die  beiden  Systeme 
HS  Wettbewerbes  kurz  berichtet  und  einige  Mitteilungen  dargestellt.  Die  Brücken  besitzen  5  Stromi'iffnunccn  und 
*****  über  den  zur  Ausführung  angenommenen  Entwurf  zwar  eine  mittlere  Oelfnung  von  203,4,  eine  linke  Seiten- 
derBrOckenbauanstaltGustavsburgbci  Mainz.Zweig-  Öffnung  von  1 16.2  undeine  rechte  Seitenöffnung  von  124.35  m 
anstatt  der  Vereinigt  Masch  -Fabrik  Augsburg  und  Stützweite,  daran  schließt  sich  links  eine  Zufahrtsbrückc 
Masch. -Bauges.  Sürnberg.  A.-G.  in  Sürnberg,  gemacht,  von  87.6  rechts  eine  solche  von  82  ■  Stützweite.  Das 
Wir  beabsichtigten,  damit  unsere  Ausführungen  abzu-  Langsgcfallc  der  Brückenbahn,  deren  Scheitel  sich  bis  auf 
schließen  und  uns  Weiteres  bis  nach  Fertigstellung  des   +  19,40  a.  P.  erhebt,  ist  im  mittleren  Teile  parabolisch  und 

verläuft  über 
den  Seilenöff- 
nungen unter 
1 : 160  bezw. 
1 1270. 

Für  dieWahl 
des  Ueberbau- 
es  waren  zwei 
Rücksichten 
bestimmend. 
Einerseits  wa- 
renSystemezu 
wählen,  bei 
welchen  etwa- 
ige Senkungen 
des  Untergrun- 
des —  infolge 
des  Bergbaues 

der  Zeche 
Rheinpreußen 
—  nicht  von 
wesentlichem 
Einfluß  auf  die 
Beanspruch- 
ung der  Eisen- 
konstruktion 
sind,  anderseits 
wardem  Rech- 
nungzutragen, 
daß  die  mitt- 
lere Üeffnung 
mit  Rücksicht 
auf  den  regen 
Schillahrtsver- 
kchr  nicht  im- 
ganzen  durch 
Rüstungen  ge- 
sperrt werden 
dürfte.  Eskonn- 
ten  also  nur 
Balkenbrücken 
mit  lotrechten 

Aullager- 
drücken und 
unter  diesen 
wiederum  nur 

Kragträger- 
Konstruktioncn 
infrage  kom- 
men. Die  Auf- 
gabe ist  dann 
in  zweifacher 
Weise  gelöst. 
Pas  eine  Mal 
durch  eine  ein- 
2  und  4),  bei 


Abb.  14.   PorUlpfciler  (Entw.  II).   Gute  HolfnungshOttc  in  Obcrbaof.cn    Abb.  15.  Eberner  Turmpfeiler  (Entw.  I). 


Baues  vorzubehalten.  Es  ist  uns  jedoch  der  Wunsch  aus- 
gesprochen worden,  auch  über  die  Entwürfe  der  Gute 
Hof f nungshütte  in  Oberhausen,  von  denen  namentlich 
der  Entwurf  I  einer  mit  Bogen-  bezw.  I'arallclträgcrn  ver- 
steiften Kette  in  konstruktiver  Beziehung  besondere  Be- 
achtung verdient,  zu  berichten.  Wegen  Raummangel  haben 
wir  diesem  Wunsche,  dem  wir  gerne  folgten,  aber  erst 
jetzt  entsprechen  können. 

Die  genannte  Brückenbaufirma  hat  in  Gemeinschaft 
mit  l'h.  ilolzmann  Sc  Ko.  in  Frankfurt  a.  M.  und  dem 
Areh.  G.  Ebcrlcin  in  Köln  a.  Rh.  zwei  Entwürfe  aufge- 
stellt, die  hinsichtlich  der  allgemeinen  Einteilung  —  die 
durch  das  Programm  in  engen  Grenzen  festgelegt  war  — 
sich  durchaus  entsprechen  und  nur  im  Oberbau  von  ein- 
ander abweichen.  In  Abb.  1  u.  2,  S.  642/3  ist  eine  Gesamtaii- 

2t.  Dezember  1904. 


fache  Kragträger  -  Konstruktion  (Abbildg. 
welcher  der  Obergurt  des  gefälligen  Aussehens  wegen 
nach  einer  Kettenlinie  geformt  wurde;  diese  Anordnung 
besitzt  den  Vorzug,  daß  die  Brücke  ohne  obere  Ouerver- 
bindungen  konstruiert  werden  kann.  Das  andere  Mal 
wurde  eine  Verbindung  von  Kette  und  Bugen  gewählt. 
Die  Schnittpunkte  der  beiden  (Knotenpunkt  20,  Abbildg.  3» 
bilden  die  Stützpunkte  des  mittirren  eingehängten  Teiles. 
Der  Bogen  ist  für  diesen  der  gedrückte  Obereurt,  die  Kette 
der  gezogene  Untergurt  des  Trägers.  In  den  Kragarmen  ist 
die  Kette  der  gezogene  Obergurt,  der  Bogen  der  gedrückte 
Untergurt  l'eber  den  Scitenöflnungen  ist  dann  als  Fort- 
setzung des  Bogens  ein  als  l'arullclirägcr  ausgebildeter 
Versteifungsträger  eingelegt,  mit  dessen  Obergurt  die 
Kette  am  Bruckenende  zusammenlauft  Diese  Anordnung 


639 

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verlangt  einen  über  die  ganze  Brackenlange  sich  er-  sind  in  beiden  Fallen  zwischen  Fahrbahn  und  Kußweg 
sireckenden  oberen  Windverband.  Die  beiden  Zufahrt»-  angeordnet.  Ihre  Entfemong  betragt  bei  F.ntwurf  I  von 
Öffnungen  sind  in  beiden  Fallen  mit  Halbparabett  ragern   Mitte  zu  Milte  10,15  ■>,  die  Gesamt- Bruckenbreile  zwischen 


überbrückt  worden.    Die  Fahrbahn  hat  bei  beiden  Em-  den  Geländern  daher  14.90  ■,  während  bei  Entwurf  II  die 

würfen  eine  Dammbreite  von  q  und  eine  Bürgersteigbreite  entsprechenden  Maße  10,77  bezw.  15.51"  sind. 

von  je  2"  außerhalb  der  llaupttrager  erhalten.    Letztere  Der  Unterbau  der  Brücke  ist  bei  beiden  Entwürfen 

040  No.  ioa. 


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r.s, 


Abbildg.  3.    l'eberaichts- Zeichnung  de»  Entwuifei 


Abbilds  ° 
Konstruktion  der  Turme 
Ober  den  Strotnpleilern 
(Entwarf  |). 

Aeufiere  Ansicht. 

Abbildg.  6  a. 
Schnitt  ■  — b  im  doppelten 
MaUstab  (Entwurf  I). 

Abbildg.  7. 
Querschnitt  am  Endportal 
(Entwurf  I). 

Abbildg.  10. 
Beweglicher  Anschluß 
desHaupt-Windverbamle» 
<  Obergurt)  des  Mittcltrilei 
undie  Kragarme  (Entw  I). 

Abbildg.  la. 
Ansicht  und 
Querschnitt 
am  Endportal 
(Entwurf  II) 


Abbildg  6u. 


TT  J 


J  d  IT :  ~ rn 


BF 


Abbildg.  10. 


Abbildg.  7. 


Abbildg.  ta. 


Abbildg.  1     Gesamtansicht  des  Entwurfes  1  der  .Gute-Hoffnungshüttc*  in_Oberbausen. 


6-M 


No.  102. 

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Abbildg.  8.    Querschnitt  in  Brackenroitte 
(Entwurf  I). 


Abbildg. 


Konstruktion  der  Türme  Ober  den  Strompfeilern 
(Entwurf  II). 


Abbildg  s.   Querschnitt  der  Fahrbahn  (Entwurf  II). 


Meldung  aus  Ba- 
saltlava  bezw.  grau- 
rotem Pfälzer  Sand- 
stein gedacht,  ein 
Material,  das  auch 
zu  den  architekto- 
nischen Aufbauten 
vorgesehen  ist 

Die  Kahrbahn- 
decke  ist  in  Holz- 
pflaster von  i2rn> 
Stärke  auf  minde- 
stens 8r«  starker 
i  Betonunterbellung 
J  geplant,    die  Ad- 
'■      'i  deckung  der  Fuß- 


Abbild,;,  a.    Gesamtansicht  des  Entwurfes  (I  der  ,Gute-Hoffnung*hulte*  in  Oberhausen. 

gleichartig  gedacht.    Die  Portal-  und  Turmpfeiler  sollen  wege  in  31"1  starkem  Asphalt  auf  Betonunterlage,  unler- 

mit  Preßluft  bis  zur  Tiefe  von  — 3,5  bis  —8»  a.  P.  ge-  stützt  von  Zort-seisen.    Das  Wasser  der  Kinnsteine  soll 

gründet  werden,  während  der  Entwurf  der  Brückenbau-  durch  Abfallröhren  in  besondere,  unter  der  Etsenkonstruk- 

anstalt  Custavsburg  von  vornherein  bis  —  13,70  hinnbgehL  tion  eingehängte  Kinnen  geführt  werden,  die  es  nach  den 

Der  Aufbau  sämtlicher  Pfeiler  ist  in  Stampfbeton  mit  Ver-  Widerlagern  hin  ableiten. 


II,  Dezember  1904. 


643 


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Die  Aasbildung  derFahrbahnkonstruktion  ist  bei  beiden 
Entwarfen  die  gleiche.  An  den  Vertikalen,  die  bei  Ent- 
wurf I  in  den  Seitenöffnungen  in  8,15,  der  Mittelöffnung 
in  8.30"»  Entfernung  liegen,  wahrend  bei  Entwurf  II  die 
Teilung  entsprechend  der  Tragerhöhe  von  8  auf  0,8  ■»wächst, 
sind  Querträger  angewendet,  vcrgl.  Abb.  5,  welche  zwischen 
den  Hauptbögen  als  Blechbalken,  außerhalb  derselben  als 
Fachwerk-Konsolcn  ausgebildet  sind.  Zwischen  den  Quer- 


tragertl' sind  in  Abstand  Längsträger  angeordnet,  auf 
welche  sich  in  jedem  Felde  4—6  Zwiscbenqueriräger 
stützen.  Auf  diesen  liegen  wiederum  Zwischenlängsträger 
und  die  so  entstehenden  Felder  sind  mit  verzinkten  Buckel- 
platten  abgedeckt.  Den  Abschluß*  der  Gehwegkonsolen 
bildet  ein  Fachwerk-Längsträgcr,  auf  diesem  ruhen  Quer- 
träger, darauf  liegen  längslaufende  Zoreseisen.  Vcrgl.  auch 
die  Brückenquerschnitte  Abbildg.  7  u.  12.  —    (Schlaft  folgt) 


Vermischtes. 
Zur  Wahrung  des  geistigen  Eigentums  an  Werken  der 
Architektur.  Zu  den  entsprechenden  Ausführungen  auf 
S.  570  der  „Dtschn.  Bztg.",  zu  welchen  die  sachlichen  An- 
gaben von  Hrn.  Arch.  Arnold  Hart  mann  unmittelbar 
herrührten,  erhielten  wir  von  Hrn.  Bildhauer  Harro 
Magnussen  in  Grunewald  die  nachfolgende  Erwiderung: 
„Auf  den  Angriff  des  Hm.  Architekten  Arnold  Hartmann 

tegen  mich  unter  der  Ueberschrtft  „Wahrung  des  geistigen 
igentums  an  Werken  der  Architektur"  habe  ich  folgendes 
zu  erwidern:  Es  ist  nicht  wahr,  daß  ich  Hrn.  Hartmann 
nicht  zur  Enthüllung  zugezogen,  sondern  ich  habe  ihm 
eigenhändig  die  Einladungskarte  zugesandt.  Es  ist  nicht 
wahr,  daß  ich  Hrn.  H.s  Namen  verschwiegen  habe,  ich 
habe  ihn  sogar  in  meine  Wohnung  gebeten,  um  ihn  S.  M. 
dem  Kaiser  vorzustellen;  daß  der  Kaiser  ihn  nicht  zu  sehen 
wünschte,  ist  nicht  meine  Schuld.  Ich  habe  S.  M.  dem 
Kaiser  bei  der  Enthüllung  Hrn.  H.s  Namen  als  den  des 
Architekten  und  Hrn.  Wöncl's  Namen  als  den  des  Leiters 
des  ausführenden  Granitwerkes  genannt;  daß  S.  M.  der 
Kaiser  nur  Hrn.  Wölfel  zu  sprechen  wünschte,  ist  wieder 
nicht  meine  Sache.  Wenn  Hr.  H.  von  mir  verlangte,  als 
das  Denkmal  schon  fertig  war,  ich  solle  seinen  Namen  am 
Sockel  anbringen,  so  habe  ich  diese  F'orderung  aus  tech- 
nischen und  ästhetischen  Gründen  ablehnen  zu  müssen 
geglaubt,  nehme  auch  an,  daß  der  Fall  selten  ist,  daß  ein 
Architekt  an  ein  Haus,  das  ihm  in  Auftrag  gegeben  ist, 
den  Namen  des  Bildhauers  groß  anschreibt,  der  die  Skulp- 
turen am  1  lause  anbringt.  Ich  erkenne  voll  und  ganz  das 
Verdienst  Hm.  Hertmanns  an  dem  Entwurf  des  Sockels  an, 
nur  muß  er  zugeben,  daß  derselbe  doch  erst  durch  unser  Zu- 
sammenarbeiten so  geworden  ist,  wie  er  heute  dasteht.*  — 

Eine  neue  Ein- 
banddecke d.  „Deut- 
schen Bauzeitung" 
haben  wir  für  un- 
sere Abnehmer  an- 
fertigen lassen.  Die 
Decke  zeigt  in  einer 
Aufnahme  nach  der 
Natur  die  neben- 
stehendeZeichnung 
in  reichstem  Gold- 
druck auf  feinge- 
stimmtem braun- 
rothem  oder  ge- 
brochen blauem 
Leinen.  Die  Wir- 
kung der  Decke  ist 
bei  allem  Keichtum 
eine  vornehme  und 
gewählte.  Der  Preis 
ist  gegen  die  alte 
einfache  Decke  — 
die  wir  gleichfalls 
noch  tiefem  —  nur 
sehr  wenig  erhöht; 
er  betragt  2,30  M. 
einschl. \  erpackung 
und  Porto,  Ein  Umtausch  der  Decken  kann  nicht  stattfinden. 


Preisbewerbungen. 
Wettbewerb  Rathaus  Wilmersdorf.  Auch  die  äußere 
Durchführung  dieses  Wettbewerbes  gibt  leider  zu  berech- 
tigten Klagen  Anlaß  Wir  hatten  uns  seinerzeit  nach  Wil- 
mersdorf um  L'cbcrlassung  der  Unterlagen  für  den  Wett- 
bewerb in  der  Annahme  gewendet,  daß,  wie  es  fast  ohne 
Ausnahme  bisher  immer  der  Fall  war,  uns  die  Unterlagen 
unentgeltlich  zugestellt  werden  würden.  Das  geschah  jedoch 
in  diesem  F"alle  nicht.  Eine  von  uns  angestellte  Berechnung 
des  Wertes  der  Unterlagen  ergab,  daß  dieser  Wert  mit  etwa 
0,5  M.  (bei  etwa  200  Aufl. )  anzunehmen  sei,  wahrend  das 
Hochbauamt  3  M.  dafür  fordert  Um  nun  einem  bisher 
allgemein  geübten  Grundsatze  zu  entsprechen,  machten  wir 
den  Versuch,  die  unbeschädigten  Unterlagen  nach  Einsicht 
derselben  zurückzusenden  und  um  Rückerstattung  der  Aas- 
lagen dafür  zu  bitten.  Darauf  erhielten  wir  von  Hm.  Ge- 
meindebaurat Herrn  ring  die  Unterlagen  wieder  mit  einem 

*4 


Schreiben,  das  lautet:  „Urschriftlich  unter  Beifügung  der 
Unterlagen  mit  dem  Bemerken  ergebenst  zurückgesandt, 
daß  die  Rückerstattung  der  gezahlten  3  Mark  nur  nach 
Einreichung  eines  Projektes  erfolgen  kann."  Eis  werden 
demgemäß  die  vermutlich  nicht  geringe  Zahl  von  Wettbe- 
werbern, deren  Bemühungen  um  einen  künstlerischen 
Entwurf  an  der  ungünstigen  Form  des  Bauplatzes  scheitern, 
gezwungen  sein,  auf  die  Baarauslagen  zu  verzichten. 

Was  die  Preise  anbelangt,  so  hatten  wir  ohne  tieferes 
F.indringcn  in  die  Aufgabe  der  Anschauung  Ausdruck  ge- 
geben, daß  sie  gut  bemessen  seien.  Wir  werden  nun  aber 
darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  sie  bei  der  geforderten 
Ausnutzung  des  Bauplatzes,  bei  der  gestatteten  Höhe  des 
Baues  und  bei  Annahme  eines  kubischen  Einheitssatzes  von 
ao  M.  nicht  den  Normen  für  Wettbewerbe  entsprechen. — 

Zu  dem  Wettbewerb  der  Matthäusgemeinde  zu  Dresden- 
Friedrichstadt  betr.  ein  Beamtenwohnhaus  auf  dem  äuße- 
ren F'riedhof,  den  wir  S.  45a  besprachen,  sind  44  Entwürfe 
eingegangen,  eine  Zahl,  deren  Höhe  bei  dem  Umstand, 
daß  der  Wettbewerb  auf  Architekten  beschränkt  war,  die 
in  der  Kreishauptmannschaf  1  Dresden  ihren  Wohnsitz  haben, 
nur  der  Erklärung  zu  verdanken  ist,  nach  welcher  der 
Kirchenvorstand  in  Aussicht  stellte,  mit  dem  Verfasser 
eines  der  mit  einem  Preise  ausgezeichneten  Ent- 
würfe behufs  weiterer  Bearbeitung  in  Verbindung 
zu  treten.  Im  Preisgericht  befanden  sich  die  Architekten 
Alfr.  Hauschild,  W  Lossow,  Prof.  Naumann,  Prof. 
Fr.  Schumacher  und  Prof.  B.  Seitler  in  Dresden.  Drei 
gleiche  Preise  von  je  250  M.  wurden  zuerkannt  den  Hrn. 
Kud.  Bitzan,  Oswin  Hempel,  sowie  Paul  Winkler  unter 
Mitwirkung  von  C.  Günther,  sämtlich  in  Dresden  bezw. 
Loschwitz.  Zum  Ankauf  für  je  100  M.  wurden  vorge- 
schlagen die  Entwürfe  der  Hm.  Hans  Schlicht,  Joh. 
Bollert  und  Herrn.  Thüme,  gleichfalls  sämtlich  in 
Dresden.  — 

Zu  einem  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  eine  Volks- 
schule In  Annweiler  in  der  bayerischen  Rheinpfalz,  unter 
den  Mitgliedern  des  bayerischen  Architekten-  und  Inge- 
nieur-Vereins veranstaltet,  liefen  49  Arbeiten  ein.  Unter 
ihnen  errang  den  I.  Preis  die  des  Hrn.  Otto  Deines  in 
München,  den  IL  Preis  die  des  Hrn.  Matth.  Schneider 
in  Lindau  und  den  III.  Preis  die  des  Hrn.  Jul.  Beeck- 
mann in  München.  — 

Ein  Ideen -Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen 
für  eine  evangelische  Dorfkirche  In  dem  Herrschaftssitze 
Horburg  bei  Colmar  l.  Eis.  wird  vom  dortigen  Kirchenrat 
für  alle  deutschen  Architekten  erlassen,  die  in  Elsaö- 
Lothnngen  oder  Württemberg  geboren  sind  oder  zurzeit 
daselbst  ihren  Wohnsitz  haben,  oder  welche  in  Elsaß- 
Lothringen  bereits  haben  Kirchenbauten  unter  eigener 
Leitung  ausführen  lassen.  Die  Kirche  soll  320  Sitzplätze 
fassen  und  etwa  30000  M.  kosten.  Für  2  bis  3  Preise 
stehen  900  M.  zur  Verfügung.  Unterlagen  gegen  3  M.  durch 
den  Kirchenrat  in  Horburg  i.  E.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  A.  W.  V.  Wir  mAiwn  es  grundsätzlich  ablehnen,  Firmen 
zu  nenoen,  wenn  nicht  ganz  bewundere  l 'anstände  vorliegen.  Wollen 
Siic  die  Nunjcn  von  Firmen  kennen  lernen,  welche  za  den  gedach- 
ten Arbeiten  an  den  hervorragenden  Herlincr  Bauten  verwendet 
werden,  dann  empfehlen  wir  Ihnen  einmal  da*  Studium  anterea 
Anzeigenteile«,  zum  anderen  aber  namentlich  auch  die  Abbandlun- 
gen Ober  .Berliner  Neubauten',  die  von  Zeil  zu  Zeit  im  redaktio- 
nellen Teile  unierer  Zeitung  erscheinen.  — 

Hrn.  H.  O.  In  Harburg  1.  Schw.  Aus  Ihrer  Anfrage  gebt 
nicht  hervor,  ob  Sie  nach  Ucbcruahme  der  Arbeit  des  säumigen 
Unternehmer*  durch  die  Behörde  freiwillig  auf  der  Baustelle  ge- 
blieben sind,  oder  ob  Sie  »eitent  der  Behöidcn  dazu  aufgefordert 
worden  sind.  In  letzterem  Falle  konnte  daraus  vielleicht  ein  An- 
spruch an  die  Behörde  hergeleitet  werden,  bei  ersterem  dagegen  ent- 
fallt ein  solcher  und  Sic  worden  »ich  our  an  den  Unternehmer 
halten  können. 

Hrn.  O.  S.  In  Mannhelm.  Eine  geschlossene  Veröffent- 
lichung der  Werke  des  genannten  Meisters  ist  uns  nicht  bekannt. 
Darüber,  sowie  Ober  den  genannten  Bau  durfte  Ihnen  der  Architekt 
selbst  die  beste  Auskunft  geben  können.  — 

Inhalt:  Neubau  des  Gvuuiaaiums  mit  fJut-sioi-Woluihaus  In  Zchlen- 
dorf  bei  Berlin  I  Schluß).  —  Zum  Wettbewerb  Wir.  die  neue  Khm.bi inke 
bei  Ruhrort.  —  Verroi&rhtcs.  —  l'ieisbewrrbutigen.  —  Brief-  u.  Fragekasten. 

Vertag  der  Deutschen  Riuzefrung,  G.  m.  b.  H  .  Berlin.  Fflr  die  Redaktion 
versutworü.  Albert  Hofmsuo,  bcr.m    Druck  von  WUh.  Grere,  Berlin. 

No.  JOS 


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iHHNHHHHHHHHH 


DEUTSCHE  BAU- 
ZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRGANG  *  N°:  103 
*  BERLIN,  DEN  24.  DEZ.  1904  * 


Neuere  badische  Architektur. 

(Fortoetzune  au»  So.  87.)   Hierzu  rtiw  Bildbeilage,  towie  die  Abbildungen  Seite  04g. 


ermann  Billing,  dessen  Werken  die  vorauf- 
gegangenen Abschnitte  dieses  Aufsatzes 
gewidmet  waren,  gesellen  wir  den  ande- 
ren, nicht  minder  fruchtbaren  und  erfolg- 
reichen der  beiden  badischen  Baukünstlcr, 
EU  deren  Charakterisierung  dieser  Aufsatz  geschrieben 


wurde:  Friedrich  Ratzel.  Er  gehört  gleich  Billing 
zu  den  jüngeren  Vertretern  der  Karlsruher  Architek- 
turschule, unterscheidet  sich  aber  in  den  GrundzQgcn 
seiner  reifen  Kunstanschauung  wesentlich  von  der 
Auffassung  Billings.  Wir  kommen  auf  diesen  Unter- 
schied, soweit  wir  ihn  empfinden,  noch  zurück,  um 


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zunächst  eine  Reihe  seiner  Werke  hier  zur  Darstellung  ausgezeichneten  Gebäudes  haben  nur  63000  M.  bc- 


zu  bringen 

Die  Jahrhundertwende  bedeutete  für  Friedr.  Ratze), 
abgesehen  von  vereinzelten  Vorläufern,  den  Beginn 
einer  umfangreichen  und  im  höchsten  Grade  erfolg- 
reichen Praxis,  die,  wie  das  in  dieser  Zeitung  (1903) 
gleichfalls  zur  Darstellung  gebrachte  Rathaus  zu  Duis- 
burg, meist  durch  glückliche  Erfolge  in  Wettbewerben 
errungen  wurde.  Auf  diesem  Wege  gelangte  auch  der 
AuftragzurErbauungdes  Geschäftshauses  der. Mainzer 
Volksbank"  in  Mainz  an  denKünstler.   Die  Errichtung 


tragen.  Der  Organismus  des  Grundrisses  ist  der  denk- 
bar einfachste:  eine  schlichte  Aneinanderreihung  der 
Räume.  Das  Haus,  welches  im  Garten  des  Ludwig 
Wilhelm-Krankenhauses  des  Badischen  Fraucnvercins 
erbaut  wurde,  enthält  in  der  Hauptsache  für  jede 
Schwester  ein  Zimmer  mit  anstoßendem  Alkoven,  je- 
doch sind  auch  einige  Räume  für  2  Schwestern  ein- 
gerichtet und  es  sind  umgekehrt  auch  einige  Schwestern- 
Wohnungen  von  je  2  Räumen  geschaffen  worden.  Der 
architektonische  Aufwand  ist  lediglich  der  notwendigste, 


erfolgte  in  den  Jahren  1901  und  1902.  DerGrundriO  der  jedoch  bei  der  äußersten  Beschrankung  in  vollem  Maße 

Anlage  hatte  sich  der  eigentümlichen  Gesamtlage  des  geadelt  durch  die  Kunst.   Putz  und  heller  Sandstein, 

Gebäudes  an  einer  belebten  Hauptstraße  und  an  einem  sowie  Schieferdeckung  sind  die  Materialien,  auf  welchen 

kleinen  freien  Platze  derart  anzuschließen,  daß  im  Erd-  die  Wirkung  des  Aeußeren  beruht.    Hingewiesen  sei 

geschoß  nach  dem  Neubrunnplatze  die  Räume  der  auf  die  das  Hauptgesims  bildende  geputzte  Kehle. 

Bank  angeordnet  wurden,  nach  der  Verkehrsstraße  zu  Ein  Sieg  in  einem  reich  beschickten  Wettbewerb, 

jedoch  Läden.    Die  Obergeschosse  enthalten  je  zwei  über  den  wir  in  den  Nrn.  82  ff.  des  Jahrganges  1902 


herrschaftliche  Wohnungen.  In  der  Stilfassung  des 
interessanten  Gebäudes  ist  dem  architektonischen 
Charakter  von  Mainz  aus  der  Zeit  der  Spätrenaissance, 
jener  Zeit,  welche  nach  dem  Mittelalter  eine  zweite 
Glanzzeit  für  die  alte  Bischofstadt  am  Mittclrhcin  be- 
deutete und  aus  der  unter  anderen  Werken  das  Schloß 
hervorgegangen 


ist,  Rechnung 
getragen.  Das 


Matena!  ist  roter 
Main  -  Sandstein 
für  die  architek- 
tonischen Gliede 
rungen  u.  weißer 
Putz  für  die  Flä- 
chen. Zu  dieser 
Wirkung  treten 


.Sibwestera-AUeoheim  (Luiseoheiai)  ia  Katlsiuhe  i.  B.    Areb.:  Piof.  Fr.  Ratzel -Karlsruhe 


berichteten,  ist  der  Auftrag,  den  Ratzel  zur  Errichtung 
des  Kollegiengebäudes  der  Universität  Frei- 
burg i.  Br.  erhalten  hat.  Das  Gebäude  soll  nach  dem 
Entwurfs.  649  1905  begonnen  und  nach  etwa  ^Jähriger 
Bauzeit  vollendet  werden;  es  wird  die  Aula,  zahlreiche 
Hörsäle  und  Räume  für  die  Verwaltung  enthalten.  Die 

Bauplatzvcrhält- 
nisse  sind  sehr 
schwierige,  und 
zur  vollen  Aus- 
nutzung des  Ge- 
ländes erschien 
die  Wahl  einer 
gruppierten  An- 
lage, die  auch  in 
höherem  Maße 
künstlerischen 
Gesichtspunkten 
entgegenkommt, 

erwünscht.  Der  Hauptgesichtspunkt  jedoch  für  die 
gruppierte  Anordnung  war  die  Möglichkeit  größerer 
Lichtzuführung  für  die  großen  Hörsäle.  Da  das  Ge- 
lände ansteigt,  so  wurde  der  Flügelbau  um  eine 
halbe  Stockhohe  erhöht  und  vom  Podest  der  Haupt- 
treppe aus  zugänglich  gemacht.  Reife  Kunst  kommt 
in  der  Gestaltung  des  Aeußeren  zum  Ausdruck;  durch 
die  Anwendung  einer  maßvollen  deutschen  Renaissance 
wird  sich  das  Gebäude  in  harmonischer  Weise  in  das 


eine  sparsame 
Vergoldung  und 

Färbung  einzelner  Teile  des  ornamentalen  Schmuckes. 
Die  Dachdeckung  erfolgte  durch  Schiefer. 

In  den  Jahren  1903  1904  errichtete  Ratzel  das 
Schwcstern-Altenheim  (Luisenheim)  in  Karlsruhe, 
welches  die  Beilage  zu  dieser  Nummer  zur  Darstellung 
bringt.  Es  ist  seiner  Bestimmung  nach  durchaus  ein 
Nutzbau,  ein  Vcrsotgungshaus  für  bejahrte  ehemalige 
Krankenschwestern,  und  enthält  Wirtschaftsräume  und 
Wohnungen  für  diese,  jedoch  ein  Nutzbau,  der  in 
überzeugender  Weise  darlegt,  daß  es  bei  aller  Spar-  Stadtbild  eingliedern.  Wir  begleiten  seine  Errich- 
samkeit  der  Mittel  nur  der  Mitwirkung  einer  feinen  tung  mit  den  großen  Erwartungen,  zu  welchen  uns 
künstlerischen  Empfindung  bedarf,  um  auch  den  Nutz-  die  bisherigen  Ausführungen  des  Künstlers  be- 
bau zum  Kunstwerke  zu  adeln.    Die  Baukosten  des  rechtigen.  —  (scMu«  toip.) 


Zum  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  neue  Rheinbrücke  bei  Ruhrort. 

(Schluß.)    Htrrtu  dir  Abbildungen  in  No.  loa. 


|ie  Hauptträgcr  des  Entwurfes  I  haben  einen  mittle- 
I  ren  eingehängten  Teil  von  1 16,2 ■»  Stützweile  und 
'  Kragarme  von  je  43,6  <°.  Die  Kette  stützt  sich  unter 
elcichcr  Neigung  in  Haupt-  und  .Seilenöffnung  auf  38,c6n 
hohe  Türme,  vergl.  Abbildg.  6  (Seite  643),  die  am  Fuße  4.2  ■ 
Breilebesitzen  und  sich  obenauf  1,8 m  verjüngen.  Inder 
Ansicht  haben  sie  2  getrennte  Vertikalen;  sie  stützen  sich 
aber,  um  die  äußeren  Kräfte  statisch  bestimmt  zu  machen 
und  die  Pfeiler  stets  zentrisch  zu  belasten,  unter  Zuhülfe- 
cincs  die  Füße  verbindenden  kräftigen  Blechbalkcns 
auf  ie  1  Lager. 
Die  Knotenpunkte  der  Kette  und  des  Untergurtes  des 
Bosens  liegen  auf  kongruenten  Parabeln.  Sie  schneiden 
sich  auf  den  v  Vertikalen  vom  Turm  aus  (Knotenpunkt  20). 
Der  Bogen  hat  im  .Scheitel  4,ion\  am  Turm  9.0™  Höhe 
erhalten.  Der  Obergurt  schneidet  sich  mit  der  Kcltc  auf 
der  4.  Vertikalen  und  ist  nach  einer  kubischen  Parabel 
geformt.  Die  Vcrsteifungsbalken  der  Seitenträger  haben 
ebenfalls  9"'  Hohe  erhalten.  In  alle  Felder  des  Versteifungs- 
körpers sind  des  guten  Aussehens  wegen  gekreuzte  Diago- 
nalen eingelegt. 

Die  Autlagcrung  des  mittleren  eingehängten  Bogens 
an  den  Konsolen  ist  in  Abbildung  9  dargestellt.  Da  beide 
Türme  feste  Auflager  haben,  so  mußte  das  eine  Auflager 
des  Mitielicilcs  drehbar,  das  andere  auch  zugleich  langs- 
verschieblich  sein  Die  Drehbarkeit  ist  durch  üclcnkbolzen 
bewirkt.  Damit  die  HaupltrAgcr  als  Auslegerträger  zur 
Geltung  kommen  können,  sind  einige  Stäbe  am  Schnitt- 

646 


punkt  blind  eingesetzt,  d.  h.  sie  sind  mit  Schraubenbolzen 
in  Langlöchern  an  die  Knotenbleche  angeschlossen.  Die 
Längsverscbieblichkcit  ist  dadurch  erreicht,  daß  der  untere 
Gelcnkbolzcn  sich  in  einem  Schlitze  bewegen  kann.  Die 
beiden  Gelenkbolzen  sind  dabei  durch  eine  Pcndclstützc 
verbunden  (vergl.  Abbildg.  9).  Die  Blindstäbe  sind  hier, 
um  eine  größere  Verschiebung  zu  ermöglichen,  auf  die- 
ser Seite  mit  kleiner  Gleitkonstruklion  angeschlossen.  Wind- 
verbinde aus  teils  schlaffen,  teils  steifen  gekreuzten  Diago- 
nalen sind  in  Fahrbahnhöhe  und  in  Höhe  des  Obergurtes 
der  Parallelträger  bezw.  des  Bogens  in  ganzer  Brücken- 
länge  angeordnet.  Ein  dritter  VVindverband  liegt  in  der 
Ebene  der  Kette  in  den  Außenöffnungen  und  ist  auf  die 
Lange  der  Kragarme  angeordnet.  Die  beiden  ersten  Wind- 
verbände müssen  natürlich  auch  am  Ende  der  Kragarme 
durchschnitten  sein.  Forden  oberen  Wind  verband  stellen  die 
Diagonalen  die  Verbindung  des  mittleren  Windträgers  mit 
den  Konsolträgcrn  her.  An  den  Stützpunkten  sind  Gleit- 
lager angeordnet,  die  eine  Längsverschiebung  ermöglichen, 
vergl.  Abbildg.  10  (Seite  642). 

Wesentlich  einfacher  gestaltet  sich  die  Ausbildung  der 
Eisenkonsimküon  nach  Entwurf  II.  Die  lJngc  der  Aus- 
leger der  Mittelöffnung  beträgt  hier  je  65,7»,  die  Länge  des 
eingehängten  Teiles  nur  72"».  Die  29 m  hohen,  sich  auf  2» 
nach  oben  verjüngenden  Türme,  vergl.  Abbildg.  11  (S.  643), 
werden  ebenfalls  aus  den  schon  angeführten  Gründen  nur 
auf  je  1  Lager  gestützt.  Die  Obergurte  der  Seiten-  und  Mit- 
telöffnung schließen  an  die  Türme  unter  gleichem  Winkel 

No.  103. 


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lEntw.  I.) 


•  ^ — ■ — .-• .— i— rt-i  n  s-an 

Abbildg.  13.    Aofhlngunf  des  Millellrigera  mit  Gelenk  «n  den  Krng- 
armen  und  AnachluB  de«  Windverbande.  daselb.t.  (Entwurf  II.) 


an.  Im  übrigen  ist  die  Form  des  Obergurtes 
nach  Malier- Breslau  als  Seilpolygon  für  un- 
gleichmäßig verteilte  Belastung  aufgefaßt.  Die 
Trägerhöhe  beträgt  an  den  Enden  und  in  Brüeken- 
mitle  gleichmäßig  8,5  In  den  Seitenöffnungen 
sind  die  Diagonalen  nach  außen,  in  der  Mittel- 
Öffnung  nach  der  Mitte  fallend  angeordnet 

Ueber  den  Anschluß  des  eingehängten  Mit- 
tclstückes  an  die  Konsolen  gilt  Aehnliches,  wie  das 
bei  Entwurf  I  gesagt  wurde.  Abbildg.  13  veran- 
schaulicht die  Konstruktion  des  drehbaren  Auf- 
lagers Auch  der  Wind  verband,  der  in  Fahrbahn- 
höhe liegt,  mußte,  um  die  Beweglichkeit  zu  er- 
hallen, durchschnitten  werden.  Abbildg.  13  zeigt 
auch  den  Anschluß  des  Windverbandes  des  Mit- 
telteiles an  den  der  Konsole  mit  Gleitlager.  Der 
Obergurt  besitzt  keinen  Wind  verband.  Die  Wind- 
kräfte werden  durch  die  biegungsfesten  Verti- 
kalen bezw.  die  Türme  und  Endportale  aufge- 
nommen. Um  die  Standsicherheit  der  Türme  zu 
erhöhen,  sind  diese  nach  unlen  seillich  so  ver- 
breitert, daß  sie  auch  die  Bürgersteige  mit  über- 
spannen, ähnlich  wie  bei  Entwurf  I. 

Das  Gewicht  des  eisernen  Ueberbaues  der 
Strombrücke  stellt  sich  bei  Entwurf  I  auf  5931  \ 
d.  h.  637  kc  <!■»  der  Brückengrundfläche,  bei  Ent- 
wurf II  auf  5438'  bezw.  559  kK.|,in>.  Bei  dem  in 
No.  47  veröffentlichten  Entwurf  beträgt  das  Ge- 
wicht 554  bezw.  56 »  ke  m™,  je  nachdem  die  Fahr- 
hahntatel  durch  Tlängebleche  bezw.  Zoreseisen 
hergestellt  wird.  Das  Gewicht  der  Hauptträger 
allem  belauft  sich  auf  3816'  bei  Entwurf  I,  3628' 
bei  Entwurf  II  und  auf  nur  3470«  bei  dem 
Gustavsburger  Entwurf.  Die  Gesamtkosten  der 
Entwürfe  I  und  II  sind  auf  4,93  bezw.  4.8a  Mill.  M. 
veranschlagt.  Es  wurde  schon  auf  S.  386  er- 
wähnt, daß  das  Freisgericht  eine  vergleichende 
Berechnung  für  eine  Brückenbreite  von  16  m 
zwischen  den  Geländern  aufgestellt  hat,  welche 
für  den  Gustavsburger  Entwurf  46,  für  den 
teureren  Entwurf  II  dagegen  5,3  Mdl.  M.  ergab. 
(Die  architektonischen  Aulbauten  sind  in  beiden 
Fällen  nicht  berücksichtigt. ) 

Was  die  Gesamterscheinung  der  Brücke  an- 
betrifft, so  ist  die  Linienführung  der  Haupt- 
träger  nach  dem  Entwurf  II  zweifellos  eine 
gel  Allige.  jedoch  erscheint  der  Träger  in  der 
Mitte  bei  der  großen  Spannweite  etwas  gar  zu 
schwächlich.  Die  Verbindung  der  Kette  mit 
dem  Bogen  nach  Entwurf  1  will  uns  dagegen 
nicht  wohl  als  eine  Ästhelisch  befriedigende 
Losung  erscheinen.  Im  Gegensatz  zu  dem 
Gustavsburger  Entwurf,  der  die  Eisenkonstruk- 
tion ganz  schlicht  behandelt  und  den  Haupt- 
abschluß in  den  wuchtigen  und  in  ihrer  For- 
mengebung  so  wirksamen  Turmbauten  am  Lande 
sucht,  sind  hier  bei  beiden  Entwürfen  die  Turm- 
bauten Ober  den  Strompfeilern  etwas  reicher 
als  Eiscnportale  behandelt  —  ein  Versuch,  der 
nicht  recht  geglückt  ist  wahrend  massive 
l'ortaltürme  in  romanisierenden  Formen  auf 
den  die  eigentliche  Strombrücke  abschließen- 
den Pfeilern  errichtet  sind.  Zu  einer  ausrei- 
chend kräftigen  Ausgestaltung  der  Türme  und 
zur  Schaffung  eines  gewissen  Gleichgewichtes 
gegenüber  der  mächtigen  Eisenkonstruktion 
(namentlich  bei  Entwurf  II)  fehlt  es  daher  an 
dem  entsprechenden  Unterbau  und  der  freieren 
Enlwicklungs-Möglichkcit.  Abbildg.  14  S.  639  gibt 
den  massiven  Aufbau  auf  den  Strompfcilcrn  für 
Entwurf  II  wieder,  der  übrigens  in  fast  glei- 
cher Ausführung  für  Entwurf  I  übernommen  ist; 
Abbildg.  15  zeigt  die  Ausgestaltung  der  Eisen- 
Portale  auf  den  mittleren  Sirompfeilern.  — 

-  Fr.  E.  - 


GroÜ  stadt-Erweiterungen. 

inter  diesem  Titel  hat  Hr.  Keg-Bmstr.  L.  Ilcrcher  Abschnitt  mit 
in  Münster  eine  erwähnenswerte  Arbeit  herausge- 
geben.') In  derselben  werden  in  kurzen  Ueber- 
blicken  zuerst  die  Mißstände  der  gegenwärtigen  Großstadt- 
Anlagen  und  sodann  die  Bestrebungen  zur  Abhilfe  geschil- 
dert. Bei  letzteren  kommen  die  Gebiete  der  Gesundheits- 
pflege, des  Verkehres,  der  praktischen  Acsthetik  zur  Be- 
sprechung, ferner  das  Wohnungswesen,  Bauordnung.  Um- 
legung und  Enteignung,  sowie  sonstige  rechtliche  Fragen. 
Den  Hauptwert  der  Schrift  erblicke  ich  in  dem  dritten 

0  Ein  Beitrag  tum  heutlren  Städtebau,  mit  einem  Plan«.   Verlag  von 
Vandeidtoeck  *  Kuprecht  in  Gottingen  1904.    Pr.  1,60  M. 

24.  Dezember 


zugehörigem  Plan  (S.  6481.  Hier  findet 
sich  ein  interessanter  Fniwuil  lur  die  Erweiterung  einer 
Großstadt  über  eine  Fläche  von  ato1'«.  Allerdings  hat  der 
Verfasser  keine  bestimmte  Üertlichkeit  zugrunde  gelegt, 
es  ist  nur  ein  akadrmisches  Beispiel,  zeigt  aber  deshalb 
vielleicht  um  so  klarer  die  angewendeten  Grundsätze. 

Vor  allem  tritt  die  Sonderung  zwischen  Haupt-  und 
Nebenstraßen  hervor,-)    Jene,  teils  geradlinig,  teils 


*)  Zur  Frglnzunr  einer  Angabe  auf  S.  tB  der  Schrift  «ei  bemerkt,  dafl 
biger  <>rundsati  nicht  erst  tu  neuerer  Zeit,  aonderu  achun  1874  au!  der 
Wandervrrtaminl,  de»  Verh  dt«ch  Arfh-u  Ine -Vereine  und  1870  in  meinem 
Seite  95  und  tea,  behandelt  w  erden  i«L 


647 

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gebogen,  vielfach  mit  Promenaden  und  Straßenbahnen  aus- 
gestattet, daher  25— 50  ■  breit,  bilden  ein  Netz  („Dreieck- 
system  dessen  Knotenpunkte  teilweise  zu  Platzen  mit 
öffentlichen  Gebäuden  ausgestattet  sind.  Bei  diesen  „Stadt- 
zentren* war  in  erster  Linie  dem  Verkehr  Rechnung  zu 
tragen,  daher  mit  Recht  „auf  geschlossene  Platzbildune 
der  geringere  Wert  gelegt  ist".  Di>ch  ersieht  man  wohl 
das  Streben  nach  schöner  Gruppierung  der  Baulichkeiten 
und  Straßen. 

üie  von  Hauptstraßen  umschlossenen  Figuren  sind 
sodann  durch  Nebenstraßen  von  10 — 15"»  Breite  unter- 
geteilt,  und  hierbei  verschiedene  Zwecke  unterstellt,  als: 
gewöhnliche  Wohnquartiere,  Villenbezirk,  Arbeiter-Woh- 
nungen, industrielle  Anlagen.  In  der  Mitte  mehrerer 
Gruppen  findet  man  Gartenanlagen,  umgrenzt  teils  von 
Straßen,  teils  von  Privatgrundstacken  bezw.  H inte rgä rlen. 
Diese  letztere  Anordnung  zum  Ausnutzen  des  Innen- 
raumes eines  Blockes  erscheint  besonders  erfreulich. 
Sollten  hohe  Bodenpreise  dabei  hinderlich  sein,  so  maßten 
freilich  weitere  Straßen  durchgelegt  werden,  was  abrigens 


Indessen  kann  man  aus  dem  Text  entnehmen,  daß  der 
Verfasser  diese  Rücksicht  nur  in  beschranktem  Grade 
gelten  lassen  will,  da  sie  für  zweckmäßige  und  schöne 
Linien  nicht  immer  einen  Anhalt,  sondern  oft  ein  Hin- 
dernis bildet  Er  anerkennt  deshalb  die  Notwendigkeit 
der  Zwangsumlegung,  welche  ja  außerdem  auch  durch 
schmale  oder  spitzwinklige  Grundstücksformen  veranlaßt 
werden  kann,  tritt  also  erfreulicherweise  in  Gegensatz 
zu  der  jüngst  von  anderer  Seite  aufgestellten  Behaup- 
tung, mittels  Anschluß  an  vorhandene  Eigentumsgrenzen 
ließe  sich  die  l'mlegung  ersparen.  Zu  diesem  wichtigen 
Punkte  hätte  übrigens  die  betreffende,  im  Jahre  1897 
herausgegebene,  Denkschrift  des  Verbandes  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  wohl  mit  Erwähnung 
verdient.1) 

Was  die  sonstige  Durchfahrung  des  Hcrcher'schcn 
Planes  betrifft,  so  beruht  dieselbe  auf  dem  Gedanken  der 
Dezentralisation,  d.  h.  der  Zuwachs  einer  Großstadt 
soll  nicht  sowohl  durch  allmähliche  Fortsetzung  ihres 
Straßennetzes  und  ihrer  Häusermassen  erfolgen,  als  durch 


m.  F..  immer  noch  raisamer  ist,  als  die  anderweitig  em- 
pfohlenen Wohnhöfe.") 

Aufgefallen  ist  mir  auf  dem  Plan  die  geringe  Anzahl 
von  Ocffnungen,  durch  welche  das  Innere  der  Haupt- 
maschen aufgeschlossen  ist;  hierdurch  würden  das  Er- 
reichen der  nächsten  Hauptstraße  sowie  der  L'ebergang 
aus  einer  Manche  in  eine  andere  etwas  erschwert  Ferner 
das  (Jebermaß  von  krummen  Nebenstraßen,  welche  z.  B. 
bei  Kleinwohnungen  in  geschlossenen  Reihen  gewiß  mehr 
unpraktisch  als  schön  wären.  Auch  dürfte  die  gewählte 
Blocktiefe  von  4o-6om  zwar  bei  kleinen  und  mittleren 
Wohnungen  genügen,  aber  für  große  Baulichkeiten  und 
Villen  zu  knapp  bemessen,  Oberhaupt  mehr  Mannichfaltig- 
keit  inbezug  auf  dieses  Maß  erwünscht  sein. 

Es  ist  aus  dem  Plan,  als  einer  idealen  Aufgabe,  nicht 
ersichtlich,  ob  und  wieweit  die  Straßen  auf  bestehende 
Wei:e  und  Grundstacksgrenzen  Rücksicht  genommen  haben. 

'I  Beispiel  zur  Autteilung  eines  Blockes  mit  N'ebeosrrmSen :  Goerke, 
PrruBiw'he  Jshrbllclwi  1H03,  l>  *S  uiut  Vlrrtrluhr  «1  hrill  Ifli  »Kentt.  t:*- 
smidhctUpncge  1805.  "  114. 

648 


Ansetzen  neuer  Stadtteile,  welche  politisch  und  baulich 
eine  gewisse  Selbständigkeit  bewahren.  Hierzu  dienen 
auf  dem  Plan  zahlreiche  öffentliche  Gebäude,  namentlich 
ein  Rathaus,  Parkanlagen  usw.  Der  Verfasser  hofft  auf 
diese  Weise  der  wachsenden  Bevölkerung  die  Vorteile 
großstädtischen  Lebens  in  der  Nahe  zu  verschaffen  und 
empfiehlt  die  Gründung  einer  derartigen  Neustadt  in  großem 
Stil,  womöglich  von  Seiten  des  Staates.  Nun  lassen  sich 
aber  die  wichtigsten  Bestandteile  einer  Großstadt  nicht 
wohl  stark  auseinander  ziehen  und  auch  nicht  für  neue 
Stadtteile  jeweils  wiederholen.  Geschäftsbezirke  und 
Hafenanlagen,  bedeutende  Bildungs-  und  Vergnügungs- 
Anstalten,  die  vom  vollen  Großstadtlcbcn  durchfluteten 
inneren  Straßen  bleiben  an  ihrem  Ort  und  bleiben  an- 
ziehungskräftig, wenn  auch  große  Stadtteile  nach  außen 
angeschlossen  werden.  Deshalb  dünkt  mich  die  Selbstän- 
digkeit der  letzteren  in  einem  Stadtplan  untergeordnet 
dem  Bedürfnis  nach  tunlichstcr  Verkehrs  -  Erleichterung 

•>  Baumeister,  Clas«en  und  Stabben.  Die  l'ralctrune  stadtiseher  Grund- 
stöcke und  dir  Zuurtirni«  Innung.  180; 

No.  103 


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und  Vereinigung  zu  einer  Gesamtstadt.  Letzteres  erscheint  der  vorliegende  Entwurf  bei  mir  erweckt  hat.    Er  bietet 

denn  auch  in  dem  Plan  nicht  unbeachtet.  mannichfaltige  Anregungen  und  bildet  sicherlich  einen 

Wenn  im  vorstehenden  neben  Lob  und  Zustimmung  wertvollen  Beitrag  zu  der  Kunst  des  Städtebaues.  — 
etliche  Anstände  ausgesprochen  worden  sind,  so  möge  p  »_«,__«_«__  i/„„i„_..u„ 

daraus  da*  lebhafte  Interesse  erkannt  werden,  welches  R  »««feister,  Karlsruhe. 

34  Dezember  1904.  649 

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Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Vereinigung  Berliner  Architekten.  Die  III.  ord.  Ver- 
sammlung fand  unter  Vorsitz  des  Hrn.  Kavser  und  unter 
Teilnahme  von  36  Mitgliedern  und  1  Gast"  am  15.  Dezbr. 
1004  statt.  Der  anregende  Abend  wurde  eingeleitet  durch 
die  Wahl  zweier  Kommissionen  Die  Arbeiten  der  einen 
betreffen  die  Beteiligung  der  Architektur  an  der  Großen 
Berliner  Kunstausstellung  1905,  insbesondere  die  Einbe- 
ziehung gärtnerischer  Anlagen  in  die  Ausstellung.  Die 
Wahl  fiel  auf  eine  Kommission  aus  den  Hrn,  ßalcke, 
Ehemann,  Geßner,  Grenander  und  Möhring.  Der 
Wahl  der  Kommission  ging  eine  kurze  Besprechung  vor- 
aus, an  der  die  Hrn.  Bangert,  Alb.  Hofmann,  Roensch 
und  Solf  teilnahmen.  Der  Hauptpunkt  dieser  Besprechung 
war  der  Wunsch,  in  der  Zusammensetzung  der  Kommission 
der  Großen  Berliner  Kunstausstellung  1905,  bezw.  in  der 
Anzahl  der  darin  vertretenen  Architekten  die  Bedeutung 
zum  Ausdruck  gebracht  zu  sehen ,  welche  die  Baukunst 
in  der  Ausstellung  selbst,  sowie  im  öffentlichen  Kunstleben 
heule  einnimmt  Der  Vorsitzende  schloß  sich  diesem 
Wunsche  an.  Da  jedoch  nach  seiner  Ansicht  in  den  Statuten 
der  Ausstellung  eine  hierauf  abzielende  Aenderung  nicht  zu 
erwarten  ist,  so  bezeichnete  er  es  als  die  vorläufig  einzige 
Möglichkeit  zur  Erreichung  dieses  Zieles,  daß  die  Archi- 
tekten innerhalb  der  beiden  Körperschaften,  welche  die 
Ausstellungs-Kommission  zu  wählen  berufen  sind,  also  die 
Architekten  der  Akademie  der  Künste  und  des  Vereins  Ber- 
liner Künstler,  sich  bei  den  entsprechenden  Wahlen  für  die 
Ernennung  von  mehr  Fachgenossen  als  bisher  einsetzen. 

Die  Arbeiten  der  anderen  Kommission  betreffen  die 
Verträge  zwischen  Bauherrn  und  Unternehmern,  bezw. 
zwischen  Architekten  und  Angestellten.  An  der  kurzen  Be- 
sprechung hierüber  nahmen  die  Hrn.  Ebhardt  und  Reimer 
teil.  Es  werden  gewählt  die  Hrn.  Astfalck,  Bangert, 
Goldschm idt, Herzberg,  Scheurcmbran dt  und  Solf. 

Nachdem  noch  Hr.  Boethke  eine  Reihe  von  geschäft- 
lichen Mitteilungen  gemacht,  welche  Angelegenheiten  des 
Verbandes  und  vor  allem  einen  von  Hrn.  Landrichter 
Dr.  Boethke  in  Aussicht  gestellten  Vortrag  Ober  die  Ver- 
sicherungspflicht gegen  Unfall,  insbesondere  der 
Atelierinhaber  gegenüber  ihren  Angestellten,  welche  die 
Baustelle  besuchen,  betreffen,  nimmt  die  Versammlung 
den  Vortrag  des  Hrn.  Hasak  „Grundsätze  für  den 
Entwurf  von  Museen"  entgegen.  Die  Ausführungen 
des  Redners  stützen  sich  insbesondere  auf  die  Erfahrun- 
gen, die  er  als  Leiter  der  technischen  Arbeiten  beim 
Bau  des  Pergamon-  und  des  Kaiser  Friedrich-Museums  in 
Berlin  gemacht  hat  Er  berührt  zunächst  die  Oberlichte 
und  rät,  im  gegebenen  Falle  dieselben  so  groß  wie  mög- 
lich zu  machen.  Diese  Größe  ist  jedoch  abhängig  von  der 
Bedingung,  um  das  innere  Uberlicht  zum  Zwecke  der 
Reinigung  einen  Gang  von  1  ■  Breite,  und  um  das  äußere 
Oberlicht  einen  Gang  von  etwa  2 m  Breite  anzulegen. 
Das  äußere  Oberlicht  wird  des  Hagclschlages  wegen  am 
besten  mit  Drahtglas,  das  innere  der  Lichtzerstreuung 
wegen  am  besten  aus  geriffeltem  Glase  hergestellt.  Die 
früher  geforderte  Lüftung  der  Oberlichte  ist  besser  zu 
vermeiden  um  1.  das  Eindringen  von  Staub  und  Ruß, 
z.  das  Beschlagen  und  Tropfen  und  3.  die  Abkühlung  zu 
verhindern.  Auch  den  Fenstern  ist  möglichst  eine  feste 
Verglasung  zu  geben;  die  Höfe  sind  bei  den  Museen,  wo 
es  irgend  geht,  mit  Glas  zu  überdecken,  da  bei  den  mei- 
sten öffentlichen  Gebäuden  alle  früher  offenen  Höfe  in 
der  Folge  mit  Glas  Oberdeckt  wurden.  Die  Heizung  soll 
keine  zu  großen  Temperatur-Unterschiede  aufweisen.  Der 
Ausströmungsstelle  der  warmen  Luft  ist  möglichste  Auf- 
merksamkeit zu  widmen.  Wo  es  angeht,  ist  diese  Stelle 
unauffällig  zu  verdecken,  Die  sogen.  Fußbodenheizung 
hat  sich  nicht  bewährt  und  hat  auch  im  Alterturae  nicht 
die  Bedeutung  gehabt,  welche  die  klassische  Philologie 
ihr  zugeschrieben  bat.  Redner  führt  die  einschlägigen 
Werke  von  Jacobi  und  Krell  an.  In  den  Kabinetten  wur- 
den keine  schrägen  Wände  aufgestellt;  dagegen  hat  es 
sich  als  vorteilhaft  erwiesen,  die  Ecken  zu  brechen  und 
auf  der  gebrochenen  Fläche  gegenüber  den  Fenstern  aus- 
gesuchte Stücke  aufzuhängen.  Die  Scitenbeleuchtung  hat 
sich  am  meisten  bewährt.  Der  Fußboden  wurde  in  den 
Hauptriumen  mit  Marmor,  der  immer  das  monumentalste 
Fußbodenmatcrial  bleiben  wird,  wenn  er  entsprechend  aus- 
gewählt ist,  belegt.  Einige  Räume  des  Kaiser  Friedrich- 
Museums  haben  Fliesenbelag  erhalten.  Für  die  Beklei- 
dung der  Wände  wurde  teils  grobes,  sackleinenartigcs 
Gewebe  aus  München  mit  entsprechendem  Anstrich  oder 
Schablonicrung.  oder  ein  etwa  gleich  teuerer,  aber  in  der 
Farbe  wirkungsvollerer  Plüsch  gewählt.  —  Auf  die  an- 
ziehenden Ausführungen  folgte  eine  längere  Aussprache, 
an  der  die  Hrn.  Boethke,  Ebhardt,  Gracf,  Hcrzbcrg 
und  Reimer  beteiligt  waren.  — 

650 


Arch.-  u.  Ing.-Vereln  zu  Hamburg.    Vers,  am  21.  Okt. 
1904    Vors.  Hr.  Classen;  anwes.  58  Pers. 

Der  Abend  wurde  im  wesentlichen  ausgefüllt  durch 
einen  Vortrag  des  Hrn.  Wöhlecke  über  den  .inter- 
nationalen Architekten-Kongress  in  Madrid  und 
Reisecindrückc  aus  Spanien",  welcher  an  anderer 
Stelle  d.  Ztg.  wiedergegeben  werden  wird  Redner  wußte 
mit  seiner  anregenden  Darstellung,  welche  durch  Ausstellung 
von  Architekturbildern  und  eigenen  Reiseskizzen  unter- 
stützt wurden,  das  Interesse  der  Zuhörer  auf  das  Lebhaf- 
teste zu  fesseln  und  erntete  reichen  Beifall  und  warme 
Dankesworte  des  Vorsitzenden. 

Des  weiteren  beschäftigte  sich  die  Versammlung  mit 
2  Fragen  aus  dem  Fragekasten.  Die  erste  Frage  lautete: 
„Ist  Sand,  dem  Meeresboden  entnommen,  für  Betonbau 
zu  gebrauchen?",  wozu  Hr.  Stein  äußerte,  daß  nach  einer 
Veröffentlichung  über  stattgehabte  Versuche  keine  grund- 
sätzlichen Bedenken  gegen  die  Verwendung  von  Meeres- 
sand vorliegen,  wobei  erwähnt  sei,  daß  sogar  der  damit 
bereitete  Beton  in  den  beiden  ersten  Jahren  besser  er- 
härtete, als  der  mit  anderem  Sande  hergestellte. 

Die  zweite  Frage  betraf  eine  Anregung,  für  ein  in 
Hamburg  zu  errichtendes  kullur- historisches  Museum 
einen  Wettbewerb  zu  veranstalten.  Die  Besprechung  er- 
gab, daß  die  Vorberatungen  über  einen  solchen  Bau  noch 
nicht  hinreichend  spruchreif  seien,  um  ein  Vorgehen  des 
Vereins  in  dieser  rragc  zu  rechtfertigen. 

Darauf  berichtete  Hr.  Löwengard,  wie  die  erfreu- 
licherweise seit  mehreren  Jahren  in  Hamburg  zunehmende 
Gepflogenheit,  daß  Bauherren  zur  Erlangung  guter  Ent- 
würfe sich  an  unseren  Verein  behufs  Veranstaltung  eines 
Wettbewerbes  unter  seinen  Mitgliedern  wenden,  auch  ein- 
mal zu  einem  Mißerfolge  geführt  habe.  Ein  sozialdemo- 
kratischer Verein,  das  „Gewerkschaf  ts haus  Hamburg", 
hatte  sich  wegen  eines  geplanten  bedeutenden  Baues  mit 
ihm  als  Vorsitzenden  des  Wcltbewerbs-Auschusscs  in  Ver- 
bindung gesetzt,  war  aber  in  letzter  Stunde  anderen  Sinnes 
geworden  und  halte  von  sich  aus  die  Ausschreibung  in 
einer  den  „Grundsätzen  für  das  Verfahren  bei  Wettbe- 
werben" wenig  entsprechenden  Form  bewirkt 

Hieran  anknüpfend  lenkte  zum  Schlüsse  Hr.  Hai ler 
die  Aufmerksamkeit  auf  eine  andere  geeignete  Aufgabe  zu 
einem  Vereins-Wettbewerbe.  Es  handelt  sich  um  die 
geplante  Nutzbarmachung  der  Fläche  des  verlassenen  alten 
Dammtor-Bahnhofes,  dessen  in  schönen  gärtnerischen 
Anlagen  gelegenes  Empfangsgebäude  dem  Abbruch  ge- 
weiht ist;  für  diese  Aufgabe  scheine  ihm  eine  Ideenkon- 
kurrenz unter  Architekten  erwünscht  Der  Vorsitzende 
sagt  zu,  diese  Anregung  weiter  zu  verfolgen.  —  Ma 

Württ.  Verein  für  Baukunde.  Die  erste  Versammlung 
des  neuen  Vereinsjahres  am  19.  Nov.  d.  J.  eröffnete  der 
Vorsitzende  mit  der  Bitte  an  die  Mitglieder  um  lebhafte 
Teilnahme  am  Vereinslcben,  insbesondere  um  Unterstütz- 
ung der  wissenschaftlichen  Bestrebungen  des  Vereins.  Für 
die  Bearbeitung  der  Verbandsvorlage  betr.  Aufstellung  eines 
Werkvertrages  zwischen  Bauherrn  und  Bauunternehmer, 
eines  Vertrages  zwischen  Bauherrn  und  Architekt,  sowie 
zwischen  letzterem  und  seinen  Angestellten  wurde  eine 
Kommission  aufgestellt,  ebenso  für  die  Vorarbeiten  zur 
Abgeordnetenversammlung  des  Verbandes  im  Jahre  1905 
in  Heilbronn;  letzterer  Kommission  wurden  je  4  Stuttgarter 
und  Heilbronner  Vereinsmitglieder  zugeteilt  Line  längere 
Besprechung  knüpfte  sich  an  den  Antrag  der  Redaktion 
der  Württ.  Bauzeitung,  diese  zum  Organ  des  Vereins  für 
Baukunde  zu  machen.  Eine  Sonderkommission  wird  diese 
Frage  weitcrbehandcln.  In  eingehendem  Vortrag  berichtete 
hierauf  Hr.  Ob.-Brt  Zügel  Ober  die  Abgeordneten-  und 
Wanderversammlung  des  Verbandes  in  Düsseldorf.  Der 
Bericht  des  Hrn.  städt.  Bauinsp.  Hantle  über  den  äußeren 
Verlauf  der  Abgeordneten-  und  Wanderversammlung,  ins- 
besondere über  die  Besichtigung  bei  Krupp  in  Essen  usw. 
mußte  zurückgestellt  werden.  (Schw.  M.)  — 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Vers,  vom  7.  Nov.  1904. 
Vors.  Hr.  Ministcrial-Dir.  Hinckeldcyn;  anwes.  60  Mitgl. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  zunächst  der  seit  der  letzten 
Versammlung  gestorbenen  Vereinsmitglieder,  der  Hrn. 
Brt  P.  Cartcflieri  in  Elbing  und  Brt.  Carl  Moritz 
in  Erfurt,  teilt  dann  die  Dankschreiben  der  Hrn.  Arch. 
Gust.  Ebe  in  Berlin,  Bnistr.  los.  L'singcr  in  Mainz  mit, 
denen  der  Verein  zum  70.  bezw.  75  Geburtstag  Glück 
gewünscht  hat,  bezw.  des  Hrn.  Brt.  A.  Tiedc,  dem  das 
Diplom  für  50jährige  Mitgliedschaft  im  Verein  überreicht 
werden  konnte. 

Es  knüpft  sich  dann  die  Besprechung  Ober  die  Aeuße- 
rungen  des  Hrn.  Stiehl  in  der  Versammlung  vom  34.  Okt. 
d.  J.  über  den  Wilde nbruch'schen  Artikel  „Vandalen" 
an.  E>er  Vorstand  legt  eine  Resolution  vor,  dahingehend, 
daß  die  Stellung  des  Vereins  in  der  Opernhausfrage  durch 

No.  103. 


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die  gemeinschaftlich  mit  der  .Vereinigung  Berliner  Archi- 
tekten' an  den  Minister  des  Kgl.  Hauses  am  14.  April  d  J. 
gerichtete  Eingabe  vollständig  Klar  gelegt  sei  und  daö  für 
den  Verein  daher  keine  Veranlassung  vorliege,  zu  den 
neuenVeroffentlichungen  in  der  Presse  Stellung  zu  nehmen. 
Diese  Resolution  wird  von  der  Versammlung  angenommen. 

Es  sprach  sodann  Hr.  Baudir.  a.  D.  Nenus- Kassel 
Ober  .Elektrizitätswerke  der  Schweiz".  Mit  Hülfe 
der  in  der  geogr.  Verlagsanstalt  in  Bern  erschienenen 
Karte  schilderte  er  das  bis  jetzt  fertige  schweizerische 
Starkstromnetz,  welches  sich  namentlich  Ober  die  nord- 
westliche Schweiz  ausdehnt,  indessen  nicht  ein  einziges  zu- 
sammenhängendes Netz  bildet,  sondern  aus  mehreren  selbst- 
standigen,  gelrennten  Netzen  besteht.  Eines  derselben, 
welches  von  Beznau  a.  Aar  als  Zentrale  sich  Ober  533 ka 
ausdehnt  und  Strome  bis  zu  25000  Volt  Spannung  erzeugt 
und  verteilt,  wurde  naher  erläutert  Nach  der  in  der 
Schweizer.  Bauzeitung  Nr.  19,  Jahrg.  1903,  39.  Bd.  erschie- 
nenen statistischen  Zusammenstellung  waren  1902  schon 
396  Werke  mit  einer  Gesamtleistung  von  1 11000  Kilowatt 
vollendet,  wovon  */<  von  Kleinmotoren,  Beleuchtung  und 
Bahnen,  der  Rest  von  der  elektrochemischen  Industrie  ver- 
braucht wird.  Auch  das  unweit  St.  Gallen  in  der  Sitter- 
schlucht  liegende  Werk  Kübel,  welches,  durch  den  nahen 
Stauweiher  Gübscnsee  mit  Wasserkraft  versehen,  eine  elek- 
trische Energie  von  10000  Volt  Spannung  erzeugt  und  fort- 
leitet,  wurde  beschrieben.  Einige  neue,  teilweise  noch  im 
Bau  begriffene  Werke  wurden  genannt.  Mchrerel.ichtbilder, 
namentlich  von  dem  älteren,  bahnbrechenden  Kraftwerke 
Kheinfelden  a.Rh.  trugen  zur  VeranschaulichungdesVor- 
träges  bei,  der  übrigens  mehr  eine  statistische  Lebersicht 
gab,  als  daß  er  auf  die  technische  Seite  der  Anlagen  einging. 

Hr.  Stadtbauinsp.  Stiehl  gab  sodann  einen  kurzen  ab- 
gerundeten Bericht  über  den  am  36.  27  Sepl.  d.  I.  in 
Mainz  abgehaltenen  Tag  für  Denkmalpflege.  - 

Totenschau. 
Professor  Alfred  Gotthold  Meyer  +.  In  der  Nacht  vom 
17.  auf  den  18.  Dez.  starb  in  Charlottcnburg  der  Professor 
der  kgl.  Technischen  Hochschule  in  Charlottenburg  Alfred 
Gotthold  Meyer,  ein  um  die  Kunstwissenschaft  verdienter 
Kunstgelchrter,  welcher  sich  vorwiegend  die  Geschichte 
des  Kunstgewerbes  und  die  Geschichte  der  Baukunst  und 
Bildnerei  in  Oberitalien  zu  seinem  Arbeitsgebiete  gewählt 
hatte,  und  diesem  Gebiete  mit  grolle  rem  Verständnis  gegen- 
über stand,  als  man  es  bei  den  Vertretern  der  Kunstge- 
schichte wohl  im  allgemeinen  antrifft,  weil  er  sich  auf  ein 
längeres  Architektur-Studium  stützen  konnte.  Meyer  war 
im  Jahre  1864  in  Berlin  geboren  und  machte  auch  haupt- 
sächlich hier  seine  fachlichen  Studien.  Er  übte  eine  un- 
gemein ausgebreitete  Tätigkeit  aus;  er  lehrte  nicht  nur  als 
Nachfolger  Leasings  die  Geschichte  des  Kunstgewerbes 
an  der  Technischen  Hochschule  zu  Cliarlottenburg,  son- 
dern auch  allgemeine  Kunstgeschichte  an  der  kgl.  Kunst- 
schule in  Berlin  und  hielt  daneben  zahlreiche  öffentliche 
Vorträge.  Neben  der  Lehrtätigkeit  ging  die  nicht  minder 
umfassende  schriftstellerische  Tätigkeit  einher.  Eine  frühe 
Arbeit  im  Jahrbuch  der  preußischen  Kunstsammlungen  galt 
den  venezianischen  Grabdenkmälern  der  Frührenaissancc. 
Ihr  folgten  als  abgerundete  selbständige  Veröffentlichungen 
.Lombardische  Denkmäler  des  14.  Jahrhunderts",  .Studien 
zur  oberitalienischen  Frührenaissancc",  „Die  Ccrtosa  bei 
Pavia"  usw.  In  Vclhagcn  und  Kissings  Künstler  -  Mono- 
graphien bearbeitete  Meyer  die  Bände  Ober  Donatello, 
Canova  und  Reinhold  Begas.  Ein  groß  angelegtes  Werk 
ist  die  reich  illustrierte  „Geschichte  der  Möbelformen", 
mit  deren  Herausgabe  er  begonnen  hatte.  Im  Jahre  1899 
gab  er  mit  anderen  eine  -Chronik*  der  Technischen  Hoch- 
schule heraus  und  im  Jahre  darauf  schrieb  er  im  Auftrage 
des  Senates  der  gleichen  Anstalt  den  Text  der  schön  aus- 
gestalteten Erinnerungsschrift  an  die  Zweihundertjahr- 
feier der  Techn.  Hochschule.  Nun  ruht  seine  fleißige 
Feder,  der  wir  wohl  bei  einem  günstigeren  Schicksal 
noch  manche  sorgfältige  Arbeit  verdankt  hätten!  — 


Preisbewerbungen. 

Der  Wettbewerb  für  Bebauungspläne  der  Brandenburger 
Vorstadt  zu  Potsdam.  Wer  die  am  24  Nov.  d  J.  geschlossene 
Ausstellung  der  Entwürfe  im  Palast  Barbermi  in  Potsdam 
mit  prüfendem  Blicke  betrachtet  hat,  wird  ein  Gefühl  hoher 
Befriedigung  kaum  verspüren.  Die  große  Mehrzahl  der 
95  Pläne  wurde  der  gestellten  Aufgabe  nicht  gerecht;  man 
kann  dies  nicht  einmal  von  den  18  Arbeiten  behaupten, 
die  das  Preisgericht  auf  die  engere  Wahl  gebracht  hat. 
Gründe  für  diese  Auswahl  sind  in  dem  Urteilsspruch  nicht 
angegeben;  ebenso  wenig  ist  ausgesprochen,  warum  ge- 
rade den  Entwürfen  „Videant  consulcs",  „Heimatsinn"  und 
.Victoria  Luise"  die  drei  ausgesetzten  Preise  zuerkannt 

24.  Dezember  1904. 


worden  sind.  Weder  .videant  consulcs"  noch  .Victoria 
Luise"  haben  einen  künstlerischen  Inhalt;  schöne  Stadt- 
plätzc  fehlen,  die  Blockfiguren  sind  wirtschaftlich  nicht 
vorteilhaft.  Zwar  zeigt  „Videant  consulcs"  sehr  gute  Ver- 
kehrslinien; aber  die  meisten  der  vorgeschlagenen  Straßen- 
breiten  von  28»  bis  zu  15,2«  erscheinen  für  ein  stilles 
Vorstadtviertel  erheblich  zu  groß.  Offenbar  hat  das  Wett- 
bewerbs-Programm die  Bewerber  irregeleitet.  Man  denke: 
für  das  bescheidenste  Wohnsträöchen  15,2  m  Verkehrsraum 
und  dazu  noch  beiderseits  Vorgärten:  Unter  den  drei 
preisgekrönten  Arbeilen  erscheint,  abgesehen  von  der- 
selben übertriebenen  .Straßenbreite,  der  Entwurf  .Heimat- 
sinn" von  Reg.-Bmslr.  Weyrauch  und  Arch.  Man.  Mayer 
als  der  ansprechendste;  auch  besitzt  er  schöne  Stadtplätze, 
die  aber  leider  gleichfalls  in  zu  großem  Maßstäbe  angelegt 
sind:  ist  doch  beispielsweise  dem  neuen  Empfangsgebäude 
der  Station  Wildpark  und  seinem  Vorplätze  eine  Länge 
von  soo1»  zugedacht! 

Auch  die  vom  Preisgericht  zum  Ankauf  empfohlenen 
Entwürfe  „Uebcrsichtlich"  und  „Camillo  Sitte"  zeigen  mehr 
Schwächen  als  Vorzüge.  Der  letztgenannte  Entwurf  be- 
sitzt freie  Plälze  bis  zu  350«  Länge  und  unnötig  viele 
Blockspilzen.  Künstlerisch  und  technisch  stehen  weit 
höher  die  erst  bei  der  engeren  Wahl  ausgeschiedenen 
Pläne  „Cosi",  .Städtebau ",  .Sanssouci",  sowie  dir  gar 
nicht  in  die  engere  Wahl  genommenen  Arbeiten:  „Groß- 
stadtllucht",  „Wirtschaftlich",  „Brandenburg"  und  „Flur- 
grenzen". Als  Verfasser  des  zuletzt  erwähnten  Entwurfes 
nennt  sich  Architekt  Hans  Bcrnouilli.  Die  allzu  peinliche 
Festhaltung  der  bestehenden  Grundstücksgrenzen  als  zu- 
künftige Bauplatzgrenzen  hat  eine  sehr  ungleiche  Block- 
bildung veranlaßt  von  teils  zu  beschränkten,  teils  zu  ge- 
räumigen Abmessungen;  auch  sind  die  Verkehrslinien 
wohl  unzureichend  entwickelt;  aber  ein  vollendet  schöner 
Hauptplatz  und  zahlreiche  malerische  Straßenbilder  rücken 
dennoch  den  Entwurf  mit  in  die  vorderste  Linie.  Auch 
„Brandenburg*  zeichnet  sich  aus  durch  künstlerische  Em- 
pfindung, ist  aber  im  ganzen  etwas  unruhig  und  zerrissen. 
Eine  Fülle  schöner  Straßen-  und  Platzbildcr  bietet  der 
Entwurf  „Städtebau";  aber  die  unvorteilhaften,  großen 
Blöcke  und  die  im  L'ebeimaß  angeordneten  Zickzack- 
Straßen  beeinträchtigen  doch  den  Gesamtwert  „Cosi"  zeigt 
vorteilhafte,  lang  gestreckte  Blöcke  und  manche  Schön- 
heiten, ist  aber  im  ganzen  etwas  kleinlich;  „Sanssouci" 
dagegen  verdient  volle  Würdigung  wegen  guter,  länglicher 
Blockbildung,  klarer  Verkehrslinien  und  schöner  Platzan- 
lagen;  sehr  reizvoll  ist  bei-pielsweisc  die  Kirchvorplatz- 
gruppc.  Es  mag  indes  anerkannt  werden,  daß  die  meisten 
der  von  uns  hier  hervorgehobenen  Entwürfe  mit  den 
Programm- Vorschriften,  wenn  man  sie  streng  wörtlich 
auffaßt  und  namentlich  die  schon  in  einer  früheren  Notiz 
der  .Deutschen  Bau/lg."  als  unsachgemäß  bezeichneten 
Mindestbreiten  für  Nebenstraßen  (I5,2m  plus  Vorgarten- 
tiefe) unbedingt  festhält,  in  manchen  Punkten  nicht  ver- 
einbar sind.  Dem  Preisgerichte  soll  deshalb  kein  Vor- 
wurf gemacht  werden;  allein  eine  Begründung  des  Urteils 
und  vielleicht  auch  ein  bedauernder  Hinweis  auf  unge- 
eignete Programm- Vorschriften  wären  wohl  am  Platze 
gewesen.  —  J.  St. 

Wettbewerb  Realgymnasium  Boxhagen  -  Rummelsburg. 
Der  Wettbewerb  betrifft  die  Errichtung  eines  Realgymna- 
siums auf  einem  stumpfwinkligen  Gelände  der  Sadowa- 
straße.  Das  Raumprogramm  ist  das  für  ähnliche  Anstalten 
übliche;  jedoch  soll  die  Direktorwohnung  nicht  als  be- 
sonderes Gebäude  erstellt,  sondern  in  das  Hauptgebäude 
eingebaut  werden.  Baustil  und  Baumaterialien  sind  frei- 
gestellt Die  Zeichnungen  sind  1  : 200  verlangt  und  für 
den  Kostenvoranschlag  ausführliche  Angaben  gemacht. 
Der  Betrag  für  die  Unterlagen  wird  den  Einsendern  von 
Entwürfen  auf  Verlangen  zurückerstattet  Das  Preisge- 
richt beschließt  über  die  Verteilung  der  Preise  endgültig 
und  hat  überdies  im  Falle  der  Einstimmigkeit  das  Recht, 
in  der  S.  636  angegebenen  und  in  Aussicht  genommenen 
Verteilung  eine  Aenderung  eintreten  zu  lassen,  wenn  es 
eine  solche  dem  Werte  der  Entwürfe  für  mehr  entspre- 
chend erachtet  „Es  wird  vorbehalten,  mit  einem 
der  Preisträger  wegen  der  weiteren  Bearbeitung 
des  Entwurfes  und  der  Anfertigung  von  Bau- 
zeichnungen, der  Details  usw.  zu  verhandeln,  ohne 
jedoch  eine  dahingehende  Verpflichtung  zu  über- 
nehmen." Wenn  wir  hieraus  die  bestimmte  Absicht  der 
ausschreibenden  Stelle  folgern  dürfen,  einen  der  Preis- 
träger bei  der  Ausführung  zu  beteiligen  —  es  liegt,  soweit 
wir  sehen  können,  kein  Grund  vor,  an  dieser  Absicht  zu 
zweifeln  —  so  können  wir  die  Beteiligung  am  Wettbe- 
werb nur  Wärmsteiis  empfehlen.  — 

Engerer  Wettbewerb  betr.  Entwürfe  für  da«  neue  Künstler- 
haus In  Nürnberg.  Unsere  auf  diesen  Wettbewerb  bezüg- 

651 

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liehe  Nachricht  S.  600  ist  dahin  zu  ergänzen,  daß  die  von 
dem  städtischen  Architekten  Hrn.  Otto  Seegy  in  Nürn- 
berg aasgearbeiteten  Pläne  für  ein  Künstlerheim  in  Nürn- 
berg zwar  die  Genehmigung  des  Nürnberger  Kunstaus- 
schusses, nicht  aber  auch  die  der  Münchener  Aufsichts- 
Kommission  fanden.  Infolgedessen  wurden  die  Hrn.  Prof. 
Conradin  Walther  und  Prof.  Hans  Pylipp  in  Nürnberg 
gebeten,  Skizzen  für  den  Neubau  des  Künstlerheims  zu 
verfassen,  die  den  Hrn.  Prof.  Gabriel  von  Sei  dl  und  K. 
llocheder  in  München  zur  Begutachtung  vorgelegt  wur- 
den. Die  beiden  Gutachter  sprachen  sich  für  die  Ausfüh- 
rung des  Pylipp'schen  Entwurfes  aus.  Ein  von  der  Stadt 
Nürnberg  berufener  gröberer  Ausschuß  entschied  sich 
jedoch  für  den  Entwurf  des  Hrn.  Prof.  Conradin  Walther, 
der  nunmehr  zur  Ausführung  gelangt.  Wie  wir  dem 
„Fränkischen  Kourier"  entnehmen,  war  für  die  Wahl  die- 
ses Entwurfes  seine  größere  Anpassung  an  die  örtlichen 
Verhältnisse  in  erster  Linie  bestimmend.  — 

Der  Wettbewerb  des  „hessischen  Zentraltrereln»  für  Er- 
richtung billiger  Wohnungen"  zur  Erlangung  mustergültiger 
Entwürfe  für  Arbeiterwohnungen,  den  wir  S  624  ankün- 
digten, schließt  am  1.  Mai  1905.  Neben  der  Erteilung  der 
Preise  ist  ein  Ankauf  einer  Anzahl  nicht  preisgekrönter 
Arbeiten  vorbehalten.  Unterlagen  gegen  55  Pf.  durch  die 
Vcreinsgeschaftsstelle,  Wilhelminenstraße  3  in  Darmstadt 

Die  durch  diesen  Wettbewerb  erlangten  Pläne,  die 
das  bereits  vorhandene  Material  des  Vereins  zu  bereichern 
bestimmt  sind,  sollen  nicht  nur  mustergültig  sein  in  der 
Anordnung  des  Grundrisses,  sondern  es  soll  durch  die 
Ausführung  der  Entwürfe  der  jetzt  namentlich  bei  Er- 
richtung kleiner  I  lauter  in  weitem  Umfange  eingerissenen 
monotonen  Bauweise  entgegen  gearbeitet  und  versucht 
werden,  den  Kleinwohnungsbau  den  vorbildlichen  länd- 
lichen Bauwerken  nachzubilden  und  in  die  Ausgestaltung 
der  Häuser  trotz  einfachster  Formen  und  Ausführung 
mehr  künstlerisches  Empfinden  als  bisher  zu  tragen.  Das 
ist  ein  Ziel,  das  sicher  nachdrücklichste  Unterstützung 
verdient.  Freilich  müssen  die  Baukosten  mäßige  Grenzen 
einhalten;  aber  mit  Recht  führen  die  Unterlagen  für  den 
Wettbewerb  aus,  daß  die  jetzt  vielfach  übliche  Bauweise, 
die  Form  und  Material  mißversteht  und  den  Häusern  häu- 
fig ein  geradezu  häßliches  Aussehen  verleiht,  durch  die 
Notwendigkeit  möglichst  geringer  Baukosten  allein  nicht 
erklärt  wird.  Es  fehlt  dem  Bauunternehmer  meist  die 
Anregung  und  diese  soll  durch  die  aus  diesem  Wettbe- 
werbe hervorgehenden  Entwürfe  gegeben  werden. 

Es  handelt  sich  um  Entwürfe  für  1.  ein  Einfamilien- 
haus für  ländliche  Arbeiter,  mit  2600—3800  M.  Baukosten; 
a.  desgl.  für  städtische  Arbeiter,  mit  3300-  4000  M.  Bau- 
kosten; 3.  ein  Zweifamilienhaus  mit  4200—5100  M.  Bau- 
kosten; 4.  um  Zwillingshäuser  der  vorbezeichneten  Kate- 
gorien mit  5000— 5VX),  6200-7500  und  8-9000  M.  Bau- 
kosten. Bei  sämtlichen  Plänen  ist  ein  kleines  Stallgebäude 
für  Schweine  und  Ziegen  vorgesehen,  dessen  Kosten 
jedoch  in  den  genannten  Summen  nicht  einbegriffen  sind, 
Zu  diesen  Typen  treten  noch  ein  Vicrfamilicn-  und  ein 
Scchsfamilicnhaus.  Die  Häuser  sollen  freistehen,  können 
jedoch  auch  als  Reihenhäuser  geplant  werden,  wenn  sich 
die  Baukosten  dadurch  wesentlich  verringern.  Als  Bau- 
kosten sind  11  M,  für  1 1,,«>  umbauten  Raumes  für  städtische 
und  9  M  für  ländliche  Häuser  anzunehmen.  Uebcr  Grund- 
riß und  Aufbau  sind  eine  Reihe  Wünsche  geäußert  Der 
Verein  behält  sich  vor,  bei  der  etwaigen  Ausfüh- 
rung des  einen  oder  anderen  Entwurfes  dem  betr. 
Verfasser  die  weitere  Bearbeitung  nach  der  Ho- 
norarnorm zu  übertragen.  Auch  ohne  diese  Bestim- 
mung würden  wir  die  Beteiligung  an  diesem  Wettbewerbe 
dringend  empfehlen,  da  auf  diesem  Gebiete  beinahe  alles 
nach  Abhülfe  drängt.  - 

Wettbewerb  Fassaden-Entwürfe  Bautzen.  Als  Verfasser 
des  Entwurfes  .Der  alten  Sachsstadl"  bekennen  sich  die 
Hrn.  Möckcl  und  Wagner  aus  Dresden,  z.  Zt.  in  Düssel- 
dorf; des  Entwurfes  „da  domine  incrementum*  Hr.  Arch. 
Grasselt  beim  I.andbauamtc  Bautzen.  Hiermit  schließen 
wir  die  Nennungen. 

In  dem  Wettbewerb  der  „Deutschen  Gesellschaft  für 
christliche  Kunst'*  zur  Erlangung  von  Entwurfsskizzen  für 
eine  Stadtpfarrkirche  In  Ingolstadt  erhielt  den  I  Preis  von 
500  M.  Hr.  Michael  Kurz,  Architekt  in  Vilsbiburg;  der 
II  und  III.  Preis  im  Gesamtbetrag  von  500  M.  wurde  zu 
gleichen  Teilen  an  die  Architekten  Gebr.  Rank  in  Mün- 
chen und  Heinr.  Hauberrisser  in  Regensburg  verteilt  — 

Ein  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  eine 
evangelische  Kirche  In  Llchtenthal  bei  Baden  wird  für 
deutsche  Architekten  erlassen.  Die  Kirche  soll  600  Plätze 
enthalten  und  etwa  150000  M.  kosten  dürfen.  Für  drei 
Preise  stehen  (ooo  M." zur  Verfügung  — 

652 


Personal-Nachrichten. 

Deutsche«  Reich.  Der  Kgl.  pr.  Reg.  •  Bmstr.  Reiften  La 
Straßhurg  i  E  ist  1  Man  u  Betr  Insp  bei  den  Rcichseisenb.  ernannt 

Preuflen.  Dem  Ob-Betr  -Insp.  Brtlssow  in  Schwerin,  dem 
Grofiherz  Oldenburg  Brt.  Freti«  in  Oldenburg  und  dem  Stadtbit. 
Paul  in  Spandau  ist  der  Rote  Adler -Orden  IV.  Kl,  dem  Geh. 
Ob  Brt  Piernay  in  Schwerin  i*t  der  Kgl.  Kronen  Orden  II.  Kl. 
und  dem  Arrh.  Fiz  Thyriot  in  Gr.Lichlerfe.de  der  Kgl.  Kronen- 
Oiden  IV.  Kl.  verliebco. 

Dem  Stadtbauinsp.  Brt.  Beer  in  Magdeburg  ia  die  Erlaubnis 
zur  Anlegung  des  ihm  verlieb  Ritterkreuzes  II.  Kl  de*  Herz,  an- 
batt.  Haas  Orden«  Albrecht«  de«  Baren  erteilt. 

Den  Wasser-Baoinsp.  Hugo  Schmidt  in  l.iegnitz,  Zimmer- 
mann in  Ratibor,  Frentzen  in  Gemünd  i.  d.  Eitel,  Vartteseu*  in 
Northeim,  John  in  Zölp,  Witte  in  Hannover,  Mehlhorn  in  Mon- 
ster, Möller  in  Hannover,  Fro*t  in  Königsberg  i.  Pr,  Lohntag 
in  Die«  a  1.,  Weyer  in  Genihin  und  Beighaua  in  Hannover;  — 
den  Masch -Bauinsp  Grimm  in  Koblenz  u  Martscbinowaki  in 
Breslau;  —  den  Kreia-Bauinsp  Leidich  in  Konigaberg  i. Pr.,  Buch- 
wald  in  Breslau,  Radioff  in  Kiel,  Callenberg  in  Radesheim, 
Mergard  in  Montjoie,  Klehmet  in  Königsberg  i.  Pr.,  Kohler 
in  Ocl»,  Richter  in  Königsberg  N.M.  Trimborn  in  Ka»*el, 
Eckardt  in  Dramburg,  Rierk  in  Birnbaum,  v.  Bändel  in  Berlin, 
Bohnert  in  Zeitz,  Clären  in  Harburg,  Runge  in  Stolp  u.  Klemm 
in  Goslar;  —  den  Rauinsp.  Sc  hü  epman  n ,  Marcuae,  Wachs- 
mann und  Kern  in  Berlin;  —  den  Landbauinsp.  Vöhl  und  Gulh 
in  Berlin  i«t  der  Char  alt  Brt.  mit  dem  pcrsOnl.  R*ige  der  Rate 
IV.  Kl  verliehen. 

Der  Kr.  -  Bau^n«p  Brt.  X  i  e  m  a  n  n  ist  als  Landbauinsp  von 
Hannover  nach  An  ruh  und  der  Waascr-Bauinsp  Schclcher  von 
Herrnstadt  nach  Breslau  versetzt 

Dem  F.isenb.-Bau-  u.  Bctr.-Ioap  Gerb.  M Oller  in  St  Wendel 
ist  die  Stelle  des  Vorst,  der  Eisenb.-Betr.-lnsp.  das  verliehen.  — 
Der  Rrg.-Bmstr.  Neobarth  in  Magdeburg  ist  z.  Eisenb.-Bau-  u. 
Betr  -lnsp.  ernannL 

Versetzt  sind:  die  Reg-Bmstr.  Dr  ing.  Jtnecke  von  Marien- 
werder nach  Wongrowitz.  Konigsbergcr  von  Berlin  nach  Koael, 
Pegels  von  Erfurt  nach  Marienwerder,  Sc  h  la  tholl  er  von  Rheydt 
nach  Odenkirchen  und  Verlohr  von  Bonn  nach  Rheydt;  Dicte 
von  Gumbinneu  nach  Beeskow,  Hartog  von  Ciarnikau  nach 
Danzig  und  Berlin  von  Du  schau  nach  Gumbinnen 

Zur  Beschäftigung  überwiesen  sind  die  Reg  -Bmstr.:  Hehl 
der  Kgl.  Reg  in  Koblenz,  KOnigk  der  Reg.  in  Marienwerder.  Otto 
Maller  der  Reg  in  Merseburg,  Moumatlc  u.  van  de  Sandt  der 
Reg.  in  Köln,  Paul  Schröter  der  Reg  in  Blomberg,  S  c  h  0  1  e  r 
der  Reg.  in  Danzig  und  Neubauer  dem  Kgl.  Poliz.  -  Präs.  in 
Berlin;  —  Franz  lus  und  Thalenhorst  der  Kgl  Verwalte, 
der  mark.  Wasserstraßen  in  Polnrlam,  R  u  h  t  z  der  Kgl  Weicbsel- 
strom-Bauveiwaltg.  in  Danzi<  und  Nieol  der  Versuchsanstalt  lOr 
Wasserbau  und  Schiffb  in  Berlin;  —  Marder  der  Kgl.  Eisenb- 
Dir  in  Berlin;  Engelhardt  der  Kgl.  Eisenb -Dir.  in  Breslau  und 
Wilh.  Weber  der  Dir.  in  Erfurt. 


Hrn.  F.  H.  In  Charl.  Zwar  bestimmt  B.  G  B.  f,  6,6.  dsfl 
der  zur  Dienstleistung  Verpflichtete  seines  Anspruches  auf  Ver- 
gQtung  dadurch  nicht  verlustig  wird,  wenn  er  eine  Verhältnis  mAbiz. 
unerhebliche  Zeit  ohne  sein  Verschulden  an  der  Dienstleiitung  ver- 
hindert wird.  Weil  indes  nirgends  ausdrücklich  verboten  tu,  bei 
Absrhlufi  von  Ditnstvertrlgen  eine  abweichende  Vereinbarung  zu 
treffen,  nimmt  die  herrschende  Rechtsprechung  an,  daß  man  auf 
Geltendmachung  des  gesetzlichen  Anspruches  auf  Vergütung  ver- 
zichten kOnne.  Da  nun  aber  Ihr  Arbeilgeber  mit  seinen  Ange- 
atelltcn  vereinbart  hat,  dafj  die  Zeit  unverschuldeter  Verhinderung 
an  Dienstverrichtungen  nicht  zu  vergüten  >ci,  spricht  das  Ueber- 
ge wicht  der  Wahrscheinlichkeit  dafür,  daB  eine  auf  Zahlung  vor- 
enthaltener VergOtung  gerichtete  Klage  der  Abweisung  verfallen 
wird.  Denn  die  Gegciiantichl  der  Minderheit,  daB  die  Bestimmung 
des  §  6  [6  zwingender  Natur  und  deshalb  der  Abänderung  im  Ver- 
tragswege cutzogen  sei,  hat  bei  den  Gerichten  bisher  noch  keinen 
Boden  gefunden  --  K  H  e. 

H.  W.  in  Elberfeld.  Unverkennbar  liegt  eine  beabsirh. 
tigte  Umgehung  de»  gesetzlichen  Verbotes  vor,  Ausgange  nach 
bcbauuiigsunfihigcri  Straften  anzubringen.  Einem  solchen  Vorgehen 
daif  die  Polizei  entgegen  wirken.  Wie  bereirs  in  No  oo  ausgt  fuhrt 
wurde,  Ichlt  jede  Aussicht,  im  Verwaltungsttrrit-  oder  Beschwerde- 
Verfahren  gemalt  L-V.-G.  vom  31.  Juli  1883  §  137  ff.  die  Kraftlos- 
Erklärung  der  ergangenen  Polizeivcrfngung  zu  errcichrn,  welche 
für  das  Grundstück  b  einen  Ausgang  Ober  da«  GiundsiOik  a  nach 
der  unfertigen  Straße  untersagt  hat.  Hierauf  kommt  es  aber 
icliliefllieh  doch  allein  an  Denn  solange  die  polizeiliche  Erlaubnis 
zur  Einrichtung  des  Ausganges  nach  der  unfertigen  Straße  einer- 
r-cit»  notwendig  lat,  anderseits  aber  nicht  gestattet  wird,  fehlt  eben 
die  Möglichkeit,  von  der  Erlaubnis  de*  Hcsiuer»  a  Gebrauch  m 
machen  und  den  Verkehr  vom  Grundstück  b  nach  der  unfertigen 
Straße  über  das  Grundstück  a  zu  leiten  Zweifeln  Sie  noch  an 
der  Nichtigkeit  unserer  Auskunft,  so  kann  Ihnen  nur  geraten  werden, 
auf  Aufiirhung  des  ergangenen  Polueivcrbotcs  bei  dem  fjenrkiaus- 
»rhuß  klagbar  zu  weiden  und  gegen  dessen  Urteil  Berufung  bei 
dem  Oberverwaltungugericht  c'nrulc^en.  —  K.  H-e. 

Xnbalt:  Nf  urrL-  badi'rhc  An  hitrkt  ir  lluilw-tfUDgt.  —  Zum  Wcttbr- 
wcib  zur  Ktiauzung  von  KnnvOrlVn  f nr  dif  ne  ue  Kbrinbrßckr  bei  Kuhjort 
iSchlutl)  —  «JroBnradl.Krwtiterunjrn.  —  Miltrilmisni  aus  Yrreliw-n.  — 
Tndleiurhsu.  —  l'ti-i»tirwetl>uuj>ra  —  Personal  Xachrichleo.  —  Brief-  und 
t'rarcka*tcn 

Hierzu  eine  Bildbeilage:  Schwestern- Altenheim  (Luisen- 
heim) in  Karlsruhe  i.  B, 

Verlag  der  Pruu^hen  Rauteltung.  C.  m.  b.  H .  Berlin.  Für  die  Redaktion 
vrrantworü.  Alben  Holms  un,  Berlin.   Druck  voo  Wilh.  Grev»,  Berlin. 

No.  103. 


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♦ 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

XXXVIII.  JAHRG.  N2: 104-5.  BERLIN,  DEN  30.  DEZ.  1904 

Neuere  badische  Architektur. 

(Schluß. >    Hierzu  die  Abbildungen  S.  Ö£. 


Iine  kleine,  liebenswürdige  Ausführung  von 
Friedrich  Ratzel  möge  zeigen,  wie  anziehend 
auch  die  kleinsten  Aufgaben  mit  den  ein- 
fachsten Mitteln  gemacht  werden  können. 
Für  eine  Bausumme  von  13900  M.  ausschließ- 
lich Einfriedigung  wurde  am  Eingang  zum  Fasanen- 
garten vom  Friedhof  in  Karlsruhe  her,  am  sogenannten 
Klosterweg,  anstelle  des  alten  Schalterhauses  ein 
Wohnhaus  für  einen  Hofjäger  (S.  656)  eibaut,  bei 
welchem  mit  Gluck  der  ländliche  Charakter  zum  Aus- 
druck gebracht  ist.  Üas  Haus  enthalt  über  gewölbten 
Kellern  im  Erdgcscholi  eine  Wohnung  aus  zwei  Zimmern 
und  Küche,  im  Obergeschoß  ferner  drei  gerade  Zimmer. 
Die  Architckturtcilc  des  Acußcren  bestehen  aus  rotem 
Sandstein,  die  Flächen  sind  weiß  geputzt  und  mit  einem 
Latten  werk  aus  grün  gestrichenem  Holz  geziert.  Ein 
rotes  Ziegeldach  von  lebendiger  Wirkung  deckt  als 
Mansarddach  das  Haus. 


Der  ländliche  Vurstadtcharakter,  mit  welchem 
dieses  kleine  Bauwerk  umgeben  wurde,  war  auch  das 
künstlerische  Ziel  für  die  Gestaltung  der  Gruppe  der 
neuen  evangelischen  Kirche  mttPfarrhaus  für 
Duisburg,  die  wir  S.  654  abbilden.  Mit  dem  Bau  der 
Kirche  soll  1905  begonnen  werden.  Wir  hoffen,  nach 
Vollendung  der  Baugruppe  auf  dieselbe  zurückkommen 
zu  können. 

Der  Entwurf  zu  einem  herrschaftlichen  Som- 
mersitz für  den  Landaufenthalt  einer  vorneh- 
men Familie  tS.  656)  atmet  die  gleichen Grundzüge,  die 
der  Künstler  in  so  feinsinniger  Weise  seinen  neueren 
Bauten  zu  geben  weiß:  schlichteste  Formgebung.Streben 
nac  h  behaglicher  Wohnlichkeit  schon  in  der  Gestaltung 
des  Aeußeren  und  Uebereinstimmung  des  Hauses  mit 
einer  dasselbe  umgebenden,  nach  architektonischen 
Gesichtspunkten  geordneten  Gartenanlagc.  Im  Unter- 
geschoß dieses  Landhauses  sind  die  Küche  mit  Neben- 


Keramische  Werkstatte  der  GroUheriQguchcn  Majolika-Manufaktur  in  Karlsruhe,  Holfstraße.  Architekt:  Piof.  Kr.  Kalle]  in  Kailsruhe. 

653 

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Evangelische  Kirche 
in  Duisburg  -  Nendorf. 


Architekt :  Prof.  Fr.  Ri 
in  Karlsruhe. 


tiel 


Kuktpastv 

räumen,  sowie  Dicnstbotcnzimmer  vorgesehen,  im  Erd- 
geschoß liegen  die  allgemeinen  Gcsellschaft-sraumc  und 
die  Privatzimmer  der  Dame,  im  Obergeschoß  die  Privat- 
zimmer des  Herrn  nebst  Fremdenzimmern,  im  Dach- 
stock endlich  wiederum  Dienstbotenräume.  Es  ist  ein 
eigenartiges  Gemisch  ländlich  städtischer  Stimmung, 
welches  von  diesem  Landsitze  ausgeht;  es  umgibt  den- 
selben bei  der  unabsichtlichen  Anspruchslosigkeit  seiner 
Erscheinung  jene  merkwürdige  Anziehungskraft  länd- 
licher Wohnsitze,  welche  dem  modernen  Landhausc 
bisher  abging  und  erst  wieder  eine  freilich  selten  genug 
erlangte  Errungenschaft  unserer  Tage  geworden  ist. 

Den  Schiuli  dieser  interessanten  Gruppe  Ratzel'- 
schcr  Bauten  und  Entwürfe  möge  die  Keramische 
Künstlerwcrkstätte  in  Karlsruhe  bilden.  Sie  ist 
neben  dem  neuen  Gebäude  des  Kunstvercins  in  Karls- 
ruhe und  zahlreichen  anderen  in  dieses  Gebiet  fallen- 
den Unternehmungen  ein  beredtes  Zeugnis  für  die 
medicäischc  Kunstförderung,  die  vom  großherzoglichen 


Hause  Badens  und  na- 
mentlich von  Großherzog 
Friedrich  ausgeht.  Aus 
seinen  Privatmitteln  ist 
auch  diese  Künstlerwerk- 
stätte gebaut;  in  ihr  wird 
als  Privat  -  Unternehmen 
des  Großherzogs  die 
,  Großherzogliche  Majo- 
lika-Manufaktur "  betrie- 
ben ,  deren  Leiter  1  Ir. 
Maler  Süs  ist,  der  früher  in  Cronberg  war.  Es  ist 
cincWerkstättc,  die  in  einem  Villenviertel  liegt;  daraus, 
sowie  aus  der  Kigcnartigkeit  des  Unternehmens  an  sich 
ergaben  sich  eine  Reihe  Gesichtspunkte  für  die  künst- 
lerische Gestaltung  des  Aeußeren.  So  liegt  der  Ar- 
beitshof nach  rückwärts  und  ist  auf  Kellcrsohle  gelegt, 
sodaß  die  unteren  Räume  gleichzeitig  noch  Licht  er- 
halten. Die  Einteilung  der  Räume  erfolgte  derart, 
daß  im  Untergeschoß  die  Räume  für  den  technischen 
Betiieb  mit  einem  großen  Brenn-  und  einem  Muffel- 
ofen angeordnet  wurden.  Im  Erdgeschoß  liegen  Ateliers 
und  Malerräume,  im  Obergeschoß  weitere  Arbeits-  und 
Trockenräume.  Der  Aufbau  besteht  aus  Backstein- 
mauerwetk,  welches  verputzt  und  weiß  gestrichen 
wurde.  Die  sparsam  zur  Anwendung  gelangten  Ar- 
chitekturteile wurden  aus  hellem  Sandstein  erstellt, 
das  Dach  als  rotes  Ziegeldach  eingedeckt.  Die  Eck- 
quader sind  grau  gemalt,  das  Holzwerk  ist  ockergelb 
gestrichen.  Den  Hauptschmuck  des  Aeußeren  bilden 
Fliescnornamente,  die  in  der  Anstalt  hergestellt  wur- 
den. Die  Färbung  der  Fliesen  ist  vorherrschend  blau 
mit  grün  und  gelb;  die  rote  Farbe  ist  am  Hause  nur 
beim  Dach  verwendet,  sonst  vermieden.  Die  reinen 
Baukosten  betrugen  27  500  M.  für  das  Haus  und  2500  M. 
für  die  Einfriedigung,  r  Or  Oefen  und  die  gesamte  innere 
Einrichtung  wurden  etwa  10000  M.  verausgabt.  — 

No.  I04/5. 


Die  hier  veröffentlichten  Werke  geben  ein  an- 
schauliches Bild  der  Individualitäten  der  beiden  Künst- 
ler, die  in  ihrer  Art  zwei  Gegensätze  der  modernen 
Baukunst  vertreten.  Ging  Hermann  Billing  ursprüng- 
lich aus  der  historischen  Richtung  hervor,  so  laßt  sein 
Entwicklungsgang  erkennen,  daß  er  mit  Bewußtsein 
das  Ziel  anstrebt,  sich  von  der  Ucbcrlicferung  zu  be- 
freien, um  mehr  und  mehr  eine  persönliche  Ausdrucks- 
weise zu  finden.  Wie  seine  letzten  Bauten  zeigen, 
ist  dieser  Prozeß  der  bewußten  Suche  nach  Vollendung 
der  Persönlichkeit  bereits  so  weit  fortgeschritten,  daß 
seinen  Werken  nur  wenig  1  listorisches  mehr  anhaftet 
Allerdings,  in  einem  ist  er  mit  Recht  vollständig  histo- 
risch geblieben,  in  der  Wahrung  der  konstruktiven 
Grundsätze,  die  bei  allen  Vertretern  des  modernen 
Individualismus,  die  aus  der  architektonischen  Schulung 
hervorgegangen  sind,  gewahrt  und  nur  da  verlassen 
werden,  wo  das  weniger  materielle  Reich  der  Malerei  und 
Bildncrci  seine  EinNässe  auf  die  Vertreter  der  Baukunst 
geltend  macht.  Es  ist  jedoch  nicht  zu  verkennen:  aus  den 
Arbeiten  Billings  läßt  sich  eine  gewisse  Absicht  her- 
ausfühlen; sein  Schaffen  ist  kein  völlig  unbefangenes; 
seine  Kunst  ist,  wenn  sie  auch  Gemütszuge  aufweist, 
im  überwiegenden  Maße  eine  Kunst  des  Verstandes. 
Anders  die  Kunstanschauung  Ratzels.  Aus  ihr  spricht 
ein  reiches  Gemütsleben;  sein  Streben  ist  weniger  auf 
die  Befreiung  des  Individuums,  als  auf  die  Anregung 
des  GemQtslcbens  des  Beschauers  gerichtet.  Ist  Billings 


Kunst  mehreine  individuelle  Ichkunst,  so  läßt  sich  Ratzels 
Kunstweise  am  besten  als  eine  altruistische  Kunst  des 
Gemütslebcns  bezeichnen.  Ratzel  ist  völlig  historisch, 
aber  beseelt  von  jenem  feinen  und  erlesenen  Geschmack, 
der  aus  den  Werken  der  Vergangenheit  in  erster  Linie 
die  edlen  Züge  zu  finden  und  in  selbständiger  An- 
schauung auf  neue  Aufgaben  zu  übertragen  weiß.  Des 
Künstlers  Reich  ist  das  Reich  der  Spätrenaissance,  der 
deutschen  Spatrenaissance  mit  ihrem  so  heiteren  Ein- 
schlag wälschen  Wesens  und  ihrer  so  kecken  Formen- 
sprache. Ihr  entströmt  der  Hauch  einer  lyrischen  Lust, 
die  Ratzel  gerne  aufnimmt.  Man  betrachte  nur  einzelne 
Teile  seines  Entwurfes  für  das  Kollegiengebäude  der 
Freiburgcr  Universität  Diese  lyrische  Lust  ist  sowohl 
die  subjektive  Lust  am  Schaffen,  wie  die  objektive  Lust, 
die  aus  den  Kunstformen  anregend  zum  Beschauer 
spricht  und  ihn  zum  Mitempfinden  begeistert 

In  dieser  Eigenschaft,  uic  in  beiden  Fällen  durch 
einen  deutlich  wahrnehmbaren  Zug  alemannischen 
Wesens  bereichert  ist,  bilden  die  beiden  Künstler 
unter  der  nicht  kleinen  Schar  trefflicher  Vertreter 
alemannischer  Kunst  am  Mittclrhcin  zwei  scharf  ge- 
zeichnete Individualitäten,  denen  es  an  großen  Auf- 
gaben nicht  fehlt  und  die  ihr  Schaffensgebiet  längst 
über  die  Grenzen  des  Großherzogtums  hinaus  auf  ganz 
West-Deutschland,  namentlich  nach  den  Gebieten  am 
Rhein  und  bis  nach  dem  Norden,  nach  Kiel  hinauf, 
mit  schönstem  Erfolge  erstreckt  haben.  —    _  H   


Berechnung  der  Scheitelstarke  steinerner  Dreigelenkbrucken. 

Von  DipL-lof.  Wüh.  Sehnidtmmn  in  MOnchen. 


|ie  Bogenslärkc  im  Scheitel  bildet  eine  der  wichtigsten 
|  GrundlagenfÜrdenstaüschenTeil  eines  jeden  BrQcken- 
1  Entwurfes.  Da  sie  eine  Funktion  des  zu  Beginn  des 
erfen*  noch  unbekannten  Gewölbegewichtes  ist,  so 
ist  man  zu  einer  schälzungsweisen  Annahme  der  Scheitel- 
starke  genötigt.  Es  besteht  nun  das  Ziel  der  nachfolgenden 
Betrachtung  darin,  für  steinerne  Dreigclenkbögen  diese 
erste  Wahl  durch  eine  Näherungsformel  zu  erleichtern. 

Stellt  in  Abbildg.  i  die  Kurve  CD  die  reduzierte  Be- 
laMungslinic  dar,  A  Ii  die  derselben  entsprechende  untere 
Gewölbeleibung,  sodafi  yv  die  an  einer  beliebigen  Abscisse 
?'  gemessene  Belastungsordinate  ist,  so  ist  bekanntlich  die 
Gleichung  der  Drucklinic  in  Bezug  auf  das  durch  den  be- 
liebigen Funkt  U  gelegte  rechtwinklige  Achsensystem  Ä" )'' 

»'--}/         fls dy  +  <\ *'  +  c». 

wenn  11  den  Horizontalschub,  C,  und  t\  Integrations- 
Konstanten  bezeichnen. 

Soll  die  Drucklinie  durch  die  drei  ihrer  Lage  nach 
gegebenen  Punkte  A,  B  und  C  gehen,  Abbildg.  a,  so 


A\~lri  ls~-^ 

Abbilde.  3. 


Abbildg.  i. 


müssen  die  folgenden  Bedingungen  erfüllt  sein,  wobei  wir 
uns  das  Achscnsvstcm  X'  i"  der  Abbildg.  i  parallel  ver- 
schoben denken,  bis  es  mit  dem  durch  A  gehenden  System 
A'  y  zusammenfällt: 

für  x  =  9  muß  y  =  o  sein, 

,   *■  =  «!    .    y  =  f\  . 
„    x  =  lt    „     y  =  /,     „  . 

Setzen  wir  zur  Abkürzung  \dx  lqtd*—F  und  be- 
zeichnen mit  Fu,  Ft,  .F|+i  jene  Werte,  in  welche  F  über- 
geht, wenn  j ■  —  o  bezw.  =  ^ ,  bezw.  =  /,  -j-  L  gesetzt  wird, 
so  erhalten  wir  folgende  drei  Bedingungs-Gleichungen: 

ft  =  ~  HFl+*  1  C>  +  C'--  <4) 

30.  Dezember  1904. 


Lösen  wir  die  Gleichung  nach  den  drei  Unbekannten  H,  Ct 
und  C,  auf,  so  ergibt  sich,  da  F0  —  o  ist : 

u  _  l\iF,i-t— Ft)  — IfFx  . 

Ci=  ,1/' r  \ ■<-*,+. -fj-ufA  '  (6) 

C,  =  o.  (7) 
Für  unsere  Zwecke  kommt  nur  der  symmetrische 
Bogen  inbetracht,  und  zu  diesem  übergehend,  setzen  wir: 
'1  =  h  -     h  =  o;  f\  -  f<  wodurch  sich  ergibt: 
*»/  —  nF. 


1 

7 

C,  =  o. 


Fn-*F,' 


19» 


Nunmehr  sind  wir  zu  zwei  Annahmen  gezwungen. 
Zunächst  müssen  wir  die  jedem  Einzelfalle  entsprechende 
gesetzlose  Belastungskurve  durch  eine  gesetzmäßige  er- 
setzen und  als  solche  wählen  wir  eine  wagrechte  Ge- 
rade. Der  Einfluß,  den  die  Abweichung  der  tatsächlich 
vorhandenen  von  dieser  ideellen  Belastungskurve  auf  die 
Bogenslärkc  ausübt,  ist  nicht  so  bedeutend,  wie  es  im 
ersten  Augenblick  vielleicht  scheinen  mag;  denn  einerseits 
handelt  es  sich  bei  Drcigelenkbrückcn  meistens  um  flache 
Bögen,  anderseits  liegt  der  Schwerpunkt  der  Entlastungs- 
fläche in  der  Nähe  des  Kämpfers.  — 

Die  zweite  Annahme  bezieht  sich  auf  die  Gewölbe- 
form. Wir  denken  uns  den  Bogen  so  geformt,  daß  seine 
Mittelachse  mit  der  Drucklinie  für  Eigengewicht  zu- 
sammenfällt. Diese  Bedingung  führt  stets  zu  parabel- 
förmigen  Kurven  und  wir  setzen  deshalb  für  die  folgenden 

Erörterungen  vor- 
aus, die  Mittelachse 
unseres  Bogens  sei 
in  erster  Annäherung 
eine  Parabel  mit  dem 
Pfeil  f.  Hält  man  an 
dcrallgemein  gütigen 
Kegel  fest,  die  Ver- 
tikalprojektion der 
Kämpferfuge  gleich 
der  Schcitclstärkc  zu 
machen,  so  kann  auch 
die  untere  Leibung 
als  Parabel  mit  einem  noch  unbekannten  Pfeil  f  ange- 
sehen werden. 

Es  sei  demnach  in  Abbildg.  3:  die  Parabel  ABC  die 
Mittellinie,  die  Parabel  DKG  die  untere  Leibung,  die  wag- 
rechte  Gerade  HJ  im  Abstand  lc  von  tHi  die  reduzierte 
Bclastungslinie. 

655 


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30.  Dezember  1904. 


657 

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Die  Gleichung  der  unteren  Leibung,  bezogen  auf  das 
Achsensystem  UV  lautet: 


(ii) 


- 


da) 


d3> 
(14) 


die  Belastungsordinate  ist 

Hs  -  *  -  v  =  k  -         f,         =  t  ■ 
und  es  wird: 

F-/<*/(«-^,.-^)<« 
fOrar  =  .  ist  f=F,  =  ^(ai-r") 

„  i=>i,  f = f*-  j  «3*-n 

und  es  sehen  die  Gleichungen  (8)  und  (9I  Ober  in: 

BL        H~      ■  - 

i-Z  r      1  4/(3*-«n 
/•  tl_J  /  •  6*-5/' 
i^v    1         Bezeichnen  wir  mit  c  die 

:  1  i_  Schcitclstärkc  und  mit  74  den 

Winkel,  welchen  die  radiale 
Kampferfuge  mit  der  Vcrti- 
T     —  kalen  bildet,  so  ergibt  sich  aus 
Abbild*  4.  Abbildg.  4: 

r-H- 1  ¥<r. 

Für  die  parabelförmigc  Achse  ist  fyru  =  (7^)  —  ~f 

und  somit  f  »  f  +■  Jt  (|^ 

Stellt  ;j  die  für  die  I*ängencinheit  auftretende  Verkehrs- 
last dar  und  «f  die  größte  zulassige  spezifische  Inanspruch- 
des  Baumateriales,  so  ist  für  Vollbelastung 

C="^  (.6) 

Setzen  wir  diesen  Wert  in  Gl.  (15),  den  so  sich  er- 
Wcrt  von  f  in  Gl.  (13)  ein,  und  lösen  letzlere 
nach  //  auf,  so  ergibt  sich: 

w  =  l»  6ak-s«f-->pf 
f        I3«f  i-to/- 
Die  Horizontalschabe  zweier  Gelenkgewölbe  aus  gle ... 
Stoff,  mit  gleicher  Belastung  und  Pfeilhöhe  verhalten  sich 
demnach  wie  die  Quadrate  aus  den  Stützweiten. 

Vernachlässigen  wir  nun  in  Gl.  15  das  namentlich  bei 

flachen  Bögen  gegenüber  der  Pfeilhöhe  kleine  Glied  — 

setzen  also  näherungsweise  f'  =  f  und  bezeichnen  mit  e 
die  auf  Gewolbcmauervvcrk  reduzierte  Höhe  der  Ucbcr- 
schüttung  im  Scheitel,  so  ist 

fc  =  /r+c  +  « 

und  mit  diesem  Wert  erhalt  man  aus  den  Gl.  (13)  und  (,16) 

_lHf+6r  +  6p)  m 


krümmte«  übergeht  (  Abbildg.  5),  erleidet  die  Belastung*- 
flache  eine  Verminderung,  welche  wir  genügend  genau  dem 
Inhalt  des  zwischen  der  alten  und  neuen  Achse  gelegenen 
(schraffierten)  Flachenstreifens  gleichsetzen  können.  Der 
Hortzontatschub  vermindert  sich  dadurch  um  einen  gewissen 
Betrag  J  //,  den  wir  auf  dieselbe  Weise  berechnen  können 
wie  früher  //  selbst  Die  Belastungsordinate  ist  jetzt  gegeben 
durch  die  Exzentrizität  q't  der  Drucklinie  (Abb. 5)  gegenüber 

der  parabolischen  Mittellinie,  und  da  die  Gleichung  der  letz- 
teren tautet: 

.-#<-£l£L,  so  ist 

Bilden  wir  F  =  f dr  fg  tdx  und  hieraus  F',  und  F'w,  so 

ergibt  sich  aus  Gleichung  (8): 

JH^1*  [0,5  C\  I  -  0,416  f+  £  (0,164  f  -  0,292  k)\ 

Dieser  Gleichung  entsprechend  wurde  nun  JH  für 
Bögen  von  30-60  »  Spannweite,  und  Pfeil  Verhältnissen 

von  g  bis  Runter  Zugrundelegung  verschiedener  ge- 
brauchlicher Werte  von  a  numerisch  berechnet.  Dabei 
hat  sich  ergeben,  daß  JH  nur  in  geringem  Maße  von  der 
Stützweite  und  von  der  Festigkeit  des  Matcriales  abhangt, 
dagegen  erheblich  mit  zunehmendem  Pfeilverhältnis  wächst 


und  zwar  kann  für  Bögen  von 


2 1  10 


JH=  5%  von* 


^=1  ^i/  =  iä<VoVonÄ 


als  Mittelwert  angenommen  werden.  Da  die  Schcitclstitrkr 
direkt  proportional  dem  Horizontalschub  ist,  so  ist  die 
Gleichung  18  nun  wie  folgt  zu  verbessern: 

If (/■-)< 


6«4-6;i) 
6  (2/"o  —  /') 


wobei 


-  Q.95       Bogen  mit       -  ^ 


H  0.85 


21 


1 

6 


09) 


(•7) 


6(a  fa  -  l*) 


In  Gl.  18  sind  c  und  p  auf  Gewölbemauerwerk  reduziert, 
in  Meiern  einzuheizen. 

Die  Drucklinie  für  Eigengewicht  und  damit  die  neue 
Achse  unseres  Bogens  ist  nun  gegeben  durch  die  Gleichung: 


1  /b 

y  =  -  u L 


f 

Dieselbe  hat  mit  der  ur- 
sprünglich angenomme- 
nen nur  die  der  Gclcnk- 
punktc  gemein,  während 
sie  im  übrigen  Verlauf 
stets  oberhalb  dieser  liegt. 
Indem  also  unser  parabo- 
lisch angenommenes  Ge- 
wölbe in  ein  stärker  gc- 


Fflr  zwischenliegende  Pfeil  Verhältnisse  kann  fi  genau  ge- 
nug interpoliert  werden. 

tinige  Beispiele  neuerer  Gelenkbrucken  sollen  die  An- 
wendbarkeit der  ob.  abgeleiteten  Näherungsformel  dartun :  *) 

1.  Corneliusbrücke  in  München,  Bogen  II  und  III 
2  /  =  36™.  f  —  3,6™,  t  —  0,48",  p  =  0,22 m,  0  =  130™ 

nach  Gl.  19)  e  =  o,66»;  ausgeführt  c^o,to". 

2.  Keichenbachbrücke  in  München,  Bogen  I: 
2  /  =  41  ■>.  f  =  4,1  m,  t  =  0,48™,  />  =  0,22  ■>,  e  —  13p«» 

nach  Gl.  19)  c  =  o,86"»;  ausgeführt  0  =  0,90». 

3.  Donaubrücke  bei  Inzighofcn: 

2  /  =  43  ■>,  /"=  4,^6  »,  <•  =  0,40  ■>,  /<  =  0,2  m,  «  =  1 S9 
nach  Gl.  19)  c  =  0,62  ™;  ausgeführt  c  =  0,70". 

4.  Hauptbahnbrückc  über  die  Iiier  b.  Kempten: 
2  j  =  50,6  m,  f  —  8,95  m,  e  =  0,56  m,  p  ^  1,37  m,  e  —  130  » 

nach  Gl.  19)  c  =  1,10     ausgeführt  c  =  1,35  ■». 

5.  Lokalbahnbrücke  Ober  die  Iiier  b.  Kempten: 

2i  =  5S.4™.  f  -  9.8ra.  e  =  o,43n\  V  -  °.97m,  »  =  >3°m 
nach  Gl.  19)  e=  1,11  m;  ansgeführt  c=  i,ioro. 

6.  Max  Josefbrückc  in  München: 

2  /  =  60.0  m.  f  =  6,0  m,  e  =  0,44  m,  fi  =  0,19»,  o  =  173  m. 
nach  Gl.  19)  c  —  1,19«:  ausgeführt  c  —  1,00 «. 
Die  aufgestellte  Näherungsformel  muß  einer  genaueren 
Berechnung  gegenüber  stets  zu  große  Werte  liefern. 
Wenn  demnach  in  einigen  obiger  Beispiele  die  nach  er- 
stcrer  berechnete  Scheitelstärkc  mit  der  ausgeführten  fast 
genau  übereinstimmt  oder  in  einigen  Fällen  kleiner  als 
diese  sich  ergibt,  rührt  dies  daher,  daß  in  diesen  Fällen 
auf  eine  vollständige  Ausnützung  des  Matcriales  im  Scheitel 
aus  irgend  welchen  Gründen  verzichtet  wurde.  — 


Die  Entwicklung  des  modernen  Theaters.  (Schlufl.)  Hierzu  die  Abbildungen  S.  057  und  in  Xo.  10a. 

Hoftheater  Goethes  Iphigenie  vor  leeren  Bänken  das  Land 
der  Griechen  mit  der  Seele  suche,  das  Publikum  an  den 
zweifelhaften  Liedern  einer  Chansonette  und  an  leichtge- 
schürzten Sängerinnen  seine  Unterhaltung  finde,  und  wenn 
er  für  den  mangelnden  Theaterbesuch  alle  möglichen 


II.   Wie  kann  das  moderne  Theater  wieder  ein 
Volksthcater  werden?  (Scblud.) 


jie  Frage,  die  ich  am  Schluß  meines  ersten  Artikels 
S.  636  aufgeworfen  habe,  ob  in  dem  Einfluß  des 
Theaters  auf  da*  Volk  etwas  anders  geworden  sei 
seit  Schiller,  ist  kürzlich  im  sächsischen  Landtag  in  drasti- 
scherWeise  beantwortet  worden.  Wenn  aber  der  sächsische 
Finanzminister  darüber  klagen  konnte,  daß,  während  im 

658 


*)  Die  in  den  bVispiclen  3,  4,  5  der  Berechnung  zugrunde  gelegten 
Dateo  wurde tt  der  Lltrtatm  rntnomflien fcic  muDleu  lvQu'ci*e  ausecmittrll 
werden  und  machen  deihilb  keinen  Anspruch  auf  »trenne  R>cbU(teit;  lär 
ue  nuu  trauf. 


ere  Zwecke  jedoch  sind  »ie  geanu 


No.  104/5. 

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Gründe  des  öffentlichen  Lebens  anfahren  wollte,  so  Ist 
dabei  der  eine  Punkt  übersehen,  der  ein  Hauptpunkt  ist:  die 
leichte  Zugänglichkeit  eines  guten  Theaters  durch  ein  ent- 
sprechendes Haus  und  billige  Preise.  Wir  haben  heute 
nur  ein  einziges  Volkstheater  in  Deutschland:  das  Passions- 
theater  in  Oberammergau.  Wäre  dasselbe  eine  Ein- 
richtung, die  nicht  von  zehnjährigen  Perioden  abhängig  wäre, 
so  wäre  es  sicher  auch  angängig,  dasselbe,  was  die  Ein- 
trittsmöglichkeit anbelangt,  auf  die  Stufe  des  griechischen 
Theaters  zu  stellen.  Die  Bohnengestaltung  des  Passions- 
theaters, wie  sie  S.  625  u.  637  dargestellt  ist,  zeigt  den  Weg, 
auf  welchem  zu  der  Vereinfachung  der  Bohne  zu  ge- 
langen ist,  die  ich  vorgeschlagen  habe  und  der  auch  Moritz 
beitritt.  Und  wer  die  Darstellungen  der  Aufführungen  in  den 
antiken  Theatern  von  Beziers,  Nlmes  und  Orange  würdigt, 
wer  sich  entschließen  kann,  in  den  Abbildungen  S. 612  u.  621 
ein  schönes  Bühnenbild  mit  Ausschluß  allen  Kulissenzaubers 
zu  sehen,  der  wird  sich  sagen  müssen,  daß  es  nur  geringer 
Mittel  bedarf,  um  ein  anziehendes  Bühnenbild  zu  schaffen. 
In  erster  Linie  freilich  ist  hierzu  die  Dichtkunst  berufen. 
Sie  hat  sich  als  die  beweglichere  der  inbetracht  kommen- 
den Künste  dem  neuen  Hausgedanken  anzuschließen. 
Daß  sie  es  kann,  beweisen  die  Dichtungen,  die  für  die  antiken 
Theater  Sodfrankreichs  geschaffen  wurden.  Den  Innen- 
raum, den  Saal,  das  Zimmer,  muß  die  Bühne  für  ein  Volks- 
theater mit  großer  Fassungskraft  entbehren;  aber  auch  das 


griechische  Altertum  hat  ihn  entbehrt  und  das,  was  im  Inne- 
ren eines  Tempels  und  eines  Gemaches  vor  sich  ging,  als 
Rcflexhandlung  vor  das  Haus  verlegt  Vielleicht  sogar  läßt 
sich  aus  diesem  äußerlichen  Zwang  ein  höheres  drama- 
tisches Moment  für  die  Spannkraft  einer  Handlung  ableiten. 

i edenfall-,  haben  die  südfranzösischen  Aufführungen 
erzeugender  Weise  dargetan,  daß  es  bei  aller  Ein- 
fachheit möglich  ist,  ein  gutes  und  harmonisches  Bühnen- 
bild zu  schaffen  und  Bühne  und  Zuschauerraum  in  eine 
Verbindung  zu  bringen,  daß  eine  Menschenmenge 
4  bis  6000  Personen  mit  Anteilnahme  den  Vor- 
auf der  Bühne  folgen  kann.  Man  betrachte  nur 
Abbildung  S.  620  mit  der  Darstellung  des  sophokleischcn 
König  Ocdipus.  So  ungenügend  die  Abbildung  ist,  so  läßt 
sie  die  Möglichkeit  einer  harmonischen  Beziehung  zwischen 
Zuschauermenge  und  Bühne  deutlich  erkennen.  Und  wenn 
ich  in  einem  früheren  Aufsatze  den  Zuschauer  gewisser- 
maßen als  Teilnehmer  einer  Bühncnhandlung  betrachtet 
wissen  wollte,  so  schwebte  mir  das  Bild  dieser  südfranzösi- 
schen Vorstellungen  vor.  Freilich,  das  Kostüm  wird  in 
vieler  Beziehung  ein  Hindernis  sein:  soweit  stimme  ich 
Morilz  in  der  Kritik  seines  schönen  Vortrages,  die  er  an 
meinen  Vorschlägen  übte,  zu;  indessen  auch  hier  ist  es 
die  Dichtung,  die  freies  Feld  für  neue  Gedanken  schaffen 
muß.  Die  Kulturgeschichte  kann  heute  noch  die  größte 
Lchrmeisterin  auch  für  das  Gebiet  der  Baukunst  für  den 
sein,  der  offenen  Auges  und  Sinnes  den  Vorgängen  der 

30.  Dezember  1904. 


Geschichte  zu  folgen  vermag.  Hierin  liegt  die  Bedeutung 
der  antiken  Bühne  für  uns. 

Einen  beachtenswerten  Versuch  zur  Wiederbelebung 
des  griechischen  Theaters  —  um  dieses  wird  es  sich  in 
der  Hauptsache  bandeln,  weniger  um  das  römische  Theater 
-  hat  die  Universität  Berkeley  in  Californien  unternommen. 
Auch  dieses  Theater  ist  ein  Geschenk  jener  munifizenten 
Dame,  welche  der  Universität  von  Berkeley  ihr  ganzes 
Interesse  zugewendet  zu  haben  scheint(  der  Mrs.  Phoebe 
A.  Hearst  Die  klimatischen  Verhältnisse  von  Berkeley 
sind  so  günstige,  daß  ein  Aufenthalt  im  Freien  fast  zu 
jeder  Jahreszeit  möglich  ist  So  boten  denn  die  Witterungs- 
Verhällnisse  kein  Hindernis  dar,  den  interessanten  Ver- 
such zu  wagen,  das  griechische  Thealer  von  Epidauros 
(Jahrg.  1901,  S.  484)  in  reicherer  Form  in  Berkeley  wieder 
erstehen  zu  lassen.  Unsere  Beilage  zu  Nu.  09  zeigt  das 
Theater  in  noch  unvollendetem  Zustand,  vollbesetzt  mit 
den  einer  Aufführung  lauschenden  Zuschauern.  Die  An- 
lage ist  ein  Werk  des  Architekten  der  Universität,  John 
Galen  Howard.  Das  Amphitheater  hat  einen  Durch- 
messer von  etwa  76,5—77  •  und  ist  durch  eine-  etwa  i,a  m 
hohe  Brüstung  in  zwei  konzentrische  Teile  geteilt  Die 
Orchestra  hat  einen  Durchmesser  von  etwa  15 m.  Der 
innere  Teil  des  Amphitheaters  besteht  aus  13  Stufenreihen 
von  je  etwa  1  •>•"">  Höhe  und  steigt  bis  zu  einer  Höhe  von 
1,65  ■  an.  Die  Stufenreihen  können  Sitze  für  1454  Per- 
sonen aufnehmen.  Der  äußere  Kreisring  des  Amphi- 
theaters besteht  aus  21  Stufenreihen;  er  ist  durch 
nl'ctwa  90 c«  breite  Gänge  mit  Trittstufen  geteilt 
und  kann  Sitze  für  4228  Personen  aufnehmen,  so- 
daß  also  auf  den  Sitzreihen  zusammen  5682  Per- 
sonen untergebracht  werden  können.  Die  einzelnen 
Stufen  dieser  äußeren  Reihe  sind  höher  wie  die 
der  inneren:  ihre  Höhe  beträgt  etwa  48  r».  Die 
höchste  Stufenreihe  erhebt  sich  etwa  11,4™  Ober 
die  Orchestrafläche.  Später  soll  der  oberste  Teil 
des  Amphitheaters  mit  einer  bedeckten  Kolonnade 
gekrönt  werden.  Dann  wird  die  Gcsamtfassungskraft 
des  Theaters  6914  Sitze  sein  und  es  stellt  sich  da- 
mit den  größten  Theatern  des  Altertums  an  die  Seite. 
Die  Legende  von  der  übertriebenen  Fassungskraft 
der  antiken  Theater  hat  Jos.  Dürrn  in  seiner  zweiten 
Auflage  der  „Baukunst  der  Etrusker  und  Römer"  *) 
zerstört  und  S.  650  der  Ansicht  Ausdruck,  gegeben, 
daß  trotz  der  mächtigen  Bohnenöffnung,  die  meist 
mehr  als  5  mal  so  groß  war,  als  die  unserer  moder- 
nen Theater,  die  Schauspielhäuser  ■-  er  spricht  hier 
von  den  römischen  —  doch  keine  so  große  Anzahl 
von  Besuchern  fassen  konnten,  als  gemeinhin  ange- 
nommen wurde.  Während  Friedländer  für  die  3 
Steintheater  in  Rom  sehr  erhebliche  Zahlen  angibt 
und  z.  B.  für  das  Theater  des  Baibus  11510,  das 
des  Pompejus  17580  und  das  des  Marcellus  gar  20500 
Menschen  annimmt,  berechnet  Dürrn  die  Besucher- 
zahl des  letztgenannten  Theaters  auf  nur  etwa  '/j 
der  von  Friedländer  angegebenen  Zahl.  Für  das 
große  Theater  in  Pompeji  nimmt  Mau  in  der  Cavea 
5000  Personen  an.  Somit  würde  das  Theater  von 
Berkeley  dem  des  Marcellus  an  Fassungskraft  gleich- 
kommen. Die  Bühne  hat  eine  Breite  von  etwa  44  m ; 
die  Bühnenwand  zeigt  eine  dorische  Säulenstellung, 
die  später  gleichfalls  durch  eine  Doppclkolon  nade 
abgeschlossen  wird.  In  diesem  Theater  nun  wurden  grie- 
chische Spiele  und  Dramen  mit  Erfolg  aufgeführt  Unsere 
Abbildung  S.  631  zeigt  eine  Darstellung  der  Vögel  des 
Aristophanes.  In  akustischer  Beziehung  wird  die  Anlage, 
was  besonders  wichtig  ist,  als  vollkommen  gerühmt. 

Es  ist  nun  kaum  anzunehmen,  daß  in  Deutschland 
trotz  der  Vorstellungen  in  Orange,  Beziers  und  Nlmes 
sobald  ein  Versuch  nach  dieser  Richtung  gemacht  wird, 
solange  nicht  über  das  Richard  Wagner -Theater  hinaus 
zunächst  eine  Art  Zwischenstufe  geschaffen  wird.  Mög- 
licherweise wird  eine  Anlage  in  Halensec  bei  Berlin  diese 
Zwischenstufe  sein  können.  Vor  •/«  Jahren  etwa  wurden 
die  „Terrassen''  am  Halensee  dem  Betrieb  übergeben.  Sie 
wurden  nach  den  Entwürfen  des  Architekten  A.  F.  M. 
Lange  in  Berlin  durch  Kurt  Bernd t  als  Restaurations- 
bau ausgeführt,  der  insofern  Beachtung  verdient,  als  er, 
wie  die  Abbildungen  S.  632  dartun,  entlernt  die  Form  des 
antiken  Amphitheaters  zeigt.  Zwei  Flügelbauten  mit  ter- 
rassenförmigem Aufbau  stoßen  im  rechten  Winkel  zu- 
sammen und  öffnen  sich  gegen  den  Halensee.  Große 
Haupttreppenanlagen,  auf  S  657  größer  dargestellt,  ver- 
mitteln am  Ende  der  beiden  Flügel  den  Aufgang  vom 
Garten  zu  den  Terrassen  und  sind  durch  turmartige  Auf- 
bauten ausgezeichnet  Kleinere  Treppen  sind  auf  den 
übrigen  Teil  der  Anlage  verteilt   Hier  soll  nun  zur  Feier 


•l  WrUg  von  Aldcd  Kroucr.   .S(utt*»it  iooj. 


6.59 


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de»  icojährigen  Todestages  Schillers  am  5.  Mai  1005  durch 
ein  Komiie  als  eine  ideale  Schillerfeier  „Die  Braut  von 
Messina"  im  Freien  aufgeführt  und  damit  ein  erster  Versuch 
der  Wiederbelebung  der  antiken  Bühne  in  Deutschland 
gemacht  werden.  Es  wird  dazu  einiger  Anpassungen  der 
vorhandenen  Bauten  an  den  neuen  Zweck  bedürfen, 
immerhin  aber  ist  es,  wie  der  Schnitt  S.  632  zeigt,  leicht 
möglich,  diese  Anpassung  im  antiken  Sinne  vorzunehmen. 
Wir  verfolgen  die  hier  zu  unternehmenden  Versuche  mit 
allem  dem  lebhaften  Interesse,  welches  durch  den  Wunsch 
einer  endlichen  Befreiung  des  modernen  Theaters  von 
seinen  unnatürlichen  Fesseln  in  allen  denen  wachgerufen 
ist,  welche  im  modernen  Theater  mehr  zu  sehen  wünschen, 
als  lediglich  eine  leichte  Vergnügungs-Anstalt,  mehr  als 
lediglich  ein  Geschäfts-Unternehmen,  vielmehr  eine  Volks- 
bildung-Anstalt im  Sinne  Schillers.  Wer  den  Massen  des 
Volkes  das  Theater  gibt,  der  besitzt  und  beherrscht  das 
Volk.  Diese  Herrschaft  aber  kann  nicht  mittels  des  be- 
stehenden Theaters  ausgeübt  werden. 

Das  Wagnertheatcr  und  seine  Nachfolger  sind  kein 
Uebergang  zu  der  neuen  Form.  Ein  solcher  dürfte  eher 
in  den  vorübergehenden  Ausführungen  der  vorgenann- 
ten Art  gefunden  werden  können.  Vielleicht  auch  in 
einer  Anordnung,  die  Sebaldt  für  einen  Umbau  des 
ehemaligen  Panoramas  am  Alexandcrplatz  zu  Berlin  vor- 
schlug. Er  nennt  seine  Anordnung  „Terrassentheater" 
und  bezweckt,  in  ihm  das  Logensystem  mit  dem  Atnphi- 
Theater  zu  verbinden.  In  der  Art  seines  Vorschlages  liegt 
die  Möglichkeit  größter  und  erschöpfender  Ausnutzung 


der  Grundfläche,  die  nicht  durch  Flachen  für  Zn-  und  Ab- 
gange beeinträchtigt  zu  werden  braucht.  Die  Logenböhen 
werden  auf  das  geringste  Maß  bemessen;  zwischen  den 
Logen  liegen  die  Zugänge  zu  den  Treppen.  In  dieser 
grundsätzlichen  Anordnung  scheint  mir  ein  brauchbarer 
Uebergang  vom  Rang-  zum  Amphitheater  zu  liegen. 

Im  übrigen  halte  ich  alle  die  Forderungen  bezüglich 
der  Gestaltung  des  Zuschauerraumes  und  der  Bühne,  die 
ich  in  einem  Aufsatze  dieser  Zeitung  vor  etwa  3  Jahren  auf- 
stellte (1901,  S.  405  ff.),  auch  heute  noch  aufrecht,  trotzdem 
sie  selbst  von  fortschrittlichen  Vertretern  des  modernen 
Theaterbaues  als  zu  weitgehend  erklärt  wurden.  Wer 
aber  dem  modernen  Theater  helfen  will,  muß  ihm  gründ- 
lich und  mit  ganzen  Mitteln  helfen.  Und  wer  aus  dem 
Theater  eine  wirkliche  Volksbildungs-AnstaU  machen  will, 
muß  es  seines  Geschäftscharakters  entkleiden  und  es  wie- 
der auf  die  ideale  Stufe  stellen,  die  es  im  Altertum  ein- 
nahm. Freilich  fehlt  dazu  heute  noch  so  gut  wie  alles. 
Man  wird  an  ein  Epigramm  Grillparzers  erinnert: 

»Trotz  allem  Bemübn  eurer  Bühnenbcratcp 
Fehlen  noch  drei  Dinge  zum  deutschen  Theater, 
Danach  seht  euch  zum  Schluß  noch  um: 
Schauspieler,  Dichter  und  Publikum." 

Und  als  viertes  fehlt  auch  noch  das  Haus.  Keiner  dieser 
Faktoren  aber  ist  uneinbringlich;  es  darf  nur  ein  ernstes 
Wollen  an  diese  schwerwiegende  Frage  herantreten.  Mörc 
der  100  jäh  rigcTodcstag  Schillers  den  Anstoß  hierzu  geben !  — 

Albert  Hofmann. 


Vermischtes. 
Die  Erhaltung  des  diokletianischen  Palastes  in  Spalato 

war  Gegenstand  einer  Interpellation  der  365.  Sitzung  des 
Abgeordnetenhauses  des  österreichischen  Keichsrates  durch 
den  Abgeordneten  für  Dalmalien  v.  Vukovic.  Die  Inter- 
pellation wurde  von  dem  Untcrrichts-MinislcrDr.  v.  Härtel 
dahin  beantwortet,  daß  zur  Vorbereitung  der  erforderlichen 
Maßnahmen  eine  Kommission  berufen  worden  sei,  die 
ihre  Tätigkeit  am  12.  April  190a  begonnen  habe.  Nach 
den  Untersuchungen  der  Kommission  befindet  sich  der 
Palast  großenteils  „in  nicht  zu  schlechtem  Erhaltungszu- 
stande", und  die  Arbeiten  zur  Erhaltung  und  Freilegung 
werden  keine  unübersehbaren  Kosten  verursachen.  Die 
Wiederherstellungs- Arbeiten  sind  tatsächlich  bereits  in 
Angriff  genommen.  Eis  wird  jedoch  ein  Reichsgesetz  zur 
Vornahme  von  Expropriationen  zum  Schutze  des  Palastes 
~  "1,  zu  welchem  die  Vorarbeiten  eingeleitet  sind.  So 
•  die  Erhaltung  des  Palastes  gesichert.  — 


Chronik. 


Die  Erbauung  einer  Reformschule  In  Mannhelm,  auf 

m  Gelände  der  Östlichen  Stadter  weiter  uog,  wurde  durch  den 
Rürgrna»»ehu8  mit  einer  Sonne  von  527000  M.  beschlossen  — 
Berufung  des  Hrn.  Stadt.  Baurat  Hans  Grässel  In  München. 
Hr.  stadt.  Baurat  Hans  Grassel  in  Hänchen,  dem  untere  Zeitung 
eine  Reihe  ihrer  schönsten  Beitrage  verdankt,  bekam  einen  vorteil- 
haften Ruf  an  die  kgl.  Kunstgcwei  beschule  in  München.  Es  ist 
jedoch  der  Stadt  München  gelungen,  den  ausgezeichneten  Künstler 
auch  für  die  Zukunft  for  ihre  groüen  Aufgaben  dem  *t.tdüschen 
Dienste  tu  erhalten.  — 

Bauliche  Unternehmungen  der  Stadt  Mainz  sind  für  die 
nächste  Zukunft  in  giOtlcirm  Urnfarge  geplant.  Zunächst  handelt 
es  weh  uro  den  Urnbsu  des  Siadtlhralers  mit  einer  Forderung  von 
360000  M.;  lerner  um  den  Umbau  der  Stadthallc  mit  einer  Forde- 
rung von  a6-,ooo  M.  und  die  Erweiterung  der  elektrischen  Zentrale 
mit  einem  Betrage  von  »30  coo  M.  Ferner  sind  in  Aussicht  ge- 
nommen: die  Erweiterung  des  städtischen  Gaswerkes  mit  einer 
Forderung  von  mehreren  hunderttausend  Mark,  der  L'rubau  des 
Karmeliterklosters  in  eine  Volksschule  und  die  Erbauung  cIdcs 
giuilcn  Volksst'hulgebaudei  in  der  Neustadt.  — 

Ein  neues  Sparkassen  -  Gebäude  des  Kreises  Teltow  In 
Berlin  ist  durch  den  Teltower  Kreistag  zu  errichten  beschlossen 
worden.  Für  das  neue  Geblude,  welches  neben  dem  Kreishause 
des  Kreises  Teltow  in  der  Viktoriastrafie  errichtet  wird,  liegt  ein 
Entwuif  des  Hrn.  Geh.  Brt.  Franz  Schwechten  in  Berlin  vor. 
Die  Bausumme  ist  ohne  innere  Einrichtung  auf  045000  M.  geschaut  — 
Eine  Gustav  Adolf -Kirche  in  Berlin  wird  nach  den  Ent- 
würfen des  Hrn.  Architekten  J.  Kröger  auf  einer  Eckbausteltc  der 
Caprivistmfle  und  des  Rudolfplatzes  als  zweites  Gotteshaus  der 
Andreasgemeinde  errichtet.  Das  in  den  Formen  des  mittelalter- 
lichen Barkstcinstilcs  tu  errichtende  Bauwerk  wird  1 100  Sitzplätze 
erhalten  und  als  protestantische  Predigtkirchc  angelegt-  — 

Zahl  der  Bismarck  -  Denkmäler.  Nach  einer  dieser  Tage 
durch  die  Tagespresse  gegangenen  Mitteilung  betragt  die  Zahl  der 
eingeweihten  Bismarck  -  Standbilder  194;  in  Arbeil  oder  geplant 
sind  weitere  48  Standbilder.  Die  Zahl  der  Bismarck -Türme  und 
Iiis  um  rck-Saulen  betragt  106,  im  Bau  begriflen  oder  geplant  sind  09  — 
Das  Landesmuseum  für  Vorarlberg  In  Bregenz  ist  vollen- 
det und  zurate  il  bemt»  seiner  Bestimmung  ubergeben  worden. 
Es  ist  ein  stattlicher  Renaissancebau  mit  reichem  farbigem  Schmuck 
des  Aeuöeren.    Seine  Baukosten  werden  mit  nur  235 000  Kr.  an- 


Brief- und  Fragekasten. 

Hrn.  Stadtbmrtr.  K.  In  K.  Da  die  Erlaubnis  zum  Anbringen 

barung  zwischen  den  beiden  Nachbarn  beruht,  kann  solange  keine 
Verjährung  beginnen,  als  der  Besitzer  des  Fensterrechtes  mit  dem- 
jenigen identisch  ist,  welcher  die  Erlaubnis  erbeten  hatte.  Zum 
Beginn  der  Verjährung  gehört  guter  Glaube.  Weil  jedoch  ein 
Besitzwcchscl  im  Zeitenverlaufe  eintreten  wird,  ist  es  jedenfalls 
ratsam,  um  den  Beginn  einer  Verjährung  zu  verhindern ,  entweder 
eine  Rekognitionsgebühr  sich  auszubedingen,  oder  im  Grundboche 
eine  Eintragung  in  Abt-  II  herbeizuführen ,  welche  das  Rechtsver- 
hältnis klarlegt-  Das  letztere  Hilfsmittel  würde  allerdings  versagen, 
wenn  für  Kalk  die  Anlegung  der  Grundbücher  noch  nicht  durch- 
geführt sein  sollte.  Wir  raten  also,  von  dem  Widerrufsrecbte  Ge- 
brauch zu  machen  ur.d  die  Fortdauer  des  heotigen  ZusUndes  von 
der  Belastung  des  Grundbuches  durch  die  Pflicht  abhängig  zu 
machen,  auf  etwaiges  Verlangen  der  Stadt  das  Fenster  aus  der 
gemeinschaftlichen  Mauer  zu  entfernen.  —  K-  H  e. 

W.  31.  Sofern  bei  Abschluß  des  Vertrages  zwischen  Ihnen  and 
Ihrem  Bauherrn  verabsäumt  wurde,  eine  Bestimmung  des  Inhaltes 
zu  treffen,  daS  die  von  Ihnen  zu  entwerfenden  Zeichnungen  nur  für 
den  eigenen  Bedarf  des  Bauherrn  verwendbar  seien,  hat  derselbe 
keineswegs  vertragswidrig  gehandelt,  wenn  er  die  ihm  aul  Bestellung 
und  gegen  Bezahlung  gelieferten  Zeichnungen  seinem  Bruder  über- 
lasse» hat  Es  fehlt  also  an  jedem  Rcchlsgrunde  für  Ihr  Verlangen 
einer  besonderen  Vergütung  für  deren  Gebrauch  bei  dem  Neubau  de» 
Bruders.  Denu  es  ist  anzunehmen,  daB  eine  Ucberlaasung  an  den 
Bruder  unentgeltlich  erfolgt  sein  wird.  Gegen  Ihren  Besteller  erlan- 
gen Sie  aber  selbst  dann  kein  Klagerecht  ans  der  Bereicherung,  wenn 
er  für  die  Ucberlaasung  der  Zeichnungen  an  seinen  Bruder  ein  Ent- 
gelt erhalten  haben  sollte.  Der  Bruder  des  Bauherrn  bat  durch  die 
Verwendung  der  ihm  von  deren  rechtmäßigen  Besitzer  Obcrlassenen 
Zeichnungen  bei  seinem  Bau  nicht  rechtwidrig  gehandelt  und  Ihnen 
so  kein  Klagerecht  aus  der  unerlaubten  Handlung  gegeben.  Sie  wür- 
den also  weder  gegen  Ihren  Besteller  noch  gegen  dessen  Bruder  mit 
einem  Anspruch  auf  Vergütung  durchdringen.  —         K.  H-e. 

Hrn.  B.  k  K.  In  Bremen.  Sie  fragen,  wie  bestimmt  man 
den  Prozentgchalt  des  Sandes  in  einem  mit  Sand  gemischten  Kies. 
Sie  haben  z.  B,  ioo  I  des  Gemisches  gesiebt  und  erhielten  6b  I  Sand. 
Dann  enthalt  das  Gemisch  zweifellos  60%  Sand.  Sie  wollen  aber 
wahrscheinlich  etwas  anderes,  denn  es  bandelt  sich  offenbar  darum, 
aus  dem  gemischten  Kies  Beton  herzustellen.  Dann  ist  es  für  Sie 
wichtig  zu  wissen,  welchem  Mischungsverhältnis  würde  der  Beton 
entsprechen,  den  Sie  mit  diesem  gemischten  Kies  herstellen.  Sie 
mischen  aber  einen  Beton,  indem  Sie  bestimmte  Raumleile  von 
Zement,  Sand,  Kies  miteinander  mische  i.  Also  kommt  es  für  Sie 
nicht  darauf  an,  den  Prozentsatz  des  S.  ndes  im  Gemisch  zu  be- 
stimmen, sondern  festzustellen,  wieviel  Rauroteile  Sand,  wieviel 
Raumteile  Kies  sind  z.  B.  in  t  cbm  des  gerutschten  Mater tales  ent- 
halten. Im  übrigen  ist  es  auffällig,  dafl  Sie  fei  den  Versuchen  zu 
1  u  a  so  erheblich  verschiedene  Raumteil- Verhältnisse  (nicht  Pro- 
zent-VerhAltnisae)  zwischen  Sand  und  Kies  erhallen.  Bei  gleicb- 
maßigem  Material  müßte  sich  doch,  einerlei,  welche  Menge  Sic 
aussieben,  nahezu  das  gleiche  Verhältnis  ergeben.  — 

Hrn.  Aren.  H.  K.  in  Mannheim.  Die  Frage  laßt  sich  nicht 
im  Briefkasten  ausi eichend  behandeln.  Wir  empfehlen  das  vom 
Verbände  deutsch.  Arch  -  u.  Ing.-Vereine  in  Gemeinschaft  mit  dem 
Verein  deutsrh.  log.-  u.  deutsch.  Eisenbouenleute  herausgegebene 
übersichtliche  Werk  .Der  Schutz  von  Eiscnkoostruktiooen  gegen 
Feuer".  Verlag  J.  Springer  in  Berlin,  Pr.  a  M.  Veigl.  unsere  aus- 
führliche Besprechung  in  No.  6a  d.  J.  — 

Inhalt:  Xeucre  badische  Arrhltekrur  (Schluß  .  —  Berechnung  der 
Scheitelstxikc  steinerner  Drric,clrakbrflcken.  -  Die  r.ntwtrklung  de»  moder- 
nen Theaters  (Scblufl).  —  Vermisch»«».  —  Chronik.      Brief,  u.  Krane  kästen. 

Vei 


lg,  G.  m.  b.  H.,  Berlin.   Für  die 
Albert  Holraano,  Berlin.  Druck  von  Wils.  Cr«»*, 


660 


No.  104/5. 


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1  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  I 

I  ; MITTEILUNGEN  ÜBER  =  ■ 

|  ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU  ;t; 

•«  UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
M   *    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


L  JAHRGANG  1904. 


NO-  J. 


Zur  Einführung! 


im  24.  Januar  1877  traten  in  Berlin  Vertreter  der  damals  in  Deutschland  bestehenden  29  Portland- 
[  Zement -Fabriken  zur  Bildung  des  „Vereins  Deutscher  Portland-Ccment-Fahrikanten" 
1  zusammen,  der  sich  die  Aufgabe  stellte,  durch  uneigennützigen  Austausch  der  Erfahrungen  auf 
allen  Gebieten  der  Fabrikation  und  durch  gemeinsame  wissenschaftliche  Arbeiten  die  deutschen 
Portland-Zemente  zu  vervollkommnen  und  dadurch  zur  Förderung  der  ganzen  Industrie  beizutragen. 
Er  tat  bald  den  ersten  Schritt  zur  Aufstellung  der  Normen  für  die  Prüfung  des  Portland-Zemcnies,  weiche 


MI 


I 


Fabrikbau  der  ,. Daimler-Motoren-Gesellschaff  In  Untertürichelm.  Eisenbctonbau  autgef.  von  Wayaa  *  Freytag  in  Neustadt  n.M. 

dann  wiederholt  durchgearbeitet  und  verbessert  wurden,  die  heute  in  Deutschland  allgemeine  Giltigkcit  haben 
und  auch  anderen  Landern  als  Vorbild  dienen. 

Im  Jahre  1902  feierte  der  Verein  sein  asjähriges  Jubiläum  und  konnte  mit  Befriedigung  auf  51  ine 
lehr  erfolgreiche  Tätigkeit  zurückblicken,  durch  welche  die  deutsche  Portland-Zement-Industrie  zu  hoher  Blüte 
gebracht  worden  ist. 

Diese  Erfolge  gaben  im  Jahre  1808  die  Veranlassung,  dass  auch  die  Verarbeitet  des  Zementes,  die 
Zementwaren- Fabrikanten  und  die  Beton ■  Bauunternehmer,  sich  zusammenschlössen  und  den  „Deutsehen 
Beton- Verein"  gründeten,  der  sich  die  Aufgabe  gestellt  hat,  auf  fachwissenschaftlichem  Boden,  so  wie  der 
„Verein  Deutscher  P01  tland-Cemeitt-Fabrikanten*  für  die  Verbesserung  der  Fabrikation  des  Portland-Zcmentes 
wirkt,  nun  seinerseits  für  die  richtige  Verarbeitung  des  Zementes  und  für  die  Hebung  der  Beton-Industrie 
tätig  zu  sein. 

In  der  kurzen  Zeit  von  5  Jahren  hat  denn  auch  der  junge  Beton -Verein  schon  eine  erfolgreiche 
Tätigkeit  entfaltet,  die  auch  in  gemeinsamem  Wirken  beider  Vereine  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  zu- 
tage trat  und  Zeugnis  ablegte  von  dem  Streben  und  Können  seiner  Mitglieder.  *) 

•|  Sirhc  das  Wcrkchen:  „Die  Deutsche  Portland-Zcment-  und  BttoninduHlrii:'-  Dn-scldorf.  Au-stellung  IOC 3.  Zu  beliehen 
durch  die  Gc*ch»ftastclle  dei  Deutschen  Uclon -Verein»  in  Biebrich  a.  Rh. 


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Ein  weiteres  Ergebnis  der  Tätigkeit  des  Vereins  ist  die  Schaffung  einer  Druckwasscr- Presse  nach 
dem  Entwurf  des  Hrn.  Geh.  Rcg.-Ratcs  Prof.  Martens  in  Bcrlin-Lichtcrfcldc  zur  Prüfung  von  Beton-Würfeln 
und  einer  Presse  zum  Prüfen  von  Röhren,  wozu  der  Entwurf  von  Hrn.  Rcg.-Bm.str.  Koenen  in  Berlin 
gefertigt  wurde.  Beide  Pressen  finden  jetzt  schon  nicht  allein  in  einer  erheblichen  Anzahl  von  Betrieben 
Verwendung,  sondern  werden  auch  von  Staatsbehörden  benutzt;  sie  sind  sowohl  für  die  Behörden,  wie 
auch  für  die  Unternehmer  von  gleich  wertvoller  Bedeutung. 

Es  geben  ferner  die  bisher  erschienenen  Jahresberichte  des  Deutschen  Beton  -  Vereins  ein  Bild  der 
Vielseitigkeit  des  in  diesem  Vereine  behandelten  Stoffes  und  der  zahlreichen  durch  Vortrage  und  Meinungs- 
austausch zu  klarenden  Fragen,  welche  sowohl  dem  Ingenieur  als  auch  dem  Architekten  das  größte 
Interesse  bieten. 

Als  in  der  Bearbeitung  befindliche  wichtigste  und  in  absehbarer  Zeit  zu  lösende  Aufgabe  betrachtet 
der  Verein  die  Aufstellung  von  Vorschriften  für  die  Verarbeitung  und  Prüfung  von  Beton,  sowie  für  die 
Ausführung  und  Kontrolle  von  Eisenbetonbauten,  die,  auf  wissenschaftlich-technische  Basis  gestellt,  grund- 
legend werden  müssen  für  die  Vergebung  von  Arbeiten  und  Lieferungen. 

Diese  Bestrebungen  werden  von  einer  Reihe  deutscher  Staatsregierungen  durch  Entsendung  von 
Vertretern  zu  den  Beratungen  der  vom  Deutschen  Beton  -Verein  eingesetzten  Ausschüsse  in  erfreulicher 
Weise  gefördert. 

Die  vor  kurzem  durch  Hrn  Baudir,  Prof.  Dr.  Ing.  C.  von  Bach  in  Stuttgart  zur  Veröffentlichung 
gelangten  Mitteilungen  über  die  Herstellung  von  Betonkörpern  mit  verschiedenem  Wasserzusatz  und  über 
deren  Druckfestigkeit  und  Druckelastizität,  auf  die  in  diesem  Blatt  noch  eingehend  zurückzukommen  sein 
wird,  sind  das  erste  Ergebnis  der  in  dieserSachc  gepflogenen  Verhandlungen;  weitere  Versuche  sind  im  Gange. 

Bei  dem  ganz  gewaltigen  Aufschwung  den  der  Betonbau  in  den  letzten  Jahren  genommen  hat,  bei 
der  vielseitigen  und  mannigfachen  Verwendung,  im  gesamten  Baugebiet  des  Tief-,  Brücken-  und  Hochbaues 
werden  diese  zu  erlassenden  Vorschriften  berufen  sein,  das  Vertrauen  in  den  Betonbau  auf  der  bis  jetzt  er- 
reichten Höhe  nicht  nur  zu  befestigen,  sondern  dem  letzteren  noch  weitere  Gebiete  zu  ersehließen. 

Während  insbesondere  im  Tief-  und  Brückenbau  schon  seit  vielen  Jahren  sehr  bedeutende  Aus- 
führungen zu  verzeichnen  sind,  welche  mehr  und  mehr  an  Größe  und  Kühnheit  zunehmen,  finden  die 
Beton-  und  die  Eisenbetonarbeiten  neuerdings  auch  im  Hochbau  weitere  Verwendung.  Insbesondere  der 
Eisenbetonbau  erlangt  für  den  Hochbau  durch  seine  leichte  Anpassung  und  Einfügung  in  alle  Verhältnisse 
und  aufgrund  der  schon  in  reicher  Zahl  vorliegenden  Erfahrungen  bei  den  vorhandenen  sicheren  Berechnungs- 
Methoden  immer  größere  Bedeutung. 

Das  Bedürfnis  auch  hierfür  festere  Grundlagen  zu  schaffen  geht  daraus  hervor,  daß  die  Abge- 
ordneten-Versammlung des  „Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine''  im  v.J.  in 
Dresden  beschlossen  hat,  in  Verbindung  mit  dem  Deutschen  Beton -Verein  auch  für  den  Eisenbetonbau 
besondere  Vorschriften  aufzustellen. 

Durch  alle  diese  Vorgänge  hat  sich  schon  seit  längerer  Zeit  das  dringende  Bedürfnis  geltend  gemacht, 
ein  deutsches  Blatt  zu  schaffen,  durch  welches  dem  Fachmannc  Gelegenheit  geboten  wird,  sich  über  alle 
diese  Fragen  zu  unterrichten,  und  welches  geeignet  ist,  allen  Erfahrungen  und  Neuerungen  im  Betonbau- 
wesen die  weiteste  Verbreitung  zu  geben.  Die  gewiß  richtige  Erkenntnis,  dass  gemeinsames  Arbeiten  der 
beiden  Vereine,  wie  es  zuerst  bei  Gelegenheit  der  Düsseldorfer  Ausstellung  geübt  wurde,  die  besten  Erfolge 
zeitigen  werde,  vcranlaßte  diese  auch  in  dieser  wichtigen  Frage  Hand  in  Hand  zu  gehen. 

Diesbezügliche  Verhandlungen  mit  der  in  Fachkreisen  weit  verbreiteten  „Deutschen  Bauzeitung" 
führten  zu  einem  Vertragsabschluß  für  die  Herausgabe  eines  Fachblattes:  „Mitteilungen  über  Zement, 
Beton-  und  Eisenbetonbau",  unter  Mitwirkung  des  Vereins  Deutscher  Porüand  -  Cement  -  Fabrikanten 
und  des  Deutschen  Beton -Vereins,  im  Anhang  an  die  Deutsche  Bauzeitung. 

Werden  die  beteiligten  Faktoren  in  gemeinsamer  Arbeit  zusammenwirken,  so  wird  dieses  Blatt 
seinen  Zweck  erfüllen  und  es  kann  der  dem  Allgemeinwohl  dienende  Erfolg  nicht  ausbleiben,  und  das  neu 
entstandene  Blatt  wird  am  besten  dazu  geeignet  sein,  durch  allseitige  Beiträge  anregend  zu  wirken  und 
einen  fruchtbringenden  Meinungsaustausch  zu  vermitteln.  — 

Der  Vorstand  Der  Vorstand 

des  Vereins  Deutscher  Portland-Cement-Fabrikanten.        des  Deutschen  Beton-Vereins. 


Fabrikbau  in  Eisenbeton  für  die  Daimler 

Von  Rcg.-Baumeitter  Ho  rieb  in  Neustadt  a  H. 

K\cr  verheerende  Brand  der  im  Juni  1903  im  Anwesen 
der  „Daimlcr-Motorengesellschaft"  in  Cann- 
statt ausgebrochen  war,  machte  die  möglichst  rasche 
Fertigstellung  der  unter  Leitung  von  Reg.-Baumcistcr 
Mavcr  schon  früher  in  Angriff  genommenen  Neubauten 
in  t'ntcrtürkheiin  dringend  notwendig. 

Zunächst  handelte  es  sich  um  ein  zweigeschossiges 
Gebäude  von  13t  m  Lange  und  46  »  Breite,  also  mit  einer 
Grundfläche  von  rund  6000  nm,  das  für  die  Aufnahme  der 
Schreinerei,  Wagnerci,  Lnckiererei  usw.  bestimmt  war 
und  für  das,  mit  Rücksicht  auf  die  unbedingte  Feuer- 
siclierlieit  wie  auf  möglichst  kurze  Bauzeit,  die  Ausführung 
in  F.isenbcton  in  Aussicht  genommen  wurde. 

Die  Arbeiten  wurden  am  2t.  Juni  der  Firma  Wayss- 
&  Freytag  A  G  in  Neustadt  a  ll.  mit  der  Bedingung  Über- 
tragen, dali  das  ganze  Gebäude  einschl.  Holzzcmem-Daeh 
in  rd  3  Monaten  d.h.  bis  t  Oktober  1903  fertiggestellt  würde. 

Abb  1  zeigt  einen  Teil  des  Grundrisses  der  Erd- 
geschoss-Dcoke,  Abb  a  einen  (Querschnitt  des  Gebäudes. 
Ks  ist  im  allgemeinen  eine  Säulenstellung  von  5  5  « 
vorherrschend,  wobei  in  der  (Juerrichtung  des  Gebäudes 
die  Hauptträger  und  senkrecht  dazu  in  2,5  m  Abstand 
die  Ncbcntragcr.  durch  welche  die  Decke  getragen  wird, 
verlaufen.  Nur  an  der  einen  Stirnseite  des  Gebäudes 
über  dem  Ausstellungsraum  sind  zwei  Reihen  10  m  langer 
llaupttrager  angeordnet     An  den  AuUcnwanden  finden 


-Motoren-Gesellschaft  in  Untertürkheim. 

(Hinzu  dir  Abbildungen  auf  S.  1  and  in  nächster  Ko.) 

die  Träger  ihre  Unterstützung  ebenfalls  auf  Eisenbeton- 
Säulen  und  die  Deckenfelder  werden  daselbst  auch  von 
Trägern  gleicher  Konstruktion  gelragen,  welche  zwischen 
diese  Wandsäulen  gespannt  sind.  Durch  diese  Anordnung 
werden  an  den  l'mfassungswimden  rechteckige  Felder 
geschaffen,  welche  bei  der  grollen  Tiefe  des  Gebäudes 
möglichst  für  die  Unterbringung  von  Fenstern  ausgenutzt 
sind.  Aufler  einer  in  Backstein  gemauerten  henster- 
brüstung,  bezw.  einem  betonierten  Sockel  und  einem 
schmalen  Backsteinpfeiler  in  den  Feldmittcn  ist  in  den 
Außenwänden  kein  Mauerwerk  vorhanden.  Die  Rippen 
der  Wandträger  sind  nicht,  wie  sonst  Üblich,  unter  die 
Deckenplatte,  sondern  ühcr  diese  gelegt,  so  dali  die  Fenster 
bis  l'ntcrkantc-Dccke  reichen  (vgl.  Abb.  4  in  No  al.  Die 
L'rdgcsehoUdecke  zeigt  eine  Anzahl,  den  Dachobcrlichtcn 
entsprechende,  Durchbrechungen,  die,  mit  Glas  eingedeckt, 
zur  besserrn  Beleuchtung  des  Frdge-chosscs  beitragen 
(  vgl.  Abb.  3,  Schnitt  e — d).  Der  Betonsockel  im  ErdgcschoU 
ist  gewolbeanig  zwischen  die  .Säulenfundamente  gespannt. 
An  den  Stirnseiten  des  Gebäudes  sind  die  Zwischcnpfeiler 
gleichfalls  als  Kisenbeton-Säulcn  ausgebildet,  da  sie  dort 
die  Last  der  Ncbcniräger  aufzunehmen  haben. 

Die  strichpunktierten  Linien  im  Grundrili  Abb.  1  be- 
deuten durch  das  ganze  Gebäude.  al-o  durch  die  Decken 
und  Träger,  hindurchgehende  Temperaturfugen.  Das  Ge- 
bäude wird  demnach  in  der  Längsachse  halbiert  und  außer- 

No.  1. 


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dem  durch  vier  Querfugen  in  fünf  Teile  geteilt.  Diese  Dila-  Fugen  nicht  zur  Vereinfachung  der  Konstruktion  beiträgt, 
tationsf ugen,  die  bei  einem  Bauwerk  grosseren  vielmehr  die  Entwurfsarbcit  im  einzelnen  wesentlich  ver- 
Umfange*  zur  Vermeidung  von  RU«en  und  schäd-    mehrt.     Die    Fugen,    die  dicht   schliessend  hergestellt 


liehen  Spannungen  unbedingt  notwendig  werden,  wurden,  haben  sich  spater  teilweise  bis  zu  geöffnet, 
sind  unseres  Wiesens  hier  zum  ersten  Mal  durch-  wohl  der  beste  Hrwris  für  ihre  Notwendigkeit  und  ihren 
geführt.    Ks  ist  klar,  das-  die  Anordnung  derartiger    praktischen  Wert.    Mit  Kuck»ichi  auf  die  Dilatationsfuge 

13.  Januar  1904.  3 

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H  -1 


1 


Abbilde-  2.    Querschnitt  b. 


.... 

1 

—  - 

• 
• 

'  Ü 

Fi 

 ^ 

M 

.1 1 

d 


4 


Abbildj.  i.    Teil  du  Grundrisses  der  ErdgescIioU-Detkc. 


Atbililg.  3     Qucix'hnitt  c— d. 


in  der  Längsachse  ist  der  dorthin  fallende  Nebenträger  durch 
zwei  kleinere  ersetzt,  über  welche  die  Deckenplatte 
konsolartig  85  rm  weit  auskragt.  Neben  dem  Aufzug  haben 
diese  Fugen  die  Anordnung  der  unter  45"  gerichteten 
Konsole  notwendig  gemacht  und  auf  der  7>achdecke 
mutiten  erhöhte  Betonstrcifen  mit  Zinkverwahrungen  für 
die  Abdeckung  der  Fugen  vorgesehen  werden,  wie  im 
Querschnitt,  Abbildg.  2  angedeutet  ist. 

Das  Dach  ist  mit  llolzzemcnt  und  KiesCibersehüttung 
eingedeckt;  die  über  die  Dachdecke  gelegten  Wandtragcr, 
welche  eine  Kiesleiste  entbehrlich  machen,  sind  mit  einem 
Gesims  aus  Zementkunststein  abgedeckt  und  die  Zink- 
verwahrung greift  111  die  Fuge  unter  das  Deckgesims  ein. 


Vermischtes. 

Eine  neue  Methode  zur  Prüfung  von  Zement  auf  Zug- 
festigkeit hat  der  Ing.  Arthur  N.  Johnson  in  Baltimore 
erfunden;  er  berichtet  darüber  ausführlich  in  Bd.  48  No.  20 
des  „Engineering  Kccord".  Wir  entnehmen  der  Veröffent- 
lichung das  Wenige,  was  folgt. 

Johnson  wurde  zu  seiner  Erfindung  durch  die  be- 
kannte Tatsache  angeregt,  daß  die  bisher  allgemein  übliche 
Form  der  Probekörper  und  der  Einspannvorrichtung  der 
Zugapparate  oft  Veranlassung  zu  größeren  oder  geringeren 
Verschiedenheiten  in  den  Prüfuiigsergebtiissen  wird,  und 
er  stellte  »ich  die  Aulgabe,  bei  der  Prüfung  den  Einfluß 
der  Form  auszumerzen.  Wir  .sind  der  Ansichi,  dall  er 
in  der  Lösung  dieser  Aufgabe  erfolgreich  gewesen  ist. 

Der  Johnson'silie  Apparat  ist  zwar  weniger  einfach 
als  der  bisherige  Zugapparat,  immerhin  noch  so  leicht 
zu  handhaben,  daß  darin  keinerlei  Hindernis  für  seine 
Einführung  zu  sehen  ist  Fr  besteht  zunächst  aus  einer 
kleinen  Druckwawrprc^e,  deren  Kolbeiibewegung  durch 
eine  Schraube  auf  der  Kolbenstange  regelbar  ist  Der 
zweite  Teil  des  Apparate«-  ist  ein  Manometer  und  der 
dritte  ein  kleiner  Zylinder,  auf  dessen  oberes,  mit  beweg- 
lichem Verschluß  versehenes  Ende  von  einiger  Hohe 
eine  zylindrisch  geformte  Muffe  aus  Gummi  geschoben 
wird;  auf  diese  Gummitmiffc  wirkt  von  der  Innenseite 
der  Druck  der  Presse,  wenn  deren  Kolben  abwart*  geht, 
und  die  Muffe  übertrugt  den  Druck  elastisch  auf  den  zu 
untersuchenden  Probekörper,  der  als  Zylinder  vom 
inneren  Durchmesser  gleich  dem  äußeren  Durch- 
messer der  Gummi  muffe  geformt  wird.   Durch  diese 


Aus  Abbild.  5  u.  6  sind  die  Einzelheiten  der  Säulen  des 
Erdgeschosses  mit  allen  Eisencinlagen  zu  ersehen.  Die  Säulen 
unter  den  5  weit  gespannten  Maupttragern  haben  einen 
Querschnitt  von  32  32""  mit  einer  Eiseneinlage  von  4  Kund- 
eisen  vonao""»,  die  unten  auf  einem  Flacheisenrost  aufstehen, 
und  in  I  löhenabständcn  von  o,ao  m  durch  7  starke 
Kundeisenbflgel  mit  einander  verbunden  sind.  Die  Säulen 
unter  den  10™  langen  I  laupttragern  haben  einen  Quer- 
schnitt von  40  40""  und  sind  mit  4  Kundeisen  an 
den  Ecken  und  4  Kundciscn  l8<">»  zwixhen  diesen  vcrs'ürkt 
Der  Querschnitt  der  Wandsaulen.  Abbild,  7.  ist  mit  Rück- 
sicht auf  den  Anschluss  der  Feilster  ausgebildet,  die 
Eiseneinlage  besteht  aus  6  Kundcisen  von  i6"n>  Durchm. 

iSVhlufl  folgt.» 

L'ebcrtragungsweise  des  Wasserdrucks  erscheint  die  ge- 
naue und  überall  gleiche  Beanspruchung  der 
Innen  fläche  des  Probekörpers  auf  Zug  gesichert. 
Immerhin  ergibt  die  Division  des  von  dem  Manometer 
angezeigten  Druckes  durch  die  Grösse  der  Bruchflächc 
nicht  die  genaue  Zugbeanspruchung,  weil,  wie  es  ja  hc- 
kannt  ist,  die  Spannung  sich  nicht  gleichförmig  auf 
die  Wanddicke  des  Prnhckörpcrs  verteilt,  vielmehr  an 
der  Innenseite  —  am  unmittelbaren  Angriff  der  Pressung 

größer  ist  als  an  der  Außenseite  des  Probekörpers. 
Nur  bei  sehr  dünnwandigen  Probekörpern  kann  gleich- 
förmige Verteilung  angenommen  werden.  Da  diese  aber 
nur  aus  sandfreiem  Mörtel  formbar  sind,  hat  John-^n 
einen  anderen  Weg  eingeschlagen.  Er  formt  die  I'robe- 
körper so  dickwandig,  als  es  sich  mit  der  Mörtelmischung 
vertragt  oder  noch  darüber  hinaus,  und  macht  eine  An- 
zahl Sageschnitte  an  der  Außenseite  parallel  der  Achse 
der  Zylinder  in  dieselben,  so  daß  unter  den  Schnitten 
nur  eine  geringe  Wanddicke  stehen  bleibt.  Es  lassen  sich 
aber  auch  mit  Diamantbohrer  aus  erhärteten  Stücken 
Mörtel  dünnwandige  ProbckörjM-r  herausarbeiten.  Die 
Enden  derselben  müssen  genau  abgeschliffen  werden. 

Das  neue  JnhnxmVhc  Prüfungsv  erfahren,  welches 
bei  bereits  damit  angestellten  Versuchen  sehr  gut  über- 
einstimmende Zugfestigkeitszahlcn  ergibt,  verdient  jeden- 
falls aufmerksame  Beachtung  -  B 


Inhalt:  Zur  Kuifnhnnij;.  —  Katmkli.ni  Iii  Fisrnt.rl" 
Motorcn-ticsellxchaft  in  l'nU'-tüi  khrim.  V<imi*ch(c*. 


1(1,  die  Daimlft- 


Wtlac  ilt  r  llruwlivn  Hauultunc.  fr.  m  h.  II-,  H<tliii  K(lr  ili<-  Krdaktinn 
v.r»pi«,)f<l.  Fritz  Hi-rl.-ti,  IVil.i,     l»i-nk   von  Wilh.  I'.tcvc,  Berlin 


No.  i. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

•  MITTEILUNGEN  ÜBER  = 

ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  »  * 


I.  JAHRGANG  1904. 


Fabrikbau  in  Eisenbeton  für  die  Daimler-Motoren-Gesellschaft  in  Untertürlcheim. 

Von  Rcg.-B«um«»ter  Mönch  in  Neu.Udt  ».  H. 


|ie  Nutzlast  der  Erdgeschoßdcckc  beträgt  600  auf 
den  qm,  und  es  ist  für  die  Berechnung  der  Decken, 
Nebenträger  und  Hauptträger  jeweils  die  ungünstig- 
ste Verteilung  dieser  Last  in  Rechnung  gezogen  worden. 
Hierbei  wurde  vorausgesetzt,  daß  die  Deckenplatte  auf 
den  Nebenträgern,  die>c  auf  den  Hauptträgern  und  die 
liauptträger  auf  den  Säulen  frei  aufliegen,  daß  also  alle 
diese  Konstruktionsteile  kontinuierliche  Träger  mit  einer 
mehr  oder  weniger  großen  Fclderzabl  bilden,  die  infolge 
der  durchgehenden  Dilatationsfugen  noch  frei  auskragende 
Enden  besitzen. 

In  Abbild.  8  r-tnd  die  positiven  und  negativen  Maximal- 
momentenlinien  für  einen  liauptträger  von  4  Feldern  und 
mit  einem  auskragenden  Ende  dargestellt;  sie  sind  nach 
den  von  Winkler  gegebenen  Tabellenwerten  berechnet  und 
der  Einfluß  der  Kragöffnung  ist  nur  auf  die  nächst  an- 
liegende Zwischenöffnung  berücksichtigt  worden.  Auf- 


N°-  2. 


grund  dieser  Maxiinalmomentcnlinien  ergab  sich  in  jedem 
Querschnitt  die  oben  und  unten  notwendige  Eiseneinlage 
und  die  Armierung  konnte  in  der  aus  der  Abbildung  9 
ersichtlichen  Form  und  Anordnung  gebildet  werden.  In 
der  Berechnung  wurde  die  Einscannung  der  Träger  an 
den  Wandsaulen  zunächst  unberücksichtigt  gelassen,  infolge 
der  durch  die  Querkräftc  bedingten  Abbiegung  eines 
Teils  der  unteren  Eiseneinlage  ergiebt  sich  aber  von  selbst 
die  für  eine  teilweise  Entspannung  nötige  obere  Armierung 
am  Anschluß  an  die  Wandsäulen. 

Die  liauptträger  schließen  an  die  Säulen  und  die 
Nebenträger  an  die  liauptträger  mit  einer  voutenartigen 
Verstärkung  an,  damit  die  zulässige  Druckbcan.spruehung  des 
Betons  an  der  L'nterkante  der  Träger  daselbst  nicht  über- 
schritten wird.  Dem  gleichen  Zweck  dienen  die  a Kundeisen 
von  tßmrn  Durchm.dic  über  jeder  Säule  unten  indicllaupt- 
träger  eingelegt  sind.  Nach  denselben  Grundsätzen  ist  die 


Abbildg  8  und  9. 


1 


Abbilde.  10 


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Armierung  der  Nebcnträgcr  und  der  Deckenfelder  durch- 
geführt. Letztere  ist  in  Abbildg.  10  wiedergegeben.  Aus  Ab- 
bildg. ii  sind  noch  die  Einzelheiten  ersichtlich,  welche  sich 
dadurch  ergeben,  daß  die  beiden  mittleren  Nebenträger  an  den 
Wandträgern  der  (.Hierfassaden  aufgehängt  werden  mußten. 

Hie  ursprünglich  geplanten  25"»  starken  Scheidewände 
au*  Backstein  wurden  als  8»«  starke  Monierwände  ab- 
geführt, da  diese  als  feuersichere  Abschluß -Wände  den 
ersteren  baupolizeilich  gleichgestellt  werden. 


-i_>_ 


und  Träger  sowie  die  Eisen  wurden  in  der  Xeustädter 
Fabrik  der  Firma  \Vays<  &•  Freytag  vorbereitet  und  an  die 
Baustelle  geschickt.  |)ic  Bauarbeiten  selbst  wurden  so 
gefördert,  daß  die  Decke  Ober  dem  Erdgeschoß  am  18.  Aug 
1903  fertiggestellt  war.  mit  ihr  aber  auch  schon  ein  be- 
trächlichcr  Teil  der  Dachdecke.  Schon  am  17.  September 
war  auch  die  letztere  geschlossen,  so  daß  einschließlich 
der  Nebenarbeiten  der  Termin  bis  1.  Oktober  1003  leicht 
eingehalten  werden  konnte.    Die  durchschnittliche  Tagcs- 

  leistung  beim  Betonieren  der  Decken  und 

   Träger  betrug  500T».   Die  Mischmaschine 

und  die  beiden  Aufzüge  wurden  mit  elektri- 
scher Kraft  beirieben.  Die  Kosten  der  reinen 
Eisenbciotikonsiruktion  betrugen  einschließ- 
lich der  Säulen,  aber  ohne  die  Gründung 
der  letzteren,  für  die  Erdgeschoßdecke 
14,50  M.  f.  1  und  für  die  Decke  über 
dem  ersten  Stock  12,80  M  f.  1  qm 

Wir  halten  das  beschriebene  Bauwerk 
für  ein  bezeichnendes  Beispiel,  bei  welchem 
alle  Vorzüge  der  Bauweise  in  Eisenbeton 
ausgenutzt  sind,  so  dass  auch  der  wirt- 
schaftliche Voneil  richtig  zum  Ausdruck 
kommt.  Die  kurze  Bauzeit  zeigt,  daß  mit 
dem  nötigen  geschulten  Personal  und  den 


Bei  dem  kurzen  Termin  mußte  die  Einrichtung  der 
Baustelle  ohne  Verzug  in  Angriff  genommen  werden,  ebenso 
der  Einzelentwurf  und  die  Vorbereitung  der  Schalungen 
und  der  einzulegenden  Eisen.  Die  Schalung  für  die  Säulen 


erforderlichen  Einrichtungen  eine  so  rasche  Herstellung 
der  vollständigen  Eisenbetonbauten  möglich  ist,  wie  sie 
eine  andere  Bauweise,  einschließlich  Entwurfs-Bearbeitung, 
wohl  kaum 


Regeln  für  die  Anordnung  der  Eiseneinlagen  in  Eisenbetonbauten,  v.m  m.  Koenm  in  Berlin 


Blie  Eiscneinlagen  der  auf  Biegung  in  Anspruch  ge- 
nommenen Eisenbeton-Platten  oder  -Balken  haben  in 
■  J  statischerl  I  in -ichtzweil  lauptbedingungen  zu  erfüllen: 

1.  sie  müssen  den  Biegungsmomcnten  genügenden  <Juer- 
schnitt  entgeucnsetzen,  2  ihr  l_*mfang  muß  den  Scherkräften. 
welcherinllerausreiüendcrF.isenstäbeausdemsirumhitllen- 
den  Beton  anstreben,  genügende  Widerstandszelle  bieten. 

Aus  diesen  beiden  I  lauptanfordcrungen  läßt  sich  nun 
leicht  eine  Kegel  für  das  Verhältnis  des  Eisenquerschnittes 
zu  seinem  l'iniang  ableiten,  welches  in  weiterer  Hinsicht 
für  die  Verteilung  der  Elseneinlagen  maßgebend  ist. 
Hierzu  bezeichne 
il  das  in  der  Platte  oder  dem  Balken  auftretende  größte 

Biegungsmoment, 
O  die  in  ihnen  wirksame  größte  (Juerkraft, 
F  den  Kisericjuerschnittan  der. Stelle  des  größten  Momentes, 
V  den  Fisenumfang  an  der  Stelle  der  größten  (Jucrkrafl, 
a  den  Hebelarm  der  das  Widerstandsmoment  bildenden 

inneren  Zug-  und  Druckmittelkräfte, 
k  die  zulässige  Zucspannung  des  Eisens. 
Jtt  die  zulassige  Scherspannung  innerhalb  des  Betons, 
also  auch  entlang  der  Oberflache  der  Eisenslabc,  ge- 
gebenen Falles  die   geringere  zulässige  Adhäsions- 
Spannuiig  zwischen  Eisen  und  Beton. 
Dann  wird  mit  Rücksicht  auf  die  erste  der  eingangs 
gekennzeichneten  Bedingungen 

 Fk  =  M 


bei  Mischung  1:3  mit  genügender 
Sicherheit  bis  4.5  U'  vm  zulassen,  während  k  mit  900  k£,  vm 
in  die  Rechnung  eingeführt  werde;  alsdann  wird 
F       1  M 


Ih 


V  ^  200  v 

Für  Eiscneinlagen  mit  unveränderlichem  yueischniti, 
7  B  für  Kundeisen  mit  Durchmesser  rf  wird 

F  •     1      a       '     U  III, 

U  =  "T  j       '        5°  V  "" 
Bei  einem  an  den  Enden  aufliegenden  Balken  oder 
einer  Platte  mit  Stützweite  /  wird  mm  U  sowohl  als  Q  bei 
voller  Belastung  P  am  größten,  und  zwar  ist  bekanntlich 
bei  gleichmäßiger  Listverteilung 

M  =  ''J   und  q=  P 


8 

In  <liesem  am  meisten 


nmicndcn  Falle  wird  somit 
l   IV) 


und  hinsichtlich  der  zweiten  Bedingung 

a  l  kx  =  <?  . 

1  a 

Durch  Division  der  beiden  Glcic 
t» 

das  gesuchte  Verhältnis  von  - 


;en  ergibt  sich  somit 
M  h 

v  *  "  " 


Für  eine  bewegliche  F.inzellast  P  wird 
M  =  ''J  und  q  =  P. 

hieraus  folgt  für  il  derse  lbe  größte  Wert    '  /. 

200 

Ans  der  Große  von  <l,  oder  allgemeiner  von  U,  ist  aber 
auch  die  Teilung  /  der  Eisenstäbe  mittels  der  Bedingung 
abzuleiten,  daß  die  im  Kctonquei  schnitt  in  der  Zone 
zwischen  Eiscncinlage  und  Xullinie  auftretenden  Scher- 
Spannungen  man  denke  hierbei  an  die  wagrechten 
Scherflächen  -  denjenigen  am  l'mfang  der  Eisenstarte 
wirksamen  Scher-  oder  Adhäsionsspnnnungcn  höchstens 
gleich  sind,  und  es  besteht  hiernach  für  die  Teilung  /  die  ein- 
lache und  wichtige  Kegel  t  >  f /  V) 

No,  2. 


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Die  Teilung  muß  also  dem  l'mfangc  des  Eiscn<|iier- 
Schnittes  mindestens  gleich  sein,  für  kreisförmige  Stäbe 
wird  daher  t>*d  "  VI» 

Diese  Kegeln  hahen  auch  Giltigkeit  für  die  Rippen- 
platte  oder  den  l'lattenbalken.  I »ic  Breite  b  der  Rippen 
muö  also  wenigstens  dem  Gesamtunifang  der  eingebetteten 
Eisenstäbe  gleich  sein,  oder  b  >  f."   Vlb 

Ist  indessen  t<U.  so  muö  der  Haiken  oder  die  Platte 
auf  Abscheren  in  der  Nullinictisohicht  untersucht  werden. 

Beispiel:  Eine  2,5 01  weit  gespannte,  im  Mischungs- 
verhältnis 1  : 3  hergestellte  Eiscnbetnnplattc  mit  recht- 
eckigem Querschnitt  und  Rundrisencinlagen  hat  nach  Ge- 
setz IV  Stabdicken  rf  <  '  .  2soon'«>,  »'«'>  von  höchsten« 
200 

12,5"""  Durchmesser  zu  erhalten;  wählt  man  12  mm  starke 
Stäbe,  so  würden  diese  nach  Regel  VI  mit  einer  Teilung 
von  mindestens  n  .  12  =  37,7  ™m  anzuordnen  srin. 

Die  dieser  Teilung  entsprechende  größte  l'lattenhöhe  h 
folgt  nach  meiner  bekannten  angenäherten  Bercchnungs- 
weisc')  bei  30  «sq*"1  Druekbeanspruchung  für  den  Beton 
aus  Gleichung  3<)  „  JS 

4  4 

Im  vorliegenden  Falle  wird  demnach  A<36"".  Die 
einem  3,77  cm  breiten  Plaitenstreifen  zuzumutende  größte 
gleichmäßig  verteilte  Last  P  ergibt  sich  aus  der  Momen- 
tengleichung 

p  2|o=*rf*  2  A  oder  p  = 

*        4  3 
Demnach  wird  für  einen  1  m  breiten  Streifen 

_      „     100       ,  .      .     20700       ,  „  „  , 

F  =  780 .  =  rd.  20700  -k  oder  —  rd.  8280  k«,"i">, 

3.77  2ö 
Hiermit  wäre  al«o  für  die  gedachte  Spannweite  nahe- 
zu die  Grenze  der  Leistungsfähigkeit  einer  nur  auf  Biegung 
in  Anspruch  genommenen  Eiscnbctonplattc  mit  der  üblichen 


Fk 


Sicherheit  gegeben:  sie  würde  erreicht  werden,  wenn  für 
d  anstatt  12«""  der  Grenzwert  tj.$™"<  in  die  Rechnung 
einge  führt  würde. 

Die  eingangs  genannte  cr-tc  Bedingung,  nach  welcher 
die  Eiscnsläbe  den  Biegungsninmcnlen  genügenden  Oucr- 
schnitt  entgegenzusetzen  haben,  läßt  noch  ilie  Krage  ofien, 
wie  groß  denn  dieser  «Querschnitt  am  zweckmäßigsten  zu 
wUhlen  ist,  wenn  auch  die  Dicke  der  Platte.  Von  welcher 
ja  der  Hebelarm  n  des  Widerstandsmomentes  abhängig 
ist,  frei  gewählt  weiden  kann. 

Hierbei  ist  zu  beachten,  daß  hei  gegebene!'  Spann- 
weite und  Belastung  außer  den  drei  (Querschnitts  -  I  jibe- 
kannten  F.  y  und  :  ivergl.  nebenstehende  Skizzei  auch  eine 
t  der  SpaitiHingen  kn  oder  k  als  unbe- 

kannt angenuimiien  werden  muß,  da 
ja  beide  durch  das  Fortnandenmgs- 

gcsctz        ^  miteinander  ver- 

k       »1  ,v 

blinden  sjnd.  also  nicht  willkürlich  oder 
voneinander  unabhängig  gewählt  werden  konneu  '  be- 
zeichnet bekanntlich  das  Verhältnis  des  Beloii  -  Drurk- 
Elastizitätsmodul  zum  Eisen  -  Elastizitätsmodul.  Außer 
der  letzlen  Gleichung  und  den  beiden  Glcichgcwicht«- 
Bedingungen  2  Hör.  =  o  und  Z  Moni.  =  o  bedarf  es  daher 
noch  einer  vierten  Gleichung.  Diese  nun  kann  zweck- 
mäßig aus  der  Bedingung  abgeleitet  werden,  daß  die 
Kosten  der  fertig  hergestellten  Platte  ein  Minimum  weiden. 
Es  entsteht  hierdurch  eine  ähnliche  Aufgabe,  wie  sie  für 
das  Verhältnis  der  Breite  zur  II-. he  eines  rechteckigen 
Balkencpieischnittes,  der  aus  einem  runden  Stamme  zu 
schneiden  ist.  und  dcs-rti\Vidcrstatidsinoment  ein  Maximuni 
werden  soll,  allbekannt  ist.  Die  rechnerischen  Ermittelun- 
gen fuhren  hier  zu  weit  und  können  Jedem,  für  den  die 
Lösung  dieser  Aufgabe  Wen  hat,  überlassen  bleiben 


Vorschriften  für  die  Planung,  Ausführung  und  Beaufsichtigung  von  Eisenbetonbauten. 


lit  der  fortschreitenden  Entwicklung  des  Eisenbeton- 
baties  hat  es  sieh  als  ein  immer  dringenderes  Bcdürf- 
'  nis  herausgestellt,  auch  für  diese  neue  Bauweise'  Vor- 
schriften zu  besitzen,  wie  sie  für  andere  Konstruktionen  seit 
längerem  aufgestellt  sind,  Vorschriften,  die  einerseits  den 
verantwortlichen  Aufsichtsbehörden  als  Richtschnur  dienen 
sollen  für  die  erforderliche  Kontrolle  inbezug  auf  konstruk- 
tive Anordnung  1  Berechnung  und  Ausführung  und  die 
anderseits  den  entwerfenden  Ingenieuren  und  ausführen- 
den Knternchmcrn  eine  sichere  Grundlage  geben.  Mangels 
allgemein  anerkannter  Grundsätze  hatten  viele  Behörden 
den  Eisenbetonbau  wenigstens  für  bestimmte  Zwecke 
—  z.  B.  tragende  Stützen  und  Wände  -  bisher  noch  ganz 
ausgeschlossen,  andere  haben  Vorschriften  erlassen,  die 
in  ihrer  Wirkung  einem  Verbote  gleich  kommen  und 
wiederum  haben  andere  Beanspruchungen  zugelassen  und 
Berechnungen  zugrunde  gelegt,  die  nach  der  Richtung  der 
Sicherheit  nicht  ohne  Bedenken  sind. 

So  ist  man  denn  in  verschiedenen  Ländern  an  die 
Krage  der  Aufstellung  einheitlicher  Vorschriften  für  den 
Eisenbetonbau  herangetreten  und  zwar  hat  man  sieh  da- 
bei zwei  Ziele  gesteckt.  Zunächst  handelt  es  sich  darum, 
sofort  etwas,  wenigstens  auf  einige  Jahre  Brauchbares  zu 
schaffen,  um  die  Entwicklung  der  neuen  Bauweise  nicht 
zu  hemmen,  den  Behörden  anderseits  aber  eine  Hand- 
habe für  ausreichend  sichere  Beurteilung  zu  geben  liier- 
für liegen  genügende  Erfahrungen,  sowohl  in  praktischer 
wie  in  theoretischer  Beziehung  vor.  Zur  Schaffung  dauern- 
der Vorschriften  bedarf  es  aber  noch  einer  weiteren 
gründlichen  wissenschaftlichen  Untersuchung  der  Eigen- 
schaften des  Baustoffes,  wozu  umfangreiche  Versuche  er- 
forderlieh werden.  Solche  Versuche  sind  in  Oesterreich 
z  T  durchgeführt,  in  Krankreich  unter  einer  besonderen 
Regierungs-Kommission  im  (lange,  in  der  Schweiz  ist  ein 
umfangreiches  Programm  hierfür  von  einem  gemeinsamen 
Ausschuß  des  „Schweiz.  Ing.-  und  A reh. -Vereins" 
und  des  .Vereins  Schweiz.  Zement-  und  Kalkfabri- 
kanlen"  aufgestellt")  und  in  Deutschland  ist  von  «1er 
Jubiläums-Stiftung  der  deutschen  Industrie  ein  besonderer 
Ausschuß  unter  dem  Vorsitz  des  Hrn.  Batidir.  v.  Bach 
in  Stuttgart  gebildet,  der  in  der  gleichen  Richtung  arbei- 
ten soll,  und  es  ist  zu  erhoffen,  daß  sich  auch  die  Regie- 
rungen bei  der  Lösung  dieser  Frage  talkräftig  beteiligen 
werden  Im  preuß.  Ministerium  der  offent!  Arbeiten  ist 
wenigstens  schon  ein  besonderer  Ausschuß  gebildet,  der 
zunächst  Vorarbeiten  auf  diesem  Gebiete  leistet 

Zur  Aufstellung  vorläufiger  Vorschriften  ist  im  I  leibst 
vorigen  Jahres  ein  gemeinsamer  Ausschuß  des  „Ver- 
bandes Deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- 

>l  Vi-igl   Zf-iltralM*«  «Irr  Haiivi-Tivaltimr.  J.iliif   iHte,  s  inj 
»I  Witt.  .Srhwi-i/ri  i«hr  Kiiisik  \  Jahren.«  igoj,  X«..  n. 

20.  Januar^  1904. 


Vereine"  und  des  „Deutschen  Be  in  n  -  Verei  ns  "  zu- 
sammengetreten, der,  wie  wir  hoffen  dürfen,  bald  mit 
seinem  Entwurf  hervortreten  wird  Eine  fertige  Arbeil 
hat  zuerst  der  „Schweizerische  Ingenieur-  und 
Architekten-Verein-  geliefert,  die  uns  vorliegt  und 
die  wir  zunächst  zum  Gegenstand  näherer  Betrachtungen 
machen  wollen  si  Veranlassung  zu  dieser  Arbeit  gab  in 
erster  Linie  der  im  Jahre  1001  während  der  Ausführung 
erfolgte  Zusammensturz  eines  I  lciuiebi<|ur  -  Baues  in  der 
Aescbenvorstadt  111  Basel  und  die  sieh  daran  anknüpfende 
amtliche  l'ntrrsuchiiug  'l ,  die  v-n  den  Hrn.  Stadtbm-tr 
A  Geiser  in  Zürich  und  den  Prof,  Dr.  W.  Ritter  und 
F.  Srhüle  am  Polytechnikum  in  Zürich  geführt  wurde 
Die  Arbeit  des  Schweizerischen  Vereins  ist  das  Ergebnis 
eingehender  Beratungen  in  den  einzelnen  Kantons-Scktinnen, 
die  ihrerseits  Vorschläge  bi  machten,  die  dann  zu  der  vor- 
liegenden, von  einem  Bericht  des  Ilm.  Prof  Schule, 
Dir,  der  eidgenöß  Materialprüfttngsanstalt  in  Zürich,  be- 
gleiteten Fassung  zusammengearbeitet  wurden  Sie  ist 
bezeichnet  als  „  Pro  vis, irische  Norm  für  Projek- 
tierung. Ausführung  und  Kontrolle  von  Bauten 
in  armie  rtem  Beton  ." 

Die  Vorschriften  gliedern  sich  in  6  Kapitel:  Allge- 
meines, Grundlagen  der  statischen  Berechnung.  Materialien. 
Ausführung,  Knillrolle  und  l 'cbernahme  der  Hauten,  Aus- 
nahmen Sie  sollen  gelten  für  „Konstruktionen  aus  Beton 
mit  Eiseneinlagen,  in  welchen  die  Eiseneinlagen  eine 
wesentliche  Kunktion  bei  l'ehertragung  der  Lasten  ver- 
sehen", sie  erstrecken  sich  also  auf  solche  Bauten,  bei 
welchen  weder  der  Beton  noch  das  Eisen  für  sich  allem 
die  aufgebrachten  Lasten  tragen  kann;  im  übrigen  gelten 
sie  gleichmäßig  für  Hoch-  und  Tiefbauten.  Vorausgeschickt 
sei  hier  gleich,  daß  Kap.  6  Abweichungen  von  den  Nor- 
men zulaßt  „wenn  sie  durch  eingehende  Versuche  und 
Vorarbeiten  kom|re teilte r  Persönlichkeiten  begründet  sind" 
Es  liegt  hierin  das  notwendige  Sicherheit«*  eittil ,  da  die 
Anwendung  der  Nonnen  «on»t  leicht  als  ein  Hemmnis 
für  die  Weiterentwicklung  der  Bauweise  wirken  könnte 

Kür  die  statische  Berechnung  werden  keine  be- 
stimmten Methoden  empfohlen,  es  werden  vielmehr  nur 
allgemeine  Gesichtspunkte  gegeben.  1  Denselben  Stand- 
punkt wird  man  auch  bei  der  deutschen  Arbeit  einnehmen. 
Es  ist  dort  jedoch  beabsichtigt,  in  einem  Anhang  eine  ein- 
lache Nahrrungsmclhoile  nebst  einigen  durchgerechneten 
Beispielen  ZU  geben,  die  den  Aufsichtsbehörden  die  ra-che 
Prüfung  der  vorgelegten  Entwürfe  ermöglichen  soll,  mögen 

Hm-.:  tarn.  X%>  »  '  -•■ 

X".   :  t.  ''" 
.H.,ll.l|..  H-rlll-i.|ile     I-  '•• 
.  (i   W.I.-II    im.»    !'!«•  I.»>  S. 
f.-t-iil  .In   Z,-Us.  lull   ,\W.n»  IHK)  t.^-M-  Kl   v  i  '.-.K  |  ■>  ■• ;:.      !Qrj  ILM  II 


«>  I-. -I  W<..tl«Mt  ist  i.-.r.ll,  -i-l|.  Ii;  ...  llr,  s.  Imr;,. 
«I  Ii.;  II.m.?,i  ist  J.-i.Jl.  ...!<,  s,|,..,,i,  H,,|.: 
»)  \",  i~l.  i!.  'i  J.ilnj    tir't  'L  i    —'Ii«'-'   "  - 

.  Illü;.    «Irr   s,.l,i„M.„  IUmI   „,  i)  /.in,  Ii,  >,„  . 

..    i...I..li'll.  '    IQtu    llli.l    l«jr>(    fn-    <ll.     «.  kti.'-i. 


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letztere  nun  tinter  Zugrundelegung  der  einen  oder  anderen 
der  gebräuchlichen  Berechnungswci*cn  aufgestellt  sein.) 

Für  die  Belastung  der  Hauten  gelten  die  auch  sonst 
üblichen  Annahmen,  wobei  Stoßwirkungen  entsprechend 
zu  berücksichtigen  sind.  Ilie  Sektion  Zürich  hatte  hier 
ganz  bestimmte,  sehr  weitgehende  Vorschriften  gewünscht. 
Man  ist  aber  wohl  mit  Recht  zu  dem  Schluß  gekommen,  daß 
kein  Grund  vorliege,  die  Kisenbetonbauten  hierin  anders 
zu  behandeln,  als  andere  Konstruktionen 

I'ci  aut  Biegung  beanspruchten  Bauteilen  sind  die  un- 
günstigsten Belastungsannahrncn  für  die  Ermittelung  der 
Biegungsmomente  und  Scherkräfte  zu  machen.  Volle 
Einscannung  und  Kontinuität  von  Trägern  darf  nur  hin- 
sichtlich der  Bemessung  der  Auflagcrquerschnittc  inbe- 
tracht  gezogen  werden.  Kür  die  Trägermitten  darf  diese 
für  die  Querschnitts-Abmessung  günstige  Annahme  nicht 
gemacht  werden,  da  verschiedene  Umstände  die  Be- 
gründung führt  das  Auftreten  von  Rissen  in  der  Nähe 
der  Auflager  infolge  des  Schwindens  des  Betons  an  der 
l.uft  an  —  die  Wirksamkeit  der  Kinspannung  doch  zweifel- 
haft erscheinen  lassen.  Das  Moment  darf  hier  nur  auf  2i's 
desjenigen  für  freie  Auflagerung  verkleinert  werden  Vor- 
ausgesetzt ist  hierbei  eine  eingehende  Berechnung  der 
Einspannungs- Verhältnisse;  findet  diese  nicht  statt,  so  darf 
das  Moment  in  der  Mitte  höchstens  um  20%  vermindert 
werden,  und  an  den  Auflagern  ist  dann  mindestens  die 
Hälfte  dieses  Momentes  einzuführen.  Nicht  erorlen  wird 
hier  eine  nicht  ganz  unwichtige  Frage,  welches  Mali  man 
bei  den  Berechnungen  als  Stützweite  der  Träger  und 
Blatten  anzusetzen  hat.  Auch  die  Frage,  welche  Decken- 
breite  bei  Plattenbalken  hinzuzurechnen  ist,  wird  nicht 
berührt,  t.'eber  diesen  letzteren  Funkt  sagt  die  Begrün- 
dung, daß  hierfür  noch  keine  ausreichenden  praktischen 
Versuche  vorlägen. 

Bei  Stützen  ist  die  Möglichkeit  exzentrischer  Be- 
lastungen inbetracht  zu  ziehen. 

Die  in neren  K räf te  und  Spannungen  im  Beton 
sollen  unter  Voraussetzung  eines  homogenen  Materials,  in 
welchem  der  Eisenquerschnitt  mit  dem  so  fachen  des  wirk- 
lichen Wertes  einzusetzen  ist,  ermittelt  weiden.  Die  Be- 
gründung sagt  hierzu,  daß  die  bisher  übliche  Annahme 
eines  Verhältnisses  von  i  :  11  für  den  Ela*tizität*-Koeffizicn- 
ten  vom  Beton  und  Eisen  in  den  auf  Zug  beanspruchten 
Teilen  sich  nur  bei  geringen  I  .asten  durch  Versuche  bestätigt 
habe.  Bei  den  üblichen  zulässigen  Spannungen  für  Beton 
auf  Druck  sei  bereits  im  gezogenen  Teil  eines  Balkens 
das  Verhältnis  der  Spannung  zwischen  Eisen  und  Beton 
viel  günstiger  für  letzteren,  sodaü  hierfür  die  Zahl  20  eher 
der  Wirklichkeit  entspreche.  Für  auf  Druck  beanspruchte 
armierte  Konstruktionsteile  habe  sich  anderseits  zwar 
das  Verhältnis  von  rd.  1:11  ergeben,  wenn  man  aber  die 
durch  das  Schwinden  des  Betons  auf  das  Eisen  über- 
tragene ziemlich  hohen  Druckspannungen  berücksichtige, 
sei  auch  hier  die  Annahme  eines  Verhältnisses  von  1  :  20 
gerechtfertigt.  Bei  auf  Druck  beanspruchtem  Eisen  ist 
daher  die  Annahme  gemacht,  daß  dieses  che  20  fache 
Spannung  fies  Beton*  aufnehmen  könne.  Es  ist  jedoch 
dabei  noch  die  Knickgefahr  der  Eisenstangen  zu  berück- 
sichtigen und  zwar  >oll  unter  Annahme  des  halben  Ab- 
staiidesderQuervei  bindungen  als  Knicklänge  4  fache  Sicher- 
heit vorhanden  sein  Die  Zugspannung  »les  Eisens  ist 
unter  der  Annahme  ZU  ermitteln,  daß  der  Beton  keine 
Zugbeanspruchungen  aufnehmen  könne.  Als  zulässige  Be- 
anspruchung auf  Druck  ist  Inr  den  Beton  35kv''i'nl  fest- 
gesetzt (die  Vorschläge  schwankten  zwischen  23  und  |0*i:  <irr"l 
für  Abscherung  .jii:,<r-™  ( vorgeschlagen  4  bc/vv.  15).  Für 
die  Adhäsionsspannung  zwischen  Beton  und  Eisen  sind 
Zahlen  nicht  gegeben.  Für  die  Druekbeansprnchung  des 
Eisens  sind  700»=.'!""  (bezw.  Berechnung  auf  Knickung  wie 
oben)  zugelassen,  während  die  Zugbeanspruchung  gleich 
1300   5<r,^  gesetzt  ist.    Hierin  bedeutet  afh  die  ermittelte 


theoretische  Zugspannung  des  Betons  unter  Annahme 
eines  homogenen  Materials.  Die  Zugfestigkeil  de*  Betons 
kommt  also  dem  Eisen  schließlich  doch  bis  zu  gewissem 
Grade  zugute,  insofern  als  die  zulässige  Beanspruchung 
des  Eisens  um  so  höher  wird,  je  größer  der  Betonquer- 
schnitt im  gezogenen  Teil  ist  Bei  überschläglichen  Rech- 
nungen soll  die  Beanspruchung  de*  Eisens  für  Balken  bis 
1000.  Platten  bis  laoo-t/n«»  zugelassen  werden. 

Bezüglich  der  Materialien  wird  bestimmt,  daß  das 
zu  verwendende  Flußeisen  und  der  allein  zugelassene 
Portlandzcmcnt  den  in  der  Schweiz  gültigen  Vorschriften 
bezw.  Normen  entsprechen  muß  Kies  und  Sand  sollen 
rein  und  frei  von  erdigen  Bestandteilen  sein,  die  Korn- 
größe des  Kiese*  muß  ein  Einbringen  zwischen  den  Eiscn- 
einlagcn  und  diesen  und  der  Schalung  gestatten,  Bezüg- 
lich Sc*  Betons  ist  nur  die  Anforderung  gestellt,  daß  dieser 
in  der  Regel  auf  maschinellem  Wege  gemischt  wird, 
mindestens  300  ke  Zement  auf  1  rbm  fertigen  Beton  ent- 
halten und  nach  38  Tagen  Ijigentng  an  feuchter  Luft 
mindestens  i6ok=;M<:m  Druckfestigkeit  besitzen  soll.  L'cbcr 
ein  zweckmässige*  Mischungsverhältnis  von  Sand  und 
Kies  im  Beton  (andere  Zuschläge  werden  überhaupt  nicht 
berücksichtigt),  werden  Angaben  nicht  gemacht. 

Die  Vorschriften  für  die  A  usf  ührung  verlangen  sorg- 
fältige Herstellung  der  Einschalung.  Einstampfen  des  Betons 
in  dünnen  Schichten,  den  Plänen  genau  entsprechende 
Einlage  de*  Eisen*,  da*  vor  seiner  Verwendung  von  Rost 
zu  reinigen  ist.  il.ctzterer  Anforderung  dürfte  nicht  leicht 
zu  genügen  sein  )  Die  Ausschalung  darf  erst  nach  ge- 
nügender Erhärtung  des  Betons  erfolgen,  bei  Platten  und 
Trägern  his  3  m  Stützweite  keinesfalls  vor  10  Tagen  nach 
dem  fertigen  Einstampfen,  bei  Trägern  von  3 — 6 m  Stütz- 
weite nach  20  Tagen,  bei  größeren  Stützweiten  und  Säulen 
nach  30  Tagen.  Bereits  bei  Temperaturen  unter  -F5°C 
sind  diese  Fristen  zu  verlängern.  Bei  mehrgeschossigen 
Hochbauten  hat  das  Ausschalen  in  der  Reihenfolge  von 
oben  nach  unten  zu  geschehen.  Die  Bestimmungen  machen 
hinsichtlich  der  Fristen  keinen  Unterschied  zwischen  den 
tragenden  Teilen  der  Ausschalung  bei  Decken  und  Balken 
und  den  nur  begrenzenden. 

Eine  eigentlich  selbstverständliche,  weil  durchaus  not- 
wendige Forderung,  ist  die,  daß  derl'ntcmehmer  von  Ei*cn- 
hetonbauten  die  Leitung  derselben  nur  Personen  anver- 
trauen darf,  welche  die  Bauart  gründlich  kennen.  Es  dürfen 
ferner  nur  Vorarbeiter  verwendet  werden,  welche  Er- 
fahrung in  dieser  Bauweise  besitzen. 

Die  bei  Eisenbetonbauteil  jedenfalls  besonders  wichtige 
Kontrolle  und  Ucbernahme  der  Bauten  durch  die 
Bauleitung  hat  sich  auf  die  plangemäße  Anordnung  der 
Eiseneinlagen  und  Querschnitts  Abmessungen  zu  erstrecken, 
l'm  eine  Feststellung  des  Mischungs-Verhältnisses  des 
Betons  zu  ermöglichen,  muß  da*  Mischen  in  leicht  kon- 
trollierbarer Weise  geschehen,  l'eher  den  unverletzten 
Befund  der  einzetnen  Bauteile  nach  dem  Ausschalen  ist 
Protokoll  aufzunehmen.  Bei  Belastungsproben,  die  nicht 
vor  45  lägiger  Erhärtung  des  Betons  stattfinden  dürfen, 
still  die  Belastung  die  der  Rechnung  zugrunde  liegende 
Nutzlast  nur  um  50%  überschreiten.  F-s  sind  dabei  die 
liurchbiegungen  möglichst  genau  festzustellen. 

I  >urch  diese  Bestimmung  soll  eine  die  Konstruktion  unter 
Umständen  von  vornherein  gefährdende  Ucberlaslung  ver- 
mieden werden    Die  gewühlte  Zahl  erscheint  sehr  niedrig. 

Vergleicht  man  die  Normen  in  ihrer  jetzigen  Fassung 
mit  den  Vorsehlagen  der  einzelnen  Sektionen,  so  ist  bald 
ersichtlich,  daß  man  alle  zu  sehr  spezialisierenden  Vor- 
schriften ausgeschieden  hat,  durch  deren  Einfügung  dem 
Eisenbetonbau  vielleicht  Schranken  gesetzt  worden  wären, 
die  auch  eine  gesunde  Fortbildung  gehemmt  hätten.  Wie 
weit  man  darin  in  allen  Punkten  das  richtige  Maß  getroffen 
hat,  kann  sich  erst  zeigen,  wenn  diese  Normen  in  der  Praxi* 
tatsächlich  allgemeineren  Eingang  gefunden  haben.  — 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 
Die  XXVII.  Generalversammlung  des  Vereins  Deutseher 
Portland-Cement-Fabrikanten  findet  am  24.  und  25.  Febr. 
1904  in  Berlin  statt     Nach  der  vorläufigen  Tagesordnung 
sind    folgende    Verhandlungs  -  Gegenstände  vorgesehen: 

1.  Bericht  des  Vorstandes   ober  Vereinsangelegenheiten. 

2.  Rechnungslegung  durch  den  Kassierer  3.  a)  Bericht 
über  die  Tätigkeit  des  Vcrcinslaboratohuiiis.  Ref.:  Hr. 
Dr.  Framm  iti  Karjshorst.  b)  Desgl.  Vorlage  der  Jahres- 
rechnung  und  des  ftescliäftsbcrichlcs.  c)  Wahl  von  3  Mit- 
gliedern in  den  Vcrwnltnngsrat  desgl.  4.  Vor  Stands  wähl. 
5.  Wahl  der  Kechnuunsrcvisoren.  6  Bericht  der  Meer- 
wasser-Kommission.  Ref. :  llr,  R  Dvekerhoff  in  Amöne- 
burg. 7.  Bericht  der  Sand-Komm.  Ref.:  Hr.  Dr.  Goslich 
in  Züllehow.  8.  Bericht  der  Komm,  für  Bestimmung  der 
Volumbcständigkeit  und  der  Bindezeit  de*  Portlandzemcnts. 


Ref.:  Hr  Dr  Prüssing  in  Schönebeck.  9.  Bericht  der 
Komm,  für  Revision  der  Normen  Kcf  :  Hr.  Dr.  Prüssing 
111  Schönebeck.  10.  Bericht  der  kaufmännischen  Komm. 
Ref.:  Hr  Gencraldir.  v  Prondzvnski  in  Groschowitz 
ii.  Bericht  über  den  Stand  der  Schlackenmischfrage. 
12  Einige  Mitteilungen  Uber  Erscheinungen  beim  Schmelzen 
verschiedener  Zcmentmischungcn  im  clektr,  Ofen.  13.  Die 
Feuerversicherunasfrage.  14.  Welche  neueren  Erfahrungen 
liegen  über  rotierende  Defen  vor?  \\  l'eher  Sauggasan- 
lagen. 16  Welche  Erfahrungen  sind  mit  den  Roulette- 
niühlen  gemacht  worden?  - 

Inhalt:  Fihokl>»u  in  K^ubctcn  für  d*r  [>*im[<T  >t*jtorni-<«r*rtls<h*ft 
in  l.'nirnilTUteim  i*iUullv  —  Kr.-'  ln  I  tr  .Ii.  .Wolttmii:  <W  Kiwiu-inlapn 
in  FiHri»l>r*unli£Mltcn.  —  Vor^l-t  ittr-n  fflr  rii«-  l'.,.iiiinc.  Aii^dlliniivc  uild  B*-- 
aulii.  liiifunc  von  Ki«-nl>rt'Jii'ouL.-<i.  _    Mittrüiwirrii  «n«  Vrtrinr«  

D*utsckrnliaU*r»Uo7, "lTiü~t,.U.,  Brrlin.  Kn,  <t,r  R«Uktioo 
F.iu  Etorlru,  Brilifi.    Dowk  von  W>lh-  Grrvc,  Bertin. 

Na  a. 


Vnlut 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

=  MITTFlt  IINP.FN  ÜBER  

ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


L  JAHRGANG  1904.  N2.  3. 

Ausführung  des  Kraftwasserstollens  an  der  Urfttalsperre  mit  Stamplbeton-Auskleidung. 


er  Hau  der  größten  deuLschcn  Talsperre  geht  der 
Vollendung  entgegen.  Etwa  12  knl  (in  der  Luft- 
linie 7 >"»)  WcgeTänge  von  Gemünd  i.  d.  Eifel,  ist  im 
Tale  der  Urft,  eines  Nebenflusses  der  Rur,  eine  Sperr- 
mauer*) von  50,8  ■  größter  Höhe  und  rd.  226  m  Kronen- 


Ist  das  I'rofil  soweit  vorbereitet,  so  wird  das  Gestein 
mittels  Wasserstrahles  unter  2  Atm.  Druck  abgespritzt  und 
mit  Bürsten  und  Krätzer  gereinigt.  Nun  folgt  die  erste 
Kolonne  der  Zementarbeiter,  welche  einen  2"»  starken 
Hut/  auf  die  Felsflaehen  bringt,  dabei  alle  Klüfte  und 


länge  erbaut,  welche  ein  Staubecken  von  2i6n»  Fläche  Spalten  mit  reinem  Zement  vergießend.  Dieser  Putz  be- 
und  45,5  Mill.  r,,">  Inhalt  abschließt  und  so  ermöglicht,  die  steht  aus  einer  Mischung  von  1  Teil  Zement,  0,5  T.  Traß 
Wasser  der  Urft  der  Industrie  nutzbar  zumachen.   Hoch-    und  3  T.  Sand,   Der  Putz  hat  den  Zweck,  größtmögliche 


wasserschutz  ist  natürlich 
auch  einer  der  Zwecke  der 
Anlage.  Die  Wasserm&s-en 
werden  durch  einen  2850» 
langen  Stollen  durch  das 
Kermetergebirge  zu  einer 
Turbincnanlage  im  Tal  der 
Kur  geführt  und  hier  zur 
ErzeugungelektrischcrKraft 
verwendet.  Während  die 
Sperrmauer  selbst  in  Bruch- 
steinmauerwerk ausgeführt 
ist,  werden  Stollen  und 
Kraftzentrale  in  Stampfbe- 
ton hergestellt.  Die  Bau- 
arbeiten für  letztere  Aus- 
führung sollen  hier  näher 
beschrieben  werden. 

Nachdem  zunächst  ein 
Richlstollcn  durch  das  aus 
Grauwacke  und  Grauwacke- 
schiefer bestehende  Gebirge 
getrieben  war,  wurde  durch 


Abbildg.  1.    Einblick  in  die  fertig  ausgebaute  Stollenstrecke. 


Wasserdichtigkeit  zu  bewir- 
ken und  ein  vollkommenes, 
sicheres  und  festes  An- 
schließen der  Betonmassea 
an  den  Fels  zu  begünstigen. 
Selbstredend  wird  stet»  nur 
auf  eine  kurze  Strecke  im 
Voraus  der  Putz  angewor- 
fen, sodaß  die  Betonierung 
noch  ziemlich  frische  Putz- 
flächen findet. 

Die  1  ierstellung  der  Stol- 
len wandung. selbst  inStampf- 
beton erfolgt  in  folgender 
Weise  (vergl.  hierzu  Ab* 
hildgn.  t,  2,  3  und  4).  Auf 
beiden  Seiten  wird  zunächst 
ein  Bankett  hergestellt,  wel- 
ches nach  der  Slollcnmittc 
zu  unterschnitten  ist,  um  der 
später  einzubetonierenden 
Sohle  einen  genügenden 
Widerhalt  zu  schaffen.  Auf 


Abbildg.  a.    Einbaustrecke  mit  stark  druckendem  Gebirge. 

Sprengungen  mit  Dynamit  der  Vollausbruch  des  Stollen- 
profilcs  bewirkt  und  dieses  für  die  Betonierung  vorbe- 
reitet. Die  ausgebfochenen  Massen  werden  auf  einem  den 
ganzen  Tunnel  durchziehenden  Sehicnengleis  mittels  von 
Spiritus -Lokomotive  gezogenen  Zuges  ausgeräumt.  Auf 
längere  Strecken  steht  das  Gebirge  derart  an,  daß  ein 
Einbau  nicht  erforderlich  wird,  auf  vielen  anderen  dagegen 
ist  ein  oft  sehr  schwieriger  und  kräftiger  Minbau  nötig,  um 
einem  Nachstürzen  von  Gcbirgsmassen  vorzubeugen. 

*>  Vrrgl  den  illiistoritni  Krocht  Obel  die  Talsiwtic  aul  S.  133 

u  II.  Ducfae.  Iiaiu1{.  Jahrg.  1903. 


Abbildg.  3.   Einblick  in  die  eingetastete  Stollenstrecke. 

dieses  Bankett  werden  die  zur  F.i  n  -chalung  dienenden  eiser- 
nen Lehren  aufgestellt,  gegen  welche  sich  wagrechte  Dielen- 
verschalung legt.  Lagenweise  wird  nun  der  Beton  ein- 
gebracht und  entsprechend  dem  Fortgang  der  Arbeit  Diele 
auf  Diele  eingebaut.  Die  oberen  Teile  werden  von  einer 
auf  einer  Traverse  der  Misenlelircn  angeordneten  Arbeits- 
bühne eingelegt.  Die  Traversen  dienen  gleichzeitig  zur 
Versteifung  der  Eisenlehren,  welche  stellenweise  einem 
hohen  Druck  au-gesetzt  sind.  Die  Betonierung  geschieht 
durch  mehrere  Kolonnen,  sodaß  die  erste  Kolonne  mit  dem 
unteren  Teil  der  Mauern  am  weitesten  voran  ist,  daß  dieser 


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eine  zweite  und  dritte  u-w.  folgen  und  von  der  letzten  Ko- 
lonne schließlich  der  Schcitcl»chluß  vorgenommen  wird. 
Imganzcn  ist  Schalung  für  eine  Lange  von  rd.  150  ">  vor- 
handen, »odaß  der  Beton  stet»  mehrere Tage  in  der  Schalung 
verbleibt  In  24  Stunden  werden  etwa  20  ">  in  glatter 
Strecke  fcrtiggc»tellt,  während  häufig  die  vorerwähnten 
Einbau»lellen  einen  weit  langsameren  Fortgang  bedingen 
In  solchen  Einbauslcllcn  bleibt  die  Schalung  des  hohen 
Drucke»  wegen  auch  längere  Zeit  »tchen.  I >tc  Stärke  der 
Stollenwandungen  ist  an  normaler  Stelle  etwa  28  rm,  im 
Mindc»tfallc  noch  20 Da,  wo  die  Formation  des  Ge- 
birges hohen  I  >ruck  vermuten  läßt,  werden  die  Abmessun- 
gen vergrößert  und  steigen  auf  60  Öo ' m,  stellenweise  bis 
zu  1  m.  Wo  durch  nachbrechende»  Gebirge  größere  Klüfte 
entstehen,  werden  diese  mit  in  Mörtel  dicht  gepackten 
Steinbrocken  ausgefüllt.  Hierzu  werden  nur  durchaus 
wetterfeste  und  sauber  gereinigte  und  gewaschene  Steine 
verwendet. 

Der  Beton  be»tcht  aus  einer  Mischung  von  5  T.  Mörtel 
zu  9  I.  Schotter,  der  Mörtel  aus  1  T.  Zementmörtel  zu 
1/3  T.  Traßmörtcl  l>er  Zementmörtel  setzt  sich  au»  [  T. 
Zement  und  2  T.  Sand  zusammen,  der  Traßmörtel  aus 
1  T.  Kalk.  1,5  T.  Traü  und  1,75  T.  Sand.  Der  gleiche 
Mörtel  dient  auch  zum  Verputzen  der  Innenflächen  Die»er 
Verputz  wird,  nachdem  der  Beton  vorsichtig  gereinigt  und 
aufgerauht  ist,  2fm  »:ark  hergestellt,  worauf  dann  noch  ein 
zwei-  bi»  dreimaliger  Anstrich  von  Sidcrosthen  erfolgt. 

Schwierigkeiten  bietet  bei  dic»en  Arbeiten  da»  »ich  in 
den  Klülten  ansammelnde  Wasser,  welches  durch  einge- 
legte Drainage  nach  dem  Stollen  abgeführt  wird.  Die 
Drainagen  werden  nach  vollständiger  Fertigstellung  der 
Putz-  um)  An»trieharbeiten  geschlossen.  Die  grollten 
Schwierigkeiten  jedoch  bereiten  die  mit  llolzcinbau  ver- 
»ehenen  Strecken,  da  hier  Auswechselung  und  dann  Aüs- 


In  «lern  Grundriß  und  Längenschnitt.  Ahbildg.  5  i»t  die 
(.e»amtanordnung  de»  Stollen»  dargestellt. 

Der  Stollen  beginnt  wenige  Meter  über  dem  Bett  der 
t'rft  und  fuhrt  in  gerader  Richtung  unter  dem  (iebirge 
hindurch  mit  etwa  1  ™  tiefälle  Im  Tale  der  Kur  tritt  er 
etwa  50"'  über  dem  Fluß  oben  am  Berghang  wieder  zu 


ler  Betonierung 


lösung  des  Holzbaues  und  Au»führun 
so  ineinander  greifen  müssen,  daß  jede  Be- 
wegung de»  Gebirges  vermieden  wird  I  lolz- 
teile  oder  Verbau  dürfen  dabei  hinter  der 
Aushetnnicrung  nicht  verbleiben.  I  he  Belon- 
sohle  kann  er»t  nach  Fertigstellung  de»  gan- 
zen Stollens  au»geführt  werden,  da  das Trans- 
]xii1g!ei»  bei  dem  ununterbrochenen  Verkehr 
nicht  au»gewechseli  werden  kann  I>ie»e» 
mutl  vielmehr  sehr  sorgfältig  verlegt  »ein, 
da  die  Ki»en]ehren  der  Verschalung  eben  nur 
so  viel  Kaum  las»en,  daß  der  Tnuisportzug 
I12  I'S.  Spiritus  -Lokomotive  und  Mulden- 
kippwagen  von  0,75 ',,m  Inhalt»  ohne  Gefahr 
durchfahren  kann. 

Ha  dcrStollen  in  ceraderl.inic  ohneKrüin- 
mungen  ziemlich 
genau  von  Süden 
nach  Norden  ver- 
läuft, war  eine 
Bewetterung  zu- 
niei»t  nicht  er- 
forderlich. Bei  stil- 
lem trüben  Wet- 
ter jedoch  wird 
künstlicheLüftung 
durch  ein  mit  Pe- 
troleum-Motor ge- 
triebene« Gebläse 
und  Luttenleitung 
von  30  "  I  »urchm 
bewirkt.  Die  Beleuchtung  erfolgt  mit  Bcrtzinlampen  und 
stellenweise  mit  Acctjien, 

Der  Beton  und  der  l*utzmörtel  werden  in  einem  Be- 
tonwerk maschinell  hergestellt.  Wahrend  ih  r  Sand  aus 
den  Mechernicher  Bergwerken  zu  Bahn  nach  Gemünd  und 
\im  dort  mittel»  der  zum  Bau  der  Talsperre  angelegten 
Tran»portbahn  zur  Baustelle  befördert  w  ird,  ebeu»o  wie 
auch  Zement,  Tratl  und  Sackkalk,  wird  der  Steinschlag 
durch  2  Steinbrecher  aul  der  Baustelle  gewonnen.  Schon  in 
den  Trommeln  und  Sieben  unter  den  Brechern  i»t  Wasser- 
spülung eingelegt,  um  da»  Material  vorzuwa»chen  Die 
mit  Stein»chlag  gefüllten  Wagen  gehen  dann  durch  eine 
Wäsche,  unter  welcher  das  Material  durch  zwei  Was«cr- 
strahlen  au»  50 mm  weitem  Kohr  unter  2  Atm  Druck  »o- 
lange  gewa»chen  wird,  bis  nur  klares  Wa-»er  unten  ab- 
läuft. In  dem  eigentlichen  Betonwerk  arbeiten  3  Kunze'- 
sche  Betonmischmaschinen  und  zwar  in  der  Kegel  2  grolle 
Maschinen  für  Beton  und  eine  kleinere  für  Putzmörtel. 
Das  Betonwerk  wird  durch  Petroleumglühlicht  beleuchtet, 
da  der  ganze  Betrieb  Tag  und  Nacht  ununterbrochen 
durchgeht.  Line  be»onder»  angelegte  3.5  »m  lange  Wasser- 
leitung, welche  von  2  Dampldruckpumpcn  au»  der  Kur 
bezw,  durch  einen  Hochbehälter  ge»pei»t  wird,  fuhrt  das 
Wa»»er  zum  Betonwerk  und  an  die  Arbeitsstellen  imTunnel, 

10 


«Jucrsclmilt  dei  Stollens  mit  eisernem  l.ehrgeruM. 


Kirnittr  • 


FcrH 


TT 


4 


i»l  ein  Schieberschacht 
I  des  künlti- 


Tage.    Etwa  100'»  vom 

ang  dnet.  welcher  bis  über 

gen  Staubeckens  reicht  Er  enthält  den  Hauptab»perr- 
üchieber,  welcher  durch  ein  elektrisch  iK  triebenes  Winde- 
werk bedient  wird,  Die  Sohle  des  Tunnels  hinter  die- 
sem Schacht  i»t  auf  eine  lange  Strecke  besonders  befestigt 
und  armiert,  um  ein  Auftreiben  durch  etwa  von  aulkn 
untertretendes  Wasser  zu  verhindern.  Da  die  Stauhöhe 
rd.  50"»  ist,  würden  hier  bei  leerem  Stollen  5  Ann.  Druck 
auftreten.  Im  Betrieb  hat  der  Stollen  von  innen  den 
gleit  len  Druck  von  5  Atm.  auszuhallen,  abgesehen  von 
Schwankungen  und  Stößen,  die  von  der  Turbincnanlage 
herkommen  können.  100"'  von  der  Ausmündung  des 
Stollens  i»t  ein  zweiter,  mit  »larker  Kisenauskleidung  ver- 
sehener Schacht  zur  Entlastung  eingebaut.  Bei  plötz- 
lichem Schließen  der  Zuführungen  im  Turbinenhaus  kann 
das  zurückgestaute  Wasser  hier  nach  oben  ausweichen 
und  durch  Kaskade  und  Gerinne  zum  Flußbett  der  Kur 
überlaufen  Von  diesem  Schacht  aus  werden  in  dem 
Stollen  zwei  sebmiedeiseme  Kohre  von  ie  1,50  Durchm. 
einbetoniert,  welche  von  hier  aus  da»  Wasser  zu  der 
Turbinenanlage  am  l'fer  der  Kur  fuhren  Der  Stollen 
wird  um  diese  Kohre  herum  vollständig  mit  Beton  aus- 
gefüllt,  und  es  ist  das  Stollenprofil  nach  dem  Ende  zu 


No.  3. 

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noch  bedeutend  erweitert,  s.nlaü  hier  t  in  kräftiger  Vcr- 
schhißpfiopfcn  hergestellt  isi  Am  Bcrghang  ist  eine  Kinne 
zur  Aufnahme  der  Rohrleitungen  bis  in  den  Kelsen  hin- 
ein angesprengt,  in  welche  die  Bohre  iioeh  bis  zur  Hälfte 
einbetoniert  werden  l  eher  den  Rohrleitungen  wird  ein 
Gewölbe  gespannt,  welches  stete  n  Zugang  zur  Leitung 
ermöglicht 

Die  Zentrale  liegt  unmittelbar  am  Fuße  des  Herges 
etwa  50  nl  unter  der  Stollcnmündung  und  unmittelbar  am 
L'fer  der  Kur,  zu  welcher  das  benutzte  Wasser  durch 
Abzuggräben  (l'ntcrwasscrkanälc)  geführt  wird.  Auch  die 
Turbincnanlage  wird  in  Beton  erbaut  und  sind  die  Grün- 
dungen für  die  Mauern  und  die  umfangreichen  Maschinen 
bereits  ausgeführt.    Her  Beton  hierzu  k.imnit  auch  aus 


dem  Betonwerk,  wird  <lurch  den  Stollen  und  auf  einem 
Bremsberg  zur  Baustelle  am  l'fer  der  Kur  gefordert 

Her  Entwurf  der  ganzen  Anlage  der  Talsperre  ist  von 
Ilm.  Geh.  Kcg-Rat.  Prof.  Dr  ing  Intze  in  Aachen  an- 
gefertigt, welcher  auch  die  Oberleitung  über  die  Bauarbeiten 
hat  Die  gesamte  örtliche  Bauleitung  liegt  in  den  Händen 
des  Hrn.  Kgl.  W'asserbauinsp  Frentzen. 

Die  Vorbeschriebenen  Arbeiten  zur  Herstellung  des 
Stollens  wie  auch  zur  Gründung  der  Turbinenanlage  wer- 
den vini  der  Gesellschaft  für  Zenien  t-Stein-Fabri- 
kation  Müser  &-  C'ie.  in  Obcrkasscl  (Siegkreis),  Unter- 
nehmung von  Betonbauten,  ausgeführt,  welche  auch  die 
gesamten  Maschinen  und  Hinrichtungen  dazu  bereit  ge- 
stellt hat. 


Neue  Vorschriften 


ic  Stadt  New -York  kann  den  Kuhm  für  sich  bean- 
spruchen als  eine  der  ersten  Stadtgemeinden  ein- 
gehendere und  sachgemäße  Vorschriften  für  den 
Eisenbetonbau  erlassen  zu  haben.  Bei  dem  allgemeinen 
Interesse,  das  diese  Vorschriften  für  sieh  beanspruchen 
können,  geben  wir  nachstehend  auszugsweise  nach  den 
Veröffentlichungen  in  „Engineering  News"  vom  8  Okt.  1903 
das  Wesentliche  ihres  Inhaltes  wieder: 

Die  ersten  4  Absätze  der  Verordnung  geben  nach  einer 
Erklärung  des  Begrif fs  Eisenbeton  die  Gcnehnii- 
gungs- Vorbedingungen: 

Die  Vorschriften  verstehen  unter  Eisenbeton  (concrete 
steel*  '  it  eine  bewährte,  mit  Eisen  beliebiger  Form  verstärkte 
Betonmischung,  in  einer  derartigen  Verbindung,  daü  das 
Eisen  die  Zugspannungen  aufnimmt  und  die  Scherfcshg- 
keit  vergrößert.  Soll  diese  Bauweise  auch  auf  Gebäude 
angewendet  werden,  für  welche  die  Baupolizei  -  Verord- 
nung Feuerfestigkeit  vorschreibt,  so  müssen  die  anzuwen- 
denden Konstruktionen  zuerst  nach  den  Vorschriften  der 
Baupolizei  eine  Feuer-  und  l>>schprobc  bestehen,  Bauer- 
laubnis wird  erst  erteilt,  wenn  der  Baupolizei  Angaben 
über  die  Zusammensetzung  de*  Betons  und  vollständige 
Zeichnungen  usw.  vorgelegen  haben,  aus  welchen  alle 
Einzelheiten  der  Anordnung  auch  hinsichtlich  der  Eisen- 
einlagen ersichtlich  sind.  Bei  der  Ausführung  müssen  die 
Werkleute  unter  einem  sachkundigen  Vorarbeiter  oder  Auf- 
seher stehen, 

Die  Absätze  5  9  geben  Vorschriften  für  das  zu  ver- 
wendende Material; 

Der  Beton  soll  naß  gemischt  werden  aus  1  Teil 
Zement,  zu  2  Sand,  zu  4  Steinschlag  oder  Kies  und  muß 
nach  28  Tagen  Erhärtung  mindestens  141  ks.-'H'-«  Festigkeit 
besitzen,  was  durch  Versuche  unter  Leitung  des  Bauamtes 
zu  beweisen  ist,  Nur  bester  i'ortlandzement  ist  zuge- 
lassen mit  folgenden  geringsten  Zugfestigkeiten: 

1  Tag  Erhärtung  an  der  Luft  21  ks.-<|rmt 

1        desgl.        und  6  Tage  unter  Wasser   35  „ 
1        desgl.        und  27  Tage     desgl.  4a 
Auch  sonstige  Prüfungen  können  aufgrund  der  Vor- 
schriften der  „American  Society  of  Civil-Engineers"  von 
Zeit  zu  Zeit  verlangt  werden.   Der  Sand  muß  rein,  scharf. 
Ichnv  und  schmutzfrei  sein;  Korn  nach  Vorschrift  des 
Bauamtes.  Die  Zuschläge   -  fester  Steinschlag  aus  Eruptiv- 
gesteinen (trap  rock  =  Basalt  in  erster  Linie!  oder  Kies 
sollen  durch  einen  King  von  19""»  Durchm.  gehen  An- 
deres Material  bedarf  besonderer  Zulassung.    Das  Eisen 
muß  den  bestehenden  Baupolizei-Vorschriften  entsprechen. 

Die  Absätze  10— 16  geben  Aufschluß  über  die  größten 
zulässigen  Beanspruchungen  und  die  Bercch- 
niingsgrundlagen: 

Beton  Druckspannung  bei  Biegung    .    .    .  35kl\'i'"\ 
desgl.  bei  reinem  Druck  (in  Stützen)    .       25  . 

desgl.   Schubspannung  3,5  « 

Eisen  Zugspannung  1125  „ 

desgl.   Scherspannung   703  „ 

Die  Adhäsionsspannung  darf  nicht  hoher  als  die  Scher- 


Vermischtes. 

Eine  Musikhallc  Im  Hennebique  Konstruktion.  Gegen 
Eisenbeton-Konstruktionen  wird  bekanntlich  oft  der  Vor- 
wurf erhoben,  dass  sie  stark  schal  leitend  «ind  In 
Amerika  scheint  man  anderer  Ansicht  zusein,  da  es  sonst 
wohl  ausgeschlossen  wäre,  eine  Musikhallc  ganz  in 
Eisenbeton-Konstruktion  zu  erbauen 

Eine  der  letzten  Nummern  des  „Engineering  Kccord" 


für  den  Eisenbetonbau  der  Stadtgemeinde  New- York.*) 

festigkeit  gesetzt  werden.    Das  Verhältnis  Et :  E4  ist  zu 
anzunehmen. 

Balken  und  Träger  dürfen  nur  als  frei  aufliegend  be- 
trachtet werden.  Für  die  kontinuierliche  Fortführung  über 
Zwischenstützen  wird  keine  Ermäßigung  des  Angriffs- 
momentes gestattet.  Dagegen  darf  eine  solche  für  gleich- 

miigc  I^ist  bis  auf  ' 


für  durchlaufende  Platten  an- 


■i  Vcrrl,  in  NV  t.    V.«-v,  bnftrti  dir  die  l'lanuri;:,  A  .i^iiinunj  nt"!  fv- 

aufkictlliCIlll,;  villi  F.IMnl.i  to.il.iut.  t)  (HK.U  s.iull.o  Vi. i  »i  I.I.Ii:.'  il.  »  s.  Ii».  i;i  - 

i.h.  Wti  In.-  -  tu»]  Anli  Vvri-,n«> 


,:)  »!.«■!  mihi  um  gli-n  l.l*  .I.i.i.  n.i  IHK  1111. 1  .rin  Sl.,lil  1  -  .,:,,)  il.i  ,r. 
<  (i  hJtit/«-i-^-ii  in  ^tan.l^n. 


lo.  Februar  1904. 


genommen  werden,  falls  über  den  Stützen  obere  Eiscn- 
einlagcn  vorhanden  sind.  Bei  quadratischen,  allseitig  auf- 
liegenden Platten  mit  gekreuzten  Eiseneinlagen  darf  eine 


Reduktion  bis  zu 


stattfinden.  Bei  Plattcnbalken  darf 


die  Deckenplatte  nur  mit  10-facher  Breite  des  Balkens  bei  Er- 
mittelung des  Widerstands-Momentes  angerechnet  werden. 

Bei  der  Berechnung  sind  ferner  folgende  Annahmen 
zu  machen:  Der  Eisenbeton  wird  als  homogenes,  elastisches 
Material  betrachtet  Die  Zugspannung  des  Betons  wird 
nicht  berücksichtigt.  Die  Spannung  in  einer  Faser  eines 
Balkens  wird  proportional  dem  Abstände  von  der  neutralen 
Achse  angenommen.  I>cr  Elastizitätsmodul  des  Betons  wird 
innerhalb  der  zulässigen  Spannungsgrenzen  als  konstant 
betrachtet. 

Das  Eisen  ist  >o  anzuordnen,  daß  es  seine  Spannungen 
sicher  auf  den  Beton  übertragen  kann,  falls  die  Adhäsion 
allein  nicht  ausreicht,  und  ferner  derart,  daß  es  auch  die  über- 
schüssigen Schubspannungen  des  Betons  aufnehmen  kann. 

Absatz  17  regelt  die  Zulassung  von  Eisenbeton- 
Säulen.  Diese  dürfen  nur  in  Längen  angewendet  wer- 
den, welche  das  12  fache  der  kleinsten  Seite  oder  des 
kleinsten  Durchmessers  des  Querschnittes  nicht  überschrei- 
ten. Die  Eisen  sind  mit  Querverbindungen  in  einfachem 
Abstände  wie  vor  zu  versehen. 

Der  Scblußabsatz  bestimmt,  daß  vom  Bauamt  dem 
l  'nternchmer  jeder  Zeit  in  angemessener  Frist  nach  der 
Herstellung  des  Baues  Belastungsproben  an  irgend  einer 
Stelle  der  Konstruktion  mit  dem  Dreifachen  der  bei  der 
Berechnung  zugrunde  gelegten  Last  auferlegt  werden 
können,  nach  welcher  die  Konstruktionen  keine  Schäden 
zeigen  dürfen.  -- 

Die  Vorschriften  sind  sehr  knapp  gefaßt  und  geben 
über  die  eigentliche  Ausführung  nur  einige,  über  die  Aus- 
rüstung gar  keine  Angaben,  sodaß  dem  Lntcrnehmer  hier 
weitgehende  Freiheit  gelassen  ist.  Sehr  ins  Einzelne  gehend 
erscheinen  dagegen  die  Vorschriften  über  die  zu  verwen- 
denden Materialien.  Auffallend  ist  die  niedrige  Festsetzung 
der  zulässigen  Beanspruchung  für  unmittelbaren  Druck, 
besonders  da  das  vorgeschriebene  Mindcst-Verhältnis  zwi- 
schen kleinster  Querschnittsabniessung  der  Stützen  und 
»leren  Längen  schon  ohnehin  große  Stärken  ergibt  Die 
für  l'i'obebelastungen  angesetzten  Werte  halten  sich  in 
Grenzen ,  innerhalb  deren  noch  keine  schädliche  l'cber- 
lastungtlerKoiistruktioncn  zu  befürchten  ist.  ( Probebelastun- 
gen  mit  dem  10-fachcn  Wert  der  Nutzlast,  wie  sie  Hannover 
und  Frankfurt  a.  M,  vorschreiben,  erscheinen  dagegen  von 
M «rubel ein  als  eine  Gefahr  für  den  Bestand  des  Bauwerkes). 


teilt  mit,  daß  Gineinnati  zwei  Musikhallen  besaß,  die 
im  Jahre  1902  einer  Keiiersbrinist  /um  Optcr  fielen.  Man 
entschloß  sich  zur  Wirderanfrichtung  eines  feuer- 
sicheren Baues  und  lim  ine  zunächst  an  eine  Konstruktion 
aus  Stahl  und  Ei-en.  Da  aber  dafür  die  vorhandenen 
Geldmittel  nicht  ausreichten,  wählte  man  eine  Stahlbeton- 
Konstruktion,  deren  Kosten  sich  geringer  herausstellten 
als  diejenigen  einer  Konstruktion  mit  Trägern  usw.  aus 
Stahl  und  Fußboden  aus  Holz 

Die  neue  Musikhalle  bildet  einen  Kaum  von  24.4  ■» 
Liiiiüc  und  19,20'"  Breite,  ohne  irgendwelche  Stützen  oder 
Teilungen;  doch  ist  an  dem  einen  Ende  eine  Plattform, 
am  anderen  Ende  ein  Balkon  eingebaut     Letzterer  wird 


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von  zwei  Stahlbeton-Trägern  von  19,30  <»>  Länge  getragen, 
von  welchen  der  eine  0,83»  Höhe  bei  0,31»  Breite  und 
der  andere  0,04  m  Höhe  bei  0,31  ■»  Breite  hat.  Das  fach, 
welches  in  Bogenform  hergestellt  ist,  wird  durch  vier 
bis  zum  Fußboden  hinabgeführte  Rögen  unterstützt,  die  in 
Abständen  von  4,88  "  liegen  und  1,23  m  Tiefe  bei  0,31  m 
Breite  haben;  die  Pfelten  liegen  in  4,57  m  Abstand;  sie 
sind  1,2a  m  hoch  und  6,31  °>  breit.  Die  Dachhaut,  welche 
anscheinend  ohne  Teilungen  hergestellt  ist,  hat  10™  Dicke. 
Wie  der  ganze  Bau  nel>st  seiner  Ausstattung  in  Stahlbeton- 
Konstruktion  hergestellt  Lst,  so  selbstverständlich  auch  die 
Treppe,  die  zun»  Balkon  hinaufführt  und  der  Kußboden 
der  Halle.  Die  Bauzeit  betrug  imganzen  vier  Monate, 
und  in  der  gleichen  Zeit  wurde  auch  noch  das  zu  der 
Halle  gehörende  Unterrichtsgebäudc  fertiggestellt.  Der  ver- 
wendete Zement  wurde  von  den  Atlas-Werken  geliefert; 
die  Mischung  war  1:2:4  un<l  zum  Kußboden  1 :  2  :  5. 

Die  Konstruktion  ist  nach  dem  System  Hennebique 
ausgeführt.  Architekt  war  G.  \V.  Drach  in  Cincinnati, 
Unternehmer  der  Vertreter  von  Hennebique  Ing.  .Mensch 
in  Chicago.  —  —B.  - 

Regeln für  die  Anordnung  der  Elseneinlagen  In  Elsen- 
betonbauten. Die  unter  dieser  Ueberschrift  in  No.  2  ent- 
haltene Mitteilung  kann  zweckmäßig  am  Schlüsse  noch 
dahin  vervollständigt  werden,  wie  man  zu  verfahren  hat, 
wenn  ohne  Rücksicht  aul  die  Kosten  für  die  Druck- 
spannung des  Betons  und  die  Zugspannung  des  Eisens 
bestimmte  Werte,  z  B.  40  bezw.  1000 eingeführt 
werden  sollen. 

In  diesem  Falle  wird  unter  Annahme  von  n  •=  15  der 
Abstand  t  der  Nullmie  von  der  Druckkantc  ( vergl.  die 
Abbildung  in  No.  2)  sich  ergeben  aus  Gleichung: 

*°    =   1  .     *     ,  woraus  j  =  \  u. 
1000       ij    }-■«'  8  y 

Für  Rechteck-Querschnitt  mit  der  Breite  b  wird  alsdann 
das  Querschnitts- Widerstandsmoment  inbezug  auf  Beton: 

»■:■(»-:)-'  -i»  (.-;») 


und  es  ergibt 
gleichung 


3 
21 

128 

-ich  di< 


40  b  y'  =  M 

6  M- 

wobei  alle  Größen  in  •"■  bezw.         zu  nehmen  sind. 

DicGlcichgewicht.sbcdingungS  Hör.  =  o  liefert  schließ- 
lich den  Eisenquerschnitt  mittels  Gleichung 

b .  :  .    "t  ^ 

40     _     =40.6.^«  =  ^ 


F.  1000  ■■ 


«•  oder  rund 
*  6 
Nutzhöhe  y  aus  der  Momenten- 


•  b  y . 

2  10  400 

Diese  Ergebnisse  entsprechen  den  von  mir  im  Zentral- 
blalt  der  Bauverwallung  No.  38  Jahrg.  1902  veröffentlichten 
und  im  Sonderdruck  erschienenen  Grundzügen  für  die 
statische  Berechnung  der  Eisenbelonbauten.  — 

M.  Koencn  in  Berlin. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Der  gemeinsame  Ausschuß  des  Verbandes  deutscher  Archi- 
tekten- und  Ingenieur  -  Vereine  und  des  deutschen  Beton- 
Vereins  für  die  Aufstellung  vorläufiger  Vorschriften  für  den 
Eisenbetonbau  hat  seine  Arbeit  im  wesentlichen  abgeschlos- 
sen, sodaß  wir  in  der  nächsten  Nummer  den  Entwurf  dieser 
Aufstellung,  die  noch  der  Zustimmung  der  beiden  Vereine 
bedarf,  also  noch  Abänderungen  erfahren  kann,  im  Wort- 
laut veröffentlichen  zu  können,  in  der  Lage  sind.  Der  Aus- 
schuß hat  seine  Arbeit  als  „Vorläufige  Leitsätze  für 
die  Vorbereitung,  Ausführung  und  Prüfung  von 
Eisenbctonbauten"  bezeichnet.  AU  wertvolles  Material 
hat  ihm  die  Arbeit  des  .Schweizerischen  Ing.-  u  Arch  -Ver 
gedient  (vergl  No.  21,  jedoch  ist  der  Ausschuß  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  hin  zu  etwas  abweichenden  Er- 
gebnissen gekommen.  Der  Entwurf  gliedert  sich  in  die 
eigentlichen  Leitsätze,  in  welchen  der  Stoff  so  ange- 
ordnet worden  ist,  daß  die  Pflichten  und  Hechte  der 
Unternehmung  und  der  die  Aufsicht  führenden  Behörde 
möglichst  auseinander  gehalten  worden  sind.  Angaben 
über  die  zulässigen  Beanspruchungen  sind  in  den  Leit- 
sätzen selbst  nicht  gemacht.  Sie  sind  in  einen  Anhang 
verwiesen,  welcher  auch  eine  für  die  Prüfung  von  Eisen- 
bctonbauien  anzuwenderwie  angenäherte  Bcrechnungswcisc 
enthält.    Der  Ausschuß  hat  sich  absichtlich  jeder  Ein- 

Ffchlung  einer  bestimmten  Berechnuugsmethude  für  die 
>imensionierung  enthalten,  weil  noch  keine  derselben 
allgemeine  Anerkennung  gefunden  hat.  Ks  bleibt  also 
jedem  überlassen,  die  ihm  passend  scheinende  Berech- 
nungsweise zu  verwenden.    Um  chic  gleichmäßige  Prü- 

12 


fung  durch  die  Behörden  zu  ermöglichen  und  um  einen 
Vergleich  für  den  Sicherheitsgrad  verschiedener  Aus- 
führungen zu  haben,  ist  aber  eine  bestimmte  Berech- 
nungsmethode erforderlich,  welche  die  Feststellung  der 
bei  den  Konstruktionen  auftretenden  Spannungen  ermög- 
licht. Für  die  so  zu  ermittelnden  Spannungen  sind  die 
Höchstwerte  festgelegt.  L>er  Ausschuß  hat  sich  für  diese 
Prüfungsberechnung  auf  die  von  Hrn.  Reg.-Bmstr.  Mörsch 
in  Neustadt  a.  H.  vorgeschlagene  Näherungsmethode  ge- 
einigt, nach  welcher  Zugspannungen  im  Beton  nicht  be- 
rücksichtigt werden.  Zur  Erleichterung  der  Anwendung 
sind  einige  ausgerechnete  Zahlcnbcispielc  beigegeben  (die 
wir  in  unserem  Abdruck  an  dieser  Stelle  fortlassen  werden). 
Dem  Entwurf  ist  eine  kurze  Erläuterung  zugefügt. 

Es  ist  zu  hoffen,  daß  die  Vorschläge  des  gemein- 
samen Ausschusses  der  beiden  Vereine,  sobald  sie  die 
Zustimmung  der  letzteren  selbst  gefunden  haben,  auch 
den  Beifall  der  maßgebenden  Behörden  und  damit  eine 
möglichst  allgemeine  Anwendung  finden  werden,  bis  die 
wissenschaftlichen  Arbeiten  und  Untersuchungen  weit 
genug  gediehen  sind,  um  etwas  Besseres  und  Bleibende- 
res an  ihre  Stelle  zu  setzen.  — 

Die  endgültige  Tagesordnung  der  XXVII.  Generalver- 
sammlung des  Vereins  Deutscher  Portland-Cement-Fabrikan- 
ten,  welche  am  24.  u.  25.  Fcbr  d.  J.  vormittags  10  Uhr  im 
Architekten-Haus  zu  Berlin,  Wilhe'lmstr.  02  93  abgehalten 
wird,  liegt  nunmehr  vor.  Von  dem  in  No.  2  S.  8  abge- 
druckten vorläufigen  Programm  unterscheidet  sich  die- 
selbe nur  darin,  daß  als  6.  Punkt  die  Wahl  von  Delegier- 
ten zum  Besuch  des  IV.  Kongresses  des ■  „Internat. Vereins 
für  die  Materialprüfungen  der  Technik",  der  im  Herbst 
dieses  Jahres  in  SL  Petersburg  stattfinden  wird,  einge- 
schoben ist  und  daß  die  Punkte  11  und  i<>  wegfallen.  An 
deren  Stelle  treten  die  beiden  Kragen  „Wieviel  Schwach- 
brand darf  im  guten  Porilandzcment  sein"  und  „Mitteilun- 
gen aus  dem  ehem.  Laboratorium  für  Tonindustrie  über 
ein  eigenartiges  Verhalten  eines  in  Zementmörtel 
führten  Kanalcs".  — 

Die  VII.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Beton- Vereins 

findet  am  26.  und  27.  Febr.  d.  J  ,  vorm.  10  Uhr  beginnend, 
an  gleicher  Stelle  statt.  Die  Tagesordnung  ist  folgende: 
1.  Jahresbericht  des  Vorstandes;  2,  Rechnungslegung,  Ent- 
lastung des  Vorstandes;  3.  Wahl  von  3  Vorstandsmitgliedern. 
Es  scheiden  aus  die  Hrn.:  E.  Dyckerhoff,  F..  lluber, 
B.  I.iebold;  4.  Wahl  von  3  Rechnungsprüfern;  5.  Vorlage 
des  Voranschlages;  6.  Antrag  des  Vorstandes  auf  Erhöhung 
des  Jahresbeitrages;  7.  Beschlußfassung  über  eine  Wander- 
Vcrsammliuig  i.  J.  1904  unt.  UmsL  Wahl  eines  Ausschusses; 
8.  Bericht  der  Beton-Kommission,  Ref.  Hr.  A.  Hüscr;  An- 
trag des  Vorstandes  zur  Bewilligung  von  Mitteln  zur  Aus- 
führung weiterer  Proben ;  9.  Vorlage  der  von  dem  gemein- 
samen Ausschuß  des  Verb,  deutsch.  Arch-  und  Ing.-Ver. 
und  des  Deutsch.  Beton- Ver.  aufgestellten  vorläufigen  Leit- 
sätze für  die  Vorbereitung,  Ausführung  und  Prütung  von 
Eisenbetonbauten  und  Antrag  des  Vorstandes  auf  Annahme 
dieser  vorläufigen  Leitsätze  seitens  der  Hauptversammlung; 
10.  Vortrag  des  Hrn  Dir.  Zöllner  Uber  neue  Ausführun- 
gen im  Eisenbetonbau;  11.  Vortrag  des  Hrn.  Ing.  Becher 
über  „Patentierte  Eiscnbctonsaulen  System"  Becher"; 
12.  Vortrag  des  Hrn.  Ing,  W.  Mucser,  Chef-Ing  der  Con- 
cctestecl  Engineering  Co.  in  New -York  über  „Die  Form 
der  Eiseneinlagen  in  den  Eisenbetonbauten  Nord- Amerikas, 
insbesondere  das  Thacher-Eisen-;  13.  Sind  neue  Beobach- 
tungen und  Erfahrungen  bei  Beton,  Eisenbetonbauten  und 
Zementarbeiten  gemacht '  14.  Mitteilungen  über  bemerkens- 
werte Bauausführungen  und  neue  Betonproduktc;  15.  Er- 
ledigung der  im  Kragekasten  vorgefundenen  Fragen.  — 

Die  XXXX.  Generalversammlung  des  deutschen  Vereins 
für  Ton-,  Cement-  und  Kalk  -  Industrie  tagt  am  gleichen 
Orte  in  der  Zeit  vom  22.-  24.  Februar.  Aus  den  tech- 
nischen Vcrliandlungs-Gcgcnständcn  erwähnen  wir:  Be- 
richt über  weitere  Untersuchungen  Uber  die  Ausblühungen 
von  Ziegelsteinen  von  Hrn.  Dr.  Mäckler  in  Berlin;  Mit- 
teilungen aus  dem  ehem.  Laboratorium  fürTonindustric  über 
das  Verhalten  von  Ton  in  Salzlösungen;  über  Hohlmaueni 
von  Hrn.  Dr.  II.  Schmidt  in  Ilarselcld;  über  neuere  tech- 
nisch künstlerische  Bestrebungen  im  Backsteinbau  von  Hrn. 
Stadtbauinsp.  ü.  Stiehl  in  Berlin;  ferner  verschiedene 
Mitteilungen  über  Neuerungen  an  Ringöfen,  Abschneidc- 
Apparaten  usw.  Der  Versammlung  geht  am  21.  Kebr.  eine 
Gedächtnisfeier  für  Kommcrzicnral  P.  March  voraus.  — 


t:  A u >l nimmt  <t<»  Knfiu.i"i  i»<.jl !<-,;..  an  dtt  Irfttaliperre  mit 
s.t.im|.ri.rioi.-.\,KU.  i<tim,r.  -  X.  m-  Voi  wli.  jti-r,  inr  <lc:i  Kiw-nbrtonbau  der 
su<tt^riun...lr  Xrn  -Yvt\.  -  V.  rn  M  l.i.  i.  —  Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Verla*  der  OeulfcfWn  bauxeituop,  <#.  m  b.  II.,  Berlin.  Kflr  die  Redaktion 
verantwortlich  Vau  Kmrieii,  hulltl     Diwk  voll  Willi.  Ort»»,  Bettln. 


No.  3. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

E MITTEILUNGEN  ÜBER  = 


ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  ♦    *  ? 

I.  JAHRGANG  1904.  N2r  4. 

Vorläufige  Leitsätze  für  die  Vorbereitung,  Ausfuhrung  und  Prüfung  von  Eisenbetonbauten.  (Entwurf.) 

Aufgestellt  vom  Ausschuß  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine  und  des  Deutschen  Beton-Vereins. 

I.  Allgemeines. 

I)ic  Leitsätze  bezichen  sied  auf  Bauten  oder  Bauteile 
aus  Beton  mit  beliebig  geformten  Eiseneinlagen,  bei  welchen 


beide  Konstruktionselemente  für  die  l.astübcrtragung  zu 
gemeinsamer  Malischer  Wirkung  gelangen  *) 

II.  Bauvorbereitung. 

Kür  Eisenbetonbauten  sind  an  Bauvorlagen  in  der 
Kegel  erforderlich: 

1.  Zeichnungen,  welche  die  Anordnung  im  ganzen 
und  im  einzelnen  klarstellen, 

2.  statische  Berechnungen,  welche  die  Bclastungs- 
Annahmen  und  den  Nachweis  der  hinreichenden 
-Sicherheit  der  Konstruktion  iu  Ohci-sichtlicher  und 
prüfbarer  Körnt  enthalten, 

3  Angaben  über  die  Herkunft,  die  Beschaffenheil  und 
die  Zusammensetzung  der  zur  Verwendung  bestimm- 
ten Materialien, 

4  Angaben  über  die  Zug  fest  igkeit  der  Eiseneinlagen 
sowie  über  die  gewährleistete  Druck f est igkc  1 1 
I  Würfclfestigkeit)  des  Betons, 

5.  Erläuterungen,  z  B.  zu  schwierigen  Konstruk- 
tionen, zum  Baufortgang  und  dergleichen. 

l>ie  Baltvorlagen  sind  außer  von  den  Verfassern 
spätestens  vor  Baubeginn  auch  von  demjenigen  Unter- 
nehmer zu  unterschreiben,  welcher  die  Ausführung  des 
Kiscnbetoiibaucs  unmittelbar  übernimmt. 

Durch  die  Zulassung  der  Bauausführung  seitens  der 
zuständigen  Behörde  wird  der  rnternehmer  in  keiner 
Weise  von  seiner  vollen  Verantwortung  für  Entwurf  und 
Ausführung  entbunden. 

III.  Prüfung  der  Bauvorlagen. 

Da  es  zur  Zeit  noch  an  einer  allgemein  anerkannten 
Theorie  für  die  Berechnung  der  Kisenbetonbauten  fehlt, 
wird  empfohlen,  bis  auf  weiteres  die  Entwürfe  für  Eisen- 
betonbauten unter  Zugrundelegung  der  im  Anhang 
gegebenen  und  durch  Beispiele  erläuterten  angenäherten 
Bcreehnungswei.se  zu  prüfen. 

IV.  Bauausführung. 
A.   Bauleitung  und  Bauarbeiter. 

Her  Unternehmer  von  Kisenbetonbauten  darf  die 
unmittelbare  Leitung  derartiger  Bauten  nur  solchen  Personen 
übertragen,  welche  diese  Bauart  «ründheh  kennen 

Zur  Ausführung  müssen  geschulte  Arbeiter  unter 
dauernder  Aufsicht  vollständig  mit  der  Bauweise  vertrauter 
I  cchniker  oder  zu  verlässigerVorarbeiter  verwendet  werden. 

Auf  Anfordern  des  Bauherrn  oder  der  zuständigen 
Behörde  ist  der  Unternehmer  verpflichtet,  nachzuweisen, 
dali  die  mit  der  Leitung  und  Beaufsichtigung  betrauten 
Personen  bei  Ausführung  von  Kisenbetonbauten  schon 
mit  Erfolg  lälig  gewesen  sind 

B    Material  und  seine  Verarbeitung 
1    K  i  se  nc  i  11  läge  n. 

Vor  der  Verwendung  ist  das  Eisen  von  Schmutz 
und  Kelt  sowie  von  losem  Kost  zu  befreien 

Es  wird  empfohlen,  die  auf  Zug  beanspruchten 
Eiseneinlagen  an  den  freien  Kndcn  umzubiegen  oder 
derart  zu  gestalten,  datl  dadurch  ein  Gleiten  der  Eisen  im 
Beton  erschwert  wird. 

Schweißstellen  sind  möglichst  zu  vermeiden,  jeden- 
falls sollen  sie  nicht  an  den  gefährlichen  Stellen  liegen. 

s'»»i.-r'n!|c,f  .\r,«rnd.l.ie  f.iulr»  -lir  l.itvni/c  »Mrh  *<:[  ><■  -inl.uu 
tun  KisrnrinUL...t,,  fc,j  w,t,  \-,.m  ,1,,»  <■  in«,  m.-n i.  Ii,  Kivn  illr  7.«t  >»Ut 
Hi,  £iin»s.,,jnnunK.  ti  »Uttum  hrm  n  h»t. 


Das  Kinlegen  der  K.isen  muß  derart  erfolgen,  daß 
ihre  planmäßige  Lage  möglichst  genau  innegehalten  wird 
und  daß  ein  vollständiges  Umschließen  der  Eiseneinlagen 
durch  den  Beton  erzielt  werden  kann. 

I  »je  Deckung  der  Eisenstäbc.  d.  i.  der  Abstand  derOber- 
fläche  des  Eisens  von  der  Außenfläche  des  Betons,  soll  in 
der  Kegel  nicht  weniger  als  i  <■«  betragen,  Bei  geringerer 
Stabdickc  als  i  ™  kann  die  Stärke  der  Deckung  bis  auf  0,5  rm 
ermäßigt  werden,  wenn  spater  Putz  aufgetragen  wird. 
2.  Zement. 

Es  durf  nur  anerkannt  guter  und  den  für  Portland- 
Zement  geltenden  Normen  entsprechender  Zement  ver- 
wendet werden 

3  Sand.  Kies  und  sonstige  Zuschlage. 

Sand,  Kies  und  sonstige  Zuschlage  müssen  zur 
Betonbereitung  geeignet  sein  (vergl.  hierzu  II  4  und  V  A  4). 

Das  Korn  der  Zuschläge  darf  nur  so  grob  sein,  daß 
die  Verarbeitung  des  Betons  zwischen  den  Eiseneinlagen 
und  zwischen  Schalung  und  Eiseneinlagen  noch  mit 
Sicherheit  stattfinden  kann. 

Saure*)  Schlacke  darf  als  Zuschlag  nicht  verwendet 
werden 

4.  Beton. 

Der  Beton  'oll  in  der  Kegel  nach  aßtägiger  Erhärtung 
unter  normalen  Witterungsverhältnissen  iu  Würfeln  von 
301m  Seitenlänge  mindestens  eine  Druckfestigkeit  von 
180-  -200  tk'/'i-m  besitzen. 

Kr  muß  so  plastisch  verarbeitet  werden,  daß  eine  voll- 
ständig dichte  l  mschheßiing  der  Eiseneinlagen  durch  den 
Mörtel  des  Betons  erzielt  wird. 

Der  im  Beton  enthaltene  Mörtel  darf  bei  Verwendung 
eines  gemischtkörnigen  Sandes  bis  5  mm  Korngröße  nicht 
magerer  als  1:3'*)  sein.  Zuschläge  von  Kiessteinen  oder 
harten  Steingcschlägcn  passender  Größe  dürfen  bis  zu 
eichen  Teilen  wie  Sand  beigegeben  werden. 

Das  Zubereiten  des  Betons  muß  derart  erfolgen,  daß 
die  Menge  der  einzelnen  Bestandteile  jederzeit  kontrolliert 
werden  kann  Sofern  die  Mischung  des  Betons  nach 
Kaumteilen  (d.  h.  durch  Messung)  erfolgt,  gilt  als  Vor- 
aussetzung, daß  der  Zement  ohne  Kall  in  das  Maßgefäß 
eingeschüttet  (nicht  eingerültelO  wird. 

Zur  Umrechnung  von  Kaumleilen  auf  Gewiehtsteile 
ist  das  Kubikmeter  l'ortlandzement  zu  1  400  kg  Gewicht 
anzunehmen. 

l\   Schalung  und  Stützung.    Ausrüstung*! risten. 

Die  Schalungen  müssen  so  stark  sein,  auch  so  fest 
verbunden  und  unterstützt  werden,  daß  eine  genaue  Her- 
stellung der  Bauteile  in  den  beabsichtigten  Können  ge- 
währleistet ist 

Sic  müssen  auch  ein  Einstampfen  des  Betons  in 
dünnen  Schichten  ermöglichen  und  leicht  und  gefahrlos 
unter  Belassung  der  etwa  noch  notwendigen  Stützung 
entfernt  werden  können. 

Die  Kristcn,  welche  zwischen  der  Beendigung  des 
Kinstampfens  und  dem  Ausrüsten  (d,  i.  Kntfernung  von 
Schalung  und  Stützung)  liegen  müssen,  sind  von  der  je- 
weiligen Witterung,  von  der  Stützweite  und  dem  Eigen- 
gewicht der  Bauteile  abhängig  Die  seitliche  Schalung 
von  Balken  und  Stutzen  sowie  die  Schalung  von  Decken- 
platten kleinerer  Abmessungen  kann  schon  nach  genügen- 
der Erhärtung  des  Betons  d.  h.  nach  wenigen  Tagen  ent- 
fernt werden,  während  die  Stützung  der  Balken  nie  vor 


*'\  l*ti>hr  mit  Lirkmu,  l'npirr  in  «Irr  K^7«'l 
1  Vri;l   lirr/u  <lir  Kcl  »ittdunnrn  S  16. 


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Ablauf  von  t  |  Tagrn  beseitigt  werden  sollte.  Bei  größe- 
ren Stützweiten  und  Querschnitts- Abmessungen  sind  unter 
Umständen  Fristen  von  4-6  Wochen  erforderlieh. 

Bei  mehrgeschossigen  Gebäuden  darf  die  Stützung 
der  untenliegenden  Decken  erst  entfernt  werden,  wenn 
die  Erhärtung  der  Decken  soweit  vorgeschritten  ist,  daß 
deren  Tragfähigkeit  zur  Aufnahme  der  vorhandenen  Auf- 
last ausreicht 

Tritt  während  der  Erhärtungsdauer  Frost  ein.  so  sind 
die  Ausrüstungs-Fristen  mindestens  noch  um  die  Dauer 
der  Frostperiode  zu  verlängern. 

D.  Schutz  der  Bauteile. 

Die  Eisenbeton  -  Konstruktionen  müssen  sofort  nach 
Beendigung  des  Stampfens  in  geeigneter  Weise  gegen  Be- 
schädigungen sowie  gegen  Einwirkungen  geschützt  wer- 
den, welche  auf  die  Erlangung  einer  ausreichenden  Trag- 
fähigkeit von  nachteiligem  Einfluß  sein  könnten.  Auch 
ist  dafür  Sorge  zu  tragen,  daß  die  Konstruktionen  nach 
Erlangung  ihrer  Tragfähigkeit  nicht  durch  Vornahmen 
irgend  welcher  Art  geschwächt  werden,  z.  B.  durch  Ein- 
stemmen von  Löchern  und  Schlitzen  für  Rohrleitungen 
und  dcrgl.  an  ungeeigneter  Stelle. 

V.  Beaufsichtigung  und  Prüfung  der  Bauausführung 
A.  Prüfung  während  der  Ausführung. 

In  der  Regel  muß  sich  die  Prüfung  erstrecken: 

1.  auf  die  sachgemäße  Ausführung  der  Schalung  und 
Stützung. 

2.  auf  die  planmäßige  Verwendung.  Anordnung  und 
Stärke  der  Eisencinlagen, 

3   auf  die  Verwendung  der  richtigen  Betonmischung, 
4.  auf  die  Feststellung,  daß  die  verwendeten  Materialien 
die  vom  Unternehmer  angegebene  Festigkeit  be- 
sitzen (vergl.  unter  II  4).  Die  Feststellung  kann  z.  B. 
erfolgen  durch  die  Prüfung  auf  der  Druckpresse, 
von  Bctonwürfcln  mit  30 tm  Seitcnlänge,  zu  deren 
Herstellung  der  an  der  Baustelle  zur  Verwendung 
kommende  Beton  zu  nehmen  ist,  oder  durch  Bei- 
bringung der  Prüfungszeugnisse  über  Festigkeits- 
proben, welche  mit  1  eilen  des  Baumaleriales  in  einer 
Versuchsanstalt  stattgefunden  haben, 
l'nter  Umständen  kann  die  Prüfung  auch  durch  Aus- 
führung eines  Prohebautrilcs  (z.  B.  eines  Plattenbalkens) und 
Belastung  desselben  bis  zum  Bruch  nach  Ablauf  einer 
Erhärtungsfrist  von  aß  Tagen  erfolgen,  wobei  die  Ein- 
senkungen  im  Verlauf  der  Probe-Belastung  möglichst  genau 
zu  ermitteln  sind. 


B 


Prüfung  nach  Been 
In  der  Regel  muß  sich 


igung  der  Ausführung 

ie  Prüfung  erstrecken  : 

1.  auf  die  Feststellung  ausreichender  Erhärtung  der  Bau- 
teile vor  ihrer  Ausrüstung, 

2.  auf  die  Feststellung,  ob  sämtliche  Bauteile  nach  dem 
Ausrüsten  unversehrt  sind. 

3.  auf  die  Feststellung,  daß  die  rechnungsmäßigen  Konstruk- 
tionsstärken vorhanden  sind,  durch  Stichproben  <z.  B 
durchHerstellungeinzelnerlUicher  ineinzelncn Decken», 

4.  auf  die  Vornahme  von  Belastungsproben. 
Derartige  Proben  sind  stets  vorzunehmen,  wenn  be- 
gründeter Verdacht  vorhanden  ist,  daß  Bauteile  nicht  ein- 
wandfrei hergestellt  oder  daß  sie  durch  Einflüsse  irgend 
welcher  Art  in  Üirer  Tragfähigkeit  beeinträchtigt  sind. 

Belastungsproben  dürfen  erst  nach  45tägigcr  Erhärtung 
des  Betons  stattfinden. 

Bei  Probcbelastung  von  Deckenplatten  und  Balken 
soll,  wenn  mit  g  das  Eigengewicht  und  mit  p  die  gleich- 
förmig verteilte  Nutzlast  bezeichnet  wird,  die  aufgebrachte 
I-ast  folgende  Werte  nicht  übersteigen:  

B«  B*U.tu.i|[  rtr«  fMurn  Fr-Idc      B.  ,  K-llwriw.  HrLutunc  ih  fVIdrs 

XutiU«  id  kj/qm:  VuvliM  in  kt>|m: 

UHU  I  Hm  iiIm-t  Odo  lliUrr  Hoo  obrr  800 

Die  derart  belasteten  Bauteile  können  als  ausreichend 
sicher  dann  angesehen  werden,  wenn  nennenswerte  blei- 
bende Formänderungen  nicht  entstanden  sind. 

Auf  eine  möglichst  genaue  Ermittelung  der  Ein- 
renkungen des  Bauteiles  in  den  einzelnen  Abschnitten  der 
Belastungsprobe  ist  Gewicht  zu  legen. 

C.  Pflichten  des  Unternehmers. 

Der  Unternehmer  muß  gewärtig  sein  und  ist  ver- 
pflichtet, auf  Erfordern  des  Bauherrn  oder  der  zuständigen 
Behörde  den  Nachweis,  für  die  Richtigkeit  seiner  Angaben 
und  für  die  Güte  seiner  Bauausführung  durch  die  vor- 
stehend unter  V  A  4,  V  B  3  und  V  B  4  bezeichneten  Veran- 
staltungen zu  führen.  Die  hierfür  aufzuwendenden  Kosten 
müssen  in  angemessenem  Verhältnis  zu  den  Gesamtkosten 
der  Bauausführung  stehen. 

VI.  Ausnahme-Bestimmung. 

Abweichungen  von  den  in  vorstehenden  Leitsätzen 
gegebenen  Regeln  sind  zulässig,  sobald  sie  durch  ein- 
gehende Versuche,  durch  die  an  vorhandenen  Bauten  ge- 
sammelten Erfahrungen  oder  durch  Urteile  maßgebender 
Persönlichkeiten  ausreichend  begründet  werden  können. 


Anhang  zu  vorstehenden  Leitsätzen 
betreffend  die  bei  der  Prüfung  von  Eisenbetonbauten  anzuwendende  Berechnungsweise. 

genommen  werden.  Bei  ungleicher  Fcldwcite  bezieht  sich 


A.  Grundlagen  für  dt 

I.  Belastungen. 
Ks  sind  zu  unterscheiden: 

a)  das  Eigengewicht  des  Eisenbetons,  welches  mit  dem 
Durchschnittswert  von  2400  'a-/'1""  anzunehmen  ist,  sofern 
nicht  geringeres  Gewicht  nachgewiesen  wird, 

bi  die  übrige  ständige  Belastung, 

c)  die  Nutz-  oder  Verkehrslast 

II.  Aeußere  Kräfte. 

ni  Für  die  Berechnung  der  äußeren  Kräfte  sind  die 
Regeln  der  Statik  und  Elastizitätslehre  maßgebend. 

b>  Um  dir  Grenzwerte  der  äußeren  Kräfte  zu  erhalten, 
ist  die  ungünstigste  Verteilung  und  Stellung  der  Nutz-  oder 
Verkchrslasl  inhetracht  zu  ziehen. 

rl  Etwaige  Stoßwirkungen  können  durch  die  sonst  übli- 
chen Zuschlage  zu  den  Verkehrslasten  berücksichtigt  werden 

d)  Als  Stützweite  ist  in  Rechnung  zu  stellen: 

1    bei  Balken  die  Entfernung  der  Auflagermiltcn. 
Sofern  der  Berechnung  nicht  andere  Annahmen  zu- 
grunde gelegt  werden  müssen: 

2.  bei  frei  autliegenden  Deckenplatten  die  Frcilängr  der 
Deckenplatte  zuzüglich  der  Plattendicke  in  der  Mitte 

3.  bei  kontinuierlichen  Platten  die  Entfernung  von  Mitte 
bis  Mitte  der  Balken. 

el  Sofern  für  Einspannung  und  Kontinuität  von  Decken- 
platten und  Balken  die  erforderlichen  Voraussetzungen 
vorhanden  sind,  müssen  die  an  den  Auflagern  auftreten- 
den Biegiingsmomenie  bei  Bemessung  der  Auflagernder- 
schnitte  durch  Anordnung  der  Eiseneinlagen  nahe  der  ge- 
zogenen Oberfläche  berücksichtigt  werden. 

Wird  für  kontinuierliche  Balken  oder  Platten  eine  Be- 
rechnung auf  Kontinuität  nicht  durchgeführt,  oder  bei  letz- 
teren eine  Einspannung  zwischen  Trägern  oder.Matiern  nicht 
nachgewiesen,  so  dürfen  bei  gleicher  Feldweite  und  gleich- 
förmig verteilter  Last  die  Moniente  über  den  Auflagern  nicht 

und  in  Feldmittr  nicht  kleiner  als 
8  10 


8 


für  das  StÜtzcnmomenl  auf  die  größte  Feldweite. 


kleiner  al> 


an- 


Eine  Einspannung  von  Balkcnenden  in  Mauern  ist  in 
den  wenigsten  Fällen  vorhanden  und  soll  daher  unbe- 
rücksichtigt bleiben,  sofern  nicht  besondere  konstruktive 
Anordnungen  eine  Einspannung  der  Enden  gewährleisten. 
In  diesem  Falle  ist  die  Möglichkeit  der  Einspannung  durch 
Rechnung  nachzuweisen. 

f)  Bei  Berechnung  von  Stützen  ist  die  Möglichkeit 
exzentrischer  Belastung  in  Betracht  zu  ziehen. 

III.  Innere  Kräfte. 

a)  Die  inneren  Kräfte  und  Spannungen  im  Be- 
ton werden  ermittelt  unter  der  Voraussetzung  homogenen 
Materials.  Der  Elastizitätsmodul  des  Betons  auf  Druck  Kh 
wird  als  konstant  derart  angenommen,  daß  das  Verhältnis 
de*  Elastizitätsmoduls  des  Eisens  zu  dem  des  Betons 

:  #4  =  "  =  '5  wird,  sodaß  demnach  die  Eisenquer- 
schnitte mit  dem  15  fachen  ihres  wirklichen  Wertes  in 
Rechnung  zu  stellen  sind. 

b)  Die  Ermittelung  der  inneren  Kräfte  und  Span- 
nungen des  auf  Zug  beanspruchten  Eisens  erfolgt 
unter  der  Voraussetzung,  daß  die  auftretenden  Zugspan- 
nungen sämtlich  vom  Eisen  aufgenommen  werden  müssen, 
die  Zugfestigkeit  des  Betons  somit  außer  Betracht  bleibt. 

c)  Das  auf  Druck  beanspruchte  Eisen  wird  mit 
dem  15  fachen  seines  Ouerschniltes  in  die  Rechnung  ein- 
geführt.   Die  Kniekgcfahr  ist  zu  berücksichtigen 

IV    Zulässige  Beanspruchung 
ai  Die  zulässige  Beanspruchung  richtet  sich  nach  der 
Bruchfestigkeit  der  zur  Verwendung  gelangenden  Mate- 
rialien und  nach  der  Bercchnungsart 

b)  In  der  Voraussetzung,  dati  der  verwendete  Beton 
nach  aBtägiger  Erhärtung  mindestens  eine  Druckfestigkeit 
von  180  200^'  <)"n  und  das  Eisen  eine  Zugfestigkeit  von 
3H00   40C0        111  besitzt,! s,,lleu  bei  Anwendung  der  im 

No.  4. 


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Folgenden  gegebenen  Annäherungsre. 
siehenden  Spannungswerte  nicht  übcr> 
bei  Beton  auf  Druck  bei  Biegung  . 
„  unmittelbaren  Druck 

„       ,       „    Schub  bei  Biegung 


Adhäsion  .......  7,5 

.    Eisen    „  Zu«  1000  „ 

Für  Beton  von  höherer  Druckfestigkeit  sind  ent- 
sprechend höhere  Spannung* werte  für  Druck  zulässig, 
bis  zu  soki;  ,'rra  Gleiches  gilt  von  Eisen  mit  höherer 
Zugfestigkeit. 

B.  Anniherunggrechnung. 

I.   Einfache  Biegung. 
1    Rechteckiger  Querschnitt.  Platten 
al  mit  einfacher  Eiscncinlagc.    Es  bedeute; 
F,  =  Querschnitt  der  auf  die  Plallenbrcitc  b  (in  <m)  cn\. 
fallenden  gezogenen  Eiscneinlagcn  in  Mrm, 
E, 

h  —  Nutzhöhe,  n  =      =  15, 

M  =  Moment  der  äußeren  Kräfte  in 
P  =  Querkrafi  des  betr.  Querschnitte«  in  kr. 

Dann  ist  nach  Abbildg.  1 :  die  Entfernung  der  neutralen 
Schicht  vom  oberen  Rande 

2  Jf 

AjMA      J  l)  ' 

M 

die  Beansi)ruchung  des  Eisens   o  =  „  , 

\' 

die  Schubspannung        .    .    .    r„  =   

die  Adhäsionsspannung  der  in  dem  betreffenden  Quer- 
schnitt hierfür  inbetracht  kommenden  Eiseneinlagen 

1       Umfang  der  Eiscneinlagcn 
Eine  Berechnung  der  Schub-  und  Adhäsions-Spannun- 
gen  ist  bei  einfachen  Platten  in  der  Regel  entbehrlich. 

r  B  -~  ct 

\1  : 


Inning  die  nach-  b  darf  aber  hierbei  nicht  grolier  sein  als  der  TrÄgcrabsland. 
r-hritten  werden:  Zu  unterscheiden  sind  2  Falle: 

.    .    -loU'/'t""  a)  x  7:  J  (vcrgl.  Abbildg.  3). 

.       35     „  Die  unter  l,B  gegebenen  Formeln  sind  auch  hier  giltig. 

Zu  berechnen  sind  unter  Umständen  die  Schubspannun- 


1  i  ? 

—  > 

1 

1 

A 

.i  

•  •  • 

h 

1 

^vz 

Abbild*.  3a  und  Il- 
gen im  Steg  und  die  Adhäsion*  -  Spannungen  an  den  am 
Auflager  noch  vorhandenen  Eiseneinlagen    Diese  sind 

r 

'0  = 


 V  . 

\ 


K 


die  Beanspruchung  des  Betons  eb  = 


T  _  °oTo  

1       Umfang  der 
Eiscneinlagcn 
b)  r~>d  (vgl.  Abb.  4). 
Z       Unter  Vernachlässigung 
der  geringen  Druckspann- 
At.i.iUte  4  ungen  im  Steg  ergibt  sich: 

2  n  k  Ft  -f  l>  <P  'l  <P 

il  a.x 

«  =  „   ,         ,    -    und  o,  = 
•      F.lA-x  +  j,)  •     n(A  j) 

II  Druck. 

Die  Eiseneinlagen  der  Stützen  müssen  mindestens 
0.8%  des  GesaniKiuerschnittes  l>ctragcn.  Die  auf  Druck 
beanspruchten  Eiscneinlagcn  sind  durch  Querverbindun- 
gen (in  der  Regel  Rundeisen)  gegen  Ausknicken  zu  sichern. 
Der  Abstand  der  Querverbindungen  soll  nicht  größer  sein 
als  die  Sftulendicke. 

1.  Stützen  ohne  Knickgefahr. 

at  Zentrischer  Druck. 

Wenn  Ft  den  Querschnitt  des  Belonkörpcrs  bedeutet, 
so  wird  die  zulässige  Belastung 

/'  =  «t  ( Fh  -f  n  Ft) ,  worin  n  •=  15 

/'  P 


Feiner  ist  <r.  = 


Ft  +  nF.' 


F.  r  F, 


—  n  .", 


Abbild;.  1  Atihililc.  2. 

b)  Mit  doppelter  Eiseneinlagc.  Mit  <lcn  Bczcichmingeii 
der  Abbildg.  2  ergibt  sich  der  Abstand  x  der  neutralen 
Schicht  aus  der  quadratischen  Ulcichung: 


Ist  hieraus 
des  Betons 


x  ermittelt,  so  folgt  als  Druckspannung 
6  M  x 


als  Zugspannung  der  unteren  Eiseneinlage 

-r 

als  Druckspannung  der  »l>cren  Eiseneinlage 
e,  _  VJ  *'>•»• 
j- 

2.  T-förmigcr  Querschnitt.  Plattenbalken. 
Die  wirksame  Platlcnbreitc  b  ist  mit  A< -',',/  anzu- 
nehnien.  worin  /  die  Stützweite  des  Balkens  dedeutet; 

Erläuterungen  zu 

Allgemeines. 

Vorstehende  Leitsätze  sind  das  Ergebnis  der  Arbeit 
eines  aus  Mitgliedern  des  „Verbandes  Deutscher 
Architekten-  und  1 11  gen ie ur- Vereine  "  sowie  des 
„Deutschen  Be  ton- Vereins"  zusammengesetzten  ge- 
meinsamen Ausschusses,  zu  dessen  Beratungen  noch 
einige  in  der  Praxis  stehende  Sachverständige  zugezogen 
worden  sind. 

Sh.i.  tp  »11  Ii  bi  i  l»i  >krn|.biu  11  und  H;ilk.n  <  inr  l'ftli«  1 1- Si  !iuli-.|.jniiiine 
■1«  <!'«•  *'iüssic<-  von  \,\  kic.'fjrni  «  ri-il.t.  i»t  1111I  IM.  k-i.  lti  jiiI  dir  u.U./  4=i* 
ir.-lirisl.-ri.    in    <l.  '   N'ütli-  .l.-l    Aulbc.'l    »llftl i  K-Ild«  II  Z u c - 1 ...... i ilii^i-i. ,   u.  l.l.r 

<!.-.  S<hubs|.jnnuil«  l'li  i.  hi-.-<c-Ut  »  i  rdrii  kAnm-n,  ri..  ti  li  di  r  n.:t.  n  :i  I  i«-.. 
.  inl.i^.  .1    .Iiis»  ll.-t  ...  i;<-ti.-.^l<-.   K.i  1:1....^-  n.irh  1.I..-11  jbjtlil .h  c<t.  i.i.d  Ii.  *!<-. 

l.r.i- k.v..iH-  zu  vcrankrr.K    I.n-  Zjld  i).  .  aJi/iiiMt-^rndi-ii  Kiv.-n  li.-^tiinml  »i.  S 
.Ur:..i»,  .JaU  -.1.  dir  nln-i  4^  Vi:/r|-  lll  lliri.li|.co)i.-t)i|r  11  (.-rtri-iflc  ri  Zu^-|.i.t. ...... ^.11 

jiif/.ii.i  hnir-n  hal..-iv. 

tri  f<il'kM*dit  dir  l.r»»rri-  I r»  Lrrlr  nn^  dt-r.  s.  K.d.k :  nUr-  n.,.^  den. 
Kalkrnitrt;  111  dir  Dr. krn].blt.  und  .  mplolilrii,  1.1  1  l'Ümriilnlkri.  drti  I  Vin-r- 
KaiiB  mil  nnrr  Aiisnin.lui.i;  oder  AI. 


hl  Exzentrischer  Druck  (Biegung  mit  Achsialkrafti. 
Die  Berechnung  kann  in  der  gleichen  Weise  erfolgen 
wie  für  Querschnitte  aus  homogenem  Material,  dabei  ist 
jedoch  in  den  Ausdrücken  für  QuerschniiLsfläche  und  Träg- 
heitsmoment der  Querschnitt  der  Eiscneinlagcn  mit  dem 
n  =  15  fachen  seines  Wertes  zu  dem  BeloiH|uer*chnitt  hinzu- 
zurechnen. Treten  Zugspannungen  auf,  so  muü  das  aul 
der  Zugseile  gelegene  Eisen  auch  im  Stande  sein,  diese 
aufzunehmen. 

Knickgefahr  ist  nicht  vorhanden,  solange  die 
Stützen  mindestens  folgende  Abmessungen  erhalten: 

IVan^piiKhllin;       f M\-iii;-»(rr   tlurrkm.   t*-i    (irriltrH.r  tjlri^r  d«T  k.irzrTl 
'    1  In  Hui. Ii-    -s-1».  I.ri  ir.'htfck .  «Joe  1  h.  l.r.tU 
Irttlklutr         ill  Hm.  IM.  lim  dr.  slflUllKlfr 

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30 

Da  genügende  Vcr 


:;; 

suche  über  die  Knickfestigkeit  noch 


17.  Februar  1904. 


fehlen,  sollten  geringere  Querschniltsiibmessungen,  aU 
vorstehend  angegeben,  nicht  ausgeführt  werden. 

den  Leitsätzen. 

Den  Leitsätzen  ist  eine  angenäherte  Bereihnungsart 
beigegeben,  da  der  mit  ihnen  beabsichtigte  Zweck  —  bis  zum 
Vorhandensein  endgültiger  Vorschriften  sowohl  den  zu- 
ständigen Behörden,  als  auch  den  Ausführenden  für  eine 
den  Anforderungen  der  Sicherheit  entsprechende  Hau- 
ausführung als  einheitliche  Anleitung  zu  dienen  und  da- 
durch fördernd  auf  eine  Weiterentwicklung  des  Eisen- 
belonbaucs  einzuwirken  nach  Ansicht  des  Ausschusses 
anders  nicht  erreicht  werden  kann  Nur  durch  Berechnung 
ist  es  möglich,  den  wahrscheinlichen  Sicherheitsgrad  zu 
ermitteln.  So  lange  aber  eine  allgemein  anerkannte 
Theorie  des  Eisenbetons  nicht  vorhanden  ist.  können  be- 
stimmte Werte  für  die  zulässige  Beanspruchung  der  Ma- 
terialien nur  gegeben  werden  im  Zusammenhang  mit  einer 
sie  bedingenden  Berechnungsweise 

Weil  es  s|,  h  lediglich  um  eine  möglichst  schnelle 
Aufstellung  vorläufiger  Kegeln   handelte,  konnte  im 


Uigitized 


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Ausschuß  auch  über  die  Kcchnungswcise  ohne  Schwierig- 
keit eine  Einigung  erzielt  werden  Sie  ist  genügend  ein- 
fach, um  ihre  fortlaufende  tägliche  Anwendung  zu  ge- 
statten. Sie  erfreut  sich  seit  einigen  Jahren  innerhalb  und 
außerhalb  Deutschlands  umfassender  Anwendung,  und  die 
nach  ihr  ausgeführten  Bauten  beweisen  ihre  Brauchbarkeit 
Bei  der  Anordnung  des  Stolfes  ist  der  L'ebcrsichtlich- 
keit  wegen  Wert  darauf  gelegt,  die  aus  einer  Bauaus- 
führung den  Unternehmern  einerseits  und  den  Aufsichts- 
organen anderseits  erwachsenden  Pflichten  und  Rechte 
möglichst  scharf  von  einander  zu  trennen.  Diese  Anord- 
nung machte  einzelne  Wiederholungen  unvermeidlich. 

Erläuterung  xu  den  einzelnen  Abschnitten  der  Anleitung. 

Zu  Abschnitt  1: 
Die  Anwendbarkeit  der  Leitsätze  erstreckt  sich  all- 
gemein auf  alle  Ausführungen  in  Eisenbeton  im  Hoch- 
und  Tiefbau. 

Zu  Abschnitt  II: 

3  und  4.  Dem  Ausfuhrenden  muß  in  der  Kegel  volle 
Freiheit  gewährt  sein  in  der  Auswahl  und  der  Zusammen- 
setzung der  Materialien,  um  mit  dem  für  ihn  geringsten 
Kostenaufwand  die  durch  die  Konstruktion  bedingte  oder 
die  ihm  vorgeschriebene  .Mindestfestigkeit  erreichen  zu 
können.  Angaben  darüber,  mit  welchen  Materialien, 
Mischungsverhältnissen  und  Eisencinlagen  er  diese  Minde-t- 
festigkeit  im  Einzelfalle  erzielen  will,  müssen  jedoch  bei- 
gebracht werden,  damit  dem  überwachenden  Beamten  die 
Handhabe  für  eine  Kontrolle  gegeben  ist 

Schlußsatz  Durch  den  Schlußsatz  wird  angestrebt, 
einerseits  die  Unternehmer  auf  die  ihnen  zufallende  volle 
Verantwortlichkeit  hinzuweisen,  anderseits  darauf  hinzu- 
wirken, das*  die  Ausführung  eines  Eisenbetonbaues  nicht 
durch  zu  schwere  Handhabung  der  Enlwurfsprüfung  un- 
nötig verzögert  oder  gar  in  Frage  gestellt  werde 

Zu  Abschnitt  III: 

Da,  wie  eingangs  erläutert,  zur  Gewinnung  einer  ein- 
heitlichen Grundlage  für  den  Eiscnbctonbau  dem  Entwurf 
eine  Bcrechnungsart  beigegeben  werden  mußte,  die  Ver- 
fasser der  Entwürfe  aber  in  der  Wahl  der  Bcreehnungs- 
weLsc  nicht  beschränkt  werden  können,  hat  der  Ausschuß 
die  vorgeschlagene  Bcrechnungsart  lediglieh  zur  Benutzung 
bei  der  Prüfung  empfohlen. 

Die  gewählte  Fassung  schließt  hierbei  die  Anwendung 
anderer  Bcrcchnungsarten  nicht  aus,  auch  ist  Vorsorge 
getroffen,  die  Annäherungsrcchnung  gegebenenfalls  später 
durch  eine  andere  zu  ersetzen. 

Die  Erläuterung  der  Annäherungsrechnung  durch 
einige  Beispiele  soll  auch  den  im  Eiscnbctonbau  weniger 
erfahrenen  Atifsichtsbeamten  die  Prüfung  der  häufiger 
vorkommenden  Konstruktionen  erleichtern. 

Zu  Abschnitt  IV: 

A.  Mit  der  Fassung  ist  beabsichtigt.  Unberufene  von 
der  Herstellung  der  Eisenbetotibauten  fernzuhalten. 

B,  1.  Leichte  Rostbildung  am  Eisen  hat  sich  nach  den 
bisherigen  Erfahrungen  nicht  als  schädlich,  vielleicht  sogar 
als  forderlich  zur  Erzielung  der  nötigen  Adhäsionsfestigkeit 
erwiesen.  Fett  und  Schmutz  verhindern  dagegen  die  Ver- 
bindung des  Eisens  mit  dem  Mörtel  des  Betons,  sind  daher 
zu  beseitigen 

Das  für  die  Deckung  der  F.i-cncinlagen  gegebene 
Mindestmaß  von  1  «n  (aus  statischen  Gründen  *ind  oft 
größere  Maße  erforde  rlich!  ist  erfahrungsmäßig  notwendig, 
um  ausreichenden  Schutz  des  Eisens  gegen  die  Ein- 
wirkungen von  Feuer  zu  erzielen  Der  gleiche  Zweck 
wird  durch  Auftragen  einer  Putzschiehl  erreicht. 

3.  Es  ist  Gewicht  weniger  darauf  zu  legen,  wie 
die  Materialien  beschaffen  sein  müssen,  aus  denen  der 
Beton  hergestellt  wird,  als  vielmehr  darauf,  daß  mit  den 
verwendeten  Materialien  ein  Beton  von  möglichst  hoher, 
jedenfalls  aber  ausreichender  Festigkeit  erzielt  wird. 

Schlußsatz.  Erfahrungen  haben  gezeigt,  daß  in  Schlacke 
enthaltene  Säure  den  Zement  zum  Treiben  und  das  Eisen 
zum  Kosten  bringt 

B,  4.  Die  Druckfestigkeit  ist  mit  Rücksicht  auf  die 
im  Anhang  gegebenen  Spaniiungswertc  auf  180  300  vm 
festgesetzt 

Erfahrungsmäßig  wird  die  nötige  Adhäsionsfestigkcit 
und  rostschlitzcnde  Eigenschaft  des  Betons  nur  dann  er- 
zielt, wenn  der  Beton  ausreichend  plastisch  eingebracht 
wird  und  der  tm  Beton  enthaltene  Mörtel  so  dicht  ist  und 
so  viel  überschüssigen  Zement  enthalt,  das-  sich  ein  feines 
Häutchen  aus  reinem  Zement  um  das  Eisen  legen  kann. 
Dieses  Häutchen  ist  selbst  bei  einem  Reißen  des  Betons, 
bei  Bruch  oder  Zertrümmerung  nicht  leicht  abzulösen 
und  schützt  das  Eisen  auch  im  Kalle  einer  teilweisen  Zer- 
störung der  Konstruktion  vor  Kosten. 

16 


Das  Mischungsverhältnis  darf  nur  für  den  im  Beton 
enthaltenen  Sand  bis  5  ">«  Korngröße  bestimmt  werden. 
Die  Menge  und  Korngröße  von  .Steinzuschlägen  zu  diesem 
Sandmörtel  richtet  sich  nach  der  Stärke  der  Eiseneinlagen, 
>owic  nach  ihren  Abständen  von  einander  und  von  der 
Außenkante  des  Betonkörpers. 

So  kann  z.  B.  für  Eisenbetonkörper  von  größeren 
Abmessungen  und  stärkeren  Eisencinlagen  in  Anständen 
von  rd.  40  der  Beton  bestehen  aus  1  Teil  Zement,  3  T. 
Sand  bis  3mm  und  3T.  Kiessteinen  oder  Hartstcingeschlägen 
von  5--2.S"'"'  Korngröße.  «In  der  Zugzonc  besser  nur 
5— 1  £■"■>' 

Die  Steinzuschläge  verringern  die  Güte  des  Eisenbetons 
nicht,  solange  eine  genügende  Dichtigkeit  des  Betons  und 
eine  gute  l  mschließung  des  Eisens  mit  dem  Mörtel  des- 
selben erzielt  wird. 

Steht  ein  Sand  von  solcher  Güte  nicht  zur  Verfügung, 
daß  damit  die  vorgesehene  Festigkeit  bei  der  Mischung 
1  : 3  erreicht  werden  kann,  so  muß  zur  Erzielung  derselben 
entsprechend  mehr  Zement  zugesetzt  werden. 

C.  Die  Rüstungen  für  Eisenbetonbauten  bestehen  aus 
Schalungen  und  den  erforderlichen  Stützen. 

Die  Schalungen  müssen  zum  Teil  sehr  bald  nach  dem 
Erhärten  des  Betons  behufs  Wiederverwendung  an  anderer 
Stelle  entfcrtil  werden  können,  während  für  die  Belastung 
der  Stützen  in  der  Regel  noch  längere  Zeit  erforderlich 
sein  wird  Im  übrigen  können  die  Fristen  nur  von  Fall 
zu  Fall  festgesetzt  werden  und  ist  daher  in  der  Anleitung 
nur  ein  allgemeiner  Anhalt  für  solche  gegeben  worden. 

Schlußsatz.  Die  hier  gegebene  Regel  wird  dadurch 
gerechtfertigt,  daß  der  Erhärtungsvorgang  im  Beton  bei 
Zutritt  von  Frost  nicht  fortschreitet.  Die  Schalung  behütet 
außerdem  den  Beton  zugleich  gegen  die  schädlichen  Ein- 
wirkungen der  Kälte. 

D  Eingriffe,  welche  die  Konstruktion  schädigen  oder 
zerstören  können,  z.  B.  Einstemmen  eines  wagrechten 
Schlitzes  in  die  Dnickgurtung  eines  Plattenbalkcns, 
pflegen  meist  erst  zu  erfolgen,  wenn  die  mit  der  Her- 
stellung des  r~isenbclons  beauftragten  Personen  die  Bau- 
stelle verlassen  haben;  auch  werden  derartige  Eingriffe 
erklärlicherweise  in  der  Regel  nur  durch  Bauarbeiter  vor- 
genommen, welche  von  der  Wirkungsweise  des  Eisen- 
betons, daher  auch  von  den  möglichen  Folgen  ihrer  Hand- 
lungen keine  Kenntnis  besitzen  Durch  Aufnahme  eines 
entsprechenden  Leitsatzes  soll  möglichst  auf  die  Ver- 
hinderung solcher  Unzuträglichkeilen  hingewirkt  werden 

Zu  Abschnitt  V. 

A.  Eine  gewisse  laufende  Kontrolle  ist  wahrend 
der  Ausführung  notwendig,  da  etwaige  Fehler,  wie  un- 
richtige Betonmischung,  falsche  I.age  und  unrichtige  Ab- 
messung der  Eiseneinlagen  nach  Beendigung  der  Aus- 
führung in  der  Regel  schwer  festgestellt  werden  können 

I  »ic  Inanspruchnahme  der  Prüfungsanstalten  wird 
wegen  des  damit  verbundenen  Zeitverlustes  und  Kosten- 
aufwandes bei  Bauten  kleineren  Umfangs  wohl  nur  selten 
in  Frage  kommen.  Der  Ausführung  von  WürfelprOfungen 
mit  Druckpressen,  welche  sich  in  Händen  von  Behörden  und 
rnternehmer  befinden,  werden  um  so  weniger  Schwierig- 
keiten im  Wege  stehen,  als  sieh  solche  Pressen  immer 
mehr  einbürgern. 

I  >ie  sorgfaltige  Durchführung  einer  Biegeprobe  (Bruch- 
versuch), mit  einem  unter  gleichen  Bedingungen  wie  der 
Bau  selbst  hergestellten  Probebauteil,  liefert  einen  weiteren 
schätzenswerten  Maßstab  für  die  Güte  und  den  Sicherheits- 
grad der  Konstruktion  des  Baues  selbst 

B.  L'ebeiiastting  der  einer  Probcbelastung  zu  unter- 
ziehenden Bauteile  über  eine  gewisse  Grenze  hinaus 
kann  leicht  eine  ungünstige  Beeinflussung  der  betreffenden 
Konstruktion  bewirken. 

Die  in  den  Leitsätzen  gegebenen  Höchstwerte  für  die 
aufzubringenden  Lasten  bei  I>eckenplatten  und  Balken 
werden  noch  als  zulässig  zu  bezeichnen  sein,  wenn  man 
bedenkt,  daß  l>ci  einem  vorwiegend  in  Füsenbelon  aus- 
geführten Bauwerk  eine  teilweise  Loylösung  des  zu  bc- 
kisteiiden  Bauteils  durch  Trennungsfugen  in  Rücksicht 
auf  die  Eigenart  der  Konstruktion  in  der  Regel  nicht 
statthaft  Ist,  den  benachbarten  Bauteilen  somit  ein  mehr 
.»der  weniger  großer  Anteil  bei  Aufnahme  und  Ucber- 
tragung  der  Probelast  zufällt. 

Bei  Konstruktionen  von  großem  Eigengewicht  und 
großer  Stützweite  verdient  die  Ausführung  einer  Teil- 
belastung den  Vorzug  Die  zweckmäßigste  Anordnung 
einer  solchen  muß  der  Sachlage  des  einzelnen  Falles 
vorbehalten  bleiben.  -  -   

Inhalt:  V,.rU..li:c  LnMff  liir  .!»•  V.iiliroiiimt,  Auifobruoc  und 

I'iill.i  ^  v..:i  !      iilj,  it.i.tjjuu  il  tKnmLiili- 

Vnlai-  rtrr  Priuwlwn  fUuf fnui'.f.  C  m  h  II.  Tirrlin.  Fdr  dl*  Redaktion 
vrrsr.lnorüi  Ii  tiiu  hisrlen,  iii-rliii-    Druck  von  Wilh  C.ttve,  Berlin. 

No.  1. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

: Mittkit ,UNGEN  ÜBER  = 
|  ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


1 


L  JAHRGANG  1904. 


N2,  5. 


Abbildg  1.    Drciarmige  KiacnbetonbrQckc  in  Zancaville,  Ohio,  V.  St.  von  Nordamerika. 

Aus  den  Verhandlungen  des  „Vereins  Deutscher  Portland-Cement-Fabrikanten' 


m  24.  und  25.  Februar  d.  J.  tagte  in  Berlin  unter 
dem  Vorsitz*  des  Hrn.  Dir.  Schott  (Heidelberg)  die 
27.  Generalversammlung  des  „Vereins  Deutscher 
Poriland-Cemcnt-Fabrikanien*,  dem  am  1.  Jan.  d.  J. 
05  Portlandzement-Fabriken  angehörten.  Aus  dem  reich- 
haltigen Stoffe  der  Verhandlungen  greifen  wir  die  Fragen 
von  allgemeinerem  Interesse  heraus.  F.s  sind  das  neben 
dem  Berichte  über  die  Tätigkeit  des  Vereinslaboratoriums, 
vor  allem  die  Berichte  der  Ausschüsse,  die  sich  mit  der 
Frage  des  Verhaltens  des  Porllandzrmcntcs  im  Seewasser, 
mit  der  Aufsuchung  eines  besonders  geeigneten  Normal- 
sandes, mit  der  Bestimmung  der  Volumbesländigkeit  und 
der  Bindezeit  des  Ponlandzementes,  schließlieh  mit  der 
Revision  der  „Normen11  zu  befassen  haben.  Von  Bedeutung 
sind  außerdem  noch  die  Verhandlungen  über  den  Stand 
der  Schlackerimisehfrage. 

Der  Verein  hat  bekanntlich  in  Karlshorst  bei  Berlin 
ein  eigenes  Laboratorium  angelegt,  das  seit  Anfang  des 
Jahres  1002  in  regelmäßigem  Betnebe  steht  und  z.  Zt.  von 
l>r.  Framm  geleitet  wird.*)  Dieses  Laboratorium  hat 
drei  Aufgaben  zu  erfüllen.  Einmal  hat  es  alljährlich  die 
Zemente  der  sämtlichen  dem  Verein  angehörigen  Port- 
landzement-Fabriken nach  im  Handel  aufgekauften  Proben 
zu  analysieren  und  darauf  zu  untersuchen,  ob  sie  den 
.Normen"  entsprechen;  der  Verein  übt  damit  eine  dauernde 
Kontrolle  über  die  Güte  des  von  seinen  Mitgliedern  er- 
zeugten und  in  den  Handel  gebrachten  Ponlandzementes 
aus.  Achnliche  Prüfungen  hat  das  Laboratorium  aber  auch 
auf  besonderen  Antrag  von  Privaten  nach  bestimmten  Sätzen 
auszuführen  und  schließlich  hat  dasselbe  im  Auftrage  des 
Vorstandes  wissenschaftliche  Untersuchungen  auf  dem  ein- 
schlägigen Gebiete  vorzunehmen. 

Das  Laboratorium  hat  im  vergangenen  Jahre  von  91 
Zementen  die  genannten  fortlaufenden  Proben  ausgeführt. 
Diese  gaben,  wie  der  Hr.  Vorsitzende  später  erläuterte, 
nur  bei  5  Zementen  Anlaß  zur  Beanstandung  Bei  4  konn- 
ten diese  Beanstandungen  durch  besondere  Umstände  er- 
klärt werden  und  ergaben  erneute  Untersuchungen  durch- 
aus befriedigende  Ergebnisse.  Nur  eine  Fabrik,  die  übrigens 
bereits  daran  gegangen  ist,  ihre  gesamten  Einrichtungen 
umzugestalten,  erhielt  eine  Verwarnung. 

Die  chemische  Analyse  (bezogen  auf  den  Zement 
in  geglühtem  Zustande)  ergab  Mittelwerte,  die  im  wesent- 
lichen mit  denen  übereinstimmen,  die  als  das  Ergebnis 
zahlreicher  Untersuchungen  deutscher  Portlandzemente  in 
., I><-r  Portland  Cement  tun:  seine  Anwendungen 

•»  Nahrrr»  Ober  dln*»  Laboratorium  »whr  in  0>n  Protokollen  in 
Vtreüu  Jahrg.  1901  and  ioca. 


im  Bauwesen"  2.  Aufl.  S.  it  wiedergegeben  sind.  Von 
den  sämtlichen  untersuchten  91  Zementen  (mitüerer  Kalk- 
gehalt 63,14°/,,)  hatten  nur  6  weniger  als6o°/0CaO.  Der 
mittlere  hydraulische  Modul,  d.  h.  das  Verhältnis  des  Kalkes 
zur  Summe  der  Hydraulefaktoren  Kieselsäure  und  Eisen- 
oxyd (Si  Ot  =  22,20,  F, ,  Oi  =  3,0°.',,  im  Mittel)  stellte  sich 
im  Mittel  auf  1,92,  bei  einem  Zement  sogar  auf  2,27.  Auch 
dieser  Zement  erwies  sich  als  raumbeständig.  Ein  Ver- 
gleich mit  den  Festigkcits  •  Ergebnissen  bestätigt,  daß  die 
kalkreiehen  Zemente  die  höheren  Festigkeiten  aufweisen. 
Der  Schwefelsäuregehalt  {HtSO,  =  i,66",0  im  Mittel)  stellt 
sich  bei  17  Zementen  höher  als  2fl/p  (sogar  bis  3,01  %). 
Von  diesen  Zementen  erwiesen  sich  jedoch  nur  2  bei  der 
Kochprobe  als  nicht  ganz  beständig. 

Die  nach  28  Tagen  mit  Zementmörtel  i  :  3  gefundenen 
Fesügkeitsergebnisse  beliefen  sich  im  Mittel  auf  21,78  ke/<j*» 
Zug,  245k*/qcm  Dmck.  Das  Verhältnis  von  Zug  zu  Druck 
beträgt  im  Mittel  also  1 : 11,2.  Bei  der  Mehrzahl  der  unter- 
suchten Zemente  war  dies  Verhältnis  sogar  1:14  bis  1  :  15, 
also  auffallend  hoch.  Als  höchste  Festigkeiten  wurden  bei 
einem  Zement  23,6  bezw.  423.6 kc/qcm  gefunden. 

Im  Anschluß  an  die  Mitteilungen  über  die  Analyse 
der  deutschen  Zemente  machte  Hr.  Dr.  Schindler 
interessante  Angaben  über  den  Einfluß  des  Gehaltes  an 
Schwefelsäure  im  Zement.  Die  bezüglichen  Versuche, 
bei  welchen  durch  Zusatz  von  Gips  (Schwefelsaurer-Kalki 
der  Gehalt  von  HtS  O4  erhöht  wurde,  sind  allerdings  noch 
nicht  abgeschlossen,  sodaß  feste  Zahlen  noch  nicht  ge- 
geben werden  können.  Die  deutschen  Normen  schreiben 
über  den  zulässigen  Gehalt  von  Schwefelsäure  nichts  vor, 
in  verschiedenen  ausländischen  Lieferungs  -  Bedingungen 
werden  jedoch  2*\,  als  obere  Grenze  festgelegt,  z.  1.  sogar 
i°/(„  wie  Hr.  Schott  angab.  Für  die  Wettbewerbsfähig- 
keit des  deutschen  Zementes  auf  dem  ausländischen  Markt 
ist  also  die  Frage  wichtig,  welchen  Höchstgehalt  an 
Schwefelsäure  der  Zement  enthalten  darf,  ohne  an  Festig- 
keit einzubüßen  und  ohne  zu  treiben,  und  welcher  Mindest- 
gehalt jede  Gefahr  ausschließt.  In  letzterer  Hinsicht  hatten 
die  Versuche  kein  bestimmtes  Ergebnis.  Bezüglich  drsHöchsl- 
gehaltcs  konnte  ermittelt  werden,  daß  selbst  ein  Zusatz  bis3u'„ 
sich  im  allgemeinen  noch  als  unbedenklich  erwies,  wenn 
auch  in  einzelnen  Ausnahmefällen  schon  früher  ein  merk- 
licher Abfall  der  Festigkeiten  (namentlich  der  Zugfestigkeit) 
eintrat  und  das  Treiben  begünstigt  wurde.  DieFcsflcgungdcr 
obersten  Grenze  bei  2°  n  erscheine  daher  nicht  begründet. 

Es  knüpft  sich  hieran  ein  Meinungsaustausch,  an  dem 
sich  die  Hrn.  Schott,  Kommerz. -Rat  R.  Dyckerhoff 
(Amöneburg)  und  Dr.  Michaelis  (Berlin)  und  Hr.  Dr. 


>7 


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Schindler  beteiligen,  der  sich  namentlich  um  die  Frage 
dreht,  ob  der  Verein  schon  jetzt  eine  Erklärung  abgeben 
solle,  daß  er  bis  a%  Schwefelsäure-Gehalt  nicht  für  schäd- 
lich halte  Hr.  Dr.  Michaelis  halt  die  Abgabe  einer  sol- 
chen Erklärung  für  gefahrlich  und  verfrüht,  so  lange  man 
nicht  wi»*e,  wie  viel  Tricalciumaluminal  im  Portland- 
zement  enthalten  sei.  Dieses  ergebe  in  Verbindung  mit 
der  Schwefelsäure  erst  die  Erscheinung  de«  Treibens. 
Der  Gipsgchalt  allein  sei  nicht  maßgebend  Er  habe  Ze- 
mente von  5—  io'V0  H.SOt  untersucht,  die  trotzdem  keine 
Erscheinung  des  Treibens  gezeigt  hätten.  Eine  Stellung- 
nahme in  der  Frage  wird  daher  als  verfrüht  abgelehnt. 

Die  wissenschaftlichen  Untersuchungen  des 
Vereins-Ijboratoriums  bestanden  einerseits  in  einer  syste- 
matischen l'ntcrsuchung  gemischter  Zemente  mittels  der 
Schwebeanalyse,  anderseits  in  der  Feststellung  des  Ein- 
flusses der  Beimischung  von  Hochofen-Schlacke  zum  Port- 
landzement  auf  die  Festigkeit.  Die  erstcren  Versuche  sind 
nuchnicht  weit  genug  gediehen,  umdarüber  etwas  veröffent- 
lichen zu  können.  I  Vbcrdcn  Wert  der  Schwebeanal  vscj;ehcn 
die  Anschauungen  bei  der  weiteren  Besprechungdieser  Frage 
allerdings  auseinander.  Hr.  R.  Dyckerhoff  hielt  sie  für 
außerordentlich  wichtig  und  verwies  auf  die  gleichlaufenden 
Versuche  dieser  Art,  die  mit  a  Mischzementen  in  der 
Versuchsanstalt  zu  Berlin,  in  Karlshorst  und  im  Laboratorium 
von  Dr  Fresenius  in  Wiesbaden  gemacht  seien.  Hr.  Prof 
Garv  von  der  Berliner  Versuchsanstalt  (Vorsteher  der 
Abi  fürBaumaterialicnprüfungi  kann  dieserl  'ntcrsuchunßs- 
mrthode  nicht  dieselbe  Bedeutung  beimessen,  da  mit 
derselben  zwar  festgestellt  werden  kann,  wieviel  Schlacke 
in  dem  Mischzement  enthalten  ist.  nicht  aber,  ob  diese 


Schlacke  als  nachträglicher  Zusatz  erst  beigemengt  ist 
(Diese  Frage  ist  wichtig,  da  die  Eisenportlandzement- 
Fabrikanten  ihr  Produkt  als  ein  solches  bezeichnen,  in 
welchem  zum  Portlandzcment  nicht  mehr  als  30 0  „Schlacke 
nachträglich  beigefügt  seieni.  Was  den  Einfluß  des  Zusatzes 
von  Hochofenschlacke  auf  die  Festigkeit  betrifft,  so  sind 
auch  diese  Versuche  noch  nicht  abgeschlossen.  Auf  Vor- 
schlag des  Ilm  RDvckerhoff  werden  Untersuchungen 
mit  9  verschiedenen  Schlacken  angestellt.  Die  Versuchs- 
dauer ist  auf  5  Jahre  berechnet  und  sind  bis  zu  einer 
einjährigen  Versuchsreihe  gediehen. 

Diese  Versuche  lassen  erkennen,  daß  bei  unter  Wasser 
erhärtenden  Proben  sich  die  mit  Schlacke  gemischten  Ze- 
mente günstig  verhalten,  bei  längerer  Dauer  sogar  unter 
Umstanden  eine  Vermehrung  der  Festigkeit  gegenüber 
den  unveriniscliten  Portlandzementen  ergeben,  daß  aber  bei 
Lagern  an  der  Luft  (trockener  Zimmcrlufti  sich  schon 
stets  eine  Verminderung  der  Festigkeit  zeigt,  während 
diese  besonders  zur  Geltung  kommt  bei  1-agerung  im 
Freien,  bei  abwechselnder  Trocknung  und  Durchleuchtung, 
d.  h.  also  bei  den  Verhältnissen,  die  in  der  Praxis  die 
üblichen  sind.  Es  erhellt  aus  diesen  Proben  mindestens, 
daß  die  Prüfung  gemischter  Zemente  nicht  11 11  r  mit  int 
Wasser  erhärteten  Proben  erfolgen  darf,  sondern  daß  sie 
ergänzt  werden  muß  durch  an  der  Luft  erhärtete,  um 
einen  Vergleich  mit  den  ungemischten  Porlandzementen 
zu  ermöglichen.  Ks  sind  auch  Versuche  mit  Probckör- 
pern  im  Mischungsverhältnis  1:3  und  1:5  angestellt. 
Auch  diese  betätigen  das  vorher  Gesagte.  Im  übrigen 
wird  bei  der  Behandlung  der  Schlackenmischfrage  auf  diese 
Untersuchungen  noch  näher  eingegangen  werden  - 


Die  Form  der  Eiseneinlagen  in  den  Eisenbetonbaute 

(Nmi-h  Mitteilung«-!)  von  \V.  Mutier,  Chef-Ing   der  Concre tr-Sle 

«IruUrlien  Beton- Verein«  arr 

"1  er  Eiscnbetonbau  hat  zwar  in  Nord-Amerika  in  einer 
Reihe  verschiedener  Systeme  vereinzelt  schon  früh- 
zeitig Anwendung  gefunden,  seine  sachgemäße  Aus- 
bildung und  allgemeinere  Verwendung  aber  verdankt  er 
erst  der  neuesten  Zeit.  Im  Hochbau  war  zunächst  die 
Vorliebe  der  Architekten  für  in  Ziegeln  hergestellte  Decken 


•rnrnrnm 


c 


~~s*    KT  —  .»  . 


Abbilde.  »•  CeUrSiuhlichc  Formen 
imcnk 


Abbilds  3  -5- 
Drci»r«niKe  Ei»«:nl>eton- 
brütkt  in  Z*nr«villc-0. 

zu  überwinden  und  im  Brückenbau  kam  der  Eiscnbeton- 
bau erst  111  Aufnahme,  nachdem  durch  den  Einfluß  v.  Km- 
perger's  dein  M e I an -System  drüben  Eingang  verschafft 
war,  «las  dann  in  seiner  vollkommen  ausgt-biklelcn  bezw. 
in  verschiedener  Weise  vereinfachten  Form  bei  gewölb- 
ten Brücken  fast  allein  Anwendung  gefunden  hat.  Ein 
sehr  wesentlicher  Grund  dafür,  daß  die  europäischen 
•Systeme  der  Eisenbeton  -  Konstruktionen,  wie  Monier, 
lirnnebiuue  usw.,  in  Nord- Amerika  keinen  Boden  ge- 
winnen konnten,  besteht  in  der  Notwendigkeit,  diese  Kon- 
struktionen durch  geübte  Arbeiter  unter  sachverständiger 

18 


n  Nord- Amerikas,  insbesondere  das  Thacher-Eisen. 

Engineering  Co.  in  New-Yoik,  in  der  7.  Hauptvei »»mrolunjr.  de» 
16.  Februar  i«y>4  in  Berlin.  1 

Aufsicht,  in  sorgfältigster  Weise  auszuführen.  Solche  Ar- 
bcitskrälte  sind  aber  in  vielen  Gegenden  überhaupt  schwer 
zu  haben,  jedenfalls  aber  sehr  teuer.  Es  haben  sich  daher 
nur  solche  Systeme  einbürgern  können,  bei  welchen  auch 
bei  einer  nicht  so  sorgfältigen  Ausführung  die  nötige 
Sicherheit  vorhanden  isL  Diese  Gründe  haben  auch  zu  einer 
besonderen  Ausbildung  der  Eiseneinlagcn  geführt,  um  die 
Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton  zu  erhöhen,  während 
man  in  Europa  sieh  bis  vor  kurzem  mit  F'lachciscn-  bezw  , 
zumeist  mit  Kundeiscneinlagen  zur  Verstärkung  des  Ucions 
begnügt  hat.  Erst  seit  Einführung  dieser  neuen  F.iscn- 
formen  sind  ELsenheton-Dcckcn  und  Balken  in  ausgedehn- 
terer Weise  in  Aufnahme  gekommen.  Die  wesentlichen 
dieser  Eisenformen  sind  das  Strcckmetall ein 
zusammenhängendes  Maschcnnctz.  das  die  gleiche  Auf- 
gabe erfüllt,  wie  die  gekreuzte  Armierung  des  Monicr- 
Svstems  —  das  Johnson-,  Ransome-  und  Thacher- 
Eisen,  die  in  Abbildg.  aa,  b,  c  in  ihren  neuesten  Formen 
dargestellt  sind.  Alle  drei  sind  gewalzte  Eisen ,  von 
denen  das  erstcre  Verstärkungsbundc  besitzt,  die  ent- 
weder zusammenhängend  den  Stab  von  quadratischem 
Querschnitt  umfassen,  oder  auch  an  den  verschiedenen 
Seitenflächen  «les  Stabes  gegeneinander  versetzt  sind;  es 
wird  in  5  Stärken  von  13  bis  32 mn»  Seitenlange  geliefert. 
Das  zweite  wird  aus  Quadrateisen  durch  Verdrehen  in 
kaltem  Zustande  hergestellt  (es  kommen  übrigens  auch 
Stäbe  anderer  Qucrschnittsformcn  in  Anwendung);  das 
letztere  wird  aus  Rundciscn  durch  F'lachwalzen  einzelner 
F  lächen  in  warmem  Zustande  erzeugt  Es  wird  in  Stärken 
von  6  mm  bis  51  "im  Durchmesser  hergestellt;  es  wird 
jedoch  nicht  oft  nötig  sein,  grössere  Stärken  als  31  bis 
38"""  zu  verwenden.  Die  (M-iden  letzteren  Eisen  besitzen 
einen  gleichbleibenden  Querschnitt,  während  bei  erstcrem 
die  Bunde  fnr  die  Zuglostigkcit  des  Eisens  übcrfli 
Material  «larstellen.  Das  Thacher-Eisen  besitzt  vor 
anderen  Formen  den  Vorzug,  daß  es  keinerlri  scharfe 
Kanten  aufweist,  daß  also  nicht  so  leicht  ein  Abscheren 
des  Betons  erfolgen  kann.  Die  Haftfestigkeit  des  Eisens 
im  Beton  wird  durch  diese  besonderen  Formen  wesentlich 
erhöht,  und  zwar  erhebt  das  Thacher-Eisen  für  sich  den 
Anspruch,  in  dieser  Beziehung  das  zuverlässigste  zu  sein. 
Auf  Angaben  bestimmter  Zahlen  müssen  wir  an  dieser 
Stelle  verzichten. '<  ( 

R«-dner  brachte  in  einer  Reihe  von  Lichtbildern  neuere 
amerikanische  I'.isenbetonbrückcn  zur  Darstellung  und  legte 
Pläne  noch  im  Bau  bcgriffem-rAusführungcn  vor.  Wir  geben 
einige  charakteristische  Beispiele  davon  nachstehend  wieder: 
Unser  Kopfhild  zcii;t  eine  gewölbte  Brücke  bei  Zanes- 
villc,  O.,  eine  Konstruktion,  be  i  welcher  die  Eiscneinlage 

*>  l)t«'lir    rl.nl/»:;.  |»hr|;.  1001   S.  1  ;j. 

V<i^.  die  v<-i  ti'.t  u  liru-lrn  Vvrsu'li«"  zwischen  John«in-.  K»n*onic- 
und  Tha'Wi  -Kisn>  in  .«er  /einrhri';  „H.-rr.n  und  Fiw-if.  Hell  3  und  1, 
J»h-Ü-  "<*>3 

Na  5. 

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9.  März  1904. 


des  Gewölbes  lediglich  in  RachrUcn  von  17  """  .Slärkc 
und  76,  113  bezw.  12701m  Breite  bei  den  verschiedenen 
.Spannweiten  der  Gewölbe  besteht,  die  in  2,5 cm  Abstand 
die  beiden  Gcwölbelcibungen  begleiten  und  in  91  cnl  Ent- 
fernung von  einander  verlegt  sind.  Die  Eisen  laufen  Ober 
die  Zwischenpfcilcr  kontinuierlich  fort,  an  den  Enden  sind 
sie  einfach  im  Beton  eingebettet.  Zur  Erhöhung  der  Haft- 
festigkeit sind  in  die  Flacheisen  in  20 fm  Entfernung  Niete 
eingeschlagen  (die  ältere  Form  des  Thacher  Eisens,  bei 
welcher  also  auch  überflüssiges  Material  im  Querschnitt 
vorhanden  ist).  Die  Brücke,  deren  konstruktive  Einzel- 
heilen wir  aus  „Engineering  News"  vom  27.  3.  1902  ent- 
nehmen, vergl.die  Abbildgn  3  bis  5,  ist  außerdem  interessant 
durch  ihre  Gcsamtanordnung  Sie  ist  eine  dreiarmige 
Brücke,  welche  an  der  Einmündung  des  Licking  in  den 
Muskingum  FluÜ  errichtet  ist.  Sie  ist  eine  der  bedeutend- 
sten Eisenbetonbracken  Nordamerikas  auch  was  Spann- 
weite und  Kühnheit  des  Pfeiles  anbetrifft.  Die  Spann- 
weiten der  Gewölbe  wechseln  zwischen  24,69  und  37,21  '", 
die  Pfeilverhältnisse  zwischen  1 und  '/ib-  Hie  Bögen 
sind  elliptisch  geformt,  jedoch  nur  zum  kleinen  Teil  als 
volle  llalbcllipscn  ausgebildet;  zumeist  schneidet  die  wag- 
rechte Kämpferlinie  den  unteren  Teil  der  Ellipse  fort. 
Die  Schcitelstärken  der  Gewölbe  betragen  je  nach  Spann- 
weite 45.5  bis  76 rm;  die  Starken  nehmen  nach  den  Käm- 
pfern sehr  stark  zu.  Der  Beton  der  Gewölbe  besteht  aus 
1  Teil  Portlandzement  zu  2  -Saud  zu  4  Steinschlag.  Die 
Gewölbe  sind  mit  Asphalt  wasserdicht  abgedeckt.  Die 
Mischung  des  Betons  erfolgte  mittels  Mischmaschinen;  der- 
selbe wurde  in  einzelnen  Abteilungen  eingestampft,  die 
in  Abbildg.  3  cinpunktiert  sind.  Die  Lehrgerüste  waren  in 
der  noch  meist  üblichen  mangelhaften  amerikanischen  Aus- 
bildung nur  mit  lotrechten  Standern  hergestellt.  Die  Ge- 
wölbestirnen sind  mit  den  ebenfalls  in  Stampfbeton  her- 
gestellten Stirnmauern  durch  Anker  verbunden,  die  Stirn- 
mauern selbst  durch  Eiscneinlagen  verstärkt  und  wieder 
mit  Ankerbolzen  mit  den  durch  in  Stampfbeton  ausgeführ- 
ten Deckplatten  und  Geländern  in  Verbindung  gesetzt.  Die 
Gewölbezwickcl  sind  mit  Sand  und  Kies  aufgefüllt.  Die 
12,80  m  breite  Fahrbahn  ist  mit  10""  starkem  Ziegelpflaster 
versehen,  das  auf  2.5 cm  Sand  und  darunter  15 cm  Beton 
ruht.  Die  Fußwege  sind  mit  einem  Zemcntcstrtch  versehen, 
der  aus  einer  10 Starken  Betonschicht,  darauf  4"" 
feinerer  Beton,  .schließlich  1  rm  Zemcntübcrzug  besieht. 
Die  Brücke  ist  von  F.  J.  I.andor  in  Montreal,  t'anada 
entworfen  An  ihrer  Ausführung  haben  mehrere  Bauge- 
Seilschaften  mitgewirkt. 

Während  bei  dem  vorgenannten  Beispiele  die  beiden 
an  den  Leibungen  liegenden  Eiseneinlagen  desselben 
Bogensehnittes  nicht  miteinander  verbunden  sind,  zeigt 
das  Beispiel  der  Brücken,  welche  über  die  Stromschnellen 
unterhalb  der  Niagara- Fälle  nach  den  Inseln  Goal  Island 
und  Green  Island  führen,  die  wir  bereits  im  Jahre  1902 
der  „Deutschen  Bauzeitung"  S.  338  veröffentlicht  haben, 
eine  Verbindung  der  beiden  gekrümmten  Eisen  mittels 
Bolzen.*!  Die  größte  Wölbung  derselben  hat  33,53"'  Spann- 
weite bei  l,I0  Pfeil.  Das  Gewölbe  dieser  Brücke,  die  übri- 
gens an  den  Stirnen  mit  Haustein  verkleidet  wurde,  ist 
in  Stampfbeton,  1  Teil  Portlandzement  zu  2  Teile  Sand 
zu  4  Teilen  Steinschlag  hergestellt,  während  die  Pfeiler 
und  Widerlager  in  1:3:6  hergestellt  sind. 

In  unserer  Abbildg.  6  geben  wir  schließlich  eine  (noch 
nicht  veröffentlichte),  von  der  Concrete-Steel  Engineering 
Comp,  entworfene  Eisenbahnbrücke  bei  San  Francisco 
wieder,  welche  das  ausgebildete  Melansystem  mit 
Einlage  von  Gewölberippen  zeigt,  die  aus  vernieteten 
Gittcrbogcn  bestehen,  deren  Enden  in  den  Widerlagern 
verankert  sind.  Hier  dient  das  Eisen  nicht  allein  zur  Auf- 
nahme der  Zug-  und  .Scherspannungen  im  Beton,  son- 
dern es  ist  auch  befähigt,  wenigstens  einen  Teil  der  Last 
aufzunehmen,  es  wirkt  als  solches  tragend  mit.  Die 
Sicherheit  der  Konstruktion  wird  damit  also  erhöht.  Die- 
ses ausgebildete  System  hat  drüben  ausgebreitete  Anwen- 
dung gefunden.  Bei  größeren  Spannweiten  ist  dabei 
wenigstens  an  den  Kämpfern,  häufig  auch  noch  dazwischen, 
auch  nach  der  Quere  durch  Eisen  oder  regelrecht  ausge- 
bildete Querträger  zwischen  den  Kippen  eine  Verbindung 
hergestellt  Andere  Konstruktionen  sind  derart  ausgeführt, 
daß  die  als  Gittcrbogcn  ausgebildeten  Kippen  in  größeren 
Abständen,  dazwischen  noch  einfache  Armierungen  aus 
Thachcr-Eisen  liegen,  Solche  im  F.isenvcrbrauch  sparsamen 
Konstruktionen  sind  namentlich  bei  Straßenbrücken  aus- 
geführt. Mal»  hat  die  Kippen  auch  unter  den  Straßenbahn- 
gleisen  enger,  unter  den  seitlichen  Fahrd.tmmen  weiter, 
unter  den  Burgersteigen  ganz  weit  und  an  der  Stirn  wieder 
dichter  gelegt    Die  Bogen  sind  durchweg  als  eingespannt 


•)  Encliw-rnnf  N'rw*  U!»r£.  1903  Xo.  v.  31.  l>e/.  mtlullrn  «-in  Ähn- 
liche. Ifeltj.irl  mit  JUlM  Ilm  >on  rd.  *>m  St.w. 

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ausgeführt.  Gelenkanordnungen,  wie  sie  neuerding*  Mclan 
in  Oesterreich  ausgeführt  hat,  kommen  nicht  vor. 

Zu  unseren  Abbildungen  ist  noch  Folgendes  zu  bemerken. 
Das  Gewölbe  hat  mit  Rücksicht  auf  die  geringe  Ueber- 
schütlung  im  Scheitel  39  cm  Stärke  erhallen  und  nimmt  bis 
84  ">  an  den  Kämpfern  zu.  Die  Rippen  liegen  in  cinerglcich- 
mäßigen  Entfernung  von  76™.  Der  Beton  des  Gewölbes 
ist  im  Mischungsverhältnis  1:2:4,  derjenige  der  Wider- 
lager in  1  : 3,5  :  7  ausgeführt.  Die  Bahnachse  bildet  mit 
dem  Wasscrlauf  einen  Winkel  von  65»  sodaß  sich  die 


Vermischtes. 

Die  Haftfestigkeit  zwischen  Beton  und  Elsen  wird  nach 
Versuchen,  die  Bauschinger  mit  Monierkonstruktionen 
gemacht  haben  soll,  in  allen  Handbachern  mit  40—45  ^k, "i"» 
angegeben,  Es  hat  jedoch  bisher  in  der  Literatur  nicht 
nachgewiesen  werden  können,  wo  Bauschinger  diese 
Zahlen  angegeben  hat.  Dem  Vernehmen  nach  sind  sie 
aus  einer  brieflichen  Mitteilung  Bauschingers  entnommen. 
Diese  Frage  lührtc  auch  bei  der  Beratung  der  vom  Ver- 
bände deutsch.  Arch.-  u.  Ing.-Vereine  in  Gemein- 
schaft mit  dem  Deutschen  Betonverein  aufgestellten 
vorläufigen  Leitsätze  für  den  Eisenbetonbau  (vergl. 
No.  4)  am  26.  v.  Mt.s.  im  Deutschen  Beton-Verein  zu  Aus- 
einandersetzungen. Die  zulässige  Haftfestigkeit  des  Betons 
war  bei  den  Vorverhandlungen  zu  den  Leitsätzen  zu  10 
bis  i2kt/'J,:m  angenommen,  ist  dann  aber  auf  7,5  ^'f™1 
herabgesetzt.  Nach  Mitteilungen  der  Kgl.  Mech.-Techn. 
Versuchsanstalt  Gr.-Lichterfeldc-Berlin  wird  diese  Zahl 
für  zu  hoch  gehalten.  Die  Versuchsanstalt  hat  nach  ihrer 
Angabc  eine  ganze  Reihe  von  Versuchen  nach  dieser 
Richtung  angestellt  mit  verschiedenen  Zementen  und 
Mischungen.  Sie  hat  dabei  nie  mehr  als  21  hs  '('m,  im 
Durchschnitt  i7»t><i<B1,  aber  bis  herab  zu  3kK,'icm,  gefun- 
den. Bei  Versuchen,  welche  die  Firma  Wayß  &  Frevtag 
in  Neustadt  a.  H.  ausgeführt  hat,  sind  dagegen  tatsächlich 
Adhäsionsfcstigkeilen  von  30—40  kK,  vm  ermittelt  worden. 
Die  Festigkeit  wechselte  allerdings  sehr  je  nach  Mischungs- 
verhältnis und  Wasserzusatz ;  eine  fettere  Mischung  ergibt 
naturgemäß  höhere  Festigkeiten.  Bei  der  Durchrechnung 
verschiedener  ausgeführter  Bauten  ist  die  auftretende  Ad- 
häsionsspannung bis  zu  36  kc,"i"n  ermittelt  worden,  ohne  daß 
sich  dabei  ein  Lockern  oder  gar  1  lerausreiürn  des  Eisens  ge- 
zeigt hätte.  I )ic  Firma  H e  n  n  e b  i  q  u e  hat  ihren  Berechnungen 
ebenfalls  ohne  Schaden  vielfach  die  Zahl  15  ^k,  •i^  zugrunde 
gelegt  Hiernach  ist  beiden  Beratungen  im  Beton-Verein 
an  der  Zahl  7,5  festgehalten  worden.  Immerhin  bedarf 
diese  Frage  noch  der  weiteren  Aufklärung  durch  einheit- 
liche Versuche.  - 

Ein  Ueberfallwehr  In  Eisenbeton  ist  in  der  amerikani- 
schen Zeitschrift  „Enginering  News"  in  der  No  vom  5,  Nov. 
v.  J.  veröffentlicht,  das  nicht  ohne  Interesse  ist.  Wir  geben 
den  Querschnitt  und  die  nachstehenden  Erläuterungen 
nach  genanntem  Blatt  wieder.  Das  Wehr  dient  industriellen 
Zwecken  und  ist  in  Theresa  N.-V.  von  der  Ingenieur-  und 
Unternehme!  firma  Ambursen  &  Saylcs  mit  einem 
Kostenaufwande  errichtet,  der  sich  nicht  wesentlich  höher 
als  für  eine  Holzkonsmtktion  stellen  soll.  Der  Damm  ist 
auf  festen  Fels  gegründet,  besitzt  eine  Gesamtlänge  von 
36.6 m,  eine  .Sohlenbreite  von  6.71  m  und  e;ne  Höhe  bis 
zur  Krone  von  3.5  ln.  Der  Wehrkörper,  dessen  Form  so 
bemessen  ist,  daß  die  Mittellinie  des  Druckes  bei  höchstem 
Wasserstand  noch  durch  die  Sohle  geht,  ist  aufgelöst  in 
einzelne  Weiler  von  30,5cm  Stärke  und  1,83 m  Abstand 
von  Milte  zu  Mitte.  Diese  Pfeiler  sind  stromaufwärts 
durch  eine  geneigte  15™  starke  Betondecke  mit  Eiscn- 
einlagen  verbunden,  die  sich  gegen  einen  festen  Beton- 
fuß stützt  und  als  Abschluß  der  Krone  durch  einen 
kräftigeren  lictonbalken  verstärkt  ist.  Die  Eiseneinlagen 
der  Platte  bestehen  in  Strcckmctall'')  und  Thacher- Eisen 
(siehe  oben»  von  20  '"">  Stärke,  die  entsprechend  dem 
nach  unten  zunehmenden  Wasserdruck  in  einem  sich  von 
28  bis  20  verengenden  Abstand  verlegt  sind.  Die  Ver- 
stärkung des  oberen  Abschlußbalkens  besteht  in  2  Eisen 
von  13  mm  Stärke.  Der  Beton  für  die  Pfeiler,  die  mit  90  ™ 
langen,  dicken  Bolzen  im  Fei*  verankert  sind,  be- 

sitzt ein  Mischungsverhältnis  1  :3:6,  ebenso  der  1  >nnimfuU. 
Die  Decke  ist  in  1:2:4  hergestellt  Die  Ausführung  er- 
folgte im  Schutze  eines  1:  angedaitmics  mit  in  der  Werk- 
statt hergi-stellten  Lehren,  die  für  die  gleichzeitige  Aus- 
führung von  Ö  Fehlern  vorrätig  gehalten  wurden. 

Der  Damm  ist  111  18  eigentlichen  Arbeitstagen  erbaut 
mit  durchschnittlich  10  Mann,  davon  7  Zimmerer,  3  Arbeiter. 
In  diese  Zeil  ist  die  Herstellung  <U-s  Fangcdiitmnt**  und 
die  Beseitigung  des  «Uten  IM/daiumcs  eingeschlossen.  Bei 
Hochwasser  wird  der  Damm  überströmt. 


Spannweile  des  Gewölbes  parallel  zur  Brückenslirn  ge- 
messen auf  10,14  ■  stellt,  bei  einer  normalen  Lichtweite 
von  9,14  «'.  Die  Eisenrippen  liegen  natürlich  parallel  zur 
Stirn;  sie  sind  nach  der  Quere  nicht  mit  einander  ver- 
bunden. Auch  die  Stirnmauern  sind  in  Stampfbeton  aus- 
geführt und  mit  Eiseneinlagen  verstärkt.  Um  dem  Bogen 
unter  dem  Einfluß  der  Temperatur  und  der  I .ast  seine  freie 
Beweglichkeit  zu  ermöglichen,  sind  die  Stirnmauern  so- 
wohl an  den  Kämpfern,  wie  Ober  dem  ungünstigsten  Quer- 
schnitt mit  offenen  Fugen  versehen.  —  y  y 


Bei  hohen  derartigen  Dämmen  würde  man  aueb 
die  Ucbersturzseite  mit  einer  Wand  schließen  müssen. 
Zweckmäßiger  Weise  würde  man  dann  auch  die  Beton- 
stärke  der  Wehrdecke  entsprechend  der  Zunahme  des 
Wasserdruckes  nach  unten  verstärken  müssen.  Im  übrigen 
würde  auch  eine  andere  Bauweise  mit  weiter  auseinander 
liegenden  Pfeilern  infrage  kommen,  wobei  dann  die  Decke 
mit  wagrechten  Eisenbctonbalkcn  zu  verstärken  wäre,  die 


nach  dem  Fuße  zu  enger  zu  legen  sind.  An  anderer 
Stelle  des  genannten  Blattes  wird  ein  solcher  Entwurf 
vorgeführt,  aber  dabei  für  die  hier  zugrunde  liegenden 
Abmessungen  herausgerechnet,  daß  sich  die  Kosten  eines 
solchen  Dammes  wegen  der  schwierigeren  Herstellung 
wieder  wesentlich  höher  stellen  würden. 

Die  vorläufigen  Leitsätze  für  die  Vorbereitung,  Aus- 
führung und  Prüfung  der  Eisenbetonbauten  (vergl.  No,  41 
sind  in  der  Versammlung  des  Deutschen  Beton- Vereins 
vom  26.  v.  M.  en  bloc  angenommen  worden.  Die  von 
ein  er  Seite  gegen  die  Höhe  der  Belastung*  werte  bei  den 
vorgesehenen  Probebelastungen  erhobenen  Bedenken  w  ur- 
den nicht  als  so  schwerwiegend  angesehen,  um  auf  c'mt 
Herabsetzung  dieser  Werte  zu  dringen.  Es  steht  zu  hoffen, 
daß  die  Leitsätze  auch  im  Verband  deutsch.  Arch  -  u  Ing  • 
Vereine  imganzcn  Annahme  finden  werden. 

Bücher. 

Apparate  und  Geräte  zur  Prüfung  von  Portland -Zement. 

Zusammengestellt  v.  Chem.  Laboratorium  für  Ton- 
industrie. Prof,  Dr,  H  Seger  &  E.  Cramcr.  Berlin 
1903.  Verlag  derTonindustiie-Ztg.  Pr  brosch.  1  M. 
Die  vorliegende  120  Oktavscitcn  umfaßende,  mit  tu 
Abbildungen  illustrierte  Schrift  gibt  eine  l'cbcrsicht  über 
die  zur  Prüfung  von  Portland-Zement  üblichen  Apparate 
und  zwar  für  die  Prüfung  nach;  Form  und  Reinheit  des 
Kornes,  Farbe  und  Gewicht,  Abbinden  und  Bindezeit,  Er- 
härten, Festigkeit,  Volunibeständigkeit,  Haar-  und  Sehwind- 
risse. Verhalten  gegen  hohe  Hitze  und  Kälte.  Zusätze  und 
betrügerische  Beimengungen  Sämtliche  Apparate  sind  in 
Abbildung  dargestellt,  die  Ausführung  der  Prüfungen  im 
Einzelnen  sind  eingehend  beschrieben  und  es  werden  alle 
Gesichtspunkte  hervorgehoben,  die  bezüglich  der  Güte 
des  Zemenles  hei  der  Prüfung  zu  beachten  sind.  Das 
•Schrtftchen  enthält  fei  ner  Angaben  über  die  Laboratoriums- 
L'nlersuchungcn.  die  von  dem  speziellen  Zement-Techniker 
bei  der  Fabrikation  auszuführen  sind  und  schließlich  auch 
die  Apparate  und  Untetsuchungsmethoden  für  die  Prüfung 
von  Beton  auf  Druckfestigkeit,  ferner  für  die  Prüfung  von 
Kohren,  für  die  Feststellung  der  Sehleiffestigkeit  (für  Zc- 
tnentplatten)  usw.  F'ür  die  sämtlichen  besprochenen  Appa- 
rate ist  eine  Liste  beigegeben  mit  Angabe  der  Preise,  zu 
welchen  diese  von  dem  Laboratorium  der  „Tonindustrie- 
Zeitung"  in  Berlin  bezogen  werden  können 

Die  handliche  und  preiswerte  Schrift  erfüllt  daher  so- 
wohl den  Zweck  einer  gedrängten  l'cbersichl  über  das 
Zement- Prufungswe-.cn ,  wie  den  einer  praktischen  An- 
leitung für  die  vorzunehmenden  Prüfungen,  und  kann 
daher  dem  Fachmann  empfohlen  werden der  sich  mit 
diesen  Fragen  zu  befassen  hat 

Inhalt'.  An*  d*  n  Vrrhhn. Ij.in^  n  «.  „WiniL.  t>i  uu< her  Portland-Ce- 
ment  rabtikAtiii  n*.  — lM<-  K.nnt  U«  i  t- 1-*  ^•■inli^cn  in  <!fn  I!i»cnWtont>autcn 
Nurd  Amt  nka's,  mibri.uu<JiTe  da»  !  h;*i  he  t  -Ki*.  t:.  —  Vrt  mle<hle*.  —  Bflcher. 


VrrUfc  der  IVuitrhrn  Bawrilunc,  ('•  m  b.  11.,  BerLin  Fflr  die  Redaktion 
n-nuitworüirh  Kriu  Ki«eien,  Berlin.    [Jiu.k  vun  WÜh.  Greve,  Hrilin. 


No.  5. 

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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

|  ; MITTEILUNGEN  ÜBER  = 

■  ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

SS!   UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 

*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *    *  (jjf 


L  JAHRGANG  1904. 


NI_  6. 


Stützmauer  in  Stampfbeton  an  der  Villa  Henschel  in  Kassel. 


ran  nscr  Kopfbild  zeigt  die  interessante  Anlage  einer 
Im. (Hl  vö"'8  in  Stampfbeton  hergestellten,  in  Bogen- 
BBbI  Stellungen  von  12,5 m  Spannweite  aufgelösten  und 
im  Grundriß  gekrümmten  Stützmauer  von  etwa  i25m 
Lange  und  bis  zu  19  m  größter  Höhe,  die  von  der  A.  •  G. 


B.  Liebold  &  Comp,  in  Holzminden  entworfen  und 
ausgeführt  ist  Wir  bringen  Beschreibung  und  Konstruk- 
tions-Zeichnungen dieses  bemerkenswerten  Bauwerkes,  bei 
dem  in  geschickter  Weise  der  Bildung  von  Rissen  ent- 
gegengewirkt ist,  in  der  Aprilnummer  dieses  Blattes.  — 


Aus  den  Verhandlungen  des  „Deutschen  Beton-Vereins". 


|ie  7.  Hauptversammlung  des  Verein»,  der  jetzt  140 
ßetonbaufirmen  als  ordentliche  Mitglieder  zählt,  tagte 
unter  dem  Vorsitz  des  Hrn.  Kommerz. -Rat  Eugen 
Dyckerhoff  (Biebrich  a.  Rh.)  am  25.  u.  26.  v.  M.  in  Berlin. 
Aus  ihren  Verhandlungen  haben  wir  in  No.  5  d.  Zig.  bereits 
den  Bericht  über  einen  Vortrag  und  einige  interessante 
Fragen  vorausgeschickt.  Wir  geben  nachstehend  unter 
Fonlassung  der  inneren  Vereins-Angelegenheiten,  einen 
gedrängten  Ucberblick  über  den  Gang  der  Verhandlungen. 

Wir  haben  in  No.  5  schon  erwähnt,  daß  die  vor- 
laufigen Leitsatze  für  Eisenbetonbauten  nach 
einem  eingehenden  Referat  des  Hrn.  Vorsitzenden  und 
nach  einigen  Einwendungen  schließlich  imganzen  ange- 
nommen wurden.  Diese  Einwendungen  richteten  sich 
einerseits  gegen  die  zulässige  Haftfestigkeit  des  Eisens  im 
Beton  (vergl.  Seite  20)  sowie  gegen  Höhe  und  Art  der 
Probebclastung.  Hr.  lng.  Wortmann  (Dresden,  der  dem 
Ausschuß  angehört  hat,  hielt  es  für  nötig,  bei  teilweiser 
l'robcbclastung  die  Größe  der  zu  belastenden  Flächen 
genan  festzulegen,  da  sonst  zu  weitgehende  Ansprüche 
gestellt  werden  könnten.  Er  halte  die  Beschränkung  der 
teilweisen  Belastung  auf  1  nm  für  angemessen.  Für  die 
Vollbelastung  seien  die  Belastungswene  (vergl.  S.  14)  zu 
hoch.  Bei  Zulassung  einer  Beanspruchung  des  Eisens 
von  1000  ■'b/k«  bei  der  gewöhnlichen  Nutzlast,  könnten  so 
hohe  Werte  der  Probebelaslung  bereits  Risse  in  Decken- 
Konstruktionen  erzeugen,  da  das  Eisen  nach  Mitteilungen 


v.  Empergcr's  über  ausgeführte  Belastungen  dann  bereits  bis 
an  oder  über  die  Proportionalitätsgrcnzc  beansprucht  werde. 
Solche,  an  sich  zwar  ungefährlichen  Risse  könnten  die  Ver- 
anlassung zur  Verweigerung  der  Abnahme  werden  und  da- 
mit schwere  und  ungerechtfertigte  Schädigung  des  Unter- 
nehmers herbeiführen.  Auch  die  Hrn.  Dr.  v.  Emperger 
(Wien)  und  Prof.  Möller  (Braunschweig)  hiellen  die  Bc- 
lastungswcrtc  für  unnötig  hoch.  Demgegenüber  wurde 
namentlich  von  dem  Mitgliede  des  Ausschusses  1  Im.  Foli- 
zeibauinsp.  Bürstenbinder  (Hamburg)  betont,  daß  die 
Risse  zwar  eintreten  könnten,  bei  guter  Ausführung  aber 
nicht  eintreten  sollten,  daß  die  Belastungsproben  ja  über- 
haupt nur  dann  zur  Anwendung  kommen  sollten,  wenn 
begründete  Zweifel  an  der  Güte  der  ausgeführten  Kon- 
struktion beständen,  daß  sie  also  vorwiegend  den  Zweck 
haben,  abschreckend  gegen  unsolide  Ausführung  zu  wirken. 
Darin  läge  ihr  wesentlicher  Wert,  der  durch  Herabsetzung 
der  Belastungswene  genommen  werde.  Auch  Hr.  Reg.- 
ßmstr.  Mörsch  (Neustadt  a.  H.),  ebenfalls  Ausschußmitglied, 
kann  in  den  gewählten  Werten  keine  Gefahr  sehen. 

Zum  Schlüsse  wurde  noch  besonders  betont,  daß  es 
sieh  ja  nur  um  vorläufige  Bestimmungen  handele,  die  fort- 
bildungsfähig seien,  wenn  sich  in  der  praktischen  An- 
wendung daraus  .Schwierigkeiten  ergeben.  E»  handele 
sich  ferner  ja  um  einen  Kompromiß  zwischen  den  An- 
sprüchen der  Aufsichtsbehörden  und  den  Interessen  der 
Unternehmer.  Man  müsse  die  enteren  auch  angemessen 

21 


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berücksichtigen.  Aendcrungcn  im  einzelnen  durch  den 
Verein  könnten  auch  wieder  Aenderungcn  durch  den  Ver- 
band D.  A_-  u.  I.-V.  nach  sich  ziehen,  der  die  Leitsätze  auch 
noch  annehmen  müsse.  Man  komme  dann  in  absehbarer 
Zeit  nicht  /um  Ziel,  wahrend  es  dringend  wünschenswert 
»ei,  baldigst  feste  Grundlagen  zu  schaffen.  Unter  diesen 
Gesichtspunkten  wurden  die  Einsprüche  zurückgezogen  und 
die  Vorlage  wurde  unverändert  angenommen,  nachdem  noch 
der  als  Gast  anwesende  Hr.  (Ich.  Brt  Launer  (Berlin), 
Dezernent  für  Haupolizeiwesen  im  preufl.  Minist,  d.  öffcntl. 
Arbeiten  und  Vorsitzender  des  Ausschusses,  für  die  An- 
nahme gesprochen  hatte,  da  die  Behörden  sich  nach  festen 
Regeln  sehnten  und  da  die  Industrie  durch  möglichst  baldige 
Einführung  festerGrundsätze  nur  gewinnen  könne.  Er  hoffe, 
daß  die  hier  vorgeschlagenen  Bestimmungen  auch  seitens 
der  Regierungen  Anwendung  finden  werden. 

Noch  nicht  soweit  gedienen  sind  die  Arbeiten  für  die 
Aufstellung  von  einheitlichen  Bestimmungen  für  die 
Prüfung  und  Verarbeitung  des  Betons  selbst  Hier 
sind  noch  grundsätzliche  Vorfragen  zu  erledigen,  die  nur 
durch  umfangreiche  Versuche  gelöst  werden  können,  die 
vom  Verein  z  T.  bereits  eingeleitet  sind,  z.  T  in  er- 
weiterter Form,  wie  erhofft  wird  mit  Unterstützung  zunächst 
der  preußischen  Regierung,  durchgeführt  werden  sollen. 
L'eber  den  Stand  der  ganzen  Angelegenheit  berichtete 
namens  des  damit  betrauten  Ausschusses  Hr.  Ing.  Alfred 
Hüscr  (Überkasscl).  Der  Verein  hatte  bekanntlich  1903 
beschlossen.  Versuche  anzustellen  mit  „erdfeuchlem", 
„plastischem"  und  «weichem "  Beton,  um  den  Einfluß 
verschiedenen  Wasserzusatzcs  und  verschiedener  Verar- 
beitung auf  die  Druckfestigkeit  und  Druckelastizilät  des 
Betons  festzustellen.  Die  Vcrsucliskörpcr  wurden  in  Bie- 
brich a.  Rh.  bezw.  in  Ehingen  mit  zwei  verschiedenen 
Zementen  in  möglichst  gleicher  Weise  hergestellt,  während 
die  kg),  württcmbcrgischc  Regierung  die  Ausführung  der 
Prüfungen  durch  die  Versuchsanstalt  in  Stuttgart  vorneh- 
men ließ.  Das  Ergebnis  dieser  Versuche-,  bei  welchen 
Bctonmischiingen  mit  Rhein-  bezw.  Isarkies,  mit  Hand- 
schlag- und  Maschinenschotter,  im  Mischungsverhältnis 
1  :  2.5:  5  hezw.  1:4:8  zur  Untersuchung  kamen  und  zwar 
sowohl  mit  Hand,  als  mit  Maschinen  gemischt  ist  für  die 
28  Tage  allen  und  die  100  Tage  alten  Proben  bereits  im 
Vorjahre  durch  den  Vorstand  der  Stuttgarter  Versuchs- 
anstalt Hrn.  Baudirektor  Dr.  C  vnn  Bach  veröffentlicht 
worden.')  Wir  müssen  auf  diese  Veröffentlichung  ver- 
weisen, die  wir  bereits  in  der  Dtsehn.  Bauztg  Jahrg  1903 
S  478  kurz  besprochen  haben.  L>er  Versammlung  lagen 
nun  vorlaufige  Zusammenstellungen  des  Hrn.  E  Dycker- 
hoff über  die  Forlsetzung  dieser  Versuche  vor,  deren  Er- 
gebnisse demnächst  offiziell  veröffentlicht  werden  sollen. 

Die  Mitteilungen  erstreckten  sich  auf  die  365  Tage  allen 
Probewftrfel  (jo11»  Kantcnlängc).  die  nochmals  mit  den  100 
und  38  Tage  alten  Proben  in  Vergleich  gestellt  sind.  Wir 
geben  nachstehend  einige  Mittelwerte  der  Druckfestigkeit 
an.  H  bezeichnet  dabei  die  l'roben  aus  Biebrich,  F.  aus 
Ehingen.  Die  eingeklammerten  Zahlen  sind  die  Fcstigkeils- 
zunahmen  in  Prozenten  der  Anfangsfestigkcit  nach  28Tagcn. 

Mischung  1.2,5:5     Mittlere  Druckfestigkeit. 
A  Maschinenbeton. 


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Diese  Mittelwerte  sind  das  Ergebnis  aus  je  2  hezw.  3 
Proben  je  4  verschiedener  Belonsortcn;  aus  Kies,  aus  Maschi- 
nensehotter,  au-  Kies  und  Maschinen*choUer  (Stampfschich- 
ten  t5bezw.  30^'°  hoehi  bezw.  Kies-  und  I  landselilagschotter 

9)  Mlttrilun^rn  oNr  .lic  IlcrMrMiiTi;;  Vcn  BrtonköTpcrn  rn.t  vrt^Jnr- 
flrnrtn  Wifct«T7U-,JI/  mH.r  <-}'t-v  'llr  ]  >r  1:1  kiv -li^krit  miij  l>r«ckrljitL£lÜlt 
tlri«  ltn  ti     Vri  öllrutli.  !it  von  «.'.  hü  ii.    I-iui;ji!.  Klcet  &  lljiliiia.ici  i^>j 

1T2 


Die  mit  Handbetrieb  hergestellten  Proben  bleiben  dabei 
durchweg  hinter  den  im  Maschinenbetrieb  hergestellten 
in  der  Festigkeit  zurück,  insbesondere  bei  den  erdfeucht 
hergestellten  Proben.  Im  übrigen  zeigen  sie  bei  den  drei 
Herstellungswciscn  erdfeucht,  plastisch  und  weich  eine 
ziemliche  Gleichmäßigkeit.  Auffallend  sind  dagegen  die 
sehr  bedeutenden  Festigkeitsunterschiede  bei  erdfeuchtem 
Maschinenbeton  zwischen  den  Biebricher  und  den  Ehingcr 
Proben  Die  höchsten  Festigkeiten  wurden  fast  durchweg 
bei  reinem  Masehincnschotterbcton  oder  solchem,  gemischt 
aus  Kies  und  Masehinenschotter,  erzielt. 

Nachstehend  seien  auch  die  unter  gleichen  Verhält- 
nissen ermittelten  Zahlen  für  die  Mischung  1:4:8  gegeben 

Mischling  1:4:8.    Mittlere  Druckfestigkeit, 
A.  Maschinenbeton 


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(3-J7) 

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Zur  Ergänzung  der  vorstehenden  Druckfestigkeits- 
Tabelle  ist  es  erforderlich  auch  den  Wassergehalt  der 
Probekörper  bei  der  Herstellung  in  Prozenten  anzugeben. 
Dieser  \\  asscrgehall  setzt  sich  zusammen  aus  dem  schon 
im  Kicssandc  enthaltenen  Wasser,  das  sich  für  Biebrich 
auf  4,6  "0,  für  Ehingen  auf  1,5°,,  der  Kiesmenge  beläuft, 
unil  dem  zum  Beton  bei  der  Bereitung  noch  zugesetzten 
Wasser    Es  sind  nachstehend  die  Mittelwerte  angegeben. 


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4.-H  «,l6  -    »,to  -    s"*,  SO  |  5-S5  ö^6|  6^7 

Diese  Versuchsreihen  genügen  aber  noch  nicht,  um  in 
der  Krage  der  Betonbereitung  völlige  Klarheit  zu  schaffen. 
Es  sind  daher  nach  einem  mit  der  kgl.  mechanisch  -  tech- 
nischen Versuchsanstalt  in  Gr.  Liehtcrfcldc-Berlin  verein- 
barten Arbeitsplan  bereits  umfangreiche  weitere  Versuche 
mit  2  Zementen  und  zweierlei  Kiessorten  eingeleitet  mit 
einem  ganz  reinen  Flußkicssand  und  einem  Grubenkics- 
sand,  welcher  staubfreies,  etwas  lehmiges  Material  ent- 
hält. Der  Sand  wird  durch  Absieben  auf  dem  7  n""  Sieb 
gewonnen;  der  (»rubenkiessand  soll  gewaschen  und  un- 
gewaschen geprobt  werden,  der  Flußkiessand  nur  unge- 
waschen. Der  Sand  wird  ferner  künstlich  grob  gemacht 
durch  Absieben  des  7  Sandes  auf  dem  80  Maacuensieb. 
Die  Kiessteine,  die  durch  ein  Sieb  von  40 mm  gewonnen 
sind,  sollen  zu  den  Proben  verwendet  werden,  mit  75°/0 
von  7  —  25»"«  und  25°/„  von  25—40«""  Korngröfle,  sodaß 
5  Sorten  Kiessand  geprüft  werden.  Die  Körper  sollen 
ferner  wieder  in  den  Mischungs  -  Verhältnissen  1 :  2,5  : 5 
bezw.  1:4:8  und  sowohl  erdfeucht  wie  plastisch  herge- 
stellt werden.  Die  Proben  sollen  ausgedehnt  werden 
auf  2—5  Altersstufen  (28  und  90  Tage,  1,  2,  3  Jahre)  und 
zwar  auf  Druckversuche  nebst  Elasttzitätsmcssungen,  auf 
Biege-,  Zug-,  Dreh-  und  Scherversuche,  sodaß  insgesamt 
3280  Probekörper  einer  Prüfung  unterworfen  werden.  Die 
Kosten  hierfür  sind  auf  70000  M.  veranschlagt.  Der  Ver- 
ein erhofft  hierbei  eine  tatkräftige  l.'ntcrstützuug  seitens 
des  preuß.  Ministeriums  der  öffentl.  Arbeiten,  das  den 
Versuchen,  deren  praktischen  und  wissenschaftlichen  Wert 
es  durchaus  anerkennt,  günstig  gegenüber  steht.  DcrVer- 

No.  6 


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rin  selbst  würde  für  die  nächsten  4  Jahre  jedenfalls  je 
2500  M.  aufzubringen  haben,  was  zusammen  mit  anderen 
Aufgaben  eine  Erhöhung  der  Mitglicdcrbeiträge  bedingt. 

Im  Anschluß  an  diese  Mitteilungen  und  nachdem  der 
Hr.  Vorsitzende  die  große  Bedeutung  dieser  Versuche 
nochmals  besonders  und  eingehend  hervorgehoben  hatte, 
entspinnt  sich  eine  lebhafte  Auseinandersetzung  über  den 
Wert  und  die  Notwendigkeit  dieser  Prüfungen,  sowie  über 
die  Dringlichkeit  der  Aufstellung  von  Vorschriften  für  den 
Betonbau,  mit  denen  doch  nicht  noch  5  Jahre  gewartet 
werden  könne.  In  letzterer  Beziehung  wird  seitens  des 
Vorstandes  die  beruhigende  Erklärung  abgegeben,  daß 
keineswegs  bis  zum  Abschluß  der  ganzen  Versuchsreihe 
gewartet  werden  solle,  sondern  nur  bis  zur  Durchführung 
der  bereits  eingeleiteten  2.  Versuchsreihe  für  Proben  von 
38  u.  go  Tagen  Alter,  daß  im  übrigen  die  durch  Regierungs- 
vertreter verstärkte  Kommission  an  der  Arbeit  sei,  um 
die  Vorschriften  aufzustellen.  Dem  Einwand,  daß  die  ge- 
planten Versuche  Laboratoriums -Versuche  seien,  daß  es 
besser  sei,  die  Mittel  für  Versuche  an  einzelnen  größeren 
Objekten  aufzuwenden,  wie  das  seinerzeit  derösterreichische 
Gcwölbcausschuß  getan  hat,  wird  entgegengehalten,  daß  es, 


um  dem  Betonbau  auch  in  denKreisen  Eingang  zu  verschaffen, 
die  ihm  noch  abwartend  gegenüber  standen,  gerade  auf 
Vergleichsversuche  ankomme,  die  sirh  aber  nicht  anders 
als  an  einer  Stelle  in  der  Versuchsanstalt  ausführen  ließen. 
Auch  der  Umfang  der  Versuche  wurde  bemängelt,  nament- 
lich die  Ausdehnung  auf  Zug-,  Verdreh-  und  Scherver- 
suche. Es  wurde  von  einer  Seite  empfohlen,  die  hierfür 
ausgesetzten  Mittel  den  Versuchen  für  den  Eisenbetonbau 
zuzuschlagen,  die  von  der  Jubiläums- Kommission  der 
deutschen  Industrie  bereits  eingeleitet  sind.  Hierzu  wurde 
die  Erläuterung  gegeben,  daß  diese  Prüfungen  auch  für  reine 
Betonbauten  nötig  seien,  da  auch  diese  durch  unvorher- 
gesehene Veränderungen  der  Belastungsx-crhältnLssc  solche 
Spannungen  erleiden  können. 

Die  Versammlung  nimmt  schließlich  die  Vorlage  fast 
einstimmig  an  mit  allen  sich  daraus  für  den  Verein  er- 
gebenden finanziellen  Konsequenzen.  Es  wird  dabei  der 
Hoffnung  Ausdruck  gegeben,  daß  die  der  Allgemeinheit 
zugute  kommenden  Bestrebungen  des  Vereins  auch  darin 
ihren  Lohn  finden  möchten,  daß  möglichst  alle  deutschen 
Betonbaufirmen  demselben  beitreten,  wahrend  bisher  viel- 
leicht nur      derselben  Mitglieder  sind. 

  (Srhlufl  foljt.) 


Aus  den  Verhandlungen  des  „Vereins  Deutscher  Portland-Cement-Fabrikanten".  cMiin«., 


|ie  Normal  sand  frage,  über  welche  Hr.  Dr.  Goslich 
(Züllchow)  berichtete,  steht  mit  der.Mischzementfrage 
im  engsten  Zusammenhange  Die  Frage,  ob  es  zweck- 
mäßig «ei,  daß  anstelle  des  einkörnigen  „Normalsandcs'4 
ein  gemischtkörniger  verwendet  werden  soll,  ist  aller- 
dings auch  aus  anderen  Gründen  aufgeworfen  worden,  näm- 


laßt.  Das  spezifische  Gewicht  des  Normalsandcs  (Sicb- 
rückstand  des  Freien waldcr  Rohsandes  auf  dem  120 
Maschcnsicl),  nachdem  vorher  die  gruben  Sandteile  schon 
auf  dem  Siebe  mit  60  Maschen  auf  1  i<«  entfernt  sind) 
ist  2,64s,  das  Litergewicht  des  eingerültelten  Sandes  1,684, 


der  Undichtigkcitsgrad,  d.  h.  der  Prozensatz  der  Hohlräume 
lieh" weil  es  fraglich  erschien,  ob  sich  der  Normalsand,  der   im  letzteren  Zustande  0,363   Zu  Normalsand  wurden  dann 


bekanntlich  aus  den  vom  Verein  gepachteten  Gruben  in 
Freienwaldc  a.  O.  durch  Hrn.  Henneberg  unter  Kontrolle 
der  Versuchsanstalt  in  Berlin  und  des  Vereins  durch  Aus- 
sieben hergestellt  wird,  auf  die  Dauer  in  ausreichender 
Menge  zu  beschaffen  sei.  Dies  Bedenken  ist  allerdings 
auf  absehbare  Zeit  durch  Erwerb  neuer  Sandhügel  ge- 
eigneter Beschaffenheit  in  Freienwaldc  beseitigt.  Der  be- 
sondere Grund  für  die  Aufsuchung  eines  geeigneten  Nor- 
malsandcs ist  aber  der,  daß  der  cinkürnige  Normalsand 
zwar  zum  Vergleich  zwischen  Portlandzcmcnten  ausreicht, 
beim  Vergleich  des  Portlandzementes  mit  Schlacken- 
Zementen  und  anderen  Mischzementen  aber  nicht  ge- 
eignet ist,  für  letztere  zu  günstige  Ergebnisse  liefert;  denn 
der  cinkürnige  NormaUand  ist  sehr  porös,  Die  1  lohlriUinie 
werden  aber  durch  die  feinere  Schlacke  vollständiger  ausge- 
füllt, als  durch  den  Portlandzcment,  sodaß  trotz  des  leichte- 
ren spezifischen  Gewichtes  der  Schlacke  ein  dichterer  Mörtel 
entsteht.  Sobald  aber  der  Sand  durch  verschiedenes  Korn 
selbst  von  vornherein  eine  größere  Dichtigkeit  besitzt, 
dann  ist  das  nicht  mehr  der  Fall  und  es  wird  durch  den 
schweren  Zementmörtel  dann  ein  wesentlich  dichterer, 
also  auch  festerer  Mörtel  erzielt  werden.  Es  sind  Ver- 
suche nach  dieser  Richtung  sowohl  mit  2 körnigem,  wie 
mit  3  körnigem  Sande  gemacht.  Der  praktischen  Durch- 
führung, einen  solchen  gemischtkörnigen  Sand  herzustellen, 
stehen  aber  so  große  Schwierigkeilen  gegenüber  —  einmal 
wegen  der  schwierigen  Beschaffung  der  genauen  Siebe 
für  den  Feinsand,  hauptsachlich  aber  wegen  der  Unmög- 
lichkeit, die  richtige  Kornmischung  im  Sande  beim  Trans- 
port aufrecht  zu  erhalten,  —  daß  man  sich  doch  entschließen 
muß,  beim  einkörnigen  Normalsand  zu  bleiben,  da  sich  z.  Zt. 
nichts  Besseres  bieten  läßt.  Die  Sache  ist  auch  deshalb 
nicht  so  bedenklich,  als  zwar  die  Zugfestigkeit  dabei  stärker 
beeinflußt  wird,  dagegen  nicht  so  die  Druckfestigkeit,  auf 
die  es  in  der  Praxis  doch  in  erster  Linie  ankotnmL  Im 
übrigen  wird  im  Auslande  allgemein  anerkannt,  mit  wie 
außerordentlicher  Sorgfalt  der  deutsche  Normalsand  her- 
gestellt wird,  sodaß  vielleicht  erhofft  werden  darf,  daß 
dieser  als  internationale  Norm  angenommen  wird,  sodaß 
dann  also  auch  ein  Vergleich  zwischen  Portlandzcmcnten 
verschiedener  Ursprungsländer  auf  gleicher  Basis  erfolgen 
könnte.  (Der  z.  Zt  in  Rußland  angewendete  Normalsand 
liefert  erheblich  geringere,  der  schweizerische  dagegen 
erheblich  höhere  Festigkeiten  als  der  deutsche.) 

Ueber  den  Einfluß  der  Körnung  des  Sandes  auf  die 
Dichtigkeit  desselben  und  die  damit  zu  erzielenden  Festig- 
keiten des  Portlandzcmcnt-Mörtels  seien  nachstehend  einige 
noch  nicht  veröffentlichte  ")  Zahlen  aus  den  auf  Veran- 
lassung des  Vereins  angestellten  Untersuchungen  der  kgl. 
mechanisch-technischen  Versuchsanstalt  in  Gr.  Dchterfelde- 
Berlin  angegeben,  die  wir  der  Güte  des  Hrn.  Prof.  Gary 
verdanken.  Es  wurden  zunächst  Versuche  angestellt,  mit 
welchen  Mischungen  sich  ein  Sand  von  möglichst  hohem 
Litergewicht,  also  möglichst  hoher  Dichtigkeit  herstellen 


verschiedene  Korngrößen  im  ver>chiedenen Verhältnis  hin- 
zugemischt, die  zwischen  dem  120  und  600,  dem  600  und 
900  Maschensieb  liegen  bezw.  schließlich  noch  durch  das 
000  Maschensieb  hindurchgingen.  Das  höchste  erreichte 
Litergewicht  des  gemischten  Sandes  betrug  1,931  k*.  wonach 
sich  der  vorhandene  Hohlraum  zu  0,271  ",'•>  berechnet  Die 
Dichtigkeit  ist  also  nicht  unwesentlich  höher  als  beim  Nor- 
malsand Die  Mischung  welche  mit  M  bezeichnet  werden 
soll,  enthielt  100  Teile  Normalsand  (.V)  und  70  Teile  eines 
Sandes  Ff.  Dieser  Sand  Ff  war  erzeugt,  indem  man  zu- 
nächst den  aus  der  Fabrik  gelieferten,  durch  das  120  Ma- 
schensieb  schon  durchgesiebten  Sand  in  der  Versuchsanstalt 
auf  dem  gleichen  Sieb  nochmals  untersuchte.  Es  blieben 
dabei  noch  24,2%  Körner  auf  diesem  Sieb  liegen,  die 
also  zum  Normalsand  zu  rechnen  sind.")  Dieser  Sand 
wurde  ausgeschlossen,  der  durchgesiebte  dann  auf  das  600 
Maschensieb  gebracht.  Hier  blieben  58,7  %  liegen  (F). 
Das  durch  das  600  Maschensieb  fallende  (FF)  und  das 
durch  das  900  Maschensieb  gehende  Material  (FFF)  er- 
gab zusammen  I7,i°,v  Es  bezeichnen  FF+FFF=Fs 
die  Summe  dieser  beiden  Materialien,  also  den  oben  er- 
wähnten Zusatz  zum  Normalsand.  Vergleichende  Versuche 
mit  Zementmörtel  1  :  3  bei  Anwendung  desselben  Portland- 
zementes  sowie  von  Normalsand  X  bezw.  dem  genannten 
gemischten  Sand  .1/  ergaben  bei  Versuchen  im  Mittel 


AI»-, 
der 
Proben 

DnirUcitickrit 

Vrrbfltnb» 

kR'.icii» 

I>ruck :  Zug 

T.p- 

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9f>  *5 

•)  i)it  Veroffenüithuin  i«t  tOr  daj 
YVrsurhAanaUlt  vorbereitet. 

l6.  März  ioo|. 


Heft  de, 


Es  ergaben  sich  also,  wie  auch  zu  erwarten  war,  bei 
dem  gemischtkörniecn  Sande  höhere  Festigkeiten  als  beim 
Normalsand  und  dies  Verhältnis  wird  zweifellos  noch 
mehr  zu  Gunsten  des  ersteren  ausfallen,  je  magerer  die 
Mörtclmischung  ist  Der  gemischtkörnige  Sand  wird  auch 
für  die  Vergleiche  verschiedener  Zemente  ein  der  Praxis 
mehr  entsprechendes  Ergebnis  liefern,  aber  auch  die  Ver- 
suchsanstalt hält  die  Schwierigkeiten  der  Herstellung  dieses 
Sandes  für  so  groß,  daß  die  Vorteile  doch  nicht  zu  dem 
weittragenden  Schritte  Veranlassung  geben  können,  von 
dem  in  langjähriger  Praxis  bewährten  einkörnigen  Nor- 
malsande abzugchen. 

Der  Bericht  des  Ausschusses  für  das  Verhüllen  des 
Portlandzemcntes  im  See  wasser.denllr.R.  Dycker- 
hoff zu  erstatten  hatte,  mußte  sehr  kurz  ausfallen,  da 
die  zu  diesem  Zwecke  erbetene  Auskunft  über  den  Stand 
der  Versuche  die  durch  das  preußische  Ministerium  der 
öffentlichen  Arbeiten  unter  Beihilfe  des  Vereins  auf  Sylt 

■i  Km  Hrwri*,  tri«-  viiwietii;  r*  ift,  Wim  Suiten  ckiclir  r>pcbnii*e 
zu  erzirlrn.  K*  ^th  dir*  %elh»t  fnr  Siebe  der  jlcjrhrn  Fabük,  dir  jus  dem 
rleichrn  «iewekeMQrk  grterur*.  -in-l  Au»  dic»em  «.runde  i«  auch  aui  diu 
xrhriVkiUrid  alt  WrnvertfeKhuiH!  von  tWandn  mein  i.mIm  »IlzuirroU«--. 
r.enirht  zu  lesen,    lliescr  Sunden«.,  wuide  auth  m  den  Verhandlungen 


'S 


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ausgeführt  werden,  nicht  rechtzeitig  eingegangen  war.  Zur         Kincn  breiten  Raum  nahm  in  den  Verhandlungen 

Orientierung  unserer  Leser  sei  hier  mitgeteilt.  Saß,  nachdem  des  3.  Tages  die  Schlackenmischfrage  ein,  auf  die 

schon  früher  langjährige  Versuche  im  kleinen  ausgeführt  wir  hier  nur  kurz  eingehen  können.    Sie  bildet  seit  cini- 

worden  sind,  zu  welchem  Zwecke  der  Verein  ein  eigenes  gen  Jahren  eine  ständige  Rubrik  in  der  Tagesordnung 

I^tboralorium  auf  Sylt  angelegt  hatte,  seit  2  Jahren  Ver-  des  Vereins,  der  vor  allem  dagegen  ankämpft,  daß  Misch- 

suchc  im  großen  .Maßstabe  im  Gange  sind.   Sic  werden  zemenle,  die  der  Begriffserklärung  der  Normen  nicht  enl- 

mit  2  Portlandzement-  und  2  Zcmenltraß-Mischungen  derart  sprechen,  die  dem  Portlandzcmcnt  mit  Rücksicht  auf  ihre 

ausgeführt,  daß  aus  diesen  Quader  von  1  cbln  hergestellt  teilweise  Herstellung  aus  außerordentlich  billigen  Roh- 

und  in  die  Buhnen  eingebaut  werden,  während  gleich-  Stoffen  eine  sehr  scharfe  Konkurrenz  machen  können,  der 

zeilig  aus  dem  gleichen  Material  Würfel  von  30""  Kanten-  Qualität  derselben  aber  mindestens  bei  Verwendung  an 

länge  zu  Druckproben  gefertigt  werden,  die  im  Süß-  der  Luft  nicht  entsprechen,  unter  dem  Namen  „Porttand- 

wasscr  bezw.  Seewasser  erhärten  und  dann  den  Normen-  Zement"  in  den  Handel  gebracht  werden.    Dem  ist  jetzt 

proben  zu  unterwerfen  sind.    Es  sollen  die  Versuchs-  wenigstens  teilweise  ein  Riegel  vorgeschoben.    Auch  das 

reihen  bis  auf  30jährige  Hauer  ausgedehnt  werden.  preuß.  Ministerium  der  öffentl.  Arbeiten  hat  sich  mit  die- 

L'eber  die  Tätigkeit  des  Ausschusses  für  die  Volum-  scr  Frage  beschäftigt  und  es  sind  umfangreiche  Vergleiche 
beständigkeit  und  Bindezeit  des  Portlandzemcntes  über  den  Wert  der  „Eisen-Portlandzemente"  imgange,  d  h. 
berichtet  llr.  Dr.  Prüssing  (Schönebeck).  Der  Ausschuß  solcher  Zemente,  die  aus  gemahlener  Hochofenschlacke 
ist  zu  der  Ansicht  gekommen,  daß  kein  zwingender  Grund  (anstelle  des  Tones)  und  Kalk  erbrannt,  nochmals  gc- 
vorlicge,  hinsichtlich  der  Volumbeständigkeit  den  Normen-  mahlen  und  dann  mit  gemahlener  Hochofenschlacke  bis 
proben  noch  beschleunigte  Proben,  wie  sie  die  Versuchs-  zu  3o"/8  gemischt  werden,  l'eber  die  genannten  Ver- 
anstalten ausführen,  hinzuzufügen  und  hat  sich  daher  aus-  suche  ist  Näheres  noch  nicht  bekannt.  Der  Verein  hat 
schließlich  mit  der  Bindezeit  Defaßt.  Auch  hier  ist  eine  sieh  bemüht,  möglichst  gleichlaufende  Versuche  mit  den- 
dringende  Notwendigkeit,  einen  besonderen  Apparat  zu  selben  Eiscn-Portlandzcmcntcn  an  der  kgl.  Vcrsuchs-An- 
konstruicren,  nicht  vorhanden.  Der  Ausschuß  will  aber  stak  in  Gr.-Lichterfelde  und  im  Vereins-Laboralorium  an- 
zwei  Vorschläge  weiter  verfolgen.  Der  eine  rührt  von  stellen  zu  lassen,  hat  aber  dabei  nicht  ein  entsprechendes 
Hrn.  Dr.  Schindler  her,  der  die  Ausdehnung  der  Probe-  Entgegenkommen  der  Eisen-Ponlandzement-Fabriken  gc- 
körpcr  beim  Abbinden  und  die  schlicßlichc  Zusammen-  funden.  Es  werden  jedoch  Proben  mit  8  Eisen-Portland- 
ziehung nach  beendigtem  Abbinden  für  die  Bestimmung  zementen  durchgeführt  mit  verschiedenem  Sandzusatz,  bei 
der  Abbindezeit  nutzbar  machen  will.  Hr.  Prof.  Gary  Erhärtung  unter  Wasser  und  bei  Erhärtung  an  der  Luft, 
schlägt  dafür  die  Verfolgung  der  Wärmccrschcinungen  Hr.  Dr.  Framm  machte  Mitteilungen  über  diese  Proben, 
vor,  die  sich  beim  Abbinden  zeigen  Er  hat  zunächst  soweit  diese  im  Vercins-Laboratorium  ausgeführt  werden. 
Versuche  in  einfachster  Weise  gemacht,  indem  er  eine  Es  liegen  von  diesen  die  Ergebnisse  für  die  28  Tage  alten 
Vikat'schc  Dose  in  einem  mit  Sägespänen  gefüllten,  mit  ganz  und  die  bis  zu  1  Jahr  alten  Proben  z.  T.  vor.  Die  Er- 
Filzdeckel  geschlossenen  Kasten  gegen  äußere  Wörme-  gebnissc  bestätigen  die  bisherigen  Feststellungen,  das*  die 
etnflüsse  isolierte  und  durch  ein,  in  den  in  der  Dose  Schlackenzeniente  bei  Erhärtung  an  der  Luft  jedenfalls 
befindlichen  Zement  eingesetztes,  Quecksilber  -  Thermo-  hinter  den  Portlandzcmentcn  zurückstehen.  Hr.  Prof  Gary 
meter  die  Wärmeveränderungen  beim  Abbinden  verfolgte  warnt  allerdings  davor,  aus  diesen  Versuchsergebnissen 
gegenüber  der  Anfangstemperatur  von  15°  C.  zu  weil  gehende  Schlüsse  zu  ziehen,  da  dem  Lufterhärtungs- 

Ein  Tiefststand  der  Temperatur  entspricht  den»  mit  Verfahren  noch  zu  große  Mängel  anhafteten,  die  schon 
der  Vicat'schen  Nadel  festgestellten  Beginn  des  Abbindens,  an  sich  sehr  erhebliche  Differenzen  ergäben.  Hr.  Dr. 
der  Höchststand  der  Temperatur  kennzeichnet  die  Be-  Gosl ich  betont  demgegenüber,  dass  die  Versuche  für  den 
endigung  des  Abbindens.  Schnellbinder  zeigen  erheblich  Schlackenzement  zu  günstig  seien,  da  sie  nur  mit  Normal- 
höhere  Temperaturerhöhungen,  als  (.angsamhindcr.  Durch  sand  ausgeführt  wurden,  bei  welchem  die  Schlacke,  die, 
Sandzusatz  zum  Zement  tritt  eine  Verzögerung  des  Ab-  wie  schon  bemerkt,  bei  gleicher  Mischung  voluminöser 
bindens  ein,  die  bei  sehr  rasch  bindenden  Zementen  jedoch  ist,  als  der  Portlandzeuietit,  die  Poren  besser  ausfüllt  und 
weniger  bemerkbar  ist.  Jedenfalls  gestattet  dieses  Ver-  daher  günstiger  wirkt  Es  müßten  hier  gerade  Versuche 
fahren  viel  feinere  Messungen  als  die  Nadel,  die  für  Mörtel  mit  gemischtkörnigem  Sande  gemacht  werden.  Im  Übnaen 
Oberhaupt  nicht  anwendbar  ist  Die  Versuchsanstalt  ist  sollen  die  sämtlichen  Ergebnisse  der  Prüfungen,  wie  llr. 
dabei,  einen  möglichst  einfachen,  billigen,  für  den  prak-  Dr.  Schott  mitteilt,  veröffentlicht  werden, 
tischen  Gebrauch  bestimmten  Apparat  zu  konstruieren,  der  ImAnschlußandieseVerhandlungcngibtHr.R.Dyckcr- 
die  Temperaturänderungen  selbsttätig  aufzeichnet  hoff  noch  einen  Rückblick  über  die  ganze  Mischfrage,  die 

Namens  des  Ausschusses  für  die  Revision  der  schon  seit  mehr  als  20  Jahren,  als  die  Puzzolanzcmcnte 
„Normen"  erstattete  ebenfalls  Hr.  Dr.  Prüssing  Bericht,  auftauchten,  den  Verein  beschäftigt  hatten.  Sein«  Versuche 
Der  Ausschuß  halte  hauptsächlich  zwei  Aufgaben  zu  erfüllen,  mil  Eisenporüaiidzementen  hätten  jedenfalls  auch  das  Er- 
nämlich eine  schärfere  Ik-finition  des  Begriffes  Portland-  gebnis  gehabt,  daß  aus  dem  Verhalten  derselben  bei  F.r- 
zement  zu  finden,  um  diesen  von  den  neueren  Misch-  härtung  unter  Wasser  nicht  mit  Sicherheit  auf  ein  gleiches 
zementen  besser  zu  unterscheiden  und  ein  besseres  Ver-  Verhalten  bei  Erhärten  an  der  Luft  geschlossen  werden 
fahren  für  die  Prüfungen  an  der  Luft  aufzusuchen,  ebenfalls  könne,  während  der  reine  Portlandzement  sich  hierbei 
im  Hinblick  auf  das  verschiedene  Verhallen  von  Portland-  durchaus  gleichmäßig  verhalte.  Wolle  man  unter  Verzichi- 
zementen  und  Schlackenzemenlen  an  der  Luft.  Es  hat  leistung  auf  einen  Teil  der  Festigkeit  billigere  Zemente 
sich  hierfür  ein  Verfahren  als  recht  brauchbar  erwiesen,  haben,  so  sei  die  Mischung  des  Portlandzemenles  (bei 
das  Hr.  Dr.  Michaelis  schon  im  Jahre  1689  (am  15.  4.)  der  Verwendung)  mit  gemahlenem  Sand-  bezw.  Kalkstein 
in  der  „Töpfer-  und  Ziegler- Zeitung"  veröffentlicht  hat  ins  Auge  zu  fassen,  wie  das  in  England  und  Amerika  in 
F.s  sind  danach  Prüfungen  mit  8  Zementen  im  Vereins-  umfangreicher  Weise  geschehe  und  ebenso  bei  der  Kunst- 
laboratorium  vorgenommen.  stcmfabrikaüon.    Wir  behalten  uns  darüber  noch  einige 

Die  neue  Bcgriffsrrklärung  für  Portlandzement  ist  am  Zahlenangaben  vor. 
Schlosse  dieser  No.  besonders  aufgeführt.    Sie  fand  all-         Auf  die  weiteren  Verhandlungen,  die  sich  vorwiegend 

gemeine  Annahme  und  es  soll  ihre  Einführung  in  die  auf  die  Fabrikation  bezogen,  an  dieser  Stelle  einzugehen, 

Normen  bei  den  Regierungen  erstrebt  werden.  müssen  wir  uns  versagen.  pr  £ 


Vermischtes. 
Eine  neue  Begriflserklärung  für  Portlandzement  in  Ab- 
änderung der  bisher  In  den  Normen  stehenden  wurde  in 
der  37.  Getteral  -Versammlung  des  „Vereins  Deutscher 
Portland-Ccmcnt-Fabrikantcn"  am  25.  Februar  d  j.  in  Berlin 
angenommen.  Die  neue  Fassung  soll  mit  Erläuterungen  den 
Regierungen  überreicht  werden  behufs  entsprechender 
Armierung  der  Normen.  Die  bisherige  Fassung  lautet: 
^Portlandzenient  ist  ein  Produkt,  entstanden  durch  Brennen 
einer  innigen  Mischung  von  Kalk  und  tonhaltigen  Materialien, 
als  wesentlichsten  Bestandteilen  bis  zur  Sinterung  und 
darauf  folgender  Zerkleinerung  bis  zur  .Mehlfeinheit." 
Statt  dessen  soll  die  Erklärung  lauten:  „l'orüandzement 
ist  ein  hydraulisches  Bindemittel  von  nicht  unter  3,1  spezif. 
Gewicht,  bezogen  auf  geglühten  Zustand,  und  mit  nicht 
weniger  als  1,7  Gewiehtsieilen  Kalk  auf  1  GewichMeil 
Kieselsäure  f-  Tonerde  +  Eisenoxyd,  hervorgegangen  aus 
einer  innigen  Mischung  der  Rohstoffe  durch  Brennen  bis 

?4 


mindestens  zur  Sinterung  und  darauf  folgende  Zerkleine- 
rung bis  zur  Mehlfeinheit".  Man  will  damit  eine  schärfere 
Unterscheidung  von  Schlacken-  und  anderen  Mischzemcnlen 
erzielen,  die  weder  ein  solches  spezif.  Gewicht  erreichen, 
noch  ein  Verhältnis  des  Kalkes  zu  den  anderen  Hydraule- 
faktoren  von  1,7  aufweisen.  Dieses  Verhältnis  ist  Übrigens 
auch  in  der  russischen  Norm  vorgeschrieben.  Der  Mag- 
nesiagehalt kann  dabei  den  Kalk  nicht  ersetzen.  Der  Aus- 
druck „mindestens"  bis  zur  Sinterung  soll  eingeführt 
werden,  weil  beim  Ringofenbetrich  die  Zementklinkcr  z.T. 
bis  zum  Schmelzen  kommen.  Diese  Produkte  sind  aber 
nicht  auszuschließen  — 


Inhalt;  Staumauer  io  Stampfbeton  an  der  Villa  Htnsehtl  in  KlMfl. 
•  Aus  den  Verhandlungen  rl«r»  „l'eutoehrn  IVlu»  -  Vereins-.  —  Aua  den 
Verhandln»:«!  de»  .Verein«  Deuuelier  l'ortland  .  C'tmenl  >  Fabrikanten  * 
(Sehliiov  —  Wirolwhtr». 

Verlar  der  Deutsehen  Rameitune.  G.  m  h.  H  ,  Berlin.  Für  die  Redaktion 
verantwortlich  r Du  fcUelrn,  Berlin.    Drurk  von  Wilh.  Ortet,  Berlin. 

No.  6. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

: MITTEILUNGEN  ÜBER  = 


I 

1  ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


L  JAHRGANG  1904. 

Stützmauer  in  Stampfbeton  an  der  Villa  Henschel  in  Kassel,  pirmw  «1  nliiiiuliwpii  fi  ij) 

|ie  Mauer,  deren  Gesamtansicht  wir  bereits  in  No.  6 
dieses  Blattes  wiedergegeben  haben,  ist  am  Südab- 
hange  des  Weinberges  an  der  Stelle,  wo  die  Frank- 
furterslraße  in  einen  liefen  Einschnitt  in  das  aus  Muschel- 
kalk bestehende  Gebirge  eingreift  und  zwar  nach  dem 
Entwürfe  der  Ilm.  Aren.  Karst  &  Kanghänel  in  Kassel 
errichtet.    Der  konstruktive 


N°-  7- 


Teil  des  Entwurfes  ist  von  die- 
sen Architekten  und  derA  -C. 
H.  Liebold  &  Ko.  in  Holz- 
minden  bearbeitet,  welch' 
letzterer  auch  die  Gcsamt- 
ausführung  oblag.  Die  Mauer 
dient  als  Abschluß  des  neuen 
Villen-Grundstückes  des  Fa- 
brikbesitzers I  Irn.H  e  n  s  c  he  I 
hezw.  zur  Aufhellung  und  Hc- 
grenzung  desPlateaus,  dessen 
Kern  aus  Kalkfclscn  besteht. 

Froher  standen  auf  dem 
Plateau  einfache  leichte  Ge- 
bäude, welche  an  dieserdurch 
die  Fernsicht  ausgezeichne- 
ten Lage  —  der  schonen  Aus- 
sicht ■  ■  zu  Restauration  s- 
zwecken  dienten,  und  es  um- 
schlössen  Mauern  von  6  bis 
8  m  1  löhe,  über  dem  Felsen 
errichtet,  das  Gelinde.  Diese 
Mauern  waren  aber  nicht 
standfest  und  zu  sehr  von  den 
Einwirkungen  des  Frostes  ab- 
hängig, welche  sich  durch 
Bewegungen  in  den  Mauern 
bemerkbar  machten.  Außer- 
dem standen  die  Mauern  im 
Anschluß  an  die  Böschungen 
auch  weit  hinter  der  Straflcn- 
flucht  zurück  und  war  des- 
halb ein  Ersatz  derselben  not- 
wendig, besonders  weil  auf 
diese  weise  auch  das  in  der 
Böschung  liegende  Gelände 
für  Gartcnzwcckc  mit  nutz- 
bar gemacht  werden  konnte 

Bei  der  Ausbildung  der 
Mauer  wurde  der  Kalkfclscn. 


scharfer  Krümmung  seitlich  ab,  um  den  Anschluß  an  eine 
rückliegende  Futtcrmauer  des  seitlich  inTerrassen  absteigen- 
den Geländes  zu  gewinnen,  vergl.  Abbildg.  2.  Die  Lange 
beträgt  in  der  Richtung  der  Frankfurterstraße  rd.  ioo">  und 
in  der  Richtung  der  Absehwenkung  rd.  40  m ;  die  Mauerhöhe 
erreicht  unterhalb  bis  zum  Gartenplanum  31  m  oberhalb 

etwa  13™.  Die  anschließende 


Abbildg.  i.    Tt-ilaniieht  dtr  fertigen  Mauer 


welcher  auf  halber  Höhe  der  Mauer  anstand,  unverdeckt 
gelassen,  um  einerseits  dem  Bergwasser  freien  Abfluß  zu 
la<scn  und  anderseits  eine  malerische  Wirkung  zu  erhalten. 
Aus  dieser  Anordnung  ergab  sich  für  die  Gesamtanordnung 
der  Mauer  ein  System  von  Pfeilern,  deren  Fuß  mit  Rück- 
sicht auf  die  Frostwirkungen  1,50™  lief  unter  das  Gelände 
der  Frankfurterstraße  hinuntergefohrt  worden  ist.  während 
die  Pfeiler  oberhalb  mit  Gewölben  abgeschlossen  und 
rückwärts  mit  Spannmauern  verbunden  wurden,  welche 
den  Druck  der  Hinter-  und  Auffüllung  aufzunehmen  und 
auf  die  Pfeiler  zu  Obertragen  haben.  Durch  diese  Aus- 
bildung hat  die  Mauer  eine  sehr  ansprechende  Anordnung 
erhalten,  bei  welcher  sich  die  Architekturformen  aus  der 
Konstruktion  heraus  entwickeln.  Mit  einfachen  Mitteln 
ist  eine  monumentale  Wirkung  erzielt,  wie  namentlich 
unsere  Abbildg.  1  erkennen  laßt.  Die  Linienführung  ist 
schlicht  aber  wirkungsvoll  und  Oberall  treten  die  Beton- 
massen frei  in  die  Erscheinung,  ohne  daß  dabei  die  Nach- 
ahmung anderer  Baustoffe  versucht  wäre. 

Die  Mauer  schließt  sich  der  Straßenrichtung  an,  welche 
in  einer  Kurve  liegt  und  schwenkt  am  unteren  Ende  in 


Scitenniauer,  welche  sich  auf 
eine  höherliegende  Terrasse 
aufsetzt,  hat  noch  etwa  8» 
Höhe.  Die  Achsencntfernung 
der  Pfeiler  beträgt  12,50 m 
v.  M.  z.  M.,  ihre  Breite  un- 
ten 3,  oben  2 10  und  die  Tiefe, 
den  verschiedenen  Höhen 
und  Untersuchung*  -  Ergeb- 
nissen entsprechend  6  -8  ■>. 
Aus  Standiestigkeits  -  Rück- 
sichten ist  die  Mauer  nach 
vorn  geböscht  und  beträgt 
die  damit  verbundene  Ein- 
ziehung der  Mauer  bei  17  ■ 
mittl.  Höhe  t,8o«.  Die  Pfei- 
ler sind  zur  weiteren  Siche- 
rung durch  kräftige  Anker 
mit  dem  Gebirge  verbunden 
und  außerdem  auch  im  Innern 
noch  durch  passend  cinge- 
legte  Kiscn  gegen  innere  Be- 
wegungen armiert. 

Bei  der  Konstruktion  der 
Mauer(Abb.2u.3),kam  esvor 
allem  darauf  an, derselben: sol- 
che Abmessungen  zu  geben, 
daß  nicht  nur  ihr  Bestand  dau- 
ernd gesichert  war.  sondern 
daß  auch  Risse  aller  Art, 
welche  einerseits  durch  Sen- 
kungen und  durch  die  Span- 
nungen infolge  Erddruckes, 
anderseits  durch  Tempera- 
tur- Spannungen  entstehen 
können,  dauernd  ausge- 
schlossen sind.  Hicraulist 
bei  der  Gestaltung  der  Mauer 
nach  allen  Richtungen  hin  be- 
sonders Rücksicht  genommen 
worden,  l'm  Rissebildungen  vorzubeugen,  wurden 
die  verschicdcncnTcile  derMauer,  ihren  verschiedenen  Auf- 
gaben entsprechend,  durch  Fugen  von  einander  getrennt. 

Die  Pfeiler  sind  als  solche  ganz  selbständig,  mit  Fugen 
auf  beiden  Seiten,  bis  zu  den  Kämpfern  der  oberen  Ab- 
schluß-Gewölbe durchgeführt  und  haben  seillich  für  die 
Spannbögen  und  Spannmauern  und  oben  für  die  Gewölbe 
Auskragungen  erhalten,  welche  in  zentrischer  Richtung 
verlaufen,  damit  der  Druck  der  Spannmauern  und  Ge- 
wölbe in  normaler  Richtung  aufgenommen  werden  kann. 

Die  Spannbögen  und  Spannmauern  sind  erst  nach 
Herstellung  der  Pfeiler  eingefügt;  die  Gewölbe  sind  eisen- 
armiert und  die  Spannmauern  sind  durch  nischenartige 
Aussparungen  möglichst  erleichtert,  ohne  daß  ihre  Wider- 
standsfähigkeit benachteiligt  ist.  Die  1  lauptgewölbc  spannen 
sich  zwischen  die  Auskragungen  der  Pfeiler  und  schließen 
sich  oberhalb  im  .Stirnmauerwerk  an  die  Pfeiler- Auskra- 
gungen mit  lotrechten  Fugen  an,  welche  in  den  Ecken 
der  Pfeilervorlagen  verlaufen,  sodaß  sich  auch  die  Stirn- 
mauern bei  Temperatur- Spannungen  bewegen  können, 
ohne  daß  Risse  und  Sprünge  im  Mauerkörper  entstehen. 


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■ 


36 


Die  Trennungsfugen  sind  auch  im  I>eckgesims  und  in  den 
Brustungsmauern  durchgeführt,  und  man  kann  beobachten, 
wie  diese  Fugen  bei  Tcmpcraturwcch*cl  sich  talsachlich 
öffnen  und  schlieüen.  Man  darf  mit  Sicherheit  erwarten, 
daß  Risse  und  Sprünge  außer  an  den  absichtlich  einge- 
legten Fugen  sich  auch  spater  nicht  zeigen  werden. 

Die  künstlichen  Bewegungsfugen  sind  auch  auf  die 
Gestaltung  der  oberen  Hauptgcwölbc  von  Einfluß  und  zwar 
sind  letztere  mit  Rücksicht  auf  die  freie  Bewegung  in  den 
Fugen,  auf  der  Rückseite  über  den  Spannmauern,  unter 
Beibehaltung  der  Scheitelhöhe  nicht  halbkreisförmig,  son- 
dern nach  einem  Stichbogen  gestaltet.  Die  Spannmauern 
sind  nämlich  im  Anschluß  an  die  tief  in  die  Hintcrfüllung 
eingreifenden  Deckengewölbe,  unter  denen  sich  die  Auf- 
füllung dem  natürlichen  Böschungswinkel  entsprechend 
ausbreitet  und  vorn  frei  zutage  tritt,  mit  Rücksicht  auf 
den  hierdurch  abgeschwächten  Erddruck  berechnet  und 
nur  so  weit  hochgeführt,  als  die  Hinterfüllung  dies  fordert, 
und  darüber  mit  einem  flachen  Gewölbe  überspannt 

Die  Anschlußstellen  der  Spannmauern  lehnen  sich  an 
die  Pfeiler  an,  ohne  sich  mit  dem  Gewölbe  zu  verbinden, 
sodaß  letzteres  sich  ungehindert  nach  oben  und  unten  be- 
wegen kann.  Es  fallen  auf  diese  Weise  auch  alle  Span- 
nungen fort,  welche  durch  die  verschieden  gerichteten 
Bewegungen  der  brtr.  Bauteile  entstehen.  Der  über  den 
Spannmauern  befindliche  Füllboden  ist  durch  Grottensteinc 
befestigt  und  soll  dazu  dienen,  Schlinggewächse  aufzu- 
nehmen, welche  die  Mauer  in  den  Nischen  beleben  werden. 

Für  Entwässerung  der  Mauer  und  Abhaltung  der  Feuch- 
tigkeit ist  ausreichend  gesorgt.  Zu  diesem  Zwecke  sind 
sämtliche  Rückcnf lachen  derselben  oberhalb  und  seillich 
mit  Asphalt  abgedeckt  und  mit  einem  mehrmaligen  heißen 
Tecranstrich  gegen  eindringende  Feuchtigkeit  gesichert, 
ferner  sind  unterhalb  am  Fuße  der  Spannmauern  zwischen 
diesen  und  dem  Felsen  Gerinne  vorgesehen  und  Ocff- 
nungen  angelegt,  welche  das  Wasser  narh  außen  ableiten. 

Die  Mauer  ist  in  allen  Teilen  aus  Ponland- Zement- 
beton geeigneter  Mischung  und  sorgsamster  Verarbeitung 
hergestellt.  Der  Beton  besteht  dabei  aus  Zement  von  der 
Vor  wohler  Fabrik  von  F.  Planck  &  Ko.  in  Hannover 
mit  Zuschlägen  von  Fuldakies  und  Basaltgrus.  Es  sind 
die  folgenden  Mischungen  verwendet:  für  die  Pfeiler,  Ge- 
wölbe, Spanntnauem  und  Stirnmauern  usw.  auf  i  T.  Zement 
3  T.  Fuldasand  und  Basaltgrus,  4.5  T.  Fuldakics;  für  die 
I  lintermaiierung  der  Gewölbe  usw.  auf  1  T.  Zement,  4  T. 
Sand.  6  T.  Kies.  Es  entsprechen  diesen  Mischungen 
Festigkeiten,  welche  eine  mindestens  ao  fache  Sicherheit 
aufweisen.  Die  Druckbeanspruchungen  des  Betons  sind 
niedrig  gehalten.  Sie  betragen  in  max.:  bei  den  Pfeilern 
und  Spannmauern  8  »z/qcin  bei  den  Gewölben  5,27  k(/qcm. 
Die  Pressung  des  felsigen  Untergrundes  beträgt  7,50  ke,<i"», 

Nach  dem  Abnehmen  der  Formen,  welche  Arbeil  erst 
nach  Vollendung  der  ganzen  Mauer  vorgenommen  worden 
ist,  sind  sämtliche  Sichtllächen  von  Steinmetzen  sauber  be- 
arbeitet und  im  Anschluß  an  die  architektonische  Gliederung 
entweder  geflächt  oder  charriert,  gespitzt  und  bossiert  wor- 
den. Durch  diese  Bearbeitung  der  Mauer  sind  auch  die 
störenden  Luftrissc,  welche  sonst  dem  Beton  anhaften  und 
sein  Ansehen  beeinträchtigen,  zum  größten  Teil  beseitigt. 
Das  Ansehen  der  Mauer  ähnelt  dem  Granit  sowohl  in  der 
Struktur  wie  auch  in  der  Färbung  und  unterscheidet  sich 
vorteilhaft  von  Betonarbeiten  der  gewöhnlichen  Art 

Die  Ausführung  der  Mauer  an  der  sehr  lebhaften 
Frankfurter  Straße  war  etwas  erschwert,  weil  der  Material- 
transporl  von  oben  erfolgen  mußte.  Mit  Rücksicht  hier- 
auf ist  die  Mauer  sofort  nach  Beendigung  der  Ausschach- 
tungsarbeiten, deren  Schuttmassen  zur  Vcrfüllung  der  im 
Gebirge  vorhandenen  Kelleranlagen  benutzt  werden  konn- 
ten, gleich  von  vornherein  in  der  ganzen  Höhe  eingerüstet 
worden  und  sind  auf  dem  Gerüste  selbst  die  Arbeitsbahnen 
verlegt  worden,  auf  welchen  der  Beton,  unmittelbar  von 
der  Mischmaschine  kommend,  längs  der  Mauer  verteilt  und 
durch  sogen.  Lutten  nach  den  Verwendungsstellen  abge- 
stürzt wurde.  Die  Arbeit  hat  sich  auf  diese  Weise  ohne 
ledc  Störung  des  Straßenverkehrs  vollzogen, 

Besondere  Schwierigkeiten  waren  mit  der  Einschalung 
der  Mauer  und  der  Aufstellung  de»  I .chrgerüstes  verbun- 
den. Die  Ein»chalung  i»t  au»  gehobelten  Bohlen  hergestellt; 
für  Gesimse  und  Kassetten  wurden  Gipsformen  eingelegt. 

Das  Hauptgesims  und  die  Brfistungsnuuier  mit  ihren 
Pfeilern  und  Durchbrechungen  sind  gleichfalls  an  Ort  und 
Stelle  aus  Beton  hergestellt  und  nachtraglich,  ebenso  wie 
die  Skhtflächcn  der  Mauer,  ringsum  bearbeitet;  nur  die 
Pfeiler  der  Pergola  sind  vorher  angefertigt  und  nachträg- 
lich aufgestellt  Sie  sind  im  Inneren  hohl  und  durch  Eisen 
armiert,  welche  unterhalb  im  Stirnm.iucrwcrk  befestigt 
sind,  und  die  Pfeiler  und  Brüstungen  vor  Bewegungen  aller 
Art  sichern.  Nachträglich  sind  die  Hohlräume  der  Pfeiler 
mit  Beton  ausgefüllt.  — 

No.  7. 


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Aus  den  Verhandlungen  des  „Deutschen  Beton-Vereins".  isvwuB.) 


i  n  unserer  Berichterstattung  in  No.  6  ist  auf  -S.  22  ein 
|  Irrtum  *)  untergelaufen.  Die  in  Stuttgart  ausgeführten 
I  Untersuchungen  mit  in  Ehingen  und  Biebrich  herge- 
stellten Probekörpern  sind  nicht  mit  2  verschiedenenZemcn- 
ten  und  Kiesen,  sondern  nur  mit  einem  Zement  —  sogen 
Brückenzement  aus  der  Stuttgarter  Zement-Fabrik  Blau- 
beuren  —  und  einem  Kies  —  Donau-Grubenkies  —  vor- 
genommen worden,  Ks  mußte  das  ja  aurh  sein,  da  es 
sich  um  Verglcichsversuehe  über  den  Einfluß  der  Ver- 
arbeitung handelte.  Erst  bei  den  jetzt  eingeleiteten  neuen 
Untersuchungen  kommen  2  Zemente  und  2  Kicssortcn  in 
Anwendung. 

Von  den  Vorträgen  haben  wir  bereits  in  Xo.  s  einen 
kurzen  Auszug  aus  den  Mitteilungen  des  Hrn,  Mucser 
über  amerikanische  Eisenbetonbauten  wiedergegeben.  Aus 
einem  zweiten  Vortrage,  den  Hr.  Dir.  Zollner  der  Firma 


Faser  mit  30  -35  k«  'icm  beansprucht  werden,  ist  senkrecht 
zur  Faser  nur  eine  Beanspruchung  von  10—  ia^t;Vm  zu- 
gelassen, Die  Firma  hat  uns  das  Bauwerk  zur  Veröffent- 
lichung in  Aussicht  gestellt,  sobald  dasselbe  vollendet  ist. 

Weitcrc  Beispiele,  die  Redner  anführte,  betrafen  Silo- 
KonMruktioncn  (Malzsilo  der  I.öwrnbraucrci  in  München), 
den  Zentral-Schlachthof  in  Landau, Kirchengewölbe.Scliulen 
usw,  Von  besonderem  Interesse  waren  die  weil  gespann- 
ten Eisenbcton-Gurtbögcn  und  Wölbungen  beim  Zcntral- 
Bahnhof  in  Nürnberg  und  dem  Armeemuseum  in  München. 
Letzteres  erhält  auch  eine  größere  Kuppel  in  Eisenbeton, 

Den  Beschluß  der  angesagten  Vortrage  bildeten  kurze 
Mitteilungen  des  Hrn.  Ing.  Becher  in  Berlin  über  „Paten- 
tierte Eisenbctonsäulen  System  Becher".  Es  sind 
da.«  in  der  Fabrik  hergestellte  mit  Eisen  armierte  Beton- 
säulcn,  mit  einfachem,  zur  Auflagerung  von  Trägern  ge- 


■  7.« 


Way  ß\  Frcvtag  in  Mün- 
chen Uber  „Neuere  Aus- 
führungen im  Eisenbe- 
tonbau" hielt,  hoffen  wir 
später  noch  einige  ausge- 
wählte Beispiele  zu  bringen. 
Die  Mitteilungen  bezogen 
rieh  ausschließlich  auf  Aus- 
führungen der  eigenen  Fir- 
ma. Einige  derselben  sind 
bereits  in  der  Zeitschrift 
„Beton  und  Eisen"  ver- 
öffentlicht, so  die  Herstel- 
lung eines  Eisenbahn-Tun- 
nels für  die  bayerische 
Staatsbahn  bei  Wasserburg 
mit  Eisenbeton  •  Ausklei- 
dung in  beweglichem,  stark 
drückendem  Gebirge  (Jhrg. 
1903  Heft  5  genannter  Zeit- 
schrift). Die  Eisencinlagen 
haben  hier  den  doppelten 
Zweck,  während  der  Her- 
stellung als  Lehren  der 
Schalung  und  später  zur 
Versteifung  der  Betonhülle 
zu  dienen.  Ebenfalls  in  ge- 
nannter Zeitschrift  ver- 
öffentlicht (1903  Heft  4)  ist 
ein  20  •»  tict  abgesenkter 
Brunnen  von  7  bezw.  8  ™ 
Durchmesxcrin  Eisenbeton- 
bau für  die  Papier-Fabrik 
in    Pasing    bei  München. 

Ein  kühne*  Objekt  des  Eiscnbetonbaues  bildet  die 
Straßenbrücke  über  die  Isar  in  Grünwald  bei  München, 
die  ihrer  Vollendung  entgegengeht.  Sic  hat  2  Gewölbe 
von  je  70  <"  Spannweite,  die  als  Drc  igele  nkbogen  ausge- 
bildet sind.  Die  Fahrbahn  ruht  auf  einzelnen  Eisenbeton- 
stutzen, sodaß  die  Konstruktion  eine  sehr  leichte  wurde. 
Das  Gewölbe  ist  bei  ungünstigster  Belastung  mit  35  kr/T» 
Druck  beansprucht.  An  die  beiden  Hauptöffnungen  schließen 
sich  Viadukte  in  Eisenbeton  mit  geraden  Balken  an.  Bei 
der  Konstruktion  der  Lehrgerüste  ist  nach  den  beim  Ein- 
sturz der  Kornelius- Brücke  in  München  gemachten  Er- 
fahrungen sehr  sorgfältig  auf  die  angemessene  Belastung 
de;  Holzes  geachtet.    Während  die  Hölzer  para  lel  CUT 


■    W  '    "  i 


•)  Aul  s.  aa. 


Spähe,  aa. 
.sMublrin 


Umrn' 


e/ofW/  G  eignetem  Kopf,  die  anstelle 

von  eisernen  Säulen,  na- 
mentlich wo  solche  gegen 
Feuer  geschützt  werden 
müssen,  zu  verwenden  sind. 
Bei  mehrstöckigen  Bauten 
werden  sie  stumpf  aufein- 
andergestellt. Erfinder  hat 
für  die  Säulen  bei  verschie- 
denen Belastungen  und  Ge- 
schoßhöhen Profil-Tabellen 
aufgestellt,  sodaß  man  da- 
nach unmittelbar  die  be- 
treffende Stärke  auswählen 
kann.  Nach  einem  Beispiele 
für  ein  Fabrikgebäude  rech- 
net er  gegenüber  der  An- 
wendung von  eisernen  Säu- 
len wesentliche  finanzielle 
Vorteileheraus.  Hr,  Becher 
rechnet  für  seine  Konstruk- 
tion auf  Absatz  in  solchen 
Städten,  wo,  wie  in  Berlin, 
im  Bau  hergestellte  Eisen- 
beton-Stützen bisher  nicht 
zugelassen  sind.  (Anmerkung  der  Redaktion:  Hierin 
wird  durch  demnächstige  Einführung  von  Vorschriften 
für  den  Eisenbetonbau  hoffentlich  bald  Wandel  ge- 
schaffen werden).  — 

Den  Beschluß 
nere  Mitteilungen 
ton  und  Eisenbeton. 

Hr.  Prof.  Möller  in  Braunschweig  machte  Mitteilung 
über  ein  von  ihm  angewendetes  und  zum  Patent  ange- 
meldetes Verfahren,  die  Widerlager  gewölbter  Brücken 
durch  mit  ihnen  verbundene  wagrechtc  Bclonplattcn,  die 
durch  die  darüber  hegende  Hinterftilluiig  belastet  wei- 
den und  einer  Verschiebung  des  ganzen  Systems  durch 
die  erzeugte  Reibung  entgegenwirken ,  in  billiger  Weise 
nachträglich  gegen  Gleiten  zu  verstärken.  Die  Kosten 
dieser  Verstärkung  sind  gering,  da  die  Platte  nicht  be- 
sonders gegründet  zu  werden  braucht. 

Hr.  Prof.  Ramisch  in  Brt-»luu  trug  über  den  Grund- 
gedanken einer  von  ihm  angewendeten  Methode  vor,  ge- 
krümmte Kisenbetonbalken  und  Gewölbe  auf  graphischem 
Wege  zu  berechnen 


Stützmauer  In  Stampfbeton 
ler  Villa  Henschel  in 
Kassel. 

Abbiltfg.  3.   Einzelheiten  der 
Konnimktioncn 


der  Verhandlungen  bildeten  klei- 
neuere  Ausfahrungen  in  Be- 


13.  April  1904- 


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Hr.  Stadtbauinspektor  Fried  in  Barmen  legi  Zeich- 
nungen für  eine  von  ihm  vorgeschlagene  und  ausgeführte 
Ergänzung  der  Koencnschen  Röhrcnprcssc  durrii  einen 
die  Formänderung  aufzeichnenden  Apparat  vor.  der  nach 
seiner  Meinung  genauer  arbeilet  als  die  unmittelbare  Ab- 
lesung. Dem  widerspricht  übrigens  Hr,  Martens,  der 
in  der  niech.-tcchn.  Versuchsanstalt  die  selbstregistrieren- 
den Apparate  zu  solchen  Messungen  nur  benutzt,  um  durch 
Schaltbilder  die  Vorgange  besser  zu  veranschaulichen. 
Maße  werden  dagegen  nur  durch  unmittelbare  Messung 
gewonnen,  die  darin  allein  zuverlässig  seien.  Iir,  Fried 
regt  schließlich  eine  stärkere  Heranziehung  der  stüdt. 
Haubeamten  zu  den  Versammlungen  und  Arbeiten  des 
Beton -Vereins  an  und  empfiehlt  die  Bildung  eines  be- 
sonderen Ausschusses  für  die  Frage  der  Betonröhren. 

Hr.  Dir.  Hoch  in  Uhingen  machte  interessante  Mit- 
teilungen Über  einen  Bruehversuch  mit  einem  flach  ge- 
spannten Eisenbetonbogen  mit  3  Gelenken  in  der  Zement- 
Fabrik  Blanbcuren,  der  außerordentlich  scharfen  Proben 
unterworfen,  wiederholt  belastet,  wieder  entlastet,  auf  die 
ursprüngliche  Form  gebracht  und  schließlich  zum  Einsturz 
gebracht  wurde.  Dieser  erfolgte  durch  Ausweichen  des 
Widerlagers.  Die  Spannungen  waren  vorher  auf  in  max. 
403  ke;<|coi  Druck  und  28  k«,i'<i<-™  Zug  ermittelt  worden.  Ein 
Ablösen  des  Eisens  vom  Beton  war  auch  nach  dem  Ein- 
sturz nicht  festzustellen.  Das  Eisen  erwies  sich  ferner 
nach  Schluß  der  durch  mehrere  Jahre  ausgedehnten  Proben 
als  völlig  rostfrei.  Auf  die  Einzelheiten  einzugehen  ver- 
bietet uns  leider  der  Kaum. 

Hr,  Dr,  (löslich  in  Züllchow  berichtete  über  die 
Ausführung  einer  billigen  Uferschalung  aus  Eisenbcton- 
Spundpfählcn.  die  er  in  Stettin  ausgeführt  habe  als  .Schutz 
des  Odern  fers  gegen  Abbruch.  Die  3.5  m  langen,  35""  breiten, 
8cm  starken  Eisenbetonbohlen  sind  in  der  Längsrichtung 
mit  7  in  der  Mittelachse  liegenden  Rundeisen  von  je  5 


Vermischtes. 
Ucber  den  ElnfluO  nicht  hydraulisch  wirkender  Zu- 
schlage zum  Zementmörtel  auf  dessen  Festigkeit  machte 
Hr.  R.  Dvckerhoff  in  Amöneburg,  auf  der  27.  Haupt- 
Versammlung  des  „Vereins  Deutscher  Portland  -  Cemcnt- 
Fabrikanten"  interessante  Mitteilungen  nach  eigenen,  in 
dieser  Richtung  angestellten  Versuchen.  Zweck  dieser 
Versuche  war  festzustellen,  wieweit  sich,  ohne  zu  er- 
hebliche Einbuße  an  Festigkeit  durch  Ersatz  eines  Teiles 
des  Portlandzementes  im  Mörtel  durch  billige  Zuschläge 
ein  billigerer,  für  viele  Zwecke  ausreichender  Mörtel  her- 
stellen läßt.  Wir  teilen  nachstehend,  in  Tabelle  A,  die  mit 
2  verschiedenen  Zementen  und  mit  Sandniehl  bezw.  Kalk- 
steinmchl  als  Zuschlag  erzielten  Festigkeiten  mit.  In  beiden 
Fällen  wurden  30%  des  Portlandzementes  durch  Zuschläge 


Stärke  armiert,  die  in  30""  Absland  durch  Querdrähte 
verbunden  sind.  Sic  wurden  liegend  eingestampft,  am 
Kopf  gleich  mit  einem  Loch  versehen  und  beim  Ein- 
rammen durch  eine  zwischengelegte  Holzplatte  geschützt. 
Der  Pfahl  kostete  3,20  M  ,  während  ein  Holzpfahl  gleicher 
Abmessung  4  5  M.  gekostet  haben  würde.  Hr.  Kornmerz. - 
Rat  Töpfer  in  Stettin  berichtet  über  eine  von  ihm  aus- 
geführte Lferschälung,  bei  welcher  der  unter  Wasser 
liegende  Teil  aus  Holz,  der  Ober  Wasser  liegende  aus 
einzelnen  aufgesetzten  Eisenbeton-Pfählen  mit  seitlichen 
Nuten  und  wagrecht  eingeschobenen,  mit  gedrehtem  Band- 
eisen armierten  Betonbohlen  besteht.  Es  kam  hier  auf 
besonders  billige  Ausführung  an,  da  es  sich  um  den  Ufer- 
schutz  eines  nur  gepachteten  Geländes  handelte 

Hr.  Ing.  P.  Wolle  aus  Leipzig  machte  weitere  Mitteilung 
über  seine  Beobachtungen  des  Verputzes  in  dem  Leipziger 
Hochbehälter  Er  findet  den  früheren  Befund  bestätigt, 
daß  der  ungeschützte  Portlartdzemcntputz  durchweg  von 
dem  Kohlcnsäurcgehalt  des  Wassers  angegriffen  wurde 
und  zwar  der  magere  mehr  als  der  fettere,  ebenso  der 
rauhe  mehr  als  der  geglättete.  Anstriche  mit  Kauflust 
nützten  nicht  viel,  dagegen  ergab  Sidcrosthcn  einen  sehr 
guten  Schutz,  sowohl  auf  den  frischen  Putz  aufgebracht, 
wie  auf  die  beschädigten,  wieder  freigelegten  Putzflächen 
nachträglich  aufgestrichen  und  zwar  selbst  bei  Aufbringung 
auf  die  nasse  Putzfläche.  Die  hier  verwendete  Siderosthen- 
Lubrosc  hatte  nurdcnUebelstand,  daß  sie  stellenweise  Blasen 
bildete;  hier  war  dann  der  Putz  angegriffen.  (Von  anderer 
Seite  wurde  empfohlen,  diese  Blasen  gleich  nach  dem  An- 
strich glatt  zu  reiben,  dann  tritt  dieser  l  ebelstand  nicht  ein, ) 
Sehr  gut  hielt  sich  Putz  aus  einen  Gemisch  von  Portland-  und 
Romanzement,  am  bcstenPulz  aus  gcglältetcmRomanzcmcnt. 
und  zwar  auch  ungeschützt.  Hiernach  erscheint  Romanze- 
mentputz,  den  man  zur  Sicherheit  noch  mitSiderosthen  strei- 
chen kann,  als  sichcrsterVerputz  fürRcinwasser-Behältcr.— 

Fr.  E. 

Tabelle  B.      Vergleichende  Festigkcitsvcrsuchc 
mit  Zementmörtel  1:4  und  solchen  mit  Trafi-  und 
Sandmchl-Zusatz 


»I.Vtrloii*.  hutig 

■ 

Im  W.»ir  eihartrt 

Au  dri  Lull  e 
vorher  6  Tare  in 

rhürtet 

Worhfn 

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*  Jahre 

4 

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1  Zentrist  4-  4  S;i,i,l  , 

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1  Z.  +  4  S.  -f.  ■;,  TraB 

5'.° 

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1Z.  +  4S.  +  >f»^n<|. 

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47.3 

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1  Z  ->■  Ms  +  TraS 

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3-4 

iZ-+«s,|  Sind- 

"4 

4,4 

y>-> 

Tabelle  A.    Vergleichende  Festigkcitsvcrsuchc  mit  Zementmörtel  1:3  und  solchen  mit  Zuschlägen 

von  Kalk-  bezw.  Sandsteinmehl. 


1 

Zrmrnt- 
in  ob«' 

Im  \V»««ri  rrhartr 

1  Worhrn 

An  ih  r  Luit  rrhSlK  t  Wi>rlirtl 
i  v.i:  In-,  6  TaRf  £HWU1) 

M  .1  ■  1 .  1  in  i  ».  Ii  11  11  z 

Zuu 

l"i  11.  k 

Zug  thurlt 

'             4  >H 

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t              t              II             4  >A 

im  Zrltii  nt  +.  300  Säurt 
70  Zi-niitit  >  jo  Samlir 
>>  Z.  in.-iil      :in  K«lk»:r  iriui.  l 

in,  Zun.  111  +  :)o.i  Sa,,.| 
;o  Z>  niriit  »■  TO  Samlm«  Iii  ± 

B.  Lingese! 

iqo  Zi-niuit  J-  (OO  >*cld 


Samt 


Normen  prüfung. 

>H,o  irjj 
•9o  ! 


^>  Zim.  nt  +  10  -amlmrlil  *-  jao  ; 
>>  Z<  i!n  im  +■  ;4»  K^lk-ii-iiim.  Kl  +  -f-o  Miin.l 

luu  Zrniril  +  (iju  S.rvl    .  .   

;o  Zrni.nt  f  ;fo  >.iu.lm.  hl  +  ,00  samt  .  . 


23 


y.7 


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354 


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ornigcni  Rheinsand. 

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3A*t> 

5S 

4S» 

«io* 
3<J^ 

3»4 


ersetzt,  sodaß  sich  also  ein  gleiches  Verhältnis  ergab,  wie 
es  die  Eisen-Portlandzemente  aufweisen. 

In  allen  Fällen  wurde  die  Norrncnfestigkeit  trotz  dieser 
Beimischungen  noch  überschritten,  und  zwar  zeigen  die 
an  der  Luft  erhärteten  Proben  noch  günstigere  Ergebnisse, 
als  die  unter  Wasser  erhärteten  Ebenso  macht  sich  der 
Einfluß  des  gemischtkörnigen  Sandes  auf  die  Erhöhung 
der  Festigkeil  geltend  (vergl.  No.  6  S  23). 

Im  Zusammenhang  damil  teilte  Hr  R  Dyckerhoff  ferner 
Versuchs- Ergebnisse  aus  früherer  Zeit  mit,  bei  welchen 
mageren  Portlamlzcment  . Mörteln  1  und  1  :8  Zuschläge 
von  Sandmehl  und  Trat)  gegeben  wurden  Es  ergaben 
sich  dabei  die  in  Tabelle  B  angegebenen  Zahlen. 

Die  an  der  Luft  erhärteten  Proben  waren  zunächst 
6  Tage  unter  Wasser,  dann  3  W ochen  im  Zimmer,  dann 


im  Freien  und  4  Wochen  vor  der  Prüfung  der  Gleich- 
mäßigkeit wegen  wieder  im  Zimmer.  Die  Zuschläge  er- 
gaben hier  in  beiden  Fällen  einen  dichteren  Mörtel  und 
dementsprechend  höhere  Festigkeit.  Bei  den  an  der  Luft 
erhärteten  Proben  ergibt  der  Sandmchlzusatz  schließlich 
noch  höhere  Festigkeiten  als  ein  Zuschlag  von  Traß. 

Die  Zahlen  erheben  natürlich  keinen  Anspruch  darauf, 
als  absolute  Werte  zu  gelten,  geben  aber  jedenfalls  inter- 
essante Aufschlüsse  über  die  Frage  der  Herstellung  billiger 
Mörtel  aus  reinem  Portlandzement  mit  auf  der  Baustelle 
zugesetzten  billigen  Zuschlägen.  — 


Inhalt:  Staumauer  in 
AusdfB  VrrlianflluPtTn  d«-i 


*tamiitVictou  an  drr  Villa  Hrntchrt  in  K»Mrl.  — 
IHnrhn.  Brton-Vrrrim*  (Schlutt).  —  VcrmjacblF*. 


Vrrlac  der  1  >r(i:HC>irn  Hanrrttunjr,  *»  i 
»«•ra'i'ii"tllnh  l    I  i-Hi'ii,  Hri  Im. 


l.  h.  11 
D.n.k 


Berlin.  KQr  die  Redaktion 
>nn  Willi   «irevr,  Berlin. 


No  7. 


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I  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  i 

I  : MITTEILUNGEN  ÜBER  =  1 

|  ZEMENT,  BETON- UND  EISENBETONBAU  I 

H  UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT-  ti 
|j|  *    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *    *  jjj 


I.  JAHRGANG  1904. 


1 

nz-  8. 


Die  Eisenbeton-Konstruktion  des  neuen  Münchener  Volkstheaters. 


uf  dem  Grundstück  de*  ehemaligen  Volkstheaters  an 
der  Josef-Spilalstraße,  das  vor  einigen  Jahren  wegen 
seiner  Feuergefährlichkeit  und  seiner  ungenügenden 
Verkehrssicherheit  geschlossen  werden  mußte,  wurde  im 
vorigen  Jahre  von  Hrn.  Bmstr.  Gerstenecker  unter  Leitung 
des  Aren.  Hrn.  Carl  Titt  rieh  ein  Theater  errichtet,  welches 


anderlicgende  Balkone  angeordnet,  welche  ringsumlaufend 
unter  Vermeidung  von  Stützen  hergestellt  werden  mußten. 

Für  die  Ausführung  dieser  kühnen  Konstruktionen 
wurde  seitens  der  Bauleiter  der  Eisenbeton  gewählt,  um 
einerseits  die  Vorteile  geringstmöglicher  Konstruktions- 
hohen,  anderntcils  aber  auch  eine  höchste  Trag-  und 


dazu  bestimmt  ist,  dem  Volke  für  ein  geringes  Eintritts-  Feuersicherheit  zu  erreichen.  Wie  schon  erwähnt,  wur- 
geld  gute  geistige  Genüsse  zu  bieten.  Um  die  Lebens-  den  die  frei  in  den  Kaum  hineinragenden  Balkone  ohne 
fahigkeit  des  Theaters  zu  sichern,  wurde  dasselbe  in  der   Säulenunterstützungcn  durchgeführt  und  zwar  derart,  daß 


Hauptsache  als  RflckgcbAudc  zwi- 
schen zwei  Vorderhäusern  herge- 
stellt (vcrgl.  den  I-agcplan Abb.  1). 
Nur  eine  ganz  schmale  Front,  wel- 
che in  den  Formen  des  ägineti- 
schen  Tempels  ausgebildet  ist, 
liegt  an  der  Josef-Spitalstraße  und 
enthält  Vestibül  und  Kasse,  wäh- 
rend das  Theatergebäude  selbst 
mit  Zuschauerraum  und  Bühnen- 
haus den  tiefcnllofraum  fast  ganz 
ausfüllt.  Die  Abstände  von  dem 
nahe  gelegenen  Vordergebäude 
bedingten  eine  nur  geringe  Höhen- 
entwicklung des  Theaterbaues.der, 
ein  Parkett  und  zwei  Ränge  ent- 
haltend, für  die  einzelnen  Ge- 
schosse nurdic geringst  möglichen 
1  löhenmaße  verwenden  ließ  Das 
Parkett  liegt  fast  in  gleicher  F.bene 
mit  dem  Hofgcländc  und  ermög- 
licht dadurch  eine  rasche  Ent- 
leerung durch  die  beiderseitig  an- 
geordneten Durchfahrten  der  Vor-  Abbildg 


l.»K<  pUn 


derhäuscr.  Auch  der  Bühnen- 
boden ist  nicht  viel  höher  als  der 
rückwärtige  Parkettboden  ange- 
ordnet, der  letztere  jedoch,  um 
gute  Sehlinien  zu  erzielen,  mit 
starkem  Gefälle  gegen  die  Buhne.  Um  in  dem  hergestellten 
Theatersaal  eine  möglichst  große  Zuschauerschar,  wie  es  ein 
Volkstheatcr  verlangt,  unterbringen  zu  können,  wurden 
zwei  weit  in  den  Zuschauerraum  hineinragende,  übercin- 


dcsl.  Kangesdurcheinen 
;en,  von  einer  Bcgrcn- 
des  Parketts  zur  ande- 
ren gespannten  Balken  getragen 
wurde.  Der  Balkon  des  II.  Ranges 
wird  durch  diagonal  angeordnete 
Balken  mit  1 1 ,n  und  dazwischen 
normal  und  parallel  zur  Gebäude- 
achse liegende  Ncbenbalken  mit 
etwa  <> m  gelragen.  Bemerkens- 
wert sind  hier  die  außerordentlich 
geringen  Balkenhöhen,  Ober  wel- 
che die  beigegebenen  Konstruk- 
tion* -  Zeichnungen,  Abb.  4,  Auf- 
schluß geben.  So  hat  der  vorer- 
wähnte Balken  des  I  Ranges  mit 
12.2™  Spannweite  an  denAuf  lagern 
allerdings  fast  eine  I  löhe  von  1 
in  der  Mitte  durfte  jedoch,  um  die 
Sehlinie  der  darunter  befindlichen 
Stehplaue  nicht  zu  stören,  nur 
eine  Gesamthöhe  von  40 rm  An- 
wendung finden.    Diese  geringe 
und  Schritt  Höhe  erforderte  natürlich  einen 
„     außerordentlichen  Bedarf  anEisen. 
Die  Konstruktion  der  Balkon- 
schale,  welche  die  Form  einer 
nach  unten  gekehrten  Kegelform 
hat,  bedingte  durch  den  geraden 
eine  Durchbiegung  des  Balkens  um  fast  1.20  m 
Balken  des  oberen  Ranges  hatten  etwas  günsti- 
ällnisse,  doch  waren  auch  dort  die  Höhcnab- 

Trou- 


r 


Anschnitt 
Höhe.  Di« 
gcre  Vcrh 

messungen  der  Balken  sehr  niedng  anzunehmen. 


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dem  ergaben  die  bei  Uebcrgabe  der  Eisenbetonarbeiten 
an  den  Bauherrn  in  Gegenwart  der  Behörden  vorgenom- 
menen Belastungsproben  ganz  überraschend  günstige  Re- 
sultate. Nach  Aufbringung  der  eineinhalbfachen  Nutzlast, 
6ooke,  zeigte  der  Balken  des  1.  Ranges  mit  i2,2m  Lange  nur 
eine  Durchbiegung  von  1,2  mn>,  d.  i.  ein  iooostcl  der  Spann- 
weite. Nach  Entfernung  der  Last  ging  der  Balken  in  seine 
frühere  Lage  zurück.    Auch   der  obere  Balkon  wurde 


nommen  wurde.  Der  zwischen  Konstruktion  und  Rabitz- 
decke frei  bleibende  Zwischenraum  wurde  außerdem  für 
die  Abführung  der  verbrauchten  Luft  verwendet.  Die  Kon- 
struktion dieser  Balkone  brachte  von  selbst  die  Konzen- 
tration der  Gcsamtlast  auf  einzelne  Punkte  der  L'mfassungs- 
wände  des  Thealerraumes  mit  sich.  Da  diese  konzentrier- 
ten Lasten  die  Tragfähigkeit  des  Mauerwerkes  aberschritten, 
anderntcils  aber  derl  Icizungs-Ingenieur  für  seine  Lüftung— 


HAipifigbalkf  A  B. 


Schmtta-b 


•    4*i  - 


r 


§1? 


mehrere  Tage  der  doppeltet)  ltrl.i-.nnig  ausgesetzt,  ohne 
daß  sich  aucB  nur  die  geringsten  Veränderungen  zeigten. 

In  dir  Schale  der  Üalkonr  wurden  zur  Itcfcitigunj; 
der  Stufen  Holzdübel  mit  Nägeln  eingelassen.  ',l<;  L'nter- 
seite  der  Balkone  Zeigte  das  gesamte  Net/werk  der  Bal- 
ken und  Rippen  l'm  diene  Ktnppfl  /u  verdecken,  aber 
auch  um  die  Akustik  de*  Kaum« •■>  .-u  erhöhen,  wurden 
die  l'nlcrsichtcn  durch  K>bSt7!decken  verkleidet,  für  deren 
Befestigung  scholl  wahrend  de-  l'.rioiueren*  Rücksicht  ge- 

3^ 


Abbild*;.  4. 
Einzelheiten  der 
Heiken  ■  Kontraktionen 
de«  L  Kaufes. 

undl  Iri/ungs  schlote  ao 
große  Querschnitte  in 
den  Mauern  verlangte, 
daß  die  Mauerpfeiler 
zu   sehr  geschwächt 
waren,  so  wurde  von 
der  Verwendung  von 
Mauerwerk  als  7htg- 
kunstruktion  ganz  ab- 
gesehen und  die  Last 
der  Balkonschalen  auf 
einzelne  Eisenbeton- 
«äulen  («.  die  Grund- 
risse) übertragen. 

I  )ie  Wände  des  Rau- 
mes selbst  wurden 
sodann  als  Monierwän- 
dc.  zumteil  auch  aus 
Kullniauerwcrk  herge- 
stellt Selbstverständ- 
lich wurden  %'orgc- 
nannte  Säulen  bis  ins 
Kellergeschoß  hinun- 
tergeführt und  daselbst 
auf  Kisenbetonplatten 
von  entsprechender 
Größe  gegründet.  Da 
der  Keller  zugleich 
ak  I  lekorations-Maga- 
ziti  verwendet  werden 
sollte,  so  wurde  in 
demselben  die  ganze 
l'nlerstützung  des  Par- 
ketts durch  Eisenbe- 
tonsäulen hergestellt. 
Die  so  erreichte  GroB- 
räumigkeit  wird  sehr 
angenehm  empfunden 
Tn  Eisenbeton  wur- 
den auch  alle  Horizon- 
tal-Konstruktionen.  be- 
sonders die  Decken, 
aber  auch  die  Dächer 
und  Terrassen  hergestellt  Die  dadurch  erzielten  geringen 
Konstruktion-Stärken  für  die  tragende  Decke  (o.ofl  -o,to), 
Auffüllung  io,o|i  und  Estrich  10,031  f,lr  Linoleum-Belag  kam 
natürlich  der  lichten  Geschoßhöhe  der  Räume  außerordent- 
lich zugute,  und  eben mi  ermöglichte  <lie  Darhstuhl-Ausfüh- 
rung  über  dem  Erfrischungsraum  in  Ki*enbcton  die  Anwen- 
dung eines,  den  ganzen  1 'achliohlraum  auffüllenden  hohen 
Tonnengewölbes,  Dir  tu-»  heute  gemachten  Erfahrungen 
..■  1  1  leraode  Um  *eit  Mitte  November  v  J.  in  Betrieb), oe- 

No.  8. 


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Abbildg.  S  °-  6    Darhaufbau  üb«r  dem  ZiMchauemum.    Aunfhhrung  der  Balkondetkcn. 


sonders  inbezug  auf  Akustik,  sind 
durchaus  zufriedenstellende. 

Die  Berechnung  der  Decken 
und  Balken  erfolgte  im  allge- 
meinen nach  den  von  Henne- 
bique  angegebenen  Formeln, 
wobei  jedoch  alle  Balken  als 
nicht  eingespannt,  somit  unter 
Zugrundelegung  der  Formeln 
PI 

--5-  bestimmt  wurden.   Für  die 

Betonarbeiten  konnte  zumteil 
aus  der  Baugrube  genommenes 
Kiesmaterial,  nachdem  es  ge- 
waschen war,  unter  Beimengung 
vonQuetschsand  verwendet  wer- 
den. Der  Kies  wurde  durch  ein 
Gitter  von  33  tBm  Maschenweite 
geworfen.  Als  Zement  fand  aus- 
schlieft, derjenige  vonDy  cker- 
hoff  &  Söhne  in  Mannheim 
Verwendung  und  zwar  bei 
einem  Mischungsverhältnis  von 
1  Teil  Zement,  a  Teilen  Sand 
und  3  Teilen  Kies. 

Erwähnenswert  ist  noch  die 
außerordentlich  kurze  Bauzeit, 
in  der  das  Gebäude  errichtet 
wurde,  denn  Mitte  Mai  1903 
wurde  der  Grundau--hub  be- 
gonnen, am  10,  Juni  wurden 
die  Eisenbetonarbeiten  angefan- 
gen, Mitte  September  vollendet 
und  schon  2  Monate  spftter  der 
Betrieb  in  dem  Theater  eröffnet 
Wenn  auch  diese  rasche  Her- 
stellung hauptsachlich  ein  Ver- 
dienst des  energischen  Baulei- 
ters ist,  so  darf  wohl  auch  be- 
hauptet werden,  daß  die  Ver- 
wendung des  Eisenbetons  be- 
sonders hierzu  beitrug,  da  der- 
selbe neben  der  raschen  Au*- 
irocknung  des  Baues  eine  In- 
angriffnahme der  Ausbauarbei- 
ten in  a  1 1  e  n  Stockwerken  gleich- 
zeitig zuließ. 

Die  Kosten  für  die  Herstel- 
lung der  Decke  schwankten  zwi- 
schen 8  und  10,5  M.,  diejenigen 
der  Balkone  zwischen  34  und 
35  M.  für  1 

Die  Ausführung  der  Eisen- 
betonarbeiten lag  in  den  Hän- 
den des  Haugeschäftes  Gebr. 
Rank  in  München.  —  |< 


Bestimmungen  des  preufl.  Ministeriums  der  öffentlichen  Arbeiten  für  die  Ausführung  von  Konstruk- 
tionen aus  Eisenbeton  bei  Hochbauten. 


[as  preußische  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten 
hat  unter  dem  16  April  d.  |.  „Bestimmungen*) 
für  die  Ausführung  von  Konstruktionen  aus 
Eisenbeton  bei  Hochbauten"  erlassen.  Erfreulicher 
Weise  decken  sich  diese  Bestimmungen  in  fast  allen  wesent- 
lichen Punkten  mit  den  „vorläufigen  Leitsätzen  für 
die  Vorbereitung,  Ausführung  und  Prüfung  von 
Eisenbetonbauten",  die  von  einem  Ausschusse  des 
Verbandes  deutsch.  Arch.-  u.  Ing.-Vereine  in  Gemeinschaft 
mit  dem  deutschen  Beton -Verein  aufgestellt  und  in  So.  4 
d.  Ztg.  zum  Abdruck  gebracht  worden  sind.  Die  Fassung 
ist  naturgemäß  eine  etwas  andere,  da  es  sich  in  dem 
einen  Kalle  um  eine  allgemeine  Anleitung,  im  anderen 
um  bestimmte  baupolizeiliche  Vorschriften  handelt.  Es 
sind  infolgedessen  in  den  Allgemeinen  Vorschriften, 
welche  den  ersten  Teil  der  neuen  Bestimmungen  bilden 
und  sich  in:  Prüfung,  Ausführung  und  Abnahme 

?;liedem,  etwas  eingehendere  Vorschriften  für  die  Aus- 
ührung  gegeben,  von  einschneidender  Bedeutung  ist 
dabei  übrigens  die  Bestimmung,  daß  mit  der  Herstellung 
von  Wanden  und  Pfeilern  in  mehrgeschossigen  Gebäuden 
erst  nach  Abnahme  des  darunter  liegenden  Geschosses 
fortgefahren  werden  darf.  Bezüglich  der  Probebelastun- 
gen weichen  die  Bestimmungen  von  den  Leitsätzen  etwas 
ab.  Für  einen  aus  dem  Deckenfeld  herausgelösten  Streifen 
werden  bei  gleichmaßiger  Vollast  (also  wohl  auch  für  ein 
ganzes  Deckenfeld?)  vorgeschrieben  g-\  ap  für  die  Auf- 

•)  Vtffaf  vun  Wilhelm  Km«  *  Sohn  in  Merlin  W.  66.   Pr.  60  Ft. 

11   Mai  1904. 


last  (Eigengewicht  )-  doppelte  Nutzlast),  für  einen  nicht 
herausgetrennten  Streifen,  also  für  teilweise  Belastung 
eines  Deckenfeldes,  allgemein  1,50     3 p. 

Den  a.  Teil  der  Bestimmungen  bilden  Leitsätze  für 
die  statische  Berechnung,  welche  für  die  Ermittelung 
der  äußeren  und  inneren  Kräfte  auf  denselben  Grund- 
lagen fußen,  wie  die  Verbandsleitsatze.  Auch  hier  wird 
der  Elastizitätsmodul  Kf  des  Eisens  gleich  dem  15  fachen 
Elast.-Modul  des  Betons  Kt  gesetzt,  die  Dehnung  der  Faser 
bei  Biegung  proportional  der  Entfernung  von  der  Nullinie 
angenommen,  dem  Eisen  die  Aufnahme  der  gesamten  Zug- 
spannung zugewiesen.  Die  Eiseneinlagcn  sind  möglichst 
so  zu  gestalten ,  daß  die  Verschiebung  gegen  den  Beton 
schon  durch  ihre  Form  verhindert  wircT  Soweit  dies  nicht 
geschieht,  ist  die  Haftspannung  rechnerisch  nachzu- 
weisen. Letztere  darf  die  zulassige  Schubspannung 
nicht  überschreiten,  welche  auf  4,5**  ifl»  festgelegt  wird. 
(Bei  entsprechend  höherer  nachgewiesener  Schubfestigkeit 
darf  die  Beanspruchung  bis  >/j  derselben  gehen  1.  Bei 
Stützen  soll  die  Berechnung  auf  Knicken  erfolgen,  und 
zwar  mit  der  Eulcr'sehcn  Formel,  wenn  die  Höhe  über 
das  18  fache  der  kleinsten  Quersclinittsabmcssung  hinaus- 
geht Die  Querverbände,  welche  ein  Ausknicken  der 
Eisenstabe  verhindern  sollen,  dürfen  höchstens  in  einer 
Entfernung  gleich  dem  30  fachen  des  Eisenstab  •  Durch- 
messers eingelegt  werden. 

Die  Druckspannung  des  Betons  bei  Biegung 
soll  V'j  der  Bruchfestigkeit  des  Betons,  (die  auf  Verlangen 


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durch  besondere  Proben  nachzuweisen  ist)  die  Zug-  und  rücksichtigen.  Die  wirklich  vorhandene  Eigen-  und  Nutz- 
Druckspannung  de«.  Eisens  iaoo kcyqcm  nicht  über-  last  ist  je  nach  dem  Grade  der  Erschütterung  auf  das 
schreiten.  In  Stützen  darf  der  Beton  nicht  höher  als  i'/j  bis  2  fache  bei  der  Berechnung  zu  steigern, 
mit  Vjn  der  Bruchfestigkeit  belastet  werden.  Bei  den  Mit  der  Einführung  dieser  Vorschriften  dürfte  dem 
au/  Biegung  beanspruchten  Bauteilen  sind  bei  den  Eisenbetonbau  in  Preußen  auch  im  Hochbau  sich  bald 
Bclastungswertcn  die  Erschütterungen  der  Nutzlast  zu  be-  ein  weiteres  Anwendungsgebiet  eröffnen.  — 


Vermischtes. 


mit  gutem  Erfolge  in  die 


Auf  Holzpfahle  aufgepfropfte  Eisenbetonpfahle  sind  eine 
Neuerung,  die  nach  Versuchen  des  kgl.  Hofzimmcrmstr. 
Th.  Möbus  in  Berlin  sich  bald 
Praxis  einbürgern  dürften.  Die 
Anwendung  von  Eisenbeton- 
Pfählen,  sowohl  in  Gestalt  tra- 
gender Rostpfähle,  wie  in  Form 
von  .Spundpfählen  ist  ia  nichts 
Neues  mehr.  Sie  haben  sich 
für  viele  Falle  als  ein  unschätz- 
bares Hülfsmittel  erwiesen,  wo 
I  lolzkonstruktionen  —  sei  es 
des  tiefen  Grundwasserstandes 
wegen,  sei  es  mit  Rücksicht 
auf  den  Angriff  des  Bohrwurms 
im  Sccwasscr-  versagen.  Bei 
Uferschutz  bauten,  Leitwerken, 
Landungsstegen  usw.  werden 
sie  daher  ihr  besonderes  Ab- 
satzgebiet finden.  Auch  zur 
(iründung  von  Hochbauten  bei 
tiefliegendem  Grundwasser- 
standc,  wo  man  sonst  tiefliegen- 
den Pfahlrost  mit  erheblichen 
Ausschachtungsarbeiten  hätte 
anwenden  müssen,  ist  diese 
Gründungsweise  mit  Erfolg 
angewendet  worden.  (Vergl 
DLsch.  Bztg  1902  S.  582  u  647.» 

In  vielen  Fällen  werdensich 
jedoch  die  Kosten  der  in  ganzer 
Länge  in  Eisenbeton  herge- 
stellten Pfähle  so  hoch  stellen, 
daß  diese  mit  anderen  Grün- 
dungsarten  nicht  mehr  in  Wett- 
bewerb treten  können.  In  die- 
sem Falle  wird  man  sich  aber 
mit  Vorteil  der  zusammenge- 
setzten Pfähle  bedienen  kön- 
nen, die  wir  in  der  beistehen- 
den Abbildung  in  2  verschie- 
denen Ausfohrungsarten  (beide 
durch  Muster  geschützt)  wie- 
dergeben, bei  denender  untere, 
längere  Teil,  der  sich  unter 
Grundwasser  berindet,  ein 
llolzpfahl  ist,  auf  welchen  sich 
dann  ein  kurzer  Eisenbeton- 
ufahl  stumpf,  oder  mit  hohlem 
Ende  Obcrgcschobcn,  aufsetzt. 

Die  erstere  Form  ist  die 
einfachere  und  gestattet  eine 
sehr  sichere  Verbindung  des 
aufgepfropften  Pfahlende*  mit 
dem  Hol/pfahl,  wenn  man  in 
ersterem  etwa  L.  -  Eisen  als 
Längsarmierung  einlegt.  Der 
l'fahlkopf  wird  dabei  mit  einem 
festen,  10 rm  hohen  Ei<cnring 
gegen  Aufplatzen  geschützt  und 
zwischen  Beton  und  Holz,  um 
ein  Einpressen  zu  verhindern, 
noch  eine  1  ">n>  starke  Blech- 
platte  eingelegt.    Man  könnte 


4Hfc* 


 -<C/J 


A-B 


C-D 


E-r 


hiergegen  einwenden,  daß  das  Eisen,  welches  die  beiden 
Pfahlenden  mit  einander  verbindet,  freiliegt  und  demnach 
allmählich  abrosten  wird,  sodaß  dann  der  Pfahl  nur  noch 
stumpf  aufsteht.  Das  gilt  aber  ebenso  für  einen  aufge- 
pfropften Holzpfahl.  Im  übrigen  wird  das  Wegrosten  de« 
Eisens  so  langkam  vor  sich  gehen,  daß  inzwischen  alle 
Bewegungen  im  Bauwerk  unter  gewöhnlichen  Verhält- 
nissen aufgehört  haben,  sodaß  also  Querkräfte  auf  die 
Verbindungsstelle  nicht  mehr  wirken.  Im  übrigen  wird 
es  auch  möglich  sein,  in  vielen  Fällen  eine  Umhüllung 
der  Verbindungsstelle  mit  Drahtgewebe  und  Zementmörtel 
auszuführen.  Allen  Einwänden  nach  dieser  Richtung  be- 
gegnet aber  der  in  der  Abbildung  ebenfalls  dargestellte 
Pfahl  mit  hohlem  Ende,  der  Ober  den  genau  bearbeiteten 
Pfahlkopf  übergeschoben  und  dann  noch  mit  Schrauben- 
bolzen befestigt  wird.  Der  geringe  Spielraum  zwischen 
Holz-  und  Eisenbeton  pfähl  wird  durch  Zement  ausgegossen. 

Die  nach  jcdcrRichtung  befriedigenden  Rammversuche 
sind  in  verschiedener  Weise  ausgeführt  worden.  Zunächst 
wurden  auf  2  Stück  16™  lange  bereits  fest  eingerammte 
Pfähle  je  2  •»  lange  Eisenbetonpfähle  stumpf  aufgestampft. 
Die  Rundeisen  der  Armierung  wurden  am  Holzpfahl  noch 
1  ■  tief  herabgeführt  und  mit  kräftigen  Krammcn  und 
Nägeln  befestigt.  Die  Pfähle  wurden  nach  4  wöchent- 
licher Erhärtungsdauer  —  in  welche  Zeit  noch  14  Tage 
Frost  fielen  —  mit  einen  1,5 '  schweren  Bär  vollständig 
herunter  gerammt,  wobei  sich  keinerlei  Schäden  der  Be- 
tonpfähle ergaben.  In  einem  dritten  Falle  wurde  an  einen 
18  ■  langen  llolzpfahl  in  liegender  Stellung  ein  2  m  langer 
mit  L-Eiscn  armierter  Pfahl  angestampft  und  der  Pfahl  nach 
4  wöchentlicher  Erhärtung  imganzen  unter  die  Ramme 
gebracht  und  in  voller  Länge  eingerammt.  Die  danach 
freigelegte  Aufzapfstelle  zeigte  sich  tadellos.  Schließlich 
wurde  auf  einen  20  m  langen  Pfahl  ein  3»  langer  vorher 
fertiggestellter  Eisenbetonpfahl  mit  hohlem  Ende  (1™  tief, 
30""  Durchm.)  Obergeschoben.  DerPfahl  wurde  absichtlich 
unter  besonders  ungünstigen  Umständen  eingerammt,  in- 
dem  er  an  der  Ramme  schlecht  geführt  wurde,  sodaß  er 
»ich  schief  stellte  und  der  Pfahlkopf  infolgedessen  Kantcn- 
schläge  erhielt  Der  Kopf  wurde  dabei  so  verletzt,  daß 
er  etwa  30"»  abgemeißelt  werden  mußte.  Trotzdem  ließ 
sich  der  Pfahl  darnach  vollständig  einrammen,  und  die 
wiederum  freigelegte  Vcrbindungstellc  erwies  sich  trotz 
der  nur  6«n  starken  Wangen  der  Ueberschiebhülse  als 
völlig  gut  erhalten. 

Diese  verschiedenen  Proben  zeigen  die  Verwendungs- 
fähigkeit solcher  kombinierten  Holz -Eisenbetonpfähle  für 
verschiedene  Zwecke.  Es  lassen  sich  einerseits  fertig 
hergestellte  derartige  Pfähle  für  Gründungen,  Brückcn- 
jochc,  I.andungsstcgc  usw.  anwenden,  es  ist  aber  auch 
möglich,  die  Eisenbetonpfähle  nachträglich  auf  vorher  ein- 
gerammte Holzpfähle  aufzustampfen,  was  also  namentlich 
bei  Reparaturen  zerstörter  Holzkonstruktionen  bezw.  bei 
der  Notwendigkeit  nachträglicher  tieferer  Gründung  in- 
frage  kommen  kann.  —  Fr.  ET 

Stützmauer  Villa  Hensche!  in  Kassel  (vergl.  No.  7).  Die 
Kosten  dieser  Mauer  haben  ohne  die  Kcllcrausmauerungen 
usw.  und  ohne  Pergola  nebst  Brüstung  rd.  196350  M.,  d.  i. 
1400—1500  M.  für  1  lfd  ■»,  betragen.  — 


Inhalt:  Di»  F.isrubctiin  .  Kon» 
Üieatcr*.  —  Bestimmungen  de*  j.rrua 

(ni  dir  Autfuhtunr  von  K«>a«liuktiu 
Vermischte».  —  Bekanntmachung  de 


uktion  drs  uru.  n  Meinchrorr  Volka- 
Müustchum«  der  nlfr-tiükhen  Ajbeitrn 
c»  aus  Kivnbeton  bei  Hochbauten.  — 
Deutschen  Betoii-Vcreirts,  — 


Verlag  der  Deutschen  Bauleitung,  G.  m.  b.  H..  Berlin,    Ftlr  dl«  Redaktion 
"   F.  Klaeleu.  Berlin.    Dnick  von  Wilh.  Gr  eye,  ~ 


An  die  Mitglieder  des  Deutschen  Beton- Vereins! 

Hr.  Dr.  Ing.  Fritz  von  Empcrger  in  Wien  1,  Kärntnerring  14,  teilt  mir  mit,  daß  er  von  der  den 
Internationalen  Ingenieur- Kongreß  in  St  Louis  1904  leitenden  American  Societv  of  Civil  Enginecrs  den 
Auftrag  erhalten  habe,  das  Referat  für  Europa  fOr  Gruppe  18:  Beton-  und  Eisenbetonbau,  zu  übernehmen 
und  bittet  Hr.  von  Empcrger  hierfür  um  Ucberlassung  von  Zeichnungen,  Photographien,  Prospekten  und 
Monographien  über  ausgeführte  Beton-  und  Eisenbetonbauten. 

Im  Auftrage  des  Vorstandes  gebe  ich  dies  hiermit  den  Vcreinsniitglieilem  mit  dem  Ersuchen  be- 
kannt, Mitteilungen,  Zeichnungen  usw.,  welche  dieselben  Hrn.  von  Empcrger  zu  dem  genannten  Zweck 
überlassen  wollen,  unmittelbar  an  denselben  unter  obiger  Adresse  einsenden  zu  wollen. 

Biebrich,  den  3.  Mai  1904. 

Der  Vorsitzende  des  Deutschen  Beton-Vereins  (E.V.):  Eugen  Dyckerhoff. 
3*  No.  8. 


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1  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  B 


MITTEILUNGEN  ÜBER 


1  ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


I.  JAHRGANG  1904. 

Bruchprobe  einer  Hennebique  -  Brücke. 

VortriK,  gehalten       »Sich«.  Ingenieur-  und  Architekten- Verein*  iu  Dr  enden  vom  ReR-Bauftir.  Gehler. 


N2:  9. 


jm  ao.  Okt.  igo.-)  wurde  in  der  „Deutschen  Städte- 
Ausstellung"  zu  Dresden  eine  10  ">  weit  gespannte 
Hennebique  -  Balken  -  Brücke  der  Firma  Johann 
Odorico  in  Dresden,  Inhaber  Ing.  Wurtmann,  bis  zum 
Bruche  belastet,  wobei  zahlreiche  Messungen  vorgenom- 
men wurden,  die  sich  nach  Angaben  des  „Bruckenbau- 
Bureaus  der  kgl.  sächs.  Staatscisenbahnen"  auch  auf  die 
Bewegungen  der  Widerlager  erstreckten.*  >  Es  wird  von 
Interesse  sein,  das  Wesentliche  der  Versuchsergebnisse 
hier  mitzuteilen.  Da- 
zu ist  erforderlich,  zu- 
nächst Angaben  aber 
Gestalt  und  Aus- 
führung des  Bau- 
werkes vorauszu- 
schicken. 

Eine  10  cm  starke 
Platte  mit  Unterzügen 
(vergl.  Abb.  t | berech- 
net für  eine  Nutzlast 
von  400  ks/q",  war  mit 
vier  2,90 m  hohen . 
quadratischen  Säulen 
Hurch  eingreifende 
Eisen  fest  verbunden. 
Die  als  Druckgurt  stö- 
rende Betonbrüstung, 
sowiedieaufdicBrücke 
führende  freitragende 


Die  BrOcke  wählend  dci  Bruch  versuch». 


mitte  die  Durchbiegungen  J  und  zwar  der  beiden  Unter- 
zöge bei  H  u.  C,  sowie  der  Plattenmitte  bei  .1,  s.  Abbildg.  t, 
mit  Durchbiegungs  •  Zeichnern ;  a.  die  Eisenspannun- 
gen af  durch  zwei  an  den  Kundeisen  der  beiden  Unter- 
züge befestigte  Fränkcl-Lcuner'sehe  Dchnungs-Zcichncr. 
Da  bei  diesem  „schwacharTniertcn"  Objekt  der  Bruch  in 
der  Zugzone  zu  erwarten  war,  erschien  es  erwünscht, 
die  Eisenspannungen  unmittelbar  zu  messen  Durch  Frei- 
legen der  Kundeisen  bei  c,  c,  s.  Abbildgn.  1  u.  a,  auf  nur 

1a  cm  und  aU  cm  Lange 
änderte  sich  zwar  die 
Spannungs- Verteilung 
an  diesen  verletzten 
Stellen,  es  ist  aber 
wohl  anzunehmen, dafl 
«lies  ohnewesentlichen 
Einfluß  auf  das  Ver- 
halten des  Bauwerkes 
unddieMc6crgehnissc 
geblieben  ist.  Endlich 
wurden  3.  die  Säu- 
lenbewcgungen  ge- 
messen und  zwar:  Nei- 
gung, wagrechte  und 
senkrechte,  Verschie- 
bung der  Säulenköpfe, 
Ausbiegung  der  Nuu- 
lenmitten  und  Setzen 
des  Bauwerkes  (mit 


Abbilde,  a. 

-    1  »-<<>-« 

j>   w  - 


: : 


Abbilde.  1. 

Treppe  wurden  vor  «Irr  Ausführung  «Irr  Brurhprobe  abgc- 
stemmt,  sndaQ  ein  einfacher  Versuchskörper  entstand.  Das 
Mischungsverhältnis  de»  Betons  war  :  Raum-Teil  Zement; 
iR.-T  Kiessand  (1  bis  20  mm  Korngröße»;  1  R.-T.  Syenit- 
Feinschlag  aus  dem  Plaucn'schcn  Grunde  lao  bis  30  """i. 
Der  bei  der  Ausführung  verwendete  Wasscrzusatz  betrug 
'•f0/»  Jeder  der  drei  statisch  eiiiheitlirh  wirkenden  Teile 
(die  vier  Sauten,  die  beiden  Unterzöge  und  die  Platte)  wurde 
in  einer  Tagesleistung  ohne  Untemrechung  hergestellt. 

Die  Versuchs-Anordnung  war  folgende:  Um  die 
Kosten  zu  vermindern,  wählte  man  Roheisen  als  Belastungs- 
material und  „Einzellast  in  der  Mitte".  Die  I-astträgcr  a.  a, 
s.  Abbild.;  j,  konnten  durch  einen  besonders  gelagerten 
Trager  6  abgefangen  und  zur  Knt-  und  Wicderbclastung 
angehohen  werden    (icmessrn  wurden:  1    in  det  li.dken- 

•>  Da»  ausfnhrllrhc  Ver»u<h»malr*rill  wird  in  rlitrm  drr  iiH.l.strn 
Hede  vun  .Betun  und  Limd*  (Wim)  verol'enthVht  werden. 


A 

• — » 

1 

1  

n  m 

Präzisions-Libellen,  Dehnungs/eiehnern  und  Nonien-Apna- 
raten  I.  Belastet  wurde  nach  einer  einmaligen  Entlastung  bei 
5  ■  bis  zum  Bruche  bei  35 dies  entspricht  dem  rd.  6  fachen 
der  Nutzlast  von  4O0ks/(tm.  Die  Risse  begannen  in  Punkt 
J/u  8  bei  31  >  aufzutreten ;  Druckfaltcn  im  Beton  waren  nicht 
zu  bemerken;  feine  Haarrisse  hatten  sieh  schon  bei  13«  und 
einer  Eisenspannung  von  rd.  700  vm  gezeigt.  Ein  bei  Be- 
ginn des  Versuches  vorhandener  0,5  »■»  breiter  Kiü  im  öst- 
lichen l'ntcrzuge  bei  fi,  dessen  Ursache  nicht  bestimmt  fest- 
gestellt werden  konnte,  veränderte  sich  während  des  ganzen 
Versuches  nicht,  wodurch  bestätigt  würde,  daß  Anfangs- 
risse  die  Tragfähigkeit  des  Bauwerkes  nicht  unbedingt 
beeinflussen  müssen.  Probekörper,  die  beim  Abbruch 
aus  den  Säulen  und  Unterzügen  herausgearbeitet  wurden, 
ergaben  nach  190  Tagen  trotz  der  Gefügclockerung  noch 
eine  Druckfestigkeit  von  170  bis  190  kf- ".•■"»  und  die  Rund- 
eisen eine  Zugfestigkeit  von  4300 'e/i«™. 


33 


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Von  den  Versuchsergebnissen  seien  nur  die  bei- 
den wesentlichsten  hier  erwähnt: 

i.  Das  von  Dr.  von  Empergcr  in  Wien  aufgestellte*) 
einfache  Gesetz  für  die  Durchbiegungen  und  Eisen- 
spannungen hat  sich  bestätigt.  Dieses  lautet:  Jede  der 
beiden  Kurven  laßt  «ich  durch  3 Grade  ersetzen,  wclchcßSta- 
diendcrSpannungcn<bcs.derZugspannungenl  kennzeichnen. 
Schon  wahrend  des  Versuches  wurde  festgestellt,  daß  die 
im  voraus  berechnete  Durchbiegungs-Kurve,  welche  durch 
die  Neigtingen  lang  «t  und  tang  sowie  den  Achsen- 
Schnittpunkt  bis  zum  Eintritt  der  Bruch-Erscheinungen 
bestimmt  ist,  vergj.  Abbildg.  3,  mit  den  Beobachtungen 
hinreichend  übereinstimmte.  Dies  auffallend  einfache  Ge- 
setz könnte  man,  unter  Zugrundelegung  der  von  Dr.  von 


Emperger  angenommenen  Durchbiegungsformel  J=  C 


wohl  so  deuten:  Obwohl  der  Elastizitäts-Modul  des  Betons 
ein  vom  Baustoff  abhangiger  Wert,  sowie  Jf,  das  Träg- 
heitsmoment des  ideellen  Querschnittes,  sich  mit  der  Be- 


der  Nord-Ost-Säule.  Dies  führt  zum  Bruch  bei  M  und 
(Abbildg.  2).  Der  Beginn  des  Einflusses  der  Säulcnbc- 
wegungen  auf  die  Decke  (bei  31  <►  zeigt  sich  deutlich  im 
Knickpunkt  K  der  «,-Kurve,  Abbildg.  3c,  von  dem  aus  die 
Eisenspannung  rasch  auf  rd.  2500  ^r^m  wachst,  der  Flicß- 
grenze  des  Eisens,  bei  der  der  Bruch  eintrat.  Vor  allem 
die  Messung  der  Säulenbewegungcn  geben  Aufschluß  über 
diese  Ursache  des  Bruches. 

b)  Die  Säulenbewegungen  trüben  das  reine  Gesetz 
der  Durchbiegungen,  indem  sie  (besonders  infolge  des 
allmählichen  Aufhebens  der  Einspannung  und  des  Setzens! 
den  Linienzug  der  3  Geraden  zu  einer  Kurve  ausrunden. 

c)  Ihre  Messung  liefert  einen  Beitrag  zur  Beurteilung 
unserer  Rechnungsweisen.  Sie  vermag  Aufschluß  zu 
geben  Ober  die  Wirkung  von  Säulen,  welche  mit  der 
Decke  fest  verbunden  sind,  und  zur  Klärung  der  Fragen 
beizutragen,  wieweil  hier  noch  die  Berechnung  eine«  nur 
gebogenen  Balkens  zutrifft  oder  ob  schon  die  Mitwirkung 
von  Längskräften  ähnlich,  wie  beim  Gewölbe  anzunehmen 


j.r  ,.  <  ~- 


OK 


-mr—-t- 

- — t   V 


iL 


11  SraBiu  m 


[E  .Jt),  die  „Steifigkeits-Ziffer"  des  Bauwerkes  für  ein 
und  dasselbe  Stadium  ein  Festwert  bleiben,  damit,  wie 

die  Versuche  Ichren,  tang«  -      —  C.  „  T    ■.,  konstant 


V 


ist  Jedes  Stadium  wäre  also  durch  eine  sich  mit  der  Be- 
lastung nicht  ändernde  „Steifigkeit  des  Bauwerkes"  ge- 
kennzeichnet. 

3.  S;l  ulen- Bewegungen,  a)  Sie  beeinflussenden 
Eintritt  des  Bruches,  wie  aus  den  4  Zuständen,  s  Abb  4, 
hervorgeht,  Bei  (j  o  bis  13»  schiebt  der  noch  steife 
Balken  die  Säulenkopfe  fast  nur  wagrecht  der  abgeschnitte- 
nen Treppe  zu.  Bis  Q  23  t  wirkt  infolge  der  Haarrisse 
der  Balken  mehr  als  Kette  und  dreht  die  Kopfe  nach 
innen,  wobei  die  Nord -Säulen  stark  waerecht  gezogen 
werden  und  durch  die  exzentrische  Belastung  die  Nord- 
Ost  Säulc  in  den  Buden  gedrückt  wird.  Bis  y  =  31  «  be- 
wirkt die  exzentrische  Belastung  und  Verdrehung  ein 
starkes  Setzen  der  Nord  l  Kt-Säule.  Bis  V  35'  uber- 
tragt sich  die  Senkung  auf  die  benachbarte  Nord-West- 
Säule  und  damit  auf  die  Decke  unter  starker  Ausbiegung 


"•^  uo 

; .- ''Vlriic«-" 


')  Sitl.e  ..Vruere 


und  Hiu.Tiif,  ILTrll,  Wim 


Der  Wert  von  Versuchen  an  Bauwerken  zeigte 
sich  auch  hier.  Sie  sind  notwendig  neben  den  Labo- 
ratoriums-Versuchen,  bei  denen  wir  einen  Idcalfall,  z.  B. 
für  die  Lagerung,  konstruieren  und  alle  störenden  Ein- 
flüsse fernhalten,  damit  das  reine  Gesetz  zu  erkennen  ist 
An  unseren  Bauweiken  gilt  es  vor  allem  zu  studieren, 
wie  in  der  Wirklichkeit  die  Kräfte  ihren  Weg  zur  Erde 
suchen,  unbekümmert  um  unsere  Annahmen  und  Theorien. 
Den  Laboratoriums- Versuchen  danken  wir  die  „Elemente", 
in  die  wir  unsere  Beobachtungen  an  Bauwerken,  wie  bei 
einer  chemischen  Analyse,  zerlegen  können.  Haben  wir 
erst  diese  Elemente  erkannt  und  der  Natur  abgelauscht, 
wie  sie  in  ihrer  „Verbindung"  wirken,  so  vermögen  wir 
dann  auch  synthetisch  Bausystcmc  zu  konstruieren,  die 
unserem  Ziel,  mit  einem  .Mindestaufwand  von  Baustoff 
die  Kräfte  zu  beherrschen,  immer  näher  kommen.  — 

Dresden,  April  1904  Gehler. 


34 


No.  9. 

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13)  *.= 


Beitrag  zur 

Von  Dipl.-Ing.  S.  Sor  in  NcMl.dt  «.  H. 

|n  den  kürzlich  erschienenen  „Vorläufigen  Leitsätzen         Mit  Hilfe  der 
für  Eisenbetonbauten*  sind  bezüglich  der  bei  der  folgende 
Prüfung  anzuwendenden  Berechnungsweise  die  Falle 
eines  einfach-  und  doppeltarmiertcn  Plattcnbalkcns  unter 
Berücksichtigung  der  Druckspannungen  im  Steg  nicht  be- 
sprochen worden. 

Wir  wollen  nun  diese  zwei  Falle,  die  nutzbar  ge- 
macht werden  können,  namentlich  bei  Plattenbalken  mit 
verhältnismäßig  hohen  Stegen,  hier  näher 

behandeln.   Zu  gleicher  Zeit  soll  darauf   ,  Jt  ^dj 

hingewiesen  werden,  wie  die  abgcleite-  T^~^l 
ten  Formeln  für  den  doppeltarmierten 
Plauenbalken  als  allgemeine  Formeln 
betrachtet  werden  können  für  alle  an- 
deren in  den  Leitsätzen  unter  .Einfache 
Biegung"  besprochenen  Fälle. 

Es  sollen  in  einem  Plattenbalken 
mit  doppelter  Eiseneinlage  (vergl.  nebenstehende  Abbil- 
dung), der  ein  Biegungsmoment  M  aufzunehmen  hat, 
die  Zugspannung  der  unteren  Eiseneinlage  » 
die  Druckspannung  des  Betons  cti  und 
die  Druckspannung  der  oberen  Eiscneinlagc  «r, 
bestimmt  werden. 

Zu  diesem  Zwecke  braucht  man  zunächst  den  Ab- 
stand x  vom  oberen  Plattenrand  und  den  Abstand  y  vom 
Druckmittelpunkt  zur  Ncutralachse  zu  bestimmen. 
x  ergibt  sich  aus  der  Gleichung 
zKwu  o, 

«u  den  Inhalt  eines  Flächenelcmcntes  mit  dem  Ab- 
u  von  der  Ncutralachse  bezeichnet  und  R  den 


den:'  ^ 


i.    Rechteckiger  Querschnitt.  Platten, 
a.  Mit  einfacher  Eiseneinlage.    b^  =  b  \  F't  =  o, 
Die  Ausdrücke  (i)  bis  (5)  werden 
(1)  6a*-f  an  F,x  —  an  F,  A  =  o, 


""'.(*-;)'  nih~x) 


Eliminiert  man  n  zwischen  dieser  Gleichung  und  (1), 
so  ergibt  sich 

2Jf 

(4) 


'(»-*) 


Elastizitätsmodul  des  Materials  im  Flächenclcmcnte  t»>  f  -  ,  ■  F 

2  ist  auf  alle  w  des  Querschnittes  zu  erstrecken.  6  :  2    '  . 


15) 

b.  Mit  doppelter  Eisencinlage.  6^-6. 
Somit 


«      S  —  Ii' 

(31,  14)  und  (5)  bleiben  unter  der  allgemeinen  Form. 


Denn  es  ist 

2  Hör.  —  Zu»«  ^ o  <«  =  Spannung  in  «>) 
un{j  ja  «  _  Eine  Elimination  von  y  und  «,  zwischen  (a),  (3)  und  (4) 

E      m "'  kann  o6  unter  der  in  den  Leitsätzen  befindlichen  Form 

wo  m  denselben  Wen  hat  für  alle  u»  des  Querschnittes,    crgcD<.n.    Wjr  glauben  aber,  daß  mit  Einführung  von  y 
lolgt        ZmEmu     o,  oder  sEau     o.  die  Berechnung  erleichtert  wird. 

In  unserem  Falle  ist 

I  £u»m     [/j«f(x      ^)-\-^(t  d)  *  ~~  *  j  Kk  1  2   T-'örmiger  Querschnitt.  Plattcnbalken. 

Für  x  <  d  sind  die  unter  1  a  gegebenen  Formeln  giltig 
Für  x  >  </  sind  4  Fälle  zu  unterscheiden. 

a.  Mit  einfacher  Eisencinlage  unter  Vernachlässigung  der 

Druckspannungen  im  Steg.  b0  -  o;  F,=  o. 

Mit   diesen   Werten   werden  (1) 

bis  (5):  »  h  

Ist  x  berechnet,  so  erhält  man  y  mit  Hilfe  der  Mo-         .      =  anh  F-  +  hd*  CZJ*?FZZZ3 
mentcngleichung  aller  Druckkräfte  inbezug  auf  die  Neu-      *  '  x      a(n  F  4-bd\' 
tralachse. 


oder  mit 


*')£,—  F,(h—  x)E, 
n  und  nach  einiger  Umformung: 


(1)         i,oJI'.  +  a[d{b-tt)  +  n(F,\F,))x 
[dHt>-bo)  +  3niF,.k  +  FtK-)}  -  o. 


Es  ist  nämlich 


Nach 


<*  1  * 

,3'  -  a  +  6<a,--»' 

(3)  und  (4)    unter   den  allgemeinen 

Formen, 
(5)  «,.  =  a 


TT« 


der  Werte 

u 


x—  rf 

o  =  «i, .  und 

*  x 


3 


(Abstand  des 


b.  Mit  doppelter  Eiseneinlage  unter  Vernachlässigung  der 
Druckspannungen  im  Steg.    Aj,  — .  o. 

Es  ist  somit 
(0    *  = 


Schwerpunktes  des  Drucktrapezes  von  der  Neutralachse) 
und  mit  Rücksicht  auf  die  Beziehung 


(2)  y 


2 


a  [«(*•,  +  FJ  +  bd] 

trf(3JS-3dx-f  d»)4-3. 


F\j* 


«»      •  (x  -  V) 
bekommt  man  schließlich 


3    6rf(a*~rf)-f  a.^*'  -.— — 
n       x  —  A 

(3),  (4)  und  (5)  unter  den  allgemeinen  Formen. 


(a\   «=a  W  +  I"H3'      3dx  +  d  )+3- c    Mit  einfacher  Eiseneinlage  unter  BcrückMchtigung  der 

1  '  *      3  "  y<  Druckspannungen  im  Steg    F'  o. 

b0(x~d)*+bd(a*-d)  +  a  — t—.^Lp.  Somit 

Sind  x  undy  berechnet,  so  folgen  in  bekannter'weise  (0  ^» +  a [rf '«»  l-n/.l^-l^-^+a««/.*]"^ 


(3) 
(4) 
(5) 

8.  Juni  1904. 


F,(k-x  +  y)  ' 


n{h—j) 
o^ix-H') 

A-» 


a    A0(x  -rfi»-)-A,f(3x»-3rfx  :-rf») 

'     3'     "  i>*  +  *«J(ax-rf) 

und  (4)  wie  allgemein, 

-  o. 

d.  Mit  doppelter  Eisencinlage  unter  Berücksichtigung  der 
Druckspannungen  im  Steg. 
Der  am  Anfang  allgemein  behandelte  Fall. 

35 


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Vermischtes. 
Neue  Form  für  Betonstufen.  Progresso  -  Patent.  Der 
Firma  Kran/  Heuer  in  Kottbu-  ist  für  die  Herstellung 
von  Betonstufen  eine  neue,  auseinander  nehmbarc  Form 
patentiert,  die  vor  den  bisherigen  Formen  mancherlei 
Vorteile  bietet  Diese  bestehen  in  der  genauen  Einstellung 
der  Form  auf  die  verlangten  Maße,  in  der  leichten  Aus- 
einandernehmbarkeit, welche  es  gestattet,  die  Seitenteile 
der  Form  sofort  nach  dem  Einstampfen  abzunehmen,  so- 
daß  man  diese  Teile  —  namentlich  also  nur  das  dem  Stufen- 
querschnitt entsprechend  profilierte  Seitenteil  in  a  Exem- 
plaren braucht,  besonders  aber  darin,  daß  die  Stufen 
(entgegen  dem  alten  Verfahren)  mit  der  Lauffläche  nach 
oben  in  die  Form  gestampft  werden.  Diese  Oberfläche 
erhalt  daher  die  Stampfstoßc  in  erster  Linie  und  laßt  sich 
dadurch  besonders  dicht  und  fest  herstellen.  Die  Stufen 
brauchen  ferner  nicht  in  noch  frischem  Zustande  gekippt 
zu  werden,  um  sie  aus  der  Form  zu  nehmen,  sondern 


Abbilde-  3. 


können  auf  der  Unterlage  ruhig  i— 2  Tage  liegen  bleiben. 
Durch  Einlegen  von  Gipsformen  auf  die  Unterlage  kann 
man  leicht  die  Unterseite  der  Stufen  entsprechend  ver- 
zieren, während  anderseits  die  Herstellung  besonderer 
Stufenbelage  durch  Aufstampfen  gröberer  Schichten,  die 
unt.  Umst.  noch  später  geschliffen  werden,  ebenfalls  er- 
leichtertwird. Besonders  billig  lassen  sich  Betonstufen  ohne 
Profil  mit  Dübeln  für  Holzauflagen  herstellen.  Erfinder 
gibt  an,  daß  während  nach  dem  alten  Verfahren  a  Arbeiter 
bei  lostQndiger  Arbeil  mit  einer  Form  8  Stufen  im  Durch- 
schnitt täglich  fertig  stellen,  bei  seiner  neuen  Form  15  Stu- 
fen regelmäßig  zu  leisten  seien.  Abb.  1  zeigt  die  Form  im 
Schnitt,  Abb.  2  für  eine  dreieckige  Stufe  aufgeklappt,  Abb.  3 
schließlich  die  Form  für  eine  Stufe,  mit  rechteckigem  Kopf 
für  die  Einmaurung,  mit  abgenommenem  Vorderteil.  — 

Gegen  die  neuen  Bestimmungen  des  preuQ.  Ministeriums 
der  öffentlichen  Arbeiten  für  die  Ausführung  von  Konstruk- 
tionen aus  Elsenbeton  bei  Hochbauten,  über  die  wir  in  No.  8 

S.  3t  kurz  berichteten,  werden  aus  dem  Kreise  der  betr. 
Industrie  in  einigen  Punkten  Bedenken  erhoben.  In  erster 
Linie  wird  der  <}  9  als  ein  solcher  bezeichnet,  der  ge- 
eignet erscheine,  den  Eisenbetonbau  zu  schadigen.  Wir 
hatten  schon  hervorgehoben,  daß  die  Bestimmung  dieses 
Paragraphen:  es  dürfe  bei  der  Herstellung  von  Pfeilern 

3° 


und  Wanden  in  mehrgeschossigen  Gebäuden  mit  der  Aus- 
fahrung dieser  Bauteile  in  den  höheren  Geschossen  erst 
nach  Abnahme  der  darunter  liegenden  Geschosse  begonnen 
werden,  eine  sehr  einschneidende  sei.  Es  wird  befürch- 
tet, daß  die  Handhabung  dieser  Bestimmung  unt  Umst 
fast  einem  Verbot  der  Anwendung  des  Eisenbetonbaues 
gleichkommen  könne,  da  die  bei  größeren  Bauten  fast 
immer  sehr  kurz  bemessenen  Hcrstcllungsfristcn  einen 
solchen  Aufschub  nicht  duldeten. 

Für  bedenklich  wird  auch  die  Fassung  der  Bestimmung 
§  13.  4  bezüglich  der  Probelastung  auf  herausgeschnitte- 
nen Deckenstreifen  erachtet,  da  durch  ein  derartiges  Ver- 
fahren, z.  B.  bei  Plattenbalken,  der  Zusammenhang  der 
Konstruktion  zerstört  wird. 

Während  die  Festsetzung  der  zulässigen  Eisenspannung 
auf  laoo**"/0.0»  angenehm  empfunden  wird,  erscheint  da- 
gegen die  Normierung  der  Haftfestigkeit  auf  nur  4,5  k»/«ic» 
als  sehr  niedrig,  namentlich  im  Zusammenhang  mit  der 
ohnehin  vorsichtigen  Berechnungsweise  und  insbesondere 
wieder  für  Plattenbalkcn.  Der  Ausschuß  des  deutschen 
Beton-Vereins  und  des  Verbandes  deutscher  Arch-  und 
Ing.- Vereine  hatte  bei  seinen  Leitsätzen  anfangs  sogar  bis 
,oU-  <r m  für  die  Haftfestigkeit  gehen  wollen,  hat  diese 
dann  aber,  um  etwaigen  Einsprüchen  vorweg  zu  begegnen, 
auf  7^k«j«if»  herabgesetzt  — 

Ueber  die  Adhäsionsspannung  zwischen  Beton  und  Eisen. 
Man  durchschneide  eine  Platte  in  zwei  Querschnitte,  welche 
den  unendlich  kleinen  Abstand  dx  von  einander  haben. 
Es  sind  dann  die  Mittelkräfte  aus  den  Zug-  und  Druck- 
spannkrfiflcn  einander  gleich,  jedoch  unendlich  klein  und 
wir  nennen  jede  d  K  und  ihren  Abstand  a.  Da  die  beiden 
Querkräfte  auch  einander  gleich  sind;  so  ergibt  sich,  wenn 
jede  mit  V benannt  wird,  nach  der  Gleichgcwichtsbedingung 
gegen  Drehen: 

V.dx=-  dK.a. 
Die  Adhäsionsspannung  zwischen  Beton  und  Elsen 
kann  man  sich  als  gleichmäßig  verteilt  denken  innerhalb 
der  unendlich  kleinen  Strecke  dx,  nennen  wir  sie  V  und 
U  den  Umfang  des  Querschnittes  der  Eiscneinlage ,  so  Ist 
die  betreffende  Adhäsionskraft  i.U.dx.  Damit  nun  das 
Eisen  nicht  herausgerissen  werden  kann,  so  muss 
t.U.dx>dK 

d.  h.  »>  Tr— 

sein.  Diese  Formel  entspricht  derjenigen,  welche  Koenen 
unter  a,  Seite  6  in  No.  2  d.  Bl.  und  auch  In  der  Zeitschrilt 
l„  „Beton  und  Eisen",  herausgegeben  von 

Fr.  v.  Emperger,  jedoch  beidemal  ohne 
Ableitung,  mitgeteilt  hatte.  Ich  verstehe 
aber  unter  1  nicht,  wie  Kocnen,  zugleich 
die  Scherspannung,  denn  diese  hat  einen 
ganz  anderen  Wert  Es  ist  daher  nicht 
zu  verwundern,  wenn  Prof.  v.  Thullie  die 
Formel  nur  als  approximativ  richtig  erklärt 
hat  in  der  Zeitschrift  „Beton  und  Eisen" 
No.  1,  S.  46,  1904.  Sie  ist  nämlich,  wie  wir 
gezeigt  hallen,  absolut  richtig,  aber  sie  be- 
deutet ein-  für  allemal  nur  die  Adhäsions- 
spannung zwischen  Beton  und  Eisen  und 
nicht  die  Scherspannung,  gleichviel  ob  Zugbean- 
spruchungen des  Betons  berücksichtigt  werden 
oder  nicht  —  Ramisch 

Auf  Wunsch  der  Schrifüeitung  will  ich  die  vor- 
stehende Mitteilung  dahin  ergänzen,  daß  man  beim  Heraus- 
ziehen des  Eisendrahtes  aus  dem  ihn  umhüllenden  Beton 
allerdings  zunächst  an  eine  Ucbcrwindung  der  Adhäsions- 
festigkeit denken  kann.  In  Wirklichkeit  handelt  es  sich 
aber  mehr  um  die  Ueberwindung  der  geringeren  Scher- 
festigkeit des  Betons,  da  nach  meinen  häufigen  Beobach- 
tungen stets  eine,  wenn  auch  dünne,  Zementhaut  an  der 
Eisenoberfläche  hängen  bleibt 

Was  nun  die  Ableitung  der  kleinen  Formel  anbelangt, 
so  ist  dieselbe  so  einfach,  daß  sie  aus  der  Gl.  a)  meines 

n 

oben  erwähnten  Auf salzes,  welche  lautet  U  kx  =    ,  ohne 

41 

weiteres  abgelesen  werden  kann;  man  hat  nur  zu  schrei- 
ben Ukf.n  Q  ■  i-  In  dieser  Form  entspricht  sie  auch 
den  bereits  1902  in  meinen  im  Zentralbl.  d.  Bauverw. 
No.  38  vcröflentlichten  Grundzügen  für  die  statische  Be- 
rechnung der  Beton-  und  Eisenbetonbauten.  Es  ist  der 
Einfachheit  halber  nur  anstatt  dx  die  Längeneinheit  ge- 
setzt, welche  man  sich  ja  beliebig  klein  denken  kann.  — 

M.  Kocnen. 

Inhalt:  Rrurhprobr  untr  Hennrbiqiic-Hrflckr.  —  Beitrag  iur  Berech- 
nuiig  von  KI»cr»l>rtonbautro.  —  Vr-TmiM-hlrv 

Verl*);  der  IteuMrhen  Ranw-Itunc  C.  n>.  b.  H  ,  Rerlin.  Kor  die  Redaktion 
verantwortlich  f.  E  isel«B ,  Berlin.   Druck  von  WUh.  Greve,  Berlin. 

No.  9. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG  m 

MITTEILUNGEN  ÜBER  =  B 

ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU  | 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


L  JAHRGANG  1904. 


N9_- 10. 


Die  Beton viadukte  der  Bahnlinie  Altenburg 

Von  Profesjor  Th, 

I!  ür  die  Verwendung  des  Stampfbeton«*  zu  Eisenbahn- 
Kunstbauten  liegen  im  Verwallungsgebiete  <ler  Kgl. 
Sächsischen  Staatshahncn  zahlreiche  Beispiele  aus 
dem  letzten  Jahrzehnt  vor.  Neben  den  sehr  ausgedehn- 
ten BrOcken  und  Stützmauern  aus  Betun,  zu  deren  Er- 
bauung die  Umgestaltung  der  Dresdener  Bahnhöfe  Ver- 
anlassung gab,  sind  hier  Talbröcken  größeren  Umfanges 
für  die  Neubaulinien  Chemnitz — Wechselburg,  Weiüen- 
burg    Kadibor  und  Altenburg — Langenleuba  zu  nennen. 

Auf  letzterer  Linie,  von  21  Lange  und  eingleisig 
vollspuriger  Anlage  wurden  5  Viadukte  von  zumteil  er- 
heblichen Abmessungen  nötig,  die  durchweg  aus  Kic>- 
beton  hergestellt  sind.  Inbczug  auf  die  Technik  des  Be- 
tonbaues bieten  diese  Ausfahrungen  wenig  Neues  oder 
Bemerkenswertes,  wohl  aber  sind  die  zumtcil  nicht  günsti- 
gen Erfahrungen,  die  mit  der  gewählten  Art  der  Widerlags- 
anordnung  gemacht  wurden,  von  allgemeinerem  Interesse. 
Die  Abmessungen  der  einzelnen  Bauwerke  sind: 


Vbdokl  t.r. 
Nirkendorf  .  . 
Wiesebach  .  . 
Beiern  .  .  .  . 
Heidelbach  .  . 
Niedersteinbach 


HOhr 


MMN 

4  m        219  ■       15,3  ■         II  I|_ 

4  ..       3«>7  »      '7.8  »        '7       'S  ■ 
4»         48  ■      ii.o„         3  'S», 
4..       '  12  „      18,0  ,         6  15,, 
4  *       '08  „      13,5  ,         7       12  „ 
Die  Bögen  sollten  auf  Anordnung  der  Staaisbahnbe- 
hörde  in  der  Form  tunlichst  dem  Halbkreis  sich  nähern 
Verweisung  von  Steingelenken  eingewölbt 


-Langenleuba  (Kgl.  Sachsische  Staatsbahn). 

Böhm  in  Hrcidcn. 

werden.  Demgemäß  wurde  die  in  Abbildgn.  1—3  darge- 
stellte Anordnung  von  Dreigclenkbö^en  gewählt  lieber 
den  Kämpfergesimsen  sind  feste  Wideilager  in  solcher 
Höhe  ausgekragt,  daß  die  Gewölbe  zwischen  den  beider- 
seitigen Gelenken  nur  noch  einen  Bcgen  von  120  Grad 
umfassen.  Die  Gewölbe  sind  voll  überbetoniert,  so  daß 
die  Entwässerung  in  der  Nähe  des  Scheitels  stattfindet. 
Leber  jedem  Gelenk  ist  eine  durchgehende  lotrechte  etwa 
4ra|  wei  c  Fuge  (a— b,  c — d,  Abbildg.  1)  angeordnet,  um 
die  Beweglichkeit  der  Gelenke  dauernd  zu  sichern.  Dies 
schien  besonders  zur  Ausgleichung  von  Temperatur- 
Spannungen  erwünscht 

Form  und  Abmessungen  der  Gelcnksteine  wurden 
nach  der  von  Köpcke  aufgestellten  Theorie  (Zeitschrift  des 
Arch-  u.  Ing -Vereins  zu  Hannover  1888  S.  374)  bestimmt. 
Danach  ergaben  sich  für  die  15  »  weit  gespannten  Bögen 
die  in  Abbildg.  4  dargestellten  Abmessungen. 

Möglichst  einfache  Gestaltung  des  Aeußeren  war  im 
Hinblick  auf  Kostenersparnis  ebenso  geboten,  wie  durch 
die  Entlegenheit  der  Baustellen  gerechtfertigt.  L'eber  jedem 
Pfeiler  ist  ein  erkerartiger  Vorsprung  ausgekragt,  und  da- 
durch nicht  nur  eine  erwünschte  Belebung  der  langen 
Ansichtsflächen  erreicht,  sondern  auch  der  V  orderung  ge- 
nügt, auf  den  schmalen  Brückenbahnen  Zufluchtsorte  für 
Stieckenarbciter,  Wärter  usw.  beim  Herannahen  eines 
Zuges  zu  schaffen.  Diese  Auskragungen  sind  ebenso  wie 
die  Unterglicdcr  des  Hauptgesimses  aus  wetterfesten 
Ziegeln  gebildet  und  durch  deren  leuchtend  rote  Farbe 

37 


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ist  eine  recht  gut  wirkende  Abwechselung  gegenüber  dem 
kalten  grauen  Farbenton  des  Betons  erzielt.  Die  Verwen- 
dung von  Ziegeln  hatte  außerdem  noch  den  Vorteil  einer 
leichteren  Ausfuhrung  der  oben  erwähnten  lotrechten 
Fugen  über  den  Gelenken.  Zuerst  wurde  die  Ueberbe- 
tomerung  der  Gewölbe  hergestellt  und  die  Schalung  ent- 
fernt. Der  über  den  Pfeilern  liegende  Bauteil  wurde  dann 
unter  Belassung  der  vorgeschriebenen  Fugenstärke  in  seinen 
Umfassungen  aus  Ziegeln  aufgemauert  und  nur  im  Kern 
aus  Beton  gestampft  (EAbbildg.  i).  Die  nicht  günstig  wir- 
kenden Fugen  sind  dadurch  dem  Anblick  fast  ganz  entzogen. 

Da  gutes  Kicsmatcrial  von  genügender  Reinheit  in 
nächster  Nahe  der  Baustellen  sich  vorfand,  wurde  von 
der  Beschaffung  von  Steinschlag,  die  nur  mit  großen 
Kosten  hätte  bewirkt  werden  können,  abgesehen.  Der 
Kies  bestand  aus  Quarzsteinen  von  4  Größe  bis  zum 
feinen  Sandkorn  und  wurde  so,  wie  er  aus  der  Grube 
genommen  wurde,  den  Mischmaschinen  zugeführt.  Be- 
merkenswert sind  die  sehr  mageren  Mischungen,  die 
aufgrund  der  guten  Erfahrungen  verwendet  wurden,  die 
bei  den  Dresdener  Bafamhofs-Umbauten  mit  sehr  stark  ge- 
masertem Zementbeton  gemacht  waren.  Ks  sind  herge- 
stellt: Fundamente  und  Pfeiler  unterhalb  der  Kämpfer- 
gesimse (Schraffierung  A  und  B  Abbildg.  1)  in  Mischung 
1  Zement  zu  15  T.  Kies;  die  Widerlager  bis  zu  den  Ge- 
lenksteinen, ferner  die  Stirnwände  (Schraffierung  C)  in 
Mischung  1  zu  13;  die  Bögen  selbst  (L>)  in  Mischung  1 
zu  1 1 ,  und  der  Füllbeton  über  den  Bögen  zwischen  den 
Stirnwänden  (E  und  F)  in  Mischung  1  zu  21!  Die  nach 
28  Tagen  beobachteten  Worfelfestigkeiten  des  Betons  be- 
trugen bei  dem  erstgenannten  Nirkendorfer  Viadukt: 
Mischung  1  zu  15  =  54  Atm.;  Mischung  1  zu  13  =  57  Atm  .; 
Mischung  1  zu  11  64  Atm.;  Mischung  1  zu  21  19,5  Atm. ; 
im  Mittel  aus  mehreren  Versuchen. 

Die  Anwendung  so  geringen  Zementzusatzes  war 
freilich  nur  unter  Voraussetzung  sorgfältigsten  Mischens 
und  Einbauens  gerechtfertigt.  Es  wurden  Kunz'sche 
Mischmaschinen  benutzt,  bei  denen  der  Mischvorgang  be- 
kanntlich sichtbar  ist  und  daher  in  allen  seinen  Stufen, 
Trockenmischung,  Nassen,  Fertigmischung,  am  besten 
überwacht  werden  kann.  Nur  zu  den  Gelenksteinen,  die 
in  ihren  zylindrischen  Gelenkflächen  auf  gehobelten  guß- 
eisernen Schablonen  gestampft  wurden,  ist  Granitstein- 


schlag  in  Mischung  1  Zement,  a'.'j  Sand,  21',  Steine  ver- 
wendet; die  Gclcnkflächcn  selbst  sind  in  Mischung  1  Z. 
auf  1  Sand  hergestellt. 

In  hohem  Grade  wurde  die  gesamte  Bauausführung 
durch  die  ungünstige  Beschaffenheil  des  Untergrundes  er- 
schwert und  verzögert.  Bei  den  Vorarbeiten  hatte  dies 
nicht  genügend  festgestellt  werden  können.  Erst  nach 
Beginn  der  Bauarbeiten  entschloß  man  sich  notgedrungen, 
den  größten  Teil  der  Pfeiler  auf  liefe  Pfahlrostc  zu  grün- 
den, die  sich,  je  weiter  die  Arbeiten  fortschritten,  in  immer 
größerem  Umfange  als  nötig  erwiesen,  so  daß  unter  ein- 
zelnen Pfeilern  bis  150  Pfähle  in  Längen  bis  zu  15  ■»  ein- 
gerammt sind.  Daß  infolge  dessen  namentlich  an  den 
Stellen ,  wo  unmittelbar  gegründete  Pfeiler  neben  künst- 
lich gegründeten  stehen,  ungleiche  Setzungen  eintraten, 
kann  nicht  Wunder  nehmen.  Wenn  sich  trotzdem  mit 
ganz  geringen  Ausnahmen  an  den  mittleren  Bögen  keine 
Risse  einstellten,  so  ist  dies  der  günstigen  Wirkung  der 
Gelenke  zuzuschreiben,  die  eben  den  Bögen  diejenige  Be- 
weglichkeit von  vornherein  verleihen,  die  sie  sich  sonst  beim 
Auftreten  von  Rissen,  d.  h.  durch  Bildung  natürlicher 
Gelenke  selbst  erzwungen  hätten.  Die  Anordnung  von 
Gelenken  zeigte  sich  hier  also  als  vorteilhaft;  das  Gegen- 


teil aber  war  der  Kall  bei  den  den  Endwidcrlagcrn  benach- 
barten Gewölben.  Nur  bei  dem  Nirkendorfer  Viadukt  sind 
wegen  der  dort  gewählten  Ausbildung  der  Endwidcrlagcr 
ungünstige  Erscheinungen  nicht  aufgetreten. 


Die  Endwiderlager  haben  nicht  nur  den  Wölbschub 
der  Bögen  aufzunehmen,  sondern  auch  den  Anschluß  der 
bis  16  ■>  hohen  geschütteten  Bahndämme  an  die  Talbrücken 
zu  vermitteln.  Bei  dem  Nirkendorfer  Viadukt  (Abb.  6  u,  7) 
schließen  sich  an  den  Widerlagskorper  zwei  parallele,  in 
Richtung  der  Bahnachse  liegende  Flügelmauern  an,  gegen 
die  sich  die  Schüttungen  der  Böschungskegel  lehnen.  Bei 
allen  anderen  Brücken  ist,  nach  Art  der  Abb.  5,  die  Damm- 
schüttung durchquergerichtete  Flügclmaucrn  aufgenommen. 
Diese  Anordnung  hat  sich  in  Verbindung  mit  dem  Vorhan- 
densein von  Bogengclenkcn  als  nicht  günstig  erwiesen. 

Nachdem  die  Schüttung  der  Dämme  in  sehr  trockener 
Jahreszeit  erfolgt  war,  trat  eine  Regenperiode  und  ein  sehr 
nasser  Winter  ein,  der  auf  der  ganzen  Strecke  starke 
Dammrutschungcn  zurfolge  halle,  die  bei  dem  stark  Ictten- 
haltigen,  zum  Quellen  neigenden  Erdmaterial  nur  zu  er- 
klärlich sind.  Diese  Erdbewegungen  äußerten  sich  nun 
besonders  in  einem  starken  aktiven  Schub  der  Dämme 
gegen  die  Widerlager,  die  solchem  Angriffe  nur  bei  der 
erstgenannten  Brücke  (Abbildg.  6),  wegen  der  parallelen 
Richtung  der  Flügclmaucrn,  gewachsen  waren.  Bei  den 
anderen  Brücken  trat  eine  Bewegung  der  Widerlager  und 
ein  Ucbcrneigen  in  der  Weise  ein,  daß  die  oberen  Teile 
der  Fugen  a — b  (  Abbildg  1)  sich  schlössen,  der  Stützpunkt 
sich  also  von  a  nach  b  verlegte.  Die  Folge  war  eine  Zer- 
störung der  L'eberbetonierung  der  Bögen  und  der  Bögen 
selbst,  die  sich  in  dem  Auftreten  wagrcchler  Risse  er- 
kennbar machte.  Durch  die  in  b  angreifende  Kraft  wur- 
den die  obersten  Schichten  der  L'eberbetonierung  gegen 
die  darunter  liegenden  verschoben.  In  der  Mittclfuge  c— d 
senkte  sich  natürlich  der  Stützpunkt  nach  unten. 

Der  Versuch,  durch  Aufstemmen  der  Fugen  a  b  von 
oben  her  den  Stützpunkt  wieder  von  b  nach  a  zu  ver- 
legen schlug  völlig  fehl,  da  nunmehr  duren  den  über- 
mächtigen Erddruck  der  Bogcnscheitcl  in  die  Höhe  ge- 
hoben wurde.  So  blieb  nichts  weiter  übrig  als  die  Fugen 
über  den  Gelenken  in  ganzer  Höhe  zu  schließen.  Sic 
wurden  stückweis  von  oben  her  so  erweitert,  daß  ein 
Ausstampfen  mit  festem  Beton  vorgenommen  werden 
konnte.  Diese  Maßregel,  die  zunächst  an  den  äußersten 
den  Endwiderlagern  benachbarten  Gelenkbögen  vorge- 
nommen wurde,  hatte  ausreichenden  Erfolg,  da  die  nächst- 
folgenden Bögen  ohne  Gelenke  hergestellt  waren,  so  daß 
nun  die  beiden  ersten  Bögen  zusammen  eine  starre  Bau- 
masse darstellen,  die  dem  Erddrucke  der  Dämme  Hin- 
reichend widersteht. 

Ueber  den  Wert  oder  Unwert  von  Steingelenkcn  bei 
Brückengewölben  soll  an  dieser  Stelle  kein  allgemeines 
Urteil  ausgesprochen  werden ;  soviel  abcrließ  sicherkennen, 
daß  Gelenke  nur  bei  festen  Endwiderlagern  Nutzen  schaffen 
können,  daß  sie  aber  in  allen  den  Fällen  leicht  verhängnis- 
voll wirken,  wo  die  Widerlager  nicht  die  ihnen  gewöhn- 
lich zugewiesene  Rolle  spielen,  nur  dem  Wölbschub  passiv 
zu  widerstehen,  wo  sie  vielmehr  selbst  zum  Angriff  über- 
gehend einen  tätigen  Erddruck  auf  das  Gewölbe  übertragen. 

Bei  der  Nirkendorf  er  Brücke  hat  sich  die  Anordnung 
der  parallelen  Flügel  gut  bewährt.  Es  sind  dort  sämtliche 
Bögen  mit  Gelenken  und  lotrechten  Fugen  darüber  ver- 
sehen; ein  Schließen  der  letzteren  wurde  jedoch  nicht 
nötig.  Um  die  beiden  nur  1  ">  starken  Parallelflügcl  gegen 
den  Druck  der  Erdkegel  widerstandsfähig  zu  machen, 
wurden  sie  durch  2  ebene  60 cm  starke  Platten  aus  Eisen- 
beton c  und  f  1  Abbildg.  7)  gegenseitig  verankert  und  aus- 
gesteift Die  an  den  Enden  umgebogenen  Eiscneinlagen 
dieser  Platten  greifen  tief  in  den  Belonkörper  der  Flügcl- 
maucrn ein  und  verankern  sie  dadurch  sicher. 

Die  Ausführung  der  5  Brücken  erfolgte  durch  das 
damals  dem  Obengenannten  unterstellte  Dresdner  Zweig- 
geschäft der  Aktien-Gesellschaft  für  Beton-  und  Monierbau 
in  den  Jahren  1899  und  1900. 


Vorlaufige  Leitsatze  für  die  Vorbereitung,  Ausfuhrung  und  Prüfung  von  Eisenbetonbauten. 


er  von  einem  gemeinsamen  Ausschusse  des  „Ver- 
bandes deutscher  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Vereine"  und  des  r  Deutschen  Beton-Vereins-1 
aufgestellte  Entwurf,  den  wir  in  No.  4  zum  Abdruck  ge- 
bracht haben,  hat  nunmehr  auch  die  Zustimmung  des  Ver- 
bandes gefunden,  nachdem  er  bereits  in  der  Tiauptver- 
sammlung  des  Beton-Vereins  im  Februar  d.  J.  angenommen 
worden  war.  Es  sind  jedoch  in  einigen  Punkten  Abände- 
rungswünschc  seitens  einzelner  Verbands- Vereine  geäußert 
worden  und  auch  bei  den  Beratungen  des  Beton -Vereins 
war  in  der  Krage  der  Probcbelastungcn  eine  Aenderung 
angeregt  worden.  Dies  und  das  Erscheinen  der  „Be- 
stimmungen für  die  Ausführung  von  Konstruk- 
tionen   aus  Eisenbeton    bei  Hochbauten  '"♦)  des 


•)  Vrr«l 


1  in  No.  8,  S.  ji  und  No.  <>.  S  \f 


preuß.  Dm.  Minister  der  öffentl.  Arbeiten  gab  dem  Aus- 
schuß Veranlassung,  seinen  Entwurf  vor  der  endgiltigen 
Veröffentlichung  noch  einmal  nachzuprüfen.  Diese  Arbeit 
hat  der  Ausschuß  beendet  und  es  werden  demnächst  die 
„Vorläufigen  Leitsätze"  in  ihrer  nunmehr  festgesetzten 
Form  im  Buchhandel  erscheinen.'") 

Die  vorgenommenen  Acnderungcn  gegenüber  dem 
Entwürfe  der  Leitsätze  sind  zumeist  redaktioneller  Natur. 
Von  Bedeutung  ist  nur  die  Herabsetzung  der  Belastungs- 
werle  für  Probebelastungcn.  Es  ist  da  der  schon  früher 
ausgesprochenen  Anschauung  gefolgt  worden,  daß  bei 
looo  Ie;<i'  m  zulässiger  Spannung  des  Eisens,  durch  die 
gegenüber  der  gewöhnlichen  Nützlast  nicht  unwesentlich 
erhöhten  Bclastungswcrte  da-  Eisen  u.  Utnst  bereits  bis  an 


3» 


Ii.  m.  t..  II .  Hcrlui  »W. 

No.  10. 

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seine  Streckgrenze  beansprucht  und  dadurch  die  Bildung 
von  Kissen  im  Beton  herbeigeführt  werden  könnte,  die, 
wenn  auch  ungefährlich,  dem  Unternehmer  bei  der  Abnahme 
große  Unbequemlichkeiten  verursachen  könnten.  Die  zu- 
lässige Prohelast  Lst  jetzt  allgemein  auf  0,8  R-) -1,8p  fest- 
gesetzt für  Lasten  bis  1000  kS;q".  Von  Vorschriften  über 
Teilbelastungen  ist  ganz  abgesehen,  da  es  sehr  schwer  ist, 
hierfür  allgemein  zutreffende  Angaben  zu  machen.  Solche 
Belastungen  sollen  besonderer  Vereinbarung  überlassen 
bleiben.  Kür  höhere  Belastungen  sollen  die  Werte  der 
Probcbclastung  noch  entsprechend  vermindert  werden. 
Infolge  dieser  Abänderung  konnte  der  ganze  letzte  Absatz 
der  Erläuterungen  zu  Vß  gestrichen  werden. 

Hiergegen  erscheinen  die  BelaMungswerie  der  preuß. 
„Bestimmungen"  sehr  hoch,  besonders  bei  der  zulässigen 
Eisenspannung  von  iaooke/ir". 


sätzen  bisher  als  „plastisch"  bezeichnet.  Man  hat  da- 
für jetzt  den  Ausdruck  „weich"  gewählt,  der  zutreffen- 
der erscheint.  Im  Gegensatz  hierzu  sprechen  die  preuß. 
Bestimmungen  von  „crdfcuchtcm"  Beton  (§6)  und  schreiben 
das  Einstampfen  in  Schichten  von  höchstens  15«"  vor 
(§  7).  Beide  Bestimmungen  sind  nur  anwendbar  für  ge- 
wöhnliche Stampfbetonbauten,  treffen  aber  nicht  für  Eisen- 
betonbauten zu. 

Der  Ausschuß  hat  sich  dagegen  nicht  entschließen  können, 
wie  von  einigen  Seiten  gewünscht  wurde,  statt  der  For- 
meln, welche  eine  Ermittelung  der  Spannungen  in  den 
Eisenbetonbauten  gestalten,  solche  einzuführen,  die  eine 
Dimen>ionierung  ermöglichen.  Zweck  der  Beigabc  von 
Formeln  sollte  nur  der  sein,  eine  Nachprüfung  von  Eisen- 
betonbauten auf  gleicher  Basis  zu  ermöglichen.  Man 
wollte  aber  jedem  Unternehmer  überlassen,  nach  seiner 


Auch  in  dem,  die  Zuschläge  und  die  Betonbereitung 
betreffendem  Abschnitt  sind  einige  kleine  Acndcrungen 
vorgenommen  worden.  So  ist  die  obere  Korngröße  des  ge- 
mischtköniigen  Sandes  auf  7  ■»"■  erhöht  1  infolge  von  Erfah- 
rungen, die  jetzt  bei  Ausführung  von  Betonversuchen  in 
der  Versuchsanstalt  in  Lichlerfelde  gemacht  worden  sind), 
und  es  ist  anstelle  des  allgemeinen  Verbote-,  der  Anwen- 
dung „saurer"  Schlacke  als  Zuschlag  gesetzt:  „Saure  Schlacke 
darf  als  Zuschlag  nur  verwendet  werden,  wenn  ihre  Un- 
schädlichkeit nachgewiesen  ist."  Es  ist  dies  geschehen, 
weil  auf  die  einfache  l'robe  mit  I.ackmus-1'apicr  auch 
diejenigen  Schlacken  reagieren,  welche  aufgeschlossene 
Kieselsaure  enthalten.  Kiese  Schlacken  von  der  Verwen- 
dung auszuschließen  würde  aber  nicht  berechtigt  sein. 

Die  Beschaffenheit  des  Betons  in  der  Form,  wie  er 
bei  Eisenbetonbauten  anzuwenden  ist,  wurde  in  den  Leit- 

10.  August  1904. 


Methode  zu  rechnen.  Werden  außerdem  feste  Formeln 
für  die  Dimensionierung  gegeben,  die  mechanisch  ange- 
wendet werden  können,  so  wird  die  Gefahr,  daß  sich  noch 
mehr  Unberufene  dieses  Zweiges  des  Bauwesens  be- 
mächtigen, vergrößert.  Wohl  aus  demselben  Grunde  ent- 
halten auch  die  preuß.  „Bestimmungen"  nur  Formeln  für 
eine  Kontrolberechnung,  die  mit  denen  der  Leitsätze 
übereinstimmen. 

Es  kann  nun  die  Frage  aufgeworfen  werden,  haben 
die  „Leitsätze*  noch  einen  Wert,  nachdem  der  größte 
deutsche  Bundesstaat  „Bestimmungen"  erlassen  hat,  die 
von  »einen  Baubcamten  befolgt  werden  müssen  und  die 
auch  weiterhin  ihren  Einfluß  ausüben  können.  Diese  Krage 
ist  dahin  zu  beantworten,  daß  zunächst  diese  Bestimmun- 
gen eben  nur  in  Preußen  und  auch  da  nur  für  Hochbauten 
eingefülirt  sind,  wahrend  die  beiden  Vereinigungen  eine 

39 


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gleichmäßige  Behandlung  des  Eisenbetonbaues  für  ganz 
Deutschland  anstreben.  Die  ,  Bestien  raun  gen"  sind  ferner, 
wie  mit  Bedauern  festgestellt  werden  muß,  ohne  Zuziehung 
oder  unmittelbare  Anhörung  von  Vertretern  der  Praxis  des 
Eisenbetonbaues  erlassen  worden  und  sie  enthalten  daher 
nach  Ansicht  dieser  Praktiker  eine  Reihe  von  Vorschriften, 
die  nicht  oder  nur  mit  unnötigen  Härten  durchführbar  sind. 
Der  Ausschuß  hat  nach  reiflicher  Prüfung  der  „Bestimmun- 
gen" auch  nicht  Anlaß  nehmen  können,  in  denjenigen  Punkten, 
in  denen  sich  Abweichungen  von  den  „Leitsätzen-  zeigen, 
z.  B.  bei  den  zulässigen  Beanspruchungen,  eine  Aenderung 
seiner  eigenen  Annahmen  nachträglich  eintreten  zu  lassen. 

E*  wird  vielmehr  mit  Recht  die  Ansicht  vertreten, 
daß  beide  Arbeiten,  sowohl  die  „Bestimmungen'"  wie  die 
„  Leitsätze"  ein  erster  Versuch  sind,  daß  sie  beide  fort- 
bildungsfähig und  fortbildungsbcdurftig  sind,  entsprechend 
den  Erfahrungen,  die  mit  ihnen  in  der  Praxis  in  den 


nächsten  Jahren  gemacht  werden  sollen.  —  Die  Arbeit 
der  beiden  Vereinigungen  bringt  das  schon  in  der  Wahl 
des  Titels  „vorläufige"  Leitsätze  selber  zum  Ausdruck. 
Das  Ministerium  konnte  natürlich  nur  feste  Vorschriften 
erlassen,  die  innerhalb  seines  Einflußgebietes  zu  befolgen 
sind.  Daß  aber  auch  dort  nicht  ein  starres  Festhalten 
an  denselben  beabsichtigt  ist,  daß  Vorschriften,  deren 
wortliche  Befolgung  —  wie  diejenige  des  §  9,  die  Aus- 
fährung mehrgeschossiger  Gebäude  betreffend  —  zu  einer, 
jedenfalls  nicht  beabsichtigten,  schweren  Schädigung  des 
Eisenbetonbaues  führen  können,  durch  Ausffthrungs- An- 
weisungen bald  gemildert  werden,  darf  wohl  mit  Sicher- 
heit erwartet  werden. 

Hierzu  wird  aber  das  Nebeneinander -Bestehen  der 
.Leitsätze"  und  der  „Bestimmungen"  nur  von  Vorteil  sein, 
wenn  daraus  auch  zunächst  vielleicht  für  einige  Unter- 
nehmer Schwierigkeiten  erwachsen.  —  Fr.  E. 


Abwässer-Klärbecken-Anlage  in  M. 

le  Stadt  M. -Gladbach  hat  nach  den  Plänen  des 
Stadtbmstrs.  Valentin  vorajahren  eine  Klärbecken- 
Anlage  für  die  Reinigung  ihrer  Abwässer  ausgeführt, 
die  durch  die  eigenartige,  von  der  Firma  Dückcr&  Ko. 
in  Düsseldorf  vorgeschlagene,  Konstruktion  der  im  Grund- 
wasser liegenden  Klärbecken  in  Stampfbeton  mit  Sicherung 
der  Sohle  gegen  Auftrieb  durch  Eisenbeton-Anker  allge- 
meineres Interesse  verdient. 

Die  Gesamtanordnung  und  die  Ausbildung  der  Beton- 
konstruktion  im  Einzelnen  geht  aus  der  beigegebenen  Ab- 
bildung hervor.  Ausgeführt  sind  zunächst  4  Klarbecken 
von  je  rd.  60  zu  18,6  «  Sohlcnfläche  und  mit  unter  1  :  1 
geböschten  Seitenflächen.  Das  Schmutz wasscr  wird  ihnen 
durch  einen  Zulaufgrabcn  zugeführt,  der  es  mit  einem 
Verteilungsgraben  durch  mit  Schiebern  verschließbare 
Schleusen  an  die  einzelnen  Becken  abgibt.  Die  Beckcn- 
sohlen  sind  in  der  Mitte  mit  einer  Schlammrinne  ausge- 
stattet, nach  welcher  zu  die  Sohle  allseitig  mit  1  : 25  fällt. 
Am  tiefsten  Punkt  ist  ein  Schlammbrunnen  angeordnet 
von  3  ■  innerem  Durchmesser,  der  mit  25  fl»  starker  Wan- 
dung etwa  3,75™  unter  Beckensohle  abgesenkt  ist;  er 
bietet  einen  2,1  ">  tiefen  Schlammfang.  Die  >>ohle  ist  gegen 
den  Auftrieb  des  Grundwassers  bei  Trockenlegung  der 
Becken  rd.  1,6»  stark  ausbetoniert. 

Das  geklärte  Wasser  tritt  an  dem  dem  Einlauf  ent- 
gegengesetzten Beckenende  über  einen  Uebcrlauf  in  den 
Abiaulgraben  aus.  Die  Schlammbrunnen  und  die  nur 
wenig  unter  die  Sohle  hinabrcichendenTrübwasscrhrunnen 
sind  an  eine  Leitung  angeschlossen,  die  zu  einem  Pump- 
werk führt,  mit  Hilfe  dessen  die  ganzen  Becken  in  etwa 
a'.'j  Stunden  trocken  gelegt  werden  können.  Für  die  Ab- 
lagerung des  Schlammes  sind  geräumige  Lagerplätze  vor- 
gesehen. Auch  die  Einlaßschleusen,  Ueberlaufrückcn  und 
die  Scitenwändc  der  Zu-  und  Ablaufgräbcn  sind  in  Beton 
hergestellt.  Auf  die  weiteren  Anordnungen,  die  nicht  von 
Einfluß  auf  die  Bauart  der  Becken  waren,  sei  hier  nicht 
weiter  eingegangen. 

Die  Becken  liegen,  wie  schon  bemerkt,  im  Grund- 
wasser und  zwar  fällt  dessen  Stand  mit  dem  höchsten 
Beckenwasserstande  -f-  39,10  N,  N.  zusammen.  Die  Becken 
haben  eine  größte  Wasserliefe  von  rd.  1,6  ■».  Sie  haben 
die  doppelte  Aufgabe  zu  erfüllen:  in  ausgepumptem  Zu- 
stande dem  Drucke  des  Grundwassers  zu  widerstehen 
und  wasserdicht  zu  sein. 

L'm  das  erste  Ziel  zu  erreichen,  ist  die  Bclonsohlc, 
welche  nicht  eine  solche  Starke  erhalten  hat,  um  dem 
Auttrieb  bei  höchstem  Grundwa-ser  allein  zu  widerstehen 
—  65  bis  70"»  --  mit  Eisenbeton-Ankern,  wie  sie  zuerst 
Prof  M.  Möller  in  liraunschweig  erprobt  hat,  hat  von  30 c>» 
Durchmesser  und  1,50»  Tiefe  unter  der  Betonsohle  mit 
darunter  liegenden  Erdreich  verankert.    In  den  Bc- 


-Gladbach. 


die  Abbildungen  S.  39) 


Vermischtes. 

Auf  ein  4ojahrlges  Bestehen  konnte  die  Portland-Zement- 
Fabrlk  Dyckerhoff  4 Söhne  in  Amöneburg  bei  Biebrich  a  Rh. 
im  Juni  d  J.  zurückblicken  Sie  gehört  also  zu  den  ältesten 
Anlagen  unserer  kaum  30  Jahre  alten  Zementindustrie  Am 
4.  Juni  1864  wurde  sie  mit  10  12  Arbeitern,  1  Dampf- 
maschine von  (o  PS.,  4  Mahlgängen  und  t  Ringofen  er- 
öffnet. Die  Erzeugung  betrug  in  jenem  Jahre  noch  3000 
Faß.  1865  bereits  12000.  Nach  25  Jahren  war  1899  die 
Produktion  auf  500000  Fall  gestiegen,  und  dürfte  sich  in 
diesem  Jahre  auf  das  doppelle,  auf  1  Mill.  Faü  erheben. 
Die  Fabrik  beschäftigt  jetzt  1100  Arbeiter  (einschl.  der 
Steinbrüche  und  Totmrubetn,  braucht  an  Dampfmaschinen, 
Gas-  und  Elektromotoren  4000  PS  und  besitzt  4  große 
Mühlenanlagcn  und  9  Ringofen.  Die  Fabrik  gehört  übri- 
gens nicht  nur  zu  den  ältesten  deutschen  Anlagen,  son- 

40 


tonankern  sind  Eisen  eingebettet  von  40  6  mm  Stärke,  die 
oben  und  unten  durch  40  bezw.  25 rm  lange  Splinte  mit 
der  Betonmasse  fest  verbunden  sind.  Die  Anker  sind  in 
je  2  ■  Entfernung  v.  M.  z.  M.  angeordnet.  Nach  Versuchen 
von  Möller  haften  sie  im  Boden  einerseits  durch  die  Um- 
fasgsreibung.  die  Möller  zu  0,25  kel  q<'«>  der  L'mfangsflächc 
in  gewöhnlichem  Boden  bemißt,  anderseits  dadurch,  daß 
beim  Herausreißen  sich  an  dem  Anker  ein  Erdkegel  auf- 
hängt, dessen  untere  abgestumpfte  Fläche  mit  der  End- 
fläche des  Ankers  zusammenfällt  und  dessen  Seitenflächen 
unter  450  geböscht  angenommen  werden  können.  Liegen 
die  Anker  entsprechend  dicht,  so  werden  diese  Erdkegcl 
sich  natürlich  durchdringen,  also  nur  für  jeden  Anker 
2.  T.  in  Wirksamkeit  treten. 

Um  die  Dichtigkeit  zu  gewährleisten,  kam  es,  abge- 
sehen von  der  Herstellung  eines  wasserdichten  Putzes 
auf  der  Sohle  und  den  Beckenwänden  darauf  an,  die 
Bildung  von  Rissen  infolge  von  Temperatur-Spannungen 
und  ungleichmäßigen  Bewegungen  und  Beanspruchungen 
zu  verhindern.  Zu  diesem  Zwecke  sind  zunächst  die  ge- 
böschten Beckenwände  und  die  Sohle,  die  in  verschiede- 
ner Richtung  durch  den  Wasserdruck  beansprucht  wer- 
den, durch  eine  Fuge  von  einander  getrennt.  Ebenso  ist  die 
Schlammrinnc,  die  von  dem  einen  Beckenende  nach  dem 
Schlammbrunnen  erheblich  fällt,  also  unter  anderen  Druck- 
verhältnissen steht  als  die  übrige  Sohle,  durch  2  I^ngs- 
fugen  als  ein  oben  ß.to111  breiter  Streifen  herausgeschnitten, 
und  schließlich  ist  die  Sohle  auch  in  der  Quere  in  je  8  ™ 
Entfernung  nochmals  durch  Fugen  geteilt.  Es  entstehen 
so  Felder  von  7  zu  8  <■  Fläche,  die  je  16  Erdanker  ent- 
halten. Auch  unter  der  Schlammrinnc  stehen  Anker.  Die 
Böschungsdeckung  ist  dagegen  ohne  solche  ausgeführt; 
sie  ist  am  Boden  40  oben  nur  I2C">  stark. 

Die  Trennungsfugcn  sind,  wie  die  Abbildung  zeigt, 
so  angeordnet,  daß  die  Sohlenstreifen  sich  gewissermaßen 
zwischen  den  Böschungsdeckungen  und  der  Sehlammrinne 
verspannen.  Diese  Fugen  mußten  nun  aber,  um  wirksam 
zu  bleiben,  eine  gewisse  Elastizität  besitzen,  während  sie 
anderseits  auch  wasserdicht  sein  sollten.  Das  ist  dadurch 
erreicht,  daß  oben  längst  der  Fugen  ein  25 f ■>  tiefer,  oben 
ior°>,  unten  rd.  30 f«»  breiter  schwalbenschwanzförmiger 
Schlitz  erst  nachträglich  mit  feinerer  Mischung  ausbetoniert 
wurde.  Auf  der  SoTile  dieses  Schlitzes  ist  eine  2  starke 
Asphaltschicht  zur  Dichtung  eingelegt 

Die  Anlage  hat  sich  bewährt.  Bei  wicdcrholtcnTrockcn- 
legungen  hat  sich  die  Konstruktion  als  durchaus  stabil 
gegen  den  Druck  des  Grundwassers  gezeigt  Anfangs  vor- 
handene Undichtigkeiten  waren  nicht  sowohl  auf  das  Kon- 
struktionsprinzip ,  als  vielmehr  auf  kleine  Ausf flhrungs- 
mängcl,  namentlich  im  Anschlüsse  an  die  Brunnen  zurück- 
zuführen, die  sich  beseitigen  ließen.  — 


dern  ihre  Inhaber  haben  es  sich  auch  stets  angelegen  sein 
lassen,  durch  eigene  Untersuchungen  und  durch  stete  Ver- 
besserung ihres  Fabrikates  die  Entwicklung  der  deutschen 
Zcmcntindustric  und  das  Ansehen  derselben  im  In-  und 
Auslände  zu  fördern.  Von  den  Begründern  gehören  der 
Firma  noch  die  Hrn.  Gustav  und  Rudolf  Dyckerhoff  an. 
Erstercm  wurde  als  dem  Senior  der  Firma  gelegentlich 
der  Feier  der  Titel  als  Geh.  Kommerzienrat  verliehen  — 
Wir  wünschen  der  Firma  eine  weitere  gedeihliche 
Entwicklung. 

Inhalt:  lue  B*ti.<nvi.iiJukte  dir  ilitmlnur  Mtrubur{- tancenlraha  (K»l 
SVh»  Su»i«h»ha  ,  —  VurUufi-»-  l  ensnue  tot  di'  Vorbeiritt«*.  Auaftth. 
mm;  und  Prüfung:  vun  f:i<*ribetonhiiuu  a.  —  Ahwlurr  -  Klärbecken  -  An- 
U{jr  in  M,-<il*dt';i<'h.  —  Ventiis«  htrn. 

Verlan  dci  I>eiii<.hei>  Ilaurriluiii;.  r.  m.  I»  II  ,  Brill«,  FOr  dl«  Redaktion 
verantwortlich  r    Enden,  lieilin.    I>rurk  von  Wilh.  f.rttt,  Berlin. 

No.  10. 


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1  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  B 


MITTEILUNGEN  ÜBER 


■  ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

H  UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
M   *    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


!.  JAHRGANG  1904. 


NO-  Ha 


Abbild«;.  1.    Aositbt  der  BrQcke  nach  der  AuirQstuog. 


Straßenbrücke  in  Eisenbeton  über  die  Isar  bei  Grünwald  oberhalb  München. 


|  on  Manchen  bis  Schäftlarn  fahrte  bisher  keine  BrQcke 
aber  die  Isar  und  es  bestand  zwischen  Grünwald 
und  dem  zu  Pullach  gehörigen  llöllriegclsgcrcuth 
lediglich  eine  primitive  Fahre  für  Personenverkehr.  Es 
war  daher  für  die  räumlich  wohl  sehr  nahe,  aber  durch 
die  Isar  getrennte  Bevölkerung  der  betreffenden  Gemein- 
den ein  dringendes  Bedürfnis,  eine  feste  Brücke  Ober 
die  Isar  zu  erhalten.  Die  Distrikts-Gemeinden  München 
rechts  und  links  der  Isar  übertrugen  daher,  nachdem  die 
Erbauung  einer  früher  geplanten  eisernen  Brücke  ab- 
gelehnt war,  im  Sommer  1003  auf  Antrag  des  Bczirks- 
amis-Vorstandes,  kgl.  Reg. -Rat  Geis,  den  in  München 
zur  Eisenbeton  G.  in.  b.  H.,  zusammengeschlossenen 
Firmen:  Baugeschäft  Heilmann  &  Littmann,  G.  m. 
b.  H.,  und  Wayfl  &  Freytag,  A.-G,  den  Bau  einer  Brücke 
in  massiver  Bauweise  zwischen  Grünwald  und  I  löllriegcls- 
gereuth  Die  Firma  Wayß  &  Freytag,  A.-G.,  hatte  schon 
im  Jahre  190t  einen  Entwurf  für  eine  Betonbrücke  ein- 
gereicht, welcher  das  Bestreben  zeigte,  bei  tunlichst  ge- 
ringen Baukosten  allen  praktischen  und  ästhetischen  An- 
forderungen zu  entsprechen.  Die  vom  Verfasser  Dieses 
schon  seinerzeit  vorgesehenen  großen  Spannweiten  der 
zwei  Hauptbogen  von  je  70»,  sowie  der  Ueberbau  in 
leichter  Eisenbeton-Konstruktion  wurden  auch  für  die  Aus- 
führung, welche  etwa  2  Jahre  später  begann,  beibehalten. 
Die  Gesamtanordnung,  vcrgl.  hierzu  das  kupfbild  Abbildg.  1, 
sowie  den  Gcsamt-Längsschnitt  Abbildg.  2  und  die  Quer- 
schnitte Abbildgn.  3  u.  4,  erfolgte  in  der  Weise,  daß  die  an 
der  betreffenden  Stelle  70  m  breite  Isar  durch  einen  Bogen 
überspannt  wurde.  Dadurch  ergab  sich,  um  große  Pfeiler- 
fundamenle  und  große  Widerlager  zu  vermeiden,  von 
selbst  die  Lösung,  den  links  der  Isar  fließenden  Tricb- 
wcrkkanal  mit  einem  gleich  großen  Bogen  zu  überspannen. 
Der  Anschluß  auf  der  rechten  sowie  auf  der  linken  Seite 
ist  durch  Landpfeilcr  mit  10  ■  Entfernung  und  wagrechtem 
Eisenbeton-Ucberbau  erfolgt.  Um  die  Auffahrten  auf  beiden 
Seiten  tunlichst  leicht  zu  gestalten,  wurde  die  Fahrbahn 
der  Brücke  möglichst  hoch  gelegt.  Dadurch  ergab  sich 
auch  der  Mbet&che  Vorteil,  daß  die  reizvolle  Gegend  des 
lsartales  nicht  durch  ein  plumpes  Bauwerk  abgesperrt  wird, 


sondern  die  Fernsicht  unter  den  großen  eleganten  und 
weit  gespannten  Bogen  ungehindert  gewahrt  bleibt.  Die 
Brücke,  deren  beide  Hauptbogen  als  Drcigclenkbogcn  mit 
Stahlgelcnken  ausgeführt  sind,  hat  eine  Gesamtbreite  von 
8»,  wovon  5 m  für  die  Fahrbahn  und  je  1,5™  für  die 
Bürgersteige  bestimmt  sind.  Infolge  des  geringen  Eigen- 
gewichtes des  Aufbaues  in  Eisenbeton-Bauweise  gegenüber 
anderen  Konstruktionen  war  es  möglich,  für  die  beiden 
großen  Bogen  mit  verhältnismäßig  geringen  Abmessungen 
auszukommen.  Mit  Hilfe  der  Eisenbeton-Bauweise  können 
nach  den  jetzigen  Erfahrungen  massive  Brücken  in  bisher 
nicht  gekannten  Spannweiten  ausgeführt  werden,  ohne 
bezüglich  der  Kosten  unwirtschaftlich  zu  werden.  Infolge 
des  im  Verhältnis  zur  Größe  der  Bögen  geringen  llori- 
zontalschubes  wären  nur  verhältnismäßig  kleine  Wider- 
lager erforderlich  gewesen,  wenn  dieselben  nicht  in  An- 
betracht der  tiefen  Lage  guten  tragfähigen  Bodens  ganz 
respektable  Abmessungen  erhalten  hätten. 

Die  Bögen  selbst  haben  eine  Stärke  von  80  «■  im 
Scheitel,  90"»  im  Kämpfer  und  1,20  ■  an  der  Bruchfuge. 
Die  Beanspruchung  des  Betons  in  den  Bögen  beträgt  bei 
den  ungünstigsten  Verkchrslastcn  höchstens  36  und  min- 
destens 2,5  kR.  Obwohl  rechnerisch  keine  Zugspannungen 
ermittelt  wurden,  erhielten  die  Bögen  in  anbetracht  des 
Umstandes,  daß  die  Druckspannungen  beinahe  Null  wer- 
den, Kisenarmierungen  von  beträchtlicher  Stärke,  welche 
den  Bogen  auch  zugfest  machen,  vcrgl.  die  Abbildg.  5. 
Dies  geschah  auch  mit  Rücksicht  darauf,  daß  bei  den 
großen,  verhältnismäßig  schlanken  Bogen  auch  nur  ganz 
geringe  Verschiebungen  im  Lehrgerüst  bei  der  Betonie- 
rung wesentliche  Aenderungen  der  Spannungen  zurfolgc 
haben  können.  Obgleich  die  Standfestigkeit  des  Bogens 
bei  der  vorzüglichen  Ausführung  auch  ohne  Armierungen 
hätte  gesichert  sein  müssen,  so  wurde  doch  nicht  darauf 
verzichtet,  dem  Bauwerk  eine  gleich  hohe  Sicherheit  in 
allen  Teilen  zu  geben.  Das  Einbringen  des  Betons  er- 
folgte in  kleineren  Lamellen  und  zwar  so,  daß  eine  mög- 
lichst gleichförmige  Belastung  des  Lehrgerüstes  gesichert 
war.  Der  Schluß  des  Bogens  selbst  wurde  an  mehreren 
Stellen  des  Gewölbes  gleichzeitig  vorgenommen,  so  daß 

4« 


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AbbiMg.  5    Armierung  des  Gewölbes,  der  SlUUcn  und  der 

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Abbild^.  4.    Oucrstlmitt  durch  die 
/ufahrUbruckc. 

28.  September  1904. 


Abbildg  5.  Fahibahn-Querschnitt  Ober  den  Gewölben  bezw. 
io  der  Xufahrtsbrurkc. 


Abbildg.  6.   Gelenke  am  Kampler  und  im  Scheitel. 


Straßenbrücke 
In  Elsenbeton  Uber 

die  bar 
zwischen  Grünwald 
und 

Höllriegelagereuth 
oberhalb  München. 

Entwulf 
und  Ausführung: 
Ki»cnbelou-G,  m.  b.  II 
(I  leilmann  *  Littmann, 

G.  m.  b.  II.,  und 
Wa}ü& Freytag,  A.-G. 
in  Mönchen). 


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zusammenhangende  Bogenteile  gröOerer  iJInge  erst  zum 
Schluß  entstanden.  Zur  Herstellung  des  Betons  wurde 
Blaubeurer  Portlandzement,  lsarsand  und  lsarkies  im 
Mischungsverhältnis  1:3:4  verwendet  Im  Ober  die 
Wahl  des  für  die  Betonierung  richtigen  Matcriales  ent- 
scheiden zu  können,  wurden  im  Laboratorium  der  königl. 
techn.  Hochschule  zu  Manchen  schon  im  Frühjahre  1903 
eine  Reihe  von  Druckproben  ausgeführt,  deren  Ergebnisse 
im  Auszuge  hier  beigegeben  sind. 

Es  sind  danach  je  4  Versuche  angestellt  mit  Würfeln 
von  30/30/30"°  Kantenlange  einmal  im  Mischungsverhältnis 
von  1  T.  Zement  auf  2  Isarsand,  4  Isarkies,  das  andere 
mal  mit  den  gleichen  Teilen  Quetschsand  und  Quetschkies, 
zum  dritten  Male  mit  den  gleichen  Teilen  Quetschsand 
und  lsarkies.  Unter  Zurechnung  des  dem  Kies  und  Sand 
anhaltenden  Wassers  wurden  im  ersten  Falle  7,63°,',,,  im 
letzten  Falle  7,90"  «  Anmachewasscr  zugegeben,  bei  dem 
trockenen  Quetschsand  und  Quctsehkics  waren  dagegen 
9-43°'»  erforderlich.  Der  fertig  angemachte  Beton  hatte 
die  Feuchtigkeit  von  frischer  Gartenerde,  sodaU  sich  die 
Masse  gerade  noch  ballen  ließ.  Der  Beton  wurde  in  guß- 
eiserner Form  15  Minuten  lang  gestampft,  wobei  die  Masse 
ziemlich  plastisch  wurde  und  das  überschüssige  Wasser 
aus  der  Form  austrat.  Nach  dreitägiger  Erhärtung  in  der 
Form  wurden  die  Würfel  ausgeschalt  und  nach  4  wochi- 
ger Erhärtung  zerdrückt  Die  Druckfcstigkcilsziffern  er- 
gaben sich  mit  Rücksicht  auf  die  sorglältige  Herstellung 
des  Betons  durchweg  als  hoch.  Sic  zeigen  keinen  der- 
artigen Unterschied  zwischen  den  3  zur  Verwendung  ge- 
kommenen Materialien,  daß  einem  derselben  an  sich  der 
Vorzug  zugesprochen  werden  könnte. 


nrtoiuurtr 

EihSi- 
T.cr 

Ab- 

«olutn 

k* 

Spezi- 
fische* 
1  .«"wicht 

fr.tigkrit 

1ä? 

llcrarrkuDgrn 

1  T.  Zi'mrot 

2  l«ariand 
4  Isarkl« 

60,83 

Jbi 

Aufliefen  der 
entert  Kitnr  bei 
aK-a6okgf<jcm 

1  T.  /.<m«nt 
3  giM-l»rhjjlll<l 

1  T.  Zrincnt 

a  QiM-tiirhsand 
4  t*aikks 

Jt 

60.74 

-s 

(lr«|;l, 

Vermischtes. 
Neue  Gründungst/else  mit  Betonpfeilern.  Die  im  Aus- 
lande schon  seit  einigen  Jahren  erprobte  Gründungsweise 
mit  Betonpfeilern,  für  welche  mit  Fallbohrern  bis  auf  den 
festen  Grund  hinab  Löcher  gestoßen  werden*  »,  findet  in 
Deutschland  gegenwärtig  wohl  die  erste  Anwendung  beim 
Umbau  des  Bahnhofes  Plochingen  in  Würltcmb.  Der  kegel- 
förmige Fallbohrer  hat  70  er11  Durchm.  und  1500 kK  Gewicht; 
seine  Fallhöhe  beträgt  6  -8™.  Die  Sohle  des  Bohrloches  wird 
mit  etwa  kopfgroßen  Steinen  beschüttet,  die  durch  einen 
granatförmigen,  ebenfalls  1500  *-t  schweren  Fallstämpfel  in 
den  Untergrund  eingekeilt  werden,  wobei  sich  eine  Sohlen- 
verbreiterung auf  das  doppelte  bis  dreifache  ergeben  kann. 
Auf  den  so  befestigten  Baugrund  wird  Beton  geschüttet, 
welcher  mit  dem  Fallstämpfel  eingestampft  und  fest  gegen 
die  zusammengepreßten  Bohrlochwandungen  angedrückt 
wird,  sodaß  sich  die  Tragfähigkeit  des  Pfeilers  noch  um  den 
bedeutenden  Keibungswiderstand  vermehrt.  Der  Dampf- 
kran zu  dieser  Arbeit  ist  von  Mcnck  &•  Hambrock  in  Ham- 
burg nach  Angaben  des  Ing.  H.  Rck  in  Stuttgart,  welcher 
die  Gründungsarbeiten  ausführt,  hergestellt  worden  und  ge- 
stattet eine  Fallhohe  bis  zu  10  "  und  darüber.  Man  erspart 
bei  dieser  Gründung  das  Fundamentgemäuer  fast  ganz  und 
hat  nicht,  wie  bei  Hulzpfahlgründungen,  nötig,  bis  unter  den 
Grundwasserspiegel  hinab  Baugruben  auszuheben.       S  — 

Böschungsbekleidung  mit  Eisenbeton  Patent  P.  Melocco 
In  Budapest.  Die  Böschungsbekleidung,  die  sowohl  für 
Dämme,  wie  für  Einschnitte  zu  Kanälen  verwendet  wer- 
den kann,  besteht  aus  einem  System  sich  rechtwinklig 
kreuzender  Betonrippen  mit  KiscneinUgen,  die  etwa  in 
1,5  —  3,0  m  Abstand  zunächst  hergestellt  werden,  sodaß 
rechteckige  Felder  entstehen.  An  den  Eiseneinlagen  der 
Rippen  sind  Drähte  befestigt,  die  über  den  Betuti  heraus- 
ragen. An  diese  wird  ein  verzinktes  Drahtnetz  befestigt, 
das  über  die  ganze  Büschimgsfläehe  ausgespannt  wird 
Die  einzelnen  Bahnen  des  Netzes  werden  auch  unterem 
ander  fest  verbunden.    Auf  dieses  Netz  wird  guter  Bc 


Zur  Ergänzung  wurden  noch  6  weitere  Versuche  ge- 
macht, von  denen  4  mit  gemischten  Materialien  ausgeführt 
wurden  und  zwar  waren  die  2  Teile  Sand  bezw.  4  Kies 
zu  gleichen  Teilen  aus  Isarmaterial  bezw.  Quetschmaterial 
hergestellt,  während  bei  den  beiden  letzten  Proben  der 
Isarsand  und  -Kies  unmittelbar  zur  Verwendung  kam. 
Die  mittleren  Fcstigkcits- Ergebnisse  waren  256  kLi*111  im 
ersten,  355  ke'qcm  im  3.  Falle.  Der  Beton  mit  gemischtem 
Material  zeigte  in  der  Bruchfläche  zwar  etwas  größere 
Dichtigkeit,  dagegen  wiederum  keinen  nennenswerten 
Unterschied  der  Festigkeiten. 

Aus  diesen  Versuchen  ist  ersichtlich,  daß  für  die 
vorliegenden  Verhältnisse  die  Verwendung  von  reinem 
Isarkies  und  reinem  Isarsand  das  zweckmäßigste  war.  Der 
Bogen  ist  schon  wie  vorerwähnt,  als  Dreigefenkbogen  mit 
Stahlgelenkcn  konstruiert,  über  welch'  letztere  ebenfalls 
wieder  umfassende  Proben  vorgenommen  wurden  und 
zwar  zunächst  Ober  die  Güte  des  Matcriales  durch  Zer- 
reißen von  Probestäben,  Zerdrücken  von  Würfeln,  sowie 
Pressen  eines  Kämpfergelenkes,  welches  in  der  Länge  von 
x>cm  mit  den  übrigen  Gelcnkstücken  angeliefert  worden 
ist.  Die  Ergebnisse  der  Stahlproben  sowie  des  Probcgc- 
lenkstückes  sind  ebenfalls  hier  beigegeben. 

Die  Zerreißproben  ergaben  für  den  Stahlguß  der  Lager 
im  Mittel  aus  a  Proben  5180  kf,<i<i».  Die  Druckproben  mit 
2  Würfeln  von  je  4  cm  Seilenlänge  stellten  die  Quetsch- 
grenze des  Matcriales  auf  2500  k^nem  fest.  Die  dann  mit 
der  400  »-Presse  angestellten  Bruchvcrsuchc  konnten  wegen 
einseitiger  Zusammenpressung  der  Probestücke  nicht  bis 
zum  Schluß  geführt  werden,  mußten  vielmehr  bei  einer 
Belastung  von  7810  bezw.  8125  abgebrochen  werden. 

Die  bleibende  Zusammcndrückung  betrug  dabei  10  bezw. 
12,5  %.  Es  waren  aber  noch  keinerlei  Risse  eingetreten 
und  keine  Andeutungen  zur  Bruchbildung  zu  erkennen. 

Bei  den  Druckproben  mit  einem  vollständigen  Gelenk 
wurden  die  zur  Mitwirkung  kommenden  Druckflächen  da- 
durch ermittelt,  daß  man  die  inneren  Gelenkflächcn  mit 
einem  leichten  Rußübcrzug  versah  und  dann  die  deutlich 
erkennbare  Druckfläche  nach  den  verschiedenen  Druck- 
höhen von  1 30,  60,  120,  180,  240«  maß.  Sie  stellten 
sich  auf  1,5,  7,  10,8,  16,  20,  30  ma>  Breite,  und  auf 
0,0,0,  0,3,  0,5,  0,7 mm  bclief  sich  die 
meßbare  Zusammcndrückung  der  Höhe.  Sonstige  erkenn- 
bare Veränderungen  der  Gelenke  waren  auch  bei  240« 
Druck  nicht  zu  verzeichnen.  i>~on»euuai  folgt) 


die  mit  Asphalt  ausgegossen  werden,  der  an  dem  Draht- 
netz ebenfalls  seinen  Halt  findet.  Es  wird  so  die  Bildung 
von  Rissen  in  der  im  übrigen  zusammenhängenden  Deck- 
fläche vermieden  und  auch  eine  gewisse  Nachgiebigkeit  bei 
Setzungen  erreicht.  Fuß  und  Kopf  der  Böschung  wird 
durch  ein  etwas  stärkeres  Betonbankett  abgeschlossen. 
Bei  Gefahr  der  Unterwaschung  kann  der  Fuß  auch  durch 
eine  Eisenbeton-Spundwand  gesichert  werden.  Kleinere 
Kanäle  werden  auch  auf  der  Sohle  verkleidet.  Nach  An- 
gabc des  Erfinders  soll  das  ungarische  Finanzministerium 
die  Ausführung  von  3000011»  dieser  Böschungsbefestigung 
beschlossen  haben.  Diese  Bcfcstigungsart  wird  für  viele 
Fälle  eine  ausreichende  und  verhältnismäßig  billige  Siche- 
rung von  Böschungen  ermöglichen.  In  anderen  Fällen, 
namentlich  bei  stärkerem  Stromangriff,  dürfte  jedoch  der 
Halt  der  ganzen  Schale,  der  nur  in  den  wenig  tief  ein- 
greifenden Rippen  besteht,  nicht  ausreichen.  Eine  Rabitz- 
Decke  mit  Möller'schen  Erdankern  dürfte  in  diesem 
Falle  den  Vorzug  verdienen.  — 

Beitrag  zur  Berechnung  von  Elsenbetonbauten.  In  der 
unter  dieser  Ucbcrschrift  in  No.  9  veröffentlichten  Be- 
rechnung des  Hrn.  Ing.  Sor  hat  sich  ein  vom  Verfasser 
leider  erst  nach  Drucklegung  bemerkter  Irrtum  einge- 
schlichen. Es  ist  nämlich  die  Bezeichnung: 
«■ 

in  die  Formel  1  eingeführt  statt 


ton  in  4—5 rm  Stärke  aufgetragen,  jedoch  ebenfalls  in  ein- 
zelnen Feldern,  sodaß  über  den  kippen  Fugen  verbleiben, 

*i  Auoierkung  J*t  K  •  •]  «  k  1  i  <>  n  M<  ttn><Ir  l>nl»r  In  «i.töt  m  Mifl- 
»Uhc  an^rvi ctrlrt  Sri  «Jru  iirCViOiiii-i'u  »Wt  U  uuu  Wc-luu^trllim^  ui  I'at  (*- 

44 


«4  «U-V) 

O'  ntr  II) 

-        Daraus  ergeben  sich  die  entsprechen- 
den Aenderungen  in  der  Formel  2,  d.  h.  es  wird 

v  .3 — _   __  . 

J  i„<x      <i)3  -(•  bd  (3  x  —  tl)  +  2  »I  F ,  <•!•  —  h') 

In  gleicher  Weise  sind  auch  die  Ergebnisse  für  y  in  den 
besonderen  Fällen  des  rechteckigen  Querschnittes  und  des 
T- förmigen  Querschnittes  mit  doppelter  Eiscncinlage  ab- 
zuändern. -  ____  

Inhalt:  Stj.iBr utirtuke  ]Q  Ki*erjbcton 
halb  MOn'ln:i.  —  Vi-inii-i'iitt •», 

\>rlaj-  der  PeiitMben  Bauze-.umj:,  m  b  II.  Heilin,  Fflr  dir  Redaküon 
verautwürtli'h  f.  Kiseleo,  Holm-    Druck  vou  Wilh.  Ureve,  Berlin. 

No.  it. 


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1  DEUTSCHE  BAUZEITUNG  i 


MITTEILUNGEN  ÜBER 


ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
|M  *    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


L  JAHRGANG  1904. 


N°-  12. 


Abbildg.  9.    Gesamtansicht  der  Brücke  mit  I.ehrgerfJst. 

Straßenbrücke  in  Eisenbeton  über  die  Isar  bei  Grünwald  oberhalb  München.  (Fortsetzung.) 


|  m  die  Zusammcnprcssung  des  Gelenkes  bei  der  Probe 
in  den  verschiedenen  Belastungsstadien  feststellen  zu 
können,  wurde  in  die  Preßfläche  blaues  Durchdruck- 
papicr  eingelegt,  welches  dann  die  Berührungsfläche  bei 
den  verschiedenen  Belaslungszuständcn  genau  zur  Ab- 
zeichnung brachte.  Die  einzelnen  Gclcnkstückc  sind  in 
einer  Lange  von  78  «■»  hergestellt  und  durch  je  4  Schrau- 
benbolzen zu  einem  einzigen  Stock  verbunden,  sodaß 
das  Einsetzen  derselben  mit  der  erforderlichen  Genauig- 
keit verhältnismäßig  leicht  durchzufahren  war,  vcrgl.  die 
Abbildg.  6  in  No.  1 1.*)  Um  den  Druck  von  den  Gelenken  auf 
den  Gewölbebeton  bezw.  auf  die  Widerlager  zu  übertragen, 
wurden  armierte  Granitbetonquader  verwendet.  Um  aber 
die  zulässige  Inanspruchnahme  und  den  Sicherheitsgrad 
sowie  die  zweckmäßigste  Armierung  dieser  Quader  ein 
vollständig  sicheres  Bild  zu  schaffen,  wurden  auch  hier 
umfassende  Proben  vorgenommen.  l>a  es  mangels 
genügend  großer  Vorrichtungen  nicht  möglich  war,  die 
Proben  mit  den  Quadern  in  gleicher  Größe,  wie  sie  bei 
der  Brücke  verwendet  wurden,  vorzunehmen,  wurden 
die  Proben  in  etwa  dreiviertel  der  natürlichen  Größe  her- 
gestellt; es  wurden  Würfel  von  50/50 cm  Grundfläche  und 
40  Höhe  im  Mischungsverhältnis  1 : 3  bis  1 :  4  angefertigt 
und  unter  die  bekannte  Martens'sche  Betonprcs.se  gebracht 
und  zwar  in  der  Weise,  daß  die  eine  Fläche  des  Würfels 
mit  50/50  cm  vollständig  auflag,  dagegen  der  Druck  von 
oben  nur  auf  einen  Streifen  von  15/50  fn>  in  der  Mitte 


des  Quaders,  ähnlich  wie  bei  dem  Stahlgelenk  der  tat- 
sächlichen Ausführung  wirkte.  Die  Festigkeit  war  eine 
ganz  außerordentlich  hohe  und  es  war  bei  den  meisten 
der  Würfel  nur  möglich,  dieselben  zum  Anriß  zu  bringen, 
während  sie  infolge  der  eingelegten  zweckmäßig  verteilten 
und  reichlichen  Armatur  noch  größere  Pressungen  hätten 
aufnehmen  können,  wenn  die  Grenze  der  Leistungsfähig- 
keit der  Presse  mit  453  <  nicht  schon  erreicht  worden  wäre. 


••  Anmerkung  drr  Reil  Aktion.  Die  Gelenke  sind  also  in  ganz 
ähnlicher  Weite  ausgebildet,  wir  dieir-nlern  der  heruntergestürzten  Coioelius- 
Hrucke  in  Märchen.  Sie  »lud  jedoch  vorsichtiger  Weise  mit  einer  Sicherung 
L-rL-rn  T.leiieo  versehen.  Ks  sind  hier  auch  keine  unvotsduijumailigro  Be- 
wegungen riiigclrcten. 


Abbildg.  10.    Hinblick  zwischen  die  Flügelmauem  der  Widerlager 
vor  der  VerfüJlung. 

45 


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Bei  den  Proben,  nach  welchen  später  die  Ausführung 
tatsächlich  erfolgte,  ergab  sich  ein  Auftreten  der  ersten 
Risse  bei  der  Belastung  von  340  ^e/i"»  gedrückter  Fläche 
und  einer  größten  I-ast  von  6ookirl<ic'»,  welche  noch  hätte 
gesteigert  werden  können,  wenn,  wie  schon  oben  er- 
wähnt, mit  der  Presse  ein  höherer  Druck  als  453  t  hätte 
ausgeübt  werden  können.  Um  auch  den  Einfluß  einer 
geringeren  Fläche  der  Gelenke  und  der  dadurch  erhöhten 
Pressung  auf  den  Beton  der  Gelenkquader  beurteilen  zu 
können,  wurde  eine  Probe  vorgenommen,  nach  welcher 
eine  Druckfläche  von  nur  0,6  "»  Breite  auf  den  Würfel 
wirkte.  Es  ergab  sich  hierbei  eine  Drucklast  von  212', 
d.  i.  922  itjv».  Diese  hohen  Zahlen  waren  natürlich  nur 
erreichbar  durch  eine  zweckmäßige  Armatur  der  Gelenk- 
tjuader  sowie  durch  sorgfältigste  FIcrstcllung  in  gußeiser- 
nen Formen. 

Die  20  "»  starke  Fahrbahnplatte,  welche  üben  mit  As- 
phalt-Filzplatten isoliert  ist  und  Troltoir  sowie  Fahrbahn- 
Chaussierung  trägt,  ist  durch  Längs-  und  yuerträger  eben- 
falls in  Eisenbetonbauweise  unterstützt,  und  es  ruht  dieses 
System  auf  einer  Reihe  von  Eiscnbctonsäulcn,  welche  in 
der  Mitte  des  Bogens  eine  Stärke  von  40/40«»  besitzen 
und  an  der  Außenseite,  um  eine  zu  schlanke  Erscheinung 
derselben  zu  vermeiden,  auf  60"»  verbreitert  wurden. 


gewicht  der  Mauer  auf  billige  Weise  zu  erzielen,  wurden 
diese  Aussparungen  mit  Erde  ausgefüllt,  vergl.  Abbildg.  10, 
sowie  den  Längsschnitt  Abbildg.  a  (No.  11).  Die  Brücke, 
welche  eine  Gesamtlänge  von  210™  hat,  erhält  ein  seit- 
liches Betongcländcr  von  einfachen,  aber  wirkungsvollen 
Formen. 

Die  Herstellung  des  Endwidcrlagers  am  rechten  Ufer 
war  eine  verhältnismäßig  leichte,  da  festes  und  Iragfähiges 
Mergelgebilde,  im  Volksmunde  Flinz  genannt,  zu  tage  trat. 
Die  Flinzschicht  war  von  großer  Härte  und  großer  Mächtig- 
keit, was  durch  Tiefbohrung  festgestellt  wurde.  Der  Aus- 
hub der  Flinzschichten  konnte  bei  geringer  Wasserhaltung 
erfolgen.  Die  Mittelpfcilcr  der  beiden  großen  Bogen,  im 
Flutgebiet  der  Isar  liegend,  boten  ungünstigere  Umstände 
und  große  Schwierigkeiten  im  Bau,  da  diese  Pfeiler  in 
eine  frühere  Stromrinne  zu  liegen  kamen,  die  mit  grobem 
Geschiebe  ausgefüllt  war.  Von  Anwendung  einer  Luftdruck- 
Gründung  mußte  wegen  der  zu  großen  Kosten  abgesehen 
werden.  Es  wurde  also  versucht,  den  guten  Baugrund, 
d.  h.  den  Flinz  durch  einen  offenen  Schacht  zu  erreichen. 
An  die  Abtreibung  einer  Spundwand  war  nicht  zu  denken, 
da  das  massenhafte  Vorhandensein  von  Steinblöcken  dies 
nicht  gestattet  hätte.  Es  wurde  daher  eine  senkrechte  Ab- 
teufung vorgenommen,  welche  sich  bei  den  vorhandenen 


1 


■!-—.—  - 


11 


-4 

 1 


Abbildg.  11,    Armierung  der  Fahrbihntufcl. 


Abbildg.  ta. 


l*  :  !  I  U       r  -  -  «  .       K-  —  M 

•  «j         «  ■»  •  *  c  " 


der  F«iirb«hn-SlflUen. 


_  der  Bflerl  im 
Autl.jrrs  X  10.  11.  iah« 
TP  rra  t«-icrn  die  Mit« 
I,. 


EndMaUen  8  StOf  k  zu 
ao  mm  DlrdOKMCr, 
«m»t  8  St.  zu  iB  mm  ; 
b.  MittrUtutze  1  u  a  am 
AufliKcr.  Ei»etlriiUaj:e 
8  St.  zu  X4  bezw  M  St. 
zu  umm  Durchm.; 
C,  Mittrlstutz*  3.  Kiwn- 
rinutpe  4  St.  zu  jt  mm 
Durrlim  ,  und  1  u  5  mit 


Der  Aufbau  selbst  in  Eisen- 
beton -  Bauweise  erfolgte 
nach  den  wohl  hinlänglich 
bekannten  Grundsätzen  der 
Firma  Wayß  &  Freytag. 
A.-G.,  welche  in  deren  Werk 
„Der  Eiscnbelonbau,  seine 
Anwendung  und  Theorie" 
ausführlich  niedergelegt 
sind.  Die  Einzelheiten  der 
Armierung  der  Fahrbahn- 
längsbalkcn,  der  (Juerver- 

spannung.derFahrbahntafel  dem  Wasserspiegel  liegt, 

und  der  Stützen  gehen  aus  der  Abbildg.  5  in  No.  it,  so-  wasserfrei  zu  halten,  waren  5  elektrisch  betriebene  Zcntri- 
wie  aus  den  Abbildgn.  n  — 14  hervor.  fugalpumpcn,  welche  Tag  und  Nacht  in  Betrieb  waren, 

Von  Interesse  dürfte  noch  der  Aufbau  des  rechlssciti-  mit  einer  Gesamtleistung  von  4o<t>m  in  der  Minute  nötig, 
gen  I-andwidcrlagers  sein,  bei  welchem  in  den  Mauern,  Der  Schacht  war  von  vornherein  so  angelegt,  daß  nach 
um  bei  den  gewaltigen  Stärken  und  großen  Höhen  an  erfolgter  Ausschachtung  bezw.  Bloßlegung  des  guten  Bau- 
Beton  zu  sparen,  zellenartigc  Aussparungen  vorgenommen  grundes  das  Betonfundament  vollkommen  trocken  cinge- 
sind.  Um  das  zur  Aufnahme  des  Erddruckes  nötige  Eigen-   bracht  werden  konnte.  —  .Schluß  »»igt.) 


 f.-    1  •  •«•  ii»u 

I*  »i^ttreta! 
  I  4  st.  zu  ajmm  uurclim. 

'   "~  -1  t  »OkH  «u  ».  b.  r  durch- 

—«  1        mg  7  mm  DucdoHiaac 


Verhältnissen  als  die  beste 
und  zweckmäßigste  Ausfüh- 
rungsweise bewährt  hatDer 
Wasscrzudrang  war  infolge 
des  groben  Geschiebes  ein 
ganz  enormer  und  konnte 
erst  nach  sorgfältiger  Ein- 
schlcmmung  der  benach- 
barten Flußsohle  bewältigt 
werden.  Um  den  Schacht, 
welcher  etwa  7  ">  unter  Ge- 
lände und  etwa  6» 


daß  ein 


Zur  Frage  der  Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton. 

Von  A.  Klcinlogel,  Reg.-B.ufhr.  (Ingenieur  der  Fiim»  WayB  &  Freytag  in  NeutUdt  a.  II  ) 

fahrung  einen  reinen  Zug  oder  Druck  nicht  kc 
tritt  eine  Inanspruchnahme  der  Haftfestigkeil  . 
Eisen  und  Beton  höchst  selten  in  der  Art  ein, 
unmittelbares  Herausziehen  des  Eisens  stattfinden  könnte; 
vielmehr  ist  die  Inanspruchnahme  der  Haftfestigkeit  in 
weitaus  den  meisten  Fällen  an  den  Belastungsfall  der 
Biegung  gebunden.  So  stehen  auch  die  bei  den  oben- 
genannten Versuchen  beobachteten  Erscheinungen  in  sehr 
nahem  Zusammenhang  mit  denjenigen  der  ausführenden 
Praxis,  da  sie  sämtlich  bei  Biegungsvcrsuchcn  festgestellt 
worden  sind.  Der  Verfasser  glaubt  deshalb,  durch  die 
Mitteilung  der  in  folgendem,  in  kurzem  Auszug  wieder- 
gegebenen Ergebnisse  in  mancher  I  linsirht  einen  Beitrag 
zu  der  z.  7.\  lebhaft  erörterten  Frage  Über  die  Haftfestig- 
keit des  Eisens  im  Beton  liefern  zu  können.*) 
Eine  Uebcrsicht  über  das  zur  Verwendung 


ie  vom  Verfasser  im  Herbst  1903  durchgeführten  Ver- 
suche über  die  „Dehnungsfähigkeit  nicht  ar- 
mierten und  armierten  Betons  bei  Biegungs- 
Beanspruchung"1)  bieten  auch  zu  anderweitigen  Er- 
mittelungen reichliche  Gelegenheit,  Insbesondere  liefern 
die  einzelnen  Ergebnisse  ein  zuverlässiges  Material  für 
die  Beurteilung  der  Große  der  Maftspannungen  des  Eisens 
im  Beton,  sofern  die  hier  vorliegende  Betonmischung  in- 
betracht  kommt;  außerdem  sind  die  bei  den  Versuchen 
zutage  getretenen,  die  Haftfestigkeit  günstig  oder  ungünstig 
beeinflußenden  Nebenumsländc   nicht   ohne  Bedeutung. 

Als  nicht  unwesentlich  erscheint  der  Umstand,  daß 
die  hier  besprochenen  Ergebnisse  Versuchen  entstammen, 
die  denjenigen  der  Praxis  sehr  nahe  kommen,  und  des- 
halb den  sojjen.  Laboratoriums -Versuchen  manches  vor- 
aus haben.    Achnlich  wie  wir  in  der  Praxis  der  Bauaus- 

»)  \«lierr»  liehe  .For..  ht  rirHriten  «in  dem  Oblrlr  diMi  Fiienbetonf, 
Urft  I  (.«  Ve.Ug  der  rairuntiihrift  „Beton  und  Ki»en",  Wien). 

-1° 


'I  Di*  ».I^OIlrllrhrre  fe-h.iidlo»?  dir*  r  KrCrbni».r 

nunK>tin(.«  »t  in  „Beton  uud  Ki«e5~  lieft  4  Jahrg.  ige. 


No.  ia. 

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Versuchsmaterial  und  dir  Art  der  Belastung  ist  in  Ab- 
bildgn.  i  u.  a,  sowie  in  Zusammenstellung  i  enthalten. 


Zusammenstellung  i.    Balken  Klasse  B. 


der  Art' 

Anzahl 

t|Uir- 
ichnitt 

r> 

v  ■ 

ElMD«la>lag< 

1"-I*C1>- 

quer- 

■darin 

Armierung 

Klau*  A 

..  * 

:  2 
..  * 

:  l 

8 
4 
4 
4 
4 
4 
4 

4S» 
4¥> 
*V> 
4V> 

4y> 

45» 
45° 

3       ■       ..">  .. 

3            -            «    '°  m 
1            .            »  M  . 
3             »             ..    =»3  .. 
3             -             »    »  - 

"4039 

Beton.    1  Zement  :  1  Sand  :  a  Kalkatcinarbotlcr  f  8  • '„  Wttwr, 

Diejenigen  Belastungen  a  i"  (Abbildg.  a),  bei  welchen 
im  Betonzuggurt  die  ersten  Risse  festgestellt  werden 
konnten,  betrugen  bei  den  4  Balken  der  Klasse  />'  3800, 
3980.  3900,  3900*1:.  Die  ursprünglich  sehr  feinen  Risse 
erweiterten  sich  unter  Konstanthaltung  der  Belastungen 
bis  zu  klaffenden  Spalten  und  dehnten  sich  am  Schluß 
der  jeweiligen  Versuchsperiode  bis  nahe  zur  Oberkante 


der  Balken  aus. 
Eintritt  des 


der  Belastung  nach  dem 
i  keinem  der  H -Balken 
mehr  möglich;  die  Widerstandsfähigkeit  derselben  war 


Ii 


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Kv-¥.Y.v;K:-:r.-.yA-i^.,.-;»:^t 


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Abbilde,  1. 


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1  0 — - — — ' — 1 

—  . 

1 


damit  also  erschöpft  Vor  dem  Eintritt  des  ersten  Risses 
beteiligten  sich  Eisen  und  Beton  gemeinschaftlich  am 
Widerstand  gegen  die  auftretenden  Zugkräfte,  mit  der 
Entstehung  eines  Risses  aber  trat  die  Anteilnahme  des 
Betons  in  dem  Maße  zurück,  in  dem  der  Riß  sich  nach 
oben  ausdehnte,  bis  schließlich  die  gesamte  Zugbeanspru- 
chung vom  Eisen  allein  aufgenommen  werden  mußte. 

Betrachten  wir  die  Art  und  Weise  der  Armierung 
der  Versuchsbalken  etwas  näher,  so  können  wir  feststellen, 
daß  die  eingelegten  Eisen  als  Verankerung  kein  anderes 
Hilfsmittel  als  dasjenige  der  Haftfestigkeit  besaßen,  indem 
weder  Haken,  noch  Abbiegungcn,  noch  Querschnitts- 
Aendcrungen  vorhanden  waren.  Diese  Anordnung  der 
Armierung  war  im  ursprünglichen  Vcrsuchszwecfc  be- 
gründet. Nachdem  also  dem  Eisen  der  ganze  Zug  aufge- 
bürdet war,  konnte  es  diesem  nur  dann  mit  Erfolg 
widerstehen,  wenn  seine  Verankerung,  in  diesem  Falle 
die  Haftfestigkeit,  sich  als  ausreichend  erwies,  und,  wenn 
durch  die  Beanspruchung  seine  Streckgrenze  nicht  über- 
schritten wurde. 

Wir  berechnen  bei  sämtlichen  Balkenkiassen  die  Größe 
der  Schub-  und  Haftspannungen  am  Auflager.  Die  da- 
bei zugrunde  gelegten  Formeln  sind  genau  dieselben,  die 
Mörsch  in  seiner  „Theorie  der  Betoneisenkonstruktioncn* 
aufgestellt«)  und  u.  a.  zur  Ermittelung  der  Größe  der 
Schub-  und  Haflspannungcn  bei  seinen  mit  I'lattenbalken 
durchgeführten  Versuchen  benutzt  hat.1»  In  den  vom  Ver- 
bände deutscher  Arch.-  und  Ing- Vereine  in  Gemeinschaft 

■)  Sirne  „IVf  RetoiH-isrobau,  »eine  Anivendun*,  und  Tlu-i»ri«~.  S.  loo. 
•)  Siehe  „Verauche  Ohr.  Srhuhapannunern  „,  Örlouei-MTi 
Mo,.,  h     „Beton  und  tW,  llett  4  Jhrj.  1003,  S.  I 

5,  Oktober  1904. 


mit  dem  deutschen  Beton- Verein  aufgestellten  „Vorläufigen 
Leitsätzen  für  die  Vorbereitung,  Ausführung  und  Prüfung 
von  Eisenbetonbauten  *  haben  diese  Formeln  ebenfalls  Auf- 
nahme gefunden  und  darf  daher  bezüglich  der  Bedeutung 
der  einzelnen  Größen  auf  die  genannten  Veröffentlichun- 
gen »t  verwiesen  werden. 

Da  bei  keinem  der  Versuchsbalken  an  den  Auflagern 
irgendwelche  Zerstörung  eingetreten  ist,  so  können  wir  die 
für  den  Bclastungszustand  II  geltenden  Formeln  für  die  in- 
betracht  kommenden  Verhältnisse  benutzen  und  wir  be- 
rechnen somit  aus  der  jeweiligen  Bruchlast  mittels  der 
genannten  Formeln  die  Schub-  und  Haftspannungen  am 
Auflager  unter  Zugrundelegung  der  für  den  Zustand  II 
giltigen  Grcnzlage  der  neutralen  Achse.  Ferner  ist  jeweils 
für  diejenigen  Querschnitte,  in  welchen  die  ersten  Zug- 
risse im  Beton  entstanden  sind,  die  Größe  der  Eisenzug- 
spannung bestimmt  worden,  um  darüber  urteilen  zu  können, 
inwieweit  die  beobachtete  Trennung  des  Eisens  vom  Beton 
auf  eine  Ueberwindung  der  Haftfestigkeit  oder  auf  eine 
Ucbcrschrcitung  der  Streckgrenze  des  Eisens  zurückzu- 
führen ist,  insofern  eine  solche  Trennung  überhaupt  statt- 
gefunden hat. 

Zu  bemerken  ist  noch,  daß  in  den  folgenden  Tabellen 
P  diejenige  Auflast  -f  Eigengewicht  bedeutet,  über  welche 
hinaus  eine  Steigerung  nicht  mehr  möglich  war  und  unter 
deren  Einwirkung  die  Widerstandsfähigkeit  des  Balkens 
auf  irgend  eine  Weise  erschöpft  wurde. 

Wir  erkennen  sofort,  daß  4890  k-K.-'F«  nur  eine  „rech- 
r  nungsmäßige*  Beanspruchung  sein  kann,  denn 

gewöhnliches  Handclsciscn,  wie  es  hier  zur  Ver- 
wendung kam,  ist  mit  höchstens  4300  -  4400*»:,  s<m 
Zugfestigkeit  hoch  genug  eingeschätzt  Stellen 
wir  diesem  Ergebnis  jedoch  den  tatsächlichen 
Verlaul  der  Versuchserscheinungen  zurscite,  so 
ergibt  sich  folgendes: 

Bis  zum  Eintritt  des  ersten  Risses  im  Bc- 
tonzuggurt  haben  Eisen  und  Beton  gemein- 
schaftlich am  Widerstand  gegen  die  auftreten- 
den Zugspannungen  teilgenommen. 

DerGesamlzug  beträgt  Z=  =38SokK. 

d.  h.  das  Eisen,  wenn  letzteres  als  allein  wirkend 

gedacht  wird,  hat  eine  Zugspannung  von 

=  4890  *k, U'"  aaszuhalten.  Nun  wirkt  aber  bis 
zum  Eintritt  des  ersten  Risses  der  Beton  eben- 
falls mit,  und  zwar  leistet  letzterer  nach  den 
mit  den  Versuchen  übereinstimmenden  rech- 
nungsmäßigen und  planimetrischen  Ermittelun- 
gen des  Verfassers  im  Belastungszustand  I,  bei 
dem  hier  vorliegenden  Querschnitt  15/30 tn» 
einen  Widerstand  von  mindestens  3600  kic.  Es 
bleiben  also  im  Zustand  I  für  das  Eisen  nur 

rd.  350 imganzen,  oder  =  33°k*;ir" 

°>7Ö5 

übrig,  somit  eine  äußerst  niedrige  Beanspruchung. 
(Als  Mittel  aus  10  direkten  Zugfcstigkeils-Ver- 
suchen  erhielt  der  Verfasser  eine  mittlere  Beton-Zugfestig- 
keit von  aok««ic")  Sowie  nun  der  erste  Riß  im  Beton- 
zuggurt entstanden  war,  gingen  die  ursprünglich  vom  Beton 
geleisteten  Zugspannungen  verloren  und  mußten  mit  der 
Ausdehnung  des  Risses  nach  oben  allmählich  sämtliche 
vom  Eisen  aufgenommen  werden.  Die  Widcrstandsfähig- 

Zusammenstcllung  a.    Balken  Klasse  B. 


f 


Balken 

BiuchUM 

kf 

• 

«1 

B  ■ 

«3 

n 

& 
:**> 

JPOO 

•V* 
'V43 
«VIS 
■SOS 

£■» 

34.  ÜJ 

35.  BQ 
3MS 
3S4J 

Im  Mittel 

Sr*> 

3.-.rM 

Keiheungsmauige  Ei»etitMran*;irtit--hung  im  Mittrl  4M90  kp'i|v m. 

keit  des  l'robekörpers,  d.  h.  die  gänzliche  Zerstörung  hing 
also  von  zwei  Faktoren  ab:  von  der  Größe  der  Zugfestig- 
keit und  der  Lage  der  Streckgrenze  des  Eisens  sowie 
von  der  Größe  der  Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton. 
Infolge  der  Ucbcrschrcitung  der  Streckgrenze  des  Eisens 
konnte  die  Haftfestigkeit  nicht  mehr  in  Wirkung  treten, 
denn  sie  wurde  Zentimeter  für  Zentimeter  durch  die  Quer- 
schnitts-Verminderungen  der  Eisencinlagc  aufgehoben, 

Wir  sehen  also  in  den  ermittelten  Werten  r,  nicht  ein 
Maß  fürdic Beurteilung  derGrofie  der  Haftfesigkeit, sondern 


',  s,r|,r  No  4  ,lir,r. 


47 


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letzlere  wird  unter  allen  Umstanden  höher  liegen.  Die 
Werte  i,  sind  lediglich  Haft-Spannungen,  die  im  Augen- 
blick der  Zerstörung  des  Balkens  am  Aullager  vorhanden 
gewesen  sind. 

Es  möge  hier  noch,  um  Mißverständnisse  zu  vermeiden, 
kurz  bemerkt  werden,  daß  die  Ermittelung  von  Z  keinen 
Anspruch  auf  absolute  Genauigkeit  machen  kann,  indem 
hier  eine  für  den  Zustand  II  giltige  Formel  für  einen  Vor- 
gang aus  dem  Zustand  111  herangezogen  wurde,  anderseits 
die  Zugleistung  des  Betons  dem  Zustand  I  angehört,  für 
welchen  die  Lage  der  neutralen  Achse  und  damit  Z  erst 
wieder  besonders  hatte  ermittelt  werden  müssen.  Im  vor- 
liegenden Falle  Jedoch  konnte  von  einem  genaueren  rech- 
nerischen Verfahren  billigerweise  Abstand  genommen 
werden,  indem  es  hier  zunächst  lediglich  darauf  ankam, 
nachzuweisen,  daß  die  Streckgrenze  des  Eisens  bedeutend 
aberschritten  worden  war,  und  dadurch  die  Haftfestigkeit 
nicht  in  voller  Größe  zur  Geltung  kommen  konnte. 

Auf  ganz  dieselbe  Weise,  wie  bei  Balken  B  i  wurden 
die  Schub-  und  Haf Ispann un gen  samtlicher  anderen  Balken- 
Klassen  ermittelt 


Zusammenstellung  3.    Balken  Klasse  C. 


Zusammenstellung  4.   Balken  Klasse/). 


Balken 

HrnrhlaM 
k* 

rm 

kr/qcm 

U  I 

U  3 

?3 
IIA 

0100 
»9JP 

■5-45 
■  V*< 
15.» 
•SS» 

•1.» 
»<J> 

'—/» 

>7« 
•7.7« 

Im  Mittel 

1..38 

Kalken 

Riuchloat 
kr 

cm 

Vr.,|cm 

r, 

V  1 

*3PK> 

■  V*> 

a.47 

Ca 

ao.71 

c* 

I.V35 

£££ 

Im  Mittel 

8.»»S 

»,S9 

im  Mitte)  375okt;qrm. 

Eisens  leutcrcs  jeweils  einfach  aus  dem  umgebenden 
Beton  herausgezogen  wurde,  oder  anders  gesagt,  dadurch, 
daß  der  von  dem  einen  oder  anderen  I  .astenangriff  nach 
dem  Ende  zu  gelegene  ßalkenleil  unter  der  stetigen  Ein- 
wirkung der  Belastung  auf  den  Eiscneinlagen  gleitend 
abgeschoben  wurde. 

Es  war  also  nicht  möglich,  aus  den  diesbezüglichen 
Vorgängen  einen  Schluß  auf  die  maximale  Größe  der 
Haftfestigkeit  zu  ziehen;  um  so  bemerkenswerter  sind 
daher  die  Ergebnisse,  welche  die  Balkenklasse  E  liefern, 
indem  dort  eine  Trennung  zwischen  Eisen  und  Beton  in 
oben  genanntem  Sinne  nicht  stattgefunden  hat,  und  die 
Zerstörung  ihre  Ursache  in  Verhältnissen  hatte,  welche 
diesmal  im  Druckgurt  des  Betons  zur  Geltung  kamen. 

Zusammenstellung  5.    Balken  Klasse  K. 


HecnnunpMn.löi^e  Kiaenbeannprachung  im  Mittel  4150  kgjqcm. 

Bei  sämtlichen  mit  10  """-Eisen  armierten  Balken  der 
Reihen  B,  C  und  D  erfolgte  die  end  gütige  Zerstörung  der 
Probebalken  dadurch,  daß  durch  die  Vernichtung  der  Haft- 
festigkeit infolge  der  Querschnitts- Verminderungen  des 


Balken 

HiurhU« 
___k? 

<  m 

»1 

S  1 

1  *,oo 

st* 

A'a 

>S°3 

•«.15 

4M» 

A'3 

1-J.OJO 

•5AS 

■°*> 

A4 

1*500 

■5^5 

!7.<o 

»0 

Im  Mittel 

Rechnuuß^miUiise  Ki*enbraD«pruchuog 

17.06 
im  Mittel  3SJP 

30JB 
kjf/qcm. 

(SrftluB  folgt ) 


Vermischtes. 

Die  Mittellungen  dei  KOnlgl.  Materlalprüfungsamtes  In 
Lichterfelde  enthalten  in  dem  soeben  erschienenen  Doppcl- 
heft 1  u.  2  d.  J.  eine  Reihe  von  Veröffentlichungen,  auf 
welche  an  dicscrStellc  hinzuweisen  von  Interesse  sein  durfte. 

BeiVersuchen.deren  Ergebnisse  Prof.  Rudeloff  als  „Bei- 
trag zum  Studium  der  Festigkeitseigenschaften 
von  Beton  mit  Eisencinlagen*bezeichnet, fällt  zunächst 
die  geringe  Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton  auf,  die 
beim  Zerreißen  von  Eiscnbetonprismcn  von  50^90  Quer- 
schnitt und  einer  mittleren  Rundeiseneinlage  von  10  bezw. 
c  mn  Durchm.  erzielt  wurden.  Die  von  einer  Firma  ge- 
lieferten Probekörper  sollen  nach  deren  Angaben  in  einem 
Mischungsverhältnis  von  1  Teil  Zement  zu  3  Teilen  Sand 
hergestellt  sein  und  etwa  4  Jahre  an  der  Luft  gelagert 
haben.  Bei  2  Proben  mit  den  stärkeren  Eisen  ergab  sich 
nur  eine  Haftfestigkeit  von  8,7  bezw.  9.4  kB/u«-««  bei  Be- 
ginn des  Rutschens  der  Eisen,  bei  den  Proben  mit  schwä- 
cherer Eiscncinlagc,  die  allerdings  vorher  schon  eine  Vor- 
belastung bei  einer  anderen  Probe  erhalten  hatten,  nur 
eine  solche  von  3,2  bezw.  3.5  k|(;<i<-«>.  Die  weiteren  Ver- 
suche beziehen  sich  auf  einen  Vergleich  der  L>chnbarkcit 
des  Betons  mit  Eiseneinlage  und  des  reinen  Betonprismas, 
das  durch  Herausziehen  des  F.iscnstabcs  gewonnen  wurde. 
Diese  Versuche  wurden  angeregt  durch  den  bekannten 
Schluß,  welchen  Cunsidcre  aus  «.einen  Versuchen  gezogen 
hat,  daß  die  Dehnbarkeit  des  Betons  bi.»  zum  Bruch  durch 
Eiseneinlagcn  ganz  erheblich,  bis  auf  da*  10  ao  fache  ge- 
steigert werde,  ein  Schluß,  dessen  Richtigkeit  durch  an- 
dere Versuche  bereits  Zweifel  begegnet  ist.  Rudel  off 
kommt  im  Gegensatz  hierzu  nach  den  vorliegenden  Ver- 
suchen zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Eisenbetonproben  zur 
Erzielung  derselben  Dehnung  größere  Lasten  erfordern, 
als  die  Rechnung  aus  der  Summe  der  Einzellasten  für  die 
beiden  Bestandteile  ergibt.  Das  Verhältnis  betrug  etwa 
118:100.  Hiernach  erscheint  die  Dehnbarkeit  des 
Betons  oder  des  Eisens  oder  beider  durch  ihre 
Vereinigung  verringert. 

Eine  Mitteilung  von  11,  Burchartz,  nach  „Engineering 
News"  (1904  Bd.  51  No.  10  S.  2221  hat  auch  die  Frage  der 
Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton  zum  Gegenstand.  Es 
wird  bei  dieser  Gelegenheit  vom  Verfasser  auch  mitge- 
teilt, daß  bei  Versuchen,  die  vor  einiger  Zeit  im  Matenal- 
prüfungsanit  mit  Betonkörpern  von  1  Zement  zu  2  Sand 
zu  5  Kies  von  10  zu  10  im  Querschnitt  und  2o>»>  (Jknge 
mit  einer  quadratischen  Eisencinlace  von  1  v  Flache  aus- 
geführt wurden,  sich  die  Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton 
aus  6  Versuchen  im  Mittel  zu  210  ke "irm  ergab.  Der  kleinste 
Wert  betrug  17,2  der  höchste  28,4  ^  i^m.  Bei  anderen  Ver- 


suchen wurde  sogar  eine  Haftfestigkeit  bis  33  er- 
mittelt. Die  vorerwähnten  amerikanischen  Versuche  wur- 
den in  vcrschiedenerWeise  ausgeführt.  Eine  Versuchsreihe 
erfolgte  mit  Zementmörtel  1:3.  Es  wurden  28  Würfel 
von  15™»  Kantenlängc  hergestellt  und  in  diese  je  1  Stab 
von  Quadrateisen,  Rundciscn,  Flacheisen,  Ransomcciscn 
(vergl.  No.  5)  schließlich  2  zusammengedrehte  Quadratstäbe 
eingebettet.  Die  geringste  Haftfestigkeit  wurde  im  Mittel  aus 
4  Versuchen  bei  Flacheisen  mit  20,5  ksyqe«  der  Haftflächc 
gefunden ;  bei  Rundciscn  stieg  sie  auf  35,8  ks/qao.  |>'Qr  die 
komplizierten  Querschnitte  sind  die  Oberflächen  nicht  ge- 
nau ermittelt,  ein  Vergleich  der  auf  1 tm  Stablänge  ent- 
iuKetiden  Belastung  läßt  aber  darauf  schließen,  daß  die 
komplizierten  Querschnitte,  namentlich  die  verdrehten 
Stäbe  höhere  Haftfestigkeiten  ergeben,  als  die  einfachen. 
Um  den  Einfluß  des  Mischungsverhältnisses  auf  die  Haft- 
festigkeit zu  untersuchen  wurden  24  Betonkörper  von  20 
zu  20  zu  25 r"  in  verschiedener  Mischung  hergestellt  mit 
einer  Eiseneinlage  eines  quadratischen  Stabes  von  2,5  zu 
2,5  c">.  Versuche  mit  reinen  Zementkörpern  ergaben  im 
Mittel  aus  4  Proben  «9ö  •'•f  ic<n  Haftfestigkeit  Die  Ver- 
suche sind  jedoch  unzuverlässig,  weil  die  Proben  auf- 
spalteten. Körper  aus  1  Zement  zu  3  Sand  ergaben  im 
Mittel  28,8  H.  Weitere  Versuche  mit  verschiedenen  Beton- 
mischungen teils  mit  Schotter,  teils  mit  Kies,  ergaben 
durchweg  noch  höhere  Haftfestigkeiten,  aber  unter  einan- 
der keine  sehr  auffälligen  Unterschiede.    Es  ergaben: 

1  Zement  +  3  Sunt!  4-  4  Schottet  =  41,1  ke.,Vj.oi  int  Milte), 

1       ,.       4-  3     ..  -t-  6       ..        —  35.5  

I  -r  1     „  +  4  Kies        =  jBj  .. 

I  +  3     ..  +  6    ..  "  3°.'   

Eine  weitere  Mitteilung  von  Prof.  Gary  beschäftigt 
sich  mit  der  „Sandfestigkeit  der  Zemente".  Die 
Versuche  gehen  von  dem  Gedanken  aus,  daß  bei  der 
Prüfung  der  Zemente  das  Hauptgewicht  auf  die  wirt- 
schaftliche Ausgiebigkeit  des  Zementes  zu  legen  sei.  Da- 
nach würde  derjenige  Zement  als  der  beste  anzusehen 
sein,  der  mit  dem  größten  Sandzusatz  eine  bestimmte 
Nornialfcsligkcit  erreicht.  Die  Versuche  erstrecken  sich 
daher  auf  die  Feststellung,  wieweit  durch  die  Verwendung 
höherer  Sandmischungen  Unlerscheidungs- Merkmale  für 
die  Verwendbarkeit  von  Zementen  aufgefunden  werden 
können  und  welchen  Einfluß  darauf  die  Verschiedenheit 
des  Sandes  hat.  Wir  behalten  uns  vor,  auf  diese  Mit- 
teilungen noch  zurückzukommen.  — - 

Inhalt:  Straßeubrtkke  ia  Ki*eobeton  Aber  d!e  lyir  bei  GrOnwmUl  ober- 
halb MOnrhni  (KuitKrl/uiif I.  —  Üui   K<,i;r  <Ur  llallleatigktit  de»  Elten» 

im  Helon,  —  V«rroi»clltev 

Verl«»  der  I)eut«hen  lWeilunr.  C.  m.  b.  It..  Herlin    FOr  die  Redaktion 
f.  ti.eleo,  Berlin.   Druck  von  Wtih.  Greve,  Berlin. 

No.  ix 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

■  : MITTEILUNGEN  ÜBER  = 

D  ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 


1 


UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


L  JAHRGANG  1904- 


NO-  13. 


Straßenbrücke  in  Eisenbeton  über  die  Isar  bei  Grünwald  oberhalb  München. 

(SV  Muß.)    Hierzu  dl*  Abbildungen  S.  51.) 


]as  Hammen  der  Pfahle  für  das  Lehrgerüst  erfolgte 
durch  eine  elektrische  Ramme  und  war  durch  das 
reichliche  Vorhandensein  von  großen  Blöcken  Ober 
der  festen  Mergelschicht  sehr  erschwert  Es  mußte  sehr  oft 
erst  das  Trümmergestein  angebohrt  und  unter  Wasser  ge- 
sprengt werden,  um  den  Durchgang  der  Pfähle  auf  die 
Hinzschicht  zu  ermöglichen.  Auf  die  Erstellung  des  Lehr- 
gerüstes selbst,  vergl.  die  Abbild  gn.  15— 19,  wurde  die  für  der- 
artige Bauwerke  erforderliche  große  Sorgfalt  gelegt.  Es  kam 
nur  neues  Holz  allerbester  Beschaffenheit  zur  Verwendung, 


Abbildg.  so.    Blick  in  die  ausgerotteten  Gewölbe. 

das  außerdem  parallel  zur  Faser  mit  höchstens  35  kg/qcm  bean- 
sprucht wurde.  Die  Langschwcllen,  welche  zurVcrmcidung 
von  Verdrehungen  des  Gerüstes  durch  die  ganze  Lange  der 
Spannweite  hindurchgefühlt  wurden,  erhielten  sowohl  an 
der  oberen  als  auch  an  der  unteren  Seite  schmiedeiserne 
Schuhe,  welche  den  Druck  der  Stander  auf  die  Schwell- 
hölzer in  der  erforderlichen  Weise  verteilten.  Desgleichen 
erfolgte  das  Aufsetzen  des  Lehrgerüstes  auf  den  einge- 
rammten Pfählen  in  sorgfaltigster  Weise  unter  Zuhilfe- 
nahme von  Eisenkonstruktionen  und  Eichenholzcinlagcn. 
Das  Lehrgerüst,  welches  auf  8m  Brückenbreite  7  Lchr- 
bögen  aufweist,  sitzt  auf  154  Sandtöpfen,  welche  nicht 
nur  als  gute  und  solide  Auflager  gedient  haben,  sondern 
sowohl  durch  zweckentsprechende  Konstruktion  als  auch 
durch  richtige  Wahl  des  Füllmatcrialcs  sich  bei  der  Aus- 
rüstung auf  das  Glänzendste  bewahrt  haben  und  gegen- 


über nicht  besonders  solide  und  zweckmäßig  konstruierten 
Schraubcnspindeln  ganz  entschieden  den  Vorzug  verdienen. 

Das  interessanteste  Stadium  des  Brückenbaues  war 
die  Ausrüstung  der  beiden  Bogen,  die  am  1.  August  1904 
erfolgte.  Sic  wurde  erst  vorgenommen,  nachdem  der  Bogen 
durch  nahezu  3  monatliches  Ruhen  auf  dem  Lehrgerüst 
genügend  Zeit  gefunden  hatte,  vollständig  zu  erhärten,  und 
auch  der  vollständige  Aufbau  einschließlich  Chaussierung 
auf  den  beiden  Brückenbogen  aufgebracht  war.  Zur  Aus- 
srhalung  wurden  28  zuverlässige  Leute  verwendet,  welche 
je  mit  einem  kleinen  Metallbecher, 
0,25 1  fassend,  einem  Schrauben- 
schlüssel und  einem  kleinen  Löffel 
versehen  wurden.  Auf  ein  Signal 
wurden  gleichzeitig  bei  beiden 
Bogen  die  Schrauben  der  Sand- 
töpfe unter  dem  Mitteljoch  geöff- 
net, und  ein  Becher  Sand  entfernt 
Dieser  Vorgang  wurde  dann  je- 
weils an  4  Jochen  den  Wider- 
lagern zu  symmetrisch  wiederholt, 
sodaß  eine  allmähliche  Senkung 
des  Bogens  vom  Scheitel  aus 
durchgeführt  wurde,  bis  schließ- 
lich der  Bogen  nach  einer  drei- 
stündigen Dauer  der  Ausrüstungs- 
arbeiten vollständig  frei  trug.  Hier- 
bei wurden  die  Verdrehungen  am 
Kämpfer  gemessen,  sowie  auch 
hauptsächlich  die  Scheitelsenkun- 
gen genau  beobachtet.  Es  ergab 
sich  bei  dem  Bogen  über  der  Isar 
eineEinsenkung  von  5  bezw.  6Amnl, 
bei  dem  Bogen  über  dem  \Vcrk- 
kanal  eine  Einscnkung  von  1  obezw. 
12,5  mm.  (Abb.  20  zeijt  das  ausge- 
rüstete Gewölbe  von  unten,  Abb.  1, 
No.  1 1  ,d  ieGes.- Ansicht  derBrücke. ) 
Die  Konstruktion*- Einzelheiten  sowie  die  statische 
Untersuchung  des  Bogens  der  Widerlager  und  Aufbauteile 
stammen  von  dem  jetzigen  Professor  Mörsch  in  Zürich, 
welcher  zur  Zeit  der  Ausführung  Vorstand  des  technischen 
Bureaus  der  Firma  Wayß  &  Frcvlag  war.  Die  Ausführung 
erfolgte  unter  Oberleitung  der  Seiden  Geschäftsführer  der 
Eisenbeton-G.  DL b.  H.,  Revcrdy  und  Zöllner.  Die  schwierige 
Bauleitung  lag  in  Händen  des  Hrn.  Ing.  Köhl,  sowie  für 
einzelne  Bauteile,  wie  z.  B.  die  Widerlager,  in  Händen  des 
Hrn.  Ing.  Grcisl.  Von  seilen  des  Bezirksamtes  war  zur 
Beaufsichtigung  der  Bauausführungen  Hr.  Staatsbauassistent 
Altmann  bestellt  Mit  der  Ausführung  der  Brücke  selbst 
wurde  im  Herbst  1903  begonnen,  und  wird  das  Bauwerk, 
welches,  wie  vorerwähnt,  am  1.  Aug.  d.  J.  in  seinen  Haupt- 
teilen ausgerüstet  wurde,  noch  in  diesem  Jahre  seiner  Be- 
stimmung zugeführt.  Die  Kosten  bcliefen  sich  auf  260000  M.  — 
 .  Ludwig  Zöllner. 


Zur  Frage  der  Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton. 

Von  A.  Klcinlogel,  Rrg.-B»uihr.  (Ingenieur  der  Firma  WayB  A  Freytig  in  Neustadt  a.  H.)  (SchluB.) 


lur  besseren  Beurteilung  der  f.' -Spannungen  möge 
hier  kurz  die  Reihenfolge  der  Erscheinungen  be- 
sprochen werden,  wie  sie  bei  der  Durchführung  der 
Versuche  aufgetreten  sind. 

Nachdem  die  ersten  Risse  bei  der  kritischen  Dehnung 
aufgetreten  waren,  war  unter  der  stetigen  Bclastungs- 
Stcigcrung  nur  eine  sehr  allmähliche  Verbreiterung  der- 


selben zu  bemerken.  Erst  bei  ifa  loBgo^s  (Balken  E  l) 
begann  sich  ein  nahezu  in  der  Milte  der  Spannweite  ge- 
legener Riß  deutlich  und  rasch  zu  verbreitern  und  nach 
oben  auszudehnen.  Die  Rechnung  ergibt  für  diese  Be- 
lastung und  für  den  betreffenden  (Juerschnitt  bereits  eine 
Ueberschreilung  der  Streckgrenze  des  Eisens,  auch  hat 
sich  in  eben  diesem  Querschnitt  der  ganze  weitere  Kampf 


49 


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Eisen  und  Beton  abgespielt  Nachdem  der  kriti- 
sche Kits  eine  gewisse  Ausdehnung  durch  Verästelung  in 
zwei  geneigt  verlaufende  Risse  erlangt  hatte,  endigte  die 
Widerstandsfähigkeit  des  Betons  damit,  das  ein  großes 
Stück  des  Betondruckgurtes  mit  lautem  Krach  herausge- 
sprengt wurde.  Wahrend  dieses  ganzen  Bclastungsvor- 
ganges  blieben  die  Merkmale  der  Zerstörung  bei  alten 
vier  £-Balken  auf  ein  kleines  Stück  links  und  rechts  der 
Mitte  der  Spannweite  beschrankt,  an  und  in  der  Nähe  der 
Auflager  blieben  die  Versuchskörper  vollständig  intakt, 
indem  die  maximale  rechnungsmäßige  Beanspruchung  des 
Eisens  mit  3550  ktjv*  infolge  der  Ueberwindung  der  Druck- 
festigkeit des  Betons  nur  im  Bruchquerschnitt  von  Einfluß 
war,  von  dort  an  aber  bis  zum  Auflager  dem  Wirken  der 
Haftfestigkeit  kein  störender  Nebeneinfluß  im  Wege  stand. 

Wir  erhalten  somit  in  der  Zusammenstellung  5,  in  No.  ia, 
ein  zuverlässiges  Bild  von  der  Größe  der  Haftfestigkeit  des 
Eisens  im  Beton  (1 : 1 :  -f  8  L  Wasser)  bei  Biegungsbean- 
spruchung.  Die  ermittelten  Werte  von  37,8,  41,0,  37,4  und 
39,oke  qcm  umhüllte  Eisenoberfläche  geben  einen  Mittel- 
wert von  38,8  *«/qr».  ein  Wert,  welcher  mit  dem  von  Reg.- 
Bmstr.  Mörsch  anlaßlich  seiner  Versuche  mit  Platten- 
balkcn  festgestellten  Haftspannungen«)  sowie  mit  den  Er- 
gebnissen früherer  Versuche  der  Firma  Way  ß  &  Frey  tag 
A.-G.,  Neustadt  a.  II.7)  «ehr  gut  Obereinstimmt.  Nament- 
lich ist  im  vorliegenden  Fall  der  Umstand  zu  berück- 
sichtigen, daß  bei  »amtlichen  Versuchsobjekten  des  Ver- 
fassers, dem  Sonderzweck  der  seinerzeit  angestellten 
Untersuchungen  entsprechend,  die  Eiscneinlagen  voll- 
ständig gerade,  d.  h.  ohne  Abbiegungen  und  dcrgl.  im 
Betonzuggurt  lagen,  daß  somit  als  Verankerung 
und  allein  die  Haftfestigkeit  inbetracht  kommen 
konnte.  Anderseits  darf  nicht  vergessen  wer- 
den, daß  die  Ermittelung  der  Größe  der  Haft- 
festigkeit durch  rechnerische  Hilfsmittel  erfolgt 
ist,  in  welchem  Verfahren  immerhin  einige 
Fehlerquellen  enthalten  sein  mögen,  indem  ge- 
wisse Voraussetzungen  nicht  ganz  einwandfrei 
erscheinen  könnten.  (Annahme,  daß  es  am  Auf- 
lager bei  frei  aufliegenden  Balken  auch  einen 
Zustand  II  gibt  in  dem  Sinne,  wie  wir  dies 
für  den  auf  Biegung  beanspruchten  Teil  des 
Balkens  mit  Recht  berücksichtigen,  Einfluß  der  | — ■ 
Größe  der  Durchbiegung  auf  die  Größe  der 
Haftfestigkeit,  Rcibungseinflüsse  u.  dergl.) 

Immerhin  aber  können  wir  sagen,  daß 
eine  möglichst  genaue  Berechnung  unter  Be- 
rücksichtigung aller  Möglichkeiten  und  Einflüsse  die  ge- 
wonnenen Ergebnisse  kaum  nennenswert  verandern  würde, 
und  daß  also  für  den  vorliegenden  Fall  die  Art  und  Weise 
der  Ermittelung  der  Größe  der  Haftfestigkeit  Anspruch 
auf  hinreichende  Genauigkeit  machen  kann. 

Dazu  kommt  noch,  und  das  ist  von  wesentlicher  Be- 
deutung, daß  nach  eben  demselben  Rechnungsverfahren, 
nach  welchem  diese  Schub-  und  Haftspannungen  ermittelt 
werden,  nun  auch  dimensioniert  wird,  daß  also  samtliche 
Fehler,  die  einen  Einfluß  auf  das  Ergebnis  haben  könnten, 
dadurch  wieder  vollständig  aufgehoben  werden.8) 

Eine  Kontrolle  für  die  Richtigkeit  der  auf  genanntem 
Wege  ermittelten  Größe  der  Haftfestigkeit  ist  in  „Beton 
und  Eisen"  Heft  4  gegeben. 

Ehe  wir  weitere  Folgerungen  ziehen,  seien  zunächst 
die  entsprechenden  Ergebnisse  aus  den  Versuchen  mit 
den  F-  und  G-Balken  hier  angeschlossen  (siehe  Zusammen- 
stellungen 6  und  7). 

Zusammenstellung  6.    Balken  Klasse  F. 


Zusammenstellung  7.    Balken  Klasse  ü. 


Bruchlast 

kc 

i 

cm 

'  T"1 

kgtq.  m 

'1 

kg  oem 

0 1 

0a 

u 

a*M©o 

'W 

i&M 
■V-1S 

RS 

3.-M» 

aa^o 

a-M* 
M 
a.|,fo 

Im  Mittel 

Kechnungimlflifre  rlisrobean«pruchunK  im  Miltri  atBo  kc'qcm. 

sichtlich:  ehe  weder  die  Streckgrenze  des  Eisens,  noch 
die  Druckfestigkeit  des  Betons,  noch  die  Haftfestigkeit 
überschritten  war,  wurde  der  Belonkörper  durch  Ueber- 
handnehmen  der  schiefen  Zugspannungen  durch  einen 
von  einem  oder  anderen  Lastengriff  unter  fast  genau  45° 
zur  Lotrechten  nach  unten  verlaufenden  durchgehenden 
Riß  zerstört.  Nachdem  der  Riß  die  Eisenzone  erreicht 
hatte,  wurde  von  dort  an  unter  zunehmender  Belastung 
die  Haftfestigkeit  bis  zum  Auflager  durch  Aufschlitzen, 
wenn  man  so  sagen  darf,  vernichtet  und  konnte  daher 
nicht  in  voller  Größe  zur  Geltung  kommen.  (Näheres 
siehe  die  beistehende  Abbildg.  3).  Die  Versuchsbalken  des 
Verfassers  enthielten,  wie  betont,  nur  gerade  Eiseneinlagen, 
sie  waren  also  allen  Einflüssen  von  Kräften,  wie  z.  B. 
diesen  schiefen  Zugspannungen,  schulzlos  preisgegeben. 
Da  es  sich  hier  jedoch  im  Rahmen  dieser  Abhandlung 
nur  darum  handelt,  die  Ursachen  festzustellen,  die  einer 
vollen  Wirksamkeit  der  Haftfestigkeit  hindernd  im  Wege 
von  einer  eingehenderen  Behandlung 


Balken 

Bruch  UM 
U 

cm 

kr'qctn 

'. 

kr'qem 

ri 

>3 

16.6H0 

lft,lM> 

18*40 

'5.3° 
LS* 
>5.a3 

a»3» 
a3.3» 

3$ 

arioo 
asA» 
a6U3 
»*37 

Im  Mitirl 

KeduHUig-imaBifc  l*in  nl  lulhang  im  Mittel  a4Q4  kr,'.|rm. 

Auch  bei  diesen  Balken  konnte  sich  die  Haftfestigkeit 
nicht  in  vollem  Maße  Reitend  machen.  Die  beiden  Balkcn- 
klassen  F  und  O  sind  in  dieser  Beziehung  vollständig 
gleichwertig,  indem  bei  beiden  die  endgültige  Zerstörung 
der  Probekörper  dieselbe  Ursache  hatte.  Am  deutlichsten 
ist  die  Art  und  Weise  der  Zerstörung  aus  Abbildg  3  er- 

*|  „Beton  uod  Kiwi)"4,  lieft  4  Jhrp   IQC/Jj  S   jr*}  ff. 

T>  ^I>et  Brlom-IWnlt-iii,  «.eine  Anwendung  uri'l  THeorlc",  S.  64. 

■1  Siebe  die  vom  Verbände  deutscher  Anh.-  und  log  -Vereine  und 
dem  deuuehen  Beton -Verein  »ofee*te!heu  „Vorläufigen  LriWltrc  fßr  die 
Vorbereitung,  AaituhmDg  uod  I'ruluni;  von  F.itctibetonbauteii". 

50 


dieses  Einflusses  schiefer 
abgesehen  werden. 

Während  also  bei  den  Balkenklasscn  B,  C,  D,  F  und  G 
immer  Nebenumstände  die  Veranlassung  waren,  daß  der 
Zusammenhang  zwischen  Eisen  und  Beton  aufgehoben 
wurde  und  wir  somit  in  den  ermittelten  r(  nur  jeweils 
einen  Maßstab  dafür  haben,  bis  zu  welchen  Spannungen 
hin  die  Haftfestigkeit  in  Anspruch  genommen  werden 
konnte,  ehe  sie  durch  andere  Einflüsse  aufgehoben  wurde, 
so  können  wir  dagegen  bei  den  Balken  Klasse  K  die  Haft- 
festigkeit in  volter  Wirksamkeit  feststellen.  Wie  die  Vcr- 
suchsprotokolle  ergeben,  fand  bei  den  Balken  Klasse  E 
in  der  Nähe  der  Auflager  und  an  denselben  keinerlei 
Zerstörung  statt,  die  Haftfestigkeit  ergibt  sich  demnach 
noch  höher  als  wie  im  Mittel  zu  38,8  *s,  q™,  ja  sie  er- 
reicht schon  bei  Balken  Kit  einen  Wert  von  41  ke. 

Aus  diesen  Tatsachen,  sowie  aus  der  Uebereinstim- 
mung  mit  den  Ergebnissen  anderweitiger  Versuche  (siehe 
oben  von  Mörsch  usw.)  kann  geschlossen  werden,  daß 
bei  einer  guten,  plastischen  Betonmischung,  bei  sorg- 
fältiger Herstellung  und  Nachbehandlung  der  alle  Bau- 
schinger'sche  Wert  mit  45  kr  qr»  für  den  Fall  der  ] 
als  nicht  zu  hoch  gegriffen  erseheinen  dürfte. 

Es  muß  deshalb  der  Umstand  besonders  begrüßt  wer- 
den, daß  in  den  vom  Verbände  deutscher  Architekten- 
und  Ingenieur-Vereine  und  dem  Deutschen  Beton-Verein 
aufgestellten  „Vorläufigen  Leitsätzen  für  die  Vorbereitung, 
Ausführung  und  Prüfung  von  Eisenbetonbauten"  die  zu- 
lässige Haftspannung  bereits  in  Würdigung  der  großen 
Haftfestigkeit  des  Eisens  im  Beton  auf  7,5^,  q«»  festgesetzt 
worden  Ist.  Dagegen  ist  in  den  neuen  „Bestimmungen 
für  die  Ausführung  von  Konstruktionen  aus  Eisenbeton 
bei  Hochbauten",  welche  jüngst  vom  preuß.  Minist  der 
öffcntl.  Arbeiten  erlassen  wurden,  diese  Zahl  auf  4,5  kr/qr» 
herabgesetzt  worden. 

Abgesehen  davon,  daß  bei  vielen  Probebelastungen 
die  nachträglich  bestimmte  llaftspannung  unbeschadet  der 
tadellosen  Haltbarkeit  der  Kronstruktion  oft  bis  zu  40k*/tc" 
betrug,  und  daß  manche  Konstrukteure  Spannungen  bis 
zu  15  kj  'K'n  anstandslos  zulassen,  ist  hier  noch  folgender 
Umstand  als  nicht  unwesentlich  inbetracht  zu  ziehen:  Wie 
eingangs  berührt  worden  ist,  ist  die  Inanspruchnahme  der 

No.  13. 


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Haftfestigkeit  in  der  Praxis  in  weitaus  den  meisten  Fallen 
an  den  Kall  der  Biegung  gebunden  und  wir  erkennen  so- 
fort, daß  bei  einem  durchgebogenen  Balken  die  Kraft, 
welche  das  Eisen  aus  dem  Beton  herausziehen  soll,  größer 
sein  muß,  als  es  diejenige  ist,  die  das  Eisen  beim  un- 
mittelbaren Zug-Trcnnungsvcrsuch  im  Laboratorium  vom 


wie  zwischen  der  Würfclfestigkcit  und  der  Druckfestigkeit 
des  Betons  im  armierten  Balken  "I,  woraus  zu  folgern 
wäre,  daß  zur  Erforschung  des  Wesens  und  der  Größe 
der  Haftfestigkeit  solche  Ergebnisse  für  die  Praxis  am 
wertvollsten  wären,  welche,  ahnlich  wie  die  vorliegenden, 
aus  Biegungsversuchen  gewonnen  worden  sind,  da  solche 


Abbild«   16.    Langtsclinitt  def  Lehrgerüstes. 


■ 


AbbiJdg.   15.    Gründl  iß  der  Lchrgeißst-Anoidnung. 


e  In  Eisenbeton  über  die  bar  zwischen 
und  HOlIrlegeUgereuth  oberhalb  München. 


Eulwulf  und 


,  G.broUb.  lt., 
u.  Wayfl  &  Freytag,  A.-ii.  in  München). 


•  — «o  X) 


Abbilds.  18.  Kinzelhcilen  des  Lehrgerüstes  am  I 

Abbild«.  19. 


II    11    II  II 

Abbildg  r7.  «Juerschnitt  in  der  Milte  und  an  der  craten  Stütze. 

Beton  trennt,  indem  bei  dem  auf  Biegung  beanspruchten 
Konslruktionstcil  eben  infolge  der.  Durchbiegung  eine  nicht 
unbeträchtliche  zusätzliche  Reibung  zugunsten  der  Haft- 
spannung  vorhanden  ist.  Ks  liegt  somit  die  Vermutung 
nahe,  daß  zwischen  Ergebnissen  unmittelbarer  Trennungs- 
Vcrsuchc  und  zwischen  Ergebnissen  von  diesbezüglichen 
Biegeversuchen  ein  ähnlicher  Unterschied  auftreten  wird. 

19.  Oktober  1904. 


den  Verhältnissen  der  Praxis  am  allernächsten  kommen, 
und  es  immer  unser  Bestreben  sein  muß,  den  wissen- 
schaftlichen Versuch  womöglich  unter  denselben  Bedin- 
gungen vor  sich  gehen  zu  lassen,  welche  in  der  aufführen- 
den Praxis  hauptsächlich  inbetracht  kommen.  — 

•   Sirh,  u  a  JWton  und  f.iH-n".  Urft  I,  lgt>j  S  »3  „Die  ZiiH«vi£k<-it 


5" 


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Ueber  die  Konstitution  des  Portland-Zementes. 


^cm  Verein  der  nordamerikanischen  Portland-Zemenl- 
Fabrikanlen  hat  auf  seiner  diesjährigen  Versammlung 
in  Atlantic  City,  Clifford  Richardson  vom  Prüfungs- 
Laboratoriura  in  New -York  eine  Arbeit  über  die  Konsti- 
tution des  Portland-Zeinentes  vorgelegt,  die  in  derZtschrfL 
„Engineering  Record"  abgedruckt  ist  und  Beachtung  ver- 
dient. Wir  geben  daher  einen  kurzen  Auszug  aus  diesen 
Mitteilungen  und  verweisen  auf  die  Nummern  der  genann- 
ten Zeitschrift  Bd.  50  No.  7  u.  8  vom  13.  u.  20.  August  d.  J. 

Der  Verfasser  geht  auf  dem  Wege  weiter,  den  Le 
Chateiicr  und  Tornebohm  beschritten  haben,  indem 
sie  mit  Hilfe  des  Mikroskopes  und  pelrographischcr  Me- 
thoden die  optischen  Eigenschaften  der  verschiedenen 
Mineralien  untersuchten,  welche  einen  Portland -Zement- 
Klinker  zusammensetzen.  Durch  Betrachtung  von  licht- 
durchlässigen Dünnschliffen  aus  solchen  Klinkern  unter 
dem  Einfluß  polarisierten  Lichtes  stellten  bekanntlich  beide 
unabhängig  von  einander  und  gleichzeitig  nach  dem  ver- 
schiedenen Lichtbrcchungsvcrmögen  4  bestimmt  unter- 
Bchcidbarc  Mineralien  im  Portland-Zement  fest,  die  Törne- 
bohm  mit  Alit,  Belit,  Celit  und  Fclit  bezeichnete.  Letzteres 
Material  fehlt  unter  Umständen  gänzlich.  Ist  ein  Portland- 
Zcmcnt  aber  4%  kalkreicher  als  üblich,  so  besteht  er  nach 
den  Untersuchungen  von  Tornebohm  fast  ganz  aus  Alit 
und  Celit  Le  Chatelier  und  Newberry  suchten  ander- 
seits der  Frage  auf  chemischem  Wege  beizukommen,  in- 
dem sie  synthetisch  die  Silikate  und  Aluminale  herstellten, 
welche  nach  der  Theorie  im  Porüand-Zcmcnt  vorhanden 
sein  könnten.  Newberry  ging  dann  noch  einen  Schritt 
weiter,  indem  er  aufgrund  der  Analysen  von  Zement- 
Klinkern,  rückwärts  aus  reinen  Chemikalien,  die  er  nach 
dem  bei  der  Analyse  gefundenen  Molckutarverhältni&se  der 
Klinker  zusammensetzte,  Zementklinker  bildete.  Der  Ver- 
fasser verbindet  diese  verschiedenen  Methoden  und  be- 
trachtet die  Konstitution  des  Portland-Zementes  gleichzeitig 
vom  physikalischen  und  vom  chemischen  Sundpunkt.  Er 
hat  zunächst  auf  synthetischem  Wege  die  Calcium-Silikate 
und  -Aluminate  Hergestellt,  die  nach  den  bestehenden 
Theorien  einen  Portland-Zement  zusammensetzen.  So- 
wohl das  einfache  Calci  um -Silikat,  wie  das  Di-  und  Tri- 
Calcium- Silikat  und  die  entsprechenden  Stufen  von  Calcium- 
Aluminat  wurden  hergestellt  und  von  ihm  als  bestimmte 
chemische  Verbindungen  festgestellt.  Die  Untersuchung 
der  ebenfalls  auf  synthetischem  Wege  zusammengesetzten 
Silico- Aluminate,  wie  z.  B.  2  Si  OfAlt  0,6  Ca  0,  die  den 
Portland-Zement  nach  vorhandenen  Theorien  bilden  sollen, 
ergab  dagegen,  daß  es  sich  hier  nicht  um  bestimmte 
chemische  Verbindungen,  sondern  um  sogen,  .feste  Lo- 
sungen" von  Aluminatcn  in  einem  Tri  Calcium -Silikat 
handelt.  Bestimmte  Verbindungen  von  Elisen  und  Kalk, 
Tonerde  und  Magnesia  sind  auch  nachgewiesen  worden. 
Die  theoretische  Betrachtung  vereinfacht  sich  aber,  wenn 
man  sie  an  Zementklinkern  anstellt,  in  denen  diese  Stoffe 
nicht  enthalten  sind. 

Die  Erkläruni;  des  Begriffes  der  „festen  Lösung"  nimmt 
einen  breiten  Raum  in  den  Ausführungen  ein  und  eine 
Reihe  verschiedener  Beispiele  erläutern  denselben,  der 
zuerst  1890  von  dem  holländischen  Chemiker  Van't  Hoff 
aufgestellt  wurde.  Er  fand,  daß  wenn  gewisse  Lösungen 
fester  Körper  in  Flüssigkeiten  zum  Gefrieren  gebracht 
werden,  nicht  die  lösende  Flüssigkeit  allein  erstarrt,  son- 
dern daß  die  erstarrte  Masse  aus  einer  Mischung  der  lösen- 
den und  der  gelösten  Materie  besteht,  die  er  als  „feste 
Lösung"  bezeichnete.  Auf  diese  Weise  läßt  sich  auch  das 
Wesen  der  Metall-Legierungen  leicht  erklären.  So  ist  ferner 
z.  B.  Stahl  als  eine  feste  Lösung  von  Kohlenstoff  in  reinem 
Eisen  aufzufassen.  F.rstcrcr  löst  sich  im  geschmolzenen 
Eisen  in  beträchtlichen  Mengen  auf  und  bleibt  gelöst,  so- 
lange das  Eisen  geschmolzen  bleibt.  Tritt  Abkühlung  und 
Erstarrung  ein;  so  hängt  die  Struktur  des  festen  Eisens  ab 
vom  Verhältnis  des  aufgelösten  Kohlenstoffes  und  der 
Temperatur,  bei  welcher  es  abgekühlt  wurde.  Es  entsteht 
Schweißeisen,  Stahl  und  Gußeisen,  letzteres,  wenn  der 
Kohlenstoffgehalt  so  groll  war,  daß  er  bei  der  Erstarrung 
nicht  ganz  gelöst  bleibt,  sondern  sich  z.  T.  als  Graphit  aus- 
scheidet: dieses  Verhalten  des  Eisens  läßt  sich  in  gewisser 
Beziehung  in  Parallele  stellen  zu  dem  des  Portland  Ze- 
mente». Im  übrigen  müssen  wir  auf  die  weiteren  Aus- 
führungen der  Veröffentlichung  selbst  verweisen. 

Von  der  Vermutung  ausgehend,  daß  I'ortland-Zcmcnt 
eine  feste  Lösung  eines  Aluminales  in  einem  TriCalcium- 
Silikat  sein  könne,  stellte  sich  der  Verfasser  nun  die  Auf- 
gabe, was  sind  Alit  und  Celit,  die  beiden  wesentlichsten 
Bestandteile  eines  Purtlaiid-Zemcni-Klinkcrs.  Wenn  sie 
„feste  Losungen"  sind,  woraus  setzen  sie  sich  zusammen 
und  ändert  sich  ihre  Beschaffenheit,  wie  bei  Stahl,  bei 
einer  bestimmten  Temperatur? 

52 


Der  Weg,  den  Richardson  dabei  einschlug,  war  folgen- 
der: Er  stellte  Klinker  aus  chemisch  reiner  Kieselsäure, 
Tonerde  und  Kalk  her  in  den  Verhältnissen,  wie  sie  bei 
der  Zementfabrikation  vorkommen.  Dazu  war  es  aber  zu- 
nächst erforderlich,  zu  wissen,  in  welchem  Molekular- 
Vcrhältnis  Kieselsäure  und  Tonerde  und  deren  chemisches 
Aequivalent,  Eisenoxyd,  zum  Kalk  und  seinen  chemischen 
Aequivalenten,  Magnesia  und  denAlkalien,  stehen.  Richard- 
son benutzte  dabei  die  vorhandenen  Analysen  von  2  Port- 
land-Zementen. Wird  in  diesen  beiden  Analysen  das  Prozent- 
gewicht jedes  Bestandteiles  durch  das  zugehörige  Mole- 
kulargewicht geteilt,  so  ergibt  sich  das  relative  Zahlen- 
verhältnis der  Moleküle  der  einzelnen  Bestandteile.  Zählt 
man  Tonerde  und  Eisen  zusammen  und  alle  Basen  zu- 
sammen, so  erhält  man  das  Verhältnis  der  Kieselsäure, 
der  Tonerde  und  des  Eisenoxydes,  die  als  R,  0t  Basen 
bekannt  sind,  hier  aber  die  Stelle  von  Säuren  vertreten, 
zum  Kalk  und  den  anderen  Basen,  die  zus.  als  MO  Basen 
bezeichnet  werden.  Sie  Sache  gestaltet  sich  besonders 
einfach,  wenn  man  den  Anteil  der  Kieselsäure  als  1  be- 
zeichnet. Multipliziert  man  diese  Verhältniszahlen  dann  mit 
dem  Atomgewicht  von  Kieselsäure,  Tonerde  und  Kalk, 
so  werden  die  Gewichts-  und  Prozent -Verhältnisse  er- 
mittelt, in  welchen  diese  Bestandteile  gemischt  werden 
müssen,  um  einen  reinen  Klinker  zu  erzeugen,  der  die- 
selben basischen  Eigenschaften  und  dasselbe  Molekular- 
Verhältnis  hat,  wie  der  in  der  Praxis  hergestellte,  ur- 
sprüngliche Zementklinker,  dessen  Analysen  zugrunde  ge- 
legt wurden.  Jedoch  mit  dem  Unterschiede,  daß  die  un- 
wesentlichen Elemente  fehlen.  Hierbei  ist  aber  erforderlich, 
den  Kalkanteil  der  in  Verbindung  mit  Schwefelsäure  vor- 
kommt, abzuziehen,  da  dieser  bei  der  Formierung  des 
Klinkers  keine  Rolle  spielt. 

Die  so  hergestellten  Klinker  wurden  unter  polarisier- 
tem Licht  untersucht  und  es  wurde  dadurch  die  »Lösungs- 
Theorie"  bestätigt. 

Die  Untersuchungen  wurden  dann  dadurch  erweitert, 
daß  nunmehr  Zementklinker  hergestellt  und  auf  ihre  Struktur 
untersucht  wurden,  in  denen  von  vornherein  ein  bestimmtes 
Molckularverhältnis  des  Tri-Calcium-Silikates  zu  den  ver- 
schiedenen Aluminatcn  zugrunde  gelegt  wurde.  Und  zwar 
wurde  zunächst  ein  Verhältnis  6 : 1  gewählt,  das  sich  in 
den  Grenzen  hält,  die  bei  einem  in  der  Praxis  hergestellten 
Zementklinkcr  vorkommen  können.  Aus  den  sich .  anv 
schließendcn  Untersuchungen  kommt  Richardson  zu  dem 
Schluß,  daß  Alit  eine  feste  Lösung  von  Tri-Calcium- 
Aluminat  in  Tri-Calcium-Silikat,  Celit  dagegen  eine  solche 
von  Di-Calcium-Aluminat  in  Tri-Calcium-Silikat  sei,  sodaß 
damit  die  Zusammensetzung  des  reinen  Zementklinkers 
erklärt  wäre,  denn  die  Gegenwart  der  anderen  unwichtigen 
Elemente,  wie  Eisen,  Magnesia  und  die  Alkalien,  können 
das  Ergebnis  nicht  in  wesentlicher  Form  beeinflussen.  Sic 
befinden  sich  wahrscheinlich  als  Lösung  im  Celit. 

Es  wurden  ferner  Klinker  hergestellt  und  in  ihren- 
physikalischen  Eigenschaften  untersucht  in  Mischungs- 
verhältnissen der  Kieselsäure  zur  Tonerde  von  3:1,  4:1 
und  5 : 1,  sodaß  innerhalb  dieser  Grenzen  alle  Möglich- 
keiten der  Zusammensetzung  des  in  der  Praxis  erzeugten 
Portland-Zcmcntcs  erschöpft  wären.  Es  wurde  damit  auch 
die  Frage  geprüft,  welchen  Grad  der  Konzenlricrung  die 
Lösungen  der  Aluminate  in  den  Silikaten  haben  dürfen, 
che  der  Zement  aufhört,  ein  normaler  Portland-Zement  zu 
sein.    Als  diese  Grenze  bezeichnet  Richardson: 

Si»,   AltO,  CaO 
Reines  Tri-Calcium-Silikat  26,4      0,0  75,6 

zu  7  (Si  Ot  3  Ca  <>)  3  (AU  »3  a  Oi  O)  18,9  23,6  67,5 
Darüber  hinaus  entstehen  Klinker,  die  nicht  mehr  die 
Struktur  eines  Portland-Zcmcntes  haben,  obgleich  sie 
hydraulisch  sind. 

Aus  der  physikalischen  Betrachtung  des  Portland- 
Zcmcntcs  ergeben  sich  dann  auch  die  Lösungen  für  eine 
Reihe  anderer  Fragen,  die  allein  vom  chemischen  Stand- 
punkte nicht  gewonnen  werden,  so  des  Einflusses  der 
Brenntemperatur,  der  Abkühlungsweise,  der  Mahlfeinheit 
auf  das  fertige  Erzeugnis;  und  hieraus  lassen  sich  wieder 
neue  Gesichtspunkte  für  die  Güte  und  Beurteilung  eines 
Portland-Zementes  und  für  die  Verbesserung  der  Fabri- 
kation finden.  Auch  die  Erscheinung,  daß  unter  gewissen 
Umständen  (zu  großer  Tonrcichtumi  die  Zementklinker 
schon  im  Ofen  oder  später  zerfallen,  finden  durch  diese 
Beobachtungen  eine  begreiflichere  Erklärung.  - 

Inhalt:  SimernhtOrke  i»  riwnbriun  <il>cr  tiir  Nar  bei  Grftnwald 
otierhalb  Manchen  |S»-hlu6).  —  iCur  I  ii£c  der  lUftfrMiukril  drtt  EJsflkS 
im  Beton  tSihluüj,    -  l  rtict  tlie  KuiiHtituljui]  iln*  rurtlii.it-Zeaimlrft. 


VcrUp  drr  n*ut*rhrn  Haaz?ituop,  G.  m.  h.  II ,  Berlin.  Fflr  die  Redaktion 
vermtwartlicb  f.  Mite  teil,  Berlin.    Druck  vuu  Wüh.  Greife,  Bertin. 

No.  13. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

B  ■  MITTEILUNGEN  OBER  

ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
m   *    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 

— '  -r»  r>  _v_  ^ 


I.  JAHRGANG  1904. 


N°-  14. 


Abbildg.  10.    Lehrgerüst  für  die  Kin»Ump(ung  d*»  BogcDdacbes. 

Konzertsaal  mit  freitragendem  Eisenbeton-Dach  von  20  m  Spannweite. 

(Ausgeführt  in  Berlin  von  der  Baugc»cl1achaft  (flr  Lolat-Eisenbctou  in  Berlin.) 
Janze  Konstruktionen  in  Eisenbeton  sind  in 


der  Rcichshauplstadt  erst  möglich,  seit  der 
'  Erlaß  des  Hrn.  Ministers  der  öffentlichen 
Arbeiten  vom  16.  April  1904  den  Baupolizei-Be- 
hörden Handhaben  forderen  Genehmigung  bietet. 
Die  Decken  in  Eisenbeton  zwar  waren  schon  langst 
in  Anwendung,  doch  genügten  diese  Ausführungen 
nicht,  um  die  Kenntnis  des  Materiales  genügend  zu 
vermitteln,  und  so  ist  es  natürlich,  daß  die  neue 
Bauweise  vorlaufig  noch  mit  einem  gewissen  Miß- 
trauen der  verantwortlichen  Stellen  zu  kämpfen 
hat,  bis  auch  hier  in  Berlin  Ausführungen  in  ge- 
nügender Zahl  vorliegen  werden. 

Unter  diesen  Umständen  verdient  der  Bau  be- 
sondere Beachtung,  welcher  auf  dem  fiskalischen 
Grundstück  Ecke  Königgrätzcr  und  Prinz  Albrecht- 
straße errichtet  ist,  da  er  in  seinen  wesentlichen 
tragenden  Teilen  aus  Eisenbeton  besteht  Die 
Kaumdisposition  des  Baues  ist  aus  dem  Grundriß, 
Abbildg.  1,  dem  Längsschnitt  Abbildg.  a  und  der 
Aufnahme  der  gesamten  Baustelle,  Abbildg.  3, 
leicht  zu  ersehen:  um  den  Hauptbau,  den  Konzert- 
saal, gruppieren  sich  gemäß  der  Form  des  Grund- 
stückes und  unter  Berücksichtigung  der  feuerpoli- 
zeilich zulässigen  Tiefen  die  Anbauten  für  Ver- 
kaufs- und  Wirtschaftsräume. 

Diese  Anbauten  sind  mit  massiven  Außen- 
mauern aufgeführt,  das  innere  Tragwerk  ist  mit 
Pfeilern  und  Balken  in  Eisenbeton  hergestellt  und 
bietet  konstruktiv  nichts  Neues.  Beim  großen  Saal- 
bau ist  auf  die  Mitwirkung  des  Mauerwerkes  gänz- 
lich verzichtet.  AufStützcnfüßen  von  150  zu  ISO*" 
Grundfläche  erheben  sich  die  Säulen  der  Außen- 
mauern,  in Gcländchöhe  nehmen  kräftige  Kahmen- 
balken  das  mit  Isolierung  aufgeführte  Mauerwerk 
auf  und  Obertragen  die  l.;i-t  auf  die  Stützen.  Auf 
die  oberen  Enden  der  Stützen  ist  ebenfalls  ein 
solcher  Kähmen  aufgelagert,  welcher  das  Dach 
aufnimmt  und  so  das  Mauerwerk  vollkommen 


Abbildg.  3.    Uebersicbt  der  getarnten  Baustelle  während  der  Auifubrung. 


53 


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entlastet.  Zwischen  die  Rahmenbalken  spannt  sich  ein  frei- 
tragendes Gewölbe  von  aom  Lichtweite  und  n  cm  Scheitel- 
Stärke.  Dies  dient  einerseits  als  Dach,  anderseits  als  Trage- 
konstruktion rar  die  Stuckdecke  des  Saales,  die  in  Höne 
der  Spannsiangcn  an  diesen  aufgehängt  ist.  Die  Segmente 
der  YVölbung  über  beiden  Giebeln  sind  als  12"»  starke 


Ii  I  I 


40 


gespannte  Konsolen  zu  wirken,  deren  Gurte  die  Säulen  sind, 
um  so  die  Windkräfte  aufzunehmen.  Für  die  betroffenen 
Säulen  entsteht  hierdurch  eine  Zusaizkraft  von  maximal 
rd.  1 1  «.  Auf  die  Stützen  der  beiden  Hauptwände  hat  die 
Windkraft  die  Wirkung,  daß  deren  zentrische  Last  ver- 
schoben wird  und  so  auch  auf  die  Fußplatte  exzentrisch 
wirkt  Dies  Ist  auf  die  Bemessung  der  SlOtzcnfüßc 
von  wesentlichem  Einfluß. 

Die  aus  den  Berechnungen  sich  ergebenden  Kon- 
struktionen sind  in  den  Konstruktion»  -  Zeichnungen 
Abbildgn.  4—9  dargestellt.  Das  Eisengerippe,  insbe- 
sondere im  Bogendach,  ist  so  einfach  als  möglich  ge- 
halten, dabei  ist  die  Lage  der  einzelnen  Elsen  durch 
die,  dem  Lolat-Eiscnbcton  eigentümlichen,  patentierten 
Typeneisen  vollständig  gesichert  Der  Absland  in  dem 
diese  Eisen  verlegt  werden,  ergibt  sich  aus  den  prakti- 
schen Gesichtspunkten  Die  Eisengerippe  der  übrigen 
Konstruktionen  sind  die  allgemein  üblichen,  mit  nur 
geringen  Abänderungen.  Der  Beton  wurde  im  Ver- 
hältnis 1  : 4  gemischt  Die  kräftige  und 
sorgfältige  Konstruktion  der  Rüstung  ist 
aus  der  Abbildg.  10  ersichtlich.  Ucbcr 


Teil  de  n»ch-L*nK*- 
»chnitte«. 


Abbildg.  4. 
Teil  de»  Dich- 
Querschnitte» 
mit  dem 

Widerlager. 


Eiscnbclonwändc  ausgebildet,  die  sich  zwi- 
schen den  Stützen  freitragen.   Der  Bogen  ist 
an  drei  Stellen  im  Scheitel  unterbrochen,  die 
Ocffnungen  sollen  die  Vcntilations-Schächtc 
aufnehmen.  Die  statische  Wirkung  und  Be- 
rechnung dieses  Baues  ist  leicht  zu  übersehen. 
Der  Bau  bildet  durch  Konstruktion  und  Aus- 
führung ein  einheitliches  Ganzes    Auf  das 
Dach  als  Bogenträger  wirken  lotrecht  die 
Konatruktionslast,  d.  h.  Eigenlast,  Abdeckung 
und  I  »rahtputzdecke,  außerdem  ist  Schnee- 
last  und   Winddruck    inbetracht  zu 
ziehen,  welche  auf  die  Bogenquer- 
schnitte  einseitig  am  ungünstigsten  wir-  Abi 
ken    Es  wurden  bei  der  Berechnung  Smt«e  mit  Ver- 
die  Entspannung  in  den  kräftigen  Rah- 
menbalken in  Rücksicht  gezogen  und 
die  Reaktionen  nach  der  Elastizitäts- 
Theorie  ermittelt.   Die  inneren  Span- 
nungen wurden  daraus  nach  den  mi- 
nisteriellen Bestimmungen  kontrolliert ; 
es  ergaben  sich  als  größte  Beanspruch- 
ungen für  Beton  auf  Druck  32*01"", 
Eisen  auf  Druck  350  U-  >i'  m,  Eisen  auf  Zug 
40okcl'i"".  Die  Bciotwpannung  wurde 
aus  den  eingangs  erwähnten  (»ründen 
nicht  höher  zugelassen.   Zur  Berech- 
nung der  Zugstangen  des  Daches  wurde 
natürlich  Vollbelastung  angenommen. 

Bei  der  ungeteilten  Höhe  des  Bau- 
werkes ist  der  Winddruck  von  großer 
Wirkung,  ihm  gegenüber  stellt  das  Dach 
einen  Träger  von  rd.  31  ■  Höhe  und 
39'"  Stützweite  dar  und  ist  im  Ver- 
band mit  den  steifen  Giebelwändcn  als 
ein  starrer  Träger  anzusehen.  Daher 
wurde  de  m  Dach  rechnerisch  derWind- 
druck  des  Daches  und  der  halbe  Wind- 
druck der  Längswände  zugewiesen  und 
es  wird  dieser  Druck  auf  die  Giebcl- 
wände  übertragen.  Das  Dach  als  Trä- 
ger für  wagrechte  Kräfte  hat  eine  so 
große  Höhe  im  Verhältnis  zur  Spann- 
weite, daß  die  Nurmalkräfte  in  den 
Gurtungen  minimal  werden.  Durch 
Ausmauerung  ganzer  Felder  zwischen 
je  zwei  Säulen  der  Giebclwände  wer- 
den diese  befähigt  als  in  der  Erde  ein- 


die  Ausführung  ist  noch  zu  erwähnen, 
daß  die  Eisenbetonarbciten  des  gesam- 
ten Baues  Mitte  August  in  Angriff  ge- 
nommen wurden.  Wegen  der  kurzen 
Frist,  die  seit  Aufiragcrteilung  und 
genauer  Feststellung  des  Planes  ver- 
blieb, war  es  leider  nicht  möglich,  die 
baupolizeiliche  Genehmigung  recht- 
zeitig zu  erhalten;  dies  hatte  lästigen 
Aufenthalt  und  Inhibierung  des  Baues 
zur  Folge.  Von  dieser  Zeilversäumnis 
abgesehen  nahmen  die  Eisenbetonar- 
bciten für  den  Saalbau  lt.  Tagebuch  in 
Anspruch:  Fundamente,  Balken  und 
Stützen  bis  Gcländchöhc  9 Tage,  Eisen- 
beton u.  Mauerung  bis  Saalhöhe  B  Tage. 
Während  dieser  Zeit  wurde  die  Rüstung 
für  das  ßogendach  aufgestellt,  so  daß 
hierdurch  die  Arbeiten  eine  Unter- 
brechung nicht  erfuhren.  Es  bean- 
spruchte sodann  das  Ausstampfen  der 
Giebelwände  und  der  gesamten  Dach- 
fläche (8409»  gewölbte  Fläche)  10  Ar- 
beitstage. Den  Zugstangen  wurde  vor 
dem  Ausschalen  bereits  Spannung  ge- 
geben, die  größte  Scheitelsenkung 
nach  dem  Ausschalen  betrug  etwa  3»«. 
Die  Zugstangen  wurden  gleichzeitig 
zur  Aulhängung  der  Kabitzdecke  be- 
nutzt, welche  den  eigentlichen  oberen 
Abschluß  des  Saales  bildet  Abb.  3 
zeigt,  wie  das  Bogendach  streifenweise 
eingeschalt,  verlegt  und  eingestampft 
wird.  —  Gottschalk. 


Die  Erhöhung  der  Bahnsteige  der  Stadt-  und  Ringbahn  in  Berlin.   Von  Pl.tt.  Reg-  u.  B.ur.t  zu  Berlin. 

Deutsch.  Reichspatcnt  No,  148  132  geschützten  Bauart  vor 
sich  gegangen     Leber  die  Art  der  Herstellung,  die  zu 
bewältigende  uroße  Arbeit,  die  für  jeden  der  Bahnsteige 
der  von  M.  Kocnen  angegebenen  und  demselben  durch    in  3-3V,  Nachtstunden  unbedingt  zu  Ende  geführt  wer- 

54  No.  j4 


« 


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den  mußte,  und  die  dank  der  Hingabe  aller  Beteiligten 
ohne  jeden  Unfall  verlaufen  ist,  wurde  von  verschiedenen 
Gesichtspunkten  aus  mehrfach  berichtet. *)  Der  Zweck 
der  Erhöhung  der  Bahnsteige  von  dem  alten  Maße  von 
0,23"»  auf  0,76  m  Ober  Schicncnobcrkante,  also  um  0,53  m, 
war  derjenige,  die  Vorortzüge  von  den  Kerngleisen  auf 
die  Stadtgleisc  leiten  und  dort  ebenso  schnell  für  den  Be- 
trieb und  für  die  Reisenden 
bisher 
Züge. 


platten  und  Banken  vorgenommenen  Proben  besprochen, 
sowie  Herstellung  und  Arbeitsvorgang  erläutert  werden. 

Zum  besseren  Verständnis  sind  in  den  Abb.  1  u.  2  f.  S. 
ein  Teil  des  Quer-  und  Längsschnittes  durch  einen  Bahn- 
steig dargestellt.  Man  ersieht  aus  den  beiden  Abbildungen, 
wie  die  für  gewöhnlich  in  1  °>  Abstand  stehenden  Bänke 
mit  einander  durch  Kundeisen  von  5  ■"»,  die  sich  um  den 
10  «"»  starken  Stift  der  Nachbarbank  schlinget 


ntl  lür  die  Keiscndcn  abfertigen  zu  können,  wie  lo««  starken  ötilt  der  >achbarbank  schlingen,  verbunden 
die  aus  niedrigen  Wagen  bestehenden  Stadtbahn-  werden,  und  wie  in  gleicher  Weise  die  Stirnplatten  an 
Weiter  gehende  llöhcrlcgung  der  Bahnsteige  und   den  Banken  befestigt  sind.  Man  erkennt  ferner,  wie  jede 


i- 


5 1 


j: 


7l~T  I 


.   


Konzertsaal 
mit  freitragendem  Elsen- 

Beton-Dach  von 
20  m  Spannwelte  In  Berlin. 


Abbild«.  3. 
I  Angs-  und  <2ueruhnilt. 


Bank  einen 
und  einen  gl 


verstellbaren 
alten  Kuü  hat 


Abbildg.  8.   R»hmenb»lkeo  in  Tr«ufk«ilei 


1 

IHK 

- 

y 

Abbildg.  9 


iwitchen 


näheres  Heranrücken  der  Vorderkante  war,  so  erwünscht 
diese  Mafiregeln  sind,  mit  Rücksicht  auf  die  Erhaltung  der 
Möglichkeit  untunlich,  alle  der  „Technischen  Einheit"  ent- 
sprechenden Betriebsmittel  über  die  Stadtgleisc  der  Stadt- 
bahn laufen  lassen  zu  können. 

An  dieser  Stelle  sollen  die  Fcstigkcits-Berechnunt*  der 
Platten  und  Bänke  crörtet,  die  mit  ebenen  Platten,  Stirn- 

»)  Zcutralhlalt  drr  lianvrrwiltiin(  iw,  S.  61.    Zrittinp  de*  Vrmn* 
rirulvchrr  EiTtihahn-Vriwaliunci-n  kjoj.  s.  jlo,  -»»B,  A,3.    Otyxa  fOr  dir 
1»  dr«  >'.i»«ihthnwr«-a>.  Neoe  rol(c.    Xl.l  Band,  j.  ItelL 


und  wie  der  Endabschluß 
eines  Bahnsteiges  erfolgen 
sollte.  Es  sind  aber  auch 
an  vereinzelten  Stellen  die 
Stirnplatten  an  den  Enden 
fortgelassen  und  die  ebe- 
nen Platten  einfach  unter- 
mauert worden.  Jede  Mit- 
telbank hat  zwei  Haken- 
stifte und  keinen  verstell- 
baren Fuli. 

Die  Festigkeits-Be- 
rechnungcn.wclchewir 
in  nächster  Nummer  zum 
Abdruck  bringen,  stützen 
sich  auf  die  von  Koencn  *) 
veröffentlichten  „Grund- 
züge für  die  statische  Be- 
rechnung der  Beton-  und 
Eisenbetonbauten* ;  nur 
wurde  das  Verhältnis  der 
Formänderung*  -  Ziffern 
zwischen  Eisen  und  Beton 
nach  den  unterm  16.  April 

ru-Hcn  Bestimmungen  zu 
15  eingesetzt.  - 

Der  Bahnhof  , Zoolo- 
gischer Garten*  ist 
am  regelmäßigsten  gestal- 
tet, deshalb  war  es  mög- 
lich, Platten  und  Bänke  in 
einem  Plane  festzulegen, 
wahrend  für  alle  übrigen 
Bahnhöfe  besondere  Pläne 
für  Platten  und  Bänke  an- 
gefertigt werden  mußten. 

Im  ganzen  wurden  .42 
verschiedene  Paßbänke 
nötig  und  53  Paflplatten, 
außerdem  3  Arten  von 
Regelbänken  und  Regel- 
platten  nebst  Stirnplatten; 
für  den  einfachsten  Bahn- 
steig imganzen  100  ver- 
schiedene Formen.  Viel 
schwieriger  war  dieSache 
beim  Bahnhofe  Alexan- 
derplatz, wo  46  ver- 
schiedene Hanke  und  171 
verschiedene  Platten  nötig 
wurden.  Abbildg  3  zeigt 
einen  Ted  dieses  Bahn- 
hofes. [  hc  unregelmäßi- 
gen Platten  sind  hier  durch  siarke  Umrandung  und 
Schraffierung  hervorgehoben.  Bahnsteig  I>  des  Bahn- 
hofes Charlnttcnburg  erforderte  118  Arten  von  Platten 
und  as  Arten  von  Banken  in  i.|  Arbeitsfeldern  Auf 
Bahnhof  Stralau-Rurnmclsburg  mußte  der  Mittel- 
bahnsteig  für  Züge  von  der  Stadt  zum  Nordring  und 
vom  Südring  zur  Stadt  mit  66  Bank-  und  517  Platten- 
Arten  hergestellt  werden,  weil  dieser  Bahnsteig  eine  bc- 


«   ücnti.lbUll  der 


23.  November 


55 


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sonders  unregelmäßige,  trapezförmige  Gestalt  aufweist. 
Die  Gartenanlage  in  der  Mitte,  das  im  Grundrisse  eigen- 
tümlich geformte  Dicn-tgebftudc  und  der  große  Wirt- 
schaftsraum machten  die  Aufmessung  und  Einteilung 
äußerst  zeilraubend.  Die  Schwierigkeiten,  welche  bei  der 
Arbeit  zu  Oberwinden  waren,  laßt  der  Umstand  erkennen, 
daß  für  die  Stadt-  und  Kingbahn  zusammen  64  949  einzelne 
Stücke  angefertigt  werden  mußten.  Die  Platten  für  den 
Schlesischcn  Bahnhof  wurden  wegen  des  Verkehres 
der  Paket-  und  Gepäckkarren  6 cm  stark  gemacht.  Die 
Zahl  der  Paßbänkc  ist  auf  den  Bahnhöfen  Lehrter  Bahn- 
hof, Börse  und  Jannnwitz- Brücke  größer  als  die  der  Kegel- 
banke, bei  dem  letzten  gilt  das  auch  von  den  Platten.  Kür 
den  Bahnhof  Frankfurter  Allee  waren  fast  ebenso  viele 
Paßbänke  wie  regelmäßige  herzustellen,  über  zwei  Drittel 
der  Platten  sind  Paßplatten.  Die  größte  Anzahl  von  Paß- 
platten findet  sich  in  Stralau-Rummclsburg. 

Auf  jedem  Bahnhofe  spielte  sich  der  Arbeitsvorgang 
wie  folgt  ab :  Nachdem  in  den  spaten  Abendstunden  kurz 
vor  der  Ausführungsnacht  alle  Arbeitsfelder  mit  Zahlen 
und  darin  wieder  alle  Bankreihen  mit  Schnurschlägen  be- 
zeichnet waren,  sammelten  sich  die  Arbeiter  und  traten 
für  jedes  Feld  zur  Meldung  an.  Die  Lampen  wurden 
verteilt.  Jeder  erhielt  seine  Geräte,  die  Träger  ihre  mit 
Sackleinen  umwickelten  dicken  Hölzer,  die  Ausrichter 
ihre  Schraubenschlüssel,  andere  die  geteerten  Hanfstricke 
und  den  Bindedraht,  die  Handwerker  ihre  Zimmer-  und 
Maurerwerkzeuge. 

Nun  rückten  die  ArbcitszOgc,  auf  der  einen  Seite  der 
mit  den  Bänken  und  Stirnplatten,  auf  der  anderen  Seite 
der  mit  den  Platten  vor.  Jeder  Zug  führte  die  nötigen 
Ersatz-  und  Paßstücke  mit  sich,  jeder  Wagen  trug  die 
Nummer  des  Arbeitsfeldes.  Der  Zug  wurde  so  aufge- 
stellt, daß  die  letzten  Wagen  richtig  standen,  dann  wurde 
abgekuppelt  und  vorgezogen.  Hierauf  begann  das  Heraus- 
schaffen der  Bänke  und  Hintragen  an  den  richtigen  Ort. 
Jeder  Aufsiehtsbeamte  und  Vorarbeiter  sorgte  für  Ordnung 
in  seinem  Felde  und  leitete  das  Ver- 
teilen. Inzwischen  nahmen  die  Aus- 
richter ihre  Tätigkeit  auf,  verbanden 
die  Bänke  und  stellten  sie  vorher 
in  wagrechter  und  senkrechter  Rich- 
tung nach  Vorschrift  auf.  Dann  folg- 
ten die  Maurer  zum  Ummanteln  der 
verstellbaren  Bankfüßc.  Hierauf 
wurden  die  Stimplatten  aufgesetzt 
und  befestigt;  endlich  schlössen  die 
ebenen  Platten  die  Fläche.  Kleine 
Stockungen  bei  unvorhergesehenen 
Zufälligkeiten  oder  Fehlern  in  der 
Ausführung  blieben  nicht 


Verrückungen  auf  größere  Länge  stattfinden,  zuweilen 
mußte  Holz  aushelfen.  Dieser  Uebelstand  brachte  den 
Verfasser  auf  den  Gedanken,  einen  gewissen  Teil,  von 
regelmäßigen  ebenen  und  Stirnplatten  1,  2  und  3CD  kürzer 
und  länger,  von  ebenen  Platten  1,  2  und  3f«  breiter  und 
schmaler  anfertigen  zu  lassen.  Dadurch  ist  die  Aufstellung 
auf  der  Kingbahn  viel  glatter  vor  sich  gegangen. 

Eine  Neuerung  wurde  bei  den  letzten  biadlbahnhöfen 
und  den  Kingbahnhöfen  angewendet,  nämlich  die,  daß  der 
Plattenzug  erst  dann  an  den  Bahnsteig  fuhr,  wenn  alle 
Stirnplatten  lagen.  Hierdurch  war  das  Aufstellen  und  ge- 
naue Ausrichten  derStimplatten  außerordentlich  erleichtert. 

Auf  den  Bahnhöfen  Prenzlauer  Allee,  Landsberger 
Allee,  Westend  (Bahnsteig  A  u.  C),  Halensee  und  Stralau- 
Kummelsburg  (beide  Außenbahnsteige)  wurden  beider- 
seits neben  den  Gleisen  2™  breite  Streifen  der  Bahn- 
steige in  der  vorbeschriebenen  Eiscnbetonbau weise  her- 
gestellt, während  die  Erhöhung  der  Mittelstreifen  mittels 
Erdschüttung  und  Mosaikpflastcr  erfolgte.  Damit  der  Erd- 
druck diese  2™  breiten  Streifen  nicht  nach  dem  Gleis  zu 
schieben  kann  —  obgleich  diese  Befürchtung  bei  der 
großen  Reibung  der  Betonbänke  auf  dem  Mosaikpflastcr 
kaum  besteht  —  stützen  sich  in  jeder  Reihe  die  äußeren 


Abbildg.  a.  (Jucrachnitt. 


aus,  wurden  aber  sofort 
der  Bauleitung 
Hei  der  Stadt- 
es  häufig 
die  letzten 
Platten  da,  wo  die  Ar- 
beitskolonnen zu>am- 
menstießen,  in  die  rich- 
tige I-age  zu  bringen, 
denn  bei  der  gebotenen 
Eile  waren  kleine  Ab- 


Abbildg.  3.   Anordnung  der  Platten  auf  Bahnhof  AlexauderplaU. 


weichungen  von  dem  Schnurschlagc  nicht  zu  vermeiden. 
Vereinigten  sich  diese  nun,  statt  sich  aufzuheben,  wie  es 
stellenweise  vorkam,  so  war  die  Not  groß  und  öfter  mußten 


Bücher. 

Entwicklung  der  Zementforschung  nebst  neuen  Versuchen 


auf  diesem  Gebiete,  von  Dr.-lng.  Carl  Unger,  Stutt-  w,' 

gart  1904.  iK.  Wittwer's  vig.  iv.  2  M.)  baftene  K^T«*rdc^llk»t  der Trtger  toErtlrtiiag  fan 

,..      ^  .      ,      ~..  ,       ..  „   Portland-Zeraent  ist,  so  fehlt  doch  zu  einem  unanfeehl 

Die  unter  vorstehendem  I  itcl  erschienene  Schrift  gibt 

in  ihrem  ersten  Teile  (Kapitel  1-4)  einen  recht  guten 
Ucbcrblick  Ober  die  inbezug  auf  Konstitution  und  Erhär- 
tung der  Zemente  aufgestellten  Theorien  von  den  ersten 
Anfängen  (Vicat  18121  bis  auf  die  Gegenwart  und  enthält 
zugleich  kritische  Bemerkungen  des  Verfassers  hierzu. 

In  dem  zweiten  Teile  (Kapitel  5- 10)  werden  eigene  Ver-  ralur,  irn  elektrischen  Lichtbogen  der  Fall  ist.  Bis 
suche  des  Verfassers  besprochen,  die  sich  in  der  Haupt-  jeUt  ist  diese  Isolierung  der  fraglichen  Verbindung  wegen 
.s!CJh?.l"L,:m-!!clit.n*cir!,  eLrhaJ,tcnc'  gfKhmol.Mne   der  Kleinheit  der  im  Portland-Zement  vorhandenen  Kristall- 

gcbilde  und  der  Beimengung  anderer  Verbindungen  noch 
nicht  gelungen.  Die  Schrift  kann  allen  Fachmännern, 
welche  sich  für  die  Chemie  des  Portland-Zcmcntes  inter- 
essieren, zum  Studium  empfohlen  werden.  —        —  n. 


Bankfüße  gegen  Eisenhaken,  die  in  die  Bordsteine 
lassen  sind.  Auch  diese  Bauart  hat  sich  bei  den 
damit  bedachten  8  Bahnsteigen  sehr  gut  bewährt  — 

  (Schluß  folgt.) 

ein  stark  basisches,  tonerdehaltigcs  Calciumsilicat  ist, 
das  sich  beim  Abbinden  zersetzt".  Obgleich  es  nicht  un- 
wahrscheinlich ist,  daß  das  vom  Verfasser  in  Kristallen  er- 
haltene Kalk-Tonerde-Silicat  der  Trä| 
Portland-Zeraent  ist,  so  fehlt  doch 

baren  Beweise  hierfür  noch  der  weitere  Nachweis,  daß 
diese  Verbindung  aus  dem  Portland-Zement  isoliert  wer- 
den kann;  denn  es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  im  Port- 
land-Zetiienl,  der  bei  Sinlerhitzc  gebrannt  wird,  die  Be- 
standteile sich  in  anderer  Weise  gruppieren  als  es  bei 
völligem  Schmelzen  der  Masse  (also  bei  höherer  Tempe- 


und  kristallisierte  Kieselsäure- Verbindungen,  deren  Eigen 
schalten  und  chemische  Zusammensetzung  erstrecken.  Die 
wesentlichsten  Schlußfolgerungen,  die  der  Verfasser  aus 
seinen  Untersuchungen  zieht,  lassen  sich  dahin  zusammen- 
fassen, daß  1.  der  Portland -Zement  keinen  freien  Kalk 
enthält  (ein  Urteil,  welches  auch  von  vielen  anderen  For- 
schern geteilt  wird),  a.  daß  ein  Tricalciumsilicat  im  Port- 
land-Zement nicht  vorhanden  ist,  und  3.  daß  „der  Träger 
der  hydraulischen  Eigenschaften  des  Portland- Zementes 

56 


:  Koturit*a»l  mit  freiuagrndrra  lÄfcriibrUin-fUi  h  vnn  aoni  Snann- 
der  sudt-  und  Ringbahn  in  Berlin. 


wrilr.  —  Die  Krh»huns  dn 
-  Bacher. 


K  El. eleu, 


».  b.  R. 
Druck  reo 


For  d 
Gute, 


No.  14. 


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1 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 

MITTFTT  TINr.FN  ÜBER^= 


ZEMENT,  BETON-  UND  EISENBETONBAU 

UNTER  MITWIRKUNG  *  DES  VEREINS  DEUTSCHER  PORTLAND-CEMENT- 
*    *  FABRIKANTEN  *  UND  *  DES  DEUTSCHEN  BETON-VEREINS  *  * 


L  JAHRGANG  1904. 


N°-  15. 


Gewölbeförmige  Talsperre  in  Stampfbeton  mit  Eiseneinlagen. 


Icbcr  eine  gewölbeförmig  in  Stampfbeton  mit  Eisen- 
einlage als  L'eberfall-Damm  hergestellte  Talsperre 
im  Six-MileCrcck  oberhalbderStadt  IthakaN.  .^(Nord- 
amerika) berichten  die  „Proceedings  ofthe  American  Society 
of  Civil  Engineers",  Bd.  30,  No.  7  im  Scpt  d.  J.  Wenn 
auch  der  Plan  in  seiner  ursprünglichen  Kühnheit  nur  zum 
Teil  zur  Ausführung  gekommen  ist  —  es  sollte  durch  eine 
27,4  m  hohe,  als  Gewölbe  zwischen  die  Felswände  einer 
Schlucht  gespannte  Mauer  von  nur  rd.  3,44  ■  größter 


Der  Damm  sollte  der  Wasserversorgung  der  Stadt 
dienen.  Seine  Lage  oberhalb  der  Stadt  und  der,  einer  Ge- 
sellschaft gehörigen,  Wasserwerke  bedingte  eine  durchaus 
sichere  Herstellung.  Die  Anwendung  einer  als  Stützmauer 
wirkenden  Talsperre  erschien  dem  ausführenden  Ingenieur 
Williams  bedenklich,  da  die  Schichtungen  des  Felsens, 
die  auch  in  der  Sohle  der  Schlucht  durchgehen,  ein  Durch- 
quellen von  Wasser,  also  einen  von  unten  nach  oben  ge- 
richteten Druck  auf  die  Mauer  befürchten  ließen.  Er  ent- 
schied sich  daher  dafür,  die  Mauer  als  Gewölbe  zwischen 
die  festen  Felswände  zu  spannen.  Wie  die  Abbildg.  1  auf 
folg.  S.,  welche  den  Mauer-Querschnitt  nach  dem  ursprüng- 
lichen Plane  zeigt,  sowie  Abbildg.  2,  welche  die  Mauer  in 
der  zur  Ausführung  gelangten  Form  wiedergibt,  erkennen 
lassen,  ist  das  Gewölbe  aber  nicht  als  einfacher  stehender 
Zylinder  ausgeführt,  sondern  besteht  aus  4  verschieden 
geformten  Teilen.  Der  unterste,  4,57  »  hohe,  in  der  senk- 
rechten Ebene  nach  einem  Halbmesser  von  6,1  ■  ge- 
krümmte Ring  entspricht  einem  Teile  eines  kugelförmigen 
Keservoirbodens;  dann  folgt  ein  2, 14  »  hohes,  nahezu  senk- 
rechtes Zylinderstück;  darauf  setzt  sich  ein  30,42  00  hohes 
Kuppelstück,  das  im  senkrechten  Schnitt  angenähert  hyper- 
bolisch geformt  ist,  und  schließlich  ein  3,6«  hoher,  unter 


Abbildg.  a.    Ausgeführte  Mauer. 

Stärke  ein  Staubecken  von  rd.  24  h»  etwa  3,aokm  oberhalb 
der  Stadt  geschaffen  werden  —  so  verdient  doch  die  An- 
lage so  viel  Interesse,  daß  wir  nach  der  genannten  Ver- 
öffentlichung einige  Mitteilungen  über  dieselbe  an  dieser 
Stelle  machen  möchten. 

Für  die  Lage  der  Mauer  ist  ein  Platz  ausgewählt,  wo 
der  Fluß,  der  oberhalb  noch  ein  stark  geneigtes  Einzugs- 
gebiet von  123  q>«  besitzt,  einen  Felsrücken  mit  einer 
Schlucht  durchbricht  von  150™  Länge  bei  27,5"  Breite, 
deren  fast  senkrechte  Felswände  sich  27  bezw.  21  ■  hoch 
erheben.  Das  Gestein  ist  ein  fast  wagrecht  geschichteter 
Tonschiefer,  der  nur  in  den  äußersten  Schichten  etwas 
verwittert,  im  übrigen  durchaus  fest  ist.  Auch  die  Sohle 
der  Schlucht  besteht  aus  demselben  Material,  war  aber 
etwa  i,B§°>  hoch  mit  Sand  und  Geröll  infolge  eines  in 
früherer  Zeit  am  unteren  Schluchtende  errichteten  niedri- 
geren Staudammes  überlagert.  Der  von  der  Schlucht 
durchbrochene  Felsrücken  dacht  sich  am  oberen  Ende 
derselben  etwa  unter  450  ab  und  ist  mit  einer  starken, 
wasserdichten  Tonschich't  überlagert. 


Abbildg.  3.    Mauer  wählend  der  Herstellung. 

45°  nach  hinten  geneigter  Kegelmantel.  In  den  wagrechten 
Schnitten  beträgt  der  kleinste  innere  Halbmesser  der  Mauer 
in  Kronenhöhe  15,24»,  der  größte  17,70»".  Die  größte 
Mauerstärke  in  dem  zylindrischen  Teile  ist  2,4  m,  an  der 
mit  Gußeisen  abgedeckten  Krone  nur  noch  0,60 ».  Nach 
den  Widerlagern  zu  tritt  eine  Verstärkung  der  Mauer  ein. 

Die  Wahl  dieser  Form  ist  aus  dem  Gesichtspunkte 
erfolgt,  die  Pressungen  in  der  Mauer,  die  durch  den 
Wasserdruck  entstehen,  dadurch  zu  verringern,  daß  das 
Eigengewicht  der  Mauer  nach  außen  gerichtete,  dem 
Wasserdruck  entgegenwirkende  Kräfte  erzeugt;  ferner 
mit  dem  Zwecke,  dem  Mauerfuße,  der  ja  auf  der  Sohle 
fest  aufruhen  muß,  doch  möglichste  Bewegungsfreiheit  zu 
lassen:  schließlich,  was  den  oberen  Teil  betrifft,  das  Ueber- 
strömen  der  Mauer  (und  auch  Eisgang)  in  bequemer  Weise 
und  derart  zu  ermöglichen,  daß  die  Außenseite  der  Mauer 
vom  Wasser  nicht  berührt,  vielmehr  stets  von  Luft  um- 
spült wird.  Damit  das  überstürzende  Wasser  nicht  das 
Mauerfundament  gefährdet,  ist  in  52  "»  Entfernung  eine 
zweite,  in  Form  eines  Kegelmantels  ausgeführte  Mauer 


57 


/iginzet 


d  by  Google 


von  18,3™  Halbmesser  der  waerechten  Krümmung  mit 
4,6 m  Höhe  hergestellt,  die  ein  kleines  Wasserbecken  bil- 
det, das  als  Polster  für  die  aber  die  Hauptmauer  herab- 
stürzenden Wassennassen  dient.  Die  Fundamente  der 
Hauptmauer  sind  bis  auf  den  festen  Fels  1,5—1,8"  tief 
herabgeführt;  auf  eine  kürzere  Strecke  wurde  jedoch  eine 
Abräumung  des  losen  Materiales  bis  auf  5,50 m  Tiefe  er- 
forderlich. Die  Längsschichtungen,  die  sich  auch  in  der 
Sohle  zeigen,  wurden  1.2— 1,8  •  unter  die  Fundament- 
sohle  herab  aufgebohrt  (5—8«™  starke  Bohrlöcher)  und 
mit  plastischem  Ton  gut  ausgestampft 

Auf  die  Berechnung  der  Mauer  im  Einzelnen  einzu- 
gehen müssen  wir  uns  versagen.  Sie  erfolgte  das  eine 
mal  unter  der  kaum  jemals  zutreffenden  Voraussetzung, 
daß  die  Mauer  bis  3,05™  überstaut  wird,  das  andere  mal, 
daß  das  Staubecken  bis  zum  Rande  gefüllt  ist.  Schließlich 
war  noch  zu  untersuchen,  wie  sich  die  Mauer  bei  leerem 
Staubecken  verhält.  Bei  voller  Belastung  stellten  sich  die 


höchsten  Pressungen  in  der  Mauer  auf  20,0  ■'«,')<'»,  an  den 
Widerlagern  auf  17,5  ks/V». 

Die  Fressung  auf  das  Fundament  wird  am  größten, 
wenn  das  Becken  randvoll  gefüllt  ist.  Die  Pressungen  halten 
sich  also  in  mäßigen  Grenzen.  Um  die  Mauer  auch  bei 
leerem  Staubecken  standsicher  zu  erhalten,  wird  der  un- 
lere Teil  der  Mauer  durch  Strebepfeiler  gestützt,  die 


nicht  fest  mit  dem  Mauerwerke  verbunden  sind.  An  der 
Stelle,  wo  der  obere,  stark  hintenüber  geneigte  Mauer- 
teil auf  dem  mehr  lotrechten  aufsitzt,  können  leichte  Zug- 
spannungen entstehen.   Zur  Sicherheit  Ist  ein  10/18 
starker  Stahlring  vorgesehen. 

Der  Mauerkörper  ist  in  Stampfbeton  hergestellt  und 
zwar  im  Mischungsverhältnis  von  1  Teil  importiertem  Alsen 
Portland-Zement,  2  Teilen  Flußsand,  3  Teilen  Flußkies  und 
a  Teilen  Steinschlag,  aus  dem  größeren  Flußgeschiebe  der- 
artig gequetscht,  daß  die  Stücke  durch  einen  iocm-Ring 
gingen.  Alle  flachen  Stücke  wurden  dabei  nach  Mög- 
lichkeit ausgeschlossen.  Der  Sand  besaß  ein  Porenvolumen 
von  rd.  42*79.   Die  Zugfestigkeit  von  Mörtelproben  nach 

7  Tagen  belief  sich  auf  etwa  2/3  der  Proben  mit  Normal  - 
sand.  Die  Mauersteine  sind  mit  glasierten  Pflasterklinkem 
(7,6  x  10  x  23  c|»)  mit  den  Köpfen  nach  außen  verblendet 
Als  Mörtel  wurden  dabei  benutzt  1  Zement  zu  1  Sand  zu 
1  Steinstaub  aus  der  Slcinbrechmaschine.  Die  Klinker- 
schale ist  mit  dem  Betonkörper  durch  eingelagerte,  18 « 
lange  und  3/12""  starke,  an  den  Enden  umgebogene 
Flacheisen  verankert.  Hinter  die  Klinkerschale  wurde  eine 

8  ™  starke  Mörtelschicht  von  derselben  Mischung  wie  der 
Fugcnmörtel  gegeben.  In  diese  Mörtelschicbt  und  mög- 
lichst dicht  hinter  der  Klinkerschale  wurde  oberhalb  des 
Mauerfußes  in  i,aa»  Höhenabstand  an  beiden  Seiten  Stahl- 
bänder von  5/75 mm  Starke  eingelegt  und  miteinander  alle 
1,22 m  durch  15mm  starke  Kundeisen  verbunden.  Ein  etwas 
stärkeres  Band  wurde  in  Höhe  der  unteren  Stützpfeiler 
an  der  oberen  Seite  der  Wand  eingelegt,  um  Zugspan- 
nungen bei  leerem  Staubecken  aufzunehmen. 

Ucber  dieses  Eisengerippe  wurde  beiderseits  noch 
ein  10  co|-maschiges  Drahtnetz  gespannt  (vergl.  Abbildgn. 
1  u.  3).  Auf  diese  Weise  soll  die  Bildung  von  Kissen  unter 
dem  Einfluß  von  Temperaturspannungen  verhindert  wer- 
den. Das  gesamte  Eisenzeug  wurde  sofort  auf  der  Bau- 
stelle nach  Anlieferung  in  Zementmilch  getaucht,  um  weite- 
res Anrosten  zu  verhindern. 

Bei  der  Ausführung  wurden  zunächst  die  Verblend- 
mauern  in  Absätzen  von  1,22»  Höhe  hergestellt,  dann 
diese  Absätze  nach  Einlage  der  Eisen  schichtweise  aus- 
gestampft Die  sattere  Mörtelschicht  wurde  dabei  zwischen 
der  Verblendung  und  einer  parallel  dazu  aufgestellten 
Blechtafel  eingebracht,  dann  der  Stampfbeton  dahinter. 
Nach  Herausziehen  der  Blechtafel  wurde  dann  das  ganze 
durch  Stampfen  fest  vereinigt  Um  die  einzelnen  Schichten 
noch  fester  zu  verbinden,  wurden  größere  Felsstücke  in 
den  einzelnen  Lagen  eingestampft,  die  mit  der  Hälfte  in 
die  nächste  Schient  hineinragten. 

Wie  schon  hervorgehoben,  ist  die  Mauer  nur  zum  Teil 
in  der  geplanten  Welse  zur  Ausführung  gekommen.  Gegen 
ihre  kühne  Konstruktion,  die  zwar  von  einer  Reihe  tüch- 
tiger Ingenieure  gebilligt  wurde,  erhoben  sich  von  anderer 
Seite  doch  solche  Bedenken,  daß  die  Wasserwerks-Gesell- 
schaft den  Bau  nur  bis  0,5  ■»  Höhe  herstellte.  Bis  7™ 
über  Sohle  hat  sie  die  geplante  Form  erhalten,  darüber 
erhebt  sich  dann  gleich  der  stark  hinübergeneigte  Ueber- 
sturzrücken.  Die  Mauer  hat  sich  als  dicht  erwiesen  und 
im  Vorjahre  eine  Hochflut  ohne  Schaden  überstanden.  — 


Die  Erhöhung  der  Bahnsteige  der  Stadt-  und  Ringbahn  in  Berlin. 

Von  Pl»tt,  Reg.-  u.  Baurat  iu  Berlin.  (SthtuO.) 


1.  Berechnung  der  ebenen  Platte. 

Jei  der  gewählten  Entfernung  der  0,15°»  breiten  Bänke 

8  von  1  m  beträgt  die  freitragende  Länge  der  908  "»«n 

'  langen  Platte  0,85      Die  Nutzlast  ist  mit  Rücksicht 

aufStößc  zu  500  kr;q">  und  das  Eigengewicht  zu  100  ks  q», 

zus.  0,06  kr,'irm  angenommen.  Für  6  =  67  c"  Breite  entsteht 

ein  Moment:  0.06.  67.  8s* 

J  =  3610  cmke. 


Somit  wird  die  Lage  der  Nullin ie  durch  ihren  Abstand 
t„  von  Plattenobcrkantc  festgelegt.  Die  größte  Druck- 
spannung im  Beton  beträgt  (nach  Gl.  17  der  „Grundzügc") 

-0-  -2>36,°^='7,8oK^. 


(«*-  **)     67.. ,80(4,15-  ,38°) 


Ii 


Die  Plattcnstärke  wurde  auf  h  -  •  5  c",  Abbildg.  4,  be- 
messen und  mindestens  acht  Rundeisen  von  rf  —  0,7 
Durchmesser,  mit  zusammen  F,  —  3,08  tfB» 
Querschnitt  wurden  eingelegt.  Der  geringste 
Abstand  des  Kundeisens  von  Plattenuntcr-  ■<- 
fläche  ist  o,5c">,  also  sein  Schwcrpunktab-        •  C  > 
stand  von  der  Oberfläche 


Das  Eisen  wird  (nach  Gl.  18)  mit 
6  xa  17,8.67.1,80 


2.3.08 


348  kz  icm  beansprucht 


Abbild*.  4- 


Das  Verhältnis  der  Formändcrungsziffern  von  Eisen  zu 
Beton  der  Mischung  1 : 3  bis  1:4  ist  »  =  15.  Dann  findet 
man  (nach  Gl.  16  der  „Grundzügc") ; 

»■Kl        ,  1  /    ,    2  b  d  \ 


2.  Berechnung  der  Stirnplatte. 
Die  an  drei  Seiten  aufliegende,  an  einer  dieser  Seiten 
außerdem  eingespannte  Platte  ist  mit  den  bis  jetzt  be- 
kannten Hülfsmittcln  der  Statik  nicht  zu  berechnen.  An- 
nehmen läßt  sich  aber  wohl,  daß  die  beiden  gleich  ge- 
richteten Auflagcrsciten  höchstens  je  ein  Drittel  der  List 
aufnehmen,  so  daß  für  die  Biegung  railbezug  auf  die  Auf- 
lagerung auf  den  Bänken  höchstens  zwei  Drittel  des  vor- 
her für  die  ebene  Platte  berechneten  größten  Momentes 
inbetracht 


07     l         \         «5  3.o8  ; 


Uä'<*   3610-  2407  ™ke. 
Da  nun  die  Eisencinlape  hier  aus  7 
mit  zus.  K      3.7°  ''rm 


0.7«»  starken 
"it.  so  wird 

No.  is 


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-■v,(-,+v/;+^ki*)-"" 

Die  Druckspannung  im  Beton  beträgt: 

=   2  2407  «=  » 1 ,68  ke/MC«,  und  die 

67.1,7a  (4,15 ---^-) 

Zugspannung  im  Eisen  «r.  =  n'68- 67  •  ,,7a  =  349  kv,«>. 

2 .  2,70 

3.  Berechnung  einer  gewöhnlichen  Bank. 
Der  durch  die  Reibung  am  Boden  oder  den  Wider- 
stand der  Nachbarbank  aufgenommene  Schub  H,  Abbilde. 
5  u.  6,  folgt  aus  der  Gleichheit  der  Bicgungswinket  <*  am 


M  = 


pf»  A.184« 
8  8 


370 .  40  =  10  592  c"k|r ; 


Abb.lde  s  m,d  & 


chten  Balken  und  am  senkrechten  Teile  der  Bank, 


wagre 

und  zwar  "ist  bei"  voller'  Beladung 

■  -  LS}  »-Ij  (""" 


KJ\-i  8 


*.«=  W*4,also 


3  AV 

odcrtf=  

8V+ia*r< 


*»  a  3 

Im  vorliegenden  Falle  ist  für  die  1  ■>  Lange  auf- 
nehmende Bank  f>  =  6ks,a»,  l  =  184  cn>,  A,  =  4o<">  also 

8.40»+ 12.40. 184      37  • 


In  Bankmitte  ist: 


in  der  Bankecke  M„  =  //.*,  =  370,  40  —  14 800 <■«''«. 

Nach  den  „Grundzügen"  (Gl.  16)  ist  der  Abstand  der 
Nullinie  von  Bankoberkante  für  die  Bankbreitc  b  i$cm, 
die  Eiscneinlage  Ft  bei  4  Rundeisen  mit  J  »■  1  <■'■>  =  3,141«», 
für  den  ungünstigsten  Schwerpunktsabsland  der  Eisenein- 
lage von  Bankoberkante  (Abb.  1)  bei  a  =  i<"  und  A=i6c<»> 
d  =  14,5 c»,  für  das  Verhältnis  der  Formänderungsziffern 
von  Eisen  und  Beton  (der  Mischung  1 13)  n  =  15. 

Setzt  man  diese  Werte  in  Gleichung  16,  17,  18  wieder 
ein,  so  erhalt  man:  3-„  =6,91  cm,  und  die  größte  Druck- 
spannung im  Beton  «„  -  23,4  *tj<\«».  In  der  Mitte  wird  die 
Druckspannung  des  Betons     =  16,76  kK l<icm. 

Das  Eisen  erleidet  mach  Gl.  18)  in  Bankmitte  eine 
Zugspannung  von  ef  =  277  kr/q*»  und  an  den  Enden  von 
at  =  386  kK/q««. 

Die  wiederholten  Probcbelastungen  unterworfenen 
Hatten  und  Hanke  erwiesen  sich  als  sehr  widerstands- 
fähig; selbst  bei  einer  Belastung  bis  zu  9245  ^e/l™,  welche 
etwa  dem  23  fachen  der  infrage  kommenden  größten  Nutz- 
last durch  Menschengedrange  entspricht,  trat  noch  kein 
Bruch  ein.  Auch  bei  stoßweiser  Belastung  mehrere  Platten 
(durch  wiederholtes  Aufspringen  von  zwei  schweren  Ar- 
beitern im  Gewicht  von  156*1:  bis  zu  32  mal  auf  eine  und 
dieselbe  Platte  aus  einer  1  Ifthe  von  527  ■»)  konnten  sicht- 
bare Veränderungen  der  willkürlich  herausgegriffenen  Ver- 
suchsstücke  nicht  beobachtet  werden. 

Die  der  Probe  unterworfenen  Bänke  erfuhren  keine 
sichtbare  Formänderung,  obwohl  jede  Bank  mit  6104  *e 
gleichmäßig  belastet  war.  Platten,  die  auf  dem  Bahnsteig 
des  Bahnhofes  „Zoologischer  Garten"  14—15  Wochen  ge- 
legen hatten  und  in  der  Zeit  stark  benutzt  waren,  ver- 
hielten sich  bei  den  angestellten  Proben  ebenso  günstig 
die  neuen  Platten.  — 


Einheitliche  Vorschriften  für  die  Ausführung  und  Prüfung  von  Stampfbeton-Bauten. 

|ie  Anschaungen  über  die  zweckmäßigste  Art  der  Be-  können.  Sie  führen  den  Titel  „Leitsätze  für  die  Vor- 
reitung und  Verarbeitung  des  Stampfbetons,  Ober  bercitung,  Ausführung  und  Prüfung  vop  Bauten 
die  dem  Verwendungszweck  am  besten  entsprech-  aus  Stampfbeton«.  Die  Gliederungdcs  Inhaltes  der  sich 
enae  Auswahl  der  Materialien  und  schließlich  über  eine  in  die  4  Hauptabschnitte:  „Allgemeines;  Bauvorbereitung ; 
milchst  einlache  und  doch  die  genügende  Sicherheil  Bauausführung;  Beaufsichtigung  und  Prüfung  der  Bau- 
mcienae  ue&erwacnung  der  Ausführung  und  Prüfung  des  ausführung"  teilt,  schließt  sich  eng  den  in  Gemeinschaft 
»etons  aut  die  Innchaltung  der  verlangten  Güte-Eigen-  mit  dem  „Verbände  deutscher  Architekten-  und 
schoten  sind  noch  bis  vor  wenigen  Jahren  erheblich  aus-  Ingenieur- Vereine'  aufgestellten  „Leitsätzen  für 
einander „gegangen  Die  Folge  davon  war,  daß  bei  uns  Eisenbetonbauten"  (vgl.  No.  4  d.BI.)  an.  Den  einzelnen 
manche  üehorden  dem  Betonbau  -  abgesehen  von  Bauten  Leitsätzen  sind  noch  nähere  Erläuterungen  beigegeben, 
unter  _\\  asser,  bei  denen  der  Beton  sich  schon  lange  als  ein  in  einem  Anhang  sollen  Vorschriften  für  die  Anfertigung 
k  ,leJml  semen  «"bestrittenen  Platz  er-  der  Proben  angeschlossen  werden.  Wir  heben  nachstehend 
ü-n,hJ;  r   v  ?b„wftrtend  gegenüber  standen,  trotz  der  un-  einige  wichtige  Punkte  aus  dem  Inhalt  hervor. 

wl.  IC*. 1cm  ?e,?n  hlnsich<«cb  seiner        Dir  Leitsätze  sollen  gelten  für  Stampfbeton,  d.  h. 

Int  ?ii  £  ?$?*i&nflfce,S  le,cn,en  F°nr»barkeit  und  einen  Beton,  der  erzeugt  wird 
vor  allem  auch  Wirtschaftlichkeit  bei  sachgemäßer  Her- 
stellung gegenüber  vielen  anderen  Baumaterialien  inne- 
wohnt. Es  sei  nur  angeführt,  daß  der  Innundationsviadukt 
im  Anschluß  an  die  neue  Eisenbahnbrücke  über  die  Elbe 
bei  Dresden  das  erste  größere  Bauwerk  dieser  Art  ist 
das  für  den  Eisenbahnverkehr  in  Sachsen  erbaut  wurde' 


daß  Bayern  erst  m  den  letzten  Jahren,  Preußen  erst  ganz 
1  « ■  u-  C,n,ge  Eisenbahnbrückcn  in  Beton  ausgeführt  hat 
daö  mW  ürttemberg  zwar  kühne  Straßenbrücken  in  Stampf- 
beton, aber  noch  keine  Eisenbahnbrücken  hergestellt  sind. 

Der  „Deutsche  Beton-Verein"  hat  es 
schon  seit  eil  ' 


es  sich  daher 


Beton,  der  erzeugt  wird  „aus  einem  stampffähigen 
Bctongcmcngc  erdfeuchter  oder  weicher  Art,  dem  erst 
durch  mehr  oder  weniger  großen  Aufwand  von  Stampl- 
arbeil  die  zur  Herbeiführung  der  erforderlichen  Festigkeit 
notwendige  Verdichtung  gegeben  werden  muß".  Sie  kön- 
nen jedoch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  auch  Geltung 
beanspruchen  für  Ausführungen  ausGuß-  und  Füllbeton. 

Vor  allem  soll  durch  die  Leitsätze  eine  anderweite 
Bewertung  des  Betons  erreicht  werden,  als  sie  jetzt  noch 
vielfach  üblich  ist,  d.  h.  die  Beurteilung  der  Güte  des  Betons 
nach  der  Druckfestigkeit  anstatt  nach  dem  Mischungs- 
verhältnis allein,  wie  das  noch  recht  häufig  geschieht. 


inigen  Jahren  angelegen  sein  lassen,  cinheit-  Denn  neben  dem  letzteren  sind  auf  die  Festigkeit  des 

nene  vorscnniten  für  die  Ausführung  von  Stampfbeton-  Betons,  auf  die  es  doch  in  erster  I inic  ankommt,  von 

IX.«  -    sc"*,fen-  er.  hat  zu  diesem  Zwecke  einen  Aus-  wesentlichem  Einfluß:  die  Eigenschaften  der  Materialien, 

unH T\v!.ngeue    \  ,   d,e  zu*«4ndigen  staatlichen  Behörden  die    zugesetzte  Wassermenge,    die  Art   der  Bereitung 

Zfanerett halten  um  ihre  ^iurbeit  ersucht  und  hat  und   Verarbeitung    des   Betongemenges,    die  Verhält- 

Ä^fXmi  h,„  .rUChe  e!ngele"et>  d,c  *•  T-  n^h  in  der  nisse,  unter  denen  der  Beton  erhärtet,  die  Zuverlässig- 

au3eh nt  r-%  f"  S'n/dl  *  T-  mit  S,M,sholfe  in  noch  keit  der  Arbeiter  usw.  Es  sollte  daher  dem  Unternehmer 
ausgedehnterer  \\  eise  aufgenommen  werden  sollen. 

Durch  diese  Beratungen  und  durch  das  Ergebnis  der 
bisherigen  Versuche  ist  aber  schon  soweit  Klarheit  ge- 
schaffen worden,  daß  es  möglich  erschien,  die  zunächst 
dringend  erforderlichen  einheitlichen  Vorschriften  zu  einem 


nur  vorgeschrieben  werden,  welche  Eigenschaften  der 
Beton  im  Bauwerk  besitzen  muß,  während  es  ihm  zu 
überlassen  wäre,  mit  welchen  Materialien,  mit  welchem 
Mischungsverhältnisse,  mit  welcher  Bereitungs-  und  Ver- 
arbeitungsweise er  diese  Eigenschaften,  vor  allem  die  ver- 


™U.  n  ,  ,•  ,  ?u  brin«en-  Nach  wiederholten  Be-  langte  Mmdestfestigkeit,  erreichen  will.  Eine  derartige 
slraSg  dicZrt^No         -e'"er- -W*i,ä,igcn  Ver'   weitgehende  Freiheit  wird  allerdings  bei  Behörden  Schwie 


welcher 


in  Heidelberg  tagte 
fr  außer  den  Milglicdern  des  Vereins- Aus- 
und  einigen  beratenden  Mitgliedern  des  Beton- 
Vereins  Vertreter  der  zuständigen  Ministerien  in  Baden 
B»yern,  Hessen,  Preußen,  Sachsen,  Württemberg  und  der 
Technischen  Versuchsanstalten  von  Berlin,  München  und 
Stuttgart  teilgenommen  haben,  der  Inhalt  dicserVorschriflen 
bis  auf  die  redaktionelle  Fassung  festgelegt  worden,  sodaß 
dieselben  dem  Deutschen  Beton -Verein  in  seiner  Jahres  ver 


.(gehende  Freiheit  wird  allerdings 
rigkeiten  begegnen,  da  sie  einerseits  eine  zutreffende  Ver- 
glcichung  der  Submissions-F.rgebnis.sc  erschwert  und  da 
von  den  Behörden  die  Materialien  vielfach  ganz  oder 
wenigstens  z.  T.  geliefert  werden. 

Die  Bemessung  der  Güte  nach  der  Druckfestigkeit  des 
Betons  erfordert  aber  die  Anstellung  von  Druckfcsügkeiis- 
Probcn.die  einerseits  vom  Unternehmer  vor  Abgabe  seines 
Angebutes  mit  den  Materialien,  die  er  diesem  zu  Grunde 
legen  will,  mit  der  gleichen  Herstellungswcise  und  im 


 ~       '    «...ivi   |H,nw.i,ki-      i^Ki-ll    Will,    Ulli    uej    kicicijcii    iicimciiuiii;^wcisc    UHU  III! 

Sammlung  Febr.  1905  zur  Beschlußfassung  vorgelegt  werden   gleichen  Mischungsverhältnisse  ausgeführt  werden,  und 


14.  Dezember  1904. 


Digiti; 


oü 


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die  anderseits  als  Kontrollproben  während  der  Ausführung 
angestellt  werden  müssen.  Diese  Proben  sind  unmittelbar 
aus  dem  an  der  Baustelle  zur  Verwendung  gelangenden 
Beton  zu  entnehmen  und  in  der  gleichen  Weise  und  mit 
demselben  Aufwand  an  Stampfarbeit  herzustellen,  wie  der 
im  Bau  verarbeitete  Beton,  soweit  das  bei  kleineren  Probe- 
körpern erreichbar  ist.  Wenn  auch  die  im  Bauwerk  er- 
zielte Festigkeit  der  Würfelfestigkeit  der  Probekörper  nicht 
ganz  entsprechen  wird,  so  lassen  diese  Versuche  immer- 
hin einen  genügenden  Rückschluß  zu.  Wird  erst  die 
Druckfestigkeitsprobe  auf  den  größeren  Baustellen  zur 
Regel,  wozu  die  auf  Veranlassung  des  Betonvereins  schon 
vor  2  Jahren  konstruierte  Druckpresse,  System  Martens'), 
die  geeignete  Prüfungsmaschine  darstellt,  so  wird  mit  der 

rahlcn  mit  größerer  Sicherheit  zuBbestimme'n.  In  wichtigen 
Fallen  müssen  aus  dem  Bauwerk  Probekörper  herausge- 
schnitten oder  -gemeißelt  werden,  wenn  auch  die  Schwierig- 
keiten eines  solchen  Verfahrens  nicht  zu  verkennen  sind. 

Da  die  Ausführung  der  Druckversuche  mit  Probe- 
würfcln  naturgemäß  nur  in  gewissen  Grenzen  ausgeführt 
werden  kann  und  auch  Zeit  verlangt,  so  spielt  als  fort- 
laufende Kontrolle  die  Nachprüfung  des  richtigen  Mischungs- 
verhältnisses immer  noch  eine  Rolle,  denn  man  wird  an- 
nehmen dürfen,  daß,  wenn  der  Unternehmer  die  Einzel- 
atigaben  seines  Angebotes  über  den  ßezugsort,  die  Be- 
schaffenheit, die  Mischung  und  Verarbeitung  der  Mate- 
rialien einhält,  auch  die  von  ihm  vorher  in  glaubhafter 
Weise  nachgewiesene  Festigkeit  erzielt  wird.  Die  Ange- 
bote müssen  also  schon  nach  allen  Richtungen  hin  ein- 
gehende Auskunft  geben.  —  Bei  der  Berechnung  von 
Stampfbeton- Ausführungen  ist  mindestens  eine  fünffache 
Sicherheit  zugrunde  zu  legen.  Die  Zugfestigkeit  des 
Betons  soll  in  der  Regel  nicht  berücksichtigt  werden. 

Was  die  Bauausführung  anbetrifft,  so  soll  ein  Ar- 
beiten bei  Frost  in  der  Regel  überhaupt  nicht  stattfinden. 
Muß  es  geschehen,  so  sind  die  geeigneten  Vorsichtsmaß- 
regeln zu  treffen.  Raschbindender  Zement  ist  nur  aus- 
nahmsweise anzuwenden.  Das  Zuschlagmaterial  muß 
mindestens  die  gleiche  Festigkeit  besitzen  wie  der  Mörtel 
de*  Betons,  im  übrigen  lassen  sich  keine  allgemein  gültigen 
Einzelvorschriften  über  die  Beschaffenheit  dieser  Mate- 


rialien geben.  Zur  Erzielung  eines  dichten  Betons  müssen 
jedoch  die  Zuschläge  verschiedene  Korngrößen  besitzen. 
Die  Mischung  des  Betons  erfolgt  von  Hand  oder  mit  der 
Maschine.  Unter  sonst  gleichen  Bedingungen  ist  der  Ma- 
schinenbeton dem  Handbeton  stets  überlegen.  Nach  dem 
Wasserzusatz,  der  im  übrigen  abhängig  ist  von  der  Art  des 
Matcrialcs,  vomMischungsverhältnis,  vonderWitterung,  vom 
Feuchtigkeitsgehalt  und  der  Wasser-Aufnahmefähigkeit  der 
Materialien,  unterscheidet  man  „erdfeuchten"  und  sogen, 
„weichen"  Beton.  Hei  ersteren  ist  der  Wasserzusatz 
so  zu  bemessen,  „daß  ein  Gemenge  entsteht,  das  sich  in 
der  Hand  gerade  noch  ballen  läßt,  dabei  auf  der  Hand 
Feuchtigkeit  hinterläßt.  Bei  der  I  Icrstellung  von  weichem 
Beton  muß  der  Wasserzusatz  soweit  gesteigert  werden, 
daß  das  Gemenge  zwar  noch  stampf  fähig  ist,  während  des 
Stampfens  aber  eine  weiche  Masse  ergibt."  Die  Schicht- 
höhen, in  welchen  der  Beton  im  Bauwerke  eingebracht 
werden  darf,  sollen  (nach  Beendigung  der  Stampfung)  fol- 
gende Maße  nicht  überschreiten:  bei  erdfeuchtem  Beton  je 
nach  der  Beanspruchung  15— ao"-'™,  bei  weichem  20—  3pfa>. 
Innerhalb  dieser  Grenzen  ergibt  die  geringere  Schichthöhe 
höhere  Festigkeit  Besonders  sorgfältig  ist  darauf  zu  achten, 
daß,  wenn  die  Schichten  nicht  unmittelbar  aufeinander  ge- 
arbeitet werden  können,  was  an  sich  jedoch  die  Regel  sein 
sollte,  durch  ein  sauberes  Abkehren  mit  Stahlbescn,  unt. 
l'mst  Einschlemmen  mit  Zementbrei  oder  Aufbringen  einer 
dünnen  .Mörtelschicht  von  mindestens  gleicher  Mischung 
wie  der  Mörtel  des  Betons,  die  Verbindung  der  Schichten 
gesichert  wird.  Die  Größe  der  aufzuwendenden  Stampf- 
arbeit wird  bedingt  von  der  zu  erzielenden  Festigkeit  und 
von  der  Art  des  Betons.  Erdfeuchter  Stampfbeton  erfor- 
dert dabei  höheren  Aufwand  an  Stampfarbeit  und  stellt 
höhere  Anforderungen  an  die  Sorgfalt  der  Arbeit  und 
Aufsicht  als  weicher  Stampfbeton,  er  erreicht  jedoch  dann 
im  allgemeinen  eine  höhere  Festigkeit  als  der  weiche  Beton 
bei  gleichein  Zementzusatz. 

Die  übrigen  Vorschriften,  auf  die  hier  nicht  näher  ein- 
gegangen werden  soll,  beziehen  sich  auf  die  Frist  für  die 
Verarbeitung  des  Betongemenges,  auf  die  Ausführung  der 
Schalungen  und  die  Ausschalungsfristen,  auf  den  Schutz 
des  frischen  Betons  nach  dem  Ausschalen,  auf  die  Beauf- 
sichtigung, Prüfung  und  Abnahme.  —      —  Fr.  E.  — 


Vermischtes. 

Eisenbahnschwellen  aus  Elsenbeton  sind  versuchsweise 
schon  auf  italienischen  Bahnen  und  nach  ..Genie  civil"  jetzt 
auch  auf  einer  französischen  Bahn  von  Voiron  nach  St 
Beron,  allerdings  nur  eine  Bahn  von  1  »  Spur,  ebenfalls 


I  1  _ \    '«r;  *.-'T  ...  <  .*si~\ 


;  1 

öl 

- 

Abbildg.  1  u.  a.    LängMcknitt  und  Aufsicht  der  Schwelle. 


r 


versuchsweise,  zur  An- 
wendung gekommen  nach 
den  bcigcgcbcncn  Zeich- 
nungen. Die  Schwellen 
sind  1,8  »lang.  18™  breit 
und  14  "»  dick.  Die  Eiscn- 
einlagen  haben  überall 
noch  15 mm  Abstand  von 
den  Außenflächen  der 
Schwellen  und  sind  außer 
durch  lotrechte  Bügel  an 
den  Auflagern  der  Schie- 
nen auch  noch  mit  wag- 
rechten Hügeln  zusammengehalten.  Gewicht  der  Schwelle 
105  kK,  davon  8,4  ks  Eisen.  Die  Schienen  liegen  auf  einer 
dünnen  Holz-  oder  Filzlage  auf  den  Schwellen,  um  die 
Stoßwirkungen  aufzuheben.  Sic  werden  mit  Schrauben  be- 
festigt, die  in  Holzdübel  eingeschraubt  werden,  welche  in 


Abbildg.  3. 


Schwelle  am  Schienei 

doppeltem  Maßstab« 


Abbildg.  4. 

duich  die 
□auflager  in 


Aussparungen  der  Schwellen  eingesetzt  sind.  Diese  Löcher 
in  den  Schwellen  werden  durch  einen  eingelegten,  spiral- 
förmigen Draht,  außerdem  durch  einen  Eisenring  verstärkt 
auf  welchem  auchderSchraubenkopfaufruht.  Die  Schwellen 
halten,  in  der  Mitte  auf  cincrSchncide  aufliegend  und  an  den 
Enden  nicht  unterstützt,  einen  Achsdruck  von  4,8«  noch  aus. 
Im  März  1903,  untcrtnischimitHolzschwellen,  verlegte  Eisen- 
betonschwellen  haben  sich  tadellos  bewährt.  Die  Versuche 
werden  fortgesetzt.  Die  Kosten  der  Herstellung  stellen 
sichallerhöchstcnswie5 .3  im  Vergleich  zu  Eichenschwellen, 
die  Lebensdauer  wird  aber  auf  das  4 — 5  fache  der  letzteren 
angenommen.  In  Ländern  mit  Holzmangcl  dürfte  den  Eisen- 
bctonschwcllen  noch  eine  Zukunft  bestimmt  sein.  Uebcr- 
haupl  wird  das  Gebiet  des  Eiscnbahnbaucs  dem  Eisenbeton 
noch  manche  Anwendungs-Möglichkeiten  bieten.  Tclegra- 

Chenstangcn  aus  Eisenbeton,  Pfähle  zu  Zäunen  usw.  werden 
ereits  in  einzelnen  Ländern  hergestellt  und  verwendet  — 
Für  die  Vereinswoche  tn  Berlin  Im  Februar  1905  ist  fol- 
gender Tagungsplan  in  Aussicht  genommen:  Kalksandstein- 
Verein  16.  Febr.,  Gips- Verein  18.  Febr..  I>eutscherVerein  für 
Ton-,  Zement-  u.  Kalkindusirie  vom  20  —23.  Febr.  Es  lagen 
ferner  am  20.  Febr.  der  Verband  deutsch.  Tonindustrieller 
und  der  Tonrohr-Verein,  am  21.  Febr.  der  Verein  feuer- 
fester Produkte.  Am  22.  u.  23.  Febr.  tagen  der  Verein 
deutsch.  Portland  -  Zement-  und  der  Verein  der  Mosaik- 
platten  -  Fabrikanten,  am  23.  Febr.  allein  der  Verein  der 
Vcrblendstcin-  und  der  Verein  der  Zement  -  Dachstcin- 
Fabrikanlen.  Am  24.  u.  25.  Febr.  endlich  hält  der  Deutsche 
Beton-Verein  seine  Sitzungen  ab,  am  24.  Febr.  allein  die 
Sekt.  Kalk  des  großen  Hauptvereins.  — 

Inhalt:  U«  w  AlbHörmige  Talsperre  in  Stampri.rtun  mit  KlwnrloUerii. 

—  f»le  r.ihfthuar  der  lUrmktrlre  der  Sudt-  und  Ringbahn  in  Berlin  iSrhluB). 

—  Kinheittich«  Vorn-hriftrn  für  die  Ao»inhrun|t  und  l'rflluns  von  Maentil'- 
bi-i.i:i-IUuWn.  —  VeimlxlHTM.  -   Kraaiiiiinui  hung  de»  Drutwhen  Beton  V. 


•)  Vi*. 


R"t.  .Mut-  luu  S.  yjj. 


¥.  EUelen, 


Grete, 


Deutscher  Beton -Verein  (E.  G.). 

Seit  der  Drurklcgung  des  Mitglieder -Verzeichnisses  vom  31.  Januar  1904  haben  wir  im  Laufe  des 
Jahres  als  beratende  Mitglieder  aufgenommen  die  Herrin:  Professor  H.  Boost  in  Halensee,  Ringbahn- 
straüe  119,  Polizei-Bauinsp.  Bürstenbinder  in  Hamburg,  Admiralitätsstr  56,  Reg.-Bmstr.  a.  D.  Fr.  Eiselen 
in  Berlin  NW  52,  FlcmmingstraUe  16  und  Baurat  Dr.-Ing.  Fritz  von  Emperger  in  Wien,  Kärtncrring  14. — 

Biebrich  a.  Rhein,  8.  Dezember  1904. 

Der  Vorstand  des  Deutschen  Beton -Vereins. 


No.  15. 

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