PEUTSCHE
BAUZEITUNG
ORGAN DES
VERBANDES DEUTSCHER ARCHI-
TEKTEN U. INGENIEUR -VEREINE
REDAKTEURE: ALBERT HOFMANN UND FRITZ EISELEN.
Deutsche Bauzeitung
Deutsche Gesellschaft für Bauwesen e.V., Verband
Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine
b. H.
y i uu
296q
V38
jfibranj of
JJrmrrton ünibc rsitji.
(ElixnbeÜj JFointhatüm.
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Inhalts-Verzeichnis, Orts- und Sachregister
zum XXXVÜI. Jahrgang 1904 der „Deutschen Bauzeitung".
(Den mit * bezeichnete» Aufsätzen sind Abbildungen beigefügt.)
Seite
Aachen. Das neue Rathaua
349', 357*, '61*
Abwässer - Reinigung und
Votflut im Emschergebiel
tu', 113*. las*
- -Reinigung« - Anlage und
Kanalisation der Stadl
Düsseldorf 585', S93*. tot*.
617*
Aegypten, Bewasseruugs-
Anlageri 5B
Alrlka, SOdwcal-, Eisenbahn
nach Windhuk .... 358
Ahornholz-FuUoodcn . . . 391
Amerika. Leistungen der
Architekten u. Honorar . 319
— Eisenbahn durch den Gr.
Salzsee 506*
— Reiseber, über Ingenieur-
bauten S3S
Anatomische Eisenbahn . 390*.
419*. 4**'
AnHeger - Beitrage zu den
Strattenbau-Kostcn . . . 573
Anstrich mit Kautscholcum
gegen Schlagregen . . . 431
Anstrichmaschinen mittels
Prellluft ra3, 615
ArbeiterhellStltten d. Lan-
des Versicherungsanstalt
Berlin bei Beelitz . 16* 69«,
79', 85'. '53*. loa*, 175*, 16V
Arbeiter - Wohnungen in
Rheinland . 187*, 198', au*
»43* ■ 243*
Architekten. Auszeichuun-
Ken 83, 147
- und Baubeamte . . . .147
als Direktoren von kunst-
gewerblichen Arbeits-
musren 19t'
- Amtliche Fachprtllungen 310
Das Streben der engl A.
nach aratl. FacliprOfungcri 38a
- Leistungen und Honorar
in Nordamerika .... 319
Archltekton. Unterricht un
Universitäten 371
Architektur der Neuzeit,
Das Moderne in der . «,8, 62
— l'eber künstlerische Auf-
hüben in der A 389
- Neucrc badrschc A. . 477*,
4«S*. 501*, S»i*, 531'. 04S*,
053*
Archivbauten, moderne . 103
Asien, Eisenbahnen Kuli-
lands in .... . 68* 95
— Anatolischc Eisenbahn 399',
419'. 436"
AsrihaUfwirkett auf Sand-
unterläge 61Ö
Athen. Archäologen - Kon*
crclS ........ 6r_5
Aufzuge. Eleklr. Turmkran
zur AusfQlirung v Hoch-
bauten 81*
Ausachlagen der Esserr-
wandc b. Dampllicizungcn 330,
334, 356
Ausstellung. Berlin. Die
Architektur auf (! Kunst-A 136,
38ä'. 1»9*, 489«
— — Arehilekton. NachlaU
von Aug. Orth und
Sk. Neckclmann . . aao
Darmstadt Ausstellung
<lei Künstler -Kolonie . . 320
Düsseldorf. Garten-
bnu-A 573*
— Nürnberg. Wettbewerb
um die Bauten der
Landes A ,. 330*
und das Stautsbauwescn 015
Austrocknung eincsKassen-
gcwolhrs .... 393, 336
.- teucht. Kellcrmauern 387*, 396
Auszeichnungen v Arrhit. 83
-- der Zemenlwareufabiik
Djckerhoff & Widmann 93
Badeanstalten, Schwimm-
halle als Smdtbad . . . 303
— Hallcn-Schwimmbadci . jio
Seite
Baden. Neuere badisclre
Architektur 477'. 48«,*, 501*,
PS*, 537*. 64*.*. 653*
Bahnhof. Ausführung des
Hauptbahn!), in Hamburg 69
— — desgl. Sternschaiiie u.
Dammtor iaa
— Umwandlung der Eiscn-
bahnanlagen in und bei
Leipzig . . . 22*^ <9_V 76*
Bamberg. Prinircgent Luit-
poldschule 197*
Bankgeb. MainzcrVolksb. 615*
Bauakademie in Berlin, zom
80. Semester 543
Baubeamte, Stadtbrt. für
Dresden 364
- •.ladt , für Halle a. S. . - 350
— desgl. für Naumburg a. S 359
Baubeamter u. Privataichi-
tckt 147
Bauentwürfe, deren Be-
nutzung 96
Bauernhaus mit Mostpreste
in Gaisberg .... 371*
Bauflucht für Villenbauten 48
Baugewerkschulen. Um-
gestaltung des archltekton
Unterrichts . 48a, 518, j6a
Baugewerksmelster. Be-
rechtigung zur Führung
des Titels eines ... 91
Baukonstruktionen, to.cn-
betonbohlen .-»y»(cni Tilk
<t Schwarz zu Decken
uod WAnden 171
— Dachgarten-Anlage . . 413
— Dreitägige* Pappdach mit
lutegewcbe-Einlage 495, 558
— Wiederherstellung alter,
verrosteter Wellblech-
dileher 536
— Herstellung der kreis-
runden Rauchiöhren . . J48
— Rohm's zerlegbare Ofen-
triHiitcl aus E.u2elw.1uden 334*
— Künstliche Teiche . . . 435
- Brcitflanschigc Grcy -
Tiiger, System Differ-
dingen ....... 313
Baukunst, neue.inDancmark l*
— allbürgcrhrhe 154
Baumaterial. Hygiena-Ma-
teiial, Fulibodcribelag . j8
— FuUbodcn 111 Färbereien . 364
— Granrtzcnrcntbclag . . . 304
llaitgiasbaustciric . . . aao
Bezeichnung und Unter-
scheidung des Bauglases 555
— Wachwitzmetall . . . lao
Baumwuchs, Eingehen an
Straften, infolge Gaslcit 556
Bauordnung dir Dresden . 503
— Slaffel B für München 538* .570
Baustein .Vrrgo*, neuer
roter Granit 558
Bauten auf dem Sonnenstein
bei Pirna 334
Bauwesen im deutschen
Rcichshaushalt .... 63a
— im prent!. Staatshaushalt 4 s, 6a
in Württemberg . . . 558
Bayern. Das Staatsminitter.
Itlr Vcrkchrsangelcgen-
heiten q_
— a. lechn. Hochschule . 360
Beachy - Head - Leuchtturm
her Eastbourre . . . 433*
Bebauungsplan. Bestre-
bungen zur gesetzlichen
Regelung der Umlcgvng
Stadl. Grundstücke . . 399
— l.rolistadt -Erweiterungen 647"
Bremische Stadl- und
Denkmalfiagcn 36a*, 373*
— Urngtsraltung von Alt-
Mrrwsel 333*
— Umgestaltung des I hcaler-
platzcs in Dresden . 1 4*, 80,
91*, l6t*, 169*7446
— Verbesserung der Won-
iiungsvcrhalinissc in Ham-
burg 379*
Stmlterweilei ung v. Metz 315*
Stile
Bebauungsplan. Stadt-Er-
weiterung von Posen . . Li
— Stralicndurchbrflche in
Paris 597*
— Umgestaltung des Karls-
platzes in Wren 3e,S*,443*,578*
— Die Kunst der Slfidtc (H.
W Brewcrf) - 607*, 614*
— Abstand verscbiedenerGe-
bnude 31a
— Die Stellungnahme der
,D. Bztg " in der Frage
der Aufstellung von Ent-
würfen f. B 571
Bedürfnisanstalten, unter-
irdische . 4t6, 438, 440, 460
Beelitz. Die Arbeilerheil-
siatten der Landen- Ver-
sicherungsanstalt Berlin
61^ 69*. 79*, 85*. 153*. loa*.
"75*. '85*
Begrabnisstlrte in Göp-
pingen 331*
Beleuchtungskörper der
Sachs. Bronzewarenfabr.
in Würzen ..... ao
Berlin. Die Architektur auf
der Kunstausstellung 136,383*,
439*, 4«9*
— Das Roon-Denkmsl 570, 644
- Neubauten DasHerrcn-
haus des preuti Landtages 40*,
Sa*, "37*
— -- Das Gebäude der See-
handlung .... 489*
— — Minist, der gciltl. usw.
Angelegenheiten 489*
— Erhallung des Opern-
hauses . . 157*, 191, 411*
-- Umbau des Kgl. Schau-
spielhauses. . . 365', 376*
— Grundwasserversorgung
der Stadt iE
Bern. Das neue schweizer.
Bundeshaus 100*, 130*. 133*
Beton. Dichten eines Warm-
Wasserbeckens .96, 104, 168
— Berechnung der Spannun-
gen auf Biegung bean-
spruchter Betonplalten . 406
— Eisonb -Brücke in Stampf-
beton über die liier bei
l-rrutmcli . . . 44 1*, 4J3*
Betonelsen-Konstiuktionen,
Vorschriften 348
— bei Fundamentplatten . 608
Bewasserungs-Anlagcu im
alten und neuen Aegypten 58
Bewegen und Heben ganzer
Baulichkeiten ... 93, 136
Bibliothek des Krhrn, voo
König-Fachsenfeld . . 38 1*
Bismarck -Denkmal -Turme
von W. Krers . . . 561'
Bockmann W,t Ehrentafel
z Gedtchtnia.L Motivhause 60
Brand des [ro<|uois-Theaters
in Chicago . . ar*. sr*. aoj*
- des Pariser- Warenhauses
in Budapest jt
Brandschaden, Versiche-
ruugs-PIlichl gegen 00, 103
Bremen. Aufstellung eines
Bismarck- Denkroa s 57* 83
— Arch. E. Hogg als Dir, des
Gewerbe-Museums . . I9r*
Stadt- u Dcnkmalfragcn 36a*.
373*
— Wettbewerb fflr den Neu-
bau des Stadthauses 93*, los*.
H8*. t33*
Brewer, IL W. f, ein engl
Stiidtekünsller . 607*, 614*
Brief von unterwegs . . . 466
Bruchsal. Verwaltungsge-
bäude der Ma»chinci)tat>r.
Sconabel Ä Henning . 531*
Brückenbau. Die neue
F.ibcnbaJiri Verbind, üoer
den Rhein bei Mainz . 313*,
330*, 333*
— Wetlbeweib um d Rluiiv
brDcke bei Ruhioit 28o*,c,;.y\
616"
Seite
Brückenbau. Die neueren
StraUcnbr Ober die Donau
in Budapest 97*, 145*, 149*.
173*. i8i«
— Eisenbahn- und Siraüen-
brflcken Ober den Obcr-
hafeo in Hamburg . . . 386
— Eiscnb-Br. in Stampf-
beton Aber die Hier bei
Lautrach . . . 44'*, 453*
— - Senkung der Maximilians-
Brücke in MOnchen 339, 433
— Br. über den Eastriver
in NewYork . . . . a±
— Jochbrücke der Eisenbahn
durch den gr. Salzsee in
Nordamerika .... 506*
- Bogenbr Ober die Donau
in Passau . 3ai*, 383,, 414*
— Die Syratal-Br. in Plauen
im Vogtl. . 354*. 36'*. 4'4*
— Neubau der steinernen
Br. Ober die Donau bei
Regensburg 67*
— Ober den Hafen von
Sydney 513*
Brüssel, Vmgestalt- v. Alt-B. 333*
Brunnen, Neptun-, und der
Schone Br. in Nürnberg 998*
3*o
Budapest. Die neueren
St raUcn -BrQckcn Ober die
Donna 9;*, 145*. 149*, 173*.
181*
Bacherschau.
— Abendroth. Die Auf-
stellung u. Durchführung
v. amtl. Bebauungsplänen 96
— Arehilekton. E n 1-
wflrfcv Sind derTechn.
Hochschule in Aachen
unter Leitung von PruL
Schupmann 415
— Baukunde des Archi-
tekten Bd. ^ Terla, 558, 584
— Billing. IL Pro'-, d«
Musikrautn in der Wclt-
Aiisslellg. St. Louis . . 376
— Birk, Alfr., Prof. Der
Wegebau . . . .638
Blockhaus' Konver-
sationa-LcKikou .... 84
— Deuts« her Haukalen-
•ler 499*
— Dolezal. Theoretische
und prakt. Anleitung zum
Nivellieren voo Stampfer 371
- Handbuch der niederen
Geodäsie von Hartner
u. Wastler . . . . 371
— Düsseldorf u. seine
Bauten 437*. 45»*, 4«i*, 5«*,
536
— Ebhardt, Bodo. Die
Burgen und Burgenreste
Italiens 57a
— Entwürfe einfacher
Bauern- und Bürger-
häuser im Rheinland,
Wettbewerb 415
■ - Fischer, P.,Reg-u Brt.
Ansicdelungsbautcn in
Posen und Weslprcuüen 134
— - Gotische , Gg , Die
Kklteni.tschinen .... 344
Gurlitl, Corn l;ebcr
Baukunst, Bd XXVI von
Muther: Die Kunst . 448*
— Hagn, IL Schulz von
Eisenkonstr. gegen Feuer 338
— Handbuch der Ge-
sclrgebung in PreuUen
und dem Deutsch Reiche.
9 Ted- M U n c h g c s a 11 g :
Däi Bauwesen .... 173
- Handbuch der I n -
uenie ur Wissen-
schaft cil II! Teil Der
Wasserbau v. Frühling 313
— - Handbuch der Deut-
schen Kunst - Denk-
mäler . 573
— Horcher. 1. , Reg -Bmstr.
GroU>1adt Ei w eiter urg . 647*
IM
»lyuizct
•odgle
Seile
Bacherschau. Hochbau-
Lexikon v Dr.Schöner-
mark u. StOber .... -415
- v. Holfmano, A. Histo-
rischer Rciscbcg leiter (Or
Deutschland 376
- Kreller. Emil, Dr. Die
Entwicklung der deut-
schen elektrotechnischen
Industrie und ihre Aus*
sichten auf dem Welt-
markt ..... 598, 6aa
- Kahler, W., Prof Der
DrehstroDirooloralsEisen-
babnmotor 091
- Kaster, A, Die Er-
schließung v Baugelände
D. die Bildung geeigneter
Baustellen durch Um-
legung der Grundstöcke 309
- Lambert H Stahl. Ar-
chitektur von 1750-1850 436
- Das moderne Land-
haus und seine innere
Ausstattung . . 58 1*, 591*
- Meyer • Grolles Koo-
versations-Lexikon . 260. 616
- Kotibach, Arwcd, und
seine Bauten 350
- Schubert, Menzel, der
Bau der Eiskeller, Eis-
hauser, l-agerkcllcr und
Schrlnke 344
- Schutte, Alb, Malerische
Landhäuser 304*
— Schweiler Kunstkalen-
der von Dr. Baer . . . 618
— Steffen, H., Baudenk-
mäler deutscher Vergan-
genheit 351
— S t ein lein, G.,AllbOrgcr-
lichc Baukunst .... 155
— Stiehl, O., Kunst oder
Kunstgeschichte 'Wieder-
herstellung oder Zerfall d.
Heidelberger Schlosse* '! 499
• Technolexikon . 84
Der stldt. Tiefbau,
Rd. V. Die Versorgung
der Slldte mit Elektrizität
von V. Miller 354
— Das städtische Tief-
bauweaen in Krank-
furt a M 7
— de Weldigc-Crcmer
und Fahrenhorst. Die
Grundstocks- Urnlcgung in
Dortmund 300
-- Wi I d c n b r u c h, Aus
Liselottes Heimat Ein
Wort zur 1 leidclbcrgcr
SchloÜfragc . . . 431, 603
Bücher -Verzeichnete. 84, 96,
is4, 17», »55, 960, 39t, 344,
35«, 37'. 316, 388, 415, 436,
448, 500. 57s, 59a, 616.
Burg Stccklcnburg b. Tliale 614
Charlottenburg. Das Kat-
haut 313*, 325«
Chicago. Brand dcslroquois-
Thratcrs . . 31*, 51*, 305*
China. Architektur der
neueren Zeit in Shanghai 450*
— Nanking, eine wandernde
Grottstadt 449"
— Eröffnung der Shsntung-
Eisenbahn ...... 135
- Wasser- und Schienen-
wege in 19t
Chronik. 13, 36. 44 , 68, 7 1 , 1 04,
136, 148, 168, 196, als, 348,
360, 980, 384, 396, 331, 33s,
359, 37»i 408, 4 '6, 44°. 464,
508. J34, 53a, 544, 55», 568.
580, joa, 608, 694, 636.
Dach. Dreilagiges Pappd. m.
Jutegcwebe-Einlage 495. 558
— Wiederherstellung aller,
verrosteter Wellblcchd. . 536
Dachgärten 413
Dänemark. Neue Baukunst 1*
Dampfturbinen. . . 319
Danzig. Eröffnung derTeclin.
Hochschule .... 497
Darmstadt. Aufstellung der
Künstler-Kolonie . . . 3-0
— techn. Hochschule, Ehren-
doktoren . . . . 9a, 31 1
Decken-Konstruktionen
- I'.e E^crl Decke 4<>\ 59
Seite
Decken. Gillerbalken-D. von
Visintioi 47*
— Schulthriu'scbe Draht-D 95
— Stcinkohlcnschlackc als
FQllmaterial (Ar ... . 136
Denkmalfragen, Bremische
Stadl- u- D. . . 363*. 373*.
Denkmäler. Bismarck D -
Aufstellung in Bremen 57*, 83
— Bismarck D. -Eni warf c von
W. Kreis in Dresden . 561*
- Das Roon-D. i. Berlin 570. 644
— D -Entwurf f. G. Freytag
in Breslau 567
— von Vertr. der Technik
an der Techn. Hochschule
in Wien 11
Denkmalpflege in Hessen . 414
— und Dichtung 603
Denkmaltag in Mainz . . 606
Dessau. Wettbewerb um
d. Entwurf eines Waisen-
hauses 9t, 131
Deutschland. Das Bauwe-
sen im Reichshaushalt . 633
Dichten, ein. Warmwasser-
becket» in Beton 96, 104, 168
Dom in Magdeburg . . . 343
— in Meißen .... 39*, 10a*
— iu Worms 146
Donauwasserstratte von
Hassan bis Ulm .... aoa
Dresden. Stadlbrt. 1 Hochb. 364
— Neue Bauordnung für . . 503
— Haus Peter Spreckel« . 39'
— Das neue Rathaus . . .348
— I.anrfwiitschattl. Verwal-
tungsgebäude . . 353*, 377"
- Friede. Siemens-Stiftung
an der Techn Hochschule 555
— Umgestaltung d. Theater-
platzct 14*, 80, 94*, 164*,
169«, 446
— Umbauten am Opci nhausc 435
Druckereien, Aufstellung d.
Maschinen zur Geräusch-
verhinderung . . . 39a, 353
Düsseldorf. Gartenbau-Aus-
stellung 573*
- Handelskammer ... 161*
— Ergänzung» baut. d. Kana-
lisation u. Reinigungs-An-
lage für die Abwasser 585«,
593*. 6oi*( 617«
— Verband dtsch. Aich-
u.Ing.-Ver. 33 Abgeordn -
- ^.W.ndcrvcr.3^^
SO"»
Die Vortrage 466«, 475*.
479. 49t*. 503*. 609*, 618*.
635»
— — Bericht Ober die Ent-
wicklung d. Verb 485, 497
— u. s. Bauten, Buchcrbc-
sprechung . 437', 458*. 461',
5°8, 536
Duisburg. Ev. Kirche . 654»
Ehrendoktoren d. deutsch.
Techn. Hochs« hui so, 93, 311
-- der Universität Marburg 580
Ehrentafel zum Gedicht ins
W. Höckmanns im Motiv-
hause iu Charlottcuburg 60
Eltenbahn-Vorlage i preuU.
Abgeordnetenhause . . 303
— Entwicklung d. Berliner E.
im letzten Jahrzehnt 143, 495
Elsenbahnen. Umwandlung
der E -Anlagen in und bei
Leipzig . . 37', 49". 7**
— im Ruhr-lndustrie-Gebiet 554
— Nördlichste E der Well,
Norwegen 342*
— Die neuen Alpciibahnen
in Oesterreich .... 36
— - E- Rußlands in Asien 88*, 95
• Dir anatol. E. soo«, 419* 436*
durch den Gr. Salzsee in
Nordamerika .... 506*
in Sftdwcstafrika , . . 358
Eiöffnung der Schantung-
bahn in China .... 135
— Stadt- und Vorortbahnen
in Hamburg 138
Kntwicklui'g des »lädt.
Schnellverkehr» Wesens
seil Einführung der Elek-
trizität 466\ 475*. 49t*, 503*
- Per Schnellbetrieb auf
11 318
Seite
Eisenbahnen. Versuchs-
fahrten der Studieogescll-
schaft für elektr. Schnell-
bahnen .... 454*- 461
-■ -O be r bau,Bcobachtung.,
Messungen und Vertucbe 348
— Bloekeinrichtungen . . 95
— VerdObelung von hölzern.
Eisenb -Schwellen . , .910
— Neuerungen auf dem Ge-
biete der Telcgraphie und
Telephonic f. Eisenb. . 31 1
Eisenbeton-Bohlen, System
Tilk St Schwarz . . . 171
— -nfahl - Gründung beim
itauptbab nhol in Hamburg 70
Elektrischer Turmkran zur
Ausf Abrang von Hoch-
bauten 81*
Elektrlzltatswrk.d. Schweiz 65t
EletrotechnUohe Industrie,
die Entwicklung der deut-
schen, und ihre Aussichten
auf dem Weltmarkt 598, 633
Emscher-Rcgulicrung 1 11*, 113*,
133*
England. Das Streben der
Architekten nach amtl.
FachprOfungcn . . 283, 310
— Ein engl. Stldtckünstler,
H W Brewerf. 607*, 614«
Ersatzpfilcht bei Verzug der
Erteilung der Bauerlaubn. 313
Etat. Das Bauwesen im
preuü. Staatshaushalt 45,6a
Reichsliauslialt . ... 633
Fabrikgeb. Kunslwerkstatt
der deutsch. Glasinosaik-
Ges. Pohl & Wagner in
Rixdorf 433*
Fahrbahn auf LLEiscn atf
Chausseen 30
Farbentonkarte von Bau-
mann 379
Fassaden, Empire-, in Ma-
rienwerder .... 533*
— -Schmuck, farbiger 350, 416
Feldbahn-System .Bierau" 167
Fensterrecht 168
Festrede: Das Moderne in
der Architektur der Neu-
zeit von Johannes Olren 58, 6a
Fluchtliniengesetz. An-
lieger-Beiträge .... 573
Flullbau-Laboratorieti und
die Ausführung von Ver-
suchsbaulcn in geschiebc-
führenden Flüssen 314, 333
Fluß-Regulierung des Em-
schergebiets tu*, 113*, iaj*
Frankfurt a. M. Das stadt.
Tiefbauwesen .... 7
— Die slildt. Wasserwerke 103
Freiburgi.ßrg. Kollcgicogcb.
I. d. Universität . . . 619*
Friedhof-Anlage in Göp-
pingen 331*
Füllmaterlal, steinkohlen-
schlackc 136
Fußboden aus Ahornholz . 391
— in Fabrikgeb ... 460, 488
— in Färbereien . . . 364, 508
-- in Schlachthallen . 464, 488
— ParkeliplallenausBuchen-
hulz in Asphalt auf Sand-
beltung 57a
-Schädlinge, Holzwürmer,
ihre Verlreibung ... 293
Galsburg. Haus und Most-
presse 371*
Gartenbau - Ausstellung in
Dasseldorf 573*
Gast- und Wohnhaus der
Brauerei Gebr. Beckh in
Pforzheim 535*
Gaswerk in Rixdorf . . .211
Gebühren für schiedsrichter-
liche Tätigkeit .... 73
- -Ordnung der Architekten
u Ingenieure. Auslegung
derselben .... 06, 4B8
Genesungshelm s. Heilstätten.
Gerüsthaken v. W. Stieper 354
Geschäftshaus des laod-
wirtachaftl. Kicditvercins
in Dresden .... 353*
— der landwirtsch. Feuer-
versteberungs - Genossen-
schaft in Dresden . . 377'
Sei«.
Geschäftshaus der Handels-
kammer in Dasseldorf . iär*
— der Mainzer Volksbank 645*
Gesetz betr. d. Urheberrecht
an Werken derbild. Künste 233
— zur Vcrbcsierung der
Wohnungsverhältnisse in
Preutten 433
Glas. Ibrtglasbausttinc . 320
— Bezeichnung und Unter-
scheidung des Bauglases 555
Glasmosaik für Fassaden-
schmuck 350*
— -Fabrik v. Puhl & Wagner
in Rixdorf . . . 433*. 57°
Glasplatten zur Bekleidung 45a
Glclsbahncn auf Land-
straßen 31a, 360
Göppingen. Fricdhofaolage an*
Gotha. 100 jähr. Bestehen
der Baugewerkschule . 57 t
Granit, ein neuer roter,
-Virgo* . 558
Grenzmauer, Kosten der
Herstellung 360
Gründung des Hauptbahn-
liofes in Hamburg ... 69
— Betonsohle mit Eisenein-
lagen 608
Grundstuckslaxcn zu er-
mitteln 356
Hafen - Erweiterung von
Ruhrort ....... 359
— von Valparaiso . 336*. 338
Haiense« b. Berlin. Terra»
senbau .... 63a*, 657*
Hailea. S. Neue Stadtbaurätc 350
Hamburg. Auslahrung des
Hauplbahnhofcs ... 69
— desgl. Steroschanzc und
Dammtor 133
— Brocke Ob. den Oberhaan 3B6
— Pläne für Stadt- und Vor-
ortbahnen 138
— Musikballe ...... 311
— Stratlcnreinigung • - - 31
— Mündung der Stammsiclc 358
• Tunnel unter der Elbe 374'
- Verbesserung der Woh-
nungsverlialtnisse . . 379'
Handelskammer in Dassel-
dorf 161*
Hanau, Kreishaus .... 147
Hausnummern, Fcstlcg. 416,360
Hausschwamm - Bildung u.
Vertilgung .... 134, 13a
— Verantwortlichkeit . . . 1C8
Hebung ganzer Gebäude —
Firmen 93, 136
Heldelberg, Erhaltung des
Schlosses 367, 269, 389, 403,
4 '7, 42.1*. 4*9. 453. 534, 548,
603
Heilstätten der Landes- Ver-
sicherung« Anstalt Berlin
bei Beelitz. 6i*. 69*, 79', 85".
■53". i6a\ 175«, i8s*
— Magdeburger Lungenheil-
stätte Vogelsang bei
Gommern 393*
— Genesungsheim Fricdricha-
höhe zu Pyimont . . 569*
Heimatschutz . . . 170, 179
Heizung. Fernheizwerk der
Arbeiterheilstättcn bei
Beelitz .... loa', 175*
- Etagen - Dauerbrand - Zen-
tralofen von Grimme, Na-
tatis A Co 143
- von Klosett» 13
Hessen. Denkmalpllrge . 4M
Hochschulen, Techn. »elb-
slflnd T.-H. od. Anglicdc-
rung an d. Universitäten 487
- Studium und d. Prüfungen 304
— 3 T -H. in Bayern . . . 160
— Berlin Brt. Gracl, Privat-
dozenl 143
- Ausstellung des archi-
tckton. Nachlasses von
Aug.Orthu Sk.Ncckcl-
mann 320
Bauinsp Stiehl. Doz. . 548
— Das neue K gl. Material-
Prüfungsamt in Gr.
Lichtcrlelde 563*, 574*, 631
— in Danzig Zar Eröffnung 497
— in Dresden. Friedrich
Siemens Stiftung . . . 555
■ in Karlsruhe Das che-
mische Laboratorium 297* jo6*
IV
Stil»
Hochschulen, Techn. Be-
such in Oesterreich . . 184
Hofhelm i T. Wasserver-
sorgung u. FntwAsserung 3*6
Holland, Architekton. Rei-
secindrocke au
Holzwürmer, ihre Vertreib. »9a
Homburg v. d. H. Villa
Wcrtheimber 13*
Honorar und Leistungen il.
Architekt, i. Nordamerika 219
Isolierung, Asphall-Blei-1. z.
Anlage von Dachgarten . 413
— desgl. von kanstl. Tetchen 435
- Isolier- Deckmasse von
Bitter ich 508
Italien. Reit cmitteiluogeo v.
— Apuliscbc Wasserleitung 371
Jena. Wettbewerb om Ent-
würfe für die neue Uni-
versität 73*, 107*
JublUum z. 70. Geburtstage
v. Gustav Ehe .... 555
100 jültriic- Bestehen der
Baugewerkich. in Gotha 571
■ des aj jahrig;. Bestehens
d. Masch.- Fabr. v. C Flohr
in Berlin ...... 350
Kanada, Schiffshebewerk i.
Trent Kanal . . . . 511»
Kanalbau, Panama- Kanal
Oberleitung d. Aib. . . 879
- drei wichtige in Deutschi,
anzulegende Kanüle . . 347
— vom Rhein zur Weser, v.
der Kommission d. preuü.
Abgeordn.- Hauses ange-
nommen S79
Kanalisation u Rcinigungs-
Anlage für die Abwasser
i. Düsseldorf 585«, 593*. 601*,
617*
— Tabellen der Wasser-
mengen in K -Röhren 380, 33a
Karlsruhe. Techo. Hoch-
schule: Ehrendoktoren 90,9a
— Das chem. Laboratorium
der T.-H. . . . 897«, 306«
— Das Krematorium . . »73*
— Kersm.-Weikst. der Gr.
Majolika-Manuf. . . . 653'
— Wobnhausgruppc Baisch-
»traüe. . 477», 485*, 501'
— Wohnh. NuUbergcr, Kohl-
becker nnd Mees . . 357*
Wohnh. eines Hofjägers 056*
- Schwestern Abenheim 646*
Kussel. Theater neubau . . 359
Kautscholeum geg. Schlag-
regen 434
Kegelbahn. Verhinderung d.
GeiauschesimWohnhsuse a68
Kircheobau, Gedanke des
evangel 14a
Klrchenbuaten. Brorsons K.
in Kopenhagen .... 8*
— K. fflr Duisburg . . . 654«
Wiederherst. d. Nicolai- K.
i:i Spandau . . 337*, 345*
— Zur Einweihung der P10-
tcstaiions-K. in Speyer 448,
487. 495. 5»
Klosett-Hcuuog . . . . is
Köln n. Rh. Kosten des
neuen Stadttheaters . . 350
Kongreß der Architekten in
Madlid 33, 143
— Archsologen-K. in Athen 615
in St Louis 195
— Kuntlhistor. K. in Strsli-
burg i E 333
— Schiffahrts-K. in Mailand 435,
493
-- (Ar die Materialprüfungen
der Technik 19a
Kopenhagen. Neue Baukunst 1*
Kopiervci fahren, direkt von
Zeichnungen ..... 193
Kran. Elektr Turmkran xur
Ausführung von Hoch-
bauten 81*
KreLsbaus in Hanau . . .147
Krematorium auf demFricd-
hofe in Karlsruhe . . »73*
Kunst und Künstler, Freiheit
derselben 388
— -Betrachtungen: Ein Brief
... 466
Kunstwerkstatt der deut-
Puhl & Wagner in Rixdoi f 433*
570
- Keram.WerksLdcrGroUh.
Majolika - Manufaktur in
Karlsruhe 653*
Kupferdeckung, Patina-Er-
zeugung 35a
Laboratorium, cbem , der
Techn. Hochschule in
Karlsruhe . . . 397", 306*
Landwirtschaft!. Vcrwal-
tnngsgeb. in Dresden 353*377*
Langenberg. Villa Grüneck 41 1*
Laut räch. F.isenb. - Brücke
in Stampfbeton aber die
Hier 411*. 453*
Leipzig. Umwandlung der
Eisenbahnanlagen 37*, 49*, 76*
Leuchtturm. Beachy-Head
bei Eastbouine . . . 43a*
Lichterfelde. Das neue Kgl.
Material-Prüfuogsamt 56a*,
574*. 631
Lichtpaoa - Apparat von
Renket 350*
— -Verfahren u. Heliosdruck 70
London. Alt L. von H, W.
Brewer f . . . 605*. 614*
Luftschiffahrt-Fortschritte . 48
Lungenheilstätten »iche
Heil.täl
Madrid. Architekten -Kon-
Kreo 3». «43
Magdeburg. Wasserbau-
liche Mitteilungen Ober
die Elbe 43
— LungenbeilsMItcVogcIsang
bei Gommern . . . 393*
— Wiederherstellung des
Domes 343
Maltand. Schiffahrts-K ongr. 435,
495
Mainz. Die neue F.iscnbahn-
Veibindung Ober den
Rhein . .313', »30*, 333*
— Gcschkftsgeb. der Volks-
bank ...... ". 645*
Malereien, Erneuerung der,
am Ulmer Rathaus . . axa
Mannesmann - Rohre zu
Wasserleitungen . . .35a
Mannheim. Beobachtungen
bei einem Gewitterregen 2aa
Marlenwerder. Empire-
Fassaden 533»
Massentrantport'Geratc u.
Vorrichtungen . 5*3*. 537*.
5«S*. 55'*
-'3 Micthauscr von Bilhng 537*
Mauern. Austrocknung feuch-
ter Keller Mauern 387*. 396
— desgleichen eines Kasseo-
g< wölbe* .... 30a, 336
Melden. Vom Dom 99*, loa*
Memeldelta, Melioration d 346
Metz. Das christl. Soldatcn-
heim .Kai» Wilh. Haus" 305»
— Stadler Weiterung . . 315*
Minden. Das Regier -Geb. 493'
Ministerium für Verkehrs-
Angelegenh. in Bayern . 9
Mostprease und Haus in
Gaisburg 37 1 *
München. Senkung der
MaximiliansbrQcke . 339, 433
— Staffel - Bauordnung vom
so. April 1904 . 538*, 570
— Miethaus Bechthold . 550*
— Wohnhaus l-illmann .Der
l.iodenhof* in Bogen-
hausen b. München 395*, 401*
-- Museum von Meisterwer-
ken der Naturwissenschaft
und Technik . . 36, 330, 530
— Bebauung der Kohlenintel 147
— Ideen - Wettbewerb um
Entwürfe für das Ver-
kebreroinist. 235«, »37*. 357
Museum von Meisterwerken
der Technik in München
36, 330, 520
— Erweiterung des Germa-
nischen Mus. in Nürnberg 36
— Grundsatze f. d. Entw. v. 650
Muslkhalle fflr Hamburg . 31 •
Naumburg a S. Städtische
Ncbelblldung in einer Far-
berei, deren Verhinderung 180
New-York. Brücken über
den Eastrivcr .... 34
Nürnberg. Erweiterung des
Germanischen Museums . 36
— Monumentales . . 398*, 330
— Wettbewerb um die Bau-
ten d. Jub-l.andcsau «stell. 330*
und das Staatshauwesen 615
Numerierung von Bauten an
neuen Strallen . . 360. 416
Oberammergau - Passion»-
spiele 625*
Oesterreich. Die neuen Al-
penbahiien 36
— Besuch der techn. Hoch-
schulen 184
Ofen. Etagen - Dauerbrand-
Zentralofen von Grimme,
Natalis A Co 1)3
— -Mantel, zerlegbar, ausEin-
zelwAnden von Rflhm 334*
Opernhaus in Berlin, Erhal-
tung .157«, 191, 4"*, 6oS
— in Dresden, Umbauten am 435
Panamakanal, Oberleitung
der Arb 370
Paris. Straliendurchbrüchc 595'
— Le .Tcmplc' um 1800 601*
Parlamentsgeb. Das Hei-
renhaus des preuli. Land-
tages in Berlin 40«, 5a*, 137*
— Das neue schweizerische
Bundesbaus in Bern ioo*,
'3o\ 133'
Pilssau. Eine drohende Ver-
unstaltung der Sla<lt 331*.
385*. 414»
Patina -Erzeugung bei Kup-
ferdeckungen 353
Pforzheim. Ausschank und
Wohnhaus der Brauerei
Gebr. Beckii .... 535*
Photographie. Belichtungs-
labelle 171
— Dasphotogr. Teleobjektiv 470*
Pirna i. S. Bauten auf dem
Sonnenstein bei .... 334
Plauen i V\ Die Syratal-
bröckc. . . 354*, 36"*, 4M
Poesie und lechnik, Vortr.
von v. F.yth . . .319, 358
Polen. Die Sitadterwciterung 11
Posthaus zu Sch"nebcrg-
Bcrliu 5iBk
Potsdam. Regier. tirb. . 493*
Preisbewerbungen.
— Eilangung einer Vorrich-
tung /um Messen de«
W 1 n d d r u c k c s . . . .334
— Rezept, wir man bequem
11. billig zu Rathausplanen
kommt .... 473, 483
Aachen. Plakat . 193, 134
Adorf i. V. Kirche . . 436
-- Am me r.ich wei er (Kls |
kath. Kirche 304, 334 530, 533
- Anklam. Krcishaiis 396. Cc8
- Barcelona. Entwürfe
für die Vereinigung mit
den Vororten 30
— Hasel. Börseogeb. . . 530
- Bautzen. CharaktcrisL
Hausfasiadcu 396, 3U4, 509,
634, 653
— Berchtesgaden. Kon-
versationshaus .... 600
- Berlin. Ausstclluiigsgcb.
der Scrcssicn . . . .438
— Geschäftshaus d, Allg.
F.lektriz -Ges. . 534,584
-- Bebanung eines Grund-
stücks des Bcamtcn-
Wohn -Ver 1 1 , 344 , 37a, a8o
— -- Bebauung eines Grund.
Stacks inderFiobenst.
d Terr. u Rau-A G. ia, 93
— — Bemalung der Östlich.
Wand im Sitzungssaal
des Kcichshauses . 33
— - Anlage d. Nordparkes 35 r
Der grolle Slaatsprei*
der kgl. pieutl Akad.
der Künste . . . .143
— — Hundelshochsch. 148, 311
— — für die Mitgliedei der
Vereinigung Bcrl.
Arch, Aufteilung von
Baoblocks in Westend 44
Set»
Preisbewegungen.
— Berlin. Ausgestaltg. d.
Räume f d Arcb.-AbL in
der Kunstausstellung 48, 104
— — für die Mitgl. des
Arcb-V. Schiokel-
preisaufgaben . ao, 134
- Aussehe des Ver. d.
Eiscnbahn-Verwaltgn. 35a
Stipendium der Louis
Roissonnet-Stiflg, 181, 359
— - Wissenschaftliche Ar-
beilen Ober die chem,
Vorgänge h Erharten
d. hydraul. Bindemittel 333
— Bern. Weltpostvereins-
Denkmal .... 33, 415
— Hettenhausen Volks-
schule 3a
— Betzdorf. Schule,eblude
334. ao8, 448, 45a
— Bielefeld. Kais. Willi.
Denkmal 9a
- — Bebauung des Petri-
Kirchplatzcs .... 408
- Bonn. Anleititr.g zur
Herstellung Uiidl Bauten
d. litndwirtschnftl. Vereins
lür KheiiipreuUcn . . . 180
B Oshagen • Rummelshg.
Rcalprogymnatiuni . 63b, 651
— Bremen. Stadthaus 93*, 96.
105', 11B«, 133*, 133, 143, 156
— — Architektonische Aus-
schmückung des Kais.
Wilh. Platzes . 96, 3St
— Bflckeburg Ralhaui 473, 483
- Cha r I otten bu rg. Jubi-
IHumsbrunncn .... 536
— Schillerthcatcr334, 440, 453
- — Eis. Brutkcnkonstr . 496
— Chemnitz I.uthcrkirche 334,
35". 6'0
- Dan zig. Fassaden des
Geschäftshauses d. Prov.-
Landschalts-Direktion it, 160
— Dar 111 stad t.Rankgeb 484,406
Bismareksiule . 384, 560
Hallcnschwimnib. 616, 6a8
— Aibeiter-Wohn.d hess.
/ciuralvcrcins . 634, 65a
- Dessau. Synagoge . . 331
— Waisenhaus 00,84,91, '3t
Detmold. Ev. Kirche . 581
- Dolitz-Döscn, Volks-
schule . . 348
Dortmund. Denkmal auf
dem Steinplatz .... 364
Dresden. GrJtberanlage
und Beamtenwohnh. 453. 644
E ic h statt. WilK-Ubaehcr
Hiunrcn ao
- England. Gartenstadt . 148
— F. seh wei I e r - Pumpe,
Arbeittrknlonicn . 301, 396
Frankfurt a. M. Bebau-
ung stAdt. Grundstücke . 560
Maler, und plast Aus-
schmückung des neuen
Raihauses ..... 1 1
- Synagoge --04, 334, 530, 591
Gablonz a. N btidt-
thealer 14B, 160
- Galatz (Humanuni Ks-
thcdral Kirche .... 334
- G 1 eben. Saal- u. Theater-
bau . 34
Gothen bürg in Schwe-
den, ilafcnplan 33, 148, 591
-- Haag. Flicdenspalast . 548
- Hamburg. Oberlandes-
Gericht 56
GcschaltshausWcutzel
St Hirsekorn .... 408
— Geschäftshaus des Ge-
werksrhaftskartelU6oo,6i6
— - f, d Mitgl. des Arch.-
11. Ing -Ver. kl Villen
in Hufriedc .... 413
Geschäftshaus ... 566
Hannover. Uennigscn-
Denkmal ...... 335
Honnef a. Rh. Herr-
s.liafll. Wohnhaus ijO, 160,
47a. «öl. 5B0
Hutburg i El»., ev.
Doifkiichc ..... 644
Husum, Sv hulgeblude
130, 136. 373
1 11 £ol stadt, -Sliirlipfarrk. 6>3
J.ijerridnrf, Spai kas>e 47z,
6^6
V
i^iyiuz.c
d b/Google
Preisbewerbungen.
- St. Johann. Passage u.
Gestalt ung de* Gerbe rpl. 33
Jena. Uiuvcr*.3j16o173',1 107*
Karlsruhr L B. Bebau-
ung r). ncurii Stadtteil 92, 368
— Fassaden z. Aufnahm*-
Geb d Zentral-Bhl 580, 599
Kaufbeurcn. Decken-
gemälde der prot. Kirche sa
Kiel Rathaus ... 93
Klausenburg (Ungarn)
Zinshaus 336
K Ol n a. Kh, Kunstaus-
stellung 488, ,13»
-- — Gastwirtschaft am K(v-
nigsforst 636
Handelshochschule . _|_i
— - Neubau der Gebr. Sloll.
werck . 95, 196, 351, 4 »4
■ St. Pauluakirche . . 193
Königsberg LPr. Kon-
tert- u. Gesellschaftsbaus 555
Kots o tau i. B. Bcziiks-
Krankenhaus 536
Kristiansborg L Däne-
mark. Wiederaufbau des
Schlosses 373
Lahr i. Ii. Friedhofsanlagc ta
Landau, Pfalz. Festlialle 14H,
160, 356
■ Leipzig. Rczit ksaualall
in Thekla .... 584, 599
Conienins-Bibhothck . 80
• Sc ho co e f cid. Rat-
haus 330
— L ic Ii t cn t ha I b. Baden.
ev. Kirche 65a
- Magdeburg Boothau* 80.
330
— Mailand. Vcrdi-Dcnkm 379
Mannheim. (hrlstus-
kirchc 334
Minden i. \V. Fru-dhols-
halle .... 304, 534, 584
- Montevideo. Parla-
mentspalast 46H
Mülhausen LE. Monu-
mentalbi utnien aia, 230, 311
- München. Kflmtl Aus-
gestalte.d.GcbsattclbrOckc 560
- Verkehrs niinisteiiutu . 148.
196, asj, 337*. J57. 373
Museum von Meister-
werken der Natur-
wissenschaft Ii Techn 533
Mnnchener Arch.-
u. I ng. - V e r. Schul-
haus 111 Schwabach 13, 31
Volksichulhatis in
Ansbach 4 1
Desgl. in Kempten 313
■ - — Internat, in Lands.
berg a. L. ... 396
. - Wohnhausgruppc i.
Landsberg . . . 524
- — Volksschule i. Aitn-
wcilcr .... 644
— Mönchen Für die Mitgl.
de* b a y e r. Techniker-
Vcrb. Gasthof in Svhro-
ben hauten 120
Nürnberg. GcbJiudcder'
l.andesaus Stellung 19b. 30 4,
334, 3", 3i», 4a»
- Mosaikbild .im Stadt-
thealer . . . .351, 5*0
— — Kunstbrunnen am Mc-
lanchthoiiplatz 11, 60, 320
- - MonumcntalciBtuniicn
am Spittlcr Totgiabcu tob
— — Konstletliaus . . 6co, 65t
M -Ostrau. Handels- u
Gewerbebank . . 121
— evangelischcKirchc 343,556
— I'asewalk Höhere Mäd-
chenschule . . . 156, 160
■»- Patra* (Grie. hcnlaiid),
Kathedrale 331
Pilsen. Hanijelskaninicr 156,
a'30
Plauen l_2— V er« iiishans ia
— - Posen. Synagoge 1 "jj, 248
— Potsdam. Stadtplan 359,
3a4. a*. 4^8. s'o,
— Prag. Rathau* bauten 291
— Prerau. Schilfs- Hebe-
werk im Donau - Odci-
Kanal 193, 5«H, 559, 560, ;qo,
— Klieine. Gymnasium ho, 3^0,
33t,
VI
Preisbewerbungen.
R ot he ab u rite r Verband
akadem. Architekt -Ver-,
.Denkmal eines grofien
Mannes* La
— Rottweil. Schulhaus . 548
Ruhrort. Sttaticnbrückc 368.
386', 639*, 646»
— Schlciz Kuransiall 351 , 400,
— Schrarohcrg Realschule 93
— So oder s hn nse 11 Kirche 71
Strasburg L E. Aufbau
auf das Bühnenhaus des
Sladttheatcis . - . 19a, 364
Stuttgart Hoftheater. 373
-- - Vereiiishaii* d. » Akad.
LiedeikranzSchwaben" 600
-- Tiinowili Kreitspar-
kasse sii
— Tegel. Fallt karten- Ver-
kauishallc , BedOifoisan-
stah u«w . . . . 68. 204
Tepliti- Schönau Kai-,.
Joirf II- Denkmal . . 1,56
- Kur&alon .... 396
i'riest. Synagoge . . 35a
Hin;. Gestaltung des
Milnsletplatzes .... 560
Varna 1 Bulgarien 1. Was*
serversorg u. Kanalisation 440
- Vegesack. Volkischul-
haus 376, 428
— Waldenburg L Sehl.
Knappschaft-. - Lazarett 192,
204, 400, 414
-- — Schule . . . aj^ j8, tao
— Wien Handels- u. Gc-
werbekammer .... 548
- — Logicrhauscr f. Mftnner 143,
aoi, 3"
evaug. Friedhof . . 173
Wiesbaden. Bebauung
des Dem sehen Gel . 351
Wilmersdorf. Rathaus 573,
«,84. 615, 637, 628, 644
Witten. Reaf.Gvmnas. 607,
6a4
— Kl. Zabrze. Hob. Töch-
terschule 160, 184.424,534,533
— Zarich Kuii9thaus 356, 291
Prerau. Wettbeweib um das
Schiffshebewerk im Do-
nau-Udcr-Kanal 519, 590. 591
PreQluft-Anstrichmaschtncn 133
Preuflen. Das Bauwesen im
Staatshaushall . . . 4^ 62
Die neue wasserwirt-
schaftliche Vorlage 19.1 . a^i.
363', H j. 579
Die Staatseisenbahn« und
Kleinbahn Vorlage . . 203
Gesetz zur Verbcsser ung
der Wohnungs-Veiballn. 422
Provisions-Auuahme . . . 364
Prüfungen, -las Stieben di r
engl. Au blickten nach
amtl Fachpr aPa
— Amtliche raebpr. . . 310
Prüfungsamt, d neue Kgl.
Material-Pr, L Gr. Lieht" r-
feldc . 563*, 574', 031
Prüfungs-Anstalt v. Schills-
Widerslanden L'ehigau a.
d F.lbr 284
Puttdekoraliver Fa-sailen P. 376,
''°
-Verunreinig, tluieli Heiz-
malei ial-Ausv. heidung . 220,
224, 25b
Pyrmont, Geiic»tiig«hcin>
Fiiedrichshohe . . 569*
,3fj7*
Rastatt, Wasserturm
Rathau* Aachen 219*.
— in Chailnttenhurg 313*. 335*
ll'ir Diesdcii 348
in Kopenhagen
Wcltlicwcib t'ür ein R. in
Bremen 93', 105% llß", 1231
Rauchrohren, Herstellung
der kiei^ruiuteii . . 34H
Regen-Niedcüchlagzu Mann-
heim 213*
Regensburg, alte steinerne
Itrl'.cke tiber die Doiuu . o;*
Reinigen von Weikstetn-
Faskailen .... 507. 543
Reiaeelndrücke v, ilollund 211
Reisemitteilungen .iu-, L'nter-
italit 11 7c.o
— «Iis < 1:111 1 ... .| I',
S^Ui*
Reisemittellungen aber In-
gemeiirbaulrn in Amerika 535
F.in Brief von unterwegs 466
- Ober Södfrankicich . . 566
Rhein. Die Wiitschaftsgc-
schichte des .... 479
Rheinischer Kleinwoh-
nungsbau . 187*, 198*, 314*,
»43'i *4S*
RIxdorf. Das neue Gaswerk 211
— Kunstwerkst, d D. Glas-
mosaik Gescllscb. Puhl &
Wagner 433*, 57°
Rohrleitung, Inkrustation in
GiiUrohrt 440
RobrpO»t-F.inrichtungcn 37*5, 416
Rüstung der SyralalbfUckc
in Planen. . . . 361*, 414
Ruhrort. Erweiterung des
Hafens 359
— Wettbewerb um d Rhein-
brücke . . a86'", 639*, 646*
Sa a Iburg- Wicderhei Stellung 23a
Sachsen, Staatsbauten auf d.
Sonnenstein bei Pirna . 334
St. Louis. Internat. Ingen. *
KongreU 195
Schafer, Üb.-Brt. Prof. in
Karlsruhe, Angrifle auf 336
Schiffahrt. Donauwassrr-
slralJc v. Passau bis L'lm 303
— Drei wichtige in Deutsehl,
anzulegende Kanäle . .
— Kanal v Rhein z. Weser
vom preull. Ahgcoidu -H.
angenommen 579
— Die Regulierung d. Obcr-
rheins 363
Groli-chiffahrtswcg Mann-
heim Hcilbronn .... 534
Schiffshebewerk im Trent-
Kanal (Kanada) ... 511
— für d Donau-Odcr-Ksnaf
bei Prerau . . 549, 590, 594
Schinkel- ijahrr»-) Fest des
Arch. -Vereins in Berlin . 142
— Preisaulgaben . . 30^ 124
Schlofl Dargun 191
— Zur Erhaltung des Heidel-
berger Sehl. 267, 269, 389,
403, 417, 425«, 429, 452, J3i,
5(8, £03
Schoneberg. Posthaus 51U'
Schornstein von Dampf-
ht iiiing, Durchschlagen
von Feuchtigkeit 220,234,356
Schulbank. Srhwellenlos
von Weidner 154
— Kcttig « Sch 428
— Beziehungen zw. SchuU
bau und Schulbank . . 5(17
Schulbau. Prinzregent Luit-
pollschulc in Bamberg 197*
- Gymnasium mit Direkt. -
Wolinh i /fhlfndorlftjo'. 637*
Schutz gegen Nachbildung
und gegen photogr. Auf-
nahmen 193
gegen Schfagregen durch
Anstru'b v. Kautscholeum 434
Schweinfurt, Walzenwehr 25^
Schweiz. Elektriz -Weike in 65T
Simplontuiincl, Aibeiteu am 520
Soldatenheim in Metz 305*
Spalato. Erhaltung des dio-
kletiaiiischcn Palastes . coo
Spandau Nicolai* ii che 337*. 315*
Speyer. Zur Einweihung
der GcdAchloiskirctc der
i'rotestation 448, 487, |95, 5so
— Dicnstgebilude der Vcr-
wherungsanMalt . . 557'
Stadtbild. Eine drohende
Veruiiitaltnrg v l'jssau 321*
3Hi'. 4-4.
Stidte, Die Kunst der,
(ii. W. Brewer f, 607«, 6:4*
Stahlbleche mit l'.asiehef-
ver/it'rnngrn . . ^36, 3O1
Statik. I.iteialui .... 25(1
s. TlieoicL. Ciitersuchungen.
Statistisches aus der Fach-
gcnOsBeiücljaft .... 543
Stecklcnburg bei Ihale 014
Stclnkohlenschlacke als
Follinatei ia1 . . . 136
Stiftung. Friedrich Sicmen:-
St der 'l'echn Hoclischnle
iii Dit-s*ic:i 5.s.=>
Stipendium ilcr Leins ll.es.
■»..Ilinct-Stilluile . . 1H4. 3,<y
.'SflCr
StraOburgLE. Kunsthistor-
KongTell 333
StraOen. Bauverbot an un-
regulierten . . . 560, 65a
■Befestigung mit Klinkern 292
— -Einlage von U-Eisen auf
Chausseen . . . 31a, 360
— -Bahn- und -Pflasterbau 383*
— ■ -Reinigung in Hamburg . 31
Studiengesellschaft f. elek-
trische Schnellbahnen,
Versuchsfahl ten . 455*, 461
Stuttgart, Hoftheater - Neu-
bau 581
Submissions-Arbeit , deren
Vergütung ...... 156
Sydney. Biucke Uber den
Hafen mV
Tabellen d. Wassermengen
L Kanalisationsrohren 280, 33a
Technik und Poesie, Vor-
trag von v. Eyth . 319, 358
Techniker. Gehaltszahlung ~"
während einer militärisch,
l'cbung . 104
Teiche, künstliche .... 435
Telegraphie und Telephonie
<nr Eisenbahnen . . .an
Terrassenbau am Halensee
bei Beilin . , 633*, 657*
Theater. Entwicklung des
modernen oo«j*, 6lH", 625',
635*. 658«
-- Erhaltung d. Opernhauses
in Beiliu 157*. 191, 411*, 6cs
— - Umbau des kgl. Schau-
spielhauses in Berl. 265*, 276*
— für' Kassel 359
— lloflh Neubau inSluttgail 581
— Kosten des neuen Stadtth.
in Köln 350
— teilbarer Zuschauerraum 160
— Der Brand des Iroi|Uois-
Th. in Chicago u. Reform
der mod. Ruhne ai*, c.l'*. 205*
Theoretische Untersuchun-
gen. Einrechnen der
Schnittpunkte proj Eid-
werke in Querprofilc 323'
— Berechnung der Scheitcl-
staikc stein, Dreigelenk-
Binrken °5.i'
Berechnung der Spannun-
gen auf Biegung bean-
spruchter ßetonplatten . 406
Tlefbauweseni Frankfurt a M. 1
Titel. Führung des Meistcr-T. 2^,
4b, 360, 390
Berechtigung zur Führung
des T. eines ßaugewerks-
111 eiste rs 91
Totenschau und Nachrufe.
- Appcli us, O. Wirkl
Geh. Ob Brt. in Berlin 500
Bnsing, F. W . P10I in
Friedenau . 104, 115*, 121
— Frey, Theophil, Brt- in
Liebenzell 408
Grixebach, Hans, Arrh.
in Berlin .... 348, 354
v. Heiner • Alteneck,
Fricdr., lug. in Berlin . jb
- Ho 1 zm a 11 n . Philipp. Bit.
in Frank fuit a. M 356, 358
H01 n, Jul. Dir. d, Gas-
wcike Augsburg . , ■ 396
I. cnl z . B. iL. Wasserbau-
11 -p. in Hamburg . , . 123
-- v Maybach, Albert,
Staatsroinister in Berlin . 16
Meyer. Alfr , Goilh ,
i*iul. in Berlin .... 651
■ Ronieis, Leonh , Prof.
in München ..... 583
Sc hell, Willi , Piof Dr ,
(>eli Hofrat 111 Karlsruhe 95
■ Siemen^, Fiicdr, Dr.-
Ing. 111 DiCidcn ... 371
-■ Sitte, Caniill.i. Keg -Kat
in Wien
— - V 11 ge w i t te r, Gg , Arrh. 409*
-- Walle, Peter, in Berlin 464
Wey Her, K , Architekt-
Maler in Heidelberg . . 171
Wiche, Iii t.eh. Ob.-
Ilrt , /um iooj Gi huilstg 574
Trager. Herstellung d bieit-
fJan^chi^en Giey- 1 r.,^y^t.
t.i.:!trdin;rrii ..... 343
Transport v Mm- 1 ngnteni 5:3*
3-7 . 515, iüZ
uiyuiz
Trcppenbelag 364
Trockenlegung)' in. Kassen-
gewolbes .... 293, 336
— feucht. Kelterraauern 387*, 396
Tunnel unter ilcr Elim in
Hambuig 274*
- Arbeiten a Siniplon-T . 530
Turm. Der Wiedcrautba-j
des G'üiiipanilc von San
Mario . . , i, i6f . 3-'
Tutchen, II<i— ^ige-, v. Gunther
Wagner ....... 104
Ulm. Erneuerung d Fresken
am Rathaus 333
Ungewitter, Gg. Gottlub,
Lebensbild .... 409*
Unfall - Vcrsitherungspfiichl
der Inhaber von Baubur. 83
Universität. Archileklon.
l'nteniihl au l". ... 3^1
— KollegicngebAude in Frei-
burg i. B 619*
Wettbewerb um Entwerfe
(urclic neue II. LJena 73*, 107"
Unterricht. Zur Frage de*
an hitcktun. I1. im d. Bau-
gewerksehulcn 48a, 518, 56a
Urheberrecht au Werken
der bild. Künste . »33, 333
Valparaiso, Halen 336*, 338
Venedig. I>rr Wiederaufbau
des t'ampanile von San
Mario . . . . ^ 16*, 23
Verantwortlichkeit bei
l'eberscbicilung des An-
4t hlagspreiscs .... 7a
— für vorgefallene Versehen
di r Bauausführung 313, 556
Vereins-Mitteilungen.
— Ver band deutsch, Arch. -
u. Ing.-Ver. 3_3j 134, 196, »30.
337. 33a. 3°7. 408, 44°, 6co
- 33. Abgeordneten-Ver-
sammlung ^Düsseldorf 463,
47". 473
— - Lfi Wauderversamiul.
in Düsseldorf . 465, 478
— -- DieVoitri1i;e466,,47ä*,479,
49'*, 5°3*. 6c9*.6i8*,6a5*
Beruht Ober die Ent-
wicklung de» Verb. 485,497
-- Berichtigungen u. Aus-
flöge 5°9
Arbeitsplan fQnqo4 05 53!
•Berlin. Arch - Vir, ig, x6.
310, 534, 52s, $1". <>S«
— — Scliinkelfest . . Iii
- Vereinigung H. An h. 554,
5«.H, 59', 614, 650
^■ile
Vcrcins-Mittellungen.
— Berlin Verein für Eisen-
bahnkunde y?. 48, 9s, 14a,
an, 3587 3487495, 554
- — Verein d- Pott! -Zern -
Fabnkantcn . ... 3a
- Breslau Vereinigung
»chic». Arch, ... 438
llaniiv. Vcisd D Land-
wirtscliatts-Gi.scllsiliaft . 52
Dresden. Sächs, lug-
u Aich.-V. ü. 378, 383
1)0 aseldorf Areh.- u.
In«. Verein ... 83, 531
- — Ver <l Gartenkünstler 343
- Frankfurt a M. Aich.
11 l»g -Ver. . . . 103, joü
Verein deutsch. Inge-
nieure . .08, 392, 318
-- Hamburg. Aich- und
Ing.Ver. 3±! 70, laa, 183,
(Ausflüge u. Feste) 203, alt,
aiy, »32, 353, »90. 34». 35B-
386, 4 "3. Sä*. 560. 2a>
Karlsruhe. Bad Arch-
u. Ing.-Ver 554
- Kassel D. Gesellschaft
fflr Volksbidcr . . . .179
Köln a. Rh. Anh.- und
Ing.-Ver. für Niedenhcin
und Westfalen .... 243
- L ands h ul i_B- Der bayer.
K&uaJvct ein . , . 311,311
— Magdeburg. Arch- u.
lug -Ver ü95, "*>< 3'°. 343.
614
— MccKlenh. Arch- und
Ing.-Ver 10, 191
— Mittelrhein. Arch - u
Ing.-Ver 146, 159
M ü nche iL Arcb.- u l::g.-V. 570
— Vereinigung M Aich. 428
Pf AI* Kicisgescllichaft
d bayer. Arch - u Ing -V. 233
Wrii Herab. Verein ifir
Bau künde .... 558, 650
Verkehrs - Angelegenheiten,
bayer Staatsimnisterium f. 2
Versicherungspntcht eines
Rohbaues gegen Brand-
schaden 60, 103
- bei der Bau-Bcrufsge-
nnssetist hafi 73
il. Inhaber v. Baubur. 83, 37b
Vervielfältigung. Licht-
pausvei fahlen u Hcliosdr. 70
— Rciikcl's l.iihtpau-e-
Apparul .... 350*
Vcrwaltungs-Geb. u_ Unt-
wüifcu im Min. der offei-ll.
Arbeiten . . . _ . 489*
^i-ite
Verwaltungs-Geb. dci Ma-
schinen Fabrik S. Inuibel
Henning in Bruchsal 531*
— Versicherungsanstalt in
Spe\ei .... 557*
Villa-Bai.fluil.l i»?
— siehe Wohnhaus
Vortrag. l>us Moderne in
der Architektur der Neu-
reit von J.ihs Olren . 5H, 6a
Die Ausführung von
Versiich*bauteu in ge-
sclucbcführenilcn r lüsscn
und tlie Errichtung von
Flubbau Laben atoii 11 von
Fahcr 314, 32a
— Poesie und Technik von
M. von Eylh . . . 319, 358
Vortrage im Kunstgewerbe-
Museum in Berlin . 22, 405
Wachwitzmetall . . . .130
Walzwerk Differdingen,
Herstellung der brcitfl.m
schigen Grey- I rSgci . . 243
Warenhaus, ' Brand m
Budapest ai
Wasserbau. Rcguliciung d
Elbe hei Magdeburg . . ±3,
Verbesserung dir Voillut
und d. Reinigung d. Ab-
wasser im Emsthergeb, m*.
t>3*. '35*
-- Melioration des Meinel-
deltas 346
— Das Walienwehf im Main
zu Schweinfurt .... 35'
Bewässerungsanlagen in
Aegypten ^8
Wasserbecken in Beton,
Dichtmachen . .96, 104, 168
Wassermessung-Foimclu . ±±
Wasserrecht. Entziehung
des Wassers 180
Wasserturm in Rastalt . ji^.
Wasserversorgung. Grurd-
W der Sudt Berlin . . iü
— fflr alleinstehende Villen,
Hotels usw 156
und Fntwaascrung der
Stadt Hofheim i T. . .368
Apulische Wassel leitueg 371
Wasserwerke der Stadt
Frankfurt a. M . . . . 103
Wasserwirtschaftliche Vor-
lage, neue, in PieuHen 193*,
5ÄL 343
Wehraiilnfr ini H.rm ?u
S. hwe nluit 3^'
Werkstatte, Ktiam, in
KaiUiuhc 653"
Seile
Werkstein'a'sj.leii, Reini-
K » 5°7. 543
Wettervoriiersagc .... aoo
Wiederherstellung d. \ res-
ken am Ulmcr Rathaus . 333
- - der Ni> olaikirche in Span-
dau 337*. 345*
des Dome» in Magdeburg 34J
de* diokletiani» chen Pa-
lastes in Spalato . . . 060
Wien. Denkmäler von Ver-
tretern der Technik an der
Ti'clm. Hochschule . . Ii
Ucrgcslaltung des Katls-
platzcs . . 365', 443«, S7B*
Wirtschaftsgeschichte des
Rheins 479
Wohlfahrtspflege. Arbeil -
Heilstätten der l.andes-
Versichrrungsanst Berlin
bei Beelitz 61 *, 69*. 79*. 85*.
153', 163-, ijs', 185-
- Schwestern- Altciiheini in
Karlsruhe 646'
-- Rheinischer Klein Woh-
nungsbau 187", 198', 314*.
343". 345"
- Magdeburger Lungenheil-
stätte Vogclsaog b. Gom-
mern 393
- Christi. Soldatenheim. Kais.
Wilhelm Haus* in Metz 305*
Wohnhaus-Gruppe in der
ßaischstr. in Karlsruhe 477*.
485*, SOi '
NuUtiergcr, Kohlbecker u.
Mee» das 537*
herrschaftl. Si.mmersitr u.
Jagerhau-t ..... 656*
- Peter Spreckels 10 Dresd. 30/
-- Wcrtheiinber in Homburg
v. d H iy
.(irrineck' in Langenberg 4>tT
— I.ittmann .Der Liiidenhof"
in Mundicn-Bogcnh. 395, 401'
Miethaus Rechtbold in
München 55c*
— Gebr. Beckh in Pforzheim 535*
Wohnungsbau. Klcin-W.
im Rheinland 187*, 198*, 314*.
343*. "45*
Wohnungs-Verhalln PreuB.
Gesetz zur Verbesserung
der . 433
Worms. Wiederherstellung
des Domes 146
Württemberg. DasBauwesen 558
Zehl: dorf. Gvmuasiura mit
Dti'.-Wc.linhaus 620*, 637'
Besondere Bildbeilagen.
1 Ptt neue Rathaus in Kopcnliagcn S
c-s>— Villa Wertheimber in Homburg v. d. Ii ,
j. Walscoweiir im Main bei Sehweiofutt
4*T-Haua Peter Spreckels in Dresden , , ,
"g. Umwandlung der Liscnbatinaulagen in und bei Leipzig
-*r Arbeiterhcilsttttcii der Landes - Vcrsicherungsanstult
Berlin bei Beelitz ,
-9. desgl
-Asdesgl , .
Das neue schweizerische Biindrshaus in Bern
-es» t 'ebersichtsplan vom Watsersamnielgcbiel der F.mscher
"Ti. Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern .....
tu. D.is neue Herrenhaus des preuü. Landtages .....
Die Elisabeth- (Schwurplatz- 1 Brücke in Budapest . . „
ftie Handelskamuier in Düsseldorf
Die Elisabethbi ticke in Budapest ....
-rer Rergnest. Phantasie-Entwurf von Hogg „
17, Die Prinzregent-I.uitpoldschule in Bamberg
tfl Die neue Eisenbahubrftcke Ober den Rhein bei Mainz . ..
-«"•r Der Ideen- Wettbewerb um EntwCIrfe für das Vcikehrs-
Ministenum in München ...
Die neue F.isenbahnhriickc über den Rhein bei Mainz . .
Das neue Rathaus in Aachen
desgl
^sr*c Das Kreinatui ium auf dcni Friedhofe in Karlsruhe . . .
-SU» Entwurf zu einer Natiunalhalle von Spacth . . . . .
■a*— Der Neptunbruuiien auf dem Maiklplat^ in NCInibeig . .
-asv Das neue Rathaus in ('harloltenbuig
1
Li
Z2
Das neue Kathaus in l harluttenhurg
Die Nicolai-Kirche in Spandau
Das i icb. des Landwirts, hafll. Kreil. tvereuis L Dresden
rmgestaltung des Karlsrihitzes »n Wien
Das Geh. der l.andw. Fenervers . h. -Genossenschall in
Dresden
tu Q|> Wohnhaus I.ittmann .Der I. indenhol- i. M.-Bogcnhausen
79 ätt*»ileagl.
85 -3^, Die anatoüsctie Eisenbahn , . .
100 3^ Entwurf zu einer rniversitfit von Frz. Bianliky . . -
in ■)««, Ki-.enb -Brücke in Stampfbeton Ober die Hier 1> l.jutiach
i%\ .an. Aus Düsseldorf und seine Bauten
137 ^eJr^Stldt. Schnellbahnen in groben Stödten
H9.i)t)i Hausergruppe in d*r Baisi hstr. in Karlsruhe ...
töi ^" !>■'« (Jebaude der Seehandlung in Berlin
173 ^ 1 w fl.tusergruppe in der Baischstr. in KaiUruhe ...
19t ^a_Bihcke Uber den Hafen von Sydney ■
197 4-^- 1 1 ii-s der Brauerei tiebr. Beckh in Pfor/lieim . . .
^iiiit rl liauurdnung für München
rr M11 iTTäus Brehthold in München
335 .rtfr I)enkmal-Enlw. Bisrnarek-Tuim von Kreis ....
333 -sz*f--Garleubau-AuKstcl)ung in Düsseldorf
349 44SV Das moderne Landhaus und seine imieie Ausstattung -
i6l ,19 f'"' Kunst der Städte, Aich. 1J. W Biewer i' . - .
a73 SO_£riecliischrs Theater der l'nivei sitJ'. Berkeley in 4'ah-
285 foinien
298 iXr (iv innasiuru mit Direktor Wohnhaus in Zehlendurf . .
313 j>>i Schwestei n-Allcnheini in Karlsruhe
3aS
:<■.-,
.■■yi
3°5
3;;
.m
40;
II-
-tv;
40.,
4; ;
4*J
iLi
5»5
53B
v.l.'
hott
f' 1 7
VII
Mitteilungen
über Zement, Beton- und Eisenbetonbau.
I. JAHRGANG 1904.
Inhalts-Verzeichnis, Orts- und Sachregister.
(Den mit • bezei< hnelen Aufsitzen sind Abbildungen beigefügt)
nung zw.
Beton und Eisen ... 36
Amerika. Form der Eiscn-
ciolagcn in den Eiseu-
betonUsutcn, insbesondere
du Tha.her-F.isrn ... 18*
Gewolbeforro. Talsperre
in Stampfbeton mit Eisen-
eiolagco iraSix-mileCreek 57*
— Musikhalle in Hcnnehi<|ue-
Koustr. in Ciniinnati . . Ii
— l'ebcrfallwchr in F.iscn-
beton bei Theresa ... 90*
Bahnsteige. Erhöhung der
B dci Stadt- und Kingbahn
in Bcilin .... 54*, 58
Bekanntmachungen an die
Mitgl. des Du. Im Hctoii
Verein* 32, Co
Berlin. Konzeit-iaal mit frei-
tragend. Eisenbeton -Dach 53*
Bestimmungen des pieuß,
Min. d otf. Arb. für die
Ausführungen von Kon-
struktionen aus Eisenbctun
bei Hochbauten . . 31,
Beton. Einheitliche Vor-
s« hrittcnfilrd Ausführung
Und Prüfung von Stampf-
beton-Bauten 59
Bestimmungen für die
Prüfung und Verarbeitung
de» B. (Versuche) . . «, 57
— Abwässer - Klirbc ken -
Anlage in Stampfbeton in
M. Gladbach 40*
— Neue Gründung» weise mit
B-Pfeilern beim Uuhnh.
Plochingen 4 t
— Stntzniauer in Sumpft**,
a» der Villa Heus, bei in
Kassel . .. ai*, 23*, 32
— - Neue Form für B. Stulln.
P/ugrcssi> Patent . . . 3*1*
Ausführt;, d Kraflwaitser-
^tollens an der l'iftul-
»perre mit Stampfbeton-
Auskleidung 9*
-- -Viadukte der Bahnlinie
Altcnburg-Lain;r<ileuba . 37*
Böschung« - Bekleidung mit
Eisenbeton P»t. Meloc< o
in Budapest 44
Bücher. Apparate und
(•er Ate zur Prüfung
von Portland-Zcmcnt, zu-
sammengestellt vomL'hcni,
I. aboral für Toniinlustnc 20
— Mitteilungen de» Knnigl.
Materialprüfungsamte* in
l.ichterfcldc 48
Entwicklung der Zement
Forschung nebst neuen
Versuchen auf diesem Ge-
biete von Di. -lug. Inger s6
Brücken. Drciatmige Eisen-
beton-Br. in /anesvdlc 1-, iS*
Eisenbahn -Br. (Iber den
Stevens (Jrcek, bei San
Francisco (System McUiiii ly*
Brut hpiobc ciaer llcnni
bique-ßr 33«
Brücken. Straßenbrücke in
Eisenbeton Ober die War
bei Grünwatd . 41», 45*. 49*
, \ «rl;
und
Clnclnnatl. Mu»ikhalle in
Hennebique-Konstruktiüii 11
Damm. IVberfnll-D-, ge-
wOlbeformige Talsperre
in Stampfbeton mit Eisen-
einlagen 57*
Elr.führungsworte ... 1
Eisenbahn. Dir Betonvia-
dukte <l. Link Alienburg-
Langenleuba 37*
-Srhsvellcnaus Eitcubeton 60*
Eisenbetonbauten. Kegeln
für die Anordnung der
Ei-i ncinlagen in 6, 12, 36
— Voischrifien f d Planung,
Ausführung und Beauf-
sichtigung von ... 7, 1a
— Vorltulige I eitsVze dir d.
Vorbereitung, Ausfuhiune,
Prüfung von 13. ao, 38
— Bestimmungen des pieuli.
Mimst, der rjffentl All)
für die Ausf. von E. bei
Hochbauten . . . . 31, 36
— Berechnung von E. :<5*. 41
Vorschriften für F. der
Stadt Ntw-York ... II
Eisenbeton. Fabrikbau in
E. für die Da.mlcr- Motor-
Gcs- in UnteilOrkheim a*, J*
GcwolbcfnrmigcTalsperre
in Stampfbeton mit Eiseu-
einlugcn 57*
— KomlruktiLiii des neuen
Mümhenci Volksrichter , 29*
— Konzertsaal mficitiugcnd.
E-Dach 53*
— Straßenbrücke in K. ober
die Isar bei Grimwald
•('*, -15*. 49*
— Hoschuugsheklridung mit
E-, Pat. MeltM to ... 44
— Auf llol/plaliie aufge-
pfropfte E-Pfahle . . .32*
— Erhöhung der Bahnsteige
der Stadt- und Ringbahn
in Berlin .... 5«*, 58
— -Eisenbahn-Schwellen . 60*
— -SAuleu (patent l System
Becher . 27
— Ucbcrfallwchr in F.. in
Theresa, Nordamerika . 20*
Elseneinlagen, Form der,
in den Eisenbetonbauten
Nordamerikas, insbesond.
da» Thacher-Eisen ... 18*
Haftfestigkeit des Fi» im
Beton . . ao, 36, 46*, 49"
- Kegeln IlSr die Anordng.
der F. in F.isenhetonhaut.
6, 12. 36
Fabrikbau in Eisenbeton f.
die Daiuitei Mutoitu lies,
in l jitcrtntkhcim . . a«, 5*
Seile
Form, neue, für Betonslqfen,
Prcit-TeiMj Patent Hb*
Gründungswelse mit Belon-
pfeilern 44
Haftfestigkeit zw. Beton u.
Eisen ao, 36
— des Eisens im Beton (von
Kicinlogel) . . . 46», 49»
Heoneblque - Konstruktion.
Musikhalle in Cincinnati . 11
- Bruchprobecin.H -Brücke 33«
Jubiläum. 40jlhr. Bestehen
der Porti -Zement- Fabr.k
Dyckcihoff A Sohne in
Amöneburg 40
New-York. Vorschriften f.
deu Eisenbetonbau ... 1 1
No rmalsand-Fragc ... 33
Normen. Nene Begriffser-
klarung für Porti -Zement
in Abänderung der bisher
in den N. stehenden . . 34
Pfahlrost. Auf Holzpfählc
aufgepfropfte Eiseobetoo-
pfälile . 32*
Prüfung. Bestimmungen für
die Pr. un1 Verarbeitung
des Betons (Versuche, aa, 27
— Brueh probe einer Heune-
Brucke 33«
Prüfungsamt, Material-, in
I uhteifelile — Mitteilun-
gen des 48
die
betonbaulco
Sefte
6, ,2
Kassel. Stützmauer in
Stampfbeton an der Villa
Hensrhel . . ai*, aj,*, 3a
Klärbecken - Anlage 10
Stampfbeton in N. -Glad-
bach 40*
Konzertsaal mit freitragend.
Eisenbeton-Dach . . . 53'
Leitsätze, f. d Vorbereitung,
Ausführung und Prüfung
von Bauteil aus Stampf-
beton 59
— Vorlaufige, für die Vor-
bereitung, Ausführung u.
Prüfung von Eisenbeton-
bauteu . . . I», 13, ao, 38
Mittellungen des Kgl. Ma
terialpiufungsamtcs in
Liehterfeldc 48
Mörtel. F.influtJ nicht liy-
drauliseh wirkender Zu-
sehUge /um Zcnicut-M.
auf dessen Festigkeit . . 28
München. Eisenbeton-Kon-
struktion des neuen Volks-
theaters 39'
M. -Gladbach. AbwRsser-
Kllrbeckcn-Anlage . . .40*
Musikhalle in Hennebique-
1 i. Cinrinnatti 11
Schlackcn-Mischfiage . . 24
Stollen Ausführung des
Kraftwasser - St. an der
l'rfttaltpcrre mit Stampf-
beton. Auskleidung ... 9*
Stützmauer in Stampfbeton
an der Villa Hciischel in
Kassel ... at°, 85*, 3a
Talsperre. GcwOlbeförmigc
T. in Stampfbeton mit
Eisencinlagen 57 *
Theater. Eisenbeton - Kon-
struktion de» neuen Mun-
rhener Volksth 29'
Treppenstufen. Neue Form
für Belonstufen. Pro-
gresso-Palcnt
36<
Urfttalsperre. Ausführung
des Kraftwasserstollens
in Stampfbetoii-Ausklcid. 9*
Vereine. XXVU. General-
versammlung des Vereins
dtsehr. Portland Zenienl-
Fabrikantcn 8, 12, 17, 23
— VII. Hauptversammlung d.
deutsehen Beton -Vereins
■a, 18*, ai, 28
— XI. Generalversammlung
des dtsclin. Ver. für Ton ,
Zement- u. Kalk-Industrie 12
Vereinswoche in Berlin im
Februar 1905 60
Verauche zu Bestimmungen
für die Prüfung und Ver-
arbeitung des Betons 22, 27
— über den Einflub nicht
hydraulisch wirkender Zu-
schläge z. Zementmörtel
auf dessen Festigkeit . . 28
Vorschriften für d. Planung,
Ausführung, und Beauf-
sichtigung voo Eisenbeton-
bauten . . 7, 12, 13, ao, 38
— Einheitliche V. für die
Ausfnhi
id Prüfun
von Stampfbeton-Bauten 59
— für den Eisenbetonbau der
Stadt New-York ... 11
Viadukte. Die Beton-V. der
Bahnlinie Allenberg-Lan-
genleuba 37'
Wehr. Uebcrfaliwchr in
Eisenbeton bei Theresa
in Nordamerika .... ao"
Zement. Methode z. Prüfung
von Z. auf Zugfestigkeit,
von Johnson 4
— Volum- Beständigkeit und
Blndczeil - \
l'ebcr die Konstitution
d Porti -Z , v. Kichardson 5a
VIII
§
lliTljtii Iii Jg in m in m
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111 II
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AS NEUE RATHAUS IN KOPEN-
HAGEN * ARCHITEKT MARTIN
NYROP IN KOPENHAGEN * * *
ANSICHT DER VORDERSEITE *
=. DEUTSCHE BAUZEITUNG =
XXXVIII. JAHRGANG tHi', * N» 1-2
Digitized
SMilMlilSSMlilli
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 1-2. BERLIN, DEN 5. JAN. 1904
Neue Baukunst in Dänemark.
Von Peter Jctuten.
Ii . . w rille HiMlM-iUcr, «mir dir Abbildungen auf >i Hc 4, 8 uml i
er mit offenen Augen für die
lebende Baukunst heute Kopen-
hagen besucht, wird sich reich
belohnt finden Seit der Auf-
hebung der alten Festungsw&He,
~eit der Anlage des mächtigen
reihafens und seit der sehr
.•nergischen Entwicklung lies
( iemeinwesens sind dort grobe Aufgaben verschied< Il-
ster Art gestellt worden. Eine Keine frischer Persön-
lichkeiten arbeitet mit größtem Ernst dahin, die dani-
sche Architektur in > inheitlichem Sinne zu fördern,
st in Deutschland noch zu wenig bekannt.
Wohl wissen wir, datl im Kunstgewerbe die
Danen heute ihre eigenen siegreichen Wege gehen.
Die beiden Porzellan-Manufakturen haben unter ihrer
sicheren künstlerischen Leitung sich seit fünfzehn
Jahren Weltruf und den Weltmarkt erobert. Wer sich
in der lehrreichen dänischen Abteilung der PariserWc lt-
ausstellung oder in unseren Kunstsalons und Zeit-
schriften umgesehen hat, der kennt auch die kräftigen
dekorativen Plastiken und Malereien, die kernigen
Silberarbeiten, die Versuche in Zinn, manche vor-
zügliche Möbel und namentlich dir musterhaft organi-
sierte Ruchkunst. Darin schlagen die Künstler zum teil
eine starke, männliche Note an, die uns als entschieden
nordisch anmutet.
Schon 1900 in Paris konnte man sich in der be-
scheidenen, versteckt gelegenen Gruppe dilMSchet
Architektur uberzeugen, dass neben diesem Kunstge-
werbe, oft mit ihm 1 land in Hand, eine gleich frische
Architektur erblühte. Die kleine Ausstellung halte
Martin Nyrop, der Schöpfer des neuen Rathauses von
Kopenhagen, zusammengestellt. Es war schon damals
klar: diese neue Baukunst ist modern in dein Sinne,
dafi sie sich auf die alte Kunst der eigenen Heimat
stützt, nicht auf die Einzelheiten, auf das Heiwerk der
Ornamente, auch nicht auf die sogenannte Monumen-
talkunst der Fürstenpaläste, sondern auf das, was sich
auf dänischem Boden an dänischen Aufgaben zu
nationaler Eigenart niedergeschlagen hat Auf
diese heimischen Grundlagen der heutigen Architektur
müssen wir zuvörderst einen schnellen Blick werfen.
Aus der Epoche, die wir im besonderen als nordisch
anzusehen pflegen, dem frühesten Mittelalter, gibt es
in Dänemark keine Bauten mehr. Dafür weiß jeder
Besucher Kopenhagens, daß die Handwerkskunst der
ältesten Zeiten, wie sie im Nationalmuseum, im Primen-
Palais, vereinigt ist, der stärkste Eindruck ist, den
mau in der nordischen Hauptstadt gewinnt. Diese
Funde aus den Gräbern und Mooren von jutland und
den dänischen Inseln haben in der Welt der sogen.
Prähistorie nicht ihres deichen an handwerklicher
Sorgfalt und an Kraft und Größe des Stils: die
spiegelblanken Steinwaffen von uralter Technik,
in ihren Formen schon durch eine jüngere, reifere
Kunst veredelt, die Schilde und Schwerter und mäch-
tigen, seltsamen Blashörner der Bronzezeit, eine Fülle
eigentümlicher Stücke aus den Epochen, da schon das
Fiseii bekannt geworden war, darunter die Hol/gerate
und Schiffe, die das feuchte Moor durch die langen
lahrhundertc hin konserviert hat lauter Reste von
Kulturen voll gediegener Kraft und schlichter Größe,
die der heutige Nordländer mit Stolz seinen Ahnen
zuzählt. Es weht ein Hauch dieser rassigen Kultur
auch durch die späteren Epochen der dänischen Kunst
Namentlich hat die Baukunst im früheren christ-
lichen Mittelaller noch unter diesem (leiste gestanden
In Kopenhagen selbst ist davon nichts erhallen: denn
dieses ist eine ziemlich junge Stadt und überdies durch
viele Brände verheert worden. Aber ganz Jutland
und die- Inseln sind dicht besäet mit kleinen, ein-
lachen Landkirchen aus romanischer und gotischer
Zeit. Viele aus Granit, rohen oder hehauenen Find-
lingssteinen, eine grobe Gruppe aus rheinischem Tuff,
den man aus dem Brohltale einführte, andere aus
heimischem, weichem Kreidestein, spätere aus Ziegeln.
Die Formen abgeleitet von den nicht besondere
zahlreichen Domen der größeren Städte und Bischofs-
sitze (Ribe, Viborg, Aarhus, Roeskilde u. a.i, ins Atter-
einfachste übersetzt: ein kurzes Schiff, ein schmaler
Chor mit Nische, e in Glockenturm von verschiedener
Gestalt, oft an der Seite i ine Eingangshalle; das alles
mit dem bescheidensten Ornament, oft ohne alle Zier-
raten nur als Gruppe, als Masse, als Körper wirksam,
aber in dieser Einfachheit höchst wechselreich und
für heutige einfache Aufgaben ungemein anregend.
Darunter auch ganz abweichende Typen, wie nameut-
Digürzed by Google
lieh jene seltsamen Rundkirchen auf Bornhohn, die bei
uns durch Fr. Laske's Untersuchungen bekannt ge-
worden sind.*» An den stattlichen Publikationen über
alle jene Kirchen haben sich führende Kräfte auch der
jüngeren dänischen Baukunst beteiligt. Das Mittel-
alter steht den heutigen Künstlern in dieser kernigen
heimischen Art vor Augen
Auch die Renaissance hat im dänischen Lande
eigentümliche Gestalt gewonnen. Als gegen Ende
des 16. Jahrhunderts König Friedrich 11. und König
Christian IV. ihre imposanten, herrlichen Schlösser
schufen (Kronborg, Frederiksborg, Rosenborg, bekannt
durch das Werk von Neckelmann und Meldahl)**),
nuisst.cn sie die Architekten und Kunstformen meist aus
den Niederlanden holen. Nach ihrem Beispiel aber sind
durch das Land hin viele einfachere Königssitze und
Adclsschlösscr gebaut worden, nach mittelalterlicher
Tradition schlicht und wehrhaft, gewaltige Baumassen
unter hohen Dächern, mit breiten Giebeln und kräfti-
gen Türmen, die grollen Backsteinflachen nur spär-
lich durch Hausteine unterbrochen, der plastische
Schmuck meist auf ein Portal oder einen Giebel kon-
zentriert, Muster groüzügigcr, sachlicher Bauart Diese
Adelshöfe (I krregaardl werden besonders in jüngster
Zeit von den heute tätigen Architektin eifrig studiert;
man sah eine Auswahl derselben auf der Pariser Welt-
ausstellung mitten unter den neuesten Bauten; sie gelten
als vorzügliche Schule für den heutigen Profanbau.
Die danischen Landbaumeister haben diese ge-
sunde handwerkliehe Gesinnung aus der Zeit der
Renaissance auch in das Barock gerettet. Die schönen
Schlösser und Paläste in Kopenhagen (Christiansborg,
heute in Ruinen, Amalienborg, verschiedene Adelspalais
u. a m.) mit ihrem feinen Sandsteinschmuck dienten
nur als ferne Anregung. Statt der wehrhaften Burg
will man jetzt auch auf dem Lande die offene fran-
zösische Anlage mit Flügeln, Mittelrisalit, Freitreppe
und Kuppel; der alte Rohbau weicht dem Putz. Aber
es bleibt der Zug zum Schlichten und Klaren; nicht die
hinzelheitcn, die Säulen oder Ornamente beherrschen
den Eindruck, sondern die Verteilung der Massen, die
wohltuenden Verhältnisse, die Raumkunst. Gegen das
Ende des 18. Jahrhunderts, unter der Herrschaft des
Zopfstiles und des reineren Klassizismus, haben auch die
Kunst des Innenraumes und dasMöbel eigentümliche, an-
sprechende Formen gewonnen; an die saubere Furnier-
und Kinlegearbeit und die verständige Zwecksicherheit
dieser Handwerkskunst knüpft man heute mit gutem
Gewinn wieder an. Selbst für die Grösse der lange
unterschätzten Bauten des spateren Klassizismus, wie
sie in Kopenhagen die Werke von Harsdorff, C. F.
Hansen (Frauenkirche und altes Rathaus), des älteren
BindcsbölllThorwaldsen-Museu nitzeigen, öffnen sich die
Augen des heutigen Geschlechtes. Die zwei trefflichen
Zeitschriften, die neuerdings über alle diese Fragen unter-
richten, „ Kunst" und .Architekten" (Mitteilungen des
Akademischen Architekten -Vereins'!***), pflegen alle
diese ältere Kunst ebenso pietätvoll, wie sie die Arbeit
der Lebenden würdigen, veranschaulichen und fördern.
So leiten die alten Vorbilder die heutigen Meister
in mancherlei Richtung L'nd doch geht aus allen
diesen Anregungen verschiedener Zeiten eine im-
grunde einheitliche, durchaus neuzeitige Art hervor.
Denn vor aller Form, vor allen sogenannten Stilfragen
herrscht bei den besten Kräften von heute das Prak-
tische, dasSachliche. das Zwc< kbewusstsein im Sinne der
hcutigenEngläuder. Wir wünschten dies an den einzelnen
Werken der führenden Künstler anschaulich zu machen.
Die „Deutsche Bauzeitung" beabsichtigt, später die her-
vorragenderen Bauten dieser Bewegung in eingehender
Beschreibung vorzuführen. Heute seien zur Einführung
nur einige Beispiele herausgehoben, um die Ziele und
die Wege der ganzen Bewegung zu kennzeichnen.
'1 Fr. Laskc, Die vier Kuudkm lu » auf Rnrnholm uml ihr
mittelalterlicher HiWIer-.. hmu' k. Iti-rlin, Wilhelm Krriüt \ Sülm, iooa.
*') OenknifOrr «Irr K«*iinm*»n< *' in iKiuf-niark BrHiti, r ii'M
Wusmuth, 1Ö88
*1'! Itciii« in der lltbliullit-k tk-^ KkI. Kunitz u eil» ■ Mutoui*
m UeiliM, k)ic an. h eine Saininlu.ij: v..„i Hi,.u.p..|>l.ir,i ..It. . tm.l
«euer ilnnmrlur Raulen beim.
Die dänischen Architekten werden es für recht
und billig halten, wenn wir unter den Werken und
unter den Meistern von heute das neue Rathaus von
Kopenhagen und seinen Schöpfer Martin Nyrop
voranstellen. Er ist schon frühe als eine starke
Persönlichkeit bekannt geworden, als er im Jahre 188Ö
der nordischen Ausstellung in Kopenhagen ihr eigen-
tümliches, frisches Gepräge gab und die heimischen
Motive des nordischen Holzbaues mit starker künst-
lerischer Laune zu einer wirklichen Gelegenheits- Archi-
tektur verarbeitete; eine der frühesten 'Taten echter Aus-
stellungskunst, wie sie noch 1900 auf der Pariser
Weltausstellung eigentlich nur die skandinavischen
Nationen gewagt haben. Er hat dann für den Staat
das Provinzialarchiv in Kopenhagen gebaut; das ge-
waltige, ganz schmucklose Magazin getrennt von der
gefälligen Baugruppe, welche die Studien- und die Ver-
waltungsräume enthält, nur durch einen Gang mit ihr
verbunden; ein Charakterbau echten Schlages. Als
Sieger eines Wettbewerbes hat er seither die gewaltige
Aufgabe durchgeführt, einer grollen, mode rnen Stadt cm
Rathaus zu schaffen, das zugleich Nutzbau und Festban
sein soll. 1894 ist der Grundstein gelegt worden; im
Januar 1903 ist es endgiltig bezogen worden; jetzt
wird noch an dein Ausbau des grossen Hauptfest-
saales gearbeitet.
Im Westen der Stadt, nicht weit vom Bahnhof,
bei den breiten Boulevards, die durch die Auflassung
der alten Festungswälle entstanden sind, reckt sich
die Front des mächtigen Hauses trotzig und doch
feierlich empor. Der weile freie Platz davor ist leicht
vertieft und bildet mit der 'Terrasse dicht am Gebäude
eine wirksame Basis für den gewaltigen Körper. Wie
unsere Bildbeilage zeigt, sind das Erdgeschoss und das
erste Obcrgcschoss von massigen Höhen, für die Nutz-
räume bestimmt; das zweite Obergcschoss ist das hohe
Festgeschoss, das vorne an der Front den grossen Fest-
saal und hinten im Querflügel den Sitzungssaal du
Bürgervertreter enthalt Das Material ist vorwiegend
Backstein, groß, handgestricheu, von prachtvoller roter
Farbe. Der Sockel Granit ; dicTflrgewändc und Fenster-
rahmen Sandstein; zu oberst, unter dem mächtigen
Dach, ein niedriges Halbgeschoss, als Fries von hellem
Kalkstein durchgebildet. Das dunkle Dach überragt
der wuchtige Zinnenkranz, der das Haus der Kopen-
hagener Bürgerschaft wie eine Wehr krönt und schirmt.
Wer nur flüchtig hinsieht, mag diesen Zinnenkranz
für ein Dekorationsstück halten. Sieht man näher zu,
so wird es klar, dass dieses Hauptmotiv ganz sach-
lich aus dem Gerüst des ganzen Organismus heraus-
wächst. Hinter der Vorderfront dehnt das Gebäude
sich als tiefes Rechteck zwischen ansehnlichen Strassen
aus; an der Mitte der Seitenfassaden jederscits ein
Turm, links der hohe, beherrschende Campanile. der
im Stadtbild von Kopenhagen lebhaft mitspricht, rechts
eine gedrungene 'Turmgruppe. Innen zwei grolle Höfe;
dir vordere ein prachtvoller Lichthof, der hintere
offen; zwischen ihnen ein Querflügel, der im oberen
I lauptgeschoss in seiner ganzen Breite den Sitzungs-
saal der Bürgerve rtreter enthält. Gegen die Strassen
gehen rings um das ganze Haus die Zimmer und Säle;
gegen die beiden Höfe die langen Korridore. Zwischen
den Korridoren und den Zimmerfluchten liegt nun
ringsum eine besonders dicke Mauer, in der die Hciz-
kannle und ein sehr sorgfältiges Ventilations- System
angebracht sind. DicseMauer mit ihren vielen Lüftungs-
schachten ist es, die aus den Dächern emporragt und
in den Lssenkranz ausläuft.
So kühn wie dieses' Hauptmotiv, so großzügig
und klar scheint mir dic-Anordnung und Gestaltung
aller einzelnen Teile und Räume des riesigen Hauses,
von den schlichten Bür« au-, Verwaltungs- und Ver-
kehrslinien bis zu dem großen Sitzungssaal, dem
Kern der ganzen Anlagt-. Was da wirkt, sind das
Räumliche, die klaren Verhältnisse und vor allem das
Material. Man darf sagen, ilass'die Achtung vor den
Bauscofleii uml die Kunst, ihre Schönheiten auszu-
nutzen, den alten Meistern ganz nahe kommt Vom
Finfachsieu bis zum Prächtigsten: in den Nutzräumen
No. 12.
schlicht« -U -n Hol/werk, glatte Wände, weiüe Stuck-
decken; in Hein N> bcn Treppenhaus d< s hinteren Quer-
Hügels ]>ninkl«'->e F.isrnkonstniktinn; dagegen in «lein
großen, festlichen Li«hthr»(r vm ein heller. v«<ller,
überwältigender Einklang der edelsten Stolle, unter
denen kostbarer Marmor in grollen Flächen und kleine-
ren Einlagen vorwiegt, mit Motiven, die oll an die
Kunst der Cosmatcn erinnern; daneben in gemesse-
nem Wechsel < inzelnc plastische Ak/ente, Wappen,
Inschriften u. a Auch neueste Ockorationstechniken
werden nicht verschmäht: die Laibungen der groben
Bogen, die vom l.ichthof unter dem Qucrflügcl zu den
Haupttreppen fuhren, sind mit einem reizvollen Möveu-
fries aus glasierten Tonstürken auf PuUgrund verziert,
in der Technik, die der Keramiker Kahler aus Nesived
vor einigen Jahren auf der Berliner Kunstausstellung
gezeigt hat Ks ist überhaupt lehrreich zu sdu n,
wie der Architekt seine dekorativen Mitarbeiter leitet.
Er gibt sich nicht in die Hände von Dckorations-
Geschältcn, Wer an solchen» Werke mitarbeitet, soll
ein Kflnstler sein. I >en jungen Maler, dem er die Sopra-
I Hirten anvertraut, schickt er zunächst auf Reisen, um
ihn in den mittelalterlichen Kirchen die Technik und die
Art der alten Kalkmalcreien studieren zu lassen Dann
darf der Künstler nach seinen eigenen, höchst per-
sönlichen Ideen arbeiten, aber stets in allen Haupt-
dispositionen vom Architekten geleitet Denn aller
.Schmuck ist in grobem, breitem Maßstäbe geordnet, mit
vollendetem Raumgefühl und in der vornehmen Be-
schränkung, die zu Oben uns heute noch so schwer
fällt. Dafür aber darf und soll jedes Einzclstflck in
sieh ein vollendetes Kunstwerk sein, durch Stoff, Ge-
halt und Form: die Virtuosen des Kunstgewerbes sind
durch Künstler ersetzt. Wir werden gut tun, uns
Martin Nvrops Werk später auch darauf hin genauer
anzusehen. Hier ist ein Architekt wirklich der Führer
der neuen Handwerkskunst.
Wir haben den Geist, der im Rathausbau in Kopen-
hagen waltet, zu skizzieren gesucht: er ist wie es
scheint, von Jahr zu Jahr Irischer auch hei den
(ihrigen dänischen Meistern lebendig. Das Bild, das
man in Kopenhagen selber gewinnt, erweitert sich
durch die Darstellungen aus den kleineren Städten,
wie sie die genannten Zeilschriften und eine Reihe
trefflicher Photographien bieten, die man in Kopen-
hagen zu Kauf findet L eber den Zusammenhang der
Künstler orientiert vor allem ein Aulsatz von Fugen
Jörgensen in der dänischen Zeitschrift pKunst",
Jahrgang 1900
Man findet Belege dafür, dass der Sinn für ge-
sunde Schlichtheit im Anschluss an alte, heimische Bau-
weisen nicht einmal aus allci jüngster Zeit stammt. So
steht unter den vielen Stiftungsgebäuden, die eine
Eigentümlichkeit Kopenhagens bilden, aus den Jahren
1885 bis 1887 das Abel Cathrinc's Stift von
H. Storck; ganz in den schmucklosen Backsteinformen
der dänischen Barockkunst aufgeführt, mit einem kleinen
Hof, der mit seiner schlichten Kapellenfiont, von Grün
uberwuchert, mitten in der Grobstadt wie ein Hort
tiefsten Friedens anmutet. Ein /weites Stiftshaus von
demselben Künstler liegt frei hinter einem der groben
Zierteiche der äuUercn Stadt, das S o I d e n f e 1 d t s - S t i f t
am Sortedams-Sec: eine grobe eckige Fassade von ruhi-
ger, monumentaler Würde; die leuchtende, rote Zicgel-
lläche unter dem glatten, einfarbigen Dache spiegelt
sich in wundervollem Farbenklang auf der blanken
Wasserfläche wieder. DerMeister wird auch besonderen
Aufgaben sieghaft gerecht: bei dem Erweiterungs-
bau der Landtnandsbank , is. S. 4) galt es, neben
dem Ziegelstein besonders reichlich norwegischen Mar-
mor zu verwenden; man sieht, wie fremdes Material und
italienische Motive mit dem heimischen Backstein und
dem nordischen Raumgefühl in eins gestimmt werden
Als die vielseitigste Persönlichkeit neben Martin
Nvrop darf Hack Kampmann gelten. Als der Staat
i J 1888 das Archivin Kopenhagen an Martin Nvrop über-
trug, erhielt der jugendliche Kampmann gleichzeitig das
Archiv in Viborgljütlandi in Auftrag. Seine weiteren
Werkestehen in A arhus, der grötiten Stadt Jütlands, die
.S Januar 1001.
im Lauf« des 19 Jahrhunderts von 4000 auf 50000 Ein-
wohner gewachsen ist. Hier hat er als Königlicher Bau-
inspcktordasZollgebäudeunddie Staatsbibliothek
gebaut, ferner für die Stadt das The ater und für einen
Prinzen lals Geschenk der Nation 1 ein l.andschloss;
auch für die Stadtcrweilerung hat man ihn mit Plänen
beauftragt. So verschiedene Aulgaben hat er in wech-
selnden Formen, aber in einem Geiste kraftvollen
Ernstes gelöst. Das Zollgebäude (Zollkammer) ist
eiu Eckbau ; an der Ecke ein hoher eckiger Turmbau
zwischen zwei kernigen Rundtürmcn, das Motiv des
Stadtwappens von Aarhus; daneben die schlichten
Flügel unter hohen Dächern; das Material Backstein
in anmutiger Musterung, versetzt mit sparsamem Hau-
stein. Sachlich und vornehm zugleich erscheint das
Gebäude der S t a a t s b i b 1 i 0 1 h e k |S 5) Es liegt ganz frei
und enthält aussen ringsum die Büehcrräumc. Die Fenster
sind zu groben Gruppen zusammengefaßt, nament-
lich an der Rückfront.die unsere Abbildung zeigt; an den
Mauerflächen dazwischen steht in grobem, sicherem
Rhvthmus ein Paar krältiger Wap|>cn; Ober den Ziegel-
stcm-Fassaden steigt das schräge Dach bis dahin, wo
die inneren Mauern heraustreten und das grobe Ober-
licht für den Lesesaal tragen, der in der Mitte des
Gebäudes liegt Da das Gelände ansteigt, so liegt
die Vorderfront mit dem Hingang höher, an einer
Terrasse Eine Brücke führt zu dem Portal mit seiner
eigenartigen Flächen- Verzierung aus 'Tauwerkmotiven.
Ganz auf festliche, farbige Wirkung ist die Fiont des
Theaters gestimmt. Die Fassade, aus Ziegeln und
französischem Kalkstein, wird bekrönt durch einen
Fries und ein Giebelfeld aus farbigem Tonmosaik in
der Art, die wir am Rathause kennen leinten. Wieder
ganz verschieden das l.andschloss Marsclisborg bei
Aarhus, das man als Hochzeitsgeschenk für den Prinzen
Christian hat bauen lassen. Eine LcbcrseUnng der
Vorbilder des 18 Jahrhunderts ins Moderne: die
Fassade gegen den Garten breit gelagert, beherrscht
durch das prachtvolle Giebelfeld mit den drei dänischen
Löwen, einem vollen Kunstwerk in Maßstab, Zeichnung
und Modellierung; die Eingangsfront nach der Art
der Flügelpalais mit zwei kurzen seitlichen Vorsprüngen
und runden Treppenhäusern; auch im Inneren in den
Formen des Zopfstiles ein durchaus moderner Geist.
(iilit hier ein starker Künstler einer Stadt ihr Ge-
präge, so spürt man aul einem wichtigen Gebiete des
öffentlichen Bauwesens eine besonders glücklic he, ein-
heitliche Hand Der Architekt 1 1.Wenck hat eine Reihe
sehr charakteristischer Bahnhöfe geschaffen, in Kopen-
hagen den Güterbahnhof, dessen Lagerhaus |S. 5) für
sich selber spricht; eine seltene Vereinigung von Wucht
und Anmut; alle Einzelheilen auch hier handwerklich
gesund und männlich: alle Reste des Stuekatcur-Ge-
schmaekessindoberwunden, Verwandt ist, nach den Ab-
bildungen zu urteilen, der Bahnhof in der rasch auf-
blühenden jütischen KüstcnstadtEsbjerg, dem wichtigen
Ausfuhrhafen an der Nordsee In demselben Geiste
kerniger Einfachheit bei sicherstem Raumgefühl eine
ganze Reihe kleinerer Stationsgebäude an der Küstcn-
bahn, die von Kopenhagen gen Norden führt
Der neuere Kirchenbau verdient später ein eigenes
Kapitel In Kopenhagen sind in den letzten Jahren
eine Reihe kleinerer, höchst eigenartiger Kirchen ent-
standen Das Schema der RciUhrcltgotik scheint völlig
überwunden. Reizvolle Gruppen von verschiedenster
Gestalt, mehr von den romanischen Landkirchen als
von Monumental -Vorbildern abgeleitet; als Material
vorwiegend Ziegel mit mabvollem Werksteinschinuck ;
die Ornamente kräftig, aber bescheiden und auf die
Hauptpunkte beschränkt. Wir geben als Beispiel die
Brorsonskirrhe von Thorvald Jörgensen, am
Nordvestvej gelegen (S.8u 9): der Kirchenraum ist lür
800 PläUc berechnet; im Soekelgcschoss liegen Sakristei
undVcrsammlungssälc; der Glockenturm links daneben
Der Blick in das Innere zeigt lebendig, wie auch in der
kirchlichen Kunst des Inncnrautm s nicht eine fromme
Dekorationswut herrscht, sondern tler Mut zu echter,
kerniger Einfachheit und Einfalt; « in Stück Gianitkunst,
die einem wirklich starken protestantischen Glauben s«i
3
gut austt'ht. In diesem Sinne sehe der RcsuchcT Kopen-
hagens sieh besonders die I m m a n u e I k i r ehe an, die sich
die freieCiemeindc in Kopenhagen gebaut hat; in diesem
stimmungsvollen Bau von A. Clcmmenson kann man
auch die tiefgründige, dekorative Malkunst der BrOdcr
Skovgaard bewundern, die mit ihrem Freunde, dem
Charaktcrkopl Th.Rindcshöll, heute die starkstcnPcr-
soiilichkcitcn in der dänischen Pckorationskuiist sind.
Vom Pi ivatbau hoffen wir spater zu berichten.
Auch hier hat die neue Kunst manche frohen Anfange
/u verzeichnen. Und auch hier scheint die Losung
zu gelten: i ine Aufgabe, ein Mann!
Der Wiederaufbau des Campanile von San Marco.* I
Von H. Blankenstein, Ceti. Baurai in Berlin.
jer Wiederaufbau de» Glockenturmes von San Marco,
des weithin ragenden Mittelpunktes von Venedig, ohne
den man »ich die den MarKiisplatz und die Piazzetta
unwchUeimcnde Gruppe von Monumentalbauten nun ein-
mal nicht den-
ken kann, schien
endlieh imFrüh-
jahr 1903 ge-
sichert durch
die Meldung,
daß die Ober-
leitung des Wie-
der - Aufbaues
dem bekannten
Archit., Prol
LueaBeltreml
in Mailand über-
tragen und daü
am 2v April in
feierheher Wei-
se der Grund-
stein gelegt sei.
Nunmehrkonn-
te Niemand da-
ran zweifeln,
datl der Cam-
|>anile in ab-
sehbarer Zeit
in alter Herr-
lichkeit wieder
erstehen werde.
Hiese Zuver-
sieht wurde
plötzlich durch
eine dem röm-
ischcn.Avanti"
entnommene
Mitteilung ge-
trübt, wonach
Kellram i den
Wiederaufbau
für unausführ-
bar erklart ha-
be, „weil l>ereils
«lie ersten Ver-
suche die Un-
moglichkeit be-
wiesen hatten,
auf dem allen,
morschen Un-
terbau da» kr>
lns-aleKauwcrk
wieder auf/u-
ruhten Durch
'lic Fundatuen-
tierung wurden
• he umliegen-
den Cebiude
der grflflten Cr-
fnhr ausgesetzt
werden". Diese Nachricht kannte gegenüber den bis.
herigen Meldungen über den Zustand des Fundamentes
und in der Erwägung, daü die neuere Technik W
mannigfache Mittel bietet, auch der größten Schwierig-
keiten Herr zu werden, durchaus nicht glaubhaft er-
scheinen. Sie (and aber eine gewisse Bes'atigung durch
eine Anfangs September 1903 von den Zeitungen gebrachte
Nachricht, das, Beltrami wirklich die Bauleitung nieder-
gelegt und zugleich diesen Schritt in einer von ihm Ver-
öffentlichten Denkschrift unter dem Titel „Zwei und Siebzig
Tage Arbeit an dem Campanile von San Marco" gerecht-
fertigt habe. In dieser klar und elegant geschriebenen
Broaehftre gibt der Verfasser eine ausfuhrliehe Darstellung
seiner Tätigkeit, einen dem Magistrat von Venedig ei
statteten Bericht über den technischen Teil der Kraue
•I Vnjl. So s& Jahns»«! im «I. Hl.
Erweilc-runguluiu d« l.andmandabank in Kopenhagen. Architekt: Prot. II. Stomk
Neue Baukunst In Danemark.
und einen Anhang über die (iründung der Kialto-Krückc.
Dem ersten Teile der Schrift ist Folgendes zu ent-
nehmen: Nach Abschluss der Untersuchung über den Ein-
stur/ wurden in Rom Verhandlungen zwischen dem Mini-
sterium des öf-
fentlichen Un-
terrichtes und
der Gcmcin-
de -Verwaltung
von Venedig
geführt zu dem
Zwecke der ge-
meinsamen
Ausführungde»
Aufbaues, wobei
der Staat zu den
auf etwa 3 Mill.
Lire geschätz-
ten Baukosten
rd. 500 000 Lire
beitragen und
dicOberlcitung
des Baues den»
Professor Belt-
rami, als dem
hierzu beru-
fensten Archi-
tekten , über-
tragen werden
sollte, Glcich-
zeitig sollte der
als Professor
am Polytechni-
kum zuMailand
beschäftigte
Architekt Gae-
tano Morel ti,
ein naher
Freund und ehe-
maliger Schü-
ler Beltranii's,
mit dcrLcitung
und Neuord-
nung des Pro-
vinzialamtcsfür
die Erhaltuni:
der Denkmaler
in Vcnezien be-
auftragt wer-
den. Beltrami
weigerte sieh
lange, den Auf-
trag anzuneh-
men u. zwaraus
Wifltrauen gegen
den damaligen
Unterrichts-Mi-
nister Nasi und
weil er von der
Mitwirkung der
Regierung Reibungen und Hindernisse befürchtete. E> ge-
lang indessen dem Bttrgei iiiei-ierGrafenGrimani, auch diese
Schwierigkeit zu beseitigen, so daü der Staat sich auf die
Gewährung des Zuftchtuaes beschränkte, die Ausführung
aber der Gemeinde allein überließ, die Beltrami mit den weit-
Heilendsten Vollmachten inbeztlg auf den Bau selbst, die
Wahl seiner Mitarbeiter usw. ausstattete. So kamen die
Verhandlungen endlich am 1. Marz zum Abschluss und
Beltrami traf bereits am 5. März in Venedig ein, um sieh
der ehrenvollen Aufgabe mit Liebe und Begeisterung zu
widmen, wobei er vonseiten der Gemeinde- Verwaltung
da« bereitwilligste Entgegenkommen fand. Seine Stellung
war aber von Anfang an schwierig, da die Techniker
Venedigs die Berufung eine» Auswärtigen sehr ungern
sahen und sogar Protest dagegen erhoben hatten. Wenn-
gleich Beltrami anführt, daü sie ihm später durchaus
Uebenswflrdig entgegen getreten seien. M mochte ihm doch
No. 1/2.
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«Irr, wie er sagt „hartnäckig wiederholte l<n(: „Vcnczia
fara da »fc- beständig rorachwebeo. Ab Hilfskraft für den
administrativen Teil der Arbeit, jedoch nur im Nebenamte,
wurde ihm ein jüngerer städtischer Baubeatnter beigegeben
und zum Vertreter wahrend seiner Abwesenheit von Venedig
der beim Provinzialamt für die Denkmäler beschäftig-,
ihm befreundete Professor I ><- 1 Piccolo bestellt Au — ei-
tlem fand er in dem inzwischen in sein Amt eingetretenen
Professor Moretti einen gleichgcsinnten Berater. Aber
keiner von diesen war Autorität genug, um die Verant-
wortung für die schwierigste Kraue de» Haue-, die der
Gründung, mit ihm zu teilen. Rr sprach deshalb bei
Ueberrcichung seines ersten, am 19. März abgeschlossenen
Berichtes, in dem er den Wiederaufbau de- Turmes auf
dem alten Platze für ausführbar erklärt, dem Bürgermeister
den I lauplpunkt in Zwiespalt mit ihm, worauf dieser -ich
zurückhielt und -eine Tätigkeit auf Erfüllung der ihm er-
teilten Aufträge beschrankte. Sonach blieb Beltrami auf
-eine beiden freunde angewie-en, mit denen er, wie er
sagt, Selbstgespräche führte, während ihm das technisch-
konstruktive „ambientr" (milieu) Venedig» fehlte, so dal!
er sich isoliert fühlte. AN schließlich am II. Juni der
Minister Nasi den Professur Moretti seines Hauptamtes in
Mailand enthob und dieser darauf sofort auch sein Amt
als Konservator in Venedig niederlegte, nahm Beltrami
dies zum Anlas-, auch seiner-eit- am 12. Juni seine Ent-
IWHWMtg einzureichen, die jedoch erst am 6. Aug. durch
ein Schreiben des Bürgermeisters angenommen wurde,
in dessen Ulflallender Kürze und trockenem Ton man eine
nachträgliche Rechtfertigung des Rücktrittes erlilicken kann.
StaaUbibliotl ck in Auiliu». RticWitc. Architekt: Hark Kampmann in Aail uv
Neue Baukunst in Dänemark. Lagtrtarai de« Calci bahnliofi» in Kopenhagen. Architekt: H. Wcn.k in Kopenhagen.
di>. Wunsch aus, dass eine Anzahl erfahrener Techniker
berufen werden möge, um einen Ideenaustausch über die
Art der Verbreiterung de» Fundamentes herbeizuführen.
Dies lehnte der Bürgermeister ab aus Abneigung gegen
eine vielköpfige Kommission, in die möglicherweise auch
ungeeignete Personen berufen werden konnten. Hätte
Beltrami bestimmt erklärt, dass er die Verantwortung für
die Art der Gründung nicht allein tragen könne, so wäre
die Antwort wahrscheinlich anders ausgefallen. Er setzte
nunmehr seine I loffnung auf dieGcwinnung eines tüchtigen,
mit den BaugrundA'erhälinissen Venedigs vertrauten Unter-
nehmers und als solcher wurde der ihm auch von befreunde-
ter Seite bestens empfohlene Maurermeister Marco Torres,
ein älterer erfahrener Praktiker, angestellt. Jedoch geriet
Beltrami sehr bald wegen Meinungsverschiedenheit über
5 Januar 1004
Indessen lie-t man doch aus der ganzen Schrift Beltrami'»
heraus, dass ihm auch Zweifel an der Möglichkeit ge-
kommen sind, den Turm wenig-tens in der von ihm ge-
planten Weise wiederaufzubauen, und daü er hauptsäch-
lich aus diesem Grunde vorgezogen hat, sich zurückzuziehen.
Her Rücktritt Beltrami's und das Erscheinen seiner
Broschüre hat eine wahre Flut von Zeitungsartikeln und
Gegenschriften auch in deutschen Zeitungen hervorge-
rufen, die auch heute noch nicht abgeschlo— cn zu -ein
scheint. Zunächst wie- Torres in einer kleinen, »ehr
ruhig und sachlich gehaltenen Bro-chüre die gegen ihn
erhobenen Anschuldigungen entschieden zurück, und
neuerdings hat der Magistrat von Venedig eine an den
Gemeinderat gerichtete Gegenschrift veröffentlicht, in der
er unter Beibringung des umfang reichen Schrittwechsels
Digitized byjfcsoogle
sein Verfahren rechtfertigt Hieran- gellt unzweifelhaft
hervor, dali der Magistrat sich nicht nur <!«»• grollte Mühe
gegeben h.'il. Bcltrami dir den Bau /u gewinnen linil ihm
-lets mit dem grollten Vertrauen «-iKnen^n gekommen
sondern daH <t auch nach Empfang des Enllassotlgs
Schrcibciis ■ i i ■ > rt iiikI i:i»t ;«n Monate hindurch icdcs
Mittel vcr-iieht hat, ihn zur Wicihraulnalimc der Arbeit
zu bewegen. K- stellte sich dabei heraus, dass die Ent-
lassung Morcth's auf einem Mißverständnis beruhte, die
dann auch schleunigst zurückgenommen wurde, worauf
dieser bereits im Juli sein Amt in Venedig wieder auf-
nahm. Iteltrami aber lelinle den Wiedereintritt immer
entschiedener ab, worauf dem Macistrat nur (ihrig blich,
die Entlassung anzunehmen, wobei er wohl im l'nmut
wegen der verlorenen Milbe eine etwas schroffe Torrn
gewählt hat Hiernach ist nicht mehr zu hoffen, dass
Beltrami seinen KiU-chlu-- ändert, was man im Interesse
des Kalles, wie in dem des Künstlers nur aufrichtig be-
dauern kann. Naher aul diese persönlichen Kragen, oder
gar auf die bei dieser Gelegenheit von Keltrami gegen 'he
General-Direktion der schonen Künste und den Minister
Nasi erhobenen Vorwurfe ein/Hielten, i-t hier nicht der
Ort, da die Leser dieser Zeitung doch vorwiegend nur
die technische Seite der Angelegenheit interessieren dürfte,
zu der ich mininehr Übersehe.
Nach dem am 14. Juli iqoa erfolgten Einstürze ging
man an (Iii- Aufraiiinung der Trümmer und an den Abbruch
des stehen gebliebenen Stumpfes des Turmes, und /war
unter Leitung des durch seine Forschungen auf dein
Komm Komaiiiim bekannt gewordenen Architekten I'rof
llotti, der von Juli bis Knde l>c/ember 1Q02 mit der
Leiamg des Mezirksumte- für die Erhaltung der Denk-
mäler in Vene/ien beauftragt war Kineu eigentlichen
Auftrag, hei diesen Arbeiten zugleich nach den l'i'sachen
<|es Einsturzes /u forschen, seheint B0111 nicht gehabt /u
haben, wenigstens liegt ein Merichl darüber nicht vor.
hoch wurde festgestellt, dati der Turin in sich zusammen-
gestürzt und dali die t'rsache dafür nicht im Nachgeben
des Fundamentes, sondern in Mängeln am Mauei-werke
des oberen Teiles zu suchen sei, an dem seit Jahren
wiederholt Klickarbeiten notwendig wurden, so dati man
am 13. Juli besebloll, den Turm abzusperren und weitere
Aiisbesseriingsarbeilen vorzunehmen. Zum Glück wurde
die Absperrung ausgeführt, der Auslicsscrung aber kam
der Turm durch seinen K.instiirz zuvor, wodurch schweres
l nglück verhütet wurde Schon wahrend der Aufräumungs-
Arbeitcn, die etwa ein halbes Jahr in Anspruch nahmen,
setzte die Regierung eine Kommission, bestehend aus den
Hrn. Nicola Coletta, t-'esare (.cradini und Guglichno
t'alderini ein mit dem Auftrage, die l'rsachcn des Hin-
stur/es festzustellen und zu ermitteln, ob Jemand, und
wer dafür verantwortlich zu machen sei. I>cr dritte dieser
Herren, zugleich Verfasser lies am 25. Nov. 1902 abge-
sehlossenen Berichtes, ist. wie aus einem kürzlich erschie-
nenen Aufsalze Beltraniis hervorgeht, der Architekt des
neuen Justi/pala-les und Ilirigent des 1 'rovin/ialamtcs fflr
die Denkmäler zu Koni Wer die beiden anderen sind,
habe ich nicht erfahren können, doch I.Vs( der l instand,
d.v-s der Bericht aus Rom datiert ist, vermuten, dass auch
sie m Koni aiis;isslL; sind. Wollte man vielleicht die Zu-
ziehung venezianischer Techniker, als möglicherweise nicht
unbefangen genug, vermeiden'.' Jedenfalls muH es auf-
fallen, «lali man auch Boni nicht zuzog, der doch gewiü
Gelegenheit gehabt hat, bei den Abbruchs, und Allfrau-
HHingsarbeiti-n wichtige Beobachtungen zu machen So
hat er in einem, im „Zcntralhl. «I Bauverw." mitgeteilten
Sehreiben bekundet, dass auch in die Mauern des Marcus-
Turmes Balken und zwar au» Kastanienholz eingelegt
waren: „die äußersten hnden dieser Balken waren vom
Holzwurm zerfressen und dieienigen Teile, die mit Blei-
platten bedeckt gewesen sind', waren von der Trocken-
t.iiilc zersetzt. Ich hübe Proben davon im Pala/zo Duealc
bei Seite legen lassen". Wie viele solcher Balken und
wo dieselben etwa eingemauert waren, ist nicht gesagt,
w ar auch wohl nicht mehr festzustellen. Hie Tatsache aber
war den Mitgliedern der Kommission doch gewili bekannt
und hUtte Erwähnung verdient, da sje geeignet erscheint,
die verantwortlichen Techniker zu enlla-ten.
Her Bericht der Kommission '■ 1 gibt zun.'ichst eine eut-
.ehende (ieschiehte der Erbauung des Turmes und seiner
Schicksale Hie etwas sagenhaft klingende Nachricht von
-einer Gründung im Jahre 01 i bezieht sich wohl kaum
auf den uns bekannt gewordenen t. anipaiiile, denn Scamoz/i
berichtet, dass ,-[■ [ 1 48 begonnen und 1156 vollendet Wor-
ten sei Kr si)>;t. dass das Fundament breit und tief, aufs
beste abgepfählt und ganz massiv sei Im Jahre 1339 soll
der 'Turin dur ch den Architekten MoutaiMiana erneuert sein
1 \|.i-.-i.-il( in. l'...l.u t -..i.il. M ,., <
litil.r.;^ 1 iqoj \„ ^
6
Hiese Nachricht bezieht sich vielleicht auf eine Ausbesse-
rung und Verstärkung der Mauern, oder auf eine Erhöhung
der ( ilorketislube und Aufsetzen der Spitze Der Oberbau
bestand jedenfalls größtenteils aus Holz, wodurch allein
die zahlreichen Brande erklärt werden. In den Jahren
1383 und 1489 wurde der Turm durch Blitzschlag und da-
zwischen noch zweimal, 1(03 und 1405 in Brand gesetzt,
worauf der Teil oberhalb der (Hocken erneuert und er-
höht und mit vergoldetem Kupfer eingedeckt wurde. Be-
sonders schwer scheint der Sehlag von 148t) gewesen
zu sein, denn Saiisovino schreibt, dati dabei die alle
l.oggietta zerstört, daU sieben Glocken geschmolzen seien,
und dall man Uberlegt habe, .den Obelisken von Stein
zu machen". Her Turm blieb indessen lange mit einem
Notdache stehen, wie ihn eine Zeichnung von Albr. Dürer
vom Jahre 1500 zeigt. Am 26. Mitrz 1511 erschütterte
ein Eidlichen den Turm, wodurch die alten Schäden nur
noch vergrößert wurden Nach der hierüber gegebenen
ausführlichen, aber nicht sehr klaren Beschreibung, ist in
der Mauer bei den Glocken ein Hiß entstanden, der auf
zehn Schritte gegen die Erde hinabreichte. Man erneuerte
die am meisten zerstörten Maucrteilc auf eine Länge von
10 bis 12 Schritte und an einer Stelle aul der Nordseite
bis hinab zu dem zweiten kleinen Fenster. Dabei war es
zur Erlangung eines gleichmäßigen Aussehens notwendig,
auch die Oberflache der anderen Seiten zu erneuern. Zu-
gleich erhöhte man die Mauer um einen Sehritt „sehr
schön und aufwendig" in Werkstein und beschloß, die
alle (,'ella (Glockenstubcl. die Attika und die Spitze in
Stein aufzuführen. Dies geschah durch den maslro Buono
nach dem Blaue des Architekten Spavcnlo in den Jahren
1 j> 1 7 und im Jahre 1540 erbaute Jacopo Sansovino
an Stelle der zerstörten die neue Loggictta, wodurch der
Tunn seine endgillige Gestalt erhielt. Bei dieser Gelegen-
heit erklärte man den Turm für so gut gegründet und so
stark, dass er eine noch viel grossere I-ast tragen könne.
Nach dieser Zeit, und zwar von 1,^48 bis 1762, wurde der
Tunn noch achtmal vom Blitz, getroffen, worauf man sich
entschloss, ihn mit einem Blitzableiter zu versehen.
Den schwersten Schaden scheint der Blitzschlag vom
23 April 1745 angerichtet zu haben. Es werden 37 Bruch-
stellen (fralture) gezahlt, wobei am stärksten die nord-
östliche Ecke angegriffen worden ist. Canaletto hat eine
Zeichnung des Turmes4 ! l mit dein zur Wiederherstellung
angebrachten llängegertlst gefertigt, wonach auf der
Osiseiie die Eck-Lisene und die Blende daneben bis gegen
die zweite Liscne hin zerstört worden sind. Man darf
annehmen, dall der Zeichner sich eine gewisse künst-
lerische l'cbcrtreibung erlaubt hat, sonst wäre es nicht
zu verstehen, wie der Turm in diesem Zustande mit fast
zerstörtem Eckpfeiler hat stehen bleiben können. I>er
Wiederherstellung dieser Schäden entstammen vielleicht
die vielen weißen Werksteine, die an den Ecken eingesetzt
w aren „zur Sicherung gegen die Pressungen, speziell auf
den Ecken" Nichtsdestoweniger blieb der Bestand des
Turmes durch die vielen mangelhaft ausgeführten Aus-
besserungen. Au-futteruiigen und Verstärkungen stark
gefährdet. Namentlich hebt ilie Kommission hervor, dalt
die neueren Maucrteilc, besonders die Verstärkungen an
den Innenseiten in besserem Material ausgeführt waren,
als das alte Mauerwerk, sodail dieses als eine Last an
dem neuen hing, wie denn auch der untere Teil de»
Turmes in schlechtem, leicht zerreibbarem Mörtel aus-
geführt worden sei. Es ist nicht zu bezweifeln, dall auch
nach dieser Zeit noch weitere Ausbesserungen, nament-
lich an den Aiillenflächen. ausgeführt worden sind.
I eher das, was ,n den letzten Jahren geschehen
ist, konnte die Kommission aus den Akten des Provinzial-
amtes für die Denkmäler und des technischen Bdrcaus
von San Marco, sowie durch Ausfragen der bei den
Aiisbesseriingsarbeilen beschäftigt gewesenen Baubeamten
und Arbeiter nur feststellen, dall die Seite de» Campanile
über der l.oggietta < Ostseite k im Jahre 189g und im darauf
folgenden auch die Südseite auf •/•■ der Hohe im oberen
Teile erneuert sei und dall fortgesetzt im Aeuüeren kleine
Arbeiten ausgeführt seien, mehr der Verschönerung wegen
als zur Sicherung Die eigentliche l'rsachc, d h. den
Ausgangspunkt des Einsturzes, hat die Kommission nicht
festgestellt. Sie erblickt allerdings einen schweren Kehler
in «lein Ausstemmen einer Nut zur Erneuerung des
Traufglieik's (Iber dem Dache der l.oggietta; doch ist kaum
zu glauben. daÜ man unvorsichtig genug gewesen wäre,
diese Arhrit im ganzen vorzunehmen. Bei stockweiser
und vorsichtiger Ausführung, unter gleichzeitiger Er-
neuerung der Ziecelschichten darüber, kminle man hier-
mit zugleich eine Verstärkung erreichen. Eine gewisse
Kntschuldigiing der Beamten erblickt die Kommission in
. l'.tlll S.llll1!!!!;- i l,t< 1 ,|, ,|, ( .HHJ.jntll \Otl Sil, 1|;|11M
No. 1/2.
by Googl
der allgemein verbreiteten Uebcrzciiginig. daß der Turm
niclil nur tadellos fundamentiert. Mindern ülnjrhaupt stand-
fähig »ei. wofür einige interessante Beispiele angeführt
werden. So hatte man im Jahre 1898 die Anbringung
eines Fahrstuhles im Inneren als etwas ganz Unbedenkliches
erwogen, und noch am 19. Nov, 1901 erklärten neun an-
gesehene Männer, nämlich fünf Architekten, darunter der
Direktor des Pmvinzialamtes für die Denkmäler, der
Leiter der Arbeiten für die Marcus-Kirche, sowie der als
Kunstschriftsteller bekannte Camillo Boito, ferner drei
Maler und ein Sekretär den Zustand des Tunties für
sicher. Die beiden Baubeamten erhoben allerdings Be-
denken, stimmten aber schließlich, wie natürlich auch die
l'ebrigen, Hoito zu, der erklärte, die früher hervorgetretenen
Schäden rührten von anderen Ursachen her. wogegen
Abhilfe geschaffen worden sei. Hoito schlägt -.gar v..r,
die eisernen Handel und Ilaken zu beseitigen, „wo sie
nicht notwendig sind." Indessen hätten doch diejenigen,
die zur Fürsorge berufen waren, erkennen müssen, daü
der Turm sich nicht in nnnuulcin Zustande heland und
auf Mittel zur Krhaltung de» Denkmals sinnen müssen,
welche die neuere Technik durchaus bietet. I>cr einzige
Weg zur .Sicherung des Turmes wäre die Anbringung
fester Verbindungen in Eisen gewesen und man wundert
sich, daß die Beamten daran nicht gedacht haben Nach
dem aber, was die Kommission selbst über die zahllosen
Schäden und den geringen Zusammenhang des Mauer-
werkes gesagt hat, muß man bezweifeln, daß diese Mittel
.letzt noch geholfen hauen
Soweit man, ohne die Dinge au Ort und Stelle unter-
sucht zu haben, urteilen kann, muß man annehmen, dilti
der Turm schon seit langer Zeit der Zcrsiörting entgegen
ging. Ob er durch richtig und vorsichtig ausgeführte
Ausbesserungen vor 50 Jahren noch /u ri llen war. mag
dahin gestellt bleiben, daß es aber seit 10 oder 20 Jahren
nicht mehr möglich war, dar! man wohl behaupten.
.S,|,|„<» f,.!;, I
Jnter dieser Uebcrschrift istgelegentlich der vorkurzem
zu Knde gegangenen Dresdener Städte-Ausstellung
ein Buch erschienen, dessen Inhaltsreichtutn es zu
einem höchst wertvollen Besitz nicht nur jedes städtischen
Tiefbautechnikers, sondern auch aller derer macht, die,
wie z. B. Vcrwaltungsbeamte. Hvgieniker usw. in etwas
nähere Berührung mit dem Tiefbauwesen der Städte
kommen. I>enn es handelt sich in dem Buche, dessen
Inhalt seinem ganzen Umfange nach auf amtlichen «„Miellen
beruht, nicht etwa um ermüdende Beschreibungen der
hauptsächlichsten Tiefbatianlagen der Hauptstadt Mittel-
deutschlands, sondern um eine in alle Einzelheiten ein-
gehende fließende Darstellung der Art und Weise, wie
der gegenwärtige technische und Verwaltungszustand des
Frankfurter Tiefbauwesens „geworden" ist Manches von
dem, was das Buch an Beschreibungen technischer Werke
bringt, ist zwar durch die Fachpresse längst au die Oeffent-
lichkeit gelangt; dennoch wird es in dem neuen Gc-
wande, in welchem es hier erscheint, abermals auf leb-
haftes Interesse stoßen, weil dein Leser ein genauer
Hinblick in die Geschichte des Vorgeführten und in den
Zusammenhang derselben mit Dingen, die meist in den
Aktenbündeln der städtischen Archive verschlossen ge-
halten werden, eröffnet wird.
Früher als in vielen anderen Städten beginnt in Frank-
furt a. M., dank »einer Wohlhabenheit, seiner politischen
und kommunalen Selbständigkeit und seiner Stellung in
der Geschichte die Pflege von Hinrichtungen, für welche
anderwärts erst viel s|>äier das Bedürfnis sich geltend
machte. Bei der Straßenpflasterung, Straßenreinigung.
zentralen Wasserversorgung und Kanalisation reichen die
ersten Anfänge teilweise in sehr ferne Zeiten zurück; die
■Entwicklung geht demzufolge vielfach nur langsam und
ohne Richtung auf ein festes Ziel vor sich. Wir gewahren
öfter ein vorsichtiges Tasten und ein Vorschreiten in
Richtungen, die später wieder geändert oder aufgegeben
werden mußten. Gerade dadurch aber, daß das vor-
liegende Buch die ganze Länge der Pfade, auf welchem
das Frankfurter Tiefbauwesen sich zu seiner heutigen
Hohe entwickelt hat, hell beleuchtet, gewinnt dasselbe
einen Wert, der es aus der Masse der blos beschreihenden
technischen Werke weit heraushebt.
Herausgeber des Buches ist das städtische Tirfbauanit.
in Frankfurt a. M . namens dessen das Vorwort von dem
Siadthaurat Kol Ic unterzeichnet ist Der Inhalt des Buches
ist in 12 Abschnitte gegliedert, 111 deren Bearbeitung sich
8 Verfasser geteilt haben. Wir setzen insbesondere aus
einein am Schlüsse mitgeteilten Grunde die l'elicr-
schriften der 12 Abschnitte samt dem Umfang derselben
und den Namen der Verfasser hierher
Abschnitt 1: Organisation und Geschäftspraxi- des Tief-
bauamtes. Umfang •/', Druckbogen ; Verfasser
Stadthaurat Kölle
Die bauliche Entwicklung von Frankfurt a. M.
und -eineStadterweiterung; Umfang ' j I huck-
bogen; Verfasser Frühwirth
Das städtische Straßenbauwesen; Umfang
i' j Druckbogen; Verfasser Dehnhardt.
Das städtische Straßcnrcinigungs. und Ah-
fuhrwesen; Umfang i'.'j Druckbogen; Ver-
fasser Roehm.
Die Kanalisation; Umfang 2 Druckbogen;
Verfasser Uhlfelder
Die Reinigung der städtischen Abwasser; Um-
fang 2' , Druckbogen; V erfasser Uhlfelder.
DieWasserversorgung; Umfang 4 Druckbogen;
Verfasser Scheel Ii äse.
Das stadtische Tiefbauwesen in Frankfurt a. M.
Abschnitt 8
2:
U
I,
7
IM
I I .
12:
DieStadlbelcuchutng; Umfang1 (Druckbogen;
Verfasser Scheel ha se
Die Wasser- und I lafcnbaulcn ; Umfang
3 Druckflogen; Verfasser Uhlfelder.
Die Brückcubaiiten ; Umfang 1 , Druckbogen;
Verfasser Uhlfelder
Das städtische Wrnif-iin^MfM'ii; Umfang
' , Druckbogen; Verfasser Luhe.
Die städtische Matenahcm crwaluing; Um-
fang 'ä Druckbogen; Verfasser Lorey.
Den 12 Abschnitten sind 8 größtenteils farbige
Tafeln und 185 Figuren im Text, alle von tadelloser Alls,
führuug. beigegeben.
Wer es unternehmen wollte, aus dem Inhalte des
Buches Einzelnes in mehr als andeutungsweiscr Form
herauszuheben, wurde bald in Verlegenheit geraten, wo
anzulangen und wo aufzuhören sei. Verfasser ist daher
genötigt, »ich auf einige kurze Hinweise mit wenigen
Randbemerkungen, zu beschränken
In dem Abschnitt 2 interessiert am meisten die
Art und Weise, wie in der Altstadt den Ansprüchen des
neueren grossen Verkehrs genügt wird. Um nicht von
dem malerischen Charakter der alten Straßen und von
architektonisch bedeutsamen Gebäuden allzuviel zu opfern,
hat man Straßen -Verbreiterungen nur in ziemlich
beschränkter Zahl ausgeführt, dagegen den Grundsatz
befolgt, in der Nähe von verbreiterungsbedürftigen Straßen
die Baublöckc in gleicher Richtung mit neuen breiten
Straßen zu durchbrechen, ein Verfahren, das in ge-
eigneten Fällen zur Nachahmung dringend empfohlen
werden kann.
Im Abschnitt 3 sind es vornehmlich die Breiten-
einteilungen der StVaUcn sowohl an der Oberfläche
wie im Grunde, und 'die mit den verschiedensten
Pflasterniaterialien erzielten Ergebnisse, welche
Beachtung herausfordern. Handelt es sich bei der Brcücn-
einteilung darum, in welcher Weise den heutigen so ver-
schiedenen Ansprüchen des Verkehrs und der Ausiiutziin ;
des Grundes mit Versorgungsnetzen aller Art am besten
genügt wird, so sind es bei den Pflastermaterialen hvgie-
nischc und wirtschaftliche Gesichtspunkte, die heute den
Säckel der Städte in früher nicht gekannter Weise in
Anspruch nehmen. Frankfurt bietet in diesen Dingen
ebenso vieljährige und so reiche Erfahrungen, wie sie
anderwärts nicht leicht abermals angetroffen weiden Den
Heschluss <Ies Abschnittes bilden wertvolle tabellarische
Zusammenstellungen Uber die Höbe der Anhcgcrbcitnv"'
zu den Kosten der eisten Anlage und der 5jährigen Unter-
haltung der Sn aßen Ersten- wechseln - je nach der
Straßenbreite und Siraßcnhctesiigungsan zwischen 44
und 2.48 M für 1 "' Frontlänge der Grundstücke, sind
daher im allgemeinen so hoch, ilass sn« nur in Städten
mit sehr hohen Bildenpreisen als möglich erscheinen
Aus Abschnitt 4 ersieht man, dass Frankfurt mit
dem nachgerade für Großstädte etwas vorsündflutlich
gewordenen Zustande der Beseitigung des llauskehrichts
durch die Grundstücks-Higcntümer laugst aufgeräumt und
diese Leistung in städtische Pflege übernommen hat : in
<ler Tat die einzige Lösung, zu welcher nach und nach
alle Städte werden kommen müssen, wenn sie nicht
hinter unerläßlichen Anforderungen der Zeit zurückbleiben
Wollen. Die Einrichtungen der Straßenreinigung sowie
der Abfuhr von Straßen und 1 laiiskelu nlit, die Mengen
und Kosten, um welche es sieh handelt; die Schnee-
beseitigung und die Str.ilicid»e»prrugtnig w erden in Wort
und Bild vorgeführt und es wird .1111 Schluß de- Abschnittes
die ausführliche Beschreibung de- -'gen Frankfurter
5 Januar 1904.
tj^Google
Uni vcrsal- AI »fuhr wagen s miigeieili, der in der Tai den
-ii vielfachen Ansprüchen, welchen ein derartiger Wagen
genügen inutS. um auf das Prädikat „zweckmässig" An-
spruch erheben zu können, voll gerecht zu werden scheint.
Kr löst die Aufgabe in einer uns anderweitig noch nicht
vor Augen gekommene Art und Weise.
In dem Inhalt de- Abschnittes 5, der die Kanalisation
der .Stadt betrifft, findet man zu manchem, was bekannt
iM, auch viele Ergänzungen. Dies gilt 1. H von den Ein-
richtungen zum Spulen, zum Reinigen und zur Lüftung
der Kanäle, von den Anlage-, Betriebs- und Unterhaltungs-
kosten derselben. Die Anlagekosten, welche sich im
Durchschnitt zu 65,6 M. für 1 "> Kanallänge berechnen,
erscheinen bei den grollen Profilen und der Tiefenlagc
der Kanäle als fast auffallend gering und Aehnliches" gilt
von den jährlichen Betriebs- und Unterhaltungskosten, die
nur 0,17 M. für 1 m Kanallänge betragen.
als 5 bietet der
Abschnitt 6, der
Gröberes Interesse
einen wichtigen
Beitrag zu der
immer noch
so viele Zwei-
fel enthalten-
den Krage nach
dem zweck-
mäßigsten Kei-
nigungsverfah-
ren von Ab-
wassern liefert.
I »er ausgezeich-
net bearbeiletr
Abschnitt ent-
hält eine genaue
Darlegung der
Erfolge usw.
der bisher be-
triebenen che*
m iseh- median i-
sehen Reini-
gung der Ab-
wasser, derVer-
suche, die an-
gestellt sind, um
die Grundlage
für anderweite
Einrichtungen
zu gewinnen,
undderschlieU-
liehenEntschci-
dung zu wel-
cher man ge-
langt ist, und die
dahin geht: an
die Stelle des
bisherigen Ver-
fahrens das rei-
ne Sedimentir-
verfahren zu
setzen, Zur
Durchführung
desaelben wird
die bisherige
Anlage eine
der ers.en in
Deutschland
einem Anbau
nebst einer Er-
weiterung un-
terzogen, Die
Art dieser Ar-
beiten sowie
die zur Anwen-
dung kommen-
den niasehinel-
len Einrichtungen, unter welchen insbesondere ein eigen-
artiger Rechen Beachtung beansprucht, werden unter
Beigabe zahlreicher Abbildungen genau beschrieben. Es
wird dadurch sowie durch umfassende Mitteilungen über
Versuche, der Schlunmiplage Herr zu werden, der Ab-
schnitt 6 zu einer Fundgrube von vielem Neuen gemacht.
Umfassend wie dieser Abschnitt ist auch der Ab-
schnitt 7, der die MV'aaaerv eisorgung der Sladt behandelt,
die bekanntlich teils Quellwasser-, teils Grundwasser-,
teils FluUwasser- Versorgung ist und dadurch mehr Seiten
bietet, als in der Regel bei einer städtischen Wasser-
Versorgung angetroffen werden. Ks werden zunächst ilie
wesentlichen Einrichtungen usw. der alten ynellwa--« i •
leituug, alsdann die (iraarfwaxttcrwerke im Stadt Waide,
die dazu gehörenden Druckleitungen und Hochbehälter,
ö
Hionornkin In- am NordvcMvcj in Kopenhagen, Architekt
Neue Baukunst In Dänemark.
weiter das Grundwasser- Werk Ihm Wertheim, das KlutS-
was-er-Werk, sowie ein paar kleinere Werke, die bei den
Stadierweiterungen in den städtischen Besitz gelangt sind,
beschrieben und am Schluü Mitteilungen über noch
schwebende Erweiterungen der Wasserversorgung der
Stadt gemacht. Zahlreiche Abbildungen, Pläne und Ta-
bellen über Wasserbeschaffenheit, Verbrauch und über
die wirtschaftliche Seite der Wasserversorgung beleben
und vermehren das Interesse des Fachmannes sowohl als
das des Verwaltungsbeamten und des Hygienikers an
diesem inhaltreichcn Abschnitt des Buches.
Der nun (olgende kurze Abschnitt 8 beschränkt -ich
auf geschichtliche Angaben über die Entwicklung der
öffentlichen Beleuchtung in Frankfurt und auf einige Kürze
Angaben über Preise usw.
Verhältnismäßig umfassend sind dagegen wieder die
von einem und demselben Bearbeiter herrührenden Ab-
schnitte 9 und 10, von welchen ersterer zunächst die
hydrographi-
-i'lien/.llstJinlr
des Mains, als-
dann - kurz
dieMain-Kanal-
isierttng, weiter
mit Eingehen
anfalle wesent-
lichen Einzel-
heiten, die Kai-
uud Hafenbau-
teil mit ihren
Lösch- und La-
de ■ Einrichtun-
gen, die Spei-
cher - Bauten
usw. betrifft
Insbesondere
über die Lösch-
und Lade-Ein-
richtungen und
die damit ge-
machten Erfah-
rungen findet
-ich in diesem
Abschnitt so
viel auf engem
Raum zusam-
men gedrängt,
dass derselbe
als eine reiche
(Quelle der
Belehrung be-
zeichnet wer-
den kann.
Der Abschnitt
10, tler von
den Brücken-
bauten han-
delt, schließt
sich inderForm
dem geschicht-
lichen Werde-
gängen, indem
er nach einan-
der Beschrei-
bung und An-
sichten der äl-
testen Main-
l "eberhrückun-
gen gibt und
alsdann Anga-
ben über An-
sichten von den
späteren eiser-
nen und stei-
nernen Leberbruckungeu des Flusses folgen läüt. Dieser
Abschnittt ist knappet gehalten, als manchem Fachgenossen
vielleicht erwünscht sein würde
Der Abschnitt 11 behandelt einen Zweig des städti-
schen Tiefbau Wesens , dem vielfach auch heute noch
diejenige Bedeutung nicht beigelegt wird, welche er ver-
dient. In dem Matie. ak der Grundbesitz im Werte
gestiegen ist, und als der Grund und Boden für städti-
sche Anlagen auch unter der Erde in Anspruch ge-
nommen wird, hat der Wert einer richtigen Vermess-
ung de* Stadtgebiet es und genaue Stadtpläne, die
«her alle Einzelheiten zuverlässige Auskunft gewähren,
sich vermehrt. Wie 111 Franklin' die städtische Ver-
messiinijr lawerUrh behandelt, in welche Beziehungen zu
den städtischen und staatlichen Behörden -ie gesetzt
No. 1.2
Tlioivuld Jttrgcuaea.
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ist und was sie leistet, ist aus dein trefflichen Buche
genau zu entnehmen.
Abschnitt ta betrifft die Einrichtung der städtischen
Materialien -Verwaltung, einer Verwaltungsstelle, die dem
Tiefbauamic untergeordnet ist. Bei einer grösseren Verwal-
tung sind ordnungsmässige Beschaffung und Verbrauch der
Materialicn ein Gegenstand von wirtschaftlich grosser
Bedeutung, aber auch von technischer Bedeutung, sofern
es sich um Materialien für Bauzwecke handelt. In Frank-
furt wurde vor einigen Jahren eine Stelle für Materialien-
Verwaltung eingesetzt, der etwa folgende Geschäfte zu-
gewiesen sind: Ermittelung und Ausschreibung der not-
wendigen Materialien, Abhaltung der Verdingungstermine,
Prüfung der eingehenden Angebote, Zuschlagserteilung
nach Genehmigung des Tiefbauamtes , Abnahme und
Verabfolgung von Materialien an die einzelnen Dienst-
stellen, Verwaltung der Lagerbestände usw. Später sind
dem Amte noch zugewiesen die Beschaffung und Veraus-
gabung von Dienst- und Arbeitskleidern, der Schreib- und
Zeiclienmatcrialien KOWte. der Drucksachen. Die Bedeutung,
welche das Amt der Materialien-Verwaltung in Frankfurta.M.
hat, mag man aus der Tatsache erkennen, dass dessen
Ausgaben-Summe im Laufe der letzten i Jahre 8206000 M
brtrug. Bei der Organisation des Amtes, wie sie in
dem Buche beschrieben ist, handelt es -.ich daher um
viel mehr als um die bloße Feststellung einer Form.
W ir sind nach den vorstehenden kurzen Inhaltsangaben
am Schluß unserer Besprechung de» „Städtischen Tiefbau-
wesens von Frankfurt a. M.", die dem Laien ein kurzes
Bild von dem reichen Inhalt des zu 12 M. käuflichen
Buches gegeben haben wird. Dasselbe istvomStädtischon
Tiefbauamt zu beziehen. Um dem Inhalt des Buches
eine möglichst weite Verbreitung zu sichern, wird das-
selbe nicht nur imganzen, sondern auch in die einzelnen
Abschnitte zerlegt verabfolgt. Der Preis der einzelnen
Abschnitte ist wie folgt festgesetzt: für die Abschnitte i,
6, 8 und 11 je 50 PL für die Abschnitte 2 und den Anhang
Alischnitt 4, sowie für 10 und 12 je 1 M., für die Ab-clmilte
& 4. 5 je 'i.SoM., endlich den Abschnitt 9 zu 2,50X1, den
Abschnitt 7 zu 2.,v> M. B. —
Neue Baukunst In Dänemark. Hroreonikinhc am Nordvcstvej in Kopenlmgen. Architekt: Thorvuld Jorccnsen.
Das bayerische Staatsministerium für Verkehrs-Angelegenheiten.
jit «lern 1 Jan. 1004 ist das bayerische Vctkehrsmini-
stcrium offiziell in seine Wirksamkeit eingetreten,
nachdem die Vorarbeiten zur Bildung de» Ministe-
riums, über die auch wir mehrfach berichteten, schon
längere Zeit »gedauert hatten Im baverischen .Gcs-
11. Verordn.-Bl." vom 17. Dez. 1903 wird' die Errichtung
eines „Staatsministeriunis für Verkch 1 vangclcgen-
heiten* bekannt gemacht und als den Wirkungskreis dem-
selben die oberste Aufsicht (Iber das Eisenbahn-, Poet- und
Telcgraphcnwcscn und über den Damp|schiffahrts-Bctnel>,
sowie insbesondere die Leitung der Stautsanstallcn für den
Verkehr bezeichnet. Im einzelnen hat es zu Ubernehmen
die Verwaltung der Staatseisenbahnen , der Poeten und
Telegraphen, der staatlichen Dampfschiffahrt auf dem
IJodensee, der Kcttcnschlcppschiffahrt auf dem Main, dem
I udwigs- und dem Frankcnthalcr Kanal: die oberste Leitung
des Baues neuer staatlicher Eisenbahnlinien und aller im
Bereich der staatlichen Verkchrsanstaltcn auszuführender
Bauten; die oberste Aufsicht über den Bau und Betrieb
von Privateiscnbalinen eiiwhl der .Straßenbahnen, und
die oberste Aufsicht über den privaten Betrieb der Dampf-
schiffahrt auf den bayerischen Binnenseen, Flossen und
Kanälen. Die oberste Leitung -teUi ,|,m Verkehrsmini-
sterium auch für die Postbauten zu, mit deren AusfuJuÜng
die Landbauämter betraut werden Die Kniwürfe von
Gebäuden, die einen reinen Bauaufwand von 100000 M.
und mehr erfordern, oder welchen wegen der Umgebung,
in welcher sie errichtet weiden sollen, ■■ine besondere'
künstlerische Bedeutung zukommt, sind der obersten Man-
bchördc zur Prüfung vorzulegen Dem neuen Staat»-
ministcrium sind unmittelbar untergeordnet die General-
Direktionen der Staat geisenbahnen, die Gcneraldircktion
der Posten und Telegraphen und die Kreisregierungen
hinsichtlich der Angelegenheiten, welche in die Wirksam-
keit des Verkchrsmiiiisteriiinis fallen. Durch die Errichtung
dieses Ministeriums wird der Gcschäftskrci* des Ministe-
riums des kgl. Hauses und des AeuUoren. sow ie de« Staats-
ministeriums der Finanzen verringert und es dürfte im
5, Januar
1904.
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Verlauf der nächsten Jahre auch ein Teil der Tätigkeit
des Oberlasteten Ministeriums des Inneren dem neuen
Ministerium zugewiesen werden.
Das Vcrketirsministerium kann als Nachfolger de»
1871 aufgelösten bayer. Staatsministcriums des Handels
und der öffentlichen Arbeiten angesehen werden, welches
von 1848 — 1871 bestand und welchem die Verkehrsanstalten,
das Bauwesen, die Ministcrial- Handels-, Gewerbe- und
Industrie- Abteilung, sowie alle technischen Lehranstalten
zugewiesen waren. Seine Auflösung erfolgte seinerzeit
nicht ohne lebhaften Widerspruch der weitblickenderen
Kreis* der bayerischen Volksvertretung.
Iiis zur Fertigstellung des eigenen Gebäudes auf dem
Maffei-Angcr an der Arnulphstraße (s. S. 656, Jahrg. 1903) Ist
das Ministerium im Gebäude der Generaldirektion der Staats-
cisenbahnen untergebracht. Als Bedarf ist für das neue
Ministerium einstweilen ein Betrag von 233000 M. in den
Staatsvoranschlag eingestellt. Das neue Dienstgebäude
erfordert einen ungefähren Aufwand von 9,0 Mill. M.
I>ie Personenfrage für das neue Ministerium bot keine
Ueberraschungen, da seit längerer Zeit schon bekannt
war, daß der seil dem Rücktritte des Staatsministcrs Grafen
Crailsheim die Vorarbeiten für die Bildung des Ministeriums
leitende bisherige Chef der Verkehrsabteilung im Mini-
sterium des AcuUercn, Ministerialrat v. Frauendorfer,
zum Verkehrsminister ernannt werden würde, was dann
auch vor Weihnachten eintrat. Neben ihm wird, wohl als
die wichtigste Persönlichkeit des Ministeriums nach dem
Minister selbst, der zum Staatsrat i- », P. ernannte General-
direktor der Staatsbahnen, Gust. Kitter v. Ebermayer,
der bereits im Sommer des vergangenen lahres durch
die bis dahin für die Vorstände der Gcncralciircktion nicht
üblich gewesene Verleihung des Prädikates „Exzellenz"
ausgezeichnet worden war, dem Ministerium mit seinen
reichen Erfahrungen erhalten bleiben. Ihm zurseitc steht
als Leiter der Posten und Telegraphen der Generaldirektor
I-orcnz v. Kinger, welchem der Kang eines Ministeriul-
Pircktors verliehen wurde. Eine Keine anderer Ernen-
nungen und Beförderungen, auf die wir nicht näher ein-
gehen können, läßt erkennen, daß man den Willen hat,
die kommenden Arbeiten mit frischem Geiste aufzunehmen.
Uns interessieren in erster Linie Minister v. Frauen-
dorfer und Staatsrat v. Ebermaver. Pein ersteren wird
von allen Seiten Vertrauen entgegengebracht mit dem
Wunsche, daß es ihm gelingen möge, dieses Vertrauen
auch zu rechtfertigen. Er wird als tüchtig, erfahren und
gewissenhaft gerühmt; es wird jedoch aber auch mit Recht
betont, daß in einem Vcrwaltungszweigc, der im gesamm-
len staatlichen Wirtschaftsleben eine so einschneidende
Rolle spiele, wie das Verkehrsministerium, diese Eigen-
schaften allein nicht genügten, daß vielmehr ein Verkenrs-
minister unserer Tage ein moderner Mensch sein müsse,
ausgerüstet mit Energie, Wagemut und Weitblick.
Frauendorfer wurde am 27. Sept. 1855 in Höll in der Über-
pfalz als Sohn eines Volkschullehrcrs geboren, steht also
in der Vollkraft der Jahre. Fr besuchte das humanistische
'Gymnasium in Landshut und die Universität München.
Bereit« 1882 trat er in den Dienst der Staalseiscnbahn-
Verwaltung und wurde 1886 in die Verkehrsabteilung des
Staatsministcriums des kgl. Hauses und des Aeußeren be-
rufen. Im Jahre 1899 übernahm er die Leitung der Ver-
kehrsabteilung dieses Ministeriums. Die Laufbahn ist so-
mit eine sehr schnelle und ehrenvolle.
Mitteilungen aus Vereinen.
Mecklenb. Arch.- u. Ing.-Verein. Seit der letzten Milt.
in No. 29 Jahrg. 1903 d. Ztg. hat der Verein seine Sommer -
Versammlung am 12. und 13. Juli 1003 in Neubranden-
burg gehalten. Für diejenigen, welche die in der Ebene mit
niedrigen nüchternen Häusern an rechtwinklig sich kreu-
zenden breiten schnurgeraden Strassen erbaute Stadt von
etwa 10000 Seelen noch nicht kannten, bot die Besichtigung
der alten Kirchen- und Kloster-Gebäude, insbesondere aber
der die Stadt kreisförmig umgebenden Mauern und davor-
liegenden doppelten Wälle und dreifachen Stadtgräben in
ihrer Brpflanzung mit prächtigen alten Fichen und der zum-
teil gärtnerischen Umwandlung, sowie endlich der vier
nach den Himmelsrichtungen hinauszeigenden Tore mit
ihren doppelten, hochaufragenden alten Torburgen unter
der ortskundigen Führung des Hrn. Bürgermstr. Pries
und anderer Einwohner künstlerisch und geschichtlich er-
freuenden Gcnuss, an dem auch die schon früher hier
Gewesenen gerne nochmals teilnahmen. Auch die am
ersten Versammlungstage, einem Sonntag, vorgenommenen
Ausflüge im Verein mit zahlreichen Damen in die bergige,
bewaldete schöne Umgebung der Stadt an prächtigem See
ließ die Ungeduld der vorangegangenen lanuen Ei-enbahn-
10
Nicht minder glänzend ist, namentlich wenn man seine
Eigenschaft als Techniker berücksichtigt, die I .aufbahn
Ebermayers. I>crselbc wurde in Nenzenheim in Mittel-
franken geboren, er steht nahe der Mitte der sechziger
Jahre. Seine Studien machte er auf dem Gymnasium in
Ansbach, an der Technischen Hochschule und an der Uni-
versität in München. Bereits 1862 trat er in den Eisen-
bahndienst und war im deutseh - französischen Kriege 9
Monate Fcldciscnbahn-Ingenieur in Frankreich. Zahlreiche
Reisen haben seine reichen dienstlichen Erfahrungen er-
gänzt und ihm jenen Weitblick verliehen, der an ihm ge-
rühmt wird. Namentlich der Besuch Amerikas aus Anlaß
der Weltausstellung in Chicago hatte für ihn ein reiches
Ergebnis an praktischen Erfahrungen im amerikanischen
EUenbahndicnstc- 1872 trat Ebermayer in die Bauabteilung
der Generaldirektion der bayerischen Staatsciscnbahncn
ein und wurde 1890 Vorstand* derselben. Am 1. Jan. 1893
erfolgte seine Ernennung zum Regicrungsdirektor und 1895
die zum Generaldirektor derStaatseisenbahncn. Als Staats-
rat des Verkehrsministeriums und als Vertreter des Mini-
sters v. Frauendorfer bleiben seine reichen Erfahrungen
diesem Ministerium erhalten und er bleibt so lange an
der Spitze der Generaldireküon, bis diese nach der in den
nächsten Jahren durchzuführenden Neuorganisation des
Verkehrswesens überhaupt aufgehoben wird.
Groß und bedeutend sind die Aufgaben, die dem neuen
Ministerium bevorstehen. In Bayern wird nicht ohne Stolz
darauf hingewiesen, daß dieser zweitgrößte Bundesstaat
einst an der Spitze des deutschen Verkehrs wesens gestanden
habe. Und man rechnet nicht mit der Unmöglichkeit, daß
dieses einst wieder werden könne. Ohne in eine Erörterung
über diese Frage eintreten zu wollen, meinen wir aber
doch, daß der schärfste Wettbewerb keinem Zweige der
modernen staatlichen Verwaltungstätigkeit so sehr zu gut
kommen kann, wie dem Verkehrswesen. Und Bayern
namentlich steht vor großen und wichtigen Entscheidungen.
Wir meinen nicht die selbstverständlichen Verbesserungen
technischer und volkswirtschaftlicher Natur im Verkehrs-
wesen. Wir meinen aber einmal die Frage, ob es dem süd-
deutschen Partikularistnus in der Tat dauernd gelingt, die
schon von Bismarck erstrebte Vcrkehrseinheillichkeit in
Deutschland zu vereiteln, und wir meinen die weitere Frage,
ob es dem neuen Minister möglich sein wird, die neuen
Verkehrslinien durchzusetzen, die geeignet sind, den entspr.
lebhaften Bestrebungen der nichtdeuUchen Staaten nament-
lich der Alpengebicte wirksame Gegenbestrebungen ent-
gegenzusetzen und den Zug nach dem Süden den deutschen,
bezw. bayerischen Bahnen zu erhalten. Gewiß wird man
gerecht s'ein müssen und von dem Verkehrsminister , ob-
wohl sein Vcrwaltungsgebiet für das Volkswohl, die Volks-
wirtschaft und die Staalswirlschaft von so eminenter Be-
deutung ist, nicht Allmacht verlangen können. Auch
seine besten Absichten können an den Erwägungen der
herrschenden |Hilitischen Partei scheitern. Doch das wird
die Zukunft, vielleicht schon die allernächste, lehren. Penn
drängende Verkehrsfragen pochen mit Macht an die Tür
des neuen Ministeriums. Möge ihre Lösung das Vertrauen
rechtfertigen, welches so von allen Seiten selten einem
neuen Minister entgegengebracht wurde. Möge der Herr
Minister v. Frauendorf er sich als ein moderner
Mensch zeigen; das wünschen auch wir und seine bis-
herigen Maßnahmen berechtigen zu der Annahme, daß diese
Erwartung auch eintreten dürfte - — H, —
fahrten bald vergessen. Die geschäftlichen Verhandlungen
beschränkten sich in der Hauptsache auf die durch die
Satzungen vorgeschriebenen \\ ahlen, aus denen hier her-
vorgehoben werden mag, dass anstelle des eine Wieder-
wahl ablehnenden Hm. Bits. Loycka Hr. Baudir. Hamann-
Schwerin zum Vorsitzenden des Vereins und als Ort der
nächstjährigen Sommer- Versammlung Hamburg erwählt
ward, welches, obschon außerhalb des Vereinsbezirkes
belegen, jetzt viel des bautechnisch Sehenswerten bietet.
Als Mitglieder wurden aufgenommen die Hrn. Keg.-Bmstr.
Kietz in Neustrelitz, Lübstorf in Ncukloster, Schondorf in
Güstrow (jetzt Dargun) und Bauschuldir. Arch. Bennewitz
in Strelilz. Wegen angemessenerer Festsetzung der Haft-
pflicht-Versicherungsprämie ward eine Kommission aus
den Hrn. Hübbe, Preycr und Dehn ernannt Nach
dem Festmahl wurde noch eine Ausstellung von Baumate-
rialien besichtigt, welche die Firma Wilhelm Jäger in
Neubrandenburg für den Verein veranstaltet hatte. -
Die Ve rsam rn I u ng am 10. Okt. v J in Schwerin
nahm Hrn. Stadtbrt Senator Ehrich in Schwerin als Mitglied
auf, und erledigte unter anderen Gcschäfts-Angclcgenheiten
den Jahresbericht des Schriftführers nebst Kassenrechnuni-
des verflossenen Jahres; er soll in gewohnter Weise in
beschränkter Anzahl von Exemplaren nur für die Vereins-
No. 12.
by Googl
mitglieder gedruckt werden; und da er kein allgemeineres
Intcres-e hat und vonseiten de* Schriftführers der Deutsch.
Hauzeitung in kleineren Zeiträumen ausführlichere Mit-
teilungen über die Vereins- Versammlungen insbesondere
auch in Berücksichtigung der im Kunde verstreuten Ver-
einsmitglieder zugehen, soll von einer nicht erbetenen
Versendung derselben an andere Verbandsvereine nach
dem Anheimgeben des Verbandsvorslandes abgesehen
werden. In Güstrow hat der Magistrat auf Anregung des
Vereins Meldungen von Architekten und Ingenieuren zu
einer erledigten Ratsstelle eingefordert, der dortige Bürger-
ausschuß verlangt aber einen Kaufmann.
Die Versammlung am 14. Nov. in. Schwerin nahm
Kenntnis von den vonseiten des Verbandsvorstandes über-
sandtenNonnalzeichnungen nebst Erläuterungen fürdeutsche
Tonröhren (glasierte Steinzeugröhren), und von dem ihm
vonseiten des Vorstandes des Hamburger Arch.- u. Ing.-
Vcrcins geschenkten gedruckten Berichte seines Aus-
schusses über die Arbeiterwohnungsfrage, welcher auch
im Buchhandel erschienen ist Kin eingesandtes Fcnstcr-
modell gab Anlass zur Erwägung der Einrichtung eines
städtischen (Jewerbemuseums zur Aufbewahrung von
Materialproben , Modellen , illustrierten Katalogen usw.
Den übrigen Teil der Sitzung füllte der Vortrag des 1 Irn.
I.andbmstr. Drcyer Ober die von ihm al- Abgeordneter
besuchte Verbands -Versammlung in Dresden und die
Schilderung von Meissen mit seiner Domkirche und
Albrechtsburg in seiner malerischen l-age an der Elbe.
Im Anschluss an diesen Bericht übernahm es Hr. Drcyer,
in einer der nächsten Versammlungen über die Verbands-
fragen wegen der Gebührenordnung und der Wettbewerbe
zur Weitergabc geeignete Vorlagen zu machen. ( (
Vermischtes.
Die Stadterweiterung von Posen. Bi- vor kurzem war
l\»cn, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, eine
Festung ersten Hange-, zu welcher die Stadt in den Jahren
1837 1853 umgeschaffen und seit dem Jahre 1876 durch
einen Hing von Auöcnforts verstärkt wurde. I*cm steten
Wachstum der Stadt stand dieser Charakter als Festung
abge-ehen von der Ungunst der Verhaltnisse des öst-
lichen Grenzverkehrcs — so sehr im Wege, dafl die 1 Iccres-
verwaltung beschloß, das Festungsgcländc aufznlas-en
und dasselbe zumteil au- dem Besitze des Reiches in den
des preußischen Staates übergehen zu lassen. Das preußi-
-che Finanzministerium hat die Erschließung und Ver-
wertung des in den Besitz des Staates übergegangenen
Teiles der bisherigen Stadtumwallung übernommen und
al- Staat-kommissar zur Oberleitung der einschlagigen
Arbeiten den Geheimen Baurat Jos. Stübben in Köln a. Rh.
berufen, der demnächst seinen Wohnsitz in Berlin nimmt
In Bosen wird, wie wir hören, für die Erschließung und
Verwertung des F"estung-geländes wahrscheinlich eine be-
sondere staatliche Kommis-ion gebildet werden, an deren
Spitze Stübben treten dürfte, obschon sein ständigcrWohnsitz
Berlin bleibt Die Wahl Stübbcns ist eine außerordentlich
glückliche; Stübben ist unstreitigauf dem Gebiete des moder-
nen Städtebaues der Meister, der über die reichste Erfahrung
verfügt und der es trefflich versteht, neben der nüchtern-
sten Berücksichtigung aller Forderungen der Finanzwirt-
schaft. Hygiene und des Verkehrs auch die rein psychi-
schen Forderungen zur Geltung kommen zu lassen, welche
die Gegenwart in so reichem Maße an den Städtebau stellt.
Wir hätten gewünscht, daß die Berufung Stabbens nach
Berlin -chon 10 oder 15 Jahre früher erfolgt wäre; seiner
temperamentvollen Auffassung wäre es dann vielleicht
geglückt, in manchen Winkel der Heichshauptstadt und
ihrer Vororte hineinzuleuchten, in welchen der Städtebau
eine Entwicklung erfahren hat, die leider recht wenig zum
Beifall reizt, und hier fruchtbarere Anregungen zu geben.
Indessen: vieles steht noch bevor; anderes, das bereits in
Angriff genommen wurde, schließt die bessernde Hand
nicht aus und so geben wir denn dem Wunsche Ausdruck,
daß die Stellung, zu welcher Stübben in Berlin berufen
ist, nicht eine so aus-chließliehe sei, daß ihm nicht auch
die Möglichkeit bliebe, auch nichtstaatlichen r'ragen des
Städtebaues seine hervorragende Kraft zu widmen. — j
Denkmäler hervorragender Vertreter der Technik an
der Technischen Hochschule in Wien. Am j. Nov. 1003
wurden vor der Technischen Hoch-chule in Wien Blfer-
mendenkmäler von hervorragenden Vertretern der Technik
enthüllt. Die Ilcrmcnbüsten stellen dar: Joh. Jos Ritter
v. Prechtl (t 185.4). einen bedeutenden Technologen, war
34 Jahre lang Direktor des Wiener polytechnischen Institutes.
Sim. v. Stampfer (t 1864), tat sich als Mathematiker
und Geodät hervor, wirkte in Salzburg und Wien und
hinterließ Logarithmen und barometrische Höhenmeßtafeln,
-owic eine Nivellierkunde Adam Freih v. Burg (t 1882».
5 Januar 1904
Mathematiker und Technologe, hervorragend auf dem Ge-
biete des Maschinenbaues. Er war 1840 Direktor des poly-
technischen Institutes. — Prof. Ant Scfirötter Ritter von
Kristelli (t 1875t, Chemiker und Direktor des HauptmOnz-
amtes. Er entdeckte den roten Phosphor. — Prof.Gg.K e bh an n
Kitter v. Aspcrnbrück, war Lehrer der Baumechanik
und des Brückenbaues und hat die Aspcrnbrücke in Wien
erbaut — Arch. Prof. Heinr. Frcihr. v, Ferstel (t 1883),
Erbauer der Votivkirchc, des Oesterreichischen Museum*
und der Universität in Wien. — Prof. Ferd. Ritter v. Hoch-
Lehrer des Maschinenbaues an der Technik.
Eine neue Ein-
banddecke d. „Deut-
schen Bauzeitung"
haben wir für un-
sere Abnehmer an-
fertigen lassen. Die
Decke zeigt die ne-
benstch. Zeichnung
in reichstem Gold-
druck auf feinge-
stimmtem braun-
rothem oder ge-
brochen blauem
Leinen. Die Wir-
kung der Decke ist
bei allem Reichtum
eine sehr vornehme
und gewählte Der
Prei- ist gegen die
alte einfache I>ecke
— die wir gleich-
falls noch liefern —
nur -dir wenig er-
höht; er beträgt 2.30
M ein-chlics-|. Ver-
packung und Porto.
Bestellungen gelan-
gen in der Reihenfolge ihres Einlaufes IUT Au-fnhrung ; ein
( 'mtau-ch geliefertcrDecken kann leider nicht stattfinden -
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb des Beamten -Wohnung* -Vereins iu
Berlin betrifft Skizzen für die Bebauung eines Grund-
stückes in Charlottenburg und ist auf die Architekten
Berlins und seiner Vororte beschränkt. Die Entwürfe
sind bis zum 15. März 1904 einzuliefern Es gelangen
3 Preise von 2500, 1500 und 1000 M. zur Verteilung; eine
Verteilung der Gesamtsumme der Preise in anderen Ab-
stufungen kann auf einstimmigen Beschluss des Preisge-
richtes erfolgen. Letzterem gehören u. a. an die Hrn.
Gem.-Brt Herrnring, Min.-Dir. Hinckeldeyn, Brt
March, Geh. Ob, -Brt. Dr. Thür, Brt. Wegner und Reg,-
und Brt. Wolff. Unterlagen durch den genannten Verein,
Linkstrasse 40. — J
1JT Ein Wettbewerb betr. Entwürfe für einen Kunstbrunnen
auf^dem Melanchthonplatz in Nürnberg wird für bayerische
Künstler bei Verleihung von 3 Preisen von 700, 500 und
300 M erlassen. Zu dem Brunnen stiftete rrau Mathilde
Ott in Hamburg 30000 M. — 1
»»» Ein Preisausschreiben zur ErlanRung von Entwürfen für
dle^Fassaden des neuen Geschäftshauses der westpreuss.
Provinzial-Landschafts-Direktion und der Landschaftlichen
Darlehnskasse In Danzig wird für im Deutschen Reiche
ansässige Architekten zum 15. März 1904 erlassen. Es
gelangen 4 Preise von 2000, 1000 und zweimal 500 M. zur
Verteilung; ein Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe für
je 300 M. ist vorbehalten. Dem 7 gliedrigen Preisgericht
gehören an die Hrn. Geh. Brt. Steinbrecht in Marien-
burg, Stadtbrt, Ludw. Hoffmann in Berlin; l.andcshrt.
Ürews in Stettin und Landesbrt. Tiburtius in Danzig.
Unterlagen, „soweit der Vorrat reicht", kostenlos durch
die kgl westpreuß Provinzial - I.andschafts - Direktion in
Danzig. —
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
die malerische und plastische Ausschmückung von Wand-
und GewOlbeflächen des neuen Rathauses In Frankfurt a. M.
erläßt der Magistrat zum 24. Febr. d. J. für Frankfurter
Künstler. Unterlagen gegen 15 M . die nach Erreichung
bedingungsgeinäßer Entwürfe zurücker-tattet wei den, durch
das Baubtireau des Haihaus- Neubaues. Das Preisrichtcr-
anit Oben unter Vorsitz de- Ob -Bürgernisir Dr. Adirke-
aus die Hrn. Prof A. Kampf in Berlin, Prof II, Sehaper
1 1
L/iyiiiz.c
dj&y-Google
in Hannover, Prof. \V. Kolmspcrgrr in Manchen, sowie
Stadtbrt Schaum ann und die kgl. Brie. J. v, Hoven und
1.. Naher in Frankfurt a. M. —
Ein PrelMUsschr«lb«n des Rothenburger Verbandes
akademischer Architekten-Vereine deutscher Sprache (Vor-
ort Karlsruhe) hatte das .Denkmal eines grollen Mannes"
zum (Jegenstand Es liefen 4 Arbeiten ein, unter welchen
die des Hrn. |. Claus (vom Verein .Akanthus" in Dresden)
siegte Preisrichter waren die Hrn. Geh. Rat Dr ing,
.1. Durin, Ob.-Brt. O Warth und Ob-Brt. Weinbrenner
in Karlsruhe. --
Ein Wettbewerb der ..Berliner Terrain- und Bau-Aktien-
gesellschaft" betrifft (Jrundrißskizzcn für die Bebauung des
in der Krobcnstraßc, zwischen Kurfürsten- und BülowstraBe
gelegenen Geländes, Es gelangen 3 Preise von 700, 600 und
M. zur Verteilung. Frist: ao. Jan. d. J. Unterlagen durch
ilie genannte Gesellschaft in Berlin W. 57, Bltlowstr. 93. —
Der Wettbewerb betr. das Vereinshaus „Neue Erholungs-
gesellschaft" In Plauen I. V. Die Entscheidung, die bereits
am 26 Nov. 1903 getroffen wurde, gelangt, wie der Vor-
sitzende des Preisgerichtes ausführt, durch ein bedauer-
liches Mißverständnis erst jetzt zur Kenntnis der Teil-
nehmer, Es haben erhalten den I. Preis die Hrn Altgelt
Ar Schweitzer in Berlin; den II. Preis Hr. O. Haupt*-
ntann in Italien i. V Zum Ankauf wurden empfohlen
die Entwürfe der Hrn Pupperitz in Hauen, Hirsekorn
in Chemnitz und Herfurt in Dresden in Gemeinschaft
mit Sachs in Plauen.
Wettbewerb Friedhofanlagt Lahr 1. B. Der Stadtrat
hat beschlossen, den beim Wettbewerb für eine Friedhof-
Anlage in Lahr mit dem I Preis ausgezeichneten Ent-
wurf der Hrn. Oskar und Johannes G rot he in Berlin der
Ausführung zugrunde zu legen und mit den Verfassern
behufs l'eberoalime der künstlerischen Leitung in Ver-
bindung zu treten. —
In dem Wettbewerb des Münchener Arch.- u. Ing.-Ver-
elns betr. Entwürfe für ein Schulhaus In Schwabach liefen
46 Arbeiten ein. Den 1. Preis errang ein Entwurf der
Ilm Senf und Schneider in Lindau; den II. und III
Preis die Ilm Schnartz und Veil in München. Eine
lobende Anerkennung wurde den Entwürfen der I Im.
Müller, Schulz und Bern dl iiiMünchen ausgesprochen.
Chronik.
Ein Kaiserin Elisabeth-Denkmal In Pol« gelangt nach dem
Entwurf des Architekten Rud. Klotz und de» Bildhauers Alfons
Canciani, beide in Wien, zur Ausführung Der Auftrag zur Aus-
führung ist das Etgebnis eines Wettbewerbe», in welchem der
Entwurf der beiden Künstler den I. Preis erhielt. —
Der neue Bahnhofsentwurf für Dortmund, nach welchem
eine Höherlcgung de* ganien Bahnhole« unter Beibehaltung des
Dammesdcr Linie Dortmund— Emschede geplant ist, hat aros-Dez. 1003
die Zustimmung der Stadtverordneten^ rrsamroluog gefunden. Die
Stadt zahlt ovs Mill. Zu*chuss und hat die neuen Zufahrtsstraßen
zum Bahnhof herzustellen Die Stadt hat noch den Wunsch aus-
gesprochen, da*« »tatt der EiscnbahndAmmc in der Stadt Viadukte
angelegt weiden möchten. —
Kanalisation von Fulda. Mit einem Kostcnaufwande von
rund orsooo M hat die Stadl Fulda eine Kanalisation mit Klär-
anlage eingeführt. —
Eine Erweiterung des Oesterreichischen Museums für
Kunst und Industrie In Wien soll nach den Entworfen des Ob.-
Brt. L. Baumann in Wien demnächst durch das itaatllche Bau-
departement des Ministeriums des Inneren in Angriff genommen
werden. Der 187 t durch Ferste! vollendete beutige Bau erhftlt
einen Zubau für wechselnde Ausstellungen sowie für einzelne
Gruppen der historischen Sammlungen des Museums. —
Die Bestrebungen zur Anlage einer Münchener Ring-
bahn sind durch die Zustimmung der infrage kommenden Ge-
meinden soweit gefordert, dass die Vorlage in den dem versammel-
ten bayerischen Landtag vorzulegenden Lokalbahn -Gesetzentwurf
einbezogen werden kann. -
Ein Monumental -Brunnen zur Erinnerung an die Ein-
gemeindung der Vororte Witten und Pradl zu Innsbruck
wird auf dem Bahnhofplalz in Innsbruck errichtet werden. Die
Kosten mit 150000 Kr. sind von dem Ehrenbürger der Stadl Inns-
bruck, Hans v Sicherer, gestiftet worden. Der Brunnen soll im
Sommer 190s Aufstellung gelangen —
Ein Denkmal Louis Berger» ist auf dem Hohenstein bei
Witten zur Aufstellung gelangt. Da* Denkmal hat die Form einem
von Terrassen umgebenen Turmes nach dem Entwurf des Hrn.
Arch. Paul Baumgarten in Berlin; der Turm tragt an seiner
Aussenseite ein von dem Bildh. Arnold KQnne in Berlin in Kupfer
getriebenes Bildnis Bergers. —
Die neue East - River -Brücke In New York wird am 39
d. M. dem Verkehr Obergeben werden. Es ist eine versteifte Kabel-
brucke, deren 41 m Ober höchster Flut liegende Fahrbahn die
Herstellung sehr bedeutender Zufahrtsviadukte erforderlich machte.
Der Kostenaufwand stellt sich auf rd. 80 Mill. M. Die Brücke ist
nach den Entwürfen des Ing. L. L. Back ausgeführt. Sie hat
4B0 m mittl. Spw., daran anschliessend beiderseits eine Oeffnung
von 175 m. Die Türme erheben »ich bis ioj m Ober H.H.W. Die
Ausführung ist lediglich als Nutzbau erfolgt.
IL'
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Gara.-Bauinsp. K lein in Frankfurt a. M.
ist als techn, Hilfsarb. zur Int. des IX. Armeekorps versetzt. - Die
Mar.-Bfhr. Sampc und Schulz sind zu Mar.-Schiffbmstrn. ernannt.
Baden. Dem Glasmaler Prof. Geiges in Freiburg ist das
Kitterkreuz I Kl mit Eichenlaub des Ordens vom zahringer Löwen
verlieben. — Der Reg.-Bmstr. Baer in Lörrach ist zur Kulturinsp.
Karlsruhe versetzt.
Der Reg-Bostr. Schwehr in Waldshut ist x. Wasser- u.
Stratsen-Rauinsp nach Ueberüngen versetzt.
Bayern. Der Reg. u. Kr.-Brt. Ruttmann ist z. Ob-Brt. bei
der Obersten Baubehörde und der Dir.- Ass. Dr Heubach 7-
Dir.-Ral bei der Gen. Dir der SüuUseiaenb., unt. Belassung in seiner
dermaliren Verwendung in der VerkehrsabL des Kgl. Stu;it-minist.
des Kgl. Hauses und des Aeusseren. befördert.
Preussen. Dem Reg - a. Brt Fischer in Breslau, dem Kr.-
Bauinsp. Lang in Goldap und dem Eiseob.-Ba.u- 11. Betr-lus-p.
Schnock in Essen ist der Rote Adler-Orden IV. Kl., — den Rcg.-
u. Brtn. Volkmann in Potsdam und Peltz in Stade, den Kr -
Bauinsp., Brtn. Scheele in Fulda und Varuhagcn in Halberstadt
der Chax. als Geb Brt, — den Kr. Bauinsp. Junghann in Görlitz,
Kirchner in Wohlau, Förster in Krankfurt a. O,, Bath in
Kolberg, dem Waaser-Bauinsp. I k e o in Nakel und dem Landbauinsp.
Borde in Berlin ist der Char. als Brt. mit dem persftnl. Range
der Kate IV. KJ. verheben.
Verliehco ist: den Eisenb. Bau- u. Bctr.-lnsp. Galmert ilie
Stelle eines Mitgl. der Kgl. Eiseob-Dir. in Altona und l.npke die
Stelle des Vorst der Eisenb. -Betr.-Insp. 3 in Duisburg, dem Eisenb -
Bauinsp Beeck die Stelle des Vorst, einer Werkst -lmp. bei der
Eisenb.-Haoplwerkst. in Oppum.
Die Reg-Bfhr. Heinr. Gödecke ans Uelzen und Otto
Hammann aus Biebesheim (Eisenbich.), -- Ernst Ackermann
aux Tietzow, Otto Stallwitz aus Dortmund, Wilh. Nolle aus
Herzberg und Kleni. Pachter aus Wiesbaden (Masch.-Bfch ) sind
zu Reg.-BmsU-n. ernannL
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Ret: - Umstr. .
v. Poellnitz der Kgl. Reg. in Hannover und Zeroch der Kgl.
Reg. in Koblenz, Liebetrau der Kgl. Eisenb.-Dir. in Berlin und
Rohrs der Kgl. Eisenb -Dir. in Elberfeld.
Der Eisenb.-Dir. Schmidt in Magdeburg ist gestorben.
Württemberg. Eine Abt.-Ing.-Stelle ist Obertrogen den Reg\-
Bmstrn. Zaiscr bei dem üautechn. Bflr. der Gen -Dir. der Staats-
eisenb., und Nagele bei der Eisenb.-Bausekt. Feucrbacli.
Brief- und Fraßekasten.
Hm. P. H. In Dartrutadt. Da es «ich um Beseitigung von
Mangeln in einem Bauwerke handelt, dessen Ucbcrgabe und Be-
ziehen am 35 Juli 1000 erfolgt ist, würde der Ansprach auf Be-
seitigung der vorhandenen Mangel erst am 35 Juli 1905 verjähren.
Es kann derselbe also gegenwartig noch erhoben werden, denn es.
liegt ein Fall des B. G.-ß. $ 638 vor, nach welchem der Anspruch
des Bestellers auf Beseitigung eines Mangels des Bau welkes erst
fünf Jahre nach Abnahme des Bauwerkes verjährt. K. Il-c.
Fragebeantw Ortungen aus dem Leserkreise
Zu der Antrage 1 in No. 04, 1003, betr. Heizung von Klosetts
erhalten wir den Hinweis auf den Ventilationsapparat »l.ichtcnstein*
( D. K. P.). der von Ing. Wetzcr in I lersbrOrk (Bayern) bi den Handel ge-
bracht wird und sich mittels Einschaltung einer kleinen Vorrichtung
zur Heizung von Klosetts, bei welchen das Listige Einfrieren zu
befürchten ist, verwenden Iftast . —
In den hiesigen Babnhofabtritten besteht keine vollst AndigcHcizung
des Raumes, Um aber die 10 Klosetts gegen Einfrieren des
in den Syphons stehenden Wassers zu schützen, ist ein donncs galvani-
siertes Rohr durch die Bogen derSyphons geführt. Bei strengem Frost
zirkuliert in diesem Rohr Wasser, das in der nebengelegencn Besen-
kammer mittels einer Gasflamme gelinde angewärmt wird, und, wenn
abgekühlt, nach seinem Ausgangsort zurückkehrt. Nach mehrjähriger
Erfahrung genügt diese bescheidene Warmwasserheizung auch, um
den Inhalt der SpQlreservoirs und die Pissoirplatten und Rinnen
gegen Einfrieren zu schauen. FOr Interessenten«! der Ventilation
fuge ich bei: Zur Ventilation der Pissoirs und »amtlicher Klosets
ist deren gemeinschaftliche Decke pyramidenförmig gestaltet. Von
der Spitze der Pyramide aus fährt ein weites Dunstrohr bis 3 m
hoch aber Dach. In der Mitte dieses an der Decke beginnenden
Dunstrohres lohn ein engeres Rohr von der Grube aus gleichfalls
bis zum Hut 3 m ober Dach und im ringförmigen Raum nvis ;ben
beiden Kohren brennen in der Höhe der Pyramtdeuspitze vier
kleine „Lockflammen" von Gas. Diese Ventilation wirkt selbstver-
ständlich im Winter sehr krAltig, genügt aber auch im heissesten
Sommer und bei stärkster Benutzung der Anlage, die Luft in den
KloscU und den Oelpissoirs rein zu halten. — v. Teuffei.
Bei ungeheiztem Kaum lisst sich meistens durch Anbringen
eines Klosettdeckels und Isolierung des Abllussvphons mit einem
schlechten Wärmeleiter wie Schlackenwolle, Asbest- oder Seidcn-
schnur genügende Sicherheit gegen <) a s Ei 11 1 r 1 e re n de» Wasscr-
verschlussrs erzielen. Vielfach hilft man sich, talls die» angängig,
damit, dass der Syphun nicht unmittelbar um Klosettrichter. sondern
tiefer, an (rostfreier Stelle angeor.lnet wird. Ist da> Becken frei-
stellend mit eingebautem (estrn Verschluss , 10 empfiehlt sich die
Anbringung eines Kaatensit/es und Abfütterung des Hohlraumes.
H. Schneider , Ingenieur in Kassel.
Inhalt! N-i.c H.i'.ii.m.t i-i Itancniait, |tv, Wh ■!< 1 .vjff.au drsCant-
M.iNjlr Vi.ii -.iii Mji.-i IIa* w.fli»li.. h. I n HuiUM .C|l Iii l'l .Vlkillrt A. M
l>as '..m Ii- >>uatMniri-1«iiun Im VriV.-lii-.Wrt.-Kriilii-ii.-ii Mi". 1-
lllll .1 Ii -M» V. I.HI.I- - \ .1 11,1-, Ii, S I'- »l^l.r.1 I l'.Ml.l.. Ii 1 IltM'l'k.
l'l -.'.r..V.-N.V In |. 11, |-t,i.1- im <l Ki ,i;i'....lr'l
I lifi-y.it eine Uil.lhcilagr : Da- ru-uc Rathaus 111 Kopciilui-cn.
Verla,; 1I1 . 1>i m~ li< r. Baiueituuj. '- m V II. «Vilm. Kfli <lic- It. .I.1V11..11
»« ."Wh 1, .\ Im . II .. I ... Ii-, , H. , I:.. Hi.l-k Willi- I. . .H . l!i - Im.
No. 1 2
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1LLA WERTH El MBER IN HOMBURG V. D. HOHR *
ARCHITEKT: FRANZ VON HOVEN IN FRANK-
FURT AM MAIN * * DIE HALLE MIT KAMIN
UND DIE HALLE MIT BLICK IN DAS BILLARD-
ZIMMER *************
= DEUTSCHE BAUZTG. XXXVIII. JAHRG. N|3a
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 3. BERLIN, DEN 9. JAN. 1904
Villa Wertheimber in Homburg vor der Höhe.
Architekt: Königl. Baurat Franz von Hoven in Frankfurt a. M. mirmi ci»* BildbriUge.i
IIa Wertheimber ist in der Nähe ist vorwiegend für den Aufenthalt im Sommer einge-
von Homburg vor der Höhe in richtet, es entbehrt aber in Gestaltung, Einrichtung und
einem Parke erbaut, der vor etwa Ausstattung gleichwohl nicht der Vorkehrungen, welche
100 Jahren angelegt wurde und es zum Bewohnen auch im Winter geeignet machen,
dessen Baumbestände heute zu Den Grundriß beherrscht die geräumige Halle, welcher
si honer und voller Entwicklung gegen die Vorderfassade eine Loggia vorgelagert ist,
herangewachsen sind. Das in den von welcher der Zutritt auf eine vor der f assade sich
Jahren 1899 bis 1900 erbaute Haus hinziehende Erdterrasse und weiterhin in den Garten
4
»3
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erfolgen kann. Zur Linken der Halle liegt, gegen
diese geöffnet, das Billardzimmer (s. Beilage), mit
welchem das die Ecke des Grundrisses bildende Herren-
zimmer in Verbindung steht. Der eigentliche Haupt-
eingang zum Hause liegt hinter dem Billardzimmer;
ein neben ihm befindliches Dienerzimmer bildet den
Aufenthalt für den den Eingang bewachenden Diener.
Zur Rechten der Halle dehnen sich das geräumige
Wohnzimmer mit Erker und das noch geräumigere
Speisezimmer mitAn-
richte usw. aus. Die
Wirtsrhaft-s - Räume
sind in einen hin-
teren FlOgel mit be-
sonderem Eingang
und mit Nebontreppc
usw. verwiesen.
Die Halle ist 1,3 m
höher als die übrigen
Räume; dieses grös-
sere Höhenmaü ver-
ursachte jedoch im
Obcrgescholi keinen
Raum Verlust und gab
Veranlassung zu reiz-
vollen Treppenlösun-
gcn. Mit Ausnahme
des auf einen Balkon
sich öffnenden Früh-
stücks- und eines über
dein Herrenzimmer
gelegenen Wohnzim-
mers bestehen sämt-
liche Räume des
Obergeschosses aus
Schlaf-, Fremden-, Anklcidczimmcrn und Zubehör.
Das Dachgeschoß" enthält die Dienstbotenräume. Die
Anlage des Erdgeschosses weist einen groben, auf
gesellschaftlichen Verkehr gerichteten Zug auf.
Die ungemein fein empfundene und den Charakter
des reicheren Landhauses im italienischen Sinne glück-
lich treffende Architektur trägt einfachen Empire-
charakter. Das Material ist vorwiegend Putz mit
Ornamenten aus angetragenem Stuck; die Stcinhaucr-
arbeit ist auf ein Mindestmaß beschränkt. Von den hellen
Putzflächen heben sich die Klappläden, mit welchen die
Fenster gesichert werden können, in farbiger Belebung
der Fassade ab. Das I lauptgesims wird durch eim-
weit ausladend« geputzte Hohlkehle gebildet, wie si«.-
an städtischen Wohngebäuden »1er Schweiz häufig
vorkommt - Das In-
nere, von dessen
Ausbildung unsere
Beilage ein anschau-
liches Bild gibt, ist
in einem frischen
Farbengegensatz ge-
halten, welcher in dir
photographischen
Aufnahme etwas här-
ter erscheint, als er
in Wirklichkeit ist.
Das Täfelwerk der
Halle besteht aus
grün lasiertem Tan-
nenholz, die Täfelung
des Speisezimmers
aus Rüsternholz. Re-
lief-Friese ziehen als
obere Zone die Halle
entlang und bilden
tlen Uebergang zu
den fein gegliederten weilicn Decken. Die Halle hat
als Hauptschmuck einen alten Kamin italienischen
Ursprunges erhalten. Der gesamte innere Ausbau ist
einfach, aber dauerhaft in Material, Gestaltung und
Ausführung. Das Erdgcschoü wird durch Luftheizung
erwärmt, die oberen Geschosse besitzen Kachelöfen.
Elektrisches Licht von der Homburger Zentrale ver-
breitet nach Sonnenuntergang die gewünschte Helle.
Die Baukosten des frincmpfuiidencn Hauses betrugen
rd. 275000 M. —
Zur Frage der Umgestaltung c
L
negative Ergebnis des ersten Wettbewerbes zur
Erlangung von Entwürfen für die Umgestaltung des
• — — • Thcatcrplatzcs in Dresden dürfte seine Ursache
weniger in der (Qualität der Kntwürfe als in den Schwächen
des Programme* haben, welches zwar der Phantasie der
Bewerber einen gewissen -Spielraum ließ, gleichzeitig ihnen
aber und /war schon durch den Lagcntan |s. Abb. 1)
den Hinweis gab, den Platz gegrn das Klbufrr durch
Hochbauten abzuschließen. Die an da-. Programm ge-
bundene Jurv konnte bei Abgabe ihres Urteil- dic-en
architektonischen Abschluß füglich nicht wohl übersehen,
aber der im Gutachten ausgesprochene Wunsch, ihn mög-
lichst be-cheiden. niedrig und durchsichtig zu gestalten,
läßt vermuten, daß auch im Preisgericht eine Vorliebe für
freien Durchblick vom Platz auf Brücke und Neustadt, sowie
unigekehrt, bestunden hat.
Schon Hr. Albert Hofmann hat kürzlich in einem
vortrefflichen Artikel (vcrgl. Deutsche Bauzcitung No. oq
und iooi auf das Bedenkliche solchen Abschlusses hin-
gewiesen und die Fachgenossen zu einer den freien Ein-
und Ausblick gewährleistenden Lösung 'angeregt. Dieser
Anregung folgend, hat der Unterzeichnete die Wcihnachts-
feiertage zur Bearbeitung eines Vorschlages benutzt, der
unter Vermeidung jeden Abschlusses zugleich die Weit-
läufigkeit und Unformlichkeit des Platzes in seiner heutigen
Erscheinung zu beseitigen bemüht ist
Ware Heibig 's Etablissement nicht vorhanden, so würde
heute wohl Niemand aul den (irdanken kommen, dasselbe
auf der im Programm angenommenen Stelle zu errichten,
vorausgesetzt, daß zur Befriedigung des unbestreitbaren
Bedürfnisses einer solchen Erholungsstätte sieh noch andere,
nicht minder günstig belegene Plätze finden lassen. l>cs-
gleichen dürfte kein innerer Grund vorliegen, die Schinkel-
sehe Wache hierhin zu verlegen, wo sie ebenso schief
zur Platzachse läge, wie an ihrer bisherigen Stelle und
w<> ihre schlichte Rückseite eine viel zu sichtige und an-
spruchsvolle Lage erhalten würde. Wenn auch der Ge-
danke einer solchen Verlegung auf Gnitfried Semper zurück-
1 I
es Theaterplatzes in Dresden.
zuführen i»l, so darf doch nicht vergessen werden, daß
Semper's bekannter Gesamtentwurf den Charakter einer
gassenartigen Verlängerung des damals nach Norden noch
offenen Zwingerhofes trug, in welche der Rundbau des
früheren Hoftheaters weit hineintrat und dadurch den Aus-
blick aufs Wasser schon sowieso stark beengte Seitdem
aber das Museum vor dem Zwingerhof erbaut und das
zweile Hoftheater — glücklicherweise -- bedeutend mehr
gegen (.Ntcn gerückt wurde, ist das Platzverhältnis ein
ganz anderes, ungleich breiteres, nach der Elbe sich
öffnendes geworden. Schwerlich würde Semper heule der
Wache den früher von ihm geplanten Platz zuweisen.
Die heutige Zeit, welche in den Formen eines dori-
schen Tcmpeltiailcs nicht mehr den Ausdruck für ein
Wachtgcbäudc erblickt, würde, nach Ansicht des l'nter-
zeiehneten, dem hohen Kunstwert des Schinkel'schen
Bauwerkes vollauf Rechnung tragen und nicht pietätlos
verfahren, wenn sie zugleich mit seiner Lage auch seinen
Zweck veränderte und es beispielsweise in den Zwinger-
garten neben dein lloflheater verlegte und mit Hilfe eines
stilvollen hinleren Anbaues tm<l inneren Umbaues es zu
einem Ausstelliingsgebäuile oder einem kleinen Museum
oder einem Konzertsaal für Kammermusik umgestaltete,
während sich fnr die Bedürfnisse de» Waclitdicnstc* viel-
leicht Räume im Erdgeschoß des Königl. Schlosses oder
im Sockelgeschoß des Zwingers finden ließen.
Jeder auf der Stelle A des Ltgeplanes (Ahbildg i l er-
richtete Bau. möge er nun in einem Wachlnebiiude oder
in einem Erfrischungslokal bestehen, hat neben dem
Fehler, daß er den Alisblick versperrt und beim Einblick
von der Brücke aus die unteren Teile der Fa-sadeu dreier
herrlicher Gebäude vollständig verdeckt - den weiteren
schwerwiegenden Nachteil, daß durch ihn die allzu^roüen
Abmessungen des heuligen Theaterplatzes nur wenig ein-
geschränkt werden, und daß außerdem infolge seiner
schiefwinkligen I.age zur Platzachse jede rylhmischc
Teilung oder Ausschmückung des Platzes durch Trottoirc,
Balustraden, Rasenplätze, Springbrunnen, Statuen usw.
sehr erschwert wird Dieser Nachteil würde auch dann
No. i.
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noch bestehen bleiben, wenn man hier auf jeden Hochbau
verzichten und sich — wie dies der Konkurrenzentwurf
„Semper— Schinkel" tut — auf die Anlage einer mit dem
l'fer parallelen Terrasse beschränken wollte.
Solche Betrachtungen führten zu dem in den Ab-
bildungen a und 3 veranschaulichten Vorschlag, zu dessen
Erläuterungen nachfolgende Bemerkungen genügen wer-
den: I>er Theaterplatz ist in seiner Richtung vom Museum
zum Strom auf das Mall der Frontbreite des Hofthealers
eingeschränkt, sodafl nunmehr seine Ausdehnung in an-
gemessenem Verhältnis zu dem ihn beherrschenden Denk-
mal des Königs Johann steht. An der nach dem Strom
zugekehrten Seite dieses verkleinerten Platzes führt eine
monumentale Freitreppe zu einem breiten Taleinschnitt,
welcher, mit regelmäßigen Garten- und Wasserbecken-An-
lagen ausgestattet, sich bis zur Uferstraße hinab erstreckt,
sodaß letztere und mit ihr da* Elbfahrwasser in ganzer Breite
sowie die Augustusbrücke in ganzer Laune vom Theater-
platze aus sichtbar sind. Dieser Taleinschnitt wird beider-
seits durch symmetrische Futtermauern mit Balustraden und
Kandelabern begrenzt, von welchen die rechtsseitige, mit
der Längsfront der Hofkirchc parallel laufende, sich bis zum
Landpfeilcr der Augustusbrücke fortsetzt und hier den ge-
wünschten Treppenniedergang erhält, während die links-
seitige den mit Baumreihen bepflaiizten^Tcrrassengartcn
Abbild^, i. LagrpUn des Wettbewerbes.
eines Etablissements umschließt, welches, im Anschluß an
das Hotel Bellevue errichtet, du- Cale Heibig ersetzen soll.
Neben jeder Futtcrmaucr führt eine Fahrstraße zur Ufer-
straße hinab. Die eine stellt die Verbindung mit dem Anlege-
platz der Dampfschiffe her, die andere führt die Straßcn-
bahngleise vom Elbkai auf die Höhe des Theaterplatzes,
wo sie sich in der Nähe des Schlosses an die zum Post-
platz führenden Gleise anschließen. Die Uferstraße ist beim
Anlegeplatz der Dampfschiffe um ein Geringes in den
Strom hinausgerückt, um sie nachmals in genügender
Breite unterhalb des Hotel Bellevue fortsetzen zu können.
Die Hauplwache bleibt entweder an ihrer bisherigen
Stelle oder wird, wenn ästhetische oder Vcrkrhrsrnck-
siehten dies bedingen stillten, in die Gartenanlagen neben
dem Hoftheater verlegt. Um der großen r'reitreppe und
dem davor liegenden Becken einen künstlerischen Schmuck
zu verleihen, ist hier an die Aufstellung des berühmten
Neptunbrunnens aus dem Garten des ehemaligen Palais
Marcolini gedacht, dessen Schönheit an seiner heutigen
Stelle wenig zur Geltung gelangt.
Vorstehend erläuterter Vorschlag — in Eile und ohne
ausreichende Kenntnis derVerkehrs- und sonstigen örtlichen
Verhältnisse Dresdens entstanden, ja vielleicht sogar nicht
einmal neu — wird ohne Zweifel manchen gewichtigen
Fjnwürfen begegnen, unter denen die Notwendigkeit einer
O Januar 1904.
Verlegung der Fernheizleitung vielleicht noch nicht ein-
mal der erheblichste ist Der Unterzeichnete erhebt denn
auch keineswegs den Anspruch, eine gründliche Lösung der
Aufgabe gebracht zu haben, sondern bezweckt vornehm-
lich, die Stadtbchftrdcn Dresdens wie die F" achgenossen vor
dem bisher eingeschlagenen Wege zu warnen und sie auf
die Möglichkeit anders gearteter Lösungen hinzuweisen
Hamburg, 31. Dez. 1903. Martin Maller, Architekt.
II.
In den Schlußsätzen Ihres Artikels über die Um-
gestaltung des Theaterplatzes in Dresden in
Nr. 100, lahrg. 1903, wurde bezüglich des endlichen Aus-
ganges dieser Sache, wie man ihn vom künstlerischen
Standpunkte aus zu wünschen habe, Anschauungen Aus-
druck gegeben, denen ich nicht allein freudig, fast möchte
ich sagen: begeistert zustimme, sondern die ich sogar
von Anfang an selbst für die altein richtigen gehalten
habe. Ich war an dem Wettbewerb mit beteiligt und
habe ungefähr denselben Gedanken in meinem Erläutcrungs-
Bericht Ausdruck verliehen und die außerordentliche
Aehnlichkeit der Situation mit Venedig ebenfalls nach-
drücklich hervorgehoben. Aber ich bin noch einen Schritt
weiter gegangen als „San Marco" und habe wenigstens
versucht, bei meinem Entwürfe im Hinblick auf jenes
Vorbild die Folgerungen zu ziehen,
welche Sie an dem Diestelschen
Plane vermissen.
Mir liegt daran, falls einmal
in Zukunft die Angelegenheit des
Dresdener Theaterplatzes die er-
hoffte glücklirhe Wendung nehmen
sollte, auf Ihr Zeugnis rechnen
zu dürfen, daß ich, wie ich
glaube, bei meinem Fintwurf die
in Ihren Schlußworten vorgeschla-
genen Hauptpunkte bereits be-
I rücksichtigt habe.*)
Ich kann mir ja freilich vor-
stellen, daß gewisse andere Vor-
schläge meiner Arbeit weniger
Beifall gefunden, ja für manchen
Beurteiler vielleicht genügt haben,
dieselbe von vornherein als minder-
wertig auszuscheiden. So die dem
Museum angefügten F'lügelbauten,
welche übrigcnsTlrDiesicl in seiner
Variante auch hat; so die Lage der
Hauptwache — für welche ich
heule wahrscheinlich einen ande-
ren Vorsehlag machen würde; so
vielleicht die etwas knapp einge-
zeichneten Verkehrs - Durchlässe
und ganz besonders die „Schiff-
fahrts-Halle",gedacht als monumen-
tales Zugangstor zu den Landungs-
plätzen, welche ich von einem
jüngeren Beurteiler als „Einfahrt
zur Toteninsel" bezeichnen hörte.
Aber alle diese Dinge treffen doch
wohl nicht die I lauptsache, sie sind
auch in meinem Erläutcrungs-Be-
richt deutlich genug als nur vor-
läufige Annahmen bezeichnet
worden. Als Hauptsache schlug ich dreierlei vor:
1 forumartige Geschlossenheit des ganzen Platzes
nach den 3 Landseiten (ähnlich wie bei dem Entwurf
„San Marco");
2. entschiedene Oeffnung nach der Wasserseitc, der
fehlende Schluß durch grosse Säulen markiert
(ähnlich wie bei „Semper-Schinkel");
3. Unterordnung dieses ganzen Forunis unter eine
höhere künstlerische Einheit
Ich verglich das Ganze dem Zuschauerraum und der
Bühne eines Theaters, dessen Vorhang aufgezogen werden
müsse : die Szene würde das Strombild sein — mit dem
vorbeirauschenden Weltverkehr; oder in entgegengesetzter
Richtung das Forum mit seinen Bauten und Denkmälern.
Doch sollte dieses Bild knapp am Proszenium noch einmal
energisch eingerahmt werden, und dazu hiell ich eine der
Kirche gegenüberliegende zweite Platzwand von gleicher
Monumentalität für geeignet. Heren Hauptgesimshohe sollte
derjenigen am Theater-Unterteil bezw. am Seitenschiff der
Kirche entsprechen (ebenso auch an den neuen Flögeln
des Museums) und um das ganze Gebäude, also auch an
•I Annntune dci Krdaktlon. Hei Fntwuif war wn* ^"•tr<
■ 1 iL. 1 , we&halt» wir gerne den Wun^'hc de» Veila»*ci* ent»|" eihi n.
■»eine wertvollen Gedanken luei Aini Aufdruck gebracht /u sehen- —
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Abbildg. a d. 3. Vorschlag zur Umgestaltung des Theaterplatzes in Dresden von'Haxtin Haller in Hamburg.
der „Schiffahrts-Halle", ungebrochen her-
umgeführt werden. Dadurch besonders
würde der von Semper angeschlagene
Ton einer höheren künstlerischen
Einheit 2U einem Akkorde anschwellen,
welchem das ganze Forum sich ein-
ordnet Da überdies die Langsfassadc
dieses neuen Gebäudes, dessen Zweck-
bestimmung ich im übrigen dahingestellt
sein ließ, eine ähnlich monumentale
Architektur mit breiten Achsen, fenestra
terrena usw. wie die gegenüberliegende
dcrKirchc aufwies, so würde diese letztere
an der langen, ungebrochenen Wand —
dieses ganze Gebäude würde durchaus
als ein einheitlicher Palazzo erschienen
und der dazwischen8 liegende Teif des
Thcaterplatzcs einen fast saalähnlichen
Charakter erhalten haben. Zugleich würde
durch dieses neue Gebäude das Hotel
Bcllcvuc verdeckt worden sein — denn
an die völlige Beseitigung desselben wagte
ich mich allerdings noch nicht heran. Die
Kolonnaden endlich sollten die Höhe des
Theater-Erdgeschosses erhalten, an dem
östlichen Halbrund durch höher geführte
Torbogen unterbrochen.
Od ich nun wirklich das Recht habe
zu der Annahme, daß meine Arbeit im
Kern eigentlich schon das wesentliche
von dem erfüllt, was die „Deutsche
Bauzeitung" von der endgültigen Aus-
gestaltung verlangt — darüber steht mir
natürlich keine einseitige Entscheidung
zu; jedenfalls hatte ich mit meinem Ent-
wurf, der das Kennwort „Ein Rettungs-
versuch" trug, die Absicht, darauf hinzu-
weisen, daß der Semper' sehe Forum-
gedanke noch zu retten sei. —
Görlitz, Dez. 1903. Hans Freude.
Der Wiederaufbau des Campanile von San Marco.
Von H. Blankenstein, Geb. Baurat in Berlin.
1s Beltrami die Leitung des Wiederaufbaues des Pfahleschlagens." Auch die ersten Untersuchungen des
Turmes übernahm, konnte er an der Verwendbar- Fundamentes mußten bei Beltrami Zweifel erwecken; nach-
keit des alten Fundamentes kaum zweifeln; doch dem er aber dem Bürgermeister gegenüber erklärt hatte,
traten ihm sogleich nach seiner Ankunft zwei ganz ver- daß dem Wiederaufbau des Turmes nichts im Wege stehe,
schiedene Ansichten entgegen. Der Baubeamte des Königl. und da bereits am 1. März die Grundsteinlegung auf den
Hauses und zugleich der Bibliothek, Lavczzari, riet: 35. April, den Tag des heiligen Marcus, festgesetzt war.
Aufgraben rings um das Fundament, ohne bis auf den so mochte er nicht wagen, der ungeduldig drängenden
Kost zu kommen. Verdichten des Untergrundes mittels
einiger Pfähle, Verbinden der gegenwärtigen Basis mit
dem Verstärkungsteil in armiertem Beton", wogegen der
bei Herrichtung des Bauplatzes beschäftigte Maurer-
meister Torres den Vorschlag machte: „den Funda-
mcntklotz abbrechen und ihn in größerer Breite mit
Puzzolan-Mörtel wiederherstellen; keine
16
öffentlichen Meinung entgegenzutreten. Somit ging die
Feier am genannten Tage vor sich, und zwar wurde der
Grundstein in der Mitte des Turmes auf das alte Funda-
ment gelegt, obwohl es noch zweifelhaft war , ob es bei-
behalten werden könne.
Beltrami halte sich mit vollem Recht zur Aufgabe
at, den Turmjiicht nur in seiner äußeren Gestalt,
No. 3.
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Campanil» .
f.* - ,
ni|
||-Q-n]
Abbildung 3.
Kulwurl vun BcHr»rai.
o t* < 1 1
S
Abbilde 3. Gründung de* Turme».
Mindern auch nach »einer inneren Anordnung und Kon-
struktion (ganz im Sinne der alten Erbauer wiederherzu-
stellen. Wenn er daher den von den verschiedensten
Seilen gemachten Vorschlag, den Turm mittels eines Ge-
rüstes von Eisen mit Verkleidung in Ziegeln bezw. in Kcton-
Eisenkonstruktion herzustellen, entschieden zurückwies, su
kann man dies aus ästhetischen und konservatorischen Gran-
den nur billigen. Ebenso wird man ihm zustimmen, wenn
er an der eigentümlichen und dabei zweckmäßigen Anlage
des Kampen-Aufganges zwischen einer äußeren und einer
inneren Köhrc von Ziegclmauerwerk und an der hier-
durch bedingten Anordnung der kleinen Fenster an drr
linken Ecke jeder Front festhielt, obwohl er sich durch
Opferung dieses Systems seine Aufgabe wesentlich er-
leichtert nättc. Inbezug auf den Oberbau war er bestrebt,
ihn unter möglichster \ ermeidung von Eisen leichter her-
zustellen, als der alte war. Auch bei der Fundierung
wollte er die alte Kauweise beibehalten , doch hatte hier
wohl kein Grund vorgelegen, auch die allerniodcrnsten
Gründungsarten auszuschließen, wenn sie schneller und
sicherer zum Ziele führten. Der Turm, der an der Bwb
ia,8m im Geviert maß, verjüngte sich auf 54 «■ Höhe um etwa
1 m, und war nach Norden so weit übergewichen, daß die
Nordfront nahezu lotrecht stand. Dies war allgemein be-
kannt, doch ist man in Venedig und ganz Italien so sehr
an schief stehende Türme gewöhnt, daß niemand Anstoß
daran nahm; indessen war damit doch bewiesen, daß der
Boden schon Ober die zulässige (irenze hinaus belastet
war. Dazu kam, daß die Erschütterung beim Einsturz
der kolossalen Mauermasse doch nicht ohne Einwirkung
auf das Fundament und die es tragende Erdschicht ge-
blieben sein konnte. Ein sehr genau ausgeführtes Nivelle-
ment ergab, daß die Oberfläche des Fundamentes auf der
Nordseitc Ostlich um 9,5, westlich um 9 cm und daß die
Südostecke um 0,5 cn> niedriger lag, als die Südwcstecke,
eine Senkung, die ungefähr der Neigung des Turmes ent-
sprach. Zugleich zeigte das Nivellement die Erhebung
eines in der Türschwelle des Campanile (auf der Nord-
seitc) belegenen Fixpunktes um 3C". So leicht eine Ver-
schiebung dieser Schwelle bei dem Einsturz eintreten
konnte, so wenig wahrscheinlich ist doch gerade eine
Erhebung. Es scheint daher nicht ausgeschlossen, daß
das Erdreich unter dem Fundament noch so viel Elastizität
besessen hat, um nach Abnahme der Jahrhunderte dauern-
den Betastung sich wieder ausdehnen zu können.
• 1 l>ic Konstruktion des alten Turmes zeigt Abbildg. 1 in
Durchschnitt, unterem und oberem Grundriß nachCicognara;
doch scheint diese Darstellung nach den Angaben von
Kcltrami wenigstens inbezug auf die Konstruktion der Spitze
nicht richtig zu sein. Die Pyramide und namentlich die sogen.
Attika, d. h. der zwischen der Glockcnstubc (Cclla) und der
Spitze belegene Teil erscheinen etwas schwach, und ebenso
ist die innere Mauerröhre, die eigentlich nur aus acht etwa
1 'lm starken Pfeilern bestand, die noch dazu durch die
Widerlager der die Kampen tragenden Kögen geschwächt
waren, höchst bedenklich. Abbildg. a gibt den Durchschnitt
ilcs Turmes mit der Eoggictta nach dem Entwürfe Keltrantis
und der Gründung, bei welcher der neu hinzuzufügende
Teil durch die Schraffierung kenntlich gemacht ist In dem
Grundriß darunter ist die Spundwand eingezeichnet, die
den neuen Teil des Fundamentes einschließen sollte.
Abbildg. 3 zeigt die gegenwärtige Gründung des Turmes
izur Hälfte] im Zusammenhang mit der dründung der
Sibliothck und läßt zugleich zwischen dieser und dem
Turme ein verlassenes Fundament erkennen, das jeden-
falls von einem älteren, weiter in den Platz vortretenden
1
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9. Januar 1904.
Abb. 1. Nm Ii L icogrmi».
'7
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Bau herrührt Danach besieht da* Fundament des Turmes
aus einem massiven Mauerklotz von 4,71 m Höhe, dessen
oberen Teil ein regelrechter Stufenbau in Werkstein bildet,
und dessen unterer Teil in Bruchstein hergestellt ist und
auf einem 15» i. Qu. großen, ebenen Kost von zw ei Schichten
kreuzweise dicht nebeneinander gelegterPlanken von Eichen-
holz ruht, die 25 ß2rm breit und etwa 10™ dick gezeichnet
sind, wahrend die Höhe beiderSchichten zusammen zu 30""
eingeschrieben ist Dieser Kost wird von einem Pfahl-
werk (Spickcrpfahlen) getragen, bestehend aus dicht neben-
einander geschlagenen Pfählen von 1,5» Lange und etwa
35 em Dicke, in der Hauptsache aus Elsenholz, deren untere
Hälfte zu einer schlanken Spitze ausgearbeitet ist Einen
ähnlichen, nur schwächeren Kost hat der alte Mauerrest,
während das Fundament
der Bibliothek lediglich auf
einem doppelten Planken-
rost ohne Pfähle ruht. Bei
einer starken Verbreite-
rung des Fundamentes
(auf etwa 3™) hat dies für
ein Gebäude von rd. 16 m
Höhe augenscheinlich ge-
nügt In gleicher Weise
soll auch der Dogenpalast
gegründet sein, während
dieMarkuskireheeinPfahl-
werk besitzt. Das Pfahl-
werk desCampanilc steckt
innerhalb der von den
Linien MN und KS be-
grenzten Tonschicht, die
aber in sich Verschieden-
heiten zeigt, wie aus der
aii der Nordscitc des
Turmes vorgenommenen
Bohrung hervorgeht, deren Ergebnisse rechts von dem
Turmdurchschnittc angegeben sind. Welche Tragfähigkeit
und welches. Maß vonLndurchlässigkcit diese verschiedenen
Schichten haben, Ist nicht angegeben, auch scheinen direkte
Belastungsproben nicht vorgenommen zu sein. Die bloße
I E
I erscheint
und von der Schicht O anzunehmen ist, daß sie Wasser führt
Beltrami gibt an, daß man bei allen bekannt gewordenen
älteren Pfahlgründungen mehr Gewicht auf die Menge
der Pfähle als auf ihre Länge gelegt habe. Dies geschah
wohl deshalb, weil man fürchtete, mit längeren Pfählen
in wasserführende Schichten zu kommen und dadurch
die darüber liegende Tonschicht aufzuweichen. Bei den
zum Zweck der Untersuchungen vorgenommenen Aus-
grabungen hat sich ein stärkerer Wasserandrang nicht
gezeigt
Man darf nun freilich nicht glauben, daß dir ganze Grün-
dung so regelrecht ausgeführt war, wie sie nach Abbildg. 3
erseneint. In Abbildg 4 ist eine Skizze Beltratnis von der
NDrdwest-Eckc des Fundamentes wiedergegeben, wonach
die Ausführung recht erhebliche Unregelmäßigkeiten zeigt.
Wenn die Pfähle zumteil schief eingeschlagen waren, so
schadet das wenig, da hierdurch sogar die Grundfläche-
etwas vergrößert wurde; aber sie stehen vielfach mehr
neben, als unter dem Koste, so daß es nicht schwierig
war. einzelne davon herauszuziehen. Der Zustand des
Holze* war imganzen befriedigend, namentlich waren die
Pfahle von Elsenholz gut erhalten. Am Kost fand sich
eine etwas weiter hervorragende, dem Angriff mehr aus-
gesetzte Planke geschwärzt und im Zustande vorgeschritte-
ner Verwesung, jedoch erschienen die Planken im Inneren,
soweit ersichtlich, vollkommen gesund. Bei einer an der
Nordost-Ecke des Fundamentes bereits im |ahre 1885 von
Boni vorgenommenen Untersuchung hatte dieser gefunden,
daß zwischen zwei, nicht dicht aneinander schließenden
Planken ein Strahl von Salzwasser sich Bahn brach, der
das Auspumpen der Grube erschwerte, so daß er sich ge-
nötigt sah, die Fuge mit Holzspäncn zu verstopfen. Beltrami
fand bei seiner Untersuchung diese Stelle wieder und
bemerkte beim Herausnehmen der Späne ein schwaches
Durchsickern. Dies deutet jedenfalls auf Hohlräume unter
oder Ober dem Kost. Das Mauerwerk erscheint nach der
Skizze Abbildg. 4 sehr ungleichmäßig, jedoch gibt Beltrami an.
daß es. wenn auch aus Steinen sehr verschiedener Größe
bestehend, doch als ein ziemlich regelrechtes Bruchstein-
mauerwerk zu bezeichnen sei Aber es ist, wie alle Ge-
bäude Venedigs vor dem 15. Jahrhundert, in nicht hydrau-
lischem Mörtel ausgeführt, der dem Salzwasser" nicht
widerstanden hat und daher ausgewaschen ist, so daß das
in diesem Frühjahr sehr reichlich darauf gefallene Kegen-
wasser in den Mauerklotz eingedrungen und an den Seiten
herausgequollen ist. Es wurde auch der Versuch mit ge-
färbtem Wasser gemacht, der ebenfalls die Durchlässigkeit
des Fundamentes bestätigte. Verschiebungen oder Ver-
letzungen im Mauerwerk fanden sich nicht, mit Ausnahme
eines senkrechten Kisses unter der Türschwelle auf der
Nordseite, der bis ins Inncrc gedrungen ist, aber nach
unten hin verschwand. Ob der Riß alt war, und ob sich
etwa eine Fortsetzung oberhalb der Tür fand, oder nicht,
wird nicht gesagt. Es ist aber gar nicht unwahrscheinlich,
daß er erst durch die Erschütterung beim Einsturz des
Turmes entstanden ist Jedenfalls kann man nach all diesen
Wahrnehmungen das Fundament nicht für einwandfrei
erklären Auch seine geringe Verbreiterung nach unten
müssen wir als ungenügend bezeichnen. \\ enn man aber
weiß, mit welcher Sorglosigkeit man im Mittelalter häufig
fundierte und erwägt, daß der Turm ursprünglich niedriger
und weniger schwer war, so kann man dieses Fundament
schon als wohlüberlegt ansehen. Auch erscheint nach
dieser Probe und noch mehr nach der im Jahre 1588 ge-
bauten Kialto- Brücke mit einem Bogen von 39" Spann-
weite, die allerdings 8 bis 10 m tief unter Wasser mit be-
sonderer Sorgfalt gegründet ist, der Untergrund Venedigs
nicht so schlecht, wie er für gewöhnlich gilt und die Sorge,
daß die ganze Stadt dem Untergange geweiht »ein könne,
Übertrieben. — isvMuO folgt»
Die Grundwasser -Versorgung der Stadt Berlin.
(Nach einem Vortlage des atJUlt. Wassel werW»dircktois Hrn. Knnigl. Brt. Heer in Berlin, gehalten im Berliner Architekten-Verein.)
|]eiiin wurde bis vor wenigen Jahren ausschließlich
und wird auch jetzt noch zum ".lößtcn Peile mit
filtriertem Flußwasser versorgt
Von 1856 — 76 diente hierzu allein das von einer
englischen Gesellschaft erbaute Wasserwerk am Stralauer
Tor, das 1873 durch Kauf an die Stadt überging Seine
Höchstleistung von 70 000 llm auf den Tag genügte schon
vorher nur knapp, und die Stadt mußte sofort an eine
Erweiterung gehen. Sie legte das erste Wasserwerk um
Tegeler See an, das 1876 fertig wurde und 40000 ^»n
täglich leistete, Die \\ assergewinnung erfolgte durch
Flachbrunnen, also aus dem Grundwasser. Das Wasser
war anfangs schön und klar, nach 6 Monaten Betrieb aber
trübte es sich immer mehr; es bildete sich ein brauner
Schlamm und die Verschmutzung dehnte sich bis in das
Kührennetz der Stadt aus Man führte diese Erscheinung,
durch welche das Wasser ekelhaft und ungenießbar wurde,
auf eine Alge, Crenoihrix pohspora, zurück. Bei den
Untersuchungen, welche man anstellte, fand Hr Prof.
Finkner zufällig, daß das Wasser sehr wenig sauerstoff-
haltig sei, und das »ab den Technikern Veranlassung, zu
versuchen, ob sich nicht durch Zuführung von Sauerstoff
eine Klärung herbeiführen ließe. Man fand auch, daß die
Crenothrix zwar nur im sauerstoffarmen Wasser lebt, daß
sie aber nur eine Begleiterscheinung der Trübung des
Wassers ist, nicht die Ursache derselben, daß diese viel-
mehr in dem im Wasser gelösten Eisenoxydul zu suchen
18
sei. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich nach längeren
Versuchen das jetzt allgemein angewendete Verfahren der
Enteisenung, d. h. der L'eberführung des löslichen Eisen-
oxydules in unlösliches Eisenoxyd durch Zuführung von
Sauerstoff (und zwar in einfacher Weise durch Rieselung),
das dann bei weiterer Klärung des Wassers in den Filtern
zurückgehalten wird. Letztere werden vielfach als Kokes-
filter ausgeführt l Charlottenburg hat statt dessen Filter
aus Ziegelbruch).
Damals gelangte man aber noch nicht zu einer be-
friedigenden Lösung der Enteisenung und sah sich daher
gezwungen, die ganze Brunnenversorgung aufzugeben
und das Werk in Tegel 1883 zur unmittelbaren Entnahme
des Wassers aus dem See umzubauen. 1884 86 wurde
eine Erweiterung um etwa 40000^«« ausgeführt, sodaß
das Werk nun 1 «»«» 'Sek. liefern konnte.
Schon 1884 wurden aber gleichzeitigVoruntersuchungen
am Fuße der Müggelbergc und am Ufer der Dahme an-
gestellt, zunächst mit Brunnenanlagen und zwar wieder
mit Flachbrunncn. Weder die Güte des sn gewonnenen
Wassers noch die Menge desselben befriedigten aber, sodaß
man die Versorgung aus Brunnen ganz aufgab. Die
höchstens 12» tiefen Brunnen (man wagte mit Kucksicht
auf die Enteisenung nicht, noch tiefer zu gehen, da ja der
Sauei sioffgehalt mit der Tiefe noch mehr abnimmt) ließen
nur einen Betrag von i3ooocbm erwarten, das lohnte sich
aber für eine Versorgung von Berlin ganiicht erst,
No. 3.
L/iyi
äd by Google
i8go 93 wurde bei Friedrichshagen am Müggelsee
d»s erste Werk mit einer Leistung von 1 tbn>, Sek. gebaut,
dl« »ein Wasser mit Saugrohren unmittelbar aus dem
See entnimmt. 1894- 96 wurde es erweitert, sodaß die
Leistungsfähigkeit um 0,5 *•>»»,' Sek. stieg. Da* ergibt eine
Tagesleistung von 130000 »b|B, dazu die Höchstleistung in
Tegel mit rd. 90000 <■•"", zusammen also eine Gesamt-
l*kning von 220 000 1'«". Diese Wassermenge würde
aber schon jetzt nicht immer ausreichen, wenn sich nicht
durch schnelleren Durchlauf durch die Filter in Zeiten
blonderen Bedarfes eine höhere l-cistung bis 240000 «^n»
ii«lich erreichen ließe.
Dieser Mehrbedarf ergibt sich einerseits aus dem
Anschluß von Weißensee, Stralau, Niederschöneweide,
vrihrend anderseits auch das Bedürfnis nach Wasser-
verbrauch gestiegen ist, sodaß jetzt statt 100 1 auf den
Kopf 1301 und selbst 1401 gerechnet werden müssen.
Welche ungeheuren Wassermassen dem Untergründe
in der Umgegend von Berlin spater einmal entzogen wer-
den müssen, lehrt folgende Betrachtung Auf den innerhalb
des neuen Bebauungsplanes von Berlin 2ur Bebauung /,. Zt.
vorgesehenen Flachen können 2,5 Mill. Personen wohnen,
flas ergibt dann einen Wasserbedarf von 350000 cbm
\Va«ser täglich. Bei voller Kaumausnutzung kann man
später bis auf 400000 «*■ rechnen, also im Jahre
146 Mill. ehm- Nun entnehmen schon jetzt private Wasser-
versorgungen lagen in Berlin 36 Mill. «*» Wasser jährlich
aus dem Untergrund, außerdem haben eine Reihe von
Vororten ihre eigenen Wasserwerke, sodaß in der Um-
gegend von Berlin auf eine spatere Wasserentnahme von
300 Mill. «b« gerechnet werden darf, d. h. von 500000 <bm
for 1 Tag oder 6 «*>«/i Sek Die Spree führt jetzt bei
N.-W. 23 r*>m, aber manchmal auch nur 10 die Havel
g_I0rbm bis herab zu 4 cfc« Die 6 fb« Grundwasser-
F.ntnahmc würden also einen stattlichen Strom darstellen.
Da« ist allerdings eine Zukunftsleistung, auf die Berlin
noch nicht hinauswill. Es hat sich zunächst nur entschlossen,
die Werke in Tegel und am Müggelsee in Grundwasser-
werke umzubauen. Ersteres ist schon geschehen, letzteres
wird, wie man annehmen darf, demnächst endgültig be-
schlossen werden. Der Grund zu diesem Umbau ist die
zunehmende Verunreinigung der öffentlichen Wasserlaufe,
die in Tegel zuerst zur Notwendigkeit der Aufgabe der
unmittelbaren Entnahme aus dem See führte und am
Müggelsee in absehbarer Zeit dazu führen müßte. Die
Möglichkeit zu einem derartigen vollständigen Ucbergang
zur Grundwasserversorgung bietet der jetzige Stand der
Technik, der eine einwandfreie Beschaffenheit des Wassers
durch wirksame Kntcisenung sicher stellt.
Die Verunreinigung des Tegeler Sees wird veranlaßt
durch die Einleitung der Abwasser der Vororte. Die Regie-
rung hat trotz des Protestes der Stadt Berlin den Gemein-
den Tegel und Reinickendorf die Einleitung ihrer Ab-
wässer gestattet, nachdem diese dem Rothe - Degncr-
sehen Klärverfahren unterworfen worden sind, das nach
längeren Versuchen und Beobachtungen in einer Anlage
ähnlicher Art in Potsdam als ausreichend wirksam erachtet
wurde. Es werden bei diesem Verfahren dem Abwasser
zunächst Chemikalien zugesetzt und dann wird dasselbe
durch Kohlcbrrifilter geleitet- Es hat sich aber inzwischen
herausgestellt, dass die Reinigung keineswegs eine aus-
reichende ist, so dass die Gemeinde Reinickendorf jetzt
Rieselfelder anzulegen gezwungen ist.
Als Tegel zuerst die Erlaubnis zur Einleitung der Ab-
wässer in denTcgeler See erhielt, gelang es der Stadt Berlin,
die ihren Interessen drohende Gefahr zunächst noch durch
eine Einigung mit der Gemeinde abzuwenden, indem sie
auf eigene Kosten einen Ableitungskanal baute, der die Ab-
wässer zunächst in einen vorhandenen Graben und weiter-
hin unterhalb des Spandauer Schiffahrtskanalcs in die Unter-
spree abführt. Es siellte sich bald heraus, daß in dem
Kanal und Graben eine starke Verschlammung eintrat.
AI.« dann Reinickendorf gleichfalls die Genehmigung zur
Kinleitung der Abwasser in den Tegeler See erhielt,
trat die Frage zum zweiten Mal an die Stadt heran,
einen Ableitungskanal zu hauen, der sich aber in diesem
Knlle so kostspielig gestellt hätte, daß ein Umbau des
Tegeler Werkes unter vollständiger Vcrzichtleistung auf
Hie Wasserentnahme aus dem See vorzuziehen war. Da-
zu kam die wachsende Abneigung der Hygieniker gegen
filtriertes Flusswasser, trotzdem die Erfahrungen des
Cholerajahrcs 1 Jedoch nachdrücklich fürdie ausgezeichnete
Wirkung der Filtrierung sprechen ; denn während in Ham-
burg, das unfiltriertes Elbwasscr verwendete, die Cholera
wütete, blieb das unmittelbar daneben gelegene Altona, das
s>ein Wasser aus der Elbe unterhalb Hamburg, also nach
weiterer Verschmutzung durch die Abwässer dieser Stadt
entnahm, aber vor der Benutzung filtrierte, abgesehen von
einigen nachweislich eingeschleppten Fällen, vollständig
€). Januar 1904.
verschont. Die Anforderung vieler Hygieniker, dass die
Filter ein vollständig keimfreies Wasser liefern sollen,
können diese allerdings nicht erfüllen. Trotzdem gehen
die Erfolge der Filtrierung weit über das hinaus, was das
Reichsgcsundheitsamt fordert. Fünfjährige sorgfältige Unter-
suchungen des Verbandes der deutschen Filterwerke haben
den einwandfreien Beweis hierfür geliefert. Irgendwelche
gesundheitlichen Nachteile sind also aus der bisherigen
Wasserversorgung nicht entstanden, aber es hat diese
Abneigung jedenfalls mitgewirkt, um die Stadt Berlin zur
reinen Grundwasserversorgung zu drängen. Dazu kommt,
daß die Wasserentnahme aus dem Müggelsee der Stadt
auch nur widerruflich erteilt ist und daß die Bedürfnisse
der Schiffahrt es einmal verbieten könnten, noch weiter-
hin dem Flußlaufc Wasser zu entziehen.
Die Schwierigkeit der Aufgabe lag nun darin, daß
es galt, die in den vorhandenen Werken angelegten großen
Werte nicht ganz zu verlieren, vielmehr die Werke so
umzubauen, dass sie nach Möglichkeit auch der Wasser-
Entnahme aus dem Untergrund anzupassen wären. Man
war also in der Ausgestaltung der Anlagen z. T. gebun-
den. Es galt ferner festzustellen, welche Wassermassen
mit Sicherheit auf die Dauer dem Untergrund ent-
nommen werden könnten. Einen gewissen Anhalt hierfür
gaben die früheren Brunnenuntersuchungen in Tegel, die
Erfahrungen des Charlottenburger Wasserwerkes und die
Einzclanlagen für gewerbliche Betriebe in Bertin. Einen
weiteren Anhalt gaben die Untersuchungen und Beob-
achtungen über die zur Versickenmg gelangenden Wasser-
nüssen, wie sie Veitmeyer bereits 1871 in eingehender
Weise angestellt hatte. Den l>csten Aufschluß gibt aber die
geologische Formation , die für Berlin außerordentlich
günstig für eine Grundwasserversorgung ist, da mächtige
von weither gespeiste Grundwasserströme in dem sandi-
gen Untergrund über einer undurchlässigen Tonschicht
an mehreren Stellen vorhanden sind, wie bei Tegel
und am Müggelsee, die durch Tiefbrunnen erschlossen
werden können. In Tegel wurde die Tonschicht bei etwa
40 m Tiefe angetroffen. Sie fällt nach dem See bis auf
67 m Tiefe. Am Müggelsee liegt sie ziemlich gleichmäßig
auf 38"1 Tiefe. Darüber lagert ziemlieh reiner, nach unten
gröberer Sand, der nur stellenweise durch Tonla^er und
auch feinere Sandablagerungen durchsetzt ist. Die Ton-
schicht i>t auch an einigen Stellen durchbohrt worden.
Sie ergab sich zu 80 90 ™ Dicke. Das darunter liegende
Grundwasser zeigte sich chlorhaltig, sodaß es sich also
zur Wasserversorgung nicht eignet.
In Tegel wurden zunächst 3Vcrsuchsbrunnen hergestellt,
denen ao I.it Sek. entnommen wurden, d h. etwa das
vierfache der späteren dauernden Leistung. Es ergab
sich nur eine Alisenkung von 60 cm des Grundwasser-
spiegels in allernächster Nahe der Brunnen. Die Anlage
in Tegel umfaßt eine 1.3 -m lange Brunnenfassung unter
Ausnutzung der alten {außer Betrieb gewesenen! Kessel-
brunnen von 16 aom Tiefe, in welchen je 2 Saugrohre
bis zum Ton abgesenkt wurden. Zur Ausnutzung der
Maschinenanlage des neueren Wasserwerkes wurden zwei
Brunnenfassungcn von 2km bezw. 0,8 "m I-ängc angelegt.
Von ersterer kann jedoch nur ein Teil von 1,5 km I-Angc
ausgenutzt werden, da 500 m in den Bereich des älteren
Wasserwerkes fallen. Trotzdem hat sich hier keine erheb-
liche Absenkung des Grundwasserspiegels gezeigt, die etwa
dem Baumbestand des anschließenden Forstes (wie anfangs
befürchtet) schädlich werden könnte. Die Anlage steht seit
1 Jahr in Betrieb.
Am Müggelsee war man durch die Lage des Werkes
dicht bei dem Orte Friedrichshagen ebenfalls nach einer
Seite festgelegt. Angestellte Untersuchungen ergaben nun
aber, dass Brunnenanlagen, in verschiedenen Abständen
vom Ufer hintereinander geschaltet, in dem vorderen und
dem hinteren Brunnen bei 20 Lit/Sek. Entnahme fast
ganz gleiche Wassermeugen lieferten, daß also die Wasser-
/ufnhrung des einen durch die anderen nicht beeinflußt
wurde. Das ergab die Möglichkeit zur Anlage von zwei
parallelen Saugelritungen, sodaß der Weg bis zu den
Maschinen nicht zu groß wird, Ks sind «Ion drei Sauge-
lritungen vorgesehen: eine (,)iicrlritung am Ort Friedrichs-
hagen vorbei, eine kürzere Leitung unten parallel zum
Ufer und eine längere obere Leitung desgl. Die Leitungen
werden zus. fast 9 »m f.änge erhalten und gegen 35oBrunnen
an die Maschinen anschließen. Die I lauptrohrc von 1200 mm
Durclim. führen zu einem Sammclbrunnen, aus welchem
die alten Saugmaschincn das Wasser heben können.
Die Brunnen werden in sehr einfacher Form hergestellt.
Ks sind Rohrbrtinneu mit einem äußeren, etwas weiteren
Rohr, in welchem ein zweites, mit Gummi gegen das
ersterc abgedichtetes, unten unmittelbar in den i M. 12 '"
langen Filterkorb auslaufendes, Rohr hinabgetrieben wird
Die Filter können bei Bedarf herausgezogen werden. Diese
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einfache Lösung schien die bessere, da auch die kompli-
zierten Formen eine vollständige Sicherheit gegen Ver-
schlammung nicht gewahren. Letztere ist außerdem in
dem nicht sehr feinen Sandboden nicht so groß. Sie wird
ferner durch niedrig gehaltene Geschwindigkeit des an-
gesau^cn Wassers — nicht Ober » » in i St. - noch
mehr verringert. (In Tegel beträgt beim alteren Werk die
Geschwindigkeit bei it LitySek. Förderung nicht mehr als
iom. bei dem neuen Werk 14 «>, am Müggelsee hei 7 Lit. Sck
13 "> in t St.) Dementsprechend ist die Anzahl der Brunnen
bemessen, die in Gruppen zu 8—10 ihr Wasser mit be-
sonderem Kohr dem Ilaupirohr zuführen.
Die Ricscler, wie sie bisher in Tegel ausgeführt sind,
zeigen eine sehr einfache Anordnung und sind stets leicht
Vermischtes.
Beleuchtungskörper der ..Sächsischen Bronzewarenfabrik"
A.-G. In Wunen suchen in ihrer Formgebung mit Erfolg
Anpassung an den künstlerischen Charakter der Räume,
in welchen sie zur Aufhängung kommen, wobei die Wahl
eigenartiger, aber doch nicht kapriziöser Formen mit ein
I lauptgesichtspunkl (ür die Gestaltung ist. Ein Kronleuchter
für ein Palais in Baku nähert sich der Form, die Heinrich
Seeling seinem Kronleuchter für das Stadttheater in
Halle gab: ein Kronleuchter für das Kurhaus in Aachen
zeigt die Formen des Empire, ein Kronleuchter für das
Hotel Schirmer in Kassel die des modernen Stiles. In
der Gestaltung mit ihm verwandt ist ein Kronleuchter für
das Grand Hotel Axcnstcin in Rrunncn in der Schweiz.
Kronleuchter für das Theater in Aachen und für ein
Kasino in Schlesien verwenden bei ähnlicher Form das
pflanzen-ornamcntalc Element. Bei allen Arbeiten ist das
Bestreben erkennbar, in der Formgebung ausgetretene
Wege zu verlassen und neue aufzusuchen. —
Unentgeltliche Vortrage des Kgl. Kunstgewerbe-Museums
In Berlin für die zweite Hälfte des Winters betreffen:
„DieTracht der Kulturvölker Europas vom Alter-
tum bis zur Gegenwart" (Dr. Heinr. Doegc, Beginn
11. Jan. 8'/, Uhr); .Malerische Dekoration vom
Mittelalter bis zur Neuzeit" (Dr. Osk. Fischel, Beginn
ra. Jan. 8'',Uhr); »Geschichte der Sitz- und Lager-
Möbel" (Prof Dr. Alfr. Gotth. Meyer, Beginn 14. Jan.
8'/, Uhr). -
Ehrendoktoren. Zu Ehrendoktoren der Technischen
Hoch-schule in Karlsruhe wurden ernannt die Hrn. Geh.
Reg. -Rat Prof. G. Herrmann in Aachen, Geh. Reg- Rat
Prof. Dr. F. Reulcaux in Berlin, Geh. Rcg.-Rat Prof. Dr.
A. Paalzow in Berlin und Maschinenfabrikant H. Sulzer-
Steiner in Winterthur. —
Der Verein deutscher Portland - Cement - Fabrikanten
wird am 24. und 23. Februar d. J. seine 27 Generalver-
sammlung in Berlin abhalten.
Preisbewerbungen.
Die Schinkelprels-Bewerbungen des Architekten-Vereins
zu Berlin für 1905 stellen ungemein anregende Aufgaben.
Für das Gebiet des Eisenbahnbaues ist der , Entwurf
für die Herstellung eines dritten Gleispaares im
Zuge der Berliner Stadtbahn" bestimmt Dieses
dritte Gleispaar soll zur Entlastung der beiden vorhande-
nen Gleispaarc dienen und im Osten, bei Stralau-Rum-
mclsburg, an die Pcrsonengleise des Südringes, im Westen,
bei Charlottenburc, an die Pcrsonengleise des Sudringes
und an die von Charlottenburg nach Spandau abzweigen-
den Pcrsoncngleise ohne Kreuzung in Sehiencnhohc ange-
schlossen werden. Auf allen 6 Gleisen, auf denen, abge-
sehen von wenigen Markthallenzügen, nur Personenzüge
verkehren, soll demnächst elektrischer Betrieb eingeführt
werden. Die neuen Anlagen sind daher für diese Be-
triebsweise einzurichten,
Auf dem Gebiete des Wasserbaues ist der „Entwurf
zu einem Brürkenkanal über die Weser für den
Rhein-Elbc-Kanal in Verbindung mit dem Abstieg
zur Weser" als Bewerbunusaufgabc gewählt. Mit Rück-
sicht auf die Nähe der Stach Minden und auf die Bedeu-
tung der Kanalanlage ist auf eine möglichst gefällige Ge-
^amterscheimmc des Bauwerkes Wert zu legen.
Für das Gebiet der Architektur ist die Aufgabe: .Ent-
wurf zu einem Museum für Architektur und Archi-
tekt u rpl a st i k in Berlin" gestellt. Es ist eine auf dein
Restgelönde der ehemaligen kgl. Tiergarten -Baumschule
zwischen Kurfflrstrn-Allee und Hardeitberg-Strasse in Char-
lottenburg zu errichtende Bauanlagc gedacht, die zur Unter-
bringung einer Sammlung von Nachbildungen dient, in
welchen die Entwicklung der europäischen Architektur
und der mit dieser verbundenen Plastik veranschaulicht
wird. In dieser Form -oll das Museuni zur Vervollständi-
zu reinigen. Sie sind ganz aus Holz hergestellt und bestehen
aus Rinnen, von denen das Wasser über schmale Holzlatten-
hürden herabrieselt. Sie beseitigen etwa 60 °/0 des Eisens.
ao% gehen in der Vorreinigung weg, während schließlich
etwa ao% für die Filter selbst bleiben, trotzdem das Wasser
nach der Entnahme aus dem Untergrund 1,2c, 1,80 mf
Eisen in 1 Lit enthält. Die alten Sandfilter werden natür-
lich weiter benutzt, wenn diese auch nicht mehr in dieser
Art erforderlich sind. Eine Filterung mit grobem Kies
wäre jedenfalls ausreichend.
Die Müggelsee- Werke, die jetzt 130000*°" geben, sollen
auf I7oooocbm erweitert werden. Dafürsind etwa 8 oMill.M
(einschl. Rohrleitungen) erforderlich, während die Stadt in
den Wasserwerken bereits etwa 60 Mill. M. angelegt hat.
eung der Berliner Kunstsammlungen und zur bequemen
Vorführung wichtigen Anschauungsstoffes für die Studie-
renden der Technischen Hochschule und der Hochschule
für die bildenden Künste dienen.
Wie man sieht, sind die gestellten Aufgaben Vorwürfe
von aktuellstem Interesse. Es ist ein unbestreitbares Ver-
dienst der schönen Einrichtung der Schinkelprcis-Bewer-
bungen des Architekten-Vereins zu Berlin, das> sie jeweilig
ihre Aufgaben aus der Zahl der interessantesten künstleri-
schen und technischen Zcitfrageu zu wählen wusste Die
Programme haben die sorgfältigste Durcharbeitung erfahren.
Auf das „Museum für Architektur und Architektur-
plastik in Berlin" werden wir wohl gelegentlich noch ein-
mal ausführlicher zurückkommen. —
Ein Internationaler Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
würfen für die Vereinigung Barcelonas mit seinen Vororten
wird von der Stadtgemeinde mit Frist zum 3. Dez. 1904
erlassen. Es gelangen 3 Preise von 35000, 10000 und
5000 Pesetas zur Verteilung. Unterlagen sind gegen 10
Pesetas von der Stadt Barcelona zu beziehen
In einem Preisausschreiben zur Erlangung von Ent-
warfen für Deckengemälde der protestantischen Pfarrkirche
in Kaufbeuren liefen 8 Arbeilen ein. Den I. Preis ( Aus-
führung) erhielt Hr. Maler Kunz Meyer in München;
den U. Preis (600 M.) Hr. Maler Franz Rinner in München:
den III. Preis (400 M.) Hr. Maler Prof. W. Kolmsperger
in München. Preisrichter waren die Hrn. Akademie-Prof.
R. v. Seitz, H. v. Habcrmann, M. Feuerstein, Bildh
Prof. J. v. Kramer und Arch. Prof. Alb. Schmidt, sämt-
lich in München. —
Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Wittels-
i-Denkmal in Eichstätt liefen 30 Arbeiten
ein. Den I. Preis (Ausführung des Brunnen-Dcnk-
males) errangen Karl Sattler für die Architektur und
Irene Hildeb rand für die Plastik. Der II. Preis j roon M.l
fiel dem Bildhauer Ulfert Janssen in Gemeinschaft mit
dem Architekten Paul Thicrsch zu; der III Preis 1700 M l
dem Bildhauer L. Kindler, der IV. Preis lioo M.) dem
Bildhauer Prof. Ernst Pfeiffer, Preisrichter waren die
Hrn. Prof. W. v. Rümann, Prof H. Wadere. Prof. H
v. Schmidt, städt. Brt. II. Grassel. Prof. H v. Seit*
Sämtliche Künstler wohnen in München.
Brief- und Fragekasten.
B. 13 In Koblenz. Ihre Au(fa**tine, das« der Bauherr die
Matcriaticnbestellung durch den baulcitcnden Architekten «tets gut-
heissen und gegen sich gelten lassen müsse, trifft nicht zu. Nur
wenn der Bauherr den Bauleiter zur Bestellung der Materialien
atuulracklich beauftragt hat. ist er zur Abnahme der tx-stcllten
Ware verpflichtet. Anderenfalls steht es in seinem freien F.rnie»-.cn,
das Liefergut abzulehnen oder anzunehmen. Ist es indes zur Ver-
wendung ohne Auftrag bestellter Gegenstände (Trager) gekommen,
so nauss der Bauherr solche bezahlen, weil in dem Dulden der
Verwendung eine nachtragliche Genehmigung der Bestellung zu
erblicken ist. — Die Rocksendung von Gründl issen, welche die
verlangten und vorgenommenen Abänderungen nicht enthalten
haben, wird mutmafilich das Gericht als eine grobe Fahrlässigkeit
beurteilen, in welchem Falle es den KOckthtt de« Bauherrn vom
Verdingungsvertragc for begründet erklären wird F.« i*t dies
eine Frage tatsächlicher Natur, die die Richter nach freier Würdigung
aller einschlagenden Tatumxtandc zu beantworten haben. Sie
pflegen nun vorsatzliche oder fahrlässige Zuwiderhandlungen sogen
berechtigte Wunsche der Bauherrn fdr Verstoße gegen Treu und
Glauben im Geschäftsverkehr zu erklären. K H-e.
Hm. Arch. H. E. In Passau. Wir hüben schon mein fach
erklärt, das« die Bezeichnung .Architekt' einstweilen irr Deutsch-
land noch kein Schutztitel, sondern lccl:nlr, Ii eine St.mdcsbe-
zeichnung ist.
Inhalt: Villa Wrrrheimhci h 11..»,!,,.,- v d. Il-.i,. . Zar fixer der
t'meesullun; Ort Tbc«len.|aur.| in Dn-deri. - tirr Wir. Ii rn.ifb.i'i de»
Campamle von Ssn Marr«> ilort«* t/Ainr i. — \>>r tiiundn -t t \ . c*ni; der
Stadt Bi-rliit. — Vriaiisclile-i. — l'iei-'icivirbun^iu. — llncl- u. 1 :;i_:ck;i-t'-H
Hierzu eine Bildbeilage: Villa Werihcimber in Hornburg
Vctlai; der Deutschen Baflzertunj;, G. m. b. lt.. Itcrlio. Kar die Redaktion
verintworti. Albert Hotmann, Beil.». 0. ... k. y,_„. Willi, (irrvr, Brill,..
)y Google
B DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. . 4. BERLIN, DEN 13. JAN. 19048
Tim tu mxi&irimmmtih tix
Der Brand des Iroquois- Theaters in Chicago und die notwendige Reform der modernen Bühne.*)
Von Baurat Heinrich
Iis rli-r Klüt der Telegramme ist immer noch kein
völlig klares Bild der furchtbaren Katastrophe zu
gewinnen, welche um die Jahreswende Chicago
heimgesucht hat. Aber neben dem zuerst aufsteigenden
Gefühl des Menschen zum Mensrhen ertonte sofort und
ist auch hier wieder merkwürdig der Ruf: „Kreuziget Ilm!*
Ist in Chicago aber nun wirklich ein Einzelner der Schuldige,
oder hat hier der findige „ingeniöse" Amcrikanismus einen
• Schlag erhalten, der der Gesamtheit sagt: es ist etwas
faul? Es ist dort genau so, wie vor der'Ringthratcr-Kata-
strophe inWien. Nach der Ka-
tastrophe hat Jeder gut reden !
Schuld an den Katastrophen
in Wien und Chicago tragen
einfach die höchste Vernach-
lässigung der Vorsichtsmaß-
regeln des Betriebes und die
Sorglosigkeit der Aufsicht»
Behörden. Das war, ist und
wird immer bei derartigen Ka-
tastrophen so bleiben, «1 ic über-
haupt bei allein, was in der Well
schief geht. Die Katastrophen
von Jena und Sedan, die Fi-
nanz • Krachs, die wir erlebt,
alles läßt sich auf die gleiche
l rs.iche: auf Sorglosigkeit, ( ie-
\vis~rnlosigkeitundVcrknochc-
rung zurückführen. Daß je-
der .Schutz" entsprechend ge-
braucht werden niutJ, wenn er
nützen soll, ist aber eine alle
Lehre der Weltgeschichte.
Stahl und Stein, Marmor und
Mosaik haben die Bauherren
und die Architekten des Iro-
ciuois- Theaters nicht gespart.
Es sollte der neueste, vornehm-
ste und feuersicherste Theater-
bau, wenn nicht der Welt, so
doch Amerikas werden und über die
ganze, erst am 33. Nov. 1903 der staunen-
den Welt gezeigte I lerrlichkeit brauste
dann das Entsetzen vom ablaufenden
Dezember.
Warum? Nach der Aussage des am
Unglücksabcndc da.« Momtechebtlichl
erzeugenden Beleuchters William Mo
Müller bewirkte das t'ngltirk der ab-
springende Funke einer Bühneneffekt-
Bogenlampe, nicht der immer zunächst
gesuchte Kurzschlull, dank der allen
Lehren der Ringtheatcr-Katastrophc und
der der Opera cotnique in Paris zum
Trotz vorhanden gewesenen Nachlässig-
keit und Kopflosigkeit. Hydranten und
ein kaltblütiger Feuerwehrmann waren
augenscheinlich nicht vorhanden, wohl
»Der mit Chemikalien gefüllte Patcnt-
I^schapparate.die versagten.wahrsrhein-
lich, weil sje seit der Eröffnung des Thea-
ters und vielleicht auch lange vorher ein
beschauliches Leben geführt hatten. Nie-
mand war auf der Bühne, dessen Auto- Rln tnMter ln Wien. Al(h.: ,, , öl.lcr
rttai sofort entsprechend eingriff. Der
leitende Schauspieler der Vorstellung kam halb angekleidet auch in Deutsehland Niemand
") An raff kunc der Redaktion. Trolt IHAu i;. -. liMUicher
Inan»|>'urhn>hnie hat Mi Itaural Hrnmrh Sreling »ich uo. h in anerkenn«»»,
werter Weiae beim erklärt, unterer Kille um Betiirechune der furcMbaten
Kauauonhe von Chicago au» »einer reichen Erfahrung beraua ru raup
eben. Wir «afen ihm auch an duner Stelle tar die«e Bereitwilligen
unseren [iank. —
See lin g in Berlin.
aus seiner Garderobe gesprungen, lief, bereits blutend von
herabfallenden Glasern der Soffitcn-Gluhlampen , vor die
Rampe, um das Publikum zu beruhigen, dann erst kom-
mandierte er den Vorhang herunter und der blieb in halber
1 lohe stecken Ja, ist denn nach allem dem eine gröllere
Mißwirtschaft zu denken?
Weiter! Eine gewaltige Stichflamme brauste dann im
Nu pfeifend durch den Zuschauerraum, Ober die Köpfe
der Parkettbesucher zu den Besuchern der vorderen Reihen
des ersten Randes und der Galerien, und versengle diese,
wahrend die hinteren Reihen
derGalerien auf abschüssigen
Boden stürzten, ehe sie die
vier vorderen Reihen erreich-
ten. Also die Besucher der
hinteren Bänke der Galeric
mußten gegen die 4 vorderen
Reihen, also gegen das Feuer
gehen, um zu den Ausgangen
ZU gelangen' Aus den sich
widersprechenden Berichten
kann man sieh noch kein Bild
Ober die Art der Ausgänge
desZuschauerhauses machen.
Nur von den „Notausgängen*
ist die Rede, von denen einer
30 F'uß Über dem Pllaster
endete. Es war keine Leiter
vorhanden, die an der Oeft-
nung zu Roden geführt hätte.
I »er (iang davor war voll von
Frauen, die von der Menge
nach vorne gedrückt und
über das Geländer auf das
Pflaster geschleudert wurden.
Bewohner eines benachbar-
ten Hauses überbrückten
schließlich die Lücke
zwischen diesem Notaus-
gang und ihrem Hause
durch Laufbretter! Andere sollen,
solche Außenlcitern benutzend, von den
Nachfolgenden zertreten worden sein.
Das Kennzeichnet die bauliche An-
lage 1 Hort denn ...1 nicht alles auf -
Derartige, aber dann gesichertere An-
lagen schreibt unsere Baupolizei wohl
bei den alten noch vorhandenen Rake-
tenkisten vor, die den Namen „Theater"
f Ohren; aber wer wagte es bei uns,
eine derartige Neuanlage am Zu-
schauerhaus vorzuschlagen oder gar
zu gestatten'
Das mir vorliegende, von den Er-
bauern des Iro<)Ui us -Theaters ein paar
Jahre früher errichtete Jllinois-Thcalcr
in Chicago zeigt, eingequetscht zwi-
schen Nachbarhäusern, neben seiner
vornehmen Vorderfront an schmaler
(lasse die Seitenfront des Zuschauer-
haiiscs mit eisernen Rettungstreppen,
wie wir sie als Notbehelfe an den
alten Kasten in Deutschland nicht ohne
Gruseln sehen. Das sind wohl noch
Kettlingswege, aber hoffentlich hat
lötig, eine rasende Menge
hinter sich, sich auf solchem Wege zu retten.
Es muß gesagt werden: alle ernste F'ürsorge, welche
die österreichischen und deutschen, besonders die Wiener
und die Berliner Ministerial- Vorschriften enthalten, in denen
ja auch Einzelnes steht, was im Uebercifer und aufgrund
31
-■■■r 1=0=0=1 «"ITT«««.
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eines längst veralteten Theaterbctrichc* vorgeschrieben ist,
all' unsere deutsche, oft verspottete und oft gepriesene
Gründlichkeit, die sich darin offenhart, ist an den Ameri-
kanern, an den Englandern und zumteil auch an den
Kriinzo-.cn spurlos vorübergegangen.
Ja, feuersicher bauen auch sie, oft his zum Ueber-
maß feuersicher! Aber die Sorglosigkeit der Anlage in-
bezug auf Verteilung der Ausgange und der Treppen des
Zuschauerhauses und für den Bühnenbctricb für den Kall
einer Panik läßt nichts zu wünschen übrig. Was ist in
Chicago an bezw. in dem'Theaterbau zu Grunde gegangen ?
Die zum geringsten Teile angesengten, nieist er-
stickten, mehr aber noch zertretenen oder herab-
gestürzten Menschen! Sonst ist wenig zerstört und
zumteil nur die innere Hinrichtung ausgebrannt. Die mit
poliertem Granit, Marmor und reichen glasierten Terra-
kotten hergestellte Kassade, die, wie gesagt, von Marmor und
Goldmosaik strotzende Vestibül-Anlage usw. sind erhalten,
nur die Bühne
und der Zu-
sehauer-Kaum
sind teilsau
brannt.teilsnur
angesengt. l>er
Hau soll 210000
Pfund, also et-
wa .1300000 M.
gekostet haben
und der bauli-
che Schaden
-oll mit einer
Viertel-Million
M durchaus zu
erledigen sein!
Also selbst die
Eeuerver-iehr-
nings - Gesell-
schallen kön-
nen.wenn uber-
haupt,uichtsc!ir
scharf in Mit-
leidenschaft gc-
zogen werden.
Nur die armen Krauen
ben ihr Ixben und 1
Das Deutliche VolkMheater in Wien
1
und Kinder ha-
hrc Kamillen in
trostlosem Unglück lassen müssen, weil
Leichtsinn und Geldmacherei zusammen
im Hunde starker waren, als Pllichtge-
fühl, Besonnenheit und faehmännMOW
Kiiisicht.
Ich bin der Letzte, der in phari-
säischem Hochmut diesen Dingen gegen-
über steht. Schließlich greift doch die ge-
waltige Kaust des Schicksals dahin, wo
man es am wenigsten für möglich ge-
halten hat. Aber welcher deutsche oder
österreichische Kollege von Ruf würde
es wagen, einen Theater-Neubau so mit
Außerachtlassung aller Erfahrung über
die Notwendigkeit klar-ter Treppenan-
lagen und Ausgänge mit „Nottreppen"
und „Notausgängen" zu disponieren,
auch wenn unsere baupolizeilichen Be-
stimmungen nicht umfassend und vor-
greifend getroffen wären. In welcher
deutschen oder österreichischen Stadt
wäre ein so großes Theater wie das in-
fragc stehende mit einem Zuschauerhaus
für 2000 Personen und einer dement-
spreehenden Bühne mit so vorsflndflut-
liehem .Sicherheitsbetrieb auf der Bühne
möglich? Wo dürfte die Möglichkeit
vorhanden sein, daß auf der Bühne .Gasbehälter" sich
befinden, daß solche explodieren können, -o daß das I »ach
abgehoben wird und daß die ausströmenden giftigen Gase
das Publikum noch betäuben und mit vernichten hellen.
Ich glaube versichern zu können: das gibt es bei uns
nicht! Oder doch?
Jedenfalls wird die fürchterliche Katastrophe einer
Reihe von Bühneuvorständen und Aufsichtsbehörden ein
Memento sein, den BühnenlK'tneh der ihnen unterstellten
Theater und den dafür gebotenen Sieherheitsmaßregeln
vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden. Vor allem ist
das gesamte Bühnenpersonal Arbeiter, Künstler, Feuer-
wehr und sonstige Aufsichtsbeamte — in regelmäßigen
Alarmübungen auf plötzlich eintretende Gefahr vorzubc-
bereiten und so soll Jeder, bei drakonischen Strafen gegen-
über Pllii •htvernaehiässigung. üben, was er zu tun oder
zu lassen hat und wie er sich schließlich rettet.
In einem auf Ersuchen der Redaktion zur Beruhigung
des großen Publikums in No. ;t des „ Tag" veröffentlichten
Artikel, dessen Folgerungen kaum durch das inzwischen
weiter eingegangene Depeschenmalcrial berührt werden,
betonte ich als I lauptgefahr das plötzliche Eindringen von
frischer Luft zum kleinsten Brandherd durch unzeitiges
oder unverstandenes Aufreißen von Ausgangstüren oder
Toren der Bühne; hier liegen Alpha und Omega der
Katastrophe sowohl in Wien, beim Kingtheaterhrand, wie
jetzt in Chicago. l>ie später aus Chicago eingetroffenen
Nachrichten, welche umgekehrt die Zugluft von den Türen
des Zuschaucrhaiises zur Bühne annehmen, widersprechen
der Tatsache, daß die Klammen plötzlich zischend und
brausend wie ein Blitz unter dem halbgeöffneten Asbest-
Vorhang hervor bis zur gegenüberliegenden Brüstung des
I. und II. Ranges gepeitscht wurden. Das konnte nur der
Druck von hinten, also entweder dort geöffnete Türen
oder der gewaltige Druck der Gasexplosion hervorbringen.
In Wien ver-
schuldete das
ganze l'nheil
die Oeffnung
dcsiniRücken
derBühne an-
gelegten Tores
für große Vcr-
satzstückeusw.
An eine solche
Stelle gehört
im A ilgenblick
derGefahrein
an Gefahr ge-
wöhnter, kalt-
blütiger Feu-
erwehrmann,
der einfach
unbesonnene,
zur wilden u.
unfolgsamen
Bestie gewor-
dene Mensch-
en rücksichts-
los über den
schwere Vernnt-
Seele neh-
Anlulektcii: Kellner ,V llclmcr in Wien,
Haufen schießt Die
w.irtuug kann Jeder auf seint
men, der weiß, daßerdadurch I hinderten
das Leben retten kann Es wird aber
gar nicht so weit kommen, wenn min-
destens einmal im Monat Alarm geübt
wird und im übrigen alle Oeffnungen
und Ausgänge so angelegt sind, daß
Jeder weiß: sobald Du eine der in
Buhnenhöhe befindlichen Türen hinler
Dir hast - ich rechne 6 Türen für das
Personal, außer den Türen zum Trans-
rort der Dekorationen kann hinter
)ir die Hölle los sein, Qualm und Feuer
können I >ir nichts niehr anhaben — wenn
Du einen der Dir und allen miteinander
gewohnten Wege gellst.
In Berlin und in anderen großen
Städten Deutschlands mochte ich keinem
der Feuerwehrleute raten (sie tuns gar
nicht! so durchdrungen sind sie von
ihrer Verantwortlichkeit I den Posten am
Vorhang, auf der Galerie, an einem der
Hydranten usw. zu verlassen, ohne die
ihnen zugeteilte Funktion erfüllt zu haben.
Ob es auch in den kleineren Städten
bisher immer so scharf genommen wurde
oder ob Zeit zu einem Glase Bier war:
ich denke, der jetzige fürchterliche An-
die es angeht, zum Bewußtsein bringen,
mit wie
wenig Organisation un<l Entschlossenheit bei un-
beugsamer Disziplin auch einer großen Gefahr
begegnet werden kann.
Alle Buhnen-Vorstande wissen, wie selbst in den alten
ausgedörrten, voll Hanf und Lattenwerk steckenden Rar
ketenkasten durch raschcscncrgischcsZufasscn, aberohne
Luftzug, in wiederholten Fallen ein Brand verhindert
wurde. Die Frage bei den alten Theatern müßte eigentlich
lauten: Wie kommt es, daß sich nicht jeden Abend bei
diesem Wust von /usammengehäuftem Staub, Hanf, Latten-
werk und hunderten von offenenCanflammen etwas ereignet?
und nicht: Wie kommt es, daß es soviclTheaterbrände gibt!
Sie sind unfehlbar verschwindend gering gegen-
über der Aufhäufung täglicher Gefahr, und so
wird der Mensch der Gefahr gegenüber sorglos.
No. 4
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laß wird allen
1 was auf dem Spiele steht und andererseits 3
Nun haben wir es ja so herrlich weit gcbrarht mit unse-
ren über und Ober .feuersicheren* Konstruktionen. Viele
Klauben das Wort .Holz- gar nicht mehr aufrechen zu
dürfen, wenn es sich um Konstruktion handelt und dann
kommt der dümmste Zufall, und wirft da- ganze patentierte
Amerikanertum und alle modernen Errungenschaften über
den Haufen, weil kopflose und leichtsinnige Menschen
ihre Pflicht nicht kannten, nicht ausübten und ihre Organe
nicht schulten. —
Es «ei mir nun gestattet, die Nutzanwendung der vor-
stehenden Erörterungen an einigen Beispielen zu zeigen.
Ich benutze dazu die in meinem Kapitel Uber das moderne
Theater in der „Baukundc des Architekten", Hand II, Teil 3
veröffentlichten Abbildungen moderner deutscher, franzö-
sischer, englischer und amerikanischer Theater.
Das Ringtheater in Wien (S. ai) zeigt im Grundriß
das l'nglücksior im Klicken der Bühne, die eingeklemmten,
ohne Tageslicht angelegten Umgänge und die vcrschlwiaen
gewe.enen,
ehrnfallsvon
den Fronten
abgeschlos-
scnenNcbcn-
treppen. Das
De u t s c h e
Volksthea-
ter i n Wien
von T el I iic iw
Urinier zeigt
dagegen das
modemeEm-
pfinden: die
seitlichen
Ausgitngedes
Parkett mi
unmittelbar!
auf die Stras-
se fuhrendrn
seitlichen Ve-
stibülen, und
die Umgänge
und Treppen
mit Tages-
licht (S. 32t.
Welch ein Unterschied für
sehende Augen, wenn man die
neiden Grundrisse vergleicht!
I)er Längsschnitt und der
Grundriß des von mir erbauten,
im vorigen Jahre eröffneten
Städtischen Schauspiel-
hauses zu Frankfurt a. M.
als Beispiel eines neueren deut-
schen Theaters zeigen ebenfalls
Treppen und l'mgängc frei an
der Straße; das große Foyer
mit seinen hohen renstern und
dem vorgelegten Altan gewahrt
an sich schon angstlichen (ie-
miitern Zuflucht. Im Ungsschnitt
sieht man ferner über der .über-
wölbten" Bühne den feuersicher
ummantelten Kauchschlot, der
durch die feststehenden Jalousie-
Ocffnungen der I^trrnc der
Buhne unmittelbar ins Freie mün-
det E-i-t also dort gegenüberder
Hohe des Zuschauerraumes s ■ • 1 ■
etwa 15 " ein etwa )o'" hoher
Ausbrennsehlot von rd. 20'lm
Querschnitt gebildet, der nach
Fallen der Kauehklap[K' aU ue-
waltigcrSaugcrallesan sieh reißt,
bis die sich entwickelnden Span-
nungen die Glasscheiben der un-
ter dem Schnürboden liegenden
Tageslichl
ieGase a
Zuschauerraum wird in Preussen noch ein besonderer Rj
abzug verlangt, l'cber den zweischneidigen Wert dieses
Saugers sind die Meinungen geteilt. I lier abziehende Rauch-
gase sollen durch die festen Jalousien des Dachaufsalzes
zwischen den mittleren 4 Dachbindern über dem Zuschauer-
hause entweichen. Nur bei diesem Theater habe ich auf
zwingenden Wunsch de- Bauherrn seitliche Parkettlogen
Das Stadttheater In
Frankfurt a. M.
Architekt: Brt. Heinr.
Secling in Berlin.
der BohneTageslicht gebenden Fenster zum Zerplatzen brir
gen und die Gase auch seitlich entweichen. Auch für den
angeordnet, sonst führe ich stets möglichst in Zonen von
4 bis 5 Reihen nach dem Prinzip von Bayreuth das Parkctl-
puhlikum seitlich auf die Umgänge. — " (SchUO Mjt.i
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde. In der November-Sitzung
1903 unter Vors de« Min -Dir. Schroetter hielt Hr. Keg.-
Bmstr. Pforr einen Vortrag über die belgischen Klein-
hahnen. Diese seien fast ausschließlich von einer ein-
zigen Gesellschaft, der „Societc nationale des chemins de
fer vicinaux", gebaut worden und zeichneten sich durch
13 Januar 1904
eine besonders gute Entwicklung aus. Nicht nur, daß ihre
Lange verhältnismäßig großer sei als hei uns, sie lieferten
auch bessere Ertragnisse. Wahrend unsere Kleinbahnen
im Durchschnitt ihr Anlagekapital mit 1,7% verzinsten,
betrüge die Verzinsung bei den belgischen Kleinbahnen
3.25 0 o- Das Geld zu ihrem Bau werde von den Gemein-
den und den l'rovinzial- und Staatsbehörden aufgebracht,
Privatunternehmer seien dabei nicht beteiligt. Bei uns
23
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dagegen hätten bis jetzt die Privatunternehmer etwa die
Jl.llfte des Geldes beschaffen müssen. Man verlange in
Belgien aber nicht, daü die Gemeinden ihren Anteil baar
bezahlen, sondern gestatte. daU sie ihn innerhalb einer
Frist von 93 Jahren allmählich tilgten. Da* Batigeld werde
durch -Schuldverschreibungen beschafft und durchweg mit
3"/,, verzinst Man hoffe, daü die Hahnen einen neuen
Aufschwung durch die Kiuführung des elektrischen Be-
triebe* mit Wechselstrom 'Motoren nehmen werden. —
Hierauf sprach Hr. Geh. Rey.-Rat Prof. Dr. Keuleaux
unter Vorführung zahlreicher Karten und Zeichnungen
über die grolien „Brücken Uber den F.a*lriver* vor
New- York zurVerbindutig der Manhattan-Insel mit Brooklyn.
Zunächst gedachte der Kedncr drr bekannten, in den sieb-
ziger Jahren von dem Deutschen Rohling erbauten Brook-
Ivner Hängebrücke, die mit eitler Spannweite von 518 m
den Mccrcsamt übersetzt. Vor zwei Jahren habe man
dann mit dem Bau einer zweiten, der „\Villiaiii>burg-ßrücke"
begonnen. Ihr Tragwerk bestehe wesentlich aus 4 Draht-
seilen, deren jedes nahe an 7700 StahldrAhtc von .,,8 """
Durchmesser enthalte. Das hölzerne Baugerüst dieser
Brücke sei vor etwa Jahresfrist durch Feuer zerstört
worden, wobei auch Teile der Kabel ausgeglüht und da-
durch unbrauchbar geworden seien. Jetzt schreite der
Bau nach Ausbesserung der Schäden rüstig vorwärts.
Sodann sei die Ausführung zweier weiterer Brücken in
Angriff genommen, Ober die der Vortragende dein New-
Yorkcr Oberkoinmissar für Brücken, Hrn. I.iudenthal,
nähere Mitteilungen verdankt Ks sind dies die „Manhattan-
Brücke", eine Kettenbrücke von .( |8, | "' Spannweite der
Hauptöffnung, riesigen stählernen Kcitenlürinen und ge-
mauerten Ankerpfeilrni, und die „Blackwellinsel-Brücke",
die diese Insel zur ('cbcrschrciumg des Kastriver benutzt
und ein Tragwerk von sogenannten Frei- oder Ausleger-
trägern erhalten soll. Jede der genannten vier Brucken trägt
neben einer Fahrbahn dir Fuhrwerke und breiten FuÜ-
wegen noch 4 8 Bahngleisc, die meist in zwei Stock-
werken übereinander ungeordnet sind. Auf ihnen wird
nach Vollendung der Bauwerke, die 1906 erwartet wird,
ein ungeheurer Verkehr ermöglicht werden. Hervorge-
hoben wurde, dal] der Baustoff der Brücken, cinsehlicUlich
desjenigen für die Drähte der Willianisburg-Brucke, Nickel-
stabl von hohen FeMigkeils Kigenschaften sein werde. -
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Knaben- und Madchenschule in Waldenburg.
Aufgrund unserer Bemerkung in No. 98, Jahrg. 1903, er-
halten wir von dein Preisrichter Hrn. Geh. Brt. Stübben in
Köln die Mitteilung, dali der Magistrat der Stadt vier der
nicht fachmännisch gebildeten Beisitzer des Preisgerichtes
zurückzuziehen beabsichtigt, sodaü in diesem dann die
Fachleute in der Mehrheit sein werden, wie das den
„Verbands-GrundsAtzcn" entspricht. Zweifelhaft ist jedoch
im Programm noch die Stelle, nach welcher die Preise
nur zur Verteilung kommen, falls „entsprechende"
Kntwürfe eingehen. Wir setzen voraus, dali dieser Aus-
druck gleichbedeutend sein soll mit „programmgemäße "
Kntwürfe. Kine haldige Krkläning des Magistrates auch
hierüber dürfte sich im Interesse der Beteiligung an dem
Wettbewerbe empfehlen. —
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen
Saal- und Theaterbau in Glessen wird durch die Stadt er-
laben werden. Für den Bau ist das Gelände von .Schülers
Garten" in Aussicht genommen und eine HaiiMiinmc von
etwa 750000 M. angenommen --
Wettbewerb Volkwchulgebäude Schwabach. Der mit
dem II. Preist- gekrönte Knlwurf de- Ihn Otto Schnartz
in München wurde zur Ausführung gewählt Die Kim
summe beträgt 252000 M
In dem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe ftlr die
Universltatsbauten in Jena erhielt den I. Preis Hr Prof
Theod. Fischer in Stuttgart; den II. Preis Hr. Prof Karl
Hochcder in München und den III. Preis die Uro Arch.
G. Weidenbach und Tschammer in Leipzig.
Personal-Nachrichten.
Preussen. Drni La:'ilc>bauinsp. Hit H17SC in Siegburg ist
der Role Adler Onlm IV. Kl verliehe».
Die Erlaubnis zur Aiiiuihme und Anlegung der Minen verlieh.
nichtpreuU. Oidcn ist erteilt um) zw - dem Geh llrt. Richard
in Magdeburg des Ritterkreuzes I. Kl. des Kgl. s*chs, Albrcchts-
ordens mit der Krnnr; dein Eisenb-Bau- und lictr-lnsp. Brosche
in Erfurt des Kutcrkieuzcs I Kl. desselben Ordens; dem Geh Brt.
Alken in Hannuvci des Lhrcnkrcuzcs II Kl. des Fllrstl. lippischcu
Huusoidrns, dem Kin-nb -Hau- u, Ucti. Iiis|i. Fulda in I.ngc de*
Ehre iikrcuzc* IV. Kl dc»s< Iben Or tcus; dem Reg.. 11. Brt Tornow
in Met/ des Ehienkrtiizrs <ie> lies». Verdienstorden« Philipps des
Gl oile.iiltigcn , dem Ren ■ u Brt. H a u e r in Saalfeld de« Fflrstl, schwarz -
burg F.lircnkreuze« III. Kl.; dem Ob -Brt Schneider in Mainz des
24
russ. St. Stanislaus-Ordens II. Kl. ; dem Eiscnb-Bau- u. Betr.-Insp.
Denicke in Hannover des Uroüherrl. lürk. Ojiuanic.. Orden* III. Kl.
Ernannt sind: Der Landbauinsp Brt Scbultze in Berlin und
der Kr -Rauinsp Brt. v. Busse in Bromberg z. Reg.- u. Brtn. —
Der Brt R Cramer und der Geh Ob -Postrat Hake in Berlin ra
«rdentl. Mitgl und der Geh Admir.-Rat Franzius io Kiel, der
Ob Raudir. Rehder in Lübeck, der Dir. der Bauabt. der Gen Dir.
der württemb Staatseiscnb. v. Fuchs in Stuttgart, der Reg -Bmstr.
Prüf. Solf in Berlin zu aulierord Mitgl. der Akademie de» Bau-
wesen». Der Geh Brt S e Ii o 1 k m a n n in Berlin z. Mitgl. de«
Kgl. Teehn OberprQfuugsamtes.
Der Reg -Unisir G<. Braun ist der Kgl. Verwaltg, der mark.
Wasscrstrassen in Potsdam zur Beschäftigung überwiesen.
Die Reg -Bfhr. Kel Krüger aus Desiau und Wilh Biel aus
Gandersheim (Hochbfch ), — Otto Grassdorf u. Fr. F.ifflaender
aus Hannover (Eiscnbfch ), — Karl Cramer aus Hameln, Ollo
von der Mahlen aus Dusseldorf und Ad. Schulte aus Neuss
(Masch -ßfeh ) sind zn Reg -Untslrn. ernannt.
Der Fa« -Halt- u. Betr.-Insp Anthes in Kreumaeh ist gestorben.
Sachsen. F.mannt sind: Die Masch -lnsp. Schmidt in Dresden
zum Vorst, der Werkst-Insp Ixipzig 1, Hultsch zum Vorst, der
Wagenabt. bei der Werk»! -lnsp, Dresden und der Reg.-Bmstr.
Götze in Döbeln II z. Rauinsp.
Versetzt sind : Die Brie. H e r k e 1 in Chemnitz nach Dresden-
Fr. und C u n r a d 1 in Zwickau nach Chemnitz II ; die Bauinsp.
S Unnenberg in Groitzsch zur Retr.-Dir. Leipzig 1, F ritische
in Bürgst lld' zum Bi Qckcnbaubflr. und Schindler in Mügeln zum
Baubur. Buchholz ; dcrTelcgr.-lnsp. Besse r zur Telegr -ln«p Leipzig,
die Reg -Bmstr H errma n ti in Leipzig zum Werkst -Rur, Ri et *ch icr
in Dobeln zum Baubur Zwickau II, Wägler in Leipzig zum F.lektro-
tcclin Bflr unil Scbcllenbcrg in Zwickau zur Hauinsp I das.
Die Reg -Bfhr Ehrlich beim Baubür Bühlati, Knofel bei der
linuiosp Dresden A , Lehmann beim Baubür. Radibor, GQnschcl
bei «tcr Hauinsp Ellersbach, Rudolph beim BaubQr. F'rohberg,
Gei>isler bei Baubür Leipzig, Farber undWcntzcl beim Elcktro-
tectin Bür. und Ncchutnys beim Wcrkst.-Bor. sind zu auÜcretatiD
Reg -Bmstrn. ernannt.
Die Reg. -Hfl». Grube und Arnold bei der Baulcitg de»
Minister -Geb iu Druden N und Mittelbarh beim Neubau der
Kunstgtw -Schule iu Dresden sind zu Reg-Bmstrn. bei der staatl.
Huclibzu-Vciwaltg. ernannt.
Die Wahl des Geh Hof'ats, Prof Dr. Gurlitt zum Rektor
der Terlin Hochschule in Dresden ist bestätigt wurden.
Der Reg.-Bmstr. Fickcrt ist in den Ruhestand getreten. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. S. in Frankfurt a. M. Zu Zwischendecken für
Krankenhäuser haben sie» die mosten Systeme massiver Decken
durchaus bewahrt; wir möchten kein bestimmtes System heraus-
greifen. Die Literatur gibt darüber erschöpfenden Auf'scliluf) Lieber
die Verminderung der Hcllliorigkeit massiver Decken bei Verwen-
dung von Linoleum wird Ihm n die Firma, von welcher Sie das
Linoleum beziehen, gute KatsehUge geben. Eine einigermaßen
zuvei la%»ige Isolierung gegen Schallfortpflanzung erreichen Sie
jedoch nur, wenn Sie bereits die eisernen Trager bei ihrem Auf-
lager in der Mauer durch entsprechende Unterlagen isolieren. Zur
Anwei dung einer Lchmschicht mit darüber aufgebrachter Beton-
schicht taten wie nichL —
Hrn. Arch. H. M. in Münster I. Weslf. Ihr Fall und dic-
daraus hervoi gegangene gc&i liafthch: Schädigung sind ja bedauer-
lich, aber Sie werden dagegen kaum etwa« tun kflniien Sic bc
ucLteii selbst, duss ihnen die betr. Stelle die von Ihnen eingelieferte
Eutwuif «skizze honoriert habe. Damit erwaib sie Anteil un dem
gcis1igcn Eigentum derselben und du» Recht, den in dem Entwurf
enthaltenen Gedanken einem anderen Architekten zur Beachtung
zu empfehlen In der Tat zeigt der auigelnhrte Bau die GrundzOge
Ihre* Entwurfes, aber doch auch nur diese, wahrend die Einzel-
heiten der Ausführung wesentlich von Ihicm Entwurf abweichen.
Gleichwohl liegt die haehe su, dass es wohl eine Pflicht der betr.
Stelle gewesen wäre, bei den Einweihung«- Feierlichkeiten zu er-
wähnen, daü der Giuiidgcdankcder Ausfuhrungvon ihnen her 1 Ohrt —
Hrn. J. E. In Karlsruhe. Es ist eine alte Ei fahrung, daB
der Rcgcrischlag bei Gcblludcn in hoher und freier Lage selbst die
dicksten Xljuotu durchdringt und die Innenflachen der Kaum« naüU
Line durchgreifende Abhilfe ist hier nur von auflen zu schallen
und zwar am diuu rlulicstcn duicfi eine Vi-rschuidclung, die ja im
S. I1w.11 rw.vilc nicht all/u teuer werih-n itilrfle. Alle Maßregeln,
die im Inneren voigeiiomiiien weiden, Asphaltierung oder Anwendung
eines sngen. Vei biiHluiigskiltes, versprechen keine Dauer, wed duicti
die eindringende Nilsse immer wieder eine Lockerung de« Verputzes
stattfindet. Wollen Sic deniuaeh eine gründliche Abhilfe, so müssen
Sie dieselbe am Aculleren treffen Ist die Fliehe verputzt, ao ver-
spinnt schon ein vieiruahgei zilier Ocifarbenanstrich einige Dauer. —
Hrn. H. H. in Renninghausen. Wir haben wiedeiholcntlich
darauf aufmerksam gemacht, dass der Meistertitel in Verbindung
mit einem besummten Bauhamiwerk nur durch ein Examen vor
der Innung erworben werden kann, und dass auch nur dieses
Examen zur Annahme und Ausbildung von Lehrlingen berechtigt.
Sie dürfen sich zwar Unternehmer oder auch Baugewerksmeister,
nicht aber Maurermeister nennen. —
Hrn. Landbmstr. C. R. In G. Wenn Linoleum auf massiven
l>ccken so soigfahig verlegt ist, wie es die Fabriken vorschreiben,
»o ist unter allen Umstunden auch bei Schulen mit einet vicljahngen
Dauer des Belages mit aller Zuversicht zu rechnen Es bedarf
daher wohl kaum der Nennung einzelner einschlägiger Schulbaolen —
Inhalt: IVe UuuU de«. lro<jiio,>-Tlu .hi-ih in t-lmazo und dir not-
wr-vli/r K»'(o-m <ler iimm!, nu n llfllirie. — Mittriluiicen aus Vereinen. —
Prrjhl.rw'eituiriei 11. — I'erv>ii*l-Niu hu. Uten. - Knet- und KiagekuMrn.
Verlag •!it Unlw Vn ISauzellun;, <".. m. h It., Herlin. FOr die Redaktion
verantwonJ. Albert Hu Im Jim, Hertin Oiui-k von Willi Greve, Berlin.
No. 4.
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ALZENWF.HR VON HO". WEITE IM HAUPTARME DES MAINS HEI
SCHWEINFURT * ENTWURF UND AUSFÜHRUNG * VEREINIGTE
MASCHINENFABRIK AUGSBURG U. MASCH IN EN BAU -GES. NÜRN-
BERG A.G. (ZWEIGAN STA LT GUSTAVSBURG BEI MAINZ) * WALZE
IN HÖCHSTER STELLUNG * AUFLAGER MIT UND OHNE ANTRIEB
| = DEUTSC H E BAUZEITUNG XXXVIII. JAHRGANG 1001 * N° 0 =
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 5. BERLIN, DEN 16. JAN. 1904
Das Walzenwehr im Hauptarm des Mains zu Schweinfurt.
Von Reg.-Bn»tr. Carslanjen, stcflvertr. Direktor der Brückenbau-Anstalt Gustavsburg bei Mainz.
(Hirrfll finr ;: I !' ■ i! i.. timl dir AlililWIilitgrn Mut Srilr jti und 301
urch dir Bruckenbau-Anstalt der Walzen verschlösse bereits aus einer Beschreibung
Gustavsburg bei Mainz, Zwerg- des Schweinfurter Grundablasscs auf S. 645 u. (f. Jahrg.
an -t.il; dei Vereinigten Ma- 1902 bekannt. Ks war dies die erste nach der neuen
sebinenfabrik Augsburg und Bauweise ausgeführte Anlage. Sie war im Frühjahr
Maschinenbau • Gesellschaft 1902 in Betrieb genommen worden, und ihre Wirkungs-
NOrnberg A.-G , wurde in den weise ist von Anfang an eine so durchaus zufrieden-
.1.- Jahres 1903 stellende gewesen .ihre große Einfachheit schien so sehr
: siüiuli des gruben eine vollkommene Betriebssicherheit zu gewährleisten,
Wellies im Hauptarm des Mains dal! die bauleitenile Behörde, das Königl. Stralien-
zu Schweinfurt fertig gestellt. Den Lesern der „Deut- und FluÜbauamt Schweinfurt, sich in dankens-
schen Bauzeitung" sind die Anordnung und «las Wesen wertester Weise entschloß, jenem ei sten Versuch eine
I 5 il
Digitized by do
zweite Anwendung an dem großen Wehr im Hauptarm aus ihrem Gewicht und dem Wasserdruck sieh niemals
des Flusses folgen zu lassen. (Der Lageplan Abbildg. 2 Ober diesen Stutzpunkt erheben kann F.s wird also
laßtdieGesamt-AnordnungdcrbcidenVVehreerkennen) dadurch die Standsicherheit gegen den Wasserdruck
Diese neue Anlage*) sei nachfolgend in ihren wichtig- erhöht und es werden alle Einrichtungen entbehrlich
sten Punkten besprochen, wobei die Abbildgn. 1—6 gemacht, welche bei dem Grundablaß noch nötig
sowie die Bildbeilage als Erläuterung dienen mögen, waren, um den Verschlußkörper bei höheren Wasscr-
Es wird ferner auf die eben angezogene frühere Ver- ständen in seine tiefste Stellung herabzuziehen und
offentlichung verwiesen.
Das den ganzen H
schließende Wehr setzt
luptschlauch des Flusses ab-
wich aus einem festen Ueber-
fallrückcn und einem beweglichen Aufsatz zusammen.
Die Lirhtweitc beträgt 35 m; durch den beweglichen
Teil wird ein Stau von 2 m Ober dem festen Rücken
hergestellt. Durch die Wehröffnung haben die im
oberen Main fast alljährlich auftretenden, vielfach
schweren Eisgänge ihren Weg zu nehmen, weshalb
in derselben nach den Entwurfsbedingungen keinerlei
Pfeiler oder Zwischenstützen zugelassen waren. Selbst
in derselben festzuhalten: so die Seilführungsrolle im
Oberwasser, welche bei der älteren Anlage die Aus-
übung eines Zuges von der Oberwasserseite her auf
den Wehl körper gestattet; so die Sperrklinke, durch
welche dort unter Entlastung des Seiles der Körper
in seiner tiefsten Stellung festgehalten wird ; so endlich
Rewisse Einrichtungen des Windewerkes, welche ein
lachspannen des endlosen Seiles gestatten. Anstelle
dieser sämtlichen Einrichtungen tritt hier das mit dem
einen Ende um die Walze, mit dem anderen um die
Windewcrkstrommel gewickelte Seil: die Anordnung
bewegliche Stander, die vollständig aus der Oeffnung ist also außerordenüich vereinfacht. Genauer ge-
hatten entfernt werden können, wurden nicht ge- sprochen befinden sich an einem und demselben
stattet, weil auch sie immerhin zur Sicherung ihrer Walzenende — und zwar am linken Ufer — zwei der-
Fußenden gewisser Einrichtungen, Vorsprünge, Schuhe artige Seile neben einander, von denen jedes einzelne
oder dergl. auf dem festen Wehrrücken bedurft hätten, stark genug ist, um den ganzen erforderlichen Zug
aufzunehmen, so daß sich beide gegenseitig als Re-
serven dienen.
Auf das rechtsseitige Walzenende wird und
damit geschehe der zweiten wesentlichen Verbesserung
welche der Beschädigung oder Zerstörung durch das
Eis ausgesetzt gewesen wären.
Die Aufgabe hätte, wenn man sich auf die An-
wendung bisher gebräuchlicher Mittel hätte beschrän-
ken wollen, allenfalls durch Anordnung
eines großen Rollschützes gelöst werden
können. Statt dessen bildete man auf den
Vorschlag der Brückenbauanstalt Gustavs-
burg den Verschluß als eine einzige Rolle
so aus, daß sie gewissermaßen die Ver-
richtungen der wasserabsperrenden Schütz-
tafel und der ihre Bewegungswiderständc
in den Nuten mildernden Wälzungsröllchcn
in sich vereinigt: also eine Verminderung
der bewegten Teile auf die Einzahl und eine
Rückkehr zu größtmöglicher Einfachheit!
Zugleich wird aber auch an Betriebs-
sicherheit gewonnen. Denn wenn z.B. die
Nut eines Schützes vereist ist und dadurch
die Schütztafel ungangbar wird, so steht
zu deren Befreiung lediglich eine Kraft
zur Verfügung, welche in der Tafelebene
selbst angreift d. h. da, wo auch die Wider-
stände wirken, so daß sie mindestens
ebenso groß sein muß, wie die letzteren.
Viel günstiger ist dagegen die Wirkungsweise des Erwähnung überhaupt kein Antrieb ausgeübt l>ie-
Zuges, durch welchen die etwa an die Wehrschwelle ses nicht angetriebene Ende wird gleich dem anderen
oder tlie Laufbahnen angefrorene Walze losgerissen durch eine Verzahnung geführt, und überdies durch
eine Gall'sche Kette festgehalten, welch«? neben der
Laufbahn liegt und sich bei Bewegung der Walze in
umgekehrtem Sinne um diese wickelt wie die Aufzug-
seile. Die Walze würde an den letzteren einerseits
und an der GaH'sehen Kette anderseits in jeder
Höhenlage hängen bleiben, selbst wenn einmal infolge
eines zufälligen Zusammentreffens verschiedener un-
günstiger Umstände an ihren beiden Enden gleich-
zeitig die Verzahnungen außer Eingriff gekommen
sein sollten. Der einseitige Antrieb verleiht eine sehr
sichere Beherrschung aller Bewegungen.
Das Kopfbild, Abbildg. 1, sowie die beiden Ab-
bildungen auf der Bildbeilage zeigen den Verschluß
bei trockenem Wehrrücken in tiefster und höchster
Ugeplan der Wehranlagen bei Schweinflirt.
denn der Zug wird hier mittels der Drahtseile
am Walzenumfang, also an einem großen Hebelarm aus-
geübt, so daß seine Größe nur gleich einem Bruchteil
von der Größe der Widerstände zu sein braucht!
Es ist kaum nötig hervorzuheben, von welch'
wesentlicher Bedeutung dieser Umstand für eine An-
lage ist, welche zugleich der Ausnutzung einer Wasser-
kraft dienen soll. Denn wahrend andere bewegliche
Wehre in der Regel beim Einsetzen des Frostwetters
sogleich geöffnet werden müssen, darf das Walzen-
wehr — und in Schweinfurt hat die ausführende Firma
diese Möglichkeit vertraglieh gewährleisten müssen —
bis wenige Stunden vor dem zu erwartenden Eisgang
geschlossen bleiben, um nach erfolgtem Abgang des
Eises alsbald aufs Neue geschlossen zu werden, so Stellung kurze Zeit vor der gänzlichen Vollendung,
daß sich die Zeitdauer der Aufhebung des Staues auf als die Bewegungen zum ersten Mal erprobt wurden.
ein ganz geringes Maß beschränkt.
Hinsichtlich der Durchbildung der Einzelheiten
weist tlas neue Wehr der älteren Anlage gegenüber
wesentliche Fortschritte auf. Vor allem wurden große
Vereinfachungen dadurch erzielt, daß man tlie in ihrem
oberen Teil unter 4s" geneigten Laufbahnen nach
unten bis zu einer Neigung von 0,25 gegen das Lot
abbog. Infolge dessen rückt der Punkt, in welchem
sich die Walze in ihrer Schlußstellung gegen die
Bahn stützt, so weit in die Höhe, daß die Mittelkraft
•) Vrrgl »urh Zeitschrift et. n.terrcich. Ing.- u. Aren -Verein»,
Jihrg 1903 No. 50 vom 11. IVz.
Die letzteren gingen ohne Anstand vor sich. Sic er-
folgen einstweilen von Hand, während später ein
Elektromotor eingebaut werden soll. Die Hebung des
88 ! schweren Körpers wird durch 8 Mann, welche an
4 Handkurbeln arbeiten, in 2* , 3 Stunden bewirkt,
währeml die Senkung, wenn nötig, mit voller Sieher-
heit durch einen einzigen Mann ausgeführt werden kann.
Inzwischen ist das Oberwasser in die Baugrube
eingelassen und durch den Wehrkörper ein Stau her-
gestellt worden, so daß auch die Dichtung beobachtet
werden konnte. Die Sohlendichtung, welche durch
die unmittelbare Pressung dcs^Eiscns der Walze auf
No 5.
uoyi
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eine bündig in den Wehrrücken eingelassene Holz-
schwelle erzielt wird, ist eine fast vollständige: nur
an wenigen Stellen klaffen noch Fugen, die aber
nirgends weiter als 1,5 mm sind und durch die ent-
sprechend wenig Wasser rieselt. Durch weitere
Nacharbeiten an der Wehrschwelle wird sich dieser
geringfügige Verlust noch vermindern lassen. Die
Seitendichtung wird durch eine 60 mm starke Zwischen-
läge 180 mm breiter geteerter Hanfgurte zwischen «lein
Eisen und dem Nisehenmauerwerk bewerkstelligt und
sie darf als vollkommen bezeichnet werden, weil hier
höchstens ein Durchschwitzen des Wassers bemerk-
bar ist. Die Kosten der ganzen VcrschluU -Vorrichtung
einschließlich des Windewerkes, der Laufbahnen,
Führungen und Dichtungen, aber ohne das Mauerwerk,
belaufen sich auf 66000 M. und stellen sich damit
wesentlich niedriger, als die eines Rollschutzes: vor
allen Dingen auch deshalb, weil bei diesem unter
außergewöhnlichen Umständen auf größere Bcwcgungs-
Widerstände zu rechnen ist und daher eine stärkere
Aufzugvorrichtung erforderlich wird. Dabei würde
man auf den großen Vorzug des zentralen Antriebes bei
diesen Vorrichtungen wohl gänzlich verzichten müssen,
zum Mindesten würde er sich nicht in gleich einfacher
und sicher wirkender Weise herstellen lassen.
Aller Voraussicht nach dürfte dieses neue Schwein-
furter Walzcnwehr die Bürgschaft einer vollkommenen
Bewährung im Betriebe in sich tragen. Vielleicht
findet sicli später noch einmal Gelegenheit, darüber
berichten zu können.
Wiederaufbau des Campanile von San Marco.
(ScliluB.)
IfTiff ic Gcsanttlast des Turmes einschl. Fundament war
Ü H] froher auf ioooo«. nach dem Einsturz aber vom Pro-
^ vinzialaml auf 144001 berechnet, die sich auf eine
Rostfläche von 222 lm verteilen, und somit eine Belastung
von 04 ' für 1 1» oder von 6.4 k* für 1 <irt» ergeben. Hierzu
kommt der Winddruck, den der Prof Jorini in Mailand zu
300 kK für 1 9cm annimmt, mit einem Angriffsmoment von
13 100505 woraus sich eine Mehr- und Minderhclastnng
von 2,24 ke oder ein Maximaldruck von 8,64 für 1 <itn>
Grundfläche ergibt. Auch wenn man annimmt, daß so-
wohl das Gewicht, wie ganz besonders der Winddruck
etwas zu reichlich gerechnet sind, erscheint doch für
unsere Anschauungen und, namentlich gegenüber unseren
baupolizeilichen Vorschriften eine so hohe Belastung des
Hodens unzulas-ig. Zu ihrer Verminderung boten sich
zwei Wege dar: eine leichtere Ausführung des Oberbaues
und die Vergrößerung der Fundamentflächc. In ersterer
Hinsicht waren jedoch sehr enge Grenzen gezogen, da
zugleich eine Verbesserung der Konstruktion nötig war.
Den von Beltrami hierfür aufgestellten, sehr zweckmäßigen
Entwurf zeigt Abbildg. 2 in N<>. 3, der sich von der alten An-
ordnung durch eine wesentlich solidere Anlage der inneren
Mauerröhrc unterscheidet. I >ic Erleichterung der Mattem
nach oben hin soll durch zunehmende Ausnischung und
Aussparen von allmahlig grober werdenden Hogcnöffnuncen
in der inneren Mauer erreicht werden. Außerdem sollen
die Kampen mit modernen Hilfsmitteln leichter hergestellt
werden. I>ic Konstruktion der Attika und Spitze konnte
wohl noch etwa» vereinfacht und mit Kocksieht auf die Aus-
führung in dem vorzüglichen istrisrhen Stein noch etwas
leichler gehalten werden. I las Gewicht des in Ziegeln aus-
zuführenden Oberbaues berechnet Beltrami zu 12 124800 k*
bei einer Grundflache von 104,81 <tm, was eine Belastung
für 1 lcm von 1 1,3 ke ergäbe (wenn die angegebenen Zahlen
aher richtig sind, von mehr als 1 1.5 ks) ' ) Hierzu der Einfluß
des Winddruckes, von Jorini auf + 4,5^ berechnet, ergäbe
eine Beanspruchung des .Mauerwerks in der unteren Flache
mit gegen 16 k« für 1 Vm, was schon sehr gutes Ziegcl-
material und Mörtel voraussetzt, die aber nach den ange-
führten Proben ohne Schwierigkeit zu beschaffen sein
werden. • - Zur Entlastung des Untergrundes plante Bel-
trami eine Verdoppelung der Fundamenlfläche, wozu eine
Verbreiterung der Rostfläche nach allen Seiten um min-
destens 3 m erforderlich war. Die Zeichnungen zeigen
3,5 m und auf der Ostseite, der f.oggietta wegen, 4™ und
dabei für ihre stark durchbrochene Front noch eine Aus-
kragung, damit die Belastung des Untergrundes an dieser
Stelle nicht wesentlich geringer werde, als im Uebrigen,
Den Kost des neuen Teiles wollte er um 0,5 m tiefer legen
als den alten, und der neue Teil des Fundamentes sollte in
dichtem Anschluß an das alte in Beton hergestellt werden.
Man begann auch, die Baugrube nach dem Grundriß
auf Abbildg. 2 mit Spundwänden einzuschließen, was mit
bloßen Handrammen ohneSchwierigkeit und ohne nennens-
werte Erschütterung vonstatten ging Auf der Südseite
aber blieb die Spundwand unausgeführt, weil hier das
oben erwähnte alte Fundament etwas näher an den Turm
herantrat und der Architekt Lavezzari gegen die Beseiti-
gung dieses Mauerwerkes im Interesse der Sicherheit der
Bibliothek Widerspruch erhob, den man kaum als unbe-
gründet bezeichnen kann. Es wäre auch wohl zulässig
gewesen, das neue Fundament hier etwas schmaler zu
hatten, zumal, da der alte Mauerklotz mit dem verdichteten
Erdreich darunter noch eine erhöhte Sicherheit gegen
Ausweichen bot. Dieser Widerspruch und die Mühe die
•) Dir Urrcchountrrn iriK.ti (1|.«tK»U|i< finijf t'iiLUrhrilcn, dir tiiclu
nachfrprOlt wtrdrn konnlrn. -.
16. Januar 1904.
er hatte, um die Beseitigung einer an derselben Stelle
liegenden Gasröhre durchzusetzen, scheinen zur Verstim-
mung Beltranii's nicht wenig beigetragen zu haben.
Die größte Schwierigkeit bot aber immer das Funda-
ment, Mochte Beltrami auch nach dem übereinstimmenden
Urteil von Lavezzari und 'Porres, wie der übrigen Vene-
zianischen Techniker, das Pfahlwerk mit dem Untergrunde
nl» sicher ansehen, so mußte er doch wegen des Mauer-
klotzes ernste Bedenken hegen. Die hohlen Fugen durch
Eingießen von flüssigem Zement von oben her auszufüllen,
wie ihm geraten wurde, war bei einer Höhe des Klotzes
von fast 5 10 ein höchst zweifelhaftes Unternehmen; aber
auch wenn es gelang, blieb immernoch die Hauptschwie-
rigkeit, den neuen, weit vortretenden Teil des Fundamentes
mit dem alten in solche Verbindung zu bringen, daß
beide Teile gleichmäßig belastet würden. Die bloße
Bindekraft des Betons an den Lücken des Mauerklotzet»;
auch wenn man diesen teilweise ausstemmte, konnte htfr-
zu nicht genügen Wenn man aber den Unterbau mit
dem Pfahl werk als gesund betrachtet, so ist nicht einzu-
sehen, warum man ihn, nachdem er Jahrhundertc lang
einem Druck von 8ke f. iv» widerstanden hat, gleich
auf das Doppelte, vergrößern will. Eine Verbreiterung
um 1,5. höchstens 2 m ringsum mit einer Vergrößerung der
RostflAchc von 222 1"1 auf 32t oder 358 a»' müßte auch
genügen, und diese Flache würde man auch ohne An-
wendung von Eisen zum Tragen bringen können. Zur
Unterstützung der leichten Frontwand der l.oggietta könnte
man besondere kleine Fundamente herstellen. Eine Ver-
breiterung des Fundamentes aber, wie geplant, ohne reich-
liche Anwendung von Eisen, sei es als starke Träger, oder,
wie auch vorgeschlagen, zur Verankerung eines gewölbe-
artig wirkenden Klotzes, gewahrt keine Sicherheit. Um
aber Eisen einzubringen, müßte jedenfalls das alte Funda-
ment abgebrochen werden, eine Arbeit, die man überhaupt
nicht scheuen sollte, um zugleich den Kost etwas näher
untersuchen zu können. Denn wenn es auch feststeht,
daß der Einsturz nicht durch das Nachgeben des Funda-
mentes verursacht wurde, so ist damit doch nicht gesagt, daß
letzteres so sicher ist, wie man verlangen muß, um einen
für viele Jahrhunderte bestimmten Turm von fast 100 ™
Höhe darauf neu zu errichten. Wäre es da nicht besser,
von den neueren Errungenschaften der Technik Gebrauch
zu machen und den Turm mit Hilfe von Druckluft auf ein
tiefer hinabgeführtes, breiteres Fundament zu stellen. Sollte
nicht auch Beltrami dieser Zweifel aufgestiegen sein0
Gegenstand langer Erörterungen bildete auch die Wahl
des zum Hochbau verwendeten Ziegelmatcriales. Es hat
auch hier nicht an Stimmen gefehlt, die den Turm gar
nicht wieder aufgeführt sehen wollten, weil es doch nicht
der alle sein könnte und weil er auch nicht einmal alt
aussehen würde. Mit solchen Anschauungen ist nicht zu
streiten. Es wird vor allem darauf ankommen, einen
Ziegel zu wählen, der mit der erforderlichen Festigkeit
größtmögliche Wcttcrbcstandigkeit verbindet. Die Farbe
sieht erst in zweiter Linie. Natürlich wird man unter
sonst gleichwertigem Material ein solches wählen, das
keine allzu dunkele oder schreiende Farbe zeigt, die sich
übrigens durch geschickt gewählte Färbung des Fugen-
mörtels mildern läßt Das Uebrige muß man der Zeit
überlassen, die nicht säumen wird, die Patina des Alters
herzustellen. Die jetzige Generation wird zufrieden sein,
ihren Turm wieder zu haben und den kommenden wird
er nicht mehr neu erscheinen, Eine Entscheidung hierüber
scheint bis zum Rücktritt Beltranti's nicht getroffen zu sein.
Nachdem jede Hoffnung, Beltrami wieder zu gewinnen,
geschwunden war, mußte" der Magistrat darauf sinnen,
»7
einen Ersatz zu schaffen.
Er beschloß daher die Ein-
setzung einerKomniission
von fünf Mitgliedern be-
hufs Beratung der weite-
ren Maßregeln und zur
Ausführung" des Baues
-- also doch eine Kom-
mission, obwohl man sie
froher abgelehnt hatte.
Was sich gegen eine viel-
köpfige Bauleitung sagen
l.lbt, ist gc>agt worden und
braucht hier nicht wieder-
holt zu werden. Im vor-
liegenden Falle war es
wohl der einzige und auch
richtige Weg. vorausge-
setzt, daü der Kommission
die wirklich leitendeSpitze
nicht fehlt, daü für die
verschiedenen hierauftre-
tenden Kragen berufene
Vertreter gewählt sind, urd
dalidiese alle zum einträch-
tigen Zusammenarbeiten
bereit sind. Zu Mitgliedern
der Kommission wurden
ernannt: t. Prof. Moretti,
der neue Konservator der
Denkmiller, der jedenfalls
zum eigentlichen Leiter
des Baues bestimmt i»t;
2. der bereits genannte
Architekt des Kgl. Hause»
Lavezzari; ferner die
Hrn. E. Fiumani. An-
tonio Orio und Manfredo
Manfredi, über deren
Stellung ich Näheres nicht
habe erfahren können.
Diese MB 18. Aug 1003
zusammen berufene Kom-
mission hat ihre Arbeiten
sofort aufgenommen und
dem Bürgermeister einen
in der (iazz. di Yen. vom
4. Oktbr. veröffentlichten
vorläufigen Bericht er-
stattet, in dem sie die feste
Zuversicht ausspricht, dall
der Turm nicht nur in
alter Form, sondern auch
auf der alten Basis, nach
ihrer angemes-cnen Ver-
breiterung und Verstär-
kung, wieder auferstehen
werde, l'eher die Aus-
führung der Arbeit wird
nur gesagt, daü man be-
reits die noch fehlende
Spundwand auf der Süd-
seite des Turmes geschla-
gen habe Ob der mehr-
erwähnte Fundamentrest
beseitigt worden ist oder
nicht, wird nicht gesagt,
ebensowenig, ob das alte
Fundament desTurm es er-
halten werden soll. Einen
ausführlichen Berichtüber
die technischen l'nter-
suchungen und den Plan
der Ausführung des Baues
hat die Kommission sich
vorbehalten, doch ist er
bisher noch nicht erschie-
nen. Indessen haben hie-
sige Zeitungen im Nov.
igo< nach den „Münch.
Neuesten Nachr." einen
Brief au- Venedig mitge-
teilt, wonach man die
Weiterführung de- Bauen
damit lH-};onnen habe, dab
man in der Verbreite-
rungslläche auf der Süd-
seile, zwischen dem alten
Fundament unddcrSpund-
23
No. 5.
I by Google
wand, Pfühle au*l.ärchcn-
holz von t> 7 "> Länge und
zwar drrrn 5 6 auf 1 lm
mit der Zugrammc ringe-
trirltrn hat. Oer eiserne
Rammbär — « »II j Zentner
gewogen und das Einram-
men eines jeden Wahles
20 30 Minuten gedauert
haben: dabei habe ein im
man auch für reichlich tiefe Eingriffe des neuen in den
alten Teil sorgt, so würde die* doch einen l'ntcrbau er-
gehen, auf dem man einen Monumentalbau ersten Ranges
nicht errichten dürfte. Man muH daher hoffen, dal) der
Krief l 'ngenauigkeiten enthalt, «Hier dal) die Kommission
noch anderweitige Mittel findet, die beulen Teile des Fun-
damentes zu gemeinsamer Wirksamkeit /u bringen. -
Herlin. Dezember tqo\ ||. Hlankenstein
Dogenpala«! aufgestellter
Seismograph keinerlei Er-
schütterungen angezeigt.
Die Zwischenräume der
Pfähle habe man mit l«-«t
gestampftem Helon au«gc-
füllt, wobei man die Kopfe
jedenfalls auch mit Beton
im Aiwchhlfl an da« alte
Fundament überdeckt hat.
.Dann sollen die Arbriten
über Winter eingestellt
werden, um abzuwarten
und zu enirohen, ob
das neue Material «ich
mit den alten Grund-
mauern so innig verbin-
det, dal) auf «olihcr Ha«i«
zum Neubau gesehritten
Werden kann. " I »leser lle-
rieht stammt ■ucneioend
aus der Feder eine.« Laien,
ist aber WO klar, dati man
kaum umhin kann, ihn Un-
richtig zu halten. Danach
will man das alte Funda-
ment, da« man doch nicht
für ausreichend hält, mit
einem Pfahl ro«t in unse-
rem Sinne umgeben. <lis.
sen Pfähle um durch-
schnittlich 5 m unter die
Spitzen der alten Spicker-
ptahle und etwa 4 5 •■>
tief in groben, fe-ten Sand
hinabreichen stillen. DaU
der Hcton die Winterprobe
aushälfst nicht zu bezwei-
feln,aber für die Sicherheit
der Konstruktion i«i damit
nicht viel bewiesen.
Sollte nun diese Dar-
stellung richtig sein, so
hielic das nicht« Andere«,
als da* alte Fundament,
auf dem der Turm doch
eigentlich ruhen soll, das
aber nicht genügend sicher
erscheint, an dem sich an-
schließenden neuen, tiefer
und durchaus fest ge-
gründeten Teile mittel«
der Bindekraft des Ze-
mentes aufhängen. Wenn
Abbild|{ 6. Wal/rncnile uhnc cigrnrn Aritiicb.
Vom Meißner Dom.
Eine Entgegnung!
|b Hr. Stiehl die bis in «las 19. Jahrhundert aufrecht
erhaltene l Vhcrlicferung. dal) auf dem We«tturni
de« Dome« zu Medien drei Spitzen gestanden haben,
richtig umdeutete, überlasse ich dem Urteil Anderer. Er
vergäll zu berichten, dal) auf dem Stiche von 1558 aus-
drücklich der Westtunn als .turri« fulmine inflammata" be-
') Sirhr \'i>. <r, '«nd «B Jallirans W'V
16. Januar
zeichnet wird. Ebensowenig «cheint e« mir angezeigt, mit
Stiehl ülier die Hinweise auf die franzi'isisclieu Kathe-
dralen des 12 und 13. Jahrhun«lens und die ebenfalls viel
älteren sonst von ihm angeführten Kirchen Niedcr«ach*on«
zu «treiten. Nur Uber das am D«im nach Abtragung «1er
Plattform Gefundene will ich mich hier äiiUern.
Die Nebeneinanilerstellung der beiden Grundrisse des
3. Obergeschosse« meine« und desjenigen „in «ler Wirk-
»9
Digitized
lichkcit" ist auf den ersten Blick öberrasehend. Der
Unterschied zwischen beiden besteht aber nur darin,
dilti ich 1,5 m über Fußboden des 3. Geschosses (bei A)
Stield ta <" höher (bei B) den Turm schnitt. Beide Grund-
risse sind richtig. Mich wundert es, das» ein so sach-
kundiger Mann wie I Ir. Stiehl dies nicht bemerkte. Kerner
ließ er sich leider durch die falsche Schattengebung auf
Schäfcr'sDarstellung des 3. Geschosse»(S.635,Jhrg. 1903) irre
führen. DasMaßwerk der Fensterbogen der Seitenteile liegt
bündig mit dem Blcndmaßwcrk dcsMittelteiles. Die Mauer-
flucht dieses Teiles liegt nahezu bündig mit den Treppen-
zargen der Seitentürme. Diese und das Fenstcrmabwcrk
stellen eine ideale Fläche dar, die zwar nicht verglast, aber
künstlerisch sehr entschieden betont ist. Es besteht die
Breitfront des Geschosses also nicht in 2 Vorlagen und
einer Rücklage, sondern in einer geschlossenen Masse, die
durch 4 Lisenen geteilt ist und in den seitlichen Teilen
zwei tiefe Fenster hat. Das kommt namentlich dadurch
zum Ausdruck, daß die Flucht des Sockels und daß das
Kranzgesims unverkröpft durchgeführt sind.
Ich habe bisher unterlassen, mich über dieses Gesims
zu äußern, da ich es vorher vom Gerüst aus untersuchen
wollte. Schäfer nannte es in Erfurt „künstlerisch roh",
„eine elende dicke Steinschicht", „einen alten Schund,
den man los werden müsse". Er sagte, es sei in der
Biedermeierzeit geschaffen, im Jahre 1847.
Die genauere Betrachtung hat ergeben, daß das Ge-
sims, und zwar hie und da in allen Beinen Profilen, deut-
liche Spuren eines Brandes zeigte. Ein solcher fand nur
1547 statt. Schitfer war sichtlich entgangen, dali das (■<•-
sims in dem 1823 erschienenen Werke Schwechtens über
den Dom bereits" genau abgebildet ist und daß es auf
allen Abbildungen, bis zur ältesten (von 15581 erscheint.
Da während der Refonnationswirren schwerlich am Dom
gebaut wurde, stammt das Gesims also nicht von 1847,
sondern aus der Zeit vor 1518. Ikr „Schund" ist also
gotisch! Schäfet in-te sich um 31 j Jahrhunderte!
Die Profile dieses Gesimses, namentlich die Anwen-
dung der starken Platte, mahnten an Kenaissanceformen.
Doch entsprach die Bildung der auskragenden Glieder nur
aus Hohlkehlen durchaus der Eigenart der sächsischen
Spätgotik. Die vom Gesims durchschnittenen Maßwerke
waren sorgfältig aufgelöst, indem sie die entsprechenden
Untcrglieder des Gesimses durchdrangen. Wie sie «iber-
halb diese» etwa fortgesetzt gewesen sein mögen, dafür
fehlt jeder Anhalt. Ich glaube nicht, daß Linnemann hier
das Richtige traf.
Schäfer meint, das Gesims sei über den Lisenen ver-
kröpft und die Zwischenstücke seien später eingefügt
worden. Ich habe nicht einen Beweis hierfür gefunden.
Sicher aber saßen die Wasserspeier nicht, wie bei einer
V'erkröpfung die Regel und wie auch Schäfer sie anord-
nete, an den Ecken der Lisenen, sondern über deren l "m-
rahmung in der Front. Siehe die Aufnahme bei Schwechtcn
und den Befund am Turm.
Richtig ist Schäfer s Beobachtung, daß nämlich der
Steinschnitt Fehler zeigte, namentlich daß die Fugen bündig
mit den Außenkanten der Lisenen die Platte des Gesimses
durchschnitten wenigstens an der Mehrzahl dieser Stellen.
An anderen war der Steinschnitt richtig, so daß ein Teil
der Platte über den Zwischenteilen mit der anstehenden
Platte über den Lisenen aus einem Stück gebildet war.
Dies erklärte er wieder dadurch, daß zwar über den
Lisenen das Gesims alt, in den Teilen zwischen den
Lisenen aber modern »ei. Demnach wären also die richtig
geschnittenen Quader modern, die falsch geschnittenen
zwar alt, aber nachträglich abgearbeitet gewesen.
Nun hat Stiehl die Funde erwähnt, die bei Abtragung
des Gesimses gemacht wurden: Klammem in Fasson-
eisen. Bettung in modernen Kalk, ja Asphalt, scharrierte
Steine, alte und miKlcrne Auf- und Hinter • Mauerungen.
In nebenst. Abbildg habe ich versucht, den nach Abtragung
der Plattform aufgedeckten Zustand darzustellen, und zwar
aus dem Gedächtnis, also vielleicht in Nebendingen falsch
Ich habe dabei (nach Schwechten) die bis 1843 vorhande-
nen Wasserspeier am obersten Gesimsprofil hinzugefügt,
nicht aber die anscheinend damals auch noch vorhanden
gewesene alte Steinschicht über diesem Gesims.
Es ist nötig, sich den baulichen Zustand der West-
tflrme vor 1470 zu vergegenwärtigen. Es standen: 1., die
beiden Untergeschosse des Turmes; 3., die beiden Giebel
östlich von der Fürstcnkapelle und westlich vom Lang-
haus 1 C u P der Abbildg ). 1 («zwischen klaffte die Lücke für
das dritte Turmgeschos, Man mauerte 8 Pfeiler auf. Hätte
man eine zweilürmige» Anlage gewünscht, so wäre die
Li isimg sehr einfach gewesen. Man brauchte nur die Türme
isolicti aufzubauen und einen der beiden Dachfirste /u
verlängern, um die mittlere Lücke zu füllen. Aber man
wölbte, genau wie in Erfurt, über die Giebel hinweg
starke Bogen zwischen die Innenpfeiler, entlastete so die
Giebel und stellte Ober diese nur die ganz leichten Sand-
steinverblendungcn mit dem Blendmaßwerk ein.
Die Gewölbe über dem dritten Geschoß scheinen alle
bei dem Brande von 1547 eingeschlagen worden zu sein.
Man fand Glockenspeise an den lnnenmauern des Mittel-
baues: hier also hingen Glocken. Als das Domkapitel
1556 eine neue Glocke geschenkt erhielt, baute es auf die
Brandruinc in der Mitte ein Türtnchen für diese. Das ist
der Zustand, den das Hiob Magedcburg'schc Bild von 1558
darstellt. Man sieht die massive Brandruine, die sich
nicht in 2 Türme und eine mittlere offene Halle teilt,
sondern geschlossen noch etwa 3m hoch steht. Diese
Ruine scheint zu Ende des 16. oder des 17. Jahrhunderts
abgebrochen worden zu scinf sicher als man den ^Schaf-
stall" aufbaute, einen anscheinend auch für Verteidigungs-
zwecke bestimmten massiven Bau von 2 Geschossen und
etwa 6"' Höhe. Dieser wurde 1843 abgebrochen und
an seiner Stelle die Plattform mit Brüstung errichtet
Anscheinend ist die Plattform um 1860 nochmals verlegt
worden, denn 1843 arbeitete man schwerlich schon mit
Asphalt.
Nach alledem wird man erkennen, daß es der größten
Sorgfalt bedarf, will man die Mauerrestc richtig nach ihrer
Entstehungszeit erkennen. Jedenfalls beweist das Fehlen
solcher gar nichts. Wenn zum Beispiel Stiehl sagt, nur ein
hölzerner Notbau könne hier gestanden haben, so steht
dem entgegen, daß tatsächlich zweimal hier ein Steinbau
stand, leider ein solcher, dessen innere Struktur wir nicht
kennen. Zweimal wurde dieser Aufbau abgebrochen.
Ob die nach dem Brande von 1540 eingeschlagenen
Gewölbe genau ebenso hoch saßen wie die alten, war
nicht zu ermitteln. Jedenfalls ragten die 8 Pfeiler des
3. Geschosses um etwa 15 — ao1'™ über die Gewölbcschcitel
und das sima-artige Gesimsglicd, nicht aber Ober die Auf-
mauerung über diesem empor. I hes ist ganz konstruktions-
gi-miiß, wenn man bedenkt, daß :ia< ii alter Technik erst
die Pfeiler aufgemauert und dann Bogen und Gewölbe
eingespannt wurden. Stiehl sieht aber in den oberen
I eilen dieser Aufmauerungen die Eckpfeiler fQr die beiden
Türme im 4. Geschoß.
Die Untersuchung hat erwiesen, daß auch 2—3 Schichten
des Gesimses in modernem Kalk gebettet waren. Man
erkannte sehr deutlich, daß diese im 19. Jahrhundert neu
verlegt wurden und daß man sie dabei dort, wo sie zu
beschädigt waren, ergänzte. Ich fand im Gesims unver-
kennbar alte Steine neben unverkennbar neuen. Die von
Schäfer beobachteten Fehler im Steinschnitt stammen also
von der 1847 erfolgten Wiederherstellung des Gesimses!
Durch sie kam er zu dem Fehlschluß, daß das Gesims
neu oder doch 1847 in seinen Hauptformcn verändert
worden sei.
Allen kritischen l'ntersuchungen zum Trotz war das
alte Gesims aber da! Diese Tatsache ist nicht abzu-
leugnen. Es hat ja, wie es scheint, 1505 und 1506 wieder
eine Bautätigkeit am Turme stattgefunden, sodaß die Ver-
mutung berechtigt ist, das Gesims sei eine spätere Zutat
des 1506 nachweisbar in Meißen tätigen Meisters Konrad
Pf lüger. Ist dem so — auch dann wäre nach sonst
No. 5.
allgemein gütiger Auffassung von Denkmalpflege dieses
künstlerisch wie kunstgeschichtlieh merkwürdige Gesims
zu erhalten und es wäre im Sinne des letzten Meislers
fortzubauen gewesen, der es schuf — wenn man eben
„stilvoll" ergänzen wollte. Denn die Restauratoren auch
der alten Schule sind der Meinung, daß man alte Um-
gestaltungen des ersten Planes auf alle Falle erhalten
müßte. Viollct-lc-Duc sagt (Dict rais. VIII unter „Restau-
ration") „(Juand il n'y a pas ä craindre de maintenir les
causes de ruine, il faul eonserver soigneusement les traoes
des additions s u c c c s s i v c s et ne pas tenler de les
rclicr entre elles par uite unitc fictive, eorrigeant
les errcurs aneiennes". Und Dombaumeisler Tornow sagt
in seinen „Grundsätzen": .Hei keiner Art von 1 Icrstcllungs-
arbeiten darf unter dem Vorwande der Verbesserung
eines vermeintlichen Verstoßes gegen den guten Ge-
schmack die alte Form irgendwie geändert werden."
Das sind wohl auch für Stiehl einwandfreie Zeugen. Charles
Buls fügt hinzu: .11 faul sc garder de la tentation de
Selbst diesen Stand rcstauralorlscher Weisheit haben
wir leider in Deutschland noch nicht zu allgemeiner Geltung
gebracht: Das ist es, was ich in Erfurt besprach und am
Mcillner Beispiel erklären wollte!
I Ir Stiehl sagl, ich habe meine subjektive Auffassung
ohne ausreichende Prüfung der Unterlagen für wissen-
schaftlich erwiesene Unanfechtbare Wahrheit ausgegeben.
Ich mochte ihn fragen: Wo? In meiner Broschüre habe
ich Material herbeigetragen , aber nicht ein Wort gesagt,
das Stiehl zu jener Aculierung berechtigt. In Erfurt habe
ich wiederholt betont, daß es möglich sei, daß ich irre.
Ich habe Beweise und Vermutungen wohl zu unterscheiden
gewußt! Und daher habe ich stets Beweise für die Rich-
tigkeit der Planung von der Dombauleitung erbeten.
Denn, wenn ich irre, so sind ein paar Bogen Papier un-
nütz bedruckt; irrt die Dombauleitung, so wird für alle
Zeilen und unter Eingriff in den alten Bestand der Dom
falsch restauriert. Darin besieht doch wohl ein kleiner
Unterschied!- Cornelius Gurlitt.
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hamburg. Vers,
am 23. Okt. 1903. Vors. Hr. Zimmermann. Anwes.
ua Personen. Aufgen als Mitgl. Hr. Rcg-Bmstr. W, Ebc-
ling u. Ing. E. Andr. Meyer. Zunächst machte Hr.
Branddir. Wcstphalen einige Mitteilungen über den
Brand des sogenannten „Pariser Warenhauses in
Budapest" am 24. Aug. d. J. , eine Katastrophe, die,
namentlich infolge der schweren Verluste an Menschen-
leben, in weiteren Kreisen Aufmerksamkeit erregt hat.
Das Feuer brach abends gegen 7 Uhr aus, als man die
elcktr Beleuchtung einschaltete und zwar an den Waren
eines im Inneren des Gebäudes am Zugang zur Etagen-
treppe belegenen großen Schaufensters. Das „Pariser
Warenhaus" hatte seine Verkaufsräume im F.rd- und
1. Obergeschoß eines Eckhauses; im 1. Obergeschoß
waren größere Räume der beiden Nachbarhäuser nach
Durchbruch der Brandmauern für Vcrkaufszwecke mit
hinzugezogen, desgleichen auch der im Erdgeschoß mit
Glas abgedeckte große Innenhof des Eckhauses. Das
2., 3. und 4. Obergeschoß dienten zu Wohnzwecken
Der Zugang zu diesen Wohnungen führte von der Straße
aus über die Etagcntrcppc und über die in allen OI>er-
g«»cliä»"*en im Innenhol angebrachten, aus Stein und
Eisen hergestellten, im Freien liegenden Galerien. Das
fragliche Gebäude hatte feuersichere Decken und Treppen,
die Eisenkonstruktionen waren feuersicher ummantelt.
Abgesehen von den Treppen, welche, aus Ziegeln her-
gestellt, bald einstürzten, hat das Gebäude durch das
Feuer verhältnismäßig wenig Schaden erlitten, sCin Inhalt
ist aber im Erdgeschoß, 1. Obergeschoß und zum Teil
auch in den übrigen Obergeschossen ausgebrannt. Die
Einrichtung des Warenhauses entsprach keineswegs den
baupolizeilichen und feuerpolizeiliehen Grundsätzen, welche
in deutschen Großstädten anerkannt sind. Auch lag die
Behandlung der elektrischen Beleuchtung in Händen von
unkundigen Laien.
In Hamburg werden die Bestimmungen für sogen.
„Warenhäuser" auf Grund von § 74 des Baupol.-Gcs.
gegeben. Der Begriff „Warenhaus" ist aber noch keines-
wegs in seiner Abgrenzung nach unten festgelegt. Auch
Läden, welche in Hamburg bisher nicht als dem § 74
des Haupol. -Ges. unterfallend erachtet werden, können im
Fall eines Brandes den Bewohnern der oberen Geschosse
erhebliche Gefahren bringen ; letzteres gilt namentlich dann,
wenn I-adentüren und Schaufenster im Zugänge zur
F.tagentreppe liegen, wie das in Hamburg leider vielfach
der Fall ist und bei den hier zur Zeit geltenden Gesetzen
auch nicht verhindert werden kann. Eine dies betreffende
Gcsclzcsvorlagc als Zusatz zum § 32 des Baupol -Ges
ist vom Senate der Bürgerschaft vorgelegt —
Hierauf erhielt das Wort Hr Caspersohn, welcher
seine Mitteilungen Über „Straßenrcinigungs-Bctricb
in Hamburg" mit einer Schilderung der früheren Zu-
stände und der Unhaltbarkeit derselben gegenüber den
Forderungen der Hvgiene schildert. Den auf dem inter-
nationalen Hvgiene-K'ingreß in Brüssel aufgestellten Leit-
sätzen für die Reinigung der Städte entspricht die zurzeit
bestehende Straßenreinigung in Hamburg durchaus. Die
betr. Verwaltungsabteilung ist der Baudeputation unter-
stellt und es gehören zu ihrem Ressort außer der eigent-
lichen Straßenreinigung die Straßenbesprengung. die
Schnee- und Eisarbeiten, die Reinigung der öffentlichen
Bedürfnisanstalten, die Ilausunrat- Abfuhr mit zugehörigem
Verbrennungsaiistalts Betrieb, die Schiffs- und Kaiunrat-
Abfuhr, die Kübel- und Grubenabfuhr, sowie die Reinigung
der Privalstraßen.
16. Januar 1904.
Am 1. Jan. 1903 betrug innerhalb des Hamburger
Stadtgebietes die Anzahl der öffentlichen Straßen 1035,
diejenige der Privalstraßen 87, zusammen also 1122 in
einer Gesamtlänge von 410 km und einer Gesamtfläche
von 7 Mill. 'im Hamburg ist eine der weiträumigst ge-
bauten Großstädte Deutschlands, denn es entfallen hier
auf den Kopf der Bevölkerung 9.7 q™ Straßenfläche gegen
5.2 in Berlin. 7.3 in Dresden, 9.2 in Frankfurt a. M. und
4.6 in Köln.
I He I lauptverkehrsadern werden hiersechsinal wöchent-
lich, alle wientigeren Straßen zweimal und die übrig bleiben-
den einmal wöchentlich nachts mit Kehrmaschinen gereinigt.
Außerdem werden am Tage die Straßen durch Absammeln
grober Verunreinigungen und Ausfegen der Rinnsteine
gereinigt, womit eine 3 malige Reinigung in der Woche,
einmal bei Nacht und zweimal am Tage, das Mindeste für
die verkehrsarmsten Straßen Hamburgs ist.
Für die Unterbringung des bei der Tage^reinigung
entstehenden Kehrichts dienen 177 gemauerte Gruben, aus
denen derselbe nachts mit dem bei der Nachtarbeit ent-
standenen abgefahren wird Es sind jede Nacht etwa
330',im abzufahren, welche Eigentum der Kehrichtabfuhr-
l nternehmer bleiben, die dafür eine Vergütung von 170
bis 200 M. auf je 1000 Einwohner und Jahr erhalten.
Die Stnißenbesprengimg erfolgt durch Wagen mit
der Miller'schen Sprengvorrichtung in einer Sprengbreite
von 7,5™. Ein Wagen besprengt bei gstondiger Arbeits-
zeit 100000 1"1 Straßenfläche
Einen wichtigen Teil der Obliegenheiten der Straßen-
Reinigung bilden die Schnee- und Eisarbeiten, wofür
die Stadt in 100 Bezirke eingeteilt ist. Ein Tag, an welchem
mit vollem Betrieb gearbeitet wird, kostet gegen 20000 M,
In den letzten 10 Jahren haben die Ausgaben für Schnee-
und Eisarbeiten zwischen 89000 und 480000 M geschwankt.
An öffentlichen Bedürfnisanstalten sind 183 Pissoirs
mit 706 Ständen und 23 Anstalten für Frauen zu reinigen
Die Kosten für Straßen-Reinigung, Besprengung und Be-
trieb der Bedürfnisanstalten betragen:
in »uf i<|m Slrallc gut dm Kopf d Bvvnlkn,:.
Hamburg 0,15 M. 1,25 M.
Berlin 0,34 , 1,78 „
Dresden 0.32 „ a.33 „
Köln 0,25 „ 1.19 -
Frankfurt a. M. . . oju „ 2,06 .
Die Abfuhr des Hausunrates ist ebenso wie die Ab-
fuhr des Straßenkehrichts im .Submissionswege an Ucher-
nehmer vergehen, welche dafür auf je 1000 Einwohner
und Jahr 300 bis 380 M erhalten Von einem von 441000
Einwohnern bewohnten Gebiet wird der Unrat zur Ver-
brenntingsanstalt geschafft, von dein übrigen 288000 Ein-
wohner zählenden Gebiet, dagegen unter strengen der
Hvgiene Rechnung tragenden Kontrakt -Vorschritten im
Ländgebiei landwirtschaftlich verwerte! Die AMuhl er-
folgt nachts in einfach mit Holzklappen verschlossenen
Wagen.
Für die Kdbelahfuhr aus den nicht an Siele ange-
schlossenen Grundstücken sjnd die lluuwKaseT in dicht-
gemauerten Gniben zu sammeln, deren Inhalt st;i;iisseitig
mittels pneumatischer Apparate entleert wird. Die Fäkalien
solcher Grundstücke werden in Kübeln gesammelt und
ebenfalls staat — eilig abgefahren. I>ic Reinigung der Kübel
erfolgt in dem Abfuhrdepot, in fast geruchloser Weise.
Da* Arhcitspcrsona! der Straßenreinigung besteht aus
etwa 000 Menschen, die Jahresausgaben belaufen Dich
z Zt. auf 1 551 000 M.. denen Einnahmen in Höhe von elwa
179000 M gegenüberstehen. —
Ilm,
31
Preisbewerbungen.
Wettbewerb für einen Harenbauplan für die Stadt Gothen-
burg In Schweden. In No 100 Jahrg. 190a haben wir auf
die*<"-i Preisausschreiben M'htin kurz hingewiesen. Wir haben
nach Einsichtnahme in das Programm nicht \ iel hinzu-
zufügen. Ks handelt sich lediglich um einen Ideenwett-
bewerh fnr die Erweiterung der I lafcnanlagcn für .ver-
schiedene Fahrzeugts pen und sonstige Verkclirszwcckc"
Leider gibt das Programm keinerlei Anhalt, welche An-
sprüche der Verkehr jetzt stellt und nach welcher Richtung
hin ein Bedürfnis zur Entwicklung der Anlagen vorliegt
Eine Beteiligung an dem Wettbewerb bedingt also ein
eingehendes Studium an Ort und Stelle. \ erlangt ist
lediglich ein Einzeichnen der neuen Anlagen in die zur
Verfügung gestellten Pläne t : 8aoo für den Hafen, 1 : 20000
für den Stadtplan, mit den Anschlußlinien der Eisenbahnen ;
Einzelheiten der Kaianlagen, Schuppen. Brücken usw.
sind nicht verlangt, ebensowenig ein Kostenübersehl ag.
Gefordert ist dagegen ein Erläuterungsberieht. Im Preis-
gericht ist das Ausland vertreten durch Chefingenieur
C. J. de Jongh in Rotterdam und Hafcnbmstr. H. C.
Möller in Kopenhagen. Im übrigen gehören demselben
noch als Sachverständige an; J, I, l.aurell, Überstlnt.
a. D im K. Wege- und Wasserbau-Korps in Stockholm,
und StadtbrL ü. Ph. Au, u ist in (Rothenburg. |)cr Hafen-
Iiirektion steht das Ergänzungsrechl bei Verhinderung eines
Preisrichters zu. An Preisen sind ausgesetzt 6000, 4000
und 2500 Kr. izu 1.16 MX I>er freien Entscheidung der
Hafendireklion ist der Ankauf eines weiteren Planes zum
Preise von 1000 Kr. vorbehalten Frist bis 15. Okt. 1904. —
In einem Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Volks-
schule In Bettenhausen liefen 19 Arbeiten ein. Den I. Preis
von 1200 M erhielt Hr. Arch Heinrich Arnold in Kassel;
den II Preis von 600 M. Hr. Arch I-Yitz Schirmer in
Kassel; den III. Preis von 400 M Hr Hcinr. Bangemann
in Kassel. Hie Bausumme betrug 250000 M. l»ie Ent-
würfe sin<l bis 1-5. Jan. im alten Pfarrhausc in Hetten-
hausen «öffentlich ausgestellt Der Wettbewerb war auf
Architekten aus dem Stadt- und Landkreise Kassel be-
schränkt -
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für ein
Weltpostvereins -Denkmal in Bern sind die ( lewinner der
6 Preise des eisten, allgemeinen Wettbewerbes mit Frist
zum 1. Aug. 1004 aufgefordert worden Es nehmen so-
mit Teil die Ilm. E Hund rieser in GharloUcnhurg,
Georg Morin in Berlin, E. Dubois in Gemeinschaft mit
R. Palouillard und R de St Marceau in Paris, ^>wie
Ign Taschner in Breslau in Gemeinschaft mit Aug. Heer
in München und Gui-cppe C'hiattoiie in Lugano Die
Künstler, die eine Entschädigung von je iyx> Fr. erhalten,
»irld nicht au ihren ersten Entwurf gebunden.
In einem Preisausschreiben zur Erlangung von Ent-
würfen für die Durchführung einer Passage, sowie die Ge-
staltung des Gerberplatzes in St. Johann (Saar) liefen 10 Ent-
würfe ein. Das Preisgericht, dem Hr. Prof. Th. Fischer
in Stuttgart als Sachverstandiger angehörte, erteilte ein-
stimmig den I. Preis (800 M I Hrn. Gustav Schmoll, den
II. Preis |6oo M. ) I Irn. Karl Brugger, den III. Preis ( 400 M. I
Hrn. Alb Deezs, sämtlich 111 St. Johann. Ein weiterer
Entwurf des Mm. Hei ter in St. Johann wurde zum An-
kauf empfohlen Der Wettbewerb war beschrankt auf
Architekten der Saar*täd'.e St. Johann - Saarbrücken und
Malstatt-Burbach
Zu einem engeren Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
würfen für die Bemalung der östlichen Wand des großen
Sitzungssaales des Reichstagsgebaudes waren 9 Künstler
eingeladen. Drei Preise von je 1000 M. erhielten die Hrn.
Prof. Art Kampf und Prof W. Friedrich in Herl in, so-
wie Hr. Aug. Jank in München. L'eber die Erteilung
des Auftrages wurde die Entscheidung noch ausgesetzt. —
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die
Anlage eines Nordparlces In Berlin soll durch den Magistrat
von Berlin mit einer Preissumme von zus. 10000 M. ausge-
schrieben werden. Durch den Wettbewerb soll die Mög-
lichkeit versucht werden, für die zukünftige Gestaltung
des hügeligen Geländes neue Gedanken, gegebenen Falles
hervorgegangen aus der Zusammcnwirkung der Garten-
kunst mit der Baukunst, zu gewinnen.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. G. M. In Hagen 1. W. Ein Rechtsmittel Rege»
das bereits am 10 Aug, 1903 verkündete L'rtcil ist ausgeschlossen,
da dessen Zustellung bereits am 39 Sept. ei folgt und damit die
.Nollrist bereits am 39 Okt. 1903 verstrichen ist Ob die Berufung
wurde Erfolg haben können, ist mithin nebensächlich, würde aber
auch nur zu beurteilen gewesen sein, wenn aoUer dem Uauvertragc
noch der Wortlaut der einzelnen infragc kommende,) Schriftstücke
und der volle Schriftwechsel im Prozesse vorgelegen bitte. Das
Uebergewicht der Wahrscheinlichkeit spricht gegen den Erfolg einer
Berufung. Eine Beantwortung der einzelnen Fragen im Schriftstücke
vom 31 De/. iqoj würde den Kaum des Briefkastens erheblich
übersteigen und bietet kein allgemeines Interesse, weshalb solche
abgelehnt wird Die Erstattung eines Kcrhtsgutachtens würde kost-
spielig ccni, weil es eine Uuichsicht der «Amtlichen Schrifislücke
zur Voraussicht halle — K. H e.
Hrn. F. H. in Bamberg. Sic finden in unserem neuesten
Bande der ..Uaukunde des Architekten", im zweiten Band, sechsten
Teil, ein reiches Material über l'osthauten usw., welche« wir Ihnen
für die Bearbeitung der Konkurrenz beir das Verkclirxminiitcriuin*
mit l'ackcthricfpnsunit für München angelegentlich empfehlen. Der
durch uuacre Expedition, KOnij.'gr.Uzerslr. 105, zu beziehende Baud
kostet 10 M. ungebunden.
Inhalt: l'as Wulniiwctir im llauiaarru il» ■■» Maitis /n Srhwtinlurt. --
f.lrr Wirttriaun.au drs Caai|i*tiilr voil Stun Marro Ischlussi. — Y..m Mritlner
l'.irn. Mittciliin-tu aus Vrri-inriL l'reisbcwerbunpen. — liriei- und
Fragekastrn. - Vrrl.an.1 .1. uls. Ih t Vi. ti.lt kirn- und li.-t i.irui -Vrieinr
Hierzu eine Bildbeilage: Das Walzen wehr im Hauptarm
des Mains bei Schweinfurt.
Verlag de, rviilsclien Haiize.tuug, G. m. b II , Berlin. Kor die Redaktion
veraniwortl. Alberl llolmatoi, Hetlin. l>tuck Tod Willi, Greve,
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
VI. Internationaler Architekten-Kongreß zu Madrid im April 1904.
Die von dem Ausschuß des Kölner Yen
Einvernehmen mit dem Verbands -Ausschuß vorbe-
reitete gemeinschaftliche Reise ist nunmehr unter Mitwirkung tler vom Madrider Kongreß-Vorstände em-
pfohlenen „Agence des vovages pratiques* festgesetzt worden, wie folgt:
1 Kleine Fahrt: Ab Köln 2. April morgens 9 l'hr rebernaehtung in Paris, dann Weiterfahrt Iiis
Biarrilz. wo eintägiger Aufenthalt staltfindet. Ankunft in Madrid 5. April. Kongreß in Madrid vt.in 6.
Iiis 13. Ajii il mit Ausflügen nach Toledo, Aleala und Guadalajara, veranstaltet v<»n der Kongi etSleitung
1 vielleicht auch l'seorial um! Aranjucz)
Kuckfahrt von Madrid am 13. abends. Eintägiger Aulenthalt in Burgos mit Ausflug nach dem
Kloster Las iluelgas. Eintägiger Aufenthalt in Bordeaux.
Am 17. April nachmittags von Paris nach Köln, wo Ankunft abends n I hr. (Auf Wunsch können
Teilnehmer auch längere Zeit innerhalb der Dauer ihrer Eahrkai Icu in Paris bleiben I.
2. GroBc Eahrl: Zu der vorbc-chnebenrn kleinen I- alirt Irin 11.1. I1 liin/it eine Kundiei-e Madrid Granada
Malaga Sevilla Ordova Madrid Rückkunft nach KMn am „f> April abends
Die Beteiligung an der kleinen Fahrt kostet S7« Kranken - td. .t06 M , die große Fahrt erfordert eine
Zuzahlung von 3» Franken — rd 260 \1 Kur diese Pauseh/iihlimgcn libeniitmnt <lie „Agence des voyagcs pratiques"
die ItefoKlerung aul der Eisenbahn 111 II . Wagcnklass e 1 Paris Biacntz 1. WagenklasM-i, die Mahlzeiten auf der Reise
in den Speisewagen und Uufettränmen, die Betonierung von und zu den Gasthöfen, Aufenthalt und 3 Mahlzeiten
(2 mit Wenn in Gasthöfen I Kang.'s lauch 111 Madrid», die Fahrten zu Besichtigungen und die Trinkgelder lucrlor,
endlich die Stellung eines deuis. li sprechenden I >. .Imelst hci s
Bedingung ist die Beteiligung voll wenigstens jo Personen an jeder Fahrt. Der Kölner Keist-Atisscliuti
(Ibernimmt auch die Anmeldungen und die Einzahlung der Teilnehmerbetnlge für den Kongreü imi a.s I-r. _(ao M.
30 Pfg ) für die Person. Damen und Gäste können unter denselben Bedingungen an den gemeinschaftlichen Fahrten
sieh beteiligen. Süddeutsche und o-lenvichi»che Faeligciiosscii können sich in Paris allst MieL'.en.
Anmeldungen sind unter Anzahlung von 50 M. fflr die kleinere, 80 M. für die größere Fahrt und
20 M für den KongivlJlx itrag bis spätestens /um 1. Februar zu richten an den Geschäftsführer des
Verbandes. Reg Binstr F Fiseien in Berlin N.W'., Flemmiitgs.tr. 16.
I. A. Der Geschäftsführer: F Kisclcn.
I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 6. BERLIN, DEN 20. JAN. 1904
Camillo Sitte.
|in 16. November 1903 verschied in Wien nach kurzer
schwerer Krankheit im 61. Lebensjahre der Vater
der neuzeitlichen Städtchaukunst: Camilla Sitte.
Gerade als er sich mit einem ihm ergebenen Kollegen
anschickte, der jungen Kunst, die seit 14 Jahren mehr in
der Stille der engeren Kachwelt zu einem viclvcrhcißen-
den Wesen herangewachsen war, einen Tummelplatz vor
aller Welt in Form einer Zeitschrift zu bereiten mitten
heraus aus einer erstaunliehen Schaffensfreudigkeit holte
ihn der Tod. Was Camillo Sitte als schaffender Architekt
und als Städtebaukünsller, was er theoretisch und durch
die Ausführung geleistet hat, im Zusammenhang und ab-
schließend zu würdigen, kann jetzt noch nicht und vor
allem nicht in der Beengung eine- Artikels unsere Auf-
gabe sein. Erst wenn die Bewegung, die von ihm ihren
Anstoß erhielt, zu einer gewissen Ku.ie gelangt sein wird,
ist der Zeitpunkt gekommen zu prüfen und das Ergebnis
zu ziehen. Fleute ist es lediglieh unsere Pflicht, zu erzählen,
was wir vom Lebenslauf des verehrten Manne- wissen,
uns zu erinnern, wie die Lage der Dinge war, als er mit
seinem Wort die Kunst des Städtebaues vom Schlafe er-
weckte und schließlich, welche Entwicklung diese unter
seinem Einfluß genommen hat.
Camillo Sitte wurde als der einzige Sohn des Archi-
tekten Kranz Sitte im Jahre 1843 in Wien geboren, be-
suchte dort die Schulen und absolvierte 1863 das Piaristcn-
Cvmnasium. In der akademischen Freiheit, die darauf
folgte, entwickelte sich gleich von Anfang an die merk-
würdige Vielseitigkeit, welche uns bis zu seinem Knde
besonder* im persönlichen Verkehr immer wieder über-
raschte. Da- Kachstudiuni allein genügte ihm bei weitem
nicht. Philosophische und ästhetische Studien (bei Zimmer-
mann und Eitelberger) und mehrere Semester hindurch
ausgedehnte Arbeiten im anatomischen Seziersaal des Prof.
1 I vrtl gingen nebenher und als einem echten Jünger seiner
Kun-t war ihm auch da* klingende Kelch der Sehwester-
kimst vertrautes Land. Ein tüchtiger Cellist, wirkte er nicht
nur in Konzerten mit, -nndern versuchte er sich sogar
eine Zeit lang als Musiklehrer. Diese musikalische Tätig-
keit vermittelte ihm die Freundschaft Hans Richters, Josef
Sucher'« in Berlin und Kranz Fischer'* in München. Zur
selben Zeit wirkte Sitte, gewiß ein Zeichen ungewöhnlicher
Vielseitigkeit, als Lehrer der Kunstgeschichte an ver-
schiedenen Privatschulen.
Im Jahre 1875 berief den jungen Mann «las K. K.
taten». Ministerium für Kultu- und Unterricht zur Gründung
der Salzburger Staatsgewcrbcsehulc, welche er dann bis
1883 als Direktor leitete. Von dieser Zeit ab verwaltete
er das gleiche Amt an derK. K. Staatsgewerbeschule in Wien.
Dem Glänze von Camillo Sitte'* Bedeutung als Städte-
hauer gegenüber erbleichen die Arbeiten dieses schaffens-
freudigen Lebens auf den übrigen Gebieten. Immerhin
wäre es eine Unterlassungssünde, sie nicht zu erwähnen.
Schon mit 38 Jahren war Sitte auserlesen, ein stattliches
Werk in der Mechitaristenkirchc in Wien zu errichten,
ein Jugendwerk, das er noch in der letzten Zeit seines
l-cbons (1900) auf eine in unserer Zeit wohl einzig da-
stehende Art und Weise zur Vollendung bringen konnte,
indem er den Innenraum mit figürlichen Kompositionen
ausschmückte. Alle Kartons zeichnete Sitte selbst, wozu
er sein unermüdliches Studium im Aktzeichnen wohl ver-
werten konnte, und einen großen Teil des Figürlichen
führte er mit eigener Hand aus.
Diese frühe Periode, zu der etwa noch der Entwurf
eines leider nicht ausgeführten Theater« zu zählen wäre,
wurde abgebrochen durch die ausschließliche Amtstätigkeit
in Salzburg, und erst als Sitte wieder nach Wien zurück-
gekehrt war, fand sich für ihn Gelegenheil, einen weiteren
Kirehcnbau in Tcmcsvar 118831 auszuführen, wie die erst-
genannte Kirche in den Formen der deutschen Renaissance.
Ks war der gründlichen und leicht schaffenden Art Sitte *
entsprechend, daß er sich mit dem rein Architektonischen
nicht begnügte. Nicht nur die farbige Ausschmückung
ging bei seinen Bauten, wie erwähnt, aus seiner eigenen
Hand hervor, sondern auch die ganze übrige dekorative,
plastische und bewegliche Ausstattung überließ er nicht
Anderen. So hielt er es bei einem Jagdschloß, das er im
Jahre 1883 in Zbirow baute, wo er Glasfenster, Lüster
und' Möbel entwarf und dekorative Figuren sogar selbst
modellierte. An- und Umbauten im Schlosse Sicrndorf
bei Wien und eine Kapelle an diesem Orte, sowie viele
andere kleine Arbeiten gingen nebenher. Die nun folgende
zweite Paus«? jn seiner Bautätigkeit läßt sich leicht mit den
Vorbereitungen für das Buch über den Städtebau erklären.
Krst die fünf letzten Lebensjahre Sitte'* waren wieder
durch Bauausführungen bereichert, deren Ort Odcrfurt-
Privorz war. Hier erbaute er 1897 09 ein Rathaus und
die Kaiser- Jubiläums- Marienkirche, in der die gesamte
Einrichtung von seiner Hand gezeichnet wurde. Soweit
ging seine aufopferungsfreudige Kunstliebe, daß er seine
Ferien daran gab. um auch hier wieder mit dem Pinsel
in der Hand selbsttätig seine Entwürfe für die Ausmalung
der Kirche zur Ausführung zu bringen.
Wenn wir nun daran gehen, die Bewertung Sitte'* int
Gebiete des Städtebaue* zu würdigen, so wäre e* am
Platze, des Längeren davon zu reden, welche Zustände
vor dem Erscheinen seines Buches herrschten, damit die
Gegensätze, das Charakteristische der Wirkung klar zutage
treten. Gerade dafür aber, glaube ich, fehlt uns noch der
notige Abstand zur objektiven Betrachtung. F.* ist mehr
das sichere Gefühl, etwas erstaunlich Wichtige* miterlebt
zu haben, das uns beherrscht, als die klare Erkenntnis,
worin die Notwendigkeit einer so schlagenden Wirkung
gelegen haben mag. Wenn ich dies ausspreche, so ist aller-
dings die Einschränkung notwendig, daß für die Näherstehen-
den das Wirken Sitte'* Perspektiven auf künstlerische Mog-
lichkeilen eröffnet hat, die sehr weit abliegen von der heu-
tigen Art des offiziellen Architekturbetriebes Das alles
will Zeit haben und die Zeit ist's auch, deren immer neu
befruchtendem und Blüten und Fruchte bringendem Weben
Sitte mehr Verdienst an dem, was er erreicht hat, zu-
*ehrieh, als seinem Geiste selbst.
„Wenn die Not am größten . . . ." Daß die Not de*
Städtebauens in den 70er und 80er Jahren immer mehr
gewachsen war, können wir heute wohl schon sagen, ohne
die Objektivität zu verleugnen. Man hatte das wohl er-
kannt und strengte .allen Witz an, um einen Ausweg zu
finden; man fand auch einen Weg. Leider war es aber
kein Ausweg, sondern ein Holzweg, und dieser hieß: die
Wisscnschaftlichkcit. In Kurzem wurde ein mächtiges Ge-
bäude von Systemen aller Art errichtet. Alles war ver-
treten, Naturwissenschaft, Technik, Volkswirtschaft - fehlte
leider da* Herz, das alle diese todten Systeme mit warmem
Blute hätte erfüllen können; e* fehlte die Kunst, oder
nennen wir's anders, es fehlte das natürliche Gefühl.
Man möchte freilich zaudern, natürliches Gefühl und Kunst,
Baukunst im Besonderen, heule in einem Atem zu nennen.
Das gehört eben auch zu den Perspektiven, in denen eine
Baukunst ohne Examina und die Last des offiziellen Be-
triebes zu ahnen ist.
1889 erschien „De r Städ te bau n ae h sei 11 c 11 künst-
lerischen G ru nd sätz e n , ein Beitrag zur Lösung mo-
derner Kragen der Architektur und monumentalen Plastik
unter besonderer Beziehung auf Wien, von Architekt
Camillo Sitte, Reg.-Rat und Direktor der K. K. Staatsge-
werbesehule in Wien." Die zweite Auflage folgte noch
im gleichen Jahre Bezeichnend für die in diesem Werke
verfolgte Absicht des Verfassers ist ein Satz der Einlei-
tung Sitte spricht von der Wirkung antiker Platze im
Allgemeinen und des Forums in Pompeji im Besonde-
ren. „An einer solchen Stelle begreifen wir auch die
Worte des Aristoteles, der alle Grundsätze de* Städte-
baues dahin zusammenfaßt, daß eine Stadt so gebaut sein
solle, um ilic Menschen sicher und zugleich glücklich
zu machen Zur Verwirklichung des letzteren dürfte der
Städtebau nicht bloß eine technische Frage, sondern müßte
uoyi
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im eigentlichsten und höchsten Sinne eine Kunstfragc sein.
Das war er auch im Altertume, im Mittelalter, in der Re-
naissance, überall da, wo überhaupt die Künste gepflegt
wurden. Nur in unserem mathematischen Jahrhundert
sind Städteerweiterungen und Städteanlagen beinahe eine
rein technische Angelegenheit geworden, und so erscheint
es denn wichtig, wieder einmal darauf hinzuweisen, daß
hiermit nur die eine Seite des Problems zur Lösung käme,
und daß die andere Seite, die künstlerische, von minde-
stens ebenso großer Wichtigkeit wäre."*
So bescheiden dieses Programm klingt, so wirkungsvoll
ist «die Art der Durchführung und so umfassend ist die
Fülle des Materiales, das hier verarbeitet worden ist. Kaum
ein Gebiet des gesamten Städtebauwesens gibt es, das
nicht wenigstens gestreift wäre und zwar mit Worten,
welche die erschöpfende Behandlung schon zum grüßten
Teil in sich tragen. Seinem Vorsatz nach freilich wollte
Sitte weder historisch noch kritisch arbeiten, sondern nur
„alte und neue Städte rein kunsttechnisch analysieren, um
die Motive der Komposition bloßzulegen, auf denen dort:
Harmonie und sinnberückende Wirkung, hier: Zerfahren-
heit und Langweiligkeit beruhen* Kr wollte weiter
nichts, als durch diese Untersuchungen .womöglich einen
Ausweg finden, der uns aus dem modernen Häuserkasten-
Svslem befreit, die der Vernichtung immer mehr anheim-
fallenden schönen Altstädte nach Tunlichkeit rettet und
schließlich auch selbst den alten McislerleisUmgen Ähn-
liches hervorbringen ließe". In Wahrheit konnte es nicht
ausbleiben, daß die eingehende Vertiefung in die Materie
den Verfasser dazu führte, auch außer der „kunsttechni-
schen Analyse" eine ganze Reihe glänzend durchgeführter
historischer Untersuchungen und rein technischer Sach-
prüfungen zu bringen. So ist gleich in der Einleitung die
Abhandlung der Krage, warum unsere öffentlichen Plätze
des wirklichen l,cbcus und damit der künstlerischen 15c-
deulung entbehren, ein Kapitel feinster Ueberlegung und
eine Probe kräftigster Darstellung
Ks kann nicht meine Aufgabe sein, hier den Inhalt
des Buches zu rekapitulieren; darf man doch annehmen,
daß es alle Fachgenossen durch eigenes Studium kennen
oder sollte der Umstand, daß fast überall im Deutschen
Reiche noch nach der alten -Schablone weiter gearbeitet
wird, daß unsere Großstädte erst ganz vereinzelte Zeichen
der Besserung aufweisen können und daß unsere Klein-
städte mit einer erschreckenden Zähigkeit weiter liniiert
werden — sollte dies ein Beweis dafür sein, daß Camillo
Sitte's Werk noch so wenig bekannt ist? Sollte man da-
raus, daß außer in Bayern und in Hessen, soweit ich unter-
richtet bin, in keinem Bundesstaat dem Architekten, der
hier vor allem zu sprechen hätte, ein maßgebender Ein-
fluß auf die Bebauungspläne eingeräumt wird, sollte man
daraus schließen, daß dcr„Städtcbau" auch zu den Büchern
gehört, die viel geloht aber wenig gelesen werden? Die
Schlußvignette im Buche Camillo Sitte's ist eine geflügelte
Schnecke; vermutlich von seiner eigenen Hand, denn
diese gemütliche und überlegene Art der Satvre sähe ihm
ähnlich. Er kannte wohl die Well und erwartete von ihr
und in Sonderheit von dem seines untadelhaften Bc-
harrungs-Vemiugens frohen Teil der Welt, der sich mit
kleinen und großen Titeln ausstaffiert, nicht mehr, als ein
kluger Mann erwarten kann. Von Resignation aber war
Sitte gleichwohl himmelweit entfernt. Eine Begeisterungs-
fähigkeit sondergleichen, eine Lebhaftigkeit der ''Auffassung
und der Mitteilung und auch einmal vor Derbheiten nicht
zurnck-sehreekende Offenheit waren die Eindrücke, welche
man von der Persönlichkeit gewinnen mußte. Kr gehörte
zu denen, die ganz selbstverständlich die Kühl ung in der
Unterhaltung nehmen, immer voll von überraschenden,
wohl auch verblüffenden Ideenkombinationen und über-
sprudelnd von seinen Plänen, deren Universalität manch-
mal geradezu für uns spezialisierte Menschenkinder etwas
Beängstigendes halte. Von den Plänen und den noch nicht
in die Oeffemlichkeit gelangten Ideen r<bcr wäre noch
Manches zu sprechen. Zum Glück haben wir durch die
Person des Sohne-, dc> Architekten Siegfried -Sitte- in
Wien, die Gewißheit, in Halde eine Ernte nach der an-
deren von den wohl be-tclltcn Feldern des Nachlasses
eingebracht zu sehen. Einige Andeutungen mögen des-
halb hier genügen: Nach dem „Städtebau", der. wie ich
hier beiläufig bemerken will. 1902 in einer französischen
Ucbersctzung von Camille Marten in Genf erschienen ist
und deren englische Ausgabe George I looker in Chicago
vorbereitet, war Größeres nicht mehr erschienen; aber
ans einer Keihe von kleinen Arbeiten konnte man er-
sehen, daß in der Gcdunkcnwerkstatt Sitte's kein Säumen
war. Ein Artikel der Hamburger Zeitschrift „Der Lotse"
KQ01) mit dem Titel „Großstadtgrün" brachte eine will-
kommene Ergänzung zu dem Buche, und von seinen
Studien außerhalb des engeren Gebietes des Städtebaues
3-1
legen kleinere Arbeiten Zeugnis ab, wie die interessante
Broschüre über „Farbcnharmonic" (Selbstverlag! und eine
ganze Reihe von Vorträgen und Zeitungsartikeln, welche
die verschiedensten Gegenstände umfaßten. Einige Titel
geben einen Begriff davon, wie weit Sitte die Grenzen
seines Nachdenkens steckte: „Richard Wagner und die
deutsche Jugend", „Ucbcröstcrrcichischc Bauernmajoliken",
„Ueber die neue kirchliche Architektur in Oesterreich"
u. a. m. Es geht kaum an. von einem fast übermäßig groß
angelegten literarischen Plan zu sprechen, ohne genauere
Kenntnis des vorhandenen Materiales zu haben, als sie
mir zur Verfügung steht Immerhin wäre es aber eine
Unterlassungssünde, davon ganz zu schweigen, daß Camillo
Sitte sieh mit der Herausgabe eines „Siebenteiligen Kunst-
theoretischen Werkes" trug, das wohl als eine Nachfolge
von Semper'* „Stil" aufgefaßt war Darinnen wollte er
das Ergebnis all' seiner Studien niederlegen. Aus dem
in über 200 Kassetten wohl geordneten Notizenmatcrial,
dem auch einzelne schon ausgearbeitete Kapitel und viele
Dispositionen angehören, wird wohl nur ein ganz Einge-
weihter eine lebendige Vorstellung des gigantischen Planes
erwecken können. Vielleicht gelingt dies dem Sohne;
Glücklicher scheint es mit einem anderen Entwürfe
zu stehen: einer Folge und Ergänzung des „Städtebaues",
Wenn im ersten Bande vorwiegend die künstlerische Seite
der Materie behandelt worden war, sollte dieser IL Band
die wissenschaftlichen, die hvgienischcn und die volks-
wirtschaftlichen Seiten des Städtebaues umfassen. Sicheren
Nachrichten zufolge ist dieses Werk so weit gediehen, daß
es Hr. Siegfried Sitte in nicht zu ferner Zeit vollenden
und der Fachwelt übergeben kann. Außer den literari-
schen Plänen hat der Tod noch eine Reihe architektoni-
scher Entwürfe abgeschnitten, die vielversprechend be-
gonnen wurden. Erwähnen müßte man die große Villen-
anlage Maricntal bei Hainfeld, ein Sanatorium für Graz,
eine Platzanlage für Polnisch - Ostrau, die sehr charakte-
ristisch für die Art Sitte's als dreisätzige Symphonie ge-
dacht war: Bezirksgericht (ernst) — 1. Satz; Pfarrhaus
(heiter) 2. Salz, und Kirche (ernst) 3. Satz. Schließ-
lich noch eine zweite StaaLsgewerbeschulc für Wien und
das einzige Konkurrenzprojekt, das er zeit seines Lebens
verfaßte: die Kaiser - Jubiläumskirche. Viele Männer im
Alter Camillo Sitte's, wenn sie der Toxi abruft, haben
ihre Schaffensperiode hinter sich und die Trauer über
ihren Hingang hat den Keim des Trostes in sich. Hier
aber sahen wir einen fallen, der noch lange nicht fertig
war mit seinem Werke; noch ein Lebensalter hätte kaum
genügt, all das, was in ihm zum Lichte drängle, in die
Welt der Erscheinungen zu bringen. Undankbar aber
dürfen wir deshalb gegen das Geschick nicht sein, denn
was er fertig brachte, ist schon weitaus genug, um ihn
zu einem unserer Besten zu machen. Er selbst hatte noch
die Genugtuung. Früchte abzunehmen von dem Baume, den
er gepflanzt: es ist nicht vergessen, welchen Einfluß sein
Buch auf die Erhaltung mancher schönen alten Stadt, z. B.
Nürnbergs und, wenn ich recht berichtet bin. auchVenedigs
ausübte: Bei zahlreichen Konkurrenzen konnte Sitte seine
freie künstlerische Anschauung 111 die Wagsehale legen
und in verschiedenen durch die Behörden genehmigten
Bebauungsplänen, wie in Olmütz, in Tc>chcn. Reichen-
berg, Mährisch - Ostrau, Odcrfurl-Pi i\ orz und Marienbcig
wird seine Arbeit gute Früchte tragen.
In diesen Tagen hat Camillo Sitte noch einmal zu Ulis
gesprochen im ersten Heft der neuen Zeitschrift „Der
Städtebau", die er. wie eingangs erwähnt, vor seinem
Tode in Gemeinschaft mit I_aiidcsbrt Th. Göcke in Berlin
gegründet hatte. Der Artikel mit der Uebersehrift „Ent-
eignungsgesetz und Lageplan" ist erst zur Hälfte erschie-
nen, aber schon jetzt ist darin eine erlösende Tat zu er-
kennen. Ich fühlte es als eine Freude ganz besonderer
Art, daß der verstorbene Meister darin mit ebenso viel
sachlicher Ruhe als Entschiedenheit gegen die Kleingläu-
bigen auftritt, die. weil sie sich in eine Sackgasse ver-
laufen haben, nun nach der Polizei rufen, die die Wände
durchbrechen soll, um ihnen den Ausgang frei zu machen.
Je welliger ein Bebauungsplan wert ist, desto mehr be-
darf er der Entcignungsgcsctzc. In unserem Streben nach
natürlich-vernünftigen Plänen wäre ein leicht in Bewegung
zu setzender Enlcignungsapparat nur eine neue Hemmung,
schwerer noch als die anderen, die noch immer die Bau-
ordnungen schmücken, wie die „tunliehstc Geradfuhrung",
das Einhalten der Baulinien u. a. m. Die Freiheit, welche
F^nteignungsgeselzc dem Bauplan- Entwerfer verschaffen,
ist trügerisch. Wollen wir hoffen, daß die Worte des
Toten eindrucksvoll genug seien, uns vor dem Ucbcl zu
bewahren; das wäre ein würdiger Schluß dieses frucht-
baren Lebens. —
Stuttgart, im Januar 1904 Theodor Fischer.
No. 6.
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Wasserturm in Rastatt.
Architekt: Professor Friedrich Ratzel iu Karlsruhe.
er hier veröffentlichte Wasserturm in Rastatt, der Charakter der Stadt trefflich angepaßte Form zeigt Der
nach den Entwarfen des Architekten Prof. Friedr. Turm hat einen unteren Durchmesser von 12 °> und steigt
Ratzel in Karlsruhe errichtet wurde, darf auf ein bis zu einer Höhe von 50 m an. Er besteht aus verputztem
weitergehende-- Interesse Anspruch erheben, weil er nach Hacksteinmauerwerk, unter sparsamer Verwendung von
dem künstlerisch wenig -1 liuiien Sy-tem Intze mit der hellem Sandstein. Das Dach ist mit roten Ziegeln und mit
starken Einschnürung unter dem Wasserbehälter konstruiert Kupfer eingedeckt. Die Maukosten de> eigenartigen Wcr-
ist, im AeuUeren aber eine künstlerisch interessante, dem kes betrugen ohne Behälter rd. 61 000 M
20 Januar 1904.
35
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. In der an) Ii Dez 1903
unter dem Vorsitze des Hrn. llinckeldcvu abgehaltenen
Sitzung hielt Hr. Oder einen Vortrag Uber „Die neuen
Alpenbahiicn in Oesterreich". Nach einem kurzen
Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung der Alpen-
bahnen in Oesterreich wandte sich der Vortragende zur
Besprechung der neuen Linien, die augenblicklich zur Er-
gänzung des beziehenden Netzes ausgeführt werden und
vor allem eine bessere Verbindung mit Tric-t herstellen
sollen An der Hand der Statistik wies er naeh, wie
wenig zufriedenstellend die Entwicklung des Verkehres
im llaupthafen der Oeslerr. Monarchie im Vergleieh zu
der anderer Häfen gewesen sei. In erster Linie sei dies
darauf zurückzuführen, daU es hier an einem eigenen
industriell hoch entwickelten Hmterlande mangele, und
dal» Tuest gezwungen sei, seine Tätigkeit auf solche Ge-
biete zu erstrecken, die von der See durch bedeutende
Kutfcrnungen und natürliche Hindernisse getrennt sind.
Pie neue Bahnverbindung soll dazu dienen, das Attraktions-
gebiet zu erweitern I >cr Vortragende wandte sich sodann
der Schilderung der Linien 1111 Kinzelnen zu, die er im
Sommer des Jahres mit Empfehlungen des österr. Eisen*
bahnmittislers Hrn. von Witteck beieist hatte. Ks sind
dies die „Taue r 11 bah 11 " d. h. die Strecke von Schwarz-
ach St. Veit an der (iiselabahn tluivh's ( iasteiner Tal nach
Müllbrücken an der Piistertalbahn. die .Karawanken-
bahn" d. h. die Strecke von Klageufuil bezw. Villacb
nach A — ling, sowie endlich deren unmittelbare Fortsetzung
nach Tricst. die sogen. „Woche i nerbahn Die Strecke
Schwarzach St. \'eit (iastein soll bereits im nächsten
Jahre, die Keslstrcckc (fastein Mollbrücken dagegen erst
im Jahre 1908 eröffnet werden. Die Inbetriebnahme der
übrigen Linien ist Ende 1905 in Aussieht genommen. Art
der Hand zahlreicher Lichtbilder wurden die verschiede-
nen Bauausführungen, insbesondere die Installation*- An-
lagen der groben Tunnel ausführlich besprochen. Zum
Schlüsse gedachte der Vortragende mit wannen Worten
der herzlichen Aufnahme, die ihm seitens der Österreich
Kaehgeiiossen zuteil geworden sei, sowie ihrer ebenso
sachkundigen als liebenswürdigen Führung bei dem manch-
mal etwas beschwerlichen Studium der interessanten und
gefährlichen Arbeiten. Insbesondere sprach er dem ge-
nialen Leiterder Bauarbeiten. Ihn. Baudir. Wurmh, seinen
Hank aus für das freundliche Kntgegeitkommen und die
L'eberlassung von Materialien für die Ausarbeitung des
Vortrages. Mit herzlichen Wünschen für das (ieliugen des
grollen Werkes »ehloU der Redner seine Ausführungen.
Den SchluU der Sitzung bildete die Beurteilung zweier
Monat» • Wettbewerbe Der eine betraf den Kntwurf zu
einem Hubtor für eine Schleuse Hr. I'. Gerhardt
erstattete den Bericht Ks war nur eine Bearbeitung ein-
gegangen, der ein Veiciiis.nidcnkcn zugebilligt wurde;
Verf. I Ir Keg.-Binslr. Ziegler in Kiosscn. Die zweite
Aufgabe betraf den Kntwurf zu einer Dorf sehän kc, zu
welcher 17 Arbeiten vorlagen Namens des Ausschusses
erstattete Hr. Herrn. (iutii den Bericht. Vier Arbeiten,
nämlich den Umwürfen der Hrn. Reg -Bfhr Fr Lahrs
\u Kntw.t, Ueg Bnistr Fritz Schultz und Kcg -Bntstr.
Kiehl, sämtlich in Berlin, wurde je ein Vereinsaridenken
ziterkannL
Vermischtes.
Das Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft
und Technik in München, welches dazu bestimmt ist, den
Einflut) der wissenschaftlichen Forschung auf die Fort-
schritte der Naturwissenschaften und di r Technik und die
historische Entwicklung der verschiedenen Industrien in
Deutschland zu zeigen, hat durch Krlnli des Prinz regenten
von Baven« vom 28. De/ ic-o j als eine Anstalt des ollem-
liehen Rechtes die Rechtsfähigkeit erhalten Gleichzeitig
wurden die Satzungen genehmigt. Das Museum wird
ohne Zweifel ein Lehr- und Erziehungsmittel tnr iias
ganze Volk werden Für einen Neubau ist durch die
Stadt München ein Bauplatz an einem der schönsten
Blinkte Münchens zuge-agt Wir werden aut.hc Organisation
des Museums 11..H1 -eh-gentlich emin.il zurüekk ich.
Zu einer Erweiterung des Germanischen Nationalmuseums
In Nürnberg wid <be Berliner Plh^-cluifl die Mittel he-
schiifl. n Im Jahre i'M-j wurde .Um Museum <ler längs
seiner Front .1*1 <ler Franectorgasse entlang ziehende Teil
der Stadtmauer mit Zwinger und |- cs'utig-graben von der
Stadt Nürnberg als ( ie-clu-nk ubei lassen, hssi-nwein schon
hatte die Absicht, durch mehrere Brucken zum Wehrgang
der Stadtmauer das groL'.e ( /elandc mit der Baugruppe des
Museums zu verbinden, um au! demselben mittelalterliche
Vertcidigungs-Ma-chmcn in ihrer wirklichen Verwendung
zu zc:-i 11. Die \ 'erließe der Türme, die Mauer, der Zw inger
sollten mit alten Kriegswerkzeugen, Wurfmaschinen, Hau-
bitzen usw. beseut werden und dem Beschauer ein Bild
mittelalterlichen Befesligungswesens im Urbild darbieten.
Der Hau scheiterte bisher an den fehlenden Mitteln. Diese
will nunmehr die Berliner Pflegschaft versuchen aufzu-
bringen, um durch Krriehtung der ersten Brücke über die
Frauentorgasse zur alten Stadtmauer dem Museum einen
wichtigen Bestandteil zu gewinnen, der ihm zwar schon
gehörte, aber durch ilic l ngunst der Verhältnisse nicht in
Benutzung genommen werden konnte. Die Entwürfe für
die Brücken stammen noch von Essenwein, welcher auch
die Anfanger der Brücken bei den Neubauten bereits Vor-
mauern lielJ Der schöne Plan verdient die wärmste Unter-
stützung aller Freunde des Museums.
Chronik.
Ueber einen Schiffahrtskanal von der Ostsee zum
Schwarzen Meere, mit welchem »ich die russische Regierung
wirdc 1 holt beschäftigt hat, bringt der .Enginecr* die Nachricht,
das* ein amerikanisches Syndikat der russischen Regierung das
Angebot gemacht habe, diesen Kanal fflr 640 Mill Mark auszufQhien,
tl. Ii erheblich billiger als bisher geschätzt. Der Kanal soll auch
Kriegsschiffen den Durchgang sichern —
Der Bau des Künstlerhauses In Nürnberg wird nach einem
Knlwurfe des Stadt. Architekten O. Sccgy demnächst begonnen und
zur Nürnberger Ausstellung des Jahre« 1906 vollendet sein. Zu
den Baukosten von 600 coo M, liegen private Sammlungen von
jcooco M sowie ein stadt. ZuschuU von 100000 M bereit. Das
Künstlerin««» »oll Vcrwaltungsraumc, Ausstellungsräume (<lr die
»litdt. Gemäldegalerie und ilic Sammlung des Albrcchl-DOrer-
Verein«, snwic ein Restaurant enthalten —
Ein neues Gebäude der kgl. Bank In Ludwigshafen »t
«m n lli i 1003 se.ner Beslinimung fibergeben woiden. Das Gebäude
ist nach den Fnlvvurfe.-n des Hrn. Prol. Albert Schmidt in München
ausgeführt —
Der Bau eines neuen Ober-Realschul-Oeb8udes in Steglitz
ist nach dein Fntwuife des Hui. Reg.-Bmstr Blunck mit einem
Aulicnde von 620 coo M. sowie von 3 j 000 M. für ein Wohnhaus
des Direktors in Aussicht genommen. —
Ein neues Rathaus für Mannheim soll durch Umbau des
Kaufhauses gewonnen werden. Die l'nibaukostcn sind mit 1,5 Mill
Mark veianschlagt —
Die Einweihung der neuen Christuskirche In Heidelberg,
nach tinrm F.ntwuif des Hin Bit Bcliaghcl in Hr Idelberg im
Stile der RenaisK.il cc cniihtct, tat nm 3 Jan 1004 stattgefunden. —
Ein Pettenkofer- Haus und -Denkmal soll nach den Ab-
lichten eines bez. Kumilce» auf der von der Stadtgemcinde Meirichen
abzutretenden Isailust erstehen —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Den Postbitn. Stüler in Kobiem und
Trenn w in Berlin, soaic dem l'ostbrt. a. D- Neu mann 111
Krfurt ist der Char als lieh. Rrt verliehen.
Den Garn -Bauinsp. Docje in Stettin, Socnderop in
Kussel, Sonnen bürg in Schwerin, Hahn in Hannover, M a u r •
mann in Karlsruhe, Sorge in Spandau, P o 1 a c k in Altona,
Srliu Itze in Berlin iGaidcko.ps) . Btlsihcnhagcn in Stiiill-
burg i K , K 11 i r c k in Bonn, R a h m I o w in Gumbinncn, Ad
Meyc 1 in liier, Stuckhardt in Str.Hburg 1 F. , S . h o 1 z e in
Graudcn-, P a e |> k e in Metz, W e i n I i g in Frciburg i B , H a u ti-
li 11 e t Ii t in Berlin, L i c Ii 11 c r in Posen, Lieber in Stmüburg,
G il t Ii t in Thum, llallb-ucr in Breslau, R 1 < n l e r in Spandau,
II a g e m a ii 11 in Altona, Weilrod in Potsdam u l'rnut 111 a n 11
in Torgau i-t der Onir ah Bri. mit dem persönl Range der Rate
IV Kl. verliehen.
Vetse'il sind: Die Garn llnuinip char Brt Schneiderin
Stullgart zur Kmptlnteml und Brtiunbelr. in die LokahBau-
bcuniienstc-Jlc Stiittgatt
Der Mar. Si hilllmistr. Petersen in Kiel ist nach Berlin zur
Dienstleistung im Reichs Mar. -Amt veisetzt.
Bayern. Der Reg - 11 Kr.-Kil Brenner, Vorst, des K. Wasser-
versorg. Hin ist z. Ob Bit. btföiüeit.
Hessen. Der Kunsis. hr Llisttllcr und Verleger Alex. K o r Ii
in Dainistadt ist zum Ik'iiat ernannt
PreuOen. Die Reg -Bfhr. Otto Mnchwirth aus Chat. Saliiis
lud Ad Seidel au> Iterhn (Hnelibfclc), — Ad Selig aus Gut
II...I.111 und Wilh. Riepe aus llilckcr (Wasser- u- StraUenbfeh >,
-- Wdh. Krem au* Salzungen, z\lex. Linke und Rud. Fat keil
aus Hannover i Kisenbleh.), ■ und Wilh. Wurl aus Hrombcrg
tMa-eh -Bich.) xjiiil zu Reg.-Bmstrn. ernannt.
Sachsen. Den Fin • 11. Rrln II übler bei der Straften- u.
\Va»ei-Huuvciwu!lg. und Schmidt bei der Hochbauverwaltg ist
ilcr Tit. und Rang als Ot> -Brt. verliehen.
Der Reg.-Btcir. F.iwin Berndt ist z. ctalm. Rcg.-Bmstr. bei
■ ler Kgl SlraUen- und Wusser-Bauinsp I in Pirna eiiianut.
Der Rcg.-Bmstr. Grube ist behufs Uebertrttts zur Baudir des
Kgl Minist des Inn. aus dem Dienste d Hochbauverwaltg entlassen.
Württemberg. Dem Rcg.-Bmstr. Hahn ist die Abt -log, -Stelle
bei der Fiscnb.-Uauiiisp. Reutlingen übertragen. — Dem Reg.-Bmstr.
D o 1 1 i n g e r bei der DomAnen - Dir. is« die n»> hges. Kntlass. aus
dem Staatsdienst gcwAhit. —
Der (lb -ln-p, lit Bit. Stahl ist z Bit bei der Gen -Dir der
Staalscisenb befördert
Inhalt: 1 :.ool|o s.tte Wuso-rturm 111 KasUlL Mitteilungen au»
Vereinen — \ er Uli- lites. — llumnz. - fe. s.h:jiI-Nai Ih n'hleii.
\Vi!j; der llr.itHelirii rt»iizeil-ini. Ii m. Ii II . Bei hn. Kfli die Kedaklion
vennmonJ. Aibcn llofmanii, Hrrlin. lnu.lt vou Wilh. Greve, Herun.
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Thür
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 7. BERLIN, DEN 23. JAN. 1904
Umwandlung der preußischen und sächsischen Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig.
Von Paul Bischof, über- und Geheimer Baurat in Halle a. S.
Bei der getrennten Lage der Bahnhöfe sind zum
Uebergang der Guterwagen von citier Linie zur ande-
ren mehrere kurze Verbindungsbahnen angelegt, die
meist in den preuß. -sächsischenUcbergabe-Bahnhof ein-
münden, sodaß der Uebergang von Fahrzeugen der
Richtungen von Bayern Ober Hof, von Bayern über
Zeitz-Gera, von Magdeburg und von Thüringen einer-
seits nach Dresden, nach Berlin und Eilenburg ander-
seits, sowie der LVbergang der drei letzten Stationen
unter sich nur über den Uebergabe-Bahnhof mAglich
ist. Die von Süden und Westen auf dem außerhalb
ilrs Stadtgebietes gelegenen Vcreinigungs - Bahnhof
Leutzsch von Probstzella-Gera hezw. Erfurt-Korbetha
eingehenden Güterzüge werden daselbst auf mehr als
ungenügenden Anlagen getrennt. Die Wagen gehen
einesteils für den Ortsverkehr nach dem Thüringer
Bahnhof, anderenteils werden sie über die unweit des
Haltepunktes Gohlis-Möckern von der Thüringer Strecke
abzweigende Thüringer Verbindungsbahn nach dem
Uebergabe-Bahnhof oder über diesen unmittelbar nach
Schenefeld überführt, eine Arbeit, die der Thüringer
Bahnhof und seine nachstehend beschriebene Verbin-
dung mit dem Uebergabe-Bahnhof durch den Magde-
burger Bahnhof keinesfalls leisten konnte.
Ein weiterer Verkehrsaustausch findet statt zwi-
schen dem Thüringer Innenbahnhof und dem Magde-
burger Außenbahnhof | Eutritzsch 1 für den Ortsverkehr
und für die Richtung von und nach Halle, sowie für
die nach der Betriebswerkstatt auf dem Thüringer Bahn-
hof bestimmten Reparaturwagen, über die zwischen
beiden Stationen liegende kurze Verbindungsstrecke.
Von der Linie Magdeburg-Halle-Leipzig eingehende
Güterzüge enden auf dein Magdeburger Außenbahn-
hof (Eutritzsch) und werden dort getrennt. Die An-
lagen hierfür sind äußerst mangelhaft. Dann gehen
die Sendungen nach dem Innenbahnhof oder sie
werden für den weiteren Lauf entweder nach dein
Thüringer oder — auf einer besonderen Verbindung*
strecke - ■ nach dein Uebergabe - Bahnhof überführt.
Die Güterzüge aus der Richtung von Berlin und
Zerbst Ober Bitterfeld fahren auf dem Berliner Bahn-
hof ein. Soweit die Güter nicht für den Ort bestimmt
sind, gehen sie sämtlich über eine Gleisverbindung
nach dem Uebergabe-Bahnhof und erst von da auf die
preußischen und sächsischen Linien über.
37
I. Jetzige Zustände auf den Leipziger
Bahnhöfen.
ür den Personen- und Güterverkehr mit
der inneren Stadt Leipzig besitzt die
preußische Eisenbahn- Verwaltung 4, die
sächs. Eisenhahn- Verwaltung 2 eigene,
getrennt liegende Bahnhofe, vcrgl. den
Uebcrsichtsplan Abbildg. 1 S. 38. Von
den preuß. Bahnhöfen liegen drei, der
Jnnger, der Magdeburger (Innen- und Außenbahnhof
mit Güterladestelle Eutritzsch) und der Berliner nahe
nebeneinander im Norden der Stadt, während der Eilen-
burger Bahnhof im Osten sich befindet. In den Thüringer
Bahnhof münden die von Süden und Westen kommen-
den Linien von Bavern (Probstzella -Gera) und von
Thüringen (Erfurt -Korbethai, nachdem beide Linien
sich in Leutzsch vereinigt haben. Der Magdeburger
Bahnhof vermittelt den Verkehr nach Halle-Magdeburg,
der Berliner denjenigen nach Bitterfeld -Zerbst und
nach Bitterfeld-Berlin. Auf dem Eilenburger Bahnhof
endet dicStreckeKoUbus-Eilenburg-Lcipzig. Drei Bahn-
höfe sind Kopfstationcn, nur der Berliner Bahnhof ist
Durchgangsstation für den Verkehr nach der Richtung
Bayern und Sachsen über Altenburg-Hof. Die sächs.
Bahnhöfe sind der Bayerische im Soden der Stadt
für die Linien Leipzig-Hof, Leipzig-Gaschwitz-Mcusel-
witz und Leipzig-Borna-Chemnitz, und der Dresdener
— neben dem Magdeburger Bahnhof — für die Linien
Leipzig-Ricsa-Dresden, Leipzig-Döbeln -Dresden und
Leipzig-Geithain-Chemnitz; beide sind Kopfstationen.
Die preuß. und die sächs. Eisenbahn- Verwaltung besitzen
gemeinsam nordöstlich vom Thüringer, Magdeburger
und Dresdener Bahnhof und südöstlich vom Berliner
Bahnhof einen Güterübergabe- oder Sammelbahnhof.
Abgesehen von der unmittelbaren Verbindung des
Berliner Bahnhofes mit dein Bayerischen durch die
Bayerische Verbindungsbahn, auf der fahrplanmäßige
Züge verkehren, können nur zwischen dem Magde-
burger und Dresdener Bahnhof einzelne durchgehende
Wagen mittels Drehscheibe am Kopfe dieser Bahn-
höfe in beschwerlichster Weise überführt werden. Im
übrigen ist das in Leipzig durchreitende Publikum für
den Verkehr zwischen den Bahnhöfen auf Omnibus-
Fahrten und elektrische Strassenbahnen angewiesen.
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Alle von Osten her Ober Eilenburg ankommenden
Güterzüge werden auf dem Rangicr-Bahnhof Schöne-
feld angebracht, die OrtsgQter gehen nach dem Eilen-
burger Bahnhol, die Wagen für Thüringen über die
Eilcnburger Verbindungsbahn, den Ucbergabe-Bahnhof
und die Thüringer Verbindungsbahn nach Leutzsch,
den Ucbergabe-Bahnhof nur durchlaufend, die übrigen
Wagen werdet» dem Ucbergabe-Bahnhof zugeführt.
Von den sächs. Linien mündet die Dresdener un-
mittelbar, die Bayerische mittels der Bayerischen Ver-
bindungsbahn in den Liebergabe - Bahnhof ein. Auf
diesen Linien sind in Engelsdorf und Gaschwitz Vor-
bahnhöfe angelegt, in welchen die Güterwagen nach
den verschiedenen Bestimmungsorten verteilt werden
Im Westen Leipzigs findet eine Uebergahe von
Gütern, hauptsächlich der RichtungThUringcn-Sachsen,
zwischen der preuß undsächs. Verwaltung abwechselnd
auf dein preuß. Lokalbahnhof l'lagwitz-Lindenau der
Zeitzcr Linie und atif dem ihm unmittelbar benach-
barten sächs. Bahnhofe gleichen Namens, den» End-
punkte der Gaschwitzer Verbindunsglinie, statt.
Abbililg. I. F.iicnblhnanlngcn vor ilrm l.'mbmi
Die Höchstzahl der auf den oben genannten prcuU.
Bahnhöfen täglich behandelten Achten betrug im Jahre
1898, Durchgangsverkehr nicht mitgerechnet:
für Leipzig Thüringen
Magdeburg
Euttitzseh
Berlin
„ „ Eilenburg
„ Plagwitz-Lindenau
„ Leutzsch
„ Schonefeld
688 Eingang, 698 Ausgan»,
650 ., 600
2962 „ 2950
1700 „ 1700
240 » 240
900 „ 900
2542 » 2785
1 690 „ 1 700 „
Der Verkehr <lcs Uebergabe • Bahnhofes ist von
317026 im Jahre 1879 behandelten Wagen auf 81 1000
im Jahre 1890, mithin um 156",,, vom Jahre 1894 bis
1899 von 600107 auf 81 1000 Wagen 35 % gestiegen.
Die l'ebergabe in Plagwitz-Linrlenau beziffert sich im
Höchstfälle auf 400 Achsen hin und ebensoviel zurück.
Auf Bahnhof Leipzig (Thüringen) sind etwa 1600 '»
LadcstraUcn- Länge und 3100 'im Schuppenfläche er-
forderlich, aber nur 720"1 bezw. 2200 vorhanden.
Der Magdeburger Bahnhof bietet bei 4100*1"' Bedarf
nur 2960 M'" Sehuppenfläehe.
3»
II. Notwendigkeit einer Abhilfe und Grund-
lagen für einen Umbauentwurf.
Diese wenigen Zahlen - auf mehr einzugehen,
würde hier zu weit führen — und neben diesen der
in dem Wechselverkehr auf dem L'ebergabe-Bahnhof
gekennzeichnete Zuwachs des Leipziger Verkehres er-
klären ohne weiteres, daß die Leipziger Bahnhöfe, die
vor Jahren von Privatbahn-Gesellschaften für die da-
maligen Verhältnisse voll ausreichend, aber ohne
wesentliche Erweiterungsfähigkeit erbaut sind, nun-
mehr mit ihren unzulänglich gewordenen Einrichtun-
gen und ihrer nicht einheitliehen Anordnung, die von
Kall zu Kall dem jeweiligen Bedürfnis angepaßt ist, dem
weiter wachsenden Verkehr nicht mehr genügen können,
und daß diese Einrichtungen an sich weiterhin auch
nicht verbesserungsfähig sind. Wo notdürftig und
fast immer mit Schädigung anderer Verkehrsanlagen
an irgend einer Stelle Erleichterung geschaffen wer-
den konnte - der Verfasser kennt in dieser Hinsicht
nur die preußischen, nicht aber auch die sächsischen
Bahnhöfe eingehend — war der Ei folg stets nur von kur-
zer Dauer. Kleine Hilfen waren
nicht mehr anwendbar. Die
Unzulänglichkeit der Rangier-
anlagen vor allem auf dem Mag-
deburger und auf dem Ucber-
gabe-Bahnhof führte schon im
Dez. 1899 zu Verkehrsstockun-
gen. Die Stationen versagten
mehrere Wochen vollständig.
Hieraus erhellt auch, daß
den Anstoß zu den geplanten
Umwandlungen der Eisenbahn-
Anlagen in und bei Leipzig
nicht in erster Reihe die Per-
sonen-Bahnhöfe gegeben h aben,
deren Zustand, wie bekannt,
dem reisenden Publikum höchst
unbequem und den Anforde-
rungen der Jetztzeit in keiner
Hinsieht mehr angemessen ist;
es sind vielmehr die großen
Mißstände in den Anlagen für
den Güterverkehr gewesen, die
auf einen Umbau mit zwingen-
der Notwendigkeit und in einer
solchen Ausdehnung drängten,
an die in noch nicht weit zu-
rückliegenden Jahren bei ein-
facheren Verkehrsverhältnissen
nicht gedacht werden konnte.
Der unhaltbare Zustand ist
nicht erst kürzlich eingetreten
und beobachtet worden. Die
Versuche, zu einer geeigneten
Planung zu gelangen, beginnen
schon im Jahre 1874 mit einem Entwurf, dessen Aus-
führung ■ 7,25 Mill. M. kosten sollte, der aber allen Be-
teiligten, zumeist Privatbahn -Gesellst haften, zu teuer
erschien. Dem wirklichen Bedarf mehr angepaßt waren
einige spätere Entwürfe Diese waren aber lediglich
dazu geeignet, die Ansichten der drei Hauptbeteilig-
ten, der preuü. und sächs. Staatsbahnvcrwaltung und
der Stadt Leipzig hinsichtlich dessen, was zu geschehen
und was nicht zu geschehen hatte, soweit zu klären, daß
die preuß. Zentralstelle im April 1899 der kgl. Eisenbahn-
Direktion zu Halle a. S. den Auftrag erteiten konnte,
einen Entwurf aufzustellen nach einer Reihe bestimm-
ter Leitgedanken, für welche allseitige Zustimmung
nunmehr anzunehmen war. Diese Leitgedanken waren :
1. Kür Leipzig ist nur ein weit in die Mitte der
Stadt vorgeschobener Kopfbahnhof auf dem jetzigen
Gelände der Thüringer, Magdeburger und Dresdener
Bahnhöfe zweckmäßig und nach dem Stande der städt.
Bebauung nur hier ausführbar. Seine Bahnsteige sind
2 3"' über dem Pflaster des Vorplatzes anzunehmen.
2. Dieser Hauptbahnhof soll alle in Leipzig ein-
mündenden Linien beider Verwaltungen mit der Mög-
lichkeit gleichzeitiger Ein- und Ausfahrt aufnehmen und
No 7.
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hierbei den Durchgangsverkehr der wichtigsten Rich-
tungen Herlin Bayern über Hof, Thüringen Dresden
und Thüringen Magdeburg möglichst erleichtern, wo-
bei eine Kreuzung von Hauplglcisen in Schienenhöhe
namentlich bei den Ausfahrten nicht zu vermeiden ist.
3. Im übrigen soll zu beiden Seiten einer zu ver-
einbarenden Achse, welche gleichzeitig die selbst-
ständigen Betriebe beider beteiligten Verwaltungen ab-
grenzt, eine streng getrennte Gruppierung der Anlagen
durchgeführt werden.
4 Die Güterbahnhof-Anlagen sollen eine wesent-
liche Erweiterung erfahren, dabei aber in unmittel-
barer Nähe des Verkehrs - Mittelpunktes, wo sie sich
jetzt befinden, bleiben.
5. Der in sächsischein Betriebe befindliche Ueber
gabe-Bahnhof ist nicht beizubehalten. Die Gütcrübcr-
gabe ist einfacher zu gestalten.
6. Die bestehenden Straßenkreuzungen in Schienen-
höhe sind zu beseitigen.
7. Ein besonderorPostgQtcr- Bahnhof ist vorzusehen
Die hiernach bearbeiteten Entwurfsskizzen nebst
Kostenübei Schlägen konnten im November i8oq bei der
preuß. Zentralstelle zur Vorlage gelangen und wur-
den von dieser im Marz. 1900 als günstige Grundlage
für die weitere Bearbeitung des Gesamtentwurfes an-
genommen; die im preußischen Teil ausführlich durchge-
arbeiteten Entwurfsstücke wurden im Dezember 1902
endgiltig zur Ausführung festgestellt. Bereits im Febr.
1901 hatten Verhandlungen zwischen den beteiligten
Eisenbahn- Verwaltungen undderStadtgemeindeLcinzig
begonnen, die im Mai 190a zum Abschluß von Ver-
tragen führten, wobei alle inbetiacht kommenden
Punkte unter Annahme der von der preuß. Eisenbahn-
Verwaltung aufgestellten Entwurfsskizzen vereinbart
und bis ins einzelne festgelegt worden sind Die er-
forderlichen Bausummen belasten nach den Verträgen
voraussichtlich Preußen, Sachsen und die Stadt Leip-
zig mit 52,4, 53 und 17,3, zusammen 122,7 Will. M
Hierzu werden noch 5 bis 7 Mill. M. zu rechnen sein,
welche die Reichspost -Verwaltung für Herstellung der
für sie allein erforderlich werdenden Anlagen aufzu-
wenden haben wird. Der die Posteinrichtungen be-
handelnde Vertrag steht kurz vor dem. Abschluß. —
Haus Peter Spreckels für Dresden. Architekten: Schilling te
iHttlH rinr MM
er in den beistehenden Abbildungen darge-
stellte Entwurf zu einem I lause PctcrSpreckels
für die Thiergarten Straße in Dresden ist
infolge der Ungunst der Zeitverhältnisse
leider nicht zur Ausführung gelangt, bietet
aber so viel künstlerisches Interesse, daß er der Ver-
gessenheit der Studienmappr entrissen sein mag. Die
(iräbner in Dresden.
anziehend und frei von der landläufigen L'eberlieferung
Im Aeußeren ist es die Herrschaft der xvagrechten
Abschlußlinien, die ihm das besondere Gepräge ver-
leiht. Sandsteinquaderung und Putzflächen sind mit
einem in freier Auffassung gedachten Ornament zu
neuer Wirkung vereinigt. Von der Gestaltung des
Inneren möge der Schnitt durch die Diele ein die
Anlage des Grundrisses und die Verteilung der Räume eigenartige Wirkung andeutendes Bild geben Der
auf die beiden Hauptgeschosse geben zu besonderen schöne Entwuif löst den lebhaften Wunsch aus, daß
Ausführungen keinen Anlaß. Die formale Durchbildung ein neuer Bauherr sich finden möge, der Mittel und
des Inneren und Aeußeren aber sind in hohem Grade Kunstsinn genug hat, ihn zur Ausführung zu bringen
23. Januar 1904.
Berliner Neubauten.
No. in. Das neue Herrenhaus des preu U ischen Landtages.
Architekt: Geh. Brt. Friedrich Schulze in Berlin.
m gleichen Tage, an welchem vor
5 Jahren, am 16. Januar 1899, das
von demselben Architekten er-
richtete neue Abgeordnetenhaus
des preußischen Landtages in Be-
nutzunggenommen wurde, ist auch
das neue Herrenhaus mit einer
warmen parlamentarischen Aner-
kennung für seinen Architekten
seiner Bestimmung übergeben worden. Wir haben
bei Gelegenheit der Schilderung des neuen Abgeord-
netenhauses in den No. 4 l( des Jahrganges 189g der
„Deutschen Bauzeitung" die Vorgeschichte des Baues
sowie die Gesichtspunkte für die Wahl des Platzes er-
örtert, sodaü wir uns dieses Mal darauf besehranken
können, einige kurze ergänzende Worte der Gesamt-
anläge zu widmen und im Anschluß daran das neue
Herrenhaus an sich zu schildern.
Als das letztere begonnen wurde, stand außer
dem Abßeordnctenhause noch das beiden Gebäuden
dunende und beide verbindende Minister-Gebäude.
Einesteils die For-
derung, daß vom
Minister - Gebäude
die Sitzungs-Säle
der beiden Häuser
auf dem kürzesten
Wege zu erreichen
sein mußten, an-
derseits die reich-
lichen Raumver-
hältnisse der Bau-
stelle haben zu
einer Gesamt An-
ordnung der bei-
den Gebäude er-
führt, welche von
der überkomme-
nen Gewohnheit
der geschlossenen
StraUenflucht abweicht und sowohl in der Prinz
Albrecht-, wie in der Leipziger • Straße Architektur-
bilder hervorgerufen hat, die als eine befreiende Er-
lösung von der Starren Flucht der parallelen Straßen-
wandungen nicht h-bhaft genug begrüßt werden können.
In der Prinz Albrecht-StraUe ist vordem nach allen Seiten
frei liegenden Abgeordnetenhause ein geschlossener
Vorhol geschaffen worden, welcher das Haus in vor-
nehmer Monumentalität vom Straßenverkehr abrückt.
Vor dem Herrenhause an der Leipziger Straße ist
unter Zuhilfenahme der dem Herrcnhause angeglieder-
ten beiden Wohnhausflügel für den Präsidenten des
Alii;eordnetenhaiises zur Linken und den des Herren-
hauses zur Rechten der Vorhof zu einem Ehrenhoi in
Sinne der Palastbautcn des XVIII. Jahrhunderts ge-
steigert worden, ein vortrefflicher und unter allen Um-
ständen nachahmenswerter Gedanke, welcher dem oberen
Teile der Leipziger Straße jenes vornehme Gepräge ver-
leiht, durch welches der nordliche Teil der Wilhelm-
Straße in Berlin sein'aristokratisches Gepräge erhält
Den Ehrenhof umgibt ringsum die Monumcntal-An hi-
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tcktur des Parlaments-Palastes
und erhöht mit dieser den Ein-
druck Die ungemein klare und
übersichtliche Kaumanordnung
des dreiteiligen Baukörpers geht
aus den mitgeteilten Grundris-
sen mit genügender Deutlichkeit
hervor. Im l'ntergcschou" der
Wohnung.sflügel liegen seillieh
der breiten Einfahrten, einen
geraumigen inneren Hof um-
schließend , Dienstwohnungen
für Lnterbeamte, nebst Wagen-
remisen und Pferdeställen für
die Bedürfnisse_dcr beiden Prä-
sidenten. Das Untergeschoß
des Hauptbaues wird in seinem
vorderen Teile
eingenommen
durch die Ein- °" —u**immm
gangshalle, die
Kleiderablage,
die Räume für
Boten nu ister,
Boten und den
I lausiuspektor:
in den Seiten-
teilen durch Bo-
ten-, Diener- u.
Gesinderäume,
sowie durch die
Kcstaurations-
Küehe mit Ne-
benraum.inden
hinteren Tei-
len wieder von
Dienstwohnun-
gen usw. Un-
ter dem Sitz-
ungssaal liegen
ein Zugang für
die Stenogra-
phen, sowie die
Räume für die
I ieizung Diese
Räume um-
schließen zwei
neben demSitz-
ungssaal gele-
gene kleinere
Höfe, auf wel-
che jedoch nur
Gänge u. and.
untergeordnete
Räume mün-
den. Personen-
Aufzüge liegen
unmittelbar ne-
ben den zu den
Obergeschos-
sen führenden
Haupttreppen.
In der Höhe des
Saales liegen
in den beiden
Wohnflügeln
zur Linken die
Wohnung des
Büreau - Direk-
tors des Abge-
ordneten-Hau-
ses, zur Rech-
ten die Woh-
nung des Bü-
reau-Direktors
des Herrenhau-
ses, unter den
ERDGESCHOSS «°
Wohnungen der bez. Präsidenten. An der Vorderfront des Büreau -Direktors mit .Handbibliothek, ein Raum für
der mittleren Raumgruppe befindet sieh der Dienstraum den Vize-Präsidenten, die Post und ein Sehreibzimmer.
41
23 Januar 1904.
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V. ir dem Sitzungssaal liegt, g«gen
die monumentale Eingangshalle
milder stattlichen Aufgangs trepp«:
>icl> otfneml, in harmonischen
Armierungen die Wandelhalle,
in ihrer flucht R«:gistratur mul
Vorstamiszimmer. Der Sitzungs-
saal f(ir die 260 Mitglieder des
Herrenhauses ist wesentlich klei-
ner, wie der des Al>genrdn<:tcn-
llauses; ihn umgeben seitlich
Kasse, Registratur und Restau-
ration, nach rückwärts Kanzleien,
Lesezimmer, Minister - Spn-ch-
ziiiimer, Räume für die Präsi-
denten usw. Im
ersten Oberg« -
seholl liegen in
den Wolmilügcln
die Wohn- und
Fmpfangsi äume
«ler beiden l'iä-
si«lenteu, die in
der Vordet flucht
der mittlci cuBau-
gruppe «Kirch -(
Festsale mit liti-
arxler \ erbundeu
sind. Je einer «ler
seitliehen Fest-
sale zählt zu <ler
enisptvehenden
PriWidentenwoh-
nung, wahren«!
der mittlere }• c>t-
■>aal,di 1 auch lic-
ratungssaal ist,
zur gemeinsamen
Benutzung zur
Verfügung steht.
ImSaalbauistdic
Einteilung nahe-
zu die gleiche,
wie in dem da-
runter gelegenen
Geschoß; neben
der Bibliothek,
«lic in das w«-i-
tcrcGeseh«»Ü hin-
aufreicht, sind es
nur Bcratungs-
zimmerund Räu-
me fflrdiePrcssc,
die hier liegen.
Die Bcratungs-
zimmer >etz«n
sich auch im zwei-
tenObergcsehoß
fort; inden Wohn-
flügeln liegen in
diesem Geschoß
insehrreiehlieher
Weise Schlaf- u.
Wohnräume der
Präsidenten. Die
Grundrisse der
beiden obersten
Geschosse lassen
erkennen.daüfUr
alle Raumgrup-
pen ein reichli-
chesFlachenmaß
vorhanden war.
Insbesondere die
Wohnungen der beiden Präsidenten sind so ausgedehnt,
dal! du: letzteren kaum alle ihnen zu Gebote stehenden
Räume für sich allein benutzen können und daü das
FlächcnausmaU der Wohnungen z. B. das der Dienst-
wohnung des Präsidenten des Deutschen Reichstages
erheblich übertreffen dürfte. Die Raumverteilung ist
durchgehends zweckmäßig und ubersichtlich. Die
große Natürlichkeit in der Anlage aller Räume verrät
die seltene Dispositionsgabc ihres Meisters.
I t'ortseuuiig folgt.)
No. 7.
Google
Mitteilungen aus Vereinen.
SlchsUcher Ing.- und Arch.-Vereln. Die Wochen -Ver-
sammlungen des Winterhalbjahres J9034 der in und nahe
bei Dresden wohnhaften .Mitglieder de* Ilaupivereins
nahmen ihren Anfang am 36. Okt. IQ03. Hr. Prof. Dr.
Mol her hatte die Güte gehabt, den Verein zu einer Be-
sichtigung de«, von ihm geleiteten Maschinen-Labora-
toriums B. der Tcchn. Hochschule in Dresden einzuladen
und schickte dem Rundgang einen erläuternden Vortrag
über die thermo-dynamischen Untersuchungen der
Gasmotoren, Kältemaschinen und Luftkompressoren,
denen das Institut zu dienen bestimmt ist, voraus. Der
Antrieb erfolgt durch 10 Elektromotoren von 2 bis 14 P.S.
Am 2. Nov. 1903 berichtete Hr. Kinz.- u. Brt. Schmidt
über die Erfurter V erhandlungen betr. Denkmalpflege,
heimatliche Kunst und Bauweise, und Heimat-
schutz. Ein besonders erfreuliches Ergebnis dieser
Tagung ist der Zusammenschluß sächsischer und thüringi-
scher Vertreter zu einem „Ausschuß zur Pflege heimat-
licher Kunst und Bauweise in Sachsen und Thüringen".
Der Versammlung am 9. Nov. machte Hr. Arcb E kühn
Mitteilungen über die Einfamilienhaus-Kolonie, die
augenblicklich in Dresden (außerhalb des Waldschlößchens
und unterhalb Räcknitz) im Entstehen begriffen sind. E*
sind zweigeschossige Gruppenbauten von mäßiger Länge
und einfachen, aber ansprechenden Archilckturformen.
Ferner berichtetellr. Reg -Bfhr. Gehler Ober Belastungs-
proben mit Eisenbetonbauten
Am 16. Nov. hielt Hr. Ob.-Brt. Rolhcr einen Vortrag
über die im Bau begriffene Talsperre in Marklissa
l in Schlesien), durch welche 4000 P. S. gewonnen werden.
Bemerkenswert ist die tägliche Arbeitsleistung von i5or'>»
t ineismauerwerk, d. i. für 1 Mann und Tag 3,s'rbm- 1 cbm
kostet 16 M., während die Gesamtkosten 3 Milf M. betragen
Der 23. Nov. brachte einen Vortrag des Hrn. Prof.
Schultze- Naumburg, der in Gegenwart Sr. Maj. des
Königs, der Prinzen und Prinzessinen und zahlreicher
Damen in« groben Saale des Vcrcinshauses gehalten wurde
und von vielen Lichtbildern begleitet war. Der Vortragende
erntete für seine Ausführungen über „Heimatsehutz",
obgleich sie mitunter gegen moderne Gewohnheiten ener-
gisch protestierten, lebhaften Beifall.
Am 30. N..v. folgte ein Vortrag von Hrn. Dr. -Ing H.
Muthesius, der gleichfalls unter Beteiligung der Damen
in der Aula der Tcchn. Hochschule staltfand und .Das
englische Haus" zum Gegenstand hatte. Die Schilde-
rung der historischen Entwicklung, der t.ebensgewohn-
heiten, der Anordnung der Räume und ihrer Einrichtun-
gen war auch für deutsche Zuhörer sehr interessant und
in vielfacher Hinsicht höchst lehrreich.
Die Winter-Hauptversammlung des ganzen Ver-
eins fandamö I>cz 1903 in Leipzig statt. Wie bei früheren
derartigen Gelegenheiten hatten die Leipziger Kollegen
mit ihren Damen auch diesmal wieder den BegrüBungs-
abend (am 5. Dez.) im Künstlerhause durch Aufführung
der „Original-Ueberpossc" ; Sächsische Kundschau, über-
aus ergötzlich gestattet. Am Sonntag Vormittag fanden
zuerst wie üblich in dem rJohanncum" der Universität
in den Kachabteilungen Sitzungen mit Vortragen statt, und
zwar gab in Abt. I Hr. Bauinsp. Williams Mitteilungen
aus dem Gebiete der Flußberichtigung und Klußbefestigung;
in Abt. II Hr. Telegraiihen-lnsp. Besser über drahtlose
Telegraphic; in Abt. III Hr. Aren. Weidenbach über
Aendcrungen im Stadtbilde am Thomasring zu Leipzig;
in Abt. IV Hr. Prof. P L'hlich Ober Auf- und Unter-
suchung magnetischer Erzlagerstätten auf magneto-tech-
nischem Wege. Um 1 Uhr vereinigten sich alle Teil-
nehmer zur Gesamtsitzung im großen Saale des „Kaiser-
hofes", wo zuerst Vorstands- und Vcrwaltungsratswahien
für di c neue Verwaltungsperiode, Neuaufnahmen- und
ähnliche Geschäfte erledigt wurden und wo dann llr Brt.
Toller einen vorzüglich orientierenden Vortrag über die
Umgestaltungderl.eipzigerBahnhofe hielt. Die lange
Zeit fast unlösbar erschienene Aufgabe: alle in Leipzig
einmündenden Bahnlinien in einen für den Betrieb siche-
ren, für das Publikum bequemen und für den Transport
rationellen unmittelbaren Zusammenhang zu bringen, hofft
man bis zum Jahre 1914, allerdings mit einem Aufwände
von etwa 130 Mill. M. zu bewältigen Der Gcsamt-
Sitzung schloß sich ein Eestmahl mit Damen an, das sich
eines ungewöhnlich zahlreichen Zuspruches und entspre-
chend lebhafter Stimmung erfreute. Am Montag Vormittag
wurden zuerst die Neubauten des landwirtschaftliehen In-
stitutes und der Veterinfirklinik besichtigt und sodann die
Michaelis- Kirche besucht. Sie ist das Ergebnis eines Preis,
aussehreiben s, bei dein die Hrn. Rust und Möller, welche
die Besucher selbst führten, aLs Sieger hervorgingen. Die
Grundrißlösung zeigt eine überaus kompendiöse Anord-
a.v Januar 1904.
nung; sie bietet für etwa 1000 Kirchgänger Matz; die
Kosten werden 420000 M. voraussichtlich nicht übersteigen.
Ein gemeinsames Mittagsmahl im „Palmbaum" beschloß
diese 155. Hauptversammlung
Am 28. Dez, 1903 vereinigten sich die Dresdener Mit-
glieder in gesellig-heiterer Weise zu einer Sylvesterfeier. —
(>. Gr.
Aren.- u. Ing.-Vereln In Magdeburg. Sitzung am 25. Nov.
1903. Nach Erledigung geschäftlicher Mitteilungen und Auf-
nahme einiger neuer Mitglieder erhält Hr. Brt. Clausscn
das Wort zu seinem Vortrage: .Wasserbauliche Mit-
teilungen, im besonderen Ober die Elbe bei Magde-
burg". Während früher die einzelnen Regierungen nur
in beschränktem Umfange nach den ihnen vorliegenden
Verhältnissen die großen Ströme behandeln konnten, wurde
nach Gründung der Strombau -Verwaltungen durch die
einheitliche Behandlung des gesamten Stromgebietes die
Tätigkeit der Wasserbau -Verwaltungen eine erheblich um-
fangreichere. Wenn auch nur der Hauptstrom an sich
einer eingehenden Behandlung unterzogen wurde und
die Nebenflüsse auch fernerhin den Einzelregierungen
verbleiben, so wurde doch dafür gesorgt, daß eine Schädi-
gung der gegenseitigen Interessen vermieden wurde. Der
von den Agrariern den Wasscrbauteehnikern gemachte
Vorwurf, daß sie hauptsächlich den Wünschen der Schiff-
fahrt und nicht genügend denen der Landwirtschaft Rech-
nung trügen, ist deswegen ungerechtfertigt, weil nur die
Schiffahrt für die Regulierung der Ströme bestimmte An-
haltspunkte bieten konnte, dagegen die I jindwirtschaft
hierzu nicht im Stande war. Tatsache ist. daß durch die
Regulierungsarbeiten die Stromrinne durchweg vertieft
worden ist und daß dadurch die von der Landwirtschaft
gewünschte Vorflut für die Zubringer geschaffen wurde.
Wenn die I-and Wirtschaft diesen Vorteil nicht Oberall hat
ausnutzen können, so liegt dies in dem Ucbelstande, daß
die Zubringer nicht entsprechend der vorgeschrittenen
Kulturarbeit auf den Höhenzügen und in den Niederungen
reguliert worden sind und werden konnten. Die 'Tätig-
keit der Strombau- Verwaltungen besteht hauptsächlich in
der Herstellung einer geordneten Wasserführung, sodaß
möglichst bei allen Wasserständen ein gleichmäßiger Ab-
fluß erfolgt und alle Störungen auf das Mindestmaß herab-
gedrückt werden. Wenn diesesZiel erreicht wird, ist die Auf-
gabe des Wasserbauers gelöst. Da die Theorie nicht aus-
reicht, muß aufgrund der gesammelten Erfahrungen mit
der nötigen Ruhe und Umsicht, ohne Rücksicht auf die
Wünsche der Unzufriedenen das angestrebte Ziel zu er-
reichen versucht werden. Vorläufiu kann man mit den er-
zielten Erfolgen zufrieden sein.
Im besonderen kann dies von der Regulierung der
Elbe bei Magdeburg bez. der Anlage der Umflul behauptet
werden, wenn auch diese Anlage wieder zeigt, daß nach
Jahren diejenigen, denen große Wohltaten erwiesen sind,
aus Unkenntnis der früheren Verhältnisse die geschaffenen
Tatsachen als Verbesserungen nicht anerkennen. An-
schließend wurden die Schiffahrt*- Verhältnisse bei Magde-
burg besprochen und erwähnt, daß allmählich für den zu-
nehmenden Verkehr für bessere Unterkunft der hier laden-
den und löschenden Fahrzeuge gesorgt werden müsse,
da es vorgekommen ist, daß bei Eintritt des Eisganges
rd. 100 Fahrzeuge ungeschützt auf dem Strome liegen
bleiben mußten. Als ein sehr brauchbarer Platz für einen
Schutzhafen wurde der zwischen Strom- und Alte Elbe
unterhalb der Königsbrücke liegende Werder bezeichnet,
da er Gelegenheit biete, die häßlichen Kohlenladeplätze
von der Stadtmarsch zu entfernen und nach hier zu ver-
legen. Wenn auch durch Erweiterung des NeuMädter
Hafens dem l 'mschlagverkehr besser gedient werde, sei
doch ein Sonderhafen für den Platzverkehr mit Kohlen
ebenso wie in Berlin am Humboldt-, Nord-Hafen, am Urban
usw, sehr wünschenswert. Gleichzeitig könne das Stadt-
bild auf der Siadtmarsch verbessert werden.
Nachdem dem Vortragenden für seine Ausführungen
gedankt worden, erhält Hr. Arch. Ilabrich das Wort zu
einem Vortrage Ober „Eisenbeton - Konstruktionen
im Hochbau". Nach einer Einleitung Uber das Verhallen
von Beton und Eisen aufgrund eingehender Versuche und
Berechnungen erörterte er die Ausführung verschiedener
Systeme, wie Monier, Bordenov, Hyatt, Ransotne usw.,
geht näher auf das Svstem Hennebiqüe ein und erläutert
besonders die Vorzüge der sogen Polvgonaldecke vor den
älteren Systemen. Diese Decke findet nicht Mos Ver-
wendung aU Zwischendecke mit Bclonuntcrzilgen, sondern
vielfach auch als homogene Platte größeren Ouerschtiittcs
bei Häuscrgründuiig auf schlechtem Baugründe Einige
ausgeführte Beispiele werden sodann durch Zeichnungen
und Berechnungen eingehend erläutert und es wird auch
diesen Ausführungen von weiten der; 'Anwesenden ce-
bührender Dank zu teil. B
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb des bayerischen Architekten- und In-
genieur-Vereins zur Erlangung von Entwürfen für ein Volks-
schulhaus In Arnbach war mit 35 Arbeiten beschickt. Den
]. Preis errang der Entwurf der Hrn. Staatsbaupraktikan-
ten H. Hurhrrt und H. Neu: den II. Preis Hr. Archi-
tekt |oh. Müller; den III. Preis Hr. Arth. H. Lömpel,
sämtlich in München. Kine lobende Erwähnung fanden
2 Entwürfe der Hrn. Gebr. Hank, sowie ein Entwurf des
Hrn. Staatsbaupraktikanten K. Perignon in München.
Durch die Stadt Ansbach wurden angekauft die Entwürfe der
Hrn. Th. Vcil, O. Bieber und Gebr. Rank in München.
Der Wettbewerb der „Vereinigung Beritner Architekten",
betr. Aufteilung von Baublocks In Westend (Jahrg. 1903,
S. 556 und 568) war mit 13 programmgemäßen Entwürfen
beschickt. Den I. Preis von 3000 M. erhielt Hr. Alfr. J
Balcke in Geniel nschaf t mit C. S t c k c 1 ; den II. Preis die Hrn.
HönigcrÄ: Sedelmeyer, den III. Preis Hr. M. Ravolh,
sämtlich in Berlin. Zum Ankauf für 500 M. wurde
empfohlen ein Entwurf des Hrn. K. Bislich in Berlin. -
Wettbewerb Handelshochschule Köln. Die Stadtver-
ordneten-Versammlung beschloß, dem Bau der Handels-
Hochschulc den Entwurf des Hrn. Privatdozenten Dr -Ing.
Ern>l Vetterlein in Dannstadl zugrunde zu legen. Die über-
schlägliche Kostenberechnung belauft sich auf 1 650000 M. ;
das Mobiliar i*t auf 100000 M. geschätzt. -
Chronik.
WohnungSStatUtlk In Stuttgart. Der Stuttgarter Gemeinde-
rat stimmte einem Vorschlag Weitbrecht zu, eine wohnungs-
atattatischc Enquete Ober die Frage: .Welche Stockwerkzahl ist
wirtschaftlich die beste?" zu veranstalten. Diese Uutcrsuchung
soll die Baukosten eine» Stockwerke» in Häusern mit a-o Zimmern
und a— 4'/f Stockwerken ermitteln, daneben aber auch zufolge einer
Anregung dca Direktors des städtischen statistischen Amtes. Dr.
Rettich, den tatsächlichen Marktpreis der Stockwerke, um durch
Gegenüberstellung beider Schlosse (Qr die kommunale Wohnung*-
politik zu ermöglichen. —
Dan Jubiläum des 5ojahrlgen Bestandes des Glaspalastes
In München kann in diesem Jahre begangen werden. Der Palasl
wurde nach den Entwürfen des Ob, Brt. Aug. v. Voit von Okc
1 Ö_S3 bis Mai 1854 durch Cramer-Klett in Nürnberg errichte». -
Ehrengrab für Camlllo Sitte. Der Stadtrat hat beschlossen,
dem verstorbenen k. k. Reg, -Rat Camillo Sitte in der Anlage fOr die
Ruhestätten liistoi isch denk würdiger Per sonlichkeilen an der KupelU n-
strassc im Wiener Zentralfrterlhofe ein Ehrengrab zu widmen.—
Der Neubau der Donaubrücke zu Regensburg scheid
eine beschlossene Sache zu sein. Ks liegen zwei Entwürfe vor:
ein Entwurf (ür eine Ausführung in Stein mit einem Gessmt-
auf wände von ßasoceoM-, sowie ein Entwurf für eine Ausführung
in Stein und Eisen mit ciuem Gcsamtaufwandc von 37*0000 M.
Wenn die Wasser- und EisgangsveihMtnissc sowie andere UniMande
den Neubau der allhistorischcn Drücke zur u n umga ngl ic h cn Not-
wendigkeit machen, so holten wir, das* ein geringes Mehr der Bau-
kosten ea nicht verhindert, das» ein Bauwerk entsteht, welches das
seltene Siadlebild in seiner Schönheit wenigstens annähernd erhalt
Ein Neubau der Dlskontogesellscbaft In Frankfurt a. M.
entsteht nach den Entworfen der Firma Phil. Holzmann * Ko.
in Frankfurt am Rossmarkl als ein freistehender Monumentalbau
im Stile der Renaissance. --
Ein mechanische» Laboratorium der Technischen Hoch-
schule In Braunschwelg ist am 11 .Dez. 1903 seiner Bestimmung
Obergeben wenden. Das neue Laboratorium dient der Ausbildung
von Maschinen-Ingenieuren. Es erhebt sich nach einem Entwurf
der herzogt Hochbauiuspektioir au der Spiclmanustrasse und kostet
336000 M., von welchen 40000 M. auf da* Grundstack, 90 000 M.
auf die Gebäude, 90000 M. auf die innere Einrichtung entfallen —
Eine bayerische Denkschrift über die Wohnungsfrage.
Abgeordneter Dr. Jager hat für den bayerischen Landlag eine
103 Druckseiten umfassende Denkschrift Ober die Wohnungsfrage
verfallt, welche die folgenden Abschnitte enthalt: 1. die Tatsachen
der Wohnungsnot, 3 Begründung Iflr die Tatsachen der Wohnungs-
not, 3. die Bedeutung de» Wohnwesens. 4, die Ursachen der mo-
dernen Wohnungsfrage, 5, Zielpunkte und Mittel zur Abhilfe, 6 Tätig-
keit des Reiches, Umgestaltung des I Ivpothckenwescns , 7. die
Wohnungsfrage und die Undwittschaft, ö die Wohnungsfrage 11U
bayerischen Landtag, 9. Leitsätze fltr Gemeinde, Staat und Reich
zum Vorgehen in der Wohnungsfrage. —
Die Einweihung des fünften ev. Gemeindehauses In Barmen
hat am 10 Jan. 1904 stattgefunden. Dem Gemeindehaus* wird sich
— in malerischer Gruppierung der ganzen Anlage — ein Pfarrhaus
anschließen. Ehe nach dem Entwuif des Ilm Arth. Fiicdr. Schulte
in Barmen erbaute Gcsarutanlagc beansprucht 7Sce.o M —
Das neue Pollzeigebaude In Wien »t ein stattlicher, nach
den EntwQtfeu des Hm k k. Min Raten E v Fnrstcr an der
Berggasse und an der Elisabeth-Promenade errichteter Monumental-
bau, der ohne innere Einrichtung einen Aufwand von 3400000 Kr.
beanspruchte. Die Bauleitung hatten die Hrn. Brt. Holzer, Ob -
Ing. Kramsall und Aich, Keller. —
Ein bulgarisches Nationaltheater in Sofia gelangt nach
den Entwürfen der Architekten Kellner Ä Helmer in Wien zur
Ausführung —
Eine elektrische Schmalspurbahn B rl eg-Gletsch am Rhone-
gletscher wird durch die Ingenieure I m fe Id und Strub in Zürich
geplant. Die Bahn würde eine Lange von 43 km haben und teils
Adhasions-, teils Zahnradbahn sein. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Dem Geh. Ob -Brt. A p p e I i u s , Abt.-Ocf
im Kriegsminist, ist bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst der
Char. als Wirkl- Geh. Ob. Brt. mit dem Range eines Rates I Kl.
verliehen.
Baden. Dem Ing. S ru r e k e r in Mannheim ist das Ritterkreuz
1 Kl. de» Ordens vom Zahringer LOwen ver'iehen — Dem Reg-
Bmstr Ernst M 0 1 1 e r in Freiburg ist unt. Verleih de» Tit Bahn-
baninsp. die Amtsstelle eine» Zentralinsp. bei der Gen -Dir. der
Staat seisenb Obertragen.
Versetzt sind die Reg -Bmstr. Bichl er in Eberbach nach
Freiburg und Ganz in Ftciburg nach Ebcrbach
Bayern. Der Min -Rat v Frauendorfer ist 1. Staatsrat
im ord. Dienst und Staatsminister für Verkehrsangelcgcuheiteu und
der Gen-Dir. v. Ebermayer, Vorst, der Gen-Dir. der Staata-
Eiscnb. ist x. Staatsrat im ord Dienst ernannt; weiter sind berufen
in das Staatsminist. fOr Verkehrsangel der Ob-Rcg.-Rat Frhr.
v. Schackv aufSchonfcld unt. Beförderung zum Min -Rat
und der Irir.-Rat Dr H e u b a c h bei der Gen -Dir. der Staatsersenb.
Preußen. Den Reg - n, Brin , Geh. B'tn Hasenjnger in
Düsseldorf und Runge in Köln ist ans Anlaß ihres Uebertritt« in
den Ruhestand der Rote Adlet -Orden III Kl mit der Schleife, dem
Eisenb-Dir, Gelbe ke in Ratibor lind dem Eisenb -Bau- u Betr-
Insp Schweriner in Posen ist der Rote Adler-Orden IV. Kl.,
dem Eisenb Dir. Vockrodt in Kusel beim Uebcrtritt in den
Ruhestand der Char als Geh. Brl verliehen.
Versetzt sind: Die Reg - u. Brie. Strasburg in Essen als
Mitgl. der Kgl Eisenb-Dir. nach Frankfurt a. M. und Kay sc r in
Königsberg als Mitgl. der Dir. nach Essen a. R ; die Eisenb -Bau-
11. Betr. - lnsp. Schaeffcr in Frankfurt, als Mitgl (auftrw ) der
Dir. nach Königsberg i. IV, v. Borriea in Altona als Vorst,
(auftrw | der Eisenb - Betr. - lnsp. a nach Frankfurt a. M , Ernst
Schultze in Hannover als VotsL {auftrw. ) der Eisenb -Betr-
lnsp 5 nach Magdeburg, Laise in Olpe zur Kgl Eisenb - Dir. in
Elberfeld und Morgenstern in Koblenz als Vorst der Bauabi.
nach Deutz; der Eisenb. - Bauinsp Pieper in Danzig als Vorst
(auftrw.) der Eisenb -Masch -lnsp. nach GlOckstadt.
Dem Reg - Bmstr. Lutz, Doz an der Techn. Hochschale in
Aachen ist das Prädikat Prof beigelegt.
Der Reg. -Bmstr. Alfr. Grube ist der Kgl. Verwaltung der
mark Wasserstraßen in Potsdam zur Beschäftigung Oberwiesen.
Die Reg lilbr. Hans Lucht ans Stettin (Flochbfcli.), — Hart-
wig Dauter aus Wircmbi und Max Beckmann aus Schwerin
i. M. (Wasser u, Straßenbfch), — Friedr. BrOssing aus Freisen-
bruch und Gg Warnecke aus Brockenem (Eisenbfcli) sind zu
Reg.-Bmstrn ernannt.
Der Geh. Brt Fein in Knln und der Brt. z. D. Guddcn in
Sachsa, froher in Nordhau*en sind in den Ruhestand getreten
Dem Reg, -Bmstr. Anh. Hoeppner in Posen ist die nachges.
Eotlass aus dem Staatsdienst erteilt. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. Kn. In Werdau. Stützmauern kflnnen unter ge-
wissen Entstanden zu denjenigen Leistungen gehören, welche zur
Umwandlung von Grundflächen in anbaufähige Straßen unentbehr-
lich sind, wodurch die Kosten ihrer Herstellung in diejenige Summe
einstellfahig sind, welche auf die Anlieger umgelegt werden darf.
Um einen solchen Fall handelt es sich scheinbar bei Ihnen. Die
Strafte, an welcher Sic zu bauen gedenken, fa'll auf der gegenüber-
liegenden Seile tief ab. E» droht aUo rlie Gefahr des Einsturzes,
sofern nicht für eine rechtzeitige Beteiligung gesorgt wird Ob
eine Stützmauer das einzig gebotene Schutzmittel ist, kann du hin -
gestellt bleiben Jedenfalls halt die Straften - Baupolizei rlie Auf-
führung einer Stütirnauer für zweckmäßig Ut »ic dies, so bildet
der Aufwand dafür eine nach Lage der I mstande notwendige Aua-
gabe zur Herstellung der SuaUe und ist von den Anhccrin nach
Verhältnis der Straücntangcn zu crslatten. Nebensächlich ist dabei,
ob die Vertiefungen, dcientw, gen ilie Stutvniaucr uulwcnil K wurde,
natürlich entstünden oder künstlich duich Abgtaben geschaffen i»l
En1«chei<!cnd ist vielmehr d 1 Tatsache, daii ohne diese Stützmauer
die Verkehlüsi, |lt Ili, ,1 »uf du neu anzulegenden Straße gefahidel
irs heint. Sie halten vielleicht gut getan, eine veränderte Lage
il r t:cugep1aiiten Strafte zu veranlassen I»»gegen ist nicht zu er-
warten, d-(J Sie durch Weiterung des Kosh ubeiti ages eine Be-
frciutiK von dem anteiligen Beitrag zu den Herstellungskosten der
Mauer erreichen werden. -- h.. H-e.
Fragebcantw Ortungen >n dem Leserkreise.
Zur Frace 1 in Nu 100, iahrg 1003. Ich habe vor einigen
Jahren an einem Pnvstfluli verschiedenartige Wassermessungen
vorgenommen und hierbei die WcxVhen Formeln (Hydrodynamik
von Wex, l.cip/ig bei W Engelmann 1B8Ä s. auch Rheinhard's
Inceriieur- Kalender für Straßen-, Wasserbau- uid Kulturingenieure
für rO,o|, bearbeitet von R Scheck. I Abteiig S. 6 ff) als ganz
vorzitglirh befunden. — Merl, k. Kr -Kult.-Ing. in Speyer.
Anfragen an den Leserkreis.
Welche Mi'tcl gibt es. um trübe, fleckige Terrazzoboden helj
zu machen? Was kann die Schuld an dem schlechten Aussehen
tragen ? Vielleicht feuchter Untergrund ? — U II in Konst
Inhalt: fniwainlhinc der |.tru»n«ehci> und sächsischen Kix nlulm-
Anlatcn i'i und l.n l^n-ttg — ll.ius IVter Spierkc!» Iilr tliesd.n. — ller-
hne- Ni-atiautrn. \o. rrl. I>.i» ru iir Her rc-idiaus rtrs j.missisflten Lan<1-
laees. — Mitleillin;en aus Veieinen. I'rr »Kme i buirgrn — < In milk. -
l'eraoiial Xachriihtrn. — Itrirf- und r'iarrfc.isu-ii
Hierzu eine Bildbeilage: Haus Peter Spreckels in Dresden.
Verlag der Deutschen Baurerlung. O. m h. II., IVihn. Kar die RedakUoo
verantwoni. Albert Hofoiano, Berlin. Druck von Wilh. Gr«»«, Berun.
No. 7.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 8. BERLIN, DEN 27. JAN. 1904
Das Bauwesen im preußischen Staatshaushalt für das Verwaltungsjahr 1904.")
Bein am 16. d. M. zusammengetretenen prcuß. Land- mund 1 10000 M., desgl. in Klausthal 75000 M. Im
y tage ist als eine drr ersten Vorlagen der Entwurf Ordinarium dieser Verwaltung sind 2,29 Mifl. M. lör bau-
des Staatshaushalts • Etats für das Vcrwaltungsjahr liehe Zwecke vorgesehen, nämlich 1,38 Mill. für Wohn-
1904 zugegangen, der in Einnahme und Ausgabe mit dem häuser, Verwaltungsgebäude usw., 0,40" Mill. für Zechen
Gesamt-Bctrage von 2800805050 M. abschließt. Die Ein- häuser. 0,43 Mill. für Wege-, Bahn- und Kanalanlagen.
nahmen stellen sich gegenüber dem Voranschlag des Jahres
1903 um 191 687318 M höher, wovon allein 1384 18483 M.
auf die Eisenbahn-Verwaltung entfallen, die im Ordinarium
einen MchrüberschuD von 82 787 742 M ergibt. Von den
Ausgaben entfallen 2626260668 M. auf die ordentlichen,
174 544382 M. (rd. 16,62 Mill. M. mehr als 1903) auf die
außerordentlichen Ausgaben. An letzteren nimmt das
Hauwesen mit rd. 160.3 Mill. M. teil, d. h. mit rd. 92°/,,.
Die Aufwendungen für das Bauwesen stellen sich um
rd. 14 Mill. M. höher als im Jahre 1003.
Die für bauliche Zwecke geforderten Mittel verteilen
sich auf die einzelnen Verwaltungen wie folgt:
Den wesentlichsten Anteil beansprucht naturgemäß
die Eisenbahn- Verwaltung mit rd. 101,32 Mill. M. Ihr
folgt dieses Mal das Kultusministerium mit rd. 18.22
Mill M.. das also sogar den Etat der Bauverwaltung über-
trifft Es folgt das aus den sehr bedeutenden Eorderungcn
für Kunst und wissenschaftliche Zwecke Die Bauvcr
Bei der Verwaltung der indirekten Steuern
entfallen von den beantragten Mitteln von 1,06 Mill, M.
(0,38 mehr als 1903) 462 500 M. auf die Verbesserung der
Lösch- und I-ade - Einrichtungen der Packhöfe usw. in
Königsberg i. Pr., deren Ges.-Kosten auf 1,05 Mill. M. ver-
anschlagt sind. Weitere 392220 M, entfallen auf Dienst-
gebäude und 205320 M. auf Dienstwohnhäuser. zumeist in
den Provinzen Posen und Schlesien. Von den Ansätzen der
Forst verwal tun g mit 1,05 Mill M. sind wiederum je
100 000 M. für die versuchsweise Beschaffung von Inst-
häusern , für die unmittelbare Wasserverbindung vom
Teltow-Kanal nach dem Wannsee und zur Beihülfe von
Wegebauten. 250000 M. als Zuschuß zum Eorstbaufond
und 400000 M. desgl. zum Wegebaufond vorgesehen. Im
übrigen sind auch noch in anderen Positionen Bauaus-
führungen enthalten, die sich aber aus den Ansätzen nicht
herausschälen lassen. Im Ordinarium dieser Verwaltung
sind etwa 4 Mill. M. für bauliche Zwecke zum Neubau
waltung erreicht mit rd. 14.66 Mill. M. etwa den Betrag und dcrrntcrhaltungdcrGebäude, der Wege usw. enthalten
des vergangenen Jahres. Die Justizverwaltung ist mit
rd. 9,8, das Finanzministerium mit rd. 4,4, die land-
wirtschaftliche Verwaltung mit rd. 2.76, die Domänen-
Verwaltung mit rd. 2,64, das Ministerium des Inneren
mit rd. 2,05 Mill. M. angesetzt. Beträge, die sich noch
über 1 Mill M, halten, fordern die Forstverwaltung und
die Verwaltung der indirekten Steuern, nämlich 1,05
bezw. 1,06 Mill. M. Unter 1 Mill M bleiben die Berg-,
Hütten- und Salinen- Verwaltung mit 845000 M,
das Ministerium für Handel und Gewerbe mit
756800 M., die Gestüt-Verwaltung mit 429120 M., die
Verwaltung der Staatsarchive mit 286214 M- Einen
kleinen Betrag von 6000 M. für Anlage eines Lasten-Fahr-
stuhles in ihrem Geschäftsgebäude braucht schließlich die
Lotterie- Verwaltung, das Kriegsministcrium wie-
derum 7200 M. für Einrichtungen im Zeughause
Im Ministerium des Inneren verteilen sich die Ge-
samt-Mittel von 2,0 s Mill M. auf die Polizei Verwaltung
mit i 165678 M, die Strafanstalts-Verwaltung mit
65352° ^ Und die Landgendarmerie bezw, land Tät-
liche Verwaltung mit 47525 M. Für den Neubau des
Ob.-Verwaltungsgerichtes in Berlin (auf dem fiskal. Ge-
lände am Zoolog Garten) sind weitere 180000 M. aneesetzt
(Ges.-Kosten 1.33 Mill. M >, Erste Raten sind vorgesehen
für Polizei-Dienstgebäude in Wilhelmshaven, Kassel,
Köln, sowie für ein Gefängnis in Saarbrücken.
Die landwirtschaftliche Verwaltung bleibt mit
rd. 2,76 Mill. M. erheblich hinter dem Vorjahre zurück
Es liegt das hauptsächlich daran, daß die großen Hochbau-
Ausführungen der Mehrzahl nach beendet sind Es ent-
fallen nur rd. 0,87 Mill. M auf Hochbauten, darunter
die 2 und letzte Rate von 410700 M. für den Erweite-
Bei der Besprechung der F.inzelfordcrungen seien die rungsbau der landwirtschafüichen Hochschule in Berlin,
Verwaltungen mit geringeren Ansätzen vorweg genommen. 240000 M. als 2. Rate für Errichtung der landwirtschaft-
T \ 1 \ T — . . . . 1 4 _ _ _ I C * ■ * 1 ' t .1 . _ \ J — * ^ 1 . . . 1 . \ ^ _ . . L _ , — , . * — I a \ H 1 ) _ 1__ ^ . £ I _. *
Die Verwaltung der Staatsarchive fordert einen Posten
von 273994 M~ als I Rate für den Neubau des Staats-
archiv-Gebäudes nebst Direktorwohnung in Breslau,
ferner 12 250 M. für die Instandsetzung des Archivgebäudes
in Posen Die Gesamt-Kosten des ersten Baues sind auf
363094 M. veranschlagt, davon 215000 M. an reinen
Baukosten. Im Vorjahre war davon nur ein unbedeutender
Betrag angesetzt.
Die Gestütverwaltung verlangt mit 429 120 M. etwa
die gleiche Summe wie im Vorjahre. Davon entfällt der
größere Teil von 258680 M. auf Dienstwohnungen, 131 800 M.
auf Stallungen, 33700 M. auf Schuppen, Scheunen und
Reitbahnen
Das Ministerium für Handel- und Gewerbe
macht mit 756800 M. etwas höhere Ansprüche als 1003
liehen Versuchsanstalt in Bromberg Auf Ingenieur-
bauten entfallen rd. 1,7 Mill. M und zwar 1 500000 M.
auf Flußregulicrungen (weitere 1 Mill für den Aushau
der hochwassergefährlichen Flüsse in Schlesien usw.),
315000 M. auf Meliorationen, 101600 M, auf Deich-
anlagen usw., 70000 M. auf Dünenbefestiguni-en Es
handelt sich zumeist um die Fortsetzung schon begonne-
ner Arbeiten.
Bezüglich der Personalien ist zu bemerken, dass von
den beiden meliorationstechnischen I lilfsarheiterstellcn
im Ministerium für Landwirtschaft eine in die Stelle eines
vortragenden Rates verwandelt werden soll.
Die Domänen-Verwaltung fordert mit 2,64 Mill.
M. über eine Mill. M. mehr als im Vorjahre. Es bedingt
dies hauptsächlich eine Anforderung von 1 Mill M. für
Den Hauptanteil bildet die Schlußrate für das Dienstwohn- die Herstellung von Strasscnanlaucn usw. auf der zu
gebäude des Ministers in Berlin und dessen Ausstattung parzellierenden Domäne Dahlem Der Domänenbau
mit zus. 457800 M. Für die Erweite
gebäildes der staatl. Bernsteinwerke
und für Beamtenwohnungen
setzt. Aus dem Ordinarium dieser Verwaltung ist von
Interesse, daß an 21 staatl. Baugewerksehulen 21 Di-
rektoren und 336 Lehrer, an 20 Maschinenbau- und
Fachschulen 20 Direktoren, 204 Lehrer und 18 Werk-
meister tätig sind,
Die Berg-, Hütten- und Sa I in cn ve r wal tu n g ent-
hält in ihrem Gcsamt-Ansatz von 845000 M. einige neue
Posten, so 260000 M. für die Arbeiterkolonien Waltrop
und Bergmannsglück, für ein Dicnsigebäudc in Dort-
*t VeijL hienu dw Aufstellung fdi 1903, J«htg. 1903, S. 37 u. 43
Schlangenbad zugute kommt, darunter eine 1 Rate
von 150000 M für ein Badehaus in Nenndorf.
Für Arbeiterwohnhäuser sind wieder 500000 M.
eingesetzt, 310000 M entfallen auf Lamlgewinnu'ngs-Arbei-
ten und Eindeichungen.
Im Ordinarium sind 2,6 Mill M für Unterhaltung und
Neubau der Domänen-Gebäude, zu Wege-, Brücken-, Ufer-
und Wasserbauten enthalten.
Für die Weltausstellung in St, Louis sind 50000 M.
namentlich für Ausstellung von Zeichnungen, Ansichten
und Modellen der Bäder ausgeworfen. — tSriiiuti foict.i
u/iyi
15
ed by Google
Neuere Decken-Konstruktionen.
I
Sic Wirkungsweise und die Tragfähigkeit der Mehr-
zahl aller neueren ebenen Massivdecken, mögen sie
nun in gewöhnlichen Ziegeln hezw. besonderen Form-
steinen oder in Stampfbeton hergestellt sein, beruht auf
der Verbindung des Steines oder Betons mit Eisen in der
Weise, dali die erstcren Materialien die Druckkräfte, die
Eiseneinlagen dagegen die auftretenden Zugspannungen
aufzunehmen haben, sodaß also die beiden Materialien
sich gegenseitig unterstatzen Es werden jedoch auch
ebene Decken hergestellt, bei denen auf die Einlage von
Eisen verzichtet wird. Die Tragfähigkeit wird hier ent-
weder durch Ineinandergreifen der besonders geformten
Steine oder durch Zusammensetzung derselben in Form
eines scheitrechten Gewölbes erreicht. In allen Fallen
spielt natürlich die Einbettung des Eisen«, bezw. die Aus-
füllung der Fugen mit Zementmörtel eine wichtige Kolle,
Es seien nachstehend einige Beispiele der verschiedenen
Arten angeführt.
i. Die Eggeri-Deckc.
Wir haben auf S 611, Jahrg. 1902 bereits auf diese von
Ilm Ceh. Brt. Eggert in Berlin erfundene und ihm
Zug- und Druckzone und nehmen die Schubspannungen auf.
Sie erfüllen demnach die Aufgabe, die sich in anderen Eisen-
betondecken auf die wagrechten Eisen und die umgeleg-
ten Bügel verteilt. (Uebrigens finden sich, wenn auch m
anderer Anordnung auch in anderen Eisenbetonderken die
etwa unter 45" aulgebogenen Eisen an den Deckenenden.
i. B. in den Konstruktionen von Wayss tt Frevtag in
Neustadt a. \\.\. Die aufgebogenen Stabenden sind außer-
dem noch hakenförmig umgebogen, oder bei stark be-
lasteten Decken mit besonderen Druckplatten versehen,
vergl. Abbild g 1 a u. h, um die sichere t'ebertragung der
Spannung auf den oberen gedrückten Teil der Decke zu
bewirken Es soll dadurch eine grölicre Sicherheit er-
reicht werden, als wenn die Festhaltung des Eisens allein
durch die Adhäsion des Betons erfolgt. Das wird aller-
dings wohl erreicht werden. Die umgebogenen Enden und
kleinen Druckplatten erscheinen jedoch kaum genügend,
um die volle .spannungs-l'ebcnragung allein zu sichern,
wie der Konstrukteur annimmt. Die Abbildgn. c f zeigen
die Anwendung des Systems zu Decke, Dach und frei-
tragender Treppe.
Bei leichteren Konstruktionen verzichtet der Erfinder
auf den durch die obigen MaUnahmen erreichten höheren
patentierte Konstruktion hingewiesen, die gelegentlich der
Düsseldorfer Ausstellung vorgeführt wurde. Die Decke
wird für größere Spannweiten und Belastungen als träger-
lose, ebene Eisenbetondecke hergestellt. Bei kleineren
Spannweiten und geringeren Belastungen wird der Port-
landzement - Stampfbeton durch ein weniger druck-
festes Material, oder auch durch poröse Ziegel ersetzt. Die
Eiscneinlagcn haben verschiedene Lange und sind an ihren
Enden nach den Auflagern zu in der Richtung der grollten
Zugspannung schräg aufgebogen, bis in die Druckzone
hochgeführt und dort verankert. Sie ermöglichen also eine
unmittelbare l Vbertragung der Spannungen zwischen der
Abbilds 1
Eggert- Decke
Sicherhcilsgrad insofern, als er den unteren Teil der f »ecke
und auch den weniger gedrückten Teil nicht mehr aus
Stampfbeton, sondern aus Schlackenbeton inler porösen
Ziegeln herstellt und damit eine Verbilligung der Decke
erzielt. Die Decke besteht dann aus 2 Zonen verschiedener
Festigkeit, vergl Abbilde, g und h. Bei geringen Spann-
weiten wird schließlich die ganze Decke in Ziegeln her-
Totenschau.
Albert von Maybach t-
im 31. d. M. verstarb zu Berlin im 81. Lebensjahre
: der Staatsminister A 1 bert von Maybach, der seit
1 seinem im Juni 1891 erfolgten Ausscheiden aus
dem Amte eines preußischen Ministers der öffentlichen
Arbeiten in stiller Zurückgezogenheit gelebt hatte. Wir
haben bei seinen Abgang aus diesem Amte, das er 13 Jahre
lang mit seltener Tatkraft gefuhrt hat, sein Wirken als
Chef der Bau- und Eisenbahnverwaltung eingehend ge-
würdigt") und wie wir glauben dürfen, Licht und Schatten
dabei gerecht verteilt. Wir können uns daher jetzt darauf
beschränken. einen kurzen Rückblick aufseinl.ebcn zu geben.
Maybach wurde im Jahre 1822 in Werne i, YV ge-
hören. Im Jahre 1854 finden wir ihn als Asetemtor und
Mitglied bei der Eisenbahn - Direktion der t Mhalm. Seit-
dem ist er dauernd im Eisenbahndienste tatic gewesen,
zunächst bei der Obersehlesisehen Eisenbuhn, dann nach
der Angliederung von Hannover an Preußen als Leiter der
Hannoverschen Staatsbahnen, sehließlieh im Handels-
Ministerium, wo er zunächst die Stelle eines Ministerial-
Direktors bekleidete. Diese Tätigkeit wurde auf kurze Zeit
durch seine Berufung zum Präsidenten des Reichseisen-
bahnamtes unterbrochen Der Gedanke einer l'ebernahine
der Eisenbahnen auf das Reich seheiterte jedoch am
Widerstände der einzelnen Bundesstaaten und Maybach
kehrte in das Handelsministerium zurück Zur Durch'
führung der geplanten Verstaatlichung der Eisenbahnen in
Preußen erschien er dann als der geeignete Mann und wurde
nach Abtrennung de» bisher mit dem Ilandels-.Ministerium
verbundenen Mini-teriums der öffentlichen Arbeiten dessen
erster selbständiger Leiter. Was er in dieser Stellung, na-
mentlich in der zielbewußten Durchführung des Gedankens
*) Vcul. }*hif. iBjl S 3+4, 37a, 401
46
der Verstaatlichung der Eisenbahnen gclcisict hat, ist be-
kannt. Auch die Gegner dieses Gedankens werden sieh
heute der Notwendigkeit und der Bedeutung dieses ge-
Waltigen l'nternchmcns nicht verschließen können, mögen
sie auch mit der Leitung unserer Staatsbahnen im Ein-
zelnen nicht immer einverstanden sein; sind doch die Ein-
nahmen aus dem Betriebe der Staatsbahnen die Grundlage
des ganzen preußischen Staatshaushaltes geworden. Als
Maybach -ein Amt antrat, betrug die Ausdehnung des
Staatsbahnnetzes etwa s°oo»m, bei seinem Abgang etwa
a.^ooo1»"1. Heute ist das \Vcrk vollständig durchgeführt, da»
mit dem Namen Maybach dauernd verknüpft bleiben wird.
Friedrieh von Ilcfncr-Altcncck f.
Am 7. Januar d. J. verschied zu Berlin infolge eines
Schlauanfalles der Ingenieur Friedrich von Hefner-
Alteneck in noch nicht vollendetem S9 Lebensjahre
In dem Verstorbenen, der durch zahlreiche epoche-
machende Erfindungen die Technik wesentlich getordert
hat, betrauert die moderne Elektrotechnik einen ihrer
ilauptbegnuwlcr Er war am 27. April 1845 m Aschaffen-
burg als Sohn de» bekannten, im vorigen Jahre in Mün-
chen verstorbenen Kunsthistorikers dieses Namens geboren
und trat, nachdem er in München und Zürich technischen
Studien obgelegen hatte. 1867 als Ingenieur in die Dienste
der Firma Siemens Ar llalske ein, der er bis 1800 ange-
hörte. Ueber seine Leistungen während dieser Zeit sagt
Werner Siemens in seinen Lebenserinnerungen . daß sie
jenem als Vorstand des Konstruktion— Bureaus der Finna
einen Vi e t U n • ,_r' r.i ■_< -v. n,..'n •< 1 Lesen IWl CT '• OTW hm-
lieh zwei Erfindungen zu verdanken, die wesentlich der
Elektrotechnik, im besonderen der clcktrischenBcleuchtungs-
technik. den Weg für ihre überaus schnelle und erfolg-
reiche Entwicklung geebnet haben Als eiste der-ellieti
ist die Konstruktion de> Trommelankers zu nennen, der
No. a
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gestellt, wobei ein Fugcnmörtcl i : 3 verwendet wird, wäh-
rend der Beton im übrigen im Verhältnis 1 : 4 herge-
stellt werden kann.
Die Decke erfordert bei Wohnhausbauten für 2, 3, 6 und
IO*Spw. .Stärken von 8, 13, 18. 30 <m. Sie ist durch die
Baupolizei in den Stadtkreisen Berlin, Charlottenburg,
Schöneberg undRixdorf als unverbrennliehe und be-
lastete Decke grundsätzlich genehmigt und /war für fol-
gende Spw.: für Wohngebäude höchstens bis zu 4,8'". für
Fabrikgebäude bis 4,2 für freitragende Treppen bis 1,6 ■".
Die Kiseneinlagcn sind, wie schon bemerkt, verschie-
den lang und gehen nicht durch die ganze Spannweite
hindurch. Infolge dessen ist es möglich, den Eisenqucr-
»chnill von der Mitte nach den F.nden hin abnehmen zu
lassen, d h. ihn den Anforderungen der Beanspruchung
anzupassen, sodaß sich ein sparsamer F.iscnverbrauch er-
gibt. Ks werden außerdem größere (Juerschnitte gewählt,
als sonst mit Rücksicht auf die Adhäsion zweckmäßig ist
Dies und die größere Kntfernung der meist quadratisch
gewählten Kisenstäbe «oll die Fiiistampfung der Decke
erleichtern.
Für starke Lasten und große Spannweiten läßt sieh
Abb.ldg. a
S_v»teni Visintini.
da» System natürlich auch zu Plattcn-Ralkcn-Deck.cn ver-
wenden, Abbildg. 1, i.
Interessant ist, daß Decken dieser Art von bedeuten-
der Spannweite bereits von dem Erfinder in dem von ihm
erbauten Rathause in Hannover ausgeführt sind und daß
für das Rcgicrungsgebäude in Potsdam solche Decken bis
12 ■ Spw. geplant lind.
2. Gitterbalkendeeke System Visintini.
Die Decken dieser Bauweise werden wie die S. 414
im vorigen Jahrg. beschriebene Siegwart -Decke aus in der
Fabrik fertig hergestellten und im Bau neben einander
verlegten Betoneisen-Balken hergestellt, können also die
Vorzüge für sich beanspruchen, welche dort dieser Bau-
weise bereits zuerkannt wurden. Während es »ich aber
dort um Balken handelt mit einem in der Längsrichtung
durchgehenden Hohlraum, sind hier die Balken zu voll-
ständigen Gitterträgern ausgebildet mit Eiseneinlagen in
beiden Gurten und den gezogenen Diagonalen, Abb. 2 a u. d.
Die Hohlräume liegen hier also nicht in der Längsrichtung,
sondern in der (Jucrrichtung des Balkens, wodurch außer-
dem eine wesentliche Vereinfachung der 1 lerstellung erreicht
wird. I >ie meist aor"> breiten Balken werden auf cinerUnter-
lage zwischen 2 in festen Abständen gehaltenen Wandungen
nach Einlegung der Formstücke lur die Hohlräume in
Zementmörtel 1 : 3 durch Guß hergestellt, wobei die beiden
Eisengitter an entsprechender Stelle eingelegt werden. Die
Formen lassen sich schon nach etwa 1 St. herausnehmen
und die Balken sind nach zwei Wochen transportfähig. Zweck-
mäßiger Weise werden je-
doch etwaige Abnahme-
Belastungsproben erst 6
bis q Wochen nach Fertig-
stellung der Balken vor-
genommen.
Die Balken weiden in
der Decke neben einan-
der verlegt , die Fugen
mit Zementmörtel ausge-
gossen. Die Alibi Wign. üb.
c u d zeigen die Verwen-
dung de« Svsiem« zu Treppen be/w.
Stützen.
Mit den Visintinischen Gitterbaiken
sind eine Reihe von Belastungsproben1)
in Zürich, Wien und von der mecha-
nisch - technischen Versuchsanstalt in
Berlin v orgenommen worden, diedurch-
weg günstige Ergebnisse hatten. Die
Versuche haben vor allem erwiesen,
daß ein richtig hergestellter Gitterträger
einer vollen Blatte in seiner Festigkeit
durchaus gleichgestellt werden kann.
Bei den Berliner Versuchen wurde
eine Decke von 6.2'" Länge davon 5,8" freie Länge
1,03«" Breite einschl. der Zwischenfugen, 24 ctn Höhe ver-
wendet. Der ObergUrt halte dabei etwa 30"" Stärke, 7"'™
Rutuieisen, der l'ntergurt 3 '" Stärke. 16""" Rundeisen,
*) X»tarr« vcrcl. in dtr in Wien tivlirincndcn ZuihriL ,BctPS und
Kiwn-, 1003, H<ft Ul.
gerade so wie der im Jahre vorher (1871) von dem Belgier
Gramme angegebene Ringanker gestattete, unter Zuhilfe-
nahme des 1867 von Werner Siemens gefundenen elektro-
dynamischen Frinzipes Maschinen zur Erzeugung beliebig
starker und, was die Hauptsache war, gleichmäßig starker
elektrischer Ströme zu bauen Ring- und Trommelanker
finden wir, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen,
bei fast sämtlichen Konstruktionen von Gleichstrom - Ma-
sclnnen bis auf den heutigen Tag wieder.
Mit der Schaffung der Gramine'schen und v I lefner-
Alteneck'schen Dynamomaschine war man. trotzdem zu
jener Zeit schon eine ganze Reihe brauchbarer elektrischer
Lampenkonstruklionen vorhanden war, noch lange nicht im-
stande, eine den Anforderungen des praktischen Lebens
genügende elektrische Beleuchtung zu erzeugen. I "in dies zu
ermöglichen, mußte vor allen I 'ingen das Problem der Teilung
des elektrischen Lichtes gelöst werden. Mit den damals
vorhandenen Mitteln war es nur möglich, mit einer Dvnamo-
Maschine eine einzige elektrische Lampe zu speisen'. Jenes
Problem beschäftigte in den 70er Jahren des vorigen lahr-
hunderts zahlreiche der begabtesten Elektriker des ganzen
Erdballes-. In den Ruhm, es gelöst und dantit die Grundlage
geschaffen zu haben, auf der unsere ganze elektrische Be-
leuchtung von heute sich aufbauen konnte, teill sich v. Hefner-
Alteneck mit dem Amerikaner Edison. Letzterer trat 187g mit
der elektrischen Glühlampe, die damals in Kuropa von vielen
Fachleutenals amerikanischer! luinhug hezeichnelwurde und
Manchem von ihnen seinerzeit ein ungläubiges Lächeln ent-
lockte, vor die Oeffenlliclikeil, während von lief ner-Alteneek
in demselben Jahre die Konstruktion seiner Differential-
lampe vollendete. Diese war die erste elektrische Bogen-
lampe, von der mehrere gleichzeitig von derselben Dynamo-
maschine betrieben werden konnten, wie den staunenden
Berlinern und den Besuchern ihrer in jenem Jahre abge-
haltenen Gewerbe - Ausstellung durch Beleuchtung der
27. Januar 1904
Kaiscrgalerie mittels elektrischen Bogenliehtes ad oeulos
demonstriert wurde
Außer diesen Erfindungen verdanken wir von Hemer-
Alteneck noch zahlreiche andere, auf welche einzugehen uns
zu weit führen würde. Ks sei nur noch erwähnt, daß er
im Jahre 1883 für photoinetrische Messungen vorschlug,
als Liehteinheit statt der bisher «blichen Kerzen die von
ihm auf das Eingehendste erprobte Amvlacetatlarnpe zu
setzen. Di'' Schaffung dieser Lampe bedeutet einen un-
geheuren Fortschritt für die Photometrie. Sie ist von
verschiedenen Forschern, unter diesen auch von der Physi-
kalisch-technischen Reichsanstalt. viele Jahre hindurch stu-
diert worden. Hierbei ergab sich, daß die Kampe bequem
zu handhaben, leicht, billig und genügend genau herzu-
stellen ist. Aufgrund dieser Versuchsergebnisse wird die
„Hefnerlampe" Heil einigen Jahren von der Phv -ikalisch-
technischen Reichsanstalt zur amtlichen Beglaubigung zu-
gelassen und ist deshalb vom Verbände Deutschet Elektro-
techniker und von der Lichtmcß-Kouimfcston des Vereins
der Gas- und Wasser-Fachmänner Deutschlands als Einheit
angenommen worden.
Dn von Ilefner-Alteneck sich mit den meisten seiner
Arbeilen beachtenswerte wissenschaftliche Verdienste er-
worben hat, so fehlte es ihm auch nicht an Ehrungen
seitens der berulenen Vertreter der Wissenschaften So
ernannte ihn im Jahre 180,7 <nt" königl. Akademie der
Wi — eitschaften zu Stockholm zu ihrem auswärtigen Mit-
gliede; im Jahre darauf verlieh ihm die l'niversität Mün-
chen ehrenhalber den philosophischen Doktorhut und iqoi
wurde er von der kgl. Prcussjschcn Akademie der Wissen-
schaften zum ordentlichen Mitgliede 'I ihrer mathematisch-
physikalischen Klasse erwählt. |»r ||. S.
»t Anmci tun* der Krdak.ti.jn: * KdStl' JUSJSf it und Molirr
K ulan «ind dir l.rldrn riMrn Injrrnlrui«-, ut lrhr» dirsr AlSMMSMMS
tnl wuidr. —
»7
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während die kaum aCI" starken Stege, soweit sie Zug-
spannungen aufwiesen, mit 7 mm Rundeisen armiert waren.
Oer Bruch erfolgte nach langsamem stetigem Durch-
biegen bei drei Versuchen im Mittel bei etwa 19000 k.
Belastung (gleichmäßig Ober die ganze Lange verteilt.!
Haarrisse in einzelnen Stegen traten erst bei etwa löoookc.
Risse im unteren Steg bei im Mittel 17800-« Belastung
ein. Die gemessenen Durchbiegungen stellten sich im letz-
teren Falle auf 40 <"*>.
Die Firma Visintini & Weingärtner in Zürich hat für
die Verwendung ihrer Gitterträger zu Massivdceken bei
asokl 'i'" Nutzlast, 20 rm Balkenbreite und lofachcr Sicher-
heit des Betons, -jtachcr des Eisens, eine Tabelle für die
Dimensionierunj» aufgestellt für Spannweiten von 2-6m.
Sie führt 3 Profile von 15, 18 und 21 cm aus, die für 2—3,
5, 3,72 — 4,96, 5,04 bis 6,o.( 01 -Spw. ausreichen. Die Starken
des Obergurtes sind dabei 2,v 2,5 und 3,5 cm, des Unter-
gurtes 2,5, 2i5und3ca', der Rippen 1,5, 1,5 und 3C|». Die
Starke der Eiseneinlagen im Lnicrgiirt schwankt in den
3 Profilen von 7 — 11, 10 — 14, 14 — 17 während sie im
Obergurt konstant 4 mnl ist Das Eigengewicht stellt sich
auf 33, 34 und 40 k« (i. M. für die 21 hohen Träger). —
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde In Berlin. In der I lezetnbcr-
Siizung 1003, in der Hr. Wirkl. Geh. Rat Sehroeder
den Vorsitz führte, hielt, nachdem Hr. Ing. Zeidler die
Flammenhogenlampcn und andere Lampenneuheiten
der Allgem. Elektricitäts-Gesellschaft vorgeführt hatte, Hr.
Oberstleutn. a. IX Buchholtz einen Vortrag über „Die
neueren Versuche in der Fortbewegung von Luft-
schiffen", die in den leuten Jahren in Frankreich ge-
macht worden sind und wegen ihrer Erfolge berechtigtes
Aufsehen erregt haben. Nach den infolge geringer Kon-
struktionsfehler verunglückten Versuchen des Brasilianers
Severo am 12. Mai und unseres Landsmannes Baron
v. Bradsky am 13. OkL 1902, die bedauerlicher Weise
beiden das Leben kosteten, verdienen die mit großem
Mut und unerschütterlicher Ausdauer fortgesetzten Be-
mühungen des Brasilianers Santos Dumont volle Aner-
kennung. Seit dem Jahre 1897 hat er, unbeirrt durch
wiederholte Mißerfolge, seine Konstruktion immer von
neuem verbessert, bis es ihm endlich gelungen ist, ein
Luftfahrzeug zu erhalten, das allen Anforderungen zu ent-
sprechen scheint. Am 19. Okt. 1900 erwarb er sich durch
seine Fahrt von St Clouduni den Eiffelturm den hierfür von
Mr. T>eutsch de la Meurthe ausgeset/tcnl'reis von 100000 Fr.
Inden folgenden Jahren und bcstindcrs int letzten hat er dann
eine große Zahl glücklicher Fahrten ausgeführt, bei denen
er sich wiederholt zur Erde niedergelassen und wieder
erhoben hat, so am 14. Juni während de» großen Rennens
auf dem Longchamps und am 14. Juli bei der großen
Truppen-Revue, beide Male unter dem Beifall der ver-
sammelten Menge. Augenblicklich ist Santos Dumont mit
dem Bau M?ine> zwölften Luftschiffes für die Ausstellung
in St. Louis beschäftigt. Fr hat übrigens sein gesamtes
Material dem französischen Kricgsministerium für den Fall
eines Krieges zur Verfügung gestellt. Außer ihm hat in
neuester Zeit der Franzose I.cbaudv viel von sich reden
gemacht, da er mit seinem Luftschiff größere Fahrten bis
zu 98 km mit einer Fahrgeschwindigkeit von 11 — 12 m in
der Sekunde ausgeführt und am 12. Nov. v.J. bei einem
frischen Wind von 6 ■» in der Sekunde die Fahrt von
Moisson nach Paris unter bestandigem Lavieren in 1 St.
40 Min. zurückgelegt hat. Wenn mit diesen Erfolgen die
Aufgabe auch nicht vollkommen gelöst erscheint, so ist
damit doch die Möglichkeit der Luftschiffahrt als erwiesen
/u erachten. Aufgabe der Zukunft wird es sein, durch Ver-
besserungen im Bau und in der Fortbewegung der Luft-
schiffe die Fahrgeschwindigkeit so zu erhöhen, daß sie
auch mittleren Windstarken zu widerstehen imstande ist —
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb der ..Vereinigung Berliner Architekten"
für ihre Mitglieder betrifft die künstlerische Gestaltung
der Räume für die Architektur - Abteilung der
Großen Berliner Kunstausstellung 1904 Es handelt
sich in der Hauptsache um einen an den von Ilm An Ii
A. Gcssncr ausgebildeten Teil südostlich anschließenden
neuen Teil, der zu einem größeren Ausstclt11uc~~a.1l zweck-
entsprechend ausgestaltet werden soll. Zugleich ~»ill dem
(•'cssner'sehen Ausstellungsraum, der sich für die Ab-
stellung der Werke der Haukun ~l al~ vrtrcflhch iieiiunel
erwies, nach den Wüti~chen der Maler und Uitdhaucr.
welche später diese gesamten Räumlichkeiten in Benutzung
nehmen werden, mehr Licht /tigctuhri werden. Verbogt
werden die geometrischen tiCvamtzi-icliiuin^en 1 : 100, eine
Tcilansicht in farbigcrliarstrlliiny 1 : so, -»wir der Nachweis,
daß die Anlage für 4000 M ai:~/iifuhren i~l Für die beste
Arbeit ist ein Ehrenh'ntoi ur von yo M fc~t^e~ei/i ; der
Gewinner desselben erhalt die Au~lülirung Preisrichter
-nid die Mitglieder des Ausseiendes für die Architektur-
Abteilung Bale ke. H.niEcit, Reinhardt, Schmitz und
Werle, l.r-:ii/lciae die Ilm, Soll und Dinklage. —
Wettbewerb Volksschulhaus Waldenburg. Der Magistrat
macht nunmehr bekannt, 1I.1U d..~ Preisgericht aus 5 Per-
sonen besteht, von welchen 1 dem Baufach angehören.
Die Preise gelangen zur Verteilung, sobald program m-
miißiee Entwürfe in cenugender Zahl vorhanden sind. -
Brief- und Fragekasten.
Hrn. H. Sch. In Mannheim. Weder da» Reichsreeht noch
das badische Landrecht enthalten eine Vorschrift de« Inhalte«, dafl
Villen hinter der Bauflucht zu errichten sind. MiUtui besieht kein
gesetzliche» Verbot, »ie mit einer Seite in der Baufluchtlinie »trauen-
wärt« aufzufuhren. Im Gegenteil kann man vielfach einer der-
artigen Bauweise begegnen. Dagegen pflegen bisweilen ßaupulizei-
Ordnungcn an* öffentlich rechtlichen Gründen für Villcubauten
einen gewissen Absland hinter der Bauflucht und das Liegenlassen
einer Grundfläche als Vorgarten iu fordern. Sind derartige Polizei-
Ordnungen in verfassungsmaliigcr Form zustande gekommen, so
geben sie der Polizei das Recht, eine abweichende Bauweite zu
untersagen. Nicht minder sind Falle denkbar, d»U die Polizei in
Erfüllung ihrer Pflicht, der Verunstaltung von Stralkn vorzubeugen,
dahin gelangen kann, dem Villenbau in der Stmucnfluchtlime ent-
gegenzuwirken und hierbei den Schutz im ln-iaincn/ugc findet
Ihre Krage IftUt sich im Endergebnis also nur dahin beantworten,
daß zwar grundsätzlich nirht verbaten i»t, freistehende Villen mit
einer Seite in der Bauflucht zu erru hten, daß jcdo. li Ortsrechte
zu einem solchen Verbote fuhren k&nnen — K. H-e.
Hrn. C. B. In B. Wie wir der .Ostpreussisrhca Handwerks-
Zeitung- entnehmen, kann der Titel .Baugewcrksrncister" — ent-
gegen unserer bisheriger) Ansicht — durch Abkgung der Meister-
prüfung vor »len duich die Regier ung*-Pi äsidcnleii nach $ 133 der Ge-
werbeordnung ernannten Prüfung--. Kommissionen erwoibeu werden.
Zur Führung de* Meistertitels in Verbindung mit der Bezeichnung
eine* Handwerk» berechtigt das Zeugnis einer Baugcwerkschuk
nicht. Weder die niehtstaaihchcn noch die vom Staate anerkannten
oder staatlichen Baugcwcrkschukn sind befugt, ihren Abgangs-
zeugnissen die Wirkung zur Kühlung des Titels „ llaugewcrks-
meister* beizulegen. Die Prüfung» - Kommissionen dieser Schulen
dürfen auch nur die GcsamlprCifung durch Erteilung eines Piatli-
kale» zensicicti. Im übrigen herrscht in l'reusscn aber die Fahrung
de» gciianiitcii Titels noch so viel l'iikLirhcit, dass es erwünscht
erscheint, durch allgemeine gültige behördliche Bestimmungen hier
volle Klarheit zu schaffen —
Hrn. Bautechn. B. O. In Leipzig. Wir empfehlen Ihnen
als umfassende Werke: Urning. Die Sudtc Entwässerung. Band 3
des städtischen Tiefbaues. Stuttgart 1H07, und Frühling. De Enl-
wil»»erung der Städte, 4 IUI. de» ll.indO i| Ingen -Wi.seii«cliaflen(
4. Aufl. Leipzig 1903 Von letzterem Werke hrgt aber erst die
I. Hillftc vor. In beschrankter Weise wird du- Aufgabe behandelt
in Dobel, Kanahsaliun 4- Aufl Stuttgart 1903. —
Hrn. BlTIStr. A. U- In G. In unserer Zeitung ist die frag-
liche Mitteilung nicht erschienen, dieselbe enthielt übrigens nichts
Neues. Auuer durch einen geringen Zusatz von Soda hat man
öfter auch einen kleinen Zusaiz von Kochsalz zu Zementmörtel an-
gewendet, um bei niedrigen Temperatuten ohne Frostgefahr niaiiein
zu können. Solche Mittel sind alter zwei-i hnculig und l>r»seie Er-
folge von der Verwendung eines m.t waimun Wasser ziemlich
trocken angemachten und nicht fetten Moite!» zu erwarten. Zement-
put/ darf eben bei Fl o.ttcmrn ralur 1 1 iu m ;il s aits>;i lüliit weiden — -
Hrn. Ing. B. In Kreuznach. Nu wenn s.c im -1 einlies
Reservoir anlegen kd-iucn, um iiLer Lange Zeilen von Wn..Ntiilc
hinwcgkomnuii zu können, ist cm Windmotor gehraiirl.siäl.ig E»
bteiht dann aber »kr Nachteil bv-tvkrn, dal) Sie nielit auf n.sche»
snndrrn auf s icllei- ht Luvst .abgestandenes* Wi's'i ange »Viesen
sind. In jeder Hinsicht mehr /u cmplchkn ist die Auf dcllnng
eines lliitj.uft- oder » ine« 1'etrolrnru ■ Mutorcs. Wenn c~ räch der
I.a-e und Gr'.üe der Oiicllc nv<.irh ist, einige» GeiJlte zu ».haften,
so »cüiUc auch die Anlagt »nies hydraulischen Wühlen uifrage
kommen können. —
Hrn. Bautechn. K. In Freiberg. Em derartige» Buch gibt
es L>.~ I ier r.e lit
Anfragen 11 n den Leserkreis.
Ein aus Itcton mit Slrei kmctalleiiilugco hergestellte« Wasser-
becsc ii. in das Ho 100 ' wattue>, mit kalzinierter Soda gereinigtes
\V»v-er tintritt, ist in Hüdcn und Wimleu »leiait rissig geworden,
d.tl ilj-»clt>e uuUii Betrieb gesellt werden muttte. Nach der Bau-
weise »:es i'uutei tnli-.» h angek-gteii Obel wölbten) Behälters ist es
wen< walns' hcinlu b, dutl die Entstehung der Sei »den auf
die Icmpcialur des Wasscrinhaltcs zurückkommt Sind andere
aiuilnhc KiUhrungtu bekannt und durch weiches Mittel hat ma»
die Sitiiiden beseitigt? — J W. in O.
¥ ra g c bcanl w 0 r t u n gen aus dem Leserkreise.
Zu der in No. 95 Jahrg. tcjccj enthaltenen Anfrage von A. St.
in Berlin teile ich Ihnen mit, dass Iragliche Sandstein-Kreitrrppc
zweckmässig durch einen Ikbig mit Hvgiena - Maleiul (beigestellt
duu-b Isolier niitlcl- und Hygiena Fu»l>ö.lrn Kab:ik, Richaul Beck,
Stuttgart) wir der hergesleilt wenlen kann
Ri. l.at.1 Heek in Stuttgart.
Inhalt; l>.i. Hjhjwii. n in [.rciillis. !u n S|U.,ttatl~luill ICH ilas Vtr-
wallMiig.ji.tii rojti«. — Nr-.i. ie I leckf-ii-Kun.tt uktiunril. Todtctisehaa. —
Mitteilungen au« Vereinen. I'u i-Vmci liur.ti n. — Hiof- und Fi Seck asten.
. C. m. b. IL, Berlin. Kor die Kensküno
Druck suil Wilh. Cltit, Berlin.
No. a
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M WANDLUNG DER PREUSSISCHEN
UND SÄCHSISCHEN EISENBAHN-
ANLAGEN IN UND BEI LEIPZIG *
**********
= DEUTSCHE BAUZEITUNG==
* XXXVIII. JAHRGANG 190* N° 9 *
Abbild);. 2 lhiuptbahnhof in Leipzig
Etnpfangsgebäude
A. Gruppe der prrufi. Gleisanlagen.
B. . . »*<h».
I". T. IVr*oiien-Tunnel.
G.T. Grpark-Tunnrl
G. il. Grp".ck-Bahn*leisr
Gleisgruppen im
rrr»onc nbafanhaf
I. Auhlrlluniesclriw für Peiannrn . Wasen fnr
Kilenbaie. 3 Gl. 357 m nuubair Lance.
3 Pe«rJ- (Ol Bei Ii 11. 3 Gl. 31 j m n. 1_
3. Deajl. für M a g d e l> u 1 e. o Gl in* n. L.
4. Di-»|H (Ol l'i r«»n< 11 - Zil-r und • Waten fOi
Berlin. 6 OL m 11 ]„
5 DMMj , «Viel, für Thlli .n-rn. 5 Gl. 1130 m
n. L.
6 l>r*-l., <Hft. lar F.ilenhurr. 4 GL 740m
Erklärung.
F.ileOtrr- und Siorkgut-Rahnhnl
;. 4 Allf«telllln;«|;lei<e fnr FilgJleriagr. i^m
n- L.
8- S [>t<eI. (Di KrriUilrvrrkrbi. Aut'an-. 1445111
IL L.
o. 5 I'e^fl , de«rj. Kinyanf. 1105 m O.L.
10. 5 Desgl. für Stovkeut: EbzfMf 1040 m n. I_
11. ö IVigl.. drvl* Ait«fane. 1046m n. L-
GAter bahn hol L e i p z i % (Berlin),
ta. 7 Aufstellung*, und Rangirt-;U-i><e 3505 m n. 1.
13. 13 r>e*gl. (01 1'rrwMM nwajeu 310B ni n. L
Besondere Bezeichnungen.
V. G. Veikehrnili-l*.
A. G. Auuiehgleiv
M. G. Ma*rhinrnrlei«.
A«. G. Aiuu hlusftglei«
Vb G. Vrrbindun£*rlci«
Si. \V. Stellwerk.
1- ^ ' *
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 9. BERLIN, DEN 30. JAN. 1904
Umwandlung der preußischen und sächsischen Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig.
Vnn Paul Bischof, Ober- und Geheimer Baurat in Halle a. S.
(FcirtfcciJMnK-t Hirm» rinr PUnbriUgr.
III
Entwurf, a. llau|>tl>ahnhof.
ÖBfcSgSwtT1 n folgenden Ausführungen soll«' 11 nur
I^BlHßj dicllauptpunktcundzwarzumeistnur
ÖSSk. die preuß. Anlage n behandelt werden ;
auf Kifflftlheiten näher einzugehen,
IC^Effi muß vorbehalten bleiben DasHaupt-
w EnS gebäude mitden Bahnsteigen ist nach
, fi kW den Abbildg. 2 (Beilage) 11 3 soweit
naeh dein Inneren der Stadt vorge-
schoben, wie es die Rücksicht sowohl
auf die Schaffung eines angemessen großen Vorplatzes
als auch auf die Ausbildung günstiger Weichenverbin-
dungen zwischen den einzelnen Bahnlinien verlangt.
In den Kopfbahnhof werden, entsprechend dem bei
beiden Verwaltungen etwa gleichen Personenverkehr
je 1,8 bis. 2 Millionen verkaufte Fahrkarten für das
Jahr — 13 preußische und 13 sächsische Gleise einge-
führt. Die Bahnsteigbreiten ergeben sich im allge-
meinen aus dem Vielfachen einer Gleiscntfernung von
4,5 m Die Personen-Bahnsteige sind demgemäß 10,5'".
die Gepäck-Bahnsteige 6m breit. Das Haupt-Empfangs-
gebäude wird dann eine Frontlänge von 300 m erhalten.
Sämtliche Hauptbahnsteige sind 270 m lang und durch
« inen 20 m breiten Querbahnsteig verbunden. Die
Schienenoberkante der Gleise an den Bahnsteigen
liegt 2,6m über dem Pflaster des Bahnhof-Vorplatz.es,
so daß die unter den Bahnsteigen angeordneten Tunnel-
anlagcn unmittelbar in die Gepäck- Annahmen und
-Ausgaben einmünden können, und daß der Personen-
verkehr auf den Peisoncnbahnsteigen durch den Ge-
päckverkehr nirgends belästigt wird Die Gleise an
den Bahnsteigen sind von Westen her der Reihe nach
für Vororte, Thüringen (Zeitz und Korbetha), Eilen-
bürg, Magdeburg, Berlin auf der preußischen Seite,
Bayern, Ricsa-Dresden, Döbeln-Drcsden, Geithain auf
der sächsischen Seite bestimmt.
Zur Erreichung dieser Anordnung der Gleise an
den Bahnsteigen konnte die sächsische Eisenbahn -Ver-
waltung die jetzige Bayerische Verbindungsbahn, welche
die Dresdener Linien* bereits schienenfrei kreuzt, für
dir Bayerischen Hauptglcisc ausnutzen. Auf preußischer
Seite muß eine schienenfreic Kreuzung der Eilenbur-
ger Linie mit den Berliner und Magdeburger Linien
neu hergestellt werden, siehe Abbildung 3. Dies ge-
schieht nordlich vom Berliner Bahnhof, nachdem die
Magdeburger und Eilenburger Linien von den Halte-
punkten Lützschena und Heiterblick an abgeschwenkt
und im Norden um die Stadt Leipzig herum und an die
Berliner Strecke herangeführt sind. Wenn die Magde-
burger Linie dann freilich einen l 'in weg von etwa
4kl" machen wird, so bleibt doch das eigentliche Bahn-
hofgcländc von den Rampen und den schienenfreien
L'ebcrschneidungen der eingeführten Personenzuggleise
vollständig frei. Es wird ermöglicht, den gesamten
Bahnhof ohne irgend welche plötzliche Unterbrechung
überall in eine durchgehende Mäche mit keinem stärke-
ren Gefälle als 1 : 400 zu legen und, begünstigt durch
den Umstand, daß die Magdeburger und Eilenburger
Linien mit der Berliner Linie zusammen auf eine große
Länge vor den Bahnsteigen parallel der Achse dieser
Bahnsteige geführt werden, die für den Betrieb im
weitesten Umfange erforderlichen brauchbaren Weichen -
Verbindungen trotz der großen Breite der Bahnsteig-
aulagen zwei ki ntspr« chend auszubilden.
Die Richtungen Berlin und Bayern, auf welchen
zurzeit schon durchgehende Züge gefahren werden,
liegen unmittelbar nebeneinander und lassen sich leicht
verbinden. Von den Richtungen Magdeburg -Dresden
und Thüringen-Dresden, welche demnächst bevorzugt
weiden sollen, ist nur die letztere auch bei der Ein-
fahrt nicht ohne Ueberschneidung anderer I lauptglcisc
in Schicncnhöhc auf dem Bahnhofe selbst durchführ-
bar, da die Thüringer Linien, wenn nicht augenschein-
lich ganz unverhältnismäßige Kosten entstehen sollen,
nach wie vor von Norden her leider nicht weit von den
Bahnsteigen in den Bahnhof eingeführt werden müssen.
Sie werden hierbei die jetzige Thüringer Verbindungs-
bahn, also den äußersten Rand des hier zur Verfü-
gung stehenden Geländes in Anspruch nehmen.
Zwischen den Weichenverbindungen konnten in
der Nähe der Bahnsteige für jede Richtung Aufstcll-
g nippen so angeordnet werden, daß die Rangier-
maschine, nachdem sie den Zug aus dem Ankunfts-
glefa in die Gruppe gezogen hat, bequem abfahren
und ebenso wieder hinter den Zug gelangen kann,
um ihn auf das Abfahrgleis zu drücken. Dic\Schup|H-n
für die Personen -Zuglokomotiveti sind, nicht zu ent-
49
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femt von den Bahnsteigen, getrennt angelegt Durch
die oben erwähnten Weichenstraßen und die getrennte
Anordnung der Schuppen ist eine leichte Zugänglich-
keit ohne unnötige Berührung von Hauptgleisen, aul
denen im Einzelfalle die Maschine nicht zu verkehren
hat, gesichert DieF.ilgutanlage ist in engste Verbindung
mit den Bahnsteigen und Weichenstraßen gebracht.
Verhandlungen mitderReichspost- Verwaltung haben zu
dem Endergebnis geführt, daß jeder Postpacket- Verkehr
im Haupt-Ernpfangsgebäude ausgeschlossen, auf den
Gcpäekbahnsteigen aberdurch V ermittelung eines in der
Nahe (südöstlich) zu errichtenden Mahnpostamtes und
einer Tunnclanlage nur in kleinen Mengen zugelassen
sein soll. Für die gesamte Ein- und Ausladung ge-
wöhnlicher Postgüter wird von der Rcichspost -Ver-
waltung am Notdostende des Bahnhofes, zwischen den
sächsischen und preußischen Gleisen, ein Postgüter-
Bahnhof angelegt und mit den Gleisen der beiden
Eisenbahn-Verwaltungen — auf preußischer Seite durch
zwei getrennte Straßen - verbunden. Sämtliche Post-
wagen müssen nach dem Postgüter-Bahnhof üln-rführt
werden, wo sie auf 13 Gleisen von preußischer Seite
Abbiklg, 3 £ueob«haaiil*KC'n nach dem I'iubau
und auf 12 Gleisen von sächsischer Seite unmittelbar
laderceht gestellt werden können. 5 Gleise der Vcr-
ladehalle sowie ein Gleis nach dem'Magazinsihuppen
werden mittels Drehscheibe an die preußischen Ztl-
führungsgleise angeschlossen.
Die Anlagen für den preußisehenStückgut-undFrei-
ladeverkehr werden westlich an das Hauptgebäude
und die Thüringer Hauptgleisc angrenzen. Aufstellungs-
gruppen für den Güter- und Eilgutverkehr sind auf
dem alten Magdeburger Außenbahnhof unterzubringen.
Weiteres ist aus der Abbildg. 2 1 Beilage 1 ersichtlich
Wie bereits oben bei Besprechung der Einführung
der Linien gekennzeichnet, herrschte das Bestreben,
von dem begrenzten Bauplatz im Inneren d< r Stadt,
soweit dies erreichbar, alle diejenigen Anlagen fern zu
halten und nach außen zu verlegen, welche im Inneren
nur Platz wegnehmen, aber nicht durchaus notwendig
sind Dies war eine der ersten Forderungen, welche
für die Aufstellung eines klaren und auskömmlichen
Entwurfes erfüllt werden mußte.
b. Rangierbahnhof Wahren und Verbin-
dungsbahn Wahren-Leutzsch. Die Anlagen für
die Rangier geschäftc gehören in erster Reihe zu denen,
50
welche an die Grenze des Weichbildes der Stadl zu
verlegen sind. Nach dem Umbau wird, während der
Berliner Bahnhof als Güterstation und der Eilenburger
Bahnhof ebenfalls als Gflterslation und Lokal-Personen-
bahnhof für die anschließenden Stadtteile bestehen blei-
ben würden, der preuß. Hauptgüterbahnhof den gesam-
ten Magdeburger und Thüringer Güterverkehr aufzu-
nehmen haben. Das führt von selbst dazu, für beide
Richtungen auf einer der Strecken einen gemeinschaft-
lichen Rangierbahnhof mit Verbindung nach der ande-
ren Strecke anzulegen.
Dadurch werden einmal die Kosten des Baues und
des Betriebes eines zweiten Rangierbahnhofes und
dann die weiteren Kosten für das Vor- und Nach-
rangieren und die dazu nötigen im Hauptgüterbahn-
hof kaum herstellbaren Anlagen erspai t. Von dem
Hauptgüterbahnhof können dann die Wagen, ohne
getrennt werden zu müssen, im Gemenge auf dem
kürzesten Wege nach dem Rangierbahnhof abgezogen
werden. Umgekehrt werden von dort die einzelnen
Ladestellen des Güterbahnhofes gleich mit den aus
beiden Richtungen zusammengesetzten, rangierten Zug-
teilen bedient. Der Rangier-
bahnhof ist an der Magdebur-
ger Linie zwischen den Stati-
onen Lützschena und Wahren
geplant Vgl. hierzu nebensteh.
Abbildg. 3, welche den Gesamt-
plan aller Eisenbahnanlagen in
und bei Leipzig nach dem Um-
bau wiedergibt und den Plan
des Rangier-Bahnhofes nebst
Längenprofilen, Abb. 4 6, wel-
che wir mit dem Schluß dieser
Ausführungen folgen lassen.
DieserBahnhof wird mittels
2-gleisigcr Verbindungsbahn
mit dem umzubauenden Bahn-
hof Leutzsch, und durch die
für den jetzigen Zweck aufzu-
gebenden und umzubauenden
Magdeburger Hauptgleise mit
dem 1 lauptgüterbahnhof Leip-
zig verbunden sein. Die Ab-
messungen des Rangierbahn-
hofes Wahren mußten danach
bestimmt werden, daß er die
jetzt au fdcmBahnhofeLcutzsch
und auf den Bahnhöfen Leip-
zig-Thüringen und Magde-
burg, sowie zumteit auf dem
sächsischen Uebergabe- Bahn-
hof notdürftigst sich abwick-
elnden Rangiergeschäfte im
vollen Umfange zu leisten im-
stande ist und so den neuen
Hauptgüteibahnhof vollständig entlastet, sowie dessen
Herstellung und die Herstellung des Haupt-Personen-
bahnhofes auf dem einzig gegebenen Bauplatz ermög-
licht. Aus demselben Gr unde, jedoch auch zum Zweck
der Vereinfachung des Betriebes werden die Güterzug-
Maschinen nebst den hierzu gehörigen Betriebswerk-
stätten in Wahren vereinigt, auch das Umladegeschäft
von Leutzsch und Leipzig und die sämtlichen Gleise
zum Aufstellen von leeren Güterwagen dorthin verlegt
c. Verbindungsbahn Wahren-Schönef eld-
Heiterblick. Diese durchgreifende Entlastung des
neuen Hauptgoterbahnhofes genügte trotzdem noch
nicht, den hinsichtlich der Anlagen für den Güter-
verkehr so dringenden Umbau desselben in zweck-
entsprechender Weise zu ermöglichen. Es blieben
noch die für den Güteraustausch zurzeit im Inneren
der Stadt Leipzig zwischen den einzelnen Bahnhöfen
unterzieh und mit dem Uebergabe-Bahnhof bestehen-
den Verbindungsstücken nach außerhalb zu verlegen.
Der Anfang hierzu liegt bereits in der erwähnten Ver-
bindungsbahn Leutzsch -Wahren. Ihre Fortsetzung
mußte sie in einer zweigleisigen Verbindungsbahn von
Wahren über einc^neue Vorstation Mockau an der
ized byfcoo;
Berliner Linie nach dem auszubauenden Bahnhof Sche-
nefeld an der Eilenburger Linie finden. Zum Zweck
eines unmittelbaren Zugaberganges von Leutzsch nach
Eilenburg, mit Umgehung von Wahren und Schönefeld,
ist bei Wahren eine kurze Verbindungsstrecke und
bei Schenefeld ein unmittelbarer Anschluß nach Heiter-
hlick in Aussicht genommen. Im übrigen schließt sich
die Verbindungsbahn Wahrcn-Schönefcld-Heiterblick
den neuen Einführungen der Magdeburger und Eilen-
burger Linien genau an. Voraussichtlich werden an
ihr in Großwiederitzsch und in Thekla Haltestellen
errichtet. Zum Anschluß dieser neuen Gütergleise an
das Netz der sächs. Staatsbahnen wird die sächsische
Regierung eine Verbindungsbahn zwischen ihrem neuen
Rangierbahnhof Engelsdoif an der Dresdener Linie
und Schonefeld erbauen, Engelsdorf mit ihrem Bahn-
hof Stötteritz an der neuen bayerischen Linie verbin-
den, und von dieser Verbindung einen unmittelbaren
Uebergang auf die Eilenburger Linie in Richtung
Schönefcld schaffen. Nach Wegfall des alten Ucber-
gabe-Bahnhofes, für den auch in seiner Eigenschaft
als Sammelbahnhof auf preußischer Seite der Rangier-
Bahnhof Wahren einen reichlichen Ersatz darstellen
wird, findet dann die Güterübergabe zwischen Preußen
und Sachsen im Osten zwischen Schönefcld und Engels-
dorf, im Westen in Plagwitz-Lindenau an der Zeit/er
Linie statt. Die beiden Bahnhöfe Plagwitz-Lindcnau
werden sowohl von preußischer als auch von sächsi-
scher Seite bedeutend erweitert. - (SrhfoJ folgt)
Der Brand des Iroquois-Theaters in Chicago und die notwendige Reform der modernen Bühne.
Von Baurat Heinrich Sceling in Berlin. |s,M„» No. 4.)
[a> in Preußen für „kleine Theater" (bis zu 8do Zu- Seitenfassade, un.l außerdem den Vorfahrteingang in der
- ■emlätzen, zulässige Maß der Bebauung auf Längsachse des Hauses. Für das m den Anklcidczimmcrn
1 Hinterge lande zeigt das .Neue Theater" am und auf der Bühne beschäftigte Personal wurden, trotz der
Schiffbauerdamm i n"B,e;rl i D, dessen Lageplan und beiden massiven Treppen, unmittelbar von diesen Treppen
und den Ankleideziuunern aus zugängliche, gut gesicherte
Galerien und von diesen zu dem Hofgeläude fuhrende
Treppen angelegt. Für die wenigen in den Ankleide-
zimmern befindlichen Personen sind solche Galerien am
Malze, nicht aber für Znschauermengen. Die
Das Neue Theater In Berlin.
A»chite*t: Hautat Heior. Seeling
Anordnung derCialeric
■ in rechtzeitigen Hofe
ist Seile 54 vorgeführt
Sie ist e inem Aufsätze
entnommen, welchen
der Regisseur des
„Neuen Theaters", Hr.
Held, in No 3des„\Velt-
spiegel" dem Beiblatt
de» .Beil Tagcbl -über
dicSicherheits-Finrteh-
tungen des Bühnen-
hau»es die-e« Theaters
veröffentlicht , aber
1 IBM den Frbaucr auch
nur zu erwähnen.
Neben diesen dcuKchcn Beispielen >ci der Grund-
riß der neuen „Kontiseheu Oper" in Paris gegeben.
I>as Haus liegt bis auf die Rückwand frei, l'as Zu-
srhanerfaaus ist sehr geschickt angelegt, doch möchte ich
auf den allen Rangen dienenden 4 Treppen in den
. USTOU
Schiller-Theater In Chicago. Architekten. Adler tc Sullivan. Maß.tab 1:750.
Bahnen-Nebentreppcgegebenseien AnchbeiHäusfrndiesrr 4 Ecken der Umgänge keine Panik erleben. Kleiderah-
kleinsten Abmessung werden Höfe von 9™ Breite zu lagen und Toiletten sind gänzlich unzureichend
beiden Seiten der Bühne für erforderlich erachtet. Da* Für uns unglaublich gebaut sind die oft mit großem
Publikum hat bequemste Zu- und Ausgänge an jeder Aufwand und in „feuersicherster" Ausführung herge-
30. Januar 1904.
u/iyi
ized^y Google
-teilten neuen Theater Fingland* und Amerika-« Lebensge-
fährlich ist im neuen Her Majesty's Theater in
London der Weg für die Besucher des Parkett, die über-
haupt keinen Umgang haben, sondern „im Raum" sich
den schmalen Ausgängen zuschieben müssen. (S. 54.) Bei
aller Eleganz und Feuersicherheit die reine Mausefalle!
Aehnlich ängstlich ist's im modern gebauten Mr. D'Oyly
Cartc's Ncw-Thcatcr in London. (S. 54.1
Was amerikanischer Erfindungsgeistf Wagemut und
Ausnutzungsfindigkeit möglich machen, zeigt das „Audito-
rium Building" in Chicago; genial entworfen und natür-
lich „ganz feuersicher" in Stahl und Stein durchgeführt,
verursacht es beim Studium des Baugedankens aber doch
etwas Gruseln. Ueber dem Vestibül (S. 55! liegen 9 Stock-
werke für vermietete Bureaus. Ueber der 30 «■> hohen
überwölbten Bühne liegen Gesinde-, Dienst- und Küchen-
räume des sich an die Rückseite der Bühne anschließen-
den Hotels, dessen Speisesaal im 10. Stockwerk allerdings
einen herrlichen Ausblick auf den Michigansee gewähren
muß. Aehnlich „ausgenutzt" ist das „Schiller-'I healer"
inChicago. (S.51.) Bei diesem völlig eingebauten Krontliaus
steigen über dem Vestibül 16 Stockwerke empor. Ueber
Wir Deutschen und die »tamm verwandten Ocsterreicher
brauchen sicher diesmal uns nicht nach ausländischen Zu-
ständen zu sehnen, wohl aber können wir mit Stolz unsere
in Licht und Luft gebadeten neuen Theaterbauten zeigen.
Meist haben auch unsere Zuschauerräume unmittelbares
volles Tageslicht und damit Luft; allemal aber lassen Tür-
uud Fensteröffnungen doch mittelbar volles Tageslicht ein.
Mit etwas gesundem Menschenverstand und nicht im
Verhältnis zu einem Neubau stehenden Kosten lassen sich
gänzlich luft- und lichtlose Mäuser noch völlig modern ge-
stalten. Im oben angeführten Kapitel über moderne Theater
in „Baukunde des Architekten" finden sich mein Vorsehlag
für die Umgestaltung derTreppen im Stadttheater zu Düssel-
dorf, und der Umbau des Stadttheaters zu Aachen. Der
letztere ist vollendet und die Bewohner Aachens wissen
was sie hatten und was sie jetzt haben; ich denke, sie
bereuen den Umbau, der etwa 650000 M. verursacht hat,
nicht. Der Vollendung entgegen geht der Umbau des
herZOgl, Theaters zu Braunschweig, dessen schmale licht-
lo-c l mgänge, Treppen und feuergefährlichen Magazine
dringend sprachen: es geht .nicht mehr! Innerhalb der
gegebenen Umfassungen mußte zwar auf grandiose Entwirk-
B-illner Neubauten. No. tu. Das neue Herrenhaus des preuO. Landtages. Speisesaal der PffeMcntenwuhnung.
Architekt: Geh. Hm rat Fr. Schulze in Berlin.
Bühne und Zuschauerraum wird es im „sechsten" Stock
wieder lebendig; bis zum it. Stuck sind 304 Olfice-
Räume. 2 Läden und 1 großes Restaurant untergebracht. Im
12. Stock liegen große Klubräume, im 13. Küche mit Neben-
räumen. Vom 13. bis 17. Stock wächst der Wolkenkratzer
allein in die Hohe und zwar mit je 6 großen Zimmern. I>.is
Schaubild zeigt bis zum ersten Hauptgesim« die volle
Grundstücks-. \usnutzung für die Zwecke des Theater-;
dann beginnen die ilhei Zuschauerraum und Bühne liegen-
den Klub- und Geschäftsräume, bis schließlich der Wolken-
kratzer da- „Gcsrhuft" allein besorgt. In beiden an sich
genial erfundenen Häusern zeigt der Grundriß, wie be-
ängstigend lang im Raum tntd eingeschlossen 1 wit«chen
fensterlosem Mauerwerk man verweilen muß. ehe
man einen rettenden Ausgang erreichen kann. Diese
Beispiele sagen mehr als Worte. Außerdem geben wir
die Ansicht des von den Architekten des Jroquoistheaters
erbauten lllinoisthcaters aus Chicago wieder, welches,
eingequetscht zwischen Nachbarhäuser, an schmaler Gasse
die Seitenfront des Zuschauerhauses mit eisernen Ketlungs-
treppen zeigt, die wir nur an einem alten Hause als
Notbehelfe dulden würden.
lung verzichtet werden, und in der Erscheinung der
Treppen wird der „Umbau" sich fühlbar machen, aber
Luft. Licht und Platz sind reichlich geschaffenem neuen Zu-
schauerraum können trotzdem über 1600 Zuschauer sitzen.
F.incn auch jetzt noch beachtenswerten Vorschlag zur
Umgestaltung des Kgl. Schauspielhauses zu Berlin
mochte im Jahrg. 1888, No. 86 der „Deutschen Bauzeitung"
H. Zilien Er nat zwar noch gemeinschaftliche Treppen
für die Ränge angeordnet, aber die beiden Treppen lassen
im gegebenen Raum sich ohne weiteres zu vier sich
kreuzenden Treppen mit besonderen Zu- und Ausgängen
ausgestalten; die Parkett -Treppen können bleiben und
für den dritten Rang sind ebenfalls bequeme Möglich-
keiten da. Das Vestibül nach Ziller's Vorschlag würde
jedenfalls Schinkels genialem Bau zur Zierde gereichen
und den kellerartigen unteren Teil des Hauses wesentlich
einladender gestalten. So ist mit Verständnis und etwas
Resignation noch mancher alte Bau zu einem gesunden,
modernen Organismus umzugestalten und den schier un-
erschwinglich werdenden Kosten eines Neubaues mindestens
für einige Menschenalter, wenn nicht für länger, aus dem
Wege zu gehen. —
No. 9.
Aber es sei einmal ganz abgesehen vom baulichen Kunststück an, das Knnstwe'rk zu erdrücken. Die
Organismus des modernen Theater*. F.in anderer Punkt Knn«tc der Maschinerie, der Dekoration und der Kostüme.
gibt Veranlassung zum Nachdenken: es fangt auch auf die Mache" überfluten die keusch und feinsinnig geborene
aen der Pflege ernster Kunst gewidmeten Bühnen das Musik oder das gesprochene Wort. Es Ist für ein ernste*
30. Januar 1904.
Digitized tf? Google
IIP"-
Opera c<. mi 411c in Parts.
Ar. i.: Lonia Berjnier.]
Bliai
Das Illinois-Theater in Chicago. Architekten: Wilso« & Maishall.
(N'nrh: TV Amrriran Airhitect lonij
Mr. D'Oyly Carte*«
Theater in London.
An h.: T. E. Colcutt
u. G. II. Holloway.
€"m m mm §\"m 1
Her Majesty'i Theater
In London.
Architekt: C. F. Phipp*.
Theater mit wechselndem Repertoir heute nicht entfernt mehr
möglich, mitzukommen. Wo sollen denn all' die echtcn'Dcko-
rationen aufbewahrt werden, die jetzt zur Verwendung kommen,
welche l'nterkunftsräume werden nötig? Jetzt schon müssen
einsichtige Künstler und Kunstpflege?- sagen : so geht's nicht
Die eiserne» Treppen des Bühnenhause« an der Auüaeuaeite
des Neuen Theater* in Berlin.
weiter! Die Herstellung der Maua/inräume soll beim
Neubau des Kölner Stadtheatcrs 300000 M. erfordert
haben, die Bühnenmaschinerie einschl. der Bühnen-
binderund Arbcitsgalerien 5J0000 M. Kür Dekorationen,
gemalte und feste, sowie' für KoMilmc sind weitere
580000 M. ausgegeben worden. Dazu kommen noch
die Ausgaben für die Beleuchtung. Wände und Galerien
strotzen im Bohnenhause des modernen Theater von
elektrischen Leitungen, die einfachsten Verrichtungen
werden elektrisch bewirkt Aber ebenso wie ver-
Digitizexf&y^oogle
1
Auditorium Bullding In Chicago.
Anh.: Adler & Sulliv.o.
(Xu*dri ZriXx-hnli drs.öMrrt Inf «• Arrtu-Veicin» ifc»
niiiniiiiiiiiiiiiii
luiluusmäßig bald erkannt wurde, daß die mechanische Direktion der Uber-
maschincrie verfehlt und Handbetrieb; bequemer und einfacher «ich ge-
staltet, so wird man hoffentlich auch bald davon abs<-hrn, nicht mehr aas
„Neueste" haben zu wollen, um seiner Neuheit willen. Auch bei der
kleineren, jetzt nur für Schauspiele, anfanglich Buch für kleinere Üpern
berechnet» Bühne de* Frankfurter Schauspielhaus wurden schließlich
180000 M. für
- - - die Bühnenma-
schinerie einschl.
Binder und Ga-
lerien erforder-
lich Die Be-
leuchtung*. Ein-
richtungen der
Bohne allein er-
forderten weite-
re 30000 M. und
die Thcatcr-Gc-
selUchaft, eine
Vereinigung | '
kunstsinniger
Bürger, welche
den Betrieb der
beiden städti-
.-chenThcater in
Frankfurt a. M.
in die Hand
genommen und
auch die beiden
künstlerischen
Leiter als ihre
Intendanten be-
rufen hat und
besoldet, sah sich
veranlaßt, außer
den übernom-
menen Bestän-
den des alten
Schauspielhau-
ses noch für sa-
ge und schreibe
450000 II ge-
malte und feste
Dekorationen s<>-
wieKostüme an-
zuschaffen, F.s
ist das eine sol-
che Menge von
Dekorationen,
daß die am Hau-
se geschaffenen,
so reichlich als
möglich bemes-
senen Dekora-
tionsräume sie
nicht aufzuneh-
men vermoch-
ten, und daß ein
anderweitiger
Magazin •Schup-
pen als Erwei-
terung errichtet
werden soll. Das
unwillkürliche
Bestreben aller:
reichlich zu ha-
ben, aber auch
nichts
men zu
führt zu kaum
übersehbaren
Ausgestaltungen
für die Zukunft.
Vielleicht hat
der jetzige un-
erträgliche Zu-
stand ein Gutes:
Kr bringt der
erasten darstel-
lendenKunstden
Nutzen, daß sj<-
nicht mehr —
abgesehen von
den hier ausge-
schalteten 1 iof-
Iheatern — fast
nur von einzel-
nen Mannern als
F.rwerbsqucllc
30. Januar 1904.
UMymz.c7
ctfßy Google
gepflegt und benutzt werden wird, Mindern daß Städte
und daß im übrigen mit einem nicht zu hohen Zuschuß
eine gute künstlerische Darstellung gewährleistet wird.
Würde ein städtisches Intendantentum geschaffen, so
könnte es den vereinten Hemühungen gelingen, eine
Vereinfachung der Kunststück- und Effektmechanik so-
wie der L'eberpracht der Ausstattung an Möbeln und Deko-
rationen und dafür eine künstlerischere Darstellung ein-
facherer Kunstwerke zu erzielen. Neben solchen in
absolut modernem Sinne zu leitenden Stadttheatern mögen
Berlin und andere Städte, mögen Landschafts- und Kunst-
enthasiasten an herrlichen Stätten nach dem Vorbilde von
Bayreuth und Oberammergau Festspielhäuser errichten, in
denen von Zeit zu Zeit mit den besten Künstlern der Nation
dem Volke in vollendetster Darstellung die Werke seiner
großen Meister geboten werden, zunächst mit hohen und so-
fort hintcrhcrmithalbcn Freisen und zwarz. Z. der Ferien. Ich
glaube, daß auf diese Weise dem Wintergarten- und Apollo-
theatcr-Publikum seine Freude gelassen, dem größten Teil
unseres Volkes aber die Sammelpunkte für feineres inner-
liches Genießen wiedergewonnen werden, die das gute
Hoftheatcr und der gute Konzertsaal allein nicht sein
können.
Noch ehe die Mechanik und die Künstelei in Deko-
ration und Kostümen so überhand genommen haben wie
heute, haben einzelne ernste Männer von großer Bühnen-
erfahrung die Vereinfachung der Vorführungen angestrebt,
aber ohne daß mehr als interessante Versuche dabei heraus-
gekommen sind. Die Frage ist schwer, sehr schwer und
kann durch keine noch so ausgeklügelten mechanischen An-
ordnungen, wie durch die Drehbühne oder Brandt's aller-
dings ohne Maße gemachten Vorschlag der Hinrichtung von
Ncbcnarbcitsbühncn und dergl. gelöst werden; sie ist aber
so ungeheuer brennend, daß es wohl verlohnt, daß nicht
nur der Einzelne, sondern eine Gesamtheit ersucht wird,
an die Sache heranzutreten
Wie s. Zt. nach dem Kingtheaterbrand anläßlich der
deutschen Hygiene-Ausstellung ein Preisausschreiben über
die beste bauliche Gestaltung moderner Theater erlassen
wurde, das — zunächst negativ — doch eine Klärung und
Fingerzeige für den zu beschreitenden Weg gebracht hat,
so sollte versucht werden, auch jetzt, anknüpfend an die
Katastrophe von Chicago, ein Ausschreiben zur Erzielung
der Vereinfachung der Szene, ohne ins Auge fallende Ver-
nachlässigung der Darstellung an Zeit und Ort, zu er-
möglichen. DerWun-ch, daß Magistrate, praktische Bühncn-
inänner, Dichter und Komponisten von Bühnenerfahrung.
Techniker und Architekten sich vereinigen mögen, wo
Hülfe so dringend notig i-t, ist lebhaft und tief, So kann
ein Weg gefunden weiden, der wenn auch nicht unmittel-
bar, so doch mittelbar /um Ziele und aus dem Leber-
Preisbewerbungen.
Für den Neubau des hanseatischen Oberlandesgerichis-
Gebiudes in Hamburg hat ein zweiter, engerer Wettbewerb
unter den sieben, beim ersten Wettbewerb durch Preise
oder durch Ankauf ihrer Entwürfe ausgezeichneten Archi-
tekten, bezw. Architekten-Firmen stattgefunden. Allen Teil-
nehmern an dem Wettbewerb war ein gleiches Honorar
zugesichert, und dem Verfasser des besten Entwurfes die
Ausführung des Baues, vorbehaltlich des Beschlusses der
regierenden Behörden, in Aussicht gestellt. Das Preis-
gericht, bestehend aus zwei Senatoren, dem Obcrlandc»-
gerichtspräsidenten, dem Brt. F. Sehwechten in Berlin
und dem technischen Oberbeamten des Staats-Hochbau-
wesens der drei Hansestädte hat den Entwurf der Hrn.
Arch. I.undt & Kallmorgen zu Hamburg als den für
Hie Ausführung empfehlenswertesten ausgewählt. —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Geh Brt. K n r h , Piof, an der Tecbu. Hoch-
schule in Berlin und dem Geh Reg.-R«t Arnold, Prof. an der
Techn. Hochschule in Hannover, >»l der Kote Adler-Orden III Kl.
handnehnien des technischen und kOnsüerichen Kotnödian-
wieder zu gesunder, Herz und Sinne erfreuender
Kunstübung führt.
Die Errichtung eines den modernsten Ansprüchen
an Heizung und Lüftung, Bühnencinrichtung, Beleuchtung
und an Raumverhältnisse der Bühne und der Magazine
entsprechenden Theaterneubaues für wechselndes Re-
pertoir erfordert mit den weiter in Frage kommenden
Bedingungen der Lage des Bauplatzes mit Rücksicht auf
gesicherte Ein- und Ausgänge solche Opfer für das bloße
Baugerippe, daß man als Architekt allen Mut verliert, die
Mittel zu fordern, die nötig sind, dem komplizierten
Organismus eine künstlerische Seele zu geben und ihn
zur Würde eines der Pflege der Kunst gewidmeten Monu-
mentalbaues zu erheben. Ich habe noch im Jahre 1900
für die Stadt Nürnberg den Kostenanschlag für den jetzt
im Rohbau vollendeten Stadttheater-Neubau aufgestellt.
Auf Grund meiner damaligen Kenntnis der Dinge und an
der Hand ausgearbeiteter Einzclplänc sowie von ersten
Firmen der betr. Gebiete eingeholter Angebote setzte ich für
die drei obengenannten besonderen Einrichtungen 78500 M ,
167000 M., aber ausschl. Bahnenbinder und Galerien, und
i3?5oo M.
schlössen,
379000 M. ein. Es wurde be-
, diese Einrichtungen nicht zu vergeben, sondern
die Ergebnisse der neuen Bühucubauicn für Mannheim,
Frankfurt a. M und für Köln abzuwarten. Dies hatte nun
folgendes Ergebnis gegenüber obigen Zahlen: 161 000 +
251000 -f- 261800 -= 659800 M , ohne die wesentlich er-
höhten baulichen Nebenarbeiten.
Also ist es glücklich so gekommen, daß ich bei aller
Gewissenhaftigkeit und trotz sehr beträchtlicher bei den
Vergebungen der übrigen Bauarbeiten erzielten Ersparnisse,
auf Grund deren aber schließlich auch eine Reihe bau-
licher Ausgestaltungen und Erweiterungen genehmigt
wurden — jetzt eine Nachbewilligung von rund 400000 M.
zur Vollendung des s. Z. auf rund 3250000 M. ver-
anschlagten 1 lauses beantragen mußte.
Der bauliche Organismuseine» gesunden Theaterbaues,
der an sich bereits in Foverbau, Zuschauerraum mit
Umgängen, Bühne mit Nebenhautcn und endlich in der
Rücklage der Bühne mit den Magazinen vier in kaum
einer Höhenlage sich berührende Querschnitte mit eigen-
artigsten Konstruktionen aufweist, wird durch seine mo-
dernen Installationen bis zur l'nerträglichkcit kompliziert
und verdirbt auch dem Architekten, der sich als Bau-
meister und nicht nur als Dekorateur fühlt, die Freude
am Sehaffen. Also Bauherr, Baumeister, Bühnenkünstler
und Bühnenteehniker müssen das lebhafteste Interesse
haben, zu einfacheren Lebensbedingungen der
Theater-Einrichtungen zu gelangen. Das kann
kein Finzelner erzielen, sondern nur die ernste Arbeit
Vieler Dazu wäre der von mir oben angeregte, mit guten
Preisen zu bedenkende Wettbewerb der eiste Schritt.
I> Baak« obere, Gen -
n» in Horde der Char. als
mit der Schleife, — dem Reg Bmslr. a.
Dir. de» Heeder Bcrgw.- u 'Huttenvereins
Bit verliehen.
Venen* lind: Die Ree. - u. Brtc vom Dahl von Breslau
nach Düsseldorf, Maas von Marienwerder nach Breslau, Wer ne-
burg von Tner nach Köln; .'.er I.andbauinsp. Bit Jen de von
Breslau nach Gumbinnen; die Kr.ßauuisp Brte. Sc her ler von
Diepholz nach Beexkow und C u 111 m e r o \v von Perleberg nach
Diepholz, die Kr-Bauinsp Paulsdorff von Labiau nach Perle-
ber,; und Karl Lange von Beeskow nach Brombert;.
Dem Reg- a Brt 1 1 e r r m a 11 n in Göttingen ist die Stelle
de« Vorst der Eisenb.- Werkst.-Insp. das Obertragen; der Eisenb -
Kau- u Betr -Insp Schmitz in Hamburg ist ont- Versetzung nach Verlag der I
Altona mit den Geschäften des Vorst, der Bauabt. Hamburg 6 be- veraniwoitl
traut; dem Kiscnb.-Bau- u. Bclr-Iusp. Merling sind die Geschalte
de» Vorst, der ßuuaht. Hamburg 1 übertragen.
Der Eisenb -Batnnsp. 0. Mull er in Elberfeld ist nach Gltiwitz
Verteilt behufs Einrichtung der das zu errichtend I.okomüliv-Werkst.
Verliehen i»t: Den Ei»enb -Bau- u. Betr.-Insp. Schacffer
die Stelle eine» Mitgl. der Kgl. Eisen». - Dir. in Königsberg i. Pr ,
Cloos cht Stelle eines Mitgl der Kgl. Eis -Dir. in Köln, v. Borries
die Stellt- de» Vorst, der Eisenb.- Bctr -Insp a in Frankfurt a. M.,
Herzog die Stelle des Vorst der Bctr - ln*p. a in T1101 n und
Weh de die Sletlc des Vorst der Bctr.-Innp. r in Biemen.
Der Reg -Bm»tr. a l> 1 a 1 o h 1 ist unt. Ernennung zum Eiscnb.-
Itau- u Betr.-Insp. in den" Staatsdienst übernommen und der Kgl.
Eisenb -Dir. Berlin überwiesen.
Ernannt »ind die Reg. - Bmstr : Benner in St Joh - Saar-
brücken. Panthel in Neuss, Bleiss in Heilsberg Ol brich in
Beelitz, Hülsner in Kattowitz, / o c h c in Altona, DorpmüTler
in St. Job-Saarbrücken, Karl Sarrazin in KtrlttJ, Emil Jacob
in Ilmenau, H. Sommer in Kassel und Delkeskamp in
Koblenz zu Eisenb -Bau- u Betr.-Insp, _ Rud Busse in E»sen,
Ziehl in Berlin, Brede in Hannover und Ihlow in Erfurt zu
Eisenb -Bauinsp,
Versetzt sind die Rcg.-Bmstr : Harenberg von Tegel nach
Kastenburg, Hey mann von Gollnow nach Königsberg i l'r.,
Linden von Srhneidcmtlhl nach Labiau, Srhaeker von Halle
na. h Lohnau in O.-Schl , B o r m a n n von Köpenick nach Neufahr-
wasser und Wilh. Schmidt von Tapiau nach Hoya a W.
Die Reg.-Bfhr. Fritz F i n k e 1 d e aus FionhaOMa I Eisenbich ),
— Bruno Denk aus Piockelwilz und Paul Hundsdörfer aus
Eydlkuhnen (Masch. -Bich ) sind zu Reg -Bnisirn ernannt
. . titmandlune der pteuBi«-hrn und alrh»i»rhcn Eisenbahn-
Antajren in und bei Lei|*zig (Fortsetzung). - I>cr Hrand dr» In
Theater» in «.'hieaf» und die notwendige Krform der modern«
l>rhluu>. - Hrrtinrr Xeuhsuten, N'o. in. Das neue llcm-nhau» de
»eben I^indlages. — Pnrisbew-crbLinren. — lVr»orul-\*chi ichten.
Hierzu eine Planbeilage : Der neue Hauptbahnhof in Leipzig.
Albert Hofm.on.
G. ...
Druckt
Für die
Gr»»e,
No.
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.0. 9.
by Goc
DEUTSCHE BAUZEITl JNG
^> XXXVIII. JAHRG. N9I 10. BERLIN, DEN 3. FEBR. 1904
Zur Aufstellung eines Bismarck-Denkmals in Bremen.*!
Ijie Erfahrungen drr letzten Jahre haben besonders
deutlich gelehrt, daß das Versagen der künstlerischen
Wirkung so vieler Denkmäler eng zusammenhängt
mit dem Versagen des richtigen architektonischen Gefühls
in der Art ihrer Aufstellung. Mit der Vorarbeit der Platz-
wahl, die aus der Natur des Wettbewerbes heraus meist
<!av Ergebnis eines Kommissions-BeBCMillMI bildet, wird,
ein gut Stück des künstlerischen Schicksals einer Denk-
mal-Aufgabe bereits festgelegt. Darin mag man die Recht-
fertigung sehen, wenn diese vorbereitende Frage uns hier,
in einem Einzelfalle, beschäftigt. Die Frage, um die es
sich handelt, dürfte symptomatische Bedeutung besitzen,
denn es gibt viele deutsche Städte, in denen die Platzwahl
für I lenkmuler ebenso schwierig ist, wie in Bremen.
Bremen sieht in dieser Beziehung augenblicklich vor
einer Entscheidung, die für die ganze eigenartige Phy-
siognomie seiner inneren Stadt von größter Wichtigkeit
ist. Es will ein Bismarck -Denkmal errichten und der
Volksinstinkt verlangt, daß dieses in besonderem Sinne
historische* Denkmal sich dem historischen Stadtbilde, wie
es sich um Dom und Rathaus herum gestaltet hat, ein-
gliedert. Außerhalb dieser geschichtlich geweihten
Platzgruppe im Herzen der Stadt gibt es in Bremen, be-
sonders in den Wall-Anlagen, eine ganze Anzahl schöner
Dcnkmalplätze, aber sie alle erscheinen gerade für ein
Bismarck-Denkmal zu sehr ohne Vergangenheit; inner-
halb jenes inneren Bezirkes wird die Wahl dagegen
schwer, denn Gustav Adolf, Roland, Kaiser Wilhelm, der
Wilhadi- und der Teichmann-Brunncn haben bereits die
gegebenen natürlichen Dcnkmalplätze besetzt und die (ie-
fahr der L'eberladung jenes Stadlcindruckes mit Denk-
mälern ist nicht klein; eine Stadt muß sie ebenso scheuen,
wie eine edle Frau die L'eberladung mit Schmuckstücken.
Wenn man im Herzen der Stadt die Platzmöglieh-
Anmcrkuur der Krdaktion. Wlhrrnd «I. Ii dlrvi .Waat! in dn
VorWrriiuiie lum l»iink bHand, rfhirltcn wir dir Nachricht, daas dir Urnk-
mal-Kommimon bnrhtofcfcrn habe, fflr dir strUr A de : ' m -I . i cm HilN-
modrll de« hrab«it-h(>i;1rn Denkmal« atiUlrllm tu )a«*rn und zur Itrurtri-
lung drr Wirkung drti.rlbrfi dir Hrn. fialirr, Hildebrand, Schu-
marhrr, Srldl und Wa 1 1 o I fu hr mir», Mehrere Stimmen drr Kora-
mis»ion haben »ich rrgrn dm t.'otn*hol und für PUtzr in den Wallanlarrn
au>.|:r»jii««lwa. —
keilen an der Hand des umstehenden Planes überblickt,
so gehört keine große Menschenkenntnis dazu, um voraus-
zusagen, daß die öffentliche Meinung zunächst auf das
stattliche freie Cielände verfallen wird, das der Hornshof
demTeichmann-Brunncn gegenüber noch frei läßt (Punkt A |
Die Bremer klagen schon lange, daß der Domshof .kahl"
erscheine; warum soll man diese Gelegenheit versäumen,
um ihn zu „beleben* ? Für denjenigen aber, der Platz-
wirkungen kritisch beobachtet hat, unterliegt es wohl keinem
Zweifel, daß der Domshof nicht deshalb kahl erscheint,
weil nichts auf diesem Teil seiner Fläche steht, sondern
weil bisher seine Gebäude in ihrem willkürlichen Durch-
einander nicht zu den Platzverhältnisscn paßten. Steht
erst an Stelle des jetzigen Stadthauses ein geeigneter Neu-
bau, so wird nach dieser Seite hin das Platzbild: Bremer
Bank -- Dom — Börse — Stadthaus den Eindruck der
Kahlhcit nicht mehr machen. Sehr bedenklich aber würde
ein Denkmal-Aufbau in dieses Bild hineinschneiden. Ganz
abgesehen davon, daß jedes hier am offenen Ende
des Platzes stehende Denkmal inbezug auf sein künst-
lerisches Gesicht herumdrehbar erscheinen muß, wird es
stets unerfreulich vor einem Hintergründe .schwimmen",
mit dem es in keinem inneren Zusammenhang steht; da-
durch aber, daß das neue Denkmal sich einerseits vor die
Silhouette des Wilhadi - Brunnens, anderseits vor die des
Teichmann - Brunnens projiziert, wird es vollends als ein
unorganisch eingefügter .Steh — im — Wege" erscheinen.
Der Domshof konnte nur durch ein iKhitektraiach
wirkendes Kunstwerk an Stelle des Tcichniann-Brunncns
in seiner Stimmung beeinflußt werden; wie die Dinge
jetzt liegen, bleibt als Mittel lediglich eine gärtneri-ch-
architcktonische Behandlung übri; und nur das Inte Pitts-
dreieck vor der Nordseitc des I K inte* (DJ geblattet auf diesem
Platz noch die Aufstellung eines bescheidenen Denkmals.
Dieses negative Ergebnis wäre recht betrübend, wenn
dieser Platzgedanke die einzige Möglichkeit darstellte, die
sich in jenen historischen Bezirken ergibt. Das ist aber
nicht der Fall. Wenige Schritte vom Kathause entfernt
liegt ein Platz, der noch völlig unausgebildel ist und für
eine monumentale Denkmal - Anlage wie geschaffen er-
scheint. Da seine Ausnutzung dazu zwingt, vom üblichen
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Digitized by do
Dcnkmaltypus abzuweichen, so glaubte der Verfasser die Dieses reizvolle Platzbild, welche- trolz der Flut bremischer
Wirkung, die diesem Platze abgewonnen werden kann, .Stadtansichten noch niemals Photographien zu sein scheint,
durch eine flüchtige Entwurfs-Skizze erläutern zu sollen. die ist bisher sehr stiefmütterlich behandelt Mit dem geplanten
über diesen Charaktcrhinauskcine Ansprache machen will.
Der Platz ist die architektonisch völlig ungegliederte machtige
Nordseite des Turmes der Licbfraucn-Kirche. (Punkt Hl.
Seit etwa zwei Jahren besitzt Bremen ein neues Stadt-
bild von feinstem Reize. Es wurde bloßgelegt, als man
die Sögcslraöe, die Hauptader, welche den Fremden der
inneren Stadt zufahrt, zum Licbfraucn-Kirchhof hin durch-
Lagrplan
Denkmal könnte seine liebevolle Ausgestaltung beginnen.
Aber nicht nur im Interesse des Platzes wäre diese
Anlage, sondern auch im Interesse der Kirche, deren
Gastfreundschaft das Denkmal beansprucht. L'm die Kirche,
die an dieser Seite nur provisorisch behandelt ist, würdig
wieder herzustellen, sind nur ganz diskrete architektonische
Ausbildungen notig, ja erlaubt, denn jeder Reichtum in
den eigentlichen Bauteilen des ehrwürdigen Werkes würde
taktlos sein; wohl aber würde das Bauwerk an Stimmung
sehr gewinnen, wenn ihm an hervorragender Stelle ein
Kleinod reifster künstlerischer Durchbildung neu eingesetzt
würde. Der ganze Bau würde edleres Leben bekommen.
Schließlich aber die wichtigste Frage: es handelt sich nur
mittelbar um dielnteressen einesplaizes und einesBauwcrkcs,
dieHauptsachc ist das Interesse desDcnkmalgedankens selbst.
Dem Verfasser scheint gerade bei einem Bismarckdcnkmal,
das über die Persönlichkeit des Dargestellten hinaus ein
Symbol für den patriotischen Gedanken schlechthin sein
soll, sehr wichtig zu sein, daß schon die Form des Denkmals
sich unterscheidet vom üblichen Denkmaltypus. Es scheint
ferner wiehtig.daß es verwachst mit einem Stück historischen
Hintergrundes und dadurch von vornherein an Feier-
lichkeit zunimmt. Solch' ein Hintergrund kann für
die freie Gestaltung einer künstlerischen I Äsung auch
sehr Im* hindernd sein, wenn er einen zu ausgeprägten
Charakter trägt Hier ist es ein leeres Blatt, und den
kargen, zwischen romanisch und gotisch schwanken-
den Formen der Kirche würde sich ein Denkmalsiil
zwanglos einpassen, der. wie es die Aufgabe ver-
langt, in ruhigen, ernsten Massen arbeitet und etwa
an geeigneten Punkten die I.u-t zum Fabulieren in
jener halb ornamentalen, märchenartigen Weise zur
(ieltung kommen lallt, wie sie das deutsche Wesen
besonders im Mittelalter charakterisiert. *) Soweit
ein Platz, ein Denkmal zu bcoinflu — cn vermag,
würde deshalb dieser Standort gute Wirkungen
brach, Hier zeigt sich plötzlich dem Kommenden bei Punkt C haben können ; er wurde von vornherein eine ganze Anzahl
ab erster Eindruck historischen Charakters in wundervoll der Charakterlosigkeiten unmöglich machen, die wir jetzt,
abgetreppter Silhouette die ehrwürdig einfache Masse der nach der harten Denkmal-Schulung, die unsere Zeit hat
Llebfrauen-Kirchc, neben deren schiefem Turme man die durchmachen müssen, richtig zu erkennen beginnen.
Turmspitzen des Domes übcr's Dach herüberschauen sieht. \. ril/ Schumachcr
Mitteilungen aus Vereinen.
Aren.- and Ing. -Verein zu Hamburg. Vers, am 6. Nov.
1903. Vors. Hr. Zimmermann. Anwes. 59 Pcrs. Auf-
gen, die Hrn.: Dir. Jul. Gcyl. Ziv. - Ing. Arnold Clamer,
Ing. Arno Eglowski.
Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten er-
teilt der Vorsitzende das Wort Hrn. Merckel zu einem
Vortrage über die Be wässerungs- Anlagen im alten
■v
und neuen Aegypten, In der Einleitung wies der
Redner darauf hin, daß zwar durch den Scharf- und Spür-
sinn der Gelehrten manche der vielen Fragen, die das
alte Aegypten angeregt hat. ihre Beantwortung gefunden
hätten, daß aber leider eine Anzahl Kragen, die gerade
1 I K i Vr<f.isu-i hat sk'Ii 111 il.11 unumrnlak-n Umu—ln-ili n. .Ii*- in
**tnrr Ski/;»- .las SuinllnM In ^li'itcii. in fi» i, t l'inili uliiu* il« s t>oi iiril»' I* t»-
.lanki n- .IJjh KiU'iiclirn* als Muliv <l< i I UrMi llini^ voijriH Iii. —
Das Moderne in der Architektur der Neuzeit.
(Festrede, Rel'ahen von dilti Geh. Reg -Rai Prof Johanne- Otiten,
oidcnt iulictn Mit|(lieilc und äeimtur der kgl. preut) Akademie der
KOustc iu Berlin in der Festsitzung der Ak»il<mic zur Feier de»
tjeburUtfnies Kaiser Wilhelms II. um 27. Jan 1904t,
Iis die Festrede mit dem vorstehenden Titel ange-
kündigt wurde, da waren die Erwartungen in drei-
facher Hinsicht gespannt. Man war begierig zu hören,
wie sieh der K üitstlcr Olzen zu dem Thema stellen würde,
diese scharf umiissene, groß angelegte Gestalt, deren fach-
liche Tätigkeit durchaus in der Vergangenheit wurzelt, da-
bei aber ein so starkes Maü von künstlerischer Individualität
erkennen läßt, daß der Meister als ein Alleinstehender und
Alleinstrebender mit größtem Verdienste um die Baukunst
der verflossenen drei Jahrzehnte betrachtet werden muß;
man war ferner gespannt darauf, zu sehen, in welches
Verhältnis der Senator Otzen zu «lein Gegenstande der
Festrede treten würde, das Mitglied iener lioehancc-ehe-
nen Körperschaft, die bisher mehr konservativen als fort-
schrittlichen Tendenzen huldigen zu müssen glaubte und
unseres Wissens als Korperschaft kaum mit gröberer Tätig,
keil in die kiln-tleiUehe Bewegung unserer Tage einge-
griffen hat: und die Erwartungen gingen endlich am höch-
sten über die Frage: Wie wird sah der Festredner
Otzen zu den Beziehungen stellen, welche da.-« Reichs-
oberhaupt, dem die Feier des Tages ^alt. zu dein Modernen
in der Kunst unserer l äge unterhalt.' Es hat wohl unter
den zahlreichen Zuhörern, welche den beredten Worten
des Redners mit Andacht lauschten, nur wenige gegeben,
welche nicht zu der Anerkennung bereit gewesen waren,
daß Otzen sich allen drei Fragen gegenüber so unbefan-
gen verhielt, als es einem Redner mit seiner Vergangen-
heit, seinen künstlerischen Beziehungen ,utid seiner amt-
lichen Stellung möglich ist, ja, daß er in mancher Be-
ziehung die Erwartungen, die au seine Freimütigkeit ge-
stellt wurden, übenroffen hat. l ud das ist ihm allgemein
hoch angerechnet worden.
Die schwierigste Frage, die Vcrbindungsbrüeke zu
schlagen zwischen der Anerkennung, welche der Redner
den guten und voraussichtlich dauernden Ergebnissen der
modernen Bewegung zu zollen bereit war und /ollen mußte,
und dem fürstlichen Gegensätze zum Modernen in der bil-
denden Kunst, ober di u uns last jeder Tag eine tempera-
mentvolle Aeußerung bringt, loste Otzen in der geistvollen
Weise, durch welche die meisten seiner Aeiißerungcn
ihren zwingenden Eindruck auf seine Zuhörer machen. Er
grifi zurück auf das im Altertum herrschende, so einfache,
aber auch so einseitige Verhältnis zwischen König und
Volk, um es in Gegensatz zu bringen zu dem immer ge-
genseitiger gewordenen Verhältnis der wachsenden Kultur,
Aus der Erfüllung des .1 u ßere 11 Schutzes und des äuße-
ren Wohlergehens hat sich das Recht des Königs erweitert,
dem Volke auch im geistigen und ethischen Leben För-
derung und Wohlfahrt zu geben. Es waren aber nicht die
nachsichtigen und milden Herrscher, es war nicht das
Eingehen auf die augenblicklichen Strömungen des Volkes,
welche den dauerndsten Segen gestiftet haben, sondern
„wir müssen öfter den starken Gegensatz preisen, und
die festen Charaktere und harten, aber zielbewußten Könfe
als die richtigen Führer und Lehrer anerkennen*'. Wie
ist es dem königlichen Pädagogen von Sanssouci „ver-
dacht und angerechnet worden, daß er in seiner fein-
fühligen Kenntnis der bereits künstlerisch ausgereiften
franzosischen Kunst nicht mit vollem Enthusiasmus die
erwachende deutsche Literatur begleitete und begünstigte,
anstatt sich zurückhaltend und spröde abwehrend zu ver-
halten. Wer will heute behaupten, daß es ein Segen für
No 10.
den Ingenieur besonders interessieren , bisher nicht mit
Sicherheit hätten beantwortet werden können. Hierzu ge-
höre in erster Linie die Frage des Mörissecs Kedner gab
Uber die Verhältnisse des Nil und der einzelnen Land-
striche Erläuterungen, soweit solche für da» vorliegende
Thema von Bedeutung sind, ging sodann auf die Ent-
wicklung der Bewässerung*- Verhältnisse ein, und schilderte,
wie dieselben mit Notwendigkeit eine frühzeitige Aus-
bildung des Staatswesens zurfolgc haben muBtcn. Nur
eine starke Zcntralgcwalt und keine Teilfürstentümcr hatten
sich in Aegypten ausbilden können. Kr schilderte dann
weiter, wie sich der Anbau zunächst auf dem linken und
erst spater am rechten Nilufer entwickelt hat, und führte
aus, »lall mit dem Anbau des rechten Ufers die Anlegung
des Mori.ss.ccs von manchen Kennern Aegyptens in Ver-
bindung gebracht worden ist Obgleich He rodot andern
Gestade des MörLssces geweilt und Angaben über denselben
hinterlassen habe, sei doch die Frage aufgeworfen worden,
ob der See tatsächlich vorhanden gewesen sei und welchen
Zwecken er gedient habe. Der Vortragende ging dann auf
die Einzelheiten der Mörjsscc • Frage ein und führte die
Namen derjenigen Personen an, welche sich in den letzten
10 Jahren vornehmlich mit diesem Gegenstände beschäftigt
haben. Hie Anschauungen von Joniard-Martin, Linant <ie
Bcllcfonds und dem englischen Ing. Brown wurden ein-
gehend dargelegt, auch die Hinwendungen hervorgehoben,
welche .Schweinfurth im Einzelnen noch gegen die Ansichten
Brown's.dic er im allgemeinen für zutreffend erachtet, geltend
macht. Die neuere Zeit hat eine Aendcrung des früheren
Systems der l>ber>tauung in Becken als erstrebenswert er-
scheinen lassen, auch im l linblick auf den Anbau von Bauin-
wolle und Zuckerrohr; es war die Frage zu entscheiden, ob
man Staubecken in Anlehnung an den Mörissee, oder aber
Sperrdamme anzulegen habe, um die natürlichen Ver-
hältnisse des alten Landes den neuen Bedingungen des
Anbaues anzupassen. Die Frage sei nach eingehender
l'ntcrsuchung zugunsten der Sperrdamme entschieden
worden. Ms wurde vom Kedner die Geschichte des ersten
bereits alteren Sperrdammes, der Barrage du Nil. mitge-
teilt und dann eine Beschreibunc der neuen von den Eng-
ländern geschaffenen Werke, des Auslasses von Koschescha
und der Dämme von Assiut und Assuan unter Vorführung
von Lichtbildern gegeben Der Vonragende betonte, daü
angesichts dieser Leistungen allerdings die englischen
Kollegen Ursache hätten, auf das Erreichte stolz zu sein.
Zum Schluü erwähnte Redner die bereits vorliegende
Absicht einer weiteren Nutzbarmachung der Wa--cr-
mengen der Nil-cen |im
Vermischtes.
Die Eggert-Decke. In No 8 der ,D Bzlg " v.27. Jan d.J.
sind in der Besprechung der Egge rt- Decke Zwcilcl'darübcr
geäußert worden, ob die Umbicgungcn und Ankerplauen
der eigentümlichen bei der Konstruktion angewandten Eisen-
släbe genügend stark seien, um die volle Spannungsüber-
tragung allein zu sichern. Diese Frage ist durchaus theo-
retischer Art; für die Praxis aber ist durch die Ergebnisse
von Ober 20 Belastung'; versuchen mit zumleil sehr weit,
bis zu 10°", gespannten Probestücken der Eggert - Decke
die Richtigkeit der Anordnung erwiesen; denn die End-
befestigungen sind stets unverändert geblieben, wiewohl
eine rechnerische Beanspruchung des Eisenqucrschnittes
bis zur Bruchgrenze stattgefunden hatte.
Die Auffassung ferner, daß der Erfinder bei leichteren
Konstruktionen auf einen größeren Sicherheitsgrad dadurch
verzichte, datt er den unteren Teil der Decke und auch
den weniger gedrückten Teil nicht mehr aus Stampfbeton,
sondern aus Schlackenbeton oder porösen Ziegeln her-
stellt, und damit eine Vcrbilligung der Decke erziele, ist
willkürlich; denn einerseits wird der Sicherheitsgrad der
Decke dadurch nicht vermindert, und anderseits werden
Decken dieser Art bei kleineren Spannweiten um ein Ge-
ringes icurer, als reine Betondecken. Die höheren Bau-
kosten werden lediglich deshalb aufgewendet, weil dadurch
wesentliche bauliche Vorzüge erreicht werden, namentlich
eine Deckenflüche aus Ziegelsteinen, an welcher der Putz
besser als an einer Betonfläche haftet, und welche den
Schall weniger übertragt. Die Anwendung einer Schicht
aus porösen Ziegelsteinen ist daher bei allen besseren
Ausführungen des Hochbaues zu empfehlen.
Eggert, Geh. Ob.-Brt.
Vorstehende Ausführungen treffen unseres Erachten«
nicht den Kernpunkt der Frage. Das günstige Verhalten
der Decke bei den Probebelastungen beweist keineswegs,
datl durch die aufgelegten Eisenenden bezw. Auflager-
platten die Spannungsübertragung auch nur vorwiegend
gesichert wird, odcrdaligar für die Standfestigkeit der Eggert-
Decke die Adhäsion - wie Erfinder an anderer Stelle aus-
geführt hat — garnicht in Anspruch genommen werde. Wir
legen der Wirkung der Adhäsion vielmehr ganz besonders
Gewicht bei und betrachten die umgelegten Enden und
Platten nur als ein Mittel zur Erhöhung der Sicherheit.
Hei den aus porösen Ziegeln in der unteren Zone her-
gestellten Decke wird auf die Adhäsion dagegen nur in ge-
ringerem Matte zu rechnen sein, daher betrachten wir diese
als eine Ausführung mit geringerem Sicherheitsgrad, als
wenn die ganze Decke in Stampfbeton hergestellt
Wir erhalten übrigens gleichzeitig die Mitteilung, daü
die Eggert-Decken im Rathaus zu Hannover von der Unter-
nehmung für Beton- und Eisenbetonbau H Schacht Ar Ko.
in Hannover ausgeführt wurden.
Mit der 18. Wanderausstellung der Deutschen Land-
wirtschafts - Gesellschaft zu Danzlg vom o 14 Juni 1904
sollen wiederum (jegenstände des landwirtschaftlichen
Bauwesens zur Vorführung gelangen. -
die Entwicklung des Baumes unserer Kunst und Literatur
gewesen wäre, wenn Friedrich der Grotte die junge Pflanze
durch cinUcbermaU von Sonnenschein und Regen zu einer
Treibhausblüte gefördert hätte, anstatt sie in der kräfti-
genden Luft seines königlichen Widerspruches zu einem
selbständigen deutschen Eichbaum erwachsen zu
lassen V" Da», was gesund, was zukunftsreich an der
modernen Architektur sei, werde dem König dereinst dan-
ken, daü er in „unseren künstlerisch so schwierigen Tagen"
durch sein Verhalten Anlatt zur „Notwendigkeit ernster
Prüfung und innerlicher Sammlung" gegeben habe. Was
würde aus der künstlerischen Bewegung unserer Zeit für
ein ungesundes Gewächs entstehen, „wenn ihr von könig-
licher Huld anstatt eines gesunden Widerstandes eine
ungesunde, ins Bodenlose führende Förderung zuteil
würde". Vermutlich werden die Vertreter der modernen
Kunst trotz Schiller nicht ganz einverstanden mit dieser
Begründung sein, aber sie ist gewandt, sie ist geistvoll,
ohne Zweifel.
Und nun wollen wir über den materiellen Inhalt seines
Vortrages den Redner im Auszuge selbst sprechen lassen.
„I m die Bewegung auf dem Gebiet der sogenannten
modernen Architektur unserer Tage in ihren Ursachen zu
verstehen, muß man sich wenigstens kurz, mit der letzten
Vergangenheit beschädigen.
Die Geschichte der historischen Stilperiodcu ist heute
ein Gut der allgemeinen Bildung geworden Sic ist dies
besonders dadurch geworden, dali" wir im vergangenen,
dem 19. Jahrhundert, eine g rotte Repetierübung haben
durchmachen müssen, welche uns mit den architektonischen
Erscheinungen und der Formenwelt der griechischen und
römischen Zeit, des Mittelalters, der deutschen, italienischen
französischen Renaissance, des Barock und des Rokoko
durch Augenschein vertraut gemacht hat. ' Es ist wohl kein
3. Februar 1904.
Zufall, daü ein ähnlicher Vorgang in der Geschichte der
Frauenkleidung sich im 19, Jahrhundert abspielt, indem
uns in demselben die ganze Vergangenheit — von der
Antike durch Mittelalter und Reifrock, durch kokette
Barock-Motive bis zum heutigen modernen Reformkleidc
vorgeführt ist
Diese hochinteressante, in keinem früheren Jahrhundert
vorhandene Erscheinung ging in der Architektur hervor
aus der Uebersatligung und aus der Erschöpfung der letzten
Phasen, des Rokoko, um zunächst einer kolossalen Ernüchte-
rung, einer fast formlosen und gesinnungslosen Kunst der
sogenannten Biedermeierzeit zu weichen und sodann
an einem gründlichen Studium und einer sorgfältigen
Messung der bis dahin recht oberflächlich bekannten Antike
den Impuls zu holen zu einer neuen modernen Antike
Schinkel und Botticher in Berlin, Leo v. Klenze in München,
Hansen in Kopenhagen u. a. warrn die I lauptlnhrer dieser
Bewegung, die zum Teil in strengen Nachbildungen
antiker Werke, zum Teil in hochinteressanten modernen
Umschöpf ungen der alten Kunst, wie zum Beispiel das
Berliner Schauspielhaus, sich betätigten. In dieser moder-
nen und antiken Renaissance ist ein Vorgang merkwürdig.
Im allgemeinen folgen in der Geschichte der bildenden
Künste Mobiliar, Gerat um] Kleidung der führenden Archi-
tektur, in diesem Falle war es anders. Die klassische
Ltteraluibcwegung der Zeiten Herders und Goethes, und
wohl noch unmittelbarer die zur Antike zurückkehrenden
französischen Malcr.schulcn vom Ende des 18 Jahrhunderts
landen zunächst in der Kleinkunst des Gerätes und der
Kleidung (in dem sogenannten Empire) bildlichen Aus.
druck, und es bedurfte längerer Zeit und der angedeuteten
neuen Grundlagen, um auch die grolle monumentale Archi-
tektur in «liest? Bewegung hineinzuziehen.
Wie in der Literatur des 18 Jahrhunderts neben und
69
Gedächtnis Wilhelm
im Motivhause In Charlottenburg, durch den Bildhauer
Hermann Hosaeus modelliert und in Bronze gegossen,
wurde in diesen Tagen enthüllt.
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Universitäugebiude Jena. Der mit dem
I. Preise ausgezeichnete Entwurf des lim. Prof. Theod.
Fischer in Stuttgart gelangt zur Ausführung Oie gleich
im vollen Umfange zu errichtenden Gebäude sollen bis
zum Jubiläum der Universität. 1908. vollendet sein.
Personal-Nachrichten.
Deutsche» Reich. Der Mar -SchiffbmMr. Hslicrmian ist
zum Msr.-Brt für Schiffbau ernannt und dem Ziviling. F. nr k e in
Kiel ist der Char. ala Brt verbellen.
Bayern. Verlieben ist: Drro Reg -Dir Ries, Abt -Vorst,
bei der Gen -Dir. der Slaatsciscub. und dem Eisenb - Bctr - Dir.
Hennoh in Nürnberg die Hl Kl. de» Verdienst-Ordens vom hl
Michael; — den Reg -Katen Knorr in Wdriburg, Krobeniox
in Kegensburg und Athlon bei der Gen.-Dir. der $taatsci*enb.,
dem Ob -Ma»ch. -ln*p HAckelmann in Wflr/burg, drni Ob.-
PoUrsl t. O. mit dem Tilt-I o Rang eines Ob -Reg -Rates Rtcdiacr
bei der Gen -Dir. der Ponten und Telegraphen „„J jera Postrat
Menke! in Speyer die IV. Kl. desselben Orden*
Den Gen -Dvr -Räten W c i k a r d bei der Gen -Dir. und Jäger
in Augsburg ist der Til u. Rang eines Ob. -Ree,. -Rotes, den Ob-
Bauinsp. Hein Ii in WOriburj;, (Juinat in Nürnberg. Frhr.
v. F e i I i t z » c h in Bayreuth, £ » h n in Salzburg und liculrl bei
der Gen -Dir ist der 'I it. und Rune eine* Reg -Kate* verliehen.
Preußen. Dem Mcl -Rauinsp Arndt in Oppeln i»t der Rote
Ailler- Orden IV. Kl , dem Dir der »ladt. Kanalis - Werke Wan tiov ius
in Breslau und dem Stadtbthr. Schmidt in OsnabiuVk ist der
Kgl. Kronen Orden IV Kl. verliehen.
Der vorlr. Rat im Minist der öffciul. Alb., Geh Bit. H o s « f c I d
ist z. Geh. Ob -Brt ernannt.
Die W»M des Reg - u. Bits Zschirnt in Krankfurt a. M.
ah bcsold, Beigeordneter der Stadt Knln filr die gesetzi Amls.ljticr
von 13 Jahren ist bestätigt «oidcn.
Der Reg - U- Brt ti la% e na pp d ei Kais Boivchaft in Washington
zugeteilt, im als Hilixarb. bei den Eisenb. • Abt. in das Minist, der
offentl. Arb. kommittiert.
Dem Eiscnb. - Bauinsp. v. Sturmleiter ist die Stelle des
Vorst, der Eisenb. - Masch. - lusp. 1 in Kassel verliehen. — Der
Eisenb. -Bauinsp. G u i 1 1 e r y in Kein ist mit der Wahrnehmung der
Geschäfte des Vorst, einer Werkst. - Insp. bei der Ei«enb. ■ Haupt-
werk»!. Koln-Nippe» beauftragt
Der Eisenb - Bau- n Bvtr. -Iixp. S i 1 1 a r d in Dan dg i«t als
Vorst der Eisenb -Bauabi nach Lauenbui« i P. versetzt
Der Kcg.-Btustr. Schwarzer in Altona ist z. Eiienb.-Bau-
insp. ernannt.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg-Bm«tr : W, Biel
der Kgl Reg. in Bremberg, ,W. Hcnschke dem Kgl. Poliz -
Pia«, in Berlin, Fei. Krüger der KgL Reg. in Breslau, Bernb.
LchmiDD der Kgl. Reg. in Potsdam, Alb. N i e ro a n n der Kgl.
An«icdltings-Konim in Posen, Ad. Seidel der Kgl. Reg. in Wies-
baden, Frhr. v. T e 1 1 a u dem Techn. Bar. der Hochb. - Abt de»
Mini«t. der Offentl Arb und W. Kiepe der Kgl. Reg in Merseburg.
Der Reg -Bmstr. AHr. M fi 1 1 e r in Wilhelmshaven ist der Kgl.
Eisenb -Dir. in Frankfurt a M. zur Beschäftigung oberwiesen.
Dem Reg.- u. Brt Zschirnt in Köln und den Reg. - Brattrn.
AI. Heyne in Berlin nnd Meckelburg in Cbarlotteoburg ist
die nachges. Entlass. au» dem Staatsdienst erteilL
Der Ing, Dr. v. Hefner-Alteneck in Berlin ist gestorben.
Württemberg. Dem Arch. Karl Hengcrcr in Stuttgart
ist der Tit. u. Rang eines Brt».
Brief- und Fragekasten.
Hrn. P. H. In Düsseldorf. Kein Rexhs- oder LandesgeaeU
verpflichtet den Bauherrn, den in Aufführung begriffenen Bau oder
den Rohbau gegen Brandschaden zu versichern, sodafi es im fieien
Belieben der Bauherren steht, solche» zu tun oder zu unterlassen.
Nun ist das Interesse der Bauunternehmer gTOÖcr, als da» de» IUu-
herrn, »ich gegen Feuerschaden zu »ichern. Dean nach B. G.-B.
$ 644 tragt der Unternehmer (Werkmeister) die Gefahr bia zur Ab-
nahme des Werke*. Es ist deshalb üblich, daß die Rohbau- Ver-
sicherung von den Werkmeistern genommen wird- Bisweilen wird
in Bauverträgen auabedungen, daS der Bauherr die Prämie zurOck-
zuvergülen hat oder es wild in Bauarischligen ein Betrag eingesetzt,
welcher zur Deckung der Versicherungsprämie ausreicht. Will »ich
also der Bauunternehmer gegen die Gefahr aus Brandschaden,
wrlche den Rohbau treffen konnten, schützen, so hat er entweder
auf eigenen Namen «ich zu versichern oder auf Ausbedingen einer
Verpflichtung des Bauherrn hinzuwirken, daß dieser eine Rohbau-
Versicherung abschließt In einem solchen Falle kann er natOilieb
auch veranlassen, daß die Versicherung in genügender Hohe er-
folgt, und daß die Versicherungssumme unbekümmert darum zu
zutilen ist, ub der Bauherr »einen Zahlung»- Verpflichtungen gegen
den Werkmeister bereits genügt h»t oder mit Zahlungen noch im
Verzuge ist. Falle der Art, wie »ie Ihr Beispiel ausfuhrt, doiflen er-
fahrungsgemäß nur vereinzelt dastehen und sind durch »achgetnaße
Bestimmungen im Bauvertrag leicht zu vermeiden. — K. H-e
Hrn. Arch. O. R. In K. Wir würden Ihnen Oberhaupt nicht
7U einer Blechverkleidung raten, sondern eine Schindel- oder
Schieferverkleidung annehmen, wenn Sie nicht eine einfache Bretter-
verkleidung mit senkrechten Fugcnleisleu vorziehen sollten. —
Anfragen au den Leserkreis
Wer fabriziert Helios -Winkel? Ist die Fabrikation die»cr Win-
kel mit Musterschutz belegt? Woraus bciteht Helio» —
B & H in H.
1: lüc Aufs:rllunc eines Bisniarcli-Ifctikmalj in Bremen. — MU-
l.-.lm.ci-u au* Vereinen. — I>.i» Moderne in der Architektur der Neuzeit.—
r t»e, kiMep
Verlar, der Deutschen Raureitung. G. m. h. H., Berlin. Fflr dl* Redaktion
versatwortl Albert llofmann. Bertin. Druck von WUh. (ircvi, BerLIn-
nach den großen Klassikern die Komanüker die Fahne ent-
rollicn, so in der ersten IlAlftc des 10 Jahrhunderts die
Romantiker in der Architektur. Auch hier gab es Nach-
bildungen und Wiederherstellungen aller grollen Werke
des Mittelalters, und auch hier Anfänge von schöpferi-
schen Taten, die namentlich in kirchlicher Kunst das
ganze Jahrhundert beherrschen. Auch hier gab eine Vor-
geschichte warmherziger, aber unklarer Bestrebungen
mangelhafte Kenntnis dc> Alten, mangelhaftes Sehen und
Krfns*en der c|uasi neu entdeckten Formenwclt, und auch
hier erfolgte durch mustergültige Aufnahmen und Publi-
kationen ein allmähliches Eindringen in den wirklichen
Geist der mittelalterlichen Formensprache
Gingen in beiden Uichlungen, der antiken und der
romanischen Architektur, die besten Meister den Weg
schöpfcri-clier Taten aufgrund der alten Motive und neuer
moderner Lebensbedingungen mit einer gewissen Not-
wendigkeit, so konnte es nicht ausbleiben, daß die edel-
sten Produkte deutscher, italienischer und französischer
Renaissance umsomehr Anhänger fanden, als die alten
Werke dieser Kunst dem modernen Leben unendlich naher
standen, wie die der Antike und dos Mittelalters und
fast unmittelbar auf die baulichen Bedürfnisse der neuen
/teil anzuwenden waren. Trotzdem war eine gewisse
l'mbildung und Befreiung auch hier nicht zu vermeiden;
Palastmotive wurden zu Hanken und Mietkaserneu um-
geschaffen und die Antike zur Hilfe geriiten. um mit der
Formenwclt der Renaissance moderne Theater, Museen
und Ruhmcshalleri zu schalten. Was hierbei an wirklich
schöpferischen Taten geleistet wurde, wie sehr diese auf
historischem Boden erwachsenen neuen Aufgaben einen
neuen Geist schufen, der die Zeit sehr charakteristisch
wiederspiegell, das zeigt ein Blick in die Entwicklung
unserer Großstädte in den letzten .jo bis 40 Jahren.
Bis zu dieser Grenze bleibt das fiild der Entwicklung
der Architektur im ig Jahrhundert, cm nach Schulen ge-
gliedertes, ziemlich kiar und übersichtlich, dann aber tritt
ein L'mschwung ein, den man einerseits auf die vervoll-
kommneten Mittel der Publikation, dann aber auch auf er-
60
höhte Sucht nach Betätigung des gesteigerten Reichtums,
auf Lehensgenuß und in den besten Erscheinungen auf das
Bedürfnis nach einer reicheren und persönlicheren Formen-
spraehe oder auf Rechnung der Anlehnung an bestimmte
große Vorbilder setzen muß. Sämtliche historischen Stile
und Stilubergange bis zu den Ausklängen des Rokoko
wurden wieder lebendig und je nach den Fähigkeiten der
schaffenden Baumeister ergaben sich bloßeEntlehnungenund
Anlehnungen, oder in gewissem Sinne auch schöpferische
Taten Nur eine Tatsache unterscheidet diese letzte Periode
des Eklektizismus von den froheren, sie hatte Vorbilder
von einer sosehr das Persönliche, das S u bje kti v e be-
tonenden, da* architektonisch Gesetzliche vernachlässigen-
den Kraft, daß schon das Nachsehaffen echt im Geisle der
Vorfahren mehr als schwierig, ein Weiterschreiten, ein
Entwickeln noch übrig gebliebener fruchtbarer Keime -
fast unmöglich oder doch nur von dem größten und cin-
scttiL'steti Talent zu erwarten war.
I m dies zu verstellen, muß man das Schaffen der
alten vorbildlichen Meister dieser Perioden studieren. Man
muß erkennen, wie sie meist mehr Bildhauer als Archi-
lekten waren, wie sie nicht eklektisch wie ihre modernen
Nachfolger schufen, sondern voll und ganz aus dem Geiste
ihrer /cit heraus, unbekannt mit der Notwendigkeit, des
lieben Brotes wegen heute auf Bestellung Mittelalter, morgen
Renaissance oder Barock zu liefern oder gar einem der
größten Bildhauer-Architekten der Vorzeit gleich zu kom-
men und ihn natürlich, wenn möglieh, zu übertreffen hatten.
Ich habe Sie bitten müssen, mir auf dieser historischen
Skizze zu folgen, weil sie mir die Grundlage geben muß,
den Versuch zu machen, die heutige, so viel begeistert
gepriesene und so viel mit Emst bekämpfte moderne Zeit
in ihren A rchitekt u r wc rken zu verstehen. Ich stehe
hier an einer Stelle, welche die parteiische Kritik aus-
schließt; ich will, so gut es mitten in einer bestehenden
Bewegung möglich ist, die Regungen der Kunstseele einer
auf alle Fälle hochinteressanten und vielleicht üefein-
schneidenden neuen Zeit zu schildern versuchen " —
(Schluß folgt)
Na 10.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° n. BERLIN, DEN 6. FEBR. 1904
Die Arbeiterheilstätten der Landes-Versicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: Schmieden &• Boethke in Berlin. (Hirn« rinr Dapprl - BMIwflafi dir GrnuMaM »ui -m-h«- i
1. Allgemeines,
u ntcr den zahlreichen baulichen Unter-
I nehmungen dcrLandcsvcrsichcrungs-
Anstalt Merlin auf dem Gebiete der
A Arbeiter- Wohlfahrtspflegeflnvaliden-
\y haus für Schwindsüchtige und Heil-
stätte für Geschlechtskranke in l.ich-
| tenberg bei Berlin, Zentral-Arbeils-
nachweis- Gebäude in Berlin, Sana-
torium in Gütergotz, Heilstätten bei
Beelitz) sind die Arbeitel heilstatten bei Beelitz, viel-
leicht die bedeutendsten und umfangreichsten, die von
einer Stelle aus für die Zwecke der Arbciterwohlfahrt
errichtet wurden und nach Anlage, wie nach Einrichtung
und Ausstattung ohne Einschränkung als eine Muster-
anlage zu bezeichnen. Das sind diese Heilstätten
geworden dank der umsichtigen, im höchsten Grade
erfolgreichen und von großen Gesichtspunkten ge-
leiteten Tätigkeit ilcs Vorsitzenden des Vorstandes
der Landes- Versicherungs- Anstalt Berlin, des Ilm
Dr. jur. Richard Freund, und dank der reichen
und vielseitigen Erfahrungen, welche die Architekten,
Geh Brt Heino Schmieden und Reg, -Baumeister
J. Boethke in den Dienst dieser vornehmen sozialpoli-
tischen Aufgabe stellen konnten.
Nachdem ein auf dem der Stadt Berlin gehörigen
GuteGotcrgoteerricIrtctqSamtoriutw dieNotwcodigKeit
dargetan hatte, für die Versicherten der Landesversiche-
rungsanstalt Berlin zum Zwecke der I leilung nicht an-
steckender, chronisch verlaufender Krankheiten eigene
Gebäude zu errichten und nachdem für die immer
zahlreicher gewordenen Lungenkranken, die in frem-
den Heilstätten untergebracht werden mußten, die Er-
bauung eigener Heilstätten nicht mehr zu umgehen war,
entschloß sich die Anstalt, 4 Heilstätten zu errichten
und dieselben aus finanziellen sowie verwaltungslech-
nischen Rücksichten auf einem Gelände zu vereinigen,
und zwar je ein Sanatorium und eine Lungenheilstätte
für männliche und für weibliche Versicherte. Die Be-
mühungen nach einem geeigneten Gelände waren vor
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61
Gc
allem darauf gerichtet, eine völlige Sonderling einer-
seits der Tuberkulosen von den anderen Kranken,
anderseits der Männer von den Frauen herbeizuführen.
Ein diesen Eigenschaften entsprechendes, zugleich Vor-
züge des Bodens, der allgemeinen sanitären Lage und
der Wasserbeschaffung aufweisendes Gelände wurde
bei Beelitz in der Mark gefunden. Es wird einerseits
durch die Eisenbahn, anderseits durch die Chaussee,
w ic der Lageplan zeigt, derart in 4 inhaltlich nicht
zu stark von einander abweichende Teile zer-
schnitten, daß die gewünschte Absonderung in
leichtester Weise bewerkstelligt weiden
konnte. Das Gelände wurde am 9 Mai
1898 in Besitz genommen, im Juni der
Entwurf in seinen grollen Zügen geneh-
migt und bereits im Herbste des gleichen
Jahres mit dem Bau begonnen. Dieser
wurde so schnell gefördert, daLS schon am
2 Mai 1902 die erste Abteilung, das Sana-
torium für Männer, eröffnet werden konnte,
welchem die anderen Abteilungen bald
folgten, sodaß die Anstalt heule, abge-
sehen von den für spätere Jahre vorbchaltcnen
Ergänzungsbauten, in ihrem vollen Umfange im
Betrieb ist. Der ursprüngliehe Entwurf erfuhr
noch während des Baues durchgreifende Aende-
rungen; es wurde anstelle des großen BadeflOgcl
im Sanatorium-Pavillon für Männer die Errichtung
eines besonderen großen Badehauses beschlossen,
welches auch dem Frauen- Sanatorium zugänglich
sein sollte; es wurden ferner die besonderen Heizan-
lagen in den einzelnen Gebäuden fallen gelassen und
an ihrer Stelle ein großes Fernheizwerk angelegt, um
es wurden endlich noch eine Kapelle sowie massive
Kegelbahnen errichtet. Die Gesamtkosten der An-
lage betrugen i d. 9 Mill. M , sodaß 15000 M auf 1 Bett
kommen. Dieser Teilbetrag wird sich jedoch nach dem
völligen Ausbau der Anstalt bedeutend verringern. —
(Koruföung toljt)
Lageplan.
b. b.
d.d.
f. (
t-
h
>.
k.
Pavillon (Irl. Sanaloruni-»
Pavillon lux Lunsi-iiktaiiW*
lladrhau«.
Licfr- und W.i Ihall. i,.
Wi'rkMlltrn GrUaudr.
Hraniti-nhausit | ihm Ii mi hi erbaut).
l>r*intrktiona- . Obduktion«- und
Vribtriinuiiy^liau*.
Verwaltung* K«-b!ludr.
Kr*wl- 11. Mawi Inrinildtuwr mit Wasvrilurm.
KohW-nplat/ mit Tankanlacr.
I' I'
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I>i<- autfrdlhitrn tUutrn und voll »*«•««, dir «i'Mrti n Kim >n 'uu-, i, h, „m.. i i
II PumiKnhaii.il mit Ti. ll.i inuu ii
m. Ki'jilhahn
11. 11. W»~ titn. h.-iii:.-liäii.li
o. u. Kot likai'hrnj;rb.1ili|r.
Tanluotlap- (Abf. d. S|h i»i nn -.», ,
Villin d.| illlifirl.nili 11 A.l/ti.
WOllWll— MI.
Kaprik-,
Sullti hnudv und Kt in nvt In .1, |k,i
lirv«ai h.han1* inil I .3t Im i W ohnung.
Rauhmrauv
Das Bauwesen im preußischen Staatshaushalt für das Verwaltungsjahr 1904. (Schlaft)
M lmit8Mill. M. Dtt Votjahr forderte bereits für die gleichen
Zwecke 7 Mill. M Einen weiteren Ilauptpostcn bildet die 1.
Kate von 1 Mill M. fQreiriKgl. Residenzschloß in l'osrn,
dessen Gesamtkosten einschl. des zugehörigen Marstalles,
der inneren Einrichtung, der Gartcuanlagen und Um-
S/pN' i- I' : r. n zmin isterium ist mit rd. 4,38 Mill. M. wieder
8öj um 8cKcn <uc besonders hohe Forderung
— * lies Vorjahres zurückgegangen. I >cn I lauplposten bil-
det die Rate für die Erwerbung und Erschließung des
Pmwallungsgelandes in Posen (Gc- -Kosten 17,35 Mill.
Das Moderne in der Architektur der Neuzeit.
(Schluß.)
jRijj ie moderne Architektur hat in ihrem Wesen etwas
Kjj Anarchistisches; bewußt räumt sie mit aller histo-
!B'™ rischen L'ebei lieferung auf, um Raum und Freiheit
für Neues zu schaffen. In bedingter Weise hat dieser
Vorgang etwa* historisch Berechtigtes in sich, denn es ist
Tatsache, daß die Befruchtung einer absterbenden Kultur
mit neuen Ideen stets um so siegreicher und schöpfe-
rischer wurde, je weniger genau die Formcnwelt der-
selben den Männern der neuen Zeit bekannt war. je
freier und unbeirrter durch die l'ehcrlieferung sie zu
schaffen vermochten.
Nie würde Wohl die römische Kunst das zu ihrer Zeil
moderne und provinzielle Gepräge erreicht haben, wenn
die griechischen Tempel in all ihrer strengen Schönheit
ein Gemeingut ihrer Zeit gewesen waren; ebensowenig
hatte das frühe Mittelalter, die romanische Kunst, das
Joch der antiken l"eherlieferung. die Herrschaft der Hori-
zontalen abzuschütteln und der Vertikalen zu dem glän-
zenden Aufschwung in der folgenden Zeil die Wege zu
ebenen vermocht, wenn die klösterlichen Baumeister auf
filmischen oder griechischen Akademien erzogen wären.
Ebensowenig wäre es zu einer so reizvollen, naiven und
jugendfrischen Vermählung des absterbenden Mittelalters
mit dem neu erwachten Studium römischer Antike in der
sogenannten l »einsehen Renaissance gekommen, wenn
dieses Studium liefer eingedrungen Ware und mehr Motive
und Formen als nur geistige Impulse in sieh getragen hätte
Historiseh verwandt ist auch die Periode des Barock und
Rokoko mit unserer Zeit, insofern, als in jener Entwicklung
der Persönlichkeit ein ungemein freier Raum gewahrt
wurde. Aber ohne jeden historischen Vorgang ist die
ni'xlernc Architektur in der beutigen Zeit, sofern sie auf
jeden Aufbau auf die Vergangenheit, auf jede Anregung
durch dieselbe verzichtet.
Suchen wir nun nach den sicher großen und liefen
Gründen, welche eine so mächtige und nachhaltige Be-
wegung einzuleiten vermochten, so ist mit Sicherheit fest-
zustellen, daß der l'eberdruß an der ewigen Wieder-
holung des historischen Formenkreises eine Hauptrolle
spielt. Jeder Einsichtige muß erkennen, daß mit einer
solchen' auch n<»ch so täuschend echten Reproduktion,
ja daß seihst mit einer möglichst freien Anwendung des
historischen Apparates auf die neuen modernen Aufgaben
und damit verbundener moderner Erweiterung ihrer Be-
deutung allein eine sehnsüchtig gewünschte Stilumbildung
oder Stilnciibildung nicht erzielt werden konnte.
Line solche Stilneubildung wurde aber immerund
immer wieder von den öffentlichen Organen der Kunst
gefordert und war im reinen Reich der Gedanken ja auch
eingeleitet durch einen der machtvollsten Geister, welche
je die Erde meteorhaft erleuchtet haben.
Ich bin nicht ohne Bedenken, es auszusprechen, daß
meines Erachtens, wie auf dem Gebiete der reinen geistigen
Spekulation, Friedrich Nietzsche auch auf dem tiebiete
der bildenden Künste bewußt oder unbewußt einen der
Ausgangspunkte der neuen Gedanken gebildet hat, denn
ich kann es nicht beweisen. Und doch muß es wohl
No. lt.
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Wahrungen auf 5,15 Mill. M. veranschlagt sind. 335 500 M.
sind vorgesehen als Zuschuß zu einem Theater in Thor»
(150000), für Umbauten im Kgl. Theater in Mannover
(100 000 Ml, für bereits ausgeführte Veränderungen am
Schauspielhaus in Berlin im Interesse der Feuersicher-
heit (25000), schließlich 50000 M. für Vorarbeiten für einen
cv. Neubau des Kgl. Opernhauses in Herlin. Be-
gründet wird diese r orderung damit, daß sich ein „den
Bedürfnissen des Betriebes entsprechendes und vor allem
die nötige Verkehrs- und Feucrsicherheitbietcndes Bühnen-
haus aus Mangel an Platz und mit Rücksicht auf die tech-
nischen Schwierigkeiten bei der Höhenentwicklung auf
der jetzigen Stelle" nicht errichten lasse. Wäre es aber
doch möglich, so müsse auch das Zuschauerhaus ent-
sprechend umgebaut werden. Dann sei aber die Frage
eines Neubaues zu erwägen und es müßten hierfür recht-
zeitig die nötigen Unterlagen geschaffen werden
l>er Etat der Justizverwaltung stellt sich mit rd.
9,8 Mill. M. etwa 1,65 Mill. M höher als 1903 Ks sind
darin übrigens an reinen Grunderwerbskosten fast 2 Mill. M.
enthalten. Von den 13 Obcrlandcsgcrichts-Rezirkcn stellt
das Kammergericht mit 3,94 Mill. M. die höchsten An-
sprüche. Es sind darin enthalten 2,5 Mill. als 3 Kate für
die Erweiterung des Strafgerichtes in Berlin-Moabit und
0,63 Mill. M. als 9. und letzte Rate für den Bau des Ijtnd-
und Amtsgerichtes I Berlin. DasOberlandesgcricht Na um-
burg a 5. fordert 1.39 Mill, darunter eine 5. und letzte
Rate von 0,9 Mill. für das Gcschäftsgcbäudc und Unter-
suchungs-Gefängnis in Magdeburg. Für die Obcrlandcs-
Gerichtc Marien werde r und Breslau sind je 0,92 Mill. M
angesetzt, darunter für ersteres allein 774000 M. zum Grund-
erwerb für das Ij»nd- und Amtsgericht in Danzig Es
folgen dieOberlaiidcsgcrichte Kiel, Köln. Posen, Hamm,
Frankfurt a- M . Kassel, Stettin, Celle, Königs-
berg i. Pr. mit rd. 0,72; 0,47; 0,37; 0,35; 0,25; 0,18; 0,13;
0,049 und 0,046 Mill. M.
Das Kultusministerium ist im Extra-Ürdinarium
mit 18.22 Mill. M., außerdem außeretatmäßig für das Mcdi-
zinalwescn (Erweiterungsbauten der Charit* in Berlin)
mit 1,06 Mill. M. bedacht und für die l'n iversität Berlin
mit 0,74 Mill M Es soll demnach fast 4 Mill. M. mehr
als im Vorjahre erhalten und sieht somit noch der Bau-
Verwaltung voran. Die etatmäßigen Ausgaben verteilen
sich auf die Hauplgruppen wie folgt: Universitäten
26 Mill. (Tec hni sehe Hochschulen 2,44 Mill., Höheres
chulwesen 0,08 Mill.. Volksschul wesen 4,38 Mill.,
Medizinalwesen 12500 M. (Instandsetzung des Lepra-
Krankcnhauses im Kreise Mcmcl) und schließlich für Kunst
und wissenschaftliche Zwecke 7,15 Mill M., d. h.
fast 4.5 Mill. M. mehr als im Vorjahre
Von den Universitäten steht Berlin mit 1221825 M.
obenan. Den I lauplposten bilden darin 800725 M. für den
Ankauf eines Gebäudes und dessen Einrichtung für das
orientalische -Seminar, ferner aoocoo M als 3. Rate für
das Gebäude des poliklinischen Institutes. Von den außeretat-
mäßigen Mitteln entfallen 400 oco M. als 2. Rate auf das
Botanische Museum in Dahlem und 340000 desgl. auf
das Hygienische Institut. Die Universität Kiel soll 528650 M.
erhalten, darin 282600 M. als 3 und letzte Rate für den
Neubau der Chirurgischen Klinik, 160800 M. für die Poli-
klinik für Hautkranke. Für Grcifswald sind 392500 M.
vorgesehen (darunter 100000 M. als I. Rate für das Che-
mische Institut), für Breslau 376000 M. (1. Rate 1 so 000 M.
für eine Irrenklinik), Münster i. W. 291093 (1. "Rate für
die Universitäts-Bibhothck27365oM.),G ö 1 1 i n ge n 257380M.,
Königsberg i. Pr. 51200 M., Bonn 40460 M.
Unter den Technischen Hochschulen braucht die-
jenige in Danzig zu ihrem Ausbau noch die bedeutendsten
Mittel, nämlich 1 139400 M , davon 409200 für 6. und letzte
Rate für das Hauptgebäude, 1870c© für die 3. und letzte Rate
für das Chemische Institut. Berlin wird mit 909600 M.
bedacht. Darin sind 400000 M. als 4, Rate für die Mecha-
nisch-Technische Versuchsanstalt in Lichterfelde (Gesamt-
esten 2655220 M.) einbegriffen. Für die Herrichtung
der durch Verlegung dieser Anstalt in Charlottenburg frei
werdenden Räume zu Laboraioricn für Bau- und Maschinen-
Ingenieure sind als 1. Rate 120000 M. ausgeworfen. Für
ein Laboratorium für Verbrennung*- Motoren und Dampf-
Turbinen sind ebenfalls als 1. Kate 150000 M angesetzt
(dazu 167 300 M. für die Betriebs-Einrichtungen). Auf der
Schleusetiinsel in Charlottenburg soll ferner ein Labora-
torium für Wassermotoren errichtet werden, wozu 50000 M
als 1. Kate bereitgestellt werden. Für die neue Hoch-
schule in Breslau sind 350000 M. beantragt, davon 1. Raten
von 200000 M. bezw. 100000 M. für das Chemische In-
stitut bezw. ein Maschinenbau-Laboratorium. Aachen
begnügt sich mit 42 500 M., für Hannover sind zu reinen
baulichen Anlagen Mittel überhaupt nicht vorgesehen.
Es seien hier aus dem Ordinarium noch einige Ver-
änderungen des Lehrkörpers angeführt. Die Techn
Hochschule in Danzig soll im Herbst 1904 eröffnet werden
Es sollen zu diesem Zwecke 29 Professoren angestellt wer-
den und zwar 4 für Architektur, 6 für Bauingenieurwesen,
6 für Maschinen-lngenieurwcsen, 3 für Schiff- und Schiffs-
maschinenbau, 4 für Chemie, 6füralTgemcine Wissenschaften.
In Berlin sollen 4 neue etatmäßige Professuren geschaf-
fen werden und zwar je eine für elektrotechnische Kon-
struktionslehre, für städl. Tiefbau insbesondere Wasserver-
sorgung und Entwässerung 1 die bisherige Dozentur auf
diesem Gebiete bleibt bestehen), für Werkzeugmaschinen
und Fabrikanlagen, für Baukonstruktioiislehre in der Abt
für Architektur. Es soll ferner die Dozentur für die Ge-
schichte der Baukunst in eine etatmäßige Professur um-
gewandelt werden und außerdem wird die 2. Professur
für Physik zu einer Vollslelle gemacht.
Die Errichtung einer Vollprofcssur für städtischenTiefbau
ist eigentlich schon längst ein Bedürfnis gewesen Im Ver-
gleich zu dem stetig wachsenden Bedarf der Städte an
akademisch gebildeten Technikern ist dieses Gebiet un den
Techn. Hochschulen noch viel zu wenig gepflegt
Zur Errichtung von Gebäuden für höhere Lehr-
anstalten ist der Bedarf mit 0,98 Mill, M. in diesem Jahre
etwas geringer. Von dieser Summe entfallen 533000 M.
auf 1. Raten für den Bau eines Gymnasiums in Dortmund,
Krotoschin und Rastenburg (in Verbindung mit einer
Realschule), für ein Progymnasium in Nienburg a. W., für
so sein, denn die bloße Reaktion gegen die Vergangenheit,
die Erkenntnis der Unfruchtbarkeil derselben allein wären
nicht imstande gewesen, eine so gewaltige, so in die Breite
gehende Bewegung zu entfesseln; es mußten nicht nur
negative, es mußten auch positive Kräfte wirksam werden,
um so tiefe Umwandlungen in den Anschauungen und in
den Taten herbeizuführen.
Die Parallele zwischen dem Ideal Nictzsehc's und dem
Streben moderner Architekten liegt nahe, und die letzte-
ren durften stolz darauf sein, wenn sie in ihren Werken
ihre Verwandtschaft mit dem reinen Wollen des großen
Philosophen nachzuweisen vermöchten. Ich fürchte aber,
sie können es nur in wenigen Fällen
Ist in Nietzsche auch die stahlharte, fast grausame
Idee des Uebermenschen in der Person verkörpert, und
scheut er dabei auch vor keiner Konsequenz zurück, so
dient bei ihm die noch so hoch gesteigerte Person doch
stets der ganzen Menschheit. Nur in diesem Zusam-
menhang und nicht im schrankenlosen Genuß «1er Kraft,
im schrankenlosen Egoismus der Persönlichkeit will
er den Ucbernienscheii, und er würde die Verglcichung
mit denjenigen künstlerischen Epigonen unserer Tage, die
nur das liebe und doch oft so kleine Ich zur Geltung
bringen wollen, schroff zurückweisen
Dieses Ich, welches das Recht fordert, sich rück-
sichtslos auf seine Weise auszuleben, welches ebensowohl
jedes Resultat ernsten Ringens wie jeden Einfall der Laune
oder jede Frucht der zufälligen Stimmung als eine künst-
lerische Tat angesehen wissen will, ist, oder war wenig-
dic eigentlich treibende Kraft der neuen Zeit.
6 Februar 1904.
Mit dem Ausklingen der bewußt eklektischen Perioden
des 19. Jahrhunderts setzt dieses Bestreben ein, und wenn
man von gewissen Erscheinungen der Stilvcrmischung als
unerheblich für die weitere Entwicklung absieht, so ist
das Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts als die Ge-
burtszeit dessen anzusehen, was 'jetzt in der Architektur
sowohl wie in dem anschließenden Kunstgewerbe, in der
Literatur wie in Ausstellungen , im Atelier wie im bau-
lichen lieben unserer Zeit das merkwürdig neue architek-
tonische Gepräge gibt.
Die Ausgangspunkte und die Gesichtspunkte, von
welchen aus das Suchen nach einer neuen Kirnst betrieben
wurde, sind unendlich verschieden Sieht man aber von
gewissen Einzelerscheinungen ab und bctrachlrt man die
iiewegung als Ganzes, so ergibt sich als das allgemeine
Feldgesehrci der Ru(:
„Fort mil allen Stilen der Vergangenheit! Fort mit
jeder Tradition! Es lebe die neue, die natürliche,
die persönliche Kiinst'-
Revolutionen können nun aber nieht allein mit Nega-
tionen gemacht werden, sondern jeder Zerstörung muß
ein Aufbau folgen, und so war es auch auf dem (iebiete
der modernen Architektur. Aneli mit dem Anspruch, daß
das Gesetz der neuen Kunst allein in dem sub-
jektiven Etnpfi nde n des Einzelnen 7 11 >uchen sei,
konnte man vielleicht in anderen Künsten auskomme»,
niemals aber in der Kunst des Baues, die immer unend-
lich viel mehr der Aulgahe gegenübersteht dus Reale
zu ideal i sie ren, als der reine Ideale hinzust eile n.
vl'urlMUcnt »n( Sritr 651
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bauliche Herstellung an einem Gymnasium zu Neisse, für
ein Realgymnasium in Brie sc ri usw.
Von denfordasElcmentar-Unterriehtswcscnaus-
i
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Die Aufwendungen für Kunst und wissenschaft-
liche Zwecke sollen vorwiegend Berlin zu Gute kommen.
3730000 M. sind allein für den Ankauf des Graft. Arnim-
sehen Palais am Pariser Platz für die Zwecke der Aka-
demie der Künste angesetzt 1 Gcsamt-Summc 3820000 M ,
davon 3250000 M. Grunderwerb), 1 750000 M. als 2. Rate
für <len Neubau der Kgl. Bibliothek und der Akademie der
Wissenschaften, 700000 als 4 Rate für den Erweiterungs-
bau des Kunstgewerbe-Museum*, 458 100 M. für die Ver-
legung des Aeronautischen Observatoriums des Institutes
für Meteorologie Dasselbe kann inmitten <ler Großstadt
seinen Zweck nicht mehr erfüllen und soll etwa 60 ^™ Öst-
lich von Berlin, nach dem Kreis Storkow, verlegt werden.
Kür die Instandsetzung des alten Museums sind 176000 M ,
für Arbeiten im Vftlkermuscum 100000 M., für die Aus-
stattung der Saalburg 100 000 M., für die Wiederherstel-
lung der Marienburg schließlich 30000 M. ausgesetzt.
Us." Die Ausgaben der (Sau Verwaltung in Höhe von
14657400 M. (153607 M. weniger als 1903) gliedern sich
in folgende I lauptgruppen : Regulierung der Wasserstraßen
und Forderung der Binnenschiffahrt 4 792 700 M 1745000 M.
weniger als 1903), Verbesserung der Seehäfen und See-
schiffahrts Verbindungen 4667000 M. 11 47J 133 M. mehr
als 1903), Bau von Straßen, Brücken, Dienstgebfluden
5 197 540 M. (883830 M. weniger als 1903).
L nterden Ausgaben für die R c g u 1 i e r u n g d e r Wa s s e r-
straßen usw. sind wieder 1 137000 M. zur Nachrcculicrung
großer Ströme angesetzt. Bis einschl. 1903 sind für diesen
geworfenen Mitteln sind 3 Mill. M zu Reih ü I fen an bedürf-
tige Gemeinden für Kieme n t ar seh ul bau ten, 1 140230 M.
für Seminarbauten, 33BQS0M für den Bau von Dienst-
wohn -Gehau den für Kreis- Schulinspektoren bestimmt.
Zweck 17 Mill M. bewilligt worden. Als weitere Raten
zu angefangenen Arbeiten sind zu erwähnen 700000 M.
für den Bau zweier Schleusen bei Kürstcnherg, 300000 M.
für den Aushau der Stauwerke an der Netze usw. im
I.andeskulturinteresse, 300000 M. als Zuschuß zum Bau des
llolzhafens in Thorn. l"nter den neuen Ansätzen sind
103000 M als 1 Rate für einen Spreedurchstich bei Span-
dau zu erwähnen.
Unter den Summen für Seehilfen und Seeschiff-
fahrts-Vcrhindungensind j. Raten in Hohe von jooooaM ,
(nrVcrbcsserung der Leuchtfeuer und Seezeichen. 500000 M.
für Baggerzwecke für die Wasserbauinspektion Harburg,
320000 M. für Kaianlagen daselbst, 460000 M. fflr die Kr-
weiterung des Fischerei - Hafen* in Geestemünde und
Mill. M. für den Hafen von Emden. Die Gc*iimtkosten
für die dort auszuführenden Arbeiten sind auf 2897 750 M.
veranschlagt, von denen 1^370» M aut die Klebestellen
iisw . 1 340 750 M auf die Eindeichung des Watts im Lm-
(atige \on 300 1 entfallen. Das so gewonnene Land, das
landwirtschaftlich ausnutzbar ist, soll spateren
I lafenerweitcrungen dienen l 'eher den Verkehr in Kmden,
dessen rasche Zunahme als Begründung für die Forderung
angeführt wird, geben die Krläutrrungcn zum Etat folgende
Auskunft: Im Jahre 1900 betrug der Verkehr für Ein- und
Ausgang 786697 Reg ■<, 1902 nach Eröffnung des Außen-
halens 1 432084 Reg-' und in den ersten 9 Monaten des
Jahres 1903 bereits 1 425 246 Reg. •'. Eine Erweiterung der
Anlagen ist daher dringlich.
In der für Straßen, Brücken und Dienstgebäude
■»fordeten Gcsamt-Summc sind 2268000 M für Straßen,
Brücken, Fähren und 2929540 M für Dienstgebäude
bestimmt l'nter den ersteren Ausgaben ist eine 1 Rate
von 300000 M für eine Straßenbrücke Ober die Memel
bei Tilsit, unter letzteren ein Betrag von 223000 M für
neue Raulen. L'nter den fortzuführenden Bauausführun-
gen sind tu erwähnen: ;,sOooo.\l ibj 4. Rate (ui das Kcg.-
Gcbäudc in Potsdam, 400000 M als 4 Rate desgl. für
Koblenz, 400000 M als Rest- und Erganzungsratr für beide
Häuser des Landtages in Berlin, 250000 M als 3 Rate
für das Reg -Gebäude in Minden.
NV 11.
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Das Ordinarium der Hau Verwaltung sieht, wie der Sehlcuscninsel in Berlin ist die Stelle eines Reg.- und
alljährlich, noch bedeutendere Mittel für L'nterhaltungs- Baurates des Wasserbaues beantragt, und je eine fliegende
arbeiten vor und zwar insgesamt rd. 21,32 Mill. M., d. h. Stelle der beiden Fächer wird für Entwurfsarbeiten gc-
etwa 1,34 Mill. M. mehr als 1903. Daran nehmen mit fast fordert Ferner sollen 6 neue ständige Bauinspektor-Stellen
13 Mill. M. die Binnenhäfen, mit 5.22 Mill. M. die See- (je 3 für Hoch- und Wasserbau! in Merlin, Danzig und
häfen, Seeufer, Leuchtfeuer, mit 610500 M die Maricnwcrdcrbez.inArnsbcrg.Torgau.Ilafcnbauinsp.
Kanäle, Fähren, Brücken, mit 428 ip M die Dienst- Slolpmündc geschaffen werden, unter Einziehung von
gebäude teil. Für die Kosten von Vorarbeiten und 2 fliegenden Stellen. F"ür letztere werden 6 neu geschaffen,
Bauleitungen sind 1,55 Mill. M. angesetzt. •• ti also ihre Zahl um 4 vermehrt wird. Die Zahl der
Auch bezüglich der höheren Haubcamleu sind Bauinspektoren beträgt dann 604, von welchen 151 bei
einige Ergänzungen vorgesehen. Für das Ministerium Bauausführungen tätig sind 17 sind Maschinenbau- bezw.
ist die Stelle eines weiteren hochbautechnischcn Kates Maschinen-Inspektoren). Die Zahl der Regicrungs-Bau-
cingesetzt und für den 2. Leiter der „Zeitschrift für Bau- meister-Stellen wird von 232 auf 250, also um 18, vermehrt,
wesen", des „Zcntralhlattes der Hauvcrwaltung" und der Der Etat der Eisenbahn Verwaltung bleibt im»
„Denkmalpflege" ist die Stelle eines Keg.- u. Baurates be- schließlich noch als der letzte und bedeutendste zu er-
anlragt. Bei den Regierungen werden 6 neue Reg- u. örtern. Er schließt mit 101 320350 M für die einmaligen
Bauratstellcn gefordert unter Forlfall von 3 Bauinspcktor- außerordentlichen Ausgaben ab, ist also um 9657 350 M.
Stellen, und zwar sind vorgesehen je eine 2. Stelle für höher als im Vorjahre dotiert. Von der Gcsamt-Sunune
Hochbau in Danzig und Stettin, für Wasserbau in entfallen rd. 53,5 Mill. M. auf den Redarf der 21 Direk-
Bromberg. Für die wasserbauliche Versuchsanstall auf tionen. rd. 47,8 Mill.' M. auf^den Ze nlral f ond&
Zur Frage des Neubaues der alten steinernen Brücke über die Donau In Regeiuburg. Ansicht von ReRentburit mit der Bracke.
Es handelte sich also darum, leitende Grundsätze und Ge-
danken zu finden, und sie wurden gefunden.
Der Anteil, den die künstlerische Kritik an der
Aufstellung der neuen Ziele und deren Durchführung hat,
ist ein sehr großer und bedeutender. Die besten und geist-
reichsten Federn stellten sich mit warmer Begeisterung
in den Dienst der neuen Lehre, und sie konnten diesen
Feldzug um so unbeirrter beginnen, als nur wenige unter
ihnen die schwere Kunst eigenen Schaffens an sich er-
fahren hatten und daher auch mit leichtem Herzen von
dem durchlebten Jahrhundert unsäglicher, ehrlicher Arbeit
und Mühe Abschied nehmen konnten.
Zu den Grundgedanken, die man dem baulich künst-
lerischen Schaffen der neuen Zeit im allgemeinen unter-
zulegen versuchte, gehören: die Wahrheit, die Zweck-
mäßigkeit, die Logik, die Mate rialstilistik u. a. Diese
Grundzüge waren für alles bauliche Schaffen ehenso ge-
sund als — nicht neu; denn abgesehen von den Muster-
leistungen alter Stilperioden, die alle durch solche Grund-
sätze glänzen, hat die eklektisch-mittelalterliche Bewegung
im 19. Jahrhundert schon dieselben Grundsätze ausgespro-
chen und siegreich durchgeführt. Dcrl'nterschied der netten
von diesen Bestrebungen lag also nicht im Programm,
sondern in der subjektiven Erfüllung desselben
Natürlich gehört in das Programm der Neuzeit auch
— oder vor allen Dingen — die Schönheit, aber nicht
das Schönheitsideal eines ganzen Volkes, welches in frühe-
ren Zeiten durch gottbegnadete Menschen zur Tal wurde,
sondern ebenfalls das subjektive Schönheitsideal des
Einzelnen. Aber nach einer 10- bis 12jährigen Achtung
fordernden, großen Arbeit, vollzieht innerhalb der Bewe-
gung sieh schon eine Trennung, die Trennung der ernsten
6. Februar 1904.
und kunstbegahten Meister von den Manieristen, bei denen
es nicht auf Innerlichkeit, sondern auf äußere Mache
ankommt, und in denen sich gewissermaßen die Kinder-
krankheiten der Zeit ablagern.
Der Kampf der ernslstrebendcn und wirklich führen-
den Künstler mit den historischen Schulen ist leicht und
aussichtsreich, denn jene sind innig und diese sind .'-Ii.
und sie werden nach dem Gesetz alles Lebens die Erben
sein. Viel schlimmer und schwieriger ist der Kampf gegen
den leeren Troß, der sich an ihre Rockschöße hangt und
bei welchem die Negation, das Nichtkönnen und Nicht-
wissen allein die Berechtigung zum modernen Architekten
darstellt Ganz unzweifelhaft haben wir die besten Arbeiten
des heutigen Bauens vor uns bei den modernsten Auf-
gaben unserer Zeit. Zuerst im Bauingenieurwesen: in
der Erkennung der stilbildenden Kraft der Eisenkonstruk-
tionen und ihrer Glieder. Eine der gröbsten Sünden der
historischen Perioden war der Versuch, das Einen mit
einem historischen Mäntelchen zu umgeben, und die heute
bestehende l'nmöglichkeit, so etwas auch nur zu denken
und zu versuchen, ist ein Ruhmestitel in der Geschichte
der letzten fünfzehn Jahre. Dann bei denselben Aufgaben
die Anpassung des Steines an die Eisenkonstruktion, ge-
sucht in einer Ausbildung dieses völlig verschiedenen
Materials, die, weit ah von jeder historischen Reminiszenz,
es versteht, das eigentümliche und lebendige Spiel der
Statischen Kräfte nach außen sichtbar zu machen und
künstlerisch ausklingen zu lassen. Die hervorragendsten
Arbeiten dieser All ich verweise für Herlin auf viele
glückliche Lösungen an der Hochbahn - sind vielleicht
mit das Beste und Zukunftsreichste, was die moderne
Architektur geschaffen hat.
H
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Die Forder
sind, nach der
i. Kein a. Kh. ,
i Halle a. S. .
3. B«rlin . .
4. Emen a. R. .
- Alton* . . ■
Elberfeld . .
. Frankfurt 0. M
„. Kattowitz . .
q. KaAtel . . .
10. Hannover . ,
11. Erfurt
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ungen der <
Höhe der
- • ;w«w.
. . 5300000
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einen Pirektions-Bezirl
mmc geordnet, folgende:
Ii Bml»u
13, Macdcbmg
14. Sl jol -
oh -SaarbrOf ken
'S-
10. Stettin
17. KAme>Wrg f. Pi.
■K Monster i. W. .
I« r*oWI> ...
I TJ5000
I »73«"
V»
470000
351 000
iy>ouo
Summa SJ4*»3y> M.
Zu dem Ansalze der Eisenb.-Pir. Mainz sei hier gleich
vorweg bemerkt, dafl dieser nur den preußischen Beitrag
umfaßt. Hessen selbst hat noch 3.21 Mill. M. aufzuwen-
den (darunter als weitere Katen 1 SlilL M. für den Haupt-
bahnhof Darmstadt und 0,9 Mill. M für die Hauptwerk-
statten daselbst).
Die Gesamtansprüche der ai Direktionen verteilen sich
in 45187330 M. für Bahnhofs-Erweiterungen und
Steflwerke, 4 3540000 M. füra.Glcisc, für 3. 11 4. Gleise
sowie Verbind ungsbahnen und 3925000 M. für Hoch-
und ßrückenbauten (erstere zumeist Werkstätten - An-
lagen). Die neu auftretenden Ausführungen machen
einen Gesamtbetrag von rd. 0,5 Mill. M. aus.
Im Einzelnen ist folgendes hervorzuheben: Altona
setzt als fernere Rate 3 Mill. M. für die Hamburger
üahnhofanlagen an. In Berlin werden die im Vorjahre
schon erwähnten Bauten fortgesetzt, darunter die Erwei-
terung der Görlitzer Bahn mit 1 Mill M An neuen
Forderungen sind hier 1,6 Mill. M. vorgesehen, darunter
600000 M. für die Hochlegung der Bahnstrecke Po ts da tu -
Wildpark, aoocoo M. für die Erweiterung des Güter-
Bahnhofes Wilmersdorf -Friedenau der kingbahn,
300000 M. für Brüekenverstärkungcn usw. Breslau setzt
500000 M. als 1, Rate für die Erweiterung des Bahnhofes
Görlitz an, Kassel 900000 M. für die Verbesserung der
Strecke Leinefelde-Tre vsa. Köln fordert je 1 Mill. M
für die Fortsetzung der Erweiterungsarbeiten der Balm-
höfe in Neuss und Rheydt, ferner für den Rangicrbahn-
hof Kalk- Nord. Für Daiizig ist eine i. Rate von 700000 M.
für den Bau 3. u. 4. (»leise zwischen Pirschau-Marien-
burg vorgesehen. Elberfeld setzt seine angefangenen
Bauten in Schwerte. Vohwinkel. Opladen, M nlhcim
a. Rh. fort, Erfurt die Erweiterung des Bahnhofes in
Eisenach, Essen a. R. mit 1.4 Mill M. den Bau des
Hafenbahnhofes südlich von Meiderich und den Bahn-
hof Gelsenkirchen. Frankfurt a. M braucht 1 Mill M.
zu den Fnrtselzungsarbeiten am Bahnhof Wiesbaden") und
weitere Raten für den Neuhau des Pircktions- Gebäudes
in Frankfurt selbst und für die Bahnhofe in Bebra und
Homburg v. d. H. Halle a S. hat die große Aufgabe
der Umgestaltung der Bahnhofanlagen in Leipzig*)
(soweit diese Preußen zur Last fallen) und der anschließen-
den Bahnstrecken durchzufahren. Für erstere Zwecke
werden weitere 3 Mill. M., für den erforderlich werdenden
Rangierbahnhof bei Wahren weitere 1.5 Mill. M. gefordert.
Ueber das gesamte bedeutende Unternehmen gibt der an
km vorgesehen, davon 1 1 74^km
mit eisernen Schwellen.)
•) Veijl. die au«fahrlk hen Mittrituni;«« .Ulirj, loxr« Seite 3B
anderer Stelle unseres Blattes schon teilweise erschienene
Artikel näheren Aufschluß. Für Hannover sind 1.5 Mill.
M. als 1. Rate für die Umgestaltung der Bahnanlagen zwi-
schen Lehrte und Wunstorf vorgesehen. Auf die
übrigen Einzclposten einzugehen verbietet uns der Raum.
Aus dem Zcntralfonds sind 25 Mill M. zur Ver-
mehrung der Betriebsmittel ausgeworfen und zwar
ist die Beschaffung von 150 Lokomotiven, 310 Personen-
und 3000 Gepäck- bezw. Güterwagen in Aussicht ge-
nommen. Es sei liier gleich erwähnt, daß im Ordinarium
für den gleichen Zweck 64 Mill. M. (d. h. io.8 Mill. M.
mehr als 1903) angesetzt sind, aus welchen 530 Lokomo-
tiven, 680 Personenwagen, 7000 Gepäck- und Güterwagen
beschafft werden sollen. (Für die gewöhnliche Unter-
haltung und Ergänzung der Betriebsmittel werden noch
94.8 Mill. M. erforderlich.) Für die raschere Herstellung
schweren Überbaues auf den wichtigeren Strecken
sind, wie im Vorjahre, 15 Mill. M. verlangt. (Im Ordinarium
ist die Erneuerung von 2ao7.98k'
mit Ilolzschwellen, 1033,48 km
Für elektrische Sicherungsanlagcn auf der
Strecke werden weitere 2,3 Mill. M. ausgeworfen. Insge-
samt sind seit 1894,95 f«1" diesen Zweck 10,3 Mill. bewilligt
worden. Als letzte Rate für Weichen- und SignalstelT-
werke sind ferner 1 Mill M. vorgesehen, Für die Durch-
führung dieser Arbeit waren seit 1878/79 imganzen 24,8 Mill.
M. bewilligt. Die späteren Arbeiten sind unter den bezüg-
lichen EinzclansaUcn zu verrechnen. Ebenso wird eine letzte
Rate von 600000 M. für Ausf ahrtssignalc eingestellt
Für Dienstwohngcbäude für minderbesoldetc
Beamte in den Grenzgebieten sind rund 1 Mill. M. vor-
gesehen. Seit 1900 sind zu diesem Zweck 6 Mill. M. zur
Verfügung gestellt worden.
Auf einzelne im Ordinarium angesetzte Mittel haben
wir schon hingewiesen. Insgesamt sind dort für bauliche
Aufgaben 347.5 Mill. M. ausgeworfen, davon 188,7 ,ur dic
Umgestaltung, Erneuerung und Ergänzung der baulichen
Anlagen, 158,8 Mill. M. desgl für die Betriebsmittel und
maschinellen Anlagen,
Ueber den Zuwachs der Bahnlängen gibt der
Etat in seinen Erläuterungen (olgenden Aufschluß:
Es betrug am Schlüsse des Etatjahres 1902 die Ge-
samtlänge der auf Rechnung der preußisch- hessischen
Fiscntjahngcincinschaft betriebenen Bahnen:
32 050,20 km,
dazu > 266.41 „ für bis Ende März 1903 fertig gestellte
33 316.61 «» bzw dcm Betrieb zu übergebende,
ab 9,6» „ für Verkürzungen
33306.97 k"''
Im Etatsjahr 19a! werden dann voraussichtlich noch
weitere 645,10 km dem Betrieb übergeben werden können,
sodafl die "iJlnge der «lern öfleritlichen Verkehr dienenden
normalspurigen Eisenbahnen Ende 1904 betragen wird
33952.07*», Pazu kommen noch i37,ok">.Nchmalspurbahnen
im Pircktionsbczirk Kattowitz, die an einen Unternehmer
verpachtet sind. 48 k» im Pir.-Bcz. Erfurt, sclueßlich noch
391,061» Anschlußbahnen für nicht öffentlic hen Verkehr. -
Außer den vorstehend zusammengestellten etatmäßigen
In zweiter Reihe bietet das moderne Warenhaus, über-
haupt das großstädtische Geschäftshaus ein glückliches
Uebungsfel<r für neue Ideen, das in den notwendigen
Minimalstärkcn der Pfeiler, der erforderlichen organischen
Verschmelzung von Eisen, Bronze und Stein, den kühnen
Konstruktionen, um Raum, Platz und Licht zu gewinnen,
seine großen Schwierigkeiten, aber auch seine dankbarsten
und modernsten Aufgaben findet Kein Verständiger, auch
der überzeugteste .Moderne nicht, wird zugeben können,
daß hierbei schon eine Vollendung erreicht ist; noch harrt
dabei eine Reihe künstlerischer Schwierigkeiten, u. a. dic
Versöhnung der meist ülrcrm.lfJig stark betonten Vertikalen
mit den Horizontalen des schützenden Daches, der Lösung;
aber anderseits ist das, was hierin kurzer Zeit geschaffen
wurde, so viel, so tüchtig und in seiner formalen Behandlung
s.> neu und der neuen Aufgabe oft so glücklich angepaßt,
wie es das vergangene Jahrhundert zu leisten nicht im-
stande gewesen wäre.
Einen weiteren Ruhmestitel bilden die Losungen vieler
öffentlicher Denkmäler architektonischen Charakters Pas,
was wir Baumeister stehon bei der Errichtung de» Nicdcr-
walddenkmales vergeblich anstrebten: die Hei Stellung eines
vorwiegend architektonischen Werkes, da- schon durch
seine Massen die Aufgabe, ein weithin sichtbares Er-
innerungszeichen zu sein, erfüllen »olltc und dessen gc-
danklicher Inhalt sich in diskreter Wci-e erst den Nahe-
kommenden kundgibt, das war leider damals noch nicht
zu erreichen; und wenn wir durch unsere macht- und
kraftvollen Eiiiincrungsbauten auf dem Deutschen Kck,
66
auf dem Kyffhäusrr und der Porta Wcstphalica u a., wenn
wir durch'die rein symbolischen Bismarcksäulen hindurch
bis zu einer Denkmalbehandlung der Bismarckidee kommen
konnten, wie «ie das Hamburger Werk zeigen wird, »o
ist das ein solcher Fortschritt, daß wir eine befruchtende
Macht eines neuen Geistes ohne Einschränkung anerkennen
können. Von diesen Hohen des modernen Schaffens, dic wir
älteren Baumeister, welche die Lasten des 19 Jahrhunderts
getragen haben, neidlos anerkennen, steigen wir meines
Erachten* allerdings herab, wenn wir uns anderen Ge-
bieten zuwenden.
Ein Tummelplatz für die nicht sehr verantwortliche
Augenblickskunst boten die Ausstellungen der letzten Jahre,
wahrend der grossen Pariser Weltausstellung 1900 noch ein
historisches, wenn auch phantastisch erweitertes Gewand
anhaftete. Bei diesen neuesten Ausstcllungshauteii war
viel Phrase und ausserhehe Mache; daneben aber auch
Versuche von wirklich ncubildcndcr Kunst, du- bei diesen
Gelegenheiten imstande waren, ihre Wirkungen und ihren
Wert zu erproben.
Wir müssen wohl auch noch herabsteigen, wenn wir
uns der eigentlichen Liebling-aufgabe der modernen Bau-
kunst, dem hürgcrl i c he 11W0I1 11 ha us e, zuwenden. Wenn
hier durchweg der Anspruch erhoben wird, daß dasselbe
nicht wie ein ircindes Gewand aussähe, welches man den
Menschen anzieht, sondern wie die naturgemäße Beklei-
dung der Bewohner, »u glaube ich — in aller Bescheiden-
heit - daü 111.111, um dieses Ziel wirklich zu erreichen,
noch einen weiten Weg zurücklegen 11111Ü Das bürger-
No 11.
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Ansätzen für bauliche Aufgaben sind noch eine Reihe be-
sonderer Vorlagen in Aussicht gestellt, die wenigstens
einen Teil der früheren großenwasserwirtschaftlichcn
Vorlage ausmachen, so vor allem Mittel zur Bekämpfung
der Hochwassergefahren, namentlich in Schle-
sien, für die Herstellung eines Großschiffahrtsweges
Berlin-Stettin und wenigstens für einen Teil des Mittel-
landkanäle», nämlich für die Herstellung der Teilstrecke
vom Rhein bis Hannover bezw. bis zur Weser. Das
wichtigste Stück, von Hannover bis M agdeburg, ist in
der in Aussicht gestellten Vorlage ausgeschaltet. Die Ver-
bindung des Westens mit der Line und weiterhin mit der
Rcichshauptstadt wird also nicht erreicht. Immerhin würde
auch dieses Teilstock eine wesentliche Verbesserung
unseres Wasserstraßennetzes bedeuten und nach unserer
l 'cberzeugung die Fortsetzung bis zur Elbe schließlich
doch nach sich ziehen müssen. Falls also nicht eine Ab-
lehnung der verstümmelten Vorlage durch den Landtag
erfolgt, so sind auch der Wasscrbauverwaltung auf Jahre
hinaus wieder bedeutende Aufgaben gestellt. —
Zur Frage des Neubaues der alten steinernen Brücke Uber die Donau in Regensburg.
(Hin /u Air v,-,,|<tiing auf S. »j)
Donau-Brücke in der alten Reichsstadt Regensburg, die
in den Jahren 1135 1146 unter der Regierung des bayeri-
schen Herzogs Heinrich des Stolzen an Stelle einer
alten Schiff- oder Holzbrückc errichtet wurde. Schlicht
in ihren Formen, fast ohne jeden künstlerischen Schmuck,
paßt sie sich mit ihren wuchtigen Pfeilern, ihrem leicht
geschwungenen Grundriß und ihrem scharf gebrochenen
Längenprofil doch so trefflich in das malerisch - schone
Slädtebild ein, daß ihre Umgestaltung oder Beseitigung als
ein schmerzlicher Fingriff empfunden werden muß, der
nur dann berechtigt erscheint, wenn dringende, unabweis-
bare Forderungen des Verkehrs bei einer Erhaltung des
Kauwerkes ihre Befriedigung nicht mehr finden können.
Wie bekannt, geht die bayerische Regierung mit dem
Plane eines vollständigen Neubaues der Brücke um, da
das alte Bauwerk dem Verkehr zwischen der Altstadt
Regensburg und der neuen Vorstadt Stadtamhof nicht mehr
genügt, da es mit Rücksicht auf Hochwasser- Abführung
und Eisgang eine stete Gefahr für die niedrig gelegenen
Stadtteile bedeutet, vor allem aber, weil es ein fast un-
überwindliches Hindernis für die Schiffahrt bildet. Bei
einem Ausbau der Donau als Großschiffahrtsweg mit einer
liehe Wohnhaus und seine dem Bewohner anzupassende
Erscheinung war schon das bewußte Streben der histo-
rischen Periode. Am spätesten in Berlin, wo die ange-
nehme Etage herrschte und wohl eigentlich noch herrscht,
viel früher in Hamburg, Bremen, Kopenhagen; vor allem
in London wurde dasselbe Ziel erstrebt und man durfte
auch wohl seinerzeit zumteil den Anspruch erheben, es
erreicht zu haben.
Ob mit weniger oder mehr Recht wie heute, wer
will das entscheiden? Früher mußte die Familie gotisch,
renaissance oder barock zu leben sich bequemen, und
heute muß sie auch wohl meist ohne eigenes Empfinden
und inneren Drang sich den modernen Stil in Wohnung
und Gerät gefallen lassen.
I "nzweifelhaft ist aber das Bedürfnis gewachsen, das
eigene Heim zu besitzen und e» mit der Kun^t unserer
Tage zu schmücken, und ist dies als ein Verdienst der
modernen Baukunst zu betrachten, (0 darf sie mit Genug-
tuung darauf hingehen, aber sich darüber doch wohl kaum
einer Täuschung hingeben, daß hier nicht die Wirkung der
Kraft neuer Gedanken allein, sondern in weit höherem
Grade die — Mode mitspricht.
Das Aeußere des modernen bürgerlichen Wohnhauses
zeigt, wie vielleicht kein zweites Gebiet, die unendliche
Subjektivität der Zeit, nicht der Bewohner, das wäre •-ehr
ideal, sondern der Baumeister. Von dem kokett Maleri-
schen bis zum absichtlich Nüchternen und Trivialen ist
jede Nuance vertreten. Soweit dabei die Beseitigung der
historischen Formen infrage kommt, kann man, wie ich
Verbindung durch den Donau-Main-Kanal zum Rhein, dem
Endziele der wasserwirtschaftlichen Bestrebungen inBavcrn,
würde die Brücke geradezu als eine Sperre wirken, deren
Oeffnung eine Vorbedingung für den ganzen Plan ist
Wenn auch mit Bedauern, so wird man sich aber doch
der Einsicht nicht verschließen können, daß das Bauwerk
in seiner jetzigen Form nicht erhalten werden kann, daß
seine Tage gezählt sind.
Die alte Brücke überschreitet die durch die Inseln
Oberer und Unterer Wörth in zwei Arme gespaltene
Donau zwischen den beiden nur durch eine schmale Laml-
zunge zusammenhängenden Inseln, oberhalb der Einmün-
dung des Regen-Flusses, mit 15 Wölbungen Durch eine
vom Oberen Wörth stromabwärts vorgestreckte I~andzunge
wird das imganzen rd. 300 m lange Bauwerk in 3 Teile
geteilt, deren Oeffnungcn zwischen 10,45 bis 16,70 Licht-
weite schwanken. Die 14 Pfeiler besitzen Stärken von
5,85 bis 7,43 °» und sind auf Stcinschüttungcn gegründet,
die als schmale Inseln (Vorbcschlächtc) zum Schutz gegen
Unterspülung noch weiter stromauf geführt sind. Nahezu
70% der gesamten Strombreite werden auf diese Weise
in Anspruch genommen. Diese starke Profilverengerung
bedingt natürlich einen erheblichen Aufstau oberhalb der
Brücke und erzeugt ein Stromgefälle, da-- selbst von Dampf-
schiffen bei der Bergfahrt nur schwer überwunden wer-
den kann, während bei der Tallahrt größte Vorsicht ge-
boten ist, um einen Anprall an den Pfeilern zu vermeiden.
1 'aß letztere für die geregelte Abführung des I lochwassers
und desEises ein bedenkliches! lindernis bilden, ist begreifl ich.
Auch für den Straßenverkehr ist die jetzige Brücke
mit knapp 8 m Gesamtbreite zwischen den Brüstungen,
wovon 5 m auf den Fahrdamm entfallen, nicht mehr zu-
reichend Die Regierung hat nun 2 Entwürfe für einen
vollständigen Neubau aufgestellt, einen solchen in Stein
und Eisen, dessen Kosten nach dem Voranschlag mit
2 730000 M. abschließen, und einen vollständigen Massiv-
bau mit 3250000 M Ge»amtkosten. Ob die Frage eines
Umbaues, also einer teilweisen Erhaltung des alten Bau-
werkes, näher geprüft wurde, ist uns nicht bekannt
Die Linienführung, welche sich den jetzigen Verkehrs-
Bedürfnissen anpaßt, ist bei beiden Entwürfen die gleiche.
Auf der linken Seile wird die Verlängerung der Haupt-
straße von Stadtamhof als Brückenachse beibehalten, wäh-
rend auf dem rechten eine Verschiebung stattfinden toll,
glaube, auch hier uneingeschränkt loben; was dagegen die
subjektiven Ausdrucksmittel anbelangt, das willkürliche
Durcheinander von Stein, Putz und Fachwerk, ohne jede
innere oder äußere Notwendigkeit, die Ansätze monumen-
taler Bauweise mit Ausklängen spielend dekorativer Kunst
u. a . w ist dies, wie man annehmen darf, noch kein end-
gültiger Ausdruck der Zeit. Ebensowenig wie das Nach-
ahmen englischer oder amerikanischer Häuser oder llaus-
tcilc mit ihren absichtlich roh gehaltenen Steinmauern,
Blockhausformen, flach gerundeten Erkern usw. als Zu-
kunftstypus für das deutsche Heim mit seinen unendlich
anderen Bedürfnissen, die auch einen anderen Ausdruck
fordern, angeschen werden kann
Sehr schwer wird es mir, über das Innere des moder-
nen Hauses objektiv zu sprechen, welches im allgemeinen
uns Aelteren gegenüber der Stilromantik des ig Jahr-
hunderts nüchtern erscheint Nüchtern und kahl, vielleicht
aus dem Wunsch nach Gegensätzlichkeit, wohl aurh aus
Ratlosigkeit und aus Mangel jeder Ueberliefcrung, viel-
leicht auch aus der Absieht, die sehr wünschenswerte
Einfachheit des Lebens symboliseh darzustellen. In den
früheren Zeiten galten warme, stimmungsvolle Gemächer
mit dunklem Getäfel und vollen, satten Wandtönen als
behaglich; heute sind Dissonanzen, kalte, hart gegenein-
ander gesetzte Farben, schlichte weiße oder modern
rehefierte Stuckdecken, oder absichtlich im Material roh»
gehaltene llolzdecken, mangelnde oder kurze Vorhänge,
verbunden mit einer Ausstattung durch Möbel, welche
uns wenigstens eist au) den ersten Stufen einer künstle-
6 Februar 1904.
''7
sodati die Verlängerung der Straüe am Krauterer- Markt
die B rücken richtung bestimmt. Dazwischen wird eine
Krümmung von 150 m Halbmesser eingelegt. Der bisher
da*. Brückenende bezeichnende Goliath •Turm fallt also
nicht mehr in die neue Achse. Im übrigen geht es ohne
einige weitere Eingriffe in den Stadtplan nicht ab.
Bei dem Plan mit teilweise eisernem l'cbcrbau ist
der mittlere Teil der Brücke zwischen den beiden Donau-
armen in massiver Wölbung geplant (4 Ocffnungen zu je
23.55™' T>cr nordliche Donauarm soll in einer Ocffnung
von loa"", der südliche mit einer solchen von 93 mit
über der Fahrbahn liegendem Bogen überspannt werden.
Die Oesamtlichtweite stellt sich dann auf 389,2 m gegen-
über 214,5a m bei dem jetzigen Bauwerk. Die Brücke soll
7,5 m Fahrbahnbreite erhallen, während die ausgekragten
Bürgersteige je 3" breit werden sollen. Die Steigungen
würden r<T 1 : 45 und 1 : 33 auf der Kegensburger Seile
bezw. am linken L'fer betragen.
Eine ganz massive gewölbte Brücke mit 6 Oeffnungen
würde eine etwas geringere l.ichtweite von 287 nl erhalten.
Es sind dabei 2 Oeffnungen von je 43,5°' für den nord-
lichen, je 2 von je 50" l.ichtweite für den mittleren Teil
Vermischtes.
Die 45. Hauptversammlung des „Vereins deutscher Inge-
nieure" findet vom 6 - 8. Juni 1904 in Frankfurt a. M. statt.
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb der Gemeinde Tegel betrifft Entwürfe
für eine Fahrkarten •Verkaufshallc, eine Bedürfnisanstalt,
Schilder für Dampfer- Anlegestellen, einen I.ageplan zur
Aufstellung dieser Gebäude, einen Plan für die Anordnung
der Wege zu den Anlegestellen und zu den Anpflanzun-
gen auf dem 1'fergelände am Tegeler .See. Es gelangen
3 Preise von 250. 150 und 100M. zurVerteilung. Frist to.März
d. J. Unterlagen gegen 2 M , die zurückerstattet werden. ---
Für einen Monumentalbrunnen auf dem Melanchton-
platte in Nürnberg sollen die Entwürfe auf dem Wege
eines Idcenwettbcwcrbcs unter in Bayern wohnenden
oder dort beheimateten Künstlern beschafft werden, Frist
3t. Mai 1904. 3 Preise von 700, 500 und 300 M. Unter-
lagen kostenfrei durch den Statmagistrat von Nürnberg. —
Chronik.
Ein neues Realgymnasium In Friedrichshagen wird na. h
dem Entwurf der Architekten Jürg einen & Bach mann in Berlin
errichtet. Die ßausumme betrügt sBoooo M.
Ein neues Residenttheater In München für intime Ver-
stellungen gedacht, ist an der Prinzregenlcri StraOe in der Nahe
iles Nationaimuseuins geplant, da die Verhältnisse des allen Kcsidcn/-
theaters zwischen Hofihealcr und Residenz im Falle einer Panik
nicht die nötige Sicherheit bieten. —
Die Freilegung der Sphinx bei den Pyramiden von Gizeh
ist, wie au« Kairo berichte« wird, durch eine englische Gesellschaft
geplant, an deren Spiue Charles Buyle «lebt. —
St. Josefsklrche in Braunschwelg. Am ao Dez. v. JV wurde
die neue, nach dem Entwurf des Hrn. Brt- Herzig in Hildeshcim
der Brücke und den südlichen Arm geplant. Die Steigtmgs-
Verhältnisse werden etwas ungünstiger. Sie stellen sich
auf rd. 1 : 35 auf der Kegensburger Seite, gegenüber aber
auf 1 : 20 (TalN diese den Tagesblattem entnommene An-
gabe tatsächlich richtig ist).
Wenn auch die Rücksichten auf Verkehr und Kosten
vielleicht mehr für den Entwurf mit teilweiser Ausführung
in Eisen sprechen, so möchten wir doch der Hoffnung
Ausdruck geben, daß trotzdem ein Massivbau zur Aus-
führung kommen wird und zwar in einer Gestaltung,
die sich ebenso schlicht und anspruchslos in die Um-
gebung einpaßt, wie das bei dem jetzigen Bauwerk der
Kall war. Eine Brücke mit eisernem, über der Fahrbahn
liegendem Ucbcrbau würde dagegen ein fremdes Moment
in das Städtebild tragen, dessen malerischer Eindruck da-
durch unzweifelhaft schwere Einbuße erleiden würde.
Die Zahl malerischer alter deutscher Städtebilder ist nicht
übergroß, Möge man sich daher bei jedem Eingriff vor
Augen halten, wie weit sich die Erfüllung zwingender
Verkehrs-Bedürfnisse mit einer möglichsten Erhaltung des
Vorhandenen vereinbaren lallt
Fr E.
ausgeführte St. Josefskirche in Braunsrhweig, eine gewölbte Basilika
in frQhgouscheia Backstrinslil für 1600 Kirchgänger, in Gebtauch
genommen. —
Kanalisation von Saarbrücken. Für die Stadt Saarbrücken
ist vom Ingenieur - Bureau Unna Nacbf. in Köln der Entwurf fnr
die Kanalisation ausgearbeitet worden. Die Uausumme betragt
etwa t 000 000 M. —
Eine Ausmalung des Reprlsentationssaales des alten
Domprobsteigebaudes XU Halberstadt erfolgt nach den Ent-
würfen de« Millers 0. Karloesius in Berlin. —
Eine Gottfried Semper- Ausstellung in Kamburg veran-
staltete da* dortige Kun«tgewcrbe-MuM.-um. Sie enthielt last das
gesamte Lebenswerk des Meisters, von seinen ersten Anfangen an
bis zu den Monumentalbauten Wiens. -
Freilegung des kgl. Schlosses In Königsberg In Pr. In
Königsberg i l'r. werden die Neubauten zur Krcilegung des kgl.
Schlosscs nach dem s Zt (vergl. Dlsche flauztg vom 5. Sept. 1903)
in einem öffentlichen Wettbewerbe mit dem I Preis ausgezeich-
neten Entwurf des Architekten Jos Kranke zu Gelsenkirchen und
unter denen Leitung amgefdhrl. —
Brief- und Fragekasten.
Anfragen an den Leserkreis.
Welche Ei fatirungen sind in dem in Nu. 6a, Jahrg. 1903 der
.Deutschen IJauzeitunj;' bc>|>io< licn-.i .Wach« iizroetall' ge-
macht worden ? — K. G in U
lr.hait; lljr Atbrilrthril-UKm (Ii i l-litl<l--vViT-i< limitt^-anMAll Berlin
lici Ürclitz. - Llas H-,uwr%i-n im rreurjuschrn Huatsruuihall (Qr das Vcr-
WiltiliiZ^juhr 1904 (s.hhiti). — Da- Moderne in dir Atcililrktur drr .Neu-
heit iSrhluSl. — Zur Kra^r dl« NYubaue» di r alten tu-ilirrorll Hlfl.kr fllKT
die Donau ut Ki-i;rii0.uij — VnniKihlr«. Plrisbewrrbtnigen. — CbnimL
— Brief- und Kragi-kasten.
Hierzu eine Doppel-Bildbeilage: Die ArhcitcrhcilstäUen der
I.andcs-Versichcrungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Vertag der Deutschen Rsuzxllung. G. m. b. II Berlin. Für dt« Redakaoo
Yrrsi.l-.ord- Albert Hofmsrin. rJerUn Druck von Wilh- Gre»e, Berlin.
Tischen Neubildung zu stehen scheinen, das Ideal eines
bürgerlichen Zimmers.
Manegen entstellt unzweifelhaft aber auch beim städti-
schen bürgerlichen Wohnhaus, insbesondere dem gewöhn-
lichen Miethause, der modernen Kunst ein Ruhmestitel aus
der Bekämpfung der historisch sich gebenden Gips- und
.Stuckarchitektur und aus der an die Stelle tretenden künstle-
rischen Ausbildung des Putzbaucs als solcher, und
solche Taten durften wertvoller, wichtiger und zukunfts-
reicher sein, wie viele andere mit großer Reklame insWerk
gesetzt«-, künstlich und gewalttätig modern sich gebende
Schöpfungen, denen eine gesunde Grundlage mangelt.
Zu den Gebieten, auf welche die moderne Architektur
erst im Werke ist, größeren Einfluß zu gewinnen, gehören
Rathäuser und andere öffentliche Gebäude, ebenso die
Kuchen. Die enteren verhalten sich der Bewegung gegen-
über noch zurückhaltend, weil die Verantwortung gewöhn-
lich von Behörden oder vielköpfigen Vertretungen ge-
tragen werden muß Die Kirchen stehen bis heute noch
zu sehr unter dem EinfluU der historischen Vergangenheit,
die hier schwerer zu erschüttern ist als hei Aufgaben moder-
nen Lebens, welche keine l 'eberliefei ung kennen. Was
angestrebt wird, um auch dieses Reich zu erobern, sieht
vor der Hand noch meist auf dein Papier und k' •111:111
wohl auch, mit dem wohlwollendsten Auge betrachtet,
kaum über den Versuch hinaus, wobei wuchtige, ge-
waltige Massen, effektvoll verteilte llcünungcn und ein
das Mystische anstrebender Gesamteindruck ihr» gewohnt
Kirchliche der Tradition ersetzen sollen
Wenden wir uns zum Schiuli der A 11 - - 1 at 1 11 n g der
Mauser, dem Mobiliar, zu. so können wir mit einem
68
großen Verdienst des modernen Schaffens beginnen. Ein
solches Lst unbestreitbar hier vor allem die Vernichtung
der historischen A reh itckt Urformen am Mobiliar
und, zunächst England folgend, die Ersetzung derselben
durch einen Formalismus, der sieh aus dein Material und
der Konstruktion, mit einem Wort aus der Tischler- und
Bildhauerkunst, von selbst ergibt.
Ware dieser so einfache, natürliche und gesunde Vor-
gang das leitende Prinzip geblieben, verbunden mit wirk-
licher Zweckmäßigkeit und wirklicher Bequemlichkeit,
so konnten wir auch hier sagen: „Hut ab vor der mutigen,
befreienden Tut'." I.eulcr ist es nicht ganz so; auch
hier hat das Schweifende des subjektiven Empfindens,
die Sucht nach Originalität und dem sich zur Geltung
Bringen mehr i'nrciles. Unlogisches und Unpraktisches
geschaffen, wie da-. Gegenteil, und dem Material, na-
mentlich dein Holz, eine Gewalt angetan, die wohl aus
der veivollkoniniiieteren Technik zu erklären, aber künst-
le 11 sc h schwer zu rechtfertigen ist
Soviel sieht lesi; die moderne Ai ehitektiir-Bcwegung
in ihrer Gesamtheit, 111 ihrem Wollen und ihren bebten
Werken stellt eine groliartigeT.it dar, die sich den frucht-
barsten Perioden kim-U-ri-elu n Schaffens in dei Geschichte
wohl vergleichen lä'.H.
Wir »telien als unverantwortliche Mitlebcinle der tiefen
künstlerischen Erregung unserer Tage, die weitere Ent-
wicklung abwartend, gegenüber, Der einzelne Mensch, der
einzelne Künstler vermag nicht, sich dem rollenden Rade
der Zeit entgegcnziisteiiinien, und wenn er noch so sehr
von der Notwendigkeit de- Widerstandes nbcr/ctigt ist." -
Job Oizen.
N« n
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 12. BERLIN, DEN 10. FEBR. 1904
Die Arbelterhellstätlen der Landea-Verslcherungianitalt Berlin bei Beelitz. Werkatalt-Gebaude und Kegelbahn.
Architekten: Schmieden St Borth kr in Berlin.
Die Ausführung des Empfangs -Gebäudes des Hauptbahnhofes in Hamburg, insbesondere die
Gründungsarbeiten.
(Nach einem Vortlage des Hrn. fäsenb -Bnuinnp. Ernit Hoeller, gehalten im Arrhilcktrn- und Ingenieur- Verein iu Hamburg).
l*jsVer Plan (Cr die Ausgestaltung des I Iauptbahnhof-
HMj Gebäudes in Hamburg ist jetzt soweit gediehen,
fe— ' - daß sieh Ober dieselbe nähere Mitteilungen machen
lassen. Eigentümlich und fast ohne Vorbild ist für den
Hahnhof die tiefe Lage der (.Heise zu den umgehenden
Straßen. In Harburg ist allerdings schon eine derartige An-
lage vorhanden, doch kann diese sowohl hinsichtlich ihrer
Größe als auch bezüglich des durch sie zu bewältieendrn
Verkehres nicht mit dem Hahnhof in Hamburg verglichen
und nicht als Vorbild für die monumentale Ausgestaltung
dieses Hauwerkes herangezogen werden. Aehnhche Ver-
hältnisse wie bei dem Hamburger Hahnhof liegen bei dem
Hahnhof am Quai d'Orsay der Orlcans-Bahn in Paris
vor, jedoch Ist dieser eine Kopfstation und bietet des-
halb für die architektonische Behandlung nicht die glei-
chen Schwierigkeiten.
Eine ästhetische Wirkung ist bei dem Hauptbahnhof in
Hamburg wegen der fehlenden Höhe - die Bahnsteige und
somit auch die Füße der Bahnsteighallen - Binder liegen
6 bis 7,5 m unter der Straßrnoherkante - sehr schwer zu
erreichen. Erst durch eingehende Studien ist es gelungen,
einen nach dieser Kichtung befriedigenden Entwurf /u
erlangen. Her Grundriß, welcher schon längere Zeit fest-
steht, ist sowohl hinsichtlich der Bedürfnisse des Hetriebes
als derjenigen der Reisenden zweckmäßig, übersichtlich
und weiträumig gelöst
Hie Halle erhält eine Ijlnge von 140 und eine Breite
von im™; sie ist überdacht durch einen mittleren Bogen
von 7* m Spannweite und 35 m Höhe, s,(Wic durch zwei
Scitenhallen von je 30,5 m Hreite, welche in mehrere Quer-
schiffe geteilt sind, deren Achsen senkrecht zu den Achsen
der Haupthalle stehen. Die Breite der Querschiffe ent-
spricht der Bindcrtrilung der Haupthalle, sie ist infolge
der nach einem Halbmesser von 900 m gekrümmten Ach-e
der mittleren Halle verschieden groß und beträgt an der
Seite des Glockcngicßcrwallrs 14,5"', an der Seite der
Kirchenallee 16,5 «
Hie aus dem Wettbewerb für den Hauptbnhnhof her-
vorgegangene Form der Halle lehnt sich an diejenige der
groß« 11 Maschinenhalle .»ist ilei 1'ariserW clt-Ati-stellung '• "'"
Jahre 1880. an, doch hat man in Hamburg durch Anord-
nung der Scitenhallen eine gute t'ebertragung des Wind-
druckes auf die beiderseitigen l.andfcstcn erreicht Mit
den vorerwähnten Abmessungen wird die Halle die größte
von allen Bahnhofshallen Deutschlands, und sie gibt durch
ihre große Höhe dem ganzen Gebäude ein charakteristi-
sches Gepräge. An der Nordseite der Halle befindet sich
der alle 12 (ileise überbrückende Querbau des Gebäudes,
in welchem an der West- und ( Klseitc je eine Eingangs-
und Atisgnngshallr mit Fahrkartenschaltern. Gepäckannahme
und Ausgabe liegen, welche durch eine 17"» breite Quer-
halle mit einander verbunden sind. An der Nordseite der
Vcrbindungshallr sind die Wartesäle angeordnet, ferner
ein Speisesaal, die Abortanlagen und einige Betriebsräume,
während sich an der Südseite der Ausgangshallc eine he-
sondere Halle für den Stadtbahnverkehr unmittelbar an-
69
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schließt. Von der durch eine Glaswand gegen die große
Bahnhofshalle abgeschlossenen Verbindungshalle führen
Treppen und Aufzüge zu den Bahnsteigen hinab.
Die architektonische Wirkung der Vcrbindungshalle
wird durch ihre stattliche Breite, sowie dadurch, daß die
Ueberdachung der großen Bahnsteighalle über die Ver-
bindungshailc und einen kleinen Teil der nördlich von ihr
liegenden Räume hinweggeführt ist, günstig beeinflußt
Die Firstlinie der großen Halle liegt noch etwa aom Ober
der Oberkante der vorgenannten, in die Vcrbindungshalle
hineinragenden Räume, sodaß oberhalb der letzteren noch
ein erheblicher Teil der nördlichen Absehlußsehürzc der
Haupthalle sichtbar bleibt und der Einbau dieser Räume
in die Ueberdachung der Vcrbindungshalle eine günstige
Gelegenheit zu malerischen Motiven in der architektoni-
schen Ausgestaltung bietet. Im Aeußeren bildet die über
die Verbindungshalte hinweg vorgeschobene mittlere Bahn-
steighalle das alle übrigen Baukörper beherrschende Motiv,
dem sich die Eingangshallen, der Warlesaalbau und die
sonstigen Vorbauten anschmiegen.
Der Entwurf für das Empfangsgebäude ist betreffs
seiner architektonischen Gestaltung durch die Hrn. Arch.
Reinhardt & Sflsscnguth in Charlottcnburg unter Mit-
wirkung der kgl. Eisenbahn-Direktion Altona aufge-
stellt worden, durch welch' letztere auch die Entwurfs-
Bearbeitung betreffsderGesamtanordnungundderkonstnik-
tiven Durchbildung erfolgt isL Dieser Entwurf hat die Zu-
stimmung des Hrn. Ministers der öffentlichen Arbeiten
und des I lamhurgcr Senates erhalten.
Interessant war die Gründung der Gebäude, die be-
reits im wesentlichen fertig gestellt ist. Der Baugrund
ist an der Ostseite gut und gestattete eine unmittelbare
Betonierung auf den gewachsenen Boden, Der Teil des
Stadtgrabens, welcher in die Grundrißfläche des Gebäudes
fällt, wurde von beiden Seiten her mit Sand zugeschüttet
und dadurch der Schlick aus demselben herausgedrängt.
Schwieriger gestaltete sich die Gründung an der West-
seite. Dort hatten die Bohrungen einen sehr wechselnden
Baugrund ergeben, die Folge des hier einst vorhandenen,
später zugeschütteten Stadtgrabens. Es war zunächst vor-
geschlagen, den Bauplatz im Bereiche des alten Stadt-
grabens mit Brunnen zu umgeben, um durch Pumpen den
Wasserstand zu senken, ohne die oben liegenden Sand-
schichten zu lockern. Dieser Versuch mußte aufgegeben
werden, weil der sehr feine Sand ein Pumpen in den
Brunnen unmöglich machte. Man hat dann den ver-
bleibenden Teil des Stadlgrabens durch unmittelbares
Auspumpen trocken gelegt, ohne daß dadurch eine unzu-
lässige Auflockerung des Baugrundes eingetreten wäre.
Große Schwierigkeiten entstanden dadurch, daß bei
Herstellung der Pleilerfundamente die weitestgehende
Rücksicht auf den Betrieb genommen werden mußte, was
wiederholte Verlegungen der Betriebsgleise erforderte.
Die Gründung des nördlichen Querbaues mußte unabhängig
von den in demselben befindlichen Wänden, lediglich mit
Rücksicht auf die Pfeilerstellungen zwischen den Gleisen
erfolgen. Es erforderte dies recht erhebliche Eisenkon-
struktionen mit Spannweiten von 11—15"» *ur Ucbertragung
der Lasten der Mauern auf die nicht unmittelbar unter
ihnen stehenden Pfeiler.
Für die in dem alten Stadtgraben stehenden west-
lichen Kasematten hat man eine Gründung auf Eisen-
betonpfählen nach dem System Hennebiquc gewählt,
weil hier der feste Grund erst in einer wechselnden Tiefe
von 5 — 9 m unter Schienenoberkante anzutreffen ist. Das
Verfahren hat sich unter Anwendung der einen Gegen-
stand des Hennebique'schen Patentes bildenden Schlag-
haube, durch welche unter Anwendung einer Sägemehl-
Füllung zwischen dem Rammbär und dem Pfahlkopfe ein
elastisches Mittel eingefügt wird, sehr bewährt, Unter 600
geschlagenen Ifählen sind nur 3 zerbrochen. Die ver-
wendeten Pfähle haben durchweg quadratischen Quer-
schnitt von 36™ Seite mit Rundeiseneinlagen an den
Ecken von 25«"» im Durchmesser, welche 8"» von den
Betonkanten abstehen und ihrerseits in Abständen von
rd. 25"» durch Quer-Rundciscnbügcl verbunden sind. Das
Stampfen der Pfähle erfolgt in lotrechter Stellung. Das
Mischungsverhältnis des Betons ist 1:3 bis 1 : 3,5. Sehr
wichtig ist die Einhaltung bestimmter Korngrößen von
Sand und Kies, auch muß das Material sorgfältig gewaschen
werden Die fertig gestampften Pfahle bleiben 2 — 3 Tage
eingeschalt stehen, müssen dann noch r^ Tage begossen
werden und können erst nach
6 \\ oehen gerammt
werden. Die von der Firma Menck & llimhrnk in
Hamburg hergestellte Ramme gestattet ein sehr genaues
Einstellen des Pfahles und ermöglicht, demselben eine
Neigung von 1 : 5 nach vorn und 1 ; 10 nach rückwärts zu
geben. Das Gewicht des Ramtnbärs beträgt 4000*1:, die
Fallhöhe 1,3- 1,4 m. Bclastungsvcrsuchc haben ergeben,
daß die Pfähle, wenn sie unter diesen Verhältnissen zum
Schluß noch 1 •""> für 1 Schlag ziehen, eine Last von 50
bis 52' dauernd tragen können; bei einer Probchelastung
von 85 ' ist nach 10 Tagen eine Senkung von nur 2
beobachtet worden.
Nach erfolgter Rammung werden die Pfahlköpfc durch
eine Betoneisenplatte von 70"" Stärke verbunden, in welche
die Rundeiseneinlagen der Pfahle noch id. 50 einbinden.
Die Mischung des Betons für diese Platten beträgt 1:4.
Die Kosten der Eiscnhetonpfahl - Gründung werden in
obigem Falle derjenigen einer Betongründung nahezu
gleich sein; es wird aber bei derselben an Zeit gespart,
da die schwierige Erdarheit für den Aushub bis zum
Grundwasserstand entfällt. Ein Pfahl kostet für 1 lfd. ■>
etwa 17—17,5 M.
Die Ausführung dieser Rammung einschl. der Her-
stellung der Pfähle war von Ilm. Ing. Deimling in
Hamburg übernommen und ist zur vollsten Zufriedenheit
der Bauverwaltutig ausgeführt worden. — jjm
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Inj.- Verein zu Hamburg. Vers, am 13. Nov. 1903.
Vors. Hr. Zimmermann, anwes. Personen, aufgen.
die Hrn. Bmstr. Niestradt und big. Orthmann.
Hr. Himmel heber macht Mitteilungen über „Licht-
pausverfahren und Heliosdruck": Seit Erfindung
der lichtempfindlichen Eiscnpapicrc i. J. 1840 durch John
Hcrschel hat das Lichtpausverfahren einen solchen Umfang
angenommen, daß heute kaum noch technische Arbeiten
ohne Benutzung von Lichtpausen vorkommen. Die Licht-
pausverfahren zerfallen in zwei Hauptgruppen, in solche,
welche Halbtöne der Zeichnung wiedergeben und solche,
welche dies nicht tun. Frsterc sind daher meist auch mit
einer minder scharfen Zeichnung ausführbar; zu ihnen
gehören die Verfahren mit Sepia- (braun), Eisen- (blau»
und Galiuseisen- (schwarz) Papier. Das Braunpapier ist
lichtempfindlich, aber als Negativabdruck mit braunem
Grund wenig verwendbar; man kann jedoch von einem
dünnen Spiegelbildnegativ Positive mit weißem Grunde
hcrslellcn, wenn die Zeichnung kräftig ist. Das blau-
saure Eisenpapier ist am weitesten verbreitet, da zur Ent-
wicklung ein Wasserbad genügt und die Bilder von großer
Schärfe ~ind, Nachteilig ist bei Blauzcichnungcn die große
Empfindlichkeit des Blaupapieres gegen Kalk, der weiße
Flecke erzeugt. PhotographLsehc Abzüge werden durch
Zusatz von doppclt-chrumsaurcm Kali zum Wasserbade
klarer
Das <J
iiuuseisenpai
würde verbreiteter -ein, il
wenn es weniger empfindlich bei der Heistellung und
Aufbewahrung wäre Das Papier ist entweder sehr teuer
oiler brüchig.' Klare Bilder erfordern eine besonders
scharfe Zeichnung. Zur Entwicklung genügt neuerdings
ein Wasserhad.
Zu der Gruppe ohne Halbtöne gehört die Negrographie
und eine Anzahl neuer unter einander verwandter Ver-
fahren, wie Helios-, Papyro-, Kohle-, Pausia-, Zinkdruck u a.
Bei diesen Verfahren findet keine Färbung des Papiers
durch das Licht statt, sondern sie beruhen auf der Er-
scheinung, daß Gummilösungen, mit einem Chromsalz ge-
mischt, durch Belichtung unlöslich werden. Bei der von
Itersheim in Wien erfundenen Negrographie wird das mit
einer chromsalzhaltigen Gummilösung bestrichene Papier
belichtet und darnach ganz geschwärzt. Ein Säurebad
entfernt alsdann die unlöslich gewordene Gummischicht
samt der Farbschicht, während dort, wo die Gummischicht
löslich geblieben ist, die Farbe in das Papier eindringt
und fest haftet. Nach dem Auswaschen des Papiers bleibt
eine schwarzweiße, sehr klare Zeichnung ohne icden Halb-
ton. Die Zeichnung muß aber gut decken. Beim Helios-
druck und den anderen Druckverfahren wird eine Mctall-
( Aluminium «Hier Zink 1 Platte in einer der vorbeschriebenen
ähnlichen Weise so behandelt, daß schließlich die licht-
geschützten Stellen einen Uebcrzug von Fettschwärzc er-
hallen, so daß die Platten, wie beim Steindruck, zum
Druck beliebig vieler Abzüge benutzt werden können.
Hierbei sind jedoch eine Reihe erheblicher Schwierig-
keiten zu überwinden, weshalb die verschiedenen Ver-
fahren geheim gehalten werden, Die Abdrücke sind jedoch
von großer Scharfe, Genauigkeit und Schönheit, so daß
dic-.es Verfahren, das bei einer größeren Zahl von Ab-
drücken auch billiger ist als jedes andere, die älteren
Verfahren auf vielen, auch nichttechnischen Gebieten ver-
d rängen dürfte. Voraussetzung für das Gelingen ist eine
gute Zeichnung, die aber nur einen geringen Mehraufwand
an Mühe und Sorgfalt erfordert, Redner führte eine
Reihe wohlgelungener Heliosdrucke und Druckplatten
NO. 12
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vor. Auf Anfrage teilt Redner mit, daß die Genauigkeit
beim Heliosdruck daher rühre, daß bei der Ufrsteilung
der Platte jede Ungenauiglceit durch Verziehen aus-
geschlossen sei, beim I >nickcn sei zwar eine geringe An-
feuchtung des Papieres notwendig, diese beeinträchtige
jedoch die Genauigkeit nicht. —
Unter den kleineren Mitteilungen der Tagesordnung
spricht Hr. Haller u. a. Ober seine Vorstudien zum Bau
des von J. Lacifl gestifteten Hamburger Konzerthauses,
insbesondere Ober die akustisch-szenischen Ver-
suche im Heidelberger Konzerthause. Man hat
dort die je a m breiten Stufen des Podiums der I löhe nach
verstellbar gemacht, so daß man die Instrumente oder
Chöre entweder in der Tiefe verstärken oder emporheben
kann. Davor befindet sich eine Schallwand, hinter der
neben dem Leitenden die (»riger sitzen, wodurch sie be-
sonders gut zur Wirkung kommen. Redner halt die
Heidelberger Versuche in akustischer Hinsicht, nicht aber
Hierauf sprach Hr. I-.rnst Möller über die (Jrün-
dungs-Arbeiten für den Hauptbahnhof in Hamburg,
wobei ein reiches Material an Zeichnungen vorgeführt
wurde. Wir geben den Inhalt des interessanten Vortrages
auszugsweise an anderer Stelle wieder. — j|m
Preisbewerbungen.
In einem Wettbewerb der „Deutschen Gesellschaft für
christliche Kunst" betr. Kntwürfe (Dreine Kirche in Son d e r s -
hausen errangen den I. und III. Preis die Hrn. Gebr. Rank
in München; den II. Prei* Hr. A. Bachmann in München
und den IV. Preis Hr. Kurz in Tutzing. —
Chronik.
Der Bau eines neuen mllltlr • geographischen Institutes
In Wien auf dem Gelinde der ehemaligen Josefstodtcr Reiter-
kaserne ist begonnen worden. Der iooj in Benutzung ju nehmende
5R~t vT-
— u .
Dle'Arbelterheilstatten der Landes -Ver-
sicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten : Schmieden A Boethkc
in Berlin.
Das Gartacrhius und Gründl iü de«
Verwaltungs-Gebaudet.
hinsichtlich der Experimente mit I.ichtwirkungen für nach-
ahmenswert. — St.
Vers, am 20. Nov. 1903. Vors. Hr. Zimmermann,
anwrs. 104 Pcrs.
Nach einer Ansprache des Vorsitzenden ehrt die Ver-
sammlung das .Wienken des verstorbenen Vereinsmit-
gliedes Hrn. J. H. C. Ehlers durch Erheben von den Sitzen.
Eingegangen sind im Austausch gegen die diesseits den
Vereinen zugeschickten Jahresberichte eine Anzahl Ver-
einsberichte des Arch.- und Ing. -Vereins für Niederrhein
und Westfalen, ferner eine Anzahl von Dankschreiben
verschiedener der verbundenen Vereine für die Zusendung
der Denkschrift Ober die Arbeiter -Wohnhausfragc.
10. Februar 1904.
Bau wird rd. a Mill. Kr. kosten; seine An hitrkten sind die Bite.
Sligler und Sicdck. —
Der Neubau eines Inkurablenhauses derServatlus-Stlftung
in Augsburg ist mit rinrm Aufwände von 600 oco M in Aussicht
genommen. —
Mit der Errichtung eines Schwindbrunnens In Wien
ist der Bildhauer Schimkowitz in Wien betraut worden. I»er
Brunnen soll in der Umgebung der Hofmusecn aufgestellt werden.
Die Mittel sind von einigen Mäcenen aufgebracht worden. —
Ein Stadttheater In Bremerhaven ist von den dortigen
städtischen Kollegien zu bauen beschlossen worden. I>ie Kosten
sind auf 650000 M. veranschlagt. —
Eine Ausstellung von Arbelten der Archltektenflrma
Albert Schutte 4t Volmer In Bannen fand in der Kuhmeshalle
in Barmen statt und betraf vorwiegend den Wohnhausbau —
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Ein städtisches Museum in Landshut toll na. Ii Umbau de»
Hopfenaladl eingerichtet werden —
Für ein Rudolf Virchow-Denkmal in Berlin ist der Kails-
plan, der Charit«'- unmittelbar benachbart, bestimmt woidcn. —
Ein Denkmal für Gustav Preytag wird in den Kursnla^cn
von Wiesbilden aur Aufstellung gelängen. Das Denkmal fertigt
Prof. Frtcdr. Scbaper in Berlin au« Marmor von der Insel Elba —
Dl« Errichtung eines Luitpoldbrunnens in Ansbach ist
durch die Gemcindckollegien beschlossen worden. Der Brunnen
soll zum so- Mai 1906, der Wiederkehr des Tage*, »n welchem vor
100 Jahren Ansbach mit Rayern vereinigt wurde, enthflllt werden.
Für die Erstellung dea Brunnens sind 40000 M- angesetzt. —
Ein Nationaltheater In Klausenburg gelangt nach den Kni-
würfen von Fellnei & Hclmer in Wien mr F.rriohtung. —
Eine Turnhalle In Schweinfurt gelangt nach dem aus einen»
engeren Wettbewerb hervorgegangenen Entwurf des Ilm Anh.
Heinr. Egclsehr in Nürnberg zur Ausführung. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Ihr. Otto I. eitholf in Berlin ist
zum nichtstlnd Mitgl. des F'al -Amtes ernannt
Zum 1. April werden versetzt: Die Geh. Mar.-Brte. und Sehiff-
hau-Dir. H o s a f e I d von Kiel nach Danzig und W i c 9 i n g e r von
-m l><-i<l würde llnicn Resehweidc an den Regicruogs-1
sidcntcii
Danzig
Kiel.
Oer Geh. Ob.-Brt. und vortr. Rat v. Rosainsky ist zum
Chef der Bauabt im Kriegsminist , der Int.- und Bit , char Geh.
Brt. Abrendt» ist zum Geh. Bit und vortr. Rat im Kriegsminist,
ernannt — Dem Int.- u Brt. Saiggc in Slraßburg i F_ ist der Char.
als Geh. Brt. verliehen
Dem Int.- u. Brt. Winter im baver. Krirgsitiiiiiit ist der
Tit. und Rang eines Geh. Bris, verliehen.
Bayern. Der Ob.-Bauinsp. Stein in Kilzingcn ist auf *.
Ansuchen auf die Dauer 1 Jahre« und der Dir -A-s. Knorz in
Nürnberg auf die Dauer ciue« halben Jahres in den Ruhestand
versetzt.
PreuOen. Au* Anlaß des Krönung«- und < Ir.lcnslrstes Müd
folgende Ordens-Auszeichnungen verliehen: Den Geh. Reg Katen
und Prof. Dr. Hauck an clcr Tcchn. Hochschule in Berlin und
Dr. Intze an der Terhn. Hochschule in Aachen der Rute Adler-
Orden II. Kl mit Eichenlaub
Den Brtn A 1 1 e 11 d o r ( f in Bromberg und A r 11 d t in Rends-
burg, dem Reg - u. Brt Back« in Breslau, den Brtn. Basse und
Blunck in Straflburg i. E, den Reg - 11 Brtn Boedccker in
Berlin und Brunn in Posen, dein Eisc-ub -Dir. C lasse 11 in
Osnabrück, dem Bit. v. Cloedt in Foibach, den Reg- 11 B1I11
Dieael im Ren hscisrnb -Amt und Falk c in Rellin, dt rn Eisenb -
Dir. Fried rirhsen in Münster i W, dein Mar Ob.. Brt. Kritz
in Kiel, den Reg.- u Brtn H <> 1 v e 1 s c h e i t in Hannover und
Horn IQ Minden, dem Eiscnb -Dir Kelhc in Brauristhwrig drni
Reg- u Brt K i c c k h o f c r in Licgnitz, dem Mar -Ot> -Bit K I a m-
rolh von der Mar, Akademie, d Reg. u. Brtn. König in Oppeln,
Paul Lehmann in Konigsbeig i IV und Liepe in Mainz, dem
Geh. Reg. Rat Lutsch, vortr Uat in Berlin, dem Brt. Mylius
in Berlin, den Reg ■ u. Brtn P I a c h e t k a in Berlin uml P r o rn n i t z
in Hannover, dem Mar -Brt- Radant in Wilhelmshaven, d'tu
Geh Brt. Richard, vortr. Rat in Berlin, dem Reg - u. Brt Dr.
v. Ritgen in Berlin, dem Brt. Schalk in Neiße, dem F.Weob-
Dir Sc Iii wo ti in Liegnitz, den Reg - u Brtn Schmedding
in Essen und Schneider in Posen, dem hess. Eisenb - Dir.
Schoberth in Mainz, den Reg - u. Brtn Schwund! ii. Bei Im,
Siebert in Koblenz und Simon in Blomberg, dem hess, Reg -
u. Brt. Stegmayer in Darmstndt, dem Eisenb -Banin-p. Tack-
mann in Karthaus, den Brtn. Thomas in Münden und I'oebe
in Breslau, dem Reg - u. Brt. Wegner in Berlin, dem Reg -Rat,
Prof. Wehage im Pat - Amt, dem he»s. F.iseub.-Dir. Weiss in
Main», den Eisciib.-Dir. Karl Wenig in Berlin und Ruh Wenig
in Dessau und dem Reg - u. Brt. Winter in Bcutheu dir Rute
Adler- Orden IV Kl.
Dero Ob-Baudir. v. I) o e m m i n g im Minist d. (Mfcntl Arb ,
dem Geh. Ob -Brt. Sarrazin vortr. Rat in Berlin, dem Prä« der
Kgl. Eisenb -Dir. Schwering in St. Job -Saal biücken, dem Ob.-
Holbit Teten», den Geh Ob.-Brtn Thoemcr und Dr. Thür,
vortr. Rate in Berlin der Kgl. Krone« Orden II. Kl
Den Geh. Brlo Anderson, vortr Rai in Berlin undBevcr,
Int- u. Brt- in Frankfurt a. M., dem Geh. Mar -Brt Brinkmann
in Wilhelmshaven, dem Ob- u. Geh. Bit. (.oepel in Berlin, d« n
Geh. Brln. Maarbeck in Essen a R., Kirsten in Breslau,
Köhler in Münster i. W. und Launer, vonr. Rat in Berlin,
dem Ob - Brt. Stolting in l*o-.rn, dem «ieh Bit. Svrnpher,
vortr. Rat und dem Geh Ob Brt. Verworn, vom. Rat in Berlin
der Kgl Kronen-Oiden III Kl
Dem Stadtbmslr. Jipp in Leer der Kgl Kronen Orden IV. Kl.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Aren. P. P. In Opladen. Ihr Neubau, für welchen
Ihnen die ortspolizeiliche Genehmigung verweigert oder durch Auf-
lagen erachwert ist, welche erst du ich ein noch nicht erlassenes
Ortsstatut ihre Begründung finden weiden, sul) an einer Straße zui
Ausführung gelangen, für welche Baufluchten bislier nach Maßgabe
de» Gesetzes vom a. Juli 1875 noch nicht festgesetzt sind Mithin
ist die Polizei berechtigt, entweder die Eilaubnis zu verweigern
oder nur unter Bedingungen zu gestatten, welche die Wahrung der
Öffentlichen Interessen sichern. Da der Wortlaut der polizeilichen
Verfügung, durch die Sie sich beschwert halten, fehlt, ist uns ein
L'rteil darüber entzogen, ob die Polizei durchweg im Rahmen ihrer
Befugnisse gehandelt hat, was jedoch zuzutreffen scheint. Die Be-
schwerde an den l.andrat vcrspticlit deshalb keinen Krfolg. seihst
wenn Sie binnen 14 Tage nach Eingang des angegriffenen Be-
scheides eingelegt wurde und damit gcttiiiß I..V <, v. 30 luh 1HB3
e) i»7 das zulässige Rechtsmittel ist. Gegen den Ablchnungsltc-
7*
und gegen des Iclztvi en Besclieid Klage an das Obcr-Vcrwajtungs-
Gericht zustehen, beides binnen 14 tagiger Notfrist. — K. H-e.
Hrn. Arch. E. W. in Uelzen. Da die Abi rtie zwischen dem
Bauherrn und Ihnen mündlich abgeschlossen ist, wird zunächst der
richterlichen Beurteilung unlei liegen, ob eine Werkverdingung, was
der Bauherr behaupten wird, oder ein Dienstvertrag vereinbart
wurde, wie Sie meinen. Hiervon hingt jedoch die weitere Be-
urteilung wesentlich ah, wie weit Sie für die Nichteinhaltung des
Anschlagspreiae« und dessen L'ebcrschrcitung um beinahe 30 •/»
verantwortlich sind Wenn vielleicht diejenigen Betrage Ober den
Anschlagspicis hinaus gefordert werden sonnen, welche nachweis-
bar durch Nachbestellung (Ausbau des Dachgeschosses) oder ver-
langte Abänderungen (bessere Ausstattung, umgestaltete Einrichtun-
gen) veranlaßt sind, «0 spricht das Ucbergewicht der Wahrschein-
lichkeit dafür, daU Sie für diejenigen Beträge verantwortlich ge-
macht werden, welche auf Rechenfehlern beruhen und damit bei
gehöriger Sorgfalt vermieden werden konnten. Denn der Bauherr
würde vielleicht vom Bauvorhaben abgestanden haben, wenn er
den wirklichen Kostenbetrag rechtzeitig gekannt hatte. Eine auf
Ihren Streitfall genau passende Beantwortung könnte nur bei ge-
nauer Kenntnis der talsachlichen Verhältnisse in Form eines um-
fassenden Gutachtens erteilt werden, wofür uns der Raum felilL —
K. H-e
Hrn. Krelsbfhr. R. In Zerbst. Bestimmungen aber die Vor-
bildung von preuti. Kreiskomniunal - Baubeamten bestehen u. W.
nirgends. Die einzelnen Kreise stellen vielmehr von Fall zu Fall
ihre Anforderungen. So haben die grollen Kreise Teltow, Nicdcr-
bariiim, Ost-Havelland uud, wie wir glauben, auch Prcnzlau, zum-
teil der von ihnen erbauten Kleinbahnen wegen. Reg -Baumeister
angestellt, wählend in den kleineren Kreisen die Kreisbaumeister
vielfach aus den Baugewcrkschulen hervorgegangen sind. -- G. —
Hrn. Arch. Gr. in Dortmund. Sie fragen: .Sind die Ge-
bühren für eine schiedsrichterliche Tätigkeit »ach <j§ »5 u. 26 der
.Gebührenordnung für Architekten und Ingenieuie vom Jahre 1901*
zu berechnen, oder tritt hier $ 24 deiselben in Kraft und ru.ch
welchen Grundsätzen «ind die UcbOhreo aj-dann zu berechnen?
Mittr düngen aus dem Leserkreise hieiOber und mit welchem Er-
folge solche Berechnungen stattgefunden haben, werden erbeten.* —
Unsere Anschauung ist, daU das Schiedsgericht, mangels einer
gesetzlichen Festlegung seiner Gebühren, diese einheitlich für alle
Miltl eder selbst zu bestimmen hat Handelt es »ich ausschließlich
um Arch oder Ing , tntritt deren Gcbühienordnui g in Kraft und
zwar sollte grundsätzlich nicht nach Stunden, sondern im Pausch-
quai.tiim nach $ 3| licpiidierl weiden. Andere Grund ätze, als
die-ei <) schon enthalt, dürfte» sich kaum angeben lassen. Dir Kcisc-
ku-ten usw. sind zweckmäßige! Weise b' sonder» zu berechne n ; es
wüide Uli A ch tc-kten d-r § 36 anzuwenden sein —
Fortuna. Die Abweisung Ihrer gegen die Gemeinde auf
Schadenersatz für die angeblichen Vc.srhcn ihrer Baubcamlcn ge-
richteten K1a£c ist ausschließlich aus rechtlichen Giünden er.
folj;t, weil es an einer solchen Vcrtrctungsverurndlichkcit im gelten-
den Rechte fehle. Diese Entscheidung Hilft aowuhl für das alte
Recht als dir d is gegenwärtige zu. Es ist also nebensächlich, ob
ein Beamter tatsächlich cm Versehen begangen hat oder nicht,
Glauben Sic ein solches nachweisen zu können, so müßten Sie
grgen den betreffenden Beamten klagbar werden. Mit nner Be-
rufung gegen das ernangenc Urteil habrn Sic v »raustichtlirh keinen
Krfolg Allciding« gibt das Urteil kein vollständig klare» Bil ■ der
tatsächlichen Verhältnis*-, weshalb die a>i-ge-pi ocheue Ansicht
vielleicht anders ausgefallen wäre, wenn die vollständigen Akten
lies Rechtsstreite* vurgelegen hatten. K- H-e.
Hrn. Arch. H. H. In Stettin. Wie wir in letzter Zeit wieder-
holt ausgeführt haben, sind Baugc&cliäfte, welche sich hauptsäch-
lich mit dem Entwerfen von Bauten befassen, zum Beitritt bei der
zuständigen Bau - Beruf«geno«scn6cri«ft verpflichtet, sobald sie
nebenbei die Bauoheraulsicht leisteo und dadurch Ihre Ange«lclltcn
in die Gefahr bringen, auf der Baustelle verunglücken zu können.
Die Versicherungspfiichl eistrcckt sich auf alle Angestellte, die lat-
säclili h bei Arbeiten auf der Baustelle Verwendung finden, selbst
wenn dus nur ausnahmsweise zur Vc>tielung 1 ine« anderen ge-
schieht Ausgf schl<»s«cn sind nur solche Beschäftigte, welclic außer-
halb der /.< 1 licnsale nicht beschäftigt werden. Ob eine bestimmte
Person nach Art und Umfang ihrer Beschäftigung in die Lohnliste
einzusetzen ist. odi-r aus ilers. locii weggelassen werden kann, ist
eine Flage tatsächlicher Natur, die nur im Einzelfalle richtig he-
ut teilt weiden kann. ■- K. K-e.
An tragen an den Leserkreis.
1 Welcher Leser der .Deutschen Bauzeitung- ist in der Lage,
mir anzugehen, wie em Fäi l.erei Neubau von 11 m Breite und 34 m
Länge, welcher an jetier Seite 8 Farbkufen erhält, die starke
NebelbiMung verursachen, am besten und zuverlässigsten gelüftet
vsiiil, um den Nehel so schnell al» mißlich abzuführen, che Nieder-
sclcü-e cinticicn Bekämpfung des Uebcls durch übergroße Er-
hitzung <!es Raumes im ,ni Interesse der Arbeiter nicht ai'gangig. Der
Neubau wild unterkellert, die Außenwände werden durch Luftschicht
isnlien, unt Uinst Ausfiihrung eines doppelten Daches (das untere alt
Decke gewülbt in Moniert. — Arch Schwarz in (ifiltingen.
3. Em 1 a- hmann schreibt mir: Steinkohlen schlacken sind be-
kanntlich Ja- schiechtestr Aiitlilllmnterial ( ir /ivisi hendecken in
lloj'grt.älkcii. Ist diese Anschauung begründet und inwiefern?
f Hat soll Petroleum zur Verhinderung oder Veitilgung
Hattsschwainuies bewahrt — F L, in Dr.
J E in O.
r Vertilgung dea
Inhalt; l'.r Art.rci , in ,1 ■.<.-,-.■.« n de r I .01 ,1. - \ . , -1. hrru<li;s,tisl«!t Berlin
hri H'i lnz. - Ii». \.isi,-|l(n;i c rtr. Kiti;:|jni."..iO'haiii)rs iles Haupthahnliole«
111 1 [jtr.f.in i-i-l.. ...n.ii-ir .1.. i.-i',i..J..i.,-^,l |,ruri. - M ittcil 'l uren aus \"er-
iii.m - l,rr..l.rneit.-iugrn. - Cht<nnk V< ski..; -St< hi icbte-i. — Brief -
uml Kra^-i k.isii n.
Verlag drr Meuts. Iien Haiizeimnt. Ii. m h II . Bei Im Für dir KedakOoo
ve.aiil^urü Albert llofp.»Dn, Berlht Druck Ton WiUl. Rrer., BerUn.
No. 1
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. NE 13. BERLIN, DEN 13. FEBR. 1904
Der engere Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neuen Universitäts-
Gebäude in Jena.
a die bisherigen Baulichkeiten der im Jahre
1548 durch den Kurfürsten Johann Friedrich
den Großmütigen begründeten und 1558 gc-
weihten Universität Jena, soweit sie der Ver-
1 waltung und dem Kollegienvetkehr dienten,
den modernen Ansprüchen an eine höhere Lehranstalt
in keiner Weise mehr genügten, so beschlossen die
an derErhaltungderL'niversität beteiligten Einzelstaaten
Thüringens einen Neubau, zu welchem das Gelände
des 1620 durch den Herzog Johann Ernst erbauten
Schlosses gewählt wurde und b<-sch ritten /ur Erlangung
von geeigneten Entwürfen den Weg des engeren Wett-
bewerbes unter 6 Teilnehmern, zu welchem die Hrn.
Prof.Theod. Fischer in Stuttgart, Prof Karl Hocheder
in München, Prof. Hugo Härtung in Dresden, die
Geh. Brtc. Kayscr & v. Groszhcim in Berlin, die
Architekten Weiden bach 4* Tsc ha ininer in Leipzig,
sowie Prof. Friedr. Pützer in Darmstadt eingeladen
wurden, die am Wettbewerb auch teilnahmen. Die Ent-
würfe wurden von einem Preisgerichte bcui teilt, welchem
als Vertreter des Baufaches angehörten die Hrn. Ob.-
Brt Prof Dr.O.Warth in Karlsruhe, Ob.-Brt. Kriesche
in Weimar, Prof. Hugo Licht in Leipzig und Stadtbrt.
Lud w. Ho f f m a n n in Berlin. Diesem Preisgericht standen
zur Auszeichnung zusammen 1 2000 M. zur Verfügung und
es waren in Aussicht gestellt ein I. Preis von 3000 M, ein
II. von 2500 und ein III. von 2000 M-, während jeder der
3 nicht durch einen Preis ausgezeichneten Teilnehmer
eine Entschädigung von 1 500 M. erhalten sollte. Sollten
die Preisiichtei einstimmig der Ansicht sein, dtä keine
der eingegangenen Arbeiten des I. Preises würdig sei,
so konnten die ausgesetzten Beträge nach dem Er-
messen des Preisgerichtes auch in anderer Weise zur
Verteilung gelangen, jedoch immer nur so, daß kein
Preis unter 1500 M. betragen durfte Von dieser Mög-
lichkeit jedoch brauchte das Preisgericht keinen Ge-
brauch zu raachen: es verlieh vielmehr den I. Preis
Hrn. Prof. Theod. Fischer in Stuttgart, den II Preis
Hrn Prof. K. Hocheder in München und den III. Preis
den Architekten Weidenbach & Tschammer in
Entwurf von Prof. Theodor Fiicher in Stuttgart. I. Hrei»-
~S
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Entwurf von Pio(. Theodor Fiicner
in Stuttgart, t. Prei».
EidgeM'hoB.
II ObercwhoO
• ! . ■ • ^— — i-,
4 E
Leipzig Aufgrund dieser Beschlüsse wählte die Kom-
mission der Erhalterstaaten den Entwurf von Theo-
dor Fischer zur Ausführung
Das Raumprogramm verlangte eine Aula mit
Galerien, ohne die
letzteren 300 *m
messend; Scnats-
II Preii
unten, sowie die Raumgruppe für das archäologische
Museum. Letztere sollte als eine bedeutende Gruppe
des neuen Gebäudes umschliesscn: die um einen Ober-
lichtsaal von 350 1™ zu gruppierenden Sammlungs-
Entwurl von Prof. Karl Hochedc-r in Manchen.
und Fakultätszim-
mer; die übrigen
Räume fürdieY. r-
waltung; 17 Audi-
torien von 30- 200
Plätzen; Räume
für das theologi-
sche, das ju
sehe, das philo-
logische, <las 1
sehe, das roma-
nische, das engli-
sche, das Im
sehe, das staats-
wissenschaft!
und das ro
malische Seminar,
meist mit Biblio-
thekräumen
Modell- u. Samm-
lungs - Zimmern;
Wohnräume für
die Uui versiUM
74
No. 13
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(NB. Die
Gruppe ab.
■ S GL 54'7 m
u. I..
Gruppe Ii
■ S f.l V94 m
n. I.
Erklärung.
ng der Gleiae i«t, wie in di r Zekliimng, in der Reihen-
folge v«>i oben nmh unlfii negebrn.)
Beicichnung der Gtriagroppen.
Stationen bin Magdeburg
Buckau, Magdeburg, Ort und Seitenlinien
Xoi<thau«rti
Soert, leere O -Wagen ffli da
leeie G.-Wagen für StaBlurt
Halle, Ort und SettenHnwn
Bremen, SeeautfabrUgllter
Mamburg, «engl.
Werkstattwagen
Zeil», Oll «lud Selteiüinirn
PiobftUelU ond weiter
Stationen bin PrnhtUelta bezw. Zeit/
de»gL Krlurt, Weiueiifel«. I >H und
Seitenlinien
Bebra und leere O.- Wagen Iflr
Kullrrevirr
L'mladrwagen
Bebra u. leere O -Wagen (flf «las
Hohrtevier, MaUfeld. Kan.rl,
Ort u. Seiten!., r'tankluUa. M .
Gottlngen, F.irriarh. Ort und
Seitenlinien
preuQUchen and •tchelschen
In und bei Leipzig.
Abbitdg. 4. Kaagicrbahnhof Wahre
Weicbemoükrl durchwt.j: 1
Of uppr 5 1».
• 5 *-
m ■ «
■ b
la.
Gruppe 6b.
9 Gl +oto m
n U
1.1 b<
9 GL «jo »
1. I-
Htt in hi, d»**|(l.
Prob»urlU und wntrr
Halles Ort und ScitenKnirn
)r*rr G,-Wafcci» f£ir Suöfurt
Sor»t u. fcetr G.-Wajp-n tat da«
Rtibrrrv.r r
Wc 1 k Mi tt wa gr ti
VordUauRrn
Burkau, Mapdr biu r,Ort u . >eitr
Statmiwn bis M*;j<)cbiirjr -
Zrtu. Ort u»id Seitenlinien
Stationrn bi* ['rol»»t/elta Kr/w. 7,ritt
dr*(rl. F..1urt, WViüWrN, Ort ü. SrHrriL
Km, ihn vt»n M*K<trtiuTg a Gl. iay>m n L
« . ThOriiqrrn a Gl, iigr>m n. I.
,\ uf Mrllunu von Zn^rti und Waren
L"rafrhun(r»j;airrbalm-. 8 Gl, jworn n. L.
Huiij7lc<l(rrt>ahulu u. LruUftrh 5GI. acu6in n. L.
L*nilad4.*w«K*ra
Srhupprn "k
I An^hin,«- U.W. « ^XTLH,.**
Fleiladegli,«- )
BaTero Ober IMagwiu
Beilin u. Filenhurg, Bert. u. Kilrnbg.
in Lei|»»ig-VnnoeMd
J Dresden und Hävern
Bitterfei J il Berlin. Herl. Bhl. in Leipzig
I Stat. bU FalkenWrg, Ort u. Seiu-nl.
' Kotlbu«. Ott und Seitenlinien
l Mochbern und
räume, einschließlich dieses Saales 775 i", mit be-
sonderem Eingang für das Publikum; einen Hörsaal
von 80 1™, ßibhothekräume für Archäologie und
neuere Kunst, einen Raum für Antiken und Münzen,
ein orientalisches MOnzkabinct, ein germanisches Mu-
seum von 250 1"1, ein ethnographisches Museum von
400 1» Flache, sowie endlich Räume für die Sammlun-
gen der Stadt Jena. Auf eine monumentale Durch-
bildung des Gebäudes, auf klare und übersichtliche
Anordnung, auf genügende Tagesbelcuchtung aller
Räume einschl der Flure und Treppen war besonderer
Wert zu legen. Ein interessanter Punkt des Program-
mes bestimmte, daü die Architektur des Gebäudes sich
dem Stadtbildc anzupassen habe. Der Haupteingang
sollte an der Nordseite liegen und sich ihm eine ge-
räumige Halle für die Anschlagbretter anschließen.
Weitere Eingänge waren neben dem besonderen Ein-
gang für das archäologische Museum an passenden
anderen Stellen anzulegen. Das Gebäude sollte Zentral-
heizung und elektrische oder Gasbeleuchtung erhalten.
Vorschriften überMaterialien usw. waren nicht gemacht.
Für die Gesamtanlagc war ein Betrag von 1 Mill. M.
in Aussicht genommen; es sollten jedoch die Grund-
risse so entworfen werden, daü die Bauausführung in
2 Abschnitten erfolgen kann. Für den ersten Bauab-
schnitt stehen 600000 M. zur Verfügung; die Bauaus-
führung ist für diesen Teil so gedacht, daß das alte
Amtsgericht sowie der ältere Teil des Absteigequartiers
des Schlosses zunächst noch erhalten bleiben, daß zu-
erst das archäologische Museum zur Errichtung gelangt
und nach Einrichtung desselben erst das Hauptgebäude
des alten Schlosses niedergelegt wird, um den Haupt-
teil des ersten Bauabschnittes zu errichten. Es liegt
auf der Hand, daß diese Bedingungen die GrundriB-
bildung nicht unwesentlich erschweren mußten, aber
auch dazu beitragen konnten, interessante Motive für
die Gestaltung des inneren Organismus in die Ge-
samtanlagc zu bringen (sfhtu8 MgO
Umwandlung der preußischen und sächsischen Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig.
Von Paul Bischof, Ober- und Geheimer Baurat in Halle a. S ri.hiuu, 1
IV. Baueinteilung und Bauvorgang
[eilweise schon vor der Aufstellung des zur
Ausführung kommenden Entwurfes in den
Jahren 1898 und iqoo standen der körnt*!
Eisenbahn -Direktion Halle a. S. Mittel in
' x Höhe von 6,067 Mill. M. zur Verfügung,
UV 1 I H/IIL «Uli U.UVJ , L»d III. 4*1. r.UI * V I 1 U£ Ul 1£ ,
um von der Stadtgemeinde Leipzig die Grundflächen
•) Anmerkung der Redaktion Zu dem Pinne de* Haupt-
Perannrnbahnhnles in No. o tragen wir noch naili, dali der Wcirhrn-
winkel im allgemeinen ■ :g ist, in den Am< htQ»%en narli der «.1rh»i-
aelien Seite jedorli auf i : 8.5 hinaufgeht. Im ilet Ktklltung muü es
IM. Poittunnel
im Inneren der Stadt zu erwerben, welche aller Vor-
aussicht nach für einen Umbau unentbehrlich waren;
das sind die Grundflächen zwischen der Gasanstalt,
der Eutritzscher StraÜe und den alten Thüringer
llauptglciscn, und zwischen den Thüringer, Magde-
burger und Berliner Bahnhöfen. Mit diesem Erwerb
ganzer Grundstürke konnten die als unabweisbar er-
kannten durchgreifenden Verbesserungen der Leipziger
Bahnhofszuständc auf dem von allen Interessenten ge-
wflnsehien Platz als sicher gestellt gelten namentlich
insofern, als es anderenfalls der preußischen Verwaltung
nicht möglich war, ohne große Schädigung ihrer Intcr-
No. 13.
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IT Br«onilfrr Gl ei %het e Ic h n u n c
A.C. — Auwirhrlri*
AI. G am Aui(ahrt»r1eia
»Ii»
v.r..
- i-mlj.il^.i-
III. He/cichnuns der H a u I ich k eile n
A. mt AHorV
A. B «t ArWitrrbude
H.W. mi HrttmtniM'uhnluu«
(B.W. arbtn Elrktr.'K/S«. - Betritt». Wcik.uit )
_E.f3. mm EmpfanCB-Grbautic
ikti. mm < fOtirrvchappcn
U. G. - IJcbrin>rhtunc<-GrKluilr
->l W = Mrllwrrk
W. T. - UWrrturm
in eine Verschiebung der Achse des Haupi-
Empfangsgebäudes nach Westen, wie es geschehen
ist, zu willigen und so einen beträchtlichen Teil des
ihr gehörigen Geländes zugunsten der sächsischen
Anlagen aufzugeben, sowie das Gelände des Berliner
Bahnhofes in den Gesamtbauplatz cinzubeziehen.
Da ohne gründliches Aufräumen auf den so dicht
mit Verkehr belegten Flächen der alten Bahnhöfe an
einen Umbau überhaupt nicht zu denken war, lag es
nahe, die soeben erworbenen Flächen alsbald zu ver-
werten. Um in dem Rahmen des noch nicht festge-
stellten, auch mit der beteiligten sächsischen Verwaltung
noch nicht besprochenen Entwurfes die Anlagen für
den Freilade- und Lagcrplatzvcrkehr herzustellen, und
um nach dieser Richtung auf den alten Bahnhöfen
frei zu werden, wurden der königl. Eisenbahn-Direk-
tion Halle im Jahre iooo 0,8, im Jahre 1901 0,73 Mill. M.
überwiesen. Die Anlagen wurden i. J. 1903 vollendet,
mit den alten Anlagen vorübergehend verbunden und
zunächst für den Thüringer Verkehr und die Lager-
platz-Pächter in Betrieb gesetzt. Die westlichste Ecke
des gesamten Bauplatzes im Inneren der Stadt wurde
dadurch für den Bau der Güterschuppen, der zurzeit
begonnen ist, verfügbar.
Die Herstellung eines Rangierbahnhofes Wahren
ist nicht allein Vorbedingung für eine zweckmäßige
Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig,
sie war auch ohnedies bereits beschlossen in der Ab-
sicht, auf den inneren Bahnhöfen die einstweilige Auf-
rechterhaltung des Betriebes bis zur Schaffung end-
giltigcr Zustände zu gewährleisten. Dabei war nur
an den Magdeburger Verkehr gedacht und eine Vcr-
13. Februar 1904.
biitdung mit den lliütingei Linien nicht beabsichtigt
Erst die Planungen im Jahre 1899 führten zu den jetzt
in Ausführung begriffenen, wesentlich erweiterten An-
lagen, siehe Abbildgn. 4 -6. Mittel für den Grund-
erwerb standen in Höhe von 1 Mill. M. im Jahre 189g
der königl. Eisenbahn-Direktion Halle a. S. zur Ver-
fügung und reichten bei freihändigem Ankauf auch
für die erweiterte Anlage aus. Der auf 6,9 Mill M. fest-
gestellte Entwurf für die Herstellung des Rangier-
Bahnhofes und einer Güter- Verbindungsbahn von
Leutzsch nach Wahren, eingeschlossen den Umbau
des Bahnhofes Leutzsch, ge langte vom Jahre iqoa an
zur Ausführung Es ist beabsichtigt, sämtliche An-
lagen vom 1. April 1905 an dem Betriebe zu über-
geben. Mit diesem Zeitpunkte werden sowohl der
Bahnhof Leutzsch als Rangierbahnhof und die Thürin-
ger Verbindungsbahn auticr Betrieb gesetzt werden,
als auch die inneren Bahnhöfe einen Rangierverkehr
nicht mehr aufzunehmen haben, sodaß diese Anlagen
für den weiteren Umbau vorbereitet erscheinen.
Anläßlich einer Beschwerde über die mißlichen Zu-
ständeauf dem Planübergange der MockauerStraUe nörd-
lich vom Berliner Bahnhof fand sich ebenfalls vorher
Gelegenheit, hier mit Hilfe der interessierten Stadtge-
meinde eine Ueberführung zur Ausführung zu bringem
bei deren Entwurf die weiteren Absichten berücksich-
tigt wurden. Die Ausführung erfolgte im Jahre 1002
mit einer Bausitmme von 424000 M , wurde Ende 1903
beendet und hat zur Förderung des Gesamtbaues an
diesem Ende des Hauptbahnhofes viel beigetragen.
Auf Antrag überwies die preußische Zentralstelle
der königl. Eisenbahndircktion Halle schon vom Jahre
77
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1900 an weitere Mittel — zusammen 5,66 Mill. M
und erteilte ihr, also
bereits 2 Jahre vor
Stellung
der Fest-
des Ent-
wurfes, den Auftrag,
mit dem freihändi-
gen Erwerb aller er-
forderlichen Grund-
flächen, namentlich
fOrdieVerbindungs-
bahnWahren-Schö-
7»
nefcld vorzugehen. Es kam darauf an, die Unzuträg-
lichkeiten des Enteignungs-Verfahrens zu umgehen,
rasch und ohne vorzeitige vollständige Veröffentlichung
des I'lanes zu kaufen, um Spekulationen nicht auf-
kommen zu lassen, verständige Wünsche der Interessen-
ten sofort zu berücksichtigen und durch Vertrag festzu-
legen, den Ankauf aber auch nicht dadurch zu ver-
teuern, daß mehr Land gekauft wurde, als für einen
Entwurf erforderlirh ist, dessen Genehmigung durch
die Zentralstelle erhofft werden konnte. Es mußte also
der ausführliche Entwurf während der Grund-
erwerbs-Verhandlungen an Ort und Stelle im
einzelnen ausgearbeitet werden Wie weit dieses
erreicht ist, hat in befriedigender Weise die
landcspolizcilichc Prüfung und die Feststellung
des Entwurfes durch die preußische Zentralstelle
dargetan.
Für diesen ausführlichen Entwurf konnten
die Mittel des allgemeinen Kostenüberschlages
eingehalten werden. Bis auf geringe Reste
waren im Jahre 1903 sämtliche Flächen in Hän-
den der Bauleitung, sodaß mit der Durchfüh-
rung der in demselben Jahre festgestellten Ent-
würfe für Herstellung einer Verbindungsbahn
von Wahren nach Schönefeld und Einführung
der Magdeburger, Berliner und Eilenburger
Linien in den Hauptbahnhof Leipzig mit 7665000
M., für Verlegung der Thüringer Hauptgleise
und der Güterbahn Wahren-Hauptbahnhof Leip-
zig mit 2233000 M., für den Hauptbahnhof in
Leipzig mit 1 s 393 000 M. und für Erweiterung
dcsBahnhofcsPlagwitz-Lindcnaumit 1 476000M,,
zusammen eingeschlossen Verwaltungskosten
28105000 M. voll begonnen werden konnte.
Der Entwurf für die I lersiellung des Haupt-
Empfangsgebäudes in Leipzig mit 6900000 M.
ist noch nicht festgestellt, weil er erst im Jahre
1908 gebraucht wird. Die Verbindungsbahn
Wahren-Schöncfcld wird spätestens am 1. April
1906 fertiggestellt sein, sodaß bei gleichzeitiger
Inbetriebnahme des sächsischen Kangierbahn-
hofes Engclsdorf und der Verbindung zwischen
Engdsdorf und Schönefeld der Güteraustausch
zwischen beiden Eisenbahn- Verwaltungen aus
dem Inneren dei Stadt herausgclcgt sein wird und
dieser dann die neuen Bahnen benützt. Die voll-
ständige Räumung der inneren Stadt von allen
den alten Anlagen, die dort nicht wieder Aufnahme
finden sollen, ist dann durchgeführt Der weitere
Baufortschritt ist derart gedacht, daß bis Ende
1907 auch die l Iinlenkung des Personenverkehres
bewirkt ist. Von diesem Jahre an soll der Mag-
deburger Personenverkehr einstweilig auf dem
dafür vorzurichtenden Berliner Bahnhof enden,
nachdem schon im Jahre 1906 der Berlin-Hofer
Schnellzugs- Verkehr zeitweise mit Umgehung
des Berliner Bahnhofes über die neuen Verbin-
dungslinien unmittelbar nach dem bayerischen
Bahnhof geleitet sein wird. Wird dann der
Thüringer Personenverkehr einstweilig auf dem
alten Magdeburger Bahnhof eingerichtet, so
bleibt nur das Baugelände für etwas mehr als
die Hälfte des Haupt-Enipfangsgebäudes und
der Bahnsteiganlagen von den alten Anlagen
zu säubetn, damit, wie durch Vertrag vereinbart,
im Jahre 1908 die Arbeiten daselbst in Angriff
genommen werden können. Wenn, wie ebenfalls
durch Vertrag festgesetzt ist, die Fertigstellung
der Gcsamtanlagc im Jahre 1914 verwirklicht
werden soll, innLl die im Jahre 1908 begonnene
preußische Hälfte etw a 1911 in Betrieb genom-
men werden. Es erweist sich als nutwendig,
den Dresdener Personen verkehr, welcher auf der
/weiten Hälfte des Bauplatzes für die Haupt-
Bahnsteiganlage zurzeit sich abw ickelt, zeilweise
in die zuerst fertiggestellten Bahnhofsanlagen
mit aufzunehmen und während dieser Zeit den
Eilenburger Verkehr noch bis 1914 auf dem
jetzigen Bahnhof zu belassen. Der preußische
No. 13.
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Güterverkehr wird in seinem vollen Umfange auch
im Haupt • Güterbahnhof schon 1909 dir neuen An-
lagen eingenommen haben. —
V. Schluß
Die Leitung des Betriebe«, auf dem Gemeinsehafts-
Bahnhofe erfolgt demnächst sowohl von der preußi-
schen wie von der sächsischen Verwaltung auf ihren
örtlich begrenzten Gebieten durc h einen Stationsvor-
stand und das erforderliche Betriebspersonal selb-
ständig Selbständig wird auch von jeder der beiden
Verwaltungen der Dienst und die Beaufsichtigung
wahrgenommen in ihren Stationsräumen, Dienstwoh-
nungen, Fahikartenstellen.Gcpäck-Abfeitigungsanlagen
usw. Dagegen wird die Verwaltung der sonstigen
Gcmcinschaftsanlagen, bestehend aus dein Haupt-Em-
pfangsgebäude, dem Querbahnsteig und dem Hallen-
dach, welche von der sächsischen Verwaltung auf ge-
meinschaftliche Kosten und nach einem gemeinschaft-
lich festzusetzenden Hauplane ausgeführt werden nicht
aber auch die Verwaltung der Längsbahnsteige — so-
wie die Dienstaufsicht Ober das hierzu nötige Personal
und dessen Verwendung einem auf gemeinschaftliche
Kosten von der sac hsischen Verwaltung zu stellenden
Beamten übertragen.
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Ver-
sicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: Schmieden & Bocthke in Berlin.
(FortMttung.)
H.cliu rlnr Dopiwl . Bddbcilatr .owic d« Ahhilduncrn in So. 13 und dw
OnaMtM i» N'o. 11.
I. Allgemeines. (ScMu».)
as Raugeländc für die Anstalt ist ein 140 ,u»
großer, mit alten Kiefern bestandener, ziem-
lich ebener Waldteil um die Station Beelitz
der Wetzlarer Bahn, der trockenen und ge-
sunden Untergrund hat, mit seinem hohen
Baumbestand Schutz gegen Wind und Staub bietet
und so groß ist, daß die Pfleglinge sich auch nach
dem völligen Ausbau der Anstalt inncihalb der Gre n-
zen der Anlage genügende Bewegung machen können.
Auf dem Gelände und entsprechend der durch
Bahn und Chaussee herbeigeführten natürlichen Teilung
sind die Anstalten so gruppiert, daß südlich der Eisen-
bahn die Sanatorien lür Männer (östlich der Chaussee)
und für Frauen (westlich der Chaussee), sowie nörd-
lich der Eisenbahn die Lungenheilstätten für Männer
(östlich der Chaussee) und für Frauen (westlich der-
selben) liegen. Die beiden Sanatorien
sowie die beiden Lungenheilstätten ha
ben unter sich gemeinsamen ökonomi-
schen Betrieb, im übrigen aber sind
diese 4 Abteilungen so streng von ein-
ander getrennt, daß jede mit einer
eigenen Umwährung versehen ist und
jede ihr eigenes Pförtnerhaus hat. F.s
sollte durchaus verhindert werden, daß
sowohl die verschiedenen Geschlechter
wie auch die beiden Arten von Pfleg-
lingen miteinander in Berührung kom-
men können Innerhalb der Umwährun-
gen wurden die einzelnen Gebäude so
gelagert, daß ruhige Lage, Windschutz,
Besonnung, Abwendung von Kauchhclästigung sowie
die in jedem besonderen Falle zu beobachtenden Ver-
waltungsmaÖregeln die tunlichstc Berücksichtigung fan-
den. Außerhalb der 4 Abteilungen liegen zur gemein-
samen Benutzung aller Pfleglinge das kleine Gottes-
haus und die Zcntralbadcanstalt
Die Verteilung der der Bewirtsc haftung und Ver-
waltung dienenden Gebäude auf die 4 Baugruppen er-
folgte derart, daß die Gebäude, in welchen männliche
Bedienstete beschäftigt sind, wie Kessel- und Maschinen-
haus, Werkstältengebäude, Desinfektionsanstalt, Pferde-
stal), Gärtnerhaus, Feuerwehrgebäude, in die Männer-
abteilungen verlegt sind, während Waschküche, Koch-
küchc usw. in die mit weibliehen Insassen belegten
13 Februar 1904.
jj |
lllllHli fvtOh
Kr»»«-!, und Mau I inenhau» Anlage
Waschküchcn-C.cbaurtV
I I 1 f: \i
Abteilungen verwiesen wurden. Dementsprechend liegen
in der Abteilung des Sanatoriums für Männer außer
dem in jeder Gruppe liegenden Wohnpavillon für etwa
600 Betten und mit der Möglichkeit einer späteren Erweite-
rung dieser Bettenzahl auf das Doppelte und Dreifache:
das Verwaltungsgebäude für sämtliche 4 Abteilungen,
das Wohnhaus für einen der beiden dem Stande der
Acrzte angehörigen Direktoren, eine Werkstatte, die
Kesselhausanlage, in welcher der Dampf für die ganze
Anstalt erzeugtwird, anschließend hieran die Maschinen-
anlage, das Hochreservoir und die Vorrichtungen fürden
Kohlentransport, 2 kleine Pumpenhäuser, die Zentral-
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Badeanstalt des Sanatoriums, eine Doppelkegelhahn
und ein Pförtnerhaus. Das Sanatorium enthält Koch-
küehe, Waschküche und Pförlnerhaus. Für die Ab-
teilungen der Lungenkranken sind dieselben Abtei-
lungen noch einmal vorhanden; es fallen aber hier fort
Kesselhaus, Vcrwaltungs- Gebäude, Kegelbahn und
Pumpcnhauscheh. An ihre Stelle treten das Desin-
fektions- und Verbrennungshaus, das Gärtnerhaus, die
Stallungen, das Feucrwchr-Gcbaudc, sowie die Liege-
hallen und die Wandelhallen für die Lungenkranken.
Waren die einzelnen Gebäude an sich nach den
Anforderungen anzulegen, welche ihre Bestimmung
im Kinzclncn vorschrieb, so war in den Beziehungen
der Gebäude untereinander zu berücksichtigen, dal!
die Wohnpavillons, insbesondere deren nach Süden
Vermischtes.
Zur Umgestaltung des Theaterplatzes In Dresden. An
den Rat der Stadt Dresden ist die nachstehende Krklarung
abgegangen , die man uns mitteilt und welcher wir uns
entsprechend unserer bisherigen Haltung in dieser wichti-
gen künstlerischen Krage vollinhaltlich anschließen:
„Die Frage der Ausgestaltung des Dresdener Theater-
platzes hat eine weit über die (irenzen Sachsens hinaus-
gehende Bedeutung, da es sich darum handelt, der Hof-
kirchc Chiaveri's und dem Museum und Theater von
Semper ihren cndgiltigcn Rahmen zu schaffen und ihre
Wirkung zu Platz und Umgebung auf alle Zeiten festzu-
legen. Line s<> wichtige und entscheidende Krage ist noch
selten der deutschen Architektenschafl vorgelegt worden.
Eine Konkurrenz Kndc vorigen Jahres hat die Be-
deutung und Tragweite der Aufgabe "erst in vollem Um-
fange erkennen lassen; obwohl sie eine endgiltige, inbezug
auf Anlage und Architektur gleich günstige Losung nicht
gebracht hat, lieferte sie doch wertvolles Material zur Auf-
stellung neuer Programme, indem sie Wunschbares und
Erreichbares ahnen ließ.
Nun wurde mit sehr kurzem Termin ein Wettbewerb
unter den prämiierten Architekten veranstaltet nach einem
Programm, das die Eigentümlichkeiten der Aufgabe nicht
in ihrem vollen Umfange berücksichtigte. Das wertvolle
Ergebnis der ersten Konkurrenz: die Erkenntnis, daß die
Bebauung des Klbulcrs in cr-tcr Linie einen Absehluti
des Theaterplatzes bedeutet, wurde in der neuen Pro-
grammstcllung nicht ausgebeutet; die Aufgabe lautete bloß
auf Unterbringung der Wache und eines Restaurants auf
gegebenem Terrain.
Wenn auch wirtschaftliche Gründe eine Beschleunigung
der Angelegenheit wunsehenswert erscheinen lassen, sollten
diese doch in den Hintergrund treten vor der Wichtigkeit
der künstlerischen Aufgabe. Die Krage kann noch nicht
als spruchreif bezeichnet werden : es empfiehlt sich zur
endgilligen Klärung eine nochmalige Aufgabe^tellung mit
weitgefaUtern Programm.
II Billing, Architekt. Professorin Karlsruhe; Martin
Dülf er, Architekt, Professor in München; Theod. Fischer,
Architekt, Professor in .Stuttgart ; Theod. Gnceke, Architekt,
Lande s-Baural in Berlin: Hans Grassel , Architekt, städl.
Baurai in München; Karl I lc n r ic i, (Jeh. Rcg.-Rat, Professor
in Aachen; C Hochcdcr, Architekt, Professor in Manchen;
K Hof mann, Geh. Ober-Baurai, Profe^or in Dannstadt;
K. Pützer, Architekt, Professur in Darmstadt; Bruno
Schmitz, Architekt. Professur in Bertin; Gabriel v. Seid!,
Architekt. Professur in München,"
Preisbewerbungen.
ünzutragllchkelten In der Durchführung der Öffentlichen
Wettbewerbe. Es ist bei uns in der letzten Zeit mehrfach
Klage darüber geführt worden, daß die Durchführung der
öffentlichen Wettbewerbe bisweilen unter Umstanden er-
folgte, welche nicht immer allgemeinen Billigkeitsrück-
sichten entsprechen So erhalten wir von mehreren Seiten
Klagen Uber die Verzögerung in der Erledigung de- Wett-
bewerbes lietr das Waisenhaus in Des-ati. Abliefe-
rungstermin war der 15. Dez. iox><; zu diesem Termine liefen
187 Entwürfe ein, deren Prüfung auf ihre Konkurrenz-
fähigkeit allerdings geraume Zeit beansprucht, aber doch
wohl s'i halte beschleunigt werden können . daß die Ent-
scheidung bereits gefällt werden konnte
Eine "andere Beschwerde betrifft den Wettbewerb zur
Erlangung von Entwürfen für ein G \ 111 11 asi u m in
Rheine. Hier ist das übliche Arbcitsaiism;ili bedeutend
erhöht, indem die Hauptansieht 1 : 100 verlangl und die
Vorschrift gegeben ist. alle Zeichnungen seien auf starkem
Zeichenpapier auszulührcn und „in den Durchschnitten
80
gelegene Kranken- und Wohnräume von jeder Störung
durch den Betrieb in den übrigen Gebäuden verschont
bleiben. Im übrigen wurden alle Einrichtungen, die
sämtlichen Abteilungen gemeinsam dienen, gleich so
groß angelegt, daß sie auch bei der weiteren Aus-
dehnung der Anstalt bis an die von vornherein hier-
für festgesetzte Grenze ohne Schwierigkeit genügen.
Die Beurteilung der ökonomischen Leistung der An-
stalt darf daher, schon weil diese als eine Mustcranstalt
mit allen diesem Charakter entsprechenden Einrich-
tungen aus dem normalen Rahmen heraustritt, nicht
nach den augenblicklichen Verhältnissen bemessen,
sondern muß im Hinblick auf den dereinstigen völli-
gen Ausbau beurteilt werden. — »Forucuu«« folgt.)
mit charakteristischen Tönen anzulegen". Es würde
zweifellos dem Wunsche vieler Beteiligter entsprechen,
wenn diese Bestimmung geändert würde; Zeit dazu ist
noch genügend, denn der Ablieferungstermin ist erst auf
den 15. April d. J. festgesetzt. —
Einen Wettbewerb rur Erlangung von Entwürfen für
ein neues „Bootshaus des Magdeburger Ruder-Clubs" erläßt
der Klub für in Magdeburg ansässige Architekten zum
31, Marz 1904. Die Bausumme betragt 38000 M. ; die
Architektur ist freigestellt. Es gelangen 3 Preise von 400,
200 und 100 M. zur Verteilung; ein Ankauf nicht preis-
gekrönter Entwürfe für je 50 M. ist vorbehalten. Verlangt
werden a Grundrisse, ^ bis 4 Ansichten, a Schnitte, nebst
Lageplan und dem üblichen Kostenanschlag. Sämtliche
Zeichnungen sind 1:100 zu liefern. Bei diesem sehr
reichlichen Arbeitsausmaß. welches, ohne die Beurtei-
lung der Entwürfe wesentlich zu erschweren, bedeutend
hätte eingeschränkt werden können, erscheinen uns die
dargebotenen Entschädigungen umso mehr als ungenügend,
als die preisgekrönten Entwürfe in das freie Eigentum
fies Magdeburger Ruder- Klubs übergehen und derselbe
durch den Wettbewerb das Recht erwirbt, den Bau nach
diesen Entwürfen ohne weitere Verbindlichkeiten
dem Verfasser gegenüber ausführen zu lassen. Unter
diesen Umständen erscheint es uns erwünscht, daß die
hausachverstandigen Mitglieder des Preisgerichtes, die Hrn.
Geh. Brt. Bauer, Geh. Brt. Möbius und kgl. Brt. Peters
über eine Abänderung der Bedingungen zum Mindesten
nach der Richtung beraten, daß dem Gewinner eines
Preises auch die Ausführung in Aussicht gestellt
wird. -
In einem Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Cotnenlus-
Blbllothek In Leipzig, augenscheinlich auf Leipziger Archi-
tekten beschränkt, erhielten den I. Preis die Hrn. Weiden-
hach & Tschammer, den II. Preis Hr. Paul Burghardt,
den III. Preis Hr. Karl Poser und den IV. Preis Hr.
Alphons Berger.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Int.- u Brt. Andersen vom HL Armee-
Korps i«t al> lldsiefcr. in ilie ßauabt dt-» Ki iefruidiiiiit versetzt
Oer Int - u. Brt. Geh. Kit Zun in Koblenz ist gestorben.
Bayern. Dem Int - u. Bit H a u b c 11 s c h m i e d bei der Int
des I. bäyer. Armee - Korps und dem Her -tog der Pfalz, F.iaenb.
I.evy in Landau i d Pfalz ist die IV Kl des Verdienstorden»
vom hl. Michael und dem Int - u Brt Winter im Kriegsminist,
der Tit. o Kanu' eine« Geh Brt* verliehen,
Vernetzt sind: Die Ob -Bauinsp Hemeler in Lichtenfels sl»
StaaUhahninj;. nach Augsburg unil F l r 1 tl I 111 Ktunach sl» Staats-
bidinniK nach Lichtenfels, die Dir. -Am Salier in Kempten lint.
t'ebcitiw^unj; der Funktion eines Slaatshahmng nach Hof und
(■öckel in Wflizbuij; zur Eisoiib -Bell D,r. Weiden
Bremen. Der Ol -Inn Zalcski in Hannover ist z. Bm>tr.
bei d llafenbauinsp ernannt.
Hessen. Dem Kisenb, - Dir. Ileocr in Mainz ist das Ritter-
kreuz I Kl de* Verdienstordens Philipp* des Gioümiiticen verlieben.
Oldenburg. Den (ich. Ob. -Brtii. Jansen. Tenge und
Bfllilk ist da* Offmetkreur des f,rotl:i Haus «.Verdienstordens
vei liehen.
Der Be/ ln-p. Ob-Il.uiiisp R i e k e 11 ist /. Bit. befördert
Sachsen- Weimar. Der Bit. R e i t h e 11 b c c Ii c r beim Minist,
ivt gestorben.
Inhalt: IVr rn-rte Wrtihew« rf» «v K'Ih^i.n,' von timvi'.tl. n I n
. i-i -n nvs , , Mlilul n M.nlc 111 J. iij, - ('iim^-nlutii; dei |.i cu'J .scliro
und sn. >. ti. t» t ..c-iNjIui An^.i;i ii in .i-id !>•■, is. liluJl Hie
Ari»rilcr!wiUuit« n der l.nnd<-s-V« :mi lieruin^.irwult H« 1 Un brt Iteelilz Iroil-
Uilu-i Vt-inns. hti -< - l*iei,-t'C«'i'tt'nn^en. — 1'« i vinul- Km hten.
Hierzu eine hoppcl - Bildbeilage: I>te Arbeiterin' il«:älten
der Landes-Versicherunsis-Anstalt Berlin bei Beelitz.
Verlar, der IVutvKen HauieituoK. G n. b II, Herlin. For die Redaktion
vrraniwonl Aliwil Hol mann, IWrlia. Oiuit »ou Wüh. Cm», Berlin.
Xo. 13,
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
jgXXXVHL JAHRG. NO:!* BERLIN, DEN 17. FEBR. .904
Elektrischer Turmkran zur Ausführung von Hochbauten.
(Auigefnhrl von der Gesellschaft (Or elektrische Induttrir in Karlsruhe.)
I älirend man in Amerika schon vor längerer Zeit bei
der Ausführung bedeutenderer Hochbauten zur Er-
sparung umfangreicher, kostspieliger und in der
Herstellung zeitraubender Rüstungen, sowie zur Ersparung
von Arbeitskräften vielfach dazu übergegangen war, ledig-
lich mehrere feste Auslegerkrane oder auch fahrbare
Krane von voller Gebäudehohe unter Wegfall aller Rüstun-
gen in Anwendung zu bringen, i-t man auf dem Kontinent
diesem Beispiele erst vereinzelt gefolgt. Die Vorzüge
einer solchen Ausführungsweise sind auch erst besonders
in die Erscheinung getreten, seit man zum Betriebe solcher
Krane die Elektrizität herangezogen und damit denselben
außerordentlich vereinfacht und die Leistungsfähigkeit na-
mentlich inbezug auf rasche Arbeitsleistung beträchtlich
erhöht hat. Als bedeutende Bauausführungen dieser Art
sind die beiden Kunstpaläste zu nennen, die gelegentlich der
Pariser Weltausstellung vom Jahre 1900 errichtet wurden.
Auch die deutsche elektrische Industrie hat sich dieses
Anwendungsgebiet nicht entgehen lassen. Der nachstehend
beschriebene und durch Abbildungen dargestellte elek-
trische Turmkran ist das Erzeugnis einer deutschen Firma,
der „Gesellschaft für elektrische Industrie in
Karlsruhe i. B ", der allerdings seine erste Verwendung
nicht auf deutschem Boden, sondern beim Bau einer etwa
aoom langen, 2$m hohen Kaserne in Brüssel gefunden hat.
Veranlassung zur Anwendung dicsei Kranes war hier,
abgesehen von der Rücksicht auf die Ki -parting der Rüstun-
gen, vor allem die Notwendigkeit, durch Schnellbetrieb die
sehr kurz bemes-enen Ausfülirung-fri-tcn einhalten zu kön-
nen. Ersehwert wurde die Aufgabe dadurch, datl nur knapper
Raum zur Verfügung stand, si'dall da- Tr.in-portglci- zur
He ran Schaffung der Materialien da» Krangerüst durch-
6t
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brechen mußte — es i*t hierzu im Kranuntergestell eine
lichte Durchfahrtsöffnung vun 2,4 ■ Breite bei 1 ,6 m Höhe
frei gehalten worden — und da die Straße, an welcher
der Neubau auszuführen war und welche als unmittelbare
Unterlage für das Kranglcis diente, eine Steigung von
1 : 30 besaß.
Der Kran ist ein fahrbarer Drehkran, dessen von Mitte
Drehachse bis Mitte Ilaken 6™ weit ausladender Ausleger
eine Höhe von 24.75 m "b*r Schienenoberkante besitzt,
wahrend die Hubhöhe 23,5 « beträgt Der Kran läuft auf
einem Doppelschlenengleis von 3,25 m Spur; die größte
Breite des Untergestelles erreicht noch nielit ganz 4 ■». Ks
war das erforderlich, weil auf der für die Kranlaufbahn
mitbenutzten Straße von nur 6,6 "- Breite noch Kaum zum
Vorbeifahren eines Wagens verbleiben mußte.
Der Kran besitzt eine Tragkraft von 10 ». Er ist jedoch
m eingerichtet, dali mit ihm auch größere Lasten (ein-
zelne besondere Werkstücke» bis zu 15 1 gehoben werden
können. Bei 10 t Last erfotgl der Hub mit 5 "'. Minute Ce-
schwindigkeil, bei 3 t und weniger mit 17,5m Minute. Die
Drehung erfolgt mit einer Geschwindigkeit von etwa40"> Mi-
nute und vollzieht sich mit großer Leichtigkeit, da da-«
Spurlager aN Rollenlager, das Halslager in Höhe der obe-
ren Plattform als Kugellager ausgebildet ist.
Für jede Bcwegungsan: Hebung der Last. Drehung
und I Jlngsbcwcgung des ganzen Kranes ist ein besonderer
Motor vorgesehen. Die sämtlichen maschinellen Teile sind
auf der unteren Plattform angeordnet und werden von
einem einzigen Mann bedient. Auf der oberen, etwa 15«»
Uber Straße liegenden Plattform ist ein zweiter Mann auf-
gehellt, der die doppelte Aufgabe hat, das obere Hals-
lager zu warten und Kommandos an den Maschinisten
bei Versetzung besonders schwerer Stücke zu geben. Der
Doppelhaken ist ebenfalls auf Kugeln gelagert. Durch auto-
matische Abstellvorrichtungen wird sowohl ein Ueberiastcn
des Kranes als auch ein Zuhochziehen der Last verhütet
Das TurmgerOst des Kranes ist so eingerichtet, daß
es bequem aufgestellt und niedergelegt werden kann. Es
kann für höhere Bauten leicht ein weiteres Stockwerk hin-
zugefügt, für niedrigere ein solches weggelassen werden.
Ebenso ist es ohne wesentliche Unkosten möglich, für
kleinere Lasten größere Ausleger einzusetzen. Besondere
Sorgfalt war natürlich in dem vorliegenden Falle auf den
Unterbau zu verwenden, der aus den schon ausgeführten
Gründen der Querverbindung entbehrt, daher in sich aus-
reichend steif hergestelll werden mußte, um die Spur-
enwltting und die leichte Beweglichkeil zu sichern.
Unsere Abbildungen lassen die allgemeine Anordnung
de- KrangcrQste- v,,wie auch die Einzelheiten des An
triebe» die Aufstellung der 3 Motoren usw erkennen
Der I nterhau wird von 4 kailpaarcn gestiit/t, von denen
nur a durch den Motor mittels Zahnradgetriebes angetrie-
ben werden, Die beiden Räder eines Paares sind dabei
durch Keite gekuppelt. Der zweite Motor bewirkt mittels
Zahnkränze« die Drehung, der dritte schließlich treibt die
mit mehrfachem Vorgelege ausgestattete Winde an.
Mitteilungen aus Vereinen.
Aren.- u. Ing. -Verein zu Düsseldorf. Vers, am 7. Okt.
1003. An wc». 26 Mitgl., Vors. Hr Dreling. Nach Er-
ledigung der Eingänge beschließt die Versammlung, von
Erstattung gedruckter Sitzungsberichte an die Verbands-
Vereine abzusehen. Hr. Dorp berichtet hierauf in ein-
leitender Weise ül>cr den Verlauf der Abgcordneten-
'eisaiiiniliing in Dresden. Zur L'cbcrprüfung der Wett-
bewerbs - Bestimmungen wird ein Ausschuß gewählt.
Vers am 20. Okt. 1903. Anwc». 27 Mitgl , 5 Gäste.
Vors Hr Tharandt. Aufgen. werden Hr Generaldlr.,
Keg - u Brt. Matliies als auswärtiges und die Hrn. Ing.
8a
V
Fischer und Carstens«! ak einh. Mitgl Gestorben ist Hr.
Ing. Hücker. Zur Verhandlung stand ein Antrag des Hrn.
Arth Webling auf Abänderung der Bestimmungen
betr. die Abnahme der Neubauten und anderer Aus-
fahrun gs- Bestini mutigen der Baupol izci-Ord nung.
Vir« am 7 Nov. 1903 Anwc«. 28 Mitgl.. 1 Gast.
Vors Hr. Dreling. Aufgen. wurden die Ilm Ziv.-Ing.
Nauen und Ine Körting Nach geschäftlichen Mitteilungen
berichten die Ilm. Ehlen über Haftung für Vorkomm-
nisse beim Bau eines Maschinenhauses und Tha-
randt über Straßen- Auf reißapparate. —
Vers am 17. Nov. 1903. Anwes. 30 Mitgl., Vors. Hr.
Dreling. Aufgen. wird Hr. Arth. Furthmann. Für die
No. 14
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Wahl des Vorstandes im neuen Vereinsjahr wird ein An-
schuß bestellt. Hr. Arth. Korn berichtet sodann über die
Veränderungen der neuen Land- Baupol ize ioiil-
nung für den Reg. -Bez. Düsseldorf, welche auf An-
regung de* Vereins vorgenommen worden >ind -
Vers, am 1. Dez. 1903. Anwes 47 Mitgl.. Vors. Hr
Dreling. Zunächst wird* der Arbeitsplan für das Vcr-
bandsiahr 1903 4 vom Schriftführer vorgetragen Aufgen.
wird Hr. Ing Sülzlc Hr. Brt Kadke berichtet über
einen Antrag der internationalen Kunst- und Gartenbau-
Ausstellung zu Düsseldorf 190.), betr die Veranstaltung einer
Ausstellung der deutschen und ausländischen
Architekten. Hr. Arch. Wühler kennzeichnet den
Standpunkt der Architcktenschaft der internationalen Kunst-
ausstellung gegenüber und empfiehlt, daü der Verein sein
Hecht auf einen Ausstellungsraum im Kunslpalasl durch
den früheren Ausstellungs • Ausschuß für 190a geltend
mache und daü der Verein ausstelle Hr. vom F.ndt
unterstützt diesen Standpunkt. Ilr. Kadke schlagt vor,
der Ausstcllungsleitung zu antworten, daß der Versuch
gemacht werden sollte, eine internationale Architektur-
Ausstellung zusammen zu bringen, vorausgesetzt, daß die
Architektur im Ausstellungspalast Platz findet. I Ir Wühler
betont den Mangel an Zeit, Kaum und Old zu dieser
Veranstaltung. Hr. Brt. Gürz berichtet Ober den Verlauf
der Verhandlungen im Arbeit-Ausschüsse für die Wandel -
versammlung 1904 in derselben Sache und halt den Vor-
schlag des Hrn. Kadke für aussichtslos. Hr Arch Korn
unterstützt den Standpunkt Wühler. Hr. von» Endt be-
antragt: Die internationale Arch -Ausstellung zuzusagen
unter der Bedingung, daß sie im Kunsipalast unterkommt
und die Einladungen hierzu die internationale Kunstaus-
stellung erlaßt. Hr. Kadke spricht für, Hr. Wühler gegen
diesen Antrag, den er für aussichtslos halt. I >ic 1 Im. Drcling
und Wühler betonen, daß der Architekten-Verein als solcher
nicht autorisiert sei, für sich einen Ausstellungsraum zu
beanspruehen, das könne nur der Ausslellungs-Vereinsaus-
schuß 1903/04. Hr. Peiffhovcn widerspricht dieser
letzten Ansicht. Ilr. Arch. Fuchs stellt sieh auf den
.Standpunkt des Hechtes des Architekten- und Ingenieur-
Vereins: Die Architekten und die Aussteller gegenüber
der Internationalen Kunstausstellung zu vertreten. Hr.
Fcttwcis tritt dein bei. Hr Dreling bestreitet das
Mandatsrecht des Verein- Hr. Kadke beantragt, der Aus-
stellutigslcitung 1904 unabhängig auf ihren eingangs er-
wähnten Antrag ein zweites Antwortschreiben mit dem
Inhalte zu senden, daß der Aich.- und Ing.-Verein besonders
die Ausstellungsrcchte der Düsseldorfer und deutschen
Architekten vertritt. Antrag vom Kndt wird mit 24 Stimmen
angenommen — Hr vom Kndt teilt eine bemerkenswerte
Ausführung beim Umbau eines Wohnhauses mit. Hr Gürz
berichtet über den Kntwurf zum Verlrage Uber Herstellung
des Werkes .Düsseldorf und seine Bauten" milder
Finna I.. Schwann hiersclbst, mit dessen Abschluß die Ilm
Görz, vom Kndt und Dreling beauftragt werden,
Vers, am 15 Dez. 1903. Anwes. 40 Mitgl., 1 Gast. Vors.
Hr. Dreling Hr Landcsbrt. Görz wird als Delegierter
zu den Beratungen des Verbands Vorstandes nach Frank-
furt a M. gewählt. Hr. Arch Wühl e r berichtet hierauf, daß
in Anbetracht des Andranges zur internationalen Kunstaus-
stellung 1904 mehr Kaum als die Leitung derselben den
deutschen Architekten nach früherer Mitteilung gewahren
konnte, nicht zur Verfügung steht. Im I.okalausschuß für
die Arrh. -Ausstellung ist au Stelle des ausscheidenden
Ilm, Stadlbrt a. D. I'eiffhoven Hr. Wühler als Vorsitzender
gewählt Ilr. Körting trägt hierauf über Saugsiel • An-
lagen zur Beseitigung von Fäkalien vor, woran sich
ein lebhafter Meinungsaustausch knüpft [Ii.
Vermischtes.
Verstcherungspfticht der Inhaber von Baubureau«. I >ic
Streitfrage, welche in zahlreichen Fällen in dieser Zeitung
zur Beantwortung gestellt wurde, nämlich ob Betriebe,
welche sich in der Hauptsache auf die Anfertigung von
Bauplänen, daneben aber auch auf die Ueberwachung
der Ausführung von Bauten erstrecken, gegen Unfälle
versicherungspflichtig sind, ist neuerdings vom Reichs-
Versichcrungsamte im bejahenden Sinne und damit in der
von uns vertretenen Weise beantwortet worden In deni
Kckursbescheide No. 2024, welcher in den „Amtlichen
Nachrichten des Kcichsvcrsiclicrungsanilcs" No 11 vom
l.Nov. 1903 abgedruckt und im „Deutschen Kcichsanzcigcr"
No. 268 vom 13, Nov. 1903 wiedergegeben ist, erklärt das
Reichsversicherungsamt, Betriebe der beregten Art bei
den Baugewerks - Berufsgeiiossenschaftcn in vollem Um-
fange versicherungspflichtig.
Danach kommt es also nicht darauf an, ob die Ucher-
wachung von Bauten den hauptsächlichsten Teil der ISr-
17. Februar 1904.
sehäftigung eines im Banbureau angestellten Architekten
ausmacht, oder ob sie nur vereinzelt erfordert wird. Ks
genügt vielmehr die Tatsache, daß es überhaupt zur
Beaufsichtigung von Bauten kommen kann, daß also Ge-
legenheit besteht, beim Betreten von Bauplätzen von Un-
fällen betroffen werden zu können, utn'die Vcrsicherungs-
pflichl zu begründen und für den Arbeitgeber die Zwangs,
pflicht zu schaffen, seinen Betrieb durch Vcrmittelung
der Ortspolizei zur Eintragung in das Kataster der zu-
ständigen Berufsgenossenschafl anzumelden. F.s bleiben
also von der Versiehentngspflicht und dem Anmeldungs-
zwange künftig nur noch solche Bauburcaus befreit,
welche sieh ausschließlich mit dem Entwerfen von Bauten
und der Anfertigung von Bauplänen beschäftigen. Selbst
der Umstand befreit den Beiriebsunternchmcr nicht von
der Anmeldepflicht, daß er die Beaufsichtigung und Lei-
tung der Bauten regelmäßig in eigener Person besorgt
und sich vielleicht nur im Verhinderungsfälle durch
einen Angestellten vertreten läßt Völlig gleichgültig
bleibt es, ob nach der Art des Betriebes für denselben
Gcwcrbrsteucrpflirht besteht oder nicht. Selbst gewerbe-
steuerfreie Betriebe, welche als solche von der Heran-
ziehung zur Mitgliedschaft einer Handwcrkerkanimcr be-
freit sein würden, können auf den Umstand ihrer Steuer-
freiheit nicht das Verlangen stützen, von der Versiehe-
rungspflieht befreit zu bleiben. Ks gilt das von Hoch-, wie
von "I iefbauten, wenngleich der Kekursbcschcid in einem
Falle der erstcren Art ergangen war. Denn der Kern-
punkt der Kntseheidung trifft hier wie dort gleichmäßig
zu. Bei beiden Bauwerken besteht die Möglichkeit, wäh-
rend der Anwesenheit und Ausübung der Verrichtungen,
welche bei der Bauaufsicht und Leitung vorzukommen
pflegen, verunglücken zu können. Bei beiden kann also
für den Techniker das Bedürfnis eintreten, einen Vermögens-
ausgleieh für den Verlust geiner Erwerbsfähigkeit durch
Betriebsunfall zu erlangen, die Unfallfürsorge zu erhalten.
Infolge dieser Rechtsprechung kann allen, welche
Baubureaus unterhalten, nur dringend geraten werden,
baldigst ihrer Anmeldepflicht zu genügen. Eine Vernach-
lässigung derselben kann nämlich nicht nur empfindliche
Ordnungsstrafen nach sich ziehen, sondern seit der jüng-
sten Rechtsprechung des Reichsgerichte» den betreffenden
Betriebsunternehmer auch schadenersatzpflichtig werden
lassen, ihn nämlich der Gefahr aussetzen, zur Zahlung der-
jenigen Beiträge an den Verletzten verpflichtet zu werden,
welche dieser kraft der gesetzlichen Unfallfürsorge von
der zuständigen Berufsgenossenschaft genossen hal>cn
würde, wenn er am Unf.illtage bei ihr schon versichert
gewesen wäre, ,>rof I)r Kar, ,,ilsr
Zur Frage der Aufstellung eines Bismarck-Denkmals In
Bremen. < ibglcieh man sich mit dem von Schumacher
111 No 10 der „iVuischcn Bauzeitung" ausgesprochenen
Gedanken über die architektonische Losung für die Auf-
stellung eines Bismarck - Denkmals in Bremen befreunden
kann, so mochte ich doch behaupten, daß die an der Nord-
seite des I l.iuptttirmes der LicbfraucivKirche gedachte
Nische keineswegs hierfür geeignet erseheint, und zwar
aus dem Grunde, weil das IVnkmal an sich einen viel zu
gewaltigen Gedanken in sich birgt, um einem so beschei-
denen Platze als Zierstück zu dienen, denn der natürliche
Straßenzug ist vom Wall unmittelbar durch die Sögc-
Straße bis zur ( »bernsiraüe, oder vom Wall später in
den Schüsselkorb einbiegend nach dem Domshof. Der
Platz an der Liebfraucnkirehc liegt viel zu versleckt.
Dahingegen wäre zu erwägen, welcher Platz sieh ergibt,
wenn man das an die Liebfrauenkirche schwalbennest-
artig angebaute Häuschen am kleinen Tum» abbrechen
und damit einen wohl geeigneten Denkmalplatz für den
ersten deutschen Kanzler schaffen würde. Erstens käme
Bismarck gleich wie im Leben in unmittelbare Nähe seines
kaiserlichen Herrn zu stehen und zweitens läge das Denk-
mal im Herzen eines der schönsten Städlcbildcr, ohne
eine l'cberiadungderGesaintanlage herbeizuführen. Drittens
wäre eine glückliche architektonische Lösung hier weit
eher möglich, als !>ei dem technisch schwierigen Nischen-
bau am Nordturn» der Liebfrauenkirche. -
Hamburg, Febr. 1904. Hermann Schütze.
Auszeichnungen. F.s hahen kürzlich einige Ernennun-
gen von Privatarchitcktcn stattgefunden, welche verdienen,
aus der Gleichförmigkeit der. Personal-Nachrichten'' heraus-
gehoben zu werden So wie vor einiger Zeit die I lm.
Reg -Bnistr Albr. Berker und Bnistr. G. Knoblauch in
Berlin zu Bauräten ernannt wurden, sr, sind kürzlich die
Banräte von Groszhetm, Ka\>fr und Seh wecliten
zu Geheimen Hauräten ernannt worden und es ist da-
mit eitler ausgebreiteten und erfolgreichen privaten künst-
lerischen Tätigkeit zun» wiederholten Male eine öffentliche
Anerkennung zuteil geworden.
8j
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Preisbewerbungen.
Wettbewerb Waisenhaus Dessau. Wahrem! wir die
Notiz auf S 80 schrieben, war die Kiitschciduns in diesem
\Vcttl>ewcrb bereits gefallen, sndatl die Verzoecrunp, wenn
man die Weihnachtszeit inbetracht zieht, doch keine all/u
lange war, Den I. Preis von 1000 AI. erranu Hr. I'aul
Zimmer in Elberfeld; den II. Preis von 600 M. Hr. f
l'feiffer in Friedenau; der III. Preis von 400 M. fiel den
Ilm I.udw. Kulerund W. Bergen in Wiesbaden zu. I»en
in Aussieht gestellten Ankauf von 4 weiteren Entwürfen für
je 2S0 M. vermochte das Preisgericht nicht zu empfehlen
Die Entwürfe sind vom 1;^ 27. Kebr. in lV»au, Zerb-tei ■
siraüc 57, öffentlich ausgestellt.
Bücher.
Am Technolexikon, bekanntlic!) ein 1901 vom „Verein
deutscher Ingenicure- ins Leben gerufenes Unter-
nehmen eines allgemeinen technischen Wörter-
buches in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und
Französisch arbeiten jetzt 363 in- und ausländische techn.
Vereine mit. Von Firmen und Einzelpersonen haben 2573
Original-Beiträge zugesagt. Das Ausziehen sowohl cin-
als besonders mehrsprachiger Texte (Lehrbücher. Abhand-
lungen, Geschäftsbriefe, Geschäftskataloge, Preislisten usw.)
sowie ferner der bisherigen Wörterbucher ergab bis jetzt
imganzen 1 930000 Wortzcttcl. Hierzu kommen nun in
den beiden nächsten fahren (bis Mille 1906) noch die
Hunderttausende von W ortzcttcln, die sich aus der redak-
tionellen Bearbeitung der schon eingesandten und der noch
einzuliefernden Beiträge der Mitarbeiter ergeben werden.
Alte noch ausstehenden Beiträge werden bis Ostern
dieses Jahres 1901 eingefordert. Da die Drucklegung
des Technolexikons Mitte 1006 beginnen soll, so können
verspätete Beiträge nur bis zu diesem letzteren Zeitpunkte
mitverwertet werden, d. h. ausnahmsweise. Alle Ein-
sendungen und Anfragen sind zu richten an den leitenden
Redakteur des Technolexikon, Hrn. Dr. Hubert Jansen,
Berlin NW. 7, Dorolheenstr. 49. -
Brockhaut' Konversations - Lexikon. 14. vollst umgearb.
Aufl. Neue revid. Jubiläums - Aufgabe. 16 Bde.
eleg. geb der Bd. 10 M. Verlag von F. A. Brockhaus
in Leipzig, Berlin, Wien 1903.
Rascher, als man erwarten durfte, liegt das vollendete
sechszchnhandige Werk vor uns, dessen letzter Band noch
vor Jahre.sschluU erschien. Wir haben den einzelnen Ban-
den s. Zt. schon empfehlende Worte beigegel>cn, denen
wir nur wenig hinzuzufügen haben. Vor 107 Jahren er-
schien die erste Auflage in bescheidenem Umfange, wah-
rend das Werk jetzt etwa 18000 S. Text umfaßt und mit einer
Fülle z.T. vortrefflicher Abbildungen im Text und zahlreichen
teils schwarzen, teils bunten Talein aus allen Gebieten des
Wissens ausgestattet ist. Etwa 500 .Sachverständige aus den
verschiedensten Gebieten haben den umfangreichen Stoff
zusammengetragen. Blättert man in den alten Jahrgängen
des Lexikons, so erhalt man einen interessanten Einblick
in die fortschreitende Entwicklung auf wissenschaftlichem,
künstlerischem und wirtschaftlichem Gebiete, da jeder
Band die Verhältnisse seiner Entstehungs/eii wicdcr-
spiegelt. Für unsere Leser wird ein solcher Kackblick
besonders auf technischem Gebiete von Nutzen und In-
teresse sein. Gerade auf diesem Gebiete kamen die Fort-
schrille des vergangenen Jahrhunderts ja ganz besonders
zum Ausdruck, Auch in der immer eingehenderen und
sorgfältigeren Behandlung der technischen Wissenschaften
und ihrer Errungenschaften, wie wir sie in den einander
folgenden Auflagen des Lexikons verfolgen können, spre-
chen sich die wachsende Bedeutung der Technik und das
zunehmende allgemeine Interesse für technische Kragen
deutlich aus.
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Kalender !0r Straiieo-und Winetbiii- and Kultur-
Ingenieure. Begründet von A. Reinhard. Neubearbei-
tet von R. Scheck, Reg - u. Brt. in Erfurt. 31. Jahrg. 1901.
Oeb. nebtt 3 gehefteten Beilagen. Wiesbaden. J. F. Berg-
mann. Pr. 4 M
K«lendcr (Ar Eisenbahn- Techniker. Begründet von
Edm. Heusinger von Waldegg. Ncubcarbcitct von A. W.
Meyer, Kgl. F.isenb-Rau- u. Betr-Insp in AHciislciu. 31.
Jahrg. 1904. Geb. mit 1 Beilage. Wiesbaden, J F. Beig-
manu. Pr. 4 M.
Uliland'a Kalender (Ar Maschinen-Ingenieure.
Bearbeitet von W. H. Unland, Ziviling. u. Patentanwalt
10 Leipzig. 3a Jahrg. 1904. j Teile. Arnold Bergstr»««er
(A. Kroner). Pr. 3 M
Deutscher Wappen-Kalender 190» 33 Seit«» Hoch-
qoart in 9-faibigcm litliogr. Druck Verlan * °" Gebr. Vogt,
PapicrmOhle bei Roda S -A Pr. 1.50 M,
Kalender (tlr H > 1 / u n g s - . I . A 1 1 u n g * - und B a d < t 1 1- h ■
nikrr Herau^f gehen von M. Klingrr, I ibering.- n>< ur.
9. Jahrg. 1901. lUllc a. S- l arl Marhold. Pr. 3,30 M
84
I*. Stfthlen'» Ingenieur-Kalender (flr Maschinen und
Hftttentei hmker. Herausgegeben von Ziviling. C Fran/en
in Köln und lug. K Mattier, Kgl. Obeilchrt-r In Köln
39. lahrg. 1904 -j (eile. Essen, G. D Baedeekrr. I'i. a£o,
3.50 und 4.50 M.
Mein künftiger Beruf. No. 3a : Der Architekt und Rcgicrungs-
Baurueisler- Lciptig 1903 C. Bange« Verlag. Pr. 50 I'I.
Block , J. , Apotheker, t'ebcr einige Reisen in Grie-
chenland, mit Berflckfiehtigung der geolog Verhältnisse
sowie der Baumaterialien, insbesondere der Marmorarten
Griechenland* im Vergleich mit denjenigen Deutschland« und
einiger anderer Lander. Bonn iqoj. ( arl Georgi , 1'nivri-
sitats-ßuehdr uckei ei.
Crugnola, G , Icgegnere Di/ionario leeiiico di ingegneria c di
aichitctluru nelle lingue italiano, Franeese, inglese e tedesca.
Parle I. Toiino 1903 Socidi» editrice Suec. A. F. Nefro e C.
Dobel, E., Reg.-Bnistr. und »ladt Bauin«p. Kanalisation.
Anlage und Bau Stadl. Abtngskantlc <in<l Hautrntwasserun-
gen. 4. ncubeaibeitete Aull mit 16 Tafeln ausfuhr!. Plane
und Detailicirhnungrn. Nebst einen Anhang: Abwasser-
Reinigung von F.mil Mairr, Rrg-Bmstr. Stuttgart 1903 W.
Kohlhammer. Pr. 4,80 M
Hey mann, Juh. Moderne Schriften. Vorlagen für die Be-
schreibung teehnisctier Zeichnungen für Techniker aller
Fächer, insonderheit (Or Architekten und Bauhatid werker.
Lcipiig 1903. Seemann ft Co. Pr. 7.50. M.
Hirsch, Fritz. Von den Universitats-Gebauden in
Heidelberg. Heidelberg 1903. Carl Winter'« Univer-
simts Buchhandlung. Pr. 3 M.
Hübner'» Geographisch-statistische Tabellen aller
I.Inder der Erde. Herausgegebrn von Prif. v. Jura«chek.
Frankfurt a. M. 1003. Heinr. Keller. Kart, 1,5,3 M , Wand-
tafel-Ausgabe 60 Pf.
Hatton , Thomas. Ski/tierende Aquarell-Malerei,
Anleitung für Anfaugcr. Deutsch von Otto Marpurg. Ravens-
burg 1003. Otto Maier. Pr. 1,50 M.
Limbach, Ernst, Oerichtsscluciber. Handbuch fflr den
Hypotheken-Gläubiger im Zwangsversteigerungs-
und Zwangsverwaltungs-Verlahren. Dresden 1903. Ed. Meyer,
Huclidruckerei Pr. 3,50 M.
Personal-Nachrichten.
Baden. Der Kult-lnsp, Sichert ist 1. Wasser u. StralJen-
Baninsp. in Ottenburg ernannt.
Bayern. Dem Reg- u. Kreisbrt. I'a« her in München ist
die IV. Kl. des Verdienstorden» vom hl. Michael, dem Reg- u Kr,-
Bauass. Inuma v. Stern egg in München und dem Kauamtm.
Kraus in Weiden ist der Tit. u. Rang eine» Kgl- Rrts. verliehen.
Der Dir .-Rat Wie klein unter Bcfoiderung tum Rcg.-Rat und
der Dir As«.. Riegel unL Beförderung tum Dir.- Rat sind in da«
Staatsmini«! (ur Verkehrsangelt-geulieitcn berufen.
PreuOen. Dem Geh. Ob.-Hrt. K r> 1 1 o w s k i in Eberswaldc
ist die Kgl. Krone tum Roten Adler « »rrlen II. Kl. mit dem Stern
und Eichenlaub, dem Geh. Reg Rat Dr. Riedlcr, Prot, ander
Techn. Hochschule in Berlin, der Rote Adler-Orden II Kl und
dem Reg-Bmslr. a. D. Körte in Berlin der Rote Adler-Orden
IV. Kl. verliehen,
Die Annahme uml Anlegung der ihnen verlieh, fremdlünd. Auf-
zeichnungen ist gestattet und »v.: Dem Wirkl Geh. Rat, Oh. Bau-
u. Minist Dir. Srhrnnlrr de« Komtiirkrcuics 1 Kl. des (irolihert.
lies*. Verdienstorden* Philipp des GronmOligen , dem f >b.-Brt.
Hermann in Münster i. W. de« Koroturkrcures de« Kais, und
Konigl östcricich.-uiigar. Fiant Josef Ordens.
Verliehen ist: Dem Geh. Ob. - Bit.. Dr. - Ing., Dr. Zimmer-
mann ini Minist, der .'•fienti. Aib. die Kgl. Krone tum Roten Adlcr-
Oiden II. Kl. mit Eichenlaub; dein Geh. Brt a D. L o c h 11 e r
in Berlin der Rote Adler- Ol den II. Kl- mit Eichenlaub; dem
Gcneral-Dir. Geh Brt. Rathenau in Berlin der Rote Adler-
Orden III. Kl. mit der Schleife; dem Arch Bodo Ebhar.lt in
Ciunewald, dem Reg -linutr. a. I). Denninghoft in Charloltcn-
burg. dem Ob-Ing Di.-lng Reichel in Stcglitt und dem Kabr.-
Dir. Lasche in Berlin der Rute Adler-Orden IV. Kl.; dem Ing-
Stix in Berlin, dem Ob -log. Kliriliml in Friedrichshagen und
drin Ing. Otto in l'ankou' der Kgl. Kioneti < liden IV, Kl.
Dem Reg.- u. Brt- Eger in Berlin, sowie den Brt» Sehweeh-
ten, Kayser und v. (irosthetni in Bei Iii) ist der Char. als
t*eti. Bit. verliehen.
I.ler Kl -Hauin^p Otte in Raxtenhurg ist nach Heyilckrug und
der Reg -Hm«li . H. S e h ü ( e 1 in Magilebuig nach Neusieitin versettt.
Dem Pro! Damert au der Tcehn. Hlk Ii», hule in Aachen
ist der Char. als Geh Reg. -Rat verliehen.
Der Schiff bauing. La as ist 1. ctattn. Prof. an der Techn. Hoch-
schule in Berlin ernannt und ist demselben die durch das Aus-
scheiden de» Prof P a g r I erled Prof, Inr prakt- Schiffbau verliehen.
Zur Beschäftigung (lberwie.en sind die Reg -Bmstr : M Beck-
mann der Kgl. Reg. in Anrieh und Härtung der Kgl. ELienb..
Dir, in Köln.
Der Reg -Bfhr. (Hüchbfch ) Mac I. e a n aus Karlsmarkt ist 1.
Reg -Itmstr ernannt.
Den Reg -Bnisliu. K 11 i p p i n g in Elberfeld. Johs Körner
in Warstein und Friedr. Schult! in Pankow ist die nachge«,
Einlas» aus dem Staatsdienst erleilt.
Der Reg - u Urt. Spirgati« in Kreu/burg. O -Sehl , der Geh.
Brt. Sohorh.nl ,n Ka«>cl und der Kgl Brt Schmidt in
Datitiü »in<l gestorben
Inhalt: Kl. Lti !>• -i'-r l ..• n.V ■ . • io An.lilhi a:,; \ ml f [...M.aillciv -
M.ilrdn-igi'ti ii-s Vi-.iMr.t-u. V.m ...1-, Mrv - l'ii-ishene:hungrn. - H.wWr-
»•l-iii -- IV; lal.Sa.hiichtra
Xr-Ut 'I'i I •«-iits.-lM 1, H^ii/rilin,.-, I. m U II. Bi-Im 1 . 1 r -tie K.-.bklioii
>. ...ikm.mU. ,U«-r. Il..lmann. Jti-ilm. Druck von Willi, uitif, Brrhn.
No. 14.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 15. BERLIN, DEN 20. FEBR. 1904
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Versicherungsanstalt Berlin bei:- Beelitz.
Architekten: Schmieden & Bocthkc in Berlin.
<r'orlJ«t£ung ) Hierzu rinr Poj>fwl - MJdtx-tl.it;«- nrnir tlir Abbildung auf Scltr 9p.
II. Die Einzelbauten.
Der Pavillon des Sanato-
riums für Männer.
er Pavillon des Sana-
( toriums fflr Männer
| (s. d Grundriß S. 64
und die Ansicht auf
derBeilagezuNo.nl
ist ein langgestrecktes, 146 ,n
langes, mit der Hauptfront nach
Süden gerichtetes Gebäudc.wcl-
ches aus Knl-, einem Ober- und
dem ausgebauten Dachgeschoß
besteht und in der Hauptsache
Schlaf- und Wohnräume für die
Pfleglinge enthalt. Im Erdge-
schoß stehen 83, im Oberge-
schoß 82 und im Dachgeschoß
21 Betten; die Gesamtzahl von
186 Betten kann leicht auf Ober
200 erhöht werden. Die Räume
liegen meist nach Sfldcn, einige
nach Westen und Osten; Kran-
kenräume mit reinem Nordlicht
sind vermieden. An der Nord-
seitc liegen die Nebenräume
und die Räume (Or die Kör-
perpflege. In der Mittelachse
schließt sich an den langge-
streckten Hauptbau eine Raum-
gruppe für die ärztliche Be-
handlung an; hier liegen der
Operations-Saal mit Neben-
räumen, Räume für Massage und elektrische Behand-
lung, einRöntgcnkabinet und ein Laboratorium, Räume,
die sich im Obergeschoß zumteil wiederholen. An
der Westseite befindet sich der große, auch geselli-
gen Zwecken dienende Speisesaal mit einer Gruppe
von Nebenräumen, die zumteil dem Gescllschaftsleben
der Pfleglinge dienen, zumteil rein wirtschaftlichen
Zwecken gewidmet sind. Auf die psychische Einwirkung
auf die Pfleglinge scheint bei der Anlage und der Aus-
stattung der gesamten Anstalt der Wert gelegt zu sein,
der diesem wichtigen Moment in der Krankenpflege zu-
kommt. So ist u.a. der
Nischen- Ausbau des
Speisesaales miteiner
Bühnen - Einrichtung
undeinemOrchestrion
versehen, um Unter-
haltungszwcckcn zu
dienen, welche ober
das gewohnliche Maß
hinausgehen. Nach
Süden gelegene Ter-
rassen und offene
Mallen ermöglichen
geschützten Aufent-
halt im Freien. Es
Pavillon des Sanatoriums für Frauen.
~ er Pavillon des Sanatoriums für Frauen ist
n der Gesamtanlage dem vorerwähnten
Gebäude verwandt, ohne indessen seine
Ausdehnung zu erreichen. Die Zahl seiner
Betten ist mit etwa 80 angenommen; auch
hier kann eine Erhöhung dieser Zahl leicht und ohne
Beeinträchtigung der Bequemlichkeit der Insassen statt-
finden. Die Krankenräume verteilen sich auf ein Erd-
und ein Obergeschoß. AlleNebenraumc und alle Räume
für die ärztliche Be-
handlung sind wie bei
dem Männcrpavillon
vorhanden, jedoch in
entsprechend gerin-
gerem Umfang. Die
hier wesentlich klei-
nere Gruppe des
Speisesaales und sei-
ner Nebenräume bil-
det den östlichenKopf-
bau des Gebäude*
und ist eingeschossig.
Mit dem eigentlichen
Speisesaal für den
KochkOchen Gebiodr.
Hr «infektions-, Obduktion*, ui d
Vcrbrcnnuimlnu*.
geht durch die Anlage ein ausgesprochener Zug großer
Weiträumigkeit; allenthalben ist das Bestreben be-
merkbar, ohne ängstliche Rücksicht auf die Mittel Ge-
bäude zu schaffen, welche ihrem Zwecke in vorbildlicher
Weise zu genügen imstande sind Die Kosten waren
nach dem Anschlag ohne die Einrichtung mit Möbeln,
ärztlichen Instruinenten usw. mit838oooM berechnet
täglichen Gebrauch, der mit einer Anrichteküche in un-
mittelbarer Verbindung steht, kann bei besonderen Ver-
anlassungen der Tageraum vereinigt werden Ein großer
Teil des Hauses i-t mit Holzzemeiitdächern gedeckt;
nur der Mittelteil trägt ein hohes Dach, welches teilweise
zu Wohnungen der Bediensteten ausgebaut ist. Die
Baukosten wurden hier mit 187000 M berechnet.
No. 15
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Oic Pavillons für Männer und für Frauen
der Lungenheilstätten
| egenüber den Pavillons für Manner und für
Krauen der Sanatorien für die beiden Ge-
s< Iderhter sind ilie entsprechenden Pavillons
der beiden Lungenheilstätten sowohl in der
Ge-atntanlage wie in der Disposition der
einzelnen Kämm, nur sehr wenig verändert Die Ab-
weichung erstreckt -sieh heim Mütnierpavillon der
Lungenheilstätte lediglich auf die in der I lauptachse
l'nterschied liegt also in den Bedürfnissen, welche die
Verschiedenartigkeit der klinischen Behandlung der
Pfleglinge erforderte. Hauptsachlich ist es die für die
ärztlichen Maßnahmen gegen die Tuberkulose inbe-
tracht kommende Kaltwasser-Behandlung, die ihre An-
Zcutral-
lt;iilriu*Ull.
forderungeti ;m die Raum-
gestaltungen stellte I )ie hier
auftretenden (• ordet ungen
w inden in Bei lit/ in sol-
chem l'm fange erffdlt, daß
die Ii ydrolhi-rapeiiti.se he Be-
handlung hier als eine nahe-
/u vollkommene bezeichne t
werden katm Damit nach
di rj Winternii/'-eheii Me-
thode dieKrank. ;i umnitu I-
l.ar nach dem Verlassen des
Bettes der Wa-si-rbdiaiu!-
lung unti i-c:i Winten
kö:n.i n, Warden ,:\v;,diU)
den Kranki. n-ä!en .j k-ciru-
Kultwa.s-cr - Behandlungs-
räume emei seliriht-d.
ahl iL s PaesKonv i>t
en:e .'ihnllelie \v[< In j di m
l'a'. " il Ii m (Les Män-
ner - S ana'oi :111ns.
Iii. gleii In :iVer-
h.lltlUssewic diese
i>' iili Ii l'a; illons
-'i lit der I 'a\ ii!< in
f'i: h;t:g. u'..i anke
: ;.i i n zu dein l'a-
v;lioi; <|i s ^anaio-
riuii> lar flauen
Zentral-Badeanstall.
angegliederte Raumgruppe, deren ' Hauptbestandteil
eine Badehalle mit vorgelagertem Ankleideraum und
angegliedertem Ruheraum sowie Räume für elektri-
sche liäder und elektrische Behandlung bildet (s. die tung, für die Kocherci und die Wäscherei der beiden
Grundrisse Seite 64 und die heutige Bildbeilage 1. Der Sanatorien erzeugt werden (s Bildbeilage in N«. 131
Lr enthalt rd. 70 Betten ; seine
Badeeinrichtungen einschl. der
zwischen die Schlafräume ein-
geschobenen Räume (ür Kalt-
wasserbehandlung sind nach
den gleichen Grundsätzen an-
gelegt, wie die infragc kom-
menden Einrichtungen für die
lungenkranken Männer, nur
in entsprechend kleinereml'm-
fang. Die Baukosten wurden
für den Männerpavillon mit
1 080900M., für den Krauenpa-
villon mit 509000 M berechnet.
Das Kessel- und Maschi-
nenbaus mit Wasserturm.
s gehört 7U den in-
teressantesten Ge-
bäuden der Anlage,
liegt im C)stcu der
Baugruppe, .sodall
die vorherrschenden West-
winde den Rauch nicht Ober
die anderen Gebäude treiben
können und nimmt die tiefste
Stelle des Geländes ein Bs
hat sich zu der heutigen mächtigen Anlage aus kleineren
Anfängen entwickelt Ursprünglich sollte in ihm nur
der Dampf für Kraftzwecke, für die elektrische Beleuch-
2X Februar 190,
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For die beiden Anstallen fOr Lungenkranke war ein
zweites Kesselhaus geplant. Für die Heizung sollte Nie-
derdruckdampf mit selbständigen Warmwasscrkcsscln
für die Häuser der Aerzte und die Pavillons für Lungen-
kranke verwendet werden. Während der Ausführung
jedoch entschloß man sich zur Anlage eines Fern-
heizwerkes, über welches wir noch ausführlicher be-
richten werden und dessen Dampf für Heiz- und andere
Zwecke den Gebäuden der ganzen Anstalt von einer
einzigen Dampfzentralc zugeführt werden sollte. Durch
diese Zentrale konnten der Kohlcntransport zu den
Kcsselanlagen der einzelnen Gebäude und die mit
diesen Einrichtungen verbundenen Unzuträglichkeiten
vermieden werden. Nun war das Kesselhaus für die
beiden Sanatorien aber bereits in der Ausführung ; es
sollte 5 Kessel enthalten Mit ihm wurdedaher ein zweites
Kesselhaus zur Aufnahme von 9 Kesseln mit je ioofl">
feuerberührtcr Fläche so zu einer organischen Gruppe
vereinigt, daß, wie derGrundriß in No. 13, S. 79 zeigt, die
beiden Kesselhäuser zwischen sich einen gemeinsamen
Hof lassen, nach welchem sich ihre Fronten öffnen.
Zwei gedeckte Gänge stellen die Verbindung zwischen
den Nebenräumen der beiden Kesselhäuser her und
zwei Kondenswassergruben dienen in der Art kommuni-
zierender Gefäße zur gemeinsamen Kesselspeisung in
der Art, daß die gesamte Kesselanlage von der einen
Grube gespeist werden kann, wenn die andere zum
Zwecke der Reinigung ausgeschaltet wird. Arbeitsräume
für Heizer und Maschinisten, Werkstätten für Schmiede,
Schlosser und Klempner, Materialienräume, Wasch-
und Laderäume usw. sind die Nebenräume des einen
Kesselhauses für das Personal, während mit dem an-
deren, dem südlichen Kesselhause, Räume für die Auf-
stellung der Dynamos und der Dampfmaschinen, für
die Apparate, für die Enteisenung des Wassers und
für die Fisbereitungsmaschincn verbunden sind. Eine
große Akkumulatorenbatterie steht im Kellergeschoß.
Der hohe Turm enthalt das Kaltwasserreservoir; durch
ihn und durch das ringförmige Wassergefäß geht der
Schornstein des südlichen Kesselhauses Wohnungen
für die Heizer und das Maschinenpersonal sind in den
Obergeschossen der gefällig gruppierten Antage unter-
gebracht. Die Baugruppe war in ihren baulichen An-
lagen mit 480 000 M. berechnet. — (Kornetxune foijt)
Eisenbahnbau und Eisenbahnpläne Rußlands in Asien.*)
4. Chinesische Ostbahn.
Mandschuria— Charbin (Sungari)—
Pogranitschnoje 1488,10 k,n
Zweigbahn bei Sungari .... 6.40 .
Jas chinesische Reich ist im Südwesten, Westen und
Norden von Gebirgen und Höhenzügen umgeben,
die mit den Namen Himalaja. Karakorüm, Kuen-Iun.
Thian-schan, Altai. Tannu-ola usw. bezeichnet und in der
südwestlichen Ecke des Cebirgsgürtels, an der Grenze
Russisch-Turkcstans, durch die i'amirc, das sogen. „Dach
der Welt", gleichsam zusammengehalten werden. An diese
gewaltige Lrderhebung, die jeden größeren Verkehr zur
weiten Umgebung zwingt, schließt sich im Westen und
Norden bis zum Chingan- Gebirge, der Grenzscheide der
Mandschurei, ein Steppen- und SandgOrtel, die Wüste
Gubi oder Schamo. Von den Erhebungen der Pamirc bis
zum sibirischen Küstengebiet bildet das gewaltige Gebirgs-
bollwerk die Grenze zwischen Rußland und dem Reich
der Milte. In der äußersten nordöstlichen Ecke dieses
Gebirgslrollwerkes. wo die Mandschurei an das eigentliche
chinesische Reich stößt tag für Rußland der natürliche
Zugang nach China; dort ist ohne besondere Gelände-
schwierigkeiten, ohne Ueberschreitung von Paßhöhen des
Hochgebirges und ohne Durchquerung von Wüstenstrecken
die asiatische Ucbcrtandbahn nach dem Reich der
Mitte geführt worden. Sie durchschneidet Sibirien in der
größten Breitenausdehnung, die Manschurei in ihrem mittle-
ren Teil, und berührt das chinesische Reich bei Inkou an
der Grenze der Provinz Sching-king. Von dort führt die
Nordchinesische Eisenbahn über Schanhaikwan,
Tongku und Tientsin nach Peking.
Auf der großen asiatischen l eherlandbahn ist gegen-
wartig die Ba 1 k a I • R i n g b a h n **) (l'mgchungslinic des llai-
kalsee) noch im Bau begriffen, auf allen übrigen Bahnstrecken
herrscht dagegen ein regelmäßiger Personen- und Güter-
verkehr. Die Eisenbahnen auf russisch-sibirischem Gebiet
und in der Mandschurei besitzen eine Gesamtlänge von
rd. 8550 km (einschl. der int Bau begriffenen Baikal King-
bahn); sie sind verschiedenen Betriebsverwaltungen unter-
stellt und in folgende Bahnabschnitte eingeteilt:
1. Sibirische Eisenbahn.
Tschcljabinsk Irkulsk . . 3251,50 km
Zweigbahn von Taiga nach Tomsk 87,50 „
Zweigbahn zum Hafen Tschcrc-
moschniki 7.50 . 3346,50 k*
a. Baikal-Ringbahn.
Baikal - Kultuk— Myssowaja 259,20 .
3 Transbaikalischc Eisenbahn
Irkutsk— Baikalsce 66,30 km
Myssowaja Karimskaja (Kaidalowo)
^Srjetelisk 1103,00 .
Karimskaja (Kaidalowo! - Mand-
sehuria ... 356.30 „ 1525.50 „
-1 Aiipi« t k 11PC d«r Krdiktinn. I>i.-w \rl.,,l it| im> U r>',[> im
Novrmt» i V. J /U£ri»ngcn. Sie u |i<l t< .»ilr |, ut voll In
naturkil, aurli <1h* I'Uiw rlnrr Au-wk'tmm.i; iln t.i*rrtl.ati-n-n auf Iju^rrt- Z' ;t
durth dif politi*cbrn Verhältnis*«- in drii Htnlr ri;Tuml *r «trappt \sr nlr.i <lltilt. r..
**! \ nti der Haikal-Kinftbahn lind etwa 70 km ili-i >'»i!n tim I nUnnLr
Tancboi— M vno» aja Vit 1003 heliirli'4al:ig, T^mluji, im neun Hafen,
plau der FnhTaampler am Oituler des Ilaik-al, i»t durch nur etwa p km
lanre Zweiglinie mit der Cmfehur.g^ani; Tetbunden, Grolle Bausrhwierie-
keitea waren aul der we»tluherj Sirrckr von Station Baikal der Linie
trkuuk-BaikaJ«« bia Kultuk auf ein« 65km tu flbenrüi<len. Dir.*
Streck« be«lttt 3» Tunnel von ni». 5*7 kjn Lan«* und 110 KuBttbtaten. Die
Haikal.Rm.hahr^ird vot.uwic htC-h' mit Bcffntt d. J. 1,
83
5. Südmandschurische Eisenbahn.
Charbin (Sungari)— Tjelin— Port
Arthur 985,70 kn>
Zweigbahn zu den Kohlengruben
bei Jantai 17,00 „
Tasrhizao-Inkou (Anschluß.™ die
Nordchinesische Eisenbahn) . at.jo „
Nangolin— Dalny 17;00_- 1041,00 „
6. Ussuri-Eisenbahn.
Wladiwostok - Nikolskojc -
Chnbamwsk 769,15 „
Nikolskojc — Grodekowo — l'ogra-
nitschnoje 113,00 ,
Insi
882,15 -
8548.85 kc
Die gegenwärtige Eisenbahnverbindung Europas mit
China durch Sibirien und die Mandschurei besitzt den
Uebclstand, daß sie erst auf großen Umwegen zum Reich
der Mitte führt. Es ist daher russiseherseits ein Plan auf-
gestellt worden, der eine Verbindung Pekings mit der
sibirischen .Stammbahn in der Richtung der alten Kara-
wanenstraüe über Kaigan, L"rga, Maimatschin— Kjachta und
Troitzkosawsk erstrebt. Diese Bahn wOrde zwar den
Durchgangsverkehr von Europa nach China schätzungs-
weise um 1500 kl" verkürzen, auch politisch für Kußland
von großer Bedeutung sein, in wirtschaftlicher und bau-
licher Beziehung und vom Standpunkte des Betriebes
aber viele Nachteile besitzen, weil dort menschenleere Ge-
biete und Wüstenstrecken durchschnitten werden müssen,
die den Bau außerordentlich erschweren, ein dauerndes
Hemmnis fnr den Aufschwung des Verkehres bilden und
die Betriebssicherheit becinirachtigen. Im Auftrage der
Gesellschaft der Chinesischen Ostbahn, die durch
ihre Begründer in nahen Beziehungen zur russischen und
chinesischen Regierung steht, sind Voieihebungen für eine
Eisenbahn in der Richtung der alten Karawancnstraßc
bereits ausgeführt worden, Diese Vorerhebungen deuten
darauf hin, daß man in Rußland der Eiseubahnfrage naher
getreten i>t und den unmittelbaren Anschluß Pekings an
die sibirische Stammbahn, ohne Rücksicht auf Bauseliwie-
rigkeiten und Küsten, aus politischen Gründen allein für
erstrebenswert erachtet.
Der Eisenbahiivorstoß nach dem Reich der Mitte ist
nicht allein im Osten, sondern auch bereits im Westen
.Asiens von Rußland in Angriff genommen worden. Dort
haben die Russen die M itte I asiat i »che Eisenbahn bis
unmittelbar an die chinesische Grenze vorgeschoben. Die
Mittelasiatische Eisenbahn, deren Anfangsstrecke im Jahre
iftHo zur Erleichterung des I i upltenailf indisches wahrend
des Feldzuges gegen die Tekke- Turkmenen unter General
Annenkow erbaut und damals Transkaspische Militärbahn
genannt wurde, erstreckt sich jetzt von Krassnowodsk
am Ufer des Kaspischcn Meeres über Aschabad, Mcrw
und Samarkand bis nach Taschkent; mit ihren Zweig-
linien besitzt sie eine Gesamtlänge von 3514,40 km. DiCse
Länge setzt sich aus folgenden Bahnabschnmen zusammen:
No. 15.
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Mittelasiatische Eisenbahn.
Krassnowodsk— Taschkent 1863,70 kn>,
Zweielinic von Merw nach Kü-clik zur Grenze
Afghanistans :h'»..so „
Zweiglinie von Kagan nach Buchara . . . 12,80 „
Zweiglinic von Tschernajewo nach Andischan 336,40 „
Zusammen 2514,40 •"».
und Balm, von dort auf dem Seewege des Kaspischen
Meeres nach Krassnowodsk. Im Kriegsfalle hatte Rußland
auf diesem Wege seine Truppen nur mit großem Zeit-
aufwandc aus Europa nach den Grenzen Afghanistans
und Persiens befördern können. Dieser Umstand gab in
erster Linie Veranlassung zum Bau der ürenburg-
Ta schkentcr Eisenbahn, die jetzt das Verbindungsglied
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Bis vor kurzem bestand zwischen der MittclasiatUrhcn
Eisenbahn und dem russisch-europäischen Schienennetz
keine unmittelbare Verbindung. Der Güteraustausch und
Personenverkehr zwischen Kußland und seinen mittel-
asiatischen Besitzungen vollzog sich auf der Eisenbahn
Qber Rostow am Don und Beslan nach den Hafen Pctrowsk
20. Februar 1904.
zwischen der MitlelaMuli>chcn Eisenbahn und dem russisch-
europäischen Schienennetz bildet Anfangspunkt dieser
Verbindungsbahn ist Orcnburg, die Endstation des Oren-
burger Zweiges der Samara — Slatousler Eisenbahn. Die
Bahn fuhrt Ober Ilctzk, Aktjubinsk, Kosalinsk, Karmaktschi,
Perowsk, Dschulek und Turkesian nach Taschkent;
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sie besitzt eine Gesamtlange von 1893,60 km und setzt sich
aus folgenden Teilstrecken zusammen:
Orenburg— Taschkentcr Eisenbahn
1. Nordstrecke.
Orenburg— Ka»alinsk .... 993.20 k*
Zweigbahn zurStalion Orenburg 4,30 „
Zweigbahn zum Salzwcik llclzk 4,30 „ 1001.80^"
a. Sodstrecke.
Zweigbahn z^sTr-Harja '. ^Jo „_ 891,80 .
zusammen 1893,60»-
Der Bau wurde gegen Ende des Jahres 1900 von
Orcnhurg und Taschkent aus fast gleichzeitig in Angriff
genommen. Auf der Nordslrecke ist der zeitweilige Ver-
kehr bereits, im lanuar, auf der Südstreckc im Herbst 19°3
eröffnet worden. Der regelmäßige Verkehr auf der gan«n
Linie wird voraussichtlich im Jahre 1904 stattfinden.
Nachdem die Mittelasiatische Eisenbahn durch die Oren-
burg- Taschkenter Linie einen Anschluß an das russisch-
europäische Schiencnnetz erhalten hat, ist der alte Plan,
der die Verbindung Taschkents mit einem Punkt der sibi-
rischen Eisenbahn erstrebt, wieder angeregt worden.
In der Richtung nach Semipalatinsk über Aulie-ata, Wernoje
Provinzen Chinas am Iloangho und der Mittelasiatischen
Eisenbahn, oder um die kürzeste Verbindung Europas
mit dem Reich der Mitte. Für diese Bahn, die man vor-
läufig .die YVestchinesische" bezeichnet hat, und die
von AlldiSChail, dem Endpunkt der Mittelasiatischen
Nebenbahn ahzweigen soll, sind folgende Teilstrecken
vorgeschlagen :
Andischan Osch— Kaschgar, schätzungsweise 380
Kusch gar Aksii . .440 „
Aksu Karaschar 435 „
Karaschar — Turfan 360 „
Turfan Chamil iHamit 250 „
Chamil — Ngan-si-fan-tscheu 370 „
Ngan-si-fan-tscheu Su-tscheu -Lan-Lscheu . . 615 ,
Zusammen 2640!''».
Die Verwirklichung dieses Unternehmens ist aber mit
sehr großen Bauschwierigkeiten und Kosten verbunden,
insbesondere im Westen auf der Strecke zwischen dem
Thian-schan und dem I.obnor, wo das Hochgebirge über-
wunden und die Saiidwustc durchquert werden muß.
Frhr. v. Kichlhofen hat eine Linie vorgeschlagen, die
von Hsingau i-Singau), der Hauptstadt der Provinz Schensi,
ausgeht und sich auch Ober Lan-1scheu am Hoangho, Su-
tscheu und Ngan-si-fan-keheu bis nach Chamil (Ilaniil er-
- - - - TDrcrwhla(cnr und {cpUntc ]
und Elaenbahnplane Rußlands in Asien. Lebet »ichlspUn.
und Sergiopol haben bereits Vorerhebungen stattgefunden.
Für den Anschluß an die sibirische Stammbahn ist die
Fortführung der Linie über Barnaul nach der Eisenbahn-
Station Obj oder Kriwotschekowo vorgeschlagen. Durch
die geplante Bahn wird in erster Linie ein bequemer Zu-
fuhrweg für sibirisches Getreide nach Rußlands mittel-
asiatischen Besitzungen erstrebt. Indem der Bevölkerung
Kussisch-Turkestans die Möglichkeit geboten wird, sich
mit billigem Getreide aus Sib irien zu versorgen, könnte
sie den Anbau der Baumwolle in größerem Umfange als
bisher betreiben und Rußland in seinem Bestreben, in der
Baumwollversorgung sich mögliehst vom Auslände unab-
hängig zu machen, wirksam unterstützen. Im Anschluß
an die sibirische Linie würde diese Eisenbahn mit der
Mittelasiatischen die Besitzungen Rußlands in Turkestan
und den größten Teil Wcstsibiriens vom Ufer des Kasni-
schen Meeres in einem großen Bogen umschließen, alle
wichtigeren Städte und Ortschaften, die am Fuße der
Hochgebirge liegen, mit einander verbinden und sie aus
ihrer oisherigen Abgeschiedenheit befreien,
Bemerkenswert ist auch ein Eisenbahnplan, der kürz-
lich in der russischen Presse erörtert wurde und der sich
teilweise mit einem Plan deckt, den bereits vor vielen
Jahren Frhr. v. Richthofen für eine transasiatische
Eisenbahn aufgestellt hat. Es handelt sich hier um
eine Verbindungslinie zwischen den volkreichen mittleren
streckt, von dort aber nach dem Tal des Ilij (Wernoic)
oder lrlisch (Semipalatinsk) abzweigt. Hinsichtlich der
Gcländcschwicrigkciten unterscheiden sich beide Richtungs-
linien nur wenig von einander. «J
Von der seit Jahren geplanten Chinesischen Nord-
Südlinie, die einmal Peking mit Hankou am Jangtsekiang
verbinden wird, ist erst die etwa 127 *m lange Anfangs-
slrccke bis nach Pao-ting-f u fertiggestellt Diese Bahn soll
angeblich mit Geldmitteln erbaut worden sein, die von
der russisch-chinesischen Bank der chine-isehen Regierung
vorgeschossen wurden. Die russisch - chinesische Bank
steht aber in engen Beziehungen zur Gesellschaft der
Chinesischen Ostbahn; letztere ist nichts anderes als ein
Unternehmen Rußlands, das für Zwecke des Eisenbahn-
baues und für wirtschaftliche Unternehmungen in Ost-
asien ins Lehen gerufen wurde. Dieser < ie~c||schaft soll
die chinesische Regierung bereits im Jahre 1898 das Bau-
recht für eine Zweigbahn erteilt haben, die von einem
Punkt der geplanten Nord-Südlinie in westlicher Richtung
nach Thai-jüan, der Hauptstadt der Provinz Schansi,
abzweigen wird. Nach den Mitteilungen der „Times" ist
die russisch - chinesische Bank auch im Besitz des Bau-
rechtes für die Verbindungsbahn Thai-jüan Hsingau.
Ob alle geplanten Eisenbahnen tatsächlich einmal aus-
geführt werden, ist zwar eine offene Frage; die Pläne
zeigen aber, wie Rußland bestrebt ist, seine Macht und
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seinen Einfluti in Asien immer weiter auszudehnen und
durch das Gegeneinanderwacbsen der Schienenwege von
Osten und Westen jene große iransasiatische Eisenbahn
durch das Reich der Mitte herzustellen, von der Frhr. v.
Richthofen einst gesagt hat, daü sie u n t e r a 1 1 c n Sc h i en c n -
wegen der Welt, die Erdteile von Meer zu Meer
durchziehen oder zu durchziehen bestimmt sind,
die bedeutendste und wichtigste sein wird.
Rußlands Einflußgcbiet in Oslasien erstreckt sich bis
unmittelbar an die Grenze Koreas. Korea besitzt seit dem
Jahre 1900 eine etwa 42 km lange Eisenbahn, die die Haupt-
stadt de? Landes, Söul, mit dem an der Westküste befind-
lichen Hafen t'hemuluo verbindet. Seit Jahren sind die
Japaner bestrebt, durch Eisenbahnbauten wirtschaftlichen
Einfluß in Korea zu gewinnen und dadurch den russischen
Einfluß dort abzuschwächen. Nach dieser Richtung sind
ihre Bemühungen nicht erfolglos geblieben. Im Jahre
1001 erteilte die koreanische Regierung einer japanischen
Aktiengesellschaft die Baubewilligung für eine Eisenbahn,
die Söul mit dem an der Südostkflste befindlichen Hafen
Fusan verbinden wird. Nach den Mitteilungen der »Korea
Review" ist der japanischen Gesellschaft im Mai 1902 auch
das Baurecht für die Verlängerung der Eisenbahn Ober Söul
hinaus nach Norden bis Wiju an der mandschurischen
Grenze erteilt worden. Mit dem Bau beider Linien hat die
Gesellschaft inzwischen begonnen. Das fehlende Verbin-
dungsglied zwischen der koreanischen Grenze beiWiju und
der sudmandschurischen Linie bciTaschizao beabsichtigt
die Gesellschaft der Chinesischen Üstbahn herzustellen.
Wahrend des wirtschaftlichen Wettbewerbes zwischen
Kußland und Japan auf dem Boden Koreas haben sich
die Gegensätze beider Mächte in Ostasien bis zum Kriege
verschärft. Ob Rußlands Einfluß dauernd in Oslasien vor-
herrschen und sich auch auf Korea erstrecken wird, ist
eine Frage, deren Lösung erst durch den Krieg herbei-
geführt werden wird. - - s.
Wettbewerb für den Entwurf zu einem Waisenhause für Dessau.
in Wettbewerb ist vor einigen Tagen zur Erledigung
gelangt, der insofern bemerkenswert Ist, als er trotz
der verhältnismäßig geringfügigen architektonischen
Bedeutung der Aufgabe zu einer Beschickung mit 105 Ent-
würfen herausgefordert hat! Es darf dieses Ergebnis der
Ausschreibung als ein nicht gerade erfreuliches Zeichen der
Zeit angesehen werden. Abgesehen davon, daß nach Ab-
zug der preisgekrönten Entwürfe eine so große Zahl von
Arbeilen naturgemäß hat zurückgewiesen werden müssen,
erscheint eine so starke Beteiligung Her deutschen Archi-
tekten immerhin auffallend, da es sich doch nur um den
einfachen Bau eines Waisenhauses für 6b Kinder handelte,
bei welchem wahrlich nicht viel architektonische Lorbeeren
zu holen waren ! Oder sollte gerade diese verhältnis-
mäßig einfache Aufgabe, verbunden mit den bescheidenen
Anforderungen des Preisausschreibens — Grundrisse, An-
sichten und Schnitte nur im Maßstab 1 : 300. summarische
Berechnung der Baukosten nur nach dem Kubikinhalt des
umbauten Raumes — die Veranlassung zu einer so außer-
ordentlich großen Anlockung gewesen sein, zumal seitens
des Magistrates von Dessau drei Preise von 1000 M. bezw.
600 und 400 M., zusammen aooo M., zur Verfügung gestellt
waren und ein Ankauf 4 weiterer Entwürfe für je 250 M.
auf Antrag des Preisgerichtes in Aussicht stand? Die drei
Preise sollten außerdem den drei relativ besten Arbei-
ten zufallen, mußten also unter allen Umständen ver-
teilt werden.
Die Tatsache steht jedenfalls fest, daü das Preisgericht
seine liebe Mühe gehabt hat. sich durch die 195 Entwürfe
pflicht- und bedingungsgemäß durchzuarbeiten, und es darf
auch festgestellt werden, daß die Preisrichter schließlich
froh gewesen sind, daß sie die nach den Bedingungen
herauszulösenden drei relativ besten Arbeiten überhaupt
für die Prämiierung vorschlagen konnten. Denn auch diese
durch Preise ausgezeichneten Entwürfe werden nach dem
Protokoll noch keineswegs als vollkommen einwandfrei be-
zeichnet, wennschon der mit dem I.Preise bedachte Entwurf
mit geringfügiger Abänderung zu einem ausführungsreifen
wird umgearbeitet werden kennen. Also doch wenigstens
von 195 Bearbeitungen eineeinzige, die denzu stellenden
Anforderungen knapp zu genügen imstande gewesen ist.
Dagegen eine überaus reichliche Zahl von stümperhaften
Grundrissen, die auf den ersten Blick die Hand des noch
nicht durchgereiften Baukünstlers, ja des Bauschülers
erkennen lassen, so daß man sich naturgemäß die Frage vor-
legen mußte, ob nicht etwa die Schüler irgend einer oder
mehrerer strebsamen Buugewerksehulen sich an diese dank-
bare l'cbungsaufgabcgemacht haben, um,wenndasGlückgut
ist, noch nebenher einen Preis oder einen Ankauf herauszu-
schlagen? Von einer ganzen Anzahl von Entwürfen läßt sich
diese Vaterschaft der Baugcwerkschule oder dergl. beinahe
mitGewißheit nachweisen. Die dürftige Grundrißarbeit wird
weit gemacht durch einen Aufwand von Giebelaufbautcn,
Türmen, Erkern, Loggien, ungeheuerlichen Dächern und
dergl. m., die aus dem Gebäude alles andere machen, als
das bescheidene Waisenhaus, um das es sich hier nur
handelte! Auch die vielfach genau übereinstimmende, mei-
stens manierierte Behandlung der Fassadenzeichnungen und
der mit dem unvermeidlichen Sturniwolkcn-Aufwand dar-
gestellten Schaubilder -die übrigens nach den Bedingungen
des Wettbewerbes gar nicht verlangt waren — führt auf
dieselbe Vermutung. Sind unsere in wohlwollender Absicht
ausgeschriebenen Preisbewerbungen dazu da, daß sich der
strebsame Bauschüler der AnregungundL'ebunghalberdaran
versucht? Erscheint es richtig, die Geduld der Preisrichter
mit solchen Anfängcrleistungen und schülerhaften Erzeug-
nissen in Anspruch zu nehmen, die unmöglich als ernst
aufgefaßt werden können'' Darf man aber in den hier be-
rührten Fällen Schülerarbeiten nicht voraussetzen, dann
würde man ein bedauerlich tiefes Niveau der architekto-
nischen Leistungsfähigkeit der am Wettbewerb beteiligten
„Baukünstler" anzunehmen haben!
Daß sich nicht Architekten gerade ersten Ranges oder
Firmen hervorragenden Rufes bei einem Wettbewerb für
ein Waisenhaus, dessen Baukosten allenfalls auf 100000 M.
sich beschränken, beteiligten, versteht sich ganz von selbst!
Und nun gelangen wir zu der nahe liegenden Erwägung:
ob man nicht im vorliegenden Falle besser getan
hätte, auf die Ausschreibung eines Wettbewerbes
ganz zu verzichten oder sich vielleicht an die am
Orte ansässigen Architekten zu wenden? Uns er-
scheint die Heranziehung der ganzen deutschen Archi-
tektenschaft zu einem Wettbewerb für einen so einfachen
Waisenhausbau ohne irgend welche architektonische Be-
sonderheit oder auch nur Schwierigkeit keinesfalls er-
forderlich und auch nicht wünschenswert, wenn
nicht das Vertrauen auf solche Preisaussehreiben mehr
und mehr sich verlieren soll.*)
Es darf nach diesem nicht erfreulichen Ergebnis nicht
verwundern, wenn sich das Preisgericht nicht veranlaßt
gesehen hat, dem Magistrat von Dessau noch den Ankauf
von 4 weiteren Entworfen vorzuschlagen
Vermischtes.
Ueber die Berechtigung zur Führung de» Titels eines
Baujjcwerkamelsters werden so häufig Kragen an uns ge-
stellt, daß wir diese durch unseren Hrn. juristischen Nlit-
arbeiter ein für allemal wie nachstehend beantworten.
So lange nicht neue Kntseheiduneen vorliegen, werden
wir in Zukunft bei dieser Krage nur noch auf diese Ver-
öffentlichung hinweisen :
„Nach der Gewerbeordnung «j 133 in der Fassung des
Gesetzes vom 26. Juli 1897 ist ziir Führuni; des Meistertitels
in Verbindung mit der Bezeichnung eines Handwerks nur
derjenige berechtigt, welcher zur Ausbildung von Lehr-
lingen befugt ist und die Mcisterprüfune bestanden hat
Letztere muß vor einer von der oberen Landr-bchörde
auf Vorschlag der Handwerkskammer bestellten Prufum-.-
kommissiou abgelrct werden, sodaß aNo das Abgangszeugnis
einer Haiigewerksehule nicht genügt. Auch darf in der
Kegel nur der zur Prüfung zugelassen werden, der wenig-
stens drei Jahre als Geselle gearbeitet hat Demjenigen,
20 Februar i<io|
welcher widerrechtlich den Meistertitel führt, soll nach dem
Erlaß vom 29. Okt. 1902 gleichgeachtet werden, welcher die
Bezeichnung als Meister duldet, also z. B. zuläßt, daß er in
Adreßbüchern als Meister aufgeführt wird. Mithin kann
keinem begründeten Zweifel unierliegen, daß Niemand
sich z B. Maurer- oder Zimmcrmeister selbst nennen oder
in öffentlichen Ankündigungen so bezeichnen lassen darf,
dem die beiden Erfordernisse (Befugnis zum Halten von
Lehrlingen und bestandene Prüfung) oder eines von bei-
den abgeht,
In der Rechtsprechung und der Wissenschaft besteht
auch darüber kein Streit mehr, d.iß die vorgeschriebene
Prüfung durch keinen Befähigungsnachweis ersetzt wei-
den darf, welcher auf andere Weise (z B durch die Prüfung
bei einer Lehranstalt) erworben ist, selbst wenn solche
strenuer gehandhabt und deshalb schwieriger zu bestehen
■> A it mti kun; rt •- 1 krd«k(ion I>rr c r »ti n de n Mii-tiTantuiif
<V: Wi'ithcivrrlir tili du- alilicjirn L>uril-r|.iri<li-A<ifi:»l'Cii «Ict»
it»« Wftft »r-r.ti-l Unit firm-fl Uns, <U0 itif.r ltr«tri hi|n|;m 1IM+ von »iwtriri
sriir umci»tiV*t wrrdm
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sein sollte. Denn § 133 Gcw.-Ord. ist zwingender Nalur
und stellt es keineswegs in die Wahl Jemandes, auf wel-
chem Wege er seine Befähigung nachweben will. Eis kann
dahingestellt bleiben, ob es nicht vielleicht ratsam gewesen
wflrc, ein solches Wahlrecht zu begründen ; ausschlaggebend
ist aber, daß dies dem Gesetzgeber nicht beliebt nat und
daß durch die Auslegung in das Gesetz nichts hineininter-
pretiert werden darf, was seinem Wortlaute widerspricht.
Nun hat der Erlaß des preuß, Handelsmusters vom
38. Nov. 190a die Ansicht vertreten, daß die Führung des
Titels „BaugewcrksmeLster0 zulassig und zu seiner Annahme
die Ablegung der erforderlichen Meisterprüfung entbehr-
lich sei, weil „Baugewerk" keine „Handwerke-Bezeichnung
sei. Diese Ansicht wird tedoch von den Baugewerks-
Innungen und den Handwerkskammern bekämpft. Als Mittel
bedient man sich dabei Gew -Ord § 148 No. 9c, welcher
die unbefugte Führung de* Meistertitels für strafbar erklärt
Es haben demzufolge schon verschiedene Strafgerichte
sich mit der Frage zu befassen gehabt, ob der Titel „Bau-
gewerksmeister" zu den durch $ 148 No. 9c geschützten
gehört, was überwiegend bejaht worden ist. Für Mecklen-
burg ist dies unstreitig geworden, seit das Oberlandcsge-
richt zu Rostock sich zu dieser Ansicht bekannt hat. Für
die anderen deutschen Staaten fehlt es noch an einem
Ausspruche der höchsten I.andcsgerichte und damit an
einheitlicher Rechtsprechung, Wohl aber herrscht darüber
in den bisher veröffentlichten Erkenntnissen preußischer
Strafgerichte kein Zweifel, daß der Erlaß vom aß. Nov. 1902
den Richter nicht bindet, sondern daß dieser berechtigt
sei, sich darüber hinwegzusetzen.
Bei diesem Stande der Verhältnisse ist es also strafbar,
den Meistertitel oder selbst nur die Bezeichnung „Baugc-
werksmeister" anzunehmen, solange man keine Prüfung in
dem beregten Gewerbefache vor der berufenen Prüfungs-
KommLssion bestanden hat. Das Abgangszeugnis einer
Baugewerkschule schützt vor der Strafverhängung solange
nicht, bis es der Landcs-Zciuralbehorde gefallen wird, den
Baugewerkschulen die Abhaltung von Meisterprüfungen und
die Ausstellung von Prüfungs-Zeugnissen zu gestatten." —
K. H-c.
Ehrendoktoren. Hr. Geheimer Baurat Josef St Ob ben in
Köln Lst von der Technischen Hochschule in Karls-
ruhe zum „Doktor-Ingenieur Ehrenhalber" ernannt worden.
Auf einstimmigen Antrag Her Abteilung für Chemie
und durch Beschluß von Rektor und Großem Senat der
Technischen Hochschule zu Dartnstadt wurde Hrn.
I lof rt. I >r Heinrich C a ro in Mannheim „wegen seiner großen
Verdienste um die chemische Wissenschaft und Industrie,
insbesondere die Industrie der Teerfarbstoffe, deren Ent-
wicklung er durch glückliche Verwertung streng wissen-
schaftlicher Methoden in hervorragendstem Maße gefördert
hat" die Würde eines „Doktor- Ingenieurs Ehrenhalber"
verliehen. —
Auazeichnungen. Der Firma Cementwarcnfabrik
Dyckerhoff & Widmann, Unternehmung für Beton-
bauten in Biebrich a. Rh., mit Zweiggeschäften in Karls-
ruhe, Nürnberg. Dresden und Cossebaude, wurde auf
Allerhöchsten Erlaß durch den preußischen Minister für
Handel und Gewerbe die preußische „Goldene Staats-
medaille'' verliehen. Es hat damit einer unserer be-
deutendsten und umfangreichsten technischen Betriebe
eine staatliche Anerkennung erhalten, die in ihrer hohen
Wertbemessung den hohen und allenthalben anerkannten
Leistungen der Firma entspricht. —
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Realschule in
Schömberg wird unter württembeigi-chen Architekten
unter Verheißung dreier Preise von 1500, 1000 und 500 M.
erlassen. Preisrichter sind die Hm Prof. Theod. Fischer,
Prof H Jassoy und Stadtbrt. Mayer in Stuttgart.
Kaiser - Wilhelm -Denkmal In Bielefeld. Unter Hinzu-
ziehung der Prof. Manzcl und Breuer in Berlin als Sach-
verständige hat der Ausschuß des Bielefelder K.iiscr-
Wilhelm-Denkmals die Ausführung de- ^einer/eil mit
dem I. Preise ausgezeichneten Reiterstandbildes des Reg.-
Bmstr. Freih. von Tettau in Berlin, sowie die t't-bertragung
der Ausführung an ihn zusammen mit dem Gewinner de-»
II. Preises, Bildh. Albreeht in Steglitz, beschlossen.—
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Be-
bauung eines Geländes an der Frobenstrafle In Berlin. Der
I. Preis wurde nicht verteilt, dngfgcn zwei II. und zwei
III. Preise Kinen II. Preis errangen die Hrn. Müller »V
Schafus in Berlin und Conr. Ileidcnreich in Charlotten-
burg. Einen III. Preis die Hrn. Ilcinr. Schneider in
Schoneberg und Engelhardt & Mostcrt in Berlin. Vom
Ankauf eines Entwurfes wurde Abstand genommen —
Ein engerer Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für ein neuea Rathaus in Kiel ist unter den Gewinnern des
II. Preises des allgemeinen Wettbewerbes, unter den Hrn.
Prof. Herrn. Billing in Karlsruhe, Börnstein «St Kopp
in Friedenau und A. Thyriot in Groß-Lichtcrfcldc er-
lassen worden. Dem Sieger ist die Ausführung in
Aussicht gestellt. —
Die Entwürfe zur Bebauung der neuen Stadtteile von
Karlsruhe 1. B. sollen auf dem Wege des Wettbewerbes
unter Karlsruher Architekten und Ingenieuren zu gewinnen
versucht werden. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Zum 1. Apiil werden versetzt . Der Geb.
Mit. Dublanski in Stettin zur Int des XVII. Armee-Korps; nie
Int u Bitc. Kritisier in Danzig zur Int. de» II. Armee Korps
und Böhmer in Daniig lur Int. de» VIII Armee-K.; die Garn.-
Bauinsp., Brie. Kahl in Straßburg nach Kassel 1, Neu man 11 in
Kolberg nach Strasburg II, t.attke in Danzig nach Königsberg II,
R o h I f i n g in Paderborn zur Int des XVII. Armee-K. unt Uebcmag.
der Geschäfte eine» Int- u Bris , Knotlic-Baehnischin Ei lurt
nat Ii Breslau II, Soenderop in Kussel nach Danzig 1 und
Rihmlow in Gunibinnen nach Magdeburg III - der Garn.-Bauinsp.
Fromm in Königsberg nach Graudcnz; die Garn -Baninsp., Brie.
S c h o I < e in Graudenz nach Paderborn 0. II tt 1 1 b a u e r in Breslau
nach Erfurt II; die Garn -Bauinsp GoOner in Lyck nach Kolberg,
Wiesebaum in Magdeburg narb Gumbinnen und K u h s c in
Kolmar nach I.yrk
Der Reg -Bnislr O. Laubachat in Wilhelmshaven ist gestorben.
Bayern. Der Dir.-Ass. Hartmann in Regensburg ist z,
Ob-Masch -Insp. bei der Betr. -Werkst. Augsburg, der Dir. Ass.
Borst i. Ob.-Maaeh.-Insp. bei der Gen. -Dir. und der Dir.-Ass.
de Cilli» in Buchloe z. Ob -Bauinsp beiordert. —
Die Slaatsbauprakt. Nather in Kempten und Eisen in
Nürnberg, die mascb.-techn Prakt Zell in Nürnberg, Gießen
und I. F i s r h c r in Manchen und Ebrensbergcr Lu Warzburg
sind zu Eisenh-Ass, ernannt
Der Ob.-Hauinsp. Schwenck ist z. Dir.- Rat bei der Eiscnb.-
Betr.-Dir. in München und der Ob -Bauinsp KOssler bei der Gen -
Dir. zum Staatsbahiiinz . in München berufen.
Preuflen. Dem Krcisbauinsp. Hrt 1' (ei der in Liegnitz und
dem Ob. - lng. Wsldorp z. Zt in Kadikeuy bei Konstantinopel
ist der Rote Adler-Oidcn IV. Kl. verliehen.
Der Reg - u Brt Bergmann in Hannover ist von der Teil-
nahme an den bei der Kgl Teehn Hocl schule in der Abt. fflr
Arch. stattfindenden Diplomprüfungen als stand Kommissar des
Min. der nffentl. Alb. cnlbutidcu und als Nach! der Keg- u Brt.
Stever in Hannover bestellt.
D-r Reg - u. Brt. S e i d e I ist von Posen narh Potsdam und der
Reg -Bmslr Stanislaus in Bunzlau zur Eisenb -Dir. in Mainz versetzt.
Die Reg - Bfhr. Karl Richter au» Korbaeh, Jobs. Stove
aus Bcrln, lob Schafer aus Bracht und Erich Rüge aus
Berlin (Eisenbfeh >, — Werner Hellwig aus Bar le Duc, Wilh.
Gant her aas Lisdorf und Friedr. Pflug aus Ballcrabacherhof
(Masch -Bfch.) sind zu Reg -Bornim ernannt.
Der Reg - Bmstr. Fr. Seit er aus Altena i. W. i*t aus dem
Staatsdienste ausgeschieden.
Der Reg . Bmstr. Ernst Schmidt in Lome ist gestorben. -
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. H. H. In Lübeck. Die gelegentlich eines Mei-
nungsaustausches zwischen einem Bauherrn und dem mit der Aus-
arbeitung des Entwuifcs bclrauten Architekten gefallene Aeußcrung,
„die Bauleitung sollen Sie ja deshalb doch haben*, reicht nicht aus,
einen Anspruch auf Ucbertragung der Bauleitung zu bevrQnden und
namentlich keinen Mi-hadrnci salz-An-pruch, falb schlicUlich die Bau-
leitung anderweit vergeben worden ist. Denn man hat es in jener
Redewendung mit keiner Zusage der Bauleitung und keinem Auf-
trage zu tun, sundern sie hat nur die Eigenschaft und sollte jeden-
falls nur den Zweck haben, dem Architekten Hoffnung auf L'eber-
tragung dci Bauleitung zu eröffnen Zu einem Werkvcrtmge gcliort
jedoch die lYbcrnaliroe der Verpflichtung zur Zahlung einer Ver-
gütung auf seilen des Bauherrn und die Ucbci nähme der Ausfnh-
ru»g«pflichl auf seilen de« Architekten Mithin haben Sie keine
Aussicht, mit einer SchadencisaUklsge g'gcn den Bauherrn durch-
zudringen, wenn Sie in luWachhcher Hinsicht nicht mehr beweisen
können, als die angegebene Redensart. — K. H-e.
Hrn. R. In Sooden. Das beste Mittel, um Holzkonstruktion
von Brucken, namentlich die Zapfenlöcher unv. gegen Fäulnis zu
schätzen ist Anstrich mit Teer beiw. Kai bülineuui Bei einzu-
rammenden I'icfpfahNn gewahrt ein solcher Anstrich ebenfalls
«inen gewissen Schutz Das wirksamere Imprägnieren mit Kreosot
usw. ist unseres Wissens nicht üblich. Unter Grundwasser bedarf
das Holz keines Schutzes. —
Hrn. Arch. Z. In Berlin. Als Sperialfirma für die Hebung
ganzei Gebäude haben wir wiederholt K Rückgauer in Stuttgart
genannt. Andere Firmen sind trolz Anfrage an unseren Leserkreis
bisher nicht genannt wotden. — •
Inhalt: Ilie AiWil<-iliei'.>.cj:irii der Landrs-VcrMi-heiuiigsanstalt IterUn
bei Hcclitz iFortnetnnljlV •- F".« n!.;.V,i-n Unit Fir-cnli ahn|'lVic KuttUlttis in
Asien. — W.ul.e*rit, Ulf <1«'n FnTwurl !u rinrtn W;.i-r:irw,l-«- lOr Dessau.
- VrrmiK-litrs. l'rri*1>e»rrrbur.i,.rri. - I'ersonal-Narhrichten. ■ Hnet- und
fVagettasttfi. ^
Hierzu eine Doppel -Bildbeilage: Die Arbcitcrhcilstättcn
der Landcs-Wrsicherungs- Anstalt Berlin bei Beelitz.
Verlar, der Deutschen Rauzeitung G. m. b. H, Berlin. FOr dir Redaknoa
' Albart HotmsoQ. Btrlia. Druck tob Wilh. Grave. Bertas.
So.
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B DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 16. BERLIN, DEN 24. FEBR. 1904
Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses
im Anschluß an das Rathaus in Bremen.
n diesen l agen ist in Bremen ein Wettbewerb
zur Entscheidung gelangt, welcher, obwohl
an sieh eine rein bremische Angelegenheit,
durch die Verbindung mit dem Rathause in
Bremen und mit dem inneren Kerne der
Stadt zu einer Angelegenheit der gesamten deutsehen
Kunstwelt geworden ist und welcher daher auch mit
Recht auf sämtliche deutsche Architekten, die Reichs-
angehörige sind, erstreckt war. Es besteht die Absicht,
das neben dem Rathause gelegene Stadthaus, ein reiz-
loses Gebäude ohne künstlerischen Anspruch aus sieh
selbst oder aus seiner Umgebung, in welchem sieh
zurzeit der Senat-ssitz.ungssaal, die Regierungskanzlei,
das Staatsarchiv, die Polizeidirektion und einige kleinere
Vcrwaltungszweige befinden, abzubrechen und an seiner
Stelle einen Neubau auszuführen, dessen Räume nur
zu Regierungs- und Repräsentationszwecken dienen
sollen und von welchem erwartet wird, dal! er, wel-
chen Stil er immer auch zeige, sich mit dem Rathause
zu einem harmonischen Gesamtbilde vereinige und
die ehrwürdige Erscheinung dieser unvergleichlichen
Perle der deutschen Renaissance nicht beeinträchtige.
Durch diese Bedingungen war der Wettbewerb zu
einer künstlerischen Angelegenheit geworden, die mit
besonderem Takte behandelt sein wollte Das alte
Wie behauptet sich das alte Rathaus, wenn das
schmucklose Stadthaus gefallen ist und welche Formen
muß das neue Stadthaus haben, damit es mit dem
alten Rathause zu dem geforderten harmonischen Ge-
samtbilde sich vereinigt, „ohne die ehrwürdige
Erscheinung desselben zu beeinträchtigen"?
Das war die schwerwiegende Frage, die der Wett-
bewerb zur Entscheidung stellte und wegen welcher
er vermutlich Oberhaupt für den weitesten Kreis der
deutschen Architekten ausgeschrieben wurde. Denn
die Grundrißanlagc an sich würde kaum zur Not-
wendigkeit gemacht haben, den Wettbewerb über den
Kreis der Architekten Bremens auszudehnen: allen-
falls hätte die Eingliederung des neuen Stadthauses
in die Umgebung die Anrufung eines gröberen Künst-
lerkreises fordern können; denn die Schaffung eines
freien Durchblickes von der Mitte des Domshofes
nach dem Kaiser-Denkmal und dem voraussichtlich
in kurzer Zeit durch einen Neubau ersetzten Eck-
. ^3 hause des Marktes und des Kaiser Wilhelm -Platzes,
' Cir , w'ürdigc Gestaltung des Raumes zwischen der
l.iebfrauen - Kirche und dem neu zu errichtenden
Stadthause , sowie die Gestaltung des Westendes
des Domshofes unter dem Einfluß des hier gewünsch-
ten Turmbaues des neuen Stadthauses waren wohl
bedeutsame künstlerische Forderungen des Program-
mes, sie treten aber erheblich zurück gegen die ge-
nannte Hauptforderung. In dieser Hinsicht hat der
Wettbewerb die Erwartungen recht straff gespannt
und auch die künstlerischen Individualitäten, welche
durch die gewählten Preisrichter mit dem Wettbewerb
in Beziehung gebracht wurden, lassen erkennen, daß
die Beurteilung des zukünftigen Wertverhältnisses zwi-
schen altem Rathaus und neuem Stadthaus mit Recht
zu der ausschlaggebenden Frage in diesem Wettbe-
werbe gemacht wurde.
Doch betrachten wir zunächst kurz, was er für
sachliche Bedingungen stellte. Der Neubau soll aus
Keller-, Erd- und zwei Obergeschossen derart bestehen,
daß der Fußboden des ersten Obergeschosses mit dem
Fußboden der „Oberen Rathaushalle* auf der gleichen
Höhe liegt. In diesem Geschosse sollten Fest- und
Senatssaal liegen, die in das zweite Obergeschoß hin-
eingreifen konnten. Außerdem waren hier die Haupt-
räume der städtischen Verwaltung, die Räume für den
präsidierenden Bürgermeister, ein Sitzungssaal für Ver-
waltungsgerichts - Sachen, an die Rathaushalle an-
schließend, um bei Festen mitbenutzt werden zu können
usw. anzulegen und es w ar gefordert, die „Obere Bat
Rathaus ist ein Werk von fast filigranartiger Feinheit
der architektonischen Formensprache und besitzt eine haushalle" mit den Vorplatzräumen des neuen Stadt-
Zierlichkeit der Einzelbildung, deren Wirksamkeit ge- hauses in eine unmittelbare Verbindung zu bringen
steigert wird durch den Gegensatz der ruhigen Flächen
und der großen Architektur formen des ihm angeglie-
derten Stadthauses. So verdienstlos dieses Gebäude
in künstlerischer Hinsieht an sieh ist, so sehr kommt
es zur Geltung als Folie für das alte Rathaus. Es ist
ein dreigeschossiger Putzbau, aus dessen Fassadcn-
maueru die Fenster lediglieh als Oeffnungen heraus-
geschnitten sind und der nur an der Eingangsseite
eine architektonische Gliederung mit vier jonischen
Filastern und einem Giebclfelde erhalten hat, imgan/en
so anspruchslos, wie die übrigen Teile des Hauses
und so groß, daß sie in keinerlei Vergleich mit For-
men des alten Rathauses treten können.
Im zweiten Obergeschoß waren außer den Tribünen
(Log« und MuSlkbOhne) für den kleineren Festsaal und
außer dem etwaigen Raum für de n in dieses Geschoß
hinaufgreifenden Senatssaal die Sitzungssäle der Depu-
tationen vind Kommissionen unterzubringen. Das Erd-
geschoß sollte im Anschluß an die „Untere Rathaus-
halle" die Räume für die Regicrungskanzlei und das
Staatsarchiv enthalten und durch eine möglichst zentral
gelegene Haupttreppe eine Verbindung mit den Ober-
geschossen bekommen. Das neue Kellergeschoß ist
der Ratskcllcrvcrwaltung als Weinlagerraum voi be-
halten und war mit den Gängen des alten Ratskellers
in eine sachgemäße Verbindung zu bringen. Bei den
93
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Vorschriften Ober die Bauflucht war die Möglichkeit
von Risaliten, Erkerausbauten, Arkadenanlagcn, Turin-
chen und unter Umständen eines größeren Turmes an
derOstecke des neuen Gebäudes berührt. Lieber den Stil
waren keinerlei Andeutungen gemacht, die Rausummc
einschl. des Mobiliars war mit 1,5 Mill. M. festgesetzt.
Wenn auch nicht in Aussicht gestellt war, daß einer
der Sieger dieses Wettbewerbes an der Ausführung des
Hauses beteiligt werden sollte, vielmehr der bremische
Staat sich das Recht vorbehalten hatte, die durch die
Auszahlung der Preise in das Eigentum des Staates
übernommenen Entwürfe bei der Ausführung ganz
oder teilweise zu benutzen, so fand doch die Auf-
forderung zur Teilnahme bei den in künstlerischer
Beziehung so außerordentlich dankbaren Umständen
das Echo, welches erwartet worden war: es liefen
105 Entwürfe ein, zu deren Beurteilung das Preisge-
richt am 18. Kebr. zusammentrat. Das Ergebnis war
allerdings ein anderes, als man erhofft hatte. Nach
dreitätiger Arbeit kam das Preisgericht zu dein ein-
stimmigen Beschluß*!, daß die „programmäßig aus-
geschriebenen Preise keinem der Verfasser erteilt
weiden" könnten. Die zur Verfügung stehende Gc-
samtprcis-Summc von 30000 M. wurde vielmehr in
5 Preise von je 5000 M. und 2 Preise von je 2500 M.
zerlegt. (Koi i»uun; io:;t »
VMMilMJ der Hrn. Prof. Theodor Kin hrr in Stut'gurt und Arrh H. firrnoulli in Berlin.
Zur Frage der Umgestaltung des Theaterplatzes in Dresden.
it anderen Arbeiten über die
Maßen beschäftigt, erhielt icli
von der Dresdner Thcater-
platzfrage erst durch den Bericht
der .Deutseh. Bztg " über den Wett-
bewerb Kenntnis. Der Besuch eines
jüngeren Kollegen, des Ilm Hans
Bernoulliin Berlin, und sein Eifer
für diese Sache veranlaüten mich
dann, in abendlicher Unterhaltung
mit dem genannten Herrn selbst
Versuche zu machen. Dabei war
uns der eben eingetroffene vor-
treffliche Vorschlag des Ilm. M.
Haller eine willkommene Unter-
lage, denn mit dem Berichterstatter
der „Deutschen Bauzeitung" und
Hrn. Haller bin auch ich der Mei-
nung, daü das Wasser nicht vom
Platze abgeschieden, sondern mit
seiner fröhlichen Bewegtheit in das
Bild hereingezogen werden sollte.
Hüten wir uns davor, das Wort von
der Geschlossenheit der Plätze zum
Schlagwort werden zu lassen I 1 her
scheint es zur Erlangung geschlos-
sener Bilder vollkommen zu ge-
nügen, wenn das Hotel Bellevue
gegen die Brücke so weit vorge-
zogen wird, daß das Theater vom
Kande des Bildes (etwa vom Mu-
seum her gesehen) in den Mittel-
grund rückt. Ein .Monumentalbau"
aber an der Stelle des Hotels wäre
wohl das Schlimmste , was dem
Theater und dem Theaterplatz pas-
-ieren konnte. Unterordnung ist hier die feinste
Tugend. Auch im Uebrigcn wäre der Vordergrund so
ruhig wie möglich, ohne alle .monumentale'' Gelüste aus-
zubilden.
Hie Fracc der Hauptwache ist ein Ding für sich; auch
hierin scheinen mir die Anschauungen des Hrn. Ilaller
I BSV
sehr wohl begründet Wenn es aber gewün-cht wird, die
Wache als solche in der Nähe ihres jetzigen Platzes zu
belassen, so wäre sie vielleicht dazu zu verwenden, den
•) Siebe die Verteilung im EtoMtam i
Seite 90 in dieser "'
No 16.
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Verkehrsweg Brücke - Postplatz vom Theaterplatz abzu-
trennen. Baumrcihen zu beiden Seiten würden dabei
mithelfen und den jetzt sehr vermißten gedeckten Ort
liefern, von wo man alle die Herrlichkeiten ringsum be-
wundern könnte. Auch der Hofkirche wäre mit einer
-olchen Ucbcrschncidung ein Cicfallrn getan. Die geringe
Qucrstellung der Wache, wie wir sie im Plane skizziert
haben, würde in Wirklichkeit gar nicht auffallen, wie
überhaupt die Kirche mit ihrer Umgebung dem, der sehen
will, in genügend klarer Weise zeigt, wie wenig wert die
Achsenwirtschaft und Symmetrie in solchen Sachen sind.
Im ganzen also baut sich unser Vorschlag, den wir
den Dresdnern hiermit machen, im wesentlichen auf dem
Haller'schcn auf. unterscheidet sich von diesem aber durch
große Vereinfachung und infolge dessen vielleicht durrh
ruhigere und größere Wirkung.
Stuttgart, im Februar 1904. Theodor Fischer.
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ing. -Verein Magdeburg. Sitzung am 6. Jan. 1904.
Ilr Postbrt. Wmckler begrüßt nach Eröffnung der Sitzung
die Anwesenden in der ersten Sitzung de* neuen Jahres
und gibt dem Wunsche Ausdruck, daß auch dieses Jahr
die Technik und die Wünsche der Techniker fördern möge.
Nach Krledigung der Hinginge spricht Hr. Kisenb. Bau-
u.Bctr.-lnsp. Seit warz Ober „d ie Grund züge der Block-
einrichtungen auf den preußischen Staats bahnen"
Seit dem Jahre 1898 sind auf dem Gebiete des Sicherungs-
wesen» bedeutende Fortschritte gemacht, welche durch
die jetzt erfolgte endgültige Einführung des vierfeldrigen
Streckcnblockes ihren Abschluß gefunden haben. Während
früher die Betriebssicherheit in erster Linie auf der ver-
nünftigen Handlungsweise der Beamten beruhte, sollen
jetzt die Stellwerkcinrichlungen jede Betriebsgefahrdung
unmöglich machen. Oer Vortragende begründet die Not-
wendigkeit der Neuerungen mit der erheblichen Steigerung
des Verkehrs und weist dann eingehend nach, dafl der
vierfcldrige Streckenblock mit allen zugehörigen Hinrich-
tungen (Hcbelsperrc, Blocksperre, den verschiedenen
Klinken im Blockwerke, der elektrischen Dmekknopfspcrre
und Aufhalt-Stcllvorrichtung des Ausfahrtsignalesj eine Be-
triebsgefährdung nicht mehr zulasse. Unterstützt wurde
die Beweisführung durch eine große Anzahl von Block-
werken und Modellen, welche die kgl. Hisenbahndirektion
Magdeburg und die Firmen Siemens & llalske, Zimmer-
mann & Buchloh in Berlin, Max Jüdcl & K<>. in Braun-
schweig zur Verfügung gestellt hatten
Kür die allgemein interessierenden Ausführungen wurde
dem Vortragenden reicher Hank zuteil. - B.
Verein für Eisenbahnkunde in Berlin. In der Januar-
silxung, in der der Min. -Dir. Schroeder den Vorsitz führte,
sprach als Gast Obrrlcutnant Taubert Ober „Die sibi-
rische Kiscnbahn und ihr Anschlu Bgebiet in Ost-
asien ". Nach einigen Worten über die immer mehr hervor-
tretende politische und wirtschaftliche Bedeutung Ostasiens
schilderte der Vortragende, der die sibirische Bahn so-
wohl, wie die durch »ie Furopa näher gerückten ( iebiete
des fernen Ostens aus eigener Anschauung kennt, Bau und
Betrieb des neuen Verkehrsweges, seine wirtschaftlichen
Grundlagen und Ansichten und hob dabei die bewunderns-
werte Tatkraft hervor, mit der Kußland in verhältnismäßig
kurzer Zeit dieses Werk ins Leben gerufen hat. Kinzelnc
funkte der Strecke wurden unter Vorführung von Licht-
bildern besonders besprochen, so die mit den größten
Schwierigkeiten verbundene Umgehung des Baikal - Sees
und der Endpunkt der Eisenbahn, die völlig neugeschaffene
Hafenstadt Dalny. Im weiteren wurde an der Hand einer
Skizze das chinesische Eisenbahnnetz näher erläutert, wie
es sich unter den mannigfaltigen Bestrebungen der Mächte,
insbesondere aber im Hinblick auf die wcitausschaucndcn
Pläne Rußlands entwickelt. Angesichts der augenblick-
lichen Krisis in l Jstasicn schloß der Vortragende mit einer
Darstellung von l.and und Leuten der Mandschurei, ihren
Bodenschätzen und ihrer Bedeutung für Kußland. *owic
mit einigen Worten über die Lage Koreas.
Dein mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrage
folgte noch eine Mitteilung des (ich. Rcg-Kat Prof. Dr
Keulcaux über die Hers tellu ng hu Ii I er Eise nbalin -
achsen, insbesondere Uber die Krage, inwieweit Deutsch-
land und Amerika an der Erfindung dieses Kabnkation*-
verfahrens beteiligt sind.
Vermischtes.
Schultheiss'sche Drahtdecken. Die Kirniu l al l Schult-
heis* in Nürnberg hat seit einigen Jahren eine ihr durch
Muster geschützte Decke euigciülirt* die aU billiger Ersatz,
für Balkendecken auf Kohr geputzt sich namentlich in
Süddeutschland weiteren Eingang verschafft hat. Sie ist
anwendbar bei Balkendecken bis /u 80 "" Entfernung der
Balken v M z M Die Decke besteht aus einer einfachen,
starken und enggefloehtenen, oder aus zwei dünnen sieh
rechtwinklig kreuzenden Kohrniatten. die an der Balkenlage
liefestigt werden, und aus einem mit beweglichen Maschen
versehenen Maschinen - Drahtgeflecht, das ,|uer zu den
Balken über das Kohrgefleeht in straffer Spannung mit
24 Februar 1904
48mm langen Ilakenstiften fest angenagelt wird. An den
Längsseiten muß das Netz mit Draht gut zusammenge-
flochten sein und rings an den Wänden an Latten be-
festigt werden, die zwischen die Balken, in Höhe von
deren l nterkante anzunageln sind, damit auch in den
Ecken ein straffes Anspannen des Drahtgeflechtes möglich
wird Bei besserer Herstellung werden unter den Kohr-
matten zunächst 5"" breite, 2,5 tm starke l-attcn in xi''m
Entfernung <|iier auf die Balken genagelt. Im ersten Falle
stellt sich die Decke auf etwa 1.80 M., im zweiten auf
etwa 2 M für 1 <t'u fertig im Bau. Der Verputz hat *o
zu erfolgen, daß der erste Bewurf mit Gips- und Haarzu-
satz vennengt, *M\ angeworfen wird Der zweite Bewurf
mit Gipsputz erfolgt, sobald der erste ziemlich abgetrocknet
ist Hierauf wird dann der letzte Ueberzug hergestellt,
der gestuckt oder gegliedert sein kann Einer so herge-
stellten Decke wird nachgerühmt, daß sie vollständig näs.*c-
frei bleibt, auch gegen starke Erschütterungen widerstands-
fähig ist und daß der Deckenputz selbst bei starker Durch-
nässung nicht abfallt
Als Drahtnetz empfiehlt die Firma die extra verzinkten
Maschinengeflechte mit quadratischen beweglichen Maschen
von Feiten & Gu i llcaumr in Mülheim a. Kh , die nicht
wieder nachgehen, wenn sie einmal straff gespannt sind.
Sic werden in Masehenweiteti von 25 50 '"»• und Stärken
von t und 1,2""» geliefert.
Das Drahtnetz mit Putz eignet sich auch zur Ver-
kleidung der Untersicht massiver Decken, sowohl um eine
ebene, rissefrcie Decke zu erhallen, durch welche die
Träger nicht durchscheinen, wie auch zur .Schalldämpfung
Das Drahtnetz wird dann an eisernen Stäben, Holzlatten
oder Dübeln befestigt, die an der Massivdecke vorher
festgemacht oder in diese eingelegt werden.
Totenschau.
Wilhelm Schell +. Am 13. d. M. verstarb in Karlsruhe
im 78. Lebensjahre der Professorder Mechanik Geh. Hofrat
Dr. Wilhelm Schell, der dem Ixhrkörpcr der Karlsruher
Technischen Hochschule seit dem Jahre 1861 angehört
hatte Schell trat frühzeitig in die akademische I~aufhahn
ein. Schon kurz nach beendigten Studium in Marburg
und Berlin, habilitierte er sich in Marburg, wurde dort
1856 Professor und siedelte 1861 nach Karlsruhe über,
wo er länger als 40 Jahre als Professor der theoretischen
Mechanik und gleichzeitig der synthetischen Geometrie
tätig war. Aus den zahlreichen wertvollen Veröffent-
lichungen aus dem von ihm erwählten Arbeitsgebiet heben
wir seine „Theorie der Bewegung und der Kräfte", so-
wie sein Werk über „Theoretische Mechanik" hervor. Die
Mehrzahl seiner Arbeiten sind in den mathematischen
Fachzeitschriften erschienen. Schell war eine eigenartige
Persönlichkeit und ein trefflicher Lehrer, der allerdings
durch die Wissenschaftlichkeit seines Vortrages hohe An-
forderungen an seine Hörer stellte.
Pretsbewerbungen.
Ein Preisausschreiben der Aktiengesellschaft Gebrüder
Stollwerck in Köln a. Rh. betrifft die Erstellung eines
Neubaues in der vornehmsten Geschäftslage der Stadt
Köln, an der Ecke der Hohc-Straßc und des Wallrafs-
I'lat2es. Der von der Hohe-Straße, der Straße „Am Hof"
und der Sporergasse begrenzte 1 lauserblock sowie der
benachbarte Häuserblock der Hohe-Straße soll nieder-
gelegt und der heutigen Zeit und den besonderen ört-
lichen Verhältnissen entsprechend baulich ausgenutzt wer-
den. Dabei ist die Sporcrgasse auf mindestens ( <" zu
verbreitern; Ersatz der Sporerga*sc durch eine 4'° breite
Passage ist zulässig. Neben der fachmännischen Behand-
lung des Bauplanes soll dem Architekten insbesondere
auch die wirtschaftliche Ausnutzung des Geländes zur
Lösung gestellt werden. Kr soll Vorschlage inachen, in
wie weit er Läden, Erfrischungsräume, Wohnungen.
Büreaus und andere Käume oder eine Verbindung ver-
schiedener Kaumarten den örtlichen Verhältnissen (ür an-
gepaßt erachtet In einer detaillierten Kcntabilitäis. Be-
rechnung ist nachzuweisen, in welcher Weise sich die
für den gedachten Aufbau aufgewendeten Mittel auf die
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Dauer verzinsen würden. Material, Stil usw. sind frei-
gestellt Es gelangen 4 Preise von 3000, 2000, 1500 und
1000 M. zur Verteilung. Ein Ankauf nicht preisgekrönter
Entwürfe für je jjoo M. ist vorbehalten. Preisrichter sind
die Hrn. Prof.G. Frentzen in Aachen; Geh. Brt. H. Kavser
in Berlin ; kgl.brt. R a d ke in Düsseldorf ; Polizeibrt. Hückert
und Geh. Brt. Dr. ing. J. Stübben in Köln. Die preisge-
krönten und angekauften Entwürfe gehen mit allen Ge-
danken und Anregungen in den Besitz der Aktiengesell-
schaft Gebr. Stollwerck Ober, welche dieselben frei ver-
werten und unter Umstanden für einen noch besonder» aus-
zuschreibenden Wettbewerb als Unterlage benutzen kann.
Der Wettbewerb ist auf ailc im Deutschen Reich
wohnenden Architekten erstreckt. Diese Grenzen scheinen
uns erheblich zu weit gezogen zu sein, denn die wirt-
schaftliche AusnutzungsfJthigkcit der Grundstücke kann in
der Form, wie sie da« Preisausschreiben so eindringlich
verlangt, nur von Fachgenossen zuverlässig beurteilt wer-
den, welche die örtlichen Verhältnisse in baupolizeilicher,
wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ganz genau kennen,
also vorwiegend nur von einheimischen Arcfiitekten. Denn
einmal soll das PreLsrichterkollegiuni ganz besonders auch
prüfen, oh sich die errechnete Verzinsung auf die Dauer
erzielen lassen wird, und zum anderen sollen die Planungen
genau den baupolizeilichen Vorschriften Rechnung tragen,
es sollen aber Pläne, welche der wertvollen Oertlichkeit ent-
>prcchcnde Ausnahme-Bewilligungen von den baupolizei-
lichen Vorschriften bedingen, angenommen werden, wenn
die zu beantragenden Ausnahme -Bewilligungen klar dar-
gestellt und eingehend begründet, sowie - wie wir hin-
zufügen — aussichts voll sind. Das kann aber wiederum
nur Jemand beurteilen, der die örtlichen Verhältnisse ge-
nau kennt Es will uns somit scheinen, als ob viel un-
nütze Arbeit vermieden werden könnte, wenn der Kreis
der Teilnehmer enger gezogen würde, Gewiß liegt es
durchaus in der Macht de.» Einzelneu, an dem Wettbe-
werbe teilzunehmen oder die Teilnahme zu versagen.
Aber namentlich in Zeiten wie die, welche leider augen-
blicklich noch herrschen, ist temperamentvolle Hoffnung
ein weit mehr antreibender Faktor als kühle Erwägung.
Vielleicht könnte man auch noch einmal darüber nach-
denken, ob nicht das zeichnerische ArbeitsausmaB etwas
ermäßigt werden könnte, namentlich mit Rücksicht darauf,
dali wohl jeder ernsthaft arbeitende Teilnehmer eine
Reihe von Lösungen wird versuchen müssen, bis er die
ihm aN die güiistin».lc und ertragreichste erscheinende
Losung gefunden zu haben glaubt. Int allgemeinen ist
die hier zum Wettbewerb gestellte Aufgabe eine solche,
daß sie viele scharfsinnige Köpfe zur Bearbeitung an-
regen dürfte. —
Wettbewerb Stadthau* in Bremen. Bei 105 eingegangenen
Entwürfen kam das Preisgericht zu dem einstimmigen Be-
schlüsse, daß keinem der Verfasser die programmäßig aus-
gesetzten Preise verliehen werden könnten und zerlegte
die Gesamt - Prcissummc in 5 Preise von je s/000 und 2
Preise von je 3500 M Es erhielten je einen Preis von
Sooo M. die Hm : Arch. Gust. Jänieke in Schöneberg
bei Berlin, Dipl. - Arch. Karl Roth in Kassel, die Arch.
Conr. Ilcidenrcich und Paul Michel in Charlottenbiirc,
Arch. Ernst Rang in Sehoneberg und die Arch Emming-
mann und Becker in Berlin; je ein Preis von 2«,°o M
wurde zuertcilt den Arbeiten der Ilm : Reg.-Bmstr. 'Roger
Slawski in Berlin, sowie der Arch. Karl und Paul Bonatz
und Gust. Britsch in Stuttgart. Außerdem wurde zum
Ankauf für 1000 M. empfohlen die Arbeit des Ilm Arch.
F, Bcrgcr in Sieglitz bei Berlin
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die
architektonische Ausschmückung des Kaiser Wllhelm-Platze*
in Bremen ist von der Bürgerschaft beschlossen und eine
Prcissummc von 10000 M. bewilligt Worden
Bücher.
Die Aufstellung und Durchführung von amtlichen Bebauungs-
plänen, ein Leitfaden für kommunale Verwaltungs-
beamte und < icmeindekcliiiiker. bearbeitet von Alfred
Abendroth, -sUidt Oberlandmrsser in Hannover.
Mit 10 Texlzcichmingen. Berlin, Karl Hcymann's
Verla«, 1903 Pr. 2,50 M,
Besonders tnr Verwaltungsbeamte der mittleren und
kleinen Städte bestimmt, um diesen eine Xu-aniniciistrllung
derjenigen Grundsätze zu bieten, deren Beachtung tnr die
Kutstehung und Ausführung guter Bcbauung-pliiue imeiil-
behrheh ist, hat das Buch auch für den Techniker, und
v-w.-ir nicht nur. wie der Titel bescheiden , für den
Gemcindetcehnikcr, großen Wert, da, wie im Vorwort
ausgeführt wird, ohne Beeinträchtigung de» Zusammen-
hanges Streifzüge »11I das technische (, einet des Städte-
baues nicht unterlassen weiden k.-nrilcn Sieben Ah»ehnit1e
96
des I^citfadcns beziehen sieh auf die Entstehung eines
amtlichen Bebauungsplanes und zwei Abschnitte aul seine
Durchführbarkeit In der Hauptsache auf preußischen
Vorschriften fußend, ist das Werk jedoch bei der Aehn-
lichkcit der Verhältnisse in Nord- und Mitteldeutschland
Oberhaupt brauchbar. Alles in allem eine klare. Obersicht-
liche Darstellung, die altes infrage kommende Material um-
faßt und deshalb auch dem in Städten tätigen Architekten
bestens empfohlen werden kann, wenn auch der Verfasser
gemeint hat, dessen bisherige Leistungen in künstlerischer
Richtung als zu stark von der Theorie beeinflußt bekämpfen
zu müssen. Th. G
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Knorth, Wilh., Kgl Steuer-Einnehmer- Die (flr da* pr*kti*elie
Leben wichtigsten Nummern des Preußischen Stem-
peltarifs und des ErbschalusleuerUrifs mit Erläuterun-
gen so der Hand von Beispielen und Mustern. Essen 1903
G. D Baedeker. Pr. ksrt. 80 Pf.
Konsbrück, Hermann. Spiegelbilder. I Folge der Kritiken
1003—1903. München. G. Birk St Co.
Dr V. KOröty, Josef, Dir. des Statist. Bflr. Die Bautätigkeit
in Budapest in den Jahren 1806 — 1000. Uebersetxung
aus dem Ungarischen. Berlin 1903. Pultkammer ft Mohl-
brecht. Pr. a M.
Dr. v. Körösjy, Jos. und Dr. Gust. Thlrrlng. Die Hauptstadt
Budapest im Jahre 1901. Resultate der Volkszählung und
Volksbeschreibunjc. 1 Bd. I Halde. Berlin 1903. Puttkammer
* Muhlbrecht.
Brief- und Fragekasten.
Hm. Arch. R. * K. In Frankfurt a. M. Daß bei der Be-
stellung der Ucbcrnahrne, der Ausführung und der Ablieferung
Ihrer Projekte von Neubauten zwischen Ihnen und dem Bauherrn
vereinbart worden sei, dali deren Verwendung und Ausnutzung
nur auf bestimmten Bauplätzen oder fOr eine gewiss* Anzahl von
Kauten erfolgen dürfe, behaupten Sie nicht. Ist es jedoch zu keiner
ausdrücklichen Beschränkung des Bauherrn bezüglich der Verwen-
dung der empfangenen und bezahlten Zeichnungen gekommen, so
haben Sie kein Recht, ihm den Gebrauch für andere Bauten als
ursprOnglich in Aussicht genommen waren, zu untersagen, fehlt
Ihnen jedoch ein Unteraagungsrecht. so übt der Bauherr bezw. Be-
steller der Projekte für weitere Bauten nur Befugnisse aus, die
ihm zustehen. Von einem Mißbrauche kann ernstlich keine Rede
sein Denn durch die Ablicfeiung der Projekte erfüllten Sie ihre
Obliegenheiten aus dem Werkverträge, begaben Sie sich Ihres
geistigen Eigentums und machten den Empfanger zum Herrn über
die rechtmäßig erworbenen Prnjckte. Folgeweise veispiicht die
beabsichtigte Klage für Sie keinen Erfolg, sofern nicht etwa der
Nachweis gelingt, duü dem Bauherrn ausdiQcklich nur eine be-
schrankte Ausnutzung gestattet wurde und er hiermit einverstanden
war. Selbst eine Klage auf Unter»agung bei Kaufanpreisungen.
Sie als den Ausarbeiter des Projektes zu bezeichnen, bietet wenig
Aussicht, weil nach Ihrem eigenen Vertrage tatsächlich zulnfit,
daß die Bauten nach Ihren Angaben zur Ausführung gelangt sind,
der Bauherr also keine unwahren Tatsachen verbreitet unl Ihren
künstlerischen Ruf nicht gefährdet — K, ll-e.
Anmerkung der Redaktion. Es ist in hohem Grade be-
dauerlich, daß der Baukunst noch immer der Rcchlschutx versagt
ist, den die anderco SchwesterkOnste besitzen. Ilnflenthch biingt
das neue Urheberrecht an den Werken der bildenden Künste auch
ihr jeut diesen Schulz, denn die jetzigen Verhältnisse widersprechen
jedem gesunden Rccht'gcfühl Einstweilen können wir nur em-
plchlen den Vertragen mit dem Bauherrn stets die „Gebühren-
Ordnung der Architekten und Ingenieure zugrunde zu legen, denn
in dieser steht ausdrücklich in § i, Ah«. 4: rdie Zahlung der Ge-
bühr berechtigt den Auftraggeber nur zu e i 11 ruu I ige r Ausführung
des gelieferten Entwurfes". -
F ra gehe« 11t w 0 rt u n ge n aus dem 1, esc rk reise.
Zur Anfrage in No H betr. Wa rmwa s ser- 1! e c k e n Wasser-
becken für nahezu siedende» Wasser aus Hi-lt.n herg. stellt sind
immerhin eine etwa« gewagte Sache. Es dürfte keinem Zweifel
unterliegen, daü das sehr heiße Wasser sicher mit zur Rissebildung
beigetragen hat, wenn auch noch amleic L'iaachcn uifiage kommen
kannten Ein ahnluhci Kall i»t mir vor einten Jahren begegnet
mit einem neuen Herken, jedoch traten die Risse nur vereinzelt
auf und dichteten sich im l.sule der Zeit wieder von selbst, nach-
dem auch die Wass«i'tem]>eratur erniedrigt wurde. Für llnen Kall
würde ich laten. entweder das lin ken nnl Sieinzeugplallcn aus-
zukleiden, wozu I'ortlanifzcnictil mit reinem (.KuirzsunJ. oder mit
dem (..hictscluvei k heic.c*teiUcr Kalkstctnsand verwendet werden
kann; anstelle von Steinzcugplatten konnten auch E Ii ra nge r Ton-
platten verwendet weiden, dieselben sind billiger und gleich gut
gnignel; oder «her das ganze lic. kcii ist mit etwa I bis a mm
»laikem Blech auszuschlagen. Die Bio hlafcln werden genietet, 111
^•ccii;iiclcn Entfernungen ;in den BctoinvUnitcn vy befestigt, d-ili
sab das Blech bewegen kann, auf <'.ie Ausdehnung wate bcsondci*
auch in den Ei ken Ru, ksiiht .-u nehmen. In idr Rlei hseiien sind
cur der Verwendung mit haltbatei Farbe zu streichen. Das Beton
Hecken dient in diesem Falle als Konstruktiotisgc 1 ippe
W Siigler, W.1S5LJ tatin 'Im 1:1 Phcrlt-niiiiigi-n (YV lrttrmbei g|
Inhalt: Her W. ttl,, ,\ , I.. K.Ui.;«»-; >., , |:„nvililen fär den Neu-
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Hi,.( i.ml r ui:- k..-i< il
Vi-;!. er tl<r 1 1 1 it..'! -■!' - 1 lljn.n n:i,L-. I. in S II, p,-.li-, l,:t .lie Hr<l.t>1 mn
Ve.»..!«.e.tl. All« Ii II ..I m 4 in . h.-ilm |.|,i.k Wl Wil-i l.itir, IWtUi:
No 16.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 17. BERLIN, DEN 27. FEBR. 1904
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest.
I. Allgemeines und ältere Brucken
erl»st v. J wurde die am Schwurplatz
im Zuge des Kcre|>eser Ringes die
Donau überschreitende „Elisabeth •
Jrücke1* dem Verkehr Obergeben.
Die Zahl der Straßenbrücken, weicht:
die durch den Donaustrom auf fast
7 """Länge getrennten, seit 1873 eine
Stadtgemeinde bildenden Schwester-
städte Ofen und Pest (dazu Alt-Ofen und Steinbruch)
miteinander verbinden, ist damit auf 4 gestiegen (vergl
den Lageplan Abbildg 2), von welchen die beiden am
meisten stromab- be/w. aufwärts gelegenen eine Ent-
fernung von nicht ganz 3 km von einander besitzen.
Bis gegen das Jahr 1850 war eine feste Brücke
/wischen den beiden ungarischen Städten und über-
haupt Ober die Donau in Oesterreich-Ungarn nicht
vorhanden. Eine Schiffbrücke stellte die alleinige Ver-
bindung zwischen beiden Ufern der Donau her. Ende
184g wurde nach fast zehnjähriger Bauzeit die von dem
englischen Ingenieur W.T. Clark entworfene, mit engli-
schem Eisen und zumeist fremden Arbeitskräften erbaute
.Alte Kettenbrücke", die den Eluß im Herzen der
Stadt, gegenüber der Kgl. Burg, Oberschreitet, dem Ver-
kehr übergeben, ein Werk das seinerzeit die allgemeine
Bewunderung erregte und sich, was die Schönheit der
Gesamterscheinung betrifft, den späteren Schöpfungen
getrost an die Seite stellen kann, ja diese trotz schlich-
tester Ausführung im Einzelnen durch die Feinheit der
Linienführung und die Wucht der Pfcilcraufhautcn viel-
leicht noch übertrifft (vergl. Abbildg. 1).
Einige 20 Jahre später wurde am obersten Ende
der Stadt die zweite Straßenbrücke gebaut, da wo die
landschaftlich reizvolle Margareteninsel den Strom
in zwei Arme spaltet. Die „ MargaretenbrOckc"
besteht demzufolge ebenfalls aus 2 Armen, die senk-
recht zu dem Stromstrich des betreffenden Flußarmes
geführt, mit einander einen stumpfen Winkel bilden
Der BrOckcnplan wurde durch ein 1871 veranstalteten
Ausschreiben gewonnen. Von den eingegangenen
36 Entwürfen waren fast die Hälfte als BogcnbrOckcn
AbbiMg. t. Dk alle Kettenbrücke Ober die DoMM in BuiUpt-t Ingenieur W. T. tl»rk. <F.iU»„l 1839 1849.1
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gedacht. Die Brücke wurde auch als solche ausge-
führt — als Bogenfachwerk mit festem Auflager —
und zwar durch eine französische Gesellschaft, die
„SocicHc' de construetion des Balignollcs",
drren Direktor, Ing. Gouin, im Wettbewerb den ersten
Preis erhielt Die Konstruktion kann als eine sehr
rationelle nicht bezeichnet werden. Besonders ist die
fcstcVcrbindung der gekreuzten Diagonalen nach dieser
Richtung hervorzuheben. Der Entwurf lehnt sich in
den Einzelheiten z. T. an die ArcolebrOcke in Paris an.
Die Brücke wurde 1875 dem Verkehr übergeben.
Ihre Gesa tntkosten stellten sich auf 8,33 Mill. M , das
Eisenge wicht auf 2510'.
Als die erste Brücke über die Donau eröffnet wurde,
zählten die beiden Städte zusammen rd. 152000 Ein-
wohner, zur Zeit der Fertigstellung der Margaretenbrücke
fast das Doppelte Anfangs der 90er Jahre des vorigen
Jahrb. war die Einwohnerzahl auf rd. 500000 gestiegen
und im Jahre 1900 betrug sie rd. 714000 Seelen VOtl
den 1890 gezählten Einwohnern fielen fast 400000
auf Pest, die übrigen auf Ofen und Alt-Ofen. Diesem
bedeutenden Anwachsen der Einwohnerzahl entspre-
chend wuchs auch das Verkehrsbedürfnis. Im Jahre
1895 wurde auf der Kettenbrücke ein Per-
sonenverkehr von fast 11,5 Millionen fest-
gestellt, auf der Margaretenbrücke ein
solcher von über 4 Mill. Für die unterhalb
gelegenrnSiadttcile, deren Ein wohne rzum-
teil weite Umwege zurückzulegen hatten,
machte sich daher das Bedürfnis nach
neuen Verbindungen in so dringender
Welse geltend, daß im Jahre 1893 durch
einen Gesetzentwurf der Bau zweier weite-
rer Donaubrücken, derjenigen tm Schwur-
platz bezw. am Zollamt, mit einem Kosten-
aufwand von 9,5 Mill. M. beschlossen wurde.
Für beide Brücken wurde im Juli 1893 ein
internationaler Wettbewerb ausgeschrie-
ben.*,' Den ersten Preis mit dem Ent-
würfe einer ausgesteiften Kabelbrücke für
die Schwuiplat/anlage erhielt damals be-
kanntlich Ob.-Ing. J. Kühler der Masch -
Eahrik Esslingen in Verbindung mit den
Architekten Eisenlohr & W'ciglc in
Stuttgart; den zweiten Preis mit einem
Entwurf für die Zollamtsbrücke der Ob.-
Ing. Joh Feketehäzy in Budapest in
Gemeinschaft mit den Architekten Stein-
hardt'Lang doi t. Das System der Haupt-
träger war das eines Kragträgers mit
einer an die Form einer Kettenbrücke
erinnernden Linienführung des Ober-
gurtes. Diese Linienführung und das
System eines Kragträgers sind auch für
die Ausführung der Brücke beibehalten
worden, während man für die Schwurplatzbi ücke wieder
zum System der Kettenbrücke überging. Beide zur
Ausführung gekommenen Entwürfe wurden von der
Donaubrücken-Abt. des kgl. ungarischen Handelsmini-
steriums bezw. der Maschinenfabrik der kgl ungarischen
Staatsbahnen ausgearbeitet. Auch die Ausführung der
Eisenkonstruktion wurde von der letzteren Fabrik mit
Material aus ungarischen Werken bewirkt. Die am
meisten stromab gelegene Zollamtsbrücke kam zuerst
zur Ausführung. Sic wurde im Herbst 1896 dem
Verkehr übergeben und erhielt den Namen .Franz
Josef-Brücke". Die Schwurplatzbrücke erlitt in der
Ausführung zuerst aus finanziellen, dann aus tech-
nischen Gründen erhebliche Verzögerungen, s<>daß
sie, wie schon bemerkt, erst im Spätherbst 1903 ihrer
Bestimmung Obergeben werden konnte.
Den beiden neueren Brücken gilt die nachstehende
Darstellung, wobei es von Ihtercsst m in wird, zwischen
diesen und der alten Kettenbrücke einen kurzen Vergleich
zu ziehen, der erkennen läßt, welche Fortschritte in-
bezug auf Vergrößerung der Spannweite und Durch-
*) Vrrjjl. Deutsche Hauitg 189» S. »83 und S. 353. Desgl.
denselben Jahrg. d Ztvhilt. d. Vereins deulsrb. Ing , des /entral-
lilsilC* d liauviwltg, dci /"'Mliift des Oesterr. Ing.- u. Arch-V.
9»
bildung der Konstruktion seit Fertigstellung jenes Bau-
werkes gemacht worden sind. In den Abbildgn 3 — 5 ist
eine vergleichende Zusammenstellung der Spannweiten,
Gcfällverhältnissc, Lichlhßhcn der 3 Brücken gegeben.
Die Alte Kettenbrücke") überschreitet den
Strom mit 3 Oeffnungen, deren mittlere von Mitte zu
Mitte Pfeiler 203 m Stützweite besitzt während auf die
beiden äußeren je 90,8™ entfallen (N.B. Diese Zahlen
sind aus Bauernfeind entnommen, der sich wiederum
auf die eigene Veröffentlichung Clark's stützt. In der
Zeitschrift f. Arch. und Ing.-Wesen 1898 S. 232—234
ist in dem Aufsatz von Seefehlner über die Franz
Josef -Brücke die Zahl zu 207 und je 86,7 m ange-
geben). Die Gesamtlänge der Brücke zwischen den
Endpunkten der Widerlager beträgt 466,33 m, die Licht-
weite zwischen den Stirnflächen der \\ iderlager und
abzüglich der Strompfeilerstärkcn in N.W. -Höhe rd.
351 m. Das System der Eisenkonstruktion ist ein ein-
laches Ketteiihängewerk. Die Doppelketten, die in
Brückenmitte einen Pfeil von 14,6™ besitzen und in
rd. 9™ Entfernung von einander liegen, fassen zwischen
ihren in 1,83"' Entfernung liegenden Hängestangen, an
welchen die gußeisernen Querträger aufgehängt sind,
Abbildg 1.
die 7,4 01 breite Fahrbahn. Die je 1,83 breiten Bürger-
steige sind ausgekragt. Die Fahrbahn ist mit hölzernen
Howc"schcn Trägern ausgesteift und auch die Bürger -
-teiggcländcr sind in gleicher Weise ausgebildet. Der
Fahrdamm ist mit Holzpflaster auf Bohlbelag versehen
und auch die Bürgersteige sind mit Holz abgedeckt
Das Eigengewicht der Brückenkonstruktion wurde auf
rd. 7000 für 1 lfd. Brücke angenommen, die Vcr-
kehrslast nur mit 2700 1245 kr, 'im = 50 Pfd. engl,
auf 1 L_') in Rechnung gezogen. Es ergeben sich
dann rd. 1100K'1"" Beanspruchung der Ketten.
Die schöne Erscheinung der Brücke beruht einer-
seiis auf der schönen Linie der Kette, anderseits auf der
btark geschwungenen Fahl bahn (rd. 3,65mPfcil im mittle-
ren Brückenteil 1 und auf der wuchtigen Gi stallung der
Pfeiler mit massiven Aufbauten. Die Pfeiler, die auf
Beton zwischen Spundwänden 7 bezw. 12 m unter
Nullwasser) gegründet sind, haben eine größte Breite
in Fundamenthöhe von 16,75 m und eine obere Breite
de S Aufbaues noch von 7™. Die Pfeilerköpfe springen
') Allg. FOntcr'scbe liau/eitung 184 1 , Wien, und Uaucinfeind »
Vorlepr blauer »ur Bruckenbaukunde 1H73 I m Abbildungen). Letztere
Beschreibung slont sieh iu( die Veröffentlichung Clark's in „Supple-
ments lo the llieory, praetn e and arrhiterture nf bndges".
Nu. 17
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unter der Fahrbahn kräftig vor, sixJaQ dir Pfeiler
in Fundamenthöhe eine Gesamtlänge \oi\ 38,41 w er-
halten haben.
Interessant sind die bis anfangs der 30er Jahre des
vorigen Jahrh. zurOckgehenden Verhandlungen im un-
garisehen Landtag über den Bau der Brücke, dir in der
Förstei sehen ANg Bauztg. 1841 als „eine VVeltange-
legenheit, wie der Bau des Thcmsetunncls" bezeichnet
wird, namentlich mit Rücksicht auf „die Kühnheit der
Idee des Projektes und die unberechenbaren Schwierig-
keiten, welche sich der Aus-
führung entgegenstellen kön-
nen". Im Jahre 1836 wurden
Angebote eingefordert, von wel-
chen das des Baron Sina von
H6dos v. Ki/dea angenommen
wurde, dessen Entwurf von dem
englischen Ing. William Ticrncy
Clark herrührte, dem F.rbaucr
der Ende der 80 er Jahre v. Jahrh
J! O
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S C
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27 Februar 190»
-9
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beseitigten rlanuaersmilhbrOcke in London. Mit Baron
Sina wurde dann im Jahre 1838 ein Vertrag Ober den
Bau der Brücke abgeschlossen, der in der genannten
Zeitschrift abgedruc kt ist und ein interessantes Doku-
ment bildet, interessant ist auch, daß Clark als der
Ingenieur der ganzen Anlage, für deren Ausführung
er zugleich die Oberleitung übernahm, schon damals
ein den heutigen Verhältnissen entsprechendes Honorar
von 5°/0 der Baukosten erhielt, dazu Reisekosten,
Vergütung für Stellung der Aufseher usw. Die Brücke
war von Clark zu 7010400 M. veranschlagt, wovon
2,2 Mill M. auf die Pfeiler, 2,3 Mill. M. auf das aus
England zu liefernde Eisen entfielen. Die Kosten der
Rampen usw. scheinen hierin nicht einbegriffen ge-
wesen zu sein, öderes sind die Gesamtkosten wesentlich
überschritten worden. Sie stellten sich nach Seefchltur
auf 11,5 Mill. M. Das Eisengewicht der Brücke wird
nach der gleichen Quelle sehr niedrig zu 1805« an-
gegeben. lEs ist dabei allerdings zu berücksichtigen,
daß nur die Ketten, Hängestangen und Querträger,
sowie die Zugstangen der ilowc schen Träger in Eisen
hergestellt sind).
Schon bei diesem ältesten Brückenbau erschien
mit Rücksicht auf Eisgang, Hochwasser - Abführung
und Schiffahrt der Einbau möglichst weniger Pfeiler
als das erstrebenswerteste Ziel. Bei Aufstellung des
Cl scheinung und gefällige Form der Gurtiinic sollten
das Hauptmittel zur Erreichung dieses Zieles sein. Die
ausgeführte Franz Josef- Brücke fZollamtsbrflckci
hat dementsprechend eine mittlere Oeffnung von 1 75 «"
Stützweite, von Mitte zu Mitte Strompfeiler, und 2 Seiten-
öffnungen von je 73,90 m Stützweite, die Elisabeth-
Brücke (Seh wurplatzbrückci eine einzige Stromöffnung
von 290™ Stützweite, von Mitte zu MittePfeiler, undal.and-
öffnungen von je 42,3 m erhalten. Als System wurde
für die erstere das des Kragträgers mit gekrümmten
Gurten und 2 Gelenken in der Mittelöffnung gewählt
Als Vorbild für die Linienführung der Gurte diente dabei
der mit dem II. Preise ausgezeichnete Entwurf, während
die Ausbildung der Konstruktion im wesentlichen auf
Grund des angekauften Entwurfes der kgl. ungarischen
Staats-Masrhinenfabrik erfolgte. Für die Schwurplatz-
BrQcke wurde dagegen das System der durch einen
Fachwerksbalken mit gekrümmtem Untergurte ver-
steiften Kettenbrück«- gewählt.
Die Grundlagen der Berechnung waren für beide
Brockenbauwerke die folgenden: Für die Berechnung
der llauptträger, Versteifungsträger, Portale, sowie
der Fußweg - Konstruktion wurden als Verkcbrslast
450 *e/i"» angenommen, dazu 250 k* <im Winddruck
bei unbelasteter, 15p **ff bei belasteter Brücke. Für
die- Fahrbahnteile wurde die Berechnung außerdem
• flu^^H m
Das neue schweizerische Bundeshaus In Bern. Architekt: Prol Hunt Auer in Bern. LigepW
Wettbewerb-Programme* fOr die beiden neuesten, un-
terhalb gelegenen Brücken war die Forderung gestellt,
daß sie den Strom möglichst in einer einzigen Oeffnung
Oberschreiten sollten und daß ihre Aufstellung mög-
liehst ohne umfangreichen Einbau fester Rüstungen
vor sich gehen sollte, Bei der ZollamtsbrQcke war
jedoch auch die Teilung in 3 Oeffnungen mit rd. 170
bis 1 75 breiter Mittelöffnung und 2 kleineren Seiten-
öflnungcn zugelassen. Bei beiden Bauwerken war
außerdem die Bedingung gestellt, daß sie nicht nur
als dem Verkehr dienende Nutzbauten, sondern
auch von dem Gesichtspunkt zu entwerfen seien, daß
sie „unter den bedeutendsten Bauten der Haupt- und
kgl. Residenzstadt von Ungarn, eine würdige Stellung
einnehmen" sollten. Aesthetisch wirkende Gesamt-
für je 2 nebeneinander stehende Je 2,5 ■ breite,
2-achsige Wagen durchgeführt. Bei der Berechnung
der Franz Josef-Brücke wurden Wagen von i,6n' Spur,
4" Achsstand, 6' Raddruck, bei der Elisabeth-Brücke
von 1,5™ Spur, 3™ Achsstand {8m Ges.-Länge) und
4' Raddruck zu Grunde gelegt. Bei der Elisabeth-
Brücke wurde ferner bei der Qu« rschnitts-Bestimmung
aller jener Bauteile, bei welchen die Temperatur-
änderung innere Kräfte erzeugen kann, das Maximum
dieser Acndei ung gegenüber der mittleren Tempera-
tur von + ion C. sowohl auf- al- auch abwärts für
300 C bestimmt. Die an das Material gestellten An-
forderungen weichen bei beiden Bauw erken nicht un-
wesentlich von einander ab, sie sollen bei der Bespre-
chung der Einzelbauten besonders behandelt werden.
{KurtMrUung folgt.»
Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern.
Architekt: Professor Hans Auer in Bern. «Hirm. rinr Düppel -Bii.il*. bc. .
einzelnen
verschied
nur loser
ür die Beurteilung der Anlag» des neuen
schweizerischen Bundeshauses in Bern be-
darf es einiger kurzer Worte über die Staats-
verfassung der Schweiz. Bestand die letztere
bis zum Jahre 1848 aus einem Bunde der
Kantone, deren Verfassung unter sich sein
en war und deren Zusammenschluß daher ein
sein konnte, so brachte die Bundesverfassung
vom 12. Sept 1848 hierin eine Wandlung, dcrzufolgc
die bis zur Eigenherrlichkeit entwickelt gewesene
Selbständigkeit der einzelnen Kantone beschränkt und
unter Verleihung gleicher staatspolitischer und sozialer
Einrichtungen an die Kantone der Republik eine ein-
heitliche \crfassung gegeben wurde, die eine demo-
kratische Repräsentativ-Vcrfassung mit der Bundes-
versammlung als Legislative ist. Die ßundesver-
No. 17.
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Sammlung bestellt aus zwei selbständig beratenden
Körperschaften: dem Nationalrat als Vertreter der
Nation 1145 Mitglieder), und dem Ständerat als
Vertreter der Kantone (44 Mitglieder); also auch hier
die beiden Kammern der meisten der übrigen euro-
Staatsformen. Der Ort der Bundcsversamm
sondern vielmehr auch aul ein Mitteigebaude erstreckt,
welchem als beherrschendem Teil der Gruppe das
alte Bundesratshaus und das neue Verwaltungsgebäude
all seitliche Flügel dienen konnten. Auer fand eine
glückliche Anordnung für das eigentliche Bundeshaus,
die ihm den Sieg im Wettbewerb eintrug. Es war eine
fung und "der Verwaltung des Bundes ist das zentral geschlossene zentrale GrundrifJanlage, die sich zweck-
gelegene Bern, der Sitz das Bundeshaus. mäßigzwischendiebcidenVcrwaltungsgebäudeeinschie-
Das Bundeshaus ist eine Gruppe von 3 Gebäuden, ben ließ, um sie zu beherrschen. Während die letzteren
welche sich hoch über dem Ufer der Aare erheben einen schlichten, fast zu schlichten und strengen floren-
und ihre Hauptfronten nach Süden entwickeln Die tinischen Stil der Frührenaissantv zeigten und auch
_ so ausgeführt
wurden, wobei
sich Auer frei-
lich dem alten
Bundesrats-
hause, welches
bereits auf das
Jahr 1851 zu-
rückgeht, an-
passen mußte,
sehlug da$ Par-
lament* • Ge-
bäude reichere
Akkorde an,
entlehnte dem
zweiten Sem-
per'sehen llof-
Iheatet in Dres-
den den Ge-
danken des ge-
schwungenen,
in »1er Mille
durch eine Ni-
sche mit Qua-
driga ausge-
zeichneten Vor-
baues mit der
Wandelhalle
und bereicherte
das Motiv mit
einer zentralen,
hochstrebenden
runden Kuppel.
Bei der Aus-
führung des
Parlamente-Ge-
bäudes, welche
am 24. März
1893 durch den
Nalionalratund
am 30. März
1894 durch den
Ständerat be-
schlossen wur-
de, hat Auer
die Formenge-
bung des Auf-
baues des Kon-
kurrenzentwur-
fes vielleicht zu
Ungunsten der
Wirkung ver-
lassen, dage-
gen aber dem
Grundriß eine
eingehendere
I >ureharbeitung
da-- schweize-
age im
3 Gebäude wurden nicht gleichzeitig errichtet; als das
erste das westlich gelegene alte Bundesratshaus. Ihm
folgte in den Jahren 1888 92 das ristlich gelegene
neue Verwaltungsgebäude, nachdem im Jahre 1885
durch das eidgenössische Departement des Inneren
ein Wettbewerb unter schweizerischen Architekten er-
lassen worden war, aus welchem der Architekt Hans
Auer von St. Gallen, ein Schüler von Theophil Hansen
und damals Professor an der k k Staatsgewcrbcschule
in Wien, als Sieger hervorging Der Wettbewerb
war nicht allein auf das ostliche Gcbiudc beschrankt,
37. Februar 1904,
durch
zuteil werden lassen
rische Parlamcntshau5 eine akademische An
besten Sinne des Wortes geworden i>t. Am 5. Sep-
tember 1894 begannen die Erdarbeiten, Ende i8gu
war der Rohbau* im Wesentlichen fertig gestellt, 1901
wurde der Bau schon zumteil bezogen und am 1 April
1002 das Gebäude leierlieh eingeweiht Die Ober-
leitung des Baues hatte der Direktor der eidgenössi-
schen Bauten. Hr. Arnold Flükiger in Bern, während
bauleitender Architekt durch die ganze Dauer der
Bauausführung Iii. Prot, Hans Au« 1 in Bern blieb
101
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Bauführer für die Ausführung sowohl des Parlaments-
hauses wie des Ostlichen Bundespalastes war Hr. Alfr.
Kasser von Nicderbipp. DcrLagcplan zeigt die Anord-
nung der stattlichen Gcsamtanlagc und die Verbindung
der drei einzelnen Bauten untereinander. Nördlich vor
dem Parlamentshaus ist der Bundesplatz angelegt wor-
den, südlich sind der Baugruppe hohe Terrassenbauten
mit steilem Abfall in das Aaretal vorgelagert. Es be-
sitzt kaum eine andere Gruppe von Staatsgebäuden
eine so unvergleichlich schöne Lage, wie die Staats-
gebäude in Bern, welche freien Ausblick in den Jura
und die herrlichste Alpenwelt der Schweiz haben. —
iKortv-t/unr folgt,!
Nochmals vom Meißner Dombau.
Kjtt u der in No. « enthaltenen Entgegnung des Ilm Geh.
W^K llofrat Gurlitt bemerke ich in möglichster Kürze
folgendes: i. Die mir vorgehaltene Notiz von 1558
ist in der von mir erwähnten „ganzen Reihe von glaub-
würdigen Berichten" inbegriffen. Nach meiner Ausein-
andersetzung des Begriffes turris enthält sie nichts be-
sonders Bemerkenswertes und kann daher ruhig auch
weiter unter diesem Sammelbegriff verbleiben
3. Für das Urteil, ob das vorhandene dritte Turmge-
schoß die Vorbereitung für einen einheitlichen Querbau
oder für eine Zwciturmanlagc bildete, kann naturgemäß
nur der voll entwickelte obere Teil dieses GeMDMMl
maßgebend sein. Untere Grundrisse, in denen das Hin-
eingreifen der anstoßenden Dachgiehel den Sinn der ganzen
Anlage verwischt, sind dafür belanglos. Daß Hr. Gurlitt
solchen belanglosen Grundriß hat veröffentlichen wollen,
konnte ich nicht wohl annehmen, um so weniger, als in
seiner gleichzeitig veröffentlichten Ansieht der Westfront
diese hineingreifenden Giebel vollständig fortgelassen sind.
Acndert man auf Seite 627 des vorigen Jahrganges die
Unterschrift des links stehenden Grundrisses in „Allein
maßgebender Grundriß", so ist der Entgegnung de« Hrn.
Abbilde 3 Nach dem HoUschnilt vom Jalne 1558.
(Nach lliob Magdi-^tific \
Gurlitt Rechnung Betragen; die sachliche Wirkung der
1 .l urnübcrstellung bleibt davon unberührt
3. Die wiederholten Angriffe gegen die im Schäfer'-
KChcn Entwurf gegebene Schattenwirkung entsprechen
nicht dem tatsächlichen Bestand, wie die einfachste Be-
sichtigung an Ort und Stelle ergibt. Die hier beigegebenen
Abbildungen geben darüber in Grundriß und Naturauf-
nahme durch den Vergleich mit der Wiedergabe des Ent-
wurfes auf Seite 635 des vorigen Jahrganges wohl voll-
ständige Klarheit. Nachdem Hr. Gurlitt auf «lern Denkmal-
lagc in Erfurt erklärt hat: „Der Schatten zeigt, wie man
es hatte machen müssen, wenn man eine zweitürmige
Anlage von unten herauf plante" |S. 62 des Menographi-
sehen Berichtes) so sollte er jetzt zugeben: Die Anlage
dieses Sc hatten gebenden Rück Sprunges beweist,
daß man eine zweitürmige Anlage von unten her-
auf geplant hat. Und das ist doch wohl der Kern der
ganzen Frage. Gegen diesen klaren Tatbestand hilft aurh
die Annahme „idealer Flächen" nicht, die in Wirklichkeit
eben nicht vorhanden sind.
4 Demgegenüber ist die genaue Altersbestimmung
des Abschlußgesimses am Mittelbau von geringerer Be-
deutung. Es sei hierzu nur bemerkt, daß die Hrand*purcn,
wovon ich mich bei Besichtigung de- Baues überzeugt
hatte, nur an den Gcsimstcilcn der Turme, nicht an dem
strittigen Gesims des Zwischenbaues vorhanden waren,
daß die Schwcchten'sche Darstellung der Wc-ifiont eine
freie, vielfach gegen den Bestand geänderte Rekonstruktion
ist und daher keine Beweiskraft hat Die älteren Dar-
stelltingen des Domes, insbesondere die des II iob Magde-
burg vmi 1558, sind M klein und summarisch, daß man
loa
aus ihnen nichts Bestimmtes entnehmen kann. Aber selbst
wenn neuere Beobachtungen ergeben sollten, daß die Aus-
kragung am Mittelbau noch spät mittelalterlich ist, als Stütze
für einen schweren Mittelturm konnte diese Ober 80 *■
vorkragende, nur mühsam mit Eisenklammcm zusammen-
gehaltene Konstruktion dennoch nicht dienen. Die Be-
hauptung, es habe sogar zweimal (!) ein Steinbau darauf
gestanden, ist völlig willkürlich. Es steht vielmehr akten-
mäßig fest, daß der sogenannte „Schafstall" ein hölzer-
ner tachwerkbau mit Backstein - Ausmauerung war. Üb
überhaupt vor diesem Notbau etwas darauf gestanden
Abbil<Jg '• Vorkragende*
Cioima dea Mittelbauer der
aadweitlirhen Ecke
de» Nordturroe»-
Abbildg a
Profile von der südwest-
lichen Ecke dea Nordturmes
im III. GeachoQ
(Nach Aufuahmr <lrr I ■ • .
Irlttmg >
■:■>>■ i
hat, darüber haben wir nur Vermutungen. Der Stich von
Iliob Magdeburg zeigt etwa«, was ich für eine schlichte
Brüstung halte (vergl. Abbildg. 3). Will man es als Rest
eines sehuppenartigen („>ucrbaues ansehen, so kann die
geringe Wandstärke desselben ebenfalls nur auf einen
Holzbau gedeutet werden. Um das Auffinden einer ge-
ringen Menge gesehmobenen Gloekcnmetalles im Unter-
gew ln>ß zu erklären, braucht man nicht einen großen
Glockenturm dort vorauszusetzen, es genügt das auch von
mir angenommene Vcsperglockch.cn.
S Auf die „aus der Erinnerung* gezeichnete, tatsäch-
lich vielfach Unrichtige l'er-pcklivc einzugehen, erübrigt
sich. Es sei nur erwähnt, daß bei ihrer IVutung die dort
angegebenen starken Bögen irrtümlich als Tragebögen des
oberen Ge«chi'«scs bezeichnet werden. Daß es sich nicht
um solche, sondern um Vcrspannungsbogcn handelt, wie
No. 17.
Gc
sie zur Sicherung von Doppcltürrnrn dienen, geht mit
voller Sieherheil aus dem darüber erhaltenen Mauergrund-
riß hervor; dieser zeigt über den starken Bönen nur
eine schwache Wand von 45 rm Dicke.
d Auch die Deutung der etwa 50 cm Ober dem wieder
aufgefundenen Fußboden des vierten Geschosses erhalte-
nen Pfeilerstümpfe ist nicht willkürlich. Die von Hrn.
Gurlitt versuchte Erklärung als Endigung der unteren
Pfeiler scheitert daran, daU man einige 40 Quader der
noch höher geführten Teile gefunden hat Das rechtfertigt
den Schluß, daß das vierte Geschoß auch tatsächlich ein-
mal als Turmbau auf diesen Plcilcrn gestanden hat.
7. Keiner der anerkannten Grundsätze der Denkmal-
pflege kann dafür angeführt werden, daß man eine groß-
artige, gut beglaubigte Losung zurückstellt um einiger
Mitteilungen aus Vereinen.
Frankfurter Architekten- und Ingenieurverein. 3. Ver-
einsvers, am 23. Nov. 1003. Vors. Hr. Gerstner, anw.
25 Mitgl., 13 Gaste. Der Vors. machte zunächst Mitteilung
flberdieVerteilungderVcreinsämtcr. Hr. Stadtbmstr., Dipl.-
Ing.Forbät-Fischersprichtüber „DenBau derSlädte
an Flüssen in alter und neuer Zeit". An der an den
Vortrag sich anschließenden Besprechung, die sich insbeson-
dere mit der baulichen Entwicklung Frankfurts beschäftigte,
beteiligten sich die Hrn. Weismüller, Askenasy, Wolf f.
Berg und der Vortragende. —
4. Vereinsvers, am 7. Dez. 1903. Vors. Hr. Gerstner,
anw 26 Mitgl., 7 Gäste, aufgenommen 9 Mitgl. u zw. die
Hrn. »tädt. Bmstr. H. Goldmacher, Stadtbauing. W. I.uft,
Ing. Adolf v. Pildner, Stadl. Bmstr. Joseph Tl. Richter,
Stadtbrt Gust. Schaumann, Keg. - Bmstr. Franz Schenck,
Keg.-Bfhr. Sprengel, Stadibauinsp. Heinicke.
Gemäß der Tagesordnung hielt Hr. Arch. II. Inno
den angekündigten Vortrag über , Moderne Archiv-
bau im", Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick
Ober die Entwicklung des Archivwesens und einleitenden
Bemerkungen über die Anlage von Archiven im allge-
meinen, schilderte der Vortragende die auf einer im Auf-
trage des Magistrates unternommenen Studienreise besich-
tigten Archive Ausführlicher wurden besprochen die
bauliche Anordnung und innere Einrichtung der Archive
in Düsseldorf, Basel Bern, Straßburg, Speyer und
Lüneburg. Die Ausführungen des Vortragenden wurden
auf das anschaulichste unterstützt durch ein reiches Plan-
matcrial, das von den einzelnen Archiv -Verwaltungen in
zuvorkommendster Weise für die Zwecke des Vortrages
zur Verfügung gestellt war. Einzelheiten der Aktcnrcgale
und Urkundenschranke wurden durch Handskizzen an der
Tafel erläutert Als zum Gegenstande des Vortrages in
Beziehung stehend besprach der Vortragende eingehend
den sehr interessanten Erweiterungsbau de* Kathauses in
Basel (Arch. E. Vischcr in Basel). An der anschließen-
den Besprechung, die sich mit der Lüftung und künst-
lichen Beleuchtung der Archive und mit der bisher un-
entschiedenen Streitfrage über die Vorzüge der Verwendung
eiserner oder hölzerner Aktenregale beschäftigte, beteilig-
ten sich die Hm Blecken, Dr May, Forbät-Fischcr
und der Vortragende.
5. Vereinsvers, am 18 Jan. 1904. Vors. Hr. Gerstner,
anw. 21 Mitgl., 10 Gäste. Der Vorsitzende erinnerte zu-
nächst an das am 11. Dez. 1903 in Frankfurt a. M. verstor-
bene langjährige und verdienstvolle Mitglied Architekt und
Glasmaler A. Lüthi, Dir. der Kunstgcw.-Schulc in Zürich.
Aufgen. wurden die Hrn. Rcg.-Bfhr. H.Waag. Arch. Dipl. -Ing.
R. Restle, Garn.-Bauinsp. H.Üenda. Ing. P. Timmler, Ob.-lng.
Halberstadt, Rcg.-Bfhr. M Steinbrink, Rcg.-Bfhr. W. Morin,
Dipl.-lng. J. F. Schay und Stadting. A. Sutter (Bad Nauheim).
Hr. Wasserwerk - Dir. Scheelhasc sprach hierauf:
„Ucberdic Ausführung des Sachsenhäuser Hoch-
behälters und die städtischen Wasserwerke in
Frankfurt a. M." Besonderes Interesse erweckte der
Vortrag durch den reichen Schatz praktischer Erfahrungen,
der in uneigennützigster Weise mitgeteilt wurde. Redner
brachte zunächst Angaben über diestädL Wasserversorgung.
In der 2. Hälfte der 90 er Jahre war der Bedarf an Trink-
und Flußwasser an heißen Tagen beträchtlich größer, als
die verfügbare Wassenncnge. L"m auf beträchtliche auf-
gespeicherte Wassermengen zurückgreifen zu können und
um dem höher gelegenen Stadtteile Sachsenhausen, nament-
lich den größten Wasserabnehmern. den Brauereien auf
dem Sachsenhäuser Berg, Wasser unter höhcrem Druck
zu verschaffen, als es der bis zum Jahre 1901 einzige
Hochbehälter an der F'riedberger Landstraße im Verein
mit dem Gegenbehälter ihn liefern konnte, stellte sich
die Errichtung eines neuen Hochbehälters immer mehr
als eine dringende Notwendigkeit heraus. AI" Lage für
den neuen Hochbehälter kam nur der Sachsciihäuscr
27. Februar 1904.
künstlerisch und kunstgcschichtlich geringwertiger Reste
einer unbekannten Komposition oderNotkoitstruktion willen.
8. In meiner Schlußbeinerkung S. 634 vorig. Jahrg.
habe ich Ilm Gurlitt nicht genannt, tatsächlich auch mehr
die Gcsamtstimmung der umfangreichen Preßfehde im
Auge gehabt Seinem Protest gegenüber sei er aber daran
erinnert, daß er selbst in Erfurt neben dem gelegentlich
eingeflochtcnen Zugeständnis, daß er irren könne, Einzelne"
und zwar da* Wichtigste als „mit Sicherheit ' zu be-
haupten herausgehoben (S 68 des stenographischen Bc-
richtcsiund zum Schluß nachdrücklich dagegen Verwahrung
eingelegt hat, daß etwas anderes, als „da» kunstgeschicht-
lich Berechtigte" ausgeführt werde (S. 85 des Stenograph.
Berichtes). Es werden wenige der Zuhorerauf diese Aeussc-
ningen den obenerwähnten Vorbehalt milbezogen haben
O. Stiehl.
Berg ungefähr an seiner höchsten Stelle nahe der Warte
infrage. Dort wurde nun die Erbauung eines Behälter"
für 3ooooc,,m Inhalt nach den Plänen des Stadlbaumstr.
Sattler vorgesehen. Der Behälter hat zwei Abteilungen
mit je zwei Wasserkammern zu je 7500 1'"11 erhallen. Dir
Absicht, dir Behälter ganz in Ziegclmaucrwerk herzustellen,
wurde aufgegeben, da man bei der stattgehabten Sub-
mission (and, daß durch Ausführung in Zementtraßbeton
sich wesentliche Ersparnisse erzielen ließen. Die Aus-
führung wurde der mindestfordernden Firma Ph. Holt-
mann Ar. Cie übertragen. Die Ausschachtung der Bau-
grube begann am 20. Nov. 1899. Mitte Juli 1901 fand die
Inbetriebnahme von zwei Wasserkammern statt, die Füllung
der zwei anderen Kammern wurde gegen Ende August
1901 vorgenommen. Um der im Betrieb sich herausstellen-
den stark angreifenden Wirkung des Wassers auf den Putz
der Wandungen entgegenzuarbeiten, wurden zwei Wasser-
kammern mit Sideroslhen ■ Anstrich, die dritte mit der
patentierten Dr. Höllischen Anstrichmasse versehen, wäh-
rend in der vierten zurzeit noch Versuche stattfinden, um dem
Wasser durch eine besondere Behandlung seine angreifende
Wirkung zu nehmen. Die Außenarchitcklur der Tore zu
den Wasscrkammem sind in frühromanischen Formen nach
den Pinnen des Hm Arch. Th Martin (i F. Ph. Holz-
mann Ar Cie.) ausgeführt
Interesse erregten auch die Mitteilungen über die Host-
bildunginden KohrMrangen, die nicht etwa durch einen Eisen-
gehalt des Wassers, sondern infolge Angriffes des Wassers auf
die Innenwände der Rohre hervorgerufen wurde, wie der
Vortragende unwiderleglich nachwies; femer Mitteilungen
Über die L'eberwacluing und Leitung des Betriebes der
Wa"serwerksanlagen vom Betriebsbureau im Rathaus aus.
Alle Behälter usw. sind durch Fcrnmcldckabc] mit dem
Wachtlokal und dem Amtszimmer des Betriebsinspektor"
verbunden Versuche zur Einrichtung der elektrischen
Regulierung der Hauplschiebcr vom Rathaus aus sind noch
nicht abgeschlossen Der fast zweistündige Vortrag, der
durch ein reiches Anschauungsmaterial an Plänen, karten,
Photographien und ModelKtücken unterstützt war, wurde
von derVersammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommen —
Vermischtes.
VersIcherungspfUeht gegen Brandschäden bei Gebäuden.
In einer Briefkasten-Notiz der No. 10 der „ü B." ist auf
eine Anfrage des Hm. F. II. in Düsseldorf zu lesen: Kein
Reichs- oder Landesgesetz verpflichtet den Bauherrn, den
in Ausführung begriffenen Bau oder den Rohbau gegen
Brandschäden zu versichern usw. Das Gesetz, die Brand-
Versicherungsanstalt für Gebäude im Großherzogtum Hessen
vom 28. Sept 1890 verpflichtet die Gebäude -Eigentümer,
ihre Gebäude mit Ausnahme der Lust- und Gartenhäuser,
die nicht zu Wohnungen eingerichtet sind, und von Ge-
bäuden, welche weniger als 100 M. Wert haben, bei der
Anstalt zu versichern. Die GebäudecigentOmcr sind ver-
bunden, bis zum Ende des Kalenderjahres, in welchem
ein Bau vollendet wird, den Versicherungsantrag zu stellen.
Im Bau begriffene Gebäude können aufgrund des Kosten-
anschlages im Voraus oder nach teilweisem Aufbau in
dem jeweilig fertiggestellten Umfange aufgrund einer Ab-
schätzung versichert werden. Nach ihrer Vollendung hat
eine neue Feststellung des Versicherungsansi hlages durch
.Schätzung innerhalb obiger Frist stattzufinden. Baumate-
rialien sind von der Versicherung ausgeschlossen.
Die Wirksamkeit der Versicherung mbezug auf die
Vergütung von Brand- und diesen gleich zu behandelnden
Schäden l>cginnt mit dem Tage der Anmeldung des Ver-
sicherungsantrages und zwar mit derjenigL-nSunmie, welche
endgiltig festgestellt wird Die Bauherren machen von
dieser Bestimmung sehr gerne Gebrauch und versichert»
daher in der Regel ihre Neubauten zweimal, einmal im
Kohbau, einmal, wenn der Bau vollendet ist; die Bauunter-
nehmer bezw. bauleitenden Architekten haben <lie-e Vrr-
10,
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sicm-rung nicht fiir den Bauherrn aufzunehmen. Die Vn-
-i.-lKriinti>|)r;iun«- hcirägi durchschnittlich 0,80 1 M. Im
1000 M. Versicherungssumme hr/w. Summe des l'mlaue-
kapitales des (ie-baiidcs
Flüssige Tuschen von Gunther Wagner In Hannover und
Wien. Den bewahrten Kigenschafte 11 der lhls»ii>oti Tuschen
vmi (.uiUlicr Wagner - j>ünnlh)>-ii;kcit, Wasscrfcsti^kcil,
Misch- und Ycnlilnribarketl, sowie die Möglichkeit, mit
ihnen grolle Flächen gleichmaQig und fleckenlos anlegen
zu können hat die Finna einige Ergänzungen praktischer
N'atnr bei ihrer Verwendung hinzugcftlgt, die Beachtung
verdienen Außer dem Untersatz für die Flaschen ist dies
namentlich ein bis auf den Hoden der F lasche reichender
gläserner Stöpsel, welcher den Zweck ha«, die Tusche in
die Reiß- oder Zeichenfeder zu fahren und etwaiger Ver-
geudung vorzubeugen. Besondere Brachtung verdient der
mäßige Preis der Tuschen —
Preisbewerbungen.
Zu dem Wettbewerb der Vereinigung Berliner Archi-
tekten betr. Gestaltung des Raumes für die Architektur-
Abteilung der Großen Berliner Kunstausstellung 1904 liefen
4 Entwürfe ein Oer Ehrenpreis und die Ausführung des
Saales wurden llrn Arch Schweitzer in Berlin zuge-
sprochen ^
Chronik.
Eine Schulbau-Ausstellung zu Hamburg wird tum 7. bis
so,. Mii in der KiinsUiul'e von der „t.cl rerven migung zur Pflege
der künstln i'ihen Bildung" in Verbindurg mit dem „Schulbautcn-
AusschuBder hainburgi-chenSchu'synodt" veranstaltet Ansrl ließcn-
dr Vortrage werden /weck und Ziel des Schulbaues behandeln —
Die Anlage einer Wendelstein-Bahn Im AnschluU »n die
elektische Lokalbahn Aibling Feilnbach ist durch ein inständiges
Komitee beschlossen worden. Die nach dem Entwurf des Ing. Strub
in Zürich auszufahrende Hahn wird teils Adha-iims-, teils Zahnrad-
bahn sein iind insgesamt i,s Mill M. beanspruchen. —
Der Umbau des Kaufhauses In Mannhelm zum Rathaus
ist durch den HOrgerauschuu in seiner Sitzung vom o. Kebr. ge-
nehmigt worden Die Gesamtk Osten sind auf roBooooM. veranschlagt. —
Ein Zierbrunnen für den großen Hof des neuen Rathauses
In Manchen gelangt als eine Schenkung des Koni -Rates J. Heil-
mann in München zur Aufstellung D<-r Hrunnen wird 1 ine Schöpfung
des Bildhauers Theod v. Goten in München sein. --
Ein Pettenkofer- Denkmal In München wiid nu.li dem
Entwürfe des Bildhauers I*rti( YV. v. Kueniann in den Anlagen
am Maximiliansplal/, gcgci.nfjer dem Licbig - Denkmal, errichtet.
Knr das Denkmal sind t. aaser Marmor und eine Gesamtsumme von
90000 M. angenommen.
Der Neubau der k. u. k. Konsular - Akademie In Wien
wiid zur Feier ihres isojllhrigcn Bestände« (1754 dmch Maria
Theresia begiiindcl) eröffnet werden, Dai im Stile de» österreichi-
schen Barock gehaltene Gebäude ist ein Werk des Obert>aur;itcs
l.udvv. Hau mann in Wien —
Talsperre für das Dolmegeblet. Eine dritte Talspcire mit
einem Stauinlialt von 3 Mill. cbm Wasser soll fnr das Dolmegebitt
im Kierspertal erbaut werden. Die Vorarbeiten werden demnächst
Der l..iiidhaiiii)*|i , Dr. -Ing. M 11 1 Ii c - 1 >i s im Min t'ii Handel
uii'l Gewerbe i-t zum Reg- u. Ge« er be-S. hulrat ernannt
Vcr»c1/t sind dir Reg. ■ Bmstr. Wittlcr von Massnw nach
(•Otlingen und F. I. u •• Ii l von Kassel nach Greifswaid.
Iii» Kcg-Blhr. Ign Falk .ius SiratSbiirg. Ilcinr. 1) 11 r pm 11 1 le r
:111s M I iladbach u Otto G ... I d s c h m i d t aus Brucken (KisenbMi ),
Al(r. M 11 1 1 <• r aus Putbus. Johs S t e • h c I aus Wismar, Laurenz
Mar kers aus Weseke u. Osk- Jürgens aus Halberstadl (Hochbfch |,
l.udw Netter aus Buhl (Kisenbfch > sind zu Reg. Bin st r 11 ernannt
Der Reg. Bmstr Jahn ist der Kgl Eiaenb -Dir. in Berlin zur
ßeavlaftlgurig überwiesen --- Den Reg-Bni-tni Lehr in Breslau,
Aug. Bode in < harlottcnburg, Karl Mittelstaedt in Lrtbeck,
Kud. Dernekamp in Prflni ist die nschges Enllas», aus d>ni
Staatsdienst ei teilt.
Der (ich. Bit z. D. Böttcher in Wiesbaden und der Reg .
u Bit. a 1). Busse in Wiesbaden sind gestorben.
Württemberg. Dem Reg-Ümstr. Boklen ist eine Prof. for
Hochbauficher au der Baugcvverksrhule in Sluttgait übertrugen. —
Hrn
Brief- und Frage kästen.
Arch. E. Sch. In Duisburg. Nirgend« ist angcoidnet,
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Mar.-Brt. und Halenhau-Betr.- Dir.
fitumii Ii in Kiel ist nach Damig versetzt
Baden. Der Reg. -Bmstr. Kerler in Fmmcndin
Wasser- und Strsßcnbaninsp Lörrach versetnl
Bayern. Der Ob.-Krg -Rat W e 1 Ii , Abt -Voist bei der Gen -
Dir. der Staatseisenb ist zum Reg Dir. mit dem Range und den
Kerbten eines Kollegiuldircktors befördert.
Der Masch -losp. S c e b e r g e r in Augsburg ist unt Verleihung
dall der Arbeitgeber einem Techniker, welcher zu einer sechs-
woctieutlichcn militärischen Uebung eingezogen wird, das bedungene
Gc'alt weiter zu zahlen habe, wühl aber wird diese Ansicht b s-
wtilen vertreten, wahrend überwiegend das Gegenteil verteidigt
wiid. MaUzebrnd sind B. G .ß. $616 und Gcw Ord $ 133c Abs a.
Der erstere bestimmt zwar, daß der Anspruch auf Vergniung be-
stehen bhibe, wenn Jemaml für eine verh Altnismäüig nicht
erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund 0I111-
sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird. Die
herrscherdc M.inung erklär» j< doch sechs Wochen fQr eine er-
hebliche Zeit und deshalb «ine sechswcVhenllichc militlliiscr.c
l'rbung für kein Ereignis, das rlen Korlbezug des laufenden Ge-
haltes rechtfertige. Noch weniger liefert Gew.-Oid. § 133c eine
Stutze, weil er den Anspruch auf Forlbezug des Gcbaltcs auf die
Dhuer von «erlu Wochen nur dem zubilligt, welcher durch un-
verschuldetes L'nglQck an der Verrichtung^ seiner Dienste vei-
hinderi wird. Eine militärische L'ebung wird jedoch kein Gerichts-
hof dir ein .unverschuldetes Unglück* erklären. Auf die ein-
schlagenden Bestimmungen des II G l! kann der Bautech-
niker »ich nicht berufen, weil sie nur Mir Kaufmannsgehilfen er-
lassen sind. — K. H-e.
Hrn. Arch. P. H. In StraBburg. Das Verfahren, unter elektr.
Belichtung unmittelbar von Zeichnungen auf dickem Papier Repro-
duktionen (nicht mehr eigentliche Lieh pausen) zu machen , ist
Eigentum der Lithograph. Anstalt von Bogdan l.iicvius in Berlin
und wird unsere* Wissens nur von dieser Firma selbst ausgeübt.
- Die Chemikalien zur Selbstpraparierung des Papiers fnr das ge-
wöhnliche Lichtpausverfahren können Sic von einer ganzen Reihe
ei Öfterer phot. Firmen bezichen Wir nennen nur Dr A. Hesekiel,
Fabr. phut. Apparate und Materialien in Berlin und R. Reiss in
Licbenwerda i. S. Im übrigen empfiehlt sich die Selbslhcrslellung
des Papiers nur fflr sehr gioße Betriebe und setzt entsprechende
Kenntnisse voraus ■-■
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Hrn. J. W. in O. Zur Anfrage in No. H l'm die Gründe
für die Entstehung der Schaden festzustellen, bedaif es verschie-
dener Ängsten 1. Üb die Wandsliukcn des Rcservoiis den Itutleren
Kl alten entsprechend dinitnsionieit sind, a. ob ein Zcmcntmatcrial
verarbeitet worden ist, welches 80 ioo" warme-., mit kalzinierter
Soda gereinigtes Wasser ertragen konnte, 3. ob das betr. Reservoir
frei im Keller steht. Die sicherste Wasser- Dichtunjr solcher Be-
h.Mtcr wird durch Anbringen einer wasserdichten Plntticrung mit
Rathenower Dachsteinetiilagcn und einer abgeschliffenen Zement-
deckschicht erzielL Auf diese Weise kann auch das betreffende
ndinucn ist zur undichte Reservoir wieder vollständig gebrauchsfähig gemacht
werden. - M < zarniki.w ik Co. in Berlin.
Inhalt: l>k ucii«-i»-»> StiiUrtiti/Ocken Qbn .lie Uoiuu in Budapesr. -
Iiis «tut srhwc izrnschc Bundestmus in Hein, — N.uhmnls vom MeiDner
ll.tntlMii — Millclliin^c« ans Vrinurn. Vrrniischtes. - Preisbewerbungen.
— ■ hrnmk- — Pcrsoml-.Nachrichlen - Briet- und Fra(rrka«en.
de9 Tit eines Ob -Masch -In-p. 111 den Ruhestand getreten.
l>em Hafenbmstr. G 0 11 1 h e r in Breslau
Breslai
Kgl Kioiien-Grdeu IV. Kl. verliehen,
Der Kisenh -Bau- u Belr-Insp Rnppcl
Friedeberg 11 <Ju verseift
Ut <lcr
Hierzu eine Bildbeilage: Das neue schweizerische Bundes-
haus in Bern
dakliun
»erlio.
Friedrich Wilhelm Büsing f.
In der Nacht vom '^4 zum 25. d. M verschied in Friude-nau-Bcrlin nach kurzem aher schwerem
Leiden, wenige Tage vor der Vollendung seines 70. Lebensjahres, Professor Friedrich Wilhelm Heising.
Die Fachwelt verliert in ihm einen ihrer hcrvorragendslen Mitarbeiter und Förderer auf dem Gebiete der
hygienischen Einrichtungen der Städte, deren Durchführung jetzt zu den wichtigsten und schwierigsten
Aufgaben der aulblnhcnden Stadtgemeindcn zählt. Als fruchtbarer und erfolgreicher Fachschriftsteller,
als geschätzter Lehrer an der Technischen Hochschule zu Berlin, der er seil 1876 angehörte, als
langjähriger Redakteur unseres Blattes hat er wesentlich cl.izu beigetragen, die Kenntnis auf diesem
Gebiete zu verbreiten und zu verliefen, und als sachverständiger Berater hat er viellach entschei-
denden KinlUiü auf die (»taktische Durchführung dieser Aulgaben ausgeübt. Bis wenige Wochen vor
seinein Dahinscheiden bat er seine unermüdliche Arbeitskraft an die Lösung dieser Ziele gesetzt
und in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Schwer ist der Verlust für das Fach; wir selbst ver-
lieren in ihm einen tätigen Mim Leiter, dessen reicher Erfahrung und klarem l'iteil wir manche An-
regung, manchen wertvollen Rat verdanken Wir kommen auf seinen Lehensgang ausführlicher zurück.
Sein Andenken in Ehren!
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N£ 18. BERLIN, DEN 2. MÄRZ 1904
Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses
im Anschluß an das Rathaus in Bremen. .1 .... wi/unr-i Hinzu dir AMtililungrn 10^
haltung zu wünschen, wenn es möglich wäre, es im
Inneren so umzubauen, daß es den heutigen Anforde-
rungen der Verwaltung genügt. Da das jedoch kaum
möglich sein wird und der Wettbewerb den tatsach-
lichen Beweis geliefert hat, daß ein neues Stadthaus
mit selbst repräsentativen Zwecken geschaffen werden
kann, ohne die Wirkung des alten Kathauses zu be-
einträchtigen, so dürfte das Schicksal des heutigen
Stadthauses entschieden sein. Das Preisgericht aber
hat es mit Recht als ersten Grundsatz ausgesprochen,
daß das Gefühl , daß die unvergleichlich schöne
Wirkung des alten Rathauses nicht gestört werden
dürfe, zu einer taktvollen Zurückhaltung beim Knt-
ie diesen Wettbewerb einleitenden Ausfüh-
rungen S. 93 waren geschrieben, ehe der
Verfasser Gelegenheit hatte, Bremen zu be-
suchen und von den Ergebnissen des Wett-
— — — ^ bewerbes sowie den Entscheidungen des
Preisgerichtes Kenntnis zu nehmen. Das Preisgericht
ist bei seinen mehrtägigen eingehenden Beratungen zu
ähnlichen Schlußfolgerungen gelangt, wie sie in der
Einleitung angedeutet wurden. Besonders bemerkens-
wert ist, daß, wenn wir recht unterrichtet sind, im
Laufe der Beratungen auch dem Gedanken Ausdruck
gegeben wurde, es sei das jetzige Stadthaus der beste
Hintergrund für das alte Rathaus und es sei seine Er-
Entwuif de* Hrn. K*rl Rolh in K*"-cl (Km Prei» von yx» M.)
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wurf des Neubaues veranlassen müsse. Ditr.se Zurück-
haltung ist von einer großen Anzahl von Entwürfen
des Wettbewerbes auch beobachtet worden ; ein Ver-
fasser deutete sie mit dem von ihm gewählten Kenn-
wort: „Mir war's gnua" an. Sein Entwurf, sowie in
noch höhcrem Maße der Entwurf „Hm, Hm, So, So*
geringerer Firsthülic sein müsse. Ein großer rurin
hege jedenfalls nicht im Sinne der ungeschmälerten
Erhaltung der Wirkung des alten Rathauses und seiner
Umgebung, er sei hier um so weniger am Platze, als
ringsum viele Türme sichtbar sind, mit denen eine
Kollision zu befürchten wäre Wenn Entwürfe mit
gehen wohl am weitesten in der Beschränkung der Türmen durch Preise ausgezeichnet wurden, so geschah
architektonischen Ausdrucksmittcl, ja, diese Beschrän- es wohl, weil die Möglichkeit einer Turmanlage im
Programm angedeutet war.
Ein besonderes Augenmerk
legte das Preisgericht auch auf
die farbige Wirkung des neuen
Stadthauses; in dieser Bezie-
hung erschien es ihm aus-
schlaggebend, daß insbeson-
dere an der Anschlußstelle an
das alte Kathaus keine Back-
steinfläehen mit ihrem neuen,
lebhaften Rot auftreten möch-
ten, welche mit dem Altbau
kung steigert sich in letzterem Entwurf
bis zu einer an Nüchternheit streifenden
Enthaltsamkeit. Das Gegenteil unge-
messensten Aufwandes zeigt der Entwurf
„Videant Consules". Die beiden letzt-
genannten Entwürfe dürften die Gegen-
pole des ganzen Wettbewerbes sein.
„Videant Consules" zeigt eine mit un-
endlichem Fleiß gezeichnete üppig reiche
Anlage im Stile des alten Rathauses.
An den beiden Hauptseiten des Neu-
baues ist der I lauptgiebel des alten Rat-
hauses wiederholt und dem Ganzen als
herrschender Teil ein Turm gegeben,
dessen Ausbildung namentlich in der
Perspektive an die tropische Ucppigkeit
der spanisch - mexikanischen Barock-
architektur erinnert. Das Preisgericht
hat es dahingestellt gelassen, ob die
Formensprache des neuen Stadthauses
die zurückhaltende Fortführung der be-
stehenden Architektur sein oder ob die
Unterordnung durch eine andere Art
der architektonischen Ausbildung besser
erreicht werden könne. Es werde dies
von dem persönlichen Empfinden des
Bearbeiters abhängen. Wichtig abe
erscheine, daß keine zu großen
Wirkungen neben den Altbau ge-
bracht werden, sondern daß der letz-
tere der herrsehende Teil bleibe.
Der inrede stehende Entwurf zeigt das
gerade Gegenteil dieser Auffassung.
Eine Frage von nicht geringerer
Wichtigkeit war die Turmfrage. Das
Programm des Preisausschreibens hatte
die Möglichkeit eines größeren Turmes
an der Ostecke ins Auge gefaßt; es
liegt aber, obgleich zahlreiche Entwürfe
diese Möglichkeit als eine Bedingung
aufgefaßt zeigen, offenbar auf der Hand, jf?
daß damit nur eine Klärung auch über
diesen Punkt herbeigeführt werden sollte.
Die Turmfrage spielt merkwürdigerweise
bei diesem Wettbewerb eine größere
Rolle, als man aus den Bedingungen der
örtlichen Umgebung hätte annehmen
sollen. Die meisten Entwürfe haben der
Baugruppe eine mehr oder weniger ent-
wickelte, mehr oder weniger beherr-
schende Ttirmanlage zugefügt. Einige
Entwürfe, z. fS die Arbeit „Immer fest
und grad aus!" sind darüber hinausge-
gangen und haben zwei Turmaufbauten
angenommen, den einen in dem rechten Winkel /wi-
schen dem Eingang zum alten Kathause und dem An-
schluß des Stadthauses, den anderen, etwas mächtiger
entwickelt, an der im Programm angedeuteten < >stecke.
Die schön gezeichnete Perspektive dieses Entwurfes
läßt aber erkennen, daß ein Turm an der . rsteren
Stelle in eine ideale und nicht erwünschte Konkurrenz
mit dem von der Börse aus besonders interessant auf-
tauchenden Turm der Liehfrauenkirehc treten würde,
während ein Turm an der üsteeke oder in einer In:- und seiner feinen grauen Patina in eine unangenehme
nachharten Eagc die beiden schonen Domtürmc bc- Wechselwirkung treten mußten. Es wurde der Wunsch
einträchtigen konnte Der trefflich gezeichnete Ent- ausgesprochen, daß der Anschluß durch fein getönte
wurf „Galopp* ist gar mit drei Turmaufbauten aus- graue Flächen erreicht werden möge,
gestattet Das Preisgericht hat diesen Annahmen Um den Neubau in möglichst bescheidenen I lühen-
gegenflber den Grundsatz aufgestellt, daß besonders Verhältnissen zu halten, wurde auch von zu großen
der Anschluß des neuen Stadthauses an das alte Rat- Höhen des Festsaales abgeraten. Eine Beseitigung
haus zurücktreten sollte, niedriger gestaltet und von des hübschen Anbaues an der Noulsdtc (Genehts-
■ u6
No. iB.
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stube) wflrdc das Preisgericht bedauern Die schräge
Baugrenzc kannte durch mäßiges Hervortreten einzel-
ner Bauteile zugunsten einer Lösung im Winkel wahr-
scheinlich sehr gemildert und das gute Aussehen ge-
fördert werden Von großer Bedeutung war auch der
I linweis des Preisgerichtes, daß für größere Empfänge
der Eintritt durch die untere 1 lalle des alten Rathauses
stets von Wichtigkeit bleiben werde, In der Tat hat
der Wettbewerb den Nachweis geliefert, daß von den
3 Möglichkeiten der Eingangsverlegung: Nordseite,
Hornshof und Winkel zwischen altem Kathaus und
neuem Stadthaus die letztere Annahme die ist, welche
den natürlichen Bedingungen am meisten entspricht
und den Bedürfnissen am meisten entgegen kommt
,S, WuU foljt.1
Der engere Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neuen Universitäts-
Gebäude in Jena.
| it Rücksicht darauf, daß in dem Gebäude nach längeren Erwägungen zu der Ueberzeugung, daß
Räume von verschiedenartiger Bestimmung die den einzelnen Zwecken dienenden Kaumgruppen
unterzubringen waren, die, wenn auch in nicht in gleichmäßiger und geschlossener Weise längs
[ einem gewissen Zusammenhange stehend, der Baufluchten aneinander zu reihen, sondern in sich
doch verschiedenen Bedingungen genügen zu gruppieren seien. Weiterhin vertrat das Prcisgc
Osscn, kam dasPr
:richt
Der Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für den Neubau ~*
eines Stadthauses im AnschluQ
an das Rathaus In Bremen.
Entwurf der Hrn.
Kerl ur.il Paul Boiiatz und Gustav
11 i.l »cli in Stuttgart.
(Kill l'n-l» »Oll »y>
ErdKrwhnO.
V.
_ _ — 1 | — - - — n
rieht die Anschauung, daß nach den örtlichen Ver-
hältnissen, nach Lage und Gestalt des Platzes und
nach der Alt der Umgebung sieh der Aufbau der
Gebäudemassen von der nordöstlichen Ecke au* ent-
wickeln müsse, welchen Forderungen die beiden au
erster Stelle ausgezeichneten Entwüife am meisten
Rechnung getragen haben, wenngleich sie eine all-
seitig befriedigende Lösung der Aufgabe nicht bieten
und als Vorentwüi fe auch nicht bieten konnten.
Pas l'rteil des Preisgerichtes über den Entwurf
des Ilm Prof. Thcod Fischer in Stuttgart lautet
dahin, die Arbeil zeige bei verhältnis-
mäßig einfacher architektonischer Be-
handlung eine überaus geschickte Grup-
pierung der Gebäudemassen, die treff-
lich gegeneinanderabgestimmt seien und
ungemein malerisch wirkten. Auch die
Innenräume zeigten eine stimmungsvolle
und gemutreiche Ausbildung, weisen aber
nach der Ansicht des Preisgerichtes teil-
weise eine ihrer Bestimmung nicht an-
gepaßte architektonische Gestaltung auf.
So bedürften z. B. die Korridore und
Treppcnanlagen, sowie der Hauptein-
gang einer größeren räumlichen Ausge-
staltung, um den praktischen Bedürf-
nissen und Forderungen, die an diese
Anlagen gestellt werden müssen, zu ge-
nügen, was sich aber nach Ansicht der
technischen Mitglieder des Preisgerichtes
ohne Beeinträchtigung der Gesamtan-
lage ermöglichen läßt.
Wer den Entwurf, wie wir ihn auf
den S. 73, 74 und 108 darstellten, betrach-
tet, wird dem hohen Lohe,
welches ihm das Preisgericht
zollte, nur beipflichten Die Ge-
samtgruppier ungderGcbäude-
masse ist eine un-
t gemein glückliche
* „ und malerische
Trefflich ist der
II:. -IHtff.fi;.. II
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Gedanke, einen kleinen Teil des alten Schlosses in in München) war für die grundlegende Erscheinungs-
die Neuanlage aufzunehmen und damit dieser ein form des Gebäudes die möglichste Erhaltung der die
Element für die feine historisch-stilistische Abstimmung Baustelle an den beiden Hauptscitcn umgehenden
der übrigen Teile einzufügen. Glücklich und male- Anlagegürtel Gewissenssache. Er war der Meinung,
risch sind die Innenanlagen, geschlossen vereinigt die dali wenn man den gegenwartig bestehenden Haupt-
cinzclncn Raumgruppcn, freilich aber auch einige eingang zum Schloß an der Ecke des Löbder- und des
räumliche Anordnungen unter das zulässige Maß be- Fürstengraben auch für das zukünftige Gebäude bei-
engt. Alles in allem: ein prächtiger Teil eines schönen behalte, so könne die Anlage ohne wesentliche Eingriffe
Städtcbildcs, eine ihren idealen Zielen trefflich ange- in die natürliche Umgebung ausgeführt werden. Das
paßte bauliche Anlage, eine sinnige und gemütvolle ist der Grundgedanke des Entwurfes „Eck"; nach ihm
Baugruppe schlichten und wahren deutschen Charakters, gliedert sich die Gesatntanlage derart, daß sämtliche
Dem Verfasser des mit dem II. Preise ausgezeich- Räume in einem Erdgeschoß und 2 Obergeschossen
nctenEntwurfes mitdeinKennworte.Eck"(K.Hochedei um 2 geschlossene Höfe sich gruppieren und daß gegen
«* No. 18.
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das Landwirtschaftliche Institut und frühere Amtsgc- nügcndcn Aufschluß. Eines interessanten Punktes jc-
richt im Verein mit der Nachbarschaft ein 3. Hof ent- doch sei besonders gedacht. Das Programm forderte
stehen kann, der gegebenen Falles auch dem öffent- für den den Mittelpunkt der Gruppe des archäologischen
liehen Durchgangsverkehr in der Richtung von der Museums bildenden Hof eine Ucbcrdachung mit Glas,
Kniwurf der Hrn. Knimingminn & liecker in Hcrlin. (Ein l'reii von 5000 Mi
Stadthaus für Bremen. Entwurf Jet Hrn. Kail und l'aul Munal/ uud Ciiot. RriUch in Stuttgart (Ein Pub von »500 M.)
Hauptkirche nach dem Löbdcr - Graben erschlossen um in dem ! lof Sammlung Gegenstände aufstellen zu
werden könnte. können. Nun ist es bisher nach unserer Ansicht noch
Ueber die Verteilung und Anlage der einzelnen nicht gelungen, den künstlerischen Zwiespalt zwischen
Raumgruppen geben die Abbildungen (S. 74 u. 75) gc- der großen Glasfläche eines bedeckten Lichthofes und
a. März 1904.
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der Architektur dieses
I lofes zu lösen. Dem
Verfasser wenigstens
ist kein Versuch be-
kannt, bei welchem es
auch nur mit einigem
Glück unternommen
wurde, den hier weit
klaffenden Gegensatz
künstlerisch zu über-
brücken. AuchHoch-
eder scheint die Un-
möglichkeit, die Ge-
gensätze zu versöh-
nen, gefohlt zu haben,
denn er hat den Ver-
such gemacht, über
eine l'ebcrdachung
des Hofes mit
Glas dadurch
hinwegzukom-
men, dafi an -i
Seiten dieses
Hofes schwe-
bende Vordä-
cher angeord-
net und eine 3.
Seite desselben
zwischen Säulen ge-
öffnet wurde, sodali
groüe Gipsabgüsse
gegen die Unbilden
der Witterung ge-
schützt , aber doch
im Freien aufgestellt
werden konnten.
Die stilistische I lal-
tung des Gebäudes
lehnt sich an die Knde
desXVIll Jahrh. üb-
liche schlichte I lau-
weise Jena s an. die
in einer größeren An-
zahl von Heispielen
der Stadt ihr eigen-
tümliches Gepräge
verleiht. Diese Bau-
weise kennzeichnet
sich durch dieAn Wen-
dung des Mansard-
Entwurf du Ilm Wcidenbac h und r»rhamnicr in Leipzig. III. Prei«.
ilaches mit breiten, in den Linien streng uinri— ,eiien
Dachaufbauten. Da gerade die beiden I lauptfronten
sich zum größten Teile hinter Käumcn verstecken
werden, so sind diese in schlichtester Putzarchitektur
mit nur sparsamer Verwendung von Haustein gedacht.
Dieser Schlichtheit in der Behandlung der großen
Massen mußte aber wenigstens an einer Stelle ein
1 10
reicherer Gegensatz
entgegengestellt wer-
den, eine Stelle, auf
welche sich ein aus-
drucksvoller Formen-
reichtum vereinigen
konnte Fs lag nahe,
hierzu, dem Grund-
gedanken des Knt-
wiirfes entsprechend,
den 1 laupteingang
zum Gebäude zu
wählen. Da mit die-
sem sich die zu einer
reicheren architekto-
nischen Wirkung ent-
wicklungsfähigsten
beiden Räume, die
Halle und die Aula, leicht verbinden ließen, s<> konnte
in der Tat hier ein künstlerischer Findruck erreicht wer-
den, dessen bezwingender Gewalt, dessen hoher Schön-
heit sich Niemand entziehen kann Das hier geschaffene
Architekturmotiv ist von so köstlicher und bei aller
Ueberliefcrung von so neuer Wirkung, daß man den
lebhaften Wunsch hegen kann, es irgendwo an anderer
N., ,8
Gc
Stolle zur Auslührung gel» acht zu sehen. Die Halle
durchgreift die beiden unteren Geschosse; die dar-
über angeordnete Aula ragt um ein Beträchtliches
Ober die Höhe des obersten Geschosses hinaus, wo-
durch der aus einem rechteckigen Unterbau empor-
steigende Aulabau als elliptische Kuppel frei aufsteigt
Auch für diesen Teil der Haugruppe ist vorwiegend
Putzcharakter gedacht; doch sollte der Haupteingang
durch ein in rotem Marmor auszuführendes reiches
Portal im Verein mit einer darüber angeordneten Fi-
guren-Nische aus gleichem Material eine wirkungsvolle
Betonung erhalten, die noch gesteigert werden würde
durch eine vorgelagerte Terrasse mit diese ein-
fassenden seitlichen Abschlußmauern.
Das Preisgericht sagt zu diesem Entwurf, auch er
zeige sowohl im Aeußeren wie im Inneren hohe künst-
lerische Eigenschaften. Bei dem äußeren Aufbau jedoch
erscheine der F.ckbau gegenüber den übrigen Bau-
massen zu groß und zu aufwandsvoll. Auch die Formen-
sprache, so reizvoll sie an sich sei, passe sich dem
Charakter der Altstadt von Jena nicht ganz an.
Der Entwurf der Hm. Weidenbach und
Tschammer in Leipzig verdankt die Auszeichnung mit
dem III. Preise der ungemein klaren und Obersichtlichen
Grundriß-Gcsamtanordiiung Im Gegensatz zu den beiden
vorgenannten Entworfen ist hier der Versuch gemacht,
die Räume um einen großen Haupthof zu lagern,
unbeschadet der engeren Zusammenlegung der ihrer
Bestimmung nach zueinander gehörigen Räume Das
Preisgericht freilich meint, so klar und einfach die
Anordnung an sich erscheine, so werde bei der An-
lage eines großen Hofes der Verkehr auseinander ge-
zogen und es entspreche der Entwurf nicht in hin-
reichender Weise den Grundlagen für die Gesamt-
anordnung, wie sie weiter oben angeführt und von
den technischen Mitgliedern des Preisgerichtes als not-
wendig erachtet wurden. Nichtsdestoweniger ist es
eine in ihrer Art sehr interessante Grundrißanlage,
welche die einfachste Ucbersichtlichkeit gewährt, ohne
für den Aufbau die Möglichkeit malerischer Anord-
nungen auszuschließen.
Etwas kurz führt das Gutachten der Preisrichter
von den übrigen Entwürfen an, sie ständen trotz vieler
Schönheiten im Grundriß und Aufbau und verschiede-
nen günstigen und zweckmäßigen Anordnungen im
Einzelnen den drei mit Preisen ausgezeichneten Ent-
würfen nach, sodaß sie nicht für die Preisauszeichnung
infrage kommen konnten.
Die Verbesserung der Vorflut und die Reinigung der Abwässer im Emschergebiet.
Von Middeldorf, Königl. Wasserbauinspektor.
ic natürliche Beschaffenheit des Emschcrge- Ungünstiger wurden die Abflußverhältnissc, als
bietes, welches sich von Holzwickede ab in den 60 er Jahren der Bergbau von der Ruhr mehr
zwischen die Wassersani mclgcbiote der Ruhr nach dem Emschergebiet überging Infolge der cin-
und Lippe legt, ist eine für die Vorflut höchst getretenen starken Kohlenförderung in den zahlreichen
ungünstige. Der gefällarme und stark ge- neu abgeteuften Zechen entstanden bald größere in-
wundenc Flußlauf ist in der breiten Niederung meist dustricllc Anlagen, wie Hochofenbetriebe, Eisen- und
flach eingeschnitten, —
sodaß schon bei ge- - , ^^'L^-*^. />..■•*•£
ringen Niederschlä-
gen das Wasser über
die Ufer tritt und
große Gebietsteile
überflutet. Die Kla-
gen über die schlech-
ten Zustände an der
Emscher sind alt und
reichen nachweislich
bis ins 16. Jahrh. zu-
rück. Es ist vielfach
versucht worden,
durch Begradigungen
des Flußlaufes die
Vorflut günstiger zu
gestalten, doch scheiterte diese Absicht meistens daran,
daß die beteiligten landwirtschaftlichen Kreise die ziem-
lich bedeutenden Kosten nicht aufbringen konnten.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sich die Zu-
stände derart verschlimmert, daß die Regierung in
Düsseldorf sich veranlaßt sah, eingehende Unter-
suchungen durch den Brt. Bauer anstellen zu lassen.
Der von diesem erstattete Bericht schildert die Zu
Abbllilg. t. fcbcrskhtspUn de»
stände an der Emscher als höchst trostlose und führt
Zinkhütten, Maschinenbauanstalten usw., sodaß das
bis dahin schwach bevölkerte Gebiet sich zu dem be-
deutendsten Industriegebiet des Festlandes entwickelte.
Begünstigt wurde dieses Fortschreiten der Industrie
durch zahlreiche Eisenbahnen, die meisten von Privat-
Gescllschaftin erbaut, nicht nur die größeren Ort-
schaften, sondern auch die einzelnen Werke verban-
den. Die Folge davon war, daß die ganze Emscher-
Niedcrung von Herne bis zum Rhein von zahlreichen
sie in erster Linie auf die mangelhafte Räumung des Bahndämmen durchkreuzt wurde, welche den glatten
mit Strauchwerk aller Art angefüllten Bettes, dann Abfluß der Hochwässer sehr erschwerten. Weitere
aber auch auf die unregelmäßigen und polizeiwidrigen Vorflutstörungen traten nach dem Abbau der in der
Anstauungen der in der Emscher belegenen Mühlen Emscherniedcrung vorhandenen starken Kohlenflötze
zurück. Die Regierungen in Düsseldorf, Münster und ein. Die einzelnen Bergwerks-Gesellschaften versuch-
Anisberg erließen darauf im Jahre 1821 eine Mühlen-
Polizeiordnung für den Emscherfluß, welche die Stau-
höhen für sämtliche Mühlen an der Emscher und deren
Nebenbächen festsetzte. Die Mißstände nahmen jedoch
derart zu, daß die Königl Regierung in Münster sich
veranlaßt sah, im Jahre 1850 eingehende Untersuchun-
gen über die Abflußverhältnisse im Emschergebiet vor-
nehmen zu lassen. Daraufbin trat im Jahre 1854 die
Emscher Schaukoinmission in Tätigkeit, welche die
'ährliche Räumung des Flußbettes zu überwachen und
v
ten zwar mit großen Kosten die Störungen zu be-
seitigen, doch erwiesen sich alle diese Bemühungen den
stetig fortschreitenden Bodensenkungen gegenüber als
wirkungslos. Die so entstandenen schlechten Vorflut-
verhältnisse wurden in gesundheitlicher Beziehung durch
die starke Verschmutzung der Bachläufc seitens der
industriellen Werke, der Städte und der dicht be-
völkerten Ortschaften erheblich verschlimmert, sodaß
das Wasser zu landwirtschaftlichen Zwecken nicht
mehr zu benutzen war. Dadurch entstanden Streiug-
'orschläge für die Begradigung desselben zu machen keiten zwischen den Grund- und Zechenbesitzern, die
hatte; trotz des ihr von den Anliegern entgegengebrach- eine derartige Höhe erreichten, daß der Landwirt-
ten Mißtrauens hat sie jahrelang segensreich gewirkt. schafts-Ministcr sich im Jahre 1882 veranlaßt sah, den
2. März 1904.
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zuständigen Melioratiorisbauinsp., Brt Michaelis in
Münster, mit der Aufstellung eines Entwurfes zur Re-
gulierung der Vorflutverhähnissc im Emschertale von
Herne bis Oberhausen zu betrauen. Dieser für die
damaligen Verhältnisse mit großer Umsicht und Sach-
kenntnis aufgestellte Entwurf ist nicht zur Ausfahrung
gekommen, da der vom Staat geforderte Zuschuß in
Hohe von 2,5 Mill. M. mit Rücksicht auf die ungünstige
Finanzlage nicht bewilligt werden konnte. Es sind
jedoch im Laufe der nächsten Jahre verschiedene Be-
gradigungen nach dem Michaelis'schen Entwürfe an
der Emscher und den Nebenbachen in Höhe von etwa
4,3 Mill. M. zur Ausführung gekommen. Ferner sind
für Polderanlagen 1,7 Mill. M ausgegeben, sodaß die
Gesamt-Aufwendungen für die hauptsachlichsten Ent-
wässerungsanlagen in der Zeit von 1886 bis 1000 rd
6 Mill. M. betragen. Trotzdem sind zufriedenstellende
Zustande nicht geschaffen worden. Einzelne Kreise
versuchten zwar, eine durchgreifende Begradigung
ihrer Wasserläufc vorzunehmen, doch kamen sie bald
zu der Ueberzeugung , daß ohne einheitlich durchge-
führte Regelung der ganzen Emscher von der Quelle
bis zur Mündung den bestehenden Mißständen nicht
abzuhelfen sei. Besonders trat dies zu tage, als infolge
der Ruhrepidemie in der Stadt Herne seitens der Be-
hörde auf eine baldige Durchführung der Kanalisation
gedrangt wurde. Es zeigte sich hierbei, daß das für
eine Klärung der Wässer notwendige Gefälle für die-
ses Gebiet ohne Vertiefung des Hauptvorfluters nicht
zu erreichen sei. Jede Kläranlage würde bei eintreten-
den Hochfluten unter Wasser gesetzt und außer Tätig-
keit treten müssen. Wie in Herne, so liegen die Ver-
hältnisse in Wanne, Eickel, Gelsenkirchen, L'eckendorf,
Schalke, Bismarck, Rotthausen, Heßler, Horst, AI len-
essen, Borbeck, Bottrop und Oberhausen, also in fast
sämtlichen Städten und größeren Ortschaften des
Emschcrgebietes.
Auf die Anregung des Reg.-Präsidenten Wintzcr in
Arnsberg wurden dann die beteiligten Kreise zu einem
gemeinschaftlichen Vorgehen veranlaßt und eine Kom-
mission gebildet, welche aus den Vertretern der Städte
Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen
und der Landkreise Hörde, Dortmund, Bochum, Gelscn-
kirchen, Essen, Recklinghausen, Mülheim a. d Ruhr und
Ruhrort bestand. Diese erklärten sich bereit, die Kosten
für die Vorarbeiten aufzubringen und beauftragten den
Verfasser mit der Ausarbeitung eines allgemeinen
Entwässerungsplancs für das Emschcrgcbiet, bei dem
nicht nurdieVorflutverhältnisse, sondern auch die Reini-
gung der Abwässer berücksichtigt werden sollte. Dieser
Entwurf ist in a Jahren - Juli 1901 bis 1903 aus-
gearbeitet und im November v. J. durch die drei be-
teiligten Regierungen in Münster, Arnsberg und Düssel-
dorf landespolizeilich geprüft worden. Inzwischen
wurde ein Gesetzentwurf ausgearbeitet, der die Billi-
gung des Staatsministeriuins fand und gegenwärtig
dem Landtage zur Genehmigung vorliegt. Für diesen
allgemeinen Entwurf wurden außer den landmcs.se-
rischen Arbeiten eingehende wassertechnische Unter-
suchungen ausgeführt, die sich auf Pcgelbeobachtun-
gen, Niederschlags-Verhältnisse, Abflußwerte und das
VcrhältniszwischenNiedei schlag undAbflußcrstrccktcn.
Von besonderer Bedeutung ist hierbei das aus dem
Ruhrgebiet ins Emschcrgcbiet gedrückte Reinwasser,
das 3,4 cb"'/Sek. beträgt, sowie das aus den Schächten
hochgepumpte Grubenwasscr mit 2,6 ll"*'Sck.; dadurch
werden die Abflußverhältnisse so stark beeinflußt, daß
die Wassermengen der Emscher im Winter 10%, im
Sommer oo'Y.s im Jahresmittel 25%, größer sind als
die anderer Flüsse.
Ferner wurde die Versorgung des Gebietes mit Reiu-
wasser aus der Ruhr eingehend untersucht, die Abgren-
zung der Yersorgungsgcbicte der verschiedenen Pump-
werke, welche großeWasscrniengeii abgeben, sowohl lur
die einzelnen Sanimelgebietc der Bäche, als auch für
die Städte, Kreise, Amiter und Gemeinden festgestellt.
Auch wurde eine Durcharbeitung nach dem Verbrauch
der gewerblichen Anlagen vorgenommen. Eine eben-
so eingehende Behandlung fand die Abwassermenge,
die für die Klärung der Wässer von großer Bedeu-
tung ist. Um über die Verschmutzung der Emscher
und der einzelnen Nebenbäche ein genaues Bild zu
«m, wurden etwa 140 Wasserproben bei gleich-
" jigem Niedrigwasser entnommen und zwar in den
.icbcnbächen vor der Mündung in den Hauptvorfluter
und in der Emscher selbst ober- und unterhalb der
Einmünt1
1; diese wurden nach einheitlichem
Verfahren chemisch und mikroskopisch untersucht.
Das dadurch erhaltene Bild von der Verschmutzung
der Wasscrläufe im Einschergebiet ist ein höchst
trauriges und zeigt die dringende Notwendigkeit, eine
gründliche Klärung der Wässer fast sämtlicher Neben-
bäche vorzunehmen. Neben den Wasser-Untersuchun-
gen wurden Boden-Untersuchungen längs der ganzen
Linie sowie die Feststellung der bestehenden Kanali-
sationen, Beseitigung der Abfallstoffe, der hygieni-
schen Verhältnisse und besonders der Gesun'dhcits-
Vei hältnisse im Entwurf eingehend behandelt. Es hat
sich nämlich gezeigt, daß die Ruhrkrankheit, Typhus
und Malaria im Ernsclurgt biet stärker verbreitet" sind,
als sonst im preußischen Staate.
Zunächst war zu untersuchen, ob es zweckmäßiger
und billiger sei, von einer Beseitigung der Stauwerke
Abstand zu nehmen und die Vorflut durch Polder
und sonstige künstliche Hebungsanlagen aufrecht zu
erhalten. Will man von einer Beseitigung der Stauwerke
in der Emseber und damit von einer Vertiefung ab-
sehen, so wird das Gefälle des Flusses auf den meisten
Strecken infolge der Bodensenkungen schon in nächster
Zeit ein sehr mangelhaftes werden. Besonders wird
die durch die ungenügende Geschwindigkeit vermehrte
starke Verschlammung und die dadurch eintretende
Fäulniserscheinung sehr bedeutend sein. Die Hoch-
fluten werden wegen des mangelhaften Gefälles noch
schlechter abgeführt werden als bisher. Dasselbe
würde der Fall sein bei den nicht gepolderten Ge-
bieten der Nebenbäche, die in normalen Zeiten ge-
nügenden Abfluß besitzen.
Bei der Hochhaltung der Emscher wird man
immer größere Flächen zu beiden Seiten des Fluß-
laufes einpoldern müssen ; der Zustand wird dann all-
mählich so werden, wie er sich auf der Strecke
Karnap — Bottrop ausbildete, wo man den Fluß auf
beiden Seiten mit hohen Deichen umgeben hat, die
bei den fortwährenden Bodensenkungen immer wieder
aufgehöht werden müssen und bei etwa eintretenden
Tagesbrüchen eine große Gefahr für die Gegend bil-
den. Bei Hochhaltung der Emscher werden sich nach
weiteren Senkungen die Poldcrgebiete zu beiden Seiten
tles Flußlaufes stark vergrößern und allmählich einen
solchen Umfang annehmen, daß zur Bewältigung des
Wassers, besonders bei starkem Regen, ganz unge-
heure Beträge aufgewandt werden müssen Auch der
Vorschlag, daß man in den Poldern die I lochwasscr-
mengen in großen Anstaubcckcn ansammelt und dann
später in die Emscher abführt, hat sehr große Be-
denken. Diese Becken würden sehr teuer sein, bald
verschlammen und eine ernste gesundheitliche Gefahr
für die Anwohner bilden.
Noch ein anderer Grund spricht gegen die aus-
gedehnte Poldmvirtschaft im Kmschergebiet. Wenn
zunächst auch die Zechen wohl in der Lage sind,
die hohen Kosten zu tragen, so kann im Laufe der
Jahre nach dem Abbau der Kohle bei schlechter wirt-
schaftlicher Gesamtlage oder bei ungünstigem Abbau
einzelner Zechen sehr wohl der Fall eintreten, daß
für den Poldcrbctricb nicht mehr die ei -forderlichen
Mittel zur Verfügung gestellt werden : da die Gemein-
den größtenteils von der Steuerkraft der industriellen
Werke abhängen, so würden auch sie nicht in der
Lage sein, den Pumpbetrieb aufrecht zu erhalten.
|Kui*>.r!.Am£ folgt )
Inhalt: lu-r WrnhewetS nir Kilan^inip von Kt.uvOrlrn for den Neu-
bau »int- Suilitu •« An- Mi>-« »n da- Kotruii«. in Bremm iKuiWftinne).
— l».-r in tir WYtlbrwevl» im- r i hintun;,* vi-n r'ntw Arfe-n Mr ein neue«
rimii-iUVK-Oi.H.iil. 1.1 Je.-u .S. Uiitly - tlirYrrbrsM-runi; der Voifl.it und
du- Krinicung der Arwa.hcr im r.n»ehcTrrWrt. —
Redaktion
Berti».
Vr:l»t >1er lleutvrhrn Haiirritun-:. 0 m, Iv H„ Berlin. Kdr die R
vriailH«o,tl AHieil 1 1 o I m » □ n , Berlin. Pnlrk von Wllh. Ureve
Ni«. 18.
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Deutsche Bauxeltnhg, xxxtih. Jahrgang 1904, Nr.19.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° ig. BERLIN, DEN 5. MÄRZ 1904
Die Verbesserung der Vorflut und die Reinigung der Abwässer im Emschergebiet.
Von Middeldorf, Konigl Wasscrbauinspektor. <Fori~ttiins.) Hkm rine rianbciiice.
ei Inangriffnahme der Arbeiten wurde ferner
versucht, die in dem Miehaelis'schcn Ent-
wurf aufgestellten Grundsätze fürdie Ausge-
staltung des neuen Entwurfes beizubehalten.
Aber so scharf
durchdacht die Michaclis'-
sche Arbeit auch ist, es
mußte wegen der verän-
derten Verhältnisse dicVor-
flutverbcsscrung auf einer
ganz anderen Grundlage
aufgebaut werden. Die dem
Brt. Michaelis gestellte Auf-
gabe war wesentlich enger
gefallt, als die vorliegende.
Sie sollte nur eine Ver-
besserung der Vorflutvcr-
hältnisse auf der Einscher-
strecke von Herne bis Über-
hausen herbeiführen, wäh-
rend jetzt das ganze Em-
schergebiet einschließlich
aller Nebenbäche als ein
Ganzes behandelt ist. Es
hat sich herausgestellt, daü
es von gröütcm wirtschaft-
lichen Nachteil ist, wenn
einzelne Gebiete herausge-
griffen werden. So sind
z. B. damals die Gebiete
der Emscher unterhalb von
Oberhausen bis Neumühl
nicht in den Entwurf auf-
genommen worden und
doch bedarf gerade das
Gelände an der Mündung
der Emscher der größten
Fürsorge in Hinsicht auf
die dort zu erwartenden
Bodensenkungen. Ebenso
ist das Quellgebiet nicht in
dem Entwurf berücksich-
tigt worden, obschon be-
sonders die Sammclgebiete des Rüpings- und Roß-
baches, sowie die Emscherstreckc von Dorstfeld bis
Mengede einer eingehenden Regelung bedürfen. Für
die Abwässer- Reinigung wan n Rieselfelder in Aus-
sicht genommen, während heute mit Rücksicht auf den
ProfcMor Fricdrii h Wilhelm Bosing f
hohen Bodenwert und den starken Salzgehalt des
Wassers für das Emschergebiet diese Art der Reini-
gung kaum noch infragc kommen kann. Bei den un-
gleichmäßigen Senkungen im ganzen Gebiete ist es
überhaupt zweifellos, daß
eine Ricsclanlagc schon
nach wenigen Jahren um-
gebaut werden müßte; auch
würde die Unterhaltung der
Felder und die Wasscr-Zu-
und Ableitung hoheKosten
verursacht haben. Die von
Michaelis vorgesehene Ab-
leitung der Wässer in den
Nebentälern durch parallel
zur Emscher geführte Sci-
tengräben scheint bei den
stets auftretenden Boden-
senkungen unzweckmäßig.
Die Entwässerungs-Gräben
laufen oft zu 4 und 5 neben-
einander her, unterdükern
einander und die Emscher
und geben schließlich ihr
Wasser nach sehr langem
Lauf unter den schwäch-
sten Gefäll - Verhältnissen
1 1 : 4000! an die Emscher
ab. Die Kosten für Grund-
erwerb und Erdaushub
werden unverhältnismäßig
hohe. Besonders aber ist
das schwache Gefälle in
diesem Gebiete mit seinen
starken Boden-Senkungen
ein sehr wunder Funkt des
Michaelis'schen Entwurfes
Bei der Verschmutzung der
Bäche und der äußerst
geringen Wasserzuführung
diesci KepIantenTiefgrftben
bilden derartige Strecken
die reinen Schlammfängc
und Faulbecken. Alle dien Gräben hätten ein schwäche-
res Gefälle als die Emscher selbst haben müssen, da
es nur dadurch möglich ist, die Abwässer nach einem
unterhalb gelegenen Punkte abzuleiten. Bei weiteren
Senkungen hätte die Ausmündung dieser Bäche immer
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weiter an der Kin-
seher hinunterge-
schoben und das
Gefälle schwacher
genommen werden
müssen. Es ist ohne
weiteres klar, dab
die Abführung der
Abwässer aus den
immer größere Ge-
biete umfassenden
Kanalisationen
nicht ausreichend
gewesen wäre Auch
hat sich herausge-
stellt, dati der nach :
demMirhadis'schen
Grundsatz ausge-
führtcTieftalgraben
vom Bahnhof Gcl-
senkitchen nach
Eick winkcl schon
jetzt seinen Zweck
nicht mehr erfüllt
und daher in näch-
ster Zeit wieder ver-
tieft weiden muli
Aus allem diesem
geht hervor, dal)
der Miehaelis'sche
Grundsatz aufzuge-
hen und aufgrund
der völlig veränder-
ten Verhältnisse ein
bis in seine Grund-
lagen anders gestal-
teter Entwurf aufge-
stellt werden mulite.
Bevor jedoch die-
ser erörtert wird,
muli nochdk'furdas
s ü i i I M : : i: i i' IM Ii ' J : < " i \ H \V "M \- V- V* \ I \ \ .
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ganze Industriegebiet licsondcrs wichtige Frage erörtert
werden, ob es nicht möglich ist, die Schmulzwasscr-
Abfuhrung mit dein geplanten Schiffahrtskanal von
Herne nach «lern klicin zu verbinden, Es liegen drei
Möglichkeiten vor:
l. Die Emscher wird als Schiffahrtskanal aus-
gebaut und die verschiedenen Haltungen werden so
tief gelegt, daU diese die Abwässer des ganzen Ge-
bietes aufnehmen können.
2 Die Kmschcr wird kanalisiert und sndlieh da-
von ein Sehimitzwasseikanal angelegt, der die Mittel-
und Niedrigwasser abzuführen hat, wahrend das Hoch-
wasser durch l'ebei läufe nach dein Schiffahrtskanal
abgeleitet wird
Friedrich Wilhelm Büsing f.
go^Swar an der Grenze des menschlichen Lebens siebend
- sollte er doch in wenigen Wochen das Fest seines
— ' 70. Geburtstages feiern - aber aus vollster ange-
strengtester beruflicher und dem Gemeinwohl dienender
Tätigkeit heraus ist Professor Friedrieh Wilhelm Büsing
am 25. Februar d. J. in Friedenau bei Herlin einer tücki-
schen Krankheil nach kurzem Leiden erlegen, die an
seiner zähen, scheinbar unverwüstlichen Natur offenbar
unerkannt schon seit Längerem zehrte. Mit ihm ist ein
Mann von hoher Begabung, umfassendem Wissen und aus-
dauernder Arbeitslreudigkcit und Arbeitskraft dahinge-
gangen, der nicht nur auf den von ihm erwählten Sonder-
gebieten des Ingenieurfaches Hervorragendes leistete, son-
dern auch einen klaren Blick für allgemeine Fragen des
Lebens besafi und an deren Lösung, wenn auch in engeren
Grenzen, mit gleichem Kifer und j'.rfolgc mitarbeitete.
Der I.ebensgang Büsing's ist kein alltäglicher gewesen,
so dali es sich wohl verlohnt, näher auf denselben einzu-
gehen Der Verstorbene hat nicht den stetigen Kntwick-
lungsgang nehmen können, den sorgende Kitern ihren
Söhnen zu sichern wissen, er hat nicht auf dem geebneten
Wege einer geregelten Karriere zu Amt und Würden
emporsteigen können. Durch eine haric Jugend, durch
schwere Verhältnisse hat er sich durchringen müssen, um
dann aus eigener Kraft eigene Wege zu geben.
Büsing wurde am 9, März 1834 in dem Flecken Wirde n-
sahl (Kr. Stolzenau a. W.) im Hannoverschen als Sohn
des dortigen Steuereinnehmers in engen Verhältnissen :;e.
5 Mar/ igoj
boren. Seme Schulbildung genoss er auf der gehobenen
Bürgerschule in Ottenstein im Braunschweigischen und
in Wrisbergholzen. Daneben trieb er, mit der ihm
eigenen F.ncrgie, frühzeitig fremdsprachliche Studien. Kaum
14 Jahre alt, verlor er gleichzeitig beide Kitern an der
Cholera, sodali nun ihm, als dem ältesten Sohne, die Steile
des Familienoberhauptes und damit die Aufgabe zufiel,
nicht nur haldigst für seinen eigenen Lebensunterhalt zu
sorgen, sondern auch noch hilfreich bei seinen jüngeren
Geschwistern einzutreten, l'eber die nächsten jo Jahre
seines Lebens haben wir auch von seiner eigenen Familie
nichts Genaues in Krfahrung bringen können. \Vir berichten
darüber, was uns aus gelegentlichen AeuUerungen Büsing's
hervorzugehen scheint. Danach wurde es ihm möglich ge-
macht, sich noch soweit fortzubilden, daß er sich dem Berufe
eines Feldmesser* widmen konnte. eine Tätigkeit, die er dann
jahrelang ausüble, dabei mit zäher Knergie an seiner Fort-
bildung arbeitend und sich zum technischen Studium vor-
bereitend. Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir
dieser Vorbildung Büsing's einen wesentlichen Anteil an
seiner Fähigkeit zuschreiben, die Besonderheiten ort lieber
Verhältnisse rasch zu erfassen und in ihren Kigenheiten
scharf zu erkennen, eine Fähigkeit, die ihm in seinen
spateren, dem Städtebau gewidmeten Aufgaben von wesent-
lichem Nutzen ge wesen ist. Im Jahre 18^8 finden wir ihn
als Klcven in der Biiinns|M-ktion Bremervörde bei g rotie-
ren Chaussee- und Brückcnhautrn, dann wieder 2' Jahre
vorwiegend mit (eldine— crisi hen Arbeiten für Chaussee-
bauten beschäftigt im Verwaltungsgebiet der Lunddrostri
Stade. V.r< iBöj konnte er die ;>ot\ technische Schule 1:1
"«5
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3. Die Emseber wird reguliert und als Vorfluter
für die gesamten Abwässer beibehalten, während der
Sehiffahrtskanal südlich oder nördlich von der Emscher
ausgebaut wird.
Der erste Vorschlag, die Emscher zu kanalisieren
und die verschiedenen Haltungen so tief anzuordnen,
daO eine vollkommene Entwässerung des ganzen Ge-
bietes möglich ist, hat zunächst etwas sehr Bestechen-
des und würde auch vom wirtschaftlichen Standpunkte
sehr zu begrüßen sein. Durch die Vereinigung beider
Interessen wäre die Möglichkeit gegeben, die jähr-
lichen Betriebs- und Unterhaltungskosten, sowie auch
eine geringe Verzinsung des Anlagekapital aus den
Schiffahrtsabgaben zu decken.
Es sprechen jedoch folgende Gründe dagegen:
Obwohl die Emscher jetzt in hohem Grade verun-
reinigt ist, so macht sich dieser Uchclstand doch ;ui den
Stellen, wo genügender Abfluß vorhanden ist, nicht
so sehr bemerkbar als dort, wo das Wasser zur Ruhe
kommt. Hier sieht man im Sommer große Fladen
brodelnder Massen auf der Oberfläche schwimmen,
die in Fäulnis übergehen und einen widerlichen
Geruch verbreiten. Wenn man später die ganze
Emscher in wagrechte 1 laltungen legen würde,
dann würde sich der Uebelstand, der sich jetzt an
den Stauwerken zeigt, auf der ganzen Strecke ein-
stellen. Selbst wenn man dir Abwässer mit großen
Kosten reinigte, so würde man doch kein reines bak-
terienfreies Wasser dem Schiffahrtskanal zuführen
können; die Bakterien würden sich in dem stehenden
Wasser schnell vermehren, die organischen Substanzen
zersetzen und unter Schlammbildung in stinkende
Fäulnis übergehen. Selbst aber, wenn man durch eine
kostspielige Reinigungsmethode ein für Schiffahtts-
zwecke hinreichend klares Wasser schaffen würde, so
könnte dieses doch nur bei Niedrig- oder Mittelwasser
geschehen, während clie 1 loch-
flutcn ungeklärt in den Kanal
gelangen würden. Aber ge-
rade die Hochwässer, welche
nach einer längeren Trocken-
»eriode eintreten, führen eine
rlengc keimfähiger Stoffe mit
sich, die sich nach Ablauf des
Hochwassers auf der Sohle
TT II
Der Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für den Neubau
eines Stadthauses Im Anschluß
an das Rathaus In Bremen.
K.ntwurt des Hrn. liustav Jftilicke
in Schöneberg- Berlin.
iFin IV*»« von ywo il »
Hannover beziehen, die er 1866 verließ, um nachträglich
an der dortigen Realschule I. Ordnung die für den Ein-
tritt in den Staatsdienst erforderliche Abiturientenprüfung
abzulegen. Im Herbst desselben Jahres trat er als l.ehrer
in die Baugcwerkschule in Nienburg a. W. ein. Sein
I.chrauftrag umfaßte — bezeichnend für die Verhältnisse
der damaligen Zeit - Formenlehre, Arehitcklurzcichncn
und niedere Mathematik. Doch nur i Jahr lang übte er
diese seinen Fähigkeiten offenbar nicht entsprechende
Tätigkeit aus. Im Herbst 1867 ging er als Assistent an
die polytechnische Schule in Hannover zurück für die
Fächer: Praktische Geometrie verbunden mit Instrumentcn-
lehre, sowie darstellende Geometrie, eine Aufgab«, für die
ihn seine Vorbildung jedenfalls besonders geeignet machte,
und bereitete sich gleichzeitig für die Bauführerprüfung vor,
mit welcher Ende t868 der inzwischen 34 Jahre alt ge-
wordene Mann seine Studien und damit den ersten Ab-
schnitt seines Lehen» abschließen konnte.
Nach einer nur wenige Monate dauernden Beschäfti-
gung bei der Hannoverschen Staat»bahn im Bezirk der
Bauinspektion Northeim, trat er im Mai 1869 in den
Dienst der preußischen Marinchau Verwaltung und zwar
bei Ausbau des Kriegshafen* an der Jade in Wilhelms-
haven Uber. WO er bis zum Jahre 1873 vornehmlich mit
Arbeiten des \Y;i»»erbaucs. — Baueines Trockendocks, Ver-
messung der AuUenjade usw. -- beschäftigt war. Durch
»eine Tüchtigkeit zog er bald die Aufmerksamkeit seiner
Vorgesetzten auf Kien und es wäre ihm wohl eine gute
Karriere in dem gewählten Berufe sieher gewesen, wenn
-ich ihm nicht eine Aussieht eröffnet hätte, die »einem viel-
seitigen Streben und »einem unabhängigen Sinne he»»cr
zusagte und ihm zudem durch die Uebersiedelung nach
Berlin ein weitere» Feld der Betätigung eröffnete.
Wilhelm Beckmann , der damals in Gemeinschaft
mit Ende in Wilhelmshaven eine Reihe größerer Bauten
in Gencralunterncl mutig ausführte, wurde auf ihn auf-
merksam und gewann von ihm einen so günstigen Ein-
druck, daß er ihn 1873 als zweiten Redakteur der .Deut-
schen Bauzcitung", zu deren Besitzern Böckmann ge-
hörte, empfahl, als es sich darum handelte, für K E. O.
Frilsch, der bis dahin das Unternehmen allein geleitet
hatte, eine Hilfe zu gewinnen. Denn die Entwicklung dieses
Fachblattes, das nicht nur der Architektur, sondern auch
dem Ingenieurwe»en gerecht zu werden suchte, hatte
schon damals einen Umfang angenommen, der die Kraft
eines Einzelnen überstieg. Bttsing folgte diesem Kufe
gern und trat am 1. Juli 1873 in die Redaktion ein, der
er bis zum Juli 1891, also 18 Jahre lang angehörte; 1874
wurde er in die Gesellschaft , Deutsche Bauzeitung* auf-
genommen Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, ein
Urteil über seine Tätigkeit als Redakteur fallen zu wollen,
denn es wäre zugleich ein Urteil in eigener Sache, da
wir den Einfluß der Leitung de» Fachblattes nicht ohne
gleichzeitige Kritik der Entwicklung des letzteren selbst
untersuchen können. Wir müssen das Fernerstehenden
überlassen, die mit unbefangenen Augen diesem Entwick-
lungsgange in »einen verschiedenen Phasen gefolgt sind.
Im übrigen ist mit Büsing'i Ausscheiden aus der Re-
daktion »eine Tätigkeit für die „Deutsche Bauzeitung"
(Kortsrtzunj; auf Srile 11B.)
I 10
No. 19.
festsetzen und spater in Gährung übergehen. Ein
fernerer Nachteil der Verbindung beider Anlagen
würde der sein, daß bei Hochwasser die Schiffahrt
eingestellt werden müßte, da die Fahrzeuge gegen
das mit 2 m Geschwindigkeit abfließende Wasser
nicht fortbewegt werden könnten. Man würde eine
große Zahl von Schiffsliegeplätzen, Sicherheitshafen,
Ankerpfählcn usw. schaffen müssen, wodurch die An-
Schleusen zur Abführung des Hochwassers anzulegen;
ebenso müßten die^Sohle und die Böschungen stark
befestigt werden. Während der Bauzeit wird eine
teilweise Verlegung des Flußlaufes unter Schaffung
eines Hochwasserprofiles nötig, die ebenfalls sehr hohe
Kosten verursachen würde. An eine Trockenlegung
der einzelnen Kanalhaltungen, wie sie bei jeder künst-
lichen Wasserstraße nötig ist, würde nicht zu denken
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses im AnschluQ an das Rathaus In Bremen.
Knlwurl der Ilm.
Bor » stein Jk Kopp
in Friedenau.
läge sehr verteuert
wurde Die Stau-
werke müßten auch
hier stattlich ange-
kauft und beseitigt
werden. Die I laltungen müßten sehr tief Kcl< k< werden,
sodaß die Kosten für Erdarbeiten unverhältnismäßig
hohe würden. Auch wären Schülzenwehre neben den
5 .\Urz 1904
sein, da das Bett zur Abführung der Scliniutzwässer
stets frei gehalten werden muß. Der Kanal würde
zunächst der Schiffahrt dienen müssen, die Aufrecht-
crhaltung der Vorflut jedoch erst in zweiter Linie
Berücksichtigung finden können.
Nach dem zweiten Vorschlage sollen die Niedrig-
UOd Mittelwasscrmengen durch einen südlich von der
Einscher herzustellenden Schmutzwassergraben abge-
führt werden, während die Hochfluten
nach dem Schiffahrtskanal zu leiten sind.
Gegen diese Anordnung sprechen größ-
tenteils die schon vorhin angeführten
Gründe. Zur Abführung des Sommer-
mittelwassers genügt auf der ganzen
Strecke von Herne biszum Rhein ein ver-
hältnismäßig kleines Profil von etwa
oa'K" Soll aber der Abwassrrkanal die
seitlichenNebenflüsse, vor allem aber die
Abwässer der Kläranlagen aufnehmen,
dann müßte die Sohle des EntWltSC-
rungs-Grabens durchweg 5— 6"» unter
Gelände liegen. Es würde dann selbst
bei i'/jfachcr Böschungsanlagc ein
Querschnitt von etwa 50'''" geschaffen
werden, der auch zur Abführung des
Hochwassers, besonders auf deroberen
Strecke, genügen würde. Das Gefälle
des Schinutzwas-er-Kanaks würde der
Geländeverhältnisse wegen sehr gering
sein und für die Abführung der Schmutz-
wlsser bei niedrigen Wasserständen nicht
genügen. Die Kosten wären auch hier sehr bedeutend; sie
bestehen aus den schon angeführten und denen für An-
lage eines tief eingeschnittenen Entwässerungsgrabens.
"7
Digitized by Gc
Am gangbarsten erscheint daher der dritte Vor-
schlag, die Pinscher lediglich im Voi flutinlercss. zu
regulieren, sodali sie wie hislicr zur Abführung der
gesamten Abwässer aus dem stetig sich vergrößern-
den Industriegebiet dienen kann; der Schiffahrtskanal
dagegen soll unberührt von der Kmseher südlich oder
nordlich angelegt werden. Man kann bei dieser An-
ordnung eine vollständige Entwässerung und bei weite-
ren Bodensenkungen durch Vertiefung der Sohle aufs
Neue Vorflut schaffen. Mit Rücksicht auf die Dring-
lichkeit der Vorflutrrgulierung hat man daher von
einer Vcrc|iiickung dieser Krage mit der des Schiffahrts-
kanales abgesehen
Als erstes Mittel zur Verbesserung der Vorflut
ist die Begradigung des stark gewundenen Flußlauies
in Aussicht genommen. (Vergl. hier/u die Planbeilage
und die Hfthenpläne Abbildg. 2a c.) Wenn auch hier-
durch für einzelne Strecken hinreichend gutes Gefälle
erreicht wircl, so würden doch weite Gebiete oberhalb
der Stauwerke sehr schlechten Abfluß erhalten. Es ist
daher in zweiter Linie eine Beseitigung der Stauwerke
in Aussicht genommen; gerade diese geben mit |ihrcn
stehenden Gewässern AnlaU zu großen gesundheit-
lichen Gefahren. Das Prinzip der Staubeseitigung ist
auch schon auf mehreren Strecken zur Anwendung
ekommen, um die höchst ungünstigen Abfluß veihält-
Es ist klar, daß für das Emschcrgebiet mit seinen nisse zu verbessern; so sind die Mühlen in Vondern
starken und gefahrlichen Bodensenkungen die ein- und Kränge, sowie mehrere in den Nebenbachen von
fachsten und am sichersten wirkenden Grundsätze den Bergwerksbesitzern angekauft worden
zur Anwendung kommen müssen. Es soll daher nur
ein einziger, nicht tiefer als unbedingt erforderlich
eingeschnittener Hauptvorfluter angelegt werden, dem
alles Abwasser auf kürzestem Wege zugeführt wird.
Von jeder künstlichen Ilochhaltung der Wasserläufe
oder Unterführung der Bachläufe untereinander, von
jeder künstlichen Hebung der Wässer, von joder Ver-
bindung mit dem ganz anderen Zwecken dienenden
Schiffahrtskanal ist Abstand genommen.
So wie die Emsrhcr sollen auch die Nebenbäche
behandelt werden. Sie sollen unter Ausbildung eines
möglichst guten Gefälles auf kürzestem Wege zur
Emschcr geführt weiden. Bei den für die Wasser-
führung so gefährlichen Bodensenkungen muU mit
den einfachsten, leicht zu übersehenden, leicht zu
ändernden Anlagen vorgegangen werden.
Die Beseitigung der Stauwerke und die Begradi-
gung der Flußläufe ist nun zwar hinreichend, um für
die Emscherwässer genügenden Abfluß zu schaffen,
sie reicht jedoch nicht aus, um auch die Hochwässer
bordvoll abführen zu können. Es ist daher eine Ver-
tiefung der Sohle um durchweg 3 m in Aussicht ge-
nommen, wodurch gleichzeitig für die Gebiete der
Nebenbäche hinreichend Vorflut geschaffen wird. Eine
fernere Notwendigkeit für die Tieferlegung war durch
die Anlage der Klärvorrichtungen gegeben, die ohne
eine Vertiefung des I lauptvorfluters hochwasserfrei
nicht angelegt Werden können. Die letzte Forderung
bei Festsetzung der neuen Emschersohle war die Be-
seitigung der Polder. Es ist beabsichtigt, nahezu alle
künstlichen Entwässerungen im Gebiete zu beseitigen
und diesem wieder natürliche Vorflut zu geben. —
(Scblull (»Igt)
Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses
im Anschluß an das Rathaus in Bremen. .-■ ltlutt.) Iliei7!i die Abbildungen S. nb u. n;. uiwir in Xo. jr,.
as Protokoll des Preisgerichtes erklärt, daß zwar neben den bereits S. 96 genannten durch Preise
bei einer ersten Sichtung der Entwürfe 32 oder durch Ankauf ausgezeichneten Entwürfen die
Arbeiten ausgeschieden wurden, die ent- Arbeiten mit den Kenn/eichen oder Kennworten:
weder den Bestimmungen des Programme« Zwei Raben im roten Felde, Drei Kreuze, „Marco-
nicht entsprachen oder so bedeutende Mängel brunner", „Bremisch", „Multatuli", „Videant Consules"
aufwiesen, daß aus allgemeinen praktischen oder künst- und Dreieck im einfachen Kreis
krischen Gesichtspunkten ihre Verwendbarkeit nicht Der Entwurf mit dem Kennzeichen des Dreiecks
weiter infragc kommen konnte. Einer zweiten Sichtung im einfachen Kreis schafft als Gegensatz zum alten
unter Anwendung höherer künstlerischer Anforderun- Rathause ein schweres, aber sehr schönes Barock,
gen, sowie unter Prüfung der praktischen und kon-
struktiven Verhältnisse lielcn weitere 52 Entwürfe zum
Opfer, während eine dritte Sichtung die Ausscheidung
von noch weiteren 6 Entwürfen zurfolge hatte, sodaß
15 Entwürfe auf der engsten Wahl verblieben, und
welches in prächtiger Zeichnung vorgetragen ist. hin
mächtiger Turm erhebt sich an der Seite gegen den
Domshof. Der Verfasser ist der Meinung, daß die
Anlage des alten Rathauses für eine Fortsetzung nicht
gedacht sei und infolge dessen auch keine Fortsetzung
keineswegs abgeschlossen gewesen. Sowohl durch eigene
Arbeilen, wie namentlich durch sachverständigen Hat in
den Kragen seines Sondcrgehictes hat er uns bis zu sei-
nem Hinscheiden unterstützt und sein klares Urteil ist in
vielen 1- ragen von entscheidendem Gewicht gewesen Ihm
hierfür unseren wärmsten Dank auch an dieser Stelle aus-
zusprechen, möchten wir uns nicht versagen.
Zu seiner Tätigkeit al* Redakteur und diese schließ-
lich zurückdrängend, sodaß er sich im Jahre 1891 ent-
scheiden mußte, welcher seiner Aufgaben er seine volle
Kraft widmen wollte, trat bald nach seiner l'chersirdelung
nach Berlin die Tätigkeit als Lehrer, als Gutachter und
schließlich als Verfasser umfangreicher, auf verschiedenen
Fachgebieten liegender Werke. Schon frühzeitig hatte
Büshig die großen Aufgaben erkannt, die dm wirtschaft-
lich erstarkenden und sich rasch ausdehnenden Stadtgc-
nieinden aus dem Zwange erwachsen mußten, ftlr die dicht
zusammengedrängte Bevölkerung gesunde Lebensbedin-
gungen zu schaffen Die hygienische. Seile des Städte-
baues, vor allem nach der kichlurig einer reichlichen, ge-
ordneten Versorgung mit reinem Trinkwasser und der
geregelten, raschen Abführung der verbrauchten Stoffe,
ist das Spezialgebiet geworden, auf dem der Schwerpunkt
seiner Tätigkeit gelegen hat und auf welchem ihm wohl
auch die bedeutendsten Krfolge erwuchsen
AN James llöhrccht im Jahre 1B76 seine Vorlesun-
gen an der damaligen Bauakademie in Berlin über die
vorgenannten Aufgaben einstellen mutitc. um seine volle
Persönlichkeit für die Durchführung des großen Werkes
der Berliner Kanalisation einzusetzen, da empfahl er Irnsing
zu seinem Nachfolger, dem denn auch im Oktober i8;6
110
als Dozent der l.rhrauftrag erteilt wurde ober: „Bauten
aus dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege,
speziell Wasserversorgung und Städtercinigung", Im Jahre
188g wurde ihm dann das Prädikat „Professor" verliehen.
Bis zu seinem Tode ist Büsing dieser Aufgabe treu geblichen,
die nicht immer eine dankbare gew esen sein mag War
es doch fast naturgemäß, daß die jungen Studierenden des
Bauingcniciirfaches, die nach dem ganzen Lehqilan der
Bauakademie und auch später noch der Technischen Hoch-
schule vorwiegend für die zukünftige Tätigkeit im Staats-
dienst ausgebildet w urden, diesem als Nebensache behan-
delten Lehrgcbict oft nur geringes Verständnis entgegen-
brachten und bei der Kalle der an sie gestellten Anforde-
rungen beim besten Willen auch nur geringe Zeit da-
rauf verwenden konnten. So sind es denn, namentlich
in früheren Jahren, wohl vorwiegend gcreiftcre, bereits in
der Praxis tatig gewesene Ingenieure gewesen, die aus
Büsing's Vortrügen das nachholten, was ihnen früher Über-
haupi nicht geboten worden war. Auch an maßgebender
Stelle i^t die hohe Wichiigkritderinrede stehenden Aufgaben
ollenbar erst spät erkannt worden, denn sonst wäre es
kaum möglieh gewesen, daß es einer fHst dreißigjährigen
Umwicklung bedurft hat. ehe an der größten technischen
Hochschule Deutschlands wenigstens lür die hygienische
Seite des Städtebaues die Errichtung eines eigenen Lehr-
stuhles, einer vollen Professur, vorgesehen wurde. Ks ist
ein tragisches Geschick, daß der Mann, der wahrend dieser
ganzen Zeit unermüdlich an der Vertiefung und Verbrei-
tung der Kenntnisse auf diesem Gebiete gearbeitet hat,
sich zu derselben Zeit zur letzten Kuhe niederlegte
|s.l,l„o Ms.)
No. ig
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haben dürfe, da < s (ür sich als völlig abgeschlossene
und abgerundete Architektur wirke. Die Möglichkeit
zudem, im Sinne der alten Backstein - Architektur
Bremens weiter zu bauen, erschien dem Verfasser
schon deshalb zweifelhaft, weil zu einein Architektur-
Charakter, wie ihn das alte Kathaus zeigt, „ein aus-
führendes Handwerk
notig ist, wie wir es zur-
zeit sicher nicht be-
sitzen". Daher gewähre
eine freie Zusammen-
stellung nach mehr male-
rischem Gesichtspunkte
und weniger nachgebil-
det, als für den heuti-
gen Zweck geeignet ge-
macht, die Möglichkeit eines reizvollen Wechsels.
Diesen hat in einer sehr interessanten Weise der
Entwurf »In alter Hansapracht" der I Irn Börnstein
& Kopp in Friedenau bei Berlin erstrebt, ein sehr
bedeutender Entwurf, der namentlich wegen des glück-
lichen Anschlusses des Stadthauses an das alte Rat-
5 März 1904
haus inbttracht kommt Leider sind die Rostocker
Giebel gegen den Domshof etwas zu groß geraten.
Der Entwurf, den wir S. 117 wiedergeben, hätte wohl
ein besseres Schicksal verdient, als ihm zuteil wurde.
Eine interessante Lösung zeigt die Arbeil mit dem
Kennzeichen der Drei Kreuze des Hrn. Herrn. Max
Fritsche in Bremen. Das neue Stadthaus zeigt gegen
den Domshof einen offenen und durch Einstellungen
wieder in malerischer Weise geschlossenen Hof; durch
Bogenhallen ist in geschickter Weise ein weiteres
unaufdringliches malerisches Element in die Anlage
gebracht
Der Entwurf mit dem Kennzeichen der beiden
Raben im roten Felde ist ein stilistisch sehr tüchtiger
Barockentwurf mit mächtigem Turm, aber wohl von zu
großem Aufwand an architektonischen
Ausdiutksmitteln. Der Festsaal ist
ohne unmittelbare Verbindung mit
defll alten Raihaussaal. „Marcobrunnet "
ist ein stilistisch höchst bedeutender
Entwurf mit köstlichen, leider zu reichen
Motiven. Der Verfasser verzieht« t auf
einen Turm, ordnet dagegen einen
Dachreiter an einer Stelle an, wo er
mit dem Turm der Liebfrauenkirche
zusammenfallen würde Der Grundriß
erreicht nicht ganz die künstlerische
Höhe des Aufbaues.
Von den übrigen, nicht in die engste
Wahl oder zu tatsächlicher Auszeich-
nung gelangten Entwürfen erscheinen
uns bemerkenswert „Rotes Kreuz"
durch weise Beschränkung; ein be-
scheidener Turm dient als Trennung
des alten und des neuen Hauses. „Stil-
frage- ist ein sehr schön gezeichneter
Entwurf, der angeführt sein mag, weil
er als der einzige des Wettbewerbes
den Versuch macht, mit schüchtern an-
gewandten modernen Elementen einen
Gegensatz zum allen Rathause zu schaf-
fen, leider ohne Mali, was die hohen
Giebel anbelangt. „Dreizack" ist ein
Entwurf von hohem und reifem künst-
lerischem Gehalt, verzichtet auf einen
Turm, entwickelt jedoch zu großen
Reichtum in Giebeln und zweigeschossi-
gen Bogenhallen gegen den Domshof.
Der Grundriß enthalt zwang volle Lö-
sungen. „München 1903" ist ein Ent-
wurf mit bemerkenswerter Grundriß-
lösung, im Aufbau mit Anklängen an die
Tiroler Gotik von Innsbruck. Der Ent-
wurf mildemschwarz und weiß geteilten
Kreis sucht dem alten Rathause große
Flächenw irkungen entgegen zu setzen.
„Gegensätze" ist eine maßvolle, flä-
chige Arbeit mit einer gegen den Doms-
hof entwickelten schweren, dreigiebli-
gen, aber interessanten Barockfassade.
Schade, daß ein Turm beide Gebäude
trennt Auch „Ilansa" versucht mit
Glück, in die nächste Nachbarschaft
des alten Rathauses nur ruhige Flächen
zu bringen. „Maris Stella" zeigt ein
interi'ssanles Barock, verzichtet auf den
Turm und entwickelt die Hauptfassade
gegen den Domshof. Durch die Stil-
auffassung bemerkenswert ist auch der
in No. 20 folgende Entwurf „Archi-
tectura artium mater" des Hrn Reg -
Bmstr a D Franz Wendt in Stettin.
Die preisgekrönten Entwürfe wur-
den lediglich in der Reihe ihres Einlaufe* aufgeführt.
Von dem Entwurf des Hrn. Gust. Jänickc iS. 1 16 und
nebenstehend» sagt das Preisgericht, die Gesamtanord-
nung sei sowohl hinsichtlich des Grundrisses als auch
des äußeren Aufbaues vortrelflich. Als Vorzug der
Lage der I laupttreppc wird ihre unmittelbare Zugäuir-
119
Digitized by Google
lichkeit von der unteren Hallo tles alten Baues hervor-
gehoben. Der äußere Aufbau sei geschickt, doch etwas
anspruchsvoll gegenüber dem alten Rathause Der Ent-
wurf des Hrn. Karl Roth in Kassel (S. 105 u. 107t wird
als eine „ausgezeichnete Arbeit" bezeichnet, dagegen
werden verschiedene Anordnungen des Grundrisses
bemängelt. Es sei dem Verfasser aber gelungen, den
Neubau dem alten Rathausc unterzuordnen und doch
ein entsprechendes Ganze zu schaffen und zwar,
ohne Stilformen zu wählen, welche dem alten Bau
ferner liegen. Von der Arbeit der Hrn. Conrad
Heidenreich und Paul Michel in Charlottcnburg
sagt das Gutachten, sie orderte sich mehr als die
meisten Entwürfe dem alten Rathauso unter; Fassa-
den und Dachbildungen seien absichtlich schlicht ge-
halten. Der Grundriß sei klar und einfach; ein be-
sonderer Vorzug sei die Lage der Haupttreppe, welche
gestatte, bei Festen den Zugang durch die untere Rat-
haushallc zu nehmen. „Kapitol" des Hrn. Ernst Rang
in Schöneberg sei ein interessanter, inhaltsreicher Ent-
wurf mit bemerkenswerter Grundriß- Anordnung und
manchen großen Vorzügen in der äußeren Erscheinung,
denen aber viel Unmögliches gegenüberstehe. Die
schone und übersichtliche Grundrißanlage, sowie die
einfache Entwicklung des Aufbaues des Entwurfes der
Hrn. Emmingmann & Becker in Berlin (S. 106U.109)
fanden beim Preisgericht großen Beifall. In den Ent-
würfen der Hrn. Roger Slawski in Berlin und Karl
und Paul ßonatz, sowie Gust Britsch in Stuttgart
|S. 107 u. 109) wird neben dem künstlerischen Gehalt
der Umstand gerühmt, daß der Zugang zum Stadt-
hause durch die untere Halle des Althauscs erfolge;
der Entwurf des Hrn. F. Berger in Steglitz habe
einen „klaren, aber nüchternen" Grundriß, der äußere
Aufbau zeige neben geschickter Behandlung Neigung
zu etwas gesuchten Motiven.
Soweit der Wettbewerb, der nach dem Ergebnis
lediglich als ein Ideenwettbewerb zur Klärung der
Lage aufgefaßt werden kann, die aber in der erwünsch-
ten Weise herbeigeführt worden ist. In Bremen ist
man entschlossen, die weitere Verfolgung der Ange-
legenheit mit aller der Sorgfalt durchzuführen, welche
die bisherigen künstlerischen Maßnahmen auszeichnet,
soweit sie von fachlicher Seite eingeleitet und nicht
durch Beschlüsse der Bürgerschaft gekreuzt wurden.
Vielleicht wählt man zur Erlangung eines endgültigen
Entwurfes für das neue Stadthaus nochmals den Weg
des allgemeinen Wettbewerbes, bereichert durch
die Zusicherung der Ausführung, vielleicht ent-
schließt man sich zu einem engeren Wettbewerb. In
beiden Fällen aber erscheint es uns in hohem Grade
erwünscht, daß die Platzgestaltungen um Rathaus und
Stadthaus mit in den Entwurf einbezogen werden.
Denn es steht viel auf dem Spiel. — — H. —
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben, wie es nicht sein soll, erläßt der
Magistrat von Husum. Es handelt sich uiu die Entwürfe
für ein neues Schulgcbaudc in Husum, das erweiterungs-
fähig zu planen ist Der Bewerber kann unter 2 Bau-
plätzen den ihm geeignet erscheinenden wählen. Nähere
Angaben über Gröüe der genannten Grundstücke und der
Klassenzimmer müssen erst bei den Rektoren eingeholt
werden. Per Einlicfcrungstermin ist schon auf den 1 April
d. .1. festgesetzt. Die Entscheidung darüber, welche „Ein-
lieferungcn" die beiden ausgesetzten Preise von 500 und
apo M. „verdienen", erfolgt durch eine von den städtischen
Kollegien zu Husum gewählte Kommission. „Die Stadl
Husum erwirbt durch die Verleihung der Preise das Eigen-
tumsrecht der betreffenden Pläne und Kostenanschläge. Sie
hat das Recht, die übrigen zum Preise von 400 M. anzu-
kaufen. Ein Anspruch auf Leitung der Bauausführung steht
den Einsendern nicht zu." Hat denn Husum keinen im Kon-
kurren/wesen einigermaßen erfahrenen Stadtbaumeister '.'
In einem Wettbewerb des Bayerischen Techniker -Ver-
bandes unter seinen Mitgliedern betr Pläne für einen Gast-
hofneubau in Schrobenhaiisen sind 71. Entwürfe einge-
laufen. Den I. Preis erhielt Baufhr j Riehl meier in
Immenstadt, den II Preis Bautechn ) Scherer in Kcgcns-
burg. den III. Preis Aren. K. Opitz in München. Der
IV. Preis wurde der Arbeit mit dem Motto „Grad aus
dem \\ irtshaus" zuerkannt. Lobende Erwähnungen wur-
den den Entwürfen der Hm. L. Gröner in München und
K. Krembs in Wftrzburg erteilt Das Preisriclileramt
hatten übernommen die Hrn.: k. Brt. Inama v. Sternegg,
»lädt. Brt. H Grassel. Arch. K. Baicrlc, sämtlich in
München, Mauremistr. K, Gci/ in Nürnberg und Bahnmstr.
E. Edelmann in München.
Wettbewerb Volksschule Waldenburg i. Schi. Statt der
in der Ausschreibung angekündigten zwei Preise beschloß
das Preisgericht, entsprechend der ihm im Ausschreiben
erteilten Vollmacht, die ausgesetzte Summe von ^000 M
in Gestalt dreier Preise von 1250, 1000 und 750 M den
folgenden Verfassern zuzuerkennen: I. Preis: Architekten
Heger und John in Breslau; 11 Pr.: Architekten Kohler
und Kranz in Charlollenburg; III Pr.: Architekt Gräfe,
ebendaselbst. Als Grundlage für die Ausführung wurde
der Heger und John'sche Entwurf empfohlen
Leider sehcinl das Preisgericht von dem ihm ver-
liehenen Rechte des Ankaufes nicht preisgekrönter Kut-
wurfc für je 500 M. keinen Gebrauch gemacht zu haben.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Dem Reg -Rai Speer beim Kai* Patcnt-
aiut ist der Char als Oh. Reg -R.it verliehen
Bayern. Der Reg Rat R <> l) < in l<r^«-n*<)nlri; ist Z. Eiseitb -
Betr. Dir. und Vorst, der Eiscnb.-Betr -Dir. <J-<^ und .Icr Dil -Rat
Dercum m Bamberg zum Rcg.-Ral bcin.-ili.-rt
Versetzt sind: Die Ob Bauinsp Stumpf in Fpcr nls Dir.-
Rat zur Kiscnb -IJclr -Dir. Rcgcnsbur^ um) R i c <l c n n u e r in
Schweinfurt nl« Staatsbank!»»; nni h Kitziugeri; die Ihr -A*-s Kapp
in Würzbnrg »I« StaaUbahning. nm li Rrgeinburg, Hager in Ingol-
stadt zur Gen Dir, , Wfthrl in Landau zur Eiaeub. -Betr -Dir.
Rrgen9burg und Kappel in Weiden als St&atsbahning nach Eger.
Hamburg. Der Rauinsp. Wulff ist gestorben.
Preußen. Dem In« Smtekcr in Mannhe im ist der Rote
Adler-Orden IV Kl. verliehen
Den Ree - u Brtn. S c h n I e r in Königsberg i Pr , S c h e 1 1 e n •
b e r g in Erfurt , Dilhniann in Berlin , A I b e r t in Magdeburg,
Rlumentha] in Stettin, Schmede« in Breslau, Matthe« in
Magdeburg, I' e I e r « in Hannover, Ii e r g e r in Köln, S u a d i c a n i
in Berlin, Dorner in Emen, Buie in Hannover, Siegel und
l'hlenhuth in Erfurt, Beil in Berlin. Lueder in Munster,
Ehreuberg in Kiel und Kieken in Görlitz, den Ei*enb.-Dir.
M e r t * in Trier und G Möller io Witten ist der Cliar. a>> Geh.
Hrt. verliehen.
Der Ob-Ing Mathesiu« in Horde i«t z. etatin. Prot, ander
Terhn. Hochschule in Berlin ernannt.
Die Reg.Bihr. Ad. Sietn au* Berlin, Felix Dechant au*
Krefeld, Max Lang au» FQmtenwa'de u Bruno H i r s c h b e r g e r
au« Thom (lloi hbf. li ). Herrn. Hand in a 11 n aus Bergtcld < Wasser-
u. Slralknbfi.il >, Aug. Laders aus Satzwcdel (Masch -Bich.) »ind
zu Reg -Bni-ti n, ernannt.
D,c Reg-Umstr. Er. Goiller und Ad. Stern «ind der Kgl.
Reg. in Dan/ig bezw. Marienwerder zur
Brief- und Fragekasten.
1 1 W o I t u II g C II
aus dem Leserkreise.
Wai hwitzmctall. Die .Erste
Fragebe
Zur Anfraß
Deutsche Kunstdruck-Papierfabrik Carl Scbeufelen" in Oberlenningen
verwendet seit einigen Jahren zu ihren Fahrikncubautcn Wachwllz-
mctall in grOUcrcm L'nifang und hat damit bis Jetzt gu'e Eilahrun-
gtn gemacht Verwendet wurde meistenteils Marke KSK O.6. Neben
der Eigenschaft, dall n »ich im Aussehen von reinem Kupfer nicht unter-
scheidet, bat es den Vorzug der Billigkeit, IlBt sich zu Bauzwecken
gut verarbeiten, von getriebenen Arbeiten abgesehen, und legt sich
infolge der Stahlb'ecluwischcnUge glatt ohne .Wellen', was bei
reinen» Kupfer weniger der Fall ist, Inbezug auf Haltbarkeit dürfte
es dem reinen Kupier weng nachstehen. —
Wilh. Siegler, Baumstr. in Oberlenningen.
Da« Wachwitzmetall k'upferplatlierte Flutlstahlbleche habe
i< h infolge dt s Artikel« in der Dtschn. Bzlg Jbrg. 100t zur F.indeckuog
eine- Turmes meine« Neubaue« Bcrnhardstr. u in Wilmer»dorf-Bril>n
verwendet. Die Lieferung seilen« des Werke« erfolgte sehr un-
pünktlich Die Ausfflhiuug besorgte eine bestrenommierte, erste
Firma. Lei ter hat sich »hei die Kupfeolecke *o wenig gehatten,
riall schon jetzt . nach kaum .( Wintei nmnalcn , da« FluO-tahlblech
frciüegt un<l stark Rnst absetzt, zumteil »cigar schon nach ganz
kurzer Zeit. Ich bin nun, ur.i nicht bald ein undichte« Dach zu
bekommen, gezwungen, das Waihwiizroetall i;anz zu entfernen und
wetdr nun reines Kupferblech verwenden, welches bei gleichem
Aibeitsprcise immer da» billigste bleibt. -
Carl Hilgenfeldt, Architekt.
Inhalt: Du- Wil.i-.x i um iln Vurflut »mit '1m- Keinlgung dn Abwasser
im FmscWigrbiet i Fol i >< u iiii;m. -- l'n.lr»« Friedrich WUhetM Bnsing t.
Du UVtlben-erb zur Ki aniri cc von FntwCHen Uli dm XeuWau eine«
m, Au^hiub an Kuba,.-, in Hremen (Srlibilll - PreUbe-
Unrf imit I- kjislcn.
Ilieivit eine Planbeila^e: l'ebersiflits|ilan vom Wasser-
sammcl-Gehiet der Emschcr.
Wiln^ ilcr lieuL^lifii Jljii.'citiiiij;, I". m. ti M , IU-ili:i 1- Ur die Kcdaklian
vrt.nt«,,n| .\\\,n; Htilminn, Hc-ihn l>ci>rk vun Wilh. Creve, Berlin.
No 19.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N9: 20. BERLIN, DEN 9. MÄRZ
1904
Friedrich Wilhelm Büsing f.
| uf drm Gebiete der hygienischen Aufgaben des Städte-
baues hat auch, von "einer bedeutenden Ausnahme ab-
gesehen, vorwiegend dir sc hrifts tel I e risch c Tälig-
keil Büsing's gelegen. Zahlreiche wertvolle kleinere Bei-
trägr sind von ihm in den verschiedenen Fachzeitschriften,
so in der „DeutschcnVic rtel Jahresschrift für öf f r nt-
liche Gesundheitspflege", im „Gcsundhcits-Inge-
nicur", in dessen Redaktion Büsing außerdem noch in
seinen letzten Lebensjahren eingetreten ist, usw. veröffent-
licht worden. In dem von Dr. Th. Wcyl herausgegebenen
„Handbuch der Hygiene" hat er verschiedene Ab-
schnitte bearbeitet, so in dem Bande „.Städtereinigung"
den umfangreichen Abschnitt über „Kanalisation".
In dem vom Verlage der „Deutschen Bauzeitung"
herausgegebenen „Deutschen Ba u ha n d buch " hat
Büsing in der „ Baukunde des Architekten" im I. Bd.
I. T. „Aufbau der Gebäude" den Abschnitt „Baumate-
rialien und Baukonstruktionen, insbesondere nach
ihren gesundheitlichen Eigenschaften* behandelt
und damit dem Inhalte des Werkes eine wertvolle Be-
reicherung hinzugefügt; einen ähnlichen Abschnitt schrieb
er im 2. Teile desselben Bandes „Ausbau der Gebäude".
Aber alle diese Schriften treten zurück gegenüber seiner
Hauptarbeit auf hygienischem Gebiete, dem umfangreichen
Werke Ober „Die Städte reinigung", das als III Band
des im Bergstrasser'schen Verlage erscheinenden grollen
.Sammelwerkes „Der städtische Tiefbau" vor einigen
Jahren erschienen ist. Mit diesem Werke, das bisher
wohl als das umfassendste und gründlichste auf diesem
Gebiete bezeichnet werden darf, hat sich Büsing unter
den Fachschriftstellern einen bleibenden, ehrenvollen Platz
errungen Wir haben bei Vollendung des Werkes diesem
eine eingehende Besprechung in unserer Zeitung gewid-
met I, auf die wir hier verweisen müssen. Wir glauben,
daß diese Arbeit allgemeine Anerkennung gefunden hat,
insbesondere der erste Teil derselben, der die wissen-
schaftlichen Grundlagen der Städtcreinigung behan-
delt. Der zweite Teil, der den technischen Einrich-
tungen der Städtercinigung gewidmet ist, mag von Männern
der Praxis in einigen Punkten bemängelt worden sein. F.s
ist das fast naturgemäß, da der Fachschriftsteller fast aus-
nahmslos darauf verzichten muß, gleichzeitig eine ausge-
dehnte Praxis auszuüben, .«»daß auch die Behandlung der
rein praktischen Fragen stets einen leichten akademischen
Anflug erhalten wird Wir glauben aber nicht, daß dem
Werte" der Arbeit damit nennenswerter Abbruch getan wird.
Auf einem ganz anderen Gebiete liegt eine Arbeit,
die wir mit vollem Recht als epochemachend glauben be-
zeichnen zu dürfen, es ist: das im Auftrage des „Vereins
Deutscher Port I and - Ce m ent - Fabrikanten " von
Büsing und Dr Schumann bearbeitete und herausge-
gebene Werk „Der Portlandzcment und seine An-
wendung im Bauwesen". Schon frühzeitig hat Büsing
der deutschen Zcmentindustric sein Interesse entgegen-
gebracht und namentlich dem Betonbau, der im Auslande
schon seit langem zu hoher Blüte gelangt, sich in Deutsch-
land und insbesondere im nördlichen Deutschland trotz
seiner Vorzüge nur allmählich und schrittweise Eingang
verschaffen konnte. Hier hat das Werk, in welchem Dr.
Schumann die chemischen und physikalischen
Eigenschaften des Zementes behandelt, während der
weit umfangreichere Teil des Buches über den Beton
und seine Verwendung von Büsing verfaßt worden
ist, »eit seinem erstmaligen Erscheinen im Jahre 1892 in
hohem Maße aufklärend und fördernd gewirkt. Neben
dem vor mchf' als 25 Jahren erfolgten Zusammenschluß
der deutschen Portland-Zementfabrikanten zu einem ge-
schlossenen Verein, der sich die Aufgabe «teilte, das deut-
sche Produkt zu höchster Vollkommenheit zu bringen und
seinen Mitgliedern die Pflicht auferlegte, nur solche Er-
') v.,gi.
1901 s j- p
Zeugnisse auf den Markt zu bringen, die einer festen
„Norm " entsprechen, hat wohl kaum ein anderes Moment
auf die hohe Entwicklung dieser Industrie so eingewirkt,
wie das Erscheinen dieses Werkes, das sich wohl allge-
meinster, ungeteilter Anerkennung erfreut. Im Jahre 1899
erschien die zweite, wesentlich umgestaltete Auflage des
Buches, und eine 3. Auflage des im Buchhandel gänzlich
%'crgriffencn Werkes war bereits in den ersten Druck-
bogen fertig gestellt, als die Arbeit durch die Erkrankung
Büsing's und seinen raschen Tod jäh unterbrochen wurde.
Neben diesen umfangreichen schriftstellerischen Arbei-
ten übte Büsing mit erstaunlicher Arbeitskraft noch eine
ausgedehnte Tätigkeit al* Gutachter aus. E« kann hier
nicht unsere Aufgabe sein, aufzählen zu wollen, von wie
vielen Gemeinden er herangezogen worden ist, um seinen
gewichtigen Rat in die Wagschale zu legen, bei der Ent-
scheidung, In welcher Weise die Wasserversorgung oder
die Entwässerung der betreffenden Stadt zu sichern sei.
Wir wollen nur auf ein Beispiel näher eingehen, das uns
zugleich auf das letzte Arbeitsgebiet Büsing's, das der
kommunalen Tätigkeit überleitet, der er in dem letzten
lahrzehnt seines Ijebens wohl seine beste Kraft, unter
Vcrziclitleislung auf eigenen Vorteil, lediglich im Interesse
de« Gemeinwohles, gewidmet hat. Es ist das sein Wirken
für die Entwässerung der Stadt Schön eberg und der Ge-
meinden Wilmersdorf und Friedenau bei Berlin. Man
darf, ohne Anderen zu nahe zu treten, mit vollem Recht
aussprechen, daß Büsing bei der Lösung der Entwässerungs-
frage der 3 genannten Gemeinden, d. h. bei einer Aufgabe,
die in solcher Bedeutung nicht allzu häufig gestellt wird,
das Hauptverdienst zukommt. Unermüdlich ist er für ein
gemeinsames Vorgehen der 3 Gemeinden in dieser Frage
tätig gewesen. Als dann ein gemeinschaftlicher Ausschuß
hierfür eingesetzt wurde, hat er als deren Vorsitzender
alle auf tec hnischem Gebiete erforderlichen Vorverhand-
lungen geleitet Die in diesem Ausschüsse festgestellten
maßgebenden Grundsätze und Vorbedingungen, sowie die
technischen Grundlagen für den nachher vom Stadtbi t. a. D.
Brix ausgearbeiteten Entwurf beruhen vorwiegend auf
den Vorarbeiten und Vorschlagen Büsing's. Ebenso hat
er sich besondere Verdienste bei der Frage der Reinigung
der Abwässer der 3 Gemeinden sowie bei Auswahl und An-
kauf der Rieselfelder erworben, deren Anlage unter den
gegebenen örtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen
als die zweckdienlichste I A«ung der Frage erschien. Schließ-
lich ist es auch vorwiegend Büsing's Verdienst, daß zwi-
schen Schöneberg und Friedenau ein Vertrag zustande
kam, nach welchem die erstcre Gemeinde die Abwässer
Friedenau 's mit abführt und so ohne eigenen Nachleil
dem wirtschaftlich schwächeren und kleineren Nachbar
eine Lösung ermöglicht, die technisch günstig ist und
deren Lasten erträglich sind.*)
Daß diese und andere Verdienste, die wir hier nicht
näher aufzählen können, die sich Büsing um die Gemeinde
Friedenau erworben hat, in welcher er sich sein Heim
gründete, in deren Verwaltung er lange Jahre als unbe-
soldeter Schöffe bezw. als Gemeindevcrordneter saß, an
dessen Entwicklung nach den verschiedensten Richtungen
ihm ein bedeutendes Verdienst angerechnet werden darf,
von der Gemeinde in vollem Maße anerkannt worden sind,
das bewies die allgemeine Teilnahme der Bevölkerung,
als man ihn zur letzten Ruhe hinaustrug. Eine Straße in
der Gemeinde soll seinen Namen tragen, um so diesen
auch den Nachkommen lebendig zu erhalten.
l'm das C harakterbild des Dahingegangenen zu ver-
vollständigen, erübrigt es noch, auf seine Persönlichkeit
einzugehen. Unser Bild (in No. 19) zeigt sein Aeußrres, wir
*> Die Orundtflje des enn/rn Vnir nichiwn«, dir Vn tari'Huuc*"» und
die u-hllrBUrhen AuMtahiuucfc-i.rundUi;™ Mnd von H'JMnc •«ll'sl ninlere*.
legi in tlrr .Drillichen Vicitcljjhrr».. holt IOi Mfenllu lir 1 .rmilllMlIMfUfV
Uhr* i»« l>n Auluti IM »Ufh im Snn.Irr.l.Mrk hn Virw-rg « Sohn in
Hrsimw-hw-rvt "vhit-wn
tat
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es noch im vorigen Jahre erschien. Wer Büsing nur ober-
flächlich, nur aus amtlichen oder beruflichen Beziehungen
kannte, der mochte ihn für eine schroffe oder abweisende
Natur halten. Er war allerdings kein Mann, mit dem sich
im landläufigen Sinne bequem leben ließ, vor allem keine
Natur der Unterordnung. Wo er mit zugriff, da wollte
er nicht nur Mitarbeiter, sondern Führer sein. Nach harter,
entbchrungs- und arbeitsreicher Jugend durch eisernen
Fleiß zu geachteter Stellung sich durchringend, hatte er
nicht die Zeit gehabt, sich die verbindlichen Formen an-
zueignen, die selbst einer scharfen Kritik den Stachel
nehmen. Eine knorrige, aufrichtige Natur, ohne Rücksicht
fegen sich selbst und die höchsten Ansprüche an seine eigenen
.eistungen stellend, maß er auch andere mit gleichem Maße.
Aber falsch wäre es, aus dieser äußeren Schroffheit
auf eine innere Herbheit des Charakters schließen zu
wollen. Wer ihn im Kreise seiner Familie in seinem
schlichten, behaglichen Heim kennen lernte, wer ihn im
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u, Ing.-Vereln zu Hamburg. Vers, am 27. Nov. 1003.
Vors. Ilr. Classen. Anwes. 75 Fers. Aufgen. als Mit-
glied Hr. Städler.
Die Versammlung galt dem Andenken zweier verstor-
benen Vcrcinsmitgliedcr. Zunächst hielt Hr. Bubendcy
einen Vortrag zum Gedächtnis des kürzlich verstorbenen
hamburgischen Wasserbauinspcktors Ii. H. I.entz. Ge-
boren am ag. Nov. 1828 in Hamburg, besuchte Lentz bis zu
seinem 15. Jahre daselbst das Johanneum. Nach 4jä)iriger
Praxis teils in Hamburg teils in Ncuniünstcr studierte er
von 1847—«» an der damaligen polytechnischen Schule in
München, von 1850 — 53 war Lentz dann in Lübeck und
Lauenburg beim Eiscnbahnbau und bei Brücken-Entwurfs*
arbeiten beschäftigt und trat 1853 in den Dienst der da-
maligen Schiffahrt- und Hafen - Deputation in Hamburg.
In deren Auftrag führte er im Winter 1854/55 ein Präzisions-
Nivcllcmcnt von Hamburg nach Cuxhaven aus, welches
3 Jahrzehnte hindurch als Crundlacc für I lohenangaben
ain linken Ufer der Unterelbe gedient hat. Er erlebte
dabei am 1. 2. |an. 1855 die große Sturmflut und bestimmte
nachher die Höhe zahlreicher Hochwassermarken. Hier-
durch und durch die 1854 vorgenommenen gleichzeitigen
Wasserstands. Beobachtungen an der unteren Elbe wurde
sein Interesse für die Flut- und Ebbe-Erscheinungen und
für Stromkorrektionen ausgelost. Ende der 50er Jahre
übte Lentz einen wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung
der Entwürfe für die Grasbrookhäfen aus, wurde 1861 zum
Wasserbauinspektor ernannt und 1864 auf eigenen Wunsch
nach Cuxhaven versetzt Schon 1866 lieferte er einen
Bericht Ober den notwendigen Umbau der Cuxhavener
L'ferwcrke. Dieser Bericht hat auch allgemeine Bedeutung
für die bei der Verteidigung der Außendeiche maßgeben-
den Grundsätze. Er betonte in klarer Weise die dreifache
Verteidigungslinie drr l'ferwcrke, der Werke zum Schulz
gegen eine Erniedrigung des Strandes und der Werke,
die der Annäherung großer Stromüefen entgegentreten
sollen. 1865 baute Lentz in Cuxhaven die ersten Hafcn-
mauern auf viereckigen Senkbrunnen, welche vorbildlich
geworden sind für die Gründung der Mauern am Kaiser-,
Dalman- und Hübencr-Kai in Hamburg. 1875 und 76 baute
er für die Ueichstelcgraphcn- Verwaltung die Zcitballturmc
in Cuxhaven und Bremerhaven und lieferte den Ent-
wurf für den Zeilballturm in Swinemünde. 1886 wurden
von Hamburg für den Ausbau der Uferschutzwerke vor
Altenbruch, Groden und Cuxhaven 3,75 Mill. M., 1890
7,7 Mill. M. für den Not- und Eishafen in Cuxhaven für
tiefgehende Schiffe bewilligt. Den Eingang dieses Hafen
begrenzen die bekannten in großen eisernen Senkkasten
erbauten Hafenkopfe. Lentz war neben seinen praktischen
Aufgaben auch verschiedentlich mit Erfolg schriftstellerisch
tütig. Lentz war ein feuriger Patriot und halle ein warmes
Gefühl für seine Vaterstadt Hamburg, war außcrordcntlirh
streng gegen sich selbst, verlangte aber auch viel von
Anderen. Seine zumteil epochemachenden Werke werden
ihm ein dauerndes Andenken erhalten. —
Hierauf widmete Hr. Faulwasser dem verstorbenen
Kollegen und Jugendfreunde Skjold N eck el mann einen
Nachruf Von den von warmer Freundschaft und Iloch-
schätzung für den Verstorbenen zeugenden Ausführungen
des Redners könnten wir an dieser Stelle nur einen kurzen
Auszug wiedergeben, der sich im we-entlichen mit dem
Nachruf decken würde, der bereits im Vorjahre auf S. 266
der „Deutschen Bauzlg " gebracht wurde, auf welchen wir
daher verweisen tiiüs>en. Nach herzlichen hankesworten
des Hrn Vorsitzenden für die beiden Nachrufe erhoben
sich die Anwesenden zu Ehren der Verstorbenen von
den Sitzen. St.
121
Umgang mit der Natur beobachten konnte, wie er seine
Kosen liebevoll pflegte, eine bunte Vogelschaar dicht neben
seinem Schreibtisch versammelte, deren fröhliche»., oft aber
auch aufdringliches Gezwitscher ihn selbst bei der em-
sigsten Arbeit nicht störte, der gewann bald von ihm ein
anderes Bild, dessen freundliche Züge noch vertieft werden,
wenn man seine opferwillige Tätigkeit im Dienste der
Gemeinde hinzunimml, in deren Mitte er seinen Wohn-
sitz genommen hatte.
Er ist nicht den vorgczcichnctcn Weg einer aner-
kannten Karriere gegangen und es sind ihm nicht die
äußeren Ehren zuteil geworden, die damit verbunden zu
sein pflegen. Er hat seine Befriedigung in der Arbeit
gesucht, der er treu geblieben ist bis wenige Wochen vor
seinem Tode, als seine bis dahin unermüdliche Kraft ver-
sagte. In dem Erfolge dieser Arbeit hat er sich ein blei-
bendes Andenken geschaffen. — • p jt p,se|cn
Vers, am 4. Dez. 1903. Vors. Hr. Classen, anwes
57 Pcrs., aufgen. als Mitgl. die Hrn. Arch. Robert Piglheim
und Max Gerhardt.
Zunächst erhält das Wort Hr. Schwanz zu einigen
Mitteilungen über die von ihm erbauten „Empfangsge-
bäude der Bahnhöfe Hamburg Sternschanze und
Dammtor". Beide Bahnhöfe sind einfache Zwischcn-
Stationen mit hochliegenden Bahnsteighallen, welche mit
den auf Straßenhöhe liegenden Eingangshallen durch
Treppenaufgänge verbunden sind. Bei dem Bahnhof
Sternschanze sind die Betriebs-, Gepäckabfertigungs-
und Warteräume in einem besonderen Baukörper unter-
gebracht, an den sich die Bahnsteighalle, welche zum
größten Teil nicht unterkellert ist, anschließt. Eine für
den Bahnhof Datnmlor ursprünglich geplante ähnliche
Anlage wurde später abgeändert, als sich die Notwendig-
keit ergab, hier die Empfangsräume für fürstliche Personen
unterzubringen. Das Bauwerk hat infolge dessen durch
Anfügung massiver Mittel- und Eckbaulen den einheitlichen
Charakter eines Gebäudes von monumentaler Fassung er-
halten. Der Unterbau besteht aus 3 Viadukten von je
14 Achsenlängen, welche die 4 Gleise tragen und um-
sehließt einen Baukörper von 35.10 m Breite und 112 m
Länge. Die Bahnsteige sind je 8,7 • breit, sie liegen 6,2? m
über dem Fußboden des Erdgeschosses. Die Mitte des
Erdgeschosses nimmt die über 6 Achswcilen sich er-
streckende Eingangshalle von 1 100 T" Grundfläche ein
An diese Eingangshalle schließen sich nach Westen die
Räume für die Gepäckabfertigung, nach Osten die Fahr-
kartenausgaben und die Wartesäle, die Räume für den
Bahnhofswirt sowie die Räume für fürstliche Reisende an.
Der Verkehr zwischen der Mittelhalle und den Bahn-
steigen, von welchen der nördliche für den Stadlbahn-
verkehr, der südliche für den Fernverkehr dient, wird
durch je zwei Trcppenanlagen vermittelt, welche symme-
trisch an der Querachse des Gebäudes angelegt sind. Die
beiden Ostlichen Treppen dienen den abreisenden, die
westlichen den ankommenden Fahrgästen. Für die Be-
förderung des Gepäckes zwischen dem Erdgeschoß und
dem oben genannten Fernbahnsteig dienen Hebewerke,
jedoch ist diese maschinelle Anlage, um die Bewegung
der Gepäckkarren auf dem Bahnsicige nach Möglichkeit
einzuschränken, durch die Anlage eines unter der Sohle
des Erdgeschosses entlang geführten Gepäcktunnels von
3.5 m lichter Weite und rd. 112™ Länge ergänzt; derselbe
verbindet ein in der Gepäckabfertigung befindliches zwei-
stöckiges Hebewerk mit einem zweiten, am östlichen Ende
des Bahnsteiges aufgestellten ebensolchen Hebewerk. Je
nachdem es nun die Stellung des Gepäckwagens im Zuge
erfordert, können die Gepäckkarren vom Erdgeschoß aus
durch den erstgenannten Aufzug entweder unmittelbar
nach oben befördert oder erst auf Tunnelsohlc gesenkt
werden, um alsdann durch den Tunnel nach dem ent-
gegengesetzten Ende geschafft und dort bis zum Bahnsteig
gehoben zu werden. Von den Eingingen zu der Mittcl-
halle des Gebäudes dient der nach Norden gekehrte für
die Abreisenden, der nach Süden gekehrte für die An-
kommenden; dementsprechend befinden sich die Fahr-
kartenausgaben sowie die Gepäckannahme an der Nord-
seile, die Gepäckausgabe dagegen an der Südseite des
Gebäudes. Die Decken unter den Gleisen sind in Ge-
wölbeform, diejenigen unter den Bahnsteigen als Koencn'-
schc Voutenplatlen hergestellt. Um eine möglichst aus-
giebige Beleuchtung des Untergeschosses zu erzielen, sind
die Lichtöffnungen in den I lauplfronlen so groß angelegt,
wie es die Konstruktion der Wände nur irgend zuließ.
Pie den Huuptfronien parallel verlaufenden Innenwände
sind entweder als Glaswände ausgebildet oder wenigstens
mit hcichliegcndcn Fenstern versehen. Außerdem aber
No. ao.
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wurden Oberlichte in größerer Zahl im Scheitel der Gc- sprechender Länge, der in einen Zerstäuber endet. Durch
wölbe «wischen den mittleren Gleisen angebracht und die Pumpen wird zunächst im Windkessel die nötige Spannung
wichtigsten Teile der Eingangshalle mit io>" langen Decken- erzeugt, die dann durch Nachpumpen in gewissen Zwi-
ausschnitten versehen, welche unverglast gelassen und schenräunien leicht erhallen werden kann. Der Luftdruck
auf den Bahnsteigen mit Geländern umgeben worden sind, schleudert den Farbstoff aus dem Zerstäuber und trägt
Die Bahnsteighalle hat eine lichte Weite von 34,36 m ihn bei entsprechender Führung des Schlauches in gleich-
erhebt sich im Scheitel bis zur Höhe mäßiger Weise auf Die Arbeitsleistung ist w
und
von 1 7.50 m über Schiencnoberkante. Die
Binder sind als Iv>ppelbinder mit Querver-
bänden in der oberen und unteren Flache
konstruiert Sie bilden Zwcigclenkhögcn,
deren unten- Gurtung nach einem Korb-
bogen gekrümmt ist, während, die obere
Gurtung bis etwa 10 m Höhe der senkrech-
ten Fensterwand folgt, um dann mittels ge-
krümmter Aufsattelungen in einen mitt
ren Kreisbogen überzugehen. In der Mitte
der Bahnsteighalle ist durch, Wcglassung
eines Binders ein großes Feld angeordnet,
welthesdurch eine quer verlaufende Stich-
i
höher, als die eines Menschen — etwa 51« in t
dazu kommt eine Ersparnis an Farben und auch noch
an lx>hn des die Maschine bedienenden einen Manne», der
kein gelernter Handwerker zu sein braucht. Ein Vorzug ist
weiter der, daß man mil «lein Zerstäuber leicht auch an
solche Stellen die Farbe hinbringen kann, die für den Pinsel
schwer zugänglich sind. Die kleineren Apparate sind leicht
und handlich, die größeren können auch auf Bädern mon-
tiert werdrn, sodaß sie bequem zu transportieren ~ind.
mmmm
kappe überdeckt ist, die sich dein Bogcn-
motiv der .Steinarchitektur in den Fassa-
den anschließt.
Zu der üußercn Architektur, welche, in
durchweg einfachen -Siillurmen gehalten,
in der Hauptsache durch die Verhältnisse
der Bauteile und den Wechsel des Mate-
riales zu wirken sucht, ist nur echtes
Steinmaterial verwendet worden. Der
Sockel des Gebäudes hestcht aus Basalt-
lava aus den Brüchen von Plaidt. Zu der
(Juadcrung der Mittel- und Eckbauten im
Erdgeschoß sowie zu den Gesimsen und
Gliederungen der Oberwand ist Sauertal-
Sandstein verwendet worden, während
die glatten Flächen aus Tuffstein herge-
stellt sind.
Das Gebäude ist mit Niederdruck-
Dampfheizung versehen; die große Bahn-
steighalle wird mit Bremerlicht beleuch-
tet, während in den Bäumen des Erdge-
schosse* Bogenlicht und Gluhlichl ver-
wendet sind. Die Bauausführung hat in
der sehr kurzen Zeit von wenig mehr als
einem Jahr bewirkt werden müssen; die
auf t Mill. M fcstgesetztcAnschlagssumme
ist, namentlich inlolgc der beschleunigten
Bauausführung, nicht unerheblich über-
schritten worden. - nm [lu4u . ,j
Vermischtes.
Preßluft-Anstrichmaschinen. Die stetig wachsende Lohn-
höhe für gute Arbeitskräfte zwingt auch in Deutschland
mehr und mehr dazu, die Handarbeit wenn irgend an-
gängig durch Maschinenarbeit zu ersetzen. Auch im Bau-
gewerbe macht sich eine Bewegung in dieser Bichtung
geltend. Ein erster Schritt auf diesem Wege ist die An-
wendung von Preßluftmasehinen für die verschiedensten
Anstricharbeiten mit Farben aller Art oder Kalk für Holz-
und Eisenkonstruktionen, Putzflächen usw. Die Maschinen
bestehen aus einer Handluftpumpe nebst Windkessel,
einem Saugschlauch, der die Anstrichmasse aus dem Auf-
bewahrungsgefäß entnimmt und einem Schlauch von ent-
9. März 190+
Der Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für den Neubau eines
Stadthauses Im Anschluß an das Rat
haus In Bremen.
F.ütwutl ilf« Hrn. Krg.-Bm*tr. a. I).
Frans Weodl in Stettin.
•SEI
Et-
Die Apparate lassen sich auch zum Abwaschen von Ge-
bäuden, zur Desinfektion, zur Berieselung in Gruben usw.
mit Erfolg verwenden Das Prinzip dieser Apparate, deren
Anschaffungskosten im Vergleich zu ihrer vielseitigen An-
wendbarkeit keine hohen sind tu» 300 M l, ist bei den
Fabrikaten verschiedener Firmen ein ähnliches Wir
nennen A. Stephan s Nachf. in Schatte]) O. - S. und
W. Dänisch * Cie. in Berlin. —
«»3
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Preisbewerbungen.
Die Schlnkelprcise des Architekten -Vereins zu Berlin
für »904 wurden zuerkannt: Im Hochbau unter 47 Be-
werbern den Reg.-lifhrn. Willy Hoffmann in Halcnscc
und Paul Emmerich in Grunewald Geldpreis und Denk-
münze; die Schinkel - T>cnkmünzc allein den Heg. -Ufhrn
Kritz Brauning in Grunewald, Joh. Fleck, lleinr. Mahl-
berg und Georg Müller in Berlin; im Wasserbau unter
21 Bewerbern Reg -Bfhr. Ernst I.indc in Kiel Staatspreis
und Denkmünze, letztere allein den Reg. - Hfhrii. Rieh.
Weiü in Harburg, Com. Kutschke in Berlin und Clcm,
Delkeskamp in Krankfurt a. M.; im Eisenbahnbati
unter 9 Bewerbern Reg. - Bfhr. Karl Mcntzcl in Berlin
Slaat.spreis und l>enkmunze: letztere allein den Rcj;.-Bfhrn.
H. Lucas in Berlin, O. Krafft in Diez a. 1. "und Ci
Kuhnkc in Marienburg. —
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Bank- und
Wohnhau« der Mahrisch-Oatrauer Handels- und Gewerbe-
bank liefen 71 Arbeiten ein, Den I. Breis errang Brt.
Prof. Jul. Deininger, den II. Preis die Architekten Hub.
und Franz Gessner, den III. Preis Rud Krauli, sämt-
lich in Wien. -
Bücher.
Ansiedlungsbauten in den Provinzen Posen und Westpreußen.
Im Auftrage derkgl. Ansiedlungskominission in Posen
herausgegeben von Paul Fischer, Regierungs- und
Baurat. 75 Tafeln mit Text in 4 Lieferungen zum
Subskriptionspreise von je 10 M. Preis der Lieferung
außerhalb der -Subskription 12,50 M Verlag von
Ludw. Hofstettcr in Halle a. S.
Indem wir uns vorbehalten, auf das vorstehende Werk
nach seinem vollständigen Erscheinen nochmals zurück-
zukommen, kundigen wir heute seine erste Lieferung an,
die von dem bemerkenswerten Bestreben Zeugnis ablegt,
auch den ländlic hen Ansierlhmg^baiiten eine gefällige Fonn
zu verleihen, soweii es die bescheidenen Mittel irgend
gestalten Die schnelle Entwicklung des staatlichen An-
siedlungsvverkes in den Provinzen Posen und Westpreuficn
kommt darin zu einem sprechenden Aufdruck, dall jähr-
lich 1000 1500 Bauernhöfe neu begründet und aufgebaut
werden. Es kommt unbedingt der Sache zugul, daß für
diese umfangreiche Bautätigkeit nicht eine Zentralstelle
geschaffen wurde, sondern daß die Ansiedlungskornmission
zu Posen den Aufbau der Gehöfte den Ansiedlern selbst
überlaßt und sich darauf beschränkt, durch Beschaffung
der Materialien und Prüfung der Entwürfe nur eine Art
fürsorgender und überwachender Tätigkeit auszuüben.
I-iiuft dabei auch manches unter, was nicht den Wünschen
entspricht, die man an eine zunehmende Besserung in der
Gestalt der ländlichen Bauten stellen mochte, so wird da-
für doch der größere Gewinn des mannigfaltigeren Bildes
eingetauscht Zweckmäßigkeit und Billigkeil sind für den
im hallen Existenzkampfe stehenden Bauein die ersten
Anforderungen, die er an srin Gehöft stellt. Wenn es
trotz der bescheidensten Mittel gelungen ist, neben dem
Volkswirt auch den Architekten zur Geltung kommen zu
lassen, s„ darf das als ein rühmliches Zeichen der Be-
strebungen anerkannt werden Das Ziel der vorliegenden
Veröffentlichung wird in der Vorführung recht vieler ver-
schiedener Formen der Bauernhofe erblickt. Das An-
siedliingssverk ist noch zu jung, um bereits feste Typen
gezeitigt zu haben. Mit Recht sa«t Fischer im Vorwort, ein
solcher Typus könne nicht das Werk der Einzelerfindung
sein, sondern müsse „auf dem Boden des Volksempfindens
von einer Gesamtheit allmählich hervorgebracht werden
und das Erzeugnis echter deutscher Volkskunst sein". -
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Mayr'a künstle clmisrhc l.t h rbOt her. No. 1 : Dm For-
men und Modellieren, a. erweiterte Aufl. München 190»
Kunstmateriaticn- und l.u*u»papicr Zeitung. Pr. 1 M.
Müller, \Vilh , Ing, Hydrometrie. Praktische Anleitung zur
Wassermessung Neuere Messverfahren, Apparate und Ver-
suche. Mit Bi Abb , 15 L'eberxirhten und 3 Tai. Hannover
1903. Gebr. .Unecke. Pr. 7,10 M.
Mdsslgbrodt, P., Kgl. I.andbauinsp. Anlage und Einrich-
tung von Opei iliOD.jJlen mit 3 Abb- und 3 1.1,
Beilin 1003 Ernst tt Sohn. Pr. -i M
NeumeUter, A , Reg -Bmstr. 11. Prof. Deut «che Konkurren-
zen. XV. Band, Hell la, No. 180: Ev. Kirche (ür Munster
am Stein; XVI Bd , Helt 3. No. 183: Kreishau* für Meckling-
hausen, Heft 4, No. 184: Kathaus für Ober-SchCi.irvvcide;
Heft s. So. 185: Töchterschule für Emden; Hc(l 6, No. 186:
Realgvmnasium für Koblenz; Urft 7, Nn. ifl7: Rathaus für
Dresden, II. Wettbewerb, 1 Heft; Heft 8. No. 188: desgl. 9. Heft;
Heft o. No 189: Tochterschule für Eislingen. Leipiig 1903.
& Cr,
Abonnem Pr
ngen.
für den Baad (13
Beibli i.s M. Einzelne Hefte 1,80 M.
tn, G , Kartograph. Der Pantograph 1603-1903
(-'■Storchschnabel zur modernen Zeichenmaschine. Sonder-
druck aus der deutschen Mechaniker- Zeitung. Berlin 1903
Dietrich Keimer (Ernst Voltten). Pr. 1 M
Rehbein, Ernst, Ing. Grundgesetze der Mechanik und
ihre Anwendung in der Maschinen • Technik. Leipzig 1903
Morilz Schafer. Pr a M., geb. a,so M.
Moderne Bausch rei 11 er-Arbeitcu. Neue Vorlagen für
die Praxis des Bautischlers mit Grundrissen, Schnitten und
detaillierten Querschnitten. Herausgegeben von Sc hm oh I et
St »he I in . Arch. in Stuttgart und K ieaer A Deeg, Arch. in
Mönchen. Ravensburg 1903 Llrg 11 u. 13 (Schlufll. Otto
Maier. Pr. der l.lrg. 3 M.
Wagner, Oberbflrgermstr. DieTatigkeitderStadtUlma. D.
auf dem Gebiete der WohnungsfOrsorge für Arbeiter und
Bedienstete (Häuser zum Eigeuerwerb). Ulm 1903 J. Ebner.
Schneider* M , Ing. Die Maschinen-Elemente. Ein Hilft»-
buch (Qr technische Lehranstalten sowie zum Selbststudium
geeignet mit Beispielen und zahlreichen Zeichnungen im Text
wie auf Tat. in 3 Banden. 8 Lfrg. Kiemen-, Seil- und Kelten-
betiicb mit 10 Taf Braunschwcig 1003. Fr. Vieweg & Sohn.
Pr. 4.50 M
Die Wohllahrts-Emrichtungen der AG des Altenbergs
(Vieille • Monlagne). Düsseldorf 190a. Industtie-, Gewerbe-
und Kunstausstellung.
Zwlpt, Kranz. Lolmberec hnungs-Tabcllcn .Zeit ist
Geld". Frankfurt a. M. Selbstverlag Pr. 1,50 geb. 3 M.
Brief- und Fragekasten.
Hrn.Elsenb.-Betr.-Ing. J. A4. In Mainz. Der Fragesteller sieht
dir Ursache der Schwämmet krankung darin, d.iU der tci Ilgen Balken-
lage vom Dache her, dessen Emdcckung sich verzögert halle, und
von den offenen Kenstern her Fruchtigkeil zugeführt worden ist-
Ob dies aber die Ursache bezw. die alleinige Ursache gewesen ist,
bleibt noch zweifelhaft. Wenn beispielsweise auch dir 111 den Mauern
steckenden Knden der Balken erkrankt sind, so ist jene Äußere
Annatsung nicht als Hauptuisachc anzusehen, vielmehr muti dann
angenommen weiden, dal) ungeeignetes Balkenholz zur Veiwtorlurig
gekommen ist, also entsveder Holz, welches noch nicht genügend
ausgetrocknet war oder vielleicht gar Sommerholz bezw \V rnd-
biuchholz. Derartige» ungeeignete* I lolz rouB mit besonderer Vor-
sicht verwendet werden, sowohl hinsichtlich der trockenen Um-
maucrung der Balkenkopfe als auch der langsamen Ausfohrung
des ganzen Haue*. Gut durchgetrocknetes Balkenholz nimmt Schlag-
regen usw. nicht erheblich an uud trocknet bei gutem Wetter bald
wierler aus. Der Schaden kaun aber auch durch die Art der Aus-
füllung der Zwiscbcniaume der Balken, also der Zwischendecken
entstanden »ein, oder auch durch unverständige künstliche Aus-
trocknuug des Neubaues, also Heizung o^inc zureichende Lüftung.
Bei solchen Kragen kommen vielerlei Ncbrnumstandc inbetrnclit
Der Baulcitcnde wird nur dann haftbar gemacht werden können,
wenn ihm ein vertretbaie« Verschulden hinsichtlich der Art der
Bauleitung nachzuweisen ist, wobei auch noch inbetrnclit zu ziehen
ist, ob er auch die Spezialluiuleitung übernommen hat, oder ob
hierfür eine andere Kluft angenommen war. Um dica beurteilen
zu können, ist Einsicht der Bauverträge und genauere Kenntnis der
Sachlage notwendig. — E. Dietrich.
Hrn. Arch. H. M. in Wilmersdorf. Gegen die Hellborig-
keit der massiven Decken selbst sind die wirksamsten Mittel r ge-
nügende Uebctschattung Ober der Decke und Herstellung einer
leichten L'merdecke mit dazwischen hegender Luftschicht, Cm den
duich die Winde fortgepflanzten Schall abzufangen, hat man Ver-
suche gemacht mit Autlegung der Deckenträger auf Filz oder Kork-
Steine- Besseren Erfolg verspricht rlie llciatellung des ganzen
lteckenauflsgcrs in letzterem Material. —
Anfragen an den Leserkreis.
Welche Mnschinenfabiik feitigl Formen für Kanalisation«-
Fassrinstücke tu Zcmentrohreii nach den bestellenden Normalien ? —
F. B in Insterburg.
Inhalt: l'r Krie.isrch Wilhelm KO».l.g ■ iSrUn»j_ Mittrilnrv
^•cn nu» V, ri'int .1 - [>er W<-uIh*» ri U r.ru KrLan^'unc vun KnlwCilten für
den Seuban nur« Swrltlisir--» im Anuhlnll so rtis Kalllau« in Bremen.
V. inii^ Iitrs V-., ■»l.r«.nt.,m;.,.. — Hilrl.fr.
V.,li,i-.<1 i|. i:|>. lin Ar, in:, kt.-n- und Ingrni. ur-Wn-ine.
Verlag de« Deutschen Bauzeitunr. C, m. b H„
• Albert llolmaun. HtrliD. Druck
von Wüh. Greve,
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Der unterzeichnete Vorstand bringt hierdurch zur Kenntnis, «JaLl das Königlich Sächsische Finanz-
minislcrium beschlossen hat, die vntn Verbände aufgestellten und in der Dresdcnci - Abgeordneten -Versamm-
lung iqoi angenomtneii.-ti „N.rrmalien für llausetnw.issi-rungslcitiingi ii" im Betciihc der Eisenbahn-,
Hochbau- und StraWen- uml Wasser-Hauvtrwaltun« einzuführen.
Frankfurt a M. -Berlin, den 5. Mai/ 1904
Der Verbands-Vorstand: NYhcr, \'orsit/eiuler
I is- 1er.. ('..M-häftsfülircr.
No.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 3L BERLIN, DEN 12. MÄRZ 1904
Die Verbesserung der Vorflut und die Reinigung der Abwässer im Emschergebiet.
Von Middeldorf, Königl. Wasserbauinspektor. (SdiluB.)
ei der Festlegung der neuen Sohle
kam es zunächst darauf an, zu wissen,
in welcher Weise dir Bodensenkungen
in den nächsten Jahren eintreten wer-
den. Die von dem kgl. Ob.-Üergamt
gemachten Angaben zeigen, daß die
Senkungen im ganzen Gebiet ziemlich
unregelmäßig eintreten. Es geht je-
doch gleichzeitig daraus hervor, daß sie auf der unteren
Strecke in weit größerem Maße auftreten werden, als
in dem oberen Gebiet, wodurch die Möglichkeit der
Vorfhitbeschaffung auch bei weiteren Senkungen ge-
geben ist. Ks ist darauf Kucksicht genommen, daß
an den Stellen, wo besonders starke Senkungen ein-
treten werden, die Emschersohle nicht unnötig tief
gelegt wird, da diese dort von selbst heruntergeht.
Hei der festgesetzten Höhenlage der Sohle läßt sich
die Vorflut aufrecht erhalten, selbst wenn die Senkungen
in dem vom Ob -Bergami angegebenen Maße eintreten.
Man kann jedoch annehmen, daß die Senkungen, welche
in einigen Gebieten eine Tiefe von 9 m erreichen
sollen, doch in etwas geringerem Maße vor sich geben
werden. Nach den Höhenplänen des Brt Michaelis
v- J- '883i in die auch die jetzige Lage der Emscher-
sohle eingetragen ist, ergibt sich, daß die Senkungen
in den letzten 20 Jahren nur wenig über 2m betragen
haben. Im allgemeinen sind die Maße auf der unteren
Strecke etwas geringer, als auf der oberen, doch
kommt dies daher, daß der Bergbau auf der unteren
Strecke später begonnen hat, als Im Oberlauf. Auch
aus den Querprofilen, die Michaelis s. Zt. aufgenommen
hat, und aus den jetzigen Aufnahmen ergibt sich nur
ein Höhenunterschied von höchstens 2m. Man kann
daher als sicher annehmen, daß die Möglichkeit zur
Aufrechterhaltung der Vorflut im Emschergebiet für
längere Zeit gegeben ist.
Der neue Emscherlauf ist im allgemeinen an der
Stelle belassen, wo er bisher lag; durch die vorge-
sehene Begradigung des Flußlaufes ist eine Verkürzung
um 26 km (72 statt o8l'm) auf der Strecke von Hörde
bis zum Rhein herbeigeführt. Auf der Strecke von
Hörde bis zum Landwehrbach wird die neue Länge
nur 80% der bisherigen betragen. Auf der mittleren
Strecke vom Landwehrbach bis Karnap wird die neue
Linie um 25 % kürzer. Die weitere Strecke von Horst
bis Oberhausen ist bereits begradigt und weist keine
besonderen Krümmungen mehr auf. Dagegen bringt
die Verlegung der Strecke von Oberhausen bis zum
Rhein eine Verkürzung um tj0,o hervor. In der neuen
Linienführung sind zwei bedeutende Verlegungen vor-
genommen; die eine zweigt bei der Kreuzung der Bahn
Winterswyk nach links ab und verfolgt nach kurzem
Durchstich den Lauf der sogenannten kleinen Knischer
bis zur Chausscebrückc Essen-Horst. Durch diese
Begradigung fallen die vielen Wasserläufe in Horst,
einem berüchtigten Typhusherde fort Sie sollen alle
mit Aushubmassen ausgefüllt und statt der jetzt be-
stehenden sechs parallel laufenden Bäche und Fluß-
arme die Wasser in einem einzigen Arme durch das Ge-
biet geführt werden. Die zweite bedeutende Verlegung
ist diejenige von Osterfeld in nördlicher Richtung nach
Walsum unter völliger Aufgabe der bisherigen Strecke
Neumühl — Beeck - Alsum. Der alte Lauf ist von der
Gutehoffnungshütte abwärts sehr gewunden und unter-
liegt starken Senkungen durch den Bergbau der Zechen
Neumühl und Deutscher Kaiser. Diese sollen in den
nächsten 15 Jahren 4^5 m betragen. Da dasGclände jetzt
schon in HöhedesRheinmittclwassers liegt, so würde eine
Eindeichung der ganzen Strecke bis Neumühl er-
forderlich werden. Vorläufig würden diese Deiche,
welche eine Höhe von 3 ■ erfordern, wohl noch ge-
nügend stark herzustellen sein, nicht aber nach Ein-
tritt der Bodensenkungen bis 5 m Das ganze Gelände
kommt dann unter Mittelwasser des Rheines zu liegen
und würde cinzupoldcrn sein Da der l'ntergrund
aus grobem Kies besteht, so würde bei dem hohen
Wasserdruck ein Durchströmen des Wassers nach
dem niedrig gelegenen Gelände hin eintreten und
selbst eine mit grossen Kosten einzubauende Dichtungs-
schicht würde diese Gefahr von dem Gebiet kaum
fern halten können. Die ganze Strecke von Ober-
hausen bis zum Rhein würde bei Hochwasser einen
Schlammfang für die mitgeführten Sinkstoffe bilden
und nach Ablauf des Wassers die schlimmsten ge-
sundheitlichen Gefahren für die Anwohner herbeiführen.
Es soll daher der tief gelegene alte Lauf aufgegeben
und der Höhenrücken über Neumühl und Altcnradc
nach Walsum tür die Abführung des Einscherwassers
in den Rhein benutzt werden. Das Gelände liegt
dort durchweg um 8 m höher und würde für die
«»5
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nächste Zeit keine Kindeichung erfordern. Selbst
aber, wenn das Gelände um 5 m herunterginge, würden
die dann herzustellenden Deiche eine Höhe von nur
2 — 3 m erhalten. Die Sohle wird so lief eingeschnitten,
daß das höchste Hochwasser bordvoll abgeführt wird
und die höchsten Hochwässer des Rheines einen Rück-
stau in der Emscher nicht hervorrufen können. Dei
alte Arm soll als Vorfluter für das angrenzende Ge-
lände von Oberhausen abwärts ausgebaut werden,
um die Metcorwässer und die Wässer der angrenzenden
Fabriken aufnehmen zu können. Es genügt hierfür
ein Graben von 2','« bis 3'/» m Sohlenbreite, der selbst-
verständlich in begradigtem Laufe durchgeführt wird.
Um die Hochwasser von dem unteren Gebiete fern
zu halten, soll an der Mündung ein Sperrtor herge-
stellt und auf dem rechten Ufer der Emscher ein
hochwasserfreier Deich von dem Tor bis zum An-
schluß an den geplanten Rheindeich bei Laar ausge-
führt werden. Bei steigendem Rheinwasscr wird das
Tor geschlossen und die in der alten Emscher sich
ansammelnden Wassermengen werden durch ein F'ump-
werk leicht in den Rhein gebracht.
Für die Bestimmung des Querschnittes (vgl. hierzu
die Abbildungen 3 und 4), kamen nur 2 Wasserstände
in Betracht und zwar der für das Sommer wasser und
der für das höchste Hochwasser. Alle anderen Wasser-
stände spielen hier eine nur untergeordnete Rolle. Die
Werte für die höchsten Hochwässer sind so groß ge-
nommen, daß ein Ausufern des Hochwassers an keiner
Stelle eintreten kann. Nach den bisherigen Unter-
suchungen des Brts Michaelis ist dcrhöchstcWert der
Wasserabfohrung zu i58Lit./Sck.i'ik*" aufgrund 1 5 jalit i-
ger Beobachtungen festgestellt,nach den Aufzeichnungen
des Meliorationsbauamtes in Münster zu 190 Lit /Sekj'ikm
ermittelt worden. Es sind nun für die untere Strecke
225 Lit^Sek./'i»"1 als größter Abflußwert zugrunde gelegt
und dieser ist dann nach oben hin bis zum Quellgcbiet
auf 700 Lit./Sck./'*1"" gesttigert worden.
Das mittlere Sommerhochwasser ist auf Grund
8 jähriger Beobachtungen zu 35 LiuSck ^km ermittelt
worden. Dem Quei schnitt sind 4oI.it-,'Sck.'ik« zugrunde
gelegt, da der Abfluß wegen der Vermehrung des
Schmutzwassers und der stärker werdenden Bebauung
jedenfalls grösser wird. Die Niedrig- und Mittclwasscr-
mengen sollen möglichst geschlossen und mit guter
Geschwindigkeit abgeführt werden, damit den verun-
reinigten Wässern keine Gelegenheit geboten wird,
in Käulnis überzugehen und Schlamm abzulagern. Das
Profil soll muldenförmig gestaltet und die Böschungen
sollen mit Steinpackimg, SchotterodcrZemcntplatten be-
festigt werden. Bei einer Steigung 1 : 2 ist 25"" statke
Beschotterung vorgesehen, bei 1 : 1,5 ein 25"" starkes
Steinpflaster auf 10 cm Kiesschicht bezw. eine Ab-
deckung mit 8 ,m starken Zeinentplattcn, die sieh
gegen einen Schotterfuß stützen. Eine Abpflaste-
rung der Sohle ist mit Rücksicht auf die später
notwendig werdende Vertiefung nicht zweckmäßig
Das Profil ist auch aus dem Grunde wie beschrieben
gewählt, um eine spätere Vertiefung des Bettes um
je 2m durch Beseiügung des links- oder rechtsseitigen
Banketts ohne weiteren Grunderwerb zu ermöglichen.
Bei der Wahl des Querschnittes ist gleichzeitig da-
rauf Rücksicht genommen, daß die Geschwindigkeiten
trotz des Wechsels der Wassermengen möglichst gleich
blcit>cn. So schwankt die Geschwindigkeit für das
Sommer-Hochwasser nur zwischen den Werten 0,95
und 1,2 m Sek., die Geschwindigkeit für das höchste
Hochwasser für den mittleren Teil zwischen 1,74 und
2,37, für die Seitenteile zwischen 1 und i.so"1, Sek
In Abbildg. 4 sind in übersichtlicher Weise die
Niederschlagsmengen, Abflußwerte und Wassermen-
gen ; die QuerschnittsflAchen, Wassertiefen, Gefälle und
Geschwindigkeiten; die Abmessungen des Alnvasscr-
kanales zusammengestellt.
Dir zweite Hauptaufgabe des Entwurfes besteht
darin, Vorschläge für eine gründliche Reinigung der
zur Emscher geführten Abwässer zu machen. Durch
das Einströmen großer Arl>ritcrma-~scn in den Inditstric-
l.e/iik sind nicht nur die v orhandenen Städtc_ und
(26
Dörfer außerordentlich angewachsen, sondern auch
eine Menge Ortschaften neu entstanden Die größe-
ren Städte wie Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen,
Essen haben in der Zeit von 1875 bis 1900 um das
2 3fache an Einwohnerzahl zugenommen, während
andeie Orte, wie Recklinghausen, Herne, Wanne,
Eickel um das 4- 5 fache, Hamborn, Bismarck und
Herten um das 8 iofache gestiegen sind. Das ganze
Emschcrgcbiet hatte im Jahre 1875 45°°°° Einwohner
und jetzt 1,34 Millionen. Daß bei einem so starken
Anwachsen der Bevölkerung die Beseitigung der Ab-
fallstoffe nicht immer einwandfrei erfolgt ist, kann
nicht weiter wunder nehmen. Die Abfuhr geschieht
meistens durch Tonnenwagen auf den Acker, während
Schutt und Müll auf besondere Lagerplätze gebracht
werden und dort wegen des schlechten Geruches und
der Staubentwicklung zu berechtigten Klagen der An-
wohner Anlaß geben. Nur die Städte Dortmund und
Essen führen nach dem Schwemmsystem die Fäkalien
mit ab und klären sie auf den Rieselfeldern im Lippe-
gebict oder wie Essen nach dem Rothe Röckner'-
sehen Verfahren in 5 Kläi türmen. Die übrigen Ge-
meinden haben meistens keine geschlossene Kanali-
sationen, doch sind diese im Bau begriffen oder geplant.
Soweit eine Klärung vorgesehen, erfolgt sie in Ab-
satzbecken.
Es ist nun für das ganze Gebiet die Lage der
Kläranlagen festgesetzt, vergl. den Lageplan Abbildg. 5.
Am zweckmäßigsten ist es, die Klärung dort vorzu-
nehmen, wo eine große Verunreinigung des Baches
stattfindet, die Wässer also nahe am Entstchungsorte
der Verschmutzung zu reinigen. Wenn es gelingt,
alle Schmutz wässcr so lange in vollständig geschlosse-
nen Kanälen zu führen, bis sie gereinigt aus der Klär-
anlage heraustreten und nun gesundheitlich und ästhe-
tisch einwandfrei die stark bebauten Gebiete als Bäche
durchfließen, dann ist der Idealzustand erreicht. Be-
ständen im ganzen Gebiete geschlossene Ortschaften
und allein liegende größere gewerbliche Anlagen und
Zechen, so würde eine derartige Lösung das einfachste
und zweckmäßigste sein Die sämtlichen Betriebe
müßten eine einwandfreie Klärvorrichtung anlegen,
die Städte müßten sämtlich kanalisieit werden und
am Endpunkte ihres Hauptsammlers eine Kläranlage
vorsehen. Es gibt besonders auf dem rechten Ufer
der Emscher Gegenden, in denen diese Art der Klärung
eingeführt werden kann, denn die Städte und Ort-
schaften von einiger Bedeutung besitzen entweder
Kanalisationen oder haben eine solche in Aussicht
genommen. Größere gewerbliche Anlagen finden sich
nur in dem unteren rechtsseitigen Gebiet von Sterk-
rade, Hamborn und Beeck. Sie liegen alle dicht an
der Emscher, sodaß ihre Abwässer nicht erst durch
einen Nebenbach einen weiten Weg zum Hauptvor-
fluter zurückzulegen brauchen. In diesen rechtsseiti-
gen Gebietsteilen sollen daher auch die Kläranlagen
nahe an die Ortschaften herangeschoben werden. Die
linksseitigen Samrnelgr biete der Kmscher dagegen
bieten nur in ganz geringer Anzahl die für die eben
besprochene Art der Klärung nötigen Vorbedingungen.
Es sind dies nur die Gebiete der Schondcllc, des
Nette- und I.andwehrbaches und weiterhin nach der
Mündung zu noch der unbedeutende Fausmühlenbach.
Kläranlagen für Ortschaften kommen nur für den Land-
wehrharli Stadt Kastrop inbciiacht, während in
den übrigen Gebieten des Rüpingsbaches, des Roß-
baches, Strünkederbaches, HüllcrbaelR ■>, des Schwarz-
baches, der Berne und des Borbecke!' Mühleiibaches
sich eine gründliche Reinigung im Entstchungsorte
nicht wohl vorschreiben läßt Wenn man Iiier einer
im oberen Bachgchtet liegenden Stadt eine gründliche
Klärung der Abwässer auferlegte, so würde das ge-
reinigte Bachwasser doch sofort wieder von neuem
durch nicht geklärtes aus den weiträumig bebauten
Industriebezi] ken, Arbeiterkolonien und größeren Ort-
schaften verschmutzt werden Man ist also hier ge-
zwungen, von dem im allgemeinen hoten Grundsatze
abzulochen und die gründliche Klärung cr-.t dort vor-
zunehmen, wo alles Abwas-cr des betreffenden Sammel-
No. 21.
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Gebietes im Bache vereinigt ist und nicht weiter ver- Vorfluter zu schicken, so soll alles Wasser möglichst
schmutzt wird. Dies trifft in den meisten Fallen erst nahe am Orte der Verschmutzung vorgeklärt werden,
an der Mündung des Baches in die Lmscher zu. Die Diese Vorklärung soll so weitgehend sein, daß sich
hier zu erbauenden Abwasser - Reinigungsanstalten die gröberen Sink- und Schwebestoffe ablagern; bei
müssen einen gro-
ßen Umfang erhal-
ten; sie weisen den
sonst zu errichten-
den vielen kleinen
Anlagen gegenüber
ganz bedeutend«
Vorteile auf: Der
Betrieb ist leicht zu
übersehen und zu
überwachen; der
( irad «1er Reinijmng
wird bei der großen
Anlage größer sein AbbiMg 3. guer>e1>nilt der regulierten Kmscher.
1 i f ■ i i t i » t r**'* *■<
und die Anlage imganzen billiger werden, als die vielen einer Veilangsamung der Wasscrgc^chwiiidigkcit aul
kleinen, soijaü das wirtschaftliche Ergebnis ein viel a - 3 rm dürfte dies zu erreichen m in Su!< hr \'<«r-
günstigeres sein wird. Da es nicht angängig ist, die kläranlagen sollen lür alle Städte, alle enger bebauten
Abwässer der StAdte und Ottschaften ungeklärt in den Gemeinden, Zechen und größeren geweiblichen An-
1a März 1904. 137
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lagen errichtet werden; ihre Zahl wird man bei zuneh-
mender Bebauung entsprechend vermehren müssen.
Die Ausbildung dieser Kläranlagen soll einfach ge-
halten werden, damit den einzelnen Gemeinden nicht zu
große Kosten erwachsen. Es würde überdies auch
kaum möglich sein, in der Nahe größerer Städte das
Gelände für Kläranlagen zu beschaffen. Jedenfalls
würde es so teuer sein, daß ganz bedeutende Summen
aufgewendet werden müßten, abgesehen von den zu
erwartenden Klagen der Anwohner.
Die Klarung ist nun so gedacht, daß das Wasser
zunächst Klarbecken von 40 m
Lange und 5'" Breite mit einer
Geschwindigkeit von 4 bis 6
durchfließt und dann weiter
mittels Verteilungsrinncn und
Spreng -Vorrichtungen auf die
haltene Schlamm soll von den Klarbecken zu den
Schlammlagerbecken gepumpt werden und dort einige
Tage stehen bleiben, um das sich ansammelnde Wasser
von seiner Oberfläche ablaufen zu lassen. Der noch
etwa 60 "„ Wasser enthaltende Schlamm wird dann
mit Kohle und Müll vermischt und entweder in Gene-
ratoren gebracht oder unter Kesseln verfeuert
Es soll nun nicht gesagt sein, daß die Kläranlagen
im Emst hergebiet alle nach demselben Muster ausge-
bildet werden sollen. Die ^Zusammensetzung der Ah-
"wässcr und ihre Menge erfordern je nach den Um-
Oxydation -betten gebracht wird;
deren (Iröße wird bei ungefähr
i,2m Höhe so bemessen, daß
3 Ab Abwasser auf 1 'im der
Oxydatiousbetten gebracht wer-
den. Diese Betten werden bei
Regenwetter mit der 1,5 fachen Menge vorübergehend
beschickt; steigt die zufließende Wassermcnjje Ober das
Vierfache desTrockenwetter-Zuflusses, so fließtdasMehr
an Wasser in die Hochwasserbecken, die durch Erd-
aushub hergestellt sind. Sie sollen eine solche Große
erhalten, daß beim Weiterarbeiten der Absatzbecken
das überschießende Hochwasser von 1 2 Stunden
angesammelt werden kann. Auf diese Weise werden
die ersten besonders stark mit Sinkstoffen beladcncn
Wässer abgefangen. Der aus den Absatzbecken er-
133
ständen eine andere Anlage. Man wird die kleineren,
rechts von der Emschcr belegenen Kläreinrichtungen
in etwas anderer Weise herstellen und dort auf ein
möglichst selbständiges Arbeiten sehen. Die Ab-
wässerklärung machte in den letzten Jahren so große
Fortschritte, daß es übereilt wäre, wollte man jetzt
schon . sich endgültig für alle Anlagen sowohl mit
ihrem flau als auch mit ihrer Einrichtung festlegen.
Dies ist auch jetzt noch nicht möglich, da die meisten
Gemeinden und selbst größere Städte noch nicht in
No, ai.
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AS NEUE SCHWEIZERISCHE BUNDES-
HAUS IN BERN * ARCHITEKT: PROF
HANS AUER IN BERN * * * * *
AUFGANG DER HAUPTTREPPE IN DER
KUPPEL-HALLE UND ANSICHT VON
SÜDWESTEN ********
■ DEUTSCHE BAUZTG. XXXVIII. JAHRG 1904 N° 21 =
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Kommistiont-Sitiungs««»!.
der Lage sind, den Endpunkt ihres Hauptsam nilers
zu bestimmen. Man wird daher diese Anlagen je nach
der YVeitcrführung der Kanalisation anlegen müssen.
Der an sich günstige Rieselbctrieb kommt für das
Emschcrgebict nicht infragc, da der Grund und Boden
viel zu teuer ist und Flächen außerhalb des Sammel-
gebictes nur schwer zu haben sind. In dem durch
Bergbau unterwühlten Emschcrgebiet würde außerdem
die Rohrleitung bei den fortwährenden Senkungen
der Erdoberfläche sehr gefährdet sein, sodaß man von
derartigen Schmutzrohrleitungen
absehen muß,
Die Ge-samtkosten für die
Regulierung der Einscher von
Walsum bis 1 lörde betragen 27
Mill. M ; hierzu kommen noch
die Aufwendungen für die alte
Einschergebietes getragen werden, da sie alle an der
Aufrechlcrhaltung der Vorflut in der Emscher großes
Interesse haben. Bei den Nebenbäehen sollen die
Kosten von den Bewohnern des betreffenden Sammel-
gebietes aufgebracht werden, da nur sie an der Erzeu-
gung und Abführung der Schmutzwässer beteiligt sind.
Wird der Gesetzentwurf von dem jetzt tagenden
Landtage der preußischen Monarchie angenommen,
so sollen nach erfolgter Allerhöchster Genehmigung
die Vorarbeiten derart gefordert werden, daß der Bau
Emseherstrccke v>>n Oberhänden
bis Alsum, sodaü imganzen :>8
Mill. M. erforderlich werden. Für
die Regelung der Nebenbäche
und die Herstellung der Kläi an-
lagen sind 5.5 + 4,4 = 9,9 Mill.
M. vorgesehen. Die Verteilung
der Kosten ist so gedacht, daß die Aufwendungen im Frühjahr 1905 begonnen und voraussichtlich in
für die Einscher von sämtlichen Interessenten des 5 Jahren zu Ende geführt werden kann. —
Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern.
Architekt: Prof. Hans Auer in Bern, if^im-vhih ou« s». ■ nimu rinr rK.|>|..)-hiUii^M»^i-. .1.1 ,v>M.iiit.rni s -..h „ lJKy
j Or die Anlage des Gebäudes war der von durch den tiefen Absturz des Geländes nach dem Aare-
allen Seiten eng begrenzte Bauplatz von tal. Die nordliche schräge Baulinie, bestimmt durch
maßgebendem Einfluß. Seitlich wird er bc- die beiden ungleich weit vorspringenden Eckflflgel der
grenzt durch die beiden bestehenden Vor- Verwaltungsgebäude, zwang zur Anlage eines vor-
waltungsgebäude, nach Norden durch den springenden Mittelbaues mit zwei seitlich zurücktreten-
Verlauf der einzuhaltenden Baulinie, und nach Süden den Flügeln, um so das Bundeshaus möglichst unge-
»30
No. at
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zwungen /wischen die beiden Verwaltungsgebäude
einzureihen. Ocstlich und wesilich waren, begrenzt
durch die beiderseitigen doppelten Verbindungsgalericn,
zwischen Bundeshaus und Verwaltungsgebäude Höfe
anzuordnen, breit genug zur ausreichenden Beleuch-
tung der anstoßenden Räume, jedoch aber auch wieder-
um nicht zu breit, um den Zusammenhang der drei
Gebäude zu lösen und nutzbaren Flächenraum unbe-
nutzt liegen zu lassen. Ut l>er dem südlichen Absturz
war eine Verbindung zwischen den den beiden Ver-
waltungsgebäuden vorgelagerten Bundesterrassen zu
schaffen und es gab der große Höhenunterschied des
Geländes an dieser Stelle Anlaß zur Herstellung einer
hohen Stützmauer als Sockel der drei zu einer ein-
heitlichen Anlage verbundenen Gebäude, hinter welcher
in dem Untergeschoß des Mittelbaues die Heiz- und
die Ventilationsanlage eingerichtet werden konnten Da
das Gebäude zur Befriedigung des RaumbedQrfnisses
weit Ober die südliche Flucht der beiden Verwaltungs-
Gcbäude vorgeschoben werden mußte, so wurde eine
Vermittlung erstrebt und erreicht durch Ausbauchung
der südlichen Fassade, die in dieser Form zugleich die
innere Raumgestaltung wiedergibt. Durch den Höhen-
unterschied des vor dem Gebäude nördlich sich hin-
ziehenden Baren- oder Bundesplatzcs und der südlichen
Bundcstcrrassc von 3,5 » konnte in der Südfront ein
Untergeschoß eingeschoben werden, das als offener,
unter der geschwungenen Südfassade sich hinziehen-
der Laubengang ausgebildet wurde. Dadurch, daß
auf diese Weise ein Teil der Terrasse unter das Ge-
bäude verlegt wurde, wurde es möglich, den Vor-
sprung der Terrasse vor dem Gebäude auf rd. 3 zu
beschränken.
In diesen engen Grenzen nun ist das Gebäude ge-
plant, in seinen Grundrissen ein Meisterwerk straffer
Konzentration, deren Anlage noch erschwert wurde
durch eine ungewöhnliche Bedingung: durch die For-
derung eines durchgehenden Verbindungsganges, der
durch das Miitelgebäude hindurch die beiden Ver-
waltungsgebäude verbinden sollte. Die Schwierigkeit,
welche diese Bedingung mit sich brachte, bestand da-
rin, auf jeder der beiden Hälften der durch den Ver-
bindungsgang hervorgerufenen Teilung genügend
Räume für die beiden Körperschaften, den Nationalrat
einerseits, den Ständerat anderseits, zu schaffen. Es
lag in der Natur der Anlage, den Ständerat, das
große Treppenhaus und alle Nebentreppen auf der
nördlichen, größeren Hälfte, den Nationalrat dagegen
auf der südlichen, kleineren Hälfte unterzubringen;
dies wurde erreicht durch möglichst weites Vorschieben
der beiden Ecktürme nach Süden, sodaß Raum für
Präsiilentenzimmcr, Garderoben, Vorsalc.Toilctten usw.
innerhalb des durch den Verbindungsgang abgeschlosse-
nen Teiles geschaffen werden konnte und so die Mög-
lichkeit gegeben war, die Räume der beiden Körper-
schaften unter sich in angemessener und geschlosse-
ner Weise zu vereinigen.
Den Mittelpunkt der gesamten Anlage bildet die
Kuppelhalle, nach Anlage und Ausstattung die „cour
d honneur" des Gebäudes. Die stattliche Haupttreppe,
welche fast die gesamte Grundfläche der Mitlelhalle
einnimmt, aber nur vom Erd- zum ersten Obergeschoß
führt, ist lediglich für die Mitglieder der beiden Räte
bestimmt. In der Achse des ersten Treppenarmes er-
hebt sich vor einer Bogenarehitektur die Rüiligruppe.
Im Untergeschoß liegen auf der südlichen Seite,
noch erhöht über dem Gelände der Bundcstcrrassc,
vier Zimmer für die Inspektoren und Maschinisten der
Hcizungs-, elektrischen Bclcuchtungs- und Ventilations-
Anlage, ferner große, lichte Kellerräume und in noch
weiterer Tiefe, hinter der großen Stützmauer, die YYn-
tilationsräumc und das Kesselhaus mit dem Kohlen-
keller. Ins hohcErdgcschoß (S 128) wurden sämtliche
Konimissionszimmer gelegt, 7 Säle von 45 lao'i"'
Fläche, ferner ein großer Arbeitssaal mit! landbibliothtk,
Zimmer für Stenographen, Uebersetzer, Rcpoiter und
für den Hausdienst. Alle Säle sind von den nötigen
Kleiderräumen und Aborten begleitet. Im ersten Ober-
oder Hauptgeschoß liegen auf der südlichen Hälfte
der 430 <im messende Sitzungssaal des Nationalrates,
2 Vorsäle von je 185 Präsidenten/immer, Zimmer
für den Bundesrat, die Wandelhalle, 2 Kleiderräume,
Toiletten; alle Räume unter sich in unmittelbarer Ver-
bindung, ohne vermittelnde Korridore (S. 101). Die nörd-
liche I lälfte dieses Geschosses enthält den 205 tm messen-
den Sitzungssaal des Ständerates, 2 Vorsäle von je
150 'im, Präsidentenzimmer, Kommissionszimmer, Klei-
derräume und Toiletten. Rechts und links der zen-
tralen Kuppelhalle haben Lesezimmer und ein Raum
für Drucksachen ihre Unterkunft gefunden. In dem
mittleren 'Teil der Anlage liegen auch sämtliche
Treppen : die große I laupltreppc, die beiden Wendel-
treppen zum zweiten Obergeschoß, sowie zwei Neben-
treppen, die zu den Tribünen führen und zugleich
auch vom Keller bis zum Dachboden aufsteigen. Im
zweiten Obergeschoß liegen, soweit sein Raum
nicht durch die Kuppelhalle und die durchgehenden
Sitzungssäle in Anspruch genommen wird, die Tri-
bünen des Nationalratssaales, den Saal mit 181 Sitz-
plätzen an 3 Seiten umziehend, die Tribünen des
Ständeratssaales, an den beiden Ktirzseiten desselben
mit 66 Sitzplätzen angelegt, das eidgenössische sta-
tistische Amt mit einer Anzahl größerer und kleinerer
Räume, sowie 3 verschieden große Säle für parla-
mentarische oder Verwaltungszwecke. Auch das Dach -
geschoß, soweit sein Raum nicht durch Kuppelhalle
und durchgehende Sitzungssäle beansprucht wird, ist
noch vorwiegend für das statistische Amt eingerichtet.
Für die Volkszählungen dient ein großer Saal mit 2
Vorzimmern, von a^oi*1 Fläche; 6 Räume mit 6oo*i,n
Fläche sind für Bibliothek und Archive bestimmt.
6 Magazinräume von zus. 450 t» Fläche harren noch
ihrer Bestimmung.
Die überbaute Fläche des ganzen Gebäudes be-
trägt, im Mauergrund des hohen Erdgeschosses ge-
messen, 3742 va. Davon kommen auf reine Nut/räume
rSäle, Zimmer. Kleiderräume, Abortc) 1887-1«, auf Neben-
treppen und Gänge 504 1», auf die Mittelhalle mit Haupt-
treppe 306 m">, auf Mauern, Kanäle, Pfeiler 1045 'im. —
Zum Wettbewerb ,
I.
LiYäJn dem -Schlußsätze des Aufsatzes in .N'o. 15 d. |. betr
KlS den Wettbewerb für den Kntwurf zu einem Waiseti-
hause ffir Dessau heißt es: .Es darf nach diesem
nicht erfreulichen Ergebnis nicht verwundern, wenn sich
das Preisgericht nicht vcranlaiit gesehen hat, dem Magi-
strat von Dessau noch den Ankauf von 4 weiteren Ent-
würfen vorzuschlagen".
Ich, der Unterzeichnete, habe mich an diesem Wett-
bewerbe nicht beteiligt, bin aber immer und namentlich
auch während der Zeit, als ich Vorstand des Dresdener
Architekten -Vereins war, lebhaft fOr Verbesserungen im
Wettbcwerbswesen und vor allen Dingen auch für die Fest-
setzung einer genau einzuhaltenden Richtschnur für
die Preisrichter eingetreten. Wenn nun im vorliegen-
den Fülle auf Antrag des Preisgerichtes der Ankauf von 4
weiteren Entwürfen in Aussicht stand, so war dies in. K.
mit ein Ansporn für Viele, sich an dem Wettbewerb
12. März 1904.
Waisenhaus Dessau.
überhaupt zu beteiligen, Es waren daher auch 195 l{c"
arbeitungen der Aufgabe eingegangen und gestatte ich
mir denn doch Bedenken darüber auszusprechen, daü
unter dieser großen Zahl von Arbriten außer den 3 mit Prei-
sen gekrönten nicht noch 4 Arbeiten gewesen sein killten,
die eines Ankaufes für würdig zu erachten waten. I >
ist in der Regel immer als ziemlich zutreffend hinzustellen,
daß unter 100 eingehenden Arbeiten mindestens 10 be-
achtenswerte Leistungen sind, im vorliegenden Falle
mOUtcn es also 20 gute Arbeiten scwr-fll sein; 3 haben
Preise erhallen, es waren also sicher 17 Arbeiten von
Seiten der Fächle ute des Preisgerichtes als immerhin gute
und nicht so ohne Weiteres nur für den Papier-
korb geeignete A rbr iten zu bez ciehne 11 uew esc 11,
Und von diesen 17 Arbeiten fanden die Fachleute nicht
einmal noch 4 heraus, welche sie der ausschreibenden
Stelle als zum Ankauf geeignet empfehlen konnten'.'' Ich
meine, die llrn Fachleute mußten denn doch etwas mehr
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den Standpunkt der Kollegen wahrnehmen, zumal im Aus-
schreiben, wie schon gesagt, Ankaufe in Aussicht gestellt
waren; sie mußten darauf bestehen, daß bei der immer-
hin niedrigen Gesamtsumme für Preise ( 2000 M.) wenig-
stens noch die für Ankäufe in Aussicht gestellten 1000 M.
(als eine doch nur kleine Entschädigung für gehabte Mühe
und Auslagen I zur Verteilung kamen! - •
Dresden, im Febr. 1904. O. Haenel, Aren.
II.
Mit den Bemerkungen zu dem Wettbewerb Waisen-'
haus Dessau in No. 15 d Bl. werden wohl nur wenige
Leser, namentlich aber nur wenige Architekten, die sich
mit Wctibcwcrbsarbeitcn befassen, einverstanden sein! Der
Hr, Verfasser meint, das Ergebnis des Wettbewerbes sei
kein Erfreuliches. Wir stimmen dem zu — aber aus an-
deren Gründen. Als Motive für seine Auffassung führt der
Verfasser folgende Punkte an: 1. die große Anzahl der
eingelaufenen Entwürfe; 3. die große Anzahl der stümper-
haften Bearbeitungen unter denselben ; 3. die „keineswegs
vollkommen einwandfreien" preisgekrönten Entwürfe.
Zu 1. Die Beschickung des Wettbewerbes mit •«Ent-
würfen ist an und für sich eine sehr starke — als .Zeichen
der Zeit*, also inbezugauf die Beteiligung an den Wettbewer-
ben der letzten Jahre überhaupt aber durchaus nicht
auffallend. Bei dem Wettbewerb Realgymnasial-Gebaudc
Koblenz 1003 liefen nicht weniger als 286 Entwürfe ein.
Eine Prüfung der Vermutungen des Hrn. Verfassers über
die Ursachen der regen Beteiligung an diesem Wettbe-
werb würde also auf eine Untersuchung derselben bei den
Wettbewerben der letzten Jahre überhaupt hinauslaufen
uttd kann hier übergangen werden.
Zu 2. Daß bei diesem Wettbewerb das Verhältnis
der unzulänglichen Entwürfe zu den brauchbaren ein
anderes ist, als bei anderen Wettbewerben, erklart sich
ohne weiteres durch die Einfachheit der Aufgabe.
Der angehende Architekt versucht sich eben an ein-
fachen Aufgaben, Daß er sich versucht, ist doch nicht
zu tadeln. Es gibt kein besseres Mittel für den Archi-
tekten, sich zu erziehen, als das Einschlagen dieses
Weges. Der Mißerfolg läutert, der Erfolg feuert zu neuen
Taten an. Daß er sich an einfachen Aufgaben versucht,
ist für ihn sowohl als auch für die Erlasser des Wettbe-
werbes ebenfalls in Ordnung! Sollten sich aber an diesem
Wettbewerb Schüler von Baugcwcrkschulcn und zwar
planmäßig unter der Schulleitung versucht haben, so wäre
dies entschieden zu verurteilen und es hätten die Landes-
Rcgicrungen dagegen energisch einzuschreiten.
Z u 3. Sind bei einem Wettbewerb jemals die preis-
gekrönten Entwürfe .vollkommen einwandfrei" gewesen?
Ferner: konnte jemals bei einem Wettbewerb der mit
dem I. Preise ausgezeichnete Entwurf der Ausführung
ohne mehr oder minder große Umarbeitung bezw.
Ergänzung zugrunde gelegt werden? Also auch hier
durchaus tecine auffallende Erscheinung, zumal es sich ja
nur um einen Ideen Wettbewerb handelte.
Der Verfasser glaubt nun, die Ursachen des in seinen
Augen gerechtfertigt erscheinenden Nichtankaufes
von 4 weiteren Entwürfen in den erwähnten Umständen
suchen zu müssen. Wozu dies? Das Preisgericht proto-
kolliert doch einfach: „Von dem Ankauf weiterer Entwürfe
glaubt das Preisgericht nach einstimmigem Beschluß ab-
raten zu sollen, da keiner der sonstigen Entwürfe noch
nennenswerte Anregungen für die Ausführung zu bieten
imstande war." Hat das allgemeine Befremden über die-
ses Urteil bei den Teilnehmern des Wettbewerbes den
Verfasser jenes Artikels veranlaßt, das Preisgericht in
Schutz zu nehmen? In der Tat! Befremdlieh Ist seine
Begründung des Nichtankaufes der 4 Entwürfe!
Sollte unter den 18 zur engeren Wahl gelangten
Entwürfen wirklich kein einziger gewesen sein, der des
Ankaufes für 350 M, wert war, auch nicht als relativ
brauchbare Idee? Die Aufgabe war doch sehr einfach,
sowohl bezüglich der Grundrißlösung, als auch nach der
künstlerischen Seite hin Die verlangte Arbeitsleistung
sowie die ausgesetzten Preise und die in Aussicht ge-
stellten Ankäufe als Entschädigung waren als normal zu
bezeichnen. War die Entwurf • Bearbeitung dem Sieger
auch nicht verheißen, so war doch anzunehmen, daß die
Ausführung unter Leitung des Stadtbauamtes in Verbin-
dung mit dem I. Preisträger vor sich grhen würde.
In Anbetracht all' dieser Umstände sowie im Hinblick
auf die Erfahrungen bei den Wettbewerben der letzten
Jahre ist doch mit Bestimmtheit anzunehmen, daß sich
mindestens 30 Architekten (einschl. der Architekten von
Dessau und dessen nächster Umgebung) an diesem Wett-
bewerb beteiligt haben. Wir meinen Architekten in selbst-
ständiger Stellung mit praktischer und künstlerischer Reife,
soweit solche hier in frage kommt Und trotzdem außer
den prämiierten Entwürfen keine einzige nennens-
werte anregende Idee, die des Ankaufes würdig
war? (resetzt aber den Fall, es ist so. Hatte dann aber
der Magistrat von Dessau nicht die Pflicht, einige Ent-
würfe anzukaufen, weil er durch den in Aussicht gestellten
Ankauf von 4 Entwürfen zur regen Beteiligung an dem
Wettbewerb geradezu herausgefordert und den unermeß-
lichen Aufwand von Arbeit und Zeit ganz bedeutend ver-
mehrt hat?
Als im vorigen Jahre der Magistrat von Koblenz mit
Wettbewerbs-Enlwürfen für sein Realgymnasial-Gebäudc
förmlich überschüttet wurde (286 Entwürfe!), wurden die
ausgesetzten Preise auf die Anregung des Bürgermeisters
hin um 4000 M. erhöht.*) Und zwar, wohl verstanden,
bevor die Entwürfe beurteilt waren, also bevor man
wußte, ob gut oder böse — ob Anfänger oder vollendete
Meister die große Zahl hervorgerufen hatten. Also
lediglich als Anerkennung für das Interesse, das
die Teilnehmer des Wettbewerbes der Aufgabe
des Magistrates entgegengebracht hatten.
Bei diesem Wettbewerb wurde ein I. Preis Oberhaupt
nicht erteilt - ein ausführungsfähiger Entwurf war also
in gewissem Sinne gar nicht eingelaufen. Dies hielt
aber weder den Magistrat noch das Preisgericht davon ab,
die ausgeworfene Summe für die 3 Preise, die 2 Ankäufe
und sogar die naehbcwilligtcn 4000 M. zur Verteilung zu
bringen. — — n.
Engerer Wettbewerb Synagoge In Posen. Einen enge-
ren Wettbewerb für Erlangung von Plänen zur Erbauung
eines neuen Gotteshauses schreibt die Posener Synagogen-
Gemeinde mit Frist zum 1 Mai d J. aus. Es handelt sich
um einen Monumentalbau, der 700 Männer- und 600 Frauen-
Hätzc, sowie eine Wochentags - Synagoge enthalten soll.
Sonst ist das Programm das bei derartigen Wettbewerben
übliche Der äußerst glücklich gewählte Bauplatz ist von
allen Seiten durch StraÜenzüge begrenzt Zum Wettbe-
werb wurden die Hrn. C reiner & Wulf fenstein, Honiger
Ar Sedclmcyer in Berlin, Brt. Prof. L. Lew in Karls-
ruhe, kgl. Oberlehrer Grotte und Arch. Hoffniann in
Posen, sowie Arch. K er wie n in Potsdam und Frieden-
thal in Berlin eingeladen. Als Preisrichter wurden u, a.
berufen die Hrn. Geh Re« -Räte Ende und Otzen, ferner
der Prof der Tcehn Hochschule Karl König in Wien,
sowie Stadthrt Grüder in Posen. —
Wettbewerb Stadthaus Bremen. AI* Verfasser bekennen
sich: für den Entwurf „Galopp" Hr. Prof. Hugo Behr in
Görlitz; für „Immer fest und grad aus!" die Ilm. Paul
Burghardt und Alfr. Mcunier in Leipzig; „2 Kabcn im
toten Felde" llr. Keg.-Bmstr. W. Waener unter Mitarbeit
von Arch. C Dinkler, beide in Naumburg a S.; fnr
.Bremisch" Hr. Arth. Heinrich Milk in Schoneberg bei
Berlin; für den Entwurf „mit dem schwarz und weiß ge-
teilten Kreis- Hr Arch. Arthur Müller in Stuttgart. -
133
Brief- und Fragekasten.
Fragcbeanlwortungen an» dem Leserkreise.
Zu Frage 3 in No i». Petroleum habe ith bei beginnendem
Häuslich warum mit Erfolg verwendet; «urh mit Kochaalt ver-
mischt bat es sich gut bewahrt. Mit Karbolineuro habe auch ich
schon »ehr schlechte Erfahrungen gemacht. Bei Verwendung
feuchten Holze» oder feuchter Ausfüllung ist wohl jede* bekannte
Mittel nichts wert. Daher — Holl und Füllmasse trocken — da»
ist die beste Garantie. —
Eiuilian Herbig, Stadtbrostr. in Gabion* a. N.
•) Anmerkung der Redaktion Pas de/ St;i<|tveewaUung In
Koblenz, vom VetfaH-rtt £c«t,.ei.itet»- l.or» beruht U ider z. T. auf irriger An-
nähme. In Koblenz w ,ir eine <rcsimt-l>rei..iimrpr rix» iy*i .VI fi-a!£C«rut
und <l« 1 Ankauf v..n we.leteri Fntw ilrlm zu jr y*> M vorbehalten fvrrgl
Mite tarrtt S. jol. Auf Vor.tellmir <N t v.mi Vrtbat.de dentsrh. Arrft . u.
hiC.-Vi'tt im , in^i <ri7it ii \Velt*i» w. 1 A jjKfhtwws wurden dann duich die
Sudtverwaltntu; anerkenne ««weitet Weise wertete i**> M. rar VerfOpnu;
trittellt, muhet tle;il freien Ermessen der l'-e.-t ii htCT atierl»««en blieb, ob
sie d.i. til die I'iiki c.-hAt»' In die«e summe tu Acklnlen verwenden
ncti.t, IW['. Jahi ,:. igoj s Sie ha»» n testete, [eUll und j Em-
würfe i ;:<k i,iii, c . .ttul .Ii*., ittieaiuen t.itf Oooo M. zur Vcivwinlung ge-
kommen lwi-1. Jal.i^ 1003 -v ayjt —
Inhalt: Die Verliesserunf det Vorflut und die Keimrvinrf der Abwasser
im Emaebetjrehiet iS.-hlnlS». I»as nein- .. !,«.-./.« i.. he »«.ndesbau* in Bens
iKott.eUniijl Zum Wettbewerb Waisenhaus tie<«uL l'ret-Wwerburigrn.
ltriel- und Fni^-i kanten.
Hierzu eine I>oppel- Bildbeilage: Das neue schweizerische
Bundeshaus in Bern.
.'rrl.g der D
veranlwurtl
. r, m. b H . Berlin Kor die Redaktion
■ Itn, Betlm |l:t..k vv:i W.lh. fireve,
No. 31.
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5 DEUTSCHE BAUZEITUNG §
jgXXXVIII. JAHRG. N9. -.22. BERLIN, DEN 16. MARZ 1904
■ - 1
Noidfiaiade am Bundesplstj.
Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern. <s,hiun.>
n der Gestaltung des Acußcrcn des Gebäudes
kam in anderer Weise, wie bei seiner Grund-
rißbildung, seine eigentümliche Lage wesent-
lich inbetracht und zwar hauptsachlich seine
Entwicklung nach zwei Fronten: einmal der
Aufbau nach Norden, gegen einen mäßig großen städti-
schen [Matz gerichtet, welcher eine Betrachtung des
Gebäudes nur aus der Nahe zuläßt und von welchem
aus das Gebäude nur für sich allein zur Geltung kommt,
und der Aufbau nach Soden, gegen das offene weite
Land, aus welcher Richtung das Bauwerk nur von
weither betrachtet werden kann und als Mittel- und
beherrschender Teil einer großen, langgestreckten Ge-
häudegruppc inbetracht kommt. Diese beiden un-
gleichen Ümständc mußten zu einer im Stil wohl ver-
wandten, grundsätzlich aber verschiedenen Ausbildung
der beiden Fronten führen. Die Nordfront zeigt die
Kopfabbildung dieser Nummer; die Südfront ist auf
der Beilage in No. 21 dargestellt. Während die nörd-
liche Front mit ihrer Dreiteilung eine feinere Gliede-
rung gestattete, für die eine Achsenweite von 5,5 «
und ein reicheres Grundmotiv für die Fenstcrbildun-
gen gewählt werden konnte, und auch eine Abstufung
in der I lohe der 1 lauptgesimslinien zuließ, mußte da-
gegen an der geschwungenen Südfront eine einheit-
liche Architek'ur mit großen Achsenweiten von 8m und
mit einfachen, ungeteilten großen Fenstern im Hauptgc-
schoß zur Anwendung kommen An beiden Fassaden
sind Balkone angeordnet; sie dienen an der Nordscitc
zum Austritt bei festlichen Anlässen des politischen
Lebens, an der Südseite zum unbeschränkten Genuß der
herrlichen Alpenwelt, die sich nach Süden dem Be-
schauer darbietet. In künstlerischer Hinsicht krönen
sie an der Nordseitc die 3 Portale und verstärken an
der Südseite in wirkungsvoller Weise das Relief der
Fassade. Die beiden Fcktürme und der Kuppelaufhau
verleihen neben dem starken Unterbau dem Bundes-
haus die Herrschaft über die gesamte Baugruppe.
Erzielung eines einheitlichen Eindruckes aller drei
Gebäude blieb dabei die oberste Forderung. In stilisti-
scher Beziehung wurde ihr genügt durch die Wahl
einer mit modernen Einflüssen versetzten und durch
palladianische Elemente etwas ihrer starren Strenge
beraubten Florentiner Renaissance
Der Sockel des Gebäudes besteht aus Hartstein,
mit welcher Bezeichnung in Bern alle Alpen- und
Jurakalkc im Gegensatz zu den weichen Molasse-Sand-
steinen belegt weiden. Die Steine stammen auf der
«33
Google
Nordscilc aus den Brüchen des schwarzen St. Tiiphon
im Kanton Waadt, auf der Südseite, in den Höfen
und an den Galerien aus dem hellen Sololhurner
Marmor. Für das Quadermauerwerk oberhalb des
Sockels wurde auf der Nordseite der graue Harnisch-
huter Sandstein, in den Höfen und an den Galerien
der gelbere Stockernstein verwendet. An der Süd-
seite ist das untere Geschoß mit den Laubcnbögcn
und den Mezzaninfenstern aus grauem Ostermundiger
Sandstein erstellt, wahrend vom Balkon aufwärts bis
unter den Architrav des Hauptgcsimses wieder der gelbe
Stockernstein verwendet wurde. Diesen Stein zeigt
auch die Kuppel, wahrend Türme und
Hauptgesims grauen Stein besitzen.
Im Inneren, welches mit all dem
stolzen Reichtum durchgeführt ist, der
dem Rcpräsentations - Gebäude eines
blühenden Staatswesens zukommt, ist
die Kuppelhalle, gleichwie sie der
räumliche Mittelpunkt der Anlagt- ist,
auch der künstlerische derselben. Ein
stein aus St. Margarethen und Walzeuhausen. Aus dem
Kolorit der bläulich-grauen Architektur der Halle treten
die Umrahmung und das Postament der den dekorativen
Mittelpunkt der Halle bildenden Rütligruppe durch
hellere Farben hervor. In der architektonischen Um-
rahmung der Gruppe, in den Bodenbelagen vor ihr,
sowie in den die Halle umgürtenden Korridoren sind
eine Reihe schöner einheimischer Marmorarten ver-
wendet, die in allen Farben schillern.
Die nächst bedeutenden Räume~sind die beiden
Sitzungssäle und die Wandelhalle. Der Silzungssaal
des Nationalrates weicht im Grundriß von den bis-
her ausgeführten -Sitzungssälen in ver-
wandten Bauwerken ab. Wahrend
in den Parlamentsbauten von Berlin,
Straüburg, I Iamburg usw. die Abge-
ordneten in rechteckigen, dem Qua-
drate sich nähernden Sälen tagen,
sind in Paris, Rom, Brüssel, Wien und
Budapest wenig Oberhöhte, halbkreis-
förmige Säle, den antiken Theatern
Bild dieses majestätischen Raumes gewähren die bei-
stehenden Durchschnitte sowie das Schaubild nach
der Natur auf der Doppelbeilage zu voriger Nummer.
Die architektonische Gliederung dieses großen Rau-
mes entspricht vollkommen seinem konstruktiven Or-
ganismus; sie geht von den schwereren Formen der
unteren Teile zu den leichteren der oberen über, um
schließlich in die schön geschwungenen Gewölbe aus-
zuklagen. In der Ausstattung braust der architek-
tonische Formenreichtum als volles Orchester dem
Beschauer entgegen. Dieser Eindruck wird durch die
Wahl der Materialien noch gesteigert. Der Sockel
der Eingangshalle besteht aus dem Hartgestein
St. Triphon, die architektonischen Gliederungen sind
aus grau und weiß geädertem gris de Roche, der
bei VilUneuvc gebrochen wird; die Bodenplatten des
Vestibüls bestehen aus Solothurner Marmor. Aus ver-
schiedenartigen Granilcn sind die Treppen erstellt.
Das Geländer der Haupttreppe ist aus Marmor aus
den nicht mehr im Betrieb befindlichen Brüchen von
Merligen am Thunersec gefertigt Der untere Teil des
architektonischen Aufbaues der Kuppelhalle ist aus
blauem Ostermundiger Sandstein, der obere Teil,
einseht des dorischen Triglyphengesimses, von Sand-
el
nachgebildet, geschaffen worden. Der Saal des Berner
Bundeshauses dagegen hat mit der ersteren Saalform
drei Seiten gemein, während die vierte Saalseite ein
Teil der halbkreisförmigen Beratung>säle ist. Die Vor-
teile dieser hier zum ersten Male angewendeten Grund-
form liegen gegenüber dem Rechteck in der günstige-
ren Anschmiegung der kreisförmigen Stuhlreihen an
die Peripherie des Saales, also in einer besseren Aus-
nutzung des Raumes; gegenüber dem Halbkreis in
einer größeren Annäherung der äußersten Sitze rechts
und links, einer größeren Tiefe des -Saales auf Kosten
der Breite, wodurch der Saal für das Präsidium über-
sichtlicher und auch hörsamer wird; vor allem aber
in der leichteren Angliederung dieser Grundform an
die anstoßenden Säle, sodaß man, ohne einen Korridor
überschreiten zu müssen, unmittelbar von den Vor-
sälen und der Wandelhalle in den Sitzungssaal ge-
langen kann, was auf die geschlossene Gestaltung der
ganzen Anlage von großem Einfluß ist. Die Tribünen
für das Publikum ziehen sich an den beiden Kurzseiten
und an der Bogcnwand des Saales hin; über dem Prä-
sidentensitz sind sie unterdrückt (s. S. 101 und 1301.
Sie treten hinter die Saalwände zurück, nur eine Sitz-
reihe springt balkonartig in den Saal vor. Mit dieser
No. 22.
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Anordnung ist der Verlust des freien Ausblickes für
einige Sitze verbunden, ein Nachteil, der aber reich-
lich durch Vorzüge der Hörsamkcit aufgewogen wird.
Der Saal ist durch Oberlicht beleuchtet. Die archi-
tektonische Ausschmückung zeigt vornehmen Reich-
tum. Alpcnmarmorc, Stuck und entsprechende Be-
malung sind die Hauptmittel für die künstlerische Aus-
stattung. An den Hauptsaal stoßen die Nebensäle
mit Türumrahmungen aus grauem, weiUgeflccktcm
Marmor von Vättis, zwischen ihnen Eichentäfelung,
sowie die KJeiderräumc mit Tafelungen aus Eichen-
und Ahornholz. Die 43 «> lange und 6,6 ■ breite ge-
schwungene Wandelhalle mit
gewölbter und mit Stuckorna-
ment geschmückter Decke wird
von Süden durch 5 große Fen-
ster beleuchtet. Die I ürgewandc
sind aus Grindel walder Marmor,
dieDoppclsaulcn mit Postamen-
ten aus Arzomarmor aus dem
Tessin. Die Heizkörper sind mit
( ipolin aus dem Kanton Wallis
umkleidet. DiePilaster bestehen
aus Stuckmarmor, die Wand-
flachen aus Stuccolustro. Die
16 Felder des Gewf>lbcs zeigen
von liarzaghi in Lugano ge-
malte Darstellungen aus dem
weg, die Wände ganz oder zum größeren Teil ihrer
Höhe in Holz ausgeführt, wobei der Stil der alten
Schweizer Täfelungen des XVI. — XVIII. Jahrhunderts
vorbildlich gewesen ist.
Die Sitzungszimmer der Kommissionen, von deren
Ausstattung unsere Abbildg. S. 129 ein Bild gewährt,
sind gleich den Haupträumen mit der Würde und
dem stolzen Bewußtsein der Kraft eines reichen, in
seiner Volkswirtschaft gut begründeten Staatswesens,
wie die Schweiz es ist, bedacht. Eine entsprechend
abgestufte Haltung zeigen die übrigen Räume.
Als Heizung dienen 3 Systeme, eine Niederdruck-
Dampfheizung, vorwiegend für die unteren Räu-
me, eine Niederdruckdampf -Warmwasserhei-
zung für die Bureaus, Kommissions- und Vorsäle,
Schreibsaal undWandelhalle, sowie eine Nieder-
druckdampf-Luftheizung für die groben Säle und
eine Reihe von Nebenräumen zweiten Ranges.
Die Ventilations • Anlage erfordert bei vollem
Betrieb eine stündlicheLuftmenge von 56000 c,,m.
Die Beleuchtung ist elektrisch mitStromenlnahme
aus dem Elektrizitäts-Wcrke der Stadt Bern.
l-ftngtsi'hmlt.
Volksleben der Schweiz. Verwandt in dem Grade der
Ausstattung sind diu Zimmer des Präsidenten und des
Bundesrates.
Die dem Ständerat bestimmten Räume zeigen einen
durchaus verschiedenen Charakter gegenüber den Räu-
men de.s Nationalstes. Anstelle der leichten, hellge-
tönten Stuckdekoration der letzteren ist hier Holz-
täfelung mit vorwiegend dunklen Tönen der Marmore
und Tapeten getreten. Die Decken der fünf an der
Nord-Fassade nebeneinander liegenden Säle sind durch-
Die reinen Baukosten betrugen 5795000 Fr.; hier-
zu treten für innere Ausstattung und Mobiliar 245000
Fr., sodaß sich eine Gesamtsumme von 6040900 Fr.
ergibt. Zu den Arbeiten wurden, soweit es angängig
war, sämtliche Kantone herangezogen, sodaß das Par-
laments -Gebäude in Bern eine reiche, wenn auch nicht
ganz vollständige Ausstellung des sehr entwickelten
schweizerischen Baugewerbes darstellt. —
Vermischtes.
Die Schantungbahn Ist am 23. Februar d. J. In ganzer
Lange dem Betrieb eröffnet worden. Als l'ntcrzcichncter die
Hahn im Januar d. J. von ihrem Anfangspunkte Tsingtau
bis an ihren I lauptpunkt Tsinanfu, der Provinzialliauplstadt
von Schantung, bereiste, war die Strecke bis zum Orte
Tschoutsun, 303 km von Tsingtau, in regelrechtem Be-
trieb; von hier aus verkehrten Bauzüge, welche seitens ein-
zelner Reisender auf ihre eicene < ielahr hin benutzt werden
durften, bis Lunchau, 367 kl" von Tsingtau ab; es verblieb
ein Kest von 30^", auf welchem einige Brucken noch nicht
fertig und dasCleis noch nicht uMitzlich verlegt war. Es fehlte
damals nämlich noch an Obcrbaumaterial. namentlich aber
an KU-incisenzeug, da solches wahrend des Baues in un-
erhört grüßen Mengen seitens der Chinesen gestohlen
worden war.. Kür nicht weniger als 30 fehlte das Klein-
eisenzeug und mufite nochmals aus IK-ulschland hesehafft
16. März 1904.
135
werden. Der Beirieb auf der fertigen Strecke vollzieht
sich in musterhafter Weise, trotzdem das Zugpersonal aus-
schließlich aus Chinesen besteht; die Stationsvorsteher
sind nur auf den sieben größeren Stationen Europäer,
selbstverständlich Deutsche: die Streckenaufsicht erfolgt in ,ler sirenbrunneng«« aufgestellt" we..l
in der Weise, daß etwa alle 30*10 Cin deutscher Bahn- ,iurch die Vindobona gekiont und mit a !
meister seinen Wohnsitz hat, dem etwa 10 Kolonnen chi- von welchen da» eine das B.ldnii Lueger's,
nesuscher Stopfarbeiter zu je 7 Mann (1 Vorarbeiter und
6 Tagelöhner) unterstehen. Es sind damit gute Erfahrungen
gemacht worden; das Gleis liegt durchweg ausgezeichnet
und ermöglicht einen überraschend ruhigen Gang der
Fahrzeuge. Betriebsunfälle größeren l Anfanges 4ind bis-
her nicht vorgekommen; dagegen hat sich infolge von
Ucberschwemmungen der l'mbau mehrerer Teilstrecken
und Brücken als notwendig herausgestellt, was z. Zt. noch
imgange ist, so daß an mehreren Stellen noch Umfahrungen
der eigentlichen Strecke nötig sind, ohne daß jedoch
der regelrechte Betrieb darunter gelitten hat. Zur Heizung
der Maschinen wird ausschließlich die Schantungkohle
benutzt, welche bei Jangtse durch die Schantung- Berg-
bau-Gesellschaft, 170»«» von Tsingtau ab, gefördert wird.
Diese Kohle entsprach anfangs nicht ganz den Erforder-
nissen einer guten Maschinenkohle und es mangelte deshalb
auch nicht an gelegentlichen Zugverspätungen. In letzter
Zeit jedoch, seit das Sortierwerk des Kohlenbergwerkes
sich im Betriebe befindet, hat die Qualität der Kohle ge-
wonnen; Betriebsstörungen sind nicht wieder eingetreten.
Die Linienführung der Bahn ist recht geschickt dem Ge-
lände angepaßt; der Unterbau, das Gleis und die Hoch-
bauten sind durchaus solide ausgeführt; als Baustein wurde
fast ausschließlich Kalkstein verwendet, der zumeist dicht
bei der Bahn gebrochen worden ist. Da» Schienenprofil
(12,3"" hoch, 30 *k Gewicht! erscheint etwas sparsam aus-
gewählt zu sein. Auffallend ist die große Zahl eiserner
Brücken, nämlich 7246 ■" gesamte Spannweite bei .|oa>""
Betriebslänge. Diese Brücken sind ausschließlich in Eisen
konstruiert. Bauten, die vom baulechnisclien Gesichts-
punkte aus besonders bemerkenswert wären, finden sich
nicht vor, dagegen verdient es alle Anerkennung, daß der
Bau so weit ab von der Heimat, im fremden z T. feind-
seligen Lande, rascher als vorgesehen war und zu den ver-
anschlagten Kosten (54 Mill. M ) ausgeführt worden ist. —
Shanghai, im Febr. 1934. Franz Woas.
Die Architektur auf der GroDen Beritner Kunstaus-
stellung 1904 wird auch in diesem Jahre wieder von einem
Ausschuß der „Vereinigung Berliner Architekten* ange-
ordnet, dem die Hrn. Balckc, Bangert, Reinhardt,
Schmitz und Werle angehören Der für dieses Jahr zur
Verfügung stehende Raum ist bedeutend größer, als in ver-
gangenen Jahren; er erhält durch Hrn. Arch. Schweitzer
die künstlerische Gestallung. Das kgl. preuß. Ministerium
der ftffentl. Arbeiten wird mit einer in sich geschlossenen
Ausstellung von Arbeiten der Staats-Bauverwaltung vertre-
ten sein. An die Architektur-Abteilung schließt sich auch
dieses Jahr wieder eine Gruppe künstlerisch durchgebilde-
ter Innenräumc. Hier werden voraussichtlich die Namen
■Salzmann, Ortlieb, A It he r r, Grenandc r, Schmarje,
Honold, Hiddi ng, Siedle, Goerke, Sc haudt usw. ver-
treten sein. Man darf bei der umsichtigen Arbeit, die unter
der Leitung des Hrn. Bangert vor sich geht, die Hoffnung
hegen, daß auch die diesjährige Architektur-Abteilung ein
anziehender Teil der Berliner Kunstausstellung wird. —
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Schulgebäude Husum. Die Frist zur Ein-
lieferung der Entwürfe ist bis zum 15. April verlängert.
Mit Bezug auf den Schlußsatz unserer auf diesen \\ ett-
bewerb bez. Notiz in No. 19 erhalten wir die Mitteilung,
daß Husum wohl einen Stadtbaumeister besitzt, daß er
aber wahrscheinlich diese Art des Preisausschreibens
nicht befürwortet haben würde, wenn er Gelegenheit ge-
habt hätte, sich zu der Angelegenheit überhaupt zu äußern.
Das seheint nicht der Fall gewesen zu sein, es macht viel-
mehr den Eindruck, als ob, was hier und da in kleineren und
mittleren Städten wiederzukehren pflegt, eine I,aien-Kom-
mission unter l'ebergehung des Stadtbaumeisters als des
berufenen Beraters für städtische Bauangelegenheiten die
Angelegenheit in dieser nicht dem Herkommen im deut-
schen Wettbewerbswesen entsprechenden Weise behandelt
habe. Im übrigen scheint die Aufgabe in keiner Weise
eine solche zu sein, daß der Anruf eines größeren Kreises
vnn Fachgenossen geboten gewesen wäre. —
Chronik.
Ein Kaiserin - Friedrich - Haus für das ärztliche Fort-
bltdungswesen erlaubt nach dem Entwürfe de« Hrn <ieh. Ob-
Die Erweiterung der Hafenanlagen in Düsseldorf ist in
Aussicht genommen. Die 1910 zu vollendenden Arbeiten wOiden
einen Kostenaufwand von 6,5 MiH M. beanspruchen —
Ein Luegrr - Monumental • Brunnen in Wien soll sui
»4 Okt d J »ur Feier des 60 Geburtstage* de» Bürgermeisters Lucger
-den. Der Brunnen wird
Medaillons geschmückt,
das andere die 7 Zieh-
brunnen darstellt, nach welchen die Gasse benannt ist. —
Die Erbauung eine* Arbeiterhotels fdr 5— 600 Personen
in Wien ist durrh die Kaiser Franz- Jo»el»-JubilAums»tiflung be-
absichtigt. Die Plane «ollen auf dem Wege de» Wettbewerbes
beschafft werden. —
Eine evangelische Kirche In Grünau bei Berlin gelangt
nach dem Kntwurfc v. Tiedeinann'« in Potsdam im Stile der
märkischen Backsteingotik zur Errichtung. Die Augustinuskirrhe
wird 600 Platze fa*»cn, toRoco M kosten und 1005 vollendet »ein —
Ein neuer Justlipalast in Czernowltz gelangt mit einem
Kustenaulwande von 10 Mill. Kr. (ohne Platz, welcher von der
Gemeinde geschenkt wurde) zur Ausführung und soll bereits im
Fiuhjahr d. J. begonnen werden. —
Ein neues Theater In Kissingen gelangt nach dem Ent-
würfe von Heitmann * l.ittmann in München zur Errichtung
und wird am 1. Juni 1005 eröffnet werden. —
Personal-Nachrichten.
Württemberg. Verliehen i»l: Dem Hofbaudir. v Bern er
uilgart da« Kommandeurkreuz II. Kl des Friedrichsordens. —
Dem Ob.-Brt Prof. Autcnrieth an der Techn Hochschule 1
dem Ob. -Kit Frhrn v Seeger im Kriegsmini»!, das Ehrenkreuz
des Otdens der Württemberg Kione; dem Straßenbauinsp. Brt.
Erhard! in lleilhronn das Ritlerkreuz de«selben Ofdens — Den
Brtn. L a i s t n e r bei der Gen. -Dir. der Staalscisenb , B e h n c k c
bei der Reg. de» Jagstkreisrs, Berner, Gewerbeinip. in Stuttgart,
Landauer, Bez.-Uauinsp in Esslingen, dem Eisenb -Baiiinsp Dulk
in Ravensburg und dem Int.- u. Brt. Marklin bei der Korps-Intend.
das Ritterkreuz L Kl. de* Fricdrichsniden«, dem Stadtbmstr. Irion
in Stuttgart das Kitterkreuz II Kl. des»elben Otdens — Den Ober-
amlsbmstrn. Gutekunst in Reutlingen und Schirmer in Ravens-
burg, dem Stadibmslr. Haug in Rottweil dtc Verdienstmedaille
des Kronenordens.
Tit. und Rang ist verliehen: Dem Baudir. v. Euting Vorst,
der Minist -Abt. für den Straßen- und Was»crbau derj eines Pitsid.
mit dem Range auf der IV. Stufe der Rangordnung. — Dem Brt.
Zügel bei der Gen.Dir, dem Dir. Walter an der Baugewerk-
mle, den Brtn. Raible bei der Forsldir. und Gscll u.Beyer
bei der Domänendir. derj. eines Ob -Brts, — Dem Enenb -ßauinsp.
Ackermann in Mahlacker, dem F.iSciib Masch. -tnsp. Strasser in
Eßlingen, dem l'rof Gunrenhauscr an der Kaugcwetkschule,
dem Ucz -Hai.insp. Barciü in Ludwig«bnrg. den Garn - Bauinsp
Ho Ich in l.udwigsburg und Glockei in Ulm derj eine« Brt».
— Den Abt.-Ing. Mesmer und Vetter bei der Gen. -liir. der]
eines Eisenb -Bauinsp — Dem Masch -Ing. Ackermann beider
Gen -Dir, dcij. eines Eisenb -Masch -Intp —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. Z. In Berlin. In Ergänzung unserer Mitteilung
Ober Firmen, die sich mit dem Heben und Verschieben von
Baulichkeiten bi fassen, nennrn wir Ihnen noch das Baugcsch*ft
Willy Sassenbausen in Remscheid, das auf diesem Gebiete nach
seiner Angabe giößore Eifabiung besitzt —
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage a in So la teile ich mit, dafl ich seit vielen
Jahren Steinkohlenschlacke al» Follmaterial zwischen Holz-
balken benutze. Diese ist nur dann gut, wenn sie vollkommen
rein von anderen Bestandteilen und ganz trocken ist Feucht oder
gemischt mit Kehricht oder Abfa.IUtn.lcn, wie e» Wider oft vor-
kommt, ist sie eines der schlechtesten Materialien für diesen Zweck.
Vorzüglich bewahrt hat sich mir reiner trockener Kicsschutl, wie
er bei uns massenhaft vorhanden ist. Allerdings ist er bedeutend
schwerer, doch wo die Mehrbelastung keine Rolle »pielt, ziehe ich
ihn stets der Kohlenschlarkc vor Ich habe in »ehr alten Häusern, in
welchen der Fußboden infolge der Abnutzung entfernt und erneuert
werden mußte. Öfter» schwarze Humuserde unter dem Fußboden
gefunden, in ebenerdigen Häusern ohne Unterkellerung, and der
Holzfußboden, der vielleicht 10 oder noch mehr Jahre lag, war noch
ganz gesund Allerdings war diese Humuserde vollkommen trocken.—
Emilian Herbig, Stadtbm»tr. in Gablonz a. N.
Steinkohlenschlacke ist porös und zieht deshalb aus den
ern eines neue« Hauses Feuchtigkeit an; hierdurch und durch
ihren Gehalt an Alkalien begünstigt sie das Wuchern von Haus-
schwamm. Ich habe selbst Hiuissi hwarom an den eichenen Unter-
lagen! eine« schnell grhauten Hauses gefunden, welche auf dem
Kellergew rtlbc und in Steinkohlen»« hlackc eingebettet waren Der
Schwamm war alleiding» vertrocknet, al» die Untersuchung (mehrere
Jahic nac h der Et bauung des Hauses) bei Gelegenheit de* Durch-
bruches eines neuen Kellerfcnstcri Mjrgcnommcii wuide, dmn das
F.ichrnhnlz war widerstandsfähig gewesen und die Mauern und
Gewölbe waren inzwischen ausgetrocknet- —
G. Jungfer in Hirschberg.
Steinkohlenschlacke ti erzeugen infolge ihrer I.uftzwischcn-
sehr leicht die sogen Trockenfäule de« Holze». —
Otto Wanckcl, Geh. Ob Bit. a. D in ~
Hofbrt. Ihne am Luisenplatz in Berlin zur Ausführung. Der Voll-
endung wird ftlr das Frühjahr 1906 entgegen ge.ehen. -
Inhalt: Um neue schweizerische Humlcihaus in Hern (Schluß). -
Vermiwhir-s. — f'rrisbmctbunrrn- — Chronik. — Personal-Nachrichten. —
Brief* und Krarekasten.
Verlag der Isr-utselnu Bauzrliunr, G. n. b H„ Berlin. For die Redaktion
V Albert llofmson.TterUn. Druck »on ~ '
■3°
Gravi, BtrUn.
No. 22.
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ERLINER NEUBAUTEN * *
NO Iii DAS NEUE HERREN-
HAUS DES PREUSSISCHEN
LANDTAGES * * * * *
ARCHITEKT: GEH. BAURAT
FRIEDRICH SCHULZE IN
Bi BERLIN * SITZUNGSSAAL *
SCHE BAUZEITUNG Bfl
JAHRGANG 1901 * * N<> 23 *
Google
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 23. BERLIN, DEN ig. MÄRZ 1904
Berliner Neubauten.
Nn. 111 Das neue Herrenhaus des preußischen Landtages
Architekt: Geh. Bit. Friedrich Schulze in Berlin.
I Fortsetzung und Schill!) au* Xo. 7 und Sa. 9) Hierzu eiac BiidbeiUre and dir Abbilduagra auf Seitr 130, 140 und 141.)
ie äußere Gesamterscheinung des Gebäudes
und seine Stilfassung waren in Ueberein-
Stimmung zu bringen mit der Kunsriurm
des bereits erstandenen Abgeordnetenhauses
an der Prinz Albrecht • Straße. Die freie
Auffassung der nachschinkrlschf n Schule, da* Ver-
setzen der hellenistischen Elemente mit solchen der
italienischen Hochrenaissance waren auch für das
neue Herrenhaus gegebene Umstände. In noch höhe-
rem Maße wie beim Abgcordnetcnhausc entstand hier
die Schwierigkeit, die monumentale Bedeutung des
Gebäudes mehr zum Ausdruck zu bringen, als den
Charakter des parlamentarischen Geschäftshauses. Das
wurde in großen Zogen erreicht durch die Zusammen-
fassung je zweier Geschosse und durch die Hcraus-
zielumg des Mittelbaues. Sockel- und hohes Erdge-
schoß wurden zu einem kraftvollen Rustikageschoß
zusammengefaßt, erstes und zweites Obcrceschoß zu
einer korinthischen Pilasterarchitektur. Der Mittel-
bau wurde in Form eines sechssäuligen Vorbaues mit
Giebelfeld und dahinter liegender Attika vorgezogen
und dem Ganzen dadurch der künstlerische Mittel-
punkt gegeben. Das Beibehalten der in gleicher Höhe
verlaufenden Horizontalen trägt viel dazu bei, dem
Gebäude die würdige Ruhe und die stolze Monumen-
talität zu bewahren. Eine mit Einzelfigurcn geschmückte
Balustrade krönt die FlQgelbauten und die verbinden-
den Teile und steigert sich in der Hauptachse zu der
bereits berührten höher geführten und mit Figuren-
gruppen bereicherten Balustrade. Die Ocffnungcn sind
in den beiden unteren Geschossen geradlinig, im I laupt-
geschoß bogenförmig, im obersten Geschoß bei kleinerer
Teilung wieder geradlinig überdeckt. Ein reich ge-
schmücktes Gitter zwischen schön entworfenen Stein-
pfeilern schließt den Ehrenhof gegen die Straße ab. Eine
Balustradenarchitcktur bcrcicheit die Auffahrtsrampe.
Das Material des Sockels ist bayerischer Granit;
das des Sockel- und des hohen Erdgeschosses Wün-
schelburger Sandstein. Für die Pilastcr und Säulen
wurde Kudowacr Sandstein, für die Flächen, das
Hauptgesims und die Attika Alt-Warthauer Stein ge-
wählt. Bildnerischer Schmuck ist mit Zurückhaltung
verwendet; ein Wappenfries zieht über den Bogen-
fenstern des I lauptgc»chosscs den ganzen Bau entlang
und enthalt die Wappen der Landesteile der preußi-
schen Herrschaft Das Tympanon des Mittelbaues
zeigt nach Modellen von Otto Lessing die Borussia
mit den allegorischen Figuren der verschiedenen Zweige
der Staatsverwaltung. Die dreifigurigen Eckgruppen
der Attika von dem gleichen Künstler zeigen Nuhi stand
und Wchrstand, die Einzclligurcn der Balustraden Dar-
stellungen aus Kunst, Wissenschaft und Volkswirtschaft.
Die beiden Einfahrten der Flügelbauten und die
I lauptcingangshalle sind durchweg mit Kottaer Sand-
stein bekleidet; die Architektur dieser Räume ist
S. 53 in No. 9 und S. 140 dargestellt. Auf dem ersten
Treppenpodest der Eingangshalle stehen in Nischen
der Rückwand die beiden Bronzefiguren: Königstieue
und Vaterlandsliebe von Starck.
Mit besonderer Sorgfalt ist die Wandelhalle ge-
schmückt (S. 53); sie liegt hinter der Haupttreppe und
öffnet sich gegen dieselbe. Drei Kuppelgewölbe über-
spannen und teilen den Raum und gewähren ihm durch
Zenithöffnungcn eine Obcrlichtbeleuchtung. Die Klini-
schen sind besonders ausgezeichnet durch eine jonische
Säulenstellung mit Figuren der Gerechtigkeit und Weis-
heit von Prof. Widcmann, und der Wahrheit und
Mäßigung von Reichel (S. 140). Die von Widemann
modellierten schönen Friesfüllungen, die sich unter
dem Kämpfergesims hinziehen und von welchen wir
in der Kopfleiste sowie S. 141 Beispiele geben, ver-
körpern gleich den Deckengemälden von Hans K ober-
stem Nähr-, Wehr- und Lcbrstand. Die Wandflächen
bestehen aus Stuckmarmor.
Den großen Sitzungssaal zeigt unsere heutige
Beilage: er schließt sich in Auffassung und Ausstattung
dem gleichen Saale des Abgeordnetenhauses an. Er
enthält 266 Plätze; seine Abmessungen sind der Hör-
samkeit wegen auf da* äußerste Maß beschränkt und
namentlich sind die Tribünen nicht frei in den Saal hin-
etngebaut, sondern hinter die Saalwände gelegt. Die
Biüstung der Tribünen springt balkonartig etwa ia"
in den Saal vor. Der Saal ist durchaus mit Eichen-
holz für die Wände und mit Kienholz für die Decke
»37
Go<
getäfelt, soweit die Deckenfläehe nicht durch das
Oberlicht beansprucht wurde. Ueber dem Präsidenten-
sitz sind die Tribünen (ortgefallen ; die hier gewonnenen
Wandflachen werden mit Gemälden geschmückt. Der
Fußboden des Saales besteht aus Drahtgipsputz und
ist mit weichem Teppich belegt. Die Oelfnungen für
die Heizung liegen unter den einzelnen Sitzen. Eine
behagliche und würdevolle Ausstattung haben auch
Lesesaal und Erfrischungsraum, (S. 141) erhalten. Das
Bild, welches namentlich der letztere in Nalur gewahrt,
ist ein ungleich günstigeres, als unsere Abbildung ver-
muten Klüt, Dem Räume kommt sehr die schiffartige
Teilung zustatten Seinen Hauptschmuck bilden die
Eichenholzvertäfelung der Wände und der oberhalb
derselben hinziehende Fries aus getriebenem und be-
maltem und vergoldetem Leder. Entsprechend der
Bedeutung des Hauses sind auch die Ministerräume,
die Präsidenten/immer, sowie die Beratungssäle und
Fraktionszimmer ausgestattet. Sie gehen aber über
die Haltung eines vornehmen parlamentarischen Ge-
schäftshauses nicht hinaus.
Ein etwas lebhafterer Akkord ist in den beiden
Präsidenten -Wohnungen angeschlagen, obwohl auch
hier der Grad der Ausstattung keineswegs zur Pracht
neigt, wenn er auch der gesellschaftlichen Stellung
zu entsprechen sucht, welche die Präsidenten im
Öffentlichen Leben Berlins einnehmen. An der Vorder-
front des Mittelbaues liegen die beiden Festsäle der
Präsidenten-Wohnungen sowie ein gemeinsam zu be-
nutzender Festsaal. Letzteren überspannt ein aus
Drahtputz hergestelltes Tonnengewölbe mit Stuck-
ornameuten. Die Wände sind durch Pilaster geglie-
dert, die Flächen bestehen aus Stuckmarmor. Die
beiden Festsäle der Wohnungen sind mit gerader
kasseuiertcr Decke überdeckt. Die Wände sind durch
korinthische Pilaster gegliedert. Die beiden Säle sind
sich ähnlich ; ihre farbige Haltung ist die einer lichten
Farbengebung bei ins Empire .spielenden Formen. Der
Empirecharakter kehrt auch bei den Damenzimmern
der beiden Wohnungen wieder, während die Speise-
säle wieder deutschen Charakter zeigen. Sie sind in
Wänden und Decken in Holzarchitektur durchgeführt.
Unterhalb der Decke ziehen farbige Friese in Oel
durch Max Koch, sowie in Gobelin durch W. Ziesch
& Komp. hin.
Die Heizung ist im allgemeinen eine Warmwasser-
heizung, zu der in den besuchten Räumen eine Luft-
heizungtritt. DcrgroüeSitzungssaalhatnurLuftheizung.
Die Baukosten des Herrenhauses nebst den beiden
Präsidenten - Wohngebäuden betragen 4266000 M
Hierzu treten für innere Einrichtung und für Neben-
anlagen weitere 1 787 000 M., sodaß sich eine Gesamt-
summe von 6053000 M. ergibt. Der Aufwand für
die gesamte Gruppe der Gebäude des preußischen
Landtages beträgt rd. 13 Mill. M.
Dem leitenden Architekten standen als selbst-
ständigere Mitarbeiter sowohl bei den Entwurfsarbeiten
wie bei der Ausführung zur Seite die Hrn. kgl. Brt.
W. Körber und Landbauinsp Alb. Fischer. Während
der Ausführung waren beim Bau weiterhin beschäftigt
die Hrn. Döpner, Fiebelkorn, Geisler, Krause,
Oehlmann, Schade und Schlüter.
Ueber die Plane für Stadt- und Vorortbahnen in Hamburg.
| ie Leser der .Deutschen Bauztg." sind bereit* durch
den ausführlichen Aufsatz im Jahrgang 1003, S. 379 ff.
über diese Pläne unterrichtet. Es standen sich hier
gegenüber Her vom Senat empfohlene -St and bahn - (Hoch-
und Untergrundhahn- 1 Entwurf und der auf Veranlassung
des Ausschusses der Bürgerschaft vonderKontinentalenGes.
für rlcktr. Unternehmungen eingereichte Schwebebahn-
Entwurf. Am 30. Jan. 1904 wurde eine vorläufige Ent-
scheidung dadurch getroffen, dat) im Plenum der Bürger-
schaft nach langen erregten Beratungen der Antrag der
Mehrheit des Ausschusses auf BcrucksicntigungdcrSchwebe-
bahn abgelehnt wurde. Ueber die Entwicklung der An-
gelegenheit bis zu diesem Beschlüsse soll im folgenden
berichtet werden.
I )ic Vorschläge, die der zur Beratung der Vorortbahn-
Vorlage von der Bürgerschaft eingesetzte Ausschuß oder
vielmehr dessen aus 9 Mitgliedern gebildete Mehrheit ge-
macht hatte, sind auf S. 379 v. Jahrg. wiedergegeben wor-
den. Ergänzend sei bemerkt, daß danrben die aus 6
Mitgliedern bestehende Minderheit des Ausschusses, von
dem ihr zustehenden Rechte eigener Berichterstattung
Gebrauch machend, ihrerseits beantragt hatte, den Ent-
wurf einer Schwebebahn als für Hamburg ungeeignet
und die mit der Erbauung einer Stadt- und Vorortbahn
zu verfolgenden Zwecke nicht erfüllend außer Betracht
zu lassen. Begründet wurde dieser Beschluß unter an-
derem durch einen Hinweis darauf, daß die gesamte bis-
herige Stadterweiterungs- und Verkehrspol ilik des Senates,
der sich dabei dauernd der Zustimmung der Bürgerschaft
zu erfreuen gehabt habe, von der Erbauung einer Vorort-
Ringbahn aut eigenem Bahnkörper ausgegangen sei, so-
wie daß der vorliegende Entwurf einer Schwebebahn eine
finanzielle Unterstützung des Staates nicht verdiene, da
er keine neuen Verkehrsgebiete erschließe, sondern sich
darauf beschränke, der Straßenbahn-Gesellschaft auf ihren
llauptlinicn Konkurrenz zu machen. (Dies bezieht sich
hauptsachlich auf den Wegfall des Ringstückes zwischen
Bermbeck und Eppendorf, durch welches das dort be-
legene, für Arbeiterwohnuiigen in erster Linie bestimmte
Gelände aufgeschlossen und mit den St Pauli-Landungs-
Brücken in bequeme Verbindung gebracht werden sollte,
und den Wegfall der Linie nach Ohlsdorf)
Von Bedeutung für die Entwicklung der Angelegen-
heit waren die Ausführungen d"s Ilm Ing (Heim über
die Schwebebahn - Entwürfe im Areh - und Ing -Verein,
die auf S. 526 v Jahrg. im Auszuge mitgeteilt sind, und
die sich dahin zusammenfassen lassen, daß einmal die
Schwebebahn gegenüber der Standbahn für den besonde-
ren Zweck als Stadtbahn durchaus minderwertig sei und
daß ferner das Hamburger Projekt im einzelnen erheb-
liche Mangel zeige Hieran knüpft sich, gewissermaßen
■J8
als eine Erwiderung auf die Ausfuhrungen des Hrn. Gleim,
ein Gutachten dreier Professoren der Techn. Hochschule
zu Hannover, der Hrn. Barkhausen, Dolezalck und
Hotopp, das auf Veranlassung der Schwebebahn-Gesell-
schaft entstanden ist, Dieses Gutachten kommt aufgrund
allgemeiner Erwägungen zu dem Schluß, daß das Sv* tein
der Schwebebahn für die Anlage einer städtischen ScWff-
bahn ganz hervorragend geeignet und der Stamlbahn
durchaus vorzuziehen sei, und daß das Hamburger Projekt
im besonderen zweckmäßig und richtig entworfen sei; daß
daher nur empfohlen werden könne, von der Anlage einer
Hoch- und Untergrundbahn abzusehen und eine Schwebe-
bahn zur Ausführung zu bringen.
Unmittelbar vor Beginn der Beratungen im Plenum
der Bürgerschaft nahm der Senat zu der Frage insofern
Stellung, als er der Bürgerschaft ein Gutachten der Staats-
techniker Ob.-Ing. Vermehren und Bauinsp. Schnauder
überreichte und dazu bemerkte: „Der Senat stimmt mit
dem Gutachten darin übercin, daß auf das Projekt der
Kontinentalen Ges. fux clektr, Unternehmungen in Nürn-
berg aus den verschiedensten Gründen nicht eingegangen
werden kann, und daß es geboten ist, für die zu erbauen-
den Stadt- und Vorortbahnen an dem System der Hoch-
und Untergrundbahn festzuhalten".
Das Gutachten der Hamburger . Staatstechniker zerfallt
in a Teile Im ersten Teil wird der Entwurf der Kon-
tinentalen Ges besprochen, während auf das System der
Schwebebahn an sich nur wenig eingegangen ist.
Das Gutachten weist darauf hin, daß durch die ge-
planten Schwcbebahnlinien eine erhebliche Abkürzung
der Reifezeit zwischen dem berührten Wohngebiet und
den Arbeitsstellen in der Innenstadt nicht erzielt werde.
Neue Wohngebiete würden durch die Schwebebahn nicht
erschlossen. Die Führung der Schwebebahn durch viele
enge Wohnstraßen sei ein großer Nachteil, die Benutzung
der Fleete und Kanäle müsse als ausgeschlossen bezeichnet
werden. Die geplante Anordnung der Hauptstalionen
Deichtor, Landungsbrücken und Schlankrevc sei mit Rück-
sicht auf die örtlichen Verhältnisse unaiisluhrhar. da der-
artige Gclämleflächen, wie sie insbesondere durch die
Anlage der Wendeschleifen notwendig würden, dort nicht
zugebote ständen I >ie I lohenunterschiede zwischen Straßen-
damm und Bahnsteig seien bei dem Schwebebahn-Entwurf
im Durchschnitt wesentlich großer als bei dem Standbahn-
Projekt ) Die Linienführung der Schwebebahn sei un-
gflnstiger; durch die Schiebeweichen werde die Zugfolge
auf der Schwebebahn beeinträchtigt, so daß ihre Leistungs-
fähigkeit gegen die Standbahn zurückbleibe
•I AniBnknnK et»« \
iluuh dir AlHMtlmi-'it; dirn
■liatter*. Wranlatlt i«1 dirsr r.. T.
Ls*U»!»U l^r t.rl .Irr Sil»! l'lhn.
No. 33.
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19. März 1904.
Den ZVreitCD Teil de* Gutachten* der Staatsleclinikei'
bildet eine Erwiderung auf das Gutachten der Hannover-
schen Professoren. Hierzu wird bemerkt, daß die betr.
Herren von dem ausführlichen Entwurf des .Standhahn-
Projektes keine Kenntnis gehabt und die örtliche Besichti-
gung ohne Wissen und Beteiligung der Hamburger Be-
hörden vorgenommen hätten, eine hinreichende Kenntnis
der örtlichen Verhältnisse und VerkchrsbedürfnLsse daher
nicht hätten erlangen können. Im einzelnen wird aus-
geführt, daß die allgemeinen Gründe, die gegen den Bau
einer Standbahu geltend gemacht würden, auf das Stand-
bahnprojckl von 1901 größtenteils nicht zuträfen; daß im
übrigen die Führung einer städtischen Hochbahn in den
-Straßen nicht grundsätzlich bevorzugt, sondern nur da zu-
gelassen werden sollte, wo eine andere Lösung unmöglich
sei. Das Längenproftl des Schwebebahn- Entwurfes sei
wesentlich ungünstiger, als das des I loch- und L'ntcrgrund-
bahn -Entwurfes. Die Summe der Steigungen betrage z. B
auf der Strecke Wintcrhude-Barmbccfc bei der Schwebe-
bahn 6o"", bei der Standbahn nur 33 Hieraus folgten
wesentlich höhere Betriebskosten der Schwebebahn. Was
die Erweiterungsplänc beträfe, so könne man die Ver-
kehrsentwicklung auf lange Zeit nicht vorhersehen, deshalb
sei es unmöglich, jetzt alle künftigen Linien festzulegen.
Auf dieses Gutachten folgen wenige Tage spater Er-
widerungen sowohl seitens des Hrn. Ob.-lng. Petersen,
wie auch von seiten der Hannoverschen Professoren..
Hr. Petersen bemängelt u. a, daß auf die Frage der
Notwendigkeit einer zweiten Stammlinie durch die innere
Stadt nicht ernstlich eingegangen werde Für die Wahl
des Bahnsysieme* seien die Schwierigkeiten der Durch-
führung durch die innere Stadt von ausschlaggebender
Bedeutung und nicht die Verhältnisse in den zum größten
Teil noch unbebauten Vororten. Eine zweite Stammlinie
sei Voraussetzung für die richtige Gestaltung der künftigen
Erweiterungen des Bahnnetzes; sie sei als Schwebebahn
bei der gegenwärtigen Bebauung möglich, als Standbahn
technisch und finanziell nahezu unmöglich.
Hr. Petersen erhebt ferner den Vorwurf, daß das
Gutachten der Hrn. Staatstechniker an wesentlichen Punkten
unrichtige Zahlenangaben enthalte, welche geeignet seien,
ein falsches Bild von den wirklichen Verhältnissen zu geben.
Die Hrn. Barkhausen, Dolczalek und Hotopp
sagen, daß sie in den Darlegungen der Hrn. Vermehren
und Schnauder das Eingehen auf die wesentlichen Grund-
gedanken ihres Gutachtens vermissen; die von ihnen nach-
gewiesenen Vorzüge der Schwebebahn vor der Standbahn
Hl baulicher, Verkehrs- und betriebstechnischer Beziehung
seien nicht besprochen, sondern überall verhältnismäßig
unwichtige Einzelheiten herausgegriffen. Auf die Weiter-
entwicklung der Angelegenheit haben diese beiden Erwide-
rungen einen Einfluß nicht mehr ausgeübt.
Das Vorgehen des Senates erregte lebhaftes Aufsehen.
Die Mehrheit des Bürgerschafts- Ausschusses nahm dazu
insofern Stellung, als sie ihren Antrag, dem Senat zu
überlassen, ob er eine Standbahn oder Schwebebahn vor-
legen wolle, nunmehr abänderte und dafür beantragte:
„Die Bürgerschaft behält sich die Entscheidung über das
System der Bahn vor, bis ihr vom Senat bindende Kosten-
anschläge vorgelegt sind für das Standbahn- wie für das
Schwebebahn-Svstem, berechnet für eine gleichwertige
Linienführung des nächsten Ausbaues. Dabei ist zu be-
rücksichtigen, daß voraussichtlich in absehbarer Zeit die
Durchführung einer zweiten Stammlinie durch die innere
Stadt notwendig werden wird. Für beide Systeme sind
daher für diesen Fall Vorschläge mit Schätzung der durch
deren Ausführung entstehenden Kosten herbeizuführen."
Im Verlauf der Verhandlungen in den folgenden drei
Sitzungen der Bürgerschaft, in denen Hr. Bürgerm»tr.
Dr. Mönckeberg als Senatskommissar den Standpunkt
des Senates lebhaft verteidigte, zeigte sich, daß eine Mehr-
heit für das Schwebebahn-System nicht zu erlangen war;
inwieweit die Meinung von ursprünglich Schwebebahn*
freundlich gesinnten Mitgliedern der Bürgerschaft durch
die entschiedene Stellungnahme des Senates beeintlußt
war, entzieht sirh der Beurteilung des den Verhandlungen
ferner Stehenden. Tatsächlich wurden, nachdem der An-
trag des Senates auf Gutheiüung der vorgelegten Statut-
bahn-Verträge unter Zustimmung des Scnatskommissars
einstimmig abgelehnt war, in der Sy*temlrage die Anträge
der Mehrheit auf Berücksichtigung" der Schwebebahn (Cr
die neu aufzustellenden Entwarf« mit 00 gegen 41 Stimmen
abgelehnt, die entsprechenden Anträge der Minderheit des
Ausschusses dagegen angenommen.
Die Verfechter des Schwcbcbahnentwurfcs hatten in-
sofern eine gewisse Genugtuung, als unmittelbar nach Ab-
lehnung der Schwebebahn ein Antrag angenommen wurde,
die von den Hannoverschen Gutachtern aufgestellten
Grundsätze für die Linienführung seien zu prüfen und
«39
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geeignetenfalU bei der Ncuaufstcllung tlcs Stadt- und Vor- Gedankens darauf, daß man nach Vorlage de* neu aufzu-
ortbahnprojektes zu berücksichtigen, stellenden Standbahn-Entwurfes aus wirtschaftlichen Kock-
Durch die Beschlasse der Bürgerschaft scheidet die sichten auf eine Schwebebahn zurückkommen würde, ver-
Schwebebahn für die weitere Behandlung der I'länc für wirklichen werden, mag dahingestellt bleiben. Hoffen wir,
eine Hamburger Stadt- und Vorortbahn zunächst vollständig daß die Weiterentwicklung der Angelegenheit nun endlich
aus; ob sich die Hoffnung der Vertreter de» Schwebebahn- in einer etwas rascheren Gangan erfolgt. — Schimpf f.
140 Nn. «3.
Google
Google
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für EUenbahnkundc in Berlin. Ueber die bau-
liche Entwicklung der Berliner Eisenbahnen im
letzten Jahrzehnt sprach Hr. Eisenbahnbauinsp. Kum-
bicr in der letzten, unter Vors. des Min.-Dir. Schroeder
abgehaltenen Sitzung. Nach Abschluß der Verstaatlichung
der Berliner Fernbahnen um die Mitte der 8oer Jahre sei
die Staatseisenbahn- Verwaltung alsbald an den Ausbau
der einzelnen in Berlin einmündenden Linien herange-
treten , an deren Leistungsfähigkeit das schnelle und ge-
waltige Anwachsen des Berliner Vorortverkehres von Jahr
zu Jahr höhere Anforderungen stellte. Bei dem vier-
gleisigcn Ausbau der Vorortstrecken sei im Interesse ein-
heitlicher Betriebsführung der Grundsatz völliger Trennung
des Fern- und Vorortverkehres durchgeführt worden. Auf
der Potsdamer Bahn habe sich das Bedürfnis zum mehr-
gleisigen Ausbau zuerst fühlbar gemacht; die am i, Okt.
1891 eröffnete Wannseebahn sei die erste selbständige Vor-
ortbahn Berlins, in ihren Bau- und Betriebseinrichtungen
sei sie für die späteren Vorortbahnen, vorbildlich gewesen.
Auf der Stctiiner und Nordbahn habe sich der Ausbau zu-
nächst nur bis kurz hinter Bahnhof Gesundbrunnen er-
streckt, auf der Nordbahn werde neuerdings der vier-
glcisigc Ausbau bis Reinickendorf— Rosenthal und auf der
anschließenden Neben bahnst recke nach Kremmen der
zweigleisige Ausbau bis Tegel fortgesetzt, auf der Stettiner
Bahn sei der vierglcisigc Ausbau 'bis Blankenburg in Vor-
bereitung. l>e Görlitzer Bahn werde zurzeit bis Adlers-
hof—Altglienicke vicrgleisig ausgebaut, für den späteren
Ausbau bis Grünau sei jedoch mit dem Grunderwerb be-
reits vorgegangen. Auf der Berliner Ringbahn wäre der
viergleisige Ausbau des Vollringes bis auf die Strecke
Halensee— Westend vollständig durchgeführt.
Bei der Besprechung der Umgestaltung der Bahnan-
lagen der Schlcsischen- und Ostb^hn ging der Redner
näher auf die Gründe ein, die eine Einlührung der Vor-
ortgleise der Schlcsisch.cn Bahn in die Siadtgleisc der
Stadtbahn auf dem Schlesischen Bahnhofe geboten er-
scheinen hellen und die Umgestaltung der Bahnsteigan-
lagcn sowie die Aenderung der Betriebsmittel der Stadt-
und Ringbahn bedingten. Die Ucbcrlcitung der Vorort-
züge von Erkner auf die Stadtgleise der Stadtbahn solle
zum 1. Mai d. J. erfolgen. Kür den Ausbau der Berliner
Eisenbahnen seien in den Jahren 1891 — 1903 rd. 88 Mill. M.
bereitgestellt worden.
Dann machte der Vortragende noch einige Angaben
über die Zunahme des Stadt-, Ringbahn- und Vorortver-
kehres seit dem 1, Okt. 1890 bis zum 31. März 1903. Inner-
halb dieses Zeitraumes von la1'« Jahren sei der Verkehr
der Stadt- und Ringbahn von etwa 43 Mill auf rd. 92 Mill..
der Vorortverkehr von »3 Mill auf rd 68 Mill Fahrten
angewachsen. In den letzten Jahren seien an jedem der
Pfingstfcicrtage auf der Stadl- und Ringbahn 450— 500 c»»
Stück Fahrkarten verkauft worden, auf der Wannsee- und
Potsdamer Bahn 100-150000, auf der Görlitzcr Strecke
70-100000 und auf der Schlesischen Balm und Nordbahn
je etwa 30—60000. Zurzeit der Berliner Gewerbe -Aus-
stellung im Jahre 1896 habe man als Höchstleistung für
die Stadtelcisc der Stadtbahn mit einer Aufnahmefähigkeil
von 18 Zügen in der Stunde nach jeder Richtung hin,
also etwa mit dem Drei - Minutenverkehr gerechnet, jetzt
werde die Höchstleistung in einer Belastung mit 24 Zügen
in der Stunde, also in dem Zweieinhalb- Minulcnvcrkchr
angenommen. Ob bei etwaiger späterer Einführung des
elektrischen Betriebes durch schnelleres An- und Abfahren
der Züge eine weitere Mehrbelastung der Gleise etwa bis
zu 30 Zügen in der Stunde sich ermöglichen lassen werde,
müsse die Zukunft lehren.
Der Redner schloß mit dem Bemerken, eine Entwick-
lung, wie sie die Berliner Eisenbahnen im letzten Jahr-
zehnt genommen, sei nur möglich geworden unter ein-
heitlicher Leitung. Die Verstaatlichung der Eisenbahnen
habe sich für die Reichshauptstadt besonders segensreich
erwiesen. Man werde der Staats - Eisenbahnvcrwaltung
die Anerkennung nicht versagen können. daß sie dauernd
bemüht gewesen sei, den gesteigerten Anforderungen im
Verkehrsleben Groß-Berlins gerecht zu werden.
Im Anschluß hieran machte Hr, Prof. Cauer einige
Mitteilungen aus dem Inhalte seines kürzlich erschienenen
Buches „Personen - und Güter verkehr der vereinig-
ten Preußischen und Hessischen Staatsbahnen".
Abgesehen von einer gedrängten Gesamtübersicht des In-
haltes erörterte er an der Hand ausgehängter Skizzen die
Frage, welche der verschiedenen Formen der Güter-
schuppen und l^adebühnen für den Versand und den Em-
pfang der Güter, für Eilgut und für Gütcruniladune ge-
eignet seien, und schilderte dann die jetzise Handhabung
der Stückgut- Beförderung auf den preußisch - hessischen
Siaatsbahncn. -
Vermischtes.
Htagen - Dauerbrand - Zentralofen von Grimme, Natalis
& Co. in Braunschweig. In Miclhäu-ern macht sich oft der
Wunsch geltend, das einzelne Geschoß unabhängig von einer
das ganze Haus heizenden Zentralheizung zu erwärmen,
aber doch auch wiederum die Nachteile dcr Ofenheizung für
einzelne Räume zu umgehen. Das versucht die genannte
Firma durch ihren Etagen -Warmwasser- Heizungsofen zu
erreichen. Er ist zur Wärmeentwicklung für ein ganzes
Geschoß gebaut; seine Ausstattung kann dem Raum, in
i Schinkelfest des Architekten-Vereins zu Berlin.
JTTSI ach altem Brauche feierte der Architekten-Verein zu
!KvE Berlin auch dieses Jahr am 13. März, als dem Geburts-
tage Schinkersseinjahrcsfest, an welchem den Siegern
im Schinkelwetibcwcrbc in festlicher Sitzung die Schinkel-
Medaille, die höchste Auszeichnung, die der verein seinen
jungen, aufstrebenden Mitgliedern verleihen kann, überreicht
wird, und welches den Höhepunkt des Vereinslebens in
jedem Jahre bilden soll. Von dem diesjährigen Feste darf
man mit Fug und Recht sagen, daß es tatsächlich dieser
Höhepunkt gewesen ist. Trotz Vcrzichilcistung auf äußeres
Geprange, trotz der im Verhältnis zu der großen Mit-
gliedcrzahl schwachen Beteiligung, zeichneu: sich die dies-
jährige Festsitzung vor vielen ihrer Vorgänger durch die
Würde ihrer ganzen Haltung, das anschließende Festmahl
durch Stimmung aus, die leider früher öfter gefehlt haben.
Die Ursache für diesen harmonischen Verlauf des Festes
ist in dem glücklichen Zusammenwirken einer Reihe ver-
schiedener Momente zu suchen. Mit Stolz konnte zu-
nächst der Verein auf den Ausfall des diesjährigen Wett-
bewerbes auf allen 3 Fachgebieten blicken, die er in sich
vereint, sowohl was das Streben seiner jüngeren Mitglieder
anbetrifft, das schon in der überraschend großen Zahl der
eingelaufenen Arbeiten zum Ausdruck kommt, wie was
den Wert der Arbeiten, den erzielten Erfolg angeht
Ehrenvoll fürdenVerein wardie Anwesenheit des preuß.
Hrn. Ministers der öffenll Arbeiten Exzellenz Budde, der
nicht nur an der Festsitzung teilnahm, sondern fast bis zum
Schlüsse des ganzen Festes blieb, den Siegern im Wett-
bewerb mit einigen kernigen Worten die Medaillen über-
reichte und später namens der Gäste für die Einladung zum
Feste dankte, wobei er auf die hohe Bedeutung und die
schönen Aufgaben des Baufaches hinwies und dem Verein
eine weitere glückliche Entwicklung wünschte,
Geschickt umging der Vereinsvorsitzende, l lr Minist -
Dir. Hinekeldeyn, die Klippe des alljährlich zu erstatten-
1 I-
den Geschäftsberichtes, indem er an die Stelle einer
trockenen Zahlcnzusammcnstelhing ein lebendiges Bild
von dem Entwicklungsgang des nunmehr fast 80 jährigen
Vereins setzte. Eindrucksvoll war der Inhalt seines Kaiscr-
toastes, mit welchem er die kurze Reihe der olfiziellen
Tischreden eröffnete. Durch den gehaltvollen Inhalt seines
Festvortrages, durch die geistreiche Entwicklung seines
Themas „Der Gedanke des evangelischen Kirchen-
baues" wußte Hr. Baurat March die Versammlung bis
zum Schlüsse seiner Ausführungen zu fesseln. Wir ent-
nehmen diesen den nachfolgenden Gedankengang:
Wir beobachten auf allen tiebieten, daß ein allge-
meineres Kunstinteresse nicht in erster Linie durch An-
schauung und unmittelbare Wirkung erregt wird, sondern
erst durch Art und Umlang der literarischen Erörterung.
Das muß die Hoffnungen aller derer herabstimmen, die
mit einer rein aesthetischen Kultur alle Sehnsucht aus
dem Unvollkommenen in das Vollkommene glauben stillen
zu können. Richard Wagner würde nimmermehr den
siegreichen Flug seiner schöpferischen Kunslgedanken er-
lebt haben, wäre er nicht stets mit gc*chliftenem Schwert
neben dem von ihm geträtimten Kunstwerk der Zukunft
auf dem Plan gewesen. Gottfried Sem;>crs Einfluß auf
die deutsche Baukunst ist ebenfalls zum größten 'Teil auf
seine gcisivolle schriftstellerische Tätigkeit zurückzuführen.
Wir linden in ihnen Schinkels Art, alle künstlerischen
Aufgaben mit einem höheren Inhalt zu erfüllen und bei
allen Kunstfragen in eine gesteigerte Gedankenwelt über-
zugreifen. Auf seinen Einllufl ist das merkwürdige Buch
zurückzufuhren, das den Versuch einer philosophischen
Analyse hellenischen Kunstschaffens machte mit dem
scharfsinnigen und spitzfindigen Unterfangen, die Gebilde
schöpferischer Phantasie «1s das Ergebnis abgezogener Re-
flexionen darzustellen, Es war eine nachdenkliche, ver-
.standesmäßige Richtung, auf die wir aber ebensowenig ver-
zichten wollen, wie auf unsere mehr grüblerische Art über-
haupt als Gegengewicht zu uneingeschränkter Formenfreude.
N« 23.
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welchem er zufällig sieht (Korridor, Küche, wenig be-
nutztes Zimmer) angepaßt werden. Die Bedienung Ist
gleich der eines gewöhnlichen Dauerbrand - Ofens, also
so leicht, dafl sie durch Jedermann erfolgen kann. Der
für ganze Mauser notwendige Heuer wird entbehrlich,
der Bewohner eines Geschosse* erhalt mehr Verfügung
über die Heizung, als bei einer Zentralheizung. Ks ist
also hier eine Dezentralisierung der Heizung angestrebt
In den einzelnen Räumen werden die üblichen Radiatoren
aufgestellt und mit dein Zentralofen verbunden. Der
Ofen kann auch für ganze Villen, Säle, Restaurant- usw.
ausgeführt werden.
Die Beteiligung deutscher Fachgenossen am VI. inter-
nationalen Architekten-Kongreß in Madrid wird eine rege
»ein, Zu der vom Verbände deutscher Arch- und Ing-
Vereine von Köln aus in Aussicht genommenen gemein-
samen Reise haben sich etwa 50 Personen angemeldet.
Ks wird eine kleinere Fahrt unternommen, die am 2. April
in Köln beginnt und am 17. Auril dort wieder endet Auf
der Hinfahrt werden Paris und Biarritz, auf der Rückreise
Burgos, Bayonnc, Paris berührt. Der Aufenthalt in Ma-
drid dauert vom 5 —13. April. Seiten« der Kongreßleitung
werden in dieser Zeit Ausflüge nach Toledo, Guadalajara,
Kscorial veranstaltet Eine längere Reise, die bis zum
25. April dauert, entspricht bis zum 13. der ersteren und
ebenso bezüglich des Rückweges. Vom 14. bis einschl.
21. April wird aber eine wieder in Madrid endigende
Rundtour durch Südspanien angeschlossen, die Granada,
Malaga, Sevilla, Cordova berührt Die Reise-Anordnungen
hat der Arch - u. Ing.- Verein in Köln a. Rh. übernommen.
Die Verhandlungen des Kongresses sollen bekanntlich
sich auf 9 Fragen erstrecken: 1. Moderne Kunst in der
Architektur; 2. Erhaltung und Wiederherstellung von Bau-
denkmälern; 3. Art und Bedeutung des wissenschaftlichen
Studiums bei der allg. Erziehung der Architekten; 4. Ein-
fluß der modernen Konstruktionen auf die Kunstformen ;
5. Urheberrecht an den Werken der Baukunst; 6. Aus-
bildung der Bauarbeiter: 7. Einfluß der Baupolizei -Vor-
schriften auf den zeitgenössischen Privatbau; 8. Enteignung
kunstgeschichtlicher Bauwerke; 9. Soll der Architekt als
Schiedsrichter für die Arbeits-Bedingungen und bei Streit-
fällen zwischen Bauarbeitern und Baunerren dienen? Zu den
beiden ersten Fragen liegen deutsche Acußcmngen vor und
zwarzu i.von Hrn. Dr. -Ing.. Reg. u.Gcwcrbc-Schulrat M ut hc-
sius, zu von Hrn. Baurat C Ludwig, beide in Bertin. —
AU Privatdozent für da* Entwerfen und Darstellen
farbiger Dekorationen an der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg hat sich Hr. kgl. Baurat Paul Gracf in
Steglitz habilitiert Hr. Graef war von 1887—1004, also
durch die lange Zeit von 32 Semestern, Assistent bei Ed.
Jacobsthal an der gleichen Hochschule und hat letzteren
während seiner Krankheit und nach seinem Tode mehrere
Semester lang selbständig vertreten. In seinem Sinne ge-
denkt Hr. Gracf, den das Vertrauen seiner Schüler be-
gleitet, den Unterricht weiter zu führen. —
Preisbewerbungen.
Zwei Wettbewerbe zur Erlangung von Entwürfen für
Logierhäuser für Männer, in den Stadtteilen Favoriten und
Brigittcnau in Wien zu errichten, werden vom Kuratorium
der „Kaiser Franz Josefs- Jubiläums-Stjftung für Volks-
wohnungen und Wohlfahrt* - Einrichtungen" zum » Mai
für österreichische Architekten ausgeschrieben. Die Hauser
sollen aus 6 Geschossen bestehen; in das Sockel- und in
das hohe Erdgeschoß sind die Räume gemeinsamen Aufent-
haltes: Werkstätten, Wirtschaf tsräumc, Speisesaal, Lese-
saal, Zimmer für Nichtraucher zu legen, während in den
oberen 4 Geschossen je 125 — 150 Schlafabteile anzuordnen
sind. Für jeden der beiden Wettbewerbe sind 3 Preise
von 1400, 1000 und 700 Kr. ausgesetzt Das Preisgericht
besteht u. a. aus den Hrn. Min, -Rat v Forsfer, Vizcbau-
Dir. Hclmreich, ObBrt. Höde, Ob. Brt Ulrich, Stadt-
bmstr. Zifferer. Man hofft, eines der Logierhäuser be-
reits 1905 der Benutzung übergeben zu können. —
Der große Staatspreis der kgl. preuß. Akademie der
Kilnste im Betrage von 3300 M. wurde dem Architekten
Alexander Höhrath zu Witten .1 d K. verliehen, einem
begabten Künstler, der noch einmal von sich hören
machen wird. —
Wettbewerb Stadthaus Bremen. Als Verfasser des
Entwurfes „Rotes Kreuz" bekennen sich die Hrn. ( arl
Poppe und Arth. Hartmann in Frankfurt a. M. —
Brief- und Fragekasten.
Hm. Stadtbmstr. Sch. in A. Nach deutschem Staats- und
Verwaltuogsrechte gilt der Beamte als zu denjenigen Verrichtungen
verpflichtet, welche dem Amte übertragen und oder zugeteilt wer-
den, mit des*en Verwaltung er betraut ist. Es hat also kein Be-
amter das Recht, sich einer Erledigung derjenigen Geschalte zu
entziehen, welche erst nach seiner Anstellung dem von ihm ver-
walteten Amte zugeteilt weiden, selbst wenn dadurch für ihn eine
Mehrarbeit entsteht. 1>* in Hessen abweichende RerhU|rrundsit*e
nicht beatehen, wird der .Gemeindc-Raubeanite" sich nicht weigern
riflrfen. die Wobnungsiiispektion zu übernehmen, welche nach dem
hessischen Gesetz vom 7 Aug. 190a einem erfahrenen Techniker
oder kommunalen Uauhcamtcn ubertragen werden soll, also dem
Gcmeindehanamlc zugeschlagen weriten tlaif. Ob eine Vergütung
für die Mehrleistung beansprucht werden darf, kann erst nach
Kenntnis der „Berufung zum Amte" und der Besoldungtabreile zu-
verlässig beurteilt werden tiemeinüblich pflegt jedoch in der-
artigen Killen auf sachgemäße Begründung zu richtiger Zeit eine
Entschädigung gewahrt zu werden. -■ K. H-c.
Alle Kunst, zumal die höchste, bedarf neben der
schöpferischen Phantasie der Urteilskraft Wir werden
unsere Aussöhnung mit dem Leben nicht durch ideale
Steigerung der Materie erreichen, sondern durch eine Be-
freiung der Geister aus der mühseligen Lebenstechnik.
Den Gcistcsstromungcn des XVlll. Jahrh. mit ihrem Ab-
schluß einer philosophisch-literarischen Entwicklung steht
unsere Zeit der Technik und der Naturwissenschaften mit
ihren gleichzeitig wicdcrcrwachcnden metaphysischen
Bedürfnissen gegenüber. Der Anfang des XIX. fahrh.,
der ganz vom Geiste Weimars beherrscht wurde, konnte
einer innerlichen evangelischen Kcligionsauffassung nicht
günstig sein. Goethe war sicherlich eine tief religiöse
Natur; allein schon sein Ausspruch, daß kein tüchtiger
Mensch seiner Brust den Glauben an Unsterblichkeit rauben
lasse, setzt ihn in Gegensatz zu moderner materialistischer
Lebensauffassung. Er hegte auch eine hohe Verehrung
für da» Christentum, wenn auch nicht in der Form, in
der es ihm die Theologen boten. Die Pflege der Religion
in ihren Händen war rationalistisch und nüchtern mora-
lisch, das Volk nahm die Einrichtungen der Kirche als
etwas Schickliches hin und begleitete die bauliche Tätig-
keil ohne innere Beteiligung.
Schinkel erblickte das Charakteristische eines evange-
lischen Gotteshauses in seiner Gestaltung zu einer Predigt-
stätte, in der die zuhörende Gemeinde den Ausgangspunkt
der Bauschöpfung bildet. Fr stellte daher den Redner
und die Kanzel vor die Milte der Zuhörerschaft, die er
in natürlicher Weise um sie herum, zumteil auf ansteigen-
den Sitzreihen anordnete. Hei der späteren Verlegung
der Kanzel aus der achsialcn in die seitliche Stellung
unterlag er dem lutherischen Einfluß, nach dessen Auf-
fassung der Chorraum mit dem Altar eine besondere
Würde zu beanspruchen hat, die hier die Unterbringung
der Kanzel oder gar der Orgel nicht gestattet In Preußen
und in Berlin war die Anordnung des Kanzclaltars die
durchaus übliche, bi-cinc mehr katltolisicrcndc Empfindung
ij, Marz 1904.
der Kanzel die Scilcnslellung gab. Vielleicht erhält die
Kanzel wieder die ihr ursprünglich zugewiesene Stellung
in der Milte. Ein Wandel der Anschauungen über die
sakrale Würde des Allares ist nichl unmöglich. Wir haben
es hier mit einer architektonischen Ueberlieferung zu tun;
es dürfte aber schwer fallen, die besondere Heiligkeit des
Altares, dessen Ausgangspunkt doch der Sarkophag mit
den Gebeinen des Heiligen ist, und den von ihm beding-
ten Chor als Höhepunkt der kirchlichen Anlage aus dem
evangelischen Dogma zu begründen.
Die Reformierten haben sich gegen solche romanti-
schen Baugesinnungen stets ablehnend verhalten. Sie
waren bestrebt — häufig in ausgesprochen gegensätzlich
nüchterner Weise — für ihre liturgischen Zwecke einen
selbständigen baulichen Ausdruck zu finden. Als aber
unter Friedrich Wilhelm IV. ein Bruch mit den reformier-
ten Ueberlieferungen erfolgte und die Teilnahme für das
Mittelalter in allen Formen zum Ausfluß einer die geistigen
Interessen beherrschenden literarischen Bewegung wurde,
da ergab sich für die evangelische Kirchenbaukunst der
Erfolg, daß der Kirchenbau sich grundsätzlich von dem
verstandesmäßigen Programm der reformierten Bauauf-
fassung abwandte. Die Flignung des Kirchcngcbäudes für
die besonderen Zwecke des Gottesdienste- wurde neben-
sächlich und schablonenhaft behandelt und die Unter-
schiede zwischen evangelischem und katholischem Gotic»-
haus in Anlage und Erscheinung mehr und mehr verwischt.
Diese Gesinnung führte im Jahre 1861 zu dem Li-c-
nacher Regulativ, da-- die Betonung der heilig erachteten
Allarnische vorschrieb, die Kanzel auf die Seite schob und
der Orgel den Platz gegenüber dem Altar im Kücken der
Gemeinde anwies. Später wurde dann noch die freie
Stellung des Kirchcngchuudc* empfohlen und seine Ver-
bindung mit anderen Gomcindcbaulcn widerraten. L-
sollte mit diesen Nonnen kein Zwanj; ausgeübt werden;
wer aber die straffe Behandlungswoisr unserer kirchlichen
Angelegenheiten kennt, wird -ich leicht vorstellen können,
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daß das von etwaigen Zweifeln geplagte Gewissen unserer
in Kunstfragen zumeist ratlosen evangelischen Geistlichen
durch einen Blick in die ihm von seiner Oberbeborde
überwiesenen Ratschlage im Sinne guter Disziplin schnell
beruhigt wird.
Deshalb war die Gceen-Kundgcbung des Wiesbadener
Programmes, welches die Bauwünsche der reformierten
Kirche in knapper Form zusammenfaßte und 1891 er-
schien, zu begrüßen. Darin finden sich die bekannten
Forderungen der Predigtlurche wieder, samtliche Statten
der evangelischen Kultusaußeningen, Kanzel. Altar und
Orgel, zu einer Gruppe angesichts der Gemeinde zu ver-
einigen, die davor geschlossen in möglichst radialer An-
ordnung der Sitzreihen unterzubringen ist
Nebenher nun geht eine Auffassung, daß Kirchen des
evangelischen und des katholischen Bekenntnisses sich
nicht wesentlich von einander zu unterscheiden brauchten.
Indessen laßt doch die Absicht einer derartigen Anbahnung
eines erträumten Religionsfriedens auf baulichem Gebiet
ein tieferes Eingehen auf das völlig verschiedene Wesen
beider Bekenntnisse vermissen. Das kirchliche Ideal der
Reformation ist bis in die Wurzel ein anderes, als das
der katholischen Kirche; daher muß auch der bauliche
Ausdruck ein verschiedener sein, zumal die heutige deutsche
Baukunst auf das Charakteristische gerichtet ist. Als der
wahrhaft große protestantische Gewinn erscheint die wie-
dergewonnene Freiheit im Denken und Mandeln gegen-
über dem zur Pflicht gemachten Glaubenszwang der ka-
tholischen Kirche. In der Freiheit der Forschung liegen
für die Kirche der Reformation Entwicklungs-Möglich-
keiten, durch welche sie sich befähigt glaubt, die Wurzeln
ihrer Kraft bei den geistig Mündigsten unseres Volkes zu
finden, die heute noch teilnahmslos am Wege stehen.
Eine solche Verschiedenheit der Grundgesinnung zwingt
auch zu einer Verschiedenheit der baulichen Auffassung.
Die großartige kaiholischc Einheit von Glaubenslehre und
Regiment für sich anzustreben, kann nicht das Ziel der
evangelischen Kirche sein. Kann sie ihre Aufgabe nicht
darin erblicken, in ihrer Organisation das Mittelalter nach-
zuahmen, so soll sie auch baulich nicht die Sprache der
triumphierenden Kirche zu der ihrigen machen; Sie sollte
in ihren Bauten nicht den Anschein erwecken, eine orga-
nisierte Macht zu besitzen, die in der Gesamtheit der Ge-
müter nicht zu entdecken ist. Die alten Dome wieder-
erstehen zu lassen, ist eine poetische, aber dem Wesen
des Protestantismus unangemessene Traumerei. Welche
Fruchtbarkeit trotzdem in den Bauproblemcn des Protestan-
tismus steckt, lehren bereit» zahlreiche lebendige Schöpf un-
gen seiner uns blutsverwandten Glaubensgenossen jenseits
des Kanales und des Ozeans.
Und wie mit dem Aeußercn, so verhalt es sich auch
mit dem Inneren. Wie es nicht der Ehrgeiz der Kirche
der Reformation sein konnte, im Aeußeren mit den Kolossal-
bauten des Mittelalters zu wettelfern, das zur Erhaltung des
Unterwürfigkeitsgefühles die baulichen Verkörpc rangen
des festgefügten kirchlichen Organismus nicht übermensch-
lich genug gestalten konnte, so muß der evangelische
Kirchenbau auch für seine lnnenrftume die ihm ange-
messene Sprache finden, die sich von der Ekstase katho-
lischer Dome fern halt. Ihre hohen Hallen, in deren
Schatten sich der Blick ins Endlose verliert, sind gedan-
kenlöscnd wie die Laubwölbungen des Waldes, nicht ge-
dankenbindend. Der Protestantismus erstrebt keine Phan-
tasiestimmungen, sondern Willenserregungen. Die zur
Würde gesteigerten Bauformen scinerPredigträume müssen
zeigen, daß der Protestantismus keine Veranlassung hat,
sich mißachtend von der Welt und dem Leben abzuwen-
den. In den erhabenen Räumen monumentaler katholi-
scher Kirchen sprechen die Menschen vorwiegend als
Maßstab für die gesteigerten Abmessungen mit; der leere
Raum erweckt Tür sich die Stimmung einer Loslösung
von der Welt der Wirklichkeit. In den evangelischen
Vcrsammlungsstätten dagegen wird die vereinigte Ge-
meinde selbst zum ästhetischen Moment, ohne daß die
künstlerische Wirkung unvollständig bleibt Hiermit muß
der Baukünstler rechnen. So liegt z. B. eine eigene Span-
nung und Geistesbereitschaft in den stillen wartenden Ge-
meinde-Versammlungen der Herrnhuter Brüder, die sich
auch dem fremd Hinzutretenden sofort mitteilt.
Zu dem Gemeinsamkeitsgefühl zwischen Gemeinde
und Lilurgus schon durch die Raumanordnung zu zwin-
gen, ist die erste Aufgabe des evangelischen Kirchen-
Baumeisters. Die Gemeindegruppe ist raumschöpferisch
*u umbauen mit Grundrißformen, die von der Ueber-
dachung abhangig sind. Eine radiale Anordnung der
Sitzreihen unterstützt das Gemeindrtjcfühl. Im neueren
Kirchenbau der nordischen Lander wird man Oberall die
Gemeindesitze in geschwungener oder gebrochener Linie
u-n die PrcdigtsuUtc angeordnet finden Die Aufstellung
'44
der Bänke in gleicher Richtung, welche die protestantische
Kirche von der gotischen Schiffkirche übernommen hat
und vielfach noch Übt, ist ein überführendes Zeugnis da-
für, daß man der Predigtkirche immer noch ein fremdes,
für andere Kultuszwecke erfundenes Bauideal zumutet
Gegen die Anordnung der Orgelbühne angesichts der
Gemeinde werden zwei Gründe angeführt: die Beunruhi-
gung der Gemeinde durch die sichtbare Tätigkeit der
Musizierenden und die Benachteiligung der Cemeinde-
glicder auf einer hoch über dem Redner gelegenen Orgel-
empore am Gottesdienst. Letzterem wird durch Senken
der Empore begegnet, sodaß die erste Reihe der anstei-
genden Sitze nur wenig höher als der Prcdigtsluhl oder
die Altarstatte beginnt Eine solche Anordnung birgt eine
Reihe von gesteigerten, echt evangelischen Wirkungen.
Der Prediger steht inmitten der Gemeinde, nur wenig
über diese erhöht. Sein Wort wirkt eindringlicher, als
das Wort von hoher Kanzel. Bei der gesenkten Orgel-
bühne befindet sich der Sängerchor nahe hinter dem
Liturgus. Für das Hören der Predigt werden diese
Platze hinter dem Redner durch die größere Nahe ent-
schädigt. Das Persönliche des Geistlichen verbindet sich
durch diese Anordnung mit dem Persönlichen des vier-
stimmigen liturgischen Gesanges zu einer Einheit gegen-
über der Gemeinde und dem einstimmigen Choral, sodaß
die Gegenseitigkeit des Wcchselgesanges rein in die Em-
pfindung tritt. Der große Fortschritt auf dem Gebiete
der Kirchenmusik, der in den letzten Jahrzehnten zu ver-
zeichnen ist, erwuchs aus dem Schöße der evangelischen
Kirche selbst.
Für die Gestaltung des Inneren eines Kirchengebäudes
war es möglich gewesen, aus dem evangelischen Empfin-
den einzelne bestimmte Ziele als baukünstlerische Auf-
gaben zu bezeichnen. Für das Aeußere ist dies bei der
gährenden Entwicklung der Baukunst und der Kirche nicht
wohl möglich. Eine Kirche, die es nach ihrer inneren
Veranlagung vermag, die Geister auf dem Grunde der
drei Kant'schen religiösen Voraussetzungen : Gott, Freiheit
des Willens und Unsterblichkeit zu einen, muß es zu er-
habenem Ausdruck in der Baukunst bringen. Die er-
weiterten Organisationen gegenseitiger Hilfsbereitschaft
ferner, die sich aus dem Zusammenlaufen der religiösen
und der sozialen Fragen ergeben, fordern ihre bauliche
Verkörperung. Man tiat damit den Anfang gemacht, die
Wohnungen der Geistlichen, die Konfirmandensa/c, die
Schwestern für die Krankenpflege in Hausern unterzu-
bringen, die sich mit der Kirche zu einer Gruppe ver-
binden. Die Möglichkeiten, diesen Organismus durch Ein-
richtungen materieller Hilfe und geistiger Anregung zu
erweitern, sind zahlreich. Der Ausblick, sie in dem lauten
Treiben einer rastlos arbeitenden Stadt zu einer Hoch-
burg des Friedens und der Menschenliebe zu vereinigen,
ist so verlockend, daß man die lebhafte, in der evangeli-
schen Kirche erwachte Sehnsucht begreift, solchen Hoffnun-
gen baukünstlerische Gestalt zu geben Dabei wird das
Kirchcngcbaudc selbst vielleicht an Bedeutung einbüßen,
es wird einfacher, dafür aber menschlicher werden. Die
bescheidenen Gruppenbauten, die Berlin in dieser Art
aus froheren Jahren besitzt, die St. Jacobus - Kirche, die
St. Johannis- Kirche in Moabit, können sich in ihrer An-
mut sehr wohl neben den neuen Schöpfungen der evan-
gelischen Baukunst sehen lassen. In dieser Richtung liegt
auch die besondere künstlerische Befähigung des deut-
schen Volkes. Seine Freude an der Harmonie im be-
wegten Rhythmus führte in der Baukunst mit Vorliebe
zur Gruppe.
Es ist an die Verwirklichung dieser weitgehenden
evangelisch-sozialen Traume die Vermutung geknüpft wor-
den, daß wir damit nur wieder zu klösterlichen Anlagen
gelangen würden. Doch es kann Niemand an der Mög-
lichkeit, solche poetischen Gebilde architektonisch wieder
erstehen zu sehen, aus dem Grunde Anstoß nehmen, daß
das Mittelalter gleichanige Aufgaben ahnlich verkörpert
hat. Schon der eine Umstand wird beide unterscheiden,
daß die Lebenskraft, die diese neuen Schöpfungen des
evangelischen Kirchenbaucs durchströmen müßte, der Geist
der Familie ist. auf deren unerschöpfliche Lebensfülle die
Schöpfer mittelalterlicher Klosteranlagen glaubten freiwillig
verziehten zu müssen. —
Inhalt : Berliner Neubauten No III Ha* nru» llrrrriihaus d» prruO.
tandtare* (Fortaeuunt; und SrbluBl. . l'eljei die l'line der Suiil- imd Vor-
orthahiken in Hamburg;. — MittriluucrB au« Vereinen. — I*a* SchinkcUeM
de» Architekten . Wrnns tu tieruo. — Vcrnmvhtr« — Pieiabewerbon|fea.
- Brief, und Fraeekaau-u.
Hierzu eine Bildbeilage: Sitzungssaal im neuen Herren-
hause des preußischen Landtages.
\>,l.r <le, Df.wh« fWe.tun,. C. m K H . He-;,r, FfU die Redaktion
ntioiwmL Albert Holmtnn, Bertiru Druck von Wilh. Cmt, Berlin.
No. 83.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
^ XXXVIII. JAHRG. m 24. BERLIN, DEN 23. MÄRZ 1904
Abbild); 6. Franz Josef- (Zollamts) Brücke. Oes -Entwurf: Donaubrucken -Abt. de* kgl. ungar I landrUminitteriom» (unt. Hcnulz. vun
Wetlbewerba-Entw,). Entwurf der Eiscnkonstruktion im Einzelnen u. Ausführung derselben: l'ngar. SUaU-Masrhineafabr. in Budapest.
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest. (FfeftMtMim aus No. 17.)
Die Kranz J o sc f - B r ü r k c i
ie Brücke, deren Gesamterscheinung aus
unserem Kopfbilde. Abbildg. 6, hervorgeht,
und deren System in Abbildg. 5, S. 99 be-
reits wiedergegeben wurde, hat ■}( Mfnungcn
erhalten, deren mittlere von Mitte zu Mitte
Pfeiler 1 75 m Stützweite besitzt, während die Seiten-
Öffnungen je 79,3 m aufweisen. Das System der in
i2,9m Entfernung liegenden Hauptträger ist das eines
Kragträgcrs mit eingehängtem Mittelteil und mit nach
der Kettenlinie gekrümmtem Obergurt und bogenförmig
ausgebildetem Untergurt. In dem eleganten Linien-
zuge der I lauptträger liegt die I lauptschönheit der
Brücke. Die Trager erheben sich über den Strom-
pfeilern zu 22™ Höhe, während der 46,9"' weit ge-
spannte eingehängte Mittelteil nur 3,025» mittlere theo-
retische Höhe besitzt. Am Ende der 64,05 m weit vor-
springenden Kragarme beträgt diese I Iöhe 4,16'", an den
landseiligen Endigungen schließlich 4,"}nm. Die Keld-
teilung ist im Mittclträger 4,69 m, im übrigen 5,95; 7.25
und 8,5 "'. Die nutzbare Breite des Fahrdammes zwi-
srhen den I lauptträgern beträgt ils™. die Breite der
Hauptträger selbst je Mm, die nutzbare Breite der
auf Konsolen ausgekragten Büt gersteige je 2,9 m (vergl.
die Abbildungen 7 u. 8, S. 147) Die Gcsamtbreite
zwischen den Geländern stellt sich also auf :jo, 1 m.
Die Brückenbahn besitzt ein Gefälle von 1 : 40
und erhebt sieh in Strommitte bis + 17,20, während
die I ntet kante der Konstruktion dort auf + 15,375
über Nullwasser liegt, oder |,jon über Hochwasser.
Ueber die Brücke ist eine 2glcisige elektrische Straßen-
bahn mit l'nterh itung geführt, deren normalspurige
Gleise längs der Bordkanten liegen, Die Brin ke ist
gleichzeitig dazu ausgenutzt, um 4 Wasserrohre von
*i Vcrgl. die ausführlichen Mitteilungen vun J. Sccfchlner in
der Zeitschrift für Aren.- u tag -Wesen 1808 und ferner die Zeit-
-.i hrift des OcsterteK'li. tag - u Areh.- Vereint 1897.
je 0,65 m Durehm und ein Gasrohr von 0,3 m Durchm.
Oberzuführen. Die ersteren sind unter dem Fahrdamm
angeordnet. Die genieteten Kasten längs der Bord-
kante nehmen Kabel der Post usw. auf.
Pfeiler und Widerlager sind mit Luftdruck ge-
gründet und zwar mußte der rechte Strompfeiler bis
9 m, der linke 13,2 m unter ±0 abgesenkt werden,
während die Widerlager an den tiefsten Stellen nur
bis — 3,5 m hinabreichen. Die Pfeiler sind imganzen
abgesenkt und haben 7,5 zu 28™ Grundfläche. Diese
Stärke behalten sie bis dicht unter Nullwa»*« r bei,
setzen dort auf 6 m ab und verjüngen sich bis auf
4.2m unter dem Deckgesims. Sie schließen auf + 9,25
ab. Sie sind im wesentlichen aus Bruchstein herge.
stellt, Ober Wasser aber mit Werkstein und zwar z. T.
mit Granit verkleidet. Die Landwiderlager sind in je
2 Kaissons von je 6,2 m Breite bei 8"' Länge geteilt,
die in rd. 3,5 lichtem Abstand von einander abge-
senkt und durch ein Gewölbe mit einander verbunden
sind, Auch hier ist der Körper aus Bruchstein, die
Verblendung aus Werkstein hergestellt.
Den architektonischen Schmuck der Brücke bilden
die 4 an den Enden aufgestellten massiven Torhäus-
chen, sowie die Pfeileraufbauten über den Strompfeilern
Die Portale daselbst sind mit Blechen verkleidet und
werden bekrönt von Adlern; sie erscheinen imganzen
gegenüber der weitgespannten Eisenkonstmkiinn etwa*
schwächlich. Im übrigen ist bei diesem, z. Zt. an der
äußeren Grenze der Stadt liegenden Bauwerke mit Rück-
sicht auf die Kosten auf reicheren Schmuck verzichtet.
Die Gründung*- und Mauerarbeiten der Pfeiler
und Widerlager wurden von der Bauunternehmung
Gärtner & Zsigmomlv in Budapest, die auch alle
sonstigen Nebenarbeiten! Uainpenseliüttung.l 'ferausbau,
Bau der Torhäuschcni ausgeführt hat, übernommen.
Der Kubikinhalt der Pfeiler und Widerlager stellt sieh
imganzen auf 9536 *bm. Die Arbeiten für den Unterbau
wurden im Sept. 1894 begonnen und am 7. Dez. 1895
HS
fertig gestellt ; sie wurden dabei durch ungunstige Hoch-
wasser- und Eisverhältnisse sehr erschwert
Die gesamte Eisenkonstruktion einschl. der deko-
rativen Ausbildung derselben wurde der ungarischen
Staats-Maschinenfabrik in Budapest übertragen,
die auch den Ausführungs-Knlwurf unter I-citung des
damaligen stcllvertretr. techn.Dir. J.Seefehlner bis auf
einige Einzelheiten selbständig aufstellte.*) Mit Aus-
nahme der aus Martinstahl hergestellten Auflagerteile
und der in Gußeisen bestehenden Gegenlast am hinte-
ren Ende der Kragträger ist die gesamte Konstruktion
in Martinflußeisen erstellt, für welches folgende Be-
über welche dann in der Längsrichtung Zorcscisen ge-
legt sind. Diese sind mit Asphaltbeton ausgefüllt, der
noch 5cm über die Oberkante der Eisen hinwegreicht.
Der Schotter dieses Betons bestellt an den BrQckcn-
enden aus Trachytkleinschlag, im mittleren Teile be-
hufs Entlastung aus Trachyttuff. Auf dieser mit Guß-
asphalt abgeglichenen Unterlage ist eine doppelte 5r|B
starke Kicfernbohlenlage aufgebracht, darauf das 13™
hohe Buchcnholzpflastcr. Die Fußwege sind ebenfalls
mit Zorcseiscn abgedeckt Sie haben einen 2c,n starken
Gußasphaltbclag auf Zementbeton.
Das Gesamtgewicht der Konstruktion stellt sich
lgungen gestellt waren: Zerreißfestigkeit 3500 bis auf 6076«, davon entfallen 74' auf Ziertci
450ok*yi"n, a8—22°/0 Dehnung
(quer zur Walzrichtung 32 bis
26%). Als Beanspruchung wur-
den zugelassen i2ook*,'itnl für
die 1 lauptträgcr und Windstre-
ben, 8ook«/'i'-» für die Quer- und
Längstrager, -j^o^h"» fur die
in einer Richtung, 650 *k m<»- für
die in mehrfacher Richtung be-
anspruchten Niete. Für den
Martinstahl waren 5700 *c/ii"u
Zerreißfestigkeit bei ia*/o Deh-
nung verlangt und ebenfalls
nur 1200 l«/f» Belastung zu-
gelassen.
Wir geben von der Eisen-
konstruktion außer einem sche-
matischen Querschnitt inStrom-
pfeilerachse, Abbildg. 7, und
einem Querschnitt in Brücken-
mitte, Abbildg. 8, nur die Auf-
hangung des Mittelträgcrs, Ab-
bildg. 9 wieder, die keiner nähe-
reu Erörterung bedarf. Die Auf-
lager der l'ortalstützcn und an
deiiBrückciienden bieten nichts
besonderes. Ersterc sind ein-
fache Kipplager - die konvexe
Oberschale liegt unmittelbar in
der konkaven Unterschale, —
letztere Rollenlager. Die Quer-
schnitte der Gurte der Haupt-
träger sind FT förmig, vergl.
Abbildg. 8 Ihre nutzbarcQuer-
M'hnitts - Fläche schwankt im
Obergurt zwischen 347 und
1894 rir"\ im Untergurt zwischen 3
Die Fahrbahntafel wird hergestc
Abbilt
:.isen
und Bronze, 1306 1 in derHaupt-
sache auf die Gegengewichte,
137' auf die Auflagerschuhe,
4560 ' auf die eigentliche Kon-
struktion. An letzterem Gewicht
nebinen die Hauptträger mit
62, 18"/«, die Fahrbahnkonstruk-
tion mit 21,94 ° 0, «1»« Fußweg-
konstruktion mit 7,14 °/o, Wind-
streben,Geländer usw. mit8,740,0
teil. Es stellt sich danach das
Gewicht für 1 m Spannweite auf
13,48 ' (mit Gi'gengewichten auf
17,30'), für 1 *m Fahrbahn auf
0,78' (mit Gegengewicht 1 ')•
Die Uebertragung der Arbeit
an die Maschinen -r abrik fand
im November 1894 statt. Die
Arbeiten wurden so gefördert,
daß im September 1896 die
Probe -Belastungen vorgenom-
men werden konnten Bei der
Aufstellung war die Freihaltung
einer mittleren Durchfahrt von
ioo™ für die Schiffahrt verlangt.
Die Seilenöffnungen wurden auf
fester Rüstung montiert, die
Kragarme z. T. auf schwimmen-
den Rüstungen. Die Mittclftü-
nung mußte wieder eine feste
Rüstung erhalten, vor deren
Einbringung die Seitenteile voll-
ständig frei gemacht waren.
Die Kosten des Bauwerkes
stellen sieb insgesamt auf
4 260 000 M. Davon entfallen
987348 M auf den Unterbau, 2653875 M. auf die
Eisenkonstruktion einschl. Ausschmückung, 618 777 M.
Schcmattschcr Querschnitt in Porl»l»th»e
(Strompfcilcr.)
8 und 1818 if"
Hl durch 5 Läng^-
trager, die zwischen die Querträger gespannt sind, auf die Brücken-Fahrbahn, Beleuchtung, dicZollhäuscr,
(FuitM-ttung <oI*1 >
zwischen denen wiederum sekundäre Querträger liegen, Bauleitung usw.
Mitteilungen aus Vereinen.
Mittelrheinischer Arch.- u. Ing.-Vereln. Von der zweiten
Hälfte de» Vereinsjahre* uo? ist Folgendes zu berichten:
Hie (38.1 Hauptversammlung t Wandervers, t fand am 4. Juli
1903 in Worms statt. Die zahlreich erschienenen Teilneh-
mer versammelten sieh im Fcsthausc, in dessen unterem
Saal eine Aufteilung der Plane von bemerkenswerten
Wormser Bauten eingerichtet war. Diese Plane wurden
durch die bei deren Ausführung beteiligten Kachgeriosscn
erläutert, so hinsichtlich der neuen Wonnscr Bahnhof-An-
lage durch Hrn. Hermann, hinsichtlich der Stadt. Hauten
und der neuerdings dort errichteten Staatsgebäudc durch die
Hrn. I i o f 111 a 11 ii und .Metzler, -Seitens des Hrn. Limpert
war eine Auswahl von selbstgcfertigten uholographischen
Aufnahmen alterer Hau werke des Kreises Worms ausgestellt.
Die Verhandlungen wurden durch den Vorsitzenden,
Uro 1 111 rot h, eröffnet F.s erfolgte die Wahl von 4 Aus-
schußmitgliedern, sodann die Verhandlung Ober Verbands-
fragen. Als Ort der Hauptversammlung des Vereins im
Sommer 1904 wurde Wiesbaden gewählt.
besondere Anregung brachte eine hierauf unter Lei-
tung des Hrn. lUlraann aufgeführte Besichtigung der
Wie derlierstclhings-Arbeiten am Wormser Dom,
an welcher auf Kinladung des Vorstandes auch Mitglieder
des historischen Vereins für das Grolihcr/oglum teilnahmen.
Die Besichtigung wurde durch einen trefflichen Vortrag de-
Yc>k1. I.iei/u au,' Ii <1ic .\u>ffiluunScn »uf S. iu> in No. 17.
Hrn. I lofmnnn eingeleitet. Ausgehend von der Entstehung,
und den Schicksalen des Bauwerkes, welche kurz ange-
führt wurden, ging Redner auf die verschiedenen Wieder-
herstellungs-Arbeiten über, denen der Dom unterworfen
war. berührte die Verhandlungen des Kunstrates und die
von ihm auf (irund genauesten Studiums des Bauwerkes
gewonnene Ansicht, wonach der einzig mögliche Weg,
das Bauwerk in seiner ursprünglichen Gestalt der Nach-
welt zu überliefern, in de-sen teilweiser Niederlegung und
dann dem Wiederaufbau gefunden werden konnte In
welcher Weise Hofmann hierbei vorging, wie er bei
Meister Beyer in 1'lm sieh für die Dom-Wiederherstellung
vorbereitere, wie er dann die Ursache der Bauschäden
am Dom in der mangelhaften Gründung und der ange-
wandten Verankerung der Bauteile durch inzwischen zu
Staub zerfallene Kichenholzanker feststellte und sich end-
lich seine eigene Bauhütte mit einem gesehulten Werk-
meister und tüchtigen Gesellen schuf und darin die Tech-
nik der alten Steinbearbeitung am Dom unter Wiederauf-
deckung und Inbetriebnahme des in alten Zeiten dem
Bauwerk die Sieine liefernden Steinbruches im Leininger
Tal aufnahm, das alles wurde in lebendiger, anschaulicher
Weise vor Augen gefohlt. Nachdem die l'nterfangung
der allen Fundamente und ihre Tieferführung bis auf den
festgelagerten Kies gelungen war, hatte der Baumeister
auch die Gewahr für das Gelingen des Wiederaufbaues
der abgetragenen Teile, der Vic ruilgskuppct und des Wesl-
c.iurcs. und die gemde \.,:: ..gelle Zlis.inmienfÜgung der
No. 24.
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großen Kose, deren frühere, scheinbar beabsichtigte ellip-
tische Form sich lediglich aus dem Auseinanderweichen
dc> Steinverbandes erklärt, Hell es dem Beschauer glaub-
haft erscheinen, dali nun auch diejenigen Kunstrats-Mit-
gliedcr, welche früher einer abweichenden Anschauung
Ausdruck gaben, sich mit der Wiederherstellung vollstän-
dig befreundet haben. Tatsächlich ist diese der alten Tech-
nik so angepaßt, daß es schwer hält, die neuen Steine
v<m den alten zu unterscheiden.
Nach einem Kundgang durch die Stadt nach der
Straßenbrücke und nach Besichtigung des Paulus-Museums
vereinigten sich die Teilnehmer mit den Damen zu einem
gemeinsamen Festessen.
Am 10. Okt, v, J. fand ein Ausflug des Vereins nach
Hanau statt, um eine Besichtigung des von Hrn. Pötzer
erbauten neuen Kreishauses mit Landratswohnung
unter Führung des Architekten vorzunehmen. Auf dem
Wege vom Ostbahnhof zu dem davon entfernt liegenden
Neubau war Gelegenheit geboten, bei einem Gang durch
die innere Stadt einen Einblick in das architektonische
Gepräge der Stadtanlage und ihrer Bauten zu gewinnen.
eine ausgiebigere Anwendung von Farbe stattgefunden, als
seither in solchen Gebäuden üblich war, insbesondere ist
in ansprechender Weise eine Belebung des im Haupt-
treppenhause verwendeten hellroten Sandsteines durch
Aufmalungeines Ornamentschmuckes an Kapitellen, Basen
und Gliederungen durch Gold, Blau usw. versucht worden.
Im übrigen zeichnen sich naturgemäß der Sitzungssaal,
in seiner baulichen und Mobiliar-Ausstattung mit beson-
derer Liebe behandelt, sowie die in vornehmer Weise
ausgestatteten Räume der I.andratswohnung aus, wobei
die sorgfältige Behandlung des Holzes hervorzuheben ist. —
(Sdilufl Mp.l
Vermischtes.
Baubeamier und Privatarchitekt. In der Stadtverord-
neten-Versammlung in Köln a. Rh vom 7. |an d. I hat
Hr. Obcrbürgermstr. Becker bei Beratung des Neubaues
der Handelshochschule Folgendes nach dem Protokoll der
Versammlung des Arch - u. Ing -Vereins für Niederrhein
und Westfalen vom 25. Jan 1904 geäußert:
„Ich wünsche wirklich ernstlich, daß keine l'cber-
IJuartOimtt ■« Bmckenmitu.
Abbild*. H
Halber Queifchoilt
tti UrOckenmiitc.
An*icM ilesainjehangten Traars
?uersch-i et a b
Die
über die Donau in Budapest. Fran» lotet -Brocke: Abbildg. 9.
des Mittellrägers an den Kragarmen.
Die sich durch große Abmessungen auszeichnenden Platz-
, darunter der Marktplatz mit seinen 4 Brunnen,
die Anlage der Neustadt, wefchc den Einfluß der nieder-
ländisch-wallonischen Einwanderer zu Ende des XVI. Jahrh.
erkennen läßt, sodann von Gebäuden die verschiedenen
Kirchen, das Rathaus, das Portal des Gymnasiums, das
Schloß mit Parkanlage, endlich eine Anzahl bemerkens-
werter Privathäu.scr in Fachwerkbau, legen deutliches
Zeugnis ab von der einstigen Bedeutung Hanaus und ver-
sprechen der wissenschaftlichen Ausbeute reichen Gewinn.
Der sodann besichtigte Neubau des KrcLshauses führte den
Teilnehmern wieder eine vornehme Schöpfung moderner
Architektur vor. Das umfangreiche ( iebäude, dessen Kosten
sich auf rd. 300000 M. belaufen, enthält in dem größeren
Flügel das Landratsamt, die Räume für die Krcisverwaltung.
für Polizeizwecke und für die Sparkasse; in dem anderen
Flügel die Wohnung des l,andratcs. In der äußeren Ge-
staltung des Baues ist Wert auf ein malerisches Gesamt-
bild, auf die Kenntlichmachung des großen Sitzungssaales,
auf Auszeichnung des I lauptcingangcs und entsprechende
Ausbildung des Wohnungsflügels gelegt. Im Inneren hat
23. März 1904.
schreitungen mehr vorkommen, die haben wir nunmehr
doch bis zum L'eberdruß gehabt. Aus diesem Grunde
habe ich auch darauf gehalten, daß dir Bauausführung
einem königl. Regierungs-Baumeistcr übertragen wird, da-
mit wir die möglichst Gewähr haben, daß die Kosten
sich innerhalb des Anschlages halten u-w."
Der Verein -prach über diese Actillerung au- dem
Grunde sein Bedauern aus, weil sie leicht zu dern|Miß-
verständnis Veranlassung gibt, als ob der Redner einen
Unterschied zwischen Regierungs-Baumeistern einerseits
und den nicht staatlich geprüften Architekten anderseits
in dem Sinne habe behaupten wollen, duli den letzteren
inbezug auf sparsame Ausführung von Bauten ein ge-
ringeres Vertrauen gebühre, als den eruieren. - -
Zum ordentlichen Mitglicde der kgl. preuü. Akademie
der Künste wurde der Architekt Prof. Alfred Messel in
Berlin berufen, zum Senator der Architekt (ich. Brt.
Heinrich Ka\ser in Berlin. —
Die Bebauung der Kohlenlnsel In München. Die Mün-
chener Gemeinde- Bevollmächtigten haben am 17. März
M7
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einen die Bebauung der Kohleninsel betr. wichtigen Be-
schluß gefaßt, indem sie dem Magistrats -Besehlasse bei-
traten, nach welchem der südliche Teil der Kohleninsel
für einen Monumentalbau für das Museum für
Meisterwerke der Naturwissenschaften und der
Technik im Erbbaurechtc überlassen wird. Die Ent-
würfe für den Neubau sollen der Genehmigung der beiden
städtischen Körperschaften unterliegen —
Oer zwischen Ehrhardt- und Ludwigsbrückc gelegene
Teil der Kohleninsel soll einem öffentlichen städtischen
Gebäude vorbehalten bleiben. Es ist wohl in erster Linie
an ein Stadthaus gedacht. Die vom Magistrat beantragte
sofortige Ausarbeitung der Plane soll noch ausgesetzt wer-
den, bis die Entwürfe für das Museum festgestellt sind.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß diese beiden
Beschlüsse einen sehr wichtigen Schritt in der künst-
lerischen Weiterentwicklung der bayerischen Hauptstadt
bedeuten. Wir werden zu gelegener Zeit auf die Sache
ausführlicher zurückkommen, die bezüglich des Museums
eine allgemeine deutsche Angelegenheit ist —
Preisbewerbungen.
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für den
Bau einer Handelshochschule In Berlin wurden die Archi-
tekten Kavser & von Groszhcim, die jedoch die Teil-
nahme abfehnten, Erdmann Ar Spindler. Crcmcr Ac
Wolffenstcin, Fürstenau, Keimer <V Körte sowie
Hönigcr ic Scdcltneyer, sämtlich in Berlin, eingela-
den. Der Neubau soll auf einem von der Neuen Fried-
rich-Straße, der Spandauer-Straße und der Hciligcngeist-
gassc begrenzten Gelände errichtet werden. Verlangt
werden u a. eine Aula für 500 Sitzplatze, 5 Hörsäle für
40 -250 Personen, Seminarräume für Sprachen, Volks-
wirtschaft, Geographie. Kaumgruppen für ein physikali-
sches und ein chemisches Laboratorium, Räume für Ver-
waltung, Wohnräume usw. Die Zeichnungen sind 1:200
verlangt; für 1 cbm unibauten Raumes ist ein Einheitspreis
von 25 M. festgesetzt Die zum 1. Mai d. J. einzuliefern-
den Entwürfe beurteilt ein Preisgericht, welchem als Archi-
tekten angehören die Hrn. Geh. Ob.-Brt. II. Eggert, Min.-
Dir. K. Hinckeldeyn, Siadtbrt I- Hoffmann und Prof.
A Messel, sämtlich in Berlin. Jeder Teilnehmer des
Wettbewerbes erhält ein Honorar von 3500 M. Es i>i
beabsichtigt, dem Bewerber, dessen Entwurf als
der beste oefunden wird, die Ausführung des
Baues zu übertragen. —
Wettbewerb für die Erweiterung des Hafens von Gothen-
burg In Schweden. Bei Besprechung dieses im Nov. v. J.
ausgeschriebenen Wettbewerbes hatten wir bereits darauf
hingewiesen, daß das Programm eine Reihe von Fragen
offen gelassen hatte (vergl. S. 32). Wir erhalten jetzt eine
Ergänzung des Programmes, die eine Keihe der fehlenden
Angaben nachträgt. Sic gibt Mitteilungen über die jetzigen
Verhältnisse der Binnen-, Küsten- und Seeschiffahrt, über
den geplanten Freihafen, den Petrolcumhafcn, ferner über
Was.s<;rtiefcn, über Ebbe und Flut, Ober das Vorkommen
de* Bohrwurmes, über Strömung und KisvcrhMtni-s.sc. Es
werden ferner Angaben über die vorhandenen I .ade- und
Lösch- Einrichtungen, über die Schiffs-Abmessungen der
Binnenschiffahrt, über die Gleisanlagen und Güterzunahme
gemacht. Bezüglich des statistischen Materiales über die
jetzigen Verkehrs- Verhältnisse und die zu stellenden An-
sprüche an die Entwicklung derselben, worüber Angaben
bisher ganz fehlten, wird auf die Jahrgänge I III des
durch die Buchhandlungen zu beziehenden statistischen
Jahrbuches der Stadl Gothenburg verwiesen.
Wettbewerb betr. die Gartenstadtbewegung. Die engl.
„Garden City Association" verunstaltete im Herbst v J.
einen Wettbewerb für die Pläne der zu bauenden „garden
citv" zwischen Ililchins und Bcldock. Aus diesem Wett-
bewerb Mild ilie Entwürfe der Architekten Barry Parker
und Kawnond Citvvin iBuxton-Dcrbyshire't siegreich her-
vorgegangen. Sic sollen in jeder Beziehung mustcrgillig
sein und dürften in weiteren Kreisen die Forderung der
„Gartenstadt-Idee" bewirken D;is Gelände der „Garden
Citv Association" wird nun von den Ilrn Parker und
l'invin zur Ansiedelung vorbereitet -
In einem Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für ein Stadttheater in Gablonz in Nordböhmen liefen
24 Arbeiten ein. Den I Preis errang der Entwurf des
Architekten Rtnl Kraus/ m Wien.
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Gebäude
des Verkehrsministeriums und Zentral -Briefpostamtes in
München liefen #i Arbeiten ein. Der Wettbeweib war
auf bayerische KütiMler beschränkt
Wettbewerb Festhalle Landau. F.» liefen iin^iui/eii 172
Entwürfe ein. D.i- Preisgericht trat am 24. Mär-' zusammen.
.48
Chronik.
Der Ausbau de« rechtsrheinischen Industriehafen* In Köln,
der aul rd 5 Mi II M veranschlagt ist, ist durch die einstimmige Be-
willigung der ersten Rate von 3505800 M. durch die Stadtverordnete»
beschlossen worden Die Anlage wird eine Flache von 35 ha umfassen
Der Neubau de* physikalischen Institute* In Frankfurt
t. M. i»t an der Viktoria-Allee geplant. Die Plane sind von Hrn.
Fr. v. Hoven entworfen und beanspruchen tu ihrer Verwirklichung
eine Summe von rd. 1 Mill M —
Ein Kunstvereinshaus In Augsburg Boll an der HalUtrabe
auf einem von der Stadt Augsburg kostenlos überwiesenen flaue
errichtet werden. —
Ein neues Wasserwerk der Stadt Worms, welches mit
einem Aufwände von laoooco M. geplant ist, aoll die Rheinwasaer-
Vcrsorgong durch eine Grundwasser- Versorgung ersetzen. —
Saaltalsperre. Eine Saaltalsperre wird oberhalb des preußi-
sche» Städtchens Ziegenrück geplant Du ZufluBgebiet soll 1600 qkm
betragen, 30 Mill. ebm jährlicher Zufluu, 60 Mill. cbm Fassanganuim
des Beckens, 30 m Mauerhöhe des SchuUdammes, Baoo P. S. Be-
triebskraft. Die Kosten wurden 1 800000 M betragen. Der Haupt-
zweck der Anlage geht dahin, die Industrie der V'mgebung (Saal-
feld, Pöüneck, Rudolstadt, Schleiz, Zeulenroda, Greiz usw.) mit
billiger Betriebskraft zu versehen. Die umliegende» Ortschaften
sollen elektrische Beleuchtung erhalten. —
Die Errichtung eines Stadttheaters In Kiel ist durch die
Stadtverordneten nunmehr beschlossen worden. Fflr das nach den
Entworfen de» Rauratc* Heinrich Seeling in Berlin zu errichtende
Haus wurden 1.5 Mill M. bewilligt —
Der Ausbau des Palais Borsig In Berlin, eines der feinsten
Werke von I-ucae, wird nunmehr, nachdem das Palais io der Wtlheltn-
slrafle Jahrzehnte lang unausgebaut dastand, in Angriff genommen.
Das Haus ist dnreh die preußische Pfandbriefbank uro 13 Mill. M.
erworben worden und wii d derselben als Geschäfts -Gebäude dienen. —
Ein Denkmalbrunnen für Peter Henleln, den Erlinder der
Taschenuhren, soll auf Veranlassung des Deutschen fhrroacber-
Verbandes errichtet werden. In die mit 33000 M. veranschlagten
Kosten leileo sich die Stadtgemeinde Nürnberg um) der genannte
Verband zu gleichen Teilen. —
Die Errichtung eines neuen kgl. Schauspielhauses in
Dresden ist durch König Georg bewilligt worden. Das 1906 zu
eröffnende Haus soll seine Stelle in der Ostra - Allee, /wischen
Loge, Zwiiigcranlagcu und Orangeric erhalten. Zur Gewinnung der
Plane wird der Weg des öffentlichen Wettbewerbes beschritten.
Die Erbauung eines Stadttheaters in Kattowltz ist nach
dem Entwurf des Ilm. Reg -Bmslr. K. Moritz in Köln a. Rh. und
unter Annahme einer Bausumme von 630000 M durch die Stadt-
verordneten einstimmig unter der Voraussetzung beschlossen wor-
den, dal) der Staat einen Zuschul) zu den Baukosten 10 Hohe von
mindestens 300000 M bewilligt- —
Eine allgemeine Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906
ist durch den Dresdner Kunstge werbe- Verein beschlossen worden. —
Personal-Nachrichten.
Baden. Versetzt sind: Die Rcg-Bmstr. Urach in Konstanz
zur Wasser- u. StraBenbaoinsp, Freiburg, W i e 1 a n d t iu Freiburg
zur W.- u. Str.-Bauinsp. Heidelberg, Kitiratschky in Mannheim
zur Kulturinsp. Heidelberg und Kern in Olfenburg zur Rheinbau-
insp. Mannheim; der Bauing. Sticrlin in Heidelberg zur W.- u
Str..Bauinsp. Ottenburg.
PreuOen. Dem M.r.-Schilfbmstr I) i x und dem herz, braun-
schweig. Krcisbauinsp. Mi Mendorf in Helmstedt ist der Rote
Adler-Orden IV. Kl verlieben.
Dero Geh. Brt. Rocker in Erfurt ist die Erlaubnis zur Anleg.
des ihm verheh. (ur Ml. s, hwarzburg. Ebrenkreuzes II. Kl. erteilt.
Versetzt •.iud: Der Kisenb.-Hau- n. Betr.-Insp. Schräder in
Ncukirchcii nach Treysa als Vorst, der dahin verlegten EiBenb.-
Baoabt; die Rcg-Brostr. Dr. pl.il. Schmitz in Brrslan zur Kgl.
Eisenb.-Dir. in Hannover, K o e s t c r iu Berlin zur Kgl. Eisenb.-Dir.
in Frankfurt a_ M. und Pommcrehnc in Hannover zur Dir. in
Breslau; Rautcnbeig in Pr F.vlnu nach Königsberg i. Pr.
I>cr Eiscnb -Baum*p Diedni h in Essen a. d. Ruhr ist der
Kais, deutschen Botschaft iu Washington zugeteilt.
Dero Duz. der Techn. Hochschule zu Berlin, l.andesbrl Theod
Goec k c ist das Prädikat Prot verliehen — DieWabl des Sudtbmalr.
Kröger in Merseburg als besoldeter Stadlrat (Stadtbrt.) ist bestätigt.
Die Reg -Hlhr. Beruh. Hunger aus Neucnfcldc, ,lohs. Werdcl-
inutin uus Detmold u Ottoruar Martini au» Hagen i.W. (Hochbfch (,
— Felix Schulz aus Greiz Ulli Max. v. A 1 1 w ö'r de n aus Hambarg
I Wasser- u. Suaßcnblrh .), — Ewald Mecs aus Elberfeld f Masch. -
BMi.| sind zu Rcg.-Bmstrn ernannt.
Zur Beschäftigung überwiesen siml die Reg -Bmstr. : Dcchant
dem Techn. Bur der Hochbauabi. des Minist. d< r ötlentl. Arb. ui-d
Stechel der Kjrl. Reg. in Kassel.
Brief- und Fragekasten.
Wettbewerbswesen. Aul eine ganze Reihe von Auslassungen
und Beschwerden Uber die Ditrrhfnhrung der Wettbewerbe, die
uns zugingen, bcnieikcn wir, daU. obwohl wir die Berechtigung zu
Besehwerden leider in den tneirten Killen anerkennen müssen, es
uns doch zu unserem Ichhnflcn Bedauern ganz unmöglich ist, alle
Falle redaktionell zu behandeln, da dazu .lei Raum unserer Zeitui>g
auch nicht eiitfcint ausreicht. Wichtigeren Fragen aber werden
wir stets die gcbiilirende Aufmerksamkeit schenken --
Inhalt: i'i. ;«».-.• « -,,.,i>, ..,|„ ,, 1.,.., ,| , Ii,,,,,,; j„ Hu.bprsi
ir.'Tt-r-,. :: M tu , I -, n.i, \ ...... \Yiir-i>f]|-.<-i. IVeisbe
ss r 1 1- .1 1 — ( IVi .oikaUN», it-M iiini. — Ht.cf- und Ki*erk*si«M.
Verlur der lleucsrhen iWmlniiz:. <i m b 11., Berlin. Kar die Redatm.ii
vrrantwortt Albert II u I m 1 11 u, lieiliiL tiru.L Vua Willi. CrtTC, Berlin.
No. J4.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 25. BERLIN, DEN 26. MÄRZ 1904
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest.
<Foi-l«rt/utifc > \Urttu einr IttUlbc-itagr.
mit Spannungen von 42,2"' von Mitte Pfeiler bis Vorder-
kante Widerlager überbrückt (vcrgl. die Ucbersichts-
zeichnung Ahbitdg. 4, S. 99). Die in einer lotrechten
Ebene liegenden Ketten und Versteifungsträger haben
einen Abstand von 20 ■ v. M. z. M. und fassen sowohl
die 1 1 "' breite Fahrbahn wie die Rürgersleige zwischen
sich. Letztere besitzen. in der Stromöffnung je 3,5, in
den beiden Seitenöffnungcn je 3,7* Breite. Durch die
Portale über den Zwischenpfeilcrn werden sie auf 2,8 m
eingeengt. Sie haben ein Qucrgefällc zur Fahrbahn von
1 : 70, während letztere mit 1 : 40 nach den Bordkanten
fällt Ivergl. den Querschnitt Abbildg. 141. Das I.ängs-
profil der Brücke ist im mittleren ioom breiten Teile
nach einer Parabel geformt, deren Oberkante in Fahr-
III. Die Elisabeth-(5chwurplatz-)Brückc.
|ür die Elisabeth - Brücke ist wieder das
System einer versteiften Kettenbrücke ge-
wählt, teils aus ästhetischen Rücksichten,
teils weil es im Interesse der Schiffahrt und
der ungehinderten I lochwasser- und Kis-Ab-
führung wünschenswert erschien, den Donaustrom
an dieser Stelle in einer ungeteilten Spannung zu über-
schreiten. Die Brücke hat demzufolge eine einzige
Stromöffnung von 290'" Spw. von Mitte zu Mitte der
an den Ufern stehenden Zwischenpfeilcr erhalten und
ist damit wohl die weitestgespannte Brücke des Kun-
tinentes. DicbciderseitsanschlicÜcndcnlfcrstraUensind
Abbildg. 10. Die Elisabcth-BrQcke im Bau. (Die MonUgcrCittuog Ml Im auf die Ijmia.Uuig der PurUilc eutlcrot J
I49
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hahnmitte bei unbelastetem Zustande der Brücke und einer
Temperatur von -i
Wasserspiegel liegt. Dann fällt die Bruckenbahn beiderseits
nach den ufern mit i : 37 und erreicht Ober den Zwischen-
pfeilern 4- 15,335 m, an den Brückenenden eine Höhe von
+ 14,16™. Der Untergurt des Versteifungsträgers liegt im
mittleren Brückenteil 3,5 m unter Fahrbahn-Oberkante, also in
Bruckenmilte auf + 15,075 m über Nullwasscr; an den Zwi-
schenpfeilern ist er bis auf + 9,60 m hinabgezogen.
Leber die Brücke ist längs der Bordkanten je 1 Gleis
einer elektrischen, normalspurigen Straßenbahn mit Unter-
leitung ausgeführt. Unter der Fahrbahn sind längs der Bord-
kante wiederum Kabclkasten, unter den Bürgersteigen Gas-
und Telephonkabel -Rohren durchgeführt. Die Fahrbahn i*t
mit 12 c» hohem Holzpflaster auf doppelter Bohlenunterlage (je
08 9i-- - f?j -
Digitized byafcoogle
2,5 cm) hergestellt, die auf dem die Zoreseisen aus-
lullenden und überdeckenden Aspballbeton ruht Die
Bürgersteigc haben Gußasphaltbelag auf Betonunter-
bettung, die von Wellblech getragen wird
Die Ausbildung der Strompfeiler und Widerlager
geht aus den Abbildgn. 1 1 13 hervor. Die im Unter-
bau 40™ langen und 9,3"' breiten Pfeiler sind mit Luft-
druck bis — 8,5 "' unter Nullwasser abgesenkt und zwar
bestehen die Fundamente aus 2 getrennten Kaissons.
Die Oberkante liegt auf + 8.75 Die Widerlager
waren ebenfalls als für jede Kette getrennte Maucr-
werkskörper geplant und ausgeführt. Sie sind in
offener Baugrube zwischen eisernen Spundwänden
hergestellt worden und ruhen auf einer bis — 4 m
hinabreichenden Betonschicht, die in ihrem dem Strom
zugekehrten vorderen Teile mit t : 10 ansteigt. L'cber
der Ik-tonschicht ist eine Asphaltschicht aufgebracht,
die von den wasserdicht herzustellenden Ankerkammern
das aufquellende Wasser abhalten soll. Auch die
Seitenwande der Widerlagsklötzc wurden in dieser
Weise abgedichtet. Diese Anordnung erwies sich als
nicht günstig und als zu schwach für die Aufnahme
des Zuges der in den Widerlagern verankerten Rück-
haltketten. Das Widerlager an der Ofener Seite zeigte
im Frühjahr 1002, nachdem die Eisenkonstruktion zu
etwa " , montiert und die Kette in der Slromöffnung
ausgerüstet war, eine Bewegung des über der Asphalt-
- s: PU
AbbiMg. n Milüciei BtOi-Wcn-yocrtclihiu.
schicht, die wie eine Kutschfläche wirkte, ruhenden
Mauerteiles. Ms erwies sich daher eine wesentliche
Verstärkung der Widerlager als erforderlich, die nach
tcilweiscmWiedcrabbaudcrEiscnkonstruktion und einei
Beseitigung der Rüstungen an den Rückhallketten und
Portalen bis anfangs 1903 durchgeführt wurde Diese
Verstärkung besieht zunächst darin, daß der Zwischen-
raum zwischen den beiden Widerlagsklötzcn ausge-
füllt wurde und daß man durch letztere in Hohe der
Asphaltabdcckung wagreihte Stollen durchtrieb, die
dann mit Granitmauerwerk gefüllt eine Art Verzahnung
herstellten Vor den Widerlagsstirnen wurde außer-
dem durch tiefere Absenkung von Kaissons noch ein
kräftiger Vorfuß geschaffen und schließlich wurden, um
Kippbewegungen zu verhindern, im Anschluß an dje
leichten Torhfluschcn schwirre massive Aufbauten über
den Ankerkammern aufgebaut und in letztere selbst
noch Eisenbärten zur Belastung eingebracht. In dieser
Form haben die Widerlager der im Herbst 1903 aufge-
führten Probebelastung ladcllos widerstanden. Acußcr-
lich hat die Brücke durch die schweren EnJaufbautcti
jedenfalls nur gewonnen.
Die Ausführung aller Gründungs-, Mauer und-
Steinmctzarbcitcn, sowie die sonstigen nicht zur Eisen-
konstruktion gehörigen Nebenarbeiten waren der Firma
E. Groß, Tärsa und Heinrich Fischer in Wien-
Budapest übertragen.
a6. Marz 1904.
Die Gesamtanordnung der Eisenkonstruktion geht
aus den Abbildgn, 11—14 und aus der schon erwähnten
Uebersichts- Zeichnung in No. 17 hervor. Jede Trag-
wand besteht aus 2 senkrecht übereinander liegenden
Ketten, die mit den auf den Kipplagcrn ruhenden
Portalständern gelenkig verbunden und durch gerad-
linige Rückhaltketten mit den Widerlagern verankert
sind. Soweit die Ketten sichtbar sind, sind sie in
ganzer Lange in einem lotrechten Abstand von 1,52™
parallel zu einander geführt. Bei -I- 10 "C. und in un-
belastetem Zustande der Brücke liegt der theoretische
obere Aufhängepunkt der oberen Kette auf + 51,56 D1,
während der tiefste Punkt in Brflckcnmittc sich dann
auf + 22,56 m über Nullwasser befindet. Die Stütz-
weite der Mittelöffnung ist dann genau 290"", die wag-
rechte Entfernung vom Aufhängepunkt bis zum unter-
sten Kettenbolzen der oberen Rückhaltkctte 69,244 m.
Die Kettenglieder sind mit zylindrischen Bolzen
mit einander verbunden, an welche auch die regulier-
baren Hangestangen angreifen, welche die (Querträger
der Fahrbahnkon^truktion umfassen. Auf die Aus-
bildung der Verankerung und der oberen Verbindung
der Kellen mit den Portalständern, die mit Doppcl-
Kippbolzen erfolgt, kommen wir im Einzelnen zurück.
Die Porialständcr bestehen aus zwei von Mitte zu
Milte 2205 «"•■ entfernten Eisenkasten, die teils aus
vollen Blechen, teils als Fachwerk hergestellt sind.
Sie stehen auf Stahlkipp-Lagern, die
auf gußeisernen Platten ruhen. In
ihrem oberen Teile vereinigen sie sich
zu einem Doppelkaslen. in welchem die
Aufhangebolzen der Ketten gelagert
sind. Durch Querversteifungen über
den Auflagern und am oberen Ende
sind die beiden Portalständer zu einem
festen Portale zusammengefaßt Die
Portale haben eine architektonische
Umkleidung mit einem dünnen Blcch-
mantel erhalten, sind aber in allen
Teilen zugänglich.
Die Versteifungsträger, welche den
lotrechten Deformationen und Schwin-
gungen der Ketten entgegenzuwirken
haben, sind im Obergurt parallel zur
Fahrbahn, also i,25m Über Fahrbahn-
achse liegend, geführt. Der Untergurt
ist parabolisch gekrümmt; er liegt in
Brücken mitte 3,5» unter Fahrbahn,
über den Stroinpfeilern auf + 9,60 und
steigt bis zu den Endauflagern wieder
bis +11,4'" über Nullwasscr an. Die
Trägerhöhe schwankt zwischen 3,58
und 6,99'». Die Feldteilung ist in der Mittelöffnung
6m, im regelmäßigen Teil der Seitenöffnungen 4™.
Die Querträger der Mittclöffnung sind, wie schon be-
merkt, an den Keltenbolzen aufgehängt und zwar ab-
wechselnd an der oberen und der unteren Kette. Nur
in Brückcnmitte ist eine steife Aufhängung hergestellt,
um die wagrechten Schwingungen der Kette durch
den Winddruck auf die Versteifungsträger und den
Wind verband zu übertragen. Die Versteifungsträger
schieben sich über den Strompfeilern zwischen die
beiden Portalwande ein und sind an deren Lagcrbolzen
pendelnd derart aufgehängt, daß sie zwar den Tempe-
ratur-Ausdehnungen folgen, aber sich nicht in lot-
rechter Richtung bewegen können Die Verankerung
der Trägerenden an den Widcrlagei n beschrankt deren
Bewegungsfreiheit in gleicher Weise. Die Einzelheiten
sollen noch später zur Darstellung kommen.
Die allgemeine Anordnung des Windverbandes
geht aus Abbildg. 12 hervor, Er ist mit dem Unter-
gurt des Versteifungsträgers verbunden und als ein
durchlaufender Träger auf 4 Stützen aus bildet, dessen
Mittelteil 290 m Stützweite be-itzt, wahrend den Enden
Jc 45.7 m zufallen Die Endstreben sind zu einer Spitze
zusammengezogen und gegen seitliche Vei .-ehiebung
gesichert gelagert. l.Yher den Stroinpfeilern ist das
Windstreben kreuz durch wagrechte Pendel>tützen
ge^cn die Aufjagerbolzen des Portales abgesteift und
'5'
. .so .
Digitized by Google
dadurchcbcnfallsgcgenseitliehcVerschiebunggesichert, sekundäre Längsträger, Ober welche in der Quef-
während die Ausdehnung im Längssinne ungehindert richtung Zorcseisen gestreckt sind,
erfolgen kann. Das Material der Eisenkonstruktion ist Siemens-
Die Fahrhahn- Konstruktion besteht aus dcnt,20m Martin Fluüeiscn bezw. Flußstahl Nur zu einigen
weitgespannten, als Fachwerkträger ausgebildeten Quer- I.agcrtcilcn ist Gußstahl bezw. Gußeisen verwendet.
trägem, deren Obergurt dem Qucrgefälle der Brücken- Da» Gcsamtmatcrial wurde von den kgl. Ungar Eisen-
tafel folgt, 7 genieteten Längsträgern und gewalzten und Stahlwerken in Diosgyör bezw. Zolyombre/o ge-
sekundären Querträgern. Letztere tragen Ober den liefert. Aus gewalztem oder geschmiedetem Stahl be-
BOrgcrstcigen unmittelbar das die Tafel bildende längs- stehen die Kcttenblechc, alle Gelenkbolzen, die Regu-
gclcgte Wcllbkch, unter der Fahrbahn nochmals lierungsteile der Auflager, die PcndtlstOUcn der Ver-
15a No. 25
steifungsträger an den Portalen Für diesen Stahl
war eine Zerreißfestigkeit von 5000 5500 k*.t)cnl bei
mindestens 20% Dehnung, für die Doppcl kippbolzcn
der oberen Kettenbefestigung eine solche von 6000
bis 6500 ks «1«» bei 15% Dehnung verlangt. Zugelassen
war eine Beanspruchung von MOOktfVia für die Ketten-
bleche, von 850k«",tcm lür die Stahlbolzen auf Absche-
rung. 1 500 k* •>•" desgl. bei Beanspruchung auf Biegung,
2200 ke für den Lochleibungsdruck. Für das Fluß-
cisen, welches den Hauptteil der Eisenkonstruktion
bildet, war eine Zerreißfestigkeit von 3500—4500 kc',i"n
bei 28 22°» Dehnung verlangt und quer zur Walz-
richtung bei gleicher Festigkeit 26 bis 20" „ Dehnung.
Für Niete sollte die Festigkeit nur 3000 4000^ i",
die Dehnung dagegen 32— 26% betragen. Zugelassen
waren 850 M/V™ bei den Fahrbahn-Bestandteilen und
Hangeeisen, iiookKbei den Versteifungsträgern, 1200 k»-'
bei den P01 talständern und dem Wind verband; für
Niete waren auf Abscherung 750 k«, auf Lochlcibungs-
druck 1800 kü/i"n gestattet Gußstahl bei Biegung durfte
das Nötige gesagt. Das Gesamtgewicht der Eisen-
konstruktion stellt sich auf rd 11170', deren Her-
stellung und Aufstellung einen Kostenaufwand von rd.
3,5 Mill. M. verursacht hat. Außerdem sind in den
Dcberbautcn der Widerlager noch 2200' Roheisen
verbaut, das zum Preise von rd. 150000 M von dem
kgl. ungar. Eisenwerk in Vajdahunyad geliefert wurde.
Im einzelnen setzt sich das Gewicht der eigent-
lichen Konstruktion wie folgt zusammen : 4393 ' Kluß-
stahl der Kettenglieder und Gelenkbolzcn, 2082 1 Fluß-
eisen der Portale, 3801 1 Flußeisen der Vcrs'eifungs-
träger nebst deren Aufhängung an den Ketten, der
gesamten eigentlichen Fahrbahn -Konstruktion, des
Windverbandes, 304 1 für die Konstruktionsteile der
Gleise, die Rohrleitungen usw., 589* für allerhand Auf
lagerteile in Schmiedestahl, Stahlguß und Gußeisen.
Die Gesamtkosten des Brückenbaues waren auf
rd. 11 Mill. M. veranschlagt. Ob diese Summe durch
die erheblichen Verstärkungsarbeiten an den Wider-
lagern und die großen Schwierigkeiten, welche der
Beckenanlagc in den Waarhrlutnen <lcr Mannet p*villoni.
Die Arbelterhellltatten der Landes-VerilcherunjsaruMalt Berlin bei Beelitz. Architekten: Schmieden Sc Boelhke in Berlin.
auf 1400 kc, Gußeisen auf Druck mit 800, bei Zug mit Ausführung des Widerlagers an der Ofencr Seite
250 ke .«•"■ belastet werden. Ucbcr die der Berechnung durch Anfahren heißer Quellen begegnete, eingehalten
zugrunde gelegten Belastungsannahmen ist bcrcitsS. 100 werden konnte, ist uns nicht bekannt. — (Koro««!,, ioitt >
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Versicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: Schmieden & Boethke in Berlin.
II. Die Einzelbauten, isdiiut »• .\o
•5-)
Die Kochküchen und die Waschküchen.
ür die Anstalten der Erwerbsunfähigen und
der Lungenkranken ist ein völlig getrennter
schoß die Räume für Speisen und Vorräte, der Fleisch-
Kühlraum und ein durch ein Fenster mit dem Koch-
raum verbundener Bürcauraum. Vor dem Koehraum
liegen ein Eßzimmer für das Personal und ein (■<■-
müseputzraum; zur Rechten schließen sich ein An-
Wirtschaftsbetrieb eingeführt und daher für richtcraum, eine Gesehirrkammer, eine Speisenausgabe
beide Abteilungen je eine Koch- und eine
Waschküche geschaffen. Die Kochküchc
besteht aus Keller-, Erd-, Ober- und Dachgeschoß. Die
Gesamtanlage zeigt der Grundriß S. 86, das Acußere
die Beilage zu No. 15 Der Hauptiaum ist der große
Koehraum, durch zwei Geschosse gehend, gewölbt
und eine Spülküche an. Man beachte die zweck-
mäßige Zusammenlegung dieser Räume. Im Keller-
geschoß befinden sieh Vnrratsräume, im Obergeschofl
Vorratsräumc und Räume für weibliches Personal,
welche letztere sieh bis ins ausgebaute Dachgeschoß
erstrecken Bei dei Hinrichtung der KOehc ist BMI
und an Gewölben und Wänden mit glasierten Steinen einer Belegschaft von 400 Personen für die Abteilung
verblendet. Links vom Hauptiaum liegen im Erdgr- der Erwerbsunfähigen und von 600 Personen für die
26. M»r/ iqoj.
'53
Google
Abteilung der Lungenkranken gerechnet. Für eine
größere Belegschaft können ohne Schwierigkeit weitere
Ergänzungen getroffen werden. Auf die musterhaften
Einrichtungen im Einzelnen einzugehen, würde hier zu
weit fahren; zum Kochen wird vorwiegend Dampf ver-
wendet. Der Aufwand für jede der beiden Kochkuchen
wurde mit 200000 M, der Aufwand fürdie Einrichtungen
beider einschl. der Anrichtekochen in den Pavillons mit
77 000 M. berechnet.
Die Waschküchen haben einen ahnlichen Um-
fang, wie die Kochküchen. Die Grundrißanlagc |S. 79)
ist dem Gang angepaüt, den die Wasche bei der Rein igung
durchzumachen hat. Die schmutzige Wäsche wird in
der rechts gelegenen Wäscheannahme eingeliefert, geht
durch den Sortierraum und von hier in den Einweich-
rauin. Von hier aus erst, nachdem sie in massiven Ein-
weichgefäflen eingeweicht wurde, kommt sie in den in
der Mitte gelegenen llauptraum, die Waschküche. Die
gereinigte Wäsche kommt in den senkrecht zur Wasch-
küche stehenden Trockenraum, von hier in den Man-
gclraum und die Plättstubc, weiterhin in das Wäsche-
magazin oder die Klickstube und von hier aus zur Aus-
gabe. Eine besondere Raumgruppe ist im Erdgeschoß
den Bedürfnissen des Personals vorbehalten. Im Ober-
geschoß liegen die Wohnungen des Personals, ein
weiteres Wäschemagazin und eine weitere Flickstube.
Die Ansicht des Acußeren gibt die Beilage zu No. 13.
Der Aufwand für jede der beiden Waschküchen wurde
mit 206000 M. berechnet-
Das Desinfcktionshaus.
; as Desinfcktionshaus ist eines der wichtig-
sten Gebäude der Anstalt. Seine Haupt-
räume liegen im Erdgeschoß. Der Raum,
in welchem sich die Desinfektions-Apparate
befinden, teilt sich durch eine massive Tei-
lung in eine unreine Seite, auf welcher die zu des-
infizierenden Gegenstände eingeliefert werden, und in
die reine Seite, auf welcher sie gereinigt ankommen.
Für das
der unreinen Seite beschäftigte Personal
sind ein Umkleidezimmer und ein Bad angeordnet.
Nebenräume der Anstalt sind ein Raum zur Aufbe-
wahrung vonBetlwerk, einKlcidcrwcchscIraum, Räume
für die Aufbewahrung von Leichen und für Sektionen,
sowie ein Verbrennungsofen. Der Desinfcktcur, welcher
die Apparate und üefen bedient, wohnt im Hause.
Die Bau- und Einrichtungskosten waren mit 91 000 M.
veranschlagt (Siehe den Grundriß S 86 1
Die Zentral-Badcanstalt.
ic Zcntral-Badeanstalt gehört zu den Haupt-
gebäuden der Anstalt, dient aber nur für
den Gebrauch durch die Insassen der Sana-
torien, nicht auch der Lungenkranken, für
welche in den einzelnen Gebäuden, die für
sie bestimmt sind, ausreichende Reinigungs- und thera-
peutische Bäder vorgesehen sind. Die Zentral-Badc-
anstalt dient nicht nur für Reinigungszwecke, sondern
auch zur hydrotherapeutischen Behandlung, zur Ver-
abreichung von medizinischen, Dampf-, elektrischen
und Hitzcbädtrn, sowie vonSand-, Moor- und Schwefel-
bädern. Mit ihr sind das mcdico-mcchanischc Institut
und eine Turnanstalt verbunden. Durch die Anlage, die
S. 86, 87 u. 89 dargestellt ist, geht ein großer, monumen-
taler Zug, sie erinnert an römische Vorbilder. Die Form
des Grundrisses hatte sich dem dreieckigen Bauplatze
anzupassen. Das Gebäude besteht aus dem langgestreck-
ten Vorderbau und dem Hinterbau mit Kup|>clraum.
Drei Vcrbindtingstcile, die zwei Höfe einschließen, ver-
binden beide Bauten miteinander. Der Haupteingang
mit Eingangshalle liegt an der gegen Norden sich wen-
denden Hauptfront. An die Eingangshalle schließt sich
die quer gelagerte Warte- und Wandelhalle an, auf
sie folgen in der Hauptachse der Auskleideraum und
auf ihn der achteckige Kuppclraum von i3m Durch-
messer für die hydrotherapeutische Behandlung. Um
den Kuppclraum, der hohes Seitenlicht hat, lagern
sich der Ruhesaal, die Säle für Massage und Packun-
gen, sowie der Saal für elektrische Heißluftbehandlung.
Außer diesen Räumen enthält das Erdgeschoß noch
Räume für Moorbäder, Sandbäder, für Extremitäten-
Behandlung und für Inhalationen mit den zugehörigen
Ruheräumen, Massagcräumcn, eine offcneHalle usw. Im
Obergeschoß liegen die Räume für das medico-mecha-
nisehe Institut, der Turnsaal, die medizinischen Bäder,
das Schwefelbad, die elektrischen Wasserbäder und
eine Reihe verfügbarer Räume. Den Verkehr mit dem
Obergeschoß vermitteln zwei Haupttreppen, sowie ein
Pcrsoiienaufzug für gebrechliche Kianke, Das Unter-
geschoß ist für die Ncbenräume der Moor- und Sand-
bäder, für Heizungsräume, Luftkammern und Wärtcr-
wohnungen ausgenutzt. Im Dachgeschoß, in der Haupt-
sache durch die in dasselbe reichenden großen Säle ein-
genommen, befinden sich noch einige Räume für das
Personal. Die Baukosten dieser stattlichen Anlage
waren mit 626 000 M. berechnet. —
Altbürgerliche Baukunst.
RH n der Groß- und Industriestadt räumen nicht nur das
H ra moderne Verkehrsbcdürfnis, .sondern auch die für
gesteigerte Ansprüche de* Geschaftslebcns sich her-
ausbildenden Forderungen mehr und mehr mit den noch
von den Vätern überkommenen Wohnhausbauten auf.
Manches charakteristische Werk verfällt selbst im Zentrum
einer noch pittoresk altertümlichen Altstadt vielfach ohne
zwingenden Grund, häufig reinem Neuerungsdrang zum
Opfer, und wenn auch neues Leben aus den Ruinen blüht,
so kann doch mit dem besten Willen und ohne alle Gegner-
schaft zum Neuen durchaus nicht behauptet werden, daö
stets das .Schönere an die Stelle von jenem tritt,
Selbst viele unserer Kleinstädte hat das .Modernisie-
rungsfieber ergriffen und wenn nicht da und dort behörd-
licher Einspruch ein altes historisch oder stilistisch inter-
essante» Bauwerk reitet, so wird es gar nicht so selten
als man glaubt kurzweg beseitigt. Es ist nicht nötig, ein
Enlhu-iust für alles Alte zu sein, um doch zu der An-
sicht zu gelangen, daß ein ziemlicher Prozentsatz unserer
Stadtbauamtcr in dieser Richtung genau wie andere
Stellen auf dem Gebiete der Wiederherstellungen nicht
mit der Rücksicht für den überkommenen Kuti-tbe-itz vor-
gehen, die erwünscht wäre
hast noch schlimmer aber liegen die Dinge auf dem
platten Lande, insbesondere dort, wo der Spckulations^-ist
irgend ein bis dahin weltvergessenes Nrst zum l.utt-,
Wasser-, Nerven- oder sonstigen Kurort, zur Sommer-
frische oder zum Touristen- Treffpunkt machte. Da reißt
der Bauer sein mit dem Boden förmlich verwachsenes, in
die Gesamtumgebung reizvoll eingepaßtes Anwesen ohne
weiteres nieder und baut ein Schwcizcrhaus, eine skandi-
navische »Villa" u. dergl. hin. Die oberbayerischen und
'54
österreichischen Alpen bieten hierfür zahlreiche lehrreiche
doch sehr wenig erfreuliche Beispiele. Da ist schon manches
„Gasthaus zur Post" mit seinem gemütlichen Acußeren und
Inneren zum protzigen Hotel umgestaltet worden, das zu
seiner Umgebung paßt wie der Salontiroler in eine ur-
wüchsige, noch nicht zum Schutzhaus für Radfahrer und
Automobil - Besitzer umgewandelte Almhülte. I>ie neue
Kirche für ein Dorf von knapp zwei Dutzend Hausnummern
wird als romanische Säulenbasilika oder gothische Hallen-
kirche gestaltet und es werden ihr Raiitnvcrhaltnisse ge-
geben, als hätte das an eine Bergwand gelehnte, in die Ebene
wie ein Spielzeug verstreute Dörfchen die sichere Anwart-
schaft, schon in ein paar Jahren den ersten Schritt zur
künftigen Großstadl zu tun, weil ein paarmal des Tages
die Lokomotive eines l.okalbahnleins daran vorbcipfeift.
Daß diese bäuerliche und kleinstädtische Großstadt-
sucht meist nur die Spottlust herausfordert, anderseits für
das wirtschaftlich rationelle Gedeihen kleiner Gemeinden
so wenig vorteilhaft ist wie ihr Vorbild für die Ilvpothekar-
Vci haltiusse in den Städten, will denSlürmern und Drangern
nicht einleuchten; noch weniger aber greift da oder dort
die Einsicht Platz, daß das künstlerische Prinzip hierbei
am schlechtesten weg kommt.
Wer die Nolredame-Insel in Paris, die Umgebung des
l'lmer Münsters, des Kölner Domes usw. in ihrer alten
Gestalt kannte, mit dem ganzen pittoresken Charakter des
altertümlich Anheimelnden, behäbig Bürgerlich- Patrizi-
srlien, der wird von den vollzogenen Frcilegiingcn und
den l'tmahmungen mit Ziuskasernen schwerlich entzückt
sein. Nicht jede Stadt tragt die Vorbedingungen einer
Umgestaltung in sich wie etwa Berlin oder Budapest, und
nicht überall sind sie >o günstig gegeben, wie dies in
Wien der Fall war, wo die riesigen Glaci» zwischen der
inneren Stadt und den damaligen Vorstädten nach dem
No. 25.
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Das Vc r w a 1 1 u n g s - G c b .1 u d e.
n ihm laufen die Fäden der weiträumigen
Anstatt zusammen. Es besteht aus Keller-,
Erd-, Ober- und ausgebautem Dachgeschoß.
II Es enthält die Vorstands-Zimmer. die Bureaus
für die Verwaltung, die Dicnstzimmer für
den dirigierenden Atzt, die Wohnungen für den Ober-
inspektor und die Assistenzärzte, das Aerztekasino,
die Apotheke und Wohnräume für einen Teil des
männlichen Pflegepersonales. Wohnzwecken sind das
Ober- und das Dachgeschoß zugewiesen; das Erdge-
schoß ist Hauptgeschoß Seine Anlage zeigt der Grund-
riß S. 71, seine Ansicht gibt die Beilage zu No. 1 1 wieder.
Seine Kosten sind mit 276000 M. berechnet. -
Das Gotteshaus.
s ist eine einschiffige kleine gefällig gruppierte
Kirche für 200 Sitzplätze und für beide Kon-
fessionen; es hat daher neben dem Chor
zwei Sakristeien. Der Chor ist gewölbt,
das Schiff hat eine tonuenartige Hol/decke.
Die Bausummc ist mit 52700 M. berechnet.
Nebengebäude- und Anlagen
ierber zählen das Gärtnerhaus mit Gewächs-
haus 162000 M.) (S. 711, das Stallgebäude für
5 I'fcrde, 5 Wagen usw. (49000 M .), die heiz-
bare Kegelbahn ( 18500M), die Werkstatt-Ge-
bäude (S. 69) jeder Männer- Abteilung, die den
Zweck habcn.GenescndcnGelcgenheitzurBeschäftigung
zu geben (jedes 47200 M.), und die Liege- und Wandel-
hallen für Männer und Frauen (161000 M.i. Die letzteren
sind ein wesentlicher Bestandteil aller Lungenheilstätten.
Auf der Männerseite liegen 4 je 45™ lange und 5,7'"
tiefe Liegehallen mit je 48 Liegestühlen; aufder Frauen-
seite 2 Liegehallen für je 40 Liegestühle. Die Aus-
führung erfolgte in Eisen und Holz. Die beiden iti
gleicher Weise ausgeführten Wandelhallen haben eine
Länge von je 84™. -
Arzthäuscr und Pförtnerhäuser
selbständige Baulichkeiten sind die Arzt-
uud die Pförtnerbäusrr zu nennen, Auf
jeder Seite der Sanatorien und der Lungen-
heilstätten ist je eine Villa für den ärztlic hen
Direktor errichtet. Beide Villen sind ein-
ander fast gleich; sie enthalten in Keller- Erd-, Ober-
und Dachgeschoß 9 Zimmer mit reichlichem Zubehör.
Die Baukosten betrugen für jedes der beiden Häuser
73000 M. (Abbildg. S. 851
Die 4 Pförtnerhäuser sind gleichfalls in der Grund-
rißgestaltung fast gleich (S. 6 1 ) .jedes enthält2Stuben und
2 Kaminern. Im Aufriß wurden 2 verschiedene Typen
geschaffen um zu verhindern, daß sich zwei völlig
gleiche Gebäude gegenüberstehen. Die Baukosten
betrugen für jedes Haus 21 500 M.
Architektur und Ausstattung
in kurzes Wort noch der Architektur und
der Ausstattung, indem wir uns vorbehalten,
auf einige technische Einrichtungen, nament-
lich auf das Fernheizwerk, weiterhin einge-
hender zurückzukommen. Die Anstalt ver-
folgt praktische Zwecke, daher mußte jeder dekorative
Aufwand vermieden werden. Gleichwohl aber waren
monumentale Erscheinung und Einordnung in die Land-
schaft leitende Gesichtspunkte für die Ausführung. Ar-
chitektonische Gliederungen aus roten Verblendern mit
weißen Fugen. Flächenverputz aus hydraulischem Kalk,
in sparsamer Weise Haustein und namentlich aber Fach-
werk aus Eichenholz, das war das materielle Rüstzeug,
mit dem eine ebenso dauerhafte Ausführung wie eine an-
sprechende Gesamterscheinung in glücklicher Weise er-
reicht wurde. Die reichen Mittel für die Anstalt haben
keineswegs zu übertriebenen Bildungen verleitet, aber
sie waren doch Veranlassung, die Anlage Ober das
Niveau der reinen Nutzanlage hinaus auch in ihrer
Erscheinung zur idealen Mustcranlage zu gestalten.
Das kommt namentlich auch bei der Ausbildung und
Ausstattung des Inneren zur Geltung. Wir müssen
uns leider auf wenige Beispiele, auf die Wiedergabe
eines Korridors der Männerpavillons, auf die Wieder-
gabe einer Einrichtung zum Mundspülen und Gurgeln,
sowie von Beckcnanlagcn in den Waschräumen der
Männerpavillons beschränken. Sie sollen nichts weiter,
als die vorbildliche Ausstattung lediglich andeuten.
Wer einen vollen Eindruck der Großartigkeit und der
Bedeutung der Anstalt gewinnen will, muß sie selbst
besichtigen.
Den leitenden Architekten, die mit ihrer Errichtung
«•in ruhmvolles Werk geschaflcn haben, stand deren
langjähriger Mitarheiter, Hr. Bmstr. C. Reinhardt,
zur Seite, der sich insbesondere bei der Durcharbeitung
der technischen Einzelheiten und bei der Ausübung
der Oberleitving der Bauausführung ein groUes Ver-
dienst erworben hat. <r'«riM.uu»c (<.:ti i
Fall der Festungswerke förmlich Hie Behauung forderten,
woraus sieh dann die Kingstraße mit ihrer Umgebung
entwickelte.
Betrachtet man Budapest, Kerlin oderandere moderne
Städte au* der Vogelschau, so wird die Erkenntnis kaum
ferne sein, daß sie durch ihre Umwandlung gegen früher
nur gewonnen haben; den gleichen Schluß aber auf Nürn-
berg, die Altstadt Dresdens oder gar auf Rothenburg ob
der Tauber, Heilbronn, Bacharach usw. angewendet, müßte
ein künstlelerisches Defizit ergeben. Man denke sich ein-
mal den geplanten Bau des Stadlmuseums für Wien in die
unmittelbare Nachbarschaft des prächtigen Barockbaucs
der dortigen Karlskirche von Fischer v. Krlach oder als
Gegenüber des Berliner Königsschlosscs von Andreas
Schlüter' Oh, nicht ein Gegner eines neuen Architektur-
Stile», namentlich für die Großstadt, soll und darf man
sein, aber seine Werke gehören in die neu entstehenden
Stadtviertel, an .Stellen, wo sie nicht mit älteren Werken
in künstlerischen Gegensatz geraten. Dahci ist gerade das
bürgerliche Wohn- und Geschäftshaus der gefährlichste
der Versuche aus Stein und Eisen. Fällt es -schon in der
Großstadt oft genug aus einer Straßcnflucht mit älteren
Bauwerken heraus, so wirkt es in der Kleinstadt, dazu
vielleicht in einer romantischen Gegend, noch umso im.
künstlerischer. Ein schlagender Beweis für die Empfin-
dungslosigkeit gegenüber der Umwelt sind auch unsere
schematLsch einförmigen kleinen Stationsbahnhofc und
Wächterhäuser, die häufig das prächtigste Landsehaftshild
stören, obwohl sie ohne weitere Kosten, nur mit ctw,i>
gutem Willen und Verständnis um! etwus weniger Bureau-
kratisrnus jenem vortref fl ich hätten eingefügt wcnlen können
Ist aber in der Großstadt, die in mehr oder minder
schneller, aber in ununterbrochener Umwandlung begriffen
i»t, noch mancherlei aus vielen Gründen begreiflich und
-•6 Mar/ ioo|.
verzeihlich, so trifft nicht das gleiche für die in der Ent-
wicklung ruhigere I^indstadt, den kleinen Ort zu. Was
dort über kurz oder lang sich dennoch einfügt, wird hier
schlechterdings für Jahrzehnte seines Bestandes, wo nicht
für immer, aus dem gegebenen Rahmen herausfallen, in
Suddeutschland mit seinem vorwiegend hügeligen Ge-
lände noch mehr als auf der flacheren Bodengestaltung
des Nordens.
Unter diesen Umständen muß es als ein Verdienst
angerechnet werden, wenn einmal ein Architekt, der auch
malerisch und nicht blo« technisch sehen gelernt hat, das
Skizzenbueh seiner Wanderfahrten zwischen den Gelän-
den des Main und der Etsch für die Allgemeinheit öffncL
|)as tat nun der Münchener Gustav Str iniein mit seinen
Reiseskizzen „Altbürgerliche Baukunst",') in denen
auf vierzig Tafeln so viel des Reizvollen aus Alt-Bayern,
Franken, Tirol und Schwaben zusammengetragen ist, daß
man seine helle Freude daran haben kann. Namentlich
für den Kleinstadt- und den Landbaumeister sind eine
Fülle leicht verwertbarer trefflicher Motive gegeben, die
ihm für die praktische Verwendung ungleich naher hegen,
als che des Monume ntalstilcs, der mit l.auh- und Tannen-
wald immer auf etwas gespanntem Fülle steht. In hohem
Grade begrüßenswert wäre es. wenn von den niederdeut-
schen, rheinischen und den .Sudctenhir.dern 1 lol/tiehwerk-
und Backsteinbauten sich recht b.ild /u Nutz und Fi. .rinnen
der Klein-Architektur ergänzend anschlössen. — ">
Josef Kirchner.
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ruriliir,^ l.',|.|rrt
15
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Wasserversorgungs-Anlagen für alleinstehende Villen.
Hotels, Fabrikanlagen usw. Der geregelten Wasserver-
sorgung alleinstehender Gebäude, die bisher zumeist in
sehr primitiver Weise oder durch Pumpen anlagen mit
verhältnismäßig geringem Nutzeffekt bewirkt wurde, wen-
det man neuerdings erhöhte Aufmerksamkeit zu und sucht
diese Aufgabe auf verschiedenem Wege zu lösen. Wir
fahren nachstehend zwei Einrichtungen an, die sich für
den genannten Zweck eignen.
Als eine Pumpe von gutem Nutzeffekt für kleinere
Leistungen, wie sie für die vorliegende Aufgabe nur in-
betracht kommen, aber für große Forderhohen berechnet,
ist die Kapselpumpe der Siemens-Sehuckert-Werke
zu bezeichnen. Diese Pumpen werden für Forderungen
von 55—860 1 Minute und Förderhöhen von 30 -60 « in
5 verschiedenen Größen gebaut. F.s sind schnell laufende
Pumpen, die für kleine r Ordermengen und große Förder-
höhen einen hohen Nutzeffekt geben sollen, der auf 60 bis
75% berechnet wird. Die Punt|>enwcllc der Kapselpumpen
ist im Pumpengehäusc zu einem Zylinder verdickt, der
im oberen Teile vom Pumpengehäuse dicht umschlossen
wird, wahrend sich letzerer unten zum Arbeitsraum er-
weitert. Bei der Drehung des Zylinders gleiten in diesem
Kaum zwei sorgfältig eingepaßte Schieber senkrecht zur
Achse hin und her und teilen den Arbeitsraum m einen
Saug- und einen Druckraun). Ein Windkessel ist bei diesen
Pumpen nicht erforderlich. Wo elektrische Kraft vorhan-
den ist, eignen sich zum Antrieb am besten Elektromotoren,
und zwar sowohl ( Jleichstrom- wie Drehstrom-Motoren. Die
Puuipenachse ist dabei mit der Motorwclle unmittelbar durch
eine l.edcrkuppelung verbunden Im übrigen können die
Pumpen auch mit Benzin- bezw. Spiritus-Motoren betrieben
werden. Die Ihimpe wird im Keller aufgestellt und ent-
nimmt das Wasser aus dem Brunnen, um es dann durch
dasSteigrohr dem auf dem Boden aufzustellenden Wasserbe-
hälter zuzuführen Letzterer ist zur Sicherheil mit einem
Ucbcrfallrohr auszurüsten. Bei elektrischem Antrieb wer-
den die Kosten für die Hebung von 1 rbm Wasser um 2S"'
auf 3 Pf. berechnet (bei einem Strompreis von 20 Pf. iür
die Kilowattstunde). -
Das für Pumpen dieser und anderer An im Boden-
raun) erforderliche , dem Wasserbedarf entsprechende
Reservoir ist im Winter leicht dem Einfrieren ausgesetzt,
während das Wasser im Sommer hohe Temperaturen an-
nehmen kann, die es als Trinkwasser wenig geeignet
machen. Diesem Lebelstande sollen die von II. I lamme I-
rath & Co. in Köln a. Rh. ausgeführten „ pneumatischen
Wasscrhcbcapparatc" abhelfen, die eines solchen hoch-
liegenden Reservoire nicht bedürfen, bei welchen dasselbe
vielmehr im Keller, also gegen Temperatureinfluß geschützt,
aufgestellt wird. Der Apparat besteht in der I lauptsachc aus
2 Behältern, einem Wasser- und einem Luftkcsscl, welche
mit einer Wasser- bezw. einer Luftpumpe ausgerüstet
und durch eine Rohrleitung miteinander verbunden sind.
Der Wasserkessel wird mittels 1 landpumpe aus dem
Brunnen gefüllt Wird dann der Hahn im Verbindungs-
rohr zwischen Wasserkessel und Windkessel geöffnet, in
welch" letzterem die Luft auf 2 3 Alm. durch die Luft-
pumpe bei Inbetriebsetzung der ganzen Anlage zusammen-
gepreßt wurde, so entleert die eintretende Druckluft den
Wasserkessel mit dem Fortschritt der Wasserentnahme
bis dicht über «las Austrittsventi). Das wird durch ein
Manometer angezeigt, das man am beslen in der Küche
unterbringt, und es muß nun der Wasserkessel umgefüllt
werden, wobei dieLuft in den Windkessel zurückgepreßt wird.
Druekverluste, die nach und nach entstehen, werden durch
Nachpumpen der Luit in den Windkessel von Zeit zu Zeil
ausgeglichen, doch ist da> nur in größeren Zcitabständcu
erforderlich. Kür größere Betriebe läßt sich auch ein
Moloranlrieb einrichten. Für kleinen Bedarf und geritige
Steighöhe werden aurli kottipendiöse Apparate geliefert,
die Wind- und Wasserkessel vereinen. Diese werden
jedoch nur in allrußen fnr 300 bezw. 500 1 Fassungskraft
hergestellt.
Preisbewerbungen.
Einen allgemeinen Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
würfen für ein Handelskammer - Gebäude In Pilsen erläßt
die dortige Handels, und Gewerbekammer zum 15. April d. J.
Es gelangen 3 Preise von laoo, 800 und 500 Kr. zur Ver-
teilung Die Entwürfe sind 1:100 verlangt,
Ein Ideenwettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
ein herrschaftliches Wohnhaus In Honnef a. Rh. wird von
Hrn. W. liirarrlct in Essen-Ruhr ausgeschrieben. Es ge-
langen 3 Preise von 2000. isoo und 1000 M zur Verteilung
und es sollen 3 nicht preisgekrönte Entwürfe für je 500 M
angekauft werden. Unter den Preisrichtern befinden sich
die Brte. Guckuck und Wiebc in Essen, Geh. Reg. -Rat
Prof. Dr. K. Henrici in Aachen, Reg-Rat Dr. H Muthe-
sius in Berlin und Prof. A. Schill in Düsseldorf. —
Zur Erlangung von Entwürfen für ein Kaiser Josef II.
Denkmal und die künstlerische Ausgestaltung der Terra.s«.e
am Marktplatz In Teplltz - Schönau wird ein Wettbewerb
für deutsch-böhmische Künstler ausgeschrieben, in welchem
3 Preise von 1200, 800 und 600 Kr. zurVcrteilung gelangen —
Wettbewerb höhere Mädchenschule Pasewalk. Es liefen
tg3 Entwürfe ein. von welchen keinem der I. Preis von
600 M. erteilt wurde. Sollte in der Tat unter einer so großen
Anzahl von Entwürfen nicht wenigstens einer gewesen sein,
welcher des geringen l'reises von 600 M. würdig gewesen
wäre? Einen Preis von .100 M erhielt Hr. Rud Koch in
Berlin; einen weiteren Preis von 40oM.die Hrn.Genschel
& Fredorf in Hannover und Magdeburg; einen Preis von
200 M. Hr. Arch. Ludw. Müller in Rheydt. Zum Preise
von je 100 M. wurden angekauft die Entwürfe der Hrn.
Fr. Beyer in Berlin -Schoneberg und Hugo Freyer in
Solingen. Der Entwurf des Hrn. Rud. Koch wurde
zur Ausführung bestimmt und der Verfasser des-
selben mit der weiteren Bearbeitung betraut. So
erfreulich dieses Ergebnis ist, so bedauerlich ist es, daß
bei der so zahlreichen Beteiligung die Preissumme nicht
ganz zur Verteilung gelangt ist, sondern eine Summe von
200 M. (1200 M. in Aussicht gestellt und icoo.M. verliehen)
zurückbehalten wurde. Schon das Maß der Arbeitsleistung
(Entwürfe 1 : 100) hätte die Fachleute des Preisgerichtes
veranlassen sollen, auf der ungeschmälerten Verteilung
der Preissumme zu bestehen.
Wettbewerb Stadthaus Bremen. Verfasser des Entwürfe«
„Multatuli" ist Hr. Hellmuth Cuno in Frankfurt a. M. —
Brief- und Fragekasten.
Anmerkung der Redaktion. Die Anfragen fOr unseren Brief-
und Fragekaaten häufen sieb in der letzten Zeit in einer solchen
Weise, das« die Beantwortung; derselben bei dem bescheidenen
Raum, den wir dieser nur zur Verfügung stellen können, sich gegen
unseren Willen vielfach verzögert Wir sehen uns dalier zu der
Bemerkung genötigt, daas wir nur noch die Anfragen vou all-
gemein e min tercssc berücksichtigen können, welchen der
Nachweis des Bezuges unseres Blattes beigefügt ist.
Wenig Aufsicht auf Beantwortung haben auüerdem die Antrugen,
deren Erledigung auf dem Wege der Anzeige möglich ist Grund'
sltzlich sollte der Briefkasten nur dann in Anspruch gen«n>n:eu
werden, wenn andere Wege versagen. Keinesfalls sind wir
in der Lage, längere Gutachten abzugeben, umfangreiche Schrift-
stricke zu studieren, mit den Absendern von Anfragen in einen
Schrittwechsel zu treten, oder die Gründe für Sichtbeanrwortung
anzugeben. Es liegt ferner im lnteie«>e der Absender, bei Rück-
lagen stets die ur«pi nnglichc Frage zu wiederholen —
Hrn. Arch. H. R. In Köln. Durch die Aufforderung an
Jemanden, sich an einer Submission zu beteiligen und seine Preis-
forderung abzugeben, wird kein Dicnstvertrsg im Sinne des B, G -B
§611 fu'g begründet. Sie stellt namentlich keine .Bestellung" her,
sondern bietet nur dem Betreffenden dir Gelegenheit, sich um L'eber-
traeueg einer Arbeit zu bewerben. Es hängt von seinem freien
Willen ab, sich darauf einzulassen; tut er dies, so verfolgt er nur
seinen eigenen Nutzen. Hieraus folgt, dafl er zur Korderung einer
Vergütung derjenigen Zeit und Mühe nicht berechnet ist, welche er
zur Aufstellung seiner Preise und zum AustulU-n des ihm übetgebeiicn
AnschUg -Foi miliares durch F.insetrcn der Prcisziffcrn etwa ge-
braucht bat. Mulite er fltr eine richtige Beicchnung seiner Selbst-
kosten und damit dn ri< hligen und ihm gewinnbringenden Piciscs
Hulfslristungm beanspruchen oder llolfimittrl gebrauchen, z. B.
Zeichnungen anlcrtigeu, so geschab auch dies lediglich des eigenen
Vorteils wegen und deshalb nicht zum Nutzen desjenigen, welchem
das Picisarcebot abgegeben wurde. Folglich fehlt es an jeder
lechtlichen Grundlage, auf welche der Anspruch auf Vergeltung der
Leistungen ge.nH/i weiden kniinte Allerdings wird neuerdings die
Ansicht zu vei leidigen versucht, d*ö B G -B. «jbia, weichet bestimmt:
.eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn dir Dienst-
leistung den 1' instanden nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten
ist* die rechtliche L'nieilsge bietet, das abgegebene Preisangebot
vergüte! zu verlangen. Die Rechtsprechung sieht ihr entgegen.
Sie untersucht vielmehr, ob da« Angebot zum Nutzen des Aufge-
foi'lerten oder des Auffordernden gereicht und pflcut das erstere
in allen Fallen anzunehmen, in welchen nicht etwa Im sondere Tat-
unislande dafür sprechen, daß ausnahmsweise dos l'ebeigewicht
des Vorteils auf Seiten des Ausschreibenden hegt Man tlaif also
daiauf ri ebnen, d«ü die Klag' n auf Vergeltung fiberwiegend der
Abweisung verfallen weiden. Seit jedoch die Streviriige aufge-
taucht ist, gebietet die Voisicht, im Antioid. rungstrhreiben auszu-
sprechen, dafi eine Vergütung dem Einsender eines Piei-angehote»
nicht zusteht. K H r.
Inhalt: Die neue ich Simtl. nlrOktn Clicr ille Donau in H.i<L>l«-»t
IKortsetzunj) - 1>'C Aiheiter>iril«l.»lir:i Oer Ijmrles - Vri«.i Kerungsanstall
Her'.ln l«-i Ii, elitz iFornwt/uiv^l. AUbOtw r|„ nr f
- Preishewrrrxiiigrti. — Kriel- und Fl ankitten.
Hier/11 eine Bildbeilage; Die Klisabetll-Bruckc in Budapest.
Verlag der Deuts-her. (Weitung. O. ai. b. II , Berlin FCr die Redaküoo
vrranrwortl. Albe« IL foisnn, Hr-h,. D„uk von Witti. Greife. Berlin.
Nu ?5
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
g5 XXXVIII. JAHRG. m 26. BERLIN, DEN 30. MÄRZ I9o4
Zur Erhaltung des königlichen Opernhauses in Berlin.
letzte große Theaterbrand in Chicago hat ähnlich gangenheit, >o sehr durch den Verkehr gefährdet und dabei
e die Katastrophe im Ringtheater zu Wien (vor zugleich -o wenig gehütet, wie in Berlin, nachdem der Ma-
I er
wie
23 Jahren) die natürliche Folge gehabt, daß fast
alle Theater einer genaueren Prüfung auf ihre Fcuer-
sicherheit unterzogen und in mehr oder minder prakti-
scher Weise mit Schutzvorrichtungen versehen wurden,
Die zielbewußte „Zweckmäßigkeit", mit der man bei ein-
zelnen Theaterbauten damit vorging, hat bei dem kdnigl.
Opernhause zu Berlin bei.spielswei.se zu einer entstellenden
Verunzierung des AeuUeren geführt, die in Anbetracht
der hervorragenden I.agc dieses monumentalen Werkes
auf die Dauer nicht zulässig sein kann. Möglich, daß
die jetzige höchst unglückliche F.rschcinung mit dazu bei-
getragen hat, den Gedanken eines zweiten, erheblich größe-
ren, den modernen Anforderungen der Fcucrsichcrheit
und des Verkehres gleichmäßig entsprechenden Opern- liehe Klassierung der Denkmäler, wie die Franzosen,
hauses früher, als es sonst geschehen wäre. praktisch hervor- so würde wohl Niemand im Zweifel darüber sein können,
treten zu lassen Der Gedanke eines neuen Opernhauses daß die Oper unter den ersten und bedeutsamsten Werken
an sich -- das ist kein Geheimnis - - wird an den nächst-
beteiligten Stellen seit längerer Zeit schon als etwas Selbst-
verständliches angesehen, was durch die jüngsten Ver-
handlungen der Budgetkommission des preuß. Abgeordne-
tenhauses eine gewisse Bestätigung erfahren hat. Nach den
darüber vorliegenden Berichten ist an dem Plane der Er-
richtung eines neuen (Jpemhauses in Berlin wohl nicht
mehr zu zweifeln und in der Hauptsache nur noch strittig,
in welchem Verhältnis Krone und Staat sowie unl. Untat
«ist rat noch vor zwei Jahren einen Beitrag von nur 3cm M.
iür die Anstellung eines Konservators abgelehnt hat"!
Gontwd'l prächtige Kolonnaden am Alexander-
platz sind fast nur durch Zufall gerettet worden, Schlütcr's
alte Post an der Kurfürstenbrücke ist trotz einer von
Schinkel angeregten Kabinctsorder Friedrich Wilhelms III.
dem Abbruch verfallen, die schöne Front der ehemaligen
Gen e ra I- Lot te r ied i rckt ion am fiensdarmenmarkt so-
eben mit Mühe erhallen worden. Wir müssen also die
Augen offen halten, besonders jetzt, da nach Vieler Mei-
nung Knobelsdorff's Oper, die Licblingsschöpfung Fried-
richs des Großen, bedroht sein konnte.
Hätten wir bereits die wiederholt beantragte gesetz-
eingereiht wäre, sie hätte gesetzlichen Schutz und könnte
nur unter Mitwirkung der Volksvertretung, die sicher
niemals zustimmte, angetastet oder gar beseitigt werden,
Aber auch ohne ein besonderes Gesetz hat die Re-
gierung die Macht, die wesentliche Veränderung oder Zer-
störung eines Denkmales von historischer und künstlcri-
»chcr Bedeutung zu verbieten, und schon oft genug ist
von diesen Schutzbestinintungen Gebrauch gemacht wor-
den. Der erbitterte, im vorigen Jahre ausgefochtene Kampf
um das Nordertor in Flensburg zeigte den staatlichen Denk-
die Stadt Berlin zu den Kosten beitragen, und an
welcher Stelle der Netibatt ztir Ausführung kommen soll, malsehutz auf der vollen Höhe, und hei dem gegenwärtigen
geeigneter Plätze, als welche Ausbau des französischen Domes auf dem Gen-darmen-
Durch die geringe Zahl
u. a. die Grundstücke des Kroll sehen Thealers am Königs-
plalz bezw das sog. Prinzes-innenualai« Unter den Linden
genannt werden, erscheint die Gefahr nahe gerückt, schließ-
lich die Stelle des jetzigen Opernhauses in Vorschlag
gebracht zu sehen!
Wenngleich es schwer wird, einen solchen Vorschlag
für möglich zu halten, so lehren doch mancherlei Vorgänge
der neueren Berliner Baukunst, daß es gut ist, bei Zeilen
gegen einen derartigen Gedanken Widerspruch zu erheben,
Es ist das um so nötiger, als Preußen zwar seit einem
Jahrzehnt eine durch alle Provinzen organisierte Denkmal-
pflege besitzt, nicht aber wie Hessen ein Denkmal-
schutzgesetz , weshalb es vielleicht fraglich sein kann,
wie weit die Befugnisse des Staatskonservators gehen,
besonders gegenüber einem Bauwerk, da- ursprünglich
auf königliche Kosten errichtet wurde. Ein anderer wun-
der Punkt ist der. daß die Stadt Berlin, als ein eigener
Verwaltungsbezirk (innerhalb der Provinz) bezüglich ihrer
Bauwerke und Denkmäler der seit 1893 bestehenden
„Kommission für die Erhaltung der Kunstdenkmäler in der
Provinz Brandenburg" nicht 'mit unterstellt ist und somit
im Sinne der Denkmalpflege ohne Organisation und herren-
los dasteht. In keiner Stadt Deutschlands sind die vater-
ländischen Baudenkmäler, die Zeugen einer großen Vcr-
tnarkt will man in größter Pietät mit Kechl -clb-t die steile
Neigung der allen Dächer beibehalten.
Diese im Charakter des deutschen Volke- begründete
Treue gegen -ich selbst, die sich in der Verehrung für
die Werke der Väter bekundet, dic-en schönen Zug der
Hochschätzung des L'eberlieferten sollte man nun auch
auf das Opernhaus zu Berlin übertragen,
l'eber die Eigenschaft des kgl Opernhauses als eines
Denkmales brauchen wir im- liier nicht weiter zu ver-
breiten; Niemand wird diesen Nachweis von uns verlangen.
Doch wollen wir nicht unterlassen, einige Gesichtspunkte
für die Bedeutung des Werkes im Stadlbilde und Inr
seinen geschichtlichen Wert zu erörtern. Beides führt
un- von selbst in die Zeit seiner Entstehung unter Fried-
rich dem Großen.
Das königl. Opernhaus ist das erste monumentale
Werk, das Friedrich unmittelbar nach Antritt seiner Regie-
rung in Angriff nahm, als die erste derjenigen -einer
Schöpfungen, die zu der vornehmen Erscheinung der
heutigen Kaiserstadt das Meiste beilragen. Die Freude
an der Musik, die ihm in der Jugend trübselige Stun-
den verschönte, ließ bei der ersten Anwesenheil 111 Dres-
den, besonders nach der personlichen Bekanntschaft mit
Graun den Plan eine- großen Theater- entstehen, dessen
Vorläufer in Rheinsberg bereits ins Werk gesetzt wurde, entworfen war, nahm von vornherein an Allem den größten
Knobeisdorff hatte unausgesetzt das Projekt im Auge be- Anteil, ja Knobelsdorff begleitet seinen Entwurf mit den
halten und nur kurze Zeit nach dem Tode Friedrich Worten: „j'ai l'honneur de presenter ä Votre Maieste les
Wilhelms I. gedachte der junge König ein Opernhaus neben Plans de la Maison de l'Opera qu'F.lle a formes Ellc-mCme
der Kurfürstcnbrflckc (auf der Stelle desjenigen Marstalls) et dont il Lui a plu de mc conficr lExccution".
erbauen zu lassen. Die Entscheidung aber fiel erst im Mag man diesen Satz auch nicht im weitgehendsten
Herbst, als Friedrich vom kronprinzlichen Palais aus einen Sinne auffassen, so mahnt er doch, die größte Pietät
froOen freien Platz entdeckte, der das Theater in die gegenüber einem Werke zu wahren, das der große König
lucht der Linden bringen mußte. Der König rückte das mit so viel Liebe verfolgte. Das blieb auch in der Folge
Haus mit voller Ueberlcgung gerade an diese Stelle, ob- so, als die großen Mittelfürdie Ausfahrung zu beschaffen
schon dieselbe, wie ein Blick auf den alten Stadtplan lehrt, waren, deren Aufbringung den König, wie seine Briefe
sehr ungünstig war und erst die Verlegung des alten
Festungsgrabens erforderte (s. Abbildg. 4). Gerade hieraus
aber möchte man schließen, daß Friedrich mit seinem
Freunde Knobclsdorff schon damals einen größeren ein-
heitlichen Plan für eine monumentale Bebauung der Lin-
den mit der Anlage eines sogen. Forum Fridericianum
im Auge hatte! —
So erhalt dieses Haus plötzlich eine höhere Bedeutung,
weil in der Wahl "
Plaues gerade der Aus
gangspunkt für die
weiteren Verschöne-
rungen Berlins zu er-
blicken ist Auf einem
Stiche Roscnbcre's vom
Jahre 1780 (s. Abbildg. 7)
zeigt sich denn auch,
in welch' wirkungsvoller
Weise die Oper mit dem
Palais des Prinzen Hein-
rich, mit dem Zeughaus
und dem gegenüber lie-
genden Kronprinzenpalais
eine großartige Gruppe
bildet, das Herz der
alten via triumphalis
der preußischen Könige.
In diesem Sinne ist das
Opernhaus ein histo-
risches Denkmal, das
einem der wichtigsten
und schönsten Teile der
Stadt mit sein Gepräge
gegeben hat und auf das
Engste mit der Fürsorge
Friedrichs d. Gr. für seine
Residenz zusammenhängt.
Aber Buchkünstlerisch
ist es ein bedeutsames
Werk, da Knobeisdorff Abb. a. Urumlnß de« Oprrnlnuv*
der Meister des Schlusses ™ch«J«»Pl«n von U.W v. KnoM-..
1741. I !siix k (ursprünglicher
Zu-land)
b K.t.lnetlr. d Klume für die
Schju»|nclci. e. K.1iii|;l Loee.
doiif.
beweisen, unausgesetzt im Felde beschäftigte.
Zu allen Zeiten ist es anerkannt worden, daß das
Opernhaus in seiner schlichten Vornehmheit als eine
der edelsten Schöpfungen der damaligen Zeit gelten muß und
auch heute noch durch die feine Abwägung des Maßstabes
von großem Eindruck ist.
Aus der Geschichte der
Oper nur kurz das Fol-
gende. Nachdem die ersten
Pläne noch im Jahre 1740
entstanden, begann man
mit dem Bau selbst 1741
und am 7. Dezember 1743
konnte bereits Graun's
Oper: „Cäsar und Cleo-
patra" gegeben werden.
Kurz nach dem Tode
Friedrichs II. ließ sein
Nachfolger durch Lang-
hans den Acltcren, den
Architekten des Branden-
burger Tores, einige Ver-
besserungen vornehmen,
die eine Beringe Verbrei-
terung der Bohnenöff-
nung, eine bessere An-
ordnung der Logenwände
und das Zurückrücken der
Galeriestützcn sowie die
Einfügung der großen
Mittell ;oge für den Hof
betrafen. Su blieb das
Haus unwesentlichen, bis
V gi die Hrand von 1 8 13
eine gründliche Wieder-
herstellung durch Lang-
hans d. Jüng , den Archi-
tekten des KaiserWilhelm-
Palais, erforderte, derun-
Abb. 3. UiuiidriB de« (>p«rnlmu«e* ter tunlichster Schonung
natli dem Umbau von 1787 u von 1843 ,jes Alten zur Erziclung
<Arch Langhan,, Vater und Sohn.) bedeckter Treppen-Auf-
,SJ,I den, »ndhehen Anbau von .869.) Jfe R££,itc jer
A Apollo - (Kutuerti Sud. K. Zusibauei- 1 ° ;. vrrlrtrte und
.«um C Bahne. D. Vorraum. I .angseiten \ erlegte und
als weitere Zutat 1869 drn
7r^»<" kleinen Ausbau der Hahne
an derSüdseite ausfahrte.
Trotz dieser Wandlun-
gen blieb die U(>er in
ihrer klassischen Gesamt-
erscheinung im Großen
und Ganzen unberührt
und behauptete ihren Platz
in dem alten historischen
Stadtbildc, zugleich ein
Merkstein der künstleri-
schen Bestrebungen Frie-
drichs des Großen. Auf
das Bild der Linden, wie
es so dasteht und wie
es mit der Entwicklung
Prcussens historisch
geworden ist, haben
unseres Erachtens auch
die Stadt und das Volk ein Anrecht, über das man nicht
ohne Weiteres zur Tagesordnung Obergehen sollte (Abb. 7).
Wenn auch das Haus heute nicht mehr den Anforde-
rungen des modernen Theaterbetriebes genügen mag, so
sollte man es jedenfalls erhalten als ein Zeugnis der
Zeit und des Wirkens des Großen Königs. Ware
es doch zweifellos leicht, unter etwaiger Beseitigung des
neueren Bühncnanbauc« das Innere im Sinne KnolieN-
dorff's (nr festliche Veranstaltungen nach Art der Kedouten
und Subskriptionsbälle beizubehalten und die ehemaligen
Kolonnaden der Buhne wieder herzustellen.
Man entmin sich der lebhaften Kample, die vor
Jahren in Köln um die Wiederherstellung der Porta
zu Sanssouci — der den
hervorragendsten Archi-
tekten des 18. Jahrh bei-
gezählt werden muß. die-
sen Bau durch die Eigen-
art der Anlage, durch die
Schönheit aller Verhält-
nisse und durch die liebe-
volle Durchführung im
Einzelnen zu einem Werke
ersten Ranges geschaffen
hat. Stilistisch brach er
dabei mit der trockenen
Architektur der Gcrlach
schcnRichtung und machte
für uns die Oper zu einem
Schöpfungsbau. Mit wel-
cher leinen Abwägung die
architektonischen Glieder
geformt wurden, dafür
zeugen die Originalradic-
rungendes Arch. Funcke
in Augsburg (1743), dem
damals alle Pläne und Bauzeichnungen zur Verfügung ge-
stellt waren. „C'est la Magnificencc d'un Kdificc bati ä
I' Antique, qiie les plans de ccs fcuilles representent",
so lautet die Aufschrift des ersten Blattes seiner Vcr-
Ollentlu liung: und bei der Wiedergabe des Purtikus ist
ausdrücklich hervorgehoben, daß die korinthische Säulen-
slelluim, die nach keiner bestimmten Kegel sich richtete,
lediglich der l .e-amtwirkung des Gebäudes angepaßt ist.
!>»■ Au-fiihruni: dieser Vorhalle in Werkstein Obertraf Alles,
was bis dahin in dieser Art in Deutschland nder Frankreich
entstanden war. Der König, nach dessen Idee das Opern-
haus iisiterVel'einigung des Zuschauerraumes mit Apollosaal
und Buhne zu einem gewaltigen Festsaal (vermöge Hebung
des Parterres), der öffentlichen Redouten dienen sollte, Paphia auf dem Domplatz geführt wurden, obwohl nur
158 No ab.
Uni. d<
l.imlru
Hai. «I. Matajr, 0|*-ro-
v. Schwedt.
Abb 4. Lagcplan der Streekc vom Luatgartcn bis <u den Linden. 174a.
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tum
,Vr,Jrf
Abb. 5. Hanptfront dr» Opernhauaet Unter den Linden im unprOngl. Zualande (Arch.: Knobeladorf f).
Abb. 6. Anweht de» Opernhauaes von Oden her. (Nach einer Zeichnung von Hintie ) Vm 1830.
noch ganz geringe Spuren
der römischen Anlage vor-
handen waren ; wir haben
vor Kurzem die erregten
Auseinandersetzungeneriebt,
die um die Wiederherstellung
des alten I.usthauscs in
Stuttgart stattfanden — in
beiden Fallen trotz mangeln-
der Erfolge ein ehrendes
Zeugnis für den gesunden,
pietätvollen Sinn der Bevöl-
kerung. Und dabei sollte man
in einer Zeit, die derWieder-
hcrstellung der Saalburg und
dem Ausbau der Hohkönigs-
burg ein so weitgehendes
Interesse entgegen bringt,
mitten in der Hauptstadt des
1 -anHes eine Schöpfung des
großen Königs angreifen
wollen? Undenkbar!
Ganz unabhängig von der
Frage eines Neubaues er-
hoffen wir entschieden das
Eintreten allerFreunde
der Denkmalpf lege und
des I Iciniatsch ut zes f flr
dicErhaltungdeskönigl.
Opernhauses, Ober das wir
unterschreiben, was in dem
Werke „ Berlin und seine Bau-
lcn"( 1806) bei Erwähnung der
Notwendigkeit einer neuen
Oper gesagt wird: „Dem
alten Hause wird sein künst-
lerischer Wert für immer
verbleiben. Er ist ihm ge-
sichert durch die kunstge-
schirhtliehr Bedeutung der
Knobelsdorf 'sehen Fassaden
und durch die unübertroffene
Wirkung des Zuschauerrau-
mes, der sich allen moder-
nen Schöpfungen gegenüber
behauptet hat".
I*. Walle.
Krami>rm/1. PaUi*
(Aren. Grrlarht.
Orn-ifihau«
( Arrtl. KnutirUtJoitr J
I.inürtullr«-.
Palnl« Prin» Hritirkh
(Arth. Kmibtlidoilf )
K':. ! /■ .Julie.
(Xtttag, s>c|iliiu 1 . <lc Hodti
Abb. 7. Blick nach den Linden von Osten her. iStich von Ko«enhctg > t'm 1780.
30. März 1904
Mitteilungen aus Vereinen.
Mlttelrhelnlscher Arch.- u.
Ing. Verein. (Schluß). In der
7. ordentl. Wintcrversamml.
am 9. Nov. v. J. wurde nach
F.rledigungdesgcschäftlichen
Teiles durch den Vorsitzen-
den Hrn. Imroth und durch
Hrn. Schmick, die beiden
Abgeordcten des Vereins,
Mitteilungen Ober die dies-
jährige Abgeordneten - Ver-
sammlung des Verbandes in
Dresden gegeben.
Dic8.ord.Vers. am 23. Nov.
v. J. war besonders zahlreich
besucht. An die Vorbespre-
chung eines Antrages des
ürtsvercins Wiesbaden we-
gen Bemessung des Jahres-
beitrages für das Jahr 1904
schlössen sich die Mitteilun-
gen des Hrn. Wagner über
den IV. Denkmalpflege-
tag in Erfurt. Der Vortra-
gende gab in kurzen Zügen
ein Bild über die dort zur
Verhandlung gekommenen
Gegenstände und hob im Ein-
gang die nn ersten Male
bei «lern IVnkmalpflcgetjg in
Erfurt Ktattfebkbte otfizJeUe
Vertretung der Archilcktcn-
vereme und die Bedeutung
dieser Tatsache lur die künfti-
gen Tagungen dieser Art her-
vor. Eingehendere Würdi-
gung erfuhren die von Mini-
sterialrat von Biegeleben in
Erfurt vorgetragenen Dar-
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legungen übcrdicAusführungdeshcssischenDcnkmalschutz-
Gcsctzcs, die seither durch Bestellung von Dcnkmalpflcgcrn
lOr Baudenkmäler und Altertümer eingetretene Organisa-
tion und deren für die Folge geplanter Ausbau durch Be-
stellung v»n Hilfsarbeitern für die Denkmalpfleger und Be-
rufung von Vertrauensmännern aus dem Laienstandc. Da
für die Gewinnung der erstgenannten Kräfte der Mittclrh.
Arch.- u. Ing.-Vcrein nach einer von dem Ministerium des
Inneren ihm übersandten Denkschrift zur Mitwirkung be-
rufen ist, Schlott sich an die Ausführungen des Vortrages
eine längere Aussprache, in deren Verlauf auf Ersuchen
des Vorsitzenden Hr. Min.-Kat v. Bicgeleben das Wort
ergriff und die Ziele der erwähnten von ihm verfaßten
l>cnkschrift eingehend erläuterte und den Verein und seine
Mitglieder, insbesondere die jüngeren, zur tätigen Mitarbeit
an der praktischen Denkmalpflege und Inventarisation
aufforderte. Auch die Denkmalpfleger für Baudenkmäler,
die Hrn. Wickop, Pützer und Walbc, wiesen auf den
bereit* empfundenen Mangel an freiwilligen Hilfsarbeitern
hin, wofür Privatarchitekten, städtische und staatliche Bau-
beamte, namentlich die jüngeren, für geeignet erachtet
wurden. Auf Vorschlag des Vorsitzenden, den auch Hr.
I.andsberg warm befürwortete, wurde beschlossen, ein
Rundschreiben mit entsprechender Aufforderung an alle
Vereinsmitgliedcr ergehen zu lassen.
Anregend war auch die am 7. Dez. v J. abgehaltene
q. <>rd. Versammlung, in welcher nach Mitteilungen des
Vorsitzenden, Hrn. Imroth, über die von dem Magdeburger
und Hamburger Verein gelieferten Bearbeitungen über
Kleinwohnungen Hr. Bergrat Dr. Steuer über die neueren
praktischen Arbeiten in der Geologie, insbesondere
über deren Verwertung bei der Ausbildung der Bauinge-
nieure sprach. Redner streifte die Entwicklung der prakti-
schen Geologie aus dem Bergbau in Sachsen und im Harz,
insbesondere aus den Anregungen, die der Mansfeldcr
Bergbau lieferte, erläuterte sodann die hiernach eingeführten
Bezeichnungen und die Bestimmungsmcthodcn Die peiro-
graphische und palilontologische Methode wurden hier ge-
nannt; erstere sei aus dem Gesteinsvorkommen, letztere
aus den in den Gesteinen nachgewiesenen 1-ebcwcsen ab-
geleitet. Großer Wert sei den mikroskopischen Unter-
suchungen beizulegen. Die Ziele der Geologie für den
Unterricht und die Ausbildung der Ingenieure seien dahin
zusammenzufassen: Kürzere Behandlung der allgemeinen
Geologie, weil der Student zum Begreifen derselben keiner
besonderen Anleitung bedürfe; eingehender Unterricht in
der Formationskundc unter besonderer Berücksichtigung
der für den Ingenieur so wichtigen praktischen Gesichts-
punkte; Schilderung der einzelnen Gebirge durch topo-
graphische Geologie. In Ergänzung derVoricsungen mußten
hinzutreten die Uebungen Endlich sei, soweit nötig, der
geologische Unterricht mit der Baumaierialienkunde zu ver-
binden. Nach Vorzeigung von Profilaitfnahmen und Ober-
flächen-Durchschnitten und Erläuterung der Anfcrtigungs-
weise durch die Studierenden Schlott der Vortragende seine
Ausführungen mit einem Hinweis auf die mustergültige
Hinrichtung von geologischen Exkursionen an der Wiener
technischen Hochschule. Der Vorsitzende knüpfte daran
noch einige Bemerkungen über die von ihm beobachtete
geologische Schulung der Beamten und Leute aus dein Volk
in Württemberg, die vom Vortragenden bestätigt wurde.
Am at. Dez. v. .1- (and die ;jg Hauptvers mit 25 Mit-
gliedern statt Nach Begrüßung und geschäftlichen Mitteilun-
gen, der Vorlage des Berichts über die Vcrcinstätigkeit und
Erstattung des Kassenberichtes ging man zur Beratung des
Antrages des t irtsv ereins Wiesbaden (Iber, die Rechnungs-
führung für den Mittelrhem. Aich • und lug Verein und
für den Darnistädler Ortsvcrein zu trennen und di-m Er-
gebnis entsprechend den Vercmsbcitnu, zu bestimmen Es
wurde beschlossen, dem Antrag stattzugeben, soweit es
jetzt möglich isi, den Gcsamtvcrcin von den Ausgaben
für die Veranstaltungen in Dannsta.lt (mit Ausnahme der
Hauptversammlung zu trennen und bei Festsetzung des
Beitrages für die folgenden Jahre eins Ergebnis der ge-
trennten genauen Kasscnfuhruug als Grundlage zu nehmen.
Darauf crfolctc die Wahl von 4 neuen Aus»ehutt-Mit-
glicdctu, der Ihn Stegmayer, Knapp, läger und
l'.erndt, sow ie des Vorsitzenden, welche wieder auf Ilm
Imroth fiel Hr. Hol mann regte die Veranstaltung von
Vereins-Wcttbewerben an. 111 welchen als Aufgaben
das Entwerfen oücntlichcr Gebäude und hervorragender
l'rivatbaiiten im l-andc im Einvernehmen mit den Bau-
herren gestellt werden sollten Dieser dankenswerten An-
regung soll naher getreten werden. II. W.
Vermischtes.
Zur Frage des teilbaren Zuschauerraumes In Theatern
sei bemerkt, daß ein solcher sich seit mehr als 10 Jahren
ausgeführt im „ Audilori um -Gebäude " zu Chicago
160
befindet. In diesem Opernhaus« können die beiden
obersten Galerien einzeln durch Klappdecken (covcsi von
dem übrigen Zuschauerraum abgeschlossen werden. Ver-
anlassung zu dieser Anordnung gab zunächst der Umstand,
daß auf volle Besetzung des 5 — fiooo Personen fassenden
I lauses nicht immer zu rechnen war. Nach eigener Ueher-
zeugung ist die Akustik im Falle des verkleinerten Hauses
eine gleich vorzügliche wie bei voller Besetzung. Der
Erfinder der dort erstmals aufgetauchten und angewandten
Idee ist ein Deutscher; Inc. Müller, damals Burcauehcf
der Architekten Adler Ar Sullivan in Chicago —
Julius Beeckmann. Arch. in München
Preisbewertiungen.
Ideen -Wettbewerb herrschaftliche« Wohnhau» Honnef
a. Rh. Es handelt sich um eine anziehende Aufgabe: um
Entwürfe für ein freistehendes herrschaftliches Wohnhaus,
sowie für ein Fortierhaus mit anstoßendem Gewächshaus.
Die Außenansichien sind in Sandstein oder Verputz an-
zunehmen. Die Bausunime darf ausseht. Heizungs- und
Belcuchtungs- Anlagen, sowie Möbeln höchstens die Summe
von 100000 M. erreichen. Das Programm enthält u.a. die
Bestimmung: „Es können auch ein Architekt und ein
Innendekoraleur die Entwürfe gemeinsam ausarbeiten und
einreichen". Diese Möglichkeit hätte wohl nicht angeführt
zu werden brauchen, denn jeder Architekt, der in der
Lage ist, einen Entwurf zu fertigen, der künstlerisch
besteht, wird unter keinen Umständen den inneren Aus-
bau aus der Hand geben, umso weniger, als er den viel-
leicht anziehendsten Teil des Hauses bilden kann. Das
Arbeitsausmaß ist etwas reichlich; es werden nicht nur
sämtliche geometrischen Zeichnungen 1 : 100 verlangt, son-
dern auch zwei perspektivische Ansichten des Tlausrs
in Federzeichnung oder farbiger Behandlung, so-
wie einige perspektivische Skizzen der Inncnraume, jeden-
falls der Diele, gleichfalls in Federzeichnung oder farbiger
Behandlung zur Bedingung gemacht, Uebcr die Erteilung
des Bauauftrages ist jedoch nichts bemerkt Zwei An-
sichten der Umgebung der Baustelle ergänzen in erwünsch-
ter Weise die Unterlagen. —
Neubau für die westpreuDlsche Provlnzial-Landschafts-
Dlrektlon In Danzlg. Die Entscheidung in dem ausge-
schriebenen Fas«adeti-Wet!hewerb, dessen Jurv u a Geh,
Brt. Dr. Steinbrecht in Marienburg und Stadtbrl. I.udw.
Hoffmann in Berlin angehörten, ist folgendermaßen aus-
gefallen: Unter 144 Entwürfen erhielt den I Preis von
2000 M. der Entwurf „inidrun" des Hrn. Arch Kurt
Hempel in Dresden, den II. Preis von 1000 M der Ent-
wurf „Straff im Sistem" des Freih. von Tettau in Berlin,
einen III. Preis von je 500 M. die Hrn. Arch Dr. Wilhelm
Jung in Schöneberg in Gemeinschaft mit Fritz Beyer in
Berlin, sowie Felix Krüger in Berlin Zum Ankauf wur-
den die Entwürfe der Arch l'aul Speer in Berlin und
Max Hummel in Kassel vorgeschlagen. -
Wettbewerb Festhalle Landau. Den I Treis von 3000 M.
erhielt Hr. Aich. Ilcinr. I.ompel in München, den II l'reis
von 2000 M Hr. Arch. Willi . Scherer in Mannheim, den
III Preis von 1500M Hr. Arch. Eriedr. titln in Kirn a d N
Außerdem wurden drei weitere Entwürfe der Hrn. Herrn.
Görke in Düsseldorf, F. Werz und Paul llubt r in Wies-
baden und Otto Kotitz in Kassel angekauft
Wettbewerb Stadttheater Gablonz a. N. Den II. l'reis
errang llr Wenzel Bürger in Chemnitz, den III Treis
die Ilm K Ba.lstieber und K. Keiner in Wien.
Einen Wettbewerb betr. Entwürfe für eine höhere
Töchterschule In Kleln-Zabrze erläßt der Gemeindevorstand
unter Verheißung dreier Preise von tooo, 750 und y» M —
Wettbewerb höhere Töchterschule Pasewalk. Es muß
heißen attstatl Gcnschc! „V Fredorf : Gensehel \ Fresdorf.
Bnef- und Fragekasten.
Antrauen an den Leserkreis.
F.ine «t.ldtische Stralle iwisehen dem Bahnhof und »tark be-
triebenen Steinbrüchen und mit einem Gelitte, da» streckenweise
auf 11 — 13"., steict, soll eine Befestigung erhallen, die den 80 Ins
100 Ztr. schweren, stark gebremst beiqab itehcnden Steinfuhrrii
widersteht. F.ine Befestigung mit Schntterdn ke auf Steii packung.
deren Herstellung allerdings «ehr n schwer! war, da die Sil »In-
dern Veikehr nicht entrugen weiden konnte, hat sich nicht ge-
halten. Schon nach 1 1 Jahr war die gan/r IVcke abgefahren und
die Fahrbahn kommt ftbeihaupt nicht mehr zur Ruhe Mit weh heu
Hilfsmitteln Witt hier ein beledigender /»stand zu schaffen ■
Madtbmsti K. K in Kirn a Naiie.
Inhalt: Zur Kiluhunir <l»s ks" < nwrehjust« m Herii» - M<l«iknur*
aus Wri iiier.. -- Vr 1:11 isi hn -i. — Prembrwer bunten — t s i tri - utiil Kragekaktm
Vei' ,l<-i ts-uls.hen HiiueitiiTV, 1. ra I' II.. Beul«. Fm die Hcdnklion
vet -Ltwortl Allx-rt llulnionn, Hrilm. 1 • 1 c • W v,"i Wilh. liinr. IU- Im.
No. jb.
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= D EUTSC H
ESCHAFTSHAUS DER
HANDELSKAMMER
IN DÜSSELDORF *
* * * ARCHITEKT
1IERM. VOM ENDT
IN DÜSSELDORF *
ANSICHT DER VOR-
DERFASSADE * * *
E BAUZEITUNG =
XXXVIH. JAHRGANG 1001 * N<
Google
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 27. BERLIN, DEN 2. APRIL 1904
Geschäftshaus der Handelskammer in Düsseldorf.
Architekt: Hermann vom End« in Düsseldorf, (lticmi »in» Biiiibctia^, »owie dir MMdmfm & 165.)
Pfälzer Sandstein, der eine angenehme gelblich rote
Farbe hat, verwendet worden.
Von der in den Portalbogen eingebauten Freitreppe
gelangt man in die Eintrittshalle is. Abbildg. S. 165),
deren Abmessungen 71» zu it,2m betragen und die
als Diele mit Holzpaneelen und einer Balkendecke aus-
gestattet ist: ein breiter Treppenaufgang fahrt zum
I Obergeschoß. An diese Halle schließen sich nach
der Straße zwei Kommissions-Zimmer an, welche in
Verbindung mit der Halle zu kommerziellen Zwecken,
wie Börsen-Versammlungen usw, Verwendung finden
können. Von der Halle aus gelangt man in die Ge-
schäftsräume der Kammer, welche nach dem Garten
zu gelegen sind und aus einem großen Bureauraum,
einem Zimmer für den Präsidenten nebst Vorzimmer und
einem geräumigen Arbeitszimmer für den Geschäfts-
führer bestehen. Außerdem befinden sich im Erdge-
schoß noch Toilettenräumc und das Nebentreppenhaus.
In dieser Anordnung ist die Grundrißanlage eine außer-
ordentlich einfache und natürliche.
Ucber die von der Halle ausgehende 1,7™ breite
Treppe gelangt man in das I. Obergeschoß, in wel-
chem nach der Straße zu der große Sitzungssaal mit
einem Nebenraum für das Publikum und nach der
Gartenseite die Bibliothek, das Lesezimmer und ein
Arbeitszimmer für tlen Assistenten mit Vorzimmer,
außerdem noch Garderobe und Toilettenräumc liegen.
Der Sitzungssaal hat eine reiche Ausstattung mit
Holzpaneclen und Holzdcckc erhalten, die Wände
sind mit rotem Stoff bespannt. In den Fenstern des
Sitzungssaales sind in Buntverglasung die Wappen
von Preußen, der Rheinprovinz, der Stadt Düsseldorf,
sowie der zum Handelskammer-Bezirk gehörigen Städte
Hilden, Gerresheim, Kaiserswert und Ratingen ange-
bracht. Das II Obergeschoß und das darüber liegende
Giebelgeschoß sind von der Wohnung des Geschäfts-
führers der I landelskammcr eingenommen, welche durch
eine Nebentreppe, die durch das ganze Haus führt, zu-
gängig ist. Im tiefen Erdgeschoß liegt, von der Straße
unmittelbar zugängig, die Wohnung des I lausmeisters.
Das Haus wird durch eine Zentralheizung erwärmt und
ist sowohl mit das als auch mit elektrischem Licht ver-
sehen. Das Ziel würdiger Repräsentation ist in seiner
Gestaltung gut erreicht. —
161
[Is die Düsseldorfer Handelskammer den Plan
faßte, ein eigenes Geschäftshaus zu bauen,
! ging der mit dem Entwurf betraute Architekt,
Hr. H. vom Endt, von dein Gedanken aus,
für einen Handelskammer - Bezirk, in dem
Handel und Industrie in so hoher Blüte stehen, ein
Gebäude zu schaffen, welches - nicht allein die Ge-
schäftsräume der Kammer aulzunchmcn bestimmt Wir,
sondern nebenbei auch die äußere Repräsentation der
Körperschaft übernehmen konnte.
Die für diesen Zweck angekaufte Baustelle, mitten
im regsten Handel und Wandel in der Graf - Adolf-
Straße gelegen, mit einer Straßenfront von nur 16 m,
ließ dem Architekten für die Entfaltung seiner Pläne,
soweit sie sich auf die äußere Gestaltung der Front
beziehen, keinen besonders großen Spielraum. Was
der Baustelle an Breite fehlte, mußte durch dieTicfen-
und Höhenentwicklung des Gebäudes ersetzt werden.
Der Künstler hat sich, um dies erreichen zu können,
die in den Hansastädten noch heute zumteil vor-
handenen alten Gildehäuser zum Muster genommen
und das sich malerisch in das Straßenbild einfügende
Giebelhaus, bei welchem der First des Hauses nicht
parallel, sondern senkrecht zur Straße gerichtet ist,
in neuer Form erstehen lassen.
Die äußere Architektur ist frei in loser Stein-
schichtung so gestaltet, daß in ihr die innere Raum-
anordnung leicht erkenntlich ist
Um dem Eingang ein charakteristisches Gepräge
zu geben, ist die Treppe, welche zum hohen Erdge-
schoß hinauf führt, frei in einen mächtigen Portal-
bogen als Doppeltreppe eingebaut. Ueber den Fenstern
des I. Obergeschosses, in welchem sich der Sitzungs-
saal befindet, sind die Embleme von Handel, Industrie
und Bergbau usw. angebracht. Ueber dem II. Ober-
geschoß ist eine Loggia angeordnet, welche ein Gegen-
stück zu dem Portalbogen bildet. Dem Giebel zur
Seite stehen 2 Sandsteinfiguren, die männliche den
Bergbau und die Industrie, die weibliche den Handel
und die Schiffahrt darstellend. Bekrönt wird der
Giebel durch eine in Kupfer getriebene Figur des
I landelsgottcs Merkur. Zu der in rauher und wirkungs-
voller Bosscnbchandlung mit dem Gegensatze feineren
Ornamentes gehaltenen Eassade ist ein wetterfester
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Versicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: Schmieden & ßoethke in Berlin
Die technischen Einrichtungen.
I icht nur unter den technischen Einrichtungen
der Heilstatte selbst, sondern auch unter An-
lagen ähnlicher Art nimmt das Fernheizwerk
einen so hervorragenden Platz ein, daß es ge-
rechtfertigt erscheint, demselben eine einge-
hendere Darstellung zu widmen, die wir
arbeiter an diesem Werke verdanken.
Das Fernheizwerk.
Entwurf und Ausführung: Rictschcl & Hennebert; »"> Berlin.
Von Ingenieur Wilhelm Vocke.
Zur Begründung der Gesamtdisposition des Fern-
heizwerkes müssen wir nochmals kurz unter Beigabc
eines Planes auf die räumliche Anordnung und Ver-
teilung der Anstalt zurückkommen.
Das Gelände umfaßt rd. 140 ''*. Es wird in west-
östlicher Richtung von der Berlin-Wetzlarer Eisenbahn,
in nord-sudlichcr von derBeelitz-Blicscndorfcr Chaussee
durchschnitten, wodurch sich von selbst vier völlig
getrennte Abteilungen für erwerbsunfähige Manner,
erwerbsunfähige Frauen, lungenkranke Männer, lungen-
kranke Frauen ergeben. Jede dieser Abteilungen soll
nach vollendetem Ausbau der Anstalt
drei große Krankenpavillons umfassen ;
und zwar sind diese derart bemessen,
daß jeder Männerpavillon bei einer
Frontlänge von i68m insgesamt 186,
jeder Frauen-Pavillon bei 96™ Lange
82 Kranke aufzunehmen vermag. Die
Anstalt ist also nach vollendetem Aus-
bau für rd. 1600 Kranke bestimmt.
Mit Rücksicht auf die unerläßliche
vollkommene Trennung der Lungen-
kranken von den Erwerbsunfähigen,
ebenso der Männer von den Frauen,
auch mit Rücksicht auf die günstige
Verteilung von Licht und Luft und
auf die Schaffung von Spazierwegen
durften die Gebäude nicht dicht zu-
sammengebaut, sondern mußten auf
das Gelände nach Möglichkeit verteilt
werden, vergl. Abbildg. 1 , sowie S. 62
in No. 11.
Daß die gewaltigen Gebäude mit
Zentralheizung versehen sein müßten,
stand von vornherein fest. Denn wel-
ches Personal wäre erforderlich gewe-
sen, um nur in einem Männcrpavillon,
der 150 beheizte Zimmer enthält, die
Oefcn zu bedienen, ganz abgesehen
davon, daß es galt, den hygienischen
Anforderungen in der vollkommensten Weise zu ge-
nügen. Nun stand man aber vor der Frage, ob es vor-
teilhafter sei, jedem einzelnen Gebäude mit Rücksicht
auf seine Größe eine selbständige Heizanlage zu geben,
oder ob man für sämtliche Gebäude die erforderliche
Wärme an einer, unt. Umst. an zwei Zentralstellen er-
zeugen und, Dampf als Träger der Wärme benutzend,
von da aus verteilen sollte.
Die Verwaltung entschied sich zunächst ftlr den
bis dahin fast ausschließlich begangenen erstgenannten
Weg. Da aber die Krankenpavillons, sowie die Koch-
und Waschküchen für Koch-, Wasch-, Bade- und Steri-
lisierzwcekc unter allen Umständen Dampf vcm ininde-
(Foriwt/un^.)
für die beiden südlichen Abteilungen, welches gleich-
zeitig die Licht-undKraftzentralc bilden sollte, war sogar
schon gerichtet, als beschlossen wurde, den Entwurf
im Sinne des oben an zweiter Stelle genannten Weges
umzugestalten. Es ist zu vermuten, daß die glückliche
Vollendung und Erprobung des von der Firma Riet-
jf^. schel & Hcnncbcrg in Dresden erbauten staatlichen
Fernheizwerkes zu dieser Wendung den ersten Anstoß
gab Jedenfalls wurde der Chef genannter Firma, Hr.
Kommerz. -Rat Henneberg, aufgefordert, sich über
die Vor- und Nachteile beider Ausführungsweisen gut-
achtlich zu äußern. Der Raum verbietet es, das inter-
essante Gutachten hier wiederzugeben: doch sei es
gestattet, einige wesentliche Punkte, die auf ähnliche
Anlagen, entsprechend verändert, ebenfalls Anwen-
dung finden können, hier zu wiederholen.
Hr. Henneberg machte u. a. darauf aufmerksam,
Abbildg.
daß zur Verteilung des lirenmnateriales auf dem Ge-
lände, sowie /um Ascheiitransport , an einem kalten
Tage etwa 12 Wagen mit 12 Pferden und 25 Arbeitern
to Stunden lang angestrengt arbeiten müßten. Kr
wies darauf hin, daß die idyllische Ruhe auf dem Ge-
lände zerstört und die Staubfreiheit der Luft beein-
trächtigt weiden würde. Er beleuchtete die Frage der
Feuersgefahr, welche beim Vorhandensein von 25 Ein-
zel-Kcssvlanlagen in den Gebäuden natürlich ungleich
größer sein würde, als beim Vorhandensein nur einer,
räumlich ganz abgetrennten Zentralfeuerstelle; er gab
tler Befürchtung Ausdruck, daß unter Umständen die
den 25 Einzel-Schornsteinen entweichenden Vcrbren-
stens 1,5 Atm. Spannung bedurften, da' ferner Hoch- nungsgasc sich Ober das ganze Gelände ausbreiten
druckkcssel aus baupolizeilichen Gründen in den Ge- würden und daß dadurch mindestens der Nutzen der
bäuden selbst nicht aufgestellt werden durften, so war Lungenheilstätte infrage gestellt werden könnt« . Er
ohnehin sowohl für die beiden südlichen, wie für die bewies weiter, daß das Anlagekapital durch die Erbau-
beiden nördlichen Abteilungen die Anlage je eines ge- ung eines Fernheizwerkes nur verhältnismäßig wenig
meinsamen Kesselhauses geplant, von welchem aus
der Hochdruckdampf für Wirtschaftszweckc den ein-
zelnen Gebäuden mittels Rohrleitungen in unterirdischen
Kanälen zugeführt werden sollte.
Bereits waren alle Pläne nach diesen Gesichts-
sich vergrößern würde, da die unterirdischen Kanäle
zur Aufnahme «1er Heizleitungen ohnehin wegen der
Wirtschaftsleitungcn nötig wären, und daß auch die
dauernden Ausgaben für «las Brennmaterial geringer
würden, weil die an zentraler Stelle vereinigten llwli-
punkten durchgearbeitet und das Zentral-Kcsselhaus druckkcssel infolge ihrer zweckmäßigen Befeuerung
i6j No. 37.
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erheblich kleinere Oberflächen zu besitzen brauchten,
als dezentralisierte Niederdruckkessel, deren Wärme-
Aufnahmefähigkeit infolge des automatisch geregelten
Koks-Daucrbrandcs eine sehr beschränkte sei, Endlich
wuUte Hr. Henneberg die gegen die Betriebssicherheit
und Wirtschaftlichkeit der Anlage erhobenen Bedenken
durch Hinweis au( bereits im Betriebe befindliche An-
lagen, insbesondere auf das staatliche Kernheizwerk
in Dresden, sowie durch Aufstellung einer Rcnlabili-
tälsrechnung, zu zerstreuen. Die Baukommission stellte
sich nach eingehender Prüfung auf den Boden des
Gutachtens und übertrug die Ausführung der Firma
Rietschel & Henneberg in Berlin, welche auf dem
Gebiete der Fernheizungen sowohl hinsichtlich der Gc-
satntanlage als der Konstruktion bahnbrechend vor-
gegangen war und der Aufgabe inbezug auf Erfahrung
und Leistungsfähigkeit zweifellos gewachsen erschien.
Nach dieser für das Verständnis der Anlage er-
forderlichen Einleitung gehen wir nunmehr zur nähe-
ren Beschreibung über, wobei sich Gelegenheit bieten
wird, hie und da eine allgemeine Betrachtung über
den Bau von Fernheizwerken einzuflechtcn. Bemerkt
sei noch, daü der Verfasser dieses Aufsatzes von An-
beginn an seitens der Firma Rietschel iV Henneberg
mit der Bearbeitung der Beelitzer Anlage betraut war
und auch die Ausführung von Anfang bis Fnde leitete.
Die nachstehenden Ausführungen beruhen daher auf
genauer Kenntnis der Verhältnisse.
Die erste bei der Ausarbeitung des Fcrnhciz-Ent-
wurfes zu erledigende Frage war die Entscheidung
Ober die Anzahl und An-
ordnung der Kessel, na-
mentlich darül>er,obdicse
Kessel in einem oder in
zwei Kesselhäusern unter-
zubringen wären. Durch
eine Dampf-Fernleitung in
Bad Elster, woselbst der
Bctricbsdampf fürdas kgl.
Badehaus auf eine Ent-
fernung von 600 ■ quer
Ober ein Wirsengc'ändc
gefaht t werden mulite.war
1— 3-4
Abbüdy. 2
Abbildg. 3,
bereits der Beweis erbracht, daü es bei Verwendung
geeigneter Isolationsmittel wohl möglich ist, die Ab-
kühlungsverluste auch auf größere Strecken derart
einzuschränken, daü der Betrieb ein wirtschaftlich
rationeller bleibt. Eine wesentliche Rolle spielt hier-
bei auch die richtige Wahl der Anfangsspannung, mit
welcher man den Dampf in die Rohrleitung treten läüt.
Wählt man diese Spannung zu niedrig, so erhält man
weite Rohre, welche eine groüc Oberfläche für die
Abkühlung bieten, und infolgedessen bei gleichzeitig
hohen Anlagekosten keinen billigen Betrieb ermöglichen.
Ucbcr ein gewisses, für jede Anlage besonders zu be-
stimmendes Maü hinaus die Anfangsspannung zu stei-
gern, empfiehlt sich jedoch ebenfalls nicht, da von einer
gewissen Spannung an die Dampfrohre nur noch un-
wesentlich kleiner werden, die Dampftemperatur und
damit die Wärmcvcrluste aber wachsen.
Da die verschiedenen, in diesen Richtungen unter-
nommenen wärme-ökonomischen Rechnungen günstige
Ergebnisse zeitigten, so wurde beschlossen, für die Lun-
genheilstätte, also innerhalb der beiden nördlichen Ab-
teilungen, überhaupt ein Kesselhaus nicht zu errichten,
um diesen Teil der Anstalt vollständig frei von Rauch
und Staub zu erhalten, und ein einziges großes Kessel-
haus für die gesamte An-talt innerhalb der südlichen
Hälfte, unter Benutzung des für letzti rr allein bereits
im Bau befindlichen Hauses herzustellen. (Der Grund-
riß des so entstandenen Doppel-Kesselhauses ist S. 79
bereits wiedergegeben, seine Beschreibung S. 87. Es
enthält insgesamt 14 Comwall- Kessel von je 100
3. April 1904.
Heizfläche > Für diese Entscheidung sprach u a auch
die Möglichkeit einer besonders günstigen und billigen
Anordnung des unet läßlichen Kohlen - Zufuhrgleises,
das von der Wetzlarer Bahn abzweigend auf aufge-
schüttetem Damm bis an das Kesselhaus herangeführt
werden konnte und die Kohlen in Bunker abgibt, aus
denen sie mittels kleiner Wagen demKcsselhaus zugeführt
werden können. Schließlich sprach dafür die Möglich-
keit, das Kondenswasser von allen Gebäuden ohne Zu-
hilfenahme von Pumpen nur mittels natürlichen Gefälles
zur Kondens-Wassergrube zurückzuführen. Etwaiger
Rauch aus dem Schornstein wird durch den vorherr-
schenden Westwind vom Anstaltsgelände fortgelrieben.
Für den zweiten Teil der Aufgabe, die Anordnung
der unter dem Gelände anzuordnenden Kanäle (Rohr-
V.i.
V.fc
Abbüdg. 4. Datii|)!verbr»ui Ii rir.r» Pavil 011«
■1 \- 1 \
■1" i"l i i t t l J — t— 4 — i — t — » n -» < " 1 1
Abbildg. 5. DjmpKcrbrau. Ii rincr KochkOchc.
.„..TT
Abbildg. 6 Gesamt- Wjkrmc-Dijgfamiii.
tunncl) waren hauptsächlich folgende Gesichtspunkte
zu beachten:
1. Der Dampfweg vom Kesselhause nach den ein-
zelnen Gebäuden mußte so kurz wie möglich sein
(er beträgt in max 1^50"» bei einer größten Entfernung
in der Luftlinie von 850"").
2. Die Tunnel sollten unter den bereits angeleg-
ten oder geplanten Wegen angeordnet werden, damit
letztere durch die Wärme der Tunneldecke nach Regen-
wetter möglichst bald abtrocknen, bei Schneefall oder
Frost aber schnee- und eisfrei erhalten werden könnten.
Auch sollten Abholzungen von Bäumen nach Möglich-
keit vermieden weiden.
3. Die Kcllcrkorridore der Pavillons waren mög-
lichst zur Durchführung auch von Fernleitungen zu
benutzen, um an Tunncllängc zu sparen.
»63
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4- Die Eisenbahn durfte nur an der Chaussee-
kreuzung von dem Rohrkanal unlcrsch ritten werden.
5. Die Tunnel sollten mit ihrer Decke unmittel-
bar unter dem Gelände liegen, damit sowohl unnötig
tiefe Ausschachtungen wie Aufschottungen vermieden
würden.
So entstand die im Lagen] an (Abbilde, n durch
die starke Linie angedeutete Führung der Kanäle. In
derselben fallt die zickzackförmige Strecke auf, welche
vom Kesselhaus«- aus nach der Lungenheilstätte führt.
Ihre Form ist in Folgendem begründet:
Ein Eisenrohr von (00 m Lange dehnt sich um
etwa 20'"' aus, sobald gesättigter Dampf von 8 Atm.
Spannung hindurch geleitet wird. Man pflegte eine
solche Ausdehnung bisher durch omegaförmige l'eder-
rohrc aufzunehmen (zu kompensieren», oder bediente
sich sogen. Linsen-Koinpensatoren, Stopfbuchsen- oder
Gclenkrohre, um den Schub unschädlich zu machen.
Alle diese Konstruktionen sind aber nicht einwandfrei.
Sic sind entweder in ihrer Wirkung nicht vollkommen
sicher und bedürfen einer sorgsamen und unausge-
setzten Wartung; oder sie haben, wie z. B. die im
Handel erhältlichen Omrgarohre, nur eine kurze Lebens-
dauer. Diese folgt daraus, daß die Abmessungen der
Rohre für die in den Preislisten angegebenen Leistun-
gen meist zu gering sind Hatte man für den vor-
liegenden Zweck auch die Abmessungen aufgrund
sorgfältiger Berechnung und unter Annahme mäßiger
Beanspruchungen besonders festgestellt, so wäre trotz
der erheblichen Anschaffungskosten noch im Material
ein zu bemängelnder Faktor zu finden, da das Kupfer
mit höherer Temperatur an Festigkeit einbüßt und mit
der Zeit kristallinisch d. h. brüchig wird. Aus diesen
Gründen würde vom Einbau besonderer Kompcnsatoren
Oberhaupt abgesehen und zur sogen. .Strecken-Kom-
pensation" übergegangen. Der sehr einfache Grund-
gedanke dieser Ausführungsform ist der, daß man
einer zwischen zwei bestimmten Punkten festgehaltenen
nicht geradlinigen Rohrleitung durch ihre Form und
durch die Art ihrer Lagerung Gelegenheit gibt, sich
ohne Widerstand so zu bewegen, wie die eintretende
Ausdehnunges bedingt. Der erste Widerstand liegt in den
bisher üblichen Aufhängevorrichtungen dcrRohrleitung.
Es kamen deshalb Kugellager zurVerwendung (s. Abb. 2),
in denen die rollende Reibung so gering ist, das sie
nicht inbetracht kommt. Zweitens wurden die Strecken
so eingeteilt und mit Richtungs-Acnderungcn versehen,
daß das Rohr bei der Erwärmung sich auf seiner
ganzen Länge durchbiegen mußte. Wie dies erreicht
wird, zeigt Abbildg. 3. Hieraus erklärt sich ohne
weiteres die zickzackförmige Führung der Leitung und
so wurde es möglich, die langen Leitungen gewisser-
maßen „in sich", d. h. ohne Anwendung besonders
stark beanspruchter Zwischenglieder, zu kompensieren.
Da mit der Festlegung der Tunnclführung auch
die Lange der einzelnen Rohrstrecken bestimmt war,
so ergab sich nunmehr als nächste Aufgabe die Be-
rechnung der durch die einzelnen Rohrstrecken zu
transportierenden Wärmemengen und der entsprechen-
den Rohrdurchmcsscr.
Der Dampfverbrauch für die einzelnen Gebäude
ist kein gleichmäßiger; er schwankt in täglicher und
jährlicher Periode. Er mußte deshalb für die beiden
am weitesten auseinander liegenden Fällt», nämlich so-
wohl für einen kalten Winter-, als für einen heißen
Sommertag, und zwar einzeln für jede Tag- und Nacht-
stunde festgestellt werden. Die Ergebnisse der Be-
rechnung wurden behufs größerer Ucbcrsichtlichkcit
und sicherer Beurteilung graphisch aufgetragen. In
Abbildg. 4 ist der Dampfverbrauch eines Pavillons für
männliche Lungenkranke, in Abbildg. 5 derjenige einer
Kochküche in Form eines Diagrammes dargestellt
Durch die wiederum graphisch aufgetragene Addi-
tion der Einzel-Diagramme entstand das in Abbildg. 6
wiedergegebene Gesamt- Wärniediagramm der ganzen
Anstalt, wie es sich ohne Rücksicht auf den Dampf-
verbrauch der Dampfdynamos gestaltet. (Der höchste
Dampfverbrauch ist auf 8 Mill. Wärmeeinheiten be-
rechnet und zwar für die Zeit zwischen u---ial'hr
mittags und bei 20 0 C Außentemperatur.) Da die
Anstalt über eine Akkumulatoren-Batterie verfügt, so
konnte von der Annahme ausgegangen werden, daß
der elektrische Strom für Kraftzwecke während der
Stunden des größten Wärmehedai fes, also etwa von
7 12 L'hr vormittags, aus den Akkumulatoren ent-
nommen werden konnte, «laß also eine zusätzliche
Beanspruchung der Kessel hierdurch nicht herbeige-
führt wurde. Sobald der Dampfverbrauch für lleiz-
und Kochzwecke abnimmt, was etwa um 12 Uhr mittag*
eintritt, heizt man die im Betriebe befindlichen Kessel
nicht etwa ab, sondern läßt zunächst eine, bei weite-
rer Abnahme des [Icizdampf-Vci brauche* eine zweite
I >ampfdynamo anlaufen Mit dem er/cugienStmin werden
zunächst die Sammelbatierieii wieder geladen, später
aber wird bei eintretender Dunkelheit «las Lichtnetz
mit Strom versorgt. I >as Anlage- und Betriebskapital
der Kessel wird auf diese Weise am vorteilhaftesten
atisgenutzt, da einerseits nicht nur einige, sondern
fast alle Kessel tagsüber im Betriebe sind und ander-
seits die mit dem An- und Abhcizen verbundenen
unvermeidlichen Wärmeverluste auf das Mindestmaß
beschränkt werden
Im Diagramm, Abbildg 6, ist als Ordinateneinhcit
1 Mill. Wärmeeinheiten angenommen. Da ein Corn-
wall-Kessel von ioo')"1 Heizfläche, wie deren 14 in
Beelitz gebraucht werden, bei einer Mindest -Wärme-
aufnahme von 10000 W.-E. für 1 'in' Heizfläche gerade
1 Mill. W.-E. leistet, so läßt sich aus dein Diagramm
die icweilig zum Betriebe der Anstalt nötige Anzahl
von Kesseln unmittelbar ablesen: vormittags um 11 Uhr
müssen etwa 11, abends um 6 Uhr etwa 9 Kessel an-
geheizt sein, - (r,>n«-u.Hit futjti
Zur Frage der Umgestaltung
I.
H^ci Allen, die den Dresdener Thcatcrplatz kennen,
I herrseht darin l'ebereinstinimung, daß er unbefriedigt
1 läßt. Ich unterschreibe Sittc's Urteil; auch ich habe
den Eindruck öder l'lat/leere; Wirkung und Orientierung
der ausgezeichneten den Platz säumenden Bauwerke ist
verloren gegangen. Nur pflichte ich seiner Ansicht nicht
bei. daß ein künstlerisch wirksamer Platz nicht mehr zu
schaffen sei, vielmehr kann dem üblen Zustande der
Gegenwart mit verhältnismäßig geringen Opfern abgeholfen
werden. Die Angelegenheit hat mich ganz besonders be-
schäftigt; das Krgehnis meiner Studien lege ich hiermit
dein Leserkreise dieser Zeitung vor
Die Regulierung des Thea(erplat/es zerfallt in vier
besondere Aufgaben. Zunächst ist der Theaterplatz
selbst in Ordnung zu bringen. Kr muß durch ein
Bauwerk an der Klbe verkleinert werden, das ungefähr
die Hohe des jetzt vorhandenen Restaurants hat, dessen
Bauflucht zum .Museumsflügel parallel lauft und das bis
über die Ku]>|M-lachse des Museums gegen die llnfkirche
vorgezogen wird. Die Längsachse des Theaters wird dann
.Mittelachse des Platzes. Dieser ist außerdem an der
les Theaterplatzes in Dresden.
Theaterseite durch Säulenhallen abzuschließen. Die Haupt-
wache ist zu beseitigen. Wie allgemein bekannt, macht
das massige, wenig gegliederte Bühnenhaus in der Nähe
keinen ungünstigen Kindruck, weil es sehr zusammensinkt,
d<n'h ist sein Kindruck auf den fernstehenden Betrachter
(etwa auf der Augustus . Brücke» unbedingt ungünstig.
Dieses Bild wird durch die Vorlagerung de* neuen Ge-
bäudes besser.
Von einer geschickten Lösung an der Klbseite
wird viel abhängen. Ich ziehe die behördlicherseits
vorgeschlagene Klbflucht vor und möchte raten, die not-
wendigen Bauwerke sie einhalten zu lassen Dann muß
die Divergenz der Fluchten (Thcatcrplatz und Klbei in dem
vorgeschlagenen Bauwerke ausgeglichen wei den ; die Flucht
a b hat die beiden Flügel nach der Hofkirche zu abzu-
schließen (siehe Abbildungen S 167) Die Hauptwache
kommt gegenüber der 1 lofkirehe zu stehen, ruckt in die
F.lbflucht und wird durch Säulenhallen, die auf den Elb-
spiegel einen freien Ausblick gestatten, an die Elbtrcppe
und das neue Bauwerk angeschlossen
Große Schwierigkeiten macht die schiefe
Längsachse der Hofkirche; sie bringt in das Bild
No. 3-.
Digitized by Google
etwas Schwankende«, L'nbe-timmles. Gegenwärtig hai
die Kirche nur die eine Beziehung zur Flucht c — </ des
Ständehauses. Schüfe man auf der anderen Seite der
Kirche eine ähnliche Beziehung, so wäre die Kirchcnachsc
festgelegt. In der Tat entspricht die gewählte Hauflucht
a- b dieser Forderung; sie hat auch die gleiche iJknge.
So zwischen die beiden genannten Kauwerke eingeklemmt,
steht die Kirche unverrückbar und genügt durch ihre
Stellung den Bedingungen der Acsthclik
Ordnet man nach meinem Vorschlage die Baufluchten
am Platze, so gewinnt man auch für die Brühl'sche Terrasse
und das mehr oder weniger offene Elbgclände an dieser
Seite stromabwärts einen festen Abschluß; der wird
teile sein. Mehr als die beigegebenen Bildskizzen wird
der Lageplan überzeugen. Das dargestellte Bauwerk macht
in formaler Hinsicht keinen Anspruch; es dient hier nur
dazu, die Gcbäudcmassc festzulegen.
l>re«dcn, im März 1904. Hugo Härtung.
II.
Mit lebhaftem Interesse sind hier die Versuche aus-
wärtiger Kollegen, zur Lösung der Thcatcrplatzfragc bei-
zutragen, aufgenommen worden. Immer mehr gewinnt
jedoch in. F.. der von Albert Hofmann (vergl. Jahrg.
1903 No. 100 Seite 6471 gemachte Vorschlag an Berechtigung,
man möge zuvörderst einmal das italienische Dörfchen
Geschäftshaus der Handelskammer in Düsseldorf. Architekt: Hermann vom Endt in Düsseldorf.
guttun! Ich habe stets
das Gefühl gehabt, hier
mQsscdieOeffnungder
Stadt nachderKlbchin
ein Ende haben. Hin
nach der Elbe offe-
nerTheatcrplatz würde
der langen offenen
Elbfront nur noch ein
neues Stück hinzufü-
gen, das dem bestehen-
den ähnlich wäre.
W ils aber «oll das
neue Bauwerk an der
Elbfront vorstellen ?
Die Frage ist leicht be-
antwortet. Man baue
dort ein Restaurant ein,
das ähnliche Ausblicke
gewährt wie die jetzi-
ge, von Fremden und
Einheimischen glei-
cherweise besuchte
und bevorzugte I Icl-
big'schc Terrasse, die
eine merkwürdige Er-
gänzung zu der nöher
gelegenen Bclvedcre-
Wirtschaft bildet und deren Verschwinden vom Publikum
als ein großer Verlust empfunden würde. Dieses Haus
könnte einen großen Feslsaal mit Nebenräumen enthalten,
im Erdgeschoß vielleicht auch Laden. L'cbrigens würde
die Anlage wahrscheinlich nicht ohne wirtschaftliche Vor-
2. April 1904.
beseitigen, den Platz
einebnen und das L'fcr
regulieren, d. h. deut-
liche Bedingungen
schaffen, denen Rech-
nung getragen werden
kann. Die interessanten
Vorschläge der aus-
wärtigen Herren rech-
nen meist mit Voraus-
setzungen, denen ein
gewisses Gewicht bei-
zumessen sein würde,
wenn sie nämlich tat-
sächlich bcständen.Dcr
liebenswürdigen An-
nahme des Hm, Freude
(vergl. No. 3), daß man
VDinTiieaterplalz einen
Weltverkehr vorühcr-
rauschen sehen könne,
sofern nur der durch
das italienische Dörf-
chen gebildete Vor-
hang gefallen sein wur-
de, muß leider entge-
gen gehalten werden,
daß die Elbe nicht über
einenWcItvcrkehr verfügt. I rann aber wird in Zukunft weder
die majestätische Aug^stus-Brückc, noch das z. Zl nicht
reizlose Neustädler l fer mehr mitsprechen. Was dann
sein wird, bitte ich nach No. g Jahrg 1903 zu beurteilen
I - wird augenscheinlich auch der L'mstand noch nicht
«65
Google
genügend gewürdigt, Haß man alsdann von einer in'Zement-
belon gestampften Brücke die Untcransichl sehen wird; ein
Anblick, der auch die fortschrittlichste Natur nicht befriedi-
Scn dürfte. Sodann dürfte die Anlage einesderartigen Hafen-
ecken», wie wir es ahnlich schon
oberhalb der Brühl'schen Terrasse im
sogen. „Gondelhafcn" besitzen, für den
Kenner unserer Stromvcrhältnisse sich
von selbst verbieten. Die Gewalt unse-
rer Hochwasser und Eisgänge verlangt
— besonders in der Stromkurvc — be-
dingungslos eine möglichst glatte Ufer-
tnauer. Die Anlage einer solchen würde
jedoch die Sehachse eines etwa vom
Konig Johann-Denkmal nach der Elbe
gerichteten Auges überschneiden. Dem
gleichzeitigen Erfassen des Hofthealers.
der llofkirchc und des Elbspiegels sind
durch die Akkommodationsfähigkeit des
Auges Grenzen gesteckt. Es wird über-
dies übersehen, daß wir mit keinen
Mitteln irgend welche Anlagen zu
schaffen vermögen, welche mit Be-
zug auf den Elbspiegel als Wirkungs-
mittel auch nur annähernd mit dem
zu konkurrieren vermöchten, was wir
bereits in der Brühl'schen Terrasse
besitzen.
Gegen die völlige Oeffnung des
l'lat/cs habe ich folgende Bedenken
Zuvörderst wollen Sonne und Wind
hier mitsprechen, wie sie von altersher
bei der Planung guter Plalzanlagen
haben mitsprechen dürfen. Ein fast
beständig herrschender Wind, dazu an
sonnigen Tagen das dem Beschauer
entgegenströmende Licht, schalten die
Brücke als Standpunkt zur Betrachtung
des inrede stehenden Stadtbildes aus.
Die Belästigung durch Wind ist das
ganze Jahr hindurch so auffallend, daß
die Frage eines nach Art der Kialto-
Brücke geschützten Flußüberganges
wiederholt emstlich aufgetaucht ist.
Dann aber wird durch die Oeffnung
de» Platzes der etwa dorthin gelenkte
Personenverkehr— und er muß dorthin
gelenkt werden, wenn der Platz nicht
dauernd eine leere Form bleiben soll —
schutzlos den Nord- u. Nordost- Winden
preisgegeben. Nichts vermag einen
Platz gründlicher zu räumen als dies.
Neben diesem rein verkehrspraklisrhen Gesichtspunkte
haben den Verfasser des Entwurfes „San Marco" aber noch
tiefer gehende Erwägungen, denen ich in der bisherigen
Behandlung der Platzfrage nicht begegnet bin, bestimmt,
dem Bilde, das sich durch jahrelanges Betrachten der
t )ertlichkeit fast selbsttätig in seiner Phantasie herausge-
arbeitet hat, Einfluß auf seine Entwurfsgcstaltuug einzu-
räumen. Ich betone gleich, daß „monumentale Gelüste"
auf die Entschließung des Verfassers nur ganz neben-
sächlich wirksam gewesen sind und die rein architekto-
nische Regelung der Frage mit der vorliegenden Skizze
nur gestreift werden soll. Zwei wichtige Momente sind
über Gebühr vernachlässigt worden, welche m. E. bei
..Neuschöpfung* eines architektonischen Sammeleindruckes
nicht übersehen werden dürften: der Eigenwert der be-
treffenden Stätte im Stadtplan und derjenige Teil der Be-
völkerung, auf dessen Aufnahmevermögen mit baukünst-
lcri»ehcn Leistungen gerechnet werden muß.
Es scheint mir mit der Würde einer derartigen Platz-
anlage, die nur der Zufall an das Ufer des Flu»»es ver-
wiesen hat? unvereinbar, sie lediglieh als Theaterprospekt
etwa im Sinne der Architektur - Dekorationen Bibicna's
und Piranesi's zu behandeln und da«. Publikum, das archi-
tektonischen Ge.samteindrüeken zugänglich ist, hinaus auf
die Brücke zu verweisen. Man betrachte den Stadtplan.
Das Publikum, welches in obigem Sinne für den Theatcr-
platz infraur kommt, besteht vorwiegend au* Besuchern
des Zwingers, des Museum* und de*. I lofthcaters. Die
größere Mehrzahl derselben nimmt ihren Wen von der
Ostra- Allee durch den Zwinger und da» Mu*cums-Por-
tal. Sollte der Verfasser wirklich zu weit gegangen »ein,
indem er mit dem Grundsätzlichen »eines Entwurfes
sich an die künstlerische Aufnahmefähigkeit dieses Teiles
der Bevolkcrutm wendet? Der abseits der Prämiierung
erzielte Erfolg durch reichhaltige Zustimmung aus den
Kreisen der Bevölkerung, auf welche der Entwurf ge-
rechnet hat, gibt ihm Recht
166
Noch ein Wort zu dem letzten Vorschlag Fischer's.
Daß völlig architektonische Monumenlalplätzc ohne
den Notbehelf von Baumreihen und Kasenanlagen aus-
kommen müssen, wenn ihnen nicht ein ganz erheblicher
F.ntwurf von Kurt Dictlel in Dresden.
Einfluß -eingeräumt werden kann, wird mir auch Hr. Prof.
Fischer nach reiflicher L'eberlegung bestätigen. Einer
abermaligen Schiefstellung der Hauptwache kann jedoch
No. 27.
Digitized by Google J
Entwurf von Prof Hugo Härtung im Dresden.
SB-
hier nicht das Wort geredet werden. Hier hat der Maß-
stab mitzusprechen. Was die Hofkirche sich an Selbst-
ständigkeit der Stellung gestatten durfte, kann bei der
winzigen Hauptwache nur als l'nordnung, als Willkar
wirken. Hann aber mochte der Kenner unserer Stadt,
der auch Stimtnungswcrtc schätzt, welche nur durch die
gegenseitige Wirkung von Licht und Schatten aufein-
ander hervorgerufen werden und somit absolut male-
rischer Natur sind, nicht reizvolle Einblicke verbaut
sehen, wie sie z. B. der Winkel zwischen] llofkirchcn-
chor und Schloß bietet.
Daß auch Fischer das Keiterbild des Königs Johann
beseitigt, verschafft mir eine gewisse Genugtuung. An
dieser Stelle mögen die jeweilig lebenden Herrscher
bei I'arole-Abgaben stehen. Wie hinderlich es größeren
Ma>*cncntfaltungcn bei Paraden oder Fackelzügen ist,
bedarf nach den gemachten Erfahrungen hier keiner
n Ii nii im n
Weitere Auslassungen über die meinen Entwurf
beeinflussenden Beweggründe könnten den Anschein er-
wecken, als wolle ich für meine Arbeil Stimmung machen.
Ich schließe daher mit dem nochmals nachdrücklich be-
tonten Wunsche, man möge allen Luftschlössern von vorn-
herein damit begegnen, daß man dem Vorschlag Hofmann's
folge. Erst dann plane man weiter! Kurt Dicstcl.
Vermischtes.
Neues Feldbahn-System „Blerau". Ein nicht nur für
forstwirtschaftliche, sondern auch für landwirtschaftliche
und industrielle Zwecke geeignetes Feldbahn -System ist
dem Kais. Forstmeister Bierau in Schinucck patentiert.
Dieses hat inzwischen eine weitere, ehcnfalU patentierte
Ausgestaltung erfahren, die das ohnehin schon einfache,
ursprüngliche Svsiem noch weiter vereinfacht. Das zu-
Miichst angewendete Vcrldhrcn I» steht darin, dafl & McnCH
ohne Längs, und Querschwcllen in Verbindung mit .starken
Spurstangen zu Gleisen vereinigt und letztere unmittelbar
auf dem Boden verlegt werden Diese Gleise werden
ohne Rücksicht auf etwaige Kurven in gerader Richtung
auf dem Erdboden zusammengeschraubt. In den geraden
Gleisstrecken können gewöhnliche Flaelilasrlien Verwen-
dung finden. In den Kurven werden die Gleise gewaltsam
2. April 190.1.
von Hand oder mittels eines l'iekels .nler I lcbcci»ciis in
da> gewünschte Kurvengleis hineingezwängt , wobei die
SpONtMgen eine schiefe Stellung einnehmen Damit nun
lieim weiteren Verlegen die Löcher in den Schienen sich
wieder gegenüberstehen, werden Ausulcichstuckc von
passenden langen eingelegt Drei verschiedene Längen
derselben genügen für alle Kurven Nachdem die imii/c
Kurve mit losen SpuiMangcn verlebt ist, werden diese
festgezogen, wobei die nötige Spurerwcitcrung berück-
sichtigt werden kann. Ks wird beim Verlegen der Gleise
auf da> Gegenüberliegen der Stoß«- keinerlei Rücksicht
genommen, nondefH r* besteht nur das Be-treben, die
Spurstannen recht- oder schiefwinklig einziehen zu können.
Für solche (ileise ohne Lang- oder Oiierschwellen wird
bis zu einem Achsendruck von 5« vorteilhaft eine Schiene
von 90""" Höhe hei einem Gewicht von |6*»'* verwen-
det, l ür geringere Belastungen können jedoch auch
Google
Schienen rci inse-rrr I lohe und leichteren Grwirhl- Benutzt
werden. Hei der nunmehr vorliegenden Neuerung fallen
die kurzen PallMueke fQr den Audeich der Schienenvloue
in Kurven (ort. I >ie Schienen werden einfach auf ihrer
Han/en l-iiime- mit bcliebi« vielen Spursbincrnlncht-rn in
einer Milchen ncnensrilijjcn Kntfrrnunj» verschen, dall im-,
ahhanuic von der (iriiUc der Kurven stets 2 I .öeher ein-
ander Rrgrnüheistchrn, in welche ilic Traversen befestigt
werden kuunen Ihre An/uhl richtet »ich nach Seitendruck,
Spurweite und der zulässigen schiefen Stell iwk «ler Spur-
>tani>en. Kurch diese Anordnung wird es auch nniulich,
die Spurstannen kreuzweise einzusetzen, sodaU der Kurven-
rahmen auch ohne weitere Befestigung der Schieneneiulett
starr liegen bleiben muH. Durch den Fortfall der I'aüstücke
wird die VeHegung wesentlich vereinfacht und beschleunigt.
1 >as bei größeren ( jleisstrcckcii bereüs angewendete Sv-tem
^'U sich gut bewahrt haben.
Chronik.
Der Neubau der Liebfrauenkirche In Berlin, welcher nach
dem mit dem I. Preise ausgezeichneten Entwurf eira Hrn. Arcli.
Ludwig Becker in Mainz auf dem eingebauten Grundstock. Wrangel-
slr S051 im Slidoslen Berlin« zur Ausführung gelangen soll, ist
nunmehr in Angriff genommen worden. —
Die Errichtung des Elly- Hölterhof!- Bocklng- Stiftes In
Honnef a, Rh. erfolgt nach dem mit dem I Preise ausgezeichneten
Knnkurrenzentwuif des Ilm Arch. Gust Jnuickc in Schönebcrg
bei Berlin. Die technische Ausführung liegt in den Händen des
Hrn. Arrh. Ottomar Stein in Honnef unter Aufsicht des Uro.
kgl. Brt. Schalle in Bonn. —
Die Erweiterung der Frledhofsanlsgen In Frankfurt a. M.
ist in Auaticbt genommen Die Erweiterung ist in der Richtung
nach Norden und Osten gedacht mit dem Hauptportal in der Fricd-
berger l-andstratlc. Unter den Rauten sind vorgesehen ein Ver-
waltungsgebäude, Wohngehlude für Aufseher, eine Kapelle, ein
Krematorium, ein Analomiegebaudc usw. Die Baukosten sind auf
93S cu© M. berechnet, die Gartenanlagcn auf »68000 M. veranschlagt —
Di« Errichtung eines Unabhängigkeit! -Denkmales In
Bukarest ist im Jahre looa dorch die gesetzgebenden Körper-
»chaften beschlossen und ein Kredit von 500000 Fr. bewilligt wor-
den. Daa Denkmal, das nunmehr in Arbeit ist, soll die Erinnerung
an den Unabhängigkeit* - Krieg wach halten und der Armee ge-
widmet sein. —
Die Ueberreste des Stuttgarter Lusthauses sollen im
SchloUgarten in .Stuttgart wieder aufgestellt werden Damit dürfte
der Plan der volligen Wiederherstellung des Beer'schcn Baues
endgültig verlasscu sein. —
Dir Erbauung eines neuen Stauweihers im oberen Dollertal
bei Mülhausen 1. E. ist geplant. Der neue Stsuweihrr soll elwa
doppelt so groll werden, wie der vor etwa ta Jahren erbaute Ahle-
feldweiher, der langst zu klein ist. Die Herstellungskosten sind
mit 5330000 M berechnet, von welchen die Stadt Mülhausen
3100000 M. tragen soll. Der Stauweiher soll das Wasser for
Ackerbau und Industrie, namentlich aber auch für die neu einge-
richtete Schwcmmkannlisatioii von Molhausen liefern. - -
Gewerbe - Ausstellungen, Eine pfälzische Gewerbe - Aus-
stellung wird im Jahre 1905, iu Kaiserslautern, eine deutsch-böhmische
Gewerbe- und Industrie-Ausstellung 1906 in Reichenberg in Böhmen
Personal-Nachrichten.
Hessen. Dem Geh. Ol). Brt. Prüf. Karl Hof man 11 in Darin-
Stadt ist die Goldene Verdienst-Medaille fQr Kunst, den Kr -Bauinsp,
Brtn. Daudt in Darmstadt und Lucius in Mainz und Brt Dr.
Eier in Bad - Nauheim ist das Kittcrkreu2 I. Kl des Verdienst-
ordens Philipps de* Großmütigen verliehen
Der Bauais. Bauinsp. Berth in Alsfeld ist zum etntni. ßauinsp.
ohne Amtsbez. und der Keg. - Bmsir. W. Just 111 Dartnstadt z.
Bauat», unter Verleihung des Tit u. Banges eines Bauinsp. ernannt
Dem Bauinsp Berth ist weiterhin die Stelle eines Bauinsp.
in Alsfeld und dem Bauass. Bauinsp. Land mann in Darmstadt
die Siellc eines Bauinsp. in Dieburg ubertiagen
Die Krg.-Bflir. Pet. Heil aus Bodenhciin u. Lcnoh. K r ;> f t aus
Mainz tili" hbkh |, Karl Bitsch aus Borna tEtsciib'ch 1 und Woiig.
Wo 1 f f aus .Nordhauscn fMasch.-Bfch.) -ind zu Kcg.-Bnistrn. eniannt,
Dem Keg -Bmstr. Saeger in Worms ist d-c nachges Enila-.*.
aus dem Staatsdienst erteilt.
Preußen. Dem Stadtbrt. Steuern agel in Köln ist die
Erlaubnis zur Anlegung des ihm verlieh, Ritterkreuzes I. Kl. de»
Grotlher/. b»d Ordens vom Zahringer t.iwrn erteilt
Dem Garn -Bauinsp Brt Ecuerstrin in Beilin ist der Kote
Adle/. Orden IV. Kl verliehen.
rier Wasscr-Baumsp Bit. Stelkens in Kühl ort ist z Reg.-
u. Bit. ernaiiiit.
Dem Eiscnb -Bauinsp B 1 i 11 d o w ist die Stelle des Voisl. der
F.isrnb -Werket -Insp in Ponarth verliehen.
Ernannt sind die Reg-Bm.tr: Hrcli. Jaeohi in Homburg
v. d II. z. Landbauitisp , Otlu Schulze in Berlin z. Wasser-
llauiusp , S e Ii 0 1 1 e 111 Kawitsch z. Kreis Bauinsp. u i r. K I e 1 1 s e Ii
in Duisburg z. Kisen-Bauinsp
Der Reg -Bmstr W S> hmidt 111 Bei Im ist 11. Angcrburg \ ersetzt.
Die Ueg-Bfhr. llonr. Mnl 1er aus Berlin und AHr. Solbad)
an- Elberfeld <(lo. hbfcli.l. - Kur) S .- b r d I e r aus C zarnikau
(Wasser- u Strabcribf' Ii 1 sind ;u Reg -Bmstrn. rrnannt.
Dm Reir.-Btiutrn, K'-nr. laeibrr ui llcilin und Hans A 1 1 ■
mann in Elberfeld i-t du- n.i'hgcs. Entlassung aus dem Staats-
dienst erteilt
IVJ
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Ztnstr. G. J. In Bromberg. Für Auslegung des Ver-
tragswillens ist in erster Linie der Wortlaut des Vertrage» maß-
gebend, welcher nicht beigebracht ist Ein sicheres Urteil darüber,
wer die Kostco der Beseitigung des Hausschwamtnes zu tragen
hat, welcher wahrend der Pachtzeit hervorgetreten ist, Iköt aieh so-
mit nicht fallen, zumal die Mitteilung Uber die vereinbarte Pacht-
rlaucr fehlt. Da der PachtabsrhluQ 1896 erfolgt und in der Provinz
Puaen Gutspacblverlrage auf 10 oder mehr Jahre geschlossen zu
werden pflegen, ist für das Pachtverhältnis nach dem EinfQlirungs.
gesetz in B G - B Alt. 170 die Satzung des Allgemeinen Land-
rechtes mattgcber.d. Dasselbe bestimmt Teil I. Titel ai. 440,
44 t, daß die 1'ntcrhsitung der Gebäude in baulichen Würden bei
Mangel besonderer Abrede vom Pachter zu bewirken i»t. Nur
wenn nachgewiesen werden könnte, daU der Schwamm schon bei
L'ebcrnahme der Pacht vorhauden war oder seine Entstehung auf
eine Verschuldung des Vorpachter« zornrkzulflhren ist, würde ein
Fall <les A. I.. R. Tai, §^ »86, 387 anzunehmen sein und der Pachter
vom Vorpachter Ersatz seines Aufwandes wegen Beseitignng des
Hausschwamtnes beanspruchen können. — K H-e.
Hrn. Brt. O. Sch. in Meiningen. Das Preußische Gesetz
vom 3. Juli 1875 betr. Anlegung und Veränderung an Straelen und
Plätzen gilt noch heute unverändert, hat also weder eine Ergänzung
noch eine Veränderung erfahren. Wohl aber haben eine gioüe An-
zahl Ortschaften von der Befugnis au« § 15 Gebrauch gemacht
und Ortsstatute erlassen, die im Wesentlichen darauf abzielen, die
gemeindefiskalischen Interessen zu wahren und die Aufwendungen
für Strußenanlagen weit möglichst aul die SlrslSenanlieger abzu-
wälzen. Der durch Initiativanträge wiederholt gemachte Versuch,
ein Gesetz herbeizuführen, durch welches Stadterweiterungen er-
leichtert werden, ist bisher bei dem Abgeordnetenbaus stets mifl-
glückl, wahrend er im Herrenhause Billigung fand, sodali 1. B. die
Zonenenteignung für Prcutkn noch immer versagt ist, wahrend sie
ausnahmsweise aus Örtlichen Erwägungen und Verhältnissen Ein-
gang gefunden hat. — K. H-e.
Hrn. Baugew.-Mstr. G. W. In WeiOenfels. Fenster sind
in Preullrn allgemein geschützt, wo nicht etwa widersprechende
Ausnahmegesetze sprechen, was z. K. fUr Berlin zufolge Bau-
Observanzen zutrifft- Sofern also dem Nachbar des beglichen
Grundstackes der Beweis gelingt, daß die vorhandenen Fenster
seit rechts veijahrtcr Zeit ungestört bestanden haben , bat er das
gesetzlich geschützte Recht, dir Verbauen zu verhindern. Die dar-
gelegten Umstände, daü die fraglichen Gebäude von derselben
Person vor mehr als 30 Jahren errichtet worden sind und daU
erst spater die einzelnen Gebäude zu selbständigen GrumKldcken
gemacht und getrennt verüuOert sind, begründet erfahrungsgcmAU
die Vermutuog, daü die Fenster gleich anfangs in der Absicht an-
gelegt »ein werden, sie dauernd zu benutzen. Einer grundbuch-
lichen Eintragung bedurfte es nicht, um dir die tatsächlich ge-
schaffenen Fenster das Recht ihres Bestandes zu begründen. Die
Beweislast, ein Recht auf die Fenster zu besitzen, trifft den Eigen-
tümer des Grundstückes, tür welches das Fcnstcriccht beansprucht
wild -- K. H-e.
FragebeantwortungcQ aus dem Leserkreise.
Zur Frage in No. 8 erlaube ich mir aus eigener mehrjähriger
Eifahrung folgende Antwort mitzuteilen. Wenn bei " Herstellung
von HciUwasscrbcckeii aus Beton solche vor einem Rciüen
gefchuizl oder nach Kissigwcrdcn gedichtet werden sollen, so ist
eine Verputzuni; mit Asbestzement in zwei Lagen zu je 10 mm
vorzunehmen I Asbestzenicnlwerke in Hamburg ».= >. Die 111 diesem
Falle kalzinierte Soda greift den Putz in keiner Weise an und der
Asbestzemcut ist fertig olinr Zusatz von Sand oder sonstigen Bei-
mischungen wie anderer Mrirtel zu verwenden. Die Ki>se des
Beckens sind vorher mit Asbestzement zu dichten, auszugleiten
und der Put/niOitel in kiltartigei Masse anzubringen, die Putzfl.lchcn
sind gut vorher zu nässen und spater na.rb a.» Stunden mindestens
3 läge gut iiabzuhalten, um N.v.hhir.den zu unterstützen —
II. Lchnhi.ff, Architekt in Bciireihnf bei Hamburg.
Gegen das I 'min litwerden eines Monier -Behälters lur heiües
Sodawasser empfiehlt in No. 17 die Firma M. ( zainikow & Ko.
in Merlin die Nachdichtung des Behälters duicb Aussetzen mit
hartgebrannten Dachsteinen >n ZcnientmJitcl und l eber/ieheii der
Dai bziecel-l'lattierung mit Zemrntgüutcpu«/ Diese Art der Nach-
besserung vnn Bctanlich.'iltern ist ziemlich behebt, aber dort nutz-
los, w > der Zement dun h Ol- oder amninniakhaltiges oder durch
kolileimaurclialtiges Wasser, wie es das mit Soda versetzte Wasser
auch ist, chemisch zeetzt wird. Bekanntlich ist die chemische
Verwandtschaft drr Kohlensäure zum Kalk grottcr als die der
Kieselsaure, deshalb ist gewöhnlicher Zerocnlpntz ungeeignet zur
Aufnahme kohlensauren Wassers, weil die Wasscrfeatigkeit des
Zementes duich Lösung der Kicsclsauie verloren geht. L>ie nach-
ti A^Uchc Dichtung des Sodabehalters auf die von l'zatnikow * Ko.
croplnhtenc Art erscheint auch mir in dem fraglichen Falle als
einfachstes Hilf .mittel, aber es erfordert unbedingt die Tränkung
des neuen Zementputzes mit Eluoisilicium, einem K e Ü lei sehen
Fluat, dessen chemische Veibindung mit Kalk durch die Ein-
wirkung von Kohlensaure nicht gelöst wird. —
IL Salomon, Landcs-Bauiuspektor in Merseburg.
Inhalt: (ie.i latl.hsu-. der lUniMsknmmri in Do-seldorf. HirAl-
beilerlieitsiauen der Umir* - Versichriungsanstali liertm hri Beelitz (l ort-
setznii£l - Zur Kr»ce der t'nir.f-Ultuiic -les I lir»iri;.l.,izee in lnr..leti. --
Versais. htes. (Vev,„ul • Na. hn. hlen. Brief- und Frageka.ten.
Hierzu eine Bildbeilage: Geschällsluuis dcrUandelskammcr
in I)üsM-hlorl.
Verlag der Heutschen Haurein.nr.. C. tu h. II., BeiHn. KOr die Hed.ktion
«eiamwortl Albert Ilofmann, licrfiu Dru.k ■« Will. C.reve, Berlin
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B DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 28. BERLIN, DEN 6. APRIL 1904
Zur Frage der Umgestaltung des Theaterplatzes in Dresden.
III.
s ist wohl ebenso naheliegend wie auch erfreulich,
wenn »ich das künstlerische Interesse an dieser
Frage zunächst in der Richtung geltend zu machen
sucht, daß man als vornehmstes Ziel einer solchen Um-
gestaltung die Sicherung des uns überkommenen kost-
baren Besitzes anzustreben habe, also namentlich die Er-
schließung der drei wichtigsten Baudenkmäler nach ihrer
höchsten künstlerischen \\ irkungsfähigkeit, und in dieses
Programm würde ja auch eine -Steigerung dieser Wir-
kung durch vorsichtige Maßnahmen recht gut hineinpassen.
Fast wie nebenher würde man damit zumeist einem ar-
ist, da könnte vielleicht auch die Möglichkeit eines künftigen
Wachstums, einer lebendigen Fortentwicklung noch vor-
handen sein: und das ist der andere Standpunkt, daß man
nach solchen Keimen forschen und sie zum rechten Aus-
leben und, wenn möglich, zur Blüte bringen sollte.
Nach dieser Auffassung wäre der Platz in seiner
heutigen Gestalt ein Unf e rt ig es, das noch der Vollendung
harrt; nachdem man zunächst alle jene störenden Kleinig-
keiten entfernt haben wird, welche den Eindruck früh-
zeitigen Alterns vortauschen können, dann wird man klarer
unterscheiden können, wie das fertige(i anzc in ersterl.inic
wohl nicht ein reiz volles ( .«-mahle oder eine Reihenfolge von
chitektonischen Kunstideal unserer Zeit halbwegs entge- solchen, vielmehr ein höchst plastisches einlv
4l > <MW j&B«
genkommen, nämlich
der nach malerischen
Grundsätzen fein ab-
gestimmten Gruppcn-
bildung. Interessante
Durchblicke, den Grös-
sencindruck steigern-
de! "cberschneidungen
würden sich wie von
selbst ergeben. Und
das alles wäre unter
Umstanden mit sehr
einfachen Mitteln zu er-
reichen, brauchte man
sich doch z. B. nicht
zu scheuen, schlicht
bürgerliche Baukunst
und zwanglosen Pflan-
zenwuchs dem Hilde
einzufügen, wenn man
sie gehörig unterordnet
und dem Ganzen ein
schönes Maß von ab-
geklärter Ruhe gesi-
chert bleibt.
Diese vielleicht lief
poetisch anregende
Gruppe — allerdings
eine „aus der Not ge-
machte Tugend" — soll
dabei für die schaffen-
de Kunst anscheinend
als höchster und ein-
ziger Gewinn infrage
kommen; denn die an-
dere Seite der Auf-
gabe, die Summe aller jener Künste mit dem Ziel, ledig-
lich den Schönheitswert der vorhahdenen Werke mehr
als bisher zur Geltung zu bringen, könnte man wohl be-
reits als Sache des Konservators ansehen; was ja nicht
ausschließt, dali die angewandten Mittel das höchste künst-
lerische Feingefühl offenbaren können.
Indessen scheint wohl die Frage erlaubt, ob diese
Werke heute schon reif sind, ähnlich angesehen und be-
handelt zu werden, wie es etwa mit dem Parthenon oder
dem Heidelberger Schloß zu Recht geschehen mag. und
wie man wohl auch einem kostbaren Gemälde, das aus
dem Sturm der Jahrhundertc zu uns herübergerettet wurde,
im Museum einen besonderen, eigens für dasselbe stim-
mungsvoll ausgestalteten Saal zu überlassen pflegt. Wer
indessen der Meinung ist, daß — ein .naheliegendes"
Beispiel für die Sixünische Madonna auch der best-
geeignete Muscumsraum nichts als ein trauriges Exil be-
deute, und daß ihr Schöpfer schwerlich zu solchem Werk
begeistert worden wäre, wenn er dessen endlichen Zu-
fluchtsort dabei vor Augen gehabt hätte: der möchte ge-
wiü auch den Zeitpunkt gern noch weit hinausgeschoben
sehen , zu welchem die Bauten des Dresdener Theater-
platze» aufhören müßten, lebensvolle Glieder eines lebens-
fähigen künstlerischen Organismus zu sein. Wo aber I .eben
Architekturgebildc zu
werden bestimmt war.
Ks seheint vielleicht
kühner als es ist, wenn
man sich heute noch
vorzustellen versucht,
wie der Erbauer des
Theaters durch den
wunderbar plastisch
empfundenen, echt ita-
lienischen Horizon-
talismus der Hof-
kirche mächtig ange-
regt worden sei, um
dicsesPlattenförmi-
ge, Terrassenhafte
unmittelbar auf -einen
Bau zu übertrafen, und
zwar dergestalt, daß
er die deckende H<>ri-
zontalebeue der un-
tersten Platte über den
leeren Zwischenraum
hinweg jenseits mit
derselben greifbaren
Deutlichkeit abermals
in die Erscheinung tre-
ten ließ Und wer nun
weiter beobachtet, mit
welcher unbeirrbaren
Sicherheit dieses Ge-
setz von dem ersten auf
den zweiten Theater-
bau Obertragen wurde,
wie hier noch folge-
rechter Platte auf Platte
sich lagert, und wie dahinter mit fast römischer Ruhe die
Museumswand den Raum abschließt, deren wagrechtc
Bestimmtheit allein durch die Kuppel etwa- beeinträchtigt
scheint: der wird es schwer glaublich finden, daß man
aus all' dieser auffallenden Gesetzmäßigkeit weiter nichts
herauszulesen habe als etwa «las einigermaßen pedantische
Bemühen um eine gewisse äuberhehe Anpassung. Wenn
man es aber für wahrscheinlich halt, daß Semper auch
nach dem Scheitern seines cr-ten Bebauungspläne- mehr
denn je daran festgehalten habe, für den ganzen The-
aterplatz durch die Mittel der M on umen tal-A rc Ii i-
tektur einen einheitlichen Raumgedanken zu ver-
körpern, so darf man in der Unterordnung unter di«-c
große Idee des Meisters wohl ebenfalls eine Tugend -eben.
Was in dieser Richtung noch jetzt geschehen konnte,
ist allerdings eine andere Krage. Jedenfalls glaubt der
Unterzeichnete auch heute mich, d.iU eine entschiedene
Oeffnung nach der Wasserseite besonders in Verbin-
dung mit dem prächtigen Haller-Fi-cher'schen Vorschlage
für die Ufergestaltung, welcher «la- Gesell «ler Platten-
bildung auch auf den Erdboden übertrafen würde da-
mit sehr gut vereinbar sei; datl man aber vor allem die
Kirche nicht ausschalten, sondern im Gegenteil durch Ge-
genüberstellung einer zweiten Platzwand in jene «roßc
160
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Kaunüdee hereinziehen sollte, wodurch diese Absicht
Semper s erst vollkommen verstandlich würde.
Der Ausdruck „Monumentalität*, welcher in einer
früheren Zuschrift mehrmals untergelaufen ist, könnte
freilich in Anwendung auf diese neue Platzwand zu miß-
verständlichen Vorstellungen verleiten. Gewiß hatte ein
neuer Bau an dieser Stelle sehr zurückhaltend aufzutreten
und seiner Nachbarschaft harmonisch sich einzufügen; man
konnte etwa an einen ruhig großen, echten Paiazzo nach
der zarten Weise des Bramante oder Pemzzi denken, mit
einem Terrassendach in der Höhenlage jener „unter-
sten Platte' oder noch etwas niedriger — und warum
sollte dieser weniger gut sich unterordnen können als das
Hotel mit seinem immerhin schweren Steildach?
Allein, das Hauptbedenken würde wohl der weit vor-
gezogenen Stellung des Gebäudes gelten. Zwar daß die
Seitenansicht des Theaters gerade für mittlere Entfernungen
noch etwas mehr als jetzt verdeckt und dem auf der Brücke
Nahenden der Einblick in den Platz erst allmählich er-
schlossen würde, wird mancher vielleicht als einen Vor-
zug ansehen, (Bei dieser Gelegenheit sei übrigens daran
erinnert, daß der Standort für die bisher meistens benutzte
Perspektive ein ungewöhnlich hochgelegener ist, und daß
demnach alle jene für den Vordergrund gedachten Bau-
lichkeiten noch erheblich niedriger gehalten sein müßten,
wenn für normale Standorte die Hauptgebäude ebenso
hoch darüber hinwegschauen sollen, als es auf dem Bilde
zu sehen ist) Aber vielleicht könnte für den Anblick
vom Platze selbst die Wirkung des Theaters durch jenen
Neubau allerdings gefährdet erscheinen.
Nun, wenn man immer so gedacht und die Konflikte
" ;n hätte, anstatt sie zu lösen : dann wäre auch das
[useum wohl niemals neben dem Zwinger und der Dogen-
palast ebensowenig neben San Marco errichtet worden,
und Sansovino's Biblioteca mit ihrer derberen Architektur
hatte sich scheu ins Leere zurückgezogen. Und wie
müßte man dann über Camillo Sitte und seinen Ver-
bauungsplan für das Wiener Burgtheater, für die Votiv-
Kirchc usw. urteilen!
Mag sein, daß in diesem Betracht mehr abschreckende
als wohlgelungene Beispiele vorhanden sind; aber das
wäre wohl noch kein Grund, derartige Lösung*- Versuche
von vornherein abzuweisen, wo mit solcher Lösung ein
großes schönhcitlichcs Ziel zu gewinnen wäre.
Denn schön und groß könnte das Erreichte sein;
weniger zwar in der Art eines anmutigen Landschafts-
bildes, aber vielleicht im Sinne jener Kaumschöpfungen,
welche einst die kunstgeweihten Höhenplatten zu Athen
oder zu Pcrgamon bedeckten, und von denen das römische
Capitol, wie es heute ist, uns noch jetzt einen Abglanz
ahnen läßt.
Die umstehende Skizze erfüllt ihren Zweck, wenn sie
die hier wiedergegebene Auffassung verdeutlichen hilft.
Daß aber eine erfolgreiche Lösung der Aufgabe im Sinne
dieser Auffassung, welche der individuellen Eigenart und
der poetischen Stimmung ja keineswegs zu entbehren
brauchte, durch einen der berufenen Meister unserer
Tage schlechterdings unmöglich sein sollte, wagt der
Unterzeichnete denn doch nicht zu befürchten. —
März 1904.
II. Freude, Architekt.*)
Heimatschutz.
| us einem Aufruf zur Gründungeines Bundes „Heimat-
schulz", dessen Ziele wir auf das Wärmste unter-
stützen, entnehmen wir die folgenden beherzigens-
werten Aeußerungen: „Heimatschulz fordern wir! - Linen
fremden Eindringling zwar haben wir nicht zu befürchten,
wohl aber die einheimischen Vandalcn. Seit der Begrün-
dung des neuen Deutschen Reiches sind „deutsche Inter-
essen", „vaterländische Bestrebungen" und ähnliche Schlag-
wort so sehr in aller Munde, wie bis zu jenem Zeitabschnitt
kaum jemals zuvor; aber die Heimat selbst, unser deut-
sches Land, der Nährboden aller unserer Gesittung, sie
darf ungescheut beraubt und entstellt werden. Die Kultur-
völker haben immer eine Ehre darin gesehen, das zu be-
wahren und zu erhalten, was edel geartete und feinsinnige
Menschen bei ihnen geschaffen haben. Dem zuwider ist
bei uns freilich schon in früheren Jahrhunderten durch
Zerstören alter Bauwerke viel gesündigt worden, Aber
das verschwindet völlig im Vergleich zu dem. was heute
geschieht. Ja, die Verwüstungen des dreißigjährigen
Kriege* haben nicht so verheerend gewirkt, so gründlich
in Stadt und Land mit dem Erbe der Vergangenheit auf-
geräumt, wie die Ucbcrgriffe des modernen Lebens mit
seiner rücksichtslos einseitigen Verfolgung praktischer
Zwecke. Und hier handelt es sich nicht mehr allein um
die Zerstörung von Menschenwerk, sondern eben so sehr
um Eingriffe in das Leben und die (Jebildc der Natur.
Heide und Anger, Moor und Wiese, Husch und Hecke
verschwinden, wo irgend ihr Vorhandensein mit einem
sogenannten rationellen Nutzungsprinzip in Widerstreit
gerät. Und mit ihnen verschwindet eine ebenso eigen-
artige als poetische Tier- und niedere Pflanzenwelt. In
der Forstwirtschaft gilt trotz der einsichtsvollen Gcgcn-
strebungen nirht weniger Fachmänner vielfach ausschließ-
lich der Gesichtspunkt, hohe Erträge zu erzielen. Nament-
lich in Gemeindewaldungen und Privatforsien wird nur
allzu olt jede ideale Rücksicht beiseite geschoben. Selbst
die Kuppen unserer Berge, welche die Linien der Land-
schaft seit Urzeiten bestimmen, die phantastischen Fels,
bildungen. welche die Abhänge unserer Täler schmücken,
werden durch Steinbrüche angetastet, die häufig genug
au gleichgültigeren Stellen angelegt werden könnten Den
Zauber einsamer Gcbirgswelt vernichtet man durch auf-
dringliche Bauten Eiserne Brocken spannt man in un-
schönen, das I.andschaftshild verunstaltenden Formen
über unsere Wasserläufc, auch da, wo allen Anforderun-
gen der Zweckmäßigkeit mit schlichten Stein- oder IMz-
brücken zu entsprechen gewesen wate. Bäche und Flüsse
werden zugunsten praktischer Zwecke so v . • 1 1 ja» umgestal-
tet, daß von ihrer natürlichen Schönheit nichts mehr übrig
bleibt. Der Baum, der seit Jahrhunderten Schatten ge-
spendet, wird den Theorien der Wegehaukommtssion zu-
liebe gefällt; das alte Tor, das vorspringende Haus wird
niedergerissen, weil der enge Durchgang, die krumme
Straße angeblich nicht mehr den Forderungen des Ver-
kehres entsprechen, dies aber nicht nur in Stadien mit einigen
hunderttausend Einwohnern, sondern in jeder Mittel- und
170
Kleinstadt bis zum winzigsten Flecken herab, weil sie alle von
der Sucht geplagt werden, großstädtisch scheinen zu wollen.
Hier legt man -- unbekümmert um natürliche Verhältnisse
oder um malerische Wirkungen ---Bauwerke frei, die
doch erst als Glieder eines architektonischen und geschicht-
lichen Zusammenhanges in ihrer vollen Bedeutung er-
scheinen. Dort wird das der Natur unseres Landes und
unserer Empfindung so entsprechende »teile Dach von
dem flachen verdrängt, der kräftige Hohlziegel muß der
Dachpappe oder einem anderen unschönen Surrogat, der
anmutende Fachwerkbau und d.is verputzte I laus dem
kahlen Backsteinkasten weichen Wo wir auch hinblieken,
nichts als Verunstaltungen, nicht* von dem natürlichen
Takte, durch den sich unter den Händen unserer Alt-
vordern das Nützliche ganz von selber schön gestaltete,
so daß die Brücke, die Mühle, die Scheune zu anmuts-
vollen Gebilden in der Landschaft wurden.
Man sollte nun meinen, die ungeheure Verbreitung
eines modischen Naturkultus, wie er in dem außerordentlich
gesteigerten Reisebedürfnis, in den die ganze Welt über-
schwemmenden Anpreisungen von Luftkurorten, schön
gelegenen Sommerfrischen, Aussichtspunkten, kurz in der
gesamten Frcmdenindustric zutage tritt, müsse im ent-
schiedenen Gegensatz zu der auf anderer Seite herrschen-
den Nichtachtung idealer Gefühlswerte stehen. Leider
aber ist dies doch nur in beschranktem Maße der Fall.
Im Gegenteil: Vergnügungssucht, die sich für Naturbe-
geisterung hält auf der einen Seile, und auf der anderen
das Verlangen, aus drn Reizen der Landschaft und der
Altertnmhchkeit pekuniären Vorteil zu ziehen, sind in eine
so verhängnisvolle Wechselwirkung getreten, daß gerade
v<>n dieser Seite her die schwersten Gefahren drohen.
Durch die sogenannten „Erschließungen" und sonstigen
Zurüsliingeii, welche sich Tal, Wald und Berg. Fels und
Wasserfall, lK>rter, Stäche und Rurgtrümmer gefallen lassen
müssen, durch Drahtseilbahnen, Hotelkästen, Walpurgis-
hallen, Rübezahlburgen und zahllose andere schön sein
sollende Geschmacklosigkeiten werden alle Ursprünglich-
keit und wahre Schönheit in beinahe gleichem Maße zer-
stört, wie durch die Verwüstungen, die das Gefolge rück-
sichtsloser industrieller Ausbeutung der Natur bilden.
Wir haben nicht die törichte Absicht, die außerordent-
lichen Errungenschaften der Gegenwart auf praktischem
Gebiet zurückdrängen zu wollen. Wohl aber dürfen wir
einen Ausgleich anstreben zwischen jener herzlosen Aus-
beutung des Heimatbodens und den Forderungen des Ge-
mütes, dessen Wurzeln keine Leben-nahrung mehr finden
werden, wenn wir in gleichem Maße fortfahren, die Srhön-
•) A nni r l.k unK dri Krdlklion. Mit den \ •.' ' »teilenden Aeutlr-
runden schließen wir einstweilen die KrAiiemtiee« Miel diese die weiteste»
kdoxtlcnAcheu (Creive berührende Fra^e, ».irlulem aucli zwei \crtretrr de»
Gedanken» der StlilieUuni: de* riiealri j.Ui/.e*; erteil die V\hc TU Wur| ge-
kommen iun<l. Wir vrrfrtilf-rj duhei ni* ht, aiivulcko, «l-»U <lri „hilrrr llund-
itt l>ie*drn hrreitn im Juli ic-o, *n <i*-:i Kji der sta,li |)re«drn eine die
kdiwtleroche < ,eslalliin£ der Au's'.is: J.t br,"K »e und ilirrt l»-idel» l 'ter*.' Linde
hell eilende I i:i,;.t.e orliteti-, auf ihr «11 „■ l,„enlti. Ii n-i - Ii eilt null •iirf.ik-
No.
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hcitcn des deutschen Landes achtlos zu vernichten. Worden
wir diesen Ausgleich nicht finden, so wäre das gleichbe-
deutend mit der Zerstörung de* besten und bedeutungs-
vollsten Teile» unserer Kultur.
Manches zwar geschieht schon zur Besserung Als
Anfänge staatlicher Fürsorge sind zu begrüßen: das vor
kurzem veröffentlichte Gesetz für Denkmalschutz im Groß-
herzogtum Hessen, in dem auch die landschaftliche Natur
Berücksichtigung findet; das vom preußischen Landtage
genehmigte Gesetz gegen den Unfug des Keklatnewe*ens;
die von der preußischen Regierung vcranlaßte Herausgabe
forstbotanischer Merkbücher, und die seit mehreren |ahren
vom preußischen Kultusministerium eingeleiteten umfassen-
den Ermittelungen zur Klarung derFrage des Naturschutzes.
In hohem Grade bedeutungsvoll sind ferner die „Tagungen
für Denkmalpflege", welche seit einigen Jahren bestrebt
sind, die ererbten baukünstlerischcn Schätze unseres Lan-
des vor Zerstörung und Entstellung zu behüten, sowie der
neuerdings entworfene Arbeitsplan des Ausschusses zur
Pflege heimatlicher Bauweise in Sachsen und Thüringen.
Dazu kommen die in einzelnen Teilen Deutschlands auf-
tauchenden Volkskunst- und Trachtenvcreinc, dir Ver-
einigung zur Erhaltung deutscher Burgen, die in Rothen-
burg, Hildesheim und einigen anderen Städten getroffenen
Bestimmungen zurWahrung ihres altcrtümliehenCharakters,
die Bemühungen des Bonner Verschöncrungsvereins um
die Rettung des Siebcngcbirgcs, der Isartalvcrein in Mün-
chen, der Dürerbund. der Deutsche Verein für ländliche
Wohlfahrt.*- und Heimatspflege, der Badische Verein für
ländliche Wohlfahrtspflege, der Verein für Erhaltung der
Alpenflora in Bamberg, die Maßnahmen zum Schutz der
Vögel, der bayerische Verein „Heimat", der hannoversche
Verein Niedersachsen und zahlreiche Örtliche Gruppen,
die das Interesse für die engere Heimat beleben wollen
lauter Erscheinungen, die von erwachendem Verständnis
für die Bedeutung dessen zeugen, was auf dem Spiele
sieht. Aber es fehlt an einem Zusammenschluß aller dieser
vereinzelten, ähnlich gesinnten und strebenden Elemente,
der in ihnen das lebendige Bewußtsein weckte, von dem
großen gemeinsamen Ziel, das es zu erreichen gilt und
das in dem Worte „lleimatschutz" den entsprechenden
umfassenden Ausdruck finden würde. Schaffen wir also
einen sich über ganz I>eut*rhland erstreckenden Bund
aller Gleichgesinnten, denen es darum zu tun ist, deutsches
Volkstum ungeschadigt und unverdorben zu erhalten, und
was davon unzertrennlich ist: die deutsche Heimat mit
ihren Denkmälern und der Poesie ihrer Natur vor weiterer
Verunglimpfung zu schützen!
Für die Erhaltung der kutistgeschichtlich bedeutsamen
— namentlich der öffentlichen Bauwerke ist durch die
staatlich organisierte Denkmalpflege in ausgezeichneter
Weise gesorgt. Immerhin bleibt auch hier für die private
Tätigkeit noch eine reiche Fülle von Gelegenheiten übrig,
ergänzend und helfend einzugreifen. Das Arbeitsfeld wäre
demnach in die folgenden sechs Gruppen zu teilen: i. Denk-
malpflege; a. Pflege der überlieferten ländlichen und bürger-
lichen Bauweise; Erhaltung des vorhandenen Bestandes;
3. Schutz der landschaftlichen Natur einschl. der Ruinen;
4. Rettung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt, so-
wie der geologischen Eigentümlichkeiten: 5- Volkskunst
auf dem Gebiete der beweglichen Gegenstände; 6. Sitten,
Gebrauche, Feste und Trachten.
Es besteht nicht die Absicht, einen neuen Verein
neben anderen zu gründen, sondern die bereits vorhan-
denen Verbände um einen Mittelpunkt zu gemeinsamem
Wirken zu sammeln. Es liegt auf der Hand, welche Vor-
teile hieraus für die Sache erwachsen müssen. Um nur
einen zu nennen: die Möglichkeit, etwas zu erreichen,
verdoppelt und verdreifacht sich, wenn in jedem einzel-
nen Kille «las ganze Gewicht einer großen Gesamtheit in
die Wagschale geworfen werden kann. So sehr aber das
Zusammenfassen der Grundgedanke, der eigentliche Zweck
des zu gründenden Bundes ist, dennoch läßt es sich nicht
umgehen, bei der Organisation desselben auch an die Auf-
nahme einzelner Personen zu denken. Bestünde an jeder
bedeutsamen Stelle in Deutschland für jede der angeführ-
ten Aufgaben bereits ein lebendig wirkender Verein, so
könnte man sich freilich damit begnügen, nur die Schaffung
einer Zentralstelle anzuregen Leider aber sind wir noch
sehr weit von jenem Zustand entfernt Bis dahin also
wird es unumgänglich nötig sein, die weiten Lücken nach
Kräften auszufüllen. «I. h. auch einzelne, soweit sie nicht
bereits Mitglieder eines der beigetretenen Vereine sind,
zur Mitarbeit zu werben, und zwar eine möglichst große
Anzahl einzelner, und das in möglichst vielen, auch klei-
nen und kleinsten Ortschaften unseres Vaterlandes. Ohne
solche überallhin verbreitete Mithilfe wird es dabei blei-
ben, daß nach wie vor täglich und stündlich unersetzliche
ideale Besitztümer unseres Volkes dahingeopfert werden
aus Achtlosigkeit, Unverstand und Gewinnsucht, ohne daß
wir rechtzeitig davon erfahren, um noch rettend eingreifen
zu können.
In England besteht seit einer Reihe von Jahren eine
Gesellschaft, die die gleichen Zwecke verfolgt und deren
erfolgreiche Wirksamkeit beweist, daß unsere Ziele nicht
jenseits des Erreichbaren liegen In Frankreich ist vor
drei Jahren eine „societc pour la protecti«>n des paysages
de France" gegründet worden, deren Mitglieder zu den
hervorragendsten Männern des lindes gehören.
Und so wenden wir un> an alle, die Herz und Sinn
haben für unser teures Vaterland, an den Städter wie an
den Landmann, an das Alter, dessen Erinnerungen in dem
Deutschland von ehemals leben, an die Jugend, die drn
Widerspruch zwischen dem Land der Dirhtung und dem
Land der Wirklichkeit dunkel empfindet, an den Pfarrer,
den Lehrer, den Künstler, dessen Jungbrunnen verschüttet
zu werden droht, an alle Stände und Berufsarten , damit
sie sich mit uns vereinigen zum Schlitz der deutschen
Heimat -) -
Vermischtes.
Für photogTaphlerende Fachgenossen wird der Hinweis
von Interesse sein, daß die bekannte Optische Anstalt C. P.
Gocrz A.-C. in Berlin-Friedenau eine von W.Zschokke be-
rechnete Belichtungslabelle herausgegeben hat, welche es
gestattet, die für eine Aufnahme erforderliche Belichtungs-
dauer schnell zu bestimmen. Bekanntlich gehört es mit zu
den schwierigsten Aufgaben in der Photographie, die Be-
lichtungszeit einigermaßen richtig abzuschätzen, und es be-
darf schon einer ziemlich langen Praxis, um hierin einige
Sicherheit zu erlangen. Es gibt wohl eine Reihe von
Belichtungstabcllen und sogen. Expo*ition»messcrn, doch
sind diese meist recht umständlich zu handhaben, sodaß
es «lern weniger Geübten schwer fällt, schnell die richtige
Belichtungszeit hcrauszurcchncn. Die Tabelle Ist einfach
und wird an jeden Interessenten kostenlos versendet
Sie ist nicht nur auf den Gebrauch der von der Firma
(ioerz fabrizierten Objektive zugeschnitten, sondern gilt
für alle zur Verwendung kommenden Objektive, ganz
gleich, welcher Herkunft. —
Eisenbetonbohlen System Tille & Schwarz werden von
dem BctonhaugcM-häft Ernst Schwarz in Lahr (Baden)
zur Herstellung von Wunden und Decken in den Handel
gebracht. Ihrer einfachen Herstellung wegrti, die kerne
besonderen maschinellen Vorrichtungen erlordert, dürften
sie sich für leichtere Bauten zu genannten Zwecken wohl
eignen. Die Bohlen werden in Starken von 5 -ia-m und
Breiten von 30--2.S"» hergestellt fertig angeliefert. Sie
sind mit Nut und Feder versehen, sodaß sie, wenn sie mit
Kalk- «Hier Zementmörtel vergossen werden, eine dichte
Platte bilden. Die Eiseneinlagen bestehen aus hochkantigen
6 April 1904.
(hochkantig mit Rücksicht auf größere Widerstandsfähigkeit
beim Transport) Flacheisen, die beiderseits etwa noch
2 r» von Beton überdeckt
< ........ . — >jn<ji vergl. die Abbildung.
I | < I J < I I < Erfinder will die Bohlen
— — :«*~:~* 1 bis 3,5» freier Länge bei
Decken einfach frei auf-
legen, bei 4 7 "> Spannw, die Eisen im Mauerwerk ver-
ankern. Im erstcren Falle ist die Bohlenstärke •,<„• im
anderen 'jM der freien Spannw. Für eine 5 "> weit ge-
spannte Decke bei 650 <i"> berechnet Erfinder die Bohlen-
stärke zu io'"' und legt je 2 Flacheisen von *,st, Stärke
ein. Das Eigengewicht schwankt zwischen 30 und i.y>ktvi'"
je nach Stärke der Bohlen, sowie Material und Mischungs-
verhältnis des Betons
Totenschau.
Architekturmaler Karl Weyßer t. In Heklelberg ist
nach schwerem Leülcn der 1843 in Durlach geborene
Architekturmaler Karl Wevüer gestorben. Er war ein
Schüler Sehirmers Seine Verdu nste werden beule.
der Heimatschutz und die Pflege der heimatlichen l eher-
lieferungen weite Kreise erfüllt, in besonderer- Weise an-
erkannt Werden, denn in seinen feineiiipfurulcnen Werken
hat Wevüer mit einem tiefen Vcrsiandni-sc dir die archi-
tektonische Formcnspracrie eine groUe Reihe der schön-
sten Architekttiihiltlei fe ^i luiden und in vielen Fidlen
gezeigt, was mangelnde Empfindung heute aus dem allen
•> l'er Buwl .H«niJts.---i..v- Int , 1; am f. Mn>r .1 | m |lir«.1rn
... .11/. i I. Hr IV. I S, I, „;,. r S n Ii in lim i fewlhlt
.\i.iMl,!urc.-n „ml an Hn. K. .:.<-. • Miel.«- "' t li^rk.v. „Vi.;, K.Mmh »t, i».
ZU li.Utfu
'7'
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Kunsibesiu gemacht hat. In diesem Sinne haben viele
seiner Werke die Hcdcutung von Dokumenten der frühe-
ren Erscheinung einer groüen Anzahl großer und kleiner
badischex Städte und Orte, sowie von Elsafi, Württem-
berg und der Pfalz. Weyßcr war einer von den sogen,
stillen Künstlern, die abseits vom modernen Kunstbetrieb
in emster Sammlung ihre Werke schaffen. —
Preiabewerbungen.
In einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für die
Bauten eines evangelischen Friedhofes in Wien, der an der
Ostseite des Zentral-Friedhofes angelegt werden soll, er-
rangen den I. Preis die Architekten K. Wolschner und
R. Diedtcl, den II. Preis Architekt A. Belohlawek und
Gartenarchitekt J. O. Motnar. Eine lobende Anerkennung
fanden die Entwürfe der Hrn. Siegfr. Sitte und J. So-
winski, samtlich in Wien. Das Preisrichtcramt übten aus
die Hrn. Baudir. Bode, Ob.-Brt Kerd. Fellner, Prof.
K. Mavreder, Brt. F. v. Neumann und Prof. G. Nie-
mann "in Wien. —
Bücher.
Handbuch der Gesetzgebung in Preuflen und dem deutschen
Reiche. 9 Teil Kas Bau wesenvon M ünchgesan u,
Dr. jtir. F., (ich. Reg -Rat u. vortr. Rat im Minist, d.
<">ffentl Arbeiten Berlin Verlag von lulius Springer
ioaj 8° S XII und 506. Preis erb 10 M. - -
Das vorliegende Werk bildet den 9. Teil de> von Graf
lluc de Grais (Wirk!. Geh. Ob -Reg -Rat, Reg -Präs a D.)
herausgegebenen, oben genannten großen Handbuches,
bietet jedoeb ein selbständiges (Ganzes und ist als solches
ein/ein käuflich. Seinem Inhalte nach beschränkt es sich auf
die Zusammenstellung derjenigen gesetzlichen Vorschriften,
deren Kenntnis für die Bearbeitung der Bmisaehen im
Gebiete des Hochbaues wissenswert sind. Diese werden
in ihrem Wortlaute gegeben. Soweit einzelne Bestim-
mtmeen eine- noch heute gültigen tie^ct/es inzwischen
kraftlos geworden sind, ist solches entweder durch Weg-
lassen oder durch veränderten Druck angedeutet, sodaß
Jeder leicht zu erkennen vermag, inwieweit eine Vor-
schrift noch anwendbar ist, oder unborfleksi ritt igt zu bleiben
hat. Soweit neuere Bestimmungen anstelle einer früheren
getreten sind, fanden sie in veränderter Schrift an der
Stelle Aufnahme, deren Ersatz sie bilden sollen. Etwaige
Zweifel werden durch leicht verständliche Anmerkungen
unter d» n Texte behohen, Dort finden sich auch Hin-
weise auf Vorschriften die an anderen Stellen des Werkes
abgedruckt sind.
Während einerseits neben den I.andesgesetzen und
den sonstigen Landesvor-ehriften Satzungen des Reichs-
rechtes Abdruck gefunden haben, beschrankt sich ander-
seits der Inhalt auf das bei Bearbeitung von Hochbauten
Wissenswerte und sind die für den Eisenbahn-, den Wasser»
und Wegebau maßgebenden Vorschriften besonderer Be-
arbeitung vorbehalten. Die Zweckmäßigkeit dieses Ver-
fahrens kann streitig -ein, Jedenfalls ist jedoch anzuer-
kennen, daß bei der Sichtung, was in dem vorliegenden
Werke zu geben und was späteren Arbeiten vorbehalten sei,
durchweg das richtige getroffen wurde. Dcrbearbeilete Stoff
ist in die Abschnitte Die .Staatshalt-Verwaltung (S. 1
bis Das Baurecht (S. 245 356*, Die Baupolizei
(S .|Qoi verteilt vind innerhalb jedes derselben richtig
und übersichtlich gegliedert. Da unter Baurecht noch
Satzungen des Allnenieineu Landrechles (S. 257) und des
Rheinischen Rechtes (S. 273 ff.) abgedruckt sind, hätten
füglich auch die noch gültigen Salzungen des ehemaligen
Hannoverschen, 1 les-»cn'schcn,Nas*i<u'schcn undSchlesw lo-
schen landrechles hierher gehurt, soweit sie neben dem
Keichsrechl Bestand behalten haben. Indes wird durch
ihr \\'ei;lasscn der Wert des Werkes nicht wesentlich be-
cintrachtgt, da sie nur lokale Bedeutung haben Ein sorg-
fältiges Verzeichnis der aufgenommenen Bestimmungen
t-S. 491 496) und ein vollständiges Sachverzeichnis (S 407
bis 50b! erleichtern das Nachschlagen und Auffinden der
für den Gebrauch gerade wissenswerten Satzungen.
Nach alledem wird sich das Werk für alle Beamte
und Personen, welche mit Bearbeitung von Hochbau-An-
gelegenheiten befaßt sind als ein s.-lir brauchbares Hills,
mittel zur Ergänzung seines jeweiligen Wissens bewahren
Es wird deshalb zur Ansehaffuni; in unserem Leserkreise
bestens empfohlen Prof. Dr. Karl Hilst- .
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Denkrnltlcr der Baukunst, zu»animenge»lcllt u. gezeichnet
vom Zeichen - Aussrbull der Studierenden der Konigl. Trchn.
Ho. h»chulc zu Berlin < Abi f Architektur! l.frg XXIX Deutsche
Renaissance. Beilin Willi. Ernst Ar Sohn l*r. der l.frg 5 M.
Faulwaucr, Jul., Arch. Die St Michaeli* Kirrhc in
ti »m bürg mit 3a Text-tllintratioiicit und ao Lichtdruck- Tal.
Hamburg igoi. Cuii. \V. Stiu Nachf.
17a
Dr. Adler, F., Wirkl. Geh. Ob.-Bit., Prol. Mittelalterliche
B a c k » t c in-Ba u wc r kc dca Preuüiichen Staate».
Heft XI, 13 Blatt. Heft XII, 7 Bl, Tit. und Schlutttext zum
II. Bde. Berlin 1898- Wilh. Ernst * Sohn. l'r. vollst. In
■ a Heften 150 M.
Dorschfeld, Rieh , Arch. Der moderne Innenausbau Original-
Entwürfe unter Verwendung einheimischer Pflanzenmotivc
von Haus- und Ziroinertflren, Treppen, Paneelen, Plafond»,
Vestibülen, Perspektiven usw. Stuttgart 1899. Carl Ebner,
Kuiisuuislalt. 60 Tuf. in Mappe 30 M.
Ebhardt, Bodo, Areh. Deutsche Burgen. Berlin 190t. Ernst
Wasniutta. Lfrg. 4 Pr. tajo M.
T. Feldegg. F, Ritter, Arch. italienische Reuai»sanre
Architekturen in moderner konstruktiver Durchbildung.
Ein Vorlagenwerk für baugewerbliche Schulen und die
Baupraxis, ta Taf. II Serie: Bogcnatellungen und Gesimse.
Wien 1895. A Pichler'» Witwe ft Sohn. Pr. ao M.
Franzen, Walter. Angewandte Kunst. Erste Folge, 5 Lfrgn.
je loLichidrurkc Leipzig, Paul Schimmelwitz, l.frg. II, Pr. 6M.
Hartlg, Erdmann, Arch., Dir. der Kgl. ßatigewcrkschule in Bannen.
Die Kuhmeshalle in Barmen. Berlin 190a. Ernst
Wasniuth. »5 Taf. in Mappe. Pr. »5 M.
Kempf, Rudolf, Arch., Dir. der Baogcwcrkschulc in Augsburg.
Alt-Augsburg. Eine Sammlung architektonischer und
kunstgewerblicher Motive. Berlin 1898.
Maennchen, Albert, Maler Neue Malereien. Zweite Folge:
Sammlung praktischer Vorbilder für die Werkstatt und Schule.
10 l.frgn, von je 8 Taf. Berlin 1903. Ernst WasmuUi. Prei»
in Mappe 100 M.
Rathaus m Breslau. Erneuerung» - Arbeiten in den Jahren
1884—1891 von Geh. Brt C. I.Od ecke. Breslau 1858. Amtl.
Vci offentlichuog der Stadt.
Schafer, Karl, Ob.-Brt, Prof. Die Abtei Ebcibaeh im
Mittelalter. Baubeschreibung oud Baugeschichtc. Text-
band mit 59 Illusir. und ao Taf. in Mappe. Berlin 1901. Ernst
Wasmuth. Pr. 36 M.
Schmld, H , Ing., Prof. Steinmetz-Arbeiten im Hoch-
bau. Vnrtageblstter zum Gebrauch an gewerbl. Lehran-
stalten. Wien 100t. Carl Graeser S Ko Erster Teil: ai Taf.
und Text. 11. Aull. Pr. 14 M.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Garn -Bauin»p. Wylnnd, bisher in
Ostasien, ist der Int. des X VIII. Armee-Korps all techn. Ilillsarb.
uberwiesen. — Versetzt sind: Die Garn.-Uauinsp. Hart mann in
Plauen i. V. nach Leipzig III und Mcir in Leipzig als techn. Hiif*-
arb. znr Int. de» XIX. (a K. S ) Armee-Korps.
Baden. Der Reg. - Bmslr. B 0 r g e I i u in Donauesctiingcn ist
zur Kult.-Insp. in Frciburg versetzt.
Bayern. AI» Bez. -Ing. heim k. Bez. -Amt München »ind be-
rufen: Die Staatsbauas»i*l. FraaU in Itayrnith für den Hochbau
und Herold in Deggendorf für den Tiefbau.
Preußen. Dem Ei»enb-Dir. Pritzel in Neifle und dem Dir.
der HalbcrsUdt Dlankenburger Eis -Ges. Glanz io Blankenburg
a. II. ist der Rote Adler-Orden IV. Kl. verliehen.
Die Erlaubnis zur Annahme und Anlegung der ihnen verlieh,
fremdlind. Ordcu ist erteilt und zw.; Dem Ob.- u. Geh. Brt. G 0 e pc 1
in Berlin des Kai» Russ. St. Annen-Orden» II. Kl und dem Reg -Bfhr.
Krenckerinl lannover de» GroOherrl. IQrk. Osmanie-Oidens IV. Kl.
Dem Suuitbrt a. D. Kor tum in Halle a. S. ist der Char. als
Brt., dem Lairdbauinsp. MQssigbrodt, Doz. der Techn. Hoch-
schule in Berlin u. dem Eiscnb-Bau- u. Bnr.-Insp. a_ D. Höver,
Privaldoz. an der Techn. Hochscb. in Hannover, ist das Prad. Prof.
verliehen.
Versetzt sind: Der WasserBauin»p. Sch ildener von Dir»chau
nach Breslau; die Reg.-Bm»lr. Gg. Kiebelkorn von Berlin nach
AngermOndc, Rud. Golilzcr von Stettin nach Gollnow, Erw.
H c I b i c h von Maiburg nach Gumbm11e.11, Eug K o h t e von Berlin
nach Liegnitz und Fritz Beu»ter von Breslau nach Berlin.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg.-Bnwtr.: Heinr.
M 0 1 I e r der Kgl. Mimst.-. MilitRr- u. Baukornro in Berlin, M a r k e r >
und Julis. Wer de Iniann dem Techn. Bureau der Hochba-iabL
des Minist, der Offenll. Arb.
Die Keg.-Bfhr. Max Krieger aus Berlin (Hnchbfch.j. Ernst
Overbeck au» Hannover (Masch-Bfch), Joh. Gör» au» Berlin
fEisenbfch), Heim. Marken aus Elberfeld und Rud. Z 1 11 k e i s e 11
aus WciBenfels (Manch -Bich.) sind zu Reg. Benstru. ernannt.
Der Reg- u. Brt. Brennecke in Saarbracken ist gestorben. -
Brief- und Fragekasten.
Anfragen an den Leserkreis.
Eine neue Schule hat eine Niederdruck- Dampfheizung ; Ej.se,
Kessel und Fni h» »ind unter groflter Sorgfalt aus tadellosem Mate-
rial gebaut Einige Monate nach Bezog zeigten die Essenwlindc, daß
der Putz ausschlägt, sich gelb färbt, im Dachgescholl »ich Salpeter
oder ähnliche Salze stark ansetzen und das Mauerwerk den Ein-
druck macht, als ob es durchnAüt wllre, ohne dalJ sich dasselbe
iuU anlühlt. Ein baulicher Fehler, der deu L'ebclstand hAUe her-
vorrufen können, laut sich nicht nachweisen. Als Fcucrung»matennl
des Kessel» wird Zvcickauer Zechenkoks verwendet, und c» »nid
eine Zeit lang, um das Feuer nachts nicht erloschen zu lassen,
Steinkohlen-Prellsteine verwendet worden, l«t einem der l.eser
nun ein ähnlicher Fall bekannt, und worauf wird der I rbelstaml
zurückgeführt? - W. B. in <h.
Inhalt: Zur Frage der l'nigrslalfun- 'irs r>icaleT]»lnt7e» in l>ie»'len.
— Hrinutachutz, — \ rnuiachte». Toteiucliau. — l'ienbrwerbiuigen.
Bochrr. — Persotial-Xatihrwhtrii. — Burl- und Kngekaslrn,
Verlag der Drutsc-heti nauu-itung, «i. n. b. II., Beilin. Flli die Redaktion
verantwortl. Albert llofmann. Berlin. Druck von Wilh. i.reve, BeiiiiL
No. 28.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N£ 29. BERLIN, DEN 9. APRIL 1904
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest.
(Fortsetzung.) Hierzu eine Bildbeilage sowie dir Abbildungen auf Seite 177.
III. Die Elisabeth- (Schwurplatz-) Brücke.
(KortKeUtung.)
teber die Einzelheiten des eisernen
l'cbcrbaues, die wir bisher nur kurz ge-
streift haben, geben die Abbildgn. 15—21
bezüglich der interessantesten Punkte nähe-
ren Aufschluß. Die Endverankerung und
die obere Lageru ng der Ketten ist in den Abbildgn.
15 und 16 zur Darstellung gebracht, die gleichzeitig
auch die Ausbildung der aus Stahlblechen herge-
stellten Ketten selbst erkennen lassen, auf deren Aus-
führung ganz besondere Sorgfalt zu verwenden war.
Jedes Kettenglied besteht aus abwechselnd 19 und 20
senkrecht nebeneinander liegenden Einzclstäben von
500 m™ Breite bei 25""" Starke und Längen bis zu
14,61 m v. M. z. M Gelenkbolzen. Diese Bolzen haben
320 Durchmesser. Die Löcher fflr diese Bolzen
sind, um einen genauen Anschluß zu ermöglichen, für
alle in einem Punkt vereinigten Kettenglieder (38 -44
an der Zahl) gemeinsam auf den planmäßigen Durch-
messer gebohrt. Die Bolzenlöchcr durften nur 1 °"n
größer sein als die Durchmesser der Bolzen, welche
letzteren höchstens Abweichungen bis zu 0,5 mm zeigen
durften. In der Länge der Kettenglieder v. M. z. M.
Bolzen war bei + 10 "C. höchstens eine Abweichung
von 3n"n gestattet. Für die halbe Kcttcnlänge in der
Stromöffnung vom Aufhängepunkt bis zur Mitte durfte
diese Abweichung nicht mehr als 40 am betragen, wäh-
rend die CicsamM.ängc natürlich mit der planmäßigen
übereinstimmen mußte. Die Kettenbleche mußten fer-
ner ganz genau gerade gerichtet werden. Die Form
der Kettenglieder wurde im (Ihrigen durch Ausschnei-
den und Fräsen aus dem vollen Bleche hergestellt Die
geradlinigen Seitenflächen wurden außerdem noch
behobelt. Imganzen enthält die Kette 4094 Stück
Kettenbleche, deren längstes 1642 k« wiegt.
DicGliederder beiden lotrecht übereinander liegen-
den Ketten laufen, wie schon bemerkt, bis zum Eintritt
in den geneigten Ankerschacht durchweg parallel. Dort
Abbildgn. 19 und 20. FuU der PoiuUlander und AufhUngung dci Versteifungsträger an Meieren.
Ys ,
»73
-r — s~
sind ' sie durch eine
Querverbindung zu-
sammengefaßt und
gehen dann bis auf
2,64 ■ schräg ausein-
ander, um Raum zu
schaffen" für die Ver-
ankerung am unteren
Ende, vergl. Abb. 15.
Die Enden der Ketten,
zwischen deren Glie-
der Füllbleche einge-
schoben sind, werden
umfaßt von 2 Anker-
tragern aus geschmie-
detem Suhl, die sich
mit ihren Enden auf
von Stahlsrhuhen ge-
tragene Kippflächen
stützen. Durch einge-
schobene Stahlkeile
ist eine genaue Justie-
rung möglich. Die
Stahlschuhe schließ-
lich geben den Zug
der Kette auf die
Druck - Verteilungs-
quader ab.
Etwas komplizier-
ter gestaltet sich die
obere Aufhängung
der Ketten an den
Portal - Ständern,
vergl. Abbildg. 16.
Die Aufhängung wird
durch besondere,
kurze Kettenglieder
ebildet, die an 2
tahlbolzen von je
500""" Durchm. an-
greifen.dic in dem ver-
stärkten Portalkopfc
gelagert sind. Diese
Anschluß -Ketten er-
halten durch seitlich
umfassendcSchienen,
die mit ihnen und
den Portal-Ständern
drehbar verbunden
sind, noch eine Stütze.
Die eigentliche Kette
greift an den kurzen
Aufhängckettennicht
mit einem einfachen
(ielenkbolzcn, son-
dern mit einem Dop-
pelkippbolzen an. Die
genaue Regulierung
erfolgt durch Keile,
welche durch die ge-
nannten Stützschie-
nen hindurchgehen
und mit Schrauben
entsprechend angezo-
gen werden können.
Die Aufhängung
Jer Versteifungs-
träge rund der Fahr-
bahn an den Ketten
zeigt Abbildg. 17. An
l<jdcm Gelenk bolzen
der Kette lassen bei-
derseits je 2 □ -Eisen
an.dieübcrdemüber-
gurt des Versteifungs-
trägers in ein mit je
aseitlichenOtsen ver-
sehenes Blech aus-
laufen. Durch diese
No 29.
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Schmu a b
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1
'J * . L
1
'7-
Aufhängung dt»
Vei»tedung»-
tragrr»
»n der Kette.
6o.
Abbildg 31
KndaufUgcrung und Verankerung der Vcr»leifung«trlger.
(V'crgl. Abbildg it, Seile 15a) Mafistab 1:60.
Ocsen sind Hängestangen (imganzen also 4) gesteckt,
die am unteren Ende durch die Oesen eines zweiten
Bleches hindurchge hen, das mit Winkeln mit den Verti
kalcn des Versteifungsträgers verbunden ist.
die Schraubenmuttern der I längestangen
ist eine genaue Regulierung der Langen
der Aufhangung möglich, die außerdem
seitlich genügende Biegsamkeit besitzt
Die Auflagerung der Portalständer
und die Aufhangung der Versteif ungs-
trager an den Portalen is: aus den Abbild.
18 (S. 1771 bis 20 ersichtlich. Die beiden
kastenförmigen Fuße jedes Portalständers,
die in 2205""» Abstand von M. z. M. von
einander liegen und durch aufgelegte Bleche
und mittcIsWinkeln angenietete Flußplatten
kraftig versteift sind, stutzen sich auf zwei
mächtige Kipplager aus Stahlguß, deren
größte Stücke rd. 15' Gewicht haben. Durch
die PortalfOßc sind vierkantig geschmiedete
Stahlstäbe durchgesteckt, auf deren nach
innen vortretende, abgedrehte Enden sich
der Versteif ungsträger mit Pcndelstützen auf-
setzt, die in gleicherweise mitdem Obergurt
dieses Trägers verbunden sind. Auch hier
sind die Lagcrschalen durch Bolzen regu-
lierbar Die beiden photographischen Auf-
nahmen nach der in Montage begriffenen
Eisenkonstruktion, Abbild. 19 u. ao (S. 173),
lassen diese Einzelheiten klar erkennen.
Zum Schlüsse sei noch die Endauf-
lagerung des Versteifungsträgers an
den Widerlagern in Abbildg. 21 zur Dar-
stellung gebracht Diese Auflagerung muß
einerseits die Tragerenden in der genauen
Höhenlage festhalten, anderseits aber eine
Langsvcrschiebung ermöglichen. Zu dem
Zwecke ist der untere, letzte Knotenpunkt
auf eine Pendelstutze gelagert, die denTräger
mit (Jelcnkbolzcn umfassend, denselben auch
nach unten verankert. Die AnkerstOt/c über-
trägt durch einen unteren Kippbolzen ab-
wärts gerichteten Druck auf das Auflager.
Um aufwärts gerichteten Kräften entgegen
zu wirken, sind mit der Pcndclstütze am Fuß
zwei Querträger verbunden, die mit ihren Enden unter
die Decke der Ankerkammer fassen. Durch einge-
schobene, mit Keilen ausgestattete obere Lager ist
Durch auch hier eine genaue Justierung ermöglicht.
«Srhlufl folgt)
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Versicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: Schmieden & Roetbke in Berlin. ir.-n««-uun,; 1
III. Die technischen Einrichtungen, (foruwuung.)
Das Fernheizwerk. (ScWuü.)
i Ausführung: Rictschcl ft Henneberg in Merlin.
Von Ingenieur Wilhelm Vocke.
em Unterschiede des Wärmebedarfes im
Winter und im Sommer mußte natürlich
Rechnung getragen werden, und zwar durch
Anordnung zweier Rohre ungleichen Durch-
messers. Hatte man mit einer einzigen
Dampfleitung, welche den Maxitnal-Winterbedarf fort-
zuleiten imstande gewesen wäre, sich begnügen wollen,
so wäre diese im Sommer naturgemäß viel zu groß
gewesen und hätte unnötige Wärmeverluste verursacht.
Der Gedanke lag nahe, bei Anordnung zweier Leitun-
gen die Querschnitte so zu bemessen, daß beide zu-
sammen den Wintcrmaximalbedarf decken, während
die kleinere für den Sommerbedarf ausreicht. Die
größere dagegen genügt dann in den Uebergangs-
Jahrcszeiten zwischen Sommer und Winter. Außer-
dem wurde eine wesentliche Reserve dadurch ge-
schaffen, daß die Rechnung für eine, für den allge-
meinen Betrieb als am vorteilhaftesten ermittelte An-
fangsspannung von 6 Attn. durchgeführt wurde, wah-
rend der Betriebsdruck der Kessel 8 Atm. betragt. Man
ist also in der Lage, nötigenfalls die I Icizungs-Anfangs-
spannung um 2 Atm. zu erhohen, wobei dann die größere
der beiden Leitungen selbst für den Maximalbedarf allein
ausreicht. Die Leitungen zu den Sanatorien haben
9. April 1904.
dementsprechend 119 bezw. 70 ""»Durchm. erhalten, die
nach den Anstalten für Lungenkranke 131 bez. So""".
Bei der Berechnung der Dampfrohrc nach diesen
Gesichtspunkten wurde die bekannte Fischer'sche
Formel (Handb. d. Arch. III. Bd. 4. Teil S. 167) be-
nutzt, jedoch mußte sie mit Rücksicht auf die zur An-
wendung gelangende gute Isolierung und wegen Ein-
führung des Zeuner'schen anstatt des Navier'schen
Annäherungswertes für das Dampfgewieht eine ge-
wisse Umänderung erfahren. Die Durehmesser der
Kondcnsleitungen wurden nach den Formeln von
Ganguillet und Kutter festgelegt. Da diese Formeln
weniger bekannt sind, mögen sie hier folgen:
< = c y R ../,
worin
J/77
Hierin bedeutet
r die Geschwindigkeit in " Sek .
„ . , , ■• , 1, .. Oiier^chn des \Vas-er(adnis
W den hydraulisch. Radius = JJ
. * Benetzter l Milane d. Rubres
./ = j das Spiegclgcfällc,
« =0,00012 j für glatte Kupfcrwandc experimentell bc-
# = 0,000008 ( stimmte Konstanten.
I )iese Formeln hatte n bereits beider 1 )imensionierung
der Kondensleilung des staatlichen F'crnheiz- und Elek-
trizitätswerkes in Dresden Anwendung gefunden und
sich bewährt. Sie sind nur richtig, wenn die Koti-
dcnsleitung vollkommen drucklos, als Gerinne, ausge-
•73
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Abbildg 7. Isolierung der Datnplrohre »n einer Klinischen Verbindung. Abbildg. 8. Lagerung der Kondemtwuser Leitung auf Köllen.
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führt wird. Es wurden deshalb bei der Beelitzer An-
lage auf die Verbindung der Kondenstöpfe mit der
Hauptkondensleitung, wie Oberhaupt auf alle Abzweige,
Luftleitungen bezw. Wrascnrohre aufgesetzt, die mit
der Atmosphäre in Verbindung stehen und etwaigen
W rasen aus den Kondenstöpfen sofort abfahren. Diese
Anordnung hat sich vorzüglich bewährt, indem die
unangenehmen Eigenschaften einer mit Druck arbei-
tenden Kondensleitung, wie Knallen, Nichtwarmwerden
der Heizkörper beim Anlassen oder Rückwärtswarm-
werden abgestellter Heizkörper, durch die Kondens-
leitung usw. nicht hervortreten konnten.
Die Rohrdimcnsionicrung, bezw. die Entwicklung
der Grundsätze, nach denen sie erfolgen mußte, ist
etwas ausführlicher behandelt worden, weil es sich
dabei um den wesentlichen Faktor für den wirtschaft-
ging, wurde das Rohr selbst, und zwar durchschnitt-
lich mit einem Krümmungshalbmesser von 2m gebogen.
Hierdurch wurde die Zahl der Dichtungsstcllcn wesent-
lich vermindert; ebenso wurden durch die großen
Krümmungshalbmesser die Widerstände beim Strömen
des Dampfes durch diese Bögen herabgesetzt. In der
Tat hört man in den Kanälen nicht das für Dampf-
leitungen, auch für solche, die in gutem Zustande ge-
halten werden, charakteristische Zischen oder Sausen,
welches durch die Reibung des Dampfes an den Bogen-
wandungen hervorgebracht wird.
Zur Isolierung der Dampfleitung wurde das beste
zurzeit bekannte Material verwendet, nämlich Rohseide
in 20""" starken Zöpfen. Dieses Material würde bei
der hohen Temperatur desDampfcs von I75°C. verkohlt
worden sein, hätte man es unmittelbar auf das heiße
Schnur Anichl
GH
Abbilde;, 18. Auflagerung der Fortdsl Inder und Aufhlngung der Versteifungslriger »n letzteren.
Die neueren Straßenbrücken über die Donau In Budapest.
liehen Erfolg handelte, Nichtsdestoweniger kommen
noch andere wichtige Momente bei der Gcsämtdispo-
sition der Anlage infrage, und mit der Ermittelung
der kleinstmöglichen Rohrdurchmesser und Rohrlängen
ist es nicht getan. Auch die Betriebssicherheit und
Betriebssparsamkeit mußten bei der Bearbeitung des
Kntwurfes gebührend in Rücksicht gezogen werden.
Mit welcher Sorgfalt dies geschah, geht aus der Be-
schreibung der Ausfflhrungsformcn hervor, welche
nunmehr folgen mögen.
Für die Dampfleitungen wurde nur erstklassiges
Patentrohr in Längen von mindestens 5,5 m mit auf-
geschweißten, ineinandergedrehten Bunden' und hinter-
legten, schmiedeisernen Flanschen verwendet. Als
Dichtung dienten Wellringe, wie sie den Vorschriften
der kais. Marine entsprechen. Gußbögen wurden nur in
ganz beschränkter Zahl verwendet; wo es irgend an-
9. April 1904.
Dampfrohr auflegen wollen- Deshalb wurde zunächst
um das Dampfrohr herum eine Luftschicht gebildet,
und zwar in der Weise, daß das Rohr mit einer reib-
eisenartig gelochten Weißblech -Bewicklung versehen
wurde. Die Zähne des Reibeisens ergaben die Stärke
der Luftschicht. Ueber das wie ein Ofenschirm wirkende
Weißblech wurde alsdann der Seiden/opf gelegt und
darüber kam später eine Nesselbandage und ein An-
strich von Wasserglas und Kreide, bivw Lack. Diese
Isolierungsart ist in der Anlage ziemlich teuer, doch
macht sie sich durch die erzielte Dampfersparnis in
verhältnismäßig kurzer Zeit bezahlt. Auch die Flan-
schen der Dampfleitungsrohre sind isoliert, und zwar
durch doppelwandige Weißblechkappen, deren Zwi-
schenraum mit Seidenabfällcn gefüllt ist. Die Kappen
bestehen aus zwei Hälften, um ein leichtes Abnehmen
zu gestalten, und^sind am tiefsten Punkte mit einem
177
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Entwässerungs-Röhrchcn versehen, damit etwa blasende
Flanschen sofort aufgefunden werden. Eine solche
Flanschen-Vcrbindung ist mit Isolation in Abbildg. 7,
Seite 176 im Schnitt dargestellt.
Besondere Sorgfalt wurde auch aus den weiter
oben angeführten grundsätzlichen Erwägungen heraus
der Lagerung derRohre zugewandt. Die bisher übliche
Methode, nach der die Rohre in Bandeisen-Schleifen
an die Decke gehängt werden, ist übrigens für Rohre
größeren Durchmessers und für höhere Spannungen
nicht nur deshalb zu verwerfen, weil sie die Kompen-
sation der Längenausdehnung erschwert; denn hat
man die Längen der Schleifen derart bemessen, daß
das Rohr in Kaltem Zustande mit richtigem Gefälle
liegt, sodaß kein Wasser in ihm stehen bleiben kann,
so ändern sich die Verhältnisse durch die Erwärmung
des Rohres. Die ursprünglich lotrecht hängenden
Schleifen werden durch die Längenänderung des
Rohres vorwärts bewegt, bilden keinen rechten Winkel
zur Wagrechten mehr und heben das Rohr an — auf
verschiedenen Strecken in verschieden starkem Maße,
— und dadurch bilden sich in den Leitungen Wasser-
säcke, die in vielen Fallen bei kleinen Rohrdurch-
messern und geringen Dampfdrücken belanglos sein
mögen, bei Rohrstrecken von größerer Länge und
größerem Durchmesser aber Wasserscbläge herbei-
führen können, von denen man ernstliche Beschädi-
gungen des Rohres befürchten muß.
Diese Gefahr wird durch die für die freie Aus-
dehnung des Rohres erforderliche Kugellagerung nach
der Konstruktion von Rietschel & Henneberg voll-
kommen vermieden. Die sonst wohl üblichen ein-
fachen Rollenlager dienen dem Zwecke nicht mit ge-
nügender Sicherheit, namentlich nicht, wenn es sich
um transversale Bewegungen des Rohres handelt; sie
wurden deshalb in Beelitz nur zur Unterstützung der
Kondcnswasserleitung (die, wie hier eingefügt sei, aus
Kupferrohr mit hartaufgelöteten Rotgußbordscheiben,
gußeisernen L'eberschieb - Flanschen und Kautschuk-
Asbcstdichtungcn besteht), verwendet. Sic erhielten
durch eingegossene Langlöcher sowohl wagrechtc,
wie senkrechte Verstellbarkcit, um die genaue Ver-
legung der Kondensleitung nach dem berechneten Ge-
fälle sicher zu stellen. In Abbildg. 8 ist ein derartiges
Lager gezeichnet.
Das für die Lagerung der geraden Strecken der
Dampfleitung verwendete Kugellager ist bereits früher
erwähnt worden <s. Abbildg. 2. S. 163). Es ist ohne
Weiteres ersichtlich, daß die Reibung des Rohres in
einem solchen Lager eine sehr geringe sein muß. Da
sich an dem Lager keine bearbeiteten Flächen befin-
den, so hält sich auch der Preis in solchen Grenzen,
daß die Anwendbarkeit nicht infragc gestellt wird.J
Aber für alle beim Bau einer Fernleitung zu be-
achtenden Fälle ist auch dieses Lager noch nicht aus-
reichend. Es eignet sich nur für die Lagerung in der
Längsrichtung sich verschiebender Rohre. Solche
Rohre, welche außer der Achsial -Verschiebung auch
noch eine nennenswerte Querbewegung ausführen,
müssen in der wagrechten Ebene allseitig beweglich
gelagert sein. Dies ist durch die Anordnung der in
Abbildg. 9 dargeslellten sogen. Kugelschlitten zu er-
reichen, welche allen überhaupt zu stellenden An-
forderungen genügen und deshalb zur Lagerung von
Rohren von 150 mm Durchmesser und mehr besonders
geeignet sind.
Nun ist noch einiges Ober die oben bereits flüchlig
erwähnte Einteilung der Leitungen in festgelegte
Strecken zu sagen. Würde man die langen Rohr-
strecken in Beelitz, welche in ihrer Abwicklung mannig-
fache Knicke und Bögen aufweisen, wie z. B. die Strecke
vom Kesselhause zum M.lnncrpavillon der Lungen-
heilstätte (s. Abbildg. 1, S. 16-21, nur an den Endpunkten
festhalten, so wäre es nicht möglich zu bestimmen,
in welcher Richtung und um wieviel irgend ein l'unkt
in dieser Strecke, z. B. der Knickpunkt vor der Bahn,
bei der durch Erwärmen und Erkalten der Leitung
hervorgerufenen Verschiebung wandern müßte. Ks ist
aber nötig, diese Verschiebung genau /u kennen, bezw.
'7«
auf eine gewisse Größe einzuschränken, damit die Be-
anspruchung der Rohre durch die Verbiegung nicht
zu groß wird; damit die Dichtung»stellen nicht unge-
hörig beansprucht werden; damit die schwachen Ab-
zweigleitungen durch eine ungebührlich große Be-
wegung der Hauptleitung nicht abgerissen werden,
und endlich, damit der freie Durchgang in den Kanälen
nicht etwa durch die mitten hineinlaufenden Leitungen
verlegt wird. Deshalb ist es erforderlich, die Leitun-
gen in angemessenen Abständen fest mit dem Mauer-
werk zu verbinden und dadurch die Bewegungen zu
begrenzen. Die Stellen, an welchen dies geschieht,
heißen, wie bereits erwähnt, Fixpunkte; sie sind in
Abbildg. 3, Seite 163 mit F bezeichnet und sind be-
züglich ihrer Lage so gewählt, daß die zwischen je
zwei Punkten liegenden Rohrstrecken eine geometrisch
bestimmbare Ausdehnung besitzen.
In Abbildg. 10 ist eine Fixschcllc dargestellt. Sie
erfüllt außer dem Hauptzwecke, das Rohr fest mit dem
Mauerwerk zu verbinden, noch einen zweiten sehr
wichtigen. Da die Rohre mit ineinander gedrehten
Bunden versehen sind, so ist das Herausnehmen eines
einzelnen Stückes aus der Rohrleitung nicht ohne
Weiteres möglich. Diese Schwierigkeit behebt die
Fixschcllc. Auf das Rohr sind an der betreffenden
Stelle zwei genau abgedrehte Ringe aus Schweißeisen
in bestimmter Entfernung von einander warm aufge-
zogen (Schrumpfringe). Sie sitzen infolgedessen un-
gemein fest. Zwischen ihnen ist die eigentliche Schelle
über das Rohr gestülpt, welche durch kräftige Anker
mit dem Mauerwerk fest verbunden wird. Sechs in die
Schelle eingesetzte Stellschrauben werden nach dem
Ueberstülpcn des Bügels aus ihren Muttergewinden so-
weit herausgeschraubt, daß sie mit ihren r assonköpfen
sich an die Schrumpfringe fest anlegen. Dadurch liegt
das Rohr unverrückbar fest. Will man aber aus der
betreffenden Strecke einen Teil entfernen oder auch
nur eine Dichtungsscheibc auswechseln, so schraubt
man die der zu lösenden Stelle zugewendeten dtei
Stellschrauben um etwa 15"» hinein, die drei anderen
aber um die gleiche Länge heraus. Hierdurch wird
die ganze Rohrstrecke um i5nim achsial verschoben,
und die Verzahnung der Flanschen an der zu lösen-
den Stelle kommt außer Eingriff. Die Arbeit geht
außerordentlich schnell und leicht von statten, da die
Fortbewegung des Rohres infolge der Lagerung auf
Kugeln nur geringfügigen Widerstand bietet.
Die entsprechenden Konstruktionen für die Kondens-
leitung konnten wesentlich einfacher gehalten werden,
da letztere sich weniger stark ausdehnt und Wasscr-
schläge in ihr ausgeschlossen sind. Dafür mußten
alle Teile aber lotrecht genau einstellbar eingerichtet
werden. Abbildg. 11 zeigt einen Kugelschlittcn, Abb. 12
eine Fixschclle für Kupferrohr.
Da das Zcntral-Kesstlhaus an der tiefsten Stelle
des Geländes liegt, so steigt das Gelände und mit ihm
das Tunnelsvstem von dieser Stelle aus bis zu den
einzelnen Gebäuden an. Dampfrohre dürfen aber nur
ausnahmsweise auf kurze Strecken ansteigend verlegt
werden, da sonst das in ihnen sich bildende Kondens-
wasser infolge seiner Schwere dem Dampf entgegen-
flietit und Wasserschläge hervorruft, die besonders
beim Anheizen gefährlich werden können. Die Folge
dieser Notwendigkeit, Dampfleitungen mit „VorwArts-
gefälle" zu verlegen, ist, daß je nach der lichten Höhe
des Tunnels in kleineren oder größeren Abständen,
sobald die Leitung sich der Sohle genügend genähert
hat, ein Gefällbruch angeordnet werden muß, vermöge
dessen sich die Leitung von der ticten wieder bis zur
höchsten möglichen Lage erhebt Die Abwicklung
einer solchen Tcrrainleitung sieht also sägetörmig aus.
Es ist dafür zu sorgen, daß an den tielsten Stellen
kein Wasser stehen bleibt Zu diesem Zwecke wer-
den Wasscrabschcidcr, Abbildg 13, an den Tiefpunkten
eingebaut. Damit das durch sie aus der Dampfleitung
abgeschiedene Wasser in die Kondensleitung überge-
führt werden kann, ohne daß durch die Abführungs-
leitung Dampf mit fortströmt, ist die Einschaltung von
Kondensloptcu erforderlich, welche Wasser und Dampf
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entsprechend ihren verschiedenen spezifischen Gewich-
ten von einander trennen, das Wasser in die Kondens-
leitung hefördern, den Dampf aber zurückhalten.
Diese Kondenstöpfe bilden leider ein etwas un-
sicheres Element jeder Hochdruck-Dampfanlage. Sie
müssen, da sie bewegliche Teile besitzen, unbedingt
von Zeit zu Zeit auseinander genommen und gereinigt
werden. Um zu diesem Zwecke nicht jedesmal die
Dampfleitung außer Betrieb setzen zu müssen, wurden in
Beelitz vor und hinter jedem Topf Absperrventile einge-
schaltet und der Topf selbst wurde mit einer Umgehung
nebst drittem Ventil versehen, vergl. Abbildg. 14. Muß
bei solcher Anordnung der Topf gereinigt werden, so
wird das Umgehungsventil so weit geöffnet, daß das
abgeschiedene Wasser eben durchströmen kann, wah-
rend die beiden anderen Ventile geschlossen werden
Auf diese Weise ist es möglich, von dem außer Betrieb
gestellten Topf den Deckel abzunehmen und die Reini-
gung von angesammeltem Schlamm, Kesselstein, Zunder
usw. zu bewirken. Damit der mit der Reinigung be-
traute Arbeiter die Arbeit nicht innerhalb des eigent-
lichen Rohrtunncls vorzunehmen braucht, stehen in
Beelitz die Töpfe in besonderen, unmitlclbar an den
Kanal angebauten Häuschen, welche gleichzeitig zur
Lüftung der Kanäle, sowie als Einsteighäuschen bezw.
als Notausgange dienen. In Abbildg. 15 ist ein Quer-
schnitt des Kanals, in Abbildg. 16 die Anordnung eines
Lüftungshäuschens dargestellt, Ein vollständiger Gc-
fällbruch mit seinen Wasscrabscheidern, Kondenstöpfen,
Fixschcllcn ist in Abbildg 17 skizziert.
Für den Kall, daß wider jedes Erwarten, etwa in-
folge verborgener Materialfehler, ein Rohrbruch ent-
stehen sollte, sind an den Anfangen der I lauptleilungen
Rohrbruchventile eingeschaltet, die sich selbst schließen,
sobald die Geschwindigkeit des Dampfes in ihnen eine
bestimmte, einstellbare Größe überschreitet.
Die beiden Fernleitungen für Winter und Sommer
liefern den Dampf für jedes Gebäude in einen Dampf-
vcrteilcr, ein wagrechtes Rohr mit Stutzen, welches
mit den nötigen Absperr- und Reduzierventilen, Kon-
denstöpfen und Lufthahnen ausgerüstet ist. Das Kon-
denswasser jedes Gebäudes wird einem Sammelgefäß
zugeführt, welches mit der Atmosphäre in Verbindung
steht, also spannungslos ist, sodaß ein l ebertreten
von Dampf in die Kondensleitting unmöglich ist.
Hierin liegt schon ein nicht zu unterschätzender
Vorteil. Es muß aber auch darauf hingewiesen wer-
den, daß die Herstellung des Dampfes in den zentralen
großen Com wall kesseln ungleich billiger ist, als in den
Niederdruckkesseln, die im anderen Falle hätten zur
Verwendung kommen müssen. Denn diese hatten mit
dem teueren Koks gefeuert werden müssen, während
jetzt die wesentlich ausgiebigere und billigere Stein-
kohle gebrannt wird. Sie hätten auch, den gesetzlichen
Bestimmungen entsprechend, mit offenem Standrohr
ausgerüstet sein müssen, woraus sich die Notwendig-
keit einer automatisch geregelten sogen. Dauerbrand-
feuerung ergeben hätte. Eine solche arbeitet aber für
Kessel von 30 und mehr tm Heizfläche nicht mehr
rationell, da durch die Einwirkung des Verbrennungv
rcglcrs auf die großen, in Glut befindlichen Koks-
massen leicht eine unvollkommene Verbrennung her-
beigeführt wird.
Allgemein läßt sich sagen, daß die umfangreichen
Fernheizanlagen in Dresden und Beelitz als die Vor-
läufer einer größeren Entwicklung des Fernheizwesens
anzusehen sind, in deren Folge bereits eine Anzahl
ähnlicher Anlagen, z. B. in Groß - Schweidnitz i S.,
Karlsruhe, Aachen usw entstanden sind. Es liegt nahe,
auch im Städtebau die Tatsache auszunutzen, daß die
dtei Kulturelcmente Wärme, Licht und Kraft alle her-
gestellt werden können durch Umwandlung von Dampf-
energie in die für die Verwendung brauchbare Form,
und sich ferner den Umstand zu Nutze zu machen, daß
die Wärme hauptsächlich am Morgen, die Kraft am
Tage, das Licht am Abend gebraucht werden, mit
anderen Worten: große Zentralen anzulegen, die da-
zu dienen sollen, gleichzeitig Wärme, Licht und Kraft
zu erzeugen, und die unvermeidlichen Schwankungen
im Bedarf bald an dem einen, bald an dem anderen
dieser drei Energieformen auszugleichen.
Es muß an dieser Stelle noch darauf hingewiesen
werden, daß die Untersuchungen über den Wärme-
bedarf und die Bcrcchnungs - Methoden der Rohrlei-
tungen, sowie die konstruktiven Einzelheiten in der
I lauptsache sich an die Arbeiten anlehnen, welche von
dem Dresdener Hause der Firma, bezw. dessen Direktor,
Ing. Pfützner, bei der Planung und Ausführung des
dortigen staatlichen Fernheizwerkes bereits vorgenom-
men worden waren, wie auch der Rat des Genannten
für die Beelitzer Anlage mehrfach in Anspruch ge-
nommen wurde.
Das Beelitzer Fernheizwerk wurde am 15. Mai iqor
in Betrieb gesetzt und entspricht seitdem in jeder Weise
den gehegten Erwartungen Zum Betriebe der gesamten
Fcrnheizanlage sind, abgesehen von den Kesselheizcrn,
nur des Morgens zwei Leute etwa t Stunde lang er-
forderlich, um die Kondenstöpfe und Reduzierventile
zu revidieren Da diese Arbeit von den 4 Maschinen-
meistern der Anstalt (jede Abteilung hat einen solchen
ohne weiteres Unterpersonal) abwechselnd besorgt wird,
ebenso wie die gelegentliche Reinigung und Instand-
haltung der verschiedenen Apparate, so läßt sich leicht
ermessen, daß das Fernheizwerk erheblich weniger Be-
dienung erfordert, als bei den ursprünglich geplanten
Einzelheizungen. — (sa,ii.o roif( ,
Vermischtes.
Die Begründung des Helmatschutz-Bundes, Aber dessen
Ziele wir in No. a8 berichteten, ist am 30. Marz d. J. in
Dresden unter lebhafter Teilnahme aus den verschieden-
sten Kreisen, in Gegenwart von Vertretern der preußi-
schen und sächsischen Regierung und einer größeren Zahl
von Körperschaften erfolgt. Nach einer kurzen Begrüßung
durch Hrn. Geh. Üb.-Brl. Holtfeld in Berlin, namens des
vorbereitenden Ausschusses für diese erste Tagung und
nach Ansprachen der Hrn. F'rof. Schullze-Naumburg,
Prof. Conwcniz, Dir. des Prov. - Museums in Dan/ig.
Prof. C J Fuchs in Kreiburg i. B , vom ästhetischen,
wissenschaftlichen und national ökonomischen Standpunkte
wurde der Bund begründet, dessen Hauptziel die Satzun-
gen, wie folgt, bezeichnen: „Die deutsche Heimat in
ihrer natürlichen und geschichtlich gewordenen
Eigenart zu schützen*. Die Leitung der schon von
uns erwähnten einzelnen Arbeitsgebiete wurde folgender-
maßen verteilt: Denkmalpflege: Prof. Th. Fischer in Stutt-
gurt; Pflege der überlieferten ländlichen und bürgerlichen
Bauweise, Erhaltung des vorhandenen Bestandes; Prof.
Schu Itzc- Nau tnbu ig; Schutz der Landschaft cinschl
der Ruinen: Prof C. J. Fuchs in Freiburg; Rettung der
einheimischen Tier- und Pflanzenwelt sowie der geologi-
schen Kigentümlichkciten: Prof. Conwcntz in lianzig,
Volkskunst auf dem Gebiete der beweg] Gegenstände:
9 April 1904.
Prof. Justus B ri n c k mann in Hamburg; Sitten, Gebräuche,
Feste und Trachten: Kurat Curt Frank in Kaufbeuren.
Zum Vorsitzenden wurde, wie wir schon berichteten, Hr.
Prof. Schultze-Naumburg gewählt, zum Stellvertreter
Staatsminister Frhr. von Feilitzsch in Bückeburg, zum
Geschäftsführer Hr. Robert Mielke in Oiarlottcnburg und
zu Beisitzern die Ilm Geh. Reg Rat Prof Hcnrici in
Aachen, Brt O March in Charlotienburg.Ob Brt.Schmidt
in Dresden, Stadtbauinsp. Re hörst in Halle a. S
Aufgabe des Vorstandes ist es, zunächst ein ausführ-
liches Programm für die Arbeiten des Bundes zu ent-
werfen, das im Herbste einer zweiten Versammlung vor-
gelegt werden soll Inzwischen gilt e\ die Heslrebunuen
des Bundes in die weitesten Kreise zu tragen.
Mitglieder des Bundes können sowohl Vcreinimnicen
und öflentlich-rcchtliche Körperschaften wie Ktn/elpcr-
sonen werden. Letztere werden in Gönner und Helfet
unterschieden, von welchen die ersiercn sich zur AM ung
von Geldbeiträgen verpflichten, dir letzteren für die Ziele
des Bundes persönlich wirken Möge dir 'h.tigkeit des
Bundes eine fruchtbringende, erfolgreiche -ein!
Die deutsche Gesellschaft für Volk*bAder iu.lt am 1 1 Mai
ihre diesjährige 1 laupt Versammlung in Kassel ab. I 'riter den
geplanten Vorträgen sind solche technischen Inhaltes der
Hrn. Siadtbrt. Brt_ Peters in Magdeburg, Brt. Herzberg
in Berlin.
'79
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Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben um eine Anleitung zur Herstellung
ländlicher Bauten erlaßt der landwirtschaftliche Verein für
RhelnpreuOen mit Frist zum 31, Dez. 1904. Es soll eine
knapp gefaßte, auch dem Bauer verstandliche Schrift,
enthaltend „Kalschläge zur Herstellung von Bauten im
.landwirtschaftlichen Kleinbetriebe" mit Skizzen, Kosten-
anschlägen und Erläuterungen unter Berücksichtigung der
örtlichen Verhältnisse in der Niederung und den Gebirgs-
gegenden innerhalb der Rheinprovinz eingereicht werden.
Es ist zulässig, daß der Bewerber nur die Niederungs-
gegenden oder nur llöhengegendcn behandelt. Zu be-
rücksichtigen sind bczügl. der RaumvcrhaltnUsc Wohngc-
bäude, Stall. Scheune usw., ferner das Baumaterial (Bruch-
stein, Ziegelstein, Fachwerk 1, die Baukonstruktion (. Massiv-
gebäude, Fachwerk, Pisebau), feuersichere Bedachung usw.
Es sind 3 Preise von 1000, 500, 230 M. ausgesetzt. Ueber
die Preisverteilung soll eine vom Zentralvorstande des
landwirtschaftlichen Vereins gewählte Kommission unter
Zuziehung von Bausachverständigen entscheiden, deren
Namen hoffentlich noch bekannt gegeben werden —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Verteilt sind; d>r Geh. Hrt. Kimrott in Krank-
furt a. M. eis masch -techn. Ob. -Hrt. (tullrw | der Kgl F.isenb-Dir.
nach Berlin; — die Reg.- u Brte. Labes in Kattowitz all Mitgl.
der Kgl. Eiaenb -Dir. nach Berlin; Bassel in Prenzlau ala Vorst,
der Eisenb-Betr -Insp. 1 (buh. Thorn 2) nach Dtsch.-Eylau, Haas
in Arnsberg al* Vorst, d. EiBcub.-Betr -Insp 8 nach Berlin. G r c v c -
m e y c r in Thorn als Vorst, der Betr -Insp. 1 nach Köln Deutz,
Heinhardt in Eberswalde al» Mitgl. (auftrw) der Kgl Eisenb •
Dir. nach Danzig, Goticil in Eberswalde als Mitgl lauftrw .) der
Ihr nach Breslau, Büicber üi Düsseldorf als Mitgl. lauftrw I der
Dir. nac h Mainz, Scbwanebeck in Kiel als Mitgl. (aultrw ) der
Dir. nach Frankfurt a M und Tanneberger in Stendal al«
Vorst, der Eisenb.- Masch .-Insp- nach Gottingen; — die Eisenb -Bau-
und Betr-Insp Rqppentbal in Saarbrücken als Mugl. laudrw )
der Kgl. Eisenb.-Dir nach Kattowitz, Rhotcrt in Grauden* als
Mitgl. (auftrw) der Dir. nach Danzig, Karl Schwan in Berlin
als Mitgl. lauftrw. | der Dir, nach Bromberg. M a 1 1 h a e 1 in Bremen
aH Mitgl lauftrw) der Dir. nach Mainz, Breuer in Köln Deutz
als Mitgl. (auftrw.) der Dir. nach Elberfeld, Essen in Collis nach
Eisensch als Vorst, der dorthin verlegten Eisenb -Betr.-lnsp Gotha 1,
Laspe in Kicleld nach Hanau als Vorst der das. errichteten
F.iaenb.-Bctr.-Iusp , Schacht in Celle al« Vorst (auftrw > der
Eiaeiib.-f'ctr -Insp, 3 nach Bremen, Merkel in Mainz ala Vorst,
(auftrw) der Betr -Insp. 3 nach Essen a. R , Kiomc in Danzig
als Vorst, d-r Bell -Inap. j (bish. Danzig a) nach Dtsch -Evlau,
Pietig in Herborn als Vorst, (auftiw) der Betr. Insp. nach Arns-
berg, Mortensen in Kattowitz als Vorst, (auftrw) der Betr.-
insp ] nach Grautlenz, l.epcre in Koblenz al« Vorst (aufliw.)
der Betr -ln«p. a nach Krefeld, Reiser in Rastenburg als Vorst,
(auftrw.) der Betr -Insp. nach Prenzlau, Hahnzog in Vacha zur
Betr-Insp. nach Eisenach, W a 1 1 w i t z in Hannover als Vorst,
(aufliw) der Betr-lo«p nach Kreuzburg O-S, Poppe in Slcllin
nach Regenwaldc als Vorst- der das errit'bt. Kisenb -Buuabt., Ilken-
bans in Elberfeld als Vorst, (auftrw ) der Bett.-In-p. 7 uach
Berlin, Guericke in Berlin in den Bez. der Dir St. Johann-
Saarbrücken, Ameke in Ma uz nach Boppard als Vorsteher
der daselbst errichteten Bauabtcilung, Stcphani in Breslau
in den Bez, der Dir Hannover, K at k <> w s k i 111 Neuwied zur Dir.
in Kattowitz, Benner in St. Job. • Saarbrücken als Vorst, der
BauaM. nach Koblenz und l'anthcl in NeuU als Vorst der
Bauabt. nach Heroom; - der großh hc*5. Ei*en. - Bau- u. Betr -
ln»p. Jordan in Worms nach Neuerburg als Vorst der da», er-
riebt Bauabt ; -• die Eisenb -ßauinsp. Berger h oll in Essen als
Vorst, der Eiscnb.-Mascli.-Insp nach Düsseldorf, Kischbotb in
Berlin al* Vorst, der Werkst Insp nach Eberswaldc, Reichard
in Köln - Nippes als Vorst, der Ma«ch. - Insp narh Paderborn,
Kotciitlial in Stnlp als Vorst, der Ma«rh -Insp narh F.berswalde,
Eichemeyer in Hannover als Vorst, (auftrw.) der Masch.-Insp
nach Stolp, Alexander in Berlin als Vorst, (auftrw.) der Werkst. -
Insp nach Stendal, Christ in Altona als Vorst, (auftrw ) der
Masch Insp. nach Kiel und Strahl in Breslau nach Bcuthc» O -5
al« Vorst lauftrw I der das. erricht Masch - Insp ; — die Reg-
Bmstr. Paul Fischer in Bromberg in den Bez der Kgl Eisen»-
Dir. in Königsberg i. Pr , Cust. Meyer in 1'auzig in den Bez dei
Dir in Kattowitz und E 11 g e I b r e c h 1 111 Witten in den Bez der
Dir. in Hannover.
Verlieben i»t: dem Kisenb -Bau- u Betr -Insp Herzog die
Stelle des Vorst, der Betr. • Insp in Thorn (Dir. -Bez. Blomberg)
und dem Kisr-nb •Bauinsp. W. Fischer in Berlin d e etatm. Stelle
eines Fisenb. - M.*«cliineiibeamtcn bei den Kisenb - Abt. des Mi'.i^t,
der offentl Arb — Der t.eti Bit Haas in Bcilin i-t zur Wahr-
nehmung der Geschäfte eines Referenten bei den Kisenb - Abt. in
da* Mimst der ölfentl. Arb berufen.
Die Wahrnehmung «Irr Geschäfte eine« Eisenb Ihr -Mitgl. 1«
übertrafen: dem Fi-cnb-Dir. Schubert bei der Dir in Berlin,
den F.isenb .Bau- u. Betr -Insp. Brousliti bei iler Dir in 1 >m n a R.
und Bieder mann bei der Dir. in Breslau
Mit der Wahrnehmung der (.ic-s>.liA::c eine-, tn^;} -Votit sind
betraut: die Eisenb. • Bau- u~ Betr !n«p Kluse he bei der Betr -
Insp 1 in Breslau und Knoblaui Ii bei der itrtr. - lusn 1 in
Saalbrücken, der Fisenb - Bauinsp W 1 tu m e r bei der Masch-
Insp 1 in Essen a K — Der Eisenb -Bau- u Betr inke Kaule in
Aachen ist z Vorst. <lcr Eiscnb -lUnabi das. bestellt.
Der Eisenb, -Bau- u Bcir l.isp z D K5::;,; in Kd'ri ist in
den ~
180
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Stadtrat in R. Die Frage inwieweit sich Jemand die
Entziehung des Wassers gefallen lassen muß, gehört zu den
schwierigsten im Bereiche de» Wasserrechtc». Die Rechtsprechung
des Reichsgerichtes Hüft im Endergebnisse darauf hinaus, dal) jeder
Eigentümer berechtigt ist, auf seinem Grand und Boden natürliche
Wasseradern abzufangen, selbst wenn dadurch dem NacbbarWasscr-
mengrn verloren gehen, sobald nur nicht in der Absicht gehandelt
wird, demjenigen zu schaden, welchem das jetzt abgefangene Wasser
früher zugute gekommen ist. Da das Unterbinden nnd Abfangen
des Wassel! für die Zwecke der Wasserversorgung aus Gründen
des Gemeinwohles zu geschehen pflegt, wird in der Regel die
Abseht ausgeschlossen sein, dem bisherigen Wasser-nutzer zu
schaden Es darf also die Nachbargemeinde Ihnen das bisher be-
nutzte Wasser entziehen, sofern sie nur die Vorsicht beobachtet
die Wasseradern zu unterbinden, bevor sie zutage getreten und
damit zu dem Gemeingut aller geworden sind, Uebrigens sind jetzt
Streitfalle der beregten Art häufig, da der hohe Wert der Wasser-
versorgung für die Artlichen Gesundheit« -Verhältnisse zum allge-
meinen Bewußtsein gekommen ist und man in allen deutschen
Gauen bestrebt ist, Wasserleitungen zu legen Selbstredend ist
möglich, daß aus »Heren Zeiten wohlbegründete Rechte bestehen,
dem Absc hneiden de« Wassers zu widersprechen, die auf Orts-
gebrauch (Observanz), Verjährung, Vertrag oder ander« eitern Rechts-
gruride beruhen können Ob für Ihren Cerocindebeiirk ein solcher
Ausnahmefall vorliegt, kann hier nicht beurteilt werden. — K H-e.
Hrn. A. K. In Hameln. Für die Rechtsverhältnisse und An-
sprüche der Bauführer sind die §§ 133a— c der Gewerbe Oidnung
maßgebend. Danach gibt es für dieselben keine gesetzlich begrenzte
tägliche Arbeitszeit, Besteht über da« Maß der taglichen Arbeits-
zeit zwischen Arbeitgeber und Bauführer Streit, so wird er nur
durch Richterspmrh gelost werden können und der Richter mut-
maßlich für seinen Spruch berücksichtigen, welche Dauer an dem
Orte unter gleichartigen Betrieben gebrauchlich ist Einen Anspruch
au! Vergütung von Ueberstundcn hat der Bauführer nur dann, wenn
entwefet die tägliche Arbeitszeit vereinbart oder das Uebermaß der
Ansprüche des Arbeitgebers rec bekräftig festgestellt ist. Die ge-
setzlichen Vorschriften lür die Sonntagsruhe gelten im Baugewerbe
(Gcw-Ordn 4 105a), woraus folgt, daß der Bauführer an Sonn-
und Festtagen zui Aibeit nicht gezwungen werden kann, sofern
nicht besondere Ausnahmefalle vorliegen. — K. H e.
Hrn. A. H. in Leipzig. Sie richten, ohne sich als Abnehmer
unseres Blattes auszuweisen , eine Reihe von 5 Fragen über Zc-
mement»andmauersteiiie an uns, deren Beantwortung wir uns leider
versagen müssen, selbst wenn Sie die vorhin genannte lormale
Bedingung erfüllt hatten. Denn die Beantwortung würde nicht
mehr und nicht weniger als eine längere Abhandlung bedeuten, zu
welcher der Briefkaslcn nicht der Ort ist. Wir wollen aber nicht
verfehlen, Sie auf die von Ing Olschewsky herausgegebene Zeit-
schrift: .Die Kalksandstein-Fabrikation" zu verweisen. -
Anlragen an den Leserkreis.
In dem Gesellsrhaftshanse der Lessing- Loge zu Breslau be-
findet sieh zu ebener Erde eine Kegelbahn von etwa 30 m Lange
und 3 m Hohe. Ueber derselben liegen im Hochparterre Klub-
ziromer (5 m hoch) und darüber befindet sich der große Festsaal
(10 m hoch). Der Fußboden der Kegelbahn besteht aus Asphalt,
in welchen die eichene Kegelbohle eingebettet ist. Unter dem
Asphalt befinden sieh preuüische KappengewOlbe zwischen X-
Tidgern. Kugeln und Kegel sind von Holz, letztere mit Gummi-
reifen versehen, um beim Umfallen Geräusch möglichst zu ver-
meiden Bei Veranstaltung von Vortragen usw im Festsaale macht
sich nun bei gleichzeitiger Benutzung der Kegelbahn das Geräusch
des Aufsetzen« und Rollen» der Kugeln störend bemerkbar. Gibt
es Mittel und welche, diesem Geräusch abzulielfco, ohne die Kegel-
bahn von ihrer jetzigen Stelle zu verlegen ? —
K. S , Architekt in Br.
Fragebeantwortungen aus dem Leaerkreiae.
Zur Beantwortung der Frage 1 in No. la erlaube ich mir zu
bemerken: Eine gute E nlnc be lu ti g ist nur durch Einführung von
Luft mit höherer als Raumtemperatur zu erreichen. Wenn also
der Raum nur mtißi^ Kc'lc"t ist, wird eine Ut-berl ei/ung , die für
die Gesundheit der Arbeiter schadbrh wirkt, auf alle I alle ver-
mieden, Natürlich ist für genügende Abzugs*' hlnte zu sorgen, da-
mit d e feuchte Luft h ebt entweichen kann. Steht Betriebskralt
zur Verfüguiii;, so wird man vorteilhalt die Luft durch einen Ven-
tilator einpressen, womit im Kaumc ein Lcbeidruck gegen die
iiuüerc Luft erzielt und beim Oettncti von Fenslern odrr Türen
da« K.imli nigrn von kalter Auüenlufl , die lebhafte Nebelbildung
hervorruft, vermieden wiid IKcs i*t auch der Grund, weshalb
nur Absaufen der Luft zu keinem Ziele führt, vielmehr die Nebcl-
btlduMK L'C^insiipt und /ugei.schcinuugeii , Sefi witz wasscr usw.
herve ruft Die Kr wurmen* dei Luft kann in einer sogenannten
ll. iikarnmer durch DampLolirc Osler durch Fcuerlulth. izung statt-
finden Ist die Anwendung eine» Ventilators und Wamilufterzcugung
auf besagtem WeKc nicht möglich, «o lAUt »ich, wenn auch mit ge-
iiriserem l'Mckte, dm-h leirbt ein Ventilationsofcn aufstellen, dem
frische Anbenluit zugeführt wild. Ueber den Bottichen wird man
dann zweckmäßig Duiisifan^e mit Ableitungsrohren, ähnlich wie
bei S (innedeieuelll, anwenden —
H, >ehncidcr, Ingenieur in Kassel
Inhalt: iJie neueren StraueubrOcken Cbcr die l>"imu in Hudal-rsl
(Fi-nsel/utic). - l).e Atbr.terl«-il»initrn der 1-andes Versiclieruiir»arislnll
H<rlui t*ei llecliu (Furtseuunk'l. Vermischtes. — l'iri-ln-wcrbuneeii-
rris,,r.J..Nur),rie|i;cn — Kurl- und Fraicexi»!ru.
Hierzu eine Bildbeilage: !>«• Klisabt-th-Brücke über die
Dernau in Budapest.
Verla» dri lleulxhen ttauzriluiig, <• m l> H , Helllli. Fttr die Hedaktio«
1. V t Ki seien, IVrhn. Druck von WillLÜrey.. Berlin.
No. 29.
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g DEUTSCHE BAUZEITUNG 3
3 XXXVIII. JAHRG. NS 30. BERLIN, DEN 13. APRIL 1904g
Abbildg. aa. Die r;ii»abcth-rlru<kc wahrend der Montage. Abbau der Stromruilungen n»rh Einbau der Ketten.
tPhotu^rijyhihrh* Aufnahme Ton Autal Weiawurm in Rudipm i
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest.
(Sehlufl.) lllerfu die Abbildungen S. 183.
III. Die Elisabeth- (Schwurplatz-) Brücke.
| um Schlüsse unserer Ausführungen wird es
von Interesse sein, die kurzen Angaben über
die I lcrstellung der Brücke noch in einigen
Punkten, namentlich hinsichtlich der Montage
zu ergänzen. Auf die Schwierigkeiten, welche
der Ausführung der Strompfcilcr durch ungünstige
WitterunKSverhältnisse und derjenigen der Widerlager
erst durch das Anfahren heißer Quellen auf dem
rechten Ufer und dann durch die Notwendigkeit einer
Verstärkung erwuchsen und welche verzögernd auf
die Fertigstellung des ganzen Baues einwirkten, haben
wir bereits kurz hingewiesen. Wir haben ferner in
No. 25 schon einige Abbildungen der Eisenkonstruk-
lion wahrend der Aufstellung vorausgeschickt.
Für die Montage der Stromöffnung war die Be-
dingung gestellt, daü für die Schiffahrt 4 Oeffnungen
von mindestens je 48™ Spannweite frei zu halten waren.
Man überbrückte diese 4 Oeffnungen mit je 3 nuß-
eisernen Brückenkonstruktionen von je 51 m Spw., die
auf gerammten Pfahljoehen aufruhten. Auf diesen
eisernen Trägern stand der hölzerne Gerüstaufbau für
die Montage der Ketten. Die hierdurch entstehende
Belastung (d. h. nur für eine, nicht für die beiden
übereinander liegenden Keltern entspricht etwa der-
jenigen einer normalen Straßenbrücke durch 400^ 'im
Menschengedränge. Es wurden die Gerüst- Brücken
daher, um sie später wieder verwenden zu können,
für diese Last und für 2 zweiachsige Wagen von je
41 Raddruck berechnet und als Straßenbrücke ausge-
bildet. Die beiden mittleren Brücken, die nur einen
niedrigen Aufbau erfordern, konnten dabei als Parabel-
träger hergestellt werden, während die beiden Seiten-
Öffnungen alsParallelträgcr ausgebildet werden mußten,
um den hohen Holzaufbau besser und sicherer auf-
setzen zu können. Die Gerüstbrücken mußten von
Schwimmgelüsten aus verbunden werden, um die
Schiffahrt nicht zu behindern Das Schwimmgerüst
bestand aus 4 je 32 m langen, s.5™ breiten, i,9m tiefen
Booten, auf welchen eine feste Plattform aufgebaut war,
welche die gleichzeitige Zusammensetzung der beiden
Gerüstbrücken einer Oeffnung gestattete. Die Brücken
wurden auf der in die betr. Oeffnung eingefahrenen
SchwimmrOstung mit abgedrehten Bolzen zusammen-
gestellt Die Aufstellung aller 8 Gerüstbrücken mit
derselben Schwimmrüstung dauerte etwa 40 Tage.
Auch die Gerüstbrücken wurden von der Kgl Ungar.
Masch. -Fabrik unter Aufsicht der Donau-Brückcnbau-
Abt. des Kgl. Ungar. Handelsminist entworfen und
ausgeführt. Ihr Gesamt-Gewicht betrug rd. 612 '.
Die beiden Landöffnungen und ein Teil der Strom-
öffnung an beiden Ufern sowie die Portale wurden
fest eingerüstet. Die Portalrüstungen erhoben sich
dabei bis zu 55» über Nullwasser. Die Bildbeilage
in No. 25 zeigt die Brücke im völlig eingerüsteten
Zustande, während unsere Abbild (TD. 22 und 23 das
Gerüst der Landöffnung und der Portale wiedergeben.
Insgesamt wurden zu allen Rüstungen, Laufkranen,
Baracken usw. auf der Baustelle 1 1 200r'"" Holz verbaut.
Die Montage wurde im Jahre 1899 auf beiden
Ufern mit dem Finbau der Ankerketten, Aufstellung
der Kipplagcr auf den StrompU item, Aufstellung der
Enden der Versteifungsträger begonnen. Im Jahre 1900
wurden die Gerüste für die Portalständer und Rück-
haltketten aufgestellt und die betreffenden Eisenti ile
montiert einschließlich dcrVcrstcifungstiägcr. Im Jahre
1901 wurde die Stromöffnung eingerüstet und mit der
Montage der Ketten vorgegangen Da, wie schon
bemerkt, nur die Belastung durch das hölzern«» Mon-
tage gviu«t iiml i nie Kette von w< 11 eisernen GeiDSt-
181
Google
brücken aufgenommen werden konnte, muOte zunächst
die untere Kette eingebaut werden; die Montage der
oberen konnte erst erfolgen, nachdem die untere schon
frei hing, also die Gerüstbrflcke nicht mehr belastete.
Die Montage der Ketten wurde gleichzeitig von
4 Punkten aus bewirkt. Die Eisenteile wurden auf
einer auf + 9m Ober Nullwasser liegenden Rüstung
angefahren und durch elektrische Aufzüge auf die
Höhe der Montagerüstung gehoben und dort eingebaut.
Nach Schluß beider Ketten wurden bis Mitte Nov. 1901
sämtliche Rüstungen in der Stromöffnung entfernt,
sodafi die Ketten nebst den damit verbindenden Hänge-
stangen nun völlig freihingen. Abbildg. 22 zeigt diesen
Bauvorgang in der Entwicklung.
Der Einbau der Querträger, des Untergurtes der
Versteifungsträger, desWindvcrbandes und eines Teiles
der Längsträger erfolgte dann mit Hülfe der schon er-
wähnten, etwas umgebauten, schwimmenden Rüstungen.
Die Vernietung der Untergurte wurde später von Hänge-
rüstungen aus bewirkt, der Einbau der Obergurte
und der Diagonalen der Versteifungsträger von festen
Arbeitspodien, die über die Quer- und Längsträger
gestreckt wurden. Einige Schwierigkeit bereitete da-
bei die genaue Herstellung der Form des Untergurtes
der Versteif ungsträger, die durch wiederholtes genaues
Nivellement und Regulierung der Längen der Ilängc-
stangen mittels der Schraubenmuttern erreicht wurde.
Der Längcnausglcich fand in den beiden Mittclöffnun-
gen nach genauer Einmessung statt- Der Schluß der
Versteifungsträger erfolgte am 1. Mär/ 1902.
Wie schon erwähnt, stellte sich dann eine Ver-
schiebung des rechten Widerlagers ein, was zur Unter-
brechung der Monticrungs - Arbeiten, Enlaslung der
Mittelöffnung durch Entfernung aller auf den Ketten
ruhenden Gerüste und Fahrbahnteile und schließlich
Verstärkung beider Widerlager führte. Im April 1903
konnten die Montagearbeiten dann wieder aufgenom-
men und nun bis Herbst desselben Jahres vollendet
werden. Bei der Montage waren auf der Baustelle
613000 Niete von Hand einzuschlagen, während im-
ganzen 1 227000 Niete zur Verbindung der Konstruktion
dienen. Ein großer Teil der in der Werkstatt einge-
zogenen Niete wurde mit Maschinenarbeit eingetrieben.
Bei der im Herbst 1903 vorgenommenen Probc-
belastung, die durch Aufbringung von 450 k*.'-)» Be-
lastung mit Basaltwürfcln vorgenommen wurde, blie-
ben die tatsächlichen elastischen Durchbiegungen
überall unter den rechnerisch bei einem Elastizitäts-
modul von axx»,'icm ermittelten, die bleibenden Durch-
biegungen bedeutend kleiner als '/& der größten elasti-
schen Durchbiegungen, welches Maß als zulässig fest-
gesetzt war. Die größte elastische Durchbiegung der '
Stromöffnung betrug bei der ungünstigsten Laststellung
(*.'s Belastung! ^82mm (berechnet 346 mm\ Bei Vollbe-
lastung betrug sie in der Mitte 234 (282 mm|. Die
größte aufwärts gerichtete Verschiebung der Strom-
öffnung entstand bei halber Last und betrug 123»«
(145). Die bleibende Durchbiegung der Stromöffnung
war 28""". An der Höhenlage der Pfeiler und Wider-
lager zeigten sich keinerlei Aenderungen, ebenso ließ
sich beim rechten Widerlager keinerlei wagrechte Ver-
schiebung nachweisen. Beim linken dagegen zeigte
sich bei Vollbelastung die geringfügige Verschiebung
von 0,7 mm, die nach Entlastung auf 0,3°"" zurückging.
Die Probebelastung ergab also die volle Sicherheit der
Konstruktion. Wenn auch mit Schwierigkeiten, so istdas
bedeutende Werk doch schließlich zu einen glücklichen
Ende geführt, das allen Beteiligten zur Ehre gereicht.
Zum Schlüsse möchten wir uns nicht versagen,
der Direktion der Maschinenfabrik der Kgl. Ungarischen
Staatsbahnen, die uns bei diesen Veröffentlichungen
durch l'ebcrscndung eines reich illustrierten Albums
über die Elisabeth-Brücke nebst erläuterndem Text so-
wiedurch Ucbcrlassung einer Reihe von Einzelzeichnun-
gen in liebenswürdigster Weise unterstützt hat, unseren
verbindlichsten Dank auszusprechen. Dieser schönen
Veröffentlichung ist ein Teil der Zeichnungen entnom-
men, und es sind nach ihr auch die photographischen
Abbildungen 19 u. 20, S. 173, sowie die Bildbeilage zu t
No. 29 gefertigt. DieübrigcnAufnahmenunseres Artikels
sind von dem Photographien Hrn. Antal Weinwurtn in
Budapest gefertigt worden. _ pr. F.. —
Mitteilungen aus Vereinen.
Aren.- u. Inj. -Verein zu Hamburg. In dem verflosse-
nen Jahre sind 14 Ausflöge, 1 Ballfest und das Stiftungs-
fest veranstaltet worden. Von den Ausflügen waren 10
für Damen und Herren und 4 nur für Herren bcstimmt(
der Durchschnittsbcsuch der erstcren war 78, während bei
den letzteren im Durchschnitt 60 Herren anwesend waren.
Für den 6. Febr. und die nachfolgende Woche er-
hielt der Verein für seine Mitglieder von der Keederfirma
Ferdinand l.aeisz 20 Karten für je 5 — io Personen zum
Besuch des im Hafen löschenden und zugleich ladenden
Fünfmasters „Preußen". Um diesen Betrieb nicht zu
stören war ein Massenbesuch nicht angängig, der Besuch
in kleinerer Zahl war aber umso interessanter, als man
mit größerer Mulle den größten Segler der Welt in Augen-
scheu» nehmen konnte. Die l-änge des Schiffes ist 133.5 ■>,
die Breite 16 "», während bei einem mittleren Tiefgang
des beladcnen Schiffes von 8,23 "> dxs Deplacement 1 1 150'
und die Tragfähigkeit 8000 ' betragt. Der größte Durch-
messer der eisernen Masten ist goo""" und der Flageen-
knopf des Mitlelmastes liegt 68» Ober dem Kiel." Die
Gesamtlänge der für die Takelage verwendeten Stahl- und
Hanftaue betragt über 45 *■», wahrend dir Gesamtflache
der Segel 5560 'i1" ausmachen. In einem Hause auf Deck
sind 2 Dampfkessel untergebracht zur Bedienung von
2 Dampfpumpen und zum Antrieb des Steuerapparates,
der Ankerspills der 6 Anker und von 4 Dampfwinden
Als a. Ausflug ist die Besichtigung desWarenhauses von
Adolf Axien am 7, Fcbr, zu bezeichnen, zu dem der Er-
bauer, Hr. Arch. Ii. Henry Grell, eingeladen hatte und zu
dem sich 80 Damen und Herren einfanden. —
Am 28. Februar sollte den Vereins- Mitgliedern mit
ihren Damen die aus einer Realschule vom Hochbau-
wesen umgebaute Oberrealsrhulc auf der Uhlenhorst. Ecke
Averhoffstraße und Winterhuderweg, gezeigt werden. Die
Besichtigung und die Vorführung der großartigen Lehr-
mittel dieser Schule boten eine Fülle von Sehenswürdig-
keiten dar. -
Das .,4 Stiftungsfest de» Vereins wurde am 25 April
durch ein I lerreti -Mittagessen in den vornehm ausg. statte-
i3a
len Räumen des Uhlenhorster Fährhauses von 90 Teil-
nehmern gefeiert. —
Ein von der Direktion der Straßenbahn - Gesellschaft
gestelller Sonderzug brachte am 2. Mai etwa 30 Herren
vom Kathausinarkt nach dem Bahnhof an der Angerstraße,
um das dort aufbewahrte Straßenbahn-Museum in Augen-
schein zu nehmen. --
Im Anschluß an einen früher gehaltenen Vortrag wur-
den die Verein»mitglieder mit ihren Damen von Hrn. Arch.
Ernst Dorn eingeladen, am 20. Mai einen Ausflug zu un-
ternehmen zur Besichtigung des von ihm erbauten Guts»
hauses von Hrn. Bankier Theodor Behrens in Wal-
denau bei der Eisenbahnstation Halstenbek, Nach freund-
licher Begrüßung der etwa 70 Damen und Herren zeigten
Frau Behrens. I Ir. Arch. Dorn und I Ir.Gartenbauing Jürgens
den von diesem umgebauten herrlichen Park und das Guts-
haus Vornehme Einfachheit und feinster Kunstsinn halten
hier eine entzückende Heimstätte zu schaffen gewußt. ■
Unter Führung de» Hrn. Ob.- und Geh. Brt. Caesar
und einiger Herren der Kgl. Eisenbahndir in Altona be-
sichtigten etwa 00 Herren am 5. |uni das neu erbaute
Dammtorfiahnhofgcbäude, welches in der nächst-
folgenden Nacht um 12 I hr dem öffentlichen Verkehr
übergeben werden sollte.
Da» vom Hoehbauwesen unter Leitung der Hrn. Bau-
iusu. Neeker und Bmstr. Bauer neu erbaute Zivil -Ge-
richtsgebäude am Ilolstentor wurde am 22. Aug. von etwa
Bo Herren in Augenschein genommen.
Hr. Aich Ricardo Bahre lud für den 31. Aug. unsere
Mitglieder mit ihren Damen zur Besichtigung des von ihm
neu erbauten Warenhauses von Gebr. Heilbuth ein,
welches an dem Eckplatz der Hamburger-, Ronnhaid- und
Dcscnisstraßc 111 Barmbeck belegen ist und welches nicht
weniger al» 6000 <im Verkaufs • Räumlichkeiten aufweist.
Nach einigen Erläuterungen des Hrn. Bahre an der Hand
von Zeichnungen machten etwa 90 zur Besichtigung ein-
getroffene Damen und Herren einen Rundgang durch alle
mit Waren aller Art belegten Verkauf»-, Geschäfts- und
Lagerräume. Zum Schluß wurde da» abseits belegene
Maschinenbaus besichtigt, in welchem eine Sauggenerator
Ga»a»ilugc neuester Art, »„wie 2 Motoren von i» RS.
No. 30.
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Dynamo* und eine Akkumulatoren-Batterie untergebracht
waren, um dem Warenhause mittels 317 Bogenlampen
und 700 Glühlampen das erforderliche Licht zu spenden.
Als ein schön ausgefallener Ausflug muß der am
20. SeuL zur Besichtigung des vom Ingenicurwcscn in
Grofl-Borstel neu erbauten Militairschicßplatzcs bezeichnet
werden. Diese Anlage ist unter Leitung der Hrn. Bau-
insp. Fischer und Kcg-Bimtr. Kriedhciin zum Kr-
satz des alten nicht mehr zeitgemäßen auf dem Kppcn-
dorfer Moor belegenen Schießstande- auf einem 700'"
langen und joo ■ breiten moorigen Wiesengelande erbaut
worden. Ks sind 6 Schießstände, einer von 600 einer
von 500 m und 4 v>>n je 300 m Lange angelegt Um abirrende
Geschosse aufzufangen, sind die einzelnen Stande durch
Lobecker Verein zu einem Besuch für den 37. und 28.
Juni nach Lübeck eingeladen, alle Vorbereitungen hierzu
waren in den 3 Städten schon getroffen, als der plötzliche
Tod des Oberbaudirektor Franzius die Zusammenkunft
scheitern ließ.
Als dann die Vorsitzenden der 3 Vereine bei einem
zufälligen Zusammentreffen auf der Dresdener Städtebau-
Ausstellung beschlossen, daß die erste Zusammenkunft in
den ersten Tagen des ( Iktoher in I lamburg stattfinden
sollte, wurden schleunigst alle Vorbereitungen getroffen,
und es brachten am 3. Okt. die Frühzüge von Lübeck
15 Damen und 17 Herren und von Bremen 8 Damen und
20 1 lerren, welche an den betreffenden Bahnhöfen begrüßt
und durch die Stadl nach drm Frcihafrn-Gcbict und dem
Abb. Mg. 33. Montage-Kattun*; der l.amlftffnnng nr<l iic% Partairs am linken l'fer. Abbild»;, a«. Pcsgl am reihten l'fcr.
Die neueren Straßenbrücken Uber die Donau In Budapest. 1 HhutuirTaph. Aufnahmen ton Anul WVinwmm in nu<Upr»L)
3«" hohe Längswände eingefaßt, wahrend am Ende der-
selben ein 3 m hoher Wall aufgeschüttet worden ist.
Nach Erläuterung der Pläne durch Ilm. Fischer und
nach Durchwandcrung der Schießstände wurde in einem
derselben ein Preisschießen für Damen abgehalten und
später in Groß Borstel noch ein Tänzchen gemacht.
Auf dem am 13. Dez. 1901 gefeierten asjähr Stiftungs-
feste des Bremer Architekten- und Ingenieur- Vereins, zu
dem Abgesandte von den Lübecker und I lamhurger Ver-
einen geschickt waren, wurde in fröhlicher FeaUUmmuilg
das Abkommen getroffen, jährlich abwechselnd in den
Städten Bremen, Lübeck und Hamburg eine Zusammen-
kunft zu veranstalten, um hierdurch freundschaftliche Be-
ziehungen zwischen den Mitgliedern der 3 hanseatischen
Vereine anzubahnen Aus dieser Veranlassung balle dei
13. April 1904.
Magdeburger Hafen geleitet wurden Unterwegs wurden
die Freihaien-Spcicher gezeigt und der große sogen. Drei-
eck-Schuppcn und die beiden Frucht-Schuppen in Vollem
Betrieb näher in Augenschein genommen.
Nachdem sodann die ( laste, sowie 34 Damen und 51 Mit-
glieder des HimbunRrVereiiM auf 3 von derStrombau-Ver»
waltung gütigst gestellten und festlich geflaugtcn Dampfern
verteilt waren, wurde bei dem herrlichsten Wetter eine
Fahrt durch einige Hafen gemacht, wobei ein von dem
hiesigen Verein angebotenes F'rühstück die Teilnehmer
stärkte und allgemein eine lestlichc Stimmung hervorrief.
Nach der Landuoe wurden die neu erbaute Sielmündung,
der Baunlau des Bismarck-Denkmals, das Kaiser Wilhelm-
Denkmal und endlich das Innere des Rathauses besichtigt,
und nunmehr bei strömendem Kcgen mittels Alstcr-Danipf-
««3
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boot die Fahrt nach dem l 'hlcnhorster Fahrhause unter-
nommen. In den glänzenden Räumen dieses lokales fand
man sich in fröhlichster Stimmung bei einem Mittags-
mahle wieder.
Am 17. Okt. besichtigten etwa 200 Damen und Herren
das Verwaltungsgebäude der Hamburg-Amerika-
Linic am Alsterdamm, wo/u der Erbauer, Hr. Arch.
Martin Haller, von der Direktion dieser Gesellschaft die
Erlaubnis erwirkt hatte.
Anschließend an den im Verein gehaltenen Vortrat; des
kgl. F.iscnh -Bauinsp. Hrn. Emst Mocllcr über die Grün-
dung des Zentral • Bahnhofgebäudc» (Seite 69) besuchten
am 31. Nov. 40 Herren den Bauplatz, wo von dem Beton-
Baugeschäft Hermann Deimling für die kgl Eisenbahn-
Direktion in Altona zur Gründung des Zentralbahnhof-
Gcbäudcs in Hamburg etwa 600 fcisenbetonpfählc ange-
fertigt und eingerammt waren. Den Besuchern wurde
die Herstellungsart der Pfähle erklart und bei einem Pfahl
auch die Ausführung gezeigt. Sodann wurde eine von der
Maschinenfabrik Menck & Hambrock in Ottensen nach den
Angaben des Unternehmers eigens für diese Arbeiten an-
gefertigte Dampframme in ihrerTatigkeit in Augenschein ge-
nommen. Diese Kamme zeichnete sich besonders dadurch
aus, daß sie auf einem drehbaren Gestell nach allen Seiten
durch ihre eigene Maschine gedreht und daß der Mäkler
nack rück- und vorwärts geneigt werden konnte und fer-
ner dadurch, dafl alle Pfähle mit einem .(ooo ke schweren
Bar und mit einer immer «leich bleibenden Fallhöhe
von 1,2 m eingerammt wurden.
Am 28. Nov. 1903 wurde unter Führung des Erbauers,
des Hrn. Arch. Groothoff die Heiligengcist - Kirche an
der IlufnerstralJe in Barmbeck von 25 Herren und 1 Dame
besiehtigt. Atistatt der früher üblichen Weihnachtskneipe
zwischen Weihnachten und Neujahr wurde diesmal ein
Ballfest am 12. Dez. 1903 in den Räumen der „Erholung"
unter sehr reger Beteiligung gefeiert
Als letzter Ausflug ist die am 15. Dez. 1903 vorge-
nommene Besichtigung des Privathauses Alsterdamm
No. 12'' 13 zu verzeichnen. Nachdem die Hrn. Architekt
Kambatz und Reg-Iimstr. Erbe an der Hand von Zeich-
nungen einige Erläuterungen gegeben und ein Rundgang
gemacht, wurde von 15 Damen und 35 Herren die in dem
Erdgeschoß und Zwischengeschoß untergebrachte kunst-
gewerbliche Ausstellung besucht und unter sachkundiger
Führung in Augenschein genommen. — — rt
Vermischtes.
Der Besuch der technischen Hochschulen In Oesterreich.
Eine vom Ministerium für Kultus und Unterricht angelegte
Statistik über das Wintersemester 1903 04 weist für die
technische Hochschule in Wien 2563 Studierende (gegen
2253 im Vorjahre) aus, für die technische Hochschule in
Graz 490 (gegen 447 im Vorjahre), in Prag (deutsch) 8s8
(769), in Prag (czechLschl 1687 (1544), in Brünn (deutsch)
6co (527t. in Brünn (czcchischl 329 (273) und in Lemberg
1060 (9961. Die Gesamtzahl der im laufenden Semester
an technischen Hochschulen in Oesterreich Studierenden
betragt 7597 (gegen 6309 im Wintersemester 190203). Da-
von sind 7013 ordentliche und 524 außerordentliche Hörer.
Die ordentlichen Hörer verteilen sich auf die Fachschulen
wie folgt: Allgemeine Abteilung 560, Ingenieurschule 3342,
Bauschule 273, .Maschinenbauschule 2207 und chemische
Schule 630. -
Einen Aquarell -Kur»u* wird Hr. Prof. O. Günther-
Naumburg vom 15. d. M. beginnend in seinem Atelier in
C harlottenburg, Wiclandstraßc 8, abhalten. Wir machen
die Architekten auf diese Gelegenheit, sich in malerischer
architektonischer Darstellung zu vervollkommnen, gern
aufmerksam.
Preisbewerbungen.
Aus der Louis Boissonnet-Stiftung sind in dickem Jahre
agoo M. als Keisestipendium an einen Architekten zu ver-
geben. Als Aufgabe ist die Neuaufnahme, der bisher nur
unvollständig und in einer ihrer kuiistgcrhichtlichen Be-
deutung nicht entsprechenden Weise vcrölfcnthchtcn ro-
manischen Baudenkmäler von 1 1 i Wie s lie i m gestellt.
l>ie»e Denkmäler sind in einer umfassenderen kutist-
gesehichtlichen Darstellung 711 behandeln. (Nähere Pro-
gramme kostenlos vom Sekretariate der Teehn Hoch-
schule in Charlxttenburg I Der Bericht ist bis spätestens
1 April 1905 zu liefern Melönno n Iiis 5, Mai d. J an
das Rektorat der Teehn. Hochschule unter Vorlegung
architektonischer Entwürfe u-w. Bedingung für die Zu-
lassung ist die, daß Bewerber einen erheblichen Teil
seiner Ausbildung auf d<r Bauakademie oder Teehn. Hoch-
schule zu Berlin genossen hat
Wettbewerb höhere Madchenschule Kleln-Zabne. Die
in No. 26 schon kurz erwähnte Ausschreibung wendet sich
an alle deutschen Architekten. Der Einliefcrungstermin
ist auf den 1. Juni d. J. festgesetzt Die Bausumme für
das in mittelalterlichen märkischen Formen aus Verblend-
zicgeln herzustellende Gebäude, die einschl. Heizanlage
die Summe von 160000 M. nicht überschreiten soll, ist
nach Kubikmetern umbauten Raumes überschläglich nach-
zuweisen. Entwürfe, die sich für diese Summe nicht aus-
führen lassen, sind von der Prämiierung ausgeschlossen,
Die zeichnerischen Anforderungen sind über das zulässige
Maß hinausgehend, da Grundrisse aller Geschosse, die zu-
gehörigen Querschnitte und eine Ansicht in 1 : 100 gefordert
werden, dazu noch die übrigen Ansichten 1 : 200. Letzterer
Maßstab hätte auch für die übrigen Zeichnungen gewählt
werden sollen. Dann würde die Preissummc von 2250 M.
(1000, 750, 500 M l den Grundsätzen des Verbandes deutsch.
Arch.- u. lng. -Vereine entsprechen. Den Preisrichtern soll
das Recht zustehen, falls sie keine Arbeit des ersten Preises
für würdig halten, diesen in 2 Preise zu zerlegen. Das Preis-
gericht soll aus nicht weniger als 15 Personen bestehen,
darunter jedoch nur 2 Bausachverständige! Hoffentlich ent-
schließt sich der Gemeindevorstand, diesen schwerfälligen
Apparat erheblich zu verkleinern und den Bausachverstän-
digen, wie üblich, die Mehrheit im Preisgericht zu geben. —
Personal-Nachrichten.
Deutsche* Reich. Dem Geh. Mar -Bit. Bugge i»t die nach-
gei. Entlastung aus dem Rcich&dienst mit Pension erteilt.
Versetzt stud: Die Mar -Masch -Bmstr. Cirauert beim Reiehs-
Maf-Amt mit dem i. Okt. d J narh l)«nzig, Enget in Wilhelms-
haven mit dem t Juli 10m Reich« -Mar - Amt. Krell im Reichs-
M»r - Amt mit dem i. Okt nach Kiel und William m Kiel mm
Reich* Mar. Amt.
Baden. Der Reg -Bmstr Dr Hirsch in Heidelberg ist unt.
Verleih des Tit. Bei. Bauinsp nach Brurhsal versetzt und mit der
l.eituiig der Bez -Bauinsp. betraut. Der Reg -Bmstr. Gros in Emmen-
dingen ist nach Heidelberg versetzt.
Bayern. Dem Minist.Ral Fl hm. v. Sehaeky auf Srhön-
feld iai die III. Kl. des Verdienstordens vom hl. Michael vi rhehen.
Preußen. Verliehen ist: dem Bauinsp Brt. I.ooic in Gleiwitz
der Rote Adler -Orden IV Kl.; dem Geh. Reg. -Rat Prof Dr. -Ing.
Ende, Pias, der Akademie der Künste in Berlin, der Stein lum
Kgl, Kronen-Orden II Kl, dem Reg - u. Brt. Geh. Brt. Froelieh
in Hannover ans Anlaß seiues UeWitt ittes in den Ruhestand der
Kgl. Kronen - Orden Hl. Kl, dem Arch. Weidmann, Dir. der
Akt. - Gesellsch ffir Hoch- und Tiefbaulen in Frankfurt a M der
Kgl. Kronen-Orden IV. Kl.
Dem Ree-- u. Hrt. Bergmann in Hannover ist unt. Bei-
legung de« C'har ala Geh. Brt die nachgea. E«t)aaa. aus dem
Staatsdienst erteilt Dem Kr. -Bauinsp. Bit. Loebell in Kasse)
und dem Eisenb. - Dir. T i 1 1 v in Paderborn ist beim L'ebertritt in
den Ruhestand der Char. als" Geh. Bit verliehen.
Versetzt sind: die Reg.» u Brtc, Geh. Brt. Volkmann von
Potsdam nach Hannover, Hautmann von Gumbinnen nach
Münster und Stever von Munster nach Hannover; der Kr. -Bau-
insp Brt. With Schmidt von Greifswald als I.andbauinsp. nach
Breslau; die Wasser Rauimp. LlUming von Rathenow nach Diez
a. L. Zillich von Fdrstcnwaldc nach Fftrsteuberg a O ; John
von Breslau nach Bei Im und GciBc in Leer nach Breslau; der
Kr -Bauinsp Overbeck von Angerburg nach Hofgeismar.
Der Amtssitz der Kr -Bauinsp, Hofgeismar ist von Kassel nach
Hofgeismar zurfickvcrlegt.
Zur Beschaft Kiing überwiesen «ind die Reg -Rmalr : Max
Lang dem Kgl. Poh/'-Pias. 111 Berlin, Alle. So I Dach der Kgl.
Reg 111 Ka^ cl imd Frz. Wcndt dem Teehn But. der Huehbau-
abteilung des Mi nst der ölTcntl Art»
Die Reg-Bfhr. Walter l.rhwtfl aus Berlin, Wilb. S t a u * e-
bn Ii aus Vorsfelde. Alovs Wo Ii Marler aus Köln und Allr.
Herlzog aus Micbelsdui'f (Hochbich), — Heinr. Kasten au*
Kai?nw. Krnst T Ii a I m a 11 n aus Wchlau und Gg T r o m s k i aus
Bei Im iMaseh.-Bfeh | »nid zu Ree -Bmsttn. ernannt.
Die naebges. Eotlass. aus ileni Staatsdienst ist erteilt: dem
Reg -u Bit. G I Ii s c n a p p im Minist, der offenll. Arb., den Reg.-
Bmstrn Knill P I •> k e in Lüben, Roger Slawski und Euch
l.ichthorn in Beilin, Otto Wollf in Tarnowitz und Rieh.
W 1 1 1 n e r in Charlollcribui g.
Der Reg -Bmstr. Alb. Lampe in Stettin ist aus dem Staats-
dienste ausgeschieden.
Der Kr.-Hauinsp Ludwig in Berlin ist gestorben Der Reg..
Bm.tr. Bcnilu ist im Gefecht in D-Sudwc«lsfoka „Italien
Württemberg. Dem Brt. Nall inger in SiultRirt ist die
nachge*. Dicnstcntluss. unt. Belassung dea Tit. und Ranges eines
Bits gewahrt
Dem Reg-Bmstr. Mnhlmann ist eine Masch -Ine -Stelle bei
dem niasch -teehn. B>ir. der Gen Dir. der Staat«. senb. übertragen.
Die Kand im H01 hbaufaeh: Hugo E be rh a r dt , Kr. Fle inert,
Mart. Mayer, F.»K. Müller, Gg Reuter. Fridolin Rinimele,
Fr. Sihirmer und 0»k F r a n k I c sind für bil.diigt erklärt
und hüben die Br/ciehoung Reg .-Bmstr. eilialten. —
Inhalt: Die neueren Sl.r;it}eilnnrkeii Clicr die Henau in !<uda|»-»t
(Sxli)uU). — Mitlrilunceu aus Vereinen. Veiaiwhte». — Preisbewrrtnuceo.
— IVtsoual-NactirKiiu-U-
Vrrlic der l>eUt*.'Vii Ksu.-e-t.it:.,-. I .. nt I. II . Hei I.e.. l"Cr d,c Redaktion
»ei., ei«...!!. •. V. I I -e«- Ii, l(r. Inn.-» v.n Wilb. üifi'i, Herlin.
No. ;vj.
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= DEUTSCHE BAU ZEITUNG =
XXXVIII. JAHRGANG 100'» * N° ül
Google
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 31. BERLIN, DEN 16. APRIL 1904
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Versicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: .Schmieden & Boethke in Berlin. (Srhjud.)
III. Die technischen Einrichtungen. (Srhiu«.»
Die Zentral - Heizungsanlagcn in den Einzel-
Gebäuden.
Amtliche Gebäude sind mit Zentralheizung
versehen, die bei einer niedrigsten Außen-
temperatur von — 2o0C je nach dem Zweck
der verschiedenen Räume 15— 2a0 C. zu er-
zeugen hat. Es wird im allgemeinen Nieder-
druckdampf von 0,10 Atm. Uebcrdruck verwendet.
Warmwasser • Heizung erhielten jedoch 'die Wohn-,
Schlaf- und Tageräume der Pavillons für Lungen-
kranke und die beiden Villen der ärztlichen Direktor) t).
Der aus dem Fernheizwerke kommende hochgespannte
Dampf wird teils in üblicher Weise am Eintritt in die
zu beheizenden Räume auf Niederdruck reduziert, teils
— wie in den 4 Pavillons und Aerztehäusern — durch
Kessel geleitet, deren Wasser beim Passieren des
Dampfes durch ein System von Kupferrohren zur Er-
wärmung (Warmwasserheizung) bezw.zumVerdampfen
gebracht wird 1 Niederdruck-Dampfheizung). Mit Luft-
heizung ist schließlich die Zentral - Badeanstalt ver-
sehen, die bei dem hohen vorhandenen Feuchtigkeits-
gehalt der Luft nicht lästig wirkt, dafür eine energische
Lufterneuerung ermöglicht. Die Wärmeabgabe erfolgt
durch gußeiserne, glatte Radiatoren, die bei + ao° C
Innentemperatur 700 W -E. stündlich abgeben sollen.
Statt derselben sind, um an Raum zu sparen, in den
Fensternischen Plattcnheizkörpcr aufgestellt, die eine
Drehvorrichtung besitzen (Patent Rietschel bi Henne-
berg), um sowohl die Körper selbst, wie die Fenster-
nischen gründlich reinigen zu können, Unsere Abbil-
dung auf folg. Seite zeigt einen solchen Heizkörper. —
Die Lüftungs- Anlagen.
I ür die Zimmer der Aerzte und Schwestern
ist 1 maligcr, für die Korridore und Treppen-
hauser i'jfacher, für die Kranken-, Tage-,
I Speise-, Speise-, Wasch- und Beschäftigungs-
1 räume, fürl'ntersuchungs- und Behandlungs-
zimmer 2 maliger, für die Wannenbäder, Spülküchen,
Laboratorien 3 maligcr, für die Aborte 5 maligcr Luft-
wechsel vorgesehen. Die I.ufterneuerung erfolgt durch-
weg mittels zentraler Lufterwärmung in den Pavillons
für Lungenkranke und der Zentral-Badeanstalt, in den
Sanatorien dagegen nur in den Speisesälen, Bädern,
Korridoren, Treppenhäusern. Die übrigen Räume da-
selbst und alle anderen Gebäude haben eine lokale
Lüftungs- und Vorwärme- Einrichtung erhalten. Die
Zuführung der Frischluft erfolgt bei der zentralen
Lüftung durch Lüftungshäuschcn und unter dem Ge-
bäude liegende Luftkanäle. Die Luft wird filtriert,
in besonderen Heizkammern erwärmt und befeuchtet,
ehe sie eintritt. Im allgemeinen erfolgt der Auftrieb
der vorgewärmten Luft selbsttätig. Es sind jedoch
sowohl in den Pavillons für Lungenkranke wie in den
Sanatorien Ventilatoren mit direktem elektrischen An-
trieb aufgestellt. Bei der lokalen Luftzuführung tritt
die Luft durch Oeffnungen in den Fensternischen ein
und wird durch die davorstehenden Heizkörper vor-
gewärmt. Die verbrauchte Luft wird mittels Abluft-
kanälc über Dach geführt. Die einzelnen Kanäle
werden im Dachraum gruppenweise zu einem Abzugs-
ichlot zusammengefaßt, in welchem zur Verstärkung
der Zugwirkung Aspirationsheizkörper aufgestellt sind.
Die Wasserversorgung,
ur Versorgung mit kaltem Wasser mußten,
da ein Anschluß an vorhandene Leitungen
unmöglich gewesen wäre, eine eigene An-
lage geschaffen werden. Es sind zu dem
Zwecke 2 Brunnen von 2,5™ Durchmesser
19* tief abgesenkt, in welche die 300 mm weiten Rohr-
brunnen mit iom langen Filtern in den Grundwasser-
strom eingetrieben wurden. Auf der Schachtsohle
stehen die elektrisch angetriebenen Pumpen, die stünd-
lich je 40<bn' Wasser fördern, sodaß also bei i2Stündi-
gem Betrieb rd. 1000 ,hm täglich gewonnen werden kön-
nen, eine Menge, die bei völligem Ausbau der Anstalt
unter Umständen erforderlich werden kann. Das
Wasser wird in ein 250 cbm fassendes, mit dem Kessel-
haus verbundenes I lochrcservoir gepumpt. Die Ent-
eisenung des Wassers erfolgt nach dem Verfahren
von der Linde und Dr. Heß, d. h. das Wasser wird
durch Apparate hindurch gedrückt, die mit I lolzspänen
gefüllt sind, die mit Zinnbioxyd getränkt wurden. Die
Kosten der Wasserversorgung stellen sich auf 176000M.
Die Warmwasserversorgung der Gebäude erfolgt
auf der B-Seite mittels besonderer Kessel in den Ein-
zelgebäuden, auf der A -Seite dagegen zentral vom
Maschinenbaus her unter Benutzung der Fernbeizkanäle.
Kosten der zentralen Anlage 53000 M
Die Eni Wässerung,
lies Regenwasser wird durchweg durch Vcr-
siekerung mit Zuhilfenahme vun Drainrohren
beseitigt, sowohl aus Rücksichten der Billig-
keit, als auch zur Bewässerung des Bodens.
Die Schmutzwässer werden dagegen durch
ein eigenes Kanalnctz, an das sämtliche Gebäude an-
geschlossen Und, aufgefangen und durch eine 2 km
lange Leitung dem 5» großen (aul 8,u vergi ößerungs-
'»5
fähigen) Riesel Mdc am Abhang des Nieplitztales zu-
geführt. Die Kosten der Kanalisation mit Rieselfeld
betrugen 183500 M.
Die elektrischen Anlagen.
ie Anstalt besitzt eine eigene Zentrale zur
Erzeugung des elektrischen Stromes für
Licht- und Kraftzwecke, die mit Gleichstrom,
Zweileitersystem und 220 Volt Verbrauchs-
spannung arbeitet. Es gehören dazu 2 Dampf-
dynamos von je 85 Kilowatt Leistung bei 160 Um-
drehungen in 1 Minute, die von 100 P.S. Dampf-
maschinen (max. Leistung 150 P.S.) angetrieben wer-
den. Zur Ergänzung dient eine Akkumulatorenbatterie
von 100 Kilowatt Leistung in 3 Stunden, von 132 Tudor-
Elementen. Die Bedienung der Batterie erfolgt bei
normalem Betriebe durch eine Zusatz-Dynamomaschine,
die durch einen 98 P.S. Elektromotor angetrieben wird.
Die ganze Anlage, die im Kesselhaus untergebracht
wurde, ist erweiterungsfähig. Zurzeit sind folgende
liegenden Form gegeben wordin ist. Die beiden
Kesselräume können 14 Kessel zu ic 100 'i™ feuerberühr-
ter Flache aufnehmen. Aufgestellt sind bisher 8 Com-
wallkessel, die mit einem Ueberdruck von 8 Atm. ar-
beiten. Bei mittelstarkem Betrieb ist eine Ausnutzung
des Brennmaterials von 72" ,, durch den Fabrikanten
gewährleistet. Die beiden Kesselhäuser besitzen Schorn-
steine von 43 m Höhe bei i^oo""" kleinstem Durch-
messer, bezw. 45'" Höhe und 2200 mm Durehm. Die
Dampfsammlcr beider Kessclgruppen sind mit einander
verbunden. Das So" C. warme Kondenswasser, das sich
in den Kondensgruben sammelt, wird durch 4 Dampf-
speisepumpen den Kesseln wieder zugeführt. Die Kosten
der Dampf kesselanlagc stellen sich auf 115000 M.
Die Kohlen werden mittels Anschlußgleises un-
mittelbar bis zum Kesselhaus herangefahren. Das
Gleis liegt auf einem Damm, der am Kesselhaus in
ein Eisengerüst auf Steinpfeilern endigt. Auf der dem
Kesselhausc zugewendeten Seite ist ein Kohlenbehälter
eingebaut von etwa 55™ Länge mit geneigter Sohle. In
Drehbarer I'lattcnbeukOrpcr in den Feti»teinischen.
Anlagen angeschlossen: 2600 Glühlampen zu 16 N -K ,
145 desgl. zu 25 N -K., 50 Bogenlampen zu 6 u. 8 Amp ,
64 Anschlußdosen für therapeutische Zwecke, 8 Motoren
fürdic Ventilation, ferner die Motoren für die Maschinen,
Aufzüge, mcdicn-mcchanischen Apparate usw. -
Die Kältemaschine,
it Rücksicht auf den hohen Eisverbrauch der
Anstalt und die abgeschiedene Lage ist eine
eigene Kältemaschine nach dem Schweflige-
Säure-Komprcssions-System aufgestellt, die
in 1 Stunde 180 »*, also im Tage 43 Ztr. Eis
erzeugen kann. Kosten der Anlage 30000 M.
Die Dampfkesselanlage und die Kohlen-
Zuführung,
orstchend im Einzelnen aulgeführte Betriebs-
anlagen werden durch eine gemeinsame
j Dampfkessclanlage bedient, auf welche unter
1 Beibringung des Grundrisses bereits S. 79
und 87 kurz hingewiesen wurde, während
S. 162 ff. die Begründung lür die Anlage in der vor-
186
diesen werden die Kohlen aus dem Eisenbahnwagen
abgestürzt und dann durch in Entfernung von 2,5 m
angebrachte trichterförmige Hälse nach Bedarf in
kleine Kohlenwagen abgezapft, mittels deren auf Granit-
bahnen die Kohle an die Kessel selbst herangefahren
werden kann. Der Boden des Kohlenbehälters ist,
um starken Lärm zu vermeiden aus Beton mit Granit-
abdeckung hergestellt.
Auf der dem Kesselhaus abgewendeten Seite des
Schüttgerüstes ist der Ablagerplatz für den eisernen
Bestand von Kohlen, der nur bei etwaigen Betriebs-
störungen in der Kohlenzufubr angegriffen werden
darf. Die Kosten für das Kohlengleis nebst Tank-
anlage stellten sich auf 54 200 M
IV. Die Baukosten im Ganzen und Einzelnen.
ei der Beschreibung der verschiedenen Ge-
bäude usw. haben wir bereits einige An-
gaben ober die Kosten gemacht I »ieGesamt-
kosten betrugen danach lohne die späten
Erwciterungl nhnc Grimdimcib und ohne
Möbel, äiztliche Instrumente, Wasche usw. 8300000 M.
Nu. ji.
Google
Ks wird von Interesse sein, die einzelnen Posten hier
nochmals zusammen /u stellen. Die Kosten verteilen
sich wie folgt:
Pavillon AI 838000 M.
All 487
000
Zenlral-Badeanstalt 626000 „
Jedes der beiden Kochküehen-Gebäudc 200000 „
desgl. der Waschküchen-Gebäude . . 206000 „
Kesselhaus-Anlage ....... 480600 „
VcrwaltungsGcbaude 276000 „
Jedes der beiden Werkstatt - Gebäude 47 200 „
desgl. der Aerztc-Gcbäudc . . 73000 „
Kegelbahn (8 500 „
Jedes der .1 Pfdrtiterhauscr . 21 500 „
Pavillon Hl 1 080900 „
Uli 599«» -
Cärtnerhaus 62000 „
Desinfektion*- und Verbrentiungshaus 91000 „
Stallgcbäudc 49000 .
Kapelle 52 700 „
Liege- und Wandelhallen 161 000 „
Eleklr Beleuchtungs- und Kraftüber-
tragung*-Anlagen ....... 335 coo M.
Wasserversorgung 176000 „
Zentral- Warmwasscranlage ... 53000 „
Kanalisation mit Kieselfeld . . 183 500 „
Fernheizwerk ohne die Terrain-Kanäle 280000 „
Terrain-Kanäle mit Einsleigchäuschen,
Luftentnahmehäuschen und Frisch-
luftkanalen 299700 „
Fußgingertunnel unter der Eisenbahn 12000 »
Dampfkesselanlage • 15 000
Kohlenglcis und Tankanlage .... 54 aoo r
Beide Wäschcreianlagcn 56000 „
Beide Kochkuchen-Einrichtungcu ein-
schließlieh AnrichtckQchen in den
Pavillons 77 000 „
Eismaschincnanlagc ....... 30000 ,.
Einfriedigung 100000 „
Regulierung des Geländes, Gartcnan-
lagen 150000 .
Wegeanlagen usw 250000 „
1. Einleitung,
n der Fürsorge tOr die Beschaffung und Verbesserung
von Kleinwohnungen nehmen in l>eutschland immer
weitere Kreise teil. Gemeinnützige Vereine, Aktien-
Baugesellsehaften, Baugenossenschaften, Arbeitgeber und
Gemeinden haben sich an vielen Orten die Aufgabe ge-
stellt, Wohnungen für Arbeiter und Angestellte zur Ver-
mietung oder zum Verkauf zu errichten. Auch das Reich
und die deutschen Staaten sind in ihrer Eigenschaft als
Arbeitgeber in diese Bewegung eingetreten Das Reich
hat außerdem durch Abtretung von Land in Form der Eib-
pacht an Baugenossenschaften und durch Hergäbe von
Baugeldem den Wohnungsbau unterstützt, und mehrere
Staaten und Stadlgemeinden sind diesem Beispiele gefolgt.
Für die Beschaffung von Baugeldern ist besonders auch
die Darlehnstatigkeit der Landes-Versicherungsanstalten
von wirksamstem Einfluli gewesen und ist es noch. Die
Gesetzgebung hat sich bisher nur zaghaft der Forderung
des Wohnungswesens zugewandt. Einzelne Bundesstaaten,
so die Königreiche Sachsen. Bayern und Württemberg,
haben zwar die Wohnungsfürsorge gesetzgeberisch in An-
griff genommen, aber zu einer kraftvollen umfassenden
Regelung hat bisher nur das Großlicrzogtum Hessen sieh
entschlossen Für größere Staaten und für das Reich ist
die Aufgabe naturgemäß schwieriger. IndeU ist auch in
Preußen ein Wohnungsgesetz angekündigt, und die Gesetz-
gebung des Deutschen Reiches wird angesichts der An-
trage aus den verschiedensten Parteien des Reichstages,
sowie gegenüber der unermüdlichen Anregung des Ver-
eins . Reichs- Wohiiungsgesetz" schwerlich noch lange sich
abwartend verhallen können. Was aber auch die gesetz-
gebenden Gewalten tun mögen, die Hauptsache bleibt
neben dem unentbehrlichen gewerblichen Wohnungsbau
die freiwillige Tätigkeit der Arbeitgeber, Gemeinden und
Bauvereine I »iese freiwillige, zumeist gemeinnützige Bau-
tätigkeit ist nicht bestimmt, den gewerblichen Wohnungs-
bau zu ersetzen, sondern hat nur die Aufgabe, ergänzend
und vorbildlich zu wirken: sie soll sich dort entwickeln,
wo der Bedarf von seilen der privaten Bauunternehmung
nicht gedeckt wird; sie soll, begünstigt von staatliehen
und kommunalen Behörden, auf Verbesserung und Ver-
billigling des Wohnens bedacht sein und soll den Vorrat
von Kleinwohnungen bereit stellen, der nötig ist, um
mittels der Wohtitingspoli/ei gegen die überfüllten, ge-
sundheitlich und sozial schlechten Wohnungen einschreiten
zu können. Die erfolgreichsten Anregungen sind in die-
sem Sinne der Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrt»- Ein-
richtungen in Berlin zu verdanken.
Wohl in keiner Provinz oder Landschaft des Reiches
hat in den letzten Jahren der gemeinnützige Wohnungsbau
einen solchen Aufschwung genommen wie in der Rhein-
provinz ; er betragt fast den vierten Teil der gemeinnützigen
Bautätigkeit im Reich1') und soll, so wurde berichtet, etwa
lSnio des gewerblichen rheinischen Klcinwohnungsbaues
darstellen. Unter der Führung des „Rheinischen Vereins
zur Förderung des Arbeitcrwohnungswesens" hat die Zahl
'1 OI»»cIhmi »Ii« Aufnahm* dieser Abhandlung infolcr vtr»chi*d«icr
l 'iist-lnd«- »irh rrhdtlifh \ rr/j'^ni hat und di-s!..iil> rin/rlm Angehen I ic-
rtit« Gbnhnlt *ind, clan'-rn wir dorli, dati dn Inhalt w^rri -W .ill^rnif inrn
Wirlnijrkrit de« Grr^itfttlitdrs iiuOi hcutr no. h *uf da», intricw uinriii
Lrtrr nrhrau kann. Pir KnUktiun.
'I Wigl. \Vutu.ungsfRi«r ir in diut>. l-.ri, stlilnn. K. i.. h*.ii ..»-u-Umi
IQBJ No J, S HO-1JB
16. April 1904
Rheinischer KJeinwohnungsbau.'l
Von J Stftbben
der Bauvereine sich vermehrt bis auf 113 Viele der-
selben, außerdem manche Gemeinden und Industrielle,
haben auf der Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1002 ein
reiches Bild ihrer Tätigkeit vorgeführt und der „Rheinische
Verein" hat gleichzeitig in einer zweibändigen Festschrift »)
Organisation, den Umfang ■
über die Organisation, den Umfang und die Art dieser
Tätigkeit ausführlichen Bericht erstattet.
ist da« Bild jener Ausstellung und der Inhalt dieser
Festschrift zumteil auch bereits überholt, so werden sie
doch als Quellen für die Betrachtung des rheinischen Klcin-
Wohnungswcsens noch lange benutzt werden dürfen Die
Grenze "der Rheinprovinz ist dabei nicht ängstlich beob-
achtet, sondern es sind auch Wiesbaden, Frankfurt a M.
und Teile der Provinz Westfalen in das Betrachtungsgebict
einbezogen worden. Der Verfasser dieser Zeilen glaubt
außerdem auf die zahlreichen Kleinwohnungsplanc ver-
weisen zu dürfen, die ihm bei Gelegenheit seines Vor-
trages auf der Versammlung des Verbandes deutsch. Arch-
u. Ing -Vereine in Augsburg ') von den Vereinen in Berlin,
Chemnitz, Frankfurt, Kassel, Köln, Mecklenburg, München.
Oldenburg und Straßburg zur Verfügung gestellt wurden.
2. Die rheinische gemeinnützige Bautätigkeit
Von den rheinischen Bauvereinen mit Einschluß
einiger Stiftungen und Kommunalverbande sind bis Ende
190t erbaut worden 3378 Hauser mit 8028 Wohnungen.
Davon sind Einfamilienhäuser 779, Zweifamilienhäuser
1915, Dreifamilienhauscr 307, Mehrfamilienhauser 377. Am
stärksten beteiligt bei dieser Wohnungsbesehaffung sind
die älteren Baugesellschaften zu M -Gladbach mit 1427,
Bannen mit 600 und Rheydt mit 364 Wohnungen, ferner
die Adersstiftung in Düsseldorf mit 257 Wohnungen. Die
Kommunal verbände , welche Kleinwohnungen errichtet
haben, und zwar nicht bloß als Arbeitgeber für ihre
eigenen Arbeiter und Angestellte, sind die .Stadtgemeinden
Bergisch-Cladbach, Dillingen, Düsseldorf, Geldern, Höh-
scheid, Rees und Xanten, sowie die Ijindkreise Aachen,
Daun, Merzig und Saarbrücken Nach vorstehenden Zahlen
wohnen in den hier zur Rede stehenden Hausern rund
10 ";0 der Familien in einem Hause für sich allein, 48 %
mit einer anderen Familie im Hause zusammen, 11 " 0 mit
zwei anderen Familien, 3t % mit drei und mehr Familien
in demselben Hause. Es zeigt sieh hierin das tunliehstc
Festhalten an der alten rheinischen Sitte des Wohnens
im kleinen Hause, wenn schon diese gute Sitte nicht so
zäh bewahrt worden ist, wie in England, Holland und
Belgien. Die Einfamilienhäuser wurden vorzugsweise
errichtet in kleinen Stadien und ländlichen Orten, aber
auch in den Außenbezirken von Barmen, Duisburg, Düssel-
dorf, Köln, Mülheim a. d. Ruhr, M.-Gladbach, NculJ und
Saarbrücken. Z wc i familicnhäuscr finden wir, von kleine-
ren Orten abgesehen, besonders in Bannen, Köln, Krefeld,
Mülheim a. Rh. Mülheim a. d. Ruhr, NeuU. Rheydt. Saar-
brücken und Solingen, D re 1 familienbanser in Bonn.
Duisburg. Essen, Köln, Krefeld Die Ein- und Zwcifumilicii-
Hauser sind nicht allgemein, aber 1111 großen Umfange da-
zu bestimmt, durch allmähliche Abzahlung in das Figeutum
der Bewohner überzugehen,
•| l,»t».lni(t d<v Kilo-,.- I.m V.rt.11- jk, I »■•:,, n» de« A;)-.. Ii- r-
W.dliiL.nt .i. , ■-< in »Ii« Aul» 11 d. < VI. il!«T>lilti.-l>;.lrn W..lll|-.I3^ vk.MitO'Xi.«
und d. I Indii.lTn - und K im -M u - - Ii I. u . .t J.l 1 1 ll» '< 1 .1 ,. I f l<»J- 1 ■ »U I M II,
n>:l HO 1 ..Ii-Ii. Zl . Imiiiii^.Ii. S . I . - I e dl-» Vrirnm.
■■ D. .IU, h. |Ui.vrLli..,t l^j s
.87
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JSLr*
Vorderansicht
98.ten»nsioW
löö
Abbtldg 13 — 15-
Einfamilienhaus «!cr C.cmcin-
nCII/igrn Aktien BaiiKCSellsth,
in Duisburg.
AbbiMg. 16-18.
Doppeltes Einfuniilirnbau*
i\ct Inn. Akt -Kaujeaclfach,
in Duisburg.
lAbinlduncrn n.ch drr r«-H~lirifl dra
Khriiinrhea Verein» aar KAMrrun^jle-j
Rhcini»"het Klfinwohnungsbau.
No. 31.
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In Miethäusern mit 4 bis 8 Wohnungen findet die Unter-
teilung der einzelnen Stockwerke, also der L'ebergang zum
großen Mictgcbaude, stall; zu dieser enteren Zusammen-
legung der ramdien pflegt der höhere Bodenpreis die Ver-
rig zu sein. Bei einem Bode npreis von mehr als
und
zur
14 M. für 1 <i"> us bis 100 M l sind durchweg drei- 1
viergeschossige Ilauser, bis 8 Wohnungen enthaltend,
Bau von noch größeren Häusern und eigentlichen Mict-
kasernen nicht vorliegt.
Was die Bauart betrifft, so herrscht der Massivbau
bei weitem vor; nur bei den Arbeiterwohnungen in Bar-
men, Kronenberg, Remscheid und Wermelskirchen findet
man allgemein oder teilweise den altbergischcn Hausbau
in ausgemauertem, meist von außen mit Schiefer ucklei-
Ausführung gekommen (das Erdgeschoß ist hierbei mit
gezählt, nicht aber das Dachgeschoß) , und zwar in
Aachen, Düsseldorf, Duisburg, Elberfeld. Köln, Neuß
und Küttenscheid (Essen); abrr auch bei geringeren
Bodenpreisen hat man an einigen anderen Orten bis
zu 8 Wohnungen in einem Hause vereinigt Zwei Bau-
vereinc (in Aachen und Köln) sind bis zu ta Woh-
nungen in einem Hause, ein Verein (in Aachen I M so-
gar his zu 21 Wohnungen gecangen, Diese Eälle sind
aber nur als Ausnahmen bei Verwendung älterer Ge-
bäude oder bei einzelnen Neubauten im Stadtkern zu
betrachten; im allgemeinen ist festgestellt, daß auch in den
inneren Teilen der rheinischen Städte und Großstädte bei
Bodenpreisen fast bis m 100 M. für 1 qp der dreigeschossige
(höchstens viergeschossige) Bau mit 8 Kleinwohnungen
(von 2 bis 4 Räumen einschließlich Küche) sich als zweck-
mäßig erwiesen hat und ein wirtschaftlicher Zwang zum
«6 April 1904.
Jl
-)
ichlhöl
e der Geschos«
c geht
ein Lichtni;
ß von
n für di
r oberen Vollges
chos^e
detem Holzfachwerk. Die
von etwa 3,40 ■ hinab bis
2,80 m wird ziemlich allgcme
gesundheitlich als ausreichend bezeichnet Die ganz offene
Danweise, d.h. die Freistellung des einzelnen Hauses,
ist -tark verbreitet bei den kleineren Häusern, ausnahms-
.89
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weise hri größeren I läusern. Halboffene Bauweise, <l. h in
beistehenden Gruppen von zwei oder mehreren 1 läusern,
im hei der großen Mehrzahl der mit der Errichtung kleinerer
Mauser sich befassenden rheinischen Banvcreme im Ge-
brauch; lür größere Häuser findet sich die Paarung in
Aachen, Remscheid und Solingen. Diejenigen vierteiligen
Häuser iKlcr Virrhausgnippen, deren Teilhäuscr back
to back — derart an einander gebaut sind, daß sie zu-
sammen eine quadratische Grundfigur bilden, finden wegen
der unvollkommenen Durchlüftung des Teilhauses nur noch
wenig Anwendung. Per geschlossene Reihenbau steht
bei der Minderzahl der kleinen Arbeiterwohnhäuser, da-
gegen bei fast allen mittelgroßen und großen Micthausern
mit 3 oder 4 Wohngeschossen in lebung Zweifellos ist
der Reihenbau aus wirtschaftlichen Gründen im allgemeinen
die sarhgemäßeste Bauart für größere Häuser mit Klein-
wohnungen, weil dabei an Grundcrwcrhs- und Baukosten
gegenüber der offenen und halboffenen Bauweise gespart
wird; dennoch liegt kein unQI>erwindliches wirtschaftliches
Hindernis vor, die geschlossene Reihe ab und zu durch
eine Lücke zu unterbrechen, um den Luftwechsel und die
Besonnung im Blockinnercn zu verbessern ; ein derartiger
Lückenbau ist am Rhein vielfach üblich. Mannigfach sind
auch Vorgärtehen in Gebrauch, und zuweilen ist ein Wett-
bewerb der Familien in der freundlichen Unterhaltung
dieser Gärtchcn zu beobachten; sehr zweckmäßig erscheint
die Anordnung schmaler -Straßen von 8ln Breite mit beider-
seits H"n tiefen Vorgarten. Die in gemeinnütziger Absicht
erbauten Wohnhäuser sind meist in kleinen oder mittel-
großen Ansiedelungen über das Weichbild der Städte oder
Ortschaften verteilt; größere Ansiedelungen finden sich
namentlich in Barinen, Essen, M. - Gladbach. Köln und
Remscheid. Im allgemeinen wird es als erwünscht be-
trachtet, die Große der Kolonien möglichst so weit zu be-
schränken, als dies die Ertlichen und wirtschaftlichen Ver-
hältnisse zulassen.
Der Regel nach bestehen die Kleinwohnungen aus 2
bis 4 Räumen, wobei die fast stets als Wohnküche aus-
gebildete Küche mitgezählt ist, etwaige I >achkanimern jedoch
nicht einbegriffen sind. Die drcizimmerigen Wohnungen
bilden etwa zwei Drittel der Gesamtzahl. Die in der Kaum-
zahl nicht cinbegriffenen Nebeiu.iiime. wie Dachkammern,
Keller, Abort. Waschküche, Stall, Werkstatt, Speisekammer
oder Speiscschrank. Balkon usw. sind unter Umständen
von erheblicher Bedeutung.
In der großen Mehrzahl aller rheinischen Arbeiter-
WohnhiUiser gehurt zu jeder Wohnung cm Ahorl. Wenn
in vielen Fällen noch zwei, ausnahmsweise sogar drei
Familien auf einen Abort angewiesen sind, so liegt das
zumeist an der älteren Bauart der Häuser. Bei mehr
landlichen Verhältnissen liegen die Abortc getrennt, bei
städtischen Verhüllnissen im Hause selbst und zwar in
den neueren Grundrissen innerhalb des Wolmungsver-
schlusses. Den Wohnungen der Bergleute im Ruhrbezirk
wird fast stets ein besonderer Baderaum, der auch als
Waschküche benutzt wird, beigegeben Im übrigen sind
die Waschküchen meist gemeinschaftlich. N iel Wert wird
in neuerer Zeit auf ein lüftbares Speisekammerchen oder
einen mit der Außenluft in Verbindung stehenden Speisc-
sehrank gelegt, ebenso auf einen offenen Balkon am Hofe,
Gewöhnlich von der Wohnküche zugänglich, sind solche
Balkone für die Vornahme von Wirtschaftsarbeiten und
für den Aufenthalt kleiner Kinder beliebt. Auch bildet
der Balkon viellach den Zugang zum Abort, gibt also zu
der wünschenswerten Absonderung des letzteren von den
Wohnräumen gute Gelegenheit. Die Gruppierung der
Räume und Nebenräuine einer ganzen Wohnung um einen
ab s c hl icßbare n Flur, sodaß die Flurtür zugleich die
Wohnung verschließt und die Bewohner an fremde Zimmer-
türen überhaupt nicht herantreten. M bei den von der
rheinischen gemeinnützigen Bautätigkeit bisher geschaffe-
nen Häusern noch wenig verbreitet, wird aber in neuerer
Zeit in den größeren Häusern immer mehr eingeführt, vo
in Dü-- eldorf, Duisburg. Essen, Krav, Krefeld und Solingen.
Flächengroße und Rauminhalt der Wohnungen und
der einzelnen Räume sind sehr verschieden; noch mehr
von einander abweichend >m<l die auf die einzelne Woh-
nung entfallenden ( .rund-UickMcile Kür Km- und Zwei-
familienhäuser scheinen <oo i" , für größere Mehrfamilien-
häuser y> n"1 Grundstücksiläche ein Durchschnittsmaß jeder
Wohnung zu sein Je teuerer der Boden, desto geringer
der der einzelnen \Volinung zukommende Anteil, welcher
hinabgeht bis zu 14 'lm.
Ks ist bemerkenswert, daß die Häufung der Wohnun-
gen im Hallte bei hohem Bodenpreise den 15c sc hat' f u 11 g s-
preis der einzelnen Wohnung im allgemeinen nicht auf
den bei kleinen Häusern und geringen Bodenpreisen sieh
ergebenden Betrag zu ermäßigen vcr:naj. Im letzteren
Kalle finden wir ISc-cli.if (ung»|.>i eise von -■-■so bis ii ,o ,\1,
190
im erstcren Falle, und zwar bei großen Häusern in Bonn.
Klberfeld, Essen, Köln und Dusseldorf Beschäl (ungspreise
von 4;¥»o bis 5600 M. (und mehrt für die Wohnung, wo-
bei selbstverständlich auch die Zahl und Größe der käumc
mitspricht. Die .lahresmiete eine* Zimmers schwankt zwi-
schen 33 und 128 M , die Jahresmiete einer Wohnung zwi-
schen 72 und 360 M. Die geringeren Mieten finden sieh
vorzugsweise in den kleineren. ih> höheren Mieten in den
größeren Orten; entscheidend ist neben der räumlichen
Größe in erster Linie der Bodenpreis.
In unseren Abbildgn. 1- 41 geben wir eine Reihe von
Beispielen der verschiedenen Bauarten, und zwar kleinere
Häuser aus Berg -Gladbach, Düsseldorf, Duisburg, Geldern,
Köln. Odenkirchen, Uerdingen und Velbert, größere Häuser
aus Aachen, Düsseldorf und Solingen.
Die Abbildgn 1 -4 stellen Einfamilienhäuser der Stadt
Berg -Gladbach dar, freistehend und paarweise anein-
ander gebaut; Auskunft Ober Größe und Preise erteilt nach-
stehende Zusammenstellung:
<»runj-
lird'Uti'
firund-
Sk.nall. Mil le
-iiwk
Hii.l.r
f-i wt-i t'
«U. <b«
lliu* Zimmer
bjo <|m
t*V"
5000 M 7;, VI 13.5, M
M
>i 57 4» M
llalV-rs
1 1ij[i]I4-|1|;III«
«V> .
l»" . 7" - l'-J. .
J,V> -
10 . :m .
F.benfalls Einfamilienhäuser sind die Bauten der Aders-
-tiftung in Düsseldorf (Abbildgn, s 8 u. 9 ist, paar-
weise aneinander gerückt, im Erdgeschoß Küche, ein oder
zwei Wohnzimmer und Abort, im Dachgeschoß Kammer
und Speicher enthaltend. Als Erbauer sind die Architekten
Genschmer und E. Roting zu benennen. Jede Wohnung
hat 17 bis 56 'i™ Wohnfläche, dazu Stall und Gartenland;
die lahresmiete beträgt auf 1 Zimmer durschschnittlich
75 Mark
Ein freistehendes Einfamilienhaus und ein Hauspaar,
für je eine Familie bestimmt, nach der Bauart der Gc-
m e i n n ü 1 z 1 g e n A k 1 i c n - B a u g e s e 1 1 s c h a 1 1 i n D u i s b tt rg
»ind in den Abbildgn. 13 15 und 16 18 dargestellt. Zu
jeder Wohnung gehört ein ÄI>ort und ein als Waschküche
oder Stall zu benutzender Raum im Anbau. Näheres zeigt
folgende Zusammenstellung :
lijuntj- llrlijul«-
in..
;.!»/• M 1"
• >>:n
t tMITI.I-
rrw t rri
Kinreltiui^ . .
Itallx-« tl.i|,|„l
VV|"> ;<<!"> «.V-M-
■f*> . 7« - yxx, .
*3 -
■y> -
In den angegebenen Gesamtbaukosteit sind die Grund-
erwerbs- und Straßenkosten cinlM-griffen.
Eine ähnliche Bauart weisen die Dop(>el-Ehifamilien-
häuser der Stadt Geldern auf 1 Abbildgn. 19 -21). Jedes
Einfamilienhaus kostet (bei 1 M. Boden wert für 1 'im \ 3600 M.,
die Jahresmiete einschließlich Tilgung des Kaufpreises
beträgt 208 M.
Hübsche Einfamilienhäuser endlich hat die Arbeiter-
wohnungs- Genossenschaft in Wlbert nach den Ent-
würfen des Stadtbmsir. Schmidt erbaut, wovon ein Bei-
spiel in den Abbildgn. 22 24 vorgeführt ist ; die Herstellungs-
kosten betragen für das Doppelhaus, d. h für beide Woh-
nungen, 8400 M
Zweifamilienhäuser von guter Anordnung in geschlosse-
ner Reihe zeigen dagegen die Abbildgn, as und 26; die
Arbei t er wo Ii n 11 11 g s- 1 j e 11 o ss cn s c Ii .1 f t K öl n - Süd hat
mehrere Ansiedelungen dieser An geschaffen, stellenweise
auch, der besseren Durchlüftung und Besonnung halber,
Lücken in der Häuserreihe gelassen. Die Wohnungen sind
/uitieist drei/immei ig. einige zv\ eizimntcrig; alle haben
eigenen Abort, einen lüttbaren Speisen ■ Aufbewahrungs-
raum über einer Spülnische und mit wenigen Ausnahmen
auch einen offenen Klichenbalkon an der Rückseite, der
zugleich als Alu.itztigang dient Die .Ansichten zeigen eine
angenehme Abwech-elimg. Als Entwerfer ist der Arch.
Eduard End ler zu nennen Der Bodenwert ist 4 6 M
lür 1 ' ">. der Beschaff ungspreis einer Wohnung 3800 bis
ltxN-j M , die lalircsniiete einschließlich Tilgung 198 -240 M.
Andere Zweifamilienhäuser in geschlossener Reihe,
errichtet von der Gemeinnützigen Aktien - Baugesellschaft
in Od e n ki rc he n , sind in den Abbildgn 27 u 28 dargestellt,
Hite Wohnung aus 3 Räumen mit Speisekammer, Abort
und Stall bestehend, andere auch mit freiem I Iofbalknn.
Zweifamilienhäuser mit zweizimnierigen Wohnungen sind
diejenigen der Gemeinnützigen Ballgesellschaft in Merdin-
gen (Abbildgn. 3911.301, »edoeh kann auch jedes dieser
Häuser als vierzinimeriges Einfamilienhaus benutzt wer-
den; Stall und Ab-.n hegen auf dein Hofe
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Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ing.-Vereln zu Magdeburg. Sitz, am 20. Jan.
190.1. Nach Erledigung der Eingänge erhält Hr. Brt. Düsing
dasWort zu einem Vortrage „L'rbcrWasscr- und Schie-
nenwege in China". Die Wasserstraßen sind in China
außerordentlich entwickelt, da die Flüsse fast alle von
Natur schiffbar sind. Unter den eingehenden Erläuterun-
gen der Wasserwege ist besonders interessant die Ver-
änderung des Laufes de* Hwangho. Mieser auf deutsch
„Kummer Chinas" — hat sich bis zum Jahre 1851 in das
Gelbe Meer ergossen, alsdann hat er y> Meilen vor seiner
Mündung seinen Lauf geändert und fließt seitdem in den
Golf von Tsehili.
In China bestehen z. Zt. drei Dampfer-Gesellschaften,
eine chinesische und zwei englische, l'ie Entwicklung
des Eisenbahnnetzes steht weit hinter dem der Wa— .er-
st raßen zurück. Erst 1876 wurde von englischen Kauf-
leutcn die erste Eisenbahn von Schanghai ausgebaut, doch
mußte diese bald auf Befehl der Behörden wieder be-
seitigt werden. Im Jahre 1888 wurde eine Eisenbahn*
strecke von Tienlsin zur Erschließung der in Nordchina
befindlichen Kohlenlager eröffnet. I >ie heutige ( iesamllange
der chinesischen Eisenbahnen betragt 1000 km. fast alle sind
eingleisig und haben Normalspurweile. Kür den inter-
essanten Vortrag wurde dem Redner reicher Heifall zuteil.
Sitz, am 3. Febr. 1904. Nach einigen einleitenden
Mitteilungen »rieht Hr. Posthrt. Wincklcr Über seine
Erfahrungen bei der Anwendung verschiedener
Massivdecke ti, über ihre Mängel und die Maßnahmen
zur Abstellung derselben. Hieran schloß sich eine leb-
hafte Besprechung und mußte Hr. Bauinsp. Sc Ii war/
zum Abbruch der Erörterungen mahnen, um noch Ge-
legenheit und Zeit zu haben, verschiedene neuere .Spiritus
Glühlampen vorzuführen und ihre Vervollkommnung im
letzten Jahre zu erklären. U
Mecklenburgischer Aren.- u. Ing.-Vereln. Im weiteren
Verlaufe des Winters hielt der Verein --eine regelmäßigen
Monatsversammlungen zu Schwerin Sitz v. 12. Dez 1903.
Dem Verbands- Vorstände soll mitgeteilt werden, daß aus
dem diesseitigen Vereinsbezirke keine neueren Erfahrun-
gen Uber die Befolgung und Bewahrung der für Wett-
liewerhe vom Verbände aufgestellten Grundsätze gemacht
sind, Baudir. Hübbe sab dann unter Vorlegung von
Karten und Bildern einige Reiseerlebnisse des letzten
Sommers zum besten, au* Hamm. Soest, Detmold und
Hameln, Hamburg und Cuxhaven
Am 9. Jan. 1904 wurde beschlossen, das Mitglieder-
Verzeichnis künftig wieder am Beginn de» Geschäftsjahres,
dem 1 Okt. herauszugehen, und dem Verbands- Vor«taitde
mitzuteilen, daß aus dem diesseitigen Vereitisbczirke keine
Streitigkeiten über die Anwendung der I lonoranionu 1 Ge-
bührenordnung! bekannt geworden seien. Hr. Baudir.
Hamann machte dann unter Vorlage zahlreicher Photo-
graphien Mitteilung über seine im verflossenen Sommer
unternommene Studienreise durch Holland, wobei
die Städte Amsterdam, llaarlem, Haag, Rotterdam, Utrecht
und Anthelm berührt wurden
Am 13, Februar erfolgte die Aufnahme der Hrn. Eick-
trizitftt»werksdir. I'ieritz zu Rostock und Keg.-Bfhr. Schütte
zu Wismar. Hr. Brt. l'ries sprach unter Vorlage von
Grundrissen und Photographien Über die Baugeschichtc
des Schlosses Dargun im nordöstlichen Mecklenburg,
das aus einem 1172 von dänischen CisU-rzicnserniönchen,
die später nach Bommern übersiedelten, erbauten, dann
nach Verfall iao9 durch Doberaner Cistcrzicnscr wieder-
aufgebauten Kloster entstanden ist, welche» nach der
Säkularisation 155a zum fürstlichen Schlosse ausgehallt,
1657 durch Gallas, i8c6 durch die Franzosen teilweise
zerstört, aus der ältesten Zeit wenige Baure-te zeigt; es
dient jetzt als Ackerbauschule und zu Beamten» ohnungeii.
Die Schloßkirche wurde 1850 wiederhergestellt.
In der Versammlung am 12. .März wurde ein Au»-
schuß zur Vorbereitung der diesjährigen Sommer- Ver-
sammlung gewählt, welche in Rücksicht auf die im Juni
erwarteten Einzugsfcicrlichkciten des Großherzogs nach
seiner Vermählung bis Ende August verschoben »erden
soll. Der mit der Sommer- Versammlung verknüpfte Aus-
flug ist diesmal nach Hamburg geplant I Ir Stadtbit Eh ru h
legte die Zeichnungen fllr das jetzt im Hau befindliche
städtische Elektrizitätswerk zu Schwerin vor. y\
Vermischtes.
Architekten als Direktoren von kunstgewerblichen Arbeits-
museen. Die Berufung von Architekten als Direktoren von
kunstgewerblichen Arbeit*uiusccn hat sich überall da als
vorteilhaft und ersprießlich erwiesen, wo das Museum als
Ausgangspunkt einer die Kunsttutigkcit de» Bezirkes, dem
16. April 190.,,
es angehört, beeinflussenden oder leitenden Stätte be-
trachtet wird Es wird dies hauptsächlich in mittleren
und kleineren Stadien der Fall sein, wo die Anstalten für
die praktische KunstUbung mei»t im unmittelbaren Zu-
sammenhang mit den Museen stehen und nicht schon
gesonderte Kunstschulen begründet wurden So hat auch
Bremen zum Direktor seines tiewerbe- Museums zum
1 April d. .1 einen Architekten, den Stadtbauinspektor
E llögg in Berlin berufen und gewinnt damit einen Bau-
künstler, welcher mit einer lebhaften malerischen Phan-
tasie eine glänzende Beherrschung der architektonischen
Ausdrucksiuittel vereinigt Die Bildbeilage zu unserer
heutigen Nummer zeigt ein „Bergnest" benanntes Blatt
aus einer größeren Reihe von architektonischen Entwürfen
llögg», die jüngst in Bremen ausgestellt waren und den
lebhaften Beifali der kunstlichenden Kreise gefunden
haben Für die praktische Kunstbctatigung ist Bremen
mit seiner reichen Vergangenheit und Gegenwart ein er-
giebiger und, was «las Kunstgewerbe anbelangt, ein bei-
nahe noch jungfräulicher Boden Iiier kann Vieles und
Großes geschaffen werden, wenn es gelingt, verschiedene
schon vorhandene Ansätze zu einem Ganzen zu vereini-
gen und mit vereinten Kräften hohen Zielen zuzustreben
Die erste und vielleicht auch dankbarste Aufgabe des
neuen Direktors wird es sein, den wertvollen Sammlun-
gen ein neues, ihrer Aufstellung im Sinne der ursprüng-
lichen Umwelt genügendes Museutngebäude zu schaffen
und mit aufmerksamem Auge aus «len Umwälzungen der
Neuzeil das zu retten, was als dauernder Kun*lbcsitz auf
Kettling Anspruch erheben kann, um es unter der Für.
sorge de» Museums der Nachwelt als Vorbild zu über-
mitteln. Unterstützt wird er hierin von einem ausgezeich-
neten Kunstgelehrtcn. Hrn. Dr. Schäfer, der seit langen
Jahren dem Museum angehört und welchem «lasselbe viel
zu verdanken hat. In einer Stadt, die auf eine solche
ge»chichtliche Vergangenheit zurückblicken kann, wie
Bremen, hat auch der kunstgelehrte Beamte eine» Arbcits-
niuscum» ein dankbares und selbständiges Feld. Zu der
Erforschung der kuristgeschichtlichcn Vergangenheit tritt
die Erforschung und Bestimmung der gesammelten Kunst-
werke, die Feststellung ihrer künstlerischen und geschicht-
lichen Beziehungen; es tritt hinzu die Verbreitung des
Verständnisses für Kunst und Kunstgewerbe, die Vcr-
tnittelung der Bestrebung des Kunstschaffens unserer Tage
an weitere, auch I.aicnkreise, die Pflege der I leimatkunst
und des Heimatscbutzes — wie man sieht, eine Tätigkeit
s., umfassend, vielseitig und anziehend, daß sie die Arbeits-
Kraft und Lust eine» ganzen Mannes erfordert So dürften
denn beule Beamte in ihren durch die natürlichen Ver-
hältnisse abgegrenzten Arbeitsgebieten sich gegenseitig zu
einer fruchtbaren Tätigkeit ergänzen Wir »erden wohl
in Zukunft von Bremen noch zu hören bekommen.
Zur Frage der Erhaltung des Kgl. Opernhause« in Berlin.
In dieser Angelegenheit, über welche wir auf S 1 57 u. ff.
eingehender berichteten, haben nunmehr auch die beiden
baukonstlerischen Vereine Berlins, der Architekten- Verein
und die Vereinigung Berliner Architekten, Stellung ge-
nommen, indem sie beschlossen haben, in dieser Ange-
legenheit eine Eingube an den Hallsminister v. Wedel
zu richten. I »er Wortlaut dieser Eingabe ist folgender;
„Die in die Ocftenthchkeit gelangten Mitteilungen, daß die
Erbauung eine» neuen Opernhauses in Berlin an der
Stelle des jetzigen geplant und schon in der Vorbereitung
begriffen sei, veranlassen die unterzeichneten Vorstände
lies Architekten- Verein» zu Berlin und der Vereinigung
Berliner Architekten. Euerer Exzellenz die ehrerbietigste
Bitte auszusprechen, geneigtes! zu erwägen, oh es »ich
nicht ermöglichen läßt, das alte Opernhaus in Würdigung
seines geschichtlichen und künstlerischen Wertes zu er-
halten und damit zugleich das schöne und harmonische,
von Friedrich dem Großen gewollte Gesamtbild, «las die
Straße Unter den Linden am Oocrnplatz bietet, auch der
Nachwelt zu sichern Wir glauben uns in Uebereiu-
»timtmmg mit «ler .Mehrheil aller kun»t»iiinigen Kreise zu
befinden, wenn »ir da» jetzige Opernhau» als ein wegen
seiner schlichten Würde und schönen Verbä!lni»»e er-
haltenswcrtcs Baudenkmal hoeh-chätzen und insbesondere
de.s«en Zuschauerraum in »«-ittcr vornehmen, festlich wir-
kenden Pracht als eine Kim -ItIh j düng von hoher Vollen-
dung betrachten, die kaum 111 anderen Theatern ihres,
gleichen hat. Wenn es ans Grün. len der Sicherheit für
das Publikum und fllr da- Bülineiiper-otial als unmöglich
angesehen wird, das < „ Laude zu Theatcraiilführungen
ferner zu benutz.-n. i»l unseres Er; cht.-n» der Gedanke
crwägeiiswcrl. in ihm. wie von jeher geschehen ist,
nach » ic vor g: ofie K<m/> nautliihi ■lingen und I lol |e»tlich-
keiten zu veranstalten Durch einen entsprechenden Um-
bau würde »ich die llühtieneiuiiclilung mit ihren) Zubehör
191
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beseitigen und aus dem ßuhnenraum ein Saalbau schaffen
lassen, der bei Konzerten das Orchester und den Singer-
chor aufnehmen, bei Hoffestlichkeiten aber den Zuschauer-
raum zu einem Festraum von stattlichster Wirkung er-
gänzen könnte. Damit würde nach Beseitigung aller
der mit dem Rühncnbctrichc verbundenen Gefahren das
Haus für ferne Zeiten einen würdigen und auch wohl
aus wirtschaftlichen Gründen zu empfehlenden Zweck
erhalten, der die für einen modernen Theaterbetrieb
erforderlichen Sichcrheitsmaßregeln entbehrlich macht.
Gleichzeitig könnte auch der Anbau der I ledwigskirchc
gegenüber entfernt und damit dem ganzen Bauwerk im
wesentlichen die auliere Erschein ung wiedergewonnen
werden, wie sie ihm einst Friedrich der Große gegeben
hat. Wir gestatten uns ehrerbietigst darauf hinzuweisen,
daß nach dem Zeugnisse des Architekten v. Knobclsdorff
das Opernhaus nicht nur im Gedanken sondern auch im
Entwürfe des Königs eigene Schöpfung war. In der
Pedikalion seiner Pläne schreibt v. Knobeisdorff: „J'ai
l'honneur de presentcr ä V'otre Maieste les plans de la
maisnn de TOpera qu'Elle a formes Ellc-meme et dont
il I.ui a plu de nie confier l'execution."
In dem Wunsche, dies Bauwerk mit seinem schönen
Innenraum nicht der Vernichtung preisgegeben zu sehen,
bestärkt uns das Bedenken, daß bei einem den heutigen
Anforderungen entsprechenden Theater • Neubau auf der
Stelle des jetzigen Opernhauses wegen der bedeutenden
Größe und Höhe, die dieser naturgemäß erhalten muß,
die harmonische Erscheinung, welche die Straße Unter
den Linden am Üpernplalze mit ihrer Umgebung jetzt
gewährt, sich schwerlieh wieder gewinnen lassen wird.
I)iese Befürchtung muß als eine besonders ernste gelten,
falls etwa daran gedacht werden sollte, der aus der Be-
schränktheit des Platzes entspringenden Schwierigkeiten
dadurch Herr zu werden, daß der Neubau des Opern-
hauses mit »einer Langseite an die Straße Unter den
Linden gestellt wird. Wir glauben die Hoffnung hegen
zu dürfen, daß Euere Exzellenz diesen Erwägungen ge-
neigtest Gehör schenken und die Erhaltung des alten
Opernhauses nicht eher aufgeben, als jeder andere Ver-
such, die Neubaufrage zu losen, sich als unausführbar er-
wiesen hat, Zu ganz besonderem Danke würden wir ver-
pflichtet sein," wenn Euere Exzellenz unsere hier vorge-
tragene Bitte zur Kenntnis Seiner Majestät des Kaisers
und Königs zu bringen geneigt wären." —
Auf der 4j- Hauptversammlung de* Vereins deutscher
Ingenieure vom 6.-8 Juni d. J. in Frankfurt a. M. und
Darmstadt werden folgende Vorträge gehalten werden:
Schnellhctricb auf Hauptbahnen, ( Ich Reg -Bat Professor
v. Borries; Poesie und Technik, Geh. Hofrat Max v. Evth;
Dampfturbinen, Geh. Brt. Prof. Gutcrmuth; Gioßgasma-
schinen, (ich. Reg -Rat Prof Dr. Ricdlcr; der Landungs-
steg in Lome (Afrika), Ing. Prciß, -
Der Internationale Kongreß für die Materlaiprüfungen
der Technik, der im Herbst dieses Jahres in St. Petersburg
stattfinden sollte ivergl. N<i. 56 u too. 19031 wird mit Rück-
sicht auf den Krieg mit Japan auf nächstes Jahr verschoben.
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben um Entwürfe für ein Knappschafts-
Lazarett in Waldenburg i. Sehl, schreibt der Vorstand des
Niedersehrs. Knappschaflsvcrrins daselbst, von dem auch
die Unterlagen gegen 5 M. ispater zurückzuerstatten) be-
zogen werden können, unter den deutschen Architekten
mit Frist zum 16. Juli d. J. aus Drei Preise von 2500,
1500, 1000 M., die auf einstimmigen Beschluß des Preis-
gerichtes auch anders verteilt werden können. Ankauf
von weiteren Entwürfen zu je 500 M. bleibt vorbehalten.
Sachverständige Preisrichter sind die Hrn.: KitI. Bri.
Stadtbrt. L lloffmann in Berlin, I.andcshrt Blümner
in Breslau, Bauinsp. Buchwald in Breslau, - -
Ein Wettbewerb zur Gewinnung von Skizzen für den
Aufbau auf dem Bühnenhaus des Stadttheatera In Sirauburg
i. E. schreibt die Stadtuemeindc Straßburg mit Frist zum
1. Juni d. J. unter in Straßburg ansässigen Architekten
aus unter Verheißung von Preisen von 1000, 000 und
400 M. Es handelt sich um die Klarstellung der Frage,
wie sich der behufs l'mbau des Bühnenhauses notwendige
Aufbau vom Kaiserplatzc ausnehmen wird, also um eine
rein künstlerische Aufgabe. Das Preisgericht -ull aus
3 Preisrichtern bestehen und zwar 3 Architekten aus
Strußburg und 1 auswärtigen Fachmann, deren Namen
nicht genannt werden
Ein Preisausschreiben für ein Plakat erlälh die Stadt
Aachen mit Frist zum yo. Juni d I IVr htl.lliciie Teil
soll in erster Linie auf das B.«i Aachen hinweisen.
102
Außer 3 Preisen von 400, 200, 100 M. ist der Ankauf
weiterer Entwürfe zu je 100 M. vorbehalten. Sachver-
ständige Preisrichter Maler Prof. Alex, Frenz in Düssel-
dorf, Prof. Dr. Max Schmid in Aachen. —
Im Preisausschreiben St. Paulus-Kirche In Köln a. Rh.
(vergl. S. 6+8, 1903) ist bei 78 Entwürfen kein Preis in
der vorgesehenen Höhe verliehen worden, vielmehr hat
das Preisgericht entsprechend der ihm erteilten Vollmacht,
die ausgesetzte Summe einstimmig in 5 Preise zerlegt:
Es wurden verliehen 2000 M. an Hrn. Arch. Stephan
Mattar in Köln a. Rh., 1200 M. an Hrn. Arch. Reuters
in Berlin-Wilmersdorf, je toooM. an Hrn. Arch. W. Schmitz
& Wirtz in Trier, sowie an Hrn. Arch. Th. Prcckel in
Pforzheim, 800 M. schließlich an Hrn. Arch. Jos, K locke in
Koblenz. Zum Ankauf wurden keine Entwürfe empfohlen.
Zum Wettbewerb Schiffshebewerk Donau -Oder -Kanal
bei Prerau Ivergl. Jahrg. 1903. S. 230,244,259) sind über
200 Entwürfe eingegangen, die in der Zeit vom 15. April
bis 15, Mai d. J. in den Räumen des kaufmännischen Ver-
eins in Wien öffentlich ausgestellt sind. •
Personal-Nachrichten.
Bayern. Der Bauamtm. Pr eitler in Kaiserslautern ist «,
Hitte entspr. auf die Dauer 1 Jahres in den Ruhestand verseUt-
Dcr Bauamtsass. Förtsch in Wttrzburg ist 7. Bauarnim, in Kaisers-
lautern befördert und der Staatsbauassiat. Lippen in Speyer 1.
Asa. um l.andbanamtc Wutiburg ernannt.
Bremen. Der Stadtbauin«p. Hock in Berlin ist z techn.
Konsulenten der Gcwerbekammcr und Dir. des Gewerbemiweum*
ernannt. — Der Bmstr. bei der Baudir. G (1 n t h e r ist auf s. An-
glichen au« dem Amte entlassen; der Rmatr. ClauBen ist t. Bau-
insp. und der Ing. Staude 1. Rrustr. bei der Baudir. ernannt.
Hamburg. Der Bmitr. Rem; ist 1. Bauinsp ernannt.
Sachsen. Dem Biandversich -Ob-Imp , Brt. v. Hose in
Zwickau ist beim UebcrtriK in den Ruhestand da« Ritterkreuz l Kl.
de« Albrecliis-Onlen» verliehen. Dem Brandversich. Insp Mann
in Schwanenberg ist die Stelle des Bruudvei sich -Ob.-Insp. filr den
Bez. Zwickau mit dem Tit. Brt. übertragen
Der Geh. Brt. l'uppe, vortr Rat im Ein.-Mini*t , i»t gestorben.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. Th. R. In Dresden. N«clt unserer heutigen
Ret httlaee sind an der StraUe stehende Bau- und Kunstwerke
leider nicht gegen Nachbildung geschützt, auch nicht gegen pho'o-
irraphische Abnahmen. Dagegen kaiin der l'hotograph . der mit
diesen Aufnahmen Handel treibt, sich diese schützen lassen. Kinen
Rechtsanspruch, die Aufnahme der von ihnen gebauten Villa zu
untersagen, oder eine KnU'*hAdigung von der betr. Verlagsfirmn zu
verlangen, haben Hie also nicht. Allerdings ist es üblich, datl an-
ständige Arrhiteklur- Verlane , wenigstens bei ausgedehnterer Be-
nutzung der auiicefahrteii Bauten eines Architekten, diesen um
seine Zustimmung bitten, und ebenso sollte von Rechtswegen da-
Irir auch ein Acqoivalcnt geleistet werden. Letztere» beschränkt
* eh allerdings zumeist auf ein Freiexemplar der betr. Publikation,
und a«ich dieses durfte olt in Wegfall kommen —
Hrn. Bauinsp. H. in M. Sie finden ein reiche» Material dir
das Studium von Gewächshäusern neuester Art in unserer .Kau
künde des Architekten', Bd II. Teil 5, S. 108 ff. Sie können den
Band fClr 10 M durch unsere Expedition beziehen —
Hrn. G. M. In Lage. Wir müssen Sie wegen des engen
Räumt» unseres Briefkastens auf den Wen der Anzeige verweisen,
da Ihre Angelegenheit nicht von allgemeinem Interesse ir»t. —
Hrn. Bmstr. Sch. In Metzingen. Gegen den Holzwurm in
der Versehindclung eines Hauses durfte es kaum tm durchgreifen-
des Mitte! geben. Wir verlrhlcii aber nicht, die t rage auch noch
dem Leserkreise vorzutragen —
Hrn. Arch. W. H. In C. Sic «».Im einen entsprechenden
Antrag, bele gt mit den Am-aben nber Ihre Eignung, an das Gericht
zu leiten haben, jii welchem Sie SaUiveiatAndigcr zu weiden
wOrs.btn. —
Anfragen u 11 den Leserkreis.
In einem mehrst ockiitcn Wohnhause befindet sieh im Erdgc-
sctioü eine t'iuikciei Ihe eigentliche Druckmaschine steht auf
einer, der l.»M ilcr Micchine entsprechend starken, und zwischen
eiirtr.en Tr.Vcern gewölbten Betondecke des Kcllcrgesrho«ses.
Ist nun die Maschine in Betrieb, so entsteht durch die Bewegung
derselben ein dumpfer Schlag, welcher sich in der I und II. Etage
recht unangenehm bemerkbar macht. Trotzdem bereits der Versuch
mit einer starken Kilzunterlage gemacht wurde, hat sich keiue Besse-
rung gezeigt. Vielleicht Ist einer der Herren Leser mit einem guten
Rat zui Hand. — 1\ W- 111 Jen».
E rnt-ebea 11 tw Ortungen aus dem Leserkreise.
Zu der Eragebrantwcirtimg an P H 111 Stratlburg In Xo, 17
teilt im» die l'laudruck-Anstalt Vogele »V Schultze in Leipzig
m.t, diU auch sie gleich der Eirina Bugdan Gisevius in Berlin lüi
iU< direkte K opi e r-Ve r Iah r en emgeiiehtet ist. —
Inhalt: Die Aibeitct iieiUtlttlrn der ljn«trs-Wi*ierieruncsan»ull Merlin
hrl Beelitz iS'liluS | Kric.niscricr Kk inweb ,ünc -t. MC M hlr ,1 n n teil aus
Vereinen. — Vernum lilev — r*iei,lN-«-e|S.4ri»r*i. — iVr».,iut-Xachri.h»e». —
Hilef- und Kragrkasleu.
Hierzu eine IJihlbeil.ice : PhaiiUsU- Kulwiirf „Jicrsncst*.
Verlag der Deutsche» H.u.c.l.vnr. m h. H . Hei Im. Für die Kcdaküon
verantwortlich i.V. F Kiselen, Her.iu. Druck von WUh . lirev», Berlin
No. 31.
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5 DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N9: 32. BERLIN, DEN 20. APRIL 1904
Die neue wasserwirtschaftliche Vorlage in Preußen.
[,
DKG
l'ebcrsicht über den Gesamtplan und Ver-
gleich mit demjenigen des Jahres 1901.
ach einer dreijährigen Pause seit der im
Jahre 1901 erfolgten zweiten Ablehnung der
sogen. Kanalvorlage durch das preuß. Ab-
geordnetenhaus, ist dem letzteren am 13.
d. M. eine neue wasserwirtschaftliche Vor-
lage zugegangen. Schon die Vorlage des Jahres 1901
enthielt neben den ausschließlich im Schiffahrtintercsse
vorgesehenen Kanälen und vorwiegend im Schiffahrt-
Interesse auszubauenden Wasserstraßen eine Reihe von
Aufgaben, die vorwiegend oder ausschließlich im In-
teresse der Vorllutverbesserung, Hochwasscrabwehr,
Landesmelioration liegen.") Die neue wasserwirtschaft-
liche Vorlage zeigt noch einen weiteren erheblichen
Zuwachs nach dieser Richtung, in dem noch 3 neue
besondere Gesetzentwürfe hinzugefügt werden, die
ausschließlich auf den letzteren Gebieten liegen. Es
sind dies:
1. Der Entwurf eines Gesetzes betr. Maß-
nahmen zur Regelung der Hochwasser-,
Deich- und Vorflutverhältnissc an der
oberen und mittleren Oder (N.B. von der
österreichischen Grenze bis zum Eintritt in die
Provinz Pommern).
Die für diesen Zweck aufzuwendenden Gesamt-
Kosten dürfen 60 Mill M. nicht überschreiten.
2. Der Entwurf eines Gesetzes betr. Maß-
nahmen zur Verhütung von Hochwasser-
Gefahren in der Provinz Brandenburg und
im Havclgcbictc der Provinz Sachsen.
Es kommen hier bezügl. der Kosten nur die Lau-
sitzer Neiße und der Bober inbetracht mit -2330000 M ,
von denen der Staat Vi, die Provinz Brandenburg '/5
trägt. Die Kosten für die Spree und untere Havel
sind in dem später unter 4 genannten Gesetzentwurf
enthalten.
3. Der Entwurf eines Gesetzes betr. Frei-
haltung des Ueberschweramungs -Gebie-
tes der VVasserläufe.
Mittel werden hier nicht gefordert, da es sich
nicht sowohl um die Schaffung neuer Anlagen als um
die Verhütung schädlicher Anlagen also um strom-
polizeilichc Bestimmungen handelt.
Die Vorlage vom Jahre 1901 betr. die Herstellung
und den Ausbau von Kanälen und Flußlaufen im In-
teresse des Schiffahrtverkehres und der Landeskultur
umfaßte die Herstellung des Mittclland-Kanales vom
Rhein bis zur Elbe d. h. die Verbindung vom Rhein
bei Laar bis zum Dortmund— Ems-Kanal in der Gegend
von Herne (45298000 M ), verschiedene- Ergänzungs-
bauten am Dortmund—Ems-Kanal zwischen Dortmund
und Bevergern (4067 000 M i und die Verbindung vom
Dortmund — Ems -Kanal bei Bevernern bis zur Elb«-
unterhalb Magdeburg (211 419700 M ) mit einem Ge-
samtaufwandc von 260784 700 M., wobei die Herstellung
von Zweigkanälen und die Kanalisierung der Weser
von Minden bis Hameln einbegriffen ist.
In dem beigegebenen Plan der prcußischenWasser-
straßen, Abbildg. 1, den wir aus dem Jahrg 1901 dieser
Zeitung erneut zum Abdruck bringen, ist diese Kanal-
linie nebst den übrigen Teilen der Vorlage von 1901
*) Vergl. on.err Brrii hlr J»hrK 1901 S. 36 ff.
eingetragen. (Es bedeuten darin die dick ausgezoge-
nen Linien schiffbare Strome bezw. vorhandene Schiff-
fahrtkanäle, die dick strichpunktierten geplante Schiff-
fahrtkanälc, punktierte Linien beiderseits des Fluß-
laufcs deuten eine Regulierung vorwiegend im Schiff-
fahrtintcresse an, während die seitlich anschraffierten
Strecken vorwiegend im Vorflutinteresse reguliert sind.)
Es gehörte ferner zu der Vorlage von 1901 der
Groß-Schiffahrtweg Berlin- Stettin (Wasserstraße Ber-
lin— Hohensaathen, 41 500000 M.), die Wasserstraße
zwischen Oder und Weichsel, sowie die Schiffahrt-
straße der Warthe von der Mündung der Netze bis
Posen (22631 000 M ), und der Schiffahrtweg zwischen
Schlesien und dem Oder-Sprcckanal (4 100000 Mt. Die
Gesamtkosten dieser 4 Ausführungen im ausschließ-
lichen oder vorwiegenden Schiffahrtintercsse waren
auf 329015700 M. veranschlagt.
Derselbe Gesetzentwurf umfaßte ferner die Be-
teiligung des Staates an den Kosten zur Verbesserung
der Vorflut in der unteren Oder (bis zu 40989000 M ),
der Vorflut- und Schiffahrt -Verhältnisse in der unte-
ren Havel Ibis zu 9760000 M), den Ausbau der Spree
(bis zu 9336000 M.) mit zusammen 59995000 M.
Diese Gesamtvorlagc ist in der neuen wasserwirt-
schaftlichen Vorlage in zwei zerlegt und zwar sind
die zuletzt genannten, mehr der Vorflut usw. dienen-
den Aufgaben von dein Bau der Schiffahrtstraßen ab-
gezweigt Dieser Teil der Vorlage entspricht den
früheren Vorschlägen im wesentlichen. Er ist ent-
halten in dem :
4. Entwurf eines Gesetzes betr. dieVerbesse-
rung der Vorflut in der unteren Oder, Ha-
vel und Spree.
Die Kosten betragen 41865Ö00 M., 9835000 M.,
9 119200 M , zusammen 60820000 M., also 825000 M.
mehr als 1901. Die Kosten haben sich für die untere
Oder gegenüber dem Entwurf von 1901 um 876800 M.
vermehrt. Es folgt dies daraus, daß neben der Ost-
Oder, die später hauptsächlich dem Schiffahrtverkehr
zwischen Stettin einerseits und der Warthe nebst der
oberen Oder anderseits dienen soll, der Oderbruch-
Vorflutcr von 1 lohcnsaathcn bis Fricdrichsthal im An-
schluß an die West-Oder als Schiffahrtweg zwischen
Stettin und Berlin für 600 1 - Kähne ausgebaut werden
soll, und daß ferner ein Querkanal Schwedt— Nieder-
kränig in Aussicht genommen ist.
Ebenso haben sich die Kosten für die Arbeiten
an der Havel infolge einiger inzwischen entstandener
Neuanlagen um 165000 M. vermehrt, diejenigen für
die Spree um 271000 M. vermindert. Diese Vermin-
derung ergibt sich daraus, daß ein Teil der vorge-
sehenen besonders dringlichen Arbeiten infolge des
Gesetzes vom 20. April 1898 betr. die Beseitigung der
Hochwasserschäden des Jahres 1897 bereits zur Aus-
führung gekommen ist
5. Entwurf eines Gesetzes betr. die Herstel-
lung und den Ausbau von Wasserstraßen,
Gi-samtkostcn 280275000 M.
Dieser Gesetzentwurf umfaßt al die Herstellung
eines SchiffalirtkanaKs vom Rhein nach Hannover
einschließlich Kanalisici ung der Weser von Minden bis
Hameln mit einem Kostenaufwand!- \ on 197 150000 M.,
bl eines Groß-Schiffahitwegcs Berlin Stettin (Wasser-
straße Berlin Hohensaathen) mit 43000000 M , c) die
'93
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Verbesserung der Wasserstraße zwischen Oder und
Weichsel sowie der Schiffahrtstraße der Warthe von
der Mündung der Netze bis Posen mit 21 175000 M.,
d) die Kanalisierung der Oder von der Mündung der
GlaUer Neiße bis Breslau sowie Versuchsbauten für die
Strecke vonBerlin bis Fürstenberg a.O. mit 18950000M
Von den 4 Teilen dieses Gesetzentwurfes entspre-
chen die beiden zu b) und c) den Vorlagen des Jahres
1901. Bei dem Groß -Schiffahrtweg Berlin Stettin
ist infolge veränderter Verhaltnisse und gesteigerter
gewerblicher Entwicklung eine Erhöhung der Kosten
um 1 500000 M. entstanden, bei der Wasserstraße
zwischen Donau und Weichsel und der Schiffahrt-
Straße der Warthe von der Netzemündung bis Posen
dagegen eine Verringerung um 1456000 M. Dieser
Minderbetrag der Kosten ergibt sich daraus, daß ein
Teil der früher veranschlagten Kosten durch die in-
zwischen begonnene Erweiterung des Brahemünder
Hafens und die Ausgestaltung der Netzestauwerke in
Fortfall kommt.
Der Gesetzesteil zu d), d. h. die Kanalisierung
der Oder von der Mündung der Glatzer Neiße bis
Breslau ist eine Erweiterung der Vorlage von 1901
betr. die leistungsfähigere Ausgestaltung der Wasser-
Straße zwischen Obcrschlcsicn und Berlin, die damals
mit der Erhaltung der Wettbewerbfähigkeit zwischen
dem oberschlesischen und dem rheinisch-westfälischen
Montanbezirke auf dem Berliner Markte in Hinsicht
auf die Verschiebung der Verhältnisse durch die Aus-
führung des Mittelland-Kanales begründet wurde. Die
damals vorgesehenen Ausführungen bestanden in der
Nachregulierung der Oder auf 2 besonders ungünsti-
gen Stellen von je etwa iolm Lange zwischen Breslau
und Forstenberg und in Vorarbeiten für die Anlage
von Staubecken oberhalb der NeiUemündung bis unter-
halb Breslau als Hilfsmittel zur Erreichung einer aus-
reichenden Mindest- Wassertiefe von 1,5™. Hierbei
sollte auch die Frage geklärt werden, ob für die Strecke
oberhalb Breslau bis zur Neißemündung nicht die
Kanalisierung vorzuziehen sei.
Die neue Vorlage sieht nun die Kanalisicrung auf
der genannten, etwa 73lra' langen Strecke mit einem
Kostenauf wände von 15300000 M. vor. Außerdem
waren 350000 M. für eine probeweise auf der Oder
unterhalb Breslau auszuführende Regulierungsstrecke
und 3300000 M. für die Anlage eines Probe- Stau-
weihers gefordert (Der Plan Abbildg 1 enthält diese
Strecke der Oder nicht mehr)
Die Vorlage zu a) zeigt nun ein wesentlich an-
deres Bild als diejenige von 1901. Wahrend damals
die Verbindung vom Rhein zum Dortmund Ems-Kanal
und von diesem zur Elbe, und so die Herstellung
einer durchgehenden Verbindung zwischen dem Wasser-
Straßennetz des Westens und Ostens vorgesehen war,
ist jetzt das rd. 152 km lange Stück zwischen Hannover
und Elbe ausgeschaltet, es soll also nur die Verbin-
dung zwischen Rhein und Weser hergestellt werden.
Die Gesamtvorlage des Kanales vom Rhein nach
Hannover zerfällt in 3 Teile, den Schiffahrt - Kanal
vom Rhein zum Dortmund Ems-Kanal einschl. eines
Lippe-Seitcn-Kanales Datteln I lannover 70 500 000 M ,
Ergänzungsbauten auf der mitbenutzten Strecke ilrs
Dortmund - Ems - Kanales zwischen Dortmund und
Bevergern 6150000 M. und den Schilfahrtkanal vom
Dortmund — Ems - Kanal bis Hannover einschl. der
Kanalisierung der Weser von Minden bis Hameln
oder der Herstellung von Staubecken anstelle dieser
Kanalisierung 120500000 M.
Die Vorlage vom Jahre 1901 sah eine Verbin-
dung des Rheines in der Genend von Laar mit
dem Dortmund Ems-Kanal in der Gegend von Herne
vor. Die zunehmende Bebauung des Geländes hat
dazu geführt, die Irühcr geplante Lage dieses im
Emschcrtal zu führenden Kanales an einzelnen Stellen,
namentlich im Anschluß an den Rhein und an der
Verbindungsstelle mit dem Dortmund Ems-Kanal zu
ändern. Es sind mehrere Linien untersucht und für
bauwürdig erachtet Die endgültige Feststellung der
Linie bleibt genauen Vorarbeiten vorbehalten, damit
«94
No. 32.
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bis dahin noch eintretende Veränderungen in der Be-
bauung des Geländes berücksichtigt werden können.
(Es handelt sich sowohl um die unterirdischen, berg-
baulichen Anlagen, wie die oberirdische Bebauung).
Durch die notwendig werdende Linienverschiebung
und die Steigerung der Grunderwerb-Kosten sind die
Ausführungskosten des Verbindungs - K anales zum
Rhein auf S4 6°° 000 M., d. h. um 9302000 M. gegen-
über dem Jahr 190t gestiegen.
Wieder aufgenommen ist aus dem Plane von 1894
ein37klB langerLippc-Sci tcnkanal Hamm— Datteln
mit einem Aufwände von 15 900 000 M. Er dient einer-
seits als Verkehr-Zubringer aus der wirtschaftlich inzwi-
schen durch Anlegung einer Reihe von Zechen wesent-
lich gehobenen Gegend und gleichzeitig zur Speisung
der Schcitclhaltung des Kanäle« vom Rhein nach Han-
nover. Ks kann infolgedessen der besondere Speise-
graben wegfallen, welchen die früheren Vorlagen von
der Ruhr nach dem Dortmund- -Ems- und dem Dort-
mund Rhein-Kanal vorsahen. Dieser Seitcnkanal bil-
det gleichzeitig die erste Strecke einer etwaigen spate-
ren zweiten Verbindung des Industriegebietes mit dem
Rhein im Lippetal von Datteln nach Wesel, wenn
sich auch auf dieser Strecke eine entsprechende In-
dustrie entwickelt hat. Durch eine etwaige spätere
Kanalisicrung «1er oberen Lippe oder durch den weite-
ren Ausbau von Seitenkanälen kann dann später nach
Bedarf auch das Hinterland weiter aufgeschlossen wer-
den. Durch die zunächst geplante Ausführung wird
wenigstens ein Teil der Wünsche der Lippc-Kanal-
Intcressenten befriedigt.
Die Ergänzungsbauten auf der Strecke des
Dortmund Ems-Kanales zwischen Herne und
Bevergern, d. h also zwischen dem Anschlüsse des
Rhcinkanales einerseits und des Kanalcs nach Hanno-
ver anderseits bestehen in der Anlage einer Schleu-
sentreppe zum Dortmunder Zweigkanal neben dem
Hebewerk in Henrichenburg und einer zweiten Schleuse
bei Münster. Die Kosten der Schleusentreppe haben
sich gegenüber dem Anschlage von 1901 ebenfalls
erhöht, da auch hier wegen zunehmender Bebauung
eine l.inicnvcrschicbung erforderlich wurde. Gesamt-
kosten 6150000 M., Mehrkosten 3083000 M.
Die Linienführung des Kanalcs von Bever-
gern vom Dortmund- Ems-Kanal nach Hanno-
ver zeigt keine wesentlichen Abweichungen gegen-
über dein Plane von 1901. Nur bei Miuden und
Hannover zwingt die dichtere Bebauung zu einigen
Verlegungen, die endgültige Feststellung kann übrigens
auch hier erst nach den genaueren Vorarbeiten er-
folgen. Die Gesamtstrecke hat 1 73 t,n Länge, dazu
kommen an Zweigkanälen 154 km nach Osnabrück,
3,2 km nach Minden, ii,9km nach Linden. Gegenüber
der Vorlage von 1901 fallen also außer der 152 kn>
langen Strecke von Hannover bis zur Elbe noch fort
Vermischtes.
Zu einem Internationalen Ingenleur-KongreO In Verbin-
dung mit der Weltausstellung In St. Loui* vom 3.-8. Ok-
tober d. J. erläßt die „American Society of Civil Engineers"
Einladungen, die sich nicht, wie sonst hei solchen Gelegen-
heiten üblich, an die Vereine zwecks Entsendung von ein-
zelnen Vertretern, sondern an alle Ingenieure aller Länder
richten, die aufgefordert werden, die Mitgliedschaft des
Kongresses zu erwerben und an dessen Verhandlungen
teilzunehmen bezw. durch Einsendung schriftlicher Bei-
träge zu den zur Verhandlung gestellten Fragen sich zu
äußern. Als solche Fragen sind in Vorschlag gebracht:
Hafenanlagen ; natürliche Wasserstraßen; künstliche Wasser-
straßen; Leuchttürme und andere Hilfsmittel der Schiff-
fahrt; Verkehr auf künstlichen Wasserstraßen im Ver-
gleich mit Seeverkehr und sein Einfluß auf den Eisen-
bahnverkehr; Wasserreinigung für den häuslichen Ge-
brauch und für Dainpfcrzcugung; Turbinen und Wasser-
räder; Bewässerung; Eisenbahn-Endbahnhöfc, in Häfen
und im Inlandc; Untergrundbahnen; Lokomotiven und an-
dere Betriebsmittel; Vcrkchrslastcn für Eisi-nbahnbrückcn;
Ersatz der Dampfkraft durch Elektrizität ; Beseitigung städti-
scher Abwässer; Beseitigung des städtischen Kehrichtes;
Tunnellüftung; Straßenbau; Beton- und Eisenbeton-Kon-
struktionen; tiefe Gründungen; Stahlerzeugung; Prüfung
30 April 1904.
die Zweigkanälc nach Wülfel mit 6,4 kl», nach Hildes-
heim mit 23,6 km, nach Lehrte mit 2,6 *m, nach Peine
mit 15,6 km und schließlich nach Magdeburg mit 10 k*.
Das Kanalnetz verkürzt sich also insgesamt um 210,2 km.
Die aufzuwendenden Kosten verringern sich dagegen
um 90919700 M.
In den Kosten der Kanalstrecke sind 19 751 000 M.
mit enthalten für die Kanalisicrung der 61,1 k» langen
Weserstrecke zwischen Hameln und Minden. Da-
gegen fallen unter die Gcsetzcsvorlagc nicht die Kosten
der Kanalisierung der 149,3 km langen Weserstrecke
von Minden abwärts bis Bremen, die bekanntlich durch
den bremischen Staat ausgeführt werden soll. Die
Kosten für letztere betragen nach den vorläufigen Er-
mittelungen auf bremischem Gebiet 3322000 M., auf
preußischem Gebiet 39306000 M., insgesamt also
42 628 000 M. Die Verteilung der Kosten usw. werden
durch einen besonderen Staatsvertrag geregelt.
Die Kanalisierung der Weser erfolgt einerseits
zur Schaffung einer leistungsfähigen Schiffahrtstraße,
anderseits auch, um dein Flusse ohne Schaden für die
Schiffahrt und Landwirtschaft bei Rinteln das nötige
Speisewasser für den Kanal entziehen zu können. Auf
der Strecke Hameln Minden sieht nun die neue Vor-
lage eine zweite Möglichkeit zur Erreichung dieses
Zieles unter Fortfall der Kanalisierung durch Anlage
von Staubecken vor, die sich mit den für die Kana-
lisierung veranschlagten Mitteln bewirken ließe. Es
bleibt noch näherer Prüfung vorbehalten, welcher Weg
vorzuziehen ist
Die 5 Gesetzesvorlagen werden erläutert durch
9 Denkschriften. Diese betreffen: die Herstellung
eines Schiffahrtkanales vom Rhein nach Hannover;
desgl. eines Groß-Schiffahrtweges Berlin- -Stettin; die
Verbesserung der Wasserstraße zwischen Oder und
Weichsel ; desgl. der Schiffahrtstraße der Warthe von
der Mündung der Netze bis Posen; die Kanalisierung
der Oder von der Mündung der Glatzer Neiße bis
Breslau usw.; die Verbesserung der Vorflut in der
unteren Oder; desgl. der Vorflut- und Schiffahrt- Verhält-
nisse in der unteren Havel; den Ausbau der Spree.
Die letzte Denkschrift schließlich bildet einen Teil der
Begründung für die Ausführung der sämtlichen in
Vorschlag gebrachten Wasserstraßen, denn sie be-
handelt den: Einfluß der Wasserstraßen auf die An-
siedelung der Industrie und deren Dezentralisierung.
Ein Teil der vorgenannten Denkschriften deckt
sich inhaltlich fast vollständig mit denjenigen des
Jahres 1901, die nur inbezug auf die inzwischen ver-
änderten Verhältnisse ergänzt sind. Ein abweichen-
des Bild zeigen z. T. die Begründungen der Vorlage,
namentlich inbezug auf den Kanal vom Rhein bis
I lannover.
Wir behalten uns die Besprechung der Vorlage
im Einzelnen vor. Fr. E
von Baumaterialien ; Personenauf zöge ; Pumpen ; Bagger, ihre
Bauweise und Leistung; Dampfturbinen; elektrische Kraft-
anlagen, und zwar Kraftwerke und Leitungen; Schiffbau;
Schiffsinasehinen wesen ;Trockendocks; Artillerie; Festungs-
werke; Bergbau, und zwar Vermessung, Forderung, Lüf-
tung: technische Erziehung; Gasmaschinen; Vermessungs-
wesen; Meeres-Hvdrographie; Werften und Hafendämme,
Kür jede dieser Aufgaben ist ein amerikanischer Re-
ferent ernannt, der eine Uebcrsichi ober den Stand des
betretfenden Gebietes in Amerika in Form einer schrift-
lichen Ausarbeitung (paper) geben soll. Es haben bereits
eine größere Zahl von Ingenieuren zugesagt. Außerdem
sollen geeignete ausländische Ingenieure aufgefordert wer-
den, in gleicher Weise die Verhältnisse ihres Landes zu
beurteilen. Diese Arbeiten werden gedruckt vor der Ver
Sammlung an alle Mitglieder de* Kongressc-s vorteilt, so-
daß diese vorher genau unterrichtet sind und sich ein frucht-
bringender Meinungsaustausch in den Sitzungen des Kon-
gresses entwickeln kann Die gedruckten Referate werden
dabei in den Sitzungen niclit verlesen, sondern die Refe-
renten erhallen nur zunächst das Won zu einer kurzen
Erläuterung Kongreßmitglieder, die an den Sitzungen
niclit teilnehmen, können ihre Meinungsäußerung schrift-
lich einreichen, die dann verlesen wird. Das gesamte Vcr-
handluncsniaterial wird dann von der American Society
of Civil Lnginccrs gesammelt und gedruckt herau*gegelien,
'95
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Die Mitgliedschaft des Kongresses wird durch Zahlung
von 5 Doli. (21 M.) an den Sekretär des Komitees, Mr.
Charles Warren Hunt, aao West 57th. St., New- York
City, erworben.
"Im Anschluß hieran erhalten wir von Hrn. Dr. Fr.
v. Emperger in Wien I, Kärntnerring 14, dem bekannten
Vorkampfer für den Eisenbetonbau und Herausgeber der
bedeutenden Fachzeitschrift .Beton und Eisen" die Mit-
teilung, daß er als Referent für das Gebiet des Betons
und Lisenbetonbaues für Europa eingeladen ist und ange-
nommen hat. Er erbittet die Unterstützung der deutschen
Fachgenossen durch Uebcrsendung von Mitteilungen, Pla-
nen, Zeichnungen des einschlägigen Gebietes. —
die 3 Entwürfe der Hrn. Ob.-Bauinsp. C. Haßlauer und
Arch. L Deiglmayer in München, des Hrn. Arch. Aug.
Blößncr, sowie Arch. W. Spannagel, beide in München.
Die Entwürfe sind vom 17. bi*. 30. d. M. im
preise von 1 100—31 do M. abwärts zerlegen, ausgesetzt. Im
übrigen kann das Preisgericht auch eine andere Verteilung
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für die Gebäude der Jubllaums-Landesausstellung In Nürn-
berg 1906 schreibt mit Frist zum 15. Juni d. J. unter in
Bayern ansässigen oder heimatberechtigten Architekten
das Direktorium des bayerischen Gewerbcmuscums in
Nürnberg im Auftrage der Ausstellungsleitung aus. Als
Preise für die einzelnen Gebäude sind 3 Preisgruppen
von zusammen 5400, 4300, 2800 M , die sich in je 6 Einzel-
3-300 M. abwärts
Imgen
der Gesamtsumme beschließen. Zu den Entwürfen ist
ein Kostenüberschlag zu geben. Das Preisrichteranit haben
übernommen die Hrn. Dr. G. von Bezold, Dir. des Ger-
manischen Nationalmuseums, Arch. E. Hecht, Vors. des
Bauausschusses Ob.-Brt. Tb, von Kramer, Dir. desbayer.
Gewerbe- Museums, K. Walt her, Prof. der Kgl. Kunst-
gewerbcschulc, C. Weber, städL Ob.-Brt., sämtlich in
Nürnberg, sowie die Hrn. Prof. W. v. Kuemann.G. v. Sei dl,
K.Stuck und Fr. v. Thiersch, sämtlich in München. —
Im Wettbewerb zum monumentalen Brunnen am Spittler-
Torgraben in Nürnberg (vergl. Jhrg. 190a S, 56B) erhielt
den I. Preis Bildhauer Ph. Kitt ler in Nürnberg, den
II. Pr. Bildhauer B. Blecker in München, den III. Pr.
Bildhauer Prof. Hennann Hahn und Arch. Karl Sattler
in München. Außerdem wurden noch 3 Anerkennungs-
preise in gleicher Höhe verliehen, von denen der eine
«len beiden letztgenannten Herren für eine 2. l-osting,
ferner den Hrn. Johs. Müller in Nürnberg und Prof.
Ignatius Taschner von der Kunst- und Kunstgewerbe-
schule in Breslau verliehen wurde. —
Im Ideenwettbewerb für das Verkehrsministerium und
Zentral-Brlefpoatamt In München wurde am 13. d. M. die
Entscheidung gefällt Unter 31 Arbeiten wurden erteilt:
I. Pr. von 7000 M., den Hrn. Arch. Heinrich Neu, Assist,
a. d. Techn. Hochschule und Konstantin Fink, beide in
München, II. Pr. von 5000 M. Hrn. Staatsbaupraklikant H.
Buchen in München, III. Pr. von 4000 M. Hrn. Bauamts-
Asscssor Kduard Brill in Passau, je ein IV. Pr. von
3000 M. den Hrn. Arch. Hesscmer i- Schmidt und
Arch. Emil Schweighart in München. Mit einer lobenden
Erwähnung bedacht und zum Ankauf empfohlen wurden
Chronik.
Der Bau «Ines Sängerhause« In Wien wird durch den
Wiener Sangcrbausvercin erstrebt. Das Bauerfordernis ist mit
3 Mill. Kr. veranschlagt. Man hofft, noch im Laufe diese» Jahre«
mit dem Raa beginnen zu können. —
Ein Denkmal für den Aegyptologen Auguste Marlelte
(iSai — 1681) wurde in Kairo enthüllt. Maneite « Name iat berühmt
geworden durch seine glücklichen Auffindungen in Aegypten. Er
ist der Begrflnder des ägyptischen Museums 111 Bulak. —
Da.t Bismarck-Denkmal für Bremen wurde dem Bildhauer
Prof. Adolf Hildebrand in München obertragen. Ks ist erfreu-
lich, dsfl bei dem Denkmal der bisherige Brauch verlassen und e*
als Reiterstandbild geschaffen und unmittelbar an der Nordseite
des Domes aufgestellt wird. —
Die erste elektrlsehe Eisenbahn In Dänemark soll von
Frederikasund nach Nestved gebaut werden. Sie wird einen Teil
der Insel Seeland durchqueren. Die Lange betragt 100 km und die
Bahn soll nach dem Vorbilde der elektrischen
Comersee angelegt werden. Die Bahn soll 1005 fertig sein. —
Theater und Saalbau in Glefien. Mit der Ausarbeitung von
Entwarfen für ein Theater mit Saalbau in Gießen ist Prof. Mailin
Du Her in Manchen betraut wordeu. —
Ein Amtsgebäude in Kalkberge-Rüderadorf bei Berlin
gelangt nach den Entworfen und unter Leitung de* Arch. Georg
Siewert zu Berlin for 50000 M. zur '
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Dir. der stAdL Kanalisationswerke Adams
in Berlin ist der Char. als Brt. verliehen
Versetzt sind die Reg.-Bmstr.: Bernstein von Gleiwitz nach
W rochen, Ebel von Wetzlar nach Bad Bertrich, Hantusch
von Berlin nach Greifs wald, Härtung von Gumlunncn nach Saar-
brücken, Heine von Burgstrinfurt nach Dortmund, Joh. Herr-
mann von Marienwerder nach Berlin, Ktllmtyer von Berlin
nach Kassel, Hans Lucht von Berlin nach Altona, Masberg
von Anrath nach Arnswalde, Menzel von Gumbinncn nach Rasten-
burg. Rad ige r von Msgdeburg nach Bad Nenndorf, Schiffer
von Merseburg nach Gumbinnen, Schuffenhauer von Karthaus
nach Kalle a. S., Stocke von Gartz nach Czersk i. Westpr. und
Quedefeld von Glogau nach Breslau.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Rfg-Bmstr.; Alfr
II er t zog der Kgl. Res, in Oppeln, Mac Lean dem Kgl. Potiz..
Pias, in Berlin, Senil der Kgl. Reg. in Köln a. Rh,, Stause-
bach der Kgl. Minist-, Militär- u. Baukomm, in Berlin, Treuen-
f e I s der Kgl. Reg. in Breslau, Bandmann und Felix Schulz
der Kgl. Odcrstrom-Bauvct wltg. in Breslau und Schedler der
Kgl. Ree. in Gumbinnen.
Die Rcg-Bfhr. 0«k. Stegmann aus Pittsburg und Fritz
Behrendt aus Königsberg (Hochbfch ), — Osk. Nartcn au«
Hannover (Wasser- u. StruOenbfch ) »ind zu Reg.-Hmstrn. ernannt.
Inhalt: Die neue wssuriwtrtvludtlklir Vollste in I'rcuOen. • ■ Ve
tnischtes. — Pmubrwerbunircn. Chronik- lYrn.nil-Ni,. hnctiKi,. -
Bekanntnurhunc dt« Verbund™ drulnlu-r Anh.- u Inj; Wcrinc
Vertsg der Deutschen HaiiMilunjr, <'.. m b. IL, Berlin
■ i.V. K. f. •.«!<• ,.. Hell., ■
r A. d.c Kd.kü.
Druck «.», Will-, r.rrvr.
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Ausschuß für die Wahrnehmung der Wettbewerbs - Grundsätze.
Bezüglich des Wettbewerbes um Entwürfe zur Bebauung eines Grundstückes tlt-r I Im. Gebr. Stollwerck
in Köln a. Rh. (vcrgl. S. 95) ist der unterzeichnete Ausschuß bei den Veranstaltern vorstellig geworden, weil:
1. die Anforderungen, namentlich hinsichtlich des zu groß gewählten Maßstabes, über einen Skizzen-
Wettbewerb hinausgehen, für welchen allein die Preise ausreichen,
2. die Bestimmungen, daß grobe Verstöße gegen die Baupolizei-Vorschriften von der Preiserteilung
ausschließen, anderseits aber Ausnahme-Bewilligungen von den Vorschriften zugelassen werden bei ent-
sprechender Begründung, sich bis zu gewissem Grade widersprechen, jedenfalls aber sowohl für die Preis-
richter wie für die Bewerber eine unklare Situation schaffen,
3. die Forderung einer ausführlichen Rentabilitäts-Berechnung zu weit geht und nur erfüllt werden
kann von Architekten, «lic genau mit den Kölner Verhältnissen vertraut sind.
Der Ausschuß beantragte: zu 1. Herabsetzung des Maßstabes, zu 3. Streichung der Bestimmung
über die Zulässigkeit der Ausnahme-Bewilligungen oder Erteilim«,' näherer Direktiven über dieselben, zu 3
Ersatz der Rentabilitäts-Berechnung durch eine nach der Zweckbestimmung geordnete Fläfhcnbereclinung
und spätere Einsetzung der Mietpreise durch den Ausschreiber oder das Preisgericht selbst nach ein-
heitlichen Grundsätzen.
Diesen Antragen ist in keiner Weise stattgegeben worden, insbesondere nicht in einer vom Aus-
schreiber nachträglich gegebenen Erläuterung, welche die Zustimmung der Preisrichter gefunden haben soll.
Wir halten es daher für unsere Pflicht festzustellen: daß das Ausschreiben in seinen Anforderungen
erheblich über die Grundsätze des Verbandes hinausgeht, daß die nicht genügend klare Fassung des Pro-
grammen eine auf gleicher Basis beruhende sachliche Beurteilung der einzelnen Wettbew. rbs-Arbeilcn sehr
erschwert, und daß für nicht genau mit den Kolner Verhältnissen vertraute Architekten eine Beteiligung
wenig Aussicht auf Erfolg bietet -
Berlin, den 17. April 1904.
Der Vorsitzende des Ausschusses: Cramer. Der Schriftführer: Eiselen.
No. 32.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 33. BERLIN, DEN 23. APRIL 1904
Die Prinzregent Luitpoldschule in Bamberg.
Architekt: StadtbrL Hans Kr) wein in Bamberg. (Hierzu nur HiMlx-ilifr, «o»jr die Abbildungen s. m.)
er Einfluß, den die Fortschritte der Technik
und die Bestrebungen der Kunst der Neu-
zeit ausüben, erstreckt sich auf alle Gebiete
des Erwerbs- und Geisteslebens, und be-
deutungsvoll sind die Umwälzungen, welche
daraus entspringen, für die Aufgaben der Erziehung
der Jugend im Sinne wahrer echter Kunst. Nicht zu-
letzt und nicht vereinzelt sind diese Bestrebungen
hineingetragen worden in das Programm des Schul-
hausbaues von Männern, die um die Entwicklung der
Baukunst am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrh.
hervorragend sich verdient gemacht haben: wir nennen
nur: Thcod. Fischer, Karl Hocheder, Ludw. I loffmann
Der Schulhausbau war in den 1870er Jahren in seinem
Grund- und Aufriß Uber den Kasernenstil wenig er-
haben, und fast keine Stadt und kein Dorf sind ver-
schont geblieben von den Früchten jener Anschau-
ungen, welche ganze .Städtebilder einfach zerstörten.
Manch' malerisches Plätzchen, manch' herrliche Um-
gebung hat der „Symmetrie" und dem „Stil" sein Da-
sein opfern müssen. Nur langsam und kaum merk-
lich hat sich eine idealere, von Kunstempfinden ge-
tragene Auffassung durchgerungen, die freilich dank
der erwähnten Meister zu vielen schönen und befrie-
digenden Lösungen geführt hat.
Der Schulhausbau hat heute aufgehört, systematisch
entworfen zu werden; er verlangt mehr denn ein ande-
res Bauwerk Individualismus, er verlangt Sichanlehnen
an die Lage des Platzes, an die Umgebung und die Be-
dürfnisse, und es vereinen sich mehr denn anderswo
die Forderungen der Hygiene und Technik mit denen
des Künstlers : Kunst in die Schule zu tragen, Anlehnung
an die Natur, Bodenständigkeit in der Erscheinung
und der Wahl der Materialien, Liebe zum Heimischen.
Es ist ja das Beispiel Hocheder's, Fischer's und
Hoffmann's nur selten ganz ohne Nachwirkung geblie-
ben, und es hat sich in vielen Städten und Dörfern be-
reits ein vernünftiges Maß von Einsicht zur Besserung
durchgerungen, aber immerhin kann nicht genug betont
werden, daß in einer Reihe deutscher Städte, ja ganzer
Provinzen der Gedanke an eine Umgestaltung des
Schulhausbauwesens noch nicht auf fruchtbaren Boden
gefallen ist. Herausgegriffen aus den Erfolgen aller
dieser Bestrebungen, wie sie in einer mittleren deut-
schen Stadl sich Bahn gebrochen haben, kann die im
Jahre 1901 erbaute Prinzregent Luitpoldschule in Bam-
Itofanaicht mit der Turnhalle und dem Vci umdung»gm>K
berg werden. Sie ist, aus eigenartigen Programm-Ver-
hältnissen entwickelt, abweichend von der gewohn-
heitsmäßigen Form einer Schule gestaltet. Es lohnt
sich daher, einiges darüber mitzuteilen.
Ein geräumiger Bauplatz von beinahe quadrati-
scher Form, in einer Flächenausdehnung von 0,532 h*,
südwestlich von kleineren Gärtnerhäuschen umrahmt,
nordwestlich an einen Friedhof grenzend, südöstlich
an der Straße stehend, nordöstlich an ein großes
Gartengrundstück anstoßend, war zur Schaffung einer
vierzehnklassigen Schule für beide Geschlechter gege-
ben. Es hat nicht an warnenden Stimmen gefehlt, welche
die Nähe des Friedhofes einerseits und die Nachbar-
schaft der unansehnlichen Gärtnerhäuschen anderseits
als ein bedauerliches Kriterium für den Wert des
ganzen Platzes erachtet haben, ja es ist sogar die
Frage erörtert worden, ob der Platz überhaupt zur
Bebauung mit einem Schulgebäude geeignet sei. Der
Architekt gruppierte alle Räume frei nach ihrer Zweck-
bestimmung ohne Rücksicht auf Symmetrie um einen
gemeinschaftlichen großen Hof und verhinderte so
den Ausblick auf den Friedhof. Er fügte ferner den
Bau in seiner Massen-Gruppierung in glücklicherweise
in die Umgebung ein und es gelang ihm so, alle Be-
Beleuchtung, Lüuungs -Vorrichtungen, Wasserversor-
gung, feuersichere Konstruktionen, zweckmäßige Ent-
wässcrungs - Anlagen bei diesem Bauwerk Verwen-
dung gefunden haben. Die Betrachtung des Grund-
risses, der durchweg als einreihiger Klassenbau ge-
staltet ist, läßt erkennen, daß die Raumaufteilung
und die Verbindungen praktisch zu lösen versucht
sind. Vom künstlerischen Standpunkte aus sind be-
achtenswerte Motive und Grundsätze in das Haus
und seine Durchbildung getragen worden. Das Haus
ist mit Liebe an der künstlerischen Ausgestaltung
der Fassaden und mit Reiz an der des Hofes ge-
schaffen worden. In deutscher Renaissance gehalten,
sind betontere Partien in gclb-gcflammtcm Sandstein
durchgebildet worden; die Flachenwirkung aber hat
vielgestaltigen, in Behandlung und Wirkung wechseln-
den Kalkputz erhalten. Die kühn geschwungenen
Giebel von guter Umrißlinie und mit plastischen Füllun-
gen auf freskofarbigem Grunde, größere ungegliederte
Fassadcnflächcn mit Frcskobildern bemalt, ein nicht
schulmäßig ausgestaltetes, sondern malerisch gedach-
tes steiles Ziegeldach, Abdeckungen in gediegenem
Kupfer mit grüner Patinicrung geben diesem Schul-
hause ein besonderes Gepräge. Dabei sind die Ein-
denken zu überwinden. Den Reiz, den er in der Um-
rißlinie sowohl als auch in der Einzeldurchbildung der
Fassaden und Giebel, der Dächer und Gitter außen
gegeben hat, hat er, soweit es die Ansprüche in
einer Schule rechtfertigen, auch ins Innere getragen.
Es kann erspart bleiben, bei der Betrachtung des
Werkes das Programm für das Bauwerk im einzelnen
zu wiederholen; die Grundrisse geben dem Fachmann
vollen Einblick dahin, daß man bestrebt war, alle mo-
dernen Forderungen zu berücksichtigen; hinsichtlich
der technischen und hygienischen Einrichtungen wurde
das geboten, was man bei dem jetzigen hohen Stande
der Technik als selbstverständlich fordern darf, so daü
also Zentral-Hcizungscinrichtung, indirekte elektrische
2 :»£FI0€-,C «.-'!•<.
—
- J
zelformen der Plastik, der Malerei, der Gitter -Orna-
im-ntati'in usw. dem Stoff entnommen, der dem kind-
lichen Herzen und Sinn entspricht. Auch die bild-
lichen Darstellungen zeigen das liebevolle Eingeben
des Künstlers in seine Aufgabe. 1.. M.
Rheinischer Kleinwohnungsbau.
Von I Stnbben i.t'Mit>eu -.n.» )
jeispiclc von mittelgroßen Häusern für 6 bis 8 Fionilien
führen unser»- Abbilden 31 41 ausHusseldorf, 43
aus Solingen vor Das auf einer Seite :reistchendc.
zweigeschossige Haus des Düsseldorfer Sp.tr- und
Bauvereins lArch. Fr Hofmeister) in Abhildgn .41 \\
umschließt sechs zweizimmerige Wohnungen mit Speise-
kammer, Küchcnbalkon und Abort; das dretgescho-- ige
Haus desselben Hauvereins in Abhildgn. u /f) dagegen
acht Wohnungen ähnlicher Art, \vol>ei 1111 KrdgochoU
nötigenfalls eine neunte Wohnung abgeteilt werden kann
Her Hodenpreis wird zu M für 1 angegeben. Hie
/Jweizimmer-Wohnunuen haben etwa 38. die I Dreizimmer-
wohnungen etwa 50'i"> Wohnflache Her Mietpreis be-
träft durchschnittlich im K.rdgcschoü 9 M , in den Ober-
geschossen 9,50 M., im Dachgeschoß 5 M monatlich für
1 /immer Hie Ahbildgn ja u. 43 1 Aich. C Kr i n seh 111 idl )
stellen eine geschlossene Reihe von vier dreige-ehossigen
Häusern des Spar- und Hauvcreins in Solingen dar.
jedes Haus 6 zwei- bis vicrzimnicrigc Wohnungen ent-
haltend mit Speisekammer und Abort. mei>t auch mit
Küchenbalkon. Uic < ie-amillei sielhumskosten (euisclil
(it uiiderwerbl betrugen für I laus 1. j. 3 und 4 beziehen!-
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(Atihlldwicrn nurh drr Kr»t«*nfi
dr. Kh«-in..clwn Vrrrln. lur Frtrdr-
> de« Arhcltrr» i>lniuri|t»wr»riM.) "5"Cifl*i,r
,27200, 17800 und
22400 M.; die Monatsmiete
des ganzen Hauses 126, 1:42,
84 und 113 M.. die Monats-
miete für ein Zimmerdurch-
schniltlich 6 M. Vierge-
schossige Reihenhäuser der
Stadt Dusseldorf sind
endlich in den Abbildgn.
37 -39 u. 4& 41 dargestellt ;
eines der Häuser umschließt
vier, die anderen je acht
Wohnungen von 2, t und 4 Räumen, mit abgeschlossenem
Flur, eigenemAI>ort, Hofbalkon und lüftbarer Speisekammer,
ferner mit Keller- und Speiclicrraum. Hei einem Iii «den-
preise von 40 M. für 1 ■)'» und 52 70 'im (irumlstoeklläche
für dieWohnung beträgt für jedes Zimmer derBc>chaffungs-
pret* 2500 M., die Jahresmiet«
33. April 1904
ete 128 M. durchschnittlich.
Das Bild der rheinischen Arbeiter-
wohnungs- Fürsorge wurde auf der
Düsseldorfer Ausstellung dadurch er-
gänzt, daü außer den zahlreichen Zeich-
nungen und Modellen von sehen der
vier Hau vereine zu Köln -Süd (Aich.
EL Kndler), Odenkirchen lArch.
G. Obermann!. Rheydt (Arch. II.
1 leisten und Remscheid lArch K.
Reinhard ), sowie von zwei Industrie-
Firmen Mutterhäuser auf gebaut und
mit vollständiger innerer Hinrichtung
ausgestattet waren. Die erstgenannten drei Hau vereine hatten
eingebaute Zweifamilienhäuser, nach Art der in Abb. 25—28,
S 189 dargestellten, aufeelührt: einfache hübsrhe Hauten in
Ziegeln und Put/flächen, das Rhe\ dter 1 lauschen unter Ver-
wendung Prüß" scher Patcntwände. das Odenkirchener unter
Herstellung einer feuersicheren Treppenwand mit innerer
'99
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300 No. 33.
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Eisen rohncr-pannung von A Bruckner in Aachen. Auf
die Besucher der Ausstellung üble die innere Ausstattung
dieser sauberen Arbeiterwohnungen eine große Anziehung-
kraft Ml«. Das Mobiliar des Kölner Häuschens stimmte
von den Möbelfabriken II. Brüggemann Nachf. in Dössel-
dorf und E.Wellhaiisen in Hannover, dem Tischler 1 Keichel
in Elberfeld und dem Architekten R. Hümmes in Krank-
furt a. M.; die Üdcnkirchener Möbel waren von Villcroy
und Hoch in Mettlach (Areh, R. Büchclcr in Stuttgart) und
Sehmetz & Diepenbrock in Altcnesscn geliefert; die
Rheydter von Kriedr. Jöres in Rheydt und Gebr. Bauer
in Düsseldorf. Der vom Gemeinnützigen Bauverein in
Remscheid aufgeführte Bau stellte ein altbergischcs, bc-
schiefertes Haus vor mit geräumigen Verhältnissen und
mit voller Ausstattung aus der Möbelfabrik von Küppers-
busch & Ko. in Schalke. Die Einrichtungen dieser Häus-
chen, zumteil hervorgegangen aus einem vom „Rheinischen
Verein" in Verbindung mit der Kirma Kr. .Krupp veran-
stalteten Wettbewerb, besonders die Möbel von Gcbr
Bauer, vpn K. Wellhausen und von Schmetz & Diepenbrock,
werden zweifellos von fruchtbringender Anregung sein in
dem Sinne, daß auch der Arbeiterwohnung eine mit be-
scheidenen Mitteln künstlerisch veredelte, von unnützem
Zierrat freie, innere Ausstattung zuganglich gemacht wird. —
Wie in der Rheinprovinz, so bestehen auch in West-
falen und in Hessen-Nassau Zcntralvereinc zur För-
derung des Arbeiterwohnungswesens mit dem Sitze in
Münster, Wiesbaden und Frankfurt a M- Außer den Stadt-
und Landgemeindon Borken, Burgsteinfurt, Greven, 1 löxter,
Wiblingwerda, Krankfurt und Wiesbaden haben auch hier
zahlreiche gemeinnützige Baugesellsehaftcn dem Klein-
wohnungsbau ihre Tätigkeit gewidmet, wenn auch dem
Umfange nach hinter der Rheinprovinz zurückstehend
Auf der Ausstellung waren vertreten die Spar- und Bau-
vereine zu Gevelsberg. Ilagen, Siegen und Wiesbaden,
ferner aus Krankfurt a. M. die Aktien-Baugesellschaft für
kleine Wohnungen, die Gemeinnützige Baugesellschaft
(Areh. Kr. Sander) und der Soar- und Bauverein der
Eisenbahnbediensteten, aus Höchst a. M. die Gesellschaft
zur gemeinnützigen Beschaffung von Wohnungen; endlich
der Hessisch- Nassauische Verein zur Körderung des Ar-
beiterwohnungswesens mit einer Sammelausstcllung. Auch
hier finden wir kleinere Häuser für eine oder wenige
Kamillen und große Miethausbauten. Kleine Hauser hat
beispielsweise die Aktienbaugesellschaft für kleine Woh-
nungen in Krankfurt a. M. hergestellt durch Aufteilung
ganzer Blöcke und Anordnung innerer Spielplätze. Häuser
von mittlerem Umfange bilden u. a. die aufgrund des Erb-
baurechtes errichteten Wohnungen an der Mainzer Land-
straße, dreigeschossige Bauten in geschlossener Reihe mit
vor- und zurückspringender Flucht; die Bauten der Wohn-
gescllschaft Heimgarten (Akticngcs. für Bauausführungen
vorm. Georg Lönholdt u. Söhne), wovon die Abbildungen
44 46 ein Beispiel darstellen, sowie die paarweise frei-
stehenden Gebäude der unter Beteiligung der Stadt ge-
gründeten Wohnungsgescllschaft „Hellerhof". Von den
großen viergeschossigen Häusern der Stadt Krankfurt a. M.
(Bauinsp. Wilde) und der Gemeinnützigen Ballgesellschaft
daselbst (Architekt Kr. Sander) geben die Grundrißanord-
nungen in den Abbildgn. 47 u. 48 eine Vorstellung. Auf
1 Zimmer bezogen, berechnen sich die Monatsmieten in
Krankfurt in den städtischen Häusern zu 11 — 13 M., in
denjenigen der Gemeinnützigen Ballgesellschaft zu 10 bis
14 M , bei anderen Baugesellschaften zu 9 — 15 M ; die
Nebenräume sind hierbei eingeschlossen. —
««Ifi»
Die Donauwasserstrafle
]etrachtet man die Karte der ausgebauten bezw. ge-
planten Wasserstraßen Deutschlands, so tritt neben
der großen nördlichen Verbindungslinie vom Rhein
zur Weichsel ein zweites, ebenso großes, südlich gelegenes
System ins Auge, es ist dies die Donau mit ihren Ver-
bindungen zum Oberrhein.
Wahrend diese letzteren Verbindungslinien teilweise
schon im Entwurf bearbeitet und technisch festgelegt sind,
ruhte bis jetzt an der oberen Donau noch die Krage trotz
der vielfachen Bestrebungen zur Klärung der Sachlage.
Es fehlte noch an einer sicheren Grundlage für die Maß-
nahmen einerseits zur Verbesserung des Fahrwassers in
dem gcschiebcrcichcn Strom selbst und anderseits zur
späteren Durchführung der Großschiffahrt für den Kall,
daß dieselbe von der unteren Donau herauf und dann zum
Rhein weiter geführt werden soll. Durch den von dem
kgl. Bauamtm. Kaber in Nürnberg, dem seitheriecn Vor-
stand des technischen Amtes, das der Verein für Hebung
der Kluß- und Kanalschif fahrt in Bayern seither
unterhalten hat, Ende vorigen Jahres fertig gestellten Ent-
wurf*) ist diesem Mangel abgeholfen und eine Arbeit
durchgeführt, welche für die Weiterbehandlung der Wasscr-
straßenfragc in Deutschland von größter Bedeutung ist
Aus der unmittelbaren Anregung der früher so reu-
samen und reichen Städte an dem schönen Donaustrom,
welche größtenteils durch den Rückgang des Wasserver-
kchrcs ihren Handel und Verkehr vollständig verloren
haben, hervorgehend, sind diese Arbeiten in dem sonst
der Wasserstraßenfrage nicht freundlich gesinnten Bayern
allseitig mit größtem Interesse aufgenommen worden.
Durch sie ist die Möglichkeit einer zweckmäßigen, den
Korderungen der Neuzeit aneepaßten Ausgestaltung nach
technischer und finanzieller Seite nachgewiesen.
Der Entwurf, welcher auf die Vorarbeiten zurück-
greift, die Bauamtmann Rapp im Jahre 1890 für die Re-
gulierung der Donau selbst, und Stadtbrt. Braun in Ulm
im Jahre 1901 für die Anlegung eines Seitenkanales im
Donautal gemacht haben, geht davon aus, daß die bayeri-
sche Regierung gegenwärtig bemüht ist, das Kelsenbett
der Donau oberhalb Bassau im sogenannten Kachlet, dein
Durchbruch durch den bayerischen Wald, auf eine Fahr-
wassertiefe von 1,30 m zu bringen und damit die obere
Donau der Großschiffahrt zu erschließen. Nach den ein-
gehenden Untersuchungen de- neuen Projektes kann
diese günstige Gestaltung der Fahrwasser -Verhältnisse
oberhalb des Kachlcts durch wenig ausgedehnte und
billige Rcgulieruncsarbeitcn von l'lcinting bis Kchlheim
auf i6akm Länge weitergeführt werden. Mit einem
Aufwand von rd. 25000 M. für 1 km kann auf dieser
Strecke eine Minimal wassertiefe von 1,70 und am er-
iOD. VctfL
J«hrj. 1903 s 53B
von Passau bis Ulm.
reicht werden. Dieses günstige Ergebnis ist dem Um-
stände zu verdanken, daß auf dieser Strecke größtenteils
noch die alten natürlichen Krümmungen des Flusses vor-
handen und nur wenige der verderblichen Durchstiche
mit ihren so schädlich auf die Geschiebebewegung wirken-
den Streckungen des Flußlaufes zur Ausführung gekommen
sind und das Wasser damit seine Stoßkraft zur Fortbe-
wegung des Kieses behalten hat.
Ungünstiger gestalten sich die Verhältnisse auf der
Strecke von Weltenburg bis Ulm mit ebenfalls 162 tm
Länge. Hier sind zahlreiche Durchstiche ausgeführt, in
denen das Gegenteil von dem eingetreten ist^was^nan
erreichen wollte. In den breiten, geradlinigen Strecken
laufen die Wasser zu rasch ab, als daß sie eine möglichst
gleichmäßige und nachhaltige Wirkung auf die Druckver-
hältnisse, welche eine regelmäßige Abführung der Kies-
mengen fördern, ausüben können. Durch entsprechende
Einbauten sind die hierdurch entstandenen Mängel, haupt-
sächlich die wandernden Kiesbänke mit ihren Untiefen
und Sehwellen zu beseitigen und wird es möglich sein
mit einem Aufwand von rd. 55000 M, für 1 km bei Ingol-
stadt 1,30 m, bei Donauwörth 1,20 ■ und bei Ulm noch
0,70 m geringste Wassertiefe zu erhalten.
Damit ist festgelegt, daß die Schiffbarkeit der eigent-
lichen Stromrinne nur eine beschrankte ist und daß dann,
wenn die Großschiffahn auf der Donau zur Durchführung
gelangen soll, auf der Strecke von Kchlheim bis Ulm zur
I lerstellung eines Seitenkanales übergegangen werden muß.
Wenn auch erst in späterer Zeit zu erwarten, ist doch
dieses Ziel beute sch n fest in Auf! z.i behalten und
die ganze Behandlung der Frage so zu gestalten, daß später
600' Schiffe von der Donau zum Rhein fahren können.
I »er Seilenkanal ist in denselben Maßen wie der Donau-
Mainkanal also mit 18 Sohlenbrcite und 2,5 m Wasser-
tiefe geplant. Die Gesamtlänge desselben ist bei 127 m
Gefalle auf 168,5 festgesetzt. Bei 13 Stufen ergibt sich
eine mittlere Länge der Haltungen von 12,8 was als
sehr günstig zu bezeichnen ist. Am kanalisierten Main
z. B. würde dieses Maß in Mittel nur 7,2 km betragen. Die
Lage des Kanales kann so gewählt werden, daß an zwei
Stellen Stufen von 23 und 23.3 m Gefälle entstehen, sodaß
Hebewerke erbaut werden können. Da die Verhältnisse
bezüglich der Wasserzuführung sehr günstig liegen, so
sind vorerst Schleusentreppen in Aussicht genommen.
Die Kosten für den Seitenkanal berechnen sich auf
85 Mill M., für 1 km also rd. 504000 M. Mit Rücksicht
auf die ungestörte Durchführung eines bedeutenden Selüffs-
verkehrcs ist die Wasscrgcschwindigkeit im Kanal nicht
höher als 0,20 "Vi Sek. in Aussicht genommen.
Hierdurch ist auch die Ausnutzung der Wasserkräfte
an den einzelnen Staustufen eine sehr beschränkte. Die-
selben berechnen sich auf die ganze Strecke von Kehl-
No. 33.
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heim bis Ulm auf 70C0 P. S Es treten noch die Kräfte,
welche an den 3 bei Ulm, Donauwörth und Neuburg ge-
planten Donauwehren gewonnen werden, mit 7500 P. S.
dazu, sodaß die Gesamtzahl 14 500 P. S. betragt und der
Wert der durch den Bau des Seitcnkanales zu gewinnen-
den Kräfte auf etwa 10 Mill M. zu veranschlagen sein
dürfte. Man kommt dann auf einen Durchschnittspreis von
445000 M. für 1 ltm also auf einen Kostenaufwand, der
gegenüber den Mitteln für zweigleisige Bahnen in schwieri-
gem Gelände keineswegs als übermäßig zu bezeichnen ist.
Das ganze Projekt ist trotz seines generellen Charakters
so bearbeitet, daß ein vollständig klarer Einblick in die
spätere Gestaltung der Ausführung gewonnen wird. Durch
diese dankenswerte Arbeit ist es möglich geworden, sofort
mit den Maßnahmen für die Ausnutzung der Wasserkräfte
zu beginnen, ohne daß zu fürchten steht, die weitere Ent-
wicklung werde dadurch gehemmt. Der Bau der 3 Stau-
wehre, welche in der Donau bei Ulm, Donauworth und
Neuburg notwendig sind, um von der Donau bei Ulm ab-
zuzweigen, in dieselbe bei Donauworth einzumünden und
sie bei Neuburg zu kreuzen, bieten als in der Nähe größerer
Städte mit Industrie gelegen, vielleicht bald Gelegenheit
dazu, wenn die Kohlen noch teurer werden. Dadurch
aber, daß die Schiffahrt aus der Donau heraus in den
Kanal verlegt ist, kann in der ersteren auch an jeder an-
deren günstigen Stelle ein Wasserwerk zur Ausführung
gebracht werden, während seither solche Anlagen mit
Rücksicht auf die Unsicherheit der Ausgestaltung der Schiff-
fahrtsfragc grundsätzlich nicht genehmigt worden sind.
Das Faber'sche Projekt verdankt seine Entstehung der
Anregung des Vorstandes der Handelskammer in Ulm,
Kommemenrat Engel, durch dessen energisches Vor-
gehen auch die Mittel für die Vorarbeiten in Hohe von
35000 M. zusammen gebracht worden sind.
Der Plan ist auch im Hinblick auf die Absichten einer
späteren Verbindung zwischen Rhein und Donau durch
den Neckar für den Süden Bayerns und Württembergs
von größter Bedeutung Wenn also die Donauuferstaaten
einer alten Verpflichtung nachkommen, durch diese Maß-
nahmen die Donau der Schiffahrt wieder eröffnen, wahren
sie damit die Interessen einer ferneren Zukunft ebenso
sehr, wie die unmittelbar drängenden der Gegenwart —
T.
Die preußische Staatseisenbahn- und Kleinbahn-Vorlage.
luch in diesem Jahre erseheint als Ergänzung des
Eisenbahnelats eine besondere Gesetzes- Vorlage
betr. „die Erweiterung und Vervollständigung
des Staats-Eiscnbahnnctzes und die Beteiligung
des Staates an Privat- Unternehmungen sowie an
dem Bau von Kleinbahnen", die vor kurzem dem
Abgeordnetenhause zugegangen ist.
Der Gesetzentwurf sieht folgende Ausgaben vor:
1. Zur Herstellung von Eisenbahnen und
zur Beschaffung der für diese erforder-
lichen Betriebsmittel 100764000 M.
2. Zur Deckung von Mehrkosten der Eisen-
bahn Gleiwitz — Emanuclsegen und
Schweidnitz Charlottcnbrunn . . 989000 ,
3. Zu besonderen Bauausführungen und
Beschaffungen 36284000 „
4 Zur Einführung des staatseigenen Be-
triebes auf der oberschlcsischen Schmal-
spurbahn und Erwerbung der dem bis-
herigen Unternehmer gehörigen An-
lagen und Betriebsmittel 3270000 „
5. Zur Beteiligung des Staates an dem Bau
der Eisenbahn Elmshorn - Oldesloe und
an dem Unternehmen des Obcrhauscner
W asserwerkes 508000 „
6. Zur Förderung des Baues von Klein-
bahnen 5000000.
Gesaml-Summc 146815000 M
hat die Linie jetzt dem Staate zu den früheren Bedin-
gungen angeboten
Die Summe zu 1. zerfällt in 4 555000 M. zum Bau
der 23,8km langen Haupteisenbahn von Sosnitza Ober
Preiswitz nach Egerfeld, die zur Aufschließung fiska-
lischer Grubenfeldcr und zur kürzeren Verbindung des
oberschlesischcn Industriegebietes in südlicher Richtung,
insbesondere auch mit Oesterreich, dienen soll, ferner
81 861 000 M. zum Bau von 21 Nebenbahnen mit zusammen
681,7 km Länge und schließlich 14348000 M. zur Be-
schaffung von Betriebsmitteln für diese Bahnen. Der
größere Teil der Nebenbahnen fällt auf die östlichen
Provinzen, doch sind auch Schleswig-I lolstein und Rhein-
land-Westfalen beteiligt Bedingung für die Ausführung
ist in allen Fällen die lastenfreie Uebcrlassung des erfor-
derlichen Grund und Bodens für die Bahnanlagen durch
die beteiligten Kommunal verbände, falls sie nicht vor-
ziehen, diese Verpflichtung gegen eine Pauschsumme ab-
zulösen. Auch die unentgeltliche Mitbenutzung der öffent-
lichen Chausseen und Wege ist, soweit die Aufsichtsbe-
hörden das zulassen, zu gewähren.
Unter den für Bauausführungen bewilligten be-
sonderen Mitteln ist die Herstellung einer zweiten Haupt-
eisenbahn von Lehrte nach Wunstorf zur Ergänzung
der Eisenbahnanlagen zwischen diesen Stationen mit
einein Kostenauf wände von 26267000 M, hervorzuheben,
ferner die Herstellung einer neuen Verbindung zwischen
Aachen und Hergenrath zur Umgehung der Steil-
rampe bei Kon beide mit 5405000 M. Beide Linien wer-
Außcrdem ist für die käufliche Uebcrnahmc des den erforderlich, um ungünstige Bctriebsstreckcn auszu-
Breslau-ttarschaucr Eisenbahn - Unternehmens eine scheiden.
Summe von 4049500 M. beantragt zum Umtausch der
Aktien in 3'/»% konsolidierte Staatsanleihe. Die Ver-
handlungen bezüglich des Ankaufes dieser Eisenbahn-
linie, die, als direkte Verbindung Breslau — Warschau
geplant und 1871 ,72 bis zur russischen Grenze bei Wi I h e 1 m s-
brück in 55,34 Länge ausgeführt, infolge des Wider-
standes der russischen Regierung auf dem russischen Ge-
biete bisher nicht weiter geführt wurde, waren bereits 1902
eingeleitet, zerschlugen sich aber damals. Die Gesellschaft
Bezüglich der Aufwendungen für Beihülfe zu Klein-
bahnen gibt der Gesetzentwurf die Mitteilung, daß bisher
bereits durch verschiedene Gesetze, zuletzt durch dasjenige
vom 18. Mai 1903, imganzen 74 Mill. M. bewilligt seien;
davon sind rd. 62 Mill. M bereits vergeben, 1,63 Mill. M.
in Aussicht gestellt, 8,44 Mill M. beantragt. Der Fonds
wird also z. Zt. noch ausreichen, es sind aber berechtigte
Wünsche in so großer Zahl zu erwarten, daß schon jetzt
die weitere Bewilligung von 5 Mill. M. beantragt wird.
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- und Ing. -Verein zu Hamburg. Vers, am 11. Dez.
1903. Vors. Hr. Claßen, anwes. 74 Pers.
Hr. Jürgens berichtet über seinen Entwurf von 1898
für eine Umgestaltung des Berliner Tiergartens
im Sinne der ursprünglichen Anlage Friedrichs d. Gr.
unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des
Reit- und Kahrsportes. Ein erster Entwurf, der nur den
Tiergarten südlich der Charlottenburger Chaussee mit zu-
sammenhängenden Reitwegen und besseren Fußweg- Ver-
bindungen versah, wurde an allerhöchster Stelle abge-
ändert; die Verbcsserungen sollten insbesondere auch auf
den nördlichen Teil des Tiergartens ausgedehnt werden.
Den Plänen ist indessen bisher noch keine weitere F'olgc
gegeben worden mit der Begründung, daß vorerst 5 Jahre
zur Ausholzung des Tiergartens erforderlich seien; es sei in-
dessen zweifelhaft, ob man in Berlin auf die vorgeschlagene
grundsätzliche Umgestaltung des Tiergartens zurückkom-
men werde. Auf Anfrage Ilm. Gleims teilt Redner mit,
Unter- oder Lrebcrführungcn der Tiergartenwege und <)rr
Charlottenburger Chaussee seien in seinem Plane nicht
vorgesehen, konnten aber nach Bedarf ausgeführt weiden.
23 April 1904.
Hr. Groothoff erzählte von seiner diesjährigen
Reise nach Frankreich, insbesondere von zwei Ab-
stechern nach der Abtei Mont St. Michel in der Bretagne
und nach Lourdes am Fuße der Pyrenäen, dem bekannten
Wallfahrtsort Anhand zahlreicher Projektionsbilder erläu-
tert Redner die malerische Lage von St. Michel auf einem
50 ■ hohen Granitfclsen inmitten eines bei Ebbe trocken
liegenden Watts samt seinen teils sehr alten und bemer-
kenswerten Baulichkeiten, die in der französischen Ge-
schichte zuerst als Kloster, später auch als Zwingburg für
politische Gefangene eine Rolle spielen Eine Reihe von
Bildern stellt auch andere Teile der schroffen und an
Granitriffen reichen Küste der Bretagne, sowie bretoni-
sche Volkstrachten und äußct'M zierliche und gewagt er-
scheinende Baulichkeiten ,111* Granit dar. Redner schil-
dert alsdann Lourdes, seine Umgebung und die großartige
bauliche Entwicklung des von oooooo Pilgern jährlich be-
suchten, von Zola lebenswahr beschriebenen' Ortes, die
Bauten am Wunder - Otiei], die Wallfahrts . Kirche und
die Hospitäler. St.
Vor*, am 18 Dez. 1903. Vors Iii- Zimmermann,
aiiwe- uolVrs .\n'L:> n . Inn Christ Christiansen, Binsir.
der Stadtwas-erkimst t KU. Prill und ltit< Wey rieh.
203
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Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bilden die
Neuwahlen zu den Vereinsamtem iür das Jahr 1904. Der
seitherige Vorsitzende, Hr. Baudir. Zimmermann, scheidet
nach achtjähriger Amtsdauer satzungsgemäß aus. Die Wahl,
wahrend welcher Hr. C laßen interimistisch den Vorsitz
fahrt, fftllt auf den neuerdings von der Berliner technischen
Hochschule als Wasserbaudirektor nach Hamburg zurück-
gekehrten Hrn. Bubendey, welcher dieselbe annimmt.
Darauf wird der scheidende Vorsitzende Hr. Zimmer-
mann in dankbarer Anerkennung seiner langjährigen her-
vorragenden Verdiensie um die Leitung des Vereins ein-
stimmig zum Ehrcnmitgliede ernannt. Hr. Claßen
hebt in seiner Mitteilung an den Gefeierten mit warmen
Worten hervor, wie er durch die stets gleichmäßig liebens-
würdige und feüisinnige Art seiner Amtsführung sich auf
allen Seilen Zuneigung und Vertrauen erworben und wie
auch für die übrigen Mitglieder des Vorstandes das Zu-
sammenwirken mit ihm ein besonders angenehmes und
sympathisches gewesen sei. Hr. Zimmermann dankt
bewegt für die inm erwiesene Ehrung und Obernimmt den
Vorsitz für die heutige letzte Sitzung seiner Amisperiode.
Den Vortrag des Abends hall Hr. Bubendey über
das technische Hochschulstudium und die Prüfun-
gen, wobei er nicht eine systematische Behandlung dieses
Themas beabsichtigt, sondern einen zwanglosen Bericht
über Erfahrungen und Anschauungen aus seiner acht-
jährigen Lehrtätigkeit, die ihn mit innerer Befriedigung
erfüllt habe, aber nun doch hinter ihm liege, weil die
Mitarbeit an den großen Kragen des Strom- und Hafen-
bauwesens in Hamburg in den kommenden Jahren einen
noch größeren Kciz geboten habe.
Zu der Frage, ob Prüfungen notwendig seien, wird
ein Vergleich mit den an den Universitäten von Alters
her bestehenden Prüfungen gezogen. Für akademisch
gebildete Architekten, Ingenieure und Maschinenbauer ist
früher im Allgemeinen keine Prüfung verlangt worden.
Eine Ausnahme fand statt hinsichtlich der Ausbildung für
den Staatsdienst in den größeren Staaten, während z. B.
in Hamburg die drei letzten Vorgänger des Redners,
Wasserb -Dir. Dahlmann, Nchls und ßuehheister auch ohne
Prüfungen ihrem verantwortlichen Amte mit bestem Er-
folg gerecht wurden.
Redner betont, daß die Prüfung allein noch keine
Gewähr für Brauchbarkeit gebe, vielmehr auch der prak-
tische Sinn dazu erforderlich sei. Die Architekten und
Maschinenbauer denken der Mehrzahl nach nicht daran,
Prüfungen abzulegen, für die Bauingenieure liege die
Sache neuerdings insofern anders, als seit der Verstaat-
lichung der Eisenbahnen die Privattätigkeit auf diesem
Gebiete wesentlich eingeschränkt sei.
Die Erkenntnis, daß neben theoretischem Wissen auch
praktische Befähigung erforderlich sei, hat in Preußen
und anderen Staaten zur 2. Prüfung nach Einschicbung
einer gewissen praktischen Ausbildung geführt. Wenn
auch für den Dienst in großen Staaten und ausgedehnten
Verwaltungen die lange Zeit erfordernden zweifachen
Prüfungen wichtig, ja unerläßlich seien, weil sie den
Weizen von der Spreu sondern, und vor Nepotismus
schützen, so seien dieselben doch für die Allgemeinheit,
namendich in der gegenwärtigen Ausdehnung mit der un-
geheuren Anhäufung von Wissensstoff nicht berechtigt,
weil sie einen Zeitaufwand bedingen, der mit der Kürze
des Lebens nicht in Einklang zu bringen sei.
Des Weiteren kennzeichnet Redner eingehend die
dreifache Art der Prüfung: häusliche Arbeit, Klausurarbeit
und mündliche Prüfung in ihrer verschiedenen Bedeutung,
wobei er erwähnt, daß auf den preuü. Hochschulen in
der Diplomprüfung die Klausurarbeit nur noch für die
Architekten beibehalten sei. Redner kommt zu dem
Schlüsse, daß man die Prüfungen nicht überschätzen,
wohl aber ihren großen Wert anerkennen solle, wenn sie
gut geleitet sind, namentlich wenn nicht allein das Ge-
dAchtnis, sondern auch das selbständige Denken erprobt
wird. Es sei sehr vorteilhaft, daß Jedem Gelegenheit ge-
geben sei, durch Ablesung der Diplomprüfung nachzu-
weisen, daß die akademischen Studien erfolgreich betrie-
ben seien. Zu dem .Studium selbst übergehend wird die
außerordentliche Zunahme der einzelnen Disziplinen so-
wie der etwa* abnehmende Wert der Vorlesungen gegen-
über den Ucbuitgcti und Laboratorien geschildert um! er-
wähnt, wie man praktische Kollegien nicht mit weit-
gehenden theoretischen Ermittelungen, z B. Kolleg Uber
Sccbau nicht mit den in die Einzelheiten eindringenden
Theorieen der Wcllenlchre und Flut und Ebbe belasten
solle, wie man durch autographische Studienblatter das
dem Vortraue Folgen erleichtern könne usw.
Endlich kommt Redner auf die in Deutschland im
Gegensatz zu den meisten technischen Hochschulen des
Auslandes eingeführte Suidicnfrcihcit zu sprechen. Er
hat einst in seiner eigenen Studienzeit in Zürich den ge-
bundenen Studiengang kennen gelernt und spricht sich
sehr warm für die volle Studienfreiheit aus. In Zürich
besteht heute noch der Schulzwang und Redner hat bei
einem Besuche erfahren, wie einem dadurch mißliebig
gewordenen Professor, genau wie vor 30 Jahren, noch
heute eine Katzenmusik gebracht wurde. Ueber die Wir-
kungen des Zwanges berichtete Redner von interessanten
Erfahrungen, die an außerdeutschen technischen Hoch-
schulen gemacht worden sind.
Die Sfitteilungen des Vortragenden, welche hier nur
in kurzem Auszüge wiedergegeben werden können, waren
durch eine Fülle charakteristischer persönlicher Erlebnisse
belebt, welche zumteil in humoristischer Form vorge-
bracht wurden. Der Vorsitzende knüpft an den Ausdruck
des Dankes für den mit lebhaftem Interesse aufgenomme-
nen Vortrag einige Abschiedsworte personlicher Art, da
er sein Amt heute nach achtjähriger Führung niederlege.—
Mo.
Preisbewerbungen.
Zum Ideen-Wettbewerb Jubiläums-AussttUungs-Gebäude
In Nürnberg 1906 (S. ic6) sei nachgetragen: Gegenstand des
Wettbewerbes bildet der Entwurf i. zum llaupt-lndustrie-
Gebäude, 24 000 4m Grundfläche, 2. dem Kunstausstellungs-
Gebäude, 3. dem Hauptrestaurant, 4. der Festhalte mit Bier-
wirtschafl, 5. dem Verwaltungsgebäude mit Haupteingangs-
portal, 6 der Maschinenhalle, 86001'". Die Bewerber
können sich an einzelnen oder allen Aufgaben beteiligen.
Der Gesamtplan der Ausstellung steht fest, desgl. Stellung
und Grundfläche der Gebäude, für die I lauptgebäude auch
die Grundrißform. Material vorwiegend Holz und Gips,
Architektur festlich, mit Anwendung von Malerei und
plastischem Schmuck, aber ohne den Schein von Monu-
mentalbauten zu erwecken. Verlangt werden Grundrisse
und Schnitte in 1 : 200, Ansichten in t : 100, kurze Erläute-
rungen. Bei Gebäuden, deren konstruktive Anlage sich
wiederholt, genügen Tcildarstellungeii. Die technische
Leitung der Hauten füllt einem angestellten Ausstellungs-
Architekten zu, es bleibt jedoch vorbehalten, bezügl. der
Ausführung des architektonisch-künstlerischen Teiles ihrer
Entwürfe mit Preisträgern besondere Vereinbarung zu
treffen. Das Preisgericht soll seine Entscheidung bis «päte-
stcus 1 Juli d J. bekannt geben. Die Zerlegung der Ge-
saml l'ictsMimm'r von 12500 M., die aus dem kurzen Aus-
schreiben nicht klar ersichtlich war. ist derart, daß auf
jedes der 6 genannten Gebäude je 3 Preise von zusammen
aooo, 2300, 2300, 2100, 2600, 1200 M. (in obiger Reihenfolge)
entfallen. Dem Programm ist ein Uebersichtslageplan
und ein genauer Plan mit 1 löhenangaben und den Grund-
rissen der Gebäude beigegeben. Als Ausstellungsplatz ist
der am Dutzendteich schön gelegene Luitpoldhain gewählt.
Wettbewerb Knappschaftalaiareth Waldenburg I. Schi.
(Vcrgl. S. 192). Für den Wettbewerb sollen die Grund-
satze des Verb deutsch. Arch- u. Ing -Vereine maßgebend
sein. Für die Bauausführung behält sich die Verwaltung
freie Hand vor, wird jedoch „wenn tunlich dem Verfasser
des zur Ausführung gewählten Entwurfes die Ausarbeitung
der Plane übertragen". Verlangt sind die Grundrisse
sämtlicher Geschosse Die Hauptansichten und die zur
Klarstellung nötigen Schnitte in 1 : 200, dazu Erläuterun-
gen mit Angabc über Heizung und Lüftung, Berechnung
des kubischen Inhaltes der Gebäude mit dem Durchschnitts-
preis von 16 M. 1 cl"". Als Bauplatz steht ein mit alten
Baumen bestandener Park zur Verfügung. Für die Ge-
bäude ist freundliches Aussrhen, Einfachheit und Zweck-
mäßigkeit Bedingung. Jeder rein äußerliche Luxus ist zu
vermeiden. Die "Bauart bleibt dem Bewerber überlassen,
im übrigen muß das Krankenhau« allen neuzeitlichen An-
sprüchen genügen. Raumbedarf 165 Betten, davon 25 in
getrenntem Infektion*- Pavillon. Trennung des gesamten
Wirtschaftsbetriebes vom eigentlichen Krankenhaus. —
Im Wettbewerb der Gemeinde Tegel um die Neuge-
staltung der Dampferanlegestellen usw. daselbst <S 68) er-
hielt den I. Pr Hr. Reg - Bmstr. a. D. Fritz Schulz in
Pankow. II. Pr. Hr Arch. Fritz Badeslein in München,
III Pr der Entwurf „Anker" eines bisher nicht bekanti
ten Verfassers. Eine lobende Anerkennung erhielt der
Entwurf der Landschaftsgärtnerei F. Kastel A Ko
Inhalt: l>i«- PonitTcrol LuilioMi» liulr in .r i e - Ktn mi~ Vi
Kla-m»>'<>lliilMir»b*ii (ForlwUuncl. !>!•■ t>oi«u« •.«««• r -oulh- von l'amii
bi« t/Im. - l>.c prr«lli<H'lir SU.Mrnfi.lnlT». •...,«! kiVintuhn .\ oiUi;>- -
\l,(t<->lunren «u. Vrrcincn. l'rn«br«rf:l>»»i;ni. ^_
Hierzu eine Bildbeilage: Die Prmzres;ent Luitpoldschule
in Bamberg
VerUr der IVotw -hm rUiueitiiiif. <V mbH. Br.tln. Für die KetUktlon
rrtmmwortluh i. V r tl»*lro. fif/tln Druck von Wilh. Greie, Berlin
No. 3*
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 34. BERLIN, DEN 27. A PK 1 1 . 1904 _
Das Iroquois-Theater in Chicago und die Brand-Katastrophe vom 30. Dezember 1903.*)
Von Louis Gutniel iu Chicago.
Im 30. Dez. 1903 brach svährcnd einer Nachmittags-
Vorstellung im Irouuois- Theater in Chicago ein Feuer
' aus, welches innerhalb 40 Minuten die gesamte Büh-
nencinrichtung, einen Teil des Zuschauerraumes und an-
nähernd 600 Menschenleben vernichtete Mit dem Hau
des Theaters war am 1. Mai 1903 begonnen worden und
die Einweihung dieses .most perfect iheatre in Amerika"
hatte am 23. Nov. desselben Jahres stattgefunden. Es sei
nachstehend eine Schilderung'dcr Anlage des Theaters mit
einigen gleich nach dem Brande gefertigten Aufnahmen, des
Verlaufes der Katastrophe und des festgestellten Tatbe-
standes gegeben. Die Schlüsse vermag sich jeder Leser
selbst zu ziehen.
Das Theater-Grundstück liegt im I lauptgeschäftsteil
Chicagos und grenzt, wie aus den Grundrissen Abbildg 1
und der Ansicht Abbildg. 3 und 4, S. 209, zu ersehen ist, an
zwei öffentliche Straßen und eine schmale Gasse oder AUey.
Der I laupteingang liegt an der belebteren Randolph-Straßc,
Gwa
gang für die Galeric dient. Diese Treppe ist in ihrem
obersten Lauf 0,91 m breit und verengt sich an einer Stelle
sogar bis auf rd 0,70 ™> Aus der \ orhalle gelangt man
durch 3 Türöffnungen (/«| von je 2,13'" Breite in die
Treppcnhalle, in welcher unmittelbar rechter und linker
Hand etwa 2,44" breite Freitreppen zum Balkon und
weiter solche von rd. 1,70™ Breite zur Galerie aufsteigen,
während in gerader Richtung wiederum « Türöffnungen
(r) von 2,13»' Breite in das Parkett führen. In der Trep-
pcnhalle sieht man unter dem westlichen Lauf der Haupt-
treppe die Damengarderobe mit Toilette, unter dem öst-
lichen Lauf die 1 Icrrcngardcrobc mit einer in das Keller-
geschoß zum Rauchzimmer und zur Herrentoilette füh-
renden Treppe.
Im Parkett liegen rechts und links vor der Bühnen-
Offnung je 2 Logen und über diesen in 1 löhe des Balkons
je 1 Loge, zu welch' letzteren eine 1,06™ breite gerade
und eine 1,23™ breite gewundene Treppe emporf Ohren,
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Abbildg. 4. und seine Aclise steht senkrecht auf der von
Ost nach West laufenden Hauptachse des Theaters, An
der Dearborn-Straße hat man einen Streifen von rd. 12 ■»
(40') Breite unbebaut gelassen. Auf diesem und auf dem
freizulegenden Eckbauplatze sollte ein 12 stöckiges Hotel-
gebäude errichtet werden zur vorteilhafteren Ausnutzung
des Grund und Bodens. Länge und Breite des Bühnen-
räume- betragen ungefähr 25 bezw 16 ■ (83' bezw 52')
ohne den Anbau, wahrend der Zuschauerraum 25 bezw.
20» (83' bezw. ö6'i mißt und rd. 1700 Sitzplätze enthält
Von der Randolph-Straße gelangt man durch 5 Tür-
öffnungen (<i in Abbildg. U von je 1.52 m Breite in eine
5.5 m breite Vorhalle, in welcher sich links die Billel-
scnaltcr und rechts eine etwa 1,15 " breite Podesttreppe
befinden, welch' letztere nach den über der Vorhalle ge-
legenen Theaterbureaus führt und gleichzeitig als Notaus-
I A nme i k u iif dir Keilaition W.i liulw» die-en et« j« breiteten
Aiiafahruiirr», die arhon -eit lln£eiem bej un» riuKr|;anirrn warnt. dr--
wegeri noch Kaum tri-rbit. . d««.« «ul oiüi.hcn l'uli
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Unglack.aialle wrutrjrehtwtr »lleenirlne Srhluofols<-ronrJ»n Ol.er <lie
«iehrrhrli itnwrrr TneaNr «ehrn tu «ollen, flenn dri l.rund I
Katastrophe liegt in der vuUiUndii; »etfehlten AnUe» ilrr Zu£»n;<- und
Treppen dp- Tbralri*, ui drin Kehlen allrr l.A*»'h- und aonMigen Sicher-
heit-vurkehninceti , in dem Mangel jeder Orraniaatton de» .SiehrrlirilH-
im Thi-ali r >if,d der infolge etrue» ringrtretrnen «-nllsllndifrn
de» Veit aasers 1.
die gleichzeitig eine unmittelbare Verbindung
Parkett und Balkon herstellen, Zwischen der vordersten
Parkettreihe und der Bühne liegt etwa 1.52 m tiefer als
das Parkett selbst und /umteil unter die Bühne sich er-
streckend, der Orchesterraum, welcher von «lern Bühneu-
raum durch eine feuerfeste Mauer getrennt i-t Der Gang
hinter den Sitzreihen im Parkett i-t an seiner schmälsten
Stelle 1,75" breit, während die Breite der die Reihen
radial durchschneidenden Gänge o,gi ,n beträgt I »er Gang
an der Nordseile der Parkettreihen vor den 3 nach der
Gasse leitenden Notausgängen i<>l i-t ebenfalls nur o.qi »>
breit. Die Sitzreihen haben eine Breite von oßs "' und
steigen um je rd. 13"" terrassenförmig an, was in den
Gängen durch Schräglegcn des Fußbodens ausgeglichen
ist. Folgt man den beulen I laupttrcppenarmeii iu der
Treppcnhalle, so gelangt man geradenwegs zu 2 Podesten,
welche ungefähr in Höhe de- Balkon- sich befinden Von
dem östlichen führen in nördlicher Richtung 3 Stuten zu
dem hinteren Teil des Balkon-: von dem we-tlich gelegenen
führt ebenfalls in nördlicher Richtung ein Treppenlaitl zu
den vorderen Reihen der Galerie. Von beiden Pode-ten
gelangt man abwärts über je 4 Stufen zu einem Prome-
nadcnbalkon, auf welchen die mittlere Emgang-tür \f\ zum
Balkon mündet, während aufwärts 2 Treppenlaufe zu den
Eingängen {h u. 1) der Galerie lühren. Im Balkon steigen
205
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die 79—81 ™ breiten Sitzreihen um durchschnittlich 36'™,
in der Galerie um 69'™ terrassenförmig an mit entspre-
chenden Stufenanordnungen in den dieselben radial durch-
schneidenden und an den Enden begrenzenden Gängen.
Die letzteren haben annähernd die nämliche Breite wie
diejenigen im Parkett. Vom Balkon sowohl als von der
Galerie fahren je 3 in der Nordwand liegende Notaus-
gänge (im bezw. n) nach 0,91 ■» breiten, aus 12 »"■> starken
Stabciscn gefertigten Treppen (sog. „Firc cscapes"), welche
an der äußeren Seite der Mauer befestigt sind und in die
Gasse hinableiten (vergl. auch Abbildg. 3). Sämtliche Not-
ausgänge an diesem Ende des Zuschauerraumes sind 1,37 ■
breit, innen mit zweiflügeligen Glastüren, außen mit zwei-
flügeligen eisernen Türen versehen. In der Decke des Zu-
schauerraumes befinden sich in der Hauptachse a Venti-
latoren, von denen der eine, mit einem Durchmesser von rd.
2,13 m, unmittelbar vor dem nach dem Zuschauerraum sich
erweiternden Proszeniumsbogen liegt, während der zweite,
ungefähr 0,91 zu 31,10"* messende, etwa 0,91 m vor der
Ostwand des Zuschauerraumes sich hinzieht. 2 weitere
Ventilationsöffnungen befinden sich unmittelbar in dieser
Wand in der Nordost- bezw. Südostecke des Raumes
nahe der Decke. Alle diese Ventilatoren dienen zur Ab-
leitung der verbrauchten Luft.
Im obersten Teil der Treppenhalle, dort wo die
zur Galerie fahrenden Treppenläufe ausmünden, läuft an
Seiten eine Promenade für die Besucher der Galerie
crum. Dieselbe ist in der Nordostecke unterbrochen
durch eine Treppcnanlagc. Eine 1,67 m breiter Treppen-
arm führt liier zu einem vor dem oberen Eingang h zur
Galeric liegenden Podeste, unter welchem sich eine massive
Mauer (t) befindet. Von diesem Podest läuft eine 2,30 ra
breite Treppe in südlicher Richtung abwärts nach dem
östlichen Teil der Promenade und leitet aber diesen hin-
aus zu der schon früher erwähnten 0,01 m breiten Not-
treppe, welche in der Vorhalle des Theaters endet, in
dem obersten Geschoß aber durch eine Tür * gesperrt
werden kann. Dieser östliche wie auch der westliche Teil
der Promenade sind an ihren südlichen Enden durch mit
Oberlicht versehene Toilettenräume um mehr als die
Hälfte ihrer Breite eingeengt. Ucbcr dem mittleren Teil
der Treppenhallc befindet sich ein Oberlicht, welches fast
die ganze Decke ausfallt.
Der Bahnenraum steht mit dem Zuschauerraum
durch eine, nahe der Sudostcckc des ersteren gelegene,
mit doppelten zweiflügeligen Eisentüren versehene Oeffnung
in Verbindung, neben welcher sich das Schaltbrett für die
gesamte elektrische Beleuchtungsanlage des Theaters be-
findet. Eine etwa 6,10» hohe Tür führt nahe der Nord-
westecke der Bühne, von dieser nach der Gasse, eine
zweite nahe der Südwestecke aber den nicht bebauten
Teil des Grundstückes nach der Dearborn-Straße. In der
Decke des Bühnenraumes sind in der Mitte 2 gewaltige
Oberlichtc angebracht, welche als Ventilatoren zu dienen
bestimmt waren. An der Bühnenseite in der Proszeniums-
wand liegen zu beiden Seiten und nahe der Bogcnöffnung
2 senkrechte, schlitzartigc Vertiefungen, in deren jeder
ein annähernd 6,10 m hoher, halbrunder Reflektor mit
einer Reihe übereinander angeordneter Glühlampen sich
befindet, der, in Scharnieren hängend, um eine senkrechte
Achse sich herausdrehen und auf die Bühne einstellen
läßt. In dem an die Bühne grenzenden Anbau sind in
mehreren Stockwerken Anklcidczimmer angeordnet mit
davor liegenden Korridoren, welche bis zur ersten Bühnen-
Galerie nach der Bühne zu offen, darüber aber von dieser
durch Hohlzicgclmauerri vollständig abgeschlossen sind
Mit den südlichen Bühnengalerien stehen diese Korridore
durch kleine mit eisernen Türen versehene Oeffnungen
in Verbindung. In dem Anbau befindet sich ein Aufzug
und eine eiserne Treppe, welch' letztere auch nach den
unter der Bühne gelegenen Räumen leitet. Die Bühnen-
Galerien der nördlichen Seite sind von den südlich Ge-
legenen über die an drr Westwand sich hinziehende Maler-
Brückc und von der Bühne selbst durch eine hinter den
nördlichen Logen aufsteigende Wendelireppe erreichbar.
Das Kellergeschoß enthält außer dem Rauchzimmer,
der Herrentoilette und dem Maschinenraum noch eine Reihe
unter dem Zuschauerraum liegender Ankleide/ immer.
Das Gebäude ist in allen «einen konstruktiven Teilen
aus feuerfestem Material hergestellt. Die Lmfas-ungs- und
Hauptscheidemauern bestehen aus Ztcgclmauerwerk, die
Fassade aus Granit und Sandstein. Die Bühnenöffnung
der Proszeniumswand ist mit hohen Stahlträgern über-
deckt Die übrigen Scheidewände sind aus Hohlziegeln
oder aus Zementputz auf Drahtgeweben mit Eisenver-
steifungen gefertigt. Der ganze Proszeniumsbogen mit
den darin liegenden Logen und Aufbewahrungsräumen,
die Decken des Zuschauerraumes und der Trcppenhalle,
der Balkon und die Galerien bestehen aus Stahlkonstruk-
206
tionen mit darüber gespannten und verputzten Drahtge-
weben oder richtiger Blcchplatten, welch letztere durch
Stanzung durchlöchert unter dem Namen „expanded mctal"
hier meistens anstelle des Drahige webes verwendet werden.
Im Kellergeschoß ist mit Ausnahme der hölzernen
Türen und ihrer Bekleidungen kein brennbares Material
verwendet worden. Im Bahnenraum bestand der Fuß-
boden aus 10 cm starken Holzbohlen, die Szenerie aus
nicht imprägnierten, zumteil äußerst leichten Stoffen und
der sogenannte feuersichere Vorhang aus einem einfachen
Asbestgewebe, welches oben und unten zwischen angeb-
lich imprägnierte, sonst aber nicht weiter geschützte Holz-
leisten gespannt und an Drahtseilen aufgehängt war. Der
hölzerne Bithncnfußbodcn ist an keiner Stelle durchge-
brannt; von dem Asbest Vorhang sind nur noch einige
Fetzen im Zuschauerraum zerstreut aufgefunden worden.
Die Fußböden im Parkett, im Balkon und in der
Galerie waren ebenfalls aus Holz und zwar aus doppel-
ten 2.5 cm starken Brettern hergestellt und in den Gängen
mit Tcppichen belegt. An den geputzten Wänden war
im Parkett eine 1,50 m hohe Holzbekleidung angebracht,
während im Balkon und in der Galeric nur eine niedrige
Holzleiste sich aber dem Fußboden hinzog.
Die Sitze bestanden aus einzelnen, rd 0,67 <*> breiten an-
eindergereihten Stahlen mit gußeisernen Gestellen, hölzer-
nen Armlehnen und IlOschüberzügen. Gepolstert waren
sie mit einer im Feuer einen erstickenden Qualm verur-
sachenden hanfähnlichcn Masse.
Die Rückwände der Logen waren ebenfalls mit
Plüsch ausgeschlagen, und schwere Vorhänge aus glei-
chem Stoffe verdeckten sämtliche, jeder Bezeichnung als
solche entbehrenden Ausgänge, welche mit ihrer Aus-
stattung überdies mehr den Eindruck von Fenslern als
von Türöffnungen zu machen geeignet waren.
Mosaik • Fußböden liegen in Vor- und I reppenhalle,
und weiße Marmorplatten bedeckten vollständig Wand
und Decke der erstcren und den unteren Teil der Wände
der letzteren, während der obere Teil hier geputzt ist.
Alle Treppen bestehen aus Eisen und Marmor mit schmied-
eisernen Geländern, und nur die mit Plüsch überzogenen,
hölzernen Griffstangen konnten in diesem Teil des Ge-
bäudes außer den hölzernen Türen dem Feuer Nahrung
bieten. In der Ost- und Westwand der Trcppenhalle
waren in Höhe des Balkons blinde, mit Spiegelglas ver-
glaste Fenster angeordnet, welche effektvoll aber auch
geeignet waren, die erregte Menge irre zu leiten.
Die äußeren Türen (a) des Haupteinganges sind zwei-
flügelig und mit großen Glasfüllungcn versehen. Der eine
Flügel enthält oben und unten eingelassene Bolzen, der
andere ein Schloß. Die Türen (<») zwischen Vor- und
Trcppenhalle sind dreiteilig und haben durch starke I lolz-
sprossen geteilte Glasfüllungen. Von den beiden zusam-
menhängenden Flügeln ist jeder oben und unten mit ein-
gelassenen Bolzen und der dritte Flügel mit einem Schloß
verschen. Das Gleiche gilt von den Türen Irl zwischen
Trcppenhalle und Parkett Die von dem oberen Podest
des Astlichen Treppenarmes nach dem Balkon führende
Tür ie) mit den vorgelegten 3 Stufen ist vierteilig, mit
ebenfalls durch starke llulzspros-en geteilten Glasfüllun-
gcn. Von diesen 4 Teilen sind die beiden äußeren oben
und unten mit eingelassenen Bolzen, die inneren mit
einem Schloß versehen. Die Händer sind so angeordnet,
daß die beiden inneren oder mittleren Flügel allein sich
nur nach dem Zuschauerraum öffnen lassen, was aher
infolge des unmittelbar vor der Türöffnung schon an-
steigenden Fußbodens nicht möglich ist. Daher kann
immer nur ein ganzer Doppelflügcl nach außen geöffnet
und sodann nach innen zusammengeklappt werden. Die
ebenfalls in der Südwand liegende Balkontür ff\ >*t zwei-
flügelig mit durch Ilolzsprosscn geteilten Glasfüllungen
Beide Flügel öffnen sich nach Außen und sind gleichfalls
mit eingelassenen Bolzen bezw. mit Schloß versehen.
Die von dem oberen Podest des westlichen I laupttreppcn-
laufes nach dem unteren Teile der Galerie führende Tür
Ic). mit Suiegelglasfüllungen auf beiden Seiten, ist drei-
teilig. Alle 3 Teile waren unter sich verbunden und an
die Westseite des Türrahmens gehängt. Diese Tür ver-
deckte nach dem Ansturm infolge des für die Bander zu
schweren Gewichtes die halbe Türöffnung Von den bei-
den anderen Galerie - F.ingangstüren, welche vollständig
verbrannt sind, muß die oberste (A) gleichfalls dreiteilig
und nur auf einer Seile aufgehängt, die mutiere ti> da
gegen zweiteilig gewesen sein. Besondere Aufmerksamkeit
verdient die in dieser letzteren Türöffnung sowohl wie in
dem ihr gegenüberliegenden Notausgang getroffene Stufen-
anordnung. Die inneren Türen vor den Notausgängen ((/,»», »1
in der Nordwand sind, wieJ_schon erwähnt, sämtlich zwei-
flügelig und mit den in Kuropa M-hr verbreiteten Ba>culc-
Versciilüsscnivcrsehcn.^bci denen hier durch Aufwärts-
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bewegen eines in der Mitle der Tür befindlichen Hebels
sieh mil diesem Hebel in Verbindung stehende Bolzen
oben und unten auslösen. Diese Verschlösse sind in
Amerika wenig eingeführt, und war deren an sich ein-
fache Handhabung dem Publikum fremd. Die äußeren,
ebenfall* zweiflügeligen eisernen Türen sind auf der Innen-
seite oben und unten mit um einen Bolzen drehbaren
Flacheisen verschen, welche eine senkrechte Griffstange
verbindet. Beide fassen beim Schließen der Türen mit
ihren Enden in an die Türen genietete Zungen ein. Der
Verschluß hat schlecht funktioniert, wie die stark ver-
bogenen Griffstangen erkennen lassen, und zwar wahr-
scheinlich, weil die Türen selten oder nie geöffnet worden
waren und die Flacheisen infolge dessen durch Anstrich-
farbe oder Rost, vielleicht auch durch Eis in der ge-
schlossenen Lage festgehalten wurden. Höchst unprak-
tisch, weil selten zuverlässig arbeitend, ist auch die Art
der bei den Türen verwendeten Bolzen, welche durch Um-
legen eines in die Tür eingelassenen, ziemlich schwachen
Hebels geöffnet bezw. geschlossen werden.
Hervorgerufen wurde das Feuer durch ein zu Bc-
leuchtungseffcktcn dienendes Bogcnlicht, das sich auf
einem Gerüst unmittelbar über dem Schaltbrett an der
im Grundrißplan des Parketts mit (/) bezeichneten Stelle
befand und eine ihm zu nahe kommende Draperie in
Brand setzte. Der das Bogcnlicht bedienende Bühnen-
arbeiter sagte wahrend der Untersuchung aus, daß er
seine Vorgesetzten auf die gefahrliche Nähe jener Draperie
aufmerksam gemacht habe, daß aber keine Abhilfe erfolgt
sei. Das Feuer, welches anfangs so unbedeutende Aus-
dehnung halte, daß eben jener Bühnenarbeiter versuchte,
Tür (p) entstand ein starker Zug, welcher den leichten
Vorhang aufblähte und gegen die Proszeniumswand preßte,
wo er alsdann auf dem aus letzterer herausgedrehten Re-
flektor (r) an der Nordseite der Bühnenöffnung etwa 6""
Ober dem Bühnenfußboden hängen blieb und aller An-
strengungen ungeachtet nicht loszubringen war, wahrend
er auf der südlichen Seite bis auf ungefähr 1,50 » her-
unterglitt. Hätten in diesem Augenblick die in dem Buh-
nendache befindlichen großen Ventilatoren sich geöffnet,
so wäre die ganze Feuersäule dort hinausgeschossen, aber
auch diese so überaus wichtige Einrichtung war, wie alles
andere, noch nicht fertig. Es fehlten die zum Oeffnen
der Flügel notwendigen Gewichte und man hatte aus dem
Grunde die ersteren .temporär" zugenagelt Da das F"euer
und die heiße Luft in der Bühnendecke keinen Abzug
fanden , so suchten sie naturgemäß nach einer anderen
Richtung zu entweichen, nämlich nach dem durch das
Versagen des Vorhanges nicht abgeschlossenen Zuschauer-
raum. Erleichtert wurde dieser \\ echsel in der Zugrichtung
durch die geöffneten Türen des Bühnenraumes, sowie
ganz besonders durch die in Decke und Ostwand des
Zuschauerraumes angeordneten Vcntilationsöffnungcn, end-
lich aber auch durch die in letzterem selbst geöffneten
Türen. Eine Stichflamme schoß plötzlich unter dem Vor-
hange heraus und fegte spiralförmig, nach den Decken-
Ventilatoren sich ziehend, über die Köpfe der Menge, be-
sonders der im Balkon und in der Galerie sich befindenden,
hinweg, Oberall Tod und Verderben verbreitend und die
noch verschonten Besucher zu rasender Flucht veranlassend.
Von verschiedenen Seiten ist behauptet worden, daß
eine Gasexplosion auf der Bühne stattgefunden habe. Die
durch das Treppenhaus and Qi
das Aisrhaurrhnnv
durch dai Zuschauer- und 1
Bühnenhaus.
es mit den Händen zu ersticken, hätte mit Leichtigkeit
unterdrückt werden können, wenn auch nur nennenswerte
Schutzvorrichtungen vorhanden gewesen wären. Den gan-
zen Bestand an reuerlösch-Apparaten aber bildeten zwei
mit einer pulverisierten Feuerlöschmasse gefüllte Röhren
von 6"n Durchmesser und 0,90 I-ängc. Deren Inhalt
versuchte der einzige auf der Bühne angestellte Privat-
Fcuerwehrmann nach dem Feuer zu werfen, natürlich
ohne Erfolg, denn bevor noch die Röhren geöffnet waren,
hatte sich das Feuer der Wurfweite entzogen. Auf der
Bühne befanden sich Standröhren mit Vorrichtungen für
Schlauchverbindung. Esfehltenabcrnicht nurdieSehläuche,
sondern auch das Wasser in den Röhren, denn die Lei-
tung war noch nicht vollendet, trotzdem man das Theater
bereits 5 Wochen im Betriebe hatte. Der in dem be-
treffenden Bezirk stationierte Feuerwehrhauptmann hatte
die Theatcrlcitung sowohl wie auch seine Vorgesetzten
auf das gänzliche Fehlen der Feuerbekämpfungsmittel im
Theater aufmerksam gemacht, aber seine Warnung war
nicht beobachtet worden. Somit ließ sich nur von dem
schnellen Eingreifen der Feuerwehr Rettung erhoffen. Der
nächste Feucrmcldeanparat befand sich jedoch mehrere
hundert Meter vom Theater entfernt, und als endlich die
Feuerwehr alarmiert und eingetroffen war, standen Bühne
und Zuschauerraum bereits in hellen Flammen.
Bald, nachdem die auf der Bühne befindlichen Schau-
spieler das Feuer bemerkt hatten, trat einer derselben an
die Rampe und ermahnte das Publikum unter Hinweis
auf die F"euersiehcrheit des Gebäudes, ruhig zu bleiben,
indem er gleichzeitig ein Zeichen gab, den Ashcstvorhang
herunter zu lassen ; das übrige Bühnenpersonal aber trachtete
darnach, sich durch die Bühnenausgänge möglichst schnell
in Sicherhett zu bringen. Durch das Ocffncn der Türen,
namentlich jener der Bühnenöffnung gegenüberliegenden
27. April 1904.
Untersuchung hat aber bisher in dieser Hinsicht kein Be-
wcismatcrial zutage gefördert
Geht aus dem Angeführten hervor, daß unverantwort-
licher Leichtsinn bei der Installierung der Bühnenschutz-
Vorrichtungen den Ausbruch und die Verbreitung des
Feuers verursacht haben, so wird sich aus dem Folgen-
den ergeben, daß bodenloser Unverstand bei der Anlage
der übrigen Teile de» Gebäudes gepaart mit liederlichster
Verwaltung derselben die so überaus traurigen Folgr-Er-
scheinungen herbeigeführt haben.
Beim Ausbruch des Feuers wurde gerade auf der
Bühne eine Mondscheinszene dargestellt, und infolgedessen
war das ganze Licht im Zuschauerraum abgedreht. Die
Anordnung der Notlampen kennt man in hiesigen Theatern
vermutlich noch nicht und in der Treppenhalle hatte man
sich anscheinend mit dem durch das Uberlicht einströmen-
den Tageslicht begnügt Am Schaltbrett auf der Bühne
halte Niemand an die U iedereinschaltung der Beleuchtungs-
körper gedacht, und von anderer Stelle war dies nicht zu
bewerkstelligen, somit blieb Alles in tiefstes Dunkel ge-
hüllt, soweit nicht die Flammen den Raum erleuchteten.
Die Ausgänge befanden sich in dem Moment, als das
Feuer den Zuschauerraum erreichte, in folgender Ver-
fassung: Von den 5 Ausgängen zwischen Straße und Vor-
halle scheinen 3 offen gewesen und die übrigen später
erbrochen worden zu sein. Von den 3 Au-giingen zwi-
schen Vor- und Treppcnhalle sowohl als von denen zwi-
schen letzterer und dein Parkett waren je einer und auch
von diesen nur 2 der 3 Flügel geöffnet. Hier scheint es
später auch bei den anderen Ausgängen möglich gewesen
zu sein, je 2 Flügel mit oder ohne Anwendung von Ge-
walt zu öffnen. Von allen dritten Flügeln haben al>cr
nur 2 dem Ansturm nachgegeben, die anderen Im- harrten
in ihrer geschlossenen Lage. Die 3 Notausgange in der
207
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Nordwand des Parketts waren alle geschlossen, und e«
konnten nur der westliche und der östliche geöffnet wer-
den. Von den südlichen Ausgängen im Balkon war der
mit (f) bezeichnete, nach dem Promcnadcnbalkon führende,
der untere, westliche geöffnet werden. Von den süd-
lichen Galerieausgangen war der untere (</) auf das obere
Podest des westlichen I laupttreppenarmes ausmündende,
ursprünglich geschlossen, wurde aber später gewaltsam
Abbildg. 5. Oestlichcr Haupttreppenarm in der Treppenhaflc.
Abbild^. 6. J rcppenliallc von dem Randolph-Stratlcii Ei ngaiig geaebrn.
geschlossen und spottete allen Ocffnungsvcrsuchcn, wäh-
rend von dem Ausgang (rl die eine Hälfte, d. h ein Doppel-
flügel geöffnet war, der andere aber geschlossen blieb
Von den 3 Notausgängen in der Nordwand konnte nur
308
geöffnet. Der mittlere Ausgang l<> wurde nicht geöffnet,
sondern vom Kruer zerstört. Der oberste, östliche Au--
gang (M war offen. Von den Notausgängen auf der gegen-
überliegenden Seite scheint man alle drei geöffnet zu
No. 34.
hahcn. ohschon sie ursprünglich geschlossen waren r>ic Die Thcatcrlcitung hatte angeordnet, keine Türen vor
von der östlichen Galeriepromcnade nach der früher schon Knde des vorletzten Aktes zu öffnen, und von den „l'shcrs"
hellen Flammen stand. Von diesen Platzanweisern waren
2 oder 3 in Galerie und Balkon und 5 im Parkett aufge-
stellt. Nach ihrer eigenen Aussage waren sie niemals da-
rüber unterrichtet worden, was ihnen im Falle eines Feuers
zu tun obliegen würde, und nur einer von ihnen wußte
mit den Verschlüssen an den Notausgängen in der Nord-
wand Bescheid, weil er zufällig einmal aus Neugier eine
dieser Türen geöffnet hatte. Ebensowenig wie die Platz-
anweiser hatte das übrige Theaterpersonal Anweisungen
irgend welcher Art erhalten.
Von den Besuchern im Parkett sind nur wenige ver-
unglückt, und diese sind entweder durch die Stichflamme,
durch vom Balkon und von der Galerie herabspringende
Personen oder in dem fürchterlichen Gedränge an den
Ausgängen (M getötet oder verletzt worden.
Aus dem Balkon sind wohl nur diejenigen Besucher
entkommen, welchen es möglich war, sich über die zum
Parkett hinabführenden Treppen oder durch den unteren
Notausgang (».) in der Nordwand zu retten, denn 3 Türen
blieben vollkommen geschlossen, während die vierte (<■)
nur zur Hälfte geöffnet wurde. Ein Platzanweiser sagte
aus, daß er auch die andere TürhäHtc hätte öffnen können,
und daß er eigentlich nicht wisse, warum er es nicht ge-
tan habe. Die dieser Tür unmittelbar vorgelegten drei
Stufen brachten in dem Gedränge und in der Dunkelheit
die ersten der die Tür passierenden Menschen zu Fall,
und während Polizei und Feuerwehr beim Betreten des
Gebäudes sich noch darüber wunderten, daß so wenig
Besucher den östlichen llaupttreppenarm herunter kamen,
fanden sie bei weitcrem Vordringen auf dem oberen Po-
deste die Erklärung dafür. Dort lag ebenso wie in und
hinter der Türöffnung (r) ein unentwirrbarer Menschen-
haufen. Innerhalb dieser Tür waren die Toten fast 3"
hoch aufgetürmt, was aus der bis zu iener Höhe wenig
beschädigten, darüber aber völlig verkohlten Türbckleidung
deutlich hervorging. Auch vor den geschlossenen Aus-
gängen, namentlich vor dem oberen Ausgang (wi) und in
dem Gange hinter den Sitzreihen lagen die mehr oder
weniger verbrannten Leichen angehäuft, aber auch in
den übrigen Gängen waren die Flüchtlinge von dem
Geschick ereilt worden, und selbst in ihren Sitzen hat
man viele mit geöffneten Augen vor sich hinstarrend
gefunden.
Noch gräßlichere Verwüstungen als in dem Balkon
hat das Feuer in der Galerie angerichtet, weil hier die
Möglichkeit des Entkommens wegen der außerordentlichen
Steigungen in den Gängen am geringsten und die Hitze
am intensivsten war. Der Tod hat denn auch hier die
meisten Opfer gefordert und gerettet haben sich in der
Hauptsache nur diejenigen, welche geflohen waren, noch
ehe die Flammen den Zuschauerraum erreichten, oder
welche das Glück gehabt hatten, sich in der Nähe des
Ausganges (j) und des unteren Notausganges (n) zu be-
finden Aus letzterem Ausgange brach sehr bald das
Feuer hervor, wodurch den aus den oberen Ausgängen
in) auf die eisernen Nottreppen geflüchteten Personen der
Weg zur Gasse abgeschnitten wurde. Von diesen sind
eine große Zahl über eine schnell improvisierte Brücke
nach dem an der etwa 3,5 m breiten Gasse dem Thealer 1
gegenüber liegenden Gebäude gerettet worden, von wo
durch zufällig dort arbeitende Anstreicher Bretter und
Leitern von einem Fenster nach dem „firc cscape" hin-
über geschoben waren,
Die Tür \i) war geschlossen, indessen hätten hier in-
folge der schon erwähnten, mit geradezu lächerlicher Ein-
falt angeordneten Stufen wohl nur wenige Menschen Ge-
legenheit zur Rettung gefunden. Der llauptstrom der
Flüchtlinge drängte sich durch die Tür (Ii) und von hier
nicht seitlich Über den 1,67 breiten, sondern naturgemäß
in gerader Richtung Ober den 2,28 «• breiten Treppenarm
nach dem östlichen Promenadenteil, hoffend, von hier die
Nottreppe und über diese die Straße zu gewinnen. Die
Armen wurden bitter enttäuscht durch die Tatsache, daß
sie sich plötzlich am Fuße eines nur 0.91 " breiten Treppen-
laufes vor der verschlossenen Tür (k) befanden, während
aus der Türöffnung (h) hervorbrechende Flammen ihnen
schon den Rückweg abschnitten. Hätte sich an der Stelle
der durch nichts bedingten Mauer (;) ein dem Zweck
vollauf genügendes Geländer befunden, so wäre an dem
2,28 m breiten Treppenarm vorbei und unter demselben
hindurch für den größten Teil der hier Geopferten ein
Rettungsweg frei gewesen. • ■
Das Theater war von der George A. Füller Co., der
bedeutendsten Bauunternehmer-Firma Amerika'» nach den
Plänen eines sehr jungen, und wie die ganze Anlage zeigt,
durchaus unerfahrenen Architekten Benjamin H. Marshall
aufgeführt worden für den Preis von ungefähr 1,5 Mill. M.
(Anmerkung der Redaktion. Dieser Satz erscheint so
niedrig, daß wir einen Irrtum annehmen müssen.)
Eigentümer des Theaters sind Personen, die selbst »
oder deren Vertreter sich seit Jahrzehnten mit der Lei-
tung von Theatern beschäftigen.
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. Vers, vom 4. Jan. 1904.
Vors. Hr. Gerhardt. Anwes. 48 Mitgl., 1 Gast. An die-
sem Tage sprach Hr. M. Guth über „Die Ncuanlage
der kgl. mechanisch-technischen und der che-
misch-technischen Versuchsanstalt am Bahnhof
Cr.-Liehterfelde-West" unter Vorführung von Licht-
bildern. Die Anstalt vereinigt auf einem 5 großen Grund-
stück die beiden Institute, die früher getrennt an der
Technischen Hochschule in Charloltenburg und an der
Bergakademie untergebracht waren, in einer Reihe von
Neubauten, die im AcufJcrcn und Inneren ganz schlicht
gehalten, dafür hinsichtlich der Ausstattung mit Maschinen
und Apparaten um so reicher bedacht sind. Die Bau-
kosten betrugen 2,% Mill. M. Die unter der Leitung des
(ich Rcg.-Rat Prof. Martens stehende mechanisch-tech-
nische Versuchsanstalt ist bereits Herbst 1903 bezogen
worden, die chemisch-technische Ostern 1004, die umfang-
reichen Bauten sind also in kaum 21 4 Jahren hergestellt
worden. Wir werden über die Gesamt-Anlagc noch aus-
führlicher berichten.
Vers, v 11. Jan. 1904. Vor-, Hr. 1 1 i n r kcldc y n,
anwes 35 Mitgl und 2 Gaste.
Die Sitzung wurde eingeleitet durch eine außerordent-
liche Hauptversammlung, welche über die Herabsetzung
des Preises des Werkes „Merlin und seine Bauten"
zu beschließen hatte, Die Versammlung erklärt sieh mit
dem vom Vorstände auf Veranlassung der Verlagsbuch-
handlung auf 20 M. für die 3 ungebundenen 'Teile herab-
gesetzten Preise einversnmden.
ln der sich anschließenden gewohnliehen Versammlung
-sprach zunächst Hr, Stapf ober „Tr i n k \\ assr rre ini -
gütig durch Ozon und < >zon Wasserwerke". Dieses
Verfahren ist von der Firma Siemens \- Halske ausge-
bildet und bisher in Wiesbaden und Paderborn praktisch
verwertet. Nach l.'ntersiichungen des Reichsgcsundheits-
Amtcs und des Koch'schrn Institutes wirkt dieses Ver-
fahren, bei welchem durch hochgespannte Elektrizität
ozonisierte Luft durch das Wasser geleitet wird, mit voller
Sicherheit keimtötend, auch für Cholera und Typhus-
210
bazillcn. Für einwandfreies Grundwasser, wie es z. B.
in Berlin gewonnen wird, sind die bisherigen Sandfilter-
Anlagen vorzuziehen, aber namentlich für Oberflächen-
wasser, das in sorgfältiger Weise von Schwebestoffen und
Krankheitserregern gereinigt werden muß, ist Ozonisierung
am Platze.
Sodann sprach Hr. Schwabach aus Frankfurt a. M»
Ober da* Verfahren der „Vcrdübelung von hölzernen
Eisenbahnschwellen". Zweck der Einrichtung ist die
Verlängerung der Lebensdauer der Eisenbahnschwellen,
durch Einfügung besonders geformter, mittels sinnreicher
Maschinen eingeschnittener und eingeschraubter Hartholz-
dübel, in welchen dann die Schicncnschraubc einen ganz
anderen, sicheren Halt finden, als in dem weichen
Schwellenholz. Das Verfahren ist eine Erfindung des
französischen Ingenieurs Albert Collct und wird im In-
und Auslände in ausgedehntem Maße angewendet. Von
welcher Bedeutung dasselbe werden kann, geht daraus
hervor, daß jährlich auf den Eisenbahnen der Erde etwa
200 Millionen Stück Holzschwcllen nach Schätzung ge-
hraucht werden. —
Vers, mit Damen am 2>. Jan. 1904. Hr. Bültner
hielt unter Vorführung von Lichtbildern einen Vortrag
über „die Dorfkirchen der Provinz Brandenburg".
Redner gab zunächst eine kurze historische Uebcrsicht
Uber die Entwicklung der Dorfkirchen seil dem 12. Jahr-
hundert an, schilderte ihre Lage zum übrigen Dorf, dessen
Anlage kurz gestreift wurde, widmete der Anordnung der
Kirchhöfe einige Worte und lührte dann eine Reihe der
typischen Grundrißformen, sowie das Innere und Aeußerc
zahlreicher alter Dorfkirchen vor, Schöpfungen, die als
die eigentliche Verkörperung der Kunstaufiassung des
Volkes angesehen werden dürfen. -
Hauptvers, am 1. Febr. 1904. Vors. Hr. Plathner.
Anwes. 54 Mitgl. und 3 Gäste. Die angesetzten Neuwahlen
des Vorstandes und der Hausverwaltung mußten wegen
Beschlußunfähigkeit der Versammlung verschöben werden.
Es sprach sodann Hr. Schnapp über den „Bau des
neuen Landungssteges bei Lome in Togo". Ueber
diese Anlage, die von der Brückcnbauanstnlt Gustavsburg
bei Mainz, Filiale der Nürnberger Masch.-Fabrik ausgeführt
NV 34.
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worden ist, haben wir schon kurz berichtet, Jhrg. 1903 S- 547.
DcrciserncUcberbau dieser l.andungsbrücke ruht auf einge-
rammten Eisenpfählen — Holz war des Bohrwurms wegen
nicht anwendbar - die durch einen hohlen HaDpfabl um-
schlossen sind. Der Zwischenraum der Holle ist mit Ze-
mentmörtel 1 : a ausgefüllt, um den tragenden Eisenpfahl
gegen den Angriff des Mcrnviwrs zu schützen. Zur
Aufstellung kamen z T die eisernen Kastträger der von
derselben Firma ausgeführten Schwebebahn in Barnten-
Elberfeld zur Anwendung.
Den Beschluß der Sitzung bildeten Mitteilungen der
Hrn. Iloßfeld und Keimer ober 3 Monatswettbewerbe
— Entwurf zu einem Gancnhof in einem Palaste und zu
einem Bierausschank auf einem Vorortbahnhof. — Zum
ersleren waren 12 Arbeiten eingegangen, von denen die-
jenigen der Hrn. Bräuning, Königsberger und Gott-
heiner, zum zweiten 5 Entwürfe, von denen derjenige
des Hm Fr. Schultze mit einem Vereinsandenken aus-
gezeichnet wurden. —
Vortrag mit Damen am 8. Fcbr 1904 Hr. Mühlke
aus Schleswig sprach an diesem Abend über „Architek-
tonische Keiseeindrückc von Holland" unter Vor-
führung von IJchtbildem Redner hat diese Studien unter-
nommen, um den Einflüssen nachzugehen, welche im
Mittelalter und der Folgezeit die holländische Kun*t auf
die norddeutsche Wasserkante ausgeübt hat. Her Vor-
tragende schilderte die Eigenart holländischer Städtebilder,
ihre malerischen Grachten, die stattlichen Handels- und
Gildehäuser, Stadthallen, SpicltOrmc, Stadtwaagen, die
Reste stolzer Stadtbefestigungen, Feudal«chtösser und
Grafenburgen. Die für die I »cnkmnlpflege so wiehligen
Wiederherstellungen der Abtei in Middelburg und des
Rittersaales im Binnenhofe in Haag fanden eine besonders
eingehende Würdigung.
Die interessanten Hacksteinkirchen der Provinz Gronin-
gen geben den Beweis, daß Alt-Holland im frühen Mittel-
alter eine eigenartige Kacksteinkunst besaß, deren genauere
Durchforschung und Vergleich mit den nordiialienischen
und unseren norddeutschen Ziegelbauten endlich volle
Sicherheit über den Werdegang und die Fortentwicklung
dieser eigenartigen nationalen Bauweise schaffen wird.
Die merkwürdigen Anlagen von Allleutchäusera (hofje's)
in den holländischen Städten mit ihren vielfach erhaltenen
altertümlichen Einrichtungen leiteten den Vortragenden
zu den Ueberresten aller Volkskunst auf dem Lande, na-
mentlich in der Provinz Seeland in den Fischerdörfern
an der Zuidersee und in den gewerblichen Ortschaften an
der Zaan. Das hier noch übliche Festhalten an der alten
Farbenfreudigkeit und an der eigentümlichen Volkstracht
läßt erhoffen, daß hier nicht nur die Maler Stoff für
ihre Bildwerke, sondern auch die angewandte Kunst
unseres Brudervolkes für die Zukunft immer neue Kraft
aus dem Nährboden des eigenen starken Volkstums
schöpfen wird. —
Hauplvers. am 23 Febr. 1904. Vors. Hr Ilinckcl-
deyn, an «es. 43 Mitgl. und 4 Gäste.
Es fanden zunächst die Wahlen des Vorstandes und
der Hausverwaltung statt. Als Vorsitzender wurde Hr
Hinckeldeyn wieder gewählt, zum Stellvertreter Hr
Gerhardt, zum Schatzmeister, anstelle des ausscheiden-
den Hm. Plathncr, Hr. Lasser. Schriftführer wurden
die Hm. M. Guth und Alfr. Brandt, Vorstandsmilgl die
Hm A Becker, A Haag. O. Launer, K. Meier, H.
Solf, L Sympher und P, Walle.
In der sich anschließenden, gewöhnlichen Sitzung
sprach Hr. Karl Bernhardt unter Vorführung von Licht-
bildern über „Das neue städtische Gaswerk in Kis-
dorf. Die Leitung der Ausführung und der konstruktive
Entwurf der Pläne ist Redner aufgrund eines mit Ilm.
Ob-Ing. E. Körting von der engl. Gasanstalt in Marien-
dorf bei dem Ideenwettbewerb 1899 eingereichten gemein-
samen Entwurfes übertragen. Das auf i40ooofl>™ größte
Tagesleistung berechnete, vorläufig aber nur zu ausge-
baute, Werk hat noch nicht ganz 2 Mill. M. gekostet, Es
zeigt eine außerordentlich zweckmäßige Disposition behufs
äußerster Transporterspamis. gut durchgebildete maschi-
nelle Einrichtungen z. T. neuerer Art und ebenso be-
merkenswerte Neuerungen in der konstruktiven Durch-
bildung, so namentlich hinsichtlich des großen Kipplttfters
auf dem Dache des Rctortcnhauscs, der sich nach der
Windrichtung einstellen laßt. -
In der Vers, am aa. Febr. wurden die Berichte
Uher die Schinkclwettbewerbe verlesen (Vcrgl. S. 124 >
Hauptvers, am 7. März 1904 Es wurden verschie-
dene Ausschüsse gewählt und neue Monatsaufgaben für
Architektur und Ingenicurwcscn aufgestellt. Sodann sprach
Hr. O.Schulze über „Eine Studienreise nach Acgvp.
ten und die Stauanlagen vonAssuan". Da wir über
den wesentlichen Teil dieses Vortrages, den Staudamm
27. April 1904.
bei Assuan, schon eingehend berichtet haben (vcrgl. Jahrg.
1903 S. 6so), so können wir auch auf die auszugsweise
Wiedergabe des Vortrages an dieser Stelle verzichten.
Das Jahresfest des Vereins fand am 13 März statt
l'eber den gelungenen Verlauf des Festes und die ge-
haltvolle Festrede von O. March über „Der Gedanke
des evangelischen Kirchenbaues" haben wir bereits
ausführlich berichtet iS. 142 ff.). —
Verein für Eisenbahnkunde. L'eber „Neuerungen
auf dem Gebiet der Telegraphie und Telephonie
für Eisenbahnen" sprach im hiesigen „Verein für Eisen-
bahnkunde" unter dem Vorsitze des Hm. Geh. Keg.-Kates
Prof. Gocring am 8. März Hr. Dr. Ebeling von der
Firma Siemens & Halske I>er von zahlreichen Experi-
menten und Lichtbildern begleitete Vortrag verbreitete
»ich über eine Reihe von zumteil sehr bedeutungsvollen
Neuerfindungen und Verbesserungen, die insbesondere
von genannter Firma in die I*nutis eingeführt sind.
Zunächst wurden Fernzcigcr-Apparate für Ebenbahnen
vorgeführt, die nach dem sogen. Sechsrollcn-Systcm von
Hefner- Altenecks konstruiert sind und weiteste Verbrei-
tung gefunden haben, da sie sich hier auch unter schwie-
rigen Witterung*- Verhältnissen vortrefflich bewährt haben.
Solche Fernzeiger sind in besonders großem Umfange
z B auf dem Bahnhof in Luzern angewendet.
Weiter sind zu erwähnen die Mitteilungen über Kem-
druckapparatc, welche auch von Ungeübten leicht bedient
werden und unter Umständen den Tclephonbetrieb ersetzen
können, in der Weise, daß die Abonnenten eines zentrali-
sierten Betriebes, wie er gegenwärtig z B. in Berlin ein-
gerichtet ist, sich telegraphisch miteinander zu verständi-
gen vermögen, wenn der gewöhnliche telephonische Ver-
kehr aus irgend einem Grunde nicht anwendbar oder
wünschenswert erscheint.
Sehr bemerkenswert ist ferner der neue automatische
Schnclltelegraph, welcher ohne Mühe acoo Zeichen in der
Minute über eine Leitung zu Übermitteln gestattet; in der
Elektrotechnischen Zeitschrift fand sieh über diesen Apparat
jüngst ein eingehender Bericht von Wilhelm v, Siemens
Von telephonischen Neuerungen wurden zunächst ver-
schiedene Laut - Fernsprechstationen und Wandapparate,
soweit sie für ELsenbahnzweckc inbetracht kommen, vor-
geführt Dann verbreitete sich der Vortragende eingehend
über das in letzter Zeit so viel genannte Pupinsysiem,
dessen außerordentliche Bedeutung aus den Abbildungen
und begleitenden Sehilderungen, insbesondere aber aus
einem vorgeführten Versuch in Überraschendster Weise
hervorging Auch für die Eisenbahn- Verwaltungen dürfte
die großartige Erfindung Prof. Pupin's nach Ansicht des
Vortragenden noch von weittragendem Einfluß werden.
Sie besteht bekanntlieh darin, daß durch Einschaltung von
Drahtspulen in die Telephonlcitungen und die hierdurch
herbeigeführte Selbstinduktion das Telephon, namentlich
bei großen Entfernungen, außerordentlich an Liutstärkc
gewinnt. -
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg. Vers,
am 8. Jan. 1904. Vors. Ilr. Bubcndey, anwes. 96 Pcrs.
Hr. Hallcr gab einige Erläuterungen zu der neuen, von
den Hrn. Hallcr, Hansen und Meerwein entworfenen
Musikhalte Hamburgs. Ein kurzer historischer Ueberbliek
über die musikalischen Bestrebungen und Verhältnisse der
Hansestadl und die bislang stets erfolglosen Bemühungen
der beteiligten Kreise, eine diesen Bestrebungen wahr-
haft würdige Heimstätte zu erhalten, leitete die Ausführun-
gen ein An der Hand zahlreicher alter Pläne erläuterte
Redner alle in der zweiten I lälfle des letzten Jahrhunderts
aufgetauchten, teils ausgeführten, teils wieder verwehten
Pläne, die wohl dem ersehnten Ziel näher kamen, es
aber trotz mancher einzelnen, nicht wegzuleugnenden
Vorzüge nicht erreichten Da erfolgte die hochherzige
Stiftung des Hrn Laeisz, der 1 500000 M seiner Vater-
stadt zum Bau einer würdigen MiiMkhallc vermachte Nach
Regelung der Platzfrage durch Ueherwei-ung eines präch-
tig gelegenen Platzes an der Ringstraße wurde auch bald
mil den ideellen Vorbereitungen zum Hau begonnen. Nach
den vom Senat genehmigten Bauplänen wurden die haupt-
sächlichsten Programmfordcruiiceri erörtert, deren wichtig-
ste und zugleich schwierigste die war, ,4 Sjle zu 2000, 600
und 400 Sitzplätzen zu schaffen, welche im Gegensatz /um
Leipziger Gewandhaus gesonderte Zugänge . Garderoben
und Tieppenanlagen haben mußten Redner entwickelte
dann die Lösuni: dieser ebenso -ehwieri-e;i wie hneie~-;ui-
ten Aufgabe und schilderte zum Schluß d.is Aculieic des
Paues, bei welchem die Wahl de- Stiles und des M.itenales
durch die in anVietr.tcht der Gr.'tie des Haue- verhältnis-
mäßig geringe IUu-.11 nunc bedingt wind.- Die Arbeiten
werden voraussichtlich im Frühjahr begonnen. \\-
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Bücher.
Handbuch der Ingenleurwlssenschaften. III. Teil: Der
Wasserbau. IV. Band: A. FrOhling. Die Ent-
wässerung der Städte; i. Hälfte: Anlagen der
Brauch- und Regenwässer. Leipzig 1903. Willi. Engel-
mann. Preis 1 1 M.
Der vor 10 Jahren erschienenen 3. Auflage, welche
den bescheidenen Anfang von nur etwa 7 Bogen hatte
und sich dadurch als bloSer Abriß derStadtc-Enlwasserung
charakterisierte, ist nunmehr die 4. Auflage gefolgt, die
nach Umfang und Inhalt ein vollständiges Lehrbuch der
Technik der Städte- Entwässerung geworden ist Ihr Um-
fang erreicht mehr als 25 Bogen mit etwa 600 Abbildungen
im Text und 6 großen Tafeln und umfaßt dabei noch nicht
das große Gebiet der Abwasser-Reinigung, dessen Behand-
lung einem besonderen Bande vorbehalten geblieben ist
Dem Verfasser stand vermöge seiner Lehrtätigkeit
und seiner nebenamtlichen Beschäftigung in der obersten
Instanz derLandcsverwaltung ein reicheres Material zu Ge-
bote, als dasjenige, worüber die meisten anderen Bearbeiter
von Lehrbüchern verfügen. Er hat dasselbe aber durch An-
fragen beiStädten und Einzelpersonen sowiedurch eine aus-
giebige Benutzung der überaus reichen Literatur, welche in
den letzten )o Jahren entstanden ist, in einem Maße er-
gänzt, die zur höchsten Anerkennung herausfordert. Und
die Art und Weise der Verarbeitung desselben zu einem
abgerundeten Ganzen wird auch demjenigen Achtung ab-
nötigen, der aus eigener Erfahrung die großen Schwierig-
keiten zu würdigen weiß, welche einer in formaler Hin-
sicht befriedigenden Behandlung des so vielseitigen Stoffes
entgegenstehen. Ausschließlich für Techniker geschrieben,
immer den Blick auf die Praxis des Gegenstandes heftend
und die Beziehungen der Städtekanalisation zu den Kragen
und Aufgaben der Gesundheitspflege nur leicht streifend,
kann das Buch in dem Kreise der engeren Fachgenossen
der betfälligsten Aufnahme gewiß sein.
Auf den Inhalt des Werkes näher einzugehen verbietet
sich von selbst: nur einige kleine Anmerkungen mögen
gestattet sein. Wie aus der vorhergehenden Auflage be-
kannt ist, nimmt der Verfasser zu der so überaus ver-
wickelten Aufgabe der richtigen Bestimmung der Abfluß-
mengen einen Standpunkt ein, von welchem aus er die
Benutzung der bekannten Bürkli'schen Formel gänzlich
und deren Abwandlungen verwirft und die Anwendung
eines neuen eigenen Verfahrens vertritt. Es ist kein
Zweifel, daß dasselbe weitaus den Vorzug verdient, aber
ebenfalls zweifellos, daß es neben demselben ein anderes
einfacheres und nicht minder zuverlässige Ergebnisse
sicherndes Verfahren gibt, über das Verfasser demnächst
in der üeffentlichkeit berichten wird. Von demselben sei
hier nur hervorgehoben, daß dann außer dem Einfluß der
Reibung auch die Schwankungen der Regendichte und
der Fasstingsrauin des Kanalneues zur Berücksichtigung
kommen. — In dem Abschnitt des Buches, der von den
Kegenauslässen handelt, entbehrt Verfasser ein gewisses
Kingehen auf deren Icilwcisen oder vollen Ersatz durch A u f-
haltebccken. Es ist ihm aber zweifellos, daß in Orten
mit entfernter Laee von offenen Gewässern die Anlage
von Aufhaitcbecken zuweilen die einzige Möglichkeit ge-
währen wird, um eine StadlkanalLsation mit Ableitung de>
Regenwassers überhaupt in Angriff nehmen zu können.
Zu dem Abschnitt über Pumpen sei angemerkt, daß
neuerdings die Herstellung von .Sauggas auch aus Braun-
kohle vollständig gelungen ist und sich dadurch »ehr
günstige Aussichten für den wirtschaftlichen Betrieb der
Pumpwerke eröffnet haben Ob aber Gaskraftmaschinen,
welcne für gewöhnlich mit Sattggas betrieben werden,
aushilfweise auch mit Leuchtgas gespeist werden können,
scheint noch nicht zweifellos erwiesen zu sein; im Ycr-
ncinungsfaüe würde der Sauggasbetrieb für Kanalisalions-
Pumpwerfcr an seinem Werte wesentlich einbüßen. Bei
den Kohrdichtungen mit Asphaltkitt ist man bereits zu
einfacheren und billigeren als den auf S. 262 dargestellten
gelangt und ebenso zu einem 1 »u htmatertal, das nicht der
Ileißflüssigkcit bedarf — Endlich: Professor Krthline
hält für die Kanäle des gemischten Systems die Bezeich-
nung „Seliwenimkanalc" am geeignetsten Nachdem 111
den letzten Jahren das TrennsWem mehr und mehr in
den Vordergrund getreten i~t und zur augenfälligen l'ntrr-
scheidung f'tir das andere System die Bezeichnung Misch-
svstem oder gemeinsames System sieh bereits einge-
bürgert hat tauch im Auslandet, hatten nach unserer An-
sieht die etwas dunklen Bezeichnungen Siliwennnkanäle
und Selm emms\ stein nicht aufrecht erhalten werden sollen.
Doch smd alle vorstehenden Bemerkungen und noch
einige andere hier unterdrückte nur kleine Randglossen zu
einem Werke, das heute in seiner Art als erstes auf dem
Gebiete der Städtckanidisatioit bezeichnet werden muß.
B-
112
Im Wettbewerb Monumentalbrunnen In Mülhausen i. E.
(vergl. S. 636 u. 656 Jahrg. 1903) erhielt den I. Pr. Bild-
hauer Enderlin in Paris, den II. Pr. Menger in München,
den III. Pr. Paul Tflrbe in Berlin, den IV. Pr. Schulz
in Straßburg i. E. Das Preisgericht hat den Entwurf des
Bildhauers Menger zur Ausführung empfohlen.
Chronik.
Eine neue katholische Kirche St. Barbara in Königs-
hütte 0.-8. gelangt nach den Entworfen de» Architekten Prof.
Jo«. Schmitt in Nürnberg zur Ausführung. —
Kanalisation von Godesberg a. Rh. Mit einem Kosteruuf-
waude von 400000 M sind die Sammel-, ein Teil der Nebenkanale
und eine mechanische Abwasser-Kläranlage fertiggestellt worden.
Die Bearbeitung der Spezialplane und Oberleitung der Bauaus-
führungen oblag dem Ine- Bureau Unna Nach! in Köln s. Rh. —
Justiz gebäude za Mainz. Da« hessische Ministerium bat
dem Arch. Paul Boiiatz, Do*, d. Techn. Hochschule in Stuttgart,
aufgrund seines Konkurrenz-Entwurfes die Auaarbeitung der Pläne
zum Neubau des Juslizgebaudcs mit Proviozial-Arresthau» in Mainz
Obertragen. Die Bausumme beträgt a bis s,s Mill. M. —
Für das Stadttheater In Augsburg sind iu Umbauten aus
feuerpolizeilichen Rücksichten und zur Einrichtung elektrischer Be-
leuchtung »16000 M. von den Stadtverordneten bewilligt worden. —
Die Feathalle In Landau (Pfalz) wird nach Beschluß des
Stadtrate» nach dem Entwürfe des Hrn. Arcb. Hermann Görke in
Düsseldorf, der in dem Wettbewerbangekauft wurde, erbaut werden.—
Neue Tribünen des Rennplatzet von Longchampt wur-
den nach dem Entwurf des Architekten Girault in Paris errichtet.
Die aus Stein und Eisen errichteten Bauten haben eine Lange von 170 m.
Eine Zufahrtlinie Bern — Slmplon- Tunnel ist durch die
Regierung des Kantons Bern geplant. Die Bahn soll durch das
SimmcntaJ nach Lenk und von hier durch den 335t m hohen Wild-
stcubcl nach Brig ffihren. Dieser Entwurf vermeidet Kehrtonnel und
wurde mit einer Steigung von la — 13 V« auskommen. Die Kosten
für die Linie Zweisimmen— Brig würden 58300000 Fr. betragen, die
Kosten für die Ausgestaltung der bereit» bestehenden Linie Bern -
16300000 Fr. —
Deutsches Reich. Zu Garn.-Bauinsp sin
Bmslr. G o e 1 1 e in Goltingen als terhn. Hilfsarb. bei der Int. des XI
Armee-Korps, Rost in Gera mit. Ucbcrwcisuug nach Colmar i. F..,
B r a h I in Brandenburg a. H Masckein Altona als techn. Hilfaarb.
bei der Int. des I Anncc-Korp» und der Gam -Brustr. Kothacker
in Bruchsal als techn. Hilfsarb bei der Int. de» XV. Armec-Koip»
(Bayern) Der Garn-Bau in sp Brt. Lottrr ist von Nnrnbcr»; 1
nacb Ingolstadt I, der Garn. - Bauinsp M e 1 11 von Ingolstadt nach
Ingolstadt II und der Garn Bauinsp Brt. Hasse von Nürnberg 11
nach Nürnberg versetzt-
Hes-sen. Dem Reg.- und Brt. Stahl in Halle a. S. und den
Eisenb. - Dir. Schobert und Weit) in Mainz ist der Gbar. als
Geli. Brt- verliehen.
Preußen. Die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen
nichtpreuß. Orden ist erteilt: dem Garn.-Bauinsp. BiL Koppers
in Oldrnburg des Ehrenntterkreur.es 1. Kl. des GioSherzg. - Olden-
burg. Usus- und Verdienstordens des Herzogs t'eler Friedrich
Ludwig und dem Stadtbrt. Schwatlo in Frankfurt a. O. des GroB-
herrl. tDrk. Medschidieordens III. Kl.
Dem Branddir Stolz in Magdeburg ist aus Anlaß seines Aus-
scheidens aus dem lWenat der Char. als Brt. verliehen.
I>er W'a*«er-Bauinsp. Brt. Schnack ist von Hirschberg nach
Oppeln, der Wasser- Bauinsp Hugo Schmidt voo Oppeln nach
Lii-gmU und der Eisenb.-Bau- u. Betr.-Insp. K r z y zankte wiez
in Winsen zur Kgl. Eisenb. -Dir. nach Hannover versetzt
Zur Beschäftigung (Iberwiesen sind die Reg.-Bmstr.: Wohl-
farter der Kgl. Reg, in Wiesbaden; — Petzcl der Kgl F.i»enb.-Dir.
in St.- loh.-SaarbrOcken, X e u b e r t der Dir in Kassel, We n d t der Dir
m St joh.-Saarbruckcn und Gicae der Dir. in Berlin ; — S k u t » c h
der Kgl. Eisenb -Dir. in Essen a. R. und Spohr der Dir. in Altona.
Die Reg -Bfhr. Edm. Stuermer aus Berlin und Wilh.
Rcllrnsmann aus Styrum (Hochbfch), - Aloys Berlinghof!
aus Diestedde, Guido A u I i k c aus Munster i. W. und Alb. Eggert
aus Magdeburg lEucnbfch i, — Wilh. Keinitz aua Lobbe n und
Hcmr Bohdcaus Wehdel! Masch -Bich ) sind zu Reg -Bcastrn ernannt.
Die Reg.-Bmstr. P. S t e p h a n bei der höh Maschinenbauschute
in Posen, Art Werner und P. Ehrhardt bei der Kgl. Ma-
schinenb- und Hottenschule in Duisburg, Fei. Titz bei der
höh. Mascliinenbauschule in Stettin und Fcrd. T e i f h m 0 1 1 e r bei
der höh. Schiff- und Mascbincnbauscholc in Kiel sind infolge F.r-
nennung z Oberlehrer aus d Staats Eiscnbahndienst susgeschieden.
Dem Reg.-Bmstr. Alb. E 1 m e r in Liegnit/ ist die na> hges.
Enllass. aus dem Staatsdienst erteilt.
Der Stadtbauinap. Koch in Frankfurt a. M. ist gestorben.
Brief- und Fragekasten.
Abonnent In Dresden und J. M. In M. Sowohl wegen
der .Magnesitplatten wie wegen Getttstvcilcihartstalten müssen wir
Sie auf den Weg der Anzeige verweisen Die Fragen entbehren
des allgemeinen Interesses, wt-lchrs wir bei dem beschrankten
Raum des Briefkastens unbedingt vur aussetzen missen. —
Inhalt: Da« liu4uui- Tlirj>li-T in « h wr. uuJ die Hranal-KaUktropke
,1.» ■»> lirn-mttei 1003. M.tre.limrrri ans Vernum. - ItOcher. - l'rtis-
- IVrscnal-N.,I..Kl,l«i - linrf und t-r^cka-c.
Verlae der
l»ruls,l,en Baurrituag, G. m h. H . Herl,,, Kür die- Reetaklio«
i. V. F. Li.ticu, Berlin, li.u.'k von Wüh. Gre»», f
Nu. 34.
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IE NEUE EISENBAHN-VERBINDUNG ÜBER
DEN RHEIN BEI MAINZ * DIE RHEINBRÜCKE
WÄHREND DER MONTAGE * GESAMT- ENT-
WURF: EISENBAHN - DIREKTION MAINZ: EIN-
ZEL-ENTWURF UND AUSFÜHRUNG: BRÜCKEN-
BAUANSTALT GUSTAVSBURG BEI MAINZ * *
ES DEUTSCHE BAUZEITUNG XXXVIII. JAHRG. 1904 N<L 35 33
Google
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 35. BERLIN, DEN 30. APRIL 1904
Die neue Eisenbahn -Verbindung über den Rhein bei Mainz.
(Hierzu eine BiltllxriUgT.)
einer unmittelbaren Verbindung des rcrhls- und links-
rheinischen Eisenbahnnetzes, die oberhalb Koblenz
bisher nur auf dein Umwege über Frankfurt a M.
möglich war, und anderseits die Entlastung des Mainzer
Bahnhofes von dem linksrheinischen, nach Frankfurt
bezw. Darmstadt usw. gerichteten Gütervcrkchrcs.
Der Mainzer Verkehr leidet bekanntlich darunter,
daß sich unmittelbar südlich am Hauptbahnhof ein nur
agleisigcr 1196* langer Tunnel anschließt, der unter
der Zitadelle hindurchfahrt und der Weiterentwicklung
des Verkehres ein unüberwindliches Hindernis ent-
gegenstellt. Hier findet nun, wie schon bemerkt inso-
fern eine wesentliche Entlastung statt, als die von Bingen
kommenden Güterzüge Main/, und diesen Tunnel nicht
mehr durchlaufen, sondern über die den Rhein unter-
halb Mainz am Floßhafen und über die Peters - Aue
hinweg Oberschreitende neue zweigleisige Eisenbahn-
Brücke und von da rechtsrheinisch bis Bischofsheirn
geführt werden. Nur die für Mainz selbst bestimmten
Lokalgüter werden an den Abzweigstationen Bischofs-
heirn bezw. Mumbach ausgeschieden und unmittelbar
nach Mainz geleitet.
Durch Kurvenanschlüsse von der Brücke an die
vorhandenen rechts- und linksrheinischen Eisenbahn-
linien ist aber anderseits die Möglichkeit der unmittel-
baren Uebcrführung von durchgehenden Personenzügen
geschaffen und es wird auch die bei den lebhaften
wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Wiesbaden und
Mainz bisher immer vermißte unmittelbare Verbindung
dieser beiden Städte hergestellt
Die Vorteile, welche sich für Truppenverschiebun-
gen aus dieser neuen Verbindung ergeben, sind sofort
augenfällig, wenn man die wesentlichen Wegabkürzun-
gen vergleicht, die hieraus sich nach verschiedenen
Richtungen hin ergeben. Aber auch für diejenigen
Richtungen, die bisher vom Süden schon unmittelbar
in die Festung Mainz eingeführt waren, ergibt sich
der Vorteil, daß unter Vermeidung des Tunnels, der
einem Massentransport nur zu leicht ein wesentliches
1 lindernis entgegensetzen kann, auch Züge unter Be-
nutzung der Güter-Umgehungsbahn von Nordwesten
her hereingebracht «erden kennen. Zu diesem Zweck
ist /wischen Kostheim und Bischofsheim eine beson-
dere Betriebsstation mit Weichenverbindung zur alten
Linie Frankfurt a. M - Kastel eingelegt, die nur solchen
militärischen Zwecken dient.
Die neuen Eisenbahnlinien !>ediiigten die Her-
stellung von zwei größeren Brürkcnbauwcrken, einer
313
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ic 'neue Eisenbahn-
verbindung, die den
Rhein uutei halbMainz
bei Mombach über-
schreitet, wird am 1.
Mai d. J. in feierli-
cher Weise in Gegen-
wart lies Kaisers und
des Großherzogs von
Hessen dem Verkehr
übergeben werden.
Schon dieser Um-
stand laßt erkennen,
daß es sich hier um
ein Unternehmen von
mehr als örtlicher Be-
deutung handelt, und
in der Tat ist das Ein-
flußgebietdieses neuen
wichtigen Gliedes im
rheinischcnEisenbahn-
netze ein weitreichen-
des, wenn auch natür-
lich die dem Verkehr
daraus erwachsenden
Vorteile sich in der
näheren Umgebung
ganz besonders fühl-
bar machen werden.
Neben wirtschaftlichen
Vorteilen sind es aber
auch noch ganz beson-
ders strategischeGrün-
de gewesen, Rücksich-
ten auf die Erhöhung
der Schlagfertigkeit des Deutschen Heeres, welche das
ganze Unternehmen als ein im Interesse nicht nur
der preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft son-
dern auch des Reiches liegendes erscheinen ließen,
Dieses starke Interesse des Reiches kommt auch bei
der Aufbringung der sich auf 15657000 M. belaufen-
den Gesamtkosten in die Erscheinung, von denen das
Reich nahezu die Hälfte, nämlich 7 702 000 M. bei-
trägt, während Hessen und Preußen den Rest mit
4431800 M. bezw. 3523000 M. aufbringen.
Der Zweck der Neuanlagen, die aus dem Lage-
plan Abbildg. 1 in ihrer Beziehung zum Bestehenden
deutlich hervorgehen, ist einerseits die Herstellung
Ueberschreitung des Mains oltcrlialh Kostheim und des
Rheins bciMoinbach, abgesehen von den verschiedenen
kleinen Bauwerken zur Ucbcr- bezw. Unterführung der
vorhandenen Linien. Die Mainhrückc besitzt 4 weite
Stromöffnungen, deren eiserner Uebcrbau das System
des Ober der Fahrbahn liegenden Bogens mit Zug-
band zeigt. Beiderseits schließen sich noch eine Reihe
massiv gemauerter Flutbrücken an. Die Rhcinbrüekc
überschreitet den Strom an der Stelle, wo dieser durch
die Peters-Aue in 2 Arme gespalten wird. Sie besitzt
dementsprechend 5 Stromöffnungen bis zu 107 m Spann-
weite, 5 Flutöffnungen auf der Insel und an beiden
Ufern je 1 gewölbte Oeffnungen zur Unterführung der
beiderseitigen Uferstraßen.
Das System der Strombrflcke ist ebenfalls das eines
über der Fahrbahn liegenden Bogens mit Zugband,
wie dies im letzten Jahrzehnt mit einer gewissen Vor-
licl»e im deutschen Brückenbau zur Anwendung ge-
kommen ist, wahrend die Flutöffnungen (Iber der Insel
als parallele Fachwerkträger mit oben liegender Fahr-
bahn ausgebildet sind. Das Bruckenbauwerk bat,
entsprechend seiner hervorragenden Bedeutung und
r>oi
das Werk des Geh. Baurat Schwei-Ilten in Berlin.
(Wir geben als Anfangsvigoclte den auf dem links-
seitigen Uferpfeiler stehenden Turm wieder.)
Der Brückenbau, der einen Kostenaufwand von
Mill. M. erforderte, wurde aufgrund von Angc-
'Otcn, die auch den Einzel - Kntwurf des Bauwerkes
nach dem vorläufigen Gesamtentwurf der Mainzer Eisen-
bahndircktion zum Gegenstand hatten, der Firma Philipp
Hol/mann & Ko. in Frankfurt a. M. im ganzen über-
tragen. Es wurde dann jedoch der spezielle Entwurf
der Eisenkonstruktion (für welche das System feststand)
der Brückcnbauanstalt in Gustavsburg, Zweig-
anstalt der Vereinigt. Maschi nenfabr. Augsburg
u. Masch. -Bau-Gesellsch. Nürnberg A.-G. in selb-
ständiger Form Obergeben. Die Ausführung wurde zwi-
schen dicscrFirma unddcrDortmunderUnion geteilt.
Erstere führte die Ueberbrückung des linksrheinischen
Armes und eines Teiles der Flutbrücke, letztere deren
Rest und die Ueberbrückung des rechtsrheinischen
Armes aus. Wir werden in einer späteren Besprechung
einige Konstruktions-EigcntOmlichkeiten des Brücken-
bauwei kes zur Darstellung bringen und die interessante
Abhililg. |. I i|(C|)l»n.
V *
mit Rücksicht auf seine Lage unmittelbar bei der Montage mit Zuhilfenahme schwimmend eingebrachter
Stadt Mainz eine reiche architektonische Ausbildung und entfernter eiserner Rüstungen, wie sie die Brücken-
durch Einfügung wuchtiger Brückenköpfe an den bei- bauanstalt Gustavsburg für die Strombrücke verwendet
den Landvestcn und leichterer massiver Portalbauten hat. Unsere Bildbeilage, die wir vorausschicken, läßt
zu beiden Seiten der Flutbrücken auf der Insel erhal- den Bauvorgang, auf den wir eingehender zurück-
ten Die architektonische Ausgestaltung derselben ist kommen, erkennen. (sri.i«d mci 1
Rheinischer Kleinwohnungsbau.
Von J. Stnbbrn. (I'".imuui^ i
3. KIcinw ohniingsbau seitens der Arbeitgeber Erfolg gehabt als früher
Icher die Bergarbeiterwohnungen im Ruhrrevirr
hat im Jahre 1902 der Verein für dir berghau-
ichen Interessen im Ohcrhcrgamtshczirk Dortmund' >
eine ausführliche, von Brrginsp. Kobcrt Hundt bearbeitete
Denkschrift herausgegeben, auf welche hier verwiesen wer-
den mag, In derselbe» sind neben vielen statistischen und
wirtschaftlichen Mitteilungen eine groll«- Zahl von Arbeiter-
Wohnhäusern und Arbeiterkolonien in Wort und Hild dat-
gestellt, besonders die A rbei tr rkolon ien «ler Bergbau-
Aktiengesellschaft l'njmi i» Mengede, der Akl.-Gcs. Differ-
dingeii-Dannenbauni in Bochum, der Aktiengesellschaften
Konsolidation und Kölligshorn, der Zechen Julia, Schlägel
und Eisen, Khcin-Elbc, Alma, Westhausen und Stein-Har-
denberg. s<iwie der Arbeiterwoh n u nge n lies Stein-
kohlen-Bergwerkes NrumOhl. dertiewerk sehaflen Friedrich
der Grobe tui.l Graf Schwerin, der Arenltcr-'-clicn Berg-
baugesellschaft in Essen und der Zeche Zollverein. Die
meisten Gesellsehaften und Zechen unterstützen ihre Ar-
beiter auls wirksamste für den Erwerb eines eigenen
Wohnhauses und haben in den letzten lahrcn damit mehr
\11clt die von den Zechen selbst
erbnuten Arbcitcrwohniiimcn sind äußerst /ahlreicb. Von
einer Belegschaft von 235907 Arbeitern i. J. 1900 hatten
124 245 eigenen llaiisluilt. davon wohnten 31,1 "In in Wohn-
häusern der Zechen. Ftwa 17" 0 der Bergleute besitzen
ein Eigenbaus; es sind also nur noch 61,9% auf fremde
Mietwohnungen angewiesen. Selbstredend handelt es sieh
bei den Figenhäiiseni und Zechenwohnungen fast aus-
sehlieblich um Ein- und Zweifamilienhäuser, meist gruppen-
weise an einander gebaut und bescheiden in der archi-
tektonischen Behandlung. Eine etwas mehr künstlerische
Auffassung der Aufgabe wäre zu wünschen, scheint aber
auch 111 jüngster Zeit Boden /u gewinnen. Das macht
sich 11. a geltend bei der Gelse ukirehener Bergwerks-
Gesellschaft, lieim Eschwciler Bergwerksverein, besonders
aber bei der Firma Kriedr Krupp.
V»n 47 330 auf den Krupp'schen Werken beschäf-
tigten Arbeitern und Angestellten wohnten i J 1900 8212
not 18466 Familienangehörigen, al-o i. g 26678 Personen
in Kruppschen Häusern." 1 Die Zahl der letzteren betrug
V' Hcl^iHt« i'^ruohim-i^r-i im Rutr i Ii ■ Hi;ii'"i"'l \«'< IVi;;t*|..
!<..'.< It II U 11 .Ii Iii iiii.ti-ilirti , ,.ir, Itirin Im ,1lt I . -. '. ■ II I u 1 .1-, • 1 1 ,n -
«-»■*» ■"' ' "u-''" ' .'.iilll-lu ."' k |l...ui,i|...| UV
in Essen und Umgebung 4*74, auf «Ien AuBcnwerken 1195.
zusammen 5|6q; m L..gierhaiisern wohnten etwa 1000 l 11-
K. n|.|i
I W. .Mf-Inl.. , ihm 1,11,1 -;«-n Ar < ..|'J-t.il.lf;.l.| -U V"l Ind.
| M4i- t-s-r.i, K ii[.|. - Il< H.i. :•,•!, u. L. ,. 1, l:»u
N'o A>
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verheiratete. Um eine Uebcrfullung der Wohnungen lunt-
anzuhallcn, werden hei den neueren Hauten zweiräumige
Wohnungen nicht mehr angelegt. Modern nur drei- und
mchrräumige. I»er Anfangswert der Beamten- und Ar-
Stadterweiterung von Metz
CSD • - n
533 ■ m
beiterwohuungeu belief »ich ohne Hodenwert am Ende
de» Geschäftsjahres iooo'iooi in K«cn und Umgebung auf
lU, bei den Außenwerken auf 4, zus. 19,5 Mfll. M.; 213
freie Dienstwohnungen sind darin nicht einbegriffen. Oer
Reinertrag ausallcnWohnhäuscrn wird
zu nur 2,75% des Anlagcwertcs ohne
Hauplatz und ohne Tilgung angegeben.
Die Flifnrr Wohnungen sinn verteilt
in 6 Kolonien von versehiedenerGrößc
In der Anlage des Ganzen und dem
Hau der Hauser unterscheiden sich
vun deii alleren Ansiedelungen die
neuen durch abwechslungsreiche An-
ordnung und künstlerische Gestaltung,
her Leiter des Krupp'schcn Hau-
bureatls, Hrt Schmonl, hat es ver-
standen, auf dem Gebiete des Kaucs
und der Einrichtung der Arbeiterwoh-
niingen mit großem Erfolge veredelnd
und vorbildlich /u wirken Die Ko-
lonien Alfredshof, seit 189.1, und Fried-
richshof, seit 1899 im Hau, sind wirk-
liche Musteranstalten geworilen Al-
fredshof ist eine offene Stadtanlage
mit ausschließlich anderthalbgcschossi-
gen Einfamilienhäusern, die einzeln ge-
stellt oder zu 2, 3 und 4 aneinander
gebaut oder schließlich ■>< längeren
Reihen angeordnet sind; die Vierhails.
gruppen sind uberkreuz geteilt, Un-
sere Abbilden. 49 11 y> und 51 u 52
geben zwei Heispiele einer Zweihaiis-
und einer Drrihausgrupiic. Von der
außerordentlichen Wohnlirhkcit dieser
Mauser gab ein auf der Düsseldorfer
Ausstellung errichtetes Musterhaus,
ein Doppelhaus für 2 Familien, mit 2
Zimmern unten und 2 I tachstuben
oben, mit Spulnischc. Speiseschrank
und Veranda ein Oberaus anheimeln-
des Hild Die Möbel, hervorgegangen
aus dem oben bereits erwähnten, von
der Firma Krupp in Verbindung mit
dem „Rhcini-clirn Verein" veranstal-
teten Wettbewerb, waren entworfen
von den Architekten 1 1 K Mieritzin
Berlin und II. Sic Im in Charloltcn-
burg und geliefert von den Firmen
l'aul Hrose und F. Schild in Herlin
Friedrichshof zeigt außer andert-
halbgesehossigcn l'aarcn und 1 •nippen
wegen de» wertvolleren Haugrundes
hauptsächlich das System de» mehr-
geschossigen Reihenhauses, aber mit
Zur Stadterweiterung von Metz.
HM n Metz 1-1 die öffentliche Meinung m Sachen der
RH Stadlcrwciterung erwacht, wie aus an die Deutsche
*■■■>■ Hauztg. gelangten Zuschriften und aus Mitteilungen
von Tagesbl altern hervorgeht. iN H. Der Aufsalz ist schon
vor längerer Zeit verfaßt, ) DieVauban'schc Stadlumwallung
fällt und damit fallen ihre Tore. Seit dem Jahre 1870 sind
viele Festungen gänzlich aufgegeben, andere durch weiter
vorgeschobene Werke geschützt worden. Jetzt lassen die
Außenforts nach und nach die innere Umschließung ent-
behrlich erscheinen. Diese Knifestigungen bieten dem
Städtebauer besonders schwierige Aufgaben, zumal dabei
auf die Denkmalpflege Rücksicht zu nehmen ist
Die sich dehnende Stadt, die den Festungsgürtel ge-
sprengt hat, sieht in den alten Toren und Türmen mehr
noch alsVerkehrshemmnisse, überflüssig gewordene Grcnz-
sicinc, die sie an ihre frühere Enge erinnern; im plötzlich
entfesselten Drange lang verhaltenen Kraftgefühles strebt
sie danach, diese Merkzeichen herauszureißen, um ihre
Stätten zu überwallen, um dichter zusammenzuwachsen
mit den vorliegenden Ansiedelungen, den Vororten, frühe-
ren Dörfern. In dem Hcstrcben, diesen den vermeintlichen
Makel des VorslAdtischen abzunehmen, äußert sich aber
auch eine von Grußstadlsucht aufgeblasene (icwalt, die
sich der Erhaltung alten „GerUmpcIs'1 widersetzt. In der
Tat sieht ein einfaches, von seiner früheren Umgebung
losgelöstes Tor oft wunderlich aus. Man sollte wenigstens
an einer Seite ein Stück der alten Ringmauer stehen
lassen oder die neue Hebauung dicht heranrücken. Nur
ein künstlerisch bedeutsames Tor wird man im allge-
meinen frei hinstellen können wie einen Triumphbogen.
Es liegt nun nicht in der Absicht des Unterzeichneten
zu untersuchen, in wie weit die Niederlegung der Tore
30. April 1904
in Metz gerechtfertigt war. Diese Frage ist durch die
Tatsachen bereits entschieden. Nur der Plan der Stadl-
er Weiterung, die Grundlage des neuen Lebens, das aus
und vor den Ruinen des Fcstungswalles erblühen soll,
wird hier zur Erörterung gestellt.
Große Aenderungen bereiten sich namentlich im Süden
der Stadt vor in der Richtung auf die Vororte Montignv
und Sahion hin. Der Hauptbahnhof, bisher Kopfstation,
wird an die Stelle des Hafens verschoben, so daß die
Eisenbahn die südöstliche Grenze der Stadterweiterung
bildet, zugleich die Scheidegrenze vom Vororte Sablon. I »er
Hafen und der ihn mit dem Moselkanal verbindende Stich-
kanal werden verschüttet. Die Zitadelle verschwindet und
der I'ionier-Uebungsplalz soll bebaut werden. Das Horn -
werk am Sl Theobaldplatz ist gefallen. Das Bahnhofstor
(I'rinz-Fricdrich-Karltor bei D des Planes) sollte nach dem
von der Stadlgemeindc herausgegebenen Hcbauungsplanc
wohl stehen bleiben, wird jetzt aber auch schon abge-
brochen, nur der Camoufle- Turm (bei t des Uebersichts-
planes), der noch eine Ecke der ursprünglichen Römer-
feste bezeichnet, bleibt als ein Denkzeichen für den Wan-
del aller Dinge erhalten. Das so entstehende Hebauungs-
gebiet erstreckt sich in ziemlich gleicher Hreite von durch-
schnittlich 700 m von der früheren Stadlumwallung bis zur
Grenze mit dem Vororte Montignv auf rd. 1 k"> lünge.
Der Bebauungsplan sieht nun in der l-ängsriclming
drei Hauptverfcehrs/ ügc vor, den eisten nahezu
parallel dem Moselkanalc (Sir. VII) in Verlängerung der
Zitadellen - Allee zur allen ChaUSKC - Straße herüber, [die
zum botanischen Garten in Montignv führt, die zweite von
der Römeralice am altrn Bahnhofe vorbei, also in der bis-
herigen Haitptvcrbindung (Str. VI) mit der Stadt auf die
Kaiser-Wilhelmstraßc nach Montignv zu und mit der dritten
iStr. XVIII), die vom l'lat/r des früheren Thcobaldtorcs
215
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Abbildg 64 u. 65.
Kinfamilienliau»
der Farbwerke
.Meiater,
Lacht! & Brüning
in Höchst > N
Rheinischer Kleinwohnungsbau.
ausgeht und ziemlich parallel zur Eisenbahn verlauft, eine
Gabel bildend. Die Straße VII soll auf beiden Seiten
Baumreihen erhalten, die Straße VI bis zur Gabelung mit
der Straße XVIII nur eine Baumreihc neben einem Ticit-
wege, sodann eine Mittelpromenade mit Reitweg, von
zwei Baumreihen begleitet. Eine vierte Ncbenverkehrs-
Straße iStr X) an der Eisenbahn entlang ist ebenfalls mit
einem Reitwege, von einer Baumreihc beschattet, bedacht.
Dazu kommen zwei I lauptquerztlge, der eine im Ver-
laufe der eingebauten Stadtumwallung und des ausgefäll-
ten Hafcnknnales iStr. XII) als stattfiehe Ringstraße mit
Mittelpromcnade und wiederum einem Reitwege, mit drei
Baimireihcn besetzt, die andere iStr. XVI) im Abstände
einer Bauhlockliefe parallel zur Grenze gegen Montignv
auf den Vorort Sablon verlaufend, der im übrigen noch
mehrere Ouervcrbindungen durch das Eisenbahngelände
mit dem neuen Stadtteile, der Neustadt erhalten soll,
Hie zwisehcnliegenden Flächen schließen schmalere
Neben si raßen , Wohnsiraßen, auf, an deren Süd-
oder Ostseite zumteil Vorgärten angeordnet sind. Wohl
ausgebildete Straßenmündungen und Kreuzungen, sowie
Versetzungen zur Vermeidung allzulanger Wohnstratien
lassen erkennen, daß der l'lanverfasser den neueren An-
forderungen entsprechend individualisierend gearbeitet hat.
wenn auch einige Knicke in den Straßenmündungen durch
weichere Ucbcrgängc ersetzt werden konnten. Um so
auffalliger erseheinen die vielen DiagonalstraUcn, die
zur Folge haben, daß erstens mehr dreieckige und
tra|>czföniiige Baublöcke entstehen, als rechteckige, für
die Anbauung zweckmäßigere, und zweitens mehr .stratk-u
auf einen Schnittpunkt zusammen führen, als für die l "eber-
sichilichkcii und schöne Ausgestaltung von l'iät/en günstig
ist. Bei dem offenbaren Bemühen, diese Schwäche zu
überwinden, würden doch die platzarticen Straßenkreuzun-
gen 7. B. bei B und besonders bei F lies städtischen Be-
bauungsplanes die reinen Vexierpl.itze sein, wenn nicht
die verschiedenen Breiten der einmündenden Straßen dem
ai6
Suchenden ein wenig zu Hilfe kämen immerhin haftet
solchen Bildungen all' das l'nbehagen sogenannter Ver-
kehrsplätze an Besser ist schon die Lösung bei O. Ein
wirklicher Verkehrsplatz ist der Platz A vor dem
neuen Bahnhofe leider der am wenigsten geglückte.
Warum die regelmäßige Trapezform angesichts der grup-
pierten Anlage des Empfangsgebäudes von Jürgen Kröger .'
Warum die jede monumentale Wirkung zerstörende Ver-
zettelung der I'latzflächc durch kleinliche Grünanlagen '
Ein Wettbewerb — und vielleicht ist es dazu noch nicht
zu spät, darum soll er hiermit dringend empfohlen sein —
hätte sicherlich zu einer zweckmäßigeren und schöneren
Lösung geführt. Dagegen /eigen die Denkmals-, Gartcn-
und Spielplätze bei (', l>, /•-'. II, ./ und K glücklichere
Formen; namentlich die Doppelplatzanlage bei (' und K
verspricht eine großartige \\ irkung, die noch durch Fort-
lassung der -Stralie zwischen Block 15 und 16 zn erhohen
wäre, ho daß die dort geplante Kirche an einer Seite dicht
au die Bebauung heranrückte. Auf dieselbe Weise könnte
auch der Platz J noch verbessert werden.
Der Bebauungsplan findet seine Ergänzung in einer
neuen Bauordnung, die in der Neustadt drei Bau/onen,
hier hesser Bauklassen genannt, vorsieht und damit auf
der verhältnismäßig kleinen Stadterweiterungsfläche also
wohl eine ausreichende Möglichkeit gewährt, den ver-
schiedenartigen Baubcdürfnissen zu genügen, Abwechselung
ins Stadtbild zu bringen, zumal die StraÜenbreitcn inner-
halb jeder Bauklasse wechseln und industrielle Anlagen,
wie es scheint, nur in beschränktem l'mfangc zugelassen
werden, wenn nicht gar ganz ausgeschlossen bleiben sollen.
Mit der Breite der Wohn»traßen wird bis auf 10 •«
heruntergegangen und mit Bauklasse I an den Verkehrs-
straßen entlang auch durch die Baukl.tssc II hindurchge-
gangen. Die I. Klasse <s Abbildung! ist für geschlossene
Bauweise bestimmt und zwar simi Wohn- und Geschäfts-
häuser mit T „, l'eberbauung (•/., an den Ecken) der Grund-
stücksflächc und wie in der Altstadt tKurtarttnaji S »i8>
No. 35.
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Abbild«. 49 u. 50.
Doppeltes
Einfamilienhaus in
der Krupp'achen
Kolonie Allredsltof
bei Essen.
I
r
9 ÄA»
Abbild«. 54 u. ss-
Reihe von
DreifsmilienhÄosern
in der Kruppsrhen
Kol. Fiicdriclishof.
- ~
sO ITrl O;
Abbild«, si u.ja.
Drrifarhc*
Einfamilienhaus
in Alfredahof, h"
i
■ *Vtn t ; -
1
L. J
ri j r
Abbild«, jj. Teil-Ls«eplan der Kruppschen Kolonie
Kiiedriilishol bei Elten.
i
Abbild«. 61 —fei. Dreifache« Einfamilienhaus
in der Kolonie Allenliof bei Essen.
I
Abbild«. S7— 6o. Einfamilienhaus in der Krupp ti heu Kolonie
Allcnhof bei Essen.
( AMuldiuitn, na- Ii Wolilianttseinrichfunern dri I ..id«|j|illil.iik vua
Kriedr. Kiupp in Essrti a. Kl
Rheinischer Kleinwohnungsbau.
30. April 1901.
Lücken in gewissen Abständen zur besseren Lüftung
und Be-onuung der llofgärtcn, vcrgl. die Abbildgn. 53
bis 55. Die zwcicinhalhgcschossigcn I lauser enthalten je
vier, die drcicinhalbgeschossigen je sechs Wohnungen
von drei oder vier Räumen. Es versteht sich fa»t von
selbst, dafl die Firma Krupp ihre Arbeiterfürsorge nicht
auf den Wohnungsbau beschrankt, sondern eine Fülle
sonstiger Wohlfahrtcinrichtungcn pflegt, auf welche ein-
zugehen hier nicht der Ort ist; es mag aber hervorgehoben
werden, daß zu den Wohnungen der Kolonie -Schederhof
auch sogen. Schrebergärten gehören und an Spielplätzen
überall kein Mangel ist, daU die Firma an ihre Arheitcr
auch Hauscrwerb-l>arlehcn bewilligt, welche die Summe
von etwa 700000 M. erreicht haben, daU m«? ferner zahl-
reiche Beamtenwohnungen in den Straßen der Stadt er-
baut hat und an Beamte, die für -ich selbst nach eigenem
(leschmack bauen Wullen. Bauplätze f vi r den Treis von
je 1000 M. abgibt. (Geradezu einzigartig in Anlage und
Mausbau ist aber die Invaliden-Kolonie Allcnhof. bestehend
aus 186 Kinfarnihcnhüuscrn, teils einzeln, teils in (iruppen
(vergl. Abbildg 5,6 631, zwei I'fründhftusern fürWitwcr und
Witwcn.ciner katholischen und einer evangelischen Kapelle,
Konsumanslall, Fcuerwehreebaude und Krholungshaus.
I>ie Firma Kni|>|> bildet den L'ebergang vom Bergbau
zu den sonstigen rlicini~cli-wcstfälNchcn Industriezweigen.
317
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— 1 — j
, - J rtl
Abbild); 69 73.
Vici Idciiihenhanscr der
l'arbenfabrikrn
Fr. Bayer ft Ko. in
Leverkusen
M Köln j Kit
Abbild;;. 68. La^epUti der Kuluuic
der Farbenfabriken von
Fr. Bayer tt Ko.
in Leverkusen bei Köln.
Rhelniicher Kleinwohnungsbau.
Von letzteren waren alphabetisch nach den Orlen Re-
ordnet, noch folgende Großfirmen auf der Düsseldorfer
Ausstellung durch Vorführung ihrer Arbeiterwohnungen
vertreten: J. W. Zanders in Bcreisch-Gladbach bei Köln;
Karl Bücklers in l>üren; Schöller BOcklers & Ko. in lUiren ;
Niederrheinische Flachsspinnerei in Dülken ; Duisburger
Kupferhütte; Jung und Simons in Klberfcld-I laan ; Farben-
fabriken vonn. F. Bayer in Elberfeld und Leverkusen;
Chemische Fabrik Electron in Griesheim; Meister, Lucius
und Brüning in Höchst; Gebr. Arnold in Kempen; Feiten
und Guilleatime in Köln und Mülheim : .loh. Wülfing Sohn
in Lennep; Gebr. Laurenz in Ochtrup; KÖchling'»chc Eisen-
werke in Völklingen; hinzugefügt sei noch die Nieder-
lassung der Maschinenbau-Gesellschaft Nürnberg in Gustav—
bürg. Die Arbeiterhiltiser dieser Firmen sind vorwiegend
Kleinbauten von ländlicher und vorstadtischer Bauart, aber
es fehlen auch nicht die städtischen Stockwerkhäuser mit
einer Mehrzahl von Wohnungen. Verbunden sind sie zu-
meist mit anderen Wohlfahrteinrichtungen und beweisen,
daß die rheinisch - westfälische Industrie über das nackte
Interesse des Arbeitgebers hinaus der Arbciterfürsorgc
als einer sozialen Pflicht sich bewußt isL Doppelt er-
an Straßen unter 7 m Breite bis zu 1 1 ■ 1 löhe,
„ von 7-0 12 „
» • » 9-" ■ 3 ■ ■
.. ■■ 13 >• ■ » WH»
, . .. >3-'5 <5 »
an breiteren StraUen bis zu einer Höhe gleich der Straßcn-
breite, höchstens aber 18 ■ Höhe und 5 Geschosse zuge-
lassen. Es ist nicht recht verständlich, warum Bestimmun-
gen, die gewiß für die Altstadt mit Rücksicht auf die her-
ccbrachtrn Verhältnisse ihre Berechtigung haben, auch auf
die Neustadl angewendet werden. Hier hatte man der
immer mehr zur Anerkennung gelangenden Forderung
gemäß keine größere Gehäudcnöne zulassen sollen, als
solche der Straßenbreite entspricht.
Die II. Klasse ist vorzugsweise für Wohnhäuser je nach
Wahl des Bauherrn in geschlossener oder offener Bau-
weise bestimmt. Besondere Erleichterungen für den Fall,
daß ein Bauwich belassen wird, sind jedoch nicht in Aus-
sicht gestellt, sodaß die Bebauung in geschlossener Reihe
wohl die vorherrschende werden dürfte. Die zulässige
L'eberbauung beträgt %» (an den Ecken ';,„> der Grund-
slückfläche, wobei nur ein Hauptgebäude errichtet wer-
den darf und zwar bis auf 25™ Tiefe, im übrigen nur
Nebengebäude, somit ist eine hintere Fluchtlinie festge-
setzt, die allerdings die Entstehung großer Mietkasernen
kaum wird hindern können. Die größte Bauhohe beträgt
15"»; mehr als ^ Geschosse sind DtUulXssfat
Die Bauklasse III, vorzugsweise für Wohnhäuser in
offener Bauweise, ist auf die guten Ijtgen an der neuen
Ringstraße vor der Altstadt und an den Grünanlagen längs
des Ufers des Moselkanals beschränkt. I »er Bauwich beträgt
5 wenn Räume zum dauernden Aufenthalt von Menschen
218
nach ihm hcrausliegen, sonst 3«; jedoch können mehrere
Wohnhäuser auch zu Gruppen von höchstens 50™ Front-
länge zusammengebaut werden. V10 der Grundstückfläche
dürfen mit freistehenden Häusern überbaut werden, •'"„,
mit eingebauten Häusern, aber wie in Bauklasse II der
Tiefe nach immer nur mit einem Hauptgebäude bei einer
größten Höhe von 13™ und mit höchstens 3 Geschossen.
In den beiden Klassen II und III kann außerdem der
Keller zur Hälfte für Wohn- und Gcschäftszwecke ausge-
baut werden, wenn diese Räume zu einer oberen Wohnung
gehören. L'eberall werden bei Berechnung der erforder-
lichen F'reiflächen die Vorgärten berücksichtigt, bei Er-
mittelung der zulässigen Bauhöhen die Giebel mit einem
Drittel der Höhe in Rechnung gestellt.
Die Zahl der Vorschriften ist möglichst eingeschränkt;
vielleicht hätte man sich darin aber noch weiter zurück-
halten können. Je sorgfältiger der Bebauungsplan durch-
gearbeitet ist, umsoweniger Vorbcugungsmaßre^eln gegen
Slißbräuehc wird es bedürfen. Von einem \\ idersiande
gegen die Einteilung in Bauklassen und die Art der Bau-
klasscn selbst hat aus Metz jedocb nichts vertäutet, im
Gegensätze zur Hauptstadt einer anderen Grenzprovinz,
zu Bosen, wo sich der laute Ruf nach einer Bebauung
mit Mietkasrrnen nach Berliner Muster, «1s der einzig
wirklich großstädtischen erhoben hat, die man Sr. Majestät
dem Kaiser schuldig sei. Aus diesem Vergleiche sieht man
wieder die Verschiedenheit in der Wohnwcise zwischen
dem Westen und dem Osten, in den Gewohnheiten zwi-
schen einem seßhaften, auf den eigenen Besitz stolzen
Bürgertums und einem auf die Ausnutzung einer mehr
beweglichen Bevölkerung ausgehenden Unternehmertum.
Theodor Gocckc.
No. 35
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frc-ulirti ist die Beobachtung dieses Fortschrittes, wenn er
gepaart ist mil dem künstlerischen Bestreben einer gc-
f all igen und charaktervollen Ausgestaltung der Bauten
Ohne anderen zu nahe zu treten, darf man wohl in diesem
Sinne die Bauten in Höchst und Gustavsburg, in Lever-
kusen und Bern. -Gladbach rühmend hervorheben.
Von den Wohnhäusern der Farbwerke vorm. Meister,
l.uciu« und Brüninn in Kochst gel>cn wir in den Abbilden.
64 67 zwei Beispiele eines Einzelhauses und eines Reihen-
baues von Einfaiiiilicnlwniserii, von denen je zwei durch
Brandmauern abgeteilt sind. l»ic üavcr'schcn Farben-
fabriken haben in Leverkusen bei Köln eine Kolonie von
etwa 320 Arbeiterfamilien geschaffen, die auf mehr als
das ftoppelte erweitert werden kann (vergl. Abbildg. 68);
zwei Hau.sarten sind in den Abbilden. 60—73 dargestellt,
beides Vicrfamilicnwohnungcn mit lotrechter Ucbrrkrcuz-
teilung; es ist zu erwarten, daß dieses Grundriß-schcma
demnächst mit anderen Bauarten abwechseln wird. —
folgt.)
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg. Vers,
am 1«. Jan. 1004. Vors. Hr. Bubendey, anwes. 91 Pers.
Hr. Ing. Klippe sprach „Heber Dampf tu rbinen *.
F.r leitete seine Ausführungen durch einen geschichtlichen
Ucberblick über die Entwicklung dieser Maschinen ein.
Bereits Hero hat um 12s v. Chr. eine regelrechte Dampf-
turbine mit Kcaklionswirkung beschrieben. Im Jahre 1629
wird das Bianca'sche Dampfschaufelrad, eine einfache
Aklionslurbine, erwähnt. 1889 konstruierte Dr. de Lava!
in Stokholm eine ahnliche, aber weil vollkommenere Dampf-
turbine, die sich durch ihre große Umdrehungszahl (10000
bis 30000 Umdrehungen in 1 Min.) kennzeichnet und deren
Umfangsgeschwindigkeit bis zu 366« betragt. Ihr Wirkungs-
grad bleibt aber hinter den Kolbendantpfmaschinen zurück.
Redner ging dann auf I'arsons Dampfturbine ein, die auf
dem Fcstlande von Brown, Bovert ae Co. hergestellt wird
und zwar neuerdings in sehr großem Umfange mit weit-
gehenden Garantien hinsichtlich der Haltbarkeit und des
Dampfverbrauches. Es sei bereits ein Dampfverbrauch
von nur 4,1 k* für 1 BS stündlich erreicht worden. I'arsons
Dampfturbine besteht aus einer Reihe hinter einander
geschalteter Turbinenräder mit sehr vielen kleinen Schau-
feln und dazwischen eingeschalteten l-eitschaufclrädern.
Es sind jedesmal mehrere Schaufelrader zu einem Satz
gleichen |)urchmessers vereinigt. Die aufeinander folgen-
den Satze besitzen zunehmenden Durchmesser. Die \ or-
züge dieser Dampfturbine bestehen in Einfachheit, ge-
ringer Abnutzung, Ersparnis an Raum und Fundamenten,
einfacher Bedienung und geringem Dampf- und < Ölver-
brauch. Da-s Anwendungsgebiet der Dampfturbinen ist
gegenwartig hauptsächlich der Antrieb von Dynamos und
Schiffschrauben. Für Lokomotiven kommt die Dampf-
turbine vorlaufig nicht inbetracht, da sie ohne Einrichtun-
gen für Dampfnicdcrschlag zu ungünstig arbeitet. Redner
erwartet, daß die z. Zt im Bau befindlichen Schiff-Dampf-
turbinen überraschend gute Ergebnisse geben werden.
Vun den übrigen Dampfturbinen -Svstcmcn insbesondere
der Curtis- und Ricdlcr-Slumpf-Turhinc sagt Redner, daß
sie Mittelkonstruktionen zwischen der de Laval und Parsons-
Turbinc seien, indem sie mit jener die partielle Beauf-
schlagung, mit dieser aber die Hintereinanderschaltung
mehrerer Schaufeln gemein haben
Nachdem der Hr. Vorsitzende dem Redner für seinen
Vortrag gedankt hat, erkundigt sich Hr. Schimpf f nach
der Curtis- Dampfturbine, die in Amerika vorwiegend im
Gebrauch sei und fragt ferner, ob stehende oder liegende
Dampfturbinen vorzuziehen seien. Redner antwortet, die
Curtis-Turbine sei eine jüngere Bauart; sichere Angaben
über ihren Dampfverbrauch standen ihm nicht zur Ver-
fügung Als stehende Maschine nehme sie noch weniger
Raum ein, als die I'arsons Turbine, sei aber mit dem Nach-
teil eines Spurlagers behaftet. Auf Anfrage des Hrn.
Classcn teilt Redner mit, daß die Schaufeln bei der
I'arsons-Turbinc mittel* keilartiger Zwischenstücke einge-
setzt werden, einer durchaus bewährten Befestigungsart;
bei anderen Turbinen werden die Schaufeln meist aus
dem Vollen gefräst. Hr. Stein erkundigt sich nach den
grundsätzlichen I ntel schieden der verschiedenen Turbinen
und ihren theoretischen Grundlagen, insbesondere den ge-
wählten Umfangsgeschwindigkeiten Redner teilt mit, daß
Curtis im allgemeinen einen größeren Raddurchmesser
verwende und daher bei gleicher Umfangsgeschwindigkeit
auf geringere Umdrehungszahl komme. Auf die Frage
des Hrn. Wagenführ nach den Kosten der Dampftur-
binen erwidert Redner, bis zu einer Leistung von 2 bis
300 BS seien die Turbinen z. Zt. noch teurer als Kolben-
maschinen, von 300 1000 BS sei der Breis ungefähr der
gleiche, über 1000 BS seien die Turbinen billiger, wozu
noch ilie Nebenvorteile kämen. St.
Vermischtes.
Leitungen der Architekten und Architekten-Honorar in
Nordamerika. Das „American institute of arrhilccts"
veröffentlicht kurze Bestimmungen, welche die berufliche
Tätigkeit des Architekten und die üblichen Mindestsätze
für das Architekten-Honorar regeln, in der durch die Vcr-
30. April 1904
sammlung in Cleveland vom Oktober v. J. durchgesehenen
Form. Die Bestimmungen zeichnen sich durch außer-
ordentliche Knappheit aus. lassen dabei allerdings auch
verschiedene Fragen offen, die in unserer deutschen Ge-
bührenordnung geregelt sind. Anderseits sind auch zweck-
mäßige Bestimmungen aufgenommen, die uns fehlen. Wir
geben nachstehend das \\ esentliche des Inhaltes wieder
und überla-ssen unseren Lesern, selbst einen Vergleich
mit der vom „Verband deutsch. Arch.- u. Ing- Vereine"
aufgestellten Gebührenordnung anzustellen:
Die Leistung der Architekten besteht in den Vorar-
beiten, den Bauzeichnungen, den Bedingungen und An-
schlägen, den Einzelzcichnungen und der allgemeinen
Leitung und Beaufsichtigung der Ausführung. Das Mindert
Honorar für diese Gesamt- Leistung beträgt 5% der Bau-
kosten. - Es ist jedoch üblich und angemessen, hierzu
einen Zuschlag zu machen für Neubauten unter 10000 Doli
(rd. 40000 M.) Gesamt-Kosten, für Denkmäler, Innenaus-
staltung, dekorative Arbeilen. F*ftr Veränderungen und
Erweiterungen vorhandener Bauten beträgt das Honorar
10" „ der Baukosten
Gutachten sind nach Maßgabe der Wichtigkeit der
betr. Fragen zu vergüten.
Nachträglich nötig werdende Veränderungen an Zeich-
nungen. Anschlägen, Verträgen, Raterteilung bei Grund-
stücks-Erwerbungen sowie bei Rechtsstrcitigkcitcn ver-
schiedener Art sind besonders zu vergüten entsprechend
der aulgewendeten Zeit und Mühe.
Besonders durch den Bauherrn zu vergüten sind ferner
die Leistungen von hinzuzuziehenden Sonderfachleuten
für Heizung, Lüftung, maschinelle und elektrische Ein-
richtungen sowie gesundheitliche Anlagen, ferner für
chemische und mechanische Prüfung von Baumaterialien,
schließlich für notwendig werdende Reisen.
Die Zeichnungen und Anschläge sind Eigentum des
Architekten.
I>er Architekt hat Anspruch auf Abschlagszahlungen
mit dem Fortschritt seiner Arbeit und zwar auf: ';4 des
Gesamt ■ Hotiorares nach Fertigstellung der Vorentwürle.
weitere nach Fertigstellung der Bauzeichnungen, Be-
dingungen und Anschläge, die letzten V, in Teilen ent-
sprechend dem Fortschritt der Entwurfs- und BauarbeiL
>mi lange die Kosten noch nicht genau feststehen, ist nach
den veranschlagten Kosien zu rechnen. Das Gesamt-
Honorar bestimmt sich jedoch nach den tatsächlichen Bau-
kosten einschl. aller für die Benutzung des Baues er-
forderlichen mit ihm fest verbundener Ausstattung. Für
den Ankauf des Mobiliars oder anderer Einrichtungsgegen-
stande, der unter seiner Aufsicht erfolgt, kann der Archi-
tekt eine besondere Vergütung beanspruchen In die Bau-
kosten mit ihrem Wert einzurechnen sind auch Materialien,
die sich auf der Baustelle vorfinden oder ohne Ausgaben
vom Kigentümer beschallt werden.
Falls ein Bau aufgegeben oder unterbrochen wird so
hat der Architekt Anspruch auf folgende Vergütung: Für
Vorarbeiten und Vorentwürfe allein eine der Art und Be-
deutung der Arbeil entsprechende, für Vorarbeiten, Bau-
zeichnungen, Bedingungen und Anschlag */;, der Vergütung
für die Gesamtleistung. (Hierüber fehlt in der deutschen
Gebührenordnung leider jede Festsetzung und doch wird
«lieser Fall wohl öfter vorkommen und leicht Veranlagung
zu Streitigkeiten geben).
Die Oberleitung durch einen Architekten (zu unter-
scheiden von der dauernden persönlichen Beaufsichtigung
der .Ausführung, für welche ein besonderer 'Techniker
anzustellen ist| umfaßt die Aufsicht durch den Architekten
oder seinen Vertreter über die Arbeit in den Ateliers
und Werkstätten in dem Maße, welches ihm nötig er-
scheint, um festzustellen, »laß die Ausführung genau nach
seinen Planen, Vorschriften und Anordnungen erfolgt F.r
hat in dringlichen Fragen der Konstruktion Bestimmungen
zu treffen, notwendige Veränderungen anzuordnen, die
Entwürfe und Vorschriften zu erläutern und hat da» Recht
die Arbeit anzuhalten und uu\ oi -cht iflsinaliige Arbeit be-
seitigen zu lassen.
Wo eine dauernde Bauaufsicht (Bauführer) erforder-
lich wird, hat die hieraus erwachsenden Kosten der Bau-
herr zu trugen.
219
Digitized by Göogle
Da* Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft
und Teohnlk beabsichtigt, neben seinen Sammlungen histo-
rischer Maschinen usw. auch eine große wissenschaftlich-
technische Bibliothek einzurichten. Im Anschluß an diese
Bibliothek soll ein Hauptgewicht auf den Ausbau einer
systematischen l1! an Sammlung für alle im Museum ver-
tretenen Gebiete gelegt werden. Zu diesem Zwecke wer-
den lehrreiche Plane und Zeichnungen aus froherer und
neuerer Zeil gesammelt, in einer für einen bequemen und
häufigen Gebrauch sicheren Weise in Leinwand gebunden,
und in der bisher nur für Bücher üblichen Weise nach
Gruppen katalogisiert und aufbewahrt Die Hinrichtung
soll es ermöglichen, daß die Besucher der Plansammlung,
die sich für irgend ein Gebiet, seien es Bauten, Maschinen-
anlagcn oder sonstige Einrichtungen, interessieren, die
betr. Plane und Zeichnungen im Museum genau studieren
können. Wenn auch die Auswahl der Plane so erfolgt,
dafl hierdurch kein Fabrikgeheimnis preisgegeben zu wer-
den braucht, so wird diese Plansammlung doch nicht nur
den Besuchern des Museums eine überaus wertvolle Be-
lehrung bieten, sondern auch die Interessen der Unter-
nehmer, Fabriken und Konstrukteure fördern, indem auch
Schöpfungen derselben, die sich nicht im Original oder
Modell aufstellen lassen, durch die Plansammlung und
deren Kataloge den weitesten Kreisen der Bevölkerung
bekannt werden. —
Hartglasbausteine. Die Sächsischen Glaswerke
A.-G. vorm. Grfitzner & Winter in Deuben bei Dresden
bringen Hartglasbausteine „Faust" in den Handel welche
kastenartig gegossen und das Format unserer gewöhnlichen
Mauerziegel haben; sie sind iatm breit, 24 cm lang und
7 hoch. Jeder Stein hat an der einen Seite eine Nut,
an der anderen eine Feder und läßt sich in dieser Form
mit anderen Mauersteinen im Verband vermauern. Damit
die Steine auch unter sich der Höhe nach einen Verband
bilden können, sind sie durch Rand und Ausbauchungen
aufeinander gepaßt. Sie können auch durch geeignete
Mittel mit einander verkittet werden. Die Steine werden
in ganzen und halben Formaten, sowie für dünne Wände
von 6fl» Dicke hergestellt. Das Glas kann auch gelb,
blau oder grün gewählt werden. —
Eine Ausstellung des archltekionlschon Nachlasses des
Geh. Brts. August Orth, dessen Originalentwürfe meist in
den Besitz des Architektur- Museums der Technischen
Hochschule zu Berlin gelangt sind wird von dieser jetzt
in der Aula der Anstalt in Charlotlcnburg veranstaltet.
Die Sammlung zeichnet sich durch zahlreiche Entwürfe für
Kirchenbauten aus und enthalt außerdem Entwürfe für
öffentliche Gebäude, Schlösser, Straßen- u. Brückenbauten.
Gleichzeitig werden auch eine Anzahl auserlesener
Blatter aus dem Nachlaß des Prof. Neckelmann, welche
in den Besitz des Architektur-Museums gelangt sind, aus-
gestellt Die Ausstellung wird vom 1. bis ij. Mai an
Wochentagen von 10 bis 2 L'hr und an den beiden Sonn-
tagen (1. u. 8. Mai) 11 bis 1 I hr geöffnet und uncntgelt-
lieh zugänglich sein. Am Himmelfahrtstage bleibt sie
geschlossen. -
Preisbewerbungen.
Im Wettbewerb für das Bootshaus des Magdeburger
Ruderklubs ist der I. Pr. dem Entwurf mit dem Kennwort
„Architekten -Honorar", Verf. Meißner und Liborius,
Aren, in Magdeburg, der II. Pr. dem Entwurf „Hip Hip
Hurrah", 'Verf. Th. Hitzeroth, Arch. u. Zimmcrmstr.,
der III. Pr. dem Entwurf .Sport", Verf. C. Ganzlin,
Zimmermstr. und W. Körber, Arch., samtlich in Magde-
burg, erteilt worden. Außerdem sind zum Ankauf die
drei Entwürfe empfohlen mit den Kennworten: „Grünau ",
„Neptun" und „Möwe". Der an erster Stelle ausgezeich-
nete Entwurf ist zur Ausführung bestimmt —
Zum Wettbewerb Monumentalbrunnen Mülhausen I. E.
ersehen wir aus der jetzt eingegangenen offiziellen Be-
kanntmachung, daß die den Tageszeitungen entnommene
Mitteilung über den Ausfall die Namen z. T. nicht richtig
genannt haben. Es erhielten Preise folgende Bildhauer:
Enderlin in Paris, I. Pr., Menges in München, II. Pr.,
Türpe in Berlin, III. Pr., Schultz in Straßburg i. E., IV. Pr.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. O. K. In Berlin. Wir glauben nicht, dafl nach
dem bisherigen Absätze des Werkes eine Fortsetzung denselben
zu ei warten ist Unter Umstanden bitten wir die Verlagsbuch-
handlung darober iu befragen. Eine Fortsetzung anzuregen lind
wir nicht in der Lage. —
Anfragen an den Leserkreis.
1. Es wird um Auskunft gebeten, wie sich StraBcnbefestigungcii
mit Eiscnklinkem bewahrt haben? Ob bezw. welche Vorzüge diese
Hefestigang gegenüber der gewöhnlichen Chaussienjng hat und
welche ungefähren Kotten dieselbe verursacht Bemerkt sei noch,
dafl es «ich hier uro eine Strecke handelt, die eine an Feldsteinen
Bllig arme Gegend durchschneidet. — Ing. T. in Fdehne.
a. Wodurch lüUt sich das lAtlige Klappern äußerer Schiefei Ver-
kleidungen von Winden bei Wind verhi ndern ? —
Herigt. Sicht. Bauarul Roda S-A.
F r a geb e an t w o r t o n ge n aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage von W. B. in Ch. in No. aB mochte ich nicht
unterlassen darauf aufmerksam zu machen, daU bei Niederdruck-
Dampfheizungen häufig Hie E n tl 0 f tungsrohr e in den Kessel-
schoroatein geführt werden. Laasen einzelne Heizkörper, infolge
mangelhafter Ventil- Justierung oder bei höherem, als normalen I>rurk,
Dampf nach der Kondensleilung durchschlagen, so gelangt dieser
unt. umst. bis zum Schornstein und es ist nicht ausgeschlossen, daU
die Feuchtigkeit in Verbindung mit der durch Steinkohlen ■ Prell-
steine hervorgerufenen mäßigen Tcerbildung den geschilderten
üebelstand hervorruft Der Besitzer oder Erbauer der (tagt Hei-
zung kann sich ja leicht Oberzeugen, ob meine Annahme zutreffend
iat. — H. Kori.
Inhaltt Die neue Eisenbahn. Verbindung ober den Khrtn Iwi Main»,
khenüftt'hef KlctnwobnuitgMbau (ForVwUMtngV — Zur Sudtrrweiterunr. von
Mru. — Mitteilunren ans Vereinen. — Vrrmiütlne*. — Frrw.be«
- Brief, und K..gekikten. - IletannlBUchunr de* Verende»
Arch.- u Inr.-Veretoc.
Frrn.bewerbunecn,
llrtlMcher
Hierzu eine Bildbeilage: Die neue F.isenbahnbrücke über
den Khein bei Mainz.
Verlag der Deutschen Bsnwltnng, G. m. b. II., Berlin. Kar dl« Redaktion
verantwortlich i. V K Elseleo. Berlin. Druik voo Wüh. Greve, Bertin
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
An die Einzel vereine und Vcrbandsmitglicdcr!
Die „American Society of Civil Engincers" ladet die Ingenieure aller Länder zu einem
internationalen Ingenieur- Kongreß ein, der im Zusammenhangt mit den (Ihrigen Kongreß- Veranstaltungen
der Weltausstellung in St. Louis daselbst in der Zeit vom 3 8. Okt. d. J stattfinden soll.
Die Verhandlungen des Ingenieur-Kongresses werden eine größere Zahl von Fragen umfassen, die
an anderer Stelle der »Deutschen Bauzeitung", vergl. S. 195, bereits im Ein/einen aufgeführt sind und für
welche amerikanische und ausländische Referenten gewonnen weiden sollen, die über den jetzigen Stand
des betreffenden Gebietes in ihrem Heimatlande und über die Entwicklung innerhalb der letzten 10 Jahre
einen Leberblick zu geben haben.
Das Komitee dieses Ingenieur-Kongresses hat an unseren Verband eine besondere Einladung gel ichtet
und hofft, daß eine möglichst große Zahl von dessen Mitgliedern auch die Mitgliedschaft des Kongresses
erwerben und daß einige derselben durch schriftliche selbständige Arbeiten bezw durch schriftliche Acuße-
rungen zu den von den Referenten aufgestellten Arbeiten beitragen möchten.
Da es nicht möglich ist, jedem Verbandsmitglicd die vor dem Kongresse in Druck zu legenden
Referate zugehen zu lassen, ist der Verbandsvorstand gebeten worden, solche Mitglieder des Verbandes zu
bezeichnen, die selbständige Arbeiten zu ein/einen Gebieten liefern oder sich an der Diskussion der einen
oder anderen Frage beteiligen wollen, damit diesen die Drtickuntcrlagen rechtzeitig zugesandt werden können.
Wir richten daher an die Ein/elvereine und an unsere Mitglieder die Bitte, nach dieser Richtung hin Meldun-
gen baldigst an die Geschäftsstelle des Verbandes, Berlin N.W. 52, Flcmmingstr. 16 richten zu wollen.
Die Mitgliedschaft des Ingenieur -Kongresses wird erworben durch Zahlung von s I'"11 M> a"
den Sekretair Mr. Charles Warren Hunt, xjo West 27 th. St., New-York City.
Frankfurt a. M. Berlin, den April 190.1
Der Vorstand des Verbandes: Nehcr, Vorsitzender. Eiselen. Geschäftsführer.
N" ;tv
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5 DEUTSCHE BAUZEITUNG
|5 XXXVIII. JAHRG. N°- 36. BERLIN, DEN 4. MAI
gif
Ansicht von der Straüe her.
Die neue Friedhof-Anlage in Göppingen.
Anblickten: F.mcnlohr * Weigle, Obel baut Ute in Stuttgart. (Hierzu die Abbildungen S. HQ.)
Stadtgemeinde Göppingen beschloß im Jahre 1900
die Errichtung einer neuen Friedhof - Anlage und
beauftragte die bei dem Wettbewerb um den Stutt-
garter Sodfricdhof mit einem Preise ausgezeichneten Archi-
tekten Eisenlohr &• Wcigle in Stuttgart mit der Be-
arbeitung von Plänen und nach deren Genehmigung mit
der Ausführung der ganzen Anlage. Die Buuführuru;, die
Herstellung der Kanalisation und der äußeren Anlagen
wurden Hrn. Stadtbmstr. Hermann in Göppingen über-
tragen. Mit der Einebnung der Friedhof • Anlage wurde
am 15. März 1901, mit den Hochbauten am 1. Juli 1001
begonnen. Die Fertigstellung erfolgte am 1. Sept. 1902.
Das Friedhofgelände liegt außerhalb der Stadt, auf
einem gegen Süden leicht abfallenden Plateau, dessen
höchsten Punkt die Gebäudegruppe einnimmt. Diese be-
steht aus einem Dienstwohngebäude, einem Leichenhaus
mit .Seziersaal, einer Leichenhalle mit den nötigen Neben-
räumen und einem Zufahrtshof; einer bedeckten Wandel-
halle für das Leichengefolge und einer Kapelle mit zwei
Sakristeien für die verschiedenen Konfessionen.
Die Kapelle, der Schwerpunkt der ganzen Anlage,
wurde auf beherrschender I lohe etwa 35 m entfernt vom
Kingangs|>ortal errichtet. Neben letzterem ist das Diensl-
wohngebäude angeordnet. Diese beiden Gebäude verbin-
det die gedeckte Wandelhalle, auf deren Rückseite — dem
Blicke des durch das Portal Eintretenden entzogen
sich das l.eiohenhaus mit Hof und Nebenräumen befindet.
Hie ganze Anlage bildet eine Baugruppe von großem,
malerischem Reiz. Die Gebäude sind in den Mauerflächen
aus hellen Hochofen - Schlackensteinen sogen. Dopferstei-
nen, die Architckturtcilc aus weißem Sandstein hergestellt.
Die Dächer sind mit roten Biberschwänzen gedeckt
Durch ein hohes, mit reichem Schmiedeisengitter ab-
[rtrhlonriw n Rundbogenportal betritt man den Friedhof
und gelangt an Dienstgebäude und Wandelgang vorüber
zu der Kapelle , deren breite Freitreppe zu einem rund-
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hogig geöffneten Vorbau und zum Portal hinauffahrt. Die
Kapelle bildet im Grundriß ein Quadrat von etwa ^"Seiten-
lange. Im Inneren sind die Ecken im Achteck gebrochen.
Acht mächtige Säulen stützen den Tambour der Kuppel,
die mit einem Kegeldach bedeckt ist, dessen Spitze einen
kupfergetriebenen Kandelaber mit vergoldeter Flamme tragt
Die Kuppel erhält ihr Licht durch einen Kranz rund-
bogiger Fenster, die zwischen auf Kragsteinen ruhenden
Halbsäulen angeordnet sind Außerdem besitzt jede der
4 Apsiden in den außen sichtbaren Gicbelabsehlflsscn ein
dreifaches Rundbogenfensler. Die Decke der Vorhalle
ist als Holztonncnge wölbe konstruiert. Das Innere der
Kapelle besitzt außer dem Fußboden aus Marmormosaik
und den reich modellierten Kapitellen der großen Sand-
stein-Säulen keinen Schmuck. Für eine stilgemaße, reiche
Bemalung waren keine Mittel verfügbar und zu einer
dürftigen malerischen Ausstattung konnte die Bauleitung
sich nicht entschließen.
Von einer Seitentür der Kapelle betritt man den kreuz-
gewölbten Wandelgang und von diesem das Leichenhaus
und die Leichenhalle. Das Leichenhaus enthält im Unter-
geschoß einen Leichenwaschraum, 4 Leichenzellen. Räume
für Geräte und einen Pflanzenkcllcr; im F.rdge*choß einen
Seziersaal mit Leichen -Aufzug vom Keller zum Erdge-
schoß, ein Arztzimmer, eine Waschstube und 4 Leichen-
zellen.
An das Leichenhaus schließt sich die Leichenhalle an,
welche im Erdgeschoß und im Untergeschoß Kaum zur
Aufbahrung von je 8 Leichen bietet. Alle diese Räume
sind kräftig entlüftet. Das Dienstgebäude enthält die
Wohnung des Friedhof-Aufsehers und ein Dirnslzimmer.
Zwischen Leichenhaus und Dicnst-Wohngebäude ist ein
mauerutuschlossener Hof mit eigenem Bortal und Kampe
zur U'ebcrführung der Leichen in das Leichenhaus ange-
ordnet. An die Rückseite der Kapelle soll sich später ein
Krematorium angliedern. —
Abbil.lg. 3.
Nie<lrr»rhl»RJ-
VcrLuf.
Beobachtungen bei einem Gewitterregen am 2.
|ei der Wichtigkeit, welche die nähere Kenntnis von Gemarkung"
Platzregen für die Berechnung der städtischen
Kanalisationsanlagen hat, dürfte die nachfolgende
Mitteilung auch weitere Kreise interessieren. Der 2 Juni
1903. der für so manche Luidstriche durch die schweren
( lo« itterregen verhängnisvoll wurde, brachte einen solchen
auch für Mannheim. Zwar zeichnete sich derselbe nicht
durch besondere Heftigkeit, auch nicht durch außerge-
wöhnlich lange Dauer aus, die Bcobarhtunccn sind aber
dadurch bemerkenswert, daß der Verlauf de* Gewitters
sowohl räumlich wie zeitlich vollständig festgelegt werden
konnte. In Mannheim besteht eine amtliche Kcgcnstation
des Zenlralubreaus für Meteorologie und Hydrographie
desGroßhcrzogtunis Baden
Der Regenmesser ist bei
der Kammerschleuse im
Mühlaithafenaufce-lolltund
wird jeweils morgens be-
obachtet (i des Hänchen» 1
Regenmesser von dersel-
ben Einrichtung hat dir I H-
rektion der städtischen Ga—
und Wasserwerke an fol-
genden Punkten aufgestellt:
2 bcimPtimpwerkim Käfer-
thaler Wald, 3. beim Ver-
waltung*-Gebäude in der
Stadt, 4. beim alten Gas-
werk. Die»«' Apparate ine»-
»en nur den Gc»amtniedcr-
»chlag I "m eingehendere
Beobachtungen zu bekom-
men, sollen über da» gan/c
Juni 1903 zu Mannheim.
;ebiet, soweit da»selbe mit Ent\vä»»crungsan-
lagen vcr»chen ist, selbstschreihende Kegenmc — er, System
Fueß. verteilt werden. Am 2. Juni waren im Gebrauch:
Abbild«. 1.
l.agcpUn
Die Erneuerung der Fresken am Ulmer Rathaus.
m 10 Nov. v. J. haben die bürgerlichen Kollegien
in l Im den Beschluß gefaßt, dem l'lmer Rathaus
auf der Ost- und Nord»cite den alten Rilderschmuck
wiederzugeben und die Milder nicht in Glasmosaik, son-
dern in Malerei wieder herzustellen. Nach 4 jährigen Vor-
arbeiten ist damit eine Krage entschieden, zu deren Losung
man der alten Donaustadt nur von Herzen Gluck wünschen
kann und die von großer künstlerischer Bedeutung ist
Als bei der Augsburger Versammlung des Verbandes
deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine Prof Fried-
rich von Thiersch über Fassadcnmalcrci sprach, gab er
zum Schiuli dem Innigen Wunsche Ausdruck, daß die
Bilder am L'lmer Rathau» in der alten Farbenpracht wieder
aufleben möchten. Die damals ausgestellten Skizzen Maler
Wiedmann's. die Aufnahmen der Reste der alten Malerei
darstellend, erregten die allgemeine liewunderung.
Das Schicksal der Wiederherstellung der Außenseiten
des L'lmer Rathauses blieb lange zweifelhaft. Insbeson-
dere spielte die Frage eine Rolle, ob statt der Malerei
mit der alten Technik nicht Glasmosaik Verwendung fin-
den solle Weniger kam inbetraeht, die früheren Bilder
überhaupt wegzulassen und die Fassaden mit Architektur
zu gliedern, oder wenigstens teilweise mit aufgemaltem
Ornament zu versehen.
Die Kunst des Gla»mosaiks hat sich im letzten Jahr-
zehnt wesentlich vervollkommnet. Das zeigt hauptsachlich
auch das von Salviati in Venedig hergestellte Probebild,
das sowohl bezüglich der Farbenstimmung imganzen, als
der sorgfältigen Ausführuni; der Einzelheiten der von
Prof. \\ irdmann hergestellten Vorlage möglichst ent-
spricht. Da» Bild verkörpert aber auch vollständig die
.■schwäche dieser Technik lur grolle unbedeckte, dem
222
freien Licht ausgesetzte Flächen: Es wirkt kalt und spiegelt,
wirft also das Lieht zurück, ohne es aufzusaugen und ge-
wissermaßen in den Farben des Bilde» wieder aufleben
zu lassen, wie es die alten Bilder in ihren Resten noch
gezeigt haben und wie man an dem daneben von Wiedmann
selb»! aufgemalten Probebild deutlich wahrnehmen kann.
Ob die Bilder in KeimVcher Manier oder al Fresco
crmalt werden Millen, wird wohl noch Gegenstand be-
sonderer Beratung bilden müssen l'ebrr die Mal-Technik
der alten Bilder ist man sich nicht klar. Tatsache ist, daß
ein in Kcimschcr Manier auf der Wetterseite des Rat-
hauses aufgemaltes Probebild nach 7 Jahren seine erste
Farbenfri»clie vollständig erhalten hat I m so mehr wird
dies wohl auch auf der Ost- und Nordsehe vorausgesetzt
werden dürfen, auf denen die Bilder mehr geschützt sind.
Der Beschluß, die Bemalung auf die Ost- und Nord»citc
zu beschränken, hat seine guten Gründe Während die
Westseite, an einer Nebengasse liegend, grgen den Seh-
punkl vom Hauptwachplatz her durch eine kostheh ge-
gliederte Freitreppe von Hauberrisser belebt wird und da-
lier füglich eines weiteren Schmuckes entbehren kann,
enthält der Doppclgiebel auf der Südseite mit dem Eck-
türmchen gesell Südosten, der auch in der Wiederher-
stellung die bekannte, in der Gicbclmitte des alten Holz-
baues vorhanden gewesene Brechung zeigt, so hervor-
ragende Einzelheiten hauptsächlich in den reich ornamen-
tierten Fenstern des Ratssaales, daß eine Betnalung nicht
geboten erscheint.
Anders dagegen auf der Ost- und Nordseite. Hier
erheischen die lanc gestreckten Fronten, welche nur mit
den Gkbelauf bauten geschmückt sind, eine weitere Be-
lebung durch Malerei, die ihre allmähliche Steigerung und
schließlich ihre Bekrönung in der Umgebung der alten
tt'urtsrlzung a»l Sritr
No. 36.
Digitized by Google
5. selbstschreibendcr Regenmesser im Von.rt Käferthal,
6. desgl. beim Kanalpumpwerk Oehscnpfcrch, 7. desgl. auf
«lern Matcriallageqjlatz, 8. desgl. beim Schlacht- und Vieh-
hofe, 9- desgl. im Vorort Neckarau. Die Bcobarhlunccn
sind in nebenstehender Tabelle zusammengestellt
In dem Käferthal benachbarten Ort Viernheim fiel
überhaupt kein Regen, ebenso nicht in Kheinau. l>ie Ge-
witterwolke hatte somit eine Breite Von etwa 2,5 kl"; sie
Die ntue Friedhofanlage
in Göppingen.
Xo.
Ii r o I. .1 , h I u ci £ » o i t
Kimmrru tilrli»c
W wn mit KlfrnUn Wald
Vrrwalltlll|r«erlauilr ....
Alle» (ia»W«k
Vi.ion KM<-nh«l
«rrk Ochvrn|.frtrh
mm Sl
VMM
Vorort Nrt-karau . .
I.VI
j,"
auf einen Streifen
und Kuferthal sich
Architekten: OberbaurJtc
wF.iscnlohr » Weigle
in Stuttgart.
entsandte den stärksten Niederschlag
von 1 km Breite, der zwischen Neckar
erstreckte Das tiewitter zog von Nordwest nach Sodost,
dem Laufe des Neckars sich anschließend mit einer Ge-
schwindigkeit von etwa 8 -m in der Stunde. Der Verlauf
des Niederschlages von den 4 sclhslschreibcnden Regen-
messern, welche bedeutendere Wassermengen erhielten,
i-t in Abbilds 2 dargestellt Am bemerkenswertesten ist
Käferthal, wo in 18 Minuten jft™«* Regen niedergingen.
Das würde einer stündlichen Regenmenge von 120™™
gleichkommen. Wieviel von der gefallenen Regenmenge
in den Kanälen zum Abfluß gelangt, ist unbekannt, da
Hinrichtungen zu Beobachtungen in dieser Richtung noch
nicht getroffen sind. —
Mannheim. Eisenlohr, Stadlbaurat.
die Kapelle.
Tt~>
Mitteilungen aus Vereinen.
Pfalzische Kreisgeteilschaft des bayerischen Aren.- und
Ing.-Verelns. Am 24. April d J. fand die 61 Versammlung
zu Homburg (Pfalz) statt. Nach Kinnahme eines kleinen
Frühstücks im Hotel Bach am Bahnhofe wurde um 11 Ihr
mit Sonderzug die Teilstrecke Homburg-Glanmünchweiler
derneuerbauten strategischen Bahn Münster a St.- Scheidt,
welche am 1. Mai dem Betrieb übergeben wurde, befahren
Die auf dieser Bahnstrecke durchweg in StamplhcUm aus-
geführten gewölbten Brücken, darunter zwei mit Spann-
weiten von 21 m, erweckten das Interesse der Fachgenosscn
in hohem Maße, umsomehr, als Bahnbrücken in Stampf-
beton meine- Wissens hier zum ersten Male' ) bei einer
■J A 11 tu r t k ti ti c itrf Itrdaktion IIa» trifft nicht jeu. In Sarhwn
l.K sind »chon trab*/ uuUr«'.» hc UiiU-ru .1 r»ri A.t au-cHillu« —
4. Mai 1904.
doppelgleisigen Hauptbahn in größerem Maße zur Aus-
führung gelangten. Gegen i I hr erfolgte die Rückkunlt
in Homburg, woselbst alsdann im Stadtliau>-..i;ile die Ver-
einssitzung stattfand. Nach Eröffnung derselben durch
den 1, Vorsitzenden Hrn. Dir.-Kat Müller, welcher zu-
nächst über das verflossene Vereinsjahr Bericht erstattete,
wurde aNdann von dem Rechner, Bez .-Ing. Seitz, die
Rechnung für das abgelaufene und der Voranschlag für
das laufende Jahr vorgetragen und von der Versammlung
genehmigt. Line größere Debatte entwickelte sich bei Be-
sprechung des von dem Verein in 27 Lieferungen heraus-
gegebenen Sammelwerkes ,.Die Baude nk 111 älc r in der
l'lalz", da schon seit mehreren Jahren die erste Auflage
verschiedener Lieferungen vergriffen war und solche neu
gedruckt werden mutiten Die Kosten hierfür konnten
bisher aus laufenden Mitteln gedeckt werden, da jahrlich
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nur 2 3 Lieferungen neu gedruckt wurden. Da aber
zurzeit 6 Lieferungen wieder vollständig vergriffen sind
und die Neuauflage derselben die vorhandenen Mittel weit
aberschreiten, so wurde von einer Seite vorgeschlagen,
die Weilerausgabc des Werkes ganz aufzugeben, Man
einigte sich schließlich jedoch einstimmig dahin, daß es
eine Ehrensache für den Verein sei, das schone und
immer noch sehr begehrte Werk, welches seinerzeit mit
so viel Muhe und Kosten hergestellt wurde, weiter zu
verlegen und zu diesem Zwecke für die nächsten 3 Jahre
einen außerordentlichen Beitrng von 4 M. zu erheben.
Für die aus der Vorstandschaft statutengemäß aus-
scheidenden Mitglieder Grimmeisen und VöTcker wur-
den Dir.-Rat Kaerner-Ludwigshafen und Bez.-Bmstr.
Löh mer- Homburg neu gewählt
Nachdem noch" die im Sitzungssaal von Vcrcinsmit-
glicdern ausgestellten, hochinteressanten Pl.lne von aus-
gefahnen Hochbauten, Bracken und Wasserleitungen be-
sichtigt waren, vereinigte man sich um 3 Uhr zu einem
gemeinschaftlichen Essen im Hotel Dummler, woselbst
sich eine fröhliche Stimmung entwickelte, die aber leider
zu früh ihr Ende fand, da schon um 6 Uhr die Teilnehmer
an die Rückkehr denken mußten. - G
Preisbewerbungen.
Einen Wettbewerb um ein Schulgebiude In Betzdorf an
der Sieg erlaßt das betr. Kuratorium zum 1^ Juli d. J.
Das .Schul haus soll auf einem Berghange bei Struthof für
das gemeinsame ProgymnfLsiuni Betzdorf -Kirchen errich-
tet werden und höchstens 100000 M. kosten. 3 Preise von
600. 400 und 300 M. sind in Aussicht gestellt, das Preis-
richter-Kollegium, in dem mehrere kgl. Baubeamte sitzen
sollen, ist namentlich nicht genannt. Die näheren Be-
dingungen durch das Bürgermeisteramt Betzdorf. —
.„Zum Wettbewerb Bayerische Jubiläumsausstellung In
Nürnberg 1906 werden wir von der Geschäftsstelle der
Ausstellung um den besonderen Hinweis ersucht, daß
Kostenübcrschlitge für die Entwürfe nicht zu liefern sind,
wie ursprünglich mitgeteilt war. Der Aufzug aus dem Pro-
gramm auf S. 204 enthalt diese Forderung schon nicht mehr.
Brief- und Fragekasten.
Anfragen an den Leserkreis,
t. F.in Neuhau wurde anstatt mit Weiß- oder Wasscrkalkmörtel
mit C hl o rkalkm Or tel Aufgeführt. Oer hierzu gebrauchte Chlor-
kalk war bereits zu Blcichercizwccken für Flachsgarne verwandt
worden und wurde dann, als igr Bleicherei weiter ungeeignet, zu
geringem Preise abgesehen. Der Neubau liegt mit einem Teile der
Kcllermauera im Grundwasser. Die Frage ixt, ob der verwandle
kunstreich gebildeten und ebenfalls wieder herzustellenden
astronomischen Uhr in dem kleinen turmgekrönten Giebel
auf der OsLseite findet.
Es ist vielfach die Forderung gestellt worden, es
sollen Bilder aus der spateren Geschichte der Stadt Ulm
und des deutschen Reiches an die Stelle der alten Ge-
mälde gesetzt und dadurch der modernen Geschmacks-
richtung mehr Rechnung getragen werden. Mit vollem
Recht wurde aber davon abgesehen. Man mußte sich
beim Anblick des alten 1 lauses, an dem heute noch die
unverwischbaren Spuren der wunderbaren gotischen Maß-
werke für die Fenster • Umrahmungen, Brüstungen und
Baldachine, unter denen die Bilder sich befanden, sicht-
bar sind, sagen, daü hier nur die alten Darstellungen in
ihrer urwüchsigen Naivität mit den Abbildungen, Figuren
und Kostümen aus der Ucbcrgangszcit von der Gotik zur
Renaissance Raum haben, denn das ist eben auch der
unverkennbare Charakter der ganzen Baugruppe, die groß
und mächtig dasteht, al>cr auch mit ihrer Umgebung, mit
den alten Giebeln der Wohnhäuser und dem Münster so
innig verwachsen ist, daü kein Teil von dem Gesamtbild
entbehrt werden mochte
Wohl ist darauf hingewiesen worden, daß die Künsilcr,
welche jetzt die früheren Wandgemälde wieder erstehet)
lassen, moderne Menschen sind und sich nicht mehr ganz
in den Geist der früheren /teilen zu versetzen vermögen.
V- trifft dies bis zu einem gewissen drade zu. aber an-
derseits muß dem echten Künstler zugemutet werden
können, daß er mit freiem Blick sich aufschwingt Ober den
Wandel der Zeil und das unverfälschte, echt menschliche
Empfinden das aus jenen biblischen Bildern und geschicht-
lichen Darstellungen am linier Rathaus hervorsieht und
das heute noch ebenso wie d;un;i|s zum Herzen i!o- Men-
schen spricht, der ia auch imgrutide immer derselbe bleibt,
getreulich wiedergibt Eine ebenso dankbare Aufgabe wie
1:1 der Wiederherstellung der ISiMcr findel er aber auch
in der Ausführung des zierlichen ionischen Kankenwcrkrs
das in Anlehnung an die alles beherrschende Kunst Ssrlms
22^
Mörtel »ich für Arbeiten sowohl im Wuser wie oberhalb dessel-
ben bewahrt, ob derselbe in absehbarer /eil genügend erhärtet
und ob in gesundheitlicher Beziehung keine Bedenken vorliegen,
weil der Mörtel angeblich Feuchtigkeit anziehen beiw. verursachen
soll. — F. K. in Vierten.
a. Für daa Wasserwerk in Odenkirchen ist beabsichtigt, die
StraSeiuohre anstatt der üblichen gußeisernen Muffenrobre aus
Mannesmannrohre zu nehmen Welche Erfahrungen liegen bezügl.
der Mannesmannrohr Iftr Wasserleitung«* werke vor? Ist ein früh-
zeitiges Kosten dieser Rohre zu befürchten '.' - -
W. W., Stadtbaumeister.
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage i n N o. a& ist no:li nachzutragen : Folgende l ' r-
sachen können das Ausschlagen der Essen winde veranlassen :
1. Zu dflune Essen Wandstärken; 1 Stein mindestens, a. Da die
WarnicaufoabmclAhigkeil der Kessel infolge des in der Regel
automatisch geregelten Koksdauerbrandes immerhin eine beschrankte
ist, so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß je nach der
Konstruktion des Rostes und des Regulierapparales zeitweise eine
relativ starke Verbrennung vor sich gebt, die aber plötzlich wieder
durch de» Kegulicrapparat vermindert wird. Da aber die Ver-
brennung nicht plötzlich aufgehoben werden kann, so entstehen
noch eine geraume Zeit Destillationsprodukte, welche entweichen
und sich teilweise an den F.csenwaiiden niederschlagen. Dieser
Uebelstand wild umso öfter eintreten, wenn der Kessel mit Rost
im Verhältnis zur ganzen Anlage sehr groß ist, d. h. wenn der
Rcguiicrapparat möglichst kurze Zeit nur eine lebhafte Verbrennung
zulaßt. Wenn nun außerdem noch im vorliegenden Fall außer Koks
eine zeitlang gasreiche Steinkohlen - Hnketts verwendet worden
sind, so werden unt. Umst. hauptsächlich diese Schuld daran sein,
daü sich zeitweise eine giottcre Menge von Dcstillationsprodukten
entwickelten, die unverbrannt in den Schornstein fliegen mußten.
3 Ich mochte jedoch auf einen Umstand hinweisen, den ich einige
Male zu beobachten, Gelegenheit gehabt habe und zwar bei Auftreten
desselben Uebelslandes: Bei alteren Niedcrdruck-Dampfheizanlagen
bediente man sich froher verschiedener Eutluftungsappaiatc im Keller
und suchte die damit verbundenen EntlflftungsrObrchen möglichst ver-
steckt irgendwie ms Freie zu fahren. In mehreren solchen Etilen
halte der Monteur in kaum sichtbarer Weise ein solches Luftrohr-
dien in den Hcirluunio geleitet. Da aus diesen l.uftröhrehen nun
bisweilen auch Dampf trat, so kondensierte derselbe natürlich teil-
weise an den Kamin wanden und verursachte dann mit der Zeit
trotz starker Außenmaucr ein vollständiges Durchnässen und Gelb-
werden des Wandputzes. Nur eine sehr eingehende Untersuchung
des Falles forderte dieses Monteur-Kunststackrhen ans Licht. Wenn
auch heute bei einer Neuanlage derartig beregte Entlüftungen nicht
mehr vorkommen, so dürfte doch eine l'nteisucbuug nach dieser
Richtung hin nicht zu umgehen sein. —
C; Meyer, Dipl.-Ing. in Nürnberg,
Inhalt; Di*- neue r'ncdhot-AoUgf? in Göppingen, — Drobscbcuiiern bei
«inern Genriume er« am 3 Im» ivn Iwi .Mannheim. Vir Rinriierutig dir
Fresken am l loiri liathauv Mitteilungen aus Vereinen. — Pteislic-
werbuugen. — Brief- und Fiagrsasten,
Verlar der Deutschen Batueitiinr, '•■ m. b. H., Berlin Kor die Redaktion
verantworti. i.V. K. Kiselen, Berlin. Druck von Wllh. fireve. Berlin.
die Bilder umgibt und mit einander verbindet. — Nicht
leicht haben die alten Meister sowohl was Erfindung
als auch Durchführung anlangt. Duftigeres und An-
sprechenderes geschaffen, als diese gotischen Maßwerke.
Nirgends aber auch ist Architektur - Malerei in solcher
Vollendung und solchem Umfang zur Anwendung ge-
kommen. Zum Gl tick fehlt es nicht an den Vorbildern
bester Art in nächster Nähe. So kann hier ein Werk ge-
schaffen werden das mit zwingender Gewalt uns den ur-
wüchsigen Born der unerschöpflichen Kraft wieder vor
Augen führt, die unsere Vorfahren einst groß und mächtig
gemacht hat, Nicht nur eine künstlerische Tat von großem
Wert ist daher die Wiederherstellung des Ulmer Rathauses
in seiner allen Gestalt, sondern auch ein Zeichen dafür,
daü unsere Zeil sich der Pflicht bewußt ist. das Gute und
Vorbildliche aus der alten Zeit wieder aufleben und die
geschichtliche- Erinnerung in ihre Rechte treten zu lassen.
Mit Rücksicht auf die Forderungen der neuzeitlichen
Gemeindeverwaltung ist vielfach verlangt worden, es solle
das alte Rathaus beseitigt und ein Neubau erstellt werden.
Die Krage ließ sich aber durch den Nachweis erledigen,
daß die für die städtischen Aemter notwendigen Räume
sich bei Erneuerung des Sudwestbaties in Stein in aus-
reichendem Maße beschaffen lassen.
Die Gcsamlkostcu für die Erhaltung und Erneuerung
des Alten können auch wesentlich niederer gehalten wer-
den. aU die Kosten eines Neubaues Seil dem Beginn
der Restauration im Jahre 1899 sind 100000 M. veraiis.
gabt, während der weitere Ausbau /u 170000 M. veran-
schlagt ist Hier/u tritt noch der Aul wand für die nun-
mehr beschlossene Bemahing mit e twa 70000 M Rechnet
man noch einen Iii-ui meinposten hinzu, so Linn um die
Summe von 700000 M ein Bau der Nachwelt erhalten
werden, der neben dem die höchsten Alpcnspit/cn ver-
körpernden Riesenbau des Münsters aus der Zeiten Flut
hervorragt, wie ein Felsenriff » nef mrassischen Bildun-
gen, die sich bei Ulm zur Donau heratiscnkcu. Segen
und Stärke bedettie der Hau für die Stadl. a
No. :*o
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 37. BERLIN, DEN 7. MAI 1904
Der Ideen -Wettbewerb um Entwürfe für das bayerische Verkehrs -Ministerium
in München.
1 achdcm im Spätherbst des letzten Jahres
die bayerische Abgeordnetenkammer, einem
langst gefühlten Bedürfnis nachgebend, die
Schaffung eines Vcrkchrs-Ministeriiims be-
schlossen hatte, wurde auch alsbald die Kr-
eines eigenen Ministerialbaues in die Wege
Aber in Architektenkreisen war man nicht
damit einverstanden, daß ein Bau von solchem Um-
fang und solcher Bedeutung ohne Kampf als Sieges-
preis einem, wenn auch noch so anerkannt tüchtigen
Architekten, zur Ausführung zufallen sollte: vielmehr
erhoben sich bald Stimmen, welche «lern Verlangen
nach einem Wettbewerb Ausdruck gaben. Der Be-
rechtigung dieser Forderung konnte sich auch «las
Ministerium nicht verschließen, und so entschied man
richtung
geleitet.
sich für einen -Ideen- Wettbewerb* unter den bayeri-
schen oder in Bayern ansässigen Architekten.
Pas Freisausschreiben bekannte jedoch ausdrück-
lich, daß für die Ausarbeitung der endgültigen Fl am
und für die Bauleitung bereits ein Architekt in Aus-
sicht genommen sei. „welchem die preisgekrönten und
etwa angekauften Skizzcn-Kntwflrfc zur allenfallsigen
Verwertung bei der Projekt- Bearbeitung überlassen
werden."
Damit verlor natürlich der Wettbewerb jeden An-
reiz für alle diejenigen, die sich festbegründeten An-
sehens und gesicherter Bautätigkeit erfreuen; denn
das Verlangen der Architekten ist auf's Bauen ge-
richtet und nicht darauf, Plane zu machen, für deren
Verwirklichung von vornherein durch die Warnungs-
1 .
*f!fc ; £
Die neue Eisenbahn-Verbindung über den Rhein bei Malnx. Abbilüg, 3. BrOcfcenkopf jtm H tili KT L'lcr.
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tafd .lasciatc ogni speranza" jede Aussicht benommen
ist. Dmsotuehr fohlten sich die Jungen zur Beteiligung
ermuntert, und es ergriffen viele von ihnen die günstige
Gelegenheit, ihr Können zu zeigen und sich mit Gleich-
strebenden zu messen, da sie weniger als sonst den
Vorsprung der Erfahreneren, Aeltcren zu fürchten
hatten und weil eben hierdurch die Aussichten, einen
Preis zu erringen, günstiger waren als sonst.
Das Preisergebnis des Wettbewerbes, das schon
in No. 32, S. 196, bekannt gegeben wurde, spiegelt
diese Sachlage deutlich wieder, indem die Auszeich-
nungen fast nur Namen trafen, deren Träger bisher
wenig hervorgetreten sind. Auch das sachliche Er-
gebnis nährt die Vermutung, daß es anders ausge-
fallen wäre, wenn der bedenkliche Vorbehalt betr.
endgültige Planbearbcitung und Ausführung nicht ge-
macht worden wäre.
Die Eile, mit der diese Bauangclcgcnbcit betrieben
werden muOte, läßt es begreiflich erscheinen, daß
sich das Ministerium unmittelbar an eine bewährte
Kraft Prof. Karl Hochcdcr in München — wandte,
zumal man mit diesem Vorgehen bei einem anderen
Staatsbau — dem Justizpalast — die besten Erfahrungen
gemacht hatte; es. war daher immerhin ein besonderes
l-agepUu.
I. IVei»: Neu und Fink.
lMaO»Ub 1 1000 <
Entgegenkommen gegenüber der einheimischen Archi-
tektenwclt, dal! das Ministerium die Mittel bewilligte,
um namentlich der jüngeren Generation Gelegenheil zu
geben, ihre Kräfte zu gebrauchen und ihr Können an
den Tag zu legen. Dank verdient es auch, daß das
Preisausschreiben über die Art, wie die Bauangc legen-
heil nach dem Ablauf des Wettbewerbes weiter ge-
fordert werden sollte, keinen Zweifel ließ.
Trotz des sehr ansehnlichen Umfanges des Bau-
werkes, dessen Kosten auf rd. 7 MilL M eingeschätzt
wurden, standen die aus einer Gesamtsumme von
20 000 M. zu verteilenden Preise von 7000, 5000, 4000
und 2 Mal 2000 M. in günstigein Verhältnis zu den
Forderungen; dazu kam noch die Aussicht, daß weitere
Pläne zum Preise von je 1000 M. erworben werden
konnten. Es handelte sich eben um einen Ideen-Wett-
bewerb und um Skizzen-Zeichnungen dafür: die Grund-
risse sämtlicher Geschosse und last alle Fassaden im
Maßstab 1 : 400 (nur eine Fassade und ein Querschnitt
im Maßstab 1 : 200), außerdem eine gewöhnliche und
eine Vogelperspektive, für welche allein farbige Dar-
stellung zugelassen war, sowie Kostenvoranschlag und
Erläutcrungsbericht.
Aus dem mit großer Sorgfalt ausgearbeiteten
Programm lassen wir eine kurze Schilderung der
226
Aufgabe folgen. Das Preisausschreiben war erlassen
„zur Erlangung von Ideen für die Herstellung eines
Gebäudes für das Verkehrs-Ministerium und
ein Zentral-Briefpostamt"; es waren also zweier-
lei Acmtcr in dem einen Bau unterzubringen, deren
eines wohl an Umfang und Bedeutung überwog, wah-
rend das andere durch die zu erfüllenden Rauman-
ordnungen von großem Einfluß auf die Grundrißanlagc
werden mußte. (Der Einfachheit wegen werden wir
das Zentral-Briefpostamt im Folgenden abgekürzt mit
„Briefamt" bezeichnen.)
Zum Baugrund war ein an der Nordseile des
Zentral-Bahnhofes gelegener Platz, der sogen. Maffci-
Anger ausersehen, ein Platz, dessen Südostcckc in
nächster Nähe der Nordwestecke des Starnberger Bahn-
hofes liegt, von den Bahnglciscn selbst durch die
Arnulfstraße getrennt, an den anderen Seiten durch
die Hasen-, Mars- und Hopfenstraße umschlossen,
mit den Schmalseiten nach Süden und Norden. Die
Maße betrugen 135,6 und 136,6 m an den Schmalseiten,
194,4 ur)d l72i3™ an den Langseiten; der Flächenin-
halt umfaßte 24 797 'i», also ungefähr doppelt so viel
als der für das Dresdener Rathaus vorgesehene. Der
Entwurf war für die Ucbcrbauung des ganzen Platzes
aufzustellen, aber doch so, daß zunächst nur Vi —
davon zur Ausführung kamen *)
Die Storkwerkhöhe sollte etwa 4™ betragen; auf
gute Tagesbeleuchtung wurde besonderer Wert gelegt.
Für den Postdienst war ein bequemer Fuhrwerkver-
kehr von der Hopfen- zur Hasenstraße und zu den
Depot- und Lagerräumen, wie zu den Briefsammcl-
und Sortiersälen von größter Wichtigkeit. Das Brief-
amt erforderte allein einen Posthof zur gleichzeitigen
Aufstellung von 25 Postfahrzeugen, wobei darauf ge-
achtet werden mußte, daß die Bureaus möglichst wenig
durch Lärm belästigt werden.
Der Raumbedarf aller schon jetzt notwendigen
Räume belauft sich auf über 22 000 1m, wovon das
Ministerium allein 16200 - also ungefähr */, der
ganzen Bodenfläche — in Anspruch nimmt. Dienst-
wohnungen sind vorgesehen für den Minister, für die
drei Abteilungs-Vorständc der Eisenbahn-, der Bau-
und der Postabteilung (mit zusammen i6ooim), ferner
für den Postamtsvorstand, endlich für Hausmeister,
Portier, Heizer, Hausterhniker, Belcuchtungsmeister
Unter den etwa 470 Räumen des Ministeriums sind
nur zwei, die an und für sich eine erhöhte Bedeutung
besitzen und demgemäß für die Gestaltung der Außcn-
architcktur maßgebend werden konnten: die durch zwei
Geschosse reichende und mit einer Galerie zu ver-
sehende Bibliothek (samt dem anstoßenden Lesezimmer
220 groß) und der Konferenzsaal, dessen Grund-
fläche samt Kleiderablage auf 300 'im festgesetzt war.
Hinsichtlich der Raumv< rteilung war bestimmt,
daß die Geschäftsräume des Ministers im I. Oberge-
schoß, die lüsenbahn-, die Hau- und die Postabteilung
ihre Bureaus bezw. im I , II. und III. Obergeschoß er-
halten, wobei die Abteilungsvorstände möglichst in der
Nähe der Geschäftsräume des Ministers sein sollten.
Bibliothek und Konferenzsaal waren in das II. Ober-
gs schoß verwiesen, möglichst im Anschluß an die
Repräsentationsräume der Miiiistcrwohnung.
Beim Briefamt nimmt die Abteilung für Brief-
postübernahme und Zustellung mit ihren 2805 i™ die
wichtigste Stelle ein, namentlich in den Briclträger-
salen mit Feinsortierung, für die allein 1 600 101 ver-
langt wurden. Von der lür diese Räume so besonders
geeigneten Oberlicht-Beleuchtung haben nur etwa 1 g
der Preisbewerber Gebrauch gemacht. \'<>n entschei-
dender Bedeutung war die Forderung des Programme*:
die sämtlichen Räume des Bi iefamtes so unterzubringen,
„daß die Fahrzeuge, welche die Posten bringen und ab-
holen, von der Straße aus an oder in die Aiiflieferungs-
und Speditionsräume an- oder einfahren können" Mit
großem Nachdruck wurde betont, daß die der Brielbe-
*) Kor < >rt»unkunilire »ei nm-h knurr kl, daä dir grollen Im
Meighallende* /entralbahiihofe*. welche uni;cl!ihr <lcn«ill>rn r lachen-
räum einnehmen wie der MaKci-Anger, mit der \or<!w« »t Erke un-
mitt.clb.11 an den Starnberger Bahnhof unatouen.
No. 37.
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förderung dienenden Räume einen unmittelbaren Ver-
kehr unter sich gestatten müssen. Besondere Erwäh-
nung verdient es vielleicht noch, daß außer den eigent-
lichen Diensträumen auch Erfrischungsräume für Be-
amte und eine Kantine für Bedienstete, ferner Ruhe-
lokale, Brausebäder, Fahrradremisen, Fahrrad-Repara-
tur-Werkstätten vorgesehen sind.
Eine Durchsicht des Programmcs und des Lage-
planes oberzeugt bald, daß nicht nur äußere Gründe
wie die eingangs genannten auf die Beteiligung am
Wettbewerb von Einfluß gewesen zu sein brauchen;
auch der Gegenstand selbst bot trotz Umfang und
Bedeutung wenig Reiz: kein komplizierter Bauplatz
wie beim Dresdener Rathaus, keine landschaftlich oder
baulich inbetracht kommende Umgebung wie beim
Volksbad in München, keine den ganzen Baugedanken
beherrschende Raumgruppc wie bei einem Theater
oder einem Parlamentshaus, sondern in der Haupt-
sache eine Beamtenkaserne, der zu einem ansehnlichen
Teil außen und innen der Zellencharakter aufgeprägt
und I lasen Straße. Das Ministerium mit seinen Dienst-
wohnungen mußte also auf die bei dem Mönchener
Klima ohnehin begehrte Südseite gelegt werden, die
außerdem den Vorzug besaß, keine Häuserfront un-
mittelbar gegenüber zu haben. Ob bei den herrschen-
den Westwinden die Rauchbelästigung vom Bahnhof
her wirklich so stark sein wird, wie einer der Kon-
kurrenten befürchtet, läßt sich nicht beurteilen; von
den Bewohnern der Arnulfstraße sind Klagen in die-
ser Richtung nicht bekannt geworden.
Die Vorzugstcllung der Südostecke, im Zusammen-
hangmitdem Klima unddemZurückweichen der Häuser -
flucht an der Arnulfstraße hat vielfach zu malerischen
Gestaltungs - Versuchen Veranlassung gegeben; nur
wenige Entwürfe haben darauf gar keine Rücksicht
genommen. Besonders aber wurde von vielen mit
Ree hl darnach gestrebt, von der großen Tiefe des Baues
dadurch eine Vorstellung zu geben, daß sie eine Höhen-
steigerung der Baumasscn von der Südostcckc nach
hinten herbeiführten durch einspringende Ecken mit
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Kntwuif Je»
Kdu»id Bull in Passau. F.rd|;e»el>oO. (III. Preis I
sein mußte. Hochfahrenden architektonischen Ge-
lüsten nachzugeben, davor hatte schon das Programm
selbst gewarnt. „Die Architektur des Gebäudes soll
dessen Zweckbestimmung zum Ausdruck bringen und
einen monumentalen Charakter besitzen Auf vor-
nehme Einfachheit und wirkungsvolle Ausgestaltung
der Massen, wobei die Verwendung von ornamen-
talem und figürlichem Schmuck auf das notwendige
Maß zu beschränken ist, wird besonderer Wert ge-
legt". — Die Wahl des Baumateriales war den Hc-
werbern freigestellt
Die Frage, wohin das Schwergewicht der
äußeren Durchbildung zu legen sei, beantwortete
schon der l.agcplau an sich; etwaige Zweifler wurden
durch die Programm-Bestimmung belehrt, wonach für
die I Iauptperspcktivc eine Ecke des „Starnberger Bahn-
hofes" des nördlichen Anbaues zum Zcntralbahnhof
als Standpunkt angenommen werden mußte, ( im Lage-
plan auf vorherg Seite ist der Standpunkt mit X be-
zeichnet) unter Nichtberücksichtigung der dabei in das
Gesichtsfeld fallenden Hänsergruppe an der Arnulf-
7. Mai 1904.
und ohne Gartenanlagen, durch Terrassen oder nie-
drigere Vorbauten, hinter denen sich dann Giebel,
Kuppeln oder ein Turm erheben.
Einige ließen sich von dem Gedanken leiten,
Ministerium und Briefamt innerlich und äußerlich
möglichst zu trennen: da aber die Raumerfordernissc
des ersteren mehr auf eine kubische Zusammenfassung,
bezw. Höhenentwicklung, des letzteren auf eine Hori-
zontalausbreitung hinwiesen, so konnte nicht vermieden
werden, daß Ministcrialräume über die Postraumc hin-
übergriflt n, wenn man nicht vorzog, unter möglichster
Ausnutzung des Bauplatzes, das Briefamt ganz nieder
zu halten Am konsequentesten hat Spannagcl an
diesem Gedanken festgehalten is. spatere Abbildg \ in-
dem er den Platz parallel mit den Langseiten ungelähi
in 2 gleiche feile schied, den einen mit einer niedrigen
Baugruppe für das Brief amt, den anderen mit «lern
viel höheren Ministerium überbaute: in einem anderen
Falle iKemiwort „Lenz'1) nimmt das Ministerium die
südliche 1 läHte, der Postbau die nördlichen zwei Fünftel
ein (unter völliger Ausnutzung der Schräge).
«7
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Entwurf de» AasUtcmc.i an der Technischen Hochschule Heinrich Neu unter Mitarbeit de« Arch. Konttantin Kink in München.
Erdge*<hoü. (I Preif.)
F-nlwnil de» Slaat.baupri.Wlikai.lrn Hermann Hui hert in Mnn.hen.^ill I'iei» |
Der Ideen-Wettbewerb um Entwürfe für das bayerische Verkehrs-Mtnitterium in München.
*a8 No. 37.
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Link™ Tin Abbildg. 3. LSnr,tn- und Holienplan der KheinbrQikc. Ncckta Uhr.
An Grundrißdispositionen ist wohl selten eine so
große Mannichfaltigkeit zutage gefordert worden, wie
bei diesem Wettbewerb; besonders spricht sich dies
durch Gestalt und Zahl der Hole aus. Nur 2 Ent-
würfe kamen mit 3 Hofen aus; die meisten zeigen p
oder 6 (ganz oder zu * t umbaut), andere 10, 12, oft
recht vielwinklige oder schiefwinklige Hofe. Die Maxi-
malzahl erreicht der Entwurf mit dem Kennwort „33",
worin 16 Höfe (worunter einige überglast) vorkommen:
dabei sind die bei der Bauerweiterung erst entstehen-
den Höfe nicht mitgerechnet. Diese Erwcitcrungs-
tcile sind von der Mehrzahl an der Nordseite ange-
nommen worden, teils in der ganzen Breite des Bau-
platzes, teils an einer der beiden Ecken, oder auch an
beiden zugleich. Es kommen aber auch Fälle vor,
bei welchen diese Zubauten im Inneren des Komplexes
gedacht waren, z. B. als breiter Quertrakt durch einen
weiten Hof (Kennwort bayer. Wappen), oder - beim
Kennwort „Lenz" O oben) — auf dem zwischen Mi-
nisterium und Briefamt liegen gelassenen, 30 m breiten
Streifen. Wer sich geräumige Höfe und damit reich-
liche Zuführung von Licht und Luft sichern wollte,
schob den Bau möglichst bis an die Grenzen des zur
Verfügung stehenden Platzes hinaus; denn je mehr
die Außenmauern des Baues durch kräftige Ruck-
sprünge belebt wurden, umsomehr mußten die Höfe
sich Einschränkungen gefallen lassen, umsomehr mußte
der Briefpostbetrieb Einbuße erleiden. - - <srhiui» Mgy
Die neue Eisenbahn -Verbindung über den Rhein bei Mainz. Abbildg. 6. Einblick in die SUombrOcke.
7. Mai 1904.
22?
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Die neue Eisenbahn -Verbindung über den Rhein bei Mainz.
(KotWiuuiik suh schhiö .) Hlei-ra Hie Abbildungen S. 235 \t- aao.
ie neue Brücke überschreitet den Rhein in
einem Winkel der utn etwa 8° von einem
Rechten abweicht. Wir geben in Abbildg. 3
das Uebersiehts-Längenprofil, aus welchem
die Hauptabmessungen hervorgehen. Dar-
nach wird der linke, etwa 300"' breite, hauptsächlich
der Schiffahrt dienende Rheinarm mit 3 Oeffnungen
überbrückt, von denen die zunächst am Ufer gelegene
93,8 ■» Spannweite besitzt, wahrend die beiden anderen
je 107,30 ,n erhalten haben. Die Petersaue, welche den
Rhein in 2 Arme spaltet, wird mit 6 Oeffnungen von
39,2 m Stützweite überschritten, der rechte Rhcinartn
schließlich mit 2 gleichen Oeffnungen von je n6,8m.
Die Brücke liegt so hoch, daß im Hauptarm eine
lichte Höhe von 9,4 m über dem höchsten schiffbaren
Wasserstande vorhanden ist, im rechten Arm noch
eine solche von 9,10 m. Die Brücke liegt teilweise im
Gefalle. Ihre Gesamtlänge einschließlich der Endwider-
lagcr beträgt 915™.
In den AbbUdgn 4 und 5 sind die Querschnitte
der Strom- und Flutbrücken dargestellt. Bei den erste-
reu liegen die Hauptträger in 8,8 m Entfernung. Beider-
seits sind auf Konsolen ic 1,5"' breite Fußwege aus-
gekragt, die dem öffentlichen Verkehr dienen. Treppen-
Anlagen an den Brückenenden vermitteln den Zugang
zu diesen Laufstegen von den Uferstraßen her. Die
Gcsamlbreite der Brücke zwischen den äußeren Ge-
ländern ist 13,14™.
Bei den Flutbrücken, die oben liegende Fahrbahn
besitzen, ist der Unterbau für die beiden Gleise völlig
getrennt ausgeführt. Die llauptträgcr eines Gleises
haben 3,1 m Abstand, die inneren Träger der beiden
Systeme 0,8 m. Die Gesamt-Breite der Brücke zwischen
den äußeren Geländern stellt sich auf 11,03™.
Die Brückentafel zwischen den Gleisen ist mit
starkem Bohlenbelag abgedeckt, um auch den Ueber-
gang von Truppen mit Fuhrwerk aller Art zu gestatten.
Die 1 lau pt träger der Strombrücke sind als Bogcn-
fachwerkträger mit Zugband ausgebildet. Die End-
höhe beträgt bei allen Oeffnungen 11,5"*, die Höhe in
Brückenmitte 12,5 bezw. 13.8™, die Entfernung der
Srhwcrlinien der beiden Bogengurte im Scheitel 3,5
bezw. 4 m In der Durchbildung der Eisenkonstruktion
lehnt sich die Brücke an das Vorbild der Wormser
Fisenbahnbrücke an (vergl. unsere Veröffentlichung
Jahrg. 1900 S. 562 ff.). Abweichend von der dort ge-
wählten Bolzenvcrbindung der Querträger mit den
I längestangen, ist man hier jedoch aus praktischen
Gründen wieder zu der steifen Verbindung zurück-
gekehrt. Das Zugband, das zugleich die Gurtung
des unteren Windverbandes bildet, ist jedoch mittels
Flat'hciscn an den I längestangen derart aufgehängt,
daß Fahrbahn und Zugband sich unabhängig von
einander bewegen können. Besondere Stützlager
zwischen Zugband und Querträger vermitteln die
Ucbertragung des Winddruckes Abbildg. 7 zeigt die
Einzelheiten dieser Anordnung. Der mittlere Quer-
träger nebst den zugehörigen Längsträgern ist mit
dem Zugband fest verbunden, um die Bremskräfte in
dieses zu übertragen. An der Durehschneidungsstclle
des Zugbandes mit dem Bogenuntergurt sind die
Langsträger dagegen verschieblic h auf dem Querträger
aufgelagert, sodaß also der ganze mitdere Teil der
Fahrbahn freischwebt Ein oberer Windverband ist
nur am Bogenobcrgurt angeordnet, während der auf
den Untergurt entfallende durch die steifen Vertikalen
übertragen werden muß. Der obere Windverband
besteht aus sehr steifen gekreuzten, kastenförmigen
Gitterträgern. Dieser Verband bildet den einzigen
Querverband über der Fahrbahn, sodaß, wie Abbildg. 6
erkennen läßt, der Durchblick durch die Brücke völlig
frei ist. Die beweglichen Auflager der Brücke sind
Stelzenlager. Man hat die mittlere Stelze wieder, wie
das früher üblich war, gegen Verschiebung durch
Zahneingriff in die untere und obere Platte gesichert.
Die Flutbrücken sind einfache Parallelträgcr mit
4,8 m Höhe. Bemerkenswert ist die Durchbildung der
Fahrbahn, die vollständig frei verschieblich aufge-
lagert ist. Nur in der Mitte ist ein fester Bremsver-
band hergestellt. Die Abbildgn. 8 und 9 lassen die
Einzelheiten dieser Anordnung erkennen.
Die Widerlager und die Pfeiler auf der Peters-
aue sind zwischen Spundwänden gegründet, die Strom-
pfeilcr mit Luftdruck. Mit den Arbeiten hierzu wurde
im September 1901 begonnen. Die Fertigstellung der
Brücke ist also in der kurzen Zeit von 2'/? Jahren
bewirkt worden.
Uebcr die architcktonischeAusgcstaltungdcr Brücke
gibt Abbildg. 2, S. 225, und eine Gesamtansicht, die wir
als Bildbeilage mit N0.39 folgen lassen, entsprechenden
Aufschluß- Die Akademie des Bauwesens hatte die
Anforderung gestellt, daß „im Hinblick auf die histo-
rischen Erinnerungen, welche sich an die Oertlichkcit
knüpfen, die Brückenarchitcktur in einer ernsten und
großen Auffassung der romanischen Bauweise durchzu-
bilden sei" und einen reicheren künstlerischen Schmuck
erhalten sollte. Diese Aufgabe hat der Architekt
des Bauwerkes Geh. Brt. Schwechtcn in Berlin, in
glücklicher Weise derart gelöst, daß er das linke
Rheinufer, also die Mainzer Seite mit einem mächtigen
Torturm abschloß der trotz reichbewegter Umrißlinie
einen wuchtigen Gegensatz zu der fast zierlich er-
scheinenden Eisenkonstmktion bildet. Zinncnbckrflnte
Mauern und 2 kleinere Türmchen leiten von dem an-
schließenden Eisenbahndamm her zu diesem Bauwerk
über, sodaß das Ganze zusammen mit den beiden
massiven Wölbungen, welche die Uferstraße über-
spannen, das malerische Bild eines trutzigen Einganges
zu einer mittelalterlichen Stadt widerspiegelt. In ein-
facherer Weise ist das rechte Ufer und der Abschluß
der Strombrücke auf der Pctcrsauc durch Doppel-
türmchen betont, die durch einen Torbogen zu einem
Portal zusammengefaßt sind. Jeder dieser Abschlüsse
hat seine besondere, eigenartige Ausbildung erhalten.
Als Material ist rötlich-grau-gelber Pfälzer Sandstein
verwendet in ruh bearbeiteten Schichten verschiede-
ner Höhe. Die Turmhelme sind teils in Haustein her-
gestellt, teils geschiefert.
Die Turmräume sind zu verschiedenen Zwecken
ausgenutzt. Sie sind z. T. den fortifikatorischen An-
forderungen entsprechend ausgebildet, /. T. zur Auf-
nahme der elektro-pneumatischcn Stellwerks -Vorrich-
tungen eingerichtet, bezw. zu Aufenthaltsräumen für
Brücken Wärter und Streckenarbeiter bestimmt.
Avd den bildnerischen Schmuck, den die Brücke
enthält, im Einzelnen einzugehen, müssen wir uns
versagen. Erwähnt sei nur, daß au dem mit «lein
Reichsadler bekrönten Hauptturm der Main/er Seite die
in Kupfer getriebenen Kolossalbüsten des Kaisers und
des Großherzogs von Hessen von Prof. W. Schott
angebracht sind, daß auch die beiden Minister v. Budde
und Gnauth an diesem ersten großen Bauwerke der
r>i*- tirwichtr des eisernen l'cberbaurs stellen sich wie folgt:
I, r - v 11 . 1 a n .1
Z\>li! .!.t
1 »rlfuui-.crii
H.i 11 [ ,1 1 1 .1 -ri
HulLrü.kc . ..
Linke Strombi (lfke .
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■O.T77
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.,.»*
Ii*.
.,...,0
N". 37.
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preußisch-hessischen Ewcnbahngcmeinschaft verewigt
sind, und daß im übrigen die Darstellungen auf rhei-
nische Sage und Mainzer Geschichte Bezug nehmen.
schöne Festschrift verfallt, der wir einen Teil
i haben.
Abbilds 8- Fahrbahn -Anordnung der FlulbrOcke.
Mitteilungen entnommen
Die photographischen Aufnahmen und Zeichnun-
der Eiscnkonstruktion und
Qstung, sowie die einschlagi-
en näheren Erläuterungen ver-
' en wir der Gustavsburger
Brückenbauanstalt.
Es erübrigt nun noch eine Be-
sprechung der Montage der Eisen-
konstruklion, der wir einen be-
sonderen Abschnitt widmen wol-
len. Sie wurde von der Dortmun-
der Union für die Ucberbrückung
des rechten Stromarmes in übli-
cherweise mit festen Rüstungen
bewirkt. Interessant gestaltete
sich dagegen die Montage der
linken Strombrücke durch die
BrOckenbauanstalt Gustavsburg.
Die Abbildgn. 10 u. 11 in näch-
ster No. stellen die verwendeten
Rüstungen dar. wahrend die vor-
ausgeschickte Bildbeilage in No.
35 den Bauvorgang veranschau-
licht. Es wurden hier
Abbil.lg. s. Querschnitt der FlutbrOcke.
AbbildK 9
Auflagerung der
Fahrbahn
«uf den Haupltrftjccrn.
Abbilclg
Einzelheiten der
7—9. Einzelheit
Eisenkonstruktion
t—v — ^r^*- - 4/ -
Abb.lrtg. 4. Querschnitt .Irr Strombnkke.
zu Abbildung 8.
Professor Riegelmann ist der
Schöpfer dieses Schmuckes.
Die Unternehmer, welche das
Bauwerk ausgeführt haben, wur-
den schon genannt. Erwähnt
sei noch, dall die Fa. R . S c h n c i -
der in Berlin die Erd- und Mau-
rerarbeiten für die linksrheini-
schen Anschlüsse, Philipp] \(i\z-
mann «Sc Cic. in Frankfurt a. M.
desgl. für die rechtsrheinischen
Strecken ausgeführt hat. Der
eiserne Ucbcrbau der Main-
brücke, die mit 2 Stromöffnun-
gen von je 82,6 m und 2 von je
gm", sowie mit 10 gewölbten
Flutöffnungen von je 23,5» eben-
falls ein stattliches Bauwerk dar-
stellt, wurde von Harkort in
Duisburg ausgeführt, während
sich die verschiedenen, Z. T.
recht interessanten kleineren
Eisenbrücken der Zufahrtlinien
auf die Brückenbauanstalt Gu-
stav sburg und das Eisenwerk
Kaiserslautern verteilen.
Die Leitung der Ausführung
sämtlicher Arbeiten lag der
' t T~!~' J — Eisenbahn-Direktion Mainz ob,
in welcher Hr. Reg - u Bit
Everken das Neubau-Dc/ernat
ausübte, wahrend Hrn. Bauinsp. H, Merkel die Bau-
leitung zufiel Von letzterem ist auch zur Feier der
Eröffnung der Rhcinbrücke eine reich illustrierte
7. Mai 1904.
TT -
Rüstträger benutzt, die mit Schiffen ein- und ausge-
fahren wurden und für alle 3 Öffnungen nachein-
ander Verwendung fanden. — * (Schiuu Mci t
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Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ini.-Vereln zu Hamburg. \>r>. am aa. Jan.
1904. Vors. Hr. Bubendev. Anwes. 6a Personen.
An diesem Tage hielt llr. Hair einen interessanten
Vortrag Ober „Feuerungsbetrieb und Rauchver-
hütung". Redner wciM zu Beginn darauf hin, wie der
Hamburger Verein für Feuerungsbeirieb und Kauchver-
hatung seine bedeutende und schwierige Aufgabe auffaßt,
in welchen Beziehungen Rauchentwicklung und Aus-
nutzung der Brennstoffe zu einander stehen und schildert
dann eingehend an der Hand eines umfangreichen Ver-
suchsmatcriales an Tabellen und graphischen Darstellun-
gen die Verluste, die bei der Verbrennung eintreten und
ihre mehr oder minder wirtschaftliche Regelung.
Im zweiten Teil seines Vortrages behandelt Redner die
Mittel und Wege zur Verminderung der Rauchentwicklung
bei Dampfkessel - Feuerungen, als welche inbetracht zu
ziehen seien: 1. Ausbildung und Uebcrwachung der Heizer,
2. Verbesserung der Feuerung*- Einrichtungen, 3. Wahl
entsprechend rauchschwachen Brennstoffe*. Nach einem
kurzen Hinweis auf das Gebiet der Hatishaltungs-Kcuerun-
gen, bei welchen ein durchgreifender Fortschritt wohl
nur von mehr und mehr zunehmender Zentralisierung der
Wärmeerzeugung zu erwarten sei, spricht Redner zum
Schluß seines außerordentlich interessanten und allseitig
mit lebhaftem Beifall begrüßten Vortrages den Wunsch
aus, daß die angeregte Behandlung der Oberaus schwieri-
gen Rauchfrage das ihr gebührende Verständnis seitens
des Staates, der Behörden und der inbetracht kommenden
Privatleute zur Weiterentwicklung finden möge. — W.
Vers, am 29. Jan. 1904. Vors Hr. Bubcndcy, Anwcs.
30 Per». Aufgen. als Mitgl. Hr. Bm.*tr. Zand. Hingegangen
ist ein Schreiben der Gewcrbekatnmer, in welchem dem
Verein anheimgegeben wird, Bewerber um ein Rcisestipcn-
dium zur Weltausstellung in St, Louis namhaft zu machen;
ferner ein Schreiben der Baugcwcrks - Berufsgenossen-
schaft betr. Versicherungspflicht der Architekten. Der
Vorsitzende fügt zur Erläuterung dieses Schreibens hinzu,
daß das Personal von Architekten und Ingenieuren, welche
die Ausführung von Bauten überwachen, versicherungs-
pflichtig ist Hr. Kohfahl erstattete hierauf den Bericht
des Bibliothek-Ausschüsse«.
Hr. Magens macht eine Mitteilung über die massiven
Decken einer Kakaofabrik, deren Zementestrieh sich unter
der Einwirkung des Handkarren - Betriebes und der an-
dauernd hohen Temperatur der Fabrikräume nicht ge-
halten liat. Ein Versuch, die Uebelstände durch einen
Belag von Riffelblech zu heben, ist mangels geeigneter
Bcfestigangsmittel noch nicht gelungen. Hr. Magens stellt
die Frage, ob es einen geeigneten Stoff für solche Dü-
bel gibe, die in die Decken einzulassen und an denen
die Bleche mit Holzschrauben zu befestigen seien. In der
Erörterung, an der sich die Hrn. Nagel, Heymann,
I.öhner, Stein, Wohlcckc. Bubendev und Hag n be-
teiligen, werden für derartige Dübel z.'T. Weißbuchen-
holz, Pockholz, Blei und Silgespähnc mit Zement em-
pfohlen, geeignetenfalls nach Tränkung des Holzes mit
Talg oder unter Verwendung von Asphalt, z. T. wird aber
bezweifelt, i>b der Zweck durch derartige Dübel Ober-
haupt zu erreichen sei. Ein Asphaltbelag, wie vorge-
schlagen, wird der in den Kahrikräumen herrschenden
Wärme und der Ausdunstungen wegen als ungeeignet
bezeichnet, während Hartholz- oder Xvlolithböden sowie
Klicscnbelag oder Zementestrieh unter Verwendung von
Gummireifen für die Karrenrider empfohlen werden.
Hr. Ilagn macht Mitteilung über unerklärliche Risse
in neuen, auf Pfahlrost gegründeten Fabrikgebäuden. Auch
in der Erörterung finden diese Erscheinungen keine ge-
nügende Aufklärung
Hr. Hcymann teilt mit, auf welche Weise es ge-
lungen ist, die Transparcntflüchcn der l'hrcn und des
Flutzeigeis an den St Pauli I „-»ndungsbrücken in Ham-
burg gleichmäßig von hinten /u beleuchten und gegen-
über der bisherigen Methode s8°/ri der Betriebskonten zu
sparen. Ks sind Glühlampen cfivlit hinter den Transparen-
ten angebracht, nachdem die Lichtpunkte mit weißem
Ltck nach vorn abgeblendet sind. Der Kaum für die
Glühlampen ist von hinten und von den Seilen durch
weitllackierle Bleche begreti/t, welche das Licht in be-
friedigender Weise zerstreuen.
Hr. Kohfahl macht Mitteilungen Uber ein zeichne-
risches Verfahren zur Berechnung des Auflage! 'drucke*
von Glocken, F« ergibt sich, daü dieser Druck mit «lern
Ausschwingungswinkel der (.locke eine beträchtliche Zu-
nahme erfährt.
Hr. Bubendev berichtet über eine durch private
■Sammlungen bewirkte Schenkung von ualvaiiopl:i«tischcu
Nachbildungen von Meisterwerken < '.einsehen Silber- und
2$i
Gold.schmuckes an die Harvard-Universität in den Ver-
einigten Staaten, welche dort eine sehr freundliche Auf-
nahme gefunden hat. < — St.
Vers, am 5. Febr. 1904 Vors Hr. Bubendev, anwcs.
71 Pers., aufgen. als Mitgl. Hr. Alex F. Ramond.
Den Vortrag dieser Versammlung hielt llr. Erbe
.,1'eber die Saalburg", das interessanteste aller römi-
schen Kastelle auf deutschem Boden. Wie die glänzend-
ste römische Kultur, so führte Redner in seinem Vortrage
aus, ihren Einfluß auf unsere Vorfahren geltend machen
mußte, indem sie zielloser Wanderung, Uneinigkeit und
Unbildung einen kräftigen Damm setzte, zeigen uns die
zahllosen Spuren derselben an der Nordgrenze des Riesen-
reiches, welche durch die planmäßige deutsche Limes-
Forschung wieder aufgedeckt werden. Vor allem zeigen
uns das auch die überaus zahlreichen Funde, die bei dem
Wiederaufbau der Saalburg gemacht wurden und noch
werden. Nach einer eingehenden -Schilderung der Einzel-
heiten des allmählich von den römischen Cäsaren ausge-
bauten und erweiterten Grenzwalles wendet sich der
Redner zur Saalburg selbst. Seit 1875 sind Ausgrabungen
und Unlerhaltungsarbeiten in planmäßige Bahnen geleitet
und finden bei der Regierung und nicht zum wenigsten
bei dem deutschen Kaiser eine mit größter Freude zu be-
grüßende verständnisvolle Förderung. An der Hand der
ausgestellten Pläne schildert Redner die Saalburg so, wie
sie sich heute darbietet und erläutert die bekannten Einzel-
heiten durch zahlreiche treffliche Lichtbilder. — W.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Gin. - Bauinsp. Brt. Feuerstein
bei der Int. des III. Armeekorps ist z. litt- u. Ort. cruaruiL
Der Geh. Admiral -Rat und voitr. Rat im Reichs -Mar-Amt
Langner ist gestorben
Baden. Der Rrg.-Bmstr. O. Linde in Baden i«t s. Ansuchen
entspr. unt. Belebung s. Tit. au» dem Dienst der staatl Hochbau-
verwaltg. entlassen.
Der Brt. Schöpfer in Karlsruhe ist gestorben
Bayern. Der Bauamtm. Fort ach in Kaiserslautern ist z.
/wecke der Ausführung eines Zollamtsgeb in Warzburg auf die
Dauer von 3 Jahren beurlaubt und zum Spezialkommisaar (Or den
Neubau berufen. Der Hauamlsaas. Geyer ist z. liauamtm. am
I.andbauamtc Kaiserslautern befordert und der Staalsbauassjst.
Dünnbier in Regensburg ist 1. BauamUass. am Landbauamt
Kaiserslautern ernannt.
Preußen. Den l'rof. lirinti und Dietrich an der techn.
Hochschule in Berlin, letzterem aus Anlaß > Austritts aus dem
l.ehramle, ist der Char. als Geh. Rcg.-Kat verliehen.
Versetzt sind : der Landbauiosp. K 1 1 11 g h 0 I z im Min. der
öffcnl). Arb. zur Kgl. Eisenb.-Dir. in Mainz und der Kisen-Rau- u.
Betr.-Insp. Krausgrillin Elberfeld ah) Vorst, tsudi w (der F.isenb-
Betr-lnsp. 3 nach Saarbrücken.
Zur Beschäftigung überwiesen sind ctie Reg.-Brustr. : l. i n d c n
der Kgl. Eisenb.-Dir. in Köln, Borishoff der Dir. in Hannover,
S e i f 1 e r t der Dir. in Köln a Rh., Friedr. Meyer der Dir. in
Stettin, Kump der Dir. in Frankfurt a. M. und Osk. Mayer der
Dir. in Breslau.
Der Reg.-Bmstr. Richter ist infolge Kniennung zum Ober-
lehrer an der Kgl. Ruugewerkschulc iu Buxtehude aus dem Staats-
eitenbahndienste ausgeschieden.
Dem Reg-Bmstr. K. Weber in Hannover- linden ist die
ffcrßrlVolman
Brt Kotmann in l'renzlau, der Kisenb Bauinsp. F.. K rüg er
in Steltin, der F.isenb -Bau- u. Bctr.-lnsp a. 1). O b c r s c b u 1 1 e in
Frankfurt ic. M. und der Reg-Blhr. F.d. Sari azin in Brakel sind
gestorben.
Brief- und Fragekasten.
Anfragen an den 1. esrikieis
i. In einem l.ui/clhau zeigt sich jetzt, nachdem dasselbe »eil
a Jahren fertig gestellt und bergen i.l , daß in * Zimmern der
Fußboden, weither auf eichenen l.agerbolzeru auf gewölbter Decke
liegt, von Würmern zcifrcsscn ist Zur Ausfüllung ist ausgebrannte
Kessels*, he verwendet worden. F.s ist wahrscheinlich, daB die
Kier de» Insekt» in der den I -agerbolzern etwa anhaftenden Rinde
sich befanden und so später sich entwickelt haben Ist nun durch
irgend welche Manipulation der Futlbodcn noch zu rctien und ist
es möglich die Tiere zu verrichten, oder empfiehlt es sich, den Fuß-
boden ganz zu entfernen und Beton aufzubringen und mit Linoleum
zu belegen? — W. II, in Potsdam.
■j. Besieht ein grußer I 'nters. hied in der Haltbarkeit (Widei-
standsflhigkeil gegen Abnutzung) zwischen den trocken gepreßten
(Matten Ischen. Metlacher Plattem und den naß gepreßten Platten'?
Wie lange unget.ihr halten na« gepreßte Platten in stark benutzten
Räumen aus '.' Kann man bei nah gepreßten Platten auf eine 10 jährige
Dauerhaftigkeit in den VcMihiilcn von viel besuchten «"dienlichen
f. iebaulu hkciten rechnen .' - S. M I. in St Petersburg
Inhalt: tlec I.l, .n-W» ;tlirw t ih um ri'itivi'ri»- |Y.i »t.t* i.nt-i:,, t-,- \n-
kclu w-Miimtrriiiiii :u Mfltxl.t n — ll.c t.«-ut- Kivcrir1. all. i- Verl. i t, ilunc nWr .irti
Kh.ic Kri }lUr.„ ,r„tf»l.-..ni.. Mitteilungen cn V>ti-it,rt: - |>. .<, „jt-
Xachii.-tn.-i - Hi:ri i.i,,: I i. . „
Hier/u eine Büdbcila-c : Ideen Wettbewerb um Entwürfe
für das Verkehr.-.- Ministerium in München
Vnlag der Ueutsclien rtiuztituiig, <. m l> II.. Belm. M. die Redaktion
• . V t F.. sei«,,, Heilm Inuca v„„ W.U. G.eve. Berlin.
Nu. Sl
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~ - - — Hin
Entwurf des Staatsbaupruktikanlrn Hermann Barhcrt in Manchen. (II. Prei».)
.MUc __
Entwurf des Bauamtsssscssors Eduard Brill in Passau (III. Preis.)
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
= BEILAGE =.
DES VERBANDES DEUTSCHER ARCHI-
TEKTEN- UND INGENIEUR-VEREINE *
Zur Frage der Normalisierung der Hausabflußleitungen.
jcgen die vom Verbände deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine nach Anhörung von Ver-
tretern der inbetracht kommenden Intcrcsscntcngruppen bearbeiteten neuen Normalien für 1 Iaus-
abflußleitungcn, welche durch die XXXII. Abgeordneten- Versammlung in Dresden am 31. Aug. v. J.
einstimmig angenommen und darnach veröffentlicht wurden, sind von einem Teile der zu den Be-
ratungen im Dezember 1902 hinzugezogenen Vertreter anderer Vereine und Inlcressentengrupt)cn
Angriffe gerichtet worden, die wir nicht unerwidert lassen können
Diese Angriffe zielen darauf ab, die vom Verbände aufgestellten Normalien, zu deren wesentlichen
Grundlagen übrigens dieselben Personen, welche sie jetzt angreifen, bei den Beratungen nachweislich ihre
Zustimmung gegeben hatten, als verfehlt hinzustellen und ihre Kinfnhrung zu verhindern. Statt dessen
werden andere Normalien empfohlen, die in irreführender Weise als die „Normalien der deutschen Ingenieure*
bezeichnet werden und Unterschriften für diese und gegen die Verbands-Nonnalien gesammelt.
Wir drucken daher nachstehend Skizzen und Erlauterungen ab, welche die vom Verbände aufgestellten
.Deutschen Normal-Abflußröhrcn" erkennen lassen, und geben dazu den Bericht, welchen der vom Verbände
seinerzeit eingesetzte Ausschuß infolge der Sachlage an den Vorstand erstaltet hat.
Wir richten nunmehr die Bitte an die staatlichen und kommunalen Behörden, sowie an die Archi-
tekten und Ingenieure, die mit der Frage der I lausabflußleitungen zu tun, hezw. in derselben entscheidende
Stimme haben, die Vorschläge des Verbandes einer eingehenden Prüfung unterziehen /u wollen, und sind
überzeugt, daß diese Prüfung das Ergebnis haben wird, daü die „deutschen Normal-Abflußröhren" trotz der
jetzt gegen sie gerichteten Agitation sich allgemeinen Eingang verschaffen werden.
Im April 1904.
Der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Neher. Bubcndev v. Schmidt. Haag. Eiselen.
Erläuterung zu den vom Verbände Deutscher Architekten
Normalien für Deutsche Normal- Abflußrohren. D. N. /
1. Gullaiserne Röhren.
(Alle Matte in Millimeter )
1. Die lichten Durchmesser und die normalen
Wandstärken sind wie folgt festgesetzt:
Normaler lichter Durchmesser 50, 70, 100, 125, 150, 200"""
Normale Wandstarke . . 5, 5, 6, 6, 7, 8 mm
2. Für die Formstücke und deren Gewichts-
berechnung ist für alle Durchmesser eine um 1 """
größere mittlere Wandstarke bestimmt. Diese Ver-
stärkung erfolgt bei allen Formstücken, abgesehen von
der L'ebcrmuffe, im Inneren, d. h. unter Verengung
der Lichtweite des Rohres.
3. Eine Abweichung der Wandstarke an zwei
einander gegenüber liegenden Stellen soll zulässig sein:
bei Röhren von 50 und 70""" Durchmesser bis zu 15 •<,,
bei Röhren von 100, 12s, i50u.2O0aunDurchm.biszu 10%
von der normalen \\ andstärke.
4. Die Muffenkonstruktion ist in Tabelle C
gegeben. Die Mufft für Röhren von 40 mm Durchm.
ist lediglich für Anschlußstut/en dieser Abmessung
festgestellt.
5. Die Baulangen der geraden Röhren be-
tragen :
bei 50 und 70 mm Durchmesser 2000 mm,
. 100 „ 125""" „ 2000 und ;{ooo'>"",
„150 „ 200""" „ 3000""".
6 Die Paßstücke für gerade Röhren sind in
Längen von 250, 500, 750, 1000, 1250 und ijOOmm her-
zustellen. Durch diese Auswahl soll das Zusammen-
bauen der Leitungen ohne Abhauen der Röhren er-
möglicht werden.
7 Die Bogenröhren werden mit einem Zentri-
winkel von 30" hergestellt und eingeteilt in „kurze"
und „schlanke" Bögen.
und Ingenieur -Vereine aufgestellten
I903. (Hierzu rlr.-i T-bcll«-., A. H u.i«! < >
Die kurzen Bögen erhalten:
bei 100 und 125 mm Durchmesser tpo""" Halbmesser,
„ 150 . 200""" ,. 1000
die schlanken Bögen:
bei 100 und 125'""' Durchmesser iooo'nm Halbmesser,
. 150 „ 200 mn> „ 2000 mm „
Die schlanken Bögen dienen für Richtungsände-
rungen in den Ableitungen, die kurzen Bögen für den
gleichen Zweck dort, insbesondere in Nebenableitun-
gen, wo die Anwendung des schlanken Bogen* aus
örtlichen Verhältnissen nicht möglich ist
8. Die Knieröhren werden mit einem Zentri-
winkel von 15, 30, 45, 60, 80 und 90 0 und mit einem
Halbmesser gleich dem Zweifachen des Rohrdurch-
messers (R aD) hergestellt. Sic sind für Richtungs-
änderungen in Fallröhrcn und .Schrägleitungen be-
stimmt und ferner in Ableitungen innerhalb der Ge-
bäude, wo aus Raummangel die Anwendung von
Rogenröhren nicht möglich sein sollte,
9. Die Fußbögen sind für die l Yberführung aus
den senkrechten Fallröhren in die liegenden Ableitun-
gen bestimmt und zwar der Fußbogen mit 80" Zentri-
winkel für den Uebergang in Ableitungen stärkeren
Gefälles (ungefähr t:6j und jener mit 89" für den
Lebergang in Ableitungen schwächeren Gefälles (un-
gefähr 1 : 60 ,.
Die Fußbögen sind sowohl einlach als mit l'cbei-
gang von einem kleineren in einen größeren Durch-
messer vorgesehen.
10. Die Verbindungsröhren werden ausschließ-
lich mit einem Winkel von 60 u zwischen der Achse
des Hauptrohrcs und derjenigen des Anschlußstut/cns
hergestellt
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Ihre Baulange betragt:
bis einschließlich 70""° Durchmesser 500""",
bei 100 und 125 mm Durchmesser . 500 u. ioooDiro,
von 150""" einschließlich aufwärts . 1000"«".
Außerdem werden sie als Einzelverbindungen oder
Doppclverbindungen hergestellt. Die Doppelverbin-
dungen werden sowohl als gerade Verbindungen an-
gefertigt, bei denen die Anschlußstutzen in einer Ebene
liegen, als auch als Eckverbindungen, bei denen die
Ebenen der Anschlußstutzcn sich unter einem Winkel
von iaou schneiden.
11. Die Bogen Verbindungen sind für Fall-
röhren von 100 und 125 mm Durchmesser vorgesehen.
Der Einmündungswinkel beträgt ebenfalls 60 Ihre
Baulange beträgt 500 und 1000 mm. Auch die Bogen-
verbindungen werden als Einzel- oder Doppelvcrbin-
dungen, und die Doppelverbindungen als gerade und
Eck Verbindungen hergestellt.
12. Die Sprungröhren werden für drei Sprung-
weiten angefertigt und zwar entsprechend dem nor-
malen Backsteinmaß mit 65, 130 und 195 B,m.
13. Die Uebergangsröhrcn dienen für den
Ucbcrgang von einem Durchmesser in den nächst-
folgenden. Ein Ucbcrgang, der zwei Durchmesser-
stufen Oberspringt, wird nicht als erforderlich erachtet.
14. Die Uebermuffen sind mit einer Baulange
gleich der dreifachen Muffentiefe des betr. Normal-
rohrcs hergestellt. Die Verstärkung des Schaftes gegen
das Normalmaß der Wandstärke wird hier außen
vorgenommen.
i£. Die Verbindun gsstQcke zwischen Fallrohre
und EindcckstQck vermitteln den Uebergang aus ersterer
in das Entlflftungsrohr (Iber Dach, unter Vergrößerung
des Durchmessers um 50 mm zwecks Sicherung des
nötigen freien Querschnittes auch bei Reifbildung im
Inneren des EntlOftungsrohrcs. Die Verbindungsstücke
erhalten durchgehends eine Baulange von 250""*' Für
den Anschluß von Hilfs-Luftleitungen ist ein Flansch-
stutzen angegossen.
16. Die Putzöffnungen sind für Ableitungen von
100, 125, 150 und 200 ■>»» Durchmesser vorgesehen. Die
Breite der Oeffnung ist mit 0,8 D festgesetzt; deren
Länge ist, um das Innere der Leitung gut zugänglich
zu machen, mit 350 mm bestimmt, und die Baulänge
mit 600 m™.
17. Das Anschlußstück für den Anschluß von
gußeisernen an Steinzeug-Leitungen erhält die normale
Muffe und 100 n"n Baulänge, das Anschlußstück für
Steinzeug an gußeiserne I-eitungen eine weite guß-
eiserne Muffe zur Aufnahme des Steinzeugrohres und
aoo mm Baulänge.
18. Die Gewichte der gußeisernen Röhren
und deren For in stücke sind mit dem spezifischen
Gewicht 7,25 berechnet. Abweichungen im Gewicht
sind bis zu -4- 3»/,, gegenüber den berechneten Gewich-
ten zulässig.
19. Samtliche nach diesen Normen hergestellten
Gegenstände sind bei der Fabrikation als Deutsche
Normal -Abflußrohren mit den Buchstaben D. N. A.
zu bezeichnen; diese Bezeichnung soll neben dem
Fabrikzeichen in deutlicher Weise, an geeigneter Stelle
(am besten auf der Muffe aufgegossen werden.
20. Für die Bleirohr-Anschlüssc sind als die
zweckmäßigeren Anordnungen. Messingstutzen von
125 mm Baulängc, woran das Blcirohr mit Plomben-
lötung angeschlossen wird, und gußeiserne Flanschen-
stücke (F-Stflckel festgestellt; außerdem sind in zwei-
ter Linie auch verzinnte Eisenstutzen mit Kelch hierfür
aufgenommen.
2. Blei- und Zlnk-ROhren.
21. Die Blei-Abflußröhren erhalten folgende
Durchmesser, Wandstärken und Gewichte:
Durchmesser ... 25, 30, 40, 50
Wandstärke . . 3,0, 3,5, 4,0, 4,0°"»,
Gewicht für 1 » . 3,0, 4,2, 6,3, 7,7 *t
22. Für Zinkröhren soll Zink nicht unter No 13
mit 0,74""" Stärke verwendet werden.
An« T«fel C Ii 5 tlrr OrOfle j KonstruluimiMngabcn für dit Muffen Jer nußci»emöhrrn.
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3. Steinzeug.
(Alle Mafie in Cenümetcr.)
23. Kür die Steinzeugröhren sind folgende
normale Durchmesser, Wandstärken und Abmessun-
gen bestimmt:
Durchmesser 10 12,5 15 20"°,
Kleinste zulassige Wandstärke 1,5 1,6 1,7 1,9'"*,
Baulange der geraden Röhren . . 60 u. ioocm,
Muffentiefc . 6 bis 7"".
Die Innenfläche der Muffe und das Schwanzende
der Röhre werden auf 5rln Länge mit wenigstens
5 Riefen versehen.
Die Dichtungsstärke an dem vorderen Muffen-
rand soll i,5cm betragen und darf bis zum Muffen-
boden sieh bis auf i,2cm vermindern.
24. Für die Bogenröhren gelten folgende Ab-
messungen :
bei 150 Zentriwinkel 200"" Halbmesser u. 52"" Baulänge,
„ 300 „ 100™ „ „ 52™
, 45° - 60"" - . 47r,D
Für besondere Fälle (senkrechte Anschlösse) ist
ein Knicrohr mit 90" Zentriwinkel und mit einem
Halbmesser gleich ungefähr dem Zweifachen des Kohr-
durchmessers vorgesehen; dieses Knierohr darf jedoch
in liegenden Leitungen nicht verwendet werden.
25. Die Ucbergangsröhren sind mit 6of"> Bau-
länge und, mit Ausnahme des Uebcrganges von 10
auf 15*-«", nur mit einem L'cbergang von einem Rohr-
durchmesser auf den nächstfolgenden Durchmesser
festgestellt.
26. Die VcrbindungsrAhreii sind ausschließlich
mit einem Winkel von 6o° zwischen der Achse des
Hauptrohres und derjenigen des Anschlußstutzens vor-
gesehen und erhalten 60 cn" Baulänge. Doppclvcrbin-
dungen sind grundsätzlich ausgeschlossen.
4. Einheitliche Bezeichnungen.
27. Für die Leitungen sind nachstehende Benen-
nungen festgesetzt:
ai Ableitungen für liegende Leitungen, sogen. Ge-
fällleitungen, Sohlleitungen usw.; sie werden in
Hauptablcitungen und Nebenableitungen
geteilt;
b) Fallröhren für senkrecht hcrabkommende Lei-
tungen; sie werden in Hauptfallröhren und
Ncbenfallröbren geteilt;
c) Schrägleitungcn für alle Leitungen, die an
der Wand geschleift werden;
d) Bogenröhren für gebogene Röhren mit Halb-
messern von 500, 1000 und 2000 mm;
c) Knicröhren für gebogene Röhren mit Halb-
messern von zwei Rohrdurchmessern (R 2 D).
Ferner werden folgende Ausdrücke festgesetzt:
Hilfs-Luftlcitung statt sekundäre Ventilation,
Fußbögen „ Fußkrümmer,
Verbindungen „ Abzweigungen,
Bogenvcrbindungen „ Pfeifenköpfc,
Sprungröhren „ Etagcnbögen, S-Stücke usw.
Uebergangsröhren „ Reduktionen, Sprung usw.
Ucbcrmuffen „ Üeberschicbcr.
28. Anmerkung. Für besondere örtliche Ver-
hältnisse dürfen Formstücke anderer Art verwendet
werden. Alle solche Formstücke müssen jedoch in
Wandstärke und Muffe mit den Normalien überein-
stimmen, —
Bericht des Ausschusses für die Nachprüfung d
Der Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine hat in seiner 32. Abgeordneten- Versammlung
in Dresden am 31. Aug. 1903 die vom Ausschuß vorge-
legte Neufassung der Normalien angenommen. Dieser
Beschluß erfolgte einstimmig von den anwesenden
Vertretern der samtlichen deutschen Architekten- und
Ingenieur- Vereine. Gegen diese Normalien richtet sich
ein im Anfang d. J. erschienene Schrift von Vertretern
deutscher technischer Vereine, die seiner Zeit zu der
Beratung dieser Normalien von dem unterzeichneten
Ausschuß eingeladen waren. Diese Schrift greift einer-
seits das Vorgehen des Verbandes in dieser Ange-
legenheit aufs schärfste an; sie bemängelt anderseits
die technischen Einzelheiten und sucht schließlich
nachzuweisen, daß durch die Verbands-Normalien eine
so hohe Verteuerung der ganzen Hausinstallation ein-
treten würde, daß die Einführung dieser Normalien da-
her schon aus wirtschaftlichen Gründen unmöglich sei.
Diese Schrift ist, soviel uns bekannt geworden ist, an
die Ministerien der deutschen Staaten und an eine
große Zahl von Stadtverwaltungen geschickt; ferner
ist ein Auszug dieser Schrift „An die deutschen In-
genteure", „An die Installateure" und „An die Bau-
rätc und Regicnings-Bauincister" verteilt worden. In
dieser Schrift sowohl wie im Auszuge werden den
Verbands-Normalien andere Normalien gegenüber ge-
stellt, welche die Verfasser als „Normalien der deut-
schen Ingenieure" oder als „Normalien deutscher In-
genieure" bezeichnen und dadurch den Eindruck her-
vorgerufen haben, wie uns durch Zuschriften bekannt
geworden ist, als seien diese Normalien von dem
„Verein deutscher Ingenieure" bearbeitet. Auf diesen
Eindruck ist zweifellos ein großer Teil der zustimmen-
den Erklärungen aus den vorgenannten Kreisen zu-
rückzuführen, um deren Abgabe bei Versendung des
Auszuges unter Beigabc einer frankierten Postkarte
seitens der Verfasser ersucht worden ist. Der vor-
erwähnte Auszug enthält über die Entstehung der
Verbands-Normalien und über ihre Begründung keincr-
:r Normalien für Hausentwässerungs-Leitungen.
lei Angaben, sodaß sich die Empfänger hieraus kein
klares Bild machen konnten über die Tragweite ihrer
Abstimmung in dem einen oder anderem Sinne. Die
ausführliche Schrift enthalt zwar eine Darstellung der
Entstehung der Verbands - Normalien, aber in einer
den Tatsachen so wenig entsprechenden Weise, daß
wir uns veranlaßt sehen, die gesamten Vorgange noch-
mals aktenmäßig klarzustellen.
Veranlassung zur Aufstellung von Normalien für
I lausabfluß - Leitungen gaben dem Verbände die ge-
radezu unhaltbaren Zustände, die sich im Laufe der
jähre im Hausinstallaüonswesen herausgebildet haben.
Es herrscht auf diesem Gebiete, wie bekannt, eine
vollständige Verwirrung, wie schon am besten daraus
hervorgeht, daß gegenwärtig mit „schottischen Röh-
ren", „deutschen Abflußrohren", „leichten Röhren",
„halbschweren Röhren" und „schweren Röhren" ge-
arbeitet wird, wobei die verschiedenen Gießereien mit
diesen Bezeichnungen z.T. gänzlich verschiedene Be-
griffe verbinden, daß ferner für die angegebenen Rohr
arten eine Unzahl teils überflüssiger, teils technisch
mangelhafter Formstücke im Handel sind, die häufig
bei den Hausinstallationen durcheinander geworfen
werden. Diese Verwirrung trug dazu bei, daß in vielen
Fällen technisch richtige und hygienisch einwandfreie
Installationen nicht zur Ausführung kamen.
Wenn nun auch die Verfasser der Schrift (5 171
behaupten: „Daß die Notwendigkeit einer Aendcrung
der bisher gebräuchlichen Abflußröhren nicht vorliegt",
so erkennen sie doch unmittelbar darauf an, „daß es
angebracht sei, den von verschiedenen Seiten ge-
äußerten Wünschen nach einer einheitlichen Her-
stellung der Abflußrohren Rechnung zu tragen", und
stellen dann selbst Normalien auf.
Zu der Aufstellung von Normalien für Hausent-
wässerungs-Leitungen war aber zweifellos der Ver-
band deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine in
erster Linie berufen; dies erkennt auch der in der
Schrift dem Verbände wiederholt entgegengestellte
'S
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Verein deutscher Ingenieure ausdrucklich an, da dem
Verbände vorwiegend die Architekten und Bauinge-
nieure angehören, also diejenigen Fachleute, welche
die Hausabflußleitungen anzuwenden, zu planen und
in der Ausführung zu beaufsichtigen haben.
Der Verband unterzog sich daher dieser Aufgabe
und nahm die von einem Ausschuß bearbeiteten Nor-
malien in seiner 30. Abgeordneten-Versammlung in
Bremen 1899 an. Diese Normalien wurden im Jahre
1900 an die zustandigen Ministerien der deutschen
Staaten und an eine große Zahl stadtischer Verwal-
tungen mit der Bitte um Einfuhrung verschickt. Die-
sem Antrage wurde von verschiedenen Seiten statt-
gegeben, unter anderem nahm das preuß. Ministerium
der öffentlichen Arbeiten, dem auch die anderen preuß.
Ressorts folgten, die Normalien unverändert an.
Die aus dem Kreise der Interessenten darnach erhobenen
.Einsprüche vcranlaßtcn das preuß. Ministerium der
Öffentlichen Arbeiten, „die gegebene Zusage einst-
weilen zurückzuziehen" und „dem Verbände zu em-
pfehlen, die Angelegenheit einer nochmaligen Be-
ratung zu unterziehen." Im gleichen Sinne äußerte
sich auch die örtliche Straßenbau -Polizcivcrwaltung,
Abt. II Berlin, die gleichzeitig in dankenswerter Weise
sich bereit erklärte, auf Wunsch einen Vertreter ihrer
Verwaltung zu den Beratungen abzuordnen. Wenn
daher in der gegen die Verbands-Normalien gerich-
teten Schrift behauptet wird, der Herr Minister und
die genannte Verwaltung hatten gegen die Normalien
„Einspruch" erhoben, so ist dies unrichtig. Diese
Behauptung ist um so auffälliger, als der Wortlaut
der betreffenden Verfügungen in der Schrift als An-
lage abgedruckt wurde.
Der Verband glaubte diesem Ansuchen entspre-
chen zu sollen und setzte einen Ausschuß ein, mit
dem Auftrage, zu seinen Beratungen Vertreter der
infragc kommenden Interessentengruppen zuzuziehen.
In diesen neuen Ausschuß ist von den bei der Be-
ratung der alten Normalien beteiligten Ausschuß-Mit-
gliedern nur Hr. \V. II. Lindlcv, Frankfurt a. M,
übergetreten, anderseits wurde besonderes Gewicht
darauf gelegt, Hrn. Baurat Herzberg, Berlin, zur
Mitarbeit in dem Ausschüsse zu veranlassen, da die-
ser die Einsprüche aus den Interessentenkreisen gegen
die alten Normalien wesentlich mit veranlaßt hatte
und sich durch seine allgemein anerkannte Sachkennt-
nis in besonderem Maße dazu eignete I linzugcwählt
wurden ferner die Hrn. Zivilingen. Schott in Köln
a. Rh., Bauinsp. Richter in Hamburg und der unter-
zeichnete Vorsitzende des Ausschusses, Obcr-Baurat
Schmick. Ob sich unter diesen Ausschuß-Mitgliedern
tatsächlich nur 1 Spczial -Sachverständiger befindet,
wie die Streitschrift behauptet, darauf braucht wohl
nicht erst eingegangen zu werden. Man darf dein
Verbände wohl zutrauen, daß er am besten in der
Lage ist, zu beurteilen, welche seiner Mitglieder für
die Bearbeitung einer so wichtigen Frage geeignet sind.
Auf das Entschiedenste müssen wir jedoch gegen
die Art und Weise Stellung nehmen, wie gegen zwei
Mitglieder des Ausschusses Stimmung gemacht wird,
durch Mitteilungen persönlicher Natur, die doch nur
dahin abzielen können, deren Unbefangenheit und Un-
parteilichkeit infrage zu ziehen.
Von Hrn. I.indley wird behauptet, daß er die
ersten Normalien in seiner Eigenschaft als Zivilinge-
nicur gegen Bezahlung ausgeführt habe, wahrend er
tatsächlich nur seine Selbstkosten in Rechnung stellte.
Ks geht das mit völliger Klarheit aus dem Wortlaut
des Geschäftsberichtes des Verbandes 1901 02 hervor,
und es muß daher auffallen, daß die Verfasser diesen
ihnen bekannten Bericht gerade als Belag für ihre
unrichtige Behauptung an I (ihren Von Hrn. Schott
wird behauptet, er sei Vertreter der Halbcrger Hütte,
während er tatsächlich nur deren technischer Berater
in verschiedenen Fragen ist Warum diese Eigenschaft
ihn zur Mitwirkung an der Bearbeitung von Rohr-
Normalien besonders ungeeignet erscheinen lassen
st.ll, erscheint unerfindlich
In dieses persönliche Gebiet gehört auch die Art,
wie Hr. Brt. Ilerzbcrg als Sachverständiger gegen
die vom Verbände aufgestellten Normalien fortwährend
angeführt wird, während er doch bei der Abfassung
der neuen, jetzt allein noch infragc kommenden Nor-
malien, in hervorragender Weise mitgewirkt hat. Mög-
lich ist dieses Vorgehen der Verfasser der Streitschrift
nur dadurch, daß sie die Einwände gegen die alten,
nicht mehr zur Diskussion stehenden, und die jetzigen
Normalien von 1903 fortwährend durcheinander werfen.
Wenn die Verfasser mit uns auf das sachverständige
Urteil des Hrn. Brt. Herzberg ein so großes Gewicht
legen, so ist es unverständlich, daß sie die neuen Nor-
malien nicht anerkennen wollen, für deren altgemeine
Einführung Hr. Brt. Herz berg mit seiner vollen Ueber-
zeugung eintritt.
Dem ihm erteilten Auftrage gemäß hat der Aus-
schuß folgende Interessentengruppen eingeladen, wo-
bei diesen selbst die Bestimmung der Person ihrer
Vertreter überlassen blieb.
Es waren vertreten:
1. Oertliche Straßenbau -Polizcivcrwaltung Abt. II
(Kanalisation) zu Berlin: Ing. Beckmann.
2. Stadtgemeinde Aachen: Stadtbauinspektor von
Montigny.
3. Stadtgemeinde München: Ob.-Ing.Kleinschroth.
4. Verein deutscher Ingenieure: Ing. Herrn. Bohn
in Friedenau ; Ing. Joly, Besitzer des Eisenwerkes
Jolv in Wittenberg.
5. Deutscher Verein von Gas- und Wasser-Fach-
männern: Dir. Beer in Berlin; Kommerzienrat
Böcking in Halbcrgcr Hütte.
6 Verein deutscher Eisengießereien: Fr Dammann,
i. Fa. Budde & Göhde in Berlin; Geh. Bergrat
Jüngst in Berlin.
7. Ostdeutsch-Sächsischer Hütten verein: Dir Hillen-
berg, Marienhüttc in Kotzenau; Dir. Wode,
Wilhelmshflttc in Eulau; Ob.-Ing. Schiffer in
Neusalz a Oder.
8. Verein für die Fabrikation von Ziegeln, 'ron-
waren, Kalk und Zement: Hoffmann i. F. Holt-
mann & Ko. in Bun/lau; Kommerz. -Rat March
in Charlottenburg.
9. Verein dcutscherTonrohrfabrikant.:Kommerz.-Rat
Mensing in Zwickau; Ing. F. Polko in Bittcrfeld.
10. Innung der Berliner Installateure: Ing. L. Grün
in Berlin: Ing. O. Schmidt in Berlin.
11. desgl. eine entsprechende Vertretung aus Frank-
furt a. M ; Ing. Vowinkel in Krankfurt a. M.
12. desgl. aus München; Gust. Rudolph in Mün-
chen; Joh. Gedon in München.
Daß von den Städten gerade Berlin, München
und Aachen zur Teilnahme aufgefordert wurden, hat
seinen Grund darin, daß Berlin den Norden, München
den Süden vertreten sollte und das Aachen diejenige
Stadt war, in der die alten Normalien des Verbandes
eingeführt waren, die also allein über deren Zweckmäßig-
keit ein auf Erfahrung begründetes Urteil abgeben
konnte Berlin kam außerdem inbetracht als einzige
Stadt, aus der Einsprüche gegen die ersten Normalien
erfolgt waren. Wenn die Streitschrift iS. 9) sagt: „Es
trifft somit die Behauptung des Architekten- und In-
genieur-Vereins, daß die Versammlung von den be-
deutendsten Städten beschickt worden ist. nicht zu",
so ist hierauf zu erwidern, daß diese Behauptung
w<dcr mündlich noch schriftlich je aufgestellt wurde
und daß die dahin gehende Bemerkung im „Zentral-
blatt der Bauverwaltung", worauf sich die Schrift
bezieht, nicht vom Verbände veranlaßt ist.
Der Ausschuß trat an die Vertreter der einzelnen
Interessentengruppen in der gemeinsamen Sitzung vom
15. Dez. 1902 ohne neue Vorschläge, lediglich in der
Absicht heran, die unbeeinflußte Meinung der I Icrrcn
über die Art und den Umfang der gewünschten Ab-
änderungen der I Normalien zu hören. Die Denk-
schrift über diese ersten Normalien, mit den darin
enthaltenen genauen Zeichnungen in 1 : 10, die alleinige
Grundlage zu den weiteren Verhandlungen, war recht-
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Deutsche Normal Abflussrqhren -^äL»
AifjKUm 1903 WM tm Yirbui fl Dnrtschir irU 1. ht|.-VeriiM.
QUSSEISEN
Anmerkung. Die Tafel A ist in i : 10 gezeiihmi, diese Wiedergabc al«o eine Veikleincrung aul Die Tafel B enthalt
die Gewichtsangaben der Metallröhien und die Muffeiifui m dci I onrOlircn. Die Tafel (' gibt die nötigen Konstruktiontmaue (Ar dir
Muffe der guttciscfncn Rühren. Die 3 Tafeln nct»t Text können tum Preise von 1,70 M , einschl. Porto, von der Geschäftsstelle dea
Verbandes, Berlin NW. 5a, f'leniiningstr. 16, belogen weiden Von dort sind auch die Zeichnungen der NoimaltOhrrn in natürlicher
• «rotte »11 beziehen, und zwar: Salz A, < luttrifenrohren, 37 Blatt, Preis 300 M ; Satz B, Sieinzciigrohten, 6 Blatt, Preis ao M —
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zeitig den zur Beschickung der Sitzung aufgeforder-
ten Interessentengruppen zugegangen, auch war diesen
mitgeteilt, daß sich die Einsprüche gegen diese Nor-
malien auf die Wandstarken, die Baulängen, die Muffen-
formen und die Art und Zahl der Fassonstücke be-
zögen. Den Wortlaut der Einsprüche gegen die Nor-
malien den Erschienenen nochmals mitzuteilen, war
umsomehr überflüssig, als derselbe wenigstens den
Herren aus Norddeutschland, d. h. den Berliner In-
stallateuren, Hrn. Joly und den Herren des Ostdeutsch-
Sachsischen Hüttenvercins genau bekannt war. Die
ersteren haben sogar vor der Ausschuß-Sitzung unter
dem Vorsitz des Hrn. Inc. Beckmann, dem Vertreter
der örtlichen Straßen-Polizeivcrwaltung in Berlin, eine
Sitzung abgehalten, in welcher diese Frage eingehend
erörtert wurde. Die dem entgegenstehenden Aus-
führungen der Streitschrift entsprechen daher nicht
den Tatsachen.
Ebensowenig ist es richtig, daß die meisten Ver-
treter gewissermaßen als „Statisten" bei der Ausschuß-
Sitzung am 15. Dez. 1902 anwesend gewesen seien
und daß man „ihre Mitarbeit nicht ernstlich gewünscht"
hätte. Demgegenüber muß ausdrücklich festgestellt
werden, daß der Vorsitzende sämtliche Anwesende
wiederholt aufgefordert hat, ihre Meinung zu äußern.
Dieser Acußcrung ist durchweg entsprochen worden.
Es wurde auch ober die wesentlichsten Funkte eine
Einigung erzielt, und soweit dies aus formalen Grün-
den nicht möglich war, wählte die Versammlung Ver-
trauensmänner, welche am nächsten Tage nach Be-
sichtigung einzelner größerer Hausinstallationcn die
endgültigen Beschlüsse feststellen sollten. Diese Be-
schlüsse sind von den Vertretern des Vereins
deutscher Ingenieure, also auch von Hrn.
Joly, der die Streitschrift mit unterzeichnet
hat, schriftlich anerkannt, von den Vertretern
des Vereins deutscher Gas- und Wasser-Fach-
männer desgl. Die Vertreter der Berliner
Installateure haben sie in einer durch Hrn.
Beckmann einberufenen, besonderen Sitzung
ebenfalls ausdrücklich nachträglich anerkannt.
Diese Anerkennung bezog sich insbesondere auf die
Abweichung der Ausschuß -Beschlüsse von den Vor-
schlägen am 15. Dez. 1902 hinsichtlich der Wand-
stärken, die hei zwei Bohrweiten, nämlich bei 100 und
150 m™ um je o.smm auf ganze Millimeter nach oben
abgerundet wurden.
Trotzdem gab dieser halbe Millimeter nachher
wieder den Anlaß zu Widersprüchen gegen die neuen
Normalien des Verbandes, die im Sommer 1903 zu-
nächst von dem Ostdeutsch - Sächsischen Hottenver-
ein, bedauerlicher Weise später aber auch von den-
jenigen Personen ausgingen, die wie Hr. Joly und
die Berliner Installateure vorher ausdrücklich zuge-
stimmt habeti.
Angeblich sollte diese Verstärkung um 0.5 m"' es
ermöglichen, die Röhren unmittelbar aus dem Hoch-
ofen zu gießen, wodurch die rheinischen Werke einen
Vorsprung gegenüber den ostdeutschen erfahren hätten.
Es wurde daher auch von den genannten Herren das
Ansinnen gestellt, der Verband solle den Hochofen-
guß für diese Köhren verbieten, wie das bei den Druck-
rohrnormalien seinerzeit geschehen ist. Da dieses Ver-
bot bei dem heutigen Stande der Technik nicht mehr
gerechtfertigt ist, lag für den Ausschuß kein Grund vor,
den Anträgen Folge zu geben. Andere Gründe gegen
die in nen Normalien sind aber dem Verbände von
keiner Seite vor dem Et scheinen der jetzigen Streit
schrift bekannt gegeben worden In dieser Streit-
schrift werden nur ganz beiläufig in dem (nicht in
allen Exemplaren enthaltenen) Nachworte iS. 181 diese
wahren Gründe der ganzen Bewegung gegen die
Verbands -Normalien gestreift. Es heißt dort: „Der
Schwerpunkt der Frage liegt lediglich in der von
Ost- und Mitteldeutschland von Alters her besonders
gepflegten und zu einer gewissen Vollkommenheit
gebrachten Technik des dünnwandigen Gusses über-
haupt". Das ist nach unserer LVbcrzeugung allerdings
tles Pudels Kern
In der Streitschrift gegen die Verbands-Normalien
werden nun technische Bedenken erhoben in folgen-
der Richtung:
1. Gegen die Wandstärken der Röhren.
a. Gegen die Baulängen.
3. Gegen die Muffen.
4. Gegen die Art und Zahl der Formstücke.
Zu 1. Wandstärken.
Für die ausreichende Wandstärke der bisherigen
sogen, deutschen Abflußröhren werden Belastungs-
proben ins Feld geführt, die absolut nichts beweisen,
da Belastungszustande, wie sie dort dargestellt sind
(S. 4 der Denkschrift) in der Praxis bei Abflußröhren
schlechterdings nicht vorkommen. Die Belastungen
sind mit ruhender Last und zwar lediglich durch Zer-
drücken des liegenden Rohres ausgeführt. Es ist da-
bei übrigens auffallender Weise garnicht angegeben,
welche Wandstärke diese Rohre besaßen. Der Ver-
anstalter der Proben kommt zu dem, ihn anscheinend
Oberraschenden Ergebnis, daß die Rohre größerer
Durchmesser mehr aushalten als die von kleinerem
Durchmesser — ein Gesetz, das dem Ingenieur aus
der Statik auch ohne Versuche bekannt sein sollte
und kommt darnach zu dem eigenartigen Schlüsse, daß
wenn überhaupt, nur die Röhren kleinerer Durch-
messer verstärkt zu werden brauchten. Es soll da-
mit bewiesen werden, daß die Zunahme der Wand-
starken mit der Größe des Durchmessers, wie sie der
Verband vorsieht, verfehlt, mindestens aber überflüssig
sei. Dem ist entgegen zu halten, daß die in der PraNis
schon beim Transport, beim Einbau und später im
Bau ungünstigste Beanspruchung der Röhren die-
jenige durch Stoß ist, für die in den Erdboden ver-
legten Röhren der größeren Durchmesser (von 125"""
an) diejenige durch Biegung, falls der Untergrund ein
nachgiebiger ist.
Für diese Belastungsverhältnisse beweisen die vor-
geführten Proben gamichts, während anderseits die
Belastung durch Stoß zweifellos bei Röhren größeren
Durchmessers auch größere Wandstärken erfordert.
Es wird dann behauptet, es hätten sich infolge
der geringen Wandstärken der bisher zumeist ver-
wendeten Abflußröhren inbezug auf Durchrosten noch
keine Uebelstände gezeigt. Diese Behauptung ist in
dieser Allgemeinheit zu bestreiten, da tatsachlich schon
Klagen nach dieser Richtung hin gehört wurden. Wenn
die« noch nicht in sehr umfangreichem Maße in die
Erscheinung trat, so liegt das daran, daß die Beob-
achtungszeit noch eine zu kurze ist, denn I lausinstalla-
tionen im jetzigen Sinne liegen höchstens 20 30 Jahre
zurück. Außerdem sind die älteren Installationen mit
erheblich dickeren Wandstärken ausgeführt, als in
letzter Zeit. Hausinstallationen sollen aber dieselbe
Dauer haben, wie die Gebäude, in welche sie einge-
baut werden, also eine mindestens 100 jährige.
Aus diesem Grunde hat der Verband das Mindest-
maß der Wandstärken kleinsten Durchmessers auf
5mm (estgesetzt, d. h. auf das gleiche Maß, wie es
jetzt die sogenannten „Normalien der deutschen Inge-
nieure" vorschlagen, dann aber entsprechend dem
wachsenden Durchmesser und den verschiedenen Ver-
wendungszwecken die Wandstärke bis auf 8 D,m an-
wachsen lassen, wobei zu berücksichtigen war, daß
die 150 und 200 """-Röhren fast ausschließlich im Boden
verlegt werden und somit größeren Beanspruchungen
durch Kost und auf Biegung ausgesetzt sind.
Daß das Gewicht der Röhren durch die etwas
vergrößerte Wandstärke erheblich vermehrt und da-
durch die Handhabung bei der Verlegung und Dichtung
sehr wesentlich erschwert würde, ist außerordentlich
übertrieben. Die Gewichtsdifferenz beträgt, wenn man
nicht die ganz dünnen Köhren zugrunde legt, die ja
die Hrn. Verfasser der Denkschrift jetzt selbst ver-
werfen, höchstens 15 20%, das sind für ein 100 mm-
Rohr bei 2m Baulänge höchstens 6k-, Eine solche
Gewichtsvermehrtmg spielt inbezug auf die Schwierig-
keit der Verlegung wohl kaum eine Rolle. Die Köhren
größerer Durchmesser, die in die Erde verlegt wer-
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den, kommen hier Oberhaupt nicht inbetracht. Diese
Gesichtspunkte sin«! bei den Verhandlungen am 15.
und 16. Dez. 1902 aucli schon eingehend geltend ge-
macht worden.
Zu 2. Baulängen.
Was gegen die liaulängen gesagt wird, ist Ober-
haupt unrichtig. Es sind nicht die Baulängen der
geraden Röhren von 100 und 200 min auf 3™ erhöht
worden. Nach den neuen Normalzeichnungen, die
den Herren bei der Abfassung der Denkschrift doch
vorlagen, sind sowohl für die 100""" und i25n,m-Rohrc
2 und 3"' Baulänge vorgesehen. Die gröberen Röhren
sind Erdleitungen, für welche eine gröbere Baulänge
auf jeden Fall erwünscht ist. Nur für diese sind da-
her 3m allein vorgesehen. Wenn bisher Röhren Ober
j" Länge wenig gebraucht wurden, so ist das nur
aus Bcquemlichkcits- Rücksichten geschehen. Hesser
ist zweifellos die möglichste Verringerung der Anzahl
der Dichtungen, die immer der schwache Funkt der
Leitungen bleiben. Daß mit den gewählten geraden
Baulängen und den zugehörigen kurzen Paßstücken,
die also kein neues Modell erfordern, sich auch die
kompliziertesten Leitungen ausführen lassen, ist bei
den Besichtigungen und Beratungen am 16. Dez. 1902
ausdrücklich zugegeben worden. Auch die jetzt unter
der Denkschrift stehenden Berliner Installateure haben
sich bei der schon erwähnten, durch Hrn. Ing. Beck-
mann von der örtlichen Straßenbau -Polizei, Abt. 11
Berlin, einberufenen Versammlung Ende Dez. 1902
ausdrücklich mit den Beschlüssen des Verbands-Aus-
schusses inbezug auf die Baulänge und die später zu
besprechenden Formstückc einverstanden erklärt.
Zu 3. Die Muffenformen.
Auch die Muffenform stand in der Sitzung vom
15. Dez. 1902 zur Beratung und es sind im Anschluß
daran auch die Tiefen sowohl für die Verstrickung
wie für den Bleiring, sowie die gegen die ersten Nor-
malien erwünschten Abänderungen beraten worden.
Als maßgebende Gesichtspunkte dienten dabei:
a) Die Tiefe der Verstrickung müßte so gewählt
werden, daß beim Einbau der Leitungen durch die
Verstrickung allein ein vorläufiges I Ialtcn der Röhren
bis zur Verbleiung erzielt wird.
b) Die Wandstärke der Muffe müßte so groß sein,
daß sie anstelle der noch vielfach üblichen Verkittung
eine sorgfältige wasser- und luftdichte Blei verstemmung
zuläßt.
c) Der Bleiring soll nicht tiefer sein, als dies mit
Rücksicht auf die Forderung zu b) unbedingt not-
wendig ist. Er wird deshalb konisch gestaltet, um
dem Bleiring bei geringer Höhe einen größeren I lalt
zu geben.
Nach dem Urteil sämtlicher Sachverständiger in
der Sitzung vom 15. Dez. 1902 entsprechen die ge-
wählten Maße der Muffe und der Gesamtanordnung
diesen verschiedenen Anforderungen. Insbesondere
wurde die Konizität des Bleiringes , wie ja auch die
Streitschrift (S. 9) selbst angibt ausdrücklich geneh-
migt. Eine genaue zeichnerische Festlegung der Muffen-
form konnte in der Sitzung selbst natürlich nicht er-
folgen.
Die in der Streitschrift der deutschen Ingenieure
aufgestellte Muffenform entspricht diesen Anforderun-
gen dagegen keineswegs, da ein Vcrstemmen min-
destens bei den großen Rohrdurchmessern wegen der
zu schwachen Wandstärken ausgeschlossen ist
Zu 4. Art und Zahl der Formstücke.
Die Formstückc sind um 1 lum in der Wandung
verstärkt, und zwar aus dem Grunde, weil, wie jeder-
zeit auf der Baustelle zu beweisen ist, gerade in diesen
am häufigsten starke Abweichungen in den Wand-
stärken vorkommen.
Da die Formstücke um je 1 mo' in der Wandstärke
erhöht wurden, mußten sie 2mm weniger inneren Durch-
messer erhalten, da eine Vergrößerung des äußeren
Durchmessers wegen der Muffenverbindung nicht mög-
lich ist Diese geringfügige Verengung ist nicht zu
vermeiden und spielt gar keine Rolle. Bei den jetzigen
nicht normalisierten Köhren kommen in den I-citun-
gen außerdem viel größere Sprünge vor. Hierüber
sollte doch eigentlich eine Mcmungs-Verschicdcnhcit
unter Fachleuten nicht bestehen. Die Länge der Form-
stücke ist aus demselben Grunde wie die Baulänge
der geraden Röhren größer gewählt, um die Zahl der
Dichtungen zu vermindern. Mittels der vorhandenen
Paßstücke läßt sich jede Leitung auf diese Weise gut
herstellen. Die bisher vorhandenen sehr kurzen Form-
stückc verleiten zu mangelhafter Flickarbeit
Was die Abzweige anbetrifft, so wirkten die bis-
her vorhandenen verschiedenen Anschlußwinkel nur
verwirrend, eine Vereinfachung war hier durchaus am
Platze. Daß diese neuen Abzweige zu den alten Ge-
ruchverschlüsscn und Klosctbccken nicht passen, wie
die Streitschrift angibt, kann an sich kein Grund sein
von der Einführung als besser erkannter Formen ab-
zusehen. Wenn solche Gründe ausschlaggebend wären,
würde es überhaupt keine Fortschritte geben Tat-
sächlich aber kommen unmittelbare Anschlüsse der Ab-
zweige an die Klosetstutzen fast nie vor, es wird fast
stets ein Zwischenstück eingelegt werden müssen. Im
übrigen werden die Klosctbccken auch auf Bestellung
mit jeder beliebigen Stutzcnrichtung geliefert.
Die Zahl der Formstucke hat gegenüber den
ersten Normalien des Verbandes eine angemessene
Ergänzung erfahren. Wie schon zu 2 vermerkt wur-
den bei den Besichtigungen vom 16. Dez. 1902 die
Formen derselben als zweckentsprechend und die An-
zahl als vollkommen ausreichend anerkannt.
Außer den technischen Bedenken wird nunmehr
als Hauptgrund gegen die Einführung der neuen Nor-
malien des Verbandes angeführt, daß sie eine durch-
schnittliche Gewichtvermehrung der Leitungen von
75% herbeiführten und daß dadurch die Kosten der
Installation der Gebäude sich je nach ihrer Art um
46— 62°/o vermehrten. Diese Behauptungen sind un-
richtig, und die hierzu aufgestellten Berechnungen
vollständig irreführend Zunächst werden die Gewichte
auf 1" mittle re Baulängc berechnet; das ist natürlich
für die Verbands-. Normalien außerordentlich ungünstig,
da dann zu viele der an und für sich etwas schwere-
ren Muffen auf die Leitung kommen. Die neuen Nor-
malien arbeiten ja aber gerade mit größeren Längen,
also mit weniger Muffen. Die angegebenen Prozent-
sätze beziehen sich ferner auf die alten leichten Röh-
ren, die bei einer besseren Installation auch jetzt
schon nicht, mehr angewendet werden sollten. Die
Berechnungen im Einzelnen zu widerlegen, versagen
wir uns, da ihre Nachprüfung bei der unklaren und
den wirklichen Verhältnissen nicht entsprechenden
Art der Aufstellung kaum möglich ist.
Dasselbe gilt bei den dann folgenden Kostenbe-
rechnungen, bei denen für dieselben Gegenstände z.T.
nicht einmal dieselben Preise eingesetzt sind. Ebenso
falsch sind die sich an diese Berechnungen anknüpfen-
den Schätzungen über die wirtschaftlichen Verluste,
die durch die Einführung der neuen Normalien ent-
stehen würden. Als Gegenbeweis seien nachstehend
die tatsächlichen Kosten aufgeführt, die uns von einer
namhaften Berliner Installationsfinna für fertige Bau-
ten verschiedener Art mitgeteilt wurden. Diese Firma
schreibt:
„Die Gesamtkosten der von uns vor Kurzem aus-
gelOhrten Installationen (Wasser-, F.ntwässcrungs- und
Gasanlagcni eines neuen Miethauses in der Köpe-
nicker Straße in Berlin und einer Villa im Wildpark
haben betragen:
ai In dem Micthausc bei Ausführung
der Abflußleitungen in der bisheri-
gen leichten Art 12864,13 M.,
b) In der Villa wie vor 6051,13 „
In a> würde die Anwendung von Abflußleitungen
mit Röhren, wie sie die „Normalien der deutschen
Ingenieure" vorschlagen , Mehrkosten ergeben haben
von 397,65 M , die Anwendung von Röhren nach den
7
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Normalien des Verbandes deutscher Architekten- und
Ingenieur- Vereine von 1903 Mehrkosten von 865,05 M.
In b) die Anwendung von Röhren nach den „Nor-
malien der deutschen Ingenieure" Mehrkosten von
162,80 M.; die Anwendung der Normal-Röhren des
Verbandes von 1903 Mehrkosten von 364,05 M., d. h.
die Anwendung der Rohre „der deutschen Ingenieure"
verteuern eine Installation um rd. 3°/o. die der Nor-
malien des Verbandes von 1903 um etwa weitere 3,5 °jV"
Hieraus geht hervor, daß die Mehrkosten eines
Hauses von 300000 M. Baukosten bei Verwendung
der neuen Verbands-Normalien 865,05 M. betragen,
bei einem Gebäude von 100000 M Baukosten nur
364,05 M. Diese geringfügigen Mehrkosten kommen
nicht inbetracht, mit Rücksicht auf den Umstand, daß
dadurch eine allen Anforderungen entsprechende In-
stallation erzielt wird, wie sie bisher bei den dünn-
wandigen Rohren Oberhaupt nicht möglich war,
Schließlich wird noch in der Denkschrift ein wirt-
schaftlicher Nachteil angeführt, der den deutschen
Abflußrohr- Gießereien angeblich erwachsen würde,
wenn die Normalien des Verbandes eingeführt wür-
den. Es heißt dort:
„Bemerkt sei noch, daß die deutschen Abflußrohr-
Werke jährlich für etwa 0,25 Mill. M. Abflußröhren
nach dem Auslande verkaufen. Während bei Ein-
führung der Normalien der „deutschen Ingenieure"
diese Bestellungen bei den geringfügigen Aenderungen
Der Verbands-Ausschuß für die Nachprüfung c
Der Vorsitzende: Schmick.
zweifellos weiter erteilt werden, dürfte sich das Aus-
land schwerlich dazu verstehen, die unpraktischen
Normalien des Architekten- und Ingenieur- Vereins an-
zunehmen, sondern auf Lieferung leichterer Röhren
bestehen. Da sich diese aber aus Fabrikations-Rück-
sichten nicht neben den schweren Normalien herstellen
lassen, werden diese Lieferungen anderen Ländern
zufallen."
Das klingt sehr bedenklich, ist aber in jeder Be-
ziehung unzutreffend. Zunächst haben England und
Frankreich schon jetzt größere Wandstärken als Deutsch-
land. In Oesterreich sind von dem maßgebenden
Architekten- und Ingenieur- Verein die ersten Normalien
des Verbandes angenommen worden, sodaii dort jetzt
auch ein Umschwung stattfinden wird. Außerdem
gießen die deutschen Werke jetzt nebeneinander so
außerordentlich verschiedene Röhren, daß kein er-
sichtlicher Grund vorhanden ist, warum sie nicht auch
in Zukunft Auslands-Keslellungcn nach den vorhan-
denen Modellen würden ausführen können.
Wir kommen nach den vorstehenden Aus-
führungen zu dem Schlüsse, daß die Beweis-
führung der Hrn. Verfasser der Streitschrift
gegen die neuen Normalien des Verbandes in
allen Punkten verfehlt ist und daß keinerlei
Gründe dafür sprechen, die neuen Verbands-
Normalien nach irgend «iner Richtung noch-
mals abzuändern. —
tr Normalien für Hausentwässerungs-Leitungen.
Der Schriftführer: Eiselen
Williflm l.trw. I l'-lVu. Inh 11-.I1 ,r>, I'xiIiii
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| DEUTSCHE BAUZEITUNG 3
jgXXXVIH. JAHRG. m 38. BERLIN, DEN u. MAI 1904 §
Die neue Eisenbahn- Verbindung über den Rhein bei Mainz.
(Srlihit) ) HlrtYti dir Abbildungm S. u. 1135.
lie Rüstung besteht aus zwei räumlich aus-
gebildeten Pfahljochcn, auf welche sich der
eiserne Rüstträger lagert und zwar so, daß
die überhängenden Enden eine entlastende
Wirkung auf den mittleren Teil des Rüst-
trägers hervorbringen. Der weitere Teil der Rüstung
findet eine Unterstützung in einfachen Pfahljochen mit
übergelegten Balken.
Der Rüstträger, der für jeden Hauptträger aus
einem Doppelträgcr besteht, wurde in der Weise
montiert, daß zunächst das auf dem Joch liegende
Feld erstellt und mittels Schiffsrüstung immer beider-
seits ein Feld, zum Schlüsse das Mittelfeld eingefügt
wurde. In der Querrichtung ist die Verteilung der
4 Hauptträger so getroffen, daü die schwerste Be-
lastung der äuUcren derselben durch die in Montage
begriffene Brücke und den Montierwagen nahezu
gleichkommt der Belastung der inneren Träger
durch die Brücke. Gegen das Anfahren durch
Schiffe sind die Pfahljoche durch starke Dükdalben
geschützt.
Auf der Hilfsbrücke, die mit Querholzern und
Dielen abgedeckt ist, ruht das Zugband der Brücke
auf eisernen qucrlicgcnden Trägern, die ihrerseits an
den Knotenpunkten der Hilfsbrückc ihre Unterstützung
finden. In der Rüstung ist eine Oeffnung von ioai
Länge und 6 "Breite gelassen, durchweiche das Material
durch einen elektrisch betriebenen Aufzugkran aus
dem Schiffe hochgezogen, auf Rollwagen abgesetzt
und dann verfahren wird. Mittels eines 21 "> hohen und
ebenfalls elektrisch angetriebenen Montierwagens wer-
den die Konstruktionsteile, deren Gewicht bis zu 10«
hinaufgeht, eingebaut. (Vergl. Abbildg. 10 u. 11 l
Nachdem das Zugband auf starke Hebeschrauben
gelegt, die Fahrbahn nebst unterem Horizontalverband
und Pfosten eingesetzt war, wurde die Oberrüstung auf-
gestellt, welche aus den Pfosten, aus Längs- und Quer-
verband und einem oberen und unteren Laufsteg für
die mit der Montage beschäftigten Mannschaften be-
stand. Hierauf erfolgte die Montage des Bogens und
des oberen Horizontal Verbandes.
Die Hängepfosten der Konstruktion sind durch
ihre steife Ausbildung befähigt, bei genügend starker,
durch die Oberrüstung gebildeter Holzverspannung,
die Ligengewichtslasten des Bogens aufzunehmen.
Nachdem eine Brücke abgenietet und abgesetzt
war, erfolgte das Ausfahren des Rüstträgers und zwar
dergestalt, daü zunächst das Mittelfeld abgebaut und
der Rüstträger samt Belag auf der in der Zeichnung
angedeuteten Schiffsrüstung je zur Hälfte aus- und
eingefahren wurde. Das Abheben bezw. Abseüen von
und auf die Joche geschah durch Ein- bezw. Aus-
pumpen von Wasser in die Schiffe.
Während des Winters waren die Joche der Eis-
gefahr wegen entfernt und die Rüstträger an den
Querträgern der ersten Brücke mit Flacheisenrahmen
aufgehängt (Vergl die mittlere Abbildg. auf der Bild-
beilage in N<>. 35 )
Das Erstellen der Rüstung einschließlich Rammen
und Aufbau der Pfahljochc, Aus- und Einfahren des
Rüstträgers und Montage des Mittelfeldes nahm vier
Wochen in Anspruch ; die Montage der zweiten Brücke
( 107,2 ■») einschließlich Nieten war in der kurzen Zeit
bis 15. Juni 1903 beendet.
Da ein Stehenlassen des Rüstträgers oder eine
Anhängung desselben an der zweiten Brücke bis zur
Fertigstellung der Pfahljoche der dritten Oeffnung der
regen Schiffahrt wegen nicht angängig war, wurden
im Rechts-Rhein provisorische Joche errichtet und der
Rüstträger dort abgesetzt. Das Umfahren der beiden
Rüstträger hälften auf die rechtsrheinischen Joche ge-
schah in je 5 Stunden, desgl. das Zurückbringen der-
selben auf die genannten Joche der dritten Oeffnung.
Die Montage der letzten Oeffnung des linken Strom-
armes war am 10. Okt. 1903 beendet.
Das Demontieren des Rüstträgers geschah mit
einem Schwimmkran, mit dessen Hilfe immer 2 Felder
abgehängt und auf der Pctcrsaue abgesetzt wurden.
Diese Tede wurden dann mit einem einfachen Montier-
bock demontiert. Nachdem die Joche abgerüstet waren,
wurden die Pfähle mittels des Schwimmkranes und mit
Pfahlspindeln gezogen. Am 1. Nov. 1903 wurde die
dritte Oeffnung für die Schiffahrt freigegeben.
In einfacher Weise vollzog sich die Aufstellung
der Eisenkonstruktion der Flutbrücken. Hier wurde
mit Hilfe eines Portalbaucs auf der nur für 1 Gleis
hergestellten Rüstung die erste Brücke hergestellt,
dann seitlich in die Achse des zweiten Gleises ver-
schoben, sodaß nun dieselbe Rüstung zur Montage
der zweiten Brücke dienen konnte. - yr £ _
Die Baukunst in dem Entwurf eines Gesetzes betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden
Künste und der Photographie.
en Regierungen der deutschen Bundesstaaten ist mit schloß durch seinen § 3 Hie Baukunst ausdrücklich aus.
Die Motive zu diesem Gesetze verstiegen -ich zu der
merkwürdigen, nicht weiter begründeten Behauptung:
daü die Werke der Baukunst im Sinne des L'rhelH-rreehts-
dem Ersuchen um Prüfung vom Reichskanzler
(Rcichsamt de> Inneren» ein Gesetzentwurf zuge-
gangen, der das „Urheberrecht an Werken der bil-
denden Künste und der Photographie" zum Gegen-
stand hat. Der Entwurf ist im „Reichsanzeiger" vom
27. April d, J. veröffentlicht, sodaß auch weiteren Kreisen
Gelegenheit gegeben ist, sich zu demselben zu äußern.
I)as Gesetz ist auch für den Architekten von besonderem
Interesse, indem es der wiederholt aus den Kreisen der
Baukünstirr ausgesprochenen Forderung Rechnung trägt
u d in seinem § a bestimmt: „Bauwerke und Ent-
würfe für diese gehören, sofern sie künstleri-
sche Zwecke verfolgen, zu den Werken der bil-
denden Künste im Sinne dieses Gesetzes."
Das frühere Gesetz Ober das „Urheberrecht an
Gesetzes den bildenden Künsten nicht beizuzahlen seien,
ist in der Wissenschaft fast allgemein anerkannt". I>er
einzige der Baukunst gewahrte Rechtsschutz lag in dem
Gesetz vom 11 Juli 1870 betr. das „ Urheberrecht an
Schriftwerken, musikalischen K « m p o « i t i o n e n
und dramatischen Werken" und dieser Rechtsschutz
ist erneut worden durch den fj 1 de- (icsrtzcs vom ig.
Juni 1901 betr. das „ l 'rhebe rreeht an Werken der
Literatur und der Tonkunst", in welchem den archi-
tektonischen Zeichnungen, .soweit sie ihrem Haupt-
zwecke nach nicht als Kunstwerke zu betrachten
sind" Schutz gegen Nachdruck gegeben wird, aber auch
Werken der bildenden Künste" vom 9. Jan. 1876 nur gegen diesen. Im übrigen war die Baukunst vogelfrei.
»3J
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Hiergegen ist mit Recht wiederholt und mit Nach-
druck aus den Kreisen der Baukünstler Einspruch er-
hoben worden; und als Mitteilungen in die Öffentlichkeit
drangen, daß die Rcichsregicrung eine Revision der Ur-
heberrecht-Gesetze plane, sind von verschiedenen großen
baukünstlerischen Vereinigungen, so vom Berliner Archi-
tekten-Verein und der Vereinigung Berliner Archi-
tekten Eingaben an die zuständigen Stellen gerichtet
worden, die darauf abzielten, der Baukunst den ihr gegen-
über den anderen Sehwesierkünsten zukommenden Flau
zu erringen. Auch der Verband deutscher Archi-
tekten- und Ingenieur-Vereine ist in dieser Sache
nicht müßig gewesen, sondern Ist mit Eingaben an den
Reichskanzler und das Reichsjusiizamt hervorgetreten,
die in folgenden Kordeningen gipfelten:
i. Der Baukunst ist unter Aufhebung des § 3 des
Gesetzes vom 9. Jan. 1876 die volle Gleichberechtigung
mit den übrigen bildenden Künsten zu gewahren und
ihren Werken demgemäß der gleiche Schutz zuzugestehen,
welchen die Werke der Malerei und Bildhauerkunst auf-
grund obigen Gesetzes seit nun-
mehr bereits 26 Jahren genießen.
2. Die architektonischen Zeich-
nungen sind nicht nur wie früher
nach § 43 des Gesetzes betr. das
Urheberrecht an Schriftwerken,
Abbildungen, musikalischen Kom-
positionen und dramatischen Wer-
ken vom 11. Juli 1870 bezw. wie
jetzt nach § 1 u. ff. des Gesetzes
vom 19. Juni 190t betr. das Ur-
heberrecht an Werken der Lite-
ratur und der Baukunst gegen
Nachdruck, sondern auch gegen
Nachbildung zu schützen.
3. Die Ziffer 3 in § 6 des Ges.
vom 9. Jan. 1876 ist dahin abzu-
ändern, daß auch für die an öffent-
lichen Straßen und Platzen stehen-
den Werke der bildenden Küaslc
eincVcrschärfungdesNachbildungs-
Vcrbotes dahin eintritt, daß das Ver-
bot der Nachbildung nur dann ent-
fallt, „sofern die Kunstwerke
dabei nicht für sich allein,
sondern als Teile eines Stra-
ßen- oder Landschaftsbildes
nachgebildet werden."
Die erste Forderung wird durch
den § a des neuen Gesetz- Entwurfes
z. T. erfüllt, nämlich für Bauwerke
und Entwürfe, sofern sie künst-
lerische Zwecke verfolgen;
und zwar gilt nach den Erläute-
rungen zum Gesetze dieser Schutz
„sowohl der Entwürfe als auch der
Bauwerke einerseits gegen die bild-
liche Wiedergabc durch Zeich-
nung, Photographie usw., ander-
seits gegen die Ausführung in den
3 Dimensionen des Raumes, d. h.
künstlerischen, als vielmehr bau-
technischcnZwecken dienen.kommt
dagegen nach wie vor nur § 1 des
Gesetzes vom iq. Juni 1901 inbe-
tracht. Der Richter muß daher im
Einzelfalle entscheiden , welcher
Kategorie das Bauwerk zuzuweisen
ist, in vielen Fallen gewiß eine schwierige Aufgabe.
Die Erläuterungen zu dem Gesetzentwurf sagen zu
dieser Beschrankung des Schutzes der Werke der Bau-
kunst durch das Kuiislschutz-Gesctz, nachdem die Berech-
tigung der Forderung zu einem solchen Schutze überhaupt
anerkannt wurde, folgendes;
„Auf der anderen Seite ist aber auch das Gewicht
der Gründe nicht zu verkennen, die s. Zt., ohne ernst-
lichen Widerspruch in den Kreisen der Architekten ge-
funden zu haben, für den Ausschluß der Baukunst vom
künstlerischen Urhcbcrrechtschulze bestimmend gcwe»cn
sind Hier spielt in erster Linie die Erwägung eine Rolle,
daß das Bauwerk nicht lediglich zur Befriedigung des
Schönheitsgeflihles oder zur Vcrmittelung eines künstle-
rischen Gedankens, sondern zugleich, meist sogar allein,
einem Gebrauchszwecke dient. Dieser Gesichtspunkt triflt
auch heute noch zu. Sobald aber die künstlerische Zweck-
bestimmung nicht mehr die ausschließliche oder wesent-
liche Voraussetzung für den KcchtschtiK bildet, kann dn>
1 1 n l- •!
II V <l
5—
-1
Abbildg. 11. Schnitt«— b, Abb. 10 de» MoiilaKCgi-'iUsleii.
Rheinbracke bei Mainz.
Kunsigese'z für die Ordnung eines Rechtsschutzes der
Baukunst nicht inbetracht kommen. Es kann dann die
Frage entstehen, ob es etwa angezeigt ist, den Schutz der
Baukunst unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Inge-
nicurkunst — sofern für deren Erzeugnisse neben dem
durch das Patentgesetz und die Bestimmungen im § t
Ziffer 3 des Literaturgeselzes gewährten Schutze Ober-
haupt ein weitergehender Schulz geboten sein sollte —
in einem besonderen Gesetze zu behandeln. Bei der
Revision des Gesetzes vom 9 Jan. 1876 kann es sich nur
darum handeln, die Bedingungen zu bestimmen, unter
denen der Baukunst für ihre ästhetisch wirksamen Leistun-
gen ein Schutz zuteil werden soll. Der Entwurf hat das
Bedürfnis eines deranigen Schutzes anerkannt. Er geht
dabei von der Voraussetzung aus, daß zwischen der bau-
künstlerischen und der bautechnischen Seite eine recht-
lich bestimmbare Grenze besteht, sodaß der Richter im
einzelnen Falle zu entscheiden in der Lage ist, ob eine
Nachbildung die künstlerische Seite des Werkes in dem
hier infrage stehenden Sinne ergreift Demgemäß ist im
§ 2 zunächst ausdrücklich ausge-
sprochen, daß Bauwerke, sofern
sie künstlerische Zwecke verfolgen,
zu den Werken der bildenden
Künste im Sinne des vorliegenden
Gesetzes gehören. Den Bauwerken
selbst sind die Entwürfe für bau-
künstlerische Werke gleichgestellt.
Daß Entwürfe, die einen in sich
abgeschlossenen ästhetischen Wert
haben, als Werke der bildenden
Künste anzusehen sind, ist nicht
zweifelhaft. Aber auch sonstige
Entwürfe, Pläne und Vorlagen für
baukünstlerischc Werke gehören
hierher, auch wenn die volle ästhe-
tische Wirkung sich erst in dem
ausgeführten Werke offenbart".
• Auch der § 6 Abs. 3 des alten
Gesetze* hat eine Abänderung er-
fahren, die auch der Baukunst zu-
gute kommt, wenn auch nicht in
dem Maße, wie das im Verbands-
Antrag gewünscht wurde. Wäh-
rend nämlich bisher die Nachbildung
von Werken der bildenden Künste,
welche auf oder an Straßen oder
Öffentlichen Plätzen sich bleibend
befinden, nur in derselben Kunst-
form verboten, im übrigen gestat-
tet war, bestimmt § 15 des Gesetz-
Entwurfes; „Zulässig ist die
Vervielfältigung von Wer-
ken, die an öffentlichen Stra-
ßen und Plätzen sich bleibend
bef indcn.durch bildlicheWie-
dergabe ihrer äußeren An-
sicht.'"
Die Erläuterungen zu dem Ge-
setzentwurf bemerken hierzu, daß
die Werke der genannten Art in
gewissem Sinne Gemeingut sind.
»Eine Beseitigung des Grundsatzes,
der einem gesunden Rechtsempfin-
den entspricht und der auch schon
vor dem Gesetze vom Jahre 1876
in einigen Teilen Deutschlands Rech-
tens war, wird nicht beabsichtigt.
Gegenüber den hier infrage kom-
menden kulturellen und ähnlichen
allgemeinen Rücksichten muß das Interesse des Urhebers
an der ausschließlichen Nutzung seines Werkes zurück-
treten. Wenn vorgeschlagen ist. daß zwar die Wieder-
gabe des Straßcnbildes, in welchem das Werk einen
Teil bildet, nicht aber die Nachbildung des Werkes
selbst zulässig sein solle, so ist zu bemerken, daß eine
Abgrenzung dieser Art Uberaus schwierig sein würde,
da es häufig gerade das Werk ist, welches das Straßen-
bild bestimmt. Ueberdies ist in vielen der hier inbe-
tracht kommenden Fälle, z. B bei Ansichtspostkarten,
Photographien, Städtebildern usw. das Werk selbst der
eigentliche Gcgrnsiand der Nachbildung, und die Dar-
stellung der Umgebung des Werkes nur Beiwerk und
Umrahmung. Eine Beseitigung oder Beschränkung dieser
im Rechts- und Volksleben eingewurzelten Nachbildungs-
freiheit wurde auch vom sozialen Standpunkt aus Be-
denken unterliegen, da sich au den freien Verkehr nament-
lich mit Ansichtspostkarten und Photographien die Iti-
terc-M ii zahlreicher kleiner Gewerbetreibender knöpfen
1 i t
ic rr.
So. 38.
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Der aus Künstlerkreiscn er-
hobene Einwand, daß durcli
minderwertige Abbildungen
dieser Art dem Rufe des
Künstlers Abbruch geschehe,
erscheint mit Rücksicht darauf
nicht begründet, daß die mei-
sten der hier inbetracht kom-
menden Abbildungen, z. B.
die v.m Denkmalern, öffent-
lichen Gebäuden usw , über-
haupt nicht künstlerische
Zwecke verfolgen , sondern
für allgemeinere Interessen
bestimmt sind.
Indessen bedarf die Vor-
schrift des § 6 Ziffer 3 des
alten Gesetzes in folgendem
Punkte der Abänderung. Das
bestehende Recht hat die
Freigabe der an öffentlichen
Straßen und Platzen sichenden
Werke dahin eingeschränkt,
daß die Nachbildung nicht in
derselben Kunstform erfolgen
darf Diese Bestimmung liat
in der Auslegung Schwierig-
keiten bereitet. I^er Entwurf
will daher die Zulässigkeil der
Nachbildung dahin klarstellen,
daß nur die bildliche Wie-
dergabe der äußeren An-
sicht eines Werkes zulässig
sein soll. Damit ist zunächst
ausgesprochen, daß die inne-
ren Teile eines Werkes -- also
z. B. die Innenarchitektur eines
Bauwerkes ohne Geneh-
migung des l'rhebers über-
haupt nicht, also auch nicht
in bildlicherWicdergabe, nach-
gebildet werden dürfen. Aus
der Vorschrift folgt ferner,
daß die Vervielfältigung eines
Werkes der Plastik durch die
Plastik sowie das Nachbauen
unzulässig ist Schließlich
bringt die Fassung, wenn sie
von der „äußeren Ansicht"
desWerkrs spricht, deren „hild-
licheWiedergabe" zulässig sein
soll, zum Ausdruck, daß auch
ein Werk der zeichnenden oder
malenden Kunst, das sich an
einem an öffentlicher Straße
gelegenen Bauwerke befindet,
z. B. ein Fresko oder ein
Sgraffito, ohne < Genehmigung
des Urhebers an einem anderen
Bauwerke nicht nachgebildet
werden darf
In den beteiligten Kreisen,
namentlich der Architektur, hat
man den Wunsch ausgespro-
chen, dem l 'rheber wenigstens
die Verwertung seines Werkes
in solchen Veröffentlichungen
vorzubehalten, die im we-ent-
lichcn für „Fachzweckc" be-
stimmt sind. Man hat dabei
hauptsächlich Sammelwei ke
im Auge, wie sie neuerdings
vielfach cr-cheincn, in denen
für den Gebrauch der Kach-
genossen Abbildungen von
Bauwerken. Fassaden, Orna-
menten usw. zusammengestellt
sind. DieM-m Wunsche kann
nicht entsprochen werden.
Wenngleich nicht zu verkennen
ist. daß dem Architekten eine
derartige Verwertung seiner
Arbeiten durch jeden beliebi-
gen l'nttcn nicht selten uner-
wünscht sein wird, so wurde
eine Vorschrift, welche die
freie Benutzung der an öffent-
licher Straße stehenden und
daher jedermann zugänglichen
Digitiz#3Pby Google
Werke in der angedeuteten Weise einschränkt, schon im
Widerspruche stehen mit dem Grundsatze, der sowohl
fOr das Literaturgesetz wie far den vorliegenden Entwurf
(vergl. § 14) sonst zur Anwendung gelangen soll, daß
nämlich, wo Unterrichts-, Belehrung»- und ahnliche
Zwecke in Frage kommen, der L'rheber sich gegenober
den Interessen der Allgemeinheit mehr oder weniger
einschneidende Beschrankungen gefallen lassen mufl.
Es ist kein Grund ersichtlich, der dazu nötigt, gerade in
vorliegendem Kalle im entgegengesetzten Sinne Bestim-
mungen zu treffen.
Auch der weitere Wunsch der Beteiligten, die Zulässig-
keit der Wiedergabe eines an öffentlicher Straße befind-
lichen Werkes an die Bedingung zu knöpfen, daß auf der
Vermischtes.
Angriffe auf Oberbaurat, Professor Schäfer In Karlsruhe.
In der letzten Tagung des badischen Landtages hat eine
Verhandlung Ober den von Ob.-Brt. Prof. Schafer ent-
worfenen und unter seiner oberen Leitung zur Ausführung
gebrachten Bau der Universitals-Bibliolhck zu Freiburg
1. B. stattgefunden. Sowohl die lange Dauer des Baues
wie die sehr erhebliche Ueberschrcitung des ursprüng-
lichen Kostenanschlages, deren Höhe mangels einer end-
gültigen Abrechnung anseheinend noch nicht ganz fest-
steht, wurden auf das schärfste getadelt. Nach den Mit-
teilungen der Presse sollen die Vertreter der badischen
Regierung ihren Beamten nicht nur nicht in Schutz ge-
nommen, sondern jenem Tadel ausdrücklich sieh ange-
schlossen haben, indem sie erklarten, daß das Ministerium
es an Mahnungen und unmittelbarem Kingreifen nicht
habe fehlen lassen und daß sowohl für die Anschlags-
Ueberschreitungen wie far die beklagenswerte Verzöge-
rung des Baues ausschließlich der bauleitende Architekt
verantwortlich sei. Die Budget-Kommission der zweiten
Kammer soll demzufolge beschlossen haben, Hrn. Schafer,
falls ein Verschulden von seiner Seite nicht als völlig
ausgeschlossen nachgewiesen wird, für alle dem Staat er-
wftc TihdicTi teile j^o 1 1 c \\ IiäF ItjAf zu j häcIicit*
Es kann uns nicht einfallen, in einem derartigen Kon-
flikt zwischen einem Beamten und seiner vorgesetzten
Behörde einseitig Partei ergreifen zu wollen, zumal wir
nicht einmal Einsicht in den amtlichen Bericht aber jene
Verhandlungen nehmen konnten. Jedenfalls ist zu ver-
muten, daß seitens des bauleitenden Architekten gewisse
Untcrtassungs-Sunden inbezug auf die formale Behand-
lung der Angelegenheit begangen worden sind und daß er
von der amtlichen Kunst der „Rückendeckung" nur sehr
geringen Gebrauch gemacht hat. Man wird jedoch auf eine
mildere Beurteilung seines Verhaltens hingelenkt, wenn man
bedenkt, daß Hr. Schäfer dem inrede stehenden Bau doch
zunächst als Künstler sich gewidmet und mit ihm nach
dem Urteil kompetenter Fachgenossen eine in jeder Be-
ziehung hervorragende Leistung geliefen hat. Wenn er
nebenbei auch noch die technische und die geschäftliche
Leitung der Ausfuhrung übernahm, ohne bei dem Um-
fange seiner sonstigen Tätigkeit imstande zu sein, den
ihm daraus erwachsenden Verpflichtungen voll zu ge-
nügen, so trifft ihn hierfür allerdings ein Vorwurf, an
dem jedoch zugleich die badische Regierung Anteil hat.
L>enn hätte diese, wie es anderwärts bei Staatsbauten
ähnlichen Ranges üblich gewnrdrn ist, neben der künst-
lerischen eine .selbständige technische Leitung eingesetzt
und mit ihr einen besonderen Beamten beauftragt, so
wäre sie gegen jede geschäftliche Unregelmäßigkeit ge-
schützt gewesen. — Wider die Anklage, an der Verzögerung
des Baues und an der Ueberschrcitung des Kostenan-
schlages die alleinige Schuld zu tragen, wird sich Hr.
Ob.-Brt. -Schäfer, der dem Vernehmen nach seit einigen
Monaten in Italien weilt, persönlich zu verantworten haben.
Wenn die Angaben eines uns vorliegenden, von der
Leitung des Freiburger Bibliothekbaue* ausgehenden
Schriftstückes zutreffen, so wird ihm dies — wenigstens
inbezug auf den zweiten Punkt — nicht allzu schwer
fallen. Hiernach betraf der nach der Aufstellung des
endgiltigen Entwurfes vorgelegte Kostenanschlag von
576000 M. ausdrücklich nur den Rohbau. Abgesehen
von dem Erfordernis für die gesamte innere Hinrichtung
des Gebäudes sollen die Mehrkosten dureh die Notwendig-
keit einer anderen Gründung, durch die Unterfuhrung
des Gewerbckanalcs unter dem Bau, durch die verlangte,
eine andere Konstruktion erheischende VergrüUerung der
Fenster usw. usw. veranlatit worden sein,
Doch genug von diesen Einzelheiten, die für die Mehr-
zahl unserer Leser nur wenig Interesse haben und die
auch uns kaum genugenden Anlaü j:u einem Eingehen
auf den Fall eegeben hatten. Dieser Anlaß liegt vielmehr
in der ueradezu unerhörten Art und Weise vor, in der
Abbildung der Name des Künstlers angegeben werde,
unterliegt Bedenken, auch liegt die Regelung derartiger
Verhältnisse bereits außerhalb des Urheberrechts."
Der Gesetzentwurf bedeutet für den Baukünstler
zweifellos einen wesentlichen Gewinn gegenüber dem
jetzigen, fast rechtlosen Zustande. Er läßt aber die Frage
des Schutze» für ein breites Gebiet der Baukunst im
weiteren Sinne ungelöst. Es wird Sache eingehender
Erwägungen und einmütigen Vorgehens der deutschen
Baukünstlcr sein, ob ein erweiterter Schutz im Rahmen
des Kunstschulzgesetzcs zu erreichen oder auf demjenigen
Wege anzustreben ist, der in den Erläuterungen zu diesem
Gesetze angedeutet wird, ein Weg, auf dem sich alle
Vertreter des Bauwesens zusammenfinden könnten.
ein Teil der süddeutschen, insbesondere aber der sächsi-
schen Presse die scheinbar gefährdete Stellung Schäfer's
in Baden zu persönlichen Angriffen gegen ihn ausge-
nutzt hat
No. 90 des .Dresdner Anzeigers* vom 30, März d. J.
enthält unter der bezeichnenden Ueberschrifl „Oberbau-
rat Schäfer als ausführender Architekt' einen Be-
richt über jene Verhandlungen des badischen I Landtages,
dessen sachliche Richtigkeit wir nicht prüfen können,
dessen ganze Haltung aber zweifellos auf den Grundton
aufrichtigster Schadenfreude gestimmt ist Am deutlich-
sten Ist der Schluß des Schriftstückes:
„Diese Vorgänge haben über den besonderen Fall
hinausgehende Bedeutung. Mit dein Tode des badischen
Finanzministers Dr. Buchcnberger, Schäfer's eifrigen Be-
schützers und mit dem Vorfalf in Freiburg L Br. ist die
Wahrscheinlichkeit gestiegen, daß Schäfer's Pläne für das
Heidelberger Schloß unter den Tisch fallen. Denn es er-
scheint als undenkbar, daß die badische Regierung den
von ihr so schwer gekennzeichneten Architekten weiter-
hin mit wichtigen Aufgaben betrauen werde".
Es wird eine solche Art der Polemik, über welche
unter den vornehm denkenden Fachgenossen wohl nur
eine Stimme herrschen dürfte, noch verständlicher, wenn
man — zwischen den Zeilen lesend — sich die Frage
vorlegt, weshalb dieser Angriff aus dem Hinterhalte ge-
rade in einem Dresdener Blatte erfolgt ist Die Antwort
kann nur lauten: Weil es offenbar die Absicht des Ver-
fassers gewesen ist, den von ihm befehdeten Meister und
die von diesem aufgestellten Entwürfe nicht nur für das
Heidelberger Schloß sondern auch für den Meißener
Dom unmöglich zu machen.
Hinc illae lacrymae: Der wohl ausgesonnene Plan hat
nur insofern ein Loch, als man nicht recht einsehen kann,
wie das geschäftlich inkorrekte Verhalten eines anerkannten
Künstlers — auch wenn ein solches in dem behaupteten
Umfange nachgewiesen werden sollte — jemals einen trifti-
gen Grund dafür abgeben könnte, ihn auch als Künstler
beiseite zu schieben und den von ihm herrührenden, an
sich trefflichen Entwürfen die Ausführung zu versagen. -
-F. -
PreUbewerbungen.
Im Wettbewerb Handelskammergebäude Pllaen (vergl.
S. 156) erhielten den I. Pr. die Arch. Gebr. Franz & Jakob
Krasny in Wien, den II Pr. die Arch. Ladislaus >>kri-
vänck und Josef Koubek in Pilsen, den III. Pr. Arch. und
Bmstr. Franz Kavalier in l'rag. Zwei weitere Entwürfe
wurden zum Ankauf empfohlen —
In einem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Zinshaus
In Klausenburg liefen si Arbeiten ein. Den I Preis cr-
rancen die Hrn. t'esar ft l'oiipovits und Karl Limbach
in Wien, den II. Preis Ilr l'aul Toaso in Budapest An-
gekauft wurde der Entwurf des Hm Artur Streit in Wien.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. E. A. In Czersk in Westrr. Ein bestimmte» Mmhung»-
Verhallni* für verlängerten Zementmörtel eibt es nicht, jedoch
haben sirli eine Anzahl von Mi»chiinirsverh«ltniMen in der Praxi»
uk zweckmißi|t erwiesen So 1 Zement, 5 Sand, 0.5 Kalklcig;
1 Zement, 6-7 Sand. 1 Kalkteic; 1 Zement, 8 Sand. 1,5 Kalkleig.
Duc ti passend gewählten Kalkiuaut/ wird nicht nur die Druck-
festigkeit, sondern auch die H.-ifUestiKkcit mageren Zementmörtel»
• m Stein bedeutend erhöht. Bei obigen >ti«>-hii:ii;iverbilltiiiuen
wird möglichste Dichte und damit m^ti-rhstc- Kevt-tkeit de» Mörtels
erreicht Welches Verhältnis im besonderen Kalle /u wählen i»t,
h.tncjt von der verlangen K>«ti<rkeit ab. Du» von Ihnen angegebene
mittleie Verhältnis 1 :-: t dütili: 111 Ihrem Kalle ausreichen —
Inhalt: I'ic nrue |- u.-nh»h|i -Verbnidunc AVer <l<r. Hliein l>ci Main*
IS li.nbi — Di« Ihi.ku i.l in dam Kntwntt mr. iinrttn. betreuend das
t thelicrrrr ht an WriO ii «Vi btlilei-deii K 1n»te Unit i>r 1 *lloUs^ r u | ihje. —
Vrmn- . Ii'ev Pi ci**hr w ci b'.nil' n. -- Brief- und r -*|T« ^-**trn. ^
Verlag der DeolichcD haiuertiuic, G m b. It., Berlin- FBr die Redaktion
reranwortii^ i. V F. Kiseleo. BerUu I>ni<k von Willi Ol.»«, Berlin.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 39. BERLIN, DEN 14. MAI 1904
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Für die XXXID. Abgeordneten -Versammlung und die XVI Wander -Versammlung in Düsscldorl
1904 ist folgende vorläufige Tagesordnung festgesetzt:
1. Abgeordneten -Versam mlung.
Donnerstag den 8. September abends: Ankunft und Empfang der Abgeordneten.
Freitag den 9., Sonnabend den io. September: Beratungen.
Sonntag den 11. September: Kleinerer Ausflug.
2. YVander-Versammlung.
Sonntag den 11. September abends: Ankunft und Kmpfang der Teilnehmer an der Wander-
Versammlung.
Montag den 12., Dienstag den 13. September: Verhandlungen, Vorträge, kleinere Besichti-
gungen in der Stadt.
Mittwoch den 14. September: Gemeinsame Rheinfahrt.
Donnerstag den 15. September: Besichtigungen in der weiteren Umgebung.
Frankfurt a. M. -Berlin, im Mai 1904.
Der Vorstand des Verbandes: Nehcr, Vorsitzender. Kisclcn, Geschäftsführer
Der Ideen -Wettbewerb um Entwürfe für das bayerische Verkehrs-Ministerium
in München, er«* xtiunj -Uli tt K|yO I
ic weit überwiegende Mehrzahl der Kon-
kurrenten hat den GrundriU nach der
Längsachse, mehr oder weniger symme-
trisch, orientiert; damit war natürlich Mich
die Lage des Haupteinganges und der Haupt
räume (Konferenzsaal und Bibliothek) in den meisten
Fällen gegeben. Bei etwa einem halben Dutzend von Ent-
würfen ist der Haupteingang aus der Mitte nach Westen
gerückt; andere haben sich gar nicht bemüht, diese
Mitte irgendwie zu betonen, sondern sie im Gi genteil
geflissentlich aulkrracht gelassen, so daü es den Kin-
druck macht, als wolle man einen im Kaufe verschie-
dener Zeitperioden entstandenen Bau vortäuschen,
nicht einen, der einem Geist, einer Hand entstammt.
Für die niedere Einschätzung des rein Akademischen
an sich ist es im höchsten Grade bezeichnend, dali
gerade die an erster Stelle prämiierten Kntwürfe ab-
sichtlich allem Akademischen aus dem Wege gegangen
zu sein scheinen; vor 20 Jahren hätte ein Preisgericht
wahrscheinlich dies« Entwürfe ohne weiteres beiseite
geschoben.
Wie .man heute im Grundriü den akademischen
Zwang verabscheut und leicht geneigt ist, sich einem
anarchistischen Terrorismus zu beugen — wenn er
nur durch malerische Reize sich einzuschmeicheln
versteht , so verhält sich 's natürlich auch mit dem
Aufbau. Was an akademisch regelrechten Arbeiten
eingelaufen ist, verdient allerdings nur zu einem kleinen
Teil Beachtung; es sind vielfach Dinge, die man schon
oft - und reifer — gesehen hat. Die besseren Ar-
beiten halten sich im Charakter derjenigen Mütu hener
Pulzbauten aus der Spätrenaissance- und Barockzeit,
an deren Stil im letzten Jahrzehnt zahlreiche öffent-
liche Profanbauten Münchens mit durchschlagendem
Krlolg angeknüpft haben Dir Haustein beschränkt
sich da auf ein/eine hervorragende Bauteile und auf
Gesimse, Gewände, Kisenen usw. Kinige Entwürfe
1/ B. die von Hcssemer & Schmidt, „Brieftaube"
|Carl Vent|, „Ostereier") haben das Ganze als ein-
heitlichen Bau wie die Residenzschlösser des XVII.
und XVIII. Jahrhunderts durchgeführt, wobei es ge-
legentlich nicht ohne ZwangsmaQregeln abging — ein
dreiseitiges Zimmer mit einer ausgebogenen Fenster-
wand kann doch kaum als geeignetes Arbeitszimmer
des Ministers anerkannt werden. Bei den Entwürfen
in diesem Charakter macht sich überdies eine grobe
Vorliebe für riesige Dächer bemerklich; bei Hessemer
A: Schmidt findet sich eine Dachhöhe von ly™, bei
„Ehrenhof" eine solche von 18 '" (bei 65" 'Iraufcn-
länge); bei „Ostereier" besitzt gar das unten 42 m
lange Dach des Mittelbaues mit 21 m mehr Höhe als
der Mauerkörper darunter. Zum Vergleich sei be-
merkt, dali das Dach der Michaelskirche in München
!7m Höhe miUt
Bei fast allen diesen Entwürfen bildet die äubere
Erscheinung des zweistöckigen Konferenzsaales den
Mittelpunkt der architektonischen Komposition und
damit meist auch das herrschende Motiv, meist mit
3 Achsen ; andere, die die Bibliothek gleichartig dazu-
gezogen, haben dadurch ein Mittelmotiv von 7 Achsen
(„Franziska", „Bayern") gewonnen Türme haben in
wenigen Fällen eine glückliche Anwendung gefunden;
mehr Wert beanspruchen kuppelartigc Aulhauten über
den HaujittreppeuhäiiMi 11 oder LMoi.ii-n Mittelhallen
(z. B bei HalJlaucr und Dciglmavr, bei „Sphinx"» Am
mächtigsten tritt ein solches Monumental - Oberlicht
bei dem Entwurf mit dem „baver. Wapptn" auf, wo
es sich über einen ouer hinter dem Haupte estibül breit
hingelagcrten I.ii htnof erhebt, an dessen Schmälenden
die Haupttreppen emporsteigen.
■37
Der Programmvorschrift nach einfacher Monu-
mentalität haben die meisten Konkurrenten nachge-
strebt, manchmal zum Schaden der Sache; dem Ent-
wurf „K. B. V. M." glaubt man die Beschränkung an-
zumerken, die sein Verfasser sich auferlegte — mehr
noch dem mit dem Motto „Lenz", der in der Einfach-
heit entschieden zu weit gegangen ist
Der Beurteilung der Entwürfe durch das Preis-
gericht ging eine Vorprüfung hinsichtlich der Pro-
grammerfüllung voraus. Beim ersten Rundgang schie-
den 7, beim zweiten 14 Arbeiten aus, sodaß 10 in die
engere Wahl kamen. Das uns vorliegende Protokoll
gibt Ober jeden einzelnen dieser 10 Entwürfe ein Ur-
teil ab; wo dieses im Folgenden wörtlich angeführt
wird, ist dies durch kenntlich gemacht.
Der mit dem I. Preis ausgezeichnete Entwurf von
Neu und Fink zeigt eine „vollkommen befriedigende
Grundrißanordnung" (S. 228 u. Beilage in No. 37). Die
große ost-westliche Durchfahrt ist zugleich annähernd
die Scheidelinie zwischen Ministerium und Briefamt.
Die Räume des Ministers liegen in der Südost-Ecke,
die anderen Dienstwohnungen in dem Südwest- Vorbau.
Die Räume des Briefamtes zeichnen sich namentlich
durch gute Anordnung der Zufahrtswege, ausreichende
Beleuchtung der Arbeitsräumc und durch die geräumige
Gestaltung des großen, durch Oberlicht vorzüglich be-
leuchteten Briefträgersaales aus, der sich nördlich an
die genannte Durchfahrt anlehnt. Der Erweiterung ist
die Nordwestecke vorbehalten ; auch kann das nördliche
Drittel des Briefträgersaales, das vom Hofe aus ge-
nügendes Licht erhält, ohne Beeinträchtigung der Be-
leuchtung überbaut werden (s. Lageplan S. 226, No. 371.
DieTrennung zwischen Ministerium und Briefamt kommt
im Äußeren durch die einfache Behandlung des letz-
teren zur Aussprache. Das herrschende Motiv im Schau-
bild ist ein hoher Gicbelbau, der das Hauptvestibül und
den Konferenzsaal in sich faßt, und dessen kirchliches
Aussehen — man glaubt im Dach deutlich Mittel- und
Seitenschiff unterscheiden zu können — durch eine Art
Querhausgiebel mit Gicbcltürmchen bekräftigt wird.
Dieser Aufschwung in der Ecke ist für das Auge ein
Bedürfnis; aber es ist doch mißlich, wenn man im
Grundriß vergeblich nach einer inneren Begründung
für einen so gewaltigen Giebel sucht, dessen einer
Fuß in dem Dach des Nebentraktes steckt, während
der andere nicht einmal auf einer vortretenden Mauer-
kante entspringt. Daß an der Südostecke das Dach
weggeblieben, trägt sehr wesentlich zu der trefflichen
Bildwirkung bei; ob aber die hier liegende Minister-
wohnung dadurch gewonnen hat, daß man statt des
warmhaltenden Dachraumes eine für den Minister doch
unbrauchbare Terrasse Uber seine Wohnung gelegt,
scheint allerdings zweifelhaft „Zu begrüßen ist der
Anklang an die heimischen Vorbilder alter Zeiten,
welche mit der monumentalen Gestaltung zugleich das
malerische Moment verbindet".
Der an zweite Stelle gekommene Entwurf von Herrn.
Buchcrt (S.2281 soll nur wegen einiger Verstöße gegen
die zweckliche Forderung des Programmes dem vor-
genannten unterlegen sein; dagegen zollt das Protokoll
mit Recht „der allgemeinen Gruppierung des Grund-
risses" alles Lob, und rühmt besonders „seine äußere Er-
scheinung, indem dort monumentale Wirkung in glück-
licher Weise mit der malerischen Ausgestaltung ver-
bunden worden ist". Da das Ministerium seiner Lage
nach vorwiegend von der Südostecke her betreten
werden wird, so war es ein besonders glücklicher
Gedanke, hierher einen offenen Hof zu legen, um
welchen sich die Ministerialräume gruppieren und an
dessen Rückseite eine Art Orientierungszentrum (wie
der Verfasser es nennt) geschaffen wurde; dahinter
befindet sich die Haupttreppe und von hier aus ver-
zweigen sich die Hauptgänge Den Konferenzsaal hat
Bucbert mit Vorteil in den nach Osten gerichteten,
den Eingang zum Hof beherrschenden Giebel gelegt,
in unmittelbarer Verbindung mit der Ministerwohnung.
Die Bibliothek hat in dem „Orienticrungszcntrum" Platz
gefunden Die Dienstwohnungen der Abteilunesvor-
stände sind in der Südostecke untergebracht
83«
Ed. Brill in Passau verdankt seinen III. Preis
hauptsächlich der klaren Grundrißlösung (S. 227) mit den
praktisch angeordneten Durchfahrten und dem geräumi-
gen, gut beleuchteten Briefträgersaal ; die Vorprüfung
bezeichnet den Entwurf als in jeder Richtung vollstän-
dig befriedigend. Die Mitte der Südseite nehmen die
Arbeitsräumc des Ministers und der Konferenzsaal ein.
Die größeren Dienstwohnungen sind alle in den vier
Geschossen der Südwestecke um einen Hof gruppiert,
die des Ministers im II. Obergeschoß. Das Ganze ist
ein charaktervoller Barockbau von „angenehmer Ge-
samtwirkung", „wobei insbesondere die Steigerung
nach dem Mittelbau, dessen Dachlösung nicht ganz
befriedigt, hervorzuheben ist". Durch glückliche Grup-
pierung der Fenster hat der Verfasser das Kasernen-
hafte nach Möglichkeit gut vermieden. Am Mittelbau
denkt er sich nur Haustein verwendet, während dieser
am übrigen Bau sich auf Gesimse, Gewände, Lisencn
usw. beschränkt.
Der erste der beiden IV. Preise fiel auf den Ent-
wurf von Hessemer & Schmidt. Ein quadratischer,
ungefähr die ganze Bauplatzbreite einnehmender, vier-
flügeliger Bau bildet den vierstöckigen Kern der An-
lage, vor welchen sieh nach Süden ein schmales drei-
stöckiges Rechteck (mit 2 Höfen und einem wuchti-
gen rundlichen Mittelbau) lagert; durch die Mitte des
Quadrates zieht ein Längsbau mit viertelkreisförmigen
Einschaltungen in den Ecken der beiden langen I löfe.
Die Mittelgruppe enthalt die Bureaus der einzelnen
Abteilungen, im Untergeschoß das Briefamt ; das vor-
gelagerte Rechteck ist im Wesentlichen für die Dienst-
wohnungen bestimmt, zu denen auch die Vorgärten
und Terrassen gehören. Das Protokoll sagt: „der
große Wurf des Grundrisses und die effektvolle Gliede-
rung des Aufbaues bilden zugleich mit der vortrefflich
dargestellten äußeren Architektur die Vorzüge der
Arbeit". Der Entwurf verdankt den Preis ohne Zweifel
nur dem äußeren Aufbau ; denn die Vorprüfung spricht
von schlechter Belichtung, unzweckmäßiger Anlage
einzelner Räume, sowie unrichtiger Anordnung des
Posthofes.
Den zweiten der beiden IV. Preise errang Emil
Schweighart mit einem Entwurf, der zu dem vorher-
gehenden im denkbar größten Gegensatz steht: dort
ein streng symmetrischer, regelmäßiger Grundriß, ein
einheitlicher Barock-Schloßbau, hier ein unübersicht-
licher, zusammengesetzter Grundriß, der mit einer ge-
wissen Peinlichkeit alle Forderungen des Programmes
zu erfüllen trachtet, aber der Einheit entbehrt, und eine
Baugruppe, die sieh den Anschein gibt, als entstamme
sie verschiedenen Bauperioden, vom XVI. zum XVIII.
Jahrhundert. Nach Süden öffnet sich ein breiter, im Huf-
eisen umschlossener Hof, dessen Rückseite von einem
Mittelbau (mit gebrochenem Steilgiebeli beherrscht
wird und der gegen die Straße durch eine niedere
Mauer und durch das am Ostende liegende Portier-
häuschen geschieden ist. Hier liegen die Ministerial-
räume des Ministers (Arbeitsräumc im 1. Obergeschoß,
Wohnung im II. Obergeschoß), in gleicher flöhe mit
dem Konferenzsaal (Mittel und der Bibliothek auf der
Südwestecke, von wo er Zutritt zu der dem süd-
westlichen I laken des 1 lufeisens vorgelegten Terrasse
hat. Die Ecken an der Südseite bilden gewissermaßen
I läuser für sich, ein Grundsatz, der auch an den an-
deren Fassaden festgehalten ist, die außerdem durch
Erker, abgetreppte Sticgcnhausfcnster us.w. belebt
werden; in dem sehr schlanken Turm an der Ostseite,
der die Lage der großen Durchfahrt bezeichnet, ver-
birgt sich zugleich der Schornstein der Zentralheizung.
Fast alle diese Bauteile besitzen Satteldächer, deren
Giebel in In iti ier Abwechselung nach allen vier Him-
melsrichtung. 11 gewandt sind; Abwalmungen kommen
nur am Mittelbau und in dessen Nähe vor.
Zum Ankauf wurden die Entwürfe von Haß lauer
\ Deitrlmayr, Aug. Blöüner und Willi. Spannagel
empfohlen, der erstere hauptsächlich wegen der voll-
kommenen Programme! füllung ; der rostförmigcGrund-
liü desselben mit 4 Längs- und 4 Qucrtrakten um-
schließt 9 Quadrate, deren mittlere Reihe die mit
No. 39.
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-pmuiit 1 i i ilfciiii l, I I ^tf
Entwurf des Auhiteklcn A Spannagel in MOnthen. KrdSr«rhnß (Zorn Ankauf empfahlen .j
Der Ideen-Wettbewerb um Entwürfe für du bayeriiche Verkehrg-Mtnisterlum In München.
14. Mai 1904 2;i9
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mm mm iwU^i m
■ : :
Abbild« 73 Hrl.iuunK»pl»ii. Abbilde Bo u. 81.
Abbildg. 73-8' Arbeiterkolonie in Guatavaburg bei Mainz Reihenbau«.-
(Arch. K. Hofmann in Darm »ladt ) für ,e . Faiml.e.
JA
—
; — 1
Abbildg 82-85 GroBerc» Einfamilienhauv
Abbild.; 8j— «1.
Kolonie Gronauerwald der Firma
J W.Zander« in K erg. -c; laribarh.
Abbild);. 00 u. 9t. Doppelte« F.infamilientani.
Abbilde;. 108 u. 109.
a-Fannlienhaus für Arbeiter
der Ei»enb-Dir. Knln.
mßiir ra
2|0
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Abbildg. 93—94. Doppeltes Einfamilienhaus.
, 95 — 97- Doppeltes Zwcifamilien-
Hans.
Abbildg. 9a—99.
Gaswerke der Stadt Köln.
igjtt».ie
1 ir
Abbildg. 95—97.
SeitenansicM
Abbildg. 98 0. 99. Reihenbauten von Zwei- und VierUmilii'nh.lusern.
Abbildg. ic
Abbildg. 100 — loa.
Dreigeschossige
Arbeiter wohnhAuirr
(Gruppcnbaui
und
AbbiUlg- 103 desgl.
(Reihenbau)
der Stadt Wies-
baden.
Arch. K. Gen/m er
in Berlin.
Abbildg. 104 109.
MusterentwOrfe
der Kgl. Kiscnbahn-
Direktion
Köln a. Rh.
Rheinischer
Kleinwohnungsbau.
14. Mai 1904.
Abbildg. 104 und 105.
Wohnhaus
für eine Arbeitet- oder
l ntcrbeamtcnfamilic der
Kgl. Eisenbahn-Direktion
Kv, a. Rh.
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Oberlicht versehenen Briefträgersäle enthalten. Das
Treppenhaus im Mittelquadrat der vorderen Reihe ist
von einem hohen Turm Oberragt, dessen .Entwicklung
nicht befriedigend" ist, wie auch sonst „der äußere
Aufbau eine entsprechende Detailbehandlung ver-
missen läßt".
Von dem zum Ankauf empfohlenen Entwurf Blöß-
ncr's metdet die Vorprüfung, daß manche Räume
sehr ungünstig untergebracht oder schlecht belichtet
seien, u. a. auch die Bricfträgcrsälc ; das Protokoll des
Preisgerichtes findet den Vorzug der Arbeit „in der
vornehmen äußeren Ausgestaltung, welche trotz der
ruhigen Gesamtwirkung auch des malerischen Reizes
nicht entbehrt" — das letztere Moment hat bei der
Auszeichnung den Ausschlag gegeben. Daß an man-
chen Fassadenlcilen der Aufriß mehr Fensterachsen
zeigt als der Grundriß, mag der Eile bei der Arbeit
zur Last gelegt werden; bedenklicher ist, daß gerade
die architektonischen Hauptmotive der Fassade an der
Sod- und Ostseite meist innerlich nicht genügend be-
gründet sind, so z. B. der achtseitige Turm an der
Ostseite, der im Schaubild von unten an aus der
Fassade heraustritt, im Grundriß aber gar nicht ein-
mal zu vermuten ist. Vollständig unbegründet er-
scheint auch die Schrägführung des die einspringende
Südostecke gegen Norden begrenzenden Flügels, zu-
mal dadurch dem in die schiefe Ecke gelegten Treppen-
haus unnötige Schwierigkeiten bereitet werden. Dieser
Flügel trägt (wie bei Neu und Fink) über der Minister-
wohnung eine Terrasse statt des Daches, bietet also
dem Minister nur die unangenehme Seite der Terrasse.
Seine eigenen Wege geht — wie immer — Wilh.
Spannagel; er ist der einzige, der den Bauplatz
parallel mit den Langscitcn geteilt, auf die imProgramm
verlangte Ostwesl-Durehfahrt verzichtet und den gan-
zen Bau auf eine Ostwcst-Achse orientiert hat. Er
bringt das Briefamt (vergl. d. Abbildg. S. 239) in dem
östlich liegenden, meist nur aus Erdgeschoß bestehen-
den Bau unter, und errichtet ihm gegenüber, durch
eine 10- -14™1 breite Straße getrennt, das Ministerium,
das durch diese Stellung, die Hauptfront nach Osten,
gegen den mit den Westwinden vom Bahnhof her-
überziehenden Rauch geschützt sein soll. Der Kon-
ferenzsaal nimmt die Mitte des II. Obergeschosses ein,
flankiert einerseits von der Bibliothek, anderseits von
den Repräsentationsräumen der gegen die Südostecke
folgenden Ministerwohnung. Spannagel macht aus
dem Kasernencharakter des Dienstgebäudes kein Hehl:
aber durch passende Konzentration der Ausschmückung
im Mittelbau und entlang des obersten Geschosses
weiß er doch dem Ganzen ein eigenartig vornehmes
Gepräge zu geben. Nach der Vorprüfung sind die
meisten Räume zu klein, manche wichtige schlecht
beleuchtet, der Brieftrageisaal im Mittelpunkt des
Brictamtes - wegen der I leihe schwer zu erwärmen
usw : gründlich verfehlt ist die im Zentrum des Mini-
steriums angeordnete I laupttreppe sie leidet unter
fast völligem Liehtmangel. Aber bei allen sachlichen
Mängeln hat der Entwurf künstlerische Qualitäten, die
es vollkommen begreiflich machen, daß er durch die
Empfehlung zum Atikau! ausgezeichnet wurde.
In die engere Wahl gelangten sonst nur noch die
Entwürfe »Sphinx" und „Brieftaube". Der erstere
geht von einer streng symmetrischen Grundrißanlage
aus und macht ähnlich wie HaÜlauer \- Deiglmayr
■ den hohen Aufbau Ober der Treppenhaushalle zum
beherrschenden Mittelpunkt des Ganzen. Er leidet an
Schwierigkeiten im Dienstbetrieb, „an zu großer Tiefe
des Inneren und an ungenügender Entwicklung der
Räume für das Ministerium", daneben aber an einem
übergroßen Aufwand von Architekturmitteln; daß der
Entwurf doch noch in die eng« reWabl gelangte, daran ist
vermutlich „die ruhige Haltung dei Architektur" schuld.
Der Turm Ober der Zentrathalle steigt bis zu 70 m Höhe
auf (doppelt so hoch als der Innenraum 1; ebenso rein
dekorativ wie dieser Aufbau ist auch davor der riesige,
über dem Konferenzsaal angeordnete. iom hohe, 'join
breite und 12 m tiefe Raum, der nur den Zweck hat,
den Mittelbau höher zu bekommen. Welchem Umstand
242
der Entwurf „Brieftaube", von Carl Vent, die Auf-
nahme in die engere Wahl verdankt, ist nicht recht
ersichtlich ; von der praktischen Brauchbarkeit hält die
Vorprüfung sehr wenig und das Protokoll sagt von
der Architektur des Vorderbaues, sie leide „in ihrem
Aufbau durch die Fülle von Motiven".
Mindestens das gleiche Recht auf Einreihung in
die engere Wahl hätte der Entwurf „K. B. V. M." be-
anspruchen können; wenn auch hier die Vorprüfung
einige Räume inbezug auf Beleuchtung, Trennung usw.
bemängelt, so findet sie doch die Gruppierung im
übrigen befriedigend; und die Architektur ist, wenn
auch wegen der Platzausnutzung in der Rclicfwirkung
der Fassaden beschränkt, doch durchaus gediegen.
Der Konferenzsaal (Mitte und Südseite) ist nach außen
durch 6 hohe Bogenfenster mit Doppelgiebel darüber,
die Bibliothek daneben durch besonders breite Fenster-
Oeffnungcn, die nach der anderen Seite anstoßen-
den Bauteile mit den Dienstwohnungen (Südostecke)
sind durch Erker gekennzeichnet. Ebenso sind die
übrigen Flügel ihrem Inhalt gemäß ausgebildet; dabei
ist es dem Verfasser gelungen, das Ganze durchaus
als Einheit zu gestalten.
Unter den übrigen, nicht mehr in die engere Wahl
gekommenen Arbeiten erwecken nur wenige tieferes
Interesse, vor allen die schon genannte, höfereiche
mit dem Motto „33". Von ihr sagt die Vorprüfung,
daß das Programm im Allgemeinen erfüllt, einige
Räume ungünstig gelegen, sonst aber Alles gut und
zweckmäßig gruppiert sei; an seiner Ausscheidung
trägt vielleicht die romanisierende, etwas finstere Archi-
tektur die Schuld. Aber es offenbart sich in der ganzen
Auffassung eine tüchtige Kraft, die noch zu Bedeuten-
derem fortschreiten wird. Nach Süden ein breiter,
ziemlich tiefer Vorhof, an dessen Rückseite der zwei-
torige Haupteingang, darüber (im I. Obergeschoß) der
Konferenzsaal, an den sich einerseits Bibliothek und
Lesesaal, anderseits die Repräsentationsräume des
Ministers anschließen, alle diese Räume durch eine
Flucht von 14 großen Klceblattfenstcrn ausgezeichnet,
die Mitte durch eine Ueberhöhung mit Kreisfenstern
und einem wuchtigen Giebel hervorgehoben.
Dem Entwurf „Lenz", bei welchem die Trennung
von Ministerium und Briefamt durch einen breiten von
Ost nach West verlaufenden Landstreifen erfolgt ist,
wird von der Vorprüfung programmgemäße Raum-
bemessung, sowie gute Belichtung und Gruppierung
zuerkannt, wogegen die Verlegung des Postdienstes
an den nördlichen Teil des Platzes wegen der Ver-
zögerung des Verkehres zu den Bahnpostwagen be-
anstandet wird. (Hierzu sei bemerkt, daß unmittelbar
am Südende der vor dem Starnberger Bahnhof be-
ginnenden Bahnunterführung die Hauptpost Münchens
ihren Sitz hat.) Der Entwurf ist wohl nur wegen der
allzu einfachen, trockenen architektonischen Behand-
lung zu Fall gekommen.
Im Grundgedanken nicht ohne Reiz ist auch der
Entwurf „Ehrenhof"; der Verfasser gruppiert das
Ministerium um einen großen, nach Süden nur nie-
der umbauten, begrünten Hof derart, daß das Ministe-
rium das südwestliche Drittel der Bauflächc einnimmt;
hieran schließen sich nach Ost und Nordost die Räume
des Briefamtes, Das beherrschende Element ist der
riesige Giebel mit dem 18 m hohen quer dahinter durch-
laufenden Walmdach über den Haupträumcn des Mi-
nisteriums im Hintergrund des Ehrenhofes. Das da-
hinter entstandene Gewinkcl geht über die berechtigten
Forderungen des „Malerischen" weit hinaus Aber trotz
aller Unvollkommenhciten spricht aus der Ar beit Talent.
Auf ganz modernen Bahnen sich zu bewegen, hat
nur ein Entwurf gewagt, Motto „Verkebrszentrale".
Der Entwurf, aus dem ein ungewöhnliches Gestaltungs-
vermögen spricht, ruft Arbeiten von Otto Wagner und
Olbrich in Erinnerung und gemahnt in seiner Gcsims-
losigkeit und mit den großen Flachkuppeln lebhaft an
orientalische Hauten. Er gruppiert die ganze Anlage
11111 2 grüße, elliptische, quer zur Längsachse gestellte
Treppenhaushallen, beeinflußt aber dadurch - wie
die Vorprüfung ergab Lage und Gestalt der ein-
So. 39.
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zelncn Räume derart ungünstig, daß sie für den Post-
dienst sich nicht brauchbar erweisen. Die Kahlhcit
des AeuBcrcn, dessen Wandgliederung fast nur auf
Fensterlöcher sich beschränkt, kommt wegen der zahl-
reichen, kraftigen Vor- und Rücksprilnge fast garnicht
zum Bewußtsein ; aber trotzdem möchten wir diese
Askese nicht befürworten. Das Unfreudige, welches
in der Arbeit liegt, ist dem Münchener unsympathisch
und es wird einen solchen Bau hier stets als Fremd-
ling erscheinen lassen. |s<i.iub msm
Rheinischer Kleinwohnungsbau.
Vou J. Stabben. (Koii.euuiie.) Iiiemi dir AhhlMiingen auf Seil* und »41.
| eher die sehr hübschen Gustavsburger Arbeiterhäuser
(Arch. Geh. Ob.-Brt K. Hofmannt geben die Ab-
bildunzen 73- 81 Auskunft. Sehr durchdacht und
mit künstlerischem Geschick ausgestattet sind schließlich
die vom Arch. Ludwig Bopp entworfenen Wohnbauten
der Firma J. W. Zanders in Bergisch - Gladbach ; die
Abbildungen 8a — 01 mögen ein Bild der reizvollen Ko-
lonie Gronauerwald geben, ein Einfamilienhaus und drei
Doppelhäuser darstellend.*! Die Anordnung einer Diele
oder die Ausbildung der Küche als Diele verleiht diesen
für Arbeiter und Angestellte bestimmten Häuschen ein
eigenartiges Gepräge. Bei den Doppelhäusern liegen die
Eingänge nicht an derselben Seite; das Haus in Abbilden.
88 u. 89 zeigt zwei als Spiegelbilder aneinander gefügte
Wuhngrundrissc. In den neueren Bauten sind in den
Spül- und Waschräumen versenkte, abgedeckte Badewannen
angebracht. Alle Häuser sind verschieden; viele derselben
sind an Arbeiter verkauft. Als Ausstellerin nannte sich
in Düsseldorf, wo ein großes Modell der ganzen Ansiede-
lung den Beschauer erfreute, Frau Anna Zanders geb.
v. Siemens auf Haus Leerbach, dereti kunstsinnige und
soziale Bestrebungen in Ludwig Bopp einen glücklichen
Dolmetsch gefunden haben.
Auttcr den Privatbetrieben kommen als Arbeilgeber
städtische und staatliche Behörden in der Wohnungsfür-
sorge für ihre Betriebsarbeiter inbetracht. Es ist bekannt,
daß, wie andere deutsche Staaten, so auch Preußen dieser
Aufgabe neuerlich eine große Tätigkeit zuwendet, und
nicht minder das Reich; die Kommunalbehordeu folgen
umsomehr, als auch ihre gewerblichen Betriebe sich aus-
dehnen. So waren auf der Düsseldorfer Ausstellung mit
Arbcitcrwohnungcn vertreten die Städte Duisburg, M. -Glad-
bach, Köln, Frankfurt und Wiesbaden, die kgl. Bergwerks-
Dircktion in Saarbrücken und die Eisenbahn -Direktionen
zu Elberfeld, Essen, Köln, Saarbrücken und Frankfurt a. M.
Die in den Vororten erbauten Häuser der Stadt Köln
bilden Kolonien von iV'j- und 2'', geschossigen Ein- bis
Vierfamilienhäusem in Gruppen; die Abbildgn 92 94
zeigen ein doppeltes Einfamilienhaus, Abbildgn. 0,5 -97
ein doppeltes Zweifamilienhaus, Abbildgn. 08 u. 99 Zwei-
familienhäuser in längerer Reihe. Drei- bis viergeschossige
Gruppen- und Reihenbauten hat dagegen die Stadl Wies-
baden für ihre Arbeiter errichtet, wovon zwei Hau-
arten nach den Entwürfen des früheren Stadtbmstr. Prof
F. Genzmer in den Abbildgn. 100 103 vorgeführt sind.
Der Bodenpreis beträgt 6 M. für 1 <t"\ die Jahresmicte für
eine Zweizimmcr-Wonnung 200 M ,' für eine Dreizimmer-
wohnung 300 M annähernd. Grobbauten ahnlicher Art
bei höherem Bodenweit sind die Beamtenwohnhäu-er
der Stadl Krankfurt.
Dem Beispiel der Saarbrücker Berg werks- Verwal-
tung, die schon seit langer Zeit den Wohnungsbau für ihre
Arbeiter betreibt und (ordert >ie hat 263 Häuser für
441 Familien erbaut und Baudarlehen im Betrage von
mehr als i5 Mill. M. bewilligt sind die Eisenbahn-
Direktionen in rühmenswerter Weise gefolgt. Zwar
waren die in Düsseldorf ausgestellten Baupläne der Eisen-
bahn-Wohngebäude zuniteil äußerlich wenig anmutend;
die kleineren Häuser aus dem Essener. Kolner und Saar-
brücker Bezirk machten iniieti einen recht freundlichen
Eindruck. Besonder» gilt das von den neueren Bauten
der Kolner Direktion, die außer den im Bezirk zerstreuten
Wohngebäuden geschlossene Arl>citerkolonien aus staals-
eigenen Mietwohnungen in Koln-Xip|>es, Kalk und Oppum
errichtet hat. Dabei ist, wie berichtet wird, der wirt-
schaftlich richtige Grundsatz, daß das Gesamtanlagekapital
einschließlich des Bodenwertes zur 4 prozenligen Verzin-
sung gebracht werden soll, nicht bloß vorgeschrieben,
sondern auch zur Erfüllung gebracht Grundrisse und
Aufrisse eines Kinzelhäusehens, eines Zweifamilienhauses
und eines Sechsfamilienhauses zeigen die Abbildgn. 104
bis ioo. Am 1, Oktober 1901 waren in den Provinzen
Rheinfand und Westfalen seitens der Staats - Eisenbahn-
Verwaltung erbaut bezw. im Bau begriffen 33 Einfamilien-
häuser, 23 Zwei-, 24 Drei-, 393 Mehrfamilienhäuser mit
2231 Wohnungen und 7009 Wohnräumen. Inzwischen
haben sich diese Zahlen erheblich vergrößert, denn noch
am 16. April 190a wurden vom preußischen Landtage rd,
11 Mill. M. für den Bau staatlicher Arbeiterwuhnungen
zur Verfügung gestellt, und iniganzen betragen die Be-
willigungen für diesen Zweck in Preußen seit 1895 rd
31 Mill, M.' ) — (Schlull (tilKtt
Die Herstellung und Vorzüge der breitflanschigen Grey -Trager, System Differdingen.
(Natti einem Vortrage vom Zivil - Ingenieur Scholl, gehalten im Aren., u. Ing -Verein för Nicikrrban un<! Westfalen in Köln a. Rh.)
jnSi] er Herstellung von eisernen Trägern waren, so lange gewissen Grenzen zu bleiben, z. B. beträgt die des 300 ",En
B &X man z" denselben Schweißeisen benutzte, die Träger Norinalprofiles nur 125 mm; tiefere Einschnitte in die langen
also aus leicht schweißbaren, stärker phosphorhaltigen, Walzen würden dieselben zu leicht zum Brechen geführt
also kaltbrüchigen Luppen erzeugt werden mußten, inbezug haben, und auch die Bcdingungeinerfortlaufcnden Streckung
auf die Abmessungen ziemlich enge Grenzen gesetzt. Träger des Steges in den Fertigkalibern verminderte ein weiteres
von400""»HöhcwarenschonetwasBesonderes,dieSchweiß- Austreiben des Materiales in den Flanschen Die wesent-
näte blieben meist erkennbar und in der Beanspruchung
mußte man vorsichtig sein. Den örtlichen Bcdmgnngen
für die Roheisenerzeugung gemäß waren Belgien, Nord-
Frankreich und namentlich der Saarbezirk zunächst die
Haupt -llerstellungsgegenden und bis in die letzten Tage
sind ja Träger in Deutschland noch nach der Frachtgrund-
lage Burbach verkauft worden. Die Herstellung von
Bessemerstahl hat in der Tragcrerzeugung auch noch
keine grundlegende Aenderung gebracht; es war nicht so
ganz leicht, ein weiches, genügend walzfähiges Material
damit herzustellen und die Fabrikation von Schweißeisen-
Trägern hat sich an manchen Orten noch ziemlich lang
gehalten Erst die Entphosphorung mit der erleichterten
Erzeugung des w eichen, sehr walzfähigen Thomas - Fluß-
liche Verwendung von Trägern auch zu Stützkonstruktio-
nen in Amerika brachte dann den Ing. Grey der t arucgic-
Werke in Homestead zu Versuchen, mit einer andersge-
arteten Walzarbeit Träger mit breiteren Flanschen herzu-
stellen und diese Art des Walzens ist im großen Stile zu-
erst auf dem Diffcrdingcr Stahlwerk der Deutsch-
Luxemburgischen Bergwerks- und Hüttcn-A -G
durchgeführt worden.
Auf einer schweren Blockstraße werden die 'Träger
in sehr intensiver Walzarbeit durchprofiliert und kommen
dann in das eigentliche Grey- Walzwerk Dieses besteht
aus 2 hinter einander angeordneten Gerüsten mit glrteh-
mäßigem Antrieb Von einer Stelle aus. Das erste t.eiüst
hat nur Horizontalwalzen, die auf die Kanten der Flanschen
hat in ziemlich raschem Umschwung namentlich wirken, für diese also gewissermaßen cm St.nnliur.-fil
,.U1 I j:- C.II. J-. CT.« .« . .11 ._ t\... :.. > - — ■ 1 .... Ii.-: „t... l i:.
in Deutschland dieses an die Stelle des .Schweißeisens
gebracht Vor mehr als 20 Jahren schon machte sich das
Bedürfnis nach der Aufstellung von Xormalprof ilen für
solche 'Träger geltend und die maßgebenden deutschen
technischen Vereine haben diese Arbeit denn auch unter-
nommen, mit dem Erfolg, daß die aufgestellten Normalien
nicht nur in Deutschland, sondern überhaupt auf dem
Kontinent, insbesondere auch in Frankreich zur Anwen-
dung kamen, Man war aber durch die frühere Art <lcr
Walzarbeit gezwungen, mit den Breiten der Flanschen in
'1 Klieiinmbc Alle ir.m oLimi^i :i, J -uliht II h. , F.i.i.l
darstellen. Das zweite Gerüst hat 1 lorizmitalwal, en , <lic
die ganze Leibung des Trägers enthalten, also .uif Steg
und Flansch gleichzeitig wirken, außerdem mittelbar an-
getriebene Vertikalwalzen, die ;u:t die Außenseite der Flan-
sche arbeiten und die GesaintWN- bestimmen. Eine -u-l:r
schwere, bis zu 10000 PS entwickelnde I »rillnigs. |<rv ,1 - irr-
Maschine treibt die Wal/cu au und die Trailer hmlcn ent-
sprechend der GruUe iliircli je 7—11 Stiche in dem Grcv-
Walzwerk. Die damit ^e.rebeiien kurzen Walzen können
natürlich erheblich größerem Druck widerstehen, auch
ist eine allmähliche, sehr bedeutende streckende Wirkunt;
• I Ii.',. l,..,:l.,-,tJ.LU X.. J s. ub 1.1:1) II»
14. Mai 1904.
-43
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auf die Flansche möglich, so daß eben weit größere Ab-
messungen für diese zu erzielen sind nnd gleichzeitig
Träger bis zu 7 so mn> Höhe und bedeutender Lange ge-
walzt werden können. Man gießt dafür Blöcke bis zu 6«,
die schon etwas profiliert sind, trotz ihrer Größe aber in der
Blockstraße eine vollkommen genügende Durcharbeitung
finden. Da die Horizontalwalzcn des zweiten Gerüstes das
Innenprofil des fertigen Tragers haben müssen, so laßt sich
an der Gesamthöhe in der Walze nicht viel ändern und
es muß deshalb für jede Höhe ein besonderer Satz von
Walzen vorhanden sein.
Die Flanschenbreiten der neuen Profile sind nun so
bestimmt, daß, mit 220 mm Höhe beginnend bis zu 300 mm,
die Flanschcnbrcite gleich der flöhe ist, von da ab bleibt
diese gleich bis zum größten Profil von 750 mm. Die Steg-
stärken sind mit Rücksicht auf die Walzarbeit gegriffen
und im Mittel 1 größer als bei den alten Profilen.
Wesentlich ist, daß die Neigung der Flansche mir 9% be-
trägt, gegen 14% bei den alten Profilen; es lassen sich
also sämtliche Anschlüsse leichter herstellen, auch ist
nach der Art der Walzarbeit die verhältnismäßig starke
Abrumlung der äußeren Flanschcnkante wie bei den alten
Profilen nicht nötig, die Kante ist scharf. Der Vorzug
der breitflanschigen Träger gegenüber den alten Profilen
ist nun in erster Linie der, daß bei gleichen Höhen die
Widerstandsmomente viel größer sind. So beträgt dasselbe
für das kleinste Profil von 220 »» Höhe inbezug auf die wag-
rechte Achse und ausgedrückt in Centimeter 671, während
dieses von dem Normalprofil mit 300 noch nicht erreicht
wird; das Widerstandsmoment gegen die lotrechte Achse
für den erstcren aot, was erst von dem Normalprofil mit
450""", also einem der größten überhaupt bis jetzt gewalz-
ten, erreichtwird. Dasbreitflanschige Profil johat einWider-
standsmoment im erstcren Sinne von 1680, was erst wieder
überschritten wird von dem Normalprofil mit 425 n"» Höhe,
wobei die größere Widerstandsfähigkeit gegen wagrechte
Ausbiegung ja doch bei Balkenlagen z. B., auch noch unter-
stützend wirkt. Das Widerstandsmoment des 300 "i™ breit-
flanschigen Trägers gegen die vertikale Achse, also die
schwächere Seite im Sinne der Knickfestigkeit mit 500,
wird von dem bis jetzt hergestellten größten 550 er Träger
mit nur 349, also bei weitem noch nicht erreicht. Will
man gleiche Höhen gegen einander vergleichen, so er-
setzen 2 brcitflanschige Träger von 220 mm I lohe 5 solcher
vom Normalprofil, 3 der ersteren von 300 8 normale,
3 breite von 360 7 normale. Im allgemeinen wird es
aber viel wesentlicher sein, daß man dieselbe Tragfähig-
keit z. B. bei Deckenkonstruktionen mit geringeren Trägcr-
höhen erreichen kann, da auf diese Art der Verlust an
den in Deutschland durchweg beschränkten Gesamtbau-
höhen beim Einschicben der einzelnen (Geschosse verringert
wird, bezw. für diese größere freiere Höhen übrig bleiben.
Viel wesentlicher sind naturgemäß die Vorteile bei der
Verwendung der breitflanschigen Träger als Stützen, oder
für gedrückte Konstruktionsteile, wo sie das Vielfache der
alten Nornialprofile ersetzen. Auch die Einlagerung etwa-
iger Betonierungen oder sonstiger Zwischendecken in die
breitflanschigen Träger ist eine viel günstigere. Der betr.
Betonstreiten bekommt mehr den Charakter eines einge-
spannten Balkens, wird also an sich mehr tragen; Ver-
suche in der Richtung wären zweckmäßiger Weise noch
zu machen, Ebenso wird das Einlegen von Hohlzicgcl-
decken usw. begünstig. Die jüngsten Erfahrungen bei dem
großen Brande in Baltimore haben deutlich gezeigt, wie
wesentlich die l'mmantelungsfrage für Eiscnbalkcn und
-Stützen ist, wie günstig sie aber auch wirken kann. Die
Mehrzahl der dortigen Wolkenkratzer war für ihre Eisen-
gerüste mit Hohlziegel l'mkleidung (Terrakotta) versehen
und diese haben im Brande ausgezeichnet gestanden.
Sie sind selbstverständlich auch leer gebrannt, im übrigen
Preisbewerbungen.
In dem Wettbewerb des Beamten-Wohnungs-Vereins
um Entwurfsskizzen für die Bebauung eines Grundstückes
in Charlottcnburg 1«. S. 11) erhielten unter 47 eingegan-
genen Arbeiten je einen Preis von 1500 M. die Hrn. Arch.
Schmieden it Böthkc und Alfr. J. Balcke & Carl
Sickcl. sowie je einen Preis von 1000 M. die Hrn. Arch.
Friedr Thelemannu. Ma_\ Langer und Erdmann \
Spindler, sämtlich in Berlin. Die Entwürfe sind vom
15. bis /. 21 d M von u 6 l.'hr 1111 Architektenhause
aufgestellt. —
Personal-Nachrichten.
Preußen. l>«m heu braun«, hw Reg - u Brt Briuckmann
in Brauuschvvcig i»t der Kote Adler Orden |||, Kl , dem l.andbau-
lirsp. II all er mann in Anrath um! ileni her/ braunxehw. Brt.
Müller in llol/roinde» der Rute Adter-Ordc» IV. Kl. verliehen.
aber nicht schwer geschädigt worden und lotrecht stehen
geblieben, während niedrige Gebäude alter Herstellungs-
art zu Trümmern zusammen gefallen sind. Die mit Ziegeln
bekleideten Außenwände dieser Gebäude haben sich so-
gar viel besser gehalten, als die massiven Granitmauern
weniger hoher Wohn- und sonstiger Gebäude.
Die bedeutende Einzeltragfähigkeit der breitflanschi-
gen Träger gestattet außerdem, an vielen Stellen zu-
sammengesetzte, genietete Konstruktionen ganz zu ver-
meiden So kann z. B. eine normal ausgestattete Ueber-
brückung der Staatsbahn von nahezu 9 m Stützweite
mit einem nackten breitflanschigen 750 mm Träger herge-
stellt werden. Auf dem DiffercJingcr Werk selbst ist ein
Laufkran von 21,5'" Spannung mit 36« Eigengewicht und 25"
Tragfähigkeit auf ein Gerüst gesetzt worden, welches als
Stützen 300 •« hohe breitflanschige Träger halte, als Lauf-
bahn-Träger solche von 650""" Höhe bei 8 ■» Stützenab-
stand. Der ältere Teil bestand aus einem genieteten Gitter-
stützwerk und einem zusammengesetzten Blechträger mit
2S3 M. Kosten für 1 ■", während der später angefertigte
feil aus den einfachen Trägern nur 206 M. kostet. Der
große Vorteil der viel raseneren Herstellung und ein-
facheren Montage geht noch nebenher uud es fällt jede
Lockerung der Nieten usw. bei zusammengesetzten Teilen
fort. Auch in Konstruktionen jeder Art sind die breit-
flanschigen Träger natürlich mit Vorteil zu verwenden.
Sic leisten bei gedrückten Teilen unendlich viel mehr,
gestatten mit den flacheren Flanschen einen leichteren
Anschluß, auch für l'cberlappungcn usw., und das An-
bringen von Nieten wird bedeutend erleichtert. Die Vor-
züge der Verwendung derartiger Träger im Eisen-Hochbau
und bei Konstruktionen der verschiedensten Art sind also
in die Augen springend.
Was die technischen Einrichtungen des Diffcrdinger
Stahlwerkes als solche angeht, so machtdie Verwendung ganz
schwerer Blöcke von nicht unter2,3— a^<Ge wicht die Gießar-
beit in der Stahlhütte sehr einfach und hat zu einer interessan-
ten Ausbildung der ganzen Walzwerkanlagc geführt. Eine
schwere Blockstraße mit einer im Mittel 4000 PS leisten-
den Rcversicr- Maschine nimmt die gesamte Stahlmenge
auf und gibt sie entweder durch das Walzengerüst der
einen Seite vorprofiliert an das Grey -Walzwerk ab, oder
auf der anderen Seite in rechteckiger Form vorgcwalzt
an die dort weiter verarbeitende Straße. Hier treibt eine
3000 pferdige Tandem - Zwillingsmaschine entweder ein
schweres Duowalzwerk mit Reversicrbetricb zur Her-
stellung vorgewalzter Blöcke, Knüppel oder Platinen, oder
auf der anderen Maschinenseite ein Trio zum Walzen
von Schienen, Schwellen, kleineren Trägern Außerdem
kann noch vorgeblocktes Material auf eine Mittel-Schnell-
straße abgegeben werden, die mit einem Occhelhäuser-
schen Gaszwilling von 1300 PS angetrieben wird, oder
von der Knüppclstraßc auf ein Drahtwalzwerk von 2300 PS,
mit Körting- Gaszwilling angetrieben. Das Differdinger
Werk hat überhaupt von Anfang an die Ausnutzung der
Hochofengase planmäßig entwickelt; es laufen dort sechs
Cockerill - Motoren von 600— 700 I' S für das llochofen-
gcbläsc, wozu Dampfmaschinen überhaupt nicht vorhan-
den sind. Einer dieser Motoren kann auch auf Strom-
erzeugung umgeschaltet werden . außerdem sind noch
3 nur für solche vorhanden. Die sämtlichen Einzclcin-
richtungen sind in ausgedehntestem Maße mechanisch zur
Vermeidung icder Handarbeit eingerichtet, wobei neuer-
dings indirekter Riemenantrieb immer mehr durch einzel-
elektrischen ersetzt wird. Eine solche nach einem ein-
heitlichen großzügigen Plan eingerichtete Anlage verlangt
bei ihren bedeutenden Herstellungskosten naturgemäß
auch ein gewisses Maß von durchfließender Arbeit, wenn
sie zweckmäßig und billig arbeiten soll, eigentlich nicht
unter 1000 > auf den Arbeitstag. —
Der Geh. BrL D c I i u ■ , vortr. Rat im Minist, der ofienlL Arb.
i-t z. Geh. Ob -Bit. und der Geh. Brt. SlObben in Puaen mm
Ob, -Bit mit dem Range der Ob Reu -Kate ernannt
Veracut sind: Die Reg. Bm.tr. Markers von Berlin narh
Wilhelmahaven, Stern von Marienwerder nach Berlin, Struli
von l.urkau narh l.'srh i. P., Zi Ilmer von Neufahrwa»*er »ach
Karthaua und Landsberger von Potsdam nach Berlin.
Die Reg.-Bmstr. Kellensmann lind S t e g m a n n sind der
Kgl Reg. in Magdeburg be/v> Gumbinnrn zur Beschäftigung
überwiesen.
Württemberg. Der Ine Fr/. I.appe in (.'«»statt ist ge.torben
Inhalt: Hekaiiiitmacllriru; de» Verbandes deul». h Arcli.- u. tue -Vereine
— Der Idrcn- Wettbewerb um Knlwnrfc lOr das baverischi Verkehrv-
MinUienum in München |l..tt,ct»uni:r — Rheinischer Kleinwohnunr-bau
<Funsei7uii|.-i. - t'ie llerMcl.uDc «nd Vorrilte der br*l*fltMCMft*l tire>-
I»;. r. s> ,„.m Dillerdinceu - Prersbewerbunrm. - Personal -Sacimctrieii.
Hier/u eine Bildbeilage: Die neue Rheinbrücke bei Mainz.
Verla,; der Drunclien Kau/citunr. C n> I. II . IVrlin. Kur die K.daktiun
maatwvril. Alben llutiiianu, Berlin. Druck von Willi, tiiese, Berlin.
Ha. 39-
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG |
XXXVIII. JAHRG. m 40. BERLIN, DEN 18. MAI 1904 §
Rheinischer Kleinwohnungsbau.
Von J. Siobben. (MM)
4 Vergleich mit Kleinwohnungen in anderen
Gegenden Deutschlands
|enn man die von den Architekten- und Ingenieur-
Vereinen zu Berlin, Chemnitz, Krankfurt a.M.. Kassel.
München, Oldenburg, Schwerin, Straßhurgund Stutt-
gart demVerfasscr für den Augsburger Vortrag zur Verfü-
gung gestellten Plane ausgeführtei Kleinwohnungen nachder
Große der Baulichkeiten, in welrhcn die Wohnungen unter-
gebracht sind, in kleine, mittelgroße und große Gebäude
einteilt, so gehören diejenigen in Mecklenburg, Oldenburg
und in der Walz 1 Landau), zumteil auch die Chemnitzer
und Stuttgarter zur Klasse der kleinen, andere Chemnitzer
und Stuttgarter Bauten zur Klasse der mittelgroßen Ge-
bäude, wahrend die übrigen Chemnitzer sowie die Ber-
liner, Kasseler und Straßburger Kleinwohnungshäuscr als
Großbauten zu bezeichnen sind. I>ic Krankfurier Woh-
nungen wurden schon oben besprochen.
In Mecklenburg handelt es sich um
und 1 geschossige ländliche Mäuschen für
"Pf
Abbild*. 116 u. 117. Viergeirbouigc \Vohnh4u«rr dr«
Raaverems in KasseL
und um l'achthöfe. Der oldc n bu rgische Architekten- und
Ingenieur- Verein hat eine Baupläne-Sammlung veranstaltet
von eingeschossigen, ausnahmsweise zweigeschossigen
Wohnhäusern fürWärter, Weichensteller und andere l nter-
bcamte der oldcnhurgischen Staatsbahn und der komgl
Eisenbahndirektion zu Hannover, ferner von 1-. i< r und
2gcschossigen Einzel- und Dnppelhäilsehcn di r Klävcmann-
Stiftung und des Gemeinnützigen Bauvereins in Oldenburg
sowie der Oldenburger Glashütte in Dzielake. Wir (Inden
hier Kleinbauten ähnlicher Art wie in der Kheinprovinz,
wenn auch etwas bescheidener in der äußeren und inneren
Ausstattung. Die Jahresmiete einer Kamillenwohnung be-
trägt bei der Klävemaiin-Stiftung qo Ins iao M. In Lan-
dau ist es die Stadlgemcinde selbst, deren sehr regsame
Verwaltung eine größere Zahl hübscher Kleinwohnungen
errichtet hat: es sind freistehende Gruppen von zwei und
drei aneinander gebauten, zweigeschossigen Zweifamilien-
häusern mit einer Dreizimmerwohnung in ledern Ge/Schoß,
entworfen vom Stadthmstr. Seherh.
Itirr« dir AW.itdunjjTn s. »47.
Sehr vielgestaltig ist die Che mnilze r gemeinnützige
Bautätigkeit, als deren charakteristische Beispiele die
kleinen 1 läuser der Stiftung Heim, die mittelgroßen Häuser
des Bauvereins K ige ncr Herd und die großen Beamten-
und Arbeiter- Wohnungsgebäude der Staatseisenbahn -Ver-
waltung in l hemnitz-Hilbersdorf hervorzuheben sind. Die
Häuser der Stiftung Heim sind anderthalbgesehossige Ge-
bäude, zwei kleine Wohnungen neben einander enthaltend,
einzeln stehend oder paarweise gruppiert Paarweise frei-
stehend sind auch die dreigeschossigen Bauten des Ver-
eins Eigener Herd, in jedem Geschoß eine bescheidene
dreiräumige Wohnung 12 Stuben, t Vorplatz zugleich Küche,
1 Abort» enthaltend. Die Eisenbahn -Wohngebaude dagegen
sind 31,- und 4' »geschossige Reihenhäuser, eine ganze
Blockselte oder einen ganzen Block (mit Wasch- und Bade-
anstalt im Inneren desselben» einnehmend. In jedem Ge-
schoß eines jeden Hauses liegen zwei abgeschlossene
Wohnungen, die zumeist aus 4 Räumen (die Küche ein-
geschlossen! bestehen, zumteil auch mit lüftbarer Speise-
kammer ausgestattet sind; der zu jeder Wohnung ge-
hörende Abort liegt getrennt am Treppenabsatz.
Die Stuttgarter gemeinnützige Bautätigkeit ist wohl
am meisten und in sehr vorteilhafter Weise durch die
Veröffentlichungen über die vom Verein für das Wohl der
arbeitenden Klassen ins Leben gerufene Kolonie < Ktheim
bekannt geworden, deren villenartige, schmucke I läuser
hei einer .Monatsmiete von 9 — 11 M. für ein Zimmer fast
nur von wirklichen Arbeiterfamilien, etwa 1500 an der
Zahl, bewohnt sind Aehnlieh die im Bau begriffene An-
siedelung Westheim, Wo etwa 700 Wohnungen geschaffen
werden sollen und die Monatsmiete jedes Zimmers auf
7 8 M. zu stehen kommt. Die Wohnungen enthalten zu-
meist 3 Räume (2 Zimmer und Küchel, in der Minderzahl
4 Räume Ausgezeichnete Darstellungen der anmutigen
Behausungen bietet das Sammelwerk der in den Kolonien
Ostheiin und Westheim vorwiegend tätigen Arch. Böklen
und Keil y Lnsere Abbildgn. 110- ti^zeigcn eine offene,
114 und 115 eine geschlossene Baugruppe dieser meist
2'j'l geschossigen Stuttgarter Kleinwohnungen.
Der gemeinnützige Wohnungsbau in Kassel ist ver-
treten durch die viergeschossigen Reihenhäuser der
Wimmel-Stiftung 1 Stadlbauamt l, der Gemeinnützigen Ball-
gesellschaft (Arch Joh Roth! und des Arbeiter BaUVCreUW,
sowie die fünfgeschossigen des Spar- und Bauvereins
Die Gebäude sind durch Brandmauern 111 Teile zerlegt,
welche auf jedem Stockwerk zwei Kleinwohnungen ent-
halten ; die Aborte liegen meist an den Treppenab-ätzen
oder, indirekt beleuchtet, hinter den S|«-isckamnicrn. auch
wohl neben der Küche und von der Spnlnische zugänglich.
Am ansprechendsten sind die Häuser de» Arbeiter-Bau-
vereins in Kirchditmold (Arch. Alw Genschel), wo ein
umfangreiches Gelände mit viergeschossigen Gruppenbau-
ten in halboffener Bauweise besetzt wurde. Die Regel
bilden hier in den Mittelbanten dreiräumige Wohnungen,
welche mit Speisekammer und Abort um einen abge-
schlossenen Klur liegen; weniger empfehlenswert erschei-
nen die Grundrisse der Eckbauten l"n-ere Abbildgn. 116
und 117 geben ein Beispiel
Aus Straßburg haben wir zu berichten Uber die
„Volkswohmingen der gemeinnützigen Ballgesellschaft"
(Arch. Alb. Nadle rl, viergeschossige Reihenbauten, einen
großen Block zwischen Schwarzw;ildstralJc, Bucevstraße,
bei den Spachhäusem und Edelstraße mit großem Hinnen-
hol umfassend; die Widmungen halten meist vier Räume
(drei Zimmer und Küchel und an der Küche einen Hol-
balkon, von welchem der in die Küche eingebaute Abort
seinen Zugang hat. Andere Volkswolmungen in vierge-
schossige Reihenbauten an der Andlauer- und Nicder-
-I A r b r i t r r w «1 Im m »1 s r n. Sri» Knier. Amp-lfthrie fSHwaäf^
enthaltend Wohmin^e n \"n rwri und drri /iminrni. Mit I .i-sjulnt in
faili'Un ll*rst«*lliiii£, 4 ii dndi U*rn. Sshtmtrn und hfUils. Ilci jnsjrcprbrn
Mm Heiklen ft Knl. Antan-kirn in Stuttgart. >v» -Ion*
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bronner Straße und am Dreizehnergraben stammen von
den Aren, üe rn i ngc r «.V Krafft; es sind zwei-, drei- und
vierräumige Wohnungen < mit Einschluß der Küche ge-
zahlt), in welchen die in unserer Abbildg. 1 18 dargestellte
Anordnung von Küche, offener Halle am Hof und Abort
fast allgemein durchgeführt ist
Her gemeinnützige Kleinwohnungsbau einer Millionen-
stadt wie Berlin kann selbstredend im Kähmen dieses
Aufsatzes weder erschöpfend noch übersichtlich behandelt
werden; es kann sich hier nur um
eine kurze Mitteilung Ober das han-
plänc zu den Häusern des Be-
amtenwohnungs- Vereins an der
Greifenhagener Straß* zu Berlin
und an der Belforter .Straüe in
Steglitz. Die Pläne beider Ge-
bäudegruppen stammen vom Arrhi- Volk
tekten F.nch Kohn. Die Steglitzer
Häuser sind 4l:.gcschossigc Reihen
Abbildg. 118
Wohnungen ii
bürg 1 F..
bauten mit Homageln, durch Brandmauern in einzelne Ab-
schnitte geteilt, die in jedem Geschoß zwei oder drei ab-
geschlossene Wohnungen enthalten. Die Wohnungen sind
drei- bis sechsräumig (einschl. Küche); von den Küchen
sind ladbare Speisckämmerehen abgetrennt; die Aborte
sind so geräumig, daß sie zugleich als Badcräiimc dienen,
Jede Wohnung besitzt einen Erker oder eine offene Halle
an der Straße oder am Hofe. Die Häuser an der Greifen-
hagencr Straße umschließen 5V • geschossig einen geräumi-
gen Block, den sie noch mit zwei »Jucrtraktcn durchsetzen;
die Wohnungen, etwa 190 an der Zahl, sind eingerichtet
wie in Steglitz, es kommen aber auch zweiräumige Woh-
nungen (Stube und Küche mit Zubehör) vor. Die gemein-
schaftlichen Waschküchen liegen im Dachgeschoß. Sicht
man ab von der unerwünschten Häufung so vieler Woh-
nungen auf demselben Grundstück, so muß die geschickte
räumliche Ausnutzung des Baues und die gute Anordnung
der Wohngrundrisse rühmend hervorgeh<>uen werden.
Daß im Inneren von Berlin und auch im Inneren der
Berliner Vororte durch die hohen Bodenpreise ein Klein-
wohnungsbau nach rheinischer Sitte in Gestalt von Y.in-
und Zweifamilienhäusern ausgeschlossen ist, liegt auf der
Hand. Es wäre daher verfehlt, wollte man nach dieser
Richtung die auf der Bauart des großen Miethauses be-
ruhenden segensreichen Schöpfungen gemeinnütziger Ber-
liner Bautätigkeit einem Tadel unterziehen. Das Bausystem
des kleinen Hauses ist indeß auch in der Berliner Um-
gebung nicht fremd und wird, wenn nicht die Anzeichen
täuschen, mehr und mehr gepflegt werden. In minder
großen Städten, in Mittelstädten und Kleinstädten scheinen
aber oft, in gemeinnütziger Absicht, große Miethäuser für
Kleinwohnungen geschaffen zu werden in Fällen, wo
wirtschaftlich auch das kleinere Haus zulässig wäre. Ks
ist noch mehr die Gewohnheit als der durch den Bo-
denpreis ausgeübte wirtschaftliche Zwang, der im deut-
schen Osten und Süden den Bau des Massen - Miet-
gebäudes verursacht, während der Nordwesten unseres
Vaterlandes mehr oder weniger am kleinen Hause
festhält. Sollte nicht der gemeinnützige Wohnungsbau
besonders dazu berufen sein, dem kleinen Hause neben
der besseren Ausgestaltung eine größere Verbreitung zu
schaffen ? Daß es sozial, sittlich und gesundheitlich den
Vorzug verdient, allein oder mit möglichst wenigen Familien
im Hause zu wohnen, ist wohl unbestritten. Sicher ist auch,
daß hauptsächlich das System des Massen-Miethauses die
Bodenteucrung in den Aüßentcilen unserer rasch wachsen-
den Städte geschaffen hat und daß, weit entfernt von einer
Verbilligung des Wohnens, mit der Größe der Häuserzugleich
der Mietpreis der einzelnen Wohnung gestiegen ist. So
ist auch volkswirtschaftlich das Bestreben gerechtfertigt, die
Hausgröße einzuschränken. Hand in Hand damit geht
das Streben nach Weiträumigkcit des Wohnens, auch nach
verhältnismäßigerWeiträumigkeit der Kleinwohnungen, die.
wennschon sie an Zahl und Grüße der Räume hinter den
mittleren und vornehmeren Wohnungen zurückstehen
müssen, inbezug auf Versorgung mit Luft, Licht und
Sonnenwärme von außen, sowohl von den Straßen al»
vom Blockinneren, nicht ungünstiger gestellt werden dürfen,
als die Wohnungen der besser gestellten Volksschichten.
In diesem Sinne ist die wohlüberlegte Betätigung im Klein-
wohnungsbau, sowohl die gemeinnützige als die gewerb-
liche, eine segensreiche Mitarbeit an der gesundheitlichen,
sittlichen und sozialen Hebung unseres Volkes. —
1 Stübben.
Mitteilungen aus Vereinen.
Aren.- u. Inj. -Verein zu Magdeburg. In der Sitzung
am 2. März 1904 nahm Hr. Postbrt. Wincklerdas Wort zu
einem Vortrage über .Heraldik". Nach einigen einleiten-
den Worten über das Wesen der Heraldik und ihre Ent-
wicklung seit dem 11. Jahrhundert gehl Redner besonders
ein auf die Beschreibung des Schildes und erläutert an der
Hand zahlreicher, alleW andlungcn treffend zur Darstellung
bringender Zeichnungen die Grundprinzipien der Wappen-
frauc. Die Fortsetzung dieses allgemeines Interesse er-
weckenden Themas behält der Vortragende sich vor.
In der Sitzung am 16 März 1904 sprach Ilr Melio-
rations - Bauinsp. Mierau über „Die .Melioration des
M emcldeltas ". l-cidcr war es dem Vortragenden nicht
gelungen, die s Zt. für die Weltausstellung in Baris ge-
fertigten Darstellungen der Melioration des Memeldellas
zur Erläuterung seines Vortrages zu erhalten, da dieselben
nach Schluß der Ausstellung über Moorkultur in Berlin
seitens des landwirtschaftl. Ministeriums zurWeltaiisMellung
nach St. Louis abgesandt worden waren. Er gibt daher
an der Hand einer Uebcrsichls-kizze einen kurzen L'eber-
blick Hiernach ist das Memeldclta eine rd. 22000 >'•' große
Niederung zwischen den Mündungsarmen des Mcrncl-
Stromes (Ruß und Gilge) und dem Tvuriseheii Haff Vor
der Bedeichung wurde das Land von -amtlichen höheren
Wasserständen überflutet und lag größtenteils als Sumpf
und Erlenwildnis angenutzt. Ks war nur an den Strom-
und Haffrändern von Fischern und Bauern bewohnt
Im 17. Jahrhundert begannen die ersten primitiven
Eindeichungen gegen die -Strome, In der traurigen Ge-
schichte der zahlreichen verheerenden Deichhrüche sind
als letzte die aus den Jahren 1888 u 80 /u verzeichnen
Erst anfangs der 90er Jahre wurden die Stromdeiche so
stark bemessen, daß sie voraussichtlich dem heftigen Kis-
gange des Memelstromes standhalten werden. Zum Schutz
gegen das auslaugende Lcberschwcmmungs -Wasser des
Haffs wurde im Jahre 1804 der Haffdeichverband im
Memeldelta gegründet, nach dem Entwurf des damaligen
Meliorationsbauinsp Dankwerts (jetzt Prof. der techn
I lochschule in I lannover). I >ie Ausführung der I »eiche und
elektrischen Hebewerke erfolgte i8qv 99 unter Leitung
des Reg. - Bmslr. Matz, die Durchführung der Folgeein-
246
richtungen, der Binnenentwässerung, des Wegenetzes und
der Moorkulturen durch den Vortragenden selbst
Der Schulz gegen Außenwasser umfaßt rd. 38
Haffdcichc und Agnitdcichc, 9 Auslaßschlcuscn, eine große
Sperrschlcusc und eine Einlaßsehleuse für Oberwasser
Die Deiche haben a.v 4.5 m Kronenbreite, 3—4 fache äußere
Böschung, a fache innere Böschungen. Ihre Krone liegt
60 ™ über dem seit 100 Jahren beobachteten Hochwasser-
stand. DieBinnenentwässerungcrfordcrt künstliche Wasscr-
hebung. da die Wiesen ungefähr in der Höhe von Jahres-
Mittelwasser des Haffs liegen. Durch 6 Hebewerke wird
der Wasserstand rd. 60 70"" unter Wiesenhöhe gehalten,
so wie es die beste landwirtschaftliche Nutzung erfordert
Dic 6 1 lebcwerke sind eiserne Schöpf räder von 8 T)urchm ,
welche das Wasser zwischen Holzschaufeln und massivem
Kopf herausheben. Sie leisten im Einzelnen je nach der
Eintauchtiefe 1,5— a Sek. , zusammen aLo 9— ]oc,"n in
1 Sek.. d. h. 50 1 für 1 «|k».
Für den Betrieb ist, zum eisten Male für derartige
Anlagen überhaupt, elektrische Kraftübertragung ange-
wendet worden Eine elektrische Zentrale in Tramischen
erzeugt mit 2 Dampfmaschinen 1480 PS) und 2 direkt ge-
kuppelten Drch-Htrom-Dynamos die elektrische Kraft. Eine
Kraftleitung von rd. 24 £<*> Länge (hölzernes Gestänge) führt
den Strom mit 5000 Volt Spannung nach den Hebew erken,
in welchen 75pferdigc Drehstrommotoren aufgestellt sind.
I >ie Umsetzung der Umdrehungen von 570 lies Elektromotors
auf 2,4 der -Sehöpfräder erfolgte anfangs durch Zahnräder,
später, als fortwährend Brüche vorkamen, durch Riemenan-
trieb. Die natürliche Binnenentwässerung umfaßt z. Zt. rd.
go 000 m Verbandswasserläufe, rd 200000 «> andere Kanäle
und Scbaugrähcn, sowie ein Klcincrabennetz von rd.
250000 m l.änce Zur Aulschließung der unbewohnten
und früher nur auf dem Wasserwege zugänglichen Wiesen-
flächen sind fast 77000 m neue Wege und über 100 Brücken
gebaut worden. Zur Belehrung und Einführung rationeller
Moorkultur wurden etwa 2000 Morgen Moor kultiviert
Außerdem wurden durch Besiedelunusprämien, Gralifika-
tionen, Zuchtstier- und Eberslationen dafür gesorgt, daß
der Delta-Bewohner auf's Schnellste in den Nutzen der
Melioration eintreten konnte.
Die Kosten der eigentlichen V'erbandsanlagen belaufen
sich auf 2550000 M. td h. für 1 beteiligte Fläche 203 M I,
No. 40.
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Uli
In
i
i L
Abbildungen 110 — 113.
Offne
ilflutergruppc.
Abbildg. 114 und 115 Geschlossene HiuscrKrup|>c in der Kolonie
Wenthcini bei Stullgart.
Architekten: Boklen und Feil in Stuttgart.
(Die AM>ilduofrn naih drn Wr^ffcntlithnngvii der Arrhilektrn: .\ 1 l»r itei «Wohti un pro.)
Rheinischer Kleinwohnungsbau.
iH Mai 1904.
»47
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einschl. der Folgeeinrichtungen auf 33^0000 M. Staat und
Provinz steuerten rd. 1 iviooo M, bei, die Beiträge be-
tragen für 1 >'» etwa 15 M. L>cr Erfolg der Melioration
ist sehr bedeutend. Schlickboden ist etwa auf den doppel-
ten, Moorboden auf den dreifachen Preis gestiegen, gering
gerechnet hat sich der Verkaufswert für den Morgen um
125 M. erhöht. Bei etwa 60000 Mareen bedeutet das 7,5
Mill. M. durch die Melioration geschaffene Neuwerte.
Die interessanten Ausfahrungen ernteten allgemeinen
Beifall. — Berner.
Vermischtes.
Der Bau des neuen Rathauses in Dresden ist nunmehr
durch die dortigen Stadtverordneten nach dem Entwurf der
Hrn. Stadtbrt. Brater in Dresden forden Grundritt und des
Hrn. Architekten Karl Roth in Darmstadt für die AuUen-
gestaltung beschlossen worden Für das neue Haus wurde
eine Summe von 7 Mill. M. bewilligt und für seine F.r-
richtung eine Bauzeit von 8 Jahren angenommen. Für
die Dauer der Bauzeit scheidet Hr Brater aus seiner
Stellung als Stadlbaurat aus. — Wir haben alle Ursache,
diesen Beschluß mit Genugtuung zu verzeichnen, denn
durch ihn werden zwei an den wiederholten Wettbe-
werben hervorragend beteiligte Künstler, von welchen der
eine durch einen Preis von 5000 M. ausgezeichnet wurde,
zu dem Bau berufen und es hl dadurch auch in diesem
Falle den andauernden Bestrebungen der deutschen
Architektenschaft, die darauf gerichtet sind, dem Sieger
in einem Wettbewerbe auch die Frucht seines
Sieges zufallen zu lassen, Rechnung getragen Wir
wissen der Stadtverwaltung in Dresden Dank und Aner-
kennung für ihre Anträge. Dieselbe kann ein gutes, ein
hervorragendes Werk erwarten. Denn steuert zu dem
letzteren Hr, Brftter die genaueste und eingehendste Kennt-
nis der Bedürfnisse der weitverzweigten Verwaltung bei,
so bringt ihm Hr. Roth eine ungewöhnliche künstlerische
Gestaltungskraft zu. Mögen Weiterentwicklung und Voll-
endung des Werkes unter demselben glücklichen Sterne
stehen wie sein tatsächlicher Beginn.
Für die Herstellung der kreisrunden Rauchröhren im
Mauerwerk sei hier ein Verfahren bekannt gegeben, das
meines Wissens nuch nicht angewendet wurde Ein Rohr,
etwa 0.70— 1 01 lant>, au« Packpapier, einfach gerillt, ver-
klebt und eingeölt oder nefctlet. wird mit Sand gefüllt
und als Kern für den Kamin bis etwa io1'™ unter dem
oberen Rande satt mit gutein Mörtel eingemauert, dann
folgt ein weiteres Rohr (aufgestülpt) u. s. f., bis die ganze
Kaminniaucr aufgeführt ist Nach dem Abbinden de»
Mörtels schlitzt man an der unteren Putzöffnung das
Papierruhr auf und die ganze Sandkernfüllung entleert
sich Das Papier entfernt man schließlich noch durch
Ausbrennen. Dieses Verfahren mag da, \vi> Fornisleine
oder Rohre von Tun oder Zement zu teuer kommen,
gegenüber der gewöhnlichen Herstellungsweise mit einem
r gc\
den Fortgang des Maucrns entsprechend hochgczogcncn
Molzzylinder den Vorzug verdienen, weil hierbei die
Wan dung des Kamine* sauber und glatt wird -
Lud. Müller, stark Architekt in Würzburg.
Preisbewerbungen.
von den Leipziger Vorortgemeinden Dölitz
ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erlangung
zu einer 2*. klassigen Volksschule mit Turn-
hallengebaude (Kosten etwa 200000 M i erhielten den
I Preis die Hrn. Reichel & Kühn in Leipzig, den II. Preis
Hr, Karl A. Müller in Lcipzig-SchleuUig und den III. Preis
die Hrn. Polster A Höhne in Leipzig Zwei Entwürfe
wurden /um Ankauf empfohlen. —
Engerer Wettbewerb Synagoge in Posen. In diesem
Wettbewerb, von welchem wir S. 132 Kenntnis gaben,
siegle der Entwurf der Hin. L'rcmer cV Wol f f en >te i n
in Berlin. An die Stelle der Hrn. Ende und König waren als
Chronik.
Eine Anschlußbahn vom Dortmunder Hafen nach Hörde,
zu welcher die Konzession der Surft Dortmund bereits seit Jahren
erteilt worde , soll jetzt zur Ausfuhrung kommen , nachdem der
Höider Bern werks- uuü HQtteciverein die Verpflichtung übernommen
hat, der Bahn jahrlich 150000 t Kracht zuzufahren. Gesanit-Kosten
der 133 km langen Bahn a Mill. M., dazu 350000 M. Iftr Neuanlagcn
am Hafen. Die Stadtverordneten-Versammlung hat die Beschaffung
der Mittel durch eine Anleihe am 4. Mai d. J. genehmigt. —
Eine Bergbahn auf den Pfänder bei Bregens In Tirol
ist geplant Die Vorarbeiten fflr die 3 km lange Linie, deren Kosten
750000 Kronen betragen sollen, sind eingeleitet. —
Ein Tunnel unter der Elbe Ist In Hamburg mit einem
Kostenaofwande von 8,3 Mill. M. geplant. Die betreffende Vorlage
ist vor kurzem vom Senat an die Bürgerst tiaft gerichtet worden —
Das neue St. Jürgen-Asyl In Ellen, als koloniale Irrenan-
stalt des Bremischen Staates mit 330 Bclteo, von der Hochbau-
lnspektion in Bremen, Brt. Weber und Aren. Ohnesorge und
Wagner erbaut, wurde kürzlich dem Betriebe übergeben. Bau-
zeit 3 Jahre, Baukosten a Mill. M. —
Eine Abwasser -Reinigungsanlage In Lichtenberg nach
Hern biologischen Verfahren soll anstelle der »Uro, nach dem
Kalkverfahren arbeitenden Kläranlage errichtet werden, welche von
den Aufsichtsbehörden schon seit längerem beanstandet wird. Der
spezielle Entwurf ist der Firma Wilhelm Bruch in Berlin Ober-
tragen worden —
Eine neue Kapelle der Gemeinde Llchtenplatz-Toelleturm
In Unter-Barmen gelangt nach dem Entwurf des Hrn. Aren. Friedr,
S < h u 1 1 e in Rannen zur Ausfnhrung. Die in romanischen For-
men ali nordischer Backsteinbau zu errichtende Anlage wird etwa
000 Personen aulnehmen können Die Baugruppe enthalt neben
dem Kaum für den Gottesdienst eine Pfarrwohnung, Zimmer fflr
Vereinszwecke. Katechisierstuben usw. —
Für ein Zentralschulgrbiude In
den Entwürfen des Hrn. bladtbrt. Perrev an der Stelle der
Riiciiitorkaserne errichtet werden soll, bewilligten die Stadtver-
ordneten 1 450000 M. —
Die feierliche Einweihung der Proteatatiotuklrche in
yer findet am 31. Aug. 1904 statt. -
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Marßrl und Hafenbau Betr.-Dir.
Gromsch ist z. Mar.-Ob.-BrL und Hafeob.Dir. und der Mar.-
Hufcnbmtlr., Mar -Brt. M o c 1 1 e r zum Mar. -Krt. und I
Dir. ernannt.
Dem Reg.-Rmstr., Stadtbrt. a. D. Keim in Kiel ist <
als Bit. mit dem Range der Rate IV. Kl. verliehen.
Bayern. Die Eisetib - A*-. N u 1 1 111 r c r in Weiden und
I . XI a 1 e r in Regensburg sind zu Dir.-Assess. befördert. Der
mas<h -techn. Prakt. Keller in München ist z. Eiaenb.-As*. bei
der /entral-.Maguzinverwaltg. Nürnberg ernannt.
Der Ob -Kanin »p Wenig arth in Weiden ist gestorben.
Bremen. Dem Baupolizei- Insp. Becker ist der Tit Brt.
verliehen.
Preußen. Dem Prof., Geh. Reg.-Kat, Dr.-Ing. Launhardt
in Hannover ist der Rote Adler-Orden II. Kl. mit Eichenlaub und
dem Landesbauinsp. u. D , Kg). Brt Heltweg in Munster i. W.
der Rote Adler-Orden IV. Kl. verliehen.
Versetzt sind die Reg.Brustr. : Mohr von Posen nach Brom-
berg und Witte von Potsdam nach Sonderbure.
Zur Besch ilftiguna; uberwiesen sind die Reg.-Bmslr. : Gersten-
Ii su er dem Techn. Bur. der Hocbb -Abt. <le» Minist, der offentl.
Alb, Prang der Kgl. Kisenb.-Dir. in Monster i. W., Albinus
der Kgl. Kiscnb -Dir. in Essen a-R., Messet Schmidt der Dir.
in Beihn und Giertz der Dir. in Altona
Die Reg -ßllir. Paul Othmer aui Hannover und Max Goedtke
aus Beiün lllociibfch ). — Herrn. Kuirh im Weiüensee iWasser-
u StraUenbfch ), — Wilh, Konschak. au» Oiwitz und Otto Stein-
hofl aus Ahse fMasch.-Bfch.l sind zu Rcg.-Hmslrn. ernannt
l>r Fisenb -Kau- u Betr.-lnsp. Schlegel milch in Aoger-
burg nt in den Ruhestand grtrelen.
Der Geh Krt. Holzheuer in Danrig, d.e Brie. H e I m c k e
in Mrsetilz ur.d Hein, Dir. der Kgl Baugewerkschule in Stettin,
sind L'cslorben,
Württemberg. Der Masch. -Insp. tit. Brt Straßer in Eßlin-
gen ist zum Vorst, des masch -techn. Itllr der Gen. -Dir. der Staals-
cistnb. mit der I >iensl»tclluiiK eines Krt* befordert.
Der Ren -Brustr. L a 11 k bei der Kurp< • Intcint. ist z. Garn -
Bauinsp. ernannt
Inhalt: Klvcniiwh., K.nawob„ui,K»:..iii iS. hlua - Minriluugco aus
Wrril*». - Vr.ni...<htes - 1'rrW.twtrbunsen. - Chronik - l'rrwu.l-
Xacbm-htvn. - Hans f.riwbaca ..
die Redaktion
rot, brrua-
Hans Grisebach f.
Am n. Mai starb in Berlin nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 56 Jahren iler
Architekt Hans (irisebach, ein Baukunstler, der an tlcm baulichen Aufschwung Berlins des let/tctt
Vierteljahrhundetts den lebhaftesten Anteil hatte und welcher mit seiner auf das Kinfaehe gerich-
teten Kunst mit denen in der ersten Reihe stand, «leren Ziele in der erfolgreichsten Weise auf eine
Wiederbelebung tier heimatlichen Bauweise, sowie auf eine Veredelung des ( ksrhmackes in der durch
OhcrgroUen Reichtum in der Formensjiraehe etwas verwilderten Berliner Architektur gerichtet waren.
Wir werden auf das et (olgreiche Lebenswerk des zu früh ('.eschtedenen eingehender /unlckkominen.
246
No. 40.
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EUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRGANG * N2- 41 *
* BERLIN, DEN 21. MAI 1904 *
WER
Das neue Rathaus in Aachen.
Architekt: Prof. Friedrich Putzer in Darmstadt (tinv;n r,™- Hiiiis« «m-ir dit Abbildungen s. ay» u. »j3.>
n dem lebhaften Aufschwung der deut-
schen Städte in den letzten Jahrzehnten
des verflossenen Jahrhunderts nahm
auch Aachen in einer solchen Weis,
' teil, daß es im Frühjahr des Jahres
1898 dazu schreiten mußte, die Vorarbeiten zur
Vermehrung der Rüume für die Zwecke der
städtischen Verwaltung einzuleiten. Die Stadt-
verwaltung cntsrhloU sich zu Beginn des Jahres,
zur Gewinnung von Entwürfen für ein städtisches
Verwaltungsgebäude auf dem Chorusplatze in
Aachen einen Wettbewerb für die Architekten
Deutschlands zu erlassen. In dem durch Georg
Frentzen in Aachen in meisterhafter Weise
wiederhergestellten alten Rathause besitzt die
Stadt bereits die Räume, welche der Repräsen-
tation zu dienen haben, sodaß es sich bei dem
beabsichtigten Neubau, für welchen zunächst
eine vorlaufige Summe von 600000 M. ange-
nommen war, lediglich darum handelte, Ver-
waltungsräume zu schaffen Gleichwohl aber
kam dem geplanten Gebäude eine hohe künst-
lerische Bedeutung zu, denn der in Aussicht ge-
nommene Bauplatz (S. 253) war ein unregelmäßiges
Gelände mit einer hervorragenden histori-
schen Nachbarschaft: mit eben dem wieder-
hergestellten alten Rathause, dem ehemaligen
Kronungshause der deutschen Kaiser und dem
karolingisehen Münster mit den Vicaricwohnun-
gcn. Der Wettbewerb war somit zu gleicher Zeit
ein außerordentlich schwieriger, aber auch ein
außerordentlich dankbarer. Ein außerordentlich
schwieriger insofern, als neben dem Erfordernis
feinsten künstlerischen Taktes auch die sachlichen
Bedingungen eine Erschwerung der Aufgabe be-
deuteten, denn abgesehen von der sehr unregel-
mäßigen Gestaltung des Bauplatzes war auch
eine Vorschrift in der Beschränkung der Zahl
der Obergeschosse gegeben, augenscheinlich, um
eine dem alten Rathausc und dem Münster sich
unterordnende Baugruppe zu erhalten, eine Be-
dingung, welche die Grundrißlösung, soweit sie
nicht schon durch die Form des Bauplatzes er-
schwert war, nicht unwesentlich beeinflussen
mußte. Alle diese Schwierigkeiten besiegte der
mit dem I. Preise ausgezeichnete Entwurf des
Ilm Friedrich Putzer in Darmstadt, eine Arbeit,
über welche das Preisgericht seine Anerkennung
Aruicht von der Kr»tncr»tr»ße.
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3
"Hl
3 Hllitil'QlS.
mit den Worten aussprach : «Der Entwurf ist eine
sowohl im Grundriß als in der Architektur gleich reiz-
voll durchgebildete Arbeit, welche die gestellten Auf-
gaben in vortrefflicher Weise löst". Es war nur eine
natürliche Folge dieses. Urteiles, daß, obwohl die Stadt-
verwaltung von Aachen sich Ober die Ausfahrung des
Baues alle Freiheit vorbehalten hatte, sie doch Hrn.
Pötzer die künstlerische Oberleitung übertrug, wäh-
rend die technischen Arbeiten Hr. Stadtbaurat Joseph
Laurent in Aachen leitete. Es ist diese, wie das Er-
gebnis gezeigt hat, glückliche Lösung der Angelegenheit
wohl in der Hauptsache auch mit darauf zurückzufüh-
ren, dali Hr.Ob.-Bürgei mstr. Veitmann in Aachen sieh
der gesamten Bauangelegenheiten mit grobem Inter-
esse und seltener Energie annahm. Es schwebt,
es sei uns gestattet, das an dieser Stelle zu be-
merken, ein glücklicher Stern Ober den baulichen
Unternehmungen der Stadt Aachen. Es ist durch
den Ausbau des alten Rathauses und durch die Er-
richtung des neuen im Zusammenklang mit dem
Münster im Mittelpunkte der Stadt ein Architekturbild
von solcher Schönheit geschaffen worden, wie kaum
eine zweite deutsche Stadt es in so malerischer Er-
scheinung besitzt. Und nicht nur aus nächster Nahe,
sondern auch in der Gesamt -Umrißlinie der Stach
kommt die schöne und tunnreiche Gruppe zu herr-
schendem Ausdruck. Mit den Bauarbeiten lür das neue
Rathaus wurde am 12. Marz 1900 begonnen und es
konnte das Gebäude am 15. Mai 1903 seiner Bestim-
mung übergeben werden. Wie es geworden ist, das
sagen die diesem Aufsätze beigegebenen Abbildungen,
die, soweit nicht geometrische Zeichnungen in-
betracht kommen, nach Photographien des Hrn.
Lantin in Aachen gefertigt wurden, beredter,
als die lebhaftesten Worte.
Die Gesamtanlage des Hauses ergibt sich
aus den nebenstehenden Grundrissen ; nach den-
selben kam die Unregelmäßigkeit der Baustelle dem
Bestreben nach gruppierter Gestaltung entgegen, wenn
auch dadurch die Schwierigkeiten zweckmäßiger Raum-
verteilung gehäuft wurden. Das Haus erhebt sich in
einem Sockel- und einem Erdgeschoß, sowie in zwei
Obergeschossen. Im Sockelgeschoß, in welchem sich
der Haupteingang befindet, ist auch eine Durchfahrt zu
dem Hof. Im übrigen enthält dasselbe Wohnungen für
Hausbeamte, Aktenräume, eine Druckerei, Räume für
die Arbeiter -Versicherung, einen Tresor, einen Heiz-
raum und einen Raum für den Hausmeister. Den
Mittelpunkt der übrigen Geschosse nimmt die große
Treppenhalle ein. Um sie sind im Erdgeschoß ge-
lagert die Räume für das Standesamt nebst Trau-
saal, die Stadtkassc, die Registratur der Kasse,
Räume für den Rentmeister, die Armcnkoinmis-
sion, den Bureaudirektor usw. Hinter der Haupt-
treppe liegen, als besondere Gruppe um ein
weiteres Treppenhaus gereiht, die Räume für
die Armenverwaltutig. Im ersten Obergeschoß
befindet sich, in zentraler Lage unmittelbar an der
Trepneiihalle, der ein/ige Sitzungssaal des Hauses.
An ihn reihen sich Registraturen, Kanzleien, Räume
für Beigeordnete, Beratungsziinmer, Räume für Steuer-
Angelegenheiten usw. Das zweite Übergeschoß wird
in seiner vollen Ausdehnung eingenommen von den
Räumen des Stadtbauamles und der Baupolizei.
Der Aufbau des Hauses ist in einem interessan-
ten Ucbcrgangsstil von der Gotik zur deutschen Früh-
renaissance, jedoch mehr zur Gotik neigend, gehalten.
Die Straßenfronten wurden mit Ausnahme des
durchschnittlich 1,3 m hohen Granitsockels in rauh
bossiertem Sandstein von Bollcndorf in Luxem-
burg in verschieden hohen Schichten verblendet:
die Hoffronten wur.len geputzt Die Architektur-
teile des Aeuüercti wurden mit Ausnahme des
in Tuffstein erstellten Turmkopfes in hellem
Pfälzer Sandstein von Medard gemeißelt. Zur Be- Farben geschmückt. Knie farbige Bemalung einzelner
lebung des Aeußeren wurde auch die Farbe heran- Arehiu-Uurteilc ist auch für den Erker am Trau/immcr
gezogen. Die Gewölbekappen der Bogenhalle sind in Aussieht genommen. Die Sonnenuhr wurde nach
rot und weiß geuuadert und sämtliche Wappen der dem Entwurf von Prof Max Seliger in Leipzig durch
"ixdorfinGlasmosaikausgeUihrt. -
!:'-]'.! Im!-' 1
V' 1 L -' —
Fronten mit den ihnen zukommenden heraldischen Pu h I & Wa gner in R
250
No 41.
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Die neue wasserwirtschaftliche Vorlage in Preußen.
II. der Gesetzentwurf, der im übrigen im engsten Za-
rt No. 32 gaben wir bereits eine L'ebersicht sammenhang steht mit den Maßnahmen zur Verbesse-
des Gesamt-Inhaltes der neuen wasserwirt
schaftlichen Vorlage und einen Vergleich
mit den Aufgaben, welche sich der Entwurf
vom Jahre 1901 stellte. Wirtragen noch einige
Ergänzungen bezüglich der Neuforderungen nach.
Wie schon hervorgehoben wurde, sind der früheren
Vorlage eine Reihe von neuen Gesetzentwürfen hinzu-
gefügt, die ausschließlich auf dem Gebiete des Hoch-
wassersebutzes und der Regelung der Vorflutvcr-
hältnissc liegen. Sic betreffen die Maßnahmen zur
Regelung der Hochwasser-, Deich- und Vorflulverhält-
rung der Vorflut Verhältnisse an der unteren Oder.
Zu dem Gesetzentwurf, der z. T. nicht ohne ein-
schneidende Wirkung auf die Besitzverhältnisse bleiben
kann, haben die Provinziallandtagc von Brandenburg
und Schlesien im Frühjahr des Jahres bereits Stellung
genommen und sich grundsatzlich mit demselben ein-
vci standen erklärt, wenn auch, namentlich hinsichtlich
der Abgrenzung der Zuständigkeit, nach verschiede-
nen Richtungen hin Wünsche angefügt sind.
Die Maßnahmen zur Verhütung von Hoch-
wassergefahren in der Provinz Brandenburg
nisse an der oberen und mittleren Oder, desgl. zur und im Ha vclgebiet der Provinz Sachsen stehen
Verhütung der Hochwassergefahren in der Provinz in engein Zusammenhang mit denjenigen zur Ver-
Brandenburg und im Havelgebiet der Provinz Sachsen, minderung der Hochwassergefahren und der
schließlich ein allgemeines Gesetz betr. Freihaliung Verbesserung der Vorflut in der unteren Oder,
des Ucberschwemmungs - Gebietes der Wasserläufe. Havel und Spree. Bezüglich dieser letzteren Ar-
Für den erstgenannten, die obere und mittlere beiten. die sich im wesentlichen mit der Vorlage des
Oder von der österreichischen Grenze bis zum Eintritt Jahres 1901 decken.
in die Provinz Pommern betr. Plan ist ein Kostenauf-
wand bis zu 60 Mill. M. in Aussicht genommen. Diese
Kosten setzen sich zusammen aus Aufwendungen für
1. Maßnahmen, welche einzelnen Verbanden
oder Korporationen zum Vorteil gereichen
(Verbesserung der Abflußverhältnisse bei größeren
Städten, Normalisierung der Deiche, Eindeichung
kleiner Ortschaften, Umbau nicht fiskalischer Brücken)
mit zusammen 23380000 M. Diese Kosten sind von
den beteiligten öffentlichen Verbänden und Korpora-
tionen nach Maßgabe ihres Vorteiles aufzubringen. Im
Falle der Leistungsunfähigkeit, oder falls die Kosten
den sich ergebenden Vorteil übersteigen, haben Staat
und Provinz Beihülfen zu geben. Weitere 22,2 Mill M.
entfallen auf 2. Maßnahmen, welche im allge-
meinen Interesse der Regelung der Hoch-
wasser-, Deich- und Vorflut-Verhältnisse an
der Oder erforderlich sind (Niederlegung von
verweisen wir auf unsere, mit Plänen
versehenen Veröffentlichungen Jahrg. 1901 S. 94 u. ff.
Der vorliegende neue Gesetzentwurf bezieht sich nur
auf die l.ausitzer Neiße, den Bober und die Spree,
soweit sie nicht schiffbar sind und zur Provinz Bran-
denburg gehören, nebst einigen Zuflüssen, sowie auf
die untere Havel mit Ausschluß des schiffbaren
Flußlaufcs. Die vorzunehmenden Arbeiten bestehen
in der ordnungsmäßigen Herstellung des Bettes und
der Ufer der Wasserläufe, soweit dies zur regelmäßigen
Hochwasserabführung und Verhütung der Gcschiebe-
bildung erforderlich ist, Frcilegung des für den regel-
mäßigen I lochwasserabfluß wesentlichen Gebietes, Her-
stellung von Umflutkanäk-n und Flutwegen neben dem
Flußlauf mit den zur Regelung des Wasserabflusses
dienlichen Anlagen. Die Ausführung erfolgt durch
den Provin/.ialververband, welchem später die Unter-
haltung obliegt.
Unter dieses Gesetz fallen, wie schon auf S. 193
- U._ _J_ i- i- /.-,_ J__ I>„1 .._J
Deichen, Verlegung von Deichen, Herstellung der berichtet wurde, nur die Kosten für den Bober und
Uebcrläufc und Auslasse in den nicht hoehwasser- die l.ausitzer Neiße; die hier aufgeführten Arbeiten
freien Deichen, Beseitigung örtlicher Störungen des waren bereits im Zusammenhang mit dem Plan zur
Hochwasserabflusses durch Abgraben des Vorlandes, Verhütung von Hochwassergefahren in der Provinz
Abholzen und Lichten derWaldungcn) DicseKostcn trägt Schlesien vom Jahre 1898 vorgesehen, der mit einer
unter Umstän-
lenen dadurch
die einen Auf-
der Staat zu * und die Pi
den unter Heranziehung der Beteiligten,
Vorteile erwachsen. Als letzte Gruppe
wand von 14,42 Mill. M. erfordert, ist 3. der Umbau
fiskalischer Bauwerke und die Verbesserung
der Vorflut- Verhältnisse von Kftstrin bis
Raduhn zu nennen. Hier trägt der Staat vorweg
7 Mill. M. der Kosten Anderseils sind für die Re-
gelung der Vorflut- Verhältnisse bei Breslau von den
Beteiligten jedenfalls 3,2 Mill. M. aulzubringen.
Zur gutachtlichen Mitwirkung bei der Durchfüh-
rung dieser Arbeiten und bei der Verteilung der Kosten
wirkt ein am Amtssitze des Oberpräsidenten von Schle
Gesamtsumme von 80,9 Mill. M. abschlol), wovon
5 503 000 M. auf den in der Provinz Brandenburg
liegenden Unterlauf der beiden genannten Flüsse fielen.
Wirtschaftliche Gründe führten zur Beschränkung des
Gesamtplanes und es entfallen jetzt auf Bober und Neiße
nur noch 2330000 M.; davon trägt die Provinz Vi mit
466000 M., der Staat * mit 1864000 M In diesen
Beträgen sind 730 000 M. enthalten für die Regulierung
derjenigen Flußstrecken, die öffentlich und schiffbar
sind, d. h. 20000 M. für die Neiße, die auf der schiff-
baren Strecke auch der Hochwasserabführung im
wesentlichen genügt, 710000 M. für den Bober von
Neubrück abwärts bis zur Mündung in die Oder. Den
sien besonders gebildeter Oderstrom -Ausschuß, llauptanteil an diesen Kosten mit 424000 M, nimmt
der aus dem Oberpräsidenten oder seinem Stcllver- die im Interesse der Vorflut-Verbesserung dringend
treter als Vorsitzendem, dem Oder-Strom baudircktor, erforderliche Verlegung der Mündung in Anspruch.
Von den 1 600000 M., die für die nicht schiffbare
Strecke erforderlich werden, entfallen 970000 M. auf
die Neiße, 630000 M. auf den Bober.
Die Kosten für die untere 1 favel und Spree fallen,
wie schon erwähnt, unter eine andere Gesetzes vorläge,
die zugleich dem Schiffahrtintercsse dient. Wie S. 193
schon erwähnt wurde, stellen sich darnach die Auf-
wendungen des Staates für die untere Havel auf
9835000 M , lür die Spi ee auf 9 119 200 M. Hierzu
tragen jedoch die beteiligten Provinzen Brandenburg
und Sachsen, be/.w. Brandenburg und Schlesien noch
1555000 M- bezw. 1329800 M bei, sodaü sich
also die Gesamt - Aufwendungen auf 11 390 000 M.
be/.w. 10449000 M. stellen Von diesen Beträgen
kommen dem Sehiffahrtiiitercsse allein oder vorwie-
gend 3615000 bezw. 3800000 M. zu Gute, sodaü
dem Meliorations- Baubeamten des Ober-Präsidiums,
einem Vertreter des Ober-Präsidenten der Provinz
Brandenburg und je 3 Vertretern der Provinzial-Aus-
schüsse von Brandenburg und Schlesien besteht.
Die Arbeiten, welche ausschließlich oder wesentlich
im Interesse der öffentlichen Verbände und Körper-
schaften liegen, werden durch diese selbst, die Arbeiten
am Strom durch die Odcr-Strombauverwaltung, die übri-
gen im öffentlichen Interesse liegenden Arbeiten durch
den zuständigen Regierungs- Präsidenten ausgeführt.
Begründet wird der Gesetzentwurf mit der Not-
wendigkeit, Hochwasser-Katastrophen, wie sie im Juli
1903 im Gebiete der Oder eingetreten sind, in Zukunft
zu verhüten. Die hierzu erforderlichen Maßnahmen,
für welche die Oder-Strombauverwaltung zu Breslau
die technischen Vorarbeiten z. T. schon seit Jahren
geleistet hat, sind vorstehend schon aufgeführt. Die also für die Verbesserung der Vorflut und Hoch-
einheitliche Durchführung dieser Maßnahmen erstrebt wassei Verhältnisse an dei Havel verbleiben 7 775000 M ,
ai. Mai 1904. -'51
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an der Spree 6649000 M. Die oben erwähnten Beiträge
der Provinzen entsprechen V5 dieser Summe, während der
Staat */» Obernimmt. Die Provinzial-Landtage von Branden-
bürg, Sachsen und Schlesien haben sich zu der Vorlage
im März bereits im Prinzip zustimmend geäußert.
Wahrend die beiden vorher besprochenen Vorlagen
sich auf bestimmte Flußgebiete beziehen, ist das dritte der
Hoch wasserschutz • Gesetze ein auf den größten Teil der
preußischen Monarchie bezügliches. Es ist dies der Entwurf
zu einem Gesetz betr. Freihaltung des t'ebersch wem-
mungs-Gebietes der Wasserläufe. Die wesentlichste
Bestimmung dieses Entwurfes lautet: „In dem nicht hoch-
wasserfrei eingedeichten Ueberschwemmungs - Gebiete der
Wasserläufc dürfen in der ganzen Breite, die das Wasser
bei dem höchsten Wasserstande einnimmt, ohne Genehmigung
des Bezirksausschusses keine Erhöhungen der Erdoberfläche
und keine über die Erdoberfläche hinausragenden Anlagen
(Deiche, Dämme, Gebäude, Mauern und sonstige bauliche
Anlagen, Feldzicgclcicn, Einfriedigungen, Baum- und Strauch-
anpflanzungen usw ) neu ausgeführt, erweitert, verlegt, Deic he,
deichähnlichc Erhöhungen oder Dämme
auch nicht ganz oder teilweise beseitigt
werden." Außerdem werden durch § 8
des Gesetzes die Ober- bezw. die Regie-
rungspräsidenten ermächtigt, auch für
einzelne Kreise und Teile von Kreisen
nach bestimmten Richtungen hin weiter
beschränkende Polizeiverordnungen zu
erlassen, die nach den örtlichen Ver-
hältnissen notwendig erscheinen. Es
wird damit wenigstens innerhalb ge-
wisser Grenzen die Möglichkeit einer
individuellen Behandlung verschiedener
Land es teile gegeben. Das Gesetz findet
keine Anwendung im Geltungsbereiche
des Gesetzes vom 3 Juli 1900 betr. Maß-
nahmen zur Verhütung von Hochwasser-
gefahren in der Provinz Schlesien, da
durch dieses schon die entsprechende
gesetzliche Regelung in einem ähnlichen
Sinne gegeben ist; während es in den
übrigenTeilen der preußischen Monarchie;
bisher an einer ausreichenden gesetz-
lichen Handhabe fehlte, um für den
Hochwasserabfluß schädliche Veranstal-
tungen aus den Ucbcrschwemmungs-
Gebieten und den Flußläufen selbst fern-
zuhalten. Das Deichgesetz vom 28. Jan.
1848, welches sich auf die alten Provin-
zen bezieht und 1872 auf Teile der Provin-
zen Schleswig - Holstein und Hannover
ausgedehnt wurde, reicht weder nach
seinem Geltungsbereich noch seinem In-
halte aus, wie in der Begründung zu
dem Gesetzentwurf betont wird. Es
nimmt außerdem von der Konzcssions-
pflicht die Verbandsdeiche aus, während
der neue Gesetzentwurf alle Deiche um-
faßt, soweit sie nicht z. Zt. über dem
höchsten Hochwasser liegen. Bezüglich
derVerhinderung von Anlagen im Hoch-
wassergebiet, die nicht Deiche sind, ge-
ben auch baupolizeiliche und sicherhei ts-
polizeiliche Bestimmungen in gewissen
Grenzen schon jetzt die Möglichkeit des
Eingriffes der Behörden, aber ebenfalls
nur in beschränktem Maße und ohne
Einheitlichkeit.
Die Vorschriften dieses Gesetzes
können bei entsprechender I landhabung
sehr segensreich wirken , namentlich
durch § 8 aber auch von sehr einschnei-
dender Wirkung sein. Sic treffen im
Westen insbesondere auch die Industrie,
die sich ja gern mit ihren Betrieben un-
mittelbar an dcnWasserläufen ansiedelt
Der Entwurf hat daher aus den Kreisen
der Rheinischen Industrie bereits leb-
haften Widerspruch gefunden. Das
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Rathaus in Aachen. Architekt: Piuf. Fiicdi. Piitier in
»53
*.u. 41.
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Mitteilungen aus Vereinen.
darauf hin, daß der zahlreiche Besuch und die Andacht
der Zuhörer der beste Beweis sei, welch' großer Wert-
• und Ingenieur-Verein zu Hamburg. Vers. Schätzung im Verein sich die beiden verstorbenen Mit-
ara 19. Kebr. 1904, Vors. Hr. Bubrndey, anwes. 78 Fers, glieder zu Lebzeiten zu erfreuen hatten.
Hr. Bubendcy nimmt das Wort, üm die Mitteilung Auf der Tagesordnung stand außerdem ein Vortrag
zu machen, daß dem Verein wieder drei Mitglieder durch des Ilm. Erbe Ober »die Wiederherstellung der
den Tod entrissen sind: die Hrn. Ziv.-Ing. 0 H.Erich, Marienburg und der Hohkönigsburg* Der an-
Bauin-|» 11 Wulff und Zw -
Ing. Fr Tb A ve- I.al lern and.
Hr. Bubendey knüpft an diese
Mitteilung warme Worte der
Teilnahme und teilt mit. daß in
einer »irr folgenden Versamm-
lungen Nachrufe zu Ehren der
Verstorbenen durch deren be-
sondere Freunde in Aussicht
gestellt seien. Die Versamm-
lung erweist den Dahingeschie-
denen durch Erheben von den
Sitzen die letzte Ehre.
Nunmehr erhalt das Wort I lr.
Grell zur Schilderung seiner
im Sommer tqoa ausgeführten
Reise nach London und Pa-
ris. Redner schildert seine Er-
lebnisse auf der Hinreise über
I look van I lolland I larwich, gibt
unter Vorführung zahlreicher
Lichtbilder einen Ucbcrblick
über das Vcrkchrslcbcn und die
Kommunikationsmittel in den
Hauptstratten Londons, und
knüpft hieran noch Mitteilungen
über die Ausstattung englischer
Einzelwohnhäuscr, die er ge-
legentlich einesBesuch.es kennen
zu lernen Gelegenheit hatte Die
Rückreise wurde über Dover--
Calais nach l'aris gemacht, in
welcher Stadl wegen Mangels an
Zeit nur ein kurzerAufenihalt gc
werden konnte. Auch
von Paris führte Redner eine Anzahl von ihm selbst auf-
genommener gut gelungener Lichtbilder vor. — Hm.
Vers, am 26. Febr. 1904. Vors. Hr. Bubende v
Anwes. 83 Pers. Aufgen. als Mitgl. die Hrn. Ehlers.
Hasse. Klein, Lühmann und Marticnßcn.
Die Hrn. Vermehren und (.'hristensen hatten es
übernommen, den beiden fast zu gleicher Zeit verstorbe-
nen Mitgliedern Wulff und Ave-Lallemand den Nach-
ruf zu hallen, und erledigten sich ihrer Freundespflicht,
indem sie den Vcreinsmitgliedcrn in warmen Worten
treffliche I,cbensbilder der Dahingegangenen gaben und
Wirken und Schaffen derselben im Beruf und im Privat-
leben zum Gegenstande ihrer Mitteilungen machten. Der
Hr. Vorsitzende dankte den beiden Herren herzlichst im
Namen des Vereins für ihre Gedächtnisworte und wies
31. Mai 1904.
regende, von zahlreichen Lichtbildern begleitete Vortrag
über die im allgemeinen bekannten Wicdcrhcrstcllungs-
Arbeiten an den beiden trutzigen Marksteinen kräftigen
Deutschtums im Nordosten und Südwesten des Reiches
entfesselte den lebhaften Beifall der Vereinsmitglicder.
Am Schlüsse des Vortrage- entspann sieh eine kurze aber
lebhafte Debatte über den Wert alter vorhandener Skizzen
und Kupferstiche als Grundlagen für eine treue Wieder-
herstellung der Hohkönigsbnrg, der von einer Seite aus an-
gezweifelt wurde. I lr. Erbe bat jedoch dringend darum, sich
durch Streitschriften usw. die Freude an den Wiederher-
stellungs-Arbeiten, die unter Leitung des Arch. Bodo Ehr-
hardt ein möglichst getreues Bild der wundervollen alten
Burg geben werden, nicht vergällen zu lassen, und fand da-
mit bei den Anwesenden lebhafte Zustimmung. — W.
-'53
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Vermischtes.
Gerüsthaken von W. Stieper In Kiel. Hr. Arch. W.
Stieper in Kiel hat einen Gerüsthaken konstruiert, der
seiner Einfachheit wegen Beachtung verdient. Der Gerüst-
haken dient zur Herstellung massiver Decken; eine exzen-
trische Falle klemmt infolge der eigenen Schwere eines
langen Ilehcls selbsttätig das Trageisen für die Gerast-
bretter kcilartig fest und ein Lösen ist nur durch Auf-
heben des Hebels möglich. Beides erfolgt durch einfache
Handgriffe. Die Gerüsthaken werden durch Carl Halver-
scheidt in Priorei in Westfalen hergestellt. —
Eine neue Ein-
banddecke d. „Deut-
schen Bauzeitung"
haben wir fOr un-
sere Abnehmer an-
fertigen lassen. Die
Decke zeigt in einer
Aufnahme nach der
Natur die neben-
stehcndeZeichnung
in reichstem Gold-
druck auf feinge-
stimmtem braun
rothem oder ge-
brochen blauem
Leinen. Die Wir-
kung der Decke ist
bei allem Reichtum
eine vornehme und
gewählte. DerPreis
ist gegen die alte
einfache Decke —
die wir gleichfalls
noch liefern - nur
sehr wenig erhöht ;
er betragt 3,30 M.
einschl. Verpackung
und Porto. Ein Umtausch der Decken kann nicht stattfinden.
Eine „Idealschulbank Schwellenlos", durch Muster ge-
schützt, findet nach einer Mitteilung des Hrn. O. Weidner
in Elberfeld, Kleeblatt 48, den Beifall der technischen und
der Lehrerkrcisc. Die Bank hat keine Schwellen ; sie steht
nebst dem Pult auf je zwei schmalen, mit der ganzen Flache
aufliegenden Füßen, während die Verbindung beider mitein-
ander sich in der Höhe des Sitzes befindet. In dieser Form
ermöglicht die Bank eine bessere Reinigung des Fußbodens,
Bücher.
Der städtische Tiefbau. I Icrausgegeben von Geh. BrL Prof.
Dr. Ed. Schmitt in Darmstadt. Band V. „Die
Versorgung der Städte mit Elektrizität."
Von Oskar v. Miller, kgl. Brt. in München, 2. Heft
Mit 353 Textabbildungen und 14 Plänen. Stuttgart
1903. Arnold Bergsträßer t A. Kröner).
In dem ersten, bereits 1896 erschienenen Heft hatte
O. von Miller sein schönes, groß angelegtes Werk mit
ausführlicher Darlegung der Dienste, die der elektrische
Strom der Technik und mit ihrer Hilfe uns zur Befriedi-
gung der Bedürfnisse des täglichen Lebens zu leisten im-
stande ist, eingeleitet. Alsdann gab er recht lesenswerte
und gehaltreiche Mitteilungen und Anweisungen über Kon-
sumerhebungen und die Berechnung der Leitungsnetze;
hieran schloß er Darlegungen Ober die Stromverteilungs-
svsteme, in denen er direkte und indirekte Stromverteilung
von einer Stromquelle aus, wie letztere sich mit Hilfe
der Wechselstromtransformatoren ermöglicht, und endlich
die Stromverteilung mit mehreren Stromquellen, wie sie
uns in den Unterstationen mit Umformern und in einer
Reihe von Akkumulatoren-Stationen entgegentritt, besprach.
In dem im v. J. erschienenen 2. Hefte wird der gesamte
Aufbau eines Elektrizitätswerkes und der etwa dazu ge-
hörigen Unterstationen eingehend behandelt. Verfasser
zeigt zunächst, nach welchen Gesichtspunkten bei der
Auswahl von Grundstücken für derartige Anlagen am
besten verfahren wird Hieran schließt sich eine Bespre-
chung der baulichen Anlagen, die die Errichtung einer
elektrischen Zentralstation und der etwaigen Unterstationen
erfordert Wenn auch die Ausführung dieser Arbeiten,
von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen, stets einem
Architekten oder anderen Sonder-Fachmanne wird über-
tragen werden, so ist es doch für den die Anlage pro-
jektierenden Ingenieur von höchstem Werte, auch über
jene Punkte genau unterrichtet zu sein, da durch sie der
innere Ausbau der ganzen Anlage, sowie die rationelle
Gestaltung ihres künftigen Betriebes wesentlich bedingt
werden. Sehr zu loben ist es, daß der Verfasser hier sich
nicht allein auf die bisher bei uns mit verhältnismäßig
wenigen Ausnahmen üblichen Zentralen mit Dampfbe-
trieb beschränkt, sondern auch recht lesenswerte Erör-
terungen Uber die Verwendung von Leuchtgas-, Gichtgas-,
Kraftgas- und Petrolcummotoren für den Antrieb der
elektrischen Maschinen der Zentralen gibt. Auch den
Wasserkraftanlagen widmet er eine Anzahl von Seilen
seines Werkes, und es sind nicht die uninteressantesten.
Hans Grisebach f.
|cit der Berliner Gewerbe-Ausstellung des Jahres 1896,
für welche er das Gebäude für Chemie und Photo-
graphie errichtete, ist Hans Grisebach nur selten
mehr in die Oeffcntlichkeit gedrungen, sodafl für Viele
sein frühes Scheiden lediglich an eine Periode Berliner
Baukunst erinnerte, in welcher sich ein so frischer und
froher Anlauf zeigte, «laß sie auch kühler empfindende
Beurteiler zu schönen Hoffnungen ermutigte. Man muß
sich, um Grisebach in seiner wirklichen Bedeutung zu
würdigen, vergegenwärtigen, was Berlin und die von ihm
abhängige norddeutsche Provinz nach dem deutsch-franzö-
sischen Kriege der ^lahrc 1870 und 71 in Beziehung auf
die wirtschaftliche Kultur und die als eine ihrer Folge-
Erscheinungen zu betrachtende künstlerische Kultur waren
und wollten. Es war ein wilder, in den Mitteln nicht
immer wählerischer I >rang nach aufwärts; eine durch ein
überstarkes Hochgefühl des Erfolges getriebene Unter-
nehmungslust, und Hand in Hand mit ihm ein nicht mit
kleinen Mitteln zu stillendes Verlangen nach äußerem
Schein, nach Einkleidung der errungenen und zu erringen-
den wirtschaftlichen Werte in ein Gewand, welches die
Kunst weben und zusammenfügen sollte. In letzterer Be-
ziehung wäre die Sache ganz schön gewesen, wenn die-
sem Bestreben auch eine künstlerische Kultur zur Seite
gestanden hatle, die bereits auf eine historische Entwick-
lung hätte zurückblicken können und infolge dessen schon
in Fleisch und Blut der Kreise eingedrungen gewesen
wäre, die im allgemeinen den Anspruch erheben, aus der
breiten Masse des initiativlosen Volkes ausgelöst und in
ihren idealeren Regungen mit einem besonderen Matt-
stabe gemessen zu werden. Das war aber nicht der Fall,
sondern Berlin und seine Kunst sahen sich von der
Schnelligkeit der Entwicklung völlig überrascht, sodaß
sich keine Zeit ergab, aus Eigenem heraus, aus des Volkes
Wohl und Wehe eine Kultur und mit ihr eine Kunst zu
zeitigen, die in ihren Erscheinungsformen hätte als eine
Frucht von eigenem Boden betrachtet werden können.
Die Folge davon war, daß man sich umsah und zurück-
*54
schaute und in anderen Ländern sowie in der deutschen
Vergangenheit Anleihen machte, mit welchen das Bild
hervorgerufen wurde, welches die Leipziger-, die Friedrich-
Straße und zahlreiche andere Stellen des neueren Berlin
zumteil und zwar zum größten Teile heute noch zeigen.
Man hat es mit Recht die äußerliche, überladene, prun-
kende Kunst des Emporkömmlings genannt Wer sich
Berlin von außen näherte, der konnte schon auf mehr
als 100 Meilen in die Runde vorfühlen, daß er einem
Zentrum zufahre, in welchem eine unfeine Kunst zu
schneller Entwicklung eine feinere Kunst langsamerer
I leranreifung verdrängt hatte. Denn die Sünden des Zen-
trums pflegen sieh nach der Peripherie der Einflußsphäre
bin gewöhnlich zu vergrößern und zu vergröbern. Gewiß,
es gab eine kleine Gruppe feinfühliger Architekten, bei
welchen noch der Geist Schinkels, dessen an Zahl der
Werke nicht allzu reiches Erbe man soeben mit Eifer
noch zu verringern trachtet, herrschte; eine Gruppe, deren
Werke auf Verinnerlichting, auf feine Zurückhaltung, auf
den Geist All-Berlins gestimmt waren. Aber das wollten
die Auftraggeber von Neu-Berlin nicht; es war nicht die
stillt- Wirkung feiner Vcrgristigung , die sie erstrebten,
•andern es war die laute Kunst des Marktes, die sie
suchten. Und so konnte diese kleine Gruppe sich nicht
in dem Maße durchringen, daß es ihr gelungen wäre, das
Stadtbild von Berlin an entscheidenden Punkten zu be-
einflussen, zumal ihr eine wr-it größere Gruppe von Archi-
tekten gegenüber stand, welche sich den Wünschen der
Bauherren williger fügten, und zwar, weil es zumteil auch
ihren eigenen Anschauungen mehr entsprach. In diese
Zeit kam der am 26. Juni 1848 in Güttingen geborene
Hans Grisebach, nachdem er unter ll.ise in Hannover
und Schmidt in Wien vorgebildet war und für Otzen die
Bergkirchc in Wiesbaden ausgeführt hatte. Was er mit-
brachte und was er in fünf Jahren bei I läse und in drei Jahren
bei dem deutschen Steinmetzen von Wien aufgenommen
hatte, da" war vor allem jene- unbedingte EhrfurcliKgefühl
vor seiner Kunst, welches ihn verhinderte, sie zur markt-
schreierischen Unternehmung architektonischen Geschäfts-
betriebes zu machen. Als er mit dem Beginn der achtziger
No. 41.
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Sie sowohl wie auch der Abschnitt über die Explosions-
motoren werden jedenfalls viel gelesen werden und wer-
den Manchem eine lange gewünschte Ergänzung seiner
Kenntnisse bringen. Eine kurze Besprechung der für
Akkumulatoren- und Transformatoren-Stationen geeignet-
sten Bauten beschließt dieses Kapitel. Im folgenden wer-
den die inneren Einrichtungen der Zentralstationen be-
handelt: es erfolgt hier eine Besprechung all' der Ma-
schinen und Apparate, die zur Erzeugung der Kraft, zu
ihrer Umwandlung in elektrische Energie, sowie zur Schal-
tung, Regulierung und Messung dienen. Naturgemäß glie-
dert sich dieses Kapitel in zwei Teile; der eine derselben
beschäftigt sich mit den motorischen, der andere mit den
elektrischen Apparaten. In jenem finden wir alle schon
weiter oben erwähnten Motoren kritisiert bezüglich ihrer
Verwendbarkeit für den elektrischen Zcntralenbetrieb;
ihre Einrichtungen und die Art ihrer Wirksamkeit wer-
den klar gelegt, und an der lland der Pläne derarti-
ger in Betrieb befindlicher Anlagen wird in klarer Weise
gezeigt, wie ihre Verwendung sich in der Wirklich-
keit gestaltet. Sehr willkommen werden hier wieder die
sachgemäßen und klar gehaltenen Ausführungen über den
Bau und die Verwendung der verschiedenen Systeme von
Gas- und Petroleum-Motoren sowie über < Jie Art der Be-
nutzung von Wasserkräften für den elektrischen Betrieb
sein, da hier vieles Neue, das bisher in den verschiede-
nen Fachzeitschriften zerstreut war, in Verbindung mit
Erfahrungsergebnissen dargeboten wird. Einen wesent-
lich größeren Umfang als der erste besitzt der zweite Teil
dieses Kapitels: wird doch in ihm die elektrische Ein-
richtung der Zentralstationen erörtert Hier ist also dir
Rede von den Dynamo - Maschinen, den Akkumulatoren,
den Schalttafeln mit ihren Regulier-, Sicherheit*- und
Konlrollapwaraten usw. Da die Ausführung und die ihr
zugrunde liegenden Prinzipien bei so ziemlich all' diesen
andere sind, je nachdem sie für Gleichstrom- oderWechsel-
strombetrieb bestimmt sind, so mußte dieser Abschnitt ent-
sprechend der Stromart eine Unterteilung erfahren. Mit
großer Sorgfalt und großem Geschick sind nach Darlegung
der charakteristischen Eigentümlichkeiten beider Strom-
arten die Ilauptgesichtspunkte gekennzeichnet, nach denen
beim Entwerfen den elektrischen Teiles entsprechend der
gewählten Stromart zu verfahren ist, welche Verteilungs-
Systeme infrage kommen und wie die zu wählenden Maschi-
nen und Apparate beschaffen sein müssen. Auch hier ist aus
der Fülle de* Vorhandenen eine zweckmäßige Auswahl ge-
troffen, jedoch sind wir bei aller Anerkennung der Vorzog-
lichkeit des Gebotenen der Meinung, daß die elektrischen
Meßinstrumente etwas sehr stiefmütterlich behandelt sind
Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Ausführung
der Leitungsnetze. Es wird gezeigt, wie und unter Be-
nutzung welcher Hilfsmittel "oberirdische l.citungsnclzc
herzustellen sind, wie sie, z. B. gegen Blitzschlag, und
wie andere Leitungen und Personen gegen sie, z. B bei
Eintritt eines Drahtbruches, geschützt werden und auf
welche Art die gute Beschaffenheit dieser Schutzvor-
richtungen fortdauernd kontrolliert wird. Auch über den
Bau der Kabel, ihre Verlegung und die hierbei benotigten
Zubehörteile, sowie Ober die zu benutzenden Schutz- und
Kontrolleinrichtungen wird berichtet. Das Schlußkapitcl
ist den Elektrizitätszählcrn und den zurzeit üblichen Tarif-
systemen gewidmet.
Die gut ausgeführten Abbildungen und Plane bilden
eine wertvolle Ergänzung des Texte* und tragen viel zum
leichten und guten Verständnis desselben bei.
In einem 3. Hefte gedenkt der Verfasser sich mit den
Verträgen für den Bau und Betrieb von Zentralstationen,
für ihre Konzessionierung und Verpachtung und mit ihrer
Rentabilität zu beschäftigen. Hoffen wir, daß dieses 3. Helt
nicht auch wie das zweite sieben Jahre auf sich warten
läßt, da bei dem schnellen Entwicklungsgange, den die
Elektrotechnik bisher genommen, es unbedingt erforder-
lich ist, daß die einzelnen Teile eines Werkes wie des
vorliegenden in rascher Reihenfolge erscheinen, weil es
sonst eintreten kann, daß seine ersten Kapitel gegen die
letzten bei deren Ausgabe veraltet sind. Und es wäre
wirklich schade, wenn O v. Millers ausgezeichnetes Werk
noch mehr diesem Schicksale verfiele, als das schon jetzt
z. T. leider der Kall ist. — [jr 11 5 ...
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Bernhard, Carl, Reg-Bmstr. Der Wettbewerb am den
Entwurf einer StraüenbrOcke Ober den Neckar
bei Mannheim. Sonderdruck au* der Zeitschrift de«
Verein» deutscher Ingenieure. Berlin 190a. Jul, Springer.
Pr. 9 M.
Feuerpolizei. FOr Polizei- und Verwaltungsbehörden , Ver-
sicherungt-Anstalten , BauSmtcr, Feuerwehren und Kamin-
kehrer. IV. Band. Hänchen 190a. Ph. L. Jung. Pr. 3,60 M.
Feuerschutz und Feuer lettungswescn beim Beginn
des XX Jahrhunderts. Rerichlswerk Ober die Internat Aus-
stellung für Feuerschutz und Feucrrettongswesen. Berlin
1901. Bearbeitet irn Auftr. des Kgl. preuU. Ministeriums des
Inneren. Berlin 190a. J J Heine ? Verlag Pr. ta M
Hanlach, Aug., Baurat, k. k. Prof. Bestimmung der Bie-
gung s • , Zug-, Drurk - und Schubfestigkeit an
Bausteinen der Österreich -ungar. Monarchie Wien 1901.
Csrl Graeser Ä Co. Pr. 4,40 M.
Jahre seine Tätigkeit in Berlin eröffnete, zunächst als
Assistent Otzens an der Technischen Hochschule in Char-
lottenburg, da war es ihm bald vergönnt, nach einem
glücklichen Siege in einem Wettbewerbe in dem Faber'-
sehen Hause in der Friedrichstraße, dessen Ausführung
ihm als eine Folge dieses Sieges zufiel, sein künstlerisches
Glaubensbekenntnis abzulegen. Es ist die meistgenannte
Arbeit des Künstlers, weil sie die erste war, die sich der
herrsehenden Üblen Berliner Ueberlieferung entgegen-
stellte. Sie ist aber keineswegs seine bedeutendste Arbeit,
als welche ich vielmehr das ungleich feinere und stilistisch
bedeutendere Haus von Ascher & Münchow an der Ecke
der Leipziger und der Markgrafenstrafle betrachten möchte,
welches ihm auch, wenn ich mich recht entsinne, die Auf-
nahme in die kgl. preuß. Akademie der Künste brachte.
Es ist in diesem Werke der nordische Backsteinbau in
glücklichster Stilisierung auf das moderne Geschäftshaus
Übertragen und es ist in diesem Bau durch Grisebach ein
vorbildlicher Typus jenes Geschäftshauses geschaffen wor-
den, welches seine Bedeutung neben der praktischen Mög-
lichkeit der Würdigung der ausgelegten Waren nicht in
einer lauten und aufdringlichen Formengcbiing, sondern
in dem inneren Wert der künstlerischen Bedeutung sucht,
In dieser Beziehung stehen ihm nahe die anderen Ge-
schäftshäuser, die Grisebach in Berlin erbaute: das Haus
des Blumenzüchters J. C. Schmidt, Unter den Linden 16,
das Haus Faßkessel & Münttnann, Unter den Linden 12
und der heutige „Rüdcshcimcr" in der Friedrichstrane. In
diesen Werken ging er andere Wege, die der deutschen
FrOhrcnaissancc, in der er lebte und webte, jedoch nicht
in archaistischer Strenge, sondern in freierer, persönlicher
Auffassung. Den Geschäftshäusern reihen sich eine An-
zahl Kirchen an, wie die Pctcrskirchc in Frankfurt a. M.,
die evangelische Kirche in Gießen, sowie die Entwürfe
für die Kaiser Wilhelms - Gedächtniskirchc in Berlin , die
zumteil auf dem Wege erfolgreichen Wettbewerbes er-
kämpft wurden. Das Kronpnnzenzelt im Tiergarten zu
Berlin ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen Saalbau.
Von Miethäusern schuf er das Haus Keimarus in der Har-
denbergstr. 2.1 in Charlottenburg, sowie sein eigenes, in
21. Mai 1904.
der Anlage höchst eigenartiges Wohnhaus in der Fasanen-
straße 33. Umfassend war seine 'Tätigkeit auf dem Ge-
biete des Einfamilienhauses; Haus Kausendorff am Kur-
fürstendamm in Berlin, Schloß Klink an der Müritz in
Mecklenburg, die Schlösser Tremsbüttel bei Bargteheide
in Schleswig-Holstein und Seßwegcn iti Livland zählen
zu den größeren dieser Anlagen. Neben ihnen stehen
Haus Ncuburger im Grunewald, Haus Ginzkcy in Maliers-
dorf in Böhmen, Ausführungen in Schlesien, Haus Bode
in Charlottenburg, Haus Schwanz am Tiergarten. Es war
allerdings in diesen Werken nicht immer neuer frischer
Erfindungsgeist, sondern es drohte zuletzt in ihnen ein Typus
sich zu entwickeln. Auch das Gebiet des profanen Mo-
numentalbaues war ihm nicht verschlossen: er schuf das
Gebäude des Nordböhmischen Gewcrbcmuseums in Kei-
chenberg. Zu seinen letzten Werken zählen der Bahnhof
„Schlesischcs Tor" der elektrischen Hochbahn in Berlin,
sowie das freilich in der heutigen Form von ihm nicht
gebilligte Huus der Berliner Sezession in CharloUenburg.
Der Umfang der künstlerischen Tätigkeit Griscbachs
war größer, als man nach dem oberflächlichen Eindruck
anzunehmen geneigt war; derKOnstler hatte sich namentlich
eine ausgedehnte Landpraxis erworben. Lange Jahre stand
ihm als ausgezeichneter künstlerischer Mitarbeiter der
Architekt Georg Dinklage zur Seite, den er auch stets
mitnannte und der die -Stütze de* Ateliers war in einer
Zeit, in welcher Grisebach fast ausschließlieh nur seinen
Neigungen lebte und sich von der praktischen künstle-
rischen Tätigkeit fast ganz zurückzog. Diese mußte er
wieder aufnehmen, als Dinklage sich von ihm trennt«-, um
auf eigenen Füßen zu sieben Aber den früheren Um-
fang nahm die Tätigkeit nicht mehr an; es war nur ein
leichtes Aulllackern. ehe der Tod ihm den Stift ganz au-
der lland nahm. Grisebach ist verhältnismäßig jun.n, mit
56 Jahren gestorben, in einem Alter, in welchem andere
ihre reifsten Werke, schaffen. Es hat sich auch hier das
tragische Geschick bestätigt, daß die Mammen, die am
hellsten lodern, am ehesten erlöschen Die Berliner Bau-
kunst ist um eine feine und charakteristische Künstler-
erschcinutig ärmer Albert Hof mann.
»55
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Preisbewerbungen.
Wettbewerb Kunsthaus Zürich. In dem wiederhohen
Wettbewerb betr. Entwürfe far ein neues Kunstbaus in
Zürich wurde ein I. Preis nicht verteilt. Drei II. Preise
von je aooo Fr. fielen den Hrn. Karl Moser in Karls-
ruhe, Heinrich Müller und Kud. Ludwig jr. in Thalwil,
sowie Pfleghard & Hafeli in Zürich zu. F.in III. Preis
von 1000 Fr. wurde Hrn. Friedr. Krebs in Biel zuerkannt
Wettbewerb Festhalte Landau. Per F.ntwurf „Ausge-
fuchst" desllrn. Franz B ran tzky in Köln wurde angekauft. -
Personal-Nachrichten.
Deutsch« Reich. Der Mar. - Ob.- Bit. und Hafenbau - Dir.,
Geh. Mar. -Bit. Brennecke ixt unt. Verleihung des Char. »1*
Geh Admir.-Kat in den Ruhestand verseilt Der Mar. Bfhr. Kurt
.Müller ist z. Mar.-Schilfbmslr. ernannt.
Preußen. Dem Ob • nnd Geh. Hrt. C 1 a u s n i 1 z e r in Frank-
furt a. M. ist der Rote AdlerOrden III Kl mit der Schleife, dem
Eisenb - Dir. Oelert in Frankfurt a. M. beim I 'ebertritt in den
Rulieataod der Rote Adler -Orden IV Kl, dem Gel. Ob - Brt.
Wolff, vortr. K.t im Mm. der Offentl Arb der Kg). Kronen-
Orden II Kl., dem Wasser-Bsuinsp. Brt. Roeder in Diez a Laiin
beim l'ebertrilt in den Ruhestand der Kgl, Kronen-Orden III. Kl-
und dem Reg.-Bfhr. Albr. Mendt in lnsterburg ist die Rettung*-
Medadle am Bande verliehen,
Die Annahme und Anlegung der ihnen verlieh, niclitpreufi.
Orden ist erteilt, und zw : dem Reg - u Hrt. Rehbein io Leipzig
de* Ritterkreuzes 1. Kl. det Kgl. sachs Albreeht-Ordens, dem Geh.
Brt. Siewert in Frankfurt a. M. de» GroBh. he«. Verdienst-Ordens
Phillip« de« GroSmutigcn.
Die Wahl de« Minist- ond Ob. - Baudir. Wirkl. Geh. Rat»
Schroeder iam Dirig. der Abt. für das Ing- u Maschinenwesen
der Akademie de« Bauwesens auf die Zeit bis zum i. Jan. 1905
ist bestätigt worden.
Der Ob. -Brt Dr. -Ing Stabben ist t. Mitgl. nnd Vors. der
Kgl. Komm. fOr die Stadtcrwcitcrung in Posen ernannt.
Dem Eisenb -Baninsn. Harr in Frankfurt a M ist die Stelle
des Vorst, der Werkst-insp b bei der Eisenb -Hauptwerkst da»,
verliehen.
Veiaettt sind: der Reg - u. Brt Plachetka von Berlin nach
Maricuwerdcr, der Kreisbauinsp. Brt. Cummcrow von Diepholz
als Landbauinsp. nach Stettin; der Keg - und Brt- Weise in Heil-
berg zur Kgl. Eisenb. • Dir. nach Posen, der F.iscnb. - Bau- und
Hetr-Insp. Srhweiikcrt in Waldenburg nach Goldberg als
Vorst der das. zu errichtend. Eisenb- Bauabt , die Eisenb. -ßauinsp.
Althaser in Schneidemahl nach Frankfurt a M. als Voist der
Eisenb -Werkst Insp a bei der Eisenb.- Hauptwerk*!, und Kiehl
in Duisburg zur Kgl F.iicnb.-Dir. in Sleltin; die Reg .ümstr Busse
vou Klau Mi »I nach Diepholz, Drosihn vod Flankfurt a. O. nach
Ko*!in, Jobs Becker von Elbing nach Dirschau und Kiepe von
Halle a. S nach Elbing.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg Hmstr: Behrendt
dein Tcclin Bur der Hochbauabt. des Minist der offentl Arb.,
Hunger der Kgl. Reg. in Hannover, Stuermcr der Kgl. Reg.
in Ma-ienwerder und v, Allwörden der Kgl. Reg in Schleswig.
Die Keg -Bfhr. Hugo Gerslenliauer au* Steglitz. Herrn,
Schwenk aus Mensfelden, Aug Arendt aus Koswig flloch-
baufach 1, — Paul Schroetter aus Berlin und Heinr. K r e d e I
au» Kirclibrombucli |F.i»cnbfeli ), — Wilh. Stliwelh aus Brühl und
Oitu Tic mann aus Beck. ngtiausen (Match. -Bfch ) sind zu Reg -
Btn-tm. ernannt.
Der Reg -Bnistr. \' o g d t ist infotee Ernennung zum Ob. -Lehrer
au ilc-r K^t. höheren Mav 'iirreribauscbule in Poitn aus dein Staats-
Eisenbaliiidieiistc iu«sc!i hieden
Den Keg-Bm«trn. Jolis Kurtzc in Halcnsee u, l' f lacker
in Wernigerode ist die nachges. EntUss aus dem Staatsdienste
erteilt.
Der Eisenb -Dil. I'li Müller in Angerburg ist gestorben.
Sachsen. Der Reg -Bmstr. Budde berg ist auf Ansuchen
aus dem Staatsdienste entlassen.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Stadtbmstr. Sch. In Fr. Einheitliche Grundsitte Ober
Formen von Gruod-.lü' kstaxeii und Ober die Au, wie der Wert de*
Grund und Böllens und der Baulichkeiten zu ermitteln ist, bestehen
für Deutschland nicht Vielmehr gelten in den veisclncjencn
Bundesstaaten abweichende. Vursi hiiften , die noch d.wu Ober-
wiegend auf Anordnungen der \ ei waltungstichOrden beruhen, wes-
halb sie nicht einmal innerhalb de>sclt»crt Staates in ihrem vollen
L'mfangc völlig gleich sind Der Mangel sicherer und unzweideu-
tiger Unterlagen dir die Wertcrmitlclung de» Grund und Hodens
und aeincr darauf erriclitc-ten Bauwerke macht sich bei jeder
Zwaitgscntcignttng empfindlich fühlbar, indem die verschiedenen
Sachverstandigen zu völlig abweichender Bewertung tu gelangen
pflegen. Den schlagendsten Beweis haben die kürzt. chen Slruflsllc
gegen Vorstandsmitglieder der Pommern-Hank, der Preußischen
Hypotheken-Bank und anderer gleichartiger Geldinstitute erwiesen.
Daß unter derartigen Zustanden kein untrügliches und Qbcrall zu-
vciliasige« Handbuch bez w. Leitfaden ubsr Taxalionsgrundsfttze
zwecks Beleibung von Gebäuden oder Bodenbelciliung erscheinen
kein
konnte, hegt auf der Hand Tatsächlich besieht also
obselion null dach derartige Versuche gemacht sind.
Dazu tritt, daB der Begriff M Ond el sie he r h ei t gleichfalls
ein unsicherer ist. Nach dem EinführungsgeseU zu B G.-B, Art
ata bleiben nämlich die landesgcsetzliehcn Vorschriften, nach wel-
chen gewisse Wertpapiere zur Anlegung von Mündelgeld (Ar ge-
eignet erklart sind, in Kraft; gleiches gilt nach Einführung»- und
Zwangsverwaltung !<» 11) von den Grundsatz- n. nach welchen der
Weit eines Grundstockes festzustellen sei B G -H § 1607 spricht
nur von sicheren Hypotheken, Überlaßt jedoch den Landesgesetzen,
für die innerhalb ihres Geltungsbereiches belegenen Grundstücke
d>e Grundsatze zu bestimmen, nach denen die Sicherheit einer
Hypothek festzustellen ist Es liegt aKo nicht in der Absicht des
Gesetzgeber», eine vollige Einheit auf dem Gebiete der GrundstOcks-
taxen zu schaffen, vielmehr soll eine gewisse den Ortlichen Ver-
hältnissen Rechnung tragende Vcrsrhirdcnheit fortbestehen. Dem-
gemäß ist in absehbarer Zeit kaum uul das Erscheinen eines zu-
verlässigen, den Rechtszustand für ganz Deutschland darstellenden
Handbuches bcticffcnd die Aufnahme von Grundstockstaxen zu
rechnen. — K. Il-e
Hrn. V. In Mühlhausen I. Th. Besondere statische Werke
Ober hölzerne Brücken Mnd uns nicht bekannt Sie finden die ent-
sprechenden Angaben in den Werken über Brückenbau, z. B. Hand-
buch der log -Wissenseh .Heinzerling usw. Die ohne höhere Mathe-
matik arbeitenden Lehrbucher der Statik sind auf den Gebrauch der
Baugewerkschulen, bisher also vorwiegend auf I lochbau- Aufgaben
zugeschnitten. Wir erhallen Übrigens soeben ein kleineres Werk:
Technische Studieiihrfle von Carl Schmid, Prof. der Baugewsch.
in Stuttgart, Heft 3 HolzbalkenbrOckcn, das lliren Wünschen viel-
leicht entspricht. Verlsg v K, Witt wer. Preis «,40 M. —
Anfragen an den Leserkreis
Wie giofi ist die Abnutzbarkcit von reinem Quarz (Rheinkies)
gegenüber schwedischem Granit? Nach den Feststellungen der
Kgl. techn. Versuchsanstalt vom Jahre 1900 betragt der mittlere
Abnutzungswert von schwed Granit 7 rem. C. —
Gibt es in Deutschland Städte über 2«,oco Einwohner, welche
Stadtbilder mit Schwiinmballeu als einzige Badeform
und welche? — Sladtbauamt Dei
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage in No 28 Putzveronreinigung an einem
Schulneubau durch Heizmale r 1a I - A osscti eidungen er-
halten wir nachstehende Zuscbiift: Nach Umbauten der Arbeits-
Anstalt Mnritzburg bei Zeitz tBraunkohlengrgendj zeigte neuer PuU
an freiliegenden Essen, aber auch Zementputz an solchen Stellen,
wo unvorsichtigerweise alte Ziegelsteine von abgerissenen Schorn-
steinen nicht zum Fundament sondern zu hochgehendem Mauer-
werk wieder verwendet waren, gelbliche bis braune Flecken in
BackstcingroSe. Hinsichtlich der alte» Es«ei»ziegel ist die Ursache
der Putzverunreinigung klar. Bei den übrigen Flecken mufi man
annehmen, daß einzelne Steine salzhaltig, also besonders hygro-
skopisch waren, sich mit de« Ausscheidungen der erkaltenden
Braunkohlengase sättigten und sie schließlich auf den Putz über-
trugen. Auch bei tadellosen Steinmatei ial kommen durch Urin
von Ziegelei- oder Bauarbeitern und von Hunden Verunreinigungen
der Stapel vor, die dann im Neubau ru Auswitterungen von Sal-
peter führen, auch wenn .las sonstige Material »alzlrci ist - Bei
dem Schulneubau werden »ußei solchen zufälligen Unrcinigkeiten
die Steinkohlen - PreÜ-tcine, deren Bindemittel teerartig gewesen
sein kau», an der teerigen Durchnässung des Putzes schuld sein,
nicht der Zechenkoks, der ziemlich rauch- und rutllrei brennt Zur
Beseitigung der TceiOlflccken aus dem Putz ohne Hcransstcmmen
der schmierigen Steine wird steh das Abschlagen des fleckigen
Putzes ued da? Aufkitten von Fenstereliis — am besten gekörntes
oder Kilfelglus — ■ mittrls Zement suf da» teerdurchzogene Mauer-
werk empfehlen. Darüber kann dann mit Hülfe von Drahtgeflecht
der Veiputz erneuert werden, ohne neue« Kle. kigwerden befürchten
zu nuinscn
H. Saloruon. Landes-ßauinsp. in Merseburg.
Inhalt: Das neue Kaihau< in Aichin. Die
ti.-lie V,., Ml 1-reuUen II — MiHedUri-c» aus Vereine». — Veiml.chtes.
- Hau» i.u»cl.ich t. Bachrrscluu. I"rei'.t>e«er*iirij:en. — Fersonal-
N's.tlr Knien — Hiu-t- und l IseeLa.lcU. I'KiLij^i llYUttuUlll i.
Ilicr/u eine Bildbeilage: Ha.- neue Kathaus in Aachen.
Verlar der Drutseheii Bauze.tung. in Ii H. Herl. 11 tiir dir Kedaktioo
»i-ruril.v.Mli Alben IMlulua, Buhn, luuck von Willi. Oreve, f
Philipp Holzmann 7.
Nach längerem Leiden ve rdarb am 14, d M. in Oberursel bei Frankfurt a. M im 67. Lebens-
jahre der K^I. Baurat !'liili|>|) 1 lo] / 111 an n , der Begründer rler seinen Namen tragende:i Baitvinter-
nehinung Philipp Hol/mann cv Cie in Frankfurt a. M , die ihr Kmporwachscn zu einer W'eltfit 111a
in erster Linie dem L'nternehmungsgc-ist, der Tatkraft und dem mit kaufmannis. Ik ih Seharfblick ge-
paarten hohen technisch -praktischen Verständnis d.-s Verstorbenen verdankt. Wir kommen auf
seine Tätigkeit noch eingehender /muck.
»56
No 41.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 42. BERLIN, DEN 25. MAI 1904
Der Ideen-Wettbewerb um Entwürfe für das bayerische Verkehrs -Ministerium
in München. (ScUue>
I on den übrigen nicht in die engere Wahl
gekommenen Entwürfen verdient vielleicht
nur noch einer eine ernste Betrachtung:
.Gruppenbau". Der Verfasser dieses Ent-
wurfes hielt es (laut Erläutcrungsbcricht) fflr
notwendig, „einen solch' ausgedehnten Bauplatz nur
mit einzelnen, für sich wirkenden, jedoch unter sich
wiederum zu einem harmonisch wirkenden Ganzen
verbundenen Gruppen zu bebauen, um damit eher die
Wirkung interessanter Straßenbildcr als die eines für
sich wirken wollenden Baukolosses zu erhalten". Die
Ausführung dieses theoretisch berechtigten Gedan-
kens hat aber zurfolgc gehabt, daU nicht nur der
ganze Bau, der doch nun einmal eine Einheit darstellen
soll, den Eindruck macht wie eine Gruppe von Mict-
hniisern, sondern daß auch die Räume teilweise eine
ganz programmwidrige Verteilung erfahren muUten.
Die Anlage ist im Grundriß rostförmig, mit 3 Langs-
und 5 Quertrakten; von den sehr betrachtlichen Ab-
schragungen der beiden östlichen Ecken bildet die
eine — südöstliche — wegen des 1 iaupteinganges, den
mächtigen Eckpavillons und der reicheren Durchbil-
dung geradezu den architektonischen Mittelpunkt des
Ganzen. In dieser Hinsicht hat der Verfasser keinen
Rivalen, auch darin nicht, daß er die Haupträume an
die Oslfassade gcrQckt und sich so des einzigen Motives
beraubt hat, das die wichtigere Südfassade zu beherr-
schen geeignet gewesen wäre.
Dali das Preisausschreiben für zahlreiche junge
Baubeflissene eine große Verlockung bildete, wurde
schon in der Einleitung ausgesprochen; und das er-
klärt auch das Auftreten einer verhältnismäßig großen
Da» neue Rathaus !n Aachen. Atchilekt: Piof. Friedrich PO U er in Uurroiudu
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Zahl schülerhafter Entwürfe, deren Verfasser mit sicht-
lichem Behagen einmal den im Zeichensaal und am
Reißbreit eingelernten Formenschatz verschwenden,
mit großen Mitteln spielen wollten. Zeichnerisch ge-
wandte Hände zeigen sich da neben Slümpcm; sie
scheinen es aber meist ernst genommen und die Auf-
gabe als ein Prüfungs- und Ucbungsthcma für ihr
Können betrachtet zu haben. Nur einer erweist sich
als Phantast. Mit dem Motto „Eilgut" hat er wohl
selbst die Flüchtigkeit seiner Arbeit eingestehen und
die Naivität entschuldigen wollen, den ganzen Entwurf
mit drei Plänen darzustellen; das Ganze erscheint
eigentlich nur wie ein riesiges, vier Stockwerke hohes
Portal mit kurzen Flügelbauten, halb Barock, halb
Rokoko, alles andere eher, nur kein Amtsgebäude, in
dem ernste Arbeit verrichtet werden soll.
Für das, was z. Zt. die Kreise der angewandten
Kunst in München am meisten bewegt — und die
Architektur ist ja angewandte Kunst im bedeutsamsten
Sinne — , ist es bezeichnend, daß einer der Konkurren-
ten, Spannagel, seinen Erläuterungsbericht dazu be-
nutzt, um auf ein Unternehmen hinzuwirken, das dem
einheimischen Kunsthandwerk Gelegenheit gibt, sein
Können daheim zu zeigen, nicht — wie so oft —
in einer auswärtigen Ausstellung. Der Verfasser
dachte bei seinem Entwurf zum Verkehrs-Ministerium
an reiche farbige Ausstattung und läßt seinen darauf
bezüglichen Erläuterungen einige beherzigenswerte
Worte folgen : „Bei dieser Gelegenheit will derVerfasser
nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß eine solche
Betätigung des Münchener Kunstgewerbes im vor-
liegenden Fall die Möglichkeit schaffen würde, nach-
träglich noch die im Erlasse Sr. Kgl. Hoheit des Prinz-
regenten vom i. März 1902 gegebene Anregung,
eine Kunstgewerbe - Ausstellung in München zu ver-
anstalten, ohne besonderen Kostenaufwand zu ver-
wirklichen. Ein großer Teil der Räumlichkeiten könnte
dauernd von Meistern des Kunstgewerbes in der
mannichfaltigstcn Weise ausgestaltet werden und die
hierzu weniger geeigneten, wie der Posthof, vorüber-
gehend zu Ausstellungszwccken verwendet werden,
so daß das Ganze den weitesten Kreisen ein getreues
Bild von dem, was Münchens Kunst zu leisten ver-
mag, geben würde". Der Gedanke, der in ähnlicher
Form, aber kleinerem Umfang schon früher aufge-
taucht war, der auch in ähnlicher Weise schon bei
anderen Gelegenheiten (z. B. bei der Karlsruher Glas-
malerei-Ausstellung 1901) zur Ausführung gelangt ist
und der auch bei dem Vorschlag, das noch unfertige
Münchener Armeemuseum zuerst für die Kunstge-
werbe-Ausstellung in Benutzung zu nehmen, zugrunde
lag, verdient in der Tat die ernsteste Beachtung.
Freilich wird es immer in erster Linie davon abhän-
gen, ob die Indienstnahme des Riesenbaues, auf dessen
Fertigstellung das Ministerium und das Zentralbrief-
postamt je länger je dringender warten werden, noch
um ein Jährlein hinausgeschoben werden kann — ob es
angängig ist, hunderttausende von Menschen durch die
Räume wallen zu lassen, die dann als .neu" und doch
schon ■ - wenigstens in ihren Fußböden — stark mitge-
nommen der Beamtenschaft übergeben werden sollen. —
Es kann nicht zweifelhaft sein, daß das qualitative
Ergebnis dieses Ideenwettbewerbes hinter dem zurück-
geblieben ist, was man bei einer Aufgabe von dieser
Bedeutung und diesem Umfang hätte erwarten dürfen,
wenn nicht — wie ein Münchener Blatt bei Bespre-
chung der Entwürfe sich ausdrückte — das Ganze
nur ein „Exerzieren mit Platzpatronen" gewesen wäre.
Im Ernstfall hätte auch ganz von selbst eine strengere
Beurteilung Platz gegriffen. Manches unlogische, über-
flüssige, rem dekorative Architekturstück, das — wie
ein Versatzstück - nicht aus der Sache selbst hervor-
gewachsen ist, Hüte ohne Köpfe darunter, wäre wohl
überhaupt garnicht zum Vorschein gekommen ; derlei
Späßc kann man sich beim Exerzieren erlauben, nicht
im Ernstfall. Aber es ist nicht ganz ungefährlich,
solche Wettbewerbe überhaupt zu veranstalten, da
nur zu leicht von dem nicht voll befriedigenden Er-
gebnis auf die Erfolglosigkeit der Wettbewerbe über-
haupt geschlossen werden könnte.
L. G.
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. In der unter
dem Vorsitz des Min.-Dir., Wirkl. Geh. Rat Schroeder
abgehaltenen April-Sitzung hielt Hr. Major I'ophal, Er-
bauer der Südwest-afrikanischen schmalspurigen
Eisenbahn Swakopmund— Windhuk, unter Vorfüh-
rung von Lichtbildeni, einen längeren Vortrag Ober die
Trassierung, den Bau und die Leistungsfähigkeit die-
ser Bahn. I>er Redner gab nach der Einleitung, in der
Philipp Holzmann f.
^|m 14. Mai d. J. verstarb im 67. Lebensjahre nach
längerer Krankheit in Obcrursel bei Frankfurt a. M.
'der Konigl Baurat Philipp Holzmann, der Be-
gründer und langjährige Leiter der seinen Namen tragen-
den Bauunternchmung Philipp Holz mann A: Cic.,
G. m. b. Ii., die nicht nur in Deutschland an erster Stelle
zu nennen ist. sondern auch im Auslande von deutschem
Unternehmungsgeist und deutscher Tüchtigkeit Zeugnis
abgelegt hat. Gebührt auch an den erreichten Erfolgen
im Einzelnen ein wesentlicher, und mit dem Umfange der
Unternehmungen, die langst Ober die Kralt eines Einzel-
nen hinausgingen, steigender Anteil einem Stabe tüchtiger
Ingenieure, Architekten, Kauflcutc undVerwaltungsbcamtcn,
so ist es doch In erster Linie das Verdienst Philipp Holz-
mann'», daü sich aus dem Baugeschäft maUigcn Umfanges,
das er gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm vom Vater
übernahm, eine Wellfirma entwickelt hat. Denn Ph. Holz-
mann vereinigte in sich, man mochte sagen, angeborenes
Verständnis für technische Kragen mit weitem kaufmänni-
schen Blick, organisatorisches 'latent und Menschenkennt-
nis, die ihn die richtigen Persönlichkeiten auswählen und
an die richtige Stelle setzen hellen. Dazu gesellte sich ein
rastloser Tätigkeitsdrang und eiserne- Energie.
Ph. Holzmann war am 10. Dez. 1836 in Sprendlingen
im Darmslädtischen geboren. Er besuchte vom iv Jahre
ab die höhere Gewerbeschule in Darmstadt laus der sich
die jetzige Technische Hochschule entwickelt hall, war
zuerst praktisch im Baugeschäft seines Vaters tatig, be-
suchte dann das Polytechnikum 111 Karlsruhe, wo er bei
Keller, Riegler und Redtenbaehcr hurte, und trat 1860 end-
gültig in den praktischen Beruf ein Schon damals wandte
sich die noch von seinem Vater geleitete Finita gröberen
Aufgaben, wie dem Bau der Hamburger Bahn, der Lahn-
talbahn und des Hafens in Uberlahnstein zu. Im Jahre
1864 ging dann das Baugeschäft an die beiden Brüder
Philipp und Wilhelm über, von denen der letztere, der
trotz dauernder Kränklichkeit seinen Bruder überlebte,
jetzt an die Spitze des Aufsichtsratcs der Gesellschaft ge-
treten ist. Die Firma, anfangs eine offene Handelsgesell-
schaft, entfaltete bald eine vielseitige Tätigkeil, und mit
demselben Erfolge, mit dem sie im Tiefbau tätig war,
wandle sie sich auch dem Hochbau zu, der noch jetzt
unter Leitung tüchtiger Architekten einen wichtigen Zweig
des Baugeschäfte* bildet. Durch die Energie ihrer Inhaber
überwand sie auch den nach 1866 zunächst in Frankfurt
a. M. eintretenden geschäftlichen Rückschlag. Die Auf-
schließung und Bebauung neuer Straßen in Frankfurt a. M.
waren die ersten größeren Aufgaben, dann folgten in den
siebziger Jahren der Bau des Otvernhauses, des Städel-
sehen Institutes, des Frankfurter Hofes, zahlreicher Privat-
häuser, der Bau der l -ntcrmain-Brücke usw.
Die wachsenden Aufgaben des Baugcschäfles machten
eine Erweiterung desselben unter veränderter Form er-
forderlich. Die Firma wurde in den 70 er Jahren von
der internationalen Baugesellschaft kommandilicrt, die im
Vertrauen auf die Tüchtiukcit Philipp Holzmann'* erheb-
liche Kapitalien in das Unternehmen steckte, und dehnte
nunmehr ihren Wirkungskreis nicht nur auf Norddeulsch-
land, sondern auch auf das Ausland aus. Von den be-
deutenden deutschen Ausführungen seien nur hervor-
gehoben die umfangreichen Arbeiten am Nordostsee- und
Elbe-Trave-Kanal, bei der Wcichsclkorrcktion. bei den
Dockarbeiten in Kiel und Wilhelmshaven, neuerding»
bei der Ausführung des Teltow - Kauules und bei zahl-
reichen gruLSen Brückcubuuten am Khcin, in Frankfurt a. O.,
in Stettin usw., zu deren letzteren die neue Eiscnbahn-
Bruckc über den Rhein bei Mainz geholt. Aber nicht
nur als der ausführende Unternehmer ist die Firma auf-
No. 43.
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er auf das jetzige große Interesse für Deutseh-Südwest-
Afrika hinwies, zunächst einen 1,'cbcrblick über die dorti-
gen früheren und jetzigen Landungsverhältnissc, besprach
dann die Wahl der Spurweite und schilderte an der Hand
einer genauen Wandkarte der Baiin eingehend die ver-
schiedenen Trasscnwahlcn sowie den Bau der Bahn. Hier-
bei hob der Kedncr besondrrs die großen Schwierigkeiten
hervor, die dieser erste Bahnbau in den Kolonien zu über-
winden hatte, besprach
seine kriegsmäßige Ausfüh-
rung ohne jnlc Vorberei-
tung, die einschneidenden
Behinderungen derBauaus-
führung, die unter so ganz
anderen Verhältnissen als
hier in De utsch I an d c rf ol gtc ,
durch den Mangel und die
ungenügende Vorbildung
der Angestellten und des
Arbeiter-Personals, Ueber-
anstrengung des Aufsichts-
personals, Mangel an jedem
technischen Hilfsmittel im
Lande, weite Entfernung
vom Mutterlande und da-
durch verzögerte Ausfüh-
rung der Bestellungen, vor
allem aber Mangel an Was-
ser, die Einwirkung dieses
Wassermangels und die viel-
fach schlechte Beschaffen-
heit des erschlossenen Was-
sers auf die Maschinen,
Ueberwindung großer Stei-
gungen usw. Hierauf sprach
der Redner noch im allge-
meinen über Konstruktion
und Bau der Brücken,
hob ihre volle Sicherheit
hervor und gab eine Schil-
derung der Zerstörungen
der Strecke durch die letzt-
jährige starke Regenperiode
und durch die Hereros, wo-
bei er sich besonders Ober
die Ursachen der Zerstö-
rungen durch die gewalti-
gen Regenmassen verbrei-
tete. Schließlich wurde
noch die Leistungsfähig-
keit der Bahn unter Schil-
derung des Betriebes be-
leuchtet. —
Daa neue Ratbaus In Aachen. F.rker am Trauzimmrr.
Architekt: Piof. Friedr. Pötzer in D«rnnt»dt.
Vermischtes.
Zur Erweiterung de* Hafens von Ruhrort fordert eine
dem preuß. Abgeordnetenhause kürzlich zugegangene Ge-
selzesvorlagc weitere 6.9 Mill. M. über die bereits durch
Gesetz v. 3. Juni 190a bewilligten 7 Mill. M. Wir haben
den Entwurf, welcher diese Kostensumme erforderte, im
Jahrg. 1903 S. 236 unter Beigabe eines L'ebersichtsplanes
besprochen. Ks soll nach
diesem Plane, der z. Zt. in
Ausführung begriffen ist,
vom Rhein her längs des
Kaiserhafens ein neuer Ha-
fenkanal gebaut werden,
an den sich südlich von der
OrtschafiMeidcrich 3ilafen-
beeken A, B, C anschließen,
von denen jedoch nur .1
und R zunächst zur Aus-
führung kommen sollten,
während das dritte, C, spä-
terer Zukunft vorbehal-
ten blieb. Inzwischen hat
der Ruhrorter Hafen aber
einen so unerwarteten Auf-
schwung genommen , daß
auch das 3. Becken jetzt
gleich zur Ausführung be-
stimmt ist. Im Jahre 190 1
war der Güterverkehr im
Hafen 6758383', 1903 in-
folge der wirtschaftlichen
Depression nur 6315455'
und 1903 bereits 8 337 188 '.
das bedeutet einen Zuwachs
von 33°,'i> An dem neuen
Becken soll das nordwest-
liche Ufer zu Lagerplätzen
für Erz-, Holz- und andere
Massengüter des Ankunfts-
verkehres dienen, das süd-
östliche zu Indusirieplätzen,
nach welchen eine immer
steigendere Nachfrage ist.
Das Becken erhält einen
Kohlcnkippcr", während 2
weitere am Becken B zur
Autstellung gelangen, sodaß
dann 1 1 in den Ncuatilagen
vorhanden sein werden.
Außer dem Bau des dritten
Beckens ist noch eine Ver-
besserung der Zufahrt zu
getreten, sondern vielfach auch als der Ingenieur der
von ihr ausgeführten Anlagen. Mit Erfolg hat sich die
Firma wiederholt hei großen Brücken -Wettbewerben be-
teiligt, bei anderen Ausführungen hat ihr auf reiche Er-
fahrung begründeter Rat einen maßgebenden Einfluß bei
der Ausgestaltung der Bauten ausgeübt.
Zu einer Spezialität hat die Firma die Gründung mit
Luftdruck ausgebildet, die sie bei zahlreichen Bauten
angewendet hat. Die bedeutendste Ausführung dieser Art
ist die Herstellung des großen Trockendocks in Kiel. Auch
den Tunnelbau mit pneumatischem Vortrieb hat die Firma
in den Bereich ihrer Unternehmungen gezogen, nachdem
es Ph. Holzmann gelungen war, 1894 die „Gesellschaft für
den Bau von Untergrundbahnen* zu bilden. Der Spree-
tunnel in Treptow bei Berlin war die erste Ausführung
dieser Art . die von der Firma erfolgreich durchgeführt
wurde, wenn sie auch noch nicht den damit beabsichtig-
ten Zweck erreichte, darzutun, daß die Ausführung von
Untergrundbahnen in den Straßen von Berlin mit Hülfe
des pneumatischen Vortriebes gefahrlos durchzuführen sei.
In verbesserter Form ist das Verfahren bei einem großen
•Slammsiel in Hamburg durchgeführt worden und der eben
der Bürgerschaft vorliegende Plan eines Tunnels unter
der Elbe stellt vielleicht der Firma eine große Aufgabe
dieser Art.
Einen wichtigen Zweig der Unternehmungen der F'irma
bildete der Bahnbau, der namentlich in Süddcutschland
I Karlsruhe— Eppingen ) und dcrSchweiz ( I jindquart — Da v« >s )
in größerem Umfange betrieben wurde. Zu den schwieri-
gen Ausführungen dieser Art gehörtauch die Herstellung
eines größeren Teiles der Untergrundstreckc der Horh-
und Untergrundbahn von Siemens Ar Halske in Berlin,
welche seitens der Firma wiederum für die „Gesellschaft
für den Bau von Untergrundbahnen* durchgeführt wurde.
Die Erfahrungen auf diesem Gebiete trugen ihr auch den
35. Mai 190.1.
Auftrag der Stadt Berlin ein, den Entwurf für eine nord-
südliche städtische Untergrundbahnstrecke aufzustellen, der
leider noch seiner Verwirklichung harrt.
Ein größeres Arbeitsfeld auf dem Gebiete des Bahn-
baues gewann die Firma jedoch im Auslande durch den
Bau der anatolischen Bahnen, nachdem es Philipp Holz-
mann gelungen war, das unter Führung der Deutschen
Bank ins Leben gerufene Unternehmen zu organisieren.
In gleicher Weise wirkt die Firma bei der Bagdadbahn
mit, deren erste Strecke Eregli— Burgulu soeben im Bau ist.
Dem Aufsichtsrat der Gesellschaft der anatolischen
Bahnen gehörte Holzmann bis zu seinem Tode an. eben-
so wie bei einer Reihe anderer Gesellschaften. Nament-
lich hat Ph. Hol/mann auch in der internationalen Bauge-
sellschaft eine führende Rolle gespielt bei den bedeuten-
den Terrainunternchmungen, die von dieser in F'rankfurt
a. M. und Berlin eingeleitet und durchgeführt wurden, so-
weit sie sich nicht noch, wie die Gesellschaft Industrieviertel
Tempelhof und Neu- Westend, in der Entwicklung befinden
Im Jahre 1895 trat Ph. Holtmann als Direktor seiner
Gesellschaft zurück, in der er sich nur die Oberleitung
des Aufsichtsrates vorbehielt. Aber auch in dieser Stellung
ist bis zuletzt sein Einfluß der entscheidende gewesen,
wenn es ihm naturgemäß auch nicht mehr möglich war,
wie früher bis in die Einzelheiten seiner Unternehmungen
einzudringen.
Ph. Holzmann war kein Mann der Wissenschaft, aber
er wußte das Wissen zu schätzen und in den 1 Mcn-i Deiner
Firma zu stellen. Als ein Mann der Praxis aber versiand
er es, mit seltenem Scharfblick und aus reicher Erfahrung
heraus jedes Ding am richtigen Ende anzufassen. Mit
zäher Energie wußte er auch ungünstige Verhältnisse zu
überwinden und Vertrauen für alle Unternehmungen zu
erwecken, an denen er sich beteiligte. Hierin liegt die
Wurzel seiner Erfolge. — pr> f_
»59
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den älteren Hafcntrilen nördlich vom Kaiserhafen, insbe-
sondere zu den beiden verkehrsreichen Becken des Nord-
und Südhafens vorgesehen. Von den Kosten entfallen
5.5 Mill. M. auf den Ausbau des Beckens 0, 1 Mill. M.
auf die neue Hinfahrt Außerdem erfordern Erweiterun-
gen im Hafenbahnhofe südlich von Meiderich 695000 M.,
die im Etat der Eisenbahn -Verwaltung 1905 gefordert
werden sollen. —
Zweite technische Hochschule In Bayern. In der 5 12.
Plenarsitzung der Kammer der Abgeordneten des bayeri-
schen Landtages vom 30. Mai wurde eine Summe von
30 000 M. bewilligt zur Ausarbeitung eines Projektes zur
Errichtung einer zweiten technischen Hochschule in
Bayern, Zu dem Antrag lagen Petitionen der Städte E rl a n ■
ge"n und Würzburg vor, die neue Hochschule den dor-
tigen Universitäten anzugliedern. Indessen, es wurde in der
Debatte geltend gemacht, für die zweite bayerische
technische Hochschule könne nur Nürnberg inbetracht
kommen Im Zusammenhang damit steht eine Kund-
gebung des frankisch - oberpfalzischen Bezirks - Vereins
Deutscher Ingenicure in Nürnberg, welcher nach einem
Vortrage des Hrn. Prof. Kammerer aus Charlottcn-
burg und nach Unterstützung durch die Hrn. Ob. - Brt.
Mehles-Bcrli n und Riep pel- Nürnberg einstimmig eine
Resolution des Inhaltes annahm, es sei, um die Erhaltung
der Eigenart der deutschen technischen Hochschulen zu
gewährleisten, von einer Angliedcrung technischer Fakul-
täten au die Universitäten abzusehen und die Gründung
selbständiger neuerlechnischer Hochschulen zu erstreben. -
Bücherschau.
Meyer's Großes Konversation! -Lexikon. Sechste Auflage.
Fünfter Band: Uiffercnzgeschafte bis Erde. Sechster
Band: Erdeessen bis Frenzen. Leipzig und Wien.
Bibliographisches Institut. 1903 und 1904. Preis des
Bandes 10 M. —
Seit wir gegen Schluß des vergangenen Jahres auf
S. 614 den vierten Band der sechsten Auflage dieses un-
entbehrlichen Nachschlagewerkes erwähnen konnten, sind
in rascher Folge zwei weitere Bande, fünf und sechs, er-
schienen. Bemerkenswert ist, daß die Bände handlicher
wie die der fünften Auflage sind, wodurch es sich erklärt,
daß die Anzahl der Bände auf ao erhöht werden mußte,
um den stark angewachsenen Stoff zu bewältigen. Aber
auch bei dieser Anzahl von Bänden war das nur möglich
durch Kürzungen einzelner Artikel, durch straffere Zu-
sammenzichung, welcher aber eine wesentliche Vermeh-
der Stichwortc g<-f;rnnbrrsteht. Die Redaktion ist
Sverdrup, Otto, Kapitän. Neues Land. Vier Jahre in arkti-
schen Gebieten. Mit 335 Abbildungen io a Bdn. Leipzig
1903. ¥■ A. Brockhaus. Pr. geb, ao M.
Zeller, Adolf, Kgl. Reg-Brostr, Pnvatdoz. Burg Hornberg
am Neckar. Dargestellt und beschrieben aufgrund von
Oi iginalaufnahraen und urkundlichen Quellen. Leipzig 1903
Kail W. Hicrscmanu.
Chronik.
Der dloldetlanlsche Palast In Spalato, dessen Schicksal
soeben von den parlamentarischen Körperschaften in Cisleithanien
beraten wird, soll nach einer Untersuchung des Prof. Strzygowski
in Graz eine Nachbildung des von Diokletian vollendeten Kaisei -
palastrs in Antiochia sein. —
Eine Kaiserin Elisabeth-Vot Wklrche nebst Denkmal In
Genf soll auf einem von der Stadt Genf überladenen Baupiatie
errichtet werden. Zur Forderung der Angelegen!)
Genf ein 3a-gl>cdriger ZentralausschuB gebi'det —
11 Hauplat.
hat sich
rung
auch in diesen Bänden umsichtig und sorgfaltig, und da-
bei so eingehend, als die notwendigste Unterrichtung über
einen Gegenstand und die sachliche Abwägung der Be-
deutung der einzelnen Stichwortc für das öffentliche und
private Leben es erfordern. Hie Ausbeute dieser beiden
Bände an Stichworten unseres Arbeitsgebietes ist nicht
so groß, wie die der vorhergehenden Bände, doch zeugen
auch die hier vertretenen Stichworte von Umsicht und
Einsicht. Angeführt seien Dirckscn. Dobbert, Dock (mit
Tafel), Doktor- Ingenieur, Dollmann, Donatello, Donndorf,
Donner, Drainage, Drakc usw. ; es sind kurze, gedrängte Aus-
führungen, wahrend Dresden (Bauwerke), Dünen, Dürer,
Eisen, Eisenbahnbau, Eisenbau, Elektrische Anlagen, Elek-
trische Eisenbahnen, Elektrotechnische Lehranstalten, Email
imit farbiger Dopneltafcl) Festungsbau, Beispiele für längere,
zumteil reich illustrierte Artikel sind. Leider sind die
Abbildungen nicht immer in einer dem Gegenstand würdi-
gen Reproduktionstechnik wiedergegeben: so bedauern
wir bei dern Artikel Dresden Bauwerke die Wahl eines
nicht guten Holzschnittes anstelle einer mehr gebenden
Autotypie. Besondere Beachtung dagegen Ist in diesen
Bänden den Architekten und Ingenieuren zugewendet,
die mehr als früher genannt und meist zutreffend charakte-
risiert sind. --
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Geschäftstätigkeit des Kaiserlichen Patentamt««
und die Beziehungen des Patentschutzes »u der Entwicklung
der einzelnen loduilrirzweice Deutschlands in den Jahren
1891 bis 1000. Berlin 1903. Carl Hcyinaiin's Verlag. Pr. s M.
Sven V. Hedln. Im Heijen von Asien. Zehntausend
Kilometer auf unbekannten Pfaden. Mit 407 Abbildungen,
Autorisierte Ausgabe in a Bdn, Leipzig 1903. F. A. Brock-
haus. Pr. geb. ao M.
Schmitz, Bruno. Prof. Drei Kaiser d e n k m A ! e r. AbL l:
Am Deutschen F.ck in Koblenz 18 Tal , 34 M Abt II:
Kyffhluscr. 06 Tal., 46 M Abt. III: Poita Westfalica,
19 Taf., 33 M. Berlin, ErnM Wasmuth. Zu«, in Mappe 105 M.
Weimar, Wilhelm, Assist am Museum für Kunst um) Gewerbe in
Hamburg. M o n u m e n t a 1 - S e h r i f t e n vei^angenei Jahr-
hunderte von 1100 r8ra an Stein-, Bronze- uml Hölzplatten.
68 Taf. in GroOfolio. Wien, Gerlacl, it Schenk.
260
Für ein Wlttslsb acher-Brunnendenkmal In Passau wurde
der Entwurf de« Bildhauers Jakob Bra.ll in Mönchen gewählt —
Ein Neubau der Kunstschule In Weimar ist durch das
Aufblühen derselben veranlagt uml in Aussicht genommen. —
Ein« St. Johanneskirche In Solln bei München gelangt
nach dem Entwurf der Hru. Gebrüder Bank in München im Cha-
rakter der oberbayerischen Landkirchen iur Ausfuhrung. Baukosten
160000 M Der Grundstein wurde am ij. Mai gelegt. —
Die neue chirurgische Klinik der Charlte In Berlin,
nach den Entworfen des Hrn. Reg- und Brt. Diestel in Berlin
errichtet, ist am 16. Mai ihrer Bestimmung übergeben worden. —
Das neue Pclizelgebäude In Wien, ein nach den Entworfen
des Hrn. Brt. Karl Hol/er in Wien an der Ecke der Elisabeth-
Promenade und der Bcrggaase errichteter Monumentalbau ist seiner
übergeben worden. —
Institut der Unit ersltät Wien
Maf feierlich eröffnet. Da« neue Institut erhebt sich
hinter dem Anatomiachen Institut in der Wabringer Strafte und ist
nach den Eni war f en des L'ni versiUU- Ar chitekten Gottlieb Jaroscbka
in Wien errichtet —
Eine Isarbrücke zwischen Höllrlegelsgreuth und Orün-
wald wird in diesem Jahre dem Verkehr fibergeben. Die nach
dem Dreigelenk-Bogensyatera erbaute Brücke hat eine Lange von
330 und eine Breite von j4-9X ij°>8oi. Die Fahrbahn liegt
19 m Ober dem NicdcrwasserspiegeL Die Brücke Oberspannt den
Huf) mit a Bogen von je 70 m Spannweite; ihre Pfeiler sind in
Stampfbeton, die Bogen in armiertem Beton ausgeführt. Es ist eine
möglichste Anpassung der Brücke an das Landschaftsbild versucht. —
Der Bau Ton vier Talsperren wurde anfangs Mai durch
WasserwcrkbesiLzer des Tannwalder Bezirkes des Riesengebirges
beschlossen. —
Der Berliner Zentralfriedhof In Stahnsdorf soll am 1. Jsn.
1905 eröffnet werden. Die Gemeinden Charlottenburg, Schoneberg,
Wilmersdorf werden ihn sofort sls Begräbnisstätte benutzen. —
Ein Lenau-Denkmal In Eßlingen ist nach dem Entwurf des
Bildhauers E. Kicmlcn als das erste auf deutschem Boden ent-
hollt worden. Auf einem in »trengen Formen gehaltenen Grann-
sockel erhebt sich in anderthalbfacher Lebeosgröfle die bronzene
Personal-Nachrichten.
Der Bsuinsp H. Wagner ist unt. Verleih, des
Char. als Brt s. stand, trehn. llilfsarb. bei der Minist. -Abt. fOr
Bauweaen ernannt. — Dem Bauinsp. W Becker in Mainz ist
der Cbar. als Brt. verliehen. Der Bauiu&p. Kai bei zu Bad Nau-
heim ist 1 techn. Assist, bei der Badedir. und dem Tieloauamt
Der Geh. Brt. Grimm in Darmatadt ist auf s. Ansuchen,
unt. Verleihung der Krone tum Ritterkreuz I. Kl. des Verdienst-
ordens Philipps des GroBmOligeo, in den Ruhestand verseilt
Württemberg. Dem tit Ob -Brt. N e u f f e r bei der Gen.-
Dir. der Staalseisenb. ist das Ritterkreuz des Oidens der WQrtx
Krone verliehen.
Der tit- Ob -Insp. S ü ß d o r f in Friedrichsliafen ist als Vorst,
der Werkst.-lnsp. nach Eßlingen versetzt.
Die nachgen. Kstid. des Bauing. -Faches sind für befähigt er-
klärt und haben die Bezeichnung Reg-Bmstr. erhalten: Johs.
Buhler von Neuulrn, Emil Cailloud von Stuttgart, Wilh. Daser
von Weil, Mor. Dreyfua von Malhausen i. E , Ernst Eble von
Rotenburg a. Fulda, Herrn. E n ß I i n von Aalen, Wilh Frank von
Stuttgart, Eug Geiger von Rottenburg a. N, Jul Haas von
Böblingen, Rud. Ilertneck u. Karl Mezgcr von Stuttgart, Herrn.
M ö ß n c r von Eßlingen, Karl Möhr u Willi. Reiner von Stutt-
gart, Max R e m p i s von Gmünd, Fricdr. R i e k c r t von Lustnau,
Frz. Rogg von Weingarten, Ad Schmidt von Singen i. B..
Gost. Troßbach von Manhoue in Lolhr., Max Vogler von
Neresheiro und Rob. Weyrauch von Stuttgart. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. P. H. In Seh. Es ist selbstverständlich, dsß wenn Sie
Privatarbciien laut schriftlicher Abmachung nur mit Genehmigung
Ihres Chefs übernehmen können, dieser auch das Hecht hat, Ihnen
die Bewilligung dieser Arbeiten zu versagen. Dagrgen laßt »ich nichts
machen- Ist die für Sie daraus entatebeude Srtilidiguiig eine große,
so bleibt Ihnen nur die Aufhebung des Verliags-Vcihältuissca uorig. —
Inhalt: l>rr brern-Wrwbrwnb um trlwilitr tot du« Laverüwbe Ver-
kehrt MillJ*ienum 10 Manchen (|S<-hluUl -- 1>«1 neue UjÜuus in Aachen.
- Mitleüuners lui Vereinen. - Psil.p;. Il.il/,:,»,,,, +. — Vermischt!
H.viier-. fia.j - c l.i>/n:k - IV. wr»!-N«_hriciitri>. -_ Brief- und Frareki
Verlag d»r lieurtelien H.nze.tune., (I, ra. b. H , Berlin For die Kcdakuos
Albert Hol
«iizeitune, (: ra. b. H , Berl
minn, Berlin. Druck von
Cre
No. 4a.
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AS NEUE RATHAUS IN AACHEN *
ARCHITEKT: PROF. FR. PÜTZER IN
DARMSTADT* TREPPENHALLEN IM
X OBER- UND ERDGESCHOSS * *
= DEUTSCHE BAUZEITUNG==
XXXVIII. JAHRGANG 1904 * N° 43
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 43. BERLIN, DEN 28. MAI 1904
Das neue Rathaus in Aachen.
Architekt: Prof. Friedr. Pötzer in Darmstadt. «Schiufl.»
1 ci der Ausbildung des Inneren war nicht in
| dem Umfange wie sonst bei Gebäuden dieser
Art Gelegenheit zu künstlerischen Gestaltun-
gen gegeben, da das neue Haus als ein
reines verwaltungs - Gebäude mehr dem
praktischen Dienstverkehr gewidmet sein sollte. Doch
war dem Sitzungssaale eine reichere Ausschmückung
durch Prof. Schaper in Hannover vorbehalten und es
war das Trauzimmer Gegenstand einer seiner Be-
llirrzu eine BUdbriUgv, Son ic die Abbildungen S. 364 und in N'o. 43,
deutung entsprechenden künstlerischen Ausstattung.
Ein nicht geringes Maß künstlerischen Schmuckes wurde
den Treppenhallen gegeben, von welchen mehrere in
unseren Abbildungen dargestellt sind.
Die sämtlichen Bureauräume wurden schlicht ge-
halten ; sie erhielten Eichcnricmcn - Fußböden ohne
Blindboden auf tannenen Linterlaghölzern, welche in
gleichen Abstanden quer über die Kappenträger der
Beton- und Schwemmsteindecken zwischen Eisen ver-
Sitzungssaal.
26t
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legt wurden, mit welchen die Räume überdeckt sind.
Das Haupt-, das Nebentreppenhaus, die Eingangshalle,
die Durchfahrt und die Arkaden erhielten Kreuz-,
Netz- oder Sterngewölbe, deren Gurtbögen und Rip-
pen aus dem gleichen Sandstein gefertigt wurden,
der an den Architckturteilen des Aeuücren zur Ver-
wendung gelangte. Die Haupttreppenhäuser und
Haupiflure wurden mit rottn Mettlacher Platten be-
legt, für die Flure des II. und des III. Obergeschosses
dagegen wurde Linoleum verwendet. Der Silzungs-
saal und das Trauzimmer erhielten Parkettböden und
eine 1,9— 2 m hohe V'crtäfelung in Eichenholz. Ferner
erhielten der Sitzungssaal sowie die Halle im II. Ober-
geschoß des Haupttreppenhauses eine Holzdecke in
Carolina - Pine, während das Trauzimmer mit einer
Rabitztonne überspannt wurde. Die Decken und Wände
wurden mit Kalkmörtel verputzt, dieWände der Zimmer
tapeziert, die der Flure und Treppenhäuser bemalt.
Die Ausmalung des Rathauses erlolgte durch Prof.
Schapcr in Hannover unter Mitwirkung des Malers
Wirth in Aachen.
Den Sandstein lieferte die Firma Kaiser in Köln.
Zu dem äußeren Sockel wurde rauh bossierter, zu den
äußeren und inneren Treppenstufen sowie zu den
Säulen der Arkaden und den Stützen des Neben-
treppenhauses wurde gestockter Schwarzwälder Granit
verwendet; die Säulentrommeln im Haupttreppenhaus
wurden in poliertem GraDit ausgeführt. Sämtliche
Granitarbeiten wurden durch die Finna Hergenhahn
in Ludwigshafen angefertigt. Mit der Ausführung der
Erd- und der Maurerarbeiten waren Keller & Zim-
mermann in Aachen beauftragt. Die Eisenträger
lieferten Gebr. Fendel in Aachen. Die Dachkon-
struktion besteht einschl. der Sparren aus Eisen und
stammt aus der Werkstätte von H. Paulus in Aachen.
Die Dachflächen sind in rheinischem Schiefer nach
deutscher Art durch Schuster in Aachen gedeckt.
Die Dachrinnen aus gewalztem ülei, die Abfall-
rohre und Dachspitzen aus Kupfer waren an C.
Michccls in Aachen, die Schmiedearbeiten der Dach-
spitzen und die Bauschlosserarbeiten an J. Frohn da-
selbst übertragen. In die Kunstschmiedcarbeiten teilten
sich die Hrn Hofschlossermstr. Emmel in Darmstadt
und Kunstschlosser E. Widenmann in Aachen; die
Tür- und Fenstcrbeschläge stammen von J. Mienes
dorten. Die Fensterrahmen und Außentüren wurden
in Eichenholz, die Innentüren in Carolina-Pinc ange-
fertigt. Die Schreincrarbcitcn hatten Kerff, Ritsch
& Gießen, Elbern, Hermanns, Odenhausen &
Mühlhaus, die Putzarbeiten Nadcnau, die Glascr-
arbeiten Kinon, die Anstreicherarbeiten Jaspers,
Cuj«*. & Kaulhausen, sämtlich in Aachen. Die
Heizung ist eine Dampf-Niederdruckheizung mit Ra-
diatoren von der Hanno versehe n Central heiz ungs-
und Apparate-Bauanstalt Hainholz. Die Be-
leuchtung erfolgt durch elektrisches Licht; die Be-
leuchtungskörper wurden von Maus in Frankfurt a. M.
angefertigt. In die Möbel teilten sich eine größere
Anzahl von Aachener Firmen. Die Modelle zu sämt-
lichen Bildhauerarbeiten fertigte Bildhauer J. Müller
in Aachen; zwei Figuren im Haupltrcppcnhaus wur-
den nach Modellen von Prof. C. Krauß in Aachen
ausgeführt. Die Holzbildhauerarbcitcn waren an L.
Hermanns in Aachen übertragen.
Es verdient hervorgehoben zu werden, daß die
Bausumme mit 765000 M. verhältnismäßig niedrig war
und daß trotzdem eine Ersparnis von rd. 14000 M.
möglich wurde. Allerdings sind für die reiche Aus-
schmückung des Sitzungssaales, sowie für die Statuen
in den Frontnischen und den St. Michael mit dem
Diachen auf der Ecksäule besondere Mittel bewilligt
worden. Für die Möbel, die durchgehends vom Archi-
tekten des Hauses entworfen wurden, waren 70000 M.
bewilligt. Ein besonderes Verdienst um die Aus-
führung hat sich Hr. Arch. Thempel vom Stadtbau-
amte in Aachen erworben.
Die neue wasserwirtschaftliche Vorlage in Preußen. (Schbb>
III. Ergebnis, daß ernstliche Gefahren nicht zu befürchten
nter den 4 Einzelvorlagen des Gesetzent- sind, namentlich wenn die abgebauten Stollen im
wurfes betr. die Herstellung und den Zuge des Kanales mit dichtem Bergeversatz versehen,
Aushau von Wasserstraßen, also den- oder wie das in Schlesien jetzt versuchsweise, und an-
scheinend mit gutem Erfolge geschehen ist, mit ein-
gespültem Sand ausgefüllt werden. Jedenfalls werden
lür den neben der regulierten Emschcr verlaufenden
Kanal keine anderen Schutzmaßregcln erforderlich, als
sie für erstere ohnehin angewendet werden müssen.
Mit Rücksicht auf die zu erwartenden Bodensenkungen
soll im Emschertale der Kanal durchschnittlich 1 m
mehr Tiefe erhalten, dasselbe gilt von der Höhenlage
der Schleusendtempel, während die Brücken eine um
jenigen l'läncn, die unter den Begriff der
„Kanal vorläge" zusammengefaßt zu werden
pflegen, interessiert am meisten der Torso des Mittel-
land-■ -d.h. Rhein- Weser- Elbe- Kanales, dernach
Abschneiden des Stückes Hannover Elbe zu einem
Rhein —Weser-Kanal zusammengeschrumpft ist. Sein
Verlauf ist aus dem Ucbersichtsplan S. 194 ersichtlich.
In technischer Beziehung zeigt die Vorlage verschie-
dene Abweichungen gegenüber dem früheren Entwürfe
Es gilt dies namentlich von dem 4oknl langenDortmund das gleiche Maß größere Höhe erhalten sollen. Im
--Rhein-Kanal, ehr zwar, wie früher, bei Herne vom übrigen entsprechen die Abmessungen denen des
Dortmund- Ems-Kanal abzweigend im Emschertale Dortmund Ems • Kanales. Um ein entsprechendes
gefühlt, aber mit der Emschcr nicht mehr in Verbin- Aufhöhen der etwa versackten Leinpfade zu ermög-
dung gebracht werden soll. Eine solche Verbindung liehen, sind diese von vornherein mit größerer Kronen-
des Sehilfahrlskanales mit der Emschcr würde den breite auszuführen. Die Schleusen sind so herzu-
besonderen Aufgaben hinderlich sein, welche die ge- stellen, daß sie den Bodensenkungen folgen können und
plante F.mschcrrcgulicrung (vergl unsere ausführlichen daß von den geplanten Doppelschleusen wenigstens
Mitteilungen S in 11 ff 1 zu erfüllen hat. Der Schiff- eine stets betriebsfähig bleibt. Die eine Schleuse soll
fahrtskanal zieht sich daher als unabhängige Anlage
von Herne bis Oberhausen neben dem zu regulieren-
den Flußlaufe hin Die Richtung des letzten Stückes
bis zum Rhein und dessen Mündung in den letzteren ist
noch nicht bestimmt. Sie wird im wesentlichen da-
von abhängen, wie sieh die Bebauung bis zur Inan-
griffnahme der Arbeiten gestaltet haben wird. Unser
Lageplan zeigt 3 verschiedene Linienführungen; bei
einer derselben ist die Kanalmündung unmittelbar in
den Hafen von Ruhrort gelebt. Der zu überwindende
Höhenunterschied zwischen dem mittleren Wasserstand
des Rheines und dem Dortmund Ems-Kanal beträgt
rd-33 n>- Er wird, wiefrüher, mit 7 Schleusen überwunden
dem zu erwartenden Anfangsverkehr entsprechend eine
nutzbare Länge von 67 m (zur Aufnahme eines normalen
Kanalkahues), die andere eine solche von 95 zur
gleichzeitigen Aufnahme eines Lastschiffes und Schlepp-
dampfers erhalten. Schleuscnbreitc wie sonst 9,6 m,
Drempeltiefe mit Rücksicht auf die Senkungen 3.5'".
Die neue Vorlage sieht einen bei Datteln abzwei-
genden Lippe-Seitenkanal bis Hamm von 36,6ko1
Länge vor. der in ganzer Länge in Höhe des Dortmund —
Ems-Kanales, also auf 56,0 N. X . liegt. Bei Hamm soll
eine Vcrbindungs-Schlcuse zur Lippe angelegt werden.
DicAnlage cinesSeitcnkanales anstelle der Kanalisierung
hat sich als zweckmäßiger erwiesen, sowohl was die
Die Vorlage verbn-itet sich des näheren über den Kosten als auch den Betrieb betrifft, da auf der Strecke
Einfluß des Bergbaues in dem vom Kanal durchzöge- Hamm Datteln allein 5 Schleusen erforderlich ge-
nen Gebiete auf dessen Höhenlage und kommt zu dem worden wären. Außerdem würde zur Ueberwindung
a6a No. 43.
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des Höhenunterschiedes zwischen Lippe und Dort-
mund— Ems-Kanal von 14 m bei Datteln eine Schleusen-
treppe erforderlich geworden sein. Auch eine Spei-
sung des westlichen Kanalnctzes aus der Lippe mit
natürlichem Zufluß wäre dann nicht möglich.
Bezüglich derKanalstrcckc Bevergern Hanno-
ver ist auf S. 195 bereits das Nfttigc gesagt. Wesent-
liche Abweichungen gegenüber der früheren Vorlage
sind nicht zu verzeichnen. Erwähnt ist schon, daß
nicht nur für diese Kanalstrecke, sondern auch für
den Dortmund Ems -Kanal, die Einstreppc und den
Abstieg zum Rhein zeitweilig das nötige Betriebs-
wasser — bis 7,32 '•>■>, Sek. in ungünstigstem Falle —
aus der Weser entnommen werden muß. Das Speise-
wasser wird dem Kanal mit natürlichem Gefälle durch
einen oberhalb Rinteln aus der Weser abzweigenden
Zulcitungsgrabcn westlich von Bückeburg zugeführt,
Diese Wassermenge darf der Weser aber sowohl
im Schiffahrts- wie im Landeskulturinteresse nur entnom-
men werden, falls dieselbe kanalisiert oder in anderer
Weise das bei Niedrigwasser zu entnehmende Speise-
wasser ersetzt wird. Neben dem ursprünglichen Ka-
nalisierungsplan ist jetzt auch untersucht worden, ob
genannter Zweck nicht durch Anlage von Staubecken
im oberen Wesergebiet zu erreichen ist- Die Landcs-
anstalt für Gewasserkunde hat den Vorentwurf zu
des Planes wird daher davon abhängig gemacht, daü
dies bis 1 Juli 1906 der Fall ist
Von den übrigen 3 Teilen der „Kanalvorlage"
zeigt der Gesetzentwurf betr. die Anlage des Groß-
schiffahrtsweges Berlin- -Stettin, betr. die Verbesserung
der Wasserstraße zwischen Oder und Weichsel, sowie
der Schiffahrtstraße der Warthe von der Mündung
der Netze bis Posen nur so geringe Veränderungen
gegen früher, daß auf unsere Mitteilungen 1901 S. 83
u. (f. verwiesen werden kann, wo wir auch die Linien-
führung und die Höhenpläne wiedergegeben haben.
Dagegen seien über die geplante Kanalisicrung
der Oder von der Mündung der Glatzer Neiße
bis Breslau sowie die Ausführung von Ver-
suchsbauten für die Strecke von Breslau*) bis
Fürstenberg a.O. noch einige Angaben nachgetragen.
Die Oder ist durch die Kanalisierung der 84 km
langen Strecke von Kosel bis zur Ncißemündung auf
1,5™ Wasserliefe gebracht worden. Unterhalb der
Ncißemündung bis Breslau geht aber die Wasser-
tiefe bis auf 85 fl" zurück, sodaß die in stetigem Auf-
schwung begrilfene Schiffahrt dadurch erhebliche Nach-
teile erleidet und die Verbindung mit dem oberschlesi-
schen Industriegebiete nicht voll ausgenutzt werden
kann- Durch eine Kanalisicrung der Strecke von der
Neißemniidung bis Breslau läßt sich aber ebenfalls
einem großen Staubecken im Edergebiet mit 170
Mill. tbm Fassung aufgestellt, das diesem Zwecke mit
einem Kostenaufwand von nur 12,7 M. genügen soll,
während die Kanalisicrung der Weser von Minden bis
Hameln 19,75 Mill. M. kosten würde. Es würden also
noch die erforderlichen Mittel verbleiben, um die son-
stigen bei der Kanalisicrung zu erzielenden Vorteile
auch bei der Anlage von Staubecken voll zu erreichen,
während diese noch Hochwasserschutz und Gelegen-
heit zur Ausnutzung der Wasserkräfte geben würden.
Auf die wirtschaftliche Begründung der Vorlage,
die Ermittelungen bezüglich des zu erwartenden Ver-
kehres und der daraus sich ergebenden Einnahmen, so-
wie Ober den Ausfall an Eiscnbahncinnahmen auf den in
das Verkehrsgebiet des Kanales entfallenden Strecken
einzugehen, müssen wir verzichten. Das Thema ist
ja auch seit Jahren mit Ausführlichkeit behandelt wor-
den. Erwähnt sei nur, daß zu den Betriebs- und
Unterhaltungskosten, sowie zur ;V's0 o Verzinsung und
Abschreibung des Baukapitals die Interessenten der
ganzen Kanalstrccke vom Rhein bis Hannover jährlich
3903250 M. aufzubringen haben, der Staat einschl.
der Ergänzungsbauten am Dortmund Ems - Kanal
4 576 100 M., soweit letzterer Betrag nicht durch die
Kanalcinnahmen gedeckt wird. Während bei den frühe-
ren Vorlagen die Interessenten bereits die Garantie
für die Beiträge übernommen haben, ist dies für die
neue Vorlage noch nicht geschehen, die Ausführung
a8. Mai 1904.
eine Tiefe von i ,5 m erreichen. Der frühere Plan einer
Nachregulierung dieser Strecke und der Anlage von
Staubecken zurLieferungdes nötigen Wasserzuschusses
ist dagegen als ungünstig fallen gelassen, umso mehr
als dadurch keinesfalls eine größere Tiefe als J,40m
zu erreichen gewesen wäre. Die Strecke hat 69 km
Länge und ein Gefälle von 22,6 m, das sich auf 10
Staustufen verteilen soll. Davon sind zwei bei Brieg
und Ohlau mit zus. 6,6 ■> Gefälle bereits vorhanden,
die 8 neuen erhalten dann 1,4 - 2,1 m Gefälle, während
die Haltungen zwischen 4,1 — 7,6 kl" schwanken. Jede
Staustufe besteht aus einem Nadelwehr mit Schiffs-
durchlaß und 2 Wchröffnungcn nebst einer Kammer-
schleuse und einem Fischpaß. Die Kammei sc Mensen
sollen mit Rücksicht auf den lebhaften Verkehr als
Schlcppzugschlcusen von 180 •" Länge bei 9,6"» Weite
der massiven Häupter ausgebildet werden. Die ( »ber-
und die Unterkanäle der Schleusen erhalten aom Sohlen-
breitc und 200 bis 250 >" Lange Die Kosten der Kanali-
sierung sind auf 15,3 Mill. M. vei anschlagt, die jähr-
lichen Betriebs- undl'nterhaltungskosten aul 278000 M ,
d. h. 88 000 M. mehr als seither. Die Wassel strai.ie ist
dann imstande, da 100 Kahne täglich von einer Schleuse
abgelertigt werden können, einen Güterverkehr von
3 Mill. " jährlich zu bewältigen, d h. etwa das Doppelte
des jetzigen, durch die ungünstigen Wasser verhältnisse
•j Arimcrkuni;. S. 19) if. irrlflitili. h „Hrrtin- M.tt ,Hir*h>i-
gesetzt worden.
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Das neue Rathaus In Aachen. Architekt: Prof. Friedr. POtier in Dannstadt. — Halle im II. Obergeschoß.
sehr, behinderten Ver-
kehres. Da die Tallahr-
ten größtenteils Kohlen,
die Bergfahrten Erze
befördern, so ist bei
dem starken Anwachsen
der obcrschlesischen
Kohlenförderung und
dem steigenden Bedarf
an Erzen diese Verkehrs-
steigerung auch mit
Sicherheit zu erwarten.
Unterhalb Breslau bis
Fürstenberg liegen die
Verhältnisse für die An-
lage von Staubecken gün-
stiger, sodaß dort der
Versuch mit einer iokm
langen Strecke und einem
Staubecken gemacht
werden soll, um dieWirk-
samkeit der Nachregu-
lierung und die erfor-
derliche Menge des Zu-
schußwassers zu ermit-
teln. Durch die Nach*
regulierung allein wird
eine Vertiefung auf 1,25 m
erwartet; derzur geplan-
ten Tiefe von 1,40 m er-
forderliche Wasserzu-
schuß soll aus einem
Staubecken entnommen
werden, das an der
I lotzenplotz in der Nahe
von Krappitz angelegt
werden soll. Es wird
7,7 Mill. <bm Wasser fassen und 338,a Flache bedecken.
Der Staudamm ist als Erddamm mit Tonkern gedacht.
Die Interessenti n haben für einen Fehlbetrag der
Betriebs- und U nterhaltungskosten gegenüber den Ein-
264
nahmen bis 215000 Ii.
aufzukommen (einschl.
der Kosten des in die
wirtschaftliche Gemein-
schaft cinzubeziehenden
7,5 01 langen Großschiff-
fahrtweges bei Breslau),
sowie für Verzinsung
und Tilgung bis 3'/j%
eines IJaukapitales von
5,1 Mill. M.
Schließlich sei noch
kurz eine zu der Kanal-
vorlage gehörige Denk-
schrift erwähnt, dieeinen
Teil der Gesamtbegrün-
dung bildet: die Denk-
schrift über den Ein-
fluß der Wasser-
straßen auf die An-
siedelung der In-
dustrie und deren
Dezentralisierung.
Unter Heranziehung ei-
ner größeren Anzahl be-
stimmter Beispiele wird
dargetan, wie die ver-
schiedenen Vorzüge der
Lage an schiffbaren
Wasserstraßen,darunter
namentlich die billige-
ren Transportkosten für
die Rohstoffe und Er-
zeugnisse tatsächlich zu
einer wünschenswerten
Dezentralisierung der
Industrieanlagen beige-
tragen haben. Es gilt dies nach den angestellten Unter-
suchungen, die sieh einerseits auf das Jahr 1902, ander-
seits aul eine um 20 Jahre zurückliegende Zeitperiode be-
ziehen, in gleicher Weise für den Osten und Westen. —
No. 43.
Digitized by Google
Da» kgl. Schautpielhau* i
At.h. Uli. Carl Kiiedr. Schinkel.
Zum Umbau des königlichen Schauspielhauses in Berlin.
cit kurzem ist das kgl. Schauspielhaus zu Berlin von
einem Zaun umgeben, der auf größere bauliche
Veränderungen schließen läßt. Schon seil Mona-
ten sind infolge der Ankündigung derselben die Verehrer
Schinkels in banger Sorge, da die Befürchtung nahe lag,
auch dieses herrliche Bauwerk aus .feuerpolizeilichen Rück-
sichten'1 vielleicht ebenso, wie die Oper durch Treppen und
I.aufgalcrien bis zur Unkenntlichkeit „geschützt" zusehen.
Nach den nunmehrigen Krklärungen des Finanzministers
aber in der Sitzung des preuü. Herrenhauses vom 14. Mai
d. J. soll, was wir mit großer Genugtuung feststellen, das
Aeußerc des Schauspielhauses völlig unberührt blei-
ben, sodaß die ideale Gruppe der Gcnsdarnientürme mit
Schinkels Meisterwerk eine
Veränderung der Gcsamter-
scheinungnicht erleiden wird.
So erfreulich dieser Um-
stand an sich unter den ob-
waltenden Verhaltnissen auch
sein mag, so laßt doch seine
starke Betonung und llcrvor-
kehrung die Befürchtung laut
werden, daß es mit dem
Inneren um so schlimmer
im » • ■ ■ Tvpnff
■■■■■■^■■■■aV
I
<lcsscn Verbesserung sicher Niemand etwas einwenden
wird. Gleichwohl erhält sich infolge des hohen Kosten-
anschlages die Vermutung, daß zwar der schi'ine Konzert-
saal mit meinem Vorraum erhalten werde, daß dagegen
eine völlige Erneuerung des Zuschauerraumes
geplant sei!!
l)ic in dieser Richtung vom Ob.-Bürgcrmstr. Dr. S t r u c k-
man n • Hildesheim im llerrcnhausc gestellte sehr dankens-
werte bestimmte Anfrage an den FinanzminiMcr wurde, was
gewiß genug zu denken gibt, keincswegsdeuüich beantwortet,
vielmehr nur u. a. erwähnt, daß die Decke des Zuschauer-
raumes nicht feuersicher sei. ein Mangel, dem u. E. auch
ohne Berührung der L'ntcr.sichl leicht abgeholfen wer-
den kann.*) Läßt sich aber
die Decke erhalten, so liegt
kein zwingender Grund mehr
vor, die ganze Architektur
des Zusehauerraumes zu än-
dern, was man offenbar nur
deshalb möchte, um eine
Innendekoration in einem
moderneren Stil in das
Schinkel'sche Haus hinein-
zuzwängen.
t'.r<lgr»choB.
Nationallheatcr in Berlin. iHoj 17.
aussieht, was man schon daraus schließen kann, daß die
Kosten der jetzt geplantenVerbesserungen auf über 1 300000
M. beziffert werden, auf zwei Drittel also der Summe, die
Schinkel für den ganzen Bau zur Verfügung hatte.
In beiden Häusern des Landtages hat sich der Minister
leider nicht zu ausführlicheren Angaben bestimmen lassen
und sich im Abgeordnetenhause vor allem mit dem Hin-
weise begnügt, daß das Schauspielhaus ebenso wie die Oper
den feuerpolizeilichen Vorschriften nicht genüge.
Hierbei darf aber nicht übersehen werden, daß das
Schauspielhaus aufgrund der nach dem Ringtheaterbrande
erlassenen Vorschriften bereits wiederholt im Sinne der
Feuersicherheit ausgebaut wurde, wofür seit 1886 über
800000 M. aufgewendet wurden. So beschrankt sich denn
auch das gegenwärtige Vorgehen in der Hauptsache an-
geblich auf das Bühnenhaus und den zeitgemäßen Ausbau
des sogen. GarderobcnflOgels an der Jägerstraße, gegen
38. Mai 1904.
Bilkon.
Atth.: Langhan*.
Ehe man aber an eine solche Veränderung geht,
sollte man der Oeffentlichkeit gegenüber die Notwen-
digkeit zu solchem Vorgehen dartun, da ein Meisterwerk,
wie das Schauspielhaus doch nicht einer Moderichtung
zum Opfer fallen sollte. In der Verhandlung de% Herren-
hauses wurde zu unserem lebhaften Bedauern durch den
Vertreter des Fiskus das Acußere dem Inneren gegenüber
gestellt, als ob beide ganz unabhängig von einander waren,
während doch der wahre Kunstwert jeder architektonischen
Schöpfung in der voll kommenen Einheil des Aeuflc-
ren und des Inneren besteht
„Ich kann die Versicherung geben", so sagte Hr. von
Rheinbaben, „daß an dem klassischen Aeußeren des
Hauses nicht das geringste geändert werden wird; es
handelt sich nur um einen inneren L'mbau'" Nur
•) VrrgL Slrnoef, H*rirht de» llenmluiu«-» r. 14 Mai.
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Dm kiel. Schauspielhaus in Berlin. Architekt: Carl Friedr. Schinkel.
(Jttcki Sammlung arrhitrkloriwhrr F.nHvOtfe von Carl Friedrich Schinkel. Verlag; von Krnat * Kora.)
ein innerer L'mbau! Wir wollen hierauf Schinkel „Wenn uns nicht der Gedanke allein schon ein Sporn
selbst antworten lassen mit dem ersten Sat/e. den er wäre, ein so grofiet und kostbares Werk um seiner selbst
über den Neubau diese» Theaters an den damaligen (ic- Willen zu einem überall vollendeten, autien und innen
neralintcndantcn Grafen Brühl schrieb: vollkommen zusammenstimmenden Kunstwerk
*S6 Ko. 43.
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zu erheben, so müßte doch diese Gattung öffentlicher Ge-
bäude, woran sich die Kritik des Inländers ebenso wie
die des Auslanders vor allen anderen zu heften pflegt, eine
vorzügliche Beachtung von uns fordern*.*)
Die Einheitlichkeit der Erfindung und Durchführung
des Aeußcren und Inneren ist von dem Meister unter den
schwierigsten Verhältnissen angestrebt worden, da bei
dem Entwurf nicht nur auf die Architektur der Gontard'-
schen Türme, sondern im Cirundplan auch auf das alle
National-Theater und seinen Portikus Rücksicht zu
nehmen war. In wie geschickter Weise Schinkel das
Schauspielhaus in die Umgebung hinein komponierte, zeigt
das interessante, für die Eröffnungsfeier am 26. Mai 18a t
zu Goethes Prolog erfundene Bild mit dem Blick auf den
Gcnsdamien Markt (S. 366).
Läse aber auch diese naturgemäß gebotene Beachtung
der architektonisch hervorragenden Umgebung nicht vor,
so war die Benutzung der meisten Frontmauern
des abgebrannten Theaters mit seiner Vorhalle an der
Hauptfront ein weiteres Leitmotiv für die Wahl der an-
tiken Sülauffassung. Die sechs Sftulen des Langhans'-
schen Portikus sind beim Schinkel'schen Schau-
spielhaus wieder verwendet worden, nachdem man
die trefflich erhaltenen Schafte mit Riefein versehen hatte,
Nachdem der Bauplatz gegeben, dieselbe Stelle also,
die das im |uli 1817 abgebrannte Nationalthealer einge-
nommen, ha'ttc der Architekt auf Befehl des Königs
überdies die alten Fundamente und Mauern wieder zu
verwerten, so daß für die Grundriß-Gestaltung nur geringe
Freiheit blieb. Die Schaffung eines hohen Unterbaues,
der die Verwendung der stehen gebliebenen Reste er-
möglichte, begünstigte die F.mporhebung des Mittelbaues
zu einer solchen Höhe, daß das Schauspielhaus zu den
Geiisdarmen -Türmen in eine wirkungsvolle Konkurrenz
treten konnte, besser, als das niedrig gehaltene Nalional-
theater, das in keiner Weise eine rechte künstlerische Be-
ziehung zu denselben zu erreichen vermochte.
Schinkel wünschte in seinen Erläuterungen zu der
Veröffentlichung seiner Pläne die großen, seinen Ideen
entgegen stehenden Schwierigkeiten beachtet zu sehen.
„Am fertigen Werke glauben sich Viele berulcn. nach
dunklem und einseitigen Gefühl das Einzelne ändern zu
können, weil Unwissenheit und Mangel an Fähigkeit, ein
vielfach und verschiedenartig Gegebenes auf Einheit »u
bringen, sie gegen die Zerstörungen blind macht, welche
diese Aendcrungen in den Zusammenhang des Ganzen
bringen würden,"
Nachdem der Stil des Werkes in Anlehnung an die
Umgebung festlag, ging der Meister daran, das Innere in
gleicher Weise aus einem Guß zu schaffen. Wie vor-
züglich das gelungen, lehrt ein Vergleich der prächtigen
Blätter mit den Darstellungen des Zuschauerraumes und
des Konzertsaales (No. 44), die bis in die kleinste Einzel-
heit hinein mit der größten Liebe erfunden sind. Im Zu-
schauerraum (S. 366) hatte der Meister an eine Beschränkung
der Ränge gedacht, unterlag aber wie er sagt — mit
seinen Ideen den Bedenken der Theaterkasse, die
keine Einbuße erleiden wollte.
Und das, was der große Meister mit seinem Herzblut
geschaffen, soll nun heute so nebenher gelegentlich einiger
sonstiger „Verbesserungen" beseitigt und in einer dem
Geist der Schinkel'schen Kunst widersprechenden französi-
sierenden Form verschönert werden! Die zu solchem Tun
sich hergeben, übersehen, daß das Haus, wie es ist, ein
glänzendes Zeugnis bildet für die schlichte Vornehmheit
des preußischen Königtums der zwanziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts, dessen Schöpfungen auch Kaiser Wilhelm,
dem Begründer des Reiches, auf der Höhe seines Ruhmes
genügt haben, Beruht doch vor allem die knappe Be-
messung des Proszeniums auf einer ausdrücklichen Be-
stimmung Friedrich Wilhelms III., der sich gegenüber dem
Vorschlag der Verbreiterung um die 1 lälftc völlig ablehnend
verhielt.
Wie hoch von Kennern das Schauspielhaus in seiner
Gesamtheit aufgefaßt wird, das ist durch Prof. Guhl in
einer Schinkclrede (1859) zum Ausdruck gebracht worden:
„ Aus dem Vielen ist hierbei eine Einheit geschaffen, deren
Gedanke sich, da das Mittclgebäudc nach jeder Richtung
sich als das Herrschende ergibt, auch von jeder Seite
auf das Klarste ausprägt und zugleich den Reiz der
mannigfaltigsten Ansichten gewährt. Was durch das Be-
dürfnis geboten war, hat sich unter den Händen des
Künstlers zur freien Schöpfung verwandelt; die Not-
wendigkeit hat «ich zur Freiheit, die praktische Nutzbar-
keit zu vollkommener Schönheit verklärt."
Leber das Innere sagt derselbe Kunstgeichrtc, daß
trotz der großen Verschiedenheit der Zwecke und der
dadurch bedingten Raumgestaltung ein Geist es ist, der
sich durch das ganze Werk hindurch kundgibt. Trotz der
durch die geringe Bühnenweite einerseits und die große
Zahl der geforderten Plätze anderseits erwachsenen Hin-
dernisse für eine harmonische Gestaltung spendet Guhl
auch der ästhetischen Dekoration des Saales unein-
geschränkte Anerkennung „Auch in dieser Beziehung
kann ein Vergleich mit den bedeutendsten Theatern Europas
Schinkel nur zu Lob und Vorteil gereichen." Und an
anderer Stelle bemerkt er zu dem Verzicht des Architekten
auf die Anwendung von Säulen im Inneren: „Daß das
Proszenium ohne alle Säulendckoration gelassen wurde,
ist eine durchaus selbständige und kühne Neuerung, die vom
feinsten Takt eingegeben erscheint."
„So schließt alles zu harmonischer Einheit zu-
sammen, und auch ohne, daß (griechische Säulen und
sonstige Hauglirdcr in strenger Nachahmung angewandt
sind, ist doch der Hauch echt griechischer Grazie
Ober alle Teile des schönen Bauwerkes ausgegossen."
Ohne aber auf die Formengebung näher einzugchen,
hebt Guhl hervor, daß dieselbe im Inneren und Aeußc-
ren vollkommen gleichartig sei, was sich von einer
nur geringen Zahl von Theatern sagen läßt. Ist also der
Meister bestrebt gewesen, überall die Einheitlichkeit
des Werke.«- zu wahren, so sollte doch auch unsere Zeit,
die Ober eine Fülle technischer Hilfsmittel zur Erhaltung
aller Teile verfügt, den Versuch aufgeben, etwas Minder-
wertiges diesem Gebilde einzufügen, nachdem drei Ge-
nerationen es für ihre Ehrenpflicht gehalten haben, unter
Wahrung der wesentlichen Erscheinung nur das Allernot-
wendigste für die Erhaltung des Kunstwerkes geschehen
zu lassen.
Hei gutem Willen wird es auch unserer Zeit möglich
sein, unter Einschränkung übertriebener Ansprüche an
Bequemlichkeit das Andenken Schinkels hochzuhalten.
Diesem Wunsche nachzukommen, wird für den jetzigen
Baumeister des Hauses ein hoher Ruhmestitel sein, wäh-
rend ieder ohne Not vorgenommene Eingriff in den künst-
lerischen Organismus des Schauspielhauses für immer ihm
zum Vorwurf gereichen muß. —
1 [öffentlich ist es noch nicht zu spät, durch die gegebene
Vertretung der Architekten und der übrigen Küivstlerschaft
mit Hilfe des Staatskonservators und des Landtages
einen Ausweg zu finden, um der Zerstörung des Schinkel-
sehen Zuschauerraumes entgegenzuwirken, wenngleich
die Ablehnung aller unserer Bestrebungen zur Erhaltung
des Opernhauses auf nichts Besseres schließen läßt.*) —
P. Walle.
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses.
|eber die Erhaltung des Heidelberger Schlosses teilte
der Präsident des großh. badischen Finanzministe-
riums, Becker, den badischen Ständen eine Denk-
schrift mit, der wir Folgendes entnehmen:
„Die Erörterungen auf der Heidelberger Schloßbau-
Konferenz vom 15. Okt. 1901 hatten insofern zu keinem
abschließenden Ergebnis geführt, als es nicht gelungen
war. eine Uebereinstimmung der Meinungen über die
Frage zu erzielen, ob es möglich sei, den Otto-Heinrichs-
bau in seinem gegenwärtigen Zustand mit ästhetisch ver-
tretbaren Mitteln dauernd zu erhalten. Auch die aus-
giebigen Besprechungen, die der gleichen Frage in der
Presse im Anschluß an die Beratungen der Konlerenz
gewidmet wurden, waren nicht geeignet, die Lösung des
Problems wesentlich zu fördern. Es erschien deshalb ge-
boten, eine erneute sorgfältige Untersuchung des gegen-
wärtigen Zustandes des Otto-Heinrichsbaues durch Bau-
sachverständige zu veranlassen und diesen alle die Fragen
zur Beantwortung vorzulegen, von denen zu hoffen war,
daß durch sie die technische Seite der Frage geklärt
werde. Zu diesem Zweck wurde im April 1002 eine
zweite, ausschließlich aus Bausachverständigen zusammen-
gesetzte Kommission nach Heidelberg einberufen, der die
Möglichkeit geboten war, den Bau auf dus Genaueste zu
untersuchen. Das Ergebnis der Arbeiten und lirratungrn
der Kommission war folgendes:
Es wurde festgestellt, daß innerhalb der künstlerisch
im Vordergründe des Innreres stehenden Hoffassade
wahrend der letzten 15 -20 Jahre Bewegunucn stattge-
funden haben, sowie daß an den einzelnen Werksteinen
Verschiebungen und eine große Anzahl neuer Sprünge
zu erkennen waren. Die Ursache der neuen Sehaden
i»t zutmeil in der Bewegung der Mauer, zum größten
•) Vngl. Wol«oj«n, Au» !
28. Mai 1904
6, B4. III S. 170 tt.
.Dl« ho.
') Vrrcl. drn Auluu ,Z-Jr tihtluuij d« Opernfilm»«-« i
ho. Bi\f ' >>'«• * vom :io. Man 190+.
Brtlin- der
267
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Teil in den Einflössen der Witterung zu finden. Die
Sachverständigen waren einstimmig der Ansicht, daß die
Hoffassade iu ihrem gegenwärtigen Zustande der Gefahr
des Einsturzes nicht mehr gewachsen ist, ferner daß die
Bewegungen noch weitere Lockerungen des Mauerver-
bandes und weitere Zerstörungen der Hausteine zurfolge
haben werden. Auch die vorhandene Ausbauchung der
Mauer in den oberen Geschossen wird zunehmen und
den Zustand der Mauer verschlechtern; außerdem wird
auch die fortschreitende Verwitterung der einzelnen Werk-
steine die Standhaftigkeit der Mauer schwächen. Die
Meinung der Sachverständigen geht daher dahin, daß die
Gefahr des plötzlichen Einsturzes der Mauer jetzt schon
vorhanden ist und daß sie von Tag zu Tag größer wird.
Bei der Erörterung der Mittel, die möglicherweise an-
gewendet werden können, um den derzeitigen Zustand
des Baues dauernd zu erhalten, wurden die Sachverstan-
digen zunächst nach solchen gefragt, die diesem Zweck
ohne einen Eingriff in die Substanz des Baues zu dienen
geeignet sind. Die Sachverständigen waren der Ansieht,
daß es kein Mittel der bezeichneten Art gebe, durch das
die Kassade in ihrem gegenwärtigen Zustand und in un-
veränderter Erscheinung zu erhalten wäre.
Die weiteren Fragen gingen dahin, Schutzmittel irgend
welcher Art, Hilfskonstruktionen usw. kennen zu lernen,
durch welche die Erhaltung der Fassade gewährleistet
werde, wobei jedoch die Bedachung des ganzen Bau-
werkes zunäclist nicht inbetracht gezogen werden sollte.
Die Mehrheit der Sachverständigen glaubte, daß die
Vergrößerung der Ausbauchung, sowie das Umfallen der
Mauer möglicherweise durch eine Eisenbetonkonstruktion
verhindert werden könne, die sich auf die Nord-, Süd-
und Zwischenmauern, die vorher zu erneuern wären,
stütze; doch wurden gegen die Ausführbarkeit dieses Vor-
schlages von einer Anzahl von Kommissions-Mitglicdcrn
erhebliche Bedenken geäußert. Ebenso könne die Stand-
fähigkeit der Mauer durch Strebepfeiler, die an jedem
zweiten Pfeiler anzulegen wären, erhöht werden. Auch
hier würde die Ausführung, namentlich die Verbindung
mit dem alten Mauerwerk, auf Schwierigkeiten stoßen.
Einstimmig waren die Sachverständigen darin, daß es,
wenn von der Bedachung abgesehen wird, keine Vor-
kehrung zur Verhinderung des vollständigen Durchfrierens
der Mauer und der hierdurch verursachten Schäden gibt.
Dabei ist noch zu beachten, daß nach der Ansieht der
Sachverständigen auch bei Anwendung der bezeichneten
konstruktiven Hilfsmittel, die unter der Voraussetzung
empfohlen wurden, daß die Bedachung nicht in frage
kommen solle, sowie der sonstigen Schutzmittel eine
dauernde Erhaltung der Fassade nicht erreicht, sondern
nur ihr Zerfall verlangsamt werden könne.
Die Bedachung und der innere Ausbau, sowie der
Fcnslcrvcrsrhluß wurde von der Mehrheit der Kommission
als geeignetes Mittel bezeichnet, die Standfähigkeit der
Mauer dauernd zu sichern und der Verwitterung des
Stein Werkes zu begegnen. Die Minderheit widersprach
dieser Meinung nicht, glaubte aber kein Urteil abgeben
Preisbewerbungen.
Zu einem Wettbewerb betr. Bebauungspläne für die
neuen Stadtteile In Karlsruhe I. B., namentlich für das
durch die Verlegung des Bahnhofes frei werdende Ge-
lände, erließ die Stadt ein Preisausschreiben für in Karls-
ruhe ansässige Architekten und Ingenieure. Zur Preis-
verteilung stehen 7000 M zur Verfügung. Dem Preisge-
richt gehören u a. au die Hrn. Ob. -Bri. Prof Baumeister,
Baurut A. Williard und Stadtbrt. Schock in Karlsruhe,
sowie Prof. K Hocheder in München und Prof Theod.
Fischer in Stuttgart. —
Im Wettbewerb um Entwürfe für die neue Straßenbrücke
über den Rhein bei Ruhrort. zu welchem die Stadt Kuhrort
und die Gemeinde Homberg 5 deutsche Bruckenbaufirmen
aufgefordert hatten, ist der Entwurf der Bruckenbau-
anstalt Gustawbuig bei Mainz, Zweigatistalt der
Vereinig. Masch. -Fabr. Augsburg und Masch.-Baugus. Nürn-
berg, A.-G. in Nürnberg, vom Preisgericht zur Ausfuhrung
empfohlen worden. Die aus den beiden genannten und ande-
ren beteiligten Gemeinden gebildete Briickenbaukommission
hat am ai. Mai der Finna die Ausführung übertragen.
Wettbewerb Progymnasium Betzdorf - Kirchen. Frist
is, Juli d. J ; Bau-umme 100000 M. ausseid. Direktor-
Wohnung. Baumaterial: Ziegelrohbau mit -Sandstein und
Beschiel erung der Schlagseiten. Haupt/cirhniingen 1 : 200,
dazu eine Teilzeichnung 1:50, wrlche die Arbeit unnütz
vermehrt, utnsomehr, al< eine Zu-acjc betr. Ausführung
nicht gemacht ist. 3 Preise von 700, 450 und 350 M ; ein
Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe für je 2.so M. vor-
368
zu .sollen, bevor ein genaues Projekt Ober die bezeichne-
ten Maßnahmen vorliege.
Angesichts dieses Ergebnisses der Beratungen der
Sachverständigen wäre die Großherzogliche Regierung be-
rechtigt gewesen, die Frage, ob die ßautechnik im Stande
ist, den Otto-Hcinrichsbau in seiner gegenwärtigen Gestalt
zu erhalten, als im verneinenden Sinne entschieden an-
zusehen. Da jedoch auf der Konferenz von einem Mit-
glied, dem Geh. Ob.-Brt Eggert von Berlin, eine Eisen-
betonkonstruktion empfohlen worden war, durch die eine
Versteifung und dauernde Erhaltung der Hoffassade sich
sollte erreichen lassen, erschien es angemessen, zunächst
die gegebene Anregung einer genauen Prüfung zu unter-
ziehen. Die übrigen Mitglieder der Kommission hatten
es abgelehnt, über den Vorschlag ein endgültiges Urteil
abzugeben, weil das Projekt von seinem Urheber noch
nicht vollständig durchgebildet war und deshalb auf der
Konferenz nur in seinen allgemeinen Umrissen erläutert
werden konnte. Die Großh. Regierung richtete deshalb
an Geh. Ob. - Brt, Eggert das Ersuchen, sein Projekt in
ausgearbeiteter Form einzureichen. Diesem Ersuchen hat
Eggert auf das bereitwilligste entsprochen.
Das Projekt wurde zunächst der Großh. Oberdirektion
des Wasser- und Straßenbaues mit dem Ersuchen ' über-
geben, ein Gutachten darüber zu erstatten, ob die Berech-
nungen über die statischen Verhältnisse des Baues, auf
denen die Einzelheiten des Projektes beruhen, in jeder
Beziehung einwandfrei seien. Die Großh. Oberdirektion
kam zu dem Schluß, daß die den Berechnungen zugrunde
liegenden allgemeinen Betrachtungen nicht zu beanstan-
den, daß aber die Annahmen hinsichtlich der Widerstands-
fähigkeit der infrage kommenden Baumaterialien zu hoch
gewertet seien. Daraus wurde gefolgert und im einzelnen
näher ausgeführt, daß die Abmessungen der vorgeschlage-
nen Konstruktionen wesentlich höher, als in dem Projekt
vorgeschlagen, gegriffen werden müßten, und es wurde
weiter zur Erwägung gegeben, ob nicht im Hinblick auf
die als notwendig bezeichneten nicht unerheblichen Ab-
messungen der Eisenbeton • Konstruktionen die Verwen-
dung von eisernen Trägern mit Betonumhüllung in Aus-
sicht zu nehmen sei.
Nachdem die statische Seite des Projektes durch die
zuständige Behörde untersucht war, war dessen Prüfung
vom Standpunkt der Bautechnik einzuleiten. Es schien
sich zu empfehlen, die Leiter des früheren Schloßbau-
burcaus Heidelberg, die Brte. Koch und Seitz, in erster
Linie um ein Gutachten anzugehen, da die Genannten in-
folge ihrer langjährigen Tätigkeit am Heidelberger Schloß
mit dem baulichen Zustand des Otto - Hcinrichsbaucs am
innigsten vertraut waren. Sie wurden demgemäß ersucht,
sich darüber zu äußern, ob das Projekt an sich geeignet
erseheine, das von dem Urheber angestrebte Ziel der
dauernden Erhaltung des gegenwärtigen Zustandes des
Baues zu erreichen, und ob die Ausführung des Projektes
bei Würdigung der mit ihr unvermeidlich verbundenen
Eingriffe in den Bestand des Baues und der hieraus sich
ergebenden Folgen empfohlen werden könne. —
iSehluB tolgt.)
behalten. Dem Preisgericht gehören u. a. an die Hrn.
Reg.- u. Brt. v Behr in Koblenz. Brt. Kruse in Siegen
und Bauinsp. Stiehl in Wetzlar. —
Brief- und Fragekasten.
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage in No. 39 von Arch. K. S in Brealau er-
halten wir folgende Zuschrift: Belegen Sie d>c Kegelbohle mit
Linoleum, hierdurch wird nicht nur (las rollende Getöse der
Kugel vermindert, sondern die Bohle wird auch gegen Aufsplittern
und Auslaufen weicher Stellen geschütit- Dann bringen Sie in
einem Abstände von etwa 10 cm unter der Decke eine Decken-
schalung an, am besteu aus Gipsdiclen, sodaS ein hohler Kaum
entsteht, wodurch eine bessere Isolierung der Kegelbahn gegen die
oberen Räume erfolgt. Wie Sic schon bemerken, sind die Kegel
mit Gummiringen versehen, was jedenfalls nicht genügt, weil diese
sich doch nur stellenweise an den Kegeln befinden. Ich würde
vorschlagen, den Schalt der Kegel mit einem Ledermantel iu um-
geben, damit daa Anprallen der Kugel kein (ierausch verursacht —
Heinr Hauensrhild, Ackrnhausen-Braunschw.
In Stuttgart war nach 10 l'hr abends das Kegel» mit Massiv-
kugcln verboten , man bediente sich deshalb der Kugeln auf
Hartgummi; daa Geräusch wurde sehr abgeschwächt und die
Wirkung der Kugel blieb
Fall billig. -
der Versuch wäre für
Arch G. P. in II.
Inhalt: L\is neue Itaüvaux in Aachen <s.hlull>. - Die neue wasser-
wirtM hslttjrht- Vorlage in Preuöen. III iSi KIiitll. — Zum l'iiilnu des kgl.
S liai;-pnlh*u»es tu Hi-tiin. — Zur KrHaltunr <lei Heidelberger Schlösse*.
— Vit i>bewertiungen. lli.el- und t tajjrltaMeti.
Hierzu eine Bildbeilage: Das neue Rathaus in Aachen.
Verls* der Deutschen
verantworte Albert llolm.nn,
b. II,, Berlin. Kar dir Kedskuoo
Druck von WUh. Gieve, Berlin.
No 43.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG „
XXXVIII. JAHRG. N° 44. BERLIN, DEN 1. JUNI 1904 "
ZtM/itA
8
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses. <vhiut)(
fgPTlic Genannten führen in ihrem Gutachten aus, daß «Jas Nachdem diese Vorerhebungen abgeschlossen waren,
Q EB] Projekt von derVoraussetzung ausgehe, daßdcrWind- war der Zeitpunkt gekommen, die Ministerial-Kommission
druck und nur dieser allein die Mauern des Bauwerkes für das I Im-hbauwcscn, in deren Wirkungskreis die zur
in ihren gegenwärtigen bedenklichen Zustand versetzt Erörterung stehende Krage fallt, zur Erstattung eines Ober-
habc und dafl auch fernerhin die Gefahr für den Bestand guiachten* zu veranlassen. Es wurde der erzbisch. Bän-
der Mauern durch den Winddruck hervorgerufen werde dir. a. D M. Meckel in Freiburg zum Referenten, Prof.
Gegenüber dieser Anschauung weisen sie darauf hin, daü Bluntschli in Zürich, der für den vorliegenden Fall als
nicht nur der Winddruck, sondern auch und zwar in weit außerordentliches Mitglied der Kommission zugezogen
höherem Maße die Einflüsse der Witterung eine gefähr- wurde, und Prof Ratzel in Karlsruhe zu Korreferenten
dende Wirkung auf den Bau ausüben Guter diesen er- ernannt. Die Genannten haben nach eingehender l'ntcr-
weise sich der F'rosl und das durch ihn verursachte suchung de* Baues schriftliche Gutachten erstattet, die als
hurchfricren der Mauern im Winter am verderblichsten. Grundlage für die Beratungen der Kommission dienten.
Die Eegcrt'sche Konstruktion gewähre nun zwar gegen Die drei Referenten, die sich im wesentlichen die Auf-
den Winddruck genügenden Schutz, sie sei aber nicht im fassting der Hrn. Koch und Seitz zu eigen machten, ver-
stände, die durch die Einflüsse der Witterung hervorge- treten übereinstimmend die Ansicht, daü das Eggcrt'sche
Haus in Gaisburg bei
von Ob -Bit. Prof. v. Doli inner in Stuttgart.
rufenen schlimmeren Schäden zu beseitigen tnler zu ver-
hüten. Das Gutachten bespricht dann die Ausführbarkeit
des Projektes und legt im einzelnen dar, welche Schwierig-
keiten sich der Durchführung des Vorschlages entgegen-
stellen und welchen Aenderungen er unterworfen werden
müßte, wenn überhaupt die Verbindung der Mauern mit
den neuen Konstruktionen zustande kommen sollte.
Sie halten es für ausgeschlossen, daß die Konstruktion
angebracht werden könne, ohne daß der zwischen den
Eisenbetonträgern liegende Mauerteil gänzlich abgebrochen
und aus zum größten Teil neuem Material wieder aufge-
baut werde. Auch die unter den Trägern liegenden Maucr-
teile müßten wenigstens so weit erneuert werden, daß alle
stark von Verwitterung angegriffenen und sonst beschädig-
ten Steine erneuert würden. Wollte mau sich zu diesem
teilweisen Aufbau entschließen, so bliebe die nötige Be-
wegungsmöglichkeit der vorgeschlagenen Konstruktion
eine Ouelle von neuen Schädlichkeiten, wobei immer im
Auge zu behalten wäre, daß die der Mauer zu gut kom-
mende Verstärkung im günstigsten Fall nur einen Teil der
(Jelahren, die vom Wind herrührenden, vermindere. Die
Witterungs - -Schädlichkeiten würden nach wie vor von
beiden Seiten einwirken, der Zersiürungsprozcß würde
nach Abschluß der Sichcrlieitsarbeilen aufs neue beginnen
und ganz in derselben Reihenfolge wie bisher fortschreiten.
Ein Hauptmangel des Vorschlages werde noch darin ge-
funden, daß die Mauer nicht belastet werde. -
Projekt nicht geeignet sei, die dauernde Erhaltung des
Otto - Heinrichsbaucs in seiner gegenwärtigen Gestalt zu
gewährleisten; es komme weiter inbetracht, daß seine
Ausführung eine vollständige Restaurierung der Pfeiler
und des Fassadenmauerwerkes, wobei der Abbruch und
Wiederaufbau des ganzen oberen Teiles der Fassaden
sich nicht umgehen lasse, sowie die Erneuerung der
(ücbelwändc notwendig mache, Herstellungen, die an Um-
fang kaum geringer sein würden, als eine Bedachung und
Wiederherstellung des ganzen Baues solche erforderten.
Angesichts dieser schwerwiegenden Bedenken könne das
Projekt zur Verwirklichung nicht empfohlen werden. Die
Ministerial-Kommission hat in ihrer Sitzung vom 17. Dez.
1003 beschlossen, ihr Obergutachten dahin abzugeben, daü
sie die Ausführung des Kggert'schcn Projektes nicht be-
fürworten könne und zwar einmal, weil seine Verwirk-
lichung so tiefe Eingriffe in den Bestand des Baues not-
wendig mache, daß diese einem völligen Neubau ungefähr
gleichkamen, sodann aber hauptsächlich deshalb, weil das
Projekt zwar der Hoffassade Schutz gegen Winddruck ge-
währe, aber die weit größeren Gefahren, die dem Bau durch
die nach wie vor unablässig wirksamen Finllüsse dcrWitte-
rung bereitet werden, nicht abzuwenden vermöge, Das ein-
zige Mittel zur dauernden Erhaltung des Baues sei die Auf-
bringung eines Daches, verbunden mit dem inneren Ausbau.
Durch das Ohcrgutachten der Ministerial-Kommission
ist die bautechnische Prüfung der Frage, ob der Oito-
269
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Heinrichsbau in seiner gegenwärtigen Gestalt erhalten
werden kann, zum Abschluß gebracht Die Frage ist
verneint worden und nunmehr für die großh.
Regierung erledigt.
Das einzige Mittel zur Erhaltung des Baues bildet nach
«lern Urteil der Bausachverständigen die Aufbringung eines
Daches, verbunden mit dem inneren Ausbau.
Die zunächst zu losende Aufgabe ist jetzt die, eine
Entscheidung darüber herbeizuführen, in welcher Weise
die Bedachung des Otto-1 leinrichsbaues wieder herzustellen
sein wird. Als Vorarbeit hierfür hat die großh. Regierung
ein Modell der die Nordostecke des Schloßhofes umschlie-
ßenden Kauten de* Heidelberger .Schlosses, sowie der
hauptsächlich für die Bedachung inbetracht kommenden
Lösungen in großem Maßstabe herstellen lassen Es sind
hierbei folgende drei Möglichkeiten ins Auge gefaßt und
ini Modell ausgeführt:
1. Der horizontale Abschluß des Otto-I leinrichsbaues
mit einer Ballustrade und mit einem flachen Dach. Da
von einigen Kunstforschern behauptet worden ist, daß der
Bau in der angegebenen Weise von dem Erbauer geplant
und ursprünglich auch ausgeführt gewesen sei, erschien
es immerhin wünschenswert, diese Gestalt des Baues im
Modell vor Augen zu führen.
2. Nach einem Stich von l'lrich Kraus, der um das
Jahr 1685 entstanden ist, war der Otto-Hcinrichsbau un-
mittelbar vor der Zerstörung des Heidelberger Schlotes
mit einem Einheitsdach mit der Firslrichtung von Norden
nach Süden bedeckt. Es war an den Enden abgcwalmt
und besaß auf der Hofseite zwei Zwcrchhäuscr mit stei-
nernen Frontmauern, von denen noch L'eberreste am Bau
selbst vorhanden sind. Die Dachbildung ist urkundlich
und durch Abbildung beglaubigt; sie muß deshalb bei der
Prüfung der Krage, wie das aufzubringende Dach zu ge-
stalten sei, inbetracht gezogen werden.
3. Nach den Darlegungen des Ob.-Bris, Schäfer war
derOlto-Hcinrichsbau ursprünglich von zwei Giebeldächern
bekrönt, deren Firste von Osten nach Westen liefen. Diese
Dachforni weisen Stiche von Merian auf, die den Zustand
des Schlosses unmittelbar vor dem Ausbruch des dreißig-
jährigen Krieges darstellen Durch einen glücklichen Zu-
fall ist im Jahre 190a in Wetzlar eine Sammlung von Ar-
chitektur-Zeichnungen aufgefunden worden, die in den
Jahren 1615 — 1618 gefertigt worden sind. Auf einein mit
der Jahreszahl 1616 versehenen Blatt ist der Giebel des
Otto-Hcinnchsbaucs wiedergegeben. Durch diese Zeich-
nung ist die Richtigkeit der Merian'schen Stiche bestätigt
und ein äußerst wertvoller Anhalt für die architektonische
Durchbildung der Giebel gegeben, der bis zum Jahre 190a
bei dem kleinen Maßstab der Merian'schen Aufnahmen,
die Einzelheiten nicht erkennen lassen, gemangelt hat.
Aufgrund der Wctzlarer Zeichnung hat Ob.-Brt. Schäfer
ein neues Projekt über den Ausbau des Otto-I leinrichs-
baues bearbeitet, das nunmehr auch im Modell darge-
stellt ist.
Es ist beabsichtigt, diese im Modell veranschaulichten
Losungen einer Bedachung des Otto-I leinrichsbaues durch
eine Kommission von Sachvcrstänigeri prüfen und begut-
achten zu lassen, worauf die großh. Regierung über die
zu ergreifenden Maßnahmen Entschließung treffen wird."
f t Soweit die Denkschrift; derselben sind 6 Gutachten
angeschlossen. Zunächst das Gutachten des Geheimen
Ob.-Brt. Eggert in Berlin, welches dartut, »wie sehr der
Otto - Heinrichsbuu durch Winddruck gefährdet ist* und
dessen Maßnahmen daher darauf gerichtet sind, den Wir-
kungen des Winddruckc.» zu begegnen. Das halt Eggert
für genügend, denn „eine andere Gefahr für den Bestand
der kuine liegt nicht vor. Das Mauerwerk ist reichlich
stark genug, um seine eigene Last zu tragen; die vor-
handenen Risse und sonstigen Fehler in demselben lassen
sich leicht beseitigen; die Ve rw ii te ru ngs - Vorgänge haben
an dem Baumaterial nur ganz schwache Spuren hervor-
bringen können, und es ist kein Grund vorhanden, anzu-
nehmen, daß sich dies in absehbarer Zeit .Indern sollte".
Das Gutachten an sich ist eine sorgfaltige Arbeit, die jedoch
in ihren konstruktiven Schlußfolgerungen sowohl von dem
Ingenieur und Privatdozenten Krieuiler in Karlsruhe,
wie auch von dcrGroßh. Obc rd irckt ion des Wasser-
und Straßenbaues dorten beanstandet wird Kncnilcr
hält die Annahme Eggerts im Prinzip für zweckmäßig,
glaubt aber, die Ausführung dürfe daran scheitern, «laß
die Kinzelheiten zu gekünstelt ausfallen müsstert. Man
habe auch keine Gewähr dafür, daß durch die neue Kon-
struktion nicht konzentrierte lokale Beanspruchungen in
das alte Mauerwerk hineingetragen werden, welche ge-
eignet sind, dcs-eii Zerstönmi; /<i beschleunigen Krieniler
ist ferner der Meinung, daß die Verbindung der Bei. .11-
koipcr mit den Fas-adcn und tjucrinnuern des lockeren
-7"
Steingefüges halber durch Schlaudern mit außen sicht-
baren Schlüsseln erstellt werden müsse und daß zur Ver-
steifung der Balken in die Giebel- und Mittelmauern Mauer-
pfeiler auf die letzteren errichtet werden müßten, die um
3,5 — 4,5 m über das Dachgesims des Otto- 1 leinrichsbaues
emporragen würden. Von der Ankerverbindung ver-
spricht er sich des schlechten Zustandes der Fassaden
wegen wenig Erfolg und die Aufbauten hält er für un-
ausführbar. — Die Prüfung der zu dem Gutachten Eggcrt's
niedergelegten Berechnungen durch die Großh. Ob. - Dir.
des Wasser- und Straßenbaues (gez. Honsel!) führte zu
dem Ergebnis, „daß die demselben zugrunde liegenden
allgemeinen Betrachtungen einwandfrei sind, daß jedoch
die Annahmen hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit der
infragc kommenden Baumaterialien u E. zu hoch gewertet
sind". So wird von der genannten Stelle für den 17,75'°
langen Träger über dem 7. Stockwerk eine Höhe von 95
statt 70 und eine Breite von 35 statt 22 ' 01 gefordert; der
15,75« lange Träger über dem I. Stockwerk müßte 100
statt 75 cm noch und 35 statt 22'™ breit sein usw., Zahlen,
die sich aus der neueren Köncn'sehcn Berechnungsweise
ergeben.
Der erzbischöfl. Baudirektor a D, Max Meckel in
Freiburg weist in einem eingehenden Gutachten darauf
hin, daß die Konstruktion Eggerts die engste Verbindung
zwischen Vcrstcifungsbalkcn und Mauerwerk erfordere.
„Die Eigenbewegungen in den Betonbalken werden sich
daher den Mauern unmittelbar mitteilen und neue Ver-
schiebungen in Pfeilern und Giebelmauern bewirken, Hier-
durch erwächst aber der Ruine in ihrem Beschützer ein
neuer Feind, Die Konstruktion wird sie günstigsten Kalles
zwar gegen die seltene Gefahr, durch einen bösen Orkan
umgeworfen zu werden, sicherstellen, dagegen die größere
Gefahr des Zusammenbruches in sich beschleunigen. Für
die Ausführung des Eggcrt'schen Vorschlages ist es dem-
nach unerläßlich, daß 1. die Einwirkungen der Eigenbe-
wegungen in den Betonbalken auf da» Mauerwerk durch-
aus verhindert, 2. Pfeiler und Mauerwerk der Fassaden
und der anschließenden Teile der Giebelwände wieder-
hergestellt und im Verband befestigt werden. Für das
Ersterc die geeignete Konstruktion zu finden, müßte dem
Urheber des Vorschlages Oberlassen werden, Das Zweite
aber würde eine vollständige Restaurierung der Pfeiler
und des Kassadenmauerwerkes sowie die Erneuerung der
(Nebelwände bedeuten, Ohnehin wäre für die Veranke-
rung des oberen Betonbalkens mit der Fassade, wie die
Hrn. Seitz und Koch in ihrem Gutachten überzeugend
dargelegt haben, der Abbruch und Wiederaufbau des
ganzen oberen Teiles der Fassaden, vom Fenstersturz auf-
wärts, erforderlich. Die nördliche Gicbelwand müßte von
unten herauf, die südliche zu einem großen Teil neu er-
stellt werden. Diese Herstellungen an der Ruine würden
an Umfang kaum geringer sein, als eine Wiederbedachung
und Wiedererrichtung des stolzen Otto- Heinrichsbaues
solche erfordern worden. So weitgehende Wicderhcr-
stcllungsarbciten wird man aber nicht wohl vornehmen,
um die also erneuerten Kassaden die Rolle als Ruine
weiterspielen zu lassen, sie gegen Witiddruck zwar ge-
schützt zu sehen, im übrigen aber dem früheren Verfall
wieder anheim zu geben " Meckel berührt dann noch die
Zerstörung des Mauer- und Steinwerkes durch Krost und
Tau, eine noch größere Gefahr, als der Winddruck; „gegen
sie gibt es nur ein Mittel, die Bedachung des Gebäudes
und Schließung der Fensteröffnungen." -Das Ziel des
Architektur- und Kunstwerkes ist die Vollendung, nicht
die Kuinc, Von der durchaus notwendigen Restaurierung
der Pfeiler und des Mauerwerkes des Olto-I leinrichsbaues
bis zur Erstellung einer demselben entsprechenden Be-
dachung und Befcnstcrung, der einzigen Gewähr für die
dauernde Erhaltung desselben, ist nur ein Schritt; der
zweite: die Wiedererrichtung des prächtigen Palastbaucs.
Was am Friedrichsbau so glücklieh begonnen wurde, ruft
im Otfo-Heinriclisbau nach der Fortsetzung. Nur durch
seinen Ausbau wird das einstige prächtige Architekturbild
des Heidelberger Sch|oßh..les wiedergewonnen, ein Bild,
unvergleichlich schöner als die schönste Ruine."
Auch Prof. II. Bluntsehli in Zürich hält die Aus-
führung der Eggcrt'schen Konstruktion „bei dem jetzigen
Zustand der Mauern und ohne an diesem etwas zu ändern,
was ja der ausgesprochene Hauptzweck der Konstruktion
sein soll, vollkommen ausgeschlossen." Inbczug auf die
sonstigen dem Eggert'schen Vorschläge anhaftenden kon-
struktiven Bedenken schließt sich Bluntsehli den Übrigen,
bereils berührten < iuia. Ilten an und kommt zu dem Schluß,
„daß die Fassade des < H'.o-I leinrichsbaues als Ruine auf
die Dauer nicht erhallen werden kann Der Vorschlag
des Hin. Geh. Ob.-Brt Eggert ist nicht gelingend, die
Kuine als solche gegen aKe ihr drohenden Gefahren zu
schützen. Jede Acnderuüg an dem gegenwärtigen Zustand
N.. 44.
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wird ihrer Schönheit mehr oder weniger Eintrag tun, be-
rechtigte Kritik erwecken und Niemanden voll befriedigen
können."
Prof. Friedrich Ratzel in Karlsruhe fallt die Aus-
führungen aller Gutachter gegen den Eggcrt'schcn Vor-
schlag zusammen und erklärt: „l*en im Vorstehenden
angeführten, technischen und künstlerischen Bedenken
gegen den Vorschlag des Herrn Geheimen Oberbaurates
Eggert schließe ich mich an,"
Eine sehr ausführliche Betrachtung widmen die Hrn.
Baurate F. Seitz und J Koch in Heidelberg dem Eggert'-
schen Vorschlag. Sie' halten es für unrichtig, den Wind
allein als Ursache aller Schäden und aller Gefahren zu
betrachten, sind vielmehr „auch heute noch der Meinung,
daß es eine Wechselwirkung von Wind, Frost. Hitze und
Feuchtigkeit ist, welche die Mauer zerstört*. I>ie beiden
Gutachter halten die Ausführung des Eggcrt'schcn Vor-
schlages v>, wie er vorliegt, überhaupt nicht für möglich.
Aber selbst dann, wenn er mit Abänderungen durchge-
führt würde, „wären mit seiner Hilfe die Gefahren für
die Ruine nicht beseitigt, eine seiner Eigentümlichkeiten,
die Beweglichkeit des Systems, würde sie im (»egenteil
aufs neue hervorrufen und befördern. Außerdem wer-
den die Witterungs - Schädlichkeiten nach wie vor von
beiden Seiten einwirken, der Zerstörungsprozeß wird nach
Abschluß der Sichcrungsarbcitcn aufs neue beginnen und
canz in derselben Reihenfolge wie bisher fortschreiten.
Einen Hauptmangel in dem Vorschlau finden wir darin,
daß die Mauer nicht belastet wird" Schutzdächer aber
-ind nutzlos. .Ein klassisches Beispiel für die Nutzlosig-
keit von Schutzdächern haben wir an den Türgcstellen
im Inneren des Baues. Solange wir uns erinnern, waren
die Türgcstelle mit Schutzdächern versehen, die vor vielen
lahrcn schon durch ein Blechdach mit offenen Über-
lichtern ersetzt worden sind. Trotzdem mußten wir noch
in der Konferenz von 1901 darauf hinweisen, daß die
zersetzende Verwitterung fortgeschritten ist. Jetzt erst,
und zwar seit im Interesse der städtischen Sammlung die
Oberlichter und die Fcnslcr geschlossen wurden, bemerken
wir ein allmähliches Austrocknen der Gestelle. Ganz
mäßiges Heizen an den schlimmsten Tagen des Winters
hat das Seinige dazu beigetragen. Auch an Türgcstellen,
die einseitig freistehen, kann man eine erhebliche Besse-
rung wahrnehmen, so daß das Aufhören der fortschreiten-
den Verwitterung vorausgesehen werden kann."
Nach allen diesen Ausführungen ergab sich der Ent-
schluß der großh. badischen Regierung, den Ständen als
das einzige Mittel zur Erhaltung des Schlosses die Be-
dachung und den inneren Ausbau vorzusehlagen , mit
zwingender Notwendigkeit. Alle, welchen die Erhaltung
des Schlosses mehr am Herzen liegt, als die Erhaltung
einer Meinung, werden diesen Entschluß mit warmer
Freude begrüßen Wenn der verflossene Kampf um Sein
oder Nichtsein des Heidelberger Schlosses viele häßliche
Erscheinungen mit -ich gebracht hat, so hat seine Leiden-
schaftlichkeit doch auch das Gute gehabt, daß kaum eine
andere wichtige Baufrage der Gegenwart mit solcher
Gründlichkeit behandelt wurde, wie die Frage der Er-
haltung des Heidelberger Schlosses.
Was die Gestaltung des oberen Abschlusses des Otto-
Heinrichsbaues beim Ausbau betrifft, so haben wir schon
früher der Anschauung Ausdruck gegeben, daß diese Frage
in die zweite Linie rückt, da jede der zunächst angenomme-
nen drei Möglichkeiten — horizontaler Abschluß mit ent-
sprechender Dachgestaltung, Giebel nach Ulrich Krau»
mit Einheitsdach, oder Giebel nach dem Wetzlarcr Skizzen-
buch mit zwciGicbcldachcrn in derllandcincsempfinden-
den Architekten zu künstlerisch befriedigenden Lösungen
führen könne. Die von der badischen Regierung zur
Prüfung und Entscheidung dieser Frage in Aussicht ge-
nommene Kommission wird ohne Frage dieser Angelegen-
heit aufgrund der auch hier voraufgegangenen umfang-
reichen Erörterungen die gleiche Gründlichkeit widmen,
wie sie dem technisch-konstruktiven Teil der Erhallungs
frage gewidmet worden ist
Vielleicht darf derWunsch zum Ausdruck gebracht wer-
den, den Kreis der Sachverständigen zur Beurteilung dieser
Frage nicht allzu eng gezogen zu sehen und namentlich
auch die Vertreter des horizontalen Abschlusses zu Wort
kommen zu lassen. Es wäre dies nur eine im Interesse
der Sache lebhaft zu begrüßende Fortsetzung der Haltung,
die hei der Anfertigung der drei Modelle, welche der Be-
ratung zugrunde liegen werden, beobachtet worden ist
und es wäre erwünscht, damit, wenn gegen diese An-
schauung entschieden werden muß, die Beratung nicht
mit dem Scheine der Nichtbeachtung belastet erscheint
H
Vermischtes.
Haus und Mostpres.se In Galsburg. In dem Stuttgarter
Vorort (iaisburg, auf einem Hügel an dem hier mit Obst
und Wein reich gesegneten Neckartal, steht ein altes, jetzt
verputztes Fachwerkshaus (s S. 260.1, gekennzeichnet unter
anderem durch eine zum Obergeschoß führende bedeckte
Freitreppe, ein Mansard-
Gichcldach und eine seitlich
offene 1 lalle mit einer alten,
nunmehr außer Dienst ge-
stellten Mostpresse. Das
Haus erhebt sich gegen die
Straße über einer alten Einfriedigungsmauer; es ist ziemlich
verwahrlost, so daß von den hübschen ausgesägten Rrüs-
tungsbrettern nur noch wenige ganz erhalten sind. Die Korm
des Daches läßtauf eine Erbauungszeit im 18. Jhrh. schließen,
viel älter mag wohl die von anderswo hierher versetzte
Presse sein, die ganz besonderes Interesse beansprucht in
konstruktiver, formaler und kulturhistorischer Beziehung.
Dieselbe besteht aus Eichenholz, die I Iolzverbindungen sind
im wesentlichen mit Zapfen und Keilen bewerkstelligt,
die Pfosten zu beiden Seiten ganz sachgemäß, stilvoll aus
dem geraden vollkantigen Holz profiliert und durch Fuß-
streben in ihrer senkrechten Stellung gesichert, während
starke Onerhölzer als Lager des Preßkastcns zum Halt
1. Juni 1904.
der Spindel dienen. Das ganze Gerät ist so urwüchsig
charakteristisch, daß man denken muß. so haften sie'»
schon vor tcoo Jahren gemacht: Es wäre würdig, in einer
kulturhistorischen Sammlung aufbewahrt zu werden. —
Stuttgart, 30. März. ioo( C. Dollinger.
Totenschau.
Friedrich Siemens +. In Dresden ist am 24. Mai der
Ingenieur Friedrich Siemens, der letzte der drei Bruder
mit dem großen Namen Siemens, an Herzschwäche ge-
storben. Was er für die moderne Technik bedeutete, das
faßte bei seinem Begräbnis der Vertreter der Technischen
Hochschule in Dresden, deren Ehrendoktor
~~ — ~ = Siemens am 23. April 1900 wurde, der Geh.
HofraJ Prof Dr. Hempel in die Worte zu-
sammen: „Fragt man nach den Erfindungen,
die in allcrhervorragendster Weise unsere
heutige Kultur möglich gemacht haben, so
muß man die Sicmcns'schen mit an erster
Stelle nennen. Es wird heute in keinem
kultivierten Lande eine Pflugschar gemacht,
keine Waffe geschmiedet, es läuft keine
Maschine, es durchzieht kein Schiff die
Wellen, dessen Bestandteile nicht zum größ-
ten Teile durch einen Siemens-Ofen hätten
gehen müssen. Auen der Begründer der
modernen Glasfabrikation ist ih r Verewigte
geworden, eine große blühende Industrie
unseres Landes ist seine Schöpfung"
Siemens wurde im Jahre t8_-6 /u Wenzen-
dorf ( einem Pachtgute seines Vaters bei
Lübeck, neborcn Seine früheste Tätigkeit war dem Telegra-
phenwesen gewidmet, aber nicht vom Erfolg begleitet, was
nicht an ihm. sondern an den Verhältnissen des Landes, in
den er tätig w ar, England. Inu Dann wandte er sich den
Gegenstanden zu, die seinen Namen berühmt machten Fr er-
fand und verwirk lullte«! 11- An Wendung des Regenerati v-Prin-
zipes auf Feuerungen, indem erdas Prinzip inVerbindung mit
einer Vergäsunu des Brennstoffes auf Ocfcn Obertriii; und
damit die Erzeugung höchster Temperaturen bei größter
Brennmaterial-Er-partiis erreichte In einem solchen 1 Men
wurden 1874 111 Dresden versuchsweise die ersten Men-
schenleichen verbrannt. Aus demselben Prinzip entstanden
die Rcgcnerativ-Gasbrcnner und Kamine. Darauf erfand
a-t
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er den Wannenofen zur Glaserzeugung und brachte die
Glaserzeugung auf einen so hohen Stand, daü 3 Fabriken
in Sachsen und 2 in Böhmen die Auftrage kaum bewältigen
konnten. Die 3 sachsischen Fabriken wurden 1888 in eine
Aktiengesellschaft verwandelt. Siemens erreichte das hohe
Alter von 78 Jahren. Sein Tod riß eine weitklaffende
Locke in die deutsche Technik der Gegenwart —
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entworfen für das
neue Hoftheater in Stuttgart ist durch die Württemberg! sehe
Regierung in einer Vorlage an die Kammer der Abge-
ordneten vorgeschlagen. Der Vorschlag enthalt die An-
regung, anstelle des in der Nacht vom 19. auf den aa Jan.
tpoa abgebrannten Hoftheaters zwei neue Theater auf dem
Waiscnhausplatze zu errichten, ein kleineres von 800 Platzen
fQr die Spiclopcr und das moderne Konversationsstück,
ein größeres von etwa 1400 Platzen für die große Üper
und da« klassische Drama. Beiden Hausern gemeinsam
sollen die der Verwaltung usw. dienenden Räume sein.
Der augenblicklichen Finanzlage entsprechend soll zunächst
nur das größere Theater erbaut werden; für dasselbe ist
ein höchster Baukostenbetrag von 3600000 M. angenom-
men. Zur Gewinnung von Entworfen für die gesamte
Baugruppe ist ein allgemeiner Wettbewerb für sämtliche
im Reich ansässige Architekten geplant, zu welchem 5
im Theaterbauwesen erfahrene Architekten gegen eine
Zusicherung von je 2000 M. besonders eingeladen werden
sollen. Es sind Preise von 10000, 7000 und 3000 M., sc-
wic Ankäufe für 4000 M. in Aussicht genommen und es
soll der siegreiche Architekt bei der Ausführung
des Baues tunlichst berücksichtigt werden. Für
die gesamten Vorarbeiten fQr die Theaterneubauten wer-
den 100000 M. gefordert. —
Ein internationaler Wettbewerb betr. Entwürfe zum
Wiederaufbau des Schlosses Kristiansborg (Bausumme 6 Mill.
Kronen) ist durch das dänische Ministerium der öffent-
lichen Arbeiten erlassen worden. Unterlagen gegen 20 Kr.
durch dasselbe. —
Der Wettbewerb des Beamten -Wohnung» -Vereins zu
Berlin betreffend „Skizzen" für die Bebauung eines Char-
lottenburger Geländes an der Kaiser - Friedrich - Straße,
über dessen Ausgang wir S. 244 berichteten, gibt, wenn
die Mitteilungen, die man uns machte, zutreffend sind, zu
F.rorterungen Anlaß, die vielleicht im Interesse der Gesun-
dung unseres Konkurrcnzwcscns liegen. Der Wettbewerb
war auf Architekten der Stadt Berlin und ihrer Vororte be-
schränkt und es waren Grundriß- und Fassaden-„Skizzen"
sowie Querschnitte in dem ungewöhnlich großen Maß-
stäbe 1 : 100 verlangt. Wenn nun auch in den Bedingungen
für den Wettbewerb nicht ausdrücklich gesagt war, daß der
(.lewinner eines Preises auch an der Ausführung beteiligt
werden sollte, so war immerhin einmal durch den Um-
stand, daß der Wettbewerb auf Teilnehmer beschränkt
blieb, welche die baulichen und die baupolizeilichen Ver-
hältnisse Charlottcnbure's genau kennen, sowie durch den
weiteren Umstand, daü ein großer Teil der Zeichnungen
in einem Matistabe verlangt war, der meist nur dann ge-
wählt zu werden pflegt, wenn es sich um die ernsthafte
Absicht handelt, den zur Uebernahme der Ausführung
am meisten geeigneten Bewerber zu ermitteln, die Hoffnung
nicht ausgeschlossen, daß der ausschreibende Verein den
Gewinner eines Preises mit der Ausfahrung betrauen
werde, umso mehr, als der Wettbewerb unter den tntwür-
fen der mit Preisen ausgezeichneten Verfasser sehr werl-
volle Arbeiten ergehen hatte. Kine Verhandlung *ur Ueber-
nahme der Ausführung jedoch hat. soweit wir unterrichtet
sind, mit dem Gewinner eines Preises bisher nicht statt-
gefunden und wenn sie auch nicht stattfinden sollte, so
sind die Preisträger um eine Enttäuschung reicher, aber
formell läßt sich dagegen nichts sagen. Der springende
Punkt unserer Erörterung liegt auch nicht hier, er ist
vielmehr ein anderer. Ks soll, wie man uns berichtete,
bei der Gesellschaft von vornherein nicht die Absieht be-
standen haben, einen Wettbewerb auszuschreiben, son-
dern es sollte die Ausführung der großen Hauscrgruppc
dem Architekten der Gesellschaft übertragen w erden. Le-
diglich um dem Drängen einzelner Personen zu entspre-
chen, sei der Wettbewerb erlassen worden. Ist das der
Fall, so entsteht die Frage, warum hat man sich nicht mit
einem wirklichen Skizzi-n Wettbewerb kleinsten Maßstabes
begnügt, sondern den unnötig großen Maustab 1 : 100 für
Teilgrundrisse, Teilfassaden und f Querschnitte gewählt ?
Die Veranlassung eines so umfangreichen Arbcitsmaßrs
ohne die Absicht, dem Bewerber auch eine angemessene
Gegenleistung bieten zu wollen, würde niehl zu billigen
sein. Wir können nicht annehmen, daß den Preisrichtern
bei Ausschreibung des Wettbewerbes diese Umstände be-
27a
kannt waren, sie hätten sonst ihren ganzen Kinfluß gegen
den Erlaß des Preisausschreibens autbieten müssen. Das-
selbe ist aber nun einmal ausgetragen und wenn auch
kein formeller Anhalt für die Uebertragung der Ausfüh-
rungsentwürfe an einen Preisträger gefunden werden kann,
so geben wir doch noch der Hoffnung Raum, daß ein Preis-
träger in einer solchen Form an der Ausführung beteiligt
werde, daß darin wenigstens eine annähernde Gegen-
leistung für das Maß der in dem recht mühevollen \\ ett-
hewerb geleisteten Arbeit gefunden werden kann. —
Wettbewerb Verkehrsminlstarium München. Als Ver-
fasser des Entwurfes: „Vcrkehrs-Zcntrale" bekennt sich
Hr. Arch. Otto Schnartz in München. Der Verfasser
führt bei dieser Gelegenheit aus: „Gegenüber den mehr
zu einer Dekorationskunst mit architektonischen
Mitteln neigenden Lösungen, der „malerischen" Aneinan-
derreihung von 5 oder 6 Kloster- odcrSchloßhöfen, der An-
bringung von Aufbau-Gruppierungen etwa im Anklang an
das National nnuseum oder auch derZutat sogen, „moderner"
Elemente scheint vielleicht der Weg einer gewissen ästheti-
schen Resignation richtiger zum Ziele architektonischen
Schaffens zu führen. Häuser bauen heißt doch wohl eher
Stein auf Stein legen, als „verzieren"; ich meine auch: Ent-
wicklung eines Raumbedarfes, nicht nur „hübsche"
Zusammenstellung. Daß wir noch zuviel verzieren, auf-
putzen, aufwärmen, nachahmen scheint unbestreitbar; dem
Versuch der praktischen Befolgung dicserUeberzeugung be-
gegnet nur leicht der Einwand zu großer Schmucklosigkeit !"
Verfasser des Entwurfes „Eilgut" ist Hr. Thomas
Weiß in Nürnberg. -
Engerer Wettbewerb Rathaus Recklinghausen. Zu einem
Wettbewerb um Entwurfsskizzen für den Bau eines neuen
Rathauses hatte die Stadt Recklinghausen 5 Architekten
bezw. Architektenfirmen eingeladen. Das Preisgericht
entschied am 27. Mai zugunsten des Entwurfes von Arch.
Otto Müller-Jena in Köln. II. Preise erhielten die Ent-
würfe von Prof. Fr. Ratzel in Karlsruhe und von Arch.
Reinhardt <ät Süßcnguth in Charlottcnburg. Jeder
Entwurf wurde außerdem mit der zugesagten festen Ver-
gütung von 1000 M. bedacht. Der Sieger wurde zur künst-
lerischen Leitung der Bauausführung empfohlen. —
Wettbewerb Schule Husum. Unter 38 Entwürfen er-
rang den I Preis Hr. Struvc, den II. Preis Hr Hill-
brecht, beide in Husum. —
Personal-Nachrichten,
Deutsches Reich. Der /tiviling. Dr. M 0 1 1 c 11 d u r ff in Berlin
ist z. nidiWUoJ. Mitgl. des Patentamts ernannt
Der Res Bmstr Boke mann i»t t. Mar Hafenbm.tr ernannt.
Zum 1. Okt. d J. »lad gegenseitig versetzt die Mar -Scbiflbmstr
Arendt in Kiel und Soßen Ruth in Daring, die Mar. -Masch -
Hmstr Mayer in Dsnzig und Jensen in Kiel
Der Mar.-Masch.-Bmstr. Friese in Wilhelmshaven ist nach
Kiel versetzt und der Insp. de» Torpedowesen« zugeteilt; der Mar ■
Masch Bnistr Paulus in Kiel ist nach Wilhelmshaven versetzt.
Preußen. Den k. k Österreich. Ob-Brtn. Lauda in Wien
und In fear den in Lemberg ist der Kote Adler-Oiden HI. Kl.,
dem Stadlbrt v.Srhpln in Breslau der Rote Adler-Onlm IV. Kl.,
dein k. k Österreich. Ob -lng v. P i> z n i a k in Ilmberg u dem k. k-
OstcrTeieli Brt. Blum in Wien der Kgl Kronen Orden III Kl veibehen.
Der Reg.- u. Bit. R. Schultz« ist 1 Geh. Krl und vortr.
Rat im MiniM der geistl . Unterrichts- und Medizinalangclegeiiheiten,
der Reg ■ u. Urt. N u k e n ist z lieh Hrt. u. vortr Rat im MinUt-
tür Landwirtschaft, Duinancn und Forsten, efer Ob -Inf. Dr.-lng.
R e i c h c 1 ist z etatin. Prof. an der Techn. Hochschule in Berlin und
der Lundtmuinsp. Schulz in Berlin z. ctatsm. Prüf, an der Techn.
Hochschule in Hannover ernannt
Versetzt sind: Der F.isenb Itauinsp K i e b i c k c in Neumunster
als Vorst, (auflrw ) der Fiscnb -Masch In»p. a nach 5* hneidcmuh! :
die Reg -Bmstr. D c c Ii a o t von Herlin nach Obeihnusen und
Stechcl von Melsungen nach Marburg.
Zur Beschäftigung Oberwie-rii sind die Reg. -Bmstr : Aug.
A r e n d I der Kgl Reg. in Lüneburg, Alfr. Müller der Kgl. Reg.
in Kassel, Busch dem Kgl. Ob -Pias., in Magdeburg und Niemcier
der Kgl. Fiscnb -Dir. in Hannover.
Die Kcg-Bfhr. Gg Struckina nu aus B.ickcburg und Kurt
Maller au* Krefeld (Ih.chbfcli i. - Willi. Meier au» Scheie
(T.iienbfrh.i, — Paul Levy aus Stettin (Masch -Mfch ) sind lu Reg -
Hnistrn. ernannt
Der Aich H Grrsebach in Berlin, der Kr. Bauinip Crjgan
in Naugard. der Smd'bmitr Otto in Danzig und der Bit Pli.
Mol/ mann in Krankluit k M sind gcsloibtn.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. A. M. In K. Das u i> mittel baie Anlegen von Holzteilen
an Kamine kann unter Umstanden leuergcfahilich weiden. »odaD
wir das Veilant.-n der Feuer.*, bau dir gerer titleiligt hallen, solche
Hrrl/leile zu Mitieinen —
Inhalt: /•■< t: t jli.,n.: <!,■■. 1 1. ■i.lr.u . r s..l:|..,~r. .s.Mt.di. — Ver-
ir-i«.'lilr- [ ..'itniH.r.nau- I 'rris-t-ew i bui: c. n r.-jsonal XjchiKlMen, —
Unrl- ,n,d 1 1 ^^k .-ler». _
Verlag QVr I )e.n».i>en Hauzrituug. »". iu h H , Her Im. fnr d.* KnUlliM
vrrinlwt.nl. .Mi.crl Huf mann, brrlin lHuck vun Wilh. Cleve, Berlin.
No. 44.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 45. BERLIN, DEN 4. JUNI 1904
Das Krematorium auf dem Friedhofe in Karlsruhe in Baden.
Architekt: Prof. A. StQrzenacker in Karlsruhe i. B. itiirmi «-ine lüidbnUji «owie die Abbildung» s, 37611.377.)
em' Beispiel anderer Städte folgend hat sich
in den letzten Jahren auch in Karlsruhe ein
Feuerbestattungs Verein gebildet mit dem
Endziel, in Karlsruhe ein Krematorium zu
errichten. Die Stadtverwaltung ist den
Wünschen des Vereines entgegengekommen und hat
sich bereit erklärt, unter gewissen durch Vertrag fest-
gelegten Bedingungen ein Krematorium zu bauen und
nach Fertigstellung den Betrieb und die Verwaltung
desselben zu übernehmen. Ferner stellte sie einen
Bauplatz, im Zentrum der Friedhof • Erweiterung ge-
legen, zur Verfügung, desgleichen auch das Bau-
kapital, das der Verein alljährlich mit einem gewissen
Prozentsatz verzinst. Im Interesse der Stadtverwaltung
und des verhältnismäßig jungen Vereins war es unter
solchen Verhältnissen gelegen, eine nicht allzu große
Summe für den Neubau aufzuwenden. Der Unterzeich-
nete hat sich, als I ioehbauinspektor bei der Stadtver-
waltung, bereit erklart, den Bau um die Summe von
66000 M. einschließlich der maschinellen und künst-
lerischen Ausstattung auszuführen.
Das Bauprogramm verlangte einen Kapellenraum
von annähernd ioo'I'" Flacheninhalt und zwei kleine
Nebenräume, einen für den Geistlichen, den anderen
für die nächsten Angehörigen des Verstorbenen; der
Verbrennungsraum war unter dem Kapellenraum an-
zuordnen. Der Kaprllcnraum und die beiden Neben-
räume bilden ein Rechteck von 1 0,2 m Breite und 15,65""
Lange. Zu beiden Seiten der Chornische liegen die
Nebenräume, hinter der Chornische und in der Mittel-
achse derselben befindet sich der Nebeneingang, zu-
gleich als Zugang zum Kellcrraum, dem Verbrennungs-
raum und den beiden Nebenräumen. Der Hauptein-
gang in die Kapelle ist aus praktischen und ästheti-
schen Gründen von der Seite genommen, einerseits,
weil die Laue des Baues und die I lauptzugangsstraße
auf einen seitlichen Eingang hinweisen, anderseits, weil
die Anlage des Kamines in der vorderen Giebelwand
die Anlage des Haupteinganges hier unmöglich machte.
Der Kamin in den lichten Abmessungen von 5» '92 rm
ist ja ein notwendiges Hebel; man machte in diesem
Falle aus der Not eine Tugend und legte den Kamin,
äußerlich und im Inneren als solcher erkennbar, in die
Achse der Schmalwand gegenüber der Chornische,
in Erinnerung an ähnliche Anlagen im Mittelalter
(Aachen, Köln) und an die zahlreichen französischen
Schloßbauten der Renaissance. Es soll die Anlage in
diesem Falle dem Beschauer gleich die Wahrheit sagen.
Unter dem Kapcllenraum liegt der Verbrennungs-
raum, in den de r Sarg nach Schluß der Feierlichkeit
lautlos hinabsinkt. In der einen Ecke des Raumes
ist der Ofen aufgebaut, die gegenüberliegende Ecke
ist für einen zweiten Ofen vorbehalten. Der unter
dem Verbrenn ungsrau in gelegene Kcllerraum gestattet,
den Ofen jederzeit in allen Teilen zu prüfen, die
Kohrenasche und die menschliche Asche zu sammeln
und den Fuchs sowie den Fahrstuhlschacht genau zu
Obersehen.
Entsprechend der verhältnismäßig niederen Bau-
sumntc ist das AeuÖerc des Baues in bescheidenen
Formen gehalten: ro:es Bruchsteingemäuer und in
romanischer Technik derb behandeltes Hausteinmate-
rial von gleichfalls roter Farbe. Reichen romanischen
Schmuck zeigen nur das Hauptportal und die Säulen-
kapitelle der Triforieng; denen, Dem Kamin ist ein
Grabstein mittelalterlicher Form mit Aschenurne und
reich geschmiedetem Gitter angebaut. Damit ist der
Anfang gemacht zu einer Anlage von Grabstätten zu-
nächst rings um den Bau und an denselben angebaut.
In späteren Jahren wird das Ganze in Verbindung mit
dem ringsum angeschütteten Hügel von 3m Höhe und
der Anlage von Grabstätten auf demselben den beab-
sichtigten Eindruck einer einfachen, lediglich durch die
Umgebung malerisch gestalteten Dorfkapelle bieten.
Dem Zweck entsprechend hat das Innere eine ver-
hältnismäßig reiche Ausstattung erfahren, deren Mittel-
punkt der reich getriebene und mit bunten Edelsteinen
besetzte Kupfersarkophag bildet, unter dem während
der Trauerfeier der barg ruht Darüber schwebt die
Decke als offener mittelalterlicher Dachstuhl mit reich
gemalten Sparren-Zwischenfeldern, gleich einem hell-
blauen Himmel das Ganze überspannend. Den Mittel-
punkt der in strengen romanischen Formen ausge-
führten Wand- und Deckenmalerei bildet das große
auf Putz aufgetragene Gemälde an der Kanzelwand,
dessen Inhalt gekennzeichnet ist durch die darunter
stehenden Worte:
Uehcr den Sternen wohnt Gott der Allvater,
Der Schöpfer des Weltalls und Herr aller Zeilen,
Er lenket allweise die Geschicke der Volker
Und sorget auch gütig für jeglichen Menschen
An welchem, was sterblich ist, welk wird und lot.
Tief in der Mensehenbrust schlummert das Göttliche
In vielerlei Art und zu mancher Bestimmung;
Ein jeder erkennt es und kann es beleben.
Und der, der es bringet zur schönen Entfallung
Kr wird mit Unstcrblichkcitskrone belohnt.
Der Chornische gegenüber steht der große Kamin
und an dessen Fuß ein figürlich und ornamental reich
umrahmter Schürofen einfachster Form; am oberen
Ende des Kamins befindet sich ein eingelassenes Mosaik-
stift-Gemälde, eine weibliehe Figur, die die Hand segnend
erhebt „Bonis et mors et vita dulcis est". Das Kre-
matorium ist allen Konfessionen gemeinsam, ein Ein-
gehen auf rein christliche Motive war darum von
vornherein ausgeschlossen. Der ganze Kapellcnrauiu
soll in streng romanischer Auffassung die ganze Far-
benpracht und Farbenfreude jener Zeit wiedergeben.
Wesentlich zur Stimmung des Raumes tragen noch bei
die 12 vom Dachstuhl herabhängenden Kcrzcnhalter
und die Wandarme, gleichfalls Kcrzcnhalter, sämtlich
als alte Stücke angekauft und aus der Zeit von 1560
bis 1800 stammend.
Die beiden Nebenräume sind in Dekoration und
Mobiliar einfach gehalten, dagegen reich in der Decken-
malerei, diese ist z T. figürlicher Art. Die Freude an
der mittelalterlich romanischen Tier- und Pflanzenwelt
kommt überall zum Ausdruck. Im Sinne des Baues
sind gleichzeitig entworfen einfache und reich ge-
schmückte Aschensarkophage, welche die Stadtge-
meinde den Leidtragenden gegen Vergütung abgibt
In künstlerischer Beziehung beteiligt sind an dem
Bau: Josef Asal in Karlsruhe mit dem großen Wand-
gemälde, Bildhauer W. Sieferle in Karlsruhe mit
dem ornamentalen Schmuck in Stein, Prof. Kornhaas
mit dem Mosaikgcmälde, W. Huckschlag in Karls-
ruhe mit dem Kupfersarkophag, II. Drinneberg mit
den Glasmalereien.
Die Wand- und Deckenmalereien sind nach ge-
nauen Skizzen des Erbauers in z. T. natürlicher Grösse
durch junge Karlsruher Dekorationsmaler ausgeführt
und haben gerade durch das Unbewußte und Unbe-
holfene der Auffassung an Charakteristik gewonnen.
Projekt und Ausführung des Verbrennungsofens stam-
men von R. Schneider, Zivilingenieur in Dresden.
Die Baukosten belaufen sieh einschließlich aller
künstlerischen und maschinellen Beigaben auf nur rd.
56000 M
Der Bau ist in der Zeit vum April bis Oktober
1903 fertiggestellt worden . _ ,
A. Sturzenacker.
Der geplante Tunnel unter der Elbe zwischen den
\ fiu ic Burgerschaft der Stadt Mamburg hat sich vor
flöj kurzem mit einer Vorlage des Senate- beschäftigt,
welche die Erbauung eines dem öffentlichen Straßen-
verkehr dienenden l loppeluinnels zwischen den durch die
Norder- Elhc getrennten Stadtteilen St Pauli und Stein-
w.irdcr zum Gegenstand hat und einen Kostenaufwand
von 8,z Miil M. erfordert. Die Bürgerschaft hat am 1 1 Mai
die Vorlage einem Ausschüsse iihcrwicsen W enn datier
z /t. aue!) nicht mit Sicherheit zu sagen ist, ob der Plan
111 die Wirklichkeit übertragen wird, verdient derselbe
d"eh vom technischen Standpunkte aus ein so hohes Inter-
esse, daß es schon |eizt angebracht erscheint, denselben
in seinen Hiiupizugen zu veröffentlichen
»74
Stadtteilen St. Pauli und Steinwärder in Hamburg.
Begründet wird die Vorlage mit der notwendigen
Verbesserung des Verkehres /wischen der Stadt und dem
Süd u fei- der Elbe sowohl für den Fuhrw erksverkehr, als-
namentlich auch für den Verkehr der Arbeiter, die in den
stetig wachsenden Betrieben auf iIicm iii Elbufer beschäf-
tigt werden, wahrend der übrige Personenverkehr durch
den stetig verbesserten Fährbetrieb seine Befriedigung
ohne besondere Nciianlageri findet. Mit der Ausführung
derartiger Verbindungen beschäftigten sich schon in der
ersten Haltte der neunziger Jahre eine Keihe von Plänen,
du- sowohl aus privaten Kreisen, wie von den Staatstech-
nikrrn ausgearbeitet wurden und teils die Anlage von
Tunneln für Ful'gättger oder auch für Fährverkehr, teils
No. .,5
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von Schwchcfähren, 1 lochbrücken oder
Hochbahnen vorsahen, Pläne, deren
Kosten sich z.T. bis auf 30 Mill. M, be-
liefert. Die Stelle des geplanten l'eber-
ganges war dabei verschieden gedacht,
zumeist in der Richtung Kehrwicdcr-
spitze Stcinwärdcr, also mehr für die
mittlere Hafengegend passend. Nach
Ansicht der Senatsvorlage machte sich
aber das oben gekennzeichnete Bedürf-
nis in-besondere für die untere Hafen-
gegend geltend, wo die immer weiter
ausgedehntenWerften von Blohm &Vofl,
die Verwendung des KuhwArder für
Hafenbauten, die dadurch veranlaflte
l Ybcrsicdclung der Hamburg-Amerika
Linie nach den neuen Hafcnanlagen
einen immer größeren Strom von Ar-
beitskräften heranzieht, der sich täglich
über die Elbe hin- und zurückbewegen
muß. Diese Verhältnisse werden sich
in nicht zu ferner Zukunft noch schwie-
riger gestalten, wenn die Hafenanlagen
auch auf die westlich vom Kohlbrand
liegenden Gebietsteile ausgedehnt wer-
den müssen. Aus diesen Gründen er-
scheint die für den l'rbergang gewählte
Linie als dir zweckmäßigste.
Unter den verschiedenen infragc
kommenden Möglichkeiten für die Aus-
gestaltung dieser neuen Verbindung ist
die Anlage eines Tunnels für die be-
stimmte Aulgabe und die besonderen
örtlichen Verhältnisse als die zweck-
mäßigste befunden worden. Eine Hoch-
brücke schied von vornherein aus. da
man diese nach heutigen Anschauungen
so hoch hätte legen müssen, daß »elbst
ilie Segelschiffe ohne jede Behinderung
unter derselben hätten hindurchfahren
können, also 50—60» über dem Strom.
Diese große Höhenlage macht aber die
Benutzung ao umsiändlich. daß eine
solche Brücke für Hamburg nicht in-
belracht kommen kann.
AbbildR. 4
Abbililg 3 Tunnrl-Quei schnitte.
Eine Schwebefähre, wie sie an
anderen Stellen, unter anderen Verhält-
nissen mit Erfolg ausgeführt ist, z. Ii.
in Bilbao und Kouen, kann hier wegen
des außerordentlich lebhaften Srhiffs-
verkehrcs, mit Rücksicht auf die Ge-
fahren, welche durch den Betrieb einer
solchen Eähre fürdie Schiffahrt und auch
für die Fähre selbst entstehen müßten
und im Hinblick auf die häufigen, lang
andauernden Unterbrechungen, welche
der Fährenbetrieb durch die Schiffahrt,
sowie durch Nebel usw. erleiden würde,
nicht zur Ausführung kommen.
Aus demselben Grunde könnte auch
eine Wagenfähre hier nicht inbetracht
kommen, die bei entsprechender Leis-
tungsfähigkeit (Fassung von 700 Per-
sonen und 10 bespannten Wagen) schon
ein Schiff von 40» Ijingc bei i6~ Breite
erfordern würde.
Die Senatsvorlage kommt daher zu
dem Schluß, daß den Verkchrsbcdürf-
nissen am sichersten und in ausreichend-
ster Weise durch die Anlage eines
Tunnels gedient werde, für den (vergl.
den Lageplan Abbildg. l) allein die Ge-
gend zwischen dem westlichen Ende
der St. Pauli-Landungsbrückc und der
Steinwärder Uadrans:alt, westlich vom
Fährcnkanal, inbetracht kommen könne.
Als Vorbild für die Anlage hat der
Tunnel unter dem Clyde in Glasgow
gedient. Der Tunnel selbst ist, um Ver-
kehrsstockungen zu vermeiden, als für
die beiden Verkehrsrichtungen getrenn-
ter, aus a Röhren von je 4,8 «> Durehm.
hergestellter Doppellunnel gedacht, zu
dem man auf den beiden Lfern durch
je einen runden überbauten Schacht
von 20 ■ Durehm. hinabsteigt, in wel-
chem sich je 6 Lastenzüge von 3 ver-
schiedenen Unsen, nämlich von 9,4 und
7 m für Fuhrwerk und 3,2 m für Personen
mit 1,5 bis 9,5' Tragfähigkeit bewegen.
Abbilds *
Langsp.-ofil.
Abbild* t.
4. Juni 1904.
»75
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Die Schächte sollen mit Luftdruck abgesenkt werden,
während bezuglich der Herstellung der Tunnclröhren die
Denkschrift noch keinen Aufschluß gibt. Die Verkehrs-
wege in den Tunneln sind so geteilt gedacht, daß jeder
in einen Fahrweg für l>astfuhrwerke und 2 Bürgersteige
zerfällt. Das Profil ist so bemessen, daß die größten,
für den Straßenverkehr zulässigen I-astwagcn den Tunnel
passieren können, dasselbe gilt von der 1 ragfähigkeit der
Aufzüge. Zurzeit des stärksten Personcnverkehreslcann der
Tunnel für Fuhrwerke zeitweilig gesperrt werden, sodaß
alle Aufzüge für den Personenverkehr frei sind, die lao, 80
bez. ao Personen fassen können.
Außerdem sind in dem Schacht
auch noch Treppen vorgesehen.
Schacht und Tunnel sollen elek-
trisch beleuchtet und mit weißen
Kacheln ausgekleidet werden.
Für die Entwässerung sind elek-
trische Pumpen vorgesehen.
Die Tunnclröhren sollen als
mit Mauerwerk und Beton ver-
kleidete Eisenrohren hergestellt
werden und so tief liegen, daß
bei ausreichender Deckung über
ihnen mindestens 10 ■ Wasser-
tiefe bei H.W. verbleibt. Es soll
jedoch eine spätere Ausliefung
auf 11 — I2m für die Hochwasser-
tiefe bei Anlage des Bauwerkes
gleich ins Auge gefaßt werden.
Die Auf zugschächte erhalten
Eingangshallen, die auf dem
Nordufer eine reichere Ausbil-
dung erfahren werden. Außer-
dem sind besondere Vorkeh-
rungen und bauliche Anlagen
in Verbindung mit den Aufzug-
schächten zur I landhabung der
Zollkontrolle erforderlich, da die
Tunnelmündung vom Nordufer
im Zollinland, vom Südufer im
Zollausland liegt. Auf die Ein-
zelheiten dieser Anlagen sei
hier nicht weiter eingegangen.
Die Einzelheiten der Tunncl-
anlagc gehen im übrigen aus
Plan l, sowie dem Längsprofil
Abbildg. 2, den Tunnel -Quer-
schnitten Abbildg. 3 und dem
Schnitt und Grundriß des Auf-
zugschachtes Abbildg. 4 hervor.
Von den Gesamtkosten von
8 300 000 M entfallen 140000 M.
auf Bauaufsicht, Inbetriebnahme,
erste Betriebskosten usw., 545000
M. auf Straßenapticrungen und
Zolleinrichtungen, 1:15000 M. auf
die sorgfältige Bedeckung der
Elbsohle über dem Tunnel und
schließlich 7390000 M auf den
eigentlichen Tunnelbau. Letz-
tere Summe verteilt sich weiter
wie folgt:
2 Fahrschächte . . 1080000 M.
2 Tunnclröhren . . 3 876 000 „
Betriebs -F.inrichtg. 1 271 000 „
Vorarb., Berechn.,
Zeichn., Modelle,
Unvorhergcsch 263000 „
Summa 7390000 M.
Die jährlichen Betriebskosten (ohne Amortisation) sind
auf 55000 M. geschätzt. Um die Betriebskosten zu decken
und nie Kosten der verschiedenen Einrichtungen zu amorti-
sieren (die Bauten selbst sind mit Rücksicht auf das Allge-
meininteresse ä fonds perdu herzustellen) sollen Gebühren
erhoben werden, die sich auf 3 Pf. für die Person, 10 Pf.
für die Karre, 30 Pf. für den leeren und 50 Pf. für den
vollen Wagen belaufen. Die hieraus sich ergebende Ein-
nahme wird bei 13000 Personen, 200 vollen, 200 leeren
Wagen und 100 Karren auf 168000 M. geschätzt, die zu
obigem Zwecke ausreichen würde. —
Anficht de* Kamine».
Das Krematorium auf dem Friedhofe In Karlsruhe In Baden. Aeufk-re» DagaogtfOf
Zum Umbau des königlichen Schauspielhauses in Berlin.
- MuO au» Xu. 43 \ Hierzu die Abbilduni; S. j^fi.
II.
jic in der No. 43bchandcltc Frage des Umbaues des
Kgl. Schauspielhauses in Berlin beschältijrte am
Montag den 30. Mai den „Architeklenvcrcin zu Berlin"
in einer längeren Auseinandersetzung, die durch einen von
Prof Walle erstatteten kurzen Bericht ober die zeiiitir
Sachlage eingeleitet wurde. I »er Inhalt desselben deckte
sich in allem Wesentlichen mit den hier bereits gegebenen
Ausführungen (S. 265 267» und bezog sich nur hinsichtlich
der .Stilwahl auf einen bereits im Vorjahre ausgeführten
Umbau der Hofloge im Empire, was die Prturrhtung
der Wahl eben derselben Wn~e für den Zuschauerraum
erheblich vergrößerte. E» wurde u. a. dabei auch erwähnt,
daU ein Vorschlag der Umwandlung des Konzertsaales
in Rokoko zur Zeit Kaiser Wilhelms I trotz hoher Be-
fürwortung nicht habe durchdringen können.
■■:■>
Der Vortragende, der im Eingange erneut der Hoffnung
auf Erhaltung auch der Oper entschieden Ausdruck ge-
geben hatte, erachtete es als eine besondere Ehrenpflicht des
Architektenvereins wenn auch erst im letzten Augenblick
so ilocl 11 1 Ii füi dci Sc hutz des & I inkcl - ,ni -m-Ikui-
spiclhauses einzutreten. Die nach kur/er Erörterung zur
Annahme gelangte Entschließung des Vereins hatte fol-
genden Wortlaut:
„Der Architekten- Verein zu Berlin hat aus den Ver-
handlungen des preußischen Landtages davon Kenntnis
erhalten, daß das Knnigl Schauspielhaus durchgreifenden
Veränderungen im feuerpolizeilichen Interesse und im
Sinne der Verkehrssicherheit unterzogen werden soll.
In der Befürchtung, hierbei eine der hervorragendsten
Schöpfungen Schinkels in ihrem künstlerischen Bestände
No. «
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bedroht zu sehen, spricht der Verein die Erwartung aus,
daß die jetzigen Sichcrungsarbcitcn und Erneuerungen,
insbesondere im Zuschauerräume oder dem Konzertsaale
und seinen Vorsalen, auf das notwendigste Mindestmaß
beschrankt werden und daß die Wiederherstellung etwa
beschädigter oder zerstörter Teile behufs Wahrung der
Einheitlichkeil dieses anerkannten Meisterwerkes der
Architektur nur in den alten Formen erfolge*.
Innerhalb der eigentlichen Besprechung, an der sich
u. a. die ßauräte (iraef. Körber und Knoblauch be-
teiligten, wurden über die voraussichtlichen Aenderungen
kurze Mitteilungen gemacht, wonach des besseren Sehens
wegen die zierlichen Säulchen der einzelnen Hange in Fort-
fall kommen und
die Logen und
Balkone statt
wagrecht nun-
mehr leicht ge-
neigt angelegt
werden sollen.
Probeweise sind
bereits einzelne
Teile der Decke
— wenn auch
mit großer Sorg-
falt — abgenom-
men und unter
tunlichsterScho*
nung dor alten
Malcreigcschatzt
untergebracht
worden. Gleich-
wohl waren ge-
nauere Angaben
Ober die fisthe- >
tische Behand-
lung des Rau-
mes nicht zu _Jt^ ~~-^« ts|
erlangen. Der ~ Äb'«T:
Konzertsaal,
freie Anwendung der griechischen Bauweise zeige, be-
sonders hervorheben zu sollen, weil in ihr sich reiche
Fracht und klare Harmonie zum edelsten Eindruck auf
den Beschauer vereinigten.
Und Prof. Guhl, auf dessen Schinkclrcdc von 1859
schon oben hingewiesen wurde, steht nicht an, den Kon-
zertsaal als einen der schönsten Innenräume zu bezeich-
nen, welche die Kunst jener Zeit überhaupt geschaffen
hat. .Welch' edle Formen in der ganzen Gestaltung,
welches schöne Maß in dem bildlichen und plastischen
Schmuck, welch' ein perspektivisch-malerischer Keiz in
den Säulenhallen des oberen Geschosses!'
Dieser Konzertsaal, dessen edle Verhältnisse auf
dem Bilde vor-
trefflich hervor-
treten, ist unter
dem Gesimse
durch Friedrich
Ticck mit stark
erhabenen figür-
lichen Friesen
nach antiken
Motiven ausge-
schmückt wor-
den, die u. a.
Ganymed mit
dem Adler, Eros
mit der Löwen-
haut, Ariadnc
undOrplicusdar-
stellen. Auch die
Vorsäle erhiel-
ten einen ähn-
lichen vorneh-
men Schmuck
an Malerei und
Skulpturen, wel-
che die wunder-
bare Einheitlich-
keit der Erfin-
der zunächst imganzen unberührt bleiben dürfte, hat sich
wie ebenfalls jetzt gemeldet wurde - hinsichtlich der
Dcckenkonstrtiktion als nicht mehr völlig sicher erwiesen,
sodaß auch hier die etwaige Notwendigkeit einer größeren
Sicherung noch nicht ausgeschlossen erscheint.
Wenngleich wir das Vertrauen hegen, daß es gelingt,
diesen Kaum in der alten Form erhalten oder wieder
hergestellt zu sehen, glauben wir durch seine Wiedergabe
(S. 378) dem hohen künstlerischen Werte dieser außer-
ordentlich gelungenen Schöpfung gerecht werden zu sollen,
um zugleich in Verbindung mit der Perspektive des Zu-
schauerraumes tS. 266) ein besseres (iesamtbild der idealen
inneren Harmonie zu ermöglichen.
An diesem Saale glaubte Bernhard Kuglcr (1842) die
Architektur desselben,/lie die schönste und zugleich eine
4. Juni 1904.
Architekt: Prot. A. StOrxen.cker
in Karlsruhe in Holen
dung des ganzen Werkes in allen seinen Teilen dartun.
Hoffentlich trägt die Kundgebung des Arrliitcktcn-
Vercins zur Aufklärung der maßgebenden Kreise über
den Dcnkmalwert des Hauses bei. Mit Recht wurde ja
im Architekten -Verein hervorgehoben, daß die ganze
Denkmalpflege in Preußen keinen Zweck und keinen
Sinn mehr habe, wenn der Staat sich um kleine Diet-
kirchen sehr annelcgrntlich kümmere, seinerseits aber bei
Denkmälern von der Bedeutung des Opernhauses und des
Schauspielhauses gestattet, sjrh um den Staalskonser-
vator garnicht zu kümmern. Vielleicht tragen die
jetzigen Mißachtungen gegen den («eist Knobelsdorfs und
Schinkcl's dazu bei, eine starke Bewegung gegen diese
bedauerlichen Zustände in Gang zu br.ngcn.
P. W.
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Mitteilungen aus Vereinen.
Sächsischer Ing.- u. Arch. -Verein. Die Arbeiten des
Vereins im neuen Jahr nahmen ihren Anfang am 4. Jan.
Es hielt Hr. Prof. Dr. Wäntig aus Monster i. W, den
mit Hainen erschienenen Vereinsmitgliedern im Konzert-
saale des stadtischen Ausstellungsgebäudes einen Vortrag
über „Moderne Wirtschaft und Handwerkskunst",
wobei er von der gleichzeitig stattfindenden Ausstellung
der Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst mit ihren
zum großen Teil unter englischem Einflüsse stehenden
Wohnungs-Kinricluungen ausging, den Versuch hervor-
ragender englischer Größen schilderte, den schroffen Ge-
gensatz zwischen dem unkönstlcrischcn Charakter der
Satz von Morris: „Duldet nichts in eurem Hause, wovon
ihr nicht wißt, daß es nützlich ist und wovon ihr nicht
glaubt, daß es schön sei."
Am 11. Jan. sprach Hr. Arch. Tscharmann Ober
die künstlerische Neugestaltung des Thealer-
platzcs in Dresden. Hervorgehoben sei hier nur seine
Ueberzeugung, daß Semper s. 2. freiwillig auf den Zu-
sammenhang zwischen Zwingerhof und Theaterplatz ver-
zichtete, weil er bei der enormen Längsabmessung für
die Raumwirkung fürchtete ; deshalb schloß er den Zwinger-
hof von dem geplanten Forum durch die dazwischen ge-
stellte Gemäldegalerie ab. Kerner bedauerte es der Hed-
ner, daß den zahlreichen Möglichkeilen einer Lösung der
jetzt schwebenden Frage kein strafferes Programm mit
Das Konlgl. Schauspielhaus In Berlin. Dar Konzertsaal und Foyer. Architekt: Carl Fricdr. Schinkel.
(NaiU: Sammlung arrhiirktuiimrhri Kniwntfr ton Carl Knrrlr. Sihinht-l. WrUj; von KirM -■■ Kon»)
modernen Wirtschaftsordnung, am ausgeprägtesten durch
die Ty|>enproduktion Amerikas vertreten, und dem tief im
germanischen Wesen wurzelnden Bedürfnis nach indivi-
dueller künstlerischer! ä'staltung unserer ganzcnl'mgcbung,
auszugleichen. Der Kerlner betonte weiterhin die große
Bedeutung, die in Deutschland l>ei der Gesundung der
modernen Wirtschaftsordnung der Frau zufallt, weil sie
als hauptsächlichste Käuferin (von Beschaffung der Aus-
stattung an) und somit als Hauptvertreteriii der Nachfrage
Form und inneren Gehalt des Angebotes wesentlich be-
einflusse. Das gesamte weibliche Schul- und Bildung,
wesen ließe aber heute noch alle- vermissen, was zu die-
ser überaus wichtigen Stellung die Frau vorzubereiten ver-
möchte. Kr empfahl als Richtschnur bei Anschaffungen den
»78
sachdienlichen Grundlagen gegenüber ceMcllt worden sei
und schloß Andeutungen an über eine Oberaus großartige
Auffassung der Aufgabe, die sich ergibt, wenn man durch
den Kgl. Marstall eine Planachse legt. Kr empfiehlt, der
Sache alle Zeit zum Ausreifen zu lassen. —
Am 1 8. Jan. machte Hr M.i-rh In-]) Kluge die Er-
schienenen bekannt mit „den Hilfszügen der sächs.
Staatscisenbahnen". Kr erinnerte zunächst an die
schweren Eisen bahnun fälle bei Ottenbach und Altenbeken,
die beide durch das Aufeinandertahren von hintereinander
laufenden Ziigen verursacht wurden; unter den sonstigen
Umeben hebt er besonders die gefährlichen Eigenschaften
des Stahles hervor, der schon durch Verlangsamung der
Kangicrgcschäftc l'iifällc herauf zu beschwören vermag,
No. 45.
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ferner verweist er auf Nichteinhaltung der Signalvorschrif-
ten (Altenbeken», gegen die auch das Vierlelder Block-
svstem keine Sicherheit gewährt. Kiner Anregung des
Kaisers zufolge sind die bisher schon im Gebrauch ge-
wesenen Wcrkzcugwagcn durch Anfügen eines Arztwagens
zu HilfszOgcn ergänzt worden, deren in Sachsen imganzen
sieben (aui den größeren Stationen ! jederzeit bereit stehen.
Durch Beschreibung und Zeichnungen wurden die An-
wesenden mit der ganzen Einrichtung genau bekannt ge-
macht ; wesentlich unterstützt wird sie durch die freiwilli-
gen Samariter-Kolonnen dcrKisenbähn-Bedicnstetcn. Probe-
Alarmierungen haben ergeben, daß bis zum Abgang eines
llilfszuges nach Eingang der Meldung bei Tag 30 Min ,
bei Nacht 45 Min. Zeit vergehen. —
Am as lan. hielt Hr. Prof. Lewicki jun. einen Vor-
trag: rZu'm Wettbewerb der Dampf kraft- und Gas-
kraft-Anlauen." Nach der Ansicht des Vortragenden
werden die Dampfkrafl - Anlagen auf absehbare Zeit von
einer gewissen Grenze an aufwärts die Führung behalten.
— Am 1. Febr. führte llr. Ing. Gruhn der Versammlung
den von ihm erfundenen Telautographcn vor. Es ist
dies eine Vorrichtung, die den Fernsprecher derart er-
gänzt, daß die eigenhändige Niederschrift an der Empfangs-
station zur Erscheinung gelangt und auf pholographlschem
Wege fixiert wird. Die Bedeutung dieser Vervollkommnung
des Geschäftsverkehrs für wichtige Verhandlungen leuchtet
von selbst ein; der Vortragende gab mit Hilfe der im
Saal aufgestellten Apparate sehr gute Proben von deren
Leistungsfähigkeit. —
Am 8 Febr. beschäftigte sich die Wochen- Versammlung
mit dem Entwurf zu einer neuen Bauordnung für
Dresden. Hr. Üb-Ing il). Dr. Fritzsehe gab zunächst
eine kurze Ucbersicht von der Tätigkeit der zu seiner
Beratung eingesetzten Kommission und von der Einteilung
des Entwurfes: von Hrn. Vermc.ssungs-Ob.-Insp, I.eyser
und Hrn. Arch. Dicstel wurde sodann eingehend Ober
die einzelnen Abteilungen und die für notwendig befunde-
nen Abänderung*- Vorschläge berichtet; ein Exemplar des
Entwurfes, worin diese eingetragen sind, ist an den Stadt-
rat abgegeben worden -
Am 15. Febr. sprach Hr. Ob.-Baukom. Gruner über
die Sicherheit in öffentlichen Gebäuden. Er be-
zeichnete das Gedränge im Falle einer vermeintlichen
oder wirklichen Gefahr als die bedrohlichste und jeden-
falls stets vorhandene Gefährdung, weshalb mit Hecht
schon von Anfang an die Sorge für reichliche und leicht
zu findende Ausgange uls bester Schutz der Personen
gegolten hat. Er gab sodann eine l"el>er-icht und kritische
Besprechung der in Sachsen, Preußen usw. zu diesem
Zweck erlassenen Vorschriften, erläuterte sie zumteil an
der Hand der ausgehängten Pläne vom Ringtheater in
Wien und vom Intenmstheater in Stuttgart und bezeichnete
es schließlich als notwendig, daß eine Zentralstelle ge-
schaffen werde, die mit weitem Blick, fern von Einseitig-
keit (etwa nur der Sorge wegen Feuer-sicherheil) alle Vor-
kommnisse auf diesem (iehiete verfolgt, damit die opfer-
reiche Lehrzeit, in der wir uns unverkennbar noch be-
finden, möglichst abgekürzt werde und eine für Jedermann
zugängige Auskunftssicllc vorhanden sei. —
Der 22. Febr. brachte das übliche Winterfest des
Vereins, das auch diesmal auf der Brnhl'schcn Terrasse
gefeiert wurde und allen Teilnehmern durch Konzert, Tafel
und Ball frohe Stunden bereitete. —
Am 29. Febr. hielt Hr. Zivillng. Stiasni einen Vor-
trag über die Regulierung der Save bei Agram,
Sie erstreckt sich auf 53,7 *m frühere Ftußlange und wird
in a Abschnitten, von Jankomi* bis Miccvae und von da
Iiis Kugvica ausgeführt f)ic Abkürzung der Flußlänge
wird etwa 33,7.5 kln, die Bauzeit der oberen Strecke 12,
die der unteren 16 Jahre betragen. 1 t"> regulierter Fluß-
lauf ist zu 155000 M. veranschlagt; die Billigkeit erklart
sich aus dem Umstände, daß ein großer Teil der Anlieger-
leistungen von den Zahlungspflichtigen abgearbeitet wird.
Zur Anwendung kommt das Wolf'sche System der schwe-
benden Bauanlagen, mit »ogen. Gehängen, das vom Vor-
tragenden in seinen 4 Entwicklungsstufen an der Hand
von schemalischcn Darstellungen und Aufnahmen nach
der Natur sehr anschaulich geschildert wird. Das t nu r
nehmen wird mit Umsicht und Erfolg betrieben; man er-
wartet nicht nur den Gewinn von 4000 '•> Kulturland,
sondern vielleicht auch die Schiffbarkeit der Save bis
Agram und darüber hinaus. —
Am 7. .März berichtete Hr. Reg - Bfhr Gehler aus-
führlich über die Bruchprobe mit einer Hcnncbji|iie-
B rücke, die von dcrFirmaOdoricoauf der Dresdner Städte-
Ausstellung als Ausstcllunfs-Gcgciistand hergestellt wor-
den war. Wenn die Brücke auch nur 10 "> weit gespannt
war, verdiente die Probe doch besondere Beachtung, weil
sie streng wissenschaftlich, mit Benutzung der cmplmd-
4 Juni loo^.
liebsten Beobachtung» - Instrumente, durchgeführt wurde
und zur Beantwortung folgender Fragen führen sollte:
1. Gibt es ein Gesetz lür die Durchbiegungen und Eisen-
spannungen und wie lautet csv 2. Sind die Messungen
der Widerlager-Veränderungen notwendig .-' — Zu 1 wurde
das Bestehen eines einfachen Gesetzes zwar zugegeben,
seine Formulierung muß aber weiteren Versuchen vor-
behalten bleiben; zu 2 wurde konstatiert, daß diese Ver-
änderungen das reine Gesetz beeinflussen, den Bruch be-
schleunigen und wertvoll für die Theorie sind.
Am 14. März gab Hr. Prof, Buhle von der Techti.
Hochschule in Dresden einen Bericht über eine von ihm
1898 ausgeführte Studienreise nach den Vereinigten
Staaten Nordamerikas, die besonders den Eisenbahn-
und Tratisport- Anlagen, sowie den Forderungs- und Lage-
s - Einrichtungen für Massengüter (Kohlen, Erze, Ge-
e u. dergl.) gegolten hat. von der er aber in unge-
wöhnlich frischer, humorvoller Weise auch Ober allerlei
anderes, was er gesehen und erlebt hatte, berichtete. -
Am 21 März besichtigten die Dresdener Vcreinsmit-
gliedcr die Neubauten der Ein fatnil ien - Villen-
Kolonie hinter dem Waldschlößchen, von der ein-
zelne Häuser in den nächsten Tagen bezogen werden
sollten. Auch Damen nahmen an der Besichtigung teil;
der Beifall, den die neue Schöpfung (das Werk der Archi-
tekten E. Kühn und A. Gmthe) fand, war wohl ungeteilt;
Dresden hat damit einen bemerkenswerten Anfang gemacht,
aus seiner bisherigen Rückständigkeit auf diesem Gebiet
»ich loszuringen. -
Am 28. März sprach Hr. Üb. - Brt. Schmidt über
Heimatschutz und Baukunst, faßte zunächst die
Schrine, die in neuester Zeil zur Besserung der Zustände
in Sachsen und anderwärts unternommen worden sind,
in kurzer Ucbersicht zusammen und ging dann zu den
Anwendungen auf praktischem Gebiete über. Hinsicht-
lich der I Jindbcvolkerung und ihrer Bauweise verspricht
er sich so lange keinen durchschlagenden Erfolg, als es
nicht gelingt, sie von den volkswirtschaftlichen Vor-
teilen, die mit den Bestrebungen nach I leimatschutz ge-
boten werden, zu überzeugen; daß diese aber noch viel
größer sind, ais die künstlerischen Interessen, konnte der
Vortragende mit Hilfe glücklich gewählter Entwürfe und
ausgeführter Bauten aus seiner eigenen Praxis und der
des Architekten F.. Kühn zahlenmäßig nachweisen. Es
hat auch die sächsische Regierung diesen Weg zur Besse-
rung unserer ländlichen Bauverhältnisse in dankenswerter
Weise bereits betreten. — (s,lil„u »„«..,
Vermischtes.
Die Oberleitung der Arbeiten am Panamakanal ist dem
bisherigen ücncral- Betriebsdirektor der lllinois-Zenlralhahn,
lohn. F. Wallace, Uberlingen worden. Er besitzt den
Ruf eines ausgezeichneten Ingenieurs und eines Mannes,
der mit Menschen umzugehen und ihre Kenntnisse und
Leistungen schnell zu erkennen vermag, Er ist 52 Jahre
alt und hat große Stromrczuhcrungcn am Missouri geleitet,
mehrere große Brücken über diesen Strom angelegt und
während der Weltausstellung in Chicago das schwierige
Problem der Verbindung des Ausstellungsplatzes mit der
Stadt glänzend gelost.
Farbentonkarte. Unter diesem Namen bringt die Finna
Paul Baumann in Aue i. F.rzgcb. eine Neuheit auf den
Markt, welche in BaukrcUen Interesse erwecken dürfte.
Es ist bekannt, wieviel Zeit der Architekt durch das Probe-
ansireichen des Anstreichers vergeudet Durch die Einfüh-
rung der gesetzlich gesch. Farbentonkarte soll dieser Nach-
teil beseitigt werden, I )ie Kartcbc-tcht auseineni Kartenblock
in der Große 80 » .50"", mit 360 gemischten Tönen, welche
im allgemeinen ausreichen; der Block ist zwischen zwei
polierten Holzrahmen angebracht, die oben zum Umdrehen
durch zwei starke Metallbänder zusammengehalten sind.
Im geschlossenen Zustande läßt sich die Karte, da sie von
beiden Seiten durch den Rahmen gegen Beschädigung
geschützt ist, leicht transportieren Bei der Bestellung
wird eine Skala beigegeben, in welcher angegeben ist, aus
welchen Farben jeder der 360 Tone gemischt wurde. Die
Falbenkarte erscheint noch in einer zweiten Ausgabe, in
Blockform in den Größen 24x10 101 und i i- 7':", uns losen
Blättern bestehend. Diese Ausübe hat den Vorteil, ilali
man die einzelnen Blätter zur liestiminuitu und Auswahl
der Farben nach den S|,.fien i|sW. mmielmicn kann
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für ein
Verdi-Denkmal in Mailand wurde tilr italienische Künstler
erhis-cn Der I. Preis beträft 5000 lii'e, neben ihm wer-
den fünf II. Preise von je im lue verleih Für das
=79
rung
treid
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Denkmal stehen iaoooo lire zur Verfügung; als Auf-
stellungsort wurde der Piazzale Michelangelo, an der Porta
Magenta, gewählt. —
Der Wettbewerb des Beamten -Wohnungs- Vereins zu
Berlin. Hierzu erhalten wir noch die folgenden Aus-
fahrungen: „Der dankenswerte Artikel in der heutigen
No. 44 Ihres geschätzten Blattes über den Wettbewerb
des Beamten -Wohnungs -Vereins gibt mir Veranlassung,
noch auf Folgendes hinzuweisen, dessen Benutzung ich
Ihrem Ermessen Oberlasse. Wenn sich ein Architekt an
einem solchen, immerhin eine gewisse Mühe machenden
Wettbewerb beteiligt, so kann er doch wohl voraussetzen,
dafl nach der Entscheidung den Teilnehmern das Protokoll
des Preisgerichtes oder wenigstens ein Auszug desselben
mitgeteilt wird. Das Mindeste würde wohl sein, ein hekto-
graphiertes Blatt an die Teilnehmer zu geben, aus dem
die Klassifizierung der eingegangenen Entwürfe zu ersehen
wäre, d. h. welche Projekte ganz ausschieden und welche
in die engere Wahl kamen. Alles dies hat das Preisge-
richt auöer acht gelassen und es nicht der Mühe für wert
erachtet, den nicht mit einem Preise bedachten Teilnehmern
an diesem Wettbewerbe irgend eine Mitteilung in obigem
Sinne zu machen. Vielleicht erhält das Preisgericht durch
diese Zeilen eine Anregung, noch nachträglich in diesem
Sinne eine öffentliche Mitteilung zu machen." -
Chronik.
Die Errichtung eines neuen Schlachthofes In Stuttgart
wurde durch die bürgerlichen Kollegien beschlossen und dafür
eine Summe von 4700000 M. bewilligt. —
Eine neue katholische Kirche In Stadtsteinach wird an-
«teile der abgebrannten Pfarrkirche nach den Entwürfen de» Hrn.
Prof Jos. Schmitz in Nürnberg errichtet. —
Die neue protestantische Kirche In der Kolonie Grune-
wald bei Berlin i»t Ende Mai geweiht worden. Architekt. Reg.-
Bmstr. Philipp Nittc in Berlin; ßausuminc acooco M. Die spat-
gotische Kirche faßl 800 Perionen —
Die Einweihung eines neuen Reichsbank - Gebäude« In
Dortmund fand am 18. Mai statt. —
Elektrische Vollbahn Hasselbrook— Ohlsdorf. Die Bürger-
Schaft von Hamborg bewilligte 63 Mill. M zum Bau einer elektri-
schen Vullbahn von Hasselbrouk nach Ohlsdorf, die von der preuB.
Staatabahn -Verwaltung betrieben werden soll —
Die neue protestantische Kirche In Pasing bei München
wurde am Itimmellahrtstage geweiht. Das (■Ottenhaus i*t nach
den Entwürfen des Architekten Prof K. Ilochedcr in München
errichtet, kostete etwa 100000 M. und hat 560 Siue. —
Ein Monumentalbrunnen an der Kreuzung der Neust ift-
und der Schottengasse In Wien wird mit einem Aufwände von
95000 Kr. nach dem Entwurf des Bildhauers Hans Scherpe in
Wien errichtet. —
Ein Museum für Völkerkunde In Köln a. Rh. gelangt am
Ubierring zur Errichtung. Tür das Museum widmete die Stadt Köln
den Bauplatz, eine Kolner Bürgern), Frau Kaute 11 s Ii auch, einen
Betrag von 4^0000 M. — -
Naturhlstortsches Museum In Frankfurt a. M. Die Grund-
steinlegung iura Naturhistotiwhen Museum an der VikloiU-Allee
in Frankfurt a. M fand am 15 Mai d. J. statt. Das Gebäude wird
nach einem Entwurf des Ilm Bit- Ludw. Neuer in Fraukfuil
enichtet. —
Gemeindehauser In Wichlinghausen und auf dem Katern-
berg bei Elberfeld-Barnten. Ein evang. Gemeindehaus in Wich-
fing hausen (85000 M ) wuidc am 8. Mai eingeweiht; ein Gemeinde-
haus am Katernbelg am 15, Mai. Beide Gebäude wurden nach
Entwürfen de* Hin. Arch- Knedr, Schutte in Uarnico errichtet. —
Eine Knaben- und Madchenschule in Waldenburg 1. Schi,
gelangt nach dem umgearbeiteten Konkurrenzentwui f der Ilm
Kohler & Kran; in Charloiieiibutg zur Ausführung. --
Zu einem neuen Theater In Wurzburg ist auf der Grund-
lage einer BauMimme von 800 oco M. die rirma Heil mann *c
l.ittmann in München ersucht worden, Plane auszuarbeiten. Das
Theater soll an der Stelle des jetzigen Schianneiisaalcs errichtet
und als Ersatz für den dadurch in Wegfall kommenden Saaltuu
der alte Bahnhof mit einem Aufwände von ^00000 M in eine Fest-
halle umgewandelt werden. —
Ein Bismarckturm auf dem Hainberge bei Asch in Böhmen
wird anfangs Juni eingeweiht weplcn. Der nsch dem Entwuri des
Architekten Willi. Kreis in Dresden errichtete Turm ist au* Granit,
35 m hoch und kostete 55 000 M. —
Der die Genossenschaft zur Regelung der Vorllut und
zur Abwasserreinigung im Emschergebiet betr. Gesetzentwurf
(vcrgl. unseren ausführlic hen Bericht flticr da* Gcsamt-Untci nehmen
auf S. tu u. ff.) ist am 13. Mai d J im prcuÜ Abgcnrdnetrnhause
in 3. Lesung augciiommcu worden. —
Personal-Nachrichten.
PreuOen. Dem l-andesb»uin*p. Sauer in Wiesbaden und
dem Keg.- o Brt. F. verken in Mainz ist der Rote Adler- Orden
IV. Kl., dem Großh he»s. Eisenb • Hai»- u. Hrlr. - Insp. Barth in
Mainz der Kgl- Kronen-Orden IV. Kl. verliehen.
Die Etlaubnis zur Anlegung der ihnen verlieh, mthtpieuß
Orden ist erteilt und zwar: dem I nn .'.eskonscrvaior Arcti. 1 iiir
in Hechingen de« Offiziei kreuze« de* Kai«. Österreich, Kran/ '..srph-
Ordens und dem Prof Dr. W. Dorpfeld in Athen der K^l. r 11 man.
Medaille für Kunst und Wissenschaft iccu. Hcne mtrenii.. I Kl.
28o
Ernannt sind: die Reg.- u. Brie. Wittfeld und Uber ZU
Geh. Brtn. und vortr. Riten im Min. der offentl- Arb. ; der Geh.
Brt. Kinrolt in Berlin z. Ob.-Brt. mit dem Range der Ob -Reg -
Rite; der Landbauinip Brt. Bergmann in Stettin, die Wasser-
bauinsp Brie, Sckerl in Bromberg und Soramermeicr in
Glockstadt, die Landbauinsp Brte. Jende in Gumbinnen und Ehr-
hardt in Danzig, der Wasserbauintp Brt. Holmgren in Rathenow,
der Bauinsp. Brt. Adams in Berlin, der Hafcribauinsp. Brt Nakonz
in Pillau, die Landbauinsp. Prof. Schmalz in Berlin und Doni-
baumatr. Hertel in Köln zu Reg- u Brtn.
l'cberwiesen sind: die Reg- u. Brte. Bergmann der KgL
Reg. in Stettin, Sckerl der Reg. in Bromberg, Sommermeier
der Reg- in Posen, Jende der Reg. tu Gumbinnen und Ehrhardt
der Reg. in Danzig.
Verliehen ist: dem Ob.- u. Geh. -Brt. Rimrott die Stelle
de» maach.-techn Ob.-Brts. bei der Kgt. Ki»enb.-Dir. in Berlin; —
den Reg.- u. Brtn. Meinhardt in Danzig, G u t z e i t in Breslau
und B ft s c h e r in Mainz, dem Eisenb -Dir. S c h u b e r l in Berlin,
den F.i*enb. • Bau- u. Betr. - Insp. Kuppcnthal in Kattowitz,
R h o t e r t in Danzig, K. S c h w a r t in Bromberg, M a 1 1 h a e i iu
Mainz, Breuer in Elberfeld und Broustin in Essen a R. die
Stelle eines Mitgl der Kgl Kisenb--Dir.; — den Eisenb-Dir. Kley-
bocker die Stelle des Vorst der Eisenb. -Betr -Insp. 3 in Glogau
und Krolow die Stelle des Vorst der Betr.-lnsp. in Kolberg; —
den Eisenb -Bau- u. Betr.-lnsp Ernst Schultie die Stelle des
Vorm. der Betr. -Insp. 5 in Magdeburg, Hanne mann dicj der
Betr.-losp in Rastenburg, Schacht diej. der Betr -Insp. 3 in
Bremen, Klus.he diej der Betr.-In*p 1 in Breslau, Merkel
diej. der Betr -Insp 3 in Essen u.R., Pietig diej. der Betr.-lnsp.
in Arnsberg, Mortensen diej. der Betr -Insp. 1 in Graudenz,
ß. Meyer dicj. der Bclr Insp. 1 in Stargard i Porom, Leptre
diej der Betr.-lusp. a in Krefeld, Reiser diej. der Betr -Insp. in
Prcnxlau, Knoblauch diej. der Bctr.-Insp. 1 in Saarbrucken,
Wallwitz diej. der Betr.-lnsp in Kreoiburg, Metzger diej.
der Betr.-lnsp. in Oldesloe und H. B i s c h o f f dicj. der Betr.-lnsp.
in Koesfeld; — dem Eisenb-Dir. Stange die Stelle de» Vorat.
der Eisenb -Masch -losp in Lyck; — den Eiscnb.-Bauinsp. Pieper
die Stelle des Vorst, d. Eisenb -Masch. -Insp. in Glückstadl, Fü 1 1 ner
diej. der Ma«« h.-In»p. 3 in Dir», hau, Otto Müller diej der Werkst.-
Insp. 9 in Gleiwitz, Meißel diej der Masch. -Insp. in Ostrowo,
F. 1 <: h e m e y c r diej. der Masch -Insp in Stolp, Alexander diej.
der Werkst -Insp. in Stendal, Wimmer dicj der Masch -Insp. r
in Essen a. R , Christ diej der Masch. -Insp. in Kiel und Strahl
diej. der Masch ln«p- in Bcuthen, O -Sehl.
Ernannt sind die Reg -Bmstr.: Holland in Königsberg i. Pr,
Gräfe in Krefeld, Kellner in Schweidnitz, Mnrutzky in
Bebra und H. Sarrazin in Münster i W. zu Eisenb -Bau- u. Betr.-
lnsp ; — Engelke in Magdeburg, Willi. Schmitz in Berlin,
Kiehl in Doisbnrg, Flumc 111 Katiowitz, Jung in St. Job. Saar-
brücken, de Neu! in Duisburg und Dietz in Essen a. K. zu
Eisenb.. Bnuinsp.
Der Eiseub.-Bau- u. Betr -Insp. Prior in Hcrmc*keil ist nach
Simmern versetzt alb Vorst (auflrw.j der das. crrichl. Eisenb.-
Bctr.-Insp.
Dem Reg. • Bmstr. Max G o cd t k c in Berlin ist die naebge».
Enllass. aus dem Staatsdienst erteilt
Sachsen. Versetzt sind: der Bauinsp. Sonnen herg in
Leipzig I zum Baubur. Leipzig; die Reg. -Bmstr. Pahlisch in Mylau
zum Baubur Bühlau und Poppe in Freiberg I zum Baubur. Leipzig.
Die Reg. - Bmstr. Günachel in Kbersbacli, KnOfel, Se-
ch u t n y s und Wtnlicl in Dresden, Rudolph in Krohburg
and Wagner in Leipzig sind zu etalm Keg -Brastrn crnannL
Der Reg. • Bmstr. a. D. liempel in Lommatzsch, die Reg.-
Bfhr. Ruder in Oclstiitz i.V. Wagner in Leipzig, Brauer
beim Werkst - Bur , B r i) c k I c r in Dresden, Brückner in
Chemnitz, Hachenbach in Dresden A , Hildebrand in Plauen
i. V. und Kirsten in Zwickau 1 und zu auUcrctatni. Keg-Bmstrn.
eriiunnl.
Brief- und Fragelcasten.
Hrn. Stadtbmstr. R. In WelOenburg. Tabellen, aus welchen
ersichtlich ist, welche Wassel mengen Kanalisationsrohre verschie-
denen Durchmesser» bei 0.5, 1 und 1.5*1'«, Neigung in 1 Sek. führen,
gibt es unsere» Wissens nicht im Buchhandel. Wie uu« mitgeteilt
wir.!, sind für Berhn z. B. von llohrc.ht solche Tabellen aufge-
stellt, die für 1 : 1000, 1 : aooo usw. die cntsprtchci.den Werlc an-
gvben, aber nicht käuflich sind. In gleicher Werse werden
andere Städte »ich derartige Tabellen gefertigt haben, die Sie
vielleicht durch Aufrage bei den Stadtverwaltungen selbst erhalten
kennen.
Hm R. A. In Fr. Sie weisen we.ler den Bezug de» Blattes
nach, noch hat Ihre Anfrage allgemeines Interesse. Wir verweisen
Sic auf den Wer. der Anzeige.
Hrn. k. k. Brt. S. O. In Kr. Eine große genaue Aufnahme
des (iimpsnile von San Min o ivt uns nicht bekanut , vielleicht wird
eine solche aus dem Leserkreise nachgewiesen. —
Anfragen an den Leserkreis.
Welche Firma Meiert den Staiigeii-PUiiimelcr von l'iytz |Zcit-
s.liKft lUr Vcrn)cssung*wc*en 10*5, S, 3211/ —
Prof J Krieche in Sarajewo,
Inbalt: Ihn Kieinal..ri.i:ii ,m( dem Krt.-tliutt: 111 KirUiube in Hail, —
l>.r i;r-|i ..nie Tunnel iin?.-i ilcr K.l.r /....-tic-ti ili-^i >i.,.lr.-ilrn M. Pauli and
S:. i:m ;-i1rr in I i-ipj' '-irr - /um IhIm'i lies K-'-.nci. Si haM-.ficlloi.iscs in
H- 1 lin J] ■ hluU ^ Vliltt il.i'i-vn au--V< 1« i neu — \ Vi im*, hu* — IY< isbcwer-
I 1 I.u.u.k. — fers.,« .|..\a- hi:.ht«-n — Brief- und t ;nr.. kaslcii.
Ilit-r/u eine HililhciUim-: l)a-i Krcm.tloriuni :uif dem Fried-
h'»fc in KarKnilic in Bilden.
Verlag dei Urui.. Uen »auyei-.;,-.v, C, 1« 1. II. Heilln. Kü. d.e Kedskljoo
vrraiitworll. All,cr: Hufiaann, hrrlin. Uruck von Wilh. (.int, llerUn.
No. 45.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 46. BERLIN, DEN 8. JUNI
1 " - rmum^m^sirmu^mm
Bibliothek des Freiherrn F. von König-Fachsenfeld.
Architekten: Lambert * Stahl in Stuttgart. (Hmtui dw ,M.lnldutism aul Seile jtkM
(as Schloß Fachsenfeld im Oberamt Aalen (Württem-
berg) ist ein einfacher quadratischer Bau aus dem
Anfang des XIX. Jahrhunderts. Sein Aussehen ist
ein anspruchloses aber würdiges, und übt eine wohltuende
Wirkung aus im Vergleich zu der protzigen Unruhe der
meisten modernen Landsitze. Mitten im Rahmen einer groß-
artigen Natur gelegen, erweckt das massige Hauptgebäude
mit seinem niederen, länglichen Flugelanbau den Lindruck
vornehmer Zurückgezogenheit. Die Gebäude stehen auf
einer kleinen Anhöhe und beherrschen einen prachtigen
Park mit reizenden Kernsichten. Zwischen Baumgruppen
erblickt man die Burgruine Niedcralfingen, die dem Ganzen
einen besonderen Reiz verleiht.
Der Schloßherr, ein aufgeklärter Kunst- und Literatur-
kenner, hat große Schätze an Büchern, Stichen, Hand-
Zeichnungen und Gemälden angesammelt, die mangelhaft
untergebracht waren und die Schaffung zweckmäßiger
und genügend großer Räumlichkeiten notwendig machten.
Zwischen Schloß- und Klügelbau befand sich ein alter, un-
ausgebauier Saal von 11,4* Länge, 7.8" Breite und 5"
Höhe; man wußte nicht mehr, welchem Zweck dieser un-
benutzte Saal seine Entstehung verdankte. Der Entschluß
wurde gefaßt, den Raum um 1,7 "> zu erhöhen, um ihn
mittels einer Galerie in zwei Stockwerke teilen zu können;
er sollte sodann unten und oben mit Bücherregalen ver-
sehen werden und als Bibliothek dienen.
Der Saal konnte in unmittelbare Verbindung mit den
Gesellschaf Ls- Zimmern de? Schlosses gebracht werden,
während die Galerie die Zugänglichkeit zweier Säle er-
möglichte, die im ersten Stock des zu diesem Zweck teil-
weise erhöhten Klügclanbaues geschaffen werden sollten.
Eine Wendeltreppe in der Bibliothek erlaubt den Bewoh-
nern des Schlosses, sich von dem Eßzimmer in die Galerie-
Säle zu begeben.
Um möglichst viel Platz für Regale in der Bibliothek
zu gewinnen, wurden die Fenster bis auf eines zugemauert
und die Decke mit einem großen, dreiteiligen Oberlicht
versehen. Unter der Galerie wurden die Regale kojen-
förmig gegliedert, während sie auf der Galeric glatt an
die Wand zu stehen kamen.
Die Innenarchitektur ist von großer Einfachheit, je-
doch gehoben durch Anwendung von schönem kräftigem
Eichenholz. Eine besondere Dekoration des Raumes bilden
der Kamin und die Wendeltreppe; die Wände sind grün,
die Decke weiß gestrichen.
Die zwei Galeriesäle, die sich im 1. Stock mit der
Bibliothek in Verbindung befinden, sind ebenfalls mit
Oberlicht versehen; der erste der beiden Säle «ficnt zum
Aufhängen von Malereien moderner Meister, deren Hr.
Baron von König eine hervorragende Sammlung besitzt,
der zweite ist zur Aufbewahrung und Aufstellung \mi
Stichen und Handzeichnutigen bestimmt
Diese Räume wurden zusammen mit dem Bibliolhek-
saal und einigen Zimmern des Schlo-ses mit einer Nieder-
druck-Dampfheizung als der für .Sammlungsräume am
meisten inbetracht kommenden llcizart versehen.
281
<5ogIe
Das Streben der englischen Architekten nach amtlichen Fachprüfungen.
gnS n I-ondon h»t sich ein Ausschuß von Mitgliedern
MW 'l'-- „Königlichen Institutes britischer Architekten*
(K I Ii .V) gebildet, um den gesetzlichen Befähigungs-
Nachweis fOr Architekten her-
beizufuhren. DerenglischeName
des Ausschusses lautet: »Com-
mittec o( Members of the K. L
B. A. for promoting the Statu-
tory Qualifikation ul Architects*.
Vorsitzender ist J. S. Gibson,
Schriftführer W. Gillbee Scott.
Da ahnliche Bestrebungen in
Belgien undFrankreich bestehen,
auch in Oesterreich der Schutz
der Bezeichnung als Architekt
auf der Tagesordnung steht, so
mag es, ungeachtet der grundver-
schiedenen Sachlage in Deutsch-
land, von Wert sein, die Be-
gründung kennen zu lernen, die
der Eingangs genannte Ausschuß
in Form einer Kurzen Denkschrift
allen Mitgliedern des R. I. B. A
zugestellt hat, um von jedem
derselben eine Erklärung zu er-
langen, ob er der Bewegung
beitrete oder nicht
l'nter möglichster Anlehnung
an das englische Original läßt
der Wortlaut der Denkschrift
sich wie folgt wiedergeben:
„Die Pflicht der Architekten,
das Publikum und ihren eigenen
Beruf zu schützen vor Praktikern
ohne Ausbildung und ohne Be-
fähigung, entspringt keineswegs
einer neuen Auffassung, sondern
ist in anderen Landern voll an-
erkannt So hat der IV. Inter-
nationale Architekten -Kongreß
zu BrOs«cl im Jahre 1897 ein-
stimmig den folgenden Beschluß
gefaßt: .Die Architekten -Ver-
eine sollten eine tatkräftige Be-
wegung einleiten und durch-
führen, um von ihren Regie-
rungen die Einrichtung des Di-
ploms zu erlangen." Der V. In-
ternationale Architekten - Kon-
greß zu Paris im Jahre 1900
faßte ebenfalls einen einmüti-
gen Beschluß dahingehend : .daß
die Regierungen die geeigneten
Schritte unternehmen sollten,
der Bezeichnung als Architekt
Schiit/ und Achtung zu sichern
dadurch, daß für die Zukunft,
ohne rückwirkende Kraft, diese
Bezeichnung auf solche Personen einge-
schränkt werde, welche mit einem Bc-
fähigungs/eugnis versehen sind, während
anderen Personen die Bezeichnung als Ar-
chitekt verboten wird. I >ic Regierungen soll-
ten lerner die Erlangung derartiger Befähi-
gungsnachweise durch Verbreitung gecig
neter architektonischer Unterweisung un<:
Ausbildung nach Möglichkeit erleichtern "
Verschiedene Staaten Amerikas haben
ein solches ( ir-et/ erla-- cn. mich die Pro-
vinz (Juebck besitzt eine dahingehende
Polizeiverordnung. I>euischlünd undL'ngarn
verpflichten alle staatlichen oder kommuna-
len Baubcamten, eine staatliche Prüfung
abzulegen. Auch in Italien, Spanien und
Rußland ist der Architektenbcruf geschützt.
Da die Geschichte eines (.andes von
seinen Gebäuden verkörpert wird, so ist es
wesentlich, daß diese entworten werden von
solchen, die ihre Befähigung dazu nachge-
wiesen haben; und wo Leben, ticMmdhcit
und Verwendung öffentlicher Mittel in so
hohem Maße intrage kommen wie tm Bau-
wesen, bedarf da- Publikum der Sicherheit,
daß diejenigen, denen solche Verantwort-
lichkeit anvertraut wird, sich förmlich als befähigt nachge-
wicsen haben, sie zu tragen. Die Bevölkerung hat ein Recht,
sich aus einem amtlichen Verzeichnis 711 vergewissern, ob
ata
die M4nncr, deren Rat sie einholen wollen, eine geeignete
Fachbildung genossen haben. Diesem Bedürfnis zu ent-
sprechen, hat das Königliche Institut britischer Architekten
I I
Bibliothek des Freiherrn F. von Konlg-Fachsenfeld.
Architekten: Lambert A Stahl in Stuttgart.
(Royal Institute of British Archiiects» vor Jahren eine Prü-
fung eingerichtet, deren Ablegung verlangt wird von allen,
die »ich ;ils Mitglieder wollen aufnehmen lassen; aber eine
No. a6.
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große Zahl der Bewerber unterlassen es, sich der dritten
oder Schlußprüfung zu unterwerfen, weil das Verfahren
inbezug auf die Ausübung des Berufes ein freiwilliges ist.
Sobald man findet, daß man durch ernste und folge-
richtige Prüfungen in den Augen der Bevölkerung besser
gestellt wird, ist es zweifellos, daß die meisten sich gern
den Prüfungen des Königlichen Institutes britischer Archi-
tekten lk. 1 B. A.) unterziehen werden.
Allgemein wird zugestanden, daß geübte Köpfe und
Hände besser sind als ungeübte. Die Diplom- Bewegung
verlangt, daß dieser Grundsatz im Interesse des Publikums
eine ausgedehntere Anwendung findet in Uebereinstimmung
mit dem Verfahren bei anderen Berufsarten, in denen
grobe Unkenntnis und Unerfahrenheit eine bestandige Be-
drohung des öffentlichen Wohles in sich schließen.
Es wird nicht vorgeschlagen, daß die Gesetz-
gebung denjenigen, welche kein Diplom erlangt
haben, das Entwerfen von Gebäuden untersage;
aber es soll ihnen nicht gestaltet sein, sich
Architekten zu nennen, noch sollen sie ge-
richtlich die Gebühren erzwingen können, die
dem Architekten zustehen
Die erste Wirkung des erstrebten Gesetzes (Rcgistra-
tion-Act) würde die sein, das weitere Anwachsen der Zahl
unbefähigter Praktiker zu verhindern, und in der Folge
würde die Zahl eine geringere werden. Es ist die jüngere
Generation von Architekten, welche davon Vorteil ziehen
würde. Jeder, der nach Verabschiedung des Gesetzes
als Architekt eingetragen werden will, würde sich darüber
auszuweisen haben, daß er bona fidc den Beruf während
eines festzusetzenden Zeitraumes ausgeübt oder auf an-
dere Weise seine Befähigung erlangt hat.
In London ebenso wie im Lande leiden die Interessen
der Baukunst und der Bevölkerung dadurch, daß Unbe-
fähigten dir Ausübung des Berufes gestattet wird.
Die meisten Architekten sind Freunde unserer Be-
wegung, obwohl es auch solche gibt, welche ihr nicht zu-
stimmen. So hat auch der Einfluß weniger in ihrem Be-
rufe hervorragender Männer lange Zeit das Zustande-
kommen der lür Acrztc und Rechtskundige erlassenen
Gesetze verhindert, deren großer Segen für das Publikum
wie für diese Berufszweige heute allgemein zugestanden
wird. Die kleine Zahl von Architekten, welche die Diplo-
mierung verwerfen, sind gewiß zu ihren Ansichten be-
rechtigt, aber sie sind nicht Dcrcchtigt, dem Rückgang des
Berufes gleichgültig zuzuschauen.
Wir verlangen für unsere Kunst ein höheres Ansehen
als sie jetzt genießt. Ein solches Ansehen wird von der
Allgemeinheit stets in solchem Verhältnis gewährt, als die
Intelligenz und Sorgfalt der fachlichen Ausbildung bekannt
ist Die schöpferische Phantasie — das eigentliche Wesen
des Entwerfens — mag ein zu zartes Wesen sein, als daß
es erlaubt wäre, den Grad desselben sich bescheinigen zu
lassen; aber dennoch ist es unter Aufrechterhaltung des
höchsten Ideales möglich, diejenigen auszuschließen,
welche bei verständiger Prüfung zeigen, daß ihnen jede
Befähigung oder Erziehung zur Baukunst fehlt.
Die großen Hochschulen Amerikas und Deutschlands
besitzen Abteilungen, in welchen der Unterricht in der
Baukunst organisch aufgebaut ist, und sie bescheinigen
sowohl künstlerische Leistungsfähigkeit als wissenschaft-
liche Kenntnisse. I >iese Tatsache unterstützt unsere Ueber-
zeugung, daß auch künstlerische Befähigung amtlich be-
glaubigt werden kann.
Es ist jedoch von der äußersten Wichtigkeit, daß die
Fachprüfungen unter der Kontrolle von Fachgenossen
stehen und nicht von den allgemeinen Unterrichtsbehörden
geleitet werden. Wenn das R. I. B. A. die Sache jetzt in
die Hand nimmt, so wird es sich diese kontrollierende
Stellung sichern Wir wünschen eine Befähigung«-, nicht
eine Schulprüfung.
Die IMplom-Bcwegung ist eine Rückkehr zu den Grund-
sätzen der alten Bauhütten (ancient craft guilds), bei wel-
chen die Prüfung und Eintragung Pflicht war. Auch ist
dies anerkannt von dem R. I. B. A. selbst insoweit, als
seine eigene Mitgliedschaft infrage kommt. Die Diplom-Be-
wegung ist deshalb die logische Anwendung dieser Grund-
sätze auf alle diejenigen, welche den Beruf als Baukünstler
ausüben. Das R. I. B. A. ist die einzige Körperschaft, welche
den erforderlichen Einfluß besitzt, die so nötige Reform
mit Erfolg anzuregen. Wenn das Institut sich entschlösse,
die Bewegung zu leiten und der Verwirklichung entgegen-
zuführen, so würde es sich den Anspruch auf Dankbar-
keit bei allen gegenwärtigen und zukünftigen Architekten
erwerben. Ein großer und gebildeter Beruf würde auf
diese Weise organisiert werden, ein Beruf, dem die Be-
völkerung gern ein erhöhtes Vertrauen schenken würde
und dem es eine Ehre wäre, anzugehören*. —
Der Titel dieser Denkschrift lautet „The Rcgistra-
tion of Architects", was in deutscher L'ebersetzung
wohl am zutreffendsten lauten wird: „Amtliche Ein-
tragung der Architekten". Das R. I. B. A. ist nicht
etwa eine staatliche Behörde, sondern eine reine Privat-
vercinigung unter staatlicher Anerkennung. Es ist zweifel-
los die angesehenste Fachkörperschaft in England, an
die eine große Zahl englischer Fachvereine angeschlossen
(allicdi sind; das Eintreten des Institutes für die ange-
strebte Gesetzgebung würde deshalb von wesentlichem
Einfluß sein.
Es ist ein Irrtum der Denkschrift, daß in I>cutschland
zur Erlangung einer Anstellung als kommunaler üaubcamter
die Ablegung einer staatlichen Prüfung vorgeschrieben sei.
Gesetzlich ist bei uns Niemand von kommunalen tech-
nischen Aemlern ausgeschlossen; es ist den Gemeinde-
behörden überlassen, auf welche Weise sie sich bei der
Anstellung ihrer Beamten von deren Befähigung über-
zeugen wollen. In größeren Städten ist es freilich zur
Regel geworden, daß die Ablegung der technischen Staats-
prüfungen verlangt wird. Letztere sind aber ihrer Natur
und Einrichtung nach eigentlich nur für zukünftige Staats-
baubeamte bestimmt.
Hervorzuheben ist, daß nach der Absicht der engli-
schen Antragsteller nicht etwa die Ausübung des Archi-
tekteriberuf es von einer Prüfung und amtlichen Eintra-
gung abhängig gemacht werden soll. Die Umschreibung
der Grenzen dieses Berufes würde ja auch sehr große
Schwierigkeiten hervorrufen. Es soft vielmehr nur der
Titel „Architekt" gesetzlich geschützt werden, ähnlich,
wie es mit dem akademischen Doktortitel und den Be-
zeichnungen als Arzt, Rechtsanwalt usw. der Fall ist. In
dieser Beschränkung haben die Bestrebungen in England
eine gewisse Verwandtschaft mit den in Deutschland
seinerzeit gemachten und zumleil beute befolgten Vor-
schlägen, durch Hinzusetzung gewisser Buchstaben zum
Namen des Architekten dessen Ausbildung auf einer Hoch-
schule oder dessen Zugehörigkeit zu einem Architckten-
verein oder Architcktenbund dem Publikum kenntlich zu
machen. Bis zu dem Verlangen, solche Zusätze oder
überhaupt den Namen »Architekt" gesetzlich zu schützen,
haben sich indeß, soweit bekannt, die Bestrebungen in
Deutschland nirgendwo verdichtet —
J Stübbcn (R. I. B A.)
Mitteilungen aus Vereinen.
Sächsischer Ing.- u. Arch.-V«reln. (StMa«.) Am 11. April
machte Hr. Ing. Salbach die Wochcnvcrsammlung mit
dem nach seinem Entwurf ausgeführten Wasserwerk für
die Militär-Gebäude (Albertstadt) in Dresden be-
kannt Das Wasser wird einem auf dem Hochplateau der
Dresdner Haide (Höhenkote 137,4 m) 46" tief gesenkten
Schöpfbrunnen von 6,5 "Weite entnommen, mit elektrischer
Kraft gefördert und nach dem bei der sogen. Schweden-
schanze (hervorragender Aussichtspunkt) 1 10 m höher ge-
legenen Hoehrescrvoir gepumpt. Die Rohranlage ist hier
derart, daß das Wasser teils in den Behälter, teils unmittel-
bar in das Abflußrohr geführt wird. Die Baukosten der ge-
samten Anlage beliefen sich auf 560000 M., dabei ist eine
Wasserentnahme von täglich höchstens ioooort>m möglich.
Ein Einfluß des wechselnden Wasserstandes dcr 600 m vom
Brunnen entfernten Elbe ist nicht wahrnehmbar. —
Die letzte Wochcnvcrsammlung des Winterhalbjahres
fand am 18. April statt; Hr. Eiscnbahndir. a. D. Pandcr
erstattete einen Bericht über den Leuchtturm von
8 Juni 1904.
Nikolajeff aufgrund der in russischer Sprache darüber
veröffentlichten Broschüre der Projekt- Verfasser: Pjatnitzky
und Baryschnikow. Indessen ergänzte er den hier ge-
botenen Stoff, der sich in der Hauptsache auf die Be-
schreibung des angewendeten Hennebique-Systems be-
schränkt, in mehrfacher Hinsicht wesentlich. Die Zahlen-
angaben, z. B. ao, 15, zuletzt nur iorn> Wandstärke bei
etwa 36 m Höhe, wirken zuerst verblüffend, erweisen sich
aber bei Prüfung des eingebauten Eisens eher noch als
reichlich. Die Kosten des (damals noch nicht fertigen)
Werkes sind zu 12270 Rbl. angesehen; die Ausführung
in Stein war zu 17000 Rbl . in Eisen zu 18000 Rbl. ver-
anschlagt. Aus der auch an die-eti Vortrag sich anschließen-
den Besprechung ging hervor, daß Eiscnbctonbaulen an
sich in Rußland nichts Neues mehr sind; so gibt es z. B
in Odessa Silos in derartiger Ausführung.
Die Beteiligung an dicken winterlichen Versammlungen
betrug fast nie unter 40 Mitgliedern; vorbereitet und ge-
leitet wurden sie von Hrn. Masch.-Insp Kluge. —
Die erste diesjährige Haupt ve rsam 111 1 un g (die 156.
der ganzen Reihe), bestimmt, alle Vcreinsmitglicder aus
*8;t
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dem ganzen Lande zu versammeln, fand am 8. Mai in
Dresden statt Am Sonnabend ging ihr ein Begrüßungs-
abend im großen Saale des städtischen Ausstellungspalastes
voraus. Am Sonntag fanden zuerst in den Fachabteilungen
Sitzungen mit Vortragen aber die folgenden Themen statt:
I. Hr. Ing. Wortmann (i. F. Odorico): „Aus der l'raxis
des Beton- und Eisenbctonbaucs" (mit Lichtbildern).
II. Hr. Landbauinsp. Wahl: „Die maschinellen Ein-
richtungen in der legi. Frauenklinik zu Dresden."
III. Hr. Geh. Brt Waldow: „Das neue Ministerial-
gebäude zu Dresden." IV. Hr. Bcrgdir. Neukirch:
„Einiges über Kohlcnschrfimm-Maschincn." — In
der zu Mittag in der Aula der Technischen Hochschule statt-
findenden Gesamtsitzung wurden u. a. o neue Mitglieder
aufgenommen, i Ehrenmitglied (Hr. Ob. -Ing. a. 1). Dr.
Fritz sc he) ernannt und die Herabsetzung der Aufnahme-
gebühr auf 5 M. beschlossen. Sodann hielt Hr. Prof. Buhle
einen Vortrag über „Massentransport", wobei er unter-
schied zwischen Einzelförderung und stetiger Förderung, in
wagrechter, schwach geneigter, stark geneigter und senk-
rechter bezw. beliebiger Richtung, und wobei er die große
Zahl maschineller Einrichtungen für diesen Zweck durch
Wort und Bild anschaulich vorführte. Die „Dtsche. Hauztg "
wird den Vortrag noch ausführlicher wiedergeben. Nach-
mittags vereinigte ein Festmahl einen Teil der Teilnehmer
mit ihren Damen im kgl. Belvcdfcre. —
Am g. Mai vormittags fand die Besichtigung des Minis-
terial-Neubaues am Carolaplatz in Dresden-Neustadt statt.
Der Erbauer, Hr. Geh. Brt. Waldow, hatte sich der Mühe
des Führens selbst unterzogen und gab auch zu den Teilen,
die erst noch ihrer Fertigstellung entgegen gehen, jede
wünschenswerte Erläuterung. Daraus, zusammen mit dem
schon Vollendeten, gewannen die Besucher die Ueber-
zeugung, daß hier ein Werk geschaffen worden ist, das sich
nicht bloß durch seine imposante Lage am Elbcstrand und
durch seine mächtigen Abmessungen (etwa 154 ™ lang, in
den Flügeln 58 bezw. 66» tief) hervortut, sondern auch
durch feinsinnige Abwägung und Beschränkung der künst-
lerischen Mittel sich als wahrhaft modern auszeichnet.
Ein anderer, gleichfalls sehr zahlreicher Teil der Ver-
sammlung war in derselben Zeit nach Uebignu a. d. Elbe
gefahren, um die dortige Anstalt zur Prüfung von
Sehiffswiderständcn und hydrometrischen In-
strumenten in Augenschein zu nehmen. Hr. Geh. Hof-
rai Prof Engels machte die Erschienenen zunächst mit
der Geschichte, dem Zweck und der Einrichtung der An-
stalt bekannt Der erste Messungswagen wurde bereits
1883 zufolge einer Anregung des damaligen Direktors
Bcllingrath, das erste Versuchsbecken aber erst 189a ge-
baut Eine neue Anstalt entstand hier im vorigen Jahre,
nachdem die sächsische Regierung das Recht Her Mitbe-
nutzung für die Forschung»- und Lehrzwecke der Techn.
Hochschule sowie für die mehr praktischen Aufgaben der
Wasserbau -Verwaltung erworben hatte. Den Hauptteil
des Gebäudes bildet die 101 » lange, io,a m breite Halle
mit dem 88 ■ langen, 6,5 ■ breiten und 3,6 m tiefen Ver-
suchsbecken. Die Kanalwände tragen die Laufschienen,
die den zweiachsigen, 8,5 ■ langen Modellwagen mit 7 m
Spurweite aufnehmen. Antrieb und Bremsung erfolgt
durch einen nach außen vollständig abgeschlossenen Neben-
schluß-Elektromotor für ao PS; die Fahrgeschwindigkeit
kann in sehr feinen Abstufungen zwischen 0,05 und 5«
in der Sekunde beliebig eingestellt werden. An dereinen
Stirnseite des Beckens, hinter einem Schleusentor, be-
findet sich ein Trimmtank von 6.45 » Länge und 1 "» lichter
Breite, bis zu welchem mittels aufgehängter Laufschiene und
Katze der Transport der Modelle aus und nach den Werk-
stätten erfolgt. Glasfenster in den Kanalwänden. Dccken-
fensterin einem daruntergclegcncnDückcr.Glasschwimmcr,
elektromagnetisch betätigte Schreibfedern und sonstige
Einrichtungen und Apparate, nach Angaben de» Vortragen-
den und des Hrn. Prof. Kubier ausgeführt, ermöglichen
nicht nur die Bestimmung des Schilfswiderstandes, son-
dern auch die Feststellung der günstigsten Schiffsform,
der Wellenbildung, der Einsenkung und der Trimmlagc,
sowie die Untersuchung von Schraubcnpropellcrn und
hydrometrischen Flügeln. — o. Gr.
Chronik.
Die Grundsteinlegung der zweiten Heilig -Kreuz -Kirche
In Berlin am Urban hat am 30 Mai d. J. stattgefunden. Dal
Gotteshaus wird nach einem Entwurf des Architekten J. Kröger
in Wilmersdorf erbaut. —
Die Johanniskirche auf dem Lindenhof In Mannhelm,
ein Werk der Architekten Curjel A Moser in Karlsruhe, ist am
so- Mai eingeweiht wurden. —
Zwei monumentale Flaggenmast« vor der Festhalte In
Mannhelm wurden von einem kunstsinnigen Borger der Stadt
«eMiftet und gelangen nach dem Entwurf de» Hrn. Pro! Bruno
Schroiti in l-harloitenburg durch Gladenbcck zur Ausfuhrung- —
284
Das neue Empfangsgebäude des Bahnhofes In Worms
wurde am 1. Apnl d. J- »einer lieslintmung obergebco. Daa Ge-
bäude »eigt den Wormser Stil und ist aufgrund eines Entwurfes
des Hrn. Geh Ob -Brt. Prnf K Hof mann in Darmstadt ausgeführt
worden. Bei der Ausführung haben die Reg Hrostr. Erbe und
Hermann mitgewirkt. —
Die Einweihung der Westendschule In Worms, eines
Werke« de» Hrn. Stadibmslr. Metzler in Worms, hat am 11. April
»lattgefundcn. Das im Stile der Renaissance errichtete Haus be-
anspruchte rd. 480000 M. —
Das neue Stadttbeater In Bielefeld, ein Werk von Bernh.
Sehring in Cbarlottenburg. ist am Ostersonntag eröffnet worden.
Das Theater kostete rd. 500 000 M. und enthalt 1000 Sitzplatte. —
Ein Mozart-Brunnen in Dresden soll mit einem Aufwände
von 90 000 M. nach dem Entwurf de* Bildbauers Herrn Ho» Hu»
in Charlottenburg auf der Bürgerwirse errichtet werden —
Die Einweihung eines Gymnasiums In Steele bei Essen
hat am 17. Mai stattgefunden. Das Geblude wurde nach dem preis-
gekrönten Entwurf des Hcn M 0 1 Ic r- J e na in Köln a Rh. erbaut —
Die Eröffnung des römischen Museums Carnuntlnum
bei Deutseb • Altenburg an der Donau hat am 37. Mai durch
Kaiser Franz Joief stattgefunden. Da» Gebäude, welrhea die
Funde aus den Grabungen der ältesten Kuhuralaue Niederöater-
rcichs, des Römei läget» und der ROrucratadt Cainuntum sowie die
Kunde von Deutsch-Altcaburg und Petroncll bewahren »oll, wurde
mit einem Aufwände von 106000 Kr. nach den Entwarfen der Archi-
tekten Ob - Brt Fr. Ohmann und Hirstein in Wien errichtet
Das Geblude, welches seine Front der Donau zukehrt, ähnelt
einem römischen Landhausc Ein Vorgarten und eine niedrige
Mauer umgeben es und vor ihm erheben sich zwei Säulen mit den
Büsten Marc Aurels und des Aucustus. —
Eine Ausstellung von Arbeiten des Architekten Franz
Brantzky in Köln a. Rh. findet bis Ende Juni im Kunstgewerbe-
Museum 111 Köln statt. Die Ausstellung umlafSt ausgeltlhrte Bauten,
architektonische monumentale Kompositionen, Aquarelle usw. —
Die neue Martaklrche In Berlin, Glogaueisir. aa, ein Werk
der Architekten Dinklage * Paulus in Berlin, ist am »9. Mai
feierlich eingeweiht worden —
Die Errichtung eine* Kurpark - Gebäudes In Godesberg
wurde mit einer Buusumnie von 300000 M und nach dem Eittwutl
der Architekten Erdina 11 n & Spindler in Beiliu beschlossen —
Das neue Empfangsgebäude des Bahnhofes In Elsenach
wurde am ta. April dem Betriebe übergeben. Da» GcbAude ist
im romanischen Stil erbaut. —
Die Wiederherstellung des Ulmer Rathauses, dessen Vol-
lendung im Jahre 1005 erwartet wird, wird insgesamt 700000 M.
beanspruchen. Unter diesen befinden sich 70000 M. für die Er-
neuerung der Fresken der Außenseiten —
Der Durchbruch des Wocheiner Tunnels bei VUIach In
den Karawanken hat am 31. Mai stattgefunden. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. G. In Altenburg. Das unter dem 14. Juni 1888
bestätigte Regulativ vom 17 Mai 1888 lür die Anschlüsse der Haus-
entwAsserung an da» Kanalnetz in Altenburg ist verfassungsgcmllfi
erlassen und verkündet, weshalb e» eine wirksame Norm de»
öffentlichen Rechte» herstellt und im Rechtswege nicht angefochten
werden kann. Es verpflichtet unter Aufhebung Älterer ihm wider-
sprechender Vorschriften |§ 10) die Grundstücksbesitzer (§ 3) zum
Anschluß an die städtische Kanalisation und zur Vornahme der
hicifür erforderlichen Einrichtungen. Unbedenklich hat es auf
Kosten der betreffenden Grund»tOcksbesitzer zu geschehen und
kann im Verwaltung» - Zwangsverfahren auf Kosten de» Säumigen
herbeigeführt werden ($ n). Gestattet zwar § 13 die Vornahme
von Abweichungen in der AuslUbrungsart gegenüber den regel-
ruABigen Vorschriften ausnahmsweise, so gelten derartige Aus-
nahmen jedoch nur insoweit, alt »ic bewilligt werden und es bat
Niemand ein Recht auf derartige Begünstigungen. Wird ihm solche
gänzlich versagt oder nur in der Weise beschrlnkt gewahrt, dafl
sie seinen Wünschen nur unvollkommen genügt, so hat er daa
Rechtsmittel, »ich an das heizogl. Ministerium zu wenden, welches
endgültig entscheidet. Sein Ausspruch ist unanfechtbar und rauf) un-
weigerlich befolgt werden, widrigenfalls man Zwangsausfflhrung zu
erwarten hat, deren Kosten beigetriebeu werden können (§ ttj, und
daneben kann noch Bestrafung mit Geldbuße bis zu 60M oder imFslIc
des Unvermögens mit verhältnismäßiger Halt eintreten. Hiernach sind
Ihre Fragen dahin zu beantworten, daß die Ausführung in der vom
Staatsnnnisterium genehmigten Weise auf Kosten des Grundstücks-
besitzers zu erfolgen hat und ein Rechtsmittel fehlt, sich dem zu
entziehen; insbesondere »ind jeder Rechtsweg und jede Schadenersatz-
Klage ausgochlosseti, weil e* «.ich um die Durchführung einer für
das Gemeinwohl getroffenen Mußregil der Staatsgewalt handelt,
welcher die Einzelnen sich zu fügen haben. Eine Schadenersatz-
Klage wird der Abweisung verfallen und erhebliche Kosten ver-
ursachen. Darüber ob die Schluflentschciduug de» Muatsmiuistcriums
Ihren bezw. Ihres Auftraggeber» Wünschen entspricht, ist bei Lage
der Umstände jede Erörterung unfruchtbar, weil sie praktisch nicht
zu verwerten ist. — K ll-e.
Hrn. E. H. In Bl. Eine Unteilage von Für ist nicht zu em-
pfehlen, da derselbe sich mit der Zeit vci zehrt und darauf der Boden-
belag nachgibt. Ks ist Oberhaupt nicht möglich, bei der angegebe-
nen KonstruktionSchallsicherhcit für eine einfache Decke zu erzielen;
es bedürfte hier vielmehr der Anwendung einer Doppcldcckc —
Hrn. O. S. in D. Ein guter, etwas elastischer Parkettboden
bat sich für den genannten Zweck immer noch am besten bewlhit- —
Inhalt: Hir.itotWk «Vs Krliro. F.\<m Knw-.|» l>cu(r.4. — l>as Streben
der eiu-Liiclirii Atrhitcktrn na.li »mtli.-Jien r'jcl:|>riliun£cn. Mitteilungen
HU* Wi rille» — i."hrmuk- — (trief, mtrl r inc-katten
Verlst der Deutschen fUiMcuunz. G. 01 l.. H., Kerlm. für die KrdskUoo
verantwurtl. Albert Hulniuo, Bcrlio. Druck von WUh. Greve, Berlin.
No z6.
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HHHHHHHHHHHHH
IftlOIOIOIOIÜHfllOIAH
DEUTSCHE BAU-
i™ZEITUNG^^
XXXVIII. JAHRGANG * N°- 47 *
* BERLIN, DEN n. JUNI 1904 *
Die Architektur auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1904.
tllirrvu eine BiMbeüaje, »wie dir Abbildungen S ü;i
ie Berichterstattung ober die diesjährige Be- zu erhöhen. Berlin wartet noch immer auf ein Aus-
teiligung der Architektur auf der Großen stellungs - Gebäude, bei welchem, wie bei den beiden
Berliner Kunstausstellung im Landes -Aus- Kunstpalästen in den Champs Elysees in Paris, in
stellungspalast am Lehrter Bahnhof hat sich denen der französischen Künstlerschaft eine der hohen
mit drei Gruppen zu beschäftigen: mit den Bedeutung der französischen Kunst entsprechende vor-
architektonischen Veränderungen des Ausslellungs- nehme Stätte eingeräumt wurde, der nackte Nützlich-
Geländcs, mit der Ausstellung; des kgl. preuß. Minis- keitsbau zurücktritt gegen den Palastbau, weichender
tcriums der öffentlichen Arbeiten, sowie mit der Aus- stolze Inhalt der Kunstausstellungen fflr seine Ent-
faltung beanspru-
chen muß. Frei-
lich sind die Stel-
len hierfür gering
an Zahl und um so
geringer, je nröücr
die Ansprüche an
die umgebenden
Parkanlagen sind,
welche das Bcr-
linerAusstellungs-
Gcbäude vor vie-
len anderen bis-
her ausgezeichnet
haben.
Diese Park-An-
lagen sind den
neuen Umwand-
lungen leider zu
einem großen Teil
zum Opfer gefal-
len. Der Landes-
Ausstcllungspark
galt vor den Um-
wandlungen Vie-
len als ein ange-
nehmer Zufluchts-
ort zur Erholung
von anstrengen-
den Genüssen; er
bot in seiner
vom Zufall be-
dingten unregel-
mäßigen Gestal-
tung eine Anzahl
stiller, idyllischer
Winkel, in wel-
chen, wie in der
feinen Künstlcr-
k neipe von August
Tiedc, derjenige
in Ruhe sich nie-
derlassen konnte,
Stellung der Pri-
vat-Architcktcn.
Schon alt sind
die Klagen, welche
über die geringen
Eigenschaften des
mit dem etwas an-
spruchsvollen Na-
men ,, Landesaus-
stellung - Palast"
belegten Gebäu-
des am Lehrter
Bahnhof erhoben
wurden. Vonihnen
traf der größere
Teil das Gebäude
selbst, der kleinere
die Anordnungen
im Park. Von Jahr
zujahrsuchteman
ihnen mit teilwei-
sen Neuschöpfun-
gen zu begegnen;
als eine der be-
deutendsten der
letzten Jahre wur-
de der große, quer-
gelagerte Ehren-
saal geschaffen.
Er bildet den vor-
läufigen Abschluß
einer Reihe von
Umwandelungen ,
die fast ausschließ-
lich am Ausstel-
lungs - Gebäude
selbst vorgenom-
men wurden, ohne
aber daß es ge-
lungen wäre, das-
selbe dadurch in
seiner künstleri-
schen Rangstufe
Abbildg. 7. Hru, kr.nlurluulcn. Entwurf von Prof. Herrn, ßilling in K»rl»ruhc,
Vom Wettbewerb um die neue Rheinbrücke bei Ruhrort.
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der dem lauten Getriebe entfliehen wollte. Interessante
Baum- und GebQschgruppen belebten das Gelände,
wechselten mit Wasserflächen ab und teilten die Menge,
sodaß diese nicht in ihrer brutalen Viclköpfigkcit auf
den Beschauer, der zugleich als Kunstgenießender
den Park betrat, einwirkte. In dieser Eigenschaft hatte
das Gelände freilich kein „weltstädtisches" Aussehen.
Diesen .echt wcltstadtischen Charakter" — was man
nämlich in Berlin darunter versteht — aber sollte es
auf Wunsch des Restaurateurs Ludwig Zweig erhalten
und damit war das Schicksal der bisherigen schönen
Parkanlagen entschieden. Und nicht nur das Schicksal
der Parkanlagen, sondern wir glauben, auch das Schick-
sal der Kunstausstellung an dieser Stelle. Schon froher
war es keine geringe Zahl von Stimmen, welche in
der Art des Kunstbetriebes am Lehrter Bahnhof, in
der Verbindung der Kunstausstellung mit Konzert-
Unternehmungen niederen Ranges, eine unerwünschte
Schädigung der ersteren, eine Entheiligung der Kunst
erblickten, sodaß der Gehalt der Veranstaltung als
Ganzes nicht sehr hoch eingeschätzt wurde. Seit aber
der Ausstellungspark seine Umwandlung erhalten hat,
ist das Schwergewicht der ganzen Unternehmung noch
mehr nach der Seite der reinen Geschäfts -Unterneh-
mung verschoben worden und die Kunstausstellung
um einige weitere Grade gesunken. Vielleicht werden
dieser Umstand und die mit in seinem Gefolge not-
wendigerweise einmal auftretenden Erwägungen Ober
die Trennung von Kunstausstellung und Konzertunter-
nchmung es einstens erleichtern, für ein neues Kunst-
ausstellungs-Gebäude eine passende Stelle zu finden;
wenn die Pachtverhältnisse des Hrn. Zweig nämlich
gestatten, dieser Frage näher zu treten und das Ber-
liner Kunstausstellungswesen wieder auf die würdige
Stufe zu erheben, auf welcher es mit anderen Ländern
in erfolgreichen Wettbewerb treten kann.
Die Umwandlungen des Parkes wurden nach den
Entwürfen der Architekten Kayscr* v. Groszhcim
ausgelührt. Diese hatten sieh dem Grundgedanken des
Hrn. Zweig zu fügen: mehr Raum für größere Menschen-
massen zu schaffen. Die Architekten taten dies mit der
meisterhaften Dispositionsgahe, welche alle ihre bau-
lichen Unternehmungen auszeichnet Da sie aber den
Platz nicht größer machen konnten, als er ist, so mußten
sie Vorhandenes beseitigen, um den Dämon Masse zu
befriedigen. Es wurden anstelle der alten etwa 1250
neuer Säle geschaffen, mehr als 2000 1" bedeckter
offener Hallen angelegt und 900 <im Stadtbahnbögen fOr
Restaurationszwecke ausgebaut Vor den Gebäuden
ziehen sich nach den Tagesblättern mehr als 6000 *)m
Terrassen und Gelände für Plätze im Freien hin. Zwei
Orchestersind bestimmt, Musik auszusenden, das größere
vermag 200 Musiker aufzunehmen. Aus diesen Zahlen
kann man sich ungefähr das Bild ausmalen, welches an
schönen Sommer-Sonntagen entsteht, wenn Tausendc
und Abertausende nach Moabit in die „Kunstausstellung
wandern. Die Architektur der Säle undTerrassen zeigt
bei gut wirkender Zurückhaltung in der Verwendung
des dekorativen Schmuckes dem Empire genäherte
Formen. Die Holzarchitektur der offenen Hallen ist
ansprechend; anmutig in Form und Farbe sind die
kleinen für sich bestehenden Pavillons. 3000 1"" Blumen-
beete besitzen als Mittelpunkt die schon bis zum Ucbcr-
druü verbrauchte „Fontaine lumineuse". In Brüssel
und Paris würde man an diese Stelle wohl eine große
und wertvolle plastische Gruppe eines bedeutenden
Meisters gestellt, würde dem Park überhaupt plasti-
sche Gruppen zu dauerndem Schmuck überwiesen
haben ; in Berlin jedoch befriedigt man die kunstbe-
dürftige Menge mit einer Fontaine lumineuse.
Vor dem Vorplatz des Ausstellungs-Gcb&udes ver-
mitteln nunmehr zwei in Form eines schönen Triumph-
tores ausgestattete Durchgänge unter der Stadtbahn,
die das ganze Gelände ja leider in so ungünstiger
Weise teilt, den Zugang zum Konzertpark. Sie sind
ein wirksames Mittel zur Erweiterung des Vorplatzes
der Ausstellung geworden.
Kann man so über Einzelnes, das neu geschaffen
wurde, wohl erfreut sein, so läßt das Ganze doch
nicht die Hoffnung aufkommen, als ob in der Pflege
der öffentlichen Kunst in Berlin bald eine entschei-
dende Wendung nach aufwärts zu erwarten wäre. —
(KorUcUung folgt )
Vom Wettbewerb um die neue Rheinbrücke bei Ruhrort.
|ie Stadtgemcindc Ruhrort und die am linken Rhein-
ufer belegene Gemeinde Homberg verfolgen be-
reu- seit einem Jahrzehnt die I fers-tellung einer festen
Rheinbrücke für den Straßenverkehr. Dieser Plan geht
nunmehr seiner Verwirklichung entgegen, nachdem die
Stadtverordneten- Versammlung von" Ruhrori am so Mai
heschlo— en hat, der Iii üekenbauanstalt Gustavsburg
bei Main/. Zweiganslalt der Vereinig. Masch.- Fabrik
Augsburg und Masch.-Baugcs, Nürnberg. A.-G in
Nürnberg, die Ausfuhrung des Brückenbaues aufgrund
ihres zu einem engeren Wettbewerb eingereichten Planes
zu übertragen, wie wir schon in No. 43 kurz mitgeteilt haben.
Zu diesem Wettbewerb hatten die beiden genannten
Gemeinden folgende 5 Brückcnbauanstaltcn aufgefordert:
Gutchoffnungshüitc in Oberhausen, Harkort in Duis-
burg, GuMavsburg bei Main/, Union in Dortmund und
A. Klönne in Dortmund Das Preisrichteranit hatten
übernommen; Geh. Reg.-Rat Prof. Müller-Breslau, Dr.-
Ing. in Berlin, Stdtbrl J Ording in Ruhron, der Gemeinde-
Bmstr. liarus in Homberg, Reg- u. Brt Nakonz in
Pillau und die Wasserbauin*p. Degener in Ruhrort und
Schnapp in Herlin.
Die Brücke verbindet die beiden Rheinufer an der
Mündung des Kaiserliafens von Ruhron (s, Abbildg. 1) Es
lag cm Vi.rentwuil der Gutelii'ffnungshotte vor, durch
welchen die Spannweiten, lichten Höhen über dem schiff-
baren Wasserstande usw. festgesetzt waren. Von diesen
Festsetzungen i-t kein Entwurf abgewichen Die Straßen-
brücke hat daher 5 Oeffnungen mit einer Ge-amt-Längc
von 616 '•> erhalten, von denen die 3 mittleren den Rhcm-
stroin übermannen. Die Mittelöffnung hat von Mute zu
Mitte Pfeiler 203,4 °> Stützweite Es schließen sich auf
der Ruhrorter Seite dann 2 Oeffnungen zu 127,2 bezw.
83.2'" an, auf (lein Homberger Ufer 2 solche zu 1 19 und
83"1, Die Ki>n«truktions-Unlcrkante liegt i d. 8 m über dem
höchsten schiffbaren Wa— .erstände.
Wir müssen es uns versagen, auf den Wettbewerb
im Einzelnen einzugehen, tml/dem zu demselben von
;i-n S. und 1
allen beteiligten Firmen hervorragende Entwürfe beige-
bracht worden sind, unter denen namentlich auch der
eine Entwurf der Gutehoffnungshütte mit einer in der
Mitlclöffnung durch einen flachen Bogen, in den Seiten-
Offnungen durch Parallcltrager versteiften Kette beson-
deres Interesse verdient. vVir müssen uns darauf be-
schranken, einige Mitteilungen Ober den zur Ausführung
bestimmten Entwurf des Gustavsburger Werkes zu brin-
gen, namentlich auch hinsichtlich seiner architektonischen
Durchbildung, die diesen Entwurf vor anderen auszeichnet
Einige Vergleichszahlen werden aber von Interesse sein:
Es stellen sich die Kosten für den Fluöeiseu - Ueber-
bau einschl. Rüstung hei Harkort auf 293 bezw. aoo M.
für 1 Gustavsburg 32a M., Gutchoffnungshütte und Union
auf 331 M , Klönne auf 354 M. Die Gcsamtkosten nach
den dem Entwurf beigegebetien Angeboten berechnen sich
am niedrigsten bei dem Entwurf der Union mit 3,8 Mill. M.,
am teuersten bei den beiden Entwürfen der Gutehoffnungs-
hüttc mit 4,8 bezw. 4,9 Mill. M Es folgen Klönne mit 4,6
bezw. 4.7 Mill. für seine beiden Varianten, Gustavsburg
mit 4.2 Mill. bezw. je 4.5 für 2 weitere Entwürfe, Harkort
mit 4,2 bezw 4 Mill. M. Bei diesen Preisen ist jedoch zu
berücksichtigen, daß sehr Verschiedenes geboten wurde.
So hat Harkort bei seinem billigeren Entwurf auf alle ar-
chitektonischen Aufbauten verzichtet, die Union nach An-
sicht der Preisrichter eine unzureichende Gründung ge-
wählt und außerdem sind die Brüekcnbrcitcn-. Abmessungen
verschieden, Die Brückenbreite zwischen den Geländern
betragt bei Gustavsburg 16'", bei der Union 15», der Gutc-
hoffiiungshütle nur 14,9 m, das sind also Unterschiede von
1 und i,iom.
Das Preisgericht hat da« Maß vuii 16 ,n als Grundlage
für eine vergleichende Berechnung genommen, bei welcher
auch die gleiche Grüiidungsart und -Tiefe vorausgesetzt
Worden ist. Berücksichtigt man dann die architektonischen
Aufbauten nicht, sn blribt che Union mit .( 457000 M. zwar
noch <iie billigte, es lolgt aber unmittelbar hinterher
Gustavsbuig mit 4,6 Mill. M für den zur Ausführung be-
No. 47.
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stimmten Entwurf, während «ich der teuerste Entwurf der den Enden zu in schwacherKrümmung ab. Lfm die Linie des
Gutehoffnungshüttc auf 5.3 MU1. M. stellt. Obergurtes jedoch in diejenige der Kragarme in einer dem
Wir geben in Abbifdg. 2 (S. 289) die Gcsamterschei- Auge gcfälligcnForm überzuführen, ist dcrtiefstePunkt schon
nung des Gustavsburger Entwurfes wieder, für welchen die beim 3. Knotenpunkt vor dem Ende erreicht. DicTrägcr-
Dle Architektur auf der Grollen Berliner Kunstausstellung 1904.
)
FirmaGrün i:
Bilfinger in
Mannheim die
Entwürfe für
die Gründung,
sowie die Pfei-
ler und Kam-
pen bearbeitet
hat und zwar
unter Zuzieh-
ung des Arch
Prof. Hermann
B i 1 1 i n g in
Karlsruhe für
die Gestaltung
der Brücken-
portale(S.a85).
In Abbildg. 3
stellen wir das
Liniennetz der
Brücke dar.
Das System ist
das des (icr-
ber'schcn Bal-
kens mit frei
schwebenden
-Stützpunkten.
Der Obergurt
entspricht in
-einem Verlauf
etwa den auf-
tretenden Mo-
menten. Die
beiden klei-
neren Scitcn-
Offnungen am
L"fer werden
mit einfachen
Parallelträgcrn
überspannt, die nach dem Strom ZU ihre Auflager auf
Kntwuif fdr eine
, Xationaihallc" von
Archit K Spaelh
in Rerlin.
den
Oberstehenden Enden der Trager ilrr Hauptbrnckc finden
Letztere haben 25 => Höhe Ober de n :!crn, 1 1,98°» an
den Enden der um je 34,20» in die Mittclöffnung vorge-
streckten Kragarme. Das 135,0"' weil gespannte MitteMock
hat in der Mitte eine größte llöhe von 1 2,24 m und nimmt nach
11. Juni 1904.
hohe betragt
dort n,o" Die
gleiche Höhe
besitzen die
hinteren Teile
der Scitcnöft-
nungen. fk-r
Untergurt steigt
votiiLande her
sanft an. Die
tiefsten Punkte
dcrUnterkante
der Konstruk-
tion liegen in
1 loniberg auf
16,63 und
v in Kuhrort auf
• 15.48, über
denerstenPfei-
leni auf— 16.85
hezichw. 16.60,
überdcnStrom-
pfeilern auf
Die Haupt-
träger liegen in
nm Entfernung
von einander,
diebeider-riti-
een Längsträ-
grr sind um
ic 2,5 01 ausge-
kragt, so dali
sich also die
schon erwähn-
te Grs. -Breite
zwischen den
Geländern von
r * i6»ergibt. Die
Anordnung des unteren und des uberen Windverbandes ist
ebenfalls aus Abbildg. 3 ersichtlich. l>cr üben- besteht, wie
bei der Mainzer Rheinbrücke, nur aus gekreuzten steifen
Diagonalen: Querricgel treten nur an den End<|uerrahmen
und an den Gelenken auf. Wie das Mainzer Beispiel zeigt,
ist diese Anordnung ästhetisch sehr befriedigend.
287
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A
K
.«V
►I<
V
►I<
Das Preisgericht hat sich in
seinem Gutachten über diesen
Entwurf folgendermaßen aus-
gesprochen :
„Der von der Brückenbau-
anstatt Gustavsburg vorgelegte
Entwurf löste die gestellte Auf-
gabe, ebenso wie der zweite
Entwurf der Gutehoffnungs-
hütte, mittels statisch bestimm-
ter Auslegcrbalken, verzichtet
jedoch auf die kettenförmige
Gestaltung der oberen Gurtung
und erreicht dadurch zunächst
eine crheblicheVerkürzungder
Kragarme und infolge dessen
auch eine Verminderung der
bei Auslegerbrücken im allge-
meinen starker auftretenden
Schwankungen. Die außer-
ordentlich klare Ausbildung
<lcs Systems in Balkenform
und die wirksam zum Aus-
druckgebrachte senkrechte Be-
lastung der schlanken Pfeiler,
die Andeutung der nach der
Mitte der Brücke hin wachsen-
den Biegungsmomente durch
eine leichte Anschwellung des
Trägers geben ein eigenartiges,
mit den Gesetzen der Acsthc-
tik sich gut in Einklang setzen-
rles Brückenbild, welches sich
der verkehrsreichen Flachland-
schaft wohl vorteilhafter an-
schließen dürfte, als ein hohes
Bogenbauwerk mit entspre-
chend starken Pfeiler- und
Widerlagerformen.
Die architektonischen, das
ganze Bauwerk über der ge-
samten Wasserfläche zu einem
einheitlichen Ganzen zusam-
menfassenden EndabschlQsse
der Brücke, wie sie insbeson-
dere Entwurf C (das ist der in
unseren Abbildungen vorge-
führte) zeigt, sind in ihrer mo-
numentalen, einfach würdigen
Form den Größenverhältnissen
der Eisenkonstruktion auf das
glücklichste angepaßt und be-
friedigen namentlich durch
den harmonischen TcbcrRang
zwischen Eisen- und Steinbau.
Besonders hervorzuheben ist
der Vorteil, daß es mit dieser
Konstruktion möglich ist, in
sogen. Freimontagc, un-
ter Vermeidung von Ge-
rüsten, nicht nur die Ein-
fahrt zum Kaiscrhafen,
sondern auch die Schiff«
fahrtrinne des Stromes
zu überbrücken. Zieht
man mich inhetracht, daß
bei kürzester Brücken-
lange die Breite der
Brücke am auskömm-
lichsten bemessen, so-
wie unbeschadet der
noch vorzunehmenden
Boden- Untersuchungen
bereitsauf zweckmäßige
GründungsticfenBed.uht
genommen und damit
auch die finanzielle Laue
des Entwurfes am uün-
stigslcn gestaltet ist, so
nimmt dieser Entwurf
unter sämtlichen Ent-
würfen die erste Stelle
ein. In Würdigung aller
inhetracht kommenden
Verhältnisse empfiehlt
hiernach die Kommission den beteiligten Gemeinden den lager durch Turmaufbauten
Entwurf der Guslavsburgcr Brücke n bau anstatt und
zwar den Entwurf C zur Ausführung a
Für die architektonische Ausgestaltung der l.andwider-
Abbildg. 6. StroRipleiler. Entwurf vun Grün & Bilfingcr in Mannheim.
AbbiWg. i.
: ... ■ plan.
rn sind von der Firma a Entwürfe,
ein einfacher und ein reicherer vorgelegt worden; die
reichere Ausbildung i-t diejenige, welche zur Ausführung
bestimmt ist iS. »85 und 289). —
No. 47-
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Ueber künstlerische Aufgaben in der Architektur
ic Architektur steht der Malerei und Plastik gegen-
über wie die Dichtkunst der Musik und dem Tanz.
Die Aufgabe des Architekten ist es, die EinzclkOnstc
der bildenden Kunst zum harmonischen Ganzen zu ver-
einigen. Wie es dem Dichter möglich ist, durch Vereinigung
des Dramas mit Musik und Tanz dieses zur höchsten
Vollendung zu steigern, so wird die Baukunst erst in Ge-
meinschaft mit Malerei und Plastik als vollkommen abge-
rundetes^ Kunstwerk in die Erscheinung treten. Durch
diese Verdichtung der
Einzelkünste zum Ge-
samtkunstwerk wird der
Architekt zum Dichter der
Abbiltlg. 4 u- 5-
BrQckcntorbauten.
Entwurf von Prof 1 1 Bill log
in Ka>!»ruhe.
II.
In allzugroßcr Ferne liegt das Gesamtkunstwerk der
Antike; es ist für uns nichts persönlich Erlebtes, wenn
wir es auch ersehnen. Aber im Kleinen, im Volksnutzbau,
wo auch eines das andere bedingt, ist uns die Erinnerung
an ein Gesamtkunstwerk geblieben. Wie das Volkslied,
das ursprünglich Dichtung, Musik und Gebärde in sich
schlofl, allmählich zur posenhaften Arie wurde, die Dicht-
kunst in der Oper sich der Musik unterordnete, so wurde
die geschmackvolle, schlichte Volksbaukunst, die wir noch
aus der Biedermaierzeit
kennen, zu jener Archi-
tektur, die die Straßen der
Großstädte erfüllt. Orna-
CrOn ft Bilfinger,
I ir1i.au • Unternehmung
in Mannheim.
IM
Vom Wettbewerb" um die Rheinbrücke bei Ruhrort. Abbild;
bildenden Kunst, der in seinen Werken dem Maler und
Bildhauer das Thema geben soll. Der Zweck seines Werkes
schreibt das Thema vor; nur so wird es möglich sein, ein
sich logisch entwickelndes Gesamtkunstwerk zu schallen,
in dem alles Ucbcrflüssige und l'ebcrladene verschwindet
Eine Kunstart bedingt die andere, dem Sinn gemäß um!
aus Bedürfnis schmücken Malerei und Skulptur das Bau-
werk, das so zum rein menschlichen Gesamtkunstwerk er-
hoben wird.
Ii, Juni 1901.
a Gctamlcntwuif «Jei BrQckcnbnusifi^jill <i u*t u v »bürg bei Maiu.
ment drängt sich an Ornament, Kensler an Kendler, die Kluis;
wurde zur Spekulation und das Bedürfnis nach Schönheit
räumte dem Ergehen in verwirrende« Luxus den Platz
Auf dem Gebiete der Musik und der Dichtkunst sehnte
sich der Geist schon lange nach den Gefilden der natür-
lichen Schönheit und schuf durch Richard Wagner als
höchste Notwendigkeil das ( iesaintkunstwerk ; ebenso muß
au« der bildenden Kunst das monumentale Kunstwerk der
Zukunft geboren werden.
289
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Es wird an dieser Stelle von Interesse sein, einige
Worte Wagner's Ober die Baukunst zu hören. F.r sagt
zunächst schon Ober das alte Rom: „Da entstanden die
erstaunlichen Straßen und Wasserleitungen, mit denen wir
heutigen Tages durch unsere Eisenbahn Straßen zu wett-
eifern suchen, da wurde die Natur zur melkenden Kuh und
die Baukunst zum Milcheimer " Weiter Ober die Jetztzeit:
„Die eigentlichen Tempel unserer modernen Religion, die
Börsengebäude, werden zwar sehr sinnreich, werden auf
griechischen Säulen konstruiert; griechische Giebelfelder
gnecni
laden
Parthenon schreitet uns die abgelöste Militärwache ent-
gegen: aber so erhebend auch diese Ausnahmen sind. *o
sind sie eben doch nur Ausnahmen und die Regel unserer
Nützlichkeits-Baukunst ist unsäglich häßlich und kleinlich."
Ein Werk der ewig natürlichen Kunst hatte von jeher
den Zweck, dein Menschen sein eigene* Seelenleben und
das Seelenleben in der Natur zu schildern; sich harm<»-
nisch mit der Natur zu vereinigen und, selbst harmonisch
in Form und Wesen, die höchsten menschlichen Ideale
zu bewahren und äußerlich zu verkörpern! Wie wäre es
also möglich, einer mechanischen Funktion, einer Fabrik,
einem Bureau usw. ein künstlerisches Gepräge zu verleihen
I ? Die Red). So lange die Baukunst, ihren Selbstzweck
verleugnend, sich im Dienste des Kapitals gedankenlos
ergeht, wird sie sich nicht zu ihrer erhabenen Würde
erheben können. Sie wird dem Luxus dienen, statt dem
Bedürfnis nach Schönheit Rechnung zu tragen.
Erst wenn wir zu dem Bewußtsein gelangen, daß die
mannigfachen Erfindungen unserer Zeit nicht dem Kapital
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ing. -Verein zu Hamburg. Vers, am 4. März
1904. Vors. Hr. B übende y, anwes. 74 Pcrs.
Hr. Löwengard macht Mitteilungen über einen Ver-
einswettbewerb zur Beschaffung von Plänen für
kleinere Landhäuser in der Villenkolonie des
Hrn. Specht in Sachsenwald-Hof riedc Es handelt
sich um Landhäuser im Bauwerte von 150», 30000 und
25000 M. Neun Preise von 100 300 M, sind ausgesetzt.
Preisrichter sind die Hrn. Dorn, Groot hoff und Semper.
Hierauf hält Hr. Dr. Groß mann von der Deutschen
Sccwarte einen Vortrag über Wette rvorhersage. Aus-
gehend von älteren Versuchen, das Wetter aus der Stellung
der Gestirne vorherzubestimmen, legt Redner dar, daß alle
derartigen astrometeorologischen Theorien, zu denen auch
die Faib'sche Theorie zählt, keinen Anspruch auf wissen-
schaftliche Begründung machen dürfen. Die neuere Wetter-
kunde beruht auf der Beobachtung des Barometers und
einer Reihe von Lehrsätzen Ober den Zusammenhang von
Luftdruckverteilung, Windrichtung, Niederschlägen^ ärme
und Witterungscharakter. Aus den täglich einlaufenden
Wettcrtelegrammcn werden in der Secwartc Wetterkarten
zusammengestellt und aus diesen unter Zuhülfenahme ge-
wisser örtlicher Erfahrungen die Wettervorhersage abge-
leitet. Redner erhofft eine weitere Vervollkommnung der
Wcttcrlchrc aus Beobachtungen in großer Höhe und der
Ausdehnung der Wcttcranzcigcn auf die hohe See mittels
Funkentelcgraphic von Schilfen au-. Stein.
Vers, am 11. März 1904. Vors. Hr Hcnnickc, anwes.
68 Per» , aufgen. Hr. Arch. W. Cordes, Dir. des Zentral-
Friedhofes Ohlsdorf.
Es erhält das Wort Hr. Zimmermann zu „Reise-
mitteilungen aus l'nteritalien". Der Redner schickt
voraus, daß man keine technisch wichtigen Ausführungen
von ihm erwarten dürfe, daß aber vielleicht manche von
ihm zu gebende Winke denjenigen von Nutzen sein könnten,
welche nach ihm solche Reisen zu inachen gedächten.
Wichtig sei es dafür vor allem, sich vorher einen festen
Rciseplan zu machen, der zwar nicht bis ins Einzelne
festzustehen brauche, der aber doch die zu besuchenden
Ork- auswähle und namentlich denjenigen Ort feststelle,
an welchem man bei längerem Aufenthalt zur Ruhe zu
kommen gedenke. Dieser Ort sei (ür ihn diesmal Capri
gewesen, das er nach Aufenthalten in Mailand, Genua und
Neapel erreicht habe. Bezüglich der Reise empfiehlt Red-
ner von München aus den Weg über Lindau, Romans-
horn, Gotthard nach Mailand gegenüber dem anderen Weg
über Innsbruck. Verona und die Lombardische Kbcne. Bei
ersterem könne man in Zürich übernachten, was gegen-
über der Ucbernachtung in Verona aul der anderen Koute
bei weitem vorzuziehen sei. Bezüglich der Ko>tcn teilt
Redner mit, daß ein EisenbahtibiUet Hamburg-Genua und
zurück I. Kl. 225 M., die Dampfschiffahrt von Genua nach
Neapel und zurück 135 M. ko-te, sodaß einschl Gepäck
die Reisekosten etwa 400 M betrügen. Kür den täglichen
Verbrauch sei zu beachten, daß man in Italien billiger lebe
aK in Deutschland.
290
und dem Luxus des Einzelnen, sondern der menschlichen
Gesamtheit nützen sollen, wird es uns natürlich erscheinen,
daß die Umgebung des Menschen der Zukunft eine künst-
lerische sein wird , denn jegliche Erfindung des mensch-
lichen Geistes soll dazu dienen, in den Dienst rein mensch-
licher Bestrebungen gestellt zu werden. Die Künstelei
wird enden, wenn der Maschine keine Paläste mehr gebaut
werden, sondern dem menschlichen Geiste, der die Ma-
schine ersann, um den mechanischen Menschen zu ver-
nichten, damit der Mensch seine Fähigkeiten zur höchsten
Fülle entwickeln könne. Sind wir dahin gelangt, dann
wird es die Aufgabe der Kunst, die das Ueberbleiben
eines idealen Volkes war, sein, ein neues Volk zu seinen
idealen Zielen zu führen, damit es das Kunstwerk der
Zukunft in sich verkörpere Die Pflicht des wahren Bau-
künstlers muß es also sein, den Weg nach jenen Zielen zu
weisen. Dieser Weg wird immer im intimen und monu-
mentalen Gesamtkunstwerk liegen, in Bauten, die der Pflege
und Entwicklung der Schönheit des Geistes und Körpers
gewidmet sind.
Das Wohnhaus, die Schule, das Bad in Verbindung
mit Spielplätzen und sonstigen Einrichtungen zur Pflege
des Körpers, das Theater, das Konzerthaus, das Museum,
das Gcsamtstädtebild, alles harrt einer idealen Lösung
Das beste Beispiel eines einzelnen vollständig abgeschlossen
sich darstellenden Gesamtkunstwerkes ist der Königsplatz
in München, wie auch München verhältnismäßig wenig Über-
flüssigen Luxus entwickelt, um umsomehr für die ge-
sunde Entwicklung des Geistes zu wirken. —
Krnst Ilaiger, Architekt in München.
Redner schildert dann den Stadlplan und die be-
deutendsten Sehenswürdigkeiten Mailands. Letztere Stadt
werde seiner Ansicht nach von den meisten Reisenden,
welche dort nur eine moderne Großstadt ohne spezifisch
italienischen Charakter finden wollen, unterschätzt. Mai-
land blicke auf eine reiche und interessante Geschichte
zurück, welche sich in den charakteristischen Zügen seines
Stadtplanes wiederspicgclc, Als Hauptmittelpunktc der
Stadt führt Redner an: 1. den Dom, 2. das munizipale
Zentrum und 3. die Burg der Visconti und Sforza. Von
diesen drei Punkten, welche später durch planvoll durch-
geführte Straßendurchbrüchc mit einander verbunden und
so zu einem gemeinsamen Zentrum der Stadt gemacht
sind, führen gut angelegte Radialstraßen in die Umgegend.
Die Stadt erfreut sich eines guten Netzes elektrischer
Straßenbahnen, welche alle auf dem Domplatz endigen.
Ein Pendelverkehr besteht nicht.
Von Mailand gelangt man in dreistündiger sehr
schöner Fahrt nach Genua. Die Stadt hat am Hafen eine
Hauptfront; sie ist eine ausgesprochene Kaufmannssladt.
Bis vor kurzem gab es in Genua nur einen einzigen fahr-
baren Straßenzug, während alle übrigen Straßen schmale,
vielfach durch Treppen unterbrochene Gäßchen waren.
Sehr verbessert wurde das Stadtbild durch die Mittel,
welche ein wohlhabender Bürger der Stadl, der Duca
di Galliera, derselben in Höhe von 20 Mill. Lire vermachte.
Mit diesen bedeutenden Hilfsmitteln wurden eine Erweite-
rung des Hafens und der Neubau des Krankenhauses
S Andrea ausgeführt. Außerdem erhielt die Stadt von
diesem Wohltäter zwei Paläste mit kostbaren Gemälde-
Galerien zum Geschenk.
Die Reise von Genua nach Neapel machte Redner
auf einem italienischen Dampfer, mit dem die Strecke
mit einem fast 12 stündigen Aufenthalt in Livorno in
48 Stunden zurückgelegt wurde. Es wurden berührt die
Lage des Golfes von Neapel mit den Inseln Ischia und
Capri, der Stadt, dem Vesuv und der Halbinsel von Sorrent
und es gab Redner eine eingehende Schilderung der Stadt
Neapel, sowie ihrer verschiedenen Teile und Verkehrs-
wege. Als besondere Sehenswürdigkeilen werden ge-
nannt das Kloster San Martino, das jetzt aber aufgehoben
und zu einem Museum umgebaut worden ist, ferner die
neue Straßenanlage des Corso Vittorio F.manucle und end-
lich das Museo nazionale.
Den Schluß des Vortrages bildete eine Schilderung
der Insel Capri, welche Redner zu einem längeren Aufent-
halt gewählt hatte, mit den in neuester Zeit daselbst aus-
geführten zahlreichen Verbesserungen der Verkehrswege.
Die Rückreise wurde auf demselben Wege, aber zwi-
schen Neapel und Genua auf dem deutschen Dampfer
Kiautchou ausgeführt. Mit dem Wunsche, daß seine Mit-
teilungen recht viele seiner Zuhörer zur Ausführung einer
solchen Reise veranlassen möchten, schließt Redner seine
reizvollen, von der Versammlung mit lautem Beifall ent-
geucti genommenen Mitteilungen.
Illustriert war der Vortrag durch eine große Zahl von
Aquarellen, welche der Vortragende auf seinen Reisen
hergestellt hatte. — ■ Hm.
No. 47^
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Vermischtes.
Ahornholzfuflboden. Seitdem wir auf S. 1 79 Jhrg. 1902
die Aufmerksamkeit auf die beachtenswerten Eigenschaften
des Ahornholzfußbodcns tacer saccharinum» lenkten, hat
sich das Anwendungsgebiet desselben namhaft erweitert,
l'ebeiall, wo es auf Haltbarkeit und geringe Abnutzung
von Fußböden ankommt, wird jetzt in Hamburg Ahorn-
fuSboden verlegt. I*ie großen Bauten der Frcihafen-I-ager-
haus- Gesellschaft, das neue Ijtgerhaus und Werkstellen-
Gcbftude von Dr. Heinr. Traun & Sohne, vorm. Harburger
Gummikamm - Ko., und die kais. Ober - Postdirektion in
Hamburg haben ihre Arbeitsräume mit Ahornfufiböden
ausgestaltet. Bei der Hamburger Baudeputation finden
diese Böden für fast alle Schulbauten Anwendung. Auch
Ober Hamburg hinaus sind die Vorzuge derselben aner-
kannt. So wurden die ßergmann'schen Elektrizitäts- Werke
in Berlin durch die Firma Held &• Franckc im vorigen
Jahre damit ausgerüstet und die Firma Krupp in Essen
hat verschiedene Raunte damit belegt.
Die Firma Koefoed 6t Isaakson in Hamburg 15 ist be-
müht, das Ahornholz in zuvcrläBiger gualitäl einzuführen.
Dasselbe wird auf künstlichem Wege getrocknet und von
allen fremden Saften befreit, Als Neubelag für verschlissene
Fußboden dienen 16 ••>"> starke Verdoppelungsbüden, mit
deren Verwendung die kostspielige Erneuerung des alten
oft in Asphalt festliegenden Fußbodens entbehrlich wird.
In wenigen Stunden kann auf diese Art ein Fußboden so
erneuert werden, daß in absehbarer Zeit keine Repara-
turen mehr erforderlich werden. Auch für bessere Bau-
ten bietet der Ahornfußboden Nutzen. Das Holz kann
feucht gereinigt werden, ohne daß es schwarz wird, auch
wird es nicht glatt und splittert nicht. Ist ein solcher Fuß-
boden sachgemäß geölt, so kann er spater jeder Zeit ge-
wachst und gebohnert werden und erlangt damit seine
hübsche helle' Spiegelung wieder - fw
Bücher.
Der Drehstrommotor als Eisenbahnmotor. Von Wilhelm
Küblcr, Ingenieur, a. o. Professor an der kgl. sitch*
techn. Hochschule zu Dresden. Mit zahlreichen Ab-
bildungen. Leipzig 1903. Verlag von Arthur Felix.
Preis 6,60 M. —
Es ist noch garnicht lange her, da herrschte in Fach-
kreisen die Ansicht, daß zum Betrieb von Wagen und
Bahnzügen durch den elektrischen Strom sich der Gleich-
strommotor allein eigene und daß ihm der Drehstrom-
und der Einphasenmotor, wenn sie nicht iti konstruktiver
Hinsieht ganz außerordentlich wichtige Verbesserungen
erfahren würden, auf dem Gebiete der Traktion nie wür-
den ernstlich Konkurrenz machen können trotz der wert-
vollen Eigenschaften, die sie vor jenem voraus haben.
Vor allem bedüifen sie nicht wie jener eines Kummutators,
der sich nur für Spannungen bis höchstens 1000 Voll
betriebssicher herstellen läßt, und es liegt daher die
Möglichkeit vor. Dreh- und Einphasenstrom-Motnren mit
Spannungen von mehreren tausend Volt zu betreiben
Daß letztere« sehr wohl ausführbar ist, haben u. A. die
Marienfclde— Zossencr Schnellbahn -Versuche bewiesen,
wo Drehstrommotoren direkt mit to 000 Volt betrieben wur-
den Welche Vorteile es hat, elektrische Bahnnetze mit hoher
Spannung zu speisen, kann hier nicht auseinander gesetzt
werden. Mit Rücksicht auf die eben erwähnten Vorzüge
der Drehstrommotoren gegenüber denen für Gleichstrom
waren in den letzten Jahren eine Reihe namhafter Elektro-
techniker mit dem Studium der Frage der Verwendbarkeit
des Drehstromtnotores im Bahnbetrieb emsig beschäftigt
Aulgrund dieses Studiums wurde man dazu ermutigt, an
verschiedenen Stellen, so in Oberitalien, in der Schweiz,
zwischen Marienfclde und Zossen Drehslrombahneu zu
erbauen und dieselben teils zu Versuchszwecken, teils
dauernd zu betreiben. Hr. Prof. Kubier, der sich von
jeher mit der inrede stehenden Frage intensiv beschäftigt
und sich auchsiets an ihrerBesprechung in Fachzeitschriften
und Vereinen lebhaft beteiligt hat, hat nun vor einiger
Zeit Gelegenheit genommen, die Drchstrombahn Burg-
dorf—Thun, die seit mehreren Jahren sich in dauerndem
Betriebe bewahrt hat, und ihr rollendes Material einer
genauen Untersuchung zu unterziehen. Die Ergebnisse
derselben, die sich im Großen und Ganzen mit dem
decken, was der amerikanische Gclehrlc Prof. C. A.
Carus Wilson bei Versuchen, die er einige Zeit früher
an derselben Bahnstrecke ausgeführt, gefunden hatte,
werden einer eingehenden Besprechung unterzogen und
an der Hand theoretischer Darlegungen und der Ober den
Gegenstand vorhandenen Literatur genau erörtert. Der
Verfasser gelangt hierbei zu folgenden Schlüssen, die die
Uebcrlegenhcit des Drehstrommotorcs über den Gleich-
strommotor dartun. Drehstrommotoren gestatten eine Vcr-
11. Juni 1904.
ringerung der Brcmsvcrluste; sie erlauben ferner, Einrich-
tungen zu treffen, die den Erfolg und die Sicherheit de-
Betriebes in geringerem Maße von der Aufmerksamkeit
des Moionnannes abhängig machen, als bei Gleichslmm-
betrieb. Auch können Drelistromwagen bei sladthahnartigem
Betriebe (kurze Stationsentfernung) imganzen leichter ge-
baut werden als Gleichstromwagen. Ferner werden Dreh-
strombahnen bei gleichen Leistungsfähigkeiten ungleich
billiger in Anlage und Betrieb, als Gicichstromhahncn. weil
sie gestatten, überall unmittelbar mit Hochspannung zu
arbeiten; es liegt kein Grund vor, die Stadtbahnen hier-
von auszunehmen. Diese Schlußfolgerungen belegt er mit
einem reichhaltigen Zahlenmaterial. Auch die hochbedeut-
samen klassischen Maricnfclde-Zossener Schncllbahnver-
suchc zieht Hr. Kühler in das Bereich seiner Betrachtun-
gen. Eine Reihe schön ausgeführter Abbildungen und
Rurventafeln ergänzen den interessanten Text aufs beste.
Das Buch bildet einen wertvollen Beilrag zur Beurteilung
der Frage: wie sollen wir unsere elektrischen Bahnen ein-
richten und betreiben? Dr. H. S.
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Bau - und Kunst-Denkmäler T Ii dringen t. Bearbeitet
von Prof. Dr P Lchfcldt <t) und Prof. Dr. G. VoO, Kon-
scivator Heft XXIX: Amtsgerichtsbez. Hildburghausen mit
3 Lichtdrucken und la Abb. im Text, Heft XXX: Arots-
gerirhtsbe*. Eisfrld und Themar mit s l.ichldr. und aj Abb.
im Text — de» Herzogtum* S.-Meiningen --Jena 1903. Gustav
Fischer. Pr. Heft 39: 3J0 M , Heft 30: 4,50 M.
Berberich, Alois. Der Schnellrech 11 er. Eine Anleitung
iura ratchen und sicheren Beherrschen der Zahlen. WQri-
buig tooa. Memroinger's VerlagsansUlt. Pr. 40 Pf.
Block, J , Apulheker. U e b e r einige Reisen inGriechcn-
1 a 11 d , mit Berücksichtigung der geulog. Verhältnisse, f owie
der Baumaterialien, insbesondre der Marmorarten Griechen-
lands. Bonn 190a. Catl Georgi.
Blrven, Heinr., Ing. Das Fach werk. Eine I'infOhrong iu die
statische Berechnung desselben. Zugleich ein Kepetitorium
lOr den ausübenden Techniker. Mit aa Abbildgn. im Text.
Hildborghausen 1003. Otto Pctzoldt. Pr. kaitun. 1,50 M.
D an ckwerts, Reg.- u. Brt, Prof. Tabelle zur Berechnung
der Stauweiten in offenen Wasserlftufen mit
einfahrenden Erörterungen Ober die Bewegung des Walsers
in geschlossenen und offenen Rohren. Mit 35 Abbilden im
Text und a Anlagen. Wiesbaden 190-3 C. Vi. Kreidet's V erlag.
Pr. 80 Pf.
Hauber, W. Dipl -lng. Statik. I. Teil: Die Grundlehien der
Statik starrer Körper. Mit 83 Figuren — Sammlung GOstbcn
No. 178. — Leipzig 1903 G. J. Göschen. Pr. geb. 80 PI.
Henselln, Ad , Arrh. Lehrbild er für Raustoffkunde.
Eine Sammlung vun Bildern aus den Werkslatten der Bau-
sloffeewerbe. 40 Bilder mit Text, Berlin 1903. A. Seydel.
Pr. 3 M
Jahr, K., Kgl. Gewerberat. Anleitung zum Entwerfen
und zur Berechnung der Standfestigkeit für
gemauerte Kabrikschornstcine, sowie fOr eiserne
Schornsteine «nd Dachkonstruktionen. Mit Abbildungen,
Tabellen und Rechnung*b«i*piclen. 4. verbesserte und ver-
mehrte Aufl. Hagen i W. 1904. Otto Hamracrachmidt- Pr.
kart. a M.
Preisbewerbungen.
Zwei Wettbewerbe der Su dt gemeinde Prag erwähnen
wir, da sie an tschechische Künstler gerichtet sind, nur
der Bedeutung des Gegenstandes wegen. Der eine Wett-
bewerb betrifft die Erweiterung <f es Altstädter Rat-
hauses (Preissumme 24000 Kr.l, der andere ein neues
Rathaus auf dem Linhartplatz (Preissummc 8000 Kr.) —
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für Mannerlogler-
hluser der Kaiser Franz Josef I. Jubiläums -Stiftung für
Volkswohnungen und Wohlfahrt» - Einrichtungen In Wien
liefen 38 Arbeiten ein. Den I. Preis unter den 24 Ent-
würfen des für den X. Bezirk gedachten Hauses erhielt
Hr. k. k. Brt. Rud. Breuer, den II. und den III. Preis die
gemeinschaftlichen Arbeiten der Hrn. Theod. Bach und
Leop. Simony, sämtlich in Wien. Für das Haus für den
XX Bezirk gingen 14 Entwürfe ein. Hier erhielten den
I. Preis die Hrn. Leop. Romsauer und Otto Richter,
den II. Preis Hr. Rud. Melichar und den III. Preis Iii
k. k. Brt. Rud. Breuer in Wien. —
Wettbewerb Kunsthaus Zürich. Die Ausführung des
Hauses wurde Hrn Karl Moser, in Firma: Curjrl & Moser
in Karlsruhe, Obertragen. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der M:ir . Situflbmitt. AI, nliu.lt in Kn I
ist z Reichs- Mar. -Amt veisct/t
Der Eisenb - Betr. - [Vr. K ricirlir in Strasburg i K i-t 1
Reg -Rat und Milgl il Gcn-D-r. der F.i*<nb in Kli -l.othr ernannt
Baden. Zugeteilt sind die Reg, - Bmslr. H R • u m i n n in
Konstanz der Gm, ■ Dir. der Sustsciscnb urd Kaufmann der
Maxell. -lnsp. in Koi^tunz.
Der Reg -RmMr. Ad, / ieglrr bei der lim Dir der Staats-
ei*cnb, ist gestorben.
aoi
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Preußen. Dem I-andbauiiup Brt Bflrdf in Berlin ist unL
Ernennung z. Bauinsp, eine Bauinsp -stelle irn Bereiche der Minist -
Baokoraiu. abertr»fen und der Landbauinsp. Prof. Müßigbrodt
in Berlin der Minist. -Baukomm, zur weiteren Verwendung Ober-
sviesen. Der Wasserbauinsp. Hagen in Stolpmflnde ist z. Hafen-
bauinsp. dat. und der Landbauinsp. Steinicke in Danzig tat z.
Kr-Bauinsp in Danzig II ernannt. Der Kr. -Bauinsp. K Lange in
Uromberg iat der dort. Kcg. als Landbauinap. überwiesen.
Versetzt sind : Der Reg - u Brt. Schneider von Posen nach
Dahldorf; der Kr -Bauinsp Brt. B I a u in Beuthen als Landbauinsp.
nach Berlin; der Wasser-Bauinsp. BrL Blumbcrg von Torgau
nach Arnsberg; der Bauinsp. Schiele io Königsberg i. Pr. als
Kr -Bauinsp. nach Hemel; der Landbauinsp. Brt V oelcker von
Berlin nach Marien wei der; der Kr-Bauinsp. Brt M ettke in Aroa-
walde als Landbauinsp. nach Liegnitz; die Wasser- Bauin»p. Brt.
Dieckmann von Labiau nach Tilsit, V i s a r i u s von Osnabrück
nach Birnbaum, Marten von Birnbaum nach Glücksladt, F I e b b c
vod Berlin nach Torgau, Wasenann von Arnsberg nach Osna-
brück, I! i I d e b r a n d l von Küstrin uach Labiau; die Kr-Bauin«p.
Gyßling von Gumbinnen nach Biedenkopf und Aronson von
Biedenkopf nach Beuthen. Ob -Sehl ; der Landbauinsp. May von
Hannover nach Luckau; die Wasser-Bauinsp. Urban von Fflrsten-
berg a. O. nach Kurzebrack und S tu wert von Marienburg
nach Danzig
Ernannt sind die Reg -Bmslr. : Ism. Herrinann in Bromberg,
Waller Mahn in Schiieidemühl, Matthe! in Kempen i P , Linden
in l-abiau, Harenberg in Rastenburg, Fust in Könitz, Wendt
in Sagau und Steinbrecher in Bliesen zu Kr.-Bauinsp; —
Ruhne in Rendsburg, Brftstlcin in Berlin, Niemann in Puscn,
P r e 1 1 e r in Beeskow, Hirt in Bromberg, A m > c Ii I c r in Frau-
stadt, Lug. Kohte in Liegnitz, Quast in Magdeburg, Hausmann
in Berlin und Stubbc in Stettin zu Laudoauintp ; — Redlich
in Königsberg i Pr und Karl Becker in Stettin zu Bauinsp ; —
Wilh. Zander und K r e v io Berlin, Schonsee in Pillau. GusL
Meyer und Jahrmark in Berlin zn Wasser-Bauinsp.; — Breiten-
feld in Magdeburg zu Masch ■ Bauinsp.
Die Reg-Bfhr. Herrn Rasche aus Berlin, Dr. Hcinr. Roettgen
aas Bonn, Bruno Schwan aus Posen und Herrn. Studemund
aus Rostock (Hochbfch.), — Ad.Tschich aus Ostrowo, Arth
M ft h I b r a d t aus Bronibcrg, Friedf J a c h n aus Kempen und
Paul Stengel aus Halle a. S (Eisenbfch I, - Jobs Voß aus Borg-
hörst (Masch-Bich) sind zu Reg -Bmstrn. ernannt.
Zur Beschädigung überwiesen sind die Reg. -Bmstr.: Kurt
M 0 1 1 e r der Kgl Minist. - Bankomm in Berlin, Struckmann
der Kgl Reg in Hildesheim, Menne der Kgl Eisenb-Dir. in Stettin.
Dem Landbauinsp. Prof Br. Schulz in Hannover ist die
nacheca Entlass. aus den) Dienst der A'lgcro Bauvcrwaltg. erteilt
Der Reg -Bmstr. HaubcnrciScr in Breslau ist gestorben.
Württemberg. Dem Ob -Brt. Weigle in Stuttgart iat das
Ritterkreuz 1. Kl. des Fiiedncbsordena verliehen.
Brief- und Fragekasten.
Anmerkung der Redaktion. Die Anfragen far unseren Brief-
und Fragekastcu häufen sich in der letzten Zeit in einer solchen
Weise, dass die Beantwortung derselben bei dem bescheidenen
Raum, den wir dieser nur zur Verfügung stellen können, sieh gegen
unseren Willen vielfach verzögert. Wir sehen uns daher zu der
Bemerkung genötigt, dass wir nur noch die Anfragen von all-
gemeinem Interesse berücksichtigen kennen, welchen der
Nachweis des Bezuges unseres Blattes beigefügt ist.
Wenig Aussicht auf Beantwortung haben außerdem die Anfragen,
deren Erledigung auf dem Wege der Anzeige möglich ist. Grund-
satzlich sollte der Briefkasten nur dann in Anspruch genommen
werden, wenn andere Wege versagen. Keinesfalls sind wir
in der Lage, längere Gutachten abzugeben, umfangreiche Schrift-
stücke zu studieren, mit den Absendern von Anfragen in einen
Scluifiwechscl zu treten, oder die Gründe für Nichtbeantwottung
anzugeben. Es liegt ferner im Interesse der Absender, bei Rück-
fragen stet» die urapi angliche Frage zu wiederholen. —
Hrn. R. St. In Neustadt. Melufacb schon haben wir an
dieser Stelle gebeten, alle die Herstellung und Bewahrung von
Kalksandziegelir betreffenden Kragen an die einschl. /citschrilt: „Die
Kalksandstein - Fabrikation", geleitet von W, < )lscliewsky, Berlin
S.W. 48, richten zu wollen. Außerdem verweisen wir Sie auf die
Schrift: „Die Kalksandstein ■ Fabrikation" vun Emst Staffier in
Zürich. Verlag der Tomiidustrie Zeitung, Bcilin NW. 5, 1904 —
Anfragen an den Leserkreis,
r. In hiesiger Gemrindc ist angeregt worden, aus Gründen der
Billigkeit in die ungepCastcrle Fahrbahn einei der Hauptstraße»,
die zugleich den unmittelbaren Weg von liichieien umfangreichen
Ziegeleien oadi dem Bahnhof bildet, für die an manchen Tagen
nach hunderten zAhlcndcrr Zicgclfuhrcti ein Gleis mit der den
Ziegelwagen entsprechenden Spurweite aus fljch gelegten U Eisen
einzubauen und die Straße seitlich etwa ;^o — so '"ni breit anzupfhrstern.
Wo bestehen derartige Anlagen s< hnn und ans weit heu Gründen
wutden dieselben gewählt ' Wie ist die Konstruktion und wie hat
sich dieselbe bewahrt ? Wie teuer stellt »i, Ii das IM m ''. —
.S. hn in l<.
a. Es ist mir berichtet worden, daß in man- her < irgend d«* An-
brennen von sichtbaren Eachwrr kstiölzcrn »'s Ersatz von Ocltarbeo-
anstrich angewendet wird. Nähere Auskunft ijt>cr dieses Verfahren
konnte ich jedoch nicht erhallen um] trage daher: 1 Welche Brenn-
lampe kommt bei dem Anbrennen tHiauiic:ii der HiMzcr zur An-
wendung? 3. Muß tlii* zu brÄuncrnle Hu'z vo;)icr mit Od ge-
tränkt werden und welches eignet -i- tr dazu am besten 7 3 Ist
die gebräunte FlSche nachher mit einem Schutzanstrich (Lackllhcr-
zug oder Ocl) zu versehen '/ 4 Wie ist diese* VerUhren praktisch
am besten durchzuführen, auf dem Z:mmcrpiatz ndcr an dem auf-
geschlagenen Bau'.' — W. W. in Kadirfzclt.
9Q3
3. In dem Gebäude der hiesigen Kreissparkssse ist vor 4 Jahren
ein diebes- und feuersicherer Raum für die Kasse eingeiichtel wor*
den. Derselbe liegt an der Ecke des Gebäudes, an zwei recht-
winklig aufeinander stoßenden Strsßcofassaden. Das Mauerwerk
der t'mfassungswande ist in Zementmörtel 1 :3 drei Stein stark mit
Stahlslabeinlage hergestellt worden Der Fußboden besteht aus
Beton, die Decke ist zwischen I-TrAgcrn gewölbt, in beide sind
Stahlstabe eingelegt Es besteht nun der Mcbelstand, daß die Innen-
wände des Raumes, der außer der Savelür keine Oeffnung hat, im
Herbst, Winter und Frühjahr stets naß sind und zwar so, daß das
Wasser, wie man sagt, an den WAnden herunterlauft. Der Raum
erfüllt aus diesem Grunde nicht vollkommen seinen Zweck, weil
z. B. Dokumente usw in demselben nicht aufbewahrt werden
können. Wie ist dem Uebelslande am besten und billigsten abzu-
helfen? — B. in Fl.
Fragebcantwortuogen aus dem Leserkreis e.
Zu der Anfrage in No. 31 von P. W. in Jena erhalten
wir folgende Zuschrift: Der Unterzeichnete hatte ebenfalls in einer
Druckerei einem ahnlichen I'ebel dadurch abzuhelfen, daß er unter
die Auflager der Druckmaschine einzelne starke Filzplatten und
darauf Holzbohlen legte und dann erst die Maschine darauf stellte.
Die Wirkung hiernach war verblüffend und der Schall, welcher
sich sogar dem Nachbarhaosc vorher mitteilte, vollständig be-
seitigt. — F. Steiner, Architekt in Mannheim.
Die Druckmaschine ist unabhängig vom Kellergewölbe zu
unterstützen- Zn diesem Zwecke müssen Plciler vom guten Bau-
gründe durch das Kellergeschoß geführt weiden, die die Unter-
konMruktionen nebst Maschine tragen Die Pfeiler sowohl wie
die L'ntcrkonstruktionrn dürfen aber mit den Decken oder Wanden
de» Gebinde» nicht in feste Verbindung gebracht werden Zur
Isolierung werden den Filzunterlagen Kolksteinplatten vorgezogen —
F. St io Berlin.
Zur Anfrage 1 in No 35 K linkere hau ssecn betreffend.
Straßenbefestigungen mit Klinkern sind in Holland und im nord-
westlichen Deutschland in der NAhe der holländischen Grenze bis
in Oldenburg seit sehr langer Zeit vielfach vorhanden und haben
sich bei Verwendung von brauchbarem Material so bewAbrt, daß
Zweifel nicht aufkommen können Vorzüge der Klinkerstraßen
gegen Chaussierungen aus Steinschlag sind: der sehr geiAuschlose
Gang der Wagen, daher geringe Reibung der l<adcr mit der Straße,
wodurch Ersparurrg an Zugkraft bedingt wird, ferner weniger Staub
auf den ersteren und deshalb bei uasscrWitterung weniger Schlamm
D<-n Vo teilen steht aber der Nachteil gegenüber, daß bei Glatteis
Klinkersiraßen den Zugtieren noch weniger Halt gewAhren als
Steinsrhlagsiraßen. Indeß dürften Vorteile wie Nachteile nicht
wesentliche Bedeutnng haben, sondern lediglich der Umstand,
welches Malet ial ausreichend gut mit geringeren Kosten zu be-
schaffen ist Die Ausgaben für eine Kliokerstrnße richten sich
nach den örtlichen Preisen für Aibeit, Material und dessen Trans-
port, sowie nach der Breite, die die Fahrbahn erhalten soll. Ein
Betrag, der allgemeine Giltigkeit haben soll, ist daher nicht
denkbar. — — t. —
Zur Antrage 1 in No 37 vom 7 Mai 10O1. Die Schädlinge in
den Fußboden - Lagerhölzern dürften die Larven von Holzwespen
oder Holzböcken sein und es ist anzunehmen, daß die ersterc Art
nach dem Ausflüge nicht mehr zurückkehrt, um neuerlich Eier ab-
zulegen. Einspi itzungrn von Benzin oder Schwefelkohlenstoff in
die Breitfugen zunächst der Lagerhölzer und falls die Bretter ge-
falzt, in kleine Bohrlöcher daselbst, welche spiter durch Holz-
nAgrl geschlossen weiden, dürften Larven und Eier toten; Vor-
aussetzung ist, daß im ganzen Hause vorher sich keine Spur von
Feuer befindet und ein solches erst nach vollständiger Durchlüftung
der 48 Stunden nach geschehener Einspritzung vollständig geschlosse-
nen Räume angemacht werden kann. — J K. S.
Holzwürmer lasse» sich aus Fußböden durch einen Anstrich
von KarUolineum Avcnarius verlreiben Nach a oder 3 Jahren
ist der Anstrich erforderlichenfalls zu wiederholen. Alles andere
wie Petroleum, Holzessig, Benzin und Salzlösung Iii ft mein für die
Dauer. — J. H K. in Bremen.
Auf die Anfrage in No. 41. .Gibt es in Deutschland StAdte
über 35000 Einwohner, welche Sladtbldcr mit Schwimm-
hallen als einzige Itadeform besitzen und welche ?" gestatte ich mir
folgende Erwiderung: Vermutlich gibt et keine solche Stadt, da einer-
seits die Anlage einer Schwimmhalle in Bau und Betrieb immer
etwa» kostspielig ist und anderseits wohl überall das Bedürfnis nach
Wannenbädern und vor allen Dingen nach Brausebädern bestehen
wird. Weder aus eigener Anschauung noch au» der Literatur,
die ich gerade jetzt zur zsnfcrtigutrg einer kleinen Arbeil, die ich
demnächst (Iber Schwimmhallen zu veröffentlichen gedenke, ein-
gehend durchgesehen habe, ist mir eine derartige Anstalt bekannt.
Stets sind Schwimmhallen mit WannenbAdern und Brausebädern
vereint angelegt. Vielleicht empfiehlt e« sich, wenn an den An-
Isgrkosten zunAchst gespart werden soll, eine Badeanstalt mit
Wannen und Brausen zu cibaucn, aber den Grunduß so zu ge-
stallen, daß die Schwimmhalle ohne Schwierigkeit angefügt wer-
den kann. Der Bauplatz mußte also gleich auf den großen Ent-
wurf mit F.rweitciungsniögln hkert zugeschnitten werden. Nur dann
könnte zur Anlage einer Schwimmhalle ohne aridere Lüder ge
raten werden, wenn für Wannen- und Brausebäder bereits ander-
weitig genügend gcsüigt wate. — P,
Inhalt: I»ie Architrliiar auf der (Jrutlcn Hciiinn Kilusuu-slrlluii« 1004.
Vom We'rhrwerb um d.r- iirue !< I I>i >M, . h, 1 K._,lii,.ii. IVbii künsl-
kr.s.hr ,\nl;;.lir.. im .Irr Anhinkmr. II. Mirtriluiitrn ans Winnen. —
Vermiwhtes. Hache;. i'rrrktn-wribungrn. — l'er «oirnl- .Nachrichten. —
Hrn-t- und I- 1 J^rsaxlrn.
Hierzu eine Bildbeilage: Entwurf für eine „Nationalhallc".
Verlar; der Dculsclietl H»uzeitunz. *' m b. II., Herlm. Für die Redaktion
verantworü. Alben Hofma Herlitt l)ruek von Wilh. (in»», Berlin.
No 47.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 48. BERLIN, DEN 15. JUNI 1904
Die Magdeburger Lungenheilstätte Vogelsang bei Gommern.
Architekt: Sudtbrt. kgl
VfLffjf' wei Lungenheilstätten sind jüngst in den Dienst der
Wah Bewohner Magdeburgs gestellt worden: die durch
e*^* die Vaterländischen Frauenvcreinc der Provinz
Sachsen im Waldrevier Vogclsang bei Gommern errichtete
Anstalt für Krauen und Mädchen, und die vom Magdeburger
Verein zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht bei Lostau
andcrElbe geschaffene Anstalt für männliche Kranke. Beide
Anstalten ergänzen sich gegenseitig. Die Lungenheilstätte
Vogelsang, die hier geschildert werden soll, liegt in einem
fiskalisehenWaldgelände, ungefähr 1 Stunde vom Städtchen
Gommern und etwa ■ l;s Stunden von Magdeburg entfernt.
l>urch Entgegenkommen der kgl. Forstverwaltung wurde
das für die Anstalt benötigte Gelände aus einem etwa 60
bis 70jährigen Kiefernbeslandc herausgeschnitten und vom
I'rovinzial -Verbände der Vaterländischen Frauenvcreinc
der Provinz Sachsen erworben. Da eine möglichst schleu-
nige Unterbringung der Patienten in's Auge gefaßt war,
so wurde gleichzeitig mit dem Beginn des Baues der An-
stallsgcbäude eine Anzahl von Docker' sehen Baracken auf-
gestellt und ein provisorischer Betrieb darin eingerichtet.
F.in kleiner Teil der Docker'schen Baracken wird noch
weiterhin, namentlich für den Sommerbetrieb, beibehalten
werden. Es darf erklärt werden, daß die Unterbringung
in die leicht hergestellten hüttenartigen Bauten bekannter
Konstruktion sich durchaus zufriedenstellend auch für den
Winter ermöglichen lieb, zumal, nachdem durch Anschluß
an die inzwischen für die endgültigen Baulichkeiten ein-
gerichtete Dampfleitung eine provisorische Zentral-
heizung zur Verfügung gesteht werden konnte.
Wie aus dem umstehenden Grundriß hervorgeht, han-
delt es sich um eine langgestreckte Gebäude-Anlage, be-
stehend aus a Pavillons, in deren Mitte sich eine Terrasse
mit einem zentralen Gebäudeteil befindet. Die Front ist nach
Süden gerichtet; durch einen durchgehenden Korridor ist
eine Verbindung zwischen sämtlichen Gebäuden bis zum
Verwallungs- und WirtsrhafLs-Gcbäudc hergestellt, die nur
in einem kurzen Zwischenstück, nämlich zwischen dem Öst-
lichen Pavillon und dem Verwallungs - Gebäude mit dem
Speisesaal und den WirtschafLs-Räumlirhkcitcn, durch eine
offene Verbindungshallc unterbrochen ist; letztere kann
Brt. I'ctcrj in Magdeburg.
aber, sofern sieh das Bedürfnis herausstellen sollte, jeder-
zeit mit (ilaswänden geschlossen werden. Diese gesamte
Gebandefronl bildet eine stark gebrochene Linie, um
schon durch die ganze Anordnung der Baulichkeiten mög-
lichste Zugfreiheit gegen Nord- und Südwestwinde zu er-
zielen; gegen Westwinde gewährt der dichte Kiefernwald
an und für sich hinlänglichen Schutz.
Die für den Wirtschafts- und den maschinellen Betrieb
erforderlichen Gebäude liegen auf dem östlichen Flügel
der Gebäudeanlage, so daß nach dieser ganzen Situation
Unzuträglichkeiten für die zum Aufenthalt der Kranken
bestimmten Räume, Liegehallen usw. so gut wie ausge-
schlossen sind. Der Wirtschaflshof ist mittels eines be-
sonderen Zufuhrweges unmittelbar zu erreichen; Be-
lästigungen durch Kohlenstaub oder Rauch aus dem
Schornstein des Kesselhauses können bei den vorzugs-
weise au» westlicher Richtung wehenden Winden nicht
vorkommen, zumal dieser Teil der Anstaltsgebäude dem
stark ansteigenden Waldgeländc folgt und also nicht un-
wesentlich höher liegt
Die Krankenzimmer sind zu 1, 3 und auch mehr Betten
bemessen, aber nicht Ober 5 hinaus. Da es sich um eine
Anstalt für Lungenkranke weiblichen Geschlechts handelt,
so erforderte die Einrichtung der Toiletten in einem ge-
meinsamen Räume besondere Erwägung, nachdem grund-
sätzlich die Anbringung von Wasehgelegenheitcn im Kran-
kenzimmer selbst aus hygienischen Gründen ab-
gelehnt war. Man entschied sich für eine Zellenanord-
nung derart, daß möglichst jeder Patientin je eine Toiletlcn-
zelle angewiesen wurde. Die Zellentcilungen sind aus
Monierwänden hergestellt; vorn werden die Zellen durch
einen Zugvorhang ao ahgcschlos-.cn, daß jeder Einblick ver-
mieden wird. Uehcr Kopfhöhe Ist jr rm mit Stellvorrich-
tung versehenes Fen-Ier angebracht, das mit gemustertem
Rohglas geschlossen ist. Die Breite einer Zelle beträgt
1 », die Tiefe 1,25 "»; in der Mitte des Toilettenraumes
verbleibt ein freier Platz von 3 m Breite, der dazu aus-
reicht, den mit Spiegeln besetzten gemeinsamen Toiletten-
tisch — der unbedingten Sauberkeit halber aus einem
schmicdeiserncn Gestell mit Rohgl.1-pl.1tte bc-tchend — mit
393
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"t . ', ".--5 '"«f. f. r
den Stahlen auf beiden Seiten davor
aufzunehmen. Die Wandflächen der
Waschzellen bedurften t
soliden und in hygienischer I
cinwandfrcicnA'usführung, zu welchem
Zweck nach Herstellung eines Kalk-
mörtel-Verputzes ein Glattputz ausllart-
gips aufgebracht ist, welcher nach
zweimaligem Anstrich mit weißer Oel-
farbe mit einem letztenUcberzugc von
weißem Japanlack versehen wurde.
Infolge der großen Harte dieser tadel-
los glatten Flächen und des ausge-
zeichnet sauberen Aussehens sind mit
dieser Ausführungsweise die über-
haupt zu stellenden Anforderungen
vollkommen erfüllt. Dabei Ist eine
Aufwendung von 3,50 M. für 1 *m
Wandflächc verursacht, die verhältnis-
mäßig nicht hoch erscheint DieVV asch-
räume sind auf eine Temperatur von
18— 20 °C. gebracht, wie sie für den
Wandelgang und die Schlafzimmer vor-
gesehen ist. Als Fußboden istTcrrazzo-
bclaggcwählt,der wegen seiner zweifel-
losen Bewährung, unbedingten Sauber-
keit und leichten Reinigung auch für
Bäder, Abortc und die daneben be-
findlichen Räume zur Spülung der
Spuckbehälter verwendet ist.
Gleiche Sorgfalt ist der Bade-Ein-
richtung gewidmet, welche im Grund-
riß der Pavillons an bevorzugter Stelle
in der Hauptachse des Erdgeschosses
angeordnet ist, in einem der Hinter-
front vorgelegten Mittelbau; über dem-
selben befindet sich im Obergeschoß
ein gemeinsamer Tagesraum- Auf a"
Höhe sind die Wandflächen des Bade-
raumes mit Zinkcmailplatlen bekleidet,
die gegenüber einer sonst wohl üb-
lichen Kachelbekleidung den Vorzug
haben, daß die außerordentlich dünnen,
aber sehr haltbaren Tafeln bequem,
fugenfrei, ohne den Raum irgendwie
zu beschranken, einfach mit besonders
präpariertem Glaserkitt auf die mit
Mörtclnutz versehenen Wandflächen
aufgeklebt werden. Einschließlich der
Einrahmungsfriese stellt sich die fertige
Wandbekleidung auf 7.50 — 8 M. f. 1 lm.
Hinsichtlich der Abortsitze mag
noch bemerkt werden, daß für den
Sitzrand des Trichters eine Anwärme-
Vorrichtung vorgesehen ist. Damit
wird erzielt, daß die Auflegung eines
Holzrandcs, der in Anstrich oder Po-
litur bald unansehnlich zu werden
pflegt, ganz entbehrt werden kann. Ein
unmittelbar zu benutzender Porzellan-
sitz darf allerdings als beste und auch
hygienische Anordnung für ein noch
dazu von Frauen zu benutzendes Kloset
erachtet werden, die bekanntlich eine
besondere Scheu gegen Berührung
derartiger Sitze zu haben pflegen. Der
hohle Wulst des Trichter» ist zu dem
Zwecke der Vorwärmung mit einem
im Inneren desselben liegenden Heiz-
rohr versehen, welches mit der Zen-
tralheizung in Verbindung steht Die
Kosten eines solchen Abortsitzes ein-
schließlich der gesamten Installation
und mit der Beheizung haben sich
auf 215 M. gestellt, an und für sich
ein etwas hoher Preis, der aber für
den vorliegenden Fall einer l.ungcn-
heilanstalt für Frauen nicht gerade
als übertriebener Luxus bezeichnet zu
werden braucht
Fitr samtliche Krankenzimmer, auch
für die Tagesräume der Pavillon«, ist
ein fugenloser Fußbodenbelag
hergestellt, der als Torgament oder
Xylopal auf die massiven Dee'-rn —
aus sogen. Förste r'scheuDeckeusieincn
in Zetncntin'"irtel zwischen eisernen
Trägern aufgebracht ist und sich
lii-lier zur vollsien Zufriedenheit be-
No. 48.
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währt hat Da Ober dem L Obergeschoß eine Balken-
lage vorgesehen ist, so wurde für die Käume des II. Ober-
?;cschosses im 1. Krankcnpavillon zwar ein buchener Stab-
uflbodcn gewählt, dessen nachträgliche Uebcrdcckung mit
Linoleum aber in Aussicht genommen ist. Im II. Ober-
Eeschofl des II. Pavillons ist dagegen von vornherein ein
.inolcumbelag auf einer Abdeckung der Balkenlage mit
ungefärbter Torgamentmasse zur Ausführung gebracht,
unter Vermeidung der doch immer zur Fugenbildung Ver-
anlassung gebenden I>iclung. Auch die Eckanschlüsse sind
durch Torgamentmasse hergestellt.
Bei den Kußbodenbelagen aus Torgament usw. sind
grundsatzlich die scharfen Kanten vermieden und die
WandanschlOssc in demselben Material ausgerundet. Das-
selbe Prinzip ist Übrigens durchweg beobachtet, also auch
für dicWandecken, um so wenig als irgend möglich Gelegen-
heit zur Staubansammlung zu bieten. Bei den Zimmertüren
ist auf Füllungen mit Profilen u. dcrgl. ebenso grundsatzlich
verzichtet, so daß außen und innen vollkommen glatte Flächen
entstanden sind, die nur lasiert »ind und mit einer einfachen
Der Mittelbau zwischen den beiden Pavillons ent-
hält im Erdgeschoß drei große Tagesräume, von denen
die beiden seitlichen als Speisesäle benutzt werden sollen,
während der mittlere mehr repräsentative Bedeutung er-
hält und auch als Kapelle dient. Darüber befindet sich
eine große, einheitliche Liegehalle, die nach Soden offen
bleibt und von beiden Pavillons aus auf dem Verbindungs-
gang von den Krankenzimmern her bequem und zugfrei
zu erreichen ist. Für die stattliche Gesamterscheinung
der Gebftudeanlage bildet diese malerische Anordnung
natürlich ein Oberaus wirksames Motiv.
Die Grundrisse beider Pavillons sind nicht gleich
gestaltet. Es wird nämlich beabsichtigt, in dem west-
lichen, später errichteten zweiten Pavillon auch minder
begüterte Patienten besseren Standes unter Umständen
zu ctwashöheremTarif unterzubringen, wogegen der östliche
Bau ohne Einschränkung den den gleichen Verpflegungssatz
(3.50 M.) zahlenden Patienten zur Verfügung steht. Unter
dieser Voraussetzung erschien es vor allem erforderlich,
außer dem für 150 Personen berechneten allgemeinen
Malerei eine angemessene Dekoration erhalten haben.
Die Wände der Zimmer und auch der Korridore sind im
unteren Teile auf Kopfhöhe mit blaugrauer Zoncafarbe
gestrichen, darüber ist ein Kalkfarbenanstrich für die mit
einem abschließenden Ornament versehenen Wände und
die einfach weiß gestrichene Decke angewandt.
Auf eine Unterkellerung der Pavillons ist, abgesehen
von dem äußersten Drittel des westlichen Pavillons, das
sich bei dem' stark abfallenden Gelände höher heraus-
hebt und zu einem für ärztliche Zwecke auszunutzenden
Untergeschoß eingerichtet ist, verzichtet, mit Ausnahme
eines für die Aufnahme der Heizrohre, Wasser-, elektri-
schen usw. Leitungen erforderlichen korridorartigen und
bequem hesch reitbaren Kanales. Derselbe durchzieht als
unterirdischer Verbindungsgang auf der Hinterfront der
Pavillons und des Mittelbaues die ganze Anlage bis zum
Kessel- und Maschinenbaus.
In gleicher Weise werden beide Pavillons und der
Mittelbau mit einem auf gleicher Höhe des Erdgeschosses
und I. OlK.*rgeschosses liegenden Korridor in ganzer
Länge verbunden. Derselbe dient als Wandelgang, hat
Terrazzofußboden zwischen farbigen Friesen erhallen und
ist selbstverständlich an die Heizung angeschlossen.
15 Juni 1904
Speisesaal im Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude im
östlichen Flügel der Gebäudcanlagc noch mindestens einen
zweiten, gegebenen Falles noch einen dritten kleineren
Speisesaal für gesonde rte Benutzung, zugleich zurReserve
dienend, anzuordnen. Auch für Schaffung getrennter
Tages- und Aufenthaltsräume mußte zu demselben
Zweck noch besonders Sorge getragen werden. Außer-
dem sind die Zimmer des zweiten Pavillons abweichend
vom ersten Bau nur als Einzelzimmer zu einem, höch-
stens zwei Betten bemessen; die Zahl der Toiletten-
stände ist soweit gesteigert, daß jede Patientin einen
solchen für sich erhält. Das Obergeschoß ist behufs Ver-
mehrung der Bclegungsfähigkeit bis auf 80 Betten reich-
licher ausgebaut, so daß auch das äußere Bild des Pavillons
etwas anders erscheint Die Gesamtbelegung der An-
stalt ist unter Zuhilfenahme Docker'seher Baracken auf
200 Betten bemessen, die schon erreicht, zeitweise sogar
etwas überschritten wurde
Daß die Heilanstalt mit Dampfwäsehcrei und Dcsinfek-
tions-Einrichtung versehen, mit elektrischem Lichte, Zen-
tralheizung — Dampf- Warmwasserheizung für die Kranken-
zimmer und Niederdruck-Dampfheizung für die Korridore
— ausgestattet ist, versteht sich von selbst
295
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Die Beschaffung und Enteisenung des aus großer
Tiefe (bis 30») geförderten Grundwassers haue zunächst
Schwierigkeiten bereitet, die jetzt aber glücklich gelöst
sind. Dasselbe wird zunächst mittels „Mammut-Pumpe"
(vom Horsigwerk in Berlin) auf Gcländchöhc gehoben,
gehl Ober ein Kies-Koks-Fllter nach Piefkc'scher An, tritt
in da* Rohwasserbecken im unteren Teile de* Wasser-
Turmes ein, um endlich auf die Höhe des Kcinwasser-
Bchaltcrs im Kopfe des letzteren, etwa ao m Ober der Sohle
des Maschinenhauses, gedrückt zu werden. Von hier aus
findet die Verteilung des reichlich vorhandenen Wassers
Ober das ganze Ansiallsgel&nde statt. Die Entwässerung
mittels unterirdischen Tonrohrnrtzcs leitet die sämtlichen
Abwasser — abgesehen von dem größeren Teile der
Tageswässer von den Dachflachen, die in den Waldboden
versickern — nach einem günstig gelegenen Rieselfcldc,
das gegen das Anstaltsgeländc durch einen bewaldeten
Hügel vollkommen gedeckt ist.
Die Grundsteinlegung zu der Anstalt fand am 9. Juli
i8qq statt Im Frühjahr 1901 konnte der erste Kranken-
Pavillon in Benutzung genommen werden. Am 16. Aug.
1903 fand die feierliche Einweihung der nunmehr vor-
läufig als vollendet anzusehenden Gesamtanstalt statt.
Von den im Ijgcplan vorgesehenen Gebäuden ist bisher
das Chefarzt -Wohnhaus zurückgeblieben, wie auch ein
dritter, kleinerer Pavillon erst dann hergestellt werden »oll,
wenn sich das Bedürfnis nach solcher Erweiterung Ober
den zur Ausführung gelangten gegenwärtigen Umfang
hinaus gebieterisch geltend machen sollte. Am Haupt-
Zugang ist noch die Errichtung eines Pförtner-Häuschens
ins Auge gefaßt. Endlich mag auch erwähnt werden, daß
eine kleine Ausschankstelle, außerhalb am Hauptzufuhr-
wege in der Nähe des Haupteingange« belegen, eingerichtet
werden mußte, um den zahlreichen Besuchern der Anstalt,
Kutschern, Arbeitern usw., die sonst in der Nähe nicht
vorhandene und für die Zwecke derselben auch keineswegs
wünschenswerte Gelegenheit zur Entnahme von Er-
frischungen zu gewähren; dieser Restauration s- Betrieb
liegt aber in den Händen der Heilstätten- Verwaltung selbst;
nur auf diese Weise werden unliebsame Unzuträglichkeiten
zu vermeiden sein.
Bei der Entwurfs-Aufstellung und Ausführung, die mit
Rücksieht auf die entfernte Lage der Baustelle mit recht
erheblichen Schwierigkeiten verknüpft war, wurde Unter-
zeichneter in hervorragendem Maße durch Hm. Stdtbmstr.
Fritz Weiß in Magdeburg unterstützt. — Peters
Totenschau.
Julius Horn, Direktor der Gaswerke Augsburg, ist
am 28. Mai gestorben. Er wurde im Jahre 1854 zu Neustadt
bei Magdeburg geboren, erwarb sich seine theoretischen
Kenntnisse auf der Realschule zu Bremen und auf der
Provinzial-Gewerbeschule in Halberstadt, sowie auf der
Bauakademie in Berlin. Unter Generaldir. v. Occhclhäuser
baute Horn 1874 die Gasanstalt Chemnitz und war dann
im Bureau der Dessaucr Continental. Gasgesellschaft tätig.
In den Jahren 1877—79 war er Gasingenieur bei L. A.
Riedinger in Augsburg; von 1879—84 war er Verwalter
des städtischen Gaswerkes Rosenheim, vom Jahre 1884
bis 1895 technischer Direktor der Gasfabrik Regensburg,
und vom Jahre 1895 bis zu seinem Tode Direktor der
Gaswerke Augsburg. Von größeren Bauten des Verstor-
benen sind zu nennen: l mbau der Gasfabrik Amberg,
des Gaswerkes Landshut und der Filial- Gasfabrik Augs-
burg Horn war eine lange Reihe von Jahren Vorsitzen-
der des bayerischen Vereins von Gas- und Wasserfach-
männern, außerdem Vorsitzender der Berufsgenossenschaf l
für Gasfubrikation. Er verbesserte den von seinem Vater
konstruierten sogen. Horn'schen Öfen in ganz bedeutender
Weise. In den Versammlungen des baver. Vereins von
Gas- und Wasserfachmännern hielt Horn* eingehende Vor-
träge Ober den Horn'schen Ofen, über Zugmesser und
Oberluftregulatoren, Gasbrenner, Selbstkoeher, Lukaslicht-
Kandelaber usw. Er genoß in technischen und kommer-
ziellen Kreisen wegen seiner Kenntnisse, seiner Liebens-
würdigkeit und Zuvorkommenheit das größte Ansehen.
Der Augsburger Arch - u. Ing.-Vercin (schwäbische Kreis-
gescllschaft) verliert an ihm ein eifriges, treues Mitglied. —
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für charakteristische Gebäude von Bautzen wird vom dorti-
gen Oberbürgermeister mit Frist zum 31. Okt. 1904 aus-
geschrieben. Es handelt sich um die Gewinnung von
Entwürfen für Bauten, die den Ansprüchen der Neuzeit
genügen, ohne den cigrntOmliehi'ii baulichen Charakter
der Stadt Bautzen /u beeinträchtigen. Der Wettbewerb
erstreckt sich auf ganze Schattseiten, wie auch auf Teile
derselben wie Ludeneinbauten, Erker, I.adcnschilder, Essen-
köpfe usw. Es gelangen 3 Preise von iaoo, 900 und 600 M.
zur Verteilung Ein Ankauf von Einzelbauern für je
30 M. ist vorlwliallen Dem Preisgericht gehören als Archi-
tekten an die Hrn. Bmstr. Droscha und Stndtbrt. Göhre
in Bautzen, sowie (ich. Hof rat Prof. Dr. Gurlilt und Prof.
Schumacher in Dresden. Unterlagen gegen 2,50 M.,
die zurück erstattet weiden, durch den Sudtrat. -
für den Neubau eine» Kreishauses in'Anklam ist zurück-
gezogen worden; es ist dadurch unlicb-amen Krörtcrunger)
vorgebeugt worden. -
Chronik.
Ein Bismarckdenkmal lOr Darmstadt wurde auf dem
Ludwigsplatz xu errichten beschlossen. Kür das nach drm Ent-
würfe der Professoren Architekt Kr. Pötzer und Bildhauer Habu h
in Dar m «ladt in der Fotru eines Bruniiendenkiiialcs mit dem ju
hohen Slandbilde Bismarcks aus Stein (jedachte Denkmal wurden
die Küsten mit 50000 M berechnet —
Dar Bau eines Industriepalastes In Wien als sitz fni
»»nitlichc industrielle Korporationen der Stadl, wird auf einem
Gelände am Scliwai zenbergplatz angestrebt Die Bauiummc wird
auf a,5 Mill. Kr. geschätzt und es ist beabsichtigt, die Entwürfe
auf dem Wege des engeren Wettbewerbes tu gewinnen. —
Da* H a yd n - Mozart-Beetboven- Denkmal Im Tiergarten
In Berlin, ein Werk des Bildhauers Siemering in Gemeinschaft
mit dem Architekten Siemering, wird am 18. Juni enthüllt. —
Pür die Neuanlagen des Bahnhofes In Heldelberg tiod
die Kosten mit 34 Hill M. veranschlagt. Kor die Arbeiten wird
die ungewöhnlich lange Dauer von etwa 10 Jahren angenommen —
Eine neue Moldaubrücke In Prag wird am Rudollinum ge-
baut. Zur F.ilangung von Entwürfen für die in Eisen zu erstellende
Brocke »t ein Wettbewerb für tschechische Ingenieure mit 3 Preisen
von 10000, 8000 und 6000 Kroucn ei lassen. Die Bauarbeiten sollen
1905 beginnet-. .—
Der Bau neuer Hafenanlagen in Rosario (Argentinien)
im veranschlagten Kostenbetrage von 11600000 Doli. (C.oMi ist
geplant; die Arbeiten müssen in 7 Jahren zu Ende geführt werden. • -
Der Bau eines neuen Schwimmdocks in- Bordeaux ist in
Aussicht genommen. —
Der Bau eines Handelshafens In Melilla und eines Not-
hafens auf den Chafarloas-Irutelo (Marokko) wird geplant.
Zur Ausführung dieser Anlagen soll eine von der spanischen Re-
gieiung in finanzieller Hinsicht zu unterstützende gtofje Handeia-
gesell-cbait gegtoudel werden. —
OefTentllche Bauten In Konstantia (Rumänien). In Kon-
stantza werclen zurzeit ein Justizpalast, ein Dicnstgcbaude für die
Prafektur und ein kleines königliches Schloß errichtet Man denkt,
auch noch in diesem Jahre mit dem Bau eines Kasino* {Kosten
300000 Kr I und mit der Errichtung von Markthallen in Eiseukon-
struktion beginnen zu können. —
Ein neues Stadttheater in Czernowltz gelsngt nach den
Entwürfen der Architekten Fellner At Hclmer jus Wien zur
Errichtung Die Kosten betragen 600000 Kr., die
wird zum Späthcibsl 1005 erwartet. -
Ein Erweiterungsbau des bayerischen l
in München ist an der Nordscite des Museums geplant und für
is zu 500000 M. in Aus-tcbt genommen. —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Kr. -Bauinap. Bit. Otto in Nienburg a. W.
ist au« AolaU des l.'ebertritt» in den Ruhestand der Kote Adler-
Orden IV, Kl. verliehen.
. Ernannt sind: die K.isenb. Bau- u. Betr.-fnsp. Ruppcnthsl
in Kattowitz, Rhotert in Danzig, Brosche in Erfurt, Galmert
in AI tun», Schacffcr in Königsberg i Pr., CI«os in Köln a. Rh.,
Kail Schwarz in Bromberg, M a 1 1 h a e i in Mainz, Breuer in
Elberfeld, Br 00 st in in Essen, Deiner in Lissa, Frz. BuUmann
in Hielrleld, W. Schilling in Neustettin, Estkowski in Sorsu,
Rud Schulze in Kroloschin, Wilh BuUmann in Euskirchen
und F. her lein in Bremen, die Eifcnb • Rauinsp. Ilolzbecher
in Frankfurt a. O, I. u n g in ßramberg, 1. lesegang in Köln
s Rh., Haubitz in Harburg, de Haas in Duisburg, Sc h it t ke
in Posen, Glimm und Patte in Hannover und I> Otting in
Neuinilnster, der Lsndbauinsp. Bit Butz in Berlin zu Reg - u Krtn.
Die Wahl dei Aich, Geh Reg, Rats Prof. Otzen zum Pils,
der Akademie der Kringle ist bestätigt woiden.
Dem Reg - u. ßrt Butz ist die l.titung des techn. Bur. der
llochbauabL des Mimst der offrnll Aih. übertragen.
Dem Dir. dei Kgl. Kunst- und Kunstgewcrbcschule in Breslau
Poelzig ist der Tit. Prüf, verliehen.
Versetzt sind; die Kr -Haum-p Ittt. Hemel von Rödel als
Liindbauin«p nach Katib.ir, Kokstf 111 von Schmalkalden nach
Roüel, P a e t z von Nukel nsch Schmalkalden und der ljindbauinsp.
Raesfeld! von Dortmund als Kr. Bauinsp. nach Menbuig a. W.;
— der Eisenb -Bau- u Bctr .|n«p l'lrich in Hanr.ovei *lx Vorst,
ijuftrw ) der Et-enb Bctr.-Iiisp. nach Hcilsberg; — die Reg -Bmstr.
R ilter in Posen in den Bez. det Kgl F.nenb -Dir, in Frankfurt
a M und O u r 1 1 s h in Halle » S in den Bcz der Ihr. in Berlin.
Ihr Mjcdel.urgrr l.un^eatiei.ieisult Vogelsang hei l.oini»
- I .Jieuv luu. - l'ir,.ti«.wrrliungni. - el.n.nik. — I 'et m.ihI - N In 1. hlen.
VV,l.g der Deutschen Ksuzeitu,^. G m t. H . He,lln Fllr die Ki
■ Albe,, Hol m.iio.lverlm. Druck v.
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ER NEPTUNBRUNNEN AUF DEM
MARKTPLATZ IN NÜRNBERG *
MODELLIERT VON DEN GEBR
SCHWEIGGER IN NÜRNBERG *
= DEUTSCHE BAUZEITUNG =
XXXVIII. JAHRGANG 100) N" iO
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 49. BERLIN, DEN 18. JUNI 1904
Der Neubau des chemischen Laboratoriums der Technischen Hochschule
zu Karlsruhe i. B.
Architekt: Ob.-Baurat Prof. l>r. O. Warth in Karlsruhe. (Hlrmi die Abbildungen s. 3» u. y>t.)
as in den 50er Jahren des vorigen Jahr-
hunderts von Lang erbaute und 1875 durch
einen Anbau vergrößerte chemische Labo-
ratorium der Technischen I lochschule konnte
1 trotz aller Anstrengungen, den alten Bau
zeitgemäü auszugestalten, schließlich nicht mehr ge-
nügen, da nicht nur die Zahl der Studierenden immer
mehr in die Höhe ging (1852: 20 Studierende, 1866:
37, 1891: 115 und jetzt 234 Studierende), sondern auch
bei der gewaltigen Entwicklung der chemischen Tech-
nik und Industrie die Einrichtungen den Anforderun-
gen an den Unterricht nicht mehr entsprachen, ob-
gleich das Karlsruher Laboratorium vorn Jahre 1851
mustergiltig war und auf die Anlage des Baues und
der Einrichtungen chemischer Laboratorien den größ-
ten Einfluß ausgeübt hat.
Als Bauplatz für den Neubau konnte nur der
Fiat/ des alten Laboratoriums infragc kommen, unter
Zuziehung des Platzes des anschließenden Dienst-
Wohngcbäudcs und eines Teiles des ehemaligen Reit-
platzes der alten Dragoner-Kaserne, auf dem bereits
in den Jahren 1896 97 der Neubau des elektrotech-
nischen Institutes*) der Technischen Hochschule er-
stellt worden war und auf dem auch das neue Dienst-
Wohngebäude des Direktors des Laboratoriums er-
richtet werden mußte. Das Opfer, das mit dem Ab-
bruch der vorhandenen Gebäude gebracht werden
mußte, war um so großer, als das schöne Dienst-
VVohngcb.ludc, das günstig gelegen war und mit dem
Laboratorium in unmittelbarer Verbindung stand, erst
im Jahre 1875 neu erbaut und 1891 durch Aufbau
eines dritten Geschosses erweitert worden war, um
die Räume des Erdgeschosses für Laboratoriums/ wecke
verwenden zu können. Da es selbstverständlich aus-
') Deutsche Rauzritung 1898 S. 493.
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geschlossen war, den Unterricht im chemischen Labo-
ratorium auf die Dauer der Bauzeit zu unterbrechen,
auch eine Verlegung der Unterrichtsräume in andere
Bauten sich nicht ermöglichen ließ, so mußte der Neu-
bau in drei Perioden erstellt werden, wodurch Plan-
fertigung und Bauausführung außerordentlich erschwert
wurden.
Mit den Bauarbeiten wurde im Mai 1899 begonnen
und es wurden zunächst erstellt das Dienst-\\ ohnge-
baude, das im August 1900 bezogen werden konnte,
und der Nordflügel des Laboratoriums, dessen Bau
ebenfalls schon im Spätjahre 1900 vollendet wurde,
so daß bereits im November und Dezember die Räume
dem Unterricht überwiesen werden konnten.
Nach dem sofort in Angriff genommenen Abbruch
des Dienst- Wohngebaudes und des in den Bau fallen-
den Diener-Wohnhauses wurde in der zweiten Bau-
periode der Mittelbau, der die Hörsäle, Privat- Labo-
ratorien, das Haupttreppenhaus mit Vorhalle und die
Dienerwohnung, sowie die Hcizungs-*) und Lüftungs-
anlage enthält, zur Ausführung gebracht; die Arbeiten
konnten so beschleunigt werden, daß die Räume trotz
ungünstigerWittcrungs- Verhältnisse während der Bau-
zeit mit Beginn des Sommer-Semesters, im April 1002,
in Benutzung genommen werden konnten. Nach Fertig-
stellung der neuen Hörsäle war es nunmehr erst mög-
lich, das alte Laboratorium niederzulegen und den Bau
des Südflügels zu beginnen, der in den letzten Mo-
naten des verflossenen Jahres vollendet wurde, so-
daß mit Beginn des laufenden Jahres die Bauarbeiten
zum Abschluß gekommen waren, nachdem sie im-
ganzen eine Zeitdauer von 4V« Jahren erfordert hatten.
Das Gebäude, zu dem der Instituts-Direktor, Geh.
Rat Prof. Dr. Karl Engler, ein ausführliches Pro-
gramm aufgestellt hatte, bildet ein Rechteck von
59*45m Seitenlange und umschließt zwei Höfe von je
10 x 23 m Größe, deren Boden etwa 1 m unter Gelände-
ebene liegt, um die Möglichkeit zu gewinnen, zur aus-
reichenden Beleuchtung der im Sockelgeschoß liegen-
den Arbcitsräume entsprechend große Fenster an-
ordnen zu können.
Das Erdgeschoß enthätt nördlich des Hauptein-
ganges, der von der Schulstraße aus unmittelbar in
das im Mittelbau liegende Haupttreppenhaus führt,
*) I>ie Heizung des NordflOgels im Winter 1900/1001 wurde
mittel» Gasölen bewirkt; im Winter 1901/03 w»r die Zentral-
HciMingunlagr bereit« betriebsfähig.
ein Laboratorium für Vorgeschrittene, Privat-Labora-
torium, Büeherzimmer (mit einer in einen Schrank
eingebauten Treppe nach den darunter liegenden
Räumen des Sockelgeschosses), und Sprechzimmer
des Direktors, Wägezimmer für 10 Wagen, Assisten-
tenzimmer im Anschluß an das große, 20 m lange,
10,30 " breite Laboratorium für quantitative Arbeiten,
Spülraum, Aborte für die Dozenten und Nebentreppe,
die vom Sockelgeschoß bis zum flachen Dach durch-
geführt ist. Südlich vom Haupteingang liegen ein
Dienerzimmer, ein Zimmer für die Verwaltung, ein
Laboratorium für Elektro- Anal vsc, und im Anschluß
daran im Südflügel die Räume des physikalisch-
chemischen (elektro- chemischen) Institutes, bestehend
aus Sprechzimmer und Laboratorium des Direktors,
Wägezimmer für 6\Vagen .drei Laboratorien und einem
Assistentenzimmei .
Im Mittelbau liegen im Anschluß an den Vorplatz
ein Vorbereitungszimmer, ein Sammlungsraum und
der große Hörsaal, I4.50DI breit, I7,50m tief und 9m
hoch, mit 330 Sitzplätzen auf einem bis zu 5,30™ an-
Monumentales aus Nürnberg.
iIIhiifu rine BililbriLage.)
^r kennt nicht Nürnberg! Wer von den Tausenden
und Abertausenden, die im Sommer der Zug nach
— Süden in's Gebirge fuhrt oder au* dem Süden nach
Norden an die See, bat nicht die Gelegenheit benutzt, der
alten sagenumwobenen und an Geschichte reichen, ehe-
dem freien Reichsstadt einige Tage zu widmen, um sich
an den herrlichen Städtebildern. die uns in den buckligen,
gekrümmten Straßen der inneren Stadl, an dem n<>ch
erhaltenen Teile ihrer Mauern entgegentreten, zu erfreuen ?
Freilich sind in der Stadt auch Neuhamen entstanden,
welche dem Charakter derselben nicht entsprechen, sogar
einige geradezu häßliche, allein, wie schon an anderer
Stelle gesagt wurde, Nürnberg ist nicht umzubringen.
Und seit einiger Zeit, seit Cmiradin Walthcr seinen
„Deutschen Kaiser" erbaute, sind eine Reihe von Bau-
werken aufgeführt worden, welche sich gut in die alten
StraBcn einfügen. Die städtische Verwaltung hat Vorsorge
getroffen, Verunstaltungen der Stadt so viel wie möglich
hintanzunaltcn, dadurch, daß PlAne Uber Neubauten in der
Nahe historischer Hauwerke einem besonderen Kunst-
au.sschuU zur Beurteilung vorgelegt werden müssen. Die
städtische Verwaltung geht aber auch mit gutem Beispiele
voran, indem sie bei Aufführung von Gemeinde -Bauten
Schönes und zu der alten Stadt in Einklang Stehendes zu
schaffen bestrebt ist. Zeuge davon ist die kleine Markt-
halle an der Karlsbrucke, das neue Schulhatts in der
Findelgas*e an der l'cgnilz. der auf der Dresdener Städte-
Ausstellung rühmend anerkannte Neubau neben dem
weißen Turme u. a Ks steht aber auch der sla.il. Archi-
tckturabtcilung ein Mann vor, II Wallraff, ein Schüler
E*senweins, der sich in Nürnbergs Eigenart mit seltenem
Verständnis eingelebt hat und kürzlich wegen seiner Vcr-
diese
dienste um die Stadt den Titel „Baurat" mit
sehnlichen Ehrengeschenk erhalten hat.
Auch von kunstfreundlichen Bürgern finden
Bestrebungen kräftige Unterstützung.
In neuester Zeit hat nun die Stadt an hervorragendster
Stelle zwei Monumenlalwerke erhalten, welche von der
Opferwilligkeit sowohl der Stadtvcnretung als ihrer Ein-
wohner rühmendes Zeugnis ablegen. Auf dem Marktplätze
wurden zwei Monumentalbrunnen aufgestellt, welche den
Gegenstand unserer Besprechung bilden sollen.
Der aus dem XIV. Jahrh. stammende „Schrine Brunnen"
ist zu bekannt, als daß eine besondere Beschreibung not-
wendig wäre. Es war aber früher für den Marktplatz noch
ein zweiter Monumentalbrunncn geplant und zwar bei Ab-
schluß des Westfälischen Friedens. I rsprünglich wollte
man Gustav Adolf ein Denkmal setzen, allein die Politik der
alten Reichsstadt, die es nach erreichtem Friedensschluß mit
dem Kaiser nicht verderben wollte, wandelte das Denkmal
in einen Brunnen um, der auch von den Gebrüdern
Schweigger modelliert und in Blei gegossen wurde. Zur
Aufstellung kam der Brunnen aber nicht, er lag über ein
Jahrhundert im städtischen Baumagazin, bis er F.ndc des
XVIII. Jahrhunderts an l'aul 1. Kaiser von Rußland ver-
kauft und im Parke von l'etcrhof aufgestellt wurde. Teils
Geld- teils Wassermangel verschuldeten das Geschick dieses
Monumental Werkes,
Es war nun schon lange der Wunsch des gegen-
wärtigen nach jeder Richtung bedeutsamen Bürgermeistens,
Geh. Hofrats Dr. vi in Schuh, ein Abbild lies Brunnens in
Nürnberg /u haben und kunstsinnige Bürger gaben die
Mittel, daß er mit Erlaubnis des ru^s. Kaisers in Clips ab-
gefotmt weide Mehrere Jahre stand das Gipsmodell in
der alten Katharincnkirehe. bis sich wieder ein Kunstfreund
fand, der die K.istcn der Ausführung in Bronze und Granit
übernahm. Am aa. Oktober 1002 wurde die getreue Nach-
No. 49.
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steigenden Stufenpodium, unter dem ein 4 x 14,50 m
großer, durchweg in Holz getäfelter Garderoberaum
eingebaut werden konnte, in dem auch die beiden
zum Podium führenden Treppen liegen, deren Aus-
tritte sich in der Bodenebene der zehnten Sitzreihe
befinden. Die Studierenden erreichen den Hörsaal
durch den im Ostflügel liegenden 4™ breiten Eingang.
Im Ostflögel liegen Aborte und Pissoirs, die
Dienerwohnung mit besonderem Zugang im Sockelge-
schoß und einer Treppe nach zwei in einem Zwischen-
geschoß angeordneten Zimmern, ferner ein Raum zur
Aufbewahrung der Wandtafeln mit Treppchen nach
den Räumen des auch hier eingebauten Zwischen-
geschosses, ein Raum für Glasbläserei und Abgabe von
Gläsern und Chemikalien mit Treppchen nach den dar-
unter liegenden Magazinräumen, ein feuersicherer Raum
und ein Zimmer für einen unverheirateten Diener.
Im Obergeschoß befinden sich: Nördlich der
Haupttreppe ein Bombenraum, ein kleiner Hörsaal
mit 72 Platzen, ein Vorbereitungszimmer, ein kleines
Laboratorium für Pharmazeuten, ein Wägezimmer für
6 Wagen, das große 10,30 m breite und 23,50 m lange
Laboratorium für qualitative Arbeiten und daran an-
schlieüend ein Schwefelwasserstoff-Raum mit 15 Zellen,
sowie ein Präparierrautn. Südlich der Haupttreppe
liegen der Raum für die Handbibliothek, ein Raum
für Elementar-Analyse, das Sprechzimmer und Privat-
Laboratorium des Vorstandes der organischen Ab-
teilung, ein Wägezimmer für 6 Wagen, das große
Laboratorium für organische Arbeiten, das durch eine
2,20 m hohe gestemmte Holzwand in zwei Abteilungen
geschieden ist, und schließlich der Destillicrraum, in
dem sich außer den Tischen und Digestorien ein
großes Wasserdampfbad befindet.
Im Mittelbau befinden sich außer dem durch zwei
Geschosse reichenden großen Hörsaal noch ein kleiner
Hörsaal mit 82 Plätzen und ein Vorbereitungszimmer,
das durch einen kleinen Handaufzug mit dem darunter
liegenden Vorbereitungszimmer des Erdgeschosses in
Neuere Bestrebungen zur gesetzlichen
Von J. StOb
1 ic Wichtigkeit der L'mlcgung städtischer Grundstücke
in baugerechte Formen, technisch zuerst behandelt
in K. Baumeister s Buch Ober „Stadterweiterungen"
vom Jahre 1876, gesetzlich zuerst geregelt in der Mainzer
Stadtrrwciterung, in Preußen besonders betrieben durch
Verbindung steht. Diese beiden Räume im Mittelbau
des ersten Obergeschosses liegen mit ihren Boden-
ebenen 1 m unter der Bodenebene des Korridors, um
die für den kleinen Hörsaal erforderliche Höhe zu
gewinnen und um zu erreichen, daß der obere Teil
des Stufenpodiums in gleiche Ebene mit dem Korridor-
boden zu liegen kommt.
Zwischen dem Vorbereitungszimmer und dem
Korridor ist eine kleine Holztreppe eingeschaltet, die
den Verkehr nach dem Vorbereitungszimmer sowohl
wie nach den Magazinräumen vermittelt, die im Dach-
raum über dem großen Hörsaal eingebaut wurden
und die um so notwendiger waren, als sich in den
übrigen Gebäudeteilen, die durchweg Holzzementdach
erhalten haben, keine benutzbaren Dachräumc befinden.
Ursprünglich sollte das Gebäude ein Schieferdach
erhalten; von dessen Ausführung mußte aber abge-
sehen werden, da das Einbinden der zahlreichen Ab-
luftzüge der in den Fensternischen eingebauten Dige-
storien am Dachfuße mit außerordentlichen Schwierig-
keiten verbunden gewesen, und auch der Zug in den
Abluftrohren durch die ansteigenden Dachflächen un-
günstig beeinflußt worden wäre. Diesen Schwierig-
keiten ist in einfacher Weise durch die Anlage der
flachen Dächer mit Traufen in den Höfen begegnet,
wobei es zugleich möglich war, die zahlreichen Kamin-
köpfe, die wie die Züge selbst in Steinzeug durch
Villeroy & Boch in Merzig ausgeführt wurden, durch
eine längs der Fassaden laufende, durchbrochene Attika
über dem Hauptgesimse zu verdecken.
Im Sockelgeschoß, dessen Räume durchweg mit
möglichst großen Fenstern versehen sind, befinden
sich im nördlichen Bauteil Arbeitsräume des chemi-
schen, im südlichen Bauteil solche des physikalisch-
chemischen Laboratoriums, zu welch' letzterem der
Instituts-Direktor Prof. Dr. Le Blanc das ausführliche
Programm aufgestellt hatte, und im Mittelbau die Hei-
zungs- und Lüftungsanlage nebst Kohlcnraum mit Zu-
fahrt von der Ostseile her. — ,schiuB folgt.)
der Umlegung städtischer Grundstücke.
ben, Dr.-Ing.
den Ob.-Uürgcrmstr. Dr. Adickes in Frankfurt a. M., wird
in steigendem Maüe anerkannt Niehl die Stärkung der
Machtbefugnisse kommunaler Behörden, wie die Gcj-ner
es darzustellen versuchten, ist das Wesentliche der allKe-
mein zu erstrebenden gesetzlichen Regelung. Wichtiger
icr
ist
iünlichen Adel ausgezeichnet wurde,
ein bleibender Sehmuck der Stadt
bihlungdcs alten Neptunbrunnens auf dem Marktplatze feier-
lich enthüllt, bei welcher Gelegenheit der Stifter, Kom.-Rat
Ludwig Gerngross, zum Ehrenbürger der Stadt ernannt
und vom Prinzregenten mit dem Kronenorden und dem da-
mit verbundenen
Dieses Werk
und wenn es auch
mit den Augs-
er Brunnen
ht ganz gleich-
wertig sein sollte,
so ist doch seine
ganze Gruppie-
rung, sein Figuren-
schmuck—Neptun
mit dreizackiger
Lanze auf hohem
Sockel, umgeben
von nackten Frau-
cngestalten und
Kindern, die auf
Seepferden und
Delphinen in das
Becken hinausrei-
ten von feiner
Modellierung und
frischcrl.cbendig-
keit. Das Einzige,
was unserer heutigen Auffassung nicht entspricht, ist die
schauspielcrhafte Pose des Neptun.
Wegen des AufstcllungsplaUcs wurde in Kreisen der
Bürgerschaft und in der Presse manche Meinungsver-
schiedenheit laut. Es wurde vom Stifter und seinen Be-
ratern darauf gedrungen, daß der „Neptun" in der Mitte
des Marktplatzes an der Stelle aufgestellt werde, an die
18. Juni 1904.
sein Original vor einem Vicrteljahrtauscnd hatte gestellt
werden sollen. Von gegnerischer Seite wurde es als
eine Geschmackslosigkeit bezeichnet, auf einem Markt-
plätze zwei Mnmimcnt.il- Brunnen aufzustellen, am meisten
aber wurde die Mitte als Platz für den Neptun beanstandet,
wo er zu dem alten „Schönen Brunnen" in einen Gegen-
satz treten würde, der diesen in den Hintergrund drängt.
Einige Stimmen wurden dahin laut, daß wenn der Neptun
auf dem Markte aufgestellt werden solle, man ihn diagonal
dem „Schönen Brunnen" gegenüber stellen müsse, damit er
diesem wenigstens das Gesicht und nicht die Kehrseite zu-
wende. Auf diese Weise ergäben die beiden Brunnen auch
mit der Frauenkirche eine harmonische Gruppierung und
die Mitte des mit ziemlichen Kosten vor einiger Zeit frei-
gelegten Marktplaues werde dann auch frei erhalten.*)
Eine Entscheidung Ober diese Frage wurde dadurch
gegeben, daß der Stifter erklärte, wenn der Aufstellungs-
platz anders gewählt werde, als wie ihn unsere Voreltern
ins Auge gefaßt hatten, dann werde er seine Stiftung zu-
rückziehen. Die städtische Verwaltung war deßhalb vor
die Frage gestellt: entweder den Neptunbrunnen für die
Mitte des Marktplaues zu bekommen, oder aber ihn gar
nicht zu erhalten.
Ueber die gegenseitige Wirkung der beiden Monu-
mentalbrunnen zu einander tauchten auch verschiedene
Meinungen auf. Zunächst herrschte der Neptun vor,
der mit seiner grünen Patina den „Schönen Brunnen" in
seiner verstümmelten Form gewaltig in Schatten stellte.
Dieses wunderbare Bauwerk aus dem XIV Jahrb. war
schon verschiedene Male so reparaturbedürftig geworden,
daß es manche Verschlechterung gegenüber seinem ur-
sprünglichen Zustand erfahren hatte. Zu der Zeit, als
(Koruruung tut Sri» 30a.)
»irt dir wirkliche Auforllung d« Bmnotm und
puiikürnldi> in
299
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sind die allen beteiligten Grundbesitzern er-
wachsenden Vorteile, wobei zugleich die
Schwachen gegen die Starken, die Gutwilli-
gen gegen die aus Eigennutz oder Unkennt-
nis Widerstrebenden geschützt werden. Ent-
scheidend aber ist die Bereicherung des Vor-
rates an baufahigen Grundstücken im Inter-
esse der Wohnungs-Fürsorge.
Baden und Sachsen haben die Frage
durch die neuere Gesetzgebung geordnet.
Adickes hat für Frankfurt a. M. ein preußi-
sches Ausnahme-Gesetz erlangt, das zwar
durch die vom Abgeordneteiihausc einge-
fügten Verschlimmbcsscrungen an Wert ein-
gebüßt, für manche Falle sich aber bereits
anwendbar erwiesen hat. Die meisten übri-
gen Städte Preußens und die in rascher Ent-
wicklung stehenden Städte anderer Bundes-
staaten „wursteln weiter", indem sie die
freiwilligen Umlegungen möglichst begün-
stigen und, falls diese nicht gelingen, die
ungeregelte Bebauung oder die Aufsaugung
desGrundbesitzes durch die Spekulation über
sich ergehen lassen. In einigen preußischen
Städten aber ist mit Erfolg der merkwürdige
Versuch gemacht worden, die bestehende
Agrargesetzgebung für die städtische
Umlegung zu benutzen! So in Hannover,
Ncuß, Wetzlar, Dortmund. Die Dortmunder
L'mlegung war auf der Dresdner Städte-
ausstellung vorgeführt und ist kürzlich in
einer höchst bemerkenswerten Schrift von
de Weldigc-Crcmer und Fahrenhorst:
„Die Grundstücks-Umlegung in Stadt-
feldmarken und in der Südost-Feld-
mark von Dortmund" eingehend beschrie-
ben worden. Die Schrift gibt einen außeror-
dentlich lehrreichen Einblick in die herrschen-
den Verhältnisse und wird nicht verfehlen,
auch dort die Ueberzeugung von der Notwen-
digkeit und Ungefährlichkeit der gesetzlichen
Regelung des städtischen L'mlegungswesens
zu wecken, wo man bisher mit Mißtrauen
und Abneigung den Bestrebungen der Städte
gegenüberstand.
Besilzverhältnisse.bci wclchcndic Grund-
stücke infolge wiederholter Teilung in lange,
schmale I.andstreifcn aufgelöst sind oder im
wirren Gemenge liegen und mit mannieh-
faltigen Wegeservituten belastet sind, lassen
keine unmittelbare Aufteilung in brauchbare
Bauplätze zu, selbst dann nicht, wenn man
sich bemüht, unter Zurückschiebung von
Anforderungen, die der Verkehr inbezug
auf Richtungen und Steigungen erhebt, das
Straßcnnetz ausschließlich narh den Bcsitz-
grenzen zu entwerfen de Weldige-Crcmrr
legt dies an einem — nicht einmal beson-
ders schwierig gelagerten — Beispiel dar
und zeigt ferner, wie die Schwierigkeiten
wachsen, wenn das Straßennetz aus berech-
tigten oder unberechtigten Gründen von den
Eigentumsgrenzen wesentlich abweicht Not-
wendig ist dies z B ., wo das Straßennetz,
wie es auch in der Dortmunder Südost-Feld-
mark vorkommt, auf wenige Eisenbahn-
Unterführungen angewiesen ist. wo im an-
steigenden Gelände die brauchbare StraUen-
richtung die Grundstücke schräg schneidet
oder wo wegen wichtiger sonstiger Verkehrs-
interessen Diagonalslraßen, abweichend von
der bisherigen Grundstücksteilung, einzu-
legen sind Kurz, bei der in Westdeutseh-
land vorherrschenden Bodenzcrsplittcrung
ist in den meisten Baoblocken eines Stadi-
bauplanes die Grenz Veränderung von Land-
parzellen nötig, um Grundstücke von bau-
gerechten Formen, d h von geeigneter Front-
länge und Tiefe und moylichsi rechtwinkliger
Lage zur Fluchtlinie, tu erzielen.
Der Süden und Südosten Dortmunds
hat wegen seines zersplitterten und unge-
regelten Besitzes an der baulichen Entwick-
lung der Stadt nur einen geringen Anteil
nehmen können. Nicht einmal eine unab-
hängige Bestellung der einzelnen Grund-
stücke und eine Kinfriedigung derselben war
bisher möglich, geschweige denn eine städti-
sche Bebauung Der Norden der Stadl, wo
300
Der Neubau des chemlschrn Laboratorium« der Technischen Hochschule
In Karlsruhe I. B. Aichitekt: Ob, -Baurat Prof. Dr. O. Warth in Kältest*
No. 49.
Digitized by Google
in früherer Zeit eine Besitzregelung stattgefunden hatte,
entwickelte sich rasch; der Süden blieb zurück. Die Um-
legung wurde immer mehr als notwendig empfunden,
schien aber unerreichbar, weil einerseits die Selbsthülfe
Einstimmigkeit aller Besitzer, Hypothekar- Glaubiger
und sonstiger Berechtigten voraussetzt, anderseits aber
die gesetzliche Zwangsumlcgung bisher auf lauter Bedenken
in den gesetzgebenden Körperschaften Preußens stieß.
Es war „offenbar durchaus unbegründet und für die Eigen-
tümer in städtischen Feldmarken recht bedauerlich, daß
man sie vor solchen Eingriffen schützen will, deren Nutzen
so offen zutage liegt". Für die Besitzer wie für die Ge-
meinde sind die Vorteile gleich groß. Die lex Adickes
bedeutet einen ganz erheblichen Fortschritt; sie ist indeß
auf Frankfurter Verhältnisse zugeschnitten, stützt sich nur
auf das öffentliche Interesse und ist auf andere Gemein-
den nicht Obertragbar.
So entschloü man sich in Dortmund, aufgrund des
ländlichen Z usam m cn I cgu n gs-Vcrfahrcns (Gesetz
vom 3. April 1873) vorzugehen. I>ie Mehrheit der Eigen-
tümer der 167 *• großen Feldmark beantragte die wirtschaft-
liche Zusammenlegung, und die kgl. Gcneralkommission
zu Münster erklärte sich für zuständig. Das Nichtein Verständ-
nis der Minderheit wurde durch Beschluß des Magistrates und
derStadtverordneten ergänzt Als Verteilungsmaßstab wurde
die Fläche angenommen. Das vom Stadtbauamt nunmehr
entworfene „Wegeprojekt" wurde mit einigen Aenderun-
gen von der Spezialkommission als für die Ümlegung ver-
wendbar gefunden und vom Magistrat dem städtischen
Bebauungsplan zugrunde gelegt, derart, daß anstelle der
nach dem „Wcgcprojekt" durchgängig 9"« breiten Wege
iö Juni 1904.
Straßen von 13 bis 26 ™ Breite treten. Die Umlegung ge-
schah also gesetzlich auf 9«» Wegebreite; die Mehrbreiten
aber wurden durch einstimmigen, freiwilligen Privatver-
trag aller Beteiligten mit dem Magistrat sofort an die Ge-
meinde mit abgetreten. Als Gegenwert für freie Plätze
gab die Gemeinde eigenen Grundbesitz her. Wegen der
Verschiedenheit der Verkaufswertc im Zusammcnlcgungs-
Gebiete wurde jeder Beteiligte grundsatzlich in seiner
alten I-age abgefunden; auch die landwirtschaftlichen Boden-
klassen wurden, um zu hohe GcIdaii-gleidnQgM zu ver-
meiden, nach Möglichkeit berücksichtigt Aber der land-
wirtschaftliche Zweck, die eigentliche Richtschnur, kam
immerhin nur in zweiter Linie zur Geltung; die Haupt-
sache war die Erzielung von Haugrundstucken, deren
Grenzen rechtwinklig zu den Straßen (Wegen» stehen
und deren Tiefe möglichst 30 bis 40« beträgt. Ohne die
30t
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freien Plätze bilden die neuen Wege, mit Einschluß der
Erbreitcrungsflachen (bis auf Straßenbreite), 2i'/40/o des
Ganzen. Die Kosten des Verfahrens betrugen 17 110 M.,
d. h. rd. ia8 M. für 1 Da Einsprache der Besitzer
nicht erfolgten, so ist die Umlcgung ohne Schwierigkeit
rechtskraftig geworden, obwohl einzelne an breiten Straßen
und Wegekreuzungen liegende Grundflachen einen Wege-
abzug bis zu 4t0/0 erlitten haben. Wie es freilich ge-
kommen wäre, wenn ein Besitzer Widerspruch erhoben
und durch alle Instanzen verfolgt hatte, ob nicht sogar
die Anwendung des für landwirtschaftliche Zwecke, nicht
für stadlische Bauzwecke, gegebenen Gesetzes als unzu-
lässig erkannt worden wäre, das ist eine schwierige Frage.
Jedenfalls empfiehlt es sich auch nach Ansicht des Ver-
fassers Dr. Fahrenhorst, die Verwendbarkeit der bestehen-
den Auscinanderselzungs - Behörden zur Schaffung von
Baugelände in weiterem Umfange als bisher dadurch zu
sichern, daß eine entsprechende Ergänzung der
Agrargesetzgebung stattfindet, —
In vorzüglicher Weise verfolgt diesen Gedanken eine
ebenfalls kürzlich erschienene Schrift des WirkL Geh. Ob.-
Reg. -Kai A. Küster, bisher Präsident der Geiieralkotn-
mission der Rheinprovinz. Die Schrift führt den Titel:
Die Erschließung von Baugeländen und die Bil-
dung geeigneter Baustellen durch Umlegung der
Grundstücke. Wie Adickes für Frankfurt, so will Küster
die Angelegenheit für die Rheinprovinz geregelt wissen;
er legt zu diesem Zwecke einen fertigen Gesetzentwurf
vor, bestehend aus 33 Paragraphen, die sich anschließen
an die für die landwirtschaftliche Zusammenlegung von
Grundstücken bestehenden gesetzlichen Bestimmungen.
Letztere sollen ausdrücklich auch für die Erschließung
von Baugelände als anwendbar erklärt werden, insoweit
nicht der Gesetzentwurf eine Acndening bringt
Ein wesentlicher Unterschied gegenüber dem Frank-
furter Gesetz besteht darin, daß die Umlcgung nach Küster
in erster Linie als Ausfluß der Privatinteressen betrachtet
wird, allerdings öffentliche Interessen nicht verletzen darf,
während die lex Adickes lediglich auf Gründe des öffent-
lichen Wohles sich stützt Der Verfasser dieser Zeilen
hat wiederholt bei früheren Gelegenheiten, so auf der
Versammlung des deutschen Vereins für öffcntl. Gesund-
heitspflege in Stuttgart 1806, darauf hingewiesen, daß nicht
bloß öffentliche, sondern auch private Interessen den Um-
legungszwang erfordern; auch in der Denkschrift des Ver-
bandes deutsch. Arch.- u. Ing. -Vereine von 1897 ist dies
hervorgehoben. Dort ist eingehend erläutert, wie irrig
die Meinung ist, es handle sich nur um eine unzulässige
Vergewaltigung der Freiheit des Privateigentums. Aber
so klar und entschieden, wie Küster in der Einleitung
seiner Schrift, in seinem Gesetzentwurf und in der Be-
gründung desselben die Förderung gerade des Interesses
der Eigentümer durch die Umlegung vertritt, ist es wohl
bisher noch nicht geschehen. Vielleicht wird diese Art
der Behandlung ein Erhebliches zur Besiegung der Vor-
urteile und Bedenken beitragen, die immer noch in ge-
setzgeberischen und Grundbesitzer- Kreisen gegen ein
Umlegungsgcsetz bestehen. Auch Küster fürchtet die
Nichtanwcndbarkeit des Agrargesetzes von 1673 für den
städtischen Zweck im Falle von Widerspruch, verweist
aber die Handhabung des Verfahrens im Sinne dieses Ge-
setzes an die bisher nur mit ländlichen Aufgaben betrauten
Auseinandersetzung* - Behörden (General -Kommissionen)
unter möglichster Ausschaltung der Gemeindebehörden und
des Bezirksausschusses. Dadurch wird einerseits das zu-
meist gewiß unberechtigte, oft künstlich genährte Miß-
trauen der Grundbesitzer gegen die Gemeinde umgan-
gen, und anderseits wird die erfahrene, sachkundige und
zahlreiche Beamtengruppe der landlichen Verkoppelungen
für die doch sehr verwandte städtische Aufgabe nutzbar
gemacht. In Ucbcreinstimmung mit der Betonung der
Privatinteressen soll nicht der Gemeinde das Recht auf
Umlegung zuerkannt werden, sondern der Mehrheit de»
Besitzes, d. h. der Antrag ist zu stellen von Eigentümern,
welchen mehr als dir Hälfte der Umlegungsfläche gehört.
Die im Frankfurter Gesetz enthaltene Erschwerung, daß
diese Eigentümer zugleich die Mehrheit der Besitzer bilden
müssen, läßt Küster fallen, um die Anwendung des Ge-
setzes zu erleichtern und etwaige absichtliche Gegenbe-
strebungen Einzelner unschädlich zu machen. Wird der
Antrag nicht von allen Besitzern • gestellt, so bedarf es
ferner eines Beschlusses der Gemeinde -Vertretung, daß
„Gründe des öffentlichen Rechtes und Wohles gegen die Be-
bauung nicht vorliegen und ein Bedürfnis zur Bebauung und
Einteilung in geeignete Baugrundstocke vorhanden oder in
naher Zukunft zu erwarten ist". Empfehlenswert wäre es
jedoch, die Einwirkung der Gemeinde nicht auf diesen Punkt
zu beschränken, sondern auch der Gemeindevertretung das
Recht auf Umlcgung zu gewähren; sonst würden ein oder
wenige Grundbesitzer, die über mehr als die Flächen-
hälfte verfügen, ihrerseits bei einem noch so großen Be-
dürfnis die Umlegung verhindern können.
Das Verfahren soll geleitet werden durch eine Um-
legungs-Kommission, bestehend aus einem von der
Auseinandersetzung* - Behörde zu bestellenden Spezial-
kommissar als Vorsitzenden, drei von den Beteiligten zu
wählenden Bevollmächtigten, dem Bürgermeister, dem
Stadtbaumeister und dem „Sachlandmcsscr* Auch letzterer
wird als Vertreter der Auseinandcrsetzungs- Behörde an-
zusehen sein, so daß die Gemeinde durch zwei, die Be-
rnau die Herstellung eines neuen Marktbrunnens (des
Neptuns) in Auftrag gab, soll der Rat der Stadt sogar be-
schlossen haben, ihn gänzlich zu beseitigen — und das
scheint in höchstem Maße glaubhaft. Wenn auch die
Kunst und das Verständnis dafür nach dem Ausgang des
dreißigjährigen Krieges stark im Kückgang gewesen —
das darf man den alten Reichsstädtern, die noch um 1622
ihr prachtvolles Rathaus erbauen ließen, doch wohl nicht
zutrauen, daß sie zwei Monumental- Brunnen auf dem-
selben Platze stehen haben wollten, noch dazu in einer
solchen Stellung zu einander, daß der eine den anderen
notwendigerweise in den Hintergrund drückte. Dann war
auch im XVII. Jahrh. die Gotik ein überwundener Stand-
punkt und die Pietät für Kunstwerke älterer Perioden nicht
in dem Maße ausgebildet, wie heute.
Zu Anfang des XIX. Jahrhunderts war der schöne
Brunnen bereits derart verwittert, daß seine Spitze ganz
schief stand, daß er mit Einsturz drohte, abgestützt wer-
den mußte und abgebrochen werden sollte. Da erbarmte
sich seiner der damalige Kunstschuldircktor Keindel,
der ihn unter Benutzung des noch erhaltenen Alien in
den Jahren 1821 -24 ganz neu aufführte In den Archi-
teklurteilen ging es ja noch ohne gröbliche Schnitzer ab,
allein beim figürlichen Teil kamen manche Neubildungen
zum Vorschein, die dem Geiste des Kunstwerkes voll-
ständig zuwiderliefen. So wurden 1. B. im Becken am
oberen Rande der Schöpfröhren acht in Blei gegossene
geflügelte Hunde angebracht, die vorher nie vorhanden
waren, dagegen wurden 16 Figuren am Rande dc> Beckens,
von denen keine brauchbaren Kote mehr übrig geblieben,
ganz weggelassen. Das Schlimmste aber war, daß die
ganze Pyramide mit allem Figurenschmuck in dem wenig
haltbaren Sandstein der Umgebung Nürnbergs ausgeführt
wurde, so daß sich nach wenig Jahrzehnten schon wieder
die Spuren der Verwitterung zeigten und man gezwungen
war, eine wiederholte Erneuerung ins Auge zu f.i-sen
Erwähnenswert mag sein, daß der damalige städtische
Bit Eickemcyer den ernstgemeinten Vorschlag machte,
■joj
um etwas Dauerhaftes zu schaffen, den Brunnen in Guß-
eisen abzugießen — ein Gedanke, der glücklicherweise
von keiner Seite Unterstützung fand.
Es wurde nun aber aus besonderen städtischen Ein-
nahmen eine Kasse zur Erhaltung historisch merkwürdi-
ger Denkmäler der Stadt gegründet und als die Mittel
beisammen waren, mit der Erneuerung des Schönen
Brunnens begonnen — diesmal in einem Material , das
Jahrhunderten zu trotzen imstande ist, nämlich in bestem
Muschelkalk.
Architekt, nunmehr Baurat Wallraff leitete die Ar-
beiten mit einem Eifer, einer Liebe und Hingabe, die
ihresgleichen suchten Er ward nie müde, Zeichnungen aus
alter Zeit, Photographien verwandter Bildwerke zu sam-
meln, um diejenigen Stücke, welche ganz neu erfunden
werden mußten, vollständig im Geiste der Zeit wiederzu-
geben ; und wer Gelegenheit hatte, die nahezu 500 Stücke,
aus welchen der 17 «> hohe Brunnen besteht, in der Stein-
metzhütte zu sehen, war gewiß für die gediegene Arbeit
Wallraff's und seiner Hilfskräfte mit größter aber auch ge-
rechter Bewunderung erfüllt. Ihm ist es auch zu ver-
danken, daß über die Bedeutung von acht Figuren, die
bei Heindcl's Erneuerung verloren gegangen sind, Klarheit
gewonnen wurde. Ansielle der acht geflügelten Hunde
saßen, wie aus alteren Zeichnungen zu ersehen war, an
den Ecken des Beckens die vier Evangelisten und vier
Kirchenväter, zu ihren Füßen ihre „Discipcln'1, wie es in
einer alten Beschreibung heißt. Erkundigungen bei ver-
schiedenen Gelehrten, ob darunter bestimmte Persönlich-
keiten gedacht werden könnten, führten zu keinem Er-
gebnis. Man vermutete unter diesen „Discipuli'' Schreiber,
die als Begleitpersonen der Kirchenvater und Evangelisten
angebracht waren. Wallraff fand in der Münchener Staats-
bibliothek den Nachweis, daß darunter die sieben freien
Künste zu verstehen waren, denen, um die Zahl acht voll
zu machen, die Philosophie zugesellt war.
Es waren, als der Brunnen zur Aufstellung fertig war,
nur noch zwei bedeutsame Kragen zu losen. Der alte
No. 49.
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teiligtcn durch drei Stimmen vertreten sind. Was unter
dem „Stadtbaumeislcr" zu verstehen ist, wird klar zu
stellen sein; vorzuziehen wäre wohl die Bestimmung, daß
außer dem Bürgermeister ein von der Gemeindevertretung
zu wählender Techniker in die Kommission eintritt. Jeden-
falls aber ist die von Küste r vorgeschlagene Zusammen-
setzung der Umlegungs-Kommission sachgemäßer, als die
im Frankfurter Gesetz vorgesehene Bestimmung, nach
welcher der Regierungs-Präsident die Mitglieder ernennt
und die Besitzer nicht vertreten sind.
Während die Anwendung des Frankfurter Urnlcgungs-
Gesetzes die vorherige Festsetzung des Fluchtlinienplane-«
zur Voraussetzung hat. will Küster auch dann umlegen
können, wenn ein Fluchtlinienplan nicht besteht und nicht
festgestellt wird. In letzterem Falle soll „das Wegenetz"
von dem Spczialkommissar und dem .Sachlandmesser ent-
worfen, von der Umlegungs-Kommission begutachtet und
von der Auseinandersetzungs-Behörde genehmigt werden.
Dem „Gemeindevorstand" soll nur Gelegenheit gegeben
werden zur Aeußerung von Bedenken; auch kann von
der Auscinandersctzungs - Behörde an den Gemeindevor-
stand der Antrag gestellt werden, aufgrund des Wege-
netzes einen Fluchtlinienplan zur Feststellung zu bringen;
es ist aber dem Gemeindevorstand überlassen, ob er auf
diesen Antrag eingehen will oder nicht. — Diese Vor-
schlage Küsters dürften auf den entschiedenen Wider-
spruch der Gemeinden stoßen und auch sachlich kaum an-
nehmbar sein. — Der Spezialkommissar und der Sach-
landmesser sind keineswegs in allen Fallen die geeigneten
Persönlichkeiten, einen städtischen Bebauungsplan aufzu-
stellen. Das „Wegenetz" hat doch nur dann einen dauernden
Wert, wennes sich mit dem zukünftigen Bebauungsplan zwar
nicht in allen Einzelheiten deckt, sich ihm aber doch nach
Lage und Richtungen vollständig anpaßt; der vorherige
Entwurf des Bebauungsplanes ist also unentbehrlich. Be-
steht ein solcher noch nicht, so muß unseres Erachtens
die Auscinandersctzungs- Behörde die Gemeinde zur schleu-
nigen Feststellung desselben auffordern, und für den Fall,
daß die Gemeinde der Aufforderung nicht oder nicht zeitig
nachkommt, muß der Aufsichtsbehörde das Hecht zustehen,
gegen die Gemeinde einen Zwang auszuüben, wie es
ähnlich im preußischen Wohnungsgesetz - Entwurf vorge-
sehen ist. Eine städtische Umlegung ohne städtischen
Bebauungsplan ist ein Unding.
Bei einer Umlcgung ohne Bebauungsplan will Küster
die auszuweisenden Wege möglichst schmal machen und
im Eigentum der Besitzergmppe belassen. Aber eine Be-
bauungsfalugkeit wird dadurch nicht herbeigeführt. Und
will die Gemeinde später den Fluchtlinienplan aufstellen
und die Straßen ausbauen, oder wollen die Besitzer selbst
die Straßen haufertig anlegen, so beginnen neue Ver-
handlungen und vielleicht große Schwierigkeiten mit der
Gemeinde. Ist dagegen der Fluchtlinienplan bereits fest-
gestellt, so sollen die Beteiligten nach Küster sofort nun
Wege von 6— tom frei lassen und der Gemeinde unent-
geltlich abtreten ; da» Plus an Breite soll von der Gemeinde
durch Geldzahlung entschädigt werden ; die spätere Wicder-
einforderung beim Abschluß von Straßenbauverträgen oder
bei Erteilung von Bauerlaubnisscn bleibt dabei vorbehalten.
Auch dieser Vorschlag erscheint bedenklich: das beste und
reinlichste ist, die sofortige uncntgeldiche Aufladung der
gesamten neuen Straßenflächen an die Gemeinde zu ver-
langen. Insoweit der Fluchtlinienplan sachgemäß aufge-
stellt ist, wofür in anderer Weise zu sorgen ist, und in-
sofern die Umgrenzung des Umlcgungs-Gcbictes verstän-
dig gewählt ist, was in jedem Falle bei Genehmigung
des Antrages sichergestellt werden kann, ist diese reinliche
Lösung ganz unbedenklich, da der Wert der umgelegten
Flächen nach Abtretung der Straßen stets wesentlich höher
ist, als der Wert der ungeregelten Grundstücke vorher
war. Ob in einzelnen Fällen, beispielsweise bei Anlage
eines großen Platzes in einem kleinen Umlegungsgebiete,
ausnahmsweise eine Entschädigungspflieht der Gemeinde
eintreten soll, mag dahingestellt bleiben .jedenfalls ist auch
die grundsätzliche Beschränkung der Straßenfläche auf
3O°/0 im Frankfurter Gesetz eine hinderliche und nicht
immer gerechte Bestimmung.
Bedenklich erscheint endlich, daß die Aufbringung
des für das neue Straßennetz ermittelten Wertbetrages
„durch eine prozentuale Kürzung des ganzen auf die Be-
teiligten fallenden Kinschätzungsbctrages" geschehen, daß
also — der Kegel nach — die Lage der zukünftigen Bau-
grundslücke an breiten oder schmalen, an Haupt- oder
Nebenstraßen nicht berücksichtigt werden soll. Eine
solche Berücksichtigung wird gefordert werden müssen,
ist auch — wie freiwillige Umlegungen gezeigt haben —
unschwer durchzuführen. Dadurch ist nicht ausgeschlossen,
daß die Aufbringung einzelner Anlagen von beträchtlichem
Gcländcbcdarf, wie freie Plätze, breite Promenaden und
dergl., zumteil auf ausgedehntere Besitzflächen verteilt
wird. — Nicht behandelt — und vielleicht mit Recht —
ist in dem Küster srhen Entwurf der eigentliche städtische
Straßenbau und seine Kostenverteilung; in dieser Be-
ziehung würde es also bei den Bestimmungen des Flucht-
linien-Gesetzes vom 2. Juli 1875 verbleiben, Im übrigen
kann auf die Einzelheiten des Entwurfes hier nicht näher
eingegangen werden Sein Erscheinen ist mit großer Freude
zu begrüßen und wird hoffentlich einen kräftigen Anlaß
geben zur gesetzlichen Regelung der Frage wenigstens in
der Rheinprovinz, wo die städtische Umlegung infolge
Brunnen war mit einem Gitter umgeben, das um 1560
einen neuen in Renaissanceformen gehaltenen Aufsatz
erhielt Dieser war verloren gegangen und durch nichts-
sagende Lanzenspitzen und Kreuzblumen ersetzt worden.
Die Aufstellung eines Gitters war unerläßlich und Wallraff
stellte den alten Rcnaissanccaufsatz in etwas geänderter
Form wieder her.
Außerdem gab aber die Frage der Bemalung zu den
größten Meinungs-Vcrschicdenhciten Anlaß. Nach Auf-
stellung des Brunnens im XIV. Jahrh. wurde er reich bemalt
und vergoldet. Wallraff hatte schon früher eine Zeichnung
von Georg Penz a. d.J. 1^41 aufgestöbert und erworben,
welche die Bemalung in leicht aquarellierten Tönen sehen
ließ. Die Rcindcrschc Erneuerung blieb unbcmalt. Der
dabei verwendete rötliche Sandstein gewann bald eine
Patina, die zu der Farbe der benachbarten Frauenkirche
und der sonstigen alten Bauten herrlich stimmte, und
anfangs konnte sich das Gemeinde- Kollegium gar nicht
dazu verstehen, das Geld für die Bemalung und Ver-
goldung zu bewilligen. Tropfen höhlen den Stein. Als
im Sommer 1901 der Kaiser als Gast des Prinzregenten
von Bayern bei dem Jubiläum des Germanischen Museums
nach Nürnberg kam. wurde an dem alten noch stehenden
Brunnen eine leichte Bemalung mit Wasserfarbe vorge-
nommen, welche zu dem gebräunten Stein nicht Übel
stimmte. Daß man den neuen Brunnen in der Naturfarbe
des grau-weißen Muschelkalkes lassen konnte, der wie Gips
gewirkt hätte, war ausgeschlossen und so wurden denn
weitere 22000 M. für seine Bemalung und Vergoldung
bewilligt. Seit dem 30. Oktober v.J. ist nun das Kunstwerk
enthüllt und glänzt in seiner goldenen und farbigen
Pracht — zum Nutz und zur Freude aller Nürnberger —
so sollte der Schluß de» Satzes nun Wohllauten: Schöner
Gedanke, aber es kommt anders:
Wenn irgendwo der Satz anwendbar ist: de gustibus
non est disputanlum, so ist er hier anwendbar. Der Ur-
teile sind so verschiedene und sich widersprechende, wie
in kaum einem anderen Kalle Man hört Stimmen, die
18. Juni 1904.
sagen, der Brunnen gehöre in eine katholische Kirche,
andere sind voll Entzücken. Was sagen nun die be-
rufenen Sachverständigen dazu? Ja, das ist nun so eine
Sache mit den Sachverständigen ! Maler und Architekten,
die Ober die feine abgetönte Farbenstimmung alter Bau-
werke, über die Patina, welche die Jahrhunderte über hervor-
ragende Werke unserer Altvordern gelegt haben, nicht
genug Worte der Bewunderung finden, halten den be-
malten „Schönen Brunnen" für herrlich — weil er eben
früher so gewesen sein soll. Es gibt eben Leute, die
Alles, was alt ist, schön finden eben weil es alt ist.
So viel kann aber bestimmt behauptet werden : der neue
Schöne Brunnen fällt aus seiner ganzen Umgebung her-
aus,*( er bildet einen scharfen Gegensatz zu den um-
stehenden Häusern, zu dem alltäglichen Gewühl des
Gemüsemarktes, auf dem er steht und dem bronzenen
mit grüner Patina überzogenen Neptunsbrunncn. Zudem
hat der Brunnen durch die Bemalung und Vergoldung
den Charakter eines Steinwerkes verloren. Wirklich schön
sieht er nur aus, wenn man des Nachts vom Ratskeller
her, vielleicht unter dem Eindruck eines guten Glases
Wein, über den Marktplatz geht, und aus dem Dunkel der
alten Giebelhauser erhebt sich vom Lichte der elektrischen
Lampen magisch beleuchtet die goldene Pyramide märchen-
haft gen Himmel. Als Tabernakel in "einer polychrom
behandelten Kirche, wie z. B. in St. Gereon oder der
Apostelkirehe in Köln, würde er ohne Zweifel mehr am
Platze sein. — x
•( Anmerkunr; der Redaktion \V-r haben dm Hr-.irim-ii n-'.-d
nicht na,"h »einer WiedeTher«.trlluii.; ^t-i.c-1:. n, Iiiher at.n r d.>- n l.ir nt.'-f-
Itih, daü er in winer r arbenKrbiiii :, >i* Itlr Tl. '- Ii rlw.i* liemd in «ler flauen
Llmjebunt; steht, wenonU-i.h ..i^-iiiieltmei. , .lau r «i h nrnj,n Jahr» n ii.it-
rVKrhiuniie de» rlrun-irti-« *-iih- den all.u Ei Miaii» n Kindt mk nul-J« i ;«(«•
Patina erhalten haben wird- Im adrigen hat d» r M.ilrr Killer in i»eirn-m
bekannte» »i-h<M>en Bilde de- NUntli« ifi-i MarkliiVji-.; ,.. :eiit. nie die t'm-
Ktbune; de» Nruiuiena und der h imm lik I" Kr <V»n j i • u | .ri-.M-n *i:, K*
wllre vwlkuht kr.ue i:t;r:uil il<< lt:e I Ii n nhi-T L1[ (r- v.li.-iun Hilde* de*
NOrEbt--^MT Mirktplnt.'i ■■ , im nn da* h rkliiiif. v-in l.. <ui; J.>- M. ir i ftt i <».
nat h dt (n Y..rM l'.Uge Ritters mit einem ;n*lVn Kre*.ku inler M-i-Mikpeinnlde
K»»rhir.Orkl und damit e-i-r: in du- Mai ai|.lauiiiikim£ ei«ticio,;i n » ,1;,|e.
3t>3
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der starken Zersplitterung des Grundbesitzes am dring-
lichsten ist.
Leider haben zwei technische Schriftsteller sich in
jüngster Zeit auf eine der gesetzlichen Regelung ungünstige
Weise geäußert. In den Heften I bis Hl der neuen Zeit-
schrift für Städtebau sucht nämlich C. Sitte, anscheinend
aufgrund Österreichischer Anschauungen, darzulegen, daß
Enteignung und Umlegung; entbehrlich seien, wenn man
den Bebauungsplan möglichst eng an die vorhandenen
Wege und F.igcntumsgrenzen anpaße. Diese Darlegung
schießt offenbar über"s Ziel. „Sucht auch ein guter Be-
bauungsplan", so heißt es schon in der Denkschrift des
Verbandes I». Arch.- u. Ing.-V. vom Jahre 1897 auf S.
„durch passende Blockteilung, durch eine geeignete Straßen-
lage, gegebenenfalls durch Abweichungen von der geraden
Richtung und von der Parallelität der Straßenfronten den
vorhandenen Wegen und Grundslücksgrcnzcn nach Mög-
lichkeit sich anzuschließen, so erlangen doch auch da-
durch die bisherigen Feldgrundstücke nur in der Minder-
zahl der Fälle eine solche Lage zu den Baulinien, daß
sie ohne weiteres in Baustellen von geeigneter Form und
Größe eingeteilt oder ohne Teilung bebaut werden könn-
ten. Dies ist erst recht nicht der Fall, wenn die neuen
Straßen abweichend von den alten Wegen haben festge-
stellt werden müssen, was oft nicht zu vermeiden ist."
In der genannten Denkschrift sind dann auf S. 2 7 Bei-
spiele gezeichnet von vollständiger (»emengelage , von
schief auf vorhandene Straßen stossenden Grundstücken,
auch von Parzellen, deren Breite nur 1 2 m bei mehr als
200 « Länge beträgt. Zweckmäßige Baustellen lassen sich in
solchen Fällen ohne Umlegung bei keiner Art eines Be-
bauungsplanes bilden. Ja, seihst die von Sitte auf Tafel 1
und 2 der Zeitschrift „Städtebau* behufs Vermeidung der
Umlcgung gemachten Planvorsehlage für Hannover und
Köln sind ohne Umlegung nicht für die Bebauung ver-
wertbar: in Hannover wie in Köln würden teils unbebau-
bare Trennstückc. teils Grundstücke von mehr als 100 •»
Tiefe bei 4— 7 01 Breite entstanden sein, wie in den Heften
3 und 6 derselben Zeitschrift nachgewiesen ist.
Aber verba magistri finden ihre Nachfolge. Im 13. 1 left
der „ZeiLschr. f. Wohnungswesen" wird die Besprechung
der oben von uns behandelten Ih»rtmunder Umlcgung da-
mit eingeleitet, daß die Notwendigkeit der Grundstücks-
Umlcgung ausschließlich zurückgeführt wird auf die will-
kürliche Außerachtlassung der Eigentumsgrenzen in den Be-
bauungsplänen. Ja, die hierdurch vcranlaßten »ungeheuer-
lichen Mißstände" werden gewissermaßen dem Umstände
zur Last gelegt, daß R. Baumeister und der Verfasser dieser
Zeilen gelegentlich „für die Notwendigkeit der Verkehrs-
kürzungen durch Diagonalstraßen" eingetreten sind! Der
Erlaß eines Gesetzes über die zwangsweise Grundstücks-
Umlegung in Städten wird deshalb als „unerforderlich"
bezeichnet; das Dortmunder Beispiel zeige, „daß alle Vor- 1
teile, welche eine Grundstücks-Umlegung im Gefolge haben
kann, auch ohne ein solches Gesetz schon jetzt erreichbar
sind, sobald rechtzeitig an dieGnindstQcks-Umlegnng heran-
getreten wird*. Also doch Umlcgung! Und wenn keine
Einstimmigkeit aller Beteiligten erzielt wird, was dann?
Auf diese Frage findet man eine Antwort am Schluß der
Besprechung, in welcher die von Fahrenhorst in der
Dortmunder Schrift empfohlene Umlcgungs-Gesetzgcbung,
die als Ergänzung des Agrargesetzes gedacht ist, nun doch
als „nach jeder Richtung für die Städte und ihre Bürger
Segen bringend" erachtet wird, unter dem durchaus ver-
ständigen Vorbehalt, daß der Stadlbauplan seiner volkswirt-
schaftlichen Aufgabe wirklich gerecht zu werden sucht.
Der Aufsatz in der Zeitschrift „Städtebau", und die
Besprechung in der Zeitschrift für Wohnungswesen"
werden zwar die Erfahrungen und Bestrebungen der in
der Praxis stehenden Personen nicht beeinflussen, sind
aber immerhin geeignet, den Gegnern der Umlegung«-
Gcsctzgebung Kampfmittel zu liefern und die tatsächlichen
Verhältnisse in etwa zu verdunkeln. Um so erfreulicher
sind die klaren, von Erfahrung getragenen Darlegungen und
Vorschläge in den von uns besprochenen beiden Schriften
von A. Küster in Düsseldorf, sowie von de Weldige-
Crcmcr und Fahrenhorst in Dortmund. Sie werden
zweifellos die von allen Gemeinde- und Sozial -Poliiikern
als sehr wichtig erkannte Frage von neuem anregen und
hoffentlich einer guten Lösung entgegenfahren. —
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für eine Frledhofshalle In Minden 1. Westf. wird /um 15.
Sept. d. J. erlassen. Es handelt sich um eine Halle zur
Abhaltung von Trauerfeiern, die 80 — 100 Personen fassen
kann una von 2 Räumen begleitet ist, die zur Aufbahrung
von Leichen bis zur Beerdigung derselben dienen. Bau-
summe 50000 M., ein Stil ist nicht vorgeschrieben. Es
gelangen 3 Preise von 1000, 600 und 400 M. zur Ver-
teilung, ein Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe lür je
350 M. ist vorbehalten. Das geforderte Arbeitsausmaß ist
mit Rücksicht auf die Bemessung der Preise etwas reich-
lich; es werden neben einem Lngeplan 1 : 200 der Grund-
riß, 2 Ansichten und 2 Schnitte 1 : 100 und ein Teil der
Vorderansicht 1 : 10 verlangt. Da nach den Bestimmungen
der Unterlagen eine Uebcrsclircitung der Bausummc von
50000 M. den Ausschluß von der Prämiicning herbeiführt,
so ist außerdem nach einem beigefügten Preisverzeichnis
ein zuverlässiger Kostenanschlag zu fertigen statt der sonst
üblichen übcrsclilägigcn Berechnung nach r,'m des um-
bauten Raumes. Dom 7-gliedcrigcn Preisgericht gehören
die in der Minderzahl sich befindenden 3 technischen Sach-
verständigen: Gelt. Brt. Schwcchtcn und Stadtbrt. L.
Hoffmann in Berlin, sowie Stadthmstr. Kcrsten in
Minden an. l'cbcr die Zurückzahlung des Betrages von
1 M. für die Unterlagen nach Einlieferung eines Entwurfes
enthalten die Bestimmungen nichts, gleichfalls nichts über
die Berücksichtigung eines Siegers bei der Ausführung. —
Einen Wettbewerb betr. Vorentwürfe für eine neue Ge-
meinde-Synagoge in Prankfurt a. M erläßt die „Israelitische
Rcligionsgesellschaft" dort zum 15. Sept. d. J. Bausumme
475 oco M 3 Preise von 4000, 2500 und 1500 M. Unter
den Preisrichtern die Hrn. Geh. Ob. - Brt. Hof mann in
Dannstadt, Brte. v. Hoven und Nchcr in Frankfurt a. M.,
sowie (Ich. Brt. Schwrchten in Herlin.
Ein Ideenwettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
die Erweiterung der katholischen Pfarrkirche in Ammtrsch-
weler (Ob. -Elsaß) wird durch den Kirchenrat für deutsche
Reichsangehörige erlassen. !■> gelangen 3 Preise von
1000, 800 und 600 M. zur Verteilung und es ist ein An-
kauf nicht preisgekrönter Entwürfe für je 400 M. vorbe-
halten. Dem Preisgericht gehören als Architekten an die
Hrn. Min.-Rat Bcemclmans und Konservator Wolf f in
«) l'tf VmWfUnn »UdU.rh.T Gl uihIMII. kr unil dir Zorn 'll-rillrlciiuit;.
Von B*umei»ter, Clutrn und Stubben. Berk» iB?T
3<M
Straßburg i. E., Geh. Ob.-Brt. Prof. K. Hof mann in Darm-
stadt, Prof. Freih. v. Schmidt in München und Reg -Rat <
1'. Tornow in Metz. Frist: 1. Okt. d. J. Unterlagengegen
3 M. durch das Kais Denkmal-Archiv zu Straßburg LE-
Der Wettbewerb zur Erlangung charakterirttjcher Oe-
bäudeanalchts- Zeichnungen für die Stadt Bautzen verdient
namentlich auch durch die Art seiner Vorbereitung Be-
achtung. Der Zweck des Wettbewerbes soll nicht sein,
den Bauenden Vorlagen für ihre Entwürfe oder gar un-
mittelbar für die Ausführung zu schaffen, sondern sie
darauf hinzuweisen, in welcher Weise für den besonde-
ren Fall geeignete Baupläne zu beschaffen oder welche
Baukünstler zur Herstellung solcher Plane geeignet sind.
Dein Wettbewerb sind in einem ansprechenden Hefte
22 Ansichten charakteristischer Bauten von Bautzen, meist
Putzbauten des Barockstiles, beigegeben. Dem Teilnehmer
des Wettbewerbes ist es so ermöglicht, aus einer frischen
Quelle Anregungen für seine Entwürfe zu schöpfen. Die
Wahl des Stiles für den Entwurf steht dem Künstler frei,
es sind jedoch die in Bautzen nicht heimischen historischen
Stile auszuschließen Entwürfe moderner Richtung haben
sich dem (iesaintcharakter der Stadt anzupassen. Der
Stadtrat wird tunlichst darauf hinwirken, „daß bei Aus-
führung von Bauten nach einem der preisgekrönten oder
angekauften Entwürfe von diesen nicht ohne Mitwirkung
des Urhebers abgewichen wird •
Zum Wettbewerb betr. Pläne für Arbeiterkolonien de»
Eschweiler Bergwerkvereins waren 60 Gesamt- und Tcil-
entwürfe eingelaufen Ein Preis von 2 500 M wurde Hrn.
Arch. Hans Liepe in Halensee bei Berlin zuerkannt. Zwei
Preise von je 1500 M. fielen den Hrn. Arch. D. und K.
Schulze in Dortmund, s^wic Gctischel u. Fresdorf
in Hannover zu; zwei Preise von je 1000 M. den Hrn.
Emil Hagberg in Berlin und Anton Rumpen in Aachen.
Ferner wurden verteilt 6 Preise von je 500 M. an 7 Stu-
dierende in Aachen, Prof Eug. Beck in Karlsruhe, Jak.
Janz in Dortmund, L. Homberg in Bonn, Jansen und
Müller in Berlin und Bürkel in Winterthur. —
InhAlS: I >rr Neubau dr» rbrtnitrhen l.aboi itimumt der Tethniwhcn
IHKh.^hulr in Karlsruhe L Ii Monuu»eitt-il-t h um \ilttibet|r- — Neuere
lir*nel>unn*-n zut getet/lii r.ca K<irr!ung der l mU-gunc nadtischer Grund-
marke. — l'reiibeivei Lungen
Hierzu eine Bildbeilage: Der Neptunbmnnen in Nürnberg.
Vrrlif der Detitulien Bauieitunr, C, m b. II, Berlin. Für dir Rtdaktmn
Ter.MworlL Alben llolra.no. Berlin, urack von W.lh. üreye, Berlin.
No. 49.
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IftlOIOlfllOIUIOIOlfllOIAM
DEUTSCHE BAU-
^mZEITUNG^^
XXXVIII. JAHRGANG * NO: 50 *
* BERLIN, DEN 22. JUNI 1904 *
Das christliche Soldatenheirn „Kaiser Wilhelm-Haus" in Metz.
Architekt: Friedrich Schulte in Barmen, (iiienu .lir At>i>iiduii-m s 308.»
in Metz wird für diesen Sommer die Vollen-
dung eines Gebindes erwartet, welches vom
„Westdeutschen Jünglingsbunde" als ein der
Soldatcutüt sorge gewidmetes Haus errich-
tet wurde und die Bestimmung hat, den Sol-
daten für ihre Freistunden eine Statte zu bieten, an
der sie edle Geselligkeit und christliche Gemeinschaft
pflegen können, ohne auf die Wirtshauser angewiesen
zu sein. Pas vor den Toren von Metz, an der Straüe
nach Montigny gelegene Heim wurde auf der Grund-
lage einer Bausumme von itoooo M. nach den Ent-
würfen des Hrn. Arch. Friedrich Schutte in Barmen
und unter dessen Oberleitung errichtet. Für das Haus
wurde ein erster Entwurf aufgestellt, bei welchem, wie
die hier beigegebene Abbildung zeigt, die Außenan-
sicht in Zicgelftigenbau angenommen und mit dem
Haupt- Eingang in der Mitte der Vorderfassade eine
beiderseitige Freitreppe sowie ein Ueberbau mit Erker aufgang an der Seitenfassade und durch malivolle
und Balkon gedacht war. Turmartige Aufbauten an Giebelaufbauten ist eine ansprechende Gruppierung
den vier Ecken des Gebäudes sollten die Unxiülinie in die Gebäudemasse gebracht worden. —
beleben. Im Laufe der weiteren Bearbeitung wurde
jedoch diese Aulfassung verlassen und die Ausführung
111 Barockformen mit der Anwendung von I'utz be-
schlossen. Gleich/eilig erfuhr auch der Grundriß eine
Abänderung, so daU nunmehr die auf Seite 308 dar-
gestellte Anlage zur Ausführung gelangte.
Das Gebäude baut sich in Sockel-, Erd-, Ober-
und Dachgeschoß
auf. Es enthält im
Sockel - Geschoß
einen Kaum für
Andacht.eineW irt-
schaft für alkohol-
freie Getränke, die
Küche. Vorrats-
räuinc usw. Das
Erdgeschoß mit
seitlichen Eingän-
gen zeigt nach
vome zwei Räume
für den Sekretär,
ein Sehreib- und
Lesezimmer mit
Kleiderablage und
einenErfrischungs-
raum, welcher in
Zusammenhang
steht mit geräumi-
gen , nach rück-
wärts liegenden
Versammlungs-
räumen. DasObcr-
Geschoß enthält
unter t bis 5 nach
lürkwärts die
Wohnung des Se-
kretäres und in den
weiteren Bäumen
Zimmer für das Hospiz. Im Dachgeschoß liegen die
Wohnungen der Ikdienung.
Für die Wirkung des Aeußcren ist das farbige Ele-
ment durch die architektonischen Gliederungen, durch
die I'utz- und Dachdächen, sowie durch die Fenster-
kreuze und Fensterläden in ansprechender Weise her-
angezogen worden. Durch einen Vorbau, der sich
durch Sockel- und Erdgeschoß der Ynrdcrfassade
erstreckt und im Obcrgochoß in eine bedeckte Ter-
rasse übergeht, sowie durch den Vorbau mit Treppen
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Ansicht der Ost- und der Nordicile.
Der Neubau des chemischen Laboratoriums der Techn. Hochschule zu Karlsruhe i. B.
Architekt: Ob.-Baurat Prof. I>r. O, Warth in Karlsruhe. (ScUua.i
Heizungsanlage ist eine Niederdruck- den sich in dem durch ein Gitter abgeschlossenen
die auch das nebenan Vorraum /■wischen beiden Luftkammern, wodurch eine
des chemisch - techni- leichte und einfache Ueberwachung der Hei/ungs- und
Dampfheizung, an
stehende Gebäude
sehen Institutes an-
geschlossen ist. Als
Heizkörper sind teils freisteh-
ende Radiatoren, teils Rippen-
elcmcnte verwendet, letztere
überall, wo die Heizkörper durch
Verkleidungen verdeckt sind,
wie in den groUcn Laboratorien,
wo sie durchweg in den Fen-
sternischen unter Arbeitstischen
untergebracht sind.
Die zur Lüftung erforderliche
Frischluft, die durch zwei mit
Dampfrohren, Filtern und Be-
rieselungs - Vorrichtungen ver-
sehene Luftkammern eingeführt
und den beiden Höfen entnom-
men wird, wird mittels Elektro-
Ventilatoren durch einen begeh-
baren, unter dem Kcllcrgang-
boilen Liegenden Kanal den ein-
zelnen Steigkanälen zugeführt,
von denen sie in den kleineren
Räumen durch Wandöffnungen,
in den grollen Laboratorien aber
durch l)cckenkanälc (in Monier
konstruiert) und durch mit Ro-
setten verkleidcteDcckcnöf fnuti-
genden Räumen zugeführt wird,
wogegen die verbrauchte Luft in
der gewöhnlichen Weise durch
Abluftschlote abgesaugt und ent-
weder unmittelbar über Dach
oder in den durch Def Ick toren
gelüfteten Dachraum geführt
Wird. Für die Zuführung der
Frischluft zum grofien I lörsaal
ist ein besonderer Elektro- Venti-
lator aufgestellt. Die gesamten
Vorrichtungen zur Regulierung
und Inbetriebsetzung der Lüf-
tungsanlage, die wie die Hei-
zungsanlage von der Firma E.
Möhrlin in Stuttgart ausge-
führt wurde, sich vortrefflich be-
währt hat und etwa 20000 ct,B
Luft in 1 Stunde liefert, befin-
Schwefelwasicritolf-Ktuni.
306
No. 5a
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Lüftungsanlage ermöglicht ist. Während das AeuBere
des Baues durchweg in einfachen Formen gehalten ist
und jeder überflüssige Aufwand vermieden wurde, ist
der gesamte Innenbau in einer weitgehenden Anforde-
rungen entsprechenden Weise unter Verwendung bester
Materialien zur Ausführung gekommen, wie dies für die
Zwecke eines Laboratoriums geboten erscheint, wenn
die Räume und Einrichtungen auf längere Zeit in
Großer Hörsaal, Tafelwand. Link* geschlossene Verdunkelung
PrivatLaboratarium.
gutem Zustande erhalten werden sollen. Die Arbeits-
räuine erhielten im Sockelgeschoß teils Asphalt- teils
Zementboden, im Erd- und Obergeschoß eichene
Riemenboden, Asphaltparkett oder Plattenbeläge ; die
Wände wurden in den großen Laboratorien mit hohen
abnehmbaren Täfelungen verkleidet und die durch-
weg mit Walzeisen -Trägern und Beton ausgeführten
Decken, wie diejenigen in den Laboratorien des elektro-
22. Juni 1904.
technischen Institutes*) in Holz verkleidet, welche Kon-
struktion allein eine dauernd gute Erhaltung verbürgt,
da die verputzten und gestrichenen Decken in kurzer
Zeit schwarz werden. Die verputzten Wände sind
durchweg in Oclfarbe gestrichen.
Die Schreiner- und Glaserarbeiten, sowie die ge-
samte Einrichtung sind in amerikanischem Kiefernholz
ausgeführt, das nicht mit Oelfarbc gestrichen, sondern
nur geölt, lasiert und lackiert
ist; die Tischplatten der frei-
stehenden Arbeitstische(S.3 10)
wurden in Eichenholz, die-
jenigen der Fenster -Arbeits-
tische dagegen in weißen
Fayenceplättchen auf Beton-
platten hergestellt, wie auch
die sämtlichen in den Fenster-
nischen eingebauten Digcsto-
rien in Boden und Wänden
mit weißen oder schwach
violettenFayenceplättchcnaus-
gclcgt wurden, die sich leicht
rein halten, im Falle etwaiger
Beschädigung ohncSch wierig-
keit auswechseln und sich von
allen inbetracht kommenden
Materialien am längsten in
dauernd gutem Zustande er-
halten lassen.
Um die Konstruktion der
Digestoricn möglichst leicht
und durchsichtig zu gestalten,
so daß sie wenig in die Augen
fallen und die Beleuchtung der
Räume nicht beeinträchtigen,
sind die Gegengewichte der
Schieber in Kästchen unterge-
bracht, die zwischen die Dop-
pelfenster eingebaut und durch
Klappen zugänglich sind.
Abgesehen von den in Rot-
guß ausgeführten Bändern
der inneren Fenster und den
Schlauchtüllen finden sich
innerhalb der Digestoricn
keine Metalltcile; die Mahnen
der Gas- und Wasser-Zulei-
tungen sind außerhalb an den
Schrankuntersätzen der Dige-
storien angebracht, während
sich die Hahnen der Lork-
flammen seitlich an den weg-
nehmbaren Platten der Wand-
täfelungen befinden.
Ganz besondere Aufmerk-
samkeit wurde der Anlage
der Leitungen gewidmet, ins-
besondere wurde danach ge-
strebt, dieselben, wo immer
möglich, dem Auge zu ent-
ziehen, sie aber in allen Tei-
len jederzeit und leicht zu-
gänglich zu machen. Dem-
gemäß sind z. B. in den La-
boratorien die Wandleitungen
unter den durchlaufenden
Tischplatten verlegt und durch
die durchlaufenden, aus un-
unterbrochen aneinander ge-
reihten Türchen bestehenden
Verkleidungen verdeckt lober-
halb der Tischplatten liegen die Leitungen hinter weg-
nehmbaren Platten, außerdem können die ganzen V< 1 -
täfelungen abgeschraubt werden.
Die Leitungen zu den freistehenden Arbeitstischen,
die als Doppeltische konstruiert sind und auseinander
gezogen werden können, liegen in Bodenrinnen, aus
•1 Deutsche Hauzeitung 1898, S. 505.
307
Google
denen dir Leitun-
gen in den Zwi-
schenraum der
Tische geführt
und auf der Rück-
seite des einen
feststehenden Ti-
sches aufmontiert
sind, so daß an
den Tischen nur
die Hahnen und
Schlauch - Tüllen
sichtbarsind; die-
se sind zumteil
auf den kleinen
Holzpföstchender
Reagentien - Auf-
sätze angebracht,
die in ihrem Inne-
ren die aufsteigen-
denRohrc bergen .
Durch diese Art
der Montierung
werden auch die
Leitungsrohre vor
den schädlichen
Einwirkungcndcr
Dämpfe bewahrt
Die Entwässc-
rungs - Leitungen
der Laboratorien
bestehen aus Stcinzcugrinncn (Villcroy & Boch in
Merzig), die mit säurefestem Asphalt in Beton- bezw.
Monierrinnen eingelegt und mit eichenen, durch Dreh-
riegel feststellbaren Bohlen abgedeckt sind. Die Rinnen
münden in Steinzeug-Sinkkästen, die an den 4 Ecken
der Säle in die Mauern eingelegt und durch Tflrchen
zugänglich sind und mit senkrechten in den Mauern
liegenden und entlüfteten Steinzeug-Fallrohrcn in Ver-
bindung stehen, dicdieAbwasser dem Kanalnetz zuführen.
Schließlich wäre noch zu erwähnen die Anlage
der Schwefelwasserstoff-Zellen (S. 306), die an die allge-
meine Lüftungsanlage nicht angeschlossen sind, sondern
eine für sich bestehende Lüftungsanlage erhalten haben,
indem durch einen im Dachraum aufgestellten und
sorgfältig eingemantelten Elektro- Venlilator die Gase
aus den Schwefelwasserstoff-Zellen und dem Räume
abgesaugt und über Dach geführt werden. Die An-
ordnung hat sich bis heute vortrefflich bewährt
Das in der Nähe des Laboratoriums stehende
Dienst-Wohngebäude |S. 31 n enthält die Wohnung
des Instituts- Direktors: 13 Zimmer, Bad, Küche, Wasch-
küche, mehrere Dach/immer, Tnickenrauin, Aborte und
photographische Dunkelkammer. Die Baukosten
Das christliche Soldatenhcim „Kaiser Wilhelm-Haus" in Metz. Architekt: Fricdr Schulte in Bannen.
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308
No. 50.
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betrugen einschl. Wohngebäude,E5latz-
gestaltung und Gartenanlagcn, aber
ohne Platzkosten, 940 000 M. Davon
entfallen auf:
A. Laboratorium:
a) Baukosten, einschl. der Heizung,
aber ohne Leitungen, Einrichtung
und Platzgestaltung . 537 500 M.
b) Heiz.- u Lüftungsanlage 42000 „
c) Leitungen 106000 „
d) Einrichtung: i.Chera.
Laboratorium 157 000 „
2. Phys.-chem. Lab. . 49000 „
c) Platzgestaltung .... 11 500 „
Bebaute Fläche 222i,30(ira. Die
lichten Stockhöhen messen: Keller-
geschoß 3,25 m, Erdgeschoß 5,20 m,
Obergeschoß 5,20 m. Die Hohe von
Kcllerboden bis Hauptgesiins- Ober-
kante betragt 15,00 m, und der kub.
Inhalt 31 S20cbra. Danach berechnen
sich die Einheitspreise:
a) Nach den reinen Baukosten ein-
schließlich der Hei/.ungsanlage zu
17,05 M für icbn\
b) einschl. der Lcitungsanlagen zu
20,40 M. für 1 chm,
c) einschl. Einricht. zu 26 95 M. f. 1 rhm.
B. Dienst-Wohngcbäudc:
a) Baukosten 71 263 M ,
b) bebaute Flache .... 310 im,
c) kubischer Inhalt vom Kcllerboden
bis Hauptgesims-Oberkante (Höhe
n,8m) 3 658cbnl,
d) Einheitspreis . 19,5 M. für icbm.
Die örtliche Bauführung für das
Dienst- Wohngcbaude und den Nord-
flügel des Laboratoriums lag in den Händen des Hrn. flügel in denen des Hrn. Architekten A Hcydc. —
Architekten Fritz Böhm, für den Mittelbau und Süd- Karlsruhe, im April 1904.
h. ftui<her
B. AlH/w-bbrctt.
A. Tnic» mm Abblltuim Z. ZinkHn»aU- K. FMM Brm.
I. Abtru].(t«tcr. U. Gasleitung W. Winirtlruung. V. Wi»»cr»ti»hlpuinpe.
Dr. Warth.
Amtliche Fachprüfungen.
[ie Denkschrift des Ausschusses des „Kgl. Institutes
britischer Architekten" zur Herbeiführung eines ge-
setzliehen Befähigungs-Naehweises für Architekten,
über welche in No. 46 dieses Jahrganges ausführlicher
berichtet wurde, enthält den Satz: „Die Diplom -Be-
wegung ist eine Rückkehr zu den Grundsätzen der allen
Bauhütten lancient craft guilds), bei welchen die Prüfung
und Eintragung Pflicht war". Der letzte Satz ohne Ein-
schränkung ist wenigstens für Deutschland — und in
England dürfte es nicht anders gewesen sein — falsch.
Die Hauhütten, oder sagen wir genauer die Hütten der
Steinmetzen, denn diese, die mittelalterlichen Architekten,
sind gemeint, haben in ihrer Blütezeit, der Hochgotik,
weder Prüfung noch Eintragung gekannt. Sie bildeten
eine Ausnahme von den übrigen Handwerken, da sie
nicht wie diese zünftig und somit an einen Ort gebunden
waren, sondern gleichsam fahrende Künstler bildeten, die
Arbeit suchten und annahmen, wo immer sich ihnen
solche bot. Was uns an Hüttensatzungen, die erst auf-
gezeichnet wurden, als die Hüllen schon wieder anfingen
nieder zu gehen, erhalten ist, zeigt, daß für den größeren
Teil Deutschlands eine fünfjährige Lehrzeit gefordert
wurde, nach welcher der Lehrmeister, nicht die Hülle,
den Lehrling frei gab, damit er nach einem den Gesellen
gegebenen Schmause als einer der ihrigen werken und
wandern könne. Eine Meisterprüfung fand nicht statt
Bei der Arbeit auf den W erk- und Baupl.H/en ergab sich
schon, wer den Meister spielen konnte. Wer sieh dessen
getraute, ohne dazu imstande zu sein, d. h. wer Fehler
beging als Meister, für den waren empfindliche Strafen
vorgesehen. Oft arbeitete ein Meisler, dessen Bau fertig
war, der aber noch keinen anderen erhalten hatte, wieder
als Geselle unter einem anderen Meister. Wer die Ver-
antwortung für einen Bau zu übernehmen sich getraute,
war Meisier, und das konnte in jener Zeil in der Kegel
nur der Fähigere unter den Gesellen.
Alles das gilt, wie oben angedeutet, von der Blütezeit
der Gotik und der Hütten, als nur nach mündlicher l'eber-
liefcrung entschieden wurde und es kein Sehreibwerk,
also auch noch keine Lade, dieses zu bergen, gab. Als
die Macht großenteils auf die Städte übergegangen war.
änderten sich diese Verhältnisse ; die Steinmetzen erhielten
Arbeit von den großen Stadtgeineinden, und kein Wunder,
daß sogleich auch zünftlerische Bestrebungen aufkamen.
Von 1500 ab führten die Hütten ein Scheinleben. Nicht
wer wie ehedem Meister war, sondern der von dem
1 landwerk Geprüfte und Eingetragene wurde vor offener
Lade für fähig erklärt. Gesell und Meister zu sein. Die
bevormundende Kalsvcrwandtschaft sorgte für das Weitere.
Danach ist es eine eigene Sache, sirh für den
Befähigungs-Nachweis auf die m it te lal lerl ichen
Architekten zu beziehen, die eines solchen nicht
bedurften, als sie noch wahrhaft große Künstler
waren und Werke schulen wie die Elisabethkirchc in
Marburg und .las Straßburgcr Münster, die ihn aber ein-
führten, als sie von ihrer hohen Ausnahmestellung her-
absanken zur Zunft und somit den übrigen Hand-
werken, ja den Gcwandschneidern und Fuhrleuten gleich
wurden.
Daß es heule nicht wesentlich anders ist, seheinen un-
sere englischen Fachgenossen bei ihren Bestrebungen wohl
gefühlt zu haben, denn ihre Denkschrift enthält den merk-
würdigen Satz: „Die schöpferische Phantasie — das eigent-
liche Wesen des Entwerfen*. mag ein zu zartes Wesen
sein, als daß es erlaubt wäre, den Grad desselben sich
bescheinigen zu lassen . . . Der Kampf der deutschen
Architekten, der sich einerseits gegen das Baubeamtentum,
anderseits gegen das Unternehmertum richtet, ist zweifel-
los eine zünfllerisehe Erscheinung. Bezeichnen sich «loch
einige Vereine des Bunde* deutscher Architekten sogar
ausdrücklich als Gilden. Durch den amtlichen Befähigung»-
Nachweis steigen die Architekten, wie die Geschickte der
mittelalterlichen Hottenleate lehrt, von der Höhe ihres-
gleichen, der anderen freien bildenden Künstler, der Maler
und Bildhauer, hinab zu denen, die sie bekämpfen. Wir
stellen diesen Werdegang fest sine ira et studio; denn,
wie die Geschichte gleichfalls lehrt, ist er unabwendbar. —
Dr. G. Schönermark in Hannover.
310
No. 50.
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Mitteilungen aus Vereinen.
Die i4. Hauptversammlung des bayerischen Kanalverelns
(and am 5- Juni in LamUlmt statt In einer Ansprache
am Begrüoutigsabcnd wies der Rcg.-Präsident v. Andrian-
Werburg darauf hin, wie wenig die gewaltigen Waases
massen der Isar ausgenutzt seien und wieviel Tausende
von Pferdekräften hier verloren gingen. Es wäre eine
dankbare Aufgabe des Vereins, der Frage der ausgiebigen
Ausnutzung der Isar naher zu treten. — Oer auf Veran-
lassung der Handelskammer in Ulm durch das Technische
Vereinsamt unter Hauamtmann K ab er ausgearbeitete Ent-
dachten Arbeiten erfolgt. Ist es schon bedauerlich, daß
den Bewerbern, welche das verlangte Modell 1 : 10 und
die Zeichnungen 1 : 20 nebst einem ins Einzelne gehen-
den Voranschlag eingereicht haben, nicht die Kosten von
3 M. für den Bezug der Unterlagen zuiückvergotet wor-
den sind, so hat die Stadt Mülhausen die Kisten und
Mappen für Modelle und Zeichnungen den Bewerbern
auch noch unfrankiert zugestellt. Die Rückfrachtkosten
z B von Mülhausen nach Bingen a. Rh betrugen etwa
6 M. — Das Programm sagt ferner in § 8 der Weltbewcrbs-
Ausschreibung: die Entscheidung des Preisgerichts wird
öffentlich bekannt gegeben und das motivierte Urteil allen
Dienstwohngebäude der Technischen Hochschule In Karlsruhe L B. Architekt: (Jo Uaurat Prof. Dr. O. Warth in Karlsruhe.
wurf fflr die Schiffbar-
machung der oberen Do-
nau ist vollendet. Kgl. Bau-
amtmann Wie den mann au«
Deggendorf sprach j über die
„Regulierung der Donau
zwischen Regensburg und
Passau*; kgl. Bauamtmann
Faber in Nürnberg Ober die
Notwendigkeit der Aus-
führung von Versuchs-
bauten in den geschiebe-
fQhrenden Flüssen und
der Errichtung von Flufl-
bau-Laboratoricn zurFör-
deruntj der Fluflbautcch-
nik. Vi ir veröffentlichen den
Vortrag an anderer Stelle.
Als dritter Redner sprach Hr.
Kreis- Kulturing. Reischle aus
fahrt und Bodenkultur mit
sichtigung der südbayerise
Landshut über Schiff-
besonderer Bcrück-
hen Verhältnisse, —
Vermischtes.
Ehrendoktoren. Die Technische Hochschule in Darm-
stadt hat die Hrn. Maschincnfahnkant Ehrhardt in Schlcif-
mühlc bei Saarbrücken wegen seiner Verdienste als Kon-
strukteur und ausübender Ingenieur, Geh. Reg.-Rat Prof.
Riedler in Charlottenburg wegen seiner Verdienste um
Hebung des Ingcnieurstandcs und Ob.-Hrt. Prof. Ernst in
Stuttgart, den Verfasser des Werkes über „Hebezeuge"
durch Ernennung zum Ehrendoktor ausgezeichnet. — Der
Hofrat Prof. Ludw. von Tetniajcr in Wien wurde zum
Ehrendoktor der Universität Wisconsin in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika ernannt
Preisbewerbungen.
Wettbewerb für einen Monumental - Brunnen auf dem
Rathausplatz zu Mülhausen 1. Eis. .Im Dez. v. Js. wurde ein
Wettbewerb betr. einen Monumcntal-Brunnen von der Stadt
Mülhausen ausgeschrieben, auf welchen Sie in den N". 98
u. 10t Jahrg. der „D.Bztg." aufmerksam machten. Steh
dem Urteil des Preisgerichtes waren sämtliche Zeichnungen
und Modelle vom 17. bis 24. April d. Js. öffentlich aus-
gestellt. Anfangs Mai ist die Rücksendung der nicht be-
22. Juni 1904.
Bewerbern schriftlich zuge-
stellt. Diese schriftliche Zu-
stellung des Urteiles ist aber
bis heute — nach zwei Mo-
naten noch nicht erfolgt.
Nicht allein, daB man schon
durch die Arbeiten des Wett-
bewerbes Zeit und Geld ge-
nug eingebüßt hat, so geht
durch solche Vorkommnisse
auch die I.ust an der Beteili-
gung fernerer Wettbewerbe
verloren." — H. Seh.
Es ist in der Tat wenig
rücksichtsvoll und wenig er-
munternd für die Teilnehmer
an einem Wettbewerbe, wenn
ihnen eine solche Behandlung
zuteil wird und zu den vielen
Mühen der künstlerischen Arbeit auch noch nicht uner-
hebliche materielle Auslagen zugemutet werden. Wir
schlicBcn uns daher dem in den vorstehenden Zeilen ent-
haltenen Protest nachdrücklich an. —
In dem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für den Bau
einer Handels-Hochschule in Berlin, über dessen Eröffnung
wir S. 148 berichteten, ist die Entscheidung zugunsten des
Entwurfes „Fugger" der Architekten Cremer £ Wolffcn-
stein in Berlin gefällt worden.
Wettbewerb Männer-Loglerhäuser Wien. Da% Männer-
Logierhaus im Bezirk Brigittenau (XX. Bezirk), in der
Mcldemanngassc, wird nach dem mit dem 1. Preise au-
sgezeichneten Entwürfe „Humanität'1 der Architekten
Rainsauer und Richter in Wien ausgeführt.
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für die Bauten der
Bayerischen Jubiläums-Landesausstellung 1906 in Nürnberg
liefen 56 Arbeilen ein. —
Personal-Nachrichten.
Preuüen. Dem Rm - u Brt Rothig in llalbrrctadt i»t die
Annahme und Anlegung der ihm verlieh. Ritlcrlnticmen I. Kl. de*
Herz, anhält. Ilausordrn« Albrccht» de* HAren gentattct.
Technische Much schule in Berlin. Der Do«. Prof .
K. Borrmann und der äudlbrt a. D. B r i x sind 1 etatm. Prot
ernannt
Dem Privatdoz. Dr. Dolezalck ist da* Prld. Prof. votierten.
3"
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Die Wall des Prof. Dr. Midi, e zum Rektor für die Amts-
periode i. Juli 1004 bis dahin 1005 ist bestätigt worden.
Techn. Hochschule in Hannover. Der Geh. Reg-.
Rat Prof. Barkhausen ist z. Rektor für Hie dreijähr. Amiv
dauer 1. Juli H704.'07 ernannt. - AI* Abt -Vorst frir die Amis-
duuer 1 Juli 1904.105 sind besttltigl worden die Prof: SrhrAiltr
für Arrhitektor, Geh Ree. • Rat Do lein Ick für Bauingenieur-
wesen, Frese fflr Masch - Ingenieurwescn, I>r, Mehrend Mr
ehern -techn. und elcktrotechn, Wissenschaften, Dr. Rodenberg
für allgemeine Wissenschaf'en. zV.ßer den vorgenann'en gehören
noch dem Senat an die Prüf: Schleyer, Geh. Reg. • Rat Dr.
Kohlrausch und Dr. Kiepert
Zur Beschäftigung Ober wiesen sind die Reg. -Bmstr Rasche
der Reg. in Schleswig, Dr. Roetlgcu der Reg, in Köln a Rh.
und Schwan der Reg in Posen
Die Reg.-Bfhr. Karl P I a t h n e r aus KOstrin, Karl Schmidt
aus Brandenburg. Karl Arendt aus Berlin und Joh Erberich
aus DOsseldorf iHochbfch 1. - Karl H o c k e m c y e r au« Mehringen
und Hans Eil mann aus Güstrow (Wasser- u. Slraßerrbfch), —
Karl Nipkow aus Laucnburg i l'omo. und Hcirir Micke! aus
Möhrenbach lEisenbfeh ) sind zu Reg.-Bmstrn. ernannt.
Dem Reg -Bmstr Bokemann in Kiel ist die nachges. Fnt!a»s.
aus dfiu Staatsdienste erteilt.
Sachsen. Der Reg -Bmstr. Kanzler in Leipzig i-t in das
hochbaulcchn. Bur. de» Kgl Finaiizmimsl. versetzt. — Her R. g,-
Bmstr. Thiele in Dicsdcn-N. ist auf s. Ans. aus dem Staats-
dienste entlassen.
Dem Straßen- 11. \Vi»**er.l$auin«p , Ein.- u Brt. I.enipe in
Zwickau ist das Ritterkreuz I Kl. des Vcrdicnsloidens verliehen.
Württemberg. Die Kand. im Masch -Ing -F'arh Wilh. Dauner
von Ulm, Msrt-Kifcr von Schwenningen, Theod. I. e e Im e 1 von
Canstatt, Gust M a i I e von I lm, Paul R c u 1 1» 11 c r von Heilbronti,
Herrn. S c h m i d Ii n 11 ßl e r von Gmflid und Olniiir Schümm von
Stuttgart sind dir befähigt crkUrt und haben die Bezeichnung Reg -
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. M. 4 L. in K. I>er mit der Bauleitung be-
auftragte Baumeister pflegt als der für vorgefallene Versehen zu-
nächst Verantwottliclic etkllrt zu werilen, w oft nicht etwa eine
anrlerweite Abrede oder eine Einschränkung der Verantwortlich-
keit nachweisbar ist. Da zwischen Ihnen und Ihrem ßauhcrru
keine Abrede Ober den Umfang Ihrer Verantwortlichkeit getroffen
sein «oll, ist mit überwiegender Wahrscheinlichkeit duraut zu rech-
nen, daß Sie zur Abilnderung der Mangel in soweit verurteilt
werden wurden, als deren Abwendung hei gehöriger Aulsicfit
möglich gewesen wlre. Sie hatten es ja in der Hand, bei sach-
gemäßer Fassung der Vertrüge mit den Werkmeistern sich zu
schützen, indem sie diesen die Verantwortlichkeit für fehlerhafte
Arbeit aufbürdeten und sich von ihnen eine Sicherheit bestellen
hellen. Auch der l instand wird Sie nicht befreien, daß der innere
Ausbau bei ungünstiger Witterung geschehen ist. wofern Sie unter-
lassen haben, den Bauhtrrri auf die aus diesem Umstand drohende
Gefahr aufmerksam zu machen. Inwieweit die einzelnen gerngten
Mingel werden auf mangelnde Aufsicht bei der Bauleitung zurück-
geführt weiden können, «t eine Krage tatsächlicher Natur, zu
deren richtiger ßeuitcilung wir beim Fehlen einer genauen Be-
schreibung der beanstandeten Grnnd<ti.rkste ilc außer Stande sind.
Haben Sie sich denn den Handwerkern gegenüber keinerlei Zu-
sage dahin verschafft, daß diese ffir die Gült der von ihnen ge-
leisteten Arbeiten verantwortlich sind? Bejahendenfalls können ja
diese zur Abstellung vorhandener Fehler veranlaßt weiden, wo-
durch Sie im entsprechenden Umfange von der Verantwortlichkeit
frei weiden. — K. ll-e.
Ellenhüttenwerk T. Die Vorschrift des dnrtigen Ortspolizci-
rechtes betr, den Abstand, in welchem verschiedene GcbAude von
einander /u ri l ichten sind, oder in welcher Alt die Bebauung zu
sein hat, falls der Abstand iiiclit eingehalten werden kann, ist
feuer- und sicher hc:t-ipolizritirhcr Natnr; sie ist also ledighi h ans
der Rücksicht ei lassen. Gefahren für Leben, Gesundheit und Ligen-
tum abzuwenden, weshalb sie sich im Rahmen derjenigen Auf-
gaben bewegt, wcl>. he der Polizei /u^cuirii-n sind. r'olgc-werse
würde einem Angrilf gegen die Ri-thtsgitlirgkcit dei citischlagetv-
den polizeilichen Beschränkungen der L.genimiier im Umfange und
in der Alt, wie- »ic ihren Grundbesitz behauen und ausnutzen
dürfen, im verordneten Ret iitsnultcl/iyi nlcr Erfolg versagt hleiben.
Da lerner die Ecucigcbdirliclikcil mmi Bauten in gcringcrtrn x\b-
stanile ganz gleich groß ist, wenn die einzelnen Lauten auf ver-
schiedenen Grundstücken oder innerhalb de Grundeigentum- der
nlmUchcii Person stehen, so liegt kein Anlaß vor, die eine Gattung
anders wie die andere zu behandeln. Die i )r tipoli/cr darf aKo
unbedenklich von Ihnen entweder -las Finhallcn drs vrirgeschriebc-
nen Abstandes zwisihen den vir sehiedrnen Bauten und tieivandcii,
oder wegen der Unmöglichkeit dazu, die Auf I ijlirunc; von Brand-
manern verlangen, die dann keine Tincn und Fenster haben dürfen
Sie konnten höchstens versuchen, unter dein i Ilms eis dataut dati
die jetzigen Gebäude schon ian^e besieher., eine Hcfrciu'iir enn
den jetzt gültigen Baubesehrinkungen im Wt cc dfv l)i>pc:isc* zu
erlangen. Die z\us«icht auf Erfolg ist je.ln.-h bei der heutigen
Strömung, die Poliicivorschriflen gegen Feuergefahren zu ver-
schärfen, welche durch den t.T.n aguci Tliealetbiaml in ganz
Deutschland sich bemerkbar macht, sein .-einig, sodaß wir linieii
zu dem zcilraubenden Schritte nicht raten k'uneiv - K K-t.
Hrn. P. B. In Metz. Ls wird bei <1er Krage, ob unter
„Bodciiniassen zu lösen und zu transportieren" nur durch Stinten
und Pieket zu loset des Matena', odn auch n: s;>rr:xerr>!e leiten
zu verstehen sind, im Wesentlichen auf d.-n I'rcisansalz für diese
/Arbeiten ankommen. Man kann billiger w . ise ruebi vrilangeu, für
den Preis, der fflr Erde und Lehm angesetzt ist, auch die Losung
von Felsmasaen zu verlangen, es sei denn, daß diese zur Gesamt-
heit der Arbeit in einem nur kleinsten Ted
312
Hrn. Arch. R. Gl. In Posen. Zwar erklart B. G.-B. $ 839
den Beamten (tir schadenersatzpflichtig, welcher vorsatzlich oder
fahrlässig die ihm obliegende Amtspflicht verletzt, gleichwohl er-
scheint eine Klage aus dem Grunde aussichtslos, daß es durch
Maßnahmen, welche spiler teil* kraftlos erkUrt, teils auf sachge-
mäße Vorstellungen zurückgenommen worden sied, zu einem Ver-
zug in Erteilung der Bauerlaubnis und folgeweise zu einer ver-
späteten Fertigstellung des Neubaues gekommen ist. Denn einmal
bestimmt § 839 Abs 3: .die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der
Verletzte vorsätzlich oder fahrlässig unterlassen hat, den Schaden
durch den Gebrauch eines Rechtsmittels abzuwenden". Dieser Fall
hegt bei Ihnen vor, weil die Beschwerde nicht sofort eing-legt
worden ist, sondern erst nach erkanntem Mißerfolge einer Vor-
stellung, welche gegen das Versagen der Bauerlaubiiis ei hoben
war. Wilrde sofort nach Eingang der ersten baupolizeilichen Ver-
fugung Verwaltungsklage oder Beschwerde gemäß L. V.-G vom
31. Juli 1BB3 127 ff. eingelegt sein, so wÄre das schließliche
Endeigebm-, und das Erlangen der Bauerlaubnis weil fiQher er-
reicht worden Sie haben also einen erheblichen Anteil an dem
verspiteten Beginn des Bauwerkes. Dazu tritt, daß nach B G.-B.
$ 3-/6 zur Erfüllung der BcgTiffsmerkmale der Fahrlässigkeit ge-
hört, daß die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außeracht gesetzt
sei. Die Beweislasl trifft Sie. Sie müßten also beweisen, daß der
Vorstand der Baupolizei oder der dort t&tige ßaukundige es an
der schuldigen Gcsehliftshehar.dlung habe fehlen lassen, dessen
Gelingen nach It.rer Sachdarstclluug wenig Aussicht verspricht.
Denn danach liegt nur ein Irrtum Uber die Auslegung der B P.-O.
$ 75.B vor bezw. ein snlcher Uber die Möglichkeit, bei der Grund-
stiicksgroße den vorgeschriebenen Minimalhof noch anlegen zu
können. Diese Umstünde dOrfic jedoch das Gericht fllr ent-
schuldbar befinden. Folgeweise wud das Vorliegen der Ver-
schuldung eines Beamten nicht for nachgewiesen erklärt, was zur
Klageabweisung führen wnede. — K. H-e.
St. J. in N. Wenn Sre auf den Sinn der Verordnung zu-
rückgehen — nilrolich ein Gebäude vor den Brandgefahren zu be-
wahren, die aus dem unmittelbaren Anstehen von Hnlzwerk an die
Kamiuwaridungcn entstehen köriuen — so werden Sie sich selbst
sagen müssen, daß unter dem .sonstigen Holzwerk' eben alles
Holzwerk gemeint ist. —
Hrn. Bfhr. M. In E. Die .Deutsche Kolonial -Gesellschaft'
in Berlin, Schell. ngstr , dürfte am besten in der Lage sein, Ihre
z\nfrage zu beantwurlen. —
Abonnent In Duisburg- Um eine möglirhst homogene Ver-
einigung der äußeren Möitelse hiebt mit dem Ke.n des Mauer-
werkes zu erzielen, worden wir «inpfchlen, auch dem Mörtel des
Mauerwerkes einen entsprechenden Zcmentzusaiz zu geben. —
Hrn. Bmstr. P. In Reichenbach 1. V. Nach Ihrer Sach-
darstellung haben S;e fllr ein Druckcreigebüudc Zeichnungen, Kosten-
anschlag. Konzessuins Zeichnungen und statische Berechnungen gc-
liele-rt, ohne bei deren L'ebergabe eine Bezahlung zu verlangen Bei
dem ausgeschriebenen Wettbewerb sind Sie unterboten und es ist
die Ausführung anderweitig vergeben worden. Es hat zwischen
Ihnen und dem Bauherrn eine Abrede stattgefunden, deren Wort-
laut nicht genau wiedergegeben ist, die aber dahin gegangen zu sein
scheint, d«G Ihre Leistungen zur Vorbereitung lies Ausschreibena
kostenlos geschehen würden, Trifft solche» zu. so wOrde eine
Klage auf Zahlung erfolglos «ein. Denrr nach B. G -B. § 6ta gilt
eine Vergütung nur dann fnr stillschweigend vereinbart, wenn die
Dienstleistung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu
erwaitrn ist. Sie haben dagegen durch Ihr Angebot der kosten-
freien Leistungen Ihrer Dienste den Bauherrn in den Glauben ver-
setzt, daß er fßr Ihre Arbeiten nichts zo zahlen haben wü.de —
K. H-e.
Fragebenntwortungen aus dem Leserkreise.
Auf die Anfrage m Nu. 47, betr. U -Schienen auf Chausseen,
machte ich empfehlen, bei den Ziegeleien .Viereck" oder „Malhern"
bei Langluhr bei Danzig F^fkundigungen über Preise, Brauchbarkeit
u. dergl. einzuziehen. Mir fiel diese äußerst praktische Einrichtung
gelegentlich eines Hesuches der genannten Ziegeleien und derer
von tilu.kau und Espeukrug in deren Nahe auf, wobei ich auch
Gelegenheit hatte, Dutzende von bclaiienen und unbeladenen Wagen
die Schienen benutzen zu sehen. Soviel ich weiß, haben sieb
mehrere Ziegeleien zur Anlage und Unterhaltung der Spuren zu-
sammcivctsn , weil sie ihre Ziegel fast durchweg nach dem etwa
a Meilen enifernten Danzig heiern und erst einige Kilometer ihrer
durch die U Eisen verbesserten Straße. After mit ziemlicher Steigung,
bt nutzen uiü-sen, ehe sie eine gute t'haussce erreichen. Ls wlre
mir inrei essairt, s Z. etwas Uber Ausführung der geplanten Anlage
zu erfahren. — Heinrich Dunkel, Architekt 111 Zoppol.
Leber fileisbahnen auf Erdwegen findet sich ein Aufsatz
von Nessenius 1 1 lannover) im Organ 1 Eisenbahnwesen iqoaS. 17«.—
Ich teile mit, daß die Ursmar« khOttc Slraßenglcrse der ge-
wrnvhlen Art herstellt. Hr. Krcubmstr Pnsch in Lirottkau, Oer
ralrnrinhnber, gibt gern wertere Auskunft- Geber Herstellung
eiserner Straßengkise in Landstraßen rst auch in der Zeitschrift
dir Transportwesen und Straßenbau iBerlrn W, Lutzowstr. 97t
t. B in No r, 1903 manches zu linden. - Bdi. in Altcnburg.
Anfragen an den Leserkreis.
t, Weh her (iranitzcnieulbela^ eignet sn h am besten zur Belegung
gemauerter Treppenstufen und ist am haltbarsten '.' - N R. in G
3. fnr «-ine gri'üe Well war cii 1-abr ik sull eine neue Färberei als
Shedban hergestellt werden Welche Decken- und welche F'ufl-
boden-Konstrukliuneri haben sich hierbei bewährt ? —
S. h * B in St.
>.,-, t .. ' c . . 1 jl - i il-e im .K.i., f U'il Ilc 1 11: I! 111 in Merz-
IV. \<*uti-iii <1,. , I t- i,,-. hm l-iK.-ui.:, 1.1N- (I. r 1 r< Inns. In 1 1 ItneJ.s. tiule
im K..S:.u.r i Jl i Vini. I.. 1-., Ii] ■ iiluue.-'i. Mitteilungen aus
Verein n. Ver :i:r«. — l'ii i.l.-. iir.liui.t. i,, — Peivuii»l-Na. In i. Iilru. —
Ii, ,. I und i i^irekaslen.
Verlar; der Deutschen Hauxenun^. '.V Bl. b. II , ßer.ia Für die Kedakuoo
Tcraatsrortl. zUbttl Hofmanu, BerUzL Druck t«u WÜJi. Grave, Uerba.
No. 50.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. Ni 51. BERLIN, DEN 25. JUNI 1904
Das neue Rathaus in Charlottenburg.
Arch.: Reinhardt &• Sussenguth in Charluttenburg.
(Hierzu die Abbild im gm S. 315, 316 und 317, and ein« Bildbeilftgr )
ie Stadt Charlottcnburg zahlt zu den glück-
lichen der deutschen Städte. Aus einer
stillen Gartenstadt mit vornehmem Charak-
ter hat sie sich unter umsichtiger Leitung
1 und unter dem Einfluß ihrer mächtigeren
Nachbarin Berlin schnell zu einer reichen Großstadt
von rd. 200000 Einwohnern entwickelt, die gewohnt
ist, an ihre baulichen Unternehmungen nicht allein
den Maßstab großer Gesinnung, sondern auch großer
Mittel und großer Kunst zu legen. Das hat sie vor
allem durch die Errichtung ihres neuen Rathauses
bewiesen, welchem sie als der vornehmsten baulichen
Unternehmung, welche einer Stadt gegeben ist, die
stattliche Summe von 4 Mill. M. widmen kunnte. Im
Beginn des Jahres 1897 schrieb sie einen allgemeinen
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für ein
neues Haus aus. Im Dezember des gleichen Jahres
fiel die Entscheidung zugunsten eines Entwurfes der
Hrn. Reinhardt & Süssenguth in Charlottenburg.
Es war eine ausgezeichnete Arbeit, die allgemeinen
Beifall fand, weshalb beschlossen wurde, den Entwurf
der Ausführung zugrunde zu legen. Zunächst jedoch
sollten die Verfasser veranlaßt werden, den Entwurf
in mehreren, den praktischen Bedürfnissen entspre-
chenden Punkten umzuarbeiten. Die Wünsche er-
streckten sich insbesondere darauf, die Seitenhöfe
schmäler und die Mittclhöfc breiter zu machen, einen
Teil der Fassade an der I.ützower Straße um 5" zu-
rück zu rücken, um dadurch eine größere Höhenent-
wicklung zu ermöglichen, und die Klosetts, soweit
irgend tunlich, nach den Scitenhöfen zu verlegen.
Ferner sollten die Küchen- und die Wirtschaftsräume
des Ratskellers in den vorderen Hof mit Oberlicht-
Beleuchtung, der MagistraLs-Sitzungssaal mit je einem
Kommission* -Sitzungszimmer in das I. Obergeschoß
des Mittcltraktcs, und der Stadtverordnetensaal in das
II. Obergeschoß verlegt werden. Die Wohnung des
Oberbürgermeisters wurde auf besonderen Wunsch
desselben aus dem Organismus des Hauses ausge-
schaltet und dafür weitere Burcauräumc angeordnet
Eine besondere Bedingung war die Anordnung einer
durchgehenden I lalle im 1. Obergeschoß. Die Um-
arbeitungen, die sich ohne besondere Schwierig-
keiten durchführen ließen, fanden den vollen Beifall
der städtischen Kollegen, sodaß die genannten Archi-
tekten mit der Verfassung der Ausführungsplänc und
der künstlerischen Oberleitung des Baues betraut wur-
den, während die technische Ausführung dem städt.
Hochbauamte übertragen werden sollte Um das alte
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Gebäude an der Berliner Straße möglichst lange in Be-
nutzung lassen zu können, wurde die Ausführung des
neuen Hauses in zwei Bauperioden beschlossen. In
der ersten Periode sollte der rückwärtige Teil an der
Lützowrr Straße mitsamt dem Mittcltrakt zur Ausfüh-
rung gelangen, um nach seiner Fertigstellung die Ver-
waltung aufzunehmen. Der Bau begann Mai 1899; die
Fertigstellung mit Ausnahme des Magistrats- und des
Stadtverordneten -Sitzungssaales erfolgte zum 1. Okt
1902. Die beiden Säle waren am 1. Jan. 1903 zur Ueber-
gabe fertig. Die feierliche Grundsteinlegung des vorde-
ren Teiles fand am 18. Juni 1902 statt. Augenblicklich
sind die Arbeiten an diesen Teilen so weit vorge-
schritten, daß die Seitenflügel fertig eingedeckt sind,
während der Hauptbau an der Berliner Straße gerich-
tet wird und der Turm fast bis Oberkante First des
Hauptdaches in die Hohe geführt ist. Schon jetzt läßt
er erkennen, daß er dereinst das Wahrzeichen von
Charlottenburg bilden wird, so machtvoll reckt er sich
in die Höhe. Die Fertigstellung des ganzen Gebäudes
soll spätestens zum 1. April 1905, zur Jubelfeier des
200jährigen Bestandes der Stadt, erfolgen. -
IScI.luB folgt.)
Die Ausführung von Versuchsbauten in den geschiebefUhrenden Flüssen und die Errichtung von
Flußbau-Laboratorien.
(Nach einem Vortrage He* Kgl. Bauamtmanix* Faber in Nürnberg, gehalten aru 5 Juni 1904 in Landshut bei der Hauptversammlung
de» Vereiiia for Hebung der Fluß- und Kanalachiffahrt in Bayern )
|u den noch am meisten streitigen Aufgaben auf dem förmige Ausbildung des Gefälles in rasch zunehmendem
' Gebiete des Wasserbaues zahlt die Verbesserung der Maße steigerten. Das in den FluflObergangen nun im
Schiffbarkeit gcschicbcführender Flüsse und um so Uebcrmaße konzentrierte Gefalle, unter dessen Wirkung
weiter gehen die Meinungen auseinander, je mehr ein sich der Fluß oft in senkrechter Richtung gegen das be-
FluÖ gegenüber seinem natürlichen Zustande durch Kor- wegliche Ufer stürzte, ließ die Gewalt des Stromes über-
reklion geändert ist. Der Grund liegt darin, daß die Vor
gänge in einem Flußbette zum großen Teil der unmittel-
baren Beobachtung entzogen sind und daß die Schwierig-
keiten in der Ausführung der Messungen und Beobach-
tungen, die zur Bestimmung der Eigenschaften eines gc-
schiebcführcndcn Flusses erforderlich sind, rasch an-
wachsen mit dem Gefälle und der Wasserführung des
Flusses, mit der Ausdehnung und Gliederung seines Niedcr-
schlagsgebieles. Neben kostspieligen Messungen und lang-
jährigen Beobachtungen bedarf es dann nocTt zeitrauben-
der Berechnungen und Darstellungen, die gewonnenen Er-
gebnisse nutzbar zu machen. Also nur mit großer Mühe
gelangen wir in den Besitz sicher gestellter Beobachtungen.
schätzen und den Wert eines stetig gewundenen Fluß-
laufes, wie er bei guter Ausbildung in der Natur stets
vorhanden ist, vollständig miükennen. Daher glaubten
auch die Ingenicure, die die großen Flußbau-Uniernehmun-
gen ins Werk setzten und denen trotz mancher Irrungen
heute noch Dank und Anerkennung für ihr tatkräftiges
Eingreifen gebührt, den Fluß am besten in einer geraden
Bahn zu beherrschen, wenn auch dabei noch die Absicht
bestand, den Hochwasserspiegel des Flusses abzusenken.
Fast ein Jahrhundert hindurch hat man an der Bau-
weise, wie sie Tulla am Obcrrhcin, Wiebeking an der
Donau und ihren Nebenflüssen einführten, festgehalten.
Erst nach langer, mühevoller Arbeil ergab sich, daß der
Doch beim besten Wissen und Willen ist es mit den kanalarlige Lauf, den man den zerfaserten Flüssen durch
derzeitigen Hilfsmitteln unmöglich, die Messungen, die sich die Anlage zahlreicher Durchstiche glaubte geben zu
■uf die Aufnahme der jeweiligen Gestalt eines Strombettes
beziehen, bei einer Wasserhöhe vorzunehmen, die wesent-
lich über einen mittleren Stand hinausgeht. Bei keinem
einzigen Flusse sind wir daher in der I-age, ein voll-
ständiges Bild zu geben über die Acnderungcn seines
Bettes, wie sie über eine Hochwasscrpcriodc hinweg vor
sich gegangen sind. Nur so viel wissen wir aus ver-
gleichenden Studien über verschieden ausgebildete Ge-
wässer, daß sich bei solchen mit sogenannten wandernden
Kiesbatiken die Aenderungen des Flußbettes während
eines Hochwassers anders vollziehen, als dies nach den
Beobachtungen hei niedrigen Wasserständen geschlossen
werden kann.
Wenn aus der letzteren Andeutung hervorgeht, daß
durch ein vergleichendes Studium die Erkenntnis über
den FluÜbau gefordert werden kann, so ist dies gleichfalls
ein unsicherer Weg. da über keinen Fluß eine vollständige
Baugeschichte mit den dazu gehörigen Aufnahmen vor-
handen ist. L'nd in den wenigen amtlichen Veröffent-
lichungen wird in der Kegel noch übersehen, neben den
Vorzügen auch die Nachteile der angewandten Bauweise
zu schildern, Meist veranlaß! durch Mangel an Personal
und Geld verbleibt d;is umfangreiche, wertvolle Material
in den Akten vergraben — ein grelles Mißverhältnis gegen-
über den Kosten von vielen Millionen, die für die Kor-
rektion der Flusse in Süddeutschland seither aufgewendet
wurden und noch aufzuwenden sind. -Sonach fehlt ein
ausreichendes Material zu vergleichenden Studien über
den Wert der Korrektionen und nur der Ingenieur, der
diesen Mangel durch die Beobachtung einer größeren An-
zahl verschieden ausgebildeter Flüsse zu ersetzen vermag,
wird die Erscheinungen in den einzelnen Flußbetten richtig
zu deuten wissen. Das sind Tatsachen, die nicht allge-
mein bekannt sind, leider auch in der Fachwelt nicht ge-
nügend gewürdigt werden und die daher bei fern Stehen-
den in ihrem Urteil Uber flußbautecbnischc Dinge meist
keine Berücksichtigung finden.
Beim Beginn der planmäßig ausgeführten Korrektionen
der in ihrer Verwilderung ra-ch fortschreitenden geschiebe-
führenden Flüsse Soddeut>clilands zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts konnten nur die oberflächlich sieh darbieten-
den Erscheinungen die Ingenieure in ihrem Vorgehen
leiten. Erfahrungen auf diesem Gebiete lagen nur inso-
mftssen, in keiner Weise zu rechtfertigen ist und daß die
Korrektionen des vorigen Jahrhunderts wohl der 1-and-
wirischaft, wie überhaupt allen Anwohnern zum Vorteile
gedient, daß sie jedoch die Schiffbarkeit eines jeden Flusses
durch die übermäßige Kürzung seines Laufes in bedeuten-
dem Maße geschädigt haben.
Wie bekannt ist, besieht schon seit Jahrzehnten ein
heftiger Streit Ober die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit
einer Verbesserung der Schiffbarkeit der korrigierten,
gleichsam gestrecklen Flüsse. Besonders eingehend wurde
diese Streitfrage mit Bezug auf den Oberrhein erörtert
und in jüngster Zeit wieder lebhafter aufgegriffen. Noch
vor 15 und ao Jahren wurde die Möglichkeit einer Ver-
besserung der Wasserstraße über das Maß hinaus, das
durch die damals im Gange befindlichen Korrcktions-
Arbciien zu erreichen war, fast allgemein bestritten.
Allmählich ging die Anschauung mehr dahin, daß eine
namhafte Verbesserung nur mil großen Kosten für Bau
und Erhaltung möglich sei. außerdem sei nicht erwiesen,
ob eine Regulierung der Stroinsohlc hinsichtlich der Ge-
schiebebewegung keinen Schaden brächte. Nunmehr Ober-
wiegt die Anschauung, daß die Schiffbarkeit des Ober-
rheins mit verhältnismäßigen Kosten und ohne Schaden
für das Verhalten des Stromes wesentlich und dauernd
zu bessern ist
Nebenher bestand noch die Anschauung, daß die Kor-
rektionen in dem Sinne eines Tulla und Wicbcking
notwendig gewesen wären, um zunächst einen regel-
mäßigen, geschlossenen Stromlauf aus dem Groben her-
aus zu arbeiten, und daß erst nach Vollendung dieser
Arbeit mit dem feineren Ausbau zum Zwecke einer Ver-
besserung der Schiffahrtsrinnc begonnen werden könne.
Also: „Zuerst Korrektion -- dann Regulierung". Doch
auch darüber hat die Erfahrung in dem Sinne entschieden,
daß alle Vorteile, die durch die Korrektion eines ver-
wilderten Flusses zu gewinnen sind, auch dann in vollem
Umfange gewonnen werden, wenn man dem Flusse einen
gewundenen, natürlichen Lauf wieder gibt Diese Auf-
gabe konnte allerdings bis gegen Ende des vorigen Jahr-
hunderts aus Mangel an Erfahrung nicht gelöst werden
und kann es heutzutage nur dann, wenn man in ähnlicher
Wei-e verfährt, wie e* der weit über Deutschlands Grenze
hinaus rühmlichst bekannt gewordene Baurat Wolf an
weit vor, als man allmählich zu der l "ebei zeugung gc- der Isar getan hat. »
kommen war, daß die fortschreitende Zerfaserung und Daß eine so lange Zeit darüber hingehen konnte, bis
unregelmäßige Ausbildung des Flusses durch einzelne, sich die Anschauungen Ober die Möglichkeit und Zweck-
planlos hergestellte Bauten nicht /u verhüten sind. — — . , ,.
. Durch ^Zunahme l^nbrflchc gelangter, v, ^ a^lÄ
immer mehr Geschiebe in das Flußbett, die die Staffel- u„,i,. <„». u>n„hn ii,-,i„, 1** s »:, u. 11.
o't
No 51.
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maßigkeit einer Verbesserung der Schiffbarkeit der korri-
gierten Flüsse auch in Fachkreisen einigermaßen zu-
sammenfanden, hat darin seinen Grund, daß auch hier
wiederum nur nach den Beobachtungen bei Nicderwasscr
dir Eigenschaften des Stromes beurteilt wurden, Dir Er-
scheinung, daü in einem gestreckten Stromlaufe nach -edein
Hochwasser der Talweg eine andere Lage hat und in der
alljährlich vi>n einem /um anderen Ufer wrel
lt.
seinen dafür z n sprechen, daß in dem Strombette fort-
dauernd tief gehende t "mw älzimgcn ge-ehehen, die mir
durch einen gewaltigen Eingriff zu bemeistern Waren,
wenn überhaupt eine derartige Möglichkeit vorläge. Da-
mit im Zusammenhang betrachtete man die hoch (Iber
Niederwasser aufragenden Kic- batike als das sichere
Zeichen einer außergewöhnlich starken t ieschiebebewe-
gurig, folgerte daraus große totfahren bei einer Actule-
rut'-K der Verhältnisse und war Übertrugt, daß die zum
/wecke der .Strombetiregulicrung zwischen die bestehen-
den hohen l'fcr allenfalls cmgc-tcHtcn Bauten von den
gewaltigen t icsehicbemassen bald würden überdeckt und
wirkungslos gemacht sein
Bekanntlich war unser Verein von jeher bemüht, i:t
diesen <» schwierigen Kragen Klarheit zu schaffen and
veranlagte bereits eine Reihe v<m l "ntei suclumgen and
Vortragen, die sich namentlich auf die Donau und den
Obcrrhcm bezogen Da al- f rgebm- -tet- die Mog'irhkcit
einer ausgiebigen Verbesserung die-rr natürlichen Wasser-
straßen hervorgehoben wurde, soll auch einmal die
Frage beantwortet werden, auf welchem Wege man a:n
ehesten zu einer Verbesserung kommen kann. Ich be
zielte mich ilabei all! die Donau vor. Wekenborg oberhalb
Kelheim bis n.icl: I lm, die durch die Korrektion im vorigen
lahrl.undi-rt stark gekürzt wurde und infolge dc^cti im
Verhältnis zu ihrer HVm Th'mt ung uu<i zu ihrem (ictalh-
ein schlechles Fahrwasser besitzt.
Wie ich auf unserer vorjährigen Vei '-atiuulur.g in
Wur/burii bekannt gesehen habe, wurde 'be l n».ersuchiii-.g
über die»e FlutBtrceke mit dem Ergebnis abgeschlossen.
daß sich die Donau bi- mich l'l:n h
(hiic'i
• lr-n Verkehr vn Schiffen bis /u 300' | .adcfaiiit-'kei: li<- r
richten laß: 1 Ich ging davon n.i"-. daß der Stromsirich
111 geraden und m-|:w;m-|i gekrümmten EltiUstrceKen mehr
-•der weniger ni-ch. ie nach den- Werl, sei der Was-.,,,
fithrmig, -eine Lage und Kiehtucg ändert, da .hm che fc-te
und stetige Leitung fehlt, die ei' ,0:1-1 durch scharfer gc-
krm-imtr, gow .mdem- Tl.- ■: hndei Somit erM-O-hr-u :n;
l fbetr.wß ungnaeleiiah.ge |.ev\.-g:ir.zei: • \V.i--.-;x n:n.
• 1 : 1 111 i c im /u-ar ii'.iei: 1 j : 1 1 • z cum- 1 1 n g' <-ic Ii n 1 u I '• : g-- J .•!>••,! ..
Illechlr Al|s-,l.d-.Ot_
r l-l gleich
-ein
und Iziccclig der
der Scinflalii t-i'.ii'ii'. Die fern der
saut das Spiegelbild orr \\ a--rrbe\\
Die Aufgabe einer l<egif.iiTiiric
Stloin-friehe eine tc-te Lage rn'
lüiig-ariderutigrh .'.11 geben Dir Aulgabe ist zu
ohne < icfidic Ihr die ang: ciizcu'icn Lanurreieii 1
Flui',-,
gu n g
elit ;,l-o dal. in. dem
ili.'hst -tetigen K c'n-
lien
I au eh
im schwierigsten Falle mit verkahr.i-riidbgrTi Kosten, wie
ans den verde :che in len Studien über das Verhalten der
geschiebeführenden i'oi-.sf hervorgeh; M:i dieser l,c
Wibbelt sind jedoch nicht alle Zwei'cl behoben.
Nach den vorliegenden Lrta hr u 11 ge n kimu weder für
den t'berrluiti, n»o n »Hr irgetol einen durch Korrektion
gekürzten FlnUhmf mit Sicherheit zugegeben werden,
welche Bauwerke gerade noch genügen, die Beweg,
iiehkei; des Sti oni-tnehr- v.ivi.-.i einzuschränken, als
dies die Schiffahrt ei tot der'., 1 1 1 ■. I ein-r.~i ist tiio.ai hr
kann'., :n wie weit die Anzahl der la'wrgl rbergange in
dem durch fe-te !'b-r begrenz teil t I iibljette verändert
werden kann, und dar: Damit nu Zusammenhang sieht
a ieh die frage, in wie weit zum Vorteil tri: ihr Se Int I .ihn
und ohne Nachteil für die I n- -aiiwi - 1 11 < r die .lelucu nie L. I
'll'g.'.T, ss. ■,!„■, ,| ,. V. I... ... ; ., [ U,- , s- |. it I Vi i i Ol d !■; I WH I,
■ r K'.l'a:i I: i -. [ lM \ >, : \ ;;fl:r l ,.; ,- ,n !', :l,.,i l.„ -i.-'lf
i:,o i-. '-' - ■■■'■< i ■ri,. e VctUindn inr Binwo»rhiff«luL Bcrllo
1 >■ al .. I r 11 ju /a M.r.- icr, s : (,| ,
oder nur zumteil verlandeten zVltwasser dem Strome
wieder zu öffnen sind. Und ebensowenig ist nicht in
allen Fallen entschieden, wo buhnenartige und wo voll-
35. Juni 1904
f- I s
Digitized3by Google
II. Obe-rx^whofl
* II I
PU- T-T--T---1 !-l-V;V '
fc 'H^^wr^' " " " • m
~"~! •_] ! ; .' |^|\ t \\ \ Unierje«ho8.
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:: :pp'[iH^r:r~A\X\
: ■} ÖL,
■ £i2 ~ TXT " " "HU |
Das neue Rathaus In Charlottenburg. Anhackten: Reinhardt * Sfj»»cngutli in Clmr!oticnburg
3'6
wandige Bauten anzu-
wenden sind, mit wel-
cher Höhe und mit
welcher Böschungsan-
lage dies zu geschehen
hat, mit welcher Lange
und mit welcher Ent-
fernung von einander
die Runnen auszufah-
ren sind. Wenn man
hier auf kurzem und
billigem Wege vor-
wärts kommen will,
so müssen zuerst Ver-
suche Ober die Bau-
weise in den zu regu-
lierenden Flüssen an-
gestellt werden.
Am Uberrhein aller-
dings scheint man ein
solc hes Verfahren nicht
für notwendig zu hal-
ten, denn für die 85 k"
langcSiromstrecke von
Sondernheim oberhalb
Germersheim bis nach
Strasburg ist bereits
ein ins Einzelne gehen-
der Entwurf ausgear-
beitet und man trach-
tet nun danach, auf-
grund dieses Entwur-
IcsdiegesamtenKosten
für die Regulierung im
Betrage von nahezu
1 r MilS M. von den
l'fcrstaatcn genehmigt
zu erhalten. Im allge-
meinen wird gegen die
Vornahme von Ver-
suchsbauten geltend
gemacht, daß nurdurch
weit ausgedehnte, lang
andauernde Versuche
eine Entscheidung
herbeigeführt werden
könne, dali man bei
der Bau -Ausführung
schrittweise vorgehe,
sich so nach und nach
dem Strome anpasse
und dal) schließlich die
allenfalls nicht zutref-
fenden Annahmen, un-
ter denen die Anlage
eines Baues erfolgt
wäre, im großen und
ganzen keinen Einfluß
auf die Durchführung
drsL'nternehincnsaiis-
Oben. Nach meinem Da-
fürhalten ganz mit Un-
recht und es ist sehr
zu empfehlen, an der
Donau auf dem Wege
des Versuches vorzu-
gehen. Eine Klußbett-
Regulierung wird un-
ter keinen Umständen
plangemäß inder Weise
durchzuführen -ein,
wie dies bei einer Land-
straße oder einer Eisen-
bahn möglich ist. Man
wird häufiger Aende-
rungen an Bauten vor-
zunehmen haben und
dies selbstverständlich
um so durchgreifender,
je weniger der Kluß in
seinem Verhalten ge-
genüberder angewand-
ten Bauweise erforscht
ist. Würden aber die
Kosten der Regulie-
rang ohne den Vorbe-
halt genehmigt wer-
den, vor Beginn der
eigentlichen Bau-Aus-
No. 51.
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«— — 1 I I ■
Das neue Rathau« in Charlottenburg. Arch.: Keinhardt ft bussenguth in <. tiarluttciiburg
25. Juni igo+
(Uhrung Versuche Ober die Bau-
weise anzustellen , dann ent-
schlösse man sich schwer zu
einer wesentlichen Aenderung
der Bauanlage, wie dies bei-
spielsweise bei einer unzutref-
fenden Annahme hinsichtlich
der Lange der Talweg-Ueber-
gänge notwendig wäre, da zu be-
fürchten wäre, daß bei einer sol-
chen Aenderung das Vertrauen
in die Arbeit verloren ginge.
Denn ist einmal ein Bau auf-
grund eines F.inzcl - Kntwurfcs
genehmigt, dann erwartet man
mit Recht schlankweg seine
Durchführung. Ks wäre nicht
das erste Mal, daß aus Scheu,
den Mangel genügender Vorbe-
reitung nachträglich einzuge-
stehen, Schaden für das geplante
Unternehmen erwüchse.
Da also unter allen LTmstän-
den Versuche notwendig sind,
so ist es doch besser, die Ver-
suche für sich vorzunehmen
und erst aufgrund derselben
den endgültigen Entwurf über
die Regulierung auszuarbeiten.
Eine Regulierung ohne vor-
hergehende Versuchsbau-
len ist ebenso verfehlt, als
wenn man irgend einen Bau
ohne Kenntnis des Bau-
grundes ausführen wollte.
Kerner wäre noch zu bedenken,
daß es eher möglich ist, den ver-
hältnismäßig geringen Kosten-
aufwand für Versuchsbauten ge-
nehmigt zu erhalten, als ohne
weiteres die gesamten Kosten
einer Regulierung. Mit dem Vor-
schlage, versuchsweise an die
Losung der Aufgabe zu gehen,
wird auch denen, die seither
nicht die L'eberzeugung an eine
billige und gefahrlose Durch-
führung des Unternehmens ge-
winnen konnten, ein gangbarer
Weg gewiesen werden.
Ware man am Oberrhein
auf dem Wege des Versuches
vorgegangen, dann lebte die
Krage: ob „Rhein - Regulierung
oder Seitcnkanal" nicht noch-
mals auf. Schon durch die Re-
gulierung einer kurzen Strom-
strecke würde bald allgemein
erkannt werden, daß es eine
verhältnismäßig leichte
Sache ist, den Oberrhein
bis über Straßburg hinaus
zu einer auch bei Nieder-
wasser leistungsfähigen
Schiffahrtstraße zu gestal-
ten. Deshalb ist auch die
wirtschaftliche Bedeutung
des zurzeit wiederum ge-
planten Kanales entlang
•lern wasserreichen Strome
sehr infrage gestellL')
Zur Ausführung von Ver-
suchsbauten als Vorarbeit für
den Detailentwurf Ober die Ver-
besserung der Schiffbarkeit der
Donau von Krlhcim bis nach
Ulm bietet dieser Kluß besonders
günstige Gelegenheit. Er zeigt,
wie ich im Vorjahre hervorge-
hoben habe, von Ulm abwärts
vielfach einen Wechsel zwischen
einer Strecke, in der der Strom-
strich eine unveränderliche oder
wenigstens nahezu eine unver-
) Veii;!- darOber den Bericht olirr
■1ir «r«li-1c am 31. Mai 1H9E1 111 Nilttitirtg
a*'srhullimr llauptvrf«ammluiig aW Ver-
ein* taut llrliuttr. «Irr Kluß, und Kanal-
»ihiilaliit ni )...•.«. 11. >. 37.
3«7
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ändcriiche l-agc hat, und einer solchen, in der sich der
Stromstrich fast alljährlich von einem zum anderen Ufer
verlegt. Gute* Fahrwasser ist sonach häufiger zwischen
schlechten Fahrstrecken eingeschaltet, wie dies in gleich
günstiger Weise am Oberrhein nicht der Fall ist. Am
unteren Ende einer gut ausgebildeten Flußstrecke könnte
i Versuch begonnen und von hier aus dem Strom-
strich nach und nach die nötige Beständigkeit gegeben wer-
den. Mit einem Kostenaufwand von etwa 50000 M. wäre
es möglich, eine Frage zu entscheiden, an der das ganze
südliche Bayern ein hervorragendes Interesse hat, eine
Frage, deren Lösung die allgemeine Aufmerksamkeit er-
regen und unsere Kenntnisse im Flußbau wesentlich er-
weitern würde. — <s<faiut folgt)
Die 45. Hauptversammlung des „Vereins deutscher Ingenieure" in Frankfurt a. M. und Darmstadt.
Iie 45. Hauptversammlung des „Vereins deutscher In-
genicure" wurde durch einen Begrüßungsabend im
Saalbau in Frankfurt a. M. eingeleitet, auf welchem
nach einem wirkungsvollen Prolog von Dr. Artur Pfungst,
in dem der Triumph der technischen Wissenschaft gefeiert
wurde, Hr. Kom. -Rat E. Wcism Oller im Namen des
Frankfurter Bezirksvereins die festliche Versammlung be-
grüßte und daran erinnerte, daß der Gesamtverein bereits
vor 27 Jahren eine Hauptversammlung in Frankfurt a. M.
abschalten habe. Der Vorsitzende des Vereins, Prof.
v. Linde- München, dankte für die Begrüßung und rühmte
die erfolgreichen Vorbereitungen des Bezirksvereins.
Die 45. Hauptversammlung selbst wurde am 6. Juni
durch Prof. C. v. Linde eröffnet. In seiner begrüßenden
Ansprache erinnerte Hr. Reg.-Prasident Hcngstcnbcrg-
Wiesbaden daran, daß bei dem ungeahnten Aufschwung
von Industrie und Technik das Vaterland zu eng gewor-
den sei und wir mit vorwärts strebender Energie in den
Wettbewerb der Völker eintraten. Der Verein deutscher
Ingenieure ward zum Mittelpunkte dieser Bewegung, von
ihm gingen befruchtende Anregungen aus, denn er diente
in gleicher Weise der Wissenschaft wie der Praxis, —
Es sprachen u. a. ferner Hr. Rektor Dingeldey für die
Technische Hochschule in Darmstadl, Hr. kgl. Bri. Nehcr
für den „Verband deutscher Arch.- und Ing. -Vereine", Hr.
Dir. Hclmholtz-Bonn für die Eiscnhüttcnlcutc, llr, Prof
Ilartmann für den elektrotechnischen Verband und Hr.
Ob.-Bürgermcistcr Ad ick es von Frankfurt, der bei Bespre-
chung der wirtschaftspolitischen Aufgabe der Technik die
Hoffnung aussprach, daß bald die Zeit kommen möge, in
welcher die Ingenieure die Führer der Massen werden,
um uns au* den jetzigen ungesunden Verhältnissen zu
befreien. - Die Grashof - Denkmünze wurde den beiden
Begründern der Dampfturbinen -Technik, I'arsons in
Glasgow und de Laval in Stockholm zugesprochen. Nach
dem Berichte des Vcrcinsdircktors, Hrn. kgl. Brt. Peters,
hat der Verein 18400 Mitglieder und einen L'eberschuß
von 168500 M. Der Verein beschäftigt 47 Beamte.
Den ersten Vortrag hielt llr. Geh. Reg - Rat Prof.
von Borries in Charlottenburg über „den Schnellbc-
trieb auf Hauptbahnen*. Redner berührte zunächst
die erfolgreichen Versuchsfahrten der .Studiengescllschaft
für elektrische Schnellbahnen" auf der Militiirciscnhahn
Marienfelde Zossen und führte dann etwa aus:
Die elektrische Schnellbahn ist in eisenbnhntechni-
-eher Beziehung bis zu einer brauchbaren Entwicklung*-
weise gelangt; einzelne Einrichtungen bedürfen aber noch
weiterer Ausbildung, um sie zu einer für allgemeine Ver-
wendung geeigneten Gestaltung zu bringen. Vor allem
wäre eine Erprobung in regelmäßigem und dauerndem Be-
trieb dringend erwünscht, denn dabei lernt man erst voll-
ständig aus.
Besonders lehrreiche Beobachtungen wurden über den
Bewegungswiderstand und den Kraftverbrauch der Wagen
gemacht. Der Luftdruck auf die Vorderflächen des Motor-
wagens war weit geringer, als man bisher vielfach annahm.
Der Laufwiderstand nimmt mit der Geschwindigkeit etwa*
zu; bei den großen Geschwindigkeiten macht er aber nur
einen geringen Teil des ganzen Bewegung*- Widerstandes
aus; der Hauptteil ist Luftwiderstand. Der Krafivcrbrauch
betrug für 150 und 200 k,n rd 75,0 und 1600 PS Er ist al-o
bei 150 km etwa ebenso groß, wie bei einem Dampfschnell-
zug und erreicht bei 300 t» die Höchstleistungen der
Dampflokomotiven, Solche Leistungen aufzuwenden, um
in einem Wagen 40 Personen zu befördern, würde wirt-
schaftlich unmöglich sein. Man wird daher auf eine
erhebliche Verminderung des Bewegungs-Widerstandes
im Verhältnis zum Fassungsraum dc> Zuges hinarbeiten
müssen.
Daß man auch mit den jetzigen Dampflokomotiven
unbedenklich viel rascher fahren kann, als es im regel-
mäßigen Dienst geschieht, zeigen zahlreiche Em /elf ahnen
im In- und Auslande, bei denen Geschwindigkeiten von
140 km und mehr erreicht wurden. Gut gebaute vier- und
iünfachsige Lokomotiven mit Drehgestellen bewegen sich
auf gutliegenden Gleisen auch bei diesen Geschwindig-
keiten noch mit voller Sicherheil. Indeß ist mit einer
Durchschnitts - Geschwindigkeit von 100 tm auf günstigen
3'8
Strecken die Grenze der wirtschaftlichen Leistungsfähig-
keit der Dampflokomotive erreicht. Was darüber geht,
sind Sportleistungen, Wenn also die preußischen Staats-
bahnen die Durchschnitts - Geschwindigkeit auf einzelnen
günstigen Strecken, wie Berlin — Hamburg. Berlin — Köln,
auf 100 k|" bringen wotlcn, so werden sie allen berechtigten
Ansprüchen völlig genügt haben.
Die Ziele beider Betriebsarten sind völlig verschieden.
Das Bestreben, die Geschwindigkeiten der Dampfschnell-
züge zu erhöhen, hat eine andere Bedeutung als der
elektrische Schnellbetrieb, der eine häufigere Verbindung
mit erheblich höherer Geschwindigkeit herstellen wilL
Das bedeutet eine völlige Umgestaltung des Verkehres,
eine Unabhängigkeit von der Tageszeit und eine Kürze
der Fahrzeiten, die den Fernverkehr dem der Vorort-
bahnen ähnlich gestalten. Damit werden Vorteile ge-
wonnen, die eine wesentliche Steigerung des Verkehres
erwarten lassen Diese wird allerdings nicht annähernd
in dem Maße eintreten, wie bei dem L'ebergang von der
Postkutsche zur Eisenbahn; denn der Personenverkehr
hat begrenzte Bedürfnisse, über die hinaus auch die beste
Beförderungs-Gelegenheit wenig mehr anregt.
Man sollte daher den elektrischen Schnellbctrieb zu-
nächst nicht zu kostspielig einrichten. Den größten Teil
der Betriebskosten verursacht die Zugkraft; da sie haupt-
sächlich vom Luftwidersland abhängt, so muß dieser mög-
lichst verringert werden, indem man beide Enden des
Zuges schlank zuschärft und alle Seitenflächen möglichst
glatt und ohne Vorsprung herstellt. Das kann am besten
bei einem Zuge aus mehreren, dicht aneinander schließen-
den Triebwagen geschehen. Zu klein darf der Zug nicht
sein, da sonst Luftwiderstand, Zugkraft und Kosten im
Verhältnis zur Platzzahl zu groß ausfallen. Ein Zug aus
drei sechsachsigen Wagen mit too Plätzen, vorn und
hinten mit Gepäckräumen, würde zweckmäßig sein. Er
würde besetzt etwa aoo 1 wiegen und bei 160 kn> Geschwin-
digkeit eine Zugkraft von 1260 kg und eine Nutzleistung
von 750 PS. erfordern.
Die nächste Frage ist: Soll man den elektrischen Be-
trieb auf den vorhandenen Bahnen einführen oder gleich
neue Schnellbahnen bauen, die selbstverständlich sehr
teuer sein und den vorhandenen Bahnen den Personen-
verkehr größtenteils entziehen würden? Der Redner
glaubt, daß der zu erwartende Verkehr selbst auf Linien
wie Berlin-Hamburg und Berlin-Köln die Anlage beson-
derer elektrischer Schnellbahnen nur da lohnen wird, wo
die vorhandene Bahn durch die übrigen Züge schon so
besetzt ist, daß sie für den Schnellverkehr keinen Raum
mehr bietet. Es käme daher in jedem Falle darauf an,
zu prüfen, ob der Schnellverkehr in den verbleibenden
Verkehr der langsamen Personen- und Güterzüge einge-
fügt werden kann.
Dank den guten Ergebnissen der Schnei (fahrten brau-
chen wir heute die große Geschwindigkeit nicht mehr als
das unbekannte Schreckgespenst zu betrachten, als das
sie vielen deutschen Fachleuten bisher erschien, sondern
wir können heute prüfen, welche Anforderungen diese
Geschwindigkeit wirklich stellt Nach der Meinung vieler
Fachleute ist eine Geschwindigkeit von 150 km vorläufig
ausreichend und zweckmäßig, da der Zeitgewinn von 150
auf 200 km nicht groß ist, die Schwierigkeiten und Kosten
aber mindestens mit dem Quadrat der Geschwindigkeit,
also um etwa 80 «■„ wachsen. Bei 150 160 km reicht der
schwere Oberbau der preußischen Staatsbahnen mit Schie-
nen von 41 kjr/m völlig aus, um so mehr, als man die
Wagenachsen künftig weniger belasten wird. Die Gleise
müssen nur gut festliegen und in guter Lage gehalten
werden; besondere Schwierigkeiten macht das nicht. Daß
die Sclincllbahnwagen das Gleis stärker beanspruchen, ist
nicht anzunehmen, da sie trotz ihrer größeren Fahrge-
schwindigkeit keine stärkeren Lenkkräftc erfordern.
Bei der Einführung des elektrischen Betriebes auf
vorhandenen Suialshahnstrcckcn — der Redner schlug
Berlin-- -Hamburg und Berlin— -Potsdam — Wildpark vor
würde sich die Schwierigkeit des Einnahmeatisfalles am
ehesten überwinden lassen. Die Unternehmer könnten
dann einen Anteil an den Einnahmen erhalten, der ihrem
Anteil an den Ausgaben etwa gleichkäme. Die zu cr-
No. 51.
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wartende Verkehrszunahme würde beiden Beteiligten zu-
gute kommen. Eine Anschauung der Kosten und der
Rentabilität des elektrischen Schncflverkehres wurde heute
zu weit führen. Wird mit der Zugkraft sparsam umge-
gangen und ist der nötige Verkehr vorhanden, so ist es
nicht ausgeschlossen, daß der Betrieb lohnend gestaltet
werden kann. —
Au* der realen Sphäre interessanter aber nüchterner
Zahlen wurde die zahlreiche Versammlung durch den
zweiten Redner, Hrn. Geh. Hofrat Max von Eyth in Ulm,
der in begeisterter Weise über „Poesie und Technik"
sprach, in die idealere Sphäre abstraktcrBctrachtunggcleitct
Der Redner führte im Wesentlichen etwa Folgendes aus:
„Fast allgemein wird angenommen, daß Poesie und
Technik zwei Gebiete seien, zwischen denen eine Berüh-
rung kaum denkbar ist Fragen wir nach der Berechti-
gung dieser Ansicht, so ist zunächst festzustellen, was
unter Technik zu verstehen ist. Die Abgrenzung des Be-
griffes Technik ist schwierig infolge ihrer unübersehbaren
Ausdehnung und Mannichfaltjgkcit Technik ist alles, was
dem menschlichen Wollen eine körperliche Form gibt. Da
nun dem Wollen des Menschen keine Grenze gesteckt ist,
berühren auch die Erscheinungen der Technik das Gebiet
des Unendlichen. Schwerer noch ist eine Begriffsbestim-
mung für Poesie zu finden, denn hier, wie so oft, wo
Gefühle inbetracht kommen, versagt das Wort. Poetisch
ist, was unser Gcmütslebcn in Uebercinstimniung bringt mit
den Erscheinungen der Außenwelt; Poesie ist, was uns den
geistigen Gehalt der uns umgebenden Körperwelt offenbart.
Es ist hiernach zweifellos, daß wir es in beiden Fällen
mit etwas (in mathematischem Sinne) Unendlichem zu tun
haben. Wir sehen in Technik und Poesie zwei weit ge-
trennte Punkte, von denen aus sich zahllose Strahlen ins
Unendliche fortsetzen. Müssen sich die Strahlen dieser
beiden Systeme nicht mit mathematischer Notwendigkeit
in zahllosen Punkten schneiden und berühren? Es ist
dies ein Gleichnis und eine Theorie.
Worin finden wir Poesie? Ucbcrall für den, der zu fin-
den weiß. Sic liegt nicht in der Sache, sondern in einem
Organ des Suchenden: ähnlich wie das Licht kein Licht
Lst, sondern eine Vibration des Aethers, den nie ein Mensch
gesehen hat, wenn nicht ein Auge vorhanden ist, das die
Vibration in den Eindruck des Lichtes umwandelt, .Solche
Organe sind aber nicht allen Menschen in gleicher Voll-
kommenheit gegeben. Sie können entarten, sie können
krank werden. Der größte Teil der gebildeten Welt z. B
ist farbenblind für die Poesie der Technik.
Wie für alles geistig Höhere im Menschenleben, ist
auch für die Poesie die Dreiheit des Wahren. Guten und
Schönen ein unfehlbarer Prüfstein. Wie stellt sich die
Technik hierzu? Sic ist wahr. In keinem anderen Berufe
wird die Lüge so rasch und so unerbittlich bestraft, wie auf
dem Gebiete der Technik. Ihre erste Aufgabe ist Oberall. in
sirenger Ucbcrcinstimmung mit den ewigen (Icsctzcn der
Natur zu handeln. Sic muß wahr bleiben, wenn sie leben
will. Sie ist gut Alles Streben der Technik zielt darauf
ab, die Menschheit freier von äußerem Zwang zu machen,
ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen, neue Wege zu öffnen,
ihre Aufgabe als Beherrscherin der irdischen Welt zu er-
füllen. Aber auch schön ? — Hier berühren wir den wunden
Punkt, den viele in unserer eigenen Mitte preiszugeben
bereit sind. Zuerst Lst aber auch hier festzustellen, was
wir unter Schönheit verstehen. Allgemein anerkannte
Normen hierfür gibt es nicht. Schließlich begnügt man
sich damit, in allen möglichen Umschreibungen zu sagen:
Schön ist, was uns gefallt. Daß ein Gerat, eine Vase, eine
Amphora schön sein kann, wird nicht geleugnet. Warum
soll also eine Maschine — dieses Gerät mit selbständiger
Bewegung, mit einem gewissen Eigenleben — nicht auch
schön sein können? Techniker sehen dies; sie fühlen die
Schönheit einer Lokomotive, einer mit technischem Ge-
schmack entworfenen Werkzeugmaschine. Daß dieses Ge-
fühl sich nicht rascher und allgemeiner verbreitete, ist
nicht zum wenigsten ihre eigene Schuld. In der Anfangs-
zeit der modernen Technik suchte man Maschinen mit
den widersinnigsten Ornamenten zu verzieren. Heutzu-
tage hat sich auch auf diesem Gebiet der Grundsatz Bahn
gebrochen, daß Schönheit nicht geborgt werden kann,
daß sie aus der Sache herauswachsen muß. Verständnis
der Sache gehört aber auch dann dazu, sie zu sehen,
und dieses Verständnis wird erst im Laufe der Zeit zum
instinktiven Gefühl. An der Bildung des Geschmackes in
diesem Sinne fehlt es außerhalb der Fachkreise fast völlig.
Die Techniker müssen und können hierbei Geduld haben,
denn die Zukunft gehört ihnen.
Fanden wir nun, daß das Wahre, Gute und Schöne
der Technik nicht fehlt, so wird doppelt unerklärlich,
weshalb sie poesielos sein soll, wenn wir uns einzelne
»5 Juni rc/v.
Bilder aus dem praktischen Leben vergegenwärtigen, in
denen selbst Fernstehende die Kraft, das Geheimnisvolle,
das oft fast Zauberhafte anerkennen, das uns die Technik
der Gegenwart in immer neuen, verblüffenden Formen zeigt
Trotz allem aber, was mit harter Arbeit, unter Gefahren
und Kämpfen aller Art auf technischem Gebiete Großes
und Gutes geschaffen wird, gibt es Poeten, die keine
Poesie in diesen Aeußcrungcn menschlicher Tätigkeit sehen,
und Tauscndc, die den blinden Blindenführern folgen. Ist
es vielleicht das .Wie" unseres Schaffens, in dem wir Grund
und Ursache dieses Mangels an Verständnis suchen müssen ?
Was den Menschen, soweit sein Wesen und Wirken
äußerlich in die Erscheinung tritt, vom Tier unterscheidet,
sind zwei Dinge: die Fähigkeit, Worte zu bilden, und die,
Werkzeuge zu schaffen. Das eine gab ihm sein Wissen,
das andere sein Können. Wort und Werkzeug haben das
nackte, wehrlose Geschöpf der Urzeit zum Herrn alles
Lebenden auf Erden gemacht und ihn auch die gewaltigsten
Naturkräfte zu beherrschen gelehrt.
Bis weit herein in die Anfänge der Kultur spielte das
Werkzeug die erste Rolle. Dann trat die Sprache mehr
und mehr an diese Stelle und hat dein stummen Werkzeug
seine bescheidene Stellung angewiesen. Das Wissen
herrschte, das Können mußte dienen. 1 leute stehen wir
inmitten eines Kampfes, der darauf abzielt, dieses Ver-
hältnis, wenn nicht umzugestalten, so doch auf seine
richtige Grundlage zurückzuführen.
Unser Können beruht auf der Fähigkeit des Menschen,
Werkzeuge zu schaffen und zu gebrauchen; im wesent-
lichen auf der Fälligkeit, zu erfinden, d. h. auf einer
geistigen Tätigkeit. Wo diese in unverfälschter Reinheit
auftritt, ist sie das Schaffen von etwas durchaus Neuem,
nie Dagewesenem. Das so Geschaffene aber ist ein Produkt
des Geistes; es ist Geist, der uns in körperlicher Form
entgegentritt. Selbst die „gebildete- Welt beginnt zu ahnen,
daß in einer schönen Lokomotive, in einem elektrisch
betriebenen Webstuhl, in einer Maschine, die Wasserkraft
in Licht verwandelt, Geist, vielleicht mehr Geist steckt,
als in der schönsten Phrase, die Cicero jemals gedrechselt
hat Und diesem Schaffen der Könnenden, da* alle
Fähigkeiten und Empfindungen der menschlichen Seele
in Aufruhr bringt, will die blinde Schar der Wissenden
das Recht absprechen, Poesie zu sein .'
Doch ist die Poesie der Technik nicht unentdeckt ge-
blieben. Gemälde wie Menzel's Walzwerk zeigen, was ein
großer Künstler auf diesem Gebiet an Kraft und Schön-
heit zu finden weiß. Auch die Skulptur kommt zu uns,
wenn sie Darstellungen des Mutes, der Ausdauer, der
Männlichkeit sucht gegenüber so vielem anderen, das den
Genuß, die Erschlaffung, die aufgestachelte oder erschöpfte
Leidenschaft verbildlicht
Dagegen hat die schöne Literatur in ihren besten und
größten Werken das Gebiet der modernen Technik in
auffälliger Weise gemieden. Dem Soldaten, dem Landwirt,
dem Kaufmann, dem Arzt, dem Theologen: allen haben
bedeutende Schriftsteller ein bleibendes Denkmal errichtet,
der Ingenieur ist noch heute fast leer ausgegangen. Die
Größten haben uns allerdings nicht übersehen. Goethc's
Kaust, der als Kulturingenieur endet, Schillers Glocke
sind unerreichte Schöpfungen, die schon vor einem Jahr-
hundert zeigten, wo der Kern wahrer Poesie zu suchen
ist: in des Menschen Arbeit, in seinem Schaffen. Unsere
heutigen Poeten wissen mit solchen Stoffen nichts anzu-
fangen. Selbst die Besten unter ihnen hören nur die un-
vermeidlichen Differenzen der rauhen Wirklichkeit und
verstecken sich, wenn sie den Qualm der Essen sehen
oder das Pochen unserer Hammer hören in Wald und Flur
oder fliehen in die abgegrasten Gefilde vergangener Jahr-
hundertc. Das ist ganz besonders in Deutschland der Fall,
denn nirgends so wie bei uns wird der Geist des heran-
wachsenden Geschlechtes an das Schöne und Große einer
Zeit gebunden, die trotz alles Mühens nie mehr lebendig
werden wird. Das gerade ermöglicht es der Phantasie,
sich mit Behagen in diesen Gefilden der Seligen zu er-
gehen, ohne dem Häßlichen und Bösen zu begegnen, das
auch jene klassischen Zeiten wie die unseren verunstaltete.
Es wird zweifellos besser; vor allem in den Ländern,
in denen die Entwicklung des modernen Lebens ihren
Anfang genommen hat. In Amerika findet ein Walt Whil-
man Worte, die mit erstaunlichem Erfolg die prosaisch-
sten Dinge, die unser Schaffest umeeben, in den Dienst
der Poesie zwingen. In England hat Kipling einige Sachen
geschrieben, die wahre Perlen der Poesie der Technik
sind. Auch in Frankreich finden sich in Zolas Germinal
und in manchem anderen prächtige Schilderungen aus
dem Gebiete unserer Arbeil. I >a'J der Techniker seil»!
die Poesie seines Berufes nicht betont, wie es z. B. «Irr
Soldat, der lagcr, seihst der Landmann tut, liegl wohl
hauptsächlich" in der Neuheit der Sache. Alles poetische
3'9
Digitized by Google
Empfinden wurzelt im Unbewußten, im Angeborenen.
Dazu müssen Geschlechter einer langen Vergangenheit
den Samen in die Seelen legen Dann liegt es in der
Intensität unserer Arbeit. Wir mußten uns in einer feind-
lichen Welt erst den Boden schaffen, auf dem wir stehen,
che wir auf andere Gebiete übertreten konnten, ohne uns
zu verlieren. Wir hatten keine Muße, den Musen nach-
zulaufen Doch ist es nicht gut, wenn wir selbst allzu-
lange auf den idealen Gehalt unseres Schaffens mit einer
gewissen Gleichgilligkeil herabsehen; nicht um unserem
weltumspannenden Beruf bei Leuten Anerkennung zu
verschaffen, deren „allgemeine Bildung" sie hindert, zu
wissen, was dem Leben ihrer Zeit seine Form und Ge-
stalt gibt, sondern um im eigenen Hause das Feuer der
Begeisterung zu nähren, das^ uns in dem nie endenden
Kampf für den Fortschritt, für die Zukunft der Mensch-
heit nötig ist. Und selbst den Schein der Berechtigung
sollten wir dem törichten Vorwurf nehmen, als ob wir
die Welt dem Materialismus zuführten. Eine falschere
Auffassung unserer Bejahung des Lebens, unseres Wollens
läßt sich nicht denken. Denn unsere Lebensaufgabe gehört
zu den höchsten, die sich die Poesie je gestellt hat: „Nicht
der Materie zu dienen, sondern sie zu beherrschen." —
Die zweite Hauptsitzung wurde durch Prof. v. Linde-
München im Hauptgebäude der Technischen Hochschule
in Darmstadt eröffnet. Rektor Prof. Dingel de y begrüßte
die Gäste und gab die von uns bereits mitgeteilten Er-
nennungen von Ehrendoktoren (S. 31 1) bekannt. Die Tages-
ordnung war hauptsächlich mit geschäftlichen Gegenständen
bestellt Von ihnen erwähnen wir den Bau eines neuen
Vercinshauscs auf den Grundstücken Dorothcenstr. .(8
u. 49 in Berlin. Es wurde beschlossen, die Angelegen-
heit in einer Kommission von 10 Mitgliedern zu beraten.
In dem neuen, von Prof. Fricdr. Pützer in Darmstadt
erbauten Hörsaal für Physik sprach darauf Hr. Geh. Brt.
Prof. Gutcrmuth über „Dampfturbinen".
Das gemeinschaftliche Festessen fand im Saalbau in
Darmstadl statt. Hier begrüßte Hr. Staatsminister Rothe
die stattliche Versammlung. - -
Die Schlußsitzung der 45. Hauptversammlung fand
unter der Leitung Prüsmanns wiederum im Saalbau in
Frankfurt a. M. statt. Hier sprach Hr. (ich. Reg -Rat Prof.
Ricdler-CbarloUenburg über „Großgasmaschinen".
Der Inhalt des Vortrages entzieht sich unserem Arbeits-
gebiet. Den letzten Vortrag hielt Hr Ing PreifJ-Gustavs-
burg über .die Landungsbrücke bei Lome" im Togo-
gebiet, eine Brücke, die jederzeit die gefahrlose Ucher-
schrcitung der Brandung ermöglicht. Die Regierung be-
traute im Jahre 1901 die Vereinigte Maschinenfabrik Augs-
burg und Maschinenbau-Gesellschaft Nürnberg A.-G.,Zweig-
anslalt Gustavsburg, mit der Ausfuhrung der Brücke.
Damit war die Tagesordnung der 4«;. Hauptversamm-
lung erschöpft. Als Ort der nächsten Hauptversammlung
wurde Magdeburg gewählt
Die Besichtigungen verteilten sich auf Darmstadt und
Frankfurt. Dort besuchte man die zwischen Darmstadt
und Arheilgen gelegenen Neuanlagen der chemischen
Fabrik E. Merck, das städt Gaswerk, die Dampfkessel-
Fabrik vorm. Arthur Rodberg, sowie vor allem die neuen
Institute der Technischen Hochschule, an ihrer Spitze das
elektrotechnische Institut, sowie das Laboratorium des
Hrn. Geh. Brt. Prof, Pfarr für die Untersuchung von
Wasserkraftmaschinen. Hier waren es die Elcktrizitäts-
Aktiengcsellschaft vormals W. Lahmever «S Ko . die Silo-
speicher des städt. Hafens, das städt. Elektrizitätswerk,
die Werkstätten der konigl. Eisenbahn-Direktion auf der
Galluswarte usw. —
Vermischtes.
Eine twelte Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie
wird Mitte Juli d. J. auf der Matlüldenhöhc eröffnet werden.
Sie wird in erster Linie in einer Gruppe von drei Häusern
bestehen, die Großherzog Ernst Ludwig als Bauherr nach
Entwürfen des Hrn. Prot J. M. Ol brich bauen ließ, Die
1 läuser sollen Beispiele einfacher, künstlerisch gestaltete r,
vollständig eingerichteter Eigenwohnungen sein. Das eine
ist als Dienstwohnung für den Hofprediger bestimmt; ein
zweites ist schon verkauft, das dritte ist noch frei. Die
Wohnungseinrichtung ist nach den Entwürfen von Prof.
Olbrich und der Maler J. v. Ci»*arz und Paul Haustein
von Darmstädter Firmen ausgeführt. Jeder Raum ist von
einem Künstler einheitlich ausgestaltet. Neben dieser für sich
abgeschlossenen Gruppe werden in verschiedenen Räumen
des Ernst Ludwig-Hauses .Sonderausstellungen der einzelnen
Künstler stattfinden, an denen sich auch die Bildhauer
Prof. Habich und Dr Grcincr beteiligen. —
Monumentales aus Nürnberg. In No. 49 der .Deutschen
Bauzeitung" 1904 wird mir in einem Artikel mit der l'eber-
schrift „Monumentales aus Nürnberg" von einem anony-
men Verfasser ein Vorschlag in den Mund gelegt, welchen
ich in den Jahren 187a 1880, wahrend welcher Zeit ich
städtischer Buurat in Nürnberg war, ernstgemeint ge-
macht haben soll, nämlich der Vorschlag, den verwitterten
sogenannten Schönen Brunnen in Gußeisen abzugießen
Richtig ist, daß ich die-e Aeuttcrung bei irgend einer
Gelegenheit scherzend ausrief in großer Ungeduld
über die fortgesetzte Forderung an mich, den Brunnen
zu restaurieren in einer Zeit, wo mir die weniger lohnende
aber um so notwendigere Arbeit zur Verbesserung der
notorischen sanitären und baulichen .Mißstünde dieser Stadt
beinahe über den Kupf gewachsen wäre. -
Eickemeyer, Stmltbaurat a. D
Preisbewerbungen.
Das Ergebnis des Wettbewerbes zur Erlangung von
Entwürfen für die Bauten der Bayerischen JubllSums-Lan-
desausstellung Nürnberg 1906 war wenig günstig. Das
Preisgericht, dxs aus den Hm Dir.v.Bczold. Arch. Hecht,
Ob.-Brt. v. Krämer, Prof. v. Ruernann, Prof. E. Seidl.
Prof. Stuck, Prof. v. Thierseh. Prof. Walther und l)b-
Brt Weber bestand, hat zuerkannt:
I. Gruppe (Haupt- Industriefa-bäudet: einen III Preis
dem Entwurf „Erinnerung an 1&6" von Herrn. Selzer,
Staatsbauprakt in Nürnberg. III. Gruppe (Ilauptrestau-
ration): einen I. Preis dem Entwurf „Mieder" von Hans
Üölsch, Joseph Lang und Hans Zeller, sämtlich in
München, und einen III. Preis dein Entwurf „Gemalte
Architektur" von F. X Knttpflc und F, Stengel in Mön-
chen. V. Grup|>c (Portal mit Vcrwaltungs- und Pn-Ugc-
gebäude): einen III. Preis für den Entwurf „Holz und Gips"
von Hönig Ar Söldner in München.
Die übrigen Preise in den vorbezeichneten Gruppen
sowie sämtliche Preise in derGtuppell (Kunstausslcllungs-
Gebäudel. Gruppe IV (Festhalle) und Gruppe VI (Ma-
schinenhalle) konnten mangels entsprechender Entwürfe
nicht verteilt werden. Das Preisgericht hat jedoch, um
wenigstens einen Teil der für Preise ausgesetzten Summe
zur Verteilung zu bringen, beschlossen, nicht nur die zu-
erkannten Preise gegenüber den Wcttbcwcrbs-Bestimmun-
gen zu erhöhen, sondern auch eine Reihe von Entwürfen
anzukaufen, und zwar:
In Gruppe I den Entwurf mit dem Albrccht - Dürer-
Zeichen; in Gruppe III die Entwürfe „Terrassenförmig",
„Lucia" und „Meistersinger"; in Gruppe IV den Entwurf
„Meistersinger" ; in Gruppe V die Entwürfe „Albrccht Dürer"
und , Hoch Nürnberg"; in Gruppe VI den Entwurf „Duett".
Vom 24. Juni ab sind sämtliche Entwürfe im Bayeri-
schen Gcwcrbcmuscum zu Nürnberg 14 Tage ausgestellt. —
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Gymnasium
In Rheine 1. W. liefen 154 Arbeilen ein, von welchen 13
auf die engste Wahl kamen. Ein I. Preis wurde nicht
verteilt; dalür zwei II. Preise von je 1000 M. an die Hm.
Jos Franke in Gelsenkirchen und Verheven &■ Stobbe
in Düsseldorf. Zwei III. Preise von je 500 M. fielen an die
Hrn. Arth Müller in Stuttgart und Köhler Sc Kranz in
Charloltenburg. Eine lobende Anerkennung fanden die
Entwürfe „Unseren Jungs", „Sparta", „MottenschOsscl",
„Beatus illc" (Verf. Dr. Wilh Jung und Fritz Beyer in
Sch^ncbcrg) und „Rheina-Wolbcck"
Bei dem Wettbewerb um Entwürfe für ein neues Rat-
haus In Leipzig Schönefeld, auf Leipziger Architekten be-
schränkt, erhielt den I. Preis der Entwurf „Sächsisch" des
Ilm. Arch F. Drechsler; den II. Preis der Entwurf
„Deutsches Rathaus" der Hrn. Arch. Reichel & Kühn;
je einen III. Preis der Entwurf „Ebcrlc" de» Hrn, Arch.
R. Lucht und „Volkstümlich" des Hrn. Arch. P. Burg-
hardt. Preisrichter waren u. a die Hrn.: kgl. Brt. Stadt-
hrt Scharrnberu, Brt. Prof. Kayser und A. Käppier,
sämtlich in Leipzig. -
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für einen Kunst-
brunnen auf dem Melanchthonplatz In Nürnberg liefen
33 Arbeiten ein Der I Preis wurde dem Bildhauer
L Kindler in München zugesprochen, der II. Preis
Hiebt verleilt und der III Preis den Bildhauern Ulfcrt
«x |:m~sen in München verliehen —
Inhalt: [►!*• neu«- k.itliau- in l hirlouriilmi ^, — Ihr Auhffthrung von
VrT*u, !isli;iiltr|: in <trn ;r - -t < lifl tU'tf- n H .1. .»-p un>l 'IlC t-IM« lalUIH; VOH
Y t'.rJSitj I n^.iritlo'ipD [ in 4- U jnpt 1 r r>.immlun,: i1r% V» Ti-to* drill*-' hrt In.
_-«-ti r.tir in l'i .mkt.ul .1 \l -.i I i-.i-:.iill — V r i rn .s. 1 1 1 1 * — l'u «-».ru'l-r bunt-Ml.
I lierzu eine Bildbeilage: Da Miene Rathaus in Gharlottenburg.
WtIm H„ n,utt,h,n IWwiimt. r. 01 1. H.. Knlin Fnt di« R«i
Albvrt Hof 101110, Wrrliu. Druck von Wilh. ü r e V e .
No. 51.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N9.- 52. BERLIN, DEN 29. (UNI 1904
Eine drohende Verunstaltung der Stadt Passau.
|ic wir aus einigen uns vorliegenden Nummern der
.Passaucr Zeitung" und der „Münchener Neuesten
Nachrichten" ersehen, ist in Plana eine heftige
Fehde entbrannt, bei der es sich darum handelt, von der
schönen rDrciflüsscstadt" die Gefahr einer dauernden Ver-
unstaltung abzuwehren. Her in den Jahren 1868/69 durch
eine Aktiengesellschaft erbaute, als Hängebrücke gestaltete
Drahtsteg, der kurz oberhalb der Vereinigung von Donau,
Inn und Hz Ober die Hönau führt und eine unmittelbare
Verbindung zwischen der Altstadt und der Ilzstadt bildet
(man vergi. den Lageplan auf S. ^67 Jahrg. 1903 d. Ztg.),
ist vor kurzem in den Besitz der Stadt übergegangen.
l>a eine Herstellung des angeblich schon ziemlich schad-
halt gewordenen Werkes nicht mehr lohnen soll und es
überdies »ehr wünschenswert ist, auch dem Wagenverkehr
nach der Ilzstadt, der Feste Oberhaus und dem im Ilztal
tiegenden Städtchen Hals den Umweg Ober die iioo,n
stromauf gelegene alte Donaubrücke zu ersparen, so ist
seitens der Stadtverwaltung beschlossen worden, anstelle
des bisherigen Fußgänger • Steges eine neue feste
Straßenbrücke zu erbauen. Der hierfür ausgearbeitete
Entwurf sieht die l'eber»pannung des an diesem Punkte
1 15 m breiten Stromes durch eine eiserne Bogcnkonstruk-
tion vor, deren obere Gurtung im Scheitel bis zu einer
Höhe von rd. 16 m sich erheben soll.
Wider diesen Plan hat unier der Zustimmung zahl-
reicher Mitbürger der Ehrenbürger der Stadt Passau.
Kunstmaler Prof. Ferdinand Wagner, öffentlich entrüsteten
Protest erhoben. In
flammenden Wor-
ten und mit Ein-
setzung seiner auf-
riehtigstenHerzens-
Überzeugung hat er
es ausgesprochen,
daß die Verwirk-
lichung jenes Ent-
wurfes der land-
schaftlichen Schön-
hcitPassau's unwie-
derbringlichen Ab-
bruch tun, ja für
den Anblick vom
unteren Laufe der
l >onau — von wo die
Stadt dem zu Schiff
anlangenden Besu-
cher entgegen zu
schwimmen scheint
— sie geradezu ver-
nichten würde, l'nd
zwar um so mehr,
als angeblich schon
beabsichtigt wird,
an der entsprechen-
den Stelle, gegen-
über dem alten Wai-
senhause, auch den
Inn mit einer Ähn-
lichen Brücke zu
überspannen. In
feinsinniger Wei sc-
hal er dargelegt, wie
eine so kolossale
Bogenbrücke an je-
nem Punkte nicht
nur den Blick auf
d ic Stad t ve rdec kc n,
sondern mit ihren
aufsteigenden Linien
auch in einen un-
erträglichen ästheti-
schen Widerspruch
zuden steil abfallen-
den Linien der bei-
den Ufer-Kulissen
sich setzen werde.
Wenn daher über-
haupt eine Straßen-
brücke anstelle des Drahtsteges erforderlich sei — was
bezweifelt wird, da eine solche von der Stadt aus nur
mangelhaft zuganglich gemacht werden könne — so müsse
sie. wie jener Steg, als Hangebrücke gestaltet werden.
Der für eine solche erforderliche Mehraufwand an Bau-
kosten angeblich 30000 M. könne dem dadurch er-
zielten ästhetischen Gewinn gegenüber unmöglich inbe-
tracht kommen.
So der sachliche Kern der Wagncr'schen Auslohrun-
gen, denen wohl jeder sachverständige Kunstfreund t>ci-
stimmen wird. W er die beiden hier mitgeteilten Abbil-
dungen, in deren eine die ungefähren Konturen der von
der Stadtverwaltung geplanten neuen Brücke einskizziert
sind, mit einander vergleicht, dürfte ohne weiteres zu der
Ueberzcugung gelangen, daß ein solches Bauwerk in das
schöne Landschaftsbild als ein Fremdkörper sich cin-
321
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drängen würde, der schon allein durch seinen zu. der
ganzen Umgebung im schroffsten Gegensalze stehenden
Maßstab auf's störendste sich geltend machen und in
der Tat eine Verunstaltung Passau's herbeiführen müßte.
Vielleicht hätte der Einspruch wider jenen Plan schon
Erfolg gehabt, wenn der Ton, in welchem er vorgetragen
wurde, eine weniger leidenschaftliche Färbung gehabt
hätte. Durch Ausbrüche der Leidenschaft überzeugt man
den Gegner bekanntlich nur selten, wohl aber verleitet
man ihn dazu, jede Uebcrtrcibung in der Form zugleich
als eine Uebertreibung in der Sache anzusehen und den
Wert der Darlegung entsprechend geringer einzuschätzen.
Es erscheint durchaus nicht unwahrscheinlich, daß eine
ebenso ernste, aber rahigere Vertretung der bei dieser
Frage zu beachtenden künstlerischen Gesichtspunkte größe-
ren Eindruck auf die Väter der Stadl gemacht hätte, denen
an sich gewiß nicht zuzutrauen ist, daß sie mutwillig die
Schönheit des Passauer I.andschafLsbi)dcs zerstören wollen,
die aber durch die Form der wider sie gerichteten An-
griffe leicht zu einer hartnäckigeren Behauptung des von
innen eingenommenen Standpunktes gereizt worden sein
können, als es wohl sonst der Fall gewesen wäre. Denn
wenn erst das Blut in Wallung versetzt worden ist, spielt
leider nur zu oft das „Justamcnl nit* seine verhängnis-
volle Rolle.
Jedenfalls geben wir vorläufig noch die Hoffnung auf
eine schlieülichc günstige Wendung der Angelegenheit
nicht verloren, wenn mit den Stimmen der zunächst be-
teiligten Bürger der Stadt auch diejenigen ihrer auswärti-
gen Freunde und Bewunderer zu einer Fürsprache für
die Erhaltung ihres unvergleichlichen Bildes sich ver-
einigen.*» Die Bestrebungen zur Anbahnung eines ver-
nünftigen Heimalschutzes haben im deutschen Volke schon
zu tiefe Wurzeln geschlagen, als daß man annehmen könnte,
die Stadtverwaltung von Passau werde sich gegen sie an-
dauernd ablehnend verhalten — — F. —
an Zeit und Geld eine Entscheidung Ober die zur
Verbesserung der Schiffbarkeit zweckdienlichste Bauweise
möglich wäre, hat zu dem Vorschlage geführt, die Studien
über eine entsprechende Bauweise den in neuerer Zeit
entstandenen Flußbau • Laboratorien allein zuzuweisen.
Dem Hrn. Geh. Hof rat Prof. Engels in Dresden gebührt
das Verdienst, in kleinen, mit Sand angefüllten Rinnen,
die durch Vcrmittelung eines Hochbehälters mit Leitungs-
wasser gespeist werden, Versuche über das Wesen und
Verhalten der natürlichen Wasserläufe zuerst angestellt
zu haben und zwar schon vom fahre 1890 ab als Hilfs-
mittel für seine Vorlesungen im Wasserbau.
Die Ausführung von Versuchsbauten in den geschiebeführenden Flüssen und die Errichtung von
Flußbau-Laboratorien. rs,w„e)
ie Voraussetzung, daß durch Vcrsuchsbautcn in den bin ich überzeugt, daß alle Formen eines Flußbettes, die
natürlichen Wasserläufennur mit großem Aufwand sich bei den geschiebeführenden Flüssen, sei es in einem
vollständig frei beweglichen Bette, sei es unter der Ein-
wirkung fester Uferbauten zeigen, also auch wandernde
Kiesbänke, in den Laboratorien nachzubilden sind.
Wenn man einwerfen wollte, daß man doch unmög-
lich aus dem Verhalten der kleinen, Sand führenden Rinnen
Schlüsse ziehen könnte, die sich auf große, wasserreiche
Ströme, wie Uberrhein, Donau und Inn mit einer starken
Bewegung an groben Geschieben anwenden lassen, so
möchte ich daran erinnern, daß man früher einen ähn-
lichen Unterschied, ebenfalls ganz mit Unrecht, Zwischen
den einzelnen natürlichen Flüssen gemacht hat. Der Um-
stand nämlich, daß die Entstehung der verschiedenartigen
Die jetzt von Prof. Engels verwendete, aus Eisen- Formen, die wir bei der beweglichen Sohle fließender
Gewässer beobachten, lange Zeit hindurch nicht in einer
für alle Fälle zutreffenden Weise erklärt werden konnte,
führte allmählich zu der Anschauung, daß man in jedem
Flusse ein besonders geartetes Individuum vor sich habe,
das je nach seinem Gefälle, je nach seiner Wasserführung,
je nach der Beschaffenheit, besonders aber je nach der
Menge der Geschiebe und Sinkstoffc behandelt werden
müsse.
Man kam somit auf eine falsche Fährte, suchte nach
Koeffizienten und Kräften, deren Größen nicht zu bestim-
men waren und glaubte vor allem einen wesentlichen
Unterschied machen zu müssen zwischen den stark ab-
fallenden und grobes Geschiebe führenden Flüssen Süd-
dcutschlands und den schwach fließenden, Sand führenden
Flüssen in der norddeutschen Tiefebene. Man ging noch
weiter, unterschied sogar zwischen den einzelnen größe-
ren Flüssen Süddcutschlands, gleichfalls in der Annahme,
daß jeder dieser Flüsse seine besondere Behandlung er-
fordere.
Noch bis vor wenigen Jahren galt es als eine große
Unbescheidenlieii, ein Lrtcii über einen Fluß abzugeben,
an dem man nicht wenigstens ein halbes Menschenalter
hindurch gesessen hatte. Alle diese die Entwicklung der
Flulibaiitcchnik hemmenden Grundsätze mußten verschwin-
den, nachdem erkannt war, daß die verschiedene für die
Schiffahrt günstige oder ungünstige Ausbildung einer Fluß-
sohle durch die Grundrißtonn, also durch die Richtung
und durch die gegenseitige Entfernung der beiden Ufer,
sowie durch die Böschungsanlage der festen Ufer vor-
wiegend beherrscht wird.
Auch Girardon, der so meisterhaftes in der Regu-
lierung der Rhone leistet, hat die Vorstudien zu seiner
blech bestehende Kinne hat eine Länge von 14
eine Breite von 2 ». l'eber einer Sandschichte von etwa
10"» Höhe werden die Ufer eines Flusses modcllartig her-
gestellt. Die Versicherung der Ufer geschieht durch kleine,
mit Schrot gefüllte Sackchen, neuerdings auch mit Platten
aus Beton, vorzügliche Instrumente ermöglichen die Be-
stimmung der durchfließenden Wasscrmenge und der
Menge des abgeführten Sandes, sodann die Aufnahme der
Querschnitte und des Wasserspiegel - Gefälles und zwar
mit einer Genauigkeit, wie sie bei den in der Natur vor-
kommenden Größen, wenn sie Oberhaupt meßbar sind,
nicht erreicht werden kann. Dazu kommt als besonderer
Vorzug, daß sich die Aenderungcn in der beweglichen
Sohle unter der Wirkung des fließenden Wassers und der
eingestellten Bauten sichtbar vollziehen, wenigstens bis
zu einer für das Modell verhältnismäßig großen Tiefe und
daß der Zustand der Flußrinnc für jeden Augenblick fest-
gestellt werden kann/»
Die Veröffentlichungen über diesen Gegenstand ver-
folgte ich stets mit Interesse und war von jeher der
Ueberzcugung, daß auf diesem Wege viel zu erreichen
ist. Um so dankbarer folgte ich einer Einladung des Hrn.
Engels, die Versuche in seinem Laboratorium in Dresden
kennen zu lernen. Nach meinen Angaben wurde daselbst
eine Flußstrecke des Inn bei Oberaudorf in der Versuchs-
rinne nachgebildet. In dieser Innstrecke liegen die bei
Niederwasser hoch aufragenden Kiesbänke der Haupt-
sache nach stets an dem gleichen Ort, nur an den Kndcn
der Kicsbänkc und in den Ucbergängcn des Talweges
zeigen sich nach jedem Hochwasser Aenderungen in der
für Schiffahrt und Flößerei ungünstig ausgebildeten
Flußsohle.'1)
. hat
Es war nun deutlich zu sehen, wie die anfangs ebene, Bauweise an den norddeutschen Flüssen gemacht und die
Sand bestehende Sohle in der Vcrstich>rinne /wischen norddeutsche Bauweise als geeignet erkannt für die Be-
handlung der stark fließenden und grobes Geschiebe
führenden Khune. Und wie bei den norddeutschen Flüssen,
den mit gröberen Sandkörnern überdeckten Kiesbanken
nach und nach unter der Einwirkung des fließenden
Wassers Formen annahm, wie sie in den korrigierten
Flüssen bekannt sind Tiefe Rinnen längs der Ufer, holte
Schwellen von Kiesbank tu Kiesbank nach der Mitte des
Flußbettes gelagert und schroffe l'ebcrg.inge des Talweges.
Eben**» interessant war zu beobachten, wie die hohen
Schwellen in den Ueberg.ingrn unter der Einwirkung
buhnenartiger Bauten verschwanden, wie »ich der Tal-
weg bei allmählicherem Uebergung von einem zum an-
deren Ufer gleichmäßiger ausbildete.
Nach diesen Beobachtungen und was ich gelegentlich
früher schon in Sand führenden Rinnen sehen konnte,
ngeW, das Klu8t.au. I..i\.jtii>.[ .in <(• r hsl. Tniri. 1I...Y. v,i. r .,,
Bei'
M Anmerkung dei Redaktion. t»ir M N. N. berichten ««eben
u .Dem Magistrat ist edle K, ■tu'tunn.Kntn lilieBulig tiicegangen , die
aufgrund einer Mtuiwerml - Knlsrhentung rt!»s«en »otde. Dieselbe atOUt
-41b Aul /w ri ushm»rlie irlitachu-:! ,1er obi r»ten ItaubrdlOTde. die int Inier.
e»»c de* Land**lMltlir hen H.l.les nun kt-Henl.i .1. kr den Vorzug vor einer
11m ..n. in n. ke grljrn. llcr Mai;; -.11 at wild bi-aultragt , ;..,<tl wiederholter
l'rüfung der r.i.-. hlA^-rn Kia^i-u liruei.i.h He^.tlluü m (a-M-rl , ob »ul
ilrni tt..(;r nbi ;i- AeufM,. , ifct be-Uri'Irn wird "d, r nb nirht vielmehr ein
K« Uenl'n'- kr-Mj.r. ■ n kt /-.ir A .1*: iihrijN,.' g»-h;.i,tit werden will, [«abel wird
,lrm .Mj£i*'i >t .-ii^-lcM-t: «.."Mltiet. 'I.iü I'» 1 der iitnnrii Vertretung des in
Au-vi iit -cMrlk. r. 1 pr»:K hr-- um l.rwalirii-i,' e ines (1 ri w il ln;en »ila»t**u-
-,h.;w* au. I: du- r'r;i_-r c'f"nlt werdr-t* -:|'.. ..r. da- Ht 0» kelir.Tojrkt «len
Ai.l.tdrri.r.^n dry ArMhrv.k Rcrhnung trügt, I aiW dir -l.1dti« hei, kolter'en
♦i y
»rr .den
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i'Ul ucr Au.
i . u, I.Ii -.s I.. v|, hr
I, . Es.
:
'k it-, 11 w 1 -d* 1
,keu|:l
.1 •!.,
ra ht< I dt > lo -bniM'lteit
ti/.<-:t< \Vi:idii-ung und
~. Vergi. darüber die anar-rhenen -;ud,r,| dir
' S' -|,:(ft..iikei! der :>..|i.,.l s.ni K.-i!.r':n I-.|> r * I: l ...1 s if
Vr rl-rwi ,111g Audeidem
Vrihe». i.l.m: ,ui K Irl. 16 de- 1 ;<•., • ,1t., r \\\-,, ibeiuiu.i-lg w.ihelnllen
..t m.t "
l«r.-k«i,hl auf das Ni«K,!iau». dir l'.ar.aranilru Schule
.r,.l 1)», KI. »ter Xifdeiül» rc da» I ..i:i!b.iM..ii.i Kit,,r.«!i»ni werden.« -
No. 52.
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so hat Girardon der Rhone ihren natürlichen, gewundenen
Lauf belassen und somit hauptsachlich eine gute Wasser-
straße geschaffen.
Selbstverständlich muß die gegenseitige Entfernung
der Ufer, die Starke der Uferkrümmungen, die Lange der
Ucbergänge des Talweges nach derWasserfuhrung und nach
dem Gefälle des Flusses eingerichtet werden. Aber auch
in diesem Falle Ist mit Koeffizienten und Formeln nicht
viel zu erreichen. Am besten erkennt man da* Zutreffende
aus den einzelnen, gut ausgebildeten Flußstrecken, sowie
durch versuchsweises Vorgehen. Ebenso selbstverständ-
lich verlangt ein stark strömendes Gewässer zur Sicherung
seiner l.aufrichtung massiv konstruierte und mit großer
Sorgfalt zu erhaltende Bauten, während bei schwächerem
Gefalle leichtere Konstruktionen anwendbar sind. Doch
bildet dieses rein handwerksmäßige Anpassen der Bauten
an die besonderen Eigenschaften eines Flusses keinen
grundsätzlichen Unterschied bei der Beurteilung der
fließenden Gewässer.
Um nun alle in der Natur vorkommenden Formen
der Flußbette in den Laboratorien nachbilden zu können,
namentlich auch zur Nachbildung einer größeren Anzahl
aufeinander folgender Uebergänge und für den Einbau
stärkerer Flußkrümmungen, müßte die Länge der Kinne
auf mindestens 30* gebracht und auch ihre Breite ver-
größert werden. Letzteres jedoch nur stellenweise, wie
es die Anlage der Flußkrümmen erfordert, und so, daß
die Vorgänge in der Flußrinne noch zu übersehen wären.
Auch mit einer größeren Wassertiefc als seither müßten
die Modellversuche durchgeführt werden. Bis jetzt wurde
an einer Tiefe von etwa 10 tm festgehalten, weil darüber
hinaus das Wasser sich derart trübt, daß die Beobachtung
der Sandbewegung in der Rinne unmöglich wird. Wenn
nun auch dieser Mißstand mit in den Kauf zu nehmen
wäre, so verbliebe gegenüber den natürlichen Was-ser-
läufen immer der noch bereits angegebene Vorteil, daß
man die Ausbildung der Flußrinnc durch Querschnitte und
Längsschnitte für jeden Augenblick bestimmen könnte.
Außerdem wäre es notwendig, um die Natur möglichst
nachzuahmen, mit einem aus verschiedenen Korngrößen
gemischten Sande zu arbeiten, am besten in natürlicher
Mischung, wie ihn eine Grube oder ein Bach liefert, wenn
nur das größte Korn derart ist, daß es bei stärkerer Wasser-
führung in Bewegung gerät Zur Bestimmung von Koeffi-
zienten und Formeln mag man immerhin gesiebten Sand
verwenden. In dem vorliegenden Falle jedoch handelt es
sich um die Nachbildung der Flußbettformcn und dazu ist
ein Sand in natürlicher Mischung wohl der geeignetere.
Ganz besonders aber müßte gefordert werden, die
Abdeckung der Ufer in einer Weise vorzunehmen, daß
bei einer Vertiefung der Sohle die Anlage der Ufer-
Böschung sich nicht gegen die dem Modellversuch zu-
grunde liegende Absicht nach abwärts zu verflacht.
Also in diesem Falle keine Schrotsäckehen, sondern starre,
ebene Platten.
Ob es nun möglich sein wird, in einem größer ein-
gerichteten Laboratorium die zur Regulierung eines ge-
schiebeführenden Flusses geplante Bauweise bis ins Ein-
zelne zu bestimmen, diese Frage möchte ich trotz der
guten Meinung Über die Laboratorien verneinen, da die
Bauausführung in einem stark strömenden Fluölaufe mit
Schwierigkeiten zu kämpfen hat. die in einer künstlichen
Rinne nicht nachzuahmen sind. Die Modellversuche können
Vermischtes.
Ein Internationaler kunsthistorischer Kongreß In Stras-
burg ist für den 22, 33. und 24. -September in Aussicht
genommen, sodaß die Teilnehmer die Möglichkeit hätten,
den Tag für Denkmalpflege, der am 26. und 27. September
in Mainz abgehalten wird, mit dem Kongreß zu verbinden. —
Einrechnen der Schnittpunkte projektierter Erdwerke In
Querprofile. Wenn auch im allgemeinen die Ennittelung
der Maße für Schnittpunkte auf zeichnerischem Wege er-
folgt, kommen doch Fälle vor, in denen es nötig wird, sie
zu errechnen, z. B. bei sehr stark geneigtem Gelände, wo
die Schnitte unsicher werden, oder wo bestimmte Grenzen
eingehalten werden müssen. In solchen Füllen habe ich die
hier mitgeteilte Rechnung angewendet, von der ich an-
nelmie.daß sie manchem Fachgenossen von Nutzen sein kann.
29 Juni 1904.
aus diesem Grunde nur dazu dienen, die Bauweise in
ihren Grundzügen zu bestimmen und somit allerdings noch
wesentlich die Ausführung von Versuchsbauten in den
natürlichen Wasserläufen erleichtern.
Unbestritten aber und in vollem Maße besteht der
Wert der Flußbau-Laboratorien auf dem Gebiete, auf dem
ihn Prof. Engeis zuerst erkannt hat Auch der beste
Vortrag, gestützt auf die gewöhnlichen Modelle, Zeichnun-
gen und Tabellen, vermag den Studierenden einer Hoch-
schule in vielen und wichtigen Fällen keine klare Vor-
stellung Ober den natürlichen und künstlichen Bau der
geschiebeführenden Flüsse zu geben und die wenigen
Exkursionen, die allenfalls während der Studienzeit an
einzelne Flüsse unternommen werden, helfen diesem
Uebelslande nicht ab.
In die Praxis eingetreten, sind sodann die jungen
Flußbau - Ingenieure meist sich selbst überlassen, da den
mit Amtsgeschäften überlasteten Beamten selten Zeit ver-
bleibt, sich mit der technischen Ausbildung ihrer Kollegen
eingehender zu beschäftigen. Auch ist oft keine Gelegen-
heit geboten, die verschiedenartigen Erscheinungen, wie
sie die geschiebeführenden Flüsse darbieten, gerade an
den Orten, an die die jungen Herren gekommen sind und
an denen sie oft jahrelang verweilen, kennen zu lernen.
Somit besteht die Gefahr, daß sich eine unzutreffende
Anschauung Über die Flußbautechnik ausbildet und daß
somit der Staat in die Lage kommen kann, ein teueres
Lehrgeld zahlen zu müssen.
Diesem Mißstand ist in gründlicher Weise durch die
Flußbau - Laboratorien abzuhelfen, die an den Sitzen der
Hochschulen auch zum Gebrauch für die Bauverwaltun-
gen einzurichten wären. Mit den Laboratorien ließe sich
ein Lehrmittel beschaffen, mit dem in kurzer Zeit die
Vorgänge, deren Kenntnis zur Beurteilung einer Flußlagc
notwendig sind, Jedem vor Augen geführt werden könnten.
Durch selbst ausgeführte Versuche würden die jungen
Ingenieure zur Beobachtung angeregt und das Bestreben
zur Entwicklung der Flußbautechnik mit Nutzen gefördert
werden. Dem mustcrgiltigen Vorgehen des Hm. Engels
in Dresden ist man bereits in Karlsruhe und Berlin ge-
folgt und es kann heute schon gesagt werden, daß nur
dort ein zeitgemäßer Unterricht im Wasserbau
möglich ist, wo ein Flußbau -Laboratorium besteht
Unser Verein hat neben seiner vornehmsten Aufgabe,
die Bestrebungen zur Herstellung einer leistungsfähigen
Wasserstraße zwischen Donau und Main zu fördern und
zu unterstützen, auch die Aufgabe, mitzuhelfen an einer
Verbesserung der natürlichen W asserslraßen. Nach meinem
Dafürhalten gehört es sonach auch zu den Aufgaben des
Vereines, kennen zu lernen, was die Flußbautechnik zu
leisten vermag, welche Anregungen zum Bessern auf
diesem Gebiete gegeben werden und ob auch im Staate
die Einrichtungen vorhanden sind, um das leisten zu
können, was zur Hebung der Schiffahrt erforderlich ist.
Und so wollte ich durch meinen Vortrag zeigen, auf
welche Weise eine Förderung der Flußbautechnik mög-
lich ist und durch welches Vorgehen eine Verbesserung
der Flußschiffahrt am ehesten sich erreichen lasse. Ich
habe den lebhaften Wunsch, daß auch meine Ausführun-
gen dazu beitragen mögen, ein sicheres Fundament zu
schaffen für unsere Bestrebungen zur Verbesserung der
natürlichen Wasserstraßen. —
Faber.
Unter Verwendung der in der Abbildung angegrbenen
Bezeichnungen hat man: y, - jx . « ^ i/j, )-x,) . b, woraus
.. .. Ii, . Ii
sich ergibt: x,
II
Ebenso y, = x. . * ( A4 — xst . 6 und hieraus xs - :
Die ganze Rechnung, einschließlich der Ermitteluni?
von - aus den Ordinalen des Querprofiles, läßt sich mit
dem Rechenschieber sehr schnell durchfuhren. —
F.. Manier,
Preisbewerbungen .
Ein Preisausschreiben für wissenschaftliche Arbeiten
über die chemischen Vorgänge beim Erhärten der hydrau-
lischen Bindemittel wird von den preuU, Ilm Ministem
der öffentlichen Arbeilen, de* Krieg s, (ür Landwirtschaft,
des Unterrichtes, für Handel und (a-werbe und dem Staats-
sekretär des Reichs-Marine-Am«e< sowie unter Beteiligung
des Vereins „Deutscher Purtlanduenient-Fabrikanten'" zum
31. Dez, 1906 erlassen Der Gesamtbetrag der Preise kann
bis zu 15000 M. betrafen, von welchem 5000 M. der .Ver-
ein Deutscher iVrthuxlo mrnt-Fabnkanlcii" trä^t. Die Auf-
gabe lautet: „Darlegung de* Wr««n» und des I rliartungs-
l'ro/e- -es der kalkhaltigen hydrauÜschenBindcnüttcl, synthr-
323
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lisch, anal vtisch^ mikroskopisch, mineralogisch ( Erhärtung in In dem Wettbewerb zur Erlangung einer Vorrichtung
Luft, Süß- und bccwasseri". Dem Ermessen der Bewerber zum Messen des Winddruckes hat das Preisgericht dem
bleibt die Auswahl der Einzclfragen überlassen, die sie Entwurf „R Universal S", Verf. Torpedo-Ob.-Ing. Gießen
ihrem Studium zugrunde legen wollen. L>ie Beteiligung ist in Kiel, den I. Preis von 5000 M. und dem Entwurf
an keine Nationalitat gebunden, doch müssen die Arbeiten „Alpha", Verf. Mcchan. R. Fucß in Steglitz und Dr. - Ing.
in deutscher Sprache verfaßt sein. Eine Preisverteilung Reißncr in Berlin, den II. Preis von 3000 M. zuerkannt,
erfolgt nicht, wenn keine eines Preises würdige Arbeit Die übrigen eingegangenen Entwürfe haben den gestellten
eingeht Ueber die Preisverteilung entscheidet der Minister Bedingungen nicht entsprochen, weshalb von der Erteilung
der öffentlichen Arbeiten aufgrund des Guiachtens des des III. Preises abgesehen werden mußte.
Preisgerichtes letzteres besteht aus den Hrn.: Prof. Dr. Wettbewerb Gymnasium Rheine. Verfasser des Ent-
yan 'tHoff in Charlottenburg, Prof. Dr. Scheibe in Wurfes: „Unsern lungs» ist Hr. Paul Kadcreit. des Ent-
Wilmersdorf Dr. W Michaelis m Berlin E. Cramer wurfes „Sparta- Hr. Carl Tromm, beide in Charlottcnburg.
in Berlin, Prof. Dr. \\ llh. Fresenius in Wiesbaden, Dir.
Fr. Schott in Heidelberg und Dr. II. Pas so w in Ham-
burg. Das ausführliche Ausschreiben kann durch die Ge-
heime Kanzlei des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten,
Berlin W. 66, Wilhclmstr. 80 bezogen werden. —
Ein Wettbewetb zur Erlangung von Entwürfen für eine
LutherkUrche in Chemnitz wird für deutsche evangelische
Architekten zum 15 Nov. d, J. erlassen. Es gelangen
3 Preise von 2500, 1800 und 1000 M. zur Verteilung; ein
Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe ist vorbehalten.
Dem Preisgericht gehören u. a an die Hrn.: Geh. Hof rat
Prof. C Gurlitt in Dresden, Geh Ob-Brt O. Iloßfcld
in Berlin, Brt. Prof. H Stier in Hannover, Sladtbrt.
Möbius und Stadt- Baukom. Senf in Chemnitz Unter-
lagen gegen 2 M. durch die Pfarramts-Espedition, Chemnitz.
Senefelderstr. 13. -
Wettbewerb Synagogen - Neubau Frankfurt a. M. Da-
Preisausschreiben ist wohl vorbereitet; die Baustelle licgi
an der Friedberger Landstraße und ist so gelagert, daß
eine Orientierung des Gotteshauses von Westen nach
Osten schon aus der I.age der Baustelle sich ergibt
Das Haus soll mindestens 1000 Sitzplätze für Männer.
60 Plätze für Sänger und 600 Sitzplätze für Frauen,
letzlere auf einer Empore enthalten. Die Zeichnungen
— Darstellung mit einfachsten Mitteln — sind 1 : 200 ver-
langt Ein Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe für je
5,00 M. ist vorbehalten. Es besteht die Absicht, dem
an erster Stelle preisgekrönten Hcivfibrr, wenn
möglich, jedoch ohne Verbindlichkeit, die weitere
Planung und die Bauleitung zu übertragen. Die
Teilnahme am Wettbewerb ist daher
angelegentlichst zu empfehlen. —
In dem Wettbewerb betr. Entwürfe
für eine Christuskirche In Mannheim
<S. 668, 1003) erhielt den I. Preis von
Hsoo M. der Entwurf .Mannheim" des
Hrn. Brt. Theoph. Fre v . unter Mitarbeit
des Hrn. Reg-Bmst. Christ Schradc.
beide in Stuttgart; den ersten II. Preis
im Betrage von 2300 M der Entwurf
„Centrale- des Hrn. Geh Reg -Rat Prof.
Joh.Otzcn in Charlottenburg; den zwei-
ten II. Preis im gleichen Betrage der
Entwurf „Central" der Hrn. Billings
Stober in Mannheim. Der Entwurf
„Tuff* des Hrn. Arch. G. E. Döring
in Mannheim wurde für 1000 M. anzu-
kaufen empfohlen. Sämtliche Entwürfe
sind bis 11. Juli im Konfirmandensaale
derjohanniskirchc öffentlich ausgestellt
Der Ideen-Wettbewerb zur Erweite-
rung der katholischen Pfarrkirche in
Ammerschweler betrifft ein interessantes •
werk, welches mit einer Summe von 100000 M. unter
möglichster Schonung des alten Bestandes so vergrößert
werden soll, daß im Schiff 700 Sitzplätze für Erwachsene
und 180 Plätze für Kinder untergebracht werden können
Die Architekturformcn des Erweiterungsbaues sind mit
dem vorhandenen Gebäude in Einklang zu bringen. Das
Material ist Putz für die Flächen und Haustein für die
Architckturteile. Die Zeichnungen werden 1 : 200 verlangt.
Ueber die Rückerstattung der Auslagen für die Unterlagen
von 3 M enthält das Programm keine Bestimmung, gleich-
falls nicht über die Ausführung.
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für das
Charlottenburger Schiltertheater sind, wie wir erfahren,
6 im Theaterbau erfahrene Architekten aufgefordert und
jedem ein Betrag von 3500 M. zugesichert worden. Wir
begrüßen dieses Vorgehen, da es uns eine Gewahr dafür
zu bieten scheint daß das Gebäude ein Haus baulichen
Fortschrittes werden dürfte. Freilich wird viel von der Zu-
sammensetzung de> Preisgerichtes abhanden. Mögen, wenn
die Berufungen noch nicht stattgefunden haben, in dasselbe
nur Fachleute berufen werden, die fortschrittlichen
Anschauungen huldigen und fortschrittliche Anordnungen
vorurteilsfrei zu beurteilen in der Lage sind! -
.12+
Ein Preisausschreiben betr. Entwürfe für eine Kathedral-
Kirche In Galatz ist durch das rumänische Ministeriuni für
Kultus und öffentlichen Unterricht in Bukarest zum 25 Aug
fWEU't iVJ-Virn.} „
Auf „Malerische Landliiuier**
von Albert Schutte
(VrtUz von Otto M»irr In Rairn.l.j {.i
LflNDtlftUS
pätgoiisches Bau- d
J. erlassen. Es gelangen 3 Preise von 4000, 3000 und
1500 Fr. zur Verteilung. --
Bücher.
Malerische Landhäuser von Albert Schutte. Architekt in
Barmen. Verlag von Otto Maier in Ravensburg
10 Lief, zu je 3 M. oder 60 Tafeln in Mappe 30 M.
Aus den zahlreichen, meist wenig wertvollen Ver-
öffentlichungen Uber I^andhäuser, mit welchen der deutsche
Büchermarkt in den letzten lahren überschwemmt wurde,
hebt sich die vorliegende Veröffentlichung als eine sehr
ansprechende Erscheinung heraus. Es sind in der Tat
malerische Landhäuser, die hier geboten sind. Bei glück-
licher Erfindungsgabe suchen sie ihre eigenartige Wirkung
in einer möglichsten Haushaltung 111 den architektonischen
Gliederungen und in manchen Fällen weitgehendem An-
schluß andie allgemeine Erscheinung des deutschen Bauern-
hauses, jedoch ohne sklavische Nachahmung desselben.
Von den reizvollen Bildungen, die dabei herauskommen,
geben unsere Abbildungen ein Bild. —
Inhalt: I i
runr von V«
na r'l.itlb»!
Hil. hrt -
>t.rudc VrfunftUituitV (tri SUitt l'-issju. — l>ie Au»-
tliautm tn uVn £r«rliirb«fahrrnil?n Klüssftl und dir Ki-
'L*boratorira t>«hluup. - Vermiwnie«. — l^rrubew-er-
V*tUd d" l>»ut»rh«-n Hauieitunjt, Ii m !> II , Krtlm t at dir Krdiktion
verantn ortl. Albert Holmum. Ktilm l'i.ul \..u Willi, liteve. Bcilin.
No. 52.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N5: 53. BERLIN, DEN 2. JULI 1904
Das neue Rathaus in Charlottenburg.
Architekten : Reinhardt & SOssenguth in C'harlottcnburg.
(Schlaft.) Iltrnu dir AMMldunprn S- 390 ued eine BUdbelUfe.
|er die Grundrisse des Hauses S. 316 und 317 betrachtet,
dem muß schon bei flüchtigem Bfick der große Wurf in
der Anlage auffallen, der auch dem in seinen Grundzügen
nur wenig veränderten Wettbewerbs-Entwurf den Sieg ver-
schafft hatte. Die Annahme zweier geräumiger Innenhöfe
und langgestreckter Seitenhofe, erstere als Lichtzubringer für alle
1 lauptraume, soweit sie sich nicht nach der Straße wenden, letztere
für alle Nebenräuinc, also die grundsatzliche Scheidung der Anlage in
I lauptraume an den Straßen und den Haupthofen, und in Nebenräume
an den Nebenhöfen: darin liegt neben der geräumigen Zusammen-
fassung der Höfe der sieghafte Gedanke des Entwurfes. Das Unter-
geschoß enthält nach vorne in einer Reihe verschieden gestalteter
gewölbter Räume den Ratskeller, nach rückwärts die zu demselben
nötigen Küchen- und Nebenräume, links davon Wohnungen für das Per-
sonal, rechts die Wohnung für den Wirt. Unter dem Mittcltrakt befin-
den sich kleine Wohnungen, während alle Räume um den Hof 1 und
gegen die Lützower-Straße der Steuerverwaltung zugewiesen sind. Im
hohen Erdgeschoß darüber entfalten sich rechts und links des Haupt-
einganges sowie an einer sehr stattlichen zweischiffigen Flurhalle mit
Haupttreppe die Stadthauptkasse und die Kasse der Gasanstalten;
die Vcrbindungsflügcl beansprucht die Verwaltung der Gasanstalten,
während im Mitteltrakt die Sparkasse liegt. Die weiteren Räume
dieses Geschosses sind der Stcuerverwaltung übergeben. Im ersten
Obergeschoß ist die Flurhallc dreischiffig geworden ; an ihr liegen
nach der Berliner-Straße die Räume der Zentral-Verwaltung, im Turm
und rechts daneben die Zimmer für den Oberbürgermeister. Die
Zentral-Verwaltung setzt sich im rechten Seitenflügel fort, während
die Räume des linken Seitenflügels der Armen- Verwaltung zugewiesen
sind. Im Mitteltrakt befindet sich — mit besonderer Treppenanlage
der Magistrats-Sitzungssaal mit zwei weiteren Sitzungssälen zur Seite;
Garderoben usw. liegen in der Nähe. In den Seitenflügeln dieses Ge-
schosses folgen gegen die Lützower-Straße weitere Räume der Armen-
Verwaltung, Räume für das Rechnungswesen und gegen die Straße
selbst eine umfangreiche Raumgruppe für das Gcwcrbegciicht. Das
zweite Obergeschoß ist das Geschoß der Festsäle, welche die ganze
Front an der Berliner -Straße einnehmen. An sie gliedern sich zur
Linken Nebenräume und eine WarmkQchc für Festlichkeiten, und es
folgen hierauf, den ganzen linken Seitenflügel sowie die Räume gegen
die Lützower-Straße einnehmend, die Säle für die Tiefbau -Verwaltung.
Vom rechten Seitenflügel hat die Schulverwaltung Besitz ergriffen.
Im Mitteltrakt liegt der Stadtverordneten • Sitzungssaal mit Vorsälcn.
In das oberste Geschoß endlich haben, soweit nicht die durchgehen-
den Säle es beanspruchen, die Tiefbau-Verwaltung, die Stadt. Plan-
kammer, die Hochbau -Verwaltung und die Elcktri/itäts -Verwaltung
3'5
Digitized by Göogle
sich geteilt. Soweit nicht die beiden Haupttreppen
sowie Aufzüge den Verkehr unter den Geschossen ver-
mitteln, sind zweckmäßig gelegene Nebentreppen zu
diesem Zweck reichlich verteilt.
Der Stadtverordneten -Sitzungssaal faßt 131 Per-
sonen und zwar auf 103 Sitzen für die Stadtverord-
neten und 28 Sitzen für den Magistrat. Vorläufig
sind nur 77 Sitze für die Stadtverordneten ausgeführt,
die letzte Sitzreihe ist noch fortgelassen. Ueber den
beiden Vorsalen liegen die Tribünen mit 94 Sitzen,
davon je die erste Reihe mit zusammen 12 Plätzen
für die Presse. Die Akustik des Saales hat sich bewährt.
Das ganze Gebäude ist unterkellert; unter dem
Ratskeller befindet sich ein großer Lagerkellcr. Die
Heizung ist ein gemischtes System aus Niederdruck-
dampf- mit Warmwasser- und Luftheizung. Die Sitz-
ungssäle sind nur durch Luftheizung in Verbindung
mit der Ventilation, alle übrigen Räume durch Radia-
toren erwärmt. Ratskeller und Klosetts haben eine ge-
sonderte Lüftung durch elektrische Motoren erhalten.
Was den Aufbau anbelangt, so wurde die Archi-
tektur desselben gegen den Wettbewerbs-Entwurf im
Stil vollständig geändert und für das Acußcrc und
Inncrc die moderne Formensprache gewählt — modern
nicht im übertriebenen, sondern im maßvolleren Sinne
des Wortes. Das Bestreben dabei war die Erreichung
einer gemäßigten, würdigen Pracht, welche die glück-
lichen Verhältnisse von Charlottenburg, das machtvoll
aufstrebende Gemeinwesen symbolisch zum Ausdruck
bringt Wie unsere Abbildungen erkennen lassen, geht
durch Aeußeres und Inneres ein einheitlicher Zug, der
namentlich auch darauf gerichtet ist, dem plastischen
Element in Ornament und Figur, mehr als wohl sonst
üblich, eine Mitwirkung bei der Gesamtwirkung zu
verleihen. Im übrigen ist der dekorative Teil hier wie
auch im Rathausc von Dessau der gleichen Künstler
durchweg allegorischen und symbolischen Inhaltes.
In der Eingangshalle an der Bcrlincr-Straßc, die durch
eine Säulenstellung gegliedert ist, stellen figürliche
Reliefs die verschiedenen Verwaltungswege dar.
Unsere Kopfleiste zur heutigen Nummer gibt einen
Teil dieser Reliefs wieder.
Die großen Vorhallen sind massiv gewölbt, gleich-
falls Teile des Haupttreppenhauses, welches aber im
übrigen starke Durchbrechungen zeigt. Die Treppe
zum Stadtverordneten-Sitzungssaal trägt reichen deko-
rativen Schmuck. In der durchbrochenen Haustein-
brüstung zeigt das Ornament eine Darstellung des
Kampfes ums Dasein in Ticrgestalten. Am Kopfe des
Treppenhauses befinden sich reiche Zierschilde mit
Köpfen, die Stände darstellend, gleichfalls in Hau-
stein; ein Beispiel davon S. 325. Die Stufen bestehen
aus schlesischem Granit.
Während die Festsäle vorläufig eine nur vor-
übergehende Ausstattung erhalten, wurden die beiden
Beratungssäle mit einem zur Pracht neigenden end-
gültigen Schmuck bedacht; die Beilagen zu diesem
Aufsatze geben sie im Bilde wieder. Der Magistrats-
Sitzungssaal hat eine reiche eichene Täfelung sowie
eine Ausschmückung durch Antragestuck erhalten. Ein
durchbrochener Bronzekranz nimmt die Beleuchtung
auf. Mit nicht minder reicher und vornehmer Pracht
ist der Stadtverordneten -Sitzungssaal bedacht. Er
ist mit Ausnahme des Oberlichtes und der späteren
Gemälden vorbchaltenen Flächen durchaus mit Holz-
täfelung in reichster Form versehen. Dekorativen
Schmuck durch Malereien hat auch das Gewcrbe-
gcricht erhalten, während die Kommissions-Zimmer
schlichter sind und ihre Wirkung mehr im Gegensatze
eines eichenen Paneels und einer gewölbten Tonne
suchen. Von den kleineren Räumen haben die Zimmer
des Oberbürgermeisters, des Bürgermeisters und die
Konferenzzimmer eine sie von den gewöhnlichen Ver-
waltungsräumen unterscheidende weitergehende Aus-
stattung erhalten.
Der Ratskeller besteht aus einer Bier- und aus einer
Weinabteilung; die Wände erhielten ein niedriges Holz-
paneel, die Decken sind teils Holzdecken, teils Ge-
wölbe. Ihre Form ist aus dem Grundriß ersichtlich.
Im Weinrestaurant ist nur der Gesellschaftsraum ge-
wölbt, die übrigen Räume haben gezogene Decken.
Auch hier treten zu Holz und Stuck Malereien orna-
mentalen und figürlichen Charakters.
Aus der großen Reihe der mitwirkenden künstle-
rischen Kräfte und Bauhandwerker nennen wir für die
Erd- und Maurerarbeiten Paul Vogdt in Charlotten-
bürg, für die Stein metzarbeiten Gebr. Zeidler und
C Schilling in Berlin; für die Massivdecken Stapf
in Berlin und Thomas & Steinhoff in Mülheim;
für die Rabitz- und die Zieharbeiten Krauss. In die
eisernen Dachkonstruktionen teilten sich die vereinigte
Königs- und Laurahütte, sowie Heinr. Lehmann
& Ko.; die Träger lieferte Dclschau. Die Zimmer-
arbeiten waren an B. Seidel in Charlottenburg, die
Dachdeckerarbeiten anW.Neumeister, dieKIcmpner-
arbeiten an Locscwitz und P. Thom übertragen.
Die Schlosser-, Kunstschmiede- und Bcschlägcarbcitcn
lieferten Methling & Gleichauf, F. P. Krüger,
Krause, Bcnccke, Blume und Spengler. Die ein-
fachen Tischlerarbeiten waren verteilt an Gust. Meyer,
Schulenburg, Stiehl, A.Seiler, Poock& Schacht
in Charlottcnburg und Berlin, die Glaserarbeiten an
G. Pohl, J. C. Spinn, J. Zimmermann und Eissing.
Den Hauptteil der Malerarbeiten führten Louis Männ-
chen und Marno Kellner in Charlottenburg aus.
Für die hervorragenderen Tischlerarbeiten waren ge-
wonnen Fahnkow, Kimbel & Friederichsen und
Olm. Die Fliesen lieferte Rosenfeld, das Linoleum
Quantmeyer & Eicke, die Heizungsanlage Schaff er
6i Walker, die Beleuchtungskörper Frost & Söhne,
die Klappsitze Hyan usw.
Die künstlerischen Modelle wurden von den Bild-
hauern Westpfahl, Riegelmann undGiesecke in
Berlin und Charlottenburg ausgeführt. Riegelmann
hatte außerdem die Schnitzarbeiten übernommen. Die
Figuren des Stadtverordneten - Sitzungssaales sind
Werke des Hrn. Bildhauer Günther-Gera.
Die gesamten Baukosten ohne Architektenhonorar
und ohne innere Ausstattung, jedoch einschließlich
der elektrischen Uhrenanlage für alle Sitzungsräume,
Kassen, sowie einschließlich der Hofuhr und einer
Fcrnsprechanlage für das ganze Gebäude betragen
3675000 M Für die innere Ausstattung an Möbeln,
Beleuchtungskörpern usw. sind 200 000 M. vorgesehen.
Die Kosten des Stadtverordneten-Sitzungssaales nebst
den beiden Vorsälen und Tribünen und mit Einschluß
allen Mobiliars betragen rd. 120000M , die Kosten für
den Magistratssaal mit Möbeln rd. 30000 M , sodaß
sich also ein Gesamtbetrag für das vollendete Ge-
bäude von etwas Ober 4 Mill. M. ergibt. -
Der Hafen von Valparaiso
Voa Dr. H. Pol«
ie Regierung der Republik Chile will nunmehr die
schon längst geplanten Verbesserungen des Hafens
von Valparaiso in Angriff nehmen. Valparaiso ist
nicht nur der bedeutendste Hafen von Chile, sondern auch
von der ganzen Westküste vi.ni Süd- und Mitte tarne rika.
In den letzten Jahren besuchten die chilenischen Häfen
jährlich clwa 15 16000 Schiffe mit 20^22 Mill. Rcg.-
Tonncngchalt und einer Ladung im Werte von etwa 500
Mill. Pesos (zu 1,53 M |. Ks sei hier gleich bemerkt, daß
bei allen folgenden Wert- oder Preisangaben immer diese
heutigen chilenischen Pesos gemeint sind, falls nicht aus-
und sein geplanter Ausbau.
kowsky in Berlin.
drucklich eine andere Wertbemessung angegeben ist. Die-
ser Verkehr verteilt sich auf 16 größere und 44 kleinere
Hafen. Valparaiso nimmt daran allein mit über 3 Mill.
Reg. -Tonnen teil, deren Wert mehr als des Gesamt-
Wertes ausmacht. Dieser gesamte Schiffsverkehr erscheint
auffallend hoch, besonders wenn man berücksichtigt, daü
Chile nur etwa 3.S Mill. Einwohner zählt. Er erklärt sich,
namentlich für Valparaiso, daraus, daß dort viele Waren
ausgeladen und «elagrrt werden, die dann später durch
kleinere Küstenfahrzeuge nach anderen chilenischen Häfen
oder nach solchen der Nachbarländer gebracht werden.
No. 53
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t
Trotz dieses Verkehres sind aber die chilenischen Häfen
auch jetzt noch in einem für den großen Verkehr völlig
ungenügenden Zustande, und es verdient entschiedenen
Tadel, daß die Regierung, der die Salpcterzölle in den letz-
ten ao Jahren allein aoo.Mill. Pesos (Gold I eingebracht haben,
für die Verbesserung der Häfen fast gar nichts getan hat.
In maritimer wie in wirtschaftlicher Beziehung kann
man Chile in 3 Zonen einteilen. Die nördliche Zone
umfaßt 9 Hafen, jedoch können nur im Hafen von Caldera
Schiffe mit einem Tiefgang von 5 bis 6 ■ unmittelbar am
Hafendamm löschen. In den übrigen Hafen liegen die
Schiffe mehr oder weniger weil vom Lande entfernt vor
Anker und es muß die Ladung zunächst in Leichter (lanchaM
gebracht und von diesen den meist sehr unvollkommenen
Hafendammen zugeführt werden. In manchen Häfen fehlen
aber Hafendämme vollständig. Ein kleines Hafenbecken
(darsena), in welchem die Schiffe auch bei stürmischem
Abbildg. 4. Teil des fiskalischen I Isfcndsrnmcv
Abbildg. 5. Zollspeicher im Hafen von Valparaiso.
Wetter sicher vor Anker liegen können, findet sich nur in
[quique, dem Haupthafen für den Salpeter-Export. Er
kostet 1,35 Mill. Pesos und ist fast wertlos. Kleine Hafen-
dämme, an denen die Leichter anlegen können, sind in
verschiedenen Häfen von Privaten erbaut
Auch in den Häfen des mittleren Teiles von Chile
finden sich nur ungenügende Hafendämme des Fiskus und
von Privatpersonen; auch hier muß die Ladung Oberall erst
durch lanchas übernommen werden. Nur in Talcahuann
sind Dockanlagcn zur Ausbesserung größerer Schiffe vor-
handen. Die Baukosten betrugen etwa ijj Mill. Pesos. Die
fiskalischen Hafendämme in Lota undCoronel, die zur
Verladung der chilenischen Steinkohlen dienen, welche
in der Nähe abgebaut werden, sind in schlechtem Zu-
stande. In Valdivia sind eine gute Kaianlage (malecon)
und ein größerer Hafendamm (muelle) geplant, so daß die
Schiffe hier unmittelbar anlegen und löschen können.
Dringend notwendig wäre auch (wie bei Valparaiso; eine
3. Juli 1904.
Verbesserung der wichtigen Häfen des Nordens, Iquique
und Autofagasta. Kür Talcahuano, für die Schaffung
eines großen und gesicherten Kriegs- und Handelshafens,
liegen die genauen Pläne und Berechnungen des hollan-
dischen Ingenieurs Kraus schon vom Jahre 189J vor. Die
notwendigen Gelder waren vorhanden, aber die Regierung
(Präsident Feder. Errazuriz) war nicht geneigt, diesrn
Bau auszuführen, und so geriet der ganze Plan in Ver-
gessenheit — Im ganzen großen südlichen Teile Chiles
gibt es nur einen bedeutenden Hafen, Punta Arenas,
fn der Magelhacnstraße. Auch er ist sehr der Verbesse-
rung bedürftig; diese könnte aber mit verhältnismäßig ge-
ringen Kosten ausgeführt werden; auch ist die Erbauung
eines lnnenhafens notwendig. Die Rentabilität dieser Bau-
ten ist gesichert.
Wir gehen nunmehr zur näheren Besprechung des
heutigen Zustandes des Hafens von Valparaiso und der
llcplanten Verbesserungen Ober. Für
getzterc liegt ein Oberaus sorgfältig
und eingehend ausgearbeiteter Ent-
wurf des Ing. lakob Kraus, Dir. der
Polytechn. Schule in Delft (Holland),
vor. Hr. Kraus war längere Zeit in
Chile und hat daselbst bereits früher
einige Wasserbauten und Hafenan-
lagen mit gutem Erfolge ausgeführt.
Ucber den Plan zur Verbesserung
des Hafens von Valparaiso liegt eine
umfangreiche Denkschrift vor, der
drei starke Mappen mit Karten, Plä-
nen und Profilen beigegeben sind.
Einen für weitere Kreise bestimmten
Auszug aus dieser großen I )cnkschrift
in Form einer starken BroschQrc in
Gr. 40 hat Ing. Alberto Fagalde vor
kurzem veröffentlicht, l'nsere Mit-
teilungen stützen sich auf diesen (in
spanischerSprachcverfaßtenlAuszug.
Die Bucht von Valparaiso wird
begrenzt im Norden von der Punta
Sahnas (Landspitze) und im Süden
von der Punta Anjelos. Die gerad-
linige Entfernung zwischen beiden
Punkten beträgt 5 Seemeilen. Diese
Bucht, welche den Hafen bildet, ist
besonders den Winden aus Nord und
Nordwest ausgesetzt und zumteil
auch denjenigen aus Süden. Es sind
deshalb in der Bucht und im Hafen
von Valparaiso schon sehr viele
Schiffe, besonders bei NordstOrmen,
vernichtet oder schwer geschädigt
worden. Kapitain Francisco Vidal
Gormaz, der langjährige Leiter des
rühmlichst bekannten hydrographi-
schen Amtes von Chile, berichtet in
einer 190t erschienenen Broschüre
genauer über die Schiffbrüche im
Hafen von Valparaiso. So werden
für die Periode von 1851 bis 1861
folgende Verluste verzeichnet: E»
wurden 135 Schiffe mehr oder we-
niger schwer beschädigt, 18 an den
Strand geworfen und daselbst von
den Wellen in Stücke zerschlagen,
9 gingen unter, 118 Leichter, 108
Boote und Schaluppen wurden ver-
nichtet. Beim letzten Sturme, 1. und
3 Juni 1903. gingen in der Bucht
von Valparaiso verloren: der Post-
dampfer Arcquipa, 3 Segelschiffe
Baggcrschiff. Der Totalverlust bclief
und 1 holländische!
sich auf 4 Mill. Pesos,
Was die eigentlichen Hafenanlagen in der Bucht be-
trifft, so liegen diese sämtlich auf der West- und Süd-
seite (vergl. den Lageplan und die 4 Ansichten des Hafens).
Sie bestehen heute aus einem in Eisen konstruierten,
fiskalischen (muelle fiscal) I lafcndanim. der die tiestalt
eines L zeigt und dessen längster Arm 333™ mißt. Es
stehen hier 4 Krane, die je bis 1,5' tragen, dann 8 be-
wegliche Krane, von denen der große Portalkran bi-» tu
451 hebt. Außerdem sind hier 13 kleinere und 3 große
Schiffswinden aufgestellt Dieser Hafendamm kostete
4.5 Mill. Pesos. Der kleine Hafendamm (muelle) Prat
dient für die Ein- und Ausschiffung von Passagieren.
Die Kaianlage (malecon), die sich südlich an diese Hafen-
dämme anschließt, ist 1600 « lang und besitzt eine Ober-
fläche von 16 000 «i». Hier stehen 7 große Lagerhäuser,
welche je bis i3ooo''t,n> Waren aufnehmen können
3*7
Google
Die Verbesserung des Hafens beschäftigte die Regie-
rung. Ingenieure und sonstige unmittelbare Interessenten
schon länger als 30 Jahre, und es haben Regierung und
Deputiertenkammer "10 verschiedene Entwürfe geprüft.
Keiner derselben wurde von der Volksvertretung der
Regierung zur Ausführung empfohlen. Diese schloß daher
vor einigen Jahren mit dem schon erwähnten Ing. Kraus
einen Vertrag ab. Aufgrund dieses
Vertrages benutzte Hr. Kraus einen
6monatlichen Urlaub, um mit einem
ganzen Stab europäischer und chi-
lenischer Ingenieure die Bucht von
Valparaiso nochmals gründlich zu
untersuchen. Diese sogenannte Kom-
mission Kraus konnte ein reiches,
von früheren Untersuchungen und
Beobachtungen herrührendes Mate-
rial benutzen, machte aber u. a.
in t Jahre noch 600 Peilungen und
geologische Bohrungen, und das so
gewonnene Material wurde dann in
Delft verarbeitet, was ein zweites
Jahr in Anspruch nahm.
Der große Bericht des 1 Irn. Krau>
zerfällt in 6 Abschnitte. Der erste
umfaßt w irisch a( tlicheStudien,
um die Höhe der Kosten bezw. des
Anlagekapitals zu ermitteln, welches
dasl'ntcrnchmen ertragen kann, so-
daß eine Verzinsung von 5% ge-
sichert bleibt. Schon hetite geht,
wie oben erwähnt, über ein Drittel
des ganzen Handelsverkehres der
Republik über Valparaiso. Dieser
Verkehr wird sicher stark zunehmen
durch die transandinische Bahn, die
Bucnos-Aircs und Valparaiso ver-
binden soll und wahrscheinlich in
etwa s Jahren vollendet sein dürfte.
Auffallend gering ist die Anzahl der
Arbeitstage, an denen das Löschen
und Beladen der Schiffe ermöglicht
bezw. von den Behörden gestattet
war. In den letzten vier Jahren
fielen von 398 Arbeitstagen im Jahr
im Durchschnitt 117 aus, d. h. an
diesen war an ein Ein- und Aus-
laden der Schiffe, zumeist wegen
des geringen Schutzes, den diese
im Hafen linden, nicht zu denken.
Der gesamte Handelsverkehr
(Ex- und Import und zwar sowohl
überseeischer Verkehr wie auch
Küstenschiffahrt) des Hafens be-
trug in den 5 Jahren von 1896—1900 im Mittel 860000'
(zu 1000 »«). Davon kommt etwa die Hälfte auf Waren,
die längere oder kürzere Zeit in den Lagerhäusern ver-
bleiben und dann wieder per Schiff nach anderen Teilen
der Republik oder nach den Nachbarländern befördert
werden. Der Totalwert dieses Handelsverkehres beträgt
im Mittel für : Jahr 190 Mill. Pesos.
Abbildg, 3. Tcilan*icht Her Stadt Valparaiao von «fer Bai 1
Abbildg. 3- Teilanaicht der Su.lt mit dem Artillciic-HOgel und der Maiinciobule.
Abbildg. 1. Lagrplan
der Hafenanuu{cn von
Valparaiso.
34»
Na 53.
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l>ie großen Schiffe, wie t. B. die Segelschiffe, welche Die Kosten dieser Ausladung betragen för i « a Pesos.
Steinkohlen unmittelbar aus England bringen, liegen in Können die großen Schiffe am Kai unmittelbar anlegen
der Mitte der Bucht, und von hier führen Leichter die und große Drehkrane benutzen, so sinken die Kosten auf
Ladung an den Kai, wo die Ausladung in primitiver 25—30 Centavos, also auf >/»— Vi- Valparaiso erhalt im
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Weise durch Arbeiter besorgt wird, welche die Kohle in Jahr 344000' Kohlen, es würden al-o allein hierbei durch
Körben auf den Schultern tragen oder diese durch Hand- einen besseren Hafen 444000 Peso* erspart werden; da-
winden auf den Ufrrdamm befördern. Das Löschen eines zu kommen die erringen Verluste beim Aufladen um)
derartigen großen Schiffes erfordert heute 1—3 Monate, die Kr-.parni-.ve beim Wicdcrbcladcn. Die Gesamter-
Juli 1904.
389
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spamisse beim Ein- und Ausladen werden nach Durch-
fahrung des Planes von Kraus veranschlagt:
für Kohlen auf 539000 Pesos,
1 Holz . 7SOOO „
„ Viehfuttcr und Getreide ... . 168000 „
„ lebende Tiere , 36000 „
„ Ballast „ 13000 „
„ Waren (im allgemeinen), die am
fiskalischen Hafendamm verzollt
werden » 370000 „
„ Waren, die am Kai zollfrei aus-
geladen werden „ 356000 „
. Passagiere ... .... 70000 ,
Durch den kürzeren Aufenthalt der Schiffe würden
erspjart werden 1 108000 Pesos. Die Ersparnisse an der
Seeversicherung werden auf 356 000 Pesos berechnet, so-
daB sich die Summe der Ersparnisse auf 3081000 Pesos
oder rd. 4,7 Mill. M. stellt.
Im Zusammhang damit würde sich der Handel heben
und die Importartikel würden verbilligt werden. Zu 5°/0
verzinst, ergeben die Ersparnisse ein Kapital von 48 Mill.
Pesos bei s'/j'/o Tilgung. Wenn 1 Mill. < im Jahre gelöscht
werden und der Haumgchalt der ein- und auslaufenden
Schiffe auf 3 Mill. < geschätzt wird, so betragen die Hafen-
gebühren 1,8 Mill. Pesos. Dazu kommt die Pacht für das
dem Meere durch die neuen Hafenbauten abzuringende
Gelände mit 375000 Pesos. Diese Summen würden wie-
der ein Baukapital von 30 Mill. Pesos verzinsen. Ing. Kraus
kommt zu dem Schlüsse, daß die geplanten Bauten min-
destens 30 Mill. Pesos (46 Mill. M.) Kosten dürften und
Verzinsung und Tilgung dieser Summe auf alle Kalle ge-
sichert ist. — (SrhluS lolp.)
Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Bauten der Bayerischen Jubilaums-Landes-
Ausstellung in Nürnberg 1906.
m Jahre 1906 werden es 100 Jahre, daß Hävern halten sein, sich aber vom Schein bleibender Monumen-
Königreich wurde und die alle Reichsstadt Nürn- talität freihalten sollen". Wie verschieden außerdem die
berg in dasselbe einverleibt wurde. Zur Erinnerung
an dieses für die Stadt so wichtige Ereignis soll eine
bayerische I.andes-Ausstellung für Kunst und Industrie,
Gewerbe und Landwirtschaft stattfinden, welche diesmal
nicht, wie ihre beiden Vorgängerinnen der
Jahre 1883 und 1896, auf dem Maxfelde, son-
dern auf einem der Stadt gehörigen waldigen
Gelände am Dutzendteich aufgebaut werden
soll, das bereits den Namen Luitpoldhain tragt.
Leiter der ganzen Ausstellung und ihrer Bauten
ist der Direktor des bayerischen Gewerbc-
niuscumsin Nürnberg, Hr.Ob.-Brt v. Kram er,
dessen umfassende und vielseitige Tätigkeit es
jedoch nicht zuläßt, dali er die Entwürfe für
die Bauten selbst ausarbeitet Als Grundlage
für die gesamte Ausstellung hat er jedoch den
nebenstehenden Lageplan aufgestellt, der dem
hier zu besprechenden Wettbewerb als Grund-
lage diente. Der llauptausschuß ging bei sei-
nem Beschluß, einen Wettbewerb für die Ge-
bäudeentwürfe zu veranstalten, auch von dem
Gedanken aus, die ganze bayerische Archi-
tektenschaft für die Landcs-Jubiläums- Aus-
stellung zu interessieren und auf diesem Wege
geeignete Kräfte zu gewinnen, welche zur
Ausarbeitung der Baupläne und zur Ausführung
herangezogen werden können. Zur Ausschrei-
bung gelangten: A. das Haupt -Industrie-Ge-
bäude, B. das Kunstausstellungs-Gebäude mit
Abteilung für historische Kunst, C. das Haupt-
restaurant, D. die Festhalle, E. das Verwal-
tungsgebäude und da> Gebäude für die PreaaC,
beide verbunden durch einen Portalbau, end-
lich F. die Maschinenhalle.
Da die Anmeldungen zur Beteiligung an der
Ausstellung noch nicht fällig sind und demnach
die Größen für die Ausstellungs-Gebäude noch
nicht feststehen, SO waren für sie auch keine
festen Programme aufzustellen. Nur für das Restaurant,
die Festhallc und das Verwaltung- und Prcßgcbäudc mit
Portal konnte ein annäherndes Programm der <;nmdris>e
angegeben werden. Aus diesem Grunde wurde auch nur
ein Ideen Wettbewerb ausgesehrieben. Die Bewerber konn-
ten sich an sämtlichen Aufcaben oder an einzelnen be-
teiligen und es sind dementsprechend für die sechs Ge-
bäude je drei Preise angesetzt worden.
Als Preisrichter waren tätig die Hrn. v. Hezold, Dir.
des Germanischen National-Museums, Arch. Hecht. Vors.
des Bauausschusses, Ob.-Brt. v.Kramcr.l 'rof . C. W a 1 1 h e r ,
städt Üb.-Brt. Weber, sämtlich von Nürnberg, dann Aka-
demic-Prof. v. Kuemann, Prof. Km. Seidl, Prof. Kranz
Stuck und Prof. Kr. v. Thicrsch, sämtlich von München.
Der Wettbewerb wurde am 30. März ausgeschrieben und
endigte mit dem 15. Juni, bis zu welchem Tage 55 Sen-
dungen mit 78 Arbeiten in 371 Blättern eintraten
Das Ergebnis des Wettbewerbes entsprach leider in
keiner Weise den Erwartungen und wenn nach ihm die
bayerische Architektenschaft bezüglich ihrer Leistungs-
fähigkeit beurteilt werden sollte, so käme kein günstige*
L'rteil heraus. Von den eingelaufenen Arbeiten sind
mehrere deshalb gänzlich verfehlt, weil sie Entwürfe für
monumentale Stcinbautcn darstellen , während im Pro-
gramm ausdrücklich betont war, daß das Baumaterial Hol/
und Gips sei und die Gebäude .dem Charakter einer vor-
übergehenden Ausstellung enl-prechend, würdig, festlich
und je nach dem Zweck mehr oder weniger heiter gc-
330
Ansichten einiger Verfasser über festlich und heiter sind,
zeigen einige Entwürfe, die sich trefflich für Friedhof-
bauten eignen würden. Was die Darstellung, den Vortrag
betrifft, so sind einzelne Arbeiten mit Geschick gefertigt,
t
an anderen ist dagegen in zeichnerischer Hinsicht eine
viel zu grnlV Mohe verschwendet; wieder andere lassen
erkennen, daß sich hinter der flüchtigen Darstellung nur
wenig tiedanken verbergen. Daß auch einige geradezu
„verrückte" Entwürfe mit zur Einsendung gelangten, darf
in unserer Zeit der L'ebcrtrcibung nicht verwundern.
Dem am 20. Juni zusammen getretenen Preisgericht
war demnach eine sehr schwierige Aufgabe gestellt. Es
hatte 18 Preise zu verteilen und mit wenigen Ausnahmen
keine Arbeiten vor sich, denen es einen Preis aus vollem
Herten hätte zuerkennen können. Nach wiederholter
Sichtung kam es zu dein Beschluß, den wir bereits S. 330
mitteilten. Da das Preisgericht nicht in die Lage kam,
den für Preise ausgewurlenen Betrag von 12500 St. voll-
ständig zu verwenden, so machte es von seinem Rechte,
die Einzelbctragc andrrs einzuteilen, als im Programm
angegeben war, Gebrauch und erhöhte den I. Preis von
1000 auf 1500, die drei III. Preise von 400, 500 und 600 M.
auf je 600 und empfahl, die Ankäufe mit je 300 M. ZU
betätigen, dem niedrigsten der achtzehn ausgeworfenen
Beträge
Waa mag nun zu dem ungünstigen Ergebnis geführt
haben ' I >ie Aufgabe wäre doch namentlich für künstlerisch
gebildete Kräfte eine sehr verlockende gewesen, Ks war dem,
der mit Arbeit nicht überhäuft war. genügend Zeit gegeben,
um sich an allen sechs Aufgaben zu beteiligen: dem der
zu sehr beschäftigt war, bot sieh Gelegenheit, nur eines
oder einige Gebäude zu cntwcrlcn und dabei konnte sich
No. 53.
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Jeder nach seinen Kräften eine einfachere oder »schwie-
rigere Aufgabe auswählen. Es haben sich denn auch 38 Be-
werber an nur einein, 8 an zweien, 6 an dreien, 2 an fanfen
und nur 1 Bewerber an allen sechs Gebäuden beteiligt
Die Gesamtanlagc der Aufteilung war durch den
Lageplan bestimmt, also der schwierigste Teil, der ohne
genaues Studium der Örtlichen Verhältnisse nicht zu be-
arbeiten gewesen wäre, bereits gegeben. Es ist nun im
Preisgericht die Vermutung ausgesprochen worden, daO ge-
rade letzterer Umstand ein Abhaltungsgrund für Verschie-
dene gewesen «ein könne, denen dadurch, daü sie nicht frei
disponieren konnten, die Lust von vornherein benommen
worden sei. Diesen Grund kann ich nicht gellen lassen.
Es ist absolut keine Notwendigkeit vorhanden, daü die
ganze Ausstellung in allen Teilen von einem und dem-
selben Künstler entworfen wird und man bei jedem Ge-
bäude eine allzu groUe Rücksicht auf die benachbarten
nehmen muß. von denen ja verschiedene vom Wettbe-
werb ganz ausgeschlossen waren. Durch den Versuch,
verschiedene Architekten heranzuziehen, war beabsichtigt,
auch in der Ausführung einen Wettbewerb zu veran-
stalten, wie dies auf Weltausstellungen ja auch geschieht,
wo die verschiedenen Nationen ihre Rcprasentations- Ge-
bäude unabhängig von einander in unmittelbarer Nach-
barschaft neben einander zur Aufstellung bringen. Ein
anderer Grund mag der gewesen sein, dall von Bayern
aus Wettbewerbe im Allgemeinen geringer beschick*! zu
werden pflegen, als von anderen Staaten und der Wett-
bewerb für die 1906er Ausstellung au» begreiflichen Grün-
den ein auf Bavern beschränkter sein mulite; ein letzter
Grund, daü das Vorgehen in Bavern seit einigen Jahren in
Wettbewerben lokaler Natur l.nlust zu ferneren Beteili-
gungen an Wettbewerben erzeugt haben mag. Immerhin
hätte Besseres erwartet werden dürfen. Der Ausfall dreier
anderer Wettbewerbe, die in jüngster Zeit in Nürnberg
zur Ausschreibung gelangten: für das Ausstellungsplakat,
dann für einen öffentlichen Brunnen in der Frateranlage
und einen solchen auf dem Melanchlonplalz haben übrigens
ein ähnlich geringes Ergebnis gehabt
Auf unseren Fall zurückkommend ist noch anzuführen,
daß sich nach den Bedingungen die Ausstellungs-Leitung
vorbehalten hatte, unter den Preisträgern eine Auswahl
zu treffen, ob und welchen von ihnen die Ausführung
ihrer Entwürfe inbezug auf den architektonisch künstle-
rischen Teil gegen besondere Vereinbarung übertragen
werden sollte. Dies hätte doch einen besonderen Reiz aus-
üben sollen, denn, da auüer den zum Wettbewerb ausge-
schriebenen Gebäuden noch eine grolle Anzahl anderer
auszuführen verblieb, so konnte Jeder, der einmal zur
Beteiligung kam, hoffen, dab er dann auch noch bei an-
deren Gebäuden hätte mit beschäftigt werden können.
Immerhin ist die Zahl der preisgekrönten und der zum An-
kauf empfohlenen Arbeiten groll genug, um aus der Reihe
ihrer Verfasser Kräfte auswählen zu können, welche zur
Bearbeitung der endgültigen Entwürfe unter der Ober-
leitung des Hrn. v. Kramer geeignet erscheinen und her-
angezogen werden können.
Auf eine nähere Besprechung der einzelnen Arbeiten
einzugehen, ist unter den obwaltenden Umständen nicht
erforderlich Wenn die Angelegenheit weiter gediehen
ist, wird es eher am Platze sein, Abbildungen von den
Entwürfen zu bringen; eine Veröffentlichung der einge-
laufenen Skizzen könnte nur ein falsches Bild von der
geplanten Ausstellung «eben. Dali diese trotz des mangel-
haften Ergebnisses des Wettbewerbes sich ihren Vor-
gängerinnen würdig an die Seite stellen wird, muü nun
Sorge der Kräfte "ein, welche an der Spitze des ganzen
Unternehmens stehen. - E. Hecht, Aich.
Preisbewerbungen.
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Kathedrale
In Patras, den wir S. 567 u. 571 Jahrg. 1002 besprachen,
liefen 62 Entwürfe ein. Trotzdem die kgl. Akademie der
Künste in Berlin mit dem Prcisrichtcramte betraut war,
scheint die hervorragende deutsche Architcktcnschaft sich
zurückgehalten zu haben, denn die Preise fielen nachFrank-
reich, Oesterreich und Italien. Es erhielten den I. Preis von
10000 Fr. der Arch. Emil Robert aus Clamart, den II. Preis
von 6000 Fr Arch Rud. Dick aus Wien und den III. Preis
von 2000 Fr. Arch. Enrico Paniconi aus Rom. —
In einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für eine
Synagoge In Dessau entschied sieh das Preisgericht zu-
gunsten des Entwurfes der Ilm Cremer & Wolffen-
stein in Berlin.
Wettbewerb Gymnasium Rheine. Verfasser des durch
eine lobende Anerkennung ausgezeichneten Entwurfes
„Khcina- Wolbeck" ist Hr. Arch. Arth. Müller in Stuttgart,
dem gleichzeitig für einen anderen Entwurf ein III. Preis zu-
erkannt wurde; Verfasser des Entwurfes „Motlensohüssel"
sind die Hrn. Georg Thofehrn und M. Jagiclski in
Hannover. — ■
Chronik.
Der Entwurf zum Hamburger Hauptbahnhol steht nun-
mehr le»t. Bekanntlich hatten lieh die Architekten Reinhardt ft
Suiif of ulh in Charlotlenburg >□ dem scioerzeitigen Wettbe-
werb um dieses Gebäude mit einem Entwurf in modernen Formen
erfolgreich beteiligt. Auf Wnnsch den Kaiser» jedoch wurde der
Entwurf in die Formensprache der norddeutschen Seestädte ge-
kleidet und in dieser Gestalt auch von demselben genehmigt.
Nunmehr ist den Arrhitekien durch die kgl. Eisenbahn- Direktion
die Bearbeitung des künstlerischen Teiles des Gebludes, soweit
architektonische Formen irgend welcher Art infragc kommen,
übertragen worden. Der Bahnhol muß zum 1. Okt. 1906 dem Ver-
kehr übergeben werden. —
Dl* neue Pfarrkirche In Ismaning bei München, ein Werk
des Architekten Hans Schurr in München, ist am 3.4. Juni einge-
weiht worden. Das im romanischen Stil erbaute Haus hat eine
lichte Mittelschiffbreite von 14 m. —
Die Bodensee -Toggenburgbahn soll im Frühjahr 1005 be-
gonnen werden. Die Bahn, welche den Charakter einer interessan-
ten Gebirgsbahn haben wird, wird eine Reihe bemerkenswerter
konstruktiver Anordnungen aufweisen. —
Der Neubau des kgl Hoftheaters In Kassel, nach dem
Entwurf des Architekten Karst in Kassel, ist für die Stelle des
FriedrichsplaUci geplant, wo da« jeuige Aueior steht. Der Kosten-
aufwand ist mit 3300000 M. veranschlagt, von welchen 500000 M.
die Stadt Kassel beitragen soll. —
Die Grundsteinlegung zum neuen Allgemeinen Kranken-
hause In Wien, sowie der klinischen Univcrsitats- Institute, einer
groBgedacbten Anlage zwischen Spitalgasse und Wahriuger Gflrtcl,
hat am ai. Juni d J. stattgefunden. —
Die Anlage einer Edertal-Sperre bei Schlot) Waldcck ist
mit einem Aufwände von 13,7 Mi 1 1 M geplant. Ks handelt sich
um die Herstellung eines grollen Sammelbecken* von 170 Mill. cbm
Fassungskraft an der mittleren Kder oberhalb Hemfurth -
a. Juli 1904
Zweite Neckarbrücke In Mannheim. Dem BOrgcraussehuß
wird der Entwurf einer zweiten Neckarbrtlcke vorgelegt werden.
Die Kosten sind auf 3 300 000 M. berechnet und die Arbeiten sollen
womöglich noch in diesem Jahre begonnen werden, aodali die
Brücke lum Stadljubilaum (1006) eilige
DI« Einweihung der katholischen Kirche In GroO-Llchter-
felde, die den Namen „Naiarethkirche zu Ehren der heiligen Familie'
erhalten bat, hat am 19- Juni stattgefunden. Die Kirche, im marki-
schen Backsteinstil errichtet, bildet zusammen mrt dem in Back-
stein und Fachwerk erbauten Pfarrhausc sowie mit einem spater
*u errichtenden Schwesternbeim eine malerische Baugruppe, für
welche Hr. Geh. Reg. -Rat Prof. Ch. Hehl in Charlottenburg die
EnlwOife fertigte. —
Die Regulierung der Isar und die Ausnutzung ihrer
W.nserkrifte im Süden von Münche n sieht ein Plan vor,
weh her vom Stadlbauamtc von Manchen ausgearbeitet wurde. Die
Kosten für die gesamte Anlage sind aul 5 470 000 M. veranschlagt.
Mao hofft, mit der Anlage rd. 7600, oder bei Annahme eines 80%
Nutzeffektes rd 6000 PS. zu gewinnen. -
Die Errichtung einer Bismarcksaule Im Kurort WUhelms-
b«d bei Hanau wurde nach dem Entwurf des Hrn. Arch. Wilh.
Kreis in Dresden beschlossen. Die Bausumme betragt 26 000 M —
Museum für Völkerkunde für Hamburg. Der Senat be-
antragt bei der Borgerschaft den Bau eines neuen Museums lor
Volkerkunde. Das Museum soll an der Rotcnbaum- Chaussee er-
richtet werden. —
Ein« Zentralschulanlage mit Turn- bezw. Festhalle In
Neugersdorf bei Zittau wild nach den Planen der Architekten
Gebr. Kießling in Kotzscheobroda-Dresden und unter ihrer Bau-
leitung errichtet- —
Die gewerblichen Fachschulen der Stadt Köln feiern Ende
Oktober d. J. das Fest ihres as-jahrigen Bestehens. Die Feier soll
werden mit der Einweihung der neuen Maschinenbau-
<r, welche die Stadt Köln mit einem Kostenaulwmide von rd.
3 Mill. M.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Telegr.-lng Prof. Dr. Breisig ist
2. Ob.-Telegr.-Ing. im Keicbspostamt und der Postbauinsp. Brt.
Rubach s Keg-Rat u. Verwalt -Mitgl. der Reicbsdruckerci ernannt.
Der Garn.-Bauinsp. Ludwig in Stettin ist mit der Bauinsp.-
Slelle bei der Bauverwaltg. d- Ostasiat- Besatzungs-Brigade beliehen.
Der Garo.-ßauinsp. Duerdoth in SteUin ist als lechn. Hilfsarb. 1.
Int. des 11 Armee-Korps versetzt.
Der Mar -Brt Heisermann ist s. Mar.-Ob.-Brt. und Schill-
bau-Betr.-Dir., der Mar.-Bmstr. Rcilz z. Mar.-Ob.-Brt. u. Maschinen-
bsu-Bctr.-Dir , der Mar.-Bmstr. Kol lmanii 1. Mar.-Brt. und Halen-
bau Betr.-Dir. und der Kgl. preuö. Brt. Ehrhardt 1. Kais. Reg -
u. Brt u bautechn. *t*nd, llillsarb. im Kcklisamt des Inneren ernannt.
Baden. Dem Ob -Brt. Prof. Dr. Warth au der Techn. Hoch-
schule in Karlsruhe ist das Ritterkreiu den ( Irden* HcrthnM I. verlieh.
Der Reg.-Bmstr- J o a r h 1 m in Bruchsal ist r.. liahnbauinsp. nach
Ottenburg versetzt.
Preußen. Dem Geh. Ob -Bit , Prof Karl Hoimannin Darm-
stadt ist der Rote Adler-OrJen Hl Kl . dem Oberingen. Schotte,
Prof. an der Techn. Hochschule in Danrig der Kote Adlcr-Ordcn
IV. Kl. und dem Brt. Kud 11 a a c k in F.berswalde der Kgl, Kronen-
Orden III. Kl verliehen.
Versetzt sind die Reg -Bmstr.: Breitspre<-her von Danzig
nach Nakel and P 1 1 11 k e von Nienburg nach Westerland a. Sylt.
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Zur Beschäftigung uberwiesen sind die Ree -Bmatr Geniel der streichen ? Sollte es möglich sein, durch Behandlung mit einer cherni-
Rcf. in Merseburg, l'roske der Reg. in Sude, Burkowitz der icheo Substanz (vielleicht Salzsäure) den jeuigen schwirren Ton tu
Reg. in Schleswig, derlei der Reg. in Königsberg i.Pr., Seyf ferlh beseitigen und durch das schone Blaugrun zu ersetzen? Muß die be-
in Geestemünde der Kgl. F.isenb -Uir. in Essen und Wiedcmann stehende Oberfläche zuerst abgerieben oder abgeschliffen werden,
in Schleswig der Kgl. Ei»enb.-Dir. in Breslau. damit der rote natürliche Kupferton wieder zum Vorschein kommt.
Die Rejj.-Bfhr. Walter Hoffmann aas Berlin, Karl Marcus und kann jene erst dann in der Weise behandelt werden, wie es zur
aus Dessau, Herrn Baumann au» Kerspenhausen und fiusU Erzeugung der grünen Farbe notwendig Ut? — P. in Zürich.
r>CL!n,?,r. ""f?™ (Hochbfch.); - Dagobert G r . e I t e r «u. Fragebe.ntwortungen au« dem Leserkreise.
(■r-Strchlitz uod Anker flonemann aus Altona Eisenbich.): — ., . , _ f. „ . ,., „ . „,
Alfr. Wangnick aus Seligerfeld und Ludw. Heidt aus Alt- , Anfragedes Hrn. Sladtbmstr R in Wekenborg ,n No.asware
Strehlitz i Meckl. fMaseh,ßfch.) s,nd zu Reg-Bmstrn. ernannt. ™*tvat£" logarithmo-graphrschen Tabellen, von Alb.Frank
Der Ei,enb.Dir. Koenig in Gr.-ilswald ist gestorben. indem Werke: .die Be rechn u og der Kan, le u Roh rler t un -
gen* (erschienen beiR Uldenburg-JlQnchcnlOber dieangeregte Frage
genauen Aufschluß geben — F, H. Haertinger, Ing. in München.
Brief- UOd Fragekasten. Es gibt eine ganz vorzügliche derartige Tabelle von Dipl. Ing.
u,„ r tj ,_ -» «-„ r;..^».. --. u.. j.../«k... Heyd, erschienen bei Schlapp, Buchhandlung in Dariastadt. Die
Hrn. J. M. In öt. sie linden enl sprechende Ausführungen -t--^-,i- ...... _ , VI' , . k ^ , „ tr . . ,
r\. c . j_ c j„r -. Tabelle gestattet von den inbetracbl kommenden a--t Vs-air n
i Dlsehe. Bztg. 1901, 5. 13a, 14Q und loot, S. 10a und aaa. Es ist je~ u - j- ■. r <>■■ o 1. j 1. _ r> 1 - 1/ -. j .
_. .„ _„L...nTj:I~» , „„, * k 5. r .. (Geschwindigkeit, Gefalle, Rohrdurchmesser, Rubigkeilagrad usw.)
eine der merk würdigsten Anomal en unserer Kunstscbutz-Gesetz- , . , ' .- ' . \r 1 u j TT ... '
j « _ « a /■• 1.» j t>*. . f < »tetse ne nach dem graphischen Verfahren des franz Mathematikers
gebung, daß vom Aeußerrrn eine« Gebäudes eine Photographie auf- u .__ r\ -r 1 1 ■ . . „. - .... . -. .
genommen und bibliographisch verwertet werden kann , ohne daß ^ "cagne zu bestimmen D,e Tafel ist sehr obers.chthch, mit Anwen-
der Urheber ein Recht de. Einsprüche, hat, <l.ß aber .lern Photo- teh^Ä"^"!'^" nf^V Mk
grapben. der die« Aufnahme macht, das pbotogr.phische Bild ge- beIt ™ Zf^r2*\Uc sind ^h Z^^hShlZL^faDL
schützt ist. In dem neuen Gesetzentwurf betr das Urheberrecht . Derartig«: Tsbellen sind nach genauen Beobachtungen für Dres-
iif u j l ij j lt . j j- \< uni. - _ u _ den aufgestellt und in einem Auls.»;/ über Kai ausation in der Holz-
an Werken der bildenden Kunst sind diese V erhältnisse gemildert — _,. . * •.„., ... u...< 1 l„ .0 ... ... u. j - 1
* miodener Zweitschrift für Baubandwerker 1893 verolfenthcbt desgl.
Anfragen au den Leserkreis. in der „Dtsch. Bauztg ■ i88j, S 90, ia8, at» — Gebr. B in W
Eioc hiesige, vor 15 Jahren erbaute prächtige Villa im italienischen -• - ■ _ — . . ,
Renaissancestil ist mit einer großen Kuppel geschmückt. Die Ein- ,1"JJ»K: ü*" neu* Rathaus in Charluueobiur ISchlu»,. - Der Hafen
de, kung der letzteren fand , 7 mi, Kupferblech statt, welche, im ^MAtSÄ^^^
Laufe der jähre eine grausch warzc Farbe bekommen hat. Der Ausstellung™ Xarnberg 1936. - PreitbeTverbuBgen. - Chronik. - Prr<.o-
Kesitzer ist darüber nicht sehr entzückt, umso mehr nicht, als er s. X. nal - Sachru-hW — Hrnf- und FisgekaHim — Bekanntmachung des Ver-
das Kupferdach in der Voraussetzung erstellen ließ, es würde mit den bände» deutscher Arch.. und hag.-Vereine.
lahren eine schone g r One Farbe erhalten, wie das so ausgesprochen ... o-ijl 1 T. ~ä .i. - r-u 1 .. u
bei einigen Kupfer Beda, hungen am Zwinger in Dresden der F.II ist. Hierzu eine Bildbeilage : Das neue Rathaus in Charloltcnburg.
Wie w.\re es nun zu erreichen, diesem Kupferdach eine rost- Verlag der Deutschen Bauzeitung, G. m. b. Ii., Berlin. Far die Redaktion
grün«: Farbe zu geben, obne dasselbe gerade mit Oclfarbe anzu- verautwcrtl. Albert Hoiraann, Berlin. Drurk van Wilh. Grtu, Berlin.
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
Tagesordnung der XXXlil. Abgeordneten -Versammlung in Düsseldorf am Freitag, den 9. und
Sonnabend, den 10. September 1904.
I. Geschäftlicher Teil.
1. Allgemeine Mitteilungen. Vorlage des Geschäftsberichtes
2. Abstimmung Ober die Aufnahme des Vereins der Architekten und Bauingenieure Essens.
3. Bericht Ober die Einnahme des Verbandes aus seinen literarischen Unternehmungen.
4. Vorlage der Abrechnung 1903. Berichte der Rechnungsprüfer. Wahl von 3 Vereinen zur Rechnungs-
prüfung für 1904.
5. Wahl eines besoldeten Geschäftsführers anstelle des bisherigen Geschäftsführers Hrn. Eisclcn, der mit
Ablauf seiner Amtsperiodc am 1. Januar 1905 auf alle Falle ausscheiden will. (Hierzu folgt eine be-
sondere Vorlage.)
6. Vorlage des Voranschlages für 1905. Festsetzung der Mitglicdcrbeiträgc für dieses Jahr.
7. Antrag des Hamburger Arch - und "lng.-Vcreins betr. Abänderung des § 26 der Verbands-Satzungen.
8. Antrag des Arch.- und Ing -Vereins zu Kassel auf Bewilligung eines Beitrages zu einem Denkmal für
Ungewittcr in Kassel.
9. Bewilligung eines einmaligen Beitrages an das Museum für Meisterwerke der Naturwissenschaft und
Technik in München.
10. Vorlage einer Uebersicht über die bisherigen Ausgaben für das Werk: „Das Bauernhaus im deutschen
Reiche und in seinen Grenzgebieten" und Antrag auf Bewilligung der voraussichtlich noch aufzuwen-
denden Mittel zu seiner Fertigstellung.
1 1. Wahl zweier neuer Vorstandsmitglieder anstelle der ausscheidenden Herren Buben de v und v. Schmidt,
welche seit 4 Jahren im Vorstande, also nach § 26 der Satzungen nicht wieder wählbar sind.
12. Wahl des Ortes für die Abgeordneten- Versammlung 1905 und die Wanderversammlung 1906.
13. Bericht über den Fortgang des Werkes: »Das Bauernhaus im deutschen Reiche und in seinen Grenzgebieten".
i+. Bericht über die Neuauflage des Nortnalprofilbuches für Walzeisen.
15. Bericht Ober das Werk über den Feuerschutz von Eisenkonstruktionen,
16. Bericht über die Tätigkeit der ständigen Ausschüsse, a. Fachausschüsse, b. Wettbewerbs- Ausschuß.
17. Nicht auf der Tagesordnung stehende Mitteilungen geschäftlicher Art.
IL Technisch-wissenschaftlicher Teil.
A. Ausführung der Beschlüsse der Abgeordneten-Versammlung in Dresden.
18. Eingabe usw. betr. Gebühren der gerichtlichen Sachverständigen (Referent der betr. Ausschuß).
19. Erläuterungen zu den Bestimmungen über die zivilrechtliche Haftbarkeit (Referent der betr. Ausschuß).
20. Normalien für I Iausc iitwässerungs-I.eitiingen und Vorschriften für die Ausführungen der Leitungen (Re-
ferent der bestehende Ausschuß!.
21. Werkvertrag zwischen Bauherrn und Unternehmer mit allgemeinen Bedingungen, sowie Vertrag zwischen
Bauherrn und Architekten oder Ingenieuren (Referent der bestehende Faeh-Ausscbuti für Arch. u. Ing.l.
22. Einheitliche Bestimmungen für Eisenbeton-Konstruktionen (Referent der betr. Ausschuß des Verbandes).
23. Grundsätze für Wettbewerbe (Referent der betr. Ausschuß).
24. Kommentar zur Gebührenordnung (Referent der betr. Ausschuß!
B. Neue Vorlagen.
25. Stellungnahme des Verbandes zu dem Entwurf eines Urheberrechtes an Werken der bildenden Kunst
und der Photographic.
26 Nachträgliche noch nicht in die Tagesordnung aufgenommene Anträge.
Frankfurt a. M -Berlin, im Juni 1904
Der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Neher. Bubetuley. v. Schmidt. Haag. Eiselen.
33a *o. 53.
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§ DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 54. BERLIN, DEN 6. [ULI 1904
Die Umgestaltung von Alt-Brüssel
wischen der Nieder- und <I<T Oberstadt von Brüssel
mangelt es an den nötige* Verkehre- Verbindungen.
Die idt umfaßt das Kathaus, die Marktplatze
und Hanptgescblftsviertd, in der Oberstadl befinden sich
die Paläste, StaatsgebAude und vornehmeren Wohnstraßen.
I »er Höhenunterschied beträgt in dem auf unserem (.agcplan
dargestellten Stadtteil nicht weniger als 58,08 — 23,13 rd
35 m Die Verbindungen von unten nach oben beschränken
sich im wesendichen auf die beiden Straßcnzügc Rue de la
Montagne — Kue Ste. Gudule — Rue du Treurenberg und
Kue Madeleine Kue Montagne de la cour, beide steil (bis
1 : 10) und eng tbis 8,5 ml. Die Anlage von Straßenbahnen
mit tierischem oder elektrischem Betrieb war hiernach
nicht angängig. Her alte Stadtteil zwischen diesen Straßen-
zügen, das Quartier de la Puttene und das l'nivcrsiläts-
viertcl blieben in der Entwicklung zurück
Seit langen Jahren plant man Verbesserungen, die
den heutigen Verkehrs-Anforderungen entsprechen und
neues Leben in die alten Viertel bringen sollen. Kein
Geringerer als der König selbst de „K01 Batisseur"», und
nicht zuletzt der kunstsinnige frühere Bürgermeister Karl
Buls, beteiligten sich an den Entwürfen, deren Schwierig-
keiten einesteils aus den hohen Bodenprcisen der Laden-
straßen und anderenteils aus zwei gleichzeitigen Bauab-
sichten des Staates entsprangen. Ein I.icblingsgcdanke
des Königs war n.lmlieh die Schaffung des sogen .Moni
des Arts" durch Erweiterung der Museen und Vorrückung
derselben in die Hauptfront der Rue Montagne de la Cour,
und eine Notwendigkeit des großen Eisenbahnverkehres
«TU die Verbindung des Nordbahnhofes mit dem Süd-
bahnhof mittels Schaffung einer unterirdischen Stadt-
bahn, deren zentrale Haltestelle nur in dem Quartier
de la Puttcrie Platz finden konnte. Nach Berliner Vorbild
werden die Züge nach Paris demnächst auf dem Bahn-
hofe Schaerbcek, nordlich von Brüssel, gebildet werden
und die Stadt durchqueren, während die nach Holland
und Deutschland bestimmten Züge im Süden von Brüssel
t>ei Forest entspringen und die Stadt in nordlicher Richtung
unterfahren werden. Unser Lageplan zeigt die Zentral-
hallestelle (Hauptbahnhof wlrc zuviel gesagt) als annähern-
des Rechteck von 75 zu 142 ■ in dem groflen Mittelblock,
zeigt ferner die Erweiterung des Museengebäudes mit Vor-
platz und Freitreppe. Der Gesamtplan der Umgestaltung
ist unter Zurücklegung und Abänderung früherer Entwürfe
allmählich in Teilen entstanden, ist aber schließlich von
Staat und Siailt einheit-
lich zusammengefaßt und
zum Gegenstand eincs
Vertrages gemacht wor-
den, der die technischen
und finanziellen Seiten
des gewaltigen Unter-
nehmens regelL
Die neu zu gewinnen-
denHauptverkehrslinien
zwischen Nieder- und
Oberstadt bilden ein Y.
Der untere Zweig dieses
Buchstabens ist ein ge-
krümmter Durchbruch
von der Vereinigungs-
stelle der Straßen de la
Montagne, des Eperon-
niers und de Madefeine" )
bis zur Straße Marchc
NU bois ; der linke obere
Zweig führt zur bisheri-
gen Inipasse du l'arc, an
welche sich die Rue de
la Loi, eine Hauptstraße
der oberen Stadt, an-
schließt ; der rechte obere
Zweig erreicht im großen
Rogen das obere Ende
der Straße Montagne de
laL'our und dadurch die
Place Royale. Die Krüm-
mung dieses Straßen-
zuges hat zwar auch
schönheitliehe Bedeu-
tung; ihre eigentliche
Begründung ist aber eine
praktische: Verlänge-
rung der Linie behufs
Ermäßigung der Stei-
gung und Umgehung allzu kostspieliger Enteignungen. Das
SteigungsverhAltnis wird aul der Strecke AIK' nach
dem Architekten, der sje zuerst vorschlug Rue Maquet
genannt — bis auf 1 : 19. auf der Strecke Ii V bis auf 1 : 16
ermäßigt Die Straßenbreite soll von A bis ft 22 m, auf
den Abschnitten ß C und B D ao ,n betragen Umgangen
sind insbesondere die Universität, die Socicto Generale,
die ( aissc des Reports, die Häuser des (Irafen l'rsr| und
des Fürsten t'himay, sowie die Bntqac de Paris, außer-
dem mehrere kleine Inseln von Oesehäftshäiisern, die aus
der Abbildung ersichtlich sind. Die zukünftigen Strafen
bahnlinien sind eingetragen Von der Maquet-Straße soll
eine iB m breite neue Straße nach dem städtischen Bei-
geordneten für das Bauwesen Kue Leurs genannt auf die
Mitte der neuen MnscunMfaasade fuhren Die Universität
erhält einen Vorplatz und neue Flügelbauten an der IMz-
markt-Slraße. I eher dem südlichen Teil der Zeniralhalte-
stelle soll ein Neubau Mir eine Warcnlxirse 140. 75 m) er-
richtet werden mit Zugäugen von drei Straßen. Die
I Auf dir Vrrdrilt*, hunr drr Mi jlf iiratnrn ist hi«T Yrrzictilrt, irnl
tir eich nur zomtrri durrhlnhirn Itettr
333
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Straßen Ste. Gudule und Duquesnoy werden duTch eine
gleichfalls gebogene neue Strafte verbunden, deren mittlere
Strecke 30 ■ breit ist und den Bahnhofsvorplatz bilden
wird. Rechtwinklig zu diesem soll eine ao" breite, im Ver-
hältnis 1 : 16 ansteigende Straße den unmittelbaren Bahn-
hofszugang von der Stadtmitte ermöglichen. Dali der
Bahnhofsvorplatz im durchgehenden Straßenverkehr liegt,
dürfte als eine Schwäche des Planes zu betrachten sein.
Bemerkenswert ist, abgesehen von dem den Stadt-
bahnhof und die Börse enthaltenden Baublock, die Klein-
heit der Blöcke und deren oft dreieckige und zumeist
spitzwinklige Form. Obschon letztere bei Kampenstraßen,
die dem Gelände sich anpassen, überhaupt nicht zu ver-
meiden Ut, darf für Belgien die große Beliebtheit der
— abzukantenden oder abzurundenden — Blockspitzen
für Geschäftshäuser mit großer Kassadenentwicklung her-
vorgehoben werden, Und die Blockahmcssungcn werden
verständlich, wenn man erwagt, daß in Brüssel bei dem
gänzlichen Fehlen der Mietkaserne Baustellen für Ge-
schäftshäuser oder Wohnliäuser von 6 zu ao ■» bis herab
zu 5 m Breite bei 15 "»Tiefe keine Seltenheit sind. Unge-
wöhnlich, für deutsche Verhältnisse, ist auch die Beibe-
haltung und Neuschaffung sehr schmaler Nebenstraßen
bis herab zu 5 m Breite.
Die Geldbeschaffung für die Ausführung des ausge-
dehnten F.ntwurfcs wird dadurch erleichtert, daß die
Straßenbahn • Gesellschaft für die Durchführung der Im-
passe du Parc einen Zuschuß von 3,5 Mill. Fr. zahlt; daß
der Staat sich, neben dem Bahnbau, mit einem großen
Teil der Straßen-Herstellungskosten belastet, zu welchen
die Stadt nur 500000 Kr. beitragt; daß endlich der Staat
bezüglich des kostspieligsten Plantciles, umschlossen von
den Straßen de la Montagnc, Arcnbcrg, Marche aux Bois,
Cantersteen und Madclcine eine KosteobOrgschaft gegen-
über, der Stadtgemeinde übernommen hat. Diese Bürg-
schaft geht dahin, daß die Einnahmen aus dem Verkauf der
neuen Baugrundstücke die Enteignungskosten der bisheri-
gen Liegenschaften mindestens decken werden. In Belgien
besteht bekanntlich zugunsten der Gemeinden die sogen.
Zonen-Enteignung, ohne die eine so eingreifende, den
großstädtischen Verkehrs- und Baubedürfnissen entsprin-
gende Umgestaltung überhaupt nicht ausführbar wäre.
Von der Höhe des „Parkes", der am Rande unserer
Abbildung beginnt, bieten sich herrliche Blicke dar Ober
die Niederstadt Die Erhaltung dieses Panoramas der
Stadt ist an einzelnen Punkten durch besonders hohe
Neubauten infrage gestellt worden; einige derselben hat
der König aus seinen Privatmitteln angekauft, um sie er-
niedrigen zu lassen. Die Wiederkehr solcher Störungen
wäre bei der Neubebauung des hier behandelten, auf
dem Gehänge zwischen Nieder- und Oberstadt entstehen-
den Stadtteiles nicht ausgeschlossen. Zu den Baubedin-
gungen gehören deshalb auch eingehend erwogene Höhen-
beschränkungen, deren hier nur Erwähnung getan wer-
den soll; zu ihrer Würdigung würde die Veranschauürhung
des ganzen Gcländerelicfs nötig sein.
Die Stadtgemeinde Brüssel ist im Begriff, die be-
deutendste Umgestaltung vorzunehmen, die bisher in
belgischen Städten geplant wurde. Sic erstreckt sich auf
etwa 25 >'» der mittelalterlichen Stadt. Man wird bereit
sein, nicht blos die technische und wirtschaftliche Be-
deutung des Planes, sondern auch seine schönheitlichen
Vorzüge anzuerkennen. Zunächst sollen die Maquel-Straßc
und die Durchführung der Impasse du Parc fertiggestellt
werden, damit dort die behufs Anlage des Museums -Vor-
platzes zu enteignenden Geschäftsleute sich anzusiedeln Ge-
legenheit finden. Für die Erbauung von Arbeiter-Wohn-
häusern, für welche die neu entstehenden Straßen zu kost-
spielig sind, wird gleichzeitig an anderer Stelle der Stadt
gesorgt werden. Möge das große Werk gelingen: Dem
Finanz- und Bautenminister (trafen deSmet de Nacycr,
dem Eisenbahnminister L i e b a e r t und dem jetzigen Büruer-
meislcr de Mol, den Vätern des Vertrages zwischen Staat
und Gemeinde, werden die Bürger von Brüssel noch
lange Dank schulden für eine hochbedeutsame Verbesse-
rung und Verschönerung ihrer Stadt. — j <$tflODen
Vermischtes.
Röhm's zerlegbare Ofenmäntel aus Einzelwänden. Diese
Erfindung hat den Zweck, Heiz Vorrichtungen aller Art mit
Kachel-, Fliesen-, Marmor- oder anderer Üntmantelung zu
verschen, ohne am Aufstellungsort irgend welche Arbeiten
verrichten zu müssen. Es werden hierzu Verkleidung—
tafeln oder Einzelwände verwendet, die mit leicht he-
beren Verschlüssen verschen und im Voraus in der Werk-
stälte angefertigt sind. Freistehende Ummantelungen wer-
den lediglich durch das Ancinanderschicbcn oder An-
drücken der entsprechenden Anzahl Einzclwänd«- gebildet
334
Bei an der Wand stehenden z. B. dreiseitigen Heiz- oder
OfenmAnteln genügt das Einschlagen einer Schraube, um
die zwei Seitenteile damit an der Wand festklemmen zu
können, während das Vorderteil durch Andrücken an die
2 Seitcnwände mit diesen verbunden wird.
Die Verbindung der Einzclwände an einander erfolgt
mittels Schnappverschlossen, die entweder paarweise oder
sämtlich unter einander verbunden sind und welche durch
einen Druck auf den vorhandenen Knopf gleichzeitig ge-
öffnet werden können. Es kann demnach das Zerlegen
der Ofenmäntel ebenso rasch wie das Aufstellen vollzogen
werden, und zwar ebenfalls ohne Erzeugung von Schmutz
oder sonstige Störung.
Durch die allzeit schnell ausführbare Zerlcgbarkeit
ist die Möglichkeit geschaffen, nicht nur die glatten Innen-
flächen der Ummantelung, sondern auch die frei dahinter
aufgestellten Dauerbrand- oder anderen Oefen, die Heiz-
körper der verschiedensten Art, Gasöfen usw. jederzeit
gründlich zu reinigen.
Die Herstellung der Verkleidungstafeln oder Einzel-
wände erfolgt unter Benutzung von zwei Arten Eisen-
rahmen, die sich durch die verschiedene Gestaltung der
Ecken, an welchen die Verschlüsse befestigt sind, unter-
scheiden. Abbildg. 1 (S. 335) stellt die Ansicht der beiden
Abbildg. 5 Ofenverkleidung in Marmor.
mit h und f bezeichneten F.inzelwandrahnien, je halbseitig
gezeichnet dar, während der Grundriß, Abbildg. 2, in der
oberen Hälfte einen geschlossenen, in der unteren Hälfte
einen geöffneten, vierseitigen Ofenmäntel wiedergibt Be-
trachtet man die Linie re in Abbildg. 2 als Wandlinic, dann
stellt jeder halbe Grundriß einen dreiwandigen Heizmantel
dar. Abbildg. 3 zeigt die oberen Ecken zweier Einzel-
wandrahmen mit vierfach gekuppelten Verschlüssen vor
dem Aneinanderrücken. Abbildg. 4 gibt eine obere Eck-
Darstellung zweier fertiger Einzelwände, die völlig ver-
bunden sind, wieder; Abbildg. 5 schließlich zeigt eine in
Marmor hergestellte Verkleidung.
1 >ie durch deutsches Kcich~patcnt und Gebrauchsmuster
geschützten Konstruktionen des Nürnberger Architekten
David Köhm sind auch für elagcnförmigc oder Ober Eck
gestellte Heizmäntct verschiedenster Art anwendbar. Eben-
so dienen diese Vcrkleidungstafcln zur Bildung von Ofen-
wänden oder zur Bekleidung von anderen Wandflächen
oder auch von Decken. —
Die Bauten auf dem Sonnenstein bei Pirna. Vor einigen
Wochen veröffentlichte der bekannte KunstschrillsteUer
und 1 lerausi;eber des „Kunstwart", Ferdinand Avcnarius,
in Dresdner Tagesblattcrn eine scharfe Kritik Ober die
neuen Bauten auf dem Sonnenstein bei Pirna. Die alte
Veste Sonne nste in dient jetzt bekanntlich als Irrenanstalt
No. 54.
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und untersteht in baulicher Hinsicht der von der übrigen
Staatsbauverwaltung unabhängigen Bauinspektion im Mini-
sterium des Inneren. Da die vorhandenen Baulichkeilen
nicht mehr ausreichten, zumteil wühl auch baufällig waren,
sind in den letzten Jahren große Neubauten ausgeführt
worden. Diese Neubauten weichen in mehrfacher Be-
ziehung von den sonstigen Staatsbaulen ab. indem sie
nicht nur — im Gegensatz zu der jetzt in Sachsen ge-
übten Sparsamkeit — eine reiche Verwendung reiner Sand-
steinarbeiten und bildnerischen Schmuckes zeigen, son-
dern — und das ist es, was Avenarius angreift — indem
sie ohne Rücksichtnahme auf ein harmonisches Zusammen-
klingen mit der schönen, durch Natur, altchrwürdigc Kunst
und Geschichte geheiligten Umgebung lediglich ihre Son-
derexistenz hervorheben.
Wenn wir Avenarius auch nicht in allen Funkten
folgen können, vielmehr zu berücksichtigen haben, dali
das Bedürfnis des Tages oft mächtiger ist als das Verlangen
nach einheitlicher Gestattung, so müssen wir doch dem
AW»Uo.\.
Preisbewerbungen.
In einem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Bennigsen-
Denkmal In Hannover erhielt den I. Breis von 3000 M.
Hr. Bildh. Gundelach in Gemeinschaft mit Hrn. Arch.
Otto Lüer, beide in Hannover; den II. Preis von aooo M.
Hr. Bildh. H. Dammann in Charlottenburg. Die III. Preise
fielen den Bildhauern II. Giesecke in Charlottenburg. Prof.
Hilgers in Berlin und Prof. H. Volz in Karlsruhe zu. —
Chronik.
Die NeumÜMter-Prelhelt in Würzburg. Seit einigen Jahren
ruhen beim bayer. Staatsminislerium die Akten Ober die Krage, ob
die NeumQnster-Freihcit (ein durch Abbruch des alten Eandgcrichts-
Gebludes freigewordener Platz zwischen dem Dom und der Neu-
mOnsterkirchel wieder bebaut werden »olle. Die Mehrheit der
Bevölkerung ist im Interesse des Verkehres, der Hygiene und nicht
zuletzt der dadurrh mehr hervortretenden architektonischen Schön-
heiten beider Kirchen für Freilassung des Platzes. Vor kurzem
legte die unterfrlnkische Kreisregierung dem Magistrat nahe, einen
zwev4r Jf'tmrlwaiul, ^» 1
■KwUtrltU^.M;
T : -. '■ t l . »-
-L h L
&T»«ST.V .ScV.*>\t-.»-V
j
zweier fertiger
Bedauern Ausdruck geben, dati die Urheber jener Bauten
sich über all die Bedenken hinwegzusetzen vermochten,
die einem" künstlerisch fühlenden Architekten als unüber-
steigbar erschienen wären. In protziger Ueberhebung,
mit Vorsprüngen und Rücklagen, Giebeln und Spitzen
stehen die neuen Gebäude neben dem alten Schloß, das
in seiner schlichten Einfachheit mit dem an der Ecke aus-
gebildeten turmartigen niedrigen Aufbau jedem wirklichen
Baukünstler geradezu als Musterbild erscheinen müßte.
So ist denn ebensowohl das bekannte reizvolle Bild von
der Elbe aus, wie das dem großen Publikum weniger be-
kannte Bild von der Hochebene aus für immer vernichtet!
Ist diese Tatsache als recht betrübend zu bezeichnen,
so müssen jedem Freunde echter Kunst schwere Be-
denken für die Zukunft aufsteigen, wenn er sieht, daß es
sich in vorliegendem Falle nicht um eine einzelne Ent-
gleisung, sondern um ein System handelt, denn auch die
sonstigen zahlreichen Neubauten der genannten Bauinspek-
tion zeigen den gleichen Mangel in der Losung der ge-
stellten Aufgaben. Unwillkürlich fragt man sich, wie diese
Planungen die Zustimmung der entscheidenden Instanz
finden konnten und warum die Planung der Kirchenbauten
nicht bewährten Architekten übertragen oder auf demWcgc
öffentlicher Ausschreibung gesucht wurde. — — x.
6. Juli 1904
Rühm's zerlegbarer Ofenmantel aus Einzelwänden.
Wettbewerb aber die Frage auszuschreiben, ob der Platz bebaut
freigelassen werden solle. Das Gemeinde-Kollegium
im Anschluß1 ao einen froheren Beschluü die Mittel für diese Kon-
kurrenz und sprach sich fftr Freihaltung des Platzes aus. —
Das Bismarck - Denkmal für Bremen hat nunmehr seine
Statte erhalten. Es wird nach dem Entwürfe des Bildhauers Prof.
Ad. Hildebrand in Mönchen ein Keiterdenkmal. welches nach
dem Vorschlage des Künstlers seinen Platz unmittelbar neben dem
Nordturm des Domes, die Längsrichtung parallel mit der Turm-
scite, bekommt. —
DI« Erbauung eines dritten großen Krankenhauses an
der HörwarthstraUe In M ünchen mit einem Gc^amtuufwsnde
von rd. 14 Mill M wurde durch die beiden stldL Körperschaften
am 1. Juli einstimmig genehmigt. Die Entwürfe zu der im gröütcn
Stile gedachten Anlage summen von Hrn. stadt. Bausmtroann
Schachner. Das Krankenhaus, lOr 1300 Kranke berechnet, soll
in mehreren Perioden zur Ausführung; gelangen. ; die erste
Periode ist die Errichtung von Bauten im < .t »amtbetm^e »011 etwa
7300000 M. vorgesehen. —
Eine MUnchener Ausstellung für angewandte Kunst 1905
wurde durch die .Vereinigung für angewandte Kunst* beschlossen.
Für die Ausstellung wurde seitens des Kultusministeriums das
Studiengeblude des neuen Njtionalmuscum«. in München zur Ver-
fügung gestellt. —
Zur Erbauung der RotenturmbrUcke In Wien, einer
Brücke, die den Donaukansl im Zuge der KotculurnistraOe-Lilien-
soll, wurde nach einem cngcien Wcttbe-
335
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wcrb der Entwurf in Eisen der Unternehmung I.. A J. Ui ro A A. K ur z
zur Ausführung gewählt. Die Bausumme betragt 667 000 Kr. —
Eine Kaiser Franz-Josef-Talsperre bei Komotau in Böhmen
ist erhelltet worden. Die feierliche Schluflsteinlegung findet am
10. Juli d. 1. Matt. —
Künstlerische Kandelaber vor dam kais. kOnlgl. Hof-
Opernhause in Wien »ollen rni Herbste dieses Jahres zur Aul-
stellung gelangen. Die Kandelaber, die in Bronze gegossen sind,
zeigen das Siegdicd- and das Don.Juan-Motiv und sind Werke der
Bildhauer Fritz Zerrilsch und Karl Altncroth in Wien. —
Neue Donaubruck« bei Ruatschuk. Wegen des Baues
einer neuen Donaubrlickc bei Rustschuk werden zwischen der
rumänischen undder bulgarischen RcgicrungVcrhandlungen geführt. —
Personal-Nachrichten.
Bayern. Der Dir -Am. Eberrae y er in Kempten ist z.
Vorst, der Bahnstation Traunstein und der Eiscnb.-Ast. Hennch
in W Orzburg zum Staatsbahning. I das. berufen
Dem Reg.- u. Kr.-Bauass. Raithcl in Würzborg ist die nachges.
Entlass. au* dem Staatsdienst, mit Rücktritt auf die Daoer von
3 Jahre», bewilligt. — Dem Bauamtm. Faber in NUrnber ist die
Reg.- u. Kr.-Bauass -Stelle f. d. logfch. bei der K. Reg. von Unter-
franken und Aschaffenburg verlieben.
Der Bez.-Ing Baumgärtel in Lindau ist infolge Krankheit
in den Ruhestand getreten.
Preußen. Verliehen ist: Dem Reg.- u. Brt. a. D. Riese, Dir.
der Firma Ph. Holzmann & Ko. und der internal, ßaugesellscbaft
in Frankfutt a M , dem Ob -log. Krone, Prokur der Tiefbau-
Firma R. Schneider in Berlin, dem Dir. Backhaus, Vorst -Mitgl.
der Firma C. Hark ort in Duisburg und dem Hattendir. G u t h e i 1 ,
Vorst.-Mitgl- der ßruckenbauanst Union in Dortmund der Kote
Adler-Orden IV. Kl.; — dem Aren. B u n i in Rom der Kgl. Kronen-
Orden II. Kl ; — dem Ob.-Ing. Lauter, Dr. der Firma Ph- Holz-
mann A Ko. in Frankfurt a. M. der Kgl. Kronen-Orden HI. Kl.; -
dem Ob.-Ing. Hocbeggcr in Frankfurt a. M und dem Ing.
Wendchorst in Mainz bei der Firma Ph. Holtmann A Ko.,
dem Ob -Ing. Herrmann in Mainz bei der BrQckeobauansL
Gustavsburg, dem Ing. H o I m g r e n in Mainz bei der Tiefbaufirma
R. Schneider in Berlin und dem Reg-Bmstr. T e 11 b n e r in Char-
lottenburg der KgL Kronen-Orden IV. Kl.
Der Reg - Bmstr. Langen ist von KolbergermOnde nach
Sorenbobm versetzt.
Zur Beschäftigung sind Überwiesen die Rcg.-Bmstr.; Hocke-
rn eyer der Kgl. Reg. in Dan/ig, Albach der Kgl. Eiacnb. - Dir.
in Hannover und Paul Lehmann der Dir. in St. Joh.-Saarbrftcken.
Die Reg -Bfhr. Waller Schmidt aus Frankfurt a. O, Karl
Meyer aus Stargard i P , Fritz Crzellitzer und Paul Emme-
rich aus Berlin (Hochbfch ). — Pa ul Fiedler aus Loiicn, Flieh
Hirsch aus Grabow i. M , Hieb. Acli ke au« Teterow i. M und
Kail Wulkow aus Holzhausen (Wasser- u Straßcnbfch), —
Jobs Grehling aus Offenbach a. M. und Gust. Hammer aus
Bergen (Mascb.-Bfch ) sind zu Reg-Bmstrn. ernannt.
[)em Reg-Bmstr. Kurt Hasse in Dresden - Strehlen ist die
nachges Entlass. aus dem Staatsdienst erteilt. — Der Reg. -Bmstr.
Gg. Goldschmidt in Breslau i»t aus dem Staatsdienst aus-
Kcschiciid). —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. H. W. K. In Bonn. Ihre Darstellung liefert kein klares
und vollslAndigcs Bild der tatsächlichen Verhältnisse Da» Orts-
statut , welches uns nicht vorliegt , wird mutmaßlich aufgrund de»
Gesetze» vom a. Juli 1875 $ 15 erlassen sein. Trifft dies zu und
ist es gehörig verkündet, handelt es sich überdies um einen Bau
in einer neu angelegten Straße, so wOide das Verlangen zur un-
entgeltlichen Abtretung des Straßenlaudes dem geltenden Rechte
nicht widersprechen. Denn der Fall des angefahrten Gesetzes § 13
No. t , daß eine Entschädigung fnr abgetretene Grundflachen zu
zahlen ist, setzt eine Verbreiterung oder Anlage von Straßen vor-
aus, welche aus Giünden des Gemeinwohles erfolgt. Nun ist es
allerdings richtig, daß die Baupolizei nicht berechtigt war, die un-
entgeltliche Grundabtretung vorzuschreiben, vielmehr witd die be-
regte Bedingung nach herrschender Rechtsprechung zweifellos
außer Kraft gesetzt »ein, Sie haben jedoch nicht infolge einet
Baubcdingung, sondern aufgrund einer Vereinbarung mit der Stadl
Ihr Grundstock unentgeltlich aufgelassen Eine Anfechtung dieses
Rechtsgeschäfte» wegen eines in Ihrer Person bestandenen Irrtums
Uber t!ie Berechtigung des Verlangens der Stadl erscheint aussichts-
los, da Sie ja hauptsächlich aus dem Grunde auf die Abrede ein-
gegangen sein wollen, dsi) Ihnen die Durchführung eine* Rechts-
streites zu viel Zeit geko»tet hatte und Sie das Abtreten der Land-
flache fOr das kleineic l'ebel gegenüber einer Durchführung de»
Rechtsstreites gehalten haben wollen. — K. H-e,
Hrn. Aren. R. A. in Berlin. Der Erwerber eines mit Haus-
schwamm behafteten Grundstücke» kann zwischen Waudhingsklage
oder Minderungsklage wählen und unter Umstanden daneben noch
Entschädigung fordern, weil ihm die durch den Besitz dei Sache
erstrebten Vorteile verlöten gehen Da nun das Vorhandensein
von Hagsschwarora in einzelnen Teilen wahrscheinlich macht, daß
er auch in anderen Gebäudeteilen sich linden wird, so pflegt die
Rechtsprechung dem Klagevcrlangeii stattzugeben, den Verkäufer
eines mit Schwamm behafteten Gebäudes zu dessen Rücknahme
zu verurteilen. Wie im Einzellalle die richterlicbe Entscheidung
mutmaßlich ausfallen wird, laßt »ich nur nacb genauer Kenntnis
der tatsächlichen Verhältnisse zutreffend beurteilen, wahrend Ihre
Frage hierfür kein ausreichendes Bild liefert- Noch weniger laßt
sich vorher bestimmen, in welcher H.'hc das Gericht einen S, haden-
anspruch gewahren würde Wir können nur raten, einen in Grund-
stücki- Angelegenheiten erfahrenen Rechtskundige« unter Darlegung
des vollständigen Sachverhaltes zu befragen. — K. K -c.
330
Anfragen an den Leserkreis.
1. Welche Firmen stellen mit Basreliefverzierungen versehene
Stahlbleche her .' Die Bleche finden ihre Verwendung als Zimmer-
decken in Privat Wohnungen , Geschäftshäusern , Restaurants usw.
fal» Ersatz für teure Stuckarbeiii, ferner als Paneele (Ersatz (ur
Schnitzarbeit), auch werden diese Bleche hier benutzt zur Ver-
zierung von Häuserfas»adcn. Soviel mir bekannt, gibt es in den
Vereinigten Staaten Amerikas mehrere Fabriken, welche diese
Bleche herstellen. Die Bleche werden in ganzen Stücken und nicht
etwa als kleine Rosetten angebracht. Ich würde ein europäisches
Land Amerika als Bezugsquelle vorziehen. —
Paul Dröscmcier in Moskau.
3. Welche neueren Schlachthofe in gTOßeren Städten Deutsch-
lands sind in Putzbau ausgeführt worden. — G. in Dr
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zu Anfrage No. 3 in No. 47 betr. Beseitigung von Nasse
in einem Kassen räume. Ein sicheres Mittel zur Beseitigung der
Nasse in dem gedachten Kasscnraume kann nur bezeichnet werden,
wenn die Ursache des Ucbcls erkannt ist, wozu die Angaben der
Anfrage nicht vollkommen ausreichen. Da das Gewölbe wahr-
scheinlich wahrend der Nacht und des größten Teiles des Tages ge-
schlossen bleibt, ist wahrend der kühlen Jahreszeit trotz der dicken
Wände die Temperatur darin viel niedriger, als in dem angrenzen-
den Räume, der mutmaßlich als Bureau dient und gehetzt wird.
Bei geöffneter Türe strömt warme mit Wasserdampf gesättigte
Luft aus den NebenrAumen in den Kasscaraum, kühlt sich nicht
nur an den Wanden, sondern auch an allen in dem Räume befind-
lichen Gegenstanden, wie Dokumenten usw. ab und schlag! an die-
selben das Wasser, welche» die Luft bei der geringeren Tempe-
ratur nicht mehr binden kann, nieder Dieses l'ebel wird Er-
wärmung des Gewölbes und, wenn angängig, damit zu verbindende
Lüftung beseitigen. Geeignete, besondere Vorschlage lassen sich
nur machen, wenn Art und Lage der Heiz- und Feuerungs-
Anlagen lies Gebindes bekannt gegeben werden. Es ist ferner
wahrscheinlich, daß bei Benutzung und Verschluß des Kassenge-
wölbes das Mauerwerk desselben nicht vollständig ausgetrocknet
gewesen ist und daher noch spater aus dem Mörtel Nksse ausge-
schieden wurde, die bei dem Mangel jeder Ventilation nicht ent-
weichen konnte, sich an den Wanden häufte und in 4 Jahren die-
selben vollständig durchnlßte. Angrenzende Winde zeigen mög-
licherweise deshalb niebt dieselben Mangel, weil die ausgeschiedene
Nasse Gelegenheit hatte, durch Fenster- und Toröffnungen zu
entweichen. Jetzt dürfte Lüftung und Erwärmung allein nicht aus-
reichen, den nachteiligen Einfluß der nassen W linde auf den von
ihnen eingeschlossenen Kaum zu beseitigen. Dazu ist es erforder-
lich, bei recht warmer, trockener Witterung den Putz zu entfernen,
die Fugen der Wände, der Decke und des Fußbodeus 5 mm lief aus-
zukratzen, den Raum der Einwirkung der warmen Luft bei geöffneter
Tür einige Zeit zu überlassen und alsdann das Ganze mit heißem
Goudron zu tünchen. Nach Belieben könnte der Goudron mit Putz
versehen werden, was jedoch deshalb nicht sehr zu empfehlen sein
möchte, weil man aus dem Gewölbe Nasse entfernen wül und duren
den Putz neue Nasse einbringt. — — t. —
Der UebcUtand kommt daher, daß da» feuer- und diebessichere
Kassengewölbe auch luftdicht abgeschlossen isL Sinkt die Außen'
temperatur im Herbst, Winter und Frühjahr, also wahrend der Heiz-
zeit, so wird der l.uftinhalt des Raumes durch die Außenflächen
oft bis zum Taupunkt abgekühlt und das sich aus der Luft aus-
scheidende Wasser muß sirh an den kalten Flachen niederschlagen.
Da die Kasse meist vou beheizten Räumen aus zugänglich ist, wird
der Ucbelstaod bei zeitweisen) Ocffnen der Gcwölbetnr, wobei neue
Luft mit neuem Wasserdampf einströmt, immer schlimmer. Da Hei-
zung selten angängig ist, bleibt nichts übrig, als äußere oder besser
innere Lsoticrflachcn gegen die Außenflächen anzuordnen, oder mit
dem beheizten anliegenden Räume durch eine untere und obere,
mittels starker Gilter verschließbare Ocffnung eine Verbindung zu
schaffen, sodaß eine unmittelbare Erwärmung geschaffen wird und
niedergeschlagener Wasserdampf wieder verdunsten kann. —
H Schneider, Ingenieur in Kassel.
In hiesiger Finanzhauptkassen-Stablksmmcr traten anfangs die-
selben Beifügungen auf Es wurde ein Cadc scher Anthrazit-Dauer-
brandofen hinciitgesetzt und der Raum, so lange es nötig ist, dauernd
beheizt. Seitdem ist der L'cbelstand verschwunden. —
Bdi in Altenborg.
Die Feuchtigkeit ist im wesentlichen auf Schweißwasser zurück-
zuführen, das aus der Luft abgesetzt wird, die von dem benachbarten
Räume aus in den Kassenraum gelangt. Es wird sich empfehlen, in
irgend einer Weise für eine möglichst dauernde Lüftung des Raumes
zu sorgen, dann aber auch die Winde des sonst ungeheizten Raumes
anzuwärmen, damit die Schweißwasserbildung vermindert wird.
Bei neueren Herstellungen von Grundbuch - Archiven , die be-
itioimungsgemaß nicht geheizt werden düifeu, ist diese Anwarmung
»elbst bei Uruchsteinwanden und ungünstiger Lage mit gutem Er-
folge 111 nachstehend beschriebener Weise durchgeführt worden.
Im Inneren des Raumes wird längs der Außenwände und in einem
Abstände von etwa 10 cm eine • t Stein starke Wand hergestellt
uml der dadurch gebildete isolierende Luftraum mit einem ooppel-
wandigen Ofen in Verbindung gesetzt, der im Naclibarraum aufge-
stellt wird. l>cr Luftisolierraum wnd in etwa ooem Höhe Ober
dem Fußboden durch eine wagrecht durchgehende Zunge in zwei
Teile geteilt, die nur au dem \om Olen entferntesten Ende durch
eine Ocffnung verbunden aiud. Der Hohlraum zwischen den doppel-
ten Wanden des Ofens wird nun oben mit dem oberen l.uftitolirr-
raum und unlen mit dem unteren Lufträume in Verbindung gesetzt,
im übrigen aber geschlossen. Dadurch wird eine leicht zu regelnde
Erwärmung der Wände herbeigeführt. - F. in Sg.
Inhalt: Ii« rmcrstaliuae vou Alt-Br.:».rl. - Vermischte». - Chronik.
lVr-tbeM-rrbungeu. — PeiMmal-Naehnckten. - Hnrl- und Krafekaslto.
Verl.,; f.r, 1 »rutschen H»uzeitiir-h-, G. m. b. U, Bei Im. Kür die Redaktion
vrrmitwortl. .\-bert Hotnann, Bei Im druck vor, Wdh. Grrve. heilnu
No. 54.
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DEUTSCHE BAU-
^»ZEITUNG^^
XXXVIII. JAHRGANG * N°: 55 *
* BERLIN, DEN 9. JULI 1904 *
Die Wiederherstellung der Nicolaikirche in Spandau.
Architekt: Stadtbauinsp. Otto Stiehl in Steglitz.
(Hierzu eine Büdbeüife, sowie die Abbildungen tut Seile 340 und 341.)
iu Wiederherstellung der Nicolaikirchc
in Spandau durch den Bauinspektor der
Stadt Bcrlin.'llra. Otto Stiehl in Steg-
)!itz bei Berlin, ist nach unserer Meinung
ein künstlerisches Ereignis von grund-
sätzlicher Bedeutung, sodaß dasselbe
verdient, einem größeren Leserkreise
in ausführlicherer Weise mitgeteilt zu werden. Es
sind|baukünstlcrischc Prinzipienfragen Ober die größere
oder geringere Strenge in der Stileinheit wieder her-
zustellender oder neu zu erbauender Kirchen, die hier
ausgelost und zur Erörterung gestellt werden. Dieser
Erörterung sei die Schilderung des Bauwerkes in sei-
nem verjüngten Zustande vorausgeschickt.
Die Kirche stammt in ihrem baulichen Organis-
mus etwa aus der Mitte des XIV. Jahrhunderts. Sic
erfuhr in den Jahren 1839 1841 eine nüchterne, aber
technisch - solide Wiederherstellung, die bis zu der
Wiederherstellung unserer Tage ohne größere Ver-
änderungen blieb und von welcher die Abbildung des
Inneren S. 340 einen ungefähren Eindruck gibt. Das
Aeußere war gut erhalten ; an ihm war nichts zu tun,
als die I linzufügung von zwei neuen Treppen, die zur
besseren Entleerung der Emporen polizeilich gefor-
dert wurden. Diese bauliche Veränderung war der
unmittelbare Anlaß zur ganzen Wiederherstellung. So
unbedeutend diese aus dem Grundriß zu erkennenden
baulichen I linzufügungcn im Verhältnis zur ganzen
I
>y Google
Kirche sind, so sehr waren sie geeignet, die Erschei-
nung des Aeußeren in künstlerischem Sinne günstig zu
beeinflussen. Von den beiden Anbauten wurde der
nördliche möglichst niedrig gehalten, um den alten
wohlerhaltenen Giebelbau der Sakristei in seiner Wir-
kung nicht zu schadigen. Der südliche Treppenanbau
dagegen mußte dem "südlichen Giebel folgen (S. 340).
Dieser südliche Giebel, welcher schon im Mittelalter
ein zweites Geschoß erhalten hatte und eine reiche
und schßnc Zierung zeigte, mußte erhöht und zu einem
oberen Abschluß gebracht werden und ihm mußte der
Treppenanbau im Massenverhältnis folgen. Bei den
beiden eigentlichen Anbauten sah der Architekt auf
eine möglichst schlichte Formgebung, auf eine Aus-
führung in gewöhnlichen Ziegeln ohne alle Glasuren
und ohne reiche Krönungen. In der Material-Behand-
lung suchte er den engsten Anschluß an die Vorteile
der mittelalterlichen Backstcintcchnik, an die Technik
der mit dem Draht geschnittenen Formsteine, an die
Handstrichsteine großen Formates und an in beschei-
denem Umfange verwendete Futzflachen. Aus dem
Zusammenklang dieser Umstände ist das glückliche
Teilbild des Aeußeren entstanden, welches unsere Ab-
bildung zeigt. Durch dasselbe hat die ganze Kirche
in dem an künstlerischen Eindrücken nicht eben reichen
Aeußeren eine Bereicherung erfahren, die um so wir-
kungsvoller ist, als sie sich von schlichten Wand-
flachen ohne besonderen Reiz abhebt. Das Haupt-
gewicht der Wiederherstellungs- Arbeiten jedoch lag
im Inneren. — (schiuu foiju
Der Hafen von Valparaiso und sein geplanter Ausbau.
Von Dr. H. Polakowskv in Berlin. (*ihlul».
JtSfer zweite Abschnitt des KrauVschen Berichtes trägt die
Ucberschrift: Technische Studien. Einen großen
Teil fallen hier die meteorologischen Beobachtungen
aus, denen zahlreiche Tabellen beigegeben sind, Nach den
seit 1871 angestellten Beobachtungen gibt es im Jahre im
Mittel 37 Regentage, wobei das Maximum 62 und das
Minimum 21 Tage beträgt. Das Maximuni der Regen-
menge beträgt im Jahre 134a und das Minimum 122 mm.
Am 31. Juli 1882 fielen allein 157""». Zur Messung der
Windrichtung und Stärke war ein Anemometer von Riehard
aufgestellt, f >ie größte Windstärke herrscht danach in der
Zeit von 12 bis 6 l.'hr nachmittags und zwar in den Mo-
naten Januar und Februar. Die herrschende Windrich-
tung durch 10 Monate ist SW. Die stärksten Winde sind
die von S. und SW. und von N. und XW. Gegen die
Süd- und .Südwestwinde ist der Hafen durch Gebirgszüge
gesehützt. dagegen ist er völlig offen gegen die Nord-
und Nordwestwinde, und deshalb sind diese mit Recht so
sehr gefürchtet, da sie die Ursache der großen Kata
Strophen im I lafen sind. Es sind Windgeschwindigkeiten
bis 113km in der Stunde beobachtet worden, denen eine
Pressung von 160 -255 kK.'«>,'m entspricht
Was die Schwankungen von El>be und Klüt betrifft,
so steht das Wasser bei der höchsten beobachteten Flut
dieses Mißstandes sollen die die Bucht zum großen Teil
umgebenden Höhenzüge wieder bewaldet und die wichti-
geren Zuflüsse außerhalb der Hafenanlagen in die Bucht
abgeleitet werden,
Der 3. Abschnitt des Berichtes beschäftigt sich mit
den Bedingungen, welche der Entwurf erfüllen muß Nach
den vergleichenden Untersuchungen, die an etwa einem
halben Dutzend großer europäischer 1 läfen angestellt wur-
den, kommt im Mittel i h» Wasser- und Kaifläche des
ganzen Hafens zusammen genommen auf einen Jahres-
Verkehr von 40000 Reg.-Tonnen und auf 26000' wirklich
gelöschter bezw. eingeladener Güter. Betrachtet man für
die Hafenbecken Wasserfläche und Landflächc getrennt,
so können auf 1 Wasserfläche 100000 Reg.-Tonnen, auf
i hj Landfläche (Hafendämme bezw. Kaianlagen) 75000'
Güter bewältigt werden. Während das Verhältnis der
Wasserfläche zur gesamten Landfläche der Häfen sich im
Mittel zu 2,04 stellt, ist für Hafenbecken das Verhältnis
- zu den anschließenden Gcländeflächen nur 1,15. Es ge-
nügt ferner 1 » Ufermauer für etwa 500« Güterumschlag.
Wendet man diese Zahlen auf den Hafen von Val-
paraiso an, st» müßte derselbe bei einem Verkehr von ins-
gesamt 3 Mill. Reg.-Tonnen über 75 1,J Gesamtfläche ver-
fügen, während für den Güterumschlag von 1 Mill. ' schon
0.96™ Uber dem Nullpunkt, bei gewöhnlicher Flut 1-0,415, 40 ''* genügten. Die 75 h-» wären zu teilen in 4Shil Wasscr-
kt Der
bei gewöhnlicher Ebbe 0,435 m "nter dem Nullpun
niedrigste Wasserstand sinkt bis auf — 1,04. Es fehlen
starke Strömungen in der Bucht, besonders Küstcnströmun-
gen, welche die Bauarbeiten hindern oder beschädigen
Konnten. Der Wellenschlag ist dagegen am Eingang des
Hafens oft ein sehr starker, so wurden bei den Stürmen
im Sommer 1001 bei I'unta Anjelcs Wellen bis zur Hohe
von 5,20 bei Bella Vista bis 2,40 m und bei Matadero,
im Inneren der Bucht, bis 4.20™ beobachtet. Der Ing.
v. Moltkc, auf dessen Beobachtungen sich die Angaben
z. T stützen, sah bei einem Sturme gegenüber von Bella
Vista Wellen von rd io» Hohe bei 100 °> Länge und
einer Geschwindigkeit von 13 " Sek.
Zur Feststellung der Tiefenverhältnisse und der Ober-
(lächen-Bcschaffcnhcil des Seebodens in der Bucht wur-
den 17600 Sondierungen mit dem Bleilot gemacht, die sich
auf einen Streifen lätiLjs der Kustc von 500 800 "> und bis
zu riefen von 60 "l cr-trecken Außerdem sind auch im
Inneren der Bucht Tiefenmessungen ausgeführt, l'eber
die Tiefenverhältnisse der Lageplan in X«. 53 Auskunft
Der Meeresgrund besieht dicht an der Küste aus reinem
-Sande, der bei zunehmender Tiefe mehr und mehr mit
Schlamm gcnii-cht ist und zuleizi ganz in solchen über-
geht. Zur Feststellung der Bodeubeschaffetiheit in größe-
rer Tiefe wurden =,84 Bohrunuen bis zu 10" Tiefe in
Kurven von 15, 20, 30 und 4s m Entfernung von der Küste
zur Untersuchung des li.uigrundc- für die geplante große
Kaimauer und den Innenhafen vorgenommen. Von La Baja
bis Kuerte Uovadonga besteht da- Ufer aus Kelsen. 7. T.
bedeckt mit Sand und Kies, von Fuerie Uovadonga bis zum
kurzen Arm des fiskalischen I lafendamme«. aus lockerem
Gelände mit grobem Kie» an einigen Stellen. Dann folgt
nach Osten schlechter Grund, bestehend aus runden
Steinen und Schlamm bis zur Tiefe von 20 '", Auch bei
der Ausmündung der Matadcro-Schliicht wird erst fester
Felsgrund in ao ■» Tiefe gefunden
Die Veränderungen der Kii-tcnlinic durch Anschwem-
mungen sind seit dem Jahre 1790 beobachtet worden Zahl-
reiche kleine Rinnsale, einige Bache und andere W.issor-
läufc führen der Bucht fortwährend Anlagerungen zu.
Danach hetrfigt das Vorschreiten der Küstetilinie an den
verschiedenen Stellen im Jahre 0,40—3 Zur Beseitigung
3.8
und 30ll;i Landflüche, die 40 ha auf 24 hl Wasser und 16 h*
Land. Im Falle der Anlage von Hafenbecken würden
auch für den Schiffsverkehr von 3 Mill. Reg -Tonnen schon
30^ Wasserfläche und 13 anschließende Landfläche
ausreichen. An Kailänge werden 2000 m erforderlich.
Was die Stelle betrifft, an welcher die Xeuanlagen
errichtet werden sollen, s« entscheidet sich der Kraus'-
sche Plan für den westlichen Teil der inneren Bucht, wo
bereits der fiskalische Hafendamm, die Zollhäuser, Lager-
schuppen, Eisenbahnanlagcn usw. ausgeführt sind. Dort
soll sich der Umschlag der wertvolleren Güter vollziehen.
Massengüter dagegen, die einen großen Raum einnehmen
und zollfrei sind, sollen im ostlichen Teil des Hafens bezw.
am südlichsten, innersten Teile der Bucht, wo eine große
Kaianlage zu erbauen ist, verladen werden, Für die
Übrigen Güter, die zu verzollen sind, ist schließlich der
westliche Rand der Bucht bestimmt. Zwischen La Baja
und I'unla Gruesu liegt zwischen den Tiefenkurven von
10— 20 m eine aus Felsen und Sand bestehende Erhebung,
die also die gegebene Stelle für die Xeuanlagen ist, da
daneben der Seeboden rasch zur Tiefe von 40—70 m ab-
fällt. Der. Kuß der die Bucht umsäumenden Hügelketten
und die schon vorhandenen Gebttudc bilden anderseits
landeinwärts die natürliche Grenze für die geplanten Hafen-
bauten. Das so umschriebene Gelände hat eine Größe von
220 genügt also vollständig zu einer gewissen Auswahl.
Der 4 Teil der Denkschrift beschäftigt sich nun end-
lich insbesondere mit den geplanten Neubauten. Sie 1
den in vier Gruppen eingeteilt; die erste Gruppe umfaßt
die im westlichen Teil der Bucht auszuführenden Bauten.
Diese bestehen aus dem Innenhalcn idaiscnaf von Las
Habas, aus dem Zollhafen, dem fiskalischen Hafendamm
und der anschließenden, mit massiver Ufennauer abzu-
grenzenden Kaianlage,
Zu dieser ersten Gruppe gehören außerdem der
Wellenbrecher von I-a Baja, der auf die gleichnamigen
Felsen uegrüiidct, eine Lange von 250 m haben soll und
senkrecht zur Küste verläuft Die ersten 170'» von der
Küste an sollen massiv aus Kalkstctnhlockcn erbaut wer-
den, Der Unterbau der letzten ßom, die bis zu einer
Wassertiefe von 24 ln gehen, soll aus dem gleichen Material
hergestellt werden bis zur Hohe von |- 10™ unter Null.
Xo. 55.
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Der Oberbau dagegen «oll aus gemauerten Blöcken von
22™ ljinge, ia» Breite und 12™ Höhe im Gewichte von
ic 6000 « hergestellt werden. Am Kopfende des Wellen-
brechers soll ein Leuchtturm errichtet werden. Diese
Blöcke werden am Ufer in einer trockenen Grube her-
gestellt, deren Sohle auf 10 m unter Null liegt. Als Basis
dient ihnen ein 1 m hohes eisernes Kaisson, das mit Mauer-
werk gefüllt wird. Die obere Aufmaucrung erhalt Aus-
sparungen, um das Gewicht beim Transport zu verkleinern.
Dieser erfolgt, nachdem die Blöcke genügend trocken ge-
worden sind, nach tinlassen von Wasser in die Grube
mit Hilfe von 2 eisernen Schwimmkaissons, welche den
Block bis zur Vcrwcndungsstcllc tragen und dort absetzen.
Derartige Blöcke sind zu ahnlichen Bauten bereits in den
Häfen von Bilbao, Bizerta und Sclieveningen zur Anwen-
dung gelangt. Zwei weitere Wellenbrecher, die etwa
parallel der Küste verlaufen, schließen nach Nordosten
die Innenhafen von l-as Habas und des Zollamtes ab, sie
werden aus ähnlichen Blöcken in gleicher Weise erbaut.
Einer dieser Wellenbrecher soll 673, der andere 357 m lang
sein; sie sind in einer Wasserticfe von rd. iB tn anzulegen.
Auf ihren Köpfen sollen gleichfalls Leuchttürme errichtet
werden. Diese Wellenbrecher lassen 3 Hingänge für die
beiden genannten Innenhäfen und für den fiskalischen
Hafendamm offen. Die erste Einfahrt zwischen dem Wellen-
brecher von La Baja und dem von I,as Habas ist 160'"
breit, die zweite zwischen den beiden zur Küste parallel
verlaufenden Wellenbrechern 163 », und die dritte schließ-
lich zwischen dem südlichen Kopfende des Wellenbrechers
des Zollhafens und dem fiskalischen Hafendamm soll 225™
Breite erhalten.
In der Bucht von Membrülo soll ein Trockendock er-
baut werden, welches größere Schiffe aufnehmen kann.
Von diesem Trockendock bis zum heutigen Hafendamm
(Mucltc de la Marina) soll eine 1700 m lange Kaimauer er-
richtet werden, längs deren eine Wassertiefe von 10 m her-
zustellen Ut. Diese Ufermauer ist aus hohlen Eisenbeton-
blöcken von 10™ Länge, 3™ Breite und 11,5"' Höhe ge-
dacht, die am Ufer ausgeführt, schwimmend an Ort und
Stelle gebracht und dort versenkt werden. Sie werden
dann mit Beton gefüllt und erhalten einen gemauerten
Oberbau. Zur bequemeren Erreichung und Ausnutzung der
vorhandenen Zollspeicher ist außerdem eine 6 ™ breite,
166 « lange Kaianlage längs derselben in Aussicht ge-
nommen. Das Becken an» fiskalischen I lafcndamm soll für
Schiffe von großem Tiefgang hergerichtet und auch hier
eine Ufcrmaucr errichtet werden. Der längere Arm des
fiskalischen llafcndammcs soll ferner bis zur heutigen
Ufermauer um 250'» verlängert werden. Da sich hier
Schlamm von großer Tiefe befindet, so ist eine Ausführung
mit Eisenbetonpfählen geplant
Als bequemer Zugang zu diesen I lafenanlagen dient
nach dem Entwurf eine 20 m breite Straße, welche das Ge-
lände des Zolthafens von dem des öffentlichen Verkehres
trennen wird und außerdem Straßenbahnen und Eisen-
bahnen Kaum gewährt Das Material zur Auffüllung hinter
der Ufermauer und zur Konstruktion der großen Blöcke
kann aus dem Cerro Bueras gewonnen werden.
Die 2. Gruppe der Bauten umfaßt die große, 903""
lange Kaimauer, die etwa 80—100" vor der heutigen der
Tiefenkurve von 10 ■» folgt und ebenfalls mittels großer
Eisenbetonblöcke hergestellt werden soll. Der Baugrund
besteht in dieser Tiefenkurve aus Kies und Sand. Auf
diese Weise gewinnt auch die Stadt Valparaiso, die heute
sehr eingeengt ist, neuen Kaum zur Ausdehnung nach
der Seite der Bucht und außerdem würde die neue Ufer-
mauer die Stadt gegen Ucberflutungen bei Nordstürmen
schützen. Es können hier auch die größten Schiffe zum
unmittelbaren loschen anlegen. Westlich endet diese
Ufermauer in etwa 140™ Entfernung vom Hafendamm
Prat, um den dortigen Schlammboden zu vermeiden. Eine
Quermaucr von 82 m Länge bildet hier einen Anschluß
zum alten Ufer; es wird hier eine gute Anlegestelle für
Fassagiere geschaffen. Ein Teil des so zwischen der
alten nnd neuen Uferlinie gewonnenen Geländes soll zu
neuen Schuppen, Lagerhäusern und Eisenbahn • Anlagen
benutzt werden. Das ganze Gelände wird durch eiserne
Gitter vom öffentlichen Verkehr abgeschlossen werden.
Gegenüber der Station von Bella Visia wird eine größere
ücländefläche für einen öffentlichen Park zurück behalten.
An die eigentliche Ufermaucr schließt »ich noch bis zum
Bache Jaime eine 550 ■ lange Steinböschung an. da der
schlechte Untergrund hier die Ausführung einer Kaimauer
verhindert.
Die 3, Gruppe der Bauarbeiten betrifft das Hafen-
becken del Baron, gegenüber der gleichnamigen Eisen-
bahnstation. Hier ist es möglich, bis zur Tiefenkurve von
10 ■» dem Meere eine ausgedehnte Fläche abzugewinnen.
Es sollen hier besonders Steinkohlen und andere Massen-
güter, die zollfrei sind, verladen werden. Ein Wellen-
brecher von 005 m Länge, der vom Fort Andes unmittel-
bar nach Westen verläuft, wird diesen Innenhafen schützen.
Dieser Wellenbrecher ist für die ersten 680 "> 70» breit
angenommen. Er wird auf der Außenseite durch große
Blöcke geschützt und ist auf der Innenseitc als Kaianlage
gedacht Auf diesem Damm können Kohlen frei oder in
Schuppen lagern, und die zur Fortschaffung notwendigen
Uleise verlegt werden. Der Rest des Wellenbrechers ist
ausschließlich zum Schutze des Hafenbeckens bestimmt
Die Ostcckc des Beckens soll dem Aus- und Einladen
von Hölzern dienen.
Im Zusammenhang mit den geplanten (lafenanlagen
werden auch einige Aenderungen an den Straßen, die zu
den neuen Hafenanlagen führen werden, erforderlich, auf
welche wir hier jedoch nicht eingehen können.
Notwendig wird außerdem, wie schon erwähnt, die
Ableitung der geschiebeführenden Bäche. So darf der
Bach de las Delicias nicht mehr in den Innenhafen del
Baron münden. Zwei Drittel seiner Wassermassc sollen
durch einen Kanal, der den cerro de la Angostura durch-
bricht, in den Bach de la Cabriteria geleitet, das letzte
Drittel durch einen über 2000" langen Tunnel in der
Nähe des Forts Andes unmittelbar dem Meere zugeführt
werden.
Bei der Ortschaft Portales sollen später, wenn der
Verkehr des Halens eine Ausdehnung desselben erfordert,
weitere Hafenanlagen angelegt und weitere Bauten aus-
geführt werden. Auch auf diesen Teil des Planes, der
ebenfalls aus dem Lagcplan ersichtlich ist, sei hier nicht
weiter eingegangen.
Zum Schlüsse geben wir die Hauplzahlen über die
Kosten des Gesamt-Ünternehmens. Danach erfordert die
1. Gruppe, d. h. die Ausführungs-Arbeiten im Westen der
Bucht, 1 1 664 065 Pesos. Davon kommen auf die Wellen-
brecher rd. 2,82 Mill., auf das Trockendock rd. 2.13 Mill.
Die 2. Gruppe, die große Kaianlage am südlichen Rande
der Bucht, soll 5277930 Pesos kosten; davon entfallen
auf die Ufermauer allein rd. 2,57 Mill. Die 3 Gruppe,
der Innenhafen del Baron, wird auf 11625205 Pesos ge-
schätzt; hier seien hervorgehoben rd. 2,18 Mill. für die
Wellenbrecher, rd. 2,62 Mill. für die Kaianlage, 532775 Pes.
für den Tunnel und 1,248 Mill. für neue Straßcnanlagen.
Es ist zu erwarten, daß die Ausschreibung der Ar-
beiten in Bälde erfolgen wird. —
Die Senkung der Maximilians-Brücke in München.
|m Montag, den 27. Juni, Mittags gegen 2 LTir senkten
sich die beiden in Ausführung begriffenen Stein-
bögen der Maximilians- Brücke plötzlich um das
von etwa 30 In dieser Lage angekommen, fingen
sie sich wieder an den vorspringenden Teilen der Auf-
lagerstcinc und befinden sich seitdem in regungsloser
Ruhe. Da man schon vormittags eine starke Hebung des
Scheitels bemerkt hatte, gebrauchte man die Vorsicht, die
Arbeiten an der Brücke einzustellen, so daß Unglücksfälle
nicht eingetreten sind.
Die im Bau begriffene neue Maximilians- Brücke be-
steht aus 2 Bögen mit je 45™ Liehlweite, etwa 5™ Pfeil-
höhe — die Maße sind mir leider nicht genau bekannt —
im Wesentlichen aus Granithaustein - Quadermauerwerk.
Im Scheitel und an beiden Kämpfern sind Gelenke ange-
bracht, die aus 2 Stahlplatten bestehen, deren untere eine
ebene Gelenkfläche besitzt, während die der oberen eine
Zylindcrflächc von sehr großem Halbmesser ist. Vierzehn
9. Juli 1904.
Tage vor der Katastrophe waren die beiden Bögen von
ihren Lehrgerüsten beircit worden und es ergaben sieh
dabei normale Senkungen des Scheitels. Es wurde dann
mit dem Aufmauern der Bogcnzwickel begonnen, welche
nicht aus vollem Mauerwerk, sondern aus aufgesetzten
Pfeilern, die mit kleinen Bögen überwölbt sind, bestehen.
Gleichzeitig wurde das Lehrgerüst unter dem einen 1 west-
lichen) Gewölbe ganz entfernt. Es wurde nun auf dem
Ostbogen die Ucbcrdcckung der obengenannten Bögen
der Bogcnzwickel, und zwar beiderseits des Scheitels
gleichmäßig, durch Aufbringen von Stampfbeton vorge-
nommen und in diesem Zustand erfolgte die Katastrophe.
Wie Augen- und Ohrenzeugen behaupten, senkte sieh zu-
erst der Ostbogen und dann der Westbogen. Allerdings
war der Zeitunterschied nicht mit dein Auge, sondern
bloß mit dem Ohre wahrzunehmen und z\v;ir dadurch,
daß zwei erdbebenartige kurz auf einander folgende Stöße
gehört wurden.
339
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Die Bögen sitzen nun beide gleichmäßig um etwa
30 cm gesenkt auf den Auflagern der Widerlager und zwar
sind die Auflagcrplatten vollständig übereinander ge-
rutscht, sodaß sie jetzt nebeneinander in der Kampfer-
fuge liegen. Im Ostbogen, der das gesenkte, aber noch
nicht abgetragene Lehrgerüst noch enthält, sitzt der Bogen
auf letzterem auf, der Westbogen tragt sich vollständig
frei. Mit Ausnahme nicht wesentlicher und in Anbetracht
der Wucht des Falles als selbstverständlich zu betrachten-
der Absplitterungen einiger Kämpferstcinr -in.l beide
Gewölbe nahezu als intakt zu betrachten. Die seit der
Katastrophe angestellten genauen Beobachtungen haben
bisher vollständige Ruhe bei-
der Bönen ergeben. Am Pfei-
ler und den Widerlagern sind
keinerlei mit dem Auge wahr-
nehmbare Veränderungen zu
bemerken.
Dieses eigenartige Vor-
kommnis muH das Interesse
der Fachwelt im höchsten
Maße erwecken und es als
wünschenswert erscheinen
lassen, daß der Fall nach
allen Richtungen auf das ein-
gehendste untersucht und der
Kritik unterzogen wird. Ich
möchte wünschen, daß eine
eigens zu diesem Zweck be-
rufene Kommission bestehend
aus hervorragenden Prakti-
kern und Theoretikern des
Baues moderner steinerner
und Betonbrücken zur Prü-
f ung desFalles gebildet würde,
deren Urteil dann den Fach-
kreisen zugänglich zu machen
wäre. Denn es kann keinem
Zweifel unterliegen, daß die
klare Darlegung dcrÜrsachen
des merkwürdigen Falles für
die weitere Entwicklung die-
ses Zweiges der Ingenieur-
Wissenschaft von der grüßten
Bedeutung isL
Ucber die wahrschein-
lichen Ursachen der Senkung
der beiden Bögen habe ich
mir folgendes Bild gemacht
Ich führe nochmals den Zu-
stand der Brücke! vor und
Katastrophe war ein sehr bedeutender Temperatursturz
verbunden mit kurzem, ausgiebigem Regen eingetreten.
Diesem Temperatursturz folgte sofort ein ebenso starker
und rascher Temperaturanstieg, der gerade im Augen-
blick der Katastrophe sein Maximum erreichte. Bei
der Katastrophe soll zuerst der Ostbogen - der stärker
belastete — abgerutscht und danach aber fast gleichzeitig
der Weslbogen gesunken sein. Beide Bögen haben sich
fast nahezu um gleich viel gesenkt und scheinen auf den
beiden jetzt nebeneinander Tiegenden Teilen des Gelenkes
fest aufzuruhen ; eine weitere Bewegung der Gewölbe ist
seitdem nicht eingetreten. Der Westbogen trägt sich voll-
ständig frei, der Ostbogen
liegt zum größten Teil — aus-
genommen an seinen Käm-
pfern, woselbst das Lehrge-
rüst schon entfernt war —
auf demselben auf.
Es darf • [nun wohl aus
diesem Tatbestände folgen-
desgeschlossen werden : Eine
Drehung des einen oder an-
deren Bogens in dem Sinne,
daß ein Kämpfer sich nach
abwärts, der andere sich nach
aufwärts bewegte, ist offen-
bar nicht erfolgt DieUrsache
des Senkens beider Bögen
muß dieselbe gewesen sein.
Bei dem Ostbogen aber muß
diese Ursache in verstärktem
Maße aufgetreten sein. Ich
halte die Katastrophe für die
einfache Folge einer reinen
Gleitbewegung, hervorgeru-
fen dadurch, daß im Augen-
blick des Abgleitens die Auf-
lagcrreaklion an ajtau Wider-
lagern um mehr als den Rei-
bungswinke! von der Vertika-
len zurAuflagerflächeabwich.
Die Ursache dieses Ab-
weichens glaube ich in fol-
genden a Tatsachen zu fin-
den: t, In der Aufbringung
der Belastung auf die Bogen-
Inneres vor der Wiederherstellung.
\
\
Die Wiederherstellung der
Nlcolalkircbe In Spandau.
.Vi ltycni«^NV ;« -jpitn Jau
nach der Katastrophe an. Vor der Katastrophe sind beim
Absenken beider Lehrgerüste angeblich keine besonderen
auf die nachfolgende Katastrophe hinweisende Beobach-
tungen gemacht worden. Unter dem Westbogen war das
I-ehrgerüst vollständig entfernt, unter dem Osthofen war
es in seinem abgelassenen Zustande noch vorhanden.
Beide Bögen tragen auf den Gcwölbczwickcln das Pfeilcr-
mauerwerk mit Uebcrwölbung, der Osthofen erhielt gerade
die auf dieses Pfeilermauerwerk treffende Betondecke,
welche die Fahrbahn tragen sollte. Zwei Jage vor der
34°
zwickcl, 3. In dem rapiden Temperaturanstieg unmittel-
bar vor der Katastrophe. Vor Aufmauerung der Bogen-
zwickel wirkten auf den Bugen das Eigengewicht derselben
und der Horizontalschub im Scheitel; da alle Laoten sym-
metrisch liegen, ist wenigstens kein Grund vorhanden.'die
Scheitelkraft anders als horizontal anzunehmen. Vor Auf-
mauerung der Hogenzwickel mag nun der Gleichgewichts-
zustand derartig gewesen sein, daß die Resultante aus
Fiucngcwicht und Horizontalsrhub <ic» Gewölbes, also der
Kämpf erdrück, senkrecht zur Auflagerfläche stand. Durch
No.55.
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Hinzutritt der Zwickelmauerung, deren Gewicht sich haupt- und somit eine Vergrößerung der Gleitgefahr. Es ist nun
sächlich am Kampfer konzentriert, mußte also der Auf- denkbar, daß dieser Winkel im vorliegenden Falle den
lagerdruck eine von der Senkrechten zur Lageflache nach Rcibungswinkcl von Stahl auf Stahl erreicht hat, nament-
oben abweichenden Richtung erhalten. lieh dann, wenn vielleicht schon bei unbelastetem Bogen
So lange nun dieser Winkel kleiner bleibt als der die Auflagerreaktion um einen bestimmten Winkel von
Rcibungswinkel von Stahl auf Stahl, ist ein Grund zum der Normalen zur Auflagcrfläche des Gelenkes nach oben
Abgleiten nicht vorhanden. Nun kommt die rasche und abgewichen ist Zeigt es sich bei der nach obigem Ge-
starke Temperatur- Zunahme, welche eine Verlängerung dankengang vorzunehmenden Untersuchung des Bogens,
des Bogens und eine Hebung des Scheitels hervorbringt. daU die Winkelverhältnisse derart waren, daß die Reibung
Diese Hebung bedingt aber eine weitere Steilstellung des auf dem Gelenke nach der Belastung der Bogenzwickcl
Auflagerdruckes, d. h. eine' weitere Vergrößerung * des gerade so groß war, wie die ihr parallele Komponente des
Winkels dcssclbcn mit der Senkrechten zur Auflagcrfläche Auflagerdruckes, S0_, muß die Temperaturerhöhung das
9, Juli 1904. 341
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Gleiten eingeleitet haben. Gibt die theoretische Unter-
suchung andere Ergebnisse, so liegt auch die Ursache des
Absinken* der Gewölbe in anderen Momenten, die eben
nur durch genaueste Erhebungen klar gelegt werden
können. — Oberbaurat Hensel, München.
Nachschrift der Redaktion. Wir haben vor-
stehenden Ausfahrungen Kaum gegeben, obgleich sie sich
nicht auf nähere örtliche Untersuchungen stützen können.
Wir teilen aber die Ansicht des Verfassers, daß eine völlige
Aufklärung des Falles dringend geboten erscheint, aus
welcher hervorgeht, ob hier besondere Umstände mitge-
wirkt haben, ob es sich um Ausführungsfehler oder kon-
struktive Mängel der Gelenke handelt, oder ob schließlich
derartige Gelenk-Konstruktionen, denen in Fachkreisen ja
vielfach mit Mißtrauen begegnet wird, überhaupt bedenk-
lich erscheinen. Gerade nach dieser Richtung hin kann
der Fall für die Fachwell von Nutzen sein. — Nach den
übereinstimmenden Mitteilungen der Tagespresse soll die
untere Lagerschale übrigens nicht eben, sondern wie üblich
schwach konkav sein. Im übrigen fehlte dem Lager jede
weitere Sicherung gegen Gleiten. Die Setzung des völlig
frei schwebenden westlichen Bogens wird z. T. stärker an-
gegeben als die des östlichen. Wenn die Bewegung dieses
Gewölbes zeitlich etwas später erfolgte, als die des öst-
lichen, so erklärt sich das daraus, daß eine Veranlassung
zum Abgleiten hier erst vorlag, nachdem durch die Be-
wegung des östlichen Bogens der Gegensehub de» letzte-
ren zeitweilig erheblich vermindert war. Wie weit die
Gewölbe bei dem Absturz tatsächlich intakt geblieben sind,
kann erst eine genaue Untersuchung derselben lehren.
Bemerkt sei noch, daß nach den Angaben der Tages-
pressc einzelne Auflager ganz aus der Kämpferfuge her-
ausgefallen sind, was darauf schließen lassen könnte, daß
die Belastung der Kämpfcrfugc keine gleichmäßige war,
die betr. Auflager nicht unter Druck standen. Wir be-
halten uns weitere Mitteilungen vor, sobald nähere Unter-
suehungs-Ergcbnissc vorliegen. —
Die nördlichste Eisenbahn der Welt, die zukünftige Endstrecke der sibirischen Ueberlandbahn am
Atlantischen Ozean.
Im Juli 1903 ist auf norwegischem Gebiet die letzte
Teilstrecke der nördlichsten Eisenbahn der Welt
dem Verkehr Obergeben, die die Stadt Narvik am
Victoria 1 lafen des Ofotcnfjords mit den reichen Erzlager-
stätten von Kirunavara und Luossavara unweit Gellivaras
verbindet 1 vgl. den Plan). Sic bildet das Endglied dcrOfoten-
bahn und die Verlängerung der sog. „Norrland Stammbahn'',
die auf schwedischem Gebiet von Lulea am Bottnischen
Meerbusen über Boden nachGellivara führt. DicOfotcnbahn
ist hauptsächlich zur Verschiffung der reichen lappländi-
schen Eisenerze bestimmt. Als Ausfuhrhafen wurde N'arvik
am Ofotcnfjord gewählt, weil dort durch die Einwirkung
des Golfstromes der Hafen das ganze Jahr hindurch offen
bleibt, während der Luleahafen am Bottnischen Meer-
busen etwa s, Monate im Jahr durch Eis gesperrt ist.
Von Lulea bis Boden verfolgt die Bahn auf etwa
35kn> Länge das Tal des Lulea Kit ; nördlich von Boden
treten Waldungen mit Seen und Sümpfen auf, Die Linie
durchschneidet dann gebirgiges Gelände, bei ii2^°> wird
die lappländische Grenze und bei 125 kln der Polarkreis
geschnitten. Etwa 100 k* von Gellivara entfernt liegen
die Erzlager von Kirunavara und Luossavara, die bis 74°/fl
fast phosphorreines, metallisches Eisen enthalten und zu
den reichsten Erzlagern der Welt gezählt werden. Von
Gellivara, wo die eigentliche Ofotcnbahn beginnt, zweigt
die Linie nach Malmbcrgct und Koskulls Kulle ab. Die
Länge der Bahnstrecke Lulea -Malmberget und Koskulls
Kulle betragt rd. aacAm. Von Kirunavara, in 502™ See-
höhe, neigt sich die Bahn in stetigem Gefälle zum Tornca
See. sie windet sich durch enge Täler, Schluchten und
Tunnel* l, unter Sehnccsehutzbauten an den Berghängen
entlang, überschreitet auf zahlreichen Kunstbauten Wild-
bäche und Flöße, durchquert das großartige Kesseltal des
Wassijaure und erreicht in 522 ■ Scchohc im wilden Hoch-
gebirge die norwegische Grenze.
Bei — 40° bis — 50UC Kälte waren in menschenleeren
(legenden, insbesondere auf norwegischem Gebiet, große
Bauschwicrigkeilcn zu überwinden. Dort sind im zer-
klüfteten, von -chncebcdcckten Bergen durchsetzten Ge-
lände auf rd «ta nicht weniger als 4t Tunnel von zu-
sammen 4,6^'" Länge erbaut und gegen Erdrutschungen,
Lawinen und abstürzendes Gerolle zahlreiche Schutzbau-
ten errichtet worden.
F.lwa 3^'" von der Endstation erhebt sich in 68° 47'
nördl. Br. eine Säule, die den nördlichsten Punkt der Bahn
bezeichnet. Von der Station führen Glei-e zum Ofotcn-
hafen. zu den Lagerplätzen der Bergbau-Gesellschaft und
zu den Kaianlagen, wo besondere Vorrichtungen geschaffen
sind, durch welche die Erze unmittelbar in die Fracht-
dampfer verladen werden. Die Hamburg -Amerika -Linie
hat bis auf weiteres die Verfrachtung von zusammen
to Mill. 1 Erz übernommen und zu diesem Zweck vor-
läufig zwei Dampfer in den Verkehr gestellt.
Seit 1903 bestehen besondere I.appland-Expreßzüge,
die während der Sommermonate zwischen Stockholm und
Narvik verkehren und die etwa 1587 lange Strecke in
2 Tagen und 2 Stunden zurücklegen.
zwischen Finnland und Schweden gelegenen Hafenstadt
Tornca am Tornca-Elf verbinden.
Zwischen Tornca — Haparanda Boden kommt eine
Strecke von schätzungsweise 70 km inbetracht Die Fort-
führung der Norrlandbahn Ober Boden nach 1 laparanda
wurde im schwedischen Reichstage vor Jahren erwogen
und befürwortet, ak im finnländischen Landtage die Vor-
lage wegen Verlängerung der Eisenbahn von llcaborg
nach Tornca zur Beratung stand. Auf Veranlassung des
schwedischen Grncralstabes wurde damals der Bauplan
aufge geben. Kußland erhofft aber die Bauausführung, weil
dadurch der Plan, der sibirischen Ueberlandbahn über die
Ofotenbahn den Weg zum Atlantischen Ozean zu eröffnen,
verwirklicht werden könnte. Dann würde ein ununter-
brochener Schienenweg vom Stillen zum Atlantischen
Ozean führen, auf dem der Durchgangsverkehr bis zur
schwedischen Grenze auf einheitlicher Spur sich ab-
wickeln könnte. *)
Bemerkenswert ist auch der Vorschlag, den Verkehr
der
sibirischen Eisenbahn über I langö am Finnischen
Meerbusen, Koppetskir, der östlichen Spitze Schwedens
Im Oktober 1903 wurde im Norden Finnlands die am Bottnischen Meerbusen, und Göteborg nach England
1 »k" lange Strecke von Kemi nach Tornca der zu leiten, wobei die Wasserstraße zwischen Ilangö und
Ulcaborg Tornea'cr Eisenbahn dem Verkehr übergeben; Koppelskär durch Eisbrcch- Dampffahren offen gehalten
sie bildet den nördlichsten Teil der finnländischen Linien, werden müßte. —
die SL Petersburg Über Wvborg, Tavaslhcus, Tammcrf. .rs. — — .. „, . .
Estermüra und Gamla-Karlchy mi, der am Grenzfluß k^uJ^w^Ä
»un untrti-r.ii.liirirr Btd«-iituni;. Di* XoriUnd und Olotenhihii bctiui dm-
■i Dn lliit»<r Tunntl uliill »7010. e.nc Spurweite von 1,43s m
343
No. 55.
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Mitteilungen aus Vereinen.
Ar eh.- u. Ing.-Vereln zu Magdeburg. Sitzung am 6. April
1904. Vors. Postbrt. Winckler. Zum zweiten Vorsitzen-
den wird Hr. Brt Harms gewählt, welcher die Wahl an-
nimmt. Sodann spricht Hr. Harms Ober „ Studien Ober
den großen Wiederherstellungsbau des Magde-
burger Domes 1826 — 34'.
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war die Dom-
kirche nahe daran, ganz und gar zu verfallen und zur
Ruine zu werden. Da gelang es in einer Zeit, in der
das Geld außerordentlich knapp war, in einer Zeit, welche
noch ganz im Banne der Antike stand und wenig Sinn
und Verständnis für mittelalterliche Bauweise hatte, tat-
kräftigen Mannern reiche Mittel für die Erhallung unseres
mittelalterlichen Domes zu erwirken. Das Hauptverdienst
an dem Zustandekommen des großen Werkes gebührt
dem damaligen Obcr-Prasidcnten, Staatsminister v. Klc-
witz, der an die Spitze der Dombau- Kommission trat.
Die Namen der beteiligten Baubeamten sind durch das
von ihnen spater herausgegebene Domwerk bekannt, der
Reg.- u. Brt Clemens, der Bauinsp. Mellin und der
Baukondukleur Rosenthal.
Der von 1826 — 34 zur Ausführung gelangte Wicdcr-
herstellungsbau hat etwas über 230000 Taler gekostet,
wozu der König allein 6000 Taler beitrug. Von Interesse
ist das unter anderen auch von Schinkel unterzeichnete
Gutachten der Ober- Baudeputation, welches sehr ein-
gehend die große Baufrage behandelt und im Ucbrigen
zeigt, welches geringe Maß von Hochachtung in jener
Zeit die maßgebenden Vertreter des Baufaches den her-
vorragenden Werken der mittelalterlichen Bauweise ent-
gegenbrachten.
Der Vortragende unterzieht nun die einzelnen Teile
der Doinkirche zunächst im Aeußeren einer näheren Be-
trachtung und zwar in der Reihenfolge, in welcher «1er Wie-
dcrhcrstcllungsbau vor sich gegangen ist. Von den beiden
unvollendeten östlichen Türmen hatte der südliche früher
ein Zeltdach, der nördliche ein Geschoß mehr als heute,
welches jedoch in Fachwerk hergestellt war und wegen
Baufälligkcit abgebrochen wurde. An dem nördlichen
Kreuzschiff mußte der Giebel vollständig neu aufgebaut
werden. Die Türmchen, welche die beiden Kreuzschiff-
giebel auf der Ostseitc flankieren, sind eine Zutat des Wic-
derhcrstcllungsbaucs. Die sagenumwobenen Statuen eines
Schäfers mit seinem Knecht und 2 Hunden sind vollständig
erneuert. Die eigentümliche Teilung der östlichen Fenster
der Kreuzschiffe erklärt sich dadurch, daß der untere
Fcnstciieil, welcher eine ganz selbständige Teilung zeigt,
durch ein dahinter angeordnetes Pultdach verdeckt und
deshalb mit Sandsteinplallen ausgesetzt werden sollte.
Diese Pultdächer gelangten indes nicht zur Ausführung und
so verglaste man einfach auch die unteren Teile der Fenster,
welche ihre besondere Teilung schon erhallen hatten.
Die Paradieshalle vor dem nördlichen Kreuz mußte
in weitgehendstem Maße ergänzt werden. Die seitlichen
Türen waren früher durch Brettertüren vcrschlttssen, auf
welcher sich in Üel gemalte Darstellungen aus der
Schöpfungsgeschichte befanden. Diese Türen sind neuer-
dings wieder aufgefunden.
An dem hohen Chor sind das Hauptgesims, die Dach-
galcric, das Gesims des Bischofsganges mit der eigentüm-
lichen Bekrönung, die Wasserspeier, die Ciesimse der Chor-
kapellen vollständig ernruert. Von den meisten dieser
Bauteile waren nur Spuren vorhanden. Die auf dem
Bischofsgang früher belindlichen, den Chor umgebenden
Zeltdächer wurden beseitigt. Am I .anghaus sind die Haupt-
gesimse und Galerien auf beiden Seiten fast ganz erneuert
und die Strebepfeiler mit Platten umkleidet. Von den
10 Reihengicbeln auf dem nördlichen Sehenschiff konnte
nur einer zumleil erhalten werden Die entsprechenden
südlichen Giebel, welche nur aus ausgemauertem Fach-
werk bestanden und nach dem Anschlage in derselben
reichen Weise ausgeführt werden sollten, sind aus Mangel
an Mitteln in der einfachen Weise, wie wir sie heute
sehen, hergestellt worden.
An den beiden Haupttnrmen waren die Schäden,
welche die Zeil, Witlerungseinflüsse und feindliche Ge-
schosse hervorgerufen hatten, sehr groß. F.s fehlten viele
Fialen, Wasserspeier und erhebliche Längen der Oalerie-
brüstungen. Von besonderem Interesse sind die eingehen-
den F.rhebungen, welche zur Entscheidung der Frage an-
gestellt worden sind, ob die veranschlagte Erneuerung der
fehlenden Kreuzblumen auf dem Sodturme zur Ausführung
gelangen solle oder nicht. Schließlich bestimmte der König,
daß der südliche Turm als Wahrzeichen der alten Stadt
Magdeburg in seiner unvollendeten Gestalt zu belassen sei.
Auch an dem Mittelbau zwischen den Türmen ist mit
großer Sparsamkeil vorgegangen, liier hat man einen
9. Juli 1904.
merkwürdigen Versuch mit einer Anstrichmethode ge-
macht An dem reichen Hauptportal sind viele Schäden
mit Romanzement ausgebessert und dann ist das Ganze
mit einer Mischung von Zement und Vitriol angestrichen
worden, wodurch angeblich eine dem Sandstein ähnliche
Farbe entstanden ist. Die Folgen dieser Erfindung zeigen
sich heutigen Tages nur zu deutlich. An den reichen
Blumenfriesen usw. zerfällt alles bei leichter Berührung
zu Staub und allenthalben blättert der Sandstein ab.
Schließlich wurden dann noch die Instandsetzung*-
Arbeiten des Inneren der Domkirche besprochen, welche
von einschneidender Bedeutung nicht gewesen sind. Als
Mcrkwürdiakeit wurde erwähnt, daß in den Chorgewölben
einige baufällige Diagonal- und Quergurtc durch unterge-
brachte gußeiserne Bögen verstärkt sind. -
Reicher Beifall lohnte den Vortragenden für die hoch-
interessanten Ausführungen.
An den geschäftlichen Teil schloß sich ein Abschieds-
Kommers zu Ehren des nach Frankfurt a. M. versetzten
Kiscnb.-Bau- u. Betriebs-lnsp. Seh warz. Es gedachte der
Vorsitzende der großen Verdienste des Scheidenden um
den Verein und überreichte ihm als Dank des Vereins und
als bleibendes Zeichen der Erinnerung einen Pokal. Hr.
Schwarz dankte für die ehrenden Worte und wünschte dem
Verein ferneres Blühen und Gedeihen. — Bern er.
Auf der XVII. Hauptversammlung des Vereins deutscher
Gartenkünttter In Düsseldorf vom 3.-8 Aug. d. J. werden
einige Vorträge gehalten, die auch für Leser unserer
Zeitung von Interesse sein dürften. Es werden sprechen
Hr. Gartening. Hanisch von Kattowitz über „die Ein-
richtung von Arbeitergärten*; Hr. Gartening, Glogau aus
Bonn über „Heimatschuß" ; Hr. Gartendir. Encke von
Köln über „Architektonische Motive in der Gartenkunst";
sowie Hr. Stadtgartcninsp. Fintelmann aus Berlin über
„Die zweckmäßige Anlage von Schulgärten und deren
Betrieb". —
Vermischtes.
Die Annahme eines Teiles der preuß. wasserwirtschaft-
lichen Vorlage ist am 21. Juni durch das Abgeordnetenhaus,
am 28 Juni durch das Herrenhaus erfolgt. Es handelt
sich dabei, wie zu erwarten war, um diejenigen Teile der
Vorlage, welche vorwiegend oder ausschließlich der Ver-
besserung der Vorflut- und Hochwasserverhältnisse dienen,
nämlich um das Gesetz betr. die Verbesserung der
Vorflut in der unteren Oder, Havel. Spree, Lau-
silzer Neiße und dem Bober, sowie das Gesetz betr.
Maßnahmen zur Verhütung von Hochwasserge-
fahren in der Provinz Brandenburg und im Havcl-
gebict der Provinz Sachsen. Es sind danach folgende
Bauausführungen zu bewirken:
Verbesserung der Vorflut in der unteren
Oder 41 865800 M.
Verbesserung der Vorflut und der Schiff-
fahrtverhältmsse der unteren Havel . 9835000 „
Ausbau der Spree 9119200 „
Ausbau der Lausitzer Neiße und des
Bobers innerhalb der Prov Brandenburg 1864000 „
zusammen 02684000 M.
Die Kanalvorlage, d. h. diejenigen Teile der Gesamt-
vorläge, welche den Großschiffahrtsweg Berlin —
Stettin, den Dortmund K nein • Kanal und den
verstümmelten Mittellandkanal umfassen, ist noch
nicht aus der Kommission zurückgekehrt, ihr Schicksal
also noch immer zweifelhaft —
Preisbewerbungcn.
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Skizzen für eine
evangelische Kirche In Mähr. Ostrau wird für Architekten
Oesterreichs und des 1 Putschen Reiches zum 1. i>kt. 1904
erlassen. Bausumme 180000 Kr.; 3 Preise von 900, 650
und 450 Kr., die auch in anderer Weise verteilt werden
können. „Die Wahl des auszuführenden Projektes aus den
prämiierten oder vom Preisgerichte zum Ankaufe em-
pfohlenen Projekten behält sich die evangelische Kirclien-
gemeinde vor und wird den Architekten, dessen
Arbeit sie zur Ausführuni: wählt, zur Ausar-
beitung der Baupläne und zur Bauleitung heran-
ziehen." Bei dieser erfreulichen Aussicht machten wir
dem Wunsche Ausdruck geben, zu dem aus den Hrn.
Arch. K. Th. Bach, Dombaumstr. J. Hermann, Bit.
L. Wächtler und Arch. Ant. Weber (als Ersatzmann)
bestehenden Preisgericht auch einen Preisrichter aus
Deutschland gewählt zu sehen
Zu dem Wettbewerb des Architekten- und Ingenieur-
Verein» in München betr. Entwürfe für eine Volksschule In
Kempten liefen 35 Arbeiten ein Den I. Preis crhicll Hr.
■143
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Osw. Bieber, den II. Preis Hr. Otto Schnartz, den
III. Preis Hr. loh. Müller, »amtlich in Manchen. Eine
lobende Erwähnung fanden Entwürfe der Hrn. F. X.
Knöpfle und Joh. Möller in München. - -
Bücherschau.
Menzel-Schubert. Der Bau der Eiskeller, Elahauaer, L-ager-
keller, Elaachrtnke. 6. Auflage. Von Prof. Alfred
Schubert. Verlag von I. Neumann in Neudamm.
Pr. brosch. 4 M., geb. 5 M. • -
Das vorliegende, lao Oktavseilen umfassende, mit
135 Abbildungen ausgestattete Wcrkchcn ist eine voll-
standige Neubearbeitung der vor 20 Jahren erschienenen
5. Auflage, von der nicht viel mehr als die stoffliche An-
ordnung übrig geblieben ist Der Inhalt ist außerdem
zeitgemäß erweitert, indem die wesentlichen Fortschritte,
welche die Kälteindustrie seitdem zu verzeichnen hat
inbezug auf Eismaschinen, Kühlmaschinen, Kühlanlagen
und Kühlräume in ausführlicher Weise behandelt sind.
Das Werk ist einerseits für den Bautechniker, anderseits
für den Eiskonsumenten bestimmt. Die Darstellung muüte
sich daher auf das Wesentliche unter Kortlassung aller
theoretischen Erörterungen beschränken. Innerhalb des
so gezogenen Rahmens ist es dem Verfasser gelungen,
ein übersichtliches, klares Bild des ganzen Gebietes zu
geben. Für den Techniker enthält das Werk manchen
praktischen Wink, sodall es demselben einen wertvollen
Anhalt bei der Ausgestaltung der bczügl. Anlagen gibt
L'eber den Wert des bcigcgcbcncn Verzeichnisses von
Bezugsquellen kann man geteilter Meinung sein. - -
Die Kältemaschinen von Ing. Georg Gftttsche. Verlag von
Johannes Kriebel in Hamburg. Pr. 2,50 M. —
Einen Teil desselben Gebietes, aber von anderem
Standpunkte, behandelt obige Schrift, die sich mehr an
den praktischen Maschinenbauer bezw. diejenigen wen-
det, welche mit diesen Maschinen im Betriebe zu tun haben.
Die kleine Arbeit ist ein Sonderdruck eines ursprünglich
in der Zeitschrift „Deutscher Maschinist und Heizer" er-
schienenen Artikels und gibt in gedrängter Kürze und in
gemeinfaölicher Form alles Wissenswerte auf dem ein-
schlägigen Gebiete. —
Bei 4er Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Griot, Gustav, Ziviling. Kontinuierliche Raiken mit
konstantem Trägheitsmoment Interpolierbare
Tabellen zum raachen Auftragen der EinfluDlinicn för Mo»
toente und SeheerkrAlte sowie der Kurven für verteilte
Lasten, fOr die Praxis berechnet Zürich 1904. SchultheS & Ko.
Iszkowskl, R., k. k. Ministerialrat Die Anforderungen des
Strafien Verkehres. Anleitung zur Herstellung und
Pflege der Straflenfahrbahn Wien 190a. R. v. Waldheim.
Das Evangelische Krankenhaus Köln. Herausgegeben
von den dirigier. Acnlcn Dr. E. Martin und Dr. L. Bleib-
treu und dem Erbauer Aren Alfr. Ludwig in Leipzig. Mit
9 Plänen und 50 Abbildungen. Bonn 1903. Carl Georgi.
Handbuch der Architektur. Herausgegeben von Geh.
Brt. Prof. Dr. Ed. Schmitt DieHochbaukonstruktioncn.
Dritter Teil, 6. Band: Sicherungen gegen Einbruch. Anlagen
lur Erzielung einer guten Akustik. Glockcnstuhlc. Siche-
rungen gegen Feuer, Blitzschlag , Bodensenkungen und Erd-
erschOtterungen. StOtzmauern. Terrassen, Freitreppen und
äußere Rampen. Befestigung der Bürgcrsteige und Hof-
flachen. Vordacher. Eisbehaiter und Kühlanlagen mit kunstl.
Kälteerzeugung. III. Aufl. Mit 369 Text-Abbildgn. und 1 Taf.
Stuttgart 190«,. Arnold BcrgstraUer (A. Kiöncr). Pr. 14 M.
»mann, Fedor. Dask 11 nstlerisc Ii gestaltetes c bul-
lt aus. Leipzig 1904. K. Voigtllnder. Pr. 5 M, geb. 6 M.
Lingenfelder, Willi., Aich. Die Tragfahigkeits-Berech-
nungen von Balken, Sauten u. dcrgl. Trakt Handbuch
zum Selbstunterricht und Gebrauch für jeden Bauhand wei ks-
meiater und Techniker Emmendingen 1902. Druck- u. Ver-
logs-Gc*. vorn». Dfilter. Pr. i,ac M.
Malrlch, A., Ing Hilfstabctlen zur Berechnung eiserner
Baukonstruklioncn. Teil 1. Chemnitz 1003. A. Mairich.
Möller, M-, Ptof. Eine Frage! Soll die Meteorologie einen
fortlaufenden Vergleich zwischen Mondstcllung und Witterung
in ihren Arbeitsplan aulnchmcn oder soll wie bisher dieser
Einfluß nur durch gelegentliche private Arbeiten einzelner
Forseber weiter verfolgt werden / Rraunschweig 1903- Alb.
Limbach. Pr. 1 M.
Musterbuch für Kunstschlosser. Eine Sammlung zeit-
geuiaocr Kunstschmiede - Arbeiten- 100 Taf. mit 1B9 Fig.
Lübeck 1003. Charles Colcman.
Proell, Will)., Dipl, -Ing. Praktische Beurteilung von
Regulatoren und Regulierungsfragcn. Gcmeinveritand).
Mitteilungen aus der Praxi* für Maschinen • Ingenieure und
Elektrotechniker. Leipzig 190a Hachuicister & Thal. Pr. a M.
shardt. C. Geschaftskalcndet
für dco Wcllvcikchr.
09. Jahrgang. 1904. Vermittler der direkten Auskunft. Bei Im.
Dr. Selpp, Heinr, Prof., Dir. der Kt;l llaugcw-Schule in Barmen.
Festigkeitslehre für Haugewerksehulcn und ver-
wandte gewerbliche Lehranstalten, sowie zum Gebrauch in
der baulechn. Praxis. Mit Uebungsbcispiclen, Piofii- und
anderen Tabellen, sowie 73 Abbilden, a. vei bewerte und
vermehnc AufL Leipzig 1903 Seemann * Ko. Pr 1,40 M.
344
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Kgl Reg- u Bit. Falke iat zum
nichlstAnd. Mitgl. des Hat -Amtes ernannt.
Der Garn -Baoinsp G o e 1 1 e in Kassel scheidet aus der Garn.-
Bauvcrwallg. aus wegen Ucbernahme einer Stadtbrostr -Stelle Der
Garn -Rauinsp. Brt. Veit mann in Breslau ist auf s. Antrag in
den Ruhestand versetzt Der Garn -Baoinsp Brt. Stuckhardt
In StraBburg ist nach Breslau I versetzt
Baden. Dem Prof. R e h b o c k in Karlsruhe ist die Erlaubnis
zur Annahme und z. Tragen des ihm verlieh. Kgl. preuB. Roten
Adler-Ordens IV. Kl. erteilt.
Dem Bez -Rauinsp H e n z in Karlsruhe ist die Vorst -Stelle
das. übet tragen; der Bez-Bauinsp. Sing ist z. Vorst der Bcz-
Bauinsp Donaueschingen ernannt
Der Zentralinsp., Bahnbauinsp. Weyer bei der Gen.-Dir.
der Staatseisenb ist gestorben.
Preußen. Dero GroBh. hess. Reg.- u. Brt G e i b e I in Königs-
berg i. Pr ist der Rote Adler-Orden IV. Kl. und dem Geh. Rcg-
Rat Prof. Dr Heinzerling in Aachen der Kgl. Kronen-Orden
III. Kl. verliehen.
Der Geh. Brt. Anderson, vortr. Rat im il.ahi. der öffenü.
Arb. iat z. Geh. Ob -Brt. ernannt
Techn. Hochschule in Danzig. Zu etatm. Prof. sind
ernannt: Der Schiffb-lng.,Ob-liig b Nordd Lloyd in Bremerhaven,
Dipl Ing Schotte, der ord Prof. Dr. B c h r e n d in Hohenheim,
der Piiv. Doz Piof. Dr. R u f f in Berlin, der Doz Dr. Wien in
Aachen, der Prof. Dr. R o ß I e r in Berlin, der auBcrord. Prof. Dr.
Lorenz in Gottingeii, der Prof. K r o h n , Dir der Bruckenb -Abt.
„GulehoffouogshDtte' in Sterkrade, der Pnvatdoz Prot. Dr. Wohl
in Berlin, der Kg'. Reg -Bmstr. Oder in Berlin und der Piivatdoz.
Dr. Eggert in Berlin.
Der etatm. Prot Geh. Reg.-Kat Dr. v. Mangoldt in Aachen
ist in gl. Eigenschaft an die Techn. Hochschule in Dan. ig versetzt;
der Pnvatdoz. Dr. Dolezalek, Ob -Ing. bei der Firma Siemens
& HaUke in Beilin ist unt Beileg. des Tit Prof. z- Doz. an der-
selben Hochschule ernannt
Techn. Hochschule in Charlottenburg. Die
Wahlen nachgen. Hrn. Abt.- Vorst, für das Amlsjahr 1. Juli 1904 05
sind bestätigt worden und zw. die ProT. : Geh. Brt W o 1 ( f für die
Abt f. Archit, Geh. Reg Rat, Dr.-lng. Müller-Breslau fnr Bau-
ingenieurwesen, Kämmerer f. Maschineningenieurwesen, D i c c k-
hofft. Schiff- u Scliiff.masch.-Bau. Geh. Ree-Rat Dr. Hirsch-
wal d f. Chemie und Hüttenkunde und Dr. Rubens f. Allgem.
Wissenschaften.
Der Rcg.-Bmstr. Ochniichen in Pillau ist der Kgl Eisenb.-
Dir. in Essen a. K zur Beschäftigung Oberwiesen.
Der wortt Reg -Brost r. Hugo Eberhardt in Hcilbrono ist
z. komm, ßsuinsp. der Stadt Frankfurt a. M erwShlt.
Die Reg.-Blhr. Friedr, Kringel aus Berlin, Emil Goehrtz
aus Bröske, Franc Vogt aus Breslau und Alb. GrOn aus Wies-
baden (Hochbfch.l, — Rud. Hennings aus Lübtheen, Fritz Kable
aus Hohenstein, Jobs. Michels aus Berlin und Ench Welz aus
Finsterwalde (Wasser- u. SlraBenbfcli.), — Rud. Petri aus Frank-
furt a. M., Paul Schaler aus Magdeburg, Gunter Promnitz au»
Breslau und Ernst A m m e r ro a n n aus Abf
sind zu Reg.-Bmstrn. ernannt.
Den Reg-Bmstrn. Friedr Balfanz in Pasewalk, Erich Labes
in Berlin und Ottomar Martini in Charlottenburg ist die
Eutlass. aus dem Staatsdienst erteilt
-Bich.)
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. K. In Wiesbaden. Nach der gelieferten Sachdar-
stellung hat sich die Mauer nach dem Nachbargrundstücke Ober-
gebogen; es handelt sich somit um keine» l'cbetbau im Sinne
B. G. - B. $919 und es kommen die bezüelich des Oberbaues er-
lassenen Bestimmungen nicht zur Anwendung. Vielmehr liegt eine
Grenzverwirrung im Sinne B. G. - R. § 930 vor. E» darf Zurück-
führung der Mauer auf die richtige Grenze verlangt weiden.
Denkbar ist jedoch, daB an dem Entstehen des Jetzigen Zustande«
eine Fahrlässigkeit auf beiden Seiten vorliegt, was dahin führen
kann, duf) die Kosten der Grembericbtigung und des Versetzens
der Mauer auf die richtige Grenze gemeinsam zu tragen sind.
t'ebrigens sind soviel einschlagende L'mMandc denkbar, deren
Kenntnis zur richtigen Beurteilung des Falle» maßgebend ist (z. B.
Dauer des Bestandes der heutigen Beschaffenheit der Mauer) daß
eine untrügliche Beantwortung Ihrer Fragen ausgeschlossen ist —
K. H-e.
Antragen an den Leserkreis.
Ich beabsichtige, mit hartgebrannten Tonplatten ein Bassin für
ziemlich starke (etwa 5 B) schwelelsaure Sulfallauge auszukleiden.
Da Charoottc-Mehl — wie meine Versuche ergeben haben — allein
nicht genügt, so frage ich an, wie ich einen der schwcfeligen Saure
Widerstand leistenden Mörtel herstellen könnte ; —
J F in Budapest
Welche Systeme der Müll- und Si lilackenabluhr bei den Ge-
bäuden der größeren Städte haben sich am besten bewihrt? —
nheim,
t: I>ie Wu ünrirnteUu.i-; «1er N i. i'Ij.Il.i i Ii«- in Spandau. — Der
Hafen vciti Valparaiso iin«l *ein iri liljntrr Ainti.in (S. liluöi, — llir Senkung
der Mi\imiLiaiL».BriKke in Mci.iheti — i-Me m-.rtll i. hvte tLsenbahn der Welt,
dir /likQtittier Kt^iHllcrkc »Sei »il:iTi^.[irn t i t„ t ... n|l,»l.u aia All
»Jzean. • MitteUuiizm au* VtreuieQ. \>r:iu>' :c.e%- IVrl*l'eweil
— Kfkhri. — lVrw,:ii-i! A'a<Jit..cl:1rn. — Hm I- und Kiacrka-lea.
Hierzu eine Bildbeilage: l>ic Wiederherstellung der Nicolai-
kirche in Spandau.
Verlan der l»r "Ii' >irn lUrnnUi:^, m. b II . Krrlm. Für die Kedaklkm
uraniwortl. AJbcil Hoiruaun, ist/lio. L'ru.k. vou Willi. Grave, Her IIa.
No. 55.
Digitized by Google
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 56. BERLIN, DEN 13. JULI 1904
Die Wiederherstellung der Nicolaikirche in Spandau.
Architekt: Stadtbauinspektor Otto Stiehl in Steglitz. <ächtuu > ihmu die Abbildungen shmi«- 349.
jeber die Wiederherstellung des Inneren lassen
wir dem Künstler selbst das Wort: „Maß-
gebend für dieselbe war in erster Linie die
Sorge um die Raumwirkung. Vor allem
erschien in einer Hallenkirche mit Chorum-
gang ein Abschluß der Chor- Umgangsöffnungen im
unteren Teil, die in alter Zeit durch Lettner geschlossen
waren und für ganz verschiedene gottesdienstliche Hand-
lungen benutzt wurden, niemals aber für den nüchternen
freien Durchblick geschaffen sind, erfordejrlich. Es
wurde der ßngenabschluU neben" Gern' ATtar gewählt
(S. 341), um den Blick vom Umgang nach Altar und
Kanzel frei zu halten, weil an Festtagen auch dieser
Umgang mit Kirchgängern dicht besetzt ist. Die beiden
anschließenden Ocffnungen wurden mit der Kanzcl-
treppc und dem Einbau eines großen Baldachins über
dem dorthin überführten Taufbecken für das Auge ge-
schlossen
Von Einfluß für die Raumwirkung war ferner
die Wiederaufrichtung des alten Triumphkreuzes am
Choreingang, von welchem die alten Figuren aus dem
Jahre 1540 noch erhalten waren. Mit neuem Balken
und neuem Kreuz, sowie neuer, aufgrund der erhalte-
nen Reste ergänzter Bemalung wurden sie an alter
Stelle wieder aufgestellt. Die so hervorgerufene ideelle
Scheidung von Chor und Schiff war wesentlich für
den Raum. Indem ferner die Emporen, die bis in
den Chorraum hineingeführt waren, um ein Joch ver-
kürzt wurden, konnte der alte schone Raumeindruck
des Chores in der I iauptsachc wiedergewonnen werden.
Freier mußte im Schiff vorgegangen werden. Die
Kmporcn der vierziger Jahre ruhten, abgesehen von
ihrer trocken-peinlichen Einzclgliederung auf klotzigen
Ständern, welche die Pfeilerform und die Wandglicdc-
rung völlig verdarben. Eine gänzliche Entfernung der
Emporen war mit Rücksicht auf die erforderliche Zahl
von Sitzplätzen nicht möglich. Es konnte darauf auch
um so eher Verzicht geleistet werden, als ein völlig
freies Seitenschiff ebenfalls den alten Sinn eines solchen
Baues nicht trifft, da man sich den Raum vielmehr im
mittelalterlichen Sinne auch durch Einbau von Seiten-
altären u. dcrgl. vielfach gegliedert vorstellen muß. Es
wurde daher die Brüstungswand der Emporen mit
einfacherer, weniger vordringlicher Verbreiterung ver-
kleidet und dabei der llauptwcrt auf flächige Bemalung
gelegt; es. wurden ferner die Pfosten abgeschnitten und
die Last der Emporen in möglichst einfacher Weise auf
Wände und Pfeiler übertragen, wobei jede, auch nur
zeitweise beträchtliche Schwächung der Pfeiler vermie-
den werden mußte. Die Orgelempore erhielt ferner an-
stelle ihres alten geraden Abschlusses eine bogenförmige
untere Begrenzung, um harmonisch mit den übrigen
Emporen zusammenzugehen. Von Bedeutung für die
Raumwirkung des Inneren war ferner die Versetzung
der Kanzel aus der Mitte des Schiffes nach dem Chor-
cingang und die Entfernung der Gipsgesimsc, mit
denen man bei der Veränderung von 1840 die Pfeiler
versehen hatte.
Für den so neugestalteten Kirchenraum mußte in
der Turmhalle ein würdiger Vorraum geschaffen wer-
den. Die im Mittelalter wohl geplante Wölbung dieses
Raumes war nicht zur Ausführung gekommen. Nach-
dem der hölzerne Ausbau im 18. Jahrh. durch Brand
vernichtet war, hatte man im Jahre 1840 die Halle
gänzlich verbaut, indem vier starke Pfosten zum Tragen
von sechs Turmböden nebst Glockcnstuhl und Dach-
last bis auf den Erdboden hcrabgcfflhrt worden waren.
Den Raum zwischen den Pfosten hatte man durch
eine Balkendecke unterhalb des großen Westfensters
abgeschlossen, durch ein Oberlicht in dieser Decke
notdürftig erleuchtet und in den pseudogotischen
Formen jener Zeit ausgebaut. Die seitlich neben den
Pfosten verbleibenden Räume waren zu einer Rumpel-
kammer und einer Bodentreppe, sowie zur Aufstellung
der Orgclbälgc verwendet worden.
Hier mußten diese Pfosten bis zur zweiten Turm-
balkcnlagc entfernt werden. Die schwierige Abfan-
gung der sehr ungleich verteilten Obcrlast wurde
nach meiner Idee durch Ilm Ing. Lcitholf in Berlin
im Einzelnen durchgeführt. Der so gewonnene Raum
erhielt ein hohes scchstciligcs Sterngewölbc mit großer
Mittelöffnuny . An die eine Seitenwand wurde eine
einfach gezimmerte Wendeltreppe (S. 349) als Ersatz
der alten Bodentreppe angelehnt I lölzerne Wand-
bänke mit hoher Rücklehne, neue Türen und Bemalung
des unteren Wandteiles auf dem rohen Put/ vervoll-
ständigen dieEinrichtung des Raumes, der bei Familien-
festlichkeiten als Wartehalle für die Gäste dient Mit
der Verlegung der Bälgekammer, die ebenfalls durch
den Ausbau der Vorhalle nötig wurde, wurde die Ein-
richtung eines elektrischen Gebläsebetriebes für die
Orgel verbunden.
Für die Einzclbchandlung des Inneren galt mir
vor allem als Grundsatz: gewissenhafte Verwertung
aller Vorteile, die aus der Kenntnis älterer Kunst und
alter Handwerkstechnik zu ziehen sind; Vermeiden
unmittelbarer Nachahmung, freie Verwendung solcher
vielseitigen Anregungen ohne unkünstlerisch -archäo-
logische Pedanterie, zu selbständiger, aus der Aufgabi'
heraus entwickelter Wirkung. Für die Gesamthaltung
345
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inbezug auf Reichtum der Formen waren maßgebend
eine Anzahl älterer Ausstattungsstücke. Die Kirche
besitzt einen reichen, lebhaft farbig bemalten Altar
der Rcnaissancezcit, eine Stiftung der Grafen zu Lynar,
dessen großartiger Aufbau den mittleren Bogen des
Choruniganges fast bis zum Kämpfer fallt. Es war
ferner eine alte Kanzel des 17. Jahrh., wenn auch in
Trümmern, vorhanden, die König Friedrich Wilhelm II.
der kürzlich abgebrochenen Johanniskirche in Spandau
geschenkt hatte. Sic war in wahrhaft königlichem
Reichtum in üppigster Schnitzerei und Vergoldung
durchgeführt. Die Gemeinde entschloß sich, daß sie
ergänzt und in unserer Kirche wieder aufgestellt werde.
Endlich war ein bronzenes Taufbecken gotischer Zeit,
ebenfalls ein hervorragend schönes Beispiel seiner Art,
vorhanden, das in würdiger Weise aufzustellen war.
Auch eine Reihe schöner Grabdenkmäler, mehrere
reich geschnitzte, bemalte und vergoldete Totcnschildcr
und eine große Anzahl Votivgemälde geben noch
einen Nachklang alter Formenfülle. Aus den großen
Schmuckstücken von ungewöhnlichem Reichtum be-
stimmte sich die künstlerische Behandlung des Chores.
Die Abschlußbögen neben dem Altar wurden in den For-
men des Altars aus Sandstein errichtet und in ähnlicher
Behandlung neben dem Altar zwei neue Kommunion-
bänkc geschaffen. Der Kanzel wurde ein neuer Sockel
und eine neue Treppe mit Portaleingang in reichen
Barockformen hinzugefügt (S. 349). Um ihrer glänzen-
den Erscheinung ein künstlerisches Gegengewicht zu
schaffen, wurde im gegenüber liegenden Bogen das
Taufbecken aufgestellt und mit zierlichem großen Bal-
dachin, etwa 6m hoch, i,6m Durchmesser, überbaut.
Ebenso wurden Triumphbalken und Kreuz mit reiche-
rer Belebung des Umrisses gezeichnet (S. 337).
Demgegenüber ist die Formgebung im Schiff sehr
schlicht. Die Emporcnbrflstungcn und das niedrige
Gestühl sind mit flachen I.eistengliedcrungen beschla-
gen; die Türen in verdoppelter Arbeit und Leisten-
toilung als Rrctttürcn mit geschmiedeten Meschlägen
auf der glatten Seite ausgeführt. Die einzigen reiche-
ren Punkte bilden große, durchbrochen geschnitzte
Rundschilde, die nach früher in Backsteingcgcndcn
allgemein herrschender Sitte lebhaft bemalt und ver-
goldet an den Schlußsteinen der Gewölbe angebracht
wurden. Ein erst vor etwa 20 Jahren beschafftes eiche-
nes Orgelgehäusc von sehr derben schweren Formen
mußte benutzt werden. Es wurde der ruhigeren Raum-
wirkung der Kirche zuliebe umgeformt und um 1,5™
erniedrigt. Nach Entfernung von einigen gar zu
lastenden Giebeln wurde es durch Hinzufügung einiger
Schnitzereien und durch lebhafte Remalung und Ver-
goldung dem Maßstabe des übrigen angepaßt. Die
Lichtträger der elektrischen Beleuchtung sind an den
Pfeilern angl bracht, dabei möglichst zierlich gestaltet,
um sich der Architektur tunlichst unterzuordnen und die
Raumwirkung nicht zu stören. Daneben sind die
allen Messingkronlcuchter beibehalten und neu auf-
gehängt. Sie werden an Festtagen usw. mit Kerzen
besteckt und so in alter Weise bei besonderer Gelegen-
heit zur Hebung des feierlichen Eindruckes benutzt.
Die Vcrmittelung zwischen diesen Teilen ver-
schiedenen Reichtums ist in der farbigen Behandlung
des Ganzen gesucht Die mittelalterliche Färbung,
die noch wohl festzustellen war, konnte nicht als Vor-
bild dienen, da sie auf tiefe, feierlich düstere Wirkung
angelegt war. Dem heutigen Gebrauchszweck ent-
sprechend mußte auf größere Helligkeit des Inneren
gesehen werden. Immerhin mußte der derben Back-
steinfarbc eine gewisse Rolle eingeräumt werden,
wenn die Wirkung nicht ganz aus dem Formen-
charakter des Baues herausfallen sollte. Dieser Ge-
sichtspunkt, dazu die Rücksicht auf .die kraftige Be-
malung des alten Altares und die reiche Vergoldung
der Kanzel sind die Veranlassung gewesen, das ganze
Innere in frischen lebhaften Farben auszumalen. Da-
bei wurde von der alten Remalung die Anordnung
eines vier Schichten hohen Frieses am Kampfer der
Pfeiler, die Gliederung der Pfeiler selbst und der
eigenartige Wechsel der Farben in den Cewölbegliedc-
3<6
rungen beibehalten, alles Andere mit Rücksicht auf
Zusammenschluß und Teilung, Uebcreinstimmung und
Gegensätzlichkeit der Flächen frei erfunden. Der
kräftigen Behandlung der Malerei gegenüber wurden
die Fenster wieder einfacher gehalten. Sie sind nur
im Chor mit farbigen Teppichmustern versehen. Im
Schiff finden wir im wesentlichen nur Musterver-
glasungen, die Oberfenster haben dazu im Bogcnfeld
reichere Muster aus Schwarzlotmalerei mit etwas Silber-
gelb erhalten. Die kleineren Fenster unter den Emporen
sind von Mitgliedern des Kirchenrates gestiftet und ent-
halten in wechselnder Anordnung jedes ein Abzeichen,
das sich auf den Beruf des Stifters bezieht. In ähn-
licher Weise ist das Westfcnstcr der Turmhalle von
den hauptsächlichsten beim Bau beschäftigten Span-
dauer Werkmeistern gestiftet und mit deren Hand-
wcrkszcichcn verziert worden.
Rei den Bauarbeiten waren die folgenden Firmen
beschäftigt: Maurerarbeiten: Hülsebeck in Spandau;
Verblend- und Formsteinc: C. Matthcs & Sohn in
Rathenow; Bildhauer- und Steinmetzarbeiten: Wimmel
& Ko. in Berlin; Zimmerarbeiten: Leppin & Ko. in
Spandau ; Tischlerarbeiten/Füren und Gestühl : H ä r t n e r
in Spandau. FOrKanzcl-.Triumphkreuz und Orgel usw.:
P. HOsner in Berlin; Holzschnitzerei: H. Kahler in
Berlin; Kunstschmiedearbeiten, Beleuchtungskörper:
Mettl ing & Glcichauf in Charlottcnburg; Treppen-
geländer und Türbesehläge: Ed. Puls in Tempelhof:
Ausführung der Bemalung: Ballin in Frankfurt a. M.
und zwar für die Wand- und Gcwölbcbcmalung nach
Werkzeichnungen von Gebr. Linnemann in Frankfurt
a. M., für Baldachin, 'Triumphkreuz, Orgel usw. dagegen
nach meinen Entwürfen: gemalte Glasfenster, Glas-
malerei: Prof. Linnemann in Frankfurt a. M.; elek-
trische Beleuchtung: Allgem. Elektr.-Ges. in Berlin;
Orgclgcbläsc: Danneberg & Quandt in Berlin."
Soweit Stiehl. Wir haben nun schon zu Eingang
dieser Darstellung die grundsätzliche Frage gestreift,
die wir angesichts dieser Wiederherstellung wieder zur
Erörterung stellen möchten, die Frage, ist das Kirchen-
gebäude, soweit seine künstlerische Ausschmückung
inbetracht kommt, unter die Herrschaft der Stileinheit
zu stellen oder hat der Künstler das Recht, sich von der
Herrschaft des Stiles, die ohnehin schon zu lange läh-
mend auf eine Weiterentwicklung im Sinne einer Ver-
inncrlichung der Kunst, im Sinne des Ausflusses des
Kunstwerkes aus Herz und Gemüt, mit anderen Worten,
im Sinne eines höheren Zieles als lediglich des Zieles
des aesthetischen Genusses und der lehrhaften Kor-
rektheit gewirkt hat, loszusagen?
Zunächst sei hier das unbedingte Recht des Künst-
lers betont, ohne Rücksicht auf „ Grundsätze", Regeln
und alles das, was die ohne jeden sichtbaren prakti-
schen Nutzen arbeitende kritische Aesthetik geglaubt
hat, nach den Werken zur Richtschnur für den Künstler
aufstellen zu müssen, mit souveräner I lerrschaft ledig-
lich seines Gefühles, seiner Ucberzeugung, der Be-
dingungen des Materiales und des Zweckes, dem sein
Werk dienen soll, zu arbeiten. Es ist eine der besten
Taten der künstlerischen Bewegung unserer Tage, die
wir uns gewöhnt haben, als die moderne zu bezeich-
nen, daß sie den Künstler unabhängig gemacht hat
von Kritik, von Ueberlicfcrung, von Regel und von
jeder Art von Kunstzwang. Der Teil der modernen
Bewegung, der diesem Ziele gewidmet ist und sich
heute schon mit Erfolg lostrennen läßt von jenem
anderen Teil, der, indem er den Zwang bekämpft,
diesen Zwang selbst wieder bis zum Stilfanatismus,
ja bis zum Terrorismns steigert, er hat die Lebenskraft,
von der wir eine dauernde Weiterentwicklung erwar-
ten dürfen: er bildet das Mark der modernen Be-
wegung, er ist jener Teil, in welchem im Sinne der
Kunst ein Funke Ewiges wohnt, weil ein Grundprinzip
der Entwicklung des Menschengeschlechtes in ihm als
treibende Kraft enthalten ist: die Freiheit:
Der deutschen Kunst und namentlich der deutschen
Architektur der jüngsten Vergangenheit hat Niemand
mehr wie der damalige deutsche Schulmeister geschadet
No. 56.
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und ihre freie Entwicklung gehemmt, jener Schulmeister
mit dein Zopf im Nacken, der Hornbrille vor den kurz-
sichtigen Augen und dem warnenden Stabe in der Hand.
Er trieb sein Wesen nicht nur in den Lehrsälen, son-
dern mehr noch in den Lehrbüchern und in den sauber in
Perioden und Systeme abgegrenzten Kunstgeschichten.
Von ihm und aus ihnen wurde nur zu lange Zeit die
Kunst bezogen, die heute noch an unseren Straüen steht
und kaum einem eine rechte Freude macht, am aller-
wenigsten ihren Urhebern. Von ihm erfuhr man wohl,
was „wir könnten", was wir „mußten«, wie wir uns
.bestreben" müßten, nicht von den uns überkommenen
Werken selbst mit ihrem vielgestaltigen Leben, mit
der Beredsamkeit ihrer Geschichte, mit der eindring-
lichen Sprache ihres Werdens und - Vergehens. Es
läßt sich die Besorgnis nicht zurückdrängen, dafl auch
die Denkmalpflege bereits beginnt, doktrinär zu wer-
den, aber immerhin hat sie ein Verdienstvolles gehabt:
daß sie den Künstler crmahnt hat, das Werk der Ver-
gangenheit scharfer anzusehen, die Geschichte seines
Werdens eingehender zu prüfen, die Unbefangenheit
der Entstehung zu erkennen und /u würdigen und
aus der kleinsten Landkirche mit ihrem gotischen
Sterngewölbe, ihrem Renaissance • Epitaphium, ihrer
Barockkanzel und ihrem Empire-Altar zu lernen, daß
nicht die aus engerem Geiste entsprungene Stil e i n h c i t ,
sondern daß die Freiheit des Lebens mit seinen un-
zähligen und unerwarteten Ereignissen ihren Zauber
geschaffen hat. Unter diesem Eindrucke lernt er sich
entschließen, das souveräne Recht von Zeit und Um-
ständen anzuerkennen. Wenn man nun aber dieses
souveräne Recht willig anzuerkennen bereit ist, darf
man aus ihm dann auch das weitere Recht ableiten,
die gewonnene Erkenntnis auf die eigene Kunstübung
zu übertragen und, Ober den Zeiten und Stilen stehend,
in einem Werke das zu vereinigen, was nicht aus
einer Einheit des Stiles, aber aus einer Einheit des
Zweckes, der sittlichen Anschauung, aus einer Einheit
der inneren Regungen entspringt? Sollen Verstand
und Ueberlegung in den Werken der Kunst mehr vor-
herrschen oder sollen in erster Linie Herz und Seele
für sie der Stempel sein? Ist die erste Eigenschaft
eines Kunstwerkes und namentlich eines Werkes der
Architektur die Logik oder ist es die Psyche?
Wer unter dem Zauber der alten Kirchen gestan-
den hat, wer in jenen stillen, versonnenen Winkeln
geweilt hat, die wegfern liegen und gesucht werden
müssen; wer sich weitab vom Mecrpfadc und von deu
Straiien, auf welchen das moderne Leben mit seiner
zerstörenden Macht cinherzieht, zu jener genußvollen
Stimmung der Einsamkeit, die ebenso köstlich wie
selten ist, gefunden hat und mit den 1 lintcrlassen-
schaften verschollener Geschlechter Zwiesprache hält,
der wird nicht im Zweifel sein, wie unsere Frage zu
beantworten ist. Wer hätte nicht schon in unseren
neueren Kirchen und seien sie die besten, das Gefühl
eines Mangels, des eingestandenen oder uneingestan-
denen Mangels einer Befriedigung in der Wirkung ge-
habt? Wer hätte sich nicht schon gefragt: müssen
unsere modernen Kirchen lediglich mühelose ästhe-
tische Pose zeigen? Müssen sie notwendig arm sein
an künstlerischen Individualismen? Muß unbedingt der
Wunsch eines Einzigen die gesamte Formensprache be-
herrschen oder soll ein vielstimmiges Künstlerkonzcrt die
Stimmung angeben? Stiehl hat diese Frage beantwortet.
Geschichte und Zeit können wir nicht in unsere neuen
Kirchen hineinzaubern. DieSümmung, die Otto Stiehl
in diesem Falle durch eine feinsinnige Verwendung alter
Werke aus verschiedenen Perioden erreicht hat, sie
wird sonst in nur seltenen Glücksfällen möglich sein.
Aber wir glauben, Geschichte und Zeit lassen sich
bis zu einem gewissen Grade durch den Eindruck
der Persönlichkeit ersetzen, anderer Persönlichkeiten
neben der des Leitenden. Was wir tun können, das
ist die mitarbeitenden Künstler nicht so weit in die
notwendige Unterordnung zu zwängen, daß ihre Per-
sönlichkeit verloren geht. Freilich dürfen es nicht
Persönlichkeiten des starken Selbstbewustseins, son-
dern es müssen Künstler von einfach ruhiger Schlicht-
heit sein, welche die notwendige Einordnung nicht als
Unterordnung empfinden, aber neben dem leitenden
Architekten sich in einer der Gesamtwirkung des
Werkes angemessenen Weise geltend zu machen
wissen. Gelingt es so, die Individualität der alten
Werke durch die Individualitäten neuer Werke ver-
schiedener Meister und verschiedener Auffassung, auch
verschiedener Stile, gleichwohl aber beherrscht von
einem leitenden Gedanken, zu ersetzen, so kann unseren
Kirchen ein gutes Teil von dem Zauber, welchen die
Zeit mit ihren Werken unseren alten Kirchen verliehen
hatte, wieder gewonnen werden. Also vielleicht nicht
puritanische Stileinheit, sondern vielgestaltiges, aber
von einem leitenden Gedanken getragenes Kunst- und
Formenlebcn? — Albert Hof mann.
Ueber drei wichtige in Deu
n dem jetzigen Augenblicke, wo die Kanalvorlage
wieder im Vordergrund des Interesses sieht, wird
die nachstehende, fast ein Jahrhundert zurücklie-
gende Kundgebung nicht ohne Interesse sein :
In No. 99 der Kölner „Rheinischen Zeitung" vom
Donnerstag, den 99. September 1814, ist folgende Ab-
handlung zu finden: „Die Land- und Wasser-Kommuni-
kationen sind, wie sich der kgl. bayerische Wirkt. Geh.-
Rat Ritter v. Wiebeking in seiner theoretisch - prak-
tischen Wasserbaukunst ausdrückt: „die Lebensadern alles
Verkehrs und aller (iewerbc", wie sollten sie also in
dem gegenwartigen wichtigen Zeitpunkte nicht eine ganz
besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Die in jenem
Werke vorgeschlagenen Kanäle Deutschlands verdienen
daher wohl hier wieder eine Erwähnung. Der erste Kanal
würde die Donau mit dem Rheine verbinden; er nähme
seinen Anfang bei Bamberg, verfolgte den Lauf der Pegnitz
bis Fürth, von wo aus ein Kanalast nach Nürnberg ginge;
der Hauptkanal liefe längs der Regnitz oder Rezat, dann
stirge er zum Teilungspunkte bei Seeligporten hinauf,
fiele von da nach der Altmülil und verfolgte diesen Kluß
bi* zur Donau bei Kchlheim.
»Unter allen Kanälen der Welt hat keiner ein so allge-
mein wichtiges Interesse (sagt der Verfasser der Wasser-
baukunst S. 6) für so viele Nationen als dieser". Dies ist
eine sehr richtige Bemerkung; denn der Kanal würde
den Verkehr von Ungarn, mit dem von Deutschland,
Krankreich, Molland und England in Verbindung setzen;
auf ihm könnte Bayern sein Getreide, Salz und Hauholz
nach dem Rheine versenden; England käme mit Süd-
deutschland, Oesterreich, Ungarn, der Wallachei und
Siebenbürgen in unmittelbare Wasserverbindung. Hei
13. Juli 1904.
schland anzulegende Kanäle.
einem lebhaften Handel würde durch die Kanal fahrt der
Ackerbau täglich 5435 Pferde ersparen, die der Waren-
transport zu Lande erforderte. Der Handel würde daher
3 26t 000 Kl. jährlich gewinnen, und die Wälder der Donau,
die gegenwärtig dem Besitzer einen geringen Ertrag ab-
werfen, würden auf den Werften der Niederlande zu
Schiffen gezimmert werden können. Es ist unglaublich,
wie groß der Vorteil einer solchen Wasserstraße ist; neue
Erwerbsquellen und neue Zweige der Industrie entstehen
in den Gegenden, die sie durchläuft und der KlciÖ des
Arbeiters ist der Belohnung sicher. So ist erwiesen, daß
der Kanal von Languedoc, welcher jährlich seinen In-
habern 850 000 Eres reine Einkünfte abwirft, zugleich das
Kapital, welches er zu erbauen kostete, nämlich 35 Mit!.,
seinen Anwohnern jährlich einbringt.
Der zweite in dem oben angeführten Werke vorge-
schlagene Kanal, wozu der Verfasser 1808 einen auf ge-
naue Lokaluntersuchungen gegründeten Entwurf gemacht
hat, und wovon er in der 128. Kupfcrtafcl eine Karte
liefert, soll die Weser mit der Elbe verbinden, bei Celle
beginnen, längs der Aller nach dem von Friedrich
dem Großen ausgetrockneten Dröniling, in welchem der
Teilungspunkt stattfände, hinaufsteigen, sodann lang*
der Ohre bis nördlich von Magdeburg liiuahlallcn und
zuletzt sich in zwei Acste teilen, deren einer bei Magde-
burg, der andere dem Plauciisehcn Kanal gegenober in
die Elbe einmündete Ein Scitenkanal könnte nach Hraun-
schweig, ein anderer von Celle nach Hannover gehen.
Durch diesen Kanal entstünde eine ununterbrochene -unerc
Wasserstraße von Hrcmen Ober Herlin nach Bromher«.
Stettin, Dan/ig und Warschau; ferner von Hannover und
Braunschweig nach den eben genannten Städten, nach
347
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Hamburg und aufwärts nach Dresden. Ix-r dritte Kanal
würde von Leipzig nach der Saale längs der Heiße ge-
zogen, wodurch Leipzig mit Bremen, Hannover, Braun-
schweig, Berlin, Stettin und I tanzig in schiffahrtsfähige
Verbindung käme. Würde nun zugleich die böhmische
Mulda mit der I >onau, wenn auch nicht, der Schwierigkeiten
des Geländes wegen, Uber die Höhen durch einen Kanal,
doch bis anf einige Meilen verbunden, und diese Strecke
mit einer guten Kunststraße oder mit Kisenb ahnen aus-
gefüllt, so bliebe für Ik-uKchland in Hinsicht der Wasscr-
Komtuunikaüonen wenig zu wünschen übrig. Teilten nur
erst die mächtigen, edefn und von Eifer für das Gemein-
wohl beseelten Monarchen , von welchen gegenwärtig
Europas Schicksal abhängt, diese Ansichten, so wäre an
deren Realisierung nicht zu zweifeln, denn an den er-
forderlichen Mitteln zu l'ntcmehmungen dieser Art fehlt
es in keinem Lande " ,
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für Elaenbahnkunde. In der Maisitzung hielt
Hr. Geh. Kom.-Rat; I)r.-Ing. Haar mann aus Osnabrück
" durch /.ahlreiche, dem Betriebe entnommene Ober-
Keihc von I'rofilbildcrn an-
schaulich erläuterten Vortrag über „Neue Beobachtun-
en, Messungen und Versuche am Eisenbahn-
berbau". Der Redner wies einleitend darauf hin, daß
man lange Zeil die technische Beschaffenheit der Gleise
einerseits vorwiegend nach rein praktischen Gesichts-
punkten beurteilt, anderseits zu sehr auf nur theoretische
Erwägungen gegründete Neueningen in Vorschlag ge-
bracht habe. Er betonte die Notwendigkeit, sorgsam zu
prüfen, ob man gegenüber den wachsenden Ansprüchen
sich mit dem bisher Erreichten begnügen dürfe, oder ob
man sich durch zielbewußte Verbesserungen zu erhöhten
Leistungen rüsten solle. Er selbst sei seit langer Zeit be-
müht, durch das Osnabrücker Gleismuseum die in dieser
Beziehung empfundene Lücke auszufüllen. Jene Samm-
lung stelle gewissermaßen eine lebendig bleibende Kritik
der Talsachen vor, gebe aber über die Bewährung man-
cher Oberbauanordnungen keineswegs erschöpfende Aus-
kunft, weil über Lage und Inanspruchnahme der betr.
Gleisstücke die unerläßlichen näheren Angaben fehlen, die
nur durch dauernde Versuche und fortgesetzte Messungen
und Beobachtungen gewonnen werden können. Auf die
Dauer der Bewährung eines Gleises im Betriebe sei ganz
besonderes Gewicht zu legen.
Den Mangel systematischer Untersuchungen de* Ober-
baues habe auch* der Verein Deutscher Eisenbahn- Ver-
waltungen erkannt, der seit 10 Jahren auf 514 Versuchs-
strecken regelmäßige Messungen vornehmen lasse. Doch
auch diese Messungen boten für bestimmte Schlußfolge-
rungen noch keine brauchbare Grundlage, weil, wie der
technische Ausschuß des genannten \ ercins selbst er-
kläre, die Beobachtungszeit noch zu kurz sei und die Un-
gleichmäßigkeit des Schienenstahles die Ableitung einer
Gesetzmäßigkeit zwischen dem Verhalten der Schiene und
den durch die Güteproben ermittelten Festigkeitseigen-
schaften erschwere. Bestimmter Wert könne nur solchen
Messungsergebnissen beigelegt werden, die unter Ver-
gleichung abweichender Konstruktion und Matcrialo,uali-
täten aufgrund völlig Obereinstimmender Bedingungen er-
mittelt wurden. Unter solchen Gesichtspunkten hat der
Vortragende eine große Anzahl Messungen vorgenommen,
die er zumteil in I'rofilbildcrn vorführt. Fr erblicke da-
rin neue Belege für die schon langer von ihm vertretene
L'cberlegenhcit des Bessemerstahles über den Thomasstahl.
Die Frage der zweckmäßigsten Lntcrstotzung der -Schienen
dürfe — vom Straßenbahn -Oberbau abgesehen — wohl
als zugunsten der Querschwelle entschieden gelten. Hin-
sichtlich des Materiales der Quctsehweltc habe nicht nur
der Vertreter der Eisenindustrie, sondern auch der Volks-
wirt immer wieder darauf hinzuweisen, daß bei der Ver-
gänglichkeit des Hölze» dieses .Material auf die Dauer
für den Schwcllcnbcdarf im Inlande nicht zu decken sei.
Schon jetzt wunderten alljährlich gewaltige Summen
für Holzschwcllcn in das Ausland, wodurch der heimi-
sch rn Industrie Arbeit, den Eisenbahnen aber große
Krachtcinnahmcn entzogen wurden Der Ersatz der Holz-
schwellen durch eiserne sei deshalb um--.. mehr gerecht-
fertigt, als die Eisenschwclle sich bei richtiger Ausgc-
staltungauch technisch und wirtschaftlich durchaus bewähre.
Redner gehl so.lann auf einige seiner neueren Oberbau-
Anordnungen über und besprich! insbesondere die Ripnen-
schwelle seines StarkMoß-t »berbaucs, ferner die neuerdings
anstelle der Hakenplatte eingeführte Zapfenplatte, die als
Mittel gegen das Wandern der Schienen dienenden Stemm-
stühle und endlich die .Stoßträger und Auflaufluschcn.
Zum Schlüsse seines Vortrages begrüßt es der Redner,
daß die preuß. Staatseisenhahn-Vcrwaltung die Absicht habe,
zur Erprobung der Oberbau-Anordnungen eine Versuchs-
bahn mit elektrischem Betriebe einzurichten und knüpft da-
ran die Hoffnung, daß diese Versuchsanstalt ~ich zu einer
Eisenbahn-Prfl fungskominission auswaclis<-n weide.
An den mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag
schloß sich eine lebhafte Erörterung der berührten Fragen,
bei der u. a mitgeteilt wurde, daß Mittel für die Anlage
34«
einer Versuchsbahn im Etat der preuß. Siaalscisenbahn-
Vcrwaltung für 1904 enthalten seien. —
Aren.- u. Ing.-Veroin zu Hamburg. Vers am 18. März.
Die Versammlung fand unter Vorsitz des Hrn. Bubendey
statt. Es erhielt das Wort der Vertreter Hamburgs in dem
Ausschuß zur Aufstellung von Vorschriften für Beton-
cisenkonstruktionen, Hr. Bürstenbinder. Der Redner
betont zuerst die auf so ungemein verschiedenen Gesichts-
punkten beruhende Behandlung und Beurteilung, welche
die Betoneisenkonstruktionen mangels einer einheitlichen
Norm bislang bei Staat und Behörden erfahren mußten und
snricht dem Aachener Verein das Verdienst zu, eine
Regelung dieses schwierigen Stoffes angebahnt zu haben.
Auf der Abgeordneten -Versammlung zu Dresden wurde
die Rückständigkrit der Sache in Deutschland im Gegen
satz zum Ausland allgemein anerkannt und ein fünfgliede-
riger Ausschuß gewählt, der im Verein mit den Abge-
ordneten des Deutschen Beton -Vereines die Punkte, die
zur Regelung der Normalien führen sollten, auszuarbeiten
hatte. Das Ergebnis der von diesem Ausschuß einge-
leiteten, eingehenden Verhandlungen sind eine Reihe nun-
mehr festgelegter Leitsätze, Erläuterungen zu denselben
und ein Anhang, der die Normalien zur Berechung der
Bctonciscnkonstruktionen enthält. Hr. Bürstenbinder ver-
liest diese Leitsätze und macht die Versammlung mit dem
Wunsche des Verbandes bekannt, daß Ober dieselben in
den Einzelvcreinen beraten werden möchte. Hr. Buben-
dey spricht Hrn. Bürstenbinder für seine Mitarbeit als
Hamburger Ausschußmitglied den Dank des Vereins aus
und bittet letzteren, sein Einverständnis mit den Aus-
führungen des Redners zu erklären, was geschieht
Sodann nimmt Hr. Bürstenbinder das Wort zu
cinein Vortrag über den Deutschen Beton- Verein.
Der Redner verliest die Paragraphen, auf die sich die
Tätigkeit des Vereins erstreckt, weist auf die vielen in-
teressanten Zweige des Bauwesens hin, die in das Arbeits-
feld des Vereines gehören und verbreitet sich eingehend
über die verschiedenen Kommissionsberichtc der einge-
setzten Einzclkommissionen und die Ergebnisse der bisher
abgehaltenen Versammlungen. An den Vortrag schloß
sich eine lebhafte und interessante Besprechung. W.
Vers, am 35. März 1904. Vors. Hr. Hcnnickc, anwes.
88 Pers.
Hr. Caesar erläutert au Hand von Lageplänen und
Bauzeichnungen die neuen, in der Ausführung begriffenen
Eiscnbahnhatiten am Berliner Tor. Es handelt sich um
die Trennung der vom Hauptbahnhof heranführenden
6 Gleise in je eine viergleisige Strecke in der Richtung
nach Lübeck und Berlin. Hierbei zweigen zwei Vorort-
gleise, die spater nach Friedrichsruh fortgeführt werden
sollen, aus den Gleisen für den Stadtbahnverkehr von
Altona nach Hasselbro.ik ab. Gleiskreuzungen in Sehieneti-
höhe sind unter Aufwand sehr erheblicher Baulichkeiten
für GlcisüberfOhrungcn und Viadukte vermieden. Die
beiden Haltestellen am Berliner Tor für den Vorortver-
kehr nach dem Ilassribrook und nach Friedrichsruh waren
ursprünglich völlig getrennt geplant. Nachträglich hat
sieh eine Lösung für die Vereinigung beider Haltestellen
durch ein gemeinschaftliches Empfangsgebäude gefunden.
Bemerkenswert sind die erläuterten Bauwerke wegen der
spitzen und schwierigen L'chcrschneidtingen der Gleis-
viadukte, z. T. in beträchtlicher Höhr und wegen der um-
fangreichen Gründungsarbeiten, die der schlechte Baugrund
erforderte Auf die äußere Erscheinung der Bauwerke
ist viel Wert gelegt. In der anschließenden Erörterung
teilt Hr. Caesar mit, daß in Aussieht genommen sei. an
den Nebcneiiigangen vorläufig nur automatischen Fahr-
kartenverkauf einzurichten, daß die Möglichkeit des Ge-
päckverkehres auf den Vorortstreckcti vorgesehen sei und
daß für die künftigen Vororlglcisc nach Friedrichsruh bei
den neuen Bauwerken der beiden vorhandenen Gleise
durch Verbreitet utig der Fundamente vorgesorgt sei.
Hi Haller macht Mitteilungen tiber den Wettbewerb
für den Neubau eines Stadthauses in Bremen, Über den
in der Dl-chn |(,-lg schon an anderer Stelle berichtet ist,
Redner w ar mit «lein Wettbewerbs- Programm nur teilweise
einvrr.slai .<l> u ; seine Bedenken, die sieh hauptsächlich
gegen den Mangel fcl.uvr Bestimmungen darüber richteten,
No. ,S6.
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oh itrr Neubau eigene 1 l.itipteingänge erhalten solle und
wie er mit dem Kaihaus zu verbinden sei, konnten von
der ausschreibenden Verwaltung nieht mehr berücksichtigt
werden. Der Ausfall des Wettbewerbes habe gezeigt, dal]
es besser gewesen wäre, vorzuschreiben, datl der Neubau
keinen «elhslnndigcn I laupteinizang haben solle, sondern
Redner berichtet noch Ober den inzwi-chen auch andci-
weitig bekannt gewordenen Vorschlag für die Aufstellung
des Bismarck-Dcnkmales neben dem Nordturm des Bremer
Domes, den das Stadthaus-Preisgericht beiläufig auf An-
suchen des Senates gemacht hat, und über einen beab-
sichtigten neuen Wettbewerb für einen Hauserblock gegen-
flaü er sich auch in dieser Hinsicht dem Kathause unter-
zuordnen ha!>c. Kerner waren die Korderungen des I'ro-
erammes hinsichtlich der Zahl und Größe der verlangten
Räumlichkeiten auf dem verfügbaren Räume nicht woM
zu erfüllen. Nur so ist r, 7U verrieben, daü keiner der
105 eingegangenen hinwürfe voll befriedigen konnte.
über dem Kaiser Wilhelm-Denkmal in Riemen (c, S. 351),
Hr. Gleim berichtet über den internationalen
Ingenieur-KongreU, der Anfang Oktober in St. Louis
Mattfinden soll. Geplant seien Berichte amerikanischer
Kachleute über die l-orlschrittc der Technik in den letzten
10 Jahren und zwar auf 33 Gebieten. Hieran sollten «ich
349
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nach dem ursprünglichen Plan Gcgcnbcrirhtc ausländi-
scher Fachgenossen anschließen, ein Gedanke, der »ich
aber nicht mehr wird durchfahren lassen. Dagegen er-
scheint es ausfahrbar und erwünscht, daß die auswärtigen,
insbesondere die deutschen Fachgenossen sich mit schrift-
lichen Einsendungen an dem Kongreß beteiligen, die als
Drucksachen des Verbandes zu behandeln sein und eine
Art schriftlicher Besprechung darstellen würden, Voraus-
setzung ist die vorherige Bekanntgabe der amerikanischen
Arbeiten. Redner hat sich zu dem Zwecke mit dem Ge-
schäftsfahrer des Verbandes deutscher Arch.- und Ing-
Vereine und dem Vorstände des Vereins deutscher In-
genieure in Verbindung gesetzt; erstcrer hatte bedauer-
licherweise noch keine Aufforderung aus Amerika erhalten.
Ilr. Gleim berichtet endlich noch über ein Anerbieten
des Amerikaners Carnegie, den 4 Hauptvereinen des Bau-
und Ingenieurfaches in Amerika 1,5 Mill. Doli, und einen
Bauplatz für den Bau eines gemeinschaftlichen Vereins-
hauses zu stiften. Aus einer Reihe sachlicher und person-
licher Gründe ist die Annahme des Geschenkes fraglich.
St
Vermischtes.
Renket* Lichtpause - Apparat erstrebt gegenüber den
bisher gebräuchlichen Apparaten eine Reihe beachtens-
werter Vorzüge. Der Apparat ist mit gewölbter Scheibe
konstruiert und es geschieht
das Kinspanncn des Papiere»
hei ihm ohne Federn und
Klammern in einfacherer
0 Weise durch eine Zcltstoff-
decke, die an einer Seite
abnehmbar befestigt ist und
mittels eines Kammrades fest
über die gewölbte Scheibe
gespannt werden kann. Gutes
Anliegen auch der größten
Formate, kürzere Zeitdauer
des Kopierens, leichteres Ge-
wicht und infolge dessen
leichtere Handhabung des
| Apparates, sowie geringere
W ahrscheinlichkeit des Zer-
springens des Glases bei den größeren Apparaten werden
als Vorteile bezeichnet. Die Kosten bewegen sich zwischen
20 M. (55:4t cm I und 70 M (113:86"»). Auch zusammen-
legbare Ständer für die größeren Formate werden vom
Erfinder für 20 25 M. geliefert General -Vertretung:
Gebr. Pabst in Ludwigshafen a. Rh. —
Farbiger Fassadenschmuck. Bisher gab es haltbaren
farbigen Fassadenschmuck außer den farbig gebrannten
Fliesen nicht, die Malerei auf Putz war ebenso wie die
Anwendung des Sgraffito für unser Klima nicht von langer
Dauer. Nun ist in Dresden an einem Neubau der Gericht»-
und Ziegelstraße ein neues Verfahren zur Anwendung ge-
kommen, ein auf unbegrenzte Zeitdauer gegen Wilterungs-
einflüsse unempfindlicher Fassadenschmuck aus natur-
farbigen (nicht hintermalten 1 mosaikartig zusammen-
gesetzten Gläsern. Die dekorative Ausbildung dieses
(•lasmosaik ist auf die verschieden-te Weise möglich.
Für Geschäftshäuser mit weithin sichtbaren Finnenschil-
dern, aber auch für Monumentalbauten, für eingebaute
sowie freistehende I lauter und Villen wird ein derartiger
Glasmosaikschmuck, sei er landschaftlich oder figürlich,
durch die demselben zu gebenden leuchtenden Farben
sehr wirkungsvoll sein Die Kunstanstalt für Glasmosaik
K. J. Schultz Söhne in Marburg in Hessen liefert dieses
neue Dekorationsmittel; Auskunft erteilt Hr. Architekt
ü. Haenel in Dresden-N , Kai-er Wilhelm-Platz. (Vergl
auch Jahrg. 1903, S. 511.) —
Die Wahl neuer Stadtbauräte für Halle a. S. Die bau-
lichen Angelegenheiten der Stadt Halle sind nach dem
Abgang des Hrn. Stadtbrt. E. Genzmcr, der Hoch- und
Tiefbau in seiner Hand vereinigte und unterdessen Leitung
das Bauwesen der Stadt und ihre städtischen Neuanlagen
zu hoher Blüte sich entwickelten, in zwei Abteilungen
zerlegt worden, in eine Hoch- und eine Tiefbau- Abteilung.
Die erstere wurde nunmehr nach der Neuordnung der
Verhältnisse an den früheren Stadlbauinspektor von I lalle,
Hrn. K. Rehorst verliehen, das sieh damit einen treff-
lichen, in zahlreichen gelungenen Bauausführungen be-
wahrten Künstler erhalten hat Zur Leitung der Tiefbau-
Abteilung wurde Ilr. Stadlbtninspektor Lämmer* in
Hannover berufen, der auf eine längere Tätigkeit 111 den
städtischen Verwaltungen von Berlin, Stettin und Hanno-
ver zurückblickt. -
Die Kosten des neuen Stadttheaters In Köln a. Rh.
Eine Gegenüberstellung der Zahlenangaben in einer vor-
350
läufigen Notiz über die Ausführung des neuen Stadtlheaters
in Köln a. Rh. S. 583, Jahrg. 1899 unserer Zeitung mit
den Zahlenangaben eines Artikels S. 60t Jahrg. 1903 nach
der Vollendung des Theaters hat einen Teil der politischen
rill Wt zu dem Vorwurf veranlaßt, daß bei der von Hrn.
Reg.-Bmstr. Moritz geleiteten Ausführung des genannten
Theaters eine erhebliche L'eberschreitung der Anschlags-
summc stattgefunden habe. Da dieser Vorwuif meist dort
erhoben wird, wo neue Theaterbauten in Sicht sind, so
glauben wir einem Gebote der Billigkeit zu entsprechen,
wenn wir Hrn. Moritz Gelegenheit geben, durch das nach-
stehende Schreiben öffentlich den Nachweis zu führen,
daß die Vorwürfe auf Unkenntnis der Sachlage beruhen und
falsch sind. Das Schreiben, welches vom Obcrbürgcr-
meisteramle in Köln ausgegangen ist, hat folgenden Wortlaut ;
Der Ober-Bürgermeister. Köln, 25. Juni 1904.
B L I.-No. 1562.
In Erledigung des gefälligen Schreibens vom 23. er.
betreffend den Bau des hiesigen neuen Stadtlheaters wird
Ihnen auf Wunsch Folgendes bestätigt :
1. Oer Ausführung des Kölner Stadtlheaters lag ein
Bauvertrag vom 17. November 1899 zugrunde, der zwi-
schen der Stadt Köln und dem Regierung» -Baumeister
Carl Moritz als Architekten und gleichzeitig mit diesem in
Verbindung mit Hrn. Fcrd. Schmitz als Unternehmern zu
einer Pauschalsumme von 2068000 M. abgeschlossen war.
2. Alle später bewilligten Arbeiten gehörten nicht zu
den vertragsmäßig übernommenen Leistungen, waren viel-
mehr größtenteils sogar ausdrücklich als nicht zum Ver-
trage gehörig bezeichnet.
3. Eine Leberschreitung des Anschlages hat nicht statt-
gefunden. Es ist daher auch gegen Hrn. Moritz ein Re-
greßanspruch nicht erhoben worden.
Dementsprechend sind auch die später bewilligten
Arbeiten wiederum in Pauschal Verträgen an Hrn. Moritz
zumteil allein, zuniteil in Verbindung mit Hrn. Schmitz
übertragen worden, mit Ausnahme der Bohneneinrichtung,
die von vornherein seitens der Stadt dem Obermaschincn-
meister «Osenberg in Auftrag gegeben worden ist
I. V. gez. Hesse." —
Das Fest des 25jährigen Bestehens feierte am 2. Juli
die Maschinenfabrik von Carl Flohr In Berlin, die nament-
lich durch den Bau von Fahrstühlen, den sie als Spezialität
l>etreibi, sowie durch denjenigen von Kranen sich ein weit
verbreitetes Ansehen erworben hat. Die Fabrik ist her-
vorgegangen aus einem schon seit 1852 bestehenden kleinen
Unternehmen, das der jetzige Inhaber Carl Flohr vor
25 Jahren Ubernahm. Da erst nach der Ucbcrnahmc die-
jenigen Fabrikationszweige gepflegt wurden, welche den
Ruf der Firma begründeten, so kann das Geschäftsjubiläum
des Inhabers auch als dasjenige der Fabrik selbst bezeich-
net werden. Auf die Leistungen derselben an dieser Stelle
einzugehen, können wir uns versagen, da wir dieselben
als bekannt voraussetzen dürfen. Erwähnt sei nur, daß
die Finna 1900 für die Maschinenhalle der Weltausstellung
in Paris den einen der beiden großen Krane lieferte und
/war trotz kürzester Frist so rechtzeitig, daß die deutsche
Abteilung vor allen anderen fertig eingerichtet werden
konnte. Der Firma wurde für diese Leistung der „grand
prix" zuteil. Zum Jubiläum ist eine Festschrift erschienen,
die nähere Angaben über das ganze Unternehmen bringt.
Bücher.
Arwed RoObach und seine Bauten. Text von Dr. Robert
Bruck. Privaidozcm an der Kgl. Technischen Hoch-
schule in Dresden. Berlin 1904. Verlegt bei Ernst
Wasmulh, G. in. b. 11. Pf. B M . kart 9 M.
In reichster Illusiricrung gibt die vorliegende Ver-
öffentlichung ein nahezu vollständiges Bild des Lebens.
Werkes des sächsischen Baukünstlers, der unter den neueren
Architekten Sachsens wohl mit auf die ausgcbrcitctstc Tätig-
keit zurückschaucn konnte. Der Text gibt keine kritisrhe
Würdigung der gesamten Kunst Roßbachs, er erweckt
vielmehr den Eindruck, als sei die inrede stehende Ver-
öffentlichung durch dem in der Sylvesternacht zum Jahre
1903 verstorbenen Meister nahestehende Kreise , wenn
nicht durch die Hinterbliebenen selbst, veranlaßt worden. Mag
nun dies der Fall sein oder mag eine dritte weniger eng
verbundene Seite die I lerausgabc des Werkes veranlaßt
haben, jedenfalls hätte nicht übersehen werden dürfen,
in der Schrift auch de» oft sehr bedeutenden Anteiles der
künstlerischen Mitarbeiter Roßbach's gerecht zu werden.
Es halte das geschehen können, ohne die tatsächlichen
Verdienste RoUbach's zu schmälern. Die Ausstattung der
Schrift, in welcher das tllustrationsmaterial das Textmaterial
weitaus an Urnfang übertrifft, hält sich auf der Höhe, welche
alle Veröffentlichungen des Wasmuth'schen Verlages in
buchtechnischer Beziehung so sehr auszeichnet.
No. 56.
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Baudenkmäler deutscher Vergangenheit. Herausgegeben von
Hugo Steffen, Architekt in München. Monatlich
i Heft Fol. Verlag von Otto Baumgärtcl in Berlin.
Preis des Jahrganges 12 M.
Kin vom künstlerischen und kulturhistorischen Stand-
punkte bemerkenswerter und die Beachtung der weitesten
Kachkreise verdienender Gedanke ist mit der vorliegenden
Veröffentlichung, von der 3 Lieferungen erschienen sind,
begonnen worden auszuführen. Darüber sind alle Freunde
deutscher Vergangenheit traurig, daß „der Vitter Werke"
mehr und mehr schwinden ; teils bereiten Unverstand,
teils Mangel an künstlerischer Würdigung, teils die unab-
weisbaren Forderungen der modernen \\ eiterentwicklung
der SUdte ihnen den Untergang. Zu retten, was noch zu
retten ist, wenn auch nur im Bilde teils nach der Natur,
teils nach der Rekonstruktion, das Ist der Zweck der vor-
liegenden Veröffentlichung, die bei der intensiveren Be-
treibung des Heimatschutzes zu rechter Zeit kommt und
in welcher die Frucht eines jahrelangen Studiums und
von Aufzeichnungen meist nun längst verschwundener
oder verstümmelter Raudenkmalc der Ocffcntlichkeit mit-
geteilt wird. Wo es galt, ein wertvolles Baudenkmal oft
in den entlegensten Winkeln zu retten, da trat Steffen
mit Feder und Stift für dasselbe ein. Die Invcnlare der
Finzelstaaten sind nicht in der Lage, den ganzen Kunsl-
besilz der deutschen [Jlnder zu verzeichnen oder abzu-
bilden, sodaß die „Baudenkmäler deutscher Vergangenheit"
eine willkommene F.rgänzung bieten können. Dazu kommt
der bedauerliche Umstand, daß die Inventare mit nur ganz
vereinzelten Ausnahmen nicht in die Künstlerwerkstätten
gedrungen sind, sondern in die Bibliotheken und Gelchrtcn-
stuben. Diesen Zweck hat nun Steffen ins Auge gefaßt
Das erste Heft enthalt den Marktplatz zu Halle a, S.
in seiner einstigen Architektur und die profanen Baudenk-
mäler daselbst, vor allem eine Reihe höchst bemerkens-
werter Giebelhäuser der deutschen Frührenaissance ; das
/weite Heft ist dem alten Rat- und Tanzhaus in München
gewidmet, während das dritte Hell eine Darstellung der
Bauten der Schloßanlage von Nymphcnburg bringt. Die
Art der Darstellung ist die Federzeichnung, jedoch nicht
von gleichmäßiger Güte, ein Mangel, unter welchem be-
sonders das Heft über Nymphenburg leidet Nichtsdesto-
weniger ist gleich den anderen auch dieses Heft wertvoll
durch die Darbietung einer Reihe schlichter, schöner Archi-
tekturmotive aus einer Zeit, die uns im Haushalt der archi-
tektonischen Ausdrueksmittcl im Kreislauf dcrDinge wieder
zum nachahmenswerten Vorbilde geworden ist.
Wir beschränken uns heute auf diese kurze Anktin
digung und behalten uns vor, auf die Veröffentlichung
noch einmal zurückzukommen, wenn eine größere Reihe
von Heften vorliegt, die ein umfassenderes Bild gewähren —
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Specht, Bruno, Prof. Leitfaden der a r . h 1 1 e k t o n i s r Ii c n
Formenlehre fOr Baugcwcrkachfller bearbeitet a Teile.
Breslau 1903. Trewendl * Granicr (Alfr. Preußj
Spelte, Alex., Ing. - Architekt Die Proportionen in der
Architektur im metrischen Sy»tem nach neuer leicht
Praxi« bearbeitet. I. Band: Die Saulenlormen der agv|
«eben, griechischen und rnaüwhcn Baukunst. Mit
und 63 Text - Abbildungen. Berlin 1003. Bruno HeUling,
G 01. b. R Pr. » M
v. Sprecher, Ant Reduktion» - Tabelle 11 für Elektrotech-
niker zur Berechnung von tg « und «in au« der Skala-
Ablesung ». Mit einer vierstelligen Logarithmentafel al« An-
hang, a. Aufl. Zarich 1903. Srhu|,he|j & Ko. Pr. 1 M.
Berger, Ernst, Maler. Beitrage zur F.ntwicklungs-Gc-
schichte der M alter hnik I. und II. Folge: Die Nal-
lechnik des Altertum». Vollstaad, umgearbeitete Aufl. der
.Erläuterungen iu den Versuchen zur Rekonstruktion der
Maltechnik des Altertums'*. Mit a färb. Taf. und 57 lllusttat.
Mönchen 1904. Georg D W. Callwey, Pr. 8 M
Bürner, R , Dr ;ur , Syndikus. Die Rechte und Pflichten
der technischen Angestellten, gegenüber ihren
Arbeitgebern. Berlin 1004. Fran< Siemcnroth. Pr geb 1 M.
Dankwerts, Reg - u. Brt, Prof. Tabelle zur Beierhnung
der Stau weite 11 in offenen Waaserllulcn mit
einführenden trOrteniogen Ober die Bewegung des Walsers
in geschlossenen und offenen Rohren lur Studierende und
Praktiker. Wiesbaden 1003. C.W. Kreidet'« Verlag Pr. Bo Pf
Denkmller der Baukunst. Zusammengestellt, geicichnet
und herausgegeben vom Zeichen-AusschuB der Studierenden
der KönigL Teehn. Hochschule tu Berlin f.frg. XXX.
Deutsche Renaissance, deutscher Barock. Berlin 1004. Willi.
Ernst A Sohn. Pr. 5 M
Deutsche Gesellschaft für Volksbader. Veiöffcni-
lichangen. II. Band. 3. u 4. Heft. Berlin iooj Aug. IlircbsvaM.
Dümmler, K, Bmslr. Handbuch der Ziege I - Kab r i k at i 011.
Die Herstellung der Ziegel, Terrakotten, Rühren, PUtten,
Kacheln, feuerfesten Waaren und aller anderen Baumaterialien
aus gebranntem Ton unilassend. Mit Sil Abbildungen.
Halle a. S. 1900. W.lh. Kna(.|. IV. 36 M , Keb. 40 M.
13. Juli 1904.
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für eine
Kuranstalt In Schleiz wird vom donigen Badeausschuß für
deutsche Architekten zum 15. Sept. d. J. erlassen. Preis-
richter sind die Hrn. Stadtbrt. Marsch in Gera, Reg-
Bmstr. a. I). Knoch in Halle a. S. und Stadtbmstr. Ffeiffe r
in Schleiz. Die Preise von 400 und 200 M, sowie die An-
kaufsummc von 100 M. sind recht gering. Ihre geringe
Bemessung wird aber einigermaßen ausgeglichen durch
die Absicht, dem Verfasser des besten Entwurfes
die Einzelhearbcitung zu übertragen. Unterlagen
gegen 1.50 M. durch den Badeausschuß. -
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für einen Häuserblock am Kaiser Wilhelmplatz in Bremen
ist für deutsche Architekten zum t. März 1905 erlassen
worden. Ks gelangt eine Summe von 10000 Sl. in drei
Preisen von 5000, 3000 und 2000 M. zur Verteilung. Eine
andere Art der Verteilung ist auf einstimmigen Be-
schluß der Preisrichter möglich Im Preisgericht befinden
sich die die Mehrheit bildenden Fachleute: Geh. Hofrat
Prof Dr C. Gurlitt in Dresden; kgl. Brt. L. Hoffmann
in Berlin, kgl Brt. O. March in Charlottenburg, Brt.
Weber in Bremen und Ob. - Baudir. B (Icking daselbst
als Ersatzmann
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
zur Bebauung des Dern 'sehen Geländes In Wiesbaden ist
von den dortigen Stadtverordneten beschlossen worden.
Das Preisausschreiben ist auf Wiesbadener Architekten
unter Zuziehung der Hrn. Prof G. v. Hauberrisser in
München und Bit. Prof. F. Genzmer in Berlin beschränkt.
Ks gelangen 3 1 'reise von 5000, 3000 und 2000 M. zur
Verteilung —
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für ein Mosalkblld des Giebels des neuen Stadttheaters In
Nürnberg wird mit Preisen von 750, 600 u. 400 M. erlassen
Ein Preisausschreiben betr. Entwürfe für die Anlage
eines Nordparkes auf den Rebbergen In Berlin wurde durch
den Magistrat beschlossen und es sind 3 Preise von 5000,
3000 und 2000 M. in Aussicht genommen. —
Wettbewerb Lutherkirche Chemnitz. Den Bedingungen
ist das Wort Luthers vorgedruckt: „Gottes Wort ist es,
das die Kirche machet". Und von dem Charakter der zu
erbauenden Kirche wird gewünscht, sie müsse Luthers
Charakter tragen. Darum sei sie: 1. markig und kraftvoll,
klar und entschieden, a einfach, übersichtlich, hell und
freundlich. Sie sei die in Stein umgesetzte Glaubensüber-
zeugtmg: „Eine feste Burg ist unser Gott!" Die Wahl der
Formgebung ist dem Architekten mit der Beschränkung
überlassen, daß der rein gotische Stil nicht erwünscht ist,
als Baumaterial ist Putz ausgeschlossen. Der von 4 Straßen
begrenzte Kirchenbauplalz liegt hoch. 32 ■ höher, als der
Hauptmarkt der Stadt Die Anlage ist so zu halten, daß
die feiernde Gemeinde, der alles zu dienen hat, die Haupt-
sache bleibt Die Anordnung des Gestühls darf nicht den
Eindruck machen, als sei dasselbe nachträglich aufgestellt,
sondern sie muß so gehalten sein, daß der Eindruck ent-
steht, aus ihr entwickle sich das Kirchengebäude. Einer
zentralen «der dieser angenäherten Anlage wird der Vor-
zug vor einem Langhause gegeben. l)ie Kirche soll
1000 Silzplätze enthalten, kein Sitzplatz darf mehr als
2^™ von Kanzel oder Altar entfernt sein. Eine allzuhohe
Wölbung ist zu vermeiden. Der erhöhte Altarplatz ist
für 100 Personen einzurichten. Die Stellung der Kanzel
über und hinter dem Altar oder vor demselben in der
Längsachse der Kirche ist ausgeschlossen, die Orgel gegen-
über dem Altar aufzustellen. Die Nebenräume der Kirche
sind eine Vorhalle, eine Brauthallc. eine Taufkapellc, ein
Vortragszimmer, eine Sakristei und ein Geschäftszimmer.
Die Kosten des Baues dürfen einschl. der inneren Aus-
staltung und des Architekten -Honorares die Summe von
350000 M. nicht überschreiten. Die 1 lauptzeichnuncen
sind 1:200, die Vorderansicht 1 : 100 verlangt. Aus letzte-
rem Umstände könnte vielleicht der Schluß gezogen wer-
den, daß die Absicht besteht, einen zur Auszeichnung ge-
langten Bewerber bei der Ausführung zu beteiligen, wenn
im Preisausschreiben auch der KircheuvorMaiul sich wecen
der Ausführung des Baues als nicht an die preisgekrönten
Bewerber oder Entwürfe gebunden erklärt —
Der Wettbewerb der Akt. -Ges. Gebrüder Stollwerck in
Köln a. Rh. (S. 951 scheint schon Anfang Juli oder gar
Ende Juni entschieden worden zu sein, denn Kölner Lokal-
blätter waren bereits am 3. Juli in der I-age, die Entschei-
dung mitzuteilen. Uns sind unmittelbare Nachrichten bis
zur Stunde nicht zugegangen. Wie nicht anders zu erwarten
war, sind sämtliche Preise nach Köln gefallen. Es erhielten:
den I. Preis Hr. Jean Klein; den II Preis die Nrn. Bös,
Gie<t-ii und A I s d u r f I ; den III. Preis die 1 Im. Sc Ii re i t e re r
35 1
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&: Below und den IV. Preis Hr. (Just. Herbst. L'eber
den in Aussicht gestellten Ankauf von Entwürfen für je
500 M. berichtet unsere Nachricht nichts; vielleicht aber
bringt die offizielle Mitteilung etwas hierüber. - -
Im Wettbewerb des Vereine deutscher Elsenbahn-Ver-
waltungen betr. Erfindungen, Verbesserungen oder schrift-
stellerische Arbeiten im Ccbiete des Eisenbahnwesens 1 vgl.
Jahrg. 190a, S. 187) erhielten je einen Preis von 3000 M
die Hrn. Geh. Reg. -Hat Prof. Barkhausen in Hannover,
Geh. Reg. -Rat Prof. v. Borries in Berlin, der kgl. baye-
rische Eisenb.-Ass. Dr. Uebc lacker in Eger; je einen
Preis von tgoo M. die Hrn F.iscnb. - Bau- u. Bctr.-Insp.
Seyffert in Halle a. S., Priv-Do*. Dr Wiedenfeld in
Posen, Sekretär Frhr. v. Rinaldini in Wien u. Bureau-
vorst.-Stellvertreter Dr. Iiiischer in Wien. -
In dem Wettbewerb zur Erlangung von Entwarfen tür
eine Synagoge In Trlest (S. 596 Jahrg 1903) wurde ein
I. Preis nicht verteilt. Zwei II. Preise von je 5000 Kr.
fielen den Hrn. E. Linder in Gemeinschaft mit Th.
Schreyer in Wien, und E. Fürth in Gemeinschaft mit
J. Sandy in Budapest zu. Zwei III. Preise von je
asoo Kr. "wurden dem Hrn. O. Marmorek, sowie den
Hrn. F Mallusch in Gemeinschaft mit E. Adler in
Budapest zuerkannt —
Personal-Nachrichten.
Bayern. Dem K. Wirk], Rat Nieder mayer, Komm. <!cr
slädt. Feuerwehr in Manchen ist da« Feuerwchr-Vcrdienstkrcuz
Der Ob -Bauinsp. E n g I nt a n n in Arnberg ist als Slaatsbahn-
inf . nach Weiden, die Eraenb.-Ass. J ä g e r in Kempten zur Eisenb.-
Betr-Dir. Würzburg, Stcindler bei der Gen.-Dir. zur Eisenb-
Betr.-Dir. Kempten , I. e h r in Himberg zur Gcn.-Dir. der Staats-
eisenb. und F.isert in Nürnberg zur Eisenb. Betr.- Dir. Bamberg
berufen.
Die Kult - log. - Assist B i a e h o f f in Bayreuth bei der Ree,,
von Oberfranken, Spott iu Augsburg bei der Reg von Mittel-
franken, Eisenmeier und Bauer in Augsburg bei der Reg.
von Schwaben sind iu Bcz.-Kult.-tng. ernannt.
Der Dir.- Ass. Knorz in Nürnberg ist wegen fortdauernder
Krankheit auf die Dauer eines weiteren halben Jahre« im Ruhe-
stande belassen. — Dem Dir Ass. B a r t b in Nürnberg ist die er-
betene Eutlass. aus dem Staalseiscnb -Dienste bewilligt.
Hamburg. Der Reg.-Bfhr. und Dipl.-lng E. A. Meyer und
der Dipl-Ing. >" y b o r g sind zu Bnislm. bei der üaudcp, ernannt.
Der Bauiosp Olsbausen in Hamburg nt gestorben.
PreuBen. Dem Mar.-Ob.-Brt l uterne. lt in Danzig ist der
Rote Adler-Orden IV. Kl. verliehen.
Die Erlaubnis zur Anlegung verlieh. nichtpreuß Orden ist er*
teilt und zwar: Dem Geb. BrL Rädel I des l.roßhrrz. he«» Ver-
dienst Ordens Philipps des Großmütigen, dem RegBmstr. Herr-
mann in Mainz dea Ritterkreuzes II. KL desselben Ordens; dem
Reg.- u. Brt. Buttner in Magdeburg der RiMer-Insignieri I. Kl.
des Herz, anbalt. Hausordeos Albrechts des Baren, dem Reg-
n. Brt. Loyrke in Dessau und dem Eisenb.-Dir. Wenig in Dessau
der Krone zu den Ritter • losignien I Kl. desselben Ordens: dem
Int.- u. Brt. Gocbel in Altona a F. des Ehrenkreurrs des t>ioÜh.
mecklenb. -schwerinschen Greifen-Ordens, dem Garn -Bauinsp. Brt.
Sonnenburg in Schwerin des Ritterkreuzes desselben Ofdens;
dem Reg -Bmstr. a. D. Obrembow'u z in Warschau des Kai«,
russ. St. Annen-Ordens III. Kl.; dem Aich. Dr. Hülsen in Frank-
furt a. M. des Großhcrrl türk Mcdschidie-Ordcn* III. Kl und dem
Reg. • ßmstr. Busch in Xeuß des Komturkrcii/cs *le% Päpsll St.
Silvester-Ordens.
Der Geh. Reg -Rat Prof. Dr. Borchers ist z. Rektor an der
Techn. Hochschule in Aachen fOr die Zeit vom 1. Juli »904 bis
dahin 1907 ernannt.
Her Wasser- Bauin>p. Brt Mi I litzer in Danzig ist z. Reg.-
U.Brt. ernannt und ist derselbe der Kgl. Reg. in Königsberg überwies.
Die Wahl des Stadtrates und Reg huislr. a i> Sardcmann
als unbesold. Beigeordneter der Stadt Marburg für die ges- Amls-
daucr von 6 Jahren ist bestätigt worden
Versetzt sind: die Reg- u Brte. Thielen von Arnsberg
nach Koblenz, j a s m u ii d von Königsberg i. Pr. nach Lüneburg,
v. Pelscr-Berensberg von Trier nach Arnsberg, v B e h r
von Koblenz nach Trier; — die Kr -Haunrsp. Bite Giulil von
Osterode nach Braunsberg und Held von Königsberg als Landbau
insp. nach Berlin, die Kr. -Bauinsp Klchniet von Braunsberg nach
Königsberg i. l'r. und v. Kandel von Luckau nach Berlin; die
Wasser - Bauinsp. Schaffrath von Wesel nach Wittenberge,
Fabian von Kurzebra, k nach Rathenow um) Wellmann von
Saultitz nach Berlin.
Der Landbauinsp Brt. de B r u y n in Bei Im ist dem Kai»,
deutschen Gen. - Konsulat in Kopenhagen zugeteilt — Dem Geh.
Brt. Jacobi in Homburg v d. II ist der Tit. Prof verlieben
Der Reg - u. Brt 1) i 1 1 m a r in Darmstadt, der Fisenb. - l>ir.
z. D. Wagner in Wiesbaden und der Kcg -Hmstr a !>■ Weiid-
land in Berlin sind gestorben. —
Brief- und Fragekasten.
Anmerkung der Redaktion. Die Anfragen für unseren Hnef-
und Fragekasten häufen sich in der letzten Zeit in einer «olchen
Weise, daas die Beantwortung derselben bei dem bescheidenen
Raum, den wir dieser nur zur Verfügung stellen können, sich gegen
unseren Willen vielfach verzögert. Wir sehen uns daher zu der
Bemerkung genötigt, das» wir nur noch die Auflagen von alt-
gemeinem Interesse berücksichtigen können, welchen der
Nachweis dea Bezuges unseres Blattea beigefügt ist.
Wenig Aussicht auf Beantwortung haben auUerdem die Anfragen,
deren Erledigung auf dem Wege der Anzeige möglich ist Grund-
sätzlich sollte der Briefkasten nur dann in Anspruch genommen
werden, wenn andere Wege versagen. Keinesfalls sind wir
in der Lage, längere Gutachten abzugeben, umfangreiche Schrift-
stücke zu studieren, mit den Absendern von Aufragen in einen
Schriftwechsel zu treten, oder die GrDade für Nichtbeantwortung
anzugeben. Es liegt lerner im Interesse der Absender, bei Rück-
fragen stets die ursprüngliche Krage zu wiederholen. —
Hrn. F. H. In Berlin. Bei Bebauung eines Grundstockes soll
der Giebel des Nachbargnwd*tflcke» gesunken sein, in dessen Ver-
folg zwei Schaufenster gesprungen und anderweite Schäden ent-
standen »ind, deren Hohe auf 3000 M. bewertet wird. Der tatsäch-
liche Eintritt eines Schadens und der ursächliche Zusammenhang
zwischen ihm und der geschehenen Bauausführung sind also un-
streitig. Dies genügt jedoch noch nicht zur Begründung einer Er-
satzforderung gegen den Eigentümer de« Neubaues Vielmehr muU
ihm nachgewiesen werden, daU bei Ausführung des Neubaues fahr-
lässig gehandelt worden ist (R. G.-R. $ 633, 831). Da Sie jedoch
behaupten und mutmaßlich werden beweisen können, dafi das Nach-
bargrundstück sorgfaltig abgesteift und die Kelleruntermauerung
stückweise kunstgerecht ausgeführt wuide, so ist nicht glaubhaft, daß
dem Nachbar der Nachweis eines von Ihnen geübten Verseheos
oder Kunslfehlers gelingen wird, Sie haben also eine Schadenersatz-
klage nicht zu inrehten. Dieselbe würde übrigens auch nur den-
jenigen Retrag erreichen dürfen, durch dessen Aufwand die Be-
seitigung des Gebäudeschadcns zu erreichen ist; betragt der ent-
standene Schaden tatsachlich nur 310 M , so würde eine auf Zahlung
von 3000 M gerichtete Klage mit den überleb ießenden 3600 M. der
Abweisung verfallen müssen. Vorstehende Auskunft triff« natür-
lich nur zu, wenn Ihre Darstellung des Sachverhaltes durchweg
richtig ist und bewiesen wird. - K. H e.
Fragcbcantwortungen aus dem Leserkreise.
P. in ZUrlch. Zur Anträge in No 54, 1 ) Da« beste Mittel, die
Bildung einer grünen Patina beiKupferrteckungenzu beschleu-
nigen ist: Reinhalten der Kupfethaut von Ruf), Schmutz und Staub
- also gelegentliches Abwaschen der betreffenden Kupferflächen
mit reinem Wasser in kürzeren Zwischenräumen. Aber nur nicht
reiben oder schleifen, vollends kcioe Anwendung von Salzsäure.
Auffallend ist, daß sich seit etwa M Jahren gar keine Anzeichen be-
ginnender Patinabildung bemerkbar machen, vielleicht sind solche
unter Schmutz versteckt. In Hamburg macht sich, wie vielfach von
mir beobachtet ist, bei steilen Turmliehuen, die vom Regen wirk-
sam reingewaschen werden, die Patinabildung nach etwa 13 Jahren
bemerkbar und ist in weiteren 4—5 lahren vollendet Langsamer
vollzieht sich dieser Vorgang bei den Rändern der Plattformen an
schrägen Unterdächern, bei Firsten, Walmen usw., an denen Rull
und Staub fester haftet und selbst bei heiligeren Regengüssen
nicht rein fortgewascheu wiul. Allerdings mag hier die Nähe des
Meeres die l'atinabildung begünstigen. — N. in II.
3) Kupferdächcr brauchen über 30 Jahre, um einigermaßen mit
einer grünen Patinas chirht überzogen zu werden; ea geht dieser
Prozeß in manchen Gegenden rascher vonstatten, da die Koblen-
sorte, welche am Platze verbrannt wird, gioßen Einfluß auf die
Patinieruirg hat, denn je mehr Schwefel das Brennmaterial enthalt,
desto kräftiger wirken die Niederschläge (Ruß der Schornsteine)
In Sachsen z. B. entsteht die Patina am raschesten, da die dortigen
Kohlen sehr viel Schwefel enthalten Die an der fraglichen Kuppel
jetrt vorhandene grau-schwarze Farbe ist unserer Ansicht nach
das Anfangsaladium der Patina, doch dürften immer noch 5
Jahre vergehen, bis sich die gl Anhebe Palina bemerkbar macht.
Es gibt im übrigen eine Beize, um «las Kupfer künstlich zu
patinieren; es wird dieselbe 9chr viel von uns gebraucht, ao haben
wir untrr anderen die großen Kupferarbeiten auf dem Deutschen
Hause der Weltausstellung Paris 1900 künstlich patiniert. Die Pali-
merungsbei/e kann von uns 111 jeder Menge bezogen werden. —
J G Heß u Sohn in Frankfurt a. M
3t Zunächst weiden die inbetracht kommenden alten Dach-
Ititchcn chemisch oder methanisch blank geputzt. Alsdann wird
mittels l'inscl folgende Losung einmal aufgetragen: 1 Teil Salmiak,
3 Teile kohlensaures Ammoniak , 4 Teile kaltes Wasser. Dieser
Mischung wird Tragant bis zur ungefähren Dicke von tlclfarbe
unter gutem Ourchi ühien zugesetzt. Am besten läßt man sich die
Losung durch einen Apotheker oder Drogisten herstellen Das
Ansctzcu der Patina begiuut bcicils nach einer Viertetstunde und
geht nach o— 8 Stunden von dunkelblau in ein saftiges Grün über.
Die angegebene Behandlung garantiert vollen Eilolg. —
(.'. Hcdcrer, Bfhr. am kais. Amisgerichtsneubau in Sennheim i K
Zu der 111 Nu. 36 vuu W W. gestellten Aufrage kann ich mit-
teilen, daß das hiesige Landeskultur aml in Tirol mehrfach Mannes-
mannrohre zur Anwendung bei Wa sse r I eitung s-A n lagen
brachte. Es wuide mir wiederholt versichert, .laß die besagten
Rohre ihrem /wecke in jeder Hinsicht entsprochen haben und
noch ent»prechen- Nähere Mitteilungen wird aber Ersuchen der
Vorstand des erwähnten Amte», Hr. I.andeakulturinsp. Friedoliu
Höh e 11 lei t ne r jedenfalls gerne geben. —
Alfred Maclinitsch, k. k. Ob -Ing. in Innsbruck.
Inbczug auf die Anfrage aus dem Leserkreise betr. .Druck-
maschine in einem Wohnhausc* in No. 31 sowie auf die beiden
ilaraul erfolgten Antworten in No 4.3 teile ich mit, daß meine
Firma derartige Proiciitc und Kostenanschläge ausarbeitet —
Julius Schuster, technisches Bureau in Wilmersdorf-Berlin,
Piirizicgcriten-Straßc 59
Inhalt: Uir \Wdf rhrisicl >j.-.i: der V.olaikirrhc in Spandau IbchluS)
— t r!.ei di <-r vti.-l.tigr p. l>r« I I ac/ulet-rnth- Kau.u<- — Mitteilungen
aus Vereiceu. Vriiui». r.irs. I' < .sl.rv, erbunceu — itilcher. tVrsMUtl-
N4.Im.Mc1>. - Ulli! rugr^ls-.ril.
Verlas «er IV ..... I.c.i Hjineiliinr. C m. I. H . Krrl.n Kttr die Redaktion
venL.i»orrJ Albert llclmann, Berlin. Druck von Willi. Grave, Hcrtia.
No. 56.
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y^ftflgtea AS NEUE GEBAUDE DER .. LAN DWI
I ajjESfq SCHAFTLICH EN FEUERVERStCHERUI1
'I RT-
JNGS-
GENOSSENSCHAFT IM KON IG R. SACHSEN •
IN DRESDEN. PRAGER -STRASSE * * *
* * * ARCHITEKT: KURT DI ESTE L IN
DRESDEN ***********
DEUTSCHE BAUZTG. XXXVIII. IAHRG. 190i N° ?>7 =
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/• - .-.-ir.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 57. BERLIN, DEN 16. JULI 1904
Landwirtschaftliche Verwaltungs-Gebäude in Dresden.
Architekt: Kurt Diestel in Dresden.
I. Das neue Gebäude des landwirtschaftlichen Kreditvereins im Kgr. Sachsen in Dresden.
(Hierzu eine RildbtiUfc.)
j n der Prager-Straße in Dresden erhebt sich Keuerversicherungs - Genossenschaft im Königreich
seit einiger Zeit ein stattlicher Monumental- Sachsen", welches nebenan liegt, bezeichnet), welches,
bau privaten Charakters, das neue Gebäude ein Werk des Hrn. Arch. Kurt Dicstcl in Dresden,
des „Landwirtschaftlichen Kreditvereins im durch seine stilistische Behandlung ein weitergehen-
Konigrcich Sachsen" (auf unserer Beilage des Interesse beanspruchen darf. Der Grundriß, wel-
irrtQmlich als das Gebäude der „Landwirtschaftlichen eher von Hrn. Bmstr. Kirsten in Dresden herröhrt,
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gel mäßige Anlage, die im Erd- und im geschossc wurden in hellem grauem Sandstein aus-
goß nach derStraßc in Läden aufgeteilt ist geführt und zwar in einer Art, welche in der rauch-
ckwärts den Kassensaal mit Bureauräu- und ruÖKeschwancerten Atmosphäre Dresdens sich
zeigt eine re^
Zwischengeschoß
und nach rückwärts den Kassensaal mit Bureauräu
men enthält. Die Obergeschosse sind
der Verwaltung und Wohnzwecken ge-
widmet. Da sich die großen Ladenöff-
nungen stilistisch nur schwer mit den
übrigen Teilen der Fassade vereinigen
ließen, so glaubte der Architekt zwi-
schen den beiden Unter- und den Ober-
geschossen eine grundsätzliche Tren-
nung herbeiführen zu sollen, die durch
die Wahl vcrschicdencrSteinmatcrialicn
bewirkt ist. Demgemäß sind die beiden
Untergeschosse in Labrador ausgeführt,
der jedoch nach der Absicht des Ar-
chitekten nicht poliert werden, sondern
die natürliche Bruch fläche zeigen sollte.
In den Stein sind Ober dem Eingangs-
portal Bronzereliefs eingelassen wor-
den, die durch Hin. Bildhauer Bruno
Fischer in Dresden modelliert und in
Geislingen in galvanischem Kupfer
niedergeschlagen wurden. Die Ober-
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hwängerten Atmosphäre Dresdens sich
besser hält, als der leicht fleckig
werdende Elbsandstein; ein breites
Friesband mit Reliefs landwirtschaft-
lichen Inhaltes trennt sie von den
Untergeschossen. Durch die Zurück-
lcgung des mittleren Teiles des Ober-
geschosses mit dem Mittelgicbel hat
die Fassade ein erwünschtes Moment
plastischer Schatten Wirkung erhalten.
Fenster, Giebclübcrgängc, Balustra-
den und Brüstungen sind in der glei-
chen Weise und mit gleichen Moti-
ven plastisch umrahmt und geziert
und zwar so eigenartig, daß die Orna-
mentation als eine frische und schöne
Belebung und Auszeichnung des Ge-
bäudes erscheint. Die Modelle zu den
Sandsteinarbeiten der Fassaden sind
im Atelier des Hrn. Bildhauers Rein-
hold König in Dresden angefertigt
worden. —
Die Syratalbrücke in Plauen i. V,
Von Stadibau ra'. Fleck, Reg
| eder Ingenieur wird mit Anteilnahme den
Wettstreit zwischen Stein und Eisen auf dem
Felde des ßogenbrückenbaues verfolgen. Es
ist ein durchaus berechtigter, daher auch er-
folgreicher Kampf, den der so lange Zeit
durch Stahl und Eisen in ucn Hintergrund tiedrängte
Stein um den ihm zukommenden Platz im Brücken-
bauwesen ausficht. Dank den rastlosen Forschungen
in den technischen Versuchsanstalten, den glänzenden
Fortschritten und Leistungen in der Herstellung der
Bindemittel konnten innerhalb des letzlverflosscmn
Jahrzehntes massive Bogenbrfleken mit immer größe-
ren Spannweiten gebaut werden, Spannweiten, die in
Stein zu bemeistern man vor noch nicht zu langer
Zeit für unmöglich halten mußte. Einen neuen Beweis
hierfür liefert die gegenwärtig in der Hauptsache vollen-
dete steinerne Straßenbrücke über das Syratal
in Plauen i. V., deren Beschreibung die folgenden
Zeilen dienen sollen und deren Gesamtansicht, jedoch
ohne die damit zusammenhängenden großen Treppen*
anlagen, in Abbildg. i (S. 3571 dargestellt ist.
Die Stadt Plauen i. V. wird durch das Tal des
Elstcrflusscs und mehrere seiner Seitentäler in scharf
von einander getrennte Stadtteile gegliedert. Unter
diesen haben besonders zwei, die Bahnhof-Vorstadt
und die Neundorfer Vorstadt, innerhalb der letzten
8 Jahre eine sprunghafte Ausdehnung und Vcrkchrs-
steigerung erfahren, sodaß eine bequeme Verbindung
über das die bei den Stadtteile trennende, tiefeinge-
schnittene, steilrandige Tal des Svrabachcs hinweg
zur unabweisbaren Notwendigkeit wurde (vergl. I.age-
und Höhenplan Abbildg. 2 u. 3, S. 356).
Durch Nachrichten in der Tagespreise war die Ab-
sicht der Stadt, die Brücke zu bauen, zur Kenntnis
weiterer interessierter Kreise gelangt, so daß eine an-
sehnliche Zahl der namhaftesten deutschen Brücken-
bauanstalten aus eigener Veranlassung darum nach-
suchten, Entwürfe einreichen zu dürfen. Die Bau-
verwaltung konnte bei dieser Sachlage von der Aus-
schreibung eines Wettbewerbes absehen und sich auf
die Wahl unter den Entwürfen beschränken, welche
aufgrund der von ihr ausgearbeiteten und den ein-
zelnen Bewerbern zugestellten Unterlagen eingingen.
Es sei mir gestattet, an dieser Stelle nochmals den
1 >ank der Bauverwaltung für die geleistete reiche
Arbeit auszudiückcn, der kider in den meisten Fällen
der verdiente Lohn nicht zuteil werden konnte.
Die Wahl des Baustolk-s war zunächst den Be
werbern freigelassen, um praktische Unterlagen für
den Kostenvergleich hinsichtlich der Ausführung in
Eisen und Stein zu gewinnen. Unter den 23 cinge-
3VI
-Bmstr. a. L)., in Plauen i. V.
gangenen Entwürfen befanden sich 6 in Eisen, 12 Aus-
lührungen in Stampfbeton, 4 in Eisenbeton der ver-
schiedensten Anordnung und 1 in Bruchstein-Zement-
mörtel mauerwerk. Der letztgenannte, von der Firma
Liebold & Ko. in Langcbrück-Dresdcn eingereichte
Entwurf, der drei Oeffnungen vorsah, war überraschen-
der Weise nur verschwindend wenig teurer, als die
billigste Eisenkonstruktion. Die städtische Verwaltung
entschied sich daher für eine Ausführung in Stein. Die
begründete Rücksichtnahme auf möglichste Verkehrs-
freiheit unter der Brücke, insbesondere auf die Mög-
lichkeit der Abzweigung einer das Svratal durch-
ziehenden Straße von der Dobcnau-Straße, ferner die
schlechte Bodenbeschaffenheil an dem nördlichen
Zwischenpfeiler führten im Verlaufe der näheren Be-
arbeitung dazu, daß die Firma Liebold & Ko. anstelle
ihres Entwurfes mit drei Bögen einen neuen Entwurf
mit einem einzigen 90"" weit gespannten Bogen ein-
reichte. Die Kosten hierfür stellten sich allerdings
um rd. 15000 M. höher, als die Kosten des ersten
Entwurfes; das konnte jedoch gegenüber den durch
das Vermeiden aller Pfeiler im \ erkehrsraum erzielten
Vorteilen nicht ausschlaggebend sein.
Der unmittelbar auf den Fels der Talhänge auf-
setzende Bogen hat, wie bereite erwähnt, eine Spann-
weite von 90 m und übet trifft damit alle bisher aus-
geführten gewölbten Brücken.*) Neben diesem großen
Bogen weist die Brücke noch einen kleineren auf, durch
den eine Fahrstraße von derTalsohle nach demTalrandc
hinaufgeführt werden soll (Straße V des Lageplanes).
Die über den Widerlagern ersichtlichen ovalen Oeff-
nungen (vgl. Abbildgn. 1, S. 357 u. 4, S. 356) sind ledig-
lich zur Material-Ersparnis angeordnet. Ueber diesen
Oeffnungen stehen durch Nischen wirkungsvoll ge-
gliederte Stirnmauern. Diese Bauweise stellt sich bei
der beträchtlichen Leibungsbreite der Brücke billiger,
als die sonst übliche Anordnung sekundärer Bogen-
galerieen. Den oberen Abschluß bildet ein, auf stark
ausladenden Kragsteinen ruhendes Gesims, das gleich-
zeitig zur Verbreiterung des Verkehrsraumes ausge-
nutzt wird (vergl. den Querschnitt Abbildg. 5). Zur
Entlastung des 65"' weit gespannten mittleren Teiles
des großen Bogens sind I.ängs-Spandrillen angeord-
net, (vergl. Abbildg. 4 und 51, die mit leichter Kokc-
asche überschüttet werden; hierauf ruht die Brücken-
*) Anmcrkunc <!er Reduktion. Die beiden größten bis-
her ausgeführten Ma»«tvbrfl.:ken sind die Straßenbrücke Ober die
l'etrusschlucht bei Luxemburg mit 84,65 m Spw. (vaigL Jhrg. 190a
S 5311 und die er»t im Vorjahre vollendete K»aenb«hnbi Ocke Ober
du- Adda bei Morbegno in Italien |/entralbl. d. Hauverwlte. 1003
S. 4-jHi. Kine /.usanimenstellurix weiterer weitgespannter Ma»«iv-
brOeken «ehe D. Han/tg, S. sa3 Jhrg 1003.
N« 57-
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bahn Im übrigen sind die Stirnen mit Erde und Sand
hintcriüllt.
Eine am südlichen Brückenköpfe geplante Treppe
mit 2,sm Laufbreite vermittelt den kürzesten Aufstieg
vom Tal nach der Blücherstraöe unter Vermeidung
des erheblichen Umweges, den die StraßcV machen muß.
Die wichtigsten Abmessungen der Brücke sind
nach Abbildg. 4 folgende: Stützweite des Hauptbogens
= 90 m, lichte Weite des Ncbcnbogcns • 1 3,2 m, Breite
der Leibung — 16"', Breite des Verkehrsraumes (von
Mitte zu Mitte des eisernen Geländers) = i7m(= 2X3""
Fußwege und 1 1 m Fahrbahn mit doppeltem 1 ■ spuri-
gen Straßcnbahnglcis); Höhe des Scheitels des Haupt-
bogens und der Fahrbahnmitte über der Talstraße
iDobenaustraße) ■ 17,6 bezw. 2i,3m, Starke dcsHaupt-
bogens im Scheitel = i,5ra, an den Widerlagern =34 m.
Der Kroße Bogen ist ein aus drei Mittelpunkten
gebildeter Korbbogen mit 105» Schcitclhalbmcsser.
Es dürfte das augenblicklich die flachste Bogenkrüm-
mung sein, die bei Steinbrücken jemals ^angewendet
worden ist.*| Leider war eine stärkere Krümmung
mini' niwmw .^ftyry^f- '^rr
Abbildg 5. Querwhnilt i.»ch »-b (Abbildg f.)
wegen der einzuhaltenden Höhenlage der Blücherstraüe
und wegen der durch die Lage der Fclswidcrlager
bestimmten Spannweite nicht angängig. Für die ästhe-
tische Wirkung wäre sie nicht unerwünscht gewesen.
Da sich aber im Anschluß an das südliche Brücken-
ende ohnedies schon sehr hohe Kuttermauern nötig
erweisen, so hätte eine weitere Erhöhung der Brücke
unverhältnismäßige Mehrkosten erheischt: ganz abge-
sehen davon, daß die Anlieger an der Blücherstraße,
denen der Anbau an dem hohen Straßendamm schon
außerordentlich erschwert ist, jeder Erhöhung der
ßlücherstraße einen unüberwindlichen Widerstand ent-
gegensetzten. Die Brückenbahn hat eine geringe Stei-
gung von 1 : 240 von den Widerlagern nach der Mitte,
um dem Eindruck des Durchhängens vorzubeugen,
den eine lange Wagrcchtc leicht hervorruft. Die an-
schließenden Straßen haben eine Steigung von 1 : -29
bis 1 : 22 (s. den Höhenplan Abbildg. 3).
Der Nebenbogen ist gleichfalls ein aus drei Mittel-
punkten geschlagener Korbbogen.
In statischer Hinsicht zerfällt der Hauptbogen in
einen mittleren, als eingespannter elastischer Bogen
zu betrachtenden Teil von 6$m Spannweite und die
beiden weit ausladenden Widerlager. Letztere sind
mit Rücksicht auf ihre Verstrebung gegen den ge-
wachsenen Fels als unverrückbar angenommen wor-
den. Die Kämpferfugen sind durch die Stirnmauern
bis zur Fahrbahn fortgesetzt und werden mit einer
plastischen Masse ausgefüllt. Die Standfestigkeits-
Untersuchung ist nach dem bekannten graphischen
Verfahren und auch analytisch nach der Elastizitäts-
Theoric mit Hilfe von Einflußlinien geführt worden;
nach der letzteren Untersuchungsart ergeben sich
etwas höhere Material - Beanspruchungen. Als Be-
lastung wurde angenommen ein Fuhrwerk von 15 1
Achsdruck, 3,5 Radstand, 1,25 m Spurweite und im
übrigen Menschengedränge mit 560 k*vinl. Eine zweite
Untersuchung wurde geführt für eine Belastung mit
3 Dampfwalzen im Gesamtgewicht von 23 «, im übrigen
Menscnengedränge mit 575 *s'^m. Wie vorauszusehen
*) Anmerkung der Redaktion.
Morbegno hat 70 m Halbmesser, die
kingen ebcnfall» 70 m.
16. Juli 1904
Hie AddabrOckc bei
war, ist der Einfluß der beweglichen Last ein geringer
im Verhältnis zur Beanspruchung des Matcrialcs durch
das Eigengewicht.
Die größte Beanspruchung unter Berücksichtigung
der Temperatur - Schwankungen berechnet sich zu
69 k«''i'm am Fugenrand der Scheitelfuge und zu
52,4 k*!vm am unteren Rande der Bruchfugc. Die
Sicherheit gegen Bruch ist hiernach, wie aus den
weiteren Ausführungen über den verwendeten Mörtel
hervorgeht, überall mindestens eine 5,'tiacne (nach
45 Tagen). Die größte Bodenpressung beträgt 25 k*
f. 1 irl». Die Gründung erfolgte durchweg auf massi-
ven, wetterbeständigen Grünsteinfclscn, der eine mitt-
lere Druckfestigkeit von 1600 k* Tm besiut. Auftretende
Klüfte sind auf das sorgfältigste mit Zementmörtel,
Bruchstein - Mauerwerk und Zementbeton ausgefüllt
worden. Bei der Gründung des südlichen Wider-
lagers stieß man auf unvermutete Gänge eines sehr
alten, verlassenen Bergwerkes, bestehend aus einem
Stollen und zwei Querschlägen. Auch diese Gänge
mußten, soweit sie im Druckbereiche des Widerlagers
lagen, auf das peinlichste mit bestem Mauerwerk aus-
gefüllt werden. Außerdem wurde zur weiteren Sicher-
heit behufs möglichst gleichmäßiger Druckverteilung
quer Ober den die Brückenachsc in schiefem Winkel
schneidenden Stollen ein Rost aus 8 Stück 360 mm
hohen, i6m langen I-Trägern gelegt, deren Zwischen-
räume mit Zementbeton ausgestampft wurden (vcrgl.
die Abbildgn. 7 u. 8 unter den Aufnahmen während der
Bauausführung). Die Kosten dieser unvorhergesehenen
Maßnahmen beliefen sich auf 13000 M.
Die Frage, ob der Bogen mit oder ohne Gelenke
anzuordnen sei, wurde nach eingehender Prüfung zu-
gunsten der letzteren Ausführungsweise entschieden.
Ausschlaggebend war neben dem Kostenpunkt die Er-
wägung, daß die Wirkung der Gelenke infolge des
hohen Druckes doch eine recht fragliche sein dürfte
und daß sich der angestrebte Zweck bei der hier an-
gewendeten Ausführungsweise in Bruchstcin-Zemcnt-
mörtcl-Maucrwcrk, wenn auch nicht vollkommen, so
doch annähernd durch weniger kostspielige Maß-
nahmen erreichen läßt. Dadurch nämlich, daß man
das gesamte, für den Bogen erforderliche Steinmatc-
rial, zuzüglich eines Zuschlages als Ausgleich lür das
Mörtelgewicht, vor Beginn des Maucrns lose auf die
Schalung aufbringen kann, ist man in der Lage, dem
Lehrgerüst die Form zu gehen, die es unter der Last
des fertigen Bogens annehmen muß. Beim Mauern
des Bogens ist also eine weitere Formänderung des
Gerüstes und demgemäß ein Kanten fertig gestellter
Mauerteile so gut wie ausgeschlossen. Hierin ist ein
besonderer Vorzug dieser Ausführungsweise zu er-
blicken. Außerdem kann der Bildung von Rissen
dadurch wirksam vorgebeugt werden, daß der Bogen
nicht ununterbrochen von den Kämplcrn nach dem
Scheitel zu gleich in der vollen, planmäßigen Stärke
gemauert wird, sondern in Abschnitten, wie Abbildg. 6
veranschaulicht. Das Freibalten der Lücken 1—5
zwischen den einzelnen Bogenteilen und ihr nicht
gleichzeitig, sondern hintereinander vorgenommener
Schluß lassen dem Bogen bis zuletzt eine vollkommen
genügende Bewegungsfreiheit. Vor Schluß dieser
Lücken kann an den Stellen, wo sich etwa doch noch
kleine Risse zeigen sollten, durch Ausgießen mit Mörtel
unter Druck und Eintreiben flacher Eisenkeile nach-
geholfen werden. Die langjährige Erfahrung der aus-
führenden Firma Liebold & Ko. lehrt indessen, daß
eine derartige Nachhilfe in den allerseltensten Füllen
nötig ist, sofern nur beim Mauern des Bogens mit der
nötigen Sorgfalt verfahren wird; auch im vorliegen-
den Falle war sie nicht nötig. Auf die Spannung-
Aenderungen infolge Temperatur-Schwankungen von
— 20 0 C. bis — 30 0 C. ist bei der rechnerischen Unter-
suchung Rücksicht genommen worden, sodaß auch in
dieser Hinsicht die Gelenke nicht erforderlich erschie-
nen. Sind doch auch neuere massive Eiscnbahnbrüeken
der Schwarzwaldbahn Neustadt — Donaueschingcn mit
beträchtlichen Spannweiten von 57 und 64 m ohne Ge-
lenke gebaut worden, und bei der 70 m weit gespannten,
3.V5
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Abbtldg. 9. AuUtellutig der mittleren ÜeaihoUlagc de» Lehrger Orte». Abbitdg. 10. Mittlerer Teil Hr» lUuptlthrgei 0»te».
Abbild*. 11. 1 irr Stellung de» Gewölbe» auf dem l.ebrgerOit. Abbildg. im. Blick «uf den (iewölberUrken de* (erticeotellten
lUuptbogeni mit Tran^portgeriltt.
sehr Hachen Eisenbahnbrückc üher die Adda waren grüner bis bläulicher Farbe, mit ebenen Spaltflächen
auch nur für die Ausrüstung Gelenke eingebaut, die und einer mittleren Bruchfestigkeit von i6ookel,irm. Er
später starr ausgemauert werden sollen. wird in den rd. 12 km von der Baustelle entfernten Brfl-
Den Baustein bildet ein dickplattigcr Phyllit, sollen, chen in Teuma und Tirpersdorf gewonnen. Vor der
Fruchtschiefer der Kontaktzone, ein Stein von grau- Verwendung werden die Steine kräftig mittels Druck-
16. Juli 19a,. 357
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wasscr aus der städtischen Leitung gereinigt. Der Mörtel
besteht für die Fundamente derWiderlager fOr die Stirn-
mauern, Flügelmauern, und Längsspandrillcn aus 1 Teil
VorwohIerPortlandzemcntund4Teilcn scharfem Sand:
(ür den Haupt- und Nebenhoden aus i Teil Stern-
zement und 3 Teilen Sand. Die Mischung geschieht
mechanisch in einer elektrisch angetriebenen Mörtel-
maschine. Zur Verwendung gelangt nur Zement,
welcher mindestens 14 Tage im Schuppen auf der
Baustelle gelagert hat und bei den Untersuchungen den
Normen entsprechend befunden wurde. 45 Tage alte
Proben (1:3 mit Normalsand) des verwendeten Mörtels
haben eine Druckfestigkeit von 407 fcs/^» eine Zugfestig-
keit von 4oke'ifm ergeben. Die Zahlen stellen das Mittel
aus je 6 bezw. 10 Proben dar. Die Plattenform der
Bruchsteine ermöglicht ein vollkommen radiales Ge-
fOge im Bogenmauerwerk. Die Bogenstirnen werden
mit einem granitähnb'chen Mörtelbezug, bestehend aus
1 Teil Zement und 5 Teilen Lautcntalcr Silbersand,
bekleidet, in welchem Quaderfugen erscheinen. Von
einer Bekleidung mit achtem Granit mußte aus Rück-
sicht auf die hohen Kosten abgesehen werden. Auch
schien es nicht unbedenklich, die Homogenität des
Arch.- u. Ing.-Vereln zu Hamborg. Vers am 15. April
1904. Vors, Hr. Bubcndcy, anwes. 74 Pers. Aufgen. Hr.
Arch. Wilh. Schmidt.
Der Vorsitzende verliest ein Schreiben des Arch.- u.
Ing.-Vereines Kassel, in welchem die Aufstellung eines
Dcnkmales für den großen Baumeister und Lehrer Un-
gewißer auf dessen Grabstätte angeregt und um Zeich-
nung von Beitragen seitens seiner früheren Schiller gebeten
wird. Es wird beschlossen, eine Zcichnungsliste hierfür
auszulegen und im Anzeigeblatt darauf hinzuweisen.
Zu dem Schreiben des Verbands - Vorstandes vom
15. Marz 1904 betreffend Entwurf für eine Eingabe an den
Staatssekretär des Reichsjustizamtes (Iber die Gebühren
der Architekten und Ingenieure als gerichtliche Sach-
verständige erhall das Wort Hr. Hagn, welcher diesen
Entwurf nach einem Bericht über die Vorgeschichte des-
selben verliest. Er spricht seine Ansicht dahin aus, daß
die Absendune dieser Eingabe keinen Zweck habe, wenn
dieselbe allerdings auch nicht schaden könne. Eine wirk-
same Verbesserung der gegenwartigen Verhältnisse in
dieser Angelegenheit könne nur dadurch herbeigeführt
werden, daß in jedem Einzelfall von dem Betreffenden
die Gewährung einer Gebühr nach der Honorarnorm von
den Gerichten gefordert und im Falle der Ablehnung im
Wege der Klage geltend gemacht werde. Nach einer
Besprechung, an welcher sich die Hrn. Sehomburgk,
Gewölbes zu stören. Die erhärtete Stirn wird grob
gekrönelt, wodurch sie ein dem Granit sehr ähnliches
Aussehen gewinnt. Der Arbeitsvorgang ist hierbei
der, daß die Vcrkleidungsmasse in erdfeuchtem Zu-
stande in 7 cm Stärke gegen die Quaderschablonc ge-
worfen und hieran sofort das Bruchstein-Mauerwerk
gearbeitet wird. Auf diese Weise erzielt man einen
innigen Verband der Stirnschale mit dem Mauerwerk
und verhütet ein Abbröckeln der ersteren, wie es
leicht eintritt, wenn der Mörtel nachträglich auf das
abgebundene Mauerwerk aufgetragen wird. Alle äuße-
ren Flächen werden, soweit nicht ächtcr Granit oder
MörtclObcrzug infrage kommt, mit hammerrecht be-
arbeiteten Tirpersdorfer Bruchsteinen bekleidet und
mit Zementmörtel ausgefugt. Die inneren Leibungen
aller Bögen erhalten weiße Färbung. Das ausladende
Gesims und die massivenTeile des Geländes, die Quade-
rung der Flügel- und Treppenmauern, die Treppen-
stufen und das Treppengelander, die Randsteine und
Fußwegplatten der Brückenbahn werden aus Ficbtcl-
gebirgsgranit hergestellt ; die Fahrbahn wird mit Granit
gepflastert- Die wasserdichte Abdeckung besteht aus
Asphaltfilzplatten auf Zementmörtel-Abgleichung. —
(SrMuB folp.)
Hagn, Hcnnicke und Bubcndcy beteiligen, beschließt
der Verein: der Absendong der Eingabe zuzustimmen.
Hr. Löwengard verliest ein von den Hrn. Wentzel
und Hirsekorn vcranlaßtes Wettbewerbs-Ausschreiben für
ein für ihre Geschäftszwecke zu errichtendes Gebäude
am Plan hierselbst; er empfiehlt die Beteiligung an dieser
recht reizvollen und bezüglich der ausgesetzten Preise,
auch ausreichend dotierten Arbeit.
Darauf erhält das Wort Hr. Merkel, welcher einen
interessanten Vortrag aber die neae Mündungsanlage
der Stammsiele, insbesondere die Versenkung der Aus-
mündungsrohrc hält.
Der Vortragende legte zunächst die Gründe dar, welche
für die Gestaltung der neuen Ausmündungsanlage der
Stammsiele maßgebend waren. Es galt, zwei Forderungen
zu erfüllen, nämltch einerseits die Beseitigung der schweren
Sinkstoffe und der grobsinnlich wahrnehmbaren Schwebe-
stoffe der Abwässer zu erreichen, anderseits eine gleich-
mäßigere Verteilung derselben über den Elbstrom, um
auf diese Weise eine bessere Vermischung beider Wasser-
arten zu bewirken. Die erste Forderung hat durch die An-
lage eines Sandfanges mit Bagger und einer maschinellen
Abfischanlage in Form eines Drehgitters von 15«"" Maschen-
weite, die zweite Forderung durch die Verlegung weit in den
Strom reichender Ausmündungsrohre Erfüllung gefunden.
Der Vortragende führte aus, welche weitgehende Be-
dingungen bei der Verlegung der Ausmündungsrohre zu
erfüllen waren und wie die hohen Angebote Veranlassung
Poesie und Technik.
Offener Brief an Hrn. Geh. Hofrat Max v. Ky th in Lim.
Von Eugen Broker in Stuttgart.
ie Wiedergabe Ihres Vortrages über „Poesie und
Technik* in der „Deutschen Bauzcitung", der ein
auch von mir schon längere Zeit verarbeitetes
Problem betrifft, bestimmt mich, mir die Freiheit zu fol-
genden Ausführungen zu nehmen:
Sie sprechen von der Dreiheit als dem Prüfstein allen
geistig Hohen. Ja. Aber Sie verwerten die drei Abstrakta:
Gut, wahr und Schön objektiv, wahrend Sie vorher
von der Subjektivität der Kunstf der Poesie sprechen.
Objektiv genommen sind diese drei Begriffe blos Verhalt-
niswerte, ja man kann sogar sagen, ohne das Gegenteil
beweisen zu können, sie sind nicht einmal Werte, sondern
bloß Erscheinungsformen. Damit beweisen Sic also nichts
für die Technik, wenigstens nichts im Sinne unseres Zeit-
geistes, Sic begnügen sich mit einer antiken Schönheit,
der „Schönheit an sich". So wie eine griechische Venus
oder eine römische Juno oder was Sic wollen schön ist,
so, sagen Sie, ist eine Maschine schön. Darin haben Sie
absolut recht, aber heute denken wir anders, und was
mehr ist wir fohlen anders. Unser Schönheitsempfinden
ist sozial geworden, wie unsere ganze I.ebcnsanschauung.
Die kalte Schönheit an sich genügt nicht, um mehr als
bloß unser Auge zu befriedigen; das pulsierende Leben
um uns herum läßt uns gewahr werden, daß in uns ein
warmes, lebendiges Herz schlagt, daß wir fohlen müssen,
um schön zu empfinden.
Lassen Sie mich v..n dem Beispiel der Maschine,
welche ich als Kunstobjckt zur Muscumskunst rechnen
müßte, und welche also ein schlecht geeignetes, nicht all-
gemein zu gebrauchendes Beispiel geben würde, zur
großen Kunst übergehen; ich meine, zu den großen Werken
unserer modernen Ingenieure, vor allem den Eisenbahnen.
Sind sie schön? Ja und nein, je nachdem. Schön ist
eine Bahn, wenn sie durch eine Gegend führt, die das
Zeichen des Verkehres trägt, wo Schornsteine rauchen,
Hochöfen flammen, wo kraftvolle, muskulöse Arbeiter
Lasten schleppen oder den Hammer schwingen; schön
ist sie, wo an jeder Station mächtige Lagerplätze sind mit
aufgestapelten Waren, mit Kranen, wo Lastschiffe am
Bahnhof anlegen u. s. f. Ich will damit sagen : Es kommt
nicht allein darauf an, daß der Ingenieur seine Brücken
richtig berechnet hat, seine Lokomotiven zweckentspre-
chend, ohne überflüssige Zicrmittcl, gebaut hat, seine
Kurven und Steigungen mathematisch entwickelt hat. Da-
gegen ist eine Bahn unschön, wenn sie durch eine Gegend
führt, die den Stempel des Unberührten trägt, wenn sie
in eine solche Gegend ein fremdes Element bringt, das
ihren stillen Reiz und ihre heimliche Ruhe stört. Diesen
Unterschied kennt der Ingenieur nicht, und das ist es eben,
was mich bis jetzt immer in dem Glauben gehalten hat,
daß die Arbeit eines Ingenieurs in den meisten Fällen das
Gegenteil derjenigen eines Künstlers ist; er schafft nur
mit dem Kopf und nicht mit dem 1 lerzen. Wäre er Künst-
ler, so müßte er fühlen, daß wohl in einer Industriegegend
seine bis jetzt allgemein konstruierten Verkehrsmittel
die richtigen sind, daß aber in andere Gegenden andere
Verkehrsmittel gehören, solche, die sie nicht profanieren.
Wäre er Künstler, so würde es ihm weh tun, mit plumpen
Dämmen, mit der Natur widersprechenden Einschnitten,
mit Verstandes - Produkten von eisernen Brücken, mit
No. 57
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gegeben haben, das ursprüngliche Projekt einer vollstän-
digen Abänderung zu unterziehen. Durch die Verwen-
dung von Schwimmkammern, die durch den Einbau von
Zwischenwänden in den a m weiten Kohren gebildet wer-
den, gelang es, die Forderungen, welche im Interesse des
Schiffsverkehres bei der Ausführung der Arbeit aufrecht
erhalten wurden, zu erfüllen.
Anhand von Zeichnungen und unter Vorführung von
Lichtbildern und Modellen schilderte der Vortragende die
einzelnen Konstruktionen und die verschiedenen Arbeits-
vorgänge bei den Versenkungen der 70, 100 und 133 ■
langen Ausmündungsrohre. F.r gibt sodann eine Beschrei-
bung der Dichtung der Rohrschlitzc am Ufer, des I-eer-
pumpens der Rohre und der Entfernung der Zwischen-
wände und der äußeren Abschlußdeckel.
Im Anschluß an die Versenkung der Ausmündungs-
röhre bespricht der Vortragende die Versenkung der bei-
den Dückerrohre von a « Durchm. und je 343 " Länge
durch den Niederhafen. Diese Dücker sind in je 3 Teilen,
ebenfalls unter Benutzung von Schwimmkammern ver-
denkt worden. Die Stoßverbindungen sind in einfachster
Weise unter Wasser durch Taucher bewirkt worden.
Der Vortragende führt sodann die maschinellen Vor-
richtungen der Ausmflndungsanlage vor, insbesondere be-
spricht derselbe eingehender die Anordnung der Dreh-
guter zur Abfischung der größeren festen Bestandteile des
Abwassers. Alle zur Absonderung gekommenen festen
Stoffe gelangen auf Transportbandern zu der am Ufer
errichteten Verladestation und werden hier in die Trans-
portschiffe übergeführt.
Zum Schluß sprach der Vortragende seinen Mitarbei-
tern, den Hrn. Leo, Lang, Brunotte, Stoltz und
Weirich seinen Dank für ihre tatkraftige Hilfe bei der
Bearbeitung und der Ausführung der geschilderten Bau-
anlagen aus, und führte an einem Modell die durch tin-
lassen von Wasser in ßallastkammcm bewirkte Drehung
der geknickten Rohre in die für die Versenkung erforder-
liche vertikale Schwimmlage vor. — i|m
tenschaft gemacht würde, da es sich um die Erhaltung
oder unter Umständen Verstümmelung eines Stadtbildes
handelt, wie Deutschland in solcher Eigenart und Schön-
heit ein zweites nicht aufzuweisen hat —
Die Stelle des städtischen Baubeamten in Naumburg a. S.
ist zurzeit frei und dem Vernehmen nach zur Bewerbung
ausgeschrieben. Die Schilderungen über die dortigen Per-
sonalverhaltnisse, die wir von verschiedenen Seiten er-
halten haben, veranlassen uns, den etwa sich bewerben-
den Fachgenossen nahe zu legen, sich vor Uebernahme
der Stellung genau nach den bez. Verhältnissen zu er-
kundigen und sich namentlich durch Vertrag den person-
lichen Einfluß zu sichern, ohne den eine Freude zur
Arbeit und eine gedeihliche Erledigung der Geschäfte
nicht zu erwarten ist. —
Louis Bolssonnet-Stlftung . Das Stipendium der an der
Technischen Hochschule zu Berlin bestehenden Ixiuis
Boissonnet - Stiftung für Architekten und Bauingenieure
für das Jahr iqoj ist an den Privatdozenten an der Großh.
Techn. Hochschule in Darmstodt, Reg.-Bmstr. Adolf Z e 1 1 e r,
verliehen worden. Als fachwissenschaftlit-he Aufgabe für
die mit dem Stipendium auszuführende Studienreise wurde
die Neuaufnahme und kunstgeschichtliche Darstellung der
bisher unvollständig und in einer ihrer kunstgeschicht-
lichen Bedeutung nicht entsprechenden Weise veröffent-
lichten romanischen Baudenkmäler von llildesheim fesl-
zur Erlangung eine« Beb
planes für einen Tel) des Stadtbezirkes Potsdam erläßt der
Magistrat zum 15 Scpt d J. unter Verheißung dreier
Preise von 1000, 750 und 500 M. Unterlagen durch das
Stadtbauamt gegen 6 M., die nach Einreichung eines Ent-
wurfes oder nach Rückgabe der unversehrten Pläne zu-
rückerstattet werden. —
Vermischtes.
Theaterneubau In Kassel. Aus Kassel erhalten wir die
folgende Zuschrift: «Nach einer Notiz in No. 53 der Dtschn.
Bauztg. ist der Neubau eines Theaters anstelle des
Auetores am Friedrichsplatz in Kassel geplant.
Der Friedrichsplatz mit der daran stoßenden Karlsaue, dem
Orangerieschloß und dessen Nebengebäuden Ist ein Archi-
tektur- und Ijindschaftsbild von eigenem Reiz, welches
es unbedingt verdient, sehr pietätvoll behandelt zu wer-
den. Durch das Eindringen eines fremden Elementes,
eines großen Baukörpers, wird ohne Zweifel das Gesamt-
bild wesentlich beeinträchtigt und es wäre sowohl im
künstlerischen, wie im historischen Interesse sehr er-
wünscht, wenn diese Theaterbaufrage, die für Kassel von
sehr einschneidender Bedeutung ist, nicht kurzer Hand
erledigt, sondern zu einer Sache der deutschen Architek-
ChroniW.
Die Lutherklrebe In Krefeld, erbaut von Arch. Arnold,
Oberlehrer der Kgl. Baugewerkachule in Aachen, ist am 6. Juli
geweiht worden. Der Bau, zu dem 190a der Grundstein gelegt
wurde, enthalt 1050 Sitzplätze and erforderte einen Kostenaufwand
von 300 000 M. —
Die Erweiterung dea Palais de Justice In Paris ist mit
einem Aufwände von 9 Mill. Fr. in Ausurhl genommen. Zu die-
irm Zwecke wird die Enteignung der Grundstöcke zwischen der
Straße der Sainte Chapelle um) dem Quai notwendig. —
Ein neues Haus der Urania in ^rVlen wird nach den Ent-
worfen des Ob -Bit I. Bauinann in Wien auf einem Gelände
zwischen Radctzky- und Aspernbrneke mit einem Aufwände von
rd 200 000 Kr errichtet. Das Haui wird eineu Theatersaal für
400 Hertonen, einen Experirnentiersaal (Or 000 Perionen, eine
Sternwarte usw. enthalten. —
Die Einweihung einer Bismareksäule In Stuttgart fand am
16 Juli statt Die Fotm der Säule geht auf einen Fntwuri de» Hm
Arch. Wilh. Kreis in Dresden zurück. —
schnaubenden l-okomotiven eine Gegend versehen zu
sollen in welcher die Heimlichkeit und Ursprünglichkeil
eines Waldes, der Frieden einer abgeschlossenen Bauern-
gemeinsebaft vorher geherrscht haben, er würde, wie es
ein echter Künstler tut, schaffen und suchen, bis er das
Verkehrsmittel gefunden hat. das diese Gegenden mit der
Außenwelt im Sinne der Neuzeit in Verbindung bringt,
aber ihnen nicht den Charakter nimmt
Die Kunst darf nicht objektiv genommen werden;
sie ist subjektiv. Der Künstler gibt seinem Werke seine
warme und reiche Seele, und seinen, aber auch nur
-seinen" Platz. Dasselbe Kunstwerk paßt nicht in jede
Umgebung. Ein Palast unter Bauernhäusern ist nicht
schön, ebenso wenig wie eine gotische Kirche auf einem
freien Öden Platz. Und in der Technik darf man es sich
nicht genügen lassen, eine Maschine, oder eine Brücke,
oder was es sonst sei, bloß rein zweckmäßig, also schön
an sich zu gestalten, sondern man muß diese Werke auch
in die richtige Umgebung setzen, oder vielmehr umge-
kehrt, sie der Umgebung anpassen
Und damit komme ich darauf, zu sagen: es ist ver-
früht, die Worte aussprechen zu wollen: der größte Teil
der gebildeten Welt ist farbenblind für die Poesie der
Technik. Nicht jeder Gebildete wird künstlerisch fühlen,
aber diejenigen, die es tun, haben ein ausgesprochenes
Empfinden dafür, daß die Produkte unserer Technik in
den allermeisten Fällen bei ihrem unverhofften Auflauchen
zter Umgebung ihr Schönheilsgefühl
Sie beklagen sich, daß kein großer Dichter unserer
Zeit sich des Ingenieurs erbarmt. Ich kann sie in diesem
Punkte auf Ib*en und Bjonison hinweisen, zwei der
16 Juli 1904
größten der Jetztzeit; während Sie inbetreff der Ge-
mälde nicht ganz Recht haben, indem in den meisten
Kunstwerken mit industriellem Motiv die Arbeiterfiguren
die Seele derselben sind und die industriellen Anlagen
nur die Staffage, die Umwelt geben, und nicht umgekehrt.
Freilich sind diese Staffagen manchmal von mächtiger
Wirkung auf unser Gemüt, aber damit ist noch kein Be-
weis für die Poesie der technischen Werke geführt. Im
Gegenteil, gerade das Groteske ist es, was die Wirkung auf
unser Gcmut, aber bloß in Verbindung mit dem Arbeiter
dabei, ausübt. Alles kann schön sein, ebenso wie das Gegen-
teil, es kommt einzig und allein auf die Art seiner Verbin-
dung mit unserer Seele, unserem GcmüNleben an, und
diese Verbindung bilden in den Werken der modernen Maler
und Bildhauer die Arbeiter.
Ich erinnere mich aus meiner Schulzeit, daß ein Lehrer
zu einem meiner Mitschüler sagte: Schmutz ist
kein Schmutz, so lange er auf der Straße liegt, er wird
erst zum Schmutz, wenn du ihn an den Fingern oder an
der Hose hast. Er hatte den Nagel auf den Kopf ge-
troffen. Man kann den Sinn dieser Worte yenau uuf alle«
Schöne um uns anwenden Alles ist schon, solange es
durch die unsichtbare Kette der Harmonie mit unserer
Seele zusammen geschlungen wird, und alles hört auf.
schön zu sein, sobald diese Harmonie fehlt. Und duttiil
komme ich wieder zum ersten Teil meiner Ausführungen
zurück, daß die Werke der Ingenieure an sich kein Stief-
kind der Poesie waren, wenn ihre Schopfer Porten willen;
aber da man doch, nach den Erfahrungen zu srhließen,
dies heute noch nicht behaupten kann, s.i yeht e- zu weil,
von jedem Gebildeten .Farbensinn für die Poesie der
Schöpfungen der Ingenieure" /u verlangen.
359
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Die Regulierung des Oberrheins zwischen Sondernheim
bei Ccrmt rUMbn und Straßburg i. E. erscheint durch den Be-
schluß der a. badiseben Kammer vom is. d. IL gesichert, die den
Planen mit allen Summen gegen 5 ihre Zustimmung gab. —
Der Bau eines Dornet In Rottenburg in Bayern soll in
einigen Jahren in Angriff genommen werden Für den im romani-
schen Stil zu erstellenden Ban ist eine Summe von 1 Mill. M. in
Aussiebt genommen. —
Ein Monumentalbru nnen in Stuttgart soll am Zusammen-
treffen der See- und PanoramastraBe aufgestellt werden Der
Brunnen ist von ProL G. Halm hoher in ^Cuttgart^ent werfen. —
Konzensaal in Karlsruhe ist in Aussicht ^enum m en
Eine süd westdeutsche Kunst- und Gartenbau-Ausstellung
In Mannheim 1906 tritt anstelle der in umfangreicherer Weise
geplant gewesenen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung. —
Zur Wiederherstellung der alten Schau In Nürnberg be-
nte der Ma>;iitiat eine Summe von 50000 M. —
Ein Richard Wagner-Denkmal für Leipzig ist dem Bild-
hauer Prof. Hu Klinger übertragen worden. Die Kosten des
Denkmals sind auf 80000 M. veranschlagt. —
Blsrnarekturm In Dortmund. Am 1. Juli wurde in Dort-
muuil der Grundstein zu einem Bis marrkturm gelegt. Der vom
kais. Postbrt. ßuddeberg in Donmund entworfene Turm erbalt
Im Erdgeschoß eine Gedenkballe. Die obere Beki önuug bildet der
Kundgang und ein mächtiges Feuerbecken. Der Turm findet seine
Aufstellung im Kaiser Wilhelm-Hain und soll sich an die donige
alte Stadtmauer anlehnen. I>ie Kosten betragen 95000 M. —
Der neue Rainer -Brunnen In Wien, ein Werk de« Bild-
hauers Kauffungen ilort, wurde anfangs Juli auf der Wieden
enthüllt. Der Brunnen soll das Andenken der goldenen Hochzeit
des Erzherzogs Kaieer und seiner Gemahlin Maria Karolina fest-
halten und iat mit dem Kelictbild des Forstcnpsarcs geschmOckt. —
Die Elnwelhungelner steinernen Innbrücke In Neu-Oettlng
hat am Peter- und Paulstage sUtlgcfundcn. Die teom lange Brücke
bat 4 Bogen von nahezu 40 m Spannweite und ist aus Granit und
Muschelkalk erstellt. Die Brocke ist unter der Oberaufsicht des
Fluflbauamtes Traunstein (Bauamlm. Mayr) durch Gebr. Ha Hing er
in Hohenheim ausgeführt —
Eine neue Heimstätte der Deutschen Glasmosaik-Gesell-
achait Puhl tt Wagner In Berlin erhebt sich an der Wcich-
bildgrenze Rixdorfs, in unmittelbarer Nahe des Treptower Parke*,
und wird nach Planen dea Geh. Brt». Sch wecht e n errichtet
Vorn an der SlraBe daa Verwaltung»- und Ausstellung» - Gebäude
mit angegliederten Wohnungen für die beiden Inhaber der Anstalt
und hinten zwei große Ateliert'cbaude mit der dazwischen ein
Personal-Nachrichten.
Der Geh. Reg.- Rat Wilhelm ist z. Dir.
Deutsches Reich.
im Pal. -Amte ernannt.
Preuflen. Versetzt sind : die Reg.- u. Brte. Winter io
Benthe», als Vorst der Eisenb -Betr.-Insp. 3 nach Magdeburg und
F. v m a n n in Allenatein, als Vorst, der Betr. • Insp. a nach Wies-
baden; — die Eiscob. -Bau- u. Betr.-Insp. Peters in Erfurt, als
Mitgl. (auftrw.) der Kgl. Eiacnb.-Dir. nach Altona, H. Schwarz
in Magdeburg, als Mitgl. (auftrw.) der Dir. nach Frankfun a. M.,
Strome y er in Wiesbaden, als Vorst, der Fiaenb. -Betr. -Insp. 1
nach Eifurl, Bechtcl in Morbach, als Vorst, (auftrw) der Betr-
Insp 1 nach Alienstein, l.tui ke in Querfurt, als Vorst {auftrw.)
der Betr. - Insp. nach Angerburg, Zebrowski in Kattowitz, als
Vorst, (auftrw ) der Betr. • Insp. a nach Beullien O. • S., Rot Ii in
Guben nach Schneidemahl als Vorst, der an die Betr.-Insp. ■ daa.
angcgl. Bauabtciluog und Sommer in Kassel, als Vorst, der
Eiienb-Bauabt 1 nach Wollstein; — der Keg -Bmstr. II a b e r I a n <l
in Breslau in den Bez. der Kgl Eisenb -Dir. Berlin.
Der Geh. Brt. Breidsprechcr in Danzig ist unt. Beileg.
Tit. Prof. z. Doz. an der Techn. Hochschule das , der Lamltxaui
May z. Kreisbauinap. in l.uckau und der Reg -Bmstr. Imhoff ist
z. etatm. wisaenschaftl. Mitgl. der Kgl, Versuchs- und Prüfung»,
anstatt f. Wasserversorgung u. Abwasser beseitigung in Merlin ernannt
Zur Beschäftigung überwiesen »ind die Reg "
des
»P-
<lrr Versuchsanstalt für Wasserbau und S<
Bmstr.: Fiedler
hilfbau in Berlin,
Wynyraczyk in Bcuthen der Kgl. Fisenb.-Dir Kattowiti
Die Reg-Hlhr 1 'uul Rosen fct>l aus Posen, Oskar Neu-
bauer, Karl Hetmh und Paul Imberg tut Hei Im <llct< hbfeh (,
-- Paul Neubert au» Pr.-Hollanil , Hugo (iarnirh aus Arona
und Hans Bolstorff au» Hamburg (Mavch.-Bfch.) »ind zu Reg ■
Bmstrn. ernannt.
Der Geh. Brt. S i c w e r t in Frankfurt a M und der Brt t. D.
Ulrich in Hamburg -ind in den Ruhestand getreten
Dero Reg.Hmstr. M S c in k c in < harlottcnburg ist die nachges,
Entlass. aus dem Staatsdienst erteilt
Oldenburg. Der Reg-Bm»tr. Hon heu in ( »Idenburg ist
anstelle des verstoib. Bez-Butstr. Brt Orlt ermann in Vechta
z. Brz.-Bo>str für den Weg- u. Wasserbau mit dem Tit Bauinsp.
;r. lur den W eg- u. 1
dem dienMl Wohn»
Sachaen. Der Ob -Bit Reit hell und der Kisenb-Dir. Ob -
Brt. SchOnleber sind zu deli Brtn. und vortr. techn Kaien im
Fin. - Minist, der Bau- u. Betr.-lusp. Brt Holekamp in Chemnitz
ist 1. FJtcnb. - Dir in Dresden - X , der Reg .Bmstr. Ruder i»t z.
etatm. Reg-Bmstr. in Oelsnit« 1 V. ernannt.
Dem Ob. -Brt Krager im Fin. Minist ist der Tit. u. Rang
eines Geh. Brta , dem Bau- u Betr. - Inap. Brt Hartman» in
Dresden-X. deij eines Fin- u Bn% verliehen.
Sachsen- Weimar. Dem Ob Brt Krics.hr in Weimar ist
die Dienslbczeichn. Ob.-Baudir. verlieben.
Württemberg. Der Prof. Weilbrecht, Rektor der Teetin.
Hochschule in Stuttgart ist gestorben. Für das Studienjahr iuo; 05
i«t Prof Dr. Konfitück 1. Rektor ernannt. Dem Ma>< Ii -ln»|>
Nibmid am Ing -l-aborat. itt die na. bgrs Dicntlciilta-s. bewilligt --
Brief- und Fragekasten.
Hrn. J. H. A. In Johannisthal. Strafgesetzbuch % 360 Na 8
verbietet nur die unbefugte Annahme eines Titel», berührt je
erworbenen Titel nach der Ucbersiedelung iu einen anderen Bundes-
staat weiter fuhrt Haben Sie also wahrend Ihres Aufenthaltes
in Sachsen al» sachsischer Untertan die Prüfung als Baumeister
vorschriftsmäßig abgelegt und bestanden, so dürfen Sie nach lieber-
siedelung in einen preußischen Ort den Titel .Sächsischer Bau-
meister* weiter fahren. Dagegen sind die Angehörigen eines an-
deren Bundesstaatea nicht befugt, infolge Ablegung der Prüfung
im Königreich Sachsen sich in Ihrem Hamatataate einfach .Bau-
meister* zu neoneu, Sie müssen wenigstens hinzusetzen .in Sachsen
geprüfter Baumeister", weil bekanntlich die PrOfongsvorichriften in
Sachsen andere al» in deo übrigen Bundesstaaten sind. — K. H-e.
Hrn. Ch. B. In Solingen. Ein Urteil, welches grundsätzlich
den Bauherrn für verpflichtet erklärt, diejenigen für ihre Mühe-
waltung zu entschädigen, welche sich bei dem Wettbewerb um
Uebertragung von Bauverdingungen beteiligen, ist uns unbekannt.
Daü ein solches gefallt worden sei, ist sogar unwahrscheinlich.
Denn derjenige, welcher auf ein Ausschreiben »eine Dienste an-
bietet, indem er ein Angebot abgibt, handelt im eigenen Interesse,
weil er die Bus der Bauübertragung zu erwartenden Vorteile für
»ich gewinnen will. Er wird alao durch die Aufforderung, sich
bei der Bewerbung zu beteiligen, nicht geschädigt Denn den
etwaigen Schaden daraus, daß er die Zeit vergeblich aufgewendet
bat, welche er auf daa Preisangebot verwenden mußte, hat er »ich
selbst bereitet und konnte er durch seine Nichtbcteiligung bei der
Bewerbung vermeiden. — K. H-e.
Hm. rr. H. R. In Nürnberg. Wir müssen Sie und eine
Reihe snderer Fragesteller bitten, sich dea Anzeigenteiles unseres
Blattes zur Beantwortung Ihrer Anfragen, die durchgeheods des
allgemeinen Interesses entbehren, zu bedienen. Wiederholt müssen
wir es dabei zu unserem Bedauern aussprechen, daß der Raum
des Briefkastens auch nicht entfernt ausreicht, allen Anforde-
rungen zu genügen , die an denaelben gestellt werden. Wir sind
deshalb leider gezwungen, die Berücksichtigung der einlaufenden
zahlreichen Anfragen nach unserer Wahl und oach unserem
Ermessen nach dem Gesichtspunkte des Interesses für die Allge-
meinheit eintreten zu lassen. —
Hrn. Sch. In Herford. Ein Drempelgeschoß würden wir
nicht als ein beaonderes Geschoß im Sinne der Vereinbarungen
,ch unserer Ansicht
an die
betrachten, Ober die Sie uns berichten. Nach
bleibt da» Gebäude einstöckig. —
Hrn. K. * M. In Mett. Wir
kgl Forstakademie io Eberswalde richten zu
Anfragen an den Leserkreis.
1. Bei neu tu eröffnenden Straßen in neuen Baugründen kommt
ea häufig vor, daß die Neubauten nicht nebeneinander, sondern an
raumlich sehr weit auaeinander liegenden Stellen entstehen. Eine
endgültige Parzellierung der BaublOcke von vornherein ist hier wegen
der großen Zahl der durchschnittenen und in Privatbesitz befind-
lichen Parzellen meistenteils unmöglich; es laßt sich also bei langen
Straßen nicht vorher bestimmen, wie viele Bauten — größere oder
kleinere — io denaelben entstehen. Bei der Nummerierung dieser
Neubauten entsteht nun der Uebelstand, daß bei fortlaufender
Nummerierung nach Maßgabe der Entstehung der Bauten die
Nummern durcheinander geraten und dadurch lange Zeit hindurch
eine Orientierung »ehr erschwert iat Bei vollendeter Bebauung
der Strsße entsteht dann die Notwendigkeit, die Straße ganzlicb
umzunummerieren, was wieder zu Unannehmlichkeiten sowohl für
die Bewohner, als auch zu umstAndlichen und von den Behördeo
nur ungern gesehenen Aenderungeo in den öffentlichen Büchern
fuhrt Bei einer solchen hier vorgenommenen Aenderung der
Nummerierung wurden vonseiten der maßgebenden Behörden so-
gar Schwierigkeilen gemacht Gibt es nun eine Maßnahme, welche
eine Vermeidung dieser Uebclstande ermöglicht oder miodestens
verringert? — £. K. in Innsbruck.
a. Ist schon in einer Stadl slzilianischer Stampfasphalt aof neue«
oder vorhandenes Reihenpllaster verlegt worden ? —
E. S. io Bromberg.
3. Bei welchem Kakalien KUrungssy item für einzelne Kranken-
häuser wurde den hygienischen Anforderungen am besten ent-
sprochen? — Gr. in M.
Fragebeanl worlungen aus dem Leserkreise.
Zu der Anfrage 1 in No. 47. Stark befahrene Straßen in
'»rtalagen sind in vielen Gegenden mit Stahlgleisen zum Befabreu
mit gewöhnlichem Ijindluhrwerk seit längerer Zeit belegt. Für
diesen Zweck werden besondere Schienenprofile gewalzt. Die
Walzwerke - BisnarckhQtle, Oberscblesien - dürften Ihnen er-
schöpfende Angaben machen. Im Vergleich zu <
die erste Anlage meist weniger, aber die Unter-
minier verschwindend gering, die Dauer und Ve
»ind sehr viel größer. — Gp.
Be/Ogl dei Gleisbahnen auf Chausseen kann die Prov. Hannover
Auskunft geben, welche derartige Anlagen schon vor Jahren aus-
auch Dtachc. Bztg. 1897 S 143. 151. 160). —
Gebr. Buschmann in Welter a. R.
führte (1
3fw
Inhalt: Oas neue ( •cbBuiSc des .tandtrirtsebaftlicben Krvditvereias im
KAmgren Ii >arii«rn* in 1 »leider», — Dir SnnUlbrtlele In Plauen i. V. — Mit-
teilungen au» Vereinen Vcrminrhte* - l"rci»bewrcrbunfrea - - ChlonJk.
- prru>iialAar»MHlitrn — Krief- und Fragi-kaiten.
Hierzu eine Hildbcilagc: Da- neue Gebäude des Land-
wirtschaftlichen Kreditverein« im Königreich Sachsen in
Dresden
Verlar. «Irr IN-ul.iler Hatirriltioz. I. m I. II , Keilin. KOr die Redaktion
veriinvuiü. Alten llolniaiiu. Itnlni l'iuck von Will. Ureve, hrilla.
.=»7
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S DEUTSCHE BAUZEITUNG
»XXXVIII. JAHRG. N2: 58. BERLIN, DEN 20. JULI 1904
Die Syratalbrücke in Plauen i. V.
Von Siadibaurat Kl eck, Rcg.-Bmstr. a. D. in Plauen i. V,
lani besondere Sorgfalt ist der Konstruktion
und Aufstellung des Lehrgerüstes gewidmet
worden, da von dessen Stabilität nicht zum
wenigsten das Gelingen eines tadellosen
Bogcnschlusscs abhangt (vcrgl. die Abbil-
dungen 13 u. 14). Es ist in drei Stockwerke geglie-
dert; zwischen dem zweiten und dritten Stockwerke
iSrblufl |
Liebold & Ko. in I. angebrück zurechtgelegt und von
hier aus nach Plauen befördert und hier aufgestellt
worden. Der Transport der fertigen Hölzer bean-
spruchte 90 Doppelwagen. An schmiedeisernen Bolzen
und Schrauben sind 2 Wagenladungen verbraucht
worden Der Bau des Gerüstes dauerte etwa 3V1 Mo-
nate. Erschwerend wirkte hierbei der l 'instand, daß
1 i 1 >
II
b L
i L
iL1
sind Keile eingeschaltet, die zum Justieren und später sowohl forden Durchgangsverkehr der Dobenau&traße,
zum Ausrasten dienen. Die Zahl der Binder betragt als auch für den Zugang zur Aklienbraucrci proviso-
rische Durchfahrten und Wegeverlegun-
gen nötig waren, die zu beschreiben hier
zu weit führen würde.
Für den Baubetrieb, insbesondere für
das Herbeischaffen der Bruchsteine und
des Mörtels, machte sich der Bau von zwei
HilfsgerQstcn nötig, eines in halber, das
andere in ganzer Höhe des Viaduktes,
vergl. die Aufnahme Abbildg. 12. Beide
Transportstege sind so angelegt, daß sie
vom Steinlagcrplatz und von der Mörtcl-
bereitungs- Stelle aus genügendes Gefalle
nach der Brücke zu besitzen, um die vollen
Karren ohne Hilfe rollen zu lassen. Aus
dieser Anordnung ergeben sich große Ein-
fachheit und l'ebcrsichtlichkeit des Be-
triebe-, und Ersparnis an Zeit und Arbeits-
kräften. Um auch in den Abendstunden
arbeiten zu können, war die Baustelle
nirhlieh durch elektrische Bogenlampen,
die aus dem stadlischen Elektrizitätswerk
gespeist wurden, erleuchtet
Mit den vorbereitenden Abräumungs-
arbeiten wurde am 26. März 1003, mit
der Gründung der Widerlager am 1 Aug.
1903 begonnen. Das Mauein des Haupt-
bogens beanspruchte die Zeit vom 21. Aug.
bis 8 Nov. 1903, an welchem Tage der
Schlußstein eingesetzt werden konnte,
; Seit diesem Tage ruhte die Arbeit am
Bau; erst im April des laufenden Jahres
ist sie wieder aufgenommen worden. Die
Bauleitung hofft, im Spätheibst 1904 die
Brücke dem Fußgängerverkehr übergeben
zu können, während der Fahrverkehr er»t im Frühjahr
1005 darüber geleitet werden soll.
Zum Schluß noch einige Angaben über die Kosten,
wie sie sich nach dem Anschlage derStadtbauverwaltung
stellen werden, sowie über die eingebauten Massen:
Mauerarbeiten, Erd- und Fclsarheitcn . 380600 M,
Herstellung der Brückenbahn
Geländer
Beleuchtungsanlage ....
Leitungskanäle und Schleusen
Wegeverlegungen ....
Bauleitung und Materialprüfung
3
Abbildg. 14. Qucwhnitl de» H*upllcbrgcrü*tes.
im obersten Stockwerk durchgehends 21, in den bei-
den anderen Stockwerken nur 11 mit Ausnahme der
Teile zwischen den Bogcnanfängen und den im Lehr-
gerüst angeordneten Durchfahrten, in denen gleich-
falls 21 Binder angeordnet sind. Im übrigen geht die
Konstruktion, zu der nur scharfkantige, %'olle Hölzer
benutzt worden sind, mit genügender Deutlichkeit aus
den Zeichnungen und aus den Aufnahmen wahrend der
Ausführung, Abbildgn. 8 12 in No. 57, herv or. Es sei
nur noch besonders auf die Sorgfalt hingewiesen, mit
welcher die Gründung für die Joche des Gertistes in
Zementmörtel - Mauerwerk ausgeführt ist. Im allge-
meinen kann man behaupten, daß bei Konstruktion
und Aufstellung des Gerüstes wohl ein L'ebermaß an
Vorsicht gewaltet hat — auf 2cbm Bogenmaucrwerk
kommt etwa 1 rbm 1 lolz! Aber wenn auch dieses Ueber-
maß auf das finanzielle Ergebnis etwas ungünstig ein-
gewirkt haben mag, der Zuverlässigkeit und Gewissen-
haftigkeit der ausführenden Firma stellt es jedenfalls
das beste Zeugnis aus. Das Gerüst ist nicht an < )rt
und Stellt, sondern auf dem Werkplatz der Firma
• 53 5°° ..
8 000 _
6000 „
3 200 »
1 800 „
9000 „
Bauzinsen 15000 „
Einebnung des Platzes unter der Brücke,
kleinere Nebenarbeiten und Unvor-
hergesehenes (ein^t hl der Ausfüllung
alter Rergwerk^gängc) .... 35 900 „
Summa 513000 M.
Hier/u treten noch die Kosten für Erwerb von 8
älteren Häusern, welche abgebrochen werden muLlten,
3«i
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1 ! t
und von sonstigem Grund und Boden in Hohe von rd.
210000 M. Von den Kosten trägt nach ortsgesetzlicher
Bestimmung die Stadt etwa »/»; der Rest wird auf ein
größeres Stadtgebiet nach dem Maße da Nutzens, wel-
cher aus dem Bau für die einzelnen Grundstücke ent-
springen wird, derart verteilt, daß für i lfd.™ Straßen-
front von den Bauenden ein bestimmter Betrag zu ent-
richten ist.
Imganzcn sind herzustellen: 4840' *■ Bogenmauer-
werk, hiervon 3770 rhro im großen Bogen, 6150 cbm
sonstiges Bruchsteinmauerwerk , 450 cbra Wcrkstein-
mauerwerk, 27501"" Putzfläche, 2100 «tm wasserdichte
Abdeckung, 76o'ira Verkleidung der Bogenstirn, i27o'i">
Ansichtsfläche in Bruchsteinen und rd. 500 1« Straße
für Wegeverlegungen.
Der Entwurf ist geistiges Eigentum der Firma
Liebold & Ko. in Langebrück b. Dresden und wurde
im steten Einvernehmen mit ihr nur in einzelnen
Aeußerlichkeiten von der Stadlbauverwaltung über-
arbeitet. Die Ausführung ist derselben Firma übertragen,
jedoch unter der Überleitung des Verfassers. Bei der
Tüchtigkeit der Firma und ihrer reichen Erfahrung im
Hau steinerner Brücken darf man wohl auf ein erfreu-
liches Gelingen des groß angelegten Baues hoffen. —
Bremische Stadt- und Denkmalfragen.
A'nff ic Gestaltung der näheren und weiteren Umgebung
jjKj de-- alten Rathauses in Bremen ist fortgesetzt der
• — - Gegenstand ernstester Aufmerksamkeit der baulei-
tenden Behörden der alten Hansestadt und alle Maßnahmen,
welche hier vorgeschlagen oder getroffen werden, erregen
das Interesse der weitesten kunstlicbcndrn Kreise. Das
ist auch der Kall bei dem Wettbewerb, welcher jungst
zur Erlangung geeigneter Entwürfe für den Neubau eines
Häuserblocks am Kaiser Wilhelm -Platz zu Bremen für
deutsche Architekten erlassen wurde. Mit dem Neubau
des Häuserblockes abcdel unseres nebenstehenden Lage-
planes soll einmal dem Marktplatz an der nordwestlichen
Ecke derschon lange erwünschte architektonische Abschluß
c d gegeben werden, und es soll gleichzeitig der Kaiser
Wilhelm-Platz auf der Strecke b c eine Neugestaltung seiner
südwestlichen Wandung erhalten. Beide Aufgaben ruten
eine Fülle von künstlerischen Beziehungen wach, die so-
wohl von den übrigen Seiten des Marktplatzes, wie von
dem alten Kathausc, wie auch von den baulichen und den
Größenverhältnissen des Kaiser Wilhelm-Platzes ausgehen.
Vor allem sollen bei den etwa zu treffenden neuen Maß-
nahmen die Geschlossenheit sowohl des Marktplatzes wie
des Kaiser Wilhelm-Platzes gewahrt werden. Ein Zurück-
springen etwa der Ecke bei c ist ausdrücklich untersagt,
vielmehr im Gegensätze hierzu die Möglichkeit offen ge-
lassen, den Zwischenraum zwischen beiden Ecken in den
Oberen Geschossen durch geeignete Vorbauten wie Erker
usw. tunlichst zu verringern. Dieser Möglichkeit ist die
weise Ermahnung angefügt, bei ihr alle Uebertreibungen
zu vermeiden. Das Ziel der Erhallung der Harmonie in
der Gesamtwirkung de- Marktplatzes und in den Beziehun-
gen seiner einzelnen Teile unter einander ist hier ohne
größere Schwierigkeit, jedoch nicht ohne künstlerischen Takt
zu erreichen. Anders schon lägen die Verhältnisse, wenn
die Krage gestellt würde, wie ist es möglich, dem über-
mächtigen Einfluß zu begegnen, welchen trotz ihrer etwas
wetteren Entfernung die neue Baumwollbörse, die wenigst
glückliche größere architektonische Unternehmung, mit wel-
cher Bremen in den letzten Jahren bedarht wurde, auf den
Marktplatz ausübt' Was bot die Wachtstraßc früher für
ein anziehendes Bild dar und welcher Verlust ist für sie
und für Bremen entstanden durch ihre Obermäßige Ver-
breiterung und durch die Errichtung der in ihrem archi-
tektonischen Aufwand so übertriebenen und in ihrer
I lohenentwicklung so unverhältnismäßig gesteigerten Baum-
wollbörse, welcher das Nachbarhaus folgen mußte, an ihrer
Südseite. Ein Abschließen der Einwirkung dieses Baues
auf den Marktplatz wäre wohl nur möglieh, wenn es sieh,
vielleicht nach Jahren einmal, um dcnL'mbau des vorderen
Icilcs der Börse handelte, die wohl ihren Höhenverhält-
iu--cu nach in die Marktplatz -Verhältnisse trefflich sieh
einfügt, in ihrer künstlerischen Kormensprache aber so gar
nicht in den Marktplatz -Vielklang hineinpassen \\ all. hs
konnte eine der dankbarsten Aufgaben werden, hier neue
Verhältnisse, neue Wirkungen zu schaffen
Zunächst aber soll der Kaiser Wilhelm-Platz in Angriff
genommen werden. Em die Verhältnisse des Platzes nicht
zu vergrößern, aber dem Kultgänger-Verkehr Rechnung
Ne. 58-
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zu tragen, ist die Anordnung eine- Arkadcnt;anges aul Da der < icbaudchlm k in einer sehr verkehrsreichen (jf-
die ganze Lange der Front bc getroffen worden. Dabei gend der Stadt liegt, so «toll das Erdgeschoß und kann
besteht die mit Anerkennung zu begrüßende Vorschrift, auch noch das i. Obergeschoß zu Verkaufsläden und Ge-
daß die Neubauten als drei individuell zu gestaltende schäftslokalen ausgebaut werden ; auch ist die Anlage eine»
<icbäudc zu behandeln sind, bei welchen Gcsimsdurch- feinen Cafe s nicht ausgeschlossen. Die weiteren Oberge-
fuhrungen in gleicher Höhe tunlichst vermieden werden schösse dagegen sind für Wohnungszwecke zu planen Ohne
sollen, Ebenso, wie die einzelnen Geblude sich von ein- Zweifel bedeutet der Geschäflszweck eine Erschwerung
ander unterscheiden müssen, kann auch bei den Arkaden für die Anpassung an altbremische Verhältnisse; da sich
vor ihnen eine verschiedene Scheitelhöhe gewählt werden, aber die Entwicklung nicht aufhalten läUt, so heißt es hier,
1 Ht Arkaden sollen beim Eckhausc am Markt überbaut sich mit den Verhältnissen abfinden, so gut es künstle-
werden, weiterhin jedoch wird die Ueberbauung etwa an- risch möglich ist und es ist künstlerisch möglich. Die
geordneter Arkaden ganz oder zuntteil dem freien Er- Arbeit wird jedoch erleichtert durch den Umstand, daß
messen der Bewerber überlassen. Es ist den letzteren das Programm in kluger Weise die Freiheit offen hall,
hierdurch die Möglichkeit eröffnet, eine größere plastische von ihm auch abzuweichen, wenn nur die Geschlossen-
Wirkung in die Fassadenentwicklung der Strecke bc brin- heit des Marktplatzes bei c aufrecht erhalten wird
gen zu können, als es mit den für die Entwicklung ge- Diese Möglichkeit dürfte namentlich dem willkommen
sehlossener Fassaden tauglichen Mitteln allein möglich sein, welcher, etwa wie es Martin Kaller in Hamburg
wäre. Somit erweist sich auch diese Vorschrift als eine in einem Entwurf für die Erweiterung des Bremer Rat-
wohldurchdachte Maßnahme zur Erreichung des gestecklen hause», auf den wir noch ausführlicher zurüekkommen
Zieles mit möglichster Vollständigkeit werden, welchen wir aber schon heule in dem beistehen-
Bcsondcrcs Gewicht ist auf die Entwicklung der Höhen- den 1-agcplan mitteilen, getan hat, auch die nordöstliche
Verhältnis ' der Neubauten zu legen. Die oberen Ab- Seite des Kaiser Wilhelm-Platzes in die Bearbeitung ein-
»chlußgesimse dürfen das Hauptgesimse des Kathauses beziehen will Haller maeht den sehr beachtenswerten
115 bis Oberkante Balustrade 16 "M nicht Oberragen, und Vorschlag, im Anschluß an eine etwaige Erwciterune des
auch eine Beachtung der a8 m hohen Dachfirst des alten alten Rathauses eine Umgestaltung der Sudfassadc der l.icb-
Knthause» ist erwünscht Die anzuwendenden Stilarten, frauenkirehe vorzunehmen „Hier könnte anstelle der im
Erdgeschoß belegenen,
zurzeit nicht benutzten
Kirchenschule eine nach
dem Platz hin offene ge-
wölbte Halle eingebaut
werden, in welcher, nach
dem Vorbilde der Flo-
rcntinerLoggiadcil.anzi,
plastische Kunstwerke
odcrDcnkmälcr verdien-
ter Manner Aufstellung
fanden, vielleicht auch
wohl allwöchentlich die
.Straßenkonzerte der Mi-
litär-Kapelle angcsjehis
des Kaiser- Standbildes
abgehalten würden." Der
Vorschlag enthält einen
so anziehenden Gedan-
ken, daß er vielleicht in
den einen oder anderen
Entwurf für die Umge-
staltung des Platzes auf-
genommen wird : freilich
würde diese Aufnahme
wohl bedingen, derFrage
näher zu treten, wie der
Teil der Platzwandung
zwischen Kathaus und
Kirche zu lösen wäre,
insbesondere, ob es not-
wendig erscheint, hier
eine Straße anzulegen,
um einen Durchblick
sei es Gotik, Renaissance oder spätere Formen, sind in nach dem Kaiser Wilhelm -I lenkmal zu haben, oder ob
der Weise auszubilden, daLi -ie sich der allbremischcii diese Notwendigkeit, wie es durch Kaller geschieht, ver-
Architektur einfügen Nach den Höhenverhältnissen rieh- neinl wird. L'ns scheint diese Notwendigkeit keine unbe-
tet sich die Anzahl der Geschosse — außer Erd- und den dingte zu sein, wir würden die Schließung des Platzes an
Giebelgeschossen dürlen mehr wie zwei Geschosse nicht die»er Stelle einer Oeffnung durch eine dun-hzulegende
«eplant werden sowie die Ausnutzung des Grundrisses Straße vorziehen. — (SrhluU iol-t 1
Vermischtes.
Die Regulierung des Oberrheines bis Straßburg auf-
wärts erscheint durch den Beschluß der II. badischen
Kammer, über den wir bereits in No. 57 kurz berichteten,
eesichert, da dieser der Regierung freie Hand läßt, mit den
Keichslanden einen Vertrau über diese Arbeiten abzu-
schließen, selbst wenn die badischen Wünsche nicht in
vollem Maße erfüllt werden. Die Verteilung der Kosten
der auf rd. 13 Mill M. veranschlagten Ausführung war
nach dem Vorschlage der mit Rücksicht auf StraUbun;
am meisten interessierten Reichslande so gedacht, daß
diese selbst so".. Baden 40",,, und Bayern, das nur hin-
sichtlich der Pfalz an dem ganzen Unternehmen ein In-
teresse hat, 10" 0 übernehmen sollten, Bayern hat sich
nur zur l'cbernahme von 800000 M bereit erklärt und
die badischen Kammern stellten im lahre igoi die Forde-
rung einer Herabsetzung ihres Anteiles auf 3p"/» Es wur-
den ferner neben anderen Wünschen auch Zusiclierunuen
bezüglich der reichsländischcn F.iscnbahntarife vcrlannt.
um die Wettbewerb-fähigkeit der recht»- und hnk»rhcini-
90 Juli. 1904.
sehen Bahnen im Zusammenhang mit der Wasserstraße
im Verkehr mit der Schweiz zu erhalten. Die Verhand-
lungen schienen sich damals zu zerschlagen und es wurde
von den Rcichslanden anstelle der Regulierung des freien
Stromes nochmals der Plan eines Seitenkanales am linken
Ufer des Rheines erwogen, von welchem Baden natürlich
keinerlei Vorteil gehabt hatte Aus diesen Forderungen
sind jetzt Wünsche geworden, deren tunlichst« Ver-
wirklichung der badischen Regierum; bei dem nun ein-
zuleitenden Vertragsabschlüsse anheim gestellt wird. Trotz
der Bedenken, die wiederum von Vertretern der Interessen
der Stadt Mannheim geltend gemacht wurden, die eine
Ableitung des Verkehre» von ihren Daten befürchtet,
und trotz der, in erster Zeit wenigsten«, vielleicht zu er-
wartenden Ausfälle in den Eisenhahii Finnahmen, wurde
die Vorlage der Re^icrun« mit überwiegender Mehrheit
angenommen und die er»te Rate von 900000 M für die
Arbeiten bewilligt
Es lag der Kammer auch eine Petition der Stadl
Konstanz vor. die Regulicrutm bis Köttotfftni aufwärt» vor-
zunehmen, die icdoi h ibgewnnt wurde, nachdem namens
309
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der Regierung Hr. Ohrt. Honseil erklärt halte, daU für die
Regulierung von Straßburg aufwärts bisher keinerlei Vor-
arbeiten gemacht seien und daß daher die Möglichkeit die-
ser Regulierung Oberhaupt noch nicht nachgewiesen sei. —
Wechsel In der Stelle des Stadtbaurates für Hochbau
In Dresden. Beim Rate zu Dresden ist die Stelle des
Stadtbaurates für das Hochbauwesen infolge Lebe «ritte»
des Hrn. Stadtbrt. ßratcr in den Privatdicnsl der Stadl
zum Zwecke der Ucbcrnahme der Planung und Ausfüh-
rung des Rathaus-Neubaues frei geworden. Sie soll ander-
weit mit einem mit technisch- wissenschaftlicher Vorbildung
ausgestatteten Architekten, der die Ablegung beider Staats-
prüfungen nachzuweisen in der Lage ist, besetzt werden.
Mit der Stelle, deren Inhaber Mitglied des Rates ist, ist
ein Anfangsgehalt von 1500 M. sowie Pensionsberechtigung
verbunden. Das (Je halt sieigt nach je drei Dienstjahren
um je 500 M. bis auf 11000 M. Bcwcrbungsgcsuchc sind
bis zum 31. Aug. bei der Stadtverordneten-Kanzlei Land-
hausstraße 7 II einzureichen Wir verweisen im übrigen
auf die in der vorliegenden Nummer unseres Blattes er-
lasscneBckanntmachungderStadtvcrordnrtcn zuDresden.—
Preisbe Werbungen.
Ein Wettbewerb betr. Gewinnung von Skizzen für den
Aufbau auf dem Bühnenhauae de* Stadttheaters in Strasburg
war für Straßburger Architekten erlassen und mit einigen
20 Arbeiten beschickt. Es standen 3 Preise von 1000,
600 und 400 M. zur Verfügung. Preisrichter waren neben
Herren aus Straßburg die Hrn. Prof. Theod. Fischer in
Stuttgart und Geh. Ob.-Brt. Prof. K. Hofmann in Darm-
stadt. Den I. Preis erhielt die Arbeit mit dem Kennwort
„Altfränkisch' der Hm. Werler & Burg; den II. Preis
errang der Entwurf „Am Platze" des Hrn. städt. Bauinsp.
Beblo. Der III. Preis wurde der gemeinsamen Arbeit
„Forum" der Hrn. Lütu-ke, Backes und Winter zu-
erkannt.
In einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe zu einem
Denkmal auf dem Steinplatz In Dortmund, der vom Vcr-
schöncrungsvcrcin daselbst ausgeschrieben war, siegle der
Entwurf des Hrn. Reg.-Bmstr. Drescher in Berlin. Den
figürlichen Teil soll Hr. Bildh. Wandschneider in Char-
lotienburg ausführen.
Preußen. Dem Landcsbauinsp Brt Bokelberge
und dem Mar.-Schiffbmstr. Aug M 0 1 1 e r in Kiel ist der Rote Adler
Orden IV Kl., dem Geb. Mar-Rrt ». D. Bartsch in Kiel ist der
Kgl. Kronen-Orden III. Kl. verliehen.
Dem Geh. Ob -Brt. u. vortr. Rat im Minist der Offentl. Arb.
Ad. Keller ist die erbetene Entlass. aus dem Staatsdienste erteilt
und ist ihm der Kgl Kronen Orden 11. Kl. mit dem Stern verlieben.
Der Eisenb -Bau- u. Betr.-Insp. K 0 p p e 1 1 in Grciflenbcrg ist
zur Kgl. Eisenb-Dir. nach Breslau versetzt.
Verliehen ist den Eisenb -Bau- u. Betr-lnsp Peters die
Stelle eines Mitgl. der Kgl. Eisenb -Dir. iu Altona, Hans Schwarz
diej. der Dir. in Frankfurt a. M, Prior die Stelle des Vorst, der
Eisenb.-Betr.-Insp. in Simmern, Krausgrill die) der Bttr-Insp. 3
in Saarbrücken und Bechtel die) <lt-r Betr.-Insp. 1 in Allcnstein.
Ernannt sind die Reg -Bnistr. : l' e 1 z e I in Sl.-Ioh. -Saarbrücken,
Oppcrmann in Bremberg und Eppers in Frankfurt a M. zu
Eiseiib.-Bau- und Betr-lnsp; Otto Wo I f ( in Durtmund z. Eisenb.-
Bauinsp. ; — K r a n z in Emden z. Wasser Bauinsp u. K ei c h a r d t
in Magdeburg, i. I.aiidbauwsp.
Versetzt sind die Reg.-Bmstr.: VVcrdelroann von Berlin
nach Rietcrrburg i. Wcslpr., Walter Kühn von Memel nach Tilsit,
Mappcs von Berlin nach Rathenow und Saak von Wittenberge
nach Düsseldorf
Zur ÜetchiiftigunK überwiesen sind die Reg. - Brrrstr.r Karl
Arendt dem Techn Bui. der Hochb. Abt de« Minist, der öffentl.
Afb., B a u m a n n iler Kcl Reg in Posen, Emmerich der Gen -
Verwallg der Kgl Mus ln Berlin. Erberieh der Reg in Münster,
Goehrtz Und Kringel der Reg in Danzig, Karl M r y e r der
Reg. in Kfiln a Rh.. O e I » n e r der Reg. in Breslau, P I ä t h o e r
der Reg. in Rrombcrg und Karl Schmidt dem Minist der geisll..
Unter r- u. Medizinal • Angcleg ; -- Ell mann der Bergabt. des
Minist, für Handel und Gewerbe, Kahle der Kgl. Verwallg, der
mark. Wasserstraßen in Potsdam, Link der Heg in Düsseldorf
und Michels der Reg 111 Königsberg i. Pr , - Hanipke der
Kgl. Eisenb.-Dir in Altona.
Die Reg - Bfhr, Alfr. G e h m aus Stettin, Hugo Stern aus
Hagen i W., Karl C o n r a d i aus Barmen und Martin S o p p aus
Opladen (Hocbbfch ), — Osk. Seide u s tr ic k e r aus Braunschweig,
Hugo Schneiders aus Aachen, Herrn. Schlot aus Ncuendeich
und Herro Brust aus Darmstadt lEiseubkh», Bruno Schwarze
aus Braunschweig, Eriedr. Götze ans Berlin und Rieh. Uelff
aus Gr -Osrherslcben (Masch.. Bich > «ind lu Reg -Bmstm. ernannt
Dem Reg.-Bomr. Ad. Schulte in Grorgmaiienbüttc ist die
nachge*. Entlass. aus d. Staatsdienst erte.lt. -
Sachaen. Der Keg.-Btbr. Roflberg ist 1. Reg.-Bmstr. bei
der »taatl Hochbau -Verwallg. ernannt
Der Fin- u. Bit. Lempc in Zwickau ist s. Ans. entspr in
den Ruhestand versetzt. Der I-andbauinsp L' h 1 i K i« Dresden I
■st auf s. Ansuchen «us dem Staatsdienste entlassen —
364
Brief- und Fragekasten.
Hrn. O. B. H. Sowohl die frühere Honorarnorm, wie die
seit 1001 giltige Gebührenordnung der Architekten und Ingenieure
erkllrt ausdrucklich, daß der Architekt von den Unternehmern
keine Provision für sich annehmen darf. In letzter heiSt es im $ a
Abs. 15: .Werden seitens eines Lieferanten oder Unternehmers
Provisionen oder Rabatte auf Bestellungen gewahrt, so fallen diese
dem Bauherrn zu". Die Mitteilung der Verurteilung eines Archi-
tekten wegen Annahme von Provision finden Sie im Jahrg. 1000,
S. 316. Diese Verurteilung wurde übrigens, vergl. S. 495, wieder
aulgehoben, da der Beschuldigte «eine Unschuld nachweisen konnte.
Hierüber, und nicht ober die Verurteilung selbst, die wir im übri-
gen, falls die Tatsache erwiesen worden wäre, durchaus gebilligt
hatten, haben wir unsere Freode ausgesprochen. Wenn wir Sie
recht verstehen, sind Sie ohne Kündigung ausgetreten. Wir glauben
nicht, dafl Sie hierzu allein durch die erwähnten Tatsachen berech-
tigt waren. Ihre letzte Frage kennen wir nicht bestimmt beant-
worten. Was verstehen Sie unter .entnommen*? heißt das .mit-
genommen"? Die Original Schriftstücke durften Sie keinesfalls au
sich nehmen, da sie nicht Ihr Eigentum sind. Wir raten Ihnen,
diese Kragen einem Rechtsanwalt vorzulegen. —
Hrn. W. Soh. In R. Da nach Ihrer Angabe die behördliche
Vorschrift eine feuersichere Ummantelung der Säulen verlangt,
so würde ein einfacher, an sich gegen Feuer schützender Anstrich
nicht dem Sinne der behördlichen Vorschrift entsprechen, auch
praktisch im Ernstfalle durchaus wirkungslos sein. Ein leuer-
sehützender Anstrich erhalt seine Brdeulung dadurch, daß er brenn-
bare Materialien vor dem Verbrennen schützt, keineswegs aber
kann er eine Gußsäule vor den Einflüssen der Glut eines Brandes
schützen. Ihr Wunsch läßt sich also nicht erfüllen. —
Anfragen an den Leserkreis.
t. Es wird beabsichtigt, an einem Hause in geschätzter Lage
an der Nordseite einen farhigen Fries herzustellen, derart, das aus
dem irischen geglätteten Mörtelputz die Umrisse der Zeichnung
etwa 1 cm breit und '1» cm tief mit scharfen Kanten ausgehoben
weiden. Die stehen bleibenden Flüchen sollen grün und rot ge-
strichen werden, die Umrisse sollen weiß bleiben. Wie wird am
zweckmäßigsten der Putzmörtel zusammengesetzt? Welche Farben
versprechen die längste Dauer und wann werdeu sie am besten
aufgebracht? — F. in Sg
3. Durch Lagerung von stark gesalzenem Fleisch in einem Maga-
zinkeller sind die Bruchsteinmauern sowie Backsteingewolbe feucht
uud teilweise angefressen, femer teilt sich die Feuchtigkeit bereits
dem Backsteinmauerwerk des Erdgeschosses mit. Gibt es irgend
ein Mittel, die Kellermauern trocken zu legen bezw. so zu isolieren,
daß die Feuchtigkeit nicht mehr nach oben steigt und hat sich As-
phaltabdeckung in derartigen Fällen bewährt?
F. M. in Mannheim.
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Die Frage 3 in No. 50 kann ich folgendermaßen beantworten:
Bei der Wahl des Fußbodens ist auf das aus den Färbbottichen
und anderen Färbmaschinen oberirdisch abfließende, säurehaltige
Wasser Rücksicht zu nehmen; am besten eignen sich geriffelte,
bis zur Sinterung gebrannte Tooflicsen auf Beton, welche möglichst
das Gehen trocknen Fußes gestatten. Um dem Wasser raschen
Abfluß zu gewähren, ist der Fußboden mit Gefälle nsch den in-
mitten der einzelnen Schedfelder sich hinziehenden offenen und
mittels durchlocbter eiserner Platten abgedeckten Abflußrinnen
herzustellen. Aul der Dcckcnkonstruktiori soll der Niederschlag
des sich aus den Färbmaschinen in großer Menge bildenden Wrascns
verhindert werden, da das sonst von der Decke wieder abtropfende
Wasser Fehler auf der gefärbten Ware erzeugen kann. Es ist
deshalb zwischen Dacheindeckung und Decke eine Isolierschicht
zu legen, die den Einiluß der Außentemperatur auf die Decke
möglichst aufhebt. Die Decke ist massiv herzustellen — Rabitz,
Drahtziegel usw. Die Fensterflächen sind, wenn die Mittel vorhan-
und es ist auf gute Dichtung der Oeffnun-
uml Unterknnstruktion zu achten, um das
die Färberei zu verhindern. Der Nieder-
schlag des Nebels wird durch diese Bauweise nicht sehr verhindert,
hierzu ist zwangsweises Einführen warmer Luft (nicht unter + 40" C. 1
und Absaugen der verbrauchten Luft notwendig, Durch dieses
Mittel kann die Wrasenbildung bei geschickter Wahl der Luftzu-
fnhrunc;*stclleii fast an den F.ntstehungsorten s-erhindert werden.
Ein weiteres Mittel ist die Erwärmung der Decken und Fenster-
flächen. Diese Anlagen aber sind kostspielig und erfüllen ihren
Zweck nur bei sorgfältiger Berücksichtigung aller Faktoren, auch
der übrigen Baukonstruktionen —
O. Blanck, Oberlehrer in Sorau.
Zur Anfrage in No. 50: .Welcher Gr am t zemen t - Bc I ag
eignet sich am besten zur Belegung gemauerter Treppenstufen und
ist am haltbarsten ?" erlaube ich mir mitzuteilen, daß von den zahl-
losen fugenlosen Belägen, welche zur Belegung gemauerter oder
betonierter Treppenstufen verwendet werden, sich die Schwedi-
schen Beläge, System .Schrja*. allerwärts bestens bewährt haben.
Ab Generalvertreter diese» Fabrikates für Sndbayern bin ich zur
Auskunft gerne bereit.
Friedr. Funk, lug.. München, Kaafingcrstr. aj (Dörnhof).
Hrn. 1', Droscmcicr in Moskau zur Nachricht, daß die Firma
A. Windeck ft de. in Köln a Rh. derartige Decken und Paneele
aus Stahlblech liefert, aber anscheinend amerikanischen Ursprungs
mit I). R. G. M. Gc b r. H u sc hm a n n , Bau-Ges. ro. b. H.
in Wetter a. d R
Inhalt: Die rata1 Ii <; m1 i;i flauen i
Sr.idl Ulli) l'i ..»II .1.11 -Li ' — \ min», »irr» --
■ u:i»l-N«chrrcfHrn. Urirt- und Ki-vek »sterr
V. 'Schluß). - Bremische
l'iri.l.ewril.mirrtr — Per-
Verls» der Pr ins. >,e,i
missirrl Altert Holm
<i, «1 h H
i-.ee in. Druck
No. 58
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UR FRAGE DER UMGESTALTUNG
DES KARLSPLATZES IN WIEN *
VORSCHLAG DES HRN. OBERBAU-
| RAT PROF. FRIEDR OHMANN IN
WIEN *********
= DEUTSCHE BAUZEITUNG =
XXXVIII. .IAHROANG 190i - N"> 59
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. 59. BERLIN, DEN 23. JULI 1904
Zur Frage der Umgestaltung des Karlsplatzes in Wien.
{Hierzu die Abbildungen S. 369 und eine BüdbetUf e. (
eit Jahren schon steht die Frage der Umge-
staltung des Karlsplatzes in Wien im Mittel-
punkte der lebhaftesten Krörtcrungen der
Künstlerkicise daselbst und ein dem Wiener
Temperament entsprechendes oft leiden-
schaftliches Für und Wider erfüllte die Zeitschriften
und Tagesblätter und fand in Vereinssitzungen ein
lautes Echo. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so
geht die Frage nunmehr einer Entscheidung entgegen,
wenn diese nicht schon gefallen sein sollte. Diese Ent-
scheidung nun soll, wie man uns berichtet, in einem
Sinne sein, welcher eine Losung der die Karlskirche
und ihre Umgebung berührenden Fragen in künstle-
risch befriedigendem Sinne leider nicht erwarten läßt.
Deshalb möge es uns gestattet sein, in eine kurze Be-
sprechung darüber einzutreten, wie eine gedeihliche
und in künstlerischer Beziehung der hohen Bedeutung
der Karlskirchc, die neben St. Stephan wohl das be-
deutendste Baudenkmal der Vergangenheit in Wien ist,
entsprechende Umwandlung der Umgebung des Gottes-
hauses unter den gegebenen Verhältnissen möglich ist:
welche Auffassungen Platz zu greifen haben, ihr in
Bebauung und l'latzanlagen eine Umgebung zu schaffen,
welche mit der Kirche einen künstlerischen Einklang
ergibt, der bedeutend genug ist, daß er die geschicht-
liche und künstlerische Größe dieses Bauwerkes nicht
beeinträchtigt.
Vorher jedoch einige Worte über die Karlskirche
an sich. Diese ist eine Votivkirchc und das imposan-
teste Bauwerk des größten österreichischen Architek-
ten der neueren Zeit. Sie stellt die ganze künstle-
rische Kraft jenes Meisters dar und ist eine wunder-
volle Symphonie aus den Erinnerungen seines römi-
schen Studienaufenthaltes, eine freie Schöpfung aus
Baugedanken des alten Rom und aus dem Rom der
Renaissance. Siegessäulen, Tempclvorbau, Kunpel und
andere römische Motive sind in ihr zu einem Einklang
von seltenerGröße vereinigt. Sic ist ein klassisches Werk
der österreichischen Baukunst der Spätrenaissance und
daher begreift es sich wohl, wenn nicht nur in Wien
selbst, sondern in der ganzen Donaumonarchie und
weit über ihre Grenzen hinaus der Frage der Neu-
Schöpfung der Umgebung dieses Denkmalbaucs
ein Interesse entgegengebracht wird, welches als
ein nicht gewöhnliches bezeichnet werden muß.
Der Ursprung der Karlskirche in Wien ist auf
das Jahr 1713 zurückzuführen. In diesem Jahre
wurde Wien von einer schweren Pestseuche be-
troffen, die aus Ungarn eingeschleppt worden war
und 8544 Menschen dahingerafft hatte. Deshalb
tat Kaiser Karl VI. am 22. Okt. jenes Jahres bei
Skt. Stephan das feierliche Gelübde, „eine Kirche
unter dem Titel des heiligen Carl von Borromä
zu erbauen". Der Bauplatz wurde vor dem Kärnt-
nertore, zwischen dem Glacis und der Vorstadt
Wieden gewählt. Die Baustelle war damals ein
grüner Plan und auf alten Stichen sieht man die
Kirche allseits frei emporragen. Durch reichliches
Grün im Vordergrunde und äußerst bescheidene
Wohnhauser in der Front der Kirche entstand ein
zufälliges landschaftliches Bild, das zwar nicht als
künstlerisches Ideal bezeichnet werden konnte, aber
auch in keiner Weise das Auge beleidigte. Job.
Bernh. Fischer von Erlach, Joh. Lucas von Hilde-
brand und Ferdinando Galli-Bibiena fertigten Ent-
würfe inform von Modellen für die Kirche an, von
welchen jedoch nichts auf unsere Zeit überkommen
ist. Die Geldmittel wurden durch Beiträge des
Kaisers, der österreichischen Kronländer und von
Spanien, den Niederlanden, Italien usw. gewonnen.
Von 1715— 1739 betrugen sie nach einer „Obsig-
nation" im Archiv derPfarre von Set. Karl 304045 fl.
22V« krz. Die feierliche Einweihung der vollende-
ten Kirche fand am 28. Oktober 1737 statt.
Die Kirche ist eine Kuppelkirche von vor-
nehmsten Verhältnissen; vor die elliptische Kuppel,
deren längere Achse nach der Tiefe entwickelt ist,
lagert sich eine lange Vorhalle, in deren Mitte sich
ein Portikus vorschiebt. Zu seinen beiden Seiten
stehen die stattlichen Säulen, neben ihnen endigt
die Vorhalle nach Außen in turmartige Eckbauten,
llg glaubt die Verbindung von Säule und Kuppel-
bau zunächst einem Zufall zuschreiben zu sollen.
„Wenn man auf dem römischen Forum die Trajan-
Säule von einem gewissen Standpunkte aus be-
trachtet, so steht im Hintergrunde, resp. in der Per-
spektive, neben ihr die schöne Kuppclkirche Sta.
Maria di Loretto, welche Antonio di San Gallo hier
1507 errichtet hat. Es wäre sehr wohl denkbar, daß
Fischer durch diesen malerischen Anblick im Ver-
eine mit seinen antiquarischen Studien überTrajans-
säule und Pantheon zu der Idee angeregt worden
sei, welche ihm .... auch durch das Programm
nahegelegt worden war, .die Säulen des Her-
kules als Anspielung auf den Kaiser an
dem Bau anzubringen." Die unmittelbare Anregung
aber glaubt Hg auf den Entwurf eines architekto-
nischen Leichengerüstes für Papst Sixtus V., durch
Domenico Fontana im Jahre 1591 errichtet, zu-
rückführen /u müssen. Es ist durch einen Kupfer-
stich in Folio bekannt geworden und zeigt auf einer
Plattform eine Kuppel, die an den Ecken der Platt-
form von je einer Trajanssäule in genauer Wieder-
gabc flankiert wird (Fischer von Erlach, S. 660 )
Es erscheint erwünscht, auf die Gestaltung
der beiden Säulen und ihren Sc hmuck etwas näher
einzugehen, weil in ihnen hauptsächlich der Denk-
malgedankc de s Werkes zum Niederschlag gekom-
men ist. Wir folgen auch hierllgtFisehet von Erlach,
S. 636, 646 ff ) Im September 1716 schrieb Heraeus
an Leibniz in Hannover: je suivrai Vos avis
d'applii|uer a Charles Magne une des Colonnes
colossales y cmployees". Heraeus, welcher der
Berater Fischers war, ist damit augenscheinlich
auf eine Anregung eingegangen, welche I.eibniz
mit der folgenden Brietstelle an einen ungenann-
ten Adressaten, unter welchem aber llg wohl mit
Recht Heraeus annimmt, gibt: „Je scrais bien aisc
d'avoir votre sentiment, Monsieur, et celuy de
Fischers, s'il ne servit ä propos d'avoir äussi
«juelque egard .'1 S C harles Magne, et ä S Charles
366
Nu. 59.
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Entwurf <lc« Arrhilrktcn-Klub.
Comtc de Flandre tous deux pn'decesseurs de
l'Empercur, l'un dans I' Empire, l'autrc dans unc
partie des pais hercditairesa. Im Jahre 1871 be-
richtet nun I Icraeus in den Inscriptiones, daß man
fOr die beiden Säulen die Rclicfdarstellungcn mit
dem Grundgedanken „Constantia" und „Fortitudo"
des heiligen Borromaus angenommen habe. Man
war demnach von Karl dem Großen und Karl
von Flandern ab- und auf Borromäus gekommen.
Außerdem war „Constantiam et Fortitudinem" der
Wahlspruch des Kaisers, man gab also in den
Reliefs zugleich eine symbolische Darstellung der
Tugenden des Kaisers' Karl s VI Dazu bemerkt
llg nun noch, daß dieser Kaiser in allen Kunst-
werken und Allegorien seiner Zeit stets als Her-
kules dargestellt wird, so z. B. auf Medaillen
in den Skulpturen des I lildebrand'schen Burg-
tores von 1712, in der Statue der Hofbibliothek,
in den Matielli'schen Gruppen der Reichskanzlei
usw , und zwar wegen seiner Errungenschaften
in Spanien, an dessen Grenze die Säulen des
Herkules stehen. Fischer hätte also mit der An-
wendung der romischen Columna cochlcaria in
doppelter Form zweien Gedanken gerecht wer-
den können: dem Wahlspruch des Kaisers und
der übertragenen Symbolik der Säulen des I fer-
kuhs. So ist der architektonische Schmuck aus
dem allegorisierendcn und symbolisierenden Geiste
jener Zeit heraus ersonnen. Erst 6 Jahre nach
Johann Fischers von Erlach Tode wurde die
eine Säule fertig (172g), 1730 auch die zweite.
Die Figuren der Rcliefdarstellungen der Säulen
nehmen, wie das antike Vorbild, mit der größeren
Höhe an Größe zu; bei der traianischen Säule
haben die unteren Figuren eine Höhe von 0,5 m,
die oberen wachsen bis zu 0,6 "'. Die Trajanssäule
hat rd. 29 m Höhe, eine der Säulen der Karlskirchc
33,j8ra bei etwa 4,4 ra Durchmesser. Vergleichs-
weise sei zur Abschätzung der Höhenverhältnisse
angefügt, daß sich das Kuppelkreuz in einer Höhe
von rd. 72 m befindet. —
Diese Denkmalkirche nun stand etwa 100 Jahre
lang in der oben geschilderten Umgebung. Der
Gebäudeblock der Technischen Hochschule, jedoch
ohne den im Jahre 1897 erfolgten recht unglück-
lichen Aufbau eines Stockwerkes, konnte den ge-
waltigen Monumentalbau der Kirche in seiner Wir-
kung nur unterstützen. Heute, nachdem diese Um-
gebung teilweise schon entschwunden ist, wünschen
sich noch viele Liebhaber diesen alten Zustand zu-
rück. Schon in den 80er Jahren des letzten Jahr-
hunderts tauchten Entwürfe für eine Freilegung
der Karlskirche auf, die, nach der Durchführung
der ersten Stadtregulierung anläßlich der Schleifung
der Wälle und Schaffung der Ringstraße, eine
wenig glückliche Lage bekam. Da die Entwürfe
der Notwendigkeit entbehrten, waren sie immer
wieder bald vergessen. Erst die 1890 erfolgte
Einverleibung der Vororte zu Wien machte die
Schaffung eines General-Regulierungsplancs mit
Bcdachtnahmc auf die Stadtbahn und Einwölbung
des Wienflusses notwendig, welch' letzterer bis
dahin in grünem Bette an der Kirche vorbeifloß.
1893 land dann der Wettbewerb um diesen General-
Regulierungsplan statt. In den Entwürfen dieses
Wettbewerbes waren selbstredend auch viele Vor-
schläge für die Gestaltung des Platzes vor der Karls-
kirche enthalten, und nachdem der Plan der Hrn.
Gebrüder May reder als der geeignetste aus dein
Wettbewerb hervorgegangen war, so wurde der-
selbe als Grundlag«- für die Neugestaltung ange-
nommen; infolge dessen kam Hr. Prof. Mayrcder,
der in der Folge zum Architekten des General-
Regulierungsbureaus ernannt worden war, in die
Lage, seinen Entwurf der Durchführung näher /»
bringen. Dieser Plan wurde mit einigen Aende-
rungen 1H95 von der provisorischen Gemeinde-
Verwaltung unter Dr. v. Fribeis genehmigt Der
Entwurf (S. 366 und 3691 zeigt eine symmetrische
av Juli 1904.
367
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Losung des Platzes, einen korrespondierenden Block
zur Technischen Hochschule und zwei zur Kirchcnfront
schräg stehende abgekappte Baublöckc.
Dieser Entwurf (and seine Gegner. Der Archi-
tekten-Klub derKünstlergenossenschaftüberreichte 1896
einen Abänderungs- Vorschlag (S. 367) tnitBchcbung der
von dieser Seite gefundenen angeblichen Mangel des
Mayreder sehen Entwurfes, aJs da sind: Wahrung des
Ausblickes auf die Kirche von der Ringstraße durch
die Canova- Gasse und Verlegung der Lastenstraße
statt an eine Stelle vor dem KQnstler Genossenschafts-
Gebäude naher zur Kirche.
Hierauf wurde 1897 von der Gemeinde eineEnquete
einberufen, welche sich mit der Schaffung der Bau-
linien für den Karlsplatz zu beschäftigen hatte. Das
Ergebnis war ein Plan, der sich fast vollkommen mit
dem Abänderungs -Vorschlage des Architekten-Klubs
deckte (S. 367). Beide vorerwähnte Vorschläge geben
von dcrKirchenachsc aus eine unsymmetrische Lage der
Flatzteile und Baublocke. Die Enquete empfahl außer-
dem, einen Wettbewerb für Fassadcn-EntwQrfc für die-
sen Platz auszuschreiben.
Im Jahre 1898 hat schließlich Hr. Prof. Mayreder
seinen Entwurf aufgrund der Ergebnisse der Enquete
und mithezug auf die damals dem Ende entgegengehen-
den Arbeiten der Stadtbahn und Wienflußregulierung
umgearbeitet, und unfreiwilliger Weise auf die sym-
metrische Flankierung des Karlskirehenplatzes verzich-
ten müssen. Auf der Grundlage dieses also unsym-
metrischen Planes wurde dann der oben erwähnte
Wettbewerb für die Fassaden sowie für eine Ausge-
staltung des Platzes ausgeschrieben.
Der Wettbewerb, dessen Termin 1899 ablief, blieb
eigentlich ohne Ergebnis. Die Gelegenheit aber be-
nutzte Hr. Ob.-Brt. Prof. Fr. Ohmann, der damals nach
Wien zurückgekehrt war, einen Versuch zu machen,
durch einen Gegenvorschlag die festgelegten, ihm
nicht annehmbar scheinenden Regulierungslinien ins
Wanken zu bringen. In dem begleitenden Schriftstück
sagte er u. a. folgendes zur Begründung seiner Ansicht:
„Bei der Ausgestaltung des Karlskirchcn-Platzes
und seiner Umgebung erschien mir vor allem anderen
notwendig, die markantesten Momente hervorzuheben.
Als erstes Moment scheint mir die weitestgehende Be-
tonung der Achse der Kirche sowie geschlossenste
Symmetrie des Platzes, und zwar in besonderer Be-
rücksichtigung der beabsichtigten Wirkungen der
1 (auptfassaden , geboten; als zweites Moment die
Schaffung einer von jedem, auch vom nächsten Stand-
punkte zu sehenden absoluten Horizontale und einer
ruhigen Fläche der anschließenden Häusergruppen;
als drittes die Markierung de* Ueberganges zwischen
dem großen, bis zum Getreidemarkt sich hinziehenden
Platze und dem sehr seichten Platze vor der Karls-
Kirche; als viertes die vollständige Planierung des
letzteren ohne Terrassen, Treppen, Figuren, Fontänen
usw., wie sie das Programm vorschreibt. Die Schaffung
eines Plateau"s, wie es in meinem Vorschlage ange-
deutet ist, das, ganz flach an die Karlskirche an-
schließend, bloß für Fußgänger bestimmt, nur eine
horizontale Abschlußlinie nach unten bildet, die die
zwei Säulen verbindet, scheint mir vollständig zu ge-
nügen, um die Silhouette nach unten abzuschließen.
Es sei mir gestattet, im voraus ausdrücklich zu
erklären, daß dieses Projekt vollständig unter Zu-
grundelegung der verschiedenen, vom General-Rcgu-
licmngsburcau ausgearbeiteten Entwürfe entstanden
ist und daß ic h nur versucht habe, in bescheidenster
Form die durch so viele ideenreiche Projekte gegebe-
nen Gedanken mit den nachträglich zutage getretenen
Wünschen zu kombinieren.
Vor allem betone ich, daß es mir überhaupt nicht
möglich schien, an die Ausarbeitung der Ausgestaltung
des Karlskirehenplatzes zu gehen, bevor ich nicht eine
Gesamtlösung der ganzen Umgebung sowie des an-
schließenden großen Platzes, als dessen Ausläufer mir
der Karlsplatz erscheint, versucht hatte.
Als Basis meiner Kompositinn diente die Achse
der am Platze vorübergehenden Wicnzeile. Die /weite
Achse von St. Karl brachte ich mit erstcrer durch
Schaffung einer neuen, durch den Getreidemarkt sich
ergebenden Achse in einen günstigen Linienfluß Die
Achse der Technik schien mir nichts weiter als die
Achse eines an dem Platze liegenden Gebäudes, dessen
Vorgarten in seinem an das Gebäude anschließenden
Teile ich symmetrisch dazu zu stellen, jedoch in die
Gesamtkomposition des Platzes einzubeziehen habe.
Die architektonische Ausgestaltung des Straßenzuges
entlang der erstgenannten Achse der Wienzeile be-
nutzte ich in der vorgeschlagenen Weise, behielt den
Platz als solchen jenseits der Stadtbahn und verwen-
dete ihn als Ueberführung der Achse der Karlskirche
in die Achse des Gcsamtplatzcs. Bei der Ausgestal-
tung des Platzes vor der Karlskirche schien mir not-
wendig, die im Bau angeschlagene strenge Symmetrie
fortzuspinnen und im Gegensatze zu den der stadt-
amtlichen Vorschrift folgenden individualisierten Bau-
körpern rechts und links neutral laufende zu planen,
und schuf daher eine durchlaufende Bauflucht der an-
schließenden Gebäude. Eine weitere Folge der Schaffung
einer geschlossenen symmetrischen Erscheinung ist die
absolute Notwendigkeit der Errichtung eines in freier
Symmetrie mit der Ecke der Technik korrespondieren-
den Baublockcs. Bei dieser Komposition erscheint die
Karlskirche in eine flache, rechtwinkelig wirkende
Nische des großen Gesamtplatzes gestellt und wird
dadurch piccc de resistance des großen Platzes. Ge-
steigert und vervollständigt wird diese Wirkung durch
die auf die Achse gehende Flucht der Doppelstraßc.
begrenzt mit niedergehaltenen Alicebäumen, betont
durch irgend eine architektonisch wirkende Reibung
und ein Denkmal.
Ein Opfer für diese geschlossene Wirkung der
Hauptfassade, auf deren Effekt allein der Erbauer den
Hauptwert gelegt hat bei der Anlage von großen
monumentalen symmetrischen Kompositionen ist selbst
heute eine andere Absicht fast ausgeschlossen — ist
der Blick aus der Canovagasse. Als Ersatz schlage
ich einen weitaus freieren Blick von der Kreuzungs-
stelle .Schwarzenbergplatz -Wienzeile vor, der das
monumental einzigste Bild geben würde, das eine Stadt
der Welt besitzt." ,„hiuij ,oie, (
Wasserversorgung und Entwässerung der Stadt Hofheim i. T.
Von Korbet, Zivilingrnicur in Frankfurt a. M.
| as in der Nähe von Krankfurt a. M. gelegene und
namentlich im Sommer auch von zahlreichen Krcm-
den besuchte Städtchen Hof heim i T , welches
hei der Volkszählung i. J. 1900 eine Einwohnerzahl von
4000 aufwies, bcschlott i. J 1900 die Krbauung einer ein-
heitlichen, den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen-
den Wasserversorgung und Entwässerung. Da die in Aus-
führung dieses Beschlusses nach dem Entwurf und unter
der Leitung der Firma Heinrich Pichler, Ziviling in
Krankfurt a. M., hergestellte Anlage verschiedene bemer-
kenswerte Eigentümlichkeiten aufweist und die Herstellung
der infrage stehenden gcsundhcilsteehnischcn Werke auch
in kleineren Gemeinden eine immer allgemeinere zu wer-
den beginnt, soll im folgenden eine kurze Beschreibung
der gewählten Anordnung gegeben werden.
368
1. Die Wasserversorgung.
Die Wasserversorgung von Hofhcim vor Erbauung
der neuen Anlage erfolgte aus öffentlichen Laufhrunncn
und Privatbrunnen. Zur Speisung der Laufbrunnen, die
teilweise bereits zu Anfang de» 18 Jalirli. hergestellt wurden,
dienten zwei Quellen, die höher gelegene Samariterquelle
und der tiefer gelegene Klingerhrunnen, deren Wasser in
hölzernen Kohren der Stadt zugeführt wurde. Im Jahre
1850 wurden dic»c Oucllen- Zuleitungen um- und ausge-
baut und blieben dann bis 1000 unverändert im Betriebe.
Mit dem Wachstum des Ortes wurde jedoch diese Art
der Wasserversorgung unzulänglich. Namentlich genügte
die 1 lohcnlage der ernannten zwei Ouellen nicht mehr,
um bei der immer höher hinaufsteigenden Bebauung das
Wasser mit dem erforderlichen Druck im ganzen Orls-
No 59
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Entwurf von Obrr-U»urat Prof Kriedr Ohmann
Kntururf (nr cl» «Hill Muorum von k. k Raunt Srhichntr. fXai'h: .Orr Atrhilrkf .»
23. Juli iqo|. :»6r»
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gebiet zu verteilen. Für die neue Anlage wurde daher
ein höher gelegenes benachbartes Qucllgebict herange-
zogen, gleichzeitig aber die weitere Verwendung der seit-
herigen Gewinnungsanlagen beschlossen. Hieraus ergab
sich die Anordnung zweier verschieden hoher Versor-
gungszonen.
Für die höhere erste Zone erfolgt die Zuleitung aus
den neuen Schürfungen im I.angenhainer Walde, deren
Höhenlage genügt, um an den höchsten Punkten der gegen-
wärtigen wie der zukünftigen Bebauung auch bei dem im
Brandfallc auftretenden i füchstbedarf den erforderlichen
Druck zu sichern. Dagegen liegt von den beiden, die
untere zweite Zone versorgenden alten Quellen der Klin-
gerbrunnen zu diesem Zwecke nicht hoch genug. Es war
daher vorgesehen, das Wasser des Klingerbrunnens nach
dem am Ausfluß der Samaritcrquellc erbauten Hochbe-
hälter der zweiten Zone hinaufzupumpen. Eine angestellte
Untersuchung hat ergeben, daü es unbeschadet der Ver-
sorgung der i. Zone möglich gewesen wäre, dies mittels
des aus den neuen Schürfungen zugeleiteten Wassers
durch einen I'eltonmoior. also ohne laufende Betriebs-
kosten zu bewerkstelligen, wobei außerdem noch das zum
Antrieb des Motors verwendete Wasser für die Versor-
gung der unteren Zone mit hätte verwendet werden können.
Indessen wurde hiervon einstweilen abgesehen, da es bei
dem gegenwärtigen Stande der Bebauung noch möglich
ist, die i. Zone auf Kosten der 2. durch entsprechende
Schicberstellungen derart zu erweitern, daß der vorhan-
dene Druck für den normalen Bedarf auch in der 2. Zone
ausreichend ist. Nur bei außergewöhnlichen Brandfallen
wird es erforderlich, den Druck in der 2. Zone zu er-
hohen. Zu diesem Zweck erfolgt durch Ocffnung eines
einzigen Schiebers die Verbindung des Rohrnetzes der
1. und a. Zone, sodaü sich der Druck, der in der 1. Zone
herrscht, auch der 3 Zone mitteilt. Die Verbindung des
unteren Behälters mit dem Hohrnetz wird für die Dauer
der Verbindung der zwei Zonen durch ein Rückschlagventil
selbsttätig abgesperrt
Die Bemessung und Einrichtung der Hochbehälter ist
so erfolgt, daß die zum Heben des Wasser» mittels Pclton-
motors erforderlichen Einrichtungen jederzeit ohne Be-
triebsstörung eingebaut werden können, wenn sich das Be-
dürfnis hierfür herausstellen sollte. Für die Bemessung der
(iröße des Hochbehälters drr 1. Zone war daher folgen-
des maßgebend. Neben dem bei allen Behälterbauten in
Rechnung zu ziehenden Ausgleich zwischen Zulauf und
Verbrauch unter Berücksichtigung der für etwaige Be-
triebsstörungen erforderlichen Reserve Lst eine besondere
Reserve für Brandfallc vorgesehen worden und zwar ent-
sprechend dem Bedarf eines Feuerhydranlen mit aSchlauch-
linien für etwa 2 Stunden, was eine Wassermenge von
50 rb"» ergibt. Ferner mußte berücksichtigt werden, daß
für den Fall der späteren Einrichtung des Förderungs-
Betriebes während der Arbeitszeit des Pcltonmoturs der
Zulauf in den Behälter unterbrochen werden wird. Auch
wird bei F.inrirhtung der maschinellen Forderung das
Wasser, bevur es in den I lochhchälier gelangt, eine kleinere
Kammer füllen müssen, tun in dieser die zum Antrieb
der Fördermaschine nötige Wassermrnge ständig aufge-
speichert zu haben. Unter diesen Voraussetzungen ergab
sich als entsprechender Behälter für die 1. Zone ein sol-
cher von 150^"» Fassung^rauni. Der Behälter der 2. Zone
umfaßt iooi'"». Zusammen stein also in beiden Behältern
eine Wassermenge von 2^0 ct"» zur Verfügung, d. i. um
die Brandreserve von 50^"» mehr als der gesamte Tages-
bedarf von Hof heim, welcher wie folgt ermittelt wurde:
3000 F.inw. mit 50 1 für den Kopf und lag 150^
S» Stück Großvieh m. 50' f. das Haupt u.Tag 26 .
600 „ Kleinvieh mit 30 1 desgl. . . , . 18 „
zusammen 194,
rd. 300 ti>™.
Die Leistungsfähigkeit der einzelnen Gewinnungsicllcn
betragt :
Schürfung im Langenhainer Wald . iovhm,
Samaritcrquellc 80 „
Klingenbrunnen 100 „
zusammen 285 ' ,"D
Dieselbe reicht daher für den gegenwärtigen Bedarf
vollkommen aus. Die Ergiebigkeit di r erstcenatinten Ge-
winnutiiisstclle kann überdies durch Erweiterung der
Fassuni:*anlugc jederzeit beliebig vermehrt werden, Der
Durchmesser der Zuleitung ist denn auch deich von An-
fang an für eine größere, als die in den ersten Jahren
gebrauchte Wassermcngc ausreichend gewählt worden.
l.'ebcr die Große des Rohrnetzes, sowie der übrigen
Teile der Anlage sei bemerkt, daß die Zuleitung v>>n der
Sammelkammcr im Langenhainer Wald bis zum Hoch-
behälter der 1. Zone rd aooo « und das aus 80— 125
370
i. L. weiten Röhren bestehende Stadtrohrnetz rd. 7500 "lang
ist Zu Feuerlöschzwecken und zurStraflcnsprcngung sind
56 Unterflurhydranten mit selbsttätiger zentraler Entwässe-
rung und 10 ebensolche Oberflurhydranten Ober das Orts-
gebiet verteilt. Mit dem Straßenrohrnelz gleichzeitig her-
gestellt und der Wasserdruckprobe unterworfen wurden
435 St. Hausanschlüssc, in deren jedem sich ein Wasser-
messer befindet.
Die anschlagmäßigen Kosten der Anlage, die sich
jedoch bei der Ausführung infolge gleichzeitiger Aus-
führung der Kanalisation und mäßiger Angebotpreisc um
etwa 10% ermäßigten, betrugen:
Für Quellenfassung einschl. Sammelkammer im Langen-
hainer Wald 9000 M.
„ Zuleitung bis/um Uochbcliältcrder 1. Zone 12800 .
. Hochbehälter der 1. Zone 9 7t» .
. Instandsetzung der unteren Quellen . . 2700 „
„ Hochbehälter der a. Zone 5600 „
„ Stadtrohrnetz 63000 „
. Hausanschlüsse 17000 „
„ Wassermesser '55°° -
, Entwurf, Bauleitung, Allgemeines . . . 8700 .
Zusammen 144000 M.
2. Die Kanalisation
Schon vor Erbauung der neuen einheitlichen Wasser-
leitung waren in Hof heim einige F-ntwässerungskanäle
vorhanden, die teils unmittelbar in den die Gemeinde
durchziehenden Schwarzbach einmündeten, teils auf die
südöstlich vom Ort gelegenen „Brühl wiesen"1 geleilet wur-
den, um da zur Berieselung verwendet zu werden. Die
Kanäle dienten zur Abführung des Regenwasscrs, z. T.
aber auch zur Absenkung des Grundwassers, welches vor
der Kanalisation die Keller mancher Straßcnzüge zeitweise
unbenutzbar machte.
Es war vorauszusehen, daß sich die Mißstände, die
der Mangel einer systematischen Kanalisation im Gefolge
hat, nach Ausführung der Wasserleitung noch wesentlich
erhöhen werden. Dies, sowie der Umstand, daß durch
die gleichzeitige Ausführung von Kanal und Wasserleitung
in ein und derselben, elagcnförmig abgesetzten Baugrube
wesentliche Ersparnisse erzielt und gleichzeitig auch die
mit der Aufgrabung verbundenen Verkehrsstörungen auf
ein geringeres Maß herabgesetzt werden können, be-
wogen die Gemeinde, gleichzeitig mit dem Entwurf der
Wasserversorgung auch einen Entwurf für die einheitliche
Entwässerung des Gcmcindegcbictcs herstellen zu lassen
Die neue Anlage sollte unter möglichst ausgedehnter Mil-
benutzung der vorhandenen Kanäle zur Abführung des
Niederschlagwassc rs, zur Senkung desGrund Wasserspiegels
unter die Kellersohlen in den niederen Stadtteilen und
zur Abführung des Gebrauchwasscrs dienen. Vom An-
schluß der Aborte wurde mit Rücksicht darauf, daß ein
großer Teil der Bevölkerung Landwirtschaft lietreibt, einst-
weilen abgesehen.
Die Anordnung des Kanalnelzes erfolgte entsprechend
der Gcländegcstaltung nach dem Parallelsystem, d. h. die
größeren Kanäle verfolgen im allgemeinen eine unter sich
sowohl, wie zum Schwarzbach parallele Richtung. Das
Gebrauchswasser wird auch fernerhin nach den „Brühl-
wiesen" geleitet, da hierdurch die Erbauung einer be-
sonderen Klaranlage, die sonst wohl nicht hätte vermieden
werden können, überflüssig geworden ist. Das Regen-
wasser wird, sobald das Brauchwasser einen entsprechen-
den Grad von Verdünnung erreicht hat. durch Regenaus-
lässe unmittelbar nach dem Bach abgeführt Das Grund-
wasser wurde, wo erforderlich, durch eine neben den
Straßenkanal verlegte besondere Drainleitung nach dem
Bach geleitet.
Die Größe der von den Kanälen abzuführenden Grflßt-
Wassermcnge ergab sich aus der Größe des Wasserver-
brauches und der abzuführenden größten Regcnwasser-
menge. Als höchste Brauehwasscrmcngc wurden io° 0 des
vorhin bereits angegebenen normalen Wasserverbrauches
angenommen. Bei der Berechnung der erforderlichen
Kanalprofile ist jedoch die lirauchwasscrmcnge gegenüber
dem Regenwasser praktisch ohne Belang. Als größte
Regenintensität, auf die bei Bemessung der Kanäle noch
Rücksicht genommen werden sollte, wurde 170 1 -Sek. auf 1
in Rechnung gesetzt, wobei als Dauer dieses Regens 20 Min.
angenommen wurden. Die in die Kan.tle gelangenden
Wasscnnengcn wurden so ermittelt, daß die tatsachlich
gefallene Regenwassermenge in den eng bebauten Orts-
gebieten mit 0.9, im Villenviertel mit 0,4 und im unbe-
bauten Vorland mit 0.1 multipliziert wurde. Der Einfluß
der Verzögerung wurde mit Rücksicht auf die sehr ver-
schiedene Neigung der einzelnen Entwässerung-Distrikte
für jeden Distrikt besonders ermittelt. Die Berechnung
No. 59.
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der'Jucrschnilte erlolgie nach tlcr vereinfachten Kutterschcn
Könne 1. Zur Anwendung gelangten Kreis- und Eiprofile.
Die zur Reinigung der Abwässer zur Verfügung stehen-
den Brühlwicsen haben eine Flache von 1 1 Das im
Kanatisalions-Fntwurf berücksichtigte Gcmcindcgcbiet um-
faßt, wenn man nur das wirklich bebaute Gelände rech-
net, rd. 14*"» mit 2600 K.inw. Es entfallen daher auf 1 •>»
Ric>elfläche336Einwohner. Die Wiesen besitzen keinckflnst-
hche Drainierung. Da sie aber in genügender Höhe über
der Vorflui liegen, sind Schwierigkeiten hieraus noch nicht
entstanden. Ebenso sind über ( Jeruehs-Beläsiigungcn bis-
her keine Klagen geführt worden, trotzdem die wiesen
in unmittelbarer Nachbarschaft der Gemeinde gelegen sind.
Allerdings ist hierbei als günstiger Umstand hervorzu-
heben, daß die vorherrschende Windrichtung vom Orte
nach den Wiesen gerichtet ist.
Vermischtes.
Die Erbauung einer apullschen Wasserleitung ist durch
die italienischen parlamentarischen Körperschaften, durch
Kammer und Senat, kürzlich genehmigt worden. Nach dem
Gesetzentwurf wird die Wass crlcitutig, welche eines der
bedeutendsten Ingenicurwerke der Neuzeit werden wird
und selbst die größten Unternehmungen des Altertums
übertreffen dürfte, zur landwirtschaftlichen Erschließung
Apnliens angelegt. Ucber Einzelheiten der Anlage be-
richtet die „Nat.-Ztg.« Folgendes; .Es gibt bereits seit
1899 cm Gesetz, das landwirtschaftliche Meliorationen
großen Stils in Apulien und darunter auch die Anlage
einer Wasserleitung vorsieht. Dieses Gesetz aber leidet
erstens an dem Fehler, der Wasserleitung im Rahmen
der Meliorationen nicht eine Vorzugsstellung zu geben,
und zweitens an der Unzulänglichkeit und praktischen
l 'nbrauchbarkeit wesentlicher Bestimmungen inbezug auf
die Größe, die Bestimmung und die Technik der Wasser-
leitung. Das ist so wahr, daß man bis heute noch nicht
begonnen hat, die Wasserleitung zu bauen. I>cr neue
(Jesetzentwurf betrifft ausschließlich die Wasserleitung
und gtot von ihr einen auf gründlichen und umfassenden
technischen Studien beruhenden Plan, demzufolge die
Wasserleitung eines der imposantesten Werke aller Lan-
der werden wird. Zuvörderst verlaßt der neue Entwurf die
tn dem bisherigen Gesetze bestehende Absicht, den Bau der
Wasserleitung durch die Leistungen des Staates und der
interessierten Provinzen zu bestreiten und die Ausführung
einer privaten L'ntcrnehmer - Gesellschaft zu überlassen.
l>en Bau bezahlt der Staat allein und vollständig, und die
Ausführuni; besorgt das Ministerium der öffcntl, Arbeiten.
Der Bau soll_ nicht spater als am 31. l>ez. 1930 beendet
sein. Das Wasser soll mitten in die Gemeinden geführt
werden, und nur in den Fällen sehr hoher I-age der Ort-
schaften — etwa zehn solcher Ortschaften kommen in-
betracht in deren nächste Nähe. Die Verteilung des
VVassers in die Häuser bleibt den Gemeinden überlassen.
Ks soll ein gemauerter Kanal angelegt werden, der von
den Quellen von l'aposelc ausgeht, den Apennin durch-
quert in einem i3*™> langen Tunnel, im Tale des Ofanto
wieder austritt, um auf dem kürzesten Wege an Atclla
und Ripacandida vorbei, nachdem er bei Venosa eine Ab-
zweigung gen Foggia erfahren hat, bis nach Bari zu kommen,
v on Bari aus geht er weiter über die Anhöhen von Andria,
Gorato und Toritto, über Cassano nach Gioia del Colle,
sodann, nachdem er wiederum mehrere Abzweigungen
erfahren hat, von denen eine bis nach Tarent führt, über
Fasano nach Francavilla F'ontana. Die Bevölkerung, welche
durch die etwa 350*01 lange Wasserleitung, Stamm und
Abzweigungen, versorgt werden wird, beträgt nach der
letzten Zahlung etwa 3 Mill. und verteilt sich auf 208 Ort-
schaften. Die Kosten der Leitung sind auf 135 Mill. Lire
veranschlagt; davon i 000 000 im Etat 1905 6, je 3700000
1906/7 und 1907 8, je 7700000 in den Jahren 1908 9 bis
1917,18, je 8100000 in den Jahren 191819 und 1919/30,
je 8200000 in 1930/21 und 1921/22 und schließlich noch
5000000 im Etat 193333. Der (iesetzentwurf enthalt
schließlich einige Bestimmungen über die Erhaltung und
Reparatur der Wasserleitung und stellt die Benutzung
der vollendeten Teile der Leitung frei, ohne Rücksicht
auf die Vollendung des ganzen Werkes. Von den Kosten
der Wasserleitung werden in mehreren Raten imganzen
23 Mill. Lire au* den Geldern genommen, die für die
Meliorationen und Bonifikationen in Apuhen abgesehen
von der Wasserleitung -- gesclzlirh festgelegt -sind. —
Architektonischer Unterricht an Universitäten. An der
Kaiser Wilhclms-Llnivcrsität m Straßburg ist der Architekt
Rcgierungs- Baumeister Prof. Karl Statsmann in Stras-
burg als Lehrer für architektonisches Zeichnen, und zwar
„Geschichte, Theorie und Praxis des architektonischen
23. Juli 1904.
Die Länge der insgesamt geplanten Kanäle betragt
rd. 5700 mit einer veranschlagten Kostensumme von
90000 M. Einstweilen wurden jedoch mit Rücksicht auf
die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde nur diejenigen
Straßen mit Kanälen versehen, in welchen das Bedürfnis
einer unterirdischen Entwässerung am dringendsten war.
I>cr erste Ausbau des Kanalncizcs erforderte einen Kosten-
aufwand von rd. 30000 M. Der Umstand, daß von vorn-
herein ein einheitlicher Entwurf für die Entwässerung
des ganzen (Jeineindcgebictcs aufgestellt wurde, ermög-
licht es nun der Gemeinde, mit dem weiteren Ausbau der
Kanäle nach Maßgabe der verfügbaren Mittel und des
auftretenden Bedürfnisses vorzugehen, ohne der Gefahr
ausgesetzt zu sein, daß die einzeln erbauten Strecken
sich nicht an das allgemeine Kanalnetz anschließen lassen
werden. —
Zeichnens" zugelassen worden. Der Unterrieht ist vor-
nehmlich für Kunsthistoriker berechnet. Die l'ebungen
wurden bereits im vergangenen Semester abgehalten; es
wurde ein altes Bauwerk genau vermessen und gezeich-
net und es wurden dazu Vorträge und l'ebungen über Pro-
jektion. Perspektive, Freihandzeichnen, praktische Geometrie
und etwas Baukundc gegeben. Wie man uns mitteilt, hat
sich dieser Unterricht so erfolgreich erwiesen, daß er zu
einem Bedürfnis im Studienplane geworden ist —
Bücher.
Theoretische und praktische Anleitung zum Nivellieren von
S. Stampfer. 10. Aufl., umgearbeit von Dolczal.
Wien 1903. Carl Gerold'* Sohn. Preis 6 M.
Die vorliegende 10, Auflage dieses Werkes erscheint
nicht in dem l'mfange der 9. von Lorbcr bearbeiteten,
sondern nur in dem wesentlich geringeren Umfange der
früheren Auflagen. Der Verfasser will damit die frühere
Verbreitung des Buches, welche die 9. Aullage ihres zu
großen Umfanges wegen nicht finden konnte, wiederher-
stellen. Diese Absicht des Verfassers kann nur als eine
glückliche bezeichnet werden, da das Werk auch in der
vorliegenden Form den Ansprüchen, die man an diese
Anleitung zum Nivellieren stellen kann, vollkommen ge-
recht wird. Dem bisherigen Wesen de» Buches ent-
sprechend ist dem Nivellieren mit Llevationsschraube der
unbedingte Vorzug eingeräumt und es enthalt das Werk da-
her auch im wesentlichen nur die Nivellierinstrumente
der Firma Starke und Kämmerer. Die Kapitel „Genauig-
keit und Ausgleichung von Nivellements" sowie „Behand-
lung und Pflege des Nivellierapparatcs" sind neu hinzuge-
kommen. Die F,intcilung des Stoffes ist zweckmäßig ver-
ändert. Die Ausstattung inbezug auf Druck und Ab-
bildungen ist vorzüglich. — Br. S.
Hand- und Lehrbuch der Niederen Geodäsie, begründet von
Fricdr. H artner, fortgesetzt von Wastler, umge-
arbeitet und erweitert von Dolczal. 9. Aufl. I. Bd.
I. und 11. Hälfte. Wien 1903/04. Seidel A Sohn.
Pr. 35 M , in 2 Bdn. geb. 30 M.
Dieses bekannte Werk erscheint in der neuen 9. Auf-
lage in fast vollständig umgearbeiteter und bedeutend er-
weiterter Form. Die vorliegenden beiden Hälften des
I. Bandes zeigen eine sehr gute Anordnung und Eintcilunu
des Stoffes. Derselbe ist so erweitert, das er mit Heraus-
gabc des H. Bandes alle Gebiete der niederen Geodäsie
in klarer und umfassender Weise behandelt. Und zwar
erstreckt sich diese Erweiterung nicht nur auf die in dem
Vorwort hervorgehobenen fast vollständig neu eingefügten
Kapitel wie Fehlerrechnung, Hilfsmittel der Rechnung,
trigonometrische Punklbcstimmung, numerische Aufnah-
men und Netzausglcichung. sondern fast auf das ganze
Werk. Die zahlreichen Beispiele, welche zur Erläuterung
der Messungen, Berechnungen in dem Buche eingefügt
sind, werden nicht nur dem Studierenden das Studium
dieses Lehrbuches erleichtem, sondern auch dem Feld-
messer für den praktischen Gebrauch als wichtige An-
leitung dienen können. Ein guter Druck und >ehr klare
Zeichnungen vervollständigen das vorzeitliche Werk.
Br. S.
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Dobel, C , stallt. Hauinsp , Urg. • Htnutr. K a n 1 1 i mi t i o n An
läge und Bau »tailtinrhrr Ati/.u,:>kiiii;ile und Ha<i-oi>twa»M-
rungen Ein llamlbwli fOi 1p- u Aich , Wcikim i*<«m und
Rauteclm., Aeritc und (Jcniciinievri treter usw. Mit 16 lol
nebst einem Anhang: „Abwasser-Reinigung' von Knill Maier,
Rcg.-bnistr. Stuttgart 19^3 W- Knlilharnnier. l'r. 4,80 M
Dr. Dunbar, l'rof. und l»r Thumm, K. »'htm Itriliui; tum iler-
zeiligrn Stande der Ali» j>u t • K tin num sluji
ttiil besomlerrr Ren'n «.»n iMtfcuni; ilc biulogiv In n Riin.uiiiv
Vcifalnens. Mütulioii iyu* K. üUienbouig. l'i. 4 M
37'
Digitized by Google
Ehlerdlng, W. Dci nioJttnc Stblosuti. IV. 100 BaUen-
und BrOstungsgillcr. Ravensburg. Otto Maier. l'r. 4 M.
Gninwald, F., Ing. Der Hau, Betrieb und die Reparaturen der
Elektrischen Beleuchtung! - Anlagen, Ein Leit-
faden für Monteure, Werkmeister, Techniker etc. Mit 395 Ab-
bildungen. ia Aufl. Halle a. S. Wilh Knapp. Pr. 4 M.
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Hlntriger, Carl, l'rof. Die VolkBichuIhtuxr in den
verschiedenen I. Andern. III. VolksschulhAuscr in
Frankreich. Mit 453 Abbildungen und 3 Tal Stuttgart 1904.
Arn. Bergstr&sscr lA. Krflner). Pr. ia M.
Kirsten, Gual. , Bmstr. Leitladen für Lehrlinge des
M a u e r h a n d w c r k s. Herausgegeben von der Innung
der Baumeitter iu Dresden. Dresden 190». Wilh. Bacnsch.
Koch, Adolf, Stadtbauiosp. Die iieuenSrhulgcbAudc der
Stadt Frankfurt a. M. Mit ao Taf. Frankfurt a. M.
1904. Frz. Benjamin Auffarth Pr. 3,50 M
Kot] mann, B. , Prof. Studien zur deutschen Kunstgeschichte.
51. Heft: Der Ostpalaat, aogen. .Otto Heinrtchsbau'
zu Heidelberg. Mit 4 Taf. Straßburg i E. 1904. J. H.
Ed Hertz (Heitz * Mündel). Pr. 4 M.
Lande, Landgerichts™!, und Hermes, Reg.-Kat, Daa Allge-
meine Landrerht ftlr die preuüi-i hen Staaten in dem
»cit dem 1. Januar 1900 gtlltigen Umfang. Vierte vermehrte
und verbesserte Aull. I Teil 1903. II. Teil, 1. Halflc, 1903.
Berlin, Carl Hcvmanns Verlag.
Lang, K, Rcg-Bmslr. Berliner Bau-Ja hrburh für Ver-
anuhlagung und Verdingung Teil 1: Berliner Baupreiae.
Teil a: Alphabetiachci Verzeichnis von Firmen. Teil 3: An-
zeigen. Berlin 1904. Otto Eimer.
Lehner, Sigm. Die Kitte und Klebemittel. Austuhrlii hc
Anleitung zur Darstellung aller Arten von Kitten und Klebe-
mitteln for Glaa, Porzellan, Metalle, Leder, Eisen, Stein, Holz,
Wasserleitung*- und Dampfrohreu usw. Chemisch-technische
Bibliothek, Band 35. Wien 1004. A. Hartleben Pr. 1,80 M ,
geh a,6o M.
Mayer, Emil, Stadl brt. Der Neubau d e s K 0 niginKalha-
rinenstiftea in Stuttgart. Mit ig Abbildgn. Er-
weiterter Sonderdruck aua dem Zentralbl der Bauverw.
Berlin 1903, Willi. Einal Ä Sohn.
Möller. Max, Prof. L" r d d r u c k - T a b e 1 1 e 11 mit Erläuterungen
uber F.rddruck und Verankerungen Mit 13 Tab. und 63 Ab-
bildungen. Leipzig 1903. S. Hirzcl. l'i 6 M , geb. 7 M.
Müller, P. Julia, l'nterauchungen nber die F. i n r i 1- h t u n g I a n d -
lieber VolkiHi'hulcn mit mehrsitzigen utid
mit zweiaitzigen Subscllicn Mit a8 Abbildgn.
und 15 Tafeln. Cliarlottcnburg 1901 P. Joha. Maller & Co.
Pr 3 M
Nlckse. Redakt F e u e 1 p o I i z c i 1 i r Ii c V <n m Ii i i f t c n fnr
den Verkehr mit Muieialolcu , Sprengstoffen und anderen
li'iicrgcflihrlii heu Stoffen nebst den fcueipolizeil Bestimmun-
gen für Warenhäuser und feuergefahrliche gewerbliche Be-
tnebasiattcn. Berlin 1903. Franz Weber l'r. 65 Pf.
Hr. Rautert, Aug. Vorschläge zur F.rhOhung der
S 1 c h c r 1. e i I i n T h c a I e r n Mainr 1004 Karl Tlieyer.
Schlicht, Hanna, Arrh. Kunstgewerbe. heOrnamentik
■4 Tafeln. Leipzig 1004. Gdbrrsche Vcrlagabuchli. F.ug.
Twietmcyer. Pr. ia M.
Chronik.
Die Begründung eines Donndorf •Museums in Weimar
ist durch eine Beilrag-.)ci*luiig der Stadt zu einem Neubau ge-
sichert. Fs besieht der Plan, dem Muaeum eine Ausstellungshalle
des Thüringer Kunstvereins anzuschließen —
Die Erbauung einer zweiten Neckarbrücke in Mannhelm
wurde iluuh den BOrgeraussi huU genehmig! und hierfür eine Summe
von 3.3 Mill M. bewilligt -
Eine sächsische Zieglerschule In Zwickau soll durch einen
zu dicaem /weck begründeten Verein gebildet werden. Ziel der
Schule sull die Ausbildung von Zic^clcibcamten Ißr die sAchsischc
Ziegelmdustiie sein. Die Anregung ist eine private. - -
Ein großes Hotel am Potsdamer Bahnhof In Berlin wiul
durch die A -G. Aschinger auf dem Grundstücke KöniggrÄt.-erstr. 139,
128, 137, 136, 135 und 134, sowie Leipziger platz a, 4 und 5, die mit
einem Aufwände von H Mi'l. M angekauft wurden, erstellen. Die
Bauarbeiten beginnen Oktober 1905; neben dem Hotel mit gegen
300 Zunmein werden umfangreiche Kestaurationsraume , Kondi-
toreien, ein Weinbaus usw. angelegt —
Das SchluUstück der Albulabahn, die Strecke oteriiw -
St. Moritz, ist nunmehr auch dem Verkehr übergeben worden. - -
Ein Neubau der Baugewerkschule in Stuttgart »oll auf
einem von der Slaats-Finanzveiw altuug von Wuittcmbeig fnr den
Preis von 430000 M. angekauften Gelände an der Cannstatter-,
Sedan-, Neckar- und MelzstraUe in Aussieht genommen sein, wAh-
rend das jetzige Gebäude der Bangewerkn hule fllr die technische
Hochschule Vci Wendung finden sull -
Der Neubau des Helliggelst-Spltales am Dom Pedroplatz
In München ist durch die beiden städtischen Kollegien bewilligt
wurden. Das Spital wirrt na> h einem Entwürfe des Hrn. Stadt.
Bit H. GrAssel errichtet, kann 016 Plleglinge aufnehmen und
wild eine Bausummr von 3,5 Mill M. beanspruchen, Die Bauzeit
ist auf 3 lahic bemessen.
Die Erweiterung des Zentral-Gewerbemuseums In Düssel-
dorf wurde durih rlic Sladlvcroidiictcn reit einem Aufwände von
470 000 M. beschlossen. —
Ein Achenbach-Brunnen in Düsseldorf soll aus AnlaB des
ou Geburtstages des Altmeisters Andreas Achenbach 1» Sept. 100s)
erneutet weiden
372
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Geh. Brt. S a r r c , vni tr. Bat im
Reichsanitc fnr die Verwaltg der Ken hseisciih ist z. Geh. Ob.-Bit.
und der Reg, -Bmstr. a. D. Bit. Keim ist z. Mai. Garn -Bauinsp. in
Kiel ernannt.
Den Reg. -RAten HMinghoff, Fischer, Geitel und
Groscbupp beim Kais. Pat.-Amt ist der Char, als Geh Keg.-
Kat verliehen.
Der Garn. -Bauinsp. Brt. R o h I ( 1 n j; bei der litt- des XVII.
Armee-Korp« ist z. Int. u. Brt, ernannt.
Baden. Dem Bauinsp. Hafner in Konstantiuopel ist die
Erlaubnis zur Ann u 1. Tragen des ihm verlieh Kgl. preutl Krunen-
Ordcns IV. Kl. erteilt.
Die Wahl des Prof Dr. Schur z. Rektor der l'e.Tin. Hoch-
schule in Karlsruhe für das Studienjahr 100415 l>estAtigt und der
Hofrat Prof. Dr. v. OeehclhAuscr ist z. tieh Hofrat ernannt
Der Brt. Kuttruf f, Vorst der Eisenb.- llauptweikst. der
Zeotralimp. bei d Gen. -Dir , Ob -Bauinsp Speer unl. Verleih, des
Tit. Bit. und der Bahnbauinsp. Hauger in Gernsbach unt. Verleih,
des Tit. Brt. sind zu Kollegial-Mitgl der Gen -Dir. der Staatseisenb.
ernannt.
Ernannt sind: die Reg. Bmstr Grimm in Karlsruhe u. Biclilcr
in Freiburg unL Verleih, des TiL Bahnbauinsp. zu Zcutr.-lusp.
der Gen.-Dir. der Staatseisenb.; die Ing-PrakL bei d Eisenb -Vei-
waltg. Leop. Eichhorn von Knlshcim, Arth Lenz in Karlsruhe,
Frz. Schmitt in Heddesheim, Karl l.euUlcr in Mannheim oml
Roland Gasteiger in Baden, die Ing.-Prakt. bei der Wasser- u
Slraüenb -Verwallg. Ed Kieser in Emmendingen und Pb. Gaber-
ilicl in Donaueschiiigen zu Reg Bnistrn
Versetzt sind', die Reg. -Bmstr. Ganz in Eberbach nach Frei-
barg u. Messe rsch midt in Neustadt nach Eberbach. — Zugeteilt
sind: die Reg.-Bmstr. Eichhorn der Eisenb. - Bauinsp. Freiburg,
L e n z d. Bauinsp. in Neustadt, I. e u U I e r dem Bahnbauinsp. in Bruchsal
und Gasteiger der Haiiisp in Basel
Der Ing. Vlachos in Karlsruhe ist z. Eisenb log. ernannt
bei der Gen-Dir.
Hessen. Die Reg. -Bfhr. Alex. Beer, Konr. Schnitzel-
G r o B (Huchbf< h.), Ernst Kraft, Herrn. W i c k m a n n (Eiscnbfch.)
sind zu Reg .-Bansin), ernannt.
Preuüen. Dem Dir -Rat der Pfalz. Eisenb. K Möller in
Ludwigshafen ist der Kote Adler Orden III. Kl. verliehen.
Die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verlieh. nieht-preuO.
Orden ist erteilt und zw.: dem Ob.- u. Geh. BrL Dr. -Ing. Stubben in
Posen des Kgl. bclg. l.eopoldordcns, dem Reg. -Bmstr a D. K r i n g s
in Köln a. Rh. des PApstl. Kreuzes .Pro ceclesia et Pontifice".
Der Reg- u Brt. Eich ist z. Geh. Bit. und vortr. Rat im
Minist der Offenll. Arb ernannt- Der Reg.- u. Brt. Brandt ist
von I.Oneburg nach Herlin versetzt.
Techn. Hochschule in Aachen Der Senat fflr da»
Studienjahr 1004,'*, besteht aus dem Rekl . Geh. Reg.-Ral Piof Dr.
Borchers und den Vorst der Abt Prof: Dr. S c h 01 i d für
Architektur, llertwig dir Hauingenieurwesen, Dr. Rasch lue
Masch- Ingenieurweien, Dr. Wust für Bergbau und Hüttenkunde,
Gell, Reg -Rat Dr. Willlner für altgera. Wissenschaften, sowie
den Hrn. Prof ; Geh. Reg.-Ral Dr. Briultt u. D( Sommc rleld,
Der Gell. Reg -Rai Prof. Balkhausen ist z Rektor der
Techn. Hochschule in Hannover für die Amtszeit r . Juli 100117 ernannt.
IVr Eiscnb.-Bau- u. Bctr-Insp Heidensleben in Königs-
in Königsberg ist als Vorst, der Eisenb - Bauabi nach Lotzen versetzt.
Der Reg.-Bmstr. Schmidt in Koshn ist z Kgl. Mel. -Bauinsp.
das. ernannt.
Zur Besclitftigung überwiesen sind die Reg -Bmatr. : Bernh.
Sic vers der Kgl EUeub. - Dir. in Posen und Sc 11 Hieben
der Dir. in Mugdcbuig
Die Keg-Hfhr. Einst H r a 11 n aus Met?, Max Pilgram aua
Bannen, Joh. Schröder aus Stade und Max G e r s t m e y c r aus
Fletzen ( Masch. -Bfcb.l sind zu Ree Broslin. ernannt.
Sachsen. Ihe Reg. -Bfhr. G. Trüben buch aus Chemnitz,
A. Meyer und O. Kcmpe aus D.esden Miid zu Reg-Bmstrn.
lllochbfch ) ernannt —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. K.J. In Weimar. Selbstverständlich haben Sie Recht.
Die Tragfähigkeit der Tr3ger hangt ab von ihrem Widerstands-
moment uud zu diesem liefern die Flanschen, deren Masse von der
Biegungsachse weiter entfernt ist, den grotjeren Anteil. Die Siege
haben bauplsAchlich die Oucrkrafte aufzunehmen Wenn man
bisher die Stege verhAltnismftBig stark, die Flanschen schmal
machte, so geschah das nur, weil dir Watzti-chnik noch nicht
genügend fortgeschritten war, um andere Profile herttellen zu
kiinneii- —
Anfragen au den Leserkreis,
t. Welche gute Abhandlung (Iber Grcnzniaucrn und Nachbarn
nach dem Bnrgerl Gesctibuch gibt es'.' H V. in A
3. In hiesiger Stadt soll eine unlei Ii di-rhe Bedürfnisanstalt ei-
riclitet werden. Wir tu» hen um gefl. Mitteilung, in welchen
Städten sich derartige muslcigiltige Anstalten befinden'.' —
Stadtl-auamt in R.
Inhalt: Z111 t iai^r der l'ri:'« -t'.alcnn^ «I* s KarU|.!at/i"< hi Wirn --
Wa»-«-rs-er*i.n:uii« und Kulw.ls-. a,,,» >l. 1 s.udt ll.-lü- .m i. T. — \'cr-
ntischirs — Hm Ii. 1. Chi v iiik. |Viso:ial • Na.-lirnNiei». — Brief- und
Kri.^i'«.*>tfn.
Ilioi /u c-itu- liililUcilayt-: I»it- l."ni«i-s1altuns <lc> Karlsplatzc«.
in Wien
\rtlx,; dr. Ilriil-.lirn U .1,/ r: I « 11 . (., rr Ul )'■-<„, V .U l<P.Uktion
vrlantwonl. AIL.n 1 1 .> t In ;i i i. Ji< t>n|. i von W.ü.. i.ievr, Ücllin.
Nu. ,S9
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5 DEUTSCHE BAUZEITUNG
}B XXXVIII. JAHRG. N°- 60. BERLIN, DEN 27. JULI 1904
Bremische Stadt- und Denkmal fragen. is<Muai
|ic Grundzüge des Entwurfes des Hrn. Martin Hall er
inllamburgzurErweiterungdesBremerKathauses,
den wir in unserem voraufgegangenen Artikel be-
rührten, den der Verfasser jedoch lediglich als einen
„Beitrag* zur Lösung der Aufgabe des Stadthaus-Neubaues
betrachtet, liegen einerseits in der Bezeichnung „Erweite-
rung", anderseits in dem Versuch, die PlatzgeMaltungen
um das Kathaus herum in anderer Weise zu ordnen, als
es bisher durch die hierzu gegebenen Anhaltspunkte mög-
lich war. Nach der Ansicht Haller's hat der verflossene
Wettbewerb für den Neubau des Bremer Stadthauses ge-
lehrt, „daU die Aufgabe bestehen sollte weniger in der
Herstellung eines individuellen Kegicrungs - Gebäudes
„im Anschluß an das Rathaus", als vielmehr in einer
pietätvollen Erweiterung de» Kathauses selbst, d. h.
in der harmonischen Anglicderung neuer Verkehrs-, Kc-
präsentations- und Geschäftsräume an dasselbe und in
einer feinen künstlerischen Abstimmung der Kontouren
ihres Grund- und Aufrisses zu der vorhandenen, an archi-
tektonischen Kunstwerken so reichen Umgebung." Def
Verfav-er sucht an der Hand der S 375 wiedergegebenen
Grundrisse die Möglichkeit darzutun, eine von den bis-
herigen Plänen völlig abweichende Lösung zu erstreben
und ist bemüht zu beweisen,
daß sich mit alleiniger Ausnahme
des Staatsarchiven ralle Forde-
rungen des Bauprogramms in
einer für den spateren Betrieb
praktischen, zugleich aber sich
au das alte Rathaus und seine
Umgebung malerisch und monu-
mental anschließenden Grand«
rißform befriedigen lassen. * Wir
müssen es uns versagen, auf
die Grundrisse im Einzelnen ein-
zugehen; ein Blick auf sie lehrt,
daß, wenn sie auch noch nicht
als die letzte Form würden gel-
ten können, auf ihre Kompo-
sition doch die reiche Erfahrung
verwendet ist, die ihr Urheber
bei den Arbeiten für das Ham-
burger Rathaus sammeln konnte.
Maller hält, sicher mit Recht,
die gestellte Aufgabe für eine ma-
lerische, für welche die strenge
Beobachtung eines bestimmten
Bauprogrammcs erst in die zweite
Linie rücke. Wer die Pflicht em-
pfinde, „ein so edles, ihm von
den Vorfahren überkommenes
Kleinod, wie es das Bremer
Rathaus ist, tincnt-tcllt seinen
Nachkommen zu überliefern, der
sollte sich auch darüber hinweg-
setzen können, wenn an dem ge-
planten Anbau gewisse prak-
tische Wünsche der höhe-
ren Kunst zum Opfer fallen
müssen." Mit anderen Worten:
es ist bei dieser Aufgabe unter
Umständen der strenge Grund-
satz architektonischer Folgerich-
tigkeit: des Bauens von Innen
nach Außen, mit Rücksicht auf
die tausendfältigen Beziehungen
zur Umgebung zugunsten eines
Bauens von Außen nach Innen
•lu-nahmswei-czu verlassen ; und
damit kommen wir auf den Punkt,
der uns in erster Linie veranlaßt
bat, den Halter'schcn Vorschlag
ausführlicher zu besprechen
Haller ist der Ansicht, daß für die Frage des Stadthaus-
Neubaues ganz besonders die Ausschreibung eines Ideen-
Wettbewerbes am Platze gewesen wäre, welcher der
künstlerischen Phantasie des Bewerbers .freien Spiel-
raum innerhalb weit gezogener Grenzen " lasse. In
der Tat, ie mehr man sich mit dieser Frage beschäftigt,
desto mehr kommt man zu der Ueberzeugung, daß die-
selbe ein nicht für sich auszulösender Bestandteil einer
ganzen Kette von Fragen ist, die sich um das alte Kat-
haus und seine Umgebung legen und die so eng in einander
eingreifen, daß es Künstlerisch unmöglich erscheint, eine
einzelne für sich gesondert zu behandeln. Haller hat durch
seinen Vorschlag gezeigt, daß z. B. auch für den Kaiser
Wilhelm - Platz diese L nmöglichkeit besteht, wenn man
die bisherigen einengenden Bedingungen für den Neu-
bau des Stadthauses verläßt, was er als tunlich, ja als
allein zweckmäßig nachgewiesen hat, und für die Neu-
anlagen eine Freiheit läßt, die nicht durch Bedingungen
materieller Art. sondern lediglich durch die künstlerischen
Beziehungen der in Wechselwirkung tretenden Umgebung
begrenzt ist. Als ein glühender Verehrer jenes wunder-
samen Stfldtcbildes, waches uns in Bremen mit dem alten
Rathause als Mittelpunkt erhallen ist, mochte ich daher
Kntwurf f(lr <Uf Hremei StaJlhju» von Frau» Thyrint in (.loÖ-l.irhtcrtcl'lc
37*
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dem Haller'schen Wunsche der „weit gezogenen Grenzen"
insofern beitreten, als ich es für eine künstlerische
Notwendigkeit halte, bei den Lösungsversuchen für die
Schaffung neuer Räume für die Stadtverwaltung, mag man
diesen Vorgang nun Erbauung eines neuen Stadthauses oder
Erweiterung des alten Rathauses nennen, die ganze Kette
von Fragen — als da sind Gestaltung des Kaiser Wilhelm-
Platzes an der südwestlichen, nordöstlichen und gegebenen
Falles an der südöstlichen Seite, Straßcndurchlcgung zwi-
schen Kaiser Wilhelm-Platz und Domshof oder Hofanlage
nach Haller, Umbau des vorderen Teiles der Börse mit
möglichster Schließung des Marktplatzes an der Südseite,
F.rbaunng des Stadthauses, Versetzung des Teichmann-
Brunnens und Umgestaltung des Domshofes sowohl in
seiner PI atz flache als auch in den Platzwandungen, ge-
gebenen Falles die Frage der Teilung des Domshofes oder
seiner Verkleinerung — zugleich und zwar als eine nicht
einheitliche, aber doch von einem leitenden Gedanken
getragene Aufgab« in Angriff zu nehmen. Dabei wäre
der Bedarf an neuen Räumen für die Staatsverwaltung
aufzustellen, es aber dem Bewerber zu überlassen,
was davon er für eine Angliedcrung an das alte Rathaus
und in seine künstlerischen Plane passend auswählen und
was er etwa an anderer Stelle unterbringen will. Nur einen
im Zeichen dieser weitgehenden Freiheit ausgeschriebenen
Ideen- Wettbewerb halte ich für erfolgreich und ich will
nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dal) dieser größere
Plan der Vereinigung und Zusammenfassung aller das
Stadtzentrum von Bremen bildenden künstlerischen Fragen
auch in Bremen selbst von gewichtigen Persönlichkeiten
schon erörtert worden ist. Dabei wäre der Hauptwert
auf den Gedanken, nicht auf die Darstellung zu legen;
für die letztere wäre ein Mattstab zu wählen, der eben
roß genug ist, die künstlerischen Absichten eines Vcr-
issers mit voller Klarheit erkennen zu lassen. Die Preise
hätten sich in einer so ansehnlichen Höhe zu bewegen, daß
auch vielbeschäftigte bewährte Kräfte in dem Anreiz durch
die Aufgabe selbst eine Verstärkung desselben durch die gün-
stigen materiellen Bedingungen des Wettbewerbes fänden.
Einer Teilfrage dieser größeren Fragekette ist auch
Hr. Architekt Franz Thyriot in Groß-I.ichtcrfcldc, der
an dem Wettbewerb um das neue Stadthaus mit dem
Entwurf „Historie" beteiligt war, in einer Zuschrift an die
Redaktion näher getreten: der Frage der Trennung des
alten Rathauses von seinem Erweiterungsbau durch eine
Turmanlage, etwa nach der Abbildung auf der umstehenden
Seite. Wir hatten uns der Ansicht nes Preisgerichtes an-
geschlossen, nach welcher ein Turm in einer etwa ein-
springenden Ecke zwischen altem und neuem Bau zu ver-
meiden sei und beharren auch gegen Thyriot darauf.
Hr. Thyriot nimmt den Standpunkt eines Beschauers auf
der gegen den Dom gewendeten Treppe des Börsen-
durchganges an und führt aus:
„.Dieser Standpunkt ist derjenige, von welchem der
ungenannte Verfasser eines bezüglichen Aufsatzes in
No. 123 der Ncumeister'schcn Konkurrenz ■ Nachrichten
bemerkt, daß von hieraus „wir Lebenden demnächst und
kommende Geschlechter in derZukunft zu beurteilen hätten,
ob der Stadthausbaumeister seiner Aufgabe gewachsen war.
Diesen Standpunkt werde man nach vollendetem Neubau
in glcichgiltigcr. gehobener oder deprimierter Stimmung
verTassen " Dem ist durchaus beizupflichten.
Es soll damit nicht etwa gesagt sein, daß die übrigen
Ansichten des neuen Stadthauses zu vernachlässigen seien
— insbesondere würde auch die Ausbildung der Ansicht
nach der Liebfrauenkirche besonderer Durcharbeitung
bedürfen — sondern es sei hierdurch nur darauf hin-
gewiesen, daß die architektonische Lösung von dem er-
wähnten Standpunkt aus deshalb die meisten Schwierig-
keiten bietet, weil Rathaus- und Stadthausansichten von
der Börse aus im größten Umfang dem Beschauer zugleich
sich darstellen.
Das Programm forderte, daß in dem Neubau, welcher
mehr als das Doppelte an bebauter Grundflache gegen-
über dem alten Hause aufweist, u a. ein größerer Reprä-
sentaüons-Saal und kleinere Säle und Nebenräume ge-
schaffen werden sollten, welche in innigem Vereine mit
der oberen Halle des Rathauses als Festräume zu dienen
hätten. Den Zugang zu diesen Sälen sollte eine Haupt-
treppe vermitteln, welche ebenfalls in den Neubau zu
verlegen war. Es mußte also ein organischer innerer
Zusammenhang zwischen beiden Gebäuden geschaffen
werden und die weitere Forderung, daß das neue Stadt-
haus sich dem alten Rathausc in seiner äußeren Er-
scheinung „zu einem harmonischen Gesamtbilde an-
schließen" solle, war eigentlich selbstverständlich, wenn
anders überhaupt eine baukünstlcrischc Losung erwartet
wurde, welche in ihrer äußeren Erscheinung den inneren
37^
Organismus und die Bedeutung der einzelnen Bauteile
klar wicderspiegeln mußte. Es handelte sich nicht darum,
dem alten Hause einen beliebigen, irgend einem beson-
deren Zwecke dienenden Neubau anzugliedern, sondern
es sollte eine innige Verschmelzung der Grundrißge-
staltung von Altbau und Neubau stattfinden und die Auf-
gabe mußte lauten, für diese neue Baugruppe - Rat-
haus plus Stadthaus — auch im Aeußeren entsprechende
architektonische Ausdrucksmittel zu finden.
Ich war daher zu der Ueberzeugung gelangt, daß
die langgestreckte neue Baugruppe Rathaus plus Stadt-
haus einen beide beherrschenden Baukörper erheische,
daß dies nur durch einen Turm geschehen könne und
für diesen die einspringende Ecke zwischen Rathaus und
Stadthaus die gegebene Stelle sei.
Auch sollte der Reprasentationssaal des Neubaues in
der äußeren Erscheinung einwirken, damit der letztere
nicht als ein nüchterner, allein Vcrwaltungszwcckcn
dienender Bau erscheine, der er ja tatsächlich nicht ist.
Die Lage des betreffenden Saales an der Ecke nach dem
Dome hin ermöglichte auch die Durchführung der Haupt-
gesimshöhe des Rathauses wenigstens für cliesen neuen
Bauteil und ein Anklingen des großen Fenstermotivs
des Saales an dasjenige der oberen Rathaushalle. Das
Preisgericht war der Meinung, daß der Uebergang zwi-
schen beiden Gebäuden an dem genannten Punkte am
besten durch einen niedrig gehaltenen Baukörper erfolge,
um die Grenze zwischen Rathaus und Stadthaus, also
zwischen Altem und Neuem, klar festzulegen. Betont aber
ein solcher Baukörper von geringer Höhe zwischen
Bauteilen von bedeutender und gleicher Höhcnent-
wicklung nicht vielmehr das Trennende als das Einende,
müssen wir nicht, um den nunmehr engen inneren Zu-
sammenhang auch im Aeußeren zum Ausdruck zu bringen,
den einenden, beide Gebäudeteile Überragenden Baukörper
einführen? Es ist zu befürchten, daß ohne die Einführung
eine« solchen ein Neubau des Stadthauses, selbst wenn
er allen anderen zu stellenden Forderungen entspräche
und an sich als reifes Kunstwerk sich darstellte, dem
Beschauer von der Börse her das gleiche trostlose Bild
im flauen Zusammenfluß der L'mrißhnien der beiden Ge-
bäude bieten würde, wie es der heutige Zustand zeigt.
Die Höhenentwicklung des Turmes, die für den ge-
wählten Standpunkt nicht in der Wucht, mit der er von
hier aus auftritt, notwendig wäre, ist bestimmt mit Rück-
sicht auf eine beherrschende Wirkung auch von den an-
deren Fronten, namentlich vom Domshofc her.
Nun wird eingewendet werden, daß dieser wuchtige
Turm in der Erscheinung des Rathauses am Marktplatz
mitwirke und in das altbekannte vertraute Bild ein Moment
einführe, welches vom allen Meister nicht gewollt ge-
wesen und das sich nun anmaßend hinzudränge. Es wäre
zu entgegnen, daß die bewußt schlichte und ernste Aus-
bildung des Turmes so gegensätzlich zu den reichen For-
men des Rathauses auftritt, daß niemand auf den Gedan-
ken kommen wird, man »ei mit mangelndem Zartgefühl
und anderen als zwingenden Gründen der Schöpfung des
alten Meisters zu nahe getreten; zudem wächst der Turm
für den Beschauer vom .Marktplatze her erst hinter der
steilen Rathausfirst heraus. Die Wahl eines Turmes wurde
nun auch noch von verschiedenen Seiten aus dem Grunde
verworfen, weil die Umgebung des Rathauses und des
Stadthauses bereits eine Anzahl Türme aufweise und eine
Kollision dieser Aufbauten mit einem etwaigen neuen
Turm im perspektivischen Bilde zu befürchten sei.
Infrage kämen hierbei die Domtürme und der Turm
der Liebfrauenkirche in der Richtung ungefähr von Nord-
west nach Südost. Indessen zeigt ein Blick auf den Lage-
plan, daß in dieser Richtung nur ein so naher Standpunkt
zur Würdigung eines der betreffenden Bauwerke möglich
ist, daß der dahinter liegende Turm nicht oder nur un-
wesentlich in dem betr. Bilde mitwirkt."* —
Und nun für heute zur letzten der dieses Zentrum
betreffenden Fragen: der Aufstellung des Bismarck-
Denkmales. \\ ie eine Erlösung ging es durch die Reihen
aller derer, welche die bisherige Entwicklung des Denk-
malwesens im Norden von Deutschland mit Schmerzen
begleiteten, als sie Kunde von dem Protest gegen die
Schablone bekamen, der in der Lösung auch der Bremer
Bismarck-Detikmalfrage erblickt werden darf. Bürgerschaft
und Senat von Bremen haben das Geschenk des Aus-
schusses für das Bismarck-Denkmal angenommen, dieses
Denkmal als ein Reiterstandbild auf hohem Sockel aus-
zuführen, und es in etwa 5™ Abstand von der Nordseile
des nördlichen Kointurmes so aufzustellen, daß Bismarck
auf den Marktplatz blickt Ks bestand in Bremen von An-
fang an der Gedanke, für die aus Beiträgen gesammelte
Summe von 320000 M durch .Meisterhand ein Denkmal
No. 60.
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schaffen zu lassen, welches sowohl durch sich selbst wie
durch die Art seiner Aufstellung neue künstlerische Wir-
kungen darbiete. Man wandte sich zu diesem Zweck an
den deutschen Meister, der durch seine bisherigen Arbeiten
Zeugnis davon abgelegt hatte, dull er am ehesten in der
l-agc war, in einem Denkmal nicht allein das bildnerische.
sondern auch das grol
sehen Inhaltes zu vere
;edachtc Moment des arrhitcktoni-
an Adolf Mildebrand in
1.0BCRGCSGH0SS.
Entwurf für da« ßrrmer Sta<lthaoi von Architekt Martin Hallei in Hamburg
Manchen. Bremen ist nicht reich an Platzen für ein Denkmal
von solcher Bedeutung und Ligenart; ein Versuch, ein Bis-
marck-Denkmal auf dem Domshof in Form eines Obelisken
mit davor stehender Gestalt des Kanzlers zu errichten,
mulite verlassen werden, da der Gedanke Niemanden zu
begeistern vermochte. So erinnerte sich Hildebrand des
Gattamelata in Padua und des l/ollconi in Venedig. Es steht
auf der kleinen Piazza del Santo in Padua, vor der Kirche
27 Juli 190».
S Antonio, jenes Wunderwerk des Donatcllo, von welchem
Vasari sagt, daß in ihm das Schnauben und Brausen des
Streilrosses und die energische Haltung und das unge-
stüme Leben des Reiters mit gr&Uter Wahrheit dargestellt
seien und dali in ihm ein Meisterwerk geschaffen wurde,
welches dem jedes antiken Künstlers an die Seite gestellt
werden könne. Und es reitet auf dem hohen Postamente
von Leopardi auf dem Hofe vor SS. Giovanni e Paolo der
CondotticrcBarto-
lommeo Colleoni
des Andrea del Ve-
rocchio mit einer
so ungebandigten
Kraft daher, dal!
es aussieht, als
wolle er die Enge
desklcinenPlatzes
sprengen. Es be-
steht kaum ein
Zweifel darüber,
datt die über-
wältigende Wir-
kung dieser bei-
den Denkmäler
neben der unge-
stümen Kraft, die
aus ihnen selbst
kommt, z.T. in der
Enge des Auf-
stellungsortes
beruht. Deshalb
waren diese Vor-
bilderdemMcister
Hildebrand sosehr
willkommen, ihm
Gedanke und An-
regung für das
ihm anverirautc
Denkmal für Bis-
marck in Bremen
zugeben. Denn es
sollte kein Denk-
mal werden, wie
es hundert andere
Städte schon be-
sitzen und wenn
1 lamburg seinen
Bismarck - Roland
erhält, so wollte
auch Bremen sei-
nen Bismarck der
Alltäglichkeit ent-
rückt sehen. Die
Dom - Gemeinde
hatte ihre Ein-
willigung zur Auf-
stellung unmittel-
bar neben dem
Dome an einer
Stelle gegeben, an
die Niemand ge-
dacht hatte und
die doch von allen,
die bis dahin in-
fragc gekommen
waren, denen, die
künstlerisch zu
empfinden ver-
mochten, als eine
Stelle erschien, an
welchereiii I lilde-
braiid'si'her Bis-
marck auf star-
kem Streitroü von
hohemSockel her-
ab mehr und ein-
dringlicher zum
Volke sprechen
konnte, als von
irgend einer ande-
ren Stelle und in
irgend einer anderen Form Der :r«it.'ii;e, (tir die Ewigkeit
geschaffene Turm des edlen Gotteshauses bildet den
schönsten llintercrund für das Denkmal des Manne--,
dessen Munde in einer grutJcn Stunde da- eherne Wort
entströmte: „Wir 1 'ciiNchc fürchten dott. aber -onst mchN
in der Welt.'" und der damit ein so stolz-demütiges Zei-
chen seines unbedingten Gotlvertraucns ablegte. Natür-
lich gingen die Wahl von Denkmalform und Aufstellungsort
375
Digitized by Google
nichl ohne Widerspruch vor sich Es gibt immer Stimmen,
welche in der Oeffentlichkeit gehört werden wollen, die
in dem Abweichen von der Schablone einen Frevel er-
blicken, für den ihr vermeintliches Verantwortungsgefühl
stark entwickelt Ut. F.s ist gelungen, sie in diesem Falle
ru überstimmen und an Ilitdebrand wird es nun liegen.
sie auch zu überzeugen. Hamburg und Bremen aber
sind für die deutsche [lenkmalkunst des Nordens die
Statten, an welchen diejenigen ihrer Werke eine Zuflucht
finden, welche einst in der Geschichte noch zu uns sprechen
werden, zu uns sprechen werden im HorazLschcn Sinne
Albert Hofmann.
Preisbewerbungen.
Zu einem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein neues Volks-
schulgeb aude In Vegesack bei Bremen sind 27 Arbeiten ein-
gelaufen. Den I. Preis von 1000 M, errant; der Entwurf „An
der Weser" des Hrn. Herrn. Lang in Geestemünde; den
II. l'reis* von 500 M. der Entwurf „Zwei Ringe" der Hrn.
Abbchusen & Blcndermann in Bremen. Zum Ankauf
für je 250 M. empfohlen wurden die Entwürfe „Sparsam"
des Hrn. Otto Stoop in Hamburg, „Der Jugend das Beste"
des Hrn. Hans Lassen in Bremen und „Vcgebucl" der
Hrn. Emmingmann At Petersen in Berlin. Dem Preis-
gericht uehörten als Architekten an die Hrn. F: Weller-
mann und Dir. E. Högg, beide in Bremen. —
Bücher.
Historischer Reisebegleiter für Deutschland. Von A v Hof-
mann. I. Heft Das GroBhcrzogtum Baden und das
Groüherzogtum Hessen südlich des Mains. Karlsruhe
1904. -A. Bielefeld'« Hofbuchh. (Liebermann fV Cie.)
Das Buch will dem Reisenden für die Geschichte der
von ihm besuchten Länder und Städte ein zuverlässiger
Begleiter sein, der Hinweise auf Entwicklung und Zu-
sammenhange gibt. Auf der Oertlichkcit oder auf genea-
logischen Beziehungen beruht meistens die politische Be-
deutung kleiner Orte. Daher will der Verfasser diese zu-
erst darlegen, denn Denkmäler sind immer erst eine Folge
von Geschichte. Ein beachtenswerter Gedanke '
Der Muslkraum in der Welt- Ausstellung St. Louis 1904 von
Prof. Hermann Billing in Karlsruhe. Verlag von
Jul. Hof (mann in Stuttgart. Pr. 2 M.
Als eine Stätte künstlerisch -geselliger Anregung und
Erholung aufgefaßt, hat Billing dem von ihm ausgestellten
Innenraum für Musik auf der Welt-Ausstellung von St.
Louis eine Mittelstellung zwischen Festlich -Getragenem
und Wohnlich-Behaglichem zu geben versucht Die An-
lage des Raumes ist eine basilikaartige; es sollte der
Grundion einer leise an das Feierliche des Kirchenraumes
anklingenden Stimmung angeschlagen werden und das
scheint nach der vorliegenden hübschen Veröffentlichung
auch erreicht zu sein. Der Raum ist ein feines Werk der
deutschen Kunst des Inneren. —
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Schlotke, J„ Dir. a. I). Die Kegelschnitte und ihre wich-
tigsten Eigenschaften in elementar-geometrischer Rehandlang.
Mil iso Fig. Drcsdeu 1903 Geih. Kohlmann Pf 3,10, geb. 3,40 M.
Di. Schwaighofen Hans Die Grundlage" der Preis-
bildung im elektrischen Nachrichten- Verkehr. München
190a. J. I. inilauer »che Buchh. (Schoppingi.
Slewers, P. H.Rc-i;.. Bmstr. M ec h a ni 1 m u s und < > 1 na ni am u ».
Km Versuch zur Erklärung der Lcbcnstätigkeit Essen a K.
1004, G. D, Baedeker. Pr, i.ao M.
Kr Stegmann, Hans, Konservator. Meister wcrkederKunat
und desKunitgewerbes vom Mittelalter bis zur Zeit
de» Rokoko. 100 Lichtdr.-Taf. mit Erlautergn Liefrg. I, Lübeck
1904. Bernliaid Nohtiog. Subskriptiunspr. 4 M , Eiuzclpr. 5 M.
Stoffler, Einst Die Kalksandstein- Fabrikation. Mit
100 Abb 11 3 Tat Berlin 1904 Toninduslrie- /eilung. Pr. ;M.
Die Königliche le 1 h n 1 s c h c llo/hichule zu Berlin
39 photogr. Aufnahmen nebst erläuterndem Text, einem 1-agc-
plan und 1 Grundrissen. Berlin 1903. Rud. Miickcnberger.
Pr. a M
Dr. WeyL, Th Die Assanierung von Zürich mit 41 Textf-n
und 10 Tal — Fortschritte der Ingenieur - Wissenschaften.
a Gruppe, 10. Hell. — Leipzig 1903. Wilh. F.ngclmann.
Witzeck, Otto. I c c Ii n i s ■ h c F. r h o 1 u 11 g e n. Leipzig 1904
J. G Bachs Yeilag (F. F. Köhlen
WolfT-Beckh, Bruno, loh F r 1 0 d r. B o 1 1 g c r , dci deutsche
Erfinder des Porzellans Mit Porträt Steglitz 1903. Fr. G.
B. Wolff-Beckh. Pr. 1 M
— Das Recht de» bildenden Kiinatlers und des
Kun»tgc werbetreibenden. Steglitz 1903 Fr. G. B
Wolff-Beckh. Pr i.ao M.
Zimmermann, Wilh , Chemiker u, Lehrer. Ds» Beizen und
F'llrben des Holzes. Ein Hand- u.-d Hilfsbuch zum
frakt. Gebrauche für Tischirr, Maler, Drechsler, Klavier -
abrikanlen. Architekten u kunslgewribl. Schulen. Barmen
Wilh. Zimnieimann. IV i,yj M. — •
Dr. Beck, Recht. Wirtschaft und Technik. Em Betrag
zur Frage der Iiigenieut au-bitdung, Wescntl. er weit Son-
derdrrjck aus der Zeil*-"!!!, de* \'er. deutscher Ingenieure.
Dresden 1904 (> V IWhmcrt. Pr 00 Pf
Bernhard. Arnold. I) i e G r a 1 « b 11 r g l nie I cbcni - 1>m -Iitune.
Sttatlburg 1904. J H Kd. Heit.- iHrit/ .V Mmdeh Pr i,»M
376
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Dem Eiscnb-Bau- u. Betr.-lnsp. Antony
in Schlcitstadt ist der ( har. als Brt. mit dem per Söul. Range eines
Rate* IV Kl. verliehen,
Der Mar -Garn Bauiitsp Brt. Hageo ist z. Mar -Int - u. Brt ,
der Mar -Bmstr. S c h i r ni e r z. Mar. -Brt. für Schiffb. und die Mar-
Bftir Sieg uud S a I f e I d sind zu Mar -Masch -Brnstrn. ernannt
Preuflen. Dem Geh Keg.-Rat Prof Otzeo, Präs der Akademie
der Künste in Berlin ist der Rote Adler -Oiden II. Kl verliehen.
Der Mel.-Bauinsp. Brt- D e n e c k e in Marienwerder ist 1. Reg •
D. Brt- ernannt. — Der Reg.- u- Brt. Kentein ist von Manen-
werder nac h Liegnitz versetzt.
Dem Eisenb -Bau- u. Betr.-lnsp. a. D. v. Beyer in Pose» ist
der Char, als Kgl. Brt verlieben.
Vernetzt sind : Der Eisenb -Bau- u. Betr.-lnsp. Barth in Mainz
als Vorst d. Eiscnb.-Bauabt- nach Seu8;die Reg.-Bmstr. Henschke
von Berlin narh Osterode i. Pr. und Schocken von Königsberg
nach Naugard. — Zur Beschäftigung fiber wiesen sind die Reg -
Bmstr.: Gehm der Reg. in Stettin, Aefcke und Welz der
Reg. in Schleswig bezw. Stralsund
Die Reg - Bfor. Thend v. L 0 p k c aus Hermannsburg, Artur
Srhroeder aus I-auchstedt und Karl Gerhardt aus Wies-
baden (Hochbfcli.i, — Paul Oiisinn aus Schloßvippach (Waaser-
u. Straflcnblch), — Leop. Sarrazin aus Rotehau» u. Gg. Witt
aus l.öbau (Eiseubfcb.), — Karl Keudcl aus Witten and Olto
Maller aus Vorsfelde (Masch, -Bfch I sind zu Reg -Brostin ernannt.
Den Re^-Bmslrn. Bendixen in Altons, Fei Kröger in
Breslau und biemering in Berlin ist die nachges. Entlass. aus
dem Staatsdienst erteilt.
Eisenb.-Bau- u. Betr -Insp. K r e ke le r in Alienstein Ut gestorben.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. P. In PleO. Die .Leitsätze fOr den Eisenbetonbau',
die vom Verbände deutsch. Aren.- und Ing.-Vereine in Gemein-
schaft mit dem Deutschen Beton-Verein aufgestellt worden sind,
und die neuen .Bestimmungen" des preuO. Minist, d. oflentl, Arbei-
ten geben für die Flage .wie die unvermeidlichen Arbeitsunter-
brechungen zu disponieren sind* deswegen keiue Auskunft, weil
diese Unterbrechungen selbstverständlich so angeordnet werden
müssen, daü darunter der Zusammenhang der Konstruktion und
die Tragfähigkeit nicht leiden. Kein sachverständiger Unternehmer
wild daher Deckenplatten anders als in voller Stärke ohne Unter-
brechung herstellen, sodaB also nur lotrechte Fugen bei Arbeitsanter-
brechunren entstehen Eine in mehreren Lageo mit Arbeitspausen
hergestellte Deckenplatte wurde eine höchst mangelhafte Aus-
führung sein. Ueber die eigentliche Deckenplatte wird nun aber
häufig aus verschiedenen Gründen noch eine Betonschicht aufge-
bracht, die jedoch nicht mittragen soll. Diese wird man nach-
träglich aufbringen dürfen, wenn es natürlich auch besser ist, die
Aufbringung bald nach Fertigstellung der Deckenplatte vorzunehmen,
Ebenso wird man den Zementestrich aus praktischer Rücksicht
spater herstellen. Vielleicht handelte es sich bei den Ihnen vor
schwebenden Ausführungen um solche Deckschichten.
Hrn. E. Sch. In Stoppenberg. Nicht angestellte
im Kommunaldienst mit weniger al> 3000 M. Jahreseinkommen, die
nicht nur im Bureau arbeiten, sondern auch mit der Kontrolle von
Bauten betraut sind, unterliegen ebenfalls der Unfsllvcrsichcrungs-
pflicht nach % 1 des Gew. ■ l'nfallversicherungs-Gesctzcs nach der
Fassung vom 30. Juni 1900 UntcrläGt die Gemeinde die Versiche-
rung, so kann sie bis zur Höhe derjenigen Betrage haftbar gemacht
werden, die der Verletzte aufgrund des Uafallversichcrungs-Geselzes
zu beanspruchen gehabt hätte. Auf weitere Einzelheiten können
wir im Rahmen einer Briefkasten-Beantwortung nicht eingehen. —
Hrn. Fr. M. In Bochum. Wir nennen Ihnen ausnahms-
weise für Rohrposteinrichtungeii in Geschäftshäusern die Firmen
Tflpffer* Schädel, Beilin.BernburKer.tr. ai. Mix St Genest,
Berlin W. Rulowstr. 63-67 und Carl Hauschild, Stralau be.
Berlin, Seeweg. - -
Frage beantwortungen aus dem Leserkreise
Auf die Anfrage 1 an den Leserkreis in No. 58 erwidere ich
folgende»: hingehende Versuche Ober die Herstellung von dekora-
tivem Fassade nputz sind van einer dazu eingesetzten Kommission
am Thorwaldsen- Museuni in Kopenhagen ausgeführt worden Es
sind Mischungen aus fcingepulvertem Zement unrl Farbstoff be-
reitet und mit einer solchen Farbniortel • Mischung anf zweck-
mäßig vorbereitetem Untergrund dekorative Fassudenflichen in
Sgraffito ■ Manier hergestellt worden Ebenso wurden farbige Putz
flächen von guter Haltbarkeit hergestellt durch Anstrich mit einer
Zeinentfarbmi-chung auf den feuchten Untergrund. In beiden Fällen
hat sich daa Kctilei 9che Magnesiafluat gut bewährt, um die Kissc-
bildung im Verputz zu verhüten und um das Ausscheiden von Kalk-
salzen zu verhindern, so das es möglich war, farbige Vcrputzflächen
von tadellosem Aussehen herzustellen Dei ausführliche Bericht
Obel diese Versuche ist erschienen im laufenden Jahrgang der .Bau-
raaterialic-.ikunde- Stuttgart. — Hann Hauenschild.
Inhalt: Krrn
buiicri!. — Jt l.-iirt
ihr su.lr- und llenkni.dfra.-cii i,^.hlut)(_ l'relshe» ei
IVm'-kmI Nachrichten. Hik-I- ui
\>rU| dfr Deutschen Bauiemitlf. 0. in. b. II.. Beilin.
versulwuill. Albtit Hulmiou. B-rlio. Druik voo "
W.II. Grave, I
No 60.
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y^^ffjS^ag AS NEUE G EBÄUDE DER ..LANDWIRT-
' |Fa\ ! SCHAFTLICHEN FEUER VERSICH ERUNGS-
ß «HM» ta GENOSSENSCHAFT IM KÖNIGR. SACHSEN
■ I J IN DRil-D; N V.'IENLl I ! -i; >
l j : ARCHIT. KURT D1ESTEL IN DRESDEN *
ÄS2*WöH=5& INNENRÄUME VOM KAISER-CAFE* * *
= DEUTSCHE BAUZTG. XXXVIII. JAHRG. 190'» N° 6t —
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 6l BERLIN, DEN 30. JULI 1904
Landwirtschaftliche Verwaltungs-Gebäude in Dresden.
Architekt: Kurt Üicstcl in Dresden.
II. Das neue Gebäude der „Landwirtschaftlichen Fcucrvcrsichcrungs-Genosscnschaft im
Königreich Sachsen" in Dresden, aumu ein* Uiidtwiiacr und <k Abiiiidun^o s. sBd u. #1.)
| er Ausführung des hier zur Darstellung «e- noch in künstlerischer Hinsicht zu den einfachsten
brachten Gebäudes ging ein durch die Di- gehört, da sie in sich die Vereinigung sich völlig ent-
rektion der „Landwirtschaftlichen Feuervcr- nebenstehender wirtschaftlicher Momente bedingte,
sicherungs- Genossenschaft im Königreich welche Anspruch erhoben, auch architektonisch zum
Sachsen" ausgeschriebener engerer Weltbe- Ausdruck zu gelangen,
werb vorher, in welchem der Entwurf Diestel's den Der besonders gunstigen Geschäftslage entspre-
I. Preis erhielt. Die Aufgabe hat weder in technischer, chend ist das Erdgeschoß des Gebäudes zumteil für
377
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Läden, zumtcil für ein Cafe? (Kaiser-Caf<?), dessen Haupt-
räumlichkeiten jedoch in das I. Obergeschoß verwie-
sen worden sind, ausgenutzt worden. Im Erdgeschoß
und I, Obergeschoß des Seitenflügels hat die Ver-
waltung der Landw. Feuervcrs.-Gen , in dem II. Ober-
geschoß haben ihr verwandte Institute, wie die I.and-
wirtsch. Berufsgenossenschaft, Landcs-Kulturrat usw.
378
Unterkunft gefunden. Das III. und IV, Obergeschoß
sind zu Wohnungen für Direktoren und Beamte des
Institutes, sowie für den Wirt des Cafes und sein Per-
sonal verwendet worden.
Da die beiden Untergeschosse tektonische Momente
aufweisen, welche in ihrer Ausdrucksweise kaum zu-
sammen zu bringen sind, auch keine Motive bilden,
No. 61.
deren Heraufarbeiten durch die oberen Bauteile an-
gängig erschien, so ist sowohl in Material als Formen-
gebung Ober dem I. Stock ein energischer, wagrechter
Abschluß geschaffen worden, der nur durchbrochen
wird von den aufstrebenden Teilen derjenigen archi-
tektonischen Momente des Erdgeschosses, welche eines-
teils die 3 Ecken des Bauplatzes, andernteils bevor-
zugte Läden- und Caf«5-Eingängc betonen.
So sind auch die beiden Untergeschosse in derbem
krvstallinischem, die natürlichen Bruchflachen zeigen-
den hartem Postaer Sandstein bezw. in Eisen gebildet
worden, wahrend die oberen Geschosse aus hartem,
weißen Cottaer Sandstein bestehen, welcher z. Zt. be-
reits den Absichten des Verfassers zu begegnen be-
ginnt indem er unter dem Einfluß der nahen Eisen-
bahn eine silbergraue Färbung annimmt, die sich bis
ins Graphitfarbene steigern soll. Der in Dresden viel-
fach verwendete gelbe Sandstein nimmt unter dein
Einfluß des Rußes keine gleichmäßige dunklere Farbe
an, sondern erscheint nur beschmutzt
Daß die im IV. Obergeschoß befindlichen Altane
nicht lediglich einer pikanten Gliederung des Gebäudes
dienen, sondern den Wohnungen daselbst einen Vor-
zug verleihen, wie er in der Stadt selten zu erreichen
ist, machen die von ihnen erschlossenen Ausblicke
Ober die Umgebung bis in die Sächsische Schweiz und
das Erzgebirge leicht verständlich.
Ein gewisser Reichtum an Einzelformen, die in-
dessen immer nur Variationen desselben Themas sind,
wurde bedingt durch äußerst ungunstige Licht-
verhältnisse und den Mangel eines bestimmten
Standpunktes für den Beschauer. Zur Erzielung eines
annähernd befriedigenden Eindruckes ist im Atelier
des Architekten an einem Gipsmodell (im Maßstab
i :5o) die Einwirkung der verschiedenen Belcuchtungs-
stadien mittels elektrischen Lichtes ausprobiert und
die Formcngcbung danach korrigiert worden ; ein Ver-
fahren, das nicht genug empfohlen werden kann, so-
bald es sich um Baulichkeiten handelt, deren Haupt-
teile im stumpfen Winkel zu einander stehen und von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang von der Sonne
beleuchtet, zugleich aber dem nivellierenden Einflüsse
des Bodenrcflcxcscines großen Platzes unterworfen sind.
Da das Gebäude, den Zwecken der Landwirt-
schaft dienstbar, auch aus den Mitteln derselben er-
richtet worden ist, so lag es dem Herzen des Archi-
tekten nahe, den großsprecherischen Zug, den ein
fünfstöckiges städtisches Eckhaus an und für sich be-
sitzt, zu dämpfen durch die Begleitung mit einer volks-
tümlichen, gemeinverständlichen Melodie, deren Töne
dem Landmann leicht ins Ohr fallen. Er findet hier
bei einiger Aufmerksamkeit, architektonischen Zwecken
untergeordnet, lauter ihm bekannte nützliche und schäd-
liche Dinge aus seiner alltäglichen Umgebung, aller-
hand Gewächse und Tiere; von der einfachen Korn-
ähre, samt Kornblume bis zum Hamster, dem wach-
samen Hofhund und der lauernden Katze, die auf dem
kupfernen Dachreiter zum Sprung geduckt auf das Lied
des unter ihr singenden Hänflings (in den Zweigen der
runden EcktQrme) lauscht, ist alles dem Landmann wohl
vertraut. Unter dem Balkon der Direktor-Wohnung
hat sich sogar der Schlußstein des darunter liegenden
Fensters in eine fröhliche Schwalbcnfamilie verwandelt
Die Verwendung solcher scheinbar genrehaften
Momente, welche der Architekt als Brücke zwischen
einer höheren Architektur-Auffassung und dem naiven
Kunstverständnis des einfachen Mannes für unumgäng-
lich hielt, bedarf keiner Rechtfertigung im Hinblick
auf ähnliche Vorgänge an den Bauwerken früherer
Jahrhunderte. Daß der kupferne Dachreiter (45™ Ober
Gelände) in einen, von kleinen Schnittern gegen den
Himmel emporgehobenen Korb voll überquellenden
Erntesegens ausklingt, mag als Symbol der Dankbar-
keit des Landmanncs gegenüber dem Himmel gedeutet
werden, der seine Ernte vor Feuersgefahr und ande-
rem Schaden behütet bat.
Eine künstlerische Ausstattung des Inneren hat
nur für die Räume des Cafes Anwendung gefunden
und ist im wesentlichen auf Farbenwirkung zuge-
schnitten worden (siehe die Bildbeilage und die Ab-
bildung Seite 377). Wände und Decken des unteren
Raumes sind in lichtem Blau, mit aufgesetzter weißer
Stuckarbeit, gehalten worden. Die perspektivisch flach
modellierte Wanddekoration der einen Schmalseite
zeigt Weiß auf dunklem Wedge- Wood-Blau (Modelleur
Holbildhauer Roch), das Holzwcrk zeigt australi-
sches Red- Wood im Naturton (Hoftischler Udluft &
Hartmann), die äußerst einfach gehaltenen Stoffe und
Möbelbezüge sind in der Hauptsache heliotropfarben.
Die Möbel sind aus blau lasiertem Buchenholz gefertigt,
die Tischplatten aus gelbem Veronescr Marmor. Das
reichlich verwendete Treibwerk in Messing rührt vom
Kunstschlosser Max Großmann her.
Das untere Lokal, welches ein eigenes Büfett be-
sitzt, ist mit dem Hauptlokal im 1. Obergeschoß durch
eine breite geschwungene Treppe, welche auf einem
Mittelpodest eine viel benutzte, sehr intim gehaltene
Loge zeigt, verbunden. Auch das obere Lokal, dessen
sämtliche Schiebefenster auf einen geräumigen, etwa
100 Personen fassenden Balkon hinausgehen, ist vor-
wiegend auf große Farbenwirkung abgestimmt. Die
außerordentliche Unregelmäßigkeit des Grundrisses
gerade in diesem Geschoß führte dazu, Decken und
Wände in eine Farbe zusammenzuziehen, deren
warmes Gelb in Gegensatz gebracht ist zu dem lichten
Blau des etwa 2 * hohen , in Erlenholz und Cotten-
Wood gefeitigten Lambries, dessen leicht gehaltene
Schnitzereien auf dunkelroten Grund gesetzt sind. Ein
Spielzimmer (weiß lackiertes Holzwerk, heliotropfarbene
Stofftapete, weißer Marmorkamin mit reich getriebenem
Messinggittcr) schließt sich dem großen Cafcsaal an.
Das Holzwerk auch des oberen Lokales ist von Udluft
& Hartmann gefertigt, die Mcssingschmicdcarbciten
sind aus der Kunstschlosserei von Böhme & Hennen,
sämtliche Beleuchtungskörper von Seifert & Ko. in
Dresden. Die Heizung des gesamten Hauses, sowie die
Lüftungsanlage für das Cafe (Ucberdruck) sind durch
die Firma Richard Dörfel in Kirchberg geschaffen
worden. Die umfangreichen Modcllarbcitcn des Acuße-
ren sind gefertigt von Hofbildhauer Roch, Bildhauer
Hasenohr, Bildh. Reinhold König, welcher auch die
Stuckarbeiten in Quetschtechnik des oberen Cafesaales
gefertigt hat Sämtliche Zwischendecken sind massiv
Hergestellt aus I-Trägern mit eingeschobenen Konsol-
zcmcntdiclcn und darunter gezogener Rabitzdcckc.
Die Gesamtkosten des Baues, einschl. der Bureau-
Einrichtungen, betrugen etwa 900000 M., also bei
25000 <hm Gebäude rd. 35,70 M. für das rhm umbauten
Raumes. Die Bauzeit des Gebäudes hat einschl. des
Abbruches eines auf der Baustelle stehenden Hauses
wenig über 1 Jahr betragen. Die Gründungsarbeilen
wurden durch die Spuren eines alten Flußlaufes, in wel-
chem sich noch Reste französischer Soldaten aus der
Schlacht bei Dresden fanden, wesentlich erschwert. -
Weitere Fortschritte in der Verbesseruni
ie ernst man es in Hamburg mit der Verbesserung
der Wohnungsverhältnisse nimmt, zeigt ein neuer
Antrag des Senates bei der Bürgerschaft zur Mit-
enehmigung einer Summe von 9,5 Mill. M., um die im
ahrc iqoo begonnene Sanierung des in der Nahe des
lafens belegenen Bezirkes fortsetzen zu können, sowie die
Genehmigung dieses Antrages seitens der Bürgerschaft in
der Sitzung vom 6. Juli d, J.
Bevor wir zur Besprechung dieses nunmehr zur Aus-
führung bestimmten Planes zur weiteren Verbesserung
30. Juli .904.
der Wohnungsverhaltnisse in Hamburg.
der Wohnungsverhältnisse in der Hafengegcnd übersehen,
verweisen wir auf den in No. 4a Jahrg 1000 der „lMseh.
Bauzeitung" enthaltenen Aufsatz: Die Fortschritte für
die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse in
Hamburg. Für diejenigen Leser aber, welche cticse
Nummer nicht zur Hand haben, sei kurz das Nachstehende
erwähnt.
Nachdem man 1892 in Hamburs; erkannt hatte, tlaß
die meisten Opfer der damals wütenden Choteraepidetme
ungesunde und schmutzige Wohnungen inne gehabt, wurde
379
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von Senat und Bürgerschaft beschlossen, die ungesunden
Wohnungen möglichst zu beseitigen, dabei aber zugleich
tunlichst für den Aufbau gesunder Wohnungen Sorge zu
tragen. Zur Ausführung dieser Beschlüsse wurde eine
Kommission eingesetzt, welche nach Prüfung der Ver-
hältnisse 3 Bezirke als besonders verbesserungsfähig be-
zeichnete und von diesen den in der Nähe des Hafens
belegenen, im Wesentlichen die südliche Neustadt um-
fassenden Bezirk in erster Linie zur Berücksichtigung
empfahl, da hier wegen der sehr engen (3,3—3.5 m) Gange
und llöie, der z.T. sehr mangelhaften Wohnungen und
westlichen, von F.ichholz, Schaarmarkt, Neuerweg, Vor-
setzen und Johannisbollwerk umschlossenen Teil des Be-
zirkes ins Auge zu fassen und es wurden zum Ankauf und
zur Nicderlegung bezw. zum Umbau der Häuser, zur Auf-
hellung und zur Anlegung von Straßen in diesem Be-
zirk seitens der Behörden im lahre 1900 7 Mill. M. be-
willigt, in dem beigegebenen Plane sind diese Bezirke
mit I, II, III und IV bezeichnet.
Die oben genannte Kommission hatte in der Zwischen-
zeit in Gemeinschaft mit der 1894 neu geschaffenen Woh-
nungspflege-Behörde veranlaßt, daUz wischen I lafen, Miliern-
Das Geblude der „Landwirtschaftlichen Fcuerrerslcherungi-Genosscnschait im Königreich Sachsen"
Architekt: Kurt Dicitel in Drendcn.
In Dresden.
der tiefen Lage der Straßen ganz besondere l'ebeUländc
vorherrschend seien und bei nochwwaentindeii der Klbe
L'eberschwemmungen bis über 3 ra Höhe stattfanden. Die-
ser in Vorschlag gebrachte Bezirk wird begrenzt von den
Straßen Kraienkamp, Hohlerwcg. Schaarmarkt, Kichholz,
Beim Hafentor, Johannisbollwerk, erste und zweite Vor-
setze, Stubbenhuk, Herrengraben und Teilfcld. Da aber
ein so großer Sladtteil mit Rücksieht auf die Unterbrin-
gung seiner Bewohner, nicht auf einmal aburrissrn wer-
den kann, so wurde s. Zt. beschlossen, vorläufig nur den
38o
und Holstentor ein Teil der Stadtwällc niedergelegt und
eine ganze Anzahl dort befindlicher ungesunder Wohnun-
gen abgerissen und auf dir-e Weise ein ausgedehntes Ge-
lände lur gesunde neue Wohnungen gesehaffen wurde.
Die Bautätigkeit auf dem Gebiete der Wohnungen
für sog. kleine Leute im Preise bis zu i-iyj M. hatte aber
inzwischen mit Rücksicht auf die ungünstigen sozialen
Verhältnisse außerordentlich nachgelassen, und da außer-
dem die vermehrie Nachfrage eine Mietesteigerung solcher
Wohnungen zur Folge hatte, so drohte geradezu ein Mangel
No. 61.
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an kleinen Wohnungen zu entstehen. Um dieser Gefahr
nun zu rntgehen und um zum Bau solcher Wohnungen
anzureizen, bewilligten Senat und Bürgerschaft die weitere
Summe von 1,2 MOL M. zu Darlehen für den Bau kleiner
Wohnungen unter günstigen Bedingungen; außerdem wur-
den einige Erleichterungen in baupolizeilicher Hinsicht bei
dem Bau dieser Wohnunccn gewährt.
Auf diese Weise wurden die in dem Stadtplan mit A
und B bezeichneten, zwischen Hafen und Millerntor be-
legenen Plätze von 3150 bezw. 1700 <lm Größe dem Vor-
stande der Allgemeinen deutschen Schif f szimme-
rer-Genos-enschaft (ti. m b. II.) und ferner zwischen
Millcrn- und Holstentor ein Platz von 3500 'i"> der Ver-
waltung der Abraham Philipp Schuldt-Stiflung unter
der Bedingung käuflich überlassen, hier nur Wohnungen
zwischen 100 und 370 M. zu erbauen und eine bestimmte
Anzahl dieser Wohnungen für die Bewohner freizuhalten,
welche durch Nicderlegung der Häuser aus dem oben be-
nannten Bezirk vertrieben werden muliten.
Nachdem nun die Umgestaltung dieses Bezirkes fast
vollendet und, wie oben bemerkt, weitere Mittel zur Fort-
setzung solcher Arbeiten bewilligt sind, dürfte es wohl
von allgemeinem Interesse sein, etwas über den Verlauf
des Umbaues und der dabei vorgekommenen Urnstände
zu erfahren.
Um die wirtschaftlichen Nachteile für die Gesehäfts-
treibenden in dem niederzureißenden Gebiet möglichst 211
mildern , um ferner die mit der Ausführung der ganzen
Umgestaltung des Bezirkes verbundenen unvermeidbaren
Verkehrsstörungen auf das geringste Mali zu beschränken,
und um endlieh stets nur so viele Wohnungen in der Nähe
des Hafens zu beseitigen, als das für den zweckdienlichen
Fortgang der Umgcstaltungsarhcitcn unbedingt notwendig
war, wurde mit den Abbruch»arbcitcn schrittweise und
zuerst mit dem im Plane mit I bezeichneten Teile be-
gonnen, weil hier der ehemalige, dem Staate gehörige
Schlachthof lag. Immerhin mußten am 1. April 1001 aus
dieser Abteilung 456 Famiii« n mit 1733 Familienangehörigen
und 149 Einlogicrcrn, also zusammen 1882 Personen, ent-
fernt weiden In den neu erbauten Häusern der Schiffs-
zimmcrcr-Licnosscnschaft konnten nur 14s Familien eine
Wohnung erhalten, gleichwohl kamen alle Personen unter,
indem der größte Teil derselben in der benachbarten
I lafengegend sich verteilte und nur 138 Familien in andere
Stadtteile verzogen. Freilich mußten 20 Familien mit
etwa 120 Köpfen zeitweilig in noch stehen gelassenen
Cholera-Baracken von iH'ti untertjehrailit werden. Diese
Leute waren aber zum größten Teil unberechtigter Weise
aus anderen Stadtteilen in die schon geräumten Woh-
nungen des Abbruchviertels der Abt. I heimlich eingezogen.
38»
Um nun zu erreichen, daß auf dem freigelegten Teile
der Abt. I baldmöglichst an den neu angelegten Straßen
auch neue Häuser erbaut würden, nahm man zuerst da-
von Abstand, für das ganze Gebiet beschränkende Be-
dingungen bezüglich der Größe der zu erbauenden Woh-
nungen aufzuerlegen. Es sind aller dann später bei dem
Verkauf von Bauplätzen außer den bau- und gesundheits-
polizeilichcn Vorschriften noch du' Bedingungen gestellt
worden, daß 1. die Obergeschesse zu kleinen Wohnungen
eingerichtet werden müssen, welche nicht größer als 50 q™
Fläche und nicht mehr als 2 Zimmer und Küche mit Zu-
behör enthalten dürfen (nur in jedem Obergeschoß der
Eckhäuser darf je 1 Wohnung mit 3 Zimmern und Küche
mit Zubehör bis zu oon" Grundfläche eingerichiel weiden);
2. daß sämtliche Wohnungen einzeln und nur an eine Fa-
milie zu vermieten sind; Aftervermietungen einzelner
Teile der Wohnungen an nicht zur Familie des Wohnungs-
lnhabers gehörige Personen sind unzulässig.
Als dann im folgenden Jahre die in Abteilung II
wohnenden etwa 1800 Personen ausziehen mußten, war
für etwa s/j derselben Platz in den neu erbauten Häusern
in der neu angelegten Rambach-, Reimaruv und Dilmar-
Koelstraüe vorhanden, während ein Teil des Restes in
den Wohnungen der Philipp
Schuld-Stiftung unterkam und
der andere Teil desselben
nach anderen Stadtteilen ver-
zog. Aehnlich ging es später
mit den Einwohnern der Ab-
teilung III und IV, da in-
zwischen in den neu ange-
legten Straßen rasch neue
Häuser erbaut wurden, an-
derseits auch die von dem
Staate umgebauten Wohn-
häuser mehr und mehr fertig
und wiederbeziehbarwurden.
Inbetrcff des finanziellen
Ergebnisses der An- und Ver-
käufe in dem Sanierungsge-
biet der südwestlichen Neu-
stadt wird in dem Bericht
der Kommission angegeben,
daß bis zum [. April 1904
im ganzen rd. 29 000 1"1 für
6 860 000 M. angekauft waren
und der Ankauf von zwei
Grundstücken ausstand. Ver-
kauft waren dagegen bis zu
dem genannten Zeitpunkt
an unbebauten Grundstücken
rd. 20 130 <\m für 2 409 900 M.
und an bebauten Grund-
stücken 5oo'i"> für 208000M.,
oder zusammen 20 630 <tm für
2 61 7 900 M. ; es betragen also
die Mehrausgaben 4 248 100M.
Rechnet man, daß die noch
nicht verkauften Grundstücke
einen Ueberschuß von 300000
M. über die noch zu erwer-
benden 2 Grundstücke geben
werden und berücksichtigt man anderseits die etwa 1,7
Mill. M. betragenden Straßenbaukosten und Entschädigun-
gen, so werden sich die gesamten Kosten der Umwandc-
lung dieses Bezirkes nach Abzug der Einnahmen für den
Erlös der verkauften Plätze auf rd. 5,7 Mill. M. stellen.
Der Durchschnittspreis bei den bisher verkauften
Plätzen ergab sich zu 126,88 M. für 1 <\<°, der Ankaufspreis
dagegen durchschnittlich auf je 228,96 M. Das Ergebnis
würde sich noch erheblich ungünstiger stellen, wenn der
dem Staate gehörige ehemalige in Abteilung 1 belegene
Schlachthof hätte mit angekauft werden müssen.
Unter Berücksichtigung dieses Umstände* sind die
Gesamtunkosten der Umgestaltung des ganzen Bezirkes
auf nahezu 7 Mill. M. anzunehmen.
Daß die Ankaufspreise so weit hinter den Verkaufs-
preisen zurückstehen, ist darin begründet, daß bewohnte
Grundstücke mit hohen Mieteertragen angekauft werden
mußten, während man bei dem Verkaut der neuen Bau-
plätze weitgehende bauliche Beschränkungen und auch
lür den zukünftigen Mieteertrag einschneidende Bedin-
gungen stellte. Besonders fühlbar war dieses bei dem
Verkauf derjenigen Plätze, auf denen die Obergeschosse
nur kleine Wohnungen enthalten dürfen.
Da nun die Abteilung IV des westlichen 'Teiles zur
Umgestaltung der Wohnungsvcrhältttissc noch im Laufe
dieses Sommers umgebaut und wieder bewohnbar herge-
stellt wird, so war die jetzt erfolgte Geldbewilligung er-
X- 61
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forderlich, wenn nicht ein Stillstand in den begonnenen
Sanierungsarbeilen eintreten sollte.
Bei Ausarbeitung der Vorschläge für den östlichen
Teil der südlichen Neustadt bestand die nächste Aufgabe
in der Aufstellung eines geeigneten Bebauungsplanes, bei
welchem neben der Niederlegung der sanierungsbedürf-
tigen Wohnviertel, auch die Interessen des Verkehre»
durch die zweckmäßige Aufschlicßung des höchst unregel-
mäßig bebauten Bezirkes mittels neuer Straßenzüge im
Auge zu behalten waren.
Bei Ausarbeitung des Bebauungsplanes war in erster
Linie erforderlich, die neuen Straßen so zu legen, daß
sie sich den im westlichen Teile neu hergestellten Straßen-
zügen gut anschließen; ferner mußte die Aufschlicßung
unter möglichster Schonung der in sanitärer Hinsicht nicht
zu beanstandenden Hausergruppen geschehen ; gleichzeitig
mußte dieselbe aber auch allen baupolizeilichen und hygie-
nischen Anforderungen gerecht werden.
Unter diesen Gesichtspunkten ist der in unserem Plane
ersichtliche Bebauungsplan entstanden und genehmigt wor-
den. In der Verlängerung der neu angelegten Ditmar-
Koelstraße wird ein neuer 17™ breiter Straßenzug nach
der über das Herrengrabenfielh führenden Pulverturm-
Brücke eingelegt, mit einer ebenso breiten Abzweigung
nach der Fastorer straße. Hierdurch wird man aus dem
Mittelpunkte der Stadt auf kürzestem Wege nach der
St. Pauli - Landungsbrückc gelangen können, was dem
schon seit langer Zeit allgemein gefühlten Bedürfnisse
entspricht. Eine zweite Verbindung nach öem Osten wird
vom Schaarmarkl aus durch die auf 17 °> Bieite anzu-
legende Straße nach dem Schaartor geschaffen. Eine für
den Verkehr sehr wichtige Ergänzung wird ferner dutch
die Ticferlegung und Verbreiterung de» Kraienkamp aut
17 ■ hergestellt, weil hierdurch eine bequeme Verbindung
mit Steigungen von nur 1 : 40 aus der GeschäfLsstadt mit
dem oberen Teile von St. Pauli erreicht wird.
Die Durchlegung dieser drei Hauptvcrkchrszügc vom
Westen nach dem Osten gestattet es, die im übrigen
noch erforderliche Aufschlicßung des Bezirkes, sowohl
nach dem Norden wie nach dem Süden, durch eine
Reihe von Lokalstraßen von 12 ™ Breite zu bewirken. Die
Straße Brauerknechtsgraben, welche ihrer Ugc nach
ebenfalls den Charakter einer I.okalstraÖe behalt, soll
zwar auf 9,20" gehoben werden, eine Verbreiterung
auf 12 m soll aber durch Auferlegung einer Baulinic
an der Nordseite der späteren Zeit vorbehalten blei-
ben. Außer den schon genannten Straßen werden auch
alle übrigen Straßen, soweit nicht die natürliche Lage
diese Höhe schon hat. selbstverständlich auf die sturm-
flutfreic Höhe von -f-Q.20« gehoben. Als eine notwen-
dige Ergänzung der Wohnungs- Verbesserung dieses Be-
zirkes ist sodann die Hebung der Straßen Stubbenhuk und
Herrengraben auf die sturmfluifrcie Höhe von 4-o,3o»
vorgesehen. Ks müssen also alle tiefliegenden Keller be-
seitigt, die Sielanschlüssc umgebaut bezw. mit Rückstau-
Verschlüssen versehen und auch im L'ebrigen die Häuser
den hoher gelegten Straßen angepaßt werden. Alle diese
Arbeiten werden staatsseitig ausgeführt. Ebenso ist die
allmähliche Höhcrlcgung der Mauser an den Vorsetzen,
am Baumwall, Steinhftft und Schaartor erforderlich, so
weit sie nicht schon jetzt der hohen Lage angepaßt sind.
Es soll dieses aber der Zukunft überlassen bleiben, da
ein Gesetz schon ;ctzt diese I löhe bei Um- bezw. Neu-
bauten dort vorschreibt.
Bezüglich der Kosten der Durchführung der ganzen
Umgestaltung und des Straßen- und Bebauungsplanes ist
zu bemerken, daß die für den Grunderwerb und für die
Entschädigungen erforderlichen Aufwendungen, unter Zu-
grundelegung der im westlichen Teile gemachten Erfah-
rungen, auf etwa 12825000 M. zu schätzen sind, während
der bei dem Wiederverkauf zu erwartende Erlös sich
etwa aut 5 Mill. M. belaufen wird. Da ferner die eigent-
lichen baulichen Ausführungen, die Aufhöhung der Straßen
und Bauplatze, die Lcilungsanlagcn, die Neupflasterungen,
sowie die staatsseitig auszuführenden Unibauten der Häu-
ser u. dcrgl. m. auf zusammen 1529400 M. veranschlagt
sind, so stellen sich die Gesamtausgaben der ganzen Um-
gestaltung voraussichtlich auf annähernd 9.5 Mill. M., wie
beantragt und bewilligt.
Um nun die wirtschaftlichen Verhältnisse de» Bezirkes
nicht allzusehr zu schadigen, soll ahnlich, wie bei der
Umgestaltung des westlichen Teiles schrittweise in 5 Ab-
teilungen mit dem Abbruch und mit der Aufhöhung vor-
gegangen werden und da zur Fertigstellung jeder der
5 Abteilungen etwa l1;,— 2 Jahre erforderlich sein wer-
den, so dürfte die Umgestaltung und Fertigstellung des
gesamten Bezirkes wohl einen Zeitraum von 9 10 Jahren
in Anspruch nehmen. —
Straßenbahn- 1
öfS^l ie Annehmlichkeiten der asphaltierten Straßen kehren
B Mi sich für die Sladtbauverwaltungcn leient zu Unan-
**-=™ nehmlichkeiten um. sobald in den Fahrbahnen un-
genügend unterbettetc und durch elektrischen Bctrico stark
in Anspruch genommene Straßen- eder Kleinbahngleise
liegen. Mit Schwingungen der Schienen treten Zerstörun-
gen, Zerbröckelungen des Asphaltes entlang derselben ein,
die bald solchen Umfang annehmen, daß in wenigen Mo-
naten nach Fertigstellung der Asphaiifahrbahn namentlich
in Weichen, Kurvenstrecken und an den Schienenstößen
Reparaturen fallig werden, über deren Kostenliagung zwi-
schen Asphaltfirmen, Straßenbahn- Verwaltung und Tiefbau-
Amt erhebliche Meinungsverschiedenheiten eintreten kön-
nen. Bei mit Steinen geplenterten Sirallen k< mmt es
namentlich in Gleiskurven vor, daß infolge lockerer Schie-
nenlage und Senkungen im Glc sc die Befestigung zerfällt,
indem das sich ansammelnde Wasser die HIasicrfugcn
auswäscht und die Steine zu tanzen anfangen.
Diesen Mängeln in der Straßenbefestigung vorzu-
beugen, sind in technischen Zcitschrif cn schon viele
Maßregeln vorgeschlagen und empfohlen worden, r hnc
daß es den Sladtbauverwaltungcn gelungen wäre, mit
ihrer Anwendung durchgehende Erfolge zu erzielen Es
dürfte daher immer noch angebracht sein, weitere Er-
fahrungen, welche auf diesem Gebiete gemacht worden
sind, in der Absieht zur allgemeinen Kenntnis zu bringen,
zur Lösung dieser Frage beizutragen und zur Prüfung
besonderer Verfahren an anderen Orten anzuregen.
In Düsseldorf werden die Planien der zu asphaltieren-
den Straßen in voller Fahrdammbreitc mit Dampfwalzen
befahren, um den etwa durch Herstellung von Kanal- und
anderen Anschlußlritungen aufgelockerten Boden zusam-
men zu drücken. Hierauf wird in Bieite des Gleiskörpers
der Packtagekoffer ausgehoben und mit Kuhrkohlcnsand-
stein 20«'»' stark ausgesetzt, mit Grohkies6 -7 ■ "> stark ein-
gedeckt und diese Vcrstcinung wiederum mit einer 18 1
schweren Dampfwalze eingeebnet Das Gleisvorstreeken
geschieht unter Benutzung von Holzkcilunterlagen. um die
Schiencnköpfc mit der Fahrbahnebene profilgemäß zu ver-
gleichen. Das Slopfen geschieht mit Kicsbcton 1 : .4 ge-
mischt, 7"n stark. Der Stopfung folgt die Bclonkolonne
SQ. Juli 1904.
rad Pflasterbau.
unmittelbar, um die Schiene und den Stopfbeton, ehe
dieser abbindet, mit Beton gleicher Güte zu umhüllen, so-
daßder Schienenkopf nur noch auf Asphaltstärke frei heraus-
sieht. Diese unmittelbare Einhüllung befördert die innige
Verbindung zwischen demStopfbet.in und dem anschließen-
den Streifen der Asphalt-Unterbetlung, welche das Sehienon-
profil fest umklammern und verhindert jedes Abheben des
Schienenfußes vom unterstopften Beton.d.h das Schwingen
unterden rollenden Rädern. Die übrigen Gleis- und Fahrhahn-
streifen weiden mit Mischung 1 igulsUnterlagefOrdenAsphalt
in unmittelbarer Folge ausbetoniert . worauf «las Asphal-
tieren nach genügender Erhärtung der Unterlage beginnt.
Wenn schon diese vorbeschriebenen Arbeiten mit tun-
lichster Sorgfalt ausgeführt werden, so wird aber noch
besonders darauf geachtet, daß das Stopfen und Einfüllen
der Schienen nichl während deren Ausdehnung unter
hochstehender Sonne geschieht, da bei Zurückgehen der
Temperatur, namentlich in Kurven, Verschiebungen des
Gleises von schädlichem Einflüsse sind.
Die in vorbeschriebencr Weise asphaltierten Straßen
haben sich um so besser, einzelne fast tadellos gut ge-
halten, je länger dieBauverwallung vermochte. dcnStraßcn-
bahnbetrieb von den neugehauten Gleisen fern zu halten.
Die Tonhallenstraße hat z B. nach 6 iahrigem Betriebe
der Straßenbahn und unter starkem Wagenverke hr noch
keine Reparaturen erfahren, die durch Schienenlockerun-
gen erforderlich geworden wären.
Vorzüglich hält sich auch der seit Jahresfrist in Ver-
kehr genommene t.3 lange Zug der Blumen- und Bi--
marckstrafle, welcher zwischen Coi'neliusplalz und llaiipT-
bahnhof den lebhaftesten Verkehr vermittelt. Aelmlich
gute Ergebnisse liegen auf «Irr Grufenberger Chaussee: und
Mühiensirnßc seil ^ Jahren vor Die genannten Ulcise-
strecken sind 4 5 Wochen nach Beendung der Betonie-
rungen teilweise t b spater erstmalig hHahren worden.' I
Bei der Wahl der Befestigung wird allerdings vorher
sorgfältig zu prüfen sein, ob der Untergrund einer -Strafe
zur Aufnahme schwer in Anspruch zu nehmender .Sehic
nengleisc mit Aspludtierung des begleitenden 1- atn<lan,n,cs
A. ,;r , y ., , ... ,|,. r ,V f..,. -n !r,- 1 V ,,-.'..•'.. l:i,,.r,r
t'/l»l.T. rn>. ..va. U.-S« .mi.K.J,-.i<l!vt.-k«hl -irtt f^ad« ,lir -""'»» l.-, .KLri'..
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geeignet ist. In Düsseldorf i-t einwandfrei fcstgcsielll,
daß Gleise wir Asphalticrung Ober dem gewachsenen
Untergrund der Bastionen der vormaligen Befestigungs-
werke besser Stand halten, als auf 8 m hoch vor 100 Jahren
aufgefüllten Wallgrabenstreckcn.
Ein weiteres Gebot der Vorsicht besteht darin, in zu
asphaltierenden Straßen niemals Schienen neu zu ver-
legen, welche aus vorher befahrenen, abgebrochenen
Gleisen stammen, selbst wenn sie schweren, neueren
Profil* sind, weil die Vcrlaschungen in den Stößen nicht
wieder so festsitzend hergestellt werden können, wie bei
neuem Obcrbaumalerial.
Von wesentlichstem Einfluß ist auch die Trocken-
haltung der Asphaltflachen innerhalb der Gleise und ent-
lang den Schienen, damit nicht Wasser und Pferdejauche
in etwa auftretende Risse eindringen. Das Wasser zer-
stört in Verbindung mit Frost erst den Asphalt entlang
den Schienen, sodann zerfriert der Beton und die Aut-
lösung der ganzen Befestigung ist die Folge. Es empfiehlt
sich daher, in allen Tiefpunkten und Weichen, Stellkastcn
usw.. KanalanschlQs.se für die Gleisentw.lsscrung anzulegen.
Trotz dieser günstigen Erfahrungen ist vom hiesigen
Tiefbauanu auch eine I lolzeinsautnung der Schienen ver-
sucht worden. Die Ausführung ist nach beistehendem
In Steinpflaster ist das Glcis-Gründungsverfahren ge-
nau dasselbe. Nur wird das Stopfen der Schienen nicht
mehr mit Beton, sundern mit Basalifeinschrot oder Hütten-
schlackenschrot gemischt mit scharfem Kies, etwas ange-
feuchtet, ausgeführt Der Aufbruch älterer, mit Beton ge-
stopfter Gleise hat dessen Zerstörung ergeben, wahrend
der Schrot bei guter Gleisentwasserung und unter Pflaster-
fugenschluß unverwüstlich ist. Um den Pflastersteinen
entlang den Schienen festen Sitz zu geben und ihr Unter-
kriechen unter den Schienenkopf zu verhindern, werden
die Schienenstege mit hartgebrannten Tonplattchen aus-
gesetzt, welche am Orte als Spezialitat gebrannt werden.
Diese Plattchen sind rammschlagfest und frostsicher, da
sie kein Wasser aufnehmen. Die Pflastersteine werden im
Querverband und nicht als Efluferschichtcn angesetzt und
mit Asphaltkitt (Pflasterkitt) gedichtet.
Zur Konservierung der Befestigungen an den Slöflen
der Schienen, die glatt geschnitten, ohne Temperaturspalt
verlegt werden, sind hinsichtlich der Wasserfernhaltung
weitere Versuche in Vorschlag gebracht, die der Fest-
legung der Schienenstöße noch besseren Bestand zu ver-
leihen geeignet sein werden.
Die Äußerlichen Wahrnehmungen an den Befestigun-
gen der mit Gleisen belegten Fahrbahnen nach vorstehen-
der Bauweise ha-
ben in Messungen
Bestätigung gefun-
den, welche mit
Hilfe eines beson-
ders konstruierten
Schienenbicgungs -
^^TT—T-«^- I*"— f^^* ■ •' *"|
m
wm
Ouerprofil mit Hartholz in der Weise geschehen, daß gleich-
große Klötze dem Schienenprofil entsprechend ausgeklinkt,
auf den erhärteten Beton, mit Bitumen bestrichen, ge-
schlossen aneinander gesetzt und darauf von Stampf-
asphalt eingeschlossen wurden. Diese Ausführung hat sich
seit Jahresfrist in einer Kurve tadellos bewährt.
den. Bei den neu-
gebauten Gleisen zeigt der Apparat nur ein Zittern des
Schienenmateriales von ganz geringem Ausschlag, wah-
rend die Messungen an älteren, weniger sorgfaltig herge-
stellten Gleisen Durchbiegungen in einem Grade ergeben,
welche Zerstörungen der Fahrbahn nicht wundernehmen
lassen.
G. Th.
Preisbewerbungen.
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
eine Bismarcksaule schreibt der Bismarckaus-chuss der
Darmstädter Studentenschaft zum t. Nov. 1904 aus. Die
Säule wird sich auf dem Dommersbcrg, einem steilen
Hügel südlich von Darmstadt, erheben: der Berg ist an
den Abhängen bewaldet und besitzt oben ein Plateau.
Der obere Teil der Säule ist mit einer bequem zu be-
dienenden Feuerschale, sowie mit einer Plattform oder
einem Kundgang zu versehen, die die Möglichkeit hielen,
die Fernsicht zu genielien. Sonst ist die Gestaltung des
Aufhaue* völlig freigestellt. Vor der Säule ist eine Platz-
fläche von etwa 1000 'l'n zu planen mit einem Feuerherd,
in den bei studentischen Aufzügen die Fackeln geworfen
werden sollen. Zu den Preisrichtern gehören die Hrn.
Hofmann, Pützer, Wallte und Wickop in Darmstadl.
Unterlagen von dem Rektorat der Technischen Hoch-
schule zu Darmstadt.
Wettbewerb Bebauungsplan Potsdam. Die Stadt Pots-
dam, die zurzeit 60000 Einwohner zählt, befindet sich in
nur langsamer Entwicklung, die jedoch durch allmählige
Schaffung günstigerer Vorbedingungen gesteigert werden
soll. Zu diesem Zweck soll zunächst für den westlichen
Teil der in ihrer Entwicklung am meisten vorgr-chrittenen
Brandenburger Vorstadt ein Bebauungsplan auf dem Wege
des öffentlichen Wettbewerbe* gewonnen werden. Das
infrage kommende Cef lüde hat den Charakter einer mit
Handelsgärtnercien durchzogenen Feldflur und wird in
der Große von etwa 190^-' begrenzt durch den kgl Park
zu L'harlottenhof, durch den Sehafgraben, durch die Havel
und durch die Grenzen der Pirschheidc und des Wild-
parkes. Besondere Aufmerksamkeit beanspruchen die
Eisenbahnvcrhaltnisse, tiber die ausführliche Angaben Ge-
macht sind. In gleicher Wei*c ausführlich sind die Wünsche
aufgezählt, welche als praktische Gesichtspunkte für die
Bcbauungscnlwürfe IU gelten haben. Die Straßenbreiten
können zwischen 25 und 15,3 m wechseln; auf die Anlage
von Vorgärten ist besonders Rücksicht zu nehmen, l'ebcr
öffentliche Plätze, öffentliche Gebäude, gewerbliche An-
lagen usw. sind weitgehende Angaben gemacht. Dem Er-
werb nicht preisgekrönter Entwürfe ifür welche Summe?)
„kann gegebenenfalls naher getreten werden". Die Stadt
übernimmt aber keinerlei Verpflichtuni;, irgend einen der
preisgekrönten Entwürfe dem zur Ausführung bestimmten
Bebauungsplane zugrunde zu legen, f ür das Preisgericht
werden Namen noch nicht genannt; es ist nur gc-agl, daß
3*4
es bestehen soll aus dem Oberbürgermeister der Stadt
Potsdam oder dessen Stellvertreter, aus dem Stadtver-
ordneten-Vorsteher zu Potsdam oder dessen Stellvertreter,
dem Stadtbaurat zu Potsdam, einem bautechnischen Mil-
glicde der kgl. Regierung zu Potsdam und 3 Mitgliedern
de* mit der Beratung des Bebauungsplanes betrauten ge-
mischten Ausschusses. Es ist anzunehmen, daß in diesem
Preisgericht die Fachleute die Mehrzahl bilden werden
und daß die Namen derselben recht bald genannt werden.
Die Unterlagen sind gut vorbereitet —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. L. In Prenzlau. ' .nhenholz i-t dem Kiefernholz zu
Brucken- und Wasserbauten mindesten* als gleichwertig tu er-
achten Ks ist chrr beständiger, sowohl im trocknen als im Wasser
mit Rücksicht auf seinen hohen Harzgchall Es hat eine erheblich
höhere Druckfestigkeit und eine doppelt so hohe Biegungsfestigkeit,
als die anderen deutschen Nadelhölzer. Wenn es als Bauholz bei
uns weniger bekannt ist. so liegt das wohl z. T daran, daü es in
entsprechenden z\bm«s*ungcn nicht so leicht zu haben ist, wie
Kiefernholz —
Hrn. G. W. In Barr 1. E. Ihre Anfrage ist nicht ganz ver-
Mtaajlich. Wollen Sic nur wissen, ob Ähnliche Ausführungen schon
gemacht sind und ihren Zweck erfüllen, oder wollen Sie nähere
Angaben Ober die Konstruktion .' Letztere» ist im Rahmen des
- Frage kann bejaht -
Briefkastens nicht möglich. Die erste Fra
l),e Decke ist, um das Dach nicht unnötig
oder Drahlziegeideekc auszuführen. Am <
sie Sil
der ohnehin erforderlichen Spann- und Hangcstangc de» W< llblcch-
ilachc» aufgehängt, —
Hrn. S. E. In H. Aus dem vorletzten Salze Ihre» Btiefes
kann der Schlufl gezogen werden, dau Sie nicht ge werbdllilBiger
l'nlcrnehmer sind, sondern die Albeilen nur ausnahmsweise, auf
besonderen Wunsch des Bauherrn, in (".cucraluntcrnchniurg uber-
nnmmm haben. Für den l all, dafl in dieser Voraussetzung in dem
Voranschlag eine be»nndere Position für .architektonische Aibeiten"
nii ht aufgeführt war, hallen wir Sie Ifta berechtigt, ein Honorar
als Architekt in Anrechnung zu bringen. Im übrigen lallt sich hier
ohne Kenntnis der Km/illicilcn kein zutreffende» Urteil fallen.
Ander» Ilgen die Verhältnisse , wenn Sic Unternehmer in regel-
mäßigem Beruf waren. Dann konnte Ihnen u. l'mst, eine Honorar-
lorderung lilr architektonische Leistungen, über die eine vorherige
Vereinbarung nicht stattgefunden hat, mit Krfnlg streitig gemacht
werden. —
Inhalt: l'iis neue tn-hande der „l-amlw-irtsi haftl. Feuerversicherung**
l'rnonrnschaft im Ko-iigr-rich Sachsen- in llresden. - Weitete Foilsrhrittc
in ilrx VeiiN-sserung iln Wohnungsverhallius»c in llaaiburg — Slratlcu-
bahn- und lYiaslriliau 1'reisbrwetlMirj^ru Brief- und r-ragekastru.
IC
tu eine Bildbeilage: Das Kai*er-l afe in Dresden.
VejUc der Pratsrhen Haureltiinr, »n. •> II , Herlia. Kflr die Kedatttoa
vciaut-surü. Alben llolruauu, Uerün. Druck von Wilh. tireve, lirilui.
No. 61.
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| DEUTSCHE BAUZEITUNG
jgXXXVIII. JAHRG. N°- 62. BERLIN, DEN 3. AUG. 1904
Eine drohende Verunstaltung der Stadt Passau.
|u dem Artikel in So. 5a dies. Jahrg*. mögen folgende
Bemerkungen gestattet »ein : Der Brückenbogen er-
hielte nach den Absichten der Stadtverwaltung die
in den nachsteh. Abbildungen dargestellte Form und Wörde
bei las m Spann weite sich in der Mitte 13,5" hoch*) Ober
die Fahrbahn erheben. Der Entwurf ist von der .Ver-
einigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschincnbau-Ges.
Nürnberg" auf Anregung und unter Mitwirkung des Ein-
senders ausgearbeitet worden, nachdem vorher - - die be-
züglichen Vorarbeiten dauern bereits seit Juli 1900 — nicht
weniger als 7 Vorentwürfe für den Umbau des Fußsteges,
und 4 Abänderung* -Vorschläge für den Umbau in eine
Fahrbrücke, sämtlich f flr Hängebrücken, ausgearbei-
tet waren und hierbei neben mancherlei Nachteilen dieser
Konstruktion, so insbesondere Notwendigkeit der Ein-
schränkung der eigentlichen Fahrbahnbreite auf 4 ™, ein
Mehraufwand von 30000 M. sich ergeben hat. Die Siadt-
vertretung war sich bei ihrem Beschlüsse, eine Bogen-
brücke zu erbauen, mit den Verfassern des Entwurfes
ohne weiteres darüber klar, daß dieselbe das Landschaft s.
bitd verändern müsse, konnte aber keine Gründe ersehen,
•) Drr Ski/i» in So. V cnl»j't«+m n»> «im llAhr.
die für eine Beeinflussung des Bildes in nachteiligem Sinne
sprechen. Die Gegner des Entwurfes haben sich nach
dieser Richtung auf allgemeine Redensarten beschränkt
und nur einzelne derselben unschöne Durchschneid ungen
des Stadtbildes befürchtet Eingehende Untersuchungen
nach dieser Richtung erweisen jedoch die Grundlosigkeit
dieser Befürchtungen, insbesondere wenn, wie bcabsich-
tigt, die Eisenkon-
struktion in tunlichst
leichten Formen zur
Ausführung kommt
Außerdem wird
sich von ästhetischem
Standpunkte gegen
die Bugenform schon
deshalb nichts ein-
wenden lassen, weil
diese Form desStütz-
bogens in leicht ver-
ständlicher Weise
sich sehr gut den von
der Natur gebotenen
Verhältnissen, link»
die Häusermasse der
Stadt, rechts der Berg
mit dem Oberhaus
als Krönung und dem
Niederhaus als Flan-
kierung anzupassen
scheint, die Natur hier
also schon das bietet,
was an anderen Stel-
len z.B. bei bestehen-
den Bogcnbrücken im
Rhein- und Moseltal,
erst durch die Kunst
geschaffen werden
mußte. In dieser Hin-
sicht sei darauf hin-
gewiesen, daß forden
seinerzeitigen Wett-
bewerb umdieRhein-
brücke Bonn— Beuel
s, Bogen- und 81 längc-
orOcken in engere
Wahl kamen, schließ-
lich aber die l'retse auf
3 Bogen- und 1 1 länge-
brürke gefallen sind
und bekanntlich auch
tatsächlich eine Bo-
genbrücke zur Aus-
führung gelangte.
Treffend sind die be-
züglichen Sätze im
Berichte dies. Blattes
überden Wettbewerb
(Jahrg. 1805 S. im), deren Anführung hier gestattet sei:
„Die gewissermaßen im Laufe der Jahre zum Dogma ge-
wordene Ansicht, daß die I längebrOcken den ästhetischen
Ansprüchen am meisten und am leichtesten zu entsprechen
imstande sind, ist durch manche Beispiele von schönen
Ausführungen dieses Systems bekräftigt. Ks wäre indessen
unrichtig, deshalb die " Form der I längebrücken ein für
allemal als die schönste hinzustellen. De gustibus non
est disputandum. Dem einen sagt das leichte natürliche
Herabhängen der tragenden Kette >idrr des Tragkabels,
dem anderen das starre, trotzige Emporragen de* zwischen
zwei feste Widerlager eingespannten Bogens mehr zu.
Bogen- und Hängebrücken haben hinsichtlich der Form
wie der in den Konslruklion8teilen auftretenden Spannun-
gen eine gewisse Verwandtschaft, die eine ist das Spiegel-
bild der anderen, und so werden auch beide in den
385
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meisten Fällen bei sonst gleichen Verhältnissen
für eine gute, einer schönen Landschaft ent-
sprechende Erscheinung geebnet sein*.
Die Verhältnisse sind nun beim hiesigen Entwurf nicht
gleich; die für den Verkehr minderwertige Hängebrücke
kostet 90000 M. mehr als die Bogenbrückc und soll sie
dieser gleichwertig sein, so erhöht sich dieser Mehrbetrag
nach einem inzwischen hergestellten fünften Hänge-
brücken-Entwurf um 86000 M. Danach wird die schließ-
liche Wahl nicht schwer fallen.
Noch ein Wort zur Bedürfnisfrage, die trotz wieder-
holter Berichlasse der Sladtvertretung im Anschlüsse an
die eben erwähnte Kostenfrage von den Brückengegnern
erörtert worden ist. Die Erbauung einer zweiten fahr-
baren Brücke etwa i,ik« unterhalb der bestehenden über
die Donau ist ein lang gehegter Wunsch der beteiligten
städtischen Bezirke. Anläßlich des nötig gewordenen Um-
baues des Fußsteges ist er neuerdings laut geworden und
er scheint berechtigt, wenn man in Betracht zieht, dal! in
diesen Bezirken und den am linken Ufer der Donau ge-
legenen Landorten mit zusammen 15000 Einwohnern ein
augenscheinliches Interesse daran besteht. Hat) die Fahr-
wege um 0,6 bis a*m, bei Hin- und Rückfahrt sonach um
i,a bis 4 km gekürzt werden Dieses Interesse findet be-
redtesten Ausdruck in der Tatsache, daß aus dieser Be-
wohnerschaft zu den Baukosten von rd. 200000 M. für die
Bogenbrückc ein Beitrag von 400C0M. bar geleistet wird
Zum Schlüsse möge der hochgeschätzte Einsender
des eingangs erwähnten Artikels, in dem wohl mit Recht
ein warmer Freund der Stadt vermutet werden darf, der
Uebereinstimmung der maßgebenden Kreise mit seiner
in den Endsitzen zum Ausdruck gelangten Meinung sich
versichert halten. -
Passau, im Juli 1904. Klinisch.
Nachschrift. Eine Stein- oder Eisenbrücke mit Zwi-
schenpfeilern und oben liegender Fahrbahn ist ausge-
schlossen, nachdem die beiderseitigen Straßenrampen nur
■wenig über Hochwasser liegen, auch keine wesentliche
Hohcrlcgung, insbesondere mit Rücksicht auf die Erhallung
des Stadlbildes wie nicht minder aus Verkehrsrücksichten
mehr zulassen. Ein Einbau von Zwischcnpfcilern erscheint
ebenfalls unzulässig, weil einesteils die Flußbreite ziemlich
geringer als die Normalbrcitc ist, anderseits die Schiffahrt
hierdurch eine wesentliche Beeinträchtigung erfahren müßte
fs. I.ageplan auf S. 467 Jhrg. 1903 und Zeitschr. des bayer.
Arch- und Ing.-Vereins Jhrg 1871).
In den letzten Tagen ist übrigens die Ausarbeitung
eines 6. Hängebrücken - Kntwurfes begonnen worden, bei
welchem durch Vergrößerung des Pteilverhaltnisses von
1 : 17,5 auf 1 : 12,5 — der bestehende Steg besitzt das Ver-
hältnis 1:21.5 - eillc namhalte Verminderung der Bau-
kosten erzielt werden kann. • ■
Den vorstehenden Aeußcrungen des Hm Stadlbau-
rats Klinisch erlaubt sich der Unterzeichnete, als Ver-
fasser des in No. S2 veröffentlichten Aufsatzes, seinerseits
eine kurze Erwiderung anzuschließen
Es wird den Lesern der „Deutschen Bauzeitung" ge-
wiß willkommen sein, neben den zuerst von Hrn. Prof.
Ferdinand Wagner erhobenen und von mir geteilten Be-
denken gegen den von den städtischen Behörden l'assau's
aufgestellten BrUckenplan auch die Anschauungen der Ur-
heber und Vertreter dieses i'lanes entwickelt zu sehen.
Denn die Frage, um die es sich hierbei bändelt, ist keines-
wegs nur von örtlicher, sondern von grundsätzlicher Be-
deutung. Es ist — auf einen besonders bezeichnenden
Fall übertragen der alte Widerstreit zwischen den Intcr-
Mitteilungen aas Vereinen.
Arch- u. Ing. -Verein zu Hamburg. Vers, am 22 April 1904.
Vors. Hr. Ilennickc, anwes 84 Pers . aufgen. llr. Dipl.-
Ing. Holthusen, Anstelle des wegen angegriffener Ge-
sundheit ausgeschiedenen Hrn. Olshausen wird Hr Ver-
mehren zum Verbands- Abgeordneten gewählt. Hr. Gleim
hat angeregt, bei der Abgeordneten - Versammlung eine
klarere Fassung des §36 der Verbands Satzungen zu be-
antragen. Die Versammlung stimmt dem grundsätzlich
au. Hr. Löwengard berichtet über das Ergebnis der
Rundfrage Ober die Anwendbarkeit der Gebührenordnung
für Architekten und Ingenieure,
Hierauf erläutrri Hr. Eisenb Bau- und Betr.-lnsp.
Merling den Bau der neuen Eisen bah n- und S tra Ue n-
brücke über den Oberhafen in Hamburg. Die Brücke
ist zur Verbindung des neuen Hauplbahnhofes mit dem
alten Hannoverschen Hahnhof und der Strecke nach Har-
burg durch 4 hochliegende Gleise notwendig geworden.
Gleichzeitig war unter ■len Gleisen eine Straßenbrücke
herzustellen. Da der Ohcrhafcn eine nur durch Dreh-
386
essen der Nützlichkeit und denjenigen der Schönheit. Ein
Widerstreit, bei dem die von der einen wie von der anderen
Seite entwickelten Gründe sich bekanntlich um so schroffer
gegenüber stehen, als über ihre vorwiegende Berechtigung
lediglich das subjektive Empfinden entscheiden kann.
Daß die städtischen Behörden Passati's nur nach reif-
licher Ueberlegung den in rede stehenden Plan angenommen
haben, ist in meinem Artikel als selbstverständlich voraus-
gesetzt worden. Es ist erfreulich, aus den Darlegungen
ihres Sladtbaurates zu ersehen, daß sie dabei nicht ein-
seitig den Nützlichkeit« • Standpunkt behauptet, sondern
auch die ästhetische Seite der Frage in Erwägung ge-
zogen haben. Von dem Vorwurf einer Pflicht -Versäum-
nis sind sie demnach völlig entlastet. Trotzdem hat na-
türlich jeder anders Empfindende das gute Recht zu der
Behauptung, daß jene ästhetischen Erwägungen des Ma-
gistrates ungenügende gewesen sind, und daß das Urteil,
zu dem er infolge dessen gelangt ist, das Richtige nicht
getroffen hat.
Meinerseits muß ich leider bekennen, daß ich durch
Hrn. Stadlbaurat Flintsch von meinen, den seinigen ent-
gegen gesetzten Ansichten ganz und gar nicht bekehrt
worden bin. Es geht doch wohl nicht an, die aus einer
sehr feinen ästhetischen Anschauung hervorgegangenen Aus-
führungen des Hrn. Prof. Ferd. Vvagner über den uner-
träglichen Konflikt zwischen den hart aneinander stoßen-
den abfallenden Linien der I'fer-Kulissen und den anstei-
genden Linien der Brückenbögen als „allgemeine Redens-
arten" zu bezeichnen und die Bedenken gegen eine Durch-
schncidung des Stadtbildes mit der mehr als kühnen Be-
hauptung abzufertigen, daß eingehende Untersuchungen
die Grundlosigkeit einer solchen Befürchtung nachgewiesen
hätten. Ob die Brückenbögen, wie in unseren Quellen
angegeben war, bis auf 16 m oder gar 20 ■>, oder nur bis
auf 13,50" Höhe ansteigen, spielt dabei keine wesentliche
Rolle; im Gegenteil wird für die Ansichten von der Donau
und von den Donau- L'fern her durch die tiefer liegenden
Gurtungen nur noch mehr vom Stadtbild verdeckt werden.
Und ob die Kiscnkonstruktion der Brücke etwas leichter
oder schwerer ausfällt: in jedem Falle wird sie von den
flußabwärts gelegenen Standpunkten her als ein Gitter sich
darstellen, das den oberen Lauf des Flusses absperrt und
den insclartigen Eindruck der Stadt nahezu aufhebt. In
jedem Falle wird sie durch ihren absoluten Maßstab in
einen baulichen Gegensalz zu ihrer Umgebung treten. E*
scheint freilich, als ob dieser letzte Gesichtspunkt den Er-
wägungen der Passaucr Stadtverwaltung vollständig fremd
geblieben sei. Denn sonst hätte Hr. Stadtbaurat Flintsch
nicht auf das Beispiel der in einer weiten freien Land-
schaft liegenden Bonner Rheinbrücke sich berufen können,
um die von mir gar nicht geäußerte Ansicht, daß eine
Hängebrücke unter allen Umständen schöner sei als eine
Bogenbrückc, zu bekämpfen. Die für Passau geplante
Bogenbrückc ist an sich keineswegs unschön und würde
in einem anders gearteten [,and*chaflsbildc sehr wohl am
Platze sein. Sie paßt nur nicht für die Stelle, an welcher
sie errichtet werden soll und lediglich aus diesem Grunde
würde sie häßlich erscheinen und eine Verunstaltung der
Stadt herbeiführen
Soviet zur Wahrung meines Standpunktes, den wohl
die Mehrheit der deutschen Kachgenosscn mit mir teilen
dürfte. Möge es dem Eingreifen der bayerischen Staats-
behörden, über wclclies aufS. ;<aa berichtet wurde, ge-
lingen, die Angelegenheit zu einem günstigen Abschluß
zu bringen:
Waren. 19. Juli 1904. K. E. O. Fritsch.
brücken unterbrochene Uinfahrung der festen Elbbrücken
darstellt, so mußte die neue gemeinschaftliche Hahn- und
Straßenbrücke gleichfalls als eine Drehbrücke ausgebildet
werden. Die Gesamtlänge des eisernen Ueberbaucs be-
trägt 175.26'» und verteilt sich auf 9 Oeffnungcn. Hier-
von sind 4 Oeffnungen Straßen -Unterführungen Uebcr
dem Wasser liegen 3 feste Oeffnungcn und die beiden
Oeffnungen der Drehbrücke. Letztere hat eine Gesamt-
länge von 47,2 m. Wahrend bei den Straßen-Unterführun-
gen für je 2 Gleise 3 Hauplträger mit voller Blechwand
angeordnet sind, besitzen die eigentlichen Brücken nur
2 sehr kräftige, als Strebcnfachwcrk ausgebildete Haupt-
träger im Abstände von 8.6 ">. Zwischen ihnen befindet
sich die 7 n» breite Fahrbahn der Straßenbrücke, während
die Fußwege beiderseits um a,8B auskragen. Die Bahn-
gleise ruhen mittels 16,2 m langer Querträger und Zwischen-
langsträgern auf den Oberguiten der Hauptlritger. Das
Kiesbett der Fahrbahn war vertragsmäßig über der ganzen
Brücke durchzuführen. Die llol/.schwcllen der Gleise sind
jedoch fest auf die Kiscnkonstruktion gelagert, um an Ge-
wicht zu sparen. Gleichwohl belauft s,ch das Gewicht der
No 62.
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Drehbrücke allein »uf rd. 900'. Die Hauptgurtc waren
für Spannkräfte bis zu 636« zu berechnen. Die land-
seitigen Widerlager und drei einfache Strompfeiler konn-
ten in der üblichen Welse mit Beton auf Pfahlrostcn ge-
gründet werden. Bei dem Drehpfeiler war die Pfahl roM-
gründung nicht ni&glich, weil die Umerkonte des Drch-
zapfenschachtes des großen Kippmomente« der Bracke
wegen 6.5 =» unter mittlerem Hochwasser liegen muUte.
Der gute Baugrund lag noch 5,5 m tiefer. Die Gründung
geschah folgendermaßen. Der sechseckige Pfcilergrundriß
wurde zunächst mit einer aor<° starken Spundwand um-
schlossen. Die einzelnen Bohlen waren 15 m lang. Hier-
auf wurde die Baugrube bis auf den guten Baugrund
mittels Greifbauger ausgebaggert und der Boden durch
ein 4 m starkes Betonbett mit Traß und Kalkzusatz be-
festigt und durch Taucher geebnet. Hierauf wurde ein
mit Elisengerippe ausgesteifter Blcchmantel von 9,80 >»
Durchmesser und 6,5™ Höhe mittels Prahmen ange-
fahren und über die Spundwand gehoben und in der
Baugrube abgesetzt. Der Zwischenraum zwischen Spund-
wand und Blechzylindcr wurde darauf ausbetoniert und
der äußere Ring des Pfeifers bis Ober Niedrigwasscr auf-
gemauert Nunmehr wurde die Drehpfeilerkammer inner-
halb des Blechmantels ausgepumpt, was, abgesehen von
einigen Undichtigkeiten, auch gelang, und die Sohle der
Drenpfeilerkammer sowie deren innere Ringmauer be-
toniert. Dabei wurde durch mehrfache Verankerung ein
einheitlicher Mauerkörper hergestellt und durch einen
inneren Zementputz wasserdicht gemacht Da die Pfeilcr-
oberkante nicht »tunnflulfrei liegt, so mußte mit gelegent-
lichen Ucberflutungcn der Pfeilerkammer gerechnet wer-
den, wobei ein innerer Ucberdruck von 4 ■» Wasscrdruck-
höhe entstehen kann. — Der Drehzapfen der Brücke be-
steht aus einer wasserdichten genieteten Eisenkonstruktion
in Form einer abgestumpften Pyramide und tragt am
unteren Ende den Tauchkolben einer W'asserd ruckpresse.
Der Tauchkolben ist nicht starr, sondern mittels eines
Kugelgelenkes beweglich an dem Zapfen befestigt, um
nur senkrechte Kräfte übertragen zu können. Die seit-
lichen Kräfte und Drehmomente werden durch Gleitschuhe
von dem Zapfen auf zwei im Abstände von 5,25 m über-
einander innerhalb des Drchpfeilers angeordnete kreis-
förmige Führungsringe übertragen. I>cr obere Teil des
Drehzapfens ist als Maschinenkammer ausgebildet, in wel-
cher sich die zur Bewegung der Brücke erforderlichen
Maschinen befinden, bestehend aus einem Benzinmotor
von 1a PS, einer Preßluftpumpe, welche 150— aoo' Preß-
luft von 120 Spannung stündlich liefert, einem PretJluft-
motor von 37 PS zum Drehen der Brücke und den er-
forderlichen Hülfseinrichiungen. Ein PreUluftspeicher in
Form von aß Stahlröhren von je 144 1 Inhalt ist außen an
der Drchzapfcn - Pyramide angebracht. Das Heben der
Brücke erfolgt durch Preßluft unter Einschaltung eines
Wasserdruck • Dilferentialkolbens, der bei einer Wasser-
pressung von ti9ke da» Brückengewicht (900 M und die
Bewegungswiderstande (i8o<) überwindet; hierbei braucht
die Preßluft nur einen Druck von 47^1 auszuüben, der
durch ein Mindcrungsvcntil hergestellt wird. Der I.uft-
druck-Drehmotor wirkt auf ein Vorgelege, das die Umkehr
der Drehrichtung vermittelt und das die Bandbremsen
enthalt Selbständige Anlaß- und Abstellvorrichtungcn,
sowie ein Geschwindigkcitsreeler sind vorgesehen. So-
wohl für die Hebung, als auch für die Drehung der Brücke
sind Hülfseinrichtungen vorhanden. Das Heben kann ohne
Preßluft und mittels Druckwasser durch eine Preßpumpe
erfolgen, die durch den Benzinmotor oder von Hand be-
trieben werden kann. Das Drehen kann unmittelbar durch
den Benzinmotor oder von 1 land geschehen. Die Steuerung
der maschinellen Einrichtungen erfolgt von der oberen
Brockenfahrbahn aus durch 6 Handrader, welche mit den
Fahrsignalen in gegenseitiger Abhängigkeit stehen. In
dieser Abhängigkeit sind auch die Brückenriegel einbe-
griffen, welche gleichfalls unter Vermittelung von Preßluft
hydraulisch betätigt werden. Endlich sind noch zu er-
wähnen: hydraulische Buffer zum Bremsen der Brücken-
drehbewegung in den Endlagen und eine Pumpe zum Aus-
pumpen des Drehpfeilcrschachtes nach L'eberflutungen
durch Hochwasser. Die festen L'cbcrbauten werden durch
Gas, die Drehbrücke durch Spiritusglühlicht erleuchtet.
Die Brücke ist ausgeführt von der Firma Harkort
(Duisburg) zusammen mit Haniel & Lueg (Düsseldorf!
und Schwartzkopff (Bcrlini. I>ic massiven Unterbauten
sind v<-n der Firma J. H Schmidt (Altona» ausgeführt.
Die Gesamtkosten betrugen 1 070000 M., hiervon entfielen
571000 M auf die ELsenkonstruktion (I7701), 164 000 M.
auf die massiven Unterbauten, 179000 M. auf die maschi-
nellen Anlagen, der Rest auf Nebenarbeiten. Die Bauzeit
betrug 1 Jahr für die Unterbauten und 1 weiteres Jahr
für die Eisenkonstruktion. - St,
Vermischtes.
Auttrocknung feuchter Kcllermauern. In No. 37 Jhrg. 1903
der „Dtschn. Bauztg." ist ein Verfahren zur Austrocknung
feuchter Kellermauern beschrieben, darin bestehend, daß
außerhalb der Kellermauern eine Baugrube von 50"» Breite
in der Tiefe bis zur Keltersohle ausgehoben wird, daß
dann wag rechte, übereinander liegende Stränge von Ton-
rohren gegen die Kcllermauern gelegt und gegen das Erd
reich durch Übergedeckte Asphaltpappe geschützt werden
und hierauf die Baugrube wieder mit Erde angefüllt wird
Ii««««**)/—!..'..*
Durch die Tonrohrstränge
wird Luft geleitet, indem an
jedes Ende der Tonrohr-
stränge ein Schacht an den
Kellermauern hochgemauert
wird Der eine Schacht wird
für den Eintritt der Luft
durch einen Durchbruch der
Kellermauern mit dem Inne-
ren der Keller in Verbindung
gesetzt, f )er andere Schacht
wird durch einen unter der
Kcllersohle zu mauernden
Kanal für den Abzug der Luft
mit einem Schornstein inVer-
bindung gebracht. Das Ver-
fahren mittelsTonrohren mag
gewiß seine Vorteile haben.
Es kommt hierbei im Wesent-
lichen dasselbe System zur
Anwendung, wie das der
Falzbaupappen: nämlich die
wirkliche Austrocknung der
Mauern durch Luftspdlung
und die Ableitung der mh
Feuchtigkeit geschwängerten
Luft in einen Schornstein.
Ich würde auf den vorstehen-
den Artikel nichts erwidert
haben, wenn der Verfasser
in der Einleitung nicht aus-
drücklich auf die angeblich
geringe Entlüftung der Mau-
ern durch Fal/baupappe hin-
gewiesen hätte. Die Entlüf-
>Z£^Z£tn~J£Z* ' tung mittels Falzbaupappe ist
eine außerordentlich starke,
denn die Hohlfalze, durch welche Luft zur Bespülung
der feuchten Wand geleitet wird, befinden sich fast an der
ganzen Wandflache (s. obenst, Abbilde ). Dabei hat die
Trockenlegung feuchterMauern mittels Falzbaupappe gegen-
über der Trockenlegung durch Tonrohre folgende Vorteile:
1. Die spülende trocknende Luft wirkt unmittelbar auf
die feuchten Mauern ein, während bei den Tonrohren die
Luft durch die Wandung der Tonrohrc hindurch auf die
Mauern einwirken soll.
2. Die Anbringung der Falzbatipappe. welche ja auch
auf den inneren Wandflächen angebracht werden kann,
Ist bei weitem nicht so umständlich und kostspielig, als
diejenige der Tonrohre, wobei ja das Ausheben einer Bau-
grube von 50c"> Breite und bei entsprechender Tiefe der
Kellersohle, auch die Auskleidung dieser Baugrube erfor-
derlich ist, damit die Arbeiter nicht verschüttet werden.
3. An Grenzmauern lassen sich die Tonrohrc, wenn
überhaupt, nur mit Genehmigung des Nachbars anbringen,
während die Falzbaupappe, da sie sowohl im Inneren der
Gebäude wie an den Außenflächen anzubringen ist, an
jeder Mauer angebracht werden kann
4. Die Tonrohre lassen sich nur an Kcllermauern und
an diesen auch nur in Höhe des Erdreiches anbringen,
da der Erddruck dazu benutzt wird, um die Tonrohre
gegen die Wand zu drücken. Die Falzbaupappe 1 Patent-
Falz tafeln „Kosmos"! lassen sich dajrecen im Keller wie
in allen anderen Geschossen des Hauses anbrineen.
5. Bei den Tonrohren erhalt man, sofern die Aus-
trocknung der Mauern wirklich eintritt, erst nach Verlauf
längerer "Zeit auf der Innenseite der Mauern trockene
WandoberflAchcn. Bei den Patent -Falztafeln rKo»mosM
erhält man sie, da sie wasserdicht asphaltiert sind, sofort,
gleichzeitig in Fol«e der sich konisch crhrcilernden sehwal-
benschwanzfftrmigen Mortelfalzc festhaftenden Verputz
6. Die Kosten der Trockenlegung mittels der Patcnt-
Falztafcln .Kosmos" einschließlich des darauf anzubringen-
V-
ZI.
3. August 1904.
387
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den Verputzes betragen ganz erheblich weniger, als die
der Trockenlegung mittels der Tonrohre.
7. Der Hr. Verfasser beruft sich betreffs der Bewah-
rung der Trockenlegung mittels Tonrohren auf ein ein-
ziges Beispiel. Die Patent-Falztafeln .Kosmos* haben sich
in vielen hundert Fallen bewahrt Räume, deren Be-
wohnung wegen zu großer Nasse polizeilich verboten
waren, wurden nach Bekleidung der Winde mit den Pa-
tent-Falztafeln .Kosmos" für die Bewohnung freigegeben.
Aug. Wilh. Andernach in Beuel a. Rh.
Ein erlösende« Wort sprach der Ober-Bürgermeister
von Karlsruhe, Hr. Schnetzlcr, welchem wir schon so
manche treffliche und kernige Ausführung verdanken, aus
Anlaß einer dortigen Denkmal-Angelegenheit aus. Gegen-
über gegenteiligen Absichten trat er entschieden für die
Freiheit der Kunst und der Künstler ein und fuhr
fort, die Künstler hatten oft originelle Gedanken, könnten
sie aber nicht ausführen, weil ihnen von anderer Seite,
von Bestellern usw. hineingeredet werde; das solle man
vermeiden. Wir begrüßen diese unbefangene und groß-
sinnige Aeußerung des Vorstandes eines in frischem und
lebhaftem Aufblühen befindlichen großen städtischen Ge-
meinwesens mit aller der Freude, die wir nach so vielen
gegenteiligen Aeußerungen von Berufsgenossen des Hrn.
Schnetzler empfinden dürfen. —
Bücher.
Scbutx von Eisenkonstruktionen gegen Feuer. Von I L II agn ,
Ing. in Hamburg. Herausgegeben im Auftrage des
Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine, des Vereins deutscher Ingenieure und des
Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1904. Pr. 2 M. geb. —
Wiederholte große Brande, bei denen die tragenden
Eisenkonstruktionen von Speichern, Lagerbausera und
Fabriken völliger Zerstörung anheim gefallen sind, haben
bei einigen Konstrukteuren zu einem so weit gehenden
Mißtrauen gegen das Eisen überhaupt geführt, daß sie
stellenweise wieder zu Holzkonstrukttonen übergegangen
sind. Anderseits haben diese Brande Veranlassung ge-
geben, das Verhalten des Eisens im Feuer auch im Ver-
gleich mit anderen Baustoffen naher zu untersuchen. Die
so gesammelten Erfahrungen haben dazu geführt, in be-
sonderen feuerfesten Umhüllungen einen Schutz für den
unmittelbaren Angriff des Feuers auf das Eisen zu ge-
winnen. Man ist dabei aber in den Anforderungen mit-
unter soweit gegangen, daß die Wirtschaftlichkeit der
ganzen Anlage infrage gestellt wurde. Es sind ferner so
verschiedene Materialien und so verschiedene Konstruk-
tionen für die Ausbildung der Umhüllungen in Vorschlag
gebracht worden, daß es dem konstruierenden Ingenieur,
der sich nicht eingehend mit diesen Fragen beschäftigt hat,
schwer wird, im Einzelfalle das Richtige zu treffen.
Die drei oben genannten Vereinigungen haben sich da-
her die Aufgabe gestellt, durch Sammlung und Sichtung
des in Zeitschriften zerstreuten Materialcs und durch Zu-
sammenstellung desselben in einem handlichen Werkchen
dem Ingenieur seine Aufgabe zu erleichtern, ihm in zweck-
mäßig ausgewählten Beispielen die Anwendung der ver-
schiedenen Umhüllungsmittel und UmhOllungsfonnen in
Mustern vorzuführen. Es soll ferner durch diese Schrift
dargetan werden, daß bei einem sachgemäßen Schutz der
Eisenkonstruktionen gegen Feuer diesen tatsächlich die
Vorzüge gegenüber anderen Baumaterialien innewohnen,
die man ihnen nach den oben erwähnten Branden z. T.
wieder absprechen zu sollen glaubte, und es soll auf diese
Weise dem Eisen der ihm als Baumaterial zukommende
Platz wiedergewonnen, seine ausgedehntere Anwendung
im Bauwesen befördert werden.
Die Vorarbeiten zu dem Werke, die Aufstellung eines
Programms für dasselbe sind in Gemeinschaft mit dem
Verfasser von einem Ausschusse der 3 Vereinigungen ge-
leistet worden, der sich aus Eisenhüttenleuten, Eisenkon-
strukteuren, in der Praxis stehenden Architekten und In-
genieuren und Baupolizeibcamten zusammensetzte und
dem sich noch Vertreter der Beruf s- Feuerwehren und
Feuerversicherung« - Gesellschaften anschlössen.
Die Mitwirkung der letzteren war ganz besonders wün-
schenswert, da man von der Einbürgerung eines sachge-
mäßen Schutzes der Eisenkonstruktionen gegen Feuer auch
mit der Zeit eine Herabsetzung der Versicherungs-Prämien
für solche Bauten erhofft, Zu den Beratungen zugezogen
wurden ferner auch Vertreter der Fabriken feuerfester
Materialien. Dieser Ausschuß hat dem Verfasser auch
wahrend der Bearbeitung des Werkes mit Rat und Tat
zur Seite gestanden, sodaß Ictzcrcs für sich den Anspruch
erheben darf, die Frage in durchaus sachverstandiger und
unparteiischer Weise zu behandeln.
3«8
Der Stoff der Buches gliedert sich so, daß nach einer
kurzen Einleitung Ober die Vorzüge des Eisens vor dem
Holze bei der Verwendung zu Bauzwecken zunächst das
Verhalten von Guß- und Walzeisen sowie von Holz und
Stein bei Brflnden behandelt wird. Material hierzu lieferten
namentlich die im Auftrage des I Umburger Senates 1892/93
und 1895 ausgeführten Untersuchungen.*) Ein weiterer
Abschnitt behandelt die Gefährdung der Umfassungsmauer*
von Bauwerken infolge fester Verbindungen der EUen-
konstruktion, eine wichtige Frage, da gerade die Erschei-
nung, daß wiederholt Eisenkonstruktionen bei ihrem Zu-
sammenbruch auch die ganzen Umfassungsmauern mit
zerstörten, Mißtrauen gegen das Eisen hervorriefen.
Die Frage, ob die Rücksicht auf Feuersgefahr beson-
deren Schutz der Eisenkonstruktionen gegen elektrischen
Starkstrom bedingt, wird bei sachgemäßer Ausbildung und
Ucberwachung der elektrischen Anlagen verneint.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Erwägung, bei wel-
chen Anlagen und in welchem Umfange ist es erforder-
lich Eisenkonstruktionen gegen Feuersgefahr zu schützen?
Nach den anfänglichen üblen Erfahrungen mit ungeschütz-
ten Eisenkonstruktionen sind hier die baupolizeilichen An-
forderungen z. T. zu hoch geschraubt und unterschiedslos
angewendet worden. Gerade bei dieser Frage ist es aber
am Platze, nicht nach der Schablone zu verfahren, sondern
die besonderen Verhältnisse des Einzelfalles zu prüfen.
Zu berücksichtigen sind dabei nach den Ausführungen
der Schrift: Größe, Lage und Umgebung des Gebäudes,
also die etwa zu erwartende Ausdehnung des Feuers; die
Feuergcfahrlichkcit des Inhaltes der Räume, die Gefahr
für Menschenleben und Waren. Soweit gesetzliche und
polizeiliche Bestimmungen Ober den Schulz von Eisen-
kottstru Wtiooci* er t^c^ti^ti'0 1 1 f e^ifli sich dci* F£on
struktcur natürlich danach zu richten. Es sind deshalb
die wichtigsten derartigen Bestimmungen aus verschiede-
nen Teilen Deutschlands auszugsweise mitgeteilt.
Unmittelbar den Zwecken des Konstrukteurs dienend
sind die Abschnitte, welche sich mit den Ummantclungen
der Eisenkonstruktion selbst und zwar für Säulen und
Unterzüge, Decken, Dächer, Treppen, Wände, Türen be-
schäftigen. Vorausgeschickt sind einige Bemerkungen über
die Anforderungen, welche an die Ummantelungen allge-
mein oder in besonderen Betrieben außerdem zu stellen
sind. Bei dem Kapitel des Deckenschutzes mußten auch
die modernen Deckenkonstruktionen einbezogen werden,
bei denen das Eisen ganz in der Decke eingebettet liegt
und nur mit dieser zusammen die Funktion des Tragens
übernimmt Es war dabei kaum zu vermeiden, auch auf
das Wesen dieser Deckensysteme einzugehen, wenn auch
diese Ausführungen aus dem Rahmen des Werkes etwas
heraustreten. Diesem Abschnitte sind zahlreiche, gut aus-
?;cwahlte und durch klare Zeichnungen verdeutlichte Muster
ür die verschiedenen Arten der Umhüllung und für ver-
schiedene Baustoffe beigegeben.
Den Beschluß der Schrift bildet eine Zusammenstellung
der Kosten der hauptsächlichsten Umhüllungen, die dem
Architekten und Ingenieur einen willkommenen Anhalt
für die Veranschlagung geben.
Diese kurze Inhaltsangabe mag genügen, um die Ver-
wendbarkeit des Werkes zu kennzeichnen. Es, 4SI knapp
und klar geschrieben, läßt alles überflüssige weg, verweist
wo erforderlich auf die einschlägige Literatur und bietet
doch eine Fülle brauchbaren Materiales. Die Ausstattung
ist gut der Preis absichtlich sehr niedrig gestellt d«ri
Buche eine möglichste Verbreitung zu sichern.
Wir geben demselben unsere wärmste Empfehlung
mit. - Fr. E.
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io gemeinvcrstandl. Darstellung mit Beispielen aus dem prakt.
Leben III. Sachenrecht 1. Abt. Rechte an Grundstöcken,
insbesond Hypothekenrecht nebst Grundbucb-Ordnang und
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Dr. Brentano, Lojo, Prof Wohnungs-Zustande und
Wohnungt-Rcform iu Uthleben. Mit 8 Abbildgn.
Manchen 1904. Ernst Reinhardt. Pr. t M.
Ebe, Gust., Aren. August Orth, Ein Lebensbild. Berlin 1904.
Wilh. Ernst ft Sohn.
•) Vr*irl. PcutMtw itju/Ht'inr. J:'l"^. t**K -rp *4-»
Inhalt : K.ine droh« Ilde \ etuii*.ultiiii£ der Sudt >'»s«au — Mitteilungen
• us Verein« — Verrauchte». - Utk her.
Verla« der Deotsrben Bauleitung. G. m. b. II-, Bertin. Fflr die KedakUo»
TerantwonJ. Albert Holnstm, Berlin Druck wi Wilh. Gre»«, Berlin
No. 6a
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 63. BERLIN, DEN 6. AUG. 1904
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses.
..... da* Öffentliche Uiteil i»t wohl
ein kommet licher Witt '
(I.. A. von Arnim und (J. RrrnUno in der
Vorrede tu wl>rt Kiml>en Wunderhorn-.)
n diesen herrlichen Sommertagen ist Ober
die schönen sOdwestdeutschen Gaue unseres
Vaterlandes ein Sturm dahingezogen, wie
ihn Deutschland in Kunstfragen noch sehen
sah. In Zeitschriften und Zeitungen, vom
Katheder herab und in Vereinen, in der stillen Stube
des Gelehrten und in bewegten Versammlungen wur-
den Artikel geschrieben, Reden gehalten und Reso-
lutionen gefaßt, die hinaus in die weite Welt geschickt
wurden, um ein angeblich drohendes L'nheil zu ver-
hüten. Um die Abhänge des SchloUbergi-s in Hcidel-
•sfs?-
berg, in deren Lindenschatten nach einem schönen
Worte Storms sonst nur der „Sommerharfenton der
wählenden Bienen* gehört wurde, halbe es laut wieder
von Ausbrüchen der Entrüstung, von Rufen der Zu-
stimmung, von dem leidenschaftlichen Aufwallen der
studentischen Jugend und von dem mahnenden Grollen
ihrer Erzieher. Und was war geschehen? Im badi-
schen Landtage wurde kurz vor dessen Auseinander-
gehen in den Beratungen des Etats der großh. Do-
manenverwallung die Frage der Erhaltung des I leidcl-
berger Schlosses gestreift und der Präsident des Finanz-
Ministeriums, Hr. Geheimrat Becker, in dessen Ver-
waltungsgebict die Erhaltung des Schlosses fällt, gab
einen Bericht Ober die seit dem Auseinandergehen des
Der „Undenhof", Wohnhaus de» Herrn Aren. Prof. M. Littmann In Manchen-Bogenhauten. Siiaiknan»iclii
3B9
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letzten Landtages unternommenen Studien und Vor-
arbeiten, als deren Ergebnis er die Unmöglichkeit be-
zeichnete, das Heidelberger Schloß, bezw. den Otto
llcinrichsbau desselben, anders als durch Aufbringung
eines Daches und durch inneren Ausbau zu erhallen.
Nur Ober die Frage des oberen Abschlusses der Fassade
und die Art der Bedachung seien die Studien noch
zu keinem Abschluß gekommen, sondern eine Fort-
setzung derselben anberaumt und es sei beabsichtigt,
zur völligen Klarung auch dieser Fragen seinerzeit
eine Kommission aus Architekten und Vertretern der
Kunstgeschichte zu berufen und nach ihren Beschlassen
die Arbeiten anzuordnen. Für die großh. Regierung
aber sei damit die Frage der Erhaltung des Schlosses
erledigt. Wir haben über diese Vorgänge, sowie Ober
die Gutachten, welche ihnen zu Grunde liegen, ein-
gehend berichtet Es geschah nun, was eigentlich zu
erwarten war. Oer alte Streit über die Frage, ob das
Schlot) durch Auf- und Ausbau zu erhalten oder ledig-
lich seinem Schicksal zu überlassen sei, loderte wieder
auf und wenn er früher eine größere Verbreitung hatte,
so war sein Charakter diesmal insofern verändert, als
er im Wesentlichen nicht über Sudwestdeutschland
hinausging, dafür aber ungestümer wurde und die
offiziellen Universitätskreise sowie Vereine der Sladt
Herdelberg in die Bewegung hereinzog. Der Lehr-
körper der Universität Heidelberg crliel) eine Er-
klärung, deren genauen Wortlaut wir uns vom aka-
demischen Direktorium der Universität erbeten hatten
und welcher uns in bereitwilligster Weise übermittelt
■ wurde. Die Erklärung lautet wie folgt:
„Das Heidelberger Schloli schwebt in dringender
Gefahr. Das großh. badisebe Finanzministerium hat
die Frage der Möglichkeit, den Otto- Heinrichsbau
durch Stützen zu erhalten, im verneinenden Sinne
für erledigt erklärt, nachdem Eggert s Plan, der sie
bejahte, ourch eine Anzahl von Gutachten, die im
\\ esentlichen von grundsätzlichen Vertretern der Wie-
derherstellungs-ldec ausgingen, verworfen worden ist.
Nur Ober die Art der Bedachung soll eine neue Kom-
mission von Fachleuten noch entscheiden. Wir ver-
mögen nach den Aussprüchen hervorragender Tech-
niker nicht zu glauben, daß die Kunst der Architekten
oder besser der Ingenieure nicht imstande sein sollte,
ein Mittel der Erhaltung der Fassade zu finden und
erklären es für unbedingt erforderlich, daß den Fach-
männern beider Art Anregung, Möglichkeit und Zeit
gewährt werde, Projekte auszuarbeiten und der Oeffent-
lichkeit bekannt zu machen, bevor irgend ein weiterer
Schritt geschieht
Aber wir protestieren darüber hinaus auf das
Schärfste und das Eindringlichste gegen eine jede
Restauration, die. wie sie auch sei, in viel höherem
Maße als irgend eine langsame und unberechenbar
fortschreitende und urnbildende natürliche Zersetzung
der Ruine deren jähe und vor/eilige, vollständige, un-
widerrufliche Zerstörung bedeuten müßte. Wir weisen
mahnend auf all' das Unheil hin, das ein unhistori-
scher und unkünstlerischer Restaurations- Fanatismus
im letzten Jahrhundert an so vielen ehrwürdigen Denk-
mälern angerichtet hat, indem er an die Stelle des Kunst-
werkes die Nachbildung, an die Stelle des Echten die
Fälschung, an die Stelle des Gewordenen und Zweck-
vollen das künstlich ( lemachte und die leere Maske schob.
Wir licklagen in der Restaurierung des Friedrichs-
haucs diese Verdrängung des Lebenden durch das
ein für allemal Tote, des historischen Baues und sei-
ner eigentümlichen Werte durch ein im AeuLSeren
kaltes und et kältend« s, im Inneren schreiend buntes
Scheinwerk, der unmittelbaren Schöpfung durch eine
seelenlose architektonische Gelehrsamkeit. Wer in
aller Welt wagt es denn, an ein Aushauen des Parthe-
nons, der Tempel von Girgenti oder l'aestum auch
nur zu denken'.' Wer darf aus dem heiligen Rote
unseres Oito-Ileinrichsbaues, aus dem Erbstück einer
schaffenden Zeit und dem sprechenden Gebilde der
Jahrhunderte ein Zwitterding machen, unwahr und
unlebendig, weder all noch neu? oder vielmehr: ein
Neues, in dem das Alte tatsächlich untergeht '? Denn
39°
mit Bestimmtheit ist es vorauszusehen, daß der Aus-
bau einem Neubau gleichkommen würde, ein Neubau
aber kann aufgrund der vorhandenen genauen Auf-
nahmen auch später noch jederzeit, wenn es sein soll,
vorgenommen werden. Warum soll der Ruine nicht
vergönnt sein, sieb auszuleben, so lange es ihr Ge-
schick erlaubt?
Wir sind gewiß, im Sinne zugleich eines jeden
geschichtlichen Gefühls und eines jeden künstlerischen
Empfindens den Warnruf zu erheben: in keinem Fall,
unter keiner Bedingung die Barbarei eines Wieder-
aufbaues* Sic allein, auf absehbare Zeit hinaus, droht
unserem Schloß die wahre Vernichtung an, die Ver-
nichtung ohne Not und ohne Gewinn.
Universität Heidelberg im Juli 1904".
Im Anschlüsse daran fand am 20 Juli in der Stadt-
halle in Heidelberg eine Protestversammlung statt, zu
welcher die Studentenschaft die Professoren der Uni-
versität und die gesamte Heidelberger Bürgerschaft
eingeladen hatte. In diesei Versammlung wurde folgende
Kundgebung einstimmig angenommen:
„Seit einer Reihe von Jahren machen sich Be-
strebungen geltend, die auf eine Wiederherstellung des
Heidelberger Schlosses ausgehen und schon ist der
Friedrichsbau diesen Bestrehungen zum Opfer gefallen.
Jetzt ist auch der Ausbau des Otto - Heinrichsbaues
beschlossen worden, und nur über die Art der Be-
dachung wird noch eine Kommission zu entscheiden
haben. So soll also wirklich die schönste und er-
habenste Ruine Deutschlands der Erncucrungswut
unserer Tage preisgegeben, soll wirklich was unendlich
eindrucksvoll von dem Schicksal und der Zeit ge-
schaffen wurde, zerstört, soll ohne Not an die Stelle
lies natürlich Gewordenen, Originalen ein künstlich
Gemachtes, Gefälschtes gesetzt werden? Die Ruine
könnte nicht anders erhalten werden, als indem man
sie durch einen Neubau vernichtet? Die Ansicht zu
teilen, wird Jedem schwer, der zu der Tüchtigkeit
unserer Architekten Zutrauen hat. Dieses Zutrauen
haben wir; wir sind der festen Ueberzeugung, daß
Baumeister und Ingenieure Mittel finden werden, die
Ruine noch für lange Zeit in ihrem jetzigen Zustande
zu konservieren. Aber selbst wenn dies nicht der Fall
wäre, so dürfte doch niemals an die Ruine gerührt,
niemals das heilig Alte, Lebendige einem Toten, Neuen
geopfert werden. Das Heidelberger Schloß muß Ruine
bleiben. Als Ruine hat es seinen unvergleichlichen
Einlluß ausgeübt auf das Geistesleben des deutschen
Volkes: denn kein Zufall ist es, daß einst in der Ro-
mantik eine neue Geistesrichtung gerade von I leidel-
berg ihren Ausgang genommen hat. Alle großen
Heidelberger Erinnerungen an Goethe, an so viele
schöpferische Geister hängen mit der Ruine zusammen.
Um! ist es nicht die Ruine, das einzigartige Zusammen-
wirken von Natur und Kunst, dem fortdauernd die
Begeisterung unzähliger Wanderer von nah und fern,
vor allem aber die Begeisterung gerade der in Heidel-
berg studierenden Jugend gilt? Das alles soll jetzt
untergehen. Nun gut, kommt nur herbei, ihr Barbaren,
und beginnt euer Zcrslörungswerk ! Wir aber wollen
nichts gemein haben mit euch, wollen nicht mitschuldig
werden an eurem Verbrechen. Festhaltend , an den
poetischen l eberlieferungcn unserer geliebten Uni-
versitätsstadt, erheben wir laut Protest jetzt und immer
gegen jegliche Arbeit am Heidelberger Schloß, die
hinausgeht über die Sicherung der Kuine in ihrer
jetzigen Gestalt, Protest gegen jeden frevelnden Ein-
grifl in das Hcslehcndc, Protest gegen die Vernichtung
der Heidelberger Herrlichkeit:"
Und weiterhin hat auch der Heidelberger Schloß-
verein eine Protesterklärung (olgenden Inhaltes erlassen :
„Die großh. Staatsregierung bat sieh in ihrer Mit-
teilung an die Zweite Kammer dahin ausgesprochen,
daß die Frage, ob der Otto- llcinrichsbau in seiner
gegenwärtigen Ciesialt erhalten werden köntie, von
den zu Rate gezogenen Sachverständigen in verneinen-
dem Sinn« entschieden worden und somit für die groß-
herzogliche Regierung erledigt sei. Dem gegenüber
No. 63
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erachten wir es für unsere Pflicht, gemäß den Satzungen
unseres Vereins, der die Förderung der Erhaltung der
Schloßruine sich zur Aufgabe gemacht hat, folgende
Erklärung abzugeben: Wir vermögen die angeführte
Auffassung der großh. Staatsregierung nicht zu teilen;
wir halten vielmehr daran fest, daß es der modernen
Technik gelingen muß, die Fassade des Otto-Heinrichs-
baucs in ihrem gegenwartigen Bestände aufrecht zu
erhalten. Wir sind fest davon Oberzeugt, daß die
geplante Wiederherstellung des Otto-Heinrichsbaucs
nicht zu seiner Erhaltung, sondern zu einer nicht zu
verantwortenden und nicht wieder gutzumachenden
Zerstörung dieses edelsten Werkes der deutschen Re-
naissance und zu einer Fälschung des geschichtlich
Gewordenen führen muß " —
Dadurch, daß sich dieser Kundgebung die Bczirks-
vercinc „Altheidelberg", „Westheidelberg" und Neuen-
heim", sowie der „Gemeinnützige Verein* angeschlossen
haben, ist dieser Protest auch von der Heidelberger
Bürgerschaft aufgenommen worden.
Neben diesen Erklärungen liefen eine große An-
zahl von Zeitungs- Erörterungen her; da diese aber ent-
weder dasselbe sagen, was in diesen drei Kundgebun-
gen bereits enthalten ist, oder aber meist eine gewisse
mittlere Linie sachlicher Reife und würdiger Haltung,
die bei allen Erörterungen Ober so ernste Fragen, wie
die inredc stehenden, nicht unterschritten werden
sollte, oft stark unterschreiten, so wird man es uns
nicht verdenken, wenn wir uns lediglich mit den vor-
stehenden Kundgebungen beschäftigen. —
Es ist nicht zu verkennen, daß die drei Erklärungen
und Kundgebungen einen gemeinsamen Ursprung haben,
von welchem die meisten der Aeußcrungen abhängig sind,
die in der letzten Zeit Ober das Heidelberger Schloß
erschienen sind und wohl auf den Professor für Kunst-
geschichte an der Universität I Icidclbcrg, I lenry T h o de ,
zurückgehen, der mit Wärme und UeberzcJgung für
seine Anschauung kämpft, dessen Wärme aber vielfach
in Leidenschaftlichkeit übergeht und der deshalb oft
über das Ziel hinausschicsst. Sie alle wenden sich gegen
die Erhaltung des Schlosses durch Wiederaufbau; die
Tendenzgeht darauf hinaus, die Ruine als ein Dokument
ihrcrZeit unverändert ihrem Schicksal zuüberlassen.nicht
ihrenßestand durch Ausbau des Schlosses zu verlängern.
Und dazu werden die oft entlegensten Gründe angeführt
In der Erklärungder Universität Heidelberg wird z.B. die
Frage aufgeworfen: „Wer in aller Welt wagt es denn,
an ein Ausbauen des Parthenons, der Tempel von
Girgcnti oder Pacstum auch nur zu denken?" In der
Tat würde es heute Niemand einfallen, in den sumpfigen
Niederungen und den Seuchenherden der Malaria von
Paestuni und in den entlegenen Tempctbczirkcn von
Girgcnti die alten griechischen Bauwerke wieder herzu-
stellen, selbst dann nicht, wenn heute noch der grie-
chische Kultus geübt und die alten Bauwerke somit mit
modernem Leben erfüllt werden könnten. AberderUm-
stand, daß eincReihc griechischer Tempel und römischer
Bauten nur deshalb in so relativ guter Verfassung auf
uns gekommen sind, weil in sie christliche Kirchen ein-
gebautwaren oder weil sie lange Zeit hindurch zu Woh-
nungen dienten, sollte im Hinblick auf die Erhaltung
des Heidelberger Schlosses immerhin zu denken geben.
An eine Wiederherstellung des Parthenon wird
Niemand denken. Aber im Mai 1895 schrieb doch los.
Dürrn (Centralbl. d. Bauverwltg. 1895 S. 203): „Ueber
3000 Jahre haben die Bauten auf der Akropolis den
Stürmen der Zeit getrotzt und erst die letzten zwei
Jahrhundertc haben das unsagbare Elend über sie ge-
bracht Heute ist es unsere Aufgabe, das der Nach-
welt zu erhalten, was uns ein gütiges Geschick
noch gelassen hat. Das Ende des XIX. Jahrhunderts
soll uns dann die Beruhigung geben, daß der Bestand
der Athenischen Altertümer auf weitere Jahrhunderte
gesichert ist Italien, Frankreich und Deutsch-
land haben uns in den letzten Jahrzehnten ge-
nugsam den Weg gezeigt, wie im gegebenen
Falle zu verfahren ist und die Nutzlosigkeit
und Gefahr halber Maßnahmen bei ihren
Wiederherstellung* -Arbeiten an alten Bau-
6. August 1904.
werken genugsam bekräftigt." Das ist ganz unsere
Meinung, aber nach Thode sind die ausgezeichneten
Lehrer für die Wiederherstellung alter Bauten, die
diese Länder herangebildet haben, Fälscher, Frevler,
Verbrecher und Barbaren. Dürrn schlägt nun die Er-
haltung des Erechtheions, des „reizvollsten Denkmals
auf der Burg von Athen", vor. Er wünscht (S. 253),
das Bauwerk solle wenigstens das Aussehen wieder
erhalten, welches es auf der in der Förster' sehen Bau-
zeitung von Hansen gezeichneten Ansicht hat. Mit
I lilfe der Stuart- und Revett'schen Aufnahmen und der
TrflmtncrstUcke an Ort und Stelle werde es nicht schwer
fallen, dies zu erreichen. Es würde so nur das wieder
hergestellt, was vor 60 Jahren geplant war und leichter
auszuführen gewesen wäre, und was 50 Jahre zuvor
noch tatsächlich bestanden hat. Aufdringlich würde eine
solche Wiederaufrichtung von erst in diesem Jahrhun-
dert gestürzten Teilen gewiß nicht erscheinen, auch
wenn sie von einigen neuen Ersatzstocken durchsetzt
werden müßte. Das Zusammenklingen der jetzt
lose wirkenden einzelnen Fassaden des viel-
gestaltigen Baues zu einem volltönenden Gan-
zen, wenn auch ohne Schlußakkord, wieder
herbeizuführen, ist wohl der Arbeit wert und
ein Beginnen, das gewiß von allen Verehrern
griechischer Kunst gebilligt und mit Freuden
aufgenommen würde." Dessen sind auch wir
sicher, nach Thode aber wäre das ein „Unheil, das ein
unbistorischer und unkünstlcrischcr Rcstaurations-Fa-
natismus" anrichtet, nach ihm würde „an die Stelle
des Echten die Fälschung, an die Stelle des Ge-
wordenen und Zwcckvollen das künstlich Gemachte
und die leere Maske treten". Anderer Meinung da-
rüber war freilich John Ruskin in „Die sieben Leuchter
der Baukunst". Hier sagte er: „Wenn wirklich ein
Nutzen in unserer Kenntnis der Vergangenheit oder
eine Freude in dem Gedanken liegt, ein Andenken zu
hinterlassen, das uns Kraft zu gegenwärtigem Streben
verleihen kann oder Geduld im Standhalten, so gibt
es zwei Pflichten inbezug auf nationale Architektur,
deren Wichtigkeit nicht überschätzt werden kann. Die
erste besteht darin, die Baukunst der Gegenwart
„historisch" (nämlich „unsere Zeit" ausdrückend) zu
machen; die zweite, die der Vergangenheit als
die kostbarste aller Erbschaften zu erhalten",
also nicht untergehen zu lassen. — Wenn Dürrn <S. 204)
schreibt: „Wir werden gewiß weniger Barbaren
genannt werden, wenn wir um jeden Preis das
Werk den kommenden Geschlechtern zu er-
halten suchen, als wenn wir es, bewundernd
und die Hände in den Schoß legend, zerfallen
lassen", so findet er damit den Beifall aller wahren
Kunstfreunde mit Ausnahme der Universität Heidel-
berg, die ihn, da er auch für den Aufbau des Otto-
Heinrichsbaues eingetreten ist, einen Barbaren nennen
würde, denn sie glaubt den Warnruf erheben zu
müssen: „in keinem Falle, unter keiner Bedingung
die Barbarei eines Wiederaufbaues!" Und damit
hätten wir denn das drollige Zusammentreffen, daß
eine Universität, die im Jahre 1886 einen ausgezeich-
neten Forscher, „einen" — wie sie ihn rühmt „der
erfahrensten und kritisch prüfendsten Kenner und
Schildercr der Bauten des Altertums", zum Ehrendoktor
ernennt, denselben Architekten im Jahre 1904 zum Bar-
baren stempelt. Solche und ähnliche Blüten, die sich
auch bereits auf sozialpolitischem Gebiete geltend
machen, treibt der mit mehr Leidenschaftlichkeit als
Einsicht, mit mehr theoretischer Stubengelehrsamkeit
als natürlicher Empfindung, mit mehr fanatischer
Gegnerschaft als sachlicher Duldung geführte Kampf
Wenn der große Meister der Geschichte, Ludwig
lläuücr, noch lebte, er könnte noch mit viel mehr
Berechtigung als im Jahre 1841 klagen, es gebe nur
Historiker der Stube oder des Salons, die Historiker
des Lebens fehlten oder seien dünn gesät Wie die
Vorgänge in Heidelberg lehren, ist es auch heute
noch nicht gelungen, „die Nation zu befreien von der
bisherigen Despotie ausschließlicher Spekulation und
Kontemplation, die uns dem Kreise des Lebens entrückt".
39i
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Kaum eine Burg, kaum ein Schloss in deutschen
Landen ist in dem Maße „schicksalskundig", wie das
Schloß Ober Hcidclbi-rg. Es gibt kaum eine andere
Universität in der Well, welche, wie die Universität
Heidelberg, in ihrer Geschichte das Widerspiel aller
der großen weltgeschichtlichen Ereignisse findet „Und
versität in 2 Teile geteilt, zwischen welchen das Jahr
1803 die Grenzscheidc bildet. „Bis hierher reicht die
alte Universität, die in dem ganzen Umlang und der
Manni-falti-k. it ihrer Epochen der Vergang
angehört, welche ausgelebt ist; von hier an
die neue moderne Universität, die das Leben
Jahrhunderts und der Gegenwart in sich tragt" Die
große, leidcnsvolle Tragödie der pfälzischen Geschichte
war zu Ende, aus der uralten pfälzischen Haupt- und
Residenzstadt wareine badische Bezirksstadtgeworden;
das Schloß war eine vergangene Residenz, es wurde
ein grandioses Denkmal vergangener Herrlichkeit. Nun,
in der neuen Zeit wurde es ein Gegenstand phantasie-
voller Betrachtung, und die erweckende Dichtung rief
ihm zu: „Steig auf in der alten Pracht". Dieser
Entwicklung suchte der Heidelberger Schloßverein
gerecht zu werden, der 1866 gegründet, sich die Er-
haltung des Schlosses und die Pflege seiner land-
schaftlichen Umgebung zur Aufgabe gemacht hat Mit
unermüdlichem Sammeleifer folgte er der Tätigkeit
Metzgers, des Grafen Graimbcrg und anderer und ver-
öffentlichte in seinen Mitteilungen alles, was Ober die
ehemalige Gestalt des Schlosses in Archiven, in Bib-
liotheken und sonst zer-
streut zu finden war.
Mit aller Sorgfalt wurde
dieGrundgcschichte des
Schlosses studiert, die
Beziehungen seiner ein-
zelnen Teile zu einan-
der ergründet. Der Hei-
delberger Schloßverein
hatte denn auch wesent-
lichen Anteil an dem
Zustandekommen der
schönen und gewissen-
haften Aufnahmen, die
wir der hingebenden
Sorgfalt der Hrn. Koch
und Scitz verdanken.
Und wenn alledieseVor-
arbeiten zu einem be-
stimmten Ergebnis ge-
führt hatten, dann sollte,
wie ein Beurteiler aus
der zweiten Hälfte der
achtziger Jahre sagt,
„auch die groß artige
Aufgabe, die sich der
Sch loßve rein gesetzt
hat, in Angriff ge-
nommen we r d e n , we 1-
Prof. M. Littmann che.umdie schönsten
in München- Teile des Schlosses
zu erhalten, an eine
Restaurationdessel-
ben zu denken wagt"
In diesem Bestreben
w ürde der Schloßverein
mit dazu beigetragen
haben, in der verjüng-
ten Gestalt des Schlosses
die neue Geschichte der
Universität und der
Nation symbolisch
sich wicdcrspiegeln
zu lasset), und das
war auch bis vor
wenigen Jahren sei-
ne Absicht Nun
X aber hat er sich ent-
schlossen, die Er-
klärung abzugeben,
es ist in Wahrheit der größte Ruhm, den sich die die wir mitgeteilt haben Wir möchten der Ansicht
Ruperto-Carola erworben hat, daß sie fast zu allen Ausdruck geben, daß sie uns als die würdigste
Zeiten den innigsten Zusammenhang mit dem Leben aller der Acußcrungcn erscheint, die in der letzten
der deutschen Nation bewahrte." In seinem Kestvor- Zeit getan wurden, aber sie ist nicht die logischste,
trag auf der V. Säkularicier der Universität i Jahre 1886 Mit Recht konnte Fritz Seitz in der Debatte darauf
hat Kuno Eiseher die Entwicklungsgeschichte der Uni- hinweisen, daß der Schloßverein die badisrhe Regierung
39»
No. 63.
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seinerzeit, im Jahre 1885, zu dem Beginn der Wieder-
hcrstellungs-Arbeiten veranlaßt und fort und (ort ge-
drängt habe, dem wachsenden Verfall Einhalt zu gebieten.
Es bestehe infolge dieser Anregungen, welchen die Re-
gierung nachgekommen sei, und der dadurch veranlagten
Arbeiten die prächtige Romantik des Schlosses
schon lange nicht mehr, dasselbe biete jetzt nur
noch einen unerfreulichen Anblick. Es gebe bei
der augenblicklichen Sachlage Oberhaupt nur zwei Mög-
lichkeiten für die Zukunft des Schlosses, entweder den
vollständigen Wiederaufbau oder den weiteren Verfall
als Ruine. Seitz ist damit der gleichen Meinung, der
auch wir Ausdruck gegeben haben. Er betonte nach-
drucklich, daß sich der Schloßverein durch die Er-
klärung und durch sein neuestes Vorgehen in
Widerspruch
mit seinen
früheren Ent-
schließungen
setze. Wir
möchten noch
einen Schritt
weiter gehen
und der Mei-
nung Ausdruck
geben, daß ein
Verein, der zur
Erhaltung des
Schlosses ge-
gründet wurde,
und welchem die
Pflege der land-
schaftlichcnUrr.-
gebung dieses
Schlosses zur
besonderen sta-
tutenmäßigen
Pflicht gemacht
wurde, wenn
man nicht die
Bedeutung der
Worte der deut-
schen Sprache
auf den Kopf
stellenwill,seine
Existenzberech-
tigung verloren
hat, wcnnei statt
des Schlosses
dessen Ruine
erhalten will
und wenn er die
Pflege der land-
schaftlichen
Umgebung des
Schlosses darin
erblickt, daß
Bauten, wie das
Schloß - Hotel,
welche der
Schönheit des
ganzen unteren
NeckartalesEin-
trag tun, zur Er-
richtung kommen konnten. Gewiß kann man, wie der
Vorsitzende des Schloß Vereines ausführte, seine Meinung
ändern ; wenn man sie aber so gründlich ändert, daß
der ursprüngliche vollkommen klare Zweck des Ver-
eines in sein Gegenteil verändert wird, so bleibt doch
nach dem bisher allenthalben beobachteten natür-
lichen Verlauf der Dinge nichts anderes übrig, als daß
der Verein, dessen Ansichten so völlig andere gewor-
den sind, sich auflöst. Keinesfalls durfte er zu dem F.nt-
schluü kommen, die mitgeteilte Erklärung abzugeben,
denn mit derselben handelte er gegen seine Statuten,
deren natürliche Bedeutung durch die Geschichte seiner
ersten 25 Jahre in der unbefangensten Weise bestätigt
wird Wer kannObrigensbcidieserSachlagecinc Gewähr
dafür Obernehmen, daß der Verein nach 10 Jahren seine
o. August 1904.
Der „Lindenhof", Wohnhaus des Herrn Aren. Prof. M. Littmann
In München-Bogenhausen. Simfienaniicht
Ansicht nicht wieder ändert? — In der Kundgebung der
Heidelberger Studentenschaft, deren Wortlaut vermut-
lich auch auf HenryThode zurückgeht, istderSatz: „Das
Heidelberger Schloß muß Ruine bleiben; denn es hat
als Kuinc unvergleichlichen Einfluß ausgeübt auf das
Geistesleben des deutschen Volkes. Es ißt kein Zufall, daß
einst in der Romantik eine neue Geistesrichtung gerade
von Heidelberg aus ihren Ausgang genommen hat. Alle
großen Heidelberger Erinnerungen, an Goethe, an so
viele schöpferische Geister, sie alle hängen mit der
Ruine zusammen", besonders herauszuheben, denn er
scheint uns einige Irrtümer zu enthalten. Wohl ist es
richtig, daß Ludwig Ticck, der sich in den Jahren
1803—1806 in Heidelberg aufgehalten hatte, in seinem
„Phantasus" schrieb: „Die große wundervolle Heidel-
berger Ruine
stand mit den
verfallenenTür-
men.den großen
Höfen und der
herrlichenNatur
umher so schön
in Harmonie,
daß sie wie ein
vollendetes Ge-
dicht aus dem
Mittelalter wirk-
te; ich war so
entzückt über
diesen einzigen
Fleck unserer
deutschen Erde,
daß dieses Bild
seit Jahren mei-
ner Phantasie
vorschwebte."
Aber zugleich
überläßt sich die
Gruppe der Hei-
delberger Ro-
mantiker doch
auch dem Ent-
zücken des voll-
endeten Schlos-
ses. „Steig auf
in der alten
Pracht!" wur-
de der erweck-
ende Ruf der
Dichtung; die
Dichter schwelg-
ten in dem gei-
stigen Bilde al-
ten Reichtumes
und alter I lerr-
liihkeit, welche
ihnen aus dem
wieder in ehe-
maliger Pracht
aufgestiegenen
Schlosse entge-
gen strömten,
unddasWort ist
oft nicht beredt
genug, die lebhaften Träume zu malen, denen sich die
Romantiker hingaben. Freilich galtes schon damals, der
Nüchternheit und der mangelnden Phantasie entgegen-
zutreten, denn Heine sieht sich genötigt, an die Spitze
seines Kapitels über Romantik das Wort Schlegels zu
setzen: „Was Ohnmacht nicht begreift sind Träume-
reien." Aber die Romantiker ließen Mch nicht beirren.
Auf dem Titelblatt ihrcreinzigen Gedichtsammlung „Des
Knaben Wunderhorn", die Heine „nicht genug rüh-
men" kann, welche die „holdseligsten Blüten des deut-
schen Geistes" enthalt, in der man „den Herzschlag
des deutschen Volkes fühlt", in welcher sich „all seine
düstere Heiterkeit, all seine närrische Vernunft" offen-
bart, wo der „deutsche Zorn trommelt, der deutsche
Spott pfeift, die deutsche Liebe küßt und der echt
de«
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deutsche Wein und die echt deutsche Träne perlen",
auf dem Titelblatte dieser Sammlung bildeten Arnim
und Brentano das 1 Icidclbcrger Schloß in seiner
vollendeten Gestalt ab und Heine sagt von diesem
Titelblatte, wenn ein Deutscher in der Fremde dieses
Bild lange betrachte, glaube er die bekanntesten
Tone zu vernehmen und es könne ihn dabei das
Heimweh beschleichen. Diese vorausschauende und
wieder zusammenfugende Tätigkeit der Phantasie war
durchaus ein charakteristisches Merkmal der Zeit und
lag in ihrem Geiste. Ludwig Uhland, der als der
bedeutendste Vertreter der nachfolgenden Periode der
deutschen Romantik betrachtet werden muß, sehrieb
das schöne Distichon „Die Ruinen" und sang in ihm:
„Wanderer, es ziemet dir wohl, in der Burg
Ruinen zu schlummern;
„Träumend baust du vielleicht herrlich sie
wieder dir auf." —
Und in einer Reihe seiner anderen Dichtungen ist
das im Geiste wieder vollendete Bild des ehemaligen Zu-
Standes immer der ideale Hintergrund des in der Ruine
träumenden Besuchers. Welche Verschiedenheit der
Empfindung übrigens Ober den herrlichen Eindruck der
Heidelberger Schloßruine herrschen kann, beweist
Lenau. Wenn Thode in der Ruine die unendliche
künstlerische Wirkung sieht, die Natur und Kunst
zusammen ausüben, wenn ihm aus ihr die ergreifende
Wahrheit der unmittelbar wahrgenommenen und ge-
fühlten Geschichte, die träumerische Wahrheit vom
Werden und Vergehen entgegenströmt, so erscheint
dem Dichter Lenau die Ruine als ein Bild des Todes,
als „der Zeit steinern stilles Hohngelächter", und es
überkommt ihn aus ihr im Gegensatz zu dem sie
umgebenden Leben der Natur und der Menschen eine
solche Stimmung, daßer weint „vorclegischcmUchermaß
der Empfindung". Er findet sich in der Beurteilung
von Ruinen mit Rückcrt zusammen:
„So stch'n wir droben in des Todes Reichen;
Burgtrümmer liegen ring-., wie steinerne Leichen
Such', und du findest wohl auch wahre Knochen.
ü Wanderer, so eiferig zu traben,
l.'m, was du, statt zu suchen, solltest scheuen,
Dich am Geripp' der Zeiten zu erlaben!
Du mußt wohl recht mit Torheit statt des Neuen
Das Alte lieben " -
Das alles nun soll nach den Absichten der badi-
schen Regierung nicht untergehen, wie die Kund-
gebung der I Icidclbcrger Studentenschaft meint, son-
dern es soll in schönerer und reicherer Torrn als es
heute dasteht, auferstehen zu neuem Glanz, zu neuer
Herrlichkeit, zu neuem Leben. Nicht in der Ucber-
lassung der Ruine ihrem voraussichtlich baldigen
Schicksal liegt demnach .das Festhalten an der poeti-
schen l'eberlieferung der geliebten Universitätsstadt",
sondern, wie wir gesehen haben, an dem „Wieder-
aufsteigen in der alten Pracht " Hätte man zu allen
Zeiten den Grundsatz verfolgt, der heute mit so viel
Bcredtsamkcit und Leidenschaft als ein heiliges Gebot
aufgestellt wird, dann hätten wir z. B. nicht die wun-
derbaren Gartenanlagcn. die heute das Schloß um-
geben. „Schlimm sah es dort aus", schreibt Obscr.
„Die herrlichen Parkanlagen , die dem glanzvollen
Jugendtraume des unglücklichen Winlerkönigs ihre
Entstehung verdankten, waren in argen Verfall ge-
raten, lieber Schutthaufen und durch wildes Gestrüpp
mußte man sich den Weg bahnen, um einen Blick auf
die Ebene zu gewinnen. Auf den Terrassen wurde
Cichorie gebaut. Korn- und Kartoffelfelder deckten
den Berghang " Das war jedenfalls die Thode'sche
„ergreifende Wahrheit der unmittelbar wahrgenomme-
nen und gefühlten Geschichte", die „träumerische
Wahrheit vom Werden und Vergehen". Aber jene
Zeit war glücklicherweise nicht so doktrinär, wie die
heutige, sondern „es weckte wie mit einem Zauber-
worte der Wille des Kurfürsten das schlummernde
Chaos, und eine ordnende Hand gestaltete es zu er-
neuter Pracht Unter der Leitung des ühertorstrates
Gatterer wurden nach den Entwürfen des Hofgärtners
Zeiher von Schwetzingen jene herrlichen Anlagen ins
394
Leben gerufen, die heute den köstlichen landschaft-
lichen Rahmen zu jenem unvergleichlichen Bilde ver-
gangener Größe, dem vielgefeierten und vielbesunge-
nen Wittelsbacher Schlosse, darstellen.41 Man muß
es in dem 1620 in Frankfurt erschienenen Hortus Pala-
tinus aus der Feder des Schöpfers der Gartenanlagen
Friedrichs V., des Salomon de Caus, nachlesen, was
der Garten einst war, welche Pracht ihn umfing,
welches herrliche Kleinod die deutsche Gartenkunst
an ihm besaß. Und wenn man das Bild daneben
hält, welches Obscr Ober den verwahrlosten Garten
iles Anfanges des XIX. Jahrhunderts zeichnete, dann
kann man ungefähr ermessen, was wir heute hätten,
wenn uns diese „ergreifende Wahrheit der unmittelbar
wahrgenommenen und gefühlten Geschichte" erhalten
geblieben wäre. Welchen Umfang würde erst das Ent-
zücken Tieck's angenommen haben, wenn das Zauber-
wort des Kurfürsten Karl Friedrich den ganzen Lust-
garten seines kunstsinnigen Vorfahren wieder zu neuem
Leben berufen hätte!
Aber auch die ausgezeichnete Fürstin Elisabeth
Charlotte, die Liselotte, nach Ranke „ein kräftiges
Kind der Natur, unverbildet und derb, gegen Jeder-
mann und über alle Dinge grad heraus", war wobl
wenig vom Doktrinarismus angekränkelt, wenn sie in
ihren Briefen immer wieder der Empörung Ausdruck
gibt, daß Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Ncuburg
das „alte Stammschloß" nicht wieder „zurechtmachen"
läßt; sie halte wenig Sinn für die „ergreifende Wahr-
heit der unmittelbar wahrgenommenen und gefühlten
Geschichte". Ihr erschienen die Ruinen als ein
Symbol des mehr und mehr schwindenden deutschen
Nationalbewußtseins und sie wollte, vor purcnSchmcrzcn
und Thräncn vergehen, nicht mehr dort zu finden",
was sie so herzlich geliebt. Sie hat im Laufe der
Jahrhunderte manchen Nachfolger gehabt, der ihren
Wunsch teilte, namentlich zu der Zeit, als die roman-
tische Gruppe in Heidelberg die Auferstehung des
Schlosses mit der ihr eigenen Gefflhlsinnigkeit betrieb.
Aus jener Zeit, aus dem Mai 1830, stammen die Worte
von Graimberg's, die Josef Dürrn im Dezember 1883
wiederholte (C entr.-Bl. d. Bauverw. 1887, S. 36), indem
er mit aller Wärme für eine Wiederherstellung des
Schlosses in dem „zunächst Erreichbaren" eintrat und
der Meinung Ausdruck gab: „Keine Zeit erscheint
besser dazu angetan, ein Restaurationswerk, wie das
infrage stehende, auszuführen, als die unsrige, weil ein
gut Teil der heutigen Bestrebungen mit den Errungen-
schaften jener Zeit zusammenfällt." „Wenn unsere
Stimme", läßt er von Graimberg ausrufen, „die sich un-
aufhörlich für die Notwendigkeit seiner (des Schlosses)
Erhaltung erhob, nur zu lange die Stimme des Rufen-
den in der Wüste war, so dürfen wir jetzt nun mit
desto größeren Vergnügen ankündigen, daß endlich
bessere Tage Uber dieser Ruine aufzugehen scheinen."
Und diese besseren Tage haben angehalten bis
zum Beginn des XX. Jahrhunderts, als die spekulative
Kunstgt U hrsamkeit mit der Aufstellung einiger
willkürlicher Grundsätze gegen die Natürlichkeit des
Empfindens Sturm zu laufen begann. Soeben werden
beunruhigende Nachrichten bekannt, daß der Chor des
Kölner Domes infolge fortschreitender Verwitterung
seiner Architekturteile von der Gefahr des Einsturzes
bedroht ist, wenn nicht bald eine Wiederherstellung
unternommen wird. Das Gleiche wäre beim Chor des
Wormser Domes der Fall gewesen, wenn diese Wieder-
herstellung nicht tatsachlich unternommen worden
wäre Das ist aber nach Thode in logischer Folge
Frevel, Verbrechen, Barbarei. Nach seinen Grundsätzen
hätten beide (.'höre einstürzen müssen, um uns „die
träumerische Wahrheit vom Werden und Vergehen zu
gebe n " Als vor einigen Jahren ein Pfeiler der Cathe-
drale von Sevilla eingestürzt war und die von ihm
getragenen Gewölbe zu einem Schutthaufen auf dem
Boden der Kirche sich zusammenlürmten, da hätte man
das Gotteshaus ruhig in jenem Zustande lassen sollen, da-
mit es einem modernen Lehrsatze hätte genügen können.
Die Spanier befinden sich mit ihrer so reichen Zahl
von Kunstwerken gegenüber Thode in einer bencidens-
No. 63.
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werten und glücklichen Lage. Sie sind aus Grün-
den der ewigen Finanznot gezwungen, „keine ge-
fälschte Historie", „kein gefälsc htes Kunstwerk", „kein
gefälschtes Leben" aufkommen zu lassen. Wer aber
Spanien mit offenen Augen bereist hat, der hat es
empfunden, wie unsäglich traurig eine solche herunter-
gekommene Nationalkultur wirkt, wie bald, wenn dieser
Zustand anhält, die Kunst vor unersetzliche Verluste
gestellt sein wird! Als Essenwein in Nürnberg die
Frauenkirche wiederherstellte und das Germanische
Nationalmuscum errichtete, als Josef Schmitz die Se-
balduskirchc wieder zu neuem Dasein brachte, da be-
gingen sie einen Frevel, ein Verbrechen, eine Barbarei.
Die Franzosen, die unter Viollct-lc-Due. Borswillwald,
die Belgier, die unter De Wulff, Saintenov, de la
Censerie, die Italiener, die unter Bcltrami, Boni, die
Deutschen, die untcrStcinbrccht, Tornow, Hof mann u a.
eine Reihe der sorgfältigsten und pietätvollsten Wieder-
herstellungen gemacht haben, sie sind unwahrhaftige
Fälscher, welche nicht die Wahrheit wollen, sondern
die Täuschung. Die Wahrheit ist es aber, wenn ein
Kunstwerk, dem schnelleren oder langsameren Unter-
gang entgegen gehend, „sich ausleben" kann. Gelingt
es dieser Anschauungsweise Thodc's und anderer,
sich allgemeine Geltung zu erringen, haben wir an allen
Bauwerken der Vergangenheit, in welchem Zustande
sie sich auch befinden, das „Werden und Vergehen
des Lebens" wahrzunehmen , so ergeben sich eine
Reihe der verhängnisvollsten Folgerungen. Wäre
diese l,ehrmeinung i. B. auf die Marienburg ange-
wendet worden, dann müßten wir heute das Schloß
in arger Verwüstung als Stallung, als Lagerräume auf
unsere Nachkommen vererben; es wäre dann über-
flüssig gewesen, daß der Dichter Max von Schenken-
dorf zu Anfang des XIX. Jahrhunderts für seine Er-
haltung kämpfte. Wir hätten dann aber auch freilich
nicht das herrliche wiedererstandene Schloü von heute,
welches wir der unermüdlichen Forschung und dem
feinen Kunstschaffen Stcinbrccht's verdanken. Will
man denn nicht einsehen, daß eine künstle-
rische Wiederherstellung in viel höherem und
viel edlerem Maße Zeugnis ablegt vom Wer-
den und Vergehen des Lebens, als ein Miß-
brauch eines Bauwerkes, seine Vernachlässi-
gung, seine Zerstörung.' Wann beginnt die
Thode'sche Pflicht zur Erhaltung durch Verkommen-
lassen? Wenn sie heute bestellt, bestand sie nicht
auch schon vor 50, vor 100, vor 200 Jahren? Und
wenn sie damals nicht geübt wurde und die Erhaltung
durch Wiederherstellung in geringerem oder größerem
Umfange „Geschichte des Werdens und Vergehens"
wurde, ist sie nicht in viel interessanterem Maße Ge-
schichte als die ehemalige Zerstörung? Ist die heutige
Wiederherstellung nicht auch „Geschichte" ? So trägt
die Lchrmeinung den Widerspruch in sich selbst.
Wenn irgendwo der Künstler in Gegensatz zu setzen
ist zum Barbaren, so ist es hier. Barbaren sind auch
die Dänen, die Schloß Kristiansborg wieder aufbauen
wollen. Wohin die weitere Verfolgung des Grund-
satzes von der Wahrheit in der Geschichte und der
Kunst im Thodc'schen Sinne führt, wohin ein Volk
gelangen kann, wenn es in chauvinistischer Weise
„das Werden und Vergehen des Lebens", die „unge-
fälschte Historie" an seinen Denkmälern zeigen will,
das beweist die Geschichte der ausgebrannten nackten
Mauern des ehemaligen Rechnungshofes, des ehe-
maligen Palais du Quai d'Orsav in Paris, die man
Jahrzehnte lang stehen ließ als Denkmal der Wut
der Kommunisten und des Fanatismus der Pctro-
leusen des Bürgerkrieges des Jahres 1871, bis man
schließlich einsah, welchem Spott dieses Zeigen des
„Werdens und Vergehens des Lebens" im Auslande
wie im eigenen Lande ausgesetzt war und die Ruine,
die einen Kunstwert in nur geringem Maße besaß,
aber immerhin ein Kulturwerk war „unendlich ein-
drucksvoll von Schicksal und Zeit geschaffen*, abtrug.
Kennt Thodc so wenig die Geschichte der Zerstörung
von I leidelherg und seinem Schlosse, daß er sich nicht
erinnert, für was, für welche verhängnisvolle Eigenschaft
der Verteidiger von I Icidelbcrg der „heilige Rest des
Otto- Heinriehsbaues", die Ruine, das Denkmal ist?
Das Lustrum der Franzosen -Herrschaft am Neckar
1689 1693, dem das Schloß seinen Untergang ver-
dankt, war keineswegs ein Ruhmestitel für den deut-
schen Gegner. Der General Hedersdorf, der Verteidiger
von Heidelberg 1693, wird als unentschlossen, schwach,
kopflos und feige geschildert; er überließ Stadt und
Schluß ohne jede Gegenwehr dem Feinde und wurde
aus dem deutschen Orden ausgestoßen, vom Kriegs-
gericht zur schimpflichen Kassation vor dem Heere
und zur Hinrichtung durch das Schwert verurteilt,
al>cr schließlich begnadigt. Für solche nichtswür-
digen Zustände ist die Burgruine von I Icidelbcrg das
traurige Denkmal. Wollte man die Ansicht Thode's
zur äußersten Konsequenz treiben, dann müßte man
auch die Ausgrabungen in Aegypten, in Olympia usw.
für barbarisch erklären und die Deutsche Ortentge-
sellschaft müßte ihre Arbeiten im Tale des Euphrat
und des Tigris einstellen, kein Stück dürfte in den
Museen aufbewahrt wertlen, denn das „Werden und
Vergehen des Lebens" ist in diesen Denkmälern zer-
stört, nachdem sie aus ihrem natürlichen Zusammen-
hange gerissen wurden, der doch jedenfalls noch über
dem Werte des einzelnen Teiles steht. Das Pergamon-
Museum in Berlin, jener einzige stolze Besitz deutscher
Forschungsarbeit, wäre eine große Barbarei. So
weit kommt man mit Lehrmeinungen. Da halten wir
es lieber mit Goethe:
„Was wäre das Haus, was wäre die .Stadt,
wenn nicht immer
Jeder gedächte mit Lust zu erhalten und zu
erneuern,
Und zu verbessern auch, wie die Zeit uns
lehrt und das Ausland."
ivi.u,a mc«.>
Der „Lindenhof",
Wohnhaus des Herrn Architekten Prof. Max Littmann in München -Bogenhausen.
Kntworfen und aufgeführt von Hcilmann ä I.ittmann in München.
(Illrnu eine ni;dbrUa:e Utk! dir AMiildu
ünchen besitzt bereits eine große Reihe von
freistehenden Villen, welche in Anlage und
Ausstattung vollendete Lösungen des auf eine
vornehmere Lebenshaltung zugeschnittenen
Einfamilienhauses sind, Zu den besten die-
ser Art und als ein Musterbeispiel in sich hat sich zu
ihnen, um die Wende des Jahres vollendet, das Haus
gesellt, welchem hier eine kurze Darstellung gewidmet
sei. Der „Lindenhof" in München-Bogenhausen, das
prächtige Wohnhaus des Architekten Professor Max
Littmann in München, deutet schon durch seinen
Namen an, was es sein will: ein vom städtischen Ver-
kehr losgelöstes, vorwiegend dem inneren Leben der
Familie gewidmetes Heim mit freier Umgebung Der
Lindenhof liegt in den Gasteiganlagen des Münchener
6. August 1904.
Vorortes Bogenhausen, an jenen herrlichen Parkan-
lagen, welche das hohe rechte Isarufer krönen und
den Flußlauf durch die ganze Stadt hindurch begleiten.
Das Grundstück an der Höchlstraße entwickelt sich,
wie der Lageplan S. 392 zeigt, mehr nach der l iefe,
als nach der Breite, ist aber gleichwohl breit genug, dem
Hause alle willkommene Ausdehnung zu lassen und
dieses doch nicht allzu nahe auf die Nachbargrenze /11
rücken. Das Baugelände ist so gewählt, daß die Lage
nach der Himmelsrichtung für die Vorderansicht die
Nordlage, für die der vollen Ausdehnung des Gartens
zugewendete Hinterseite die Südlagc ergab, sodaß damit
die Möglichkeitgegeben war, alle Wohn- und Schlafräumc
nach Süden und nach dem ruhig gelegenen Garten
zu verlegen und an der Nordseite außer Ylaupteingang
395
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und Diele die Räume anzuordnen, von welchen aus
die Ueberwachung des Hauses erfolgt, also Küche,
und für welche unmittelbarer Verkehr unter Umstan-
den erwünscht sein kann: das Zimmer des Herrn. Im
übrigen sind die Wohn- und Gesellschaftsräumc von
den Wirtschaf tsräumen scharf getrennt. Letztere sind
zu einer in sich geschlossenen Gruppe vereinigt und
liegen mit Rücksicht auf die in München vorherrschen-
den Sud-Westwinde auf der Ostseite des Hauses.
Durch Einschiebung eines Zwischengeschosses wurde
dieser Teil des Hauses dreigeschossig, während der
Hauptbau zwei Hauptgeschosse erhalten hat. In der
gedrängten Zusammenlegung der Wirtschaftsräumc
und der mit ihnen in Zusammenhang stehenden Wohn-
räume für die Dienstboten und in der dadurch ermög-
Preisbewerbungen.
Zur Erlangung von Entwürfen für einen neuen Kursalon
In Teplltr beschloß das Stadtverordneten- Kollegium von
Tcpliiz-Schönau .einen Wettbewerb für die Architekten
Deutschlands und die deutschen Architekten Oesterreichs
auszuschreiben. Das Gebäude soll im Seumc-Park errich-
tet werden. Es sind 3 Preise von 3000, aooo und 1000 Kr.
(cstuesetzL —
Zu dem Wettbewerb für zwei Kolonien des Eschweiler
Bergwerkverein» bei Aachen hatte Hr. Arch. Ü. Flügel in
Mülheim a. d. Kühr einen Entwurf eingeliefert, der in die
engere Wahl kam, jedoch keinen Preis erhielt. Gleich-
wohl erschienen der Bauvcrwaltung des genannten Ver-
eins die beiden Lagepläne so wertvoll, daß sie beschloß
dieselben zu erwerben, und sie bot einen Gesamtpret* von
30 M. {') für dieselben, welchen ihr Verfasser natürlich
ablehnte. Her niedrigste Preis des Wettbewerbes betrug
500 M. Als ein recht unerwünschter Beitrag zum deut-
schen Konkurrenzwesen sei der Kall den Kachgenossen
zur Lehre für ähnliche Kalle und als einBeispiel der Wert-
schätzung architektonischer Arbeit mitgeteilt. —
In einem Wettbewerb des Oberbayerischen Arch.- und
Ing.-Verelns betr. Entwürfe für ein Internat In Landsberg
am Lech liefen 18 Arbeiten ein. Den I. Preis errangen die
Hrn. Ilessemer tt Schmidt, den II, Preis Hr. Heinrich
Neu und den III. Preis Hr. K. X. Knopflc, sinnlich in
München,
Wettbewerb Bebauungsplan Potsdam. In dem Preis-
gericht stehen nur 2 akademisch gebildete Techniker, die
Hrn. Stadlbn. Nigmann und kgl. Brt. Seeliger, 5 an-
deren Mitgliedern des Preisgerichtes gegenüber, sodaß
wir bezweifeln, ob das Ausschreiben bei dieser Sachlage
den gewünschten Erfolg hat. Die Kri*t i«t bis zum 1 Okt.
1904 verlängert worden.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Wasserbaui itMp Schümann, die
Reg -Bmslr a. U. Zweilmg n l'oetter, die Reg -Bmstr. Sickcl
u. W i I lert «nid zu Kau Ren Ritten u Mitgl. des l'.it - Amte» ernannt.
Bayern. Dem Dir - Rai Möller bei den Plalz. F.isenb. ist
die Bewilligung zur Ann und 1 Tiaren des ihm verlieh. Kgl. preuß.
Roten Adler Ordens II! Kl erteilt
Der Reg Rat Bullinger m München ist a. An», entspr. wegen
Krankheit auf die Dauer i Jahre* in den Ruhestand versetzt.
Techn Hochschule in München. Die Wahlen der Abt.-
Vorst für dir Studienjahre 1904 — 1U07 sind bestätigt worden und
zw die ord Prot,: Dr. v. BrauamQlil I. d. allgem. Abt, Dr. M.
Schmidt (. d. Raaing -Ahl , fr v. T h i e r s c Ii (. d. Arch-Abt-,
Lyn en f d Ma^i h. lng Abt , Dr G Schult! (. d. ehem. Abt.
und Dr. Kraus (. d landwirtu h. Abt.
Preuflen. Dem Piuf Vollmer in Berlin ist der Kgl. Kronen-
Orden III. Kl und dem Bauinyp. Hafner in Konstanlinopcl der
Kgl. Kronen Orden IV Kl vcilielien.
De Gen z. Ann und Anlcrung der ihnen verlieh, fremdland.
Orden ist erteilt: dem Ob - und «ich. Brt, Rimrutl in Berlin,
dem Reg.- u. Bit. F. v c r k r 11 in Mainz und dem Eisenb.-Bau- u.
Bctr Insp Merkel in Essen de» Kitterkrru'e* I Kl. des GroQh.
hes». Verdienst-Orden« Philipps des Ginßnvotigen; dem Reg -Bmstr
Voeicler in Mainz des Ritterkreuze» II. Ki. desselben Ordens;
dem Reg - u. Brl. B I u n . k in Altona de» Ritterkreuzes de» Kgl.
»ehwed und norwep. Nordstern - Ordens; dem Reg.- u Brt.
Schwanebeck in Frankfurt a. M. des Ritterkreuzes I Kl de»
Kgl «hwcd, u. norwen Wasat irden».
Dem Geh. Ob -Bit Wiehert, vortr. Rat im Minist, der
ollenll Arb., ist der Char. als Ob -Baudir. mit dem Range eines
Rates I. KL verliehen
Der Ree,.- u. Brt. Knrherti in Arnsberg ist zur Kgl. Fisrnb.-
Dir. nach Halle a. S. versetrt
Der Reg.-Bmslr. Willi. I' a b » t in Po«en ist 1. Kgl Landbau-
insp. ernannt u. ihm die Stelle bei der Kgl. Ansicdl.-Korom da». Qbeilr.
Dem s'.Snd- Mitarb de* Kgl Materiilprufungsamtcs in Gr.-
I-ichterfelde Dalen ist da. PrSil Prof beigelegt.
Der Reg .Bmstr. F.dw. langem Brandenburg ist nach Fitr.ten-
396
lichten findigen Ausnutzung des Raumes liegt ein
I lauptvorzug der interessanten Anlage. Nicht nur war
es möglich, sie vom übrigen Verkehr des Hauses
einerseits völlig auszuschalten und ihnen besondere
Zugänge von außen zu geben, sondern sie ander-
seits mit den herrschaftlichen Haupt Wohnräumen in
solcher Verbindung zu halten, daß die I landreichung
und die Hausordnung nicht erschwert werden. In
dieser Anordnung, die freilich nur möglich ist, wenn
die Haupträume entsprechende Geschoßhöhen haben,
ist Haus Littmann nicht minder mustergültig, wie in
seinen weiteren räumlichen und künstlerischen An-
ordnungen, auf die wir im Schlußartikel zu sprechen
kommen werden. — (s<-idua Mg«.i
brrg a. O. versetzt. — Die Reg -Bmstr. Karl Gebhardt und
G r 0 n »ind der Kgl. Reg in F.rfort u Kassel überwiesen
Dem Reg -Bmstr. Adam H o t m a n n in Friedberg i H ist die
naclges Enilass. aus dem Staatsdienste erteilt.
Sachsen. Dem Prot Th. Böhm an der Techn. Hochschule
in Drrsden ist du Ritterkreuz 1 Kl. des Albrechts-Ordens verliehen.
Bauinsp. D r e s s e 1 in Di esden ist z SlraBen- u. W.-Bauinsp. ernannt
Württemberg. Dem Reg -Bmstr. Baor, 7 7.x. in Tientsin
(China) ist der Tit. und Rang eines Rrts. verliehen.
Brief- and Fragekasten.
Hrn. Stadtbmstr. Sch. In S. Sie Finden sehr ausführliche
Mitteilungen Ober Turn- und Festhalten im zweiten Band, dritter
Teil der .Haukunde des Architekten", Verlag der .Deutschen Bau-
leitung*, G m. b. H , KOniggr&tzcr Straße 105. — Wir vermögen
nicht einzusehen, wie ein Zemerittrottoir einen daneben liegenden
Weinkeller nachteilig beeinflussen kann. Wein ist aber ein so
edler Stoff, daß es möglich ist, daß selbst etwaige von Nrcbt-
Kenoern als nicht vorhanden betrachtete Einflösse von Kennern
festzustellen sind. Wir legen die Frage daher dem Leserkreise vor. —
Hrn. C. M. In Sangerhausen. Sie finden auf S 91 (. dieses
Jahrganges eine längere Ausluhrung Ober den beregten Gegen-
stand, deren Studium wir Ihnen empfehlen. —
Anfragen an den Leserkreis.
Bei einem im Jahre 1903 ausgeführten Wohnhausanbau ist auf
eine Balkendecke der Fußboden verlegt, bevor die Schulzdecke
aus l.ehmsrhlsg vollständig aufgetrocknet war. Infolgedessen hatte
si<h zwischen der SchuUdecke und dem Fußboden Schwamm ge-
bildet, dessen fadiges Mycehum jedoch frühzeitig abgestorben war
und keinerlei Zerstörung der BaustoHc bcwiikt hatte. I.cdiglirh ein
muffiger Geruch in dem Raum Uber der Decke verriet da« L'tbel.
Nachdem der Fußboden sodann entfernt, die Balkenlage usw. sorg-
fältig gereinigt und imprägniert, die Schutzdccke gleichfalls gänzlich
beseitigt und duich Giptdieleneinsibub ersetzt worden is*, halt der
muffige Geruch jetzt, bevor der neue Fijßbudcn verlegt ist, noch
nach Wochen an und würde den Aufenthall in dem Raum, dessen
Wände mit Leimfarbe gestrichen sind, »ehr verleiden. Mit welchen
Mitteln kann man diese Ausdünstung erfolgreich beseitigen? —
II. L. in B.
Fragebeantwortungen ans dem Leserkreise.
Zur Biiefkastennoliz in No. 57 Hrn. J. H. A. in Johannisthal
mochte ich folgendes bemerken: Die Auslegung, da8 die Führung
der Bezeichnung .Baumeistci* ohne jeden Zusatz in Preußen ver-
boten sei, dürfte eine irrige sein In Preußen kann der Titel
.Baumeister* durch eine PiUfung überhaupt nicht erworben
werden. Das trifft nur zu bei den Titeln .staatlich geprüfter
Baumeister*, .Rcgierungs-Baumeisler*, , Diplum- log e-
nieur" u. a. Aufgrund der Handwerk» Gesetzgebung wild die
Bezeichnung .Baumeister' ohne Zusatz niemandem verwehrt wer-
den können, da das betr. Gesetz nur vom Meistertitel in Veibindung
mit einem Handwerk redet Die Tätigkeit de» Baumeisters kann
aber nicht als eine handwerksmäßige im Sinne dieses Gesetze'« be-
zeichnet werden. Der $ 360 No. tt meint offenbar nur solche Titel,
welche aufgrund von Prüfungen erworben oder von einer Behörde
verliehen werden. Daher wird es mit der Bezeichnung .Baumeister"
(ohne Zusatz) in Preußen ebenso sein, wie mit den Bezeichnungen
.Architekt" und .Ingenieur". Jedermann kann sich diese drei Be-
zeichnungen nairh Belieben beilegen, wenn er glaubt, aufgrund
seiner Vorbildung und seiner Berufstätigkeit die Anerkennung der
Gesellschaft zu finden. — H W.
Beantwortung der Frage a in No. 58. Im Allgemeinen ist diese
Fra>;e mit .Ja* zu beantworten, denn durch Anwendung von isolie-
renden Materialien, die durch die ganze Mauerdicke hindurch gehen,
kann die Fe uc Ii t ig k ri t , welche von unten nach oben steigt, voll-
ständig abgehalten werden. Die Wahl des Isoliermatenaica aber
hingt von den Ältlichen Verhaltnissen ab und es ist die Art der Iso-
lierung selbst wieder vou Einzelheiten ablilngi«, wobei die Raum-
anonliiung die größte Rolle spielt Dasselbe gut auch für den Fall,
daß es sich darum handelt, Feuchtigkeit von außen her abzuhalten.
Auf die von mir im Allgemeinen angedeutete Weise wurden schon
eine große Redie von Gebäuden nicht blos vorübergehend, sondern
dauernd entfeuchtet. — F. X. Hnertinger, Ing in München.
lrtinH: Zw F-ilultuni; «tri Heid« H>errrr >< lilo*sr-« — !>rr ,1 luden-
Iwf, W.itmliaut Mrn .Arth, l'rul. M. l.itlniann in MiIiKlicrrlV>r.eiiliauwn.
— i'rri»b»ivrrl>iiQ,:>-Ti _ IVisiiiul-Njrlnirhlcn - Hrirf- und Frufcrkasten.
1 herzu eine Bildbeilage; Wohnlimi* M. Littmann in München.
VerUif der Deutschen tUuzeminf . <» Ri- 1» tt , Heriin. Kar die Kedaktto*
veraotsroril. Alben Hof manu. Ilerun. Druck von Wuh. Grave, Berlin.
No 63.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
|3 XXXVIII. JAHRG. N'o 64. BERLIN, DEN 10. AUG. 1904
Die anatollsche Elsenbahn. AbbiMg. 5 l!a>t!i Kern - YiactukL
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Programm der XXXIII. Abgeordneten- und der XVI Wanderversammlung des Verbandes deutscher
Architekten- und Ingenieur-Vereine zu Düsseldorf 1904.
Abgeordneten-Versammlung vom 8. bis n. September.
Donnerstag, den 8. September.
Abends 8 Uhr: Begrüßung der Abgeordneten im Malkasten, veranstaltet vom Düsseldorfer Verein.
Freitag, den 9. September.
9 L'hr Vorm : Sitzung der Abgeordneten im Oberlicht-Saale der stadtischen Tonhalle.
2— 3 Uhr Nrn.: Gemeinsames Mittagessen in den oberen Nebensälen der Tonhalle. Trockenes Gedeck 2 M.
Nachmittags: Fortsetzung der Verhandlungen. Nach Schluß der Sitzung gemeinsamer Besuch der Inter-
nationalen Kunst- und Gartenbau-Ausstellung.
8 Uhr Abels.: Zwanglose Vereinigung im Diorama-Restaurant (Cibulsky & Holtschmit) auf der Ausstellung.
Illumination des Ausstellungstages und der Gebäude.
Sonnabend, den 10. September.
9 Uhr Vorm.: Sitzung der Abgeordneten wie am Tage vorher. Nach Bedarf Fortsetzung der Beratungen
am Na« hmittag.
Die Zeit vom Schlüsse der Sitzung bis zum Beginn des Festessens der Abgeordneten steht zu deren
freier Verfügung.
8 Uhr Abds.: Festessen der Abgeordneten im Hotel Heck, Blumenstraße. Trockenes Gedeck 4 M.
Sonntag, den 11. September.
Ausflug der Abgeordneten nach Remscheid < Talsperre!, Schloß Burg und Milngstcncr Brücke. Abfahrt
8,« vom I lauptbahnhof. Besuch der Talsperre bei Remscheid 1 Frühstück), des Schlosses Burg (Mittagessen) und
der Kaiser Wilhelm-Brücke bei Müngstcn (Kaffee). Wiedereintreffen in Düsseldorf 6,^ abends I lauptbahnhof.
Wanderversammlung vom II. bis 15. September.
Sonntag, den 11. September.
8' i Uhr Abds : Begrüßung der Wandcrvcrsammlung im Kaisersaalc der Tonhalle, veranstaltet vom Düssel-
dorfer Verein.
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Montag, den li. September.
9 Uhr Vorm.: Eröffnung der Wanderversammlung im Kaisersaale der Tonhalle durch den Vorsitzenden des
Verbandes. Begrüßung der Gäste und Ansprachen. Bericht des Geschäftsführers über die
Ergebnisse der Abgeordneten-Versammlung.
Vorträge: i. Hr. Dr. Brandt, Geschäftsführer der Düsseldorfer Handelskammer, über „Zur
Wirtschaftsgeschichte des Rheins".
2. Hr. Reg.-Rat a. D. Kemmann aus Berlin aber „Die Entwicklung der städtischen
Schnellbahnen seit Einführung der Elektrizität".
Damen, die nicht beabsichtigen, den Vortragen beizuwohnen, werden von der Tonhalle aus vor-
mittags durch die Kunstsammlungen der Stadl und durch die Kunstakademie geführt,
i Uhr Mitt. : Zwangloses warmes Frühstück in den unteren Räumen der Tonhalle. Trockenes Gedeck 2 M.
3 Uhr Nachm.: Zusammenkunft vor dem Kunstgewerbe-Museum am Friedrichsplatz. Besichtigung des Mu-
seums und der für den Verband veranstalteten Architektur-Ausstellung des Hrn. Direktor
Frauberger. Hierauf: Führung der Architekten in zwei Gruppen und der Ingenieure in
einer Gruppe durch die Stadt zur Besichtigung sehenswerter Bauwerke und Anlagen.
8 Uhr Abds.: Fest der Stadt Düsseldorf in den unteren Sälen der Tonhalle.
Dienstag, den 13. September.
9 Uhr Vorm.: Sitzung der Wanderversammlung wie am Tage vorher. Geschäftliche Mitteilungen.
Vorträge: 1. Hr. Reg.-Bmstr. Moritz in Köln über „Die Entwicklung des modernen
Theaterbaucs".
2. Hr. Wasserbauinsp. Middeldorf in Essen über „Regelung der Vorflut und Ab-
wässer-Reinigung im Emschergebiet".
Während der Vorträge an diesem Tage findet von der Tonhalle aus um 9'/j Uhr eine Rundfahrt
der Damen unter Führung von Herren und Damen des Düsseldorfer Vereins durch die Hauptstraßen und
Anlagen Düsseldorfs statt. Die Wagen stellt der Verein zu Düsseldorf.
1 Uhr Mittags: Vereinigung der Herren und Damen in der Tonhalle zu einem zwanglosen Frühstück.
Trockenes Gedeck 2 M.
Nachmittags: Im Anschlüsse an das Frühstück Ausflüge nach Wahl in die weitere Umgebung der Stadt.
Für Architekten: 2 Gruppen I über Benrath nach Zons, II. nach Kaiserswerth.
Für Ingenieure: 3 Gruppen III nach der Kanalwasser-Reinigungs-Anstalt, IV. nach den Stadt.
Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerken, V. nach der Maschinenfabrik von I laniel & Lucg.
8 Ubr Abds : Festessen, gegeben vom Düsseldorfer Verein. (Vergl. Fest karte)
Mittwoch, den i4. September.
Ausflug nach dem Siebcngcbirge.
7,3ol'hrVorm : Abfahrt mit Sonderzug vom Hauptbahnhof nach Niederdollendorf bezw. Konigswinter, Früh-
stück in Heisterbach (trocken 1 M ); Mittagessen auf dem Petersberge (trocken 3 M ) Kaffee
auf dem Drachcnfels.
5 Uhr Nachm.: Rückfahrt von Konigswinter mit Dampfboot nach Düsseldorf.
9 Uhr Abds.: Ankunft in der Nähe der Ausstellung.
Schluß der offiziellen Wandet vei smnmlung.
Auf besonderen Wunsch sind geplant für
Donnerstag, den 15. September.
1. Ausflüge für Architekten: a) nach der Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen und Süchteln, b) nach
Calcar, Xanten und Cleve.
2. Ausflüge für Ingenieure: a) nach den Gußstahlwerken Fr. Krupp in Essen, b) nach den Rheinischen
Stahlwerken in Meiderich, c) nach der „Union" in Dortmund mit den Zechen, d) nach dem Hörder
Bergwcrksvcrcin in Hörde, ei nach dem „Deutschen Kaiser", Bruckhausen mit den Zechen.
Für die Ausflüge am 15. September werden besondere Teilnehmer-Karten vom Bureau der
Wanderversammlung zur Ausgabe gelangen
3. Besuch der internationalen Kunst- und der großen Gartenbau-Ausstellung.
Im Juli 1904.
Der Verbands-Vorstand: Ncher. Götz. Bubendey. v. Schmidt. Haag Eiseten.
Allgemeine Bemerkungen.
Jeder Fcstteilnchnier ist verpflichtet, im Bureau gegen Entrichtung von 20M (Damen 15 M.) eine Festkarte
zu losen, die zur Teilnahme an den vorgenannten Veranstaltungen der Wandcrvcrsammlung berechtigt. Die Festkarte
enthält abtrennbare Abschnitte für:
11 ein Kxemplar des Buches „Düsseldorf und seine Bauten". (Ladenpreis 20 M.)
2) den Begrüßungsabend in der Tonhalle.
31 das Fest der Stadt Düsseldorf in der Tonhalle am 12. September,
.|l die kleinen Ausflüge am 13, September, nachmittags ohne Verpflegung,
5) das Festessen des Düsseldorfer Vereins am 13 September (trockenes Gedeck),
6) den Ausfluß ins Sicbengebirgc ohne Verpflegung.
Bei den Damen-Fcslkarten berechtigt der Abschnitt tt nur zur Teilnahme an der Wagenrundfahrt am
13. September vormittags
Gaste, von Verbandsmitgliedern eingeführt, müssen eine Festkarte für 20 M. (Damen 15 M.) lösen und sind damit
zur Teilnahme an allen Veranstaltungen der Wandcrversammlung in gleicher Weise wie die Mitglieder berechtigt. Das
Werk „Düsseldorf und seine Bauten" erhalten die Gaste aber nur gegen weitere F.ntrirhtung des Bezugspreises von 15 M.
Für die Abgeordneten- und die Wandcrvcrsammlunt; wird am 8, September nachmittags Uhr in der
lonhalle ein Bureau eröffnet und bis zum 1.,. September abends 6 Uhr wahrend der Sitzungen sowie in besonders
bekannt zu machenden Stunden offen gehalten.
Auf Anfragen erteilt Auskunft tn der Wohnungsfrage Hr. Reg -Bmslr. G. Gcili, Ahncnfeldstraßc 56, und
hinsichtlich der Bureaus, I Ir Re^ - und Brl. Dorp, HumboMtstratte 55 in Dahldorf.
Die Mitglieder des Verbandes werden um möglichst rechtzeitige Anmeldung zur Wandcrversammlung ge-
beten, die spätestens aber bis 1 September d. J. an Hrn. Reg.-Bmstr G. Geib" zu richten ist. Nach diesem Zcit-
rkt kann der Festaussehuli wegen Beschaffung von Wohnungen keine Garantie mehr übernehmen. Das gilt auch
die leilnehmer der Abgeordneten-Versammlung
Der Arbeitsausschuß des Aren.- und Ing -Vereins zu Düsseldorf für die Wanderversammlung 1904.
Im Auftrage: M. Görz. G Tharandt.
308 No. 64.
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Die anatolische Eisenbahn.
Von Ei»enb.-B«u- u. Betr.-Insp. Denicke in Hannover. (Hirrau die Abbildung >. 397!
Jchon in den 60er und zu Anfang der 70er Jahre
des vorigen Jahrhunderts hatte die türkische Re-
gierung eine Kcihe von Eisenbahn-Vorarbeiten aus-
führen lassen für Linien, die die Reichshauptstadt mit den
asiatischen Provinzen in nähere Verbindung bringen sollten.
Aber von allen diesen Linien kam nur die 9t km lange
Bahn von Ilaidarpascha, einem Vorort Konstantinopels
auf asiatischer -Seite, nach lsmidt zur Ausführung. Diese
Linie wurde von einer französischen Gesellschaft für die
lürkischc Regierung erbaut und von dieser dann 187a an
eine englische Gesellschaft zum Betriebe verpachtet. Da
4j> -a
Abbildg. 3. Aut der Karasiu-öchlucbt
Abbüdg. 4. I'ckdcmir- Viadukt
10. August 1904.
die Baiin in ihrer ganzen Ausdehnung am Meerbusen von
Ismidt entlang führt und nicht in das Innere von Klcin-
asien hincindringt, so hatte sie den Wettbewerb mit der
Schiffsfracht aufzunehmen, sie war infolge dessen in keiner
Weise lebensfähig. Zu einem Weiterbau der Eisenbahn
von Ismidt nach Angora hatte die türkische Regierung
an mehreren Stellen einen Anfang gemacht, war aber
über die Schüttung einiger Damme nicht hinaus gekommen.
Dies war der Zustand, als am 4. Okt 1888 zwischen der
Türkei und der Deutschen Bank in Berlin ein Vertrag
geschlossen wurde, narh welchem der letzteren die Ge-
nehmigung zum Bau und Betrieb einer nor-
malspurigen Eisenbahn von Ismidt Ober
Eskischchir nach Angora erteilt wurde. Mit
diesem Vertrage wurde ihr zugleich die Linie
Ilaidarpascha— lsmidt für 6 Mill. Fr. übertra-
gen, deren überbau sie jedoch vollständig er-
neuern mußte.
Für das Eisenbahn-Unternehmen wurde
nun seitens der Deutschen Bank eine Aktien-
Gesellschaft unter dem Namen „Societe du
Chemin de fer Olloman d'Anatolie" ge-
gründet, deren Genehmigung auf 99 Jahre
lautet. Nach Ablauf dieser Zeit geht die Bahn
mit allem Zubehör in den Besitz der türkischen
Regierung über. Der Bau der 486 langen
Linie lsmidt — Eskischehir — Angora wurde von
der Aktien -Gesellschaft einer französischen
Baugcscllschaft in General • Entreprisc Ober-
tragen; die örtliche Leitung dieser Gesellschaft
lag aber in den Hiknden eines Deutschen, H mi-
di r. von Kapp, der wieder eine Anzahl deut-
scher Ingenieure heranzog. Die Bauten wur-
den derart beschleunigt, datl schon am 31. Dez.
1892 die letzte Strecke bis Angora dem Betriebe
übergeben werden konnte. Bald nach Fertig-
stellung der Linie Ilaidarpascha — Angora wurde
am is- Februar 1893 seitens der anatolischen
Eisenbahn mit der türkischen Regierung ein
neuer Vertrag über die Erbauung einer weite-
ren Eisenbahn von Eskischehir Ober Afion-
Karahissar nach Konia (434 km mit einer
Zweiglinic Alay und — K ut ahia von tokl") ge-
schlossen. Der Bau dieser Linie wurde einer
deutschen Baugesellschaft unter Leitung des
Eisenb-Dir. Mackensen abertragen. Zu An-
fang hatte die Unternehmung mit großen
Schwierigkeiten zu kämpfen, da in Eskischehir
und auf den Bauplatzen die Cholera ausbrach
und auch manche Inlrigucn zu Oberwinden
waren. Der Bau wurde aber trotzdem so
rüstig gefördert, daß es gelang, die ganze
Strecke schon am 29. Juli 1896 dem Betriebe
zu Obergeben. Im Sommer 1899 wurde noch
eine kleine Zweigbahn von der alten Station
A d a b a z a r nach der gleichnamigen Stadt 1 8 k ■ I
erbaut und am t. Nov. in Betrieb genommen.
Das in der anatolischen Baiin angelegte
Kapital betragt 176 Mill. Fr. und setzt sich zu-
sammen aus 140 Mill. Fr. 5 °,'„ iger Obligationen
und 36 Mill. F"r. Aktien, die mit Ausnahme eines
Jahres bisher stets 5u/0 Dividende gegeben
haben. Die Papiere sind bis auf einen nur sehr
geringen Teil in deutschen Händen.
Die allgemeine Linicnf Qhrung der
Bahn ist aus dem Plane (Abbildg. 1) und den
Längen- und I löhenprofilen (Abbildg.at zu er-
sehen. Danach ist die Bahn in drei verschie-
dene Abschnitte zu zerlegen : erstensdie Strecke
neben dem herrlichen .Meerbusen von lsmidt,
zweitens dcrAufsticg auf die I lochebenc Klcin-
asiens von lsmidt bis Inc-Ocunu (siehe Längs-
schnitt) und drittens der Teil auf der Hoch-
ebene Inc-Ocunu — Eskischchir— Angora und
Eskischehir Konia,
Der interessanteste Abschnitt ist naturge-
mäß der Aufstieg auf die Hochebene. Zwischen
Vczir-Han und Biledjik durchfährt die Bahn
die enge Schlucht eines rciUcndcn Baches,
des Karassu (Schwarzwas«er) s. Abbildg. 3.
Nur mit Mühe gewinnt sie dem Bach, den sie
sehr oft überschreitet, und den oft bis über
100 m senkrecht in die I löhc ragenden bläu-
lich-weißen Kalkfelsen den nötigen Platz ab.
Kein weiterer Weg hat Raum finden können
in diesem Engpaß und köstliche Ausblicke er-
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öffnen sich immer wieder auf die hoch mit Efea berankten
Felswände und den schäumenden Bach. Technisch noch in-
teressanter ist die hinter der Station Biledjik beginnende
Steilrampe von 14 Länge und einer Steigung von 25°,^
( 1 :40t. HicrklimmtdieBahn untcrZuhilfenahmccinesScitcn-
talcs an den Hängen des Kantssu in die Höhe, auf hohen
Viadukten (Abbildgn. 4 u. 5) werden die Seitentäler über-
schritten und manche Gebirgsnase wird mittels Tunnel
durchfahren: dabei hat man herrliche Blicke in das tiefe
mächtige Tal. An den Hängen wechseln hier bis zu den
AbbiMg. 1, (icsamtiicu der «nalolixchen Balm.
der Höhe von 700— 1350 01 Ober dem Meeresspiegel liegt,
ist ein ganz anderer; hier herrscht ein vollständiges In-
landklima, durch keine Wälder gemildert, im Sommer heilt
und int Winter schneidend kalt. Teilweise fährt die Bahn
durch gut angebaute Gegenden, mehr aber durch öde
baumlose Strecken, belebt höchstens durch Schaf- und
Ziegenheerden. Und doch ist eine Fahrt auf diesen Teilen
der Balm stets hoch interessant; auch die beiden End-
punkte Angora und Konia selbst gehören mit zu den in-
lercssantcsien Punkten des Orients (s. Abbildgn. 6 u. n die
wir einer späteren Num-
mer beigeben werden).
Die Gesamtlänge des
Netzes der anatoTischen
Eisenbahn beträgt 1032 k,n.
Der Grunderwerb ist bis
auf die alte türkische Li-
nie I laidaqiascha— Ismidt
grundsätzlich zweigleisig
ausgeführt, alle Bauten da-
gegen nur eingleisig. Als
kleinste Krümmung ist die
von 300 => Halbmesser zu-
gelassen; aber auch hier
macht die alte Strecke
eine Ausnahme, da sie
Krümmungen von 350 und
eine von sogar nur 150»
Halbmesser aufweist, die
jedoch bald beseitigt wer-
den sollen. Aulier der
großen Steigung von 25 '/l0
hinter Biledjik ist die von
1 2 » als grölite ange-
wendet, mit Ausnahme
einiger Abschnitte der
Linie Eskischchir— Konia.
Der grollen Gelände-
Schwierigkeiten wegen
wurden hier Steigungen
von 15 "/,0 und 13"/«, zu-
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Abbild);, a. Linien- und Höbrnprofil
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Gipfeln Weinberge mit vollständig kahlen Flächen, während gelassen, da zurzeit des Baues ein weiterer Ausbau des
die Talsohle selbst mit Maulbeerbäumen zur Seidenzucht, Bahnnetzes nach Bagdad und dem Persischen Meerbusen
untermischt mit Obst und Nußbäumen, dicht bestanden ist. über Angora und nicht über Konia, wie er jetzt zur Aus-
Oer Charakter des dritten Teiles der Bahn, der auf fuhrung 'kommt, geplant war. - (KwwwuijWrf)
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Moorbad Schleli. Die Bedingungen wurden
ermaUigl, die Preise auf 450 und 250 M. erhöht und die Aus-
führungskosten der Gebäude auf 70000 M. festgesetzt.
Wettbewerb Knappschaftslazarett Waldenburg. Hinge-
gangen 65 Entwürfe; 1. Preis (2300 M 1 Stadtbauinsp. Herold
400
in Halcnscc; II. Preis (1500 M 1 A. und P. Höhrath in
München, III. Preis (1000 M.) Max Bischof! in Berlin.
Zum Ankauf empfohlen: „Den kranken Knappen". —
Inhalt: Wibiiid
;itul<.li.,lir y,*m>:
tlcut^-. tirr Ar* hitt-ku n- und lll^;c1l:^Mr•Ven^in«,.
Im. — l'rciKbewerbmi^rti.
VeiUR dei Deuucben H«ui*ituoe, C: m. b. H„ fi*riin.
ver»otworü. Alb*rt Holmaoo, Berlin. Druck too Will». Gr«T«
Kar die Rcdakliaa
No. 64.
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ER LINDENHOF * WOHNHAUS DES HERRN
ARCHITEKTEN PROF. MAX LITTMANN IN
MÜNCHEN -BOGENHAUSEN * ENTWORFEN
UND AUSGEFÜHRT VON HEILMANN & LITT-
MANN IN MÜNCHEN * * ANSICHT DES
SPEISE-SAALES UND DES SALONS * * *
= DEUTSCHE BAUZEITUNG XXXVIII. JAHRG. lOOi N" U5 =
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 65. BERLIN, DEN 13. AUG. 1904
Der „LindenhoP4,
Wohnhaus des Herrn Architekten Prof. Max Littmann in München -Bogenhausen.
(Srblutt > Hirna eine BildbeiUge und die Abbildungen S. 404 u. 405.
|ei der künstlcrischcnDurchbildungdcsHauscs wäre, er macht nicht einmal vor den untergeordneten
wurde der Schwerpunkt auf eine wohlge- Räumen Halt. Es ist ein erfreuliches Zeichen der ge-
lungene Raumentwicklung selbst des unbe- sunden Harmonie, die das ganze Haus durchströmt,
lieutendsten Zimmers
gelegt : von diesem
Grundsatze sind die Raumycr-
tcilung und die in ihr liegende
Eigenart des Hauses unmittelbar
abhangig. Ausgangspunkt aller
Kaumgestaltungen war das 9 ■
lange und 6 m breite Speise^
zimmer. Die für dasselbe notiger.
Hohe von 4,65 m im Lichten wurde *
bestimmend für die übrigen
Räume des Erdgeschosses und
ermöglichte die gedrängte Zu-
sammenlegung der Wirtschafts-
räume und der Wohnräume der
Dienstboten. Der neben dem
Speisezimmer liegende Salon,
der zugleich Musikzimmer ist, hat
die gleiche Höhe, erscheint aber
durch die aus akustischen Grün-
den verwendete tiefe Kassetten-
decke niedriger. Wieder niedri-
ger als dieser Raum ist das höher
gelegene Herrenzimmer; unter
ihm liegt die Hausmeisterwoh-
nung. Der Grundsatz der fin-
digen Raumausnutzung nicht nur
der Grundflache, sondern auch
der Höhe nach ist so allenthalben
durchgeführt, am schärfsten in
der Wirtschaftsgruppe.
Die so erstrebte innere Wahr-
heit der Anlage wurde auch für
die künstlerische Ausstattung
zum leitenden Gedanken gewählt.
Ersatzstoffe aller Art wurden bei
ihr grundsätzlich ausgeschlossen
und nur echte Materialien ver-
wendet. Während der künstle-
rische Schmuck in den Gesell-
schaftsräumen desErdgeschosses
zu vornehmer Pracht gesteigert
ist, waltet in den Wohnräumen
des Obergeschosses eine größere
Einfachheit, jetloch ohne dall der
Schmuck hier ausgeschlossen
(,irten»n»i>. ht.
401
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daß sich selbst in allen Nebenräumen das Bestreben
zeigt, durch einen sachgemäßen, oft nur ganz beschei-
denen Schmuck, liege er nun in der sorgfältigen Wahl
des Holzes, des Bodenbelages, einer Kachel, der Be-
malung von Wänden, Decken oder Möbeln, dem Räume
den Charakter künstlerischen Ursprunges aufzuprägen.
Die Vorhalle des Erdgeschosses zeigt die ruhige
Haltunggroßer, glatterWandflächen und Gewölbe.gegen
deren Weiß die Farben des marmornen Fußbodens, der
Türumrahmungen aus Ruhpoldinger Marmor, der Brü-
stungen, sowie eines sparsam verteilten plastischen
Schmuckes von Bronzen und Terrakotten sich abheben.
Sie ist das Präludium für die Gesellschaftsräume, die
ihre reiche Ausstattung erfahren haben, um einer kost-
baren Sammlung von zumteil iQr die Räume eigens
geschaffenen Kunstwerken den würdigen Rahmen zu
geben. Hier finden sich plastische Werke von Maison,
Stuck, Wader«?, Wrba usw.; hier leuchten von den
Wänden teils als unabhängiger, teils als mit der Archi-
tektur zusammengehender Schmuck Gemälde von Rott-
mann, Burgognone, Stuck, Defregger, Hetterich, Palmin,
Schachinger usw. Im
Speisezimmer, dessen
\\ ände und Decke eine
Vertäfelung in hellem,
stumpfem Fichtenholz
erhalten haben, von wel-
chem sich die Eichcn-
holzmöhel in warmen,
satten Tönen abheben,
treten zu alten franzö-
sischen Gobelins Kopien
von Rubens und Tizian
und steigern die feine
farbige Wirkung zu tie-
fer, satter Pracht I lohe
Fenster, deren Brüstun-
gen sich nur bis 40 cm
über den Fußboden er-
heben, verbinden Raum
und Garten und lassen
letzteren als eine Fort-
setzung des erstcren er-
scheinen. An den Speise-
saal schließt sich eine
Loggia milMuschclbrun-
nen undmitlustigerGro-
tcskmalcrci in lebhaften
Farben von Throll an.
Reicher im farbigen Ein-
druck ist derSalon. Sein
I lauptwandschmuck 1 ><■■
steht aus vier eigens hier-
für gemalten Landschaf-
ten von Palmic; die Einfassungen der Türen und die
Fenstcrhrüstungen aus Marmor Levante verde stehen in
feiner Abstimmung von der grauen Seidenbespannung
der Wände ab. Der farbige Stuckplafond hat tiefe
Kassetten mit Bildern von Schachinger erhalten.
Möbel aus Mahagoni finden in ihrem tiefen roten Ton
einen wirkungsvollen I lintcrgrund in der grauen Seide
der Wände mit ihrem feinen Glanz. Der Salon erhält
sein Licht durch ein hohes, breites, im Kreisbogen
ausgebauchtes Fenster mit Kathcdral- und Opalcszent-
glas. Um in die Raumfolge Abwechselung zu bringen,
ist dasDamenzimmcr mit einem Spiegclgewölbe Ober-
deckt, welches ein Mittelbild von Schachinger trägt.
Die Ucbcrgänge zur Decke sind mit Ornamenten in
der päte-sur-päte-Tcchnik des Porzellans bemalt. Die
Wände sind mit Brokat bespannt. In der Gesamt-
haltung des Raumes ist der weicheren Stimmung der
Vorzug gegeben; die scharfen Ecken sind vermieden,
die Ucbcrgänge des Raumes selbst wie auch der Möbel
gerundet Ein prächtiges Bild des I lausherrn von St uck
ist der Mittelpunkt des künstlerischen Schmuckes des
Raumes, der sein Licht durch ein breites, nach dem
Garten gewendetes dreiteiliges Fenster erhält.
Den Schluß der Raumfolge der Gesellschaftszim-
mer bildet das Herrenzimmer, ein mit ausgesuchtem
40a
Geschmack geschaffener Raum, vielleicht der beste
des Hauses. Er hat eichene Wandvcrtäfelungen, eine
Holzdecke, die von den Wänden durch einen Fries
aus Lcdcrtapctc getrennt ist. Ein tiefer, dunkler Ka-
minplatz mit darüber liegender Kammer liegt an der
einen Kurzseite des Raumes. Ucbcr dem Kaminplatz
hängt ein treffliches Bildnis der Dame des Hauses
und ihrer Tochter von Ludwig Hertcrich. In einem
hellen, weiträumigen Erkerausbau steht der Schreib-
tisch, während die Bücherschränke mit der Wandvcr-
täfelung verbunden sind. Uebcr der einen Türe prangt
die .Sünde" von Franz Stuck.
Das Aeußerc ist der wahre Ausdruck der inneren
Raumgestaltung. Die künstlerische Oekonomie der
architektonischen Ausdrucksmittel ist an ihm in weisem
Maße beobachtet. Eine niedere Steinbalustrade von
schlichtesten Formen schließt das Grundstück anstelle
des verbrauchten Eisengeländers nach der Straße ab.
An beiden Seiten des Treppenaufganges schmücken
.Hirsch" und .Elch", zwei Bronzcticrbilder von Doli &
Pezold, den Eingang. Das ganze Haus ist mit dem
Gartenballe.
Erdgeschoß nur so weit über das Gelände herausge-
hoben, als die baupolizeilichen Vorschriften es bedingen.
Es war die Absicht des Erbauers, die Räume des Erd-
geschosses mit dem Garten möglichst zusammenwachsen
zu lassen; aus diesem Grunde wurde auch der Vor-
garten gehoben. Das Material des Aeußeren ist Mu-
schelkalk für Umwährung und Sockel, Mainsandstein
von Weibcrsbrunn für die Architckturteile und weißer
Kalkputz für die Flächen. Der Hauptschmuck ist auf
den Erker der rechten Seite vereinigt; seine plastischen
Ornamente sind von Prof. Wadcrc. Ucber dem Haus-
eingang begrüßt den Eintretenden ein al fresco ge-
maltes allegorisches Bild von Rad. v.Seitz in München:
.Die Architektur". Die einfachcWeise, durch welche die
glückliche Gruppierung des Aeußeren erreicht wurde,
ist besonders zu bemerken. Die Gartenfront ist noch
weit schlichter behandelt, wie die Straßenfront Da sie
nur im Sommer zur Geltung kommt, so ist sie auf
gärtnerischen Schmuck angelegt. Dadurch, daß der
Garten eine streng geometrische Anlage erhalten hat
und an seinem dem Hause entgegengesetzten End-
punkte in der Achse durch eine Gartenhalle ausge-
zeichnet wurde, ist zwischen Haus, Hintergarten und
Vorgarten die künstlerische Einheit erreicht worden,
welche in so vielen ^englischen und amerikanischen
No. 65.
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Heim wcsen so angenehm auffällt Lorbeerbäume in
Tonvasen mit schönem Ornamentschmuck beleben
den noch in den Anfangsstadien der Entwicklung be-
griffenen Garten.
Daß dieses seltene Haus neben seinen künstle-
rischen Vorzogen auch mit allen technischen Einrich-
tungen behaglichster Wohnlichkeit versehen ist, die
erreichbar waren, versteht sich von selbst. Warm-
wasserheizung, Ventilation, elektrisches Licht, Gas
für Küche, Herd, Backofen, Rost und Spieß, sowie
für Waschküche und Bügelofen, Warmwasscr für die
Wasch- und die Spültische, für das Bad und die Aus-
güsse usw., alles ist in der sorgfältigsten Weise vor-
gesehen. Ueberraschen muß jedoch eins: daß in
diesem Hause wie in so vielen anderen vornehmen
Münchener Häusern der Wintergarten fehlt, ein
Raum, der bei dem rauhen Klima und dem lang an-
dauernden Winter der bayerischen Hochebene um
München eine doppelte Bedeutung erhält. Er ließe
sich ohne Schwierigkeit an die Gartcnloggia dieses
Hauses anschließen und wäre für dasselbe eine Be-
reicherung, deren Wohltat an den gesellschaftlichen
Abenden des Winters sich besonders bemerkbar
machen würde. Aber wenn er auch fehlt, so empfin-
den wir doch eine aufrichtige Freude darüber, daß
in dem Lindenhof eine Heimstätte entstanden ist, die
sich in bewußter Weise von der Schablone loslöst
und der persönlichen Lebensauffassung angepaßt ist. —
- H. -
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses.
(ForUetzunc
[er Kampf um das Heidelberger Schloß ist
ein merkwürdiges Symptom im deutschen
Geistesleben der Wende des XIX. und XX.
Jahrhunderts. Es gewinnt den Eindruck,
als suchten die literarischen und Gelehrten-
kreise der Nation — nur um diese handelt es sich,
denn die breite Masse des Volkes steht trotz der
künstlich entfachten Bewegung in einigen südwest-
deutschen Tagcshlättcrn der Angelegenheit ziemlich
kühl gegenüber — nach einem neuen Ideal, nachdem
die politischen und religiösen Ideale in den Hinter-
grund getreten sind. Wo aber das Ideal sich nicht
auf den breiten Boden des Volksbewußtseins stellen
kann, wo die eng begrenzten Kreise, die es hegen,
dem Volke nicht das sein können, was Lagarde ein-
mal von der Geistlichkeit verlangt, mit dem Volke
lebende Leiter und Berater, die dem Volke vorleben,
da bleibt das Ideal ein künstliches, ohne langen Be-
stand, mit der Neigung, sich in kurzer Zeit in das
Abenteuerliche zu verlieren. Das wird der Fall sein
mit der unnatürlich hervorgetriebenen Vorliebe für
Ruinen, wie sie in. der Vergangenheit wiederholt unter
ganz ähnlichen Erscheinungsformen zutage getreten ist
Und wo die Ruinenschwlirmcrci schließlich hinführt,
kann der ermessen, der bereit ist. aus der Geschichte
zu lernen Jacob Burckhardt hat in seiner „Cultur
der Renaissance" einen eigenen Abschnitt über die
„ Ruinen-Sentimentalität" geschrieben. Achnlich wie
heute in Heidelberg der Friedrichsbau verurteilt wird, so
schrieb im Jahre 1443 Alberto degli Alberti an Giovanni
Media, die neueren Bauten in Rom (es sind die der
römischen Frührenaissance) seien erbärmlich, „das
Schöne an Rom sind die Ruinen". Gregorovius stellt
noch eine ganze Reihe ähnlicher Zeugnisse und
Klagen zusammen. Boccacio spottet, indem er die
Ruinen von Bajae als altes Gemäuer bezeichnet, doch
„neu für moderne Gemüter". Allenthalben in Rom
verbindet sich mit dem archäologischen Eifer eine
elegisch-sentimentale Stimmung, just so, wie wenn es
von den Ausführungen Thodc's vor den Studenten
der Rupcrto - Carola heißt: „Tiefergreifend waren
die letzten Worte des Redners über die Wirkung des
reinen großen Kunstwerkes in der Natur aul die
schöpferische Kraft des Menschen." Im Jahre 1467
entsteht, wie Burckhardt ausführt, „die erste ideale
Ruinenansicht nebst Schilderung bei Polifilo: Trümmer
mächtiger Gewölbe und Colonnaden, durchwachsen
von alten Platanen, Lorbeeren. Cvpresscn nebst
wildem Buschwerk. In der heiligen Geschichte wird
es, man kann kaum sagen wie, gebräuchlich, die
Darstellung der Geburt Christi in die möglichst pracht-
vollen Ruinen eines Palastes zu verlegen. Daß dann
endlich die künstliche Ruine zum Requisit
prächtiger Gartcnanlagcn wurde, ist nur die
praktische Aeußcrung desselben Gefühls".
So deutlich zeigt Burckhardt, wohin die Ruinen-
Schwärmerei führt.
Es könnte nun aus den vorstehenden Zeilen der
Eindruck entstehen, als verträten wir die Ansicht der
grundsätzlichen Ruinenfeinde, der Kreise, die um
13. August 1904.
•tut Schlufi )
jeden Preis und an jedem Ort wieder aufbauen wollten.
Es wäre ein irriger Eindruck. Wo die Ruine noch
das von der Geschichte gewebte Werk aus Natur und
Kunst, wo sie das Gebilde ist, welches mit seinem
Zauber das Volk anregt, in Gedanken in das Leben
der Vergangenheit hinabzusteigen, wo ihr Bestand so
gesichert ist, daß der höhere Kunstwert, den ihre
Einzelheiten darstellen, keinen absehbaren Verlust für
die Kunst bedeutet, da mag sie weiter dauern und
weiter anregen zum Fortspinnen nationaler Geschichte.
Wo aber, wie im Heidelberger Schloßhof, die Ruine
infolge der notwendigen Sicherungsarbeiten der
ersten neuen Bauperiode heute nicht mehr ist, wie
z. B. eine allen poetischen Zaubers beraubte
Brandruine, da findet, so viel Kunst diese auch enthal-
ten mag, die Phantasie keine Stützpunkte mehr. Da gilt
es lediglich, das an Kunstwert noch zu retten, was die
Katastrophe übrig gelassen hat. Da ist die Erhaltung
durch Aus- und Aufbau der natürlichere, aber auch
der nicht minder poetische und phantasievollc Zustand,
wie die Ruine. Mag man uns, die wir von jeher mit
voller Entschiedenheit ,für eine völlige W iederher-
stellung des Schlosses zu „alter Pracht und Herr-
lichkeit" eingetreten sind und an dieser Entschie-
denheit heute um so mehr festhalten, je lebhafter der
Kampf auf der Gegenseite geführt wird, mag man uns
den .Barbar" und Anderes entgegenschlcudern , wir
nehmen alles mit der Gelassenheit hin, welche uns das
Gefühl verleiht, für ein hohes künstlerisches Interesse,
für ein großes, ideales Ziel eingetreten zu sein und
mit dazu beigetragen zu haben, einen ihm schädlichen
Doktrinarismus zu bekämpfen. Auch wir haben, so
lange wir künstlerisch empfinden und denken können,
unter dem Banne jenes herrlichen und unvergleich-
lichen Schlosses gestanden, welches wie eine reiche
Krone majestätisch die Musenstadt am Neckar krönt
und sich in den Fluten des Flusses spiegelt Auch
wir haben um die Wende der siebziger und der acht-
ziger Jahre andächtig im Schloßhofe gesessen und den
ohnmächtigen Versuch gemacht, die leuchtende Sonne
auf dem roten Gestein mit ihrer warmen Färbung, das
gleißende Gewebe der Sonnenstrahlen im Efeu und
in den Bäumen und Sträuchern auf das Papier zu
bannen und den geheimnisvollen Zauber, den diese Ver-
lassenheit und Stille auf Jeden ausübt, der nicht aller
edleren Empfindungen bar ist, auf uns einwirken zu
lassen. All dieser Zauber ist heute längst ver-
schwunden. Auch wir sind bei längerem Verweilen
und bei eingehenderem Studium zu den einzelnen Tei-
len in ein fast persönliches Verhältnis getreten, das ein
so enges wurde, daß in stillen traumcrfülltcn Nächten
wir in unbewußtem Bauen alle die Herrlichkeiten wie-
der hervorzuzaubern begannen, die einstmals hier oben
bestanden und von welchen die Chronisten in so be-
redter Weise uns berichtet haben. Geheimnisvolle
Kräfte türmten dann Quader auf Quader und stellten
Säule neben Säule; der Schloßhof belebte sieh mit
Figuren und sein Brunnen sang wieder sein eintöniges
Lied in die Zaubemacht. Herrlich fügten sich wie-
der die Portale und wölbten sich die Säle, und so
403
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stieg aus den Trümmern verjüngt jener stolze Bau mals lernten wir erkennen, daß nur unter dem heiligen
empor, den einst die pfalzischen Kurfürsten mit so Zeichen einer solchen Herrlichkeit die Begeisterung
reichem I-ebcn erfüllten und den wir heute wieder für eine Liedersammlung wie „Des Knaben Wunder-
haben können, wenn wir nur wollen, wenn wir horn" für diesen „Blütcnstrauß aus allerhand Wiesen-
im Stande sind, uns dem Banne einer verhängnisvollen blumen und Knospen" entstehen konnte. Was die Ro-
Lehrmeinung und ihrer Vertreter zu entziehen. Da- m antiker in ihrer unbefangenen Begeisterung und
404 Ko. 65.
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Lebenslust vom Schlosse erwarteten, sagt in dieser
Liedersammlung jenes köstliche Gedicht „Der Traum«:
„Einmal lag ich Das Fcnsierwcrk.
In Schlafes Qual, Zu oberst von der Burg
Mich däucht, ich war her glast
Auf einem Berg Von Gold ein Sonnenuhr,
Vor einem königlichen Gülden waren die Zinnen.
Palast, RingwcLs ich sah
Der war durchhauen pur Darum einen Zaun
Nach meisterlichen Sinnen, Von Zederholz,
Bildwerk zierlich Die Pforte war Albater.
Stand Oberall Ich tratauf dieSchlagbröckc
Am Palast stolz, Und sah ein Tanz
Der war von Marmor- Von minniglichen Bilden
quader; In diesem Palast schön;
Kein war das Dach Da ging ich stchn
Von Kupfer braun, Zu dieser Pforten
Bcrillcn klar Und blickte heimlich hinein.
Aus solchen Dichtungen lernt man erkennen, wie
reich das Geistesleben jener kleinen Gruppe von Künst-
lern war, die in Heidelberg jene Werke woben, die
uns heute noch in stillen Stunden beglücken, so reich,
daß diese Romantiker klagten, die Sprache sei un-
zulänglich, sie reiche nicht aus, die ans Licht steigen-
den Empfindungen zu kennzeichnen. „Alles sollte ein
Wundergarten werden, wo die sonst durch die Wirk-
lichkeit beschränkte Phantasie sich frei ergehen könnte",
so lautete ihr brennendster Wunsch. Heine schrieb
damals: „Ihr verlangt einfache Trachten, enthaltsame
Sitten und ungewürzte Genüsse; wir hingegen ver-
langen Nektar und Ambrosia, Purpurmäntel, kostbare
Wohlgerüchc, Wollust und Pracht, lachenden Nymphen-
tanz, Musik und Komödien. Seid deshalb nicht un-
gehalten, ihr tugendhaften Republikaner!'1 Und dazu
sollte das Schloß in alter Pracht aufsteigen.
So lag die Forderung der Wiederherstellung
des Schlosses im Charakter der Zeit. Das war
die erste Romantik in deutschen Landen: so sah die
Bewegung aus, die aus Heidelberg und dem Heidel-
berger Schloligarten hervorging, Was sie beanspruchte,
das war Freiheit für ihr Leben, Freiheit für ihr
Scbalfen, Freiheit für ihre Phantasie. So hatte sie
die Bedeutung eines Rückschlages gegen ein Zeit-
alter der geistigen, politischen und gesell-
schaftlichen Kritik. Die beiden Schlegel, Novalis,
Tieck, Wackenrodcr, Steifens, Schlcicrmachcr, Baader
und Sendling schlössen einen Bund und gründeten
das „Athenäum", mit welchem sie gegen Lessing, der
die Künste in Grenzen gezwängt, sie durch Acsthctik
ihrer Frische beraubt, durch Kritik und Doktrinaris-
mus gelahmt hatte, Sturm liefen. Wahrlich, es wäre
Zeit, wieder nach einer Bewegung der Romantik zu
rufen, wenn man tla- Werk des Schulgeistes ansieht,
das in Heidelberg vollbracht wird. HansThoma schrieb
einmal in der .Gesellschaft": . . . „ich spreche es aus,
daß die Kunst von sogenannter öffentlicher Md-
nung nie Gutes zu erwarten hat. Sie wird von oben
gesetzt, von der Persönlichkeit, deren Ausdruck sie ist.
Sie kann nicht von einer Allgemeinheit ausgehen —
eine Seele, ein Kopf nur kann sie schaffen."
Es ist nun nicht zu verkennen, daß bei dem leiden-
schaftlichen Kampfe um das Schloß eine Reihe von
Ncbcnumständen mitsprechen, welchen sieh auch der
der Wiederherstellung freundlich Gesinnte nicht ver-
schließen darf. Ganz ohne Zweifel hat der Kampf die
Ober die ruhige, sachliche Erwägung hinausgehende
scharfe Form zu einem nicht geringen Teil durch die
Eigenart der Persönlichkeit Karl Schäfers angenom-
men. In ihm paart sich ein stark entwickeltes Selbst-
gefühl mit einem nicht gering entwickelten Maße von
Sarkasmus, welche beide im Kampfe mit einem starken,
gleichfalls die Grenzen überschreitenden Gegner das
vielleicht erwünschte Maß von diplomatischem Schwd-
gen oder stillem Uebcrsehen um so mehr auf die Seite
schieben, je mehr Schäfer zu erkennen glaubt, daß der
Kampf in seinen Anfängen nicht sachlicher Interessen
halber geführt wurde, sondern in seinen tieferen
Motiven auf persönliche Gründe zurückzu-
führen war. Nichtsdestoweniger sollten sich die
weniger befangenen Gegner dadurch nicht vom Wege
der reinen und ruhigen Sachlichkeit ablenken lassen.
Sarkasmus und Ironie sind nach Byron ein Meister-
zauber, der an seiner Stelle seine volle Berechtigung
hat. Einem Swift oder einem Heine oder einem Paul
Louis Courier waren sie die Verteidigungswaffen im
Kampf, aber sie sollten nur da verwendet werden,
wo die sachlichen Mittel erschöpft sind. Das ist in
unserem Kampfe lange noch nicht der Fall. Schäfer
ist eine unverwüstliche Kraftnatur voll hoher künst-
lerischer Gabe und mit diesem Kraftgefühl ist er für
seine zahlreichen ehemaligen und jetzigen Schüler der
unvergleichliche Lehrer, ist er für seine Fachgenossen
das leuchtende Vorbild eines mit seiner Kunst bis auf
das Iuncrste verwachsenen Künstlers. Von ihm gilt das
schöne Wort, das Treitschkc einst für Milton geformt
hat: „Sein Name gleicht einer Münze, deren Gepräge
uns der Mühe überhebt, ihren Goldgehalt zu prüfen."
Aber wie auch die beste Goldmünze eine Mischung
enthält, die dem Golde nicht ebenbürtig ist, so wohnen
neben den besten Eigenschaften eines Menschen Re-
gungen, die seiner Menschlichkeit entspringen. Sie
sollte man übersehen, da jeder einen Balken im Auge
hat Gelingt es, den Kampf wieder auf das sachliche
Gebiet überzuleiten, dann ist auch die Aussicht zu
einer Verständigung vorhanden. —
(SchluO folgt.»
Berechnung der Spannungen auf Biegung beanspruchter Betonplatten.
er Beton, ein mit den mannigfachsten Mischungsver-
hältnissen hergestellter und daher die verschieden-
sten Festigkeiten erlangender Korper, hat Iwkannt-
lich die Eigenschaft, daß seine Dehnungen selbst bei ge-
ringer Beanspruchung nicht geradlinig mit den Spannun-
gen wachsen, sondern vielmehr und zwar ganz nahe bis
zur Bruchgrenze dem Baeh'schen Gesetze folgen, wonach
ii* " t m " "
die verhältnismäßige Dehnung — — ' = ' gesetzt
it m j h ,
werden kann, wenn mit «A und of die Druck- und Zug-
spannung, mit Hj und K, der Elastizitätsmodul für Druck
und Zug bei der Spannung t und mit m und « zugehörige
Festzahlen bezeichnet werden, von denen die erstere etwas
größer als i ist, die andere naher bei i,, liegt.
Die Werte und m sind durch \}c— .ungen schon
mehrfach ermittelt worden, wogegen und n noch we-
nig erhoben sind, was um so mißlicher ist, als der Beton
vielfach absichtlich auf Zug beansprucht wird
Diese Beanspruchung erfolgt aber nur selten durch
Ausübung reinen Zuces, sondern meistens durch Biegung,
wie solche hauptsächlich bei Betonplatten im Kalle reiner
Biegung vorkommt.
In No. loa des Jahrg. 1897 d. Bl. habe ich Formeln an-
gegeben, mit welchen Ictztcrcnfnlls die auftretenden Zug-
berechnet werden können. Einige neuere
Versuche, bei welchen die Biegungs- und die Zugfestigkeit
von Betonplatten gesondert gemessen wurden, dürften nun
zur Anstellung eines rechnerischen Vergleiches mittels er-
wähnter Formeln eine wertvolle Unterlage bieten.
Zu diesem Zwecke gestalte ich die Gleichung zur Be-
stimmung der Lage der Null-Linie etwas um, so daß der
Wert >•, mit welchem die halbe Plattendicke a multipliziert
werden muß, um die Abweichung der neutralen Achse
von der Querschnittsachse zu erhalten, mit großer Ge-
nauigkeit aus der kubischen Gleichung
1 > K-y") r' - 1,5 (I - j-y?) -f 3 (J- y) - 3 hl ^ f
berechnet werden kann, worin
j 11 -'- m -f- a _ n — m
n — IM ' ^ 2 • 3 (in -: II) ,) m II
ß _ r *'J i '« fit» f t\" 1 ~ - ... |2W-' - 11(211 :■!)_
I /., ' » / J 2 -|- 3 (r/i j n) •[- 4 m n
ist und .1/ das Angriffsmoment, A die Platlenbreitc bedeutet.
Es kann aber auch ohne beträchtliche Ungenauigkeil
2) r j In ' a ß gesetzt werden.
Die Biegungszugspannung ist ferner
3) . = . ' \LJ?A>] <2*+ 0(2.1+ o ._ u
tt|a-|. 3(m + «)+.4TO„_<„ m)r\[\+r) ''«*
No. 65.
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Für die folgenden Berechnungen werde nun m = 1,05,
n = 1,55, Kd = 3°° 00°' Fu = »40«» angenommen.
je.
Hiermit ergibt sich aus den Beziehungen td - _(
K
tt - ff / t der veränderliche Elastizitätsmodul
o
t
IO
1
'Vi
30O00O
267400
253 '°°
240900
Aus der Gleichung 1 folgt dann
. =-0,0544
J.»o »jo
67640
46200
3697O
0304 1* ,
]/(•
- ««743 +l/( 0.16304 I;:
loi
°W43
die Gleichung a
AT
r = 0,0365 -f- 0,25028 Ig ~~ ergibt.
bar
In der folgenden Tabelle sind 6 Versuche vom k. k.
Bit Prof. Hanisch und Ob.-Ing. Spitzer in Wien unter
einander gestellt, bei welchen die I'laltenbrcilc durchweg
60 «■ betrug.
Das Mischungsverhältnis des Betons war 1:3.5, sein
Alter beim Versuche 268 Tage. Die Platten lagen bei
150 ™ Stützweite frei auf und wurden durch die ange-
gebenen Angriffsmomente zum Bruch gebracht.
Die Druck- und Zugfestigkeit wurden an Stücken der
gebrochenen Platten erhoben Die Bicgungsfestigkeit unter
Annahme des llook'schcn Dehnungsgcsetzes mit konstan-
tem Elastizitätsmodul ist neben der mittels der obigen
Formeln gefundenen Biegungszugfestigkcit an
t:
il
w
»1
A
M
a 5
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kK cm
i
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il
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1,6»
O.IJ6
3W>3
gesetzt hätte.
ist. Man hätte in diesem Falle die Biegungsfesügkeit auch
gefunden, wenn man dieselbe
jAf 1 M
aa** " 1.62 1,08 a b*
War nun bei den oben behandelten Versuchen das
Mischungsverhältnis der Probekörper stets das gleiche, so
hat die Firma \Vay8 de Freytag, A.-G. in Neustadl a. II.,
wie ich einer Abhandlung von Reg. - Bmstr. E. Mörsch,
Vorstand des techn. Bureaus genannter Firma, zu ent-
nehmen mir gestatte! auch vergleichende Versuche mit
Betonkörpern verschiedener Mischung angestellt Diese
Probcköq>cr waren 15™ breit, 20 rm hoch, aus Portland-
zement, Rheinland und -Kies hergestellt und bei den Bruch-
versuchen etwa 3 Monate alt, also etwas jünger als die
zuerst erwähnten.
In der folgenden Tabelle sind nun wieder die Messungs-
und Rcchnungscrgcbnisse hierfür zusammengestellt und
zwar ist das zuvörderst angegebene » mit der linearen
Gleichung berechnet, das zweite v dagegen unter der An-
nahme ermittelt, daß in der erwähnten Gleichung der Wert
f, welcher beim Mischungsverhältnisse 1 : 3,5 zu 1,25 an-
genommen worden war, bei einem anderen Mischungs-
verhältnisse i:f mit 1,25. \ einzuführen sei, während die
Werte w und n beizubehalten sind. Es bestimmt sich
dann v aus der Gleichung
✓ = 0,25028 lg ^ { - 0,0997.
V
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Man kann hieraus ersehen, daß die Biegungsfestigkeit
immer noch größer ausfällt, als die beobachtete Zugfestig-
keit. Bei den Zugfestigkeiten fällt der beträchtliche Unter-
schied der einzelnen Probestücke auf. Dieser i>t wohl
zumteil dadurch zu erklären, daü die Festigkeit der Beton-
platten überhaupt nicht an allen Stellen die gleiche ist,
was bei der Art der Herstellung solcher Platten nicht zu
verwundern sein wird.
Es wird aber auch die gemessene Zugfestigkeit hinter
der wirklichen mehr oder weniger zurückbleiben, da selbst
bei peinlichster Genauigkeit des Zerreißverfahrens die
Zentrierung der Zugkraft keine vollständige sein wird.
Selbst wenn dies zu erreichen wäre, würde vermutlich
doch keine ganz gleichmäßige Verteilung der Spannungen
über den Querschnitt stallfinden, sondern die einleitende
Bruchspannung etwas größer ausfallen, als die gemessene
Durchschnittsfestigkeit.
Um die in der obigen Tabelle angegebenen Bicgungs-
fesügkeiten den Zugfestigkeiten im bewirkten Grade zu
Ka
nähern, mußten das Verhältnis und der Unterschied
. . *
n — m ziemlich groß gewählt werden.
Es wäre eine dankenswerte Aufgabe weiterer Versuche,
für verschiedene Mischungsverhältnisse des Betons die
\\erlc von Kt und E„ m und n näher zu erforschen, «.
daü die Formeln zur Berechnung der Biegung- Bean-
spruchungen mit größerer Sicherheit angewandt werden
könnten.
Immerhin werden bei dem überhaupt inbetracht kom-
menden Genauigkeitsgrade schon mit den oben ange-
nommenen Festwerten Spannungen zu berechnen sein,
die von den wirklich auftretenden nicht allzu entfernt
liegen werden.
Auffällig ist, daß das Verhältnis der nach Navier zu
ermittelnden Biegunjtsfestigkeit zur wirklichen Biegungs-
festigkeit bei den vorgeführten 6 Proben nahezu konstant
•»*-..—. iafc
13. August 1904.
Mit dem zweiten *• nähern sich die Biegungsfestig-
keiten etwas mehr den Zugfestigkeilen, die indessen auch
hier durchaus kleiner sind als die Biegun^siesiigkeiten.
Das Verhältnis der Biegungsfestigkeit nach Navier zu der
berechneten ist etwas kleiner, als bei der weiter oben an-
egebenen Tabelle, trotz der verschiedenen sonstigen Ver-
ällnisse aber nahezu konstant.
Ist nun nach Vorstehendem die Berechnung der
BiegungszugBeanspruchungbei gewöhnlichen Betonplaltcn
ziemlich einfach, so wird das Verfahren doch wesentlich
umständlicher, sobald F.isencinlagen vorhanden sind. Sol-
chen Falles wird wohl auch eine ähnliche Spannungsver-
leilung, wie bei gewöhnlichen Plauen, stattfinden, aber
das hierfür anzusetzende Moment Mx wird kleiner sein,
als das wirkliche Angriffsmoment St, woraus sich auch
eine Verlegung der Null-I.inie gegen die Mitte zu ergibt
Isl X bezw. D der Spannungs-Ueberschuß, welchen
das Eisen bei gleicher Dehnung wie der Beton aufzu-
nehmen imstande isl und 1 bezw. tt der Abstand der Eiscn-
cinlagc von der Null-I.inie. so kann gesetzt werden
AT, «Jtf - Zt Dd.
Der Einfachheit halber will ich hier nur auf den Fall
eingehen, daß nur auf der Zugseite Eisendrähte mit dem
Gesamt-Qucrschnitl / im Abstände x von dem Rande lie-
gen, also 1/, = 31 — 7.z ist Bezeichnet K, den Elastizität*-
modul des Eisens, so wird
Z=f
.•'-«II t- '•> — J
Da mit genügender Genauigkeit
« 4- 1
il's'1 '" "».Vi S^''1" werden kann und
a — m
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man zunächst etwas kleiner als ^ lnAalJ*
nötigenfalls ändert, bis die rechte Seite der Gleichung der
linken annähernd gleich wird.
Mit dem gefundenen >• bestimmt sich
Totenschau.
Kgl. württemb. Baurat Theophil Frey f. Am 3. Aug.
starb in Liebenzell infolge eines Srhlaganfallcs im Alter
von nahezu 60 Jahren der Architekt kgl. wiirttemb. Bau-
rat Theophil Frcv, der auf dem Gebiete de* Kirchenbaues
sich cine^ ausgebreiteten Kufes erfreute. Der Verstorbene
machte seine fachlichen Studien an der Techn. Hochschule
in Stuttgart unter Baumer und Leins und vollendete da-
rauf seine Ausbildung in England. Nach der Heiiuat zu-
rückgekehrt, war er Im 1876 unter l-eins beim Bau der
Johanniskirehc in Stuttgart beschäftigt. Als diese Kirche
vollendet war, dachte er daran, sich auf eigene Fuße zu
stellen und halte das Gluck, mit einem eigenartigen Werke,
bei dem ihm seine englischen Studien zustatten kamen,
mit dem Bau der Wcslcyanischcn Methodistenkirche in
der Sofien-Straße in Stuttgart zu beginnen. Sein bedeutend-
stes Werk ist die 1898 vollendete I'auluskirchc in Stuttgart;
ihr folgte die Erweiterung der l.conhardskirche. Neben
diesen Neubauten war ihm die Wiederherstellung des
Inneren und de,s Turmes der Stiftskirche sowie der Ho-
spitalkirche in Stuttgart anvertraut An mehreren Wett-
bewerben nahm er mit F.rfolg Teil, Den letzten Erfolg
errang er durch Teilnahme an dem Wettbewerb betr.
Entwürfe für die C hriMuskirche in Mannheim; die Aus-
führung dieser Kirche, die ihm anvertraut war, hat ihm
der vorzeitige Tod versagt. —
Preisbewerbungen.
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Planen für den
Neubau ihres Geschäftshauses am Plan In Hamburg hatte
die Maklerfirma Wentzcl \ Hirsekorn unter den Mit-
gliedern des Arch- u. Ing -Vereins erlassen. Preisrichter
waren die Hrn. Ricardo Bahre, Martin Malier und Ed.
Heu bei. Von den 30 eingegangenen Entwürfen, fast
durchweg ausgezeichneten Arbeilen, wurden sechs mit
Preisen bedacht, und zwar erhielten den 1. Preis ( 1000 M.i
Hr. Arch. Jul. Kaulwasser, zwei II Preise von ic 750 M.
Hr. Aren. G. Henry Grell, drei III. Preise von je M.
Hr. Arch. Max Gerhardt, Hr. Arch. C. Walter Martens
und die Hrn. Arch Rambatz und Jolasse Die beiden
ersten Preisträger, die Hrn. Faulwasser und Grell,
sind gemeinsam mit der endgültigen Bearbeitung
des Entwurfes und mit der Ausführung dieses
umfangreichen Neubaues betraut worden, ein im
Sinne der Gesundung unseres Wetibcwerbswcscns mit
grntlcr Freude zu begrüliendcr Entschluß.
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Bebauung des
Petrl- Kirchplatzes in Bielefeld waren 4 Entwürfe einge-
• + 1
• N
, . •# <H r' ~ und die
°' M* g ■ Betons wird
N — M
7I «t - * (]^') .ferner die Spannung des Eisens
ba (1— <*)'
Diese Gleichung ist nur im Näherungswege lösbar.
Das abzuziehende Glied rechts kann allenfalls ver-
nachlässigt werden, wobei dann keine Rücksicht darauf
genommen ist, daß das Eisen eine gleiche Menge Beton
verdrängt hat.
Man ermittele also r aus der Gleichung
n + t » + 1
H +■ 1
81
(,') :
Ii-.-).
Nimmt man bcispiclshalbcr an, daß die unter Zifler 6
der Vcrsuchstabcllc angegebene Platte bei gleicher Be-
lastung mit Drahteinlage auf der Zugseile versehen ge-
wesen wäre, wobei der Querschnitt der Drähte etwa 4 «,«»
betragen haben konnte und ihr Abstand vom Rande zu
1 angenommen werden soll, so mttsste *<o,4 gewesen
sein, während ^ ß ■■=■■ 45,77 war. Für r - 0,35 wird ^2
J/
i* 42,26, für 0,36 **>crbai f = 47,68. Es kann also
* - 0.357 angenommen werden.
Hiermit findet sich <r6 = 19,6" und «, = 909,4»'.
München, Januar 1904. Hofmann.
gangen, welche als Fachleute die Hrn. Prof Mohrmann
aus Hannover und Bit. Büchling in Bielefeld beurteilten.
Der Entwurf „Petrus 2" des Hrn AI. Trappen in Bielefeld
wurde dem Protokoll gemäß „als am meisten für die
weitere Bearbeitung zur Ausführung geeignet" bezeichnet.
Mit großer Genugtuung verzeichnen wir eine Stelle des
Protokolls, nach welcher die technischen Mitglieder
des Preisgerichtes Wert darauf legen, daß die
Bestimmung des Bauprogrammcs, nach welcher
dem Sieger die Bauleitung zu erteilen ist, zur
Ausführung gelange. Es geschieht leider nicht immer,
daß sich die technischen Mitglieder der Preisgerichte in
solrhcr Weise der Wettbewerber annehmen. Die Fälle sind
leider nicht selten, in welchen sich Preisrichter in geraden
Gegensatz zu den Interessen der Fachgenossen als Teilneh-
mer von Wettbewerben stellen. Wir werden wohl in näch-
ster Zeit auf einen solchen Fall zurückkommen müssen. —
Chronik.
Koatcnaufwande von 500000 M. für den Bau nach den Entworfen
«lex Hrn Arch l'rof Thcod. Fischer in Stuttgart zur Ausführung.
Da» Sanatorium ist tor too Kranke berechnet. —
Das Verblndungthaus der Tübinger Kenlgsgesellschait,
ein Werk des Hrn Arch. Prof. Schmoll] in Stuttgart, ist anfangs
August eingeweiht worden. —
Der neue Brunnen Im Römerhof In Frankfurt a. M., ein
Werk de« Hrn. Bildhauers J Kowarzik in Frankfort, i»t nunmehr
aufgestellt worden. Für den ßruonen stand eine Stiftung von
15000 M. lur Verfügung. —
Bau eines Theaters In Caracas. Die Regierung von Veneiuela
hat den Bau eines Theaters in der Stadt Caracas, welches den Namen
.National-Theater" fuhren soll, genehmigt. Dem Entwerfer der
l'läne, Dr. Alcjandro Chataing, ist die Leitung und Ausführung
des Baues übertragen worden. — ■
Eine Abteilung für Tleibau an der Baugewcrkschule in
Holzminden wird Anfang November eröffnet; dem Unterrichte
liegt der fOr die gleichartigen Kgl. preufi. Schulen erlassene Lehr
plan zugrunde. Zunächst wird die 3. Klasse eingerichtet, im näch-
sten Summer kommt die i. Klasse himu. Die Herzog). Baugewerk-
schule unifa8t somit kündig folgende 3 Abteilungen: Hochbau-
schule, Ticfbauschulc und Maschinenbauschule. —
Das neue Realgymnasium zu Uelzen, nach den Entworfen
de* Hrn. Arch. F. L'aadel in Hannover in den Jahren 1903—04
erbaut, wurde am 3- Aug eingeweiht, --
I'er .Lindenhai', Wohnhaus des Ilm Arch. Prof. M. Lillmann
in Manchen - lfo£CiirMUs<-fi |S.cl;hitSt — Zur Etlwlrmij; d»-* Heidelberger
Schlusses (r'ort*et*un£l. -■ Berechnung der Spannungen auf Biegung bc-
- Tut.
eintritt
I lierzu eine Bildbeilage: Wohnhaus M. Lillmann in München.
Verlag der Deutschen Batueicunz, <-'■ m. b. II., Berlin. Kur dl« Ktdaknoa
vtrantwonL Albert Hofmann. Berlin. Druck von Wüh- Greva, f"
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
An die Einzel vereine!
Wir bringen hierdurch zur Kenntnis der Vereine, dali die Baudeputation der Stadt Hainburg die
vom Verbände aufgestellten, im Jahre 1903 revidierten „Normalien für I lausabf lu IJIcitungen" bei
den von der Baudeputation auszuführenden Bauten fortan zur Anwendung bringen wird. —
Im August 1904.
Der Verbands -Vorstand: Neher, Vorsitzender. Eiscleri, Geschäftsführer
»08 No. 65.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2 66. BERLIN, DEN 17. AUG. 1904
er in der Ueberschrift genannte Architekt,
der durch seine Wirksamkeit auf die Ent-
wicklungeiner Kcs>unil»-nRaukunst inDeutsch-
land einen großen Einfluü ausgeübt hat, ist
den Fachgenossen im allgemeinen wohl
bekannt. Ucbcr seinen äußeren Lebensgang dagegen,
Aber die Verhältnisse, unter
denen er sich ausbildete und
wirkte, wußte man bisher
in weiteren Kreisen nur sehr
wenig. Auch erinnert bis
jetzt in Kassel, in der Stadt,
in welcher er seine größte
Wirksamkeit entfaltete und
in der er im Jahre 1864, erst
44 Jahre alt, aus dem Leben
schied, kein äußeres Denk-
mal an ihn. Der Arch- und
Ing.-Verein in Kassel sieht
es deshalb für eine Ehren-
pflicht an, dafür zu sorgen,
daß den Zeitgenossen und
der Nachwelt Kenntnis ge-
geben werde von dem Leben
und Wirken des großen Mei-
sters und daß das Andenken
an ihn erhalten bleibe.
Zu diesem Zwecke wurde
zunächst die Geschichte sei-
nes äußeren Lebensganges
festgestellt. Es geschah auf-
grund von Programmen der
vormaligen höheren Ge-
werbeschule in Kassel und
einer von dem bekannten
Kunstschriftsteller Dr. Aug.
Reichenspcrger im Jahre
1866 nach Briefen Ungc-
witter's verfaßten Lebensbe-
schreibung*) desselben. Wei-
tere Unterlagen stellten An-
•) Georg Gottlob Unge-
witter um) »ein Wirken als Bau-
ineiiter, zumeist au« Brieten dar-
gestellt von Dr. August Reichen-
• perger, Mitglied der Kommission
zur F.rhaltung der KunstdcnkmMer in 1'reuBen, F.hrenmilglied and
Korrespondent des Hoya) Inititute of British Arrhilects und der
Kcctesioldgical Society zu London, de« Coroitc historique de« Art»
et Monuments de France und dea Institut dea Provinces, Mitglied
Hea Gelehrten - Ausschusse» dea germanischen Museums uaw. —
Leiptig. T. O. Weigcl. 1866.
Georg Gottlob Ungewitter.
gehörige Ungewitter's**) zur Verfügung. Die wesent-
lichsten Ergebnisse der angestellten Ermittelungen
wurden von Hrn. Architekten Till, einem Schüler
Ungewitter's, in Verbindung mit eigenen Erinnerungen
in der Sitzung vom 23. März 1904 dem Kasseler Archi-
tekten- und Ingenieur- Verein mitgeteilt. Dieser Vor-
trag wurde gedruckt und, mit
einem Bildnisse Ungewitter's
ausgestattet, an den Vorstand
des Verbandes deutscher
Arch - und Ing.- Vereine so-
wie an alle Verbands- Vereine
flberschickt. Wenn hierdurch
das Lebensbild Ungewitter's
auch schon weiteren Kreisen
bekannt geworden ist, so
erscheint es doch angezeigt,
auch an dieser Stelle nach
dem Till'schcn Vortrage eine
Ucbcrsicht von dem Leben
und Wirken dieses Meisters
und ein Bild von ihm selbst
zu geben.
Georg Gottlob Unge-
witter wurde am 15. Sept
1820 zu Wanfried in Kur-
hessen geboren, wo sein
Vater, ein ehemaliger Offi-
zier, ein Handelsgeschäft be-
trieb. Die crstcSchulbildung
erhielt er in seinem Heimat-
orte, 1834 trat er in die da-
mals neu errichtete höhere
Gewerbeschule in Kassel ein.
Diese Anstalt verließ er je-
doch schon im Jahre 1837, um
nach München zu gehen, wo
er zunächst ein Jahr lang
die Akademie der bildenden
Künste besuchte und dann
längere Zeit im Atelier des
Archit. Bürcklein arbeitete.
Im Jahre 1840 kehrte Unge-
witter nach Kassel zurück,
legte hier seine Staatsprü-
fung ab und wurde darauf
kurze Zeit im kurhessiM In -n St aatsbaudienste beschäftigt.
•■) Ungewitter verheiratete »ich im Herbst 1853 mit der Tochter
de» Rillmeisters (.andre in Ka««el. Diese Krau starb im Frühjahr 1904,
hat also ihren Mann um nahem 4° Jahre Oberlebt. Ungewitter hinter-
lieü einen Sohn und fOnf Tochter, von den letzteren leben noch vier.
409
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Der gewaltige Brand, der im Jahre 1843 einen
großen Teil der Stadt Hamburg in Asche legte, gab
dem schaffensfreudigen jungen Künstler den Anlaß
zur Uebcrsiedclung nach dieser Stadt, wo er etwa
6 Jahre lang tatig war. Er arbeitete zunächst bei dem
Architekten Clas Wülbern und Obernahm dann selb-
ständig die Aufstellung von Entwürfen, sowie die Aus-
führung einer großen Zahl von Gebäuden in Hamburg,
in benachbarten Städten und auf Edelhöfen.
Politische Ereignisse veranlaßtcn Ungcwittcr im
Frühjahr 1848 zur Üebersiedelung nach Lübeck. Diese
Stadt verließ er indessen schon nach einem Aufent-
halte von 9 Monaten, um sich in Leipzig niederzu-
lassen, wo er mit der Ausführung von Privatbauten
beschäftigt war. Hier begann seine Tätigkeit auf lite-
rarischem Gebiete. Eis erschienen in dieser Zeit kurz
hintereinander: 1. Vorlegeblätter für Ziegel- und Stein-
arbeiten, 48 Tafeln, 1849; 2. Entwürfe zu Grabsteinen
und gotischen Möbeln, 48 und 24 Tafeln ; 3. Entwürfe
zu gotischen Zimmerdekorationen.
Während des Aufenthaltes in Leipzig lernte Un-
gewitter auch den schon erwähnten Kunstschriftsteller
August Rcichcnspergcr kennen, mit dem er in leb-
haften Briefwechsel trat. Die von letzterem veröffent-
lichten Biiefe Ungewitters geben nicht nur ein treues
Bild von dem Streben und Wirken des Künstlers,
sondern zeigen auch, welchen bedeutenden Einfluß
Reichcnspcrgcr auf seine Entwicklung ausgeübt hat.
Letzterer regte l'ngcwittcr insbesondere auch an, seine
Studien außer auf die in Deutschland vorhandenen
Bauwerke aus dem 13. Jahrhundert auch auf die aus
der frühgolischen Periode stammenden Bauwerke in
Krankreich auszudehnen.
Um seinen künstlerischen Anschauungen weitere
Verbreitung zu geben und insbesondere bei den Bau-
handwerkern Interesse für eine gesunde, gute Bau-
weise zu wecken und zu fördern, plante Ungcwittcr
in Leipzig die Errichtung einer Gesellenschule, nach-
dem er im Einzelunterricht schon gute Erfolge erzielt
hatte. Diese Bestrebungen wurden aber unterbrochen
durch die zum 1. März 1851 erfolgte Berufung Unge-
witter's als Lehrer für Architektur an der höhe-
ren Gewerbeschule in Kassel. Aus den Briefen
Ungcwittcr s aus dieser Zeit geht hervor, daß er die
ihm angebotene Stelle sehr gern annahm, weil ihm
dadurch Gelegenheit geboten wurde, seine Gedanken
und Bestrebungen, namentlich sein Ringen für eine
deutsche Kunst, die aus der Konstruktion hervor-
gegangen und auf die mittelalterlichen Können sich
gründete, einem weiteren Kreise von Schülern zu-
gängig zu machen und diese dafür zu begeistern.
Als Lehrer hat l'ngewittcr denn auch Hervor-
ragendes geleistet Wie wenige verstand ei es, seine
Schüler zur Arbeit, zu freudigem Schaffen im Geiste
seiner Kunst heranzuziehen. Wer je zu den Füßen
dieses Meisters gesessen und seinen Vortragen ge-
lauscht hat, wer ihm näher getreten ist bei den prak-
tischen Uchungcn, beim Entwerfen und Ausarbeilen,
wobei er es besonders verstand, den Schüler zu eige-
nem Denken anzuregen, gegebenen Falles auch durch
feinen Spott und Ironie, der wird den Eindruck dieses
Mannes nie vergessen, dem sind auch die grund-
legenden Ideen des genialen Meisters so in Fleisch
und Blut übergegangen, daU er nie davon lassen kann.
Selbst wer im späteren Leben durch äußere Verhält-
nisse veranlaßt wurde, andere Bahnen zu wandeln,
als sie der Meister gewünscht und der Jünger er-
hofft, und wer infolge eigenen weiteren Studiums
und Schaucns anderen Kunstrichtungen sich zuneigte,
mußte stets den Grundsatz seines Lehrers hochhalten:
.Die wahre Kunst in der Architektur baut sich nur
auf einer gesunden Konstruktion auf* und daß „die
Wahrheit auch in der Kunst in erster Linie an-
zustreben sei".
Aus Ungewitter s Schule ist denn auch eine große
Zahl tüchtiger Architekten hervorgegangen, die auf
den vom Meister ihnen eingeprägten Grundsätzen
weiter gebaut, dessen Lehri n in weitere Kreise ver-
breitet und damit auf die Entwicklung der neueren
410
Baukunst in Deutschland den größten Einfluß ausgeübt
haben.
Zu seiner Lehrtätigkeit traten auch bald Aufträge
zur Bearbeitung und Ausführung von Kirchen-Neu-
bauten und zur Wiederherstellung alter Kirchen, was
ihm besonders Gelegenheit bot, Theorie und Praxis
sich gegenseitig durchdringen zu lassen und somit in
lebendiger Wechselwirkung sich weiter entwickeln zu
können. An praktischen Arbeiten und Ausführungen
Ungcwitter's aus dieser Zeit sind zu nennen: ein 1855
mit dem 11. Preise gekrönter Entwurf für die Votiv-
Kirchc in Wien, die Wiederherstellung einer Reihe alter
hessischer Kirchen in Haina, Wetzlar, Fritzlar, Wolf-
hagen, Volkmarsen, Eschwege, Gelnhausen und Fran-
kenberg, die Neubauten von Kirchen zu Neustadt,
Wasenberg, Bockenheim, Hundelshausen, Momberg,
Nieste, Malsfeld und Schlierbach, sowie ein größeres
Wohnhaus in der ßalmhofstraße in Kassel (Scholl'-
sches Haus). Mit dem Entwurf zu einem Raihause
in Innsbruck war er beauftragt, er konnte denselben
aber leider nicht mehr fertigstellen; das nach diesem
Entwurf ausgeführte Gebäude wäre sicher eine seltene
Zier der schönen Innstadt geworden.
Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und praktischer
Architekt war Ungewitter auch noch literarisch tätig.
In der Kasseler Zeit erschienen von ihm: „Gotisches
Musterbuch", in Gemeinschaft mit V. Staatz in
Köln herausgegeben, dann .Entwürfe zu Stadt-
und Landhäusern" und das hervorragendste seiner
Werke: das .Lehrbuch der gotischen Konstruk-
tionen", ein Werk, das allein hingereicht haben
würde, den Namen Ungewittcr's in der Architekten-
weit unvergeßlich zu machen. Durch den Tod Ungc-
witters unterbrochen wurde die Herausgabe einer
.Sammlung mittelalterlicher Ornamentik" und die Ver-
öffentlichung der von ihm ausgeführten „Stadt- und
Landkirchen". Letztere Sammlung wurde später von
einem seiner Schüler, dem noch jetzt in Hannover
lebenden Stadtbauinsp. a. D. Hillebrand, weiter be-
arbeitet und herausgegeben.
Die letzte Lebenszeit Ungewitters wurde durch
Krankheit sehr verdüstert, denn er litt an Lungen-
schwindsucht Aber gearbeitet hat er, bis der letzte Rest
seiner Kraft geschwunden war und der Griffel seiner
matt herabgesunkenen Hand entfiel. Leider zu früh
für die deutsche Kunst und für die deutsche Archi-
tektur im engeren Sinne endete dieses tatkräftige und
trotz seiner kurzen Dauer so erfolgreiche Leben.
Pflicht der Nachwelt ist es, dalür zu sorgen, daß
das Andenken an ihn, der soviel geleistet, in ehren-
der Erinnerung erhalten werde. Der Architekten- und
Ingenieur- Verein in Kassel wird deshalb zunächst ihm
ein einfaches, seiner würdiges Grabdenkmal setzen
lassen. Da ein solches Denkmal an der Stätte auf
dem Kasseler Friedhof, die jetzt seine iniischen Reste
birgt, nicht errichtet werden kann, so wuide eine an-
dere, geräumigere Stätte erworben, in welche die
Leiche umgebettet werden soll. Als weitere Ehrung
ist seitens des Vereins noch die Errichtung eines Denk-
mals an einer geeigneten Stelle in der Stadt Kassel
in Aussicht genommen, wenn die dazu erforderlichen
Mittel beschafft werden können. Ein zunächst an die
noc h lebenden Schüler l ■ngewiltei's gerichteter Aufruf
zu Beiträgen hat bis jetzt einen Ertrag von etwa 1500 M.
ergeben Es ist zu erwarten, daß Beiträge auch noch
aus weiteren Kreisen eingehen, wozu hier bemerkt
werden möge, daß solche an Ilm Arth. Till in Kassel,
Kaiscrplatz 34, einzusenden sind, /für Erlangung eines
Beitrages vom Verbände deutscher Architekten- und
Ingenieur -Vereine ist ein Antrag bei dem Vorstände
gestellt und von letzterem auf die Tagesordnung der Ab-
geordneten-Versammlung in Düsseldorf gesetzt worden.
Zweck dieser Mitteilungen ist es, für die Be-
strebungen des Kasseler Vereins zur Ehrung des An-
denkens an Ungewitter Interesse bei den Fachgenossen
zu erwecken. —
Kassel, im Juli 1904. Uaus Gth Un a D
Vorsitzender des Aich.- und Ing. -Vereins in Kassel.
No. 66.
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Villa „Grüneck" in
Architekt: Walter Solbach in Elb
KTTFjn dem malerisch gelegenen Städtchen Langenberg
Es H (Rhld.) erhebt sich seit iqoi auf dem dem Bahnhof
'■"w gegenüber liegenden steilen Berge die Hrn. Manier
gehörige Villa „Grüneck". Das mit Ausnahme des Dach-
Stuhles massiv ausgeführte Gebäude ist an den Außen-
mauern im Kellergeschoß mit Basaltsteincn bekleidet. In
den Stockwerken bestehen außen die Fenster und Tar-
gewände, Ecken und Aufbauten sowie Veranda und Erker
aus rotem Mainsandslein, die Flächen dagegen aus gelbem
Heilbrunner Sandstein von Bachem & Ko. in Königs-
winter am Rhein.
Während die Dachflächen mit roten glasierten Dach-
ziegeln abgedeckt sind, tragen Haupt- und Giebelturm
Kupferdeckung. Die Gruppierung der Giebel und Türme,
sowie die Gegensätze in den verschiedenen Farben der
Materialien verleihen dem Ganzen eine große malerische
Langenberg (Rhld.).
■rOld (Hirnu dir Abbildung«! S. «13)
Wirkung, die mit der farbenreichen romantischen Umge-
bung des Gebäudes gut harmoniert.
Im Inneren befindet sich gleich am Eingang die Gar-
derobe mit Toileueräutnen. Ilm die Diele schließen sich
nach Süden und Westen die Wohnräume und das Eß-
zimmer an. Letzteres hat ein elliptisches Tonnengewölbe
mit leichten Netzrippen, sowie eine sehr reich geschnitzte
Wandbekleidung nebst Kamin durch H. Renoit in Elber-
feld erhalten. Die nach Osten liegende Küche und das
Küchenzimmer sind durch einen besonderen Eingang unter
der Haupttreppe zugänglich.
Das erste Obergeschoß enthält Fremden-, Schlaf- und
Badezimmer. Das Dachgeschoß dagegen Zimmer für das
Personal.
Die Baukosten betrugen einschl. innerer Ausstattung
145000 M.
Zur Berliner Opernhaus-Frage.
|ic sehr die beiden mehr oder weniger zusammen-
hängenden Fragen der Erhaltung des alten Opern-
hauses in Berlin und der Erbauung eines neuen
Hauses die Oeffentlichkeil bewegen, beweist der Umstand,
daß nach den umfangreichen und teilweise recht lebhaften
Erörterungen der Frage in Vereinen und in den Tages-
blältern des Vorsommers und nach einer Ruhepause diese
Frage in diesen Tagen von neuem aufgeworfen und von
der Oeffentlichkeit mit nicht geringerem Interesse aufge-
nommen wurde, wie früher. Bekanntlich hatten die .Ver-
einigung Berliner Architekten" undder „Architekten-Verein*
zu Berlin in zwei Eingaben die Lösung der Angelegenheit
angestrebt. Die „Vereinigung Berliner Architekten" halte
in einer lmmediat- Eingabe an den KaLscr die Bitte aus-
gesprochen, den Entwurf zu einem neuen Opernhause,
dessen Errichtung sich unzweifelhaft als eine Notwendig-
keit herausgestellt hat, zum Gegenstande eines öffentlichen
Wettbewerbes für deutsche Architek'en zu machen, weil
sie erstens von der Annahme ausging, daß es auf diesem
Wege möglich sei, einen Gedanken zu gewinnen, welcher
zur Erhaltung des alten Opernhauses beitragen könnte und
weil sie zum zweiten der Meinung war, daß nach der
Katastrophe von Chicago das neue Opernhaus mit Er-
fahrungen geplant werden müsse, welche die Kruft eines
Einzelnen und sei rrder Tüchtig-Ic, übersteigen, und daß
nur die Gesamtheit der deutschen Architektenschaft die
Gewähr dalür biete, daß alle Möglichkeiten für die Er-
stellung eines zweckmäßigen und sicheren Hauses
erschöpft seien. Die genannte Vereinigung gab dem Ge-
danken Ausdruck, es könne auf diesem Wege das neue
Berliner Opernhaus möglicherweise den Anfang einer
neuen Periode des deutschen Theaterbaues oder des
Theaterbaues überhaupt bilden. Die Bestrebungen des
Architekten-Vereins auf Erhaltung des alten Opernhauses
gingen von dem Gedanken aus, der Kunst ein Gebäude
nicht zu rauben, welches, mit dem fridericianischen Zeit-
aller eng verbunden, aus der Zeit der werdenden Größe
Preußens stamme und. abgesehen von seinem hohen Kunst-
werte, eine Summe von Imponderabilien der Staatsgeschichtc
verkörpere, die wenn sie nicht mehr vorhanden wäre, alsein
schwerwiegender Verlust empfunden werden mülitc. Beide
Eingaben wurden nicht dem Wunsche der Bittsteller gemäß
erledigt; aus gelegentlichen in die Ocllenllichkeit gelangten
Mitteilungen wurde bekannt, daß ein neues Opernhaus an
der Stelle des alten und mit Hinzunahme benachbarter
Gebiete nach dem Vor-Entwurfe des Hrn. Brt_ F. Gen z nie r
in Berlin geplant sei. Nachdem die Fachwelt und die
Oeffentlichkeit so vor eine anscheinend vollendete Tatsache
gestellt waren, ruhte die Besprechung der Frage, bis sie
es möglich ist, ein neues Opernhaus mit den weitgehend-
sten Anforderungen sowohl an das Bühnenhaus wie
auch an das Zuschauerhaus zu errichten, ohne das alte
Opernhaus abzutragen. Das letztere soll vielmehr im Sinne
seiner ursprünglichen Bestimmung als Rcdoutenhaus
erhalten und zugleich als ein Festfoyer an das neue
Theater angegliedert werden. Das neue Haus liegt nach
den Annahmen des Hrn. Moritz in der Achse zwischen
dem alten Opernhause und dem Palais des Kaisers Fried-
rich. Die Hauptachse wäre senkrecht zu der Straße
„Unter den Linden" gerichtet und der Haupteingang von
liier aus gedacht. Das neue Haus bildet jedoch mit den
alten Gebäuden nicht eine Flucht, sondern ist gegen die-
selben nicht unerheblich zurückgesetzt Zwischen den
alten Gebäuden und dem neuen I lause sind Fahrstraßen
angenommen und Ober diese durch L'eberbauten Verbin-
dungen hergestellt einerseits mit dem allen Opernhause,
ander-eits mit dem Palais des Kaisers Friedrich. Der
Grundriß des neuen Theaters ist nur in den Grundzügen
skizziert, unter Anlehnung an das Kölner Theater von
Moritz, die I. Rangtreppen zu beiden Seiten sind als Fest-
treppen monumental durchgebildet und mit Unterfahrten
verbunden. Die Miltcllnge für den Kaiserlichen Hof ent-
halt ein eigenes geräumiges Foyer und ist durch Verbin-
dunesgange in der Höhe zwischen Parkett und I. Rang-
Fußboden mit den Umgängen der seitlichen Treppen-
häuser verbunden und durch anschließende Hallen auch
mit den seitlichen Pros/cniumslogen in Zusammenhang
gebracht; alle diese Verbindungen ganz getrennt von den
Verkchrsräumcn des Publikums. Zugleich aber wird hier-
durch eine Verbindung der Hoflogcn einerseits mit dem
alten Üpernhausc und anderseits mit dem Palais des
Kaisers Friedrich geschaffen. Moritz deutet diesen Ge-
danken nur an, um zu zeigen, daß auf diese Weise das
fndericianischc Haus als Fcstraum für Hoffestlichkciten
benutzt werden könnte, und zwar im Zusammenhange
mit den Hoflogen des neuen Kaiserlichen Theaters und
dem Palais des Kaisers Friedrich, eine Kombination, die,
schon im Gedanken von großem Reiz, in der Hand eines
tüchtigen Künstlers Fcstrftumc von wahrhaft kaiserlicher
Entfaltung schaffen wurde. Die Bühne hat in der Skizze
die stattlichen Abmessungen von 35/25 m erhalten und ist
durch eine Hinterbühne von 20, 20 ra erweitert, an welche
Tagesräume von ausreichender Größe ansloüen. Die
sonstigen Nebenräume der Bühne sind in sehr ausgiebiger
Zahl und Größe vorgesehen, wobei der hintere Teil des
alten Opernhauses durch eine weitere Ueberbrückung
hinzugezogen werden kann.
Es ist bei dieser Lösung angenommen, daß ein Teil
in diesen Tagen wieder aufgenommen und der Vorschlag des Gebäudes des Berliner Bankvereins hinter der Iled-
[cmacht wurde, das neue Opernhaus auf das Akademie- wigs- Kirche angekauft und entfernt werden maßte, um
/iertel zu verlegen und für die Staats- und die Univcr- auch hinter dem Theater eine etwa 20 ■» breite Straße
sitäts-Bibliothck eine andere Baustelle, etwa am Bahnhof
Zoologischer Garten oder im alten Botanischen Garten,
zu bestimmen. Gegen den Vorschlag erhoben sieh die
Bibliothek-Benutzer namentlich der Universiialskrcise und
er scheint auch, selbst wenn er zweckmäßig wäre, schon
aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht ohne weitere
Beschlüsse des Landtages durchführbar, Jedoch der Vor-
schlag ist nicht nur unzweckmäßig, er ist auch unnötig.
Wir sind in die angenehme Lage versetzt, dies durch
eine Grundrißskizze nachweisen zu können. Sic stammt
von Hrn. Reg.-Bmstr. Carl Moritz in Köln a. Rh. und ist
der Niederschlag einer gelegentlichen Besprechung. Die
Skizze will — ohne im übrigen den Anspruch auf eine
endgültige Form zu erheben — den Nachweis führen, daß
17. August 1904
durchlegcn zu können: eine erwünschte, aber nicht unbe-
dingt erforderliche Maßnahme.
Das skizzierte Haus umfaßt einschlieülich der Ueber-
brückungen und des für Bühncnzwccke benutzten hin-
teren Teiles des Opernhauses - 738-1 -i'". Wird das ganze
alte Opernhaus hinzugerechnet, so ergeben sich 10107 s">,
eine auch den höchst gespannten Anforderungen ent-
sprechende Größe.
Der äulicre Aufbau des neuen Hauses ist gekenn-
zeichnet durch die segmentförmige Gestaltung der Vorder-
front, ohne die sich Moritz ein grolie* Theater nicht denken
kann; terrassenförmig bauen sich über dem Foyer die
Massen de* Zuschauerhauses und dahinter des Bühnen-
oberbaues auf. Es würde ein Leichtes sein, bei dieser
4M
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Stellung das neue Haus mit dem fridericianischen Theater zu erdrücken, zumal, da der unvermeidliche hohe Bühnen-
und dem Palais des Kaisers Friedrich zu einer wirk- aufbau weit in den Hintergrund des Hildes gerückt wer-
1 y .jg « 50™
samen Gruppe zu vereinigen, ohne die wohlabgcwoge- den würde. Die Gruppe der Fcldhcrrndcnkmalcr könnte
nen Massen dieser und der gegenüberliegenden Bauwerke in ihrer heutigen Flucht «.citlich bis in die Achse des neuen
■M3 Nu. 66
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I
Theaters gerückt werden und kirne damit gerade gegen-
über der Hauptwache zu stehen.
Wir geben den Gedanken, der unseres Erachtens
ernste Beachtung verdient, so wieder, wie er gedacht ist:
als ein Beitrag zur Losung der Frage. Ohne Zweifel
kann diese auch noch nach mancher anderen Richtung
gesucht werden. Mit dem Vorschlag aber ist der Beweis
erbracht, daß eine würdige, ja eine künstlerisch hoch-
bedeutsame Lösung der Frage möglich ist, ohne
das alte Opernhaus zu beseitigen. Lieber alle weiteren
Fragen würde ein öffentlicher Wettbewerb, den wir
hiermit mit aller der Wärme befürworten, die aus dem
Bewußtsein entspringt, für eine große Sache, für eine
Kunslfrage zu kämpfen, wie sie sobald nicht wieder auf-
tritt, die umfassendste Auskunft geben. —
— H. —
Mitteilungen aus Vereinen.
Aren.- u- Ing
ao. Mai 1904. V
Der Vorsitzende
Hrn. Schwarz
und Bauer, zu
deren Ehren
sich die An-
wesenden von
ihren Sitzen er-
heben, und er-
teilthieraufilrn.
Groothof f das
Wort zu einem
Bericht über
das Ergebnis
des Vereins-
Wettbewerbs
über kleine
Villen in Hof-
riede. Die aus-
gezeichneten
Entwürfe sind
im Saale ausge-
hängt. DcrRcd-
ncrcrläutcrtdie
Vorzüge dercin-
leinen Arbei-
ten, welche bei
derl'rämiicrung
Aufschlag ge-
bend gewesen
sind und gibt
seiner Freude
darüber Aus-
druck, daß der
Erfolg des von
Hrn. F.. Specht
in I lofriede ver-
anlagen Wett-
bewerbes ein
künstlerisch
und praktisch so
außerordentlich
reicher ist.
E» erhielten
für Gruppe A,
Villen im Werte
von 15000 M :
den I ('reis: Hr.
Wurzbach.den
II. I'r.: die Hrn.
RaabeAWöhl-
ccke.dcnlll IV.:
unbekannt; für
GruppcB, Villen
im Werte von VU1" "Gfün
20000 M. : den I Preis : Hr. P u 1 1 •
farckcn,denll.Pr.:Hr. Würz-
bach,dcnl!I.Pr.:Hr.Grell;und
für Gruppe C, Villen im Werte
von 35000 M.: den I. Preis: Hr
Wurzbach.den II. I'r.MIr.Ger-
hardt.den HLPr :Hr Blohm
Hr. Emil Specht dankt in leb-
haften Worten allen Bewer-
bern und dem Preisgericht für
die Mühe und Arbeit, die zu
dem so außerordentlich be-
friedigenden Ergebnis geführt
haben. - W«
-Verein Hamburg. Außerord. Vers, am
jrs. Hr. Bubcndey, anwes. 48 Pers.
macht Mitteilung von dem Ableben der
eck" In Langenberg (Rhld.).
es unternommen, mittels ihrer Asphalt-Blei-Isolicrung
eine solche l'nterlage herzustellen, welche der Anlage von
Dachgärten gerecht zu werden versucht. Die Anlage von
Dachgärten wird wohl nurda zwecklos sein, wo ausreichende
Grundstücke zur Verfügung stehen, um natürliche Gärten
in größererAus-
dehnung auf
dem gewachse-
nen Boden an-
zulegen. An-
ders dagegen in
der Großstadt,
wuderQuadrat-
meterBodcnflä-
chc mit Gold-
stücken belegt
werden muß
und oft kaum
zu erstehen ist
Hier empfiehlt
es sich, zur An-
lage von Gärten
über den Haus-
dächern zu grei-
fen, unwmchr,
als bei den mo-
dernen Groß-
-tadt - Häusern
mit den licht-
raubenden An-
bauten in die
großen Binnrn-
höfe der Häu-
serblocks kaum
ein Sonnen-
strahl eindringt,
die Grund -Be-
dingung jegli-
chen gedeilili-
chcnGartcnhau-
es fehlt, nämlich
Luft und Licht,
ohne die trotz
sorgfältigster
Pflege und bes-
ten Materialc»
eine Gartcnan-
läge verkümm-
ern muß. Auf
der Erwägung,
daß Licht und
Luft den Gärten
I launtnahrung
ist, beruht die
Idee der Dach-
gärten, wie sie
im Ausland im-
mer gebräuch-
licher werden, selbst in ( legen-
den, wo der teuere BodcnprcM
noch nicht der Anlage von
Aiclutrkt: Waller Solbach in Elberfeld
Vermischtes.
Dachgärten. I >ie I lauptschwierigkeit zurAnlage von I Jach-
gärten beruht erfahrungsgemäß darin, eine absolut u a»serun-
durchlä»»ige Schicht zu schaffen, auf welcher der Garten als-
dann angelegt wird. Die Firma A Sie bei in Düsseldorf hat
17. August 1904.
— y ^m Gilten /u ebener r.rde im
^ Wege -i.-iit In Ucht
J I Sonne soll der moderne Gar-
I _ rX Lim
w ' 1' Im'!i<-h .Mauern, nicht auch an
der staubigen Straße, wo der
Straße nlnrm und der Vorüber-
gehenden Neugier den Er-
holungsbedürftigen tu Garten
»tftren Der Garten soll eine
Erholung— -tatle sein, und -«1
! •' i*t e» denn auch begreiflich, daß
man dieser Erholungsstätte den Platz gibt, an welchem
die Luft am rcmMcn und da» Licht am hellsten ist Im
Vergleich zu schweren, das Haus drückenden Dächern 1-1
doch ein im üppigen Blumenschmuck prangender Dach-
garten ein viel lieblicherer Anblick. Die vielseitige Ver-
wendungsart eine» Dachgartens al» Bleiche, Tummelplatz
4tj
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der Kinder, als Spielplatz für Tennis und Croquet, als
Turnplatz und dcrgl. macht die Anlage nur cmpfchlcns-
werter; auch als Tcppichklopfraum, als Platz zum Aus-
lüften und Sonnen der Betten, ja zu noch profaneren
Zwecken i. 13.: als Waschplatz laßt sich der f)achgarten
verwenden, zumal wenn, wie dies iti modernen Häusern
vielfaeh der Fall ist, die Waschküche unter dem Dach
liegt- Einem besonderen Zwecke lallt sich in hygienischer
Hinsicht der Dachgarten dienstbar machen als Liegeraun)
für Sonnenbäder, wie wir solche bereits in zahlreichen
größeren Heilanstalten und Sanatorien vorfinden.*) -
Hessische Denkmalpflege. Nach einer Meldung des
„M. A." hat Hr. Prälat Dr. Fricdr. Schneider in Mainz
seine ehrenamtliche Stellung im Denkmalrat für das Groß-
herzogtum Hessen niedergelegt Zu dem Vorgang erfahrt
der „M. A." Folgendes, was nicht als erschöpfend, aber
als verlässig betrachtet werden darf. Daß der Dutchführung
des hessischen Denkmalgesetzcs erhebliche Schwierigkeiten
im Wege stehen, ist kein Geheimnis. Die Organisation ist
neu, und der Verwallungsapparat mag vielfach noch unge-
nügendarbeiten. Das erschwert älteren, erfahrenen Pflegern
des Gebietes die Mitwirkung recht erheblich. Dann aber
haften dem Denkmatgesetz gewisse Eigentümlichkeiten an,
die von fachkundiger Seite stark bekämpft und geradezu
als eine nicht unbedenkliche Richtung zum Staatssozialis-
mus auf dem Denkmalgcbiet bezeichnet wurden. Es ward
nach der Anschauung der betr. Kreise diesem Punkte bei
Beratung der Gesetzcsvorlagc in den beiden Kammern nicht
jene Aufmerksamkeit zuteil, die für die Wahrung der Hechte
der kath Kirche in Hessen erforderlich gewesen wäre. Da-
neoen erwuchsen Schneider Schwierigkeiten daraus, daß er
noch zu Lebzeiten des t Bischofs Brück seines Amtes als
Kustos der Domkirche infolge eines Augenleidens in ver-
letzender Weise enthoben wurde. Der Oeffentlichkeit blieb
der Vorgang verbotgen, da er nicht einmal in der herkömm-
lichen Form amtlich gemeldet wurde. Die wissenschaftliche
Welt nahm an, daß der Geschichtsschreiber des Domes
und langjährige Pfleger seiner Denkmäler nach wie vor
an der Stätte seines AVirkens tälig sei. Um dieser Lage
zu entgehen, glaubte Schneider die Beziehungen lösen zu
sollen, die ihn mit der staatlichen Denkmalpflege noch
verknüpften, da er nach seiner Auffassung deren Interesse
ferner an einer Stätte nicht glaubt vertreten zu können,
wo ihm die frühere Berechtigung von kirchlicher Seite
entzogen ist. I »er für diesen Herbst anberaumte Denkmal-
tag wird nun den längsigewotintcn Cicerone am ersten
Uaudcnkmal der Stadt und der Diözese Mainz nicht mehr
treffen -
Das Lehrgerüst der Syratalbrücke In Plauen 1. V., Ober
welche wir in No 5.7 und 58 der „Deutschen Bauzeitung"
unter Beigabe von Abbildungen ausführlich berichteten, ist
ohne Unfall ausgerüstet worden und wird Ende d. M. ein-
lernt werden. Die elastische Schcilclscnkung des 90 "> weit
t;. "-panntcn Bogens war sehr gering Sie betrug nur ^8 mr".
Die Planung und erfolgreiche Ausführung dieser Brücke
durch die Firma Liebold Ar Ko , G. m. b. II. in Lange-
ln Ui k b. Dresden, Zwciggcsrllschaft der durch ihren Bau
schöner Brücken bekannten Firma B. Liebold \- Komp ,
A G. in Holzmindcn, bedeutet einen wichtigen Fortschritt
im Bau steinerner Brücken,
Brückenbau In Passau. Zu der Erwiderung des Hrn.
Prof. K. E. U. Fritsch in No. 62 auf meine Einsendung
gestatte ich mir zu bemerken, dal) die Untersuchungen
hinsichtlich Durchschneidung des Stadtbildes durch die
Bogenkonstruktion der Brücke aus leicht ersichtlichen
Gründen an dieser Stelle nicht vorgeführt werden konnten;
sie bestehen in etwa 20 Schauhild-Skirzcn, die dem Fnt-
würfe beigefügt sind und von welchen zwei, darunter eine
mit der umfangreichsten Berührung des Stadtbildes auf
S 385 zum Abdruck gelangten Der von Hrn. Pro(
r' ritsch befürchtete Eindruck der Absperrung des oberen
Flußlaiifes durch ein Gitter von flußabwärts gelegenen
Standpunkten aus wird nicht erhalten, da zwischen dem
in der Brüekcnmitte 3.S ■" hohen B<iuenf.ichwerke und dem
Brückengeländer ein in der Milte etwa o"> hoher, nur
von den in 7,8"' Entfernung anzuordnenden Hängeeisen
unterbrochener Zwischenraum vorhanden sein wird, der
die Durchsicht nicht hindert und da die inbetracht kommen-
den öffentlichen Standpunkte an den Ufern wie auch d:is
Deck der Schiffe sich mindestens .v Gn' unter der Brücken-
bahn befinden Die Bonner Kheinbrückc ist von mir im
Hinblick auf den Protest angeführt worden, welcher sich
u. ii. .gegen die Konstruktion des eisernen Rundbogens
richtet, wie ihn die Dunaubrücke gemeint ist die be-
•1 Anmrrli.in itn Redaktion. Wenn rantl am l. bereit in, allen
ritt «11 Vor/Oeen l.euutrelin, so null n.m itm-li die Tn^e «ur«i if. n: .Wir
Vrillllt »ich «irr t Ki. Ii|;.l i U II 711 den Aiwstlüuiuittl-Il 'Iii S.. li.,n »Irin« '"'
4M
stehende olterc Brücke, welche 5 kleinere, mit Pauliträgern
und eine größere mit einem etwa 50"« weilen Bogen/ach-
werk Oberspannte Ücffnungcn besitzt — leider schon auf-
weist, und wie er schon viele Gegenden verunstaltet".
Dem im Schlußsatze des Hrn. Prot Fritsch geäußerten
Wunsche schließen sich selbstredend auch die Verfasser
des Bogenbrücken-Entwurfcs ohne weiteres an.»*) —
Passau, im August 1904. Flintsch.
Preisbewerbungen.
Wettbewerb betr. Entwürfe für den Bau eines neuen
Knappschafts-Lazaretts In Waldenburg 1. Schles. Wie uns
der Vorstand des Niederschlesischcn Knappschaflsvcreins
mitteilt, sind auf das unterm 13 April d. Js. erlassene
öffentliche Preisausschreiben 65 Entwürfe rechtzeitig ein-
gegangen. Das zu ihrer Prüfung berufene Preisgericht,
bestehend aus den Hrn. Kgl. Brt lloffmann in Berlin,
Landcsbrt. Blümner in Breslau, Kreisbauinsp. Buchwald
in Breslau, Bcrgwerksdir. Dr. Grunenberg in Hermsdorf
und Knappschafts- Oberarzt Dr. Müller in Waldenburg,
hat am 3. und 4. d. Mts. in Waldenburg getagt und nach
sorgfälliger Prüfung aller Einzelheiten den I. Preis (2500 M )
dem Entwürfe ,Q. D. B. V." (Verf Hr. Reg.-Bmstr. a. D,
Stadtbauinsp, Herold in Berlin-Halensee), den II. Preis
(1500 M.) dem Entwürfe „Glückauf IV" (Verf. die Hrn.
Arch. Alex. & Paul Höhrath in München) und den III. Pr.
(tooo M.) dem Entwürfe „Diagonal" (Verf. Hr. Arch. Max
Bischoff in Berlin* zuerkannt. Der Entwurf „Den kranken
Knappen" ist vom Preisgericht dem Knappschafts- Vorstande
zum Ankauf empfohlen worden. Bei der Spruchfftllung
wurde von der Erwägung ausgegangen, daß den Entwürfen
der Vorzug zu geben sei, die eine möglichst einfache,
übersichtliche Grundriß - Anordnung zeigten, eine An-
lage, die einen leichten wirtschaftlichen Betrieb gewähr-
leistet. Für die architektonische Gestaltung ist dem Preis-
gericht eine ruhige, einfache, dabei freundliche Ausbildung
am geeignetsten erschienen. Einer unruhig gruppierten,
in zahlreiche Einzelmotive aufgelösten oder gar schmuck-
reichen und anspruchsvollen Gestaltung des Aeußcren
konnte um so weniger der Vorzug gegeben werden, als
der mit alten, hohen Bäumen bepflanzte große Park mit
einem derartigen Baue nicht harmonieren, dagegen ein
Gebäude mit heller Putzwand und hohem rotem Ziegcl-
dachc inmitten des frischen Grüns die schönste Farben-
wirkung sichern würde.
Den hieraus sich ergebenden Anforderungen hat am
meisten der Entwurf „O 1). B. V." entsprochen, Er zeich-
net sich durch eine übersichtliche Grundrißanlagc aus;
die Krankenzimmer sind sämtlich gut belichtet; die Ruhe
der Fassade erleidet keine Unterbrechung durch stark
vorspringende Gebäudeteile, die beschattend und den
Luftzutritt hemmend wirken könnten; die Fassade ist
schlicht, vornehm und wirkt nur durch ihre Umrisse.
Durch Einbeziehung der Gcbäudcmasse unter das Mansar-
dendach ergibt sich ein günstiges Verhältnis der Gebäude-
masse, außerdem w ird dadurch eine sparsame Ausführungs-
weise erzielt. Auch die kleineren Nebenanlagcn sind in
reizvoller Weise durchgebildet.
Bei dem Entwurf „Glückauf IV" ist die gesamte
Gruppierung außerordentlich zweckmäßig, auch die archi-
tektonische Gestaltung durchaus sachlich und bei aller
Einfachheit wirkungsvoll. Bei der Grundrißbildung hätten
jedoch die praktischen 14edQrfnLs.se mehr Berücksichtigung
finden müssen. Einzelne Innenräume sind schlecht belichtet.
Der Entwurf „Diagonal* hat zwar eine gut zusammen-
gefaßte Grundnßbildung und sichert so einen leichten Be-
trieb; er leidet indes an schlechter Belichtung der Zen-
tralhalle In architektonischer Beziehung ist die einfache
und schlichte Bchandlungswcisc lobend hervorzuheben;
jedoch ist die Durchbildung der Fassade nicht so gut
durchgeführt, wie bei den beiden vorher behandelten
Entwürfen
Der zum Ankauf empfohlene Entwurf „Den kranken
Knappen" ist in seiner GrundriUanlagc nicht so einfach,
"I A n in e 1 k 11 n ~ de i K r i] a k 1 i o n. Ilir \oi behenden Zeilen haben
dem Verfasser de* Artikel» Qttrr l'a»»au in \cv voT^le^en. Derselbe
hm aber keine VeT-milmisiin;: L.etuiiden, nn< h einmal duu da.s W'oit zu Deh-
nirr., da — wie ,a schon von ilini hr I vnri;rl.ilK-ii wnrile — dir Krapr nicht
aufgrund hesi eiskialli^i .' Tatsji heil, vinlrrn liih^Hcli noch r-erüonlichet
»iiuHlirMv: her An-< liam: 1: ^ enw hndm werdni kisiitir, Wu eUlincn auch,
dab nunmehr ringende» X.v.ena] l>t'i£ebiaiht wurde, um der deulirlien
ra< li-eimssrns. Ii 1I1 1:1 <lirver i 'i-4i ulsani« 1 1 k .V.istle ric, lu-11 r'rnre ein eigenes
l ' : tr - 1 £U eTm-'.^l i' hi-n ii 11 rt i;'':-iri nur ni.x h dei Hnffuunr Ausdruck . (Int) e»
telii.-ei! ItiM-r. Hl -.Irl I-.:i::l,r ritt HiUlMlk TU schilfm, Weierles nicht eine
^t ^ir-tuiu •J' * Sudlili W. 1 t>«.|ei;tct, s'*i:i1itu ivd.In-1, wen« «ui L eine
\W: . u In i!r-. .< -Itieu in. hl infvili »ein solke, die llei iritrirhti;;uog w enl|;-
>»' <J-i« .-s 1 ,• Matt t--»i;hiai.kt. I in um ir.it dri. öligen Zeil« u
v.'it' li :ic< Hil l v. r, einem etwa lyuu utitethu'.b .M ;r;iiauten Hl (lrle «r-
wal. l. -i Sl.ri'lpi: Lle Niivr,.- m .„, Ii! tu Iritrr.iifiiJc. Weise. Wie stellend
dir Mi.lKl-l. iJci m/t ;Ln;iti Bnlvke im i.i;;ensau tu ihrer t'merbilii);
e..i, luii.ln. ise..l.-„ w.i.,U - -
No. 66.
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wie die anderen Arbeiten, aber wegen seiner wohldurch-
dachten Durcharbeitung der Einzelheiten 7u lohen. Oer
architektonische Aufbau ist zu anspruchsvoll und dadurch
den Programm-Bestimmungen nicht entsprechend
Im Intere-.se der Sache fiat das Preisgericht empfohlen,
dem Verfasser des zur Ausführung gewählten Entwurfes,
wie ja auch schon in dem Preisausschreiben in Aussicht
Pestcllt worden war, die weitere Ausarbeitung der
'Jane zu übertragen. —
Der engere Wettbewerb tur Erlangung von Entwarfen
rar ein Denkmal des Weltpostvereins In Bern hat zur Wahl
des Entwurfes de* Bildhauer* Kcnc de -St. Marccaux in
Paris zur Ausführung geführt. -
Architektonische Entwürfe, angefertigt von Studierenden der
kgl. Technischen Hochschule zu Aachen unter Leitung
von Prof. Rcg-Bmstr. I.. Schupmann. 48 Bl. in
Lichtdruck- Aachen, 1003. Kom, -Verlag der J. A.
Maycr'schen Buchhandlung Pr. 16.80 Pf.
In der voi liegenden Veröffentlichung ist einem größe-
ren Kreise eine Auswahl von Studienarbeiten mitgeteilt,
welche unter der Leitung des Hrn. Prof. L. Schupmann
in den Jahren 1890 — 1903 von Studierenden der Techni-
schen Hochschule in Aachen angefertigt wurden. Die
Arbeiten umfassen das ganze weite Gebiet der schönen
Architektur; es finden sich hier Grabdenkmäler, Museen,
Rathäuser, Stadt- und Dorf-Kirchen, Kapellen, Vercins-
häuscr, Schlösser, Wirtschaften, Geschäftshäuser, Villen,
Torbauten, Jagdschlösser usw , wobei alle Stile mit gleicher
Meisterschaft zur Anwendung gelangen. Besonders an-
ziehend sind die BiAtter mit Darstellungen aus der For-
menlehre der antiken Baukunst, doch werden auch das
Mittelalter und die Renaissance mit hohem stilistischem
Gefühl und bemerkenswerter malerischer Auffassung zur
Anschauung gebracht Was aus allen Blättern sofort in
die Augen springt, das ist eine unermüdliche Hingabe zur
Sache, eine liebevolle Sorgfalt in der Darstellung und vor
allem ein tiefes Eingehen auf den Gegenstand, sodaß die
schönen Blatterein sprechendes Zeugnis ablegen für einen
ungewöhnlichen Lehrerfolg. -
Entwürfe einfacher Bauern- und Bürgerhauser. Ergebnis
eines vom Regierungs-Präsidenien zu Trier ausge-
schriebenen Wettbewerbes. tx> Folio - Tafeln in
Mappe. Verlag von Seemann & Ko. in Leipzig.
Preis 25 M.
Im vergangenen Jahre leitete der damalige Präsident
des Regierungs-Bezirkes Trier, Hr. Dr. zur Neddcn, eine
Aktion ein, der die öffentliche Anerkennung nicht versagt
bleiben kann, wenn auch die Ausführung liinter der Ab-
sicht etwas zurückgeblieben ist. Vielfach wurde im dortigen
Bezirk die Wahrnehmung gemacht, daß bei Bauern- und
Bürgerhäusern in kleinen Orten eine unzweckmäßige Bau-
weise und eine den Ansprüchen des guten Geschmackes
wenig genügende, ja das Straßenbild oft geradezu verun-
staltende Ausbildung des Acußcren zu beobachten war.
Der Grund wurde nicht mit Unrecht nicht in letzter Linie
darin gefunden, daß es Bauunternehmern und Maurer-
meistern, auf welche die Baulustigen in den kleinen Orten
fast ausschließlich angewiesen sind, au Gelegenheit und
Votbildcrn fehle, ihren Geschmack auszubilden und auf
die bauende Bevölkerung einzuwirken. Es ist das ja ein
allbcklagtcs L'ebcl, für welches eine Besserung erhofft
wurde, wenn es gelang, für den Bau von kleinen Bürger-
und Bauernhäusern Vorbilder zu schaffen , die gut ver-
teilte Grundrisse und eine ansprechende Außcngcslaltung
aufweisen. Sie zu [»schaffen, wurde ein Wettbewerb
erlassen zur Erlangung von Entwürfen für 1 ein frei-
stehendes Bauernhaus mit angebautem Stall für die Ge-
birgsgegenden, a. für ein einfaches Bürgerhaus für eine
Familie, entweder freistehend und mit Vorgarten, oder
eingebaut und mit Laden im Erdgeschufl. und 3. für ein
Wohnhaus für Orte in Flußlälern. Das Ergebnis dieses
Wettbewerbes liegt in der inredc stehenden Sammlung
vor. Sie gibt eine Reihe sehr brauchbarer Arbeitm,
wenn auch die Entwürfe mit ausgesprochener Charakte-
ristik seltener sind Immerhin sind die Entwürfe von
Prof. Sauerhorn in L'nlci barmen, Tüll in Mer/ig a. S ,
Gies in Koblenz, Tillmanns in Berlin, Kahm in Eltville
und Wicth in Herborn. Brugger in S:. Johann, Vor-
werkin Barmen, Falk in Barmen. Schutte und Vollmer
in Barmen tüchtige künstlerische Leistungen und recht
brauchbare Vorbilder für die Maukunst der kleinen St.idle
und Dörfer. Hervorzuheben sind namentlich die mit aus-
gesprochenem malerischem Gefühl aulgefaßten gemein-
samen Arbeiten von Kahm in Eltville und Wieth in
17. August 1904.
Hochbau-Lexikon. Bearbeitet und herausgegeben von den
Architekten Dr. phil. Gustav Schöncrinark und
Wilhelm St über. 6 Abteilungen Verlag von Wilh.
Eni*! Är Sohn. Berlin 1904. Preis geheftet 40 M.,
gebunden 46 M.
Seit wir im Jahrgang 190a, S. 667 das vorgenannte
ausgezeichnete Nachschlagewerk bei seinem Erscheinen
begrüßten, ist dasselbe inzwischen mit Ausgabe dersechsten
Abteilung vollständig geworden und rechtfertigt, ja Ober-
trifft in jeder Beziehung das Urteil, mit welchem wir die
ersten beiden Abteilungen begleiten konnten. Der gesunde
Grundsatz aller Anschaulichkeit, und hauptsächlich auch
der Anschaulichkeit, die als Belehrung wirken will, das
Wort kurz zu halten und da>selhe in ausgiebigMem Maße
durch die Abbildung zu ergänzen, ist in dem vorliegen-
den Werke in durchaus nachahmenswerter, ja in muster-
hafter Weise durchgeführt. Dabei ist mit Recht der größere
Wert weniger auf die geometrische Abbildung, als auf
die Abbildung nach der Natur gelegt. Was auch ge-
zeigt wird, eine konstruktive Verbindung, die Art einer
Bedachung, die verschiedenen Arien des Vcqiul/cns, die
zahlreichen Möglichkeiten der Steinbcaibeitiing, die Eigen-
schaften des Holzes, die verschiedenen Arten von Draht-
geweben, Arbeitsvorgänge auf der Baustelle, im Hause,
auf dem Dache, kurz das gesamte Gebiet des Bauhand-
werkes ist in diesem Lexikon in einer so schönen und
anschaulichen Weise dargestellt, wie wir ein zweites Werk
nicht kennen. Wenn man das so viel mißbrauchte Wort
von der Ausfüllung einer Lücke in der deutschen tech-
nischen Literatur gebrauchen darf, so fiodet es hier seine
Anwendung mit Recht. Ein Werk dieser Art hat tatsäch-
lich gefehlt und wir behaupten kaum zu viel, wenn wir
sagen, daß es für den t'nterricht an unseren technischen
Lehranstalten ein unentbehrliches Hilfsmittel sein wird.
Was das Werk will' .In leicht auffindbarer und
knapper Form über alles, was für den Hochbau inbetrachl
kommt, Auskunft geben." Das ist ein umfassendes Ziel,
aber es ist in trefflicher Weise erreicht. Daher begleitet
das schöne Werk unsere wärmste Empfehlung
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Danckwerts, Reg- und Bit, Prof Die Grundlagen der
Turbinenberechnung fOr Praktiker und Studierende
He« Uauingcnieurfaches. Mit ioj Abbildgn. Wiesbaden 1904.
C. W Kreidcl. Pr 160 M.
Doerlng, Heim, Dir diu! Hamann, Gn»t , Btnstr Die Bau-
genossens. halt Gi eilen 1 ine Darstellung der ge-
schichtl. F.nlwi.'kliing und Tätigkeit der Baugcuotsciisi halt
de» ev. Arbeiter verein* in Gießen. Gießen 1004 v. MfliKhow'-
schc Hof- u l'niver» -Druckerei lO Kindt!
V. DomltrOVlch, Armin, Atch. l'cber die Piinzipien, mit welchen
man zurzeit die 1. oaung der Schulban kfrage au-
fttrebt Sunderdr au« dem .Techn. Gemeindcblatl". Berlin
1904 Carl Heyniuun's Verlag.
Dr Ehrig, G. lieber Slotf und Methode des mathematischen
Unterrichts an Baugewerkschulcn und verwandten lechn.
und gcwerbl. I.chr»n«t»ltcn Leipzig 1904- F. Leineweber.
— Trigonometrie für Buuge werke 11 schulen und
verwandte lechn und gewerbl. Lehranstalten mit 68 Kig.
Leipzig 1004. F. Leineweber.
Faber, Ed , K. Uauamtm. .Süddeutsche Verkehrsfragen. 1.
Die Verböserung der Si tiiflbarkeit der bayer. Donau und
die Durrldtlhrung der UrolWhitf.hH bi* nach L'lin. Mit
1 Lageplan und I Längsschnitt. Stuttgart 1904. Mobbing
A Kücl.lr. Pr. 75 PI.
Peller, Jos, Zeichenlehrer u Schlossermstr. Li er moderne
Kunstschlosser. Vortagen leicht ausfnh'barcr Kunst-
schmiede*! heilen im neuen Stil, nebst Starke- und Gewichts-
angaben In 13 l.iefrgn Ravensburg, Otto Maier, l.frg.
I u. 3. Pr je 1 M.
Giller, Willy, Dr. -lug. Vergleich zwischen den verschiedenen Bc-
tiiebsattcn von S ch Ic usc na n läge 11. Mit 38 Tcstabbddgu.
und 6 Tal. Manchen 1004. K. üldcnboutg. Pr 4,50 M
Hauber, W Statik. II. Teil, Angewandte (lechn 1 Statik. Mit
6t Fig. Sammlung (»fliehen No. 179, Leipzig 1904- G. |.
Goschen. Pr. Ho Pf.
Htblng, C. Die Holz- und Marmor maierei Anleitung
zur praktischen Ausführung Auf (iiund eigener Erfahrungen
verfaul und mit vielen ci läuternden Illustrationen versehen.
Leipzig 1004 Ju.tel «t Gdlel Pr. 4 M
Henning», K < S . Üb Ing , Pud, Technische* von dei
Albulabaliu. I Die neuen Linien der Kh.it s-.ln " Hahn.
Mit 1-2 Abbildgn II. Die gewolnirti Iii k ken du Aluul^i .il.i
Mit »» Abbildgn Zürich n>>i. Alb Kaustem Pr. -M" M-
D, Heseklel, Ad, P Ii o t o g 1 » p h 1 » . h e * N a . h ■> c h 1 » g <■ -
buch 500 Seilen und jm> Abladungen. Tabellen, Kcz. pie
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Jahrbuch der Innung: Hund der Ha.i-, Maurer- und Zitniuer-
nieistcr zu Berlin. |1 ihicr d.ii.l. das haugewerbliehc Gmli
Beihn 1 11 Jahrg. mildem Miigl Ve. ze|. Inn» der Innung und
einem Hau-Adrcübuch Bei Im iqo(. J>r. 1.50 M.
Dr v. Köröay, l<>* und Di Thlering. <.u%t l>ie Hauptstadt
Builipc'.l im Uhre "»1 Rc.mltatc der Volkszählung
und Vnik>hc<chrei't)uiy I Bd a lliillir Mit ;s laf. Beil,-,
1904 1'ultk.unmcr Ä Mütilbn-cht. P, j M I Bd 1
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Chronik.
Entwml de» Hrn.
und bat laoooo H.
war Hr. Aren. P.
ist
in Aachen
kann tierischen
beteiligt —
Oer Durchstich des Revoltella-'
Görz— Triest itt in diesen Tagen erfolgt. —
Stubaltalbahn. Am 31. Juli wurde die von Ionsbruck ins
Stubaita.1 führende Bahn eröffnet. Sic dient dem Fremdenverkehr
und der Eisenindustrie des Tales. Sie itt ata Adhasionsbahn von 1 ra
Spur gebaut und wiid mit einphasigem Wechselstrom von 9500 Volt
Spannung tw trieben. Bei Telfes liegt auf + oft} m der höchste
Punkt der Buhn, der mit Steigungen bis 45*/«. erreicht wird. Vor-
laufiger Endpunkt ist Vulprae» auf +935. Die Gesamtkosten der
19 km langen Bahn betragen 3600000 Kr. Die Bahn ist ein Werk
des Hrn Lag. Riehl in Iiinsbruck. —
Salvatorklrche In Duisburg. Am a6. Juli wurde die wieder-
hergestellte Salvatorkirche in Duisburg, ein spätgotischer Bau. wie-
der eingeweiht. Baukosten 1 Mill. M , Bauteil 4 Jahre. Die Ent-
würfe und die Bauleitung waren Hrn. Arch. J. Otter in Wesel
übet tragen -
Ein neues Badhaas In Karlsbad ist mit einem Koslenauf-
a Mill. Kr. zu errichten beschlossen worden und soll
nuog Dbergcben weiden. Kur da*
t-josefs-l'ark
im Frühjahr 1906 sei«
Hau* ist ein PlaU im
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Dem Postbrt. Hintie in Stettin ist der
Charakter als (ich. ßrt. verliehen.
Baden. Ernannt süid: der Zentralinsp., ßahnbauinsp. Lehn
in Karlsruhe z. Vorst, der Eisenb. - Bauinsp. Gernsbach; die Ing.-
Prakt Stober bei der Kheiobauinsp. Offenburg und Langsdorf!
bei der Wasser- u. Straßcn-Bauiuap. Waldshut zu Reg.-Bmstm.
Der Gelt. Ob-Brt. Seyb in Karlsruhe ist in den Ruhestand
getreten und ist demselben das Kommandeurkreuz II. Kl. des
Ordens vom ZAhiinger Löwen verliehen.
Bayern. Dem Eiscob -Betr. -Dir. Kasp und dem Reg.-Ral
v. Mnro in Warzburg ist die Bewilligung zur Ann u. zum Tragen
des Oflwicrkreme» des Ordens der Krone von Italien erteilt.
Dem Geh. Mar Bit R u d I o I f ist die II. Kl. des Verdienst-
Ordens vom hl. Michael verliehen.
Der Dir. -Ata H üble r ist 2. Dir. -Rat bei der Eisenb.-Bctr.-
Dir. Augsburg befördert.
Der Bauamtm. Kurz in Amberg ist in den Ruhestand getreten
und der Staalsbauassist Wildenauer in Landshul 2. Ass. bei dem
StrnOen- und Flußbauatnt Arnberg ernannt
Reg.-Rat Knorr in Worzburg ist geatorben.
Bremen. Der Reg. • Bmstr. G o c r k e ist t. Bmstr. bei der
StraSenbauinsp. ernannt.
PreuOen. Verliehen ist: dem Prof. Rudeloff, Abi -Vorst
und Unterdir. beim MaterialprQf.-Amt in Gr. Lichterfelde, deo Piof.
Rothe und Herzberg, Abt -Vorst, bei detns Amt, uud dem
Kr -Bauinsp Woscb in Wiesbaden der Rote Adler-Orden IV. Kl ,
dem Geh. Reg. Rat und Prof. Martens, Dir. de» Mat.-Piüf -Amte»
in Gr. L.chtcrfelde, dem Reg.- u. Brt S a r a n in Wiesbaden und
beim L'ebertritt in den Ruhestand dem Geh. Brt. Sie wert in Frank-
fmt a. M. der Kgl. Kronen-Orden Hl. Kl.
Dr. -Ing Schlesinger, bisher Chel de» Konslr. - Bur. der
Firma 1. Löwe & Ko ist z elatm l'iof. an der Tccbn Hochschule
in Berlin ernannt
Versetzt sind: die Reg.- u. Brie. Rnor in Leinhauseii, als
Vorst der Eiscnb.-Werkst.-Insp nach Arnsberg u. Grone waldt
in Tempclhof, als Vorst, einer Werkst.-lnsp bei der Kiscnb Haupt-
werks! nach Leinhausen; der Kitcnb. -Bauinsp. Fraenkel in Guben,
als Vortt einer Werkst,. Insp bei der Haupt werkst nach Tempclhof;
der F.isenb -Bau- u. Betr. lnsp. Rob. Müller in Stettin, als Vorst
(auflnv > der Eisenb- - Bett. - Insp. nach KQstrin; die Reg. - Bmstr.
Kraef It in Köln nach Beilin zur Beschäftigung im Mio der öllentl.
Arb. und Otto Kruger in Blomberg in den Kgl. Eisenb -Dir -Bez.
in Steitin; — die WasserBaoinsp. Brt W e i ß k e r von Btieg nach
Danzig und Skalwelt von Koblenz nach Brandenburg a. II.; die
Reg. Bmstr. -Scchauscii von Plefl nach Neiße, Kahn von Betlin
nach Königsberg i. Fi, Nie buh r com Bonn nach Koblenz.
Dem F.isenb- - Bau- u. Betr - Insp l'lrich ist die Stelle des
Vorst der Betr.-Insp in Heilsberg verliehen
Der Keg.-Bmstr. Stahl huth in Kattowiu ist z. F.isenb -Bau-
11. Belr.-lnsp. und der Keg.-Bmstr. Fiebelkorn in Angermunde
z. Bauinsp. ernannt.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg -Bmstr. Ii et seh
dem Kgl. Polizei-)'!*.* in Berlin, Sohroeder der Kgl. Heg in
Kassel, Tcubner dem Terhn. Kur. der Hochb.-Abt de» Min. der
öflentl. Arb , Schilling der Kgl. Wescrstmm Baover w in Hannover
u. Oatmann der Kgl. Verwlig der mlik. Wasserstraßen in Potsdam.
Dem Reg.-Bmslr. M B e c k m a 11 <> in F.tndcn ist die naebges.
Entlaus, aus dem Staatsdienste erteilt
Sachsen. Verheben ist: den Vorst der Str- u Watser-Bau-
insp , deo Brui Friedrich in l'irna 11, Schmidt in Zittau und
Grabucr in Bautzen, sowie dem Vorst des Landbauamte» Bit
Seidel in Leipzig der Tit. und Rang als Fiu - u. Brt. 111 Kl. IV,
Gruppe ■ der Hofrangordnung, dem Str.- u. Wasser. - Bauinsp.
Schönjan, Vorst der Bauinsp. Annaberg der Tit, u. Rang als
Bit. und dem Vermeas- Insp Kammrrrat Fuhrmann in Dresden
der Tit als Hofiat, beiden 111 Kl. IV, Gruppe 14 der Huliangordnung;
dem I m.- u. Brt Michael. Voist. der Sir - u. W.-Bauiusp Lripng
das Kitterkreuz 1. Kl des Kgl. siclis. Verdienstorden«; den Urin
Pielzsch, Vorst der Str. u. W.-Bauinsp. Chemnitz und Kruger,
Vom des Landbauamtes Meißen das Riilcrkrenz I. Kl des Kgl.
<u. hs. Albiechlsotdena. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Fr. M. In Bochum. Es wird uns noch die Firma K. A.
Gutknecht in Hamburg alt eine Firma genannt, welche für die
Poslverwaltung Rohrpost-Einrichtungen mit pat. elektrisch
pneumatischem Antrieb herstellte. —
Hm. Arch. W. W. In Charlottenburg. Da daa Ergebnis
de* Wettbewerbes noch aussteht, so wkre es wohl das einfachste,
dasselbe abzuwarten und erst dann gcgebenenfalles in die Ent-
scheidung des Rechtsstreites einzutreten. Nach unterer Auffassung
der von Ihnen gegebenen Sachlage ist der betr. Mitarbeiter in
keiner Weise berechtigt, ein Anrecht auf geistiges Eigentum zu
erheben, nachdem Sie ihm die Skizzen lieferten und er für seine
Arbeit bonoiiert wuidc. Keinesfalls kann er das Recht gellend
machen, seinen Kamen genannt zu aehen. Sollte es zu einem Rechts-
streite kommen, so empfehlen wir. ruhig in denselben einzutreten. —
Hrn. H. O. In Mehlem. Wir empfehlen Ihnen, sich an den
.Deutschen Technikerverband*, Berlin C, zu wenden, welcher das
Krankcnkassenwrsen in sein Programm aufgenommen hat —
Hrn. J. V. In München. Ihre Frage ist nicht von allge-
meinem Interesse; versuchen Sic e» mit der Anzeige. —
Anfragen an den Leserkreis.
Der Unterzeichnete gestattet sich, dem Leserkreise die Frage
vorzulegen, inwiefern bei Berechnung von Wasserleitungen die ln-
kruslicrung vou GuBröhren zu berücksichtigen ist. Besonder» von
Interesse wäre zu erfahren, wie sich dies bei 33^301 sekundt.
Wassergeschwindigkeit verhalt Im x'orlicgenden Falle handelt es
sich uro die Berechnung einer etwa 3700 m langen Zuleitung von
durchschnittl. 11 Gefälle für reine» kalkfreies Quellwasser. Ist
eine Inkruatierung bei dieser verhältnismäßig hohen Wasserge-
tchwindigkeit möglich? Könnten vielleicht an bestehenden Leitun-
gen gemachte Erfahrungen mitgeteilt und bczQgl- Werke oder Auto-
ren namhaft gemacht weiden? — Ant. Neyer, Ing. in Bozen.
Fragcbeautwortungeo aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage a in No. 59. Mustergültige Anlagen unter-
irdischer Bedürfnisanstalten befinden sich in Mönchen. In
meinem Bureau werden solche Anlagen geplant, weshalb ich zu
weiteren Aufschlössen gerne bereit bin. —
F. X. Haertingcr, Ing. in München, l.andwehrslr. 3a.
Auf die Anfrage 1 in No. 57- Zur Festlegung der Haus-
n Ummern habe ich einen nach Maßstab genau aufgetragenen Lage-
plan der zu bebauenden Straßen in Baustellen eingeteilt und zwar
Wohnttrafien in Baustellen mit 8 m Front, GeacSiAftssti aöen und
Straßen, in welchen vorwiegend der Bau von Mietshäusern zu er-
warten ist, mit 10 m Front Die Baustellen habe ich dann fortlaufend,
links gerade, rechts ungerade, nummeriett Mit dem Baugctuch
ist laut Bauordnung ein Lageplan einzureichen, in welchem die
nächsten Straßenkreuzungen maßstäblich eingetragen, oder die ge-
nauen Maße bis zur nächsten Straße eingeschrieben sein müssen.
Danach laßt sich der Neubau in den Numuierieraagaplai) eintragen
und die Nummer bestimmen. Man kommt dabei sehr gut zurecht,
es kommen Bauten von 7, 8 bis 13 m Front vor, dadurch verschie-
ben sich die Baustellen unt. Umst etwas, die Differenz gleicht sich
aber aus, sodaß man mit der Anzahl meistens auskommt Es kommt
ja wohl einmal vor, daß eine Nummer zuviel da ist, da kann man ein
Hinterhaus, Atelier oder sonstiges Hintergebäude mit einer Nummer
versehen. Fehlt eine Nummer, dann gibt man eine Nebenbezeich-
nung z- R. 9a. Einem Haut mit ausnahmsweise breiter Fiont kann
man auch eine Doppclnummer geben z. B. a?/at. Auch wenn eine
Nummer ganz wegbleibt, fallt es in der Straße oicht auf. Es ist mir
z. R. vorgekommen, daß die Hausbesitzer die No 13 nicht haben
wollteu, da blieb nichts anderes übrig als dir Nummer wegzulassen.
Die Methode bewahrt »ich gut und wird auch von verschiedenen
Verwaltungen augewandt. — Rößler, Stadtbmstr. in Moers.
Zur Anfrage in No. 58. Ks durfte sich meines Etachtens das
seit 1893 eingeffthrtc und bewahrte dekorative Mortelmatcrial
.Terranova* in verschiedenen Tönungen (auch besondere Sorten
nach Farbensktzzen werden gefertigt) am besten für die beab-
sichtigte Sgraffito-Putzmanier empfehlen. Aus einer früheren
Broschüre der Terranova • lodustric Manchen und Fraokfuit a. M.
gebe ich nachstehend Abschrift der Sgraflito- Anleitung: „Je nach
Wahl der Farben für Zeichnung und Grund werden die zu ver-
wendenden Tertunova- Sorten gewählt. Die Zeichnungslinien ent-
sprechen dem L'nterputz, der Hintergrund dagegen dem l'cbcrputz.
Wird für den l'nterputz eioc Ziegclsorte gewählt, so stellt man
zuerst eine Flocht unter Zusatz von t Teil Saud her und putzt
darauf eine reine Schicht Ziegelsorte als L'ntergrund. — Wild eine
Sandsteinsorte für den l'nterputz gewählt, so wird von der Mauer
aus damit zu guter Flucht heraufgeputzr. (Nur wenn e» auf die
Farbe nicht ankommt, kann abgesiebter Mauersand, etwa 1 Teil zu-
gesetzt werden ) Für den L'cbciputz kann ebenfalls jede Sorte
verwendet werden. Soll eine SAodsteinsorte dazu genommen wer-
den, su kann die Oberllli hc körnig stehen bleiben, oder aber sie
kann mit feinkörniger Terranova Oberfilzt und clatt gerieben werden.
Die Zeichnung wird aus dem frischen Putz mit einem ungebogenen
Blechstreifen oder mit Fugenklingen bis in den Unter putz hinein-
greifend herausgehoben. Beste Wirkung machen: Dnterputz stlbcr-
grau, l'ebcrputz ledergelb oder dunkelrot; l'nterputz ledergelb
oder dunkelrot, l'eberpulz silbeigrau. Ich bin (est überzeugt, daß
Sie auf diese Weise mit Ten anova eine sehr »rlicine uud vor allem
auch dauerhafte Dekoiation erzielen weiden, was mit Farbanstrich
nicht der Fall »ein dilifte* —
Friedrich Funk, Ingenieur in München, Kauliniicrstr. 33 (Dörnhof).
Inhalt: l.r«t,- (irtilol fnicwinrr Villa .<.r,:m..tk- in Langenberg
lKhl.i t - Zu: «erlmrr • .';<-, iiIiaus-Fiai-r. - Mtitril.ir.trii aas Vo-nien. —
Vn Itir- - l'.ri»K-wr.l.Mi..-en. - Urkhci. - Crnwnik. -■ l>rsonal-
-Viihriciitru - UiiH- umi Kra^rkn«lrn.
Vrllsz dr. rirulwtini l'.AUirttuilf , rl. it.. 1» II,, ftrrl.n. Tor dir Kr.lakliofl
verautwiwü. AUicM 1 1 ul 11; a 11 11 . I<cui:i. Pru.k vul Willi, liirvr. Knlia.
Nu. 00.
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I
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 67. BERLIN, DEN 20. AUG. 1904
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses.
(SchliiB )
mm
„Vielfach habe ich gefunden, daB Anschauungen,
die vor 30 oder 40 Jahren für wahr fallen,
viel richtiger sind, als Manches, waa man unter
.Haute nouveaulc* uns aufludrangen sucht*. —
H. von Gry mal ler, «Hie Baukunst dci
Kcnaiiunre in Frankreich".
|o merkwOrdig der Kampf um das Heidel-
berger Schloß in seinem eigentlichen Ur-
sprung und als Ganzes ist, so merkwürdig
ist er auch in seinen einzelnen
Erscheinungsformen. In einem
stilleren Augenblicke muß Thode doch wohl
die Erkenntnis gekommen sein, daß er in
seinen Angriffen auf die Wiederherstellungs-
Arbeiten der letzten Jahrzehnte zu weit ge-
gangen sei, denn er veröffentlichte nach den
Kundgebungen der Universität Heidelberg
und des Heidelberger Schloßvereins in der
„N. Fr. Pr." einen Aufsatz: „Die Zukunft
des Heidelberger Schlosses* , in welchem er
unter anderem ausführt, es brauche kaum
gesagt zu werden, daß, so viele besondere
Fälle es gebe, so viele Beantwortungen auch
der Frage, wie man sich dem Alten gegen-
über zu verhalten habe. Das klingt schon
etwas anders, als die Verdammung der bishe-
rigen Wicdcrherstcllungs-Arbeiten in Bausch
und Bogen. Aber er geht noch viel weiter:
„Kein Verständiger wird historische und
künstlerische Pietät in so puritanischem
Geiste auffassen wollen, daß er zu Gunsten
der Erhaltung und des Eindruckes eines alten
Werkes nicht unwesentliche Ergänzungen
und ausbessernde Eingriffe für erlaubt er-
klären würde. Keiner auch würde sich da-
rüber empören, wenn Gebäude von geringem
künstlerischen oder historischen Werte eine
weitgehende Ausgestaltung im Sinne einsti-
gen Zustandes erhielten. Vor allem aber
kann und muß unter bestimmenden Um-
ständen ein würdiger, dem Charakter eines
Baues entsprechender lebendiger Zweck zum
Ausbau, zur Erneuerung, ja zu Aendcrun-
gen und Umwandlungen berechtigen, denn
immer dar) das Leben seine Ansprüche voll
erheben, und was künstlerisch produktive
und naive Zeiten ohne Skrupel unternommen ayf*A
haben: nämlich Werke eines vergangenen ^
Stils in neuem und eigenem Geschmack zu ta\*
bereichern und auszubilden, dürften auch
wir — besäßen wir nur jene schöpferische
Unbefangenheit, die alles erlaubt, wäre uns "f
das Paradies nicht verloren gegangen!" Der , .
auffallende Mangel an Logik, der die Leitung
der ganzen Schloükampagne bisher in einer •«*■*-•*
lür das deutsche Kunstleben so betrübenden Abb:
Weise auszeichnete, ist auch die Eigenschaft
dieser wenigen Zeilen. Welchem „Verständigen" würde
es wohl einfallen, einem „Gebäude von geringem künst-
lerischen oderhistorischen Werte" eine wcitgchendc(!)
Ausgestaltung im Sinne „einstigen Zustandes" "zu ge-
ben? „Unwesentliche Ergänzungen und ausbessernde
Eingriffe" aber gesteht Thode doch zu und zwar zu-
gunsten des „Eindrucks des alten Werkes"! Also doch
— „Fälschungen", und wenn nicht, wo beginnen die
IdK Mk Phrygischcs KOnigsdctikmaJ bei Afion-Kara-Hisiar.
Die anaioUsche Elsenbahn.
■}«?
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Fälschung, das Verbrechen, der Frevel, bei 10, 100 oder
erst bei 1000 neu ersetzten Steinen ? Daß das wiederher-
gestellte Schloß einen würdigen, dem Charakter des
Baues entsprechenden lebendigen Zweck haben muß, ist
auch unsere Meinung: wir würden es z B. nicht für er-
wünscht halten, wenn aus demselben etwa ein Museum
gemacht würde Es ist uns nicht bekannt, welchem
Zweck die badische Regierung das Schloß widmen will ;
wir kannten uns aber denken, daß es für einen Teil
der schönen Jahreszeit dem badischen Hofe als Sommer-
residenz dient, was auch einen großen Einfluß auf das
gesellschaftliche Leben der Stadt Heidelberg hatte
Wir könnten uns ferner denken, daß man aus dem
Schloß eine deutsche Villa Medici machte. Wohl schon
seit den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts
ist in der deutschen Künstlerschaft der Wunsch nach
einem idealen Sitze der Kunstübung rege So lange
Italien das Land war, welches der Künstler mit der
Seele suchte, so lange hatte man das Augenmerk auf
einen Silz in Rom gerichtet, wo ihn andere Nationen,
in idealster Weise Frankreich in der Villa Medici,
bereits besaßen. Als aber in der deutschen Kunst die
nationalen Gesichtspunkte die Herrschaft gewannen,
trat der Gedanke wieder in den Hintergrund. Das
wiederhergestellte Schloß der pfälzischen Kurfürsten,
jener kunstliebendcn Fürsten der Renaissance, es wäre
die idealste deutsche Villa Medici; ein leben-
diges Rand verbände diesen Zweck mit dem Gedanken
seiner Entstehung.
Sollte man es bei einem solchen „lebendigen
Zweck" für möglich halten, daß sich ein „Bund gegen
den Wiederaufbau des Heidelberger Schlosses" bilden
will? Freilich ist der Aufruf zur Bildung dieses Bun-
des zu mehr als drei Vierteln von Nichtkünstlcrn,
meist Kunsthistorikern unterzeichnet, zu einem gerin-
gen Teil nur von Künstlern und unter ihnen von
wenigen Architekten, z. B von Adler, Manchot,
v. Geyiuüllcr usw. In dem Aufruf heißt es unter an-
derem: »Wir erheben Protest gegen das in unserer Zeit
verheerend (!) herrschende Prinzip einer Zerstörung
oder Fälschung des Alten zugunsten der Betätigung
einer handwerklichen Virtuosität, die mit äußerlich
bestechenden Mitteln auf die oberflächliche Schaulust
eines vom Schein leicht zu täuschenden Publikums (!)
spekuliert . .." Das unterschreibt Adler, der den Dom
zu Schleswig und die Willibrordi - Kirche in Wesel
wiederhergestellt hat, der aus der schicksalsreichen
alten Schloßkirche in Wittenberg eine völlige Neu-
schöpfung unter Vernichtung des Alten machte. Er
unterschreibt auch den Satz des Aufrufes: „Lieber
ein ehrlicher Tod, als ein künstlerisches Scheinleben!
Lieber die Fragmente einer großen Kunstperiode, als
das vollständige, aber nichtssagende Dokument eines
lehrhaft aufdringlich sich zurSchau tragenden Wissens !"
und verleugnet damit, was er einmal über die Westfront
der Klosterkirche zu Lehnin schrieb: „Der völlige Unter-
gang dieser Westfront, der in etwa 100 Jahren sicher
bevorstand, wäre ein schwerer Verlust für die Kunst-
Statistik der Mark gewesen glücklicherweise ist er
durch den Rc.stauraliunsbau 1871 77 für die Gesamt-
erscheinung abgewendet wurden , denn einst war
diese Fassade das reifste und edelste Beispiel des
gotischen Uebergangsstilcs . . ." Dasselbe aber unter-
schreibt auch Hr. Manchot in Frankfurt a M , der, wie
wir in Jahrg. 1894, S 575 berichteten, einen Wieder-
hcrstellungs-Eiitwurf für das Kloster Limburg an der
Haardt machte und im Auftrage des Altertums- Vereins
in Mannheim über die Klosteranlage und ihre Wieder-
herstellung eine große Veröffentlichung machen sollte.
Wir wissen nicht, ob diese Veröffentlichung erschienen
ist, aber der Umstand, daß Manchot eigens nach Berlin
reiste, um in der „Vereinigung Berliner Architekten"
über Kloster Limburg und seine Wiederherstellung
einen Vortrag zu halten, beweist, welche Wichtigkeit
er der Frage beilegte. Mit der veränderten Anschauung
Dürrns haben wir uns schon beschäftigt. I >es letzteren
Wiederherstellung des Klosters .Schwarzach iDtsche.
Bztg. 1899, S-449ff.)wird von dem Aufruf in dergleirhen
Weise betroffen, wie die übrigen genannten Wirke
4t8
So spotten diese Architekten ihrer selbst und mei ken
es nicht; so wird aus der Tragödie - als eine solche
muß man bei der auffallenden Acndcrung ihrer Meinung
den Kampf um das Heidelberger Schloß für die Archi-
tekten bezeichnen- das Satyrspiel. Es gibt kaum etwas
Bctrübcndcrcs und etwas, was die Architekten als
Künstler in der Oeffentlichkeit mehr schädigt, als
dieser l'mfall der Meinungen. Und eine solche Un-
beständigkeit will über der Ausübung der deutschen
Kunst wachen! Verfolgt man die Namen der verschie-
denen Architekten, die den Aufruf unterzeichnet haben
und verfolgt man die Ausbreitung, die der Kampf um das
Schloß in den Zeitungen und in der Bevölkerung an-
genommen hat, dann wird man an die Worte erinnert,
die dieser Tage ein hervorragender Techniker schrieb:
„Nicht jeder, der sich Techniker nennt, ist wirklich
einer, manche sind es allzusehr, alle sind menschlichen
Schwächen unterworfen, keinen aber gibt es, der auf
allen so unendlich verzweigten Gebieten seines Faches
eine maßgebende Stimme besäße Da sollten denn
die Techniker mehr Vorsicht und Zurück-
haltung, die Presse weniger Eifer und mehr
Auswahl, das Publikum weniger Neugierde
und Leichtgläubigkeit an den Tag legen." Nie
ist ein gutes Wort gelegener gekommen, als dieses
Wort gerade jetzt.
Mit der im ersten Aufsätze schon berührten Er-
kläiung der Universität Heidelberg müssen wir uns
noch einmal kurz beschäftigen. Sie ist kein Ruhines-
blatt in der Geschichte der Universität; sie ist weder
logisch , noch ist sie würdig. Sie geht in ihrer Hal-
tung weit über die Grenzen hinaus, die einer Körper-
schaft wie dem Lehrkörper der Heidelberger Uni-
versität gezogen sind. Wir dürfen diesen, ohne uns
der Phrase zeihen lassen zu müssen, als eine Zierde,
als den Stolz der Nation betrachten; so hohe Eigen-
schaften fordern aber zur größten Zurückhaltung auf.
Statt dessen sehen wir von der Universität eine
Sprache ausgehen, wie sie schärfer selbst da nicht
gehört wurde, wo, wie in Kämpfen nationaler Art, die
I^cidenschaften auf das schroffste aufeinanderprallen.
Mag die Siedehitze eines nationalen Kampfes noch so
hoch gestiegen sein, Beschimpfungen wie Barbar usw.
hat man doch noch nicht gehört. Und dazu kommt
der so beklagenswerte Uebergriff der Universität,
wenn sie glaubt, auf all' das Unheil hinweisen zu
müssen, das ein unhistorischer und unkünstlerischcr
Restaurations- Fanalismus im letzten Jahrhundert an
so vielen ehrwürdigen Denkmälern angerichtet habe.
Es ist gewiß Jedermann gestattet, seiner Meinung freien
Ausdruck zu geben und das Recht der freien Meinungs-
Acußerung ist ja wohl in allen Staaten Deutschlands
dem Einzelnen gewährleistet. Es ist aber ebenso ge-
wiß, daß dieses Recht dem Gebildeten gewisse
Pflichten auferlegt, die nicht übersehen werden dürfen,
soll nicht das kostbare Recht zu einem Zerrbilde
werden. Doppelte Pflichten aber sind einer Körper-
schaft auferlegt und steht diese an so vornehmer
Stelle, wie die Dozentenschaft der Universität Heidel-
berg, so muß sie sich eindringlich fragen, sind wir
berufen, über eine künstlerisch hochbedeutsame
Tätigkeit wie die Wiederherstellung* -Arbeiten der
letzten 25 Jahre in solcher Weise den Stab zu brechen
und haben wir ein Recht dazu? In beiden Fällen
hätte sie sich sagen müssen: Nein, denn wir sind
Laien! Nur wer ein in einem langen und erfolgreichen
Leben gesammeltes reiches Wissen und Können be-
sitzt, hat für andere eine objektive Würdigung, hat
für Künstler und Kunstwerke jenes starke, persönliche
Interesse, das der Kritik die Wärme verleiht und ihr ein
menschliches Eingehen auch auf die Schwächen ermög-
licht. Da nun der Mehrzahl der Dozenten das reiche
Wissen und Können nicht abgesprochen werden kann,
so bleibt für die an dieser Stelle ganz ungewöhnliche
Haltung in der Kritik nur die Annahme übrig, daß sie
sich einer verhängnisvollen Führung willenlos
überlassen haben Jedoch, der Uebergriff ist da und
gegen ihn muß dieKflii-iSerschnft sieh wenden. Die wis-
senschaftlichen Gebiete sind durch Organisationen oder
No. 67.
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durch staatliche Vorschriften geschützt und selbst das
Handwerk hat sich durch Innungsverbände einen
Schutz zu schaffen gewußt. Nur die Kunst ist vogel-
frei, ihr kann Jeder am Zeuge flicken, den Künstler
kann Jeder durch fahrlässige oder böswillige Kritik
schädigen, ohne daß ihm ein rechtliches Mittel zur
Gegenwehr an die Hand gegeben ist.
In seiner Begrüßungsrede zur V. Säcularfeier der
Universität im Jahre 1886 ermahnte der damalige
deutsche Kronprinz die Universität, beizutragen „zur
Förderung des Brudersinnes unter den Genossen,
auf daß aus dem Geiste des Freimutes und der
Friedfertigkeit die Kraft zu der heilsamen Arbeit
wachsen möge, die Lebensformen unseres Volkstums
gedeihlich auszubilden". Und man denke an Gocthe's
Wort: „Warum sucht' ich den Weg so sehnsuchtsvoll,
wenn ich ihn nicht den Brüdern zeigen soll." Von
allem dem findet sich in der Erklärung der Universität
keine Spur. Sic verurteilt, ohne zu kennen, sie schmäht
ohne Berechtigung; der Mediziner, der Theologe, der
Jurist, der Philosoph den Künstler, den Architekten,
den Archäologen. Wenn das Umgekehrte der Fall
wäre.' Wir haben ein sprechendes Beispiel in dem
Konflikt Weber — Jagemann. Es ist selten in der
wissenschaftlichen Welt eine schärfere Erörterung ge-
führt worden, als die des Prof. Max Weber gegen den
Heidelberger Dozenten und „Dilettanten" von jagemann.
Da fielen harte, sehr harte Worte. Wir möchten sie
nicht gegen die Heidelberger Dozentenschaft anwen-
den, aus der sie kamen.
Für unsere Kunst aber hat das Phänomendes Kampfes
um das Heidelberger Schloß zwei außerordentlich be-
trübende Tatsachen zutage gefördert: bei vielen Ange-
hörigen des Faches die plötzliche Wandlung einer durch
Jahre lange Entwicklung genähr tenAnsehauunglcdiglich
durch Agitation, und der auffallende Mangel einer sach-
lichen Reaktion. Was aufgrund einer Entwicklung von
über einem halben Jahrhundert als richtig erkannt
wurde, was nach langen und sorgfältigen Studium zur
künstlerischen Uebcrzcuguns; geworden war, wurde dem
Ansturm der Agitation ohne Kampf und ohne Gegen-
wehr preisgegeben. Aber noch ist es nicht zu spat, die
warnende Stimme zu erheben, mit der wir lange allein
standen. Möge man nie vergessen zu bedenken, daß
dilettantische Geich rtenkritik und Ueberhebung bei uns
soviel Platz beanspruchen können, als kraftlose Unter-
ordnung oder Energielosigkeit ihnen einzuräumen für
gut finden. Aus dieser allgemeinen Wahrheit leitet sich
sowohl die Pflicht des Einzelnen wie die aller Faktoren
ab, die berufen sind, Ober dem Ansehen des Faches,
über seinem Schutz vor fremden Uebcrgriffen zu wachen.
Nicht darum handelt es sich in erster Linie bei
diesem Kampf, ob das Heidelberger Schloß wieder
aufzuhauen ist oder nicht; diese Frage tritt in die
zweite Linie vor jener ungleich wichtigeren Haupt-
frage, ob in Deutschland ftlrdcrhin in Kunst-
fragen der Künstler das entscheidende Wort
hat, oder ob diese Fragen • um ein von Professor
Max Weber geprägtes Wort anzuwenden — »mit der
erfrischenden Siegesgewißheit des Dilettanten" oder
gar des Laien zu lösen sein werden.
Doch es drängt uns zum Schluß. Wir sind in den
Kampf eingetreten mit Ruhe und Besonnenheit. Es
ist ein guter Kampf um große Güter und gegen ernste
Gefahren, an dem wir für unser bescheidenes Teil uns
beteiligt haben. Es ist bei allen seinen Auswüchsen
zu begrüßen, daß er, nachdem wir uns in einer Zeit
allgemeiner politischer Abspannung befinden, aufge-
lodert ist, denn es gilt zu verhindern, daß das gegen-
wärtige Geschlecht vergißt, was ihm einst die Seele
durchglüht und daß das heranwachsende Geschlecht
in einem Gcdankenlebcn festgehalten wird, welches
der nationalen Kunstübung schädlich ist. Aber dahin
darf es doch nicht kommen, daß in unserem freien
Geistesleben dogmatische Katheder-Gelehrsamkeit die
Oberhand gewinnt. Ks muß eine Schranke aufge-
richtet werden zwischen dem freien Schaffen und dem
vergitterten Gefüge ästhetischer Regeln, zwischen dem
Aufstieg des künstlerischen Genius und den Sentenzen
des schulmäßigen Doktrinarismus.
Sollte es der Fall sein, daß der Kampf eine Weile
zur Ruhe kommt, dann möge man den psychologischen
Augenblick wahrnehmen, um vom Fanatismus zur Ver-
nunft, von der ästhetischen Verirrung zur logischen
Denkungsweise zurückzukehren. Noch ist es Zeit Es
bedarf geschickterer Köpfe, als die, welche in Heidel-
berg am Werk sind, um so schwerwiegende Fragen
zu lösen. Die Heidelberger SchloUfrage ist überhaupt
ihrem ganzen Charakter nach keine Frage für die
Oeffentlichkeit; sie ist sogar eine öffentliche Frage so
wenig, daß ihre Behandlung in der Oeffentlichkeit
schon stark zur Salyre geworden ist. Das Entschei-
dende ist die Linie, die zwischen Kunst und Wissen-
schaft zu ziehen ist Wenn wir nach unparteiischem
Ermessen diese Linie zu wahren suchten, dann können
wir auch verlangen, daü dieses Tun objektiv gebilligt
und unparteisch beurteilt wird. Im übrigen halten wir
es mit Rückert:
„Uns richtet diese Zeit, sie richten kflnft'gc
Zeilen
Gar viel, was heute glimmt, wird über Nacht
verglimmen;
Und was nun oben schwimmt, wird fori im
Strome schwimmen.
Was dem das meiste gilt, wird der am
meisten schelten.
Und drum, was dieser schilt, wird jenem
doppelt gelten "
Albert Hofmann.
Die anatolische Eisenbahn.
il:>.
Von Eisenb Rhu- u Bilr ln*|> Denickc
In näherer und fernerer Umgegend der Bahn findet
I sich eine unendliche Zahl von Baudenkmälern aus
* allen Kullurzeitaltcrn, die im Laufe der Jahrhunderte
Kleinasicn hinweggezogen sind. Teils stehen die-
selben frei zutage, teils sind sie unter Trümmern begraben:
viele sind von Archäologen untersucht, viele aber auch
harren noch ihrer Aufdeckung. Von den besonders inter-
essanten sei in den Abbildgn 8- 1 1 eine kleine Probe gebracht.
Abbildg. 8 (Bildbeilage) stellt die unter Kaiser Justinian er-
baute Brücke über den AusIluU des Sabandja-Sees in der
Nähe von Adabazar dar. die, wie eine jetzt leider nicht
mehr vorhandene Inschrift auf der im vorigen Jahrhundert
zerstörten Brüstung besagte, ilazu bestimmt war, die Fluten
der aus ihrem alten Bette abgeleiteten Sakaria zu bändi-
gen. I>ie Reste eines Jupiter- Tempels nicht weit von
Kutahia sind in der Abbildg. 9, Seile 42t dargestellt.
Abbildg. 10, S. 417 gibt die Ansieht eines der vielen in
Tuffstein gemeißelten altphrygischen Königs • Denkmäler
nördlich von Afinn-Kara-Hissar (*. Gesamtplan der Bahn).
Ein Besuch dieses interessanten Landes des alten König-
reichs Phrygien ist jedenfalls einer der lohnendsten Aus-
flüge, die von der amitotischen Bahn aus gemacht werden
können, trotz der sich entgegenstellenden Schwierigkeiten
August 1904.
Hannover. (Fon-ieuunx } Hinzu tiiie Hilribc-iU^c.
inbezug auf Unterkunft, Verpflegung und Wcgcverhalt-
nisse. Abbildg. 11 führt uns wieder in ein ganz anderes
Kulturzeitalter. Es sind die Reste des Sultan-Chan, einer
grotien Karawanserei aus der Scldschukkenzeit, in der
Salzwnstc bei Konia.
Die Brücken der anatolischen Eisenbahn, deren es
namentlich in der Karassu. Schlucht und auf der Sieilrampe
eine sehr beträchtliche Zahl gibt, sind durchweg in Eisen
hergestellt und zwar als Parallcllritgcr nach dem in Ab-
bildg la dargestellten Schema Die Brücken der Strecke
Ismidt-Kskiscliehir— Angora sind aus Belgien, die der
Strecke Eskischehir— Konia aus Deutschland 'bezogen. Die
bedeutendsten der Brücken sind;
3 von je 100 ■'» Gesamtlänge in 2 Oelfnungen,
1 , - 140 m „ ,. 3 , ,
1 „ . 180 m „ „7 „ (Abb 4. s. 399),
1 Viadukt v. 90 "i „ „ 3 ., (Abb. 13),
1 Bogenbrückc mit 72 Spannweite und 136 Gesamt-
länge (Abbildg. 5, S. 397). Die Fahrbahn liegt teils oben,
teils unten, gebildet ist mc aus Quer- und Langsträgern mit
darauf festgenielcten eisernen Quert-ehwcllcri, die sich,
wie im Zcntrnlbl. der Bauverwltg. 1903 Nu. 46 berichtet,
nicht bewahrt haben.
4'9
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Abbild*. 16. Typischer
Stationaplan.
Abbild*. I». Schein» einer ParabellrAgcr-Bruckc.
Eine dieser Brücken, der
Yaila- Viadukt, wurde Ende
Juni 1897 durch außerge-
wöhnliche Gewitterregen
arg gefährdet. Durch Unter-
waschung der Talsohle kam
der eine Berghang samt
den Pfeilern und das
Endwiderlager derart ins
Rutschen, daß der vollstän-
dige Einsturz der Brücke
nur dadurch verhindert
wurde, daü der eiserne
Ucberbau sich fest gegen
die Widerlager stemmte,
wobei er sich natürlich in
höchst bedenklicher Weise
verbogen hatte (s. Abb. 13
u. 14). Der I.okomotiv- Ver-
kehr über den Viadukt
mußte sofort eingestellt
werden; die Wagen wur-
den einzeln durch Draht-
seil über die Brücke gezo-
gen. Mit der allergrößten
Beschleunigung wurde eine
Umgehungslinie, selbst mit
einem Tunnel von 45 m
Länge und auch mit Halb-
messern von 80 » erbaut,
über die schon im Sept.
der Betrieb geleitet wurde.
Die großen Mallct'schen
Lokomotiven (siehe Seite
42a) durchfuhren die Kur-
ven ohne Anstand, während
die übrigen in denselben
entgleisten. Die Wiederher-
stellung desViaduktes selbst,
Vertiefung der Fundamente
der Heiler und Widerlager
mittels Slollenbetrieb, Aus-
fuhrung großcrKunstbauten
in dcrTaischluoht und Rich-
tung und Verstärkung der
Eisenkonstruktion , wurde dann in Angriff
genommen und am 6. Juli 1898 konnte der
Verkehr wieder über den Viadukt geleitet
werden. Die Gesamtkosten dieser Arbeit
haben die Summe von 353000 Er. betragen.
An Tunneln sind auf dem Gcsamtnelz
17 ausgeführt, von denen 13 allein auf der
Sicilrampe liegen; der bedeutendste der-
selben ist 411"» lang. Das Gebirge war
überall so stark durcheinander geworfen
oder zerklüftet, daß sämtliche Tunnel aus-
gemauert werden mußten. Einer hatte dau-
ernd während der Bauausführung und auch
nachher im Betrieb derartig mit Schwierig-
keiten zu kämpfen, daß er im J. 1900 auf
eine längere Strecke mit yuadersteinen
in sorgfältigstem Verbände neu ausgemau-
ert werden mußte (s. „Zcntralbl. d. Bau-
vcrwltg. 1903, No. 27).
Die Niveau-Uebergänge der Bahn sind
in Ortschaften und in unmittelbarer Nähe
derselben und an Wegen mit stärkcrem
Verkehr durch Barrieren und Wärter ge-
sichert. Die übrigen l'ebergänge sind nicht
4»
Pr,.t„l Wt.lmrS.
Abbilde 13 und 14 Yada-Viadukt
v1
4i
3
Abbild*. 15 a. Schiencnprofii und Befestigung aul
dem eisernen Oberbau.
No. 67.
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Abbilclg. o. Jupiter-Tempel zu Aciani bei Kutahia.
Abbildg. 7. StraScnbild von Koni».
ao. August 1904.
Abbildg. 11. Ruinen de« Sultan-Cbau bei Konia.
bewacht; vor
denselben
hat derl.oko-
inotivfahrcr
die Pfeife er-
tönen zu las-
sen. — Der
Uberbau be-
steht einschl.
der Weichen
ganz aus Ei-
sen.dicSchie-
nen aus lies-
semcr-Stalil,
die Schwel-
len aus Fluß-
eisen. Der
Kopf der
Schiene hat
eine Breite
von 57, der
Füll eine sol-
che v. ioom™;
die Höhe be-
trägt 12s, mm.
Die übrige
Anordnung
desOberbau-
es ist aus den
Abb. 15 a -d
ersichtlich.
DieMatlcsind
in der um-'
steh. Tabelle,
S |:i rechte
Spalte unten
angegeben.
— Auf eine
Schicnenlän-
ge entfallen
1 1 Seh wellen.
Das Gesamt-
gewicht des
Oberbaues
betragt für 1
lfd. Bahn
1 35,64 k*. Be-
rcehnet sind
die Schienen
für ein Achs-
gewicht von
13' unter
Zugrundele-
gung einer
Schienenab-
nutzung von
nur !!■•■». Für
die Schienen
ilerSlcilram-
pe hat man
den Kopf et-
was höher ge-
nommen, SO
daß diel lohe
dieser Schie-
nen 133 und
das Gewicht
34 f. 1 I. »
beträgt. Der
grölltc Teil
des Oberbau-
es ist deut-
schesK.rzeug-
nis. Das Bct-
tungs - Mate-
rial i>t durch-
schnittlich als
ein sehr gu-
tes zu be-
zeichnen; es
besteht aus
Steinschlag,
Meeres-Kies,
Fluttkics umi
gesiebtem
Grubenkies ;
Obcrhauptlic-
gendieGIcise
fast überall
431
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ganz vorzüglich. — AI* Muster einer kleineren Station
seien die Ahbildgn. 16 uml 17 hier eingefugt, die erstcre
stammt von der Linie Eskischchir— Knnia und die zweite
ist die obere Station der Steilrampe. I)ie Station*- Vorsteher
haben grundsätzlich I>irnstwohnung im Stations-Gcbäudc.
Der I.okomotivpark der Bahn besteht aus 65 Stück,
teils Tender-Lokomotiven, teils andere; in nächster Zeit
wird dieser Bestand durch 6 zurzeit im Bau befindliche
falls deutsches Erzeugnis, hie Guterwagen haben ein
Ladegewicht von 15 *. nur ein kleiner Ted, und zwar ältere
Wagen, tragt nur 10 '. I>ic Personenwagen haben 1.— 3.
Klasse. Die Wagen der Vorortzuge sind Durchgangs-
wagen und ausgerüstet mit der llardy'schen Luflsauge-
breinse, die übrigen führen nur Spindelbremsen. Erst
1900 sind die Personenwagen mit Dampfheizung versehen,
bis dahin waren dieselben nicht heizbar. Sämtliche Wagen
sind a achsig, der längste vorkommende Kadstand ist 6,sn>.
mit LcnkacTisen. Für die Unterhaltung der Betriebsmittel
Abbildg. >7- Slalioni-Typui. Kankaoi.
Abbildg. 18. 4 ij Urninge Vcibuml-I-okomotive.
Lokomotiven vermehrt wer-
den. Die Lokomotiven sind
mit Ausnahme der beim An-
kauf der Linie I laidarpascha
bis Lnndt übernommenen,
sämtlich deutsche Arbeit
Besonders bemerkenswert
sind 6 Stück 2« 1 Verbund-
a
Lokomotiven, Bauart Mallet,
mit 54,»1 Dienstgewicht.
Diese' sind für den Dienst
auf dcrSlcilrampe bestimmt;
geliefert sind sie von Maffei
in München. Abbildg. 18
zeigt eine solche, während
Abbildg. 19 die Lokomotive mit vorgestelltem Schnee-
pflug widergibt.
An Wagen besitzt die Bahn 195 Personenwagen, 8
Salonwagen, 37 Gepäckwagen, 856 gedeckte Güterwagen.
444 offene Güterwagen, 10 Hcizwagcn, 2 Hilfswagen und
3 große Schnccpflügc. Der grollte Teil derselben ist eben- Trägheitsmoment 797
Abbildg. 19. Lokomotiven mit Schneepflug.
besitzt die Bahn 2 Werk-
stätten, eine Betriebswerk-
statt in 1 Iaidaq>asclia und
eine I lauptwcrkstalt in Es-
kischehir. Die letztere be-
steht aus einer Wagenwerk-
slatl, einer Lokomotivwerk-
statt mit Kesselschmiede und
Dreherei und einem größc-
ren Magazin. Sie ist mit Ar-
beitsmaschinen gut ausge-
stattet und beschäftigt durch -
schnittl. 200 Arbeiter. Die
Baukosten dieser Werkstatt
betrugen mit Beschaff ungder
Maschinen über 1 Mill. Fr. —
Länge in ■
( iewicht in *s
Schiene
9.55
30 f. 1 lfd. m
litnt-nla-.il ,■ Aus -<-nl*>.rtu*
1 t'lirhlwhc) {Wmkrllurhri
0.525 °fn
4.4 9.0
Schwellr
2.4°
50
237
iScMofl folgt.»
Der Entwurf eines preußischen Gesetzes zur
Von J. StQbb
;er seit längerer Zeit angekündigte, in vorläufiger
Fassung bereits im vorigen Jahre bekannt gewordene
und vielbesprochene Gesetzentwurf ist nunmehr im
Keichsanzeigcr erschienen. Er besteht aus sechs Artikeln,
in welchen behandelt werden: 1. Baugelände und Slraßen-
kosten-Beiträgc, 3. Bebauung der Grundstücke, 3. Abgaben,
4. Benutzung der Gebäude, 5. Wohnungsaufsicht, 6. Schluß-
und L'cbergangs-Bestimmungcn.
Der erste Art ikel enthalt Abänderungen des Fluch t-
liniengescizes vom 2 Juli 187s. Die bisherige, kaum
noch befolgte Bestimmung, daß Vorgärten in der Kegel
nicht mehr als 3» lief angeordnet werden dürfen, wird
aufgehoben. Bedeutungsvoll ist, daß zu den von der Polizei-
Behörde wahrzunehmenden Punkten in Zukunft auch die
Rücksicht auf das Wohnungs-Bedürfnis gehören soll. Es
ist in den Bebauungsplänen darauf Bedacht zu nehmen,
daß in ausgiebiger Zahl und Größe freie Platze, wozu
auch Gartenanlagcn, Spiel- und F.rholungsplätze gehören,
vorgesehen, daß für Wohnzwecke Baublöcke von ange-
messener Tiefe, entsprechend dem verschiedenartigen
Wohnungs-Bedürfnis, auch Straßen von geringerer Breite
geschaffen und daß durch die Festsetzung der Fluchtlinien
Baugelände entsprechend dem Wohnungs-Bedürfnisse der
Bebauung erschlossen wird.
Diese Ergänzungen des Fluchtlinien-Gesetzes entspre-
chen dem übereinstimmenden Verlangen technischer und
sozialpolitischer Vertreter des Städtebaues und werden
kaum auf Widerstand stoßen. Die früher angekündigte
Bestimmung, daß wie in anderen Staaten so auch in
Preußen die Fluchtlinicnplänr der staatlichen Genehmigung
42a
Verbesserung der Wohnungs-Verhältnisse.
:n, Dr.-Ing.
bedürfen, fehlt in dem Gesetzentwurf; die Gemeinde-
Autonomie bleibt also in diesem Punkte bestehen. Die
Slaatsrcgierung wird sich vermutlich gesagt haben, daß
die erwähnte Erweiterung der Befugnisse der ihren Wei-
sungen unterstehenden Polizeibehörde genügt, um die im
Allgemeininteresse auszuübende staatliche Einwirkung zu
ermöglichen.
hin neuer, dem Fluchtlinicngesetz einzuverleibender
§ 14a bedeutet jedoch einen erheblichen Eingriff in die
Selbständigkeit der Gemeinde- Verwaltungen und wird des-
halb zweifellos den Widerspruch von Vertretern der Städte
hervorrufen. Es soll nämlich der Ortspolizeibehörde, unter
Zustimmung der staatlichen Gemeinde- Aufsichtsbehörde,
das Hecht zustehen, die Fertigstellung von Straßen und
Straßenteilen zu verlangen, wenn die Rücksicht auf das
Wohnungs-Bedürfnis es erfordert; der Gemeinde steht
hiergegen der Verwaltung*- Rechtsweg offen. Von vielen
Städten, in welchen die Gemeinde -Verwaltung sich der
sozialen Pflicht der Wohnungs-Fürsorge stets bewußt war,
wird diese Gesetzcsabsicht unangenehm empfunden und als
entbehrlich hingestellt werden; andere Gemeinden sind
aber noch so weit von der Erkenntnis und Erfüllung der
erwähnten Pflicht entfernt, daß der staatliche Eingriff,
dessen bloße gesetzliche Zulassung schon als wirksam
sich erweisen wird, durchaus berechtigt erscheint
Dem von den Straßenkosten - Beiträgen handelnden
§ 15 des Fluchtlinien-Gesetzes sollen endlich Zusätze ein-
verleibt werden, nach welchen die Beiträge in der Regel
nur zu drei Vierteln für Kleinwohnungen erhoben
werden sollen, die von gemeinnützigen Gesellschaften
No. 67.
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oder von Arbeitern und diesen wirtschaftlich gleichzu-
stellenden Personen errichtet werden. Auch diese Absicht
wird angesichts der Gegnerschaft der Haus- und Grund-
besitzer-Vereine gegen die Baugenossenschaften nicht ohne
Widerspruch bleiben, hoffentlich aber Gesetz werden.
Der zweite Artikel des Gesetzentwurfes bezieht
sich auf den Inhalt der Bauordnungen. Er bringt keine
eigentlich neuen Bestimmungen, sondern verleiht den
neueren Fortschritten städtischer Baupolizei -Ordnungen
eine zweifelfreie gesetzliche Grundlage. Der Wortlaut ist
folgender: „Durch die Bauordnungen kann insbesondere
geregelt werden: Die Abstufung der baulichen Ausnutz-
barkeit der Grundstocke nach Ortsieilcn, Straßen und
Platzen; die Ausscheidung besonderer Ortsteilc, Straßen
und Mätze, für welche die Errichtung von Anlagen nicht
zugelassen ist, die beim Betriebe durch Verbreitung übler
Dünste, durch starken Rauch oder ungewöhnliches Ge-
rauseh Gefahren, Nachteile oder Belästigungen für die
Nachbarschaft oder für das Publikum Oberhaupt herbei-
zuführen geeignet sind; der Verputz und Anstrich oder
die Ausfugung der vornehmlich Wohnzwecken dienenden
Gebäude und aller an Straßen und Platzen liegenden
Bauten; das Einschreiten gegen Bauten, welche die StraUen
oder öffentlichen Plätze in Stadien oder ländlichen Ort-
schaften verunstalten." Wichtig ist. daß hierdurch das
baupolizeiliche Recht, sowohl die Bebauungsdichtigkeit
abzustufen (wofür Bebauungsplan und Lichtwinkel allein
nicht ausreichen), als die Errichtung gewerblicher Anlagen
örtlich zu beschränken, gesichert wird; dieses vorsichtig
zu handhabende Recht wird aber auch in Zukunft nur
der Polizeibehörde (unter Mitwirkung des Gemeinde- Vor-
standes) zustehen, nicht aber wie in Sachsen und Württem-
berg der Beschlußfassung der Gemeinde- Vertretung über-
wiesen. Von Bedeutung würde der letzte Salz namentlich
dann sein, wenn die Verunstaltung von „Straßen oder öffent-
lichen Plätzen" auch die Verunstaltung des Stadtbildes in-
hczug auf Baudenkmäler in sich schließen soll. Vielleicht
empfiehlt sich ein entsprechender Zusatz, um dem vom
diesjährigen Denkmalpflegelag zu behandelnden baupolizei-
lichen Schulz der l.mgcbung von Baudenkmälern, alter
Marktplätze und Straßenbilder eine ausreichende gesetz-
liche Grundlage zu schaffen.
Der dritte Artikel gestattet den Gemeinden eine
Abstufung der Gebühren- und Steuersätze behufs Be-
günstigung von Kleinwohnungen in der Kanalbcnutzung,
im Wasserbezug, in der Grund- und Gebäudesteuer usw.
Am wichtigsten sind die von den Wohn ung-s-Ord-
nungen und der Wohnung» auf sieht handelnden Artikel
4 und 5 des Gesetzentwurfes. In Gemeinden von mehr als
ioooo Einwohnern müssen, in kleineren Gemeinden können
von der Ortspolizeibehörde Wohnungs-Ordnungen er-
lassen werden, für welche die nachstehenden Mindest-
anforderungen gelten, und zwar a) für Mietwohnungen,
b) für Schlafräume der Dienstboten und Gewerbegehilfen,
c) für Räume zur Aufnahme von Schlafburschen, Schlaf-
mädchen usw : Jede Wohnung muß eine eigene Koch-
stelle, einen eigenen verschließbaren Abort, sowie beim
Vorhandensein von Wasserleitung und Kanalisation einen
eigenen Wasserhahn und einen eigenen Ausguß besitzen.
Die Wohn- und Schlafräume jeder Wohnung dürfen nicht
baulich verwahrlost und gesundheitswidrig feucht sein, sie
müssen insgesamt für i Person lo^bm Raum und 4't«1
Fläche (für Kinder weniger) aufweisen und so viel Räume
enthalten, daß, abgesehen von Ehepaaren, die über 14 Jahre
Vermischtes.
Zur Senkung der Maximilian» - Brücke In München
(vergl. S. 339) veröffentlicht Hr. Prof. Wilh. Dictz von
der dortigen Techn. Hochschule, der in dieser Angelegen-
heit als gerichtlicher Gutachter berufen ist, in den „Mün-
chener Neuesten Nachrichten" eine Mitteilung, der
wir die folgenden Ausführungen entnehmen. Danach ist
nach genauer Prüfung und Nachrechnung das Bauwerk
cinschf der „vielfach aber unbegründet geschmähten Walz-
gelenke" vollständig richtig bemessen, die Baustoffe sind
von bester Beschaffenheit und ebenso ist die Beschaffen-
heit und Ausführung des Mauerwerks ausnahmslos gut;
die Beanspruchungen sind zwar teilweise erheblich, aber
nirgends die zulässigen Grenzen überschreitend. Es fehlt
lediglich an den, an und für sich richtig ausgebildeten Ge-
lenken eine besondere Sicherheitsvorkehrung gegen Glei-
ten in den Berührungsflächen der beiden Gclcnkhälften.
Hr. Prof. Dictz hält zwar eine solche Sicherheitsvorkch-
rung, um allen unvorhergesehenen Möglichkeiten vorzu-
beugen, an und für sich für erforderlich, ist aber der An-
schauung, daß „beigewohnlichen Re ibungs Verhält-
nissen ein Abgleiten in den Gelenken nicht ein-
30. August 1904.
alten Personen nach dem Geschlechte getrennt schlafen
können. Dasselbe gilt für Dienstboten • Schlafräume und
für die Räume von Schlafgängcrn. Bemerkenswert ist,
daß die angegebenen Mindestmaße für Schlafgänger und
Dienstboten sich auf den Schlafraum allein für Familien-
wohnungen sich dagegen auf Schlaf- und Wohnräume zu-
sammen beziehen. Einen wichtigen Fortschritt bedeutet es,
daß zu jeder Wohnung ein eigener Abort gehören muß,
Ausnahmen sollen unter Umständen zulässig sein.
Die örtliche Wohnungsaufsicht soll nicht der Polizei-
behörde, sondern dem Gemeindevorstande obliegen; er
hat die Hebung der Wohnungsverhältnissc und die Be-
folgung der Vorschriften der Wohnungsordnung zu Ober-
wachen. In Gemeinden von mehr als 100000 Einwohnern
muß ein kommunales Wohnungsamt eingerichtet wer-
den; für kleinere Gemeinden kann es durch Ministerialerlaß
verfügt werden. Auf Anordnung des Regierungs-Präsiden-
ten ist die Tätigkeit des Wohnungsamtes auf den Wohnungs-
nachweis auszudehnen Die Organe des Wohnungsamtes
haben das Recht des Eintrittes in alle Wohn- und Schlaf-
räume und deren Zubehör zwischen q Uhr morgens und
6 Uhr abends, bei Aufnahme von Schlafgängern von 6 Uhr
morgens bis 9 Uhr abends; ihre Tätigkeit ist zunächst eine
belehrende und ermahnende. Erst, wenn diese fruchtlos Ist,
soll imlizeilichcr Zwang veranlaßt werden.
i)cn Regierung* - Präsidenten, für Berlin dem Obcr-
präsidenten, werden zur Ausübung der Aufsicht Ober
Wohnungspolizei und Wohnungsämter besondere Woh-
nungs-Aufsichtsbeamte beigegeben, wie es für den Bezirk
Düsseldorf durch l'cbcrwcisung eines besonderen Regic-
rungs- u. Baurates bereits geschehen Lst.
Die im sechsten Artikel des Gesetzentwurfes ent-
haltenen Schluß- und Uebergangs-Bestimmungcn beziehen
sich auf Zuständigkeitsfragen, staatliche und kommunale
Gebäude, öffentliche Anstatten usw.
Mit der Gesetzgebung über Wohnungspolizei undWoh-
nungsaufsicht folgt Preußen dem Beispiele anderer deut-
scher Staaten, insbesondere Württembergs^ und Bayerns.
Es darf angenommen werden, daß dieser Teil des Gesetz-
entwurfes verhältnismäßig wenig Widerstand finden wird:
man wird eher eine Verschärfung als eine Ahschwächung
zu wünschen haben. Den Gemeinden und Baugenossen-
schaften, und nicht minder dem privaten Baugewerbe wird
aus der Durchführung der Wohnungs - Ordnungen ange-
sichts der durch die Statistik festgestellten unzureichen-
den Abmessung und Beschaffenheit so vieler Klein-
wohnungen die Pflicht und der Anlaß zu erhöhter Tätig-
keit in der Herstellung neuer Wohnungen erwachsen.
Diese „positive" Wohnungsfürsorge muß die „negative"
Wohnungspolitik in ausgiebigem Umfange begleiten, soll
dem Zweck des Gesetzes entsprechend die Verbesserung
des Wohnungswesens wirklich erreicht werden.
Die Kritik wird außerdem auf manche Lücken des
Gesetzentwurfes hinweisen: Umlegung von städtischen
Grundstücken, Aendeiung und ErweiterungderEnteignungs-
gesetze, Verbesserung des Schätzerwesens, Baurecht an
sogenannten unfertigen Straßen, Bodenpachtrecht, Miet-
recht, öffentliche Organisation des Hypothekarkredites, Re-
gelung der Bodenbeleihung, Erweiterung der Bcleihungs-
grenze bei Kleinwohnungen für die öffentlichen Sparkassen,
kommunales Wahlrecht usw.. das sind Fragen, an denen
der Gesetzentwurf vorübergeht. Es Lst nur ein erster
Schritt, den er unternimmt, aber ein sehr bedeutsamer
Schritt! Möge der Erfolg nicht ausbleiben!
getreten wäre." Die Reibung sei aber dadurch in außer-
ordentlicher Weise herabgemindert worden, daß man 'un-
glücklicherweise die Gelenke miteinen! die Reibung erheb-
lich beeinflussenden Schmiermittel behandelt habe.
Die gleichen Gelenk • Konstruktionen sind bei der
Reichenbach- und der C ornelius-Brücke in München
angewendet worden, ohne dort während der Ausführung
zu irgend welchen schädlichen Bewegungen Veranlassung
zu geben. Sic sind dann später fest einbetoniert worden,
nachdem sie ihren Zweck während der Herstellung des
Gewölbes erfüllt halten. Gleiches war für die Maximihans-
BrÜckc geplant. Hierdurch hatte dann das Hauwerk nach
Ansicht des Gutachters „den erforderlichen Sicherheils-
grad auch für alle Ausnahmefälle erlangt".
Wenn hiernach also auch, wie von vielen Seilen an-
genommen wurde, die Gclcnkkonstruktion an sich nicht die
Schuld des Abstürzens der Gewölbe trug, so bestätigten
die Ausführungen des Hrn. Prof. Dictz doch jedenfalls,
daß solche Gelenke nur mit großer Vorsicht anzuwenden
sind —
Derselben Tageszeitung entnehmen wir noch eine
Aeußerting de* im Bau steinerner Brücken erfahrenen
Reg -Rates Beutel in München. Derselbe führte die
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Senkung ebenfalls lediglich auf das Schmiermittel Stearin
- zurück, mit welchem die Lager gestrichen waren, um
ein Anrosten zu verhüten. Nach früheren Versuchen von
Hrn. Prof. Foppl in München wird durch Stearin der
Reibungskoeffizient von Stahl auf Stahl von 0.21 in unge-
schmiertem Zustande auf 0,005 verringert, also fast auf-
gehoben. Durch die l'ebcrmaucrung des Bogens wurde
die Stützlinie, die für das Gewölbe ohne Auflast am Kämpfer
fast genau senkrecht zur LagerflAchc stand, um 1— 2l>abgc-
lenkt. Das genügt, um ein Abrutschen hervorzubringen,
während bei ungeschtnierten Gelenken eine Abweichung
bis 12" zulässig gewesen wäre], wie sie bei keinem Bc-
lastungs-Zustandc der brücke hatte eintreten können.
Wie wir ferner aus dieser Mitteilung entnehmen,
werden die Bögen z. Zt mit einem Gerüst unterfangen
um abgebrochen zu werden. Das noch brauchbare Material
wird zu den neu herzustellenden Gewölben wieder Ver-
wendung finden. —
Als ein Mittel gegen das Eindringen von Schlagregen In
GlebelwAnde wi rd K a u t s c h o I c u m, das in den B u s s e'sche n
chemischen Fabriken in Hannover- Langenhagen im Re-
generierung*-Verfahren aus Gummi gewonnen und als
farbige Anstrichmasse in den Handel gebracht wird, be-
zeichnet. Kautscholeumfarbcn gleichen im Aussehen den
Oclfarben und trocknen zu einer gummiartigen, elastischen
Haut ein. Die damit gestrichenen Gegenstande sind also
gcwissermaüen in einen Gummimantel gehüllt und sowohl
gegen Regen, als auch gegen Staub und Wucherungen
geschützt. —
Preisbewerbungen.
Die Durchführung des Wettbewerbes der A.-G. Gebr.
Stollwerck In Köln, für welchen wir eine Beteiligung
übrigens nicht empfehlen konnten, scheint weitverbreitetem
Unwillen zu begegnen, denn wir erhielten mehrere Zu-
schriften, von welchen wir der folgenden im Auszuge
Raum geben:
„Im Februar 1904 war in der „Deutschen Bauzeitung*
die Bekanntmachung des Ausschreibcns eines allgemeinen
Wettbewerbes für den Neubau „Stollwerck in Köln" er-
folgt; am 11. August d. J. erhielt ich die Mitteilung, daß,
da das Preisgericht die eingegangenen Arbeiten beurteilt
habe und diese nunmehr drei Wochen im Kunstgewerbe-
Museum in Köln ausgestellt gewesen seien, mir meine
Arbeit zurückgesandt werden würde. Der Sendung lag
ein ausführlich behandeltes Protokoll bei, welches samtliche
in die engere Wahl gekommenen Entwürfe bespricht.
Trotzdem muß ich eine Beschwerde gegen die Hand-
habung des Wettbewerbes erheben.
Ich frage: 1. Warum ist bis heute, 10 Wochen nach
Einlieferung der verlangten Arbeiten, eine offizielle Be-
kanntmachung über das Urlcil des Preisgerichtes noch
nicht erfolgt? 2. Es heißt im Ausschreiben ausdrücklich:
„Art und Ort der Ausstellung der Entwürfe bleibt dem
Ermessen der Firma Stollwerck vorbehalten, auf jeden
Kall aber soll eine allen Bewerbern zugängliche Aus-
stellung stattfinden und öffentlich bekannt gemacht werden."
Ich frage, wo und in welchem Fachblattc ist diese Be-
kanntmachung erfolgt'' Es muß doch als selbstverständ-
lich angenommen werden, daß eine solche Bekanntmachung
auch in dem Blatte erfolgen muß, in welchem der Erlaß
des Preisausschreibens bekannt gegeben wurde. Die Fach-
leute unter den Herren Preisrichtern mußten unter allen
entstanden auf der Erfüllung dieses allgemein üblichen
Brauches bestehen (siehe «j 8 und § 1 1 der Grundsätze
für das Verfahren bei Wettbewerben, sowie Punkt jo der
Regeln für das Verfahren des Preisgerichtes). 3. Es heißt
weiter: „Die nicht prämiierten und nicht erworbenen Pläne
gehen innerhalb 8 Tagen nach Schluß der Ausstellung
unter Anschluß einer Abschrift der Beurteilung postfrei
zu Händen der Verfasser zurück " Dadurch, daß gefordert
wurde, die Arbriten in geschlossenen Mappen mit Kenn-
wort versehen, einzuliefern, sollte der Name des Verfassers
eines nicht mit einem Preise gekrönten oder nicht ange-
kauften Entwurfes ungenannt bleiben, so lange der Ver-
fasser die Nennung -.eines Namens nicht wünscht. Wie
kommt nun die prcisaiisschreibendc Stelle ganz und gar
gegen den Gebrauch da/u, die Brielumschliige ohne Er-
mächtigung der Verfasser zu offnen .' War es nicht viel-
mehr richtig, vor der Eröffnung dieser Briefumschläge in
den Fachblattern Anfrage zu hallen, ob eine Oelfnung
gestattet sei oder ob die betr. Einsender eine Adresse
angeben wollten, an welche die eingelieferten Arbeilen
zurückzusenden seien ' Auch über diesen bei Wettbe-
werben allgemein üblichen (Gebrauch mußten die
Hrn. Preisrichter die ausschreibende Firma in Kenntnis
setzen, damit nicht auch nur im l'ntfernlesten von irgend
einer Seile die Möglichkeit ins Auge getatil werden konnte,
daß eine Eröffnung der Briefumschläge auch schon vor
dem Spruche des Preisgerichtes erfolgt sein könnte, wel-
chen Umstand wir im vorliegenden Falle bei der Zusam-
mensetzung des Preisgerichtes doch wohl als vollständig
ausgeschlossen erachten müssen. 4. Im Ausschreiben heißt
es ferner: „Es werden 4 Preise ausgeworfen, außerdem
behält sich die Firma das Recht vor, nicht prämiierte Ent-
würfe zum Preise von je 500 M. zu erwerben." Weshalb
fügte man dem Preisausschreiben eine solche Lockspeise an,
wenn man nicht gesonnen war, dieselbe auch auszugeben?
Die letzten in die engere Wahl gekommenen 4 Arbeiten
hatten dem Sinne des Protokolles nach nahezu gleich-
wertige Vorzüge mit den preisgekrönten 4 Arbeiten, ja,
die sämtlichen 4 mit Preisen gekrönten Entwürfe wer-
den sogar um deswillen nicht als vollkommen bezeichnet,
weil sie den dortigen baupolizeilichen Vorschriften nicht
allenthalben genügen, so daß sogar Ausnahme-Bewilligungen
fraglich erscheinen (es müssen also darauf bczügl. Um-
arbeitungen stattfinden wenn einer dieser Pläne zur Aus-
führung kommen sollte). Die anderen in die engste Wahl
gekommenen 4 Entwürfe haben sich in der Hauptsache
streng an die baupolizeilichen Bestimmungen gehalten; es
wird dies bei einigen dieser Arbeiten im Protokoll be-
sonders hervorgehoben. Meines Erachtens war dies ein
Grund mit, daß die Hrn. Preisrichter darauf hätten be-
stehen müssen, daß der in Aussicht gestellte Ankauf von
nicht preisgekrönten Arbeilen auch erfolgte. Es wäre
dann vielleicht die Möglichkeit eingetreten, daß auch
andere als nur Kölner Architekten gute und anerkennens-
werte Leistungen lieferten! —
Dresden, den 15. August 1904. O. Haenel, Aren.
Wettbewerb höhere Töchterschule Kleln-Zabrie. Bittere
Klage wird bei uns von verschiedener Seite über die
lässige Behandlung dieses Wettbewerbes geführt, zu wel-
chem die Pläne bereits am 1. Juni einzusenden waren.
Wie man uns mitteilt, ist von den 15 Mitgliedern des
Preisgerichtes nur eines, und zwar das eine der beiden
technischen Mitglieder, nicht im Orte selbst ansässig. Man
glaubt, es müßten daher ganz besondere Gründe für die
Verzögerung vorliegen, gibt aber der Anschauung Aus-
druck, daß die großen Opfer, welche die deutsche Archi-
tektenschaft alljährlich den Wettbewerben bringt, doch
etwas mehr Berücksichtigung verlangten. Eine kurze An-
zeige über den Grund der bedeutenden Verzögerung wäre
freilich am Platze gewesen. Vermutlich liegt derselbe in
dem schwerfälligen Apparat des Preisgerichtes, auf den wir
gleich bei der Ausschreibung 1 S. 1 84) aufmerksam machten. -
Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Plakat der Stadt
Aachen. Unter 138 Entwürfen erhielten den I. Preis von
400 M. die Hrn. Landauer Ac Brackenhammer in
München; den II. Preis von 200 M. Hr. M. Stern in
Düsseldorf; den III. Preis von 100 M. Hr. Waller Wilhel ms
in Berlin. Ein Entwurf des Hm. Alb. Biner in München
wurde angekauft —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Prof. Rieh Borr mann «n der Techn. Hoch-
schule in Berlin, dem wOHL Ree -Bm«tr. • [)., Brt Baur inTicntsin
und dem Kr.-Bauinsp V i 1 1 i n g e r in Rappollswciler ist der Rote
Adler-Orden IV. Kl. verliehen.
Dero Teilh. der Firma Phil. Holzmaon * Ko , Wilh. Möll-
mann in Frankfurt a. M ist die Erlaubnis zur Anlegung de* ihm
verlieh. Ritterkreuz es I. Kl. des Grofih. hess. Verdienat • Orden«
Philipps des CioHruüiißen erteilt.
Sachsen. Verliehen ist: dem Ob.-Brt. Andrac in Dresden,
dem Ob Brt. Danncnfelßerin Leipzig, dem Ob. Brt. Holt-
mann in Dreailen, dem Geh. Brt. u. vortr, Rat Dr. Ulbricht
in Dresden und dem Geh Hofiat Prof Scheu an der Tecbn.
Huchschule in Dresden das Ritterkreuz I Kl des Verdiena-Ordena;
— dem Bauin&p. Brt. Toller in Leipzig die Krone zum Rittcr-
krciu I. Kl. de» Albrechtt-Ordens; — dem Bauitisp. Bit Fricöner
in Chemnitz, dem Metr. - lnsp. Brt. Lehmann in Zwickau, den
Bauinsp. Brtn. O <: h m e und Scheibe in Dresden, TAubert
in Leipzig, den Prof. Dr. Förster und Dr Moll I er an der
Techn Hochschule in Dresden dsa Ritterkreuz I. Kl. dea Albreehta-
Ordcns; — den Fin- u. Brtn. Buschmann und Kreul, Mitgl.
der Gen. Dir, der Staatseisrnb , der Tit. und Rang eines Ob.-BlU.;
— den Proi. Dr. Lücke und Brt Lucas an der Techn. Hoch-
schule in Dresden der Tit. u. Hang al9 Geh. Hofrat in der III, Kl.
der HodjiiEoriluuii»;; — den Bauinsp Arndt in Greiz. Basieiigc
in Dresden, Dictseh in Zwickau. Ilultnh in Dresden, Schön-
herr in Aue und Volgniann in Frohbuig der Tit. u Rang eine»
Brt» in Gruppe 14 der IV. Kl. der Ho(raiie.ordnung; — dem Arch.
Krci» in Dresden der Tit eines Prof
Inhalt: /m K-I>sltmi* iL- !|r,drlt„-ri;r[ Sflilo»«« iSch.lufll — l>ic
aiuitu.u. hr Ki*ciit,.ln ir orv-.«tniTiO- — t'cl r nlwurt vlttc 1 itf-Liüiv. heu I ir-
/ur \ * t!>esv:m --<l der Wübuuui.>»-Yt:jLiUtrii**i. — VeimiicMc-v --
V'irwtjcwertninyiMi. - l'ersoaiCj'XiihntKtcri.
Hierzu eine Bildbeilage; Von der amitotischen Eisenbahn.
Vertat der Deutsch™ Bsuzrlmnr, G m h II., Berlin Fflr die RrdsktJon
»«raolworU. Aibcrt Hofmaua, b.rbo. Druck von Wüfc. Crtss, Hcrlia.
No. 07
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 68. BERLIN, DEN 24. AUG. 1904
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses.
Von Juliu» Gribncr in Dresden.
ei der Verfolgung der Sehloßbaufrage ist mir, ohne Zu der badischen Regierung aber habe ich das Vertrauen,
es beabsichtigt zu haben, eine Lösung der Frage daß, nachdem sie sich von der groüen Bewegung, die
gekommen, von der ich glaube, sie der Oeffentlich- ihre einseitige Bevorzugung Schäfer'scher Gedanken her-
keit übergeben zu dürfen. Und wenn ich als außerhalb vorgerufen, überzeugt hat, sie sich noch an andere prak-
der Frage stehender Künstler dazu das Wort ergreife, so tische Künstler wenden wird, um deren Ansichten über die
geschieht es in der Ucberzeugung, daß vielleicht noch Erhaltung zu hören. Nur dann, wenn sich alle diese ein-
mancher Fachgenosse seine Gedanken zum Ausdruck wandfreien Männer dahin erklärt haben, daß das Schloß
bringen und so den Beweis geben wird, daß es nicht in seinem heuligen Zustande nicht zu erhalten ist, wird
eine, sondern verschiedene Lösungen gibt, aus welchen die Regierung auch diejenigen auf ihre Seite gewinnen,
sich dann voraussichtlich die beste entwickeln laßt. die heute gegen sie sind. Auch Ich wäre dann für eine
<*5
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Bedachung, aber nicht in altcrtümclndcm Sinne, sondern
freischaffend unter strengster Erhallung des Vorhandenen,
sodaß spater jeder Dritte sehen kann, was da war und
was dazu kam.
Zu dieser ultima ratio einer Bedachung führen mich
Erwägungen, was wir von dem Otto-Hcinrichsbau und von
dem wunderbaren Eindruck des Schloßhofes hatten, wenn
uns unwiderleglich der Beweis gebracht wäre, daü der
Bau dem Untergänge geweiht ist Dann käme die Zeit,
in der quer durch den Hof eine Bretterwand errichtet
werden würde, auf der, wie üblich, an verschiedenen
Stellen zu lesen wäre: «Vorsicht beim Absturz von Stein-
massen.- Es wahrte dies nicht wenige Tage, sondern
Jahre und Jahrzehnte, denn der Bau wird uns nicht den
Gefallen tun, in sich zusammenzustürzen, sondern vor-
aussichtlich werden die ausgebauchten Teile zuerst ein-
fallen und nach und nach die übrigen. Ware das ein
Bild, das erstrebenswert wäre? Lind später erst das
gähnende Loch anstelle des Baues?
Viele haben diesen Zustand des Schlosses mit dem in
wohltuenden Akkorden ausklingenden letzten Lebenstage
eines großen Mannes verglichen, dem man seinen Lebens-
abend gönnen und verschönern mochte. Der Vergleich
hinkt aber wie jeder Vergleich, und es wäre nicht ein
in Moll ausklingender Tod, sondern ein Tod, der den
Miterlebenden das Herz bluten machen würde. Vor
eineinhalb Jahren habe ich Photographien des größten
zuletzt lebenden Philosophen gesehen, die in seinen
letzten Lebenstagen aufgenommen wurden und die kindi-
schen Zuckungen seiner Hände bei einem schon halb
abgestorbenen Gesicht zeigen. Erfaßten diese Bilder nun
schon Jeden, der sie sah, mit Entsetzen, wie mögen da
erst die gelitten haben, welche diese Verheerungen des
großen Mannes selbst mit ansehen mußten. Mit einem
solchen großen Manne darf man wohl das Heidelberger
Schloß vergleichen und an dieses Bild mußte ich un-
willkürlich denken, als ich mir den Eindruck vorstellte,
den der zeitweilige Einsturz des Schlosses auf fühlende
Menschen machen müßte. Bei einem Menschen hat man
nicht die Berechtigung, in einem solchen Zustande das
Leben abzukürzen, bei einem Bau, der Generationen Jahr-
hundertc lang erfreute, wäre es meines Erachtens Be-
dingung, das best erfundene Sprengmittel wäre gerade
gut genug, um dann den gefühllosen Gaffern diesen Sinnes-
kitzel unmöglich zu machen. Bevor dieser letzte Augen-
blick aber gekommen wäre, bin ich überzeugt, daß man
es doch als das richtigere ansehen würde, das Schloß zu
erhalten. Dann wäre es aber jedenfalls zu spät, um über-
haupt noch etwas von dem Vorhandenen zu retten, es
müßte alle« Neubau werden, und das wäre heute noch zu
vermeiden.
Auf den heutigen Zustand angewendet, bleibt für mich
als Leitmotiv eines Aufbaues: eine Erhaltung unter
tre uer Wahrung alles dessen, was vorhanden ist,
und unter Hinzutun von Neuem, was jeder-
zeit als solches erkannt wird. Eine solche Möglich-
keit sehe ich in meinem Vorschlage und wenn ich für
den einen Teil der zu erneuernden Schloßbauten ein
flaches Dach vorsehe und für den Otto-Heinrichsbau ein
hohes, und nicht für beide Teile ein gleiches, so führen
mich die Erwägungen dazu, daß die Spannweiten des
Gläsernen Saalbaues auch den Alten schon die Möglich-
keit gegeben hätten, eine wagrechte Bedachung herzu-
stellen, während dies bei den Abmessungen des Otto-
Hcinrichsbaues unmöglich gewesen wäre.
Durch dirse Losung der Bedachung halte ich es für
möglich, die Schönheit des Schloßhofes nahezu zu er-
halten. Denn es wird mir Jeder zugeben, daß ein großer
Teil des Imposanten in der Silhouetiierung der einzelnen
Schloßbauten beruht. Die Art und Weise, wie jetzt der
kleine Giebel des Gläsernen Baues neben dem Friedrichs-
bau steht, wie sich daran eine I lorizonlale anschließt, die
wieder im Hintergründe den hoch aufstrebenden Glocken-
turm zeigt, ist etwas, was voraussichtlich heute ein
schöneres Bild gibt, als es zu der Zeit war, da der Bau
noch in allen Teilen erhalten und bewohnt war. Unter
diesem Gesichtspunkte glaube ich, daß der gläserne Bau
wagrecht bedacht werden muß, damit an der jetzigen
Umrißlinic keine Aendcrung entsteht. Was den Otto-
Heinrichsbau anbelangt, so bin ich gegen jeden Aufbau
eines Giebels und möchte sogar den letzten Stein, der
auf dem Hauptgesims steh«, erhalten wissen. Es er-
scheint mir das möglich, indem man mit dem Dachaufbau
einige Meter zurückgeht, sodaß längs der Kassade eine
Art Söller entsteht, von dem aus sich vielleicht die Schön-
heilen der übrigen Schtoßteile und seiner Hofe von einer
neuen, interessanten Seite zeigen.
Mit meinen Skizzen beabsichtige ich nicht, die Frage
gelöst zu haben, wie die eigentliche Ausbildung des Daches
vom Otto-Hcinrichsbau er-
folgen und in welcherWeise
der Glockenturm einen
neuen Aufbau erhalten muß.
Es wäre dies eine Arbeit, die
weit über die wenigen Stan-
den hinausginge, welche
mich die Skizzen kosteten.
Jedenfalls aber bin ich über-
zeugt, daß der heutige Stand
der Architektur es gestatten
würde, diese Frage so zu
lösen, daß wir uns gegen-
über dem allen Otto-lfein-
richsbau nicht zu schämen
hatten Der lebendige Odem,
der jetzt durch die ganze
Welt der Kunst geht, hat
auch die Architektur erfaßt.
Das erhaltene Schloß denke ich mir der Universität
als Eigentum bezw. zum Gebrauch übergeben. Es könnte
für die Gäste der Universität und als Ort der Zusammen-
künfte von Kongressen, zum Austausch der geistigen Güter,
ausgebaut werden. Eine solche Verwendung würde ge-
statten, das Innere vollständig im Sinne der Neuzeit zu er-
richten, keine krankhaften, gotisierenden Ornamente würde
dasselbe bergen, sondern das Können unserer Tage der
Nachwelt überliefern. Ich glaube, wir brauchten uns
darüber nicht zu schämen, und wenn man steht, was jetzt
überall, so auch in der nächsten Nähe Heideiber
Karlsruhe und Darmstadt, in Innenarchitekturen |
wird, so bin ich überzeugt, daß man diese Arbeiten getrost
neben das wirkliche Alte stellen könnte, falls solches im
Zusammenhang erhalten wäre.
Wäre eine solche Möglichkeit denkbar, dann würde
sogar noch eine klarere Kennzeichnung des bis heute Er-
haltenen möglich sein. Es könnten zum Beispiel die oberen
Stockwerke des Schlosses so ausgebaut werden, daß im
Inneren längs derHoffront des OUo-Tlcinrichsbaues Wandel-
gänge geschaffen würden, die eine Vcrglasung der Fenster
unnötig machen, Die einzelnen Räume erhielten ihr Licht
dann nur von der Waldseitc.
Was die Hoffa*sade des Otto-Heinrichs-Baues an und
für sich anbelangt, so bin ich nach einer vor wenigen
Monaten erfolgten Besichtigung der Uebcrzcugung, daß,
nachdem die einzelnen Steine in sorgfältigster Weise ab-
gezeichnet und abgeformt sind, eine weitergehende Wieder-
herstellung der Kassade augenblicklich unnötig ist. es sei
denn, daß man sich an halb verwitterte Ornamente stößt,
die aber an und für sich noch Jahrzehnte halten würden.
Ich bin davon überzeugt, daß, wenn eine Verdachung ge-
macht und Zwischenwände eingezogen würden, zwischen
diesen solche Verankerungen mit der Außenfront her-
gestellt werden könnten, daß an einen Einsturz der Kassade
nicht mehr zu denken wäre. Daun glaube ich, daß alles
geschehen wäre, um uns vor dem Vorwurf der Nachwelt
zu wahren, pietätlos an dem Hau gehandelt zu haben. —
Die anatolische Eisenbahn.
Von Euciib-Bau- u Bctr.-In^p. Denickc in Hannover,
|eine Personenzüge werden nur auf der Vorortstrcckc
Haidarpascha- I'cndik (24.5 km> gefahren; sonst ver-
kehrt auf jeder Linie I luidarpascha Eskischehir,
Eskischehir - Angora und Eskischehir— Konia in beiden
Richtungen täglich ein gemischter Zug Güterzüge ver-
kehren nach Bedarf. Die Stärke des Verkehrs richtet sich
vollständig nach dem des Klimas wecen sehr wechselnden
Ausfall der Ernte in Klrinasien, da die bei weitem größte
Menge der befördertenGüter derBuhn in Weizen und Gerste
besteht Die Ausfuhr erfolgt über die 3 lläfrn der anato-
lischen Bahn: Isrnidi (wo keine besonderen Hafenanlagen
.SthluO.)
für größere Dampfer bestehen!, Dcrindjc und Haidarpascha.
Die letzteren zwei besitzen Kais mit 8"» Was-.ertiefe und
sind mit modernen Getreidespeichern ausgerüstet. Der
Hafen von Dcrindjc ist durch seine Lage ant Golf von
lsmidt gegen jeden Sturm geschützt. Abbildg 20 zeigt seine
Ausgestaltung, l.'eber den Hafen von Haidarpascha sei
auf die Veröffentlichung in der Zeitschrift für Bauwesen
1903 S. 475 verwiesen. Die Gerste geht viel über Dcrindjc
und Ismidt nach England zu Hranzwerkcn ; der Weizen
bleibt zum größten Teil in Konstantinopel, dessen Brot-
getreide früher ganz aus Rußland bezogen wurde, während
No 6a
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jetzt schon »/, desselben aus Kleinasien stammt. Ein
kleiner Teil Weizen geht nach Italien, da der anatolische
Weizen zur Makkaronibereitung besonders geeignet ist.
Die Entwicklung des Verkehrs auf der Bahn durfte
aus der nachfolgenden Tabelle und der dazugehörigen
bildlichen Darstellung in Abbildg. 21 klar zu ersehen sein.
Die Betriebseinnahmen allein sind noch nicht dauernd
im Stande, die Bahn lebensfähig zu hatten; die durch-
schnittenen Provinzen sind zu dOnn bevölkert Der tür-
kische Staat hat daher für die Bahn aus den Einkünften
der betreffenden Provinzen eine kilometrisehe Bruttoein-
nahme garantiert. Diese Garantie ist für die 3 Strecken
Haidarpascha— Ismidt, Ismidt- Angora und Eskischehir—
Konia verschieden. Für die Strecke Haidarpascha— Ismidt
beträgt sie für 1 Jahr und 1 1"» 10300 Fr; wird diese Ein-
nahme überschritten, so ist der Uebcrschuö, so lange die
Gesamteinnahme noch nicht 15000 Fr. für |l« und Jahr
beträgt, auf die Garantie der Strecke Ismidt— Angora, die
15000 Fr. für 1 Jahr und 1 «" beträgt, in Anrechnung zu
bringen. Bei Berechnung der Einnahme ist die Linie
I laidarpascha— Ismidt— Angora als ein Ganzes zu betrachten.
Aus der Darstellung Abbildg. at ist zu ersehen, daß der
hier vorgesehene Fall (Ucberschreitung der Garantie Haidar-
Ferner hat die Bahn zur Einführung modemer
Ackergeräte eine besondere KulturdiensLstelle unterhalten,
die den Zweck hatte, den Bauern die Vorteile einer mo-
dernen Ackerbearbeitung zu zeigen; auch dieser Dienst
hat sehr segensreich gewirkt. Ackergeräte verkauft die
Bahnvcrwaltung den Bauern zum Selbstkostenpreis.
Die Dienstsprache der Bahn ist leider nicht deutsch,
sondern französisch. Der Sitz der Verwaltung ist in
Haidarpascha; von hier aus wird auch der eigentliche
Betrieb ( Bedarf sgüterzüge usw.) geregelt. Für die Bahn-
erhaltung ist die gesamte Strecke in 7 Sektionen geteilt,
denen die Bahnmeistereien mit im Durchschnitt 40 k™
Bahnlängc unterstellt sind. Diesen wieder unterstehen die
Rotten, die, zusammengesetzt aus einem Führer, einem
Streckenläufer und 4 bis 5 Mann, einen Bezirk von etwa
10 km zu unterhalten haben. Sie wohnen an der Bahn in
besonderen Dicnsthäuscrn , nach
dem in Abb. 33 dargestellten. Muster.
An Wohlfahrt*- Einrichtungen
besitzt die Eisenbahn, außer einer
deutschen Schule in Eskischchir
und einer von ihr stark unterstütz-
ten deutschen Schule in Haidar-
Abbildg 10.
lUlcn von Derindjr,
t'ebersicht der Betriebseinnahmen
JahmkUninrtrr-Etnnatiaie i„ Fr.
Voroiivei kehr
IUI
Jah
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EtkiM-hchir-Anxora
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pascha — Ismidt) bereits 4 mal vorgekommen isL Für die
Strecke Eskischehir— Konia beläuft sich die kilometrisehe
Jahresgarantie auf 604 I_ türk. = 13900 Fr., jedoch derart,
daß die türkische Regierung nie mehr als 293,31 L. türk.
— 6750 Fr. für 1 Jahr und 1 km bezahlt. Die volle Garantie-
summe von 13900 Fr. hat die Bahn noch nie ganz ein-
genommen, selbst nicht einmal im Jahre 1902. Bei flüch-
tiger Betrachtung wird die Garantie als eine starke Be-
lastung der Türkei erscheinen. In Wirklichkeit ist die- je-
doch nicht der Fall, denn die Steuerkraft, d. h. der Wohl-
stand und namentlich die unter den Pflug genommene
Fläche Anatoliens ist seit der Erbauung der Bahn ganz
ungewöhnlich gestiegen, so daß die Türkei schon lange
durch die anatolische Bahn ein sehr gutes Geschäft macht.
Zur Hebung und Erweckung des Verkehrs unterhält
die Bahn im Hinterlande des eigentlichen Bahngebietes
eine Reihe von Agenturen, die sich sehr gut bewährt
24. August 1904.
BttricbsJtetfttziert fltrda* oMtstvrfMefr W/riWW yefw.Ane/'
pascha, für das Personal eine Sparkasse, in der sie die
Einlagen mit 4°,',, verzinst und eine Kür-orgekasse, in
welche die Beamten einen bestimmten Prozentsatz ihres
Gehaltes einzahlen müssen. Diese Summe erhalten sie
bezw. ihre Hinterbliebenen mit 4«i0 Zinseszinsen beim
Austritt aus dem Dienste der Bahn zurück, wozu die Bahn
selbst, falls der Austritt wegen Tod oder Invalidität bezw.
wegen Alter erfolgt, eine nach der Aufsammlung und
der Dauer der Dienstzeit festgesetzte erhebliche Summe
hinzuzahlt.
Schon seit Anfang ihres Bestehens hat die Eisenbahn
ihr Augenmerk auf Vergrößerung ihres Netze- gerichtet
427
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und zu diesem Zweck Vorstudien für eine ganze Reihe
von Linien anfertigen lassen. Diese sind jeizt aber alle
in den Hintergrund getreten gegen das große Bagdad-
Projekt, eine Eisenbahn, die ihren Anfang und zugleich
Anschluß an die anatolische Bahn in Konia nimmt und
von dort Ober Mossul nach Bagdad und weiter nach El
Kucid am Persischen Meerbusen führen soll. Diese Bahn
soll als erstklassige Schnellbahn ausgebaut werden. Zur
Zeit ist schon das erste, aber noch vollständig auf der
Hochebene Kleinasiens gelegene Stück, von Konia bis
Eregli 187 kra, unter Leitung des Geh. Baurat Mackensen
(Erbauer der Linie Eskischehir Konia) im Bau. Hoffen
wir, daß es gelingen möge, auch den Weiterbau des
Unternehmens recht bald in Angriff zu nehmen. —
Mitteilungen aus Vereinen.
Eine „Vereinigung Münchener Architekten" hat sich
am 30. Juli d. J. gebildet zu dem Zweck, einen engeren
Zusammenschluß aller ihren Beruf künstlerisch ausüben-
den Architekten zum Schutze ihrer Arbeit und zur Hebung
ihres Ansehens herbeizuführen. Mitglied der Vereinigung
kann jeder Architekt werden, welcher nennenswerte bau-
künstlerische Leistungen aufzuweisen hat, sich in seinem
Beruf selbständig betätigt und gleichzeitig Mitglied des
Oberbayerischen Architekten- und Ingenieur- Vereins ist.
Ausgeschlossen sind Unternehmer und deren Angestellte.
Als Unternehmer gilt, wer die Ausführung von Bauten
und Bauteilen gewerbsmäßig übernimmt. Zur Wahrung
der Standesinteressen wird ein Kollegium von 5 Mit-
gliedern ernannt; in demselben besteht ein Ausschuß von
3 Mitgliedern. Der für 1904 gewählte Ausschuß besteht
aus den Hrn. Fritz Hesscmer, Otto Lasne und Carl
Tittrich; dem Kollegium gehören außerdem noch die
Hrn. Carl Jäger und Otto Schnartz an. —
Vereinigung schleslscher Architekten. Im Anschluß an
die Bewegung in den Kreisen der Privatarchitekten hat
sich in Breslau eine „Vereinigung schlesischer Archi-
tekten" gebildet. Sic hat den Zweck, die in der Provinz
ansässigen selbständigen, künstlerisch tätigen Architekten
zu gemeinsamer Interessen -Vertretung und Wahrung des
Standcsanschcns zu sammeln. Der Vereinigung waren
am 31. April d. J. 17 Mitglieder beigetreten. Die Auf-
nahme beschränkt sich satzungsgemäß auf künstlerisch
schaffende, schlesische Architekten, welche aufgrund ihrer
Leistungen als solche von der Vereinigung anerkannt wer-
den. Die Bildung der Vereinigung erfolgte am 21. April
durch Annahme der Satzungen. In den Vorstand wurden
gewählt: Arch. Henry, Vorsitzender der Vereinigung;
Arch. Grau, Arch. Großer, Arch. Prof. Kamm, kgl.
Reg. - Bmstr.; Prof. Poelzig, Dir. der kgl. Kunstschule.
Es ist zu hoffen, daß alle künstlerisch schaffenden Archi-
tekten Schlesiens Anschluß an die Vereinigung suchen
und finden. Einstimmig wurde beschlossen, den Anschluß
an den „Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine" zu suchen. Meldungen sind schriftlich unter
Beifügung einer Mitteilung über den Berufsgang an den
Vorsitzenden zu richten. —
Vermischtes.
Rettlg'sche Schulbänke. In einem Patentstreit zwischen
den Schulbank-Fabriken P. Johs. Müller Ko. in Berlin
und Gebr. Neuendorf in Herborn hat das kais. Patent-
amt in Berlin durch ein Obergutachten die Frage bezüglich
der Abhängigkeit umlegbar eingerichteter Schulbank-Kon-
struktionen vom Rettig'schen Schulbank-patent zur Klärung
gebracht. —
Nochmals der Wettbewerb für die Landes
In Nürnberg 1906. Den Ausführungen des Hrn. Hecht in
No. 53 der „Deutschen Bauzeitung" sehen wir uns ver-
anlaßt folgendes entgegenzuhalten: Unterm 12. April 1904
hat das Direktorium des bayer. Gewerbemuseums in Nürn-
berg einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
die Bauten der Bayerischen Jubiläums-I.andcsausstcllung
in Nürnberg 1906 ausgeschrieben. Gegenstand des Wett-
bewerbes bildete die Aufstellung von Ideen für 6 Gebäude
bezw. Gebäudegruppen, deren Größe und Stellung im
Lageplan genau bestimmt war. § 14 des Programme«
lautet wörtlich: „Für Preise ist eine Gesamtsumme von
12500 M. verfügbar, deren Verteilung auf die einzelnen
Gebäude in den besonderen Bedingungen skizziert ist.
Das Preisgericht kann jedoch, falls das Ergebnis des Wett-
bewerbes es nach dem Urteile der Preisrichter als not-
wendig und gerecht erscheinen läßt, die Summe auch in
anderer Weise verteilen." Von den demnach zur Ver-
fügung gestandenen 12500 M. wurden einschließlich 8 An-
käufe zu je 300 M. und der Erhöhung einiger Preise insge-
samt 5700 M. verteilt.
Ganz abgesehen von dem Inhalt des allerdings sehr
eigenartig abgefaßten, oben angeführten § 14 dieses Wett-
bewerbes verstößt diese Sachbehandlung gegen den § 7
der Grundsätze für das Verfahren bei Wettbewerben, in
dem es heißt: „Soweit programmgemäße Arbeiten in ge-
nügender Zahl vorhanden sind, müssen die ausgesetzten
Preise den relativ besten Entwürfen zugesprochen werden."
Daß solche Entwürfe in genügender Zahl vorhanden waren,
beweist die in No. 53 der „Deutschen Bauzeitung" ent-
haltene Mitteilung, wonach 78 Arbeiten mit 371 Blättern
rechtzeitig eingesandt waren. Die Wertschätzung dieser
Arbeiten durch das Preisgericht war eine sehr geringe.
Es scheint also hier einer der Fälle vorzuliegen, in denen
nicht das 20 und 30 fache der für Preise ausgesetzten
Summe an Arbeitsleistung eingeliefert wurde. Es frägt
sich nun aber sehr, ob die Erwartung eines solchen Über-
schusses an Arbeitsleistung unter allen Umständen ge-
rechtfertigt ist, und ob, wenn diese Erwartung nicht erfüllt
wurde, die Zurückhaltung von mehr als der Hälfte der
ausgesetzten Summe zulässig war. Wir teilen diese Meinung
nicht und unterbreiten daher diesen Vorgang dem Urteile
der deutschen Fachgenossen. —
München, 18. Aug. 1904. Vereinig. Münch. Architekten.
Wettbewerb Bebauungsplan Potsdam. Wir werden da-
rauf aufmerksam gemacht, daß in dem Preisausschreiben
zwei Punkte der Klärung bedürfen, ein sachlicher und
ein formaler. Ersterer bezieht sich auf die Straßenbreiten,
die für bepflanzte 1 iauptstraßen nicht unter 25 °>t für Neben-
straßen nicht unter 15,2 m betragen sollen. Es ist nicht
angegeben, ob die Tiefen der gleichfalls gewünschten Vor-
gärten in diesen Maßen enthalten sein sollen oder nicht
Man ist versucht ersteres anzunehmen, da eine Mindest-
breite von 25 ■> für bepflanzte Straßen und von 15,2™ für
unbcpflanztc "Nebenstraßen doch eine wahre Uebertreibung
wäre, wenn diese Straßen außerdem noch Vorgärten
erhalten. — Der formale Mangel bezieht sich darauf, daß,
abweichend von der sonstigen allgemeinen Gepflogenheit,
die Namen der Preisrichter nicht genannt sind, daß diese
also auch schwerlich, wie es die Verbands-Bestinmiungen
für Wettbewerbe verlangen, das Programm gebilligt haben.
Baldige Aufklärung wäre erwünscht —
Wettbewerb Volksschule Vegesack bei Bremen. Im An-
schluß an die Entscheidung in No. 60 erhalten wir die Mit-
teilung, daß der mit dem II. Preise ausgezeichnete Ent-
wurf der Hrn. Abbehusen & Blendermann in Bremen
zur Ausführung bestimmt wurde und daß die genannten
Architekten mit der Ausarbeitung der Pläne und der Bau-
leitung beauftragt sind.
Aus einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für ein
Ausstellungsgcbäude der Berliner Sezession für ein Grund-
stück am Kurfürstendamm ging Hr. Reg, - Bmstr. Bruno
Jautschus in Berlin als Sieger hervor. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Ing. Arch. O. Z. in Freiburg. Einen leichten und ein-
fachen Weg, in einem fremdsprachigen Lande eine Stellung zu er-
ringen, gib« es nicht, da da» schon im Heimsttamle olt genug mit
großen Schwierigkeiten verbunden ist. Wollen Sie eine Stelle im
Auslande mit einiger Zuverlässigkeit erlangen, so bleibt kaum etwas
anderes übrig, als dal) Sic sich einige Zeit in dieses Land begeben
und personlich auf die Suche gehen. Möglicherweise können per-
nicht zu verfügen. ^Die Kenntnis der Landessprache wenigstens 111
einigem Umfange halten wir ffli unbedingt geboten, wenn es sich
darum handelt, eine bezahlte Stelle mit Erfolg zu bekleiden. Stcllen-
listen für das Ausland sind uns nicht bekannt. —
Hrn. Arch. W. Sp. in München. Man kann die Empfehlung
zum Ankauf immerhin ata eine Auszeichnung betrachten und sollte
infolgedessen Ober die an airh und formell nicht zuzulassende Be-
kanntgabe der Verfasser milder urteilen. Bedauerlich bleibt bei
dem giotlen Umfang der Arbeit, der durch den Wettbewerb ge-
liefert wurde, der Umstand, dal) das Ministerium den Ankauf der
dazu vorgeschlagenen Entwürfe ablehnte. Die Erlaubnis zur Ver-
öffentlichung nicht angekaufter Entwürfe durfte das Ministerium
nicht erteilen. —
Fragcbeautwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage a in No. 59. Aeltrrr, aber wohl norh immer
mustergiltige unterirdische Bedürfnisanstalten befinden sich
in London »bei der Börse und bei Piccadilly-Circusl, eine im Jahre
1903 eröffnete Anstalt befindet sich in Kopenhagen — A- Stapl.
iDhall: Zur Krlialtang dY* HridcLl>cr»;rr S.:hlo\*es. — t>i* «natiitlvrie
Eisenbahn (Srhluft) — Mittrilunrro aus Vricioen — Vermischtes. — l'rci*-
bewerbunrrD — Brief- unil Kncckasten.
Verla«
vtraun
iwortl. Alben tloloiami
unf, G. m. b H , Hrrli
n, tlerliu. Druck von
Wuh. Greve. Iterlin
No. 68.
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^= DEUTSCHE BAUZEITUNG =
* XXXVIII. JAHRGANG 1904 * N" 09 *
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 69. BERLIN, DEN 27. AUG. 1904
Die Architektur auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1904.
(ForUetiung au« Nu. 47.) Hierzu eine Bildbeilage.
ic Ausstellung der Privatarehitcktcn ist in
diesem Jahre an der gleichen Stelle — rechts
von der Kuppelhalle — angeordnet, wie im
vorigen Jahre, die Raumgestaltung aber ist
eine andere geworden. Sie war Hrn. Archi-
tekten H. Schweitzer in Berlin übertrafen, dessen
Entwurf unter 4 Arbeiten, die infolge eines Wettbe-
werbes einliefen, als der beste zur Ausführung ge-
wählt wurde. Gingen die bisherigen Anordnungen
meist von dem Grundgedanken aus, für die in ihren
räumlichen Abmessungen die Gemälde nicht erreichen-
den architektonischen Darstellungen kleinere Abteilun-
gen zur intimerenWirkung und Betrachtung zu schaffen,
so entschloß sich Schweitzer, den gegen das Vorjahr
um einen erheblichen Teil vergrößerten Saal durch
eine Doppcl-Säulcnstellung in zwei Schiffe zu teilen und
somit aus dem breiten und liefen Raum zwei lange,
schmale Räume zu machen. Sie sind in farbiger
Beziehung sehr feingestimmt und um sie ziehen sich
als Friese Schriftbänder mit folgendem Inhalt hin:
.Seligkeit mus es euch dünken, eure Hände auf
Jahrtausende zu drücken wie auf Wachs.
Seligkeit, auf dem Willen von Jahrtausenden zu
schreiben, wie auf Erz, härter als Erz, edler als Erz."
„Tausend Pfade giebl es, die nie noch gegangen und
unerschöpft und unentdeckt ist immer noch Mensch
und Menschenerde. Im Steine schläft mir ein Bild,
da* Bild meiner Bilder."
So bestechend nun aber die Säulenstellung in
ihrer formalen Durchbildung wie in ihrer farbigen
Wirkung ist, so vermag sie doch nicht Ober den Ein-
druck hinwegzutäuschen, daß der Gedanke der Zwei-
Kunst oder Kunstgeschichte?
Zwei Schriften tum Kampf um da« Heidelberger Schloß.
jllmählich beginnt die auffallende Zurückhaltung der
Fachgenossen in der Bewegung um das Heidelberger
Schloß zugunsten einer Teilnahme an diesem un-
erfreulichen, aber notwendigen Kampfe zu weichen; mehr
und mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß der Kampf
nicht so sehr um das Schloß, als um die Freiheit des
Schaffens gegen die Herrschaft de» Dilettantismus und
gegen die alle frische schöpferische Tätigkeit lähmende
Bevormundung durch die doktrinäre Kunstgelchrsamkeit
geführt wird. Das sind höhere Ziele, als sie das Schloß
allein zu bieten vermag und in der Erreichung dieser Ziele
bedarf es des Zusammenschlusses aller künstlerischen
Kräfte und des einmütigen Vorgehens gegen Tendenzen,
deren Erfolg nicht mehr und nicht weniger sein würde,
als die deutsche Baukunst der Gegenwart in ein drücken-
des und jede natürliche Regung lötendes Abhängigkeits-
verhältnis der Lehrmeinungen der Universitäten zu brin-
gen. Was das für die Kunst bedeuten würde, ist in einem
freien und offenrn Worte aus tenen Kreisen selbst aus-
gesprochen, welches in den „Deutschen Schriften" des
1891 verstorbenen Göltinger Universitäls-Professors Paul
Anton de Lagarde enthalten ist. Lagarde sagt hier: „Was
lernen wir Nicht -Naturforscher auf der Universität als
Theorien, Phrasen und Worte, was im sogenannten Leben
als FormalienV Unsere Urteile über Poesie, Musik und
Philosophie sind die der Kompendien und Rezension*-
fabriken, unsere Urteile über Politik der Laich der in un-
seren Städtchen angesetzten Reptilien. An die Ideen selbst
kommen wir vor Jauler Bildung gar nicht mehr hinan."
Hüte sich daher die deutsche Kunst, daß sie nicht in die-
sen Bannkreis gerät!
Aber schon ist die Gefahr erkannt und die Fachkreise
beginnen sich zu rühren. Vor wenigen Tagen hat Otto
Stiehl eine Broschüre erscheinen lassen4), in welcher
er der Bewegung gewandt und scharfsinnig entgegentritt.
„„Ethische Grundsätze von unermeßlicher Tiefe über das
Recht einer mißverstandenen Wahrheit", über die Not-
wendigkeit des Todes usw., dazu liebe Jugenderinnerun-
gen und unbestimmbare schwärmerische Gefühle werden
ins Gefecht geführt. Diese Dinge dringen nicht gerade
lief in die Sache ein — aber sie sind rhetorischer Ver-
arbeitung sowie der Veranstaltung von größeren Laien-
Versammlungen, der Gründung von „Bünden" sehr günstig
und so sehen wir denn die ganze Bewegung durch Hin-
cinzichung der nicht sachverständigen „weitesten Kreise*
sich mächtig in die Breite dehnen"". I)cr phrasenhaften
Forderung gegenüber, „Großes groß zu Grunde gehen zu
lassen", fragt Stiehl mit Recht: „Sind wir denn im ge-
wöhnlichen Leben so aller Tatkraft bar, daß wir stürzen
und verderben lassen, was stürzen und verderben will?"
Den Eggcrt'schen Vorschlag zur Erhaltung der Ruine lehnt
er ab, schon aus rein technischen Gründen. Wer jemals
Erfahrungen bei Umbauten gesammelt habe, wisse, „mit
welcher Scheu man Erschütterungen nicht ganz taktfesten
Mauerwerkes durch Stcinbohrer und Stemmeisen ver-
meidet. Als warnendes Beispiel iM der Markusturm in
Venedig noch in der Erinnerung Aller." Auf die Frage,
•I Kunst oder Kunttrrx hii lilr Wll lirbsraWttM| Mh< Zerfall de»
llridelrirtger Schloasea? Von O. Stiehl, sudtUauintp , I'nvaldojenl au
der KODlrlkhrn t eihni-ihm I Ii« htrhulr , Heiliu. Verlag von üoae *
Teula», Berlin. 40 Pf f. -
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tcilung in mehrfacher Beziehung kein glücklicher
war. Zunächst ermöglichte er keinen organischen
Anschluü an die Kuppelhalle; der von hier aus in
die Architektur-Abteilung Eintretende gewinnt nicht
das eindrucksvolle Bild, welches sich ihm bei anderer
Anordnung hätte darbieten können; außerdem sind die
einzelnen Schiffe zu groß, sodaß sie die Wirkung der
Darstellungen sehr wesentlich beeinträchtigen ; und
drittens fällt bei dieser Anordnung die Ungleichheit
der äußerlichen Behandlung der Kunstblätter doppelt
auf. Alle diese Nachteile vermeidet die Teilung in
kleinere Unterabteilungen, durch welche für die so ver-
schiedenartigen Blätter leicht die Gruppierung und die
räumliche Umgebung zu schaffen sind, auf der ein gutes
Teil ihrer Wirkung beruht. Schweitzer zählt zu den
interessantesten Gestalten der jüngeren Fachgenossen
Berlins; er war mehrfach an Wettbeweiben durch
Entwürfe beteiligt, die sich nicht nur durch einen
zweckmäßigen Grundgedanken, sondern auch durch
eine feine künstlerische Auffassung bei ungewöhnlich
gewandter Darstellung auszeichneten. Um so mehr
ist es zu bedauern, daß er bei der Schaffung seines
Saales nicht voll vom Glück begünstigt war.
Die Besprechung des Ausstellungsgutes kann sich
bei der Beschränktheit des uns zur Verfügung stehenden
Raumes nur mit einer Auswahl der zahlreichen Ar-
beiten beschäftigen. Zunächst sei die „Nationalhallc"
des Hrn. K. Spaeth in Berlin erwähnt, von welcher
wir bereits in No. 47 Grundriß, Ansicht und Schnitt
brachten. Zur Erläuterung teilte uns Mr. Spaeth mit, daß
der vorliegende Entwurf einen Lieblingsgcdanken des
Verfassers, die Idee eines Nationalheiligtums, dar-
stelle. Der Grundriß zeigt eine Zentralanlage aus zwei
Kreisen, die Haupt- und Querachse durch Einbauten
betont Der innere Ring begrenzt die Haupt-Kuppelhalle
und soll in Pfeiler gegliedert, die Last der eisernen
Rippen aufnehmen. Der äußere Ring begrenzt die um
den Hauptraum gelagerten Nebenhallen. Im Gerüst
und Aufbau erinnert dieser Ring an die bekannten
altgcrmanischen Steingehege; im äußeren Aufbau deutet
er in dem Motiv der zu einer Gesamtheit zusammen-
geschlossenen Pfeiler zugleich das Symbol der geeinten
deutschen Stämme an. Die Hauptanläge entwickelt sich
auf einem Stufenunterbau und diesen umschließt eine
Arena, die von den äußeren LIingangshallen begrenzt
wird. Vier Riesentore, von welchen jedes in seiner Art
bedeutungsvoll mit bildnerischem Schmuck verseilen ge-
dacht ist, öffnen diese und die Arena der Außenwelt. Die
Arena ist In nimmt füt Volksauffühningcn aller Art, für
olympische Spiele, Festzüge usw. Die Umgangshallen
könnten die Statuen der um das Vaterland verdienten
Männer und Frauen beherbergen. Den Stufenunterbau
schmücken sitzendeKolossal-StatuenderWeltgeschichte.
Der Pfeilerbau zeigt vor den Portalen, von krönen-
den Walküren durchschnitten, nach außen im Sockel
in symbolischen Hochrelief-Darstellungen die Kämpfe
germanischer Völker aus den Urzeiten bis zur jüngsten
Vergangenheit. Zwischen den Pfeilern, die sich aus dem
Sockelgeschoß entwickeln, thronen die hervorragend-
sten germanischen Herrscher-Gestalten. Im Sockelge-
schoß sind Beisetzungsstellen verdienterMänner gedacht.
Die Portale führen, an den Treppen zu den Nc-
bcnhallen vorbei, zuerst in kleinere Versammlungs-
bezw. Gedächtnishallcn, die in immerhin schon be-
deutenden Abmessungen den Eindruck des Haupt-
raumes steigern und vorbereiten sollen. Dort wirkt
auf uns in engster Geschlossenheit ein in einzelne
Pfeiler gegliederter Steinkranz, überwölbt von der in
Eisen gedachten Kuppel. Die einzelnen Pfeiler endi-
gen kapitellartig in die Charaktcrküpfc germanischer
Volkstypen, die Füllungen der Pfeiler zeigen als
Ornamente wiederkehrend die Leycr und das Schwert.
Sitzplätze ziehen sich etwa bis 15 m Höhe längs der
Halle entlang. Von dem obersten Podest dieser Plätze
führen zwischen den vorgelagerten Pfeilern Durch-
gänge nach den äußeren Nebenhallen ; ob den Pfei-
lern ist ein Umgang gedacht, während in größerer
Höhe eine Galerie durch die einzelnen Pfeiler nach
den Hauptgalerien mündet. Als Hauptmolive der
Turmhallc wirken 4 gewaltige Nischen, teils als Rahmen
für sitzende Ideal-Figuren, teils praktischen Zwecken
dienend. Die Hauptnische soll eine eingebaute Orgel
aufnehmen, um Musikaulführungen größten Stiles zu
unterstützen. Links und rechts, die beiden seitlichen
Nischen füllend und belebend, Nährstand und Wehr-
stand; die vierte Nische soll eine altgcrmanische Hel-
dengestalt zieren.
Der obere Teil der vier Einbauten enthält Galerien
und zeigt nach dem Inneren, gewissermaßen als Schluß-
steine des Innenraumes, in reichstem Mosaik einmal
Christus als den Fürsten des Geistes, zum anderen,
ihm gegenüber, den Fürsten der Tat, Hermann, und
ob das schadhafte Mauerwerk der Fronten die große Ln-4
etwaiger Giebel und Dächer tragen könne, antwortet der
Verfasser mit einem Versuch. „Man stelle zehn leere
Streichholzschachteln übereinander, ein leichter Lufthauch
wird sie umstürzen. Man setze ein Pfundgewicht auf diese
Schachtelsäule und vei hindere diese am seitlichen Aus-
weichen, wie das Dachgespärre die beabsichtigten Giebel
verankern wird, so steht das Ganze fest und leistet Wid er-
stand.* Aber eine solche Ergänzung des Baues mit Be-
dachung wäre Fälschung, Verstoß gegen die Wahrheit.
Das veranlaßt Stiehl zu der Krage: .was ist Wahrheil in
der Kunst? Die Wahrheit in der Kunst kann ernsthaft
nicht auf die äußerliche Wahrheit der einzelnen Kunst-
mittel bezogen werden, bei ihr handelt es sich immer nur
um eine innerliche, im Gemüt des schaffenden Künstlers
ruhende Wahrhaftigkeit. . . . Kunst ist noch von jeher das
Vermögen gewesen, von der Fülle der Beziehungen und
Wahrheiten, die ;cricr menschliche Vorwurf enthält, nur
diejenigen zu zeigen und zu betonen, die der angestrebten
Wirkung im Gemüt des Beschauers oder Hörers dienen.
Damit entzieht sieh das, was in der Kunst wahr ist und
auch was schön ist, der wissenschaftlichen Feststellung
und dem .Beweis" durch logische Schlüsse gerade so wie
das, was den benachbarten Seelengebietcn de* Glaubens
und der Liebe angehört. Auch diese sind an keine logi-
schen Schlüsse, an keine objektiven Wahrheiten gebunden.
Wenn sie, treu der inneren Summe, dem Gölte in der
eigenen Brust folgen, so sind sie „wahr", Ls ist dies die
einzige Definition, die nicht zu kleinlichen und unhaltbaren
Unterscheidungen führt." Stiehl ist der Meinung, daß
sich der Vorwurf der Unwahrheit bei Wiederherstellungen
grundsätzlich in unklaren Nebel auflöse. Es stehe heute
kaum ein Denkmal mehr aufrecht, welches nicht wesent-
liche Ergänzungen an sich erfahren habe. „Und Tausende
von kunstfrohen Menschen erfreuen und erheben sich
fortdauernd an ihnen, ohne die angebliche erkaltende
Wirkung der Ausbesserungen und Zufügungen zu spüren.
Das beweist zum Mindesten die maßlose Ucbenreibung
solcher abstrakten Sätze. Freilich, „„wem die logisch-rech-
nerische Seite der Betrachtung so Oberwiegt, daß sich
ihm, wie Hrn. l'rof. Thode, vor einem Kunstwerk „mit
Notwendigkeit" „die beunruhigende Reflexion" einstellt,
was ist denn all V was neu? dem werden wir die
Gabe künstlcrischcnGenicßens ruhig absprechen
dürfen und ihm glauben, daß er vor dem Kunstwerk
„gar nichts erlebt." Aber wir werden ihn dann auch
nicht als kompetenten Beurteiler künstlerischer
Wirkungen ansehen können.""
Nicht minder treffende Worte wie hierfür findet der
Verfasser auch für den Vorwurf der Fälschung. Kechl
habe Gurlitt soweit, als die besten der wiederherstellen-
den Künstler heute vollauf imstande seien, Ergänzungen
stj feinfühlig einzupassen, daß der Laie, ob er nun kunst-
geschichtlich gebildet sei oder nicht, die neuen Teile gar-
nicht störend empfinde. Niemand aber falle es ein, zu
behaupten, daß der neue Teil alt sei; in voller Oeffent-
lichkeit werde die Arbeit geleistet. „Wenn aber bei größe-
ren, mehr selbständigen Zufügungen Forscher darüber
klagen, daß sie sie nicht vom Alten zu unterscheiden ver-
mögen, so ist dafür im wesentlichen das Maß ihrer Sach-
kenntnis verantwortlich zu machen Wer dem wieder-
herstellenden Architekten an Kenntnis der Dinge eben-
bartig ist, wer also wie er in die feinsten Formabwand-
lungen alterer Zeiten, in ihre Gefühls- und Kompositions-
wcisc, in die Einzelheiten ihrer Matcrialbchandlung und
Handwcrkstci-hnikcn eingedrungen ist, der erkennt auch
heutzutage schon s..|. hr gut gelungenen Zufügungen als
das, was sie sind "
Indessen, es scheint ein tiefer Zwiespalt /u klaffen
/wischen der Beurteilung der Kunstwerke durch die Künst-
ler und durch die Kun-tgelehrten, Den ersteren sind sie
tatsächlich Kunstwerke, an deren seelischem Leben sie
No. eo.
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links und rechts altgermanischc Kflnstlcrgcstalten,
Barden mit der Harfe. Den ganzen Kreis der Halle
durchzieht in Höhe des ersten Umganges ein Fries,
Vertreter aller Glieder unseres Volkes darstellend.
Unterhalb der Lichtquelle, die in einer Oberlicht-
Öffnung von etwa 50 m Durchmesser besteht, thront
Ober der vergoldeten Kuppel in silzenden Idealgestalten
der uns überlieferte germanische Olymp. Den Kuppel-
raum belebend, reiten durch Wolken, in farbigen
Reliefs dargestellt, Walküren gleichsam durch den
Raum als die Mittler zwischen Erde und I limmel.
Es wird ja in unserer Zeit Mancher den Kopf
schütteln Ober einen derartigen Plan. Aber es konnte
nach der Ansicht seines Urhebers doch einmal die
Zeit reifen, in welcher Deutschland sich auch so hoher
Aufgaben bcwuUt wird. „In einem jeder Unwahrheit
und jeder Tbeatralik fremden Bau müßte den nach-
folgenden Geschlechtern kund werden, wie wir ge-
kämpft und wie wir geblutet, wie wir gelitten und wie
wir gesiegt. Es müßte ein granitenes Werk werden,
das wie eine Bibel kündet von dem zähen Ringen
eines Volkes und seiner Führer um die idealsten und
realen Güter, ein Bau, der ein Abbild unseres Lebens
zeigt und das Ringen des Menschen im Kampfe mit
der Materie verkündet"
Etwas von der idealen Gesinnung, die in diesen
Gedanken steckt, besitzen auch die schönen Entwürfe
von Franz Brantzky in Köln a Rh, aber sie be-
halten doch mehr den Boden unter den Füßen. Der
Charakter der Kompositionen ist etwa der unserer
heutigen Beilage, eines Entwurfes, der einen Teil eines
bedeutenden Sammelwerkes bildet, welches der Künst-
ler demnächst herauszugeben beabsichtigt Das be-
merkenswerte Kennzeichen der meisten dieser Ent-
würfe ist eine gesunde Verbindung des künstlerischen
Empfindens des struktiv denkenden Architekten mit
dem freien Gefühl des Malers Brantzky begegnet sich
hierin mit Malmhubcr in Stuttgart und Hogg in
Bremen, welche beide ein starkes und erfreuliches Teil
malerisches Empfinden in ihre architektonischen Ent-
würfe einfließen lassen und denselben dadurch auch
für den Laien das Sympathische, das zum Mitempfin-
den Anregende verleihen. Das Sehaffensgebiet von
Halmhuber erstreckt sich in reichster Arbeitslust von
den verschiedensten Gebieten der Kleinkunst über die
zahlreichen Zweige der Baukunst. Alles, was er gibt,
zeigt eine mühelose Meisterschaft der Darstellung.
In nicht minderem Grade ist das bei Högg der Fall,
wenn derselbe sich auch mehr auf das architektonische
Gebiet beschränkt. Sein .Landhaus Maria" und sein
„Bergnest", welches letztere wir in No. 31 d. J. ver-
öffentlichten, sind schöne Beispiele seiner teils an-
spruchslosen, teils phantasiercichen Kunst. Auch bei
den Entwürfen zu Innenräumen von O. Usbeck über-
wiegt die Lust am Malerischen, zu welcher die Mönchs-
architektur des frühen deutschen Mittelalters besonders
einladet Sie ist überhaupt das charakteristische Kenn-
zeichen des Wohnhausbaues unserer Tage, von wel-
chem die Ausstellung einige bemerkenswerte Beispiele
von Erdmann At Spindlcr, Schumacher, ßalcke,
Schutte & Volmer, Pützer, Otte usw. enthalt,
durchweg Arbeiten, welche in gleicher Weise auf eine
ungekünstelte Raumanlage mit entsprechendem Aus-
druck des Aeußcrcn, wie auf eine charakteristische
Material-Verwendung ausgehen. Die Osteria von A.
Ti e d c , eine I icbenswürdige Gruppe, schließt sich hier an.
Das Malerische beherrscht auch mehr oder weniger
den modernen Kirchenbau Das laßt sich ebenso sehr
von den beiden trefflichen Kirchen Otzens (für Elbing
und Rheydt), wie in noch höherem Grade von dem
schönen Entwurfc von Dinklage & Paulus für die
Kirche der Marta- Gemeinde in Berlin, wie auch von
der Matthäus-Kirche für Frankfurt a. M. von Pötzer
und endlich dein Entwurfc zu einer evang. Kirche für
Innsbruck von Heinr.Wo Hin Berlin sagen VonleUterem
Künstler enthält die Ausstellung noch einen fein em-
pfundenen Entwurf zu einem Wein -Restaurant, eine
schöne, gemütvolle Arbeit. Eine feinsinnige Auffassung
verraten die Konkurrenz-Entwürfe von Jansen 5
Müller (Höhere Töchterschule Essen) und Jürgensen
& Bachmann (Handels-! lochschulc Köln); durch ihren
trefflichen Konkurrenz-Entwurf für ein Rathaus in
Bremen sind Altgclt & Schweitzer in Berlin, durch
einen nicht minder ausgezeichneten Entwurf für ein
Rathaus in Hannover Börgcmann dorten vertreten.
In dem Damenstift Honnef von E. Kühn und in dem
Stiftshause aus Altona von Kühn Sc Baumgarten
bekundet sich eine glückliche Oekonomie in der Wahl
der architektonischen Ausdrucksmittel. Gleiche Grund-
sätze beherrschen die Heilstätten von Schmieden &
Boethke in Berlin (Melsungen und Schreiberhau),
treffliche Anlagen, die durch den Maler Jacob eine
mit der eigenen Seele Anteil nehmen; den letzteren sind
sie nach Dchio lediglich „Dokumente der Kunstgeschichte",
und „nicht dazu da, daü wir uns an ihnen freuen*. Wer
noch eines Beweises hierfür bedürfte, der sehe sie h unsere
Kunstinvcntare an. Mit wenigen Ausnahmen geben sie
lediglich Inventar« von Dokumenten, nicht die Vorbilder
des künstlerischen Schaffens; sie sind Hilfsmittel der Kunst-
geschichte, nicht Hilfsmittel der Kunst. „Aber höher", führt
Stiehl, dieser Ansicht bei! retend, aus, „als die Kunstgeschichte
steht denn doch noch die Kunst. Ihre Denkmaler sind mehr
als bloßes Studienmaterial für ein paar hundert Gelehrte,
sie spenden Erhebung und unbefangenen Genuß der Schön-
heit den Hundertlauscnden, die unverbildet in reiner Em-
pfänglichkeit vor sie treten. Sie sprechen von der Er-
innerung froher und trauriger Zeiten, vom Geist großer
Männer und von der Vergänglichkeit ihrer Schöpfer und
alles Irdischen dem, der Ohren hat zu hören, laut und
vernehmlich, ganz glcichgiltig, ob einzelne Steine, einzelne
Bauteilenun zufällig dreihundert Jahre alt sind oderdreißig!"
Gegen den Schluß seiner mit einer bemerkenswert ge-
wandten Dialektik vorgetragenen Ausführungen wendet
sich Stiehl noch gegen den Einwurf, daü die Ruinen um
so viel schöner seien, als der wiederhergestellte Hau es
sein könne. „Wenn dieser Standpunkt wenigstens noch
originell wäre! In Wirklichkeit ist es neuester englischer
Import und es ist an sich nicht einzusehen, warum der
deutsche Michel unter plötzlicher Aufgabe seiner bisheri-
gen, auch durch die Pflichten gegen die Nachwelt wohl-
begründeten Anschauungen sofort Nachfolge leisten soll,
weil in England seil einigen Jahren die Strömung oben-
auf ist, die Baudenkmäler zum Genufl der Kuinenschön-
heit weiter zerfallen zu lassen " Die Folgerungen für das
Heidelberger Schloss ergeben sich von selbst, „L% wäre un-
verantwortlich, wenn man um reiner Scheingründe willen
das Meisterwerk der deutschen Kcnaissancekunst in Trüm-
mer fallen lassen wollte. Denn nicht nach unklaren Ge-
37. August 1904.
fohlen und Jugcndcrinncrungen, sondern nach Gründen
muß solche wichtige Krage entschieden werden*. —
Die zweite Schrift die wir hier erwähnen müsMMi,
ist eine Broschüre von Ernst von Wilden bruch: „Au»
Liselottes Heimat. Ein Wort zur Heidelberger Schloß-
frage"1) Die Broschüre zerfällt in zwei Teile; der erste
versucht eine Charakteristik der Elisabeth Charlotte (Lise-
lotte) von der Pfalz, Herzogin von Orleans, die mit dem
Heidelberger Schloß in eine psychologische Verbindung
gebracht wird, was schon im Titel der kleinen Schrift an-
gedeutet ist Dieser Teil hat für uns nur ein literarisch-
historisches Interesse; er interessiert uns lediglich so weit,
als der Verfasser sein Urteil über die seltene Fürstin in die
Worte zusammenfaßt: „Ich bin der Meinung, daß nie ein
klarerer Verstand, eine gesundere Natur klarer und gesun-
der über ungesunde Verhältnisse gesprochen hat, als der
Verstand und die Natur, die sich in diesen Briefen (aus
den- Briefen Liselottes der Jahre 1672—1723 von Rudolf
Friedemann und Paul Volkmar ausgewählt und bei Franhk
in Stuttgart verlegt) äußern. Und wenn es wahr ist, daß
Liselotte typisch für die deutsche Art und Natur ist, dann
dürfen wir mit unserer Natur zufrieden sein " Nach einem
solchen Urteil und nach der Ideenassoziation, die Wilden-
bruch im Titel seiner Broschüre zwischen Liselotte und
dem Heidelberger Schlots knüpft, konnte nun jeder Un-
befangene erwarten, daß der Verfasser auch die zahl-
reichen Acußcrungcn der kurpfalzisclicn Kurstcntochtcr
Ober das Schloß wiedergibt; daß er, wie wir es früher
wiederholt taten und es hier noch einmal wiederholen
müssen, berichtet hätte, wie sie „keine bessere Luft in
der Welt, als auf dem Schloß" kannte. Er hätte, um das
Bild nicht cin-eitig zu e<°>ultcn, erzählen müssen, wie
Elisabeth Charlotte die Namen «Her Straßen in llcidel-
•| «.. C.j„tt Vrrljir-bTl,-»ibar.d;unr
llornrünii! auf Scitr 43* >
43«
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Abbildg. i. GcMniUnortlnung der DrahUcilbalin-
Abbildg. a. Untere» Ende der Drahtseilbahn. Ar beiUgerQut «u'cler Baustelle.
ausgezeichnete künst-
Icrisclic Darstellung er-
fahren haben. Eine ei-
genartige Arbeit ent-
hält die Ausstellung
von Franz Sehwech-
ten in Herlin: den Ent-
wurf zu einem Wohn-
hause mit Kunstwerk-
statt der deutschen
Glasmosaik-Gesellsch.
Pulil & Wagner in
Rixdorf, den wir S.433
wiedergeben. Es ist hier
der sympathische Ge-
danke verfolgt, aus
Wohnhaus und Werk-
statte eine Baugruppe
von künstlerischer Ein-
heit zu schaffen, die
mehr ist, als eines der
üblichcnBcrlinerMiets-
hauser mit Hinterge-
bäude. Die Baugruppe
gibt ein schönes Bild
des Emporblühens der
bewahrten Anstalt.
M ö h r i n g'sG rabm aler,
Feuerherd 's Phanta-
sie-Entwürfe, v. Re-
chenberg's Aquarell
aus Lugau, Günther-
Naumburg' s Studien,
Sepp Kaiser 's Kunst-
haus für Zürich, Bcr-
noulli'sWohnhaus in
Friedenau, Probst's
Ansichten aus Breslau,
Blätter von v.Tetjtau,
Rocnsch, Reuters,
Gottlob, Bangert,
Breslaucr A: Salin-
ger usw. verdienen ge-
nannt zu werden teils
der gewandten Dar-
stellung, teils der archi-
tektonischen Haltung
wegen. Es ist unmög-
lich, auf alles näher ein-
zugehen ; über einiges
haben wir früher schon
berichtet, auf anderes
gedenken wir gelegent-
lich noch zurückzu-
kommen. DochdasMo-
dcll des Theaters für
Barmen von Moritz in
Köln muß als einziger
Vertreter des Theater-
baues noch genannt
werden, da es sich nicht
nur durch eine glück-
liche Gruppierung und
Bewältigung der Mas-
sen, sondern auch
durch den Versuch
einer selbständigen
Formensprache vor-
teilhaft auszeichnet —
(SrhltiS lo\&).
Die Ausführung des neuen Beachy-Head- Leuchtturmes bei Eastbourne (England).
|m Vorjahre ist in der Nähe des Badeortes East-
bourne an der klip|K-nrrichen Küste bei Bcachy-
Head ein Leuchtturm vollendet und seiner Bestim-
mung übergeben worden, der durch die Art seiner Her-
stellung allgemeineres Intcrcs.se verdient. Er ist an Stelle
eines im Jahre 1834 auf den sich bis 130 ■> über dem
Meeresspiegel erhebenden Kalkielsen der Steilküste er-
43a
richteten Leuchtturmes getreten, dessen Ersatz einerseits
au» Kocksichten auf den baulichen Zustand, namentlich
aber aus dem Grunde als notwendig erschien, daß durch
dichten Nebel in den höheren Schichten das Feuer des
Leuchtturmes häufig verdunkelt wurde. Da dies in den
tieferen Schichten weniger oft der Fall ist, so wurde der
neue Leuchtturm auf den bei Ebbe trocken liegenden
No. 69.
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-
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^4 ^ j
Kunstwerkstatt der „Deutschen Glasmosaik-Gesellschaft"
Puhl * Wagner In Rixdorf.
Architekt: Geh. Raurat Franz Brhwerhten in Berlin.
Klippen etwa 200 m vom Fuße der Steilküste entfernt auf-
gestellt. Die Ausführung lag der „Trinity Ilouse Corpo-
ration" in London ob, der das Lcuchlfcuerwcscn in Eng-
land unterstellt ist Der Turm wurde als massiver Grenit-
turm nach den Plänen des Chefingenieurs dieser Körper-
schaft, Thomas Matthews hergestellt, wahrend die Lei-
tung des Haue* dem Ingenieur Havelock Ca sc oblag.
Der Turm ist unmittelbar auf den felsigen flachen
Strand gegründet, nachdem dessen Spalten und Risse sorg-
fältig durch Zementeinpressung gedichtet waren. In seinem
unteren, etwa 15« hohen Teile besteht er aus einem
massiven Mauerblock von Granitquadem der De Lank-
Brüche in Comwall. Die Fundamente reichen rd. 3«
27. August 1904.
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433
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unter N.-W. herab. Der Sohlen-Durchmesser beträgt etwa
15.» Der im Mauerwerk imganzen 38m hohe Turm ver-
jüngt sich mit geschwungenen Linien nach oben bis
zu einem Durchmesser von 4.3 m. Der obere Teil des
Turmes enthalt 8 Geschosse, die durch eine Wendeltreppe
mit einander verbunden sind. Die Granitblocke, deren
insgesamt rd. 37001 mit Portlandzement-Mörtel vermauert
wurden, sind, um jede Verschiebung zu verhindern, so-
wohl in den I.agcr- wie in den Stoßfugen schwalbe n-
schwanzförmig mit einander verbunden.
Der massive Turm wird von einer Laterne bekrönt,
die den Leuchtapparat aufnimmt, der 31 m Ober H.-VV.
liegt und von der Firma Chance Brothers geliefert ist
Die Lichtquelle ist Petrolcum-Glühlicht nach dem Kilson-
S^stem. Das Petroleum wird vergast und dann durch
einen Bunsenbrenner geführt, der ein Welsbach-Gewebe
zum Glühen bringt Wahrend die Leuchtkraft des früheren
Feuers nur aaooo Kerzen betrug, ist die des neuen Leucht-
turmes auf 240000 Kerzen gesteigert, t.'m den Turm auch
bei Tage weithin sichtbar zu machen, wird der helle Ton
des Granites auf das mittlere Drittel der Höhe durch ein
breites Band in schwarzem Anstrich unterbrochen.
Besonderes Interesse verdient die Ausführung. Wie
schon bemerkt, fallt die Baustelle bei N.-W trocken, bei
H.-W. ist sie dagegen rings von tiefem Wasser umgeben.
Die Heranschaffung der Materialien und der Arbeiter bot
also Schwierigkeiten. Man entschloß sich daher, den Werk-
platz auf die Höhe der Steilküste zu verlegen und diesen
mit der Baustelle durch eine Drahtseilbahn zu verbinden,
die sowohl dem Material-, wie dem Arbeitertransport dienen
sollte. Um bei der Arbeit selbst dann nicht allzusehr vom
Wasserstande abhängig zu sein, wurde die ganze Baustelle
mit einem massiven Fangedamm umgeben. Die Betriebs-
Einrichtungen, bestehend in der Drahtseilbahn nebst den
zugehörigen Verankerungen, Laufkatzen, Bremsen usw.
wurden von der Firma Bulli vanl&Co. in I^ondon geliefert.
Die beigegebenen Abbildungen*) verdeutlichen den
Bauvorgang. Abbildg. 1 stellt die Verbindung des hoch-
gelegenen Wcrkplalzes mit der Baustelle dar, Abbildg. a
das an der Baustelle errichtete Eisengerüst, das die Male-
•) Die Abbildungen und allgemeinen Angaben aber dea Turm ver-
danken wir lln». Dr. II Aibrcrbi in Fiukluit • M. Sie wurden um br-
reits im Vorjahre zur Verfügung gestellt, konnten aber bisher nicht ver-
ollentlifht »erden. Beinelirb der mauhiaellen Einrichtung tintzen wir an«
1 T. auC die VcrOHenÜii Illing de« „Kngi Heering" J»hrg. 1901.
rialien für den Tagesbedarf und die Versetzkrane aufzu-
nehmen hatte und dessen Plattform daher in entsprechender
Höhe Ober Hochwasser angeordnet war. Es war mit
einem Auslegerkran von 5 < Tragfähigkeit zum Versetzen
der Werksteine ausgerüstet, deren schwerste Stücke bis
4 > Gewicht besaßen. Ein zweiter Kran mit doppeltem
Ausleger und ebenfalls Tragfähigkeit wurde auf dem
Leuchtturm selbst zum Aufwinden der Steine und Ver-
setzen aufgestellt, nachdem der GerOstkran nicht mehr bis
zu der entsprechenden Höhe heranreichen konnte. Abb. 3
gibt das obere Verankerungf[erüst wieder, das auch die
sonstigen maschinellen Einrichtungen der Drahtseilbahn
aufnimmt, Abbildg. 4 schließlich eine Laufkatze für den
Steintransport
Die Drahtseilbahn besteht aus zwei parallel geführten
Suhlseilen, deren eines rd. 50""», das andere rd. 45
Durchmesser besaß. Erstercs hatte eine Gcsamt-Bruch-
festigkeit von iaol, letzteres eine solche von 100' (d. h.
6400 Ttg/nc»). Die Seile laufen am oberen Ende Ober ein
fest im Felsen verankertes Holzgerüst, das in einiger Ent-
fernung von der nicht ganz sicheren Kante des Küsten-
felsens aufgestellt ist und sind nach hinten verankert Sie
sind so gelagert, daß schädliche Biegungsspannungen ver-
mieden werden. Am unteren Ende sind die Seile auf
einem zweiten Holzgerüst gelagert, das auf der schon er-
wähnten Arbeitsplattform befestigt wurde und Spannvor-
richlungen für die -Seile tragt. Die hinteren Enden sind
ebenfalls verankert und zwar in dem felsigen Seeboden.
Die Ankerenden wurden sorgfältig in Beton eingebettet,
um sie gegen Herausreißen zu sichern.
Für die schwersten Lasten von 4 ' Gewicht wurde
nur das stärkere Seil benutzt, während gleichzeitig auf
dem leichteren ein Gegengewicht hochgezogen wurde.
Die in dem Hauptseil enslandenen Spannungen stellen
sich dabei auf 30— 39«, sodaß also 4 fache Sicherheit vor-
handen war. Vüt leichtere Lasten wurden beide Seile
ohne Unterschied benutzt, wobei dann die Bremse beim
Ablassen der Last in volle Tätigkeit treten mußte; das
Hochziehen von Lasten wurde durch eine Dampfmaschine
bewirkt die neben dem Gerüst am uberen Ende aufge-
stellt war.
Jedes der beiden Laufseile war mit einer vierrädrigen
Laulkatze ausgestattet bei welcher die paarweise Verbin-
dung der Räder und die Aufhängung der Last so getroffen
waren, daß eine gleichmäßige Bclastungder Achsen gesichert
berg, die Lage der einzelnen Häuser und Gärten, die ein-
zelnen Paläste und Zimmer des Schlosses bis zu ihrem
Tode behielt Er hätte sagen müssen, daß sie von dem
Schloß gerne plauderte; daß wir aus ihren Acußerungen
erfahren, daß dasselbe in seinem Inneren ziemlich einfach
eingerichtet war. Parkettböden gab es nicht, »nur Bretter
und Dielen". Aber mit Gobelins und Gemälden war es
prächtig ausgeschmückt; da waren der „Tod der Maria",
„Simson im Kampf mit den Philistern", „der gefesselte
Prometheus". Er hätte vor allen Dingen nicht ver-
schweigen dürfen, „welch' tiefes Herzeleid die Ver-
wüstung der paradiesischen Heimat, die Einäscherung und
Zerstörung der geliebten Stätten ihrer Jugend, des Heidel-
berger Schlosses vor allem, der unglücklichen Fürstin
brachte" (Karl Pfafft; wie sie fast in jedem Briefe frug,
ob das Schloß, die zwei spitzen Türme der Heiliggeist-
Kirche, die lutherische Kirche, .die so hell und artig war",
die L'niversitätsgebäude, die Brücke wieder gebaut wür-
den; wie es sie empörte, daß Kurfürst Johann Wilhelm
von Pfalz -Neuburg das „alte Stammschloß" nicht wieder
„zurechtmachen" läßt; wie sie meinte, das Schloß wieder
aufzubauen wäre „mehr Grandeur", als ein Jagdschloß
zu Schwetzingen erstehen zu lassen oder 20000 Taler
„vor eine Opera" auszugeben. Wildenbruch hätte, nach-
dem er die Liselotte in seiner Broschüre in eine so enge
Beziehung zum Schloß brachte, unter keinen Umständen
sich versagen dürfen, die Stelle eines Briefes aus ihrem
letzten Lebensjahre anzuführen, in welcher sie klagt:
„Ich müßte vor puren Schmerzen und Tränen vergehen,
nicht mehr dort zu finden, was ich so herzlich geliebt
habe " Sie dachte hierbei, wie l'faff ausführt, nicht blos an
das in Trümmer gesunkene Schloß: „die Ruinen desselben
erschienen ihr ein Symbol des mehr und mehr schwin-
denden deutschen Nationalbewußtseins, der Verwilderung
und Verdrängung deutscher Sprache und guter alter deut-
scher Sitte." Von alledem findet sich bei Wildenbruch
keine Spur. Dafür aber wiederholt er kritiklos und bei-
nahe Wort für Wort das, was der Volksredner Thode vor
einer fanatisierten Menge sprach. Dabei aber wird Hr.
von Wildenbruch von einem merkwürdigen Mißgeschick
betroffen. Er führt bei einer Schilderung der Schloß-
gruppe aus: „.Mitten in dem warmen flutenden Licht ist
eine dunkle Stelle, die das Licht verschluckt; mitten in
434
dem steinernen Spiizcngewebc ein dicker, schwerer Ge-
bäudcklotz, der sich von dem reizvollen Spiel architek-
tonischer Linien rings umher feindselig ausschließt, als
wollte er nicht daran teilnehmen, weil ihn das alles nichts
angeht Was ist das? Wer ist das? Gerade Ober dem
Allan, in der Mitte der Ruine , -steht das plumpe Ding, so-
daß die Störung, die es in das schöne Gesamtbild wirft,
dadurch um so störender wird. Fragen wir einen Orts-
angesessenen. Er wird uns Auskunft geben — und ergibt uns
Auskunft : „ „Das ist der restaurierte Friedrichs- Bau, den man
st rcngnachdenaltenMaßcnund Verhältnissen wie-
der aufgebaut hat. Kopfschüttelnd stehen wir.*" Jawohl,
Hr. von Wildenbroch, kopfschüttelnd stehen auch wir vor
Ihrer Kennerschaft denn das „plumpe Ding", die „Störung
in dem schönen Gesamtbilde", waren immer in dieser
Form da, sie sind bei der Zerstörung des Schlosses glück-
licherweise erhalten geblieben. WiTdenbruch findet „die
jetzige Schloßruine zehntausendma] schöner, als das alte,
nicht zerstörte Schloß*. Das ist Geschmacksachc; wenn
er aber diese Gcschmacksaußcrung mit einer freilich
schlechten Wiedergabe des köstlichen -Stiches belegt, den
Salomon de Caus, der Schöpfer der Gartenanlagen Fried-
richs V , seinem 1620 in Frankfurt erschienenen „Hortus
Palatinus" beigab, so darf man sich doch die Frage vor-
legen, ob man mit einem in künstlerischer Beziehung so
mangelhaft entwickelten Geschmack an die Oeffentlichkeit
treten darf V Wildenbruch spricht es ausdrücklich aus. es
mache „sich in der Heidelberger Schloßbaufragc eine ganz
unzulässige Uebertragung wissenschaftlicher Anschauungs-
weise in das Gebiet der Kunst geltend. Denn die Frage
ist eine schlechthin künstlerische, kann nur vom künstle-
rischen Gesichtspunkt aus behandelt und entschieden
werden"; man wird ihm darin vollkommen beipflichten,
sich aber umsomehr wundern müssen, daß er als Nichl-
kOnstler sich mit einem so absprechenden Urteil Ober das
bisher Ausgeführte und noch Geplante hervorwagt. Doch
genug mit diesen unerfreulichen, aber uns aufgedrungenen
Erörterungen. Haben wir noch nötig, nachzuweisen, daß
der Kampf um das Heidelberger Schloß auf jeuer Seite
aus einem Trauerspiel zur Satyre, zur Farce geworden
ist, oder müssen wir, um das zu beweisen, noch den
Simplicissimus anführen? — — II. —
No. 69.
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wurde, vcrgl. Abbildg. a. Die Laufkatze des stärkeren
Seiles war mit Aufhange- Vorrichtungen für die Werkstücke
ausgestattet, die des schwächeren für gewöhnlich mit
Abbildg. 3. Laufkatze zum Transport von Werkstücken.
einem Kasten, der im unteren Teile bis a< Ballast auf-
nehmen konnte, wahrend der obere Teil auch zum Trans-
port von losem Material bczw. gleichzeitig 13 Arbeitern
f «eignet war. Ein ahnlicher Kasten konnte im Bedarfs-
alle auch an die Laufkaue des stärkeren Seiles angefügt
werden.
Die Bewegung der Katze wurde durch besondere, am
oberen bezw. unteren Ende derselben angreifende Zugseile
bewirkt, die am oberen zunächst Ober Leitrollen und
dann über die aus hölzernen Bremstrommeln von 2,5 ■
Durchmesser bestehende Bremsvorrichtung, am unteren
Ende QberKührungsrollcn und eine Rückkehrscheibe liefen.
Die Bremsen wurden durch mit Schrauben angezogene
Bremsbänder betätigt Da, wie schon bemerkt, das Ge-
rüst am oberen Ende nicht bis ganz an die Felskante
vorgeschoben werden konnte, es aber anderseits er-
forderlich war, daß der die Bremsen bedienende Maschinist
die Bewegung der Lasten auf der ganzen Laufbahn Ober-
sehen konnte, so wurden die Bremsen vom Maschinisten-
Abbildg. 4.
Oberes Ende der Drahtseilbahn mit der
Bremseüwiehtung.
stand aus durch Handrad und Kette von einer Stelle her
betätigt. Kür gewöhnlich war nur eine Bremse in Be-
nutzung, während die andere als Reserve diente.
Eine weitere Einrichtung war getroffen, um die Last-
wirkung ganz allmählich auf die I. aufseile :u übertragen.
Zu dem Zwecke wurden die auf kleinen Laufwagen an-
kommenden Werkstücke auf die Plattform eines Aufzuges
geschoben, die in dem oberen Gerüst am vorderen Ende
eingebaut war und in eine entsprechende Vertiefung ver-
senkt werden konnlr (vcrgl. Abbildg. 4). Die Plattform
wurde zunächst auf Transportgleishöhc eingestellt, hierauf
die l^ast aufgefahren, an der Laufkatze befestigt und dann
die Plattform von Hand allmählig abgesenkt, bis die Last
völlig frei schwebte und ganz auf dem Laufseil ruhte.
Die sinnreiche Ausgestaltung des maschinellen Be-
triebes hat sich während der ganzen 5jährigen Bauzeit
des Leuchtturmes durchaus bewährt. —
Vermischtes.
Der 10. Internationale SchlflahrtskongreQ In Mailand 1905
findet nach einem vorläufigen Programm vom 24.-39. Sept.
statt Die Vorträge stehen natürlich noch nicht fest, da-
gegen ist bereits ein Programm für die Ausflüge und Be-
sichtigungen entworfen. Dasselbe enthält einen Ausflug
nach dem Corner See und den Besuch der Anlagen von
Padcrno; einen Ausflug nach Vizzola (Schiffahrtskanal
und elektrische Kraftstation): einen Besuch der Häfen
und Kanäle der Lagunen von Venedig und einen Ausflug
nach Genua, sowie im Anschluß daran nach Spezia, Neapel
usw. Anmeldungen an den Üb.-Ing. des Ingenieurkorps
Sanjusti di Teulada in Mailand, Via Sala No. 3. —
Umbauter, am Opernhause In Dresden. In dem Erd-
geschoß des Dresdner Opernhauses ist von dem Hofbrt
Fröhlich in Dresden während der vergangenenüpernferien
ein Restaurant eingebaut wurden. Mit großem Geschick hat
der Architekt es verstanden, den verhältnismäßig kleinen
Raum auszunutzen und ihn durch Nischen Oberaus traulich
zu gestalten. Die weißen Wände und die ebenso gefärbte
Decke bilden mit ihrem vorsichtigen Goldschmuck einen
wirksamen Gegensatz zu den funkelnden Messingsäulen
und dem roten Fußboden. Darf der Künstler für diese
Anlage allseitiger Anerkennung sicher sein, so deuten
allerhand Zeichen darauf hin, daß eine andere bauliche
Veränderung am Opernhause ebenso abfällig beurteilt
werden wird. In den Räumen, in denen jetzt das üben
erwähnte, nur abends zu benutzende Restaurant unter-
gebracht ist, befand sich bisher die Theaterkasse, die auch
dem Karten -Vorverkauf am Tage zu dienen hatte. Die
Kassenbeamten waren dort nicht nur gezwungen, auch
37. August 1904.
während der hellsten Tagesstunden Licht zu brennen, sie
waren vielmehr auch fortgesetzt einer heftigen und er-
kältenden Zugluft ausgesetzt. Eine Verlegung des Kassen-
raumes wurde somit zur Notwendigkeit. Der einzige für
die Verlegung infragc kommende Raum war die Exedra,
deren Ocffnung einen Einsatz erhalten mußte; damit ist
zwar dem Aeußeren des Gebäudes in gewissem Sinne
Gewalt angetan worden, doch wird jeder Architekt zu-
geben müssen, daß Hoibaurat Fröhlich auch diese Auf-
f abe ebenso pietätvoll wie künstlerisch feinfühlig gelöst hat.
>aß es ihm nicht leicht geworden ist, an den Semper •
sehen Bau die Hand zu legen, das zeigt die schlichte,
zurückhaltende Formengcbung des Einsatzes; daß er den
Einbau ausdrücklich als ein späteres, hoffentlich nur vor-
übergehendes Auskunftsmittel kenntlich machen will, das
beweist ferner die Belassung der alten Freitreppe. —
— w.
Künstliche Teiche. In der Ausstellungshalle der Garten-
künstler der Deutschen Städte, der .Großen Gartenbau-
Ausstellung 1904", finden sich u. a. Gartenptäne und I.und-
schafts-Photogrmphien der Städte Oberhau>en und M. -Glad-
bach; in diesen Städten befinden sich größere künstliche
Teiche und zwar in Oberhausen der Grilloparkteich und
in M. -Gladbach der Kaiser Friedrichteich mit seinem 15 ">
hohen Springbrunnen. Die Teiche liegen in hervorragender
landschaftlicher Umgebung und tragen wesentlich zur Ver-
schönerung des Landschaftsbildcs bei. Sic sind von A.
Siebel in Düsseldorf-Rath mittels Asphalt-Blci-Isolie-
rung gedichtet Diesem Verfahren zur Herstellung künslli-
cherTciche ist ein zuverlässiges Mittel zur 1 Icrstcllung einer
wasserundurchlässigen Teichauskleidung, welche unab-
hängig von der Beschaffenheit des Geländes sich überall
435
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anlegen läßt und welche neben dem Vorzug eines billigen
Preises noch denjenigen großer Haltbarkeit bcsiUL Eine
nur a -3C" starke Zementkruste, mit der die Asphaltschicht
aberzogen ist, dient lediglich zum Schutz gegen Äußer-
liche Beschädigungen. Anstelle der Zemcntkrusle ist auch
die Auskleidung mit Mcttlacher Platten u. dg)., mit einer
Ziegelflachschicht, oder auch mit Rasenstacken möglich.
Erfahrungsgemäß halten sich sowohl Fische, als auch
Wasservögel und Wasserpflanzen gut in Bleiteichen.
Die große Bedeutung künstlicher Teiche ergibt sich
nicht nur im Sinne der künstlerischen Ausgestaltung von
Garten und öffentlichen Anlagen, sondern auch auf wirt-
schaftlichem Gebiete bei Kläranlagen und Keuerlösch- so-
wie Kohlteichen industrieller Werke. —
Preisbewerbungen.
Eine Art Wettbewerb betr. Entwürfe für einen Kirchen-
Neubau In Adorf Im Vogtlande erlaßt der dortige Pfarrer
zum 15. Oktober. Es handelt sich um die Errichtung einer
neuen Kirche anstelle der im Juli d. f. durch Brand zer-
störten Stadtkirche, unter tcilwciscr ijenutzung der vor-
handenen alten Mauern. Die Art des Ausschreibens so-
wie die Bemessung der Preise (300, aoo und 100 M.) lassen
\ ermuten, daß dem Kirchenvorstand sachverständiger Rat
ntcht zur Seite s and. Vielleicht nimmt sich ein Fachgenosse
in der Nähe von Adorf, der im Wettbewerbswesen be-
wandert ist, der Angelegenheit an, um sie in die ent-
sprechenden Bahnen zu lenken. —
Bücher.
Architektur von 1750-1850. Herausgegeben von Lambert
& Stahl in Stuttgart. 10 Licfcrgn. von je ao Taf.
Preis jeder Lief. 30 M. Verlag von Ernst Wasmuth
in Berlin.
Auf etwa 160 Tafeln in Kunstdruck nach uhotographi-
schen Original-Aufnahmen und 40 Farbcntafcln nach Ori-
ginal-Aquarellen wollen die Herausgeber in einer vor-
nehmen Veröffentlichung, welche den Traditionen des
Verlagshauses Wasmuth in würdiger Weise gerecht wird,
eine Architektur im Bilde festhalten, die meistens von
schlichtem C harakter ist und sich mehr durch Schönheit
der Verhältnisse und klaren, kräftigen Umriß auszeichnet,
als'durch reiche Ornamentik und mit welcher infolgedessen
„ganz besonders rücksichtslos umgegangen wird . . . Wa-
rum", fragen die Herausgeber mit Recht, „diese Verach-
tung für einfache und vornehme Werke, aus welchen
unsere unruhige und protzige Zeit am meisten lernen
könnte'.'" Und sie versuchen nun, im Bilde festzuhalten,
was durch die beiden Arten von Verwüstungen, welche
den künstlerischen Wert unserer Städte bedrohen — durch
.das rücksichtslose Durchbrechen gerader Straßen und
Freilegen von Kirchen seitens der Behörde, und das Um-
bauen und stilvolle Renovieren der Häuser seitens der
Privaten" — dem Untergang geweiht ist. Es sollte, meinen
die Verfasser, gerade der Zeit vergönnt sein, die keinen
Stil besaß, aber in allen Stilen arbeitete, sich als Schul-
meister Ober die glücklichen Epochen zu stellen, welche
eine sichere Richtschnur besessen hatten und mit ihrer
eigenen Formensprache die Aufgaben ledcr Art, auch Er-
gänzungen und Wiederherstellungen älter Baudenkmäler
lösten. „Und so geschah es denn, daß in den letzten De-
zennien im Namen dieser gefühllosen Pedanterie die un-
glaublichste Barbarei an alten Bauwerken und .Städtebildern
verübt wurde". Das ist kaum wieder gut zu machen; es
gilt hier nur, zu retten, was zu retten ist und das haben
die Verfasser in verdienstvoller Weise unternommen. Zwei
Lieferungen in sehr ansprechender, dem Charakter der
Werke angepaßter Form liegen vor. Es ist eine eigene
Well, die aus den schönen Blättern spricht; es ist die
Stimmung einer bewußten, fast möchte man sagen, stolzen
Enthaltsamkeit, die uns hier entgegentritt; einer künstle-
rischen Bescheidenheit, deren Verlust in erster Linie es
ist, den wir in unseren Tagen der persönlichen und der
geschäftlichen Reklame so sehr beklagen. Möchten daher die
Blätter begehrte Vorbilder für eine wenicer aufdringliche,
aber gemütvoll vertieftcre, für eine wenicer reiche aber
um so feinere Kunstnbung werden Sie kommen gerade
zu rechter Zeit; wir sind an einem Punkte der Sättigung
angelangt. An diesem Punkte können sie einsetzen und
uns werter bringen. Die Ausstattung ist die trefflich be-
währte der Verlagsanstalt von Ernst Wasmuth. Wir wer-
den jedenfalls nach Vollendung des warm zu begrüßenden
Werkes, welches unser architektonisches Studienmaterial
in wertvoller Weise ergänzt, auf dasselbe zurückkommen. —
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
H 1 I f % b u r ti Uli den Deutsch - Russische 11 Handels-
verkehr Berlin Rt-BIm-cK rrkehr (Mn-iir U-rrUui Knmm ■
Verlag G Hedeler in Leipzig. Pr 5 M
Kön Ig, Fr , log. DashydrotcchnischcRechncn mittel«
Hilfstabellcn. Anleitung zur leichten, raschen und
sicheren rechnerischen Bestimmung der Rohr In hl weiten und
damit verbundenen Leistungen von Wassel leitungen jeder
Art, unt. Beifügung von 9 Hdfslab. mit Gebrauchsanweisungen
und Erläuterungen zu denselben, unterstützt durch 90 Rech-
nung» Beispiele Leipzig 1904. Otto Wigand l'r. 4,ao M.
V. KralUc, Rieh. Die ästhetischen und historischen
Grundlagen der modernen Kunst. 3 Vortlage. Wien 1904.
Anton Schi oll St Ko. Pr. ajo M.
Leon, Alfons, Vinz., Ing. Zur Theorie der Wlrmc&pan-
Hungen runder Schornsteine. Sonderdr. aus der
.Allgemeinen Ingenieur-Zeitung*.
March, Otto, Kgl Bit. Der Gedanke des evangelischen
kirchenbaues. Festrede gehalten im Arch. -Verein zu
Berlin zum Srhüiketlest. Mit 3 Abbildgn. Berlin 1904 Wilh.
F.rnst * Sohn.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Reg.- u Brt Hasak in Be-lin ist 2.
Mitgl. der künsilcr. Sachvcrstandigen-Komm bei der Reichsrjrurkcrri
ernannt.
Baden. Der Zenlr-Insp Dr Fuchs ist unt. Verleih, des
Tit. Brt- zum Kollegial •Milgl. der Ob-Dir. des Wii.tr- «. St.aßen-
haue* ernannt.
Preußen. Dem Geh. Mar. -Brt. Bugge in Halensre ist der
Rote Adter-Oidea III. Kl. mit der Schleife und dem Reg - u. Brt
Gröhe i» Forstenwalde der Knie Adler-Orden IV. Kl. verliehen.
Der Geh. Brt. Launer im Min. d off. Arb. ist 1. Geh. Ob -Brt
und der Reg-ßmstr. Emil Schul tze in Steinau a O. ist 2. Wasscr-
Der Wsssrr-Bauinsp. Zander in Breslau ist nach Brieg versetzt.
Techn. Hochschule in Danzig. Der Landbauinsp.
Brt. Carsten in Danzig, der .Sladtbrt. Brt. G e n z ni e r in Halle
a. S, der Reg.-Bm»tr. Kohnke in Berlin, der Prof. Dr. Sommer
in Poppelsdor I, Dr. T h r e B in Hamburg, Prof Dr. Wülfing in
Hohenheim, Prof Dr. Schilling in Güttingen und Dipl.' Ing. Mentz
in Stettin sind zu etatm. Prof. ernannt.
Versetzt sind: die Eisenb Baoinvp. Vogel in Gleiwilz als
Vorst, der Eisenb.-Werkst-Insp. nach Guben und Ziehl in Berlin
als Vorst, (auflrw.) einer Werkstlnsp. bei der Eisenb -Haupt werkst
nach GlerwiU.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg -Bmstr. Harros
der Kgl. Eisenb. - Dir. in Altona, Johlen der Dir. in Königsberg
i. Pr., Willy Lehmann der Dir. in Berlin, Sicbels der Dir.
in Kein a. Rh, Sauermilch der Dir. in Kassel, v. Braunek
der Dir. in Stettin und Ewig der Dir. in Kattowitz
Dem Reg.-Bmelr. E. Link in Ruhrort ist die nachges. Entlass.
aus dem Staatsdienst erteilt
Der Wasscr-Bauinsp. Brt. Kersjcs in Tilsit und der Rcg.-
Bmstr. Loewenhain in Frankfurt a M. sind gestorben.
Württemberg. Brt. Theoph. F re y in Stuttgart ist gestorben. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Ing. E. M. In M. Sie teilen uns mit, daß man nach
dem Prospekt eines deutschen Technikums unter der Voraussetzung
der Vorbildung lediglich der Volksschule werden könne: irr '/i Jahr
Palier, in 1' , Jahr Meister und Techniker, in i'.i Jahren Bauinge-
nieur und iu i'.1. Jahren Elektroingenieur Zu einem Tischlermeister
brauche man 1 Jahr, zu einein Maschinen -Techniker 1 Jahr und
etwas mehr, zu einem Maschinen-Ingenieur i'/i Jahre- Sie stellen
dem entgegen die 10 jahrige Studienzeit an der Real- und an der
Hochschule, die ein Fachmann mit zuverlässiger Auabildung durch-
machen niofl und fragen, ob wir dagegen nicht vorgehen wollen.
Wir haben diese Absicht nicht, denn wer nicht von selbst erkennt,
um was es sich hier handelt, dem ist eben nicht zu helfen! —
Hrn. J. Sch. In Berlin. Wir wissen nicht, ob es Berliner
Baubureaus gibt, die sich in dieser Weise mit der Ausbildung von
Architekten befasse», es wäre aber immerhin möglich Um das
zu erfahren, mOÜten Sie »« hon den Weg der Anzeige beschreiten. —
Anfragen an den Leserkreis.
1. Vor einiger Zeit habe ich Proben von Wandplatten gesehen,
welche aus gefärbten, aul eine Gips- öder Tonmassc aufgebrachten
Glasplatten bestellen und als Ersatz der Meißener glasierten Wand-
platten Verwendung fiuden sollen. Wer fertigt bezw. verkauft
solche Platten? Sind diese Platten schon verwendet und wie be-
wahren sich dieselben inbezug aul Haltbarkeit bcsondeis in feuch-
ten und kalten Räumen während des Winters? C.W in Tilsit.
2 Im hiesigen atadt. Schlachthofe bestehen die Fußboden in den
einzelnen Hallen aus Gußasphalt. Derselbe ist durch die großen
Mengen bedien Wassers derart gerissen, dal) der Boden nicht
mehr wasserdicht ist Im Anschluß an den vorzunehmenden Er-
weiterungsbau sollen samtliche Räume mit neuem Belag versehen
werden Welches ist lor Schlachtholanlagen der beste und zweck-
mäßigste Bodenbelag, welcher sich auch leicht von Blut reinigen
ItOt uml wasserdicht ist? — O, II in Oberglogau
3 Welcher Fußboden eignet sich am besten in Fabrikgebäuden,
111 welchen schwele Liseiikoustruklionen veraibeitet weiden? —
«. L. 111 Düsseldorf
Inhalt: Die Ar.hueklur aul iter lln'tlei» Hetlitlrt klllL.uu!.*teililii£ 1904
1 t ort^t/ntix! — Kuimt cxler KunsrgesrhK hte ' t'ie Auilflliruui; des neuen
Hej.liv Heid Leuchtturme» bei Irntimuri» iFutUuiil. - Vermischte» -
" er. _ l'ersunsl Nuhricliteu. - Hr ii-f- u Kr« gekästen.
Hierzu eine Bildbeilage: Von derdroßen Berliner Kunst-
ausstellung 1904.
Verlis der Deuts. I 'j ir .'< i: . f. in f. Ii , Hei I.II. Kr die Redaktion
verantwortl. Alben llirlmanii, Berlin. Druik. vvu Wdfc. Oreve. Herlit».
No. 69.
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B DEUTSCHE BAUZEITUNG
gXXXVIII. JAHRG. N°- 70. BERLIN, DEN ,1. AI V, 1904
„Düsseldorf und seine Bauten".
|chon rüsten sich die Fachgenossen zur Fahrt auf die
Wanderversammlung des -Verbandes deutsrher Ar-
chitekten- und Ingenieur-Vereine" in Düsseldorf, die
nach der Abgeordneten-Versammlung vom 12. 14. Sept.
d. J. daselbst tagen wird und schon hat auch ein Werk
die Presse verlassen, welches den Teilnehmern der Wan-
derversammlung ein willkommener Begleiter sein wird.
Eis verdient mit besonderer Anerkennung auf den Opfer-
mut an persönlichen Mühen und materiellen Leistungen
hingewiesen zu werden, mit welchem der nach der Zeit
seines Bestehens noch ziemlich jugendliche und narh der
Zahl seiner Mitglieder nicht eben große Düsseldorfer Archi-
tekten- und Ingenieur- Verein «s unternommen hat, sowohl
die große Wandcrvcrsammlung des Verbandes gastlich
aufzunehmen, als auch den Teilnehmern derselben das
Werk zu widmen, welches als
eine bereits typischeErscheinung
derWanderversammlungcn eine
nicht hoch genug zu %-cran-
schlagendc Bereicherung unse-
rer Fachliteratur bedeutet: da*
Werk, welches eine Schilderung
der jeweiligen Feststadt und
ihrer Bauten gibt. „Düsseldorf
und seine Bauten" ist ein schö-
ner, stattlicher Band geworden,
ein lebhaft sprechendes Zeugnis
für die Arbeitskraft und die
Umsicht des Düsseldorfer Ver-
eins. Seine Herausgabe wurde
von einem Kedaktions-Ausschuß
geleitet, welchem die Hrn. Reg •
und Brt. Ende II, I^andesbauinsp.
Schweitzer und Landesbmstr.
Bai tzc r angehörten. Das Werk,
zu dessen Kosten in dankens-
werterweise sowohl die Düsscl-
dorferStadtverwaltung wie auch
die Leitung dcrKunst-.Gewerbe-
und Industrie- Ausstellung 1902
beigetragen haben, umfaßt 36
Bogen und efig auf das reichste
illustrierte Seiten. Es zerfällt in
fünf Abschnitte, deren erster
allgemeine Betrachtungen über
Lage, Bodenbeschaffenheit der
Stadt, ihre geschichtliche Ent-
wicklung und Baugeschichte bis
Ende des XVIII. Jahrh, aus der
Feder des Hrn. Stadtbmstr, G. Tharandt gibt, an dessen
Ausführungen sich eine Darstellung der Entwicklung
der Stadt Düsseldorf im XIX. Jahrhundert durch Hrn.
städt. Beigeordneten C. Geusen anschließt. Es folgen
darauf, wieder von Tharandt, Betrachtungen über das
Schiffahnswesen und die Statistik, sowie von Hrn. Maler
Th. Groll über die Geschichte der bildenden Kunst
Düsseldorf*. Mit dem IL Abschnitt tritt dann das Werk
in den Beginn der Schilderung der baulichen Arbeiten
ein. Es werden durch Hrn. Gartenarchitekten J. Nauen
die öffentlichen I'ark- und Gartenanlagen, die Plätze und
Friedhöfe, sowie durch Hrn. Heg- und Brt. Ed. Endel 1
die Denkmäler, Brunnen uud Tore beschrieben. Der um-
fangreichste Abschnitt ist der den Hochbauten gewidmete
Diese sind geteilt in die Kultusbauten, die fürstlichen
Schlösser, dicVcrwaltung-*-Gcbäudc, dicGcbäudc für Kunst,
Wissenschaft und Unterricht, die Gebäude für Kranken-
pflege und öffentliche Wohlfahrt, die Theater-, Konzert-
und Vereinshäuser, in die Gast-, Kaffee- und Bierhäuser,
in die Geschäftshäuser und Bankgebäude und in die Wohn-
häuser. Die Abschnitte IV und V enthalten die Ingenieur-
bauten und die gewerblichen Anlagen. Die allgemeinen
Betrachtungen des Abschnittes I sind in anziehender Weise
mit alten Stadtplanen, alten Toransichtcn geschmückt und
Die St Rorhiukirchc in Düsseldorf.
Architekt: Prof. J. Kleesattel in PftmWOll.
Am: ,,[>0ftsrU1orf und »rine Bauten".
gewähren durch die neueren Stadtpläne und die Darstellung
der Art der modernen Straßenfflhrung und Behauung ein
treffliches Bild über die bauliche Entwicklung der Düssel-
stadt. Aus den statistischen Angaben entnehmen wir, daß
Düsseldorf von 16000 Seelen des Jahres 1800 auf rd.
230000 Seelen des Jahres 1903 angewachsen ist. Das
Stadtgebiet betrug am 31 März 1003 4868''», von welchen
048 ha mit Häusern bebaut waren. Auf 1 h* Stadtgebiet
kamen 47 Einwohner, auf 1 Einwohner 41,6t"« bebaute
Fläche. Der Abriß Ober die Kunstgeschichte Düsseldorfs
weist darauf hin, daß die Stadt zweimal eine Blütezeit der
Kunst erlebte: das erste Mal unter dem von mcdicftischcm
Geiste erfüllten Kurfürsten Johann Wilhelm zu Ende des
17. und zu Anfang de* 18., das zweite Mal um die Mitte des
19 Jahrhundert- Die erste Akademie freilich, unter Karl
Theodor, entfremdete Kunst und
Volk, sodaß die Kunst lange
Jahre hindurch ein kümmer-
liches Dasein fristete und erst
nach der 1815 erfolgten Besitz-
ergreifung durch Preußen wie-
der erwachte, um unter Friedrich
Wilhelm IV. die zweite Blüte
zu erleben. Cornelius, Schadow
usw. zieren diese Periode. Ihnen
folgen in der „sonnigen Blüte-
zeit rheinischen Kunstlebens *
Rethcl, Mintrop, l^essing, Hilde-
brandl. Knaus, die beiden Achen-
bach, Jordan, Gebhardt, Janssen,
Vautier, Bockelmann, Ohrts
und andere.
Drei Beinamen sind es, mit
welchen die Oeffentlichkeit Düs-
seldorf ausgezeichnet hat; man
nennt es in gleicher Weise eine
Kunststadt, wie eine Garten- und
Industriestadt. „Die Industrie
bleibt", wie da* Werk ausführt,
„an den Grenzen des Weich-
bildes; die Kunst tritt wenig in
die äußere Erscheinung, da sie
meistens in Museen, privaten
Sammlungen und Ateliers gehegt
wird; die Gartenstadt aber
fällt jedem Besucher über-
raschend in die Augen. Sie
fesselt jeden, der nicht Gelegen-
heit und Muße hat, in das Innere
der Gebäude einzudringen; sie wird dem Fremden als ein
unauslöschliches, prächtiges Bild in steter Erinnerung
bleiben und lehrt auch den Düsseldorfer, seine Heimat
mit jedem Tage lieber gewinnen." Es zieht sich vom
Norden der Stadt, der Golzheimer In**! ab, eine fast un-
unterbrochene Kette von alten, schattigen Alleen. Park-
und Gartenanlagen aller Art bis zur Flora im südlichsten
Teil der inneren Stadt am Bilker Bahnhof hin. An öffent-
lichen Denkmälern aus früherer Zeit ist Düsseldorf arm;
aus dem XVIII. Jahrh. besitzt die Stadt nur das Reiter-
standbild des Kurfürsten Johann Wilhelm auf dem Markte
und die Marniorstatue desselben Kurfürsten im Hofe der
Kunst*rhulc. Der übrige Dcnkmalbe*itz stammt nu* dem
XIX. Jahrh. und ist eine Frucht der neueren Kunst. Aus
ihm ragt hervor da* Kaiser Wilhelm- Denkmal von Karl
Janssen, das Bismarck-Denkmal von Joh. Röttger und
Aug. Bauer: das Moltke-I irnkmal von II am merse hmid t,
das Kriegerdenkmal von Hilgers, das allegorische Denk-
mal des Rheines und seiner Töchter von Janssen und
Tüshaus, das Cornelius- Denkmal von Donndorf, die
Denkmäler für tnmermann und Mend ebsolm-Bartholdy
sowie einzelne gute Denkmalbüsten.
Ein reiches Bild hicten die Kultusbauten dar; sie sind
von den Architekten Ganzlin und Korn bearbeitet. Die
4X1
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kirchliche Tradition Düsseldorfs geht auf frühe Zeiten
zurück. Die erste Pfarr-Kirche des Düsseldorfer Pfarrbe-
zirkes war die St Martins-Kirche zu Düsseldorf-Bilk, die
dem hl. Suilbertus gestiftet wurde. Von ihr ist nichts
erhalten; an ihrer Stelle steht die heutige alle St Martins-
kirche, eine dreischiffige romanische Pfeilcrbasilika, deren
älteste Teile schon 1019 vorhanden waren. Ihr folgen und
sind bildlich dargestellt die Lamberti - Kirche, die Kreuz-
brüder-Kirche, eine höchst interessante zweischiffige An-
lage, die St. Andreas-Kirche, die Max- Kirche, Kirche und
Kloster der Franziskaner und der Dominikaner, Die letzte-
ren beiden Baugruppen reichen bereits in die moderne
Zeit herein: die Klosteranlage der Franziskaner wurde
ab 1855 nach den Plänen des Klosterbruders Paschalis
Gratzc, das Dominikaner-Kloster ab 1867 nach den Eni-
F.ntwürfcn von Prof. J. Klcesaltcl im romanischen Stile
erbaut wurde und welche wir unten- und umstehend ab-
bilden. Beide Kirchen erforderten annähernd gleiche Bau-
summen (830000 und 800000 M.). Eine treffliche Anlage
ist auch die St Pein-Kirche Pickels; von dem gleichen
Architekten stammen die in einfachen romanischen For-
men gehaltene St Adolfs - Kirche, die Kirche zu Flehe,
die Oberbilker Kirche usw. Von katholischen Kirchen
der nächsten Umgebung gibt das Werk die Stifts- Kirche
zu Kaiserswerth, die Kirchen zu Katingen, Gerresheim,
letztere eines der schönsten Beispiele romanischer Bau-
kunst in der näheren Umgebung Düsseldorfs, die Kirchen
zu Erkrath, Hiramelgeist, und zum Sehl utl die (Juirins-Kirche
zu Neuü. Die evangelischen Kirchen gewähren weder an
Zahl noch an künstlerischer Bedeutung ein so reiches Bild,
I>ie St. Korhuikirrhc in DflurMoif.
Architekt :
Prot. J Klcenattcl in Dü.bcldott.
Au*: Ji<l««cM"ff ml'l fcrmr HauIco".
würfen des Dom bau nie isters Schmidt in Wien erbaut
Ein bemerkenswertes Beispiel für die Anlag«- eines ( lottcs-
hauses auf einem räumlich beschränkten Platze bietet die
neue St Martins- Kirche dc> Architekten Tcpe dar. Ein
sehr stattliche-, schönes Bauwerk ist die in den Jahren
1804—1896 durch L. Becker in Mainz errichtete Mariä-
Emplängnis-Kirche in der ( btstrafle, ein in die reichsten
Formen der rheinischen Gotik der Blütezeit gekleideter Bau
In architektonischer Beziehung von nicht geringerer Be-
deutung ist die St. Kochus-Kirche, die 1894 97 nach den
43«
wie die katholischen Gotteshäuser, wenn auch die Christu--
Kirchc an der Kruppstraße und die Friedens- Kirche an
der Florastrabe als schone Werke des Architekten G.
Weidenbach in Leipzig gelten müssen. Für die Archi-
tektur der protestantischen Bcctsälc ergaben sich manche
gute Lösungen. Unter den Synagogen erscheint als ein
sehr bedeutender Bau die neue Synagoge mit Gemeinde-
haus, die nach einem Entwürfe des Prof. J, Kleesattel
auf der Grundlage einer Bausumme von 575000 M. in
romanischem Stil ihrer Vollendung entgegen geht. Sie ist
No. 7a
Google
»
csrflB^äs0t^£ Irl * >i — - t
'i
I? I
31. August 1904.
ein glücklich gruppierter
Bau und faßt 800 mannliche
und 560 weibliche Besucher.
Das Werk beschreibt auch
drei fürstlicheSchlösservon
I )flsscldorf und der näheren
Umgebung; in erster Linie
das alte Schloß in Dussel-
dorf. Es wurde schon vor
dem Jahre 1260 gegründet,
war im Laufe der Jahr-
hunderte den vcrschicdcn-
stenWandlungen unterwor-
fen und fiel 1872 einem
Brande nahezu vollständig
zum Opfer, so dati heute
nur noch der runde Turm
übrig ist. Ein besseres
Schicksal hatte das heute
noch gut erhaltene Jage r-
hofschloß, das zwischen
1760 und 1766 unter Herzog
Karl Theodor erbaut wurde
und bis zum Ende des.WIll.
Jahrhunderts den bergi-
schen Uberjägermeistern
als Wohnung diente. 1815
ging der Jägerhof in den
Besitz der Krone über und
war lange Jahre Wohnsitz
der forstlichen Familie der
llohcnzollern. Das hervor-
ragendste Baudenkmal die-
ser Art in dcrUmgcbung von
Düsseldorf ist Schloß Ben-
rath, welches Kurfürst Karl
Theodori755durchNicolaus
de I'igagc, den Erbauer des
Mannheimer Schlosses und
den Schopfer des Schwet-
zinger Schloßgartens, er-
richten ließ. Es ist ein
Sommerschloß, nach Gur-
lilt die in künstlerischer
Beziehung bedeutendste
Leistung l'igages, und nur
ein Teil der höchst eigen-
artigen französischen Gar-
tenanlage. Wie in sehr vie-
len anderen Fällen, so bil-
det auch in diesem Falle
das Schloß mit seinen Ne-
bengebäuden und den Gar-
tenanlagen eine künstleri-
sche Einheit. Die Ciartenan-
lagen haben die Form eines
quadratischen Parkes, der
zwischen Schloß und Khein
liegt und seitlich von einem
langcnTcich.dem „Spiegel",
begrenzt wird — Die Be-
schreibungen dieser drei
Schlosser stammen von
den Hrn. Baltzer, Bon-
gard und Kndell.
Die Darstellung geht
nunmehr zu den Verwal-
tungsgebäuden über. Bei
den Militärbauten (Brt. K.
Kraft 1 erkennen wir an
der Offiziers- Speiseanstalt,
daß allmählich auch unter
den Waffen die Kunst eine
Stätte findet, die sie bei den
Bauten der Post- und Tele-
graphen - Verwaltung (W.
Derlei) infolge der An-
regung und Einflußnahme
de» verstorbenen Staats-
sekretärs Stephan schon
lange gefunden halte. Bon -
gart schildert das Kegie-
rungs-Gchäudc, die Bauten
der Justizverwaltung, da«
Gebäude der (iencralkoin-
mission, das Staatsarchiv,
welches wir nebenstehend
abbilden, die I .andesbiblio-
thek, das I laupt-Stcueramls-
439
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Gebäude und neben ihnen kommen das Rathaus, die
Handelskammer, die MAdtischen Sparkassen, das Kreis-
haus, die Provinzial-Verwaltung, durch Östron, Kohl-
hagen, Fettweis. Hofmeister und vom Lndt zur
Darstellung, unter ihnen eine Reihe trefflicher und cha-
rakteristischer Werke mit viel Eigenart Auf einen Ent-
wurf Raschdorff s geht das im Süle der italienischen
Renaissance gehaltene l'rovinzial-Standchaus zurück; an
deutsche Weise schlieüt sich das von C Wölf er in Münster
errichtete Kreishaus des Landkreises Düsseldorf an. Eine
merkwürdige künstlerische Stellung im Gesamtbilde des
Marktplatzes nimmt der von dem früheren Stadtbaumeister
C. Westhofen errichtete Erweiterungsbau des Kathauses
ein, eine an sich treffliche Arbeit, die augenscheinlich einmal
eine seitliche Ergänzung erhalten soll und damit das Rild
des Marktplatzes in harmonischcrem Sinne ergänzen dürfte.
Eine würdige künstlerische Erscheinung tragen die übrigen
stadtischen Bauten zur Schau. Ein recht eigenartiges Werk
ist das Haus der Handelskammer von vom EndL —
(SchluB lotfU
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben für «Inen die Wasserversorgung
und Kanalisation von Varna (Bulgarien) betreffenden Entwurf
ist von der Verwaltung dieser Stadt erlassen worden. Die
Preise für die drei besten Arbeilen betragen 12000, 8000
und 5000 Fr. Näheres durch die Generalkonsulate für
Bulgarien. —
In dem engeren Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
würfen für ein Schillertheater in Charlottenburg ist die Ent-
scheidung zugunsten des Entwurfes der Hrn. Hcilmann
<Sr l.ittmann in München gefallen. Unserer vorlaufigen
Ankündigung S. 32.1 tragen wir nach, daß zu dem \\ eil-
bewerb die Hrn. Hcilmann & I.itimann in München,
Ü March sowie Reinhardt cv Süssenguth in Char-
lottcnburg, A. Sturmhoefel in Berlin, sowie Kellner
«V Helm er in Wien berufen wurden. H. Sceling-Ber-
lin, der auch eingeladen war, mußte auf die Teilnahme
am Wettbewerb verzichten. Das Preisgericht bestand aus
den Hrn. Ob.-Brgrmstr. Schustehrus, StadtbrL B r a t r i n g ,
Stadtvcrordn. Arch. Lingner, Stadtverordn. Geh. Ilm'brt.
Heim, Stadtrat Arch. Schliemann in Charloltcnburg,
Geh. Brt Prof. Dr. Wallot in Dresden. Geh. Brt. Franz
Schwcchtcn und Prof, A- Messel in Berlin, Ob.-Kegiss.
Max Grube in Berlin, sowie demDirektordesSclüllcrthcatcrs
in Berlin Dr. R. Löwenfeld, nebst einigen Herren aus
dem Aufsichtsrat dieses Theaters. Für die Errichtung de»
Theaters, dessen Eröffnung forden 1. Sept. 1906 in Aussicht
genommen ist, wurde ein Bauplatz an der Ecke der Bis-
marck- und GrolmanstraBe gewählt und die Baukosten sind
auf 1 250000 M. festgesetzt. Hinsichtlich der Form wurde
bestimmt, daü das Theater dem Charakter eines Volks-
theaters auch in der Anlage Ausdruck geben und dem
sozialen Charakter der Zeit sowie den Bestrebungen der
Schillcrthealer-Gescllschaft entsprechen solle. Dem Ver-
nehmen nach zeigt der Entwurf der Hrn. Heilmann & Litt-
mann die Form des Amphitheaters, das für 1 100 bis 1500
zu berechnen war. —
Chronik.
Eine „Gesellschaft zur Bekämpfung des Straßenstaubes"
ist ia München gestände! worden, weh he dm /.werk hat, alle
rntrrnehmungen iu fördern, die dahin sehen, unter Anwendung
geeigneter Mittel den Staub auf den Straüen zu beseitigen, /u
diesem /werk wird die Gesellschaft wissenschaftliche und prak-
tische Versuche in größeren* Maßstäbe ins Leben rufen und leiten. —
Villenkolonie Buchschlag bei Frankfurt a. M. Eine Villen-
kolonie soll bei Station Sprendlingen der Hain - Neckar • Bahn er-
stehen. Mit Ermächtigung des Großherzogs hat das heasisrhe
Finanzministerium der in Frankfurt a. M. gebildeten Wohnungs-
gcsellschaft Buchschlag ein Wahlrunde von 30 ha iura Kaufpreis
von 1 M. für den qm zur Erbauung von Villen überlassen Das
Gelinde gehört mm KamilicnbesiU des groß». Hauses und liegt
in der Gemarkung Buchschlag. Die Bahnstation is! in unmittel-
barer Nahe. Der billige GelSndeprei* macht es möglich, geräumige
Gftrten herzustellen, durch beaondere Verkautsbediugungen ist jede
.Spekulation, die den Grund und Boden erheblich verteuert, aus-
geschlossen. —
Krematorium In Hellbronn. In Heilbronn a. X wird durch
den Verein für Feuerbestattung ein Krematorium nebst Kulum-
bariumshalle nach den Pl.lnen des Ilm Arch E. Beutinger in
Darmstadt erbaut. Die Ausführung liegt in den
Beutinger o\ Steiner 111 Heilbronn. --
Eine nlederschlesUche Gewerbe- und Industrie- Au*.
Stellung loo5 soll ab 1. Juni in Görlitz abgehalten werden. Für
die Ausstellung ist seitens der Stadt Görlitz ein größeres Gelinde
an den Stadtischen Anlagen, am Friedrkhsplatz und an der Jacob-
Bohrne ■ Straße zur Vertilgung gealellt, Das Gelinde lagert sich
um die Obcrlausiuer Gedenkhalle, die somit den Mitlelpookt der
Ausstellung bilden wird —
Ein neuer Eisenbahnplan Turin— Martlgny im Kanton
Wallis ist durch einen englischen lDgcnieur angeregt. Die Babn
würde eine l ange von r57 km haben, mitten durch das Gebirge
ziehen und elektrisch betrieben werden. —
Die I. große rheinische Kunstausstellung In Köln 190S,
vom .Verbände der Kunstfreunde iu den Lindern am Rhein* ver-
anstaltet, soll am r. Juni 1005 in dem am Rhein gelegenen Aus-
stellungipaUat eröffnet werden —
Ein Robert-Hamerllng-Denkmal für Wten ist zu errichten
beschlossen worden. Zur Erlangung voll Entwürfen wurde ein
engerer Wettbeweib erlasse», der am 15. Okt. d. J. schließt. —
Ein Bezirks - Kriegerdenkmal In Dingoll'ing In Bayern
wurde Mitte August nach dem Entwurf des Hrn. Prof, P. Plann
in Mtlnchen enlhflllt. - ■
Eine unterirdische Elsenbahn In New- York. In New- York
wird am i Scpt die unterirdische Eisenbahn eröffnet werden,
welche den Stadtteil der Insel Manhattan mit dem nördlichen Teil
der Stadt New York auf dem Kcstlandc verbinde! und einen Teil
derselben durchzieht. Die Linie ist 30 ktn lang und mit 4 Gleisen
versehen; die Zage werden mit jokm in der Stunde verkehren.
Die Transportmittel sind derart, daß sie einen Verkehr von 40000
Passagieren standlich zu bewilligen vermögen Die Arbeiten be-
gannen am 34 Marz tooo und die Herstellungskosten beriefen sich
auf 34 Mill. Dullars. —
Ein König- Albert -Denkmal auf dem Windberge bei
Potschappel bei Dresden wurde in Form eine» at m hohen
.Sandsteinobelisken nach dem Entwurf des Hrn. Aich Max Hans
Kahne in Dresden am 18 August eingeweiht. —
Brief- und Fragekasten.
W. R. Rheinland. Ihre Angelegenheit entbehrt des allge-
meinen Interesses und eignet sich daher nicht zur Behandlung Im
Briefkasten. Tragen Sie dieselbe einem Rechtsanwalt vor. —
Hrn. Arch. A. H. In Nürnberg. Zur Vertreibung der Heimchen
nehmen Sie einen Kammerjäger in Anspruch. Gegen die durch-
dringende Wirme sind Isoliermitte) anzuwenden. Entsprechende
Firmen finden Sie im Anzeigenteil unserer Zeitnng. —
Fragebeaut wortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage in Xo. 66, Hrn. A. Ney er in Bozen. Wenn die
WassergeschwiDcligkeit stets 3,5—310 betritt, wird sich auf dem
asphaltierten Rohr nur ein schwacher Belag bilden. Selbst bei viel
geringeren Geschwindigkeiten bis weniger als 1 m treten keine
Inkrustationen auf, sofern diese Geschwindigkeiten nie llngere Zeil
unterschritten werden. Die in blauen Ton und slurehaltigem Boden
beobachtete Zerstörung der Rohre — Verwandlung des Gußeisen»
in Eitenhydroxyd — begünstigt die Inkrustation. Als Rauhirkeita-
zahl sollte auch, wenn keine Inkrustation zu fürchten ist, in der
abgekürzten Kutter'scben Formel m =0,35 gewlhlt werden. Kleinere
Kauhigkeitszahlen geben größere Geschwindigkeiten als wirklich
erreicht werdet». — Heyd, dipl. Ing. in Darmstadt.
Zur Anfrage 3 in Xo. 50 Den lokalen Verhlltnissen gut an-
gepaßte unterirdisch eßedQrfnisanstalleo befinden sich ausge-
führt seit etwa 6 Jahren in Dresden (Pirn. Platz» nur für Minner, seit
a Jahren in Leipzig (Rathanaring.1, sehr anständig ausgestattet. Pr.
In Es*en iKuhr) ist im Jahre 1899 eine unterirdische Be-
d;i r fnisanatalt in mustcrgiltiger Weise ausgeführt. — R.
Inhalt: „Of---cMorf und seine Boiifcrn",— r^reubewerbuneea. — Chronik.
Briet- ii'i.l r'ragckjtleri. — Verband deutscher Anh.- und Im; -Vereine.
Verlag der I>eutscbeo Haiueitune. <■. m. b. H-. HerUn- r-Or die Kedatuon
veruntreu. Albert HotHiaun. Berlin. Druck von Wilh. Greve, Berlin.
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
An die Vcrbandsmttglieder !
Wir richten erneut an die Mitglieder des Verbandes die Bitte, ihre Anmeldungen zur Teilnahme
an der Wandcrvcrsartimlung, die vom 12 14 September in Düsseldorf tagt, möglichst umgehend an Hrn.
Heg -Baumeister G. Geiß, Düsseldorf, Ahnenfcldstr. 56, einsenden zu wollen. Auch die Wünsche bezüglich
der Beschaffung von Wohnungen sind an diesen Herrn zu richten.
Wir verweisen nochmals auf «.las in No. 64 abgedruckte spezielle Programm der Versammlung und
machen die Verbandsmitiiliedcr noch besonders darauf aufmerksam, daü sowohl die internationale Kunst-
Ausstellung wie die grobe Gartenbau- Ausstellung in Düsseldorf wahrend der Tagung der Versammlung
noch geöffnet sind und daß durch dc-n Direktor des Kunstgewcrbe-Maseums Hrn. Frauherger in den Räumen
des Museums eine interessante Architektur-Ausstellung für den Verband veranstaltet wird.
Frankfurt a. M — Berlin, im August 1904-
Der Verbands-Vorstand: Nchcr, Vorsitzender. Fi seien, Geschäftsführer.
4-to
No. 70.
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DEUTSCHE BAU
^ZEITUNG»
XXXVIII. JAHRGANG * N2: 71 *
* BERLIN, DEN 3 SEPT. 1904 *
Eisenbahnbrücke in Stampfbeton über
(Hierzu eine
Bnter den in neuester Zeit ausgeführten weit-
m pannten massiven Brücken verdient in-
folge ihrer Anordnung und Ausführung die
in diesem Jahre dem Betrieb ü bergebene,
unmittelbar bei der Ortschaft Lautrach ge-
legene Brücke Ober die Iiier hervorgehoben zu werden.
Sie liegt im Zuge der eingleisigen Lokalbahn Lcgau
Memmingen, überspannt den Flußlauf mit einem ein-
zigen Bogen von 59 m Weite zwischen den Wider-
lagern und besitzt eine Höhe von rd. 16 m über der
Talsohle (vergl. das Gesamtbild Abbildg. 1 aus den
Frühjahr dieses Jahres und die Längs- und die Quer-
schnitte Abbildg. 3 und 3).
Sowohl um bei den sehr häufig und sehr schnell
eintretenden Hoch wässern einen Aufstau durch Ein-
bauten zu vermeiden, als auch um von etwaigen Sohlen-
vertiefungen unabhängig zu sein, war es geboten, die
liier mit einer einzigen Oeffnung zu überbrücken. Eine
vergleichende Berechnung ergab, daß eine Brücke mit
eisernem Ueberbau gegenüber einer gewölbten sich
teurer gestellt haben würde, da für die erstcre ein Kosten-
aufwand von 110000 M. erforderlich war, während
für die letztere nur 91 000 M. aufgewendet zu werden
brauchten. Stellte sich damit schon der Bau der
massiven Brücke um 19000 M. billiger, so war noch
die Iiier bei Lautrach (Bayr. Schwaben).
e Bildbeilage )
eine weitere Ersparnis in Zukunft infolge der gerin-
geren Unterhaltungskosten zu erwarten; daneben kam
auch die verschiedene Ixbcnsdaucr beider Au^führungs-
arten inbetracht. Daß allein schon die Kostenfrage den
Bau einer massiven Brücke nahe legte, war durch die
günstigen örtlichen Verhältnisse bedingt, da das für die
Bereitung von Beton erforderliche Sand- und Kies-
material zumteit dem Illerbett nächst der Baustelle ent-
nommen werden konnte; auch standen für diesen Zweck
Lager am linken Illcrhang zur Verfügung. Die Grün-
dung der Brücke hat außergewöhnliche Schwierig-
keiten nicht gemacht, da sie auf festem Felsen oder
Flinz (eine fest gelagerte Mcrgclart) erfolgen konnte.
Die Ausarbeitung der Pläne zu dem Bauwerk er-
folgte in dem Ingenieur- Bu reau der General-
Direktion der kgl. bayer. Staatsciscnhahncn
Der dort zunächst im Jahre 1902 aufgestellte Entwurf
wurde im folgenden Jahre auf Veranlassung der den
Bau ausführenden Firma der A.-G. B. Lieboldiv Komp.
in Molzminden dahin abgeändert, daß anstelle einer
mehrgeschossigen Uebermaucrung des Hauptbogens
eine Auflösung in Enüastungsbögen senkrecht zur
Brückenachse trat
Mit Rücksicht auf eine etwaige Nachgiebigkeit
des Baugrundes, zur Verhütung von Rissen beim Aus-
Abbildg. t. Gesamtansicht der Brücke. (Aufnahme vom Februar 1504 )
411
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schalen des Gewölbes, zur Erleichteruni» von Tempe-
raturbewegungen sowie zur Erlangung zuverlässiger
Grundlagen für die Berechnung der Brücke wurde
das Gewölbe mit Gelenken im Scheitel und an den
Kämpfern ausgestattet.
Oer statischen Untersuchung sind die bei den
bayerischen Staatsbahnen giltigen Belastungsannahmen
zugrunde gelegt, indem als Last ein Zug von 2 Ma-
schinen mit daran gehängten Güterwagen von je 10 «
Achsdruck eingeführt wurde, deren Gewicht auf die
ganze Gewölbebreite verteilt war; es ergab dieses
eine Last von 4,4' für die Lokomotiven und 3,58* für
die Güterwagen für 1 lfd. m Gleis. Die Untersuchung
wurde graphisch mittels Bclastungsschciden für jeden
maßgebenden Querschnitt ausgeführt mit der Forde-
rung, daß die Üruckbeanspruchung des Betons mög-
lichst nicht über 30 k*,T™ hinausgehen sollte, und daß
Zugspannungen völlig ausgeschlossen waren. Auf-
grund der so gewonnenen Ergebnisse ist die Form
des Bogens festgestellt und seine Stärke bemessen.
Die Kämpfergelenke (vergl. den Längsschnitt Ab-
bildg. 2 und die Einzelheiten der Gelenke Abbildg. 4)
liegen in einer Wagrcchtcn und noch 0,875'" UDer <,en>
gestauten Katastrophen-Hochwasser vom Jahre 1901,
die Stützweite zwischen den Gelenkmittcn beträgt
57,164" und die Pfeilhöhe bis zur Mitte des Scheitel-
gelenkes 9,817™. Da die Brückenbahn ein Gefälle
von 22,5°/oo hat, wirken auf die beiden Bogcnhälften
verschieden große Lasten ein, so daß sich eine un-
symmetrische Ausbildung des Bogens als notwendig
erwies. Auf der am linken Ufer liegenden, höheren,
also auch mehr belasteten Seite sind die Krümmungs-
Halbmesser der inneren Leibung 48,25 und 41,885™,
während die rechte, weniger belastete Bogcnhälfte die
Krümmungs-Halbmesser4 1 ,80 — 53,85— 43,75 m aufweist.
Das Gewölbe ist im Scheitelgelenk i,iom, an den
Kämpfern 1,40™, in der Bruchfuge links 1,65'", in der
Bruch fuge rechts 1,63™ stark. Die Breite des Ge-
wölbes ist im Scheitel 4,20 m und wächst mit einem
Anlauf von 1 :2o nach den Widerlagern zu auf 5,25™
am linksufrigen und 5,12™ am rechtsufrigen Kämpfer;
hierdurch wird eine erhöhte Standsicherheit gegen
Winddruck, Hochwasser und Eisstoß erzielt. Die in
dem Gewölbe auftretenden Pressungen gehen Ober
31 kf/qcn nirgends hinaus.
Die Widerlager schließen sich mit einem Halb-
messer von 4,81 bezw. 4,67™ an die innere Leibung
des Bogens an. Die Fundamente sind so angeordnet,
daß sie bei den verschiedenen Bei astungs arten nahe-
zu gleichmäßig beansprucht werden; sie haben eine
Länge von 13,40™ und werden durch Absätze bis auf
8™ verbreitert. Durch diese Verteilung der Wider-
lagsmassen nach der Seite hin wird die Drucklinie
rasch gesenkt und dadurch die Gefahr des Abgleitcns
vermindert. Die größte Pressung im Fundament be-
trägt 3,45 *€/V*.
Die bei dem Bogen angewendeten Gelenke sind
Walzgclenke aus Gußstahl und nach Kopeke in
Dresden berechnet. In dem Scheitel sind 7 Paar von
je 50 ™ Breite und in den Kämpfern je 9 Paar von
derselben Breite angeordnet. Die sich aufeinander
WOlzenden Gelenkteilc, von denen der konkav gearbei-
tete einen KrOmniungs-Halbmesser von 0,35 ", der
konvex gearbeitete einen solchen von 2™ hat, sind
aus Siemens Martin -Stahl gefertigt, der an den Be-
rührungsflächen bis auf eine Tiefe von 5""*' derartig
gehartet ist, daß seine Festigkeit 7300^, 'ir™ beträgt.
Die Gelenke liegen zwischen Kunststein-Quadern; zur
gleichmäßigen l'cLcrtragung des Druckes auf dieselben
ist zwischen Gelenk und Stein eine 4™™ starke Walz-
blciplatte eingefügt, welche noch mit 68'- m «' bean-
sprucht wird. Die Betonquader haben eine Bruch-
festigkeit von 300 kt .T«,
Der Aufbau sowohl über dein Ilauptbogen wie
über den Widerlagern erfolgte mit offenen Entlastungs-
bögen. Leber dem Gewölbe haben dieselben Ilalb-
kreisform von 2,35™ I. W. und 0,40™ Scheitel -Stärke;
die Breite der Zwischenpfeilcr schwankt zwischen 0,70
bis 0.75 und 0,80 ™, je nach Höhe derselben In diese
4P
Bögen ist parallel zur Bahnachse eine Verankerung
in Gestalt von j je 0,57 ™ von einander entfernten alten
Lokalbahn-Schienen eingelegt. Die Schienen sind gut
mit einander verlascht und an den Enden mit 3""
starken Rundeisen verbunden.
Die Bögen über den Widerlagern sind überhöht
und haben eine Spannweite von 6,20 m bei einer Sc hei tcl-
No. 71.
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s'.ärke von 0,50"'. Zwischen ihnen und den Entlastung»- einer besonderen Bearbeitung des Betons wurde Ab-
bögen über dem Hauptbogen ist aus ästhetischen Rück- stand genommen, es blieb vielmehr das Acußcre der
sichten ein 5,50 "> breiter Pfeiler angeordnet, um den Brücke so, wie es aus der Schalung kam.
weit gespannten Bogen als 1 laupt-Konstruktionselemcnt Die Ausführung des Brückenbaues wurde erst
der Brücke noch ganz besonders zu betonen. Dieser Ende April 1903 der ausführenden Firma übertragen.
Pfeiler nimmt auch die von den Kampfergelenken bis Obgleich die Arbeiten vielfach durch Hochwasser
zur Brückenbahn reichende Trennungsfuge auf, welche unterbrochen wurden, die Plane sowohl für die Brücke
es ermöglicht, daß der Ucbcrbau den in dem Haupt- selbst als auch für das Lehrgerüst während des Baues
bogen infolge von Temperaturwechsel eintretenden umgeändert werden mußten, wodurch eine erhebliche
Formänderungen und der Einwirkung der darüber Verzögerung im Fortgang der Arbeiten eintrat, auch
rollenden Last folgen kann, ohne daß Risse entstehen, die Beschaffung des nötigen Kies- und Sandmaterials
Die sämtlichen Pfeiler zwischen den Entlastungsbögcn
haben in der Mitte eine bogenförmige Aussparung er-
halten, so daß die Gelenke und der Gewölberücken
zugänglich sind.
Die Oberkante der Glcisbcttung liegt 0,55 m über
dem äußeren Scheitel der Entlastungsbögcn. Die nutz-
bare Breite der Brücke zwischen den eisernen Ge-
ländern wird durch Auskragsteine und Platten auf
4,60 ■ gebracht, von denen auf das Planum 3,60'" und
aut die beiderseitigen, um 0,20 m erhöhten, Fußwege
1 m entfallen.
Der Rücken der Brückcntafcl ist sorgfältig mit As
größere Schwierigkeiten machte, als man ursprünglich
angenommen hatte, gelang es doch, das Bauwerk bis
zum Eintritt des Frostes bis auf kleine Nebenarbeiten
fertig zu stellen.
Am 18. Mai 1903 wurde mit den Vorbercitungs-
arbeiten, Anfuhr von Geräten und Materialien, Her-
stellung von Fangedämmen usw. begonnen; am 8. Juli
war die Ausschachtung der Baugrube für das rechte
Widerlager beendet. Der Baugrund bestand durch-
weg aus sehr festem, zähen, trockenen, grauen Letten
und konnte nur mit sehr scharfen Picken gelöst wer-
den; der Wasserandrang war dagegen gering und
phaltfilzplatten abgedeckt und sofortnacliFcrtigstellung konnte leicht durch eine Diaphragmapumpe bewältigt
zum Schutze gegen Beschädigungen mit einer Sand- werden. Die Tragfähigkeit des Baugrundes wuidc
in der Weise geprüft, daß verschiedene Stellen
Schicht überdeckt worden. Entwässerungs-Schächte be-
finden sich bei dem Hauptbogen zu beiden Seiten des
Scheitels untl bei den Scitenbögcn im Scheitel selbst.
Die zwischen den Entlastungsbögen freibleibenden
Teile des Gcwölbcrückcns sind mit Zementestrich sorg-
fältig Oberdeckt und mit heißem Asphalt gestrichen.
Bezüglich der architektonischen Ausgestaltung des
Bauwerkes (vcrgl. die Gesamtansicht Abbildg. 1) wurde
Wert darauf gelegt, den Hauptbogen besonders kräftig
mittels einer 4, 4 «■ großen eisernen Platte einer
Belastung von 65 kc unterzogen wurden, wobei
nirgends Einsenkungcn der Platte festgestellt
werden konnten. Vor Einbringen der untersten
Betonschicht wurde die Sohle nochmals mit
Schaufeln abgekraut und gründlich mit Besen
gereinigt, da der in den letzten Tagen eingetretene
Regen den Boden bis auf
1 — 2cm aufgeweicht hatte.
Die Betonierung der Wi-
derlager des rechten Ufers
wurde bis zum 28. Juli
beendet, die Arbeiten am
linken Ufer dauerten bis
zum 9. September. Auch
hier wurden Belastungs-
proben angestellt und
beim Einbringen des Be-
tons in derselben sorgfäl-
tigen Weise verfahren ;
der Baugrund war noch
härtir als auf dem rech-
ten Ufer und erreichte
stellenweise die Härte von
Sandstein, so daß das
Lösen nur mit Hilfe von
Keilen erfolgen konnte,
mit dem Schlagen von
legonnen worden. Da im
Löcher für
LL
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UETZ*
Abbildg. 4. Ausbildung
Inzwischen war auch
Tragpfählen für das Gerüst
Flußbett der Fels zutage trat, wurden di
die Pfähle zunächst vorgebohrt und das Rammen
dann solange fortgesetzt, bis bei der letzten Hitze,
einem Bärgewicht von 680 k* und einer Hubhöhe von
i,8om, die Pfähle nicht mehr als 2""" einsanken. Da-
bei drangen die mit soliden Schuhen versehenen Pfähle
nur 40 - 60 cm in den Grund ein. Daher kam es auch, daß
hervortreten zu lassen. Deshalb ist auch den schon am 15. August, als plötzlich Hochwasser eintrat, viele
oben erwähnten Pfeilern über den Kämpfern noch Pfähle, welche noch nicht mit Zangen untereinander
eine Vorlage gegeben worden, welche durch ein massi- verbunden waren, hochgetrieben und umgelegt wurden,
ves Postament gekrönt wird. Der obere Abschluß Wegen der geringen Eindringungstiefc der Pfähle
der Brücke erfolgt durch kräftig hervortretende Kon- waren auch seiüiche Schwankungen des Lehrgerüstes
solen, welche die Deckplatten mit einem leichten, beim Betonieren nicht ausgeschlossen, und es wurde
schmiedeisernen Geländer tragen. Von einer Ver- dassclbedahcr späterdurch seitlich schräg eingerammte
klcidung der Ansichtsflächen mit Hausteinen oder von Streben verspannt. — (ScWbb folgt».
Zur Frage der Umgestaltung des Karlsplatzes in Wi en« (Schluß aus Nu. ^»1
r W:arnungsruf Ohmann's, welcher in den nisse in dieser Angelegenheit zeigen, zunächst leider un-
Aeußerungen des ausgezeichneten Künstlers gehört, denn man ging aufgrund der Geländcaufteilung
am Schlüsse des vorangegangenen Aufsatzes auf S. 366 an den Verkauf von Baugelände, legte Kanäle
erblickt werden muß und dessen volle Bc- und Straßenbahngleise und betrachtete somit in einer
rechtigung nach dem Verlauf der Dinge an- für die Wirkung der Karlskirche nicht sehr günstigen
ist, blieb, wie die darauf folgenden Geschch- Weise die angenommene Lösung als eine endgültige.
3. September 1904.
143
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STAUT °'
Mooiwuiuwe,
Nun folgte jenes Aufsehen er-
regendeErcignis, welches nicht
nur die KunstkrciseWiens und
Cisleithaniens, sondern alle die
in Atem hielt, welchen die
schone österreichische Kaiser-
stadt an der Donau mehr ist,
als irgend eine schnell empor-
gekommeneeuropäischeGroß-
stadt, welchen jene Stelle um
das wunderbare Baudenkmal
Karls VI. herum mehr ist, als
eine gleichgültige Platzanlage
in dem schnellen Wachstum
eines großen modernen Ge-
meinwesens. Es folgten die
Ausschreibung des Wettbewer-
bes um Entwürfe für das städt.
Museum in Wien, zu errichten
auf den drei unregelmäßigen
Baublöcken auf der linkenScitc
des Platzes vor der Karlskirche
(S. 366), und der heiße, leiden-
schaftliche Kampf um die bei-
den an die erste Stelle gelang-
ten Entwürfe, den von der
Meh rheit des Preisgerichtes ge-
wählten Entwurf des Hrn. k. k.
Baurat Er. S c Ii a c h n e r (S. 369)
und den von der Minderheit
vertretenen Entwurf des Hrn.
k. k. Ob.-Brt. Otto Wagner.
Von beiden Entwürfen wur-
den Modelle 1 : 50 angefertigt,
glücklicherweise im Zusam-
menhang mit der gesamten
Platzlösung der Umgebung,
unter Mitverwendung der Mo-
delle der Karlskirche und der
Technischen Hochschule. In
Anschauung dieser Modelle
insbesondere wurde der Kampf
geführt; aber es war in Wirk-
lichkeit nicht der Kampf um die verschiedene stilistische
Auffassung, die durch die beiden Entwürfe vertreten
wurde; nicht die moderne und die archäologisierende
oder historische Richtung traten gegeneinander auf,
sondern die eigentliche Ursache des Kampfes war die
mangelnde künstlerische Befriedigung, die sich aus den
Modellen für die Gesamtanlage des Platzes ergab. Wie
wir es schon bei früheren Gelegenheiten ausgesprochen
haben, ist der sogen, moderne Stil an sich keineswegs un-
geeignet, in eine historische Umgebung eingegliedert zu
werden, es fragt sich nur, mit welchem MaU an künst-
lerischem Takt tlies zu erfolgen hat. Auch gegenüber
dem glanzenden Denkmalbau der Barockkunst, mit dem
Fischer von Erlach die österreichische Kunst beschenkte,
444
DÖS KAISER
rtwejosen '
STWT"a J
i.vtock /
kann sich nach unserer Anschauung ein modernes Ge-
bäude in gleich wirkungsvoller Weise und mit gleich
abwägender Feinheit behaupten, wie etwa ein Werk
der so wandlungsreichen österreichischen Barockkunst.
Wie für jeden anderen Stil, so ist auch für den moder-
nen eine solche Mannigfaltigkeit der Sprache voraus-
zusetzen, daß ein wirklicher Künstler in eine bestehende
Kette ein neues Glied einzufügen vermag, ohne daß
die Harmonie der Kette dadurch gestört würde. Also
nicht die Einzelheiten der Architektur der beiden im
Kampfe stehenden außerordentlichen Entwürfe traten
in die Erscheinung, sondern nur die künstlerische
Unzulänglichkeit der unglücklichen Plat/gestaltung.
Es gewinnt fast den Anschein, als ob die Künstlcr-
No. 71.
Google
kreise Wicnsdurchdiel.eidcnschaftlichkeitdcsKampfes, dieser Kampf aufbaute. Man lege sich doch tinmal
der um das städtische Museum geführt wurde, nicht in ganz nüchterner Webe die Frage vor, ob man es
mehr in der Lage sind, mit voller Unbefangenheit die vor der Nachwelt verantworten kann, den Bau des
Grundbedingungen zu würdigen, auf welchen sich stadtischen Tran/ Josefs-Museums, des vornehmsten
3. September 1904. 445
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Bauwerkes, welches die Stadt Wien nach der Errich-
tung ihres Rathauses in Angriff zu nehmen gedenkt,
über drei durch zwei Straßen getrennte Baublöcke
hinzuziehen, deren Begrenzung so unglücklich wie
möglich ist. Die hieraus entstehende Gefahr hat auch
Otto Wagner schon erkannt, ja, er glaubte schon vor
der Herstellung der Modelle an mehrere Mitglieder
des städtischen Muscumsbau-Ausschusses mit der Bitte
herantreten zu müssen, es sei den Künstlern bei Her-
stellung der Modelle die weitgehendste Freiheit zu ge-
wahren, „weil ich der Meinung war, daß aus solcher
Nichteinschränkung noch am ehesten eine glückliche
Lösung der Muscumsbaulrage erwartet werden könne.
Meine Bemühungen waren leider vergeblich und hatten
nur zur Folge, daß die Grenzen, innerhalb welcher
sich der Künstler entwickeln konnte, umso enger ge-
zogen wurden, je lauter und dringender mein Ruf
nach Freiheit der Bewegung erscholl". Das ist auf
das lebhafteste zu bedauern. Wagner suchte einen
Ausweg in der Herausgabe einer Broschüre, welcher
der Lageplan und die Grundrisse S. 444 sowie das
Schaut» ld S. 445 entnommen sind Man erkennt schon
hieraus den großen Fortschritt der Anschauungen
gegenüber dem Konkurrenz-Entwurf, die zunehmende
Reife in der Erkenntnis des künstlerisch Notwendigen.
Dieses fasst Wagner in 5 Leitsätze zusammen:
»I. Die Karlskirchc mit ihrer reichen, bewegten
und auf Fernwirkung berechneten Silhouette vertragt
neben sich nur die ruhige Fläche und eine kaum unter-
brochene obere Absch I ußlin ie der angrenzenden O bjek tc.
II. Die baukünstlerischen MoUvc der Kirche, wie
Säulen, Portikus, Giebel, Kuppel usw. sind bei dem
Museum völlig zu meiden, da die Wirkung der Kirche
nur durch kontrastierendeFormen gehoben werden kann.
III. Die Maximalhöhe, also die Haupthorizontal-
linie der durch die Straßen getrennten, neben der
Karlskirchc stehenden Bauwerke darf das Maß von
18 ■ nur um ein Geringes übersteigen.
IV. Es ist der „Macht des gewohnten Bildes" in
diesem Falle dem allen Wienern in Fleisch und Blut
übergegangenen freien Ausblicke auf die Karlskirchc
völlig Rechnung zu tragen.
V. Bei einem Museum sind die Ausstellungsräume
der Gegenstände halber da und nicht umgekehrt."
Der letzte dieser 5 Punkte berührt uns hier nicht ;
mit den 3 ersten kann man sich vollkommen einver-
standen erklären, auf den vierten kommen wir noch
zurück. Nach diesen Leitsauen ist der vorliegende
Entwurf gestaltet. Er ist eine hochinteressante Arbeit,
die vor allem durch den Umstand charakterisiert ist,
daß auch Wagner die Schwäche in dem Gedanken
erkannte, die beabsichtigten Museumsbauten Ober 3
getrennte Baublöckc hinzuziehen. „Nicht Säulen, Gie-
bel, Aufbauten, Risalite allein verursachen die b^i
den Modellen so drastisch hervorgetretene Unruhe an
der Karlsplatzccke, sondern das Zerschneiden der
Bauaxe durch die zwischen dem Museum und der
modernen Galerie führende Straße und die daraus
folgenden Konsequenzen. Es ist ästhetisch einfach
unmöglich, zwei Bauwerke, wie Museum und moderne
Galerie, mit den durch ihren Zweck bedingten Aus-
zeichnungen der Hauptfassaden und Portale neben
die rcichhewegte Karlskirche zu stellen." Er suchte
die trennende Straße, deren Verkehrswert er gleich
Null erachtet, zu unterdrücken und die Museen nach
den Grundrissen S. 444 zu vereinigen bezw. unter Be-
rücksichtigung einer späteren Erweiterung die Bau-
blöcke zu füllen. So interessant der Entwurf in seinem
Grundrißgedanken ist, so ist aber doch nicht zu ver-
kennen, daß er für die Karlskirchc eine neue Gefahr
schafft: die Gefahr einer zu großen Masse. Nur ein
Einbauen der Karlskirche etwa nach dem Vorschlage
der Gebrüder Mayrcdcr oder Ohmanns vermag dieser
Gefahr zu begegnen und Baublöckc zu schaffen, welche
einerseits der Karlskirche keine zu große Massenent-
wicklung entgegensetzen, anderseits für eine harmo-
nische Entwicklung des Museums die genügende Flache
und Gestalt bieten. Freilich wendet sich Wagner mit
aller Entschiedenheit gegen den Gedanken, die Wir-
kung der Karlskirchc durch Schaffung eines kleineren
Platzes vor ihr zu steigern, in dem er sich auf die
„Macht des gewohnten Bildes" stützt. „Bedarf es
für die Macht des Gewohnheitsbildes, eines Um-
standes, dem die Kunst doch sicher Rechnung tragen
muß, überhaupt eines Argumentes, so ist der Verweis
auf Venedig mehr als hinreichend. Wäre der Cam-
panile nicht 800 Jahre am Markusplatze gestanden,
so würde es sicher keinem Künstler ein lall !en, einen
Turm an jene Stelle zu projektieren. Heute sind
Künstler und Laien, ja die ganze Welt ist darüber
einig, daß Venedig ohne Campanile undenkbar sei;
so groß ist eben die Macht des gewohnten Bildes."
Man wird nichts Wesentliches hiergegen sagen können;
wir sind auch nicht in der Lage, aus der Ferne be-
urteilen zu können, wie hoch in Wien die Macht des
gewohnten Bildes, auf die Karlskirche bezogen, einge-
Zur Umgestaltung des Theaterplatzes in
| aß die wichtige Krage der Umgestaltung des Thcatcr-
platzcs in Dresden bei den maßgebenden Stellen
fortgesetzt der Gegenstand eingehendster Erwägun-
gen Lst, beweist eine Kunstlerversammlung, die Anfang
Juli durch den Oberbürgermeister von Dresden, Hrn. lieh.
Finanzrat a_ D. Bcutlcr in das Rathaus einberufen und
an welcher die Blute der Dresdner Künstlcrschaft beteiligt
war. Wir entnehmen über diese Versammlung einein
Berichte Paul Schumanns im Dresdner Anzeiger, dem
Amtsblatt des Kates von Dresden, das Folgende : An der
Versammlung nahmen etwa 20 hervorragende. Künstler
von Dresden teil; als Vertreter der Stadt wohnten ihr an
die Hrn. Ob.Bürgermstr. Beutler und Ob.-BrL Klette.
Zur Klarung der Frage hatte eine größere Anzahl von
Architekten Entwürfe für die Umgestaltung angefertigt,
welche als Grundlage der Beratung im Saale ausgestellt
waren. An den Bearbeitungen hatten sich beteiligt die
Hrn. Frölich, Cräbner, Hauschild, Kühne, Lossow,
•Schleinitz, ü. Schmidt, Scitler, Schumacher und
Wallot. In einigen wichtigen Punkten stimmte die Mehr-
zahl der Entwürfe mehr oder weniger übercin : Dasgcplantc
Restaura tionsgebäude i>t nahe an das Hotel Belle vue gerückt;
das Gelände senkt sich nach der Brücke zu in zwei bis drei
Terrassen (Wallot, Frölich, Schumacher, Schleinitz); ein
freier Platz an der Brücke gibt Gelegenheit zur Betrachtung
des Stromes mit seinem Verkehr (Lo^ow, Seitler, Frölich,
Gräbner». In den Entwürfen von Schumacher und Seitler
ist ein Rcslaurationsbclrieb auch auf einer die Nieder-
uferstraße überbauenden Terrasse am Elhufer vorgesehen.
Die Beratung knüpfte an eine Keihe bestimmt formulierter
Fragen an; derselben schickte Hr Ob.Bürgermstr. Beutler
voraus, daß das kgl. Kricgsministcrium gegen eine Vcr-
446
Schiebung der Hauptwachc nach rückwärts und gegen
eine Schwenkung der Schauseitc nichts einwende, daß
dagegen eine Verlegung des Waffenplatzes auf die Rück-
seite der Hauptwache ausgeschlossen sei. Die Möglichkeil,
den Schinkel sehen Bau der Hauptwachc einem anderen
Zwecke dienstbar zu machen und die Hauptwachc in das
kgl. Schloß zu verlegen, sei nicht gegeben. Auf eine
baldige bauliche Veränderung des Hotels Bellevue könne
nicht gerechnet werden.
Die Fragen wurden nun in der folgenden Form ge-
stellt: 1. Wie wird die Wirkung des Platzbildcs von der
Hauptwachc her sein .' a. Wird durch die Anordnung
eines verbreiterten Brückenkopfes der Blick von der Ter-
rasse auf den Elbspiegcl wesentlich beeinträchtigt / 3. Wie
weit darf der Blick von der Brücke auf den Thcatcrp'atz
beschränkt werden, ohne daß die einzigartige Schönheit
des Stadtbildes leidet ' 4. Wird das Stadtbild verschönert
durch Ocffnung des Blickes vom Thcatcrplatz auf den
Elbspiegcl-' 5. Wird die Architektur des Museums ge-
schädigt durch Zurückrücken der I lauptwache ? 6. Soll
die Hauptwache auch bei der Verrückung ihre gegenwär-
tige Ach.senlage behalten oder darf sie senkrecht zum
Museum gestellt werden .' 7. Müssen die neuen Restau-
rationsbauten mit ihrer Längsachse der Stromlinie folgen
oder sollten sie parallel zum Museum geführt werden ?
An der Erörterung dieser die ganze Angelegenheit ziem-
lich erschöpfenden Fragen beteiligten sich die Hrn. Brt.
Adam, Hofbrt. Frölich, Ob.-BrL Klette. Prof. Kreis,
Brt Richter, (»eh. Hofrat Schilling, Prof.Schumacher
und Prof. Seitler. Die Erccbnissc der Beratungen decken
sich nahezu mit den Anschauungen, welche wir von
Anfang an in der Angelegenheit vertreten haben und
die ein großer Teil der Fachgeno«scrischaf( mit uns ge-
teilt hat. Sie lassen sich in die folgenden Leitsätze zu-
No. 71.
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schätzt wird. Es läßt sich aber doch auch nicht ver-
kennen, daß ihr ein schwer ins Gewicht fallendes
künstlerisches Moment gegenübersteht: die mögliche
Steigerung der Wirkung. Der Zufall spielte uns zwei
Abbildungen aus einem bemerkenswerten Aufsätze
Gurlitt's in die Hände, in welchem auch diese Frage
berührt wird. Wir geben die Abbildungen S. 445
wieder; ihre Nutzanwendung auf die Karlskirchc liegt
auf der Hand. Wir müssen es den Künstlcrkreiscn
in Wien überlassen, abzuwägen, welches Moment für
eine Lösung der Karlskirchen-Platzfragc schwerer wiegt,
die Macht der Gewohnheit, oder die Möglichkeit der
Steigerung des künsderischen Bildes. Die Lntscheidung
wird bald erfolgen müssen, denn es will uns scheinen,
als ob die Umstände mehr und mehr dazu drängen,
die Karlsplatzfrage zur I-osung zu bringen. Denn es
sieht sich die Tecnn. Hochschule in Wien genötigt, ihre
Räume zu erweitern und im nächsten Jahre mit dem
Bau zu beginnen. Aufgrund des mehrfach erwähnten
städtischen Regulierungsplanes wurden ihr die neuen
Baulinien bereits bewilligt. Es ist nicht ganz unmög-
lich, daß man bei diesem Plane bleiben will, nur um
keine Verhältnisse zu schaffen, welche die Durchfüh-
rung des städtischen Museums nach der ursprünglich
gedachten Form ins Wanken bringen könnten. Dadurch
wird auf's Neue die Frage aufgeworfen, was wichtiger
ist, die Krhauung des städtischen Museums gerade an
dieser Stelle oder in der angenommenen Form, die
so viele Anhänger hat, und damit die Festlegung von
Verhältnissen, die für ewige Zeiten den außerordent-
lichen Besitz der Karlskirchc, die nach ihrer künstle-
rischen Bedeutung das ideelle Eigentum der gesamten
künstlerisch empfindenden Welt ist, beeinträchtigen,
oder ein neuer Versuch einer angemesseneren Ge-
stattung des Platzes vor der Karlskirche. Diese schwer-
wiegende Frage den maßgebenden Kreisen Wiens, in
welchen es bisher, wie mit größter Genugtuung an-
erkanntwerden muß, an großdenkendem künstlerischein
Sinn nicht gefehlt hat, noch einmal vorzulegen, fühlen
wir uns vor unserem künstlerischen Gewissen aus
eigener Anschauung der Verhältnisse verpflichtet. Wir
wissen freilich nicht, wie weit die Entwicklung der
Platzgeslaltung die Stadt Wien bereits durch Ver-
pflichtungen gegen Käufer von Baugelände usw. fest-
gelegt hat. Aber wir meinen, so lange noch nicht ge-
baut ist, so lange ist es noch Zeit, einen Irrtum ein-
zugestehen und neue Wege einzuschlagen. Jetzt, wo
die Regulierung des Wienflusses und die Anlage der
Stadtbahn die Verhältnisse verändert, wo anderseits
aber die Gipsmodelle der geplanten Museumsbauten
die künstlerische Unzulänglichkeit der Platzlösung
dargetan haben, jetzt ist es an der Zeit, dieser
wichtigen Frage noch einmal näher zu treten. May-
reder und Ohmanti haben den nach unserer Meinung
zu beschreitenden Weg angedeutet; einer Anregung
maßgebenden Ortes folgend, arbeitete letzterer einen
Entwurf aus, welcher den Verhältnissen angepaßt ist,
wie sie durch den Geländcvcrkauf, durch die Anlage
der Bahn bereits geschaffen wurden. Es ist der Ent-
wurf, den wir S. 369 veröffentlichten. Diese Veröffent-
lichung will nichts weiter, als den Nachweis führen,
wie notwendig ein nochmaliger Versuch ist, eine an-
dere Lösung der Verhältnisse des Karlsplatzcs herbei-
zuführen.
Aus den bisherigen Versuchen hat sich die künstle-
rische Notwendigkeit ergeben, den Platz unmittelbar
vor der Kirche zur Steigerung des Maßslabes derselben
einzuschnüren und ihn für sieh und nicht als einen
Teil des großen Gesamtplatzes zu behandeln. Dieser
künstlerischen Notwendigkeit steht freilich die von
Wagner angenommene „Macht des Gewohnheitsbildes",
die keinesfalls zu unterschätzen ist, gegenüber. Es
wird, wie wir schon sagten, Sache der maßgebenden
Kreise Wiens sein, die beiden Momente gegeneinander
abzuwägen. Entscheidet man sich aber für den kleine-
ren Platz vor der Kirche, so erscheint es als ein künstle-
risches Gebot, die Höhenverhältnisse und Baumassen
der diesen kleineren Platztcil einsäumenden Gebäude
innerhalb solcher maßvollen Grenzen zu halten, daß die
Karlskirche nicht gedrückt wird. In feinfühliger Weise
zeigt die Beobachtung dieser Verhältnisse der frühere
Entwurf von Ohmann (siehe Beilage zu No. 59, obere
Abbildung) und auch der Entwurf von Mayredcr
(S. 369) geht, wenigstens was die Technische "Hoch-
schule anbelangt, von diesem Grundsatze aus. Schließ-
lich müßte die Forderung aufgestellt werden, daß
keine Stützcnstcllungcn (Säulen oder Pilaster) zur
Anwendung gelangen oder doch keine solchen, die
in der Größe über die Säulen der Vorhalle der Karls-
Kirche hinausgehen, wie es bei den Pilastcrn des
mittleren Gebäudes des Schachner 'sehen Museums-
Entwurfes der Fall ist. Man sieht: eine gewisse Klärung
der Lage hat immerhin bisher stattgefunden. Daher
sei es uns gestattet, den Wunsch zu wiederholen, es sei
eine Lösung der Gestaltung des Karlsplatzcs anzustre-
ben, die auch die Anerkennung der Nachwelt findet.
sammenfassen: „Es empfiehlt »ich, das an der Elbseite
des Theatcrplat2es zu errichtende Restaurant nur so hoch
zu machen, daß durch seine Hohe nicht die Architektur
des Semper'schcn lloftheaters beeinträchtigt wird. Wie
groß dasCcbäude sein darf und welches die angemessenste
Stelle für dasselbe ist. ist durch Schablonen festzustellen,
jedoch erst dann, wenn der Neubau der Augustusbrücke
beendigt ist und Heibig«, Etablissement niedergerissen
sein wird." Mit dieser Ansicht hat sich die maßgebende
Künstlerschafl Dresdens auf den Standpunkt gestellt, der
allein eine würdige und befriedigende Erledigung der
Angelegenheit gewährleistet. Die Scmper'schen Bauten
sind heute scliun ein Kunstbesitz, der dem Streite der
Meinungen entrückt ist und über dessen Wert alle zu-
ständigen Beurteiler einig sind. Diesen Besitz ungeschmälert
zu erhalten, besteht, wie mau nunmehr mit Freude voraus-
setzen darf, sowohl auf der Seite des Rates der Stadt
Dresden wie auch auf der Seite der Künstlerschaft volles
Einvernehmen. Von gleicher Wichtigkeit wie diese
Frage ist die Entscheidung hinsichtlich des Einblickes in
den Platz von der Augustusbrückc her. Die Beratungen
kamen zu dem Beschlüsse, daß für die l'lalzwirkung vor
allem die Möglichkeit in Betracht komme, den ganzen
Platz ein sc h Neulich des Theaters von der Brücke
aus üherschen zu können; der Einblick von der Brücke
in den Plalz müsse bei der Errichtung der Rcstauralions-
bauten gewahrt werden. Damit erscheint auch der zweite
Hauptpunkt in den künstlerischen Forderungen für eine
erfolgreiche Erledigung der Angelegenheit Besichert. Das
dritte Ergebnis der Beratungen, der Wunsch der Anlage
eines kleinen Aussichtsnlatzcs am Brückenkopfe, kann
ohne Kenntnis der einschlägigen Entwürfe aus der Ferne
nicht gut beurteilt werden Die damit verbundene Forderung
jedoch, daß dieser Aussichlsplatz voraussichtlich etwas liefer
3. September ioo|.
wie die Sohle des Hauptplatzes zu legen sei, läßt erkennen,
daß man diese nicht leicht zunehmende Stelle mit aller
gebotenen Vorsicht zu behandeln gedenkt. Hinsichtlich
der llauptwachc endlich wurde dem Wunsche Ausdruck
gegeben, daß sie an ihrem Platze bleibe, in der Achse
der Schauscite nicht wesenüich verändert und nur des
Verkehrs wegen ein Stück zurückgerückt werde. Dieser
Punkt jedoch erscheint uns von sekundärer Bedeutung.
Die Hauptsache bleibt — und das ist das sehr er-
freuliche Ergebnis der Beratungen, daß erstens durch
die beabsichtigten Umgestaltungen der Platzcharakter
nicht verändert und daß zweitens der Platz gegen
die Elbe so geöffnet wird, daß von der Brücke her
die Anlage in ihrer vollen Ausdehnung Obersehen werden
kann Die Ausgestaltungen im einzelnen werden sich nach
und nach von selbst ergeben und auch das Hotel Bellevue
wird sich den Forderungen, die an dasselbe gestellt wer-
den, schon im eigenen Interesse nicht mehr lange entziehen,
wenn einmal die Umgestaltung des Platzes nach den an-
gedeuteten Hauptgesichtspunkten erfolgt sein wird. Dem
Rate der Stadt Dresden, insbesondere aber den Herren
Oh.-Brgmslr. Bcutler und Ob -Brt. Klette, gebührt der
lebhafteste Dank aller Kunstfreunde, daß sie zu
einer Lösung der Angelegenheit die I land gereicht haben,
für welche ihnen die Mit- und die Nachwelt die An-
erkennung nicht versagen werden Mochte auch der Neu-
bau der Augustusbrückc unter demselben günstigen Stern
stehen, d h möchlc c> gelingen, die unabweisbaren Forde-
rungen des Verkehrs in einen harnionischen Einklang zu
bringen mit der künstlerischen Tradition, die sieh gerade
an liiese Brücke als eine der vornehmsien oder als die
vornehmste von allen, welche die Kitte überspannen,
knüpft 11
U1
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Vermischtes.
Die Einweihung der Gedachtnütkirche der Protestation
15*9 *» Speyer hat in den letzten Tagen de* August sta't-
gefunden. Am 10. Sept 1856 setzte eine Versammlung
in Speyer an die Stelle des Beschlusses, die Dreifaltigkeit-
Kirche wieder herzustellen, den Beschluß, als ein Denkmal
zur Erinnerung an den Reichstag zu Speyer 1529 und der
Protestation der 6 evangelischen Fürsten una 14 Reichs-
städte eine neue große Kirche zu erbauen. Zu Beginn
der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren die
alsbald unternommenen Sammlungen freiwilliger Beiträge
so weit fortgeschritten, daß man daran denken kannte, für
den geplanten Kirchenbau einen Plan zu beschaffen Man
wählte den Weg des öffentlichen Wettbewerbes, Ober den
auch wir im Jahrgang 1884 berichteten. Unter 45 Ent-
würfen wurde der der Architekten Flügge 6t Nordmann
in Essen zur Ausführung gewählt und mit dieser 1891 be-
gonnen. Die feierliche Grundsteinlegung fand im August
189a statt Im Jahre 1000 war der Rohbau vollendet und
der mächtige Hauptturm bis zur Höhe des Dachfirstes
emporgeführt. Am 1. Juli 1974 erreichten die Baukosten
die stattliche Summe von 3127664 M. Das Gotteshaus
ist nunmehr im wesentlichen vollendet. Es zeigt die
gotischen Formen, die wir an einer Protestationskirchc
lieber mit anderen Stilformen vertauscht gesehen hätten.
Der Grundriß hat die Kreuzform, das System des Quer-
schnittes ist das System der Hallenkirche. Vor die 3 Schiffe
lagert sich eine 21 m lange und 1 1 » breite Gedächtnishalle,
deren Schmuck dem Ereignis der Protestation entlehnt
wird. Sein Mittelpunkt ist eine Statue Luthers, um welche
sich die Statuen der 6 protestierenden Fürsten gruppieren
werden. Die Leitung des Baues hatten Brt. Geyer, Reg.-
Bmstr. Nill und Arch. Hangleitcr. —
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Progymnasium Betzdorf-Kirchen, l'nter
pß Entwürfen erhielt den I. Preis von 700 M. der der
Hrn. Gocsecke & Wenzke in Charlottenburg; den
IL Preis von 450 M. der Entwurf der Hrn. Aug. Biebricher
& Fritz Franke in Düsseldorf; den III. Preis von 350 M.
die Arbeit des Hrn. Pct. Klotzbach in Barmen. Zum
Ankauf wurden empfohlen die Entwürfe „Am Abhang",
„Graues Kloster", „Mit Herz und Hand" und „Gebaude-
gruppc". —
Bücher.
Die Kunst. Sammlung illustrierter Monographien. Her-
ausgegeben von Richard Muther. Bd. XXVI.
Uebcr Baukunst. Von Cornelius GurlitL Verlag
von Jul. Bardin in Berlin. Preis kartoniert 1,25 M.,
in 1-edcr geb. 2.50 M. —
Die Sammlung illustrierter Monographien, die Richard
Muther unter dem Gcsamttitel „Die Kunst* herausgibt und
welche das weite Gebiet der Kunst in trefflichen Einzel-
schriften kleinen L'mfanges behandelt, ist eine inhaltlich
wie ihrer Form nach sympathische Veröffentlichung.
Lnscr Bändchen enthält zwei Aufsätze vonGurlitt: „Vom
Restaurieren" und „Slädtcbauf ragen". Im erstgenannten
Aufsatz finden sich alle die Ansichten, die jüngst in Heidel-
berg so kritiklos nachgesprochen wurden und bei dieser
Gelegenheit durch Stiehl und andere treffend widerlegt
worden sind. Wir brauchen uns bei ihnen nicht mehr
aufzuhalten; es sind unnatürliche Lehrmeinungen, Fehl-
schlage eines sonst frisch und vorurteilsfrei empfindenden
Denkers. Die letzteren nicht genug zu begrüßenden Eigen-
schaften zeigen sich namentlich in den Städtebaufragen.
Die Fragen „Gerade oder krumme Straßen", „Breite oder
schmale Straßen', „Bergauf und Bergab", „Stille und laute
Plätze", „Straßenkreuzungen" werden hier mit einer Natür-
lichkeil der Anschauungsweise behandelt, über die man
sich nur freuen kann. Dabei wird auch das bewahrte
Mittel der Gegenüberstellung verwendet; ein Beispiel aus
dem Werke geben wir S. 445 wieder, eine Platzbddung
aus Dresden, bei welcher gezeigt ist, welche künstlerischen
Rücksichten ein monumentales Bauwerk bei der Gestaltung
seiner Umgebung für sich beanspruchen darf. —
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Or Lorenz, Hau», Piof lehr buch der T erhniitben
Physik. II. Bd. Tccho. Wärmelehre. Mit 136 Abbild,?«.
München 1904. K. Oldenboiug Pr i_< M
NeumeUter, A , Prof Deutsche Konkurrenze n XVII, Bd.
Heft 1, No. 1<J3- Relurraicrlc ( > jcrncjstadtcr Kirche und
Evangelische Kim he für Kmrl Heft 3 u 3, Nu 191 11. 105:
Justi/gcb (Or Mainz; Heit 4, Nu 19b: Fiicdhofanlagc (Or Lahr:
llett s u, 6, So. 197 u 198: Rathaus für Kiel Pr. t d Hund
(■3 Hefte mit Bcibl j 15 M. Einzelne Hefte 1,80 M.
— Deutsche Konkurrenten ErgAnzungthefl 1 1 : Giebel
und Turme, Hefl la: Giebel, F.mzelpr. 1,80 M.
448
Oehmeke, Th., Reg. n. Brt. Utkfr Luft ond Kodon* der
Wohnung und verwandte Kragen Manchen 190». R. Oldco-
bourg Pr. 60 PI.
Gesundheit und weiträumige Stadtbebauung,
■•»besondere hergeleitet au« dem GegensaUc von Stadt zu
Land und von Mietshaus iu Eintelhaus samt Abritt der städte-
baulichen Entwicklung Berlin'« und seiner Vororte. Mit
8 Abbilden und 1 Plan Berlin 1901 Jul Sp-inger. Pr. a M.
Roß, F. W , Bmstr. Leitfaden für die Ermittelung
dea Bauwerte* von Gebinden, sowie detaeo Ver-
minderung mit Rücksicht auf Alter und geschehene Instand-
haltung. 7 u. 8 Aufl. Neu bcarb. von Bernh. Rofl, Reg Brnstr
ond Prof. Hannover iooj. Schmort & v. Seefeld. Pr. 3 M.
V. Panntwltz, A, Prof Das deutsche Wohnhaus in
Grundriövorbildern Systematisch dargestellt und
erläutert Mit 633 Abbildgn a Bde. Taf u. Text. Dresden 1901 .
Gerhard Kahtmann. Pr. 10 M , geb. ta M.
Dr. Reuleaux, F., Geh, Reg. -Rat. Prof, D.-.-Ing Abriß der
Festigkeitslehre far den Maschinenbau. Mit 75 Abbildgn.
Braunvrhweig 1934. Friedr. Vieweg Ä Sohn. Pr. 4 M , geb.
4<8o M
Dr. y. Ritgen, O , Ren • u Brt Der Schutz der Studie
vor Schadenfeuern. Mit 36 Abbildgn. Besonderer
Abdruck aus dem Handbuch der Hygiene. Jena 190a. Gast.
Fischer. Pr 3, so M.
Dr. Rumpelt, A , Geh Reg -Rat. Allgemeines Baugeseti
für das Königreich Sacbien, vom 1. Juli 1900 mit
d m AbAnderungsresetze vom 90 Mai 1904. Handausgabe
mit dea zugehörigen Bestimmungen, ausführlichen Erläute-
rungen und Sachregister. 3 vermehrte u verbesserte Aufl.
l-eipzig 1004 Roßberg' «che Verlagsbuchhdlg. Pr. 6 H.
Dr. Schmid, Max, Prof. HausschaU des Wisseos, Abt XI:
Kunstgeschichte nebst einem kurzen Abriß der Ge-
schichte der Musik und Oper von Dr. Cl. Sherwood. Mit
411 Textabbildgn. u. 10 Taf, Neudamm 1904. J Neumann
Pf- 76°i f?eb- V» Franz 8 M , Luxusausgabe la M
Dr. TroltZSCh, Walter. Dasselbe. 3 Aull Leipzig 1904. Roß-
berg «he Verlagsbuchhdig Pr 3 M
Personal-Nachrichten.
Baden. Dem Masch. -Ing. Philipps in Salonik ist die Er-
laubnis zur Annahme und z. Tragen dea ihm verlieh, lürk Otmar»*-
Ordens III Kl erteilt
Der Ob - Ine. Gugler in Karlsruhe ist die Am'sstclle des
Masch -losp in Heidelberg übertragen
Ernannt sind: der Prof. Lauger an der Tcchn. Hochschule
in Karlsruhe z ord. Prof ; — der ifauprakt. Weniger au* Karls-
ruhe unt. Veileibung des Tit. Reg - Bmatr. zum a. Beamten der
Hochbauverwaltg ; — die Masch. - log. - Prakt Krieg, M Eich-
horn, Dr Helft, Landwehr, Bcutler und Noe zu Reg -
Brost™, bei der Eisenb *Verwaltg.
Der Masch. - Insp., Ob - lng. Peter* in Heidelberg ist auf s-
Ans. zum 1. Jan. 1903 in den Ruhestand verseilt
Zugeteilt sind: der Masch, -Iusp. Joos, die Rcg.-Bmstr. Frz.
Schmitt, M, Eichhorn, Dr. Helft u. Bcutler der Geo.-Dir.
der Slaalsciscnb , Ree* in Karlsruhe der Verwallg. der Haupt-
werkstatte, Krieg u Noe dem Masch -Insp. in Karlsruhe. Land-
wehr dem Masch.-Insp in Mannheim und Weniger der Bez-
Bauinsp Freiburg.
Bayern. Der Ob.-Bauinsp Horn in Würzburg ist auf *. Ans
in den Ruhestand versetzt.
Preußen. Dem L«ndr«baoin«p. Scherer in Idstein und dem
Prof Th. Rehbock an der Tecbn Hochschule in Karlsruhe ist
der Rote Adler. Orden IV. Kl , dem Reg.- u. BrL Rasch in Wies-
baden der Kgl Kronen-Orden III Kl. verliehen.
Die Erlaubnis zur Annahme und z. Tragen der ihnen verlieh,
nichtpreuß Orden ist erteilt und zwar: dem Geh Brt Schwech-
ten in Berlin des Rilterktcu/cs 1. KL des Groflh. hess. Verdieoat-
Oidcns Philipps des Großmütigen, dem Ree - u Brt. Blunck in
Altona de* Kgl, großbritann Vi itoria - OrdVns IV. Kl und dem
Eisenb -Bau- u. Belr.-lnsp. Seile in Braunschweig des Ritterkreuzes
II. Kl des Herz braunschweig. Hausordens Heinrichs du» Löwen.
Der l.andbauinsp Dr. Steinbrecht in Marienburg ist 1.
Reg - u. Brt, die Reg -Buislr. Gilowy in Hannover und Abrns
in Berlin sind zu Landbauinsp. ernannt.
Versetzt sind: die Kisrnb -Bau- u Betr Insp. Kroeber in
Bromberg als Vorst, der Eisenb -Betr lmp 1 nach Leipzig ond
Haedicke in Bielefeld ali Vorst (aufirw ) der Eiscnb.-ßetr-
Insp. I nach Bromberg
Zur Beschäftigung überwiesen sind d.e Reg Bmstr. Wu 1 k o w
der Kgl. Reg. in Aurich. Busacker der Kgl. Eisenb -Dir. in Posen,
Dem Reg-Bm*lr. Overbeck in Hannover ist die nachgrs.
Einlas», aus dem Staatsdienst erteilt.
Sachten. Die außerord. Prof Buhleu Knbler an der
Trrhn. Hochschule in Dresden sind zu oid Prof ernannt
Dem Prof L' hl ich an der Bergakademie in Freiberg ist der
Tit u. Rang eines Ob -Bergrates, dem O i-Verroe*» -Insp Leyser
in Dresden derj. eines Brts. in Gr. 14 der IV. Kl d.r Hofrang-
ordnung und dem Stadt. Vermess -Insp Handel in Leipzig ist das
Ritlerkreuz 11. Kl. dea Albreihtaordeiis verliehen,
Württemberg. Dem Prof. Jinov an der Te.lm. Hoch,
schule in Stuttgart ist der Tit. u Rang einea Ob Bris, verhehen-
lnhait: 1- .„-.ibaliut.ro.se in Mamuibctuu ober du- lue. hei Umu. Ii
(Bavr. Schwaben). - ZUI Kraje der Umcettatinne de» KmW'U""-« '»
Wien (Si hluBl — Zur rm-rsultung de, Tlie»tei]>Wr* Iii l>,.»dm -
Vermischte* - Prasbenerbungr-u. - titulier. - I'ertunal-Nafhrwlitrii.
Hierzu eine Bildbeilage; Die Eiscnbahubrückc bei Lautraeh.
VctUc der Deuls.tie.1 B»i»rrhunv-, G. 01. b It . Berlin KOr dl« Redaktion
ver.utwurtl Albert Hufa....,,. Unli». Htu.s vuu Wüb. Gr.T«. Berlin.
No. 71.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° ?2. BERLIN, DEN 7. SEPT. .904
Aus dem fernen Osten.
L Eine wandrrndc Großstadt.
|cr zum ersten Male Nanking, die südliche Haupt-
stadt von China, von der Landungsstelle der Dampfer
aus betritt, dem fällt es wohl auf, daß man gleich
hinter dem Tore keine städtische Bebauung vorfindet;
aber man weiß ja, daß die Stadt in den Jahren 1853 1864
wiederholt zerstört worden ist, und so schreibt man die
weiten, unbebauten Flächen, auf die man unmittelbar
am Nordtore der Stadt trifft und die sich mehr als 31"»
weiter hin nach Süden fortsetzen, diesen Zerstörungen
zu. Auffallend ist nur, daß sich ganz wenige Baurcstc
finden, und diese erscheinen auch zu alt, als daß sie
noch aus der Zeit der letzten Zerstörungen stammen
könnten, l'ntcrsuchungrn , die ich an Ort und Stelle
vorgenommen habe, sowie Erkundigungen bei einhei-
mischen Gelehrten haben mir eigenartige Aufklärungen
gegeben. Es hat sich nämlich auf das Unzweifelhafteste
herausgestellt, daß die Stadt mit ihrer Behauung sich seit
Jahrhunderten und Jahrtausenden auf der Wanderschaft
befindet, daß sie ursprünglich unweit des Yanglse-Flusscs
§elegcn hat, daß sie aber allmählich nach Süden gewan-
ert ist. Während nun anderwärts der einmal erbaute
Stadtteil festgehalten wird und neue Stadtteile sich nur
daran anschließen, sind hier die neuen Stadtteile in so
starkem Maße zu Hauptteilen der Stadt geworden, daß
die alten Teile einfach aufgegeben worden sind, was
auch leicht geschehen konnte, da die Gebäude in einfach-
ster Weise hergestellt zu werden pflegen. In ganz Nan-
king ist jedes Gebäude in der Hauptsache aus llniz gebaut,
nur die wenigen öffentlichen Gebäude, Tempel u. dergL,
zeigen massive Konstruktionen; auch bestehen die Gebäude
fast ausnahmslos nur aus einem ErdgcsehoU
Die erste Ansiedelung der Stadt soll Ins in das 2. Jahr-
tausend vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung
zurückgehen; im Jahre 4.-0 nach Christi wird Nanking,
das damals noch nicht diesen Namen trug, sondern „Stein-
stadl" hieß und seinen heutigen Namen erst später zu
gleicher Zeit wie Peking erhielt (Nan-king: Hauptstadt
des Südens; Pe-king: Hauptstadt des Nordens), zur Haupt-
stadt des Kcirhes der Chinesen gemacht, das damals noch
ein selbständiges Reich und noch nicht unter der Herr-
schaft der Mongolen war. Damals hat die Stadt unweit
des Yangtsc - Flu Des, in der Hauptsache aber an einem
seiner Nebenarme gelegen, der heute noch vorhanden ist,
wie alle großen Städte in China nicht unmittelbar an den
großen Flüssen, sondern an Nebenarmen derselben zu
hegen pflegen, da sie damit höher liegen und somit den
Nanking: Blick au* der Umgebung des Trommeltoret auf alten, verlassenen Stadtteil (im Vordergründe neue Ciabotftteu).
449
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45°
herkömmlichen Ueberschwemmungen der Flüsse weniger
ausgesetzt sind.
Der westwärts von diesem Flußarme befindliche Höhen-
zug wird schon damals mit einer die Stadt beherrschen-
den Bergveste versehen gewesen sein, in deren Schutz
sich erstcre weiter entwickelt hat. bis ihre Ausdehnung
schließlich die Anlage einer festen Mauer und eine Ver-
bindung derselben mit jener Bergveste nötig machte.
Diese Festungswerke sind noch heute in der Hauptsache
vorhanden, wie sich aus der umsteh Lagcplanskizzr ergibt:
der südliche Abschluß derselben aber ist bis auf ein ein-
ziges Tor, das sogenannte Trommeltor, verschwunden.
Der wachsende Verkehr, der durch ein weit ausgedehntes
und stark aufnahmefähiges Hinterland aufrecht erhalten
wurde, ist Ober diesen ursprünglichen Südgürtel der Stadt
hinweg geflutet und hat vor dem Südtore eine neue Stadt
geschaffen, die allgemach zum Hauptteile des Ganzen
wurde. Hier war die Bebauung durch keine Berge be-
hindert, hier konnte sich Haus an Haus zur Seite der vielen
überallhin dringenden flachen Wasserstraßen leicht auf-
bauen. Ein besonders breiter, vom Yangtse-kiang kom-
mender Flußarm, gab tausenden von Booten Raum zum
Verkehr mit dem neuen Stadtgebiete.
Inzwischen aber erfolgte die Unterwerfung des chine-
sischen Reiches unter die Herrschaft der mongolischen
Yen-Dynastie und die Folge davon war für die Stadt die
Anlage eines weiteren neuen Teiles, der Tatarcnstadt,
welche unmittelbar neben dem damaligen wichtigsten Teile
der Stadt, im Osten derselben angelegt, mit starker Gar-
nison und dazu gehöriger Bevölkerung verschen wurde.
Die Mitte dieser Tatarcnstadt nahm später die Kaiserstadt ein,
denn die Stadt wurde unter der M in g- Dynastie zur einzigen
Residenz des Reiches gemacht Allerdings verlegte schon
der Sohn des ersten Ming- Kaisers seine Residenz endgültig
nach dem Norden, so daß bei Nanking in den sog. „Ming-
Grabcrn* tatsächlich nurdcrerstcMing-Kaiscr begraben liegt.
Damals ist es gewesen, wo der nördliche und älteste
Teil der Stadt endgültig für die Bebauung aufgegeben
worden ist, und es wurde eine neue, das ganze Gebiet
umfassende Fcstungsmaucr erbaut, welche nun schon 7 klB
südwärts vom ersten Ansiedelungspunkte reichte. Es steckt
trotz allem Schmutz und Elend in den chinesischen Groß-
städten eine unglaublich große Kraft der Spannung und
Entwicklung. Lange dauerte es deshalb nicht, so bildeten
sich vor den Toren, die den Verkehr mit dem Hintcrlande
vermittelten, wieder so starke Ansiedelungen, daß der
Schwerpunkt des Verkehrs sich dicht an die umschließende
Mauer, ja beinahe darüber hinaus verlegte. Da trat 1853
die Revolution der Taipings ein, in der die Stadt einen
schweren Schlag erlitt; der ganze Ostteil nebst der östlichen
Vorstadt wurde, als der Sitz der Usurpatoren, von den
rebellierenden Taipings bis auf den Grund zerstört und
ebenso der neuere Teil der Stadt stark mitgenommen.
Die Folge war, daß die Bebauung der weiterhin allmählich
wieder aufkommenden Stadt erst recht nach Süden und
Westen, sowie weit Ober die alten Tore hinaus gelenkt
wurde, während gleichzeitig der Norden der Stadt, die
eigentliche Wiege derselben, immer weiter verödete.
Heute bietet sie dem Beschauer folgendes Bild dar:
Ein Gebiet, umschlossen von einer 36k"> langen, 30—25™
hohen und entsprechend starken, gut erhaltenen Festungs-
mauer mit Türmen und Bastionen, umfassend etwa ^ol11",
davon die ganze nördliche Hälfte nahezu unbebaut und
nur mit einzeln hineingebauten Bauerngehöften sowie den
Ansiedelungen der Europäer besetzt; der östliche Teil,
etwa 6i*">, in Trümmern liegend; der südliche Teil zur
einen Hälfte mäßig mit städtischen Häusern besetzt, zur
anderen Hälfte aber auf das dichteste bebaut und bevöl-
kert, enthaltend den denkbar regsten Geschäfts- und Han-
delsverkehr, der sich bei einer Einwohnerzahl von rd.
300000 auf ein Gebiet von 3 zusammendrängt ; endlich
aber vor den West- und Südtoren stark bevölkerte, außer-
ordentlich regsame Vorstädte mit beinahe noch der
gleichen Bevölkerung. Die Verbindung dieses starken Be-
völkerungs-Mittelpunktes mit der Außenwelt findet durch
ejnen 15"» langen, sich südwärts erstreckenden Arm des
Yangtse-kiang sowie durch eine etwa ebenso lange Straße
statt, welche bis zur vollen Breite von 13 m in bester Weise
mit Fußsteigen und Baumpflanzungcn von der I-andungs-
stelle der Dampfer bis zum Sfldtore der Stadt ausgebaut
ist und zwar dank der energischen Anregung, die ein
Deutscher bei dem früheren Vizekönige in Nanking
seinerzeit gegeben hat, nämlich der Erbauer der Shantung-
bahn, Hr. Baurat Hildebrand in T>ingtau. —
II. Ostasiatischc Architektur der neueren Zeit.
Die Stadt Shanghai hat sich dank günstiger Verhältnisse
in kurzer Zeit außerordentlich rasch und dabei durchaus
nicht in ungesunder Weise entwickelt Am to. Nov. 1863
No. 73.
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wurde sie durch ein Abkommen der Engländer mit China Stellungen aus. Ein deutscher Architekt ist bis vor weni-
als englisches „Settlemcnt" gegründet, dem später noch
ein internationales sowie weiterhin auch noch ein beson-
deres französisches Settlement angegliedert worden sind ;
die Stadt ist somit gerade 40 Jahre alt. Diese kurze Zeit
hat genügt, um eine Stadt von rd. 600000 Einwohnern
neben der alten Chinesenstadt von vielleicht 100000 Ein-
wohnern entsichen zu lassen. Während diese alte, mit
Wall und Mauern versehene Stadt ein wenig vom Klußufer
zurückliegt, wurde die neue Stadt unmittelbar am Flusse
Wangpu angelegt und hat sich erst im Laufe der Jahre
weiter ins Land hineinge-
zogen, so daß jetzt ihre letz-
ten Ansläufer 3 — 4 ko» vom
Elusse abliegen.
Die Uferstraße Lst derartig
angelegt worden, daß das
Ufer auf 3 4 km Länge frei
liegen geblieben ist, so daß
die vorderste, zum Elusse
?;c wandte Häuserreihe einen
reicnRaum von durchschnitt-
lich 70 m vor sich liegen hat.
Unmittelbar an der Uferkante
Lst ein etwa 3 m breiter Euß-
weg angelegt, während jener
Häuserreihe entlang eine
Straße von a8 — 30» Breite
ausgebaut wurde, die beider-
seits ansehnliche Eußsteige
aufweist. Etwa alle70" gehen
von dieser Uferstraße — die
„The Bund" genannt wird —
Querstraßen von 10 bis 15 °>
Shanghai: Kofsisch-chincaischc Bank um „Rund"
'en Jahren in Shanghai nicht tätig gewesen; in neuerer
Zeit sind von Yokohama aus durch den aus Berlin stam-
menden Architekten Seel verschiedene Bauten zur Aus-
führung gelangt; darunter der Neubau der Kussisch-Chi-
nesischen Bank. Alle übrigen Gebäude am „Bund" stam-
men noch aus älterer Zeit; es befinden sich mehrere da-
runter, die trotz ihrer verhältnismäßig einfachen Formen
eines besonderen Reizes nicht entbehren. Auch etwas
mehr im Inneren der Stadt befinden sich solche Gebäude,
die den Charakter von Geschäfts- und Wohnhaus in recht
glücklicher Weise vereinen.
Ein besonders großes, indeß
erst neuerdings aufgeführtes
Gebäude dieser Art ist das-
jenige, in welchem die erste
deutsche Firma Shanghais ,
Carlowitz & Ko., ihre Ge-
schäftsräume hat; es ist in
Ziegelfugcnbau mit Werkstei-
nen und auch mit Terrakotten
ausgeführt, die zumteil recht
erhebliche Abmessungen zei-
gen. Bemerkenswert ist es,
daß dieses Gebäude außer
dem Erdgeschoß bereits drei
Geschosse aufweist, während
die anfangsaufgeführten Bau-
ten nur 1— a Geschosse zei-
gen. Allerdings kostete der
chinesische Mau (öroq") zur
Zeit der Gründung der Stadt
nur 200 M., während er jetzt
z.T. mit 30000 M. bezahlt wird.
Shanghai: Grschiftahaos von Carlowitz & Ko.
Breite in das Hinterland hinein, die heute zumteil schon
bis auf 1— a»m Länge bebaut sind.
Diese Uferstraße, mit zwei Baumreihen bestanden
und sich an dem breiten Rasenstreifen der Vorplätze ent-
lang ziehend, war der gegebene Ort zur Erbauung statt-
licher Geschäftshäuser. Hier sind deshalb sehr bald hinter-
einander in den sechziger und siebziger Jahren verschie-
dene große Bankhäuser, die Geschäftshäuser der Schiff-
fahrts-Gcsellschaften und des chinesischen Scezollamtcs ent-
standen, und zwar zunächst faM durchweg in I'utzbau;
nur das Scczollamt ist in Ziegelfugcnbau aufgeführt. Die
Bauweise war englisch, aber beeinflußt vom tropischen
Klima, was die Erbauer zu einer Hallen-Architektur der
Schauseiten führte, die sich zumteil an italienische Muster
mit Glück anlehnen. Namentlich das Gebäude, welches
gegenwärtig der Deutsch-Asiatischen Bank gehört, aber
noch aus der ersten Zeit der Stadt stammt, zeichnet sich
durch anmutige Verhältnisse seiner Hallen und Säulcn-
7. September 1904.
Shanghai: Cbiaeciachea Gc*chlftahaaa.
Die Folge dieser hohen Grundstockspreise im Inneren
der Stadt ist auch für Shanghai die gewesen, daß die
eigentlichen Wohnhäuser immer mehr und mehr auf das
noch offene Land hinausgedrängt werden. Es hat sich
geradezu ein „Shanghai- West" entwickelt, wo jetzt die
Europäer mit Vorliebe wohnen; aber auch reiche Chinesen
haben ihren Wohnsitz hier aufgeschlagen. Die neueren
hier errichteten Villen zeigen keine besondere Eigenart,
sondern ahmen allzuviel englische oder amerikanische
Vorbilder nach. Von der alten Art, in der Anfangs hier
Wohnhäuser für Europäer errichtet wurden, findet sich
manch' Beispiel, das in seiner Einfachheit anmutig wirkt
Im Übrigen wiegt jetzt hier der Ziegelfugenbau vor. Es
stehen dazu recht gute rote sowie graue Ziegelsteine von
ungefähr unserem Formale, nur ein wenig schwächer,
zur Verfügung, die in der Regel gleichzeitig an den Schau-
seiten zur Verwendung kommen, um schon durch den
Wechsel von Rot und Grau eine .Musterung zu erreichen.
45'
Digitized by Google
Dabei ist Werkstein, nämlich guter Granit, der nicht schwer
zu bearbeiten ist, aus den Seen im mittleren Gebiete des
Yangtse-kiang sowie von FuLschanaus zur See leicht zu haben.
Es konnte nicht ausbleiben, daß die Architektur der
Fremden auch bald einen Einfluß auf diejenige der Ein-
geborenen ausüben mußte; die Bauweise der alten Chi-
nesenstadt Shanghai ist für die Chinesen-Viertel im neuen
Shanghai nicht mehr festgehalten worden, /war hat die
allgemeine Anordnung der Laden, Werkstätten und Wohn-
räume beibehalten werden müssen, weil der Chinese all-
zusehr am Althergebrachten hängt; anderseits aber konnte
für Licht und Luft besser gesorgt und auch dem Schönheils-
gefühl mehr Rechnung gelragen werden. Was die erstere
Beziehung betrifft, so hat die Verwaltung von Shanghai von
vornherein streng auf dieEinhaltung bestimmter Vorschriften
gehalten; das letztere aber hat sich in neuerer Zeit ganz
von selbst gemacht. Man kann nicht gerade sagen, daß
die alte Dekoration* weise der chinesischen Baumeister
eine geschmacklose wäre; sie ist nur durchaus eintönig
und wirkt stark ermüdend, weil sie immer dasselbe
bringt. Immer dieselben Gesimse, derselbe Türschmuck,
dieselben Giebelaufsätze. Die einheimischen Unternehmer,
die für Chinesen Wohnhäuser errichten, haben es jedoch
von den Europäern gelernt, etwas mehr Abwechselung
zu bieten, wenn auch freilich noch immer die alten Muster
zumteil festgehalten werden. Der zunehmende Wohlstand
ganzer Klassen der chinesischen Bevölkerung hat so wie
so eine Bereicherung des Wohnhausbaues zur Folge ge-
habt. Es ist ein Vergnügen, zu »ehen. wie die sonst meist
kahlen Schauseiten der Häuser sich jetzt mit Erkern,
Terrassen und Baikonen belebt haben. Diese Wohnun-
gen müssen den Insassen doch hesser behagen, als die-
jenigen im allen Shanghai oder in sonstigen alt-chinesi-
schen Städten; tatsächlich werden die alten Wohnstälten
immer mehr aufgegeben, und die umfangreichen Viertel,
welche spekulative Unternehmer mit neuen Wohnhäusern
besetzen, finden zumeist rasch Bewohner. —
Shanghai, Dezember 1903. Franz Woas.
Vermischtes.
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses. Wir haben
211 unseren diesen Gegenstatid behandelnden Ausführungen
eine größere Reihe von Zuschriften erhalten, die ohne Aus-
nahme Zustimmungen, zumteil in, der Sache geltender,
begeisterter Form, enthielten. Indem wir uns erlauben,
für diesen freundlichen Beistand in dem uns aufgedrunge-
nen Kampfe unseren herzlichsten Dank auszusprechen,
müssen wir zu unserem Bedauern bemerken, daß es uns
mit Rücksicht auf die anderen, in dem engen Rahmen
unseres Blattes zu behandelnden Fragen leider völlig un-
möglich ist, verschiedenen längeren Zuschriften Raum
zu gewähren.
Im übrigen sind wir von sehr einflußreicher künst-
lerischer Seite gebeten worden, darauf hinzuwirken, daß
der Beschluß des »Verbandes deutscher Architekten- und
Ingenieur- Vereine", der am 23. August 1883 auf der V. Ge-
neral-Versammlung des Verbandes zu Hannover c in stimmig
gefaßt wurde, der Beschluß: „. . . dem deutschen Volke
die Erhaltung und teilweise Herstellung des Hei-
delberger Schlosses als eine Ehrenpflicht ans
Herz zu legen", auf der diesjährigen XXXIII. Abgeord-
neten-Versammlung zu Düsseldorf nochmals bestätigt werde.
Es bedarf wohl nicht der Versicherung, daß wir diesem
Wunsche gerne entsprechen, denn wie wir bereits aus-
führten, handelt es sich in diesem Falle für unser Fach um
mehr, als allein um die Erhaltung des Heidelberger
Schlosses.
Folgenden Erinnerungen sei bei dieser Gelegenheit
noch Raum gegeben: „Der Streit um's Heidelberger
Schloß ruft in mir eine Erinnerung wach. Als wir Jünger
der Hase'schen Schule einst um des Altmeisters Tisch
in der Bauhütte zu Hannover beisammen saßen und es
sich im Gespräch um die Fra^c handelte, ob alte, ver-
fallene Bauten in ihren alten Formen und ihrem einsti-
gen Aufbau wieder aufeebaut oder „gotisch", wie wir
dachten, umgebaut werden müßten (es war auch vom
Heidelberger Schloß die Redet, da erklärte Hr. Geh.
Rat Hase, ohne auf die Stilfragc zu hören: ein solch'
reiches Land wie Baden wird das Heidelberger Schloß
wiederherstellen müssen wie es war und das bald, be-
vor der Verfall noch mehr eintritt' Ich möchte diesen
Anspruch, der fast wortlich geschah, zu dieser Streit-
sache nicht unerwähnt lassen." — s. Pulver, Arch.
Dem fügen wir an, daß im Jahre 1886 der verstorbene
Dombaumeisier von St Stephan in Wien, Friedrich von
Schmidt, bei einem Besuche des Schlosses unter An-
knüpfung an das Dichterwort:
„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit
Und neues Leben blüht aus den Ruinen"
ausführte, daß es hier heiße vergessen, was einst ge-
schehen, und in die Zukunft zu blicken; hier werde aus
den Ruinen neues Leben sprießen. --
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für ein Beamtenwohnhaus und eine Gräberanlage, auf
Architekten der Krcishauptmannschaft Dresden beschränkt,
ist zum 22. Oktober d. J. durch den Kirchenvorstand der
Matthäusgcmetndc zu Drcsdcn-Friedrichstadt erlassen.
Ks gelangen 3 Preise von je ajo M. zur Verteilung; ein
Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe für je 100 M- ist
vorbehalten. Dem Preisgericht gehören als Architeklcn
an die Herren Hofhrt Frölich, Alfr Hauschild, \V.
Lossow, Prof Fr Sehuhmiiclier, Prof. W. Seitler
und Prof. Naumann, sämtlich 111 Dresden. Der Kirchen-
43-<
vorstand stellt in Aussicht, mit einem Verfasser,
der mit einem Preise ausgezeichneten Entwürfe
wegen der Ausführung in Verbindung zu treten. —
Wettbewerb Schillertheater Charlottenburg. • Es waren
iniganzen 4 Vorentwürfe seitens der Hrn. Heitmann Ac
Littmann in München, Reinhardt cv Süsscnguth und
Ü. March in Charlottenburg und A. Sturmhoefcl in
Berlin eingelaufen. Neben Hrn. Seeling in Berlin hatten
demnach auch die Hrn. Fcllner&Hclmer in Wien auf
eine Beteiligung am Wettbewerb verzichtet. Die Entwürfe
sind bis einschl. 11. September von 8-1 und 4— 6 Uhr im
Sitzungszimmer I des neuen Rathauses in Charlottenburg,
Lützower-Slr. 11/12, öffentlich ausgestellt.
Wettbewerb Progymnasium Betzdorf-Kirchen. Die Ge-
winner des I. Preises sind die Hrn. Giesecke & Wenzkc
in Charloltcnburg ; Verfasser des Entwurfes „Graues
Kloster" ist Hr. Ernst Bange daselbst —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Mar.-Manh Bcrujir. Mugtcr in Kie! ist der
Kote Adler-Orden IV. Kl. verliehen.
Tcrhn- Hochschule in Danzig. Der Rektor ist (ar die
Zeit s. Amtsdaucr mit Beilegung des Tit. Magnifizenz fdr s aintl.
Beziehungen der III. Rangkl, die elatm Prot sind der IV Kaogkl
und die mit dem Prof.- Tit. bekleideten Doz- der V. Rangkl zuge-
teilt, mit der Bestimmung, dafl, wenn einer der betr. Lehrer einen
ihm personl. beigelegten höh. Rang besitzt, es dabei bewendet. —
Der Geh. Reg. Rst Prof. Dr. v. Mangold! ist z. Rektor für die
Amtszeit bis z. 1. Juli 1907, der Ing, Sc h u I z e - P i 1 1 o t in Berlin,
der Ob.-Ing. Wagener in Berlin sind zu etatm Prof rrnannt.
Versetzt sind: Der Eisenb.-Bau- u Betr-Insp. Pröbsting
in Trier als Vorst, {aufirw ) der Fisenb.-Betr.-lnsp 3 nach Allen*
stein ; der Watscrbauiosp. v. Normann von Mernel nach Tönning;
der Landbauinsp. K o h n e von Rendsburg nach Schmalkalden ; die
Rcg.-Rrnstr. Karl Gerhardt von Mnhlhausco i. Th. nach Daozig
und Ritt von Uelzen narh Neumflnster
Die Reg.-Bmatr. Oder und K o h n k e in Berlin sind infolge
Ernennung zu etatm. Prof. an der Koni^l. Techn. Hochschule in
Danzig aus dem Staatsciienb -l>ieii»te ausgeschieden
Dem Landbauinsp. i e i d I e r in Posen, den Reg.-Bmstrn. Wilh
Wille in Charlottenburg u Michael in Neustadt bei Ilfeld i«t
die nacliges. Emlass. aus dem Staatsdienste erteilt.
Der Reg., u Brt. We i > e in Schncidemühl und die Reg -Bnisir
Ii i I d e b r an d t in Leipzig und S ce i in g in Frankfurt a. M sind
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. J. L. In Spandau. Machen Sie
der Tränkung <lrs Buden* mit gekochtem Leinöl oder
den Kefllernbeu Finalen. —
Anfrageu an den Leserkreis.
tilas
ausg
Wo sind in Deutschland oder anderen Lindern »teile, mit
gedeckte Dacher über Galerien Museen oder ähnlichen Bauten
k 1
KrBgcbeantw Ortungen aus dem L
Zur Anfr. 1 in No. 69 Aul Ihre Anfrage betr. Glasplatten
erlauben wir uns mitzuteilen, dafl wir nach einem neuen ge*. gesell.
Verfahren Glas-, Wand- und Decken-Platten in der von Ihnen er-
wähnten Art hcrslclleu. Gegenüber der von Ihuen genannten Glas-
platten mit einer Gips- usw. Ma-.se, stellen wir unsere Glasplatten
mit einer aus chem Substanzen zusammengesetzten I lintervrhicht
her nnd können diese Platten als Belag für alle Rflumc im Hause
wie im Freien empfehlen, da dieselben uiibccitifluOt von Hitze,
Killte und jedem Witterungswechsel bleiben. Wir fabrizieren die
Glasplatten von den einfachsten ha zu den elegantesten Relicfslücken,
mit Clustern, l-an.lschaftcn, Tier- und Dekorationen, -ken. —
J. Spindlcr Ä Ko. in Wiesbaden.
Inhalt: Au* dem fernen IKlen. — Vermischtes. — Freisbeiverbunrrn.
— I Vr»iinal-N«i hm hlrii, — Brief- uml t-'r.,|;rsafili ti.
Vertag der Deutschen Hauzehung, (i. m. h. lt., hrrLiti KOr die KnlMSlioa
mnaaisrorti. Alberl iluinaiiii, Beruo. Druck wu Wilh. Grave, Hulio-
No. 7a.
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1
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cue Synagoge mit Gemeinde-
_| haus in der Kasernenstraße *
C=XLJ* Architekt: Prof. J. Klecsattel in
• Düsseldorf *******
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 73. BERLIN, DEN 10. SEPT. 1904
Eisenbahnbrücke in Stampfbeton über die Iiier bei Lautrach (Bayr. Schwaben).
(ScbluB)
as Lehrgerüst, vergl. die Schnitte Abbilds. 5 von weichem Holz zu stellen; zur besseren Druck*
und die Einzelheiten Abbildg. 6, welches
aus zwei Stockwerken bestand, ruhte auf
14 Pfahljochcn zu je 5 Pfählen und stand
auf Schraubenspindeln, welche wahrend
des Einstampfens des Gewölbes durch seitlich ein-
Übertragung wurden vielmehr zwischen Stander und
Schwellen Hartholzklötzc geschoben, welche zwischen
Doppelzangen fest und unverschieblich gelagert und
gehalten waren. In denjenigen Fällen, in denen eine
zu große Beanspruchung des Hartholzes eingetreten
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Schnitt A-ß.
Abbildg. 5. Llngt- und Uuci schnitt de» Lehrgerüstes.
geschobene Keile entlastet waren. Bei der Berech-
nung des Lehrgerüstes war wegen der beim Stampfen
des Betons auftretenden Erschütterungen der 1' »fache
Betrag der wirklichen Maucrlast in Rechnung ge-
stellt worden; auch war in besonderer Weise der
Erfahrung Rechnung getragen worden, daß Holz
senkrecht zur Langfaser weit weniger beansprucht
werden darf, als dieses in der Richtung der Faser
zulässig ist, und daß die Querfestigkeit des Weich-
holzcs nur etwa den 5 Teil der Längsfestigkcit be-
tragt. Es war daher lür Weichholz eine Querbean-
spruchung von 10 i3ke<ifm, für Hartholz 30 ^yi""
zugelassen. Es ist bei dem Gerüst vermieden worden,
die Ständer und Druckstreben unmittelbar auf Schwellen
war, sind zur Druckverteilung U-Eisen eingelegt, in
deren Hohlraum der Ständer eingriff.
An Holz und Eisen wurde für das Gerüst gebraucht :
25,7'*"" Rundpfählc, i4,5<,,,n Eichenholz, 254 ,b"1 Tannen-
holz, 2223 Stück Schrauben, 150 Stück U- Eisen, 300
Stück L- Eisen, 300 Stück Holzschrauben, 140 Stück
eiserne Laschen, 280 Stück Keile. Im allgemeinen
kann man wohl behaupten, daß bei der Konstruktion
des Gerüstes ein Ucbermaß von Vorsicht gewaltet hat,
denn auf 387 ,l,m Gewölbebeton kommen aa.v'"" Holz,
also auf 1,31 fbm Beton 1 cbm Holz. Die Aufstellung
des Lehrgerüstes nahm die Zeit von Ende August bis
Ende September in Anspruch, und nachdem am 21.
Sept. die Gelenke eingesetzt waren, wurde vom 25 Sept.
•«53
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bis 3. Okt. der Hauptbogen betoniert; es wurde dabei,
um Formänderungen des GerOstes zu vermeiden, das
Gewölbe an mehreren Stellen gleichzeitig geschlossen.
Das Lehrgerüst, welches ursprünglich 6tm Bogen-
überhöhung erhalten hatte, hatte sich bis zum Ge-
wölbcschluß imganzen nur noch 1,5"" gesenkt. Die
Ausrüstung des Gewölbes fand am 2. und 3. Novbr.,
also einen Monat nach Gewölbeschluß, statt Nach-
dem die Keile enllcrnt waren, wurden zuerst die unter
dem Scheitel stehenden Schrauben abgesenkt und
dann gleichmaßig nach dem Kampfer zu die weiteren
Schrauben gelüftet, nur die Schrauben am Kämpfer
blieben noch angezogen. Nachdem die Schrauben um
14 mal heruntergedreht waren, kam der Scheitel zur
Ruhe; es wurde dabei eine Scheitelsenkung von nur
gmm festgestellt. Da jetzt der Horizontalschub voll
in Wirksamkeit war, konnten auch die Schrauben
unter den Kämpfern nachgelassen werden, wobei sich
zeigte, daß die Gelenke 10 bezw. 18 mm gerutscht waren.
Es ist das dieselbe Erscheinung, welche in diesem
Jahre bei der Maximilians- Brücke in München, aller-
in viel höherem Maße, beobachtet worden ist.
In schneller Folge wurde dann bis Mitte Novem-
ber die Uebermauerung der Widerlager und des Haupt-
bogens fertig gestellt,
und Anfang Dezember ,„ Klrh
waren auch die Kon-
solen versetzt Mitte
Dezember mußten je-
doch die Arbeiten ein-
gestellt werden, da es
wegen des eingetrete-
nen Frostwetters nicht
möglich war, die Ab-
dcckplattcn und Posta-
mente in der vorge-
schriebenen Weise zu
betonieren. Diese Rest-
arbeiten wurden im
April 1904 ausgeführt,
so daß Ende desselben
Monats die Uebergabe
an die Verwaltung er-
folgen konnte. Am 15.
April wurde die Brücke
einer Probebelastung
festigkeit des Betons mußte nach 28 tagiger Erhärtung
mindestens 24ok*toc" betragen.
a. Für die Betonquader des Hauptgewölbesaus iTeil
Zement zu 1,5 Teilen reinem scharfen band zu 1,5 Teilen
von Hand geschlagenem Flußkies in Korngröße bis 3,5 cm.
3. Für den am Kämpfer liegenden Teil der Wider-
lager, die Seitengewölbc und das aufgehende Mauer-
werk über dem Haupibogen aus 1 Teil Zement zu
3 Teilen reinem scharfen Sand zu 6 Teilen reinem Kies
in Korngröße bis zu 3,5 tm.
4. Für die Widerlager des Hauptbogens und der
beiden Seitenbögen aus iTeil Zement zu 4 Teilen reinem
scharfen Sand zu 8 Teilen Kies in Korngröße bis 3,5"".
5. Für die Fundamente aus 1 Teil Zement zu
c Teilen reinem scharfen Sand zu 9 Teilen Kies in
Korngröße bis 4,5
6. Für den FOllbeton aus 1 Teil Zement zu 6 Teilen
Sand zu 12 Teilen Kies.
7. Für die Deckplatten, Konsolen und Postamente
aus 1 Teil Zement zu 1,5 Teilen reinem scharfen Sand zu
3,75Teilen geschlagenem Flußkics in Korngröße bis 3.5"".
Das Sand- und Kicsmatcrial ist auf das sorg-
fältigste gewaschen worden, da es zumteil sehr lehmig
war und es ist darauf gehalten worden, daß stets cinzwei-
Abbildg. 6. Einzelheiten des tehrgerOalei (vergl. Abbildg. 5).
unter den der Berechnung zu- tägiger Vorrat vorhanden war. Der Zement ist von der
gründe liegenden Lasten unterzogen, wobei sich eine Firma Dyckerhoff & Söhne in Mannheim geliefert;
vorübergehende Durchbiegung von 4,5 mm ergab. es wurden imganzen 430 000 k* Zement verbraucht.
alle Teile der Brücke mit
Der Beton wurde für
der Maschine hergestellt und zwar mit folgenden
Mischungen :
1. Für den Hauptbogen aus 1 Teil Zement zu
2,5 Teilen reinem scharfen Sand zu 5 Teilen gequetsch-
tem Flußkies in Korngröße bis zu 3,5 <m. Die Druck-
430«
An Beton sind in die Brücke eingebaut: 476
in Mischung 1:5:9, g^8^m in Mischung 1:4:8,
376 in Mischung 1:3:6, 128 chm in Mischung 1 :6: 12,
387 cbm in Mischung 1:2,5:5, $6'*"" Kunststeine
Kunststeine
'.5 : 3.75. 33cbm Kunststeine 1:1,5:
Holzminden, den 24. Juli 1904.
'.5 -
Die Ergebnisse der Versuchsfahrten der „Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen"
im Herbst 1903.
eber die 2. Reihe der Versuchsfahrten, welche die
„Studien gesell schaff für clcktri sc hcSchncll-
bahnen" in Berlin auf der Militär-Eisenbahn zwi-
schen Maricnfcldc und Zossen im September bis Novbr.
1903 ausgeführt hal, liegt jetzt der offizielle Bericht der
Gesellschaft vor, dem wir die nachstehenden Mitteilungen
entnehmen. Wir verweisen dabei auf unsere früheren,
von Zeichnungen der beiden von Siemens & Halske
bezw. der Allg. Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin
gelieferten Schnellbahnwagen begleiteten Mitteilungen im
Jahrg. 1902, S. 113. Das angestrebte Ziel einer stündlichen
Geschwindigkeit von 300 konnte bei den ersten Ver-
suchen bekanntlich nicht erreicht werden, da sich der
rwie
vorhandene Oberbau als zu schwach erwies. Er muüle
daher zunächst durch einen schwereren Oberbau ersetzt senkrechte Einsenkungen, keine Verdrückungen und
Abbildg. 1 stellt den neuen Oberbau dar, dessen
Stahl-Schienen, Prof. 8 der preuß. Staatsbahnen, 41 ^e/"»
(statt früher 34,4 *r,,nl wiegen. Schienenlänge la1", 18 im-
prägnierte kieferne Schwellen in 685 mB> Ahst v. M. z. M.,
an den Bcfcstigungsstellen mit eingeschraubten Buchcn-
holzdübeln ausgefüttert; Hakenplatten auf allen Schwellen
und Schrauben-Befestigung; Leitschienen, vergl. Abbildg. 2,
aus alten Eiscnbalm>chiencn auch in der geraden Strecke
mit Ausnahme der langsamer durchfahrenen Anfangs- und
Endstrecken; Gewicht für 1 ■> Gleis ohne Schwelle und
Leitschiene 117,48 **; Schotler aus schlesischem Basalt-
Kleinschlag, 7— io«" Korngröße.
Der neue Oberbau hat sich selbst bei den Geschwindig-
keiten bis über aco k™;St. durchaus bewährt, nur gerin
werden; aber auch an der Bauart des Wagens und seinen
elektrischen Einrichtungen erschienen einige Acndcrun-
gen als wünschenswert.
Wir haben über diese Aenderungcn auf S. 318 dieses
Jahrg., ohne Beigabe von Zeichnungen schon kurze Mit-
teilungen gemacht, Wir lassen nach dem Bericht hiermit
in den für gew. allerdings nur mit 160 ^">, z. T. aber auch mit
170- 180 Gcschw. durchfahrenen Kurven nur ganz
unbedeutende seitliche Bewegungen gezeigt. Die Ab-
nützung ist keine außergewöhnlich groüe, sodaU man
auch in längerem Betriebe auf keinen zu starken Ver-
schleiß zu rechnen braucht. Als nicht ausreichend aber
noch einige weitere Angaben folgen, begleitet von Abbil- erwiesen sich die anfangs nur 50 m langen l'ebcrgänge
düngen, die wir demselben ebenfalls entnehmen. zur Erreichung der Ucberhöhung' von 80 in den aooo «
'54 No. 73-
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Abbildg. t.
Obci bau.
Sihienenttofi i>nd
-Befestigung
Kurven. Hier treten Stoßwirkungen ein, die aber bei
Verlängerung der Ucbergänge auf 100 » völlig aufhörten.
Die I.citschienen, die in den Kurven gegen Entgleisung
unbedingt erforderlich sind, werden von 160 »«» CchcIiw.
an auch in den geraden Strecken erreicht; sie geben nicht
nur auch bei zufälligen Gleisunregelmäßigkcitcn Sicher-
heil gegen Entgleisungen, sondern außerdem eine wün-
schenswerte Verstärkung des Oberbaues ab. Bis 160 «■
Geschwindigkeit hat sich der neue, schwere überbau der
preuß. Staatsbahncn (also ohne Leitschienen) als völlig aus-
reichend für 8 < Kaddruck bei langem Radsland erwiesen.
Die sonstigen Veränderungen, welche erforderlich
wurden, erstrecken sich auf die Leitungen, die Strom-
Abbildg. a Oberbau-Anordnung
der Lcilechici-e.
Abbildg. j. Aufbauguug der Motoren bei den Wagen der A. E. G.
und von S. A II.
<-* 1 StltnJ
ff
1=3
Abb.ldg. 3 Abbildung der
der Wagen, die
Schahvorrichtungen, den Wa-
genunterbau, dießremseinrich-
tungen, die Aufhängung der
Motoren, die Gestalt des Wa-
genkastens und sind nach den
Erfahrungen ausgeführt, wel-
che die früheren Versuchsfahr-
ten geliefert halten.
iTcber die Versteifung der
Masten der Fahrleitung haben
wir früher schon berichtet,
An den Zuführung-sstcllcn der
Spciselcitung wurde ein selbst-
tätiger Oclaussehalter einge-
legt, der bei Ueberschreitung
einer gewissen Stromstärke in
Tätigkeit tritt und sich nament-
lich uls nulig erwies, um für
die Zentrale bedenkliche Kurz-
schlüsse, wie sie wiederholt
durch Vögel verursacht wur-
den, die sich zwischen die Blitz-
ableiter und Krdschlußbügel
setzten, unschädlich zu machen.
10. September 1904.
^55
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Diese von S. & H. ausgeführte Sicherung hat sich durchaus
bewährt. Auch die Speiseleitung erfuhr nach Ausführung
der A. E. G. einige Verbesserungen.
An den Wagen waren zunächst die Stromabnehmer
so auszubauen, daß ein gleichmäßiges Anliegen an allen
Drähten und ein nicht zu Obermäßiger Verschleiß der Fahr-
drähte und Gleitstücke auch bei der höchsten Geschwin-
digkeit gesichert wurden. Das ist nach mehreren Versuchen
durch eine entsprechende Federung des Bügels von S.MI,
gelungen, die dann auch bei den Wagen der A E. G. an-
gewendet wurde.
Die Stromschalter erfuhren bei den Wagen von S. Sc H.
eine nur geringfügige Aendcrung derart, daß die primären
Wicklungen der Motoren jetzt nacheinander eingeschaltet
werden Können. Bei den Wagen der A. E. G. wurden Oel-
schalter eingeführt und zwar für jede Fahrrichtung ge-
trennt, die gleichzeitig zum Ein- und Ausschalten der Hoch-
spannung dienen. Jeder Motor ist außerdem mit eigenem
OcUchaltcr ausgerüstet, so daß sie unabhängig von einan-
der eingeschaltet werden können. Durch diese Anord-
nung werden stärkere Stromstöße sowohl in den Trans-
sicht, Grundriß und Schnitten die neuen Drehgestelle wie-
der, bei denen der Mittelzapfen noch dadurch entlastet
wird, daß der Wagenkasten auf je 4 Pfannen auf jedem
Drehgestell aufruht. Der Drehzapfen ist außerdem quer
zum Gleis um je 30 mm verschieblich ausgebildet Die
Mittelstellung wird durch starke, wagrecht liegende Blatt-
federn gesichert Durch diesen Umbau ist ein ruhigerer
Gang der Wagen gewährleistet.
Der Umbau der Drehgestelle gestattet auch eine bessere
und einfachere Ausbildung der Bremsen, deren Zylinder
Die KheinbrOcke. Aus: „Düsseldorf und seine Bauten".
KommlMiuiMvcrlAg L* Schwann tu DtUacLdorf.
formatoren wie im Kraftwerke vermieden. Als zweck-
mäßig für ein sanftes Anfahren und einfach in Bedienung
und Unterhaltung haben sich die Flüssigkeits-Widerstände
am Wagen der A. E. G. erwiesen l vergl, Jahrg. iQoa, S. 1 15),
jedoch wurde der Umlauf der Flüssigkeit beschleunigt, um
eine stärkere Abkühlung zu erzielen. Als nicht erforder-
lich, wenn auch von beträchtlicher Wirkung, zeigte sich
eine in den Wagen der A. E. G. eingebaute besondere
künstliche Kühlcinrii-litung der Motoren, bestehend in elek-
trisch betriebenen Ventilatoren, welche vorher gereinigte
I.uft ansaugen und in die Motorgehäuse drücken
• Einem wesentlichen Umbau wurden die Wagen-
gestelle nach einem Entwürfe der Geschäftsstelle
der Gesellschaft von der Firma van der Zypen Sc
Charlier unterzogen. Ein Umbau der dreiachsigen Dreh-
gestelle in vierachsige, der an sich wünschenswert gewesen
wäre, erwies sich als untunlich ohne vollständigen Umbau
des ganzen Wagenkastens. Man beschränkte sich auf eine
Erhöhung des Kadstandcs auf 5». Abbildg 3 gibt in An-
45°
jetzt in die Radcbcnc und zwischen die Räder gelegt wer-
den konnten, vergl. Abbildg. 4. Jedes Drehgestell besitzt
2 doppelte und a einfache Bremsz} linder, die für jedes
Kadpaar zur Erzielung gleicher Pressung zwar durch Kohr-
leitung mit einander verbunden sind, aber doch einzeln be-
tätigt werden können. Jeder Bremskolben wirkt nur auf
a Bremsklötze eines Rades. Das Gestänge ist sehr verein-
facht, die gleichmäßige Einstellung aller Klötze erleichtert,
der Kraftvcrlust im Gestänge selb»! gering Die Bremsen
No. 73,
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AS KREISHAUS DES LANDKREISES DUSSELDORF *
JaRCHITEKTEN: FR. AUG. KÜSTER IN KÖLN A. RH.
UND G. WÖLFER IN MÜNSTER ********
JEFORM-GYMNA-
jlSI UM RETH E LSTR.
ARCH.: STADTBAURAT
J. RADKE IN DÜSSEL-
DORF* AUS:, .DÜSSEL-
DORF UND SEINE BAU-
TEN" * KOMMISSIONS-
VERLAG L. SCHWANN
IN DÜSSELDORF * *
10. September 1904.
beider Drehgestelle kön-
nen vom Fahrerstand aus
gleichzeitig betätigt, die
Druckverhältnissc in den
Zylindern außerdem gc-
regeltwerden. Bei6bezw.
8 Alm. Druck in denselben
Oben alle 34 Klötze eines
Wagens einen Ges.-Druck
von 145 bezw. 19a' aus,
d. h. 154 bezw. ao5c/0des
Wagcngcwichlcs. Die ne-
ben den Luftdruckbrem-
sen vorgesehenen Hand-
bremsen wirken, wie die
Abbildung erkennen läßt,
nur auf je 2 Radpaarc
eines Drehgestelles, da der
höchste nutzbare Brems-
druck von Hand ohnehin
nicht erreichbar ist Er
betragt für die 16 Brems-
klötze insgesamt rd. 55'
d. i. rd. 59'Vn des Wagen-
gewichtes. letzteres ist,
trotz des Umbaues, nicht
erhöht worden. Es be-
trägt bei dem Wagen der
A. E. G. 93,4, bei demjeni-
gen von S. & H. 94 *.
Die Motoren, Abbildg 5,
( vcrgl. Jg ioo2. S. 1 14/1 15)
sind bei den Wagen der
A. E G. von vornherein
federnd aufgehängt gewe-
sen, so daß die Stöbe der
Räder und der Achse sich
nicht unmittelbar auf den
Motor abertragen können.
Bei S. & H. fehlte die elas-
tische Aufhängung ganz.
Jetzt ist zwar auch noch
der Läufer fest auf die
Wagenaclise aufgepreßt,
das Motorgehäuse dage-
gen ist zur Entlastung der
Achse jetzt ebenfalls ab-
gefedert , so daß die Stöße
gemildert werden.
An die Wagenstirnen
sind schließlich noch un-
ter einem Winkel von 8o°
zugeschärfte Vorbauten
angeschraubt worden, die
sich leicht wieder ablösen
lassen und bis auf etwa
30 bezw. 40 Höhe aber
den Scbicncnkopf hcrab-
reichen. Sic sollten dazu
dienen, den Einfluß der
Form derWagenstirne auf
den Luftwiderstand zu
studieren.
Auf die Einrichtungen
der Wagen zum Zwecke
der Messung einzugehen,
würde hierzu weit führen.
Erwähnt sei nur, daß vor
allem selbstregistrierendc
Geschwindigkeitsmesser,
Apparate zur Erkennung
der Beschleunigung beim
Anfahren und der Verzö-
gerung beim Bremsen, zur
Messung des Luftdruckes,
des Drehmomentes der
Motoren, des Stromver-
brauches usw. vorhan-
den waren, mit denen ge-
naue Messungen ermög-
licht wurden. Nur die
Apparate zur Messung des
Luftdruckes befriedigten
noch nicht vollständig.
Von großer Wichtigkeit
ist natürlich bei so hohen
Fahr - Geschwindigkeiten
die deutliche Erkennung
derSignalc, deren Stellung
457
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dem Fahrer schon in größerer Entfernung bekannt ge-
geben werden muß. Zu diesem Zwecke wurden in rd.
aooom Entfernung von den beiden Stationen Mahlow und
Rengsdorf sogen. Krokodil -Kontakte verlegt, die durch
Ürahtleitungen mit den benachbarten Stationen verbunden
waren. Durch eine an der Achsbuchse des Wagens be-
festigte Schlcifbürstc wird im Vorbeifahren der Strecken-
kontakt gelöst, darauf ein Stromkreis geschlossen und eine
rote Scheibe am Führerstand sichtbar gemacht, falls das
Signal auf Malt steht. Statt der Scheibe laßt sich natürlich
auch ein Glockenzeichen als Signal einfahren. Diese
Signalgebung hat sich bei den höchsten Geschwindigkeiten
bewährt, es ist aber nicht ausgeschlossen, daß die Schleif-
bürsten bei Schnee und Eis versagen, so daß sich die Er-
zeugung des Stromes für die Signalapparate durch Induktion
empfiehlt. — (Schtu» folgt.»
„Düsseldorf und seine Bauten".
(SrWuB.) Hierzu tiat Poi-pti-BUdtwilicr und di« Abbildungn su( Seit* 456 und 457
ie bedeutende Stellung, welche die Gruppe der Ge- rische Abhängigkeit vom ersten Semper'schcn Dresdner
bäude für Kunst, Wissenschaft und Unterricht unter Hofthealer. Einem durch seine Wandlungsfähigkeit be-
den öffentlichen Gebäuden Düsseldorfs einnimmt, mcrkenswertenBau, dem Apollo-Theater vonvotnEndt,
läßt schon die Aufzählung dieser Gebäude erkennen: Der
Kunstpalast, die Kunstballe, das historische Museum, das
Kunstgewerbemuseum, die städt. Sternwarte, die kgl. Kunst-
akademie,die Kunstgcwcrbcschule. die höheren Schulen und
die Volksschulen. Eine stattliche Keihe für eine Provinzial-
stadL Der Kunstpalast ist von Reg.-Bmstr. C. Gabriel
beschrieben. Er wurde von A. Bender und E. Rück-
g a u c r entworfen und von letzterem ausgeführt, und von uns
bereits in Jahrg. 1903 S. 141 abgebildet Die Kunsthalle,
von Arch. R Prack beschrieben, ist in ihrem ersten Teil
ein Werk der Arch. Giese & Weidner in Dresden; sie
hat 1903 nach den Entwürfen Schills eine Erweiterung
erfahren. Das historische Museum, beschrieben von
StadtbrL Weigell, ist eine städtische Gründung aus dem
haben wir in Jahrg. 1899, S. 653 Darstellung und Beschrei-
bung gewidmet Die städt. Tonhalle erwuchs aus kleine-
ren Anfängen zu der heutigen stattlichen Gebäudegruppe.
Ein weltbekanntes Haus ist das des Künstlervereins „Mal-
kasten". Mit Recht sagt unser Werk: „Wohl wenige ge-
schlossene Gesellschaften dürften in der glücklichen I-agc
sein, über ein gleich umfangreiches und prächtiges Heim
verfügen zu können, wie der Malkasten." Auch das Haus
der .Düsseldorfer Bürgergescllschaft* (von L
v. Abbema), im Stile der rheinischen Gotik gehalten, ist
ein stattliches Vereinshaus. Unter den Gast-, Kaffee- und
Bierhäusern, nach der Darstellung des gleichen Verfassers,
befinden sich gleichfalls eine Keihe schöner Anlagen, wie das
Park-Hotel von Kayser & v. Groszheim und Wöhler,
Jahre 1874; als Gebäude nicht von Belang. Weitaus be- das geplante Wirtschaftsgebäude im Volksgarten von
deutender ist das von Arch. W. Zaiscr dargestellte Kunst-
gewerbemuseum. Es wurde 1893—96 nach einem Ent-
würfe Heckers zunächst als ein Teilbau errichtet und zeigt
die Formen der deutschen Renaissance. Ein Erweiterungs-
bau wird von ßrt. Kadke bearbeitet; er -soll neben Samm-
lungen des Museums noch die städt. Bibliothek aufnehmen.
Die Kunstakademie schildert Brt. Bongard. Sie wurde
Fuchs, das Wirtschaftsgebäude int Zoologischen
Garten von Klein Sc Dörschel in Düsseldorf. Unge-
mein mannigfaltig sind die Geschäftshäuser und Banken,
von Fuchs, Mühlenkamp und Schieb beschrieben, so-
wie namentlich die Wohnhäuser (Darstellung von Wöhle r).
Das Geschäftshaus zeigt die ganze Entwicklungsreihe vom
umgebauten Wohnhause bis zum Kauf- und Warenhausc.
nach den Entwürfen Riffarts als ein langgestreckter In den Geschäftshäusern tritt die moderne Richtung in
Monumentalbau im Stile der italienischen Renaissance er- einen erfolgreichen Wettbewerb mit der Ueberlieferung.
baut und hat in Anlage und Aufbau viel Aehnlichkcit mit Bemerkenswerte Bildungen zeigen sich in den Häusern
der Kunstakademie in München. In der Gruppe der
höheren Schulen, die Arch. Berns beschreibt, sind es
der Neubau des kgl. Gymnasiums und der Bau der
Realschule an der Scharnhorststraßc, die durch ihre
eigenartige und charakteristische Architektur besonders
auffallen; es sind bemerkenswerte Werke des Hrn. Stadt-
Brt. Radke. An ihnen ist mit Glück und Erfolg versucht,
den Kasernenstil der Schulen zugunsten einer ansprechen-
den Gruppierung zu verlassen. Das Gleiche läßt sich auch
von einzelnen der Volksschulen sagen, deren Darstellung
sich Hr. Arch. Mühlenkamp widmete.
Aus der Gruppe der Gebäude für Krankenpflege und
öffentliche Wohlfahrt ragt zunächst die großartige Anlage
des allgcm städt. Krankenhauses heraus, die vom
uv^icui «u^ CHi£CLUduicn uiiu uiiuaui nuiu iiircr ^aux- ucs iirucucr?>iauucs zu »uiiaiivii . un; v<
liehen Vollendung 987 Betten. Von den IWinzial - Heil- n ungsstiftung und der Spar- und Bauvercin. W<
und Pflcgcanstaltcn ist die in unmittelbarer Nähe von größere Ansprüche hat, findet in der Woker'schcn Ville
Düsseldorf licgei
Wcbrhahn 21, Schadowstraße 31—33. Schadowstraßc 47,
die sämtlich den Architekten P. P. Fuchs zum künstle-
rischen Urheber haben.
Das moderne Wohnhaus knüpft an eine Periode der
Alleinherrschaft des Einfamilienhauses, die leider dahin-
gegangen ist, an. Die abgeschlossene Etage war in Düsseldorf
noch im Jahre 1890 eine Seltenheit. Die neueste Zeit aber
hat das Etagenhaus für sechs und mehr Familien gebracht.
Das rheinische Dreifensterwohnhaus, das später in ein
Vierfensterhaus überging, brachte, so angenehm es an
sich war, wenig verschiedenartige Losungen. Am Anfang
der modernen Entwicklung nun steht der Kl ein Woh-
nungsbau, in erster Linie der der Stadt Düsseldorf selbst.
Außerdem haben sich zwei gemeinnützige Anstalten die
städt Hochbauamte unter Radke entworfen wurde Sie Aufgabe gestellt, gute und gesunde Wohnungen für Familien
besteht aus 27 Einzelbauten und umfaßt nach ihrer ganz- des Arbeile rstandes zu schaffen: die Adcrssche Wöh-
ler
größere Ansprüche hat, findet in der Woker'schcn Villen-
Kolonie eine Reihe reizvoller Einfamilienhäuser. In den
übrigen Stadlteilen zerstreut verdienen eine Anzahl inter-
essanter Ausführungen hervorgehoben zu werden. Be-
merkenswert durch seine knappe Grundrißlösung ist das
Haus HumboldtStr. 15 von Kayser & von Groszheim
in Berlin und Wöhler in Düsseldorf; sympathisch durch
seine schlichte I lallung Ehren -Str. 14 von Schneider;
durch ihre stilistische Haltung die Häuser der Parkslraöe
von Jacobs Wehling. Ein eigenartiges Werk ist das
Haus Sternstr. 13 von Baur. Im reicheren Einfamilicn-
hause sind es meist Kayser \ von Groszheim und
Wöhler, die namentlich durch ihre Grundrißlösung höchst
interessante Werke geschaffen haben; es seien genannt
die Häuser Bahnstr. 22, Jägcrhof-Str. 7, Bleichstr. 16 usw.
In dem Hause Kanal-Str. 5 hat Schneider den mit An-
erkennung zu begrüßenden Versuch gemacht, zur Ge-
winnung einer schönen Straßenansicht den mittleren Teil
des Hauses zurückzulegen. Der offene Vorhof erinnert
an die westfälischen Aoclssitzc in Münster; in der Grund-
rißlösung ergab sich eine groß angelegte Raumfolge. Auch
Hofgartenstr. 1 u. 10, wieder von Kayser iV von Grosz-
heim und Wöhler zeigen alle die Vorzüge einer auf das
Findigste ausgenutzten Grundrißlosung. Auch englische
Kunst ist in dem Hause Grafenbcrger Chaussee 116 durch
Harrison Townsend vertreten. Eine reichere, groß-
räumige Anlage ist Haus Oeder von Jacobs & Webling.
Das vornehme Einfamilienhaus, wie es die angeführten
Beispiele darstellen, ist glücklicherweise einstweilen noch
„ende Anstalt Grafenberg nach größeren
Gesichtspunkten angelegt. Neben ihr kommt namentlich
die zwischen Köln und Düsseldorf gelegene Anstalt Galk-
hausen inbetracht. Es ist, wie I.andcsbrt Ostrop schreibt,
bei diesen Anlagen das bis dahin übliche System der ge-
schlossenen Anstalten, das mit seinen Korridor-Anordnun-
gen, vergitterten Fenstern, durch Mauern eingeschlossenen
Höfen den Kranken eine freie Bewegung nicht gestattet,
verlassen und das System der „offenen Tür" zur An-
wendung gebracht, das auf einem größeren landwirtschaft-
lichen Anwesen eine mit allen neueren Einrichtungen
eines Krankenhauses versehene Zentralansiall mit freien
kolonialen Abteilungen vereinigt, die Beschäftigung der
Kranken im landwirtschaftlichen und gärtnerischen Be-
triebe als Heilfaktor ausgiebig anwendet, auf jede Ver-
gitterung der Fenster und L'mniauerung der Gärten und
Höfe verzichtet und den Kranken eine möglichst geringe
Beschränkung ihrer Bewegungsfreiheit gewährt. Als eine
solche Anstalt ist namentlich die Irrenanstalt Galkhausen
gedacht, die eine Fläche von nohl hat, davon •fi1" Acker-
land, 45 Wald und der Rest Wiesen, Wege und Park-
anlagen. Auf diesem Gelände sind die Gebäude zwanglos
verteilt Auch die Badeanstalten sowie der Schlacht- und
Viehhof (von Fettweis und Wessing beschrieben), zeu-
gen von dem Bestreben, der Bevölkerung Düsseldorfs die
Ergebnisse der modernen Wohlfahrtspflege in vollem Um-
fang zuteil werden zu lassen
In der Gruppe der Theater, Konzert- und Vereins
häu-er, die Hrn. II. vom Endt zum Verfasser hat, inter- das herrschende Wohiisyslcm in Düsseldorf. Miethäuser mit
essiert das Giesc'schc Stadltheater durch seine künstle- mehreren herrschaftlichen Wohnungen sind in Düsseldorf
45Ö
No. 73
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erst seit den letzten 10 Jahren in nennenswerter Zahl gebaut
worden. Vorwiegend iiegen diese Ausführungen aber noch
in den I Unden von Unternehmern, die meist nicht den Ge-
samtentwurf von einem Architekten bearbeiten lassen, son-
dern sich daran genügen lassen, den Architekten mit der
Anfertigung einer Fassadenzeiehnung zu betrauen und im
Übrigen jeden ge>chulten technischen Beirat verschmähen.
Also auch hier das alte Lied. Auch hier liegen die bedeutend-
sten Aufgaben in den I landen des Unternehmertums, welches
die Kunst als eine unerwünschte Schmälerung des Ertrag-
nisses betrachtet. Glücklicherweise ist dem durch die Zu-
nahme des Einfamilienhauses ein Damm entgegengesetzt. -
In etwas knapperer Form sind die Ingenieurbauten
behandelt. Die Rhcinstrom - Bauarbeiten auf der
Strecke Köln- Düsseldorf- Ruhrort, die Rheinbrücke,
die Staatseisenbahn - Anlagen, die Straßen- und
Kleinbahnen, die Kanalisation, der Straßenbau,
die stadt. Wasser-, Gas- u. Elektrizitätswerke bilden
die wichtigsten Unterabteilungen dieses Abschnittes.
Bei Beschreibung der Rheinstrom-Bauarbcitcn,
die von Hrn. Stadtbmstr. G. Tharandt geliefert ist, ist
die Abhandlung von Beyerhaus, „Der Rhein von Straß-
burg bis zur holländischen Grenze", benutzt, die gelegent-
lich des internationalen Schiffahrt* Kongresses in Düssel-
dorf 190a erschien. Die Darstellung beschrankt sich nicht
auf die Rheinstrecke bei IHlsseldorf selbst, sondern die
ober- und unterhalb gelegenen Strecken bis Köln bezw.
Ruhrort sind hinzugezogen worden, um ein zusammen-
hängendes Bild von der Art, Bedeutung und Wirkung der
seit 1851 durch die Kheinstrom-Bauvcrwaltung eingeleite-
ten und seitdem durchgeführten Korrektionsarbeilcn geben
zu können. Für den Erfolg dieser Arbeiten, die in der
Sicherung der Ufer gegen Abbruch, in Vertiefung der
Sohle durch Baggerung und in Herstellung von Bauten
zur Erhaltung der gewonnenen Tiefe bestehen, spricht
am deutlichsten die Tatsache, daß auf der genannten Strecke
bei einem Wasserstande von +1,50«» am Pegel zu Köln,
die Fahrwasscriiefe von 1,52 m im Jahre 1839 jetzt überall
auf 31» gebracht worden ist, während feste, hohe Ufer
den Strom auch bei Hochwasser in ein kaum verrück-
bares Bett zwingen, sodaß sich die Bebauung der Ufer
ohne Gefahr bis an den Strom heranziehen kann. Eine
Zeit lang drohten diese Korrektionsarbeiten für Düsseldorf
zu einer großen Gefahr zu werden und diese Siadt vom
Durchgangsverkehr des Rheines auszuschließen, als man
einen Durchstich von I leerdt oberhalb Düsseldorf nach
Büderich unterhalb der Stadt plante. Düsseldorf wäre
dadurch von dem lebendigen Strom an einen toten Arm
desselben verbannt, seine Entwicklung in tief ein-
schneidender Weise beeinflußt worden.
Diese Gefahr ist an Düsseldorf glücklich vorüberge-
gangen und die Stadt hat, wenn auch nach längcrem,
z. 1. durch die Verhältnisse bedingtem Zögern es ver-
standen, in tatkräftiger Weise die Vorteile in vollem VlaUc
ausnutzen, die ihr die Lage am Rheinstrom bot. Die
Hafen- und Werftanlagen der Stadt, denen wiederum
G. Tharandt einen besonderen Abschnitt widmet, legen
hierfür ein glänzendes Zeugnis ab. Zur Anlage eines ge-
sicherten Hafens bot die oberhalb gelegene, von einer
Rhcinschleife umfaßte, ausgedehnte Niederung günstigste
Gelegenheit. Im Jahre 1896 konnte die aus 4 Becken be-
stehende, mit einem Kostenaufwande von 10 Mill. M. an-
gelegte Hafenanlage, die imganzen 80 h», 50 0 und 23,5 h«
Wasserfläche umfaßt und in reichlicher Weise mit Kranen
und Lagerhäusern ausgestattet ist, dem Betrieb Obergeben
werden. Der Verkehr, der in dem alten aus Napolconi-
scher Zeit stammenden Sicherheilshafen unterhalb der
Stadt 150 000 1 jährlich nicht überschritt, stieg schon im
Eröffnungsjahr auf 398 000 ' und betrug im vergangenen
Jahre 835 000 >. Die Ausnutzung des Hafens ist daher
bereits eine solche, daß sich die Stadtverwaltung zu einer
bedeutenden Erweiterung entschlossen hat, die möglichst
noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden soll.
Der Lageplan S. 456 läßt diese Erweiterung erkennen,
die in einem rd. 1000 m langen Becken mit 60 bezw. 100 m
breiter Sohle und 90m breiter Einfahrt besteht. Das Becken
vermehrt die Wasserfläche des Hafens um 17,5 hi, die Ge-
samtfläche um 56.8 h«. Baukosten: 6,5 Mill. M.
Neben der Schaffung eines geschützten Hafens hat
sich die Stadtgemeinde aber auch die zeitgemäße Ausge-
staltung des am freien Strom liegenden Ufers zu Schiff-
fahrtszwecken nicht entgehen lassen, nachdem für die alten
Anlagen zunächst Ersatz im neuen Hafen geschaffen war.
So entstand in der ganzen Ausdehnung der Stadt die
Rheinwerft, zunächst diejenige von der Rhcinbrücke
aufwärts von rd. 855 m Länge, dann im Zusammenhang
mit den Arbeiten für die Industrie- und Gewerbe-Aus-
stellung von 1902 die Ausführung und der Ausbau der
10. September 1904.
sogen. Golzheimer Insel unterhalb der Brücke. Die Stadl
hat lur diese Anlage, die nicht nur durch die unteren
tiefliegenden, mit Kranen und Gleisen ausgestalteten Ufer-
straßen dem Ladeverkehr dient, sondern durch die hoch-
gelegenen Uferstraßen zugleich ein wichtiges Bollwerk der
Stadt gegen die Hochfluten des Rheines bildet, 4.5 Mill. M.
ausgegeben. Sie hat es aber auch verstanden, diese Nütz-
lichkeitsanlagc in wirkungsvoller und schöner Weise aus-
zugestalten, sodaß die hochgelegene Uferstraße zu einer
Prunkslraße wird, ein würdiger Abschluß der Stadt nach
der Rhcinscite.
Ein wichtiges Glied in der Entwicklung Düsseldorfs
bildet der Bau der festen Rheinbrücke, die 1898 dem
Verkehr übergeben werden konnte und ohne die aus-
gedehnten Rampenanlagcn einen Kostenaufwand von
3,8 Mill. M. erfordert hat. Sic trat anstelle einer 1839
errichteten Schiffbrücke. Neben anderen Ursachen hatte
die Kostenfrage die Entscheidung Ober den Bau so lange
verzögert. Da der Staat grundsätzlich eine Beteiligung
ablehnte, wurde der Plan erst durch die 1894 erfolgte
Bildung der „Rheinischen Bahngesellschaff er-
möglicht, deren Ziel die Errichtung einer festen Straßen-
Brücke und der Bau einer Kleinbahn nach Krefeld war.
Die Brücke überschreitet den Rhein mit 2 Oeffnungen
von je 190,50 m Spw. von Mitte zu Mitte Pfeiler, an die
sich am rechten Ufer eine Ueberbrückung der Rhein-
werft von rd. 60 n» I.ichtweitc anschließt, während am
linken Ufer 3 Flutftffnungcn von rd. 63, 57, 51 *■ den Ab-
schluß bilden. Die kleinen Oeffnungen sind mit unter
der Fahrbahn liegenden Bögen mit Kämpfergelcnkcn, die
beiden großen Stromöffnungen mit im wesentlichen über
der Fahrbahn liegenden Bögen, ebenfalls mit Kämpfer-
gelcnkcn überbrückt, nach Art der Bonner Rheinbrücke.
Die Brücke ist mit reichen Endportalen und e nem von
einem Löwen gekrönten Aufbau auf dem Mittelpfcilcr
ausgestattet (S. 4561. Durch die im Schiffahrtsinteresse
erforderliche Zweiteilung der StrombrOcke wird die Gc-
i-amterscheinung des Bauwerkes aber sehr beeinträchtigt.
Konstruktion und Ausführung werden unter Beigabe von
Abbildungen durch Reg. - Baumeister Geiß besprochen.
Sonstige brücken von Bedeutung hat die Stadt nicht auf-
zuweisen, jedoch haben die Dusselarme und Zierkanäle,
welche die Stadt durchschneiden, mehrfach Gelegenheit
zur Herstellung kleinerer Parkbrücken gegeben.
Die Staatsciscnbahn- Anlagen werden von Rcg.-
u. Brt. W. Platt besprochen, Sie sind mit den Jahren
1885 anfangend, nach Verstaatlichung der Küln-Mindencr
und der Rheinischen Balm grundlegend umgestaltet worden,
indem die bisher getrennten Linien in einen Hauptbahn-
hof eingeführt wurden, an welchen der Südbahnhof (Bilk)
und der Nordbahnhof (Derendorf) in bequemer Weise
angeschlossen sind. Der Güterverkehr ist vom Personen-
verkehr möglichst getrennt und im wesentlichen auf den
Bahnhof Derendorf verwiesen. Die neuen Eisenbahn-
an lagen umfassen die Stadt im Süden und Osten im
weiten Bogen. Bis auf 2 Stellen konnten alle Planübcr-
gänge beseitigt werden und ein neues weites Gebiet
wurde der Bebauung erschlossen. Seitdem haben die
Bahnanlagen noch einige Umgestaltungen und Erweite-
rungen erfahren, zu denen z. T. die Ausstellung 190a
die letzte Veranlassung gab. Es gilt dies namentlich
von einem Umbau des Hauptbahnhofes durch Herstellung
unmittelbarer Zugänge zu allen Bahnsteigen unter Vermei-
dung derGleisübcrschreitung. Die Bedeutung des Eisenbahn-
verkehrs in Düsseldorf geht aus den folgenden, den Ver-
kehr an Wochentagen auf dem Hauptbahnhof betreffen-
den Angaben hervor. Es kommen während 24 Stunden
auf diesem an und gehen wieder ab 51 Schnellzüge und
109 bezw. 10a Personenzüge. Außerdem wird der Haupt-
bahnhof taglich noch von 24 Eilgüter-, Vieh- und Fern-
güterzügen berührt.
Das städtische Straßenbahnnetz, das elektrisch
betrieben wird, umfaßt 80,1 kai Doppelgleise. Es wurden
auf demselben 1900 über 14 Mill. Personen befördert.
Die Anlagen gehören der Stadtgemeinde, die 1892 die
seit 1877 von einer belgischen Gesellschaft betriebene
Pferdebahn ankaufte und das Gleisnetz bis 1898 auf .15 kln
Betriebslänge ausbaute. Im Jahre 1899 erfolgte dann die
Umwandlung zum elektrischen Betrieb und der Anschluß
einiger Vororte an das städtische Straßennetz. l»«-n Strom
liefert das 1891 geschaffene städü-chc Elcktrizilätswrrfc-
Dcm städtischen Verkehr mit den Vororten und Nach-
barorten dienen in vorzüglicher Weise außerdem die Linien
der Rheinischen Bahngcsellschaft, der Bergischen
Klcinbahngescllschaft nnd der Düsseldorf-Duis-
burger Kleinbahn. Im Jahre 1902 wurden von den
städtischen Straßenbahnen allein Über 23 Mill. Personen
befördert, von den Gesellschaften Ober 6 Millionen. Sie
spielen also im Verkehrslcbcn der Stadt eine wichtige
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Rolle. Auch bei den Bauten dieser Verkchrsanlagen macht
sich (überall das Bestreben geltend, die Nutzbauten in ge-
fällige Formen zu kleiden.
Ein umfangreicherer Abschnitt Ist der Kanalisation
Düsseldorfs vom Beigeordneten Stadtbrt C.Geusen und
Ob.-Ing. E. Lisner gewidmet. Die systematische Kana-
lisation ist 1882 unter dem froheren Stadtbrt Frings in
Angriff genommen worden. Sic sah die gemeinsame Ab-
fahrung von Regen- und Gebrauchswasser sowie der
menschlichen Abiallstoffe vor. Die Einführung letzterer
unterblieb jedoch zunächst, da die Stadtgemeindc sich
nicht zur Ausführung einer von der Aufsichtsbehörde ver-
langten Kläranlage verstehen wollte. Eine solche Anlage
wurde jedoch inzwischen erbaut und es findet nun, ab-
gesehen von einem kleinen Teile des Stadtgebietes bei
Grafenberg, wo das Trennsystem durchgeführt ist, die
gemeinsame Abfahrung der Abfallstoffe durch die Kanäle
statt. Das Kanalsystem zerfällt in ein oberes und ein
unteres Netz, entsprechend der verschiedenen Höhenlage
der Stadt. Das untere muß bei höheren Rheinwasser-
ständen gegen den Strom abgesperrt und durch Pumpen
entleert werden. Die Anlage von Regenauslässen für
das obere Svstem begegnete einigen Schwierigkeiten.
Die Kanäle sind fQr die kleineren Profile in Steinzeug,
für die größeren gemauert hergestellt. Die Hauptsammei-
und Auslaß-Kanäle wurden in Stampfbeton mit Mauer-
wcrkausklcidung ausgeführt.
Einen interessanten Teil dieses Abschnittes bildet
die Kanalwasser-Reinigungsanlage, auf die wir
später in einer besonderen Mitteilung noch näher zurück-
kommen werden. Nach den Wasscrtührungsvcrhältnisscn
des Rheines schien es nur erforderlich, die größeren
Schmutzstoffe vom Rhein fernzuhalten. Die Reinigung ist
also nur eine mechanische mit Rechen und Sandfang. Die
Anlage reicht in ihrer jetzigen Form für 400000 Seelen
aus und ist leicht erweiterungsfähig. Bisher ist aber nur
ein Gebiet von 300 000 Einwohnern an die Kanalisation
angeschlossen. Die bisher aufgewendeten Gesamtkosten
betragen 12 Mill. M., von denen jedoch 4 Millionen durch
Anlicgerbeiträgc wieder aufgebracht sind.
In dem Abschnitt Straßenbau von Stadtbmstr.
Tharandt wird der Bau und die Unterhaltung der Straßen,
die Unterbringung der Anlagen des städt. Versorgungs-
netzes und die Straßenteilung besprochen. Die Ausbildung
der Asphaltstraßen mit eingelegten Straßcnbatingleiscn*)
läßt die große Aufmerksamkeit erkennen, mit welcher die
Bauverwaltung die schwierige Aufgabe behandelt hat,
eine unverrückbare Lage der Schienen zu sichern, die
Vorbedingung für eine gute Erhaltung der Straßendecke.
Unter den Straßen-Querschnitten fallen verschiedene durch
ihre stattliche Breite bis zu 45 <■>, durch reiche Gliederung
und schöne Baumalleen auf. Schon von den älteren Straßen
sind eine Anzahl als Promenaden und Alleestraßen ausge-
bildet und zeigen jetzt einen prächtigen Baumbestand. Aber
erst bei den Straßen der äußeren Stadtcrweitcrung ist bei
einer Breite von 22 m an die Bcpflanzung die Regel.
Die städtischen Werke, nämlich da» Wasserwerk,
sowie das Gas- und Elektrizitätswerk werden von
Ing. Hüttig behandelt. Erstercs besteht seit 1870, die erste
Anlage des stadlischen Gaswerkes geht auf das Jahr 1866
zurück, während die Gasbeleuchtung vorher ein Privat-
unternchmen war. Das Elektrizitätswerk ist 189t eröffnet
worden. Das Wasserwerk besitzt 4 Pumpwerke, die zu
verschiedenen Zeiten angelegt, in interessanter Weise die
Entwicklung des Maschinenbaues in den letzten 30 Jahren
erkennen lassen, da die alten einfachen Maschinen von
1870 neben den modernen Pumpen noch heute im Betrieb
stehen. Das Wasserwerk liegt etwa I2k"> oberhalb der
Stadt, «licht am Rhein, und schöpft sein Wasser aus dem
Brief- und Fragekasten.
Anfragen an den Leserkreit.
In •reichen SUdten wurden in den letzten Jahren Gebäude
fftr Kunst- und Bildersammlungen ausgeführt? —
C, & M. in Karlsruhe.
Fragebeanlwortnngen aus dem Leserkreise.
Zar Anfrage a in No. 59. In Basel (Schweix) befindet tirh
eine den lokalen Verhältnissen gut angeptfile unterirdische
Bedürfnisanstalt ll)r Manner und Krauen an der Trambahn-
Wartehalle, Stadt-Kasino. Die Einrichtung ist zweckentsprechend
und reinlich. — H.
Zur Anfrage 3 in No. 69. Es empfiehlt sich fQr Fabrik-
gebäude, in welchen schwere Ei*enkonstruktionen bearbeitet wer-
den, ein Hirnholz-Fufibodca au« Worfeln von la — 18cm Hohe.
Die Holzklotze werden verbandartig auf eine Unterlage von Beton
gesetzt, und die Fugen nachher mit reinem Zementmörtel ausge-
gossen. Die Starke der Bctonunterlagc ist der Hudeubeschaffenheit
des Celkndes anzupassen. Es ist darauf zu achten, daf> die Klotze
*) lYI>cr dleic llcritelliuiic halim wii kilri-ich in So. 61 berichtet
460
diesem zufließenden Grundwasserstrom, bei den alteren
Pumpstationen aus gemauerten Flachbrunnen, bei der
neuesten, erst 1902 in Betrieb gesetzten Anlage aus bis
zu einer Tiefe von aß m abgesenkten Rolirbrunnen. Das
Wasser wird mittels Druckleitung dem 7300 cbm fassenden
Hochbehälter auf den Höhen bei Grafenberg zugeführt
und von dort über die ganze Stadt verteilt Der durch-
»chnittlicheTagesverbrauch stellte sich 1901 auf rd.24250cbn>.
Das städtische Gaswerk ist 1888 außerhalb der Stadt
nach Flingern verlegt worden, nachdem die erste Anlage
von 1888 an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt
war. Es ist in zwei von einander unabhängige Betriebe
zerlegt und lieferte 1902 03 rd. 10,0, Mill. ^m. Die höchste
tägliche Leistung der beiden Betriebe stellt sich auf 50
bezw. 60000 r,,a>, eine Menge, die bereits durch den
Höchstbedarf im Winter erreicht wird und daher durch
Erweiterungs- Anlagen gesteigert werden muß. Der Bau
einer 3. Anlage ist bereits begonnen.
Trotzdem die Stadt die Besitzerin dieses Gaswerkes
ist, entschloß sie sich doch z ur Anlage eines E l e k t r i z i l ä t s -
Werkes, und trotzdem diese beiden Anlagen auf dem
Gebiete der Beleuchtung sich Konkurrenz machen, ist die
Stadt dabei sehr wohl gefahren. Das Elektrizitätswerk
selbst ist außerhalb der Stadl in der Nähe des Gaswerkes
erbaut, da man die Stadt nach Möglichkeit vor rauchen-
den Schloten bewahren wollte. Zu jener Zeit war es
die erste Anlage, bei welcher die Stromerzeugungsstätte
entfernt von den vcrbrauchsstcllen angeordnet wurde. In
der Stadt selbst sind 3 Akkumulatoren-Stationen zum Aus-
gleich der Betriebsschwankungen eingeschaltet, sodaß sich
der Maschinenbetrieb der Zentrale sehr einfach und gleich-
mäßig gestaltet Dieses Leitungsnetz arbeitet mit 300 Volt
Spannung. Die erste Anlage hat inzwischen erhebliche
Erweiterungen erfahren müssen, schon allein zu ßcleuch-
tungsz wecken, da die Einwohnerzahl seit 1891 bis 1903
von 150000 auf 230000 stieg. Insbesondere erforderte
aber die Einführung des elektrischen Betriebes der Straßen-
bahnen 1899 eine wesentliche Umgestaltung. Eine weitere
Vergrößerung fand 1901 statt durch Vermehrung des Ma-
schinenparkes und zwar wurden nunmehr Drehstrom-
Dynamomaschinen aufgestellt, während die alte Anlage
mit Gleichstrom arbeitet Auch diese Erweiterung reicht
bald nicht mehr aus.
Mit einem kurzen, ebenfalls von G. Tharandt bear-
beiteten Abschnitt über das städt Feuerlöschwesen
schließt dieser Abschnitt des Werkes.
Ein eigener Abschnitt ist schließlich von Architekt
H. Salzmann den gewerblichen Anlagen Düssel-
dorfs gewidmet, in denen in erster Unie die Lebens-
kraft der Stadt beruht. Wir müssen es uns versagen,
hier auf Einzelheiten einzugehen. Es sind vorwiegend
Betriebe, die sich mit der Verarbeitung von Eisen und
mit Maschinenbau beschäftigen und zumeist sich einen
Namen von gutem Klang erworben haben. Wir brauchen
nur Namen zu nennen wie: Mannesmann-Röhren-
werke, Haniel & Lueg, Düsseldorf - Ratinger
Röhrenkesselfabrik vorm. Dürr & Ko., die Eisen-
konstruktionswerkstatt von Hein, Lehmann & Ko., die
Rheinische Metallwaren- und Masch.-Fabrik und
andere mehr. Aber auch die chemische Industrie, das
Baugewerbe usw. sind durch eine Reihe von Groß-
betrieben gut vertreten.
Die Kunstakademie hat auch einige bedeutende Gra-
phische Kunstanstaltcn herangezogen. Wir nennen
nur R. Brend'amour & Ko. und L. Schwann. In
der Anstalt der letztgenannten* Firma ist das vorliegende
schöne Werk entstanden, das der Düsseldorfer Verein den
Teilnehmern an der Wander- Versammlung als willkom-
mene Festgabe darbietet.
alle von gleichmAfiiger Hdhe sind, damit Unebenheiten in der Ober*
fluche des Fußbodens nicht entstehen. Der aus diesem Material
hergestellte Futtboden ist sehr haltbar und es sind Reparaturen gAnz-
lieh ausgeschlossen; auch ist derselbe infolge seiner Struktur außer-
ordentlich geeignet fQr Arbeitsr&umc, wo sehr empfindliche Metall-
tcile verarbeitet werden, da beim Herunterfallen von Melallteilen
eine Beschädigung derselben fast ausgeschlossen ist. --
O. Wodke, Bauirg. in Stettin.
Der von der Firma .Isoliermittel- und Hygiena-FuBboden-
Fabrik" R. Beck & Ko. G. m. b. H. fabrizierte fugenlose Hygiena-
FuBboden hat sich sehr gut bewahrt, wie ich aus Erfahrung weift.
Derselbe wird in verschiedenen Härtegraden hergestellt, ist fugen-
los und fuSwacm. — H Jager, Architekt in Stuttgart
Inhalt: Kiwubohnbrorke tn Su«ni>nx'ion ob« die Hier bei Uutracb
[Bsyr. Scliw«brn| .Schlgtt). - Uie (• r ctbnl»** der V.-r*uch«lahrtrn -Ici
aU- lnlt (ül elektrivhe >. hoellb.hm-i " im Hrib.l iooj. -
„l>Ci>*eldorf »nur Bluten" (ftliluBt — Hurt- und Krii.rk.MteD.
Hierzu eine Doppelbildbeilage : „Düsseldorf u. seine Bauten".
Verlag der Deutschen Bauleitung, G. tu. b. it.. Berlin, rar dK Hedakuaa
vcraBtworü. Albert lUlaano, Berlin. Druck von Wub. Grcva, Berus.
No. 73.
Digitized by Go<
DEUTSCHE BAUZEITUNG
jB XXXVIII. JAHRG. N° 74. BERLIN, DEN 14. SEPT. 1904
Die Ergebnisse der Versuchsfahrten der „Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen"
im Herbst 1903. ischiuu.i
{jfjgVri den Versuchsfahrten fiel vor allem auf, daB die
ISa st'»rrndcn Bewegungen der Wagen trotz der
wesentlich höheren Geschwindigkeiten sich erheblich
geringer erwiesen, als im gewöhnlichen Sehnellzugsverkehr,
daß also dcrl.auf derSchncllbahnwagcn ein außerordentlich
ruhiger war. Das traf allerdings zunächst nur für den Wagen
von S. & Ii. zu, wahrend derjenige der A. E. G. anfangs schon
bei Fahrgeschwindigkeiten von i6ok"vSt. so starke seitliche
Schwankungen zeigte, daß die Stromentnahme zeitweilig
unterbrochen wurde. Die
Ursache wurde, da die
Wagen selbst völlig
gleichartiggebaut waren,
in der nicht gleichmäßi-
gen Verteilung der Mas-
sen — seitliche Anord-
nung der Transformato-
ren vondcrWagenaclise
und Abweichung des
Schwerpunktes von Mo-
tor und Treibachse — ge-
funden, aber durch eine
sorgfältige Ausgleichung
derselben durch Gegen-
gewichte völlig behoben.
Ks wird hierdurch die
schon bekannte, häufig
aber nicht beachtete Tat-
sache bestätigt, daß zur
Erzielung eine* ruhigen
Laufes im Schnellbctricb
eine durchaus gleichmä-
ßige Belastung der Ach-
sen angestrebt werden
muß.DafldcrruhigcGang
nicht allein dem starken
Oberbau und der sorg-
faltig hergestellten Glcis-
lage zu verdanken ist.
beweisen die Versuche
mit einem angehängten
Schlafwagen von 44,3'
Gewicht, 3 dreiachsigen
Drehgestellen mit Wie-
ge und 3,5 m Radstand
bei 17 ■ Gesamt • Rad-
stand, der bei 180 »m
so stark schlingerte,
daß die Geschwindig-
keiten ohne Gefahr nicht
weiter gesteigert wer-
den durften. Die Bau-
art der Schnellbahn-
wagen, namentlich die
größere Länge der Drehgestelle, die seitliche Verschieb-
lichkeit des Mittelzapfens und die Stützung des Wagen-
kasten« nicht allein auf dem Mittrlzapfen, sondern auch
auf den Seitenrahmen des Drehgestelles (vergl. Abbildg. 3
in No. 73) tragt zu diesem ruhigen Gange ganz wesent-
lich bei. Bei rascher Einfahrt in die scharfen Kurven
und bei Unregelmäßigkeiten im Gleis in gerader Strecke
treten jedoch auch bei den Schnellbahnwagen stoßweise
Bewegungen auf, die dadurch entstehen, daß bei gegen-
seitiger Verschiebung des Drehgestelles um! des W'n-en-
kastens dieser schließlich nach Leberwindung des Wider-
standes durch die Blattfeder des Mittelzapfens plötzlich in
eine neue Lage gebracht wird. Eine weitere Steigerung der
Geschwindigkeit wird diese Bewegungen verstärken, sodaß
im Interesse der Sicherheit schließlich nicht über eine
gewisse (irenzc hinausgegangen werden kann, Bei 200
bis ato k"> Geschwindigkeit erweisen sich diese Bewe-
gungen aber noch als völlig unbedenklich.
Florentiner Halle im K unstgewe 1 be - M uwoin in DQssddorf.
i\j>. „Düsseldorf und seine Bauten". Kommission*- \ 'erlag .0.. L Schwann.
Bei den Versuchen, mit verschiedenen Beschleuni-
gungen anzufahren mit dem Ziele, möglichst rasch die
Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, war man abhängig
von der für die Versuche zur Verfügung stehenden Kraft-
quelle, die. lediglich zu Beleuchtungszwccken bestimmt,
nicht zu sehr überlastet werden durfte. Von Einfluß waren
auch die auf der Strecke liegenden Kurven, die mit nicht
mehr als 160 km Gcschw. durchfahren werden durften. Im
Durchschnitt betrug die Beschleunigung 0.15— 0,18 »/Sek.
bis zur Erreichung von
aookm/Std. Gcschw., der
zugehörige Anfahrtsweg
9000 bis 10 000 ■. Als
Höchst- Beschleunigung
w urden 0,35 "/Sek. er-
zielt. Kür größeren Sta-
tt' ins- Abstand erscheint
die oben genannte Be-
schleunigung ausreich-
end, bei Vorortbetrieb
mit vielen, dicht liegen-
den Haltestellen wurde
ila.;egen der Zeitverlust
;cnüber der Gesamt-
iahrzeit schwer ins Ge-
wichtfallen. Der Bericht
hält es jedoch für zwei-
fellos, daß mit Stromcr-
zcugungs-Maschinen.die
ciuens für den Bahn-
betrieb erbaut werden,
I . -schleunigungen von
S '"/Sek. erreicht wer-
den können.
Mittels der Bremsen
ließen sich bei 160 bis
iBok"»;St. Anfangs -Ge-
schwindigkeit auf dem
:/cn Brems weg durch-
ichnJttL Verzögerun-
gen von 0,8 0,9 "»/Sek.
erreichen und zwar bei
rm (icsamtbremsweg
von 1300-1400"'. DieVer-
erung sinkt nach eini-
ger Zeit nach Einschal-
tung der Bremsen in-
folge des abnehmenden
Kcibungs-Koeffizicntcn,
-11 steigt dann gegen
Schluß wieder, da der
Reibungs-Koeffizient mit
abnehmender Geschwin-
digkeit wieder wächst.
Dem Berichte sind Tabellen beigegeben, welche hierüber
nähere Auskunft geben. Durchschnittlich ergeben sich als
Reibungsziffern bei 160 170»™ St. —0,066, bei iook«/St.
bis 0,061, bei 5ok"».Sl — 0,084, hei iokn»/St.- - 0,13. Der aus-
geübte Bremsdruck ist dabei allerdings nicht ganz gleich-
mäßig, sondern schwankte zwischen 7oooound 1 48000 kc Er
sinkt mit der abnehmenden Geschwindigkeit. Die Brems-
wege sind entsprechend den hohen Geschwindigkeiten,
also immerhin recht erhebliche. Im Kalle der Gefahr
würde sich nach Ansicht des Berichtes die Verzögerung
aber ohne Bedenken auf 1.5 m Sek erhohen, der Bremsweg
bei i8ok";St. Anfangsgeschwindigkeit auf B30 m sich ver-
ringern lassen. In Kngland angestellte Brenisversuche mit
der Wcstinghouse • llochdrurkbrcmsc haben die Möglich-
lichkeit der Erzielung so hoher Verzogerungen erwiesen.
Interessant sind die Ergebnisse Ober den Luft- und
Eigenwiderstand der Wagen. Die Messungen des Luft-
druckes erfolgten wie früher mittels U- förmig gestalteter
461
Wasserröhren. Die nach den früheren Versuchen ge-
fundene Formel: p = 0,005a l'*, worin p der Luftdruck auf
eine 1 'im große, ebene, zur Fahrrichtung senkrechte Fläche
bedeutet und V die Geschwindigkeit in km St, erwies «ich
auch jetzt als zutreffend. Der Luftwiderstand ist also
nicht unerheblich geringer, als man bisher anzunehmen
geneigt war. Die Formel entspricht übrigens in ihrem Er-
gebnis fast genau einer von Newton angegebenen Formel,
welche seitens der Artillerie zur Berechnung des Luft-
widerstandes bei Geschossen benutzt wird. Der Druck
auf die zugeschärften Spitzen der Wagen zeigte sich am
stärksten an diesen selbst, während er auf auf den schrägen
Seitenflächen mehr und mehr abnahm und am Ende
sich sogar eine saugende Wirkung zeigte. Der Luftdruck
auf die Seitenwände der Wagen ist verhältnismäßig gering.
Hier spielt der Winddruck die
Hauptrolle. An der Rückwand
der Wagen konnten überhaupt
keine wesentlichen Aenderun-
gen des l )ruckes nachgewiesen
werden. Die vordere Zuschär-
fung der Wagen verringerte
den Luftwiderstand bei 2oobl
Geschwindigkeit um 8%.
Der Gesamtwiderstand der
Wagen wurde aus einer Reihe
von Auslaufversuchen ermit-
telt, indem aus den auf eine
wagrechte Strecke zurückge-
führten Geschwindigkeitskur-
ven die Verzögerungen und
aus diesen die verzögernde
Kraft, d. h. der Gesamtwider-
stand des Wagens bei Ge-
schwindigkeiten von 50 — sco*1"
berechnet wurden. Der Zug-
widerstand ergab sich bei 6okni
zu rd. 400, 100 km zu rd. 700,
150 ko> zu rd. 1300, 200 kB,,'St.
Geschwindigkeit zu rd. 2100 ke
bei Wagen mit spitzem Vor-
bau, und zwar ziemlich gleich-
mäßig für beide Wagen. Ohne
spitzen Vorbau ergab sich der
Widerstand etwas höher. Die-
ser Widerstand umfaßt sowohl
den Luftwiderstand, wie den
Eigengewichts- Widerstand. Zu
einer genauen Trennung der
beiden gaben die Versuche
nicht den nötigen sicheren An-
halt Es sind jedoch auf den
Luftwiderstand allein bei den
Wagen mit spitzen Vorbauten
bei 50 kn» etwa tao, 100 k« 460,
150 Vm 1030, 200 kn> 1830*1; zu
rechnen. Der Roll- und Rci-
bungswiderstand bei 93,5 ' Wa-
gengewicht wächst fast gleich-
mäßig von 200 kK bei 50 k«>
auf 3ookK bei aookni Geschwin-
digkeit. Der Kraftverbrauch
mit Vorbauten betrug bei 50 km
60, bei 100 km 260, bei 150 k™
720, bei 300 km 1570 P.S Der
Kraftverbrauch beim Anfahren
steigerte sich gegenüber der-
jenigen bei der Dauerfahrt mit
gleicher Fahrgeschwindigkeit
um 400—600 PS. unter der
Voraussetzung der schon er-
wähnten durchschnittlichen
Beschleunigung von 0,15 bis
0,1 8 "»Sek. Bei Anhängung eines 6 achsigen Schlafwagens
wuchs der Kraftbedarf bei einer Geschwindigkeit von
16a km,St. auf 1325 P S , wovon rd. 210 RS. auf den Schlaf-
wagen entfallen, bei einer solchen von 17a k"> auf 1540 P.S,
davon entfallen aoo I' S. für den Schlafwagen.
Der Wirkungsgrad der elektrischen Einrichtungen der
Wagen ergab sich aus den auf das sorgfältigste vorge-
nommenen genauen elektrischen Messungen und Berech-
nungen zu etwa o.ti
Die Studiengesellsehaft will nun ihre Versuche fort-
setzen, einerseits, um das einmal geweckte Interesse für den
Schnellbahnbetrieb wach zu halten und eine Zentrale für
die dahin zielenden Bestrebungen zu bilden, anderseits,
um weitere praktische Erfahrungen zu sammeln, nament-
lich auch über die Möglichkeit der Verwendung einphasigen
Drehstromes, durch dessen Einführung wesentliche \ er-
46a
einfachungen der ganzen Anlage erzielt würden. Insbe-
sondere hat sieh die Studiengesellsehaft die Aufgabe ge-
stellt, auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebes gegenüber
dem Dampfbetrieb durch weitere Versuche nachzuweisen.
Diese Versuche müssen jedoch aus praktischen Gründen
für einige Zeit ausgesetzt werden
Jedenfalls haben schon die bisherigen Versuche den
Beweis erbracht, daB es möglich ist, auf guten Eisenbahn-
gleisen unter Benutzung von hochgespanntem Wechsel-
strom und entsprechend gebauten Betriebsmitteln die bis-
her nicht gekannte Geschwindigkeit von aookl"/St ohne
Gefährdung der Sicherheit zu erreichen.
Von Emfluss sollen diese Versuchsfahrten ferner darauf
sein, daß man Oberall bestrebt ist, die Geschwindigkeiten
bei der Personenbeförderung zu beschleunigen, sodaU aUo
KricHrnskirchc in Düsseldorf. Architekt: Georg Weide nbsrh in Leipzig-
Aas: „Düsseldorf und seine Bauten". Kotnmissions-Verlag von L Schwann in Düsseldorf.
schon in dieser Hinsicht allein die durch die Studienge-
sellsehaft unternommenen so außerordentlich dankens-
werten Versuche der Allgemeinheit zugute kommen.
Eine ganze Reihe von Schncllbahnlinien sind außer-
dem im Anschluß an das Gelingen der Versuche in Vor-
schlag gebracht. Die meiste Aussicht einer Verwirklichung
hat wohl der Plan einer Schncllbahnvcrbindung Berlin —
Hamburg, für welche die beiden bei den Versuchen be-
teiligten Elektrizitäts-Gcscllschaflen unter Verwendung der
Ergebnisse dicscrVersuche eine Denkschrift mit eingehen-
der Kostenberechnung ausgearbeitet haben. Wir müssen
uns leider versagen, auf diese interessante Arbeit hier
näher einzugchen.
Möge der praktische Erfolg der von der Gesellschaft
mit Aufwendung großer Mittel unternommenen Versuche
nicht mehr lange ausbleiben! —
No. 74.
j by Goo<
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
Sitzungsbericht der XXXIII. Abgeordneten-Versammlung in Düsseldorf am 9. und
10. September 1904.
1. Sltzungatag am 9. September 1904.
ic Verhandlungen werden durch einige Worte der
Vorsitzenden eingeleitet, der
s Amtes waltet und die Ver-
Begrüßung durch den
zum ersten Male seine
Sammlung bittet, ihn in der Ausübung desselben zu unter-
stützen.
Der Namensaufruf ergibt die Anwesenheit von 61 Ab-
geordneten und 5 Vorstands- Mitgliedern mit zus. 108 Stim-
men, es fehlen also nur 9 Stimmen an der vollzähligen
Vertretung aller Vereine, die im übrigen, bis auf die Arch.-
und Ing.-Y ereine zu Oldenburg und Erfurt, samtlich Ver-
treter entsandt haben.
Es sind anwesend vom Vorstande 5 Mitglieder mit je
1 Stimme, nämlich die Hrn.: Neher, Brt., I. Vors., Bubcn-
de v, Geh. Brt., Wasserbaudir., II. Vors , die Beisitzer Frhr.
v. Schmidt, Prof., Haag, Ing., Dir., der Geschäftsführer
Eiselen, Reg.-Bmstr. a. D. Der Vertreter des Düssel-
dorfer Vereins Görz, Landesbrt, Reg.- u. Brt. a. D., ist
verhindert
Die Vereine sind wie folgt vertreten:
1 Architekten-Verein zu Berlin mit 34 Stimmen
durch die Hrn.: Bürckner, Brt., Cramer, Brt.,
Crantz, Geh. Reg.-Rat, I'rof., Hirte, Reg.-Bmstr.,
Holland, Hof-Bauinsp., Knoblauch, Brt, Körte,
Reg.-Bmstr., I.auner, Geh. Ob.-Brt., Leschinski,
Reg.-Bmstr., K. Meier, Stadtbauinsp, Oehmcke,
Reg.- u Brt a. D., Sarrazin, Geh. Ob-Brt
2. Württembergischer Verein für Baukunde
zu Stuttgart mit 4 Stimmen durch die Hrn.:
Pantle, Bauinsp., Zügel, Ob.-Brt.
3. Sächsischer Ingenieur- und Architekten-
Verein zu Dresden mit 8 Stimmen durch die
Hrn.: Fleck, Stadtbrt, Lucas. Brt, Prof., Rachel,
Fin- u. Brt, Schmidt, Ob-Brt.
4. Architekten- und Ingenieur- Verein zu Han-
nover mit 4 Stimmen durch die Hrn.: Nessenius,
Landesbrt, Ungcr, Brt.
5. Architekten- und Ingenieur- Verein zu Osna-
brück mit 1 Stimme durch Hrn. Lehmann,
Stadtbmstr.
6. Architekten- und Ingenieur- Verein zu Ham-
burg mit 6 Stimmen durch die Hrn.: C O. Gleim,
Ing., Vermehren, Ob.-Ing.. Zimmermann, Bau-
Dir.; (für die Fragen de« Eisenbetonbaucs tritt Hr.
Bürstenbinder, Poliz.-Bauinsp. , für einen dieser
Hrn. als Vertreter ein).
7. Architekten - und Ingenieur- Verein zu Kassel
mit 1 Stimme durch Hrn. Woernhoff, Ing.
8. Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Lübeck
mit t Stimme durch Ilm. Krebs, Brt
9. Schlcswig-Holstcin'schcr Architekten- und
Ingenieur-Verein zu Kiel mit 2 Stimmen durch
Hrn. H ensen, Eisenb.-Dir.
Bayerischer Architekten- und Ingenieur-
Verein zu München mit 8 Stimmen durch die
Hrn.: Hecht. Arch., Lasne, Arch., Fr. Völckcr,
21
20. Verein Leipziger Architekten zu Leipzig
mit 1 Stimme durch Hrn. Weiden bach, Arch.
Architekten- und Ingenieur-Verein für das
Herzogtum Braunschweig in Braunschweig
mit 1 Stimme durch Hrn. Körner, Brt.
22. Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Magde-
burg mit 2 St. durch Hrn. Berner, Stadtbauinsp.
23. Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Bremen
mit 2 Stimmen durch Hrn. Bück ing, Ob.-Baudir.
24. Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Aachen
mit 1 Stimme durch Hrn. Sieben, Reg.-Bmstr.
25. Polytechnisc her Verein zu Metz mit 1 Stimme
durch Hrn. Heidegger, Geh. Brt
26. Architekten- u. Ingenieur-Verein Mannheim-
Ludwigs hafen zu Mannheim mit 1 Stimme ver-
treten durch Hrn. Häuser, Stadtbauinsp.
27. Mecklenburgischer Architekten- und Inge-
nieur-Verein zu Schwerin i. MeckL mit 1 Stimme
durch Hrn. Drever, Landbrastr.
Vereinigung Berliner Architekten mit 2 Stim-
men durch Hrn.: Reimer, Reg.-Bmstr., Solf, Prof.
Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Düssel-
dorf mit i Stimme durch Hrn. Dorp, Reg.- u. Brt.
30. Brombergcr Architekten- u. Ingenieur-Ver-
ein mit 1 Stimme durch Hrn. VoO, Reg.- u. Brt
31. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Mün-
ster i.W. mit 1 Stimme durch Hrn. Eggemann, Brt.
32. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Pots-
dam mit 1 Stimme durch Hrn. Wever, Brt.
33. Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Stettin
mit 1 Stimme durch Hrn. Wiegand, Geh. Brt.
34. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Posen
mit 1 Stimme durch Hrn. Wollmann, Reg.-Bmstr.
35. Verein der Architekten u. Bauingenieure zu
Dortmund mit 1 Stimme durch Hrn. Grabo, Arch.
Es wird nunmehr in die Verhandlung eingetreten.
I. Geschäftlicher Teil.
Mit Rücksicht auf Zeitersparung werden wiederum,
wie in früheren Jahren, diejenigen Punkte der Tagesord-
nungen, zu welchen Erläuterungen, außer den im Geschäfts-
bericht bereits gegebenen, nicht zu machen sind, nur
durch den Geschäftsführer aufgerufen. Meldet sich Nie-
mand dazu zum Wort, so gellen die vom Vorstände ge-
machten Vorschläge als angenommen.
10.
Zu 1 der Tagesordnung: Allgemeine Mitteilungen.
Vorlage des Geschäftsberichtes.
Zu a) sind weitere Mitteilungen nicht zu machen.
Zu b) teilt der Geschäftsführer mit, daB die stetig zu-
nehmenden Kosten des Mitglieder-Verzeichnisses — Er-
höhung der Herstellung»- und Versendungskosten durch
Zunahme der Verbandsmitglieder — und die wachsende
Schwierigkeit, die Kosten durch Inserate zu decken, den
Verlag der Deutschen Bauzeitung, welcher z. Zt die Her-
stellung übernommen hat, voraussichtlich veranlassen wird,
für die weitere Herstellung einen höheren Verbandsbeitrag
Bez.-Bmstr., Weber, städt Ob.-Brt (a Stimmen des (jetzt 300 M.) zu verlangen.
Vereins sind also nicht vertreten). Der Vorstand wird ermächtigt, die Mehrkosten auf die
it. Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Breslau Verbandskasse bis zum Betrage von 500 M. zu übernehmen,
mit aSümmen durch Hrn. Neu mann, Ob.- u. Geh. Brt.
12. Badischcr Architekten- u. Ingenieur-Verein Zu 2 der Tagesordnung: Abstimmung Ober die Auf-
zu Karlsruhe mit 4 Stimmen durch die Hrn.: nähme des .Vereins der Architekten und Bau-
Baumeister, Ob.-Brt, Billing, Prof. Ingenieure Essens".
13. Oslpreußischcr Architekten- und Ingenieur- Der Geschäftsführer berichtet, daß außer dem vorge-
Vercin zu Königsberg i. Pr. mit 2 Stimmen nannten Verein, sich noch ein .Architekten- und In-
durch Hrn. Große, Eisenb-Bau- u. Bctr.-Inspektor. genieur-Verein" in Essen, vorwiegend aus den staatl.
14. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Frank-
furt a. M. mit 2 Stimmen durch Hrn. Kölle, Stadtrat.
15. Weslpreufiischer Architekten- u. Ingenieur-
Verein zu Danzig mit 2 Stimmen durch Hrn. Leh-
mann, Brt.
16. Architekten - und Ingenieur -Verein f Or Elsaß-
Lothringen zu Straßburg i. E. mit
durch Hrn. Diefenbach, Bauinsp
und städt Baubeamten, sowie aus technischen Beamten
der Firma Krupp bestehend, gebildet habe, dessen Ende
Mai eingereichtes Gesuch um Aufnahme in den Verband
infolge einer Verkettung ungünstiger Unistände nicht auf
die Tagesordnung habe gesetzt werden können. Der Vor-
sitzende stellt daher das Aufnahme-Gesuch dieses Vereins
noch nachträglich zur Beratung.
Hr. Sarrazin macht darauf aufmerksam, daß sich
17 Miltelrhcinischcr Architekten- u. Ingenieur- unter Punkt 17 der Tagesordnung noch ein weiteres Auf-
Verein zu Darmstadt mit 4 Stimmen durch die nahme-Gesuch der »Vereinigung schlesisehcr Archi-
Hrn : Saran, Reg- u. Bit., Schmick, Ob.-Brt. Ickten" in Breslau befinde, das zweckmäßiger Weise mit
Architekten-Verein zu Dresden mit 2 Stimmen dem vorliegenden Punkte der Tagesordnung zu verbinden
durch Hrn. Seitler, Prof. sei. Unter Hinweis auf frühere Vorgänge und mit Kück-
19. Architekten- u. Ingenieur-Verein fürNieder- sieht auf die geringe Mitgliederzahl der 3 Vereine ist
rhein und Westfalen zu Köln mit 4 Stimmen Redner jedoch der Ansicht, daß es nicht im Interesse des
durch die Hm: Kaaf, Arch, Hüser, Ing. Verbandes lict.cn könne, eine soweit gehende Zersplittc-
14. September 1904.
463
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rung der .Kräfte 211 unterstützen und stellt daher den An-
trag, die Beschlußfassung Ober die Aufnahme der 3 Vereine
zunächst auf t Jahr zu vertagen und den Versuch zu
machen, ob es nicht angängig sei, die betr. Vereine unter
sich bezw. mit schon bestehenden Vereinen zu verschmelzen.
Hr. Dorp erbietet sich bezOgl. der EssenerVereinc,
diesen Versuch zu machen, Hr. Neu mann hält denselben
für Breslau für aussichtslos und spricht sich als Vertreter
des Breslauer Arch.- u. Ing.-Vereins ausdrücklich für die
Aufnahme der Vereinigung schles. Architekten aus.
Hr. Kölle vermißt in den Satzungen der letzteren die
Forderung akademischer Bildung, von welcher der Verband
nicht abgehen dürfe. Hierzu äußern sich namentlich die
Hrn. Hecht, Seitler, Weidenbach, Reimer, die eine
solche unbedingte Forderung für die Aufnahmefähigkeit
in den Verband als zu weitgehend erachten. Hr. Nener
bemerkt dazu, daß die Verbands-Satzungen eine solche
Forderung nicht enthalten.
Hr. Sc hm ick beantragt, die Vereine in Essen und
den Schlesischen Verein nicht zusammen zu fassen, da
die Verhältnisse nicht gleichartig seien. Im Falle des letzte-
ren wünsche der ältere Ortsvercin ausdrücklich die Auf-
nahrae des jüngeren Vereins, der z. T. andere Ziele verfolge.
Dem schließen sich die Hrn. Dorp, Neu mann, Reimer an.
Der Vorsitzende läßt über den Antrag Sc hm ick betr.
die Aufnahme der Vereine in Essen und der Vereinigung
Schles. Arch. in Breslau getrennt abstimmen. Bezüglich
der beiden ersteren wird der Vertagungsantrag Sarrazin
mit überwiegender Mehrheit angenommen, die Aufnahme
des Vereins Schles. Architekten mit der gleichen Mehrheit
ausgesprochen.
Zu Punkt 3 der Tagesordnung: Bericht über die Ein-
nahmen des Verbandes aus seinen literarischen
Unternehmungen.
Es wird dem Antrage des Vorstandes zugestimmt,
daß die alte Honorarnorm nicht mehr gedruckt werden
soll und der Vorstand ermächtigt. Ober den Rest der Auf-
lage des Werkes über .Die natürlichen Bausteine I>cutsch-
Iands" nach seinem Ermessen zu verfügen.
Für die Herstellung der neuen Normalien für Haus-
abflußleitungen kann der Ausschuß eine endgültige Ab-
rechnung noch nicht vorlegen.
Totenschau.
Professor Peter Walle1 f. Am 8. Sept. verschied nach
längerer Krankheit im Alter von 58 Jahren der Architekt
Prof. Peter Walle, ein um die Kunstgeschichte Berlins,
insbesondere seine Baugeschichtc, verdienter Forscher.
Wall* wurde am 3. Dez 1845 in Köln a. Rh. geboren und
widmete sich anfänglich der praktischen Ausübung der
Baukunst, um diese aber bald zu verlassen und sich ganz
der fachlichen Schriftstellerei zuzuwenden. Schon früh
siedelte er nach Berlin über, dessen künstlerische Ver-
gangenheit das Hauptfeld seiner Studien war. Line nicht
geringe Zahl selbständiger Schriften, sowie eine große
Reihe gelegentlicher Aufsätze in Tageszeitungen, nament-
lich der .Vossischen Zeitung" in Berlin, deren ständiger
Mitarbeiter der Verstorbene war, sowie in Fachzeitschriften
zeugen von seiner unermüdlichen Schaffenslust. Aus der
Zahl der selbständigen Schriften seien hervorgehoben der
„Stiftungsaltar des Grafen Rochus von Lynar" 11882);
.Briefwechsel des Grafen Lynar mit Wilhelm IV. von
Hessen"; „Karl von Gonlard's L'cbcn undWirkcn"; „Schlüter
in Petersburg" In der letzteren Zeit waren namentlich
Schlüters Kunst und Leben ein Hauptziel seiner eingehen-
den Studien. Nicht allein aus wissenschaftlich-künstleri-
schem Interesse, sondern auch mit personlicher Teilnahme
widmete er sich dem Schutz der Kunstdenkmäler Berlins
und wn-kte für die Bestallung eines Konservators von Berlin.
Sein Kampf für die Erhaltung des alten Opernhauses in
Berlin, den er hauptsächlich in unserer Zeitung führte, ist
noch in aller Krinnerung. Walle redigierte die Wochen-
schrift: „Der Tiefbau." -
Brief- und Fragekasten.
Bitte: An alle diejenigen preuß. Hrn Rcgierunga-ßaumeister,
deren Prüfungsjjhr zum Baumeister in die Zeit von 1886 bis '
1904 fallt und welche, sei es durch Ausk heidung au« deu An-
wartcrlislen für die Anstellung im Suutsdien>t, Wohnungswechsel,
Beschaftigung9lo9i);keit oder Annahme von Stellungen im Gi-meinde-
oder Privatdienst usw. «tauben annehmen zu dürfen, in dem gegen-
wärtig in Neubearbeitung befindlichen Personal-Verzeichnis unseres
Deutschen Baukalendera für 1905 keine BerftcksichliguiiK ge-
funden zu haben, richten wir <l.e Bitte, uns die be/gl. Angaben
unter deutlicher Angabe von Namen, Titel und Profungsjabr
umgehend zugehen zu lassen.
Die gleiche Bitte richten wir an die Hrn S t adt ba u m e i » ter ,
Bezirks-Bau nicislcr usw. in den mittleren Üitt-ti de*
-»64
Zu Punkt 4 der Tagesordnung: Vorlage der Abrech-
nung für 1003 Bericht der Rechnungsprüfer. Wahl
von 3Ve reinen zur Prüf ung d erAbrechnung f ür 1904.
Namens des Rechnung* • Ausschusses berichtet Hr.
Rachel. Der Ausschuß hat die Abrechnung geprüft und
in Ordnung gefunden und beantragt die Entlastung des
Verbandsvorstandes. Er schlägt jedoch vor, den jetzt als
Guthaben der Verbandskasse an das Rohrenkonto geführ-
ten Restbetrag der Herstellungskosten der neuen Normal-
zeichnungen usw. für Hausabflußleitungen im nächsten
Jahre, soweit derselbe dann nicht durch die Einnahmen
gedeckt ist, endgiltig in Ausgabe zu stellen und abzusetzen.
Dem Antrag wird stattgegeben, die Entlastung erteilt
Als Rechnungsprüfer für das Jahr 1904 werden folgende
Vereine gewählt: Badischer Arch.- u. Ing.-Vcrein in
Karlsruhe, Arch - und Ing.-Vcrein zu Hannover,
Sächsischer Ing.- u. Arch.-Verein.
Zu Punkt 5 der Tagesordnung: Wahl eines neuen
Geschäftsführers anstelle des bisherigen Ge-
schäftsführers Hrn. Eiselen,
der sein Amt zum 1. Januar 1905 endgiltig niederzulegen
wünscht
Der Vorsitzende gibt seinem Bedauern Ausdruck
über den beabsichtigten Austritt des bisherigen Geschäfts-
führers, kann aber sich den von diesem angeführten Grün-
den nicht verschließen und beantragt die Bildung eines
7gliedrigen Ausschusses zur Vorbereitung der Wahl. Auf
Antrag des Hrn. Sarrazin werden in diesen Ausschuß
aus dem Vorstande die Hrn. Neher, Bubcndcy und
der Geschäftsführer gewählt Die Anzahl der Mitglieder
des Ausschusses wird dann auf Antrag Neher auf 9 er-
höht. Gewählt werden die Hrn.: Grantz, Knoblauch.
Körte, Soll, Meyer, Weber. Der Ausschuß wird
seine Vorschläge am 2. Sitzungstagc machen.
Zu Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage des Voran-
schlages für 1905. Festsetzung der Mitgliedcr-
beiträge für dieses Jahr.
Nach einigen Erläuterungen des Geschäftsführers wird
der Voranschlag angenommen. Die Höhe der Mitglieder-
beiträge wird dem Antrage des Vorstandes entsprechend
auf 1,50 M. für den Kopf des Mitgliedes festgesetzt. —
ISchlufl f.ilgt)
Deutschen Reiches, soweit Veränderungen stattgefunden haben.
— Ebenso machen wir die selbständigen Hm. Prival-Archi-
tekten und Ingenicure darauf aufmerksam, zu dem Verzeichnisse
derselben die Berichtigungen for den Jahrgang 1905 baldigst an
unsere Redaktion gelangen zu lassen. --
Hrn. B. In Arnsberg. Wir glauben nicht, daß zerkleinerte
(nicht gemahlene) Steinkohlenschlacke Feuchtigkeit aufnimmt und
dann treibt. Sie wäre daher wohl ein brauchbares und auch billiges
lsolicnniltcl. Neben ihr aber möchten wir doch einen Versuch mit
Torlmull empfehlen. Studieren Sie auch den Anzeigenteil unserer
Zeitung; in demselben finden Sie noch eine Reihe von Isoliermittcln
for Eiskeller angepriesen. —
Aufragen an den Leserkreis.
Sind die zwei Architekten (getrennte Firmen), welche beauf-
tragt sind, gemeinschaftlich die Ausarbeitung und Leitung eines
grelleren Neubaues zu übernehmen, berechtigt, einen Aufschlag
auf das nach der Norm zu bestimmende Honorar zu beanspruchen?
Es kann von einer Arbeitsteilung in der Weise, daß jeder die Hälfte
der Gesamturbeit zu leisten hat, nicht die Rede sein, es muß viel-
mehr fast jeder Punkt gemeinsam bearbeitet werden. Aus die-
sem Grunde glauben wir einen Aufschlag rechtfertigen zu können,
so daß jedem etwa 60—70% des nach der Norm zu bestimmenden
Honorare» zukommen worden Da die Norm solche Falle, die doch
nicht zu den Seltenheiten gehören, nicht anführt, so bitte ich um
Meinungsäußerung zu dieser Frage. — Fr. in H
Fragebeantwortuagen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage a in No. 60 Für Großvieh-Sehlaehthallcn
eignet sich am besten ein Fulibodenbelag aus bearbeiteten Granit-
platten, wahrend for Klcinvich-SchUchthaUcn ein solcher aus besten
Metllarher Fliesen herzustellen ist Erstcrer verhindert infolge seiner
rauhen Fläche ein Ausgleiten der Schlachttiere und ist leicht zu
reinigen. Der Herstellungspreis ist allerdings nicht gering, der Fuß-
boden jedoch, wenn die Platten gut verlegt wurden, unverwüstlich —
O. Wodke, ßauing. in Stcttiu.
AI« vorzüglichster Bodenbelag für Schlachthallen empfiehlt
aich der rote Sandstein aus der Gegend von Holzminden (Sollinger-
Platten). Abgesehen von .einer Billigkeit (etwa 7 M. fnr 1 qm) bil-
det dieser Sandstein einen einwandfreien Hallenboden, der fugenlos
verlegt und mittels eines Gummischabcrs stets in reinlichem Zu-
stande erhalten werden kann. -
Aus .Deutscher Schlachtvieh- Verkeil: ". Dir. Heiß -Straubing.
Inhalt: D.r Klirrt »o Orr Vcr»ii.:li»f»lu1m Jcr „ Studicri|rr«eH.rh»lt
las rlrktrit-lir S. Inn Utiiluirii" im llr.U: i>.tiluü). — Sitzungst» ru tit
d<: XXXIII A!-im>..!. . UnA , ^i.mln'i.t.t In l>,l . .. am 9 11. 10 -«-pt
ivas. T-necr-' '..t.i — Hfief un-l I i ii_-flts«l«-u.
Verlag der Deutscheo ttaurcitunr, f». dl b. II.. Marlin. KOr die Kedsttioa
nsamworu. Albert Ho (man 11. lirriin. Druck von Wilh. Citvr, Herlra.
No. 74.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 75. BERLIN, DEN 17. SEPT. 1904
Die XVI. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- u. Ingenieur-
Vereine zu Düsseldorf vom 12. bis 14. September 1904.
Der äußere Verlauf der Versammlung,
echzchn Jahre sind verflossen, seit der Ver-
band zum letzten Male in einer niederrheini-
schen Stadt getagt hat. Damals galt der
Besuch dem altehrwürdigen Köln, heute der,
im besten Sinne des Wortes, modernsten
Stadt am Rhein, Düsseldorf, die unbehindert von be-
engenden Fesseln sich frühzeitig frei entwickeln konnte.
Einst als Gegengewicht gegen die Macht der Kölner
Erzbischöfe zur Stadt erhoben, mit dem besonderen
Zweck , dem Bergischen Lande den offenen Zugang
zum Rhein und die Teilnahme am Rheinhandel zu
wahren, mißt sich heute noch Düsseldorf mit der größe-
ren Nachbarsladt, nicht mehr im blutigen Schwertkampf,
alier im friedlichen Wcttkampf in 1 landel und Industrie.
Ein friedlicher Wcttkampf war es auch, zu dem
Düsseldorf vor 2 Jahren die rheinische Industrie her-
ausforderte, und mit einem neuen Ehrenkranzc durfte
es aus demselben hervorgehen; aber damit nicht genug,
ist die unermüdliche Stadt auch in diesem Jahre auf
dem Plan erschienen, um ihre Bedeutung als rheini-
sches Kunstzentrum und ihren Namen als Gartenstadt
aufs neue zu Ehren zu bringen. Nicht müde der frem-
den Besucher, öffnete sie auch in diesem Jahre gastlich
ihre Tore, bewies sie wiederum ihren Gasten, daß
neben ernster Arbeit und künstlerischem Streben auch
der rheinische Frohsinn hier eine Statte gefunden bat.
Gestützt auf solche Bundesgenossen durfte der
an Zahl seiner Mitglieder verhältnismäßig nur kleine
Düsseldorfer Verein es wohl wagen, den Verband in
diesem Jahre nach Düsseldorf an den Rhein einzu-
laden, ein Ruf, dem man aus allen Teilen Deutsch-
lands gerne folgte.
Die Beteiligung war, wohl mit Rücksicht darauf,
daß die Ausstellung im Jahre 1902 mit den mit ihr
verbundenen zahlreichen Kongressen schon Viele nach
Düsseldorf gezogen hatte, zwar nicht eine so starke,
als man vielleicht erhofft hatte, aber immerhin eine er-
freuliche. Nach der Teilnehmerlistc hatten sich etwa
450 Verbandsmitgliedcr mit ihren Damen eingefunden,
eingerechnet die Mitglieder des Vereins in Düsseldorf
und aus der rheinischen L'mgegcnd. Die Beteiligung
der letzteren war übrigens gering gegenüber derjenigen
aus Nord- und Soddeutschland.
Wie üblich, war die alljährliche Abgeordneten-
Versammlung der Wanderversammlung in Düssel-
dorf vorausgegangen. Sie zeigt dieselbe erfreuliche
Teilnahme, wie in den letzten Jahren. Ursprünglich
waren sämtliche Vereine mit Vertretern angemeldet,
erst im letzten Augenblick sagten 2 ab. Imganzen
waren einschl. der Vorstands-Mitglicdcr einige 70 Ver-
treter versammelt. Auch das Ergebnis der Verhand-
lungen war ein erfreuliches. Eine Reihe von Arbeiten
konnten abgeschlossen werden, andere sind soweit ge-
fördert, daß nur noch die letzte Hand anzulegen ist
Leider sind auch Arbeiten des Verbandes auf unge-
ahnten Widerstand gestoßen, der sich nicht immer auf
sachliche Gründe stützt und daher um so schwerer zu
bekämpfen ist. L'eber das Ergebnis der Beratungen im
Einzelnen gibt der offizielle Sitzungsbericht Aufschluß.
Eingeleitet wurde die Abgeordneten- Versammlung
durch einen Empfang im Malkasten, dem altbekannten
Sammelpunkte der Künstlerschaft Düsseldorfs, den
diese bereitwilligst zu dem Empfang der Vertreter der
Schwesterkünstc zur Verfügung gestellt hatte. Der
Vorstand der Künstlerschaft hatte sich mit dem Düssel-
dorfer Verein zum Empfang vereinigt und mit schwung-
vollen Worten pries in seiner Begrüßungsrede Hr.
Architektur-Maler Groll die Baukunst als die älteste
der bildenden Künste, die jetzt in schöner Gemein-
schaft denselben Idealen nachstrebten.
Den Beschluß der Abgeordneten -Versammlung
bildet wie üblich ein Ausflug, der sich in das schöne
bergische Land nach Remscheid zur Talsperre, nach
dem in alter Pracht wiedererstandenen Schloß Burg
und nach Müngsten richtete. Herrliches Wetter be-
günstigte diesen schönen Ausflug und trug nicht wenig
zu der frohen Stimmung bei, welche alle Teilnehmer
beherrschte.
Am Abend vereinigten sich zu zwanglosem Zu-
sammensein die Teilnehmer der Wandervcrsammlung
in der Tonhalle. Verschönt wurde der Abend durch
ein kleines, vom Maler Groll in flüssigen Versen ge-
dichtetes Festspiel, den Wettstreit der Künste vor
Apoll darstellend, in welchem der Architektur der
Kranz gereicht wird. Anmutige Damen des Düssel-
dorfer Vereins waren die Darstellerinnen. —
(l'ortscuuiic folfL)
465
Goo<
Entwicklung des stadtischen Schnellverkehrswesens seit Einführung der Elektrizität.
Voitrag, gehalten auf der 16. Waodervcrianmilung de» Verbände« deutscher Architekten- und Ingenieur Vereinc iu DCli&eldorf 1904,
von Kern mann, Reg.-Rat a.D. (HU-rm »int Doppel Hanbrilafe.)
lcitdcm sowohl die Dampfkraft als auch die tierische
Zugkraft im Artlichen Eisenbahnwesen durch den
' einheitlichen elektrischen Antrieb verdrängt werden,
haben die großstädtischen Verkehrsmittel in ihren Be-
ziehungen zueinander und in der wirtschaftlichen Stellung
innerhalb ihrer Verkehrsgebicte Acnderungcn erfahren.
Die Anwendung der gleichen Zugkraft einerseits bei den
Straßen- oder Flachbahnen und anderseits bei den städti-
schen Schnellbahnen, den Stadt- und Vorortbahnen wie
auch bei den Städtebahnen, der „interurban railroads"
der Nordamerikaner hat zur Folge gehabt, daß auch
die elektrischen Flachbahnen sich den Schnellbahnen
beigezählt zu sehen wünschen, wie sich denn in den
Vereinigten Staaten Straßenbahn -Gesellschaften gern als
Rapid Transit- Unternehmungen bezeichnen. Die Straßen-
bahn besitzt ja insoweit die Vorzöge der Bahnen mit
.selbständigem Bahnkörper, als sie die Fähigkeit des
schnellen Fahrens, raschen Ingangkommens und Anhaltens
neben den sonstigen Vorzögen der elektrischen Betriebs-
weise mit den Schnellbahnen teilt und in den Vorstadl-
und Vorortgebicten tatsächlich erhebliche Fahrgeschwindig-
keiten anwendet Anderseits liegt auf der Hand — obwohl
die Rechtsprechung den Unterschied nicht genügend zu
würdigen weiß, — daß eine Bahn, die sich unmittelbar
auf dem Straßenboden durch den Verkehr durcharbeiten
muß, die in ihrer vollen Ausdehnung einen einzigen großen
Uebergang für Fußgänger und Fuhrwerke aller Art dar-
stellt, in der ganzen Art der Bciricbsführung sehr stark
abweichen muß von einer mit selbständigem Bahnkörper
ausgestatteten Bahn, der Schienenübergänge überhaupt
fehlen. Der Betrieb der Schnellbahn besitzt ein ungleich
höheres Maß von Regelmäßigkeit und Zuverlässigkeit, als
die Flachbahn, wickelt sich pünktlicher ab und läßt sich
mit Zugeinheiten von einer Ausdehnung führen, die auf
dem Straßenboden nicht zulässig ist. vor allem können
bei der Schnellbahn die Vorteile der gesteigerten Fahr-
geschwindigkeit bei dem mehr eisenbahntnäßigen Betriebe
in größerem Umfange ausgenutzt werden. Der Flachbahn
sind namentlich in letzterer Beziehung erhebliche Be-
schränkungen auferlegt. Schon durch die Zahl der Auf-
enthalte, die in der inneren Stadt besonders grüß ist, vor
allem aber mit Rücksicht auf die Sicherheit des übrigen
Straßenverkehres ist die Straßenbahn gehindert, ihre Ge-
schwindigkeit über ein gewisses, in den Außengebieten
größeres, in der Innenstadt kleineres Maß zu steigern.
So haben sich denn auch die Anhänger des Gedankens,
daß sich das Straßenpublikum mit der Zeit 2U derjenigen
Gewandtheit erziehen lasse, die nötig ist, um sich auch
in der Innenstadt zwischen schnellfahrendcn Flachbahn-
zügen ungefährdet zu bewegen, durch die Erfahrungen
bald eines Anderen belehren lassen müssen. Der Aus-
druck dieser Erfahrungen ist die Unfallliste, die allein im
verflossenen Vierteljahr bei der Großen Berliner Straßen-
bahn noch immer über 500 Unfälle umfaßte. Nach dem
Maße der an die Sicherheit des Verkehres zu stellenden
Ansprüche wird daher der Flachbahnbetrieb in den be-
lebten Innenstraßen hierzulande wohl stets die Natur des
Tram- oder Omnibus-Zugvcrkchrcs behalten. Dies hindert
indessen nicht, anzuerkennen, daß die Straßenbahn, wo
sie mit geringeren Behinderungen ihren Weg fortsetzen
kann, inbezug auf die Fahrgeschwindigkeit tatsächlich
recht befriedigende Leistungen aufweist, ja daß sie in den
Außengebieten, da sie sich dort stärker verzweigen und
daher eine größere Zahl von Verbindungen herstellen
kann, als die Schnellbahn, bis zum gewissen Grade deren
Konkurrentin wird, sodaü die Grenze, wo sie aufhört, Zu-
bringer der Schnellbahn zu sein und anfängt, ihr Wettbe-
werb zu bereiten, nicht immer leicht festzustellen ist. Aller-
orten beklagen sich tatsächlich die Schnellbahnen darüber,
Ein Brief von unterwegs.
Lieber Karl:
Illach wunderschönen Kreuz- und Querfahrten unseren
B&vl a',en ^'a'n en,lan8 sind wir nun aucn nacn Rothcn-
«*™ bürg gekommen. Gestern Mittag kamen wir an,
und torkeln nun wie im Traume durch dieses wunder-
liche Nest. Es ist so schön, daß ich mich immer wundere,
warum man so oft nach Italien und Frankreich fährt.
Iiier ist es Fleisch von unserem Fleisch, man kann alles
lesen und verslehn, hat keine Fremdenführer nötig, und
unsere Urgroßeltern waren so treffliche Künstler, daß
man wehmütig ausrufen möchte: „Weh' dir, daß du ein
F.nkel bist:-
Oh Karl! wie tief sind wir gesunken! Wenn es wirk-
lich ein jenseits gibt, wenn wirklich die geistigen Augen
unserer verflossenen Großen noch auf uns gucken, was
mögen die bedenklich ins Zwinkern kommen!
Tilmann Riemenschneider mit seiner Schar nicht
minder großer Unbekannter, deren Werke in jeglicher
Kirche, ah jeder Straßenecke mahnen, und du oh Balthasar
Neumann! Was mögt ihr wohl denken, wenn ihr in
dunkeln Nächten durch Deutschlands Straßen und Kirchen
wandelt? Arme Schatten, seid glücklich, das Schlimmste
bleibt euch erspart, ihr braucht nicht zu lesen! Ihr
braucht nicht zu lesen, daß wir uns weiter entwickeln,
daß eine nagelneue Kunst im Entstehen begriffen ist, daß
Kunst nicht von Können kommt, sondern, daß das Empfin-
den altein den Künstler macht. Ihr braucht keine Fest-
reden zu lesen und keine Broschüren — ihr kennt keinen
Mulher, keinen l.ichtwark und keinen Thodc! Ihr wart
nur Arbeiter und für euch wuchsen keine Titel, keine
Staatsnicdaillen und keine Orden.
Ihr lebtet und starbet, wie ihr auf die Welt ge-
kommen, und schenktet eurer Zeit so viel, daß wir
armen Epigonen euch nur mit Redensarten, aber nicht
mil Taten nahen dürfen. Geht heim in euren Himmel,
und wenn ihr abends beim Schlummcrschoppen etwa
Dürern und Holbein, I'eter Vischcr'n, Kraft, Meister Erwin
von Straßburg und andere wackere Deutsche trefft, so
reibt einen stillen, ganz stillen Salamander auf uns kleine
Enkel mit den großen Gehirnen und den kleinen Händen
und noch kleinerem Können. Sprecht nicht von Berlin,
schweigt von Darmstadt und Weimar, wo anjetzt die nagel-
neuesle Kunst in die Wehen gekommen ist oder kommt.
Wir wissen nicht, was wir tun! Wir haben es seil
hundert Jahren nicht mehr gewußt! Wir haben nur zer-
stört Lebendig und organisch Ancinandergewachsenes
haben wir auseinander gerissen. Wir haben oft mit Fußen
<oo
getreten, was uns heilig hätte sein sollen als ein teueres
überkommenes Erbe. Wir haben uns vermessen und woll-
ten Künstler erziehen; man lernt heute Künstler, wie
man damals Bäcker lernte. Wir haben die Kunst vom Werk-
platz und aus der Werkstatt geschleppt und haben sie kaser-
niert in Schulen, haben sie mit unerträglichcnT'iteln behängt
Wir haben vergessen, daß der Künstler frei sein
muß, sonst versagt die Zeugungskraft Wo unsere alten
Meister den tiefen Gedanken, den feurigen Schöpfertrieb
walten ließen, da wirkt bei uns der Brutofen — da wird
temperiert nnd „in Betracht gezogen", doppelt und drei-
fach durch das Sieb akademischer Weisheit durchgeseiht,
bis keine Fehler mehr drin sind. Du großer Apoll! als
ob mit den Feldern nicht auch der große Schwung und
alle Freiheit in diesem Siebe hängen blieben! Es ist mehr
Freude im Himmel Ober einen Sünder, der Buße tut, als
über zehn Gerechte. Und über die Mängel, die der große
Schöpferdrang zeugt, erhebt sich sieghaft das Kunstwerk.
Das innere Feuer macht's, nicht die äußere Politur.
Das predigen unsere alten Werke, die enthalten sind
in unseren deutschen Städten und Schlössern, gezeugt
von tüchtigen Meistern, aber nicht von Zwittern, die halb
gelehrte Schulmeister und halb Künstler sein wollen. An
ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen!
Wir müssen wie Gärtner dem erschöpften, mißhandel-
ten Baum unserer Kunst zu Hilfe kommen. Wir müssen
den verwahrlosten Boden auffrischen, ganz bescheiden
und in aller Stille uns unserer angemaßten Künsilerherr-
lichkeit entkleiden und wieder anfangen, ohne Kunstlehre
und vorgefaßte Meinungen an den Werken selbst zu
lernen. Wie kleine Schulbuben das Alphabet lernen, um
einst schreiben zu können! Wir schreiben, und können
das Alphabet nicht ! Ich lutbe nie so verzagt dagestanden,
als in den letzten Tagen! Das ist die reine Wahrheit! —
Und trotzdem freue ich mich auf meine Arbeit. Auch
hier ist die Erkenntnis der Weg zur Besserung. .Man
kann ja immer noch lernen, dazu ist niemand zu alt, so
sicher wie echte Kunst nie alt werden kann. Durch die
verwitterte, vergilbte Schale Icnchlen der ewige Gehalt,
die kräftige echte Persönlichkeit des alten Meisters, und
seine klugen Augen in dem tüchtigen Kopfe winken
dem Mut zu, der ihn sucht. Mir hat gar mancher zu-
geblunkert in den letzten Tagen, ob's was helfen wird?
Verzeihe diesen Erguß! Wcss' das Herz voll ist,
fließet die Feder über, wozu hat man sonst seine Freunde!
Als daß man wahrhaftig ist! —
Mit herzlichem Gruß
Hein getreuer Heinrich.
No. 75.
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l^i- — |
Abbildg. 1.
Culvcr»treet Kiid-
Am/ttt/i/rrxtahaa _
j «*./>.. <f
auf Conev bind—
NewYork.
I. Auiatillglci* 'Ol 10 t'lirhbahnwarrn . N
I jj
Abbildg. 3. Grundriß dwntnfc^^B
Roxbury.
J L
Abbildg 6,
Geplante unter-
irdische Siratteu
bahmchleifen in
Chic»KO.
5. GrundriB de» vereinigten Bahnhofes der Hoch-
Straflenbahnen in Charlestowo.
I mir 11
AfitAiyan See
17. September 1904.
467
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Erechtheion auf der Akropolis zu Athen, aufgenommen aus einer Entfernung von 70 m mit
Goerz-Doppclanastjginat, Serie III, a, Brennweite 18 cm.
In Nordamerika ist man zuerst dazu Obergegangen, einem zu erhalten, die vollkommene Neuerungen auf diesem
derartigen Wettbewerb zwischen Flach- und Schnellbahn Verkehregebictc darstellten. Um Abhilfe zu schaffen, hat
durch Errichtung von Interessengemeinschaften zu steuern, man das Verkehrsprogramm einer wesentlichen Erweite-
In diesem eigentlichen Heimatlande des Trustwesens rung unterzogen und unter Einbeziehung des Tunnels
wurden passende Formen für ein Zusammengehen beider ein inneres Netz von Hoch- und 1 iefbahnen angelegt,
Verkehrsmittel leicht gefunden. Der bekannteste solcher die als Schnellbahnen eingegliedert sind in das außer-
Vcrkchrstruste ist die Brooklyn Rapid Transit KK. Co., ordentlich dichte Gefüge von Flachbahnen, die den Außen-
die durch Aufkauf oder sonstige AngliederungdicBrooklvncr verkehr vermitteln. Von einer Verschmelzung der Be-
iloch- und Flachbahnen unter ihre BotmaQigkeit gebracht triebe ist indessen vollständig abgesehen. Während in
hat. Die beiderlei Verkehrsmittel werden von ihr seit- Brooklyn, wie wir gesehen haben, die Schnellbahnzage
dem nach einheitlicheren Gesichts-
punkten betrieben. Nicht allein,
daß dem Publikum der Vorteil
durchgehender Fahrscheine für
beide Linien gewährt ist; die Or-
ganisation geht soweit, daß sogar
llochbahnzQge im äußeren Stadt-
gebiet verschiedentlich in den
Flachbahn -Betrieb hineingeführt
werden. Auf diese Weise ge-
langen beispielsweise die Bewoh-
ner New- Yorks in ununterbroche-
ner Fahrt mit den Zagen der
Bronklyner Hochbahn nach ihren
beliebigen Ausflugspunkten auf
der Concy Insel. So dient auch
der neu umgebaute Culver-
stree't Endbahnhof auf dieser
Insel — Abbildg. 1 — gleichzeitig
der Abfertigung von Flach- und
Schnellbahnzügen, die sogar bei
der Nordausfahrt die nämlichen
im Gelände liegenden Gleise be-
nutzen. Daß dieser Fall derUcber-
fQhrung von inneren Schnellbahn-
zagen auf die außenliegende Flach-
bah n ausgedehntere Nachfolge ha-
ben dürfte, erscheint indessen frag-
lich. Ungleich bedeutungsvoller
scheint der andere Weg, die von
auflrn herkommen-
den Flachbahn-Wa-
gen im Inneren der
Stadt auf besonde-
ren Bahnkörper zu
leiten, nicht, um
aus der Flachbahn
im Inneren einen
Schnellverkehr zu
entwickeln, sondern
hauptsächlich, um
die überfüllten Stra-
ßen des Stadtinne-
ren zuentlasten und
von Gleisen zu be-
freien. Diesem Um-
stände verdankt die
von 1 loward A. C a r-
sonfOrdenSchnell-
verkehrs-Ausschuü
von Boston er-
baute, vor 6 Jahren
cröffneteTunnclan-
lage in derTrcmont-
Straßc ihre Ent-
stehung, die auf dem
Lageplan der Stadt
(siehe die Beilage)
angedeutet ist. An
drei Stellen wurden
die Flachbahngleise
mittels Rampen un-
ter die Erde geführt,
derart, daß, wie au>
Abbildg. 3 ersicht-
lich, die Motorwa-
gen in der Lage
waren, sowohl von
jedcmEintnit-punkt
den ganzen Tunnel
Die Karvatidenhalle de» Eietliihcions,
aus deiselben Entfernung aufgenommen mit einem Goeri'arhen Teleobjektiv von 144cm AequivalcntBi emiweite;
bestellen. 1 aus einem Doppclanastigmat, Serie III, a, Brennweite 18cm, und Telcnegativ von 60 mm Brennweite.
Das photographische Teleobjektiv von C. P. Goerz.
zu durchfahren, als auch innerhalb desTunnels umzukehren.
Der Erfolg dieser Anlage war in die Augen fallend; aber
die Maßregel erwies sich bald aU unzureichend. Durch
die Erleichterungen, die dem Verkehr geboten waren,
wuchs dieser »elbst wieder dermaßen an, daß ihn auch
der Tunnel nur schwer zu bewältigen vermochte Das
Wagengedränge unter der Erde wurde beispiellos und
der Betrieb der unzähligen Linien im Tunnel war auf
die Dauer nur mit den findigsten Vorkehrungen aufrecht
468
unmittelbar auf die Flachbahn weitergeleitet wurden, muß
in Boston an den Treffpunkten beider Verkehrsmittel
umgestiegen werden. An den Endpunkten läuft die Hoch-
bahn, wie auf dem Stadlplan (Beilage) angedeutet ist, in
Schleifen aus, zu denen die Flachbahngleise mittels Rampen
cmiiorgcfahrt sind, «odaü Anschlußbahnhöfe nach Art der
Abbildg 3 bis 1 entstehen, an deren zungenförmigen
Bahnsteigen F lachbahnwagen und Hochbahnzügc den Ver-
kehr austauschen. Die BcnuLzungswcise des Tunnels ist
No. 75.
Gc
jetzt so geändert, daß die durchlaufenden Gleise —
zu vergl. Abb. a — nicht mehr von Straßenbahnwagen,
sondern nur noch von Hochbahnzögen befahren werden.
Der Verkehrsplan umfaßt nunmehr zugleich die beiden
Fälle, daß einerseits Straßenbahnlinien im Zentrum inner-
halb des Tunnels, in den sie zur Entlastung der Straßen
hineingeführt sind, unmittelbaren Anschluß an die Schnell-
bahn gewinnen und anderseits die letztere weiter außen
in den erwähnten Anschlußbahnhöfen mit den Straßen-
bahnen verbunden Ist Im Übrigen hat der l'mstand,
daß auch hier die Flach- und Schnellbahnen in einer
Hand vereinigt sind, Verkehrs-
erleichtcrungcn zur Folge ge-
habt, die in ihrer Eigenartig-
keit und Zweckmäßigkeit voll-
ste Anerkennung verdienen.
Die Notwendigkeit, die inne-
ren Straßen von Gleisen zu
befreien, hat naturgemäß mit
zunehmendem Verkehr auch
in anderen Großstädten zu weit-
gehenden Umgestaltungen an-
geregt. In Chicago ist bei-
spielsweise vorgcschlagcnwor-
den, die Nord-Süd-Straßenbah-
nen und die West-Straßenbah-
nen im Herzen der Stadt mit-
tels Schleifen in einen zweige-
schossigen Tunnelbau hinab-
zuführen, wie das in Abbildg. 6
veranschaulicht ist Die Nord-
südlinien endigen im oberen
Tunnclstockwerk. so jedoch,
daß in nordsadlichcr Richtung
die Wagen auch durchgehend
betrieben werden können. Die
Westlinien — in Abbildg. 6 punktiert angedeutet — sind in
das untere Stockwerk hinabgeführt. Im Zusammenhang
mit diesen Arbeiten werden durchgreifende Umgestaltungen
des ganzen Straßenkörpers beabsichtigt, vcrgH Abbildg. 7,
indem für Kabel, Wasserrohre und die sonstigen in den
Straßen befindlichen Leitungen besondere Tunnel im Zu-
sammenhang mit den Hahntunneln hergestellt werden.
Abgesehen von den geschilderten Bestrebungen, die
die großstädtische Verkehrspolitik im Sinne engeren Zu-
sammenschlusses zwischen Straßen- und Schnellbahn
Aufgenommen mit Goeri-DoppclanaMigmat Serie
Brennweite 15 cm.
nachdrücklich zu beeinflussen und zu Verkehrsformen zu
führen vermögen, wie wir sie z. B. in Boston verkörpert
sehen, hat man sich doch im allgemeinen bei der Anlage
der elektrischen Schnellbahnen, ganz nach dem Muster
der unter der Herrschaft des Dampfbetriebes hergestellten,
um die Flachbahnen wenig gekümmert, die großstadtischen
Schnellbahnen vielmehr selbständig nach außen vorgetrie-
ben, um mit ihnen das ganze Gebiet der wirtschaftlichen
Gemeinschaft einschließlich der Vorstädte und Vororte zu
erschließen. Auf dem letztgenannten We^e insbesondere
wirddie Schnellbahn zu einem gewaltigen Mittel, der Massen-
anhäufung der Bevölkerung in
den Mietskasernen zu steuern
und ihr zu menschenwürdige-
ren Daseinsbedingungen zu
verhelfen. Kein \\ under also,
wenn sich neuerdings gerade
in Anbetracht dieser Wohl-
fahrtsbestrebungen die Städte
gewisscMitbestimmungsrcchtc
bei Anlage der Schnellbahnen
zu wahren bestrebt sind. Da-
durch können sehr wohl Ein-
heitlichkeit der Anlagen erzielt
und die allgemeinen Interessen
genügend geschützt werden.
Aber dieser Zweck wird nicht
immer erreicht, denn das Bei-
spiel der Pariser Untergrund-
bahnen zeigt aufs deutlichste,
wie engherzig auch eine städ-
tische Verwaltung ihre Aufga-
ben aufzufassen in der Lage
ist Keine einzige der vielen
Linien des sonst in glänzender
Durchführung begriffenen Pa-
riser Untergrundbahnnetzes geht, wie die Abbildg.
(Beilage) erkennen läßt, über die Weichbildgrcnzc hinaus;
dieses Liniennetz ist in seiner äußeren Beschränkung
deutlicher Ausdruck der Besorgnis, daß das Steuerbudget
der Hauptstadt durch Abwanderung der Bewohner in die
Vorstadtgebiete eine Schmälcrung erleiden könnte. Also das
Gegenteil von dem, was natürlich und richtig ist; tatsächlich
läßt sich die natürliche Entwicklung nach außen wohl er-
schweren und verzögern, aber unter keinen Umständen
auf die Dauer verhindern. <Foit»munc loifi >
Ib.
~ --anti T> ™
• 1 wiF
Aufnahme mit einem Go*r*-Teleobjektiv, bcatchend aua einem I>oppclanasligmat Serie 1 b, 1, Brennweite 15 cm, und einem Teienegativ
von 75 mm Brennweite. Achtfache lineare Vergrößerung gegenüber obiger Abbildung. (Bei beiden Aufnahmen war der Pavillon etwa
laoo ni vom Apparat entfernt )
_ . Das photographische Teleobjektiv »on C. P. Goeri.
17. September 1904. 469
Digitized by Gc
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Sitzungsbericht der XXXIII. Abgeordneten-Versammlung in Düsseldorf am 9. und
10. September 1904. (FwtKtMag it»u schiui»)
Zu Punkl 7 der Tagesordnung: Antrag des Archi- Dem Antrage wird stattgegeben, die Schenkung des
tekten- und Ingenieur-Vereins zu Hamburg auf vollständigen Exemplares der früheren Jahrgänge mit Dank
Abänderung des § ao der Verbands-Satzungen. angenommen
Hr. Weber spricht noch den Wunsch aus, der Vor-
stand möge auf die Vereine dahin einwirken, daß diese
auch die Festschriften der Wanderversammlungen dem
Museum in Zukunft überreichen möchten.
Zu Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage einer Ueber-
sicht Ober die bisherigen Ausgaben für das Werk
„Das Bauernhaus im deutschen Reich und in
seinen Grenzgebieten" und Antrag auf Bewilli-
gung der voraussichtlich noch aufzuwendenden
Mittel zu seiner Fertigstellung.
Nach einigen Erläuterungen des Geschäftsführers wird
dem Antrage des Verbandsvorstandes entsprochen und
die Summe von 3000 M. aus dem Verbandsvermögen zur
Deckung der Kosten der noch ausstehenden Arbeilen be-
willigt Es wird dem Ausschüsse auf Antrag des Hrn.
Weber einerseits der Dank für die Herausgabe des wert-
vollen Werkes ausgesprochen, anderseits aber auch zur
Pflicht gemacht, bei seinen weiteren Arbeiten, so weit das
ohne Beeinträchtigung des angestrebten Zweckes und des
vornehmen Charakters des Werkes angängig ist, grötlte
Sparsamkeit walten zu lassen.
Auf Antrag des Vorstandes wird im Anschlüsse hieran
auch
Antrag des Vorstandes des Museums auf "L^beriassung Punkt 13 der Tagesordnung: Bericht über den Fort-
eines vollständiges Exemplares des Vcrbandsorgancs, der Bang des Bauernhaus-Werkes
„Deutschen Bauzeitung, " an den Verbandsvorstand über- durch Kenntnisnahme erledigt,
mittelt worden. Dieser hat sich mit der Deutschen Bau-
zeitung in Verbindung gesetzt, der aber vollständige Zu Punkt n der Tagesordnung: Wahl zweier neuer
Exemplare zur Abgabe nicht mehr zur Verfügung stehen. Vorstandsmitglieder
Dagegen hat sich ein Mitglied der Gesellschaft der Deut- anstelle der salzungsgemäß nicht wieder wählbaren Hrn.
sehen Bauzeitung bereit erklärt, ein vollständiges Exemplar Bubcndcy und v. Schmidt. Es wird ein 9 glicdriger
der früheren Jahrgänge dem Vorstande für genannten Ausschuß zur Vorbereitung der Wahl gewählt, dem die
Zweck kostenlos zu überlassen. Im übrigen stellt der Hrn.: Billing, Bubcndcy, Gleim, Crantz, Hecht,
Vorstand den Antrag, die laufenden Jahrgänge des Vcr- Knoblauch, Lucas, Schmick, Zügel angehören,
bandsorganes in je 1 Exemplar dem Museum zum Gc- Der Ausschuß macht am Nachmittag den Vorschlag: zum
schenk zu machen. stellvertr. Vorsitzenden Hrn. Stdtbrl. Dr. Wolf f in Hannover,
Hierzu gibt Hr. Gleim entsprechende Erläuterungen.
Der Antrag wird ohne weitere Debatte angenommen. Die
abgeänderte Fassung soll den Satzungen als Nachtrag bei-
gefügt werden.
Zu Punkt 8 der Tagesordnung: Antrag des Archi-
tekten- und Ingenieur-Vereins zu Kassel auf Be-
willigung eines Beitrages zu einem Denkmal für
Ungcwitter in Kassel.
Der Antrag wird, nach kurzen Wrortcn des Vertreters
des Vereins Hrn. Wroernhof f, der für die Unterstützung
durch den Verbandsvorstand den Dank seines Vereins
ausspricht, einstimmig angenommen, die Höhe des Bei-
trages auf 300 M. festgesetzt.
Zu Punkt 9 der Tagesordnung: Bewilligung eines ein-
maligen Beitrages an das Museum für Meister-
werke der Naturwissenschaft und Technik in
München.
Der vom Vorstände beantragte Beitrag von 500 M.
wird nach einer kurzen Debatte, an der sich die Hrn.
Knoblauch, Hecht und Baumeister beteiligen, be-
willigt. Von Hrn. Köpckc, dem Vertreter des Ver-
bandes, im Vorstandsrat des Museums, ist ferner ein
Das photographische Teleobjektiv.
(HU-rfu dir Abbildung™ !S. 4« m,<l 4*9.)
lie vorliegende Abhandlung soll den photographieren-
den Architekten mit einer Konstruktion photogra-
phischcr Objektive bekannt machen, die zwar schon
seit emigen Jahren auf dem photographischen Markte er-
schienen sind, jedoch selbst von der photograplüschen
Fachwelt nur wenig beachtet wurden.
Durch die seit etwa ao Jahren in hohe Blüte ge-
kommene Reproduktionstechnik war für die photogra-
phische Üptik von selbst der Impuls gegeben, Instrumente
zu konstruieren, die nicht lediglieh den Zweck verfolgten,
plastische Gegenstände schnell und dabei mit einer ge-
wissen Weichheit aufzunehmen. Die phoUmieehanische
Reproduktion verlangte hauptsächlich Objektive von exakter
Wiedergabe ebener Originale, als Karten, Pläne, Zeich-
nungen, Gemälde usw.
Die Firma C. A. Steinheil Söhne in München hat diese
Aufgabe anfangs der 70er Jahre durch die Konstruktion
des „Aplanatcn" glänzend gelost Dieses Instrument wurde
für die erwähnten Zwecke etwa ao lahrc lang verwendet,
bis die Firma Carl Zciß in Jena etwa um das Jahr 1800
mit dem anastigmatischen Typus hervortrat, der den Zweck
verfolgte, ohne jede Abbiendung, die bekanntlich Licht
absorbiert, ein randscharfcs Bild im Apparat hervorzurufen.
Der Anastigmat ist hauptsächlich möglich geworden durch
Benutzung eigenartiger Glaszusamiiicnsetzungcn, die das
glastechnische Institut von Schott und Genossen in Jena
herausgefunden hatte.
Die Firma C. P. (Joerz in Friedenau bei Berlin brachte
wenige Jahre später die Doppel-Anastigmate in den Handel,
einen Typus, der heule noch vorbildlich dasteht, da er ein
svmmctnschest »bjektiv darstellt, welches sowohl imgan/en,
als auch in seinen Hälften i Vorder- oder Hinterlinsci als
selbständig* optisches Werkzeug arbeiteL
Wir hielten einen kurzen Leberblick über die Ent-
wicklung der Objektive für nöliu, um auch den der photo-
Sraphischcn Kunst Fernerstehenden über den Standpunkt
er heutigen optischen Technik zu unterrichten.
Bekanntlich liefert von a Objektiven (bei gleicher Ent-
fernung vom aufzunehmenden Gegenstände) nur dasjenige
470
mit größerer Brennweite das größere Bild, allerdings auf
Kosten der Lichthelligkeit, also auch unter dem Erfordernis
einer längeren Exposition. Ebenso bekannt ist es, daß
eine lange Brennweile einen langen Balgenauszug, also
einen voluminösen Apparat erfordert. Endlich muß daran
erinnert werden, daß ein Objektiv von selbst sehr langer
Brennweite immerhin von sehr weit entfernten Gegen-
ständen nur ein recht kleines Bild liefert. Ein größerer
Gegenstand, ein Haus z. B,, kann recht gut bei einer Ent-
fernung von ao, 50, 80, ja ioo"> noch recht wohl ein deut-
liches Bild aufzunehmen gestatten unter Benutzung von
Objektiven, wie solche durchschnittlich im Instrumentarium
eines Fachphotographen zu finden sind. Bei solchen größe-
ren Entfernungen hilft man sich vielfach mit der Benutzung
der Hinterlinse bei Anwendung einer etwas engen Blende.
Völlig anders gestaltet sich die Sache, wenn es heißt,
ein selbst größeres Gebäude auf eine Entfernung von iooo
bis 1600 ja von über a zu photographicren. Da ver-
sagen alle „üblichen" Instrumente und erst dem .Tele-
objektiv" war es vorbehalten, diese Aufgabe gut zu lösen.
Als erster Konstrukteur des Teleobjcktivcs muß Prof. Dr.
Adolf Miethc (Techn. Hochschule in Charlottenburg) an-
gesehen weiden. Nahezu gleichzeitig mit ihm trat Dal 1-
meyer in London mit einer ähnlichen Telckonstruküon an
die "Öffentlichkeit und nur die äußerste Beschleunigung
bezüglich der Patentanmeldung rettete die Priorität der
Erfindung für Prof. Micthe.
Kurz ausgedrückt kann man sagen: das Teleobjektiv
ist ein photographisches Fernrohr. Man ist also in der
Lage, bei Benutzung des Tclcobjektives den betreffenden
Gegenstand aus sehr weiten Entfernungen heranzuholen
und ihn gleich in einer entsprechenden Vergrößerung auf
die Platte zu bannen. Dies ist sehr wichtig, denn man
darf durchaus nicht glauben, daß man durch eine kleine
scharfe Aufnahme und nachherige Vergrößerung auch
nur annähernd das gleiche Ergebnis erreichen könne.
Schon bei 5-6fachcr Vergrößerung wird das „Korn",
also die granulöse Schicht der photographisehen Original-
aufnahmen, derartig auffällig mitvergrößert, daß man in
den meisten Fällen recht häßlich wirkende Ergebnisse
erzielt. Beim Teleobjektiv hingegen liegt die Vergröße-
rung schon gleich in dem durch die Optik des Instrumentes
No. 73.
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und zum Beisitzer den bisherigen Geschäftsführer Hrn.
Eisclen zu wählen, um durch letzteren den wünschens-
werten engeren Zusammenhang mit dem Verbandsorgane
aufrecht zu erhalten. Die Wahl der Genannten erfolgt durch
Zuruf Beide Herren haben die Wahl dankend angenommen.
Zu Funkt la der Tagesordnung: Wahl des Ortes für
die Abgeordneten- Versammlung 1905 und die
Wandcrvcrsammlung 1906.
Zu dem ersten Punkte nimmt Hr. Zügel als Vor-
sitzender des Württembergischen Vereins noch einmal
das Wort und erneut die bereits schriftlich ausgesprochene
Einladung des Verbandes für das Jahr 1905 nach Heil-
b r o n n. DieVersammlung n immt diese Einladung mit Dank an.
Zum zweiten Punkte legt der Geschäftsführer ein
inzwischen eingegangenes Einladungsschreiben des Hrn.
Oberbürgermeisters von Mannheim vor, der die schon
früher und wiederholt ausgesprochene Einladung für 1906
in wärmster Form erneut Der als Vertreter des Bad.
Arch.- u. Ing.-Vereins anwesende Hr. Baumeister,
sowie der Vorsitzende des Architekten- und Ingenieur-
Vereins für Mannheim-Ludwigshafen, Hr. Hauser, fügen
die Einladung der beiden Vereine hinzu. Die Versamm-
lung nimmt die Einladungen dankend an.
Zu Punkt 13 der Tagesordnung siehe unter 11.
Zu Punkt 14 der Tagesordnung: Bericht über die Neu-
auflage des Normalprofilbuchcs für Walzcisen.
Der Geschäftsführer gibt hierzu noch einige Erläute-
rungen, die gleichzeitig dem Bedauern Ausdruck geben,
daß die Umarbeitung des Werkes für die 7. Auflage noch
nicht weiter gediehen ist. Es sei vorläufig nicht abzu-
sehen, wann die Ausschußarbeiten zum Abschluß kommen
werden. Besondere Beschlüsse wurden nicht gefaßt
Zu Punkt 15 der Tagesordnung: Bericht Ober das Werk
„Ueber den Feuerschutz von Eisen-
konstruktionen*.
Das fertige Werk wird vorgelegt. Die Anwesenden wer-
den ersucht, für dessen möglichste Verbreitung zu wirken.
Zu Punkt 16 der Tagesordnung: Bericht über die
Tätigkeit der ständigen Ausschüsse.
Die Versammlung nimmt von dem vorliegenden Bericht
Kenntnis. L'ebcr die Tätigkeit des WeUbcwcrbsausschusses
gibt der Geschäftsführer noch nähere Mitteilungen. Im
Anschlüsse daran spricht sich Hr. Kaaf dafür aus, daß
namentlich auf die Preisrichter ein Druck seitens des
Verbandes ausgeübt werden möge, in der Richtung, daß
diese sich bei der Ausübung ihres Amtes strengstens an
die „Grundsätze" halten mischten. An der sich anknüpfen-
den lebhaften Debatte beteiligen sich die Hrn. Weiden-
bach, Hecht, Solf, Gramer, Kaaf, Weber, Eiselen,
Schmidt und Fleck. Mit Rücksicht darauf, daß diese
Frage bei Punkt 22 der Tagesordnung noch zur Sprache
kommen muß, wird die Debatte vorläufig abgebrochen.
Zu Punkt 17 der Tagesordnung: Nicht auf der Tages-
ordnung stehende Mitteilungen geschäftliche r Art
Zu ai Aufnahme-Antrag der Vereinigung schlesischer
Architekten (vergl. Punkt 2 der Tagesordnung».
Zu b> Nach Abschluß des Geschäftsberichtes einge-
gangene Anträge.
i. Der Verein für sächsische Volkskunde plant im
Jahre 1906 im Anschluß an die 3. deutsche Kunstgewerbe-
Ausstellung in Dresden eineSondcrausstellung von Ab-
bildungen bäuerlicher Kunst- und Bauweise aus
allen Teilen Deutschlands. Der Verein hat sich mit
einem Rundschreiben auch an den Verband und außer-
dem an eine Anzahl von Verbandsvereinen gewendet mit
dein Ersuchen, die Ausstellung beschicken zu wollen. Der
Architektenverein zu Berlin hat dazu den Antrag
an den Verbandsvorstand gestellt, „der Verband möge
sein reiches Material vom Bauernhaus für diese Sonder-
ausstellung zur Verfügung stellen". Hiermit sind gemeint
neben einem vollständigen Exemplar des bis dahin jeden-
falls fertigen Bauernhauswerkes die Original- Aufnahmen zu
diesemWerke, die den Vereinen bezw. Vcrbandsmitgliedern
vom Bauernhaus-Ausschuß wieder zurückgegeben sind. Es
ist also hierzu die Unterstützung der Vereine erforder-
lich. Hr. Schmidt gibt dazu die Erklärung, daß es sich
höchstens um eine kleine Auswahl der Originalzcichnungen
zum Bauernhaus-Werke handeln könne, daß diese aber
durch Aufnahmen von Dorfkirchen, Windmühlen usw. zu
ergänzen seien. Er bittet, daß die Versammlung ihn ermäch-
tigen möge, sich mit den übrigen Mitgliedern des Bauern-
haus-Ausschusses in Verbindung zu setzen, um festzu-
stellen, mit welchen Mitteln dem Antrag auf Beteiligung
an der Ausstellung am besten entsprochen werden könne.
Die Versammlung erklärt sich hiermit einverstanden und
spricht auf Antrag des Hrn. Körte ihre Bereitwilligkeit
entworfenen Bilde, welches also klar und ohne störendes
Korn auf die photographische Platte fixiert wird.
Das Instrument besteht aus 3 Haupttcilen: 1. dem
photographLschen Objektiv (Tclepositiv), a. der vergrößern-
den Linse (Tclenegativ), welche das von 1. entworfene
Bild unmittelbar vergrößert, und 3. aus einem Messingtubus,
der die 2 optischen Teile 1. und a. mit einander verbindet
Man kann zu dieser Kombination jedes gute »holo-
graphische Objektiv benutzen, welches eine gute Mittcl-
schärfe besitzt Besonders eignen sich Aplanate, Anastig-
rnatc und Doppcl- Anasügmate als positives Glied für die
Telekonstruküon. Als negatives Glied der Kombination
dient ein besonders konstruiertes Linsensystera, welches
mit dem Tubus gleich mitgeliefert wird.
Aus erklärlichen Gründen nimmt man nur kleine
Objektive (ta — 20 «■ Brennweite), da man ja das kleine,
vom Positiv entworfene Bild durch das negative Element
der Kombination beliebig zu vergrößern imstande ist.
Ein großer Vorteil der Teleobjektive liegt namentlich
darin, daß man eine nur sehr kleine Kamera, also kurze
Balgcnauszüge benötigt. Die Firma C. P. Goerz liefert
sogar neuerdings eine wirkliche I landkamera mit Teleobjek-
tiv, eine Kombination, mit der sie bahnbrechend vorangeht.
Kein anderer Konstrukteur hatte sich bis jetzt zu einem so
kompendiösen Instrument verstiegen. Man stelle sich vor:
der Tourist hat eine ganz leicht an Riemen umzuhängende
Ausrüstung bei sich, welche erlaubt, Objekte auf kilometer-
weite Entfernungen zu phoiographieren. Gewiß ein idealer
und für die Praxis erwünschter Zustand.
Das Arbeiten mit dem Teleobjektiv setzt eine gewi.-sc
Erfahrung in der photographischen Aufnahmearbeit vor-
aus, Ober die indessen jeder geübte Amateur wohl ver-
fügt. Sodann verlangt die tclephotographische Arbeit ge-
wisse Vorsichtsmaßregeln, die indessen recht gut zu er-
füllen sind. Vor allem gilt es, ein sehr festes Stativ zu
benutzen, welches selbst bei mäßigem Winde nicht vibriert,
denn es ist leicht einzusehen, daß eine geringe Erschütte-
run« des Apparates durch die vergrößernde Eigenschaft
des Telcnegatives (also der Hinterlinscn-Kombination) sich
im Bilde in stark potenziertem Maßstäbe geltend macht.
Je stärker die Vergrößerung, desto schlimmer kommt die
Unscharfe zur Wirkung. Aus diesem Grunde muß man
1 7. September 1904.
auch die Einstellung des Bildes auf der Mattscheibe recht
genau vornehmen, am besten unter Zuhilfenahme einer
sogen. „Visierloupe".
Ein schlimmer Feind der Tclephotographie ist im
Sommer die große Hitze, die sich bei der Rückstrahlung
von der Erde" oft für das Auge wahrnehmbar zeigt Es
sei hier an das „Flimmern" der Luft erinnert, welches wir
im Hochsommer über den Kornfeldern beobachten. Es
wäre ein törichter Gedanke, durch eine solche von der
Hitze bewegte Atmosphäre hindurch einen weit entfernten
Gegenstand aufnehmen zu wollen. Ein Haus, ein Kirch-
turm, unter solchen Umständen Photographien, würde ganz
unscharfe Umrisse, ja sogar Schlangenlinien zeigen.
Endlich sei noch der Fernwirkung der Luft gedacht,
welche die weitab Heuenden Gegenstände meistens mit
einem blauen Dunstschleier verhüllt. Hier muß man die
Form kräftiger wirken lassen, indem man vor das Objektiv
eine Gclbschcibc einschaltet, welche die großen Farben-
und Hclligkeits- Unterschiede mildert und zugleich die
Form klärt.
Die Frage: „Welches Instrument nehme ich am besten
in Benutzung und wie arbeite ich praktisch mit dem telc-
photographischen System '.'* findet der Interessent in einer
reich ausgestatteten' Broschüre der Firma C. P. Goerz in
Friedenau, sehr instruktiv beantwortet, welcher die hier
abgedruckten Vergleichs-Aufnahmen entlehnt sind.
Zum Schlüsse soll der Auffassung entgegengetreten
werden, daß ein Teleobjektiv nur ein Instrument für die
Ferne sei; im Gegenteil , es lassen sich damit manche Gegen-
stände bei größter Nähe viel besser aufnehmen, als mit
den bisher für größere Bilder üblichen langbrennweitigen
Objektiven. Dies liegt einmal daran, daß das Teleobjektiv
eine ganz vorzügliche, nicht übertriebene Perspektive liefert,
dann aber auch an dem Umstände, daß es eine unzählige
Reihe von Brennweilen zur Verfügung stellt und daher
eine ebenso zahlreiche Gröllenabstufung des Bildes ge-
staltet. Das Teleobjektiv ist mithin zu einer Macht ge-
worden, die man in der modernen Technik nicht über-
sehen und vor allem nicht unterschätzen soll. In erster
Linie ist der Architekt in der Lage, aus der jetzt vor-
liegenden Konstruktion einen reichen Nutzen zu ziehen. —
Mr.
•47'
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aus, zu dem gedachten Zwecke in bescheidenen Grenzen
Mittel zur Verfügung zu stellen.
_ a. Der ArchiteKten-Verein zu Berlin stellt einen
weiteren Antrag, die Teilnahme Deutschlands an den
internationalen Architekten-Kongressen betreffend. Es ist
gelegentlich der letzten Tagung in Madrid von den deut-
schen Fachgenossen schmerzlich empfunden worden, daß
das Deutsche Reich nicht offiziell vertreten war. Es ist
außerdem der Wunsch laut geworden, es möge, nachdem
für 1906 ein Kongreß in London vorgesehen ist, der fol-
gende Kongreß 1909 in Deutschland stattfinden.
Der Architekten-Verein stellt daher den Antrag:
«) der Verband möge bei Konstituierung des inter-
nationalen Architekten -Ausschusses, der im Herbst d. J.
in Paris Flaufinden soll und welchem als deutscher Ver-
treter Hr. Reg.- u. Gew. -Schul- Rat Dr. Ing. Muthcsius
angehört, den Antrag stellen, daß der übernächste Kongreß
1909 in einer deutschen Stadl tagen möge (Berlin, Köln,
Dresden, Mönchen).
fl) Der Verband möge bei dem Herrn Reichskanzler
geeignete Schritte tun, daß bei dem nächsten internationalen
Architekten-Kongress in London 1906 Deutschland ebenso
offiziell vertreten wird, wie dies bisher bei den internatio-
nalen Schiffahrtskongressen der Fall gewesen ist.
Der Vorstand erweitert diesen Antrag dahin, es möge
dann auch der Verband als solcher auf dem Kongreß
offiziell vertreten sein.
Auf Antrag des Hrn. Hecht wird einstimmig be-
schlossen, daß letzterem Antrage auf alle Falle stattzu-
geben sei; der Vorstand wird außerdem ermächtigt, die
übrigen Schritte im Sinne des Antrages des Architekten-
Vereins zu Berlin zu tun. — (SrMuB folgt)
Preisbewerbungen.
Rezept, wie man bequem und billig zu Ratbaus -Bau-
plänen kommt Unter diesem Stichwort sendet uns ein Leser
die Nrn. 210u.au der „Schaumburg-Lippe'schen Landcs-
Ztg.* vom 7. u. 8, Sept. 1904. In denselben befindet sich
ein längerer Bericht Ober eine Bürgervorsteher-Sitzung
vom J>- ^cPl- J aus Bückeburg. Dort steht man vor
der Frage eines Rathaus- Neubaues, welcher „in nicht zu
kostspieliger, aber doch einer der .Residenzstadt' Bücke-
burg würdigen Art ausgeführt werden soll." Immerhin
gedenkt man eine Summe von etwa 250000 M. aufzu-
wenden. Die finanziellen Fragen sind soweit gelöst. Es
handelt sich nunmehr um die Beschaffung der Baupläne.
Hierfür gab Herr Bürgermeister Dr. Külz einen Weg an,
welcher der Eigenart nicht entbehrt und - von der Ver-
sammlung genehmigt — , sicher das Interesse der Fach-
genossen erwecken dürfte. Wir lassen die betreffende
Stelle des Berichtes der genannten Zeitung nach den
Külz'schcn Ausführungen hier wörtlich folgen, denn sie
würde verlieren, wenn man ihr etwas nähme. Besagter
Herr Bürgermeister sprach also Folgendes:
„Zur Erreichung von geeigneten Plänen, Voran-
schlägen usw. gibt es drei Wege: 1. man beauftragt einen
einzelnen Architekten oder eine Architekten finna mit Aus-
arbeitung, 2. man läßt Einladung zur Einreichung von
Plänen usw. an mehrere (etwa 5—10) Architekten er-
gehen, 3. man schreibt allgemein aus unter Anerbieten
von Preisen. — Das Verfahren zu 1 hat den Nachteil,
daß man eben nur einen Plan erhält und daß somit ein
vergleichendes Urteil unmöglich wird. Das Verfahren
zu 3 ist das teuerste und das umständlichste. Das teuerste
insofern, als man etwa 3 Preise im Werte von ungefähr
3000, 2000 und 1000 Mark aussetzen müßte, wenn anders
man überhaupt einen beachtlichen Wettbewerb hervor-
rufen will. Es werden also auf diese Weise bereits
5—6000 Mark zur Erreichung des Planes des neu zu er-
bauenden Rathauses angelegt werden müssen. Des
weiteren ist es erforderlich, für das einzusetzende Preis-
richter-Kollegium namhafte Personen mit hervorragendem
Rufe in der Ocffendichkeit oder in Fachkreisen zu ge-
winnen. Ganz abgesehen von den enormen Schwierig-
keiten, die die Konstituierung eines solchen Kollegiums
an sich bietet, würde überdies auch die Entscheidung in
der frage dann in die Hände von Personen gelegt werden,
die unserer Stadtverwaltung, ja vielleicht sogar unserer
Stadt überhaupt völlig fern stehen. Das Verfahren zu 2
will mir als das zweckmäßigste erscheinen. Es ist zweifel-
los das billigste und bequemste. Das billigste insofern,
als die Pläne zunächst umsonst geliefert werden, und die
Stadt nach Prüfung und VcrgTeichung das Recht des
Ankaufes zu einem Preise sich sichert, der den des Preis-
ausschreibens nicht im Entferntesten erreicht Das Ver-
fahren ist aber auch das bequemste, da es die Möglichkeit
bietet, sämtliche Verfasser von Entwürfen persönlich zu
instruieren und zwar eingehend zu instruieren. Bei einem
öffentlichen Preisbewerb, wo aus allen Gegenden 60 80
Architekten sich einstellen, ist das nicht denkbar. Zur
größeren Sicherheit wird es sich dann empfehlen, den
Plan oder die Pläne, die man für ankaufswert hält, vor
Ankauf einer Autorität auf dem Gebiete des Rathausbaues
zur gutachtlichen Prüfung und Kritik vorzulegen. Dir
größte Autorit.lt auf diesem Gebiete ist der mir hekannte
Prof. Licht in Leipzig, der ein derartiges Gutachten ohne
Berechnung von Kosten abgeben würde ; wenigstens glaube
ich mit Sicherheil annehmen zu dürfen, daß er es auf
meine Bitte tun und dabei auch in ausgiebigster Weise
Ratschlage erteilen wird." —
Soweit Hr. Bürgermstr. Dr. Külz. In No. 211 der ge-
nannten Zeitung ist dann mitgeteilt, daß 10 Architekten
zur Einreichung von Entwürfen aufgefordert werden sollen
„Die Aufstellung und Einreichung der Plane geschieht
47»
kostenlos (.'). Nachgewiesene Baarauslagcn werden bis
zum Betrage von 100 M. vergütet.* Die Pläne bleiben
Eigentum des Verfassers ; derselbe räumt jedoch der Stadt
das Recht ein, sie für 1500 M. anzukaufen, nachdem sie
„unter Beobachtung etwa geäußerter Wünsche und Ab-
änderungsvorschläge zur Baufertigkeit (!) ausgearbeitet
worden sind."
Es handelt sich nun hier nicht um den unerfahrenen
Bürgermeister einer kleinen Dorfgemeinde, der des sach-
verständigen Rates bedarf, weil er, der harten Arbeit seiner
Hände obliegend, geistige Arbeit nicht zu schätzen weiß,
sondern es handelt -sich um einen akademisch gebildeten
Herrn, den Bürgermeister einer „Residenzstadt" von immer-
hin 6—7000 Einwohnern, von dem man erwarten könnte,
daß ihm die Bewertung geistiger und künstlerischer Arbeit
nicht ganz fremd ist Vielleicht belehrt ihn Hr. Prof. Licht
in I.eipzig darüber, was in architektonischen Kreisen als
Sitte una Pflicht betrachtet wird. Hat denn Bückeburg
keinen Stadtbaumeister oder hat man Um nicht gefragt? -
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
ein neues Gebäude der Sparkasse In Jägeradorf erläßt die
Direktion für die deutschen Architekten Oeslerreichs und
Deutschlands. Bausumme 306000 Kr. Es gelangen 3 Preise
von 1000, 750 und 500 Kr. zur Vertci
die Preissumme
kann auch in anderen Abstufungen verteilt werden. Ein
Ankauf von Entwürfen für je 400 Kr. ist vorbehalten.
Preisrichter sind die Hrn. k. k. Brt Prof. Jul. Deiniger,
k. k Ob.-Brt. H. Helmer und Prof. K. Mayredcr in \\ ien.
Die Zeichnungen sind 1 : 200 verlangt. Vielleicht hätte man
den Wunsch aussprechen können, auch einen Preisrichter
aus Deutschland ernannt zu sehen, jedoch wir
daß auch unter den gegebenen Verhältnissen etwaige Teil-
nehmer aus Deutschland mit vollem Vertrauen an dem
Wettbewerb, bei welchem die Ausführung in Aussicht
steht, sich beteiligen können. —
Ideenwettbewerb behufs Erlangung von künstlerischen
Entwürfen für ein herrschaftliche» Wohnhaus In Honnef a.Rh.
Von 186 eingegangenen Entwürfen erhielt den I. Preis
von 2000 M. die Arbeit des Reg. - Bmstr. Wilh. Frhr.
von Tettau in Berlin, den II. Preis von 1500 M. Eliel
Saar inen in Helsingfors, Finnland, den IIIT Preis von
1000 M. Haus Großmann in Augsburg. Angekauft zu je
Soo M. wurden die Entwürfe von Otto Schnartz in
München, Jos. Rings in Darmstadt, Reg. -Bmstr. Bühring
in Hannover, Frilz Drechsler in Leipzig, AntonHuber in
Charlottcnburg. -
Personal-Nachrichten.
Bayern. Die Dir. -Kate Haberstumpf in Augebarg uod
Milrzln Nürnberg sind zu Reg -Kaien, die Dir.- Ass. May scheider
in Bamberg und Martin in Manchen zu Dir.-Raten befordert. Der
mascli.-tcchii. Prakt HAIner in Regensburg ist u Eiscnb.-Ass.
bei der Beir.-Werkst. das- ernannt.
Der Ob-Bauinsp. Ha Blau er in Mönchen i»t t. Dir -Rat bei
Her Kis -Betr.-Dir. das , der Dir.-Ass. II u b e r in München t. SlaaU-
bahning., der Dir.-Ass. H e i I rn a n n in Kempten ist 1. Betr -Dir.
WürjbuiR und der Eiicnb.-As». S t r a u b in Augsburg t- Betr.Dir.
Kempten berufen.
Die Rauamtaasa, Huber in Bosenheim und Widerspick
in Hof sind z. Zweck der Ucbcrnahme der lianleitg. der Gefangen-
anst. in Aichach und Landabere a. L. aul 3 Jahre beurlaubt
Ijtball: Die XVI. Wand* rvrr^amml dt-< Verbandes dcut<-< bi » Ar«
.Inlrku n- und Ingt-uiriii -\ inmr jm l)ä<<-i IdorJ vt»in \ j. In«. 14 Srj^t. 1004.
— r.nlu-irs|tiri{j J., ^ >tadti^- lit-11 N..iinrüvr:kt lu%ivt -< n* *» 11 Kiniuhrurii: der
Klrkrrüitlf. — f'iii Ii i«! v.m >m<i- :««•£«. — »iuuncsh<-r»'ht je» XXXJII.
Al.pi oul-irt.-n -\\r«;immluti- m lv,i-»cld»jrf im o u. 10 Sr;.t 1004 Kortveuungl.
Hl-- pl>ototn|.hi^-li<- T.K..Ij>tllv. — r-iciSbe»cil.uucriL — tYrsooal-
Hierzu eine Doppel-Planbeilage: Entwicklung des slädt.
Schncltbahnverkehrswesens sciiKinführung derKlektrizität
Verlag der Deutschen (Uoieuuof. G. rü b. H, Herlio. Für die Redaktion
«»»mworü. Albert Hofalon, Öerlm. Druck ron Wilh. Grert, Beruq.
No. 75.
Digitized by LiO<
I DEUTSCHE BAUZEITUNG
■SxXXVIII. JAHRG. NO 76. BERLIN, DEN 21. SEPT. 1904
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Sitzungsbericht der XXXIII. Abgeordneten-Versammlung in Düsseldorf am 9. und
10. September 1904. (ScWu«)
II. Technisch-wissenschaftlicher Teil.
Zu Punkt 18 der Tagesordnung: Eingaben usw. betr.
Gutachten der gerichtlichen Sachverständigen.
Hr. Baumeister hielt nach der eingehenden Vor-
lage des Vorstandes eine weitere sachliche Erörterung
bczügl. der Eingabe nicht mehr für erforderlich und be-
antragte Abstimmung cn bloc. Per Antrag wird ange-
nommen und der Abscndung der Fingabc an das Reichs-
justizamt in der vorliegenden Fassung mit allen gegen
: 7 Stimmen zugestimmt.
sodann als Mitglied des Ausschusses die weitere Frage
der Bearbeitung einer Denkschrift entgegen dem Antrage
des Bayerischen Vereins von dem Arbeitsplane des Ver-
bandes abzusetzen, den Ausschuß aufzulösen. Für die
Abfassung einer Denkschrift sprechen die Hrn. Hecht,
Pantle,Kaaf,Wcvcr,Grabo, dagegen die Hrn. U n ger,
Eiselen, während der Vorsitzende den Vorschlag macht,
einen neuen Ausschuß zu bilden, der in dieser Sache
noch weiteres Material zu sammeln habe.
Der Antrag auf Absetzung der Arbeit wird mit 50
gegen 44 Stimmen angenommen.
Zu Punkt jqder Tagesordnung: Begründung zu den Be-
stimmungen Ober die zivilrechtlichc Haftbarkeit.
Ein Abdruck dieser Begründung wird an die Ab-
geordneten verteilt. Hr. Zimmermann gibt dazu noch
einige Erläuterungen.
Der Antrag de* Ausschusses auf kostenlose Verteilung
auch dieser Begründung an alle Verbandsmilglieder wird
abgelehnt, der Ausschuß dagegen ermächtigt, dieselbe nach
Prüfung durch einen juristischen Sachverständigen als
käufliche Verbandsarbeit in Druck zu geben.
Zu Punkt ao der Tagesordnung: Normalien für Haus-
entwässerungs • Leitungen und Vorschriften für
die Ausführung der Leitungen.
Für den 2. Teil dieser Arbeit liegt jetzt ebenfalls ein
abgeschlossener Entwurf des Ausschusses vor, der an die
Abgeordneten verteilt wird.
Der Ausschuß- Vorsitzende. Hr. Sc hm ick, gibt zu der
Angelegenheit noch einige Erläuterungen, den Stand der
Frage der Einführung der Normalien betreffend. Ange-
nommen sind die Normalien vom Kgl. Sächs. Finanz-
ministerium und von der Battdepuiation der freien Stadt
Hamburg. Das Badische Ministerium des Inneren
hat erklärt, den Normalien nicht in allen Einzelheiten zu-
stimmen zu können und es liege kein Anlaß für dasselbe
vor, in dieser Angelegenheit Oberhaupt weitere Schritte
zu tun. Das preuß. Ministerium der öffentlichen
Arbeiten hat inzwischen erklärt, daß es die Steinzeug-
Normalien anzunehman gedenke, dagegen die Normalien
für Gußeisen-Röhren „nicht für so einwandfrei halte, um
sie in seinem Ressort vorschreiben oder empfehlen zu
können", Es wird seitens des Ministeriums .vorbehalten,
die Bestimmung von Normalabmessungen für gußeiserne
Röhren, wie sie für Hausentwässcrungs - Leitungen in
Reichs- und Staatsgcbäuden zweckmäßig erscheinen, mit
dem Hrn. Staatssekretär des Inneren, dem Hrn. Kricg»-
minister und dem Hrn. Minister für Landwirtschaft, Do-
mänen und Formten zu vereinbaren*. Eine weitere Be-
gründung für die Ablehnung der Verbands - Normalien
wird bedauerlicher Weise nicht gegeben
Erörterung beteiligen sich die Hrn Nessenius. Hirte,
Dorp, Baumeister, Eiselen, Kaaf, Schmick. Hr.
Baumeister stellt den Antrag, den Entwurf nicht an die
Sladtbaubeamtcn , sondern an die Stadtverwaltungen zu
senden. Dem Ausschußantrag wird mit die?er Abände-
rung statigegeben.
Die Hrn. Baumeister und Nessenius sprechen
namens des Frciburger Brzirksvereins des Badischen Ver-
eins bezw. namens des Hannover schen Vereins aus, daß
sich diese in vorliegender Frage keineswegs in 1
Der Geschäftsführer beantragt ,u oen Verband sbcschlüssen hätten setzen wollen. Es be-
ruhe diese Anschauung auf einem Mißverständnis und da-
mit sei wohl auch der im Geschäftsbericht den beiden
Vereinen gemachte Vorwurf hinfällig.
Zu Punkt 31 der Tagesordnung: Werkvertrag zwischen
Bauherrn und Lnternehmer mit allgemeinen Be-
dingungen, sowie Vertrag zwischcnBauherrn und
Architekt oder Ingenieur usw.
Die Ausschußarbeit liegt den Abgeordneten in einem
Nachtrag zum Geschäftsbericht bereits vor. Namens des
Ausschusses berichtet noch eingehender Hr. Reimer.
Aus der Versammlung heraus werden von den Hrn.
Seitler. Kaaf. Hecht, Grabo. Weidenbach zu dem
ersten dieser Verträge noch verschiedene Wünsche ge-
äußert. Auf Antrag Kaaf soll die Arbeit mit den Ab-
änderungs-Vorschlägen des Vereins Dresdner Architekten
den \Vrband>-\Vreinen nochmals zur Prüfung zugehen.
Diesem Antrag wird mit Ausdehnung auf die beiden an-
deren Verträge zugestimmt.
Schluß der Verhandlungen am 1. Tage abends 3 Uhr.
Düsseldorf, den 9. September 1904.
Die Schriftführer: Bongard. O. Klein.
Der Geschäftsführer: F. Eiselcn.
2. Sitzungstag am 10. September 1904.
Zu Beginn der Sitzung verliest der Geschäftsführer
den Sitzungsbericht des vorhergehenden Tages, der von
der Versammlung mit dem Zusatz der Hrn. Baumeister
und Nessenius zu Punkt ao genehmigt wird.
Hr. Bubendey berichtet sodann namens des Aus-
schusses für die Vorbereitung der Neuwahl des Geschäfts-
führers. Der Ausschuß bringt keine bestimmte Persönlich-
keit in Vorschlag, hält es vielmehr für geboten, die Stelle
auszuschreiben. Er beantragt, den Vorstand hierzu zu er-
mächtigen, diesem die Auswahl der Person zu überlassen
und die Besoldung innerhalb der jetzt vorhandenen Mittel
festzusetzen. Der Antrag wird einstimmmig angenommen.
Zu Punkt 22 der Tagesordnung: Einheitliche Bestim-
mungen für Eisenbeton- Konstruktionen.
Die abgeschlossene Ausschußarbeit liegt den Abge-
ordneten bereits vor. Die erste Ausschußarbeit ist durch
schriftliche Abstimmung durch die Vereine angenommen
worden. Sic hat den von einigen Vereinen gewünschten
Abänderungs- Vorschlägen entsprechend in einigen Punkten
dann noch kleine Veränderungen erfahren. Die Abge-
ordneten haben bereits je 1 Exemplar der Arbeit erhallen,
aus welchen diese Veränderungen ersichtlich sind.
Nach weiteren Mitteilungen des Geschäftsführers
und des Vorsitzenden des Ausschusses Hrn. Launer
Hr. Schmick spricht jedoch die Hoffnung aus. daß wird die Arbeit nunmehr den zuständigen Ministerien der
trotz aller Angriffe die Verbandsnormalien sich doch in
weitere Kreise einführen werden, und bittet die Vcrbands-
mitglieder in dieser Richtung zu wirken.
Außerdem beantragt Hr. Schmick namens des Aus-
schusses, den 2. Teil der Ausschußarbeit als Entwurf zu
veröltcntlichcn und an die Vereine und städt. Balibeamten
zur Begutachtung zu versenden. An der sich anknöpfenden
Bundesstaaten Überreicht werden E> soll ferner der Hr.
Reichskanzler ersucht werden, die Aufstellung allgemein
gültiger Vorschriften für den Eisenbeton einzuleiten und
hierzu einen Ausschuß, bestehend aus Theoretikern und
Praktikern des Eisenbetonbaues einzuberufen, welchem sich
der Verband seinerseits durch seinen Ausschuß zur Ver-
fügung stellt. Dieser Antrag wird angenommen.
473
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Zu Funkt 23 der Tagesordnung: Grundsatze für das
Verfahren bei Wettbewerben.
lir. Solf gibt namens des Ausschusses noch einige
kurze Begründungen zu der vorliegenden Fassung und
widerlegt die Abänderung» • Vorschläge einiger Vereine.
Ein in der Sitzung gedruckt vorgelegter Antrag des
Hamburger Vereins wird von dem Referenten z. T. als
annehmbar bezeichnet, soweit das nicht der Fall ist, von den
Antragstellern zurückgezogen. Die Ausschußvorlage wird
im übrigen unverändert angenommen, der Verbands-Vor-
stand beauftragt, die neuen Grundsätze in Druck zu geben.
Auf Antrag des Bayerischen Vereins beschließt die
Abgeordneten-Versammlung, Abdrucke der Grundsatze an
die Stadlgemeinden zu versenden mit einem Begleitschrei-
ben, in welchem gebeten wird, diese Grundsätze usw.
gegebenenfalls zur Anwendung zu bringen, und in wel-
chem auf das Bestehen des ständigen Ausschusses für
Wettbewerbe und seine Bereitwilligkeit, den Städten mit
Kai an die Hand zu gehen, hingewiesen wird.
Hr. Kaaf nimmt sodann seinen zu Punkt t6b der
Tagesordnung gestellten Antrag, namentlich die Preis-
richter auf die Einhaltung der Grundsätze nachdrücklichst
hinzuweisen, wieder auf. An der sich über die Form
dieses Hinweises entspinnenden lebhaften Debatte be-
teiligen sich die Hrn.: Weber, Weidenbach, Eisclcn.
keimer, Kaaf, Hecht, Solf, Seitler, Kölle. Auf
Antrag des letzteren wird folgende Erklärung zum Be-
schluß erhoben: „Aufgrund mehrfacher mißliebiger Er-
fahrungen, welche bei einzelnen Wettbewerben in den
letzten Jahren gemacht wurden, nimmt die Abgeordneten-
Versammlung Veranlassung, auf die Einleitung zu den
Grundsätzen hinzuweisen und zu betonen, daß ohne ent-
sprechende Mitwirkung der Preisrichter eine Durchführung
der Grundsäue nicht möglich ist."
Zu Punkt 24 der Tagesordnung: Kommentar zur Ge-
bührenordnung.
Namens des Ausschusses berichtet Hr. Körle, der
den Antrag stellt, diese Frage von dem Arbeitsplan abzu-
setzen, da ein Bedürfnis offenbar nicht vorliege. Dieser
Antrag wird angenommen.
Hr. Schmick macht darauf aufmerksam, daß die
Gebührcntabcllc für Ingenieure eine Unklarheil enthalte
bezüglich der Prozentsätze für die zwischen je 2 Stufen
der Tabelle entfallenden Beträge. Es fehle offenbar die
Vorbemerkung .bis zu" vor den Stufen der Tabelle, welche
bei den Gebühren der Architekten vorhanden sei.
Hr. Baumeister bestätigt als früheres Mitglied des
Gebühren - Ausschusses, daß nier offenbar nur ein Ver-
sehen vorliege, da der genannte Zusatz von dem Aus-
schuß beabsichtigt gewesen sei.
Der Ausschuß für die Aufstellung eines Kommentars
erklärt sich mit dieser Auslegung der Gebührenordnung
einverstanden. Die Versammlung nimmt hiervon Kenntnis,
Zu Punkt « der Tagesordnung: Antrag an die zu-
ständigen Ministerien auf Zulassung allcrDiplom-
Ingenieure (deutscher Staatsangehörigkeit) zur
Ausbildung im Staatsdienste und zur II Staats-
prüfung im Baufache, sowie Erteilung der Be-
zeichnung „Regierung s- Baumeister" an dieselben
nach Ablcgung der Prüfung.
Zu dem vorliegenden Antrage gibt namens des Königs-
berger Vereins, der ihn seinerzeit gestellt hat, Hr. Große
noch einige Erläuterungen und unterstützt denselben eben-
falls. Entsprechend einer Aufforderung des Vorstandes
äußern sich dann noch über die einschlägigen Verhältnisse
in Württemberg Hr. Zügel, in Baden Hr. Baumeister.
An der Besprechung beteiligen sich die Hrn. : Kölle, Große,
Dorp, Hecht. Erstercr beantragt Vertagung, während
Hr. Sarrazin die Uebcrweisung an den standigen Aus-
schuß für allgemeine Fachfragen vorschlägt, was geschieht.
Zu Punkt 26 der Tagesordnung: Stellungnahme des
Verbandes zu dein Entwürfe eines Urheberrechtes
an den Werken der bildenden Künste usw.
Als Referent berichtet Hr, Körte über die in dieser
Angelegenheit früher vom Verbände und jetzt durch die
beiden Berliner Vereine mit Rücksicht auf die Dringlich-
keit unternommenen Schritte. Er stellt den Antrag, die
neue Eingabe dieser Vereine an den Hrn. Reichskanzler
auch von Verbandswegen anzunehmen und sowohl dein
Hrn. Reichskanzler wie dem Reichstage zu überreichen.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
Zu Punkt 27 der Tagcsordg : Nachträgliche, noch nicht
in die Tagesordnung aufgenommen..' Anträge.
Nach Festsetzung der Tagesordnung sind noch eine
Reihe von Anträgen au- dem Kreise der Vereine ein-
47 t
gegangen, die im Geschäftsbericht noch zum Abdruck
kommen konnten.
1. Antrag des Dresdener Architekten-Vereins.
a) betr. die Anbringung des Namens des künstle-
rischen Urhebers eines Bauwerkes an demselben.
b) betr. die Nennung des Namens des Urhebers bei Ver-
öffentlichung von Bauwerken in illustrierten Zeitschriften.
Zu beiden Anträgen gibt Hr Scitlcr noch einige Er-
läuterungen, worauf sich die Versammlung mit dem Inhalt
der Anträge einverstanden erklärt und dem Vorstande die
weiteren Schritte überläßt
2. Anträge des Bayerischen Architekten- und
Ingen ic u r-Vercins.
a) betr. Versicherungspflicht der Zivilarchitekten in-
bezug auf die Keiehs-Unfallversicherungs-Gesetze.
Hierzu gibt Hr. Hecht noch nähere Begründungen.
Die Anträge de» Vereins werden angenommen. Die
Frage wird auf den Arbeitsplan des Verbandes gesetzt.
Der Vorstand wird beauftragt, die Vereine um Aeußerun-
gen und Material-Sammlung zu ersuchen. Das Material soll
dem Fachausschuß der Frivat-Architekten und -Ingenieure
zur weiteren Bearbeitung überwiesen werden.
b) Betrifft die Frage: selbständige technische Hoch-
schulen oder Anglicderung derselben an die Universitäten.
In Ergänzung der im Geschäftsbericht abgedruckten
Ausführungen teilt der Geschäftsführer noch mit, daß die
vom „Verein Deutscher Ingenieure" in dieser Frage ein-
berufene Versammlung am 12 /13. September d. J, in
München tagen wird und daß der Verbandsvorstand dem
Ersuchen des Vereins entsprechend 2 Delegierte zu dieser
Versammlung entsandt hat, nämlich die Hrn.: Geh. Hofrat
Prof. Engels, Dresden und Brt. K. Reverdy, München.
Die Meinung der Versammlung, wie sie aus der Be-
sprechung hervorgeht, an dersich die Hrn. Baumeister,
Weber, Eiselen beteiligen, geht einstimmig dahin, daß
an den selbständigen Hochschulen festzuhalten sei, da nur
mit diesen die Ansprüche der Techniker an wissenschaft-
liche und praktische Vorbildung volle Befriedigung finden
können. Im übrigen soll das Ergebnis der Versammlung in
München abgewartet werden.
Zu Punkt 28 der Tagesordnung: Aus der Versamm-
lung gestellte Anträge u. gemachte Mitteilungen.
a) Antrag des Hamburger Vereins. Zu dem nach
Mitteilung der Tagespressc in Bearbeitung befindlichen
Entwurf einer neuen deutsehen Maß- und Gewichts-
ordnung stellt der Verein durch Hrn. Gleim den Antrag,
für das Gewicht von 100 die Bezeichnung „Decitonne"
anzunehmen und die Einführung dieser Bezeichnung bei
dem Hrn. Reichskanzler zu beantragen.
Der Antrag wird angenommen
b) Der Vorsitzende verliest einen unmittelbar vor
der Versammlung eingegangenen Antrag der Hrn. Joh.
Otzcn und Chr. Hehl, die Versammlung wolle die bei-
den von der V. Gen.- Vers, des Verb. 1882 in Hannover und
von der XII. Abgeordn.-Vers. in Frankfurt a. M. 1883 ein-
stimmig angenommenen Resolutionen betr. die Wieder-
herstellung des Heidelberger Schlosses nochmals
bestätigen.
Der Hr. Vorsitzende hält die Frage für zu ernst, um
sie kurzweg durch eine Resolution ohne eingehende De-
batte zu behandeln. In letzterer würde aber jetzt nur die
Meinung Einzelner, nicht der Gesamtheit zum Ausdruck
kommen. Er halte eine erneute Stellungnahme des Ver-
bandes z. Zt. auch nicht für erforderlich, da seit dessen
früheren Beschlüssen eine wesentliche Aenderung im Zu-
stande der Schloßmine selbst nicht eingetreten sei.
Es wird darauf beschlossen: .Die Versammlung hält
den jetzigen Augenblick für die erneute Behandlung der
Frage nicht für geeignet."
Hiermit ist die Tagesordnung erschöpft
Die Versammlung betraut mit der Prüfung und An-
erkennung des Sitzungsberichtes für den 2. Versamm-
lungstag neben dem Vorsitzenden die Hrn.: Weber,
Hecht, Kaaf.
Zum Schlüsse dankt der Vorsitzend e den beiden aus-
scheidenden Vorstandsmitgliedern und dem Geschäfts! Ohrer
für ihre Milarbcit und allen Ausschüssen, welche sich um
die Verbandsarbeiten verdient gemacht haben. Hr. Bau-
meister dankt darauf als das üllcsle Mitglied dem Vor-
sitzenden für die erfolgreiche I~eitung der Geschäfte.
Die Verhandlungen schließen um 2 Uhr nachmittags.
Düsseldorf, den io. September 1904
Die Schriftführer: Wildfang. Auhagen.
Der Geschäftsführer: Ei seien.
Geprüft und angenommen:
Neher. Hecht. Kaaf. Weber.
No. 76.
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Entwicklung des städtischen Schnellverkehrswesens seit Einführung der Elektrizität.
(Fortsetzung.)
er sich darüber unterrichten will, wie die Verkehrs- (Ohrte wieder zu einer weiteren Ausbildung der Betriebs-
mittel der Millionenstädte einer richtigen Behausung*- weise und so sehen wir hier zum ersten Male, wie eine
politik dienstbar zu machen sind, tut gut, auch heute Verwaltung dazu übergeht, neben dem Lokalbetricb der
er Linie den Blick ni 1
in erster Linie den Blick nach der Sicbenmillioncn-
stadt an der Themse zu lenken Der Plan der Stadt
London (vergl. die Beilage in No. 7O lehrt auch
ohne viel erklärende Worte, wie es allein mit Hilfe
der Schnellbahnen möglich geworden ist, die Groß-
stadt in der Gestalt dieses mit Häusern bedeckten
Landes erwachsen zu lassen, wo jeder nach des
Tages Arbeit zu den natürlicheren Daseinsbcdin-
gütigen zurückzukehren in der I-age ist, die ihm
der Aufenthalt eines Ijuidslädtchens oder gar der
Landaufenthalt selbst bieten würden.
Die Entwicklung von New-York zeigt die glei-
chen Erscheinungsformen, wenngleich die Grolle
der Stadt und die Ausdehnung der Verkehrsmittel
bei weitem nicht an London heranreichen. Das
entere New-York auf der vom Ost- und Hudson-
fluü umschlossenen Manhattan-Halbinsel zählt nur
1850000 Einwohner, und selbst Groß-New-York,
bestehend aus den seit 1898 vereinigten Bomughs
von Manhattan, von Brom jenseits des Harlem-
fltisses, von Brooklyn und Queens jenseits des Ost-
flusses und von I<ichmond am Westgestade der
New- Yorker Bav hat immer noch nicht mehr als
4 40 000 Einwohner. I >ie Schwierigkeiten des Ver-
kehrs über die breiten Wasserflächen, ferner die
langgestreckte Ausdehnung der Manhattan - Halb-
insel haben schon früh zum Ausbau des stark ent-
wickelten und außerordentlich lebhaft betriebenen
Netzes der bekannten Manhattan-Hochbahnen ge-
führt, während an festen Verbindungen nach
Brook! vn hinüber nur die Köbling'schc Brücke
f.
X*
AUbildg 13. Querschnitte der Londoner Röhrenbahnen.
Oberlicht
■ ■ ■ ■
SchntUzuj,
S.S7 .Uli
Abbildg 8 Querschnitt duich die
geplante Schnellbahn in Philadelphia.
(No. 1 auf dem Stadtplan, auf der Beilage in No 75I vorhanden
und der lange Zeit fast verschollene Hudsonttinnel 1N0. 6
auf dem Plan) einziger Zeuge der Bemühungen war,
eine feste Verbindung nach Westen hin zu schaffen.
Die verdichtete Massenbewegung in der Nordsüdrichtung
der Halbinsel machte daher die Anwendung eines aufs
höchste gesteigerten Zugumlaufes notwendig und dies
31. September 1904
AbMdg 10 QMMdnM
Bostoner Untergrundbahn (Subway)
Schnellbahn einen dichten Eilzugbetrieb ins Leben zu
rufen, der dann bald auch an anderen Orten, z. B. in
Chicago auf der Wcstscitc-I lochbahn, Nachahmung findet
und gegenwärtig auch auf den Betrieb der in der Vollen-
dung begriffenen New- Yorker l'ntcrgrundbahn (No. 7 u. 9
auf dem Plan), ferner auf die in Ausführung genommenen
Schnellbahnen in Philadelphia u. A. Obenragen wird. Von
475
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der Art dieser Eilzugbetriebe der Schnellbahn erhält man
eine deutlichere Vorstellung durch die für die neue Ncw-
Yorker Untergrundbahn erlassene Fahrvorschrift, nach der
die I.okalzflgc" mit 22,5 k», die Eilzage mit 48 l™ Durch-
schnitts • Geschwindigkeit verkehren sollen. Die Eilzüge
laufen in der Innenstadt nur die wichtigsten Stationen an,
Oberschlagen dagegen die übrigen, deren Dienst den Lokal-
zügen zugewiesen ist, wahrend in der AußenstadL wo die
Stationen einander weniger nahe liegen, an allen Stationen
gehalten wird. Die Einrichtung erinnert einigermaßen an
die zum großen Leidwesen der Vorortbewohner Berlins
jetzt in Fortfall gekommenen Vorortzuge der Berliner
Stadtbahn • Ferngleise, die, wenn sie auch freilich keine
befriedigende Fahrgeschwindigkeit entwickelten, doch
immerhin den sehr schätzenswerten Vorteil boten, dal!
nicht überall gehalten wurde. Es bedarf kaum besonderer
Erwähnung, daß die Schnellbahn-Eilzuge bei ihrer dichte-
ren Zugfolge — bei der New -Yorker Untergrundbahn Ist
eine Zugfolge von 5 Minuten für die Eilzüge, von 2 Mi-
nuten für die Lokalzüge in Aussicht genommen - auf
besonderen dritten und vierten Gleisen geführt werden
müssen. Ein Beispiel dieser Art zeigt der Querschnitt
Abbildg, 8 der Untergrundstrecke der neuen Schnellbahn
in Philadelphia. Auch diese Abbildung zeigt, wie man in
den amerikanischen Großstädten mit dem Einbau der Unter-
grundbahn ohne viele Umstände gleich auch eine Umge-
staltung des ganzen Straßenkörpers in Aussicht genommen
hat und es ist nicht ohne Interesse, mit solchen tiefer-
greifenden Umbauten die sonst üblichen Ausführungen
städtischer Schnellbahnen zu vergleichen, von denen einige
in den Abbildgn. 9- 13 im Querschnitt dargestellt sind.
Die bisherigen Betrachtungen haben gezeigt, wie mit
der Einführung der Elektrizität im städtischen Verkehrs-
wesen eine Aenderung in den Beziehungen zwischen
Flachbahn und Schnellbahn angebahnt worden ist, wie
ferner der moderne Umbildungsprozeß der Städte durch
die Flachbahn unleugbar begünstigt wird, daß aber in
erster Linie die Schnellbahn berufen ist, diese moderne
Entwicklung der Großstädte zu fördern. Diese aber ver-
mag seit der Einführung der elektrischen Triebkraft an-
stelle des Dampfes ihren Aufgaben in ungleich höherem
Maße gerecht zu werden. Diese Wendung hängt mit der
Frage, ob die Schnellverkehrswcge über oder unter der
Erde geführt werden sollten, aufs engste zusammen. Die
Frage der stadtischen Tunnelbahnen ist seit der Einführung
der Elektrizität wieder stark in den Vordergrund gerückt,
da jede Rauchentwicklung und deren Begleiterscheinungen
hinfort vermieden sind. Die Fahrt im Tunnel wird heute
bei der Eleganz und Sauberkeit der Betriebsmittel vom
Publikum nicht mehr als eine Qual empfunden, wenngleich
sich gezeigt hat, daß künstliche Lüftung auch bei den
tiefer liegenden elektrisch betriebenen Untergrundbahnen
keineswegs entbehrt werden kann. Diese l mständc, so-
wie die Fortschritte der Technik, die die Baumethoden
außerordentlich vereinfacht und so vervollkommnet haben,
daß schnelle und sichere Ausführung der Bahnanlage
unter allen Umstanden gewährleistet scheint, haben in
Verbindung mit der dem Dampfbetrieb wesentlich über-
legenen flotteren Betriebsführung den weiteren Fortschritt
in der Entwicklung des städtischen Schncllbahnwcsens zur
Folge gehabt, daß diese Bahnen nunmehr überall bis ins
Herz der Städte vorzudringen bestrebt sind. Dadurch ist,
obwohl die Hochbahn im Inneren der Städte nur be-
schränkte Anwendung finden kann, die Freizügigkeit der
Schnellbahn außerordentlich gesteigert und deren weitere
Entwicklung im Auslande bereits in einem Maße gefördert,
daß sie unser Staunen erregt.
Leider ist aber, wie bei dieser Gelegenheit bemerkt
werden muß, durch die Verhältnisse vielfach der Anschauung
Vorschub geleistet worden, als ob der Untergrundbahn
grundsätzlich vor der Hochbahn der Vorzug gebühre.
Von den Vertretern der Untergrundbahn wird indessen
zunächst verschwiegen, daß die Hochbahn wesentlich
billiger herzustellen, daher wirtschaftlicher ist. als die
Tunnelbahn; auch ist die Fahrt auf der Hochbahn an-
ziehender und das Pariser Unglück hat mit erschrecken-
der Deutlichkeit die Lehre wiederholt, die schon der einige
Jahre früher in einem Tunnel der Liverpooler Hochbahn
vorgekommene Zusammenstoß zweier elektrischen Züge
hätte lehren können, daß auch die Sicherheit des Unter-
grundbahn-Betriebes ihre Kehrseite hat. Dennoch wird
auch da, wo die Hochbahn bequem zur Durchführung
gelangen könnte, von den Städten vielfach die Untergrund-
bahn gefordert. Gehen doch selbst Berlin und seine
Nachbargemeinden, voran Grunewald, soweit, daß sie,
wenn überhaupt ein Schnellvcrkehrsmittel, es doch rur
in Gestalt einer Untergrundbahn hinnehmen wollen. Diese
Forderung bedeutet dann in Anbetracht der hohen Kosten
und mangels genügender Subvention den Verzicht auf
Schnellverkehr überhaupt. Die Frage der Rentabilität,
wenn auch nur einer bescheidenen, bleibt immer der
Prüfstein für Anlagen der vorliegenden Art. die ungeheure
Kapitalien erfordern, und wird nach und nach auch die
Richtschnur werden für die öffentlichen Körperschaften,
seien es städtische oder staatliche, die sich mit dem Bau
städtischer Schnellbahnen zu befassen wünschen — sie
wird es umsomehr werden, als der Gesichtspunkt, auf
Kosten der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens der All-
gemeinheit zu nützen, den der Staat bei der Berliner Stadt-
bahn mit völliger Bciscitcsctzung des Anspruches auf
irgend welche Rente in den Vordergrund gestellt hat, sich
als verfehlt erwiesen hat. Derjenige Teil der Einnahmen,
auf den die Schnellbahn zugunsten der Allgemeinheit, zur
Aufbesserung ihrer Lebenshaltung verzichten möchte,
kommt, wie u. a. Eberstadt Oberzeugend dargetan hat,
den Fahrgästen in Wirklichkeit nur in geringem Maße zu-
gute, da sie die Ersparnis am Fahrgelde in der anderen
Form höherer Wohnungsmietcn aufzuwenden haben.
Die Wirtschaftlichkeit erfordert, daß die Anlagckoslen
zu den zu erwartenden Einnahmen im richtigen Verhältnis
stehen. Man begnüge sich im Gebiete der äußeren Stadt
und der Vororte mit der offenen Bahn und nehme darauf
im Bebauungsplan die nötige Rücksicht. Im Inneren em-
pfiehlt sich, die Hochbahn oder wenigstens Hochbahn-
strecken anstelle der Untergrundbahn herzustellen, wo
immer dies möglich ist, wenn auch leider die Untergrund-
bahn auf den allzu ausgedehnten Strecken, die im Inneren
eine Hochbahn aus Gründen verschiedener Art tatsächlich
verbieten, die Vorherrschaft behalten wird. Daß man die
Hochbahn so ausgestalten kann, daß sie auch den ver-
wohnten Ansprüchen des Aeslhelikers zu genügen vermag,
lehrt die Berliner Hochbahn, um deren architektonische
Ausgestaltung sich ihr Direktor Witt ig besonders verdient
gemacht hat. Trotzdem begegnet man merkwürdigerweise
gerade in Berlin einer scharfen Gegenströmung, die bis
in die Körperschaften der Verwaltung hinauf der Hoch-
bahn den Kampf bis auf* Mover angekündigt hat. -
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Dem Reg Rat Prittch im Patentamt
ist der «bar. als lieh. Rcg-Kat verliehen.
Der Mar Masch -Bror.tr. Klage mann in Wilhelmshaven ist
z. Reicl »-Mar .Amt in Berlin kommandiert.
Bayern. Ernannt sind die Slaatsbauassist. G Ose hei b. Lsnd-
bauamle Roiciheini uo<l Ncithardt am I-andbauamte Hol zu Bau-
•olM" — Eise nb -Betr. Dir. Körper i« Rosenheim ist gestorben
Preußen. Verliehen ist: Deal Geh. ßrt. Suadicani in
Schleswig die Kgl Krone zum Koten Adler- Orden [II. Kl. mit iler
Schleilc; — dem Belr - Dir i h r i sten sc n in Lübeck, dem Reg - u. Brt
Goldbeck in Allona, dem Kis-Bau- u. Helr In-p P. Hildebrund
in T&inanfu ^Schantunje- Eiseiib.l, clrni Landbauinsp. Horstmann in
Köln, dem Gew -Rat Le » »e r in Altona, dem Kitenb -Bau- u. Belr -
Inip. Merling in Altona, dem I.andbauinsp. v l'rntz in Schleswig,
dem Brt. Rck henbach in Flensburg, dem Reg.- u Hit. Schrei-
nert in Flensburg, dem Laeidcsbit. Sprengell in Hannover, dem
I.andcsbsml.r. Wernich in Kiel und dem Poilbrt. Wohlbrück
in Sthwenn der Rute Adler-Orden IV. Kl.; — dem Reg - u. Brt.
Blunck in Altona und dem Bit Gilbert in Rrunsbuttclkoog der
Kgl. Klonen- Orden III. Kl ; - ■ dem Pias der Kgl Kisenb - Dir.
Jungnickel in Altona der Cliar. al. Wirkt Orb. Ob Brt um
dem Range der Rite I. Kl. und dem Reg.- u. Brt. a. D. Tcxtot
in l.nheck der Char. als Geh Brt.
Piof
476
Der Konvtr. -log. Dr. -Inf. Stauber in Beilin ist r. etatm.
an der leclin- Hochschule
111 Aachen ernannt.
Die Wahl de« Sladtbauinsp. Raaehe r in Chat lottenburg als
besold Beigeordii. der Stadt GeUeokirchen i»t für die ges. Amts-
dauer von la Jahren beMalujt.
Der Reg -Rat v, Uochmer in Lichte rlelde-Weat ist 1 Lhrcn-
ritter de» Johanniter Ordens und der Reg-Bmstr. Michaelis in
Berlin t. I.andbauin«p, ernannt
Der Reg-Bmatr. Arendt in Berlin ist in den Be?. der Kgl.
preuQ. und Gm&h. heu*. Ktscnb-Dir. in Mainz versetzt.
Der Brt. Rhode in Tönning ist gestorben.
Sachsen. Dem Geh. Brt v. Sc b Anberg in Dresden ist unt.
Verleih de» Olfiiictkrcu'c» vom Albreehls - Orden die naclige».
Versetzung in den Ruhestand bewilligt.
Dem Geh. Bit. Kröger in Dresden ist die Erlaubnis mr An-
nahme u 1. Tragen de* ihm vcilieh Komturkreuze» de* Österreich.
Kran* Joseph-Ordens erteilt — Der pifid. Ein- u Brt. Baumann
ist 1 etalm. Kin - u. Brt. und Mitgl. der Gen Dir. der Slaalaeiaenb.
und der Reg-Bmstr Rietschier *_ Bauinsp. ernaniiL
Württemberg. Dero Bit. A. Lambert in Slutlgmt ist an
der Tcchn Hochschule ein Lehrauflrag erteilt für Geschichte der
neueren Slilarten. —
Inhalt: Sit>.tn;;>.t.i-i:. I'.t .1* t XW1II .Mit«..: ili. Hu \'t wjinmlMi: zu
ln... |.!c>rt vom tj Ins u ->• |.t. 1004 iSrhlntti - h «l« irkhin;. .tv* -aill.
>, ;„■■ Iki -rkehi -iv. ■.. v. ,1 ).ir.l(!l:,,nis .Ii , Kl. kl .xiiat , Kc r'irLtlin; I . -
I-. ,-...,nl Na.l.r.rl t, ,,
Verlag der Deutschen Hauxeliuiif, ff. m. h. H., Herltn. Für die Krdakuoa
verautw-unJ. Albert HofmaoD, Bertin- Druck von WiUi Creve, Berlin.
No. 76.
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■Wulf Mbi Mb/firMjiff Wftjrz/ir1
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIIL JAHRG. N°: 77. BERLIN, DEN 24. SEPT. 1904
Neuere badische Architektur.
(Hierzu eine Bildbrilag«-, «owii- da Abbildungen auf Seite 479, 4B0 und 4Ü1 .>
er frische und im höchsten Grade erfreuliche
Aufschwung der Baukunst im Großherzog-
tum Baden, von dem wir bereits früher mehr-
fach unseren Lesern charakteristische Bei-
spiele darbieten konnten, ein Aufschwung,
Kennzeichen ebenso sehr der Ausdruck der
Eigenart des Landes wie künstlerische Vertiefung und
ein gereifter Individualismus sind, ist auch heute
wieder der Anlaß, dem Leserkreise der „Deutschen
Bauleitung" einige neuere Werke vorzuführen, die teils
in voller Unabhängigkeit neue Bahnen zu wandeln
versuchen, teils auf der Grundlage der Ueberlieferung
zu neuen Ergebnissen kommen wollen, jedenfalls aber
sehr bedeutende Werke zeitgenössischer Baukunst sind.
Der Aufschwung knüpft sich an eine zwar kleine,
aber um so bedeutungsvollere Kflnstlergruppe. Aus
ihr greifen wir zwei Künstler und ihre neuesten Werke
heraus, zwei unseren Lesern wohlbekannte Namen, um
an ihren Arbeiten die Entwicklung zu zeigen, welche
sie in den letzten Jahren durchgemacht haben. Her-
mann Billing und Friedrich Ratzel sind zwciKQnstlcr-
erscheinungen , die jede für sich ein Programm be-
deuten, wenn auch ihre künstlerischen Auffassungen
in ihren Grundzügen nicht so wesentlich verschieden
von einander sind. Welches dieses Programm ist,
mögen ihre neuesten Schöpfungen sagen.
Die Hausergruppe Stefanienstraße und
Baischstraßc in Karlsruhe, die im vergangenen
Jahre durch Hermann Billing vollendet wurde, hat
den Beurteilern der badischen Residenz reichlich Ge-
legenheit zu Erörterungen gegeben. In Karlsruhe fin-
den sich trotz der schnell fortschreitenden Entwicklung
der Stadt noch an manchen Stellen der alten Stadt-
teile tiefe Gartengelande, von welchen ein an der
Stefanienstraße gelegenes Gelände von Billing durch
die Anlage einer Privatstraße, der Baischstraßc, be-
nannt nach dem verstorbenen großen Karlsruher Tier-
maler Hermann Baisch, nach dem umstehenden Lage-
plan erschlossen wurde. Die gesamte Baugruppe be-
steht aus zwei großen, auf den Kaisirrplatz mit dem
Kaiser -Denkmal schauenden Miethäusern, und aus 6
auf dem Gartcngeländc zu beiden Seiten der Straße
verteilten Einfamilienhäusern. Bei der Anlage der
Baugruppe imgan/en sind die geschickte Anordnung
des Raumes, die knappe, aber doch genügende Aus-
nutzung desselben und die dem Bedürfnisse wohl
entsprechende Verteilung des nicht eben reichlichen
Gartengeländes, die rythmische Abwechselung zwi-
schen Haus und Garten wohl zu bemerken. Dadurch,
daß sämüichc Bauten in einer Hand bleiben konnten,
wurde eine schöne Einheitlichkeit der gesamten An-
lage erreicht. Die Gruppe des Doppelmiethauses am
Kaiserplatz umschließt den Zugang zu der Privat-
straße. Um nach dem mit alten Bäumen bestande-
nen, immerhin geräumigen Platze eine der Bedeu-
tung der Häusergruppe entsprechende monumentale
Wirkung zu erreichen, wurde eine palastartige Haltung
der Häuser mit möglichster Höhenentwicklung ange-
strebt Die Anlage des Doppelhauses ist daher in ihren
Hauptumrissen eine symmetrische, in der Behandlung
der Einzelheiten der oberen Teile jedoch weichen beide
Häuser von einander ab. Die Ausführung erfolgte in
gelblichem Klingenmünsterer Sandstein. Die Kassaden,
über deren Formensprache im Einzelnen die Abbildun-
gen genügende Auskunft geben, erhielten eine teil-
weise Vergoldung und eine sparsame Bemalung ein-
zelner Teile. Die Farbenstimmung hat als Grundlage
den schönen gelblichen Ton des Steinmatcrialcs. Der
stattliche Durchgang zur Privatstraße hat 7 ■ lichte
Weite; er ist zu beiden Seiten des Inneren mit Fresko-
Gemälden geschmückt.
Die innere Ausstattung der Häuser erfolgte im
feinen herrschaftlichen Charakter; die Wohnungen
haben Etagen -Zentralheizung, Gas und elektrische
477
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Beleuchtung und sind im übrigen mit allen Erforder-
nissen behaglicher Wohnlichkeit ausgestattet. Die
beiden Hauser wurden in der verhältnismäßig kurzen
Bauzeit von 12 Monaten errichtet; ihre Baukosten
haben id. 250000 M. betragen In ihrer charakte-
ristischen Haltung geben sie dem Kaiscrplatz, dem
westlichen Abschluß der Kaiscrstraße, der Hauptver-
kehrsader der Stadt, ein eigenartiges Gepräge.
(Fvitwuuni; folKt.)
Die XVI. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- u. Ingenieur-
Vereine zu Düsseldorf vom 12. bis 14. September 1904.
auch die erstere z. 2t. als die wichtigere erscheine,
ihre größten Triumphe feiere, so mache sich doch
auch, mehr als je, das Bestreben geltend, den prakti-
schen Zweck mit der künstlerischen Form zu vereinen.
Deshalb, weil die Kunst mit im Spiele sei, bringe
Düsseldorf dem Verbände einen besonders herzlichen
Willkommen, denn die Stadt habe sich stets bestrebt,
reale und ideale Interessen mit einander zu verbinden.
Von den befreundeten Vereinen war der Ver-
ein deutscher Eiscnhüttenlcute durch Hrn. Geh.
Wandcrvcrsammlung in eine junge, aber mächtig auf- Kommcrz.-Rat Dr. Ing. Lueg, der Verein deutscher
blühende Stadt verlegt habe. Damit habe der Verband Ingenieure durch Ilm Ing. Kicsselbach vertreten,
bekunden wollen, daß er sich der Aufgaben der moder- die auf die gemeinsamen Bestrebungen der 3 Vereint-
Der äußere Verlauf der Versammlung.
iScMuS )
m Kaisersaale der Tonhalle wurde die erste
Sitzung der Versammlung am 12. Sept. um
c/Zj Uhr vormittags durch den Verbands-
Vorsitzenden, Hrn. Brt. Neher, mit warmen
Worten der Begrüßung und einer kurzen
Ansprache eröffnet Es sei das erste Mal, daß der
Verband den Städten, die auf eine tausendjährige Ge-
schichte zurückblicken können, untreu werde und seine
nen Zeit wohl bewußt sei. Der Kampf zwischen Alt
und Neu sei auch auf den Verband nicht ganz ohne
Wirkung geblieben. Er hoffe aber, daß durch die
Verhandlungen der voraufgegangenen Abgeordneten-
Versammlung, deren Ergebnis als ein sehr erfreuliches
zu bezeichnen sei, der kollegialische Geist unter den
Fachgenossen neue Stärkung erfahren habe. Letztere
möchten sich stets vor Augen halten, daß nicht Stellung
und Mittel, nicht Rang und Titel, sondern das Werk
den Meister mache.
Das Wort ergriff darauf als Vertreter der Re-
gungen hinwiesen und der Hoffnung Ausdruck gaben,
daß dieses Zusammenarbeiten auch in Zukunft zum
Nutzen desFaches und der Allgcmeinhcitbestchen bleibe
Nach diesen mit großem Beifall aufgenommenen
Ausführungen ergriff der Geschäftsführer «las Wort
zu einem Bericht über die Ergebnisse der Beratungen
der vergangenen Abgeordneten- Versammlung, der ver-
knüpft war mit einem kurzen Rückblick auf die Ent-
wicklung des Verbandes in den beiden letzten Jahren
seit dcrWanderversammlungin Augsburg. Wir kommen
hierauf an anderer Stelle noch zurück.
Es schlössen sich nunmehr die Vorträge an, welche
ebenso wie diejenigen des zweiten Sitzungstages nicht
gierung, für den auf Urlaub weilenden Hrn. Rcg -
Präsidenten, Hr. Ob.-Rcg.-Rat Dr. Grüttncr zu einem
Willkommengruß an die Mitglieder des Verbandes, nur durch den Wert ihres sachlichen Inhaltes sondern
der in sich eine große Zahl bewährter und hochge- auch durch die vollendete Form die Zuhörer bis zum
schätzter Mitarbeiter des Staates und der Gemeinden
vereinige. Eine Aufgabe sei es, durch die er sich
besonders mit allen Mitgliedern des Verbandes eng
verknüpft fühle: das gemeinsame Wirken auf dem
unendlich weiten Felde sozialer Tätigkeit, auf welchem
diese in hohem Maße zur Mitarbeit berufen seien.
Für die Provinz überbrachte Hr. Landeshaupt-
mann Dr. Renvers einen warmen Gruß. Von alters
her habe die Baukunst in der Rheinprovinz in hoher
Blüte gestanden, des seien am Rhein die Burgen und
Schlösser, in den Städten die hochragenden Dome und
die altehrwürdigen Rathäuser beredte Zeugen. Daß
aber die heutige Zeit nicht hinter den Altvordern zu-
rückstehe, das bekunden die kühnen, den Rheinstrom
und die Täler überspannenden Brücken, die großen
letzten Augenblicke fesselten. Es sprach zuerst Hr. Dr,
Brandt, Geschäftsführer derHandelskammerzu Düssel-
dorf über das Thema »Zur Wirtschaftsgeschichte
des Rheines", indem er in klaren Strichen ein Bild
entwarf, wie aus den zerfahrenen Zuständen am Ende
des 18. Jahrhunderts, als nicht weniger als 32 Rhein-
zölle nach Willkür erhoben wurden und zusammen mit
den holländischen Lizentcn und den Stapel rechten der
Städte Köln und Mainz Rheinschiffahrt und Handel
geradezu erdrosselten, in langwierigen Kämpfen sich
schließlich durch die revidierte Rheinschiffahrtsakte vom
Jahre 1868 die freie Schiffahrt auf dem Rhein entwickelte.
Wir geben den Vortrag auszugsweise an anderer Stelle
wieder. Es sprach dann Hr. Reg.-Rat a. D. Kemmann
Ober „Die Entwicklung der städtischen Schnell-
industriellen Anlagen, die Hafenbauten und Talsperren, bahnen seit Einführung der Elektrizität", ein
die profanen und kirchlichen Gebäude Auch die Natur in allen Großstädten aktuelles Thema. Wir haben be-
habe sich hier mit der Kunst vereint, um den Menschen
zu erfreuen, und er hoffe, daß die Versammelten da-
von einen freundlichen Eindruck in die Heimat mit-
nehmen würden.
Anknüpfend an die Worte des Hrn. Vorsitzenden
von der „modernen Stadt Düsseldorf" sprach Hr. Ob.-
Bürgermslr. Marx in deren Namen. Er brachte zum
Ausdruck, daß der Verband eines freundlichen Will-
kommengrußes in jeder Stadt sicher sein könnte, da
Baukunst und
rcits begonnen, den gehaltvollen Vortrag unter Bei-
gabc der zugehörigen zeichnerischen Darstellungen im
Wortlaut zum Abdruck zu bringen.
Der Nachmittag des ersten Tages war Besichti-
gungen im Inneren der Stadt gewidmet, auf die wir
noch zurückkommen, während für die Damen bereits
am Vormittage ein kleiner Rundgang durch den Hof-
garten, die Kunsthalle, die Kunstakademie mit ihren
Mcistcratclicrs veranstaltet worden war.
Der Abend vereinigte Alle wieder in der Tonhalle
zu dem von der Stadl Düsseldorf der Wandcrvcr-
fechnik ja sozusagen die Mütter der
Städte seien, ohne welche ihre Gründung nicht möglich
gewesen wäre Ganz besonders aber sei das der Fall in Sammlung gegebenen Feste,
einer modernen Stadt, deren Entwicklung doch in erster Den Willkommen der Stadt entbot in herz-
Linie nach ihrer äußeren Gestaltung beurteilt werde, liehen Worten llr. Beigeordneter Geusen, der an die
an welcher die Architekten und Ingenieure ja einen Worte des Hrn. Ob. -Bürgermeister anknüpfend, die
bestimmenden Anteil hätten Die Stadtverwaltungen dieser am Vormittage gesprochen hatte, nochmals zum
könnten der Baukunst und Ingenieurwissenschaft nicht Ausdruck brachte, daß die Architekten und Ingenicure
entbehren, eine ganze Reihe städtischer Geschäfte in dem gastfreien Düsseldorf herzlich willkommen seien
müßten ohne ihre entscheidende Mitwirkung brach
liegen. Ihr Einfluß sei so weitgehend, daß der Jurist
der Zukunft zugleich Techniker sein müsse, wolle er
seine Stellung in der Leitung der Stadtverwaltung
behaupten Ein weiteres Moment komme a
Düsseldorf hinzu, die Verbindung von 1
schaft und
478
Baukunst im Verbände
ner noch für
tau w issen-
Dcnn wenn
Düsseldorf könne als moderne Stadt freilich nicht das
bieten, was die Versammlung vor 2 Jahren in Augs-
burg gefunden habe, die große geschichtliche Ver-
gangenheit, den Abglanz der früheren hohen Bedeu-
tung auf dem Gebiete der Kunst in seinen zahlreichen
Baudenkmälern, aber auch die Jugend habe ihre Reize.
Dann habe Düsseldorf auch den Rhcinstrom, der wenn
No. 77.
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auch hier nicht mehr von Zauber
der Poesie und der Romantik
umsponnen, iu dem was hier die
Kunst des Ingenieurs geleistet,
in seinem mächtigen stetig auf-
blühenden Verkehr doch nicht
des Reizes und des Eindruckes
entbehre. Er hoffe daher, daß
sich die Gaste der Stadt auch
hier wohl fühlen möchten, und
schließe mit einem Hoch auf die-
selben.
Namens der Gäste dankte so-
fort Hr. Prof. Frhr. v. Schmidt,
München, der das Vorgehen der
Düsseldorfer bei der Entwicklung
und dem Ausbau ihrer Stadt
pries, das als vorbildlich bezeich-
net werden dürfe, das die Wege
zeige, wie man das Alte erhal-
ten und doch eine moderne Stadt
werden könne. Der StadtDüssel-
dorf weihe er sein Glas. Mit
einem launigen Toaste des I Irn.
Brt.Nehcr auf dicFraucn Düssel-
dorfs schloß die Reihe der Reden.
Der Rest des Abends war zwang-
loser, heiterer Unterhaltung gc-
widmet. Mit Meisterschaft vonMit-
gliedcrn der Düsseldorfer Oper
vorgetragene Lieder und rau-
schende Tafelmusik erhöhten die
Stimmung. Alle Teilnehmer wer-
den von dem Abend eine an-
genehme Erinnerung mitgenom-
men haben.
Am 2. Versammlungstage
sprach zunächst Hr. Rcg.-Bmstr.
Moritz in Köln über „Die Ent-
wicklung des modernen The-
aterbaucs". Die geistvollen
Ausführungen des Redners, über
die wir auszugsweise noch be-
richten werden, schlössen ab mit
einem Appell an unsere Zeit zur
Rückkehr zur Einfachheit im
szenischen Apparat, der jetzt die
wahre Kunst durch Künstelei
unterdrücke. Auf diesem Wege
müsse vor allem eine Gesundung
unseres heutigen Theaterwesens
gesucht werden.
Den letzten Vortrag hielt Hr.
Wasserbauinsp. Middeldorf in
Essen über „Die Regelung der
Vorflut und die Abwasser-
reinigung im Emscher-Ge-
biet". Mit seinen schlicht sach-
lichen Ausführungen verstand es
Redner, der zugleich der Ver-
fasser des zu diesen Arbeiten
jetzt vorliegenden, zur Ausfüh-
rung bestimmten Planes ist, den
Zuhörern ein Bild zu geben von
den sanitären Mißständen, die
■
»r-»" llAutcrgruppc
i» der Baischslr.
Neuere badische Architektur
Architekt: Prof. Hern. Billing in
in dem weiten, industriercichen
Gebiete nach und nach entstan-
den sind und geradezu verhäng-
nisvoll für dasselbe zu werden
drohten, und sie von der Not-
wendigkeit und Zweckdienlich-
keit der in Vorschlag gebrachten
Maßregeln zur Beseitigung die-
ser Mißstände zu überzeugen.
Es handelt sich hier um ein
Unternehmen von einer Groß-
artigkeit, wie es in unserem
Vaterlande bisher noch nicht ge-
plant und durchgeführt worden
ist, zu dessen endlicher Durch-
führung man spater alle die-
jenigen beglückwünschen darf,
welche daran mitgearbeitet ha-
ben. Wir haben im Frühjahre*)
bereits aus der Feder des Red-
ners eine ausführliche, von Pla-
nen begleitete Darstellung ge-
bracht, so daß wir uns jetzt darauf
beschranken können, auf diese
Veröffentlichung hinzuweisen.
Mit dem Dank an die Vor-
tragenden und den Düsseldorfer
Verein schloß der Vorsitzende
den offiziellen Teil der Wander-
versammlung. Der Nachmittag
war dann wieder Besichtigungen
in der weiteren Umgebung der
Stadt gewidmet, während der
Abend die Verbandsmitglicdcr
und ihre Gäste wieder zu einem
gemeinsamen Fesi mahle in der
Tonhalle vereinigte, das, von
wenigen offiziellen Reden ge-
würzt, in gehobener Stimmung
verlief, aber frühzeitig beendigt
wurde mit Rücksicht auf den für
den anderen Morgen geplanten
gemeinschaftlichen Ausflug nach
dcmSicbcngebirge. Letzterer war
leider vom Wetter nichtsonderlich
begünstigt, was aber der Stim-
mung derjenigen, die sich nicht
hatten zurückhalten lassen, keinen
Abbruch tat Wer je eine solche
Fahrt am Rhein mitgemacht hat,
wird das begreiflich finden.
Ausflüge in kleineren Gruppen
nach den industriellen Anlagen
derweitcren Umgebung und nach
architektonisch bemerkenswerten
Nachbarstädten beschlossen am
1 5. Sept. dieVersammlung, von der
alle Teilnehmer mit wertvollen Er-
innerungen und mit warmem Dan-
ke für die Stadt Düsseldorf und
den Düsseldorfer Verein, der die
Mühen und Sorgen der ganzen
Veranstaltungen auf sich genom-
men hatte, wieder in die Heimat
zurückkehren konnten. —
(Nach dem Vortrage de» Hrn. Dr.
verumtnluni;
~~" "liie dir Kun'l des Injjcnicuis den Rheinstrom zu einer
Schiffahrtstratie ersten Ranges ausgestaltet hat, das
zeigt uns der Strom selbst, das lassen die Bauten,
die seine L'fcr begrenzen und sichern, das lassen die Ha-
fenanlagen, die den Schiffen Zuflucht gewähren und ihnen
Gelegenheit bieten zum Umschlag ihrer Waren, erkennen.
Wer einen Kinblick in die wirtschaftliche Entwicklung
des Rheines zur freien Sohiffahristraße gewinnen will,
der mulJ mehr als ein Jahrhundert zurück die politischen
und wirtschaftlichen Kampfe verfolgen, die sich vor Er-
reichung dieses Zieles abgespielt haben.
24. September 1904.
Zur Wirtschaftsgeschichte des Rheines.
Brandt, Geschäftsführer der Handelskammer in Düsseldorf, icehallen auf der XVI. Wiir.tlcr-
des Veibandes deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine in Düsseldorf.)
Am Ende des 18. Jahrhunderts belasteten den khein-
verkehr nicht weniger als 32 Rhcinzölle, die nach Will-
kür erhoben wurden, und die holländischen Lizcnten sperr-
ten das Rheinland vom Wasserverkehr mit dem Welt-
meere ab, damit zugleich den Kigenhandcl der allen rheini-
hen Großstädte kfrln und Mainz vernichtend und deren
Kaufleute zu holländischen Kommissionären herabwürdi-
gend. Letztere wieder beuteten diese Stellung durch die
Stapclrcchtc, die den Handel und die Schiffahrt mit weiteren
•) Vergl. Deutsche Bauleitung Jahrg. 1904 S 111 u ff.
479
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Abgaben belegte, aus. Um dieses Stapelrecht, das »Köln hielt die Schiffahrt mit Ausschluß von Holland durch den
aus dem unscheinbaren Anfang eines Vertrages mit den Reichsdeputations-Hauptschluß 1803, der die 32 Rhcinzöllc
niederländischen Seestädten Ober die Umpackung von aufhob, an ihre Stelle einen Oktroi an 12 Hebestellen
l leringen in Köln entwickelte, dreht sich der ganze wirt- etile, dessen Linnahmen zur Hälfte auf die lnstandhal-
schaftspolitische Kampf des 19. Jahrhunderts. Auf dem tung des Rheines verwendet werden mußten. Die Er-
Stapelrecht, das außer Köln auch Mainz ausübte, bauten hebung des Oktrois baute sich auf dem Gewichtssvstcm
sich auch der Gildezwang der Schiffahrt, der Unterschied auf und gab Veranlassung zu der allgemeinen Einführung
zwischen Groß- und Kleinschiffahrt, die offizielle Fracht- der Eichung der Schiffsgefäßc auf dem Rhein. Die Wir-
Neuere badlache Architektur. HluscrKiutipe »n der
laxe der Städte, also die ganze slreng geordnete tech-
nische und soziale Verfassung der Schiffahrt auf. Die
französische Revolution brachte noch eine weitere Ver-
schlechterung der l.age dadurch, daß die Zollgrenze mitten
in den Strom, die sogen. TaKveglinic gelegt wurde, und
der Wegfall der Zunftbrief* für die Scluffer auf dem
rechten Rheinufer die Zahl der Betriebe ungelernter
Schiffer stark vermehrte. Die erste neuere Ordnung er-
94 u. 96. - Architekt: Prof. Herrn Billing in K.rlirohc.
kung dieses sog. Oktroi Vertrages, der mit Krankreich
1805 in Kraft trat, in der Richtung einheitlicher Abgaben-
erhebung wurde wesentlich verstärkt, nachdem der Rhein
ganz französisch geworden war und damit auch in Holland
die hohen Sonderabgaben wegfielen. Köln denkt zum
erstr-n mal an eine Schiffahrt auf dem Rhein bis Antwerpen.
Durch den Zusammenbruch der französischen Herrschaft
wurde diese Entwicklung aber wieder unterbrochen.
480
No. 77.
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Die grundsätzliche Freiheit der Rheinschiffahrt „juscju'ä daß man Köln eine Entschädigung von i Mill. Taler ge-
la nier" sprach der Wiener Kongreß aus und beseitigte wahrt hatte. Die Transitabgaben wurden durch das „droit
damit die Stapelrechte von Köln und Mainz, aber noch fixe" ersetzt, die schon seit längerem als a. Instanz der
lange Jahre verhinderte die hollandische Auslegungskunst Schiffahrts - Gerichtsbarkeit bestehende Zentral -Korn-
dieses Begriffes die Durchfuhrung der Beschlüsse, indem mission für die Rheinschif fahrt ihrer eigentlichen
sie statt bis in das Meer nur bis an das Meer setzte, nam- Bestimmung, als beratende Behörde für die Schiffahrts-
lieh bis zur Hheinschiffahrtsakte 1831, durch welche Entwicklung zu dienen, zugeführt, die willkürliche Er-
die Stapclrcchtc der Städte endgültig fielen, nicht ohne höhung des Oktrois den einzelnen Rheinuferstaaten unter-
34. September 1904.
sagt Das war ein ungeheurer Umschlag der Verhältnisse,
unter denen sich jetzt die Schiffahrt vollzog, aber der
Kölner Kaufmann Mcrkens wies seine Kölner Landsleute
mit Hecht darauf hin, daß das Stapelrccht ihnen gar nicht
zum Segen gewesen sei, es habe die Kaufleute zu ab-
hangigen Handlangem für die Niederlande erniedrigt und
sie veranlaßt, die Produktion, aus der allein der dauernde
Wohlstand entspringe, zu vernachlässigen. Noch blieb
freilich die Rhcinschiffahrt sehr langsam und vor allem
auf dem Oberrhein schwierig, aber allmählich setzte auch
hier der Fortschritt ein mit der von Gerriel Meyer 1799
ausgehenden, von Stinncs und Quack 1816 weiterge-
führten Ausbildung der Großschiffahrt und mit der Per-
sonen- und Eilgüterfahrt von Schaaff hausen in Köln
und der Genossenschaft der Rhcingauer Schiffer,
schließlich mit dem aus der Ruhr hervorgehenden Massen-
verkehr der Kohle.
Das Erscheinen desSccländers, eines von Cocke rill
gebauten Dampfers, 1824 vor Köln leitete die neue Zeit
ein und ließ bald eine ganze Reibe von Dampfschiffahrt-
Gesellschaften entstehen, deren eigenartige, unter dem
Zwange der Verhältnisse schon frühzeitig geschaffene
Organisation iiiform von Betriebsgemeinschaften noch heute
besteht Von wesentlichem Einfluß auf diese Entwicklung
war die Aufnahme der Personenschiffahrt, die nun einen
Strom von Fremden nach dem Rhein führte. Den end-
gültigen Umschwung aber brachte es, als das zunächst
immer wieder vergebliche Bemühen, von Holland die
freie Durchfahrt nach dem Meere zu erzwingen, endlich
zum Ziele führte. Das gelang erst durch den belgisch-
preußischen Handelsvertrag, vor allem aber durch
die Eröffnung der rheinischen Bahn nach Antwerpen. Die
Gewerbefreiheit brachte dann die durch die Dampfkraft
gelegten Entwicklungskeimc zur Hlüte, schuf der natür-
lichen Gunst der Lage der Hafenstädte und ihrer Rührig-
keit freie Bahn und änderte vollständig ihre Stellung unter
einander; Mannheim und I.udwigshafcn vor allem
blühen seit dieser Zeit auf Kosten von Mainz und Köln
auf. In Köln bricht eine heftige Krisis aus, in der die
alte Handelskammer trotz ihrer großen Verdienste um die
freie Rheinschiffahrt gestürzt wird.
Die Schleppschiffahrt bringt den letzten wichtigen
Faktor für die technische Entwicklung der Schiffahrt; sie
gestattet auch, den Ruhrkohlcnvcrkchr zu Berg genügend
zum Ersatz für den Verlust des holländischen Marktes
auszubauen. Schleppschiffahrt, rheinische Bahn und die
Rheinseefahrt, Ereignisse, die sich an die Namen Hanse-
mann, Camphausen, Mevisscn und Harkort an-
knüpfen, haben den Rhein aus der Botmäßigkeit der
Niederlande befreit. Was den Bemühungen der Diplo-
maten nicht gelang, das wurde durch die Tatkraft der
rheinischen, besonders der Kölner Kauflcute, erreicht
Es galt aber noch harte Kämpfe auszufechten, ehe die
Beseitigung des Oktrois auf dem Rheine gelang, die endlich
1866 erreicht wurde. Durch die revidierte Rncinschiff-
fahrlakte von 1868 wurde endlich der Grundsatz der
freien Rheinschiffahrt, hoffentlich für immer, festge-
legt, eine Forderung, die der englische Abgesandte Clancarty
schon auf dem Wiener Kongreß aufgestellt hatte. Es setzt
nun die Zeit der technischen Fürsorge für den Rhein-
strom ein; eine allgemeine Verbesserung des Fahrwassers
selbst konnte jedoch erst infrage kommen, als durch die
Einführung der Schleppschiffahrt derSchiffahrtsbctrieb vom
Ufer losgelöst worden war. Im Jahre 1851 wird die Rh ein -
strom-Bau ve rwahung eingesetzt, deren Arbeiten die
Leistungsfähigkeit der Wasserstraße in ungeahntem Maße
entwickelten, namentlich seit im Jahre 1879 für den
systematischen Ausbau des Rheines 21,8 MilL M. bereit
gestellt wurden. Sie hatten im Verein mit all den anderen
Umständen, die die Blüte des gewerblichen Lebens in
Deutschland im letzten Vierteljahrhundert beeinflußten,
eine gewaltige Steigerung des Verkehres zur Folge. Er
stieg von 1879—1899 in den deutschen Rheinhäfen um
4qo')/i), in den preußischen Rheinhäfen um 457 an der
niederländischen Grenze um 332%. Der absolute Ver-
kehr der deutschen Rheinhäfen betrug 1879 5 Mill. ', 1902
28,8 Mill. '. Von dem Verkehr 1902 fallen auf Ruhrort.
Duisburg und Hochfeld 12 Mill. >, auf Mannheim 5,6 Mill. >.
Die Betriebsmittel der Rheinschiffahrt bestanden 1903 aus
160 Raddampfern, 1006 .Schraubenbooten und 8846 Segel-
schiffen und Schleppkähnen. Die Tragfähigkeit der Kähne
betrug 1573928', die indizierten Pferdestärken der Rad-
dampfer beliefen sich auf 95226, die der Schraubenboote auf
151 835 (die Tragfähigkeit des normalen Rheinschiffes be-
trägt 1500', es kommen aber solche bis zu 3000' vor). Von
der gesamten Tragfähigkeit der Rhcinschiffc entfallen etwa
V>% auf deutsche Schiffe und von der Danipfkraft To0,,».
Leider werden die deutschen Rheinschiffe bisher nur zum
kleinsten Teile in Deutschland selbst gebaut. Es sprechen
da eine Reihe von Faktoren mit, die sich nicht kurz er-
läutern lassen. Hoffentlich wird auch das in absehbarer
Zeit anders werden.
Außer dem Wettbewerbe mit den Niederländern und
Belgiern hat die deutsche Schiffahrt auf dem Rhein vor
Ein Beitrag zur Frage der Umgestaltung des archi-
tektonischen Unterrichts an den Baugewerkschulen.
HB n de» Tagen vom 28. Sept. bis 1. Okt. d. J. findet in
M ra Köln die Wanderversani inlung deutscher Gc-
werbeschulmänner statt. Darunter findet sich
auch die Gruppe der Baugcwcrkschulmänner, wel-
che am 30. Sept. tagt und unter anderem die Frage der
Gestaltung des Unterrichts in der Formenlehre an Baugc-
wcrkschuTen zur Beratung und Beschlußfassung bringt
Bei derWichligkeit dcrSaclie möge es mir gestaltet sein,
einige Gedanken über die schwebende Frage der Umge-
staltung des Unterrichts an diesen Schulen schriftlich nieder-
zulegen, ist doch von der glücklichen Lösung dieser Frage
die Gesundung unseres bürgerlichen und ländlichen Bau-
wesens, das zu einem großen Teil in den Händen der an
den Baugcwcrkschulen herangebildeten Techniker liegt,
ganz und gar abhängig.
Es darf jetzt w«>hl als so gut wie erwiesen angesehen
werden, daß die auf der Kunstanschauung des Klassizismus
sich aufbauende Lehrmethode an diesen Schulen den heuti-
gen Anschauungen nicht mehr entspricht, denn die prak-
tische Baubetütigung hat nichts mehr mit ihr gemein, sie ist
andere Wege gegangen und, was zu dieser Abschwcnkung
hingedrängt hat, sind eben zumteil mit die Folgen eines
verallgemeinernden Doktrinarismus, der unter Nieder-
drückung alter gesunder Bautraditionen mit der Zeit äußer-
lichen phrasenhaften Aufputz der Gebäude begünstigte
und manchen unserer Städte, ganz besonders aber vielen
kleineren Orten, auf dem platten Lande eine bedauerlich
abschreckende Physiognomie aufgeprägt hat.
Die inzwischen gewonnene Einsicht, daß die schönsten
Blüten der Baukunst offenbar nur auf der breiten Basis
eines gesunden volkstümlichen Bauwesens, wie auf einem
gesättigten Kunstboden emporwachsen kKnnrn, hat unsere
Aufmerksamkeit wieder mehr auf diese bescheidenen Er-
zeugnisse des Bauwesens unserer Altvorderen gelenkt und
Erleuchtung nach der Seile hin gebracht, daß dem Archi-
tekturdctail" gecenüber der baulichen Gcsamterscheinune
und ihrer Einfügung in Gelände und Nachbarschaft bis-
482
her eine größere Bedeutung beigemessen worden ist, als
ihm eigentlich zukommen dürfte.
Man kann das, was in der Sache jetzt Not tut nicht
besser kennzeichnen, als es Schultze-Naumburg in seinen
„Kulturarbeiten'' getan hat und noch tut: durch Neben-
einanderstellen alter und moderner Bauwerke oder Bau-
teile gleicher Zweckbestimmung; man kann nicht wirk-
samer, drastischer und eindringlicher, als es da geschehen
ist, hinweisen auf die Misere unseres modernen bürger-
lichen Bauwesens auf dein Lande und im Gegensatz dazu
auf die einfache, schlichte zu Gemüt führende Wahrheit,
die aus den alten, auf Uberlieferter Bauweise fußenden
Häusern zu uns so sympathisch spricht.
Und doch werden allenthalben in ganz Deutschland
die jungen Leute, in deren Händen später fast das ganze
Wohnhausbauwesen des platten Landes ruht, auf den
Baugewerkschulcn heute noch dazu abgerichtet, solche
Häuser, wie sie Schultze-Naumburg im Auge hat, mit ihren
kalten, unwahren, angelernten Aeußerlichkeiten fortge-
setzt weiter in die Welt zu setzen. Die Verantwortung
dafür kann nicht Personen, sondern nur dem Unterrichts-
System zugeschoben werden, das seinerzeit im besten
Sinne geschaffen worden sein mag, das aber heute als
veraltet und abänderung^bedürftig anzusehen ist.
Das Bedenkliche in diesem Unterrichtssystem liegt
darin, daß man durch eine Versorgung mit einem Vorrat
von Bauformen jeden Schüler ohne Rücksicht auf Vor-
handensein geschmacklichen Könnens zu einem Baukünst-
ler machen will; aber Baukünstlcr sind selten und gerade
dieser aus allem Zusammenhang gerissene Formenvorrat
wird in unberufenen Händen zum gefährlichen Spielzeug,
das so viel künstlerisches Unglück angerichtet hat und
noch anrichtet.
Daher weg mit diesen Spielereien! Man ersetze sie
durch gesunde, einfache, natürliche, elementare, leicht faß-
bare Schftnheiisrrgeln, wie sie den alten Maurermeistern
noch am Anfang des ig. Jahrhunderts im Fleisch und Blut
gesessen haben, die deshalb auch ohne Anwendung von
Zieraten so vernünftig und ansprechend zu bauen verstanden.
Die klare Erkenntnis darüber, daßdas Wesen geschmack-
vollen Bauens nicht im Schmücken unter jeder Bedingung
No. 77.
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allem mit demjenigen der Eisenbahnen zu kämpfen. Die
Eisenbahnen haben die Schiffahrt der Nebenflüsse des
Rheines vernichtet und auch auf dem Hauptslrom eine er-
hebliche Verschiebung derVcrhältnissc herbeilief Ohrt, indem
sie die weitaus größte Menge der Rückgüter vom Wasser-
wege abzogen und die Entwicklung des Talverkehrcs zum
Stillstand brachten, so daßaußcrOberlahnstein, Binger-
brück, Kuh rort, Du i.sbn rg, die eine große Abfuhr haben,
alle anderen Khcinhäfen Zufuhrhäfen geworden sind, d h.
in ihnen überwiegt die Zufuhr bedeutend die Abfuhr. Es
muß als ein unnatürlicher Zustand bezeichnet werden,
daß der Kahnraum auf dem Rhein zu Berg mit 8i"j»„ zu
Tal aber nur mit 42% ausgenutzt werden kann.
Noch bleiben eine Reihe von Aufgaben fOr die Strom-
bauiechnik und Wirtschaftspolitik, die in der Zukunft noch
auf dem Rheine zu lösen sind; dazu gehören die weitere
Vertiefung des Niederrheines, die Hoch- und Niedrig-
wasser-Rcgulierung, die Vertiefung des Waales, die Ober-
rhein - Regulierung, die bis Straßhurg jetzt ja gesichert
erscheint, die Erschließung der Oberrheinschiffahrt bis
Basel, die jetzt schon von einigen Seiten als das cndgiltige
Ziel hingestellt wird, der weitere Ausbau der Nebenflusse
des Rheines für die Schiffahrt und anderes mehr.
Hoffen wir, daß die Wirtschaftsgeschichte des Rheines
sich auch weiterhin in fortschrittlichen Bahnen bewegen
möge. —
Preisbewerbungen.
Noch einmal der Rathaus -Wettbewerb Bückeburg. Zu
unseren Ausführungen in No. 75 erhalten wir von Hrn.
Bürgcrmstr. Dr. Külz in Bückeburg die nachstehende Zu-
schrift, die wir soweit sie zur .Sache selbst gehört, ab-
drucken. Wir fügen den Wortlaut des Preisausschreibens,
welches diesen Brief begleitete, hinzu :
ßückeburg, den 18. September 1904.
In No. 75 Ihrer geschätzten Zeitschrift nehmen Sic
Gelegenheit, sich in längerer Ausführung mit dem hier
bevorstehenden Rathausbau zu beschäftigen. Ein unge-
nannter Leser hat Ihnen das Material zu Ihrer Noiiz, so-
weit sie sich auf tatsächlichem Gebiete bewegt, zur Ver-
fügung gestellt, und zwar in Gestalt von zwei Nummern
der hiesigen Landeszeitung. Die betreffenden Nummern
enthalten einen Beriebt über eine Sitzung der hiesigen
Stadlvertretung und dabei auch einen Teil der Ausführun-
gen, die von meiner Seite über die Vorarbeiten zum Rat-
hausbau ausgegangen sind. Aus Gründen, die ich nicht
kenne, hat Ihr Hr. Gewährsmann Ihnen eine dritte Num-
mer der hiesigen Zeitung vorenthalten, in welcher die
irrtümliche Angabe, daß es sich um die kostenlose Ge-
winnung von Planen handele, dahin berichtigt wurde, daß
man zunächst nur ein Vorprojekt zu erhalten wünsche.
L'm Ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich im Zusammen-
hang und an der Hand von authentischem Material ül>er
das von der Stadt Bückeburg zur Erziclung von Skizzen
usw. eingeschlagene Verfahren zu orientieren, beehre ich
mich. Ihnen eine Abschrift des Programmes zuzustellen,
das den Hrn. Architekten bei der kürzlich erfolgten Ein-
ladung zugegangen, von keinem bisher abgelehnt,
wohl aber von der Mehrzahl der inbetracht kommenden
Herren angenommen worden ist. Wir glauben nicht, daß
die verehrliche Bauzeitung allen diesen Herren ein Urteil
Ober Pflicht und Sitte ihres Berufes absprechen wird.
Zur Erläuterung der Bedingungen der Einladung er-
laube ich mir noch anzuführen: 1. die völlig kosten- und
spesenfreie Anfertigung von Vorprojekten ist der Stadt B.
von mehr als 10 Herren des Architektenstandes angeboten,
in keinem Falle aber angenommen worden; 2. die Vor-
behalte in Ziffer 10 der Bedingungen waren für den immer-
hin möglichen Fall einzufügen, daß sämtliche Skizzen für
ungeeignet befunden werden müßten; 3. daß der Herr,
dessen Skizze bezw. Entwurf angekauft wird, mindestens
die künstlerische Oberleitung bei der Durchführung seiner
Ideen zu behalten hat, ist für mich selbstverständlich, nur
wird es kein billig und objektiv denkender Mensch der
Stadt B. verübeln können, wenn sie sich die Festsetzung
der Modalitäten hierüber zunächst vorbehält.
Ich darf mich überzeugt halten, daß Sie meiner Zu-
schrift in der nächsten Nummer Ihres geschätzten Blattes
Raum geben werden und darf bitten, daß Sie, falls der
Rathausbau zu B auch künftig Ihr Interesse haben wird,
sich zur Erlangung des tatsächlichen Materialcs an mich
wenden: ich werde Ihnen jederzeit in den mir möglichen
Grenzen zur Verfügung stehen. —
In vorzüglichster Hochachtung! Dr. Külz.
Wortlaut des Weltbewcrbs-Programmcs.
,1. Der Wettbewerb ist ein beschränkter und zunächst
nur auf die Erlangung von Skizzen gerichtet. Einladun-
gen sind ergangen an folgende Herren: iNB. Die Namen
sind uns nicht genannt Die Redaktion).
besteht, vielmehr in der veniu
Anordnung der baulichen Massen und in ihrer richtigen
Einfügung in den immer gegebenen Rahmen gesucht
werden soll, muß mit der Zeit wieder zum Allgemeingut
werden; und daran mitzuarbeiten ist auch Aufgabe der
Baugewcrkschulen.
Aber was soll nun Positives in der Sache geschehen?
Ich habe bei Gelegenheit einer Besprechung des
Specht'schen „Leitfadens für den Unterricht in
der Bauformenleh re an Baugewcrkschulen" ver-
sucht (Jahrg. 1903, Seite 520), einen Weg vorzuschlagen,
der vielleicht gangbar wäre.
Ich meinte da, es wäre ersprießlich, wenn das ge-
fährliche Spielzeug der Bauformen als selbständiges Fach
ganz aus dem Lcnrplan verschwände, damit die Schüler
gezwungen würden, ihre Aufmerksamkeit ausschließlich
gerade auf das, was bis jetzt so stiefmütterlich behandelt
worden ist, das aber wichtiger und unentbehrlicher ist,
als die Detailformen, zu richten, nämlich auf die Bewälti-
gung dessen, was den Augeneindruck .Haus" hervorbringt,
dann würde bald auch das verschwinden, was man immer
noch so häufig antreffen kann, daß das „Haus" von sogen.
Architektur förmlich aufgezehrt wird oder hinter lauter
Architektur so versteckt liegt, daß man Mühe hat, es
herauszusehen.
Der Weg zur Gesundung des inrede stehenden Unter-
richtes ist ja in dem erwähnten Sperhfschcn Leitfaden
bereits damit beschritten, daß die Formenlehre angegliedert
werden soll an Konstruktion und Material. Aber sollte
man nicht gleich ganz radikal vorgehen und das Wort
„BauformcnTchre" als selbständiges Lehrfach nicht besser
ganz verschwinden lassen.' Das was nötig ist, hierüber
zu lehren, ließe sieh zum allergrößten Teil in der Bau-
konstruktionslehrc unterbringen und das übrige könnte
unter einem unverfänglichere! en Titel, etwa als „Anleitung
zum Entwerfen" auftreten.
Das, wa- der objektiv Beobachtende zunächst als
Augencindruek empfingt, das ist doch nicht das Detail
der Formen, sondern es ist das Haus als Ganzes, und
seine zunächst gesehenen Teile das sind die aufgehenden
Massen bezw. XVäride und das abschließende Dach in
24 September 1904
Vielgestalligkcit, sind die Form der Ocffnungcn
und ihre gegenseitige Lage in den Umfassungen, dann
sind es Ausbauten, wie Balkone, Erker, (Hebel usw. und
zuletzt erst werden Gliederung und Profil gesehen. Die
erstgenannten gröberen Teile aber sind die Elemente, mit
denen beim Entwerfen zuerst gearbeitet werden soll, bis
sie Gestalt gewinnen, ohne daß man auch nur eine sog.
Kunstform dazu braucht.
Es ist merkwürdig, mit welchem geringen positiven
Formenvorrat man auskommen kann, wenn diese erste
n&chstgelegene Arbeit vorausgegangen ist.
Wie muß es in Zeiten der Blüte ganzer Kunstperioden,
wie solche als abgeschlossene stilistische Einheiten uns
gegenüberstehen eine Lust gewesen sein, zu gestalten, in
Zeiten, wo das, was man heute Kunst- oder Stilform nennt,
garnicht zur Diskussion stand, sondern wo diese Dinge
fast unbewußt Eigentum jedes Einzelnen waren und wo
der Sinn sich uneingeschränkt in die Sache selbst ver-
senken konnte, um sie in ihrer ganzen Tiefe und Wesen-
heil zu durchdringen; nur auf solchem Wege können Kunst-
werke entstehen, die so wahrhaft überzeugend wirken,
wie die Gebilde der Mutter Natur
Am Baume sind die Blätter die äußersten und letzten
Triebe und ihr Fehlen im Winter verändert den Begriff
„Baum" nicht; ebenso sind am Bauwerk die Gliederungen
das letzte und ihr Fehlen vermag den Begriff „Haus"
noch nicht aufzuheben. Das Haus, die Gestalt der Bau-
massc ist das Primäre, die Gliederung das Sekundäre.
Dementsprechend sollte dieser natürliche Entwicklungs-
gang auch in der Schule durchgemacht werden und das,
was das Fundamentale und Ursprüngliche ist ..das Haus
als Ganzes" auch zuerst und daran unzertrennlich ange-
schlossen das, was in der Entwicklung sich nacheinander
herausschält, vorgebracht werden.
Wenn so verfahren wird, dann kann es nicht mehr
fehlen, dann werden auch auf den Baugewcrkschulen die
Wege gebahnt sein, auf welchen die Gesundung des Ge-
schmackes in unserem deutschen bürgerlichen und länd-
lichen Bauwesen fortschreiten kann
Möge am 30. Sept. über Köln ein guter Stern walten —
München, den 16 Sept. 1004. C. Hochedcr.
4«3
Digitized by LiO<
2. Die Lage des Bauplatzes ergibt sich aus dem bei-
gefugten Situauonsplane. Die Ausnutzung des Baugeländes
ist ganz in das Belieben der Hrn. Architekten gestellt.
3. Zahl, Größe, Zweck und Benutzungsart der er-
forderlichen Räume ergibt sich aus der beiliegenden be-
sonderen Ucbcrsicht der Raumbedürfnisse. Uebcr den
Zusammenhang der Räume untereinander werden andere
Vorschriften nicht aufgestellt, als sie sich durch die Be-
nutzung der Räume und die Gestaltung des Baugeländes
von selbst ergeben.
4. Ein besonderer Stil und ein besonderes Baumaterial
wird nicht vorgeschrieben, jedoch ist es wünschenswert,
daß die Herren sich personlich an Ort und Stelle Über
die nähere und weitere bauliche Umgebung sowie deren
architektonische Eigenart orientieren.
5. Hinsichtlich der Kosten ist eine schätzungsweise
Veranschlagung der Skizze beizufügen. Als Maximal-
grenze der Kosten des Baues einschließlich der erforder-
lichen Heizungs-, Beleuchtungs-.Wasscranlagcn und Innen-
dekorationen, aberausschließlichdererforderlichenMobiliar-
und Requisitenanschaffung ist auf 230000 M. festgesetzt.
6. Die Anzahl der einzureichenden Zeichnungen so-
wie deren Maßstäbe sind in das Belieben der Herren ge-
stellt, jedoch sind die zum Verständnis der Grundriß-Ein-
teilung und der Fassadcngestallung erforderlichen Erläute-
rungen schriftlich beizufügen. Die Arbeiten sind durch
Namensunterschrift zu kennzeichnen.
7. Als letzter Termin zur Einreichung der Arbeiten
wird der a. Nov. 1904 festgesetzt Später eingehende Ar-
beiten werden vom Wettbewerb ausgeschlossen.
8. Die Aufstellung und Einreichung der Skizzen ge-
schieht kostenlos. Barauslagen werden bis zum Betrage
von 100 M. vergütet
9. Die Arbeiten unterliegen der Beurteilung der städti-
schen Kollegien zu Bückeburg und der Personen, die von
diesen zur Begutachtung herangezogen werden.
Die Skizzen bleiben zunächst Eigentum des Verfassers.
Die Stadtvertretung Bückeburg wird den am geeignetsten
befundenen Plan, nachdem er bis zur Baufertigkeil ausge-
arbeitet worden ist, für 1500 M. ankaufen. Durch den
Ankauf gehen die Pläne in das alleinige und volle Eigen-
tum der Stadt Bückeburg über, während die zum Ankauf
nicht geeignet befundenen Pläne den Verfassern wieder
zugestellt werden. Eine cv. Ablehnung sämtlicher Skizzen
bleibt vorbehalten. Ob die Ausführung des Baues dem
Verfasser übergeben wird, event zu welchen Bedingun-
gen, ist Gegenstand späterer besonderer Verhandlung und
Vereinbarung.
10. Die Stadt Bückeburg behält sich eine öffentliche
Ausstellung der Skizzen vor." —
Die Ausführungen des Hrn. Bürgermeisters bestätigen
also eigentlich alles, was wir in No. 75 abgedruckt haben,
denn daß es sich bei dem Wettbewerb nicht schon um
fertige Entwürfe handeln konnte, sondern nur um Skizzen,
wie das mit seltenen Ausnahmen im Wettbewerbswesen
allgemein üblich ist, versteht sich eigentlich von selbst.
Die Siadtgcmcindc erwartet nun also von 10 Archi-
tekten, daß sie ihr umsonst Skizzen für den Rathausneubau
liefern, eine Leistung, für die sie aufgrund der Gebühren-
ordnung für Arch. u. Ing. bei 220000 M. Bausumme bei
Auftragerteilung an einen Architekten bereits 1275 M. zu
bezahlen gehabt hatte. Nach den vom Verbände deutscher
Architekten- und Ingenieur- Vereine aufgestellten „Grund-
sätzen für das Verfahren bei Wettbewerben" sind
bei beschränktem Weltbewerbe alle Teilnehmer zu
honorieren. Die Gesamiaufwendung würde in diesem
Falle 10. 1275 -= 12750 M. betragen haben.
Die Siad"t ist statt dessen geneigt, bare Auslagen bis
zum Betrage von 100 M. C> zu vergüten, also event ins-
gesamt 1000 M. aufzuwenden.
Sie ist dann event. bereit, „den am geeignetsten be-
fundenen Plan" für 1500 M anzukaufen, nachdem dieser
vorher „bis zur Baufertigkeit ausgearbeitet worden ist",
d. h. sie will für einen ausgearbeiteten Entwurf, für den
sie nach der „Gebührenordnung" 5100 M. zu bezahlen
hätte (wenn man unter baufertig: Entwurf, Kostenanschlag
und Bauvorlagen versteht) nur 1500 M. vergüten und da-
mit noch das „alleinige und volle Eigentum" erwerben.
Alles das wird aber nur in event. Aussieht gestellt,
nicht einmal fest zugesagt. Der vom Hrn. Bürgermeister
in dem an uns gerichteten Schreiben ausgesprochene gute
Wille bindet die Stadt in keiner Weise.
Wenn ein Architekt, um seiner Vaterstadt zu nützen,
oder aus sonstigen |>crsonlichcn Gründen sich einer Stadt-
gemeinde gegenüber freiwillig erbietet, ihr Entwürfe
umsonst zu liefern, so hat er das mit sich selbst auszu-
machen. Wenn aber, wie hier angegeben wird, eine
größere Zahl von Architekten sich solche Bedingungen
auferlegen lassen, so schädigen sie die Gesamtheit und
4»4
das Ansehen unseres Faches. Wir können vorläufig nicht
glauben, daß Architekten von Ruf und Ansehen hierzu
die Hand bieten werden.
Wettbewerb herrschaftliches Wohnhaus Honnef. Zum
weiteren Ankauf empfohlen wurde der Entwurf „Berta"
der Hrn. Heinz Mchlin und Hans Klauser in Stuttgart —
Wir erhalten wiederum die bekannte Klage, daß ohne
weiteres die Briefumschläge auch der nicht mit Preisen be-
dachten oder angekauften Bewerber geöffnet worden seien,
um die Absender der Entwürfe auf diese bequeme Weise zu
ermitteln. Es kann dieses Verfahren nicht scharf genug ge-
tadelt werden, und es sollten die Hrn. Preisrichter es sich
zur Pflicht machen, den Ausschrcibcr stets nachdrücklich
darauf hinzuweisen, daß die Anonymität der Verfasser
auf alle Fälle zu wahren sei. Bei den hohen Ansprüchen,
welche gerade dieser Wettbewerb stellte, und bei dem
reichen Material, das hierzu einging, lag dem Ausschrei-
benden ganz besonders die Pflicht ob, alle Rücksichten
gegenüber denjenigen zu bewahren, die für seine Zwecke
ihre Zeit ohne Erfolg geopfert haben.
Einen Wettbewerb um Pläne für ein Bankgebäude In
Darmstadt schreibt die Hessische Landes - Hypotheken-
bank mit Frist zum 15. Januar 1905, unter Verheißung von
3 Preisen von aooo, 1500. 1000 M. aus. Außerdem ist der
Ankauf weilerer Entwürfe zum Preise von je 500 M. vor-
hch.iltcn. In dem i2glicdrigcn Preisgericht sitzen als
Bausachverständige die Hrn. : Geh. Ob.-Brt. Prof. II o f m an n ,
Brt. Jäger, Ob.-Brt Klingelhöf fer, Brt. Paul, Prof.
Pützer, Brt. Raupp und Prof. Wickop. Programm
usw. gegen 1 M., die später zurückerstattet wird, von der
Hess. I-andes-Hyp.-BarJc, A.-G. in Darmstadl, Karlsstr. 97. —
Chronik.
Neubau des badlachen Bahnhofe« In Basel. Der Gesamt-
bauaufwand einschließt der Gclllndekosten, die ungefähr 10 MilL
Fr. betrauen, ist nach dem generellen Entwurf von 1899 zu 36 MilL
Kr. ceacbttit ist. Der neue Güterbahnhof, mit dessen Bau be-
gonnen iat, umfaßt ein Gebiet von etwa 94 ha, der Personenbahn-
hof dehnt sich einacfal. der Zufahrtslinien Ober ein Gebiet von etwa
3Pha aus. Der Kanton Basel Stadt leistet zu den Kosten dea Per-
sonenbahnhofes an die badische Eiacnbahnveiwaltung einen Beitrag
von a Hill. Fr , außerdem bat sich der Kanlon erboten, das durch
die Verlegung des Bahnhofes frei werdende Gclknde im Schätzungs-
wert von etwa 4 Mill. Fr. käuflich zu erwerben. Die Ksntons-Re-
gierung hatte im Sommer 1898 forden neuen Bahnhof u a. die Forde-
rung gestellt, daß der Personenbahnhof möglichst nahe an die Haupt-
zentren und die Hauptverkehrsstraßen der Stadt aeiOckt weide. —
Die Erhaltung de« „Weißen Turmea" In Nürnberg. Wohl
jeder Besucher Nürnbergs kennt den „Weißen Turm', das ge-
schichtlich wie künatlerisch merkwürdige und äußerst malerische
Bauwerk , dessen Beseitigung mit Rücksicht auf den Verkehr im
Jahre 1878 beschlossen wurde. Obschon die Beseitigung sogar die
Genehmigung der Regierung erhalten hatte, stand man doch in er-
freulicher Weise von dem Abbruch ab und sann darauf, in anderer
Weise dem VctkehrsbedOrfnis zu genügen. Es wurden zu diesem
Zwecke eine Anzahl PrivathAuser durch die Stadt angekauft und
abgebrochen und an ihrer Stelle von derselben Neubauten aufge-
führt, welche 3 Torbögen erhielten; hiervon hat nun der breitere
Torbogen die beiden Straßeobahngleise aufgenommen, wahrend
der schmalere als Durchgang für den Fußgängerverkehr dient Die
Neubauten, welche unmittelbar an den .Weißen Turm* anstoßen,
passen sich dem Charakter des Bauwerkes trefflich an. —
Eine tranakonllnentale Eisenbahn In Sudamerika soll
durch eine Verbindung der 1037 km langen Eisenbahn von Bueoos-
Ayres nach Mendoza am Fuße der Anden, mit der 133 km langen
Eisenbahn von Rosa de los Andes nach Valparaiso jenseits der
Anden geschaffen werden. Das Verbindungsstück ist 943 km lang.
Von ihm ist der größere Teil bereits als Schmalspurbahn gebaut
und zwar in Argentinien 143 km von Mendoza bis Puenta de las
Vacas, und auf chilenischer Seite 37 km, von Rosa de los Andes
bis Salto del Soldato. Die verbleibenden 73 km mit IJeberwindung
des Hochgebirges sollen nun östlich durch rierpont Morgan, west-
lich durch eine englisch -amerikanische Gesellschaft in Angriff ge-
nommen werden. Die Kosten sind mit 30 Mill. M. veranschlagt,
die Bauzeit ist auf 7 Jahre berechnet
Ferienheim bei Berchum. Der Vorstand des Vereina .Kinder-
heim Berchum* (Wcslf ) hat die Errichtung eines Ferienheims für
erholungsbedürftige Kinder beschlossen und Entwurf und Bauleitung
den Arch. Hartman n & Sc h I e n z i g . Berlin- Wilmersdorf, Obertragen.
Der Durchstich des Slmplontunnel« wird für Mitte Oktober
erwartet. Infolge Ausbrechens heißer (Quellen im Nordstollen
können die Arbeiten in der letzten Zeit nnr im Südslollen ge-
fördert werden. Es sind noch etwa aoom (Jueis zu erbohren. —
Die Einweihung eines Bismarckturmes auf dem Brassels-
berg bei Kassel, errichtet nach einem F.ntwurfc dea Architekten
Prof Wilh, Kreis in Dresden, hat am a. Sept. d. J. stattgefunden. —
Inhalt: Neuere bariisebe AiHmrkiur — Die XVI Waadrrrriaaairaluug
de*. Vt ibaittti -. iteuurhr-r Aivliiu ktt-n- und Irieenii ui Vi reine zu l>a«»eldoif
vom la. bis 14 S.1L 1904 (Fof.selrmiK» — Zur Wirtsrliaflare*! hichtc des
Rheines — lim Beitrag rur »"rare d< r Vnif -«alrunc de« architektonische»
t/nlrrrkln- an den Bx.ijrt. iit,-. )mlt 11, — f'reisbcivf ihimcert — Chronik. _
Hierzu eine Bildbeilage: Neuere badische Architektur^
Verlag der DruU- lien Baureiluns. G. m b II.. Herlin KOr die Redaktion
ve.an.worU. I. V. F. Kl. ein., Berlin Irru. k von W.U.. Crtve, hertm.
No. 77.
Digitized by Go<
I DEUTSCHE BAUZEITUNG
jgXXXVIII. JAHRG. N°- 78. BERLIN, DEN 28. SEPT. 1904
Die XVI. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- u. Ingenieur-
Vereine zu Düsseldorf vom 12. bis 14. September 1904.
2. Bericht aber die Entwicklung des Verbandes
seit der Wanderversammlung in Augsburg 1902
und über die BcschlQs.se der Düsseldorfer Ab-
geordneten-Versammlung.
(Erstattet durch den Gcschäflsf ahrer.)
[enn man die Zunahme seiner Mitgliederzahl
als einen gewissen Maßstab für die Ent-
wicklung des Verbandes betrachten darf,
so ist hierin eine stelige Fortbildung zu er-
kennen. Die Zahl derselben beträgt z. Zt.
7^00, die sich auf 37 Vereine verteilen. Durch die
Neuaufnahme der Vereinigung Schlcsischer Ar-
chitekten in Breslau ist ein 38. Verein hinzugekommen.
Die Finanzlage des Verbandes darf als eine
gunstige bezeichnet werden, so da 13 zu
verschiedenen Zwecken Mittel bereit ge-
stellt werden konnten. Allerdings ist
eine vorsichtige Beschränkung in den
Ausgaben erforderlich, da dem Ver-
bände außer den Mitglieder - Beiträgen
erheblichere Einnahmequellen nicht zu
Gebote stehen.
In seiner inneren Organisation
hat der Verband durch die Beschlösse
der Dresdner Abgeordneten -Versamm-
lung eine Aenderung insofern erfahren,
als dem Verbands-Vorstande ständige
Fachausschüsse auf dem Gebiete der
Architektur und des Ingenicurwcsens
sowie für allg. Fachfragen zur Seite ge-
stellt worden sind, während bisher nur
Ausschüsse zur Lösung bestimmter Auf-
gaben ad hoc gewählt wurden. Die erste-
ren Ausschüsse können sich nach Be-
dürfnis in Unterabteilungen trennen, ie
nachdem es sich um Fragen handelt,
die vorwiegend den in der freien Praxis
stehenden Architekten bezw. Ingenieur
oder den im Staats- und Kommunaldienst
arbeitenden Baubeamten betreffen. Der
Architekten -Ausschuß hat sich bereits
mehrfach mit Erfolg betätigt. Den an-
deren Ausschüssen sind jetzt verschie-
dene Aufgaben zur Bearbeitung bezw.
Beratung überwiesen. Es ist zu hoffen,
daß die Einrichtung dieser ständigen
Ausschüsse fördernd auf dasVeibands-
leben einwirken wird.
Eine Aenderung hat auch die Stel-
lung des Geschäftsführers erfahren,
insofern als ihm eine größere Verant-
wortung für die rechtzeitige und ord-
nungsmäßige Erledigung der Geschäfte
auferlegt worden ist. Als notwendige
Folge ergab sich eine Mitarbeit dessel-
ben in allen Verbands-Ausschüssen und
damit eine Erhöhung der Arbeitslast, die
eine Bewältigung im halb ehrenamt-
lichen Nebenamte, wie bisher, nicht mehr
als möglich erscheinen läßt. Die Ab-
geordneten-Versammlung hat daher be-
schlossen, die Stelle des Geschäfts-
führers auszuschreiben, der sich dann vorwiegend
mit den Angelegenheiten des Verbandes zu befassen hat.
Die oben geschilderten finanziellen Verhältnisse des Ver-
bandes verbieten es leider, eine Stellung zu schaffen,
deren Inhaber sich allein und ausschließlich den
Verbands-Geschäften widmen könnte, wenn auch diese
Lösung an sich als die erstrebenswertere bezeichnet
werden müßte.
Was die Vertretung des Verbandes nach
außen betrifft, so hat derselbe durch Vertreter teil-
genommen an den Versammlungen befreundeter Ver-
eine, an Beratungen über die Einrichtung tech-
nischer Bibliotheken, über die Ausgestaltung
der technischen Hochschulen usw. Ein Vertreter
des Verbandes ist in den Vorstandsrat des Museums
Hm Stc(anien»lr»Oe 96 in Karliruhe. Arcb.: Prof. Hermann Billiug in Karitrube.
Neuere baüiche Architektur.
485
Goo<
für Meisterwerke der Naturwissenschaft und
Technik in München eingetreten. Beschlossen hat
die Abgeordneten- Versammlung auch eine offizielle
Vertretung des Verbandes auf den internationalen
Architekten-Kongressen. Zunächst ist der Ver-
bands-Vorstand beauftragt, bei der Reichsregierung
ebenfalls eine offizielle Beschickung dieser Kongresse
zu beantragen und die demnächstige Abhaltung eines
solchen Kongresses auf deutschem Boden anzustreben.
Die Arbeiten des Verbandes teilen sich in solche,
welche den materiellen und persönlichen Inter-
essen der Fachgenossen dienen und in techni-
sche bezw. baukünstlcrischc Arbeiten.
Unter den ersteren steht die vor 4 Jahren in Ge-
meinschaft mit den anderen großen technischen Ver-
einigungen Deutschlands neu bearbeitete Gebühren -
ordnungderArchitcktcn und Ingenieure an erster
Stelle. Eis ist von einigen Seiten nun gegen dieselbe der
Vorwurf erhoben worden, sie sei z. T. schwer verstand-
lich und nicht überall erschöpfend. Es ist daher die
Frage aufgeworfen worden, ob vielleicht ein Kommen-
tar, eine Auslegung in einigen Punkten erwünscht sei.
Es ist jedoch zu dieser Frage so wenig Material bei-
gebracht worden, daß der mit der Arbeit betraute
Ausschuß ein Bedürfnis nicht anerkennen kann. Eine
Reihe von Vorwürfen beruhten außerdem einfach auf
Unkenntnis der neuen Gebührenordnung, andere
richteten sich gegen die Grundlagen derselben, in
denen die Mehrheit der Fachgenossen gerade einen
wesentlichen Fortschritt gegenüber der alten „ Hono-
rarnorm* erblickt. Die Abgeordneten- Versammlung
hat sich der Auffassung des Ausschusses angeschlossen,
die Frage vom Arbeitsplan abgesetzt. An die Fach-
genossen richtet sie aber die Bitte, bei allen ihren
Arbeiten stets auf der Gebührenordnung fußen zu
wollen, um ihr so zu einer allgemeinen Anerkennung,
die erfreulicher Weise auch bei den Gerichten schon
mehr und mehr Fortschritte macht, die Wege zu ebnen.
Im Zusammenhange steht hiermit auch die Frage
der Gebühren der Architekten und Ingenieure
als gerichtliche Sa chverständige. Hier sind die
Techniker zwar den allgemeinen gesetzlichen Bestim-
mungen unterworfen und sie wollen für sich keine
Sonderrechte, aber sie treten für eine dem Grundge-
danken der gesetzlichen Bestimmungen entsprechende
Handhabung derselben ein, welche in vielen Fällen
bei den Gerichten leider vermißt werden muß. Es
liegt in der Natur der Sache, daß technische Gut-
achter besonders häufig vor Gericht erscheinen, die
tatsächlich vorhandenen Uebelstände also besonders
schwer empfinden müssen. Es leidet darunter auch
die Rechtspflege, da gerade die berufensten Vertreter
der Technik wenig geneigt sind, sich unter den ob-
waltenden Verhältnissen als Gutachter den Gerichten
zur Verfügung zu stellen. Der Verband hat daher in
Gemeinschaft mit dem »Verein deutscher Ingenieure"
eine Eingabe an das Reicbsjustizamt beschlossen,
in welcher darum gebeten wird, die deutschen Ge-
richte auf eine entsprechende Handhabung der gesetz-
lichen Vorschriften hinzuweisen.
Den Schutz der Fachgenossen gegen eine zu
weitgehende zivilreclnliche Haltbarmachung bei
ihren Arbeiten bezweckt eine Aufstellung von »Be-
stimmungen über die zivilrechtliehe Verant-
wortlichkeit für Leistungen der Architekten
und Ingenieure" die jeder Privat-Architckt oder
Zivil-Ingenieur als integrierender Teil seinen Verträgen
mit den Bauherren beifügen sollte. Die gesetzlichen
Bestimmungen machen hinsichtlich der Verantwort-
lichkeit nur einen geringen, in manchen Punkten gar
keinen Unterschied zwischen dem Unternehmer und
dein Architekten bezw. Ingenieur, der nur die Leitung
eines Baues übernimmt. Hier soll die Arbeit des
Verbandes einsetzen, um unberechtigte Härten aus-
zuschließen, anderseits aber auch den Techniker über
seine Pflichten aufzuklären.
Es lag bereits eine Arbeit aus dem Ende der
achtziger Jahre vor, die jetzt nur nach den neueren
gesetzlichen Bestimmungen nachgeprüft worden ist.
<86
Um ihr weiteste Verbreitung zu verschaffen, ist sie
an alle Verbandsmitglieder verteilt worden. Zu die-
sen von einem hohen richterlichen Beamten gebilligten
Bestimmungen sind auch Begründungen gegeben, die
von demselben ebenfalls noch nachgeprüft werden.
Auch diese sollen den Verbandsmitgliedern durch Ver-
öffentlichung bekannt gegeben werden, da sie ihnen
ein Mittel an die Hand geben, den Bauherren von der
Billigkeit der in den .Bestimmungen" niedergelegten
Grundsätze zu überzeugen.
Ein weitere Arbeit die der Verband im Interesse
der Fachgenossen aufgenommen hat, ist die Aufstellung
von Verträgen, die das Arbeitsgebiet der Privatarchi-
tckten bezw. Ingenieure betreffen und die für alle
Landesteile gleichmäßig giltigen einschlägigen Be-
stimmungen m sich vereinen. Es sind das Arbeiten,
wie sie die staatlichen und größere kommunalen Ver-
waltungen schon längst für ähnliche Zwecke ausge-
führt haben. Es handelt sich um Verträge zwischen
Bauherrn und Unternehmer, zwischen Bauherrn
und Architekt und zwichen dem Architekten und
seinen Angestellten. Zum ersten Vertrage sind
die bei der Vergebung von Arbeiten und Lieferungen
zugrunde zu legenden allgemeinen Bedingungen
aufgestellt. Alle 3 Arbeiten, von denen für die erstere
schon 1903 in Dresden ein Entwurf vorlag, sollten
den Vereinen noch einmal zur Prüfung übergeben und
später veröffentlicht werden, sodaß sich Jedermann
dieser Vertragsentwürfe bei seinen Arbeiten bedienen
kann. Es würde auf diese Weise nicht nur eine immer
wiederkehrende Arbeit erspart, sondern es würde auch
eine wünschwerte Gleichartigkeit in der Ausübung
des Geschäftsbetriebes erzielt werden können, die nicht
ohne Wirkung auf die Stärkung des Ansehens des
ganzen Standes bleiben würde.
Eine neue Aufgabe hat der Verband auf Antrag
des Bayerischen Vereins jetzt auf seinen Arbeitsplan
gestellt. Es betrifft diese Erhebungen über die Ver-
sicherungspflicht der Privatarchitekten und -Inge-
nieure für ihre Angestellten gegen Unfall. Diese
Versicherungspflicht ist erst neuerdings durch einen
Entscheid des Rcichs-Vcrsichcrungsamtcs auch für
solche Architektur- oder Ingenieur-Bureaus festgestellt,
die sich ausschließlich mit der Planung von Bauten
und mit der Oberleitung bei der Ausführung, aber
überhaupt nicht mit der Bauausführung selbst befassen.
Bisher war die Heranziehung der Architekten in den
einzelnen Landesteilen aber eine sehr verschiedene.
Insbesondere wird in Bayern über große Härten ge-
klagt, indem die Architekten von den Berufsgenossen-
schaften in Gefahrenklassen verwiesen werden, wie
sie nur für eigentliche Baubetriebe zutreffen. Es sollen
zunächst Erhebungen üher die derzeitige Handhabung
der Bestimmungen durch die Vereine angestellt und
dem betr. ständigen Fachausschuß zur Berichterstattung
überwiesen werden.
Eine den Verband schon seit langem beschäfti-
gende Aufgabe ist diejenige, das \\ ettbewerbs-
wesen, das immer wieder zu Klagen Veranlassung
gegeben hat, in gesunde Bahnen zu lenken Schon
seit dem Jahre 1864 haben sich die der festeren Zu-
sammenschließung zum Verbände voraufgehenden Ver-
sammlungen der deutschen Architekten und Ingenicure
damit beschäftigt und die 1868 in Hamburg tagende
Versammlung nahm die ersten „Grundsätze für das
Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen" an,
welche dann 1871 vom Verbände übernommen wur-
den. Sie sind dann mehrfach abgeändert worden, so
1879, 1883, zuletzt 1897. Zur Geltendmachung dieser
Grundsätze wurde 1901 durch die Abgeordneten- Ver-
sammlung in Königsberg ein aus Mitgliedern des Ar-
chitektenvereins in Berlin und der Vereinigung Ber-
liner Architekten gebildeter ständiger Ausschuß ge-
wählt, dem die Aufgabe zugewiesen w urde, in allen
Fällen bei den Ausschreibenden vorstellig zu werden,
in welchen die Programme wesentlich von den Grund-
sätzen des Verbandes abweichen. Das ist seitdem z. T.
mit, vielfach leider ohne, Erfolg geschehen Es läßt sich
nicht leugnen, daß ander Erfolglosigkeit der Bemühungen
No. 7a
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des Ausschusses zum nicht geringen Teile die Kolle-
genschaft selbst Schuld tragt, die sich vielfach an Wett-
bewerben in großer Zahl beteiligt hat, wenn der Aus-
schult ausdrücklich davor warnte, welche in der Aus-
übung des Amtes als Preisrichter vielfach gleichmütig
Ober die gröbsten Verstöße gegen die Grundsatze
hinwegging. Daß von den Preisrichtern ganz beson-
ders eine Gesundung desVVetlbewerbswesens abhangig
ist, das hat die Abgeordneten- Versammlung durch eine
entsprechende Resolution /um Ausdruck gebracht (vcrgl.
die Beschlüsse der Versammlung S. 474). Sie hat ferner
nachdrücklich darauf hingewiesen, indem sie in der jetzt
angenommenen, wiederum etwas geänderten Fassung
der Grundsätze, es den Mitgliedern des Verbandes zur
Vermischtes.
Selbständige Technische Hochschulen
oder Angllederung an die Universitäten
war der erste Gegenstand einer Be-
ratung von Vertretern der Technik,
der Technischen I lochschulcn, der Uni-
versitäten und der höheren Schulen
elwa 30 an der Zahl — , die sich auf
Einladung des Vereins deutscher
Ingenieure am ia. und 13. d. M in
München zusammengefunden hatten.
In dieser Frage wurde nachstehender
Beschluß gefallt:
„Es empliehlt sich für absehbare
Zeit nicht, dem Bedürfnis nach neuen
Technischen Hochschulen durch An-
gliederung technischer Fakultäten an
Universitäten zu entsprechen, vielmehr
ist es durch Errichtung selbständiger
Anstalten zu befriedigen, denn die
Technischen Hochschulen würden in
ihrer selbständigen Entwicklung durch
Angliedcrung an Universitäten beein-
trächtigt werden. Diese Scheidung soll
jedoch die in erfreulicher Zunahme
begriffene geistige Fühlung zwischen
beiden Anstalten nicht hemmen. Die
Angliedemng von Universitäten würde
auch keineswegs Ersparnisse von Be-
deutung mit sich bringen."
Einen weiteren Vcrhandlungspunkt
bildete die Frage, welche besonderen
Ansprüche die Techniker an die Vor-
bildung auf den höheren Schulen etwa
zu stellen hätten Hierzu wurde be-
schlossen:
„Her Verein deutsches Ingenieure
steht nach wie vor auf dem Stand-
punkt seines Ausspruches vom Jahre
1886, welcher lautet: „Wir erklären,
daß die deutschen Ingenieure für ihre
allgemeine Bildung dieselben Bedürf-
nisse haben und derselben Beurteilung
unterliegen wollen, wie die Vertreter
der übrigen Berufszweige mit höherer
wissenschaftlicher Ausbildung". — In
dieser Auffassung begrüßen wir es mit
Freude, wenn sich mehr und mehr
die Ucbrrzeiigung Bahn bricht, daQ
den mathematischen und naturwissen-
schaftlichen Bildungsmitteln eine er-
heblich größere Bedeutung beizulegen
ist als bisher; werden doch die Kennt-
nisse auf diesen Gebieten immer mehr
zum unentbehrlichen Bestandteil allgemeiner Bildung. Die
vorwiegend sprachliche Ausbildung, die jetzt der Mehrzahl
unserer Abiturienten zuteil wird, genügt nicht den An-
sprüchen, welche an die leitenden Kreise unseres Volkes
gestellt werden müssen, insbesondere im Hinblick auf die
steigende Bedeutung der wirtschaftlichen Fragen."
Den letzten Beratungspunkt bildete die Frage der
Ausgestaltung der alle. Abteilung der Tcchn. Hochschulen
zur Ausbildung von Lehrern der höheren Lehranstalten.
Es wurde jedoch hierzu kein Beschluß gefaßt, vielmehr
nur der „Verein deutscher Ingenieure* veranlaßt, auf
diesem Gebiete weiterhin tätig zu sein und die gehabte
Aussprache dabei als Unterlage zu benutzen.
Aus dem Sitzungsbericht der 33. Abgeordneten -Ver-
sammlung des Verbandes deutscher Arch.- u. Ing.-Vereine
in Düsseldorf, vcrgl. S. 474, gehl hervor, daß diese zu
der ersten der 3 Fragen genau dieselbe Stellung einge-
nommen hat. —
38. September 1904-
Ehrenpflicht macht, das Amt des Preisrichters nur
zu übernehmen, wenn die Ausschreibungen im Einklang
stehen mit den Grundsätzen. Letztere haben im übri-
gen namenllich hinsichtlich der Preisbemessungen der-
artige Abänderungen erfahren, daß einerseits eine völlig
klare Richtschnur für die Preisrichter gegeben ist und
daß anderseits die Forderungen in den Grenzen des Er-
reichbaren bleiben. Mit um so größerem Nachdrucke
wird nunmehr an denselben festzuhalten sein. Im übrigen
ist derVcrbandsvorstand beauftragt worden, in geeigne-
ter Weise für die Verbreitung der Kenntnis von den Ver-
bands-„Grundsätzen" und von dem Bestehen des „Wett-
bewerbs-Ausschusses", der sich gerne in den Dienst
der Ausschreiber stellt, zu wirken — (Fortsetzung folgt.)
Neuere badlache
Giebel dei Hauses
Architektur. Hlusergruppe so der Stefanienstrsfic in Karlsruhe.
No 96 — Architekt: Prof. Herrn. Billin g in Karlsruhe in Baden.
Gedächtniskirche in Speyer. Hr. Arch. C. Nordmann
in Essen bittet uns, unseren kurzen Ausführungen S. 448
Folgendes nachzutragen: „Die Gedächtnishallc ist nicht
2t m lang und it ■ breit, sondern hat öeckige Grundform
von 11 ■ lichtem Durchmesser. Die Uberleitung des Baues
war Hrn. Arch. Flügge und mir gemeinschaftlich über-
tragen und ging bei unserer Trennung im Jahre i8q.| auf
mich allein Ober. Hr. Kcg.-Bmstr. Nill hat d'ie Ausführung
in -Speyer von Anfang bis Ende geleitet. Her größte Teil
der Bauarbeiten: Maurer-, Steinmetz , Zimmer- usw. Ar-
beiten ist in Regie ausgeführt unter der Verwaltung des
Hrn. II angle itcr. I >cr inzwischen gestorbene Brt. (ieyer
halte nur kurze Zeit im Jahre 1894 die Verwaltung der
Kegic übernommen "
Ferner werden wir gebeten, öffentlich darauf hinzu-
weisen, daß der eigentliche geistige Urheber der l'role-
stationskirche Hr. Arch. Flügge in Essen ist, sofern die
erste Skizze und alle wesentlichen Teile des Entwurfes
487
Gc
von ihm herrühren. Er sei das eigentliche künstlerische
Element sowohl in der froheren Firma Flügge & Zindel,
als auch in der späteren Firma Flügge 6c Nordmann ge-
wesen. L'm so mehr müsse es vielen mit den Verhält-
nissen vertrauten Fachgenossen auffallen, daß Flügge bei
der Einweihung der Protestationskirche ganz übergangen
worden ist. Eine Erklärung hierfür, aber unserer Ansicht
nach keineswegs eine ausreichende Erklärung, kann viel-
leicht in der andauernden Kränklichkeit Flügges liegen.
Um so mehr betrachten wir es als unsere Pflicht, mit
dazu betzutragen, dal] der Anteil des genannten Archi-
tekten an dem Werke in Speyer auch der Oeffcntlichkcit
gegenüber gewahrt wird. —
engeren Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
für die Gesamunlage einer Kunstausstellung zu Köln
a. Rh. 1905 schreibt der .Verband der Kunstfreunde in
den Ländern a. Rh." mit Bedingungen aus, die nach jeder
Richtung hin mit den vom „Verbände deutscher Arch.- u.
Ing.- Vereine" aufgestellten «Grundsätzen* im Wider-
spruch stehen.
Der Wettbewerb wird als Idecn-Wcttbcwcrb be-
zeichnet, verlangt wird aber neben ziemlich umfangreichen
Arbeiten des Architekten für das Hauptgebäude (Baukosten
140000 M.) und scheinbar auch für alle offiziellen Neben-
bauten (Baukosten 60000 M., dazu 35000 für Erd- und
Garten- Arbeiten) die Beibringung einer „Offerle einer
im Ausstellungsbau erfahrenen großen Firma, die
für die im Programm festgesetzte Summe den
Bau des KunMausstclIungs-GcbAudes fest über-
nimmt und sich verpflichtet, ihn bis zum 1. April
1005 fertig zu stellen." Oer Bau des Hauptgebäudes
soll unter Benutzung des Eisengerüstes der Karlsruher
Jubiläums- Ausstellung erfolgen, die Ausfülirungsweisc
eine „Haltbarkeit für 10 Jahre sicher stellen."
Also ein „Ideen -Wettbewerb" aber dazu ein „binden-
des Angebot" mit „Garantie". Oer Widerspruch scheint
der ausschreibenden Stelle gar nicht klargeworden zu sein.
Dazu für diese ganze, durch die Benutzung des Alten er-
schwerte Arbeitsleistung, für die Verhandlung mit dem
Unternehmer, die Kalkulation usw. eine F rist bis 5. Oktober,
nU<> vnn etwa 14 Tagen, denn die Ausschreibung ist an-
scheinend soeben erst erfolgt.
Preise sind nicht ausgesetzt, jedoch „wird dem Verfasser
der von der Jury als best anerkannten Arbeit die Wcilcr-
bcarbeitung der Plane und die künstlerische Leituni; des
Ganzen übertragen." (Zu welchen Bedingungen?) Die (un-
bestellt aus 9 Mitgliedern (zumeist Künstlern), an ihrer
Spitze ein hochgestellter Vcrwaltungsbcamter. Als ein-
ziger „technischer Beirat" des Preisgerichtes wird ein
namhafter Architekt genannt Zur Beteiligung sind 6 un-
serer namhaftesten Architekten aufgefordert
Gegen solche Zumutungen gibt es nur ein Mittel, die
einmütige Ablehnung der Aufforderung durch alle betei-
ligten Fachgenossen. —
Wettbewerb für einen Parlamenupalast In Montevideo.
„Als Sie seinerzeit in Ihrem Blatte Notiz nahmen von der
Ausschreibung dieses Wettbewerbes, bemerkten Sie, sicher
nicht mit I iirecht, daß Konkurrenten mit einem großen
Ueberlluß von Optimismus versehen sein müßten, wenn
sie sieh entschlössen, an diesem Wettbewerb teil zu nehmen.
Trotz Ihrer kaum verhüllten Warnung ist jedoch mit ziem-
licher Sicherheit anzunehmen, daß sich eine gute Anzahl
deutscher Architekten an dieser Konkurrenz beteiligt haben,
denn die Aufgabe war verlockend, die Preise hoch und
die Zeilen schlecht. Die Arbeilen mußten am 15. April
d. J. mittags 3 Uhr in Montevideo abgeliefert werden, was
ihre Absendung am 15. März bedingte. 6 Monate sind
nach diesem Datuni verflossen und auch nicht der ge-
ringste Bericht über deren Verbleib ist den Konkurrenten
geworden, Es dürfte deshalb an der Zeit sein, daß sich
dieselben regen, umsoniehr, als das Programm die Be-
stimmung enthält, daß diejenigen Entwürfe, welche nicht
innerhalb 6 Monaten nach der Entscheidung zurückge-
fordert werden, ohne jede Vergütung in das Eigentum
von Uruguai übergehen. Wer konkurriert hat. ist nicht
einmal sicher, ob seine Arbeit zur rechten Zeit angekommen
ist, was doch das mindeste sein durfte, wofür man sich
nach 6 Monaten interessieren dürfte. Von den übrigen
Wagnissen, welche die Konkurrenten übernommen haben,
soll hier nichts erwähnt werden, darüber mulltcn sie sich
klar sein, bevor sie an die Arbeit gingen. Fs dürfte aber
an der Zeit sein, Schritte zu tun, um eine Entscheidung
— wie dieselbe auch immer ausfallen möge — herbeizu-
führen und zu verlangen, daß die Konkurrenten von dem-
selben in offizieller Weise in Kenntnis gesetzt werden.
Zu diesem Zweck möchte ich vorschlagen, daß sich die
«88
Konkurrenten mit ihren Gesandten oder Konsuln in Monte-
video in Verbindung setzen und dieselben veranlassen,
die bezüglichen Erkundigungen einzuziehen und darauf
zu dringen, daß die Konkurrenten mit derjenigen Rücksicht
behandelt werden, welche ihnen nach europäischen Be-
griffen gebührt — Ein Konkurrent."
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Mar.-Bfhr. A 1 1 a rd I ist z. Mar.-
Schiffbmstr. und der Mar.-Bfhr. Laodahn 1. Mar .Masch -Rmstr.
ernannt
Dem Garn -Bauinsp. Brt. V e 1 1 m a 11 n iu Breslau iat b. * Aus-
scheiden aus dem Dienst der Char. alt Geh Bit. verliehen.
Bayern. Der Reg.- u. Kr.-Brt. Sic n gier in Kempten ist z.
Ob-Brt. bei der Obersten Baubehörde befördert. Dem Bauamtm.
P f I a u rn e r in Weilheim ist unt. Beförderung z. Reg - a. Kr.-Brt.
die Vorst.-Stelle bei der Sekt. fOr Wildbachverbauungen in Kempten
übertragen. Dem Bauamtm. Conrath ist die Bauamtm -Stelle in
Weilheim verliehen. Der StaaUbauaxsixt K r i e g e r , z. Zt. in Flios-
berg ist z. Aas am Straften- u. Flußbauamte Weilheim ernannt.
Preußen. Dem Kr.-Bauinsp. Brt. Roßkothen in Rinteln,
dem Lamlbauinsp. Gilowy in Hannover, dem Arch. Prof. Dr.
Haupt und dem Prof. Br. Schulz in Hannover ist der Role
Adler-Orden IV. Kl, dem Reg.- u. Geh. Brt. Prof. Dr. Meyden-
bnuer in Berlin der Kgl. Kronen-Orden II. Kl. and dem etatm.
Prof. Lodern an der Techn. Hochschule in Aachen iat der Char.
als Geh. Reg Rat verliehen.
Der Reg.Bmstr. Ostendorf in Berlin ist z. etatm. Prof,
der Geh. Brt. Dr. Steinbrecht in Marienburg z. Honorarprof.
un der Techn. Hochschule in Danzig und der Reg.-Bmstr. Mor.
Weber in Nikolassee z. elatm. Prof. an der Techn. Hochschule
in Hannover ernannt
Der Reg.-Hmslr. Mor. Weber ist aus dem Slaataeisrnb.-
Der Brt_ Labsien in Frankfurt a. O. ist gestorben.
Brief- und Fragekasten.
Anfragen an den Leserkreis
r. 7.n verschiedenen malen habe ich wahlgenommen, daß die
Raumpflanznngen an den Strafen und Platzen des diesseitigen Amts-
bezirkes auf einzelnen Stellen nicht gedeihen und eingehen. Auf-
grund vorgenommener Untersuchungen ffthre ich da« Eingehen der
Pflanzungen auf Undichtigkeiten der Gasleitung, welche in der Nahe
der öffentlichen Pflanzungen liegt, zurück. Ein Ersuchen zur Zahlung
der durch Neupflanzung entstehenden Kosten hat die Verwaltung
de* hiesigen Gaswerkes mit der B» gründung abgelehnt, das Leucht-
gas in unvcrbraniitem Zustande Baumen uucihaupt nicht schadet.
Sind hieitlber Erfahrungen und GericliU-Knlseheid uiigen bekannt '.'
Amt Langendreer.
9. AI» Unterlage von Fußboden in einem Lokomotivac huppen
ist Beton vorgesehen. Entlang den beiden Pulzgrubenwanden wer-
den weiden Stciiizeug-Halbrnhrcn als Rinnen verwendet. Welches
Material kann als Belag des Fußbodens empfohlen weiden, das
hauptsächlich dem zerstörenden Einließ der Sauren, welche in den
von den Maschinen abtropfenden Oelen enthalten sind, sowie der
hohen Temperatur von glühender Asche Widerstand leistet und
«ine leichte Reinigung des Fußbodens ermöglicht? S. in V.
3 Wo »inil die G. Stumpf rt hen durch Patent 33508 der Klasse
6t geschützten Treppen als Retlungseinrichtung in Gebäuden be-
Mimen und mit welchem Erfolg? —
F. X. in Nürnberg.
FragebeiDtwortungen aus dem Leierkreit e.
Zur Anfrage 3 in No. 69 erhalten wir noch nachstehende Zu-
schrift: Für Scillae hin o I -An lagen werden mit Vorteil die Pflaster-,
Trottoir-, Füllmasse- und Mosaikplatten der Marienbcrger
Mosaikplattenfabrik in Marienberg i. Sa. verwandt. Die-
selben sind stahlhart, säurebeständig, in Weittglnhhilze gebrannt,
schmutzen nicht, nehmen fast keine Feuchtigkeit an und nützen
sich nicht ab. U. a. sind diese Fabrikate verwandt in den Midi
Schlachthöfen Chemnitz, Krimmitschau i. Sa., Andernach usw. —
Bureau u. Haubedaif: lng. F. Funk in München.
Zur Anfrage in No. 74. Die Berechtigung zu einem Aufschlag
auf das nach der Norm berechnete Honorar labt sich aus den in
der Anfrage erwähnten NcbcnumatAnden der Auftragserteilung
meines Erachten* nicht ableiten. Denn der Auftrag wird deshalb
nicht umfangreicher und komplizierter, weil zwei Architekten
— also einer Doppelfirma — dessen gemeinsame Bearbeitung über-
tranen ist. Allein die Norm will keinesfalls nicht Oberschreit-
bare II loc hst hono r a re festsetzen; sie stellt blos eine, in nor-
malen Fallen den Leistungen des Architekten angemessene Ver-
haltniszalil dar. In solchen Fallen, wie der angezogene, kommt e»
daher lediglich auf die getroffene Vereinbarung an. Ist eine solche
jedoch noch nicht getrntfen, so steht bei dieser Gelegenheit, der
Festsetzung einer grolieren Vcrhnltnisiahi als dies die Norm vor-
sieht, selbstveistamllich ahsolut nichts im Wege und bedarl es dazu
keiner besonderen Rechtfertigung. - Aich. 1 10 München.
Zur Anfrage 3 in No. 09. Empfehlenswert als Fußboden für
Eisenbau- oder MaHchiiienbauwcrk!ii.1tteii ist Pllaster au* kiefemem
Holz auf Ketonuntcrlage Eine Anfrage über ilie Bewahrung dieser
Fuübodenart bei der Sächsische« Maschinenfabrik in Chemnitz
Kay »er.
.hall: lht XVI \VauU«Tvriv»nimlii»s dr» Winande* dcutM-het Are»»,
t.ktm und liifriii. 111.V, rn». ,„ I s.s...., Idol f vom 12 bis 1.1. September 1904
te«.rt».-w.i.IS). - Ni-.ierc barfis.»* Ai.hilekWT. - Vermischt.*. - Preisbe-
- IViwiiillWImrhu-o. - briet- und FraeeUaien.
0. m. b. H.. lierbn. Kar die
■erlln. Druck von WUh. Greve,
No. 7a
VcrUg der I>eutschen ]
• L V. t. Ei.elen,
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Google
I )EUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N9, 79. BERLIN, DEN 1. OKT. 1904
Die Architektur auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1904.
(SchluS.) Hierzu ritte BililbetUge nuwie dw Abbildung* 11 S. 403.
1 sich dem Studium der Ausstellung des kgl.
reu Ii Ministeriums der öffentlichen Arbeiten
widmet, empfängt einen sehr sympathischen
Eindruck, denn diese Ausstellung ist gewählt,
einheitlich und laüt in zunehmendem Malic
das Bestreben erkennen, den Staatsbauwerken einen ver-
tierteren künstlerischen Charakter zu verleihen. In reiche-
rem Malle, als es bis vor einigen Jahren noch üblich war,
werden für Staatsbauten die nötigen Mittel gefordert und
in stetig höherem Maße werden die Bauten dem ver-
edelnden Einflüsse der Kunst hingegeben. Der Grund-
satz, da Li der Staat der erste Förderer der Kunst sein
müsse, gelangt allmählich auch auf dem Gebiete der
Baukunst in einer über alle Maßen erfreulichen Weise
selbst bei denjenigen Gebäuden zur Anwendung, an
denen man früher glaubte die Sparsamkeit üben zu
f.i weiter ungnbau de« königl prcutl. Ministerium« für geistl. usw. Angelegenheiten. Ansicht in der Wilheliustmllc.
Architekt: Geh. Ob -Hit P. Kieschke in Berlin.
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können, die lange Zeit als eine der Grundsäulcn des
preußischen Staatswesens betrachtet wurde. Mit der
zunehmenden Kulturentwicklung und dem steigenden
Nationalvermögen jedoch ist an die Stelle der früheren
Zurückhaltung eine bei vielen Bauten fast medicäischc
Lalitüdc getreten und mit ihr hat sich ein Kunsüu-
stand entwickelt, der eine große Summe erfreulicher
Momente und treibender Keime aufweist. Das zeigt
zunächst das Gebiet des Kirchcnbaucs, welches dem
Geh. Ob.-Brt. Hoßleld unterstellt ist Was hier vor
allem erfreut, ist eine individuelle Behandlung des
Gotteshauses, eine dem Ortscharakter und den Bedin-
gungen der Landschaft angepaßte Auslöhrungswcisc.
Hier ist es der schwere, gedrungene Turm der märki-
schen Dorfkirche, der, wie bei der Kirche in Lengen-
ingken das Dorfbild beherrscht; dort ist es kunst-
reiches Fachwerk mit charakteristischer Schieferbcklei-
dung einzelner Teile, wie bei der kleinen Kirche in
Radomno, die das Bauwerk beleben. Wo es möglich
ist, in der Gruppierung dem Ziele malerischer Er-
scheinung nachzustreben, da wird diese Möglichkeit
ausgenutzt, wie bei der aus einer Erweiterung hervor-
gegangenen, in Sandstein und Putz erstellten Kirche
in Kirchlinde. In vielen Fällen hat der Backstein eine
ansprechende Anwendung gefunden, so bei der zwei-
türmigen Kirche in Neufahrwasser, der gut gruppierten
Kirche in Neuenburg, der Kirche in Neustadt O.-S usw.
Bei den kleineren Kirchen ist die Anwendung eine
glücklichere, wie bei größeren Stadtkirchen, z. B. der
Pauluskirche in Halle, die unter einigen Maßstabs-
fchlcrn leidet. Daß auch der Versuch nicht unter-
lassen ist, aus der Grundrißgcstaltung die Schablone
zu entfernen, zeigt die Kirche in Bentschen, deren
Grundriß einen kreisrunden Kern hat, an den sich
zwei radiale Flflgclhautcn anlegen. Bemerkenswert
ist die aus dem Prinzip der Grundrißanordnung her-
vorgegangene Anordnung der Bänke. Ein einziger
ProYanbau befindet sich in dieser Gruppe: der Neubau
der Kunstgewerbeschule in Berlin, der seiner Vollen-
dung entgegengeht. Er ist als „Erweiterungsbau des
Gewerbemuseums1' bezeichnet, kann aber nicht als eine
Fortsetzung des Gropius'schcn Baues betrachtet wer-
den. Bei aller Schönheit, die namentlich seinen Mittel-
bau auszeichnet, wird man doch der Frage nachgehen
dürfen, ob es notwendig war, neben den gräzisieren-
den ursprünglichen Bau mit seinem feinen farbigen
Schimmer den völlig anders gearteten Barockbau aus
weißlichem Sandstein zu setzen , oder üb nicht eine
höhere Wirkung des Gesamteindruckes zu erzielen ge-
wesen wäre durch Schaffung eines charakteristischen
Gruppenbaucs unter Weiterspinnen der Gropius'schcn
Art. Indessen, es mögen hier Gründe mitgesprochen
haben, die sich unserer Kenntnis entziehen.
Ein reiches Bild gewähren die Gerichtsbauten,
deren künstlerischer Gehalt im übrigen ein recht ver-
schiedener ist. An der Spitze steht das Land- und
Amtsgericht I, Berlin C, an der Gruner- und an der
Neuen FriedriehstraUc, ein Bau, als dessen Architekt
Geh. Ob.-Ürt. Thoemer angegeben ist und der wohl
das Aeußerste darstellt, bis zu welchem ein preußi-
sches Verwaltungsgebäude sich bisher entwickelt hat.
An diesem Bauwerk, wie auch an dem Amtsgericht
in Schöneberg, welches unter dem Zeichen der gleichen
stilistischen Auffassung steht, feiert die Lust an der
Lösung geistreicher SteinmetzkunsUtücke, das über-
sprudelnde Leben in der Anwendung der so bieg-
und schmiegsamen Formen des schlesisch-östcrreiehi-
schen Barock wahre Triumphe, Beide Bauten gehen
bis hart an die Grenzen des künstlerisch noch Zu-
lässigen, entwickeln aber innerhalb dieser Grenze einen
so fröhlichen Formenreichtum, ein so leichtes Schöpfen
aus größter Phantasiefülle und eine solche Lust am
Spiel der Formen, daß sie die besten Bauten des Barock-
stiles nicht weit hinter sich lassen. In scharfem Gegen-
satz hierzu steht das strenge, romanische Landgericht III
in Charlottenburg mit seiner (rühgolischen Trcppcn-
halle, ein aus Hau- und Bruchsteinen aufgebautes \\ erk
von nicht geringerem, jedoch anderem künstlerischem
Gehalt. Das Amtsgericht Wedding zeichnet sich durch
49a
seine interessante gotische Treppenhalle, zugleich eine
Hotte Federzeichnung aus. Eine der räumlich groß-
artigsten Anlagen ist der Erweiterungsbau des Krimi-
nalgerichtes in Moabit in Berlin.
Von den Werken des Geh. Ob.-Brt P. Kicschkc
geben wir dieser No. als Beilage das Geschäftsgebäude
der Seehandlung in Berlin und als Abbildungen An-
sichten des Erweiterungsbaues des Kultusministenums
an der Behren- und Wilhelmstr., der Regierungs-Ge-
bäude in Minden und Potsdam bei. Die beiden besten
dieser Bauten sind die Seehandlung in Berlin in einer
trefflichen Auffassung des Barockstiles, und das Rc-
gicrungsgebäude in Minden, in einer nicht minder
künstlerisch schönen Auffassung der deutschen Re-
naissance. Kraftvolle Strenge zeigt der Erweiterungs-
bau des Kultusministeriums. Das Dienstwohngebäude
des preuß. Ministers für Handel und Gewerbe in Berlin
mit einer Reihe von Innenansichten liegt in einem
Gartengelände zwischen Leipziger und Prinz Albrecht-
Straße, unmittelbar benachbart den beiden Häusern
des preußischen Landtages und zeigt den Versuch,
den Villencharakter zum palastartigen Eindruck zu
vergrößern. Daneben sind von Kicschke noch zu
nennen das Regicrungsgebäude in Frankfurt a. O., das
Polizei-Dicnstgcbäude in Hannover usw. Wie bei den
Kirchen, so ist auch bei einer Reihe von Schulen und
VerwaltungsGebäuden versucht, sie dem Hauptcharak-
ter der Stadt, in der sie errichtet wurden, anzupassen.
So wurden die Gebäude der Technischen Hochschule
in Danzig, für die als Architekt Geh. Ob.-Brt. Dr.
Thür genannt wird, im Stile der niederdeutschen
Renaissance unter Verwendung von Backstein und
Haustein gehalten; das Polizei-Dienstgebäude in Köln
(Geh. Brt. Lau n er) zeigt die Formen des romanischen
Stiles; das Polizei-Dicnstgcbäude in Stettin (Launer)
die Formen des niederdeutschen ßackstcinstiles in vor-
trefflicher Anwendung; das Polizei -Dienstgebäude in
Kassel (Launer) die Formen des Barockstiles, das
Polizei-Dicnstgcbäude in Danzig (Kieschke und Launer)
wieder die Formen der Danziger Renaissance und das
Polizei-Dienstgebäude in Wiesbaden (Launer) die an-
sprechenden Formen deutscher Renaissance.
So läßt sich aus dieser kurzen Darstellung das
eine vor allem erkennen, daß trotz der Zentralisierung
des Arbeitsdienstes der preußischen Bauverwaltung
doch mit Erfolg die Einförmigkeit bekämpft wird. So
viele Bauten, so viele individuelle Behandlungen, nicht
alle auf der gleichen künstlerischen Höhe, alle aber
von dem Bestreben erfüllt, ihren Platz würdig auszu-
füllen und in der Baugeschichtc der betreffenden Stadt
die Bedeutung des Bauwerkes seiner Bestimmung nach
auch in seiner künstlerischen Haltung zum Ausdruck
zu bringen. Daß nicht für alle Werke lediglich die
Urheber in frage kommen, die der Katalog nennt, liegt
auf der Hand. Es mögen die Urheber sein, die dienst-
lich die Bauaufgabc in erster Linie mit ihrer Verant-
wortung zu decken haben, für eine Kunstausstellung
aber kommen doch auch die künstlerischen Kräfte mit
in Betracht, die an der formalen Gestaltung einen selb-
ständigen und durch hervorragenden innerenWert aus-
gezeichneten Anteil haben. Der Katalog hätte auch sie
nennen müssen; er hätte dem Besucher sagen müssen,
daß auch die Schmalz, Fürstenau, Kickton und viele an-
dere, die uns nicht bekannt sind, einen solchen Anteil
an den Werken haben, daß ihre Namen zu nennen nur
ein Gebot der künstlerischen Gerechtigkeit und Pflicht
gewesen wäre. Gewiß war es nicht zurücksetzende Ab-
sicht, welche die Namen der Mitarbeiter nicht im Kata-
log erscheinen ließ, sondern wohl „prinzipielle Erwä-
gung". Es sind solche Erwägungen ein Teil jenes un-
ausrottbaren Burcaugcistes, der ja glücklicherweise in
dem Maße mehr und mehr schwindet, in dem die freie
Kunst in die Arbeitsstuben der Ministerien einzieht,
der aber doch immer noch bis zu einem nicht unbe-
trächtlichen Grade dort vorhanden zu sein scheint. Aber
es ist schon wesentlich besser geworden. Früher hieß
es einmal, ein Ministerium sei eine namenlose Arbeits-
vereinigung, iri welcher das einzelne Individuum ohne
persönliche Ansprüche rechtlos aufzugehen habe. Aber
No 79
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aus der ehemals amorphen Masse ist bereits ein kry- fortschreitet und zu jener Entwicklung (Ohrt, die im
staliintsches Agglomerat mit deutlich ausgesproche- Interesse der Kunst gewünscht werden muß. Denn
nen und scharf umrissenen Einzelkrystallen gewor- nur da ist eine wirkliche Kunst, wo einer
den. Das ist schon etwas und berechtigt zu der ganzen Persönlichkeit ihr volles Recht
Hoffnung, daß der Krystallisationsprozeß noch weiter wird. — — II —
Entwicklung des städtischen Schnellverkehrswesens seit Einführung der Elektrizität
Vortr.g, gehalten auf der 16 Wanderveraammlung de« Verb, dtifhr. Arth.- u. !i>r.-V. iu DQaaeWorf 1904, von Kern mann, Rt« -Rat a. D.
iKoruruong in» Xo. ■&),
lach diesen allgemeinen Bemerkungen kann der Auf- Untergrundbahn (Ziffer 9 auf dem Stadtplan) gebaut wird,
schwung, den das städtische Schnellverkehrswesen tritt namentlich das Bestreben hervor, die Zahl der festen
seit Einführung der Elektrizität nach der ersten Sturm- Verbindungen mit den Boroughs von Brooklyn und Queens
ll nicht anschaulicher zu vermehren, wahrend derartige Verbindungen mit Rich-
und Drangzeit genommen hat, wohl
erläutert werden, als durch eine Vergleichung der Stadt-
plane, die in der No. 75 beigegebenen Bildbeilage in glei-
chem Maßstäbe dargestellt sind. Allen voran marschiert
wieder London , wo die ersten neuen elektrischen Röhren-
bahnen, die gebaut worden sind, sowohl den Anlaß zu
einer schier uferlosen Flut neuer Projekte für ähnlich ge-
artete Untergrundbahnen, als auch den Anstoß zur Um-
wandlung der bestehenden Untergrundbahnen auf elektri-
schen Betrieb gegeben haben. Die erste dieser Röhren-
bahnen, die 1891 eröffnete Citv und Süd-Londonbahn
mond zurzeit noch verfrüht sfnd. Die Abbilden. 14—16
und 17—19 zeigen, daß zu der vorhandenen Röbling'schcn
Hängebrücke noch 3 weitere Ricscnbrücken, die Wi 1 1 i a m s-
burger, welche bereits dem Betrieb übergeben ist, die
1907 zur Eröffnung kommende Manhattanbrncke, (Iber
deren Notwendigkeit die Meinungen freilich auseinander-
gehen, und die Black well »brücke , die 1908 fertiggestellt
sein wird, hinzutreten. Die Kosten dieser der Leitung
eines großstädtischen Brückenamtes unterstellten Bauten
belaufen sich auf 80, 78 und 50 Mill. M. Weiterhin ist
(No. 1 auf dem Londoner Plan — 10,1 """), überhaupt die ein neuer Tunnel zwischen der Sodspitzc von Manhattan
erste elektrische Untergrundbahn, die wir besitzen, ist
noch ein Spielzeug im Vergleich mit den neueren Unter-
nehmungen. Ihr folgten die Waterloo- und Citybahn
(No. a — 2,4 ferner die Zentral-Londonhahn (No. 3
10,4 k»), die durch ihre glänzende BetriebsfQhmiig den
Sieg der Elektrizität im großstädtischen Schnellverkehrs-
wesen wesentlich gefördert hat. Zusammen mit der kürz-
lich eröffneten Great Northern und Citybahn (No. 4)
bilden diese Linien ein Strahlennetz von 38.5 »■ Gesamt-
länge mit einem Kapitalaufwand von rd. 180 Mill. M., das
am Mansion-Ilouse in der City seinen Brennpunkt hat
Ein anderer Knotenpunkt entsteht zurzeit in Westend bei
Charing Gross. Diese westlicheren Linien, die in der
Richtung über die wichtigsten Londoner I lauptbahnhöfe
ausstrahlen, stehen zumteil nahe vor der Eröffnung, F.
und Brooklyn in Angriff genommen (Ziffer 7 auf dem
Stadtplan von New- York) der dazu dient, die im Bau be-
findliche Untergrundbahn nach Brooklyn bis zum Bahn-
hof der Long Island Eisenbahn weiter* zu führen. Aber
diese Tunnelstrecke reicht für die Einrichtung eines den
Bedürfnissen entsprechenden Schnellverkehrs zwischen
Manhattan und den Stadtgebieten jenseits des Ostflusses
doch bei weitem nicht aus. Daher der weitere Plan, so-
wohl die neuen Brücken in den Schnell vcrkehrsplan ein-
zubezichen, als auch noch weitere Tunnel unter dem Ost-
fluß vorzutreiben und diese Verbindungen in ein Netz
teils unterirdischer, teils hochliegendcr Schnellbahnen ein-
zuordnen, womit dem Verkehrsmangcl zwischen dcrWcst-
und Ostscite des Ostflusses gründlich abgeholfen werden
soll. Die Linien dieses von Parsons aufgestellten Ent-
sind die Bakcrstreet- und Watcrloobahn (No. 5 auf würfe« sind in einfach gestrichelten Linien auf dem Plan
dem Plan -- 8,45 km), die Charing Gross Euston
und Hampsteadbahn (No. 6 auf dem Plan — 9,82 *■>),
die Great Northern-, Piccadilly- und Brompton-
bahn (No. 7 - 10,05*™) unt" die Edgwarc- und Hamp-
steadbahn. Diese letzteren Unterncnmungen sind sämt-
lich in den Händen einer aus den Firmen Speyer Brothers
inLondon, SpeyerÄC'o. in New- York unddcrOld Colony
Trust Co. in Boston bestehenden Bankengruppe, also
nicht zum kleinsten Teil unter amerikanischem Einfluß
vereinigt. Dieser Einfluß, der von dem Amerikaner Ycrkcs
eingeleitet worden ist, umfaßt aber nicht allein die Herr-
schaft Ober diese zweite Gruppe der Röhrenbahnen, son-
dern auch über die ganze Distriktbahn, die man durch
Aktienaufkauf in die Hand bekam. Man ist jetzt im Be-
von New-York ersichtlich gemacht. Auch die Seile von
New-Jersey, obwohl nicht zu Groß New-York gehörig, er-
hält jetzt bessere Verbindungen mit der Großstadt. Daß
der halbvergessene Hudsnntunncl demnächst eine elek-
trische Baiin erhalten wird, deren unterirdischer New-
Yorker Endbahnhof in Abbildg. 30 gezeigt ist, sowie daß
am unteren Ende der Manhattan-Halbinsel noch ein wei-
terer Vcrkchrstunnel nach IcrscvCily hinüber erbaut wird,
ist der kleinere Teil dieser Pläne. Gewaltiger ist das Unter-
nehmen der Pennsylvanischen Bahn, von New-Jersey aus
den Hudson, ganz Manhattan und den Ostfluß bis nach
Long Island mit einer Gruppe neuer Tunnel zu unter-
fahren, die sich alle in einem im Herzen von Manhattan
anzulegenden Hauptbahnhof vereinigen. Auch mit dieser
griff, deren sämtliche Linien, die Untergrundbahn und die Ausführung ist begonnen (die Richtung dieser Tunnel i*t
Vorortlinien, auf elektrischen Betrieb umzuwandeln, der im Plan mit der Ziffer 4 bezeichnet),
bald eröffnet werden wird. Zwischen Ealing und South Unterdessen will die Staaten-Gesetzgebung von Ncw-
Hlirrnu- J viral A-n Plant i'arl'alinn horsits «lolriiHdoh»
Harrow (vcrgl. den Plan) verkehren bereits elektrische York überhaupt keinen Dampfbetrieb im Großstadtgebiet
Züge. Auch die Metropolitanbahn, die mit der Distrikt- mehr dulden. Und so komme ich zu dem vorläufig lelz-
bahn die alte Untergrundbahn gemeinschaftlich betreibt, ten der Riesenunternehmungen, die in New-Vork imgange
ist in den Kreis der Umwandlungen einbezogen und wird, sind, dem Umbau und der Umwandlung der New-York
von der Strecke Harrow— Uxbndgc ausgehend, den elck- Central und Hudsonduß-Bahn, die vom Großen Cen-
Irischen Betrieb auf ihren Linien durchführen. In den tralbahnhof, dem Grand Central Depot im Herzen Man-
Interessenkreis der genannten Bankengruppe fällt ferner hattans ausgehend, auf ihren sämtlichen nach Norden füh-
die Anlage eines als Doppelröhre auszuführenden zweiten renden Personcnzuglinien sowohl für die Fern- als Lokal-
Tunnels unterhalb der Distrikt-Untergrundbahn. züge den elektrischen Betrieb einführt, der sich auf dem
I ludsonfluß-Abschnitt auf 55,5 »"» bis Croton, auf dem White
Plains-Abschnilt 35.5 *■ weit erstrecken wird. Die eben-
falls vom Grand Centrai-Depot ausgehende New-York
Ncw-Haven- und Hartfordbahn wird sich dem Vor-
gehen anschließen. Die Zentralbahn aHein ist mit 150
durchgehenden Zügen von 13 bis 16 Durchgangswagen
in jeder Richtung täglich belastet und dies erklärt, daß
die in Bestellung gegebenen elektrischen Lokomotiven
einzeln die gewaltige Arbeit von aaco PS lcisien und
Im Osten L
andons sind eine Reihe weilerer Röhren-
tunnel in Vorschlag gekommen, Ober deren endgiltigcs
Schicksal erst nach der jetzt erfolgten Beendigung der
vom Parlament in Sachen der Röhrenbahnen durchge-
führten Erhebungen entschieden werden wird.
Alles in allem erfordern die in London bereits ge-
lösten und z. Zt. geplanten elektrischen .Schnellbahn-Auf-
gaben den Gesamtbetrag von rd. 1 Milliarde M. Kapital. In
Betrieb sind für 150 Mill., im Bau für 370 Mill. M elektrische
Schnellbahnen, genehmigt, aber noch nicht begonnen, für
75 Mill. M., wahrend für 410 Mill. M. neue Entwürfe ein-
schließl. Erweiterung früherer Bahnen in Vorbereitung sind.
New-York steht in Hinsicht der Kapitalien, die für
in Angriff genommene neue und in Umwandlung befind-
liche bestehende Schnellbahnen aufzuwenden sind, keines-
wegs hinter London zurück. Auch hier fehlt, alles in
allem genommen, wenig an einer Milliarde. Die Schnell-
vcrkehrsfragcn werden seit der Bildung von Groß-Ncw-
York vom weitesten Standpunkt behandelt. Neben der
fortdauernden Betonung der nordsüdlichen Hauplriehtting
der Manhattan - Halbinsel , in der eine neue elektrische
1. Oktober 1904
N.v iul .|rm
Stadtplan
v St»- York
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Digitized by Goc
Abbildg. M. AnaUht der WUliamabürgcr Bracke in Ncw-York.
Abbildg. 15. Anweht der Manhattan-BrOcke in Ncw-York,
3S9J0 — '*,J0 -f-
Abbildg. 19.
(Querschnitt durch die
Wilnaouburgcr u Brooklyncr
hiucke in New- York
AbbiMg 18. (Querschnitt durch die BI«rkwell«BrOckc in Ncw-York.
7«
außerdem so gebaut sein müssen, daß sie, zu zweien EU-
sammengeschallet, als gemeinsame Zugmaschine dienen
können. Die hier imgangr befindlichen Arbeilen sind die
gewaltigsten, die je auf einmal ausgeführt sind Es ist
interessant, sieh den Umfang der Ncw-Yorkcr Unterneh-
mungen an den H»ii]>tkostcnzahlen zu vergegenwärtigen,
49a
die sich, wie auf vorstehender Tabelle Seite 491
abgedruckt, belaufen.
Obwohl diese elektrischen Ausführungen an-
scheinend bereits zumteil Ober den Kähmen des
städtischen Schnellverkehrs hinausgehen, war ihre
Anführung doch deswegen nicht zu umgehen, weil
der weitzügige Plan vorliegt, alle I loch- und Unter-
grundbahnen wie auch die Vorortbetriebe der
Hauptbahnen zu einer einheitlichen Betrieb«,
führung zusammenzufassen und zu dem Zweck
durch geeignete Gleisanschlüsse miteinander zu
verknüpfen. Da alle Bahnen die gleiche Spurweite
besitzen, ist dir Vereinheitlichung des Betriebes
wesentlich erleichtert.
Paß bei der großen Bedeutung der Schncll-
verkchrs-Aufgaben, die in den Großstädten zu
lösen sind, auch, wie ich schon erwähnte, die öffentlichen
Körperschaften Kinfluß auf deren Durchführung nehmen
würden, war vorauszusehen. Diese Einflußnahme gehl z.T.
erheblich über den Kähmen der mit den Genehmigungen ver-
knüpften amtlichen Prüfungen hinaus Selbst in so ausgespro-
chen privatwirtschaftlich veranlagten Ländern, wie England
No 79.
Digitized by Google
und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, hat man es
nicht einfach hei der Zustimmung bewenden lassen. Der
Art des englischen Parlamentes entspricht es, sich aus
den Acußcrungcn und dem Urteil von Zeugen und Sach-
verständigen, die vor einem gerichtlichen Forum ihre
Aussage abzugeben haben, die Grundlagen für die Be-
urteilung der Antrage zu verschaffen und danach über
genommen hat, es ausdrücklich auszusprechen wünschte,
daß die Herstellung der Schnellbahnen der Privatwirt-
schaft zu überlassen sei
In Paris, New-York und Boston dagegen haben
sich die Stadtbehörden einen nachdrücklicheren Kinfluß
in den Schnellverkehrs- Angelegenheilen zu wahren gewußt.
Man wünscht hier in der Führung der Linien vollkommen
Krgicruni;« Geb»u<te in Minden. Architekt: Geh. Ohrr-fiaurat P. Ktcx tikc in Berlin.
Regierung*- Gebäude in Potsdam. Architekt: Geh. Ober-Baurat Kicaclikc in liciln.
Die Architektur auf der Grollen Berliner Kunstausstellung 1904.
deren Annahme oder Ablehnung zu entscheiden. Haß
hierbei verständigerweisc aul die Vermeidung nutzlosen
Wettbewerbes gesehen wird, ist beachtenswert. Im übri-
gen aber wünschen die englischen Verwaltungen auf die
Ausführung selbst keinerlei maßgebenden Kinfluß auszu-
üben, wie denn auch der Londoner < Irafschaftsrat, obwohl
er die Straßenbahn-Angelegenheiten selbst in die Hand
1. Oktober 1904.
unabhängig zu bleiben. Aber auch diese Städte wollen
ihre Auffassung nicht dahin verstanden wissen, daß sie
sich auch mit der Betriebsführung zu befassen wünschen.
Sie haben sich zwar als Eigentümer der Straßen die Be-
schaffung des in den Straflenkörper eingebetteten Tunncl-
körpers vorbehalten, die Herstellung der F.inrichtungen
aber, die zum Betriebe dienen sowie dessen gesamte
49J
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Statistische Angaben über die elektrischen Schnellbahnen, betreffend die letzten Betriebsjahrc
( 190a und 1903 )
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Durchführung der Privatunternehniuiif; überlassen, Dieser
liest selbstverständlich der Kapitaldiensl für die stadweitig
aufgewendeten Bausummm ob, sei es in Form fester
Zinsen, dir je nach den Örtlichen Verhältnissen und der
Lage des Geldmarktes unter Berücksichtigung etwa be-
dungener Tilgung vereinbart werden, sei es in Gestalt
einer Falirkartcnstcuer, einer Besteuerung der Fahrten
oder dergl. Von derartigen Gesichtspunkten ist in den
Verträgen ausgegangen, die die Städte New- York, Boston.
Paris mit den betriehsführenden Gesellschaften abge-
schlossen haben, deren nähere F.rörtcrung hier indessen
zu weit führen würde. Die Städte haben es hierbei in
der Hand, die Gesellschaften an den Erleichterungen, die
sie in den Zins- und Tilgungsbedingungen für sich selbst
erzielt, im wohlverstandenen Interesse der Bürgerschaft
teilnehmen zu lassen. Dadurch wird die Bauwürdigkeit
der Linien gefordert und ihrer weiteren Ausdehnung
Vorschub geleistet.
Der vermehrten städtischen F.influBnahme auf die
Schnellbahn- Angelegenheiten steht das Bestreben der
Privatunlcrnehmung gegenüber, größere Betriebseinheiten
zu schaffen, indem gleichartige Unternehmungen zu größe-
ren Verbänden zusammengefaßt werden. Beispiele sind
die Brooklyner und Bostoncr Vcrkehrsgemeinscliaften. In
Groß-Ncw-York ist die Interborough Rapid Transit
Co. entstanden, die den Betrieb der Hochbahnen über-
nommen und sich den Betrieb der neuen Untergrundbahn
mit ihren »Weiterungen gesichert hat (Bclmont-Donald-
Gruppe>. Von den Spevcr sehen Linien in London ist
bereits gesprochen Man hat die Maßnahmen dieser Gruppe
mit Argwohn verfolgt; die Gründe für dieses MiLStrauen
sind mir indessen unklar gehliebcn, zumal die Musterkarte
verschiedenartiger Unternehmungen, die in London ent-
•;o,
standen sind, ohne weiteres zu der Erkenntnis führen
müßte, daß die Vereinheitlichung einen Fortschritt be-
deutet, der auch dem Publikum zu gute kommt.
Die F.rlcichterungen, welche den Schnellbahnen durch
sladtseitige Uebernahme der Kapitalbeschaffung zu teil
werden kt'mncn, sind um so hoher zu veranschlagen, als
bisher der elektrische Betrieb der städtischen Schnell-
bahnen zu hohen Kenten für die Unternehmung nicht ge-
führt hat und auch nicht führen wird. In der ersten Zeit,
als alle Welt durch die elektrischen Firmen von der ver-
kehrssteigernden Wirkung der elektrischen Betriebskraft
überzeugt worden war, sind von den städtischen Schnell-
bahnen, ebenso wie s. Zt von den Flachbahnen, über-
triebene Dividenden erhofft worden Zwar sind die Vcr-
kchrssleigerungcn bis zum gewissen Umfange tatsächlich
eingetreten Beispielsweise sind beim elektrischen Betrieb
der Merse vtunnel bahn im zweiten Halbjahr 1903 gegen
den Damplbctrieb des gleichen Vorjahr -Abschnitte» oci
einem um ]öoul'n gesteigerten Wagcnumlauf 45% mehr
Personen befördert worden. Die Einnahme stieg dabei
um annähernd 30° „. um ebenso viel freilich auch die
Ausgabe. Aber der l'rberschutl nahm di ch um 250" n zu;
freilich kann dabei den Aktionären eine Dividende immer
noch nicht gezahlt werden. Von ähnlichen Steigerungen
berichten die Manhattan-Hochbahnen u. a
Der Verkehr indessen ist es nicht allein, der für die
Kenlabilität ausschlaggebend ist. Inhctracht kommen außer-
dem die Anlagekosten, die Betriebsk, >sten und die Höhe
der Tarife. Die Anlagekosten sind, wie aus der oben-
stehenden Tabelle hervorgeht, durchweg sehr bedeutend.
Sic bewegen sich zwischen 2 bis 3 Millionen und 70 Mill.
Mark und darüber für 1 l<" doppelgleisige Hoch- und Tief-
Ain niedrigsten sind im Verhältnis die Kosten der
Ko ',9
Digitized by Go<
Berliner Hoch- und Untergrundbahn, die sich auf rd.
3 Mill. M. lür 1 kni belaufen. Was den Verkehr betrifft,
so bewegt sich dieser zwischen 4 r, Millionen Personen
für i Bahnkilometer aut der Liverpooler Hochbahn und
4l,jMill. Personen auf der Zcntral-I.ondonbahn. Die pariser
Zahl stellt sich annähernd ebenso hoch, wie die der letzte-
ren. Den nächstniedrigen Verkehr von 3 Millionen Personen
haben die Manhattan I lochbahnen in New-York. Die Ber-
liner Hochbahn weist rd a*,'s Mill. Personen auf 1 Bahnkm.
auf Die Verkehrszunahnie der Bahnen ist nach den ört-
lichen Verhältnissen verschieden. Während der Verkehr
der Pariser Stadtbahn in erheblichem Steigen begriffen
ist, zeigt der der Zentral-Londonbahn eine schwach rück-
läufige Bewegung, und die Zunahme der Berliner Hoch-
bahn betragt bisher bis zu 10 °,'„ jährlich Die Rohein-
nahme hängt von der Höhe des Tarife* ab und in dieser
Beziehung stehen die Schnellbahnen derVereinigtcn Staaten
am «sonstigsten da, die durchweg eine Kinnahme von rd.
ai Pf. auf die Person erzielen. Es ist bekannt, daß hier
allgemein der Einheitstarif von 5 Cents eingeführt ist, so
daß der Durchschnitt für die verschiedenen Bahnen nur
in geringen Grenzen schwankt. Der amerikanische Ein-
fluß kommt aucli bei den englischen Unternehmungen,
so auch bei der Zentral-I.ondonbahn, in der Einführung
des Einheitstarife«, zum Ausdruck. Der Fahrpreis ist hier
indessen, entsprechend dem höheren Geldwert, niedriger
und betragt bei der Zentral-Londonbahn ad — 16?';, Pf Im
Durchschnitt stellt sich die Einnahme auf dieser Bahn für
die Person auf 16,3 Pf., da einige besondere Fahrpreis-
Ermäßigungen gewährt sind, Die Pariser Stadtbahn er-
zielt einen Durchschnitt von 13.8 Pf., die Berliner Hoch-
und Untergrundbahn von nur 12.35 Pf., und es ist dem-
gegenüber in hohem Grade bezeichnend, daß auf der Ber-
liner Stadtbahn mit Rücksicht auf den außerordentlich
großen Umfang der Zeilkarten auf die Person nur rd.
5'/, Pf. eingenommen werden Derartig niedrige Durch
schnitte zeigen, daß ein sonst wirtschaftlich vollberech-
tigtes Unternehmen durch Einführung der Zeitkarten völlig
dem Ruin entgegengeführt werden könnte und doch wird
bei der Umwandlung vieler Dampfsrhncllbahncn auf elek-
trischen Betrieb die Beibehaltung der Zeitkarten nicht zu
umgehen sein, obwohl die Beseitigung derartiger Schlcu-
dertarife aufs crnstlichstc angestreot werden sollte Elek-
trische Stadtschnellbahnen, die nach dem Vorbild der
Dampfbahnen von vornherein die Zeitkarten eingeführt
haben, können natürlich nicht mehr davon loskommen.
Ein bezeichnendes Beispiel für den Einfluß des Zeitkarten -
Verkehres bietet die \\ aterloo- und Citybahn, deren Ein-
nahme im verflossenen I Ialbjahr bei einem Minderverkauf
von nur 30 000 gewöhnlichen Fahrkarten trotz einer um
30% gesteigerten Zeitkartenzahl doch bereits abgenom-
men hat. — (SchiuB folgt.)
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde. Am 13. Sept. hielt der
Verein unter dem Vorsitz des Hrn. Geh. Reg.-Rat Prof.
Gocring seine 1. Siizung nach den Sommerferien ab.
Es sprach Hr. Eiscnb-Bau- und Bctr-Insp. Biedermann
Ober den „Ausbau der Görlitzcr Vorortstrecke und
ihrer Anschlüsse". Die von zahlreichen Planen unter-
stützten interessanten Ausführungen waren von dem Ge-
sichtspunkt geleitet, die (icsamtanlagc nach Art und Um-
fang in Beziehung zu setzen zu den außerordentlich ge-
steigerten Bedürfnissen des Personen- und Güterverkehres.
Sic beleuchteten zunächst die Notwendigkeit und Zwcck-
l>rstimmung der neuen hochgclcgten Bahnanlagen. Diese
umfassen neben dem Fcmgleispaar Berlin Görlitz ein
selbständiges Vorortgleispaar des Stadtbahnverkchres von
der Ringbahnslation Treptow bis Adlershof, die Neuanlage
der Personenbahnhöfe Bauinschulenwcg und Nicderschöne-
weide, eines 3^™ langen Vcrschicbc-Balinhofcs bei Nicder-
schöneweide und einer Personenverbindung zwischen
Nicdcrschönewcide und Kixdorf. Der Entwurf berück-
sichtig! ferner die Möglichkeit einer späteren Fortführung
des Vorortgleispaares bis Grünau, sowie Schaffung eines
dritten selbständigen Gleispaares für den Vorortverkehr
vom Cörlitzer Bahnhof aus Der Vortrag behandelte so-
dann eingehend die Linienführung, die Gestaltung der
Personen-Bahnhöfe, sowie des ausgedehnten V'ersehicbe-
Bahnhofes Niederschöneweide, der zumteil schon in Be-
trieb ist und seiner Vollendung entgegengeht, Ucbcr den
Stand der Bauausführung ist zu berichten, daß von den
11 Mill M. des Gesamt- Kostenanschlages rd. 8.5 Mill. auf
reine Hauausführungen entfallen und daß dicserBnubctrag
mit dem voraussichtlichen Eröffnungslermin der Gesamt-
anlage im Frühjahr 1906, d. h. in 3';, Jahren, in bauliche
Anlagen umgesetzt sein wird. - •
Vermischtes.
Für den X. Internationalen SchlfTahrts-KongreU In Mailand
1905, der vom 24. -30. Sept. stattfinden soll (vergl. N'o. 69)
sind u. a. folgende Beratungs-Gegenstände vorgesehen:
1. Binnenschiffahrt. Einfluß der Zerstörung der
Wälder und der Trockenlegung der Sümpfe auf den Lauf
und die Wasscrverhallnis.se der Flüsse; zum Ausgleich
großer Höhenunterschiede zwischen Kanalhaltungen ge-
eignete Systeme ; die Möglichkeit, eine Binnenwasserstraße
durch die Alpen zwischen dem Mittclmecr, dem adriati-
schen Meere und Mitteleuropa herzustellen; der mecha-
nische Schiffszug auf Flüssen, Kanälen und Seen ; sind in
den Flits>cn südlich der Alpen bewegliche Wehre, wie
in den Flüssen des Nordens, Geeignet zur Erhöhung des
Nicdrigwasserspiegcls, um der Schiffahrt die nötige Wasser-
tiefe zu schaffen V; Wirkung der Sehiflahrls Kanäle auf den
Lauf der unterirdischen Gewässer; Wirkung der Bagge-
rungen auf die Sohle der Flüs-c
2 Seeschiffahrt. Verbesserung der Mündungen
von Flössen, welche sich in Meere ohne Ebbe und Hut
ergießen; Bauart der äußeren Molen der Häfen, deren
Widersland gegen Wellenschlag.
Unter den „Mitteilungen" sind hervorzuheben ; Bericht
Über die neuesten Arbeiten in den hauptsächlichsten See-
häfen; Küstcn.signale.Feuerschiffe.Telegraphic ohne Draht.
1 Okiober 1901
Ocffentllche Vorträge im Kgl. Kunstgewerbe-Museum In
Berlin finden vom Oktober bis Dezember d. J. statt über
folgende Themata: „Die deutsche Buchillustration des
19, Jahrh." von Dr. E. Schwedclcr-Mcycr (10 Vorträge,
beginnend am Montag, den 10, 10.), „Die Hochrenaissance
in Florenz* von Dr. Georg Swarzenski (10 Vorträge,
beginnend am Dienstag, den 11. 10.), .Japanische Kunst*
von Dr. Otto Kümmel ( 10 Vorträge, beginnend am Freitag,
den 14. 10). Sämtliche Vorträge finden in den Abend-
siunden von 81 ,-9'/, Uhr statt. —
Gedächtniskirche In Speyer. Wir erhallen folgende
Zuschrift: „Die „Deutsche Bauzeitung" beschäftigt sich in
No. 78 in einer Notiz mit meiner Person und mit meinem
Anteil an dem Entwurf und der Ausführung der Protesta-
tionskirchc in Speyer. Trotzdem ich nicht leugnen kann,
daß es mich geschmerzt hat, daß man über meine Person
in dieser Angelegenheit völlig hinweggegangen ist. würde
ich das Wort doch nicht für mich in der Oeffcntlichkeil
ergriffen haben Nachdem das aber dortscils geschehen
ist, möchte ich nicht unterlassen meinen Dank hierfür aus-
zusprechen Zugleirh aber geben mir die Ausführungen
doch Veranlassung zu einer kleinen Richtigstellung, Ks
ist in denselben die Rede davon, daß meine , andauernde
Kränklichkeit" vielleicht die Veranlassung, wenn auch nicht
ein berechtigter Grund zu meiner Uebergehung gewesen
sei. Ich muß demgegenüber feststellen, daß ich seit Früh-
jahr 1895 allen Ansprüchen meines Berufes zu genügen
in der Lage bin, die an einen völlig gesunden Menschen
gestellt zu werden pflegen. Ich begegene aber fortwährend
dieser Anschauung von einer dauernden Kränklichkeil, die
mir geschäftlich schon außerordentlich geschadet hat Sie
würden mich zu Danke verpflichten, wenn Sic auch dieser
Acußerung in Ihrem Blatte Raum geben wollten
a8 Sept. 1901 Hochachtungsvoll
Julius Flügge, Architekt in Essen-Ruhr.
Dreitägiges Pappdach mit Jutegewebe - Einlage. Von
allen harten bezw. als feuersicher anerkannten Bedachun-
gen ist das doppellagige Pappdach das billigste und ge-
langte deshalb, sowie wegen seines geringen Gewichtes
unil der flachen Neigung bis vor einigen Jahren am meisten
zur Anwendung, besonders für Gebäude von bedeutenden
Tiefen, z. B. große -Stall- und Fabrikgebäude, bei welchen
mit Ausnahme einiger anderer flacher Bedachungen
iPfannenblcchc, Kuberoid und Dachlcinwand) alle Übrigen
wie Schiefer, Ziegel und llolzzement überhaupt nicht 111-
frage kommen können, weil sie zu teuer, zu steil oder zu
schwer sind. Das dop|>cllagigc Pappdach würde nun allen
Ansprüchen genügen, wenn bei den Ausführungen stets
5 Punkte berücksichtigt würden, nämlich: 1, die richtige
Dachncigung, a, eine 2,5/n. starke Schalung, 3. wirklich
gute Pappe usw.. 4 sachgemäße Deckung und besonders
5 die spätere aufmerksame Behandlung durch eine regel-
mäßige Wiederholung der Anstriche 1 gewöhnlich alle 3
bis 5 Jahre 1. Bei vielen Pappdach - Ausführungen wird
aber gegen den einen oder anderen Punkt verstoßen, be-
sonders wird die Unterhaltung bezw das Anstreichen der
Dächer namentlich auf dem platieti Lande olt derart nach-
lässig betrieben oder ganz unterlassen, daß die gegen die
KinflQsse der Witterung, Wind und Sonnenhitze] nicht
Digitized by Go<
mehr genügend geschätzte obere Papplage, die Klebe-
pappc, allmähltg ihren Gehalt an ätherischen Oelen ver-
liert und dadurch trocken, brocklich und undicht wird.
Um die Unterhaltung der Pappdächer zu vereinfachen,
ging Louis Lindenberg in Stettin vor einigen Jahren
zur Ausführung dreitägiger Pappdacher Aber, tu sol-
ches Dach besteht aus zwei Lagen Dachpappe, der unte-
ren stärkeren Nagelpappe und der oberen schwächeren
Klcbcpappc, zwischen denen eine Lage starkes eng-
maschiges Jutegewebe ausgespannt und mit den Pappen
durch einen für diesen Zweck besonders hergestellten
zähen Klcbestoff fest verbunden wird. Es ist leicht ein-
zusehen, daß durch die Einlage des zähen Gewebes und
durch die doppelte Ueberdeckung der Nagelköpfe das
ganze Dach sturmsichcrer und wasserdichter werden muß
und daß durch die von dem rauhen Gewebe in bedeuten-
der Menge aufgenommene Klebemasse der Pappe der zu
ihrer Erhaltung erforderliche Nahrungsstoff auf längere
Zeit zugeführt wird, sodaß das beim doppellagigcn Papp-
dach erforderliche häufige Teeren fortfällt und nur in
größeren Zwischenräumen nötig ist Besonders ist die
Haltbarkeit einer dreitägigen Deckung mit zweifacher
Ueberklebung der Nagelstellen einlagigen, auf Leisten mit
Kappstrcifen-Uebcrnagelung gedeckten Dächern weit über-
legen. Bei diesen können die aufgenagelten Pappstreifen,
falls nicht besonders breilköpfige N'ägel Verwendung fin-
den, durch den Sturm leicht gelockert werden, auch können
die Nagelköpfe, wenn sie nicht sehr gut verzinkt und
nebst den Kappstreifen nicht unter andauerndem Deck-
anstrich gehalten werden, mit der Zeit leicht abrosten,
sodaß dann der Regen in die offen liegenden Nagclstcllen
eindringt. Das dreitägige Pappdach ist für i nur um
etwa 10—15 teurer, wie das doppellagige Pappdach. —
Prof. Schubert in Kassel.
Preisbewerbungen.
Zum Wettbewerb für das Bankgebäude der Hessischen
Landes •Hypothekenbank In Darmstadt (vergl. No. 77) ist
nuch nachzutragen, daß die Gesamt-f'reissumme von 4500 M.
zwar auf jeden Fall voll zur Verausgabung gelangen soll,
daß «lern Preisgericht bei Einstimmigkeit jedoch eine ver-
änderte Verteilung zusteht. Ob die volle Bauausführung
■•der die künstlerische Mitwirkung einem der Preisträger
uder dem Verfasser eines angekauften Entwurfes über-
tragen werden kann, bleibt dem Ermessen der Landes-
Hypothekenbank vorbehalten. Als Baustelle ist ein von
H Seiten von Straßen eingefaßter Platz von rd. 61 m Länge
zu 40 « Tiefe in noch wenig bebauter Vorstadt vorgesehen,
doch ist in unmittelbarer Nähe der Bau eines öffentlichen
Gebäudes und einer Kirche geplant- Gegenüber der
I lauptfront liegt ein freier Platz, zu welchem das Gelände
in organischen Zusammenhang gebracht werden soll, so-
cial! dadurch eine „Städtebau -künstlerische Wirkung" er-
zielt wird. Es ist dabei die Schwierigkeit zu überwinden, daß
das Gelände laims der I lauptlängcncntwicklung des Grund-
stückes stark ansteigt. Ucber Baukosten und Stil macht
das Programm keine Vorschriften, dagegen genaue An-
gaben über den Raumbedarf für die verschiedenen Diensl-
zwrige. Kür die Fassade ist sparsame Verwendung von
Haustein mit geputzten WandflAchcn vorgesehen. Verlangt
werden die Grundris-c sämtlicher Geschosse (möglichst
nur 2 Geschosse) in 1 : 200, die StraUcnansichtcn und
Durchschnitte in 1:100, ein Lageplan in 1 : 500 (dazu eine
l'ntcilagel für die Gestaltung der anschließenden Straßen
und des Platzes, eine Perspektive; alles in schwarzen
Linien in Tusche oder Blei, mit Ausnahme der Perspek-
tive, für welche auch (arbice Darstellung zugelassen ist.
Gefordert wird ferner ein urüfungsfäliiger Kostenübcr-
schlag, wobei ao M , zu («runde zu legen sind, ferner
ein kurzer F.rtllutcruntshcricht,
Die gestellte Aufgabe kann jedenfalls als eine inter-
essante bezeichnet werden. —
Ein Ausschreiben der Stadt Charlottenburg. Wir er-
halten folgende Zusrhrilt: „Die Stadt Charlottenburg hat
am 17. Sept (Veröffentlichung am 24 Sept ) die Lieferung
und Aufstellung der K.isenkonstruktioncn für die gemein-
schaftliche l 'eberführung der Bismarckstraße und der Unter-
grundbahn über die kingbahn öffentlich ausgeschrieben.
Brückenbreite 50 m. Lange -- 63 schiefer Grundriß, un-
symmetrische Belastung der I laupttrflger; System, Parallel-
träger iGcrbcrbalken bezw. Trager auf drei Stützen) ist
festgelegt, bis auf eine möglichst gefällige Ausrundung des
Untergurtes in den beiden Feldern über den Stützen, wo-
rauf besonder- Wert gelegt ist. Sehr schwierige, durch
den Stadtbalinverkchr behinderte Montage bei bis auf 15™
beschränkter Kon-truktionshöhc. Wert des Objektes rd.
eine halbe Million.
.06
Mit dem Angebot (Abgabetermin 4. Nov. 1904) sind
abzugeben: ein spezieller Entwurf der Eisenkonstruklion
nebst statischer Berechnung und das Gewicht, mit einer
späteren höchsten Abweichung von 5%. Es haben also
alle Submittenten die gleichen statischen Berechnungen
aufzustellen, dieselben umfangreichen Eisenkonstruktionen
zu zeichnen und eine genaue Gewichtsberechnung anzu-
fertigen. Diese ganze kostspielige Arbeit, die doch unter
allen Umsi. von der Verwaltung hätte selbst gemacht wer-
den müssen, ist zu leisten in 5'/t Wochen und bleibt für
den Submittenten noch höchst aussichtslos, da nicht nur
kein Entgelt für die Arbeit geleistet wird, sondern sich
die Stadt nicht nur die freie Auswahl unter den Sub-
mittenten, sondern auch die Aufhebung und vollständige
Erneuerung des Ausschreibens vorbehält.
Diese Ausschreibung ist ein sonderbares Gemisch von
Submission und Wettbewerb mit dem Magistrat als Preis-
gericht, ohne jede Verbindlichkeit der ausschreibenden
Behörde. Dieses Verfahren ist neu. Die darin dem Unter-
nehmer zugemuteten Forderungen gehen über jedes Maß
hinaus. Es wäre sehr wünschenswert, daß die Industrie
gegen solche äußersten Ausschreitungen des Submissions-
Verfahrens energisch Front machte."
Wir teilen allerdings den Standpunkt, daß namentlich
kapitalkräftige Gemeinden nicht die Kosten notwendiger
Arbeiten auf die Schultern des Unternehmers abladen
sollten. In diesem Falle kommt noch dazu, daß die Arbeit
in nutzloser Weise von einer ganzen Reihe von Unter-
nehmern geleistet werden muß. —
Personal-Nachrichten.
Bayern. Dem Gr 08h. hess. Brt. Dr. Eser in Nauheim ist die
Bewilligung zur Annahme und z Tragen der ihm verlieh. Ordens-
auazeichnungen erteilt und iw des Ritterkreuze! I. Kl. de» Grotth.
heia. Verdienst-Ordens Philipp« des Gro6mQtigen, der Rilter-Insig-
nien L Kl. des Herz, sdImII- Haasorden* Albrecht» de» Baren and
des FOrstl. rcaß. Ehrenkreuze* II. Kl.
ElsaÜ-Lothringen. Dero Mel -Bauinsp. Pfann in Straßburg
ist der Char. als Kais. Brt. mit dem Range der RAte IV. Kl. verliehen.
Preußen. Dem Mar.-Schiffbmstr. Neudrck und dem Arrh.
Nord mann in Esten ist der Rote Adler-Orden IV. Kl, dem
Stadtbrt Arendt in M -Gladbach und dem Stadtbaoinsp. Kahle
in Hannover der Kgl. Kronen-Orden IV. Kl. verliehen.
Dem Brt. Knothe-Bahuisch in Breslau ist die Erlaubnis
zor Anleg. des ihm verlieb. Ritterkreuze« I. Kl. de« Herz, sachs-
eroestin. Haosorotais erteilt
Dem Ob.-Landesbaoinsp. Ansorge in Breslau ist der Char.
als Brt. verlieben. — Der Reg -Bmstr. a. D. Weihe in Bremen
ist z. etatm. Prof. an der Techn. Hochschule in Berlin ernannt
Versetzt sind: der Eisenb-Bau- u. ßetr.-lnsp. StreckfuO in
Königsberg nach Lotzen als Vorst der das erricht Eisenb-Bauabt a,
die Reg.-Bmstr. Krumbholti von Neustadt nach l'arnowitx und
Alir. Förster von Husum nach Ruhroit
Der Reg. - Bmstr. Ksrl Maller ist der Kgl. F.isenb • Dir. in
Köln zur Beschäftigung Oberwiesen
Die Ree, -Bmstr. I. oh mann bei der höh. Masch- Bauschule
in Po»en und Menge bei der höh. Masch -Kauschule in Hagen i. W.
sind infolge Ernennung zu Oberlehrern aus dem Staatseiseob-
Dienste ausgeschieden.
Sachsen. Dem An:h. Wcidenbacb in I-cipzig ist der Tit.
Uüd Rang als Brt verlieben.
Der Reg. -Bmstr. B. Lehmann ist 1. etatm Reg. -Bmstr. in
Radibor ernannt. —
Brief- und Fragekasten.
Hm. L. A. In B. Ohne genaue Kenntnis der bestellenden
Vertrage kann ein abschließendes (Med über die gestellten Kragen
nicht gegeben werden. Wir können uns aber Oberhaupt nicht darauf
einlassen, Gutachten in derartigen Fragen abzugeben. Wenn die Aus-
fühnings-Zeichnungcn erheblich reicher sind, als die Yorenlwütfe,
so sind Sic selbstverständlich nicht verpflichtet, die Arbeiten zum
bedungenen Preise auszuführen. Da Sic aber den Bau frtr einen
festen Preis übernommen haben und anscheinend genauere l'nter-
lagen Uberhaupt nicht vorlagen, so werden Sie den Nachweis fahren
müssen, daß talsachlich jetzt von Ihnen mehr verlangt wird Dieser
Nachweis kann in dem vorliegenden Kalle nur durch Sachverstän-
dige gefohrt werden. Wir vermissen übrigens den Nachweis des
Bezuges unseres Blattes. —
Hrn. Arch. H. & A. In Honnef a. Rh. Wie Sie aus der
Mitteilung in No. 14 ersehen wollen, sind nach einer neueren Ent-
scheidung des Reichs- Versicherungsauitc« die Angestellten in Arrhi-
lekturbureaus der Unfall-Versii herungspflicht in vollem Umfange
unterworfen, auch wenn diese Bureaus sith vorwiegend mit der
Projektierung, nur nebenher mit Bauleitung und niemals mit Bau-
ausführung befassen. -
Inhalt: Vir A-vhitcktur auf Jrr '.»rutleii l^crlim-T Kun-ln .i-H|rllurie igai
(.Schluß). — Klitwii-kluntf des *lSd'.iM hrn >.^n-llvf;irl:l^«i >ni« -Mit Kni-
lährutic. der KlcklrixitSI (rorltctzun^l. — Mtttrilun^en aus Vereinen. — Ver-
ntfu titr*. — Preisbewerbungcn. — Certonal - Sachtieliiru. — linef- und
Kriiccssslru-
Hierzu eine Bildbeilage: Pas neue Gebäude der See-
handlung in Berlin.
No 79.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 80. BERLIN, DEN 5. OKT. 1904
Die XVI. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- u. Ingenieur-
Vereine zu Düsseldorf vom 12. bis 14. September 1904.
2 Bericht Ober die Entwicklung des Verbandes
seit der Wander Versammlung in Augsburg 1902
und über die Beschlüsse der Düsseldorfer Ab-
geordneten - Ve rsammlung. (ScM«e >
inc der wichtigsten Aufgaben, an welcher
der Verband im Interesse seiner Mitglieder
und der Fachgenossen Oberhaupt mitzuar-
beiten hat, ist diejenige der Erstrebung eines
ausreichenden Schutzes des geistigen
Eigentums. Bekanntlich war die Baukunst aus dem
.Urheberrecht an den Werken der bildenden
Künste", das der Malerei und Bildhauerkunst schon
seit nunmehr 30 Jahren einen Schutz gegen Nachbil-
dung gewährt, ausdrücklich ausgeschlossen. Nur für
den" Nachdruck von Zeichnungen, nicht aber gegen
deren üebertragung in die Auslührung, bot das Gesetz
über den „Urheberschutz an Werken der Lite-
ratur u n d To n k u n st " einen dürftigen Schutz Gegen
diesen Zustand, namentlich gegen die in nichts be-
gründete Ausschließung aus den bildenden Künsten
haben sich die Architekten von jeher mit Recht durch
Resolutionen und Eingaben gewehrt. Die in Angriff
genommene Neuregelung des Urheberrechtes an Werken
der bildenden Künste gab aufs Neue Veranlassung zu
Eingaben des Verbandes und einzelner Vereine um
Gleichstellung der Baukunst Der im Frühjahr ver-
öffentlichte Entwurf des neuen Gesetzes") trägt diesen
•) V«HI >hrg .90, No 38,
Wünschen wenigstens insofern Rechnung, als er die
Baukunst den bildenden Künsten einreiht. Das ge-
schieht aber in so verklausulierter Form, daß es lediglich
von der Handhabung des Gesetzes abhängen würde,
ob dabei überhaupt für den Baukunstler ein Nutzen
herausspringt. Es ist daher von den verschiedensten
Seiten eine weitere Verschärfung des Schutzes für
die Baukunst verlangt worden, und Eingaben in diesem
Sinne sind von der .Deutschen Kunstgenossen-
schaft", von dem .Berliner Architekten-Verein"
und der .Vereinigung Berliner Architekten", von
den beiden letzteren in gleichlautender Form, an den
Herrn Reichskanzler gerichtet worden. Die Abgeord-
neten-Versammlung in Düsseldorf hat sich den Inhalt
der letztgenannten Eingaben, die nicht nur die völlige
Gleichstellung der Baukunst mit den anderen bildenden
Künsten, sondern auch einen ausreichenden Schutz der
an derStraüc stehenden Bauwerke und gegen die Aus-
nutzung durch unbefugte Veröffentlichungen und son-
stige bildliche Nachbildungen anstreben, vollinhaltlich
angeschlossen und den Vorstand beauftragt, in glei-
chem Sinne bei dem Herrn Reichskanzler und gegebe-
nenfalls bei dem Reichstage vorstellig zu werden.
Unter den Arbeiten des Verbandes auf künst-
lerischem Gebiete ist vor allem das Werk .Das
Bauernhaus im deutschen Reiche und in seinen
Grenzgebieten" zu nennen. Mit dieser Sammlung
der Reste einer leider mehr und mehr verschwinden-
den Kunstübung hat sich der Verband zweifellos ein
Zur Eröffnung der Technischen Hochschule in
Danzig.
mm m 6. d. M. wird in Gegenwart des Kaisers die neue
Kl Technische Hochschule in Danzig in fcierlicherWcise
ihrer : "-Stimmung übergeben werden und damit der
Technik eine neue Stätte zur Erwerbung fachwissenschaft-
lichcr Bildung eröffnet. Es wird damit in Preußen einem
Bedürfnis entsprochen, das mehr und mehr dringend ge-
worden ist. seit die Technik im Staate, in den Gemeinden
und in der Industrie sich eine Stellung erworben hat, deren
Behauptung und Befestigung die höchsten Ansprüche an
die wissenschaftliche und praktische Ausbildung ihrer Ver-
treter stellt. Seit vor nunmehr fast 30 Jahren die preußi-
schen höheren technischen Lehransialten in Technische
Hochschulen umgewandelt wurden, ist das Bedürfnis nach
wissenschaftlich gebildeten Technikern in einem Maße ge-
stiegen, daß diese Anstalten trotz allen weiteren Ausbaues
an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind. Ks
gilt das vor allem von Berlin • Chartoitcnburg. das auch
dem ganzen Osten der preuß. Monarchie dienen mußte.
Ks ist daher begreiflich, daß man die neue technische
Hochschule gerade in eine Stadt des wirtschaftlich zurück-
gebliebenen Ostens gelegt hat und auch auf diese Weise
dessen Weiterentwicklung zu fördern sucht. Für Danzig
sprach dann seine günstige Lage an der See und an einem
mächtigen Strom, seine historische Vergangenheit, sein
Reichtum an kunstgeschichtlich und künstlerisch wcrtvol'en
Bauten, sein wieder aufblühender Handel und seine In-
dustrie. Letzterer verdankt es die technische Hochschule
in Danzig außerdem, daß die Anstalt neben den sämtlichen
Lehrfächern, die an den übrigen preußischen techn. Hoch-
schulen vertreten sind, gleich der Herliner Hochschule
auch eine besondere Abteilung für Schiff- und Schiffs-
maschinenbau erhalten bat, die in Aachen und I lannover fehlt.
Die neue Technische Hochschule in Danzig besitzt
also 6 Abteilungen für: Architektur, Bau -Ingenieur-
wesen, Maschinen - Ingenieurwesen und Elektrotechnik,
Schiff- und Schiffsmaschinenbau, Chemie, schließlich für
Allgemeine Wissenschaften, insbesondere Slathematik und
Naturwissenschaften. Nach ihrem Statut hat sie den Zweck
.für den technischen Beruf im Staats- und Gemeinde-
dienst wie im industriellen Leben die höhere Ausbildung zu
gewähren, s->wic die Wissenschaften und Künste zu pflegen,
welche zu dem technischen Unterrichtsgebiet gehören "
Die Aufnahme-Bedingungen sind für Inländer die
gleichen, wie an den 3 anderen preuß. Techn. Hochschulen;
für Auslander gilt die versehärlle Bestimmung, daß von
ihnen die Abgangsprüfung einer deutschen neunklas«igen
Lehranstalt verlangt wird. Ausnahmen im Einzelfalle
unterliegen der vorherigen Genehmigung des Kultus-
ministers, bezw. des Kurators (Ob.- Präsident). Man will
auf diese Weise vor allem den Charakter der deutschen
Hochschule sichern.
Für den Lehrkörper der 6 Abteilungen sind im-
ganzen 29 ordentliche Profcssuren, 12 Dozentenstellen und
24 Assistcntenstcllen vorgesehen, die größtenteils bereits
be-etzt sind. Die Mehrzahl der Abteilungen hat je 6 or-
dentliche Professuren erhalten, für Architektur und Chemie
sind jedoch nur je 4, für Schiff- und Schiffsmaschincnbau
3 vorgesehen. Die Professoren sind teils von anderen
technischen Hochschulen, teils, was wir mit besonderer
Freude begrüßen, aus der Praxis hervorgegangen. Aus
den uns zunächst liegenden Fächern der Architektur und
des Ingenieurwesens nennen wir nur folgende Professoren:
F. Gcnzmcr. bisher Stadibrt. in Halle a. S für Baukotv
struktionslchrc, Städtebau, Bebauungspläne und Bauord-
nungen; Baurai Carsten, den bisherigen Leiter des Baues
der Danzigcr Anstalt für Ornamentzcii hneti. amikc Bau-
kunst, Entwerfen von Hochbauten im Sitile der Renais-
sance und der neuzeitlichen Bauweisen, S;egreifcntwcrfen
usw.; Kohnke, für Statik der Hochbaukonstruktionen mit
Ucbungcn im Eisenhochbau ; Matthaei, für allg. Kunst-
geschichte und Geschichte der Baukunst, Reg.- Bat Str. Oder
<97
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großes Verdienst erworben. Der Wert dieser Arbeit
wird dadurch gesteigert, daß gleichzeitig in Oesterreich
und der Schweiz von den beiden dortigen technischen
Vereinigungen in gleicher Weise vorgegangen ist, so-
daß das ganze deutsche Sprachgebiet umfaßt wird.
Das Werk, zu welchem das Reichsamt des Inneren
einen Beitrag von 30000 M. geleistet hat, geht seiner
Vollendung entgegen. Von den 10 Tafellieferungcn
ist die letzte noch in diesem Jahre zu erwarten. Die
historisch - kulturgeschichtliche Einleitung von Hrn.
Prof. Dietrich Schäfer ist geschrieben und die Be-
arbeitung des technischen Teiles des Textes, den für
Soddeutschland Hr. Prof. Koßmann in Karlsruhe,
für Norddcu tschland Hr. Geh. Brt. Mflhlke in
Schleswig übernommen hat, ist jetzt energisch in An-
griff genommen, z. T. ebenfalls beendet, sodaß im
Laufe des nächsten Jahres der deutsche Teil des
Werkes abgeschlossen vorliegen wird.
Der weitaus größere Teil der Arbeiten, auch der
Aufnahmen und Zeichnungen, ist von Verbands-Mitglie-
dern anfangs ohne Entgelt geleistet worden. Es ist aber
spater, namentlich für entlegenere Gegenden, vielfach
nötig geworden, zur Aufnahme jüngere Kräfte gegen
Entgelt zu entsenden. Die Kosten des Werkes sind da-
her so erhebliche, daß der Verband neben seinen schon
aufgewendeten Mitteln für die Kommissionsarbeiten und
neben den von den Einzelvereinen z. T. aufgewendeten
erheblichen Betragen, doch noch einen Zuschuß von
etwa 3000 M nachtraglich wird leisten müssen, der von
der Abgeordneten-Versammlung bewilligt worden ist.
Unter den technischen Arbeiten des Verban-
des steht das „Normalprofilbuch für Walzciscn"
obenan, das in den früheren Auflagen gemeinsam mit
dem „Verein deutscher Ingenieure" und dem
„Verein deutscher Eisenhüttenleute" bearbeitet
worden und für die Entwicklung unserer Eisenindu-
strie von außerordentlichem Nutzen gewesen ist. Die
V. Auflage dieses Werkes erfuhr gegenüber der frühe-
ren eine wesentliche Umgestaltung, als die Profile zum
ersten Male mit ihrer genauen Form, anstelle der
bisher verwendeten angenäherten, eingeführt wurden.
Leider hat sich der die Schiffbau-Profile enthaltende
Teil dieser Auflage die Anerkennung der in erster
Linie beteiligten Kreise nicht erwerben können. Eine
vor kurzem erschienene VI. Aull, läßt diese Profile
daher weg und zeigt im übrigen kaum wesentliche
Abweichung von der früheren, abgesehen von der
Umrechnung aller Gewichte auf Fluüeisen. Eine neue
VII. Aufl. ist in Bearbeitung, die wieder eine wesent-
liche Veränderung bringen wird. Es ist zunächst zu
den 3 Vereinigungen, welche das Werk bisher heraus-
gaben, der „verein deutscher Schiffswerften"
hinzugetreten, sodaß also bei der Wiederaufnahme der
Schiffbauprofile die dazu berufene Vereinigung als
gleichberechtigt mitwirkt. Es werden ferner in den
zu Bauzwecken bestimmten Teilen die neuen Profil-
formen Aufnahme finden müssen, vor allem die breit-
flanschigen Träger, System Grey, die sich bereits mit
Erfolg in die Praxis eingeführt haben. Es sind umfang-
reiche Vorarbeiten für diese neue Auflage zu erledigen,
sodaß der Zeitpunkt des Erscheinens derselben noch
nicht abzusehen ist Im Interesse der deutschen Industrie
dürfte es aber liegen, wenn dieser Zeitpunkt nicht zu
weit hinaus geschoben würde, da sowohl England als
Amerika auf dem gleichen Gebiete energisch arbeiten.
Abgeschlossen wurde eine Arbeit die auch der
Eisenindustrie zugute kommt, ober den „Feuerschutz
von Eisenkonstruktionen". Auch diese Arbeit ist
mit dem „Verein deutscher Ingenieure" und dem
„Verein deutscher Eisenhüttenleute" gemeinsam
durchgeführt worden unter Zuziehung von Vertretern
der Berufs-Feuerwehren, der Feuer versiche-
rungs -Gesellschaften und der Fabrikanten feuer-
fester Produkte. Die Arbeit ist zusammengestellt
in einem handlichen Büchlein, das von Hrn. Ziviling.
Hagn in Hamburg im Auftrage des Ausschusses ver-
faßt worden ist. Wir verweisen im übrigen auf unsere
Besprechung in No. 62, S. 388.
Das Schmerzenskind desVerbandes sind die „ Nor-
malicn für Hau6abfluß-Lcitungcn". Bei Auf-
für Grundzage des Eiscnbahnbaucs, Tunnelbau, Bahnhofs-
anlagen; Geh. Brt. Breidsprecher, für Transportwesen,
Eisenbahn-Betriebsverwaltung, Tarife, Oberbau, Bahnhofs-
Hochbauten; Krohn, bisher Direktor der Brückenbauan-
stalt der Guten Hoffnungshütte in Sterkrade für Brückcn-
und Eisenhochbau; Genzmer, wieder für Baukonstruk-
tionslehre, Städtebau, Straßenbau, Bc- und Entwässerung
der Städte. Für Wasserbau gibt der Studienplan der Hoch-
schule noch keinen bestimmten Namen an. Als Rektor
der Hochschule ist Prof. Dr. H. v. Mangoldt gewählt und
bestätigt, bisher Prof. in Aachen, der der allg. Abteilung
angehört und für Ingenieure auch höhere Mathematik liest.
Für die Anlage der Technischen Hochschule ist ein
etwa 6,5 h» großes, dicht an der nach Langfuhr führenden
Goßler Allee gelegenes, aber dem Getriebe des Verkehres
entrücktes Gelände benutzt worden. Auf demselben ist
ein Hauptgebäude, ein chemisches Institut, ein elektro-
technisches Institut, ein Maschinen-I.aboratorium errichtet,
außerdem an Nebengebäuden ein Pförtner- Wohnhaus,
desgl. ein Wohnhaus für den Maschinisten und den Me-
chaniker, ein Gewächshaus und ein Kohlenschuppen.
Das Hauptgebäude ist in der Grundform H förmig,
umschließt aber in dem Mittelbau 3 innere Höfe. Es be-
deckt rd. 5570 t» und hat einschl. der inneren Einrichtung
rd. 3,13 Mi II. M. erfordert. Es enthält die Verwaltungs-
und Kepräsentationsräume, Zeichen- und Hörsäle, Biblio-
thek, physikalisches Institut, Sammlungsräume, Dozenten-
zimmer und sonstige Nebenräuine. Die reich ausgebildete,
in Backsteinfugenbau mit Sandstein-Gliederung hergestellte
Fassade, schließt sich Alt-Danzigcr Bauweise an.
Das chemische Institut zeigt u förmige Grundform
mit angebautem Hörsaal. Es bedeckt rd. 17501«» Grund-
fläche. Es schließt sich ebenso wie die anderen Bauten
in seiner Formcngcbung dem Hauptgebäude an, natürlich
in dem Zwecke entsprechender einfacherer Ausgestaltung.
Einschließlich der inneren baulichen Hinrichtung (ausge-
nommen Apparate usw.j sind 807 000 M. für dasselbe auf-
gewendet worden. Es enthalt 3 getrennte Laburatorien
für anorganische und Elektro-Chemie, für organische Che-
mie und Nahrungsmittel -Chemie und landwirtschaftlich-
technische Betriebe, außerdem Hörsäle, Professorenzimmer
und -I-aboratorien, Wohnungen für Dienerund Assistenten,
Sammlungen und Lagerräume usw
498
Das elektrotechnische Institut besteht in der
Hauptsache aus einem rechteckigen Hauptbau von etwa
800 ira Grundfläche, an den noch ein eingeschossiger, etwa
2401™ bedeckender Maschinensaal angebaut ist. Es ent-
hält einen großen Hörsaal, Laboratorien, Zeichen- und
Sammlungssäle, Zimmer für Professoren und Assistenten
nebst den erforderlichen Nebenräumen. Kosten einschl.
baulicher Einrichtung rd. 335000 M.
Das maschinentechnische Laboratorium dient
einem doppelten Zwecke. Es umfaßt die gesamte Kessel-
und Mascninenanlagc für die Dampfheizung und die Ver-
sorgung mit elektrischer Kraft und elektr. Licht und dient
gleichzeitig den Maschinen- Ingenieuren für die Zwecke
des Unterrichtes als Laboratorium und enthält zu diesem
Zwecke auch einen Lehrsaal und geräumige Werkstatt.
Die Gesamtgrundfläche beträgt etwa 1250 s», wovon rd.
tooqni auf den Maschinensaal, rd. 450 auf das Kessel-
haus entfallen Der Schornstein des Kesselhauses ist ver-
bunden mit einem Wasserturm, der in rd. 30» Höhe
über dem Gelände einen Wasserbehälter trägt, der sämt-
lichen Gebäuden das Wasser unter entsprechendem Druck
zuführt.
Die Entwürfe für die Gesamtanlagc der Technischen
Hochschule in Danzig sind in der Bauabteilung des Minist
d. öffcntl. Arbeiten zunächst von Geh. Ob.-Brt. Eggert,
spater von Geh. Ob.-Brt. Dr. Thür bearbeitet worden.
Letzterem lag auch die Oberleitung bei der Ausführung
ob. Die spezielle Bearbeitung der Pläne in technischer
und künstlerischer Beziehung sowie die eigentliche Bau-
leitung lag, wie schon erwähnt, in den Händen des Bits.
Carsten in Danzig. Insgesamt sind für die Bauausfüh-
rungen 5.6 Mill. M. verausgabt worden.
In schönen Räumen, ausgestattet nach den neuesten
Erfahrungen und ausgerüstet mit den modernsten Lehr-
mitteln, tritt die neue Anstalt mit erfahrenen I-chrkräften
in den Wettbewerb mit ihren älteren Schwestern ein.
Möge auch der Geist, der in ihr waltet, in gutem Sinne
des Wortes modern, fortschrittlich sein. Möge die neue
technische Hochschule in reichem Maße die Unterstützung
finden, deren sie zu ihrem Emporblühen bedarf und möge
sie durch ihre Leistungen wiederum befruchtend wirken
auf die technischen Wissenschaften und ihre Anwendung
im praktischen Leben. —
No Eo
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Villa Heaamuller in Mannheim.
Architckl: K. Wittmann in Mannheim.
Uotetfabfl tlea k u k. Hofpavillona der Stadtbahn bei Schonbrunn
bei Wien.
Atrhiirkt: k, k. Obrrbaural l*rof. Otto Wagorr in Wir».
Illuitratlonaproben au« Teil III (Skiiienbuch) dea Deutschen
Baukalenders. 38. Jahrgang 19öS.
5 Oktober 1904.
Muni Turm in IUI! in Tirol.
Dorn in Limburg an der Lahn.
499
Google
Stellung dieser Normalien' ist der Verband von dem
Gedanken ausgegangen, daß der 1 iausinstallation für
die Abführung der verbrauchten Stoffe noch lange
nicht die Aufmerksamkeit zugewendet wird, die dieser
im hygienischen Interesse gebührt, daß man verkehrter
Weise hierin immer geknausert und gespart hat. Nicht
sachgemäß ausgebildete Verbindungen, zu geringe
Stärke der Röhren, mangelhafte Verlegung sind das
Ergebnis dieser Sparsamkeit. Als ein weiterer Uebel-
stand wird es empfunden, daß jede Stadt mit anderen
Modellen arbeitet, sodaß der Fabrikant gezwungen ist,
Modelle in großer Zahl vorrätig zu halten, während der
Verbrauchersich nicht mehr durchfindet. Bei Angeboten
von verschiedenen Firmen fehlte ferner bei der Ver-
schiedenheit der Wandstärken usw. jeder Vergleich Ober
die Gleichwertigkeit des Gebotenen bei gleichen Preisen.
Der Verband glaubte daher nicht nur den Ver-
brauchern, den Architekten und Installateuren, son-
dern auch den Fabrikanten durch eine einheitliche
Norm, durch Vereinfachung der vielen Formstücke,
durch gleichmäßige Ausbildung der Verbindungen zu
dienen. Dieses Bestreben ist leider von verschiede-
nen Seiten verkannt worden, und nicht nur die Arbeit
des Verbandes, sondern auch die Person der bei der
Bearbeitung beteiligten Ausschußmitglieder wurden
mit Angriffen überhäuft, gerade aus den Kreisen,
welchen der Verband durch seine Arbeit einen Dienst
zu leisten gehofft hatte. Durch eine, von einzelnen
Personen geschürte Agitation ist gegen die Vcrbands-
Normalicn, leider nicht ohne Erfolg, Stimmung ge-
macht worden, wobei die große Menge natürlich durch
dieBehauptung einer ungeheueren Verteuerung der betr.
Installation durch die neuen Normen leicht gewonnen
wurde. Daß durch Verbesserung eine Verteuerung ent-
stehen muß, ist selbstverständlich, sie erreicht aber nicht
entfernt die behaupteten Zahlen und verschwindet über-
haupt gegenüber den Gesamtkosten eines Gebäudes.
Der Veiband wird sich durch diese Agitation
auch nicht beirren lassen, sondern ist überzeugt, daß
das Gute, was in seiner Arbeit steckt, sich doch noch
Bahn brechen wird. Er hat seine Arbeiten auch fort-
gesetzt, in denen der damit betraute Ausschuß nun-
mehr „Technische Vorschriften über die Anlage
und den Betrieb der Grundstücks-Entwässe-
rungen" fertiggestellt hat, die den Städten als Grund-
lage für die Aufstellung ihrer Ortsstatute von wesent-
lichem Nutzen sein werden. Die Arbeit wird als „Ent-
wurf im Verbandsorgan veröffentlicht, den deutschen
Städten, den Vcrbandsvercincn usw. zugesandt und so
zur öffentlichen Kritik gestellt werden.
Hiermit ist der Ueberblick über die Tätigkeit des
Verbandes abgeschlossen. — <r'<>rtsrutinE foist)
Bücher.
Unser „Deutscher Baukalender" erscheint in den näch-
sten Tagen im 38. Jahrgang in völlig neuer Gestalt,
die ihn schon rein äußerlich von seinen Vorgängern
wesentlich unterscheidet Der Wunsch nach einer dem
praktischen Verwendungszweck noch mehr als bisher an-
gepaßten Auswahl des Stoffes und nach einer noch über-
sichtlicheren Anordnung desselben hat die Herausgeber
veranlaßt, den Kalender vollständig neu zu gestalten.
Sein Stoff wurde dabei in gTößere, sachlich zusammen-
gehörige Gruppen zusammengefaßt, die das Aufsuchen
einer bestimmten Materie sehr erleichtern.
I>cr Inhalt, welcher sich statt der bisherigen 2 Teile
auf 3 Teile - Teil I Taschenbuch, Teil 11 Nachschlage-
buch, Teil III Skizzenbuch — verleilt, hat bei dieser
grundlegenden Umgestaltung eine reiche Vermehrung
erfahren sowohl durch umfangreiche Ergänzung vorhan-
dener wie durch Einschiebung ganz neuer Abschnitte. Es
sei nur hingewiesen auf die Hinzufügung der „Bestimmungen
über die zivilrechtliche Verantwortlichkeit für Leistungen
der Architekten und Ingenieure", einer Gchaltsskala für
die Baubeamten des Reiches und in Preuflen, eines Ab-
schnittes Ober die wichtigsten Bestimmungen aus der sozialen
Gesetzgebung — Kranken-, Unfall-, Invalidität»- und Alters-
versicherung, Haftpflicht usw. — aus der Feder eines er-
fahrenen Juristen; der Bestimmungen über den Bau und
Betrieb von Fahrstühlen, der Sicherhcits- Vorschriften für
elektrische Anlagen usw. im Taschenbuch. Weggelassen
sind hieraus dagegen für 1905 die cisenbahntechnischen
Vorschriften, da bis Ende des laufenden Jahres neue Be-
stimmungen erscheinen werden, die uns noch nicht zu-
ganglich waren. Die alten, dann nicht mehr gültigen Vor-
schriften wieder abzudrucken, erschien nicht rattich.
Einer Umarbeitung, die fast einer Neubearbeitung
gleichkommt, wurden die Abschnitte des II. Teiles über
Festigkeitslehre und Statik der Hochbau- und Brücken-
Konstruktionen unterzogen, deren Inhalt, ein so wertvolles
und lehrreiches Material sie auch boten, doch eine Um-
gestaltung zur Erhöhung der unmittelbaren praktischen
Verwendbarkeit wünschenswert erscheinen ließ. Wir sind
Überzeugt, daß den beiden in der Praxis stehenden Auto-
ren dieser Abschnitte eine wesentliche Verbesserung nach
dieser Richtung gelungen ist
Daß im ührieen alle Kapitel der sorgfälligsten
Durchsicht und Ergänzung unter Berücksichtigung der
neuesten Erfahrungen unterzogen worden sind , braucht
als selbstverständliche Forderung IQr ein jährlich erschei-
nendes Nachschlagewerk kaum erwähnt zu werden.
Als etwas völlig Neues ist dem Kalender noch ein
III. Teil hinzugefügt, der in guten Reproduktionen be-
merkenswerte Bauwerke alter und neuer Zeit wiedergibt
Alljährlich sollen diese Abbildungen durch neue ersetzt
werden, sodaß der Abnehmer de> Kalenders allmählich
im Laufe der Jahre eine reiche Sammlung von Studien-
material erhält, die eine interessante Ucbersicht über die
Entwicklung der alten und modernen Baukunst aller Zeiten
und Länder geben wird. Wir glaubten dadurch unseren
5*>
Kalender in wertvoller Weise zu bereichern. Wir geben
dieser Nummer einige lllustrationsproben bei.
Trotz dieser Erweiterungen und Verbesserungen, die
sich auch auf die äußere Ausstattung des Kalenders er-
strecken, bleibt sein Preis der alte.*) Wir hoffen, daß ihm
auch in seiner verjüngten Gestalt die alten Freunde treu
bleiben werden, und erwarten, daß er sich zahlreiche
neue erwerben wird. —
Bei der Redaktion d. Bl.
Timms & Webb. Die fOntunddreißig Mobelstile.
Acgyptisch, griechisch, romanisch, pompejamsch, byzantinisch,
roli*c h, msurisch, indisch, chinesisch, japanisch, ital. gotisch,
Tudor, ital., tpan. , deutsche, holt. Renaissance, Franeois I.
Henry II., Louis XIII., Elisabethen, Jacobe««, William and
Mary, Queen Anne, Loui» XIV , Georgean, Louis XV .Chippcn-
date, Ince and Mayhew, Heppelwhite, Louis XVI., Sheraton,
K. and J. Adam, Empire, English New Art, l'Art Nouvrau
78 Tat mit rd. 1300 Hobel-Details und Einzelmöbeln. D»rm-
ttadt 1004. Alexander Koch. Pr. in Mappe 48 M.
T. Reckenachuß, R., Prot DieAlbulababn. Vortrag Mit
14 Tat Wien 1904 Verein zur Verbreitung naturwissen-
schaftl. Kenntnisse.
Totenschau.
O. Appelius, Wirkl. Geh. Ob.-Brt. f. Am 27. d. Mts.
starb in Charlottenburg, der erst Ende v. J. aus der Lei-
tung der Bauabteilung im Kriegsministerium ausgeschie-
dene Wirk!. Geh. Ob.-Brt. Oskar Appelius im Alter von
67 Jahren. Appelius trat, nachdem er vorher bei Bahn-
bauten und privatim in Berlin tätig gewesen war, 1876
als Garnison-Bauinspektor in den Dienst der Heeresver-
waltung und wurde 1887 in das Kriegsministerium be-
rufen, wo er 1896 zum Abteilungschef ernannt wurde und
dem er bis zu seinein Ausscheiden aus dem Amte ange-
hört hat. Seit 1898 war er auch außerordentliches Mit-
glied der Akademie des Bauwesens. Lagen auch die
Aufgaben, die ihm durch sein Amt gestellt wurden, vor-
wiegend auf praktischem Gebtete, so daß ihm selbst zu
künstlerischer Betätigung nur ein geringes Feld geboten
war, so glauben wir es doch ihm als persönliches Ver-
dienst anrechnen zu dürfen, wenn auch bei den Bauten
der Heeresverwaltung im letzten Jahrzehnt mehr und
mehr das Bestreben hervorgetreten ist, innerhalb der
möglichen Grenzen den praktischen Zweck auch mit einer
ästhetisch wirkenden Form zu verbinden. In früheren
Jahren hal Appelius auch in lebhafter Weise an den all-
gemeinen Fragen des Baufaches Anteil genommen und isl
sowohl im Berliner Architekten- Verein wie im Verbände
deutsch. Arch - u. Ing -Vereine, deren Vorständen er zeit-
weilig angehört hat, ein tätiges Mitglied gewesen. —
•) 3JD M. tri) I jcb., tl u III brvfchirrt. Teil I mit VrwMuB 4 hl.
Inhalt : l>ie XVI- Wiadcrverummlunjc de«. Vetr.andr.. deutscher Archi-
tektin- und Ingeln. iii-Y, K-iur zu lXl^rldurf vom ta. bis 14 Srptcmber 1904
iKortHrtrun^ 1. — Z.it hrdffDurjj*, der Tc':hmsrlvct) llorhbrhule in t>arui£. —
illitliff, — T.>iltr:j>.. hrtit.
Verlag der l>eut».-r>.-ii lUutrituac, C, m. b. H , Betbn. Kdx die Redaktion
verantwortL i. V. f. fciielen, Berlin. Urnen vo« WUh. Cr«»«, Berlin.
No. 8a
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*
* XXXVIII. JAHRGANG IDOi * * N<>- 81 *
Google
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 81. BERLIN, DEN 8. OKT. 1904
Neuere badische Architektur.
(Fortsetzung aas Ho. 77.1 Hiemi ein« Bildbeilage, sowie dir Abbildungen auf Seite y><, und
as im Vorhergehenden geschilderte palast-
artige Üopuelwohnhaus enthalt, wie bereits
angedeutet, den Zugang zur Baisch-Straße,
einer nicht durch-
No. 78.
abhängige Formen auszubilden. Eine Reihe von Einzel-
heiten, die wir von verschiedenen I läusern wiedergeben,
mögen von der Formensprache ein näheres Bild geben.
gehenden Privat-
straße. an welcher narh dem
Lageplan S. 479 sechs Ein-
familienhäuser beiderseits in
rhy thmischer Weise dcrarlauf-
gereiht sind, daß zwischen je
zwei Häusern ein nicht großes,
aber angemessenes Stück Gar-
ten verbleibt. Die Grundrisse
der Häuser sind dem Wohnbc-
dOrfnisse einer Familie zweck-
mäßig und intrefflichcrRaum-
gestaltung angepaßt und es ist
bei ihnen der Grundsatz ver-
folgt, den Charakter des Ein-
familienhauses auch in der
malerisch gruppierten Erschei-
nung des Aeußeren zum Aus-
druck zu bringen. Die Wahl
der Materialien erfolgte in aus-
gesprochencrWeise mit Rück-
sicht auf die farbige Erschei-
nung der Häuser, welcher die
gleiche Rolle zugewiesen ist,
wie der Fortnensprachc der-
selben. Die Ausführung des
Mauerwerkes geschah meist
in grünlichem, jedoch auch in
rotem und weißem Pfälzer
Sandstein, wobei dieFassaden
teils hammerrecht gemauert,
teils weiß verput/t, teil
Schindeln und teils mit farbi-
gen Kacheln bekleidet wurden
Wo es ohne erheblicheren Auf-
wand angängig war, ist selbst
dem Gold eine Mitwirkung in
der Farbensymphonie der ein-
zelnen Häuser zugewiesen.
Die Ausstattung des Inneren
ist gut bürgerlich. In der
Formensprache zeigt sich teils
eine individuelle Behandlung
des romanischen Stiles, teils
ist der Versm.li gemacht, von
der Ueberlieferung völlig un-
l üi am Hause Baisch-StraJic 3.
5°'
dby Gc
Die Bauzeit betrug durchschnittlich nur 7 Monate, die worden, welche in hohem Maße das erfolgreiche
Baukosten schwankten zwischen 30000 und 32000 M. Streben künstlerischer Neubildungen mit den prakti-
Mit der Anlage der vornehmen und ruhigen Baisch- sehen Bedingungen behaglicher Wohnlichkeit ohne
Straße, ist Karlsruhe um eine Baugruppe bereichert großen Aufwand zu vereinigen sucht. --
. iFoft.HMJiig tolgt.l
Zum Entwurf einer neuen Bauordnung für Dresden.
Von J. Stflbbcn, Dr.-lng.
— Tas Bauwesen der Stadl Dresden ist bisher geregelt erstrecken; die Kosten des Uebermaßes tragt die Stadt,
durch die Stadlbauordnung von 1837, die Straßen- Die Zahlungsverpflichtungen können unter erleichternden
bauordnung von 1897, das sächsische allgemeine Bedingungen durch die stadtische Grundrcntcnanstalt oder
Baugesetz von 1000, eine große Anzahl nach einander die Landeskultur - Rentenbank vermittelt werden. Auch
entstandener, teils für das ganze Stadtgebiet, teils nur die auf die Stadl entfallenden Straßen- bezw. Platzanlage-
fflr Teile desselben geltender Baupolizei - Vorschriften, kosten usw. können durch Ortsstatut ganz oder teilweise
und endlich die Bauordnungen der eingemeindeten Vor-
orte. Allein die Zahl der vorgenannten, nach einander
entstandenen Baupolizei -Vorschriften beträgt 73; sie ent-
halten 750 Paragraphen und nehmen in der Ortsgesetz-
Sammlung über 350 Druckseiten ein! Eine angenehme Be-
rufspflicht sowohl für den bauenden Architekten, als für
den prüfenden Beamten, sich in einer solchen Sundflut
von Bestimmungen zu recht zu finden! Aber auch eine
schwierige Aufgabe, in einer neuen Dresdner Bauordnung
diese Bestimmungen zu vereinheitlichen und den gesuno-
heitlichen, sozialen, technischen und künstlerischen Fort-
schritten anzupassen. Dem Stadtrat Dr. Kretzschmar
ist diese Aufgabe zugefallen. Sein Entwurf, von vorn-
herein als Entwurf No. 1 bezeichnet, ist zahlreichen Be-
hörden, Dienststellen und Vereinigungen (darunter nament-
lich dem Dresdner Architekten-Verein sowie dem Sachs.
Ingenieur- und Architekten-Verein) zur Begutachtung zu-
fegangen und, nachdem deren Wünsche in beträchtlichem
"mfange Berücksichtigung gefunden hatten, im „Baupoli-
zei-Ausschusse" einer eingehenden Beratung unterzogen
worden. So hat er die Fassung No. a erhalten und liegt
nunmehr dem königl. Ministerium des Inneren zur vorlau-
figen Prüfung vor. Alsdann soll der Entwurf, um die
?hlußfassung des Stadtrates zu erleichtern, einer eigens
zu diesem Zwecke eingesetzten Katskommission von fünf-
zehn Mitgliedern unterbreitet werden. Obschon hiernach
noch manche Abänderungen zu erwarten sind, ist er doch
schon in den Fassungen 1 und 3 ein höchst wertvolles
Werk, das uns in die Dresdner baulichen Verhältnisse und
Bestrebungen einen lehrreichen Einblick verschafft und
uns zeigt, wie ausgedehnt und vielgestaltig das durch die
Bauordnung einer Großstadt zu regelnde Interessengebiet
und wie ungenau die Vorstellung ist, als könne man durch
wenige grundsätzliche Bestimmungen und durch die Linien
eines Bebauungsplanes die Fülle von Bedürfnissen und
Abstufungen erschöpfend berücksichtigen, denen die Re-
gelung der baulichen Interessen einer großen Gemeinde
naturgemäß unterliegt.
Der erste Teil behandelt Feststellung und Wirkung
der Bebauungspläne. § 8 enthält zwei wichtige Un-
terschiede gegen das in Preußen geltende Recht. Wäh-
rend bei uns die Beschränkung der Baufreiheit erst durch
den Bebauungsplan eintritt, ist in Dresden die Feststellung
eines Bebauungsplanes Vorbedingung der Baucrlaubnis.
In Preußen lauten die Aufstellung des Bebauungsplanes
und die Festsetzung baupolizeilicher Bestimmungen neben
einander her; erstere ist Aufgabe der Gemeinde- Ver-
tretung und Gemeinde -Verwaltung, letztere ist Sache der
(staatlichen) Polizei Auch wo die Polizcigewalt an Ge-
meindebeamte übertragen ist. steht der Gemeinde -Ve r-
tretung kein Einfluß zu auf die Bauordnungs- Vorschriften.
treiung Kein fciniiuu zu aut die Bauordnungs- vorschntten. bau verlangt, fticht bedenkenfrci ist die Hcschränkuni;
In Sachsen dagegen besteht der %on den Gcmeindebe- der Dachncigung der Hintcrlandbebauung in Klasse B I auf
solchen Besitzern, denen die Mehrflächc des öffentlichen
Verkehrraumes zugute kommt, nach Maßgabe ihres Vor-
teiles zur Ijist gelegt werden; hierfür sind Beiträge nach
Frontmeiern fesigesetzt oder testzusetzen.
Der dritteTeil handelt von der Umlegung und Ent-
eignung der Grundstücke auf Grund des allgemeinen
Baugesetzes. Die Umlegung wird Über die 54 bis 58
des allg. Bauges. hinaus dadurch angeregt, daß, abgesehen
von Eckgmndstückcn, jede neue Baustelle bei geschlosse-
ner Bauweise auf mindestens i7n> Tiefe rechtwinklig zur
Fluchtlinie abgegrenzt werden muß. Bei Enteignungen hat
der Eigentümer sich auf die Entschädigung die Werter-
höhung anrechnen zu lassen, die der verbleibenden Grund-
fläche aus dem Unternehmen erwächst. Dies gilt auch bei
Kürzung bebauter Grundstücke durch neue Fluchtlinien
und ist eine grundsätzliche Verschiedenheit von den Vor-
schriften des preußischen Enteignung«- Gesetzes.
Der vier t eTeil bringt die Einteilung dcrBauklassen.
Es sind davon 5 für geschlossene Bebauung, 8 für offene
Bebauung festgesetzt Abgestuft sind die Vorschriften
über das Verhältnis der Gebäudehöhe zur Straßenbreite,
über die Maximalhöhe, die Geschoßzahl, die Hofgrößen
und den Dachausbau. Die Größthöhe beträgt in den ersten
drei Klassen des Reihenbaues 2a1", in der vierten 18™, in
der fünften 15 ra bis zum Dachgcsim.«. Die größte Geschoß-
zahl beträgt in den obersten drei Klassen 5, in der vierten
Klasse 4 mit Dachausbau, in der fünften Klasse 3 mit Dach-
ausbau oder 4 ohne diesen. Zur Ermittelung der Mindcst-
llofgröße werden in Klasse I die Grundstücke In drei hinter-
einander liegende Streifen geleilt, von welchen der erste
bis zu iom, der zweite bis zu 20«», der dritte bis zu 30 m
parallel der Bauflucht sich erstreckt. Die Berechnung des
von der Streifenleilung unabhängigen Hofraumes erfordert
•/,<, des ersten, »,',„ des zweiten. » „, des dritten Streifens
plus */io der Restflächc. I lofgcmcinschaftcn sind untcrUm-
ständen zugelassen. Im übrigen wäre es erwünscht, daß
die ausführlichen Einzel-Bestimmungen über Hintergebäude
und Hofabmessungen noch mehr Rücksicht auf den Lieht-
einfallwinkel nähmen. Vielleicht wäre dadurch eine Ver-
einfachung zu erreichen.
Die Bauklassen für offene Bebauung unterscheiden
sich hauptsächlich nach der Wichbreite, der Geschoßzahl,
der Zulässigkeit des Gruppenbaues und der Hinterland-
Bebauung. Die Mindest- \\ ichbreite wechselt von 4,5 bis
iom, die zulässige Geschoßzahl von 2 bis 4 mit oder ohne
Dachausbau. Gruppenbauten sind in zwei Bauklassen A
undC Oberhaupt nicht gestaltet; hier herrscht also die offene
Bauweise in ausgesprochenster Art. In der Klasse A wird
zudem für die Fassaden die Befriedigung höherer architek-
tonischer Anforderungen und in der Regel reiner Sandstein-
bau verlangt. Nicht bedenkenfrci ist die Beschränku
hörden (Gemciiidcvorstand und Gemeindevertretung» zu
beschließende, von der Staatsbehörde zu genehmigende
Bebauungsplan ausdrücklich sowohl aus den Planzeich-
nungen als aus den zu befolgenden Bauvorschriften.
Im § 9 wird ausdrücklich vorgeschrieben, daß bei
Aufstellung der Bebauungspläne auch auf das Wohnungs-
bedürfnis, sowie auf die künstlerisch schöne Wirkung
des Straßen- und Platzbildes Bedacht zu nehmen ist. Für
die Vorgärten ist die Bestimmung getroffen, daß die-
selben, falls sie nicht lediglich den Zweck haben, eine
künftige Verbreiterung der öffentlichen Verkehrsfläche
vorzubereiten, in der Regel wenigstens 6 ■» tief sein
sollen. Die Art der Feststellung und" die Wirkung der Be-
bauungspläne, auch die Fragen des Schadenersatzes und
der Einziehung öffentlicher Wege, sind in den nachfol-
genden Paragraphen klar behandelt. Es folgen im zwei-
ten Teil die Bestimmungen über die Aulbringung der
Slraßcnbaukosten, die von den preußischen hauptsächlich
dadurch abweichen, daß die Anliegerlcistungen sich im
allgemeinen bis auf 1a m .Straßenbreite, jedoch neben
Platzen, Flußufrrn und Parkanlagen bis auf 24 an son-
stigen einseitig zu bebauenden Straßen auf 15 m Hrcitc
51"
45 Grad, wie uns Uberhaupt die Vorschriften über Dach-
neigung unerwünscht erscheinen. Auch kann das Verbot
des Dachausbaucs bei 3 (oder 4) Vol (geschossen trotz der
Bestimmung, daß in diesem Falle auf eine möglichste Be-
lebung der Architektur durch Dachaufbauten hingewirkt
werden soll, zu unschönen Gestaltungen führen. - Die
Anwendung einer sogenannten hinteren Bautinie ist nicht
vorgesehen.
Zwar ist die Mannigfaltigkeit der baupolizeilichen Be-
stimmungen in einer Großstadl unvermeidlich ; dennoch
aber wird man den Wunsch aussprechen müssen, daß es
gelingen möge, unbeschadet des tuten Zweckes die aus
den tabellarischen Uebersichtcn Uber die geschlossenen
und offenen Bauklassen ersichtliche Vielheit etwas ein-
zuschränken.
Die Vorschrift, daß Straßenecken von 90 oder weniger
Winkelgraden in der Regel bis auf 3 ™ diagonale Länge
abzukanten oder abzurunden sind, schießt nach unserer
Meinung übers Ziel Unter Umständen genügt dic-cs Maß
der Abkantung nicht für den Verkehr, in sehr vielen ande-
ren Fällen aber ist die Eekverbrechuni; entbehrlich. Die
Bestimmungen über den Vorsprung von Erkern und anderen
No. 8t.
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Gebäudeteilen vor die Fluchtlinie erscheinen sachgemäß;
insbesondere kann das Vorsprungmaß von io-50cm bei
den verschiedenen Straßenbreiten die Feststellung getrenn-
ter Kaulinien und Vorsprunglinien , wenn auch vielleicht
in unvollkommener Weise, ersetzen. Die Vorschrift, daß
vor Gebäuden, die hinter die Fluchtlinie zurückgestellt
werden, da« Grundstück in der Fluchtlinie einzufriedigen
ist, dürfte nicht anzuwenden sein auf die Fälle, wo die
Zurückstellung nur den Zweck hat, größere Ausladungen
und Fassadenvorsprünge zu ermöglichen. In der offenen
Bebauung herrscht hinter der V'orgartenlinie eine gewisse
Freiheit in der Stellung der Gebäude. — „Bei Straßen,
die für den Verkehr von Bedeutung sind oder künftig
weiden, oder sonst in bevorzugter Lage sich befinden,
und bei Plätzen können an die Bebauung der Grundstacke
höhere architektonische Anforderungen gestellt werden".
— Die Zulässigkcit von Dampfkesseln und von gewerb-
lichen Anlagen, auch von Krankenhäusern, Kindcrbewahr-
anstallen u. dergl. ist nach den verschiedenen offenen und
geschlossenen Bauklasscn eingehend geregelt.
Auf die im fünften Teil enthaltenen konstruktiven
Vorschriften, auf Treppen, Dächer, Feuerungen, Aborte usw.
einzugehen, fehlt hier der Kaum. Eine knappere Fassung
der bezüglichen Vorschriften wäre erwünscht. Vortrefflich
Ist die Bestimmung, daß zu jeder selbständigen Wohnung,
zu jeder Werkstatt und soweit tunlich zu jedem selbstän-
digen Ladenraum ein besonderer Abort gehören muß.
Räume zum dauernden Aufenthalt von Menschen müssen
wenigstens 2,85™ i. L. (ausnahmsweise 2,60™» hoch sein,
eine verständige Bestimmung angesichts übertriebener For-
derungen in anderen Städten. Die Fensterfläche soll 1 !,„ der
Fußbodenfläche betragen. Wichtig sind die, in wenigen
Bauordnungen sich findenden Vorschriften überdie Größe
der Wohnungen: die Mindestforderung besteht in einem
heizbaren Wohnraum und einem Schlafraum, zusammen
wenigstens 301"» groß, ferner einer Küche und einem Auf-
bewahrungsraum. Dazu kommt die Forderung, daß „die zu
einer Wohnung gehörigen Räume in der Regel unter einem
Verschluß liegen" sollen. Hoffentlich erweisen sich diese
ausgezeichneten Bestimmungen des § 142 ohne Schwierig-
keit als durchführbar. Für die meisten Städte würde die
Annahme ähnlicher Vorschriften einen namhaften Fort-
schritt bedeuten.
Kellerwohnungen sind nicht ganz ausgeschlossen, aber
dadurch ihrer gesundheitlichen Nachteile fast entkleidet,
daß sie nicht nach Norden liegen dürfen, das Sonnenlicht
unter einem Winkel von 45° empfangen und hinsichtlich
ihrer Höhenlage, Beleuchtung und Isolierung strengen Vor-
schriften genügen müssen; auch darf auf jedem Grund-
stück nur eine Wohnung im Kellergeschoß hergestellt
werden. Für Wohnungen im Dachgeschoß sind ebenfalls
.sachgemäße Bestimmungen vorgesehen.
,Fttr Einfamilienhäuser", so lautet der wichtige § 147,
„für Wohnhauser mit nicht mehr als zwei bis drei kleinen
Wohnungen, für Landhäuser zur vorübergehenden Be-
nutzung und dergleichen Gebäude kann die Bauausführung
durch weniger weitgehende Anforderungen erleichtert wer-
den. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Geschoßhöhe,
Stärke und Herstellungsart der Umfassung*- und Mittel-
mauern, Breite und Herstellung der Treppen (insbeson-
dere ohne Putz oder andere unverbrennlichc Verkleidung
der Untenseite), Lage der Aborte u. dergl." Streng ge-
nommen enthält dieser Paragraph indes nur ein unausge-
führtes Programm ; die Ausführung sollte nicht in das freie
Ermessen der Polizeibehörde gestellt, sondern durch be-
stimmte, mildere Vorschriften gesichert werden. Es scheint
freilich, daß die inrede stehenden kleinen Häuser in Dres-
den — wie im Osten überhaupt — trotz dahin gerichteter
Bestrebungen leider noch zu sehr eine Ausnahme bilden,
um schon den Erlaß eingehender, auf das kleine Haus zu-
geschnittener Bestimmungen fordern zu dürfen.
Der sechste bis neunte Teil des Krctzschmar'schen
Entwurfes beziehen sich auf Schutzmaßregeln bei der Bau-
ausführung, auf die polizeiliche Beaufsichtigung der Bauten,
auf Baupolizeigebühren und Uebergatigsvcrhälinissc. Es
ist hier nicht der Raum vorhanden, auch auf diese Dinge
näher einzugehen.
Der sehr beträchtliche Umfang, aus 190 Paragraphen
bestehend, ist überhaupt eine vom Dresdner Architekten-
Verein mit Recht hervorgehobene Schattenseite des Ent-
wurfes. Es wäre zu wünschen, daß außer den Verbesse-
rungen und Verschlechterungen, denen er noch entgegen-
geht, auch Kürzungen vorgenommen würden, bevor er
geltendes Recht wird. Viele Bestimmungen, so namentlich
die Klasseneinteilung und deren örtliche Verbreitung über
den Stadtbezirk, entziehen sich teilweise oder ganz dem
Urteil des Fernstehenden. Das aber ist sicher daß die
Krctzschmar'sche Arbeit hohe Anerkennung verdient Mag
man noch so viele Beteiligte hören oder mag man, wie in
Stuttgart, noch so viele wissenschaftliche und andere Gut-
achten sammeln: in einer solchen, von materiellen und
geistigen Interessen so stark durchsetzten Materie werden
wirkliche Fortschritte nur erzielt durch den von Einsicht
und Sachkunde getragenen starken Willen der zuständigen
Behörde, besser gesagt: der zuständigen Personen. Die
Mitwirkung anderer soll dadurch nicht für überflüssig er-
klärt werden. Einsicht, Sachkunde und Wille sind in
Dresden vorhanden. Und so darf man vertrauen, daß
aufgrund des vortrefflichen sächsischen allgemeinen Bau-
gesetzes dasjenige erreicht werde, was auch in Stuttgart
trotz heftiger Kampfbewegung als grundsätzlich zu er-
strebendes Ziel allgemein anerkannt wird, nämlich: eine
die Forderungen der Hygiene, der Volkswirt-
schaft, der Sozialpolitik" und der Technik nach
Möglichkeit erfüllende ßauordnung, deren Vor-
schriften über Weiträumigkeit, Gebäudehöhe,
Gebäudeabstand und Gebäude-Konstruktion sich
abstufen unter Berücksichtigung der örtlichen
Verhältnisse und wirtschaftlichen Möglichkeiten
einerseits und der sozialen Bedürfnisse der Be-
völkerung anderseits. Dabei i»t das wesentliche nicht
eine utopische Vollkommenheit, die es nicht gibt, son-
dern ein entschiedener und allmählicher Fortschritt zum
Besseren. -
Entwicklung des stadtischen Schnellverkehrswesens seit Einführung der Elektrizität.
jas den Betriebs-Koeffizienten betrifft, so be-
wegt sich dieser, abzüglich Steuern und Abgaben,
bei allen Bahnen in der Hohe von rd. 5o"irv Daß er
trotz der hohen Tarife in den Vereinigten Staaten nicht nie-
driger ist, als bei uns, hängt damit zusammen, daß auch
die Ausgaben, namentlich die Personalkostcn, drüben er-
heblich nöher sind, als hierzulande. Im allgemeinen ist
ein Steigen des Betriebs-Koeffizienten trotz wachsenden
Verkehres bei vielen Unternehmungen festzustellen.
Der Reingewinn in Prozenten des gewöhnlichen
Aktienkapitals nach Abzug der Schuldenzinsen und aller
Ausgaben liegt im allgemeinen unter 4%. Kur die Pariser
Untergrundbahn ist bisher in der glücklichen Lage ge-
wesen, über 4% Dividende zu verteilen, was begreiflich
ist, da sie gewissermaßen den Tramdienst mit versieht.
Die Zentral-Londonbahn hat bisher andauernd 4% ver-
teilt und die Manhattanbahn hofft, durch die Umwandlung
trotz der vermehrten Kapitaleinlage über 4% zu kommen.
Alle anderen Bahnen haben auf die gewöhnlichen Aktien
weniger gebracht. In ungünstiger Lage befindet sich auch
die Liverpoolcr Hochbahn, von der man eine gebesserte
Wirtschaftlichkeit erhofft, sobald der in Ausführung be-
griffene Anschluß an die soeben auf elektrischen Betrieb
umgewandelte 30^™ lange Liverpool Southport- Linie (s.
den Plan auf der Beilage zu No. 15) fertig sein wird. Auch
die ietzt elektrisch betriebene Merscvtunnelbahn soll mit
der letzteren verbunden werden. DerHöhe der Dividenden
8. Oktober 1904.
entspricht natürlich auch der Kursstand der Aktien.
Die Feststellung eines richtigen Tarifes für ein Schnell-
vcrkchrs-Unternehmen sollte eine der größten Sorgen der
Beteiligten sein. In Deutschland ist ein Einheitstanl schon
deshalb nicht durchführbar, weil wir keine dafür passende
Münze besitzen. Ein Einheitsfahrpreis von 10 Pf. wäre
unter allen Umständen zu niedrig und der Preis von 15 Pf.
erscheint für die derzeitigen Berliner Verhältnisse als
Durchschnitt zu hoch. Man hat sich infolge dessen bei der
Hochbahn zum System der Staffelung bequemen müssen,
das den schon genannten Durchschnitt von 12,35 Pf. er-
gibt, während nach den Vorausberechnungen ein Erlös
von 12 Pf. mindestens sichergestellt schien, der erforder-
lich war, um nach kurzer Zeit auf eine Dividende von
4°, 6 zu kommen. Zu dem Zweck war ferner die Führung
zweier Wagenklassen notwendig, die sich auch im Be-
triebe durchaus bewährt haben, da 15% aller Fahrgäste
die höhere Wagcnklassc benutzen: das Erträgnis auf die
Person wird dadurch um 1 Pf. aufgebessert.
Die angeführten Talsachen zeigen die Wichtigkeit, hei
jedem ins Leben zu rufenden Schnellbahn-Unternehmen
die wirtschaftliche Seite, die Fragen de» Betriebes und
des Fahrplanes, und den Tarif mit peinlichster Sorgfalt
zu studieren, und namentlich auch übertriebenen Anfor-
derungen, welche hierin wohl vonseiten des Publikums
oder auch gar der Gemeinden erhoben werden, auf das
entschiedenste entgegenzutreten.
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ife der Pariaer I n'
an der Porte Haillot
Abbildg. ai.
Schleife
de* SOdringe*
der Pariser
Untergrund-
bahn
an der Place
de ITtoile.
Nach diesen Bemerkungen Ober die wirtschaftliche
Stellung der Schnellbahnen erübrigt nur noch, über die
Art der Betriebsführung einige Worte nachzutragen, um
zu erläutern, welche Rücksichten hierfür bei der ersten
Anlage der Bahnen zu nehmen sind.
Es ist darüber viel ge-
stritten worden, ob es zweck-
mäßiger sei, die Linien eines
Schnellbahnnctzes von einan-
der unabhängig zu betreiben
oder mit einander derart zu
verschmelzen, daB über ein
und dieselbe Strecke Züge
vcrschiedcnerRichtungen hin-
übergclcitet werden In Paris,
wie auch bei den neuen Lon-
doner Untergrundbahnen ist
streng daran festgehalten, die
Linien von einander loszu-
lösen und selbständig zu be-
treiben, während man in Nord-
amerika insbesondere, wie die
Bostoner und New-YorkerBei-
spiclc zeigen, kein Bedenken
trug, die Betriebe nach Gut-
dünken zu verzweigen. Auch
davor scheut man drüben nicht
zurück, die Gleise verschiede-
ner Richtungen an den Ab-
zweigungen einander in Schie-
nenhöhe kreuzen zu lassen.
Unter Hinweis auf Boston ist
z. B. anzuführen, daü selbst
über Gleisdreiecke, deren
Kreuzungen in Schienenhöhe
liegen, der Schnellbahn-Zug-
verkehr ohne weiteres durch-
geführt wird (vergl. Abbilds, a,
Seite 467), während ich mich
selbst mit Erfolg bemüht habe,
eine derartige Form de» Gleis-
dreieckes der Berliner Hoch-
und Untergrundbahn, die an-
fänglich beabsichtigt war, zu
beseitigen und die Kreuzun-
gen durch Ueber- und Unter-
führungen zu ersetzen. Das
amerikanische Vorbild kann
hierzulande umsoweniger zur
Nachfolge ermuntern, als be-
kanntlich die Korderungen, die
bei uns im Interesse der Ver-
kehrssicherheit gestellt wer-
den, erheblich höher sind, als
drüben. So
t/n tan
SchlrWr
Abbildg. 04. Anordnung
der Schleife der Union-
Hochbahn in Chicago.
Abbildg »3. Schleifen des Süd- und Nordiiugea der Pariser Stadlbahn an der Place de la Nation.
Madison Str
1 Z X
Abbiidf 35 Station der Un ~on -Hochbahn in der Waba*h Avenue an der Maditon Str. in Chicago
Stiitlr uKlidrm \1 ittrUrrg ,
l.i
von dm Hahn*1ciccn nach dem Millrltifu;
rislallril (dt FMWMI
Z Zuiiüiigr von d
W Wmlrraum»;
Z /■'..!■ _<■ v..o .h-m M n.-!-trs iiarh d«i Wai U
llumm um! HahnMt'ii;cn ;
Die tariataca dm (Slrjaca »tihmdrn lleile bricichnru Üc Millen, an dimn dir Muloiwafcn
\ A
V Bi
M
S FahiknMrir'.'-iullf-t
50»
N... 81
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bei der Entscheidung, ob man die Linien von einander
loslösen statt mit einander verflechten soll, mehr dem
Pariser Vorbild zuneigen und sich der Schwierigkeiten
erinnern, die beispielsweise seit jeher bei Durchführung
einer dichten Zugfolge an den Einführungs-Stellen des
Vorortverkehres auf den Londoner Untergrundbahnen
sich ergeben haben. Derartigen Bctricbserschwcrungen
sollte man für die Folge soweit als möglich aus dem
Wege gehen. Das reisende Publikum ist allerdings bei
der Anordnung selbständiger Linien an den Treffpunkten
zu öfterem Umsteigen genötigt, was nicht gerade bequem
ist, aber durch zweckentsprechende Anlage der Anschluß-
bahnhöfe sehr erleichtert werden kann und tatsächlich zu
Klagen keinen AnlaB gibt. In Berlin wird man auf diesen
Punkt bei den neuen Planen wohl zu achten haben.
Ein weiterer Punkt, der zu Erörterungen Anlaß ge-
geben hat, betrifft die Art, wie man die Bahnlinien an
wie wir sie in der sogen. „Union Loop" in Chicago ver-
körpert sehen. Hier sind im Herzen der Stadt um eine
Anzahl Hauserblocks auf gemeinsamem Viadukt zwei
Gleisringe angelegt, an deren jeden zwei Hochbahnen an-
geschlossen sind, wie dies Abbildg. 24 zeigt Um zu dem
inneren Ringe zu gelangen, müssen die Zöge selbstver-
ständlich den Außenring kreuzen. Der Betrieb hat sich
trotz der an einigen Kreuzungspunkten errichteten treff-
lichen Sicherheitsanlagen mit der Zeit so schwierig ge-
stattet, daß die beiden Ringe derart mit Zügen überfüllt
sind, daß sie einander häufig reihenweise auf knappe Zug-
länge folgen. Die Ordnung des Betriebes kann nur auf-
recht erhalten werden, indem die Züge auf diesen Ringen
Schritt fahren. Es ist daher in Aussicht genommen, die
Schleife demnächst so umzugestalten, daß jede Bahn ihre
besondere, von den anderen Bahnen unabhängige Schleife
erhält. Die Form der Bahnhöfe auf der Unionschleifc ist
Neuer« badlache Architektur. Hluergrappe «o der Baiach-Strafle 4 o. 6 io Karlsruhe. Architekt: Prof. Herrn. Bill iag in Karlsruhe.
den Endpunkten ausbilden soll, ob es zweckmäßiger ist,
die Züge an den Enden mittels Schleifen oder in Kopf-
gleisen abzufertigen. Die Anlage von Schleifen bietet
gegenüber der Anordnung von Kopfgleisen den doppelten
Vorteil, daß die Züge bei der Rückkehr keinerlei andere
Zugrichtungen zu kreuzen brauchen und stets dieselbe
Fahrrichtung beibehalten können. Vielfach wird daher
der Schleife der Vorzug gegeben, die in Paris grundsätz-
lich an allen Linien- Endpunkten zur Durchführung ge-
kommen ist Die Abbildgn. ai — 33 machen diese Anord-
nung deutlicher. Auch in Amerika werden die Vorteile
der Schleife voll gewürdigt; man hat hier insbesondere
noch geltend gemacht, daß sie eine flottere Abfertigung
des Verkehres ermöglicht. Unter Umständen hat man
aus diesem Grande wohl auch mehr als eine Linie an
dieselbe Schleife gehängt und ist so zu Formen gekommen,
8. Oktober 1904.
infolge ihrer Benutzungsweise wenig einfach, wie die
Abbildg. 25 erkennen läßt
Hinsichtlich der Bctricbsfflhrung auf elektrischen
Schnellbahnen ist von den Anhängern des elektrischen
Betriebes insbesondere geltend gemacht worden, daß die
neueren Systeme, die Zugkraft Ober den ganzen Zug zu
verteilen und entweder jeden einzelnen Wagen mit selbst-
ständiger Treibkraft /u verschen oder doch Gruppen von
a, 3 oder 4 Wagen zu einer Blockzugabteilung zusammen-
zufassen und die Züge durch An- oder Abstoßen derartiger
Abteilungen zu verlängern oder zu verkürzen, es ermög-
lichenwürden, in der Zugstärke sich tagüber dem jeweiligen
Verkehr möglichst scharf anzupassen. Diese Anschauung
hat sich als durchaus irrig erwiesen, da der Verkehr sich
im Laufe des Vormittags nach der Stadt, im Laufe des
Nachmittags von der Stadt bewegt, also die vormittags in
5°5
Gc
die Stadt hineinfahrenden Zöge dort bis zur Rückkehr am
Nachmittage bei Seile gestellt werden m afiten und umge-
kehrt Zuerst ist wohl auf der Südseite- Hochbahn in Chi-
cago versucht worden, in solcher Weise mit der Zugstärke
dem Verkehr möglichst zu folgen, um hier die vorteile
des Vielf achschaltungs-S ystems von S p r a g u e, bei dem jeder
Wagen seinen besonderen Motorenantrieb hat und dennoch
wie bei allen derartigen Systemen die Steuerung einheit-
lich von der Spitze des Zuges stattfindet, in möglichst
günstiges Licht zu stellen. Da sich jedoch ergeben hat,
daß auch hier praktisch die Zugstarke im Laufe des Tages
nur geringen Aenderungen unterworfen werden kann, so
hat man neuerdings andere Zwei- und Mchrfachschallungs-
Systeme, wie die vonSicmcns ä Ilalskc, von Wcsting-
house und der Amerikanischen General Electric Company
(ThomsonHouston)bevorzugt,bei denen die Zugbildung
mittels Blockzugabteilungen erfolgt. Aehnlich ist auch bei
der Hoch- und Untergrandbahn in Berlin verfahren. Der
Betrieb mit elektrischen Lokomotiven erscheint für den
Stadt-Schnellverkehr abgetan.
Zur Beseitigung des Lokomotivbetriebes haben die Er-
fahrungen auf der Zentral-Londonhahn wesentlich beige-
tragen, auf der man sich infolge eigenartiger Erschütte-
rungen, die sich aus der Tiefe an die Erdoberfläche über-
trugen und von den Bewohnern sehr unliebsam empfun-
den wurden, zur Beseitigung des Lokomotivbetriebes ge-
zwungen sah.
Was die Vielfacbschaltungs- Systeme betrifft, so sind
die Sprague'schen Patente von der General Electric und
der Thomson Houston Gesellschaft aufgekauft und sodann
die beiden Systeme zu einem einheitlichen verschmolzen
worden, das auf der Zentral Londonbahn, der Grcat Northern
und City, den New- Yorker Hochbahnen und der Ncw-
Yorker Untergrundbahn, den Bostoner Hochbahnen, der
Chicagoer Südseite-Hochbahn usw. angewendet wird, wäh-
rend die Brooklyner Hochbahnen, die Mcrsey-Tunnclbahn,
die Speyer-Gruppe in I-ondon usw. das Westinghouse'.schc
System zu bevorzugen wünschen.
Was endlich die Art der für den Schnellbelricb in
Großstädten zur Verwendung kommenden elektrischen
Kraft betrifft, so möchte ich noch hinzufügen, dafl man
sich bisher so gut wie ausnahmslos auf den Gleichstrom
beschrankt hat, der in bekannter Weise von dritter Schiene
abgenommen wird. Daß man den Gleichstrom bei größerer
Entfernung des Hauptkraftwerkes vom Verwendungen auf
Untcrstationcn mittels Wechselstrom-Generatoren erzeugt.
die ihrerseits vom Hauptkraftwerk betrieben werden, Ändert
am System nichts. Es ist bekannt, daß die Bemühungen
der Firma Ganz & Co. in Budapest, die Umwandlung der
Londoner Distriktsbahn in der bei der Veltliner Bahn an-
gewendeten Art zu bewirken, gescheitert sind. Im Valtellin
wird der vom Hauptkraftwerk bezogene hochgespannte
Drehslrom an der Linie herabtransformiert und in den
Fahrzeugen als Drehstrom von 3000 Volt Spannung ver-
wendet. Beachtung finden neuerdings Versuche auf der
4km langen Linie Niederschöne weide— Spind lersfeld
bei Berlin, bei denen einphasiger Wechselstrom von 6000
Volt Spannung für den Antrieb verwendet wird, wie denn
überhaupt die Ausbildung von Einphasenmotoren jetzt bei
allen großen elektrischen Firmen auf der Tagesordnung
steht Gleichstrom wird dagegen nur mit .Spannungen
von 600 - 700 Volt verwendet.
In Bezug auf die Krafterzeugung verdient die Um-
wälzung, die sich auf dem Gebiete der Dampfmaschinen
vollzieht, besondere Beachtung. Die Dampfmaschine wird
von der Dampfturbine verdrangt. Das große Kraftwerk
zu Chelsea bei London hat to Parson'sche Dampfturbinen,
deren jede einen Generator von 5500 Kilow. antreibt. Die
New-York-Zentralbahn hat 8 Turbinen-Generatoren von je
50C0 Kilow. in Bestellung gegeben usw. —
Indem ich hiermit meine Ausführungen schließe, hoffe
ich gezeigt zu haben, daß wir im Ausbau elektrischer
Schnellvcrkehrsmittel den Anfangszustand bereits weit
hinter uns haben, daß am weiteren Ausbau dieser stadti-
schen Verkehrsanlagen allerorten mit größtem Eifer ge-
arbeitet wird. Das schließt indessen nicht aus, daß auf
diesem Gebiete noch große Verbesserungen möglich sind,
die hoffentlich auch uns in den Stand setzen, die Zug-
folge und die Fahrgeschwindigkeit auf diesen Bahnen noch
weiter zu erhöhen und den Bau und Betrieb zu verbessern
und zu verbilligen. Daß man in der einen oder anderen
Richtung nicht ohne Erfolg tätig gewesen ist, lehrt das
Beispiel der Schwebebahn, die ohne Zweifel eine der
genialsten Neuerungen auf dem Gebiete des großstädt
Verkehrswesens darstellt und die Feuerprobe der prak-
tischen Anwendung in den Nachbarstädten Barmcn-Elber-
feld siegreich bestanden hat. Möchten meine Ausführun-
gen dazu beilragen, daß auch in unserem engeren Vater-
landc der Frage der großstädtischen Schnellvcrkehrsmittel
mehr als bisher die im Interesse der großstädtischen Be-
völkerung nötige Fürsorge zugewendet wird. —
Kemmann.
Eine Eisenbahn durch den Großen Salzsee in Nordamerika.
Von Rcg-Bmstr. Dr. Ing. Otto Blum.
1 die Linienführung und die technische Ausführung Der bemerkenswerteste Teil der Umbauten umfaßt die
der Eisenbahnen im fernen Westen von Nordamerika in Abbildg. 1, a u. 3 in Lageplan und Längsprofilen darge-
kann man nicht die Anforderungen stellen, die wir stellte Strecke von Ogden nach Lucin, die sich jetzt zur
sonst im Eisenbahnwesen gewohnt sind, mußten doch die Umgehung des Großen Salzsees an dessen Nordseite
Linien in unerforschtem Gebiete, das von wilden Völkern entlang zieht und dabei zwei hohe Gebirgszüge in großen
unsicher gemacht wurde und teilweise vollständige Wüste Langenentwicklungcn und mit verlorenen Steigungen bis
war, geschaffen werden. Beim Bahnbau galt es, wie auch zu 17 0l0O überschreitet Der Verkehr auf dieser Linie
jetzt in unseren Koloniecn, vor allem flott vorwärts zu
kommen, ohne die Zeit in umfangreichen Vorarbeiten zu
vergeuden. Der Mangel an Karten machte das Aufsuchen
der allcrgünstigsten Linie unmöglich, die große Entfernung
von den Stätten der Industrie und die schlechten Wege
verboten große Kunstbauten, wie Tunnel und eiserne
Talübergänge, und es ist daher nicht zu verwundern,
Linienführungen
besteht täglich aus 25 Zügen, von denen die Personenzüge
mit zwei, die Güterzüge aber mit drei Lokomotiven be-
fördert werden, obwohl ihre Länge mit 25 Wagen, also
100 Achsen, für amerikanische Verhältnisse gering ist. Die
UnWirtschaftlichkeit der ganzen Anlage liegt auf der Hand,
und die Angabc der bauleitenden Ingenieure, daß die
236 lange Strecke einer 500 langen ebenen Bahn
in bezug auf den Kohlcnverbrauch gleichkomme, verdient
vollen Glauben. Die im Bau bcgrilfene neue Linie führt
in gerader Richtung von Ogden durch den Salzsee und
die anschließende Wüste auf Lucin zu; ihre Länge er-
mäßigt sich von 236 auf 166 km. also um -jo^m oder
wenn die Linienführungen erhebliche Mängel, wie E
Steigung großer Höhen, ungünstige Längenentwicklungen,
starke, wechselnde Steigungen aufweisen. Da die Eisen-
bahn-Gesellschaften außerdem einen breiten Celändcstrei-
fen und für jedes Kilometer Länge einen beträchtlichen
Geldzuschuß von der Bundesregierung erhielten, so hatten 30 ')„ und die Gesamtsumme der Winkel aller Bögen von
sie gar keinen Grund, an Länge zu sparen, wenn sie da- 4260" auf 341 ». Während die jeuige Bahn zwei Gebirge
durch kostspielige Bauwerke vermeiden konnten. von 150 und aio» Höhe über dem Gelände zu übersteigen
Allmählich ist aber das Land beruhigt und besiedelt hat, verläuft die neue Linie fast ganz eben und hat nur
worden, ein lebhafter Verkehr hat sich entwickelt, nicht nur den nicht zu vermeidenden Aufstieg nach Lucin zu ober-
im Durchgang zwischen den beiden Weltmeeren, sondern winden, der aber keine stärkere Steigung als 4% erfor-
auch im Lokalvcrkehr an Bodenschätzen, Vieh und an dert. Von der Linie entfallen etwa 51 *m auf die Durch-
Früchten der jetzt immer mehr planmäßig bewässerten querung des Salzsees, davon aber 7 km auf das von Norden
froheren Wüsten. Damit ist es aus wirtschaftlichen Grün- hervorspringende Vorgebirge, das den See in eine kleinere
den notwendig geworden, die ungünstigen Betriebsverhält- östliche und eine größere westliche Bucht teilt
nisse zu verbessern und die großen Umwege durch Abkür-
zungen zu beseitigen. So baut die im Jahre 1869 eröffnete
von Omaha Ober Ogden nach San Francisco führende
Union-Pacif ic-Eisen bahn (jetzt Southern Pacifiebahn
genannt) die rd. 600 k'" lange Strecke von Ogden nach
Rcno z. Zt. derart um, daß die stärkste Steigung von 17",,,
auf 4%0 und die Summe der Winkel aller Bögen von
16542" auf 3852" ermäUigt wird, während gleichzeitig die
gesamte Linie um 82""" aNo um 13,7" ,, verkürzt wird.
506
So ungeheuerlich es klingen mag, einen See von 44 k«
Gesamtbreite zu überbrücken, so ist die Ausführung doch
nicht so schwierig und kostspielig, da der See äußerst
flach ist und, abgesehen von einem kleinen Privat-Dampfer,
der den Verkehr mit den auf den Inseln gelegenen Vieh-
weiden vermittelt, von Schiffen nicht befahren wird. Die
Wassertiefe betragt durchschnittlieh 2— 2,5"», nur in der
Mitte der westlichen Bucht sind Tiefen bis zu 1 1 m vor-
der Boden besteht teilweise aus Schlamm, und
No 8 t.
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der See ist recht stürmisch. Diese Vorbedingungen
gaben mit dem Wunsche nach einer möglichst kurzen
Bauzeit zu folgender Bauweise Veranlassung: In Abstanden
von etwa 4,6 11 wurden die in Abbildg. 4 dargestellten
hölzernen Joche eingerammt, die gegen die Seitcnkräftc
der Lokomotiven und die Stürme durch Schragsiellen der
Pfahle verstrebt sind. Auf dem Holm liegen ij Ungs-
träger von 21.44"» Starke, die mit 8™> starken Bohlen
abgedeckt sind. Auf diesen ruht eine I-agc von Asphali-
uappe und auf dieser das Gleis in Kiesbettung, die sot-
lieh durch hochkantig gestellte Bohlen abgeschlu
Abbitdj. 1. LagrpUn der
-i
1
1"'»
erzielt ist. Wir haben ähnliche Bauweisen mehrfach be-
merkt, und es werden auch vorhandene I lolzbrückcn mit un-
mittelbar auf den Längsträgcni aufruhenden (Juerschwellen
nach denselben Grundsätzen umgebaut, wenn man es nicht
\ erzieht, die ganze Ilolzkonstruktion durch eine eiserne
zu ersetzen.
In dem Längsschnitt der Jochbrücke muß auffallen,
daß ein besonderer Ungsverband fehlt, was um so ver-
wunderlicher ist, als Pfahle bis zu 30» Länge verwendet
werden. Aber die beschriebene Bauart ist auch nur für
einen kleinen Teil die endgiltige. Bei weitem der größere
Teil wird im Laufe von vier fahren zugeschüttet
werden, wobei die oberen Ijtngstragcr wieder
beseitigt werden, während die Pfähle bei dem
unsicheren Untergrund dem Damm als Stütze
dienen sollen; man hofft dabei, daß das Salz-
wasser des Sees die Fäulnis des Holzes ver-
hindern wird. Nur in der Mitte des Sees, wo
grötierc Wassertiefen angetroffen werden, wird
kein Damm geschüttet.
Die Kammpfähle werden mit der Eisenbahn
bis zum östlichen L'fcr des Sees gebracht und
von dort an die Vcrwcndungsstellen geflößt.
In Abständen von etwa 3 werden zunächst
die Pfähle von schwimmenden Karamen geschla-
gen und dann wird von den so gewonnenen Ar-
beitsstellen aus mit Kämmen, die auf den eben
geschlagenen Jochen stehen, nach beiden Seiten
vorgearbeitet I »er Boden fürdic Dammschüttung
wird an den L'fern mit der in Amerika sehr
viel verwendeten Dampfschaufel gewonnen.
Mit dem Bau ist im Frühjahr 1902 begonnen
worden, zur Zeit unserer Anwesenheit im Sep-
tember 1003 waren die Kammarbciten nahezu
vollendet, und man hofft im Jahre 1906 auch
die Schuttung beendet zu haben. An der Bau-
stelle waren etwa 3000 Mann beschäftigt, und
die Arbeiten wurden mit Hilfe einer elektri-
schen Lichtanlage auch
bei Nacht fortgeführt.
Die bauleitenden Inge-
nieure haben ihre Woh-
Abbildg. s,
I.ängiprofil der
Abbildg. 4. Ausbildung der
Jo.-hbrftcke für die Durchquerung
im Sali»«».
zur F.ntwässcrung gehen
diese nicht unmittelbar
bis auf die Asphallpappe
herab, sondern lasssen
einen 3.6 ™ großen Zwi-
schenraum irel Diese
Bauart de* l'cberb.nue-
zeigt den älteren ameri-
kanischen „Tresilc work-
gegenüber eine Weiterbildung
insofern als da- Kiesbett über die Brücke fortgeführt i-t
und dadurch ein ziemlicher Schulz gegen Feuersgefahr
nungen und Arbeitsräumc im Eisenbahnwagen aufgeschla-
gen und führen so fernab von der Kultur im .wilden
Westen" ein romantisches Leben. —
Vermischtes.
1 Verfahren zum Reinigen von Werkstein-Fassaden.
Alle in einem natürlichen Steinmatcrial aufgeführten Bau-
werke nehmen je nach Alter und Ort der Aufstellung
durch Staub, Kuß und atmosphärische Bestandteile ein
schmutziges Aussehen an. Soll wieder ein frisches Aus-
sehen hervorgerufen werden, so kann man die Reinigung
durch den Steinmetzen vornehmen lassen oder einen Oel-
farbenanstrich wählen. Erstcres Verfahren ist kostspielig
und zeitraubend, hat aber den Vorzug, daß es das Stein:
niaterial in seiner ursprünglichen Schönheit wieder frei-
legt und die feineren Architekturformen erhält, während
das andere Verfahren vom künstlerischen Standpunkte aus
verwerflich Ist und nur dann berechtigt erscheint, wenn
es gilt, dem Verwittern nahe Archilekturtcile von künst-
lerischem oder historischem Wert der Nachwelt zu erhalten.
In diesem Sommer wurde in Dresden die Sandstein-
Fassade des vor 25 Jahren durch Zop ff errichteten Eck-
baues der Kaiserl. Ober-Postdircktion gereinigt, wobei der
mit den Bergungsarbeiten betraute Stcinmel/mstr. Paul
8. Oktober 1904.
Colditz in Drcsdcn-A. zum ersten Male mit überraschen-
dem Erfolge ein Sandstrahlgebläse anwandte. Sockel- und
Erdgeschoß einschl. des reich gegliederten Gurtgesimses
wurden nur maschinell gereinigt. Anders wäre auch die
Beseitigung der Schmutzschicht in den rauhen Bossen der
Kustikaquader nicht möglich gewesen, da der architek-
tonische Charakter des Sockels genau erhallen bleiben
sollte. Nach der Behandlung mit dem Sandstrahlgebläse
erlitten die Formen der Gliederungen und namentlich die
Kanten keinerlei Veränderungen und da, wo es dem Eisen
des Steinmetzen versagt blieb, erreichte der mit hohem
Druck geschleuderte Sand tief und versteckt liegende
Stellen. Auch der stark verschwärzte Granitsockcl wurde
auf diese Weise wieder auf seine natürliche Färbung gebracht.
Die Vorzüge des neuen Verfahrens sind: 1. gründ-
liche und schnelle Reinigung, selbst durch ungeübte Ar-
beiter nach kurzer Anweisung; 2. Billigkeit im Vergleiche
mit der Handarbeit. Die Bedingung zur Anwendung des
Verfahrens ist motorische Kraft, Am bequemsten ist
namentlich in größeren, mit elektrischem Kabclnctz ausge-
statteten Städten, Klcktrizität; doch lassen sich auch kleine.
Digitized tl/^oogl
mit Gas, Benzin, Spiritus oder Petroleum Betriebene Mo-
toren, schließlich auch Dampfmaschinen (Lokomobilen) mit
Leichtigkeit aufstellen und mit dem Sandstrahlgebläse ver-
binden. In dem erwähnten Beispiele wurde ein Elektro-
motor benutzt Die neue Anwendung ist zum Patent an-
gemeldet, doch kann auch jetzt schon das Verfahren überall
da zur Ausnutzung gelangen, wo Interessenten und Be-
darf vorhanden sind, — P.
Die „Isoller-Deckmasse" der chemischen Fabrik Jacob
Bitterich in Mannheim ist eine schwarze, ölhaltige Ma-sse,
welche mit Bürste oder Pinsel auf Fundament-Mauerwerk,
massive Fußböden oder massive Mauern zum Zwecke der
Abhaltung der Feuchtigkeit usw. aufgetragen werden kann
und auf kaltem Wege verarbeitet wird Bedingung je-
doch ist der lufttrockene Zustand der zu streichenden
Flache, um eine innige Verbindung zwischen Oel und
Stein oder Putz zu erzielen. Nach wenigen Stunden ver-
steinert die Masse und ergibt einen luitdichten Abschluß
der Steinporen oder des Verputzes. Es empfiehlt sich,
die Masse in zwei dünnen Schichten aufzutragen. Als
Hauptvorzug der Isolier-Deckmasse gegenüber Goudron,
Teer und Asphalt wird neben der bequemen Art der Ver-
wendung die Leichtflüssigkcit bezeichnet, vermöge welcher
sie in die kleinsten Poren eindringt und dieselben nach
dem Trocknen mit einem hermelisch abschließenden Ueber-
zuge versieht, der gegen Alkalien widerstandsfähig ist. —
Dusseldorf und seine Bauten. Der Düsseldorfer Arch.-
und Ing.-Verein teilt uns mit, daß das schöne Werk, das
dieser gelegentlich der diesjährigen Wandcrversammlung
des Verbandes in Düsseldorf herausgegeben hat (vergH
unsere eingehende illustrierte Besprechung in No. 70, 73
und 74). bis zum 1. Januar 1905 für die Mitglieder des
Verbandes noch zum Vorzugspreise von 15 M. abgegeben
wird. Bestellungen sind an den Vorsitzenden des Vereins,
Hrn. Landcsbrt Görz in Düsseldorf, zu richten. —
Chronik.
Eine Wiederherstellung des Schlosses Vaduz in Lichten-
stein «oll in Angriff genommen werden. Da* auf hoher KcUtcrraue
oberhalb Vaduz stehende Schlot! war bis 1866 Kaserne und diente
von da ab als Wohnung fflr einige wenige Beamte. Eis soll nun-
mehr in vollem Umfange wieder hergestellt werden. —
Reform-Gasthaus In Altenderne. Die Gemeinde Altcitderne-
Niederbecker (Landkreis Dortmund) erbaut nach den Planen und
unter der Bauleitung der Arcb. Albert Schutte & Volmer in
Bannen ein Reform-Gastbaus mit Stallungen. —
Das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf der Hohennyburg wurde
am 3. Aug- d. I. in die Obhut der Provinz Westfalen übergeben.
Architekt des Denkmals ist Brt Prof. Hub. Stier in Hannover.
Die erste Teilstrecke der Bagdad-Bahn in einer lJuige von
rd aoo km wird voraussichtlich noeb in diesem Herbst dem Ver-
kehr abergeben werden können, obwohl sie vertragsmäßig erst zu
Ende Juni 1005 fertig zu »ein brauchte. Technischer Leiter der den
Bau ausführenden Baugesellschaft ist Hr. Geh. Brt. Mackensen. —
Die Beseitigung der Eisenbahnst recke unmittelbar am
rechten Rheinufer bei Köln a. Rh. scheint nunmehr sicher ge-
stellt, nachdem die Stadtverordneten - Versammlung einem Ab-
kommen mit dem Eisenbahnfiskut zugestimmt hat, wonach das
freiwerdende Gelinde für 5.75 Mill. M. von der Stadt erworben
wird. Im Zusammenhang mit dieser Umgestaltung der rechts-
rheinischen Bahnanlagen steht die AusfQhiung eines neuen Bahn-
hofes zwischen Köln und Mülheim a. Rh und die Hei Stellung
einer neuen zweigleisigen Rheinuber brßckung —
Ein Geschäftshaus der Alters- und Invalldltatsverslche-
rungs- Anstalt für Hessen-Nassau In Kassel ist vor kurzem
seiner Bestimmung (ibergeben woiden Das Gebäude ist in Barock-
formen von Arch. Karst in Kassel mit einem Kostenauf wände von
500000 M hergestellt worden. —
Für das Rudolf von Bennigsen - Denkmal In Hannover
ist der kürzlich dem Bildhauer Call Gundelach und dem Arcb.
Otto Lüer in Hannover an 1. Stelle preisgekrönte Entwulf zur
Ausfuhrung gewählt. Die Figur Rod. von Bennigsens ist sitzend
in einer größeren architektonischen Anlage dargestellt, aus welch'
letzterer sich nach der Seite des Maschparkcs zu fliesendes Waaser
mit einem großen Wasserbecken entwickelt. —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Beim ('übertritt in den Ruhestand sind nachher.
Beamten folgende Aufzeichnungen veihehen: denOb-Urtn. Jung-
beck c r in Köln und Knebel in Münster i. W der Kgl. Kronen-
Orden II Kl; — den Geh. Brtn. Fredcrking in Hannuver,
H a a ß in Altona und Hahn in Hililesheim der Kgl. Kronen Orden
III. Kl.; — dem Enenb-Üir. Zw es in Kerlin, den Kcg.- u Brtn.
R e h b ei n in Leipzig und S t u e r 1 1 in Berlin der C'har alt Gib. Brt.
Die Erlaubnis zur Anlegung nicht preuß Orden ist erteilt und
zw.: dem Geb. Mar. Brt. Kudloll im Rciohsmar -Amt der II Kl.
des Kgl. bayer. Verdienst-Orden« vom hl- Michael; dem Ob -Brt.
Wilde in Erfurt des Ritlerkreuzes 1 Kl. des Groflh. t»i bs Haus-
ordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken; — dem Rrr,.-
u. Brt. Hartmann in Mann des Etneii-Kittei kreuze» I Kl des
CroBh. Oldenburg. Haus- u. Verdienstordens de» Herzogs Peter
Friedrich Ludwig, dem Mar-Hmitr. Ger lach des Ehren Ritter-
kieuzes II. Kl. desselben Ordens, dem Schiifbau-Ing Bruckhoff
in Lehe des Ehrcnkieuzct I. Kl. mit der goldenen Klone desselben
Ordens ; - dem Geb. Reg. Rat R i e t s c h c I , Prof. au der Techn.
Hochich. in Berlin des Komturkreuzes II Kl. des Hcrzl, sschs.-
erneslin Hausordens; dem Geh. Ree Rat Dr. Witt, Prot, an der
Techn. Hochschule in Berlin, des Komturkreuzes mit dem Stern
des Kais, asterreich. Franz Joseph-Ordens lim! dem Prot. Schulz
sn der Techn. Hochschule in Hsonovcr des Großben lieh tork.
OsmaniC Ordens III Kl.
Dem Reg.- u. Brt. Ruegenberg in Essen und dem Eisenb •
Bau- u. Betr -Insp Puicb in Gelsenkirchen ist der Rote Adler-
Oiden IV. Kl, dem l.andesbauinsp. Brt. Bosser in Kassel der
Kgl Kronen- Oiden III. Kl. und dem Stsdtbauinsp. Kahle in
Hannover ist der Kgl. Kronen-Orden IV. Kl. mit der Zahl 50 verliehen.
Versetzt sind: die Geh. Brte Schellenberg in Erfurt als
Ob. -Brt. (auftrw) der KfL Eisenb. -Dir. nach Monster i. W. und
Dorn er in Essen als Ob. -Brt. (auftrw) der Dir. nach Köln; —
die Reg.- u. Brte. MaSmann in Köln als Mitel der Kgl Eisenb.-
Dir. nach Erfurt, Scheibner in Bromberg als Mitgl. der Dir. nach
Berlin, Geber in Essen all Mitgl. der Dir. nach Köln, Estko wski
in Sorau als Mitgl. (suftrw) der Dir. nach Kassel, Böhme in
Osterode als Vorst, der Eisenb-Betclnsp. 3 nach Stettin, Fenkuer
in Nordhausen als Vorst der Betr. - Insp. a nach Hannover und
Daus in Berlin als Vorst, der Eisenb.- Werkst-losp. nach Greifs-
wald; — die Eisenb -Bau- u. Betr.-lnsp, Kahler in Elberfeld als
Mitgl (auftrw) der Kgl. Eisenb -Dir. nach Bromberg, Rietz ach
in Stettin als Mitgl. (auftrw.) der Dir. nach Essen, M Seltzer in
Magdeburg als Mitgl. (auftrw.) der Dir. nach Hannover, Hentzen
in Halle als Mitgl. (auftrw ) der Dir nach Essen, Karl Horstmann
in Hagen als Mitgl. (auftrw.) der Dir. nach Kattowilz, De u fei in
Uelzen als Vorst, der Eisenb -Betr -Insp. 13 nach Berlin, Frenzen
in Glogau als Vorst- der Betr. - Insp. a nach Halle, Krone in
D.-Eylau als Vorst, der Betr.-lnsp. nach Hildesheim, H a h n z o g
in Eisensch als Vorst, (suftrw) der Betr.-lnsp. nach Osterode
i. Ostpr., Gg. Herzog in Gleiwitz als Vorst, (suftrw ) der Betr.-
lnsp. 1 nach Glogau, Eug. Opp ermann in Danzig als VorsL
(aufirw.) der Betr.-lnsp. a nach D.-Eylau, Prange in Koblenz als
Vorst (auftrw.) der Betr.-lnsp- nach Elberfeld, Karl Heinemann
in Kassel sls Vorst (auftrw.) der Betr.-lnsp. nach Uelzen, Vater
in Neuß als Vorst (suftrw ) der Betr. • Insp. I nach Magdeburg,
Köhler in Hannover als Vorst, (auftrw.) der Betr.-lnsp. nach
Sorau, Riemann in Frankfurt a. M als Vorst (auftrw.) der Betr.-
lnsp. t nach Nordhausen, Prelle in Bonzlau als Vorst (auftrw )
der Betr.-lnsp. a nach Hagen, Fulda in Lage als Vorst der Eisenb -
Bauabt. nach Rotenburg in Hannover, Jung in Berlin als Vorst
der Bauabt nach Freudenberg. Thimann in Berlin als Vorst, der
Bauabt. nach Neuerburg und Zoe he in Altona alt Vorst der Bau-
abt uach Treptow a R ; — der großh. hess. Eisenb.-Bau- u. Betr.-
lnsp. Jordan in Neuerburg als Vorst (aultrw.) der Betr.-lnsp. a
nach DanxtsUdlj — der Landbauinsp. C u n y in Eisenach zur KgL
Eisenb-Dir. in Erfurt; - die Eisenb.-Bauiosp. Weddigen in Berlin
als Vorst (auftrw ) einer Werkst -Insp. bei der Eiaenb.-Hauptwerkst
in Köln-Nippes und Bode in Kassel als Vorst, (suftrw) der Eis-
Mascb.-Insp 4 nach Berlin; — die Reg.-Bmstr. Maro Hcrrmaon
in Mainz nach Berlin tur Beschäftigung bei den Eisenb -Abt des
Minist, der öffenlL Arb,, Michaelis in Hausdorf in den Bez. der
Kgl. Eisenb. - Dir. in Magdeburg, Hallensieben in Magdeburg
in den Bez. der Dir. in Kasse), R e 1 1 b e r g in Erfurt in den Bez.
der Dir. in Elberfeld und Osk. Mayer in Breslau in den Bez. der
Dir. in Kassel.
Der Eisenb -Bau- u. Betr.-lnsp. Bcbreuds in Xanten ist
gestorben. _
Brief- und Frageltasten.
Stadtbauamt Remscheid. Ein Artikel Ober Sonnenuhren ist
in uns. Zeitung nicht gebracht worden, nur eine kurze Notiz im Jhrg.
1003, S. 393. Angabeu Ober Sonnenuhren finden sich im Lexikon
der gesamten Technik von O. Lueger, VII. Band. Ausführliche
Mitteilungen gibt das Werk von Soondorfer, Theorie and Konstruk-
tion der Sonnenuhren, Wien 1864. Vielleicht ist einer unserer
Leser in der Lage ein neueres einschlägiges Werk zu empfehlen. —
Hrn. M. S. In Prankenbe«. Wir verweisen Sie auf vor-
stehende Mitteilungen. Der Stift der Sonnenuhr muß stets parallel
zur Welt-(Erd)-Achse stellen. Wie Sie das Zifferblatt anordnen
und teilen müssen, wenn die Hausboot nicht genau von Ost nach
West gelichtet ist, können wir im Rabnien des Briefkastens nicht
erörtern. Wir machen Sie aber noch darauf aufmerksam, daß
Sonnenuhren die wahre Zeit, also nicht unsere jetzt gültige mittlere
Zeit angeben. —
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage a in No. 78 Ein ganz besonders säurefestes
Bode n be 1 sg » m a 1 e r i a I tind die Keramoplattcn auf cnlgtaslcm Glas ;
dieselben nehmen keine Feuchtigkeit auf und sind außerordentlich
hart uud wi derslandslahig. Sie finden Verwendung in Elektrizitäts-
werken, chemischen Fabriken, Kasernen usw. —
Bauhütte Deuben, Bez. Dresden.
Als Fußbodenbelag kann ich empfehlen: Klinkerplsttcn der
Firma H Fischer, in Boele i_W«»t'., Ktcis Hagen. Dieselben werden
in verschiedenen Ausführungen hergestellt und haben Verwendung
gefunden bei der Herstellung von Slurebottichen sowie anderen
säurefesten Anlagen, u a. in den Farbenfabriken vorm. Bayer tt
Comp, in Leverkusen, Hagener Textilindustrie Hagen i. W. —
Architekt W. in Hagen.
Inhalt: Neuere biditrhe Architektur it ottseUling). — Zum F.ntwurf
einer neuen Baiiordnunr, für l>n-»l< t, _ Entwicklung des städtischen Schnell-
Verhrhisvvesens seil E-infahrunj; uVr Elektrizität 1 Schluß! — Eine Eisenbahn
durch ilcn Grottt :i -all^e«- in Vnntjnu ' iLa. — Vermischtet. — Chronik —
rVrwnal - Xschrichren -- Brief, und Eracesasten.
Hierzu eine Bildbeilage: Neuere badische Architektur.
Verla» der Deutschen Bauleitung, G. m. b. H . Berlin. Für dis Redaktion
verantwortlich L V. F. Eil.l.o. Btrliu. Druck von Wuh. Grave, Berlin.
No. 81.
Digitized by Goc
I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N9 82. BERLIN, DEN 12. OKT. 1904
Die XVI. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- u. Ingenieur-
Vereine zu Düsseldorf vom 12. bis 14. September 1904. .scUob
3. Die Besichtigungen und Ausflüge.
ir haben schon erwähnt, daß die Nachmittage der
beiden ersten Sitzungstagc ausgefüllt wurden mit
Besichtigungen der Stadt und der näheren Umgebung.
Am 1. Tage fand zunächst ein gemeinsamer Besuch des
Kunstgewerbe-Museums statt, das durch eine von
seinem Direktor Hrn. Frauberger veranstaltete reich-
haltige Architektur- Ausstellung von alten Bauten der
Rheinprovinz auf die Wandervcrsammlung in würdiger
Weise Rücksicht genommen hatte. In dankenswerterweise
waren die Materialien zu dieser Ausstellung von verschie-
denen Seiten zur Verfügung gestellt, so von: dem Denk-
mäler-Archiv der Rheinprovinz in Bonn, der Kgl.
Kunstakademie in Düsseldorf, der Photoglob Comp,
in Zürich, von Hrn. A. Eisclc, Hofphot. in Neuwied, von
der Kunstanslalt L. Aldcnhoff in Köln -Lindenthal, der
Rhein. Lehr- und Versuchsanstalt f. Photographie von Dr.
E. Qucdenfcldt in Düsseldorf und der Bibliothek des
Zentr.-Gewerbe- Vereins in Düsseldorf. Der Rahmen
der Ausstellung konnte natürlich nur ein eng begrenzter
sein; sie beschränkte sich auf photographische und zeich-
nerische Aufnahmen alter Bauten aus der Rheinprovinz,
wobei dieselben nicht systematisch geordnet, sondern nach
den Orten getrennt vorgeführt wurden, Der in gleicher
Weise alphabetisch geordnete Katalog, der besonders für
die Teilnehmer der Wanderversammiung gefertigt war,
wählte 388 Nummern. Wir verdanken der Liebenswürdig-
keit des Museums- Assistenten Hrn. Dr. Blasius einige
nähere Angaben über die Ausstellung.
Auf die Römerzeit führten Aufnahmen aus Trier
zurück. Während die römischen Bauten am Rhein im
allgemeinen einen militärischen Charakter tragen, finden
sich dort auch Reste von Monumentalbauten, wie die Porta
nigra, das Amphicthcater. Die Igler Säule bei Trier bildet
ein Beispiel eines Grabdenkmals von künstlerischem Wert.
Nach der Völkerwanderung sind Trier und Köln als
die Hauptkulturstätten des Mosel- und Rheintales anzu-
sehen. Erhaltene Baudenkmäler sind der älteste Teil
des Domes zu Trier und der später zum Zehneck umge-
wandelte Rundbau von St. Gerion in Köln. Unter der
Regierung Karls des Großen tritt Aachen in den
Vordergrund. Die Anlage des Aachener Münsters, zu
dessen würdiger dekorativer Ausgestaltung Bauteile aus
Rom herbeigeschafft wurden, kennzeichnet die Kunstübung
jener Zeit. Diese karolingischc Pfalzkapcllc diente auch
Gliederung und durch Wandmalereien würdig zu gestalten.
Die nennenswertesten Schöpfungen auf diesem Gebiete
sind die Malereien der Unterkirche der auch baulich sehr
interessanten Doppelkirchc zu Schwarz-Rheindorf, die in
Abbildungen gut vertreten war, ferner St. Maria am
Kapitol zu Köln, Stiftskirche in Brauweiler, St. Severin
zu Boppard. Einige große farbige Aufnahmen veranschau-
lichten das Ausmalungssystem der Kirchen zu Boppard,
Niedermendig, Limburg a. L. Aus der gleichen Zeit
stammen die Sv (JuirinusKirche zu Neuß (bei Düsseldorf)
und die Bauten in Andernach und Bonn, die auf der Aus-
stellung durch eine große Zahl von Aufnahmen entspre-
chend vertreten waren.
Bis lief in das XIII. Jahrhundert hinein übt der zu
hoherVollendung gesteigerte romanische Stil in den Rhcin-
landcn noch seinen Einfluß aus und weicht nur allmählich
der Gotik. In der 2. Hälfte des XIII. Jahrhunderts
entstanden dann die 3 mächtigen gotischen Dome in Straß-
burg, Freiburg und Köln. Nur der letztere konnte dem
Programm entsprechend in der Ausstellung Berücksichti-
gung finden. Zu dem wundervollsten, was die frühe Gotik
auf deutschem Boden geschaffen hat, gehören die Portale
der I.iebfrauen-Kirchc zu Trier mit ihrem reichen figür-
lichen und pflanzlichen Schmuck. Die 1902 auf der Kunst-
historischen Ausstellung in Düsseldorf vorgeführten Ge-
satntabgüsse, erregten damals allgemeine Bewunderung.
Hier konnten nur in Zeichnungen die Einzelheiten des
interessanten Bauwerkes gezeigt werden Auch der. nahe
bei Ivoln gelegene „bergische Dom", die Abteikirche zu
Allenberg, die Kirche zu Xanten fanden in der Aus-
stellung Berücksichtigung
Aber nicht nur an den kirchlichen Bauten kommt die
stetige Fortentwicklung der Baukunst zum Ausdruck, wenn
hier auch die neuen Gedanken der Konstruktion und
Ornamentik am klarsten zutage treten, sondern auch in
den Profanbauten, den Rathäusern, Gildehäusern, Kauf-
häusern, Stadtbefestigungen, Schlössern usw., die sich je-
weils der zurzeit ihrer Entstehung üblichen Formen bedien-
ten, wobei diese aber den anderen Lebensbedingungen, dem
Material und der Technik entsprechend mancherlei Ver-
änderungen erfahren, den neuen i orderungen entsprechende
typische Gestalt annehmen. In der Ausstellung waren
Profanbautcn reichlich vertreten. Wir nennen nur: aus
Koblenz das Kaufhaus, Portal am Gymnasium ; aus Ehres-
hoven das Herrenhaus; Burg Eitz; aus Köln das Rathaus
(sogen, spanischer Bau), Gürzenich, Hahnen- und Severins-
rhin als Vorbild für Neuschaffungen: Westempore Tor, den Bayenturm ; aus Andernach die Stadtbefestigung,
Maria am Kapitole in Köln, Münster zu Essen. das Koblenzer Tor, den Kranenturm; die Rathäuser in
Für die Zeit des X.— XII. Jahrhunderts ist die alt- Wesel und Zons, die Befestigungen in letzterer Stadt;
christliche Pfeiler-Basilika, das hochgezogene Mittelschiff das ehemalige Schloß in Gondorf usw.
mit den niederen Seitenschiffen für die Kirchenbauten in Typisch für die bürgerliche Baukunst des Rhein- und
dcn Rhcinlanden maßgebend. Schon frühzeitig tritt hier Moscltales sind die Holzbauten, das auf Steinsockel ruhende
im Gegensatz zu den flachen Decken das Kreuzgewölbe
im Mittel- und Seitenschiff auf. Die bedeutenderen Bauten
aus jener Zeit in Mainz, Worms, Speyer fehlten, als nicht
zur Rheinprovinz gehörig, in dieser Ausstellung. In großer
Zahl vertreten waren dagegen die Bauten Kölns und das
Juwel einer Bauanlage des XII. Jahrhunderts; die Abtei-
kirche zu Maria Laach.
Am Ende des XII. Jahrhunderts bis weit in das
X III. Jahrhundert hinein ist Köln als Mittelpunkt des
rheinischen Kunsllebens zu betrachten. Besonderer Wert
Fachwerkhaus, das selten Jemand so gut im Bilde fest-
zuhalten vermochte wie der Architektur-MalerKarlWey ße r.
Von seiner I land stammten aus dem Besitz des Denkmäler-
archives der Hhcinlandc die Aufnahmen von Bachcrach,
Bernkastel, Aßmannshausen, Enkirch, Rhens, Riesbach,
Traben, Ucrzig usw. Die Blätter gehörten zu dem reiz-
vollsten, was in der Ausstellung geboten wurde, die, wenn
auch keineswegs Vollständigkeit beanspruchend und, wie
schon bemerkt, auf systematische Ordnung verzichtend,
sicherlich in hohem Maße anregend gewirkt hat. Den
wird bei den Kirchenbauten dieser Epoche auf die äußere Veranstaltern gebührt besonderer Dank für die große
Ausgestaltung des Chores, der Flügel des Qucrschiftes gc- Mühe, der sie sich unterzogen haben, um das Material
legt. Es tritt das Streben nach reicher Licht- und Schatten- zusammenzubringen, dem Museum, daß c> seine Räume
Wirkung unverkennbar zu tage. Von den Bauten jener hierzu bereitwillig-t zur Verfügung gestellt hat.
Im Anschluß an den Besuch de> Kunstgewerbe-Mu-
seums wurde unter der liebenswürdigen Führung Düssel-
dorfer Fachgenossen für die Architekten in 2 getrenn-
ten Gruppen ein Rundgang durch die Stadt veranstaltet,
baues geht der Wunsch, auch das Innere durch reichere wobei die erste Gruppe lediglich das Stadtbild und die
509
Zeit wurden in großen Meydenbauer'schen Aufnahmen
vorgeführt: St Apostel, St. Pantaleon, St. Martin in Köln,
außerdem die Ruinen von Heisterbach. Hand in Hand
mit dem Streben nach dekorativer Wirkung des Gesamt
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bedeutenden Bauten von Außen besichtigte, wahrend die
zweite Gruppe auch das Innere einiger Gebäude besuchte,
so der interessanten, in romanischem Stile von Prof. Klce-
sattcl ausgeführten eben vollendeten neuen Synagoge
(vergl. Abbildg. auf d. Bildbeilage in No 73), des Apollo-
theaters von Areh. H. vom En dt, das insofern eine be-
sonders Interessante Lösung zeigt, als das zum Variett
bestimmte Gebäude auch in einfacher Weise in einen Zirkus
umgewandelt werden kann1), schließlich der Handels-
kammer1) von demselben Architekten, mit ihrer eigen-
artigen Ausbildung der Fassade, die trotz geringer Langen-
ausdehnung der monumentalen Wucht nicht entbehrt.
Die Ingenieure besuchten zusammen die neuen
Rheinwerft- Anlagen und den Kheinhaf en*), dessen
überraschende Entwicklung schon wieder eine umfang-
reiche Erweiterung der erst im Jahre 1896 ihrer Bestim-
mung Obergebenen Anlagen nötig macht Diese Erweite-
rung, deren L'ebcrsichtsplan wir in No. 73, S. 456 bereits mit-
geteilt haben, fügt dem alten Hafen eine Flache von insge-
samt 59,3a h« hinzu, verdoppelt denselben also fast In
Verbindung hiermit soll auch eineVerlegung des Petroleum-
hafens erfolgen, der jetzt an der Hafenmündung nach der
Stadt zu liegt. Er wird an den Rhein, unmittelbar neben
der nach Neuß führenden Eisenbahnbrücke verlegt wer-
den, wahrend der alte Hafen für den Speditionsverkehr
ausgenutzt werden soll, für welchen eine möglichst an die
Stadt herangeschobene Lage erwünscht ist Nach Aus-
führung dieser Anlagen, die natürlich auch einen neuen
Ausbau der Ufer, Gleise, Straßen und Schuppcnanlagcn
und eine Vermehrung der Betriebsmittel bedingen, ist
Düsseldorf auf längere Zeit in der Lage, den Ansprüchen
des stetig anwachsenden Verkehres zu begegnen. Insge-
samt sollen 6,<> Mill. M. für diese Erweiterungsbauten aus-
gegeben werden, deren Inangriffnahme noch für dieses
Jahr in Aussicht genommen ist
Ueber die großartigen Kaianlagen, die sich vom
Hafen bis unterhalb der Straßenbrücke Ober den Rhein
in der ganzen Ausdehnung der Stadt am Ufer entlang
ziehen, Ober ihre geschickte Verbindung des nützlichen
Zweckes mit einer vornehm ausgestatteten Uferstraße
haben wir schon mehrfach berichtet, sodaß wir uns auf
diesen Hinweis beschranken können.
Am 2. Tage unternahmen die Architekten wieder-
um in getrennten Gruppen Ausflöge nach Benrath und
dem altertümlichen Städtchen Zons bezw. nach Kaisers-
werth. In Benrath wurde das schöne Schloß (Eigen-
tum der Krone) besucht, das Kurfürst Karl Theodor
1755 durch Nicolas de Pigage beginnen ließ. Die
Fertigstellung des Baues und seiner großartigen Garten-
anlagen nahmen infolge der Kriegswirrcn 30 Jahre in
Anspruch und haben mehrere Millionen verschlungen.
Nicolas de Pigage ist auch der Schöpfer des Mannheimer
Schlosses un<T des vor einigen Jahren leider abgerissenen
Russischen Hofes in Frankfurt a. M. (früher v. Schweitzer'-
sches Haus. Das Benraiher Schloß gilt als sein bestes
Werk und zeichnet sich durch seine treffliche Raum-
disposition aus. Die Formensprachc des Meisters ist ein
interessanter Ucbcrgang vom Rokoko zu antikisierenden
Formen. Strömender Regen ließ leider die Teilnehmer an
dem Ausflüge nicht zu einem rechten Genüsse kommen
und verhinderte namentlich eine eingehende Besichtigung
der Gartenanlagen. Dasselbe Mißgeschick verfolgte sie
auch in Zons, das vom Rhein her in Nebel gehüllt war.
Man mußte sich auf einen kurzen Rundgang um die Stadt
beschranken, wobei die interessanten Reste der alten Be-
festigungen und einige Altcrc Hauser besichtigt wurden.
Der Reiz des Städtchens liegt übrigens mehr in seiner
malerischen Erscheinung als in dem architektonischen
Wert seiner alten Bauten, von denen auch nicht allzuviel
erhalten, manches nicht immer glücklich restauriert ist
Die Ingenieure besuchten an diesem Tage die Kanal-
wasserrcinigungs- Anstalt in Golzheim, über welche
wir eine besondere, illustrierte Veröffentlichung vorberei-
ten, die städt. Gas- und Elektrizitätswerke in Flin-
gern, bezügl. deren wir auf unsere Besprechung von Dü>sel-
ilorf und seine Bauten verweisen (vergl. No. 73) und die
Maschincnhauanstalt der Firma Daniel A: I.ueg in
(irafenberg, deren Name namentlich durch den Bau des
Schiffshebewerkes im Dortmund — Kniskanal beiHcnrichcn-
burg, sowie überhaupt durch ihre hydraulischen Anlagen
einen Weltruf erlangt hat. Das Werk ist 1H73 gegründet
und beschäftigt zurzeit etwa aooo Personen.
Von den für den 15. September geplanten Ausflügen
in die weitere Umgebung fanden nur 2 die erforderliche
Beteiligung, nämlich nach Cleve und Xanten und zu
den Krupp'schcn Werken in Essen. Wir verdanken
der Liebenswürdigkeit der Hrn. Arch. P. Mühlenkamp
•> Vrrfl Jhrt .««, S t, jf,K. ü. ,6, ') Jh.* tS*. S. 6,,.
5'°
und Ganzlin in Düsseldorf einige Mitteilungen Ober diese
Ausflüge, an denen wir leider nicht teilnehmen konnten.
Nur ein kleines Hauflein hatte das erstere Ziel ge-
wählt In Cleve besuchte man die Kloster- oder sog.
Annexkirche, im Jahre 1450 von den Minoriten erbaut,
dann die Stifts- und Pfarrkirche, das bedeutendste Bau-
werk Clevc's, 1341-1426 nach den Planen Meister Con-
rads von Cleve, dem Erbauer des Xantener Domes errichtet.
Die erstere ist ein einfacher, langgestreckter Bau, nur aus-
gezeichnet durch schöne Chorgestohle und reich geschnitzte
Barockkanzel, die andere ein 3schiffiger Backsteinbau mit
3 Westtürmen, wie sie sonst am preuß. Niederrhein nicht
vorkommen. Das Innere ist reich an Kunstschätzen, nament-
lich der Holzschnitzkunst Zwei schöne, leider sehr ver-
wahrloste Sarkophage erinnern daran, daß hier einst die
Grabstatte der Grafen von Cleve-Berg war. Deren Stamm-
schloß, die Burg mit dem mächtigen Schwanenturm, dem
Wahrzeichen Cleves, war ein Bauwerk von künstlerischer
und historischer Bedeutung, das leider in seinen ältesten
Teilen dem Verfall Oberlassen war. Auf seinen Trümmern
wurde am Ende des t8. Jahrhunderts der jetzt bestehende
Bau errichtet. Den Schluß der Besichtigungen in Cleve
bildete eine Wagenfahrt zum Tiergarten, der 1652 vom
Fürsten Moritz von Nassau angelegt, zu den besten An-
lagen rheinischer Parkkunst gehört.
Nach gemeinschaftlichem Mittagsmahle fuhr man auf
der kürzlich eröffneten Bahn Cleve- Rheinhausen nach
Xanten, dem einstigen römischen Lager, wo nach der
Legende St. Victor im Amphitheater mit seinen Glaubens-
brüdern getötet wurde. Ad sanetos raartyros wurde der
Ort später benannt und hieraus soll der* Name Sancten,
später Xanten , entstanden sein. Von römischen Resten
ist heute nicht mehr viel zu finden. Beherrscht wird das
Stadtbild von der St Victors Collegial-Kirche. Die
jetzt bestehende Kirche, die sechste an derselben Stelle,
wurde 1263 begonnen. Sie ist nach Clemcn die ausge-
dehnteste und künstlerisch bedeutendste kirchliche Anlage,
welche die niederrheinische Kunst nördlich von Köln ge-
schaffen hat Sie ist reich an köstlichen Werken christ-
licher Kunst aller Art Ebenso ist der an die Kirche an-
schließende Kreuzgang reich an künstlerisch vollendeten
Epitaphien aus der Zeit der Spätgotik oder Frührenaissance,
wie sie sich nirgends sonst am Niederrhein wieder finden.
Unter den ProTanbanten ist das Gotische Haus am
Markte und das l'eslhaus zu nennen.
Ueber Rheinberg, MÄrs und Duisburg kehrten die'
Teilnehmer hoch befriedigt von dem Gesehenen und dem
Verlaufe des Ausfluges wieder nach Düsseldorf zurück.
Starke Beteiligung — es waren nahezu 120 Personen
anwesend — fand der Ausflug nach Essen, dessen glänzen-
der Verlauf allen Teilnehmern eine schöne Erinnerung
bleiben wird. Ein Sonderzug brachte die Teilnehmer
gegen p Uhr früh nach Essen, wo sie von einem ganzen
Stabe Kruppscher Beamten, an der Spitze die Hrn. Brtc.
Schmohl und Marx, empfangen und mittels Wagen, die
überhaupt den ganzen Tag zu allen Wegen zur Verfügung
standen, zu den Werken geleitet wurden. Unter den Teil-
nehmern befanden sich auch 10— 15 Damen, die von dem
Besuche der industriellen Anlagen ausgeschlossen, inzwi-
schen unter besonderer Führung die Wohlfahrts • Einrich-
tungen, die Haushaltungsschule, die Industrieschule für
Frauen und Mädchen, die Konsumanstalten usw. besuchten.
Die männlichen Teilnehmer des Ausfluges machten da-
gegen einen Gang durch die Werke, wo ihnen eingehende
Erläuterungen zuteil wurden. Wir müssen es uns versagen,
auf die interessanten Besichtigungen selbst einzugehen. Bei
einem opulenten Frühstück fanden sich dann beide Parteien
wieder zusammen, begrüßt von Hrn. Finanzrat Klüpfel
namens der Krupp'schcn Werke, worauf Hr. Prof. Frhr.
v. Schmidt namens desVerbandes dankte für die Bereiche-
rung des technischen Wissens, die Iiier allen Teilnehmern ge-
boten worden sei, und für die überaus gastliche Aufnahme.
Gemeinsam besuchte man dann die Schießstände,
wo die verschiedenen Typen der Feldartillerie Geschütze
seit 1873 vorgeführt wurden. Mit jedem Geschütztyp
wurde mit scharfer Munition geschossen. Besondere Auf-
merksamkeit erregte ein neues Rohrrücklauf - Geschütz,
dessen fast vollkommen unverrückbarer Stand dadurch
bewiesen wurde, daß bei 10 schnell aufeinander folgen-
den Schüssen, ohne Korrektur der Zielrichtung, sich nur
ganz unwesentliche Abweichungen derTrcffpunktc ergaben.
Eine Fahrt durch die Arbeiter-Kolonien (Kronen-
berg, Schederhof | |unggfscllenhcim|, Alfredshof, Fricd-
richshof, Altenhof», ein Besuch der Parkanlagen und Ge-
wächshäuser, der Stallungen usw. auf Ilugel schließlich
ein Abschicdstnink und Imbiß in dem gemütlichen Boots-
häute der Firma an der Ruhr bcschloll den schönen Tag.
Erst um to Uhr kehrte man von SlatR>n Hügel nach
Düsseldorf zurück. — - Kr. E. —
No. 82.
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Schiffshebewerk im Trent-Kanal (Kanada).
lor kurzem ist ein senkrechtes Schiffshebewerk bei
Peterborough am Trent -Kanal (Ontario) eröffnet
' worden, das an Hubhöhe mit rd. 20 m alle bisher
ausgeführten Hebewerke übertrifft und mit einer Kammer
<Trog> für 800 <• Schiffe, die nur auf einem einzigen mitt-
leren Druckwasserkolbcn ruht, auch unter den in dieser
Art hergestellten Schiffshebewerken die erste Stelle ein-
nimmt. Der Trent-Kanal ist dazu bestimmt, eine für die
GroOschiffahrt brauchbare Wasserstraße von Midland an
der Georgian-Bucht des Huron-Sees, durch den Simcoe-
Sce und die Kawartha-Scen, sodann durch den Ontonabee-
und Trent-Fluß nach Trcnton am Ontario-Scc und damit
zwischen dem durch die Niagara- Falle getrennten Seen-
Gebiet und dem St. Lorenz-Strome herzustellen. Dieser
486 *"» lange Wasserweg, von dem nur etwa 32 km als
eigentlicher Kanal ausgebaut zu werden brauchen, verfolgt
also auf dem kanadischen Boden Ähnliche Zwecke wie
der zum Hudson führende Erie-Kanal auf dem nordamerika-
nischen, der jetzt für 1000 ' ausgebaut werden soll. Von
t tu •<!■ 1 1 rfat
la
[_
Abbildg. 1. Geumtansicht du Hebewerk« bei Peterborough im Trent -Kanal (Kanada)
Abbildg. a. Blick gegen da* Hebewerk von der unteren Haltung aus
dem Trent-Kanal sind z. Zt. 266*" schiffbar, aber die An-
schlüsse an beiden Enden bedürfen noch des Ausbaues.
Es sind noch rd. 5 *■» Kanal, vor allem aber noch 2 Hebe-
werke von ähnlichen Verhältnissen zu bauen, um die
Durchgangs -Wasserstraße zu vollenden.
Die amerikanische Ztschrfl. „Engineering Record*
bringt in ihrer Nummer vom 13. August d. 1. kurze An-
gaben über das fertig gestellte Hebewerk bei Peterborough
nebst einigen Abbildungen. Wir entnehmen daraus die
folgenden Mitteilungen.
Der Ontonabee-Kluß hat oberhalb Peterborough auf
einer Strecke von etwa 6,5 *m ein Gefalle von rd. 23,5 ■»,
von dem 3.65 ■ durch eine gewöhnliche Kammcrschleusc
aufgenommen werden, wahrend der Rest von dem Schiffs-
hebewerk zu überwinden ist. Es ersetzt mindestens fünf
Schleusen, die zur Zeitersparnis als Doppelschleuscn hätten
ausgeführt werden müssen, daher wesentlich teurer und
doch nicht so leistungsfähig geworden wären als das
Hebewerk AuOerdem galt es, einen sparsamen Wasser-
verbrauch zu erzielen.
Das Prinzip des Hebewerkes ist dasselbe, wie es von
Clark zuerst bei dem Hebewerk von Anderton am
Wcaver-Fluß in England angewendet wurde, das jetzt seit
12. Oktober 1904.
mehr als 27 Jahre im Betriebe steht, und das dann später
auch bei den Schiffshebewerken von l.es Fontinettes im
Kanal von Ncufosse in Frankreich und bei La Lou viere
im Kanal du Centre in Belgien benutzt wurde. Die Tröge
dieser Hebewerke können jedoch nur 100, 300 bezw.
360 '-Schiffe aufnehmen und haben eine Hubhöhe von
15.35, 13,13 und 15,40«. Es sind 2 Tröge im Abstand von
15,75 m von Achse zu Achse vorhanden von 42,4 m Länge
zu 10,05 m Breite bei 2,44 m Wassertiefe, die nur auf einem
mittleren Kolben von 2,30 "» äußerem Durchmesser ruhen
und sich das Gleichgewicht halten. Das Gewicht des
in dem Troge befindlichen Wassers beträgt 1200 ', das
Gewicht des gefüllten Troges einschl. Eigengewicht,
Gewicht der Träger und des Kolbens rd. 1700'. Das ist
also die Last, welche der Kolben zu tragen hat. Geführt
wird der Trog in der Mitte an den hier aufgestellten
Türmen und an dem einen, an den Damm anschließenden
Ende an der Stirnmauer. Die Türme, von denen für die
beiden Trüge zus. 3 aufgestellt sind, haben 30,5 m Höhe von
der Fundamentsohle aufwärts.
Der mittlere enthält in einem
Aufbau das Steuerhaus für die
Gesaratanlage. Den Anschluß
an den Damm bildet ein kräfti-
ges Haupt von 24,5 ■> Höhe. In
demselben ist eine Kammer
ausgespart, welche die Druck-
pumpen enthält. Diese haben
den Zweck, den Akkumulator zu
füllen und werden durch Tur-
binen angetrieben, welche die
ganze Gefällhöhe ausnutzen. Die-
ses Haupt und die Türme sind
in Stampfbeton erbaut, ebenso
die Wandungen der Preßzvlin-
der- Schächte, die bis auf rd.
23» mit einem Durchmesser von
rd. 5™ leicht in den nicht beson-
ders harten Kalk-Felsen des Un-
tergrundes abgetrieben werden
konnten. Sie sind auf der Sohle
mit einer 2,5 °> hohen Schicht
von 3 Lagen starker Granit-
blöcke zur Aufnahme der Preß-
wasser-Zylinder abgedeckt In
2 Jahren wurden rd. 20oooct>i»
Beton verarbeitet und eingebaut.
Die Tröge werden von je
2 Fachwerkträgern gestützt, die
mit 4 kräftigen Querträgern
(Blechträger von 2,75 m Höhe)
die Last auf den Preßzylinder
Übertragen. Diel lauplträger sind
im Über- und Untergurt dem Mo-
ment entsprechend gekrümmt
und haben in der Milte 9,75 ■
I löhe, um möglichst alle Schwan-
kungen in den Kammern zu ver-
meiden. Die Trogwände be-
stehen aus 8 mm, die Sohle aus
io""« starken Blechen. DieFugcn
sind durch einfache Stoßblcche
gedichtet, die Nietung ist ähnlich
wie bei Kesseln ausgeführt.
Die Tore der Tröge und des oberen und unteren
Abschlusses der Kanalhaltungen sind Klapptorc, die sich
um eine untere wagrechlc Achse drehen und durch Luft-
kammern schwimmend gehalten werden. (Von der Aus-
führung von Hubtoren bat man abgesehen, weil die Re-
gierung eine freie Lichthöhe von 7,00 ■ über dem Wasser-
spiegel verlangt.) Die Tore werden paarweise zusammen
und automatisch bewegt Die beiden unteren Trogtore
werden durch eine kleine drei Zylindermaschine bewegt,
die in der Trennungswand der unteren Kanalhaltung ein-
gebaut ist. Eine ähnliche Maschine bewegt die oberen
Tore. Durch Kolben erfolgt der Antrieb. <Üc Mcwcgung
wird durch Zahnrad und Zahnkranz bewirkt. Für die Be-
wegung der Tore ist am oberen und unteren Ende des
Hebewerkes je ein Arbeiter aufgestellt , während die
Steuerung aller Bewegungen von dem mittleren Turm
aus durch den Maschinisten erfolgt ) Trog- und Torbe-
wegung sind derartig von einander abhängig gemacht, daß
die Tore sich nur bei richtiger Stellung der Tröge öffnen
und schließen lassen. Die Tore sind ganz in Stahl herge-
stellt Sic bestehen aus einem oberen und unteren Rahmen
mit senkrechten I-Träger dazwischen. Die Blechhaut liegt
auf der einander zugewendeten Seile der Tore eines Ab-
5"
Goo<
Schlusses und Ut 8 bezw. 10 B,m stark. Die Dichtung er-
folgt durch Gummistreifen von 75 zu 12 mtB Starke, welche
auf die Flachen aufgelegt .sind, gegen welche die Tore
anschlagen. Zwischen Trog und Kanalhaltung verbleibt
ein Spielraum von 50 Breite, der durch einen Gummi-
schlauch ausgefüllt wird, der durch Preßluft aufgetrieben
fest angedrückt wird, so daß völlige Wasserdichtig-
keit erzielt ist. Uberhalb des Hebewerkes ist in den Kanal
ein Sichcrheitslor eingeschaltet, das ebenfalls durch den
Maschinisten des Hebewerkes für den Schiffsdurchgang
geöffnet werden kann, für gewöhnlich aber geschlossen ist
Die Druckwasserkolben sind wohl die größten, die
bisher hergestellt wurden. Sie haben rd. 3,30 ■> Süßeren
Durchm. und 19,80 m Hub. Die Pressung bei ragt wahrend
des Betriebes 40 ^B/V'™. Die Kolben tauchen in Druck-
wasser-Zylinder von rd. 2,35 m inneren Durchm. ein, die
einen Spielraum von 30""" rings um den Kolben lassen. Die
Kolben bestehen aus gußeisernen Ringen von i,co°> Höhe
und 82 mm -Starke, die mit inneren Flanschen mit einander
durch je 40 Bolzen verbunden sind. Die Ringe greifen
mit Falzen ineinander und sind mit dünnen Kupierstreifen,
welche beim Anziehen der Verbindungsschrauben sich fest
in die Falze pressen, abgedichtet. Die Preßzylinder sind
aus Stahlguß hergestellt mit 88 mm Wandstarke und zwar
ebenfalls in 1,60" hohen Ringen. Sie sind gleichfalls mit
Kupferstreifen gedichtet, außerdem noch in den Flanschen
durch einen Bleiring, der in eine V-förmige Nut eingepreßt
wird. Zur Verbindung der Ringe dienenjiö Bolzen. Der Kol-
ben ist im Preßzvlinder mit einer Stopfbuchse abgedichtet,
die bei 25"» Tiefe 12 Dichtungsringe aus geflochtenem
Hanf enthalt. Kolben und Zylinder sind mit dem doppel-
ten Betriebsdruck geprüft.
Unmittelbar unter der Stopfbuchse sind die beiden
Preßzvlinder durch ein 30 cm weites Rohr verbunden, da-
mit beim I lertintergehen des einen Troges das verdrängte
Wasser in den anderen Preßzylinder abfließen und damit
den anderen Trog hochdrncken kann. Diese Vcrbindungs-
leitung enthalt ein Ventil, dessen Üeffnung und Schluß vom
Stcucrhauschcn aus erfolgt, aber ebenfalls abhangig ist
von der Trogstcllung. Die Stücke des Preßzylinders wogen
je 10 « und wurden durch einen Kran eingebaut. Die
fertig aufgestellten Zvtinder wurden dann mit Wasser ge-
füllt; durauf wurde der unterste Teil des Kolbens in den
Zylindern eingesetzt und die Stopfbuchse gedichtet Der
Böden des Kolbens wurde nun durch das Wasser selbst
getragen, da dieses nicht ausweichen konnte. Es Vurde
dann der erste Ring aufgesetzt, abgedichtet und soviel
Wasser aus dem Preßzylinder abgelassen, daß der Kolben
um Ringhöhe sank. Dieses Verfahren wurde so lange fort-
gesetzt, bis der Kolben in ganzer Höhe eingebaut war, eine
Äußerst sinnreiche und höchst einfache Art des Vorgehens.
Zum Betriebe der ganzen Anlage ist ein Druckwasscr-
Akkumulator vorgesehen, die Tore werden, wie schon
erwähnt von Druckwasser-Maschinen bewegt, zwei Druck-
wasser-Winden dienen zum Ein- und Ausholen der
Schiffe; ein Luftkompressor zum Aufblasen der Dichlungs-
LufischlSuchc, eine Tiefbrunnenpumpe, eine Dynamo-
maschine für die Beleuchtung vervollständigen die Anlage.
Personal-Nachrichten.
Deutschet Reich. Dem Gam.-Fiauinsp. Kühlt in Lyck wild
t. Apiil 1905 ab der Standort Lotzen als Wohnsitz angewiesen.
Der Garn -ßauinsp B » r t b o I d in Zittau itt all techn. Hillsurb.
zur Iii», de» XII ( 1. K. S i Armee-Korps versetzt.
Baden. Dem Arth , Stadirat Hanau, Dir. der A -G. Schneider
« Hanau in Frankfurt a M . i»t das Ritterkreuz II Kl- de« Orden«
vom Zähringcr Löwen verliehen.
Veisetzl sind die Reg -Bnistr : B a e r in Karlsruhe zur Ob .
Dir dea Wasacr- und Slraüenbaues ala Hilfsarb , Lang ad or ff
in Waldsl. ut zur Kultlnsp Karlsruhe und Sc h wehr in Ucber-
lingen zur Wasser- u. Straßcnb -Insp. WaldahuL
Preußen. Veiliehen ist: dem Geh. Reg -Rat, Dr.lng Dr.
I'aalrow, Prof. an der Techn. Hochschule in Berlin, der Rote
Adler-Orden II. Kl. mit Eichenlaub; — de» Reg- u. Brtn. Waller
in Posen. Hossenfelder jQ Bromberg und Lembeck in
Danzig , dem Brt. Carsten, Prof. an der Techn. Hochschule in
Dan/ig, beim l'ebei tritt in den Ruhealand dem Landbauinap. Brt.
Schulz in Merseburg , dem Waaaerbauinsp. BrL Roßkothen
in Halle a. S. und dem Kr.-Bauintp Brt Voigt in Angermande
der Rote Adler-Ordc» IV. Kl ; - dem Reg - u. Brt . Geh. Bit
Km m er ich in Berlin beim Uebertrilt in deu Ruhestand der Kgl.
Kioiien Orden 11. KJ ; dem Geb. Brt. D e in n i t z in Brombcrg, dem
Reg Rata D Schrcv, Dir. der Waggonfabr. in Danzig , dem
Kr-Bauinsp Brt. Volkmann in Ralibor beim L'cberlritt in den
RoheMand der Kgl. Kronen-Orden III Kl. und dem Rrg-Btnstr.
Eggert in Danzig der Kgl. Kionen-Oiden IV. Kl.
L'ebertragen ist: dem Groöh. hesa Reg - u. BrL S t e g m a y c r
in Darnistadt die VetwaMi; der F.i»enl> Betr.-Insp. 3 daa.; den
Eisenb.-Bau- u. Betr. Insp. Sluvter in Stettin die Verwaltg. der
Bctr.-lnap. 3 da». u.,d Hcinr. Schäfer in Hagen die Verwaltg.
der Bctr ln»p. 1 daselbst
5"
Der Akkumulator hat Druckverluste im Preßzylinder aus-
zugleichen und die genaue Höhe der Tröge einzustellen.
Er liefert auch die Kraft für die Bewegung der Tore und
Winden. Er ist in einem der Türme untergebracht und
erhalt sein Druckwasser von den Druckpumpen in dem
oberen Kanal- Abschlußhaupt. Zur Einleitung der Bewe-
gung, d. h zur Ueberwindung der Reibungs- und sonstigen
Widerstande erhält der obere Trog aus der oberen Hal-
tung einen Wasserzuschuß von rd. ioo«, wozu eine Wasser-
schicht von etwa 35"» im Trog erforderlich ist.
Verwendet sind zu dem Eisenbau der Tröge, Tore
usw. an Walzeiscn 76a ', für die Kolben, den Akkumulator,
die Führungen und verschiedene Maschinen an Gußeisen
235". für die Druckwasser-Zylinder und den Akkumulator
an Gußstahl 303 L
Der Ingenieur der Anlage ist W. J. Francis, die Ober-
leitung der gesamten Kanal-Ausführung ist R. H. Rogers
unterstellt.
Ks wird von Interesse sein, nachträglich noch einen
Vergleich mit den bisher ausgeführten senkrechten Schiffs-
hebewerken zu machen, wir stützen uns dabei teils auf
das Handb. der lng -Wissensch., teils auf die gelegentlich
des Schiffahrts-Kongresses 190a in Düsseldorf gemachten
Mitteilungen, die z. T. nicht ganz
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-t. ilinn heree-
Der Reg -Bnistr. Lohte in Beilin ist dem Minist, der offcutl.
Arb zur Beschäftigung bei den Eisenb -Abt- überwiesen.
Versetzt »ind die Reg -Bnistr. : Aog. Arendt von Gnesen
nach Danzig, He reher von Bonn nach Münster i. W. , Rieh.
Lang von Berlin nach Oppeln, L i e d t k e von Ems nach Strasbuig
i. Wsipr. und Prang von Emden nach Steglitz.
Die Reg.- u. Brte. z. D. Pauly in Schöneberg- Berlin und
Lange in Kfltn sind in den Ruhestand getreten.
Den Reg-Bmstni- Ludw Hirschfeld in Berlin, Job. So ach on
in Bcrl.n und Br. D e 11 k in Königsberg i Pr. ist die nachges. Entlas*.
aus dem Staatsdienste erteil'.
Sachsen. Versetzt aind : die Landbauinap. Wolf in Bautzen
nach Chemnitz , Sachse in Zwickau nach Leipzig und K o 1 b in
Oeninitz nach Bautzen; der Reg-Bmstr Ehmig in Dresden nach
Zwickau.
Der Reg -Rmstr. L i e b e in Dresden I ist z Landbauinap. ernannt.
Der Reg.-ßrustr. Bahr in Dresden N, ist auf Ansuchen aus
dem Staatsdienste entlassen.
Württemberg. Dem Bit. Bauer in Tientsin (China) ist die
Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des ihm verliehenen Kgl
preuß. Rotin Adler-Ordens IV. Kl erleilt; — dem Keg-Brostz.
Geineindciat Hei m in Stuttgart ist die Karl-Olga-Mcdaillc in Silber
verliehen.
Der Rc>; -Bnistr. Ditlus ist vom Fürsten Watdburg-Zeil z.
Brt- ernannt.
Der Bmstr. Fr. Omeis in Stuttgart ist gestorben
Inhalt: Hie XVI. Waodcrversaaimluni: des Vri band»» dculsrlirr Archi-
tekten- und Ingenkur-Veieine Iii .IlHsrluorf „m ,j \„h i,. >e|»lcmber 1904
(S.'hluo.) - S, liiffsl.i-lH-w.Tk im Trr'il- Kanal .Kanada) - f. . Narl-
Verlae der Ueutsclien Baiuellung, G, m. b. lt.,
■ L V. F. Eiselen, BerUu. Druck
FOr d
With. Greve.
No. 8*
Digitized by GooqIc
Google
I
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 83. BERLIN, DEN 15. OKT. 1904
Die geplante Brücke über den Hafen von Sydney.
(Hierzu cim- HildbciLarr.)
an der Stelle abzusenken war, wo sieh der feste Fels
in größter Tiefe findet.
Keiner der eingereichten Entwürfe erschien aber
der Regierung unmittelbar zur Ausführung geeignet,
vielmehr erließ diese im Mai 1901 ein erneutes Aus-
schreiben, nach welchem Entwürfe und Angebote bis
Ende Februar 1902 eingefordert wurden, eine Frist,
welche dann bis Ende Juni 1902 verlängert wurde.
Gefordert war eine mittlere Spannung von nicht unter
366 m mit Nebenspannungen in entsprechender Zahl
und Stützweite, sodaß die Gesamtlänge des Bauwerkes
rd 9i5ln betragen konnte. In einer Ausdehnung von
mindestens 183 m in der Mittelöffnung war eine lichte
Durchfahrtshöhe von 51,82™ über H.W. Springtide*
einzuhalten, während diese Höhe in 366 m Abstand
auf 45,72 m ermäßigt werden durfte Die Fahrbahn
sollte ein Doppelgleis, zwei mit Holz gepflasterte Fahr-
straßen von je 9,14™, oder eine von 18,28 m zwischen
den Bordkanten, und 2 Fußwege von je 3,65 m auf-
nehmen. ( Die Fahrstraßen bei dem ersten Wettbewerb
waren nur halb so breit gedacht.)
Bei diesem abgeänderten Programm scheint der
Gedanke von erheblichem Einfluß gewesen zu sein, daß
man ein zu kolossales, das Stadtbild zu sehr beein-
trächtigendes Bauwerk vermeiden wollte. Wahrschein-
lich hat auch der Umstand mitgesprochen, daß man die
Ufer für das Ladegeschäft frei halten wollte. Die fest-
gesetzte Weite der Mittclspannung entspricht auch voll-
ständig dem Bedürfnis der Schiffahrt, denn bei dem
m Jahrgang 1901 unserer Zeitung haben
wir auf Seite 65 und 84 unter Beigabe
einiger Pläne über den Ausfall des I. inter-
nationalen Wettbewerbes für den Brücken-
bau berichtet, welcher den Hafen von
Sydney überquerend, die Altstadt und die Neustadt
zwischen Dawc's Point und Mac Mahon's Point (vergl,
den Lageplan Abbildg. 2, den wir nochmals zum Ab-
druck bringen) verbinden soll, zwischen welchen bisher
nur ein Fäbrenverkchr besteht. Den I. Preis erhielt da-
mals der Entwurf einer englischen Firma mit einer wenig
befriedigenden Auslcgcrbrückc, während der II. Preis
einein Entwurf zufiel, der von der „Vereinigten
Maschinenfabrik Augsburg und Maschinen-
bau-Gesellschaft Nürnberg A.-G." herrührte und
sowohl konstruktiv wie in ästhetischer Beziehung nach
unserer Auffassung ungleich höher stand als der
erstere. Das System war das einer versteiften Kabel-
brücke, die mit einer einzigen Hauptspannung von
rd. 550 m zwischen den Türmen den I lafcn über-
spannen und ihre Hauptpfeiler in günstiger Weise
nahe den beiden Ufern erhalten sollte, wo dieselben
in verhältnismäßig nicht zu bedeutender Tiefe bis
auf den festen Felsen abgesenkt werden können.
Die Kosten dieses Entwurfes waren auf 38,3t Mill. M.
veranschlagt, während sich diejenigen des an 1. Stelle
preisgekrönten Entwurfes auf rd. 60 Mill. M. stellten,
hauptsächlich in Folge einer anderen Einteilung der
Spannungen, bei welcher ein Pfeiler im Hafen gerade
Abbililg. 1. GcumUMK-bt der Brücke. Zur Ausführung bc*liramtrK Entwurf.
5'3
Google
ersten Nürnberger Entwurf ging ein Teil der Haupt-
Spannung durch die vorspringende Landzunge Bluc's
Point für die Durchfahrt der Schiffe doch verloren Die
in dem Programm erwähnten Eisenbahngleise sollen
eine Verbindung zwischen dem Bahnsvstcm der Süd-
und Nordseite herstellen. Sic bilden einen Teil des
geplanten Aushaues der City Railway. (Auf unserem
Lageplan ist diese Linie übrigens nicht eingezeichnet.
Die Gleise liegen auf der Westseite der Brücke.)
Aus den eingegangenen Entwürfen und Angeboten
wurden schließlich drei ausgewählt und unter diesen
soll jetzt nach der englischen Zeitschrift „The Engineer"
vom 12. August d. J. das Angebot der Firma J. Stewart
& Co. in Sydney mit einigen vereinbarten Abänderun-
gen zur Ausführung bestimmt sein. Der diesem An-
gebot zugrunde liegende Entwurf ist wiederum von
der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und
Maschinenbau-Gesellschaft Nürnberg aufgestellt
und zwar in Verbindung mit dem Ziv.-Ing. Norman
Seife, M. Inst. C.-E. in Sydney, der insbesondere
nach den Vorschlägen der Firma die Einzelheiten der
Gründung bearbeitet hat Die Architektur ist von
einem Architekten der Nürnberger Firma bearbeitet.
Wir entnehmen einige Angaben über den Entwurf
der genannten Zeitschrift und fügen die uns von der
deutschen Firma zur Verfügung gestellten Abbildungen
bei, die übrigens in ähnlicher Weise auch in genannter
Zeitschrift veröffentlicht sind.
Neben einer Uebcrsichtszeichnung des zur Aus-
führung bestimmten Entwurfes, Abbildg. 3, geben wir
in Abbildg. 4 und 5 auch noch diejenigen von zwei
mit in der engeren Wahl gewesenen Entwürfen
wieder, deren Systeme aus der Zeichnung klar hervor-
gehen, wobei auch ohne weiteres zu er-
sehen ist, daß der Nürnberger Entwurf
bei großer Klarheit des Systems die bei-
den anderen in der Linienführung der
Hauptträger vom ästhetischen Standpunkt
weit Obertrifft. Bezüglich der Lichtweite
und Lichthöhe der Mittelöffnung halten
sich alle drei an die angegebenen Min-
destmaße. Es ergibt sich daraus aber für
alle Entwürfe der bei dem früheren Nürn-
berger Entwurf vermiedene Nachteil, daß
der Hauptpfeiler an der Nordseite, wie
schon erwähnt wurde, an der Stelle ge-
gründet werden muß, wo der feste Unter-
grund am tiefsten unter dem I lochwasser-
spicgcl liegt.
Aus unserem Kopfbild Abbildg. 1 ist
die Gesamterscheinung der Brücke zu er-
sehen, in Abbildg. 3 das System. Die
Abbildgn. 6 und 7 geben den "Querschnitt
durch die Brückenbahn imganzen und in
einem Teile in vergrößertem Maßstabe.
Unsere Bildbeilage schließlich gibt einen
Einblick in die Brücke und zeigt gleich-
zeitig ein Bild der wuchtigen massiven
Portaltürme, welche die Hauptbrückc ab-
schließen.
Das System der I lauptträger ist das-
jenige eines Kragträgers mit etwas an-
steigendem Untergurt und mit einem Li-
nicnzugedcsübergurtes.der an eine Hänge-
brücke anklingt. Sic haben in der Milte
16,76 m Höhe und an den Enden etwa eben
so viel, während sie sich über den Pfeilern
bis zu rd. 62» Höhe erheben. Die Ent-
fernung der Pfeiler, die als eiserne Türme
ausgebildet bis zu rd. 123"' Ober H. W.
(ohne die obere Bekrönung) emporsteigen,
haben 411,64=" v. M. z. M Abstand. Die
Länge des hinteren Armes betragt 176,78
bezw. 152,40 m, die der inneren Kragarme
je 132,6 ™, sodaß 146,3°' Stützweite für
das eingehängte Mittelstürk verbleiben.
Die Knotenpunkte des Hauptsystems sind
24,38™ von einander entfernt. Ein Zwi-
schensy stein setzt die Entfernung der Quer-
5'4
LMJUlilJl \ fÜJ a
Abbild* a. Lageplwi von Sydney.
Abbildg. 6. Querschnitt in BrQckenmiltc.
Abbildg. 7. Einzelheiten de» Quer»chiiiUe*.
No. 83.
Digitized by Google
träger, die auf dem Untergurt der Hauptträger nach
dem Querschnitt Abbildg. 7 frei aufliegen, auf die
Hälfte herab. Die Hauptträger sind zur Erhöbung
der Steifigkeit gegen die Lotrechte unter 1:8 geneigt,
bie stnd zwischen den Gurten durch wagrechte Gitter-
träger, sowie durch in der Gurtebene liegende ge-
15. Oktober 1904.
kreuzte Diagonalen, ebenfalls Gitterträger, versteift.
Eine 2. Querversteifung ist in ganzer Brflckenläiigc
in gleicher, der Mittelhöhe der Hauptträger entspre-
chender, Höhe Ober der Fahrbahn angeordnet. Die
bogenförmige Gestalt dieser Aussteifung ergibt, wie
die Bildbeilage zeigt, eine interessanlelnocnpcrspektive.
Digitized by Google
Die untere Entfernung der Hauptträger v. M. z. M.
stellt sich auf 30,86 m.
Die Brückenbahn von insgesamt 38,2 m Breite ist
in 6 facher Weise geteilt Zwischen den Hauptträgern
sind: ein io,66m breiter, mit Holz zu pflasternder
Fahrdamm, ein schmaler Steg und 2 Straßcnbahn-
glcise mit zus. 7,93 "' und 2 Eisenbahngleise mit zus.
7,76 m Breite untergebracht. Es verbleiben dann noch
für Hauptträger und Burgersteig 5,74 bezw. 5,81 m
oder für die lichte Weite der Bürgersteige etwa je 3
Die Fahrbahn ist in ihrem Längsgefälle im mittleren
Teile parabolisch gestaltet und fällt dann beiderseits
mit 1 : 50. Für den Fahrdamm ist dies Gefälle auf
der Südseite auf 1 : 30 ge-
steigert. An die Hauptbrücke
schließen sich auf der Nordseite
noch 2 Ocffnungen mit unter
der Fahrbahn liegenden Fach-
werkträgern von je 73,19 m und
daran ein Viadukt mit Eisen-
beton-Gewölben an.
Die eisernen Pfcilcrtürme
werden von einem Aufbau ge-
krönt, zu dem Fahrstühle em-
porführen sollen, sodaU man
zu der oberen Plattform ge-
langen und von dort in 122 ■
I löhe über 1 l.W. den Blick Ober
I lafen und Stadt genießen kann.
Eine zweite Plattform ist in
12 m Höhe Ober der Brücken-
tafcl gedacht und gibt Gelegen-
heit zur Anlage eines Cafes,
Wärterraumes usw.
Die Beurteilungs-Kommis-
sion, die aus erfahrenen Inge-
nieuren und Architekten be-
stand, hebt in ihrem Berichte
hervor, daß der vorliegende
Entwurf von allen bisher ein-
gereichten am meisten befrie-
dige, sowohl was die Erfüllung
der besonderen Bedürfnisse der
Ocrtlichkeit und der gestellten
Forderungen betrifft, als hin-
sichtlich der wissenschaftlich-
technischen Tüchtigkeit des Ent-
wurfes der Eisenkonstruktion,
der kräftigen Natur des Unterbaues und der eleganten
Gesamterscheinung.
Mehr als das sonst bei ausländischen, namentlich
englischen, Brückenentwürfen der Fall gewesen ist, hat
sich die Kommission mit der ästhetischen Erscheinung
des Bauwerkes beschäftigt, wobei namentlich Wert
auf den Gesamteindruck, die Einfügung in die Um-
gebung gelegt wurde. So verwarf man alle zu mächtig
in geschlossener Masse über der Fahrbahn aufragen-
den Konstruktionen, also z. B. Bogenkonstruktionen
über der Fahrbahn. Auch nach dieser Richtung hin
findet der Ausschuß den neuen Entwurf besonders
geglückt. Er empfiehlt nur, den Porlaltürmen, deren
1
Nu. 83.
Digitized by Google
Dai Poithaui zu Schöne-
berg bei Berlin.
Entwulf im RcichsposUmt
aufgehellt
Kaqiadcn-Skiize
von Pontbauinnp. Spulding
15 Oklubtr 1904.
5'7
Google
Entwürfe, wie schon bemerkt, auch in Deutschland ent-
standen sind, mehr englischen Charakter zu geben.
Die Endpfeiler der Hauptbracke sowie der süd-
liche Hauptpfeiler sind bei allen Entwarfen bis auf
den festen Fels hinabgeführt, für den Nordpfeiler da-
gegen ist die Gründung sehr verschieden geplant. Es
wurden dazu 10 verschiedene Vorschläge gemacht.
Die einen halten eine Gründung mittels Luftdruck auf
den Ton des Untergrundes 2743 unter H.-W. für
ausreichend, andere sehen eine Gründung auf Pfahl-
rost vor, der ebenfalls nur bis in den Ton abgetrieben
werden soll, bezw. auf Eisenpfählen, die bis zum Felsen
hinabreichen sollen. Sieben Vorschläge zielen auf eine
unmittelbare Gründung auf den festen Felsen ab, da-
von sehen 5 die Gründung mit Kaissons vor, einer
will sich für den oberen Teil der offenen Kaissons
bedienen und in diesen baggern, den unteren Teil aber
nach dem Gefrierverfahren herstellen, während nach
dem letzten Plan zunächst eine Insel geschüttet und
dann für die ganze Gründungstiefe das Gefrierver-
fahren angewendet werden soll.
Die Frage der Gründung dieses Pfeilers ist für
den ganzen Brückenbau von hoher Wichtigkeit. Der
Felsen liegt hier etwa 51,80 m unter H.-W., eine Tiefe,
die bei Brückengründlingen bisher nicht entfernt er-
reicht worden ist und mit Luftdruck -Gründung be-
kanntlich längst nicht mehr zu erreichen ist. Ücbcr
dem Fels liegen etwa 39 m Ton mit Sandlagern unter-
mischt, darüber 2,i3m Schlamm und schließlich 11,27 m
Wasser. Die Belastung des Pfeilers durch den Ucber-
bau und die Vcrkehrslast ist auf 20—30000' zu ver-
anschlagen, dazu kommt dann noch das erhebliche
Eigengewicht des Pfeilers selbst. Der Entwurf Abbildg. 5
von Arrol & Co. usw., sieht nur eine Gründung bis
i8,88m unter Wasser, derjenige der E. & C.Bridge
Comp, bis 27,43™ vor. Die Pressung beträgt bei
beiden rd. 6^v.
Eine Variante des zur Ausführung bestimmten Ent-
wurfes sieht ebenfalls eine Gründung bis 27,43 ■ unter
Wasser vor und läßt sogar eine Pressung von fast 7 *sJ<t«>»
zu. Die Firma schlägt anderseits aber auch Pfahlrost-
gründung bezw. Herabführung der Fundamente bis
auf den festen Fels vor. Diese hohen Belastungen
findet der Ausschuß doch für bedenklich und emplahl
dem Minister der öffentl. Arbeiten die Absenkung
eines Probezylinders von 1,83 m Durchmesser, was
dann auch nahe Mac Mahon's Point, dicht neben der
Stelle, an welcher der zukünftige Pfeiler zu errichten sein
wird, geschah. Er wurde mit Luftdruck bis— 27,43»
unter H.-W. abgesenkt und es wurden dabei Proben
aus dem Untergrund entnommen, welche unter dem
Schlamm 14"» Ton mit Sand gemischt, dann kohlen-
haltigen Ton ergaben. Auf eine weitere Absenkung
wurde dann der Kosten wegen verzichtet, da man
nach diesem Befunde nicht erwarten konnte, in größe-
rer Tiefe vor Erreichung des Felsens wesentlich
günstigere Verhältnisse des Untergrundes anzutreffen.
Bei allmählicher, mehrfach unterbrochener Belastung
bis 204', d. h. 7,6ke/'if|» ergab sich ein weiteres
Einsinken von rd. 70 m", die sich innerhalb 8 Tagen
auf rd. 109 mm steigerten, ohne daß Ruhe eingetreten
wäre. Hiernach mußte eine Gründung bis auf den
festen Felsen vorgesehen werden, die nach Ansicht
des Ausschusses im offenen Kaisson, oder falls das
nicht gelingt, ohne zu ungünstige Erhöhung der Kosten,
mittels des Gefrierverfahrens auszuführen ist
Für die gesamte Ausführung nimmt die Firma
5V* Jahre vom Tage der Annahme des Angebotes in
Aussicht. Die Gesamtkosten veranschlagt sie auf rd.
38,8 Mill. M., wovon auf die 924 m lange Hauptbrücke
26,30 Mill. M. entfallen, auf die südliche Zufahrtsrampe
mit Anschluß an die geplante City railway und an die
Princeß Str. 6,6 Mill. M., auf die nördliche Rampe mit
Anschluß an die vorhandene Eisenbahn und mitStraßen-
anschluß nach Blue's Point 3,6 Mill. M., schließlich für
Landerwerb 1,3 Mill. M. (Es ist nicht aus den Angaben
des Engineer ersichtlich, ob bei diesen Gesamtkosten
eine Gründung auf den festen Fels veranschlagt ist; da
die Summe mit dem früheren Nürnberger Entwurf nahe-
zu übereinstimmt, scheint das nicht der Fall zu sein.)
Der geplante Brückenbau gehört zu den be-
deutendsten Werken auf diesem Gebiete. Es ist für
das Ansehen der deutschen Technik in hohem Grade
erfreulich, daß die Entscheidung zu Gunsten eines
Entwurfes gefallen ist, an welchem eine deutsche
Firma den wesentlichen Anteil hat. Möge es ihr
auch vergönnt sein, an der Ausführung in ent-
sprechender Weise mitzuwirken. —
ie kaiserlichen
Berlin und seinen Vororten mit wenigen
Ausnahmen in gemieteten Räumen unter-
gebracht worden. Bei dem schnellen und
starken Anwachsen des Verkehres haben
sich für die Postverwaltung hieraus immer größere
Das Posthaus zu Schöneberg bei Berlin.
(Hierzu die Abbildungen S. 516 o. 517 )
Postämter sind bisher in Schwierigkeiten ergeben, da es nicht möglich ist,
stets geeignete Micträume, wie sie für das Ineinander-
greifen des Betriebes notwendig sind, zu erlangen.
Hierzu kommt, daß in den angemieteten Diensträumen
häufig ein Wechsel erfolgen muß, weil diese für die
eingetretene Verkehrssteigerung unzuläng-
Zur Umgestaltung des architektonischen Unter-
richts an den Baugewerkschulen.
Ier Vorschlag, den Hr. Prof. Hocheder in No. 77 der
„Dtschn. Bztg." macht, die Bauformenlehrc als selb-
ständiges Lehrfach ganz aus dem Baugewerkschul-
Unterrichl verschwinden zu lassen, stimmt vollkommen
übercin mit einem auch von mir längst gehegten Lieb-
lingsgedanken, dem ich schon zu wiederholten Malen Aus-
druck verliehen habe. So schrieb ich in No. 8 der „Süd-
deutschen Bauzeitung", vom 21. Februar 1903: „Ware es
nicht das einfachste und beste, die Formenlehre als selb-
ständigen Unterrichts- Gegenstand aus dem Lehrplan zu
streichen und in unmittelbare Verbindung zu bringen mit
den praktischen Unterrichtsfächern in der Weise, daß ihr
Lehrstoff auf diese Fächer entsprechend verteilt würde V"
Und in No. 44 der , Dtschn. Bauztg." vom 4. |uni 1903:
„Als Ideal eines Lehrplanes solcher Schulen schwebt mir
vor die völlige Verschmelzung der Formenlehre teils mit
der Baukonstruktionslehre, teils mit der Baukunde." Auch
der Grundgedanke und die Methode meines Leitfadens
der architektonischen Formenlehre nämlich die Entwicklung
der Form aus den Anforderungen der Konstruktion, des
Materiales und des Zweckes, ist derart, dafi die einzelnen
Abschnitte ohne weiteres in den Baukonstruktions-Untcr-
richt eingefügt werden konnten.
Aber gerade deshalb, weil auch ich eine Verschmelzung
5>8
beider Urterrichtsgebiete für nützlich halte, kann ich dem
zweiten Gedanken des Hochcdcr schen Artikels nicht bei-
stimmen, nämlich dem Vorschlage einer Umkehrung des
bisher üblichen Lehrganges der Formenlehre in der Weise,
daß „das Haus als Ganzes" zuerst behandelt werden soll
und erst daran anschließend die Einzelform. Die Aus-
führung dieses zweiten Gedankens würde die des
ersten unmöglich raachen. Denn die Baukonstruk-
tionslehrc kann doch gar nicht anders beginnen als mit
den Einzelheiten der Konstruktion, mit den Verbinden
in Stein und Holz, und kann erst im weiteren Verlaufe
zur Zusammensetzung ganzer baulicher Gebilde fort-
schreiten. Soll also die Formenlehre unmittelbar mit der
Baukonstruklionslehre verbunden werden, so muß sie den
nämlichen Weg gehen. Will sie das nicht, so muß sie
getrennt bleiben.
Aber es sind auch noch andere sehr gewichtige Gründe
vorhanden, die einer Verwirklichung des im Hochcder'-
schen Artikel enthaltenen Vorschlages im Wege stehen.
Dieser setzt nämlich zwei Dinge voraus, von denen die
Baugewerkschülcr bei Beginn ihres Studiums noch keine
Ahnung haben: erstens zeichnerische Fertigkeit und zwei-
tens volle Kenntnis der konstruktiven und räumlichen An-
forderungen eines Gebäudes im ganzen. Wenn Bauwerke
zum Studium ihrer Gesamterscheinung, der Massenwirkung
und Gruppierung ihrer Mauern und Maueröffnungen, der
Viclgcstaltigkeit der Dachlösungen usw. zur Darstellung
No. ß3.
Digitized by Go<
lieh geworden sind oder wegen fortgesetzter Erhöhung
der Mielpreise verlegt werden müssen. Eine derartige
Aenderung in der Lage der Betriebsstellen ist aber nicht
nur für den gesicherten Gang des Betriebes ungünstig,
sondern auch durch die Verlegung der Telegraphen-,
Rohrpost- und Fernsprechleitungen mit beträchtlichen
Kosten verknöpft.
Seit dem Jahre 1899 ist man daher dazu über-
gegangen, für die großen Aemter Grundstücke zu er-
werben und auf ihnen reichseigene Posthäuser zu er-
richten. Diese sollen den Mittelpunkt für die im Um-
kreise gelegenen kleineren Postanstalten bilden, welche
entsprechend eingeschränkt werden und weiter in ange-
mieteten Räumen verbleiben können. Bis jetzt sind für
solche großen Postämter (Bezirkspostämter) drei reich s-
eigene Gebäude fertig gestellt, und zwar am Tempel-
hofer Ufer, in der Lothringerstrasse und in Schöneberg.
Das Grundstück für das Postgebäude zu
Schöneberg, Hauptstrasse 26/27 belegen, hat bei
einer Straßenfront von 40,85 m einen Flächeninhalt
von 5270 im, so daß es nicht nur für das erforderliche
Dienstgebäude, sondern auch für eine spätere weitere
Bebauung reichlichen Platz bietet Das Hauptgebäude
besteht aus einem viergeschossigen Vorderhaus und
Mittelflügel und einem zweigeschossigen Quergebäude,
die sich um einen an der südwestlichen Nachbarseite
liegenden quadratischen Lichthof von 4331"" Fläche
gruppieren. Zwischen dem Mittelflügel und der nord-
östlichen Nachbargrenze ist eine an die Durchfahrt
des Vorderhauses sich anschließende, 0,70 ■ breite
Einfahrt zum Posthofe, der von dem Quergebäude,
einer Wagenhalle und einem Nebengebäude umgeben
ist Letzteres begrenzt den dahinter, etwa 3 m tiefer
liegenden, rd- 15601» großen Garten, der vorläufig für
die beiden Hauptwohnungen bestimmt ist
Da des Betriebes wegen das Postamt nur im
Erd- und ersten Obergeschoß angeordnet werden
kann, so sind hier, wie bei den anderen für Bezirks-
ämter neu aufgeführten Gebäuden die oberen Geschosse
zu Wohnungen eingerichtet, um das teure Baugelände
besser auszunutzen. Während die Vorderwohnung
und eine kleine Wohnung im dritten Obergcschoss zu
Dienstwohnungen für den Postdirektor und den Haus-
wart bestimmt sind, wird im übrigen das zweite Ober-
geschoß, eine kleineWohnung im dritten und im Dach-
geschoß an Beamte und Unterbeamte vermietet.
Für das Postamt ist im 5« hohen Erdgeschoß
der Lichthof zu den Betriebsräumen hinzugezogen
worden. In ihm befindet sich die 15,5 ■» lange, 10,06 ■
breite Bricfschalterhalle, zu der man von der
Straße durch eine dreiachsige Eingangshalle gelangt.
Die Schalterhalle Offnet sich seitlich in Bogcnstellun-
gen nach den sie umgebenden Annahmcräumen und
ist in ganzer Deckenausdehnung durch Oberlicht er-
bellt. An der rechten Längswand und der dem Ein-
gange gegenüber liegenden Querwand sind in 3m
hohen hölzernen Schalterwanden 12 Schalterstellen
für Brief- und Geld -Annahme und -Ausgabe, sowie
ein Schrank für Abbol-Bricffächcr (Schließfächer) an-
geordnet An der linken Längswand sind durch Glas-
wände in den Bogenstellungen die Paketannahme und
der dazugehörige Publikumsraum von der Briefschalter-
halle getrennt Zu dieser Paketannahme gelangt man
durch einen Seiteneingang, welcher auch den Zugang
zu der, durch alle Geschosse führenden linksseitigen
Nebentreppe und zugleich für Renten-Empfänger den
Zutritt zu der im Vorderhause liegenden Kasse bildet
Die Packkammer nimmt den ganzen Querflügel
ein und ist durch 6 Ladetüren nach der am Posthofe
liegenden Ladebohne geöffnet An der Ecke bei der
Einfahrt zum Posthofe liegt ein dem Publikum zu-
gänglicher Raum für Abholer von Paketen und für
Ordonnanzen, während für die Massenauflieferung von
Paketen noch ein an der südwestlichen Grenze ange-
legter eingeschossiger Anbau vorgesehen ist.
Im Vorderhause befindet sich noch rechts von der
Eingangshalle das Zimmer fQr Rohrpost undTelegraphie
mit zwei unmittelbar von der Eingangshalle zugäng-
lichen Schalterfenstern und der öffentlichen Fcrnsprcch-
stelle, ferner ein Botenzimmer, die 5,8 » breite Durch-
fahrt und die unmittelbar von der Straße aus zugäng-
liche Haupttreppe zu den großen Wohnungen.
Im ersten 4,4™ hoben Obergeschoß sind die Räume
für den Amts Vorsteher, das AmUburcau, dieBriefabferti-
gung, welche mit der Annahme im Erdgeschoß durch
einen Aufzug verbunden ist, der Briefträgersaal, die
Entkartung, Kleiderablagen und Aborte untergebracht
Im Kellergeschoß sind Lagerräume für das Post-
amt, Wirtschaftskellcr und die Zentralheizung für das
Postamt und die große Wohnung im zweiten Ober-
geschoß angeordnet; die übrigen Wobnungen haben
Öfenheizung erhalten.
Das für Posthaltcreizwecke angelegte Nebenge-
bäude zwischen Posthof und Garten hat im Keller
Lagerräume, im Erdgeschoß einen Pferdestall zu
8 Ständen und einen Raum für schwere Telegraphen-
Materialien, im Obergeschoß eine Mietwohnung für
einen Unterbeamten aus 2 Stuben, Kammer und Küche
bestehend, sowie Lagerräume.
Die Fassade des Hauptgebäudes zeigt nieder-
deutsche Renaissanceformen in moderner Auffassung;
sie ist kräftig gegliedert durch Risalite, Giebel und
Erker und hat in den beiden unteren Geschossen
den Charakter eines Betriebsgebäudes, in den beiden
oberen den eines Wohnhauses. Die Hoffronten sind
ganz einfach in Backsteinbau gehalten. Zu allen
Fassaden sind rote Rathenower Handstrichsteine ver-
wendet, nur an der Straßenfront sind das Erdgeschoß
gebracht werden sollen, so muß der Schüler schon eine
.sehr weitgehende Fertigkeit im Skizzieren besitzen und
zwar nicht bloß im geometrischen, sondern auch im per-
spektivischen. Davon kann aber in der untersten Klasse,
wo der Lehrer vollauf zu tun hat, den Schülern die Hand-
habung der Zeichengeräte und die elementarsten begriffe
und Methoden technisch-zeichnerischer Darstellung beizu-
bringen, selbstverständlich noch gar keine Rede sein. Und
was den 2. Punkt betrifft, so ist doch eine Unterweisung
über die Gestaltungs-Möglichkeiten des Hauses im ganzen
erst für den verständlich, der bereits eine klare Vor-
stellung hat von den notwendigen konstruktiven Beziehun-
gen und räumlichen Anforderungen innerhalb eines Ge-
bäudes, also von Dingen, die ebenfalls erst in den späte-
ren Klassen gelehrt werden. Ohne diese Voraussetzung
werden alle Versuche des Schülers, ein Haus als ganzes
zu gestalten, auf gedankenlose ßildermachcrci hinauslaufen.
Und gerade dagegen muß doch mit allen Mitteln schon
an der Schule angekämpft werden. Erst gründliche
Kenntnis der sachlichen Voraussetzungen, dann Gestaltung.
Einen anderen Weg gibt es nicht.
Man könnte einwenden, daß ja nicht gleich in der
unteoten Klasse mit Formenlehre begonnen zu werden
brauchte, sondern erst später, nachdem der Schüler sich
genügende zeichnerische und sachliche Kenntnisse er-
worben hat Aber dann würde die Formenlehre erst
recht aus dem Zusammenhang gerissen, da ja z. B. die
15. Oktober 1904.
konstruktiven Grundlagen für die Einzelformen schon in
der untersten Klasse erledigt wurden. Von einer Ver-
schmelzung mit der Baukonstruklionslehre könnte dann
erst recht keine Rede sein.
Es wird also im großen uud ganzen die Reihenfolge
des Unterrichtes wohl so bleiben müssen, wie sie bisher
war. Selbst wenn es dann nicht zu einer völligen Ver-
schmelzung kommen sollte — gegen welche sich ja in
der Tat sehr gewichtige Gründe anführen lassen — so
bliebe doch immer der große Gewinn, daß beide Fächer
in ihrer Stoffverteilung gleichzeitig fortschreiten, sich also
gegenseitig unterstützen und in einander eingreifen können,
wodurch dem Schüler der Zusammenhang zwischen Kon-
struktion und Form ständig zum Bewußtsein gebracht wird.
Daß ich im Ucbrigen mit den Ausführungen des
Hrn. Prof. Hochedcr voll einverstanden bin und sie als
schätzenswerten und hochwillkommenen Beitrag zur Kla-
rung der vorliegenden Frage auf* Freudigste begrüße,
brauche ich wohl nicht erst "zu versichern. Der in Bälde
erscheinende dritte Teil meines Leitfadens wird zeigen,
daß auch ich die „Gestaltung des Gebäudes im ganzen"
als den Kernpunkt der Formenlehre betrachte, nur daß
ich dies Kapitel nicht an die Spitze, sondern an das Kndc
des Unterrichten gesetzt sehen mochte. Denn es umfaßt
Fragen, deren Bedeutung nur der gereifte Schüler, nicht
aber der Anfänger zu erfassen imstande ist. —
Breslau, 25. Sept. 1904. Specht
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und die Architektur- Gliederungen in weißem Alt- War-
thaucrSandstein ausgeführt Das Dach ist als Kronendach
mit glasierten braunblauen Biberschwänzen eingedeckt.
Die Decken sind als Betondecken mit Eiseneinlage,
sogen. Uelm'schc Decken, hergestellt und ist diese
Konstruktion auch für die Treppen verwendet, welche
Eichen- und Kiefernholzbelag erhalten haben. Die Fuß-
böden haben in den Schalterhallen und Eingangsfluren
einen Tonflicscn-, in der Packkammer einen Asphalt-
belag; in den übrigen Diensträumen und den großen
Wohnungen ist eichener Stabfußboden in Asphalt, in
den kleinen Wohnungen kieferner Riemenfußboden auf
Lagerhölzern verlegt worden. Die innere Ausstattung
ist im übrigen sehr einfach gehalten; über den hölzer-
nen Paneelen in den Betriebsräumen sind Decken und
Wände nurweiß gestrichen. Die Beleuchtung dcrSchal-
terhallen, Brief- und Paketannahme, der Packkammer,
Höfe und Eingänge erfolgt durch elektrische Bogen-
lampen, die der übrigen Räume durch Gasglühlicht.
Die gesainten Bauten sind in der Zeit vom i. April
1901 bis zum 1. April 1903 mit einem Kostcnaufwande
von rd. 523000 M. unter Oberleitung des Geh. Post-
rats Tuckermann durch den Reg.-Bmstr. R atze bürg
ausgcfühit. Der Bauplan ist im Reichs- Postamt auf-
gestellt, die Fassadenskizze vom Ppstbauinsp. S p a I d i n g
bearbeitet worden
Von den bei der Bausausführung beteiligten Firmen
sind zu nennen: die Aktiengesellschaft für Bau-
ausführungen für die Maurerarbeiten, Hofsteinmetz-
mstr. C. Schilling für die Sandsteinarbeiten, Sturm
in Freienwalde für die Dachziegel, M. Czarnikow
& Ko. für die Decken- und Betonarbeiten, Wcgener
in Wilmersdorf für die Tischlerarbeiten, Ursum Sohn
für die verzierten Eisengitter, C. A. Schupp mann
für die Niederdruck-Dampfheizung, BildhaucrK rc t z s c h-
mar für die Ornamente an der Fassade und die Stuck-
decken in den großen Wohnungen. —
Vermischtes.
In Sachen d«r Gedächtniskirche In Speyer erhalten wir
nachstehende Zuschrift:
„Die Deutsche Bauzeitung bringt in No. 78 eine Notiz
wonach Hr. Arch. Flügge der geistige Urheber der Ge-
dächtniskirche zu Speyer sei, insofern die ersten Skizzen
und alle wesentlichen' Teile des Entwurfes von ihm her-
rühren. Dieser Darstellung muß ich entschieden wider-
sprechen, da ich bei diesen Arbeiten durchaus gleichwertig
mit Hrn. Flügge beteiligt bin. Ks ist kein Unparteiischer
imstande, sachlich beurteilen zu können, wie weit der eine
ndere von uns vor nunmehr 20 Jahren an dieser
isamen Arbeit vorwiegend beteiligt gewesen Ist
In der Festschrift zur Einweihung, sowie in allen mir be-
kannt gewordenen Veröffentlichungen über den Bau sind
stets Flügge &• Nordraann als Architekten genannt und
niemals mein Name allein. Es Legt daher gar keine Ver-
anlassung vor, jetzt Hrn. Flügge allein als Urheber des
Entwurfes hinzustellen und mich als minderbeteiligt in
den Hintergrund zu schieben. Ich muß derartigen Ver-
suchen entschieden entgegentreten. Die Behauptung, daß
Hr. Flügge das eigentliche künstlerische Element in unserer
Verbindung gewesen sei, entbehrt ebenfallsdcr Begründung;
ich nehme für mich die gleiche Stellung als künstlerisch
wirkender Architekt in Anspruch. Wenn Hr. Flügge nicht
zur Einweihung der Kirche eingeladen und auch nicht zu
Auszeichnungen vorgeschlagen ist, so dürfte die Ursache
darin zu finden sein, daß Hr. Flügge seit 1894 nichts mehr
mit dem Bau selbst zu tun hatte, sondern die Ausführung
während dieser Zeit allein in meiner Hand lag. —
C. Nord mann, Architekt
Wir bemerken hierzu, daß uns die Notiz in No. 78
von dritter Seite zugegangen ist, die wir für einwandfrei
halten mußten, sodaß wir uns für verpflichtet hielten, der-
selben Raum zu geben. Hr. Flügge selbst hat durch
seine Zuschrift, die wir in No. 79 abdruckten, zum Aus-
druck gebracht, daß er den in der ersten Notiz vertretenen
Standpunkt teilt Dem wider-prichl jetzt Hr. Nordmann.
Wir haben also beiden Teilen das Wort gewährt. Damit
müssen wir aber die Angelegenheit für »ins als erledigt
betrachten, da wir unmöglich in eine- sachliche Beweis-
führung in dieser Frage an dieser Stelle eintreten können.
Die Redaktion.
Die Arbeiten am Slmplontunnel. die auf der Nordseile
wegen des Einbruches heißer Quellen schon vor längerer
Zeit eingestellt werden mußten, haben bekanntlich am
6. September d. J. auch auf der Südseite zur Einstellung
der Arbeiten geführt, da in dem Kalkschiefer eine warme
Quelle von 45" C. und 60 Sek./Lit. Ergiebigkeit ange-
schlagen wurde. Wie wir der „Schweiz. Bauztg." ent-
nehmen, ist der Richtstollcn der Südseite im Monat Sep-
tember nur um 25 ™ gefördert worden und es betrug Ende
September die Richtstollen-I.änge auf der Südseite 91 10 ■».
auf der Nordseitc 103760», also der noch durchzuschlagende
Rest 24t™. Man hat sofort einen Querstollen in Angriff
genommen, um vom Stollen 11 an die Einbruclisstclle der
warmen Quelle im Stollen I zu gelangen Kndc Septbr.
war diese Arbeit beendigt. Das stark zerklüftete Gebirge
erfordert aber sorgfältigen Einbau, um die Quelle so zu
fassen, daß man die Arbeiten wieder fortsetzen kann. Er-
forderlich ist dazu noch ein weiterer Ausbau der Kühl-
einrichtungen, da die Gesieinstemperatur bis auf 43,5° C.
gestiegen ist. Das dem Südportal Ende September ent-
strömende TunncKvasscr stellte sich auf 81 1 Sck./Lil. —
Für das Museum für Meisterwerke der Naturwissen-
schaft und Technik ist in einer Vorstandssitzung am 1. Okt
d. 1. das Bauprogramm für die auf der Kohleninsel zu er-
richtenden Gebäude genehmigt worden. Die Gebäude sollen
15 000 q°> Ausstellungsraum enthalten. In einem besonde-
ren Gebäude sind die Bibliothek mit Lese- und Zeichen-
sälen, ferner Sitzungs- und Vortragsräume unterzubringen,
die bis zu 1200 Personen fassen können. Der Vorstand
soll zunächst gemeinsam mit der Baukommission ein Vor-
projekt als Grundlage für die Verhandlungen mit den
maßgebenden Behörden, der Stadt München und den
Stiftern, aufstellen. Erst dann kann an die Ausschreibung
eines allgemeinen Wettbewerbes gedacht werden. —
Preisbewerbungen.
Einen Wettbewerb um Pläne für ein Böraengebäude
am Fischmarkt In Basel schreibt der Reg.-Rat des Kantons
Basel unter den schweizerischen und in der Schweiz
niedergelassenen Architekten mit Frist zum 14. Jan. 1905
aus. Zur Prämiierung der 3 — 4 besten Arbeiten ist eine
Ges.-Summe von 5000 Fr. ausgesetzt In dem 7glicdngen-
Preisgericht sitzen als Sachverständige die Architekten "
I. . Friedrich in Basel, J. Beguin in Neuchätel, C. Moser
in Karlsruhe und R. von Wurstemberger in Bern. Be-
züglich der L'ebertragung der weiteren Planung und Leitung
der Ausführung Ist völlig freie Hand vorbehalten.
Im Wettbewerb Synagoge in Frankfurt a. M. (vergl.
S. 304 u. 324) hat das Preisgericht, in welchem an die
Stelle des verhinderten Hrn. Geh. Brts. Schwechten,
Hr. Brt. Otto March eingetreten war, seine Entscheidung
gefällt. Von den 129 eingegangenen Entwürfen erhielten
den I. Preis „Laubhütten*, Verf. die Hm Arch. Jos. Reuters
in Berlin und Karl Fricdenthal in Charlottenburg, den
II. Pr. „Ohne Kupper derHro.Arch.Hessemcr&Schmidt
in München, den III. Pr. „Vorhof II* (in romanisierenden
Formen) der Hrn. Arch. Jürgcnsen & Bachmann in
Cbarlottenburg. Zum Ankauf wurden empfohlen und an-
genommen die Entwürfe „Modell" vonllrn.Dr -Ing. Vetlcr-
lein in Darmstadt, .Vorhof II" (in modernen Formen)
von Hrn. Arch Rob. Bischoff in Karlsruhe. „Romanisch"
von Hrn. Arch. Otto Kuhlmann in Charlottenburg, „Nach
Maßgabe von Baugesetz und Bausumme" von Hrn. Arch.
lürgen Krögrr in Berlin, »Ruth" von Ph. Holzmann &
Co. Arch. 1fr. Hellmuth Cuno in Frankfurt a. M. —
Zum Ideen-Wettbewerb Erweiterung der kathol. Pfarr-
kirche In Amraerschweier, Bez. Ob.-ElaaO (vergl. S 304
u. 324) erhalten wir die Mitteilung, daß 50 Entwürfe ein-
gegangen sind, daü das Preisgericht am 17. u. 18. d. M. in
Straßburg zusammentritt und daß die Entwürfe daselbst in
derTeclin. Schule vom 19— 26. d.M. ausgestellt werden. —
Im Wettbewerb Moorbad Schlei* (vergl. Seite 351I er-
hielten unter 39 Entwürfen den 1. Pr. von 450 M. die Hrn.
Arch. Jorgensen Ar Bachmann in Charlotte nburg. Der
II. Pr. von 250 M. wurde zu 150 bezw. 100 M. verteilt an
die Entwürfe der Hrn. Arch. Fcldbcrg & Stocken in
Elberfeld und Kaufmann in Schleiz und Gruner in Gera.
Ein weiterer Entwurf wurde zum Ankauf empfohlen. —
Inhal«: Die RepUntr Biackr at.et d™ Halen von .-nduey. -Das l'oit-
«u SrM>.*h«-1|£ bei Belli., - Zur Umr«»""« .rrhrtekn.nMehei,
an den ßiofrvv. ,kschul< « - Vei raUditrm. - Preiabewerbo —
Hierzu eine Bildbeilage: Die geplante Brücke über den
Hafen von Sydney.
Verlar 4*r Deourben Banaeltnni. G. m. b- H-, Berlin. FOr die Redaalion
Terantwurtlkh L V. r. Citelen. Berlin Druck v.o WUh. Grev., Berlin.
No. 83.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
»XXXVIII. JAHRG. N2: 84. BERLIN, DEN 19. OKT
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Arbeitsplan für das Verbandsjahr 1904/1905
nach den Beschlossen der XXXIII. Abgeordneten-Versammlung in Düsseldorf.
I. Abgeschlossen« Arbeiten, deren endgültige Erledigung dem Vorstande überlassen ist.
1. Drucklegung der beschlossenen Abänderung des § 26 der Satzungen.
2. Versendung der Eingabe an den Hrn. Staatssekretär im Rcichsjustizamt, betr. die Gebühren der
gerichtlichen Sachverständigen, in Gemeinschaft mit dem „Verein deutscher Ingenieure".
3 Drucklegung der „Begründung" zu den „Bestimmungen über die zivilrechtliche Verantwortlichkeit
der Architekten und Ingenieure" nach endgültiger Feststellung durch den betr. Ausschuß (vergl. II, 10).
4. Versendung der bereits in Druck gelegten „Vorläufigen Leitsätze für die Vorbereitung, Aus-
führung und Prüfung von Eisenbetonbauten" an die zuständigen Behörden in Gemeinschaft mit dem „Deutschen
Beton- Verein". Eingabe an den Hrn. Reichskanzler behufs Erstrebung allgemein gültiger Vorschriften (vgl. II, 11).
5. Drucklegung der revidierten „Grundsätze für das Verfahren bei Wettbewerben" nach Feststellung
des endgültigen Wortlautes durch den betr. Ausschuß (vergl. unter II, 12) Verbreitung derselben durch Ver-
sendung an Stadtverwaltungen usw.
6. Eingabe an den Hrn. Reichskanzler in Sachen des neuen „Urheberrechtes an Werken der bildenden
Künste" im Sinne der von dem Berliner „ Architekten- Verein" und der „Vereinigung Berliner Architekten" bereits
gemachten gleichlautenden Eingaben, sowie später bei Beratung des Gesetzes Petition an den Reichstag.
7. Veröffentlichung des Entwurfes der „Technischen Vorschriften für die Anlage und den Betrieb
der Grundstücks-Entwässerung" im Verbands -Organ, Versendung an die staatlichen Behörden, städtischen
Verwaltungen und die Verbands- Vereine. Sammlung der eingehenden Rückäußcrungcn.
8. Antrag an den Hrn. Reichskanzler, daß bei dem nächsten internationalen Architekten-Kongreß
in London 1906 Deutschland ebenso offiziell vertreten werde, wie dies bei dem internationalen Schiffanrts-
Kongreß der Fall ist, sowie Antrag an den internationalen Architekten -Ausschuß, daß baldmöglichst ein
Kongreß in Deutschland tagen möge.
9. Antrag an den Hrn. Reichskanzler, bei Neubearbeitung der deutschen Maß- und Gewichtsordnung
in Uebereinstimmung mit schon eingeführten ähnlichen Bezeichnungen für das Gewicht von 100 k* die Be-
zeichnung „Dezitonne" zu setzen.
IL Arbelten, welche den Ausschüssen zur Erledigung aberwiesen sind.
10. Ausschuß für die Frage der zivilrechüichen Verantwortlichkeit der Architekten und Ingenieure.
(Mitglieder sind die Hrn: Körte in Berlin, Unger in Hannover, Zimmermann in Hamburg.) Feststellung
des endgültigen Wortlautes der Begründung unter Zuziehung eines juristischen Sachverständigen (vergl. I, 3).
11. Ausschuß für die Frage des Eisenhetonbaues. (Mitglieder sind die Hrn.: Bürstenbinder in
Hamburg, Cramer in Berlin, Launer in Berlin, Linse in Aachen, Lucas in Dresden, Miller in Augsburg.)
Entwurf der Eingabe an den Hrn. Reichskanzler nebst Begründung, betr. die Einführung allgemein gültiger
Vorschriften für den Eisenbetonbau (vergl. I, 4).
ta. Ausschuß zur Wahrnehmung der Wettbcwcrbs-Grundsätzc. (Mitglieder sind die Hrn.: Bislich,
Boethke, Cramer, Contag, Ebhardt, Haag, Körte, Kühn, Solf, Vollmer, sämtlich in Berlin, und der
Geschäftsführer des Verbandes.) Feststellung des endgültigen Wortlautes der revidierten Grundsätze unter
Berücksichtigung der durch die Abgeordneten- Versammlung angenommenen formellen Abänderungs- Vor-
schläge (vergl. I, 5).
13. Fachausschuß der Privat -Architekten (Mitglieder sind die Hrn.: Billing in Karlsruhe i. B.,
Dülfer in München, Henry in Breslau, Reimer in Berlin, Sieben in Aachen) und -Ingenieure (Mitglieder
sind die Hrn.: Gleim in Hamburg, Lauter in Frankfurt a. M, Reverdy in München, Rieppcl in Nürnberg,
Taaks in Hannover). Verarbeitung des von den Vereinen eingehenden Matcrialcs zur Frage: Handhabung
der Versicherungspflicht der Architektur- und Ingenieur- Bureaus gegen Unfall usw. in den verschiedenen
Landesteilen (vergl. III, 17).
14. Ausschuß für allgemeine Fachfragen. (Mitglieder sind die Hrn.: Baumeister in Karlsruhe i B,
Hinckcldcvn und Kayscr in Berlin, Stübben in Köln a. Rh., Schmick in Darmstadt.) Prüfung des
vom Königsberger Verein erneut gestellten Antrages betr. die Zulassung aller Diplom- Ingenicure (deutscher
Staatsangehörigkeit) zur Ausbildung im Staatsdienst und zur 2. Staatsprüfung usw.
IU. Arbelten der Verbands-Vereine.
15. Prüfung der vom Ausschuß der Privatarchitekten aufgestellten 3 Verträge:
a) Vertrag zwischen Bauherrn und Unternehmer mit allgemeinen Bedingungen für Arbeiten und
Lieferungen.
b) Vertrag zwischen Bauherrn und Architekt bezw. Ingenieur.
c) Vertrag zwischen Architekt bezw. Ingenieur und seinen Angestellten.
16. Prüfung des vom Ausschuß für die Normalien für Hausabfluß-I.eitungcn aufgestellten Entwurfes
über „Technische Vorschriften für die Anlage und den Betrieb der Grund*tüeks-Entwäs>erung" (vergl. 1,7).
17. Sammlung von Material über die Behandlung der Architektur- und Ingenieur- Bureau» in den
verschiedenen Teilen Deutschlands hinsichtlich der Versichcrungspflicht (vergl. II, 13).
IV. Abgesetzte Arbelten.
18. Kommentar zur Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure. Mangels ent-
sprechenden Materiales hat die Abgeordneten- Versammlung in Düsseldorf die Bedürfnisfl age nicht anerkennen
5*»
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können, die Frage daher einstweilen von der Tagesordnung abgesetzt. Die Vereine werden jedoch ersucht,
die Sache im Auge zu behalten und Fragen, die an sie bei Anwendung der Gebührenordnung herantreten,
der Geschäftsstelle des Verbandes bekannt zu geben.
19. Denkschrift Ober die Rechte und Pflichten der Techniker als Sachverständige vor
Gericht. Da diese Arbeit abgesetzt, die Versendung der Eingabe an das Reichsjustizamt in dieser Frage
in der in Düsseldorf vorgelegten Fassung beschlossen ist (vergl. I, 2) so hat der diese Frage behandelnde
Ausschuß (zuletzt bestehend aus den Hrn.: Gramer und Eisclcn in Berlin, Hagn in Hamburg, Hecht in
Nürnberg) seine Arbeit abgeschlossen und wird aufgelöst. —
Im Oktober 1904.
Der Verbands-Vorstand: Ncher. Bubcndey. v. Schmidt Haag. Eiselen.
lieber Massentransport.
In erweiterter Form vorgetragen am 8. Mai 1904 ■«( der 15H ordentlichen H«uptver*amrr>l'ing des Sieb*. Ingenieur- und Architekten-
Verein« in Dresden van Prof. M. Buhle in Dresden.
jeber die Bedeutung der heute vielfach erörterten
Massen transport- Frage, d. h. über die Beför-
derung und I-agerung von Massengütern, geben am
besten einige Zahlen Aufschluß, die wir in untenstehen-
der Tabelle (linke Spaltrl abdrucken.
Bei Beurteilung dieser Zahlen ist
noch inlrrtrachl zu ziehen, daB die
ganzen Massen mehrfach bewegt wer-
den müssen; denn sie bilden zumteil
nur Auszüge aus den eigentlichen
Rohmaterialien.
Einen noch besseren Einblick in
die bestehenden wirtschaftlichen Ver-
hältnisse gewinnen wir, wenn wir für
ein Jahr ein bestimmtes Massengut
herausgreifen und nun die ganze Welt
betrachten. Im Jahre 1896 wurden von
der 65 ■430000' betragenden Wcizen-
Welternte 11 134000' d. h. rd. '/■ nicht
in den Ländern verzehrt, die sie her-
vorbrachten. I>ie Bewegung dieser
Mengen erfolgte wie in rechts unten-
stehender Tabelle angegeben ist
England steht unter den einfüh-
renden [.Ändern an erster Stelle. Ab-
bildg. 1 zeigt, daO in Groß-Britannien
durch sie wiederum ermöglichte Vcrbilügung der Trans-
portpreise hinzuweisen. In dem sich mehr und mehr zu-
spitzenden wirtschaftlichen Wcttkampf der Völker spielen
daher die technischen Hilfsmittel, welche diese Massen
Abbildg a. Scitenentlcerer von A. Koppel in Berlin.
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Abbi'dg. 1. Weiten-Ernte und -Einfuhr
in Großbritannien.
sich in 40 Jahren die Verhältnisse zwischen der ein-
heimischen Brodgetreide- Erzeugung und der Einfuhr ge-
radezu umgekehrt haben. Angesichts dieser Zahlen er-
scheint es kaum nötig, auf den dadurch begründeten Ein-
fluß der Vervollkommnung der Transportmittel und die
Erzeugungsmengen einiger Massengüter.
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Abbildg. 3. Bodenentleerer von A Koppel in Berlin
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4.3
*•»
3*
10,8
6.7
*ß
verhältnismäßig schnell bewältigen sollen, eine bedeu-
tende Rolle.
Es sei nachstehend versucht, einen gedrängten Ueber-
blick zu geben über den außerordentlichen Umfang und
die Vielgestaltigkcit des Gebietes; es seien dabei zunächst
die wichtigsten Tran«portelemente vorgeführt, und sodann
sei auf die bei wirtschaftlichen Betrieben unerläßlich damit
verbundenen l-agcrungs- Vorrichtungen eingegangen; bei
dieser Behandlungswcisc wird es denn auch möglich,
gleichzeitig die Anwendungen der Kördermittel an einzelnen
aufgeführten Anlagen zu streifen. Das ganze Gebiet der:
Förderung und Lagerung von Sammclkörpcrn
(körnige und stückige Stoffe) läßt sich systematisch folgen-
dermaßen einteilen:
I. Fördermittel für A. Einzelförderung in verhältnis-
mäßig kleinen Mengen, B. stetige Förderung. Jede dieser
Verteilung der Weizen-Welterntc.
') stark ah-r rundet.
») io»j: Vn. Staat™ 174: Deuts. hUml 3.6; GraaVBek 1,3 Mill t
5 '«»3: .. o3; „ »ja; . — „
') »903: „ „ 13J; , „ -f> m
iv. i-l. Vrettrliahrsbctt »ur Statistik de« druts.!irn K.i.hc« 1904. HHt I.
S jtki u. f. and Tbe f.«« Tiade-Year Book [Um («»>l - London, Hin 1904!).
') 1003: Vrr Staaten i8>; D. ut« hland 10.3; GroB Brit. 9p Mi!: •
iverrt. auch Z. d. V. iL 1. 1004, S. 707 u f )
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•) Einfuhr In:
Ausfuhr au».
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Spanien iL Portugal . .
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Griechenland u. Schweif
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Verschiedene» ....
«) Nkbeirs a. Z. d. V. d. L 1904. & »1 u. f.
No.
84.
y de
Gruppen zerfällt wieder in a) wagrechte oder schwach
geneigte Förderung, b) senkrechte oder stark geneigte
Förderung, c) beliebig gerichtete Förderung.
IL Lagereinrichtungen: A. Gebäude, a) Boden»
Speicher, b) Silos, B. Haufen-Lager, a) Hochbehälter,
b) Lager zu ebener Erde (TiefbehäTter).
L Fördermittel: A. Kinzelförderung in größeren
oder kleineren Mengen.
Zu derersten Gruppe
der Hilfsmittel, die in
wagrechter oder in
schwach geneigter
Richtung fördern , ge-
hören die sclbstcntla-
denden Eisenbahn- Be-
triebsmittel (Schncllenl-
lader('). Je nach der
Uertlichkeit, vorhande-
nen Dämmen, Laderam-
pen, Sturzgerüsten usw.
liefert z. B. A. Koppel
in Berlin Selbstentlader
als Scitcnentleerer
(Abbildg. 2) oder als Bo-
denentleerer (Abbil-
dung 3). I>ic ersteren
empfehlen sich im all-
gemeinen für Erdarbci-
Abbildg. 4. Kran-Lokomotive von A. liorsig in TegeL
kästen von einem Laufkran vom Radergestell abgehoben
und flber die üefen gefahren und ausgeschüttet. »>
Die Namen „Massentransport" und „Simmel-
körper" umfassen ein recht großes Gebiet, und wie weit
heute das Bedürfnis nach schnellem Transport nach oder
vor dem Hcbcvorgang oft gesteigert ist, dafür mögen
die Kranlokomotivcn ein Beweis sein, die auf den Krupp'-
sehen, Borsig'schen und
anderen Hüttenwerken
tätig sind. Von einer
aaf dem Borsig'schen
Fabrikhof in Tegel als
Rangier - Lokomotive
wie als schnellfahrender
Kran im Betrieb befind-
lichen Lokomotive gibt
Abbildg. 4 ein Bild.
Auch die Draht-
seilbahnen und Hän-
ge-Bahnen gehören
hierher; die ersteren
sind mehr zur Uebcr-
windung großer Ent-
fernungen, die letzteren
f Qr den Transport inner-
halb von Gebäuden und
auf Höfen und Werk-
plätzen verwendet. Die
ten, Ucberladung von Schmalspur in Vollspur, Anschüttung durch den Bau ihrer Transportanlagcn bestens bekannte
von Halden, Stapelung von Kohle, Steinschlag. Kies, Ge- Firma A Bleichert & Ko. in Leipzig unterscheidet
müse, Feldfrüchtcn u. dcrgl. neben dem Gleis. Die Boden- Drahtseilbahnen im ebenen Gelände, Gebirgs-Drahtseil-
entlcerer eignen sich besonders für
vorhandene Sturzgerüste, Ucber-
ladung von Bahnwagen in Schiffe,
Entladung von Erzen in Tanks und
Chemikalien in .Mischbehälter usw.
Vereinigte Boden- und Scitcn-
entleerer kommen zur Beschotterung
oderBckicsung von Eisenbahngleisen
infrago. Auch Landfuhrwerke wer-
den für Getreide-, Kohlen-, Koks-,
Abbildg. 5. Drahtseil-
bahn in Argentinien von
A. Kleie he rl * Ko.
in l.eipiig.
wagen in Hamburg, die den Kehricht zurMüllverbrennungs-
anstalt am Bullerdeich befördern. Dort werden die Wagcn-
■) Vrrrl. aiu-h Z <L V. d. L 1901, S. 733 u. f. »owie Dingten pol vi.
Journal 1904, S 33t u. f.
•) ZttlMi-hrilt d<-t Mittrlruru|>lischcn Motorwagen- Verrins 1903, S 516
u. (. und Z. d. V. d. L 1900, S. lao.
19. Oktober 1904.
Abbildg. 6. Kohlenverlade-Anlagc bei der Gasanstalt in Matirndorf bei Berlin.
bahnen, Seilbahnen zur Bc- und Entladung von
Schiffen, maschinelle Hängebahnen (unter
denen die Elektro-Hängebahncn die neue-
sten Betriebsmittel überhaupt bilden) und
maschinelle Verlade - Vorrichtungen. Da die
Bleichert'schen Drahtseilbahnen im allgemeinen
bekannt sein dürften, so sei hier nur erwähnt,
daß die bemerkenswerteste Gebirgs- Drahtseil-
bahn von der genannten Firma unlängst in
Argentinien Begonnen ist; sie hat eine
Länge von fast 35 ka> und ein Gefälle von
3536 ta. Der Entwurf bot in der Durcharbeitung ganz be-
deutende Schwierigkeiten; es kommen nicht weniger als
25 Spannweiten von 330 -850-" vor, mit welchen tiefe
Taleinschnitte in Höhen bis zu joo m über Talsohle über-
schritten werden. Abbildg. 5 gibt das Profil eines der
schwierigsten Teile der Bahnlinie wieder.
Von den zur unmittelbaren Schiffs-ßc- und Entladung
dienenden Seilbahnen sei zuerst diejenige der Vivcro
Iron Ore Co. in Spanien erwähnt10) Sie dient zum
Transport von Eisenerzen aus den im Inneren des Landes
gelegenen Erzlagern nach der Nordküstc. Am Meer ist
eine 30000« Erz fassende Halde gebaut; von dieser ge-
langen die Seilbahn wagen über eine Anzahl leichterBrücken
nach einer Verladebrücke, die unter Benutzung einerFelsen-
klippe im Meer etwa iaom weit in dasselbe hineingebaut ist
und rd. 45-» frei auskragt. Die Verladebahn hat eine iJtngc
von 178 "> bei 15 ■ Gefälle, und das genügt, sodaß eine
mechanische Betriebskraft nicht erforderlich (st. Ine
Abbildg. 7 u. 8.
Kohlenvcrlade-Krane der
Gasanstalt in Haricndoif
bei Berlin.
Asche-, Sand- und Müll-
beförderung als Selbst-
entlader gebaut. Hinge-
wiesen sei auf die mit ge-
neigtem Boden ausgestat-
teten automobilen Kohlen-
wagen der Berliner
Elektrizitätswerke*)
und auf die Müllabfuhr-
»I Z. d V. d. L 1899, S. ajB.
"l Z <J. V. d. I. 1900, S. 1091 u. I.
5 '3
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Leistung der Verladebahn beträgt stündlich 350 Wagen tu je
i' Inhalt, d, h. 350* ^1. oder täglich 3000' bei lastün J. Betrieb.
Wahrend diese Anlage zur Beladung von Schiffen
dient, sei als Beispiel (Qr Entladung auf die unlängst
von Blcichcrt errichtete großartige Transport-Einrichtung
in Elba hingewiesen.") I >ie Anlage dient zur Beförderung
von Eisenerz und Kalk/uschlag sowie von Kohle aus den
in den Hafen einlaufenden Schiffen nach den Lagerplätzen
eines Hochofenwerkes.
In der Nähe von Berlin werden gegenwärtig zwei der
größten Gasanstalten des Kontinentes zum großen Teil mit
Bleichen'schen Transport Maschinen ausgestattet. Wäh-
rend das Nordwest-Gaswerk inTegel") (später für eine
Jahrcscrzeugung von 350 000 000 berechnet) noch nicht
weit Ober den Anfang hinaus ist, läßt die Gasanstalt in
Mariendorf bereits erkennen, was dort geplant ist
Die Anlage, deren Grundriß Abbildg. 6 zeigt, hat fol-
gende Aufgaben zu bewältigen: Frische Kohle aus den
im Hafen des Tcltow-Kanalcs ankommenden Kanälen zu
löschen und nach den Retortenhäusern zu befördern;
frische Kohle vom Hafen nach den Lagerplätzen zu schaffen
und Lagcrkohlc von den Plätzen aufzunehmen und den
Retorlenhäusern zuzuführen.
Die Entladckrane am Hafen (Abbildg. 7 u. 8) sind als
fahrbare Fortalkranc mit 3 drehbaren Aaslegern und Fahr-
bahnen für 3 Katzen durchgebildet Die Kohle wird durch
(ireifer aus den Kähnen aufgenommen und in Füllrümpfc
entleert, die in das KrangcrUst eingebaut sind. Aus letz-
teren erfolgt die Beladung der Seilbahnwagen. Zur Wie-
deraufnahme der Kohle von den Lagerplätzen sind die
Brücken mit je 3 Greifer-Drehkranen (Abbildg. 6) ausge-
rüstet. - (Fortsetzung folgt I
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. In der 1. Sitzung des
Arch.- Vereins im Wintersemester am 10. Okt., die unter
dem Vorsitz des Hrn. Hinckeldeyn tagte, wurde durch
Hrn. H. Keller des 100 jährigen Geburtstages des im
Februar 1893 verstorbenen Geh. Ob.-Brts. Eduard Wiebe
gedacht. Die Büste dieses früheren eifrigen Mitgliedes
des Vereins schmückt mit anderen Büsten verstorbener
Mitglieder den Sitzungssaal des Vercinshauses. Eduard
Wiebe war am 13. ükt. 1804 in Westpreußen geboren
und 1836 zum Baumeister ernannt. Line Studienreise
nach England machte ihn mit dem dort aufblühenden Eisen-
bahnbau bekannt und ermöglichte ihm, den Bau der Eisen-
bahnlinien Düsseldorf— Elberfeld, eine der ältesten Linien
Deutschlands, auszuführen. Bis zum Jahre 1860 war Wiebe
mit großen Erfolgen im Gebiete des Eisenbahnbaues tätig,
besonders als Erbauer der Ostbahn und der binterpommer-
schen Bahn. Nach seiner Berufung als vortragender Rat
in die Bauableilung des Handelsministeriums wirkte er in
gleicher Weise bannbrechend auf dem Gebiete der städti-
schen Entwässerungen. Der erste Entwurf für die Reinigung
und Entwässerung Berlins, sowie die Ausführung der
Kanalisation von Danzig sind sein Werk. Bis zu seinem
■ 875 erfolgten Austritt aus dem Staatsdienste und noch
lange Zeit nachher wurde er von vielen Städten als Be-
rater bei Entwässerungsfragen zugezogen. —
Vermischtes.
Die Präge des Großschiffahrtsweges Mannheim Hell-
bronn ist durch eine vor wenigen Tagen abgeschlossene
Konferenz von würtlembcrgischcn, badischen und hessi-
schen Regicrungs- Vertretern ein Stück weiter gekommen,
indem Württemberg sich zunächst erboten hat, auf eigene
Kosten einen Entwurf für die Schiffahrtsstraße aufzu-
arbeiten, während die anderen Staaten Vertreter zu einer
Kommission entsenden werden, welche sich zunächst über
die Grundlagen des Entwurfes einigen soll. Ks wurde
beschlossen, diesen Entwurf vorläufig nur auf die Strecke
bis Heilbronn auszudehnen, im übrigen aber die Möglich-
keit einer Fortsetzung der Wasserstraße schon jetzt im
Auge zu behalten. Es besteht bisher bei der badischen
Regierung keine Neigung, zu den Herstellungskosten bei-
zutragen, doch ist eine Beteiligung an den Untcrhaltungs-
und Betriebskosten in Aussicht genommen. Hessen läßt
auch letztere Frage offen. Seitens der badischen Regie-
rung wird Hr. Ob.-Baudir. Geh. Rat Honscll in die Kom-
mission entsandt werden. —
Preisbewerbungen.
Wettbewerb der Allg. Elektrlzitäts-Gesellschaft zu Berlin.
Zur Erlangung von Skizzen für ein neues Geschäftshaus
auf dem Grundstück Friedrich Karl-ffer 2-4 in Berlin,
für ihre Zcntralverwaltung dienend, schreibt die genannte
Gesellschaft einen Wettbewerb für die in Deutschland an-
sässigen Architekten zum 15. Jan. 1005 aus und -.teilt zwei
I. Preise von je 9000 M., zwei II. Preise von je 6000 und
zwei III. Preise von je woo M. in Aussicht. Dem Preis-
gericht gehören an die llrn. Min -Dir. K. H inckelde \ n ,
Geh. Brt. H. Kavser und Geh. Brt. F. Sc h w ec Ii te 11 ,~»o-
wie Staatssckr. a. Ü. Holl mann und Geh. Brt. Rathenau
in Berlin, kgl. Brt. Neher in Frankfurt a. M. und Prof.
Gabr. v. Seidl in München. Unterlagen gojjen 10 M , die
zurückerstattet werden, durch das Sekretariat der Gesell-
schaft. Wir kommen nach Einsicht der Unterlagen auf
den Wettbewerb zurück. —
l'l Z. d. V. d. I rtjo^. S u. t »me V' r >i.i n ifl n 11 11 ite* V. 't ni-
«ur BitOr Jirun^ des (xwritu HrlBcs (Vufliai.- vuu t>b»ini,:m. Kotzschmar
von» «j. Okh>l>i-r
■*) Wuttke, lue l'rut,. hrt> sMiltr. litt [, S. JJ4 u f. < Stallte - Aut-
»lellung 111 Diciii-ti lui.vjl. l_*:^£ir, Vfllj^ Von F. Il|;ll;dttc11er 1904.
5*1
In einem engeren Wettbewerb des Aren.- u. Ing.- Vereins
zu München betr. Entwürfe für eine Wohnhausgruppe in
Landsberg a. L. errangen den I. Preis die Hrn. Hesscmer
Schmidt, den IL Preis Hr. F. X. Knöpfte und den
III. Preis Hr. A. Blößncr, sämtlich in München. -
Zum Wettbewerb Friedbofshalle Minden I. W. erhalten
wir vom Stadtbauamt die Mitteilung, daß sich die Ent-
scheidung wegen einer Reise des Preisrichters, Hrn. Stadt-
baurat Ludwig Hoff mann, bis etwa Mitte November ver-
zügern wird. Eingegangen sind 143 Entwürfe. —
Chronik.
Ein Denkmal für Eduard KreyOig, den im Jahre 1897 ver-.
storbenen Stadlbauraeister von Mainz, tat um i. Oktober ds. Jt.
in Mainz enthüllt woiden. Das Denkmal ist in Gestalt einer Baste
in Verbindung mit Bankaniagen in Marmor nach dem Entwürfe des
Bildhauers Lipp aujgelQhiL Die Mittel wurden durch die Buigcr-
schaft und die Stadt aufgebracht. Die würdige Gedenkfeier ließ er-
kennen, daß die Stadt die Bedeutung Krcythg s für die Entwicklung
von Main/ sowohl in hygienischer als auch in uiUiclischcr Hinsicht
und mit Rücksicht auf den Verkehr in vollem Maße anerkannt hat
(ver gl. aoeh Jahrg. 1897 S. 174). —
Die katholische 8t. Josephs-Kirche In Ruda In Ob. -Schi.,
ein Geschenk des Grafen von Ballcstrcm, ist am 3. d. Mts. einge-
weiht worden. Der Bau wurde im Jahre 190a nach Entwürfen
uiJ unter Oberleitung des Keg. -Bmstr. Meuten in Benin be-
gonnen und naclx denen Tode, seit Sept 1903, von seineu bis-
herigen Vertretern Reg.-liraslr. Hanmano und Arth, Scblenzig,
in Firma Hartmann & Schlenzig in Berlm-Witmtrsdorl, zu rjule
getühn. Die Architektur der Kirche zeigt Anlehnung an die Kirchen-
oauten fiuhromanisclier Zeil und »t im Aeußeren in Backsteiufugcn-
bau mit Klosteiforroatslcincn ausgcfOhru Die Baukoslcu betrugen
ttwa 300000 M. —
Eine neue kath. Kirche zu Mlchalkowltz, O.-SchL, erbaut
durch Arch. Ludwig Schneider in Oppeln, wuidc am so. Sept
d. J. geweiht- Ks ist eine romanische, gewölbte, bastlikalc Aulagc
in tiueksteinbau. Bei rd. 1300 tim Dbcibautcr Grunallftche betragen
die Baukosten einschl. Einrichtung und Honorar rd. aiöoco M. —
Die gewerblichen Fachschulen In Köln a. Rh. Uicrn in der
Zeit vom aa. — j$ Okl. d. J. das F«»i ihres ajjahrigcn Bestehens. —
Das Hoftheater In Braunschwelg, dus nach Scclings tnt-
würfen einem L'mbau unterzugeu wotdeu ist, wuide am 1. Ost. d. J.
wieder eröffnet. Von dem nach den Planen des Brts. Wollt in
Ocls 106t vollendeten Bau ist nicht viel mehr als die Umfassungs-
mauer stehen geblieben, 1
der Zuschauet räum eint
wurden. —
Der neue städtische Saalbau In Essen, ein in modernen
Barockformen gehaltener Bau, wurde nach einem Kniwulfe des
tProi. S. Neckelnianii in:
in Essen ■osgelohri. Der .
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. St. In Halle. So sehr auch wir die ungewöhn-
lich lange Verzögerung in der Knlschcidung des Wcilbewetbes
bcii r.niwQife (ur eine Mädchenschule in Kl. Zabrze, die wir
bereu» S. 4J4 lügten, beklagen, bedauern wir doch, auf die Ange-
legenheit nullt weiter eingehen zu kOnnen. Ks zeugt jedenfalls
von einer nur seht gelingen Rücksichtnahme gegen die Teilnehmer
des Wettbewerbes, wenn diesen 4'!« Monate nach F.tnlicferung der
KntwiUfe eine Lulscheidung noch nicht zugegangen ist. —
Hrn. L. F. in Wiesbaden. Außer Zink und Kupier ist uns
«.ein dauerhaftes Matena! als Abdeckung von Haustein« bellen
bekannt, wenn nicht 1
weiden sollte. —
Direktion der Kunstgewerbeschule Pforzheim. Sie finden
ein ziemlich umfangreiches Malenal zum Studium von Kunstge-
weibcschulen in unserer .Baukuude des Architekten", Zweiter Band,
4. Teil, S. 40a ff. Berlin 1900. Doit sind namentlich auch die
wichtigeren ausländischen Kunstgewerbe- und Fachschulen etwahut
und duich Abbildungen cil!iutcii. —
Inhalt: Vriltaud deutschn AiclutrKteo- und Ingenieur -
l'eber Ua»srainnu|^tii. ~ Mitteilungen aus Vcinniii. — V
l'iri.tH'iverbuni,'« n — l'hronit. Brief- und Fl*(;cli;i%lj*n.
i Stuttgart durch Hrn. Aich. Nordmauo
H^uptsual umfaßt id. aooo Sitzplätze. —
Verla« der Deuts<lim Umleitung, G. tu. b. II, Berlin. Fflr dl« RetfcliUun
veraniwoitl. Albert Ii of mann , Berlin. Drink von Wilh. Greve. Berti«.
NO. 84.
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■ EUERE *
BADISCHE
1 * ARCHI-
TEKTUR *
.- ; HAMS I ) E R
BRAUEREI GEBRÜDER
BECKH IN PFORZHEIM
********
ARCH1T.: PROF. HERM.
BILLING IN KARLS-
RUHE IN BADEN * *
UNTER MITWIRKUNG
VON ARCH. E. MALER
IN PFORZHEIM I. B. *
2DEUTSCH L BAUZTG.H
XXXVIII. JAHRG. £004
* * * N" H5 * * *
Google
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 85. BERLIN, DEN 22. OKT. 1904
Neuere badische Architektur.
(Fortsruiuif aua So. 8u Hierzu eine Bildbeilage. *owie die AMntdunpen auf Seit* jao und 531.
in Werk, welches vielleicht noch mehr durch-
gearbeitet, reifer und in sich von geschlosse-
nerer Einheit ist, wie die Häusergruppe der
Stefanien-Straße in Karlsruhe, brachte Her-
mann B i 1 1 i n g in Gemeinschaft mit dem Archi-
tekten E. Maler am Marktplatz in Pforzheim zur Aus-
fahrung. Es ist der Ausschank nebst Wohnhaus
der Brauerei der Hrn. Gebr. Beckh. Wie die
Grundrisse S. 526 zeigen, zerfallt die gegen den Markt-
platz gerichtete Hälfte des Erdgeschosses in 3 Teile:
in den Hauseingang mit Treppe, in einen daneben
liegenden geraumigen Laden, sowie in eine vorne
schmale, nach rückwärts durchgehende und hier auf
nahezu die ganze Erontbrcitc sich erweiternde Wirt-
schaft, zu welcher im ersten Obergeschoß nach hinten
noch ein Gesellschaftssaal nebst Terrasse gehören,
Haus der Brauerei Gebr. Beckh in Pforzheim Architekt: Piol Heim Billing in Karltrübc.
5*5
Digitized by Gc
während der vordere Teil dieses Geschosses Wohnun-
gen enthält. Diese nehmen auch alle Übrigen Ge-
schosse des Hauses nach vorn wie nach rückwärts ein.
Für die kraftvolle und geschlossene Gestaltung
des Acuticrcn waren die Bedingungen des Marktplatzes
maßgebend. I Es erschien geboten, hier eine monu-
mentale Wirkung hervorzurufen und dabei zugleich
eine malerische Ümrißlinie des Hauses
zu erstrebep. Diese Gesichtspunkte führ-
ten zur Wahl einer steilen Dachlösung,
wie sie die nebenstehende Abbildung
zeigt, zu einem hohen Giebel und zur
Anordnung eines Dachreiters. Außer-
ordentlich glücklich ist die in rotem
Sandstein aus dem Maintalc errichtete
Fassade gegliedert Eine vorgesetzte
Säulcnstcllung mit einer tiefe Schatten
bildenden Bogenarchitektur zieht das
zweite und dritte Obergeschoß wirkungs-
voll zusammen und gibt dem vierten
Obergeschoß vorgel a ger te Balk bne. M aß-
volle Bildhauerarbeiten, sowie eine teil-
weise Bemalung und Vergoldung ergän-
zen die plastischeWirkung in trefflichster
Weise. Wohl abgewogen ist das Ver-
hältnis zwischen Oeffnung und Fläche;
während in der unteren Hälfte der
Fassade die Durchbrechungen es sind,
die vorherrschen, ist es im oberen Teile
derselben die Fläche, welche die Herr-
schaft hat. Der roten Farbe des Sand-
steines ist die weiße Farbe der Fenster-
kreuze und -Sprossen entgegen gesetzt.
Die Bauzeit betrug 12 Monate; die Bau-
kosten waren 160000 M.
An dem in seinen Abmessungen außer-
ordentlich glücklichen Marktplatze der
alten Goldarbeiterstadt Pforzheim liegt
dieses Gebäude als ein aus seiner Um-
gebung künstlerisch und materiell hcr-
ausragendes Haus mit vornehmstem Ge-
präge. Dieses letztere kommt umsomehr
zum Ausdruck, als der Marktplatz leider
nicht von Neubauten verschont geblieben
ist, die in ihrer aufdringlichen Uebcr-
ladung die Gesamtwirkung des Platzes
recht ungünstig beeinflussen. Es wäre
eine vornehme und dankbare Aufgabe
der Stadtverwaltung von Pforzheim, da-
für Sorge zu tragen, daß alle Neubauten,
die fernerhin an diesem Platze entstehen,
mit feinem Gefühl in den Gesamtrahmen
eingegliedert werden, den der Marktplatz
darbietet. Läßt sich dieses im höchsten Grade er-
wünschte Ziel nicht auf dem Verwaltungswege allein
erreichen, so könnte der anderwärts mit Erfolg Ge-
schrittene Weg der Bauprämien hierzu wesentlich bei-
tragen. Jedenfalls erwächst dem Leiter der baulichen
Geschäfte der Stadt hier eine der dankbarsten Auf-
gaben, die einem Stadtbaumeistcr zufallen können. — ■
Daß die Gebäude einer Fabrikanlage nicht notwen-
dig häßlich sein müssen, sondern auch zu einem Gegen-
stande erfolgreicher Kunstbetätigung werden können,
zeigt das gleichfalls von Biliing errichtete Verwal-
tungs-Gebäude der Maschinenfabrik Bruchsal
A.-G., welches wir in den Abbildgn. S. 529 u. 531 dar-
stellen. Der Grundriß ist von schlichtester Gliederung
und gibt zu keinen wesentlichen Bemerkungen Anlaß.
Er besteht aus einer Reihe langgestreckter, symmetrisch
angeordneter Bureau- und Archivräume. Das Acußerc
aber ist mit mchrSorgfalt behandelt, als sie sonstFabrik-
bauten zuteil wird. Die Risalite und das untere Geschoß
wurden in gelblichem Pfälzer Sandstein ausgeführt, die
oberen Geschosse der Zwischenbauten mit roten Back-
steinen verblendet. Durch einfaches Zurücklegen der
Flächen ist ohne besondere Gliederung mit Glück eine
Schattenwirkung zu erreichen versucht worden. In der
Formensprachc machen sich Anklänge an das Romani-
sche geltend. Die strenge Symmetrie der Grundrißan-
5-*
läge gelangt auch im Aufbau zum Widerschein. Bildne-
rischen Schmuck hat nurderMittelgiebel erhalten. G<?gcn
das*Gclb des Steines stehen die weißen Fenstcrteilun- !
gen*ab. Das Haupteingangsportal ist in Kupfer er-
stellt und mit facettiertem Spiegelglas verglast. Die ,
Bauzeit hat auch hier etwa ia jj$tUtß betragen ; Bau-
kosten rd. 270000 M. — (Forwtumj (otgt-l
Hau« der Brauerei Gebrüder ßeckh in Pforiheini.
Architekten: Prot. H. Billing-KarUruhc 0. E. M ■ 1 e r ■ Pforzheim.
Ho. 85.
Google
Abbddg ia. Hunl's verschiebbare automatische Bahn zum Transport von Bergen
auf Halden von J Pohlig in Köln .« Rh.
bbild£. 15. Amerikanischer (jichtauizug mit selbsttätiger Beschickunga-Vorrichtung.
Ausgeführt iQr das Uten- und Stahlwerk Hoesthin Dortmund von J. Pohlig.
Ueber Massentransport.
Von Prol. M. Buhle in Dresden. (Fortsetzung.)
e zunehmende Verwendung der Elektrizität als De-
triebskraft hat eine Reihe von Firmen veranlaßt, ein
neues Hilngcbahn-Systcm, die elektrische Hänge-
bahn, aufzuarbeiten. In den Abbildungen 9 — 11 sind
einige Konstruktionen
von Weichen in Leip-
zig mitgeteilt. FQT be-
stimmte Zwecke sind
diese Wagen <Abb. 91
mit einem Fahrmotor
und einem Hubmotor
ausgerastet Abbildgn.
10 u. it zeigen einen
sehr einfachen Wagen,
der nur einen Fahr-
motor besitzt, außer-
dem aber zur L'ebcr-
windung von stark ge-
neigten Strecken mit
einer Seilkuppelung
versehen ist Auf Stei-
gungen treten nämlich
wieder die Seile in ihr
Recht, und aus der
möglichen Verbindung
von Scilstreckcn und
Strecken, auf welchen
die Arbeit „massclos"
elektrisch Obertragen
wird — aus der Mög-
lichkeit, zahllose Kur-
ven und Weichen ohne
die geringste Schwierigkeit zu überwinden — aus der
F.igcnschaft, durch den Hubmotor jederzeit die La-t ln--
licbig in den Raum zu heben oder zu senken, ergibt
Abbilde.. 9. Elcktr Hangebahawajcen
mit Windwerk zum Transport von Kohlen.
Nuului 500 kg,
Abbild»
Elcktr Hangcbahiiwagcii mit Fahimutor und
Scükuppclung von A. Bleichen & Ko.
22. Oktober 1904
Abbildg. 14. Hone-Greifcr von J. Pohlig in Koln-Zotlslock.
5*7
Google
sich eine Perspektive, die
man ohne Uebertreibung
bezeichnen darf als .unbe-
grenzte Möglichkeit" (System
Her Zukunft).
Auch die Schwerkraft-
oder selbsttätigen Bah-
nen gehören noch zur ersten
Gruppe der wagrechlen
Förderrichtung. Lst der Inge-
nieur einmal beim Heben,
so kommt "es auf ein bischen
Mehr nicht an, wenn er dann
nur den freien Fall zur Ver-
fügung hat. In Abbildg. ia
ist ein Doppel - Aufzug für
Schlackcnwagen abgebildet.
Der gefüllte Wagen wird ge-
hoben; oben genügt ein klei-
ner Stnß, ihn zu beschleuni-
gen, und er fahrt auf der ge-
neigten Berghalde hinab; ein
seitlicher Anschlag öffnet die
Wagenklappe, sodaß das Gut
ausfließen kann. Inzwischen
haben die Puffer des Wagens
einen mit einem drehbaren
Gegengewicht
durch Seile ver-
bundenen Glcis-
schuh mitgenom-
men, die leben-
dige Kraft des
Wagens ist zum
Heben des Ge-
gen - Gewichtes
verwendet, das
nunmehr den
mittlerweile ent-
leerten Wagen
den Weg berg-
auf zurückstößt
Zahlreich sind
die in dieser
Weise vorzüg-
lich arbeitenden
Hunt'schen An-
lagen für Gasan-
stalten, Hütten-
werke, Kraft-
hauser usw., von
Pohlig in Köln
ausgeführt; es
seien hier nur
f;cnannt die An-
agen in Lud-
wigshafen,
Ober-Schöne-
weide, Kratz-
wieck b. Stettin.
Abbildg. 18. Verladeanlage für die Firma de Porter in Rotterdam von Pohlig A.-G. in Köln.
Abbildg. 19. Hochbahrkrane der Uerliner ElektriliUta- Werke. Zentrale in Moabit.
im
5*8
Abbiidg. ao. KabelHochbahnkran in DeiniU bei Bautzen von Unruh & Liebig in Leipzig.
No. 85
in Kopenhagen, Zarich asw. '•) -- Die selbsttätigen Elevator-Auslesers gehoben und in eine Katze eingehängt.
Bahnen wie auch die Seilbahnen sind oft verbunden mit Letztere Hüft im Ausleger hinauf bis Ober einen Rumpf,
Vorrichtungen, welche Einzclfördcrungen in kleinen Men- in den sich das Gefäß entleert Aua dem Rumpf fließt aas
gen in senkrechter Richtung vorzunehmen geeignet Gut nach Bedarf in die automatischen Seilbahn-Fahrzeuge,
sind, wie Abbildg. 13, S. 530, erkennen läßt Es handelt Die Bauart der Füllgefäße ist sehr verschieden, die
sich um eine für die chemische Fabrik Griesheim-Elektron Slelbstgreifer nehmen unter ihnen eine hohe Stellung
in Griesheim bei Frankfurt a. M. ausgeführte Einrichtung, ein. Bis zu welcher Größe man diese bereits gebaut hat,
Ein Gefäß wird im Schiff gefallt, dann zum Ende des zeigt Abbildg. 14, die einen Ilone-Grcifer für Ausbaggerung
~ — eines Hafens veranschaulicht Die Größe der von uen gc-
H,h«^tr^5^n^ VJST^ SÜ^ÜS.^ öffneten Schaufeln bestrichenen Fläche. betragt etwa 3 x a -.
Berüo w. 1890. " Bei einer Höhe desselben von rd. 5™ ist sein Inhalt etwa
23. Oktober 1904.
5*9
4 tb" bei einem Gewicht von 7 «. Eine Vorstellung von
Bei den im Folgenden zu besprechenden Anlagen ist
der Starke und Leistungsfähigkeit dieses Greifers dürfte- die Forderrichtung beliebig. Hierher gehören insbe
die Tatsache ermöglichen, daß er bei Gelegenheit der sondere die bekannten Drehkrane, die gegenwartig na-
Ausbaggcrung felsigen Seegrundes in einem Aufzug ein mentlich in Verbindung mit Halb- oder Vollportalcn
'Felsstack von etwa 10 1 heraufbefördertc. zur Massengüter - Bewegung verwendet werden. Ueber-
Bei den Hochofen-Begichtungs-Einrichtungcn spannen die Portale große Strecken, so nennt man die
herrscht neuerdings die stark geneigte Richtung vor, gegen- Krane Hochbahn- oder Bruckenkrane.
Ober der früher üblichen vereinigten senkrechten und wag- Während die Drahtseilbahnen ein universell anwend-
rechten. Abb. 15, S. 527, veranschaulicht einen Pohlig'- bares Transportmittel für jede Lange und jedes Gelände
sehen Gichtaufzug mit selbsttätiger Beschickung!»- Vorrich- sind, dienen diese — auch wohl „Verlade- Vorrichtun-
tung, wie er für das Eisen und Stahlwerk Hoesch in gen" genannten — Maschinen sowohl zum Transport
Dortmund ausgeführt ist Der Gichtaufzug bc.-tcht im (naturgemäß auf beschränkte Entfernungen bis etwa 150™),
wesentlichen aus einem geneigten
ELsengcrüst, das die Fahrbahn eines
besonders gebauten Wagens trägt.
Der Wagen wird aus Vorrats-Taschen
gefüllt, emporgewunden, und oben
kippt er selbsttätig seinen Inhalt aus,
daaurch, daß die Hinterräder anders
geführt werden als die Vorderräder.
Handelt es sich bei den soeben
besprochenen Anlagen vorzugsweise
um dcnTransport von unten nach oben,
so herrscht bei den sogen. Waggon-
kippern die Beförderung des Massen-
gutes von oben nach unten vor. Als
Beispiel eines solchen Kippers sei aus
den zahlreichen vorhandenen Ausfüh-
rungen die neueste gewählt; es ist die
in Grunewald bei Berlin von Un-
ruh iV Liebig gebaute I-okomotiv-
Bekohlungsanlage (Abbildg. 16 u. 17).
Der durch eine Lokomotive her-
angefahrenc Kohlenzug wird durch
dieselbe bis vor den Kipper geschoben.
Die der Kippbohne nächstliegenden
Wagen werden durch ein Spill S mittels
Zugseil auf die letztere gefahren. Der
restliche Kohlenzug wird, um das Spill
klein halten zu können, durch einen
Flaschenzug heran-
geholt Ein Preßwas-
ser-Stempel // kippt
das Bühnen -Wagen-
Aggregat, die Kohle
fließt durch einen
Kumpf R einem Ele-
vator K zu, der sie in
eine Vorrats-Taschc
V hebt, aus der sie
nach Bedarf aus zwi-
schen geschalteten
Meßgefäßen M von
0,5 1 oezw. 1 1 Inhalt
abgezapft werden
kann. Der Hochbe-
hälter faßt 390 ' »"»
für einen Nuizinhalt
von 31a« Steinkohlen.
Abbild;;. 13. Elevator, Syitcm Hunt, in Verbindung mit ciaer Drahtseilbahn]
in Krankfurt a. M. von J. Pohl ig in Köln.
~1
Abbildg. 16 u, 17. Lokomotiv-Bckoblungs-Anlage ao( Bahnhof Grunewald bei Berlin von Unruh & l.icbig,
Der Betrieb der ganzen Anlage ist durch Elektromo-
toren vorgesehen. Ein 3 -ßpferdiger Motor treibt die Speise-
pumpen, und je ein 10 pferdiger Motor dient zum Antrieb
des Becherwerkes und des Spilles bezw. Kippers. Auf die
hochinteressanten Einzelheiten der bemerkenswerten An-
lagekann an dieser Stelle leider nicht eingegangen werden. u>
"» l>ie Anlarr wird von Vrrfa»«rr auafAhrl» hrt broi hrirhrn n r dm
im llainlbu'-h dYr Ingenieur. Wixensrliaflrn V. Tril iK-vcnluluililul b Band
iKrinrb, ■ L'inrii liiunrr 11I XI. Kapitel iVrouiguue der Loaumutivrn mit
Wa*aer und Iirrnumatf i iajj.
53°
als zum Heben und Senken von Gütern aller Art Sie
charakterisieren sich als Zeit und Arbeit sparende Ein-
richtungen zum Entladen von Erzen, Kohlen usw. aus Fluß-
und Seeschiffen, zur UeberfOhrung dieser Güter in Eisen-
bahn-Fahrzeuge und auf Lagerplätze, sowie zur Wieder-
aufnahme und Wirdorvcrladung der aufgestapelten Mate-
rialien. Sie finden Anwendung ferner zum Transport von
Rohmaterialien auf I lochofenwcrken, Brückenbau- Anstal-
ten und Schiffswerften und leisten vorzügliche Dienste bei
der Ausbeulung von Steinbrüchen und bei Kanalbautcn.
No. 85.
Gc
Die von J. Pohlic A.-G. in Köln für die Firma Jos.
de Porter ausgeführte Vcrladcanlagc in Rotterdam (Ab-
bildg. 18, S. 528) besteht aus zwei Verladebrücken und dient
zum Ueberladen von Erz oder Kohle aus Seeschiffen oder
Eisenbahnwagen oder umgekehrt. Die Krane arbeiten
je nach dem zu fordernden Material mit Kobeln oder mit
Höne-Greifern. Die Leistung einer Anlage betragt 60 bis
loo' St. Werden die zu überbrückenden Entfernungen größer
als etwa 100 m, so nimmt man, da eine einzige fahrbare Brücke
doch zu schwerfällig ausfallen würde, im allgemeinen gern
3 Krane hintereinander, wie das z. B. geschehen ist bei der
von A. Bleiche rt gebauten Kohlen- Verlade Vorrichtung
für das Kraftwerk Moabit der Berliner Elektrizitäts-
werke (Abbildg. 19). Der Uferkran mißt 38"», die Brücke
des I.agerplalzkranes hat eine Spannweite von 80 ■». Beide
Krane sind unabhängig von einander, können aber, in eine
Flucht gestellt, als eine einzige fahrbare Hochbahn angesehen
werden. Mittels des Uferkranes werden die Kohlen aus
der Laufkatze als Laufbahn dienen; es sind das die sog.
Kabel- Hochbahnkrane oder Verlade-Seilbahnen,
die ebenfalls fest und fahrbar ausgeführt worden sind.
Abb. ao zeigt einen der von Unruh & Licbig in der Nähe
von Bautzen für Granit -Steinbrüche gelieferten a Krane.
Die größte Nutzlast beträgt 5«, die Förderhöhe 50 m; die
Spannweiten sind 200 bezw. 300 ■. Gebaut sind solche
Luftseilbahnen bereits bis zu 500 ■> Spannweite bei 6 1
Tragfähigkeit. Bekannt sind insbesondere die Anwendungen
beim Abbruch und Bau von Brücken ,4), Hochbehältern,
Fluß •Regulierungen"1), Kanalbauten (Chicago-Drainage-
Canal)'7) und beim Bau von Leuchttürmen lhi; und auch
für Talsperren dürften sie eine Bedeutung haben, wie beim
Ueberladen von Kohlen von Schiff zu Schiff auf hoher
See (auch während der Fahrt).
Man hat berechnet, daß, wenn bereits beim Bau des
Suezkanales solche schwebende Verladebahnen angewandt
worden wären, sich daraus eine Zeit- und Geldersparnis
Neuere badische Architektur.
Vei waltungY-Gebflude der Matchinen-
fabrik Bruchsal A G.
vorm. Schnabel ft Henning in Bruchsal.
Architekt:
Piol. Herrn Billing in KaHsruhe.
den Sprcekähnen gelöscht und durch einen SchOtt-Trichter
dem Kcssclhausc unmittelbar zugeführt, oder in einen in
die Hochbahn eingebauten grüßen Vorratsrumpf entleert,
aus dem die Kohlen unten — wie bereits erwähnt — in
Lastautomobile zur Beförderung nach der Stadt abgelassen
werden können. Die Förderung der Kohle auf den Lager-
platz erfolgt durch Ufcrkran und I-agcrplatzkran gemein-
sam. Die stündliche Leistung beträgt 45 '.
Anstelle der Brücken in Eisenkonstruktion treten für
noch größere Entfernungen und für bestimmte F*älle auch
gespannte, in den Endböcken verankerte Tragseile, welche
21. Oktober 1904.
von etwa so0',, ergeben haben würde, d. h. es hätte der
Kanal statt in 10 in 8 Jahren und statt für 475 Mill. für
380 Mill. Fr. hergestellt werden können. —
(r'ottxrlfung fntft )
**) Tin* Engineer IQ03, S. uB u. f. (New Vamb.i'.l Bridge over Ibe
Thamea.)
nJ Engineering 1004, S 57a u f. (I'>- -I« '» elertric rabtewav over ibe
Zambcti Kivn )
Z. d. V d. t. 1000 S irw;.
>') ZrntralbUtt d< r Hauvt-rwallung Ion«, > 148 a. f. (IVr Rearlir
Hcad-Leucbtturai an Eng lisrhrn Kanal) l*e*gl. lVuurlie Haureiiimg 1004*
5. 43>
531
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
und
Technik auf der Kohleninsel in Manchen ist nach einer
Mitteilung des Museums zwar in Aussicht genommen, es ist
jedoch nur .vorläufig" noch davon abgesehen, .da hierfür
die Verhandlungen mit den maßgebenden Behörden des
Reiches, der bayerischen Regierung, der Stadt Manchen
und den Stiftern noch nicht weit genug vorgeschritten
sind. Wir stellen diese Tatsache gegenüber den an
manchen Stellen gehegten Befürchtungen fest, es könnte
diese das ganze Reich betreffende hochbedeutende
Kunstfrage auf dem Wege der unmittelbaren Ueber-
tragung des Bauauftrages gelöst werden. —
In dem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für ein
Gebäude der Rheinischen Kunstausstellung Köln 1905, zu
welchem die Hrn. Prof. Behrens in Düsseldorf, Brantzky
in Köln, Billing in Karlsruhe, Fischer in Stuttgart,
Olbrich in Darmstadt und Ratzel in Karlsruhe einge-
laden waren, von welchen jedoch nicht samtliche der Ein-
ladung folgten, wurde die Ausführung Hrn. Prof. Herrn.
Billing in Karlsruhe zugesprochen. —
Wettbewerb höhere Töchterschule Klein -Zabrze. Die
Entscheidung in diesem Wettbewerb ist endlich dahin er-
folgt, daß von 16t rechtzeitig eingegangenen Entwürfen
der Entwurf »Sparsam" des Hrn. Fricdr. Thelemann in
Berlin den I. Preis von 1000 M., der Entwurf „Marktbild"
des Hrn. Rud. Meyer in Breslau den II. Preis von 750 M.
und der Entwurf „Louisen grübe — Ixmiscnstadt" des Hrn.
Rud. Schmidt in Gera den III. Preis von 500 M. erhalten
haben. Eine lobende Anerkennung fanden die Entwürfe
der Hrn. Köhler & Kranz in Charlottcnburg, Gräfe da-
selbst und Luschnath in Leipzig. Sämtliche Entwürfe
liegen i-tTage lang im Gemeindehause in KleinZabrze aus.—
Wettbewerb katholische Pfarrkirche In Ammerschweler.
Unter 5t Entwürfen erhielt der Entwurf „Mea* des Hrn.
J. Keith in Straßburg i. E. den I. Preis von tooo M.; der
Entwurf „Ave Maria" des Hrn. Dr. E, Michel in Wies-
baden den II Preis von 800 M.; der Entwurf „3 Aehren"
des Hrn. Herrn. Distel in Berlin den III. Preis von 600 M.
Drei Entwürfe wurden zum Preise von je 400 M. ange-
kauft und zwar die Arbeiten der Hrn. J. Keith in Straß-
bürg i. E.Raeder & Meister in Posen und J.Kranke
in Gclsenkirchen. Sämtliche Entwürfe sind bis 26. OkL
in der Aula der Kais. Technischen Schule in Slraßburg
i. E. öffentlich ausgestellt —
Chronik.
Der Bau eines Volkshelmes In Wien erfolgt nach den Ent-
worfen des Hrn. Bit v. Neuenann im Koflerpark in Otlakring.
Da» Heim wird einen großen, amphitheatralischen Saal, einen Vor-
Iragaaaal ffu aoo Personen, eine Reihe kleinerer Lebrzimmer, einen
großen Lesesaal mit BibliothekrSumcn, eine Kantine, Klubiimmer,
»uv. ic Wohnräume der Beamten enthalten. —
Der Palast der Oesterreichisch- Ungarischen Bank In
Budapest wurde nach den Entwürfen des Architekten Ignaz Alpar
vollendet Das im Stile der palLadianischen Hochrenaissance ent-
worfene Haus liegt am Freihcitsplatz und beanspruchte eine Bau-
»uroroc von 4 Mill. Kr. —
Die Einweihung der Hasper Talsperre im Ruhrgebiet fand
am 11. Okt. d. J. alatt. Die Sperre hat ein Niedersrhlagsgebict von
Sqkm, (a8t a,s Hill, cbm Wasser und hat eine Stauspicgcl- Ober-
fläche von 3 rikm. Das durch Intze in Aachen errichtete Bau-
werk beanspruchte eine Bausumme von a Hill. H. —
fiffnet worden, der mit einem Kostenaulwande von ap3 Hill. H.
hergestellt ist und für eine Bevölkerungszahl von 100000 Einwoh-
nern ausreicht. Derselbe ist auf das doppelte erweiterungsfähig. —
Das Kaiser Friedrich - Museum In Posen i»t »5 d.M.
seiner Bestimmung übergeben worden. Das Gebäude ist in den
Können der Hochrenaissance nach den Entworfen des Minist -Ihr.
K. Hinckeldeyn in Berlin unter der Leitung des Reg. -Bnistr.
Ahrens mit einem Kostenaulwande von 990 000 H- errichtet wor-
den, wovon 50000 M auf die innere Einrichtung entfallen. -
Das neue Stadttheater In Thorn, ein Werk der Architekten
Fellner tt Hclmer in Wien, ist anfangs Oktober eingeweiht
worden. Das mit einem Aufwände von 450000 H. errichtete Hsus
fafit 507 St» und ao Stehplätze. —
Das neue Armee-Museum In München, ein nach den Ent-
worfen des Hrn. Ob.-Hrt. H c 1 1 1 n g e r in HOnchen am Hofgarten
errichteter Honumcntalbau, geht seiner Vollendung entgegen. Das
Geblude beanspruchte eine Kostensumme von a 300 000 M. und
wird die Sammlungen des Armee- Museums, die Armee-Bibliothek,
daa Kriegsarchiv, sowie zu einem kleineren Teile Bureauraume
enthalten. —
Talsperren-Anlage Elsenberg In Böhmen. Am o Okt. d. J.
fand die Schluflsteiolegung und Einweihung der Talsperre in Eisen-
berg in Böhmen statt. Diese Wasseranlage, welche die Domäne
Neundorf, die Stadt Leestadtl, die Ortschaften Ncundorf, Kunners-
dorf und Kunnersdorfer Hotte versorgt, wurde vom Ob.- lag. F.
Holter entworfen und unter der Bauleitung des bmstr. L. I'rade
von H. Rella A Ko. in Wien
Der Bau eines historischen Museums In Speyer for die
Sammlungen der »Mali wurde Hru P,of Gabr. von^Seidl in
HOnchen abertragen. —
Harztalsperren. Durch Verhandlungen Preußen» mit Brann-
tet) weig ist die HarztalsperTerrfrage der praktischen Ausfohrung
naher gebracht. Vorgesehen atnd Sperren fOr das Oker-, Ilse-,
Ecker- und Radautal. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Ernannt sind : der Geb. Har. • Brt. und
Schiff b. Rcssortdir. Rudioff z. Geh. Ob - Brt. und vortr. Rat im
Reühs-Mar.-Amt, der Har. Brt. und Hafenb Betr.- Dir. Mönch z.
Geh. Brt und vortr. Rat im Reichs- Mar.- Amt; — der Har.-Ob.-Brt.
u Betr.-Dir. T htm er zum Geb. Har. -Brt u. Maschinenbau- Dir ,
der Har.-Bmslr. Holler z. Mar Ol. Brt und Maachinenbsu-Betr-
Dir ; — der Har.-Brt u Betr-Dir. Hoeller z. Mar -Ob -Brt und
Hafenbau Dir. und die Har.-Bostr. Koenigsbeek und Behrendt
Den Har.-Brtn. u. Hafenbau-Betr.-Dir. Schoner und Radant
ist der Char. als Mar -Ob -Hu und beim UebertriU in den Ruhe-
stand dem Eisenb.-Betr -Dir. Weltin in Strasburg i. E. der Char.
als Geb. Brt. vcrlicheo.
Der ■ • Hau u. Betr.-Insp. Gaitzacb in Strsßburg i. E.
ist z- Reg.-Rat und Mitgl. der Gen .Dir. der Eiaenb. in El» Loihr ,
der Eisenb-Rau- u- Betr.-Insp. Zirkler das. z. Eisenb.-Betr.-Dir.
unt Verleih, des Ranges der Rate IV. Kl. und der Abt-Vors. im
Patent-Amt Geh. Reg.-Rat Schaefer ist z. Dir. in dieser Behörde
ernannt
Dem Eisenb -Betr.-Dir. Zirkler ist die Stelle des Vorst des
bautechn. Bur. in Straßburg fl hertragen. Der Kgl preuß Reg.-Bmstr.
Jordan, Dr.-Ing. in StraUburg ist z Bau- u. Bclr-Iosp bei den
Keichseisenb. ernannt.
Dem Garn - Bauinsp. Veitmann in Breslau iat beim Aus-
scheiden aus dem Drenst der Char. als Geh. Brt verliehen.
Verseut sind: der Int.- u. Brt Wuladorff in Straßburg zur
Int der militlr. Inst, die Garn.-Bauinsp , Brt Schild in Darmstadt
zur Int des XV. Armee-K. unt Uebertragung der Geschäfte eines
Int u. Brts., K o I b in Brandenburg in die Lokalbaubeamlenstelle
Dar tust» dt und Graßmann in Münster in die Lokal bau beamten-
ttclle Brandenberg a. H.
Der Garn.-Bauinsp. Hohn in Karlsruhe ist in den Ruhestand
getreten
Preußen. Die Erlaubnis zur Anlegung verlieh. Orden ist er-
teilt und zw.: dem Kr -rlauinsp. Brt Kirchhoff in Zellerfeld und
dem Fttrsll. »tolberg. Kammer- u. Brt. Kilburger in Wernigerode
des Ritlerkreuzes I Kl. des Kgl. sachs. Albrechts - Ordens ; dem
Reg-Bfbr. Kohl des Großberrl. tQrk. Osmanle-Ordeos IV. KL
Dem Geh. Ob -Brt. Dr. T h 0 r im Hinist, d. Offentl. Arb. ist
der Char. als Wirkt. Geh. Ob -Bit. mit dem Range eioes
I. Kl. und dem Prof. Krohn an der Techn. Hochschule in
der Char. als Geh. Reg.-Rat verliehen.
Die Geh. Brte. Schellen berg in Monster i.W. und Dorner
in Köln sind zu Ob. - Brtn., der Landbauinsp. BrtdeBruyn in
ist z- Reg.- u. Bit. ernannt
Brief- und Fragekasten.
Hrn. R. S. In B. Zum Wettbewerb war der
verstorbene N. aufgefordert, bei dem Sie gegeo Entgelt beschäftigt
waren. Der in dieser Stellung von Ihnen gefertigte Entwurf bekam
den I Preis und es wurde nach dem Ausschreiben Ihr Arbeitgeber
Anspruch schabt haben , die Bauleitung der Kirche Obertragen zu
erhalten. Durch seinen Tod ist der Ausschreibende behindert, ihm
die Bauleitung zu übertragen. Es fragt sich fOr Sie, ob Sie die
Verwertung des von Ihnen fOr N. gefertigten Entwurfes fOr den
Kirchenbau gestalten müssen. — Wofern die Ausschreibung die
übliche Bedingung enthielt, daß die preisgekrönte Arbeit znm Eigen-
tum des Ausschreibenden wird, ist die Frage zu bejahen. Denn
durch die EinreichuiiK des Entwurfes erklärte sich Ihr Arbeitgeber
N. zur Ueberlassung des Eotwutfca bereit Sie aber hatten Ihre
Leistung dem N. gewahrt und von ihm die bedungene Bezahlung
Ihrer Dienste erhalten. Sie wußten überdies, welche Verwendung
N. fOr die von Ihnen gelieferte Arbeit vorhabe. Mithin geschieht
Ihnen kein Unrecht, wenn die Arbeit dem bestimmungsgemäßen
Zwecke zugeführt wird. Durch Ihre Ueberlassung an N. tegabeu
Sie sich Ihres geistigen Eigentums zugunsten Ihres Arbeitgebers.
Gegen die Witwe des N., welche das Geschäft ihrea Ehemannes
durch dessen froheren Bureaucbcf fortfahren laßt, haben Sie gleich-
falls kein Klagerecht, sofern nicht etwa N. Ihnen eine Vergütung
versprochen bitte, die noch ungetilgt und deshalb von der Erbin
noch zu zahlen sein sollte. Uebrigens ist Ihre Sacbdarstellung so
unvollständig, daß kein untrügliche» Bild der tatsächlichen Verhält-
nisse zu gewinnen ist, was selbstverständlich die Zuverlässigkeit
des gewonnenen L'ruils beintrachttgt — K. H-e.
Hrn. A. B. In B. Durch Ocbcrnahme von Bauten in General-
Unternehmung wird eine Bauverdingung im Sinne B. G -B. § 636
Die Verjährungsfrist betragt deshalb 5 Jahre und be-
begründet
ginnt mit
des Werkes. Es ist mithin für alle ver-
schuldbaren Mangel des Werkes, welche sich innerhalb dieser
5 Jahre herausstellen, zu haften. Die Frist ist gewahrt, wenn bis
zu ihrem Ablaufe die entdeckten Mängel angezeigt werden und das
Verlangen zu deren Beseitigung oder zur anderweiten Schadlos-
haltung gestellt wird. Es biauciit also nicht etwa schon Klage er-
hoben zu werden — ... K. H-e.
Inhalt: Neuere badttohe Architektur iKorueuunf). - Ucber
tr»irt(K>n (Fortsetzung). — Preisbeiserbungrn. — Chronik. —
Nachrichten. — rtrief- uih! Fiagekastrn
Hierzu eine Bildbeilage: Neucrc badische Architektur.
No. 85.
Digitized by Google
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N9: 86. BERLIN, DEN 26. OKT. 1904
Empire-Fassaden in Marienwerder (WestpreuflenJ.
Auch eine architektonische Jahrhundert-Betrachtung.
|ie vom „Verbände deutscher Architekten- und Inge-
nieur-Vereine" herausgegebenen Bauernhaus- Auf-
nahmen haben uns einen bedeutsamen Teil deutscher
Kulturgeschichte naher gebracht. Line Aufgabe von ahn-
lichem Reiz, in geschichüichem Sinne vielfach eine Fort-
setzung, wäre ein entsprechendes Werk Ober das Wohn-
haus des deutschen Bürgers, angefangen von den Ältesten
Zeiten der Seßhaftigkeit bis zum heutigen Micthausc.*)
Durch zahlreiche
Linzel- und Grup-
pen - Aufnahmen ,
wie durch rein
literarische For-
schcrarbeit aller
Art ist hier ja be-
reits von allen
Seiten viel Stoff
zusammen getra-
gen , jeder Tag
liefert neue Bei-
trage. Der Zeit-
punkt rückt näher,
wo man mit Ge-
winn daran gehen
könnte, das Ge-
sammelte vom
Standpunkte ge-
schichtlicher Ent-
wicklung nach
Landesteilen und
Volksstämmen zu
ordnen und fest-
zustellen, welche
Gebiete etwa einer
Ergänzung bedür-
fen und nach wel-
cher Richtung hin.
Bei der bisheri-
gen Bevorzugung,
welche die Denk-
mäler unserer Re-
naissancezeit er-
fahren haben, kann
man wohl jetzt
schon sagen, daß
die Folgezeit mit
dem Barock und
seinen Ausläufern
zu den etwas ver-
nachlässigten Ge-
bieten gehört. Die
Abbildgn. 1 bis 5
zeigen, ein wie
reiches Material
hier noch am Wege
liegt und der Be-
arbeitung harrt.
Diese Bearbeitu ng
ist insofern dring-
lich, als das heu-
tige Bauspckulan-
tentum nach den durch einstöckige Gebäude wenig aus-
genutzten Grundstücken bereits die Hände ausstreckt und
als auch vielfach der Raummangel oder der Ungcschmack
die Bewohner das eigene Idyll zerstören läßt. In weiteren
fünfzig Jahren wird vielleicht nur noch die Hälfte des
jetzt Vorhandenen stehen.
Das - abgesehen von seinem Dom-Schlosse — archi-
•) Aoraerkntie der Redaktion. Pir voretehnnlen Auifuhnififrn
wurden uns ««-hut! vor Unjr.crer Zeit .'--.Ii Iniwivfa-n tut der diei-
jntiiice Tu lar Denkmalpflege lu M-iuu brachlotien. d.c lirrauarab* eine»
ahülirhrn Wnaes in die Wege xu Iriten.
Abbild^- 4. MaricnburgeiatraQe.
tektonisch etwas ärmliche Gartenstadtchen Marienwerder
besitzt eine Anzahl (noch etwa 20) besonders hübscher
Einfamilienhäuser aus dem Ende des achtzehnten und
dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts. Die Grund-
rißbildungen weisen nichts Besonderes auf: ein längliches
Rechteck mit der Langseite an der Straße, in der Mitte
ein tjuerflur, der die Treppe enthält und bald in voller
Breite, bald nur als schmaler Gang nach der Hinterseite
durchgeht, zu bei-
den Seilen die
Zimmer in den ver-
schiedensten Tei-
lungen. Ueber dem
nur teilweise un-
terkellerten Erd-
geschosse erhebt
sich ein Satteldach,
meist mitDrcmpcl,
oder das damals
beliebte Mansar-
dendach, in beiden
Fällen mit Gicbcl-
lösungen an den
Schmalseiten. Die
Stockwerkhöhen
sind gering und
betragen für das
Erdgeschoß selten
mehr als 3,5 ■ i.
I», häufig weniger.
Die Zimmer des
teilweise ausge-
bauten Dachge-
schosses , dessen
Innenwände oft
auf der Balken-
decke statt auf den
Mauern des Erd-
geschosses ruhen,
sind häufig nur 2,5 »
i. L. hoch. Diese
niedrigen, aber
manchmal sehr tie-
fen Räume stellen
im Gegensätze zu
unseren heutigen
hohen Mietrluraen
äußerst gemütliche
Wohnräume dar.
— Während die
Grundriß - Anord-
nung und auch die
innere Ausstattung
im Laufe der Zei-
ten und je nach
dem Geschmacke
des Bewohners
manche Acndcrun-
gen erfahren ha-
ben, ist das Ae u ße re
ziemlich unberührt
davon geblieben, von gelegentlichen Ausbesserungen des
Anstriches, des Putzes, der Dachrfeckung usw. abgesehen.
Der Reiz dieser behäbig-zierlichen Außenseiten besteht so-
wohl in dem einfachen, man möchic sneen philisterhaften,
Aufbau, der in seiner einfältigen Geschlossenheit doch so
wirksam ist, in dem fröhlichen Zusammenklingen der hellen
Putzflächen mildem dunklen Pfanncndachc, ais auch in der
pikanten Verteilung der sparsam verwendeten Schmuck-
formen und endlich in der flotten Durchbildung derselben.
Da die Seiten- und Hinteransichten gewöhnlich ganz ein-
fach gehalten sind, so können wir uns auf die Betrachtung
533
Abbildg. 5. Kniebcrgstr«»e 3.
Goo<
der Straßenansicht beschränken. Die Lage des Einganges
ergab hier von selbst die Betonung der Mitte des Gebäudes.
Hinter der tiefen, manchmal eigenartig-gemütlich gestalte-
ten (s. Abbildg. 1) Nische liegt die in einei
Gaßchen hinein, dessen kleine, aber ehrwürdige Pflaster-
steine den verwöhnten Großstädtersohlen die nicht immer
erfreuenden Seiten knorriger Eigenart darbieten. Außer
dem Eingange besteht der Schmuck der ganzen Ansicht
bei den einfacheren Beispielen (s. Abbildg. i) nur noch
in einem wirksam gegliederten Hauptgesimse, in welchem
flache Konsolen und der Eierstab häufig sind, besonders
aber in dem darunter laufenden, aus Mäander- oder
Akanthus-Kankenformen gebildeten hohen Friese, der als
das eigenartigste Schmuckmotiv an diesen kleinen Häus-
chen gelten kann.
Bei den reicheren Beispielen ist die Betonung der
Gebäudemitte weiter getrieben. Ucber der Eingangstür
des D:
erhebt sich ein stehendes Dachfenster (s. Abbildg. 2) oder
in der Breite des Querflures ein Giebelaufbau, darin ein
Fensterchen in wohlabgcwogcncn Abmessungen mit tiefer
profilierter Leibung (Abbilden. 3 u. 4). Manchmal ist der
ganze Querflur als Mittel-Risalit ein wenig vorgezogen,
wie bei Abbildg. 5, wo sich auch der schwache Ansatz
zu einer höchst naiven Pilastcrbildung findet. An sonstigen
Zierformen bemerken wir noch die Tür- und Fenster- Ver-
dachungen, seltener und wohl älter bezw. jünger sind Um-
rahmungen, ferner die Flachornamentc in den vertieften
FenstcrbrOstungen (Abbildg. 3), Rosetten und andere ge-
schlossene Füllungen, alles in der malerischen Stuck-Tech-
nik jener Spätzeit, die sich mit voller Freiheil der überliefer-
ten Formen bediente. Die ganze Verteilung des Schmuckes
entspricht sehr unserem heute herrschenden Empfinden:
nicht, wie in der Antike oder Renaissance, regelmäßig
über die ganze Fläche verteilt, man könnte sagen „ver-
zettelt", sondern als .Drucker" an einigen besonders ge-
eigneten Stellen mehr unvermittelt, angebracht, wirkt er
namentlich durch den Gegensatz zu den großen ruhigen
Putzflächen. Zu der behaglichen Wirkung tragen außer
den geputzten Formen auch die eigenartig geteilten Tür-
und Fensterflügel, die gebuckelten un
sowie andere Ausstattungsstücke, besonders die herabge-
lassenen Markisen (neuerdings meistens entfernt) nicht
unwesentlich bei.
Wie man auf einen Blick sieht, sind die Häuschen
nicht ganz gleichartig und daher wohl auch nicht ganz
gleichaltrig. Die meisten zeigen die ausgeprägten antiki-
sierenden „Empire"-Formen, daneben fehlt es jedoch nicht
an Erinnerungen aus der vorhergegangenen Barockzeit
Für die genauere Altersbestimmung geben die vorhandenen
Grundbücher, sowie Töppcn, „Geschichte der Stadt
Marienwerder und ihrer Kunstbauten" einige Anhalts-
punkte. Die Formengebung an dem nachweisbar 1798
bis 1800 erbauten Oberlandesgerichts - Gebäude läßt im
Verein mit alten Stadtplänen darauf schließen, daß die
meisten derartigen Häuser nach dieser Zeit, etwa bis
1814. einzelne wohl noch später, entstanden sind. In
der Mehrzahl als Bürger- und .Großbürger"- Häuser an-
zusehen, sind wohl auch einige der von Töppen mehr-
fach erwähnten Beamtenwohnungen darunter, welche nach
der ersten Teilung Polens (177a) durch die Erhebung
Marienwerders zur Regierungs-Hauptstadt vom Ende des
18. Jahrhunderts ab in größerer Zahl gebaut wurden. Und
als Beamtenwohnungen dienen diese reizvollen Häuser
teilweise noch heute.
Ueber große arcbitekturgeschichtlichc Kenntnisse haben
die unbekannten Erbauer wohl kaum verfügt, dafür be-
saßen sie ein beneidenswert sicheres Empfinden für das
künstlerisch Wirksame. Im Frühlingsschmucke ihrer Gärten
(die alten Grundbücher sprechen von .Baum- und Ge-
köchsgärten") können uns diese anspruchslosen Kabinett-
stücke bürgerlicher Behaglichkeit wohl wie ein Andante
grazioso aus den Tagen Mozarts anmuten. Leider ertönt
oft unmittelbar dahinter ein moderner Gassenhauer. Das
schwere Geschütz der Mietskasernen ist den verwun-
dert und verwundet in unsere unruhige Zeit schauen-
den Häuschen hart auf den Leib gerückt (Abbildg. 1).
Die tiefe Friedfertigkeit früherer Zeiten und dicht da-
neben die oberflächliche Hast von heute — Scbultze-
Nautnburg hätte es in Marienwerder bequem. —
Dr.-Ing. W. Jä necke.
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses.
ir erhielten aus Riga die folgende Zuschrift, welche
zeigt, in wie weiten Kreisen das Schicksal des I leidet-
berger Schlosses mit sorgender Teilnahme verfolgt
wird. Die Zuschrift lautet:
„Gestatten Sie einem Ruinenfreund aus der Ferne
einige Worte zur vielbesprochenen Heidelberger Schloß-
frage. Meine Heimat Livland ist ein Ruincnland wie wenig
andere; einst war es durch Jahrhunderte eine Vormauer
des heiligen Deutschen Reiches, doch vergaß dasselbe in
schwerer Stunde seine Pflichten und die stolzen Burgen
und Schlösser Alt-Livlands sanken in Schutt Daher
kennen wir Ballen den „Kuinenzauber" recht wohl!
Wenden, einst die Residenz und der I lauptwaffenplatz des
Meisters von Livland deutschen Ordens, Kokcnhuscn am
rauschenden Dünastrom, der stolze Sitz der „Erzbischöfe
von Riga, Livland, Esüiland und Preußen* und dazu noch
eine gewaltige Festung, können sich wohl in ihrer ge-
schichtlichen Bedeutung neben Heidelberg stellen, doch
reicht der Kunstwert ihrer Reste nicht entfernt an Heidel-
berg heran. Indessen wer Sinn für Romantik hat, wer
im Gedanken der Vergangenheit hier träumen will, der
wird durch nichts gestört. Mühsam sucht sein Fuß über
zerklültete Mauermassen seinen Pfad, behutsam tastet er
sich über bröckelnde Steine an eine Fensteröffnung, deren
romanische Architektur nur der Kundige noch mühsam
errät. Schauervoll schön ist der Blick in die Tiefe ; bis an den
Fuß des Berges ist der Abhang nur ein Trümmerhaufen,
vom schönsten Blumenflor überwuchert, kein Pfad führt
hinauf. Gegenüber drohen ungeheure Mauermassen, wie
ein Gebirge von Menschenhand getürmt; der Fels unter
ihnen ist verwittert und schon in die Tiefe gestürzt, jeden
Augenblick scheint das „Gebirge" darüber nachfolgen zu
wollen. Davor haben einst drei Türme gestanden, wie
alte Pläne und Zeichnungen bezeigen. Der Fels sogar
ist durch die Gewalt der Pulvcrcxplosioncn, welche die
Soldaten König August * des Starken liier veranlaßtcn,
fortgeblasen worden. Ein 30 m hoher Berg von Mauer-
Massen gibt nur Antwort auf die Frage, wo die drei riesigen
Ecktürmc geblieben sind, Hier ist Natur und Menschen-
kunst eins geworden; nachdem vor 200 Jahren der Feind
das Land, hinter sich nur Trümmer, verließ, hat keine
Menschenhand an die Stätte der Verwüstung gerührt. Der
Eindruck ist ein ungetrübter und daher unauslöschlicher.
Der blühende Park mit seinen sauberen Pfaden und Ruhe-
534
bänken, der in weitem Umkreise heute die Ruinenberge
umzieht, weicht vur der ernsten Trümuierstätte zurück;
es scheint als wolle er mit seinem üppigen Leben nicht
eindringen in das Reich des Todes und der Vergangenheit
Dieses etwa sind die Eindrücke, die ich von Jugend auf
in den Burgen meiner Heimat empfand. Vor wenig Jahren
war es mir nun zum ersten Male vergönnt, die Trümmer
Heidelbergs zu schauen. Bei aller Bewunderung für die
I lerrlichkeit der berühmten Ruinen hatte ich doch das Ge-
fühl: Das ist etwas anderes, als deine heimatlichen Burgen,
dort ist die wahre Romantik, dort ist Natur; dieses hier
ist Unnatur. In reicher, wohlgepflegter, lebensvoller Um-
gebung stehen wohlgchütct, mit Asphalt und Zement schön
abgewassert, die Ruinen herrlicher Architekturen. Dein
Fuß wandelt zwischen bildwerkgezierten, aber dachlosen
Mauern auf gebahnten Pfaden; eiserne Geländer behüten
dich vor allen Gefahren. Geputztes Sonntags -Publikum
Oberall, aus der Ferne tönen Musik und frohes Gelächter.
Oh weh, du gepriesene Romantik I Welch' rührendes
Bild seid ihr dagegen, ihr schlichten Burgen der Heimat!
Dieses ist eine künstliche Ruine, ein absichtlich und künst-
lich als Ruine erhaltenes Bauwerk; es ist Unnatur! Ich hatte
das Gefühl, einem edlen Schwerkranken gegenüber zu stehen,
den die Kunst des Arztes wohl heilen kann, der aber künst-
lich krank erhalten wird, weil er in seinem elenden Zustande
maßgebenden Leuten viel Spaß macht. Daß das anders
werden müßte, daß hier geholfen werden müßte, daß ich
hier wieder einmal einem falschen Ausdruck der öffent-
lichen Meinung begegnet wäre, das waren die Gefühle, mit
denen ich von Heidelberg Abschied nahm.
Ich danke Ihnen für Ihre mannhaften Worte in der
Bauzeitung, mögen sie Früchte tragen und den Leuten
zeigen, daß man auch anderer Meinung über diese Frage
sein kann, als der „gebildete Kunstfreund". Ich habe die
Ucberzeugung, daß die richtige Erkenntnis der Pflichten
des deutschen Volkes gegen die Heidelberger Ruine sich
noch durchkämpfen muß und wird.
In Heidelberg, insbesondere am Otto - Heinrichsbau,
spricht die Architektur eine so gewaltige Sprache, daß
neben ihr die „Ruinenromantik" in den Hintergrund tritt
Die Architektur muß erhalten werden, selbst auf Kosten
der Romantik. Doch darf dieses nicht durch Eggert'sche
Bctonbalken geschehen, hier ist Bedachung und wenn mög-
lich Ausbau das einzig Richtige. —
W. Bocks Paff. Architekt,
Mitgl. des Vorstandes des Rigacr l »ombau- Verein».
No. 86
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Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. In der i. Versammlung
des Vereins im Winterhalbjahr 1904 05 hielt Hr. Bit
Abbildg. 1. Graodcnxcntraßc 19
Abbildg. a. HcrrcnstraBe 5.
Empire-Fassaden In Marlenwerder I. Westpr. Abbildg. 3. Giuudcnzcrstmuc 93
»6. Oktober 1904.
Contag einen interessanten und ausführlichen Vortrag
Ober .Neuere Ingenieurbauten in den Vereinigten
Staaten von Nord-Amerika".
Vortragender hatte im Frühjahr d. J. Gelegenheit ge-
nommen, aus eigener Anschauung. Das
I .and der Zukunft und der unbegrenzten
Möglichkeiten" kennen zu lernen, insbe-
sondere bezüglich seiner Leistungen auf
dem Gebiete des Ingenieur-Bauwesens.
Zuerst .schilderte er den Eindruck, wel-
chen die Kiesenstadt New •York mit
ihren neueren sehr beachtenswerten
Bauausfahrungen macht. Im einzelnen
wurde die neue Picranlagc des Nord-
deutschen Lloyd zu lloboken erörtert,
sodann wurden die 3 großen Ueber-
brückungen des Last River mit Spann-
weiten von 450—500"« in ihren kon-
struktiven Linzel heiten vorgeführt. Bis-
her gab es bekanntlich nur eine feste
Ucbcrbrückung des Last River, die
weltberühmte Brooklyn-Hängcbi-ücke.
letzt ist weiter oberhalb eine neue
Hängebrücke, die Williamsburgbrückc
in ebenso kühnen Abmessungen her-
gestellt worden; außerdem befinden
sich 2 weitere ähnliche Brücken, die
Manhattanbrückc und die Blackwell —
Islandbrückc in Ausführung. Auch
großcrcBrückenbauten außerhalb New-
Yorks, so z. B. eine Lisenbahnbrücke in
Pittsburg mit 250 ■ Spannweite, wurde
vom Vortragenden beschrieben, desgl.
eine Riesenbrüekc über den St. Lorenz-
Strom bei Quebec von 550 ■ Spann-
weite, welche die bisher weitest ge-
spannte Brücke der Welt, die Forth-
bröcke in Schottland noch Obertrifft.
Von besonderem Interesse forden
deutschen Ingenieur waren ferner die
an der Hand der Pläne erläuterten
Untergrundbahnen von New- York, die
vicrgleisigc Rapid-Transitbahn und die
unterirdische Verbindungsbahn der
Pennsylvania- Eisenbahn - Gesellschaft,
welch' letztere sowohl den Hudson
als auch den Last River zu unter-
II n nein hat. Ucber das amerikanische
Eisenbahnwesen wurden verschiedene
Mitteilungen gemacht, insbesondere
schilderte der Vortragende 2 inter-
essante Bergbahnen in Kalifornien.
Ferner wurden einige Wehr- und Stau-
anlagen berührt und auch die große
Croton- Talsperre, welche den unge-
heuren'Bedarf der Wasserversorgung
New- Yorks decken soll, in ihren T>au-
I teilen Einzelheiten vorgeführt. Hieran
schloß sich eine kurze Besprechung
der im Bau begriffenen Anlagen für
Nutzbarmachung der Wasserkraft der
Niagara-Fälle. Auch Ober die einen
Europäer so fremdartig berührenden
Eisenhochbauten der großen Städte,
der sog. „Wolkenkratzer", brachte der
Vortragende konstruktive Einzelheiten
zur Kenntnis und gab schließlich einen
allgemeinen Uebcrblick über die bau-
lichen Anlagen der Weltausstellung in
St. Louis. Flcn Schluß des Vortrages
bildete eine Reihe charakteristischer
Augenbliekshilder aus amerikanischen
Städten und I „mdschaften. sowie aus
der Weltausstellung von Sl Louis.
Hern mit großem Beifall aufge-
nommenen Vortrage, der von einer
reichhaltigen Ausstellung von Zeich-
nungen und Photographien unicr-tfltzt
wurde, gingen Mitteilungen Uber Vor-
schläge zu neuen Schinkclaufgaben,
über das reichhaltige Programm, wel-
ches rlcr Vortragsaussrhuß für diesen
Winter aufgestellt hat, und Über die
Abgeordneten- und Wandervcrsamm-
luug lies Verbandes 111 I >ilsse|i!orl vor-
aus. Beschlossen wurde der Abend
durch eine I lauptversammlting, in der
jedoch lediglich innere Vercinsange-
legcnhciten zur Sprache kamen. —
535
Vermischtes.
Wiederherstellung alter, vcrrosteterWeUbtechdlcher. Das
bombierte Wcllblechdach spielt gegenwartig eine grofle
Kolie für Schuppen, Lager- und Arbeitsräume, Bahnsteig-
Ueberdachungen, Hallen usw. der Eisenbahn-, Heeres-,
Marine-, Hafen- und anderer Verwaltungen, ferner der
Berg- und Hüttenwerke, Fabriken und selbst kleiner ge-
werblicher Anlagen. Obgleich nun deren Anlage Millionen
erforderte, so haben die VVcllblechdächer doch infolge ihrer
durch die Witterungscinflüssc, durch saure und andere
Dämpfe entstehenden Verrostung und allmählichen Un-
dichtigkeit eine verhältnismäßig kurze Dauer, die man bis-
her mittels verschiedener Ausbessern ngs- und Anstrich-
verfahren vergeblich zu verlangern versuchte. Es ist des-
halb als ein Fortschritt zu begrüßen, daß es der Firma
Louis Lindenberg in Stettin gelungen ist, ein Verfahren
zu finden, durch welches selbst schon stark verrostete
und undicht gewordene Metallblechdächer, denen sonst
ein vollständiger Verfall droht, noch auf eine Reihe von
Jahren erhalten werden können, sodaß große Ersparnisse
eintreten. Die nach dem patentierten Verfahren behan-
delten Dächer werden nient nur wieder dauernd regen-
dicht, sondern es werden auch die Weiterbildung des Rostes
und die Zerlöcherung des Bleches verhindert Das Ver-
fahren besteht darin, daß die verrosteten und schadhaft
gewordenen Dachflächen zunächst mittels Stahldrahtbürsten
von Kost und Schmutz befreit und die noch darauf haften-
den Farbenanstriclie durch Ablaugen entfernt werden. Als-
dann werden die undichten Stellen mit Walzblciplättchen
und Asphaltkitt gut gedichtet, die ganze Dachfläche wird mit
säurefestem Asphaltlack angestrichen und auf diesem ein
imprägniertes Jutcgewcbc unter scharfem Anpassen an
die Wellen fest aufgedrückt. Das Gewebe erhält nun einen
Anstrich mit einer Anstrichmasse, welche durch die darin
enthaltenen faserigen Stoffe das Jutcgewcbc mit einer
schützenden Decke überzieht. Dieser Anstrich wird nach
dem Trocknen noch einmal wiederholt und schließlich mit
feinem, weißem, staubfreiem Sande überstreut. Nach Ver-
lauf eines Jahres wird die Sandkruste von der Finita noch
einmal Oberstrieben. Die Kosten der Instandhaltung be-
laufen sich für i Dachfläche je nach Profil, Flächen-
große und Beschaffenheit des Daches auf 2—2,25 M. —
Prof. Schubert in Kassel.
Kreishaus In Düsseldorf. Wir veröffentlichten in No. 73
das Kreishaus des Landkreises Düsseldorf und gaben aüs
Urheber die Hrn. Fr. Aug. Küster in Köln a. Rh. und
G. Wölf er in Münster an. Es geschah das aufgrund des
Textes in „Düsseldorf und seine Bauten*, welcher sagt,
daß der „mit einem 11. Preise ausgezeichnete Architekt
Fr. Aug. Küster in Köln mit der Ausarbeitung eines neuen
Entwurfes für die Ausführung auf Grundlage der Grund-
risse des gleichfalls preisgekrönten Planes von C. Wölfer
in Münster betraut" wurde. Dazu .schreibt uns nun Hr.
Küster, daß der mit ihm über die Bauausführung abge-
schlossene Vertrag derartige Veränderungen bedingte, daß
„eine vollständig neue Bearbeitung des infrage stehenden
Grundrisses, sowie neuer Fassadcn-F.nlwürfe notwendig
wurden". Hr. Küster beansprucht demgemäß, allein als
Urheber des angeführten Baues genannt zu werden. —
Preisbewerbungen.
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für einen
Jubiläumsbrunnen von Charlottenburg, zur Feier des 200 jähr.
Bestehens der Stadt auf dem Platze vor den kgl. akade-
mischen Hochschulen der bildenden Künste und für Musik
zu errichten, sind die Bildhauer Gaul, Heinemann und
Tuaillon in Berlin mit Frist zum 15. Dez. d. J. eingeladen
worden. Deru Sieger soll die Ausführung übertragen werden;
die Mittel hofft man durch Sammlungen aufzubringen. —
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
ein Bezirks-Krankenhaus In Komotau In Böhmen erläßt der
dortige Bezirksausschuß mit Frist zum 17, Dez. für die
deutschen Architekten Cislcithaniens und des Deutschen
Reiches. Bausumtnc 375 000 Kr. F.s gelangen 3 Preise
von 1500, 1000 und 750 Kr. zur Verteilung und es ist in
Aussicht genommen, nicht preisgekrönte Entwürfe für je
400 Kr. zu erwerben. —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Arch. Dr. F a b i « n i . Prof. an der Techn.
Hochschule in Wien, 11t der Rote Adler-Orden III. KL, dem Brt.
Gehn*, Gen -Dir. der Kgl. ainmea. Staalatrahnen 10 Bangkok, und
dem k. k. Österreich. Brt. Erhard in Wie« der Ki;l. Kionep-
Ordcii III. Kl ond den» Bauinsp. Holland iit der Chat, all Kgl
Hsusridcikonirniss.-Brt. verliehen.
Dem Kr-Bauintp. Brt. Hirt in Pesen ist die narhpes. Entlass.
»na dem Staatsdienst unt Beilegung de» Uiar, al« Geh. Brt. erteilt.
Die Wasser-Bauinsp. Bit. Ehlers in (Crossen a. O. und Otto
Schulte in Berlin, die Reg.-Bmstr. Jahn in Berlin und Tisch-
bein, Ob. Ing. in Karlsruhe sind zu etntm. Prof. an der Techn.
Hochschule in Danzig ernannl
Der Schiffbauing. Schnapauff beim German. Lloyd in
Berlin ist z. etatm. Prof. au der Techn. Hochsich. in Daniig ernannt
Verliehen ist: Den Eisenb.-Bau- u. Betr.-Imp. Kahler die
Stelle eines MitgL der Kgl. Eisenb.-Dir- in Bromberg, R i e 1 1 * c h
■^iej. der Dir. in Essen a. R., M a e 1 1 z e r diej. der Dir. in Hannover,
ul. Biedermann diej. der Dir. in Breslau, H e n t z e n diej. der
Dir. in Eisen
Betr.-In
»p.
in
R , Hahn zog die Stelle des Vorst, der Eisenb.-
Oslcrodc i. Ostpr., Gg. Herzog diej. der Betr.-
Insp. 1 in Glogau , Eng. Oppermann diej. der Betr.-Insp. a in
D.-Eylau, Prange diej. der Retr.-Inap. in Elberfeld. Karl Heine-
raann diej. der Betr-Inap. in Uelzen, Vater diej. der Betr.-
Insp t in Magdeburg, Köhler diej. der Betr.-Insp. in Sorau und
Rob. H 0 1 1 e r diej. der Betr -losp. in Kustrin ; — dem GruBh. bess.
Eisenb.-Bau- u. Betr.-Insp. Jordan die Stelle des Vorst der
Eisenb.-Bctr.-Insp. a in Darmstadt; dem Eisenb.-Bauinsp. R i e b i c k e
die Stelle des Vorst, der Eiienb.-Maseh.-lnsp. a in Schneidemahl.
Ernannt sind: die l.andbauinsp. Brt. Henscl in Ratibor und
R o h n e in Schmalkalden, der Bauinsp. Ficbelkorn in Anget-
münde, die Reg.-Bmstr. Teubncr in Posen, Hantusch in Greif *-
wald, Walter Schmidt in Angerburg, Masberg in Arnswalde,
Schiffer in Gumbiunen, Busse in Diepholz und Z i 1 1 m c r in
Karthaus zu Kr.-Bsuinsp ; — der Kr.-Bauinsp. Brt. v. Manikowsky
in Merseburg, die Reg.-Bmstr. Hart Hermann in Berlin, Hat er
in St Joh.-SasrbrQcken u. Scnff in Köln, sowie Blunck im Min.
der geistt. Unterrichts- u Mcdizinsl -Angelegenheiten zu Landbau-
ioap ; -~ die Reg-Bmatr. Slesinsky in Stettin, Förster in Ruhr-
ort und Kühn in Charlottcnburg zu Wasserbauinsp; — der GroSb.
hess. Reg.-Bmstr. Hummel in Gersweiler, die Reg.-Bmstr. Herrn.
Meyer in Eisenberg, S.-A., Perkuhn in Köln, Lioow in St
Joh -Saarbrücken , Kraefft in Berlin , Sander in Stralsund,
Metzcl in Halle a. S , Joh. Simon in Berlin und Wilde in
Frankfurt s. M zu Eiseub.-Bau- u. Betr-Imp.; — der Reg-Bmstr.
Henkert in Glciwitz zum Eisenb.-Bauinsp. ; — der Reg.-Bfhr. des
Masch -Bichs Frocschke ans Berlin zum Reg..ßmstr.
Versctzt sind: die Reg- u. Brte., Geh. Brt Mühlke von
Schleswig nach Berlin, Reiche von Liegnitz nach Frankfurt a. O.,
Tief fenbach von Frankfurt a. O. nach Schleswig; — der Wasser-
bauinsp. Brt Voß von Taniau nach Tilait; der Bauinsp. Brt. Hill er
in Berlin an das Kgl. Poliz.-Prls. das.; die Kr.-Bauinsp. Mergard
von Reichen bach L Schi, nach Montjoie und Marcuse von Montjoie
als Bauinsp. nach Berlin; der Wasserbauinap. Reichel! von Pots-
dam nach Breslau; der Landbauinsp. Horstmann von Köln nach
Nordhsuseu, die Wasserbauinsp. RQckmsnn von FOrsteowalde
nach Tapiau und Progasky von Berlin nach Kroisen a. O. ; die
Kr. Bauinsp. Pactz von Schmalkalden nach Merseburg und Lucas
von Straßburg nach Reichenbach i. Schi.; — die Wasser-Bauinsp.
Brt. Unger von Danzig nach Erfurt und G IIa er von Freien-
walde nach Rathenow; — die Reg-Bmstr. H a r t m a o n von luater-
burg nach Gumbiunen, Wohlfahrter von Frankfurt a. M. nach
Köln a. Rh , T i m m von Hallig nach Berlin, Schröder in Essen
zur Kgl. Eisenb.-Dir. in Köln und van Heva in Kaaael nach
Berlin zur Beschäftig, bei den Eisenb.Abt. des Min. der Offentl. Arb.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. B. In St Daa Uebergewirht der Wahrscheinlichkeit
spricht dafür, daß Sie zur Zurücknahme de« Bauwerkes werden
verurteilt werden. Denn nach Ihrem eigenen Sachvortrag wußten
S'e, da6 Schwammbildungcn vorhanden waren, die teilweise be-
seitigt wurden, teilweise noch beseitigt werden sollten. Es hatte
also zur Wahrung des Glaubeos und der Treje im Verkehr gehört,
dafl Sic dem Kaufer dieae Tatsache mitteilten. Ihr Schweigen wird,
wenn solches Ihrerseits vielleicht auch nicht beabsichtigt war, vom
Gericht möglicherweise für ein Unterdrücken wahrer Tatsachen
zum Zwecke der Irrtumserregung aufgefaßt, und dicserhalb als
arglistigt erklärt werden Von Offenkundigkeit der Schwamm-
bildung in Gelassen, deren Fußböden rmt Linoleum gedeckt waren,
kann doch ernstlich keine Rede sein. Denn hier wollen Sie das Vor-
handenaein von Schwamm selbst nicht gekannt haben. Was Ihnen
als Sachkundiger und Benutzer der Gelasse entgangen ist, konnte
erat recht von einem Käufer übersehen werden. Mithin ist zu be-
fürchten, dafl bei Abwägen der Schuldbctciligung gemäß B. G.-B § 954
die ausachließliche oder Überwiegende Schuld in Ihrem Verhalten
gefunden werden und daß eine etwaige Oberflächlichkeit des
Käufers für entschuldbar erklärt werden dürfte. — K. H-c.
Hrn. Arch. D. In N. Bedenken wesentlicher Art sind
gegen die bezeichnete Lage der Krankensäle nicht zu erheben,
wenn es auch erwünscht erscheint, den Sälen die möglichste SOd-
läge zu geben. Ist somit eine andere Lage des Gebäudes ohne
schwere Opfer zu ermöglichen, so wurden wir dieselbe vorziehen.—
Hrn. M. R. In Fr. Werke (Iber drn Bau von Notkirchen
sind uns nicht bekannt, werden aber vielleicht au* dem Leser-
kreise genannt. Die gewünschte Adresse dürfte vielleicht sein:
Christoph & L'nmack, Döckcr'achc Baracken- Fabrikation, Niesky
in Schlesien. —
Hrn. H. G. In Bromberg. Die Streitfrage, ob bei der Be-
messung der Gcbäudehöhcii die StraSenbreite zwischen den Haus-
Buchten (Baufluchten) oder zwischen den Vororten {Stra ßenf foch-
ten) zu rechnen ist, hängt von der örtlichen Bauordnung ab. In
der Bauordnung für den Stadtkreis Berlin wird z. B. nur die Breite
zwischen den Straßenflurhten, in der neuen Bauordnung für die Vor-
orte dagegen die Breite zwischen den Baufluchten selbst gerechnet. —
Inhalt: F-nar,iiie-r,j,v.»:iiJi n ni Mhim-iiwcpI« r iW^-aipr.', — Zur hrhalturig
dr* Iii m|< IVrrer Scldosw*. Mlttei lullen du, Vereinen. — Vermähle*.
- 1'ren.beia-n Lunken, ^IVi.«.n;,J - Nai I i.. l.'en. - Btiet- und Kr J^rLaalett.
Verlag der Deutachen Batueitunf. G. m. b. II
verantworü. Albert llolmauu, Beilla. Druck
536
Grave, 1
NO. 86.
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Deutsche Bauzeitung-
XXXVHL Jahrgang 1904. N? 87.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVin. JAHRG. N2: 87. BERLIN, DEN 29. OKT. 1904
Neuere badische Architektur.
(Foruruunj 1 Hiera die Abbildungen auf Seile 539, yi° «nd Mi
rei Karlsruher Miethäuser, mit welchen wir
die Darbietungen der Billing'schen Muse
schließen, zeigen in höherem Maße noch
als die Miethäuser der Stefanienstraße die
Absicht, dem Miethause in Anlage und Auf-
bau das malerische Element zu verleihen, 'soweit die
Raumausnutzung und die Bauordnung dies irgend zu-
lassen. Am weitesten, bis zumjüindruck der freistehen-
den Villa für mehrere Familien, gehen die I iäuscr Mceß
und Kohlbcckcr, während Haus Nußberger eine Art
539
Ucbcrgang von der gcschlossenerenWohnhaus-Fassade
der engen Straßenflucht zum malerischen Miethause
der Straßen- oder Platzecke bezeichnet.
Haus Meeß in der Kriegsstraße in Karlsmhe(S 537)
ist ein dreigeschossiges Doppel wohn haus, dessen inne-
rer Organismus eine vollige Trennung der beiden auf
einem Geschoß liegenden Wohnungen zeigt, wahrend
das Acußerc das einheitliche Gepräge eines auf male-
rische Wirkung komponierten Eckhauses erhalten hat.
Zu je 4 Zimmern und Küche ist ein eigenes Treppenhaus
angeordnet (S. 540). Das Untergeschoß ist in hammer-
rechtem Mauerwerk aus grünlichem Sandstein, der
auch für die architektonischen Gliederungen gewählt
wurde, erstellt, während die Mauerflächen verputzt
wurden. Die innere Ausstattung entspricht der Haltung
des Aeußeren und ist gut bürgerlich. Die Bauzeit hat
9 Monate, die Baukosten haben 80000 M. betragen.
Verwandt im Grundgedanken des Aufbaues, jedoch
reicher in der Ausbildung und auf größere Hcrrschafts-
Wobnungen angelegt, iMHausKohlbeckcr an der Ecke
der Vorholz- und der Hirschstraße in Karlsruhe (S. 540).
Es ist ein Miethaus von großer, palastartiger Wirkung,
ein Eindruck, zu dein die glückliche architektonische
Behandlung, die aus dem Gegensatze der Geschosse
sich ergebende Steigerung hauptsächlich beitragen.
Von trefflichster Wirkung sind die unmittelbare Neben-
einanderstellung von Dachfläche und Steingiebel, von
Erkervorbau und glatter Putzfassade. Zu dem Interesse,
welches der Kunstfreund an dem interessanten Auf-
bau nimmt, trägt nicht minder die sehr geschickte
Höhenlage der Hauptgesimse der einzelnen Bauteile
bei. Das Material der Hauptteile der Fassaden ist ein
gelblicher Haustein, nur ein geringer Teil der Flächen
der Nebenfassade ist geputzt. Die Ausstattung des
Inneren entspricht dem herrschaftlichen Ausdruck des
Aeußeren. Die Bauzeit beschränkte sich auf 10 Monate,
die Baukosten betrugen 80000 M.
Das Haus der Geschwister Nußberger (S. 54]),
wie Haus Meeß an der Kriegsstraße in Karlsruhe ge-
legen, ist der Höhe nach in stärkerem Grade auf räum-
liche Ausnutzung berechnet, wie die vorangehenden
beiden Wohnhäuser. Die Baugruppe besteht eigentlich
aus zwei getrennten Häusern; das Eckhaus mit Woh-
nungen von 5 Zimmern und Küche, das Nebenhaus mit
zwei Wohnungen von 3 und 2 Zimmern mit Küche
auf je einem Stockwerk. Zu fünf ganzen und einem
Giebelgeschoß steigt die Baugruppe an. Das Material
der Fassaden ist auch hier vorwiegend ein grünlicher
Sandstein; nur die Flächen der drei Obergeschosse
des Nebenhauses haben Putz erhalten. Ueber die
Durchbildung der Architekturformen legen die Einzel-
heiten S. 539 Rechenschaft ab. Der Neubau schließt
als Eckbau die Kriegsstraße nach dem Mendelssohn-
Platz, nach welchem sich der große Giebel wendet, ab.
Die Errichtung auch dieser Baugruppe beanspruchte
nicht mehr als 10 Monate Bauzeit, während die Bau-
kosten jedoch 90000 M. betragen haben. —
lFortM1»mE toljt.1
Staffel -Bauordnung für die kgl. Haupt- und
(Hierzu eioe Hon
I er Wettbewerb zur Erlangung von Gedanken für die
Stadterweiterung von Mönchen im Jahre 1693 hatte
dazu geführt, innerhalb des Stadtbauamtes ein Stadt-
erweitcrungs-Burcau unter Bauamtmann Theodor Fischer
(jetzt Professor an der Techn. Hochschule in Stuttgart) als
Vorstand einzurichten. Erste Aufgabe dieser Stelle war,
für das noch unbebaute Gebiet des Burgfriedens der Stadt
nach größeren Gesichtspunkten und unter Verwertung der
Ergebnisse des Wettbewerbes einen generellen Baulinien-
plan als Unterlage für die einzelnen Baulinien-Festsetzun-
gen aufzustellen, und nach Friedigung dieser Aufgabe eine
zweite nicht minder wichtige: Vorschläge für geeignete
zielbewußte Bebauungs- Vorschriften auszuarbeiten.
Die Bauordnung Tür München vom 2g_ Juli 1895 ent-
halt gleich ihren Vorgängerinnen von 1871p una" '8*3 nur
einheitliche Vorschriften für das gesamte -Stadtgebiet. Sie
kennt nur geschlossene Bauweise; die Höhe der Vorder-
gebäude soll die mittlere Breite des vorliegenden Straflcn-
teilcs einschließlich etwaiger Vorgärten nicht überschreiten
und darf nicht mehr als 23 ra und Erdgeschoß und 4 Stock-
werke betragen; Rückgebäude dürfen über dem Erdge-
schoß nicht mehr als 3 Stockwerke erhalten und nicht
höher als die zulässige Höhe des zugehörigen Vordcr-
gebäudes beträgt, gebaut werden; in neuen Bauanlagen
soll der Hofraum mindestens 's des Bauplaues ohne Er-
rechnung des Vorgartens betragen, bei Eckhäusern ist eine
umfangreichere Bebauung, in alten Rauanlagcn eine Wieder-
bebauung bis auf V, und Vi zugelassen.
•) Der panzc Hin. Koimat 84 : norm, in dur.h O-r« Biumi, karto-
,W«h.- Aumlt »1 MOnrlu-n. OMmCUri-Mr. I, efRm 5 M. IU
Residenzstadt München vom 20. April 1904.
Doppct-BeiUgc.) •)
Offene Bauweise kann dagegen vorgeschrieben wer-
den durch ortspolizeilichc Vorschriften aufgrund einer
Allerh. Verordnung vom 16. Mai 1876, welche den Ge-
meinden Bayerns gestattet, zum Zwecke der Gesundheit
in neuen Straßen diese Bauweise mit Anordnungen über
Höhe und Länge der Gebäude, Größe der Zwischenräume
zwischen denselben und Ober die Uebcrbauung der Hof-
räurac einzuführen. Von diesem Rechte wurde seit dem
Jahre 1880 in München reichlich Gebrauch gemacht und
für eine größere Zahl einzelner Straßen und für einzelne
Stadtgebiete die offene Bauweise bestimmt (die Gebäude-
höhe ist auf Erdgeschoß und 3 Stockwerke beschränkt
bei höchstens 20 ■ Höhe, Gebäude und Gebäudegruppen
dürfen höchstens 4-;» Frontlänge erhalten, die Pavillon-
Zwischenräume müssen mindestens 7 m breit sein), im
Laufe der Jahre dann ausgedehnt auf weitere neuent-
standene Straßen und einverleibte Vororte, zumteil unter
weiteren Beschränkungen hinsichtlich der Höhe und der
Geschoßzahl der Vorder- und Rückgebäude.
Verschiedenartige Nachteile dieser unbegrenzten An-
wendung des offenen Bausystems wurden wohl mit der
Zeit erkannt, doch fehlte eine rechtliche Grundlage, auch
bei geschlossener Bauweise Baubeschrinkungen auferlegen
zu können. Erst durch eine Entscheidung der oberen
Instanzen im Jahre 1899 wurde für zulässig erachtet, auch
für Ortstcilc mit geschlossener Bauweise die Höhe der
Gebäude und die L'eberbauung der Hofräume gewissen
Beschränkungen zu unterwerfen, und damit der Weg ge-
ebnet zum Erlaß einer systematischen Bebauungsvorschrift.
In der neuen Staffel-Bauordnung für München,
Uebersicht der Baustaffeln.
Kldi;«-*rhi>ß utnj 4 Sto. kncrir
n«rb drr MOjKliriMT Bauordnung
Ktdfschofl nnd ^ Stnrkwetkr
Iiis 18 tu Vlftlit
h'rdgc»choD ODd 3 Stockwerke
hi« iMm Hftltf
l idi-rKhoU <md 3 Stockwerke
bi« 15 iu Hoh<-
und 1 Stückwerk
hl* um Il-Mir
l>d-rvli,.d und 1 Sturkwnkc
bi» xm ll.llie
Krd{rc«ichoO un<* 3 Ntuckivrfkc-
l>i< itlm llr.be
F>d;;rM Löf) and 2 StiMkMcrke
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fid^esrboB und I Stork werk
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Kfd|;rv b.iU uurt 1 -Storkwcike '
bis 18 m Hfltir
Kl dp*"-.-rio6 und T Slockwctl.
bin um Hobe
KrdpruchuB und 1 Stockwerk
Iii* l?m Habe
Krd|rr«rlioB Iii* gm Hohr u obnr
«elb^Undire Mie twölimifiirrn
riflSC-rhjU und 3 St.ickwerki-
bi« »im \lr.hr
Frdji )i.i8 und I Stuck wirk
bis ta m II Alic
Knl--etfh<i9 und I Sl.xkwcrk
bii 12 m Hohe
r"n!:.-e»rhi>ll bis am Hohe ohne
V, Hi.mirhr
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Nu. 87
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ausgearbeitet von den zustandigen Stellen: Stadtmagistrat
mit Stadterweiterungs-Burcau und Lokal-Baukommission,
sind 9 Bauklassen (Staffeln) gebildet, abgestuft nach der
Stockwerkszahl der Gebäude. In Staffel i gelten die Be-
stimmungen der Bauordnung ohne Beschrankungen, die
8 übrigen teilen sich in 4 für geschlossene und 4 für offene
Bauweise und es stimmen deren je 2 überein: 3 mit 6, 3 mit
7, 4 mit 8 und 5 mit 9. Ihre wesentlichen Bestimmungen
sind nebenstehender Üebersicht (S. 538 unt.) zu entnehmen.
In dem vom Stadterweilerungs - Bureau aufgestellten
generellen Staffel-Baupläne sind die Baustaffeln in
der Weise über das ganze Burgfriedensgebiet verteilt,
dal} sich die Bebauungs- Dichtigkeit gegen die Peripherie
schlossencs abgeändert Im Stadterweiterungs-Gebiet ist
dreistöckige Bauweise (Staffel 3 und 7) vorgesehen im
Anschlüsse an bebaute Quartiere, für Radial- und Ver-
kehrsstraßen, zweistockige (Staffel 4 und 8) weiter hinaus
für die zwischen den Radialstraßen gelegenen Gebiete. Die
einstöckige Bauweise (Staffel 5 und 9) dagegen soll nur
Anwendung finden, wenn besondere Villenquarticrc von
Terrain-Gesellschaften, Baavereinen usw. begründet wer-
den wollen.
Durch die Vorschrift sind die ßauslaffcln zunächst
nur für die Straficn mit genehmigten Baulinien festgesetzt.
Mit dem Fortschreiten der Alignierung werden künftig die
Staffeln für weitere Gebiete aufgrund des generellen Planes
hin im allgemeiner, abstuft und vermindert. Die Vertei-
lung erfolgte nicht derart, daß größere weiträumige Bau-
gelände (Zonen) einem einzigen Gesetze unterworfen wur-
den, sondern es wurden bei Verteilung der Staffeln die Ver-
hältnisse des Geländes, der einzelnen Straße berücksichtigt.
Innerhalb des bebauten Gebietes hat man sich tun-
lichst und soweit nicht besondere Rücksichten geboten
waren, an die den bisherigen Vorschriften entsprechen-
den Baubeständc angeschlossen, so daß hier keine Neu-
ordnung, sondern nur eine neue Kodifizierung nach ein-
heitlichen Normen sich ergab. Bei Verkehrsstraßen, hoch
gelegenen, den Winden ausgesetzten Straßen/ Ügen, in der
Nähe der Bahnen ist jedoch offenes Bausystem in gc-
utid nach besonderen Erwägungen durch Nachträge zu be-
stimmen sein. Ausgenommen von den Beschränkungen der
Staffeln bleiben vorweg alle Gebäude für öffentliche Zwecke.
Die Planbeilage gibt als Ausschnitt aus dem Staffel-
bauplan ein Bild von der Art der Staffel verteilune:
In den der Altstadl anliegenden älteren Vierteln gilt
Staffel 1. Bei zwischen liegenden bereits offen bebauten
Straßen ist diese Bauweise beibehalten (Staffel 6). Als
Radialstraßen erscheinen die Dachauerstraße (St 1, dann
a, dann 3), Arnulfstraße (St 1 und a, Forlsetzung nicht
alignicrt), Landsbcrgcrstraßc (St. 1, a, dann 3).
Zwischen Arnulf- und Dachaucrstraßc wird die Lands-
hutcr Allee (aufgelassene Bahnstrecke) noch eine Verkehrs-
29 Oktober 1904.
523
H»gi Kohlbecker in K.rUruhe. Architekt: Prof. Herrn. Billing in rUrl.ruhe in B«den.
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strafie werden: Staf-
fel 2, wahrend die
Nymphcnburger-
Straße als vorneh-
mere Auffahrtsstr.
zum Nymphenbur-
ger Schloß mit Allee
und Vorgärten of-
fene Bauweise nach
Staffel 6 behält.
In den Wohnlagen
dazwischen gehen
Staffeln 2 u. 6 gegen
die Peripherie hinüber in Staffel 7, dann 4 und 8. Einge-
streut sind als besondere bauanlagen die Umgebung der
Bennokirche mit Staffel 8, die Villenanlagen Neuwittelsbach
(St. 9), Gern (St. 5) und am Nymphenburger Schloßgarlen
(St. 5 u. 9), dann Familicnhäuscr an der Thorwaldscn-, Both-
mer- und Frundsbergstr. und nächst der Volkartstr. (Sl 9».
Aus den Vorschriften der Staffel-Bauordnung sei noch
angefahrt: Bei der Art der Staffclvertcilung gehören die
Seiten eines Baublockes meist verschiedenen Staffeln an.
Die Eckplätze sollen der für den Besitzer gunstigeren Staffel
unterliegen, im übrigen soll die Staffel für die ganze ka-
tastermäßige Fläche eines Bauplatzes gelten; bei bisher
unparzclliertcn Flächen ist ein Bauplatz- Abteilungsplan
vorzulegen. (Im Staffel-Bauplane ist der Geltungsbereich
der Staffeln nur schematLsch dargestellt.)
Die Gebäudehöhen sind Ilöchstzahlen und des weite-
ren beschränkt durch die Straßenbreiten nach Maßgabe
der Bauordnung, deren Bestimmungen natürlich durch die
Staffel-Bauordnung nicht aufgehoben werden. Außer in
Staffel 1 werden Vorder-Gebäude und Flogelbauten, so-
weit sie eine Tiefe von 22 von der Baulinic überschrei-
ten, in jeder Beziehung als Rückgcbäudc behandelt. Ucbcr
der nach der Staffel zulässigen Slockwerkszahl darf außer
Haas Kohlbccker.
in Staffel 1 das Dachge-
schoß zur Hälfte ausge-
baut werden.
In Baublöcken, in wel-
chen Staffeln 5. 8 oder
q vertreten sind, ist die
Errichtung von Anlagen
nach § 16 und 37 der
Keichsgewerbeordnung
und sonstiger lästiger Be-
triebe verboten. Im übri-
gen ist die Errichtung
derartiger Anlagen im
Stadtgebiete gestattet, doch sind besondere geeignet ge-
legene Industrieviertel bezeichnet, innerhalb deren für die
den gewerblichen Zwecken dienenden Gebäude Erleichte-
rungen hinsichtlich Höhe, Stockwerkzahl und Gruppen-
ausdehnung gewährt werden können.
Im offenen Bausystem sind die Gebäude in der Regel
von den Grenzen abzurücken (Vordergebäude um den
halben Pavillon-Zwischenraum, Rückgcbäudc um ihre halbe
Höhe), außer wo Gruppenbau aufgrund eines ßauanlage-
platies zugelassen wird, oder wo der Nachbargrund dem
Gebiete geschlossenen Bausvstems angehört
In der geschichtlichen Entwicklung einzelner Bauan-
lagen begründete Sonder- Bestimmungen schließlich konn-
ten durch Wahl der Staffeln nicht voll ersetzt werden und
mußten in den Vorschriften zumteil aufrechterhalten bleiben.
Für die Stadt München ist durch die Staffel-Bauord-
nung, die aus Anlaß der deutschen Städteausstellung be-
reits wohlwollende Beurteilung in Fachkreisen gefunden
hat, ein einheitliches zielbewußtes System der Bebauungs-
Vorschriften geschaffen worden. Möge sie in vollem Um-
fange zur Durchführung kommen und damit die Erwartun-
gen erfüllen, die bestimmend für ihre Abfassung waren. —
I.ocsti, Bauamtmann.
Uebcr Hallen-Schwimmbäder.
Icnnglcich von allen mit den Verhältnissen vertrauten dern, so wird trotzdem von Jedem, der die Wohltat des
Fachgenossen heute wohl allgemein Brausebäder Schwimmens aus Erfahrung kennt, dem Schwimmbad der
als eigentliche Volksbädcr bezeichnet werden, weil Vorzug gegeben werden,
sie für den Eigentümer in Anlage und Betrieb billig sind, Da nun derartige, im Freien belegene, Bäder nur wäh-
für den Benutzer aber den geringsten Zeitaufwand erfor- rend weniger Wochen im Jahre benutzt werden können,
5»o No. 87.
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den sein, wäh-
rend die Zahl
bis 190a auf 251
gestiegen sein
soll. (Veröffent-
tXUiESCMOSS
so ist es naturgemäß, daß sich die Hallen-Schwimmbäder
immer mehr verbreiten, anderseits aber auch erklärlich,
daß nie ein Schwimmbad ohne Wannen- und Brausebäder
in demselben Gebäude angelegt wird.
Als älteste Anlagen werden genannt: das Dianabad in
Wien, 455 1™, erbaut 1842, ein Bad in Maidstonc, erbaut
185a, ein Bad an der Schillingsbracke in Berlin, erbaut
'^55 1 das in der umstehenden Zusammenstellung zuerst
aufgeführt ist.
In der Zeit von 1855- 1880 sollen nach Dr. Kabicrske
in Breslau nur 14 Hallenbäder in Deutschland erbaut wor-
29. Oktober 1904
Dtschn. Gesell-
schaft f. Volksbä-
dcr.) Nach der-
selben Quelle
haben sich 1900
in den Re
rungs - Bez
Düsseldorf 24,
Arnsberg 10, im
StadtkreisBerlin
nur 8 Schwimm-
hallen befunden,
wogegen in den
Bezirken Dres-
den 15, Leipzig
8 und in Über-
bayern 12 ge-
zählt wurden.
Die Literatur
Ober Schwimm-
bäder ist viel um-
fangreicher, als
man annehmen
sollte. Ein aus-
fuhrliches Ver-
zeichnis gibt F.
Gcnzmer im
Handbuch der
ArchiL, 4. Teil,
S Halbband, 3.
Heft, auf Seite
276 bis 284 der
Ausgabe v. 1899.
Sehr beachtens-
wert sind auch
die schon er-
wähnten Ver-
öffentlichungen
der Deutschen
Gesellschaft för
Volksbäder, die
in Berlin bei
Aue Hirschwaid
erscheinen.
Trotzdem ha-
benwirnirgends
ein größeres
Verzeichnis der
Schwimmhallen
gefunden und
uns daher be-
mühtem solches
ausallenzugäng-
lichen Quellen
aufzustellen. —
Aus der beige-
fugten Zusammenstellung (s. Tabelle S. 542), die
155 Anstalten umfaßt, ersieht man, daß von den
22 großen Städten (über 100000 Einw.) in Preußen
noch 5, nämlich Halle a S., Danzig, Posen, Kiel
und Kassel noch keine Schwimmhalle besitzen
und daß von den 34 mittleren Städten (40000 bis
100000 Einw.) noch mehr fehlen.
Gleichzeitig erkennt man, daß die Reichs-
hauptstadt erst in letzter Zeit entsprechend ihrer
Einwohnerzahl Hallenbäder gebaut hat, denn die
Zahl der Schwimmbecken beträgt zur Zeil 11,
das ist bei 1 888000 Einw. auf rd. 171 000 eins,
wobei zu berücksichtigen bleibt, daß die Hälfte
dieser Anstalten erst in den letzten 3 Jahren zur
Eröffnung gekommen ist.
ZumtciY mag ja diese geringe Anzahl von
Schwimmbädern darin ihre Erklärung finden, daß fast alle
neuen Wohnungen mit mehr als 2 Zimmern eine Bade-
Einrichtung aufweisen, während in Mietwohnungen des
ganzen Westens von Deutschland Badecinrichtungen im
allgemeinen viel seltener anzutreffen -ind.
Fast auffallend erscheint es, daß es in Groß-Berlin
nur eine einzige Badeanstalt (nämlich die 1902 am Wedding
eröffnete) gibt, die mit 2 Schwimmhallen ausgestattet ist,
während in allen anderen Anstalten nur ein Becken für
Schwimmer vorhanden ist. Viele Badeanstalten in Berlin
sind auf den Besuch von Schwimmern überhaupt nicht
S4"
Neuere badische Architektur.
Haue NuBberger in Karlsruhe i. B.
Architekt:
Herrn. Billiog ia Karlsruhe.
Prof.
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Zusammenstellung der Orte in Deutschland, die Schwimmhallen besitzen.*)
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*) Anmerkonr der Redaktion. Wir erlauben uns, an die 7ti-
ttllidr^rn Urnen Fachj;eno«M-n ille arrgileserrtliclitte Bitte «u richten, die
in der vorstehenden Tabelle fehlenden Zahlen uns r^fl. Oberrnitteln tu
wollen und <prerhnl dafür im fi.rau» unaem vrrbiudli« baten Dank ans. —
eingerichtet, so z. B. die neuerdings in der Golzstrafie 40a
crüifnete.
Bei nur einem Schwimmbad in einer Anstalt ist na-
turgemäß der Besuch nicht gerade stark, weil die wenig-
sten Schwimmlustigcn immer zur gleichen -Siunde ihr Bad
nehmen können. Malten sie sich aber nicht genau an die
Stunde, so kommt es vor, daü sie zu einer Zeil in der
Anstalt vorsprechen, zu welcher das Schwimmbad für sie
geschlossen ist. Denn bei nur einer Schwimmhalle ist
dieselbe natürlich an gewissen Tagesstunden dem weib-
lichen und an anderen dem männlichen Geschlecht geöffnet.
So sind z. B. die neuen Berliner städtischen Bäder auf
männlichen Besuch vorbereitet Vorm. bis q1 j, dann von
13 bis a und schließlich von 4 bis zum Schiuli; die Damen
schwimmen also von cjVj bis 1a und von 3 bis ^, mit Aus-
nahme von Donnerstag, wo sie auch von 6'/, bis 9 Uhr
Abends kommen dürfen. Sonntag Vormittag haben nur
Herren Zutritt. Die Oeffnung dieser Bäder findet statt:
April 6Vj, Mai bis Scpt 6, Kcbr., März, Oktober, November
um 7, Dezember und Januar um 7';, Uhr. Geschlossen
wird Sonnabends um 10, Freitags um sonst um 9 Uhr.
Mag man nun über das von beiden Geschlechtern
nach einander benutzte Schwimmbad denken wie _
No 87.
Digitized by Google
will, besser deucht uns immer die Erbauung zweier
Schwimmhallen.
Die praktische Seite dieser Frage liegt so nahe, daß
in vielen größeren Siädtcn des Westens*) häufig zwei
Schwimmhallen angelegt worden sind und zwar nicht nur
zur Freude und Bequemlichkeit für die Benutzer, sondern
meist auch zum Vorteil des Stadtsäckels Dabei sind, ob-
wohl sich die Anstalten nicht Volksbader nennen, doch
die Preise nicht höher als in Berlin, ja für Unbemittelte
an einigen Orten sogar noch billiger, da an i oder a Abenden
in derWoche von 6 Uhr ab die Benutzung nur to Pf. kostet.
Wie muß ein Schwimmbad praktisch ausge-
rüstet sein? Zunächst dürfte es vorteilhaft sein, wenn
der Besucher, nachdem er sich eine Karte gekauft oder
vorgezeigt hat, an der Wascheausgabe vorbei wandern
muü. und ohne die Schwimmhalle selbst zu berühren in
eine freie Zelle gelangen kann. Rechnet man auf schwachen
Besuch, so mag es wirtschaftlich sein, zunächst dieWftsche-
ausgabc dem Bademeister mitzuübertragen, aber bei leid-
lich starkem Verkehr wird derselbehierdurch seinem eigent-
lichen Dienst zu sehr entzogen. Er muß sich, abgesehen
vom Schwimmunterricht, vor allen Dingen um die richtige
Temperatur im Schwimmbecken und besonders um die
Brausen kümmern. Häufig kann man es erleben, daß
die Brausen mit viel zu heißem Wasser gespeist werden
und daß in die Wannen oder Becken zur Reinigung der
Füße zu kaltes Wasser fließt, während doch eine Höchst-
wärme von wenigen Grad Über Blutwärme (höchstens
40°C.) für die Brausen vollständig ausreichend, für die
Reinigungsbecken aber nötig Ist. Schreckt aber zu kalter
Zufluß von der Benutzung der Fußbecken ab, dann bleibt
nur Zuflucht zur warmen Brause, wodurch der Wasser-
vergeudung Vorschub geleistet wird.
Die Griffe zum Einstellen des Mischhahnes an den
Brausen sind so anzubringen, daß man beim Gebrauch
derselben nicht milden Fingern an hervorstehende Schrau-
ben stößt oder sich einklemmt. Auf die richtige Zuführung
von warmem und kaltem Wasser zu den Brausen, so daß
der Mischhahn richtig arbeitet, wird in manchen Fällen
zu wenig Wert gelegt.
Mancher Badende liebt es, nach dem Verlassen des
Schwimmbeckens sich noch einmal kalt abzubrausen. Die
zu diesem Zweck bestimmten Brausen werden zweckmiiliig
auf dem Absatz der zu dem Schwimmbecken führenden
Treppe angeordnet, damit man nicht mit den Füßen im
wärmeren Wasser zu stehen braucht und auch die Beine
abbrausen kann.
Die oft durch einen Vorraum von der Schwimmhalle
unmittelbar zugänglichen Abortc müssen nicht nur im
Winter geheizt, sondern auch vortrefllich entlüftet werden,
sonst ist es nicht zu vermeiden, daß der Geruch in der
Halle gelegentlich gespürt wird. Aus diesem Grunde hat
man diese notwendigen Anlagen zuweilen nur vom Aul!e
ren Gang aus zugänglich gemacht.
Die Zellen müssen wohl überall von außen betreten
und durch Hcruntcrlcgcn des Sitzbrettes abgeschlossen
werden; Türschlösser sind dann entbehrlich. Der Fuß-
boden von Terrazzo oder aus Fliesen, aber nicht zu
glatten, wird mit Kokosdecken, die dann natürlich behufs
Trocknung häufig zu wechseln sind, oder mit einem Latten-
rost belegt. Gegenüber den Kleiderhaken, die nicht zu
spärlich (mindestens 3) zu bemessen und gut zu befestigen
sind, muß sich ein Spiegel befinden. Eine Vorrichtung
zum Hineinstecken eines Stiefelknechtes ist erwünscht,
darf aber nicht den freien Raum versperren. Wenn man
die Zellen -Trennungswändc, die wohl überall aus Holz
bestehen, bis dicht Ober den Fußboden reichen läßt und
jede zweite Zelle oben mit Drahtgeflecht schließt, auch
das Ocffnen der inneren Zellentürcn nur durch die Bade-
diencr bewirken läßt, so ist Diebstählen genügend vorge-
beugt. Wendet man zum Abschluß nach Innen nur Vor-
hänge an, die dann am besten aus waschbaren Stoffen
bestehen, so sind verschließbare Holzkästchen unter dem
Spiegel zur Aufbewahrung von Wertsachen üblich; der
Vermischtes.
Statistisches aus der Fachgenoasenschaft. Bei Gelegen-
heit der Feier des 80. Semesters denenigen Fachgenossen,
die im Okt 1664 auf der damaligen Bauakademie zu Berlin
immatrikuliert wurden, sind folgende Zahlen ermittelt
worden, die auf die Berufswahl und Laufbahn der aus
jener Zeit stammenden preußischen Techniker ein deut-
liches Licht werfen. Von 115 Immatrikulierten sind früh-
zeitig ausgeschieden und jetzt Oberhaupt nicht ermittelt
worden 14. Von den übrigen toi sind gestorben 40, als
*) Von dm 35 f'*deaH«ultrn mit a Sh hwitrtnhaUm lirrcn aa im Wc*trn
von brrlin- 3 Schwimmhallen in einer Atuult find nur in 6 Orten auutreflrn.
39. Oktober 1904.
gegen Rost zu schützende Schlüssel zu diesem Holz-
kästchen muß dann vom Schwimmer mittels Lederriemchen
an der Badehose getragen werden.
Da Scitenlicht zur Beleuchtung des Umganges nicht
immer zu beschaffen sein wird, so dürfen die Zellenwäude
nicht unnütz hoch sein, um das durch das Oberlicht in
die Schwimmhalle fallende Tageslicht nicht ganz von den
Zellen abzuschließen. Das Oberlicht sowohl wie hohes
Scitenlicht, das allerdings schon wegen desSchwitzwassers
vorzuziehen ist, muß durch matte Scheiben gedämpft wer-
den, damit die Sonne nicht zu sehr blendet. Unter dem
Oberlicht ist ein Drahtnetz gegen Scheibenbruch zu em-
pfehlen, oder man nimmt Drahtglas.
Wegen der notwendigen peinlichen Sauberkeit ist
möglichst helle Färbung aller Bauteile und sehr viel Licht
erste Bedingung. Wenn man aber der Sauberkeit wegen
die Treppen aus ganz glatten Kacheln und die Leitern
aus schlüpfrigem, glänzendem Metall herstellt, so wird
das den meisten Schwimmern nicht zusagen, denn auf
den glatten Stufen gleiten die Füße leicht aus. Fällt aber
ein nackter Mensch, so geht es ohne arge Beulen nie ab.
Daher dürften Treppen von rauhem Baustoff, möglichst
mit einem Geländer an der Mauerscite, und eiserne Leitern
mit auswechselbaren Holzleisten auf den Sprossen vorzu-
ziehen sein. Auch im Schwimmbecken sind zu glatte, oder
gar durch dunkle Linien gemusterte Fußböden vom Uebel.
Um Verletzungen vorzubeugen, sollte man möglichst
alle Kanten an Bauteilen (auch an Mauerpfeilern), Treppen
und Ausrüstungs- Gegenständen brechen oder abrunden;
vor allen Dingen aber die Zellen wenigstens so groß an-
legen, daß man sich beim Ankleiden nicht stößt. Eine
uns bekannte Badeanstalt hat so knapp bemessene Zellen,
daß sich jeder Badende tatsächlich kaum darin bewegen
kann und oft beim Ankleiden mit den scharfen Kanten in
unliebsame Berührung kommt Gegenüber den vonGcnzmcr
im „Handbuch der Architektur" angegebenen Abmessungen
von i,s zu 1,3 m findet man bei dieser Schwimmanstalt nur
0,99» Tiefe bei 1,18 ■ Breite in den Zellen, wobei noch ein
großer Teil derselben durch 0,25 zu 0,25 m messende ein-
springende Pfeiler verkleinert wird. Die äußeren Türen
sind 87 CB» breit, die inneren nur 68 1". Wären beide Türen
gleich schmal, so würde das Betreten und Verlassen der
Zellen schon erheblich erleichtert sein.
Fußbodenheizung der Zellen und besonders des
inneren Ganges sind eigentlich selbstverständlich, werden
aber oft vermißt.
Selbst wenn man die Schwimmbecken täglich frisch
füllt, was nicht allgemein Gebrauch ist, scheint ein dauern-
der Zufluß von erwärmtem Wasser, vielleicht aus speien-
den Löwenköpfen, jedenfalls aber sichtbar, nicht etwa
unter der Wasseroberfläche herauskommend, was den
Badenden erschreckt, ratsam, schon um die sich an der
Oberfläche ansammelnden etwaigen L'nrcinigkcitcn schnell
zu entlernen. Der Einwand, das Geräusch des einströmen-
den Wassers störe den Schwimm • Unterricht, ist nicht
stichhaltig.
Wunderbar berührt es, wenn man zuweilen Rauch-
freiheit in Badeanstalten findet. Gerade beim Baden und
Schwimmen muß doch die Luft den Lungen so rein wie
nur möglich dargeboten werden.
Einen sehr freundlichen, sauberen und hellen Ein-
druck macht das städtische Schwimmbad in Charlotten-
bürg, Krummestraßc 10. Hier sind auch die Zellen aus-
giebig groß angelegt, obwohl über dem Eingang f Volks-
bad" steht Ebenso sind zweckmäßig geformte Kleider-
haken reichlich vorhanden. Jeder Praktiker wird daher
diesem bereits 1898 eröffneten Bade Anerkennung zollen.
Zum Schluß möge es gestattet sein, die Aufmerksam-
keit auf das 1903 in Hannover eröffnete städtische Bad,
veröffentlicht im Zcntralbl. der Bauvcrwltg. 1903 S. 6a6,
hinzulenken, das mit seinen 3 Schwimmhallen als Muster
genannt zu werden verdient —
Berlin im Juni 1904. Platt, Reg- und Brt
Beamte in den Ruhestand getreten 11. Es bleiben somit
50 noch im Beruf tätige Personen, davon sind: a) im
cnstc: Eisenbahn-Dirck-
Kiltc (Geh Ob.-Brt) 3, Ober-
preußischen oder R
tions-Präsident 1, Vortragende
Bauräte und Strombau- Direktoren 4, lieh. Bauräte (Geh
Posträte) 13, Regierungs- u. Baurätc (Intend - u Baurätel 4,
Bauräte 7, Bauinspektoren usw. 3, zusammen 35; b) in
sonstigen Stellungen: Prof. an Tcchn. Hochschule 1,
im außerpreuß Staats-, im Gemeinde- oder Privatdienste 8,
Privalarcnitekten 4, Maler 1, Landwirt 1, insgesamt 50. —
Reinigen von Werksteinfassaden. Mit Bezug auf die
in So. 81 enthaltene Notiz „Neues Verfahren zum
Reinigen von Wcrkstcinfassadcn" erlauben wir uns
5 «3
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Ihnen mitzuteilen, daß das Reinigen von Fassaden aus
Stein mittels des Sandstrabigebläses durchaus keine neue
Erfindung ist, die heute noch patentfähig wäre, sondern
daß dieses Verfahren in unseren Fachkreisen wohl eben-
so bekannt ist, wie die Reinigung rostiger Eisenstackc
durch den Sand&trah) in der Maschinen- und Gußeisen-
Industrie. Bereits im Jahre 1891 hatte unsere Zeitschrift
nach „Engineering" gemeldet, daß das Sandgeblase zur
Reinigung von Marmorfassaden in Amerika verwendet
wurde, und in No. ao uns. Blattes vom 10. Juli 1893 er-
schien aus der Feder des nunmehrigen Bauinsp. Hrn.
Curt Merckel in Hamburg eine sehr ausführliche Be-
schreibung des ganzen Verfahrens sowie der damit er-
zielten Arbeitswirkung. Es ist demnach unzulässig, bei
der Benutzung des Sandstrahlgebläses zu den Reinigungs-
arbeiten am Ober-Postdirektions-Gebäude in Dresden von
einem neuen Verfahren oder einer neuen Anwendung
zu sprechen, und noch unzulässiger ist die beabsichtigte
monopole Ausbeutung dieser längst zum Gemeineute ge-
wordenen, in unseren Fachkreisen hinlänglich bekannten
Reinigungs-Methode. -
Redaktion der Zeitschrift „Der deutsche Steinbild-
hauer, Steinmetz und Steinbruchbesitzer".
Chronik.
Wohnhausgruppe in Stuttgart. Zur Verböserung der
Wohnungsverhflltoisae der minder bemittelten Klassen in Stuttgart
hat der .Verein für du Wohl der arbeitenden Klassen" eine
Ktöikre Hiusergruppe in der Altstadt erworben, die niedergelegt
werden soll, um auf der Baustelle eine neue Wobnbausgruppe
nach den Entwarfen des Hm. Prof. Theod. Fischer zu errichten.—
Die Wiederherstellung des Dlokletlanlschen Kaiser-
pal aste* In Spalato war Gegenstand der Beratung einer Kom-
mission, die in der 1 weiten Hälfte Oktober tagte. Die Beratungen
durften zum baldigen Beginn der Wiederherstellung»- Arbeiirn fOhien.
Eine Weltausstellung In Paria 1930 wird dem Figaro zu-
folge von den leitenden Kreisen der französischen Republik zur
Feier dea so jährigen Restchens der dritten Republik erwogen. —
Die Enthüllung des Roon-Denkmales In Berlin hat am
aa. OkL stattgefunden. Das Denkmal steht am Eingang zur Alsen-
straße, besteht ans einem atehenden Standbilde des Rcorganisalors
de* preußischen Heeres auf kraftvollem Sockel aus Labrador und
ist ein Werk des Bildhauers Harro Magnussen. —
Die Enthüllung des Siebenbrunnens In Margareten In
Wien faad am aa. OkL statt. Der Brunnen, ein Werk des Bild-
haucra Kauf lungen , atebt inmiuen einer neuen Gnrtcnanlage
zwischen Kohl-, Brsndmaycr- und Siebenbrunnengasse. —
Die Vollendung der Wiederherstellung dea Salzburger
Domes wird zum Schlufi diesea oder zu Beginn des Jahre« 1905
erwartet. Die seit Mai 1699 aufgenommenen Arbeiten werden durch
Hrn. Brt. los. Eigl geleilet —
Die Burg KarlsleLn In Böhmen soll zu einem Museum ein-
gerichtet werden und zwar sollen daselbst die Kunstscbälie aller
Art, Originale wie Nachbildungen, aus der Zeit der Kaiser Johann
von Luxemburg, Karl IV. und Wenzel IV., also aus der Epoche
von 1310—1419, dem Besucher vorgefahrt werden. Im ersten
Obergeschoß, der kgl. Burg sollen im Vorsaale Plane und Zeich-
nungen der Burg und Cmgcbuog zu sehen sein; im Rittersaale
werdeo Wappen, Rüstungen und Wallen, historisch und heraldisch
geordnet, zur Schau gestellt werden. Da* zweite Obergeschofl
gebort dem Kunstgewerbe. In den kaiserlichen Gemächern werden
Malereien, Bildhauerweike, sowie denkwürdige Einrichtungsstücke,
welche sich auf Kaiser Karl und seine Familie bezieben, ausgestellt
lo der Marienkirche sollen Aosicbtcu hervorragender Baudenkmäler
ihren Platz rinden. Der hohe Turm ist dazu bestimmt, verschiedene
kulturhistorische Reliquien aufzunehmen. —
Ein Semper- Denkmal in Wien soll endlich errichtet wer-
den. Ein vor mehr al* 10 Jahren zusammen getretenes Komitee
hat nicht vermocht, die nötigen Mittel aufzubringen, sudaS sich
Graf Hans Wilczek scn. entschloß, das Denkmal aus eigenen
Mitteln bei Zumbusch zu bestellen. Ort der Aufstellung Ul die
Rotunde des kunsthistorischen Ilofmuscums. —
Ein Mozart-Brunnen In Wien wird auf dem Mozartplatz
im IV. Bezirk nach dem Entwurf des Bildhauers Theod. Wollet
errichtet. Das Hauptmotiv des Brunnens ist der ZauberflOte ent-
nommen. Die Enthüllung ist fOr das kommende Frühjahr in Aus-
siebt genommen —
Die Enthüllung des Kaiserin Elisabeth-Denkmals In Wien
ist für das Frühjahr 1905 iu Aussicht genommen. Die im Volks-
garten in der Errichtung begriffene Dcakmalanlage geht auf einen
Entwurf von Ob. - Brt Prof. Kr. Ohmann für die GcaamUnlage
nebst der Gartenanlage der Umgebung, sowie auf einen Entwurf
von Prof. Hans Bitterlich für die Statue der Kaiserin zurück. -
Das Brahma - Denkmal für Hamburg ist dem Bildhauer
Max Klinger in Leipzig übertragen worden und soll 1906 enthüllt
werden. —
Ein Natlonal-Denkmal zur Erinnerung an das Jahr 1807
In Memel soll zum Gedächtnis des Aufenthaltes des preuB Köoigs-
paare», der Wiederaufrüstung F'reuflens sowie zum Andenken der
um diese Zeit verdienten Minner errichtet werden. —
Personal-Nachrichten.
Baden. Der Ing-I'rakt. Markstahler in Karlsruhe ist z.
Reg.-Bmstr. ernannt und der Eiscnb.-Bauinsp das. zugeteilt.
Bayern. DerOb.-Brt. Hensel ist »1» Vorst, des hydroterhn.
Bur. wieder in Dienst getreten und der ßauarutsass. Schubert
bis auf weiteres der Obersten Baubehöide zur Dicustteistuui; zUKeictlt,
544
Hamburg. Der Ing. Stockhausen ist z. Bmatr. der Bao-
Dep .Sekt, für Strom- u. Hafenb , ernannt
Preußen. Dem Reg - u. Brt S I u y t e r in Stettin ist die
Verwaltg. der Elsenb.-Betr.-Insp. 3 das übertragen.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg Bmstr : Leb. wefl
dem techn Bur. der Horbb.-Abt d. Minist d. öff. Arb , C rz r. 1 1 i 1 ze r
dem Kgl Poliz -Präs. in Berlin , Stechmann der Kgl. Eiscnb--
Dir. in St Joh.-Saarbrückeo, K r e B der Dir. io Erfurt u Linke
der Dir. in Elberfeld, der GroBh. hess. Reg.-Bmstr. W a 1 1 o t h der
Kgl. Eisenb-Dir. io Frankfurt a. M.
Aus dem Staatseisenb. - Dienste sind ausgeschieden die Reg.-
Bmstr : Jaekel in Höxter infolge Ernennung z. Ob-l-ehrcr an
der KgL Bauaewerksrhule das., Jahn in Berlin infolge Ernennung
z. etatm. Prof. an der Techn. Hochschule in Danzig, Dr log Jordan
in StraBburg i. E infolge Ernennung z. Kais. Eiscnb -Bau u. Betr-
Insp bei den Rcichsetsenb. und Z i 1 1 m e r infolge Ernennung zum
Oberlehrer an der Kgl. Maschinenbavschule in Görlitz.
Den Reg-Bmstrn. ßientz in Berlin, Berghauer in Berlin u.
Banck in Aachen ist die nachge*. Entlasa. aua d. Staatsdienst erteilt.
Der Ob.-Brt z. D. und Geh. Reg -Rat Spielhagen in Magde-
burg u. der Reg.- u. Brt. z. D Pauly in Schöneberg aiud gestorben.
Sachten. Dem Ob.-Brt. Schmidt in Dicsden ist die Er-
laubnis zur Annahme und z. Tragen des ihm verlieh. Ritterkreuze*
I Kl dea Herzog! sachs.-ernestin. Hausordens erteilt.
Ernannt sind: der prsd. Fin- u. Brt Palitzsch zum Claim.
Fin.- u Brt und Mitgl. der Gen -Dir. der Staatseisenb; der Ob.-Brt
Homiliua z. Abt-Vorst bei der Gen -Dir ; die Reg.-Bmstr. Müller
und Benndorf zu Bauinsp bei der Staatseisenb.
Versetzt sind: der Bauinsp. Brt. Gallus in Greiz als Bau-
u. Bctr.-Insp. zur Bclr.-Dir Chemnitz, der Brt. Rciohold in Chem-
nitz zur Baum«p Flöha; die Bauinsp. Arndt in Flöha zur Bau-
insp. Greiz, M 1 r u s zum Baubur. Leipzig, K r a h in Mylau zum
Baubur. Döbeln und der Reg -Bmstr. Ncchutnys zur Maschincn-
Insp. Zwickau. — Der Brt Volgmann in Frohburg ist gestorben.
Schaumburg-Lippe. Dem Bauinsp. Wunderlich in Bücke-
burg ist der Tit Brt verliehen. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. N. R. In Glogau. Weder durch Gesetz noch
durch Polizei Verordnung sind die zur Piüfuog der Baugeaucbe
berufenen Behörden oder Beamten verpflichtet, dieselben genau
nach der Reihenfolge ihres Einganges oder binnen bestimmter
Fristen zu erledigen. Vielmehr ist dem Ermessen der bezüglichen
Beamten ein weiter Spielraum belassen. Können Sie also uicht
nachweisen, daB Ihr Baugesuch absichtlich verlegt worden war,
oder daB der Verzögerung, die es tatsächlich gefunden hat, un-
lautere Beweggründe zugrunde lagen, so verspricht eine Schadens-
klage gegen den betreffenden Beamten und die zuständige Dienst-
stelle nicht den geringsten Erfolg- Denn zu ihrer Begründung ge-
hört der Nachweis einer absichtlichen oder giobfahrltsaigeo Hand-
lung, der kaum zu erbringen sein wild, weil den betr. Beamten
der Einwand schützen wird, daß er aicb den Fall habe überlegen
müssen, oder, daB er durch Ucberhaufung mit Dienstgeachallcn zu
seiner froheren Erledigung nicht habe kommen können. Dazu tritt, daB
der Beweis nicht gelingen kann, daB die verzögerte Fertigstellung
des Baues ausschließlich in der verzögerten Prüfung ihren Grund
habe. Warum mußten Sie bis Anfang September mit Einrcicbuog
Ihres Gesuches warten? Das Uebergcwichl der Wahrscheinlichkeit
spricht dafür, daB das Gericht bei Abwägen der Schuldfrage gemiß
B. G -B. § 954 das SchuldQbcrgcwicht in dem zu tpAtcn Einreichen
des Gesuches finden wird, was zur Abweisung Ihrer Klage führen
wOrde, Mithin kann Ihnen nur geraten werden, von einer Schadeoa-
klagc abzustehen, zu deren Anstellung Sie übrigens 3 Jahre Frist
haben würden. — K. H-e.
Hrn. Arch. A. B. lo Bonn. Ala Eigentümer haben Sie zwar
das Recht, Ihnen unliebsame Pcrsoneu vom Grundstücke zu ver-
weisen, die sich dann des Hausfriedensbruches aussetzen worden,
wenn sie unbefugt darauf verweilen. Gleichwohl können Ihnen
durch Ausübung dieses Rechtes Schadenersatz -Verbindlichkeiten
entstehen, wenn die Weggewiesenen als Gehilfen eines Bauhand-
werkera von diesem auf dem fraglichen Grundstücke beschäftigt
wurden. Diesem kann nämlich durch Ei satzsnspi flehe der Arbeiter
wegen unbegründeter Störung ihres Erwerbes ein Vermögens-
narhteil erwachsen. Nicht minder kann er an rechtzeitiger Fertig-
stellung seiner Leistungen verhindert werden, wenn seinen Ge-
hilfen die Ausübung ihrer Verrichtungen vereitelt wird. Ob das
Benehmen der weggewiesenen Arbeiter gegen Sie diese Maßregel
gerechtfertigt bat, ist eine Fraie tatsächlicher Natur. Wird die-
selbe jedoch vom Urteilsrichter verneint, so haben Sie Verurteilung
zum Schadenersatz zu erwarten, weun der betreffende Unternehmer
einen wirtschaftlichen Schaden infolge Ihrer Maßregel nachweisbar
erlitten bat. Daß der Werkmeister tüchuge und anständige Leute
zu beschäftigen hat, pflegen zwar die Hauvertrage zu bestimmen {
wo jedoch das Benehmen anfangt sachwidrig zu sein und zu einem
unpassenden wild, laßt sich iu dem einzelnen Falle nur unter Berück-
sichtigung aller einschlägigen Umstände bestimmen. — K. H-e.
Kragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Infolge Btiefkastennotiz vom 19. Okt. empfehle ich starke
Scbiefcrplattcn als Abdeckung von Hausteinarbeiten. —
E. Wcchaelniann in Stettin.
Inhalt: Neuere haduthe Architektur i¥«mruimt). — Staffel-BauorrJ-
nune für die kgl Haupt- und Kesidenr<itadt München vom so. April 1904.—
Lctjer HaUrn - Schwimmhader — Vrrmischte*. — Chronik. — Pcrsonal-
N«. linclitca. — Brief- und KrajjckjutuL
Hierzu eine Ilan-Doppelbcilage : Staffel -Bauordnung far
München vom 20, April 1904.
No. 87.
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S DEUTSCHE BAUZEITUNG
jg XXXVIII. JAHRG. NO 88. BERLIN, DEN 2. NOV. I9o4 _
Ueber Massentransport.
Von Prof. M. Buhle in Dresden. (Fortteuung.)
B. Stetige Forderung.
Iis wichtigste» Fördcrclcment für wagrechte oder
schwach geneigte Richtung kommen in erster
Linie inbetracht die Gurtförderer oder Trans-
portbänder. Es sind das meist endlose, Ober liegende
Rollen gespannte und von diesen getragene Gummigurte
mit Hanfgewebe-Einlagen von 0,2 bis etwa 1,5 m Breite.
Das zu fördernde Gut wird auf der einen Seite des Ban-
des aufgeschüttet und fallt auf der anderen Seite in eine
Abwurfrinne, oder kann durch Einfügen einer besonderen
Vorrichtung — eines Abwurfwagens oder eines Abstrei-
chers — (vergl. Abbilde. 31 S. 547' an beliebiger Stelle
abgeworfen werden. Abbilds, ai der folgenden Seite zeigt,
wie mit Hilfe solcher Fördergurte der Horizontal-Betrieb
in einem Silospeicher vor sich geht. '*)
Durch Oeffnen der Verschlüsse von den Zellen A ge-
langt das Getreide auf ein Band D, von diesem in einen
Elevator C, der es z. B. beim sogen. Umstechen wieder
durch einen Gurt K im Dachboden in einen Behälter A
In den Abbilden, aa u. 33, S. 547 ist ein solches Salz-
Transportband der Salinas de 1 aTrinidad in San Carlos
(Spanien) wiedergegeben, das durch einen fahrbaren Motor
der EIektrizitäts-A.-G. vorm. W. Lahmerer & Ko.
in Frankfurt a. M. mittels Riemen angetrieben wird.
Das um eine wagrechle Achse drehbare Transportband
ist auf einem Untergestell befestigt, das außerdem um
eine senkrechte Achse gedreht werden kann. Auf diese
Weise läßt sich eine Einstellung in jede beliebige Lage
erzielen. Ebenso wie der Motor ist auch die Transport-
Vorrichtung fahrbar und läßt sich so leicht an jede Stelle
bringen, wo sie benutzt werden soll. Der Wagen für den
Motor enthält außer diesem noch Anlasser, Sicherungen,
Schalter usw. Die Stromabnahme geschieht durch SclJeif-
Abbildg. 31
gelangen läßt. Die Ge-
schwindigkeit solcher
Gurte beträgt z. B. in
einem der größten Si-
los der Vereinigten
Staaten in B u f la I o
5"; Sek., und dabei wer-
den vjo'/St. befördert.
Für schwere Sam-
mclkörpcr, wie Kohle,
Erze, Erden hat dieses
System namentlich die
R'obins - Gesellsch.
in New- York ausge-
bildet Bei der Donau-
Regulierung am Eiser-
nen Tor kam ein sol-
cher Gurtförderer zur
Anwendung, der mehr
als der Bagger selbst
leistete. Der Gurt war
ai m lang und förderte
bei 91 cm Breite und 3,8 m Sck.-Geschw. mehr als 1 100 '/St.
Nach einjährigem Gebrauch war das Band noch in gutem
Zustande, obgleich einige der beförderten Fclsstückc über
aoo kK gewogen haben.90)
Auch bei der Aushebung von Fundamenten haben
die Gurtförderer schon vielfach gute Dienste geleistet.
Zunächst wird längs der Mitte des Grundstackes ein etwa
3» tiefer Graben hergestellt und dann der Gurtförderer
darin montiert Ueber diesen Graben führen mehrere
Brücken, in deren Mitte geviertförmige Ocffnungcn vor-
gesehen werden als Mündungen von Hol/trichtern , die
den auf leicht beweglichen Pferde- Kippkarren herbeige-
schafften Boden dem Bande zuführen. Dieses trägt die
Erde usw. auf dem kürzesten Weg in bereitstehende
größere Fahrzeuge, Schiffe, Eisenbahnwagen oder dergl")
Die Gurtförderer besitzen die hervorragende Eigen-
schaft, daß auf ihnen das Material gewissermaßen berg-
auf fließt. Elektrisch
angetriebene, transpor-
table (auch fahrbar aus-
geführte) Bänder eig-
nen sich vorzüglich
zumVerladcn von Koh-
len, Erzen, Salz usw.
"1 V>r*l. W. R Voller,
Modem Klour Mi. In.-, (ilou-
CMlM l^Q7>
»1 (iUuwr'« Annalro 1003.
11 3 jiq u. f.
") Zentr.lbl»tt der rUu-
ver\v»ltung 1900, S. 345 u. f.
Abbildg. 35.
längsderGleise laufen-
den I^itung. Während
des Betriebes wird der
Wagen mittels Klauen
fest mit den Schienen
verbunden. Derartige
Gurtförderer dienen in
der genannten Anlage
dazu, das aus dem
Meerwasser gewon-
nene Salz in Haufen
von 6~ 7 "> Höhe auf-
zuschütten. Diese Ar-
beit wurde früher von
Leuten ausgeführt, die
das Salz auf Holzram-
pen empor schafften.
Ein Transportband der
genannten Art vermag
etwa 50' Salz stünd-
lich aufzuschütten.
Da es unmöglich ist,
alles aufzuzählen, was
heute auf Bändern be-
fördert wird, so be-
gnüge ich mich, mit
dem Hinweis auf Abbildg. 34, S. 547 zu bemerken, daß für den
Konstrukteur die Korngröße und die verlangte Menge einzig
maßgebend sind. Vom Fulverstückchcn bis zur Menschen-
größc kommen alle stückigen Körper vor. Wir sehen hier
ein Band zum Flaschcntransport, wie es Unruh & Licbig
in vielen Brauereien ebenso wie in Kakao- Fabriken für
Kasten und Kisten ausgeführt haben. Etwa 1000 Kasten
werden stündlich transportiert Gepäckstücke werden auf
dem Orleans - Bahnhof in Paris«) in dieser Weise be-
fördert, und der Menschen -Transport auf Rolltreppen in
Warenhäusern*3) (Pohlig in Leipzig, Wertheim in Berlin)
und auf Ausstellungen (Paris und Düsseldorf 1") sind be-
kannt Auch die Stufenbahn**) ist imgrundc nichts anderes.
Ein weiteres wichtiges Transportelement für wagrechte
Förderrichtung ist die Schnecke. Solange es sich um
kleine Strecken handelt, kommt es nicht so sehr auf den
Wirkungsgrad an, daher findet man im Inneren von Mühlen,
chemischen Fabriken,
Zement - Werken , Pa-
pier-Fabriken usw. die
Sehnecken in großer
Zahl. Die Bedienung
ist wie der Antrieb
")Z <tV <tl 1001 & i»W
u. f. und Zentralbl der Hau-
verwalte, s 133 u.t
= 1 Z d. V. d. L 1901, S>
13*0 « f.
••) Z. <L V. d. L lora
S. 14*5 o 1.
Z. d. V. <t t. I«99,
S. ifo u. f.
.Li«-..,
zum Kiestr.n.poit von E. Kreiß in Hamburg.
5-45
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außerordentlich einfach. Weit verbreitet sind die Kreiß'-
schen Schnecken*0), doch baut beute eigentlich jede Mühlen-
bau-Firma ihre eigenen guten Systeme.
Bewegt sich bei den Schnecken das Gewinde im
Troge, so rotiert bei den sogen. Transportspiralen oder
Fftrdcf röhren das Rohr, und das Gewinde dreht sich
nicht. Als Vorzüge dieser Anlagen sind zu nennen : groüc
Schonung des Materialcs, geringer Verschleiß und völlige
Entleerung des Rohres.
Die Abbildg. 25 gibt ein Beispiel für die Anwendung
von Förderrinnen zum Transport von Erde, Kiessand
u. dergl. Förderrinnen sind auf Pendeln Belagerte, am
Boden stehend oder an den Decken hangend angeordnete
Tröge, die von einem Kurbelgetriebe eine schwingende
Bewegung erhalten, wobei das Gut unter größter Scho-
nung immer in der einen Richtung vorwärts geworfen wird.
In«. Marcus in Köln hat bei G.Luther in Braunschweig
schon nach seinem System 80 => lange Kinnen ausfahren
lassen, und Kreiß'sche Rinnen sind heute zusammen
Ober 100 000 ■ im Betriebe. Auch in Verbindung mit Eimer-
baggern sind derartige Rinnen von genannter Firma zur
Beförderung des Baggergules ausgeführt worden. Für
chemische Fabriken spielen diese Rinnen insofern eine
große Rolle, weil man die Tröge aus
Holz, Kupfer, Porzellan usw. her-
stellen und zugleich in ihnen trock-
nen kann. Auch bergauf kann man
bis zu einem gewissen Grade mit
solchen, oft fahrbar angeordneten
Rinnen fördern; insbesondere auf
Hüttenwerken sind dieselben als so-
gen. „Klaubtische" sehr beliebt und
verbreitet
Als letzte hierher gehörige
Transport - Elemente kommen inbe-
tracht die Kratzer. Man versteht
darunter Förder- Einrichtungen mit
Zug- oderüruckelcmcntcn, bei denen
an Ketten, Seilen oder Stangen in
bestimmten Abstanden Rechen oder
volle Kratzer-Scheiben oder Schau-
Abbildic- ai
Gurtforderung in einem
trieben ausgerüstet ist, und aus zwei auf dem Anlcgcpicr
der Dampfer fahrbaren elektrisch, betriebenen Schiffsele-
vatoren von zusammen i5o*,St Leistung.
Besonders bemerkenswert ist an letzteren, daß beide
Elevatoren wiederum geteilt, d. h so eingerichtet sind,
daß die zwei Elevatorfüße jeder Einheil von beiden Seiten
des Schiffes zugleich schöpfen und somit das Fahrzeug
ganz gleichmaßig inbezug auf die Breite entlasten können
(in ahnlicher Weise von Nagel & Kaemp in Hamburg,
ausgeführt in Karlsruhe).
Das vom Dampfer gehobene Getreide wird nach
selbsttätiger Verwiegung entweder unmittelbar abgesackt
und in die nebenstehenden Gleiswagen verladen, oder
durch einen zweiten am Fahrgerüst befindlichen Elevator
gehoben und durch Fallrohre auf das Empfangsband des
peichers geworfen, oder auch durch diesen zweiten Ele-
vator und durch ein einziehbares Rohr Ober den Dampfer
hinweg in einen Kahn verladen, um weiter die Weser
aufwärts geführt zu werden.
Die Einrichtung ist derart, daß auch alle drei Mani-
pulationen — und zwar jede Menge für sich gewogen —
vorgenommen werden können. Dabei betragt der Kraft-
bedarf eines fahrbaren Elevators im Falle der Höchst-
leistung etwa 28 P. S.
Von den in beliebiger Rich-
tung stetig fördernden Transport-
Elementen seien zunächst die Becher-
werke (Konveyor> behandelt Die
Gefäße eines Konveyors hängen in
den Gelenken einer endlosen Kette
oder an einem Seil ; sie sind mit Lauf-
rädern ausgerüstet, deren Achse häu-
fig zugleich die Aufhängungsachse
der Becher bildet. An einem be-
stimmten Punkte wird der Becher
beladen, geht dann, dem Zuge der
Kette folgend, bis zur Entladestelle
und wird hier durch einen Anschlag
gekippt In Abbildg. 30 ist eine Kon-
veyor-Anlagc auf den Roechling'-
sclien Eisen- und Stahlwerken
Abbildg. 36, u. 37. Kratzer al* Förder-Einrichtong.
fein aus Metall oder Holz befestigt sind, die das Gut in
einem Troge oder Rohr vor sich hcrschicbcn (Abb. 26 u. 27).
Für Kokstransport auf den Gasanstalten nimmt in den
Brouwer'schen Rinnen der Kratzer die einfache Gestalt
eines Rundeisens an, welches den glühenden bezw. ab-
gelöschten Koks langsam vor sich herschiebt •') Tausendc
von Kratzer-Anlagen gibt es namentlich in Nord-Amerika.e-)
Für senkrechte stetige Förderung in der Richtung
von unten nach oben dienen Becher-Elevatoren
(vergl. auch Abbildg. 31). Sind die Becher groß, so wer-
den es Eimer, und man erhält die bekannten Eimer-
kettenbagger, die also ebenfalls hierher gehören. Ab-
bildung 28 veranschaulicht einen 70 '.St. leistenden, von
Amme, Gicscckc Sc Konegcn in Braunschweig gebau-
ten Elevator, der auf einer in den Fjord von Chrtstiania
hineinragenden Kaizunge fahrbar montiert ist Die Dampfer
werden an diese Kaizunge fest angelegt, und der Elevator
wird dann mittels elektrischer Kraft an die zu löschende
I.ukc gefahren. Das aus dem Schiff gehobene Getreide
wird nach Verwiegung und Registrierung durch die auf
dem Fahrgerüst montierten selbsttätigen Wagen (von
Reuther A: Reiscrt in Honnef a. Rh.) entweder lose
oder in Säcke gefaßt, mittels Kutschen in die darunter ge-
fahrenen Fuhrwerke oder elektrischen Bahnwagen ver-
laden, um der Verbrauchsstclle, welche sich mehrere Kilo-
meter entfernt und beträchtlich höher auf der anderen
Stadtseitc befindet, zugeführt zu werden.
Die von derselben Firma gelieferte Anlage in Brake
bei Bremen, die wir in Abbildg. 29 zur Darstellung brin-
gen, besteht aus einem etwa 8-iot fassenden Bodenspei-
cher, welcher mit maschinellen Band- und Elevator - Be-
") Clm%rf* Antillen irVjo. I S 76 u f.
"I MMUatfi Jounul ior i.iiIh-1. vnMunr und WawirrTuipuiig igot,
No. u f ; frrnrr iq"-j. S. 377 . Katiart Merz in Ka««et|.
►l VcikI de» Verlader« Werk .Terhnlvlie llnlf-mittrl eur HelArde-
iuisj; und I-'.'' i-i; von -»immrlk'lrtiem 1 Mi<-«eni'ateru>-. »V* ilar v. Julius
Springer, Hcrlin iqoi u. 1004*, Teil 1, S. 47, yi u. 1 ss . Teil II, s. 13 y. (.
546
in Völklingen a. d. Saar dargestellt Ein elektrisch2»)
betriebener Kohlcnkippcr besorgt am Fuße des Konveyors
das Entladen der Waggons. Die Kohle wird hier von dem
Becherwerk selbsttätig aufgenommen und in zwei Stufen
auf den auf der rechten Seite des Bildes ersichtlichen
Turm gehoben, wo sie an zwei Kohlcnbrecher abgegeben
wird. Zur weiteren Verarbeitung gelangt sie durch den
Turm zu den unterhalb desselben befindlichen Koksöfen.
Das Becherwerk erhält seinen Antrieb durch einen auf
dem mittleren wagrechten Teil des Konveyor - Gerüstes
aufgestellten Drehstrommotor von 20 P. S. Leistung bei
400 Volt Spannung.
Bei l.okomotiv-Bek"hlungsanlagen hat man diese Kon-
veyor auch in Europa schon häufig angewandt, so in St
Johann-Saarbrücken*'), auf dem Zentral- Bahnhof in
München, Ostbahnhof in Antwerpen usw., in Amerika
sind sie für den gleichen Zweck sehr verbreitet •') In
Philadelphia werden durch zwei derartige Hunt-Becher-
werke die Kohlenspeichcr gelullt, die Lokomotive nimmt
ihren Vorrat an Kohle und Sand und Wasser, entleert ihre
Asche in den Lösehtrog, und die Asche wird in einen
Hochbehälter getragen, um nachher bequem vielleicht in
einen leer gewordenen Kohlenwagen verladen zu werden,
alles in der gleichen Zeit Dabei wird die Kohle in ganz
bestimmter Menge an den Führer verabfolgt
Ganz ähnlich ist es mit den Becherwerken für Kessel-
häuser; die kleinen Gefäße tragen stetig den Hochbe-
hältern über den Kesseln den Wageninhalt zu, und auf
dem gleichen Wege gelangt die Asche zu einem Silo über
den Eisenbahngleisen
Auch die Gasanstalten haben Becherwerke vielfach
angewendet, und die bekannte Berlin-Anhalter Maschinen-
bau A G hat ein eigenes rruqmilitHtschinett-Bnreui fflf
Der etektrt«ehe Antrieb «unml Ton der Ftektrüdtlts-A •(;. vorm.
XV. tahmc\er & Cu. in Funkfuil u. M.
•\ Muiei"» Annalen i Satt, II, S. 93U.I.
•<) Z. d. V. d. L lou -. -s. 79 u. t.
No 88
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diesen Zweck. Sie baut die Bradley-BecherweHce mit
Seilen statt mit Ketten und hat schon eine Reihe derartiger
Anlagen in Deutschland ausgeführt.
Nebenbei sei bemerkt, daß fast der gleiche Zweck
durch Vereinigung von Elevator und Band erreicht wird.
Abbildg. 3t, S. 547 veranschaulicht die von J. Pohlig in
Köln gebauteT ransporteinrichtung derGasgenerator-Ar.la^c
für das Elektrizitätswerk der Stadt Münster i. W. Der
Elevator hebt den erzeugten Koks von der Werksohle bis
über die Hochbehälter, in welche er mit Hülfe eines Suhl-
Transportbandes und eines Abstreichers gelangt.
Handelt es sich vornehmlich um den Transport von
oben nach unten, so verwendet man bei stetiger För-
derung Rutschen, Abfallrohrc oder Riesclcinrich-
tungen. Als Beispiel sei unter Hinweis auf Abbildg. 28
und 37 die in Abbildg. 32 dargestellte Wendelrutsche
von R. W. Dinncndahl, Steele aJRuhr**) gewählt, die
ein ausgezeichnetes Mittel bietet zur Beförderung von
Säcken, Ballen, Kisten, Ziegeln, Kohlen, Koks, Getreide,
Schutt u. dergl. in Speichern, Mühlen, Warenhäusern usw.
Auch zur Entladung, zum Heben kann man Rohre
verwenden. Bekanntlich fließen beim Pumpen Flüssig-
keiten entgegengesetzt zur Schwerkraftrichtung infolge von
Saug- oder Druckwirkung. Aehnlich verhält es sich mit
körnigen Stoffen, welche in einem Luft- oder Wasserstrom
schwimmen. Bei Staub- und Spähne- Absaugungen*3) wie
beim Winde sehen wir diesen Vorgang alle Tage, bei den
Saugebaggern und hydraulischen Asche-Ejektoren auf den
Ozean-Personendampfern (Howaldt- Werke in Kiel) ist das
eine allbekannte Erscheinung. Der englische Ingenieur
Duckham hat das zuerst in London zur Getreide-Ent-
ladung und -Ueberladung benutzt.»«) Ein mit einer Vakuum-
kammer stets verbundener Säugrüssel hängt in das Getreide
hinein. Die durch das Vakuum zum Einströmen veranlagte
Außenluft reißt durch ihre stellenweise bis zu 80» an-
wachsende Sek.-Geschwindigkeit die Körner mit bis zu
einem Pendelkasten oder zu einer Luftschleuse, aus der sie
entweder einem Elevator, einem Band oder einem Behälter
zufallen, aus dem sie wieder fortgedrückt werden können.
Auf die Vor- und Nachteile dieser Förderungsart sei
hier nicht näher eingegangen, vielmehr nur bemerkt, daß
die Hamburg- Arne rika-Linie wie der Norddeut sehe
Lloyd große schwimmende derartige Einrichtungen mit
bestem Erfolge eingeführt haben; sie sind von Luther in
Braunschweig gebaut, ebenso wie der größte europäische
Silo in Genua*5), welcher derartig ausgerüstet wird.
2 Schiffe können an einer Verladebrücke anlegen und
werden nun von Luftpumpen im Inneren des Riesen-Ge-
bäudes, das 50000« fassen wird, wenn es fertig ausgebaut
ist, gleichsam leergesaugt. — (Sdüufl folft.)
Vermischte«.
Zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses. Von Hrn.
Prof. W. Manchot in Frankfurt a. M. erhielten wir eine
längere Zuschrift, welcher wir als tatsächliche Berichtigung
unserer entspr. Ausführungen S. 418 folgendes entnehmen:
»Nie in meinem Leben bin ich auf die gewagte Idee
gekommen, das Kloster Limburg a. d. H. wieder aufbauen
zu wallen. Niemals hat mir der Mannheimer Allertoms-
Vcrcin den Auftrag gegeben, ein Werk über die Klostcr-
anlage und deren Wiederherstellung zu verfassen.
Niemals bin ich nach Berlin gereist, um in der „Vereinigung
Berliner Architekten" einen Vortrag über die Klosteranlage
und deren Wiederherstellung zu halten.
Der Sachverhalt ist einfach der, daß ich aus baukünst-
lerischcm und geschichtlichem Interesse eine auf Jahre
langen Studien und Ausgrabungen gestützte Monographie
des Klosters Limburg a. d. H. verfaßte, welche i. J. 1893
vom Mannheimer Altertums- Verein (der einen Teil meiner
erheblichen Kosten durch feste L'ebernahme eines Teiles
der Auflage trug) herausgegeben wurde. Der Titel lautet
„Kloster Limburg a. d. H., eine bauwissenschaftliche und
geschichtliche Abhandlung von W. Manchot, Architekt.
Herausgegeben vom Mannheimer Altertums- Verein (Kom-
missionsverlag von E. Wasmuth, Berlin 1803). „Durch den
Wortlaut dieses Titels sind Ziel und Zweck meiner Ver-
öffentlichung so klar ausgedrückt, daß ich denselben nichts
hinzuzufügen habe." —
Technisch« Hochschule in Charlottenburg. Dem Stadt-
bauinsp. von Berlin, Ilm. O. Stiehl in Steglitz, ist die Ver-
tretung im L'nlerrichtfür Backsteinbau (anstelle des Hrn. Geh.
Reg.-Rat Prof. J. Otzen) und im Entwerfen und Detaillieren
von mittelalterl. Formen (anstelle des Hrn. Prof. J. Vollmer)
für das Winterhalbjahr 1904— 5 übertragen worden. —
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb für ein Amtsgebäude der nlederöster-
relchlschen Handels- und Gewerbekammer In Wien wurde
für Architekten in Niederösterreich erlassen. Das Ge-
bäude wird sich am Stubenring erheben, seine Baukosten
sind mit 1340000 Kr. veranschlagt Es gelangen 3 Preise
von 6000, 4500 und 3000 Kr. zur Verteilung; Tür den An-
kauf von 2 Entwürfen sind weitere 3000 Kr. vorgesehen.
Termin ist der ii. Jan. 1905. Dem Preisgericht gehören
u. a. an: Prof. R. Bacher, Obmann der „Sezession",
Ob.-Brt Fr. Bcrgcr, Min.-Rat E. v. Förster, Hofrat F.
v. Gruber, Brt. J. Koch, Vorst, des Oestr. Ing- u. Arch.-
Vcrcins, Aren. F. v. Krauü, Arch. A. Krones und Brt.
A. Streit, Vorstand der Künstlergenossenschaft —
Die Entwürfe zu einem Friedenspalaste im Haag sollen
zum Gegenstande eines internationalen Prcisauschreibens
gemacht werden. Die Kosten des Palastes, für welchen
ein Platz nahe dem llaager Wald bestimmt wurde, sind
auf rd. 4 MilL Gulden veranschlagt Zu diesen Kosten
liegt bereits eine Stiftung von Carnegie im Betrage von
1.5 Mill. Doli, vor und es sollen die Signatarmächtc der
Haager Konvention ersucht werden, eine Summe von
1,5 Mill. Gulden zu widmen, aus deren Zinsen die Unter-
haltungskosten bestritten werden sollen. Als Vorbild für
den Fnedenspalast ist der Brüsseler Justizpalast gedacht. —
Zu einem Preisausschreiben betr. Entwürfe für ein Schul-
haus in Rottwell liefen 72 Arbeiten ein. Ein I. Preis wurde
nicht verteilt Einen Preis von je 1000 M. errangen die
Entwürfe „Rotlack' der Hrn. Paul und Karl Bonatz, so-
wie Julie" der Hrn. Hcinr. Maas und Im. Hohlbauch;
einen Preis von je 500 M. die Entwürfe „Finis" des Hrn.
Fritz Müller und „Auf in den Kampf" des Hrn. Ludw.
Bauer. Die Entwürfe „Erna* der Hrn. Graf und Roeckle,
-Tuba mirum" des Hrn. Bruno Taut und „Lokation" der
Ilm. Hohlbauch und Maas wurden für je 250 M. an-
gekauft Sämtliche Verfasser wohnen in Stuttgart Preis-
richter waren u. a. die Hm. Prof. Theod. Fischer, Ob.-Brt.
H. Jassoy, Stadtbrt Mayer in Stuttgart, sowie Stadt-
baumstr. flaug in Rottweil. —
Im Wettbewerbe für das Probe-Schiffshebewerk im Zuge
des Donau- Oder -Kanalos bei Prerau (vergl. Jahrg. 1903,
S. 220 u. 2241, zu welchem bekanntlich 230 Entwürfe ein-
gegangen waren, ist nach halbjähriger Arbeit des Preis-
gerichtes die Entscheidung am 29. d. M. gefällt worden.
Von den ausgesetzten 3 Preisen von 100000, 75000 und
50000 Kr. sind nur die beiden ersten zur Verteilung ge-
kommen. Der I. Preis wurde den vereinigten Tünf
böhmisch-mährischen Maschinen-Fabriken in Ge-
meinschaft mit den Oestcrr. Siemcns-Schuckert-
Werken in Wien zuteil, der II. Preis dem gemeinsamen
Entwürfe der Vereinigten Maschinenfabrik Augs-
burg und Maschinenbau - Gesellschaf l Nürnberg
A.-G., der Oesterr. Siemcns-Schuckcrt Werke, der
Maschinenfabrik Andritz und des Reg.- u. Brt. Offer-
mann, z. Zt. in Buenos Aires. Als Autoren werden für
diesen Entwurf noch genannt die Ing. August Umlauf,
Ludw. Ritter v. Stocken und Wilh. Ritter v. Doderer.
Außerdem wurden 3 Entwürfe zum Ankauf empfohlen und
weitere 5 erhielten etne ehrenvolle Erwähnung. Wir werden
die Verfasser letzterer Entwürfe in nächst No. nachtragen.—
Brief- und Fragekasten.
Hrn. W. in R. Wir erhaltet) in der letzten Zeit mehrfach,
von den Ba
etwa derart: In welchen Städten von 00—30000 Einwo
Waisenhauser, Badeanstalten , Scholen, Krankenhäuser usw., die
besonderen Bedingungen entsprechen aollen, erbaut? Gegenüber
dieaen und ähnlichen Anfragen »ei es uns gestattet, allgemein »u
bemerken, daß ea uns leider nicht möglich ist, Erhebungen
derartige kleinere Bauwerke der gedachten Att anzustellen. So-
weit dieselben bemerkenswerte Neuerungen aufweisen, gibt die
Literatur darüber, die auch wir studieren mußten, Auskunft; die
obrigen Anstalten gelangen nur sehr lückenhaft zu unserer Kenntnis.
Wir bitten daher, Anfragen der erwähnten Art nur dann an uns
richten iu wollen, wenn ein ganz besonderer Kall vorliegt und
wenn die Literatur hierüber versagt. —
Anfragen an den Leserkreis.
Hat sieb Asphaltriemenboden oder Asphaltparkett auf Beton
oder Holt mit einer IsolicrzwiscbcnUgc von a cro Sand bewahrt
und wo? — M. R. in B.
*) 7. d. V. d. I 1004, S. 45B u. f. », Z d. V. d. I. 18*. S. est o. f.
»I l. d. V. d. I. w, «$■
Inhalt : IVWr lUü«rnt7sn»r«>rt (Fortie-ttung). — Vermischte*. — Preis-
bewerbun^rn. — Brief* und r'ragekastcn.
■) l'ateot r-auber, (s. Au. d. V. D. I. 1899, 91 0. 257).
548
Dr"k ro'n Willi- O r.»e, lUrlin.
No. 88.
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MHWHHHI-»H|-IHHHH
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIH. JAHRG. N° 89. BERLIN, DEN 5. NOV. 1904
Das Ergebnis des internationalen Wettbewerbes um das Probe-Schiffshebewerk im
Donau-Oder-Kanal bei Prerau.
Druckwasserkolben und Ausbalanzierung der beiden
Kammern. Es sind das die Hebewerke vonAnderto n
(England), La Louvicre (Belgien), Les Fontinettes
(Frankreich) und das kürzlich dem Betrieb obergebene
Hebewerk von l'ete rborough (Kanada).1) Die Ge-
fälle, welche mit diesen I Icbcwerken überwunden wer-
den, sind 15,35; ' 5,4 ". >3,>3 und 19,81 m, während die
beförderten Schiffsgefäße 100, 300, 300 und 800 1 fassen.
Abweichend hiervon ist das Hebewerk bei Henrichen-
burg'i im Dortmund-Ems-Kanal als Schwimmer-Hebe-
werk mit einer Kammer, ausbalanziert mit Gegenge-
wichten, mit Gradführung durch Schraubcnsplndcln
konstruiert Seine Hubhöhe betragt bis 16», die Trag-
fähigkeit der in der Kammer aufnehmbaren Schiffe
bis 800 1 (normal 600'). Ein einziges Schiffshebewerk
ist bisher als geneigte Ebene ausgeführt, nämlich das-
jenige von Fox ton im Grand-Junction-Kanal in Eng-
land.4) Die senkrechte Hubhöhe beträgt 22,86 m, die
Neigung der schiefen Ebene t 14; die Schiffe, welche
bis zu 70 « Ladefähigkeit besitzen, werden in der Kam-
mer schwimmend, also „naß" quer hinauf befördert
Die senkrechten Schiffshebewerke haben sich inner-
halb der bisher gewählten AusfQhrungsgrenzen z.T. in
langjährigem Betriebe bewährt; dasselbe gilt von der
geneigten Ebene bei Foxton. Trotzdem war nach die-
sen Vorbildern die Frage, welche Bau- und Betriebs-
weise sich nun für die österreichischen Kanäle am
besten eignen würde, nicht ohne Weiteres zu lösen.
Der erste Versuch, die Frage einer Lösung ent-
gegen zu führen, wurde im Jahre 1895 gemacht, als das
Donau-Moldau-Elbc-Kanal-Komitec einen enge-
ren Wettbewerb unter einer Anzahl bedeutender Firmen
ausschrieb, aus welchem bekanntlich die 5 vereinig-
ten böhmisch-mährischen Maschinenfabriken
als Sieger hervorgingen. Sic brachten Naßförderung
auf quergeneigter Bahn in Vorschlag, während Haniel
& Lueg in Düsseldorf, die sich unter den Bewerbern
befanden, Naßförderung auf Längsbahn vorsahen.
Hebewerke mit Trockenförderung und Schleusen waren
im Programm ausdrücklich ausgeschlossen.
Einen weiteren Impuls erhielt die Angelegenheit,
als die österreichische Regierung den Ausbau der
») Vergl. Uhrg. 1904 S. 51t. •) Vergl. Juliig. 1B98 S 439
«) Vergl. Uhr«. 1901 S. 158.
549
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eber das allgemeine Ergebnis dieses
außergewöhnlichen Wettbewerbes
haben wir in voriger Nummer be-
reits kurze Angaben gemacht Es
wird nicht uninteressant sein, die
Mitteilung über das Ergebnis im Ein-
zelnen durch einen kurzen Rückblick
auf die Vorgeschichte des Wettbe-
werbes einzuleiten. — Der Ausbau
des österreichischen Wasserstraßennetzes, wie er nach
der Vorlage der Regierung und den Beschlüssen des
Parlamentes vom Jahre 1901 erfolgen soll,') stellt an
die Technik außerordentliche Anforderungen. Gilt es
doch, um den Anschluß der Donau an die deutschen
Ströme, an Elbe, Oder, Weichsel zu gewinnen, hohe
Wasserscheiden bei kurzer Entwicklungslänge zu Ober-
schreiten, sodaß nicht mit Unrecht auf dem inter-
nationalen Schiff ahrts-Kongreßi902 in Düsseldorf gesagt
werden konnte, daß wenn Oesterreich diese Aufgabe
gelöst haben werde, es für sich den Vorzug bean-
spruchen dürfe, den ersten Gebirgskanal der Welt ge-
baut zu haben, gleich wie es in der Scmmcringbahn
die erste Gebirgsbahn der Welt besitze.
Die Beschaffung des nötigen Speisewassers für
die Scheitelhaltungcn ist ein weiteres Erschwernis, das
zu demjenigen der L'ebcrwindung großer Höhen hin-
zutritt. Mit dem einfachen Mittel der gewöhnlichen
KammcTsehlcusen mit mäßigem Gefälle sind diese
Schwierigkeiten nicht zu überwinden, ganz abgesehen
davon, daß der Verkehr auf einem solchen Kanal mit
zahllosen Schleusen unwirtschaftlich bleiben müßte.
Die Verteilung des Gefälles auf wenige Schleusen mit
starkem Gefälle und mit besonderen Hülfsmitteln zur
Wasserersparnis, oder die Zusammenfassung des Ge-
fälles zu hohen Staustufen, die nur durch I lebewerke
zu überwinden sind, wird zur Notwendigkeit.
Die Zahl der Vorbilder für letztere ist bisher
noch klein. Von den sechs bisher ausgeführten I Icbc-
werken im modernen Sinne sind fünf senkrechte Hebe-
werke, davon vier nach dem zuerst von Clark bei
dem Bau des Hebewerkes bei Anderton 1872 ange-
wendeten Prinzip: Druckwasser - Hebewerke mit Äb-
stützung der Kammer auf einen einzigen milderen
') Vergl. J»hrg. 1901 S. 333 u. 341-
Wasserstraßen, der bisher nur von privater Seite an-
gestrebt war, zur eigenen Sache machte. Bereits auf
dem Schiffahrts-Kongreß 190a konnte mitgeteilt wer-
den, daß die Regierung einen neuen Wettbewerb plane
und daß dann die Ausführung eines Probehebewerkes
erfolgen solle, um so in mehrjährigem Betriebe festzu-
stellen, ob sich seine Bau- und Betriebsweise auch für
die Uebertragung selbst auf die größten Förderhöhen,
die bei den österreichischen Wasserstraßen vorkommen
können, eignen werde.
Gewählt wurde hierfür der Donau-Odcr-Kanal
einerseits, weil es sich hierbei um das wichtigste Glied
des Planes handelt, anderseits, weil dieEntwürfe für diese
Linie frühzeitig nach den beiden Gesichtspunkten eines
Schleusen- bezw. Hebewerk -K anales durchgearbeitet
waren. Für eine Hebewerkanlage würde sich ein
7 stufiger Kanal von Wicn-Göding bis Kunewald-
Mährisch-Ostrau ergeben, ein Kanal von 265,18 km
Ges.-Länge und 194,9 " zu überwindender Höhe. Die
einzelnen Staustufenhöhen schwanken zwischen 15,2
und 43.5™. Gewählt wurde die Staustufe bei Aujczd
in der Nähe von Prerau mit 35,9™ Höhe, wo die ver-
hältnismäßig geringsten Baukosten zu erwarten sind.
Die Ausschreibung erfolgte durch das Handcls-
Mintsterium im April 1903 mit Frist bis 31. März 1904.
Das Wesentliche des Programmes haben wir in Jahrg.
1903 S. 244 bereits mitgeteilt. Ueber die Art des
Hebewerkes wurden keinerlei Vorschriften gemacht,
nur gefordert, daß dasselbe geeignet sei, „bei mög-
lichst geringem Aufwand von Betriebswasser
einen ökonomischen Schiffahrtsbetrieb zu er-
möglichen". Das Hebewerk soll bei kontinuierlichem
Betriebe in 24 Stunden mindestens 60 Einzelhebungen
(Je 30 nach jeder Richtung) leisten und zwar von voll-
Geladenen Schiffen größter Abmessung, wie sie auf
dem Kanal verkehren werden, Schiffen von 67 » Länge,
8,2 01 Breite, 1,8™ Tauchtiefe und 670' Tragfähigkeit.
Der Entwurf sollte ferner nach allen Richtungen hin
volle Gewähr für Betriebs-Sicherheit bieten.
Ausgesetzt wurden 3 Preise von 100000, 75000,
50000 Kr., ferner wurde der Ankauf weiterer Ent-
würfe zu je 25000 Kr. vorgesehen.
Als Preisrichter wurden vom Österreich. Handels-
Ministerium 9 Fachmänner des In- und des Auslandes
berufen, dazu eine Anzahl Ersatz-Männer. Vertreten
waren vom Auslande: Deutschland durch Geh. Reg -
Rat Prof. A. Ricdlcr in Berlin, Ob -Brt. A. Hermann,
Vors. der Kanalverwaltung in Münster i. W., und als
Ersatzmann Reg.- und Brt. Prüsmann, z Zt. zuge-
teilt der Botschaft in Wien; England durch Vernon
Harcourt, Prof. des Ing. - Baufaches am Univcrsity
College in London; Frankreich durch Armand de
Bovct in Paris, Vizcpräsid. der .Sociale" Franeaise de
Navigation et des Constructions Navales". Aus Oester-
reich waren berufen : Baudir. Reg -Rat Ast, Ob.-Brt. Prof.
K. Hochenegg. Baudir. Hofrat S. Taußig in Wien,
Prof. A. Velflik in Prag und als Ersatzmänner: Ob.-Brt
Habcrkalt, Prof. Dr.Sahulka, Hofrat Schromm in
Wien, Prof. A M u s i 1 • Brünn, Prof. S k i b i n s k i - Lemberg.
Die Schlußsitzung des Preisgerichtes, das Hrn.
Riedlcr zum Obmann wählte und außerordentlich ein-
gehend die 230 Entwürfe prüfte, von denen allerdings
eine größere Zahl vorweg auszuscheiden war, fand am
29. Okt statt. Nur 2 Entwürfe wurden als in allen Punk-
ten den Forderungen des Programmes entsprechend an-
erkannt und durch den I. u. II. Preis ausgezeichnet, ein
III. Pr. kam nicht zur Verteilung. Dagegen wurden 3 Ent-
würfe zum Ankauf empfohlen und 5 mit ehrenden Er-
wähnungen bedacht, wie wir bereits kurz meldeten. Wir
geben nachstehend die Verfasser im Einzelnen wieder:
I. Preis. Entwurf 114. Kennwort: „Universell".
Autoren: 1. böhmische-mährischc Masch.-Fabrik in
Prag; Masch.-Bau-A.-G. vorm. Breitfeld, Daniek & Ko.
in Prag; Prager Masch.-Bau-A.-G. vorm. Kuston & Ko.
in Prag; F. Ringhoffer in Smichow; Skoda-Werke
A -G. in Pilsen; Oesterr. Siemens-Schuckert-Werke
in Wien.
II. Preis. Entwurf 85. Kennwort: „Habsburg".
Autoren: Ing. A. Umlauf; Ing. Ritter v. Stocken; Reg.-
u.Brt C. Offermann; Wilh. Ritter v. Doderer; Oesterr.
Siemens-Schuckert-Werke; Masch. - Fabrik Andritz
A. G.; Verein. Masch.-Fabrik Augsburg und Masch.-
Bauges. Nürnberg A.-G.
Zum Ankaufe empfohlen: Entwurf 91. Kennwort:
„Industria Austriaca". Autoren: Witkowitzer Berg-
bau- und Eisenhütten - Gewerkschaft in Witkowitz;
1. Brünner Masch.-Fabriksgesell. in Brünn; Brünn-
Königsfelder M asch.-Fabrik der Masch.- u. Waggon-
baufabr.-A.-G. inSimmering; A.-G. R.Ph. Waagner inWien;
Oesterr. Union-Elektriz.-Ges. in Wien; Jg. Gridl,
Brückenbauanstalt in Wien; Jos. Pauker & Sohn in Wien;
A. Freister i.Wien ;E. Krackhart i. Brünn; A.-G. f. Masch. -
Bau vorm. Brand tk Lhuillier in Brünn. — Entwurf 143.
Kennwort: „Securitas". Autoren: Ve rein. Elektr.-Ges.,
Societe Franeaise de Constructions Mccaniques,
Anciens Etablissements „Cail" in Paris; Redlich & Ber-
ge r in Wien; Masch.-Fabrik Andritz; Direktion der erz-
herzogl. Fricdrich'schen Berg- und Hüttenwerke
in Teschen. — Entwurf 193. Kennwort: „Renaissance".
Autoren die Ingenieure: Jos. Anton Spitzer, Anton
Schnell, Adolf Schuster, August Nowak, Masch.-Fabr.
F. X. Komarek.
Ehrende Erwähnung: Entwurf 115. Kennwort: „Ohne
Maschi ne",Bauinsp.Schnappin Berlin, Gerste ober gk-
Zech, Berg-Sulza, Reg.-Bmstr. Bruno Schulz in Cnar-
lottenburg. — Entwurf 133. Kennwort: „Magnetkraft".
Alb. Hundt, Ing., Plauen i. V. — Entwurf 145. Kennwort:
„Ziehet, Ziehet, hebt", Ing. Karl Pollak und Ignatz
Pollak in Wien, Alb. Milde & Ko; in Wien, G. A. Wayß
& Ko. in Wien. — Entwurf 201. Kennwort: „Pourquoi
vouloir faire aller lesbäleaux surdcsrails"? Ivan
Wilhelm in Gap (Frankreich). — Entwurf 162,331. Kennw. :
„Labor improbus omnia vincit", Dayde et Pille,
Ingenieurs-Conslructeurs in Greil (Frankreich).
Mit der Ausschreibung und Durchführung dieses
Wettbewerbes hat sich die österr. Regierung ein hohes
Verdienst um die Entwicklung der Technik erworben.
Der Bau des Probe-Hebewerkes nach einem dieser Pläne
oder nach einer Verbindung mehrerer derselben -- wie
sich das die Regierung vorbehalten hat — wird die
Lösung der Aufgabe der l'eberwindung großer Höhen
einen bedeutenden Schritt vorwärts bringen. -
Miethaus Bechthold, Rumford -Straße in München.
Architekten: Gebr. Rank in München. (Hierzu eine Bildbeilage)
nstclle zweier aus den sechziger Jahren stam- 2 Wohnparteien mit je 5 Zimmern möglich und sie ge-
rn ender kleiner Häuser wurde im Jahre 1902 stattete noch dazu die unmittelbare Beleuchtung und
bis 1903 das hier im Bilde vorgeführte Wohn- Entlüftung des Ganges zur Küche. Das vom Ober-
haus erbaut. Die in der Münchener Bau- licht der Treppe einfallende Licht wurde durch den
Ordnung gegebene Vorschrift, daß ein Gc- Lichtcinfall von vergitterten Fensteröffnungen in der
bäude bis auf 22ln Tiefe als Vordergebäude zu bc- Treppenhauswand, nach dem vorerwähnten Gange
trachten sei und dem entsprechend auch die Abstand- führend, verstärkt, sodaß die Treppe bis zum unteren
Verhältnisse gegenüber der Nachbargrenzc weitaus gün- Lauf genügende Lichtzuführung besitzt. Die Belcuch-
stiger sich gestalten, als bei Rück-Gebäudcn, kam hier tung des Ganges erfolgt beiderseits durch Obcrlicbtc,
der Grundriß-Lösung sehr zu statten. Die Grundriß- welche über den Türen angebracht sind,
tiefe ist um 0,5 m größer, als die oben angeführte, das Als eine für München noch wenig bekannte Neu-
Vordcrgebäude bestimmende Länge und es konnte heit darf die in diesem Gebäude eingeführte, für jede
deshalb der angebaute Flügel in der ganzen Höhe des Partei abgeschlossene Zentralheizung der Zimmer, mit
Ilaupttraktes ausgebaut werden. Ausnahme des Schlafzimmers, in welchem ein Kachel-
Durch die Lage des Treppenhauses in der Mitte ofen aufgestellt ist, bezeichnet werden. Die Heizung
des Gebäudes war eine Teilung des Grundrisses für erfolgt vom Küchenherd aus und ist infolge dessen
No. 89.
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im Winter vom Personal leicht zu handhaben. Für
die Ausbildung der Fassade wurden klassizierendc
Formen gewählt. Die beiden Obergeschosse sind
durch ein stark betontes Gesimse von den unteren
Teilen getrennt. Wahrend das erste und zweite Ober-
geschoß das tra-
gende Moment be-
tonen, sind die bei-
den oberen Ge-
schosse frei ent-
wickelt. Dadurch
erscheint die für
die enge Straße
immerhin bedeu-
tende Höhe des
Hauses dem be-
obachtenden Auge
einigermaßen ge-
mildert. Ein kraf-
tig entwickeltes
Hauptgesims be-
krönt das Ganze. Der als Formensprache gewählte
Klassizismus bedingte eine lineare Behandlung des
Ganzen. Die Fassade wurde in Kalkmörtelputz her-
gestellt und in den Farben gelb und grün polychrom
behandelt Der Kubikmeter umbauten Raumes stellt
sich auf 19,5 M.,
von Kellersohle
bis Hauptgesims
gerechnet- Wäh-
rend der Grund-
riß-Gedanke von
dem Besitzer des
Gebäudes , Hrn.
Bcchthold in
München herrührt,
wurde der Gesamt-
Entwurf zu dem-
selben von den
Architekten Ge-
brüder Rank in
München verfaßt
Von Prof. M. Bohle
IL Lagerungs-Einrichtungen.
in Dresden. (SelduB.i
trägt von M. z. M. 7684 ■■>■> für die großen und 3842 ="»
für die kleinen Kaissons; die Schütthöhe beträgt 16,6 ».
A. Gebäude. D\e im November 1902 begonnene Gründung aller
on den Lagerung«- Anlagen sei unter Hinweis auf Gebäude erfolgte in der Welse, daß auf dem überaus
den Aufsatz des Verfassers über „Getreidespeicher" schlechten Baugrunde eine nur 30 f» starke eisenarmierte
in der 2. d. V. d. I. 1904 No. 7, 8 und 10, sowie auf Betonplatte verlegt wurde, die verstärkt wurde durch gleich-
den XIL Abschnitt vom IL Teil seines Werkes .Technische falls eisenarmierte Betonrippen von etwa 50 x 50 <">. Diese
Hülfsmittel zur Beförderung und Lagerung von Sammcl- Rippen laufen längs und quer in Abständen von 3».
körpern (Massengütern)" *) nur das We- Abbilde. 35, aufgenommen im Dezbr.
hoben, tJli ^ 19021 *e'ßt denBeginn des Zi
H
senüichste und Neueste hervorgehoben,
um den Uebcrblick zu vervollständigen.
Der an »ich größte Getreidespeicher,
der bisher von Deutschland aus gebaut
wurde, ist der 1903,03 von Amme, Gie-
secke & Konegcn (ßraunschweig) für
die „Sociedad Anoni-
ma de Molinos Hari-
nerosy Elevadoresde
Granos" in Buenos
Aireserrichtcte. Eine
Vorstellung von der
Gesamtanlage geben
die Abbüdgn. 33U.34.
Das etwa 100 m vom
Kai entfernt liegende
Hauptgebäude ist mit
den Vcrladespeichern
am Ufer durch zwei
eiserne Brücken, in
denen Transportbän-
der laufen, verbun-
den. Hinter dem im
mittleren Teil als Bo-
denspeicher, in den
Flügeln als Silo aus-
902, zeigt den Beginn des Zellenaufbaues
auf der a. Plattform, welche 3,5 ■ über
der Gründungsplatte liegt Der Kaum
zwischen beiden ist fürdicKcller-Sammcl-
und Umstechbänder vorgesehen. Auch
die Eiseneinlagen für die Silozellen sind
gut erkennbar. Die
in Abbildg. 36 wie-
dergegebene Photo-
graphie vom März
1903 läßt insbeson-
dere den schnellen
Bau -Fortschritt so-
wie die
selbst
LebersämtlichcGc-
bäude sind eiserne
Dächer gespannt
Abb. 37 zeigt die
fertige Speicheran-
lage. Insgesamt be-
trägt die stündliche
Finlagerungsfähig-
keit 400« Schwer-
frucht, die der Ver-
ladung je 300« loser
Abbildg 33. Getreidespeicher in
Aire«. Grundriß.
ALbildg 34. Querschnitt durch die Gesamtanlage (vergl. Abbildg
geführten, 40000 bezw. 60000' Schwerfrucht fassenden
Hauptgebäude sind das Kraftwerk sowie eine Mühle (täg-
liche Vermahlung 420« Weizen) angeordnet
Sämtliche Gebäude sind aus Eisenbeton .
zwar die Bodenspeicher-Bauten in Eisenfachwerk mit 1
gestampftem Beton und Decken in mit Kundeisen armier-
tem Stampfbeton, während die eigentlichen Silozcllcn aus
Betonsteinen mit Eiseneinlagen bestehen (vergl. auch den
Schluß der Fußnote 37). Der Durchmesser der Zellen be-
") Verla, v. j.
5. November 1904
und gesackter Frucht d. h. also eine Umlade-Mftglichkcit
von 1000 t/St*") Die Ankunft des Getreides erfolgt vorzugs-
weise mit der Bahn. Für das mit den La Plata-Schiffen
ankommende Korn ist ein Schiffs - Elevator von 100 <ySt
aufgestellt, Abbildg. 38. Das Verladen erfolgt ausschließ-
lich auf Dampfer und zwar sowohl lose als auch in Säcken.
•:) Vnel auch Dloi-ler's polet Journal 1004 S- 644 u 048. Ein grgrn-
wtrtig »on derselben Finna in Koiario erbatilri Silo für Jiouot »oll
socar 1330! Em- und AusUdedhigkeit errek hen iSrhr bemerkenswerte
Versuche über da» Verhalten der Silowandutlgrii u»ur. wcT.Irn gegenwärtig
an diesem Hau You der ausfahrenden Firma ai.ges.eltr.)
55<
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Um eine rasche Abfertigung zu ermöglichen, kann man
gleichzeitig in die dem Kai zunächst oder in zweiter Linie
liegenden Dampfer verladen.
Das Ausland hat seine Speicher insbesondere gern
von deutschen Firmen bauen bezw. ausrüsten lassen.
So haben Unruh & Liebig ihre großartigsten Anlagen
geschaffen in Kopenhagen und Amster-
dam, Luther u. a. in Genua, Braila
und Galatz, Ilaidar Pascha usw., Gebr.
Seck (Dresden) in Riesa, Ludwigt»
bafen, Lissa i. Posen, sowie auch in
den Niederlanden, Ungarn und Frank-
reich, Nagel 9t Kacmp (Hamburg) in
Derindi« I Kleinasien) und in Italien.
So zeigt beispielsweise Abbilds. 39
einen im Jahre 1902 von der letztge-
nannten Kirma in Venedig für die
Socicta Italiana p. L Strade Kerrate
Meridionali erbauten Getreidespeicher
von 25000' Aufnahmefähigkeit Die
Einlagerung erfolgt aus den Seeschif-
fen durch 4 transportable Auslade-
Elevatoren von 60 ' St. Leistung. Die
Innen- Elevatoren und Bänder haben
sogar eine Leistungsfähigkeit von
loo'/St. erhalten.
Der größte, 43000" fassende, deut-
sche Speicher steht in Königsberg38)
and zahlreiche deutsche Flußhäfen
haben in den letzten Jahrzehnten
prächtige derartige Hauten errichtet,
wie Duisburg, vor allem Mannheim
und I.udwigshafen, ferner Worms,
Frankfurt a. IL. Bingen, Karlsruhe, "1
Straßburg, Stettin, Dresden,*) Breslau,
Bremen, Lübeck usw.
Mehr oder weniger sind diese
deutschen Speicher Buch Vorbilder
gewesen für die Kornhäuser der deut-
schen Land Wirtschaft. Daß ebenso
wie Getreide auch Kohle41), Zement,
Mehl, Zucker usw. in Silos gelagert
werden, braucht kaum besonders her-
vorgehoben zu werden. Daß natürlich
für verschiedene Stoffe verschiedene
Formen , verschiedenes Baumaterial
und verschiedene Ein- und Ausläufe
und Sonderausrüstungen gewählt wer-
den müssen, ist wohl selbstverständlich.
B. Die offenen oder Haufen*
lager.
Diese Art der Lagerung ist in
dem Vorstehenden schon mehrfach be-
rührt worden. Die Führung der auto-
matischen Schwerkraftbahnen, wie sie
bei den I laldcn-Bcschüttungen ( Abb. 13)
erwähnt war, stimmt darin übercin, daß
die Kurven ziemlich an den Anfang ge-
legt sind, während die Entladestreckcn
gerade verlaufen, entweder strahlen-
artig, fächerförmigvon 1 odcr2Entlade-
stelfen, oder parallel von vielen Ufer-
Elevatoren ausgehend.*2) Wo selbst-
tätige Bahnen nicht angebracht er-
scheinen, wählt man Kabelbahnen,
deren Krümmungen wegen vorhan-
dener Gebäude oder dergl. oft an das
Fabelhafte grenzen (Abbildg. 40). Eben-
so wichtig wie das Aufhäufen der
offenen oder überdeckten Lager, das
vielfach mit I lülfc von Kämpen ge-
schieht, auf welchen die Fahrzeuge
die erforderliche Höhe gewinnen, eben-
so bedeutungsvoll und oft weit schwie-
riger ist das Aufnehmen der stückigen
Stoffe vom Lager. Entweder benutzt
man das Fließvennögen dieser Stoffe,
indem man sie in untergefahrene Be-
triebsmittel abzapft, oder man wählt
selbstfüllendc Kübel, die man schräg
aufzieht oder Greifer.48)
Daß man neuerdings wegen Streikmöglichkeit, weil
die .Massentransport - Einrichtungen schadhaft werden
können, und aus anderen Gründen derartige l-agcr oft
auch über den Kesseln und Retorten in Hochbehältern
vorzieht, war bereits mehrfach erwähnt*4) (Abbildg. 31).
Abbildg. 41 zeigt das Innere einer modernen, von Lnruh
& Liebig ausgerüsteten Kesselanlage.' .
• Die vorstellenden kurzen Ausführungen*-) lassen er-
kennen, daß die Entwicklung des Massentransportes ein recht
interessantes Gebiet ist. Aus der einfachen, in Abbildg. 41
Abbildg. 35-37
•») Iieuisrhe Rz.tg. ifloi, S. 4^7.
"I Deutsche Hilf. 1897, S. ««»> u. f.
«•) Z. d. V. d. I. 1899. S. 1356 u. I.
•*) r>rut«lwt H»l£. lgra, S. »13 u. 1.
«') Deutsche bug 1896, S. 533 ti. (.
*•) Z. d V. d. L 190s, S. lega u. i.
Silo- und Boden-Speicher für Getreide in Ruenoi Aires von Amme ,
Giesecke & Koncgen in Braunachweig.
Aufnahmen wahrend dea Bauet und nach der Vollendung.
dargestellten Erdflasche z. B., in der früher das Getreide
Ml VneJ. de* Verfasser» Aufsatz in d. »Elektr. Bahnen* v. 15. Mai 1004.
*> Ausführlicher wird das T Itrma de» Masacntransiiortes in dem
3. Teile der pTcehnivrheti IlQlfsmittel zur lleförderung und Lagerung von
Sammelkärpent* de» Verfasseis Im handelt vn-idrti, dessrn Drucklegung
eingetritei lsl. Vergt. auch die Arbeilen de» Verfasser» in „Taschenbuch
der Hatte", 10 Aufl. lim Druckt, suwie der Im F.is< hrlnco begriffenen
a. Aufl. Ton Luegera Lexikon der gca. Technik,
No. 89.
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Abbildg. 38.
Srhiffselrvator
und Abfallrohr
de« Getreide-
Speichers in
Buenos Air«.
(Abb. 33—37.)
Abbildf. 41.
Erdflaschc iur
Aufbewahrung
von Gebeide.
Abbildg. 39-
Getreide • Speicher in
Venedig.
Einriebtang von
Nagel A- Kicmp in
Hamburg.
Abbildg. 43. Ursprüngliche Form eines oberird. Silos.
Abbildg. 40. Kohlenlager mit Kabelbahn.
den, von denen einige hier erläutert wurden.
An dieser Entwicklung hat die deutsche
Technik, wenn auch das Bedürfnis und die An-
regung für einen .Masseniransport zweifellos von
Abbildg. 41. Kohlensilo Auslauf in einem Kc»e!bau*. Unruh tt Liebig, Leipzig. Amerika ausgegangen ist, einen hervorragenden
Anteil genommen und man darf ihr in der Aus-
sich jahrelang hielt, haben zuerst die Amerikaner zur Er- bildung der Hilfsmittel des Massentransportes im Einzel-
haltung der Frucht oberirdische Behälter (Abbildg. 421 ge- nen und an der Steigerung der Präzision ihrer Leistungen
macht, und daraus sind jene großartigen Anlagen gewor- wohl ein ganz besonderes Verdienst zuschreiben.
5. November 1904.
553
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Mitteilungen aus Vereinen.
■ Architekten- und Ingenieur-Verein In Karla-
nihe. Die erste Sitzung des Winterhalbjahres fand unter
Vorsitz des Hm. Nestle statt. In derselben berichtete
Hr. Baumeister Ober die Abgeordneten- Versammlung
des j, Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine* zu Düsseldorf. Die Versammlung begrüßte mit
Beifall die Wahl Mannheims für die Wandcrversammlung
des Verbandes für das Jahr 1906. Redner sprach dann
fernerhin Ober die Stadterweiterung in Düsseldorf, Ober
neuere Straßen- und Sielanlagen in Hamburg und Ober
die Anlagen zur Reinigung der Abwasser in Düsseldorf,
Hamburg und Frankfurt a. M., deren charakteristische Einrich-
tungen er in seiner bekannten klaren Weise treffend her-
vorhob. Als ein neuer Verkehrsweg zur Bewältigung des
z. Zt durch Fahrdampfer bewirkten riesigen Verkehres
zwischen beiden Elbufcrn ist in Hamburg ein Doppeltunnel
unter der Elbe geplant (s. Dtschc. Bztg. 1904 S. 274). Der
4«p ■» lange Tunnel besteht aus 2 Röhren von 4,8 » lichter
Weite; der Zugang zu denselben wird auf jedem Ufer durch
einen kreisrunden, 20™ weiten, fast 25» tiefen gemauerten
und aberdachten Schacht vermittelt, und zwar mit Hülfe
von 6 Aufzogen von verschiedener Tragfähigkeit für Per-
sonen und Fuhrwerke und durch eine Treppe. Neben diesen
geplanten Bauten besprach Redner die neuen großartigen
Straßcndarchbrüche zur Gewinnung gesunder Bauquartierc
in dem i. J. 1892 durch die Cholera besonders schwer heim-
gesuchten Stadtteil. Beim Entwurf dieser StraßenzOge ist auf
den Anschluß an vorhandene Wege und Grundstücke, auf
den Wechsel von krummen und geraden Straßen, auf die
Anlage von Haupt- und Nebenstraßen und auf die Beobach-
tung ästhetischer Rücksichten besonderer Wert gelegt
worden, Grundsatze, die vom Vortragenden schon vor
30 Jahren in seinem Werk über Sudterweiterungen aus-
gesprochen worden sind. Die sehr interessanten, durch
Plane unterstützten Ausführungen fanden lebhaften Beifall.
Ueber den 5. Denkmaltag in Mainz berichtete der Abge-
ordnete des Vereins zu demselben, Prof. Ratzel, der die
vollige Grundlosigkeit der von Wildcnbnich gegen diese
Versammlung geschleuderten Vorwürfe hervorhob. Der
5. Dcnkmaltag nahm einen sehr anregenden Verlauf; die
Vortrage behandelten die Kennzeichnung von Wieder-
herstellungen an alten Baudcnkmalen, die Herausgabe
eines Handbuches der deutschen Denkmaler aufgrund der
Inventarisationswerke der einzelnen Lander u. a. Auch
diese Ausführungen wurden mit Beifall aufgenommen. —
Verein für Eisenbahnkunde. In der Oktober-Sitzung
des Vereins gedachte der Vorsitzende, Minist.-Dir. Wirkt
Geh. Rat Schroeder, der 100. Wiederkehr des Geburts-
tages des 1892 verstorbenen Geh. Ob.-Brts. Ed. Wiebe,
der sich um die Förderung des Eisenbahnwesens große
Verdienste erworben hat. — Den Vortrag des Abends hielt
Hr. Geh. Ob.-Brt Koch Ober „Die bauliche Entwick-
lung der Eisenbahnen im Ruhr-Industriegebiet
von 1840 bis heute". Redner gab in großen Zügen ein
fesselndes Bild des gewaltigen Aufschwunges des Kohlen-
bergbaues und der Eisenindustrie, sowie der damit Hand
in Hand gehenden Entwicklung des Eisenbahnnetzes in
jenem Bezirke, der, an Größe nur drn 150. Teil Deutsch-
lands ausmachend, doch den 18. Teil seiner Bevölkerung
beherbergtden deutschen Eisenbahnen aber nicht weniger
als den 4- Teil ihres (Icsamtverkehres zuführt Nach der
Verstaatlichung der Köln-Mindcner, der Bergisch-Märki-
schen und der Rheinischen Eisenbahn, die in diesem Ge-
biete seit dem Jahre 1844 entstanden waren, habe man
sich naturgemäß zunächst bemüht, den Betrieb auf dem
engmaschigen verwickelten Netzender oft fQr den gleichen
Zweck über- und nebeneinander gebauten Privat- Bahn-
strecken zu vereinfachen. Neben dem schon von der
Rheinischen Bahn im Jahre 1880 vollendeten Sammel- und
Rangier-Bahnhof Speldorf seien in den ausgedehnten Bahn-
höfen Wanne, Frintrop und Osterfeld- Süd die wichtigen
Mittelpunkte des Verkehrs geschaffen worden, in denen
die beladcncn Wagenzüge von den Kohlenbergwerken zu-
sammengeführt, planmäßig geordnet und nach verschie-
denen Richtungen den Bcdarfsstcllcn zugeleitet werden.
Neuerdings zeige sich in dem Bau einer 6. großen Ost-
West-Bahn, der 74 k» langen Strecke von Hamm nach
Osterfeld-Süd, sowie mehrerer Entlastungsbahnen und
2., 3. und 4. Gleise, ferner in der Erweiterung der Gleis-
anlagen namentlich für Zwecke der Zugüberholung und
Wagenaufstellung, in der Anlegung großer neuer Bahn-
höfe bei Oberhausen -West und Meiderich, sowie in der
möglichsten Trennung der Personen- und der Güter-Be-
förderung auf den dafür in (rage kommenden Linien die
unablässige Sorge der Staatsetscnbahn-Vcrwaltung, ihren
kostbaren Besitz im Ruhrrevier (wo auf verhältntßmäßig
kleinem Raum jetzt täglich bis zu 21 500 leere Wagen zu
554
stellen und ebensoviele beladene abzufahren sind) in un-
geschwlchterLeistung^fithigkeit zu erhalten. — Zum Schluü
der Sitzung machte Hr. Eisenb.-Dir. Froitzheim Mittei-
lungen über das Schicksal der ersten deutschen Lokomo-
tive. Diese sei i. J. 1815 in der kgl. Gießerei in Berlin
(hinter der Ruhmeshalle) für die kgl. Bergwerks-Verwal-
tung in Saarbrücken gebaut worden, um Kohlenzüge von
den dortigen Zechen nach der Saar zu befördern. Der
Zweck sei nicht erreicht, da es nicht gelungen wäre, die
in einzelnen Teilen auf dem Wasserwege nach der Saar
beförderte Lokomotive an Ort und Stelle betriebsfähig zu-
sammenzusetzen. Sie sei dann im Jahre 1835 als altes
Eisen verkauft worden. -
Vereinigung Berliner Architekten. Die ordentliche
Hauptversammlung, die erste Versammlung dieses Winter-
halbjahres, die unter der Leitung desHrn.Solf und unter
Teilnahme von 89 Mitgliedern am ao. Okt. abgehalten
wurde, stand unter dem Zeichen der Wahl eines neuen
Vorstandes, welcher im Hinblick auf die voraufgegangenen
Kämpfe des verflossenen Vereinsjahres mit besonderer
Spannung entgegengesehen wurde. Sic bildete den 3. Punkt
der Tagesordnung. Als ersten Punkt derselben gab der
Vorsitzende ein übersichtliches Bild über die Vereins-
tätigkeit des Jahres 1903— 1904. Nach demselben stieg die
Zahl der Mitglieder von 198 auf 205, unter letzteren 178
einheimische, 26 auswärtige Mitglieder und 1 Ehrenmit-
glied. Gestorben sind die Mitglieder Lange, Fieck und
Griscbach, neu eingetreten die Mitglieder Bachmann,
i Orgensen, Böhland, v. Tettau, Genzmer, Sickel, Mönnich,
^ritzler, Scheurenbrandt, Kopp und Brurein. In 12 Sitzungen
wurden nachstehende Vorträge gehalten: F. Wolff: -Die
Stellung der Kirchen im Stadtplan"; P. Jessen: -Bau-
kanst und Kunstgewerbe in Dänemark"; C. Zaar: .Reise
nach TiflLs"; Chr. Hehl: „Kirchenausstaltungen im roma-
nischen Stil": A. Meydenbauer: „Alle Dome, Rathäuser
und Schlösser in Deutschland"; B. Ebhardt: „Die Wieder-
herstellung der I lohkönigsburg" ;K Hoc heder (München) :
„Ausgeführte Bauten". Ausgestellt und besprochen wur-
den ferner der Wettbewerb für Aufteilung von 3 Baublocks
in Neu -Westend; Entwürfe für Gobelins für das neue
Herrenhaus in Berlin von Max Koch, ausgeführt von
Zicsch; Entwürfe von R. Böhland, v. Tcttau, Rocnsch,
Skizzen von B a r 1 ö s i u » , sowie Glasgemftlde von H. M u 1 1 c r ,
Hickler und Heinersdorf.
Besichtigt wurden das Wobngcbäudc des Präsidenten
des Deutschen Reichstages, das königl. Schloß in Berlin
(einschl. Dach); das neue Herrenhaus in Berlin, die Hand-
werkerschule in der Andreas-Straße daselbst und die Villa
R. Mendelssohn im Grunewald. Aus der Tätigkeit der
Ausschüsse ist zu berichten, daß im Verbands-Ausschuß
zur Wahrung der Wettbewerbs -Grundsätze anstelle der
ausgetretenen Hrn. Dinklage, Reinhardt, Rocnsch, Seeling
und Spindler die Hrn. Bislich, Boethke, Ebhardt,
Kühn und Vollmer gewählt wurden. Die vom Aus-
schuß aufgestellten neuen Grundsätze wurden mit den ge-
wünschten Abänderungen, in welchen besonders die Ver-
pflichtungen der Preisrichter verschärft wurden, von der
Abgeordneten- Versammlung in Düsseldorf angenommen —
Der Ausschuß für die Vororte-Bauordnung nat seine Ar-
beiten noch nicht zum Abschluß gebracht — Ueber die Tätig-
keit des Ausschusses für die Architektur-Abteilung auf
der Berliner Kunstausstellung 1904 wurde durch die Be-
sprechung dieser Ausstellung berichtet. Die Feier des
25 jährigen Bestehens der Vereinigung" ist auf den Winter
verschoben; eine von einer besonderen Kommission aus
den Hrn. Alb. Hofmann, Solf und Wolffcnstein be-
arbeitete Festschrift, zu welcher K. E. O. Fritsch die
Geschichte der Vereinigung während des ersten Viertcl-
jahrhunderts ihres Restchens verfaßt hat und welche in
ihrem zweiten Teile Darstellungen von Werken der Mit-
glieder der „Vereinigung" gibt, gelangt demnächst zur
Versendung. — Der Ausschuß für Satzungs-Aenderungen,
bestehend aus 2 Mitgliedern de« Vorstandes, 4 Mitgliedern
au.v der Zahl der Antragsteller und 3 Mitgliedern aus der
Zahl der übrigen Vcrcinsmitglieder konnte seine Arbeiten
nicht zum Abschluß führen, da die 4 Vertreter der Antrag-
steller infolge der Mehrheitsbeschlüsse ihre Mandate nie-
derlegten. Einer Aufforderung des Vorstandes an die
Antragsteller zur Wahl von 4 neuen Mitgliedern wurde
keine Folge gegeben. Die Vereinigung hat sich an den
Kundgebungen für die Erhaltung des alten Opernhauses
in Berlin beteiligt und auch in Sachen des Urheberrechtes
ihre Einwirkung geltend gemacht. — Vom „Kirchenbau des
Protestantismus" wurden 15 Exemplare verkauft, von
.Berlin und seine Bauten" 77 Exemplare, vom Chinawerk 2.
Ein Liederbuch mit Beiträgen von Ebhardt, Fritsch, Jessen,
Spindler u. a. wurde an alle Mitglieder versandt.
Am Tag für Denkmalpflege in Mainz haben als Ab-
No. 89.
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geordnete der -Vereinigung" die Hrn. Hehl und Stiehl
teilgenommen ; Hr. Hehl erstattete den Bericht üJicr den Tag.
Wir kommen auf die Beratungen desselben nach Einlauf
des stenographischen Berichtes zurück. An einer kurzen
Besprechung waren beteiligt die Hrn. Büttner, Ebhardt,
Krause, Spindler nnd Stiehl.
An der Abgeordneten- Versammlung des »Verbandes
deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine" haben als
Abgeordnete der -Vereinigung" die Hm. Reimer undSolf
teilgenommen. Ersterer Denchtetc in der Versammlung
Ober die Hauptpunkte der von uns bereits wiedergeeebenen
Verhandlungen. — Der Kassenbericht wurde zur Kenntnis
f;enommen, der Kassenführer entlastet und der Beitrag
ür das Vereinsjahr 100.1/5 wieder auf 35 M. festgesetzt. —
Nunmehr folgten die Wahlen des Vorstandes; denselben ging
eine kurze Debatte voran, an welcher die Hrn. Knoblauch,
Schmieden, Spindler und Wol ff enstein beteiligt
waren. Es standen sich zwei Kandidatenlisten als Wünsche
der beiden Parteien, die sich im I-aufe der Verfassungs-
kämpfe des verflossenen Vereinsjahres gebildet hatten,
gegenüber. Mehrere Kandidaten waren beiden Listen
gemeinsam; diese wurden einstimmig oder nahezu ein-
stimmig gewählt Es betrifft dies die Hrn. Kayser als
I. Vorsitzenden. Ebhardt al* Obmann für Vortrage,
Möbring als Obmann für Literatur und Geyer als Ob-
mann für Besichtigungen. Von den übrigen Mitgliedern
des Vorstandes wurden gewählt als II.VorsitzenderReimer
mit 45 Stimmen gegen Wolffenstein mit 44 Stimmen; als
Schriftführer Boethke mit 49 Stimmen gegen Bangert
mit 40 Stimmen; als Obmann für Begutachtungen Bislich
mit 46 Stimmen gegen H. Tobelmann mit 41 Stimmen. —
Vermischtes.
Zum 70. Geburtstage von Gustav Ebe. Am t. Novbr.
d. J. feierte der Architekt Gustav Ebe in Charlottenburg
seinen 7a Geburtstag. Ebe ist ein um die Baugeschichte
im allgemeinen und insbesondere um diejenige Berlins als
Ausführender wie als Schriftsteller sehr verdienter Künstler.
Am 1. Nov. 1834 in Halberstadt geboren, machte er seine
fachlichen Studien auf der damaligen Bauakademie und
unternahm mit dem an Jahren jüngeren, in Darmstadt bereits
gestorbenen Architekten Julius Benda längere Studienreisen,
namentlich nach Italien und Frankreich, nach welchen er
sich mit seinem Reisegenossen zur gemeinsamen Ausübung
der Baukunst in Berlin niederließ. Die Tätigkeit, die beide
hier entfalteten, war eine ungemein fruchtbare und künst-
lerisch erfolgreiche. Ihnen gebührt das große und blei-
bende Verdienst, in die Erstarrung und Verflaehung, in
welche die letzten Werke der nachschinkclschen Schule
allmählich iibergeuangcn waren und das Berliner Straßen-
bild farblos und eintönig machten, Farbe und frisches
Leben in des Wortes bester Bedeutung gebracht zu haben.
Durch die Errichtung des Pringsheim'scnen Hauses in der
Wilhelmstraße, des Palais Thiele- Winckler in der Regentcn-
straße, des Hauses Rudolf Mosse am I-eipziger-Platz, um
nur die Hauptausführungen zu nennen, durch die An-
wendung einer leuchtenden und weitgehenden Polychromie
für alle Teile einer eingebauten Straßenfassade, durch die
Wahl eines mit reichen plastischen Elementen lebensvoll
durchsetzten persönlich und trefflich aufgefaßten Stiles
der deutschen Renaissance, oder eines Barockstiles von
nicht minderer persönlicher Durchgcistigung und Größe
haben sie das Stadtbild Berlins an entscheidenden Punkten
bereichert. Es gehörte damals kein geringer künstlerischer
Mut zu solchen Ausführungen und zu einer so ein-
dringlichen künstlerischen Sprache. Als sich die beiden
Architekten getrennt hatten und Benda als Lehrer an die
Baugewerkschulc in Darmstadt ging, widmete sich Ebe
neben der ausführenden Architektur auch der Fachliteratur
und entfaltete hier eine ebenso fruchtbare und um-
fassende Tätigkeit bis zum heutigen Tage. Mögen dem
Jubilar noch lange Jahre frischen und ergebnisreichen
Schaffens bejehieden sein! -
Bezeichnung und Unterscheidung des Bauglases. Von
einem großen Teil der Bauinteressenten wird noch eine
veraltete Bezeichnung des Bauglases angewendet. Hier-
durch wird es den Glasermeistern unmöglich gemacht, in
reeller Weise Anschläge abzugeben und dem Anschlag
entsprechend die Lieferung auszuführen. In Baukreisen
unterscheidet man bisher durchschnittlich nur rheini-
sches bezw. belgisches Glas und halbweißcs Glas.
Diese Bezeichnungen sind aber für die heutigen Verhalt-
nisse nicht mehr ausreichend und unzutreffend. Belgisches
Glas kommt wegen des hohen Zolles überhaupt kaum noch
inbetracht, auch Ist dasselbe durchaus nicht besser, als das
heutige deutsche Fabrikat. Das in Berlin verarbeitete Glas
setzt sich vielmehr aus folgenden Sorten zusammen:
5. November 1904.
1. Rheinisches Glas. Es wird in besonderer, als
rheinisch bezeichneter Art in Westfalen, der Rheinprovinz,
in Bayern, Hannover, Schlesien und Sachsen hergestellt.
Es zeichnet sich durch die größere Starke vor den anderen
Fabrikaten aus und wird bis zu rd. 2» Höhe hergestellt
Die Starke geht nicht unter 2 -2,5«»» herab.
2. Sächsisches Glas. Dasselbe wird auf sogen,
.deutsche Manier" hergestellt und nur bis etwa 1,6 ■ hoch
geliefert Die Stärke beträgt 2 bis 2,25 mm. Sächsisches
Glas wird in Radeberg, Pirna, Schmölln, Straßgräbchen,
Lommatzsch, Brand, Arnsdorf und Zwickau hergestellt
und zeichnet sich durch besondere Reinheit aus, weil
dasselbe nur im Hafen geschmolzen wird
3. Schlesisches Glas wird in Schlesien und der
Lausilz ebenfalls auf deutsche Manier im Hafen geschmol-
zen hergestellt und durchschnittlich 1,5—2 mm stark geliefert
Der Hauptunterschied zwischen allen Arten
liegt in der Stärke. Für Verglasungen kommen
im allgemeinen nur 2 Qualitäten zur Anwendung und zwar
die 3. Sorte für Vorderfronten und die 4. Sorte für
Fabriken und Hinterfronten. Die 2. Sorte wird fast nur für
Bilderverglasung verwendet und es kann kaum der Bedarf
hierzu beschafft werden. Sächsisches Fabrikat wird vor-
gezogen. In Ausnahmefällen wird für besonders hervor-
ragende Bauten, für welche sich Spiegelglas zu teuer stellt,
2. Sorte meist rheinisch oder sächsisch verglast Diese
2. Sorte, welche fast fehlerfrei ist, kann aber nur in geringen
Bruchteilen im Verhältnis zur übrigen Fabrikation her-
gestellt werden und es wird nur ganz ausnahmsweise 2. Sorte
verglast werden müssen, da die Sortierung der 3. Sorte
durchschnittlich sehr gut Ist und Oberhaupt genügen muß.
Für größeren Verglasungsbedarf ist 2. Sorte überhaupt
nicht anzuschaffen. Ein unterschied in der Farbe (Stich
des Glases), welcher die Güte beeinflußt, ist heute ltaum
noch vorhanden, weshalb sich die veraltete Bezeichnung
belgisch oder rheinisch bezw. halbweiß nicht mehr
anwenden läßt und entweder rheinisch, sächsisch
oder schlcsisch, gcgebcnenfalles unter Namhaftmachung
einzelner Marken vorgeschrieben werden sollte. Für
stärkeres Glas ist anstelle der vielfach mißbrauchten
Bezeichnung die Bezeichnung 3 Stärke durchzu-
führen wobei ein Abweichen von 10% zu gestatten ist.
Die Scheiben dürfen also 2,7—3,3"» in der Stärke messen.—
Johs. Grützkc.
Friedrich Siemens-Stiftung. Der verstorbene Hr. Fried-
rich Siemens, Dr. - Ing. Ehrenhalber der Tcchn. Hoch-
schule zu Dresden, hat dieser Hochschule letztwillig ein
Kapital von 100 000 M. hinterlassen und bestimmt, daß
diese Summe zur Gründung einer Friedrich -Siemens-
Stiftung dienen soll, aus deren Zinsen alljährlich einem
gegenwärtigen oder früheren Studierenden der Hochschule
Mittel zu einer größeren Reise in das Ausland gewährt
werden. Der hochherzige Stifter hat, in Erinnerung an
die Förderung, die ihm in eigener Jugend durch längeren
Aufenthalt in England zuteil geworden ist, jungen, durch
Talent, Fleiß und Charakter dazu geeigneten Männern die
gleichen unschätzbaren Vorteile sichern wollen. Es hat
Hin die Hoffnung erfüllt, daß die weitere Ausbildung be-
fähigter junger deutscher Techniker im Ausland, nach
vollendetem Studium, wesentlich dazu beitragen werde,
die führende Stellung Deutschlands in technischer Wissen-
schaft nnd Praxis auf lange Zeit hinaus zu fördern und
zu sichern, — .
Preisbewegungen.
Ein Preisausschreiben betr. Entwürfe für den Bau eines
Konzert- und Gesellschaftsbaues In Königsberg I. Pr. er-
läßt ein bez. Ausschuß für in Deutschland ansässige Archi-
tekten zum 17. Dez. 1904. Es bandelt sich um ein Ge-
bäude, welches in erster Linie zur Veranstaltung öffent-
licher Musikauffahrungen dienen, aber auch für Versamm-
lungen aller Art nutzbar gemacht werden soll. Das Raum-
programm fordert einen großen und einen kleinen Kon-
zertsaal für 2000 bezw. 900 Personen, ersterer mit Orgel,
letzlerer mit Bühne, die so zu legen ist, daß sie auch vom
großen Saale aus benutzt werden kann, 3 Säle für Vor-
träge, Vereinszimmer, ein Restaurant, Vorräume, Wandel-
hallen, Wohnungen für Bedienstete usw. Die Haustelle
ist ein hervorragend gelegenes Ilinter-Gclandc, das sich
bis zum Schloßteich erstreckt. Gegen letzteren sind grolSc
Gartenanlagen in Aussicht zu nehmen. Die Zeichnungen
sind : : 200 verlangt, gewünscht eine perspektivische
Darstellung des Acubcren. Es gelangen 3 Preise von 1500.
1000 und 500 M. in dieser oder anderer Abstufung auf
alle Fälle zur Verteilung. Ein Ankauf nicht preisge-
krönter Entwürfe für je 300 M. ist vorbehalten. Eine Zu-
sage hinsichtlich der Ausführung ist nicht erteilt, eine
Bausumme nicht genannt, Wünsche bez. des Stiles usw.
Digitize<?Dy Google
sind nicht ausgesprochen. Der Wettbewerb ist als ein die
Baufragc klärender Ideenwettbewerb aufgefaßt Dem
Preisgerichte gehören als Fachleute an die Hrn. Geh. Brt.
Banker, Kreisbauinsp. Dethlefscn und Stadtbrt Mohl-
bach in Königsberg. —
In dem Wettbewerb betr. Entwürfe für eine evangllsche
Kirche In Mahrisch - Ostrau liefen 31 Arbeiten ein. Der
I. Preis von 900 Kr. wurde dem Entwurf „ Eine feste Burg"
des Hrn. Hans Glaser, der II. Preis von 650 Kr. dem
Entwurf ,Ev. Matthäus* des Hrn. K. Kroll unter Mit-
arbeit des Hrn. L. Faigl, und der III. Preis dem Entwurf
„Robezahl" der Hrn. G. MQnzberger und K. Fischl,
sämtlich in Wien, zuerkannt —
Chronik.
Für ein neues Rathaue In Kassel nach dem Entwarf de*
Hrn. Arch. Karl Roth bewilligte die Stadtverordneten- Versammlung
den Betraf von 9630000 M., lehnte aber die Mittel für einen Turm
im Betrage von 5jo 000 M ab —
Die Talsperre Im Glöstale bei Dahlerbrück, die den Wasser-
xufluB der Volme regeln »oll, wurde nach zweijähriger Batueit
vollendet. Die Gesamtkosten de« Staubecken» betragen rd 800000 H. ;
das Becken faflt • Hill, ebro Waaser and bedeckt eine Fläche von
st ha. Das Nicdcrschlagagebiet betragt 7,aqkm, die mittlere Ab-
(iuflmcngc im Jahr 6 Hill. cbm. —
Ein etidt. Museum In der Moritzburg In Halle a. S.
de durch Aasbau des SadflOgela nach den Entworfen des Hrn.
Rehorst eingerichtet. Die Ausbaukosten haben etwa
105000 M. betragen. Bei der Wiederherstellung des Flügels wur-
den eine grotte Reihe alter Portale, Decken, Kamine usw. von
früheren ballensischen Bauwerken verwendet, welche Neubauten
weichen mußten. HauptstQcke des Museums sind zwei durch kernst-
volle Wand- und Deckeovertäfelungen ausgezeichnete Raunte des
TaUmtahause», des ehemaligen Gericbuhaoses der Halloren (der
Salzwirker Brüderschaft im Tale): das Gerichtazimmer und das
BrauUimmer der Halloren. —
Elektrische Kraftübertragung In Norditalien. Die Wasser-
kräfte des Serisna-Tales bei Bergamo wurden in einem Kraftwerke
bei Gromo derart in elektrische Energie umgewandelt, daO der
Strom beim Auagang ans dem Kraftwerke auf eine Spannung von
40000 Volt umgcfoimt und weitergeleitet wurde. Die Leitung be-
steht aus 3 Kupferdrahten von je 6,5 mm Durchmesser. An der
Verwendungsatelle, in den Fabriken von Nembro, wird die Span-
nung wieder auf 500 Volt gebracht —
Die Versorgung der Stadt Guanajuato in Mexiko mit
Elektrizität erfolgt aus den Wasserkräften des Ducro, aus wel-
chem die Kraftübertragung mit einer Spannung von 60000 Volt
erfolgt, um an derVerbrauchsatelle wieder zunächst auf 15000 Volt
vermindert zn werden. In den industriellen Anlagen selbst (Berg,
werken, Mahlen, Schmelzhallen, Fabriken, Bewässerungs-Aniugen)
er fo Igt die Verwendung des Stromes mit einer Spannung von 460 Volt.—
Neubauten der Stadt Berlin. Die Stadl Berlin plant eine
Kroßere Reibe von Neubauten nach den Entworfen ihres Stadlban-
rates, kgl. Brt Ludw. Hoffmann, deren Bausnmmen den Gesamt-
betrag von 6614 oooM. erreichen. E» handelt sich am 6 Gemeindc-
Doppelschulen (Scherobergsir., 738 000 M.; Senefclderstr., 735000 M. ;
Littbauerstr., 797000 H; Eckertatr., 781000 M.; Frankfurter Allee
und Bochumerslr). Die letztgenannte Gemeinde Doppelscholc be-
ansprucht mit dem in Aussicht genommeneu Neubau des Friedrich-
Werderacben Gymnasiums, das sich jetzt in der Dorotheenstr. be-
findet, aber narh *'
verlegt -
1535000 H. F.a sind ferner der Neubau
schule in der Hülterstr. mit einem
und der Neubau einer Feuerwache bei der !
Bauaufwande von 466400 H beabsichtigt —
Ein neuer Schlachthof In Orlenbach wurde Anfang Oktober
d.J. seiner Bestimmung Obergeben Die Kosten betrugen rd.aMill. M.—
Deutsche Sanatorien auf Madeira. Die von der deutschen
.Madeira-Gesellschaft" bei Kuochal auf der Insel Madeira geplanten
Heilstätten wurden den Architekten Hakenholz A Brandes in
Hannover fQr Entwurf und Bauleitung, sowie Hrn. Stadtgarten-Dir.
Trip in Hannover fOr die Gestaltung der Umgebung übertragen. —
Luitpold -Brunnen In Ansbach. Die sUdt Kollegien in
Ansbach haben den Beschluß gefaßt, gegenüber dem Schlott, auf
dem freien Platze vor dem Präsidialgenäude, einen dem Prinz-
regenten Luitpold gewidmeten Konstbrunnen zu errichten und den
Entwurf hier/u auf dem Wein.- des Wettbewerbes zu gewinnen. —
Körperschaften von St- Salvator in Breslau haben beschlossen,
den von den Architekten Gaze & Böttcher in Breslau fOr einen
engeren Wettbewerb angefertigten Entwurf für die neue Kirche
an der Hohenrollernslraße zur AusfQhruog zu bringen. Die Bau-
kosten betragen rd. 550000 H. —
Die Wiederherstellung der Paaaade dea Gasthauses zum
Ritter In Heldelberg ist mit staatlicher und stadtischer Unter-
stützung ins Auge gefaßt. Als Grundlage fOr die Wiederherstellung
soll eine sorgfaltige zeichnerische Aufnahme des berühmten Bau-
werkes dienen, die durch Rcg.-Bmstr. Otto Linde aua Baden aus-
geführt wird. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. H. S. In Essen. Die Beantwortung Ihrer Krage
würde einer Abhandlung Ober Eisenbeton gleichkommen. Wir
müssen Sie auf die reichhaltige Fachliteratur verweilen, unter
anderem auf unser Beiblatt Ober Zement, Beton und Eisenbeton.
Sie finden dort mehrere Beispiele der Anwendung des Eisenbeton-
baues auf Fabriken, Theater usw. Zumeist sind dabei die Winde
aufgelost in Stützen und Balken aua Eisenbeton, deren Gefache
556
dann ausgemauert werden. Statt dea Mauerwerkes kann natürlich
anch Stampfbeton verwendet werden. Die Vorteile des Eisen-
betonbaues kommen, abgesehen von den Decken, bei Wohnbaas-
bauten natürlich nicht in dem Matte zur Geltang, wie bei Bauten
mit weitgespannten Räumen, schwerer Belastung usw. Daß der
Eisenbetonbau dem Massivbau daher im gewöhnlichen Wohnhaus-
bau ernstliche Konkurrenz bereiten sollte, ist kaum anzunehmen,
ganz abgesehen davon, daß der Beton gewisse Eigenschaften besitzt,
die ihn bezüglich der Behaglichkeit dea Wohneos gegenüber anderen
Baumaterialien in Nachteil setzen. Jedoch sind auch, namentlich in
Frankreich durch Hennctpquc, ganze Wohnhäuser einschl. aller
Winde und des Daches in Eisenbeton hergestellt worden. In Bezug
auf Tragfähigkeit steht die neue Bauweise infolge ihres innigen
Zusammenhanges dem Massivbau nicht nur nicht nach, sondern
Obertrifft denselben vielmehr, ebenso sind die Konstruktionen durch-
aus als feuersicher anzusehen. —
Hrn. Arch. B. In Mainz. Da Sie die Bauleitung übernom-
men und die Unternehmer ausgewählt, sowie den Bauführer ge-
stellt haben, sind Sie gemäß B. G.-G. < 978 dem Bauherrn gegen-
ober fOr deren Verseben versntwortlich. Außerdem genügt zu
Ihrer Entlastung nicht, daß Sie die sachwidrige Beschaffenheit dea
FOllmateriales durch dessen Vermischung mit Kielernnadeln und
die Unverwcndbarkeit der Bauholzer nicht gekannt haben, da Ihnen
deren Prüfuog obgelegen hat. Sie durften sich eben nicht an cioer
oberflächlichen Besichtigung genügen lassen, zumal die Vermutung
nahelag, daß der Waldsand abgefallene Pflanzen und der Fäuln s
ausgesetzte Bestandteile enthalten könne. Dem Dringen des Bsu-
herrn auf Beschleunigung brauchten die Bauhaodwerkcr und der
Bauführer keine Folge zu geben. Ueberdies ist zweifelhaft, ob dieses
Di lugen für Entstehung des Schwammes maßgebend gewesen ist
Bei Abwägen der Schuldfrage dürfte dies kaum angenommen wer-
den (B. G -B. $ 054). Wird der Bauherr von Ihnen schadlos ge-
halten, muß er Ihnen seine Rechte an die einzelnen Unternehmer
abtreten (B. G-B. § 855). Aufgrund dieser Abtretung und wegen
des Ihnen gegenüber etwa geübten Verschuldens der Unternehmer
sind Sie sodann zur Schadenersatzklage gegen diese befugt, wobei
Sie sich noch dazu dürften auf B. G.-B. § 178 stauen können. Bei
dieser Antwort wird selbstredend vorausgesetzt, daß Ihre Sacb-
darstellung durchweg zutrifft. — K- H-e.
Hrn. Stadtbmstr. J. In Konstanz. FOr eine Kirche bestehen
inbciug auf Belug keine anderen Bedingungen, als für sonstige stark
begangene Gebäude, z. B. Schulen, Museen usw. Ebenso wie
sich Linoleum hier durchaus bewahrt bat, so durfte es sich auch
in Ihrem besonderen Falle und unter den näher angegebenen Um-
standen als vorteilhaft erweisen. Eine andere Frage ist freilich die
des künstlerischen Gehaltes des betr. Gotteshauses. Handelt es
sich um ein solches von hohem Kunstwert uod stehen die ent-
sprechenden Mittel zur Verfügung, so würden wir einen stilistisch
dem Gotteshause angepaßten Tonplalteobodcn , in Asphalt verlegt,
vorziehen, namentlich anch dann, wenn die Kirche eine Fußboden-
heizung besitzt. Ist aber eine gute Heizung nicht vorhanden, so kann
schon aus Gründen der Hygiene Linoleum inbetracht kommen. —
Hrn. Bfhr. J. W. In Lohr. Wenn sieh Ihr Dienstvertrag
ausdrücklich nur auf den Gymnasium Neubau bezieht und Sie zu jeder
stldt. Nebenarbeit schriftlich bcaondeis aufgefordert wurden, so kann,
auch wenn Sie nicht die Bedingung einer besonderen Honorierung
für dieae Arbeiten Jedesmal gestellt haben, Ihnen Niemand zu-
muthen, diese zudem Ober die normale Arbeitszeit hinausgehenden
Arbeiten ohne weitere Vergütung zu leisten. Die Wahiacheinlicb-
keit scheint uns daher dafür zu sprechen, daß Sie mit einer ent-
sprechenden Klage Erfolg haben, lieber die Hohe der Entschädigung
vermögen wir jedoch ein Urteil
Hrn. F. B. In E. Anfragen wegen Nennung von Firmen für
verschiedene Geschäftszweige müssen wir grundsätzlich auf den
Weg der Anzeigen verweisen. —
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
ZurAnfragct in No. 78, Amt Langendreer. 1. Im Berg-
baugebiet ist das Eingehen von Straßenbtumen in der Nahe un-
dichter Gasleitungen eine leider häufige Eracheinong. Ein Zeichen
dalür, daß in das Erdreich eingedrungenes Leuchtgas die Schuld
am Absterben der Bäume trägt, ist die Zerstörung der Rinde am
Fuß des Baumes. Die Rinde wird schorfig, faul und bröckelt ab.
Das Vorhandensein von Leuchtgas im Boden kann durch Anbohren
und Verwendung von Palladiurachlorür festgestellt werden. Dar
Beweis durch Gutachten ist also leicht zu führen, daa Gaswerk
kann aich der Entachädigungspflicht nicht entziehen und würde
aufgrund des Urteiles in der Lage sein, die Zecbe verantwortlich
zu machen. Ob das Gaswerk seitens der Ortspolizei-BebOrde an-
gehalten werden kann, die Baumpflaozungeu Olfenüicher Straßen
dadurch zu achützen, daß es solche Rohre und Dichtungen ver-
wendet, welche die Gefahr der GasausstrOmung nach Möglichkeit,
d. h. nach dem heutigen Stande der Technik, verhindert, ist eine
hiermit zusammenhangende Frage von besonderer Wichtigkeit un
Bergbaugebiet, die m. E. zu bejahen ist, weil rechtlich der Schutz
Öffentlicher Anlagen zur Zuständigkeit der Polizei gehört. —
Nandelstaedt in Gelsenkircben.
a. Daß Leuchtgasausbreitung im Boden an den Baumpllanzungen
bei undichter I-eitung Schaden anrichten kann, iat eine bekannte
Tatsache. Aua diesem Grunde vermeidet man es ja noch heute,
in Parkanlagen Gasleitungen zu verlegen. Die Behauptung der
Gasanstalt, daß das Gas dem Pflanzenwuchs in unverbranntem Zu-
stande nicht schade, ist auf alle Fälle eine irrige. —
Inhalt ; Du Ergebnis des internationalen Wellt
Schiffshebewerk im )>nnau.O<ter-Kan»l 1*1 l'rcr.u.
Kumford.StraSe in Manchen — l'eber Vsssnitraju
hingen aus V'cirmrn. — Vermischte». — l'n-cbeisi
Brief, und Fraevksstcn.
ewerbes um das Probe-
— Mu-thaos Bechüiold,
l>ort iSchlufil. — MitteU
rbuiigra. — Chioiuk. —
Hierzu eine Bildbetlage: Haus ßcchthold in Manchen.
Verlar <!« Deutschen Baueittmg, G. m. b. H, Berlin. Für die Kedaktfea
se/sntworü. Albert llofmaa». Beiliu. Druck v»a Witt. Grave, Berlin.
No. 80.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 90. BERLIN, DEN 9. NOV. 1904^
Dienstgebaude der Versicherungsanstalt für die Pfalz in Speyer.
Architekt: Franz Schoberl in Speyer. (Hiruu dir Abbildung™ s. 559.)
ier lang gestreckte, schmale, von allen Seiten mit
Straßen umgebene Bauplatz für das hier dargestellte
Gebäude mußte aus praktischen Gründen ganz aus-
Senutzt werden. Die Anlage eines größeren Hofes war
aher ausgeschlossen, ein solcher ist für den geschäftlichen
Verkehr in diesem Gebäude auch nicht notwendig. Da-
mit der ruhige Ausblick auf den Dom nicht beeinträchtigt
wird, sind Giebelaufbauten an der Hauptfassade vermie-
den worden, nur die Fassade am Domplatz erhielt einen
Giebel und einen kräftig wirkenden Balkon über dem Ein-
gang zum Schiedsgericht.
Ums untenstehende Eingangsportal zur Versicherungs-
anstalt ist mit der Palatia als Nischenfigur und als Krönung
mit dem bayerischen Wappen geschmückt Die allegori-
schen Figuren anf der schmalen Terrasse versinnbildlichen
Jugend und Fleiß. Industrie. Landwirtschaft und Ackerbau
und das Alter. Samtliche Figuren sind aus französischem
Savonnieres in Lebensgröße hergestellt und von dem
talentvollen, jungen akademischen Bild-
hauer Bernd in Kaiserslautern mo-
delliert und ausgeführt.
Der für den ganzen Bau verwen-
dete äußerst harte Sandstein wurde
aus Steinbrüchen bei I'falzburg (Lo-
thringen) bezogen.
Was die aus den Grundrissen er-
sichtliche Raumverteilung anbelangt,
so ist dazu zu erwähnen, daß unter
dem Kartensaal im Erdgeschöß/flessen
Fußboden 80"-"» höher als in den an-
deren Räumen liegt, sich im Unterge-
schoss ein zweiter Saal mit den glei-
chen Abmessungen, aber mit geringe-
rer Höhe befindet. An der Fassade
ist derselbe durch die Fensterarchi-
tektur zum Ausdruck gebracht
Im zweiten Obergeschoß sind eine
Wohnung mit eigener Nebentreppe
für den Vorstand, der Sitzungssaal für
die Versicherungsanstalt und einige
Reservezimmer nebst der Hausmei-
ster-Wohnung untergebracht. Außer
den Speicherräumcn enthält das Dach-
geschoß noch 8 Zimmer, die zur Woh-
nung des Vorstandes und des Haus-
meisters gehören. Eine mit dem Fuß-
boden der Dachzimmer gleich hoch
gelegene Terrasse nach der Himmels-
gasse von ao ■ Länge und 4,5 m Brette
bildet eine große Annehmlichkeit als
Zubehör der Vorstands-Wohnung.
Das ganze Gebäude hat feuer-
sichere Zwischendecken erhalten und
wurde mit einer Zentralheizung vom
„Eisenwerk Kaiserslautern" ver-
sehen, das auch den eisernen Dach-
stuhl herstellte.
Sämtliche Treppenstufen sind aus
Granit erstellt und mit Backsteinen
unterwölbt ; die Stiegenhaussäulen be-
stehen ebenfalls aus poliertem Granit.
Das Dach ist mit braunglasicrten Biber-
schwänzen von Ludowici in Jock-
grim (Pfalz) eingedeckt
Das Sliegenhaus hat gemalte Fen-
ster durch die Kunstanstalt Oster-
mann ic Hart wein in München er-
halten. Drei der Fenster zeigen die
Städtewappen der Pfalz und drei wei-
tere sind mit der Figur der Ceres, der
landschaftlichen Darstellung der Stadt
Speyer und dem Vater Rhein geschmückt. Die Decken
der Sitzungssäle, Vorstandszimmer, der Vorplätze und des
Stiegenhauses wurden nach Zeichnungen des Architekten
durch die Firma Behret & Boden in Landau in Trocken-
stuck ausgeführt Der Bodenbelag besteht größtenteils aus
Linoleum auf Korkplattcn; einige Räume haben Parkett-,
das Stiegenhaus Terrazzoböden.
Die Sitzungssäle und Vorstandszimmer sind mit Wand-
verläfelungcn aus amerikanischem Kiefern- und Zypressen-
holz in tadelloser Arbeit ausgestattet. Alles Prunkvolle
wurde bei der inneren Einrichtung vermieden und der
Schwerpunkt auf eine dauerhafte und vornehme Durch-
bildung bei möglichster Verwendung echter Materialien
gelegt So wurde das Gebäude zu einem von maßvollem
Reichtum getragenen würdigen Monumentalbau.
Die Gesamtbaukosten ohne Bauplatz belaufen sich auf
409000 M. Mit den Bauarbeiten wurde im Mai 190a be-
gonnen und bezogen wurde das Gebäude am 1. Okt. 1903. —
557
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Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ing.-Vereln tu Hamburg. Vers, am 7. Okt. 1904.
Vors. Hr. Bubendev, anwes. 6t Per« Aufgen. als Mitgl.
Hr. Arch. Paul Schöll und Hr. Ing. E. Rud. Meyer.
Die erste Versammlung nach der Sommerpause wurde
ausgefallt durch Berichte der Hrn. Vermehren Ober die
Abgeordneten- und Wander - Versammlung des
Verbandes zu Düsseldorf, und Bubendev Ober die Lröf f-
nungsfcicrdcrTcchnischenHochscViulezuDanzig.
Hr. Vermehren besprach nach der Schilderung der
Verhandlungen den Ausflug der Abgeordnelen in das
schöne Bergischc Land zur Besichtigung derKemscheider
Talsperre, des Schlosses Burg a. d. Wupper und
der MOngstener Brücke. Der Besuch dieser drei tech-
nischen Sehenswürdigkeiten südlich der Städte Elberfeld-
Barmen eignet sich bei deren nicht allzu großen Ent-
fernungen von einander gerade zu einem Tagesausfluge.
Der durch die RemscheiderTalsperre angestaute See, 13.5 •>»
groß, 1 Mill. fassend, bildet mit den umgebenden wald-
bekranzten Hageln ein außerordentlich ansprechendes
Landschaftsbild, dessen Genuß durch die wohlgcpflegtcn
Gartenanlagen noch erhöht wird. Das alte Schloß Burg
der ehemaligen Grafen von Berg erhebt sich auf steilem
Bcrgkegcl über dem Wuppcrtalc. Bis 1890 war es eine
recht verwahrloste Ruine, ist aber dann in mustergültiger
Weise im Stile der alten Zeit wieder aufgebaut worden.
Von hier wandert man zu Kuß auf anmutigem Wege fluß-
aufwärts, bis das durch seine gewaltigen Abmessungen über-
raschende Bild der MOngstener Brücke erscheint, deren
schöne Linien sich sehr gut in das Landschaftsbild des tief
eingeschnittenen Wuppertales einfügen.
Hierauf folgt eine Ucbersicht der Vortrage, Festlich-
keiten und Ausflöge der Wander- Versammlung, welche
in der „Deutschen Bauzeitung" schon ausführlieh behan-
delt sind. Zum Schlüsse spricht der Vortragende seine
Freude aus über die Wahl von Mannheim als Ort der
nächsten Wander- Versammlung, denn auf der Fortsetzung
seiner Reise habe er diese ihm bisher fremde Stadt unter
Führung des Hrn. Stadtbrt. Eisenlohr kennen gelernt und
außerordentlich sehenswert gefunden.
Hr. Bubendeyhatder Eröffnungsfeier der Technischen
I lochschule zu Danzig am 5. und 6. Okt als Vertreter des
Verbandes beigewohnt. Es sei ein schönes Fest gewesen;
bei der schwungvollen Rede des Kaisers habe jedem
Architekten und Ingenieur das Herz schwellen müssen.
In einer ganz ausgezeichneten Rede habe ferner der Ob.-
Präs. Delbrück mit warmherzigen Worten auf die Kultur-
mission der neuen Schule hingewiesen. Der Vortragende
liest weiterhin eine Stelle aus der Rede des Präsidenten
der Akademie der Künste, Prof. Olzen, vor, in welcher
dieser der jungen Technischen Hochschule die Pflege der
Kunst ans Herz legt Es wird sodann des vom Magistrat
von Danzig gegebenen Empfangsabends im Artushofe ge-
dacht und ein Ausflug nach der Schicltau'schen Werft be-
schrieben, bei welchem durch die geringe Zahl von nur
5 Teilnehmern die Besichtigung des Linienschiffes Elsaß"
und eines großen Schlickbaggers für Wilhclmshalen be-
sonders ergiebig gewesen sei.
Danzig ist im Gegensatz zu Breslau eine volle tech-
nische Hochschule mit allen Fakultäten, einschl. einer Ab-
teilung für Schiffbau Dieselbe ist in ausgezeichneter
Weise ausgestattet und auf 800 Studierende zugeschnitten.
Es waren bei der Eröffnung 57 immatrikuliert und man er-
wartete, daß im ersten Wintersemester die Zahl von 2 - 300
erreicht werde. Die stattlichen Gebäude der Anstalt wur-
den vom Redner an Hand von Lichtbildern vorgeführt
Den Schluß des Vortrages bildete die Mitteilung einer
interessanten graphischen Darstellung aus einem Auf-
sätze von Prof. Kammerer, durch welche der Ober-
raschend gleiche Verlauf der Kurven über die Produk-
tion von Roheisen und über den Besuch der tech-
nischen Hochschulen in Deutschland, sowie zugleich
mit dem starken Ansteigen dieser beiden Kurven ein Ab-
fallen der Kurve über den Umfang der Auswande-
rung zur Anschauung gebracht wird. — Mo.
Württemb. Verein für Baukunde. Unter zahlreicher Be-
teiligung besichtigte der Verein am 30. Okt. das neue Garni-
sonlazarctt in Osthcini unter Führung des bauleiten-
den Architekten, Ob.-Brt Holch. Nachdem der letztere
an Hand der ausgestellten Pläne eine kurze Erklärung der
gesamten Anlage gegehen hatte, konnten sich die Mit-
glieder bei dem folgenden Kundgange davon überzeugen,
daß das ideal schön gelegeiie, im PaviUonsvstcru erbaute
neue Lazarett, das in Bälde dem Betriebe übergeben wer-
den soll, vom Operationssaal und den Krankensälen an
bis zum Kesselhaus herab in gleich gediegener und zweck-
entsprechender Weise eingerichtet und mit den neuesten
bewährten technischen Errungenschaften auf dem Gebiete
558
des Krankenhausbaues versehen ist. Nach dem Rundgang
sprach der Vereinsvorstand, Hr. Ob.-Brt. Walter, dem Er-
bauer sowie dem mit der örtlichen Bauleitung betrauten
Beamten den Dank des Vereines für die Führung aus. —
Vermischtes.
Dreitägiges Pappdach mit Jutegewebe -Einlage. In
No. 79 d. J. der „Deutschen Bauzeitung" findet sich eine
Mitteilung des Hrn. Prof. Schubert in Kassel über ein drei-
lagiges Pappdach mit Jutcgcwebe-Einlage. Es heißt dort,
daß Louis Lindenberg in Stettin vor einigen Jahren zur
Ausführung dieser dreitägigen Pappdächer überging. Damit
könnte der Anschein erweckt werden, als ob Louis Linden-
berg das Verdienst gebühre, als erster die mit Recht als
besonders praktisch' gerühmten dreitägigen Pappdacher
hergestellt zu haben. Die genannte Firma kann indessen
diese Priorität nicht fOr sich in Anspruch nehmen. Sie
hat sich zwar im November 1898 eine „Dachdeckung aus
zwei Lagen Asphaltsteinpappe" und einer dazwischen aus-
gespannten Jutegewcbeschicnt ohne Beigabe, welche Sclüch-
ten durch eine Klebemasse vereinigt sind, durch Eintragung
in die Gebrauchsmusterrolle des kaiserlichen Patentamtes
schützen lassen. In einem von Louis Lindenberg gegen
mich geführten Prozesse ist aber durch rechtskräftig ge-
wordenes Urteil des I. Zivilsenates des Hanseatischen Ober-
landesgerichtes zu Hamburg v. 8. Mai 1903 die Verpflichtung
Lindenbergs zur Löschung jener Eintragung in der Ge-
brauchsmustcrrollc ausgesprochen , weil das geschützte
Gebrauchsmuster zurzeit der Anmeldung bereits im In-
lande, nämlich hier in Lübeck, von mir offenkundig be-
nutzt ist - j. f. Cavier, Dachdeckermstr. in Lübeck.
Ein neuer roter Granit Außerhalb der Kostenstadt
Oskarshamn, etwa in der Milte zwischen dem schwedischen
Fcstlandc und der nördlichen Spitze der Insel Oeland,
liegt im sog. Kalmarsund das zum Rittergute Virbo ge-
hörige, annähernd 1 ikia große Eiland Jungfrun. Die Insel
erhebt sich etwa 6ora Ober den Meeresspiegel und ist
eigentlich ein einziger großer Granilfcls von gleichmäßigem
Material. Dieses ist ein schöner dunkelrotcr Granit, in
der Struktur etwa dem bekannten Virbo -Granit ähnlich,
in der Farbe jedoch dunkler als dieser und von ruhigem,
warmem Ton. Der Granit nimmt, weil er ein vollkommen
geschlossenes Korn hat, das keinen Glimmer aufweist, eine
gute Politur an. Die Insel ist bisher unbewohnt gewesen.
Die Firma A. K. Fernström in Karlshamn hat die Insel
behufs Gewinnung des Steines auf Jahrzehnte gepachtet;
die erste Schiffsladung Granit soll noch in diesem Herbste
zum Versand kommen. Das neue Material erhielt nach
seinem Vorkommen den Namen „Virgo" (Jungfrau). —
Das Bauwesen in der Württrmberglschen Thronrede.
In der Thronrede, mit welcher am 4. Nov. der wOrttem-
bergische Landtag eröffnet wurde, ist des Bauwesens an
zwei bemerkenswerten Stellen gedacht. Zunächst wurde
angekündigt, daß der bereits dem letzten Landtag einge-
brachte Gesetzentwurf wegen Erbauung eines neuen
Hoftheaters wieder vorgelegt werde. Der Landesforst
gibt sich der Hoffnung hin, daß das Gesetz „mit möglich-
ster Beschleunigung und in einer den künstlerischen Inter-
essen Meiner Residenzstadt wie des ganzen Landes ent-
sprechenden Weise" erledigt werde. Unter den Mitteln,
die für die Eisenbahn-Verwaltung gefordert werden, sind
in erster Linie solche für die Erweiterung und den
Umbau der Bahnhöfe in Stuttgart und Cannstatt
und ihrer Zufahrlslinien, sowie für den damit in Zu-
sammenhang stehenden Bau der linksufrigen Neckar-
bahn Die Thronrede spricht von „sehr erheblichen
Mitteln" für die Eisenbahn- Verwaltung", die demnach einer
umfangreichen Bautäügkeil entgegen sehen dürfte. —
Bücher.
Baukunde des Architekten (Deutsches Bauhandbuch).
Bd. I. Teils- Der Auf bau der Gebäude. Unter
Mitwirkung von Fachmännern der verschiedenen
Einzelgebiete herausgegeben von den Herausgebern
der Deutschen Bauzeitung und des I>cutschcn Bau-
kalendcrs. Berlin 1905 Verlag der Deutschen Bau-
zeitung, G. m. b. H. Preis brosch. 12 M. (45 Bogen
Text und Ober 1200 Abbildungen). —
Die vorliegende 5. Aufl. des Bd. I, T. 2 schließt sich
in Form und Ausstattung dem 1903 erschienenen 1. Teile
dieses Bandes an. Infolge des größeren Formates, das
mit Rücksicht auf die bessere Unterbringung der Ab-
bildungen für die neuen Auflagen gewählt wurde, hat
sich der Umfang des Werkes scheinbar verringert, tat-
sächlich ist aber «ine erhebliche Vermehrung, um
6 Bogen des alten Formates, eingetreten. Ebenso hat eine
No. 90
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F^tt ; ; t :i ItrrT'H
DlenstgcbSudc
der
Versicherungsanstalt
für die
Pfalz In Speyer.
Architekt:
Frani Schob er 1
in Speyer.
Straßenbild mit der
Dom • Kasaudc, Aniiiht
der Haupt-Fassade und
Grundrinse de* Eid-
und dci
ersten Obergeschosses.
9. November 193^
559
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erhebliche Vermehrung der Abbildungen stattge-
funden, was allerdings äußerlich auch nicht zum Ausdruck
kommt, da die zu einer geschlossenen Darstellung gehöri-
gen Einzel-Abbildungen jetzt unter einer Kigurennummer
zusammengefaßt wurden. Im übrigen sind alte Abbildun-
gen in großer Zahl gegen neue ausgewechselt und
es ist besonders Wert gelegt auf eine klare Darstellung
und angemessene Mafistabe.
Die stoffliche Gliederung des Werkes ist imganzen die-
selbe geblieben wie früher. Dcrlnhaltumfaßtatso in ^Haupt-
abschnitten die: Putz- und Stuck- Arbeiten; Wandbeklei-
dungen aus Stein und massive Fußböden; Tischler-Arbei-
ten; Anstreicher-, Maler- und Tapezier - Arbeilen ; Glaser-
Arbeiten; Schlosser- Arbeiten; Versorgung der Gebäude
mit Wasser-, sowie Einrichtungen und Anlagen zur Nutz-
barmachung desselben ; Heizung und Lüftung der Gebäude ;
Grundzüge der Elektrotechnik, Haus-Telegraphie- und
Telephonie; Beleuchtung, insbesondere mit Gas, Gashei-
zung; Lasten- und Personen-Aufzüge; Eiskeller; Aborte;
Wasch- und Kochküchen -Einrichtungen; Materialien zum
Ausbau der Gebäude und der innere Ausbau, vom Stand-
punkte der Gesundheitspflege behandelt
Samtliche Abschnitte sind sorgfaltig durchgesehen, er-
gänzt und nach dem neuesten Stande der Technik
berichtigt Ganzneubcarbeitctsinddie Abschnitte über
Schlosserarbeilen, Lastenaufzüge und Kochküchencinrich-
tungen, für welche zugleich neue Autoren gewonnen wurden.
Fast das ganze Abbildungsmatcrial in diesen Abschnitten ist
neu beschafft. Eine vollständige Neubearbeitung und
die erheblichste Erweiterung von allen Abschnitten des
Werkes hat derjenige der Elektrotechnik erfahren, wie
das bei der Entwicklung gerade dieses Zweiges der Tech-
nik im letzten Jahrzehnt ja begreiflich ist Wahrend die
alte Ausgab« sich darauf beschrankte, das tiebiet in
schwachen Umrissen darzustellen, wird jetzt auf die prak-
tische Anwendung der elektrischen Beleuchtung und Hei-
zung, der elektrischen Arbeitsübertragung, den Ausbau
und den Betrieb elektrischer Licht- und Kraftanlagen, Haus-
Telegraphie und Telephonie des Naheren eingegangen,
nachdem, wie früher, eine kurze Darstellung der elektri-
schen und magnetischen Grundgesetze sowie Ober Erzeu-
gung von Elektrizität vorausgeschickt worden ist. In dieser
sorgfaltigen Arbeit findet der Architekt jetzt Antwort auf
alle Fragen, die von ihm hinsichtlich dcrVersor-
gnng seiner Bauten mit elektrischem Licht und
elektrischer Kraft aufgeworfen werden können.
Durch die Notwendigkeit eines teilweisen Wechsels der
Verfasser bezw. durch den Tod eines derselben während
der Drucklegung des Werkes, ist dessen Herausgabe langer
verzögert worden, als ursprünglich beabsichtigt war. Das
Werk war seit längerem vollständig vergriffen. —
PteisbewerbUQgen.
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die
Gestaltung des Münsterplaues In Ulm haben der Kirchcn-
Gemcinderat und die Münster ßaukommission zu erlassen
beschlossen, nachdem der als Sachverstandiger berufene
Prof. Theod. Fischer aus Stuttgart hierzu geraten halte.
Fischer trat dem Freilegungs-Gedanken entgegen und wies
darauf hin, daß die alten Gotiker ihre Kirchenbauten mit
gutem Grund nicht auf große, freie Platze gestellt, sondern
sie inmitten enger Gassen und Umgebung errichteten, um
ihnen die überwältigende Wirkung zu sichern. —
Ein engerer Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für die Bebauung der städtischen Grundstücke an der Brau-
bachatrafie, der Domstraße und dem Römerberg In Frank-
furt a. M. soll unter den Frankfurter Architekten eröffnet
werden, die bei dem Fassaden-Wettbewerb für die Altstadt
preisgekrönt wurden. Als Honorare ist die Summe von
32 000 M. angenommen. —
Zum internationalen Wettbewerb um das Probe-Schiff»,
hebewerk In Prerau machen wir in Ergänzung unserer
Mitteilungen in voriger Nummer noch folgende Angaben.
Unter den preisgekrönten bezw. ausgezeichneten Entwür-
fen sind 5, welche eine längsgeneigte Ebene anwenden,
nAmlich der mit dem L Preis ausgezeichnete, die zum
Ankauf empfohlenen mit den Kennworten „Industna
Austriaca" und „Securitas", die mit einer ehrenvollen
Erwähnung bedachten Entwürfe mit den Kennworten
„Magnetkraft' und „Labor improbus omnia vincil".
Der II. Preis sieht einen auf dem Unterwasser schwimmen-
den eisernen Zylinder vor, der beim Drehen um seine Achse
in a eingebauten Trommeln die schwimmenden Schiffe hebt
Der mit einer ehrenden Auszeichnung bedachte Entwurf
„Ohne Maschine" stellt eine Schleuse mit wasserver-
drängendem Schwimmer dar (Schleuse ohne Wasserver-
brauch), die übrigen 3 Entwürfe sehen Sparschlcusen vor.
S60
Bisher ist von einer Ausstellung der Entwürfe noch nichts
bekannt geworden. Hoffentlich wird das österr. Handels-
Ministerium die Entwürfe durch eine umfassende Ausstellung
den Kreisen der Technik baldigst zugänglich machen. —
In dem Wettbewerb betr. Entwürfe für die künstlerische
Ausgestaltung der Gebsattelbrücke In München wurden die
ausgesetzten 3 Preise nicht verteilt, dagegen mit einem
Betrag von je aoo M. die Entwürfe folgender Münchener
Künstler bedacht: Viktor Schreiber, Kennwort Bären-
steig"; Joseph Jost, Kennwort „ Gebsattel " ; Theodor
v. Gosen, Kennwort „Stier*; Georg Römer, Kennwort
„Hochstraße"; Ferd, Liebcrmann, Kennwort „Rhino-
zerosbändiger" ; Rupert v. M i 1 1 e r, Kennwort „ Jugendkral l".
Zum Ankauf wurden empfohlen die Entwürfe von Bernh.
Blecker „Christopherus" und Theod. v. Gosen »Reiter." —
Zu dem Wettbewerb betr. den Bebauungtplan der
Brandenburger Vorstadt In Potsdam liefen 95 Arbeiten ein.
Den L Preis von 1000 M. erhielt Hr. Gcometcr Rudolf
Linkenheil in Mannheim; den II. Preis von 750 M. die
Hrn. Rcg.-Bmstr. Ing. Kob. Weyrauch in Frankfurt a. M.
und Aren. Mart Mayer in Hamburg; den III. Preis von
500 M. Hr. Ob.-Ing. Ad. Knispcl in Wiesbaden Sämt-
liche Entwürfe sind bis 21. Nov. im Palast Barberini in
Potsdam öffentlich ausgestellt —
In dem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Motalkblld
de« neuen Stadttheaters in Nürnberg erhielt den I. Preis
Hr. Herrn. Schwabe in Nürnberg, während den Hrn.
J. Huber-Feldkirch, E. Landauer und R. Bracken-
hammer in München je ein Preis von 350 M. zuge-
sprochen wurde. —
Brief- und Fragelcasten.
Elberfeld H. W. Die Verweigerung der Baugenehmigung für
einen Neubau, welcher an eine noch unregulierte Straße zu stehen
komme« «oll, ist begrüodet Es fehlt jede Aussicht, daß im Ver-
wallungs-Streitvcrfahren die ergangene Vertagung krsfüos erklärt
werden wurde; denn sie ist Sicherheit»- und feuerpolizeilicher Nstur.
Die Polizei darf ohne Verstoß gegen die ihr obliegende Pflicht das
Leben, die Gesundheit und das Eigentom der RtvflJkcrung zu srliOtzcn,
keinen Zustand zulassen, durch welchen die öffentliche Ordnung,
Ruhe und Sicherheit gefährdet wird (A. L-R. II. 17 S 10 mit Ges.
v. 11. Marz 1890 $6). Weil nun aber bei ausbrechendem Brande
die Bewohner eines Hauses verbrennen oder doch wenigstens ihr
Motuliar verlieren können , wenn der Löschmannschaft der an-
miUelbarc Zugang von einer öffentlichen Strafte fehlt, so handelt
sie keineswegs willkorlich, wenn die Polizei da» Vorhandensein
der Anlieger-Eigenschaft an der regulierten Straße forden, und
wegen Fehlens dieser Eigenschaft die Errichtung eines Bauwerkes
hindert Die noch dazo nur widerruflich erteilte Genehmigung
eines Nachbars, den Zugang Ober sein Grundstock zu wählen , ge-
wahrt keinen ausreichenden Schulz, weil sie ja jederzeit zurück-
genommen werden kann. Tritt dieser Fall ein, ao besteht ein völlig
unbegehbarcs Wohnhaus und damit ein Zustand, zu dem die Polizei
es nicht kommen laasen darf. Der betr. Bauherr halte mit Ab-
trennung desjenigen GrundslOcksteiles, welcher an der regulierten
SiraBe Legt, warten sollen, bis er mit dem Neubau ao der un-
regulierten Straße fertig war, den er dann jedoch uur in Form
eines I linlcrhauaes ausfuhren durfte, weil ihm die Aolaie von
Auagangen nach der unregulierten Strafte durch Gesetz vom a. Juli
■ 8-js $ ra benommen war. — K. H-e.
Hm. R. u. R. In C. Ein klares und zuverlässiges Bild der
Rechtsverhältnisse liefert die Darstellung der beiden Falle nicht,
welche beantwortet werden aollen, weshalb die Antwort nur all-
gemein ausfallen kann. Im ersteren Falle handelt es sich darum,
ob der Erwerber cinea Grundstockes zum Ersatz der Selbstkosten
verpflichtet ist, welche die Herstellung einer je zur Hallte auf
zwei Grundstöcken errichteten Maoer verursacht hat, deren ge-
meinsame Benutzung jetzt beabsichtigt wird. Dies ist zu bejahen.
Denn erst durch die Üebernahmc zur gemeinsamen Benutzung be-
ginnt die Gemeinschaft und mit ihr die Pflicht zum Ersatz der
halben Herstellungskosten und zur Unterhaltung auf gemeinschaft-
liche Kosten. Ea ist nebensächlich, ob die vertrage Ober die
Zwischenklufe die beregte Pflicht ausgesprochen haben oder nicht
Die unterlassene Erwähnung der Ersatzpflicht kann dem Erwerber
einen Ersatzanspruch gegen seine Vormänner schaffen, vermag
jedoch nicht das Recht desjenigen zu zerstören, welcher die zur
Gemeinschaft bestimmte Mauer errichtet hatte. Im zweiten Falle
frsgt es sich, ob man unter der Herrschaft des Borgerlichen Ge-
setzbuches ooeb verlangen darf, daß eine erst^ jetzt zu errichtende
errichtet werde, weil diese Absicht schon unter der Herrschaft
des alten (rheinisch-französischen ( Rechtes kundgegeben war. Dies
ist zu verneinen, denn derjenige, welcher unter der Herrschaft dea
alten Rechtes die gemeinsamen Ausführungen ablehnte, war Ihr
Auftraggeber. Ihm ist das Recht benommen jetzt dasjenige zu
fordern, was er rechtzeitig entweder sbgelehnt oder auszuüben
versäumt hat Uebrigens würde nach Örtlichem Polizcirecbt, wel-
ches die Ausführung von Brandmauern so der Grenze zum Nach-
bar verlangt, die Polizei sogar befugt sein, die Entstehung neuer
Mauergemeinschaften zu verhindern — K. H e.
Inhalt: Inrnstzrliliidr der Verncheruncsanstalt fflr die PtaU in Speyer.
— Mitteilungen im Vereinen. — VermijtJitev — Preisbewefbuntrii. —
Briet- und fr rarekaatm.
Verlaf der Deutschen Bauleitung, <i. as. t> H.. Bertis. KOr die Redaluo«
veraotworü. Alban Hofcsanu, Berlin. Druck ras WUh. Grave. Berlin.
No. 9a
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 91. BERLIN, DEN 12. NOV. 1904
Denkmal-Entwürfe von Wilhelm Kreis in Dresden.
(Hierin, ein* Bildbeilage, sowie die Abbildungen S. 904 u 565 |
enn man es mit Recht als eine notwendige schlacht-Denkmal in den Vordergrund des deutschen
Forderung lür das Kunstwerk bezeichnet Kunstschaffens trat, ist sein Name mit allen grollen
hat, daß dasselbe im Künstler wahrhaft lebe Denkmal-Angelegenheiten des letzten Jahrzehntes in
und von ihm innerlich erfaßt und ergriffen bedeutender Weise verknüpft gewesen. Zwischen ihm
werde, so lassen die Entwürfe des Archi- und der deutschen Studentenschaft namentlich hat sich
tekten Prof. Wilhelm Kreis in Dresden erkennen, daß ein Band gegenseitiger Frische der Anschauung und
sie mit seiner Persönlichkeit verwachsen sind und aus Auffassung geschlungen und ein Verhältnis entwickelt,
dem Inneren einer in sich geschlossenen, abgeklärten aus dem eine Reihe von Monumentalwerken hervorge-
und in ihren Zielen sicheren Individualität kommen, gangen sind, die zum besten gehören, was die deutsche
Seit Kreis in dem Wettbewerb um das Leipziger Völker- Denkmalkunst der Gegenwart hervorgebracht hat. Den
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Bismarcksaulen, die allenthalben von den Hohen der
deutschen Lande um die Sonnenwende durch lodernde
Feuer das Andenken und den Ruhm des Begründers
der deutschen Einheit verkünden , gab er eine so eigen-
artige Gestalt, wie nur sie dem Gedanken, dessen Träger
die Säulen sind, gerecht werden konnte. Das Bur-
schenschafts-Dcnkmal bei Eisenach, welches wir unse-
ren Lesern im Jahrg. 1903 No. 31 vorgeführt haben, ist
unter seiner kunstreichen Hand zu einer seltenen Ein-
heit von Stein, Form und Farbe geworden. Von ihm
geht eine Stimmung aus, die bei der Einweihung als
Wundersames, nie Empfundenes, nie Geahntes be-
zeichnet wurde. Kreis hat das hier angeschlagene
Thema in zahlreichen weiteren Entwürfen variiert;
ein Beispiel davon ist die vorstehende Texlabbildung.
Hier gesellt sich zu dem Aufbau des Burschenschafts-
Denkmales ein freieres Element, welches in den Ent-
würfen zu einem Bismarck - Mausoleum wiederkehrt.
An dem Wettbewerb um das Bismarck- Denkmal in
Hamburg, der wie kein anderer eine Klärung im deut-
schenKunstschaffen fürDenkmäler insofern herbeiführte,
als er von einer mit Bezug auf den Begriff des Monu-
mentalen völlig veränderten Anschauung Kunde gab und
erkennen ließ, — was freilich schon längst bekannt war,
von den Bildhauern aber hartnäckig geleugnet wurde,—
daß die Mittel der Plastik allein nicht ausreichen, um
einen großen Gedanken in großer Weise 2U ver-
körpern, an diesem Wettbewerb war Kreis mit einem
Entwurf beteiligt, den auch wir im Jahrg. 1902 S. 4t
wiedergaben und welcher zu dem Stimmungsvollsten
gehörte, was dieser Wettbewerb hervorgebracht halte.
In diesem Entwurf war der Künstler auf den Ge-
danken des Dcnkmales zurückgegangen, welches vor
den Toren Ravennas einsame Wacht hält und welches
durch sein Herüberklingen in die Gegenwart seine
ewige Jugend bewiesen hat: das Grabmal des Theo-
dorich. Die beiden Abbildungen, die wir auf S. 565
wiedergeben, zeigen Studien zu dem gleichen Gedan-
ken, bei welchen neben die Meisterschaft der Dar-
stellung die große und tiefe Empfindung in der Monu-
mentalität des Aufbaues und in der Anwendung und
Durchbildung der architektonischen und schmücken-
den Einzelmotive tritt. Angesichts dieser köstlichen
Studien sei der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es
dem Künstler gelingen möge, einmal eine Ausführung
aufgrund eines solchen Entwurfes zu erhalten und
diese Ausführung in künstlerische Uebercinstimmung
mit dem Entwurf zu bringen, sowohl was den leiten-
den künstlerischen Gedanken anbelangt, wie was den
Charakter der Monumentalität und Wuchtigkeit, was
Reichtum und Kraft betrifft.
Auch mit Aussichtstürmen hat sich der Künstler be-
schäftigt, jedoch ohne hier das reiche Kunstkapital zu
offenbaren, welches ihm die Natur mitgegeben hat Wir
geben S. 564 in dem Bismarckturm für Asch in Böhmen
— die Bismarckverehrung hat ja längst die österreichi-
schen Grenzen überschritten — einen dieser Turm-
bauten wieder. Es ist nicht ausgeschlossen, daß neben
der Beschränkung der Mittel Wünsche des Denkmal-
Ausschusses Einfluß auf die Gestalt gewonnen haben.
Imganzen stehen wir hier einer reich veranlagten
Künstler-Individualität gegenüber, die erst am Beginn
einer aufsteigenden Tätigkeit steht und der deutschen
Kunst noch manches treffliche Werk schenken wird. —
Das neue königliche Material -Prüfungsamt in Groß-Lichterfelde bei Berlin.
inen mächtigen Faktor in der Entwicklung
der modernen Technik bildet die Einführung
eines auf wissenschaftlicher Grundlage be-
ruhenden Material -Prüfungs wesens um die
Mitte des vorigen Jahrhundeits. Erst das
eingehende Studium der Eigenschaften der zu ihren
Konstruktionen und in ihren Betrieben zu verwenden-
den Materialien hat der Technik die sichere Grund-
lage gegeben, auf welcher sie mit Erfolg weiter bauen
konnte. Umgekehrt hat die fortschreitende Entwick-
lung der Technik dem Matcrial-Piüfungswcsen immer
neue Aufgaben gestellt, dasselbe zu neuen Arbeiten,
neuen Methoden der Untersuchung angeregt. In Ver-
bindung mit den technischen Lehrstätten in Berlin,
Dresden, München, Stuttgart sind in Deutschland
Material - Prüfungsanstalten entstanden, die ihre Auf-
gabe einerseits in wissenschaftlicher Forschung er-
blicken, anderseits ihre Tätigkeit in den Dienst des
Bauwesens und der Industrie zur Lösung praktischer
Aufgaben stellen.
Am 1. April d J. ist das „Königliche Material-
Prüfungsamt der Technischen Hochschule Ber-
lin", das bisher in unzureichenden Räumen der Hoch-
schule in Charlottenburg untergebracht war, in sein neues,
geräumiges und mit allen modernen Hülfsmitteln ausge-
stattetesHeim inGr.Lichtcrfcldc-Westübcrgesiedelt. Das
Zur Umgestaltung des architektonischen Unter-
richtes an Baugewerkschulen.*)
I.
In No. 83 der „Deutschen Bauzeitung" ist mein Artikel
von No. 77 aus der bewahrten Feder de« Ilm. Prof.
1 Hruno Specht mit einer Entgegnung beehrt worden.
In dieser Entgegnung veranlaßt mich eine Wendung, noch-
mals auf die Frage zurückzukommen, um mich von dem
etwaigen Verdacht zu reinigen, als ob ich nicht genügend
Ueberlcgtes niedergeschrieben hatte. Es handelt sich um
die, übrigens nicht bloß von mir vorgeschlagene Umkehrung
des bisher üblichen Lehrganges der Bauformenlehre in
der Weise, daß das Haus als Ganzes zuerst behandelt
werden soll und erst daran anschließend die Einzelform.
Um diese Umkehrung also im Zusammenhang mit einer
Aeußerung an einer anderen -Stelle dreht es sich, wo ich
meinte, daß das Nötigste der Bauformen sich in der Kon-
struktion-sichre unterbringen lasse. Das scheint lerdings
im ernten Augenblick ein Widerspruch zu sein weil die
Batikonstruktion nach dem bestehenden I.chi| an allen
anderen Disziplinen vorangeht. Aber ist es denn so aus-
gemacht, daß die Konstruktionslehre unbedingt vorange-
stellt werden muß.' Konnten und sollten nicht wenigstens
die ersten Gehversuche zum Entwerfen vielmehr dem Kon-
fluieren voran oder mit diesem doch nebenher gehen r
Das Konstruieren ist vom Detaillieren nicht zu trennen,
das ersicre ist ebenso ein Herausgreifen von Einzelheiten
aus einem großen Zusammenhange, wie das letztere.
Würde es da dem Schaler nicht das Auffassen erleichtern,
•1 A
nhtii Urn M ir
56a
icrkuncdriKrdaklioit. Mi! (Im vorttrhcod» AeuOerUBgtn
r dir f rOlIrrunern Clljcr dl«rn <>Cru.und. —
wenn zuerst das Ganze in seiner elementaren Erscheinung
vorgeführt und aus diesem Ganzen erst die Teile heraus-
genommen würden, um sie konstruktiv und formal bis in
die kleinsten Teile hinein zu zerlegen? Die Schüler brin-
gen bestimmte Vorstellungen und Begriffe von der Sache
doch schon in die Schule mit herein, Vorstellungen, die
sich gerade nicht auf das Detail, sondern auf das Ganze
beziehen. Läge es da nicht naher, diese Vorstellungen zu
unterstützen dadurch, daß man, absehend von allem kon-
struktiven und formalen Detail, zuerst die jedem Laien in
die Augen springenden Teile des Hauses, als da sind:
Wände, Dach, Fenster, Türen, festhalten und versuchen
würde, die Aufmerksamkeil zu richten auf die gute Ver-
teilung nackter Oeffnungen innerhalb der Fläche, vielleicht
auch unter Heranziehung des Erkers und der Laube, auf
die Anordnung des Daches als Walm- und Satteldach in
seinen einfachen und zusammengesetzten Dachprofilen,
zuerst angewendet auf das Quadrat, Rechteck, dann auch
auf zusammengesetztere Grundrißformcn. Dazu braucht
es wahrlich nicht besonderer technischer Kenntnisse und
höherer zeichnerischer Veranlagung, als sie der junge
Miinn, der sich dem technischen Berufe widmen wul,
ohnehin mitbringen muß.
Wer die Verhandlungen aufmerksam verfolgt hat,
welche die Frage der Kunst im Leben des Kindes be-
handelt haben und die Ergebnisse der dadurch veranlaßtcn
Untersuchungen kennt, der wird die Möglichkeit der be-
sprochenen L'mkehrung da nicht mehr bestreiten, wo es
sieh nicht mehr um naiv schaffende Kinder, sondern um
verständig denkende I^eute bandelt; aber wie dort jetzt
alles daran gesetzt werden will, die naive Auffassungsgabe
und die individuellen Regungen des Kindes nicht durch
ein starres Lchrsystem zu ersticken, so scheint es mir
No. 91.
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hat Veranlassung gegeben zur Herausgabe einer vor-
nehm ausgestatteten, reichhaltigen Festschrift.*) die vom
Direktor des Matcrial-Prufungsamtes, Hrn. Geh. Reg -
Rat Prof. Martens, unddemLciter der Bauausführung,
Hrn. Landbauinsp. M. Guth, gemeinsam verfaßt wor-
den ist. Diese Festschrift beschränkt sich aber nicht
nur auf die Darstellung des Neubaues und seiner Ein-
richtungen, sondern gibt auch einen geschichtlichen
Ueberblick über die Entwicklung der preuß. Material-
Früfungsanstaltcn, die jetzt in dem Matcrial-Prüfungs-
amt zusammengefaßt sind, und Ober deren Tätigkeit.
Wir entnehmen dieser Schrift die folgende Darstellung.
Die bekannten Wö hl er 'sehen Versuche Ober das
Verhalten des Eisens bei wiederholter Belastung gaben
insofern die erste Anregung zur Schaffung einer Ver-
suchsanstalt, als durch Erlaß vom 15 Juni 1870 die Fort-
führung dieser Versuche in der Gewcrbcakademic zu
•1 Verlag von Jul. Springer in Berl'n N Pr. broschiert 10 M.
Berlin angeordnet und Prof. Spangenberg damit be-
traut wurde. Diese Versuchsstelle erhielt 1876 die Be-
zeichnung „Versuchs-Station zur Prüfung der
Festigkeit von Stahl und Eisen". Außer den alten
Wöhler'schen Maschinen und einigen neueren Einrich-
tungen besaß die Anstalt damals nur einen 1 pferdigen
Gasmotor. Im Jahre 1878 wurde sie noch mit einer
Werder'schen Maschine ausgestattet und wandte sich
nun auch Festigkeitsversuchen mit Bau- und Konstruk-
tionsmatcrial zu. Im Jahre 1875 ward dem Dr. E. P.
Böhme an der Gcwerbcakadcmtc außerdem eine Stelle
übertragen, um die Prüfung von Baumaterialien vorzu-
nehmen und eine hydraulische Presse dazu beschafft.
An der Bergakademie, welche das Matcrial-Prflfungs-
wesen überhaupt an sich halte heranziehen wollen, war
1877 ferner die „Chemisch - technische Versuchs-
anstalt" entstanden. Im Jahre 1879 wurde eine beson-
dere „König! i che Auf sich ts-Komm ission" ernannt,
welche die Tätigkeit der letztgenannten und der beiden
Abbildg. 1. Dm neue kgl. M»teri»l-Prfllung«»rul der Techn. Hochschule Berlin in Gr -Lichlerteldc-W. Gesamtbild aus der Vogelschau.
ebenso angebracht, ein I.ehrsvstcm, das den von den
Schülern mitgebrachten Vorstellungen entgegen arbeitet,
auch für technische Mittelschulen zu beseitigen und durch
ein natürlicheres zu ersetzen, indem man künftig ausgeht
vom Ganzen und dieses in seine Teile zerlegt, statt wie
bisher mit den Teilen zu beginnen und aus diesen das
Ganze zusammen zu setzen.
Das schlimme Uebcl, an dem unser modernes bürger-
liches Bauwesen heute noch krankt, ist entstanden gerade
aus dem Formen-Detailkultus, dem Gesimskultus, der Mitte
des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreichte und unter
dessen Zeichen die technischen Schulen organisiert wor-
den sind, das steht doch unzweifelhaft fest. Wenn wir
das aber heute bekennen, dann müssen wir auch zugeben,
daß es für die Beseitigung des Ucbcls das radikalste Mittel
ist, dem Dctailkultus entgegenzutreten dadurch, daß man
jetzt den Stiel umdreht und nicht mehr vom Detail sondern
vom Ganzen ausgeht Aus Details, die von allen .Seiten
zusammengetragen werden, läßt sich in Ewigkeit kein Orga-
nismus aufbauen ; das Detail muß sich stets aus dem Ganzen
heraus entwickeln und ist nur so verständlich. Wir dür-
fen dem Schüler nicht einen Strauß abgepflückter Blumen
in die Praxis mitgeben, sondern wir müssen ihn das
Wachstum, das Werden dieser Blumen beobachten lassen.
Ein solcher Lehrgang hätte den hohen Wert, daß dem
Schüler der Zusammenhang von Konstruktion und Form
mit der fertigen Bauerscheinung so am eindringlichsten
und fortgesetzt gegenwärtig bliebe; er würde den Faden
abgeben, durch den der auf mehreren Schultern liegende
Unterricht zu einem einheitlichen Ganzen zusammenge-
halten werden konnte.
Es ist hier nicht der Platz, um ein darauf abzielendes
Lchrprogramm zu entwickeln, es genügt hier anzuführen,
xa. November 1904.
daß in der Beratung der einschlägigen Frage bei der letzten
Wanderversammlung der Baugewerkschulmänner ein Fach-
mann, Hr. Hauptlehrer Westphalen aus Erfurt, als Ko-
referent ähnliche Gedanken, wie sie hier vertreten wer-
den, entwickelt und darauf ein förmliches Lehrprogramm
in den Hauptzügen gegründet hat. Damit dürfte nachge-
wiesen sein, daß die Verwirklichung eines solchen Ge-
dankens zu erörtern ist.
Aber selbst wenn der Konstruktion- Unterricht wie
bisher auch ferner vorangestellt bleiben sollte, so treten
meine Worte im Artikel der No. 77 doch nicht in Wider-
spruch mit dem Umkehrungsvorschlag, weil ich unter den
in der Baukonstrukuonslehre zu behandelnden Formen
nur solche verstanden wissen wollte, die im engsten Zu-
sammenhang mit den Konstruktionen selbst stehen.
Nun gibt es aber eine große Gruppe von Formen,
welche wenigstens für das hier inbetracht kommende
bürgerliche Bauwesen keine unmittelbare konstruktive Be-
deutung mehr besitzen, denen gegenüber sich die Kon-
struktion nicht aktiv sondern passiv verhält. Ks sind im
Großen und Ganzen die Formen des Bckleidungsstiles,
die heute noch in der Formenlehre einen breiten Kaum
einnehmen; dazu treten ferner noch Formen, deren Da-
sein dem Gefühl für Betonung der Endigung entsprungen
sind, wie Kuppel- und Zwiebelformen, Knöpfe, BekrÖnun-
gen Oberhaupt, usw. Alle diese Formen lassen sich meiner
Meinung nach recht gut erst nach der Behandlung des
Hauses als Ganzes bringen.
Für die Voranstcllung 8es Hauses als Ganzes spielen
an Gesimsformcn nur eine Rolle der Sockel und der Leber-
gang von der Wand zum Dach. Diese Formen können
aber unbedenklich von vorn herein durch eine schematisch
(Fortaetxung auf Salt« 566.)
563
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ersten Anstalten zu überwachen hatte, die mit der gegliedert worden, die bisher dem Ministerium für
Bezeichnung „Mechanisch-technische Versuchs- Handel und Gewerbe unterstand. Damit hatte das
anstalt" und „Prüfungsstation für Baumate- Material-Prüfungsamt seinen Ausbau in der jetzi-
rialicn" der technischen Hochschule als besondere gen Form abgeschlossen.
Institute zugeteilt waren. Die 3 Anstalten traten da- Als ein Teil der Technischen Hochschule ist das
mit erst eigentlich in die Ocffentlichkcit, es wurde Material-Prüfungsamt dem Kultusministerium unter-
ihnen ein bestimmt begrenztes Arbeitsgebiet zuge- stellt. Als Beraterin dient die Kgl. Aufsichts-Kom-
wicsen und es wurden die Vorschriften erlassen und mission, die aus Vertretern des Ministeriums d. öffentl.
die Gebührensätze festgestellt für Arbeiten, welche die Arbeiten, d<.s Kultus- und des Handels- Ministeriums
Anstalten für Behörden und Private zu leisten haben, zusammengesetzt ist An der Spitze des Amtes steht
Im Jahre 1884 wurde der jetzige Direktor des als Direktor Geh. Reg. Rat Prof. Martens, als Unter-
Material-Prüfungsamtes A. Martens zum Vorsteher der direktor für die mechanischen Betriebszweige, nämlich
Mechanisch-technischen Versuchsanstalt ernannt. Das für die Abteilungen für die Prüfungen von Metallen,
ganze Personal derselben be-
stand damals aus dem Vor- '/•>"/• /;• */&fM'/~
steher.seinemAssistenten.dem >:', i'tyfl'
jetzigen Unterdirektor Prof.
Rudeloff und 2 Gehülfen.
An Maschinen und Einrichtun-
gen waren eigentlich nur die
Werder - Maschine und die
Wöhler' sehen Daucrvcrsuchs-
maschinen vorhanden. In dem
gleichen Jahre folgte die Ueber-
siedelung der beiden mit der
Technischen Hochschule ver-
bundenen Versuchsanstalten
mit dieser nach Charlottcn-
burg, wo sie mit der Werkstatt
der Hochschule zusammen in
einem eigenen Gebäude unter-
gebracht wurden. Gleichzeitig
wurde die Einrichtung ver-
bessert, das Personal vermehrt.
Die ursprüngliche Mecha-
nisch-technische Versuchsan-
stalt, jetzt die Abteilung für
MetallprQf ung, die Prof.
Rudeloff unterstellt ist, bil-
dete bald den Hauptstamm
der Anstalt; von ihm zweigten
sich spater ab die Abteilungen
für Oelprüfung, Papier-
prüfung, Metallographie.
Im Jahre 1895 wurde die
Prüfungsstation für Bau-
materialien dcrMcchanisch-
Technischen Versuchsanstalt
als Abteilung für Bauma-
terialien - Prüfung ange-
gliedert Soweitdie beschränk-
ten räumlichen Verhältnisse
das gestatteten, wurde diese
wichtige Abteilung seitdem auf
breiterer , wissenschaftlicher
Basis ausgebaut. Ihr Vor-
steher ist Prof. Gary. Die
Denkschrift hebt hervor, dali
für die Abteilung die enge Be-
ziehung und das Zusammen-
arbeiten mit dem »Verein
deutscher Portland -Ce-
ment - Fabrikanten" von
großem Werte und Nutzen ge-
wesen sei. Die Tätigkeit der
Anstalt auf diesem Gebiete
wird folgendermaßen gekenn-
zeichnet: „Das bewährte und planmäßige Zusammen-
arbeiten von Anstalt und Industrie hat, wo es er-
reichbar war, bisher auf allen Gebieten beide Teile
gefördert und besonders die Anstalt befähigt, auch
die Lage, Verhältnisse und Bedürfnisse der Industrie
kennen zu lernen und so immer mehr einen unpartei-
ischen Vermittler-Standpunkt in wirtschaftlichen Streit-
fragen einnehmen zu können, gewiß die vornehmste
Aufgabe staatlicher Versuchsanstalten."
Mit der L'ebersiedelung nach Gr. Lichterfelde ist
der Anstalt auch die Chemisch-Technische Ver-
suchsanstalt als Abt. für allgemeine Chemie an-
564
Baumaterialien und Papier, steht ihm Prof. Rudeloff
zur Seite, als Unterdirektor der chemischen Betriebe,
umfassend die Abt. für Metallographie, allg. Chemie
und Oelprüfung Prof. E. Heyn. Jede Abteilung ist
einem besonderen Vorsteher unterstellt.
Die Aufgaben des Material-Prüfungsamtes sind
verschiedener Art. Es hat zunächst die Verfahren, Ma-
schinen, Instrumente und Apparate für das Matcrial-
Prüfungswesen der Technik im öffentlichen Interesse
auszubilden und zu vervollkommnen; es hat die Prüfung
von Baumaterialien und Konstruktionstcilcn vorzuneh-
1 und zwar sowohl im öffentlichen und wissenschaft-
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liehen Interesse, als auch gegen Bezahlung für Private; außerdem Manner der Praxis im Matcrial-Prüfungs-
cs hat schließlich auf Verlangen beider Parteien als urcsen auszubilden, schließlich durch Gewährung von
Schiedsrichter in Streitfragen über die Prüfung und Mitbenutzung seiner Einrichtungen an fremde For-
Beschaffenheit von Materialien und Konstruktionsteilen scher die Sonderforschung auf bestimmten Gebieten
der Technik zu entscheiden. In zweiter Linie hat das des Material-Prüfungswesens zu unterstützen.
Amt, soweit ihm das möglich ist, auch die Aufgabe, Die neue Anstalt, von welcher Abbildg. I, S. 563,
an Studierende der Technischen Hochschule Unterricht ein Bild der Gesamtanlaije aus der Vogelschau gibt,
zu erleilen , sowie für diese Hebungen abzuhalten, während Abbildg. a, S. 566, deren Uebersichtsplan dar-
13. November 1904. 565
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Reinigungsbecken. Diese Gebäudegruppe wird von
einer 6 m breiten, asphaltierten Fahrstraße umschlossen.
Westlich davon ist ein 40 m breiter Streifen für das
Direktor- Wohn haus nebst Garten anlagen frei gelassen.
Dahinter ist ein Beamten -Wohnhaus errichtet. Im
Abbildg. a. UcbcrticMsplaD.
stellt ist auf einem Teile der für die Bebauung erschlosse-
nen Domäne Dahlem zwischen der Berlin-Potsdamer
Eisenbahn und derBerlin-PotsdamerChaussee errichtet
und zwar in unmittelbarer Nahe des Bahnhofes Gr.-Lich-
terfelde-West der Wannsccbahn. Das Grundstock hat
eine Fläche von rd. 5,2 ta, eine
mittlere Breite von 277™ und
eine mittlere Tiefe von 189 m.
Der größere Teil des Grund-
stückes liegt auf -f- 49 N. N.
Der gute Baugrund wurde in
geringer Tiefe, der Grund-
wasserspiegel erst etwa bei
ia™ unter Gelände angetroffen.
Die amtlichen Gebäude
der Anstalt nehmen den mitt-
leren Teil des Grundstücks ein
und bedecken 5236 im Grund-
fläche. Sic bestehen in dem
Hauptgebäude, dessen Ober
i30m lange Front parallel zur
Berlin - Potsdamer Chaussee
gerichtet ist, während sich an
beiden Enden senkrecht zur
Chaussee gerichtete Flügcl-
bauten anschließen. Die Ge-
samtfläche beträgt 3868 1».
Zwischen den Flügelbautcn,
aber ohne Zusammenhang mit
dem Hauptgebäude, ist das
811 n» große Werkstatt - Ge-
bäude untergebracht. Hinter
dieser Gruppe liegen an kleineren Baulichkeiten ein Qbrigen ist das Gelände für Belastungs- und Brand-
Feuer- Laboratorium mitKesselhaus, ein Akkumulatoren- proben, fOr Verwitterungs- Versuche usw. frei gelassen.
Gebäude, ein Fallwcrk-Schuppcn, ein Kühlraum und Insgesamt sind 588o<i,n bebaut. — (KortMtzuoj toi^t )
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ing.-Vereln iu Hamburg. Vers, am 14. Okt
1004. Vors. Hr. Bubendey. Anwes. 5t Pers.; aufgen. die
Hrn. Voss, Lahmcycr und Maresch.
Hr. Löwengard macht Mitteilung über den Wett-
bewerb für ein Geschäftshaus des Gertig'schen Testa-
mentes zur Bebauung der Plätze Ecke Burstah und Bohnen-
straße. Redner betont, daß nach dem Programm Zeich-
nungen, deren Maßstab von der Vorschrift abweicht, aus-
drücklich ausgeschlossen sind. Dies hat sich als notwen-
dig erwiesen, um eine gleichmäßige Grundlage für die Be-
urteilung der Ansichten zu gewinnen. In das Preisgericht ist
auf Wunsch des Auftraggebers ein Hausmakler gewählt, was
Redner in vorliegendem Falle als zweckmäßig bezeichnet.
Hr. Möller schildert hierauf eingehend eine Studien-
reise nach SOdfrankreich, ausgehend von einer im
Jahre 1838 — 40 von Mertens angefertigten Karte, welche
in sehr erschöpfender Weise die Bedeutung der einzelnen
Ortschaften in kunstgeschichtlichcr Beziehung darstellt und
besonders für Frankreich den besten Leitfaden bildet
SOdfrankreich bildet architektonisch den Lebergang zwi-
schen Italien und den nordischen Ländern und zeigt eine
eigenartige Verschmelzung der verschiedensten Einflüsse.
Deutlich zu unterscheiden sind der römisch antike und der
ravennatische Einfluß, die von der Rivicra her einge-
drungen sind, der deutsch-burgundische Einfluß bis zur
Rhöne, der maurische in der Richtung von Spanien, vor
allem aber derjenige der Genuesen und Vcnctianer, welche
orientalische Waren und Muster Ober das Rhöne- und
gegebene Ausladung als vorläufige Unbekannte in die Be-
handlung des Ganzen eingesetzt werden und vielleicht
schon bald in dem nebenher gehenden Konstruktions-
Unterricht die Detailentwicklung der Hauptgesimsformen
angegliedert werden, wobei es sich natürlich nur um ganz
elementare Formen in Holz und Stein handeln dürfte.
Ich glaube durch vorstehende Ausführungen den mir
zur Last gelegten scheinbaren Widerspruch in meinem
Aufsatz No. 77 beseitigt zu haben. Ich habe, wie viele An-
dere, an meinem eigenen Fleische die Folgen der älteren
Erziehungsmethode zu meiner Studienzeit zu sparen ge-
habt und lange gebraucht, bis ich mich von den angelern-
ten Gewohnheiten bis zu einer gewissen individuellen Be-
wegungsfreiheit durchgerungen hatte Meine Meinung, die
aus diesem Kampfe mit dem Angelernten zur Ueberzcu-
gung herausgewachsen ist, stellt sich deshalb als ein Zu-
ruf eines Praktikers an die Schulmänner dar, der natur-
gemäß nicht mehr als eben nur eine Anregung sein kann.
Ich verkenne durchaus nicht die schweren Befürch-
tungen, die ein so gewiegter Fachmann, wie Bruno Specht,
einer so radikalen Umkehrung der Sache entgegensetzt;
sehr wertvoll aber bleibt mir die Tatsache, daß wir beide
eigentlich dasselbe wollen und nur Ober die Wege, es
zu erreichen, verschiedener Meinung sind. Nun, mögen
die Wege auch verschieden sein können, die Hauptsache
bleibt, das angestrebte Ziel auch wirklich zu erreichen. —
Manchen, den 22. Oktober 1904. C. Hochedcr.
II.
Es ist als ein erfreuliches Zeichen zu begrüßen, daß
die längst als nicht geeignet empfundene Handhabung des
architektonischen Unterrichtes an Baugewerk-Schulen einer
566
lebhaften Besprechung unterzogen wird und damit eine
Besserung desselben die Wege geebnet werden. Im Prinzi
einer
ig desselben die vVegc geebnet werden. Im Prinzip
stimme ich gerne mit den Gedanken der Hrn. Professoren
Hocheder und Specht überein, möchte jedoch davor warnen,
durch eine radikale Acndcrung des gewiß in allen anderen
Zweigen bewährten Unterrichtsplanes ein unsicheres Expe-
rimentieren hervorzurufen.
Die Mängel, die sich gezeigt haben, sind begründet
in den gründlich geänderten künstlerischen Anschauungen
unserer Baukunst. In bezug auf die letztere gestatte man
mir ein klassisches Beispiel: K. F. Schinkel schrieb vor an-
nähernd 100 Jahren aus Pompeji, indem er den Gegensatz
zwischen italienischer und deutscher Wohnhaus-Baukunst
zu gunsten der ersteren stark betonte, daß die Wohnstätten
des deutschen Volkes wenig über denen der zahmen Haus-
tiere erhaben seien — daß es sich aber dieser Unkultur
nicht bewußt sei, weil es nichts denke und gleichgiltig
dahinlebe. Diese „Afterkunst*, wie er sie nennt, ist es
nun aber, die heute die Grundlage zu unserem bürger-
lichen Wohnhausbau in Deutschland bilden muß, weil sie
sich den gegebenen Verhältnissen anpaßt.
Die deutsche Baukunst will sich freimachen von den
Fesseln der Antike, das ist das Feldgeschrei auf der ganzen
Linie; und das kann nur geschehen, wenn allgemein Auge
und Seele wieder empfänglich werden für deutsche, nationale
Kunst. Aber so weit sind wir noch lange nicht; noch steckt
in Vielen die Schule der italienischen Palastarchitektur,
wie sie zu Ende des vorigen Jahrhunderts von den Hoch-
schulen dargeboten wurde, und da frage ich denn: ist es
nicht ganz erklärlich, daß der Geist, der die Formen weit
der Baugewerkschule beherrscht, ein verdünnter Ausfluß
des von der Hochschule Ausgehenden ist? Sind doch fast
No.
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Caronnetal bis lief n»ch Frankreich hinein brachten und
deren heimatliche Bauwerke den südfranzösischen Archi-
tekten vielfach zum Vorbild dienten.
Bei vielen südfranzösischen Bauten hat Redner roma-
nische Formen gefunden, deren Eigenart darin bestand,
daß die Säulen, wie bei der Antike, freistehend angeordnet
waren und daß die Maueröffnungen weniger tief als bei
deutschen Bauten erschienen. ' Fast überall findet sich
reicher figürlicher Schmuck, insbesondere in den Friesen
lange Reihen von Figuren mit durchweg gleicher Körper-
Stellung, wodurch eine ruhige und harmonische Wirkung
erzielt wird. Die Skulptur, zu der meist Marmor verwandt
ist, zeigt ungemein kraftige Formen. Einzelne Bauwerke
zeigen bildnerischen Schmuck auf der ganzen Außenflache.
Nach Vorführung einer stattlichen Reihe von Licht-
bildern äußert sich Redner dahin, daß die romanische
Bauart weit mehr als der künstliche gotische Stil von
dauerndem Einfluß insbesondere auch auf die neuzeitliche
Architektur werde bleiben müssen, weil die romanischen
Formen von unübertroffener einfachster Natürlichkeit seien
und daher den Ausgangspunkt alles architektonischen
Schaffens bilden müßten.
Für die fesselnden Mitteilungen wird dem Redner
der Dank des Vorsitzenden zuteil. — St.
Frankfurter Arch.- u. Ing.-Vereta. Die Verteilung der
Aemtcr innerhalb des Vorstandes für das Vereinsjahr
1904/5 ist die folgende: Vors.: Stadtbauinsp. Max Berg;
Siellvertr.: Stadtrat C. F. Kölle; Schriftf.: Ing. Alex
Askcnasy; S&ckclmstr.: Stadt. Wasserwerksdir. Franz
Scheelhaase; Biblioth. : Obering. H. Streng; Vortrage
und Berichte: Geh. Bit. Fz. Gerstner und Siadtbrt G.
Schaumann; Festordner: Arch. Th. Martin und Ing.
Konr. Wolf f. -
Vermischtes.
Die Beziehungen zwUchen Schulbau und Schulbank. Bei
dem Fortschritte, den die letzten Jahrzehnte auf dem Ge-
biete des Schulbaues herbeigeführt haben, ist es nicht
ausgeblieben, daß die neugeschaffenen Verhältnisse ihre
Wirkung auch auf die innere Einrichtung der Schul-
räumc ausübten. So hat z.B. die steigende Verwendung
massiver Decken zwecks Abhaltung der Fußbodenkalte
die Anbringung von Fußbrettern an den Schulbänken
nötig gemacht; und diese Bretter oder Roste mußten selbst
da in Geltung bleiben, wo man den erstgenannten Zweck
durch einen Linoleumbelag zu erreichen suchte, weil die-
ser Stoff gegen Beschädigungen durch Wetzen und Scharren
mit den Füßen geschützt werden mußte. Die Anbringung
des Fußrostes zwang aber wieder zu Versuchen in anderer
Richtung, weil er nun zu leicht für die Reinigung der Klassen-
räume ein Hindernis abgab und die notwendige gründliche
Staubbeseitigung erschwert wurde.
Aus diesen Versuchen entstand die umlegbare Schul-
bank nach dem System Rettig, die auf leichteste Welse
die Verwendung des Fußbrettes ermöglichte und damit
die hygienischen Vorzöge desselben der Schule dienstbar
machte. Nur ein Uebelsland haftete dem System an, das
war die Befestigung an durchlaufender Schiene, die ent-
weder mit dem Boden durch Spiraldobel verbunden oder
— nach Unternietung der Flachschiene — frei auf den-
selben gelegt wurde. Es blieb dabei nämlich der Uebel-
stand bestehen, daß die Schiene ihre ursprüngliche Länge
stets beibehielt und daß auf diese Weise ein Auswechseln
der Bänke — um, den Forderungen der Schulhygiene
entsprechend, jedem Schüler eine seiner Körpergröße ent-
sprechende Sitzgelegenheit zu bieten — erschwert wurde.
In diesen Beziehungen zwischen Schulbau und Schul-
bank hat sich nun die Konstruktion der freiliegenden Wechsel-
schiene als zweckmäßig erwiesen. Die wechselschiene
besteht aus einzelnen Stücken, die als doppelte Winkel-
schienen ohne jede Befestigung auf den Fußboden gelegt
werden. Sie berühren sich mit den schmalen Schenkel-
flachen in der Art, daß zwischen zwei Schulbanken stets
nur ein Schienenstoß vorhanden ist Die einzelnen Teile
haben dazu die doppelte Lange der betreffenden Schul-
banktiefe, sind also genau so lang, als die Gesamttiefe
zweier hintereinander stehenden Schulbänke beträgt Nur
für die erste und für die letzte Bank einer jeden Reihe
wird als Abschluß ein kürzeres Schicncnstück angewendet,
das in seiner Länge nur der einfachen Banktiefe gleich ist
Sobald die Klemmfüßc der auf die Doppelschiene ge-
setzten Bänke angezogen werden, wird aus den einzelnen
Stücken ein starres Schienensystem hergestellt, welches
die genaue Länge der betr. Bankreihe hat Ein Austausch
einzelner Bänke ist nunmehr sehr leicht zu bewerkstelli-
gen, da man mit der zu versetzenden Bank auch gleich-
zeitig die dazu gehörigen Schienenstocke entfernt und mit
der neuen Bank die passenden Schienen anfügt Auf diese
Weise wird erreicht, daß bei Umstellungen niemals ein
Schienenstock fehlt, daß die Schiene vielmehr genau mit
der vordersten Kante der ersten Bank bezw. mit der
hinteren Kante der letzten Bank abschneidet Die frei-
liegende Wechselschiene bietet somit die Möglichkeit, für
jeden Schüler an jeder Klassenstelle eine seiner Körper-
größe entsprechende Schulbank anordnen zu können. —
Es tagt. Vor kurzem waren wir in der Lage, in einer
Karlsruher Denkmal-Angelegenheit von einem klugen und
freien Worte des dortigen Oberbürgermeisters Schneizier,
der die Freiheit des künstlerischen Schaffens vor allem
hochgehalten wissen wollte, zu berichten. Nunmehr kommt
eine ähnlich erfreuliche Nachricht aus Breslau. Dort hat das
unter dem Vorsitz von Felix Dahn tagende Komitee zur
Errichtung eines Gustav Freytag-Denkmals beschlossen, die
Bildh. Ernst Seger in Berlin und Ign. Taschner in Breslau
aufzufordern, Entwürfe für das Denkmal in einer in das
freie Belieben der Künstler gestellten Form an-
zufertigen, von denen einer bestimmt zur Ausfüh-
rung gelangen soll. Die freie Kunst wird über diese
Anzeichen der Besserung einer fast trostlos gewordenen
Lage aufrichtige Freude empfinden. —
sämtliche Lehrer hierin groß geworden, und wie viele
sind in der Lage, aus sich heraus die große Umwandlung
vorzunehmen? Hier liegt das größte vorläufige Hindernis.
Beschlüsse, Verfügungen, Aendcrungen des Lehrplanes
helfen hier ebenso wenig, wie es hinlänglich bekannt ist,
daß bei anerkannten Schäden im Volksleben der Ruf nach
Polizei und neuen Gesetzen fast immer wirkungslos bleibt.
Das Gute liegt sehr nahe und ist auch bekannt genug,
ich möchte es an dieser Stelle allen verehrten Kollegen
dringend ans Herz legen: Jede mögliche freie Stunde zu
benutzen und mit Skizzenbuch und Kodak hinauszugehen
aufs I^and und in die kleinen Städte, wo Oberall noch
Oberreich, wenn auch oft verborgen, der kösüiche Schau,
den unsere Väter uns hinterlassen haben, zu finden ist
Lassen Sie uns, die wir berufen sind, die Ueberlieferung
weiter zu pflanzen und zu pflegen, rastlos und unermüd-
lich suchen und sammeln, damit all' das Material zu-
sammengetragen wird, das wir dringend brauchen, nicht
in ein schön eingebundenes Buch für „Formenlehre",
sondern in die Seele des Lehrenden; denn der Geist,
der vom Lehrer auf den Schüler ausfließt, ist das wichtige
Moment, welches die guten Ergebnisse zeitigen wird.
Ich glaube, daß wir so alle geschriebenen „Formen-
lehren' entbehren können; ich halte diese Bücher sogar,
wenn sie auch noch so gut gemeint sind und auch vor-
züglich ausgewählten Inhalt haben, für unratsam, weil
nach unseren heutigen, auf den Ueberhcfcrungcn der hei-
mischen Bauweise stehenden Anschauungen kein Buch
zusammengestellt werden kann, welches giltig sein soll
für Nord und Süd, für das große weitverzweigte und
differenzierte Kunst- und Kulturleben unseres deutschen
Vaterlandes.
la. November 1904.
Wie ich erwähnte, halte ich eine Acnderung des Lehr-
planes nicht für empfehlenswert; ich möchte aber meinen
allgemeinen Aeußerungen etwas Positives anfügen. Das
Verteilender Formenlehre auf Baukunde, Baukonstruktions-
lehre usw. dürfte auf praktische Schwierigkeiten stoßen,
Im ersteren Fache kann von Bauformen gar nicht viel
die Rede sein; wer den Unterrichtsgang kennt, wird das
ohne weiteres zugeben. Die Anordnung von Grundrissen,
Gebiudeeinrichtungen, Heizung, Kanalisation usw. seblictk-n
das aus; sie müßte also angegliedert und würde eine schwer
zu empfindende Mehrbelastung des Lehrers werden. Besser
ist es in der Baukonstruktionslehrc ; hier ist nur der Um-
stand bedenklich, daß im Allgemeinen ein tüchtiger Kon-
strukteur ein schlechter Künstler ist, „Kunst" natürlich hier
im „ volkstümlichen Sinne" verstanden!
Fangen wir von unten einmal an, so ist m. E. zuerst
im Freihandzeichnen der Grund zu legen für den späteren
Aufbau; ich halte dieses Fach für eines der Wichtigsten.
Hier kann unendlich viel Gutes vorbereitet werden; es
ist hier nicht der Platz, eingehend darüber zu sprechen,
ich verweise jedoch auf einen Artikel: Vorländer, Frei-
handzeichnen, Deutsche Bauztg. 1003. S. 483 ff.
Sehr wohl könnte hier, wenn auch nicht in Klasse IV
aber doch in III, als Ziel gesetzt sein, ein bestehendes
kleines Gebäude allereinfachstcr Art nach der Natur
skizzieren zu können; Oberhaupt mQtitc auf freihändiges
perspektivisches Skizzieren nach Modell oder besser nach
der Natur da* größte Gewicht gelegt werden. Es ist ja
wirklich nicht so schwer, den Begriff „Haus als Ganzes"
zu erläutern; mir schwebt da — und ich glaube wohl
im Sinne des Hrn. Prof. Hochedcr zu reden — ein kleines
Bauwerk vor, ein Haus ohne alle Profile, Formen, Ver-
S°7
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Chronik.
Die Eröffnung des Neubaues der KonsuUr- Akademie In
Wien hat am 3. Nov. durch Kaiser Franz Josef stattgefunden. Da»
in der Waiaenhausga.se gelegene Hau» iat nach den Entwürfen des
Ob.-Brt Ludw. baumann eibauL —
Die Erbauung einer neuen Donaubrucke von der Lübau
nach Wien ist beschlossen worden. Zu den Kosten der Brücke wer-
den der Staat, das Land Niederostcrreich und die Gemeinde Wien je ','1
beistenern. Die Gcs -Kosten werden mit to — ta Mi II Kr. angenommen.
Mit der Errichtung einer Irrenanstalt für das Land Mahren
In Kremtier wird im Frühjahr 1905 begonnen werden. Die Rau-
kosten der Anstalt werden 4,8 Mill Kr. betragen. —
Ein Urnenhain des Vereins für Feuerbestattung In
Hannover wurde in den Anlagen des Engesohder Friedhofes er-
richtet und am a Nov. eingeweiht. —
Die Einweihung der Neubauten des Diaspora -Waisen-
hauses „Godelheim" bei Godesberg hat am 30 Okt. d J statt-
gefunden. Die im romanischen Stil in Backstein nach den Ent-
warfen des Hrn. Arch. Friedr. Schutte in Barmen errichteten
Neubauten sind ein Oekonomie • Gebäude (Bausumme 90000 M)
und ein Bctriebs-Gcblude (Bauaumme 75000 M). Die Gruppierung
der Bauten ist dem Landscbatlsbilde a<<grpaßt —
Eine Saalbaugruppe des Hotels „Vier Jahreszeiten" In
München ist nach den Entworfen der Firma Heilmann & Litt-
mann und durch dieselbe geschaffen und dieser Tage ihrer Be-
stimmung Obergeben worden. An der künstlerischen Ausschmückung
waren die Hrn. Paul Rieth und M. Obermayer beteiligt. —
Die Wiederherstellung des Schlosses von Amorbach Im
Odenwald ist vor kurzem vollendet worden. Die Erneuerungs-
Arbeiten, die sich vorwiegend auf das Innere bezogen, wurden
durch das forstlich leiningen'sche Bauarot geleitet. —
Eine neue psychiatrische Klinik In Manchen, an der
Ecke der Nußbaum- und Goethestraße, ist am 8. Nov. eröffnet
worden. Der Bau iat für 100 Kranke bestimmt- Entwurf und
Ausführung sind von Heilmann * 1. ittmann in München; die
Oberleitung der Ausfahrung hatte Hr. Ob.-Brt Stempel dorten. —
Ein Ruckert-Brunnen In Erlangen wurde im SchloSgartcn
nach dem Entwurf des Hrn. Prof. Theod. Fischer in Stuttgart
errichtet und am 4. Nov. entballt. —
Ein Neubau der Deutschen Bank In Berlin ist auf dem
Hausergeviert geplant, welches von der Franzosischen, der Jager-,
der Mauer- und der Kanonierstrabe begrenzt wird. Ausgenommen
sind die Gebinde der Kommerz- und Diskontobank, sowie der Ham-
burger Hypothekenbank. Die atetige Zunahme der Geschifte der
Bank macht eine Erweiterung der Geschäftsräume nötig, die durch
die Bebauung des genannten Blockes in unmittelbarer Nahe des
alten Hauses erfolgen soll. —
Die Frage der Schaffung eines oberrheinischen Schiffahrts-
weges ist der Entscheidung zugunsten der Regulierung des Ober-
rheines nahe, Ein Vertrag zwischen Elsaß Lothringen und Raden
Ober die Rheinregulierung wird den parlamentarischen Körper-
schaften beider Staaten zugehen. —
Die neue kathol. Garnisonkirche In Ulm wurde am 8 Nov.
1004 feierlich geweiht Die im Stile der schwäbischen Spfttgoiik
errichtete Kirche ist ein Werk des Hrn. Baudir. Meckel in Frei-
burg i. Br. Es ist eine Anlage mit weitgespanntem Mittelsrhit; und
achmalen Seitenschiffen. Ein Turm ragt bis zu 84 m Höhe auf. —
Ein Ledigenheim In Ulm wird an der Wagner-Straße er-
richtet. Der vicrcinhalbgeschosaige Bau, der auf 115000 M veran-
schlagt ist, entl alt im Kellergeschoß Badeeinrirhlungen , im Erd-
geschoß einen großen Aufenthalts- und Speiseraum mit geräumiger
Küche, sowie 36 Zimmer verschiedener Größe zum Wohnen. —
Der Bau eines Krematoriums In Verbindung mit einem
Kolumbarium auf dem Fragfriedhof In Stuttgart ist durch den
Feuerbestattungsverein in Aussiebt genommen Das Krematorium
erfordert einen Aufwand von 70000 M , das Kolumbarium einen
Personal-Nachrichten.
Baden. Der Reg. -Bmstr. Graf in Mannheim ist s. Ans.
entspr. aus dem staatl. Dienste entlassen.
Preußen. Verliehen ist: dem Geh Ob-Hofbrt. Ihne in Berlin
der Rote Adler-Orden Ii. Kl. mit Eichenlaub und der Kgl. Krone;
dem Reg- u. Brt Hasak und dem Stadtbrt Fr. Krause in Berlin
der Rote Adler-Orden III. Kl. mit der Schleife, dem Stadtbauinsp.
Szalla in Berlin und dem Reg -Bmstr. a. D. Sardemaon in Mar-
buig der Rote Adler- Orden IV. Kl.; dem bish. Dir. im Kais. Pat-
Amt Geh. Reg -Rat Courtois in Charlottenburg und dem Geh.
Ob.-Brt. Höckels, vortr. Rat im Reichsamt des Inneren der Kgl.
Kronen Orden III Kl.; dem Stadtbrt Rit scher in Bielefeld der
Kgl. Kronen - Orden IV. Kl ; dem Kr. - Bauinsp. Gg_ S c h u 1 1 z in
Lissa die Rote Kreuz-Medaille III Kl. ; — dem Arch. Friedr. Graber
in Bielefeld der Char. als Brt.
Die Erlaobnia zur Annahme und Anlegung der ihnen verlieh.
Orden ist erteilt und zw.: dem Reg -Bmstr. Liedtke in Strasburg
i. Westpr. des Ritterkreuzes II Kl. des Kgl säehs. Albrechts-Ordrns;
dem Reg- u. Brt. Behrndt in Aurich des Ehren-Ritterkreuzes I. Kl.
des Großh. Oldenburg. Haus- und Verdienst -Ordens des Herzogs
Peter Friedrich Lud wie; dem Geh. Reg. Rat, Reg - u. Brt. v. Tie de-
in a n n in Potsdam des Koraturkreuzes II. Kl. des Herz, aftchs -
erneslin. Hausordens; dem Geh. Ob.-Brt. Germelmann, vortr Rat
im Minist, der öffentl. Arb. des Kais. russ. SL Stanislaus-Ordens II Kl.
mit dem Stern; dem Reg- u Brt. Bindemann in Berlin des Kais,
russ. St. Stanislaus-Ordens II Kl ; dem Eiscnb -Bau- u. Betr.-Insp,
Hildebrand in Tsinanfu dea Kais, chines. doppelten Drachen-
Ordens II. Kl., 3. Stufe.
Sachsen. Die Reg - Bmstr. Köhler beim Landbauamte I in
Dresden und Meyer beim Neubau der Kunstgewerbeachule in
Dresden sind auf Ans. aus dem Staatsdienste entlassen.
Der Geh. Brt. L a r r a ß in Dresden iat gestorben. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. C. J. in C. Sie aind durchaus berechtigt, von dem
Unternehmer ein Honorar zu fordern. Ein Urteil Ober die Höhe
desselben sind wir jedoch nicht in der Lage, abzugeben. Es liegt
hier ein Mißbrauch geistigen Eigentums vor, welchem die Facbge-
nossen grundsätzlich entgegentreten sollten. —
Hrn. Bmstr. G. F. in D. For das Stadium des protestan-
tischen Kirchenbaues bietet Ihnen das umfassendste und übersicht-
lichste Material das von der .Vereinigung Berliner Architekten"
herausgegebene Werk: .Der Kirchen bau dea Protestantismus*.
Kommissions -Verlag der .Deutschen Bauzeitung*, Berlin SV/.,
Königgraizer Straße 105. —
F. P. B. K. Zur Beantwortung so elementarer Fragen, wie
Sie sie stellen, ist der Raum des Briefkastens nicht ausreichend
Anfragen an den Leserkreis.
Ein Saal mit vorhandenem horizontalem Parkettfußboden
soll für Theaterzweckc eingerichtet werden. Gibt ea Vorkehrun-
gen, um die Sitzreihen und die Ansleigung derselben schnell und
einfach (etwa durch Vorschieben ganzer Reihen samt dem an-
steigenden Fußboden unter die BQhne) zu entfernen, damit die
Saalfische unmittelbar nach der Vorstellung zum Abhalten von
B»Hen usw. frei ist? Wo haben sich gegebene nlalles solche An-
lagen bewahrt? - B & K. in St
Inhalt: Denkmal -Entwerfe von Wilhelm Kreis In Uresdra. — Das
neue königliche Mjtrrial-Prfltunirtsmt in (froö-Lichrerfelde bei Bertin. — Zur
UoiscAUltunr, des architektonischen Unterrichte» an den bauzTWeiksetiulen.
— Mitteilungen aus Vereinen. — Vermischt*-». — Chronik. — Personal* Nach-
riihtt-o. — Brief- und Fraf-ekattcn.
Hierzu eine Bildbeilage: Denkmal-Entwurf von W. Kreis.
Verlag der IieuNchen Rauieitunj. t'.. m b. H , Berlin- Kör die Redaktion
vrtantwortl Alhert Hof mann, Berlin Druck von Wilh. Greve, Berlin.
zierungen usw., ein Haus mit einfachem Türcingang, dem
einige Stufen vorgelagert sind, ein kleines schätzendes
Vordach — die glatte Mauerflache durchbrochen von brei-
ten Fenstern, wie sie der innere Raum erfordert — da-
rüber ein schlichte* Satteldach mil Giebeln oder Walm,
unterbrochen durch eine Dachluke und den Schornstein.
Das Ganze muß
in allen Teilen
mehr nach der
Breite als Höhe
entwickelt wer-
den, was na-
mentlich fürKen-
stcr und Stock-
J'ilt; das
s wirk-
Dach
samstesMotivisl
besonders her-
vorzuheben. —
Schließlich noch
die richtige
Auswahl dcsMa-
teriales; was ist
hierin nicht alles
gesündigt! Ist das nicht zu erreichen? Ich glaube doch,
auch ohne vorhergehendes Detailstudiuni.
Ganz einverstanden wäre ich, der Formenlehre einen
anderen Namen zu geben, doch das ist nebensächlich;
wichtig ist, daß diese Stunden verwandt werden, um den
56B
Schüler in das Wesen der deutschen Baukunst einzu-
führen, unter Vermeidung bezw. Beschrankung des ietzt
üblichen Profil- und Gesimsdrilles. Weiter auszufQnrcn
brauche ich das wohl nicht; in den obersten Klassen müßte
dann eine geschichtliche Entwicklung der deutschen Bau-
kunst vorgetragen werden, die ich für unbedingt nötig er-
achte; besonders die Entwicklung des „deutschen Hauses".
Das Gebiet läßt sich leicht erledigen, man darf sich natür-
lich nicht in die höheren Regionen begeben, das Studium
des „Primitiven" zeigt uns die Entwicklung am besten.
Ganzlich überflüssig ist m. E. die Einführung in die
Kenntnisse der Säulenordnungcn, überhaupt der klassi-
schen Kunst. Unsere alten Meister der romanischen und
gotischen Zeit haben sie auch nicht gekannt, und das war
ein Glück, sonst hätte ihre Kunst sich nicht zu so hoher
Blüte entwickeln können.
Der weitere Verlauf des architektonischen Unterrichtes
läßt sich nach dem Gesagten wohl leicht ausmalen; ich
möchte hier den Kaum, den die verehrliche Redaktion
mir freundlichst zur Verfügung gestellt hat, nicht weiter
in Anspruch nehmen.
Ich bin der festen t'cbcrzcugung: wenn so alles Hand
in I land geht, wenn jede Schule von einem gleichen Geiste
beseelt ist, dann werden die Leistungen unserer Bauge-
werkschulrn eine andere Beurteilung erfahren und der
schwere Vorwurf, „ Brutstätten der Geschmacklosig-
keit" zu sein, wird uns von der Seele genommen. —
Darmstadt, Ende Oktober 190.1. A. Wienkoop.
No 91.
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§ DEUTSCHE BAUZEITUNG
^ XXXVIII. JAHRG. N<± 92. BERLIN, DEN 16. NOV. 1904
Genesungsheim Friedrichshöhe zu Pyrmont.
Architekten: Hakenholz & Brandes in Hannover, iiiimu db GraoMaM S. 570.)
|as hier zur Darstellung gebrachte Gebäude, welches für die
Invalidität*- und Altersversicherung»- Anstalt der Provinz Han-
nover errichtet wurde und zur Aul nähme von bleichsQchtigen
Mädchen aus dem Gebiete der Zweiganstalt Hannover (Lippe-Detmold,
•Schaumburg- Lippe, Waldeck-Pyrmont und Provinz Hannover) dient,
ist am 13. April 1001 eingeweiht worden. Die Lage des Gebäudes
und seine Grundriß- Anordnung ergaben sich durch Berücksichtigung
der Himmelsrichtungen und einer spateren Vergrößerung durch zwei
weitere Flugelbauten in der Nord- und Ostrichiung, so daß alsdann
die Einirilusnalle mit dem Hauptzugang und der Speise- und Betsaal
den Mittelpunkt des erweiterten Gebäudes bilden werden.
Im Hauptgeschoß und dem ausgebauten Dachgeschoß befinden
sich 35 Zimmer für je a und ein größerer Raum für 5 Pfleglinge,
außerdem im Hauptgeschoß, nach Soden gerichtet, ein großer Tages-
räum zum täglichen Aufenthalte der Pfleglinge. Im Dachgeschoß
sind Zimmer für Pflegerinnen und Dienstpersonal angeordnet Der
Speisesaal reicht durch beide Geschosse. Im tiefen Lrdgeschoß be-
finden sich außer einer Wohnung des Gärtners die Toiletten und Wirt-
schaftsräume, die Küchen, Wasch- und Plätträumc. Den Transport
der Wäsche zum Dachboden vermittelt ein Aufzug. Außerdem sind
im Lrdgeschoß Baderäume für kohlensäure- und eisenhaltige Bäder
eingerichtet worden.
Für das in malerischer Gruppierung mit bewegter Umrißl>nie
und verschiedener Hohcnbemessung der einzelnen Bauteile errich-
tete Gebäude wurden romanisierende Formen gewählt. Die malerische
Gruppierung wurde hauptsächlich durch die verschiedenartige Aus-
bildung der einzelnen Dachteile, durch Giebelbildungen, hochgezogenes
Treppenhaus, Dachwalmc usw. erreicht. Die Fassadenflächen sind in
Kalkputz, alle Architekturteile derselben in rotem, roh bearbeitetem
Weser-Sandstein ausgeführt Das nicht gehobelte Holzwcrk des Fach-
werkes, durch welches die Gebäudeteile über dem hohen Lrdgeschoß
ausgezeichnet sind, ist dunkelrot lasiert, die Putzflächen haben einen
hellen Wetterfarben- Anstrich erhalten. Den mittleren Teil des Ge-
bäudes mildern Haupteingang und dem Speisesaal zicrl ein Dachreiter.
Das Gebäude liegt in einem neu angelegten Park auf einer
Hohe außerhalb der Stadt und hat Wasserleitung, Kanalisation, Gas-
beleuchtung und Dampfheizung erhalten. Die gesamten Baukosten
betrugen etwa 1 10000 M. —
56>
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Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten -Verein zu Berlin. In der Versammlung
am 34. Okt d. Js., die unter dem Vorsitze des Hrn. Minist -
Direkt Hinckeldeyn tagte, widmete zunächst der Vor-
sitzende dem am 13. Okt verstorbenen Mitgliede Hrn.
Geh. Brt. Stuertz warm empfundene Worte des Nachrufes.
Es sprach sodann Hr. Reg.- u. Brt F. Baltzcr, der früher
5 Jahre lang Ratgeber im japanischen Eisenbahn-Mini-
sterium gewesen Lst, Ober Japanische Baukunst". Der
Vortragende hatte wahrend seines Aufenthaltes im Lande
der aufgehenden Sonne die Gelegenheit benutzt, die eigen-
artige Profan- und Kultarchitektur des Landes kennen
zu lernen und dieses noch fast gänzlich unbebaute und
dabei kunsthistorisch sehr lohnende Gebiet eingehend
zu studieren. Die ausführlichen Erläuterungen des Red-
ners aber das japanische Wohnhaus, Ober die Schloß- und
Tcmpelbauten mit ihren großartigen Tor- und Turmanlagen
wurden durch Vorführung von Lichtbildern und von Zeich-
nungen ausgeführter Bauwerke aus alter und neuer Zeit
vortrefflich unterstützt. Die Zuhörer konnten sich daher
ein anschauliches Bild von der japanischen Bauwelse
machen, die infolge der Verschiedenheit der zu Gebote
stehenden Baumaterialien, des Klimas, der Sitten und
Lebensgewonnhcitcn des Volkes so grundverschieden von
behandelt. Ein aus 13 Mitgliedern bestehender Ausschuß
hat in einer Druckschrift die wünschenswerten Acndcrun-
gen bezeichnet und eine diesen Wünschen entsprechende
Fassung der Bauordnung beigefügt. Der Verein ist in
der genannten Versammlung aus verschiedenen Gründen
auf eine Beratung dieser Einzel-Bestimmungen nicht ein-
gegangen, hat sich aber den von dem Ausschusse ent-
wickelten allgemeinen Grundsätzen angeschlossen. Er
wünscht, daß das Maß der Ueberbauung eines Grund-
stückes nicht wie bisher durch Angabe von Abstanden,
Hof raumflächen und der Stockwerkzahl, sondern vor-
wiegend durch den raumlichen Inhalt des Gebäudes fest-
gelegt werde. Der Verein verspricht sich bei diesem
sogenannten kubischen System eine größere Freiheit für
den entwerfenden Architekten und damit ein individuelleres
Gepräge des Stadlbildes, wie es die früheren Zeiten schufen,
die von dem gegenwärtigen Zwang noch frei waren. Des
weiteren wünscht der Verein eine scharfe Trennung zwi-
schen der Straßenlinie und der Baulinie. Befriedigt die
Straßenlinie das Verkchrsbedürfnis und gewahrt sie Licht
und Luft, so kann die Baulinie hinter jener in freierer
Weise festgesetzt und damit wieder eine größere Vielge-
staltigkeit der Bauweise erzielt werden. Al9 dritte Forde-
rung wird unter allen Umstanden ein besserer und rascherer
Vollzug der bestehenden, bezw. der noch zu erlassenden
L
lex unserigen ist. Der inter-
jessanle Vortrag wurde mit
großem Beifallaufgcnomtncn.
• Den Schluß der Sitzung
bildete ein kurzer Bericht des
Jim. Sladtbauinsp. Stiehl
au dem .Vandalen "-Artikel
fernst von Wildenbruch's.
Eine Stellungnahme des Ver-
eins wurde der nächsten
Sitzung vorbehalten. In die-
ser schlug der Vorstand dem
Verein vor, zu dem Artikel
öffentlich keine Stellung zu
nehmen, ein Vorschlag, der
£>n der Versammlung angenommen wurde.
Am 35. Oktober fand eine Besichtigung der Glas-
osaik- Fabrik von Puhl & Wagner in Treptow statt,
sren Neubau, nach den Entwürfen vom Geh. Brt. Fr.
iScbwechten ausgeführt, wir auf S. 433 bereits wieder-
Tgeccben haben. Es fehlt z. Zt. allerdings noch das Ver-
waltung*- und Wohngebäude. Das im romanischen Stile
■ausgeführte Bauwerk hat reichen Mosaikschmuck aus der
Werkstatt der Firma erhalten. Die ganze Gebäudegruppe
wirds von einer ausgedehnten und wohl gepflegten Garten-
anlage umschlossen. An die äußere Besichtigung des Neu-
baues schloß sich ein Rundgang durch die Werkstätten,
in denen die Glasflüsse in 8—10000 Farbenlünen herge-
stellt werden, die Arbeitsräumc , in denen diese Glas-
•flQssc zerteilt werden, durch die Zeichensäle zur I Icrstellung
der Kartons nach den Entwürfen der Künstler, die Ateliers,
in denen z. Zt. über 50 Personen mit der Herstellung des
Mosaikes beschäftigt waren und schließlich die Ausstellungs-
räume. Die Firma war gerade mit der Herstellung von
jArbcitszeichnungen nach Entwürfen von Prof. Schapcr
für die Gedächtnishallc der Kaiser Wilhclm-Gedächtnis-
jKirchc, des Malers Octkcr für die Elisabeth-Kemenate
ider Wartburg, sowie mit der Herstellung von Mosaiken
(nach Entwürfen von Pfannschmidt in Rom, Grätz in
Frankfurt a. M. (ein St, Michael für den Rathausturm) usw.
beschäftigt. Die Herstellung des Mosaikes, die durchaus
^icht als eine rein mechanische Arbeit angesehen werden
idarf , sondern ein feines Verständnis für Form und Farbe
'bei jedem Mitarbeiter voraussetzt, darf als bekannt voraus-
gesetzt werden. Die Besichtigung erregte großes Interesse.—
Münchener Aren.- u. Ing. -Verein. In der Wochenver-
sammlung vom 10. Nov. wurde der Entwurf eines Schrei-
bens beraten, in welchem der Stadtmagislrat München er-
sucht wird, eine zeitgemäße Ab- und Umänderung der
Münchener Bauordnung von 1895 in die Wege zu
leiten. Der Gegenstand wird seil Jahren im Verein
570
Genesungshelm
„Friedrichshöhe" zu
Architekten :
Hakenholi * Brandet
r-
nrnns
7
■
MAO *
— Jf-t
w
y
*
CM CM
:
.MO t
Bauvorschriften bezeichnet und darauf hingewiesen, daß
anderwärts, z. B. in Wien, die Behörden die Baugesuche
in bestimmt vorgeschriebenen Fristen erledigen müssen.
Die genannte Vereinsbesprechung drehte sich hauptsäch-
lich um diesen Punkt, wobeidie unglückliche Unterscheidung
der Zuständigkeit zwischen Gemeinde- und Staatsbehörden
und die geringen Befugnisse der Lokal-Baukommission
hervorgehoben wurden. Auch aul die Zersplitterung der
Tätigkeit in eine Unzahl von Referaten, Abteilungen, Kom-
missionen und Plenarvcrsammlungcn wurde hingewiesen,
welche Instanzen selbst in den unbedeutendsten Dingen
auf dem umständlichen schriftlichen Wege gehört werden,
so daß die beste Zeit nicht mit der wirklichen Behandlung
einer Bausache, sondern mit dem Hin- und Herschleppcn
der Akten verloren geht. Unter Genehmigung des an den
Magistrat gerichteten Schreibens nahm der Verein eine
wettere Tätigkeit in der Ocffcntlichkcit in Aussicht, wenn
diejenigen Mißstände des Vollzuges, die ohne umständ-
liche Verhandlungen auf dem Bureauwege beseitigt wer-
noch längere Zeit fortdauern sollten. —
Zur Wahrung des geistigen Eigentums an Werken der
Architektur. Am 31. Out d. J. wurde auf dem Königsplatz
in Berlin das Koon-Denkmal enthüllt, welches die Abbildg.
S. 571 wiedergibt Das Denkmal gehört zu den stattlicheren
der Rcichshauptstadt; es erreicht eine Höhe von 9,5 von
welchen 4,5 ■ auf den Sockel und 5 m auf die Bronzefigur
des Keorganisators der preußischen Armee kommen. Der
Sockel und die halbkreisförmige Einfriedigung bestehen
aus schwedischem Labrador, welcher in der Granitwerk-
stätte von Woelfel in Selb in Bayern bearbeitet worden
ist Die Stufen sind aus Selber Granit gefertigt, während die
Plattform mit bayerischem -Syenit belegt wurde. Die Bronze,
figur wurde in "der Gießerei von Martin & Piltzing in
No. 93.
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Berlin gegossen. Wenn wir recht unterrichtet sind, wur-
den f ür die Erstellung des Denkmals aooooo M aufgewendet.
Was uns nun im Besonderen veranlaßt, diese Denkmal-
Angelegenheit zu berühren, das ist die auffallend geringe
Rücksichtnahme des Hrn. Bildhauers Harro Magnussen,
dem das ganze Denkmal übertragen war, auf seinen archi-
tektonischen Mitarbeiter, Hm. Architekten Arnold Hart-
mann in Grunewald. Obwohl der letztere im unmittel-
baren Auftrage des Bildhauers den Sockel entwarf, hat
der Bildhauer es weder für notig gefunden, den Archi-
tekten zu den Enthüllungs-Feierlichkeiten zuzuziehen, noch
überhaupt in der Oeffentlichkeit seinen Namen zu nennen,
obwohl durch den ausgezeichneten Sockel das Denkmal
erst zu seiner vollen
Wirkung kommt, wenn
nicht der Sockel das
konventionelle Bild-
werk an künstleri-
schem Gehalt über-
trifft Für die Archi-
tekten, die in die Lage
kommen, gemeinsam
mit einem Bildhauer
ein Denkmal zu schaf-
fen, ergibt sich hieraus
die Lehre, sich den
geistigen Anteil an dem
Werke und seine An-
erkennung derOeffcnt-
lichkeit gegenüber von
vorn herein vertrags-
mäßig zu sichern. K-
gibt auch Bildhauer,
die anders denken und
handeln, als es in die-
sem Falle geschehen
ist und die bereitwil-
ligst fremden Anteil am
gemeinsamen Werke
auch der Oeffentlich-
keit gegenüber anzu-
erkennen bereit sind.
Es ist jedoch auch die
Tendenz nicht selten,
im Architekten einen
zwar notwendigen,
aber untergeordneten
Mitarbeiter zu sehen
und hiergegen heißt
es Front machen. —
Die Stellungnahme
der „Deutschen Bau-
zeltung" In der Frage
der Aufstellung von
Entwürfen für Bebau-
ungsplane wird in
einem „Zum Flucht-
linien-Gesetz "über-
schriebenen Artikel
von Abendroth, der
an erster Stelle in No. 15
vom > November des
„Tecnn. Gemeinde-
blaues- erschienen
ist, in einer Weise dar-
gestellt, die in ihrer
Form und ihrem Zu-
sammenhange geeig-
net erscheint, ein voll-
ständig falsches Bild
von unserer tatsäch-
lichen Stellungnahme
zu geben, und die wir
daher nicht unwider-
sprochen lassen möch-
ten. Verfasscrerwahnt,
daß er bereits 1900 auf die durch die Praxis der .Stadterwei-
terungen erwiesenen Mängel des Fluchtlinien-Gesetzes hin-
gedeutet und daran entsprechende Aenderungsvorschläge
geknüpft habe, die man zwar einerseits „sehrbcachtenswen"
genannt, zugleich aber die daran geknüpfte Kritik über die
Bis dahin gepflogene Art, Bebauungspläne zu entwerfen und
festzusetzen, namentlich in der „Deutschen Bauzeitung" als
„unerhörte Unterstellungen", „Aeußcrungcn eines ver-
bitterten Gemütes" usw. bezeichnet habe. Es habe dann
erst des Einsetzens der Autorität eines Camillo Sitte be-
durft, um in den ersten Heften der neuen Zeitschrift „Der
Städtebau" vier Jahre später das der Allgemeinheit näher
16. November 1904.
zu bringen, was in den Reihen ernster Praktiker längst
schwer empfunden worden sei, nämlich die Unhaltbarkeil
der „Plangeometrie* der Stadterweiterungs-Entwürfe vom
grünen Tisch.
In diesem Zusammenhange müssen obige Ausführun-
gen den Eindruck erwecken, als ob die Deutsche Bau-
zeitung einen rückständigen Standpunkt in diesen Kragen
eingenommen habe, während sie gerade und nicht erst
seil 4 Jahren immer wieder für eine einerseits den künstle-
rischen, anderseits den wirtschaftlichen, hygienischen und
sozialen Forderungen entsprechende Entwicklung des
Bebauungsplanes eingetreten ist, und den Schematismus,
die „Plangeometric" nachdrücklich bekämpft hat.
Die obigen in Paren-
these gesetzten AeuBc-
rungen sind aas dem
Zusammenhange her-
ausgerissen und einem
im Jahrg. 1901 in un-
serem Blatte erschie-
nenen Artikel Ober
„Städtebau-Frage n
mit besonderer Be-
ziehung auf Ber-
lin" entnommen. Sie
wendeten sich haupt-
sächlich gegen zu weit-
gehende Ansprüche
des Landmessers hin-
sichtlich seiner Betei-
ligung bei der Auf-
stellung von Bebau-
ungsplänen und wiesen
verallgemeinernde An-
griffe gegen die Zu-
verlässigkeit der von
Bau -Sachverständigen
aufgestellten Bebau-
ungspläne zurück. —
Die Ironie des Schick-
sals will es übrigens,
daß der Verfasser des
angezogenen Artikels
Ober Städtebaufragen
der Mitbegründer und
-Leiter der Zeitschrift
„Der Städtebau* ist —
Hundertjähriges Be-
stehen der Baugewerk-
schule in Gotha. Ein
seltenes Fest begeht
die Ilerz.-Sächs. Bau-
gewerbe- und Hand-
werkcrschule in Gotha,
indem sie im Februar
1005 das Einhundert-
jährige Bestehen der
Anstalt feiert Mit die-
ser Feier soll eine Aus-
stellung 1 . von Arbeiten
der derzeitigen Schü-
ler und a. von Arbeiten
der ehemaligen Schü-
ler verbunden werden.
Die letztgenannten Ar-
beiten sollen solche
sein, welche die Her-
ren in ihrem Berufe
nach Verlassen derßau-
gewcrbeschulc ausge-
führt haben. Die Aus-
stellung soll feststellen,
was auf der Schule
geleistet wird und in
welchem besonderen
Zweige ihres Faches
die ehemaligen Schüler der Anstalt jetzt tätig sind. —
Das Roon-Drnkmal auf dem Königsplatz In Berlin.
Bildhauer: Harro Magnolien; Architekt: Arnold Hartmann.
Preisbewerbungen.
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
ein Krelssparkassen-Gebäude des Kreises Tarnowltz (Gesamt-
bausummc 35000 M.) erläßt der Landrat für deutsche Archi-
tekten zum 3 Jan. 1905. Es gelangen 3 Preise von 500,
350 und 150 M. zur Verleitung Unterlagen gegen 2.^0 M.
„von dem das l'rckrichtcrami unter Zuziehung de« Kreis-
baumeisters als alleinigem Bausachverständigen ausüben-
den „„Krcisauschuß zu Tarnowitz"". Verlangt werden
57'
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Grundrisse und Fassaden in i : 100, Perspektive und Kosten-
Überschlag. — Lohnt es sich wirklich, zu solchen Aufgaben
die gesamte deutsche Archilektenschaft heranzuziehen? —
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für ein
neu« Rathaus In Wilmersdorf bei Berlin Lst durch die Ge-
meinde-Vertretung beschlossen worden. Für die besten
der bis 10. April 1905 einzuliefernden Entwürfe sind ein
I. Preis von 8000 M., ein II. Preis zu 5000 M. und zwei
weitere Preise von je 3000 M. in Aussicht gestellt. Der
Ankauf eines nicht preisgekrönten Entwurfes für 1000 M.
wird vorbehalten. Wir kommen auf das Preisausschreiben,
wenn es ergangen sein wird, zurück. —
Bücher.
Die Burgen und Burgenrest« Italiens. Unter diesem
Titel erscheint in Balde ein von dem Architekten Bodo
Ebhardt in Grunewald im Auftrag des Kaisers und mit
kaiserlicher Unterstützung herauszugebendes Werk, zu wel-
chem der Verfasser das umfassende Material auf einer
längeren italienischen Studienreise sammelte. Das Werk
erscheint im Verlage von Ernst Wasmuth in Berlin und
zerfällt in 4 Abteilungen: über-, Mittel- und Unter-Italien
und Sizilien. Auf aoo Tafeln GroBfolio in Lichtdruck und
Strichmanier sollen etwa 100 Burgen in Grundrissen,
photographischen Ansichten und zeichnerischen Darstellun-
gen wiedergegeben werden. Der reich illustrierte Text,
40 Bogen im Formate des Werkes, enthält eine historische
Uebersicht über den Burgenbau Italiens aufgrund ge-
druckter und ungedruckter urkundlicher Nachrichten, Dar-
stellung der verschiedenen Einflüsse, die auf die Ge-
staltung der Burgen bestimmende Wirkung gehabt haben
und eine Studie über den Einfluß des Burgenbaues auf
den Profanbau des Mittelalters. —
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Die vom
3, Tage für Denkmalpflege zu Düsseldorf am 26. Sept. 190a
gewählte Kommission, bestehend aus den Geh. Hofrat Prof.
Dr. Oechelhäuser in Karlsruhe und Justizrat Loersch
in Bonn, hat mit Prof. Dr. Dehio, Dir. des kunstgcschichl-
lichen Institutes der Universität Strafiburg einen Vertrag
geschlossen, nach welchem dieser die Herausgabe des
.1 landbuches der deutschen Kunstdenktnäler" übernimmt
Kür dieses Werk hat der Staat eine namhafte Unterstützung
gewahrt und der Verlag Lst der Firma Emst Wasmuth
in Berlin übertragen worden. Das Werk, eine alphabetisch
geordnete umfassende Inventarisation aller Kunstdenkmäler
des Deutschen Reiches, erscheint in 5 Bänden von je
25 Bogen, Format 13 : 19,5. Der erste Band befindet sich
unter der Presse. —
Beider Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Steuer, Ad. und BUcheler, Roh. Unser Schreiner h »od.
werk. Zahlreiche mustergiltige Original • Entwürfe und
Werkzeichnungen von allerlei einfachen, zuroteil ausgeführ-
ten Möbel- und Bauichrcinereien ncbit prakt. Ratschlägen
für die vorteilhafte Herstellung in der Werkstatt 70 Taf.
nebst zugcbOr. Werkzeichnungen vollst in 10 Lfrgn. Stutt-
gart 1904- Leonhard Heilbronrt. Lfrg. I 8,50 M.
Ztlllch, Karl, Wasser-Rauinsp. Statik fOr Baugewerk-
seboteo und Baugewerkameister. L Teil graphische Statik.
Mit 171 Tcxtabbildgn. 3. Aufl. Berlin 1904. Willi. Emst St
Sohn. Pr. x,ao M.
Beckenhaupt, C. Die Urkraft im Radium ond die Sicht-
barkeit der Kraftzuslände. Heidelberg 1904. Carl Winter'*
Univen. -Buchhandlung.
Fabarlus, Stadtbauinsp. Die Bedeutung derBaupolizei-
Ordnung für das atädtiiche Wohnungswesen.
Vortrag. Kassel 1904. Buchdruckern von H. Siebert.
Feiooivcllcmcnt estpreußischer WasscrstraSen.
Mit einer sebemat. Darstellung.
— der Aller von Celle bis zur Mündung , der Leine von
F'u^pciiburg bis zur Mündung und der Innerste von
Marienborg bis zur Mündung. Mit einer scbematiichen Dar-
stellung. Bureau für die Hauptnivcllementa und Wasserstands-
Bcobachtnogco im Minist der Offentl Arbeiten. Berlin 1904.
Grünzweig 4t Hartmann, G. m, b. H. ZurTcchnikdcrKälte-
Industrie- Lud wigshaf cn 1904 ,
Herz Bey, M., Max. Görnitz de conseivalioo des Monuments
del'artarabe. Exercice 190a, Fascicule 19. Progres-
verbaux des scancea. — Rapports de la sectioo technique
suivi d'un sppendice (avec 8 plancbes). Kairo 190a.
Krell, Otto, jr , Ingenieur. Ueber Messung von dynami-
schem und statischem Druck bewegter Luft
München 1904. R. Oldeobourg. Pr. 8.50 M.
Landmann, L , Oberlehrer. Tabellen zur Bestimmung
der Randspannungen von Fa br i k s c h o r n s teinen
nebst Erläuterung ihrer Herstellung und Anwendung. Mit
1 Abbild, und 1 Tabelle. Wiesbaden too«. C. W. Kreidet 1
Verlag. Pr. ■ M.
Michel, Eugen. Dr.- Ing , Reg. - Bmstr. Ueber die Kerami-
schen Verblendstoffe. Mit 68 Ahbildgn. im Text.
Halle a S 1004 Wilh. Knspp. IV. 8,40 M.
Müller, Hugo Anleitung zur Momentpbotographie.
M,t 35 Abbildg... Halle a. S. .904. Wilh. Knapp. Pr. 1 M.
57a
Moormann, Carl, Kgl. Brt. Das Wesen der Elektrizität
und des Magnetismus. In gemeinverständlicher Dar-
stellung erklärt Mit 85 Abbildgo. im Text. Leipzig 1004.
Eduard Heinrich Mayer. Pr. 1,80 M.
Dr. Müller, Gust, Adolf. Die Tempel zu Tivoli bei Rom
und das altcbristl. Privathaus auf dem Monte Cello. Mit
3 Lichtdrucktaf. und Abbildgn. im Text Leipzig. Paul
Scbiramelwitz. Pr. 3 M.
Dr. Noerdllngcr, H. Baugewerbe-Tarif t. Gebrauche für
Baumeister, Architekten, ingeoieure und Bauhandwerker;
bearbeitet von Arch. Wilh. Nicol. — Zweck und Verwendung
einiger hygienischer und teebn. Präparate der ehem. Fabrik
Flörsheim am Main. 4004.
Patschke, A, Ingen. T ran s ve r s a I - Da co p f t u r bi n e n für
elastische Kraltmiltel: Waaserdampf, Lufl, schweflige Säure.
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Pizztghelll, G. , K. k. Oberstleutn. a. D. Anleitung zur
Photographie. Mit aaa Text - Abbilden, und 84 Tat.
13 vermehrte und verbesserte Aufl. Halle a. S. 1904.
Wilh. Knapp. Pr. 4 M.
Rambati, J. G„ Arth. Bericht des Vereins - Ausschusses betr.
die Arbeiter-Wohnuogsfrage. Kamburg 1903.
Otto Meifiner-s Verlag.
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Kr.-Bauinsp. Engelbreeht io Genthio und
dem Landesbauinsp. Neujahr in Landsberg a. W. ist der Rote
Adler -Orden IV. Kl., dem Geh. Brt Dietrich in Baden-B. und,
beim Uebertritt in den Ruhestand dem Geh. Brt Viereck in'
Koblenz ist der Kgl. Kronen-Orden III. Kl. verliehen.
Die Wahlen des vortr. Rats, Geb. Ob -Bits. Dr ing., Dr.
Zimmermann und des Dir., Geh. Reg -Rat« Prof. Martens zu
ord. MitgL der Akademie der Wissenschaften in Berlin sind be-
stätigt worden.
Versetzt sind: der Reg. -Bmstr. Brunner in Breslau zur Kgl.
Eiseob.-Dir. in Berlin, der hesa. Reg, Bmstr. Kayser in Köln zur
Kgl. Eiseob.-Dir. in Kassel; — die Reg. -Bmstr. Ebel von Bad
Bertrich nach Magdeburg, Kutzbach von SigmarinKcu nach'
Ratibnr und R i e p e r t von Berlin nach Posen.
Zur Beschäftigung Oberwiesen sind die Reg. - Bmstr. : Emil
Schultze der Kgl. Eisenb - Dj-. in Dan zig, Andr6 der Kgl.
Eisenb.-Dir. in Münster i. W.; Gohlke und Hentscbel der Dir.
in Berlin- — Linkenbach dem Minist, der Offentl. Arb. (Eiseob.-
Abt ), N 1 c m a n n der Kgl. Eisenb.- Dir. in Magdeburg, Büssing
der Dir. in Königsberg i. Pr., Veite der Dir. in Essen a. R.
Die Reg.-Bfhr. Jon. Pegels ans Aldekerk, Gg. Schüler
aus Stettin und Maxim, van deSandt aus Barmen (Hochbfch ),
— Johs. G ä h r s aus Ostmoorende und Walter Ruhtz aus Gr.-
Gaudiachkebmen (Wasser- u. Straßeubfcb.) sind zu Reg. - Bmstro-
ernannt.
Den Rcg.-Bmstra. Artor Ehrcnhsus in Berlin, Karl Conrad«
in Barmen und Ludw. Netter in Berlin ist die nachgea. Eoüaaa.
aus dem Staatsdienst erteilt
Der Geh. Brt Stoertz in Berlin und der Reg.- n. Brt
Moritz in Erfurt sind gestorben.
Wu rttemberg. Dem Reg.-Bfhr. K I a i b e r ist die Stelle eines
techn. Kolleg . Mii^T mit den Dienstrechten eines Reg. -Ass. bei der
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. L. In Fulda. Von dem Anlieger an einer histo-
rischen Straße können aus Anlaß des Anbaues an einer solchen
Straße weder Herricbtuogskoaten der Strsße noch Abtretungen
von StraBenland gefordert werden, es sei denn, daß die betr.
Sirafle bei Erlaß des auf dem Fluchtliniengesetz von 1875 basieren-
den Ortaslatutes zwar fertig gestellt aber noch völlig unbebaut war.
Es können auch Kosten usw. nicht vom Anlieger erhoben werden,
wenn etwa später die Baufluchten einer solchen Straße geändert,
oder sonstige Umgestaltungen an der Straße vorgenommen werden.
Das Wesen der historischen Straße besteht darin, daß diese vor
Inkrafttreten dea Ortsstatute« (die Mehrzahl derselben ist bald
nach 1875 nach Erlaß des Fluchtlinien -Gesetzes erlassen worden)
eine zum Anbau bestimmte und fertige Orts strsße war und das
sie dem Verkehr innerhalb der Ortschaft gedient hat (Keineswegs
braucht die Straße eine geschichtlich bedeutungsvolle alte Straße,
eine Heerstraße u. dergl. gewesen zu sein.) Im Einzelfalle werden
zwischen Gemeinden und Anliegern aber recht oft Streitigkeiten
entstehen, ob es sich um eine historische oder nicht historische
ist™ Uher^s'usrachiosseo' ' W^rneve^eise^r^eX?baaufU d^M* über-
sichtlichen Aufsatz Jahrg. 1901 S. 53a .Straßen und deren Bebauung
in Beziehung zum preuß. Flochlltnicngcsetz'. —
Fragebeantwortongen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage in No. 88 können wir mitteilen, daß hier sowohl
der große Ssal der Stadthalle als auch die Unter geschoßt äume des
neuen Sehulhauses im Stadtteil Neuenheim mit Parkettplätzen ans
Buchenho'z belegt sind und daß dieser Belag sich seit a Jshrcn gut
bewährt hat Die Platten, etwa 50,50 cm groß und solide ver-
stemmt, sin t an der Unterseite mit Asphalt belegt, werden einfach
auf eine ebene Sandbettung gelegt ond mit Nut und Feder zu-
sammengefügt Das Holz ist mit Kolophonium imprägniert. Die
Lieferfirma ist C. Amen dt in Oppenhrim a. Kbcin. —
Ehrmann, Stadt. Horhbauamt in Heidelberg.
Inhalt. Genesungsheim .Frtedrirhsholie" zu Pyrmont. — Mitteilungen
1111 Vereinen. - Vermischte«. — Preubeweibungen. — BOcheT. — Heraonsl-
N'actiHclitm. — Brief- und Fraietasten.
Veitsr. der Deutschen Bsszrituug, G m. b. lt., Berlin, r nr die Redaktion
verantworü. Albert Hof mann, Berliu. Druck vun Wilh. Greve, Berlin.
Na 92.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIH. JAHRG. N° 93. BERLIN, DEN 19. NOV. 1904
Gartenanlage auf der Gartenbau-Ausstellung in Düsseldorf 1904.
Entwurf: Professor Peter Bebrens in Düsseldorf; Ausführung: Konrad Bartels in Köln a. Rh.
(Hirriu rlitr BlldbrUagr, «owt« Abbildung und Lagrp'an S. 577,)
ie meisten der modernen deutschen Garten-
anlagen leiden im Gegensatz zu englischen
] und amerikanischen Ausführungen dieser
I Art unter dem Umstände, daß sie nicht ge-
nügend an den Charakter und die Stilart
des Hauses, dem sie im Sommer als Fortsetzung des
Wohnens dienen sollen, angegliedert werden und meist
als Schöpfungen für sich erstehen. Es ist angesichts
dieses Umstandcs nicht ohne Interesse, festzustellen,
daß die Stimmen aus dem Gebiete der Gartenkunst
sich fortgesetzt mehren, welche in einer von Haus aus
in Aussicht zu nehmenden Zusammenarbeit von Archi-
tekt und GartenkUnstler das Ergebnis erhoffen, daß Haus
und Garten sich enger aneinander schließen als bisher,
sodaß das eine gewissermaßen die Erweiterung des
anderen wird. Gewiß nicht ohne Berechtigung wird
in gartcnkOnstlerischen Kreisen gewünscht, daß nament-
lich bei unebenem Gelände schon bei der Stellung
des Hauses der Gartcnkünstlcr mit zu Rate gezogen
werden möge.
Die hier zutage tretenden Bestrebungen waren es,
welche die auf unserer heutigen Beilage sowie in den
sie begleitenden Abbildungen zur Anschauung ge-
brachte Gartenanlage auf der diesjährigen Gartenbau-
Ausstellung zu Düsseldorf erstehen ließen. Die Anlage
hatte den Zweck, die gegenseitige Abhängigkeit von
Haus und Garten darzutun und ferner aber auch haupt-
sachlich zu zeigen, daß der architektonische Garten
mit der Fülle seiner Abwechselungen ein ansprechen-
des und zum Verweilen einladendes Bild darbieten
573
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wenn er noch so klein ist und daß er auch bei Schema darzubieten, sie wollten vielmehr damit künst-
großer räumlicher Beschränktheit sehr reichhaltig aus- lerische Anregungen zu einer Neugestaltung des
gestattet werden kann. Die beiden Künsüer hatten deutschen Hausgartens geben und wer wollte leug-
keineswegs die Absicht, in dem Ausstcllungsgarten ein nen, daß derselbe dieser Anregungen sehr bedarf? —
Das neue königliche Material -Prüfungsamt in Groß-Lichterfelde bei Berlin.
=ap
T
[RFPBia
rber die Kaum Verteilung auf die verschie-
denen Abteilungen des Material- Prüfungs-
amtes, die in klarer und ObcrsichtlichcrWeise
erfolgt ist, gibt der Uebersichtsplan, Abbild« 2
in No. oo, und geben die Grundrisse, Abbil-
dung 3, Aufschluß. Letztere lassen auch die Zweckbe-
stimmung der verschiedenen Räume erkennen. Danach
ist im Erdgeschoß
des I iauptgebäudes
die allgemeine
Ve r w a 1 1 u n g unter-
gebracht, in den Sei-
tenflügeln haben die
Laboratorien für
Bau matcrialien-
Prüfung bezw. für
Mctallprüfung
Platz gefunden. Wie
der Schnitt, Abb. 4,
zeigt, schließen sich
an die Laboratorien
eingeschossige Ge-
bäude.die Versuchs-
stätten an, in wel-
chen die schwere-
ren, größeren Raum
einnehmenden Prü-
fungsmaschinen auf-
gestellt sind. Trans-
port - Gleise führen
in diese Versuchs-
stätten hinein, wel-
che die leichte Ein-
bringung der Mate-
rialien und größerer Versuchs-
stücke gestatten. Das Haupt-
gebäude nebst den Labora-
toriums-Anbauten ist mehr-
geschossig, vcrgl. den Schnitt
Abbildg. 5. Im L Geschoß
des Hauptgebäudes ist im mitt-
leren Teile die Abteilung für
Chemie, in den Flügclbauten
diejenige für Papier- bezw. Ocl-
prüfung untergebracht. Erste-
rer ist auch ein Teil des II. Ge-
schosses überlassen , welches
im übrigen der Abteilung für
Metallographie zugewiesen
ist. Im III Geschoß sind Räume
für photographische Zwecke
der allgem. Verwaltung unter-
gebracht.
Von den übrigen Bauti n
sind der allgemeinen Verwal-
tung noch unterstellt das
Kesselhaus, das Maschinenhaus mit Kühl- und Akkumu-
latoren Gebäude, die Hälfte des Werkstattgebäudes und
ein Teil des Feuer-Laboratoriums. Die andere Hälfte des
Werkstattgcbäudes und das Fallwerk sind der Abt für
Metallprüfung noch überwiesen. Auch der Abt. für
Metallographie ist im Feuer-Laboratorium fürSchmclz-
versuche ein Teil des Raumes zugeteilt, desgl. der Abt.
für Baumatcrialicnprüfung für Glüh- und Schmelzver-
suche. Die unbebauten Flächen im Freien dienen haupt-
sächlich letzterer Abteilung für Brandversuche, Be-
lastungsproben von Decken, Verwittcrungs- Versuche.
Die nutzbare Oberbaute Grundfläche (ohne
Treppen, Flure, Aborte, Keller) verteilt sich auf die
einzelnen Abteilungen wie in nebenstehender Tabelle
angegeben ist.
574
Dazu kommen noch für Keller, Flure, Treppen, Ab-
orte 4316,78 <i», sodaß die gesamte Oberbaute Fläche
10 359,53 1™ beträgt. Der umbaute Raum der Amts-
gebäude stellt sich t t f
auf 6o4iofbm, da-
zu noch i2to<,"n
für die Verbin-
dungs-Keller zwi-
schen Haupt -Ge-
bäude und Werk-
statt, Maschinen-
haus und den Ver-
suchstätten bezw. dem Feuer-Laboratorium, dem Akku-
mulatoren-Gebäude usw. Diese Keller nehmen die
Allgemeine Verwaltung
Abteilung für .Metallprüfung . . . .
„ Baumaterialien-Prüfung
„ Papierprüfung . . . .
. Metallographie . . . .
, Allgemeine Chemie . .
„ OclprOfung
1544,01 q»>,
'378,83 ■
»041.54 .
430,45 .
473.8° ■
779-30 „
394vBa_..
Zusammen 6042,75 «!■»"
N0.93.
Digitized by Google
Leitungen auf. Die Kellerräume der mehrgeschossigen
Gebäude dienen als Lagerräume, soweit sie nicht für
die Zwecke der Heizung, Be- und Entwässerung und der
maschinellen Einrichtungen in Beschlag genommen sind.
Die Flure und Treppen sind zu Gunsten der
Arbeitsräume nach Möglichkeit eingeschränkt. Erstere
haben 2,5 ■ Breite erhalten, die dreiläufigen
Treppen im Hauptgebäude 1,5™. Letztcrc
umschließen die elektrisch betriebenen Auf-
züge für Personen- und Lastenverkehr mit
500 bezw. 750 k* Tragfähigkeit. Diese sind
mit Druckknopf-Steuerung eingerichtet und
fahren mit 0,35 "»/Sek. Geschw. Die größte
Förderhohe im mittleren Treppenhaus be-
A. RQrherwhrmnk,
B. Wuchfcrckra.
D. Dunpfkipelle.
DK. Dunkrlkimiurr,
DT. Dunpf-Trockmsrhrank.
F. Flllwerke und Schl»j<Uqer-Ver-
C. <i»r
Die Fundamente der Gebäude sind in Kiesbe-
ton 1 : 10 hergestellt, die aufgehenden Mauern in
Hintermauerungs- Steinen im Verbände mit der Ver-
blendung aus 1 ] and strich-Stcinen aufgeführt. In den
V« Stein starken Zwischenmauern der Laboratorien-
Gebäude und der Versuchsstätten sind eiserne Stützen
zur Aufnahme der Deckenunterzüge bezw.
Krahnträgcr eingebaut. Auch die Vi Stein
starken Querwände sind mit eisernen Trägern
ausgesteift.
Die Decken sind zumeist zwischen Trä-
gern V, St, bei starker Belastung 1 St. stark
gewölbt. Nur in den Wohngebäuden sind
Monierdecken angewandt. Mit Rücksicht auf
R. HrfiL
S. SrhratbliiKh.
T. Tin*.
W. Wrrku-Uf-Mjiirhltirn.
Wl. WlRtnrk.
Z. Z«kJriaeniar> - Max-hinrn (Krl)er-
SHcbwcrk, Kut»lmQhJe, W»li-
usw.).
"* T« rrr. W^ — r'TTTTT *" '
J I
Abbildg. 3. Grundriue der AmUgeblude.
trägt 17™ Die Aufzüge sind von Carl Flohr in Berlin die notwendigen zahlreichen Decken-Durchbrechungen
gebaut und erfordern 5 bezw. 8 PS. Sie werden mit für Leitungen, die auch später noch erforderlich wer-
Gleichstrom-Elektromotorcn betrieben. den können, schienen Eisenbetondecken, die nicht bc-
19. November 1904 575
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liebig durchbrochen werden dürfen, gegenüber den reicher sind die Wohngebäude, nämlich das Doppcl-
einfachen Wölbdecken im Nachteil.
Die Dächer sind zumeist flach, als Holzzcment-
dächer hergestellt; das Maschinenhaus ist mit sicht-
barem eisernen Polonceau überspannt, Feuer-Labora-
torium und Kesselhaus besitzen hölzerne Dachstühle.
Die Wohngebäude haben steile Ziegeldächer. Die
Dachgeschosse sind
hier z. T. ausgebaut.
Die Fußböden
sind in den Kellern
in Kiesbeton mit glat-
tem Zementabstrich,
im übrigen fast durch •
wegalsZementeslrich
mit Linoleum -Belag
hergestellt. Bei den
nicht unterkellerten
Räumen wird der
Estrich von einer Be-
tonlage von 10 bis
25 cm, je nach Belas-
tung.getragen. Außer-
dem kommen in eini-
gen Räu m cnTerrazzo,
Fliesen, Eisenklinker
(in Schmelz- und Vor-
Enlvtuif von CTitttich, Arcb. in München.
haus für den Direktor und t. Üntcrdircktor, das Be-
amten-Wohnhaus und das Pförtnerhaus ausgebildet.
Die steilen, mehrfach gebrochenen Dächer, frei vor-
springenden Treppenhäuser, Veranden und Balkonc
ergeben etwas lebhaftere Umrißlinien.
Was den inneren Ausbau der Hauptgebäude
betrifft, so sind die
Fenster, abgesehen
von den Fluren.Trep-
penhäusern und Ab-
orten, durchweg als
Doppclfenster herge-
stellt. Im Hauptge-
bäude beträgt dabei
der Scheibcnabstand
35 fm, sodaß dieStaub-
Jalousien gegen die
Witterung geschützt
zwischen den Fen-
stern untergebracht
werden konnten. Alle
Fenster sind reich-
lich mit Lüftungsflü-
gcln ausgestattet Das
Rahmenwerk ist fast
durchweg inHolz her-
SP*
V I;' \
■, ■ IM .......
— * » " ~T=^=
Kon'gtplaU in Berlin.
Place de la Concorde in Paria.
Zur Frage
der Umgestaltung
des KarlsplaUei
In Wien.
Von C. Tittrich,
Arcb. in Manchen.
Censdaimca-Markt in Berlin.
ratsräumcn),Granit platten (in einigen
Laboratorien), gußeiserne Platten (im
Kesselhaus vorden Kesseln) alsBelag
vor. Die Treppen sind der Haupt-
sache nach in Kunststein erstellt.
Die Ausbildung der Fassaden
ist aus Abbildg öersichtlich, die einen
Teil des I lauptgebäudes wiedergibt.
Alle Amtsgebäude sind schlicht wie
Fabrikbauten ausgebildet und mit
Ausnahme sparsam verteilter Putz-
flächen mit roten Rathenower Hand-
strich-Steinen verblendet, und zwar
unter fast vollständiger Vermeidung
von Formsteinen. Das Mauerwerk ist mit Weißkalk mit
geringem Zementzusatz gefugt. Durch diese Farben-
gegensätzc, die Abtönung der Fenster und Türen usw.
wird eine freundliche Wirkungcrziclt. Die (lachen Dächer,
die sehr großen Achsteilungen und großen Fenster-
flächen gelien den Hauptbauten ihr Gepräge. Etwas
576
Karlsplatz in Wien.
St. Petera-Platz in Rom.
j gestellt; eiserne Fenster sind außer
1 im Keller nur vereinzelt angewen-
det. Von den Türen sind diejenigen
an den Eingängen zum Kessclhausc
und namentlich zu den Versuchs-
stätten als vier Hügelige Tore be-
deutender Abmessung ausgebildet.
Die inneren Türen der Vcrsuchs-
stälte sind als breite Schiebetüren
mit Aufhängung an oberen Rollen
mit Kugellager und unterer Führung
mit Zapfen im Schlitz konstruiert
Die Treppenhaus- und Flurtüten sind
als Pendeltüren hergestellt, alle übri-
gen Türen in üblicher Weise. Eiserne Türen sind nur
da angewendet, wo ein sicherer Abschluß gegen Feuers-
gefahr erforderlich erschien.
Die Abführung der Abwässer erfolgt innerhalb
der Gebäude getrennt für die Laboratorien-Abwässer
einerseits und die Regen- und Klosettwässer ander-
No. 93.
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scits, wobei alle Leitungen an den Wänden und Decken
frei verlegt wurden. Diese Trennung ist erfolgt, da
Laboratoriums-Leitungen leicht zu Verstopfungen Ver-
anlassung geben, daher vom Uauspersonal öfter unter-
sucht und gegebenenfalls gereinigt werden müssen.
Die Einführung der Fäkalien in chemische Abwässer
vermehrt aber die Verstopfungsgefahr, während die
Neigung zur Reinigung sehr vermindert wird. Die
Laboratoriums-Abwässer werden in 4 Sammelleitungen
Die Keller, in denen viel Wasser verbraucht wird,
mußten eine besondere Entwässerung erhalten. Um
bei starkem Regen Rückstau zu vermeiden, sind alle
tiefer als die Gullies der anschließenden Straßen lie-
genden Ausgüsse an diese besondere Entwässerungs-
Leitung angeschlossen, die vor ihrem Eintritt in die
allgemeine Entwässerung mit einer Hauptabsperrung
verschen ist, die mittels Schieber vom Maschinisten ge-
schlossen wird, falls die üblichen Rückstau klappen.
1. Suuden-IWrte. j, Thuyft-llrckr. y Tjm.s-Hci k,r. 4. KirBiMoibecr. 5. Rhododendron. 6. Aulrrn.
Gartenanlage auf der Gartenbau-Aus»tellung In Düsaeldorf 1904.
zusammengefaßt, welche Neutralisicrungs-Grubcn (z.T. die überall beim Austritt der Kellerleitungen aus dem
mit hydraulischem Kalk gefüllt) passieren müssen. Erst Gebäude eingebaut sind, ihren Dienst versagen,
hinter diesen Gruben schließen die übrigen Entwässe- Die Wasserversorgung der Grundstücke erfolgt
rungsleitungen an. Das ganze ist zusammengeführt durch Anschluß an das Hauptrohr der Charlottcn-
in einem Hauptgrundstücks Entwässerungsrohr, das an burger Wasserwerke in der Chaussee. Es sind 2 An-
dic Kanalisation von Gr.-Licbterfcldc anschließt. schlösse ausgeführt, die zu den beiden Hauptwasser-
19. November 1904. 577
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messern in den beiden Laboratoriums-Gebäuden fahren.
Hinter diesen Wassermessern sind die Leitungen für
die Speisung der Hydranten in und außerhalb des
Gebäudes sowie fQr alle Sprenghähne auf dem Grund-
stock und die Betriebswasserleitung für alle anderen
Zapfhähne in den Arbeitsräumen getrennt ausgeführt.
Es ist das geschehen, um den letzteren auch bei
plötzlicher Entnahme größerer Wassermengen zu
Spreng- und Feuerlöschzwecken den Druck zu sichern.
In das Leitungsnetz sind noch 12 Neben-Wasserme&ser
eingeschaltet, um auch den Bedarf in den einzelnen
Betrieben feststellen zu können. Zu Feucrlösch-
z wecken sind außerhalb der Gebäude Ii Oberflur-
Hydranten aufgestellt, welche die Gebäude von allen
Seiten sichern. Im Inneren sind in allen Geschossen
Feuerlöschschränke mit vollständiger Einrichtung an
die Hydrantcnlcitung angeschlossen.
Die Heizung aller Gebäude erfolgt durch Hoch-
druckdampf von 1,5 Atm. Höchstspannung für die
eingeschossigen Gebäude, Niederdruckdampf von
0,2 Atm. Höchstdruck für alle mehrgeschossigen Ge-
bäude. Ersteres System hat hiernach 13240, letzteres
2326ocbm umbauten Raum zu heizen. Sie haben dabei
unter Berücksichtigung der Zuschläge fQr Verluste,
Vorwärmung der Frischluft usw. zu leisten 321 700
bezw. 613300 W.-E. Diese Zahlen sind den Berech-
nungen zu Grunde gelegt. Der Heizdampf wird in
dem allgemeinen Kessel hause, auf das wir noch zurück-
kommen, erzeugt. Durch ein Reduzierventil wird der
Kesseloberdruck von 8,5 Atm. auf 5 ermäßigt Von
hier gehen die Haupt - Verteilungsleitungen in die
Röhrenkeller und verzweigen sich nach den Heiz-
zentralen in den verschiedenen Gebäuden. Das Haupt-
gebäude mit den anschließenden Laboratorien und
Vcrsuchsslätten hat deren 3. Jede ist mit einem
Dampfabsperrventil, einem Reduzierventil — zur Her-
abminderung der Spannung auf 1,5 bezw. 0,2 Atm. —
einem Sicherheitsventil und einem Manometer versehen.
Die Leitungen sind von den Zentralen ausgehend an
den Kcllcrdeckcn gefuhrt und speisen durch Steige-
stränge an den Fensterpfeilern der Außenwände die
in den FensterbrQstungen aufgestellten Heizkörper.
Auf die sonstigen Sichcrhcits- Vorrichtungen, die Kom-
pensatoren, die Heizkörper selbst, die Kondens wasser-
KQckleitung sei nicht weiter eingegangen, dagegen
bemerkt, daß das Direktoren -Wohnhaus eine Warm-
wasserheizung erhielt, während das Beamten- Wohnhaus
und Pförtnerhaus mit Lokalheizung ausgestattet sind.
Die Lüftung erfolgt fQr die einzelnen Räume
getrennt durch die Fenster bezw. durch besondere
Abluftrohre, die unmittelbar von jedem Raum ober
Dach führen und, wo erforderlich, mit elektrisch an-
getriebenen Ventilatoren ausgerastet sind, die übrigens
auch umgestellt werden können, sodaß sie nicht ab-
saugen, sondern Luft einpressen. Auf eine zentrale
Drucklüftung mußte der hohen Anlage- und nament-
lich der honen Unterhaltungskosten wegen bei den
weitverzweigten Bauten verzichtet werden. Zu hohe
Unterhaltungskosten bringen aber die Gefahr mit, daß
der Betrieb später eingestellt wird und dann die Kanal-
anlagc als Vermittler der Ucbcrführung schlechter Luft
von einem Raum in den anderen dienen kann.
Die Beleuchtung ist sowohl fOr die Innenräume
wie fOr das Grundstock selbst die elektrische. Die
auch zu anderen Zwecken dienende elektrische Anlage,
auf die wir später noch zurückkommen, erzeugt Gleich-
strom von 220 Volt Die Lichtleitungen sind für den
gleichzeitigen Betrieb von 50% aller Lampen bezw.
Lampen anschlüsse berechnet In den Fluren und Ar-
beitszimmern sind Glühlampen verwendet, die zu je
15 — 16 in einen Stromkreis vereinigt sind. Die Außen-
beleuchtung besteht in Gleichstrom-Differentiallampen
von 12 — 16 Ampere, die an 10 m hohen Masten auf-
gehängt sind. Tür die Laboratorien ist mittelbare
Beleuchtung mittels Deckenreflektoren vorgesehen, in
den Versuchsstätten, wo gewöhnliche Bogenlampen der
Laufkrane wegen nicht Anwendung finden konnten,
sind Liliput-Lampen angeordnet
Eine eigene Fernsprech-Zentrale vermittelt
den Verkehr der zahlreichen Sprechstellen des Ge-
bäudes unter sich und mit dem Fernsprechnetz der
Postverwaltung. Wächter-Kontrolluhren, Feuer-
melder, Blitzableiter sind selbstverständliche Er-
fordernisse einer so bedeutenden Anlage.
Das Innere der Räume ist dem Aeußeren ent-
sprechend einfach und in lichten Farbentönen ge-
halten. Etwas reicher sind die drei Direktoren-, das
Warte- und Konferenz-Zimmer durchgebildet, sowie in
gleich ansprechender Weise das Haupttreppenbaus.
Die Ausführung des Hauptgebäudes erfolgte durch
Wessel & Burchardt in Berlin, die des Direktoren- und
Pförtner- Wohnhauses durch Held & Franke in Berlin,
die der übrigen Bauten durch Ramelo'sche Erben
Nachf. (Inn. C. Pinx) in Berlin. Die Eisenkonstruktionen
wurden von Hein, Lehmann & Co., A.-G. in Reinicken-
dorf-Berlin und Steffens & Nolle in Berlin geliefert.
Die Holzbauten des Fallwerk-Schuppens und des Kühl-
türm es wurden von Karl Reuter und B. Hartmann in
Berlin und von Balcke & Ko. in Bochum erstellt Die
Holzzement- Dächer führte die Asphalt- Gesellschaft
Kopp & Ko. in Berlin aus, die Zimmerarbeiten für hölzerne
Dachstahle Jul. ASmann in Gr.-Lichterfelde, die Schmiede-
arbeiten der Geländer auf den Dächern Holde & Raebel
in Halensec. Die Malerarbeiten stellten L. Gößler, H.
Estorff, G. Schmidt in Berlin und W. Lehmann in
Gr.-Lichterfelde her. Das Linoleum der Fußböden wurde
von H. D eußen in Berlin, der Terrazzo von Pclarin & Ko.
in Rixdorf geliefert bezw. hergestellt. Eiscnklinkcr lieferten
E. Gericke)& Ko. in Tempelhof, Fliesen für Fußböden
und Wände Villeroy & Boch in Berlin, Gußeisenstäbc
Rössemann & Kühnemann in Berlin, Holzpflaster
Zöller, Wolfers & Dröge in Berlin, während Reh&Ko.
in Berlin Asplialtiererarbehen herstellten. An den Treppen
führten Gebr. Kerber in BOchlberg (Niederbayern) Granit-
arbeiten, die Kunststeinwerke .Viktoria" in Charlottenburg
die Kunststeinarbeiten aus, Paul Heinrichs in T
die schmiedeisernen Treppengeländer und Fahrstuhl-Um-
er fahrte auch die eisernen Fenster,
Währungen. Letzterer
sowie neben C. Maller in Berlin die Fensterbeüchlägc,
neben Franz Spengler und der A-G. vorm. J.C. Spinn
& Sohn in Berlin auch die Türbeschläge aus. Die hölzer-
nen Fenster sind von A Banger, Labnitz & Reese,
Jul. Joost, Gebr. Rieh. u. Max Faul in Berlin, H. u. A.
Mittag in Charlottenburg geliefert, die Türen von den
beiden erstgenannten Firmen und L. Lüdtke, M. H.
Wegner, Gast & Bruck in Berlin. Die samtlichen Be-
und F.ntwisserungs-Anlagen und Einrichtungen führte Fr.
Klemm in Berlin aus? der sich auch mit M. Wielandt
& Ko. in Berlin in die Feucrlösch - Einrichtungen teilte.
Die Heizungs- und Lüftungs - Einrichtungen stellten Jon.
Haag, Masch.- u. Röhrenfabrik A.-G. in Augsburg, Zweig-
geschäft Berlin her, die elektr. Beleuchtung»-, Fernsprech-
usw. Anlagen Siemens & Halskc, die Blitzableiter
Xaver Kirchhoff in Friedenau. —
toi*)
Zur Frage der Umgestaltung des Karlsplatzes in Wien.*)
Von C Tiltrich, Aren, in MOnchen. (Hierzu di« Abbildungen S. $76.)
Iis ich vor Jahresfrist nach mehrjähriger Abwesenheit
wieder einmal gelegentlich eines Besuches der alten
Kaiserstadt den Karlsplatz betrat, war ich entsetzt
ob der in der Zwischenzeit dort vorgegangenen Verän-
derungen. Früher hatte der Platz mit seinen unregel-
mäßigen Formen, zum größten Teil von dicht bewachsenen
•I Anmerkung: der Redaktion. Ohne den Vorschlagen im ein-
zelnen beitreten zu wollen, welche ia dem vorstehenden Aufsaue gemacht
sind, (rebeu wir dir Aiifcfßhnmrtn doch wir. Irr. wed mich sie in so ent-
schiedener Wrise lOr Vt'ilte erkleinerun«: de* llaUr» vor der fUrlskirrhe
eintreten. Um einen Vergleich Ober dir riinSnivrihaJlnisse de« hrutiern
Kailsplat/rs mit anderen Cckitinten IlatunUcm zu criaAglKhrn, sUlleu Mir
578
Anlagen begrenzt, den Eindruck eines Provisoriums her-
vorgerufen und damit zur Kritik nie besonders heraus-
gefordert, wenn auch der Prachtbau der Karlskirche all
die Zeit recht wie ein Aschenbrödel abseits vom Wege
im Winkel stehen mußte. Was aber in der Zeit ihrer
Schöpfung in dieser Hinsicht versäumt wurde, die Nach-
dem Lajeeplan des Karlsplatxes die Lapeplane dieser tlJltze aus Ko ba,
Jährt; ge^enQbci. hei deren BeuMriUinc indessen di* wesentlich klei-
Vi«
nereo Vi-rhaltoiss« der Karlskirche in beiflrksichüien sind,
es nOtzl.cb, bei dieser .>leSenheil die ^uslnl,.Un(.-eu des fen«
No. 93
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weit hat bis heute noch nichts davon nachgeholt, sondern
die ursprünglichen Zustande mehr und mehr verschlechten
So hat auch die große bauliche Umwälzung, die im letzten
Jahrzehnt die Einwölbung des Wienflusses und die Er-
bauung der Stadtbahn in der Donausladt mit sich brachte,
für die Karlskirche eine neue Verschlechterung ihrer
Gesamtlage zur Folge gehabt Und die so entstandenen
Platz Verhältnisse sollen dauernd erhalten bleiben durch
die Erbauung des groben Stadt-Museums als Gegenstück
zur Technischen Hochschule.
Nun sind, wie wir aus den kürzlich in diesem Blatte
veröffentlichten Skizzen und erschöpfenden Darlegungen
entnehmen konnten, eine Reihe von zum teil sehr beach-
tenswerten Vorschlagen für die Schaffung besserer Zu-
stande am Karlsplatze bereits gemacht worden. Daß keiner
derselben bisher zur Durchfahrung kam, mag wohl mit
darin seinen Grund haben, Haß kein einziger derselben
eine wirklich befriedigende I-Osung bietet; alle kranken
meiner Empfindung nach daran, daß sie nicht energisch
und bestimmt genug das Unerläßliche fordern, sondern
im besten Falle nur Kompromisse zwischen den derzei-
tigen Zuständen und den unerläßlichsten ästhetischen
Erfordernissen darstellen, von der falschen Voraussetzung
ausgehend, als seien die ehemaligen, nichts weniger als
idealen Zustände am Karlsplatze an sich unentbehrlich
und eine Besserung nur insofern anzustreben, als die un-
regelmäßigen Anlagen in regelmäßig zur Kirche gerichtete
umzugestalten .seien, unter tunlichster Vermeidung mas-
siver Platzwandungen.
Aus solchen Kompromissen sind die Vorschläge der
Gebrüder Mavreder und Professor Ohmann's entstanden;
die schwere Gebäudemasse der Technischen Hochschule
und die winzigen Stationshäuschcn der Stadtbahn, sowie
die Gebäudefronten der ehemaligen Lothringerstraße aus
dem Platzbild auszuschalten, ist aber auch von diesen nicht
versucht worden. Und doch liegt hier der Kernpunkt
der ganzen Frage und der Satz von der Macht des ge-
wohnten Bildes, den Oberbaurat Otto Wagner in seiner
Gelegenheitsschrift für den Neubau des städtischen Mu-
seums aufstellte, gibt nach meiner Ansicht die Erklärung
für das Mißglücken aller bisher versuchten Losungen.
Die Beweisführung für die Richtigkeit dieses Satzes in
der vorerwähnten Schrift durch die Anführung des Cam-
panile in Venedig scheint mir nicht gelungen. Es ist un-
möglich zu bestreiten, daß gerade durch die Annahme
des Campanile an jener Stelle, an der er durch 800 Jahre
gestanden hat, der Markusplatz jenes einzig schone und
unvergleichliche, in aller Erinnerung dauernd haftende
Stadtbild geworden ist. Der Turm ist dort aus innerster
künstlerischer Notwendigkeit als unerläßlich zu be-
zeichnen, ja die Lage an dieser Stelle ist geradezu eine
künstlerische Tat allerersten Ranges. Aehnlich
liegen die Verhältnisse in Wien. Hätten die Wiener je
einen der Karlskirche auch nur annähernd würdigen Platz
vor derselben gehabt, wären die Zustände um dieses
klassische Bauwerk der österreichischen Baukunst nicht
zu allen Zeiten die wenigst erfreulichen gewesen, sie
würden sich nicht mit dem bescheidenen Wunsch des freien
Ausblickes, der ihnen übrigens seit Generationen nur mehr
zum teil gewährt ist, begnügen. Noch ist es aber Zeit
zur Einkehr und es steht der endgültigen Regelung des
Platzes in künstlerischem Sinne auch eine, etwa in der
Zwischenzeit der Technischen Hochschule für den ge-
planten Anbau nach dem Vorschlage des Stadtbauamtes
gewährte, Baulinie durchaus nicht im Wege.
Die mir vorschwebende Lösung der Frage der Aus-
gestaltung des Karlsplatzes ist auf der Skizze Seite 576
dargestellt Danach würde der Karlskirche ein Platz vor-
gelagert werden, den dieser Monumentalbau allein be-
herrscht, unbeirrt and unbehindert von zufällig in der
Nähe ohne Rücksicht auf denselben im Laufe der Zeiten
und unter ganz anderen Voraussetzungen entstandenen
Nutzbauten verschiedenster Art und der verschiedensten
Stilgatlungcn. Die Wandungen dieses neu zu schaffen-
den Platzes würden linker Hand von dem an die Tech-
nische Hochschule gegen die Karlsstra^se zu geplanten
Anbau gebildet, dessen Höhenabmessungen wohl unschwer
mit den die übrigen Platzwandungen bildenden Gebäude-
fronten in Einklang gebracht werden könnten. Diese letz-
teren sind als im Kreissegment der Kirche gegenüber-
liegend gedacht und würden bei einem Abstand von rund
95" von der Kirche und einer Höhe von etwa 15™ den
dadurch entstehenden streng symmetrischen Platz wohl
entschieden begrenzen, den Blick auf die Kuppel jedoch,
soweit er heute noch gewahrt ist, auch in Zukunft von
keiner Seite behindern. Drei Straßenzüge — von welchen
der in der Achse der Kirche liegende eine Breite von
3o*> erhalten könnte, während für die längs der Tech-
nischen Hochschule und die dazu symmetrisch anzuord-
nende Straße eine Breite von 25™ vollauf genügen dürfte —
sollen die Begrenzung dieses vorerwähnten Baublockes
bilden. Die rechte Platzwandung aber, deren absolute
Ausdehnung die geringe Abmessung von ungefähr 35™
erhält, könnte durch Arkaden hergestellt werden, die einer
dort zweckmäßiger Weise anzunehmenden öffentlichen
Gartenanlagc vorgelagert wären. Dadurch wird der mit
Recht verlangten Erhaltung des derzeit bestehenden
schönen Blickes von der Canovagassc aus Rechnung ge-
tragen, ohne die für den Monumentalbau der Karlskirchc
erforderliche strenge Symmetrie des Platzes zu verletzen.
Denn maßgebend für dessen Form ist in erster Linie die
der Kirchenfront gegenüberliegende Platzwandung, weil
ihr die größte I-ängsausdehnung zukommt, während den
wesentlich kürzeren seitlichen Platzwandungen, die durch
die bestehenden Verhältnisse nicht mehr vollständig in
Einklang gebracht werden können, nur eine untergeord-
nete Bedeutung zuzuerkennen ist, die sich ergebenden
Höhenunterschiede außerdem nicht wesentlich in Betracht
kommen, umsomehr, als sie so zueinander gelagert sind,
daß sie im Platzbilde dem Beschauer niemals gleichzeitig
erscheinen können.
Noch einem anderen bei der Karlskirche wesentlich
in Betracht kommenden Umstände ist durch die eben
erwähnte kleine Anlage Rechnung getragen. Vermöge
ihres ellyptischen Grundrisses verändert sich das Schau-
bild der Kuppel in einem Winkel von 30° bis 6o° zur
Kirchenachse gesehen — die Canovagasse liegt ungefähr
in einem Winkel von 450 — fortwährend, umsomehr, ats
das Kuppeldach und die demselben aufgelegten Kippen
in zweifiellos bewußter künstlerischer Absicht durchaus
nicht parallel verlaufen. Dieses reizende Wandelbild voll-
ständig zu erhalten, genügt die vorgeschlagene kleine
Gartenanlagc vollkommen, während die vorerwähnten
3 Straßen ganz bestimmte perspektivische Bilder liefern,
bei denen die Straßenwandungen nicht nur den Rahmen,
sondern auch den Maßstab für dieselben abgeben.
Auch die Technische Hochschule, deren Bauplatz
äußerst beschränkt ist, kann wesentliche Vorteile aus der
hier vorgeschlagenen Sachlage ziehen. Würde die durch
die Gestaltung des Karisplatzcs erforderliche Gebäudemassc
gegen die evangelische Schule hin fortgesetzt, so entstünden
a der Hochschule ebenfalls symmetrisch vorgelagerte Ge-
bäudetrakte, die einen halbrundenHof einschlössen, in dessen
Hintergrund sich das Resscldcnkmal befände. Diese beiden
Baulichkeiten von je is1» Höhe wären trefflich geeignet, alle
Sammlungen der Hochschule aufzunehmen und bei einer
reinen Nutzfläche von 480090 insgesamt wohl für immer
den mißlichen Platzverhältnisscn ein Ende bereiten.
An der rechten Seite des Karlsplatzes jedoch ver-
blieben a Baublöcke, die der Veräußerung an Private zu-
geführt werden könnten, mit der Beschränkung, daß die
Höhe der darauf zu errichtenden Gebäude die einmal für
den Platz festgelegte Abmessung nicht Oberschreiten dürfte.
Der unschöne und unzweckmäßige Bauplatz für das heiß
umstrittene städtische Museum wäre freilich verschwunden;
der Karlskirche jedoch wie nicht minder dem Museum,
für das sich ein passenderer Bauplatz wolü leicht wird
finden lassen, könnte dies nur zum Vorteil gereichen;
denn, man mag für welchen immer der beiden Kampf-
entwürfe sich begeistern, neben die Karlskirchc gehört
keiner derselben. Ehre, dem Ehre gebührt! Aul dem
Karlsplatze in Wien aber gehört unsere Reverenz ledig-
lich dem großen Meister des österreichischen Barockstiles:
Johann Bernhard Fischer von Erlach.
Vermischtes.
Die Kanaucommlssion des preußischen Abgeordneten-
bautet hat am 14. d. M. in 1. Lesung zu der wasserwirtschaft-
lichen Vorlage folgcndeBeschlüsse gefaßt: Der Kanal vom
Rhein über Dortmund zur Weser und bis Hanno-
ver wurde mit 18 gegen 10 Stimmen angenommen einschl.
der Ergänzungsbauten am Dortmund-Ems-Kanal.
Für die Strecke vom Rhein bis Herne wurde dabei die
4. Variante der Kanaliührung gewählt. Es wurde ferner mit
19, November 1904.
der gleichen Stimmenzahl die Kanalisicrung der Lippe
von der Mündung bis Hamm (neben derjenigen der
Emschcr) angenommen. Abgelehnt wurden die Anträge
auf Erbauung von Stichkanälen nach Peine und Hildes-
heim, dagegen der Antrag auf Anlage von Staubecken
im Edcr- und im Dicmclgebiele mit großer Mehrheit
angenommen. Ebenso wird die Kanalisicrung der
Weser von Hameln bis Bremen unter der Voraus-
setzung genehmigt, daß der Bremische Staat die Ver-
pflichtung Obernimmt, in der Weser bei Hemelingen ein
579
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Wehr mit ScbleusenkanaJ zu bauen und >/a der Kosten für
die Anläse der Staubecken im oberen Wesertale beizu-
dcrn. Mit
fit dem genannten Stimmenverhältnis wurde auch
Oder-, Weichsel- und Warthe-Regulierung an-
b. wahrend die Abstimmung Ober den Großschiff-
j Berlin-Stettin bis zur 2. Lesung vertagt wird.
Die zur Vortage aus dem Kreise der Interessenten
noch gestellten Antrage auf Kanalisierung der Mosel
und Saar, bezw, der I. ahn, werden mit 24 zu 4 bezw.
24 zu 6 Stimmen abgelehnt. Dagegen wird die Einsetzung
von a Mill. M. für Verbesserungen auf dem Gebiete
der Landeskultur angenommen.
Weitere Beschlüsse beziehen sich auf die Annahme
der bekannten Anträge auf Erweiterung des Enteignungs-
und Zugangsrechtes, der Wasserschaden- Ersatzpflicht, die
Bildung eines Wasserstraßen-Beirates. —
Ehrendoktoren der Universität Marburg. Aus Anlaß
der Feier des 400. Geburtstages Philipps des Groß-
mütigen hat die Universität Marburg eine Reihe von
Ehrendoktoren ernannt, unter welchen sich auch, was uns
besonders bemerkenswert erscheint, mehrere Vertreter
der bildenden Kunst befinden, u. a. die Hrn. Architekt
Professor Friedr. von Thiersch und Bildhauer Professor
A. Hildebrand in München. —
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben xur Erlangung von Fassaden-
Entwürfen zu einem Aufnahms-Gebäude das neuen Zemtral-
Bahnhofes In Karlsruhe 1. B. erläßt die Generaldirektion
der Gr. Bad. Staatseisenbahnen für in Deutschland an-
sässige Architekten zum 1. Marz 1905. Es gelangen ein
I. Preis von 5000 M., ein II. Preis von 3000 M und zwei
III. Preise von je 1500 M. zur Verteilung. Ein Ankauf
nicht preisgekrönter Entwürfe für je 800 M. ist vorbehalten.
Dem Preisgericht gehören neben dem Gen.-Dir. der bad.
Staatsbahnen, Geheimrat Roth in Karlsruhe, an die Hrn.
Ob.-Brt Prof. Dr. O. Warth, Stadtbrt Strieder, Baudir.
Waßmer, Ob.-Brt. Ziegler und Ob.-Brt. Gernet in
Karlsruhe, Geh. Ob.-Brt. Eggert in Berlin, Prof. Theod.
Fischer in Stuttgart, Prof. br. v. Thiersch in München,
Brt. Prof. H. Stier in Hannover und Geh. Brt. Prof. Dr.
P. Wallot in Dresden. Unterlagen gegen 5 M., die zu-
rückerstattet werden, durch das Material- und Drucksachcn-
bureau der Gr. Generaldirektion in Karlsruhe. Wir kommen
auf den Wettbewerb zurück. —
Der Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Bismarcksaule
dar Darmatadter Studentenschaft war mit 62 Arbeiten be-
schickt. Den L Preis von 300 M. errang der Entwurf des
Hrn. Gast. Schmoll von Eisenwerth in Saaleck bei
Kösen; den II. Preis von 200 M. Hr. Bauinsp. Carl Becker
in Stettin. Drei III. Preise von je 100 M. wurden zuer-
kannt den Architekten A. Buxbaum in Darmstadt, Th.
Schöll in Wiesbaden und W. Jaidc in Darmstadt. Sämt-
liche Entwürfe sind bis 23. Nov. in der Aula der Tech-
nischen Hochschule zu Darmstadt ausgestellt. --
Zum Wettbewerb Wohnhaus Girardet zu Honnef a. Rh.
können wir das erfreuliche Ergebnis mitteilen, daß der
Bauherr dem mit dem I. Preise ausgezeichneten Freihrn.
von Tettau in Berlin auch die Ausführung dieser künst-
lerisch höchst reizvollen Aufgabe Obertragen hat —
Chronik.
Die Einverleibung der Donauulcrgemdnderj In Wien ist
am 8- Nov. durch den Wiener Gemeinderat beschlossen worden.
Durch da« neue Gebiet wird sich die Dichtigkeit der Bevölkerung
Wiens »0( 63 Köpfe (De den Hektar vermindern, wogegen Berlin
und Pnis eine mehr als fünf mal so große BevOlkerungsdichugkeit
aufweiset!. Mit der Einverleibung sind große Ingenieurbauten —
Brtlckerv- und llafeobauten — verbunden. Gefordert wird, daß der
Hafen auf dem linken Dooauufer verlegt und nach Einmündung des
Donau-Oder-Kanalcs und des Donau Elbckanslcs tu einem Um-
schlaceplatz werde. —
Kandelaber vor der Hofoper In Wien. Im Frtlhjahr 1905
werden vor der Hofoper in Wien kunstvolle Kandelaber aufgestellt,
die aus dem Atelier des Bildhauer« Fritz Zerrilsch hervorge-
gancen sind, —
Dem Bau des „Wiener Burgertheater*" bat der Gemeinde-
rat durch Verkauf des Baugeländes zugestimmt Das Theater wird
sich auf einem 3900 qor umfassenden Gelinde an der Hauptstraße
des Bezirkes Landstraße, begrenzt von Marxer Gasse, Vorderer
Zollamts-Strafle und GigerGasse erheben Das Gehende wird durch
eine 15m breite Straße in zwei Teile geteilt; der eine Teil wird
mit dem Theater, der andere mit Zinahausern bebaut Das Theater
darf nie in ein Rauch- oder Variete-Theater umgewandelt
Die Bauarbeiten sind so zu betreiben, daß da« Theater
Ende 1906 benotzungtfahig ist — ■
Ein Bismarckturm bei Würzburg, suf der I lohe des Stein,
berges errichtet, soll am 30 Juli 1905 eingeweiht werden. Der
nach dem Entwurf von Wilhelm Kreis in Dresden zu gestaltende
Turm wird eine Hohe von 15m haben. —
58o
Zu dem Bau eine* neuen Vereinshauses des Verein*
dänischer Ingenieure auf einem Grundstock an der Ecke der
Dorotheen- und Sommerstraüe in Berlin sind die Architekten
Reimer et KOrte in Berlin aufgefordert worden, einen vorläufigen
Entwurf zu mscbeu Mit den Bauarbeiten soll im KrOhjahr 1906
begonnen werden. —
Die Errichtung eines DlenstgebSudes fdr das kgl. rumä-
nische Ministerium der öffentlichen Arbelten In Bukarest
tat mit einer Baosuinme van 3 Mi*L Lei in Aussicht genommen. —
Handels - Hochschule Köln a. Rh. Die Stadtverordneten
Kölns bewilligten in ihrer Sitzun
3480500 M. zur Errichtung der Handels - Hochschule na
Planen des Architekten Dr.-Ing- E. Vetterlein in Darmstadt Die
Ausfahrung erfolgt durch das Stadtbauamt unter Stadtbaurat
F. C. Heimann. —
Höhere Schulen in Lübbecke I. W. Am 8. Nov. d. J. wurde
in LObbeeke in We*tL ein Geblude fOr die heberen Schulen der
Stadt (demnächst. Progyowaaium und Töchterschule) eingeweiht
Der Bau wurde nach dem Entwurf des Hrn. Arch. H. Heidsiek
in Mülheim a, d. Ruhr unter dessen Leitung in der Zeit von Juli 19
bis Nov. 1904 ausgeführt Der Kottenanschlag belief sich
Bauplatz und innere Einrichtung auf r 10000 M. —
Personal -Nach richten.
Deutschet Reich. Der Mar.-Bfhr. Praetoriu» ist z Mar.-
Miui h.-Bmstr. ernannt — Der Mar.-Ob.ßrt Mecklenburg ist
von Danzig nach Kiel versetzt
Versetzt sind mit dem t. April 1905: die Mar.-Ob-Brte. und
Mas hb.-Betr.-Dir. Kobn v Jaski von Wilhelmshaven nach Daozig,
Euterneck von Daozig nach Wilbclshavcn und Colli o von Berlin
nach Kiel.
Die Mar.-Masch.-Bmstr. Keuter vom 15. Marz 1905 ab und
Jaborg vom 1 April 1905 ab find zur Dienstleistung im Reichs-
Mar.-Amt kommandiert.
Der Geh. Brt Schuster in Hannover ist gestorben.
Preußen. Dem Brt u. Prof. Poet sc h in Berlin ist der KgL
Kronen-Orden HL KL verhehen. — Der vortr. Rat im Minist der
Offcntl Arb, Geb Brt. H. Keller ist z. Geh Ob.-Brt. ernannt
Versetzt sind: die Eisenb. -Bau- u. Betr. - tosp Wagner in
St Wendel, als Vorst der Eisenb -Betr.-la.p. nach Koblenz, Gerh.
M 0 1 1 e r in Köln, als Vorst, (auftrw ) der Betr - Insp. nach St Wendel
und Umlauft in Eisenberg, als Vorst (auftrw.) der Betr.- Insp. a
nach Schneidemühl; — die Wasser - Bauinsp. Brt Papke von
Grohn nach Beeskow und Romer von Glückstadt nach Grohn;
— die Reg. - Bmstr. Erich N e u m a 0 n voo Bonn nach Wiesbaden
und v. Allwörden von Husum nach Glückstadt.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg.-Bmstr : Knaul
in Berlin dem Minist der Offcntl. Arb. bei den Eisenb.-Abt 'Pegels
der Kgl. Reg. in Erfurt, Roscnfeld der Kgl. Reg in Wiesbaden,
Stern der Kgl. Reg. in Königsberg i. Pr. ; Li Ige in Wilhelms-
haven, Dinglingc.ru. Mcveriugh der Kgl. Eisenb.- Dir. in Berlin.
Die Reg -Blhr. Rob Hieckc aus Berlin u. Johs, Hehl aus
Hannover (Hochbfch.), — Gust. Tolkmitt aus Licbtenfetd u.
Paul Nico! aus Küstrin (Wasser- u. Strsßcnbfch ) , — Ernst
Nicht ericin aus Pr.-Starg»rd (Eiscnbfch), — Dr.-Ing. Gust
W a g n e r au« Wiesbaden. Kurt Großroann aus Osterode und
Gg. R u t h e aus Berlin (Masch.-Bfeh.) sind zu Reg.-Bmstrn. ernannt
Brief- und Fragekasten.
Hrn. H. N. in Llegnltz. Die RechtsnaUtr Ihres Besctilftigungs-
Verhältnisses bei Provinzial-Behorden geht aus Ihrer Anfrage nicht
sicher hervor. Sic können mit Hochwasaerscbutz- und Regulierungs-
Arbeiten als selbständiger Unternehmer betraut sein oder zu den
ProvioziatBehOrden in einem Beamteovcrhaltnisse stehen. Wenn
letzteres zutreffen sollte, so wäre das preußische Beamten-KurBnree-
gesetz vom a. Juni 1909 mailgebend, welches nach neuester Recht-
sprechung auch auf Personen anwendbar ist. die einer festen An-
Stellung noch entbehren. Leisten Sie dagegen Ihre Verrichtungen
zufolge eines Werk- oder Dienxtvertrsges, so liegt kein Fall des
Gesetzes vom a. Juni tooa vor. Sind Sic Werkmeister, so genießen
Sie überhaupt keine Fürsorge. Sind Sie Angestellter des Unter-
nehmers, so würde das Bauunfall- Versicherungsgesetz vom 30. Juni
1900 vielleicht zutreffen. Das Haftpllichtgesetz vom 7. Juni 1871
4 a, an welches Sie zu denken scheinen, ist völlig unanwendbar.
Das Uebergewicht der Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß Ihnen
ein Fürsorgeaiuprueli fehlt. — K. H-e.
Hrn. H. In Br. Die Verpflichtung, sein Grundstück an Jeman-
den zu verftußern, ist nach Ü. G-B. § 313 nur formgercebt und
rechtswirkssm, wenn «ic in gerichtlich oder notariell beglaubigter
Form erkllrt war. Mithin erwarben Sie durch die einfache form-
lose Zusage, binnen bestimmter Frist das Grundstück nur ao Sie
oder einen von Ihnen nachgewiesenen Kauflustigen Obereignen zu
wollen, keinen Anspruch auf Erfüllung dieser Zusage. Wobl aber
können Sie eine Forderung auf Schadenersatz erworben haben,
wenn Ihnen ein Vermittlungsauftrag erteilt war, dessen Erfüllung
Ihnen durch die eigenmächtige Veräußerung an einen Dritten ver-
eitelt wurde. Ob jedoch tatsächlich ein solcher Vcrroiulungtauftrag
oder eine Verkaufszusage vorgelegen hat, lißt Ihre Darstellung
zuverlässig nicht erkennen. — K. H-e.
Inhalt: < »arten anl«e »ul der < .nrtcnhau-Austtellmig in Do»»eldorf 1904.
— Da* neue kAntfltche Miieri.il. Prnfan^sAml in liiott-Llchierfelde bei Bertin
tFortaeuuiu;,. — Zur Krare der Umgcstaltum; des Kurl»|>l»lte» In Wien. —
Vrrmiwhre.. - l'rri«t>.werbui.i;cn - Chroiuk. - "
Briet- und Fracekuteo.
Hierzu
Von der Gartenbau-Ausstellung
Düsseldorf.
lleuUrhen Bati/eitunr. <i m. t>. H , Berlin
Alben II nfmann, Berlin. Druck vc
für die Redaküoo
Greve, [
93-
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
g5 XXXVIII. JAHRG. N°- 94 BERLIN, DEN 23 NOV. 1904 _
Zum Neubau des kgl. Hoftheaters in Stuttgart-
werden. — Was die Entwürfe im einzelnen betrifft, so sind
nach meiner Ansicht die 4 für den Waisenhausplatz vor-
zugsweise geeignet, als Grundlage für den nach dem
Entwurf auszuschreibenden Wettbewerb zu die-
nen. Gegen ein auf dem Waisenhausplatz zu errichten-
des Doppeltheater ist in der Kommission eingewendet
worden , ein solcher Bau werde durch seine Massigkeit
er kurze Auszug aus der württembcrgLschen Thron-
rede, den wir S. 558 mitteilten, enthielt bereits die
Nachricht, daß der neue württembergischc Landtag
sich in eingehender Weise mit dem Plane des Neubaues
des kgl. I loftheaters in Stuttgart zu beschäftigen haben
werde. Zurzeit liegen eine Reihe von Entwürfen zur Kla-
rung der Neubaufrage der Finanzkonimission des Landtages
vor. Der württemb.
Staatsanzeiger ver-
öffentlicht dazu einen
Bericht des Ilm Fi-
nanzministers l>r von
Zcycr, welchem
wir das F'olgende ent-
nehmen : .Wie sich
schon aus der unver-
änderten Wiedercin-
bringung des frühe-
ren Gesetzentwurfes
ergibt, lialt die Re-
gierung an der Ab-
fassung fest, daß als
die den heutigen Be-
dürfnissen und An-
forderungen am mei-
sten entsprechende
Lösung der Holthea-
tcr-Fragc die Errich-
tung eines Doppel«
theatcr-zu bezeich-
nen und daher der
Plan für einen zweck-
mäßigen Ersatz des ab-
gebrannten I lofthea-
ters auf dieserGrund-
läge aufzuhauen ist
DieRegierungschlagt
daher auch jetzt vor,
zwar zunächst nur
ein Haus zu
bauen, aber
auf einem
solchen Platz
und mit einer
solchen An-
ordnung, daß
der künftige
Anbau eines
kleinen
Schauspiel-
hauses mög-
lich ist. Ks
ist hierbei
wiederholt
zu betonen ,
daß die Vor-
teile des Dop-
pcl -Theaters
hinsichtlich
der Verein-
fachung des
Betriebes
und der Kos-
tenersparnis
nur bei einer
organischen
Verbindung
der beiden
Hausrr, nicht
auch bei blos-
ser Nachbar-
schaft dersel- Hille eine« finnUchen Landhauses. Architekten: Geselliu», l.indgreii & Saar in cn.
ben erreicht Au»: Du moderne Landhaua und feine Innere Ausatattung. iVerlag»»n>ult F. Bruckmann A.-G. in München.)
581
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Hau* in Weybridge, Graftchift Surrry, London. Architekt : Ern«»l Newton.
die Umgebung, besonders das alte und neue Schloß, er-
drücken und dem Verkehr aus der Altstadt hinderlich sein,
auch werde das zunächst zu errichtende große Haus allein
nicht leicht so gebaut werden können, daß es nicht als
Torso erscheine und seine sofortige Ergänzung fordere.
In den mitgeteilten Entwürfen ist meines Erachtens der
Nachweis erbracht, daß selbst bei einer Lage, wie sie dem
den Bedarf nachweisenden Entwurf entspricht, die befürch-
teten Mißstände sich sehr wohl vermeiden lassen. Noch mehr
würde dies zutreffen, wenn man den Anschluß des kleinen
Hauses auf dem Akademicplatz sucht. Die Krongutsver-
wallung ist ermächtigt worden, die bisher nur für die
Erstellung eines Doppeltheaters auf dem Waisenhaus- und
Karlsplatz erfolgte Zurverfügungsstellung des Waiscnhaus-
platzes und der erforderlichen Planieteüe auch auf die
Möglichkeit des vorerstigen alleinigen Baues eines großen
Hauses zu erstrecken.
Was die Entwürfe für den Botanischen Garten und
den Platz der Eberhardsgruppe betrifft, so bestehen die
hiergegen in der Begründung des Kaumbedarfes ange-
führten Bedenken der Kronguts Verwaltung, welche auch
die Regierung teilt, noch unverändert fort Bezüglich des
Botanischen Gartens ist anzufügen, daß eine befriedigende
Lösung überhaupt wohl nur unter Hinzuziehung der sämt-
lichen vor dem Botanischen Garten liegenden Neckar-
straßcnhäuser zu erzielen wäre, was einen unverhältnis-
mäfligen Kostenaufwand verursachen würde. Durch ein
Doppeltheatcr in den Anlagen bei der Ebcrhardsgruppe
aber würde, mag die Lage gewählt werden wie man will,
eine große Schädigung der oberen Anlagen und die Ge-
fahr der vollständigen Zerstörung dieses prachtvollen Parkes
eintreten. Um dem Wunsche der Kommission nach weite-
ren Entwürfen möglichst entgegenzukommen, haben so-
dann S. M. der König befohlen, auch für den Platz des
Leibstalles und den östlichen Akademieflügel einen Ent-
wurf auszuarbeiten. Es hat sich jedoch ergeben, daß hier
— abgesehen von der Nähe der Landesbibliothek — eine
günstige Losung insofern nicht erzielt wurde, als ein un-
verhältnismäßig großer Teil der Akademie gebraucht und
eine Ausnutzung des Platzes an der Schloßgartenstraße
nicht ermöglicht wird.
Die Finanzkommission hat die Regierung ersucht, auch
für den Platz des abgebrannten Theaters unter Heran-
ziehung des dahinter zwischen Schloßgartenstraße v und
Kulissenhaus gelegenen Anlagenteilcs sowie unt. Umst.
des oberen Marstallterritoriums für den dabei erforder-
lichen Requisiten- und Verwaltungsbau Entwürfe vorzu-
legen. Ich lege der Finanzkommission deshalb weiter vor
für den alten Platz i. einen Lagcplan mit Kuli-ssenhaus in
den Anlagen unter Verwendung eines Teiles des Königin-
Olgabaues als Verwaltungsraum, 2. einen Lagcplan- mit
Kulissen- und Verwaltungsgebäude in den Anlagen. --
Hierzu habe ich nachstehendes zu bemerken: Daß der
alte Platz für ein Theater samt den erforderlichen Vcr-
waltungs- und Kulissenräumen nicht zureicht, ist von der
Finanzkommission selbst nicht bestritten worden und er-
gibt sich ohne weiteres aus den den Plänen beigegebenen
Deckblättern des Waiscnhausplatz -Theaters. Aber auch
bei einer Trennung der Verwaltungs- und Kulissenräumc
vom Theater ergeben sich die schwcrstwicgcndcn Be-
denken. Bei dem Lageplan Ziff. 1 würde das neue Thealer
zwar 20 => vom Schloß abgerückt, aber doch noch in sol-
cher Nähe davon sich befinden, daß eine nicht zu unter-
schätzende Feuersgcfahr für das Schloß bestände. Ferner
würde die ThcaterstrafJe bis auf 1 1 ■ verengt, was für den
Verkehr und wegen der Fcuersgefahr bezüglich der an
dieser Straße liegenden und noch zu errichtenden Ge-
bäude sehr bedenklich wäre. Eine weitere Folge der
Verengung der Theaterstraße wäre die Verlegung der
Gleise der elektrischen Straßenbahn von der West- auf
die Ostseite des Theaters, wodurch wegen des mit der
Bahn verbundenen Lärmes und der Erschwerung der Zu-
fahrt zum Schloß ein erheblicher Nachteil für das Residenz-
schloß cntstündc.woncben der k. Privatgarten angeschnitten
werden müßte. Dazu kommt, daß die Schloßgartenstraße,
welche schon jetzt sehr verkehrsreich ist, mit Herstellung
des neuen Bahnhofes aber noch bedeutend verkehrsreicher
werden wird, in einem Bogen um das Thealer herumge-
leitet werden müßte, was nicht nur einen unschönen An-
blick gewähren, sondern auch den Verkehr hindern würde.
Weiter aber müßte, wenn dieser Entwurf verwirklicht wer-
den wollte, für Verwaltungszwecke der südöstliche Flügel
des Königin Olgabaues angekauft oder gemietet, sowie für
Kulissen- und MalcrsAlc ein neues Gebäude in den Anlagen
hinter dem Marstall errichtet werden, oder es müßten die
Kulissen- und die Verwaltungsgebäude beim Marstall er-
richtet werden. Billigerweise kann aber der Kronguts-
verwaltung nicht zugemutet werden, den Wert des Marstall-
platzes, welcher anläßlich des Bahnhofumbaucs einer an-
5«2
derweitigen Verwendung wird zugeführt werden müssen,
durch die Errichtung solcher in unmittelbarer Nähe zu
erstellender Häuser, welche die künftige Verwendung des
Marstallgcländcs beeinträchtigen, zu vermindern, während
sie anderseits einen durchaus geeigneten Platz auf dem
Waisenhausgelände zur Verfügung stellt. Es kann auch
nicht verkannt werden, daß durch die weithin sichtbaren
Kulissen- usw. Häuser die oberen Anlagen an Raum und
Schönheit viel einbüßen würden.
Achnlich liegt die Sache bei dem Entwurf 2. Hier
ist das Theater etwa 40« vom Residenzschloß abgerückt;
das Verwaltungs- und das Kulissengebäude sind in die
Anlagen hinter den Marstall verlegt und durch eine
Unterführung mit dem Theater verbunden; in weiterem
Anschluß an das Verwaltungsgebäude ist dann gegen die
Königstraße zu ein Schauspielhaus vorgesehen. Auch
bei diesem Entwurf bestehen die Nachteile der Verenge-
rung der Theaterstraße (14 ■ gegen 11 beim ersten Ent-
wurf) und die Verlegung der elektrischen Bahn an die
Schloßseite. Durch die veränderte Lage ist aber auch
eine viel liefer eingreifende Verlegung der Schloßgarten-
straße erforderlich und zwar müßte hier neben einem
Stück der oberen Anlagen sogleich der ganze südwest-
liche Teil des Marstalles nur allein zur Durchführung
einer brauchbaren Slraßenverbindung geopfert werden.
Weiterhin müßten hier unter allen Umständen die beiden
Häuser für Verwaltung und Kulissen in den Anlagen hinter
dem Marstall errichtet werden. Auch wäre die Angliede-
rn ng eines Schauspielhauses mit erheblichen Nachteilen
verbunden. Die Breite des Marstalles reicht für das Schau-
spielhaus nicht aus. dasselbe könnte unmöglich so weit
an die verkehrsreiche Königstraße vorgebaut werden, wie
der Entwurf versucht; würde es aber weiterzurückgerockt,
so müßten noch tiefere Eingriffe in die hinterliegcndcn
Anlagenteile erfolgen. Zudem würde bei diesem Entwurf
mindestens die Hälfte des ganzen Marstallgeländes in An-
spruch genommen werden; eine nähere Anrückung des
Schauspielhauses an das Opernhaus, durch welche gerade
die beiden Bühnenhäuser in enge Nachbarschaft kämen,
wäre der Feuersgefahr wegen nicht wohl tunlich. Eine
Verlegung des Schauspielhauses in die Längsachse des
Marstalles würde dessen Gelände noch mehr in Anspruch
nehmen und zudem aus ästhetischen Gründen zu ver-
werfen sein. Endlich aber würde der Bau des Opern-
hauses allein mit den Nebengebäuden rd. 5 Mill. M., also
0,5 Mill. M. mehr kosten als der Bau eines Opernhauses
auf dem Waisenhausplatz. Eine Kostenberechnung für den
ersten I .agcplan konnte nicht vorgelegt werden, da die Kosten
der Verwendung des Königin Olgabaues vorerst nicht erho-
ben worden sind, doch kann angenommen werden, daß die-
ser Plan in keinem Fall billiger sein würde als der andere.
Mit Rücksicht auf die vorstehend angeführten, auch
bei anderen als den vorgelegten Entwürfen in den Haupt-
punkten zutreffenden Bedenken, namentlich mit Rücksicht
auf die mit der Erbauung des Hoftheaters auf dem alten
Platz für das Krongut, insbesondere den Marslall und die
oberen Anlagen eintretende Schädigung hat die kgl. Kron-
gutsverwaltung dem Finanzministerium gegenüber die Er-
klärung abgegeben, daß die beiden Entwürfe die schon
bisher von der Krone vertretene Auffassung, wonach der
alte Platz für die Errichtung der neuen Thcatcranlage
Oberhaupt ungeeignet sei, ihrer Ansicht nach nur bestäti-
gen, und daß die Krongutsvcrwaltung daher nicht in der
Lage sei, Teile der kgl. Anlagen oder des Marstallcs hier-
für zur Verfügung zu stellen, vielmehr die Verwendung
des alten Platzes zum Theaterneubau ablehnen müsse." —
L'cbcr die Kosten der verschiedenen Entwürfe ist folgen-
des mitzuteilen: I) Auf dem Waiscnhausplatz: i. Opernhaus
(mit der Möglichkeit, später ein Schauspielhaus auf dem
Karlsplatz anzugliedern) 4420000 M., 2 Opernhaus nach
dem neuen Programm der Hofthcatcr-Intcndanz 45000C0M.,
3. Opernhaus nach dem neuen Programm unter Berück-
sichtigung der Ergänzung durch ein Schauspielhaus auf
dem Gelände der Akademie 4500000 M. II) Auf dem
Matz des Botanischen Gartens: 1. Doppelthcater (Ver-
waltungs- und Dekorationsräume unter demselben Dach
mit dem Theater): 6525000 M., 2 Doppellheater (unter
Abscheidung der Verwaltungs- und Dekorationsräume)
6600000 M., 3. Opernhaus nach dem neuen Programm
(alles unter einem Dach) 4440000 M., 4. Opernhaus mit
getrenntenVerwaliungs- und Dekorationsräumen 4010000M.
III) Platz des I.eibstalles: Opernhaus nach dem neuen
Programm 4500000 M. IV) Platz der Eberhards-Gruppe:
Doppeltheater 6613000 M. — Der neue Littmann'sche Ent-
wurf, der eine Verlegung der Längsachsen der beiden
Häuser vorschlägt (früher standen die I-ängsachsen senk-
recht auf der Dorothcensiraßc, jetzt auf der Neckarstraße)
würde als Doppeltheater 6575000 M. kosten; das Opern-
haus allein käme auf 4650000 M. zu stehen. —
No. 94.
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Mitteilungen aus Vereinen.
Vereinigung Berliner Architekten. Die I. ordentliche
Versammlung fand unter dem Vorsitz des Hrn. Kayser
und unter Teilnahme von 51 Mitgliedern und 4 Gasten am
17. Nov. d. J. statt Der Vorsitzende begrüßte die Versamm-
lung zu Beginn des Winterhalbjahres, stellte den neuen Vor-
stand vor und erklärte, daß er den Erwartungen um Ent-
wicklung eines Programme* nicht entsprechen könne, da
die Personen des Vorstandes an sich ein Programm be-
deuteten. Er schloß daran die Mitteilung, daß die Ge-
fährt nach New -York, den Besuch der Niagara-Falle, be-
rührt einzelne amerikanische Städte auf der Rebe nach
St Louis und gibt sodann eine Reihe Stimmungsbilder
aus der AusstelTungsstadt an Hand von Briefen, die er
wahrend seines Aufenthaltes dort nach Berlin sandte.
Die Unmittelbarkeit der hier wiedergegebenen Kindrücke,
ein offenes Auge für Land und Leute, für Kunst und Kunst-
betrieb in den Vereinigten Staaten liehen den Schilde-
rungen, deren Wiedergabe ihrer episodischen Form wegen
kaum möglich ist, das lebhafte Interesse der zahlreichen
Versammlung. —
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schäftc des Vorstandes nicht mehr sich gewissermaßen
in einer Person vereinigten, sondern dafi eine weitgehende
Arbeitsteilung unter die einzelnen Vorstandsmitglieder
stattgefunden habe. Der Beginn der künftigen Versamm-
lungen wurde gleichmäßig auf 8 Uhr festgesetzt Nach-
dem Hr. Spindler eine die letzten Vorstandswahlen be-
treffende, Mißverständnisse zerstreuende Erklärung abge-
geben, wurde zum zweiten Punkte der Tagesordnung ge-
schritten, zu den Schilderungen von Erlebnissen auf seiner
Reise nach und in St Louis des Hrn. Bruno Möhring.
Der kVortragende, der seine Erlebnisse in zwangloser
Form gibt, beschreibt zunächst in launiger Weise die Ueber-
23. November 1904.
Totenschau.
Professor Leonhard Romeis t. In München ist der
Architekt Leonhard Romeis, Prolessor der kgl. Kunstge-
werbcschule daselbst, im Alter von nur 50 Jahren gestorben.
Mit ihm verliert die bayerische Kunst einen Vertreter,
dessen Bauten zu den bemerkenswerteren Werken der
neueren Architektur, vorwiegend Münchens, gehören. An
der Spitze derselben steht die im Nordosten der Stadt,
auf dem Ferdinand Miller- Platz, in der Verlängerung der
Gabelsberger Straße, errichtete zweitürmige romanische,
durch eine Vicrungskuppel ausgezeichnete Bennokirche.
Alses sich um die Errichtung des National -Museums in
583
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Manchen handelte, wurde Romeis zu dem engeren Wett-
bewerb um Vorentwürfe zugezogen. Wir haben seine
Arbeit in Jahrg. 189t No. i6 veröffentlicht Eine Reihe
von Villen- und Wohnhausbauten gehören zu der ziem-
lich ausgebreiteten Privatbautätigkeit, die der Künstler
entwickelte; genannt seien u. a. die Villen für den Maler
Eduard Grützner an der Praterstraße (erbaut 1883—84),
das Haus Heß an der Luisenstraße, die 1892 errichtete
trefflich gruppierte Villa an der Ostcrwaldstraße. das 1800
erbaute freistehende Wohnhaus an der Romanstraße, die
aus dem Jahre 1897 stammenden, mit dem Rücken an-
einander gebauten, an den übrigen 3 Seiten freistehenden
Wohnhäuser Möhlstrafie, die 1886-87 erbaute, auf Tiroler
Motive zurückgehende Villa am Ruffiniweg usw. Seine
Kunst ging weniger auf archäologische Treue der von
ihm verwendeten historischen Stile aus; er begnügte sich
mit einer individuellen, aber meist malerisch gedachten
Auffassung derselben. Romeis war im Jahre 1854 zu
Hoch Stadt a. Aisch geboren, erlangte aber seine ganze
Ausbildung in München. Nach längerem Aufenthalte in
Italien wurde er 1875 zunächst Assistent und 1886 Professor
an der kgl. Kunstgewerbeschule, an welcher er bis zu
seinem Tode wirkte. —
BQcher.
Unsere Baukunde des Architekten (Deutsches Bau-
handbuch) Bd. I, Teil 3 Ausbau der Gebäude, das
wir unter näherer Angabe des Inhaltes bereits in No. 90
angezeigt haben, ist nunmehr in 5. Auflage erschienen.
( Verlag der Dtschn. Bauztg. G. m b. H.. Berlin 1905. Preis
broschiert 12 M.l Das Werk umfaßt das ganze Gebiet des
inneren Ausbaues und außerdem ist ihm noch ein Abschnitt
hinzugefügt, der die Materialien und Einrichtungen des Aus-
baues vom Standpunkte der Gesundheitspflege behandelt,
der wohl Vielen willkommen sein wird. In knapper Dar-
stellung, mit reichen Illustrationen, wird ein erschöpfender
Ueberblick über das ganze Gebiet gegeben. Das Buch
eignet sich also sowohl zu Lehrzwecken, wie zum Selbst-
studium. Vor allem aber wendet es sich an den Praktiker.
Die Mitarbeit von Fachmännern der verschiedenen Ge-
biete sichert ihm eine ausgedehnte Verwendbarkeit auch
nach dieser Richtung. —
Preisbewerbungen.
Der Wettbewerb zur Erlangung von Skizzen für ein
Geschäftshaus der Allg. Elekirizltäts- Gesellschaft In Berlin
stellt die Teilnehmer vor eine zwar sehr interessante, aber
auch sehr schwierige und umfangreiche Arbeit. Wie wir
den Unterlagen entnehmen, die wir durch ein Versehen
erst am 19. Nov. erhielten, wodurch sich die Verzögerung
dieser angekündigten Besprechung erklärt, handelt es sich
um die Bebauung eines umfangreichen, neben dem I.essing-
Theater gelegenen Geländes, das südlich an das Friedrich-
Karl-Ufer, nördlich an die Stadtbahn grenzt. Das Gebäude
ist als ein fünfgeschossiges Geschäftshaus von einfacher
aber würdiger Ausstattung gedacht in welchem lediglich
der Haupteingang, das Haupttreppenhaiis sowie ein ver-
langter Vcrsanimlungssaal eine reichere architektonische
Ausstattung erhalten werden. Für das Geschäftsgebäude
ist ein umlangreiches sorgfältiges Raumprogramm aufge-
stellt, welches die modernsten Forderungen, die an ähn-
liche Gebäude gestellt werden können, enthält. Diese
Forderungen im Zusammenhang mit den Vorschriften der
Baupolizei werden naturgemäß den Kreis der Teilnehmer,
welche mit einiger Aussicht auf Erfolg arbeiten können,
eng ziehen und auf die Wettbewerber beschränken, welche
mit Berliner Verhältnissen und Gepflogenheiten genau ver-
traut sind. Ob es demnach angebracht war, diesen Wett-
bewerb auf eine größere Allgemeinheit auszudehnen, ist
eine Frage, die sich dem aufdrängt, welcher mit Bedauern
die viele vergebliche Arbeit verfolgt hat. die in unseren
deutschen Wettbewerben na nentheh bii d .-n Aufgab .'n ge-
leistet worden ist.dcrcnVerwirklichung dein Gewinner eines
Preises nicht von vornherein zugesichert wurde. Denn
die Ausführung eines Bauwerkes ist das doch an
erster Stelle erstrebenswerte Ziel für jeden BaukQnstler
und daß sie in dem inrede stehenden Falle nicht in Aus-
sicht gesicllt wurde, wird viele von den Architekten, die
in erster Linie berufen wären, eine so schwere Aufgabe
erfolgreich zu lösen — die Architekten mit reifer Erfah-
rung — von der Bewerbung abhalten. Denn wenn auch
der Slil des Hauses frei gestellt ist, wenn auch die Arbeits-
leistung sich auf die unerläßlichsten Zeichnungen beschränkt
und wenn namentlich die zur Preisverteilung bestimmte
Summe an sich eine sehr stattliche genannt werden muß,
so gibt doch der Umstand, daü zwei I. Preise zur Ver-
teilung kommen sollen, daß also augenscheinlich nicht ge-
wünscht wird, daß ein einziger Entwurf als siegreicher
5&»
in den Vordergrund tritt, selbst dem zu denken, der sangu-
inisch genug ist, auch nur in entfernter Perspektive mit
der Ausführung zu rechnen. Jedoch formell ist gegen die
Ausschreibung nicht das geringste einzuwenden und vom
rein formalen Standpunkte aus müssen wird die Beteiligung
als an einem sehr interessanten und in den Preisen gut
bedachten Wettbewerb empfehlen. —
Von einem Teilnehmer am Wettbewerb erhielten wir
übrigens noch folgende Zuschrift: „Das Programm, welches
ich mir sofort nach dessen Anzeige in der „Deutschen
Bauzeitung" vom 19. Okt. kommen ließ, trägt das Datum
des 15. Okt. 1904. Es war am 21. Okt. in meinem Besitz.
Am 15. Jan. 1905 ist Ablieferungstermin; der Poststempel
darf aber spätestens das Datum des 14. Jan. 1905 zeigen.
Es sind also imganzcn 12 Wochen Arbeitszeit zur Lösung
der gestellten sehr großen und sehr schwierigen Aufgabe
verfügbar; die Tage des Weihnachtsfestes. Neujahres, der
Bücherabschlüsse undSteuer Erklärungen zu Anfane Januar
1905 sind dabei eingerechnet Das Geschäftshaus, welches
sich die A. E.-G. zu errichten gedenkt, hat den Umfang
eines großen Rathauses, denn in einem der Obergeschosse
müssen Bureaus, die Abteilung B, im Gesamtflächen- Inhalt
von 1900 1°> untergebracht werden, Korridore und Treppen
nicht mit eingerechnet Ganz besonders schwierig wird
die Aufgabe durch die Form und Lage des Bauplatzes,
von dessen Raum-Aufnahmefähigkeit, soweit ich die Sache
bis jetzt studieren konnte, viel zu viel verlangt ist
Bei dem raschen Wechsel heutzutage in der Art der
Bauplatz - Verwendung ist es doch nicht ausgeschlossen,
daß das Lessing -Theater eines Tages verschwindet und
an seine Stelle irgend ein Geschäftshaus tritt, welches
seinen Bauplatz gerade so ausnutzen will, wie die A. E.-G.
Auch das andere Nachbarhaus kann ebenfalls eines Tages
verschwinden und an seine Stelle irgend eine neue Bau-
idee mit möglichster Raumausnulzung zur Ausführung ge-
langen. Die A. F. G hat al-o das lebhafteste Interesse da-
ran, durch den Wettbewerb solche Grundriß Gedanken zu
erhalten, welche die Tageslicht Zuführung so günstig ge-
stalten, daß die dereinstigen neuen Nachbarn mit ihren
Häusern dem Geschäftshause der A. E.-G. niemals das
Tageslicht verderben können.
Daß diese sehr schwierige Aufgabe in guter künstle-
rischer Form in zwölf Wochen lösbar sein soll, erscheint
mir denn doch sehr fraglich. Wer sich daran beteiligen
will, muß alle seine sonstigen Arbeiten zurückstellen und
sich nur der einen Au'gabe widmen. Oder es muß Jemand
gerade in der Zeit vom 15 Okt. 1904 bis zum 14. Jan. 1905
nichts zu tun haben, so daß er ohne Störung arbeiten
kann. Ich meine, wenn es sich um ein so großes Bau-
vorhaben handelt, sollte die A. E. G. in ihrem Interesse
nicht mit so kurzem Termin arbeiten, sondern einige
Monate zugeben, damit die Zeit zum Ausreifen da ist,
und sich auch solche Architekten beteiligen können, die
im Gcscliäftsleben stehen und somit nicht in der Lage
sind, ihre anderen Arbeiten einer Sache zuliebe bei Seite
stellen zu können. Die Geldpreise, welche die A. E.-G.
ausgesetzt hat, sind ja sehr verlockend; aber bei einem
Wettbewerb tut es das (»cid allein nicht, sondern es muß
auch die nötige Zeit da sein, damit eine Aufgabe in Ruhe
gelöst und nicht in aller Eile heruntergerast werden muß." -
Wettbewerb Friedhofshalle Minden t. W. Unter 143
Entwürfen konnte keiner mit dem I. Preise bedacht wer-
den, dagegen wurden drei gleich wertige Preise verteilt
an die Hrn. Hummel in Kassel. Menzel in Dresden
und Holtz in Halle a S Die Entwürfe der Hrn. Fr.
Schulz in Pankow und Fr. Müller in Stuttgart wurden
zum Ankauf empfohlen. -
Wettbewerb Rathaus Wilmersdorf bei Berlin. Das von
uns bereits in No 92 angekündigte Preisausschreiben ist
nunmehr zum 10 April 1005 erlassen. Unterlagen gegen
3 M. durch den Gemeinde -Vorstand, Wir behalten uns
vor, auf das Ausschreiben, das in mehrfacher Hinsicht
Gelegenheit zu Beanstandungen gibt, zurück zu kommen,
wenn die Unterlagen vo
en werden
Ein Preisausschreiben der kgl. Amtshauptmannschaft
Leipzig zur Erlangung von Entwürfen für eine neue Be-
zirksanstalt in Thekla, im Leipz. Tageblatt vom 18. Nov.
veröffentlicht, gibt der Form nach zu Beanstandungen
Anlaß, auf die wir noch zurückkommen
Aus einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für eine
evang. Kirche In Detmold ging Hr. Arch. Olto Kuhlmann
in Charloltenburg als Sieger mit dem Auftrag zur Aus-
führung hervor —
tnh»H; Zum Neubau dr« k«l llclüieaier« in Siutlcart. — !>«» moderne
Laiidtiaui. liml t.r:i^- iimrtr A n--1;itlun-. *1it(ci[utl£rtl jui Vereinen. —
'I oikciii^tiaii Hfl'-Ker l'reiibrwerbunpen.
Verlar der Deutschen tfa'Ueitunc. G. m. b. II.. Itertln- Fdr dir Reduktion
verant«rortl. Albert Holman». Rerliii. IHtK* vwn Willi. Cretr, Urrlin.
No. 94.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 95. BERLIN, DEN 26. NOV. 1904
Abbildg. 8. Versenkung de» SchmuUw«»*er Rohrr» im Rhein.
Ergänzungsbauten der Düsseldorfer Kanalisation und Reinigungs-Anlage für die
Abwässer. Von C. Geusen, Beigeordneier in Dasseldorf.
1. Allgemeines.
| ieKanalisationsanlagcn Düsseldorfs, mit deren
Ausführung im Jahre 1884 begonnen wurde,
sollten zur gemeinsamen Abführung des Re-
genwassers,der häuslichen Brauch Wässer und
der menschlichen Auswurfstoffe dienen. Da
die Königliche Regierung indessen den Anschluß der
Abortc an die Kanalisation von der Herstellung einer
Reinigungsanlage für die Abwässer abhängig machte,
die Stadt sich zu jener Zeit zur Erbauung einer sol-
chen Anlage aber nicht entschließen konnte, unterblieb
der Anschluß der Aborte und das bestehende Gruben-
system wurde beibehalten. Die mannigfachen Nach-
teile dieser Aufbewahrung der Auswurfstoffe in der
Nähe menschlicher Wohnstätten, die Unbequemlichkeit
und die hohen Kosten der Abfuhr, die Belästigungen
des Verkehres ließen es indessen bei der großstädti-
schen Entwicklung Düsseldorfs geboten erscheinen,
mit dem Grubensystem zu brechen und die Herstellung
einer Reinigungsanlage in Aussicht zu nehmen, um
die Erlaubnis zum Anschluß der Aborte an die Ka-
nalisation zu erhalten Die städtischen Behörden be-
schlossen daher im Jahre 1901 die Erbauung einer
Reinigungsanlage, die seit dem Juni d. J. in Betrieb ist.
Die Erbauung der Reinigungsanlage machte auch
die Herstellung eines bis dahin fehlenden gemeinsamen
Auslaßkanales für die beiden Kanalsvsteme der Stadt
notig. Das obere System, dessen Kanäle bei allen
Wasserständen des Rheines ungehinderte Vorflut zum
Strome haben, ergoß seine Abwässer durch einen im
Zuge der Krefelder Straße liegenden Regenauslaß
(vergl. den Gesamtplan der städt. Kanalisation Abb. 1)
in den Rhein ; für das untere System, dessen Kanäle
bei einem Wasserstande von +6™ am Pegel vom
Strom abgesperrt werden und dessen Wässer sodann
durch Pumpen gehoben werden müssen, war ein vor-
läufiger Auslaß an der Scheibenstraße (Abbildg. 1)
erbaut worden. Eür beide Systeme war ursprünglich
ein gemeinsamer Auslaß im Zuge einer nur wenig
weiter nördlich gelegenen Straße vorgesehen. Da die
Stadt sich inzwischen nach Norden erheblich über
jene Stelle ausgedehnt hatte, mußte der gemeinsame
Auslaßkanal weiter nach Norden zu verschoben wer-
den und er ist zugleich mit der Reinigungsanlage an
die nordliche Grenze der Stadtgemarkung gelegt wor-
den. Bis zu diesem Punkte mußten daher die Haupt-
sammeikanäle der beiden Systeme verlängert werden.
Eür den Hauptsammelkanaf des oberen Systems bot
sich dabei der Zug der Kaiserswerther Straße als ge-
gebene Linie, der Hauptsammelkanal des unteren
Systems soll später über das Gelände der früheren
Golzheimer Insel zur Reinigungsanlage geführt wer-
den; vorläufig sind die beiden Kanäle in der auf dem
Plan (Abbildg. 1) dargestellten Weise vereinigt.
1. Art der Abwasserreinigung.
Die allgemeineMinisterial- Verfügung vom 20. Febr.
1901, betr. Fürsorge für die Reinhaltung der Gewässer,
macht keinen Unterschied zwischen städtischen Ab-
wässern mit und ohne menschliche Auswurfstoffe. Die
Zulässigkcit oder Unzulässigkeit der Zuführung von
städtischen Abwässern in die öffentlichen Flüsse ist
nach den Grundsätzen, die der genannten Verfügung
beigegeben sind, zu beurteilen nach der Menge und
der Beschaffenheit der Abwässer und der Wasser-
führung und Beschaffenheit des Vorfluters. Günstige
585
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Abbild);. 4&
Querschnitt des
AusUfikanalea.
Verhältnisse des
Vorfluters sind
nach den Grund-
sätzen im allgc-
nn inen eine gros-
se Wassermenge,
hohe Strom-Ge-
schwindigkeit, ein
kiesiges Bett, so-
wie feste Ufer und
die Zuführung
vonGrundwasser.
Diese günstigen
Verhallnisse lie-
gen am Rhein bei
Düsseldorf samt-
lich vor. Denn
beim niedrigsten
eisfreien Wasser-
stand (+ o,6o m
amPegcl)beträgt
dicWassermenge
immerhin noch
660 ''»"/Sek., bei
mittlerem Jah-
res-Wasserstand
H- 2,75™ am Pe-
gel) rd. 2000 cbm ;
die Strom - Ge-
schwindigkeit be-
trägt bei dem
genannten klein-
sten Wasserstand noch i m. Eine längere Reihe von
Untersuchungen (März bis November 1901) ergab, daß
das Rheinwasscr oberhalb und unterhalb von Düssel-
dorf dieselbe Beschaffenheit hatte"), trotzdem damals
•) Vergl. den Aufsatz von Genien ft Look in Heft a der Mit-
teilungen der Königlichen Pröfung»anstall für Waaaet Versorgung
a6 November 1904.
Abbildg. 1. Getan» plan
der ItMUKhcn KanalisaUon
in Dahldorf.
noch die Abwässer ohne jegliche Reinigung dem Strom
zugeführt wurden.
Das Rheinwasser bei Düsseldorf enthält nach dem
Durchschnitt von 28 Linzel- Untersuchungen in 1 cbm
387« an suspendierten und gelösten Stoflen ; bei einem
mittleren Wasserstand werden aho 2000 0,287 574 k|!
feste Stoffe sekundlich abgeführt; die Sehnuitzwasscr-
587
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menge beträgt bei 240000 Seelen höchstens 0.5 ''"■/Sek. ;
bei einem durchschnittlichen Gehalt des Kanalwassers
von 928« an suspendierten und gelösten Stoffen in
1 cbm> der sicn aus einer Reihe von Linzel-Untersuchun-
gen ergeben hat, werden durch die Kanäle dem Rhein
also noch nicht 0,5 *«/Sek. an festen Stoffen zugeführt.
Auch nach Anschluß der Aborte wird sich diese Menge
nicht wesentlich vermehren. Die Stadt hielt daher
auch nach Anschluß der Aborte eine Reinigung der
Abwasser nur insoweit für nötig, daß die Sinkstoffe
und die gröberen schwimmenden und schwebenden
Stoffe in einer Größe bis zu 3 mm aus dem Abwasser
entfernt würden. Ein Gutachten des Abt -Vorstehers
im Institut für Infektions-Krankheiten, Prof. Proskauer.
und ein weiteres Gutachten der Kgl. Versuchs- und
Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwasser-
Beseitigung billigten den Standpunkt der Stadt. Die
Staats-Rcgicrung erteilte dann die Genehmigung zum
Anschluß der Aborte nach Fertigstellung der geplanten
Reinigungsanlage unter dem Vorbehalt, daß seitens
anlagen~'ein geringstes Sohlengefalle von 1 : 3000 er-
halten. |Für*die Abmessung der neuen Sammclkanale
ist, wie bei "den sonstigen Kanalanlagen Düsseldorfs,
die auch von der Aufsichtsbehörde gestellte Forderung
maßgebend gewesen, daß das Schmutzwasser durch
die vierfache Menge Re^cnwasser verdünnt sein soll,
ehe die Rcgenauslässc in Tätigkeit treten. Der Er-
mittelung der Schmutzwassermenge ist für das untere,
eine Fläche von 1 100 h» umfassende System eine durch-
schnittliche Bevölkerungs-Dichtigkeit von 246 Seelen
auf den Hektar (innere Stadt 400, äußere Teile 250 bis
1501, für das obere, 1^00 *'» umlassendc System eine Be-
völkemngs- Dichtigkeit von im Durchschnitt 190 Seelen
(25a 150) zu Grunde gelegt, und als Wasserverbrauch
für den Kopf und Tag sind durchschnittlich 150 1 an-
genommen worden. Diese Wassermenge wird jetzt
noch nicht gebraucht, aber in Zukunft bei allgemeiner
Einführung der Spülaboite, und da auch noch Wasser
aus Privatbrunnen und Grundwasser den Kanälen zu-
geführt wird, erreicht werden.- Allerdings ist Gmnd-
Kamiuccke eines englischen Landhauses. Architekt: C. F. A. Voysey.
Aus: Daa moderne Landhaus und seine innere Ausstattung. (Verlagianttalt F. Bruckmann A.-G. in Manchen.)
der Stadt weitere Maßnahmen getroffen würden, falls
sich Unzuträglit hkeitcn ergäben.
3. Hauptsammcl- und Auslaßkanal.
Die Aufsichtsbehörde hat bei Genehmigung des
Entwurfes der Reinigungsanlage die Bedingung ge-
stellt, daß die Abwässer bis zu einem Wasserstand
von +5m am D. P., der Höhe der gewöhnlichen
Sommer-Hochwasser, zu reinigen seien; bei höheren
Wasserständen können die Abwässer ungereinigt dem
Strom überleben werden. An der Einmündungsstclle
des neuen k anales in den Rhein liegt der genannte
Wasserstand auf + 3°.79 N. N., vergl. Abbildg. 3 und
die Abbildg. 7 in folg. No., bei Annahme einer größten
Fülluefe der Gerinne der Reinigungsanlage von am und
bei dem rechnungsmäßig ermittelten, erforderlichen
L'eberdruck von 18"* für die Durchführung der Ab-
wässer durch die Anlage und den Auslaßkanal ergab
sich somit für die Sohle eine Ordinate von -f- 28,97 N.N.
Bei dieser Höhenlage der Sohle des Hauptsnmmel-
Kanales an der Reinigungsanlage konnte der Kanal
von dem tiefsten Endpunkte der vorhandenen Kanal-
50a
wasser i. d. R. als reines Wasser anzusehen, das also
zur Verdünnung des Schmutzwassers dienL
Für die beiden Außensysteme sind die Ermitte-
lungen über die künftige wahrscheinliche Bevölkerungs-
Dichtigkeit ebenfalls angestellt worden, ihre Mitteilung
hat indessen hier kein weiteres Interesse; für das ganze
4550 h* große Stadtgebiet ist eine zukünftige Bevölke-
rungszahl von 740000, entspr. einer durchschnittlichen
Wohndichte von 163 Seelen/''» angenommen.
Die Abbildgn. 2 u. 3 zeigen I.agcplan und Längs-
schnitt der neuen Hauptsammeikanäle und des Aus-
laßkanalcs, Abbildgn. 4a- d die verschiedenen Quer-
schnitte. In den obersten Strecken (Abbildg. 4 Profil
a und b) haben die beiden Kanäle eine solche Größe
erhalten, daß sie die mit der vierfachen Regenwasscr-
menge verdünnten Schmutzwässer des ganzen oberen
und unteren Systems, die nach vollem Ausbau von
265000 und 270000 Menschen bewohnt sein werden,
bei einem Rheinwasserstande von + 5 01 am Pegel
abführen können, ohne daß der im Zuge der Krefeldcr
Straße liegende Regenauslaß in Tätigkeit tritt. Von
dem vorläufigen Vercinigungspunktc der beiden Kanäle
No. 93.
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in der Kaiserswerther Straße an, dem in Zukunft
noch Wasser aus dem nördlichen AuOensystem zuge-
führt wird, bis zur Uerdingcr Straße ist der Quer-
schnitt so groß angenommen worden, daß er unter
der genannten Voraussetzung für eine Bevölkerung
von 390 000 Menschen (Abbildg. 4, Profil c, die kleinen
Maße) und von der Uerdingcr Straße, wo in spaterer
Zeit ein größerer Nebensammler einmünden wird, und
nördlichen Stadtteile noch ein Nebensammler aufzu-
nehmen und ein weiterer RegenauslaQ anzulegen sein.
Der Auslaßkanal zum Rhein hat eine solche Größe
erhalten (Abbildg. 4 d), daß er das durch die vierfache
Regenwassermenge verdünnte Schmutzwasscr der ge-
samten künftigen Bevölkerung des jetzigen Stadtge-
bietes, also wie oben gesagt von 740000 Menschen,
bei einem Rheinwasserstande von + 5 m am Pegel,
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ein weiterer Regenauslaß vorgesehen ist, bis zur Reini-
gungsanlage für 430000 Menschen ausreicht (Abb 4c
die großen Maße). Wird diese Bevölkerungszahl über-
schritten, so muß die genannte Verbindung der beiden
Hauptsammeikanäle aufgehoben und der Hauptsammlcr
des unteren Systems für sich bis zur Reinigungsanlage
geführt werden (Abbildg. 2 punktiert).
Vor der Reinigungsanlage wird nach Ausbau der
26. November 1904.
d. i. +30, 79 N N. an der Kanalmündung, abführen kann.
Zu bemerken ist noch, daß für das südliche Außen-
system (Abbildg. 1), dessen Flache von der städtischen
Bebauung noch nicht ergriffen ist, das Schmutzwasscr
durch Pumpen dein jetzt neuerbauten Hauptsammei-
kanal zugeführt und das Regenwasser durch kurze
Kanäle in den Rhein geleitet werden solL —
(Forurtzuug folgt)
5%
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Das Ergebnis des internationalen Wettbewerbes um das Probe-Schiffshebewerk
im Donau-Oder-Kanal bei Prerau.
II. Die nach der Ausschreibung gegebene Bodenge-
ebcr die Bedeutung und die Preisverteilung staltung weist in erster Linie auf geneigte Ebenen
bei diesem außergewöhnlichen Wettbewerbe mit Längsbahnen hin. Alle anderen Lösungen, die
haben wir bereits in No. 89 einige Mittcilun- dasGcfällc konzentrieren, wie senkrechte Hebewerke mit
gen gemacht. Es liegt jetzt der Bericht des einer oder mehreren Stufen, Schleusen mit größerem
Preisgerichtes vor (abgedruckt in No. 45 der
österr. Wochenschrift f. d. öffentl. Baudienst), dem wir
die allgemeine Begründung der Entscheidung des Preis-
gerichtes entnehmen. Die Einzelheiten behalten wir
einem eingehenderen, mit Abbildungen zu versehen-
den Berichte vor, mit dessen Veröffentlichung wir so
lange zu warten jedoch gebeten worden sind, bis eine
amtliche Publikation in einer österreichischen Zeitschrift
erfolgt ist. Diesem begreiflichen Wunsche müssen wir
Rechnung tragen, unterlassen aber nicht, der Hoffnung
Ausdruck zu geben, daß diese Veröffentlichung baldigst
erfolgen möge und daß vor allem das interessante Ma-
terial, das bei diesem Wettbewerbe auch in den nicht
preisgekrönten oder mit einer Anerkennung bedach
Gefälle und auch Querbahnen erfordern umfangreiche
Bauarbeiten und dementsprechend z. T. beträchtliche
Mehrkosten. »Eine Prüfung des Geländes für eine
Trasse mit konzentriertem Gefälle lag nicht in der
Aufgabe des Preisgerichtes."
Schwach geneigte Längsbahnen sind bei zahl-
reichen Entwürfen gewählt, Querbahnen nur ver-
einzelt. Letzteren erkennt das Preisgericht jedoch bei
entsprechendem Gelände und entsprechender Trasse
den Vorteil kürzerer Fahrzeit infolge der Möglichkeit
größerer Neigung, unt. Umst Zeitersparnis beim Ein-
und Ausfahren der Schifte, schließlich größere An-
passungsfähigkeit an veränderliche Wasserstände zu,
sodaß sie dann von Vorteil sein würden, wenn die
ten Entwürfen steckt, durch eine umfassende, längere Ixistungsfähigkeit der schwach geneigten Längsebenen
Ausstellung der Fachwelt zugänglich gemacht werde, nicht mehr ausreicht Die Schlcusungszeiten sind für
denn es würde hierdurch eine Gelegenheit zum Stu- letztere nach dem Programm etwas knapp, lassen sich
aber noch einhalten. Getrennten Bahnen, also ohne
mechanische Kuppelung der beiden Tröge, gibt das Preis-
gericht den Vorzug. Sic bieten den großen Vorteil der
Unabhängigkeit, sodaß nach Bedarf mit 1 odt-r 2 Tragen
gearbeitet werden kann, und d« n weiteren Vorteil, daß
die aus der gegenseitigen Abhängigkeit sich ergebenden
Verzögerungen vermieden werden. Anderseits sind
die Kr/ielutig der nötigen Fahrgeschwindigkeit, die
Beherrschung der Beschleunigungs - Verhaltnisse am
Anfang und Schluß der Bewegung auch bei nicht ge-
kuppelten Trögen gesichert. Für den Antrieb wird
dem elektrischen der Vorzug gegeben, der sehr
sanfte Uebcrgängc in den Geschwindigkeiten gestattet.
Wieweit die Rückgewinnung der Arbeit des nieder-
gehenden Trogwagens durch Energie- Aufspeicherung
dium der vorliegenden Aufgabe gegeben werden,
sie kaum je wiederkehren dürfte.
Von den 231 Eingängen -■■ Nachträge und sclbst-
ständige feile eines Entwurfes besonders gerechnet —
konnten in der ersten Ausschußsitzung am 18. April
1904 bereits 90 „aus äußeren Gründen und wegen
augentälliger Üngeeignctheit" ausgeschlossen werden.
In den folgenden 5 Sitzungen wurden weitere 138 Ar-
beiten als für die Preiserteilung selbst nicht inbetraebt
kommend, zurückgestellt und zwar wegen „Unvoll-
ständtgkeit oder wesentlicher Ausführung*- unJ Be-
triebsmängcl". Die Beurteilung erfolgte dabei nach den
Gruppen, in welche sich die Entwüife nach ihrer Art ein-
teilen ließen, nämlich: Schleusen, senkrechte Hebe-
werke, geneigte Ebenen, drehbare Hebewerke.
I dieser zweiten Folge von Entwürfen zweckmäßig ist, hangt von den besonderen Umstän-
zeigt entweder altbekannte Ideen in mangelhafter Aus- den ab; die Aufspeicherung in Akkumulatoren er-
führung oder neue, kühne Ideen, die entweder von vorn- scheint jedoch bei sehwachj
herein für die praktische Ausführung aussichtslos er-
scheinen, oder unzureichend durchgearbeitet waren.
Unter diesen Arbeiten fanden sich aber aueb solche, die
in einzelnen Teilen der Lösung Vorzügliches boten, in
anderen, offenbar wegen Nichtzuziehung geeigneter
Spezialfachmänner, versagten, sodaß kein brauchbarer
Gesamtentwurf entstand. Ebenso ist mehrlach eine
höchst mühevolle, sorgfältige Arbeit auf zwar «ei st-
reiche, aber in praktischer Hinsicht aussichtslose Ideen
verwendet worden, namentlich in der Gruppe der
drehbaren Hebewerke.
So verblieben schließlich nur die 3 sehr umfang-
reichen Entwürfe 1. „Universell", 2. „Industria
geneigten Längsbahnen
hinsichtlich des Nutzens zweifelhaft. Auch die An-
bringung rollender Gegengewichte verspricht wegen
der erforderlichen langen Seile geringen Nutzen, be-
sonders bei Zahnstangenbetrieb. Die elektrische
Ausgleichung ermöglicht bei entsprechend starken
Antriebmaschinen im Bedarfsfälle den vollständig von
einander unabhängigen Betrieb der beiden Tröge.
Für den Anschluß an die Haltungen werden aus-
schließlich Trocken häupter vorgezogen, welche auch
bei Stillstand des Troges eine Beaufsichtigung aller
wichtigen Betriebsteile gestatten. Für den Antrieb
sind besondere Antriebwagen vorteilhaft, nament-
lich bei Zahnstangenbetrieb, weil es bei auf den Trog-
Austriaca" und 3. „Habsburg", von denen der mitt- wagen selbst stehenden Antriebmaschinen infolge der
lere 4 verschiedene Lösungen, A— Ü, zeigte, die als
besondere Entwürfe beurteilt werden mußten. Ent-
würfe 1 und 2 C wurden mit allen gegen 1 Stimme,
Entwurf 3 mit 6 gegen 3 Stimmen in die engste Wahl
gestellt. Zur weiteren Prüfung dieser 3 Entwürfe
wurde dann am 30. Juni aus den Preisrichtern und
Ersatzmännern (vergl. die Angaben S. 550) ein Aus-
schuß, bestehend aus den Hrn.: deßovet, Doerfel,
Harcourt, Hermann, Hochenegg, Riedler und
Velflik eingesetzt. Auf Bericht dieses Ausschusses
in der entscheidenden Sitzung des Preisgerichtes, die,
wie wir erst jetzt aus dem Schlußbericht erfahren, be-
reits am 6. Juli d. J. stattgefunden hat, wurde auch
der Entwurf 2C ausgeschieden, da sich aus diesem
unvermeidlichen Schwankungen schwierig ist, den
Zahneingriff zu sichern. Der Adhäsionsbetrieb er-
scheint dadurch im Vorteil gegenüber dem teuren
Zahnstangenbetrieb; dieser Vorteil ist jedoch nur ein
scheinbarer, da bei erster ein eine große Zahl von
Achsen elektrisch angetrieben werden müßten, um die
Adhäsion zu sichern, wodurch sich sehr verwickelte
Verhältnisseergeben. Trockenfördcrungalsalleinige
Möglichkeit brachte die entsprechenden Entwürfe nach
Ansicht des Preisgerichtes zu Fall, da die Preisaus-
schreibung die Transportmöglichkeit aller Schiffe for-
derte. Die leicht gebauten Fahrzeuge gestatten aber
eine Trockenlörderung nicht. Für eine solche brachte
auch keiner der Entwürfe einevoll befriedigende Lösung,
auch im Zusammenhange mit den Lösungen A und B Die großen Vorteile, welche die Trockenförderung hin-
kein einwandfreies vollständiges Projekt ergab. Mit sichtlich der Kraftersparnis bietet, läßt für den Ent-
allen gegen i Stimme wurde dagegen dem Entwurf wurf einer geneigten Ebene aber diejenigen Lösungen
„Universell" der I Preis, mit allen gegen 3 Stimmen
der II. Preis dem Entwurf „Habsburg" zuerkannt,
deren Verfasser wir bereits genannt haben.
Bei der Entscheidung waren die folgenden allge-
meinen Gesichtspunkte maßgebend:
590
als besonders günstig erscheinen, welche Versuche mit
Naß- und Trockenlörderung bezw. Versuche mit ver-
minderter Trogfüllung gestatten. Was die Leistungs-
fähigkeit der geneigten Ebene anbetrifft, so ist das
Preisgericht der Anschauung, daß die gestellte Auf-
No. 95.
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gäbe mit derselben gelöst werden kann, ohne daß sich
unzulässige Geschwindigkeiten ergeben.
Die Schleusen-Entwürfe geben zu einem an
sich interessanten Vergleich hinsichtlich der Kosten
mit anderen Hebevorrichtungen keine Gelegenheit, da
durch die gegebene Trasse und das Bestreben nach
rascher Schiffsförderung die Ueberwindung der Gc-
fäll stufe mit 4—6 Schleusen von 9-6™ Gefälle aus-
geschlossen war. Es sind nur Entwürfe eingegangen,
welche die ganze Förderhöhe mit 1 oder 2 Schleusen
zu Oberwinden suchen mit übereinander gelagerten
Sparbecken, z. T. mit geschlossenen Kammern und
pneumatischem Betrieb. Die Lösungen sind zwar z. T.
sehr interessant auch in der Durchbildung in Beton-
eisenbau, stellen sich aber durchweg als sehr umfang-
reiche und keineswegs mehr einfache, sondern recht
komplizierte, im Betriebe unsichere Bauwerke dar.
Die verlangte Förderzeit ist bei 2 Schleusen von je
18 m Hubhöhe nicht zu erreichen, oder doch nur durch
Doppclschlcusen, welche außerdem eine sehr erwünschte
Reserve bilden, aber die Anlage sehr verteuern würden.
Auch der Ersatz des verbrauchten Wassers gestaltet sich
jedenfalls kostspielig, sodaU bei einer vollen Lösung der
Aufgabe mit Schleusen von größerer Hubhöhe die Ge-
samtkosten jedenfalls weit Ober die einer geneigten Ebene
hinausgehen. Sie betragen für einen vollständig durch-
gearbeiteten Schleusenentwurf von 36™ Hubhöhe mit
Sparbecken, Hülfsbccken.Pumpcnanlagc und Haltungs-
anschlüsscn 9,6 Mill. M., gegenüber 5,18 Mill. bezw.
5,44Mill.M. der Entwürfe „Universell" und „Habsburg".
Senkrechte Hebewerke waren in bekannter
Einrichtung zahlreich eingeliefert. Aber selbst bei
Teilung in 2 Stufen wurden keine ausreichenden Kon-
struktionen für eine so ungewöhnlichen Verhältnissen
entsprechende Ausgestaltung geliefert. Das gilt so-
wohl von den Hebewerken mit Druckwasserkolben,
wie für die Schwimmerhebewerke nach Art des Hen-
richenburger Hebewerkes. Die Kosten für 2 solcher
Hebewerke bei dem für eine Konzentrierung des Ge-
fälles nicht günstigen Gelände würden sich auf 6,8
bis 7,65 Mill. M. stellen.
Für die drehbaren Hebewerke konnten wegen
der Mannigfaltigkeit der Vorschläge allgemeine Ge-
sichtspunkte natürlich nicht aufgestellt werden. -
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ing. -Verein tu Düsseldorf. In der Zeit vom
1. Jan. bis zum 8. SepL 1904 wurden 10 Vereins- Versamm-
lungen abgehalten, welche durch.schnitil. von 26 Mitgl be-
sucht waren. Neu aufgenommen wurden als einheimische
Mitglieder die Hrn.: Arcli. Bachmann, Reg.-Bmstr. Crescioli,
Ing. O. Brandt. Ing. A. Brandt. Brt. I^ehmann, Reg - und
Brt vom Dahl, Arch. Balzer, Üb -Ing. Lorenz, Reg - und
Brt. Schneider. Arch. Moebius, Fabrikbes. Siebcl, Geh. Brt.
Brcvitt und als auswärt Mitgl. Hr. Landbauinsp. Homm
in Rüttenscheid.
In der Sitzung am 13. Jan. berichtete Hr. Tüshaus
über Sturmschaden an einer Fabrik in Düsse ldorf-
Obcrkasscl und Hr. Görz über die Verhandlungen im
Verbands- Vorstand über die bevorstehende Wander- Ver-
sammlung 1901 in Düsseldorf.
Am 1. Febr. wurde durch Zu- bezw. Wiederwahl der
Hrn. Müsset, Tharandt, vom Endt und Bongard der
Vercins-Vorstand ergänzt Zum ersten Vorsitzenden wurde
anstelle des zurücktretenden Geh. Rat Dreling Hr. Landes-
Brt. Görz für das neue Geschäftsjahr gewählt Der Jahres-
und Rechnung^bcricht für 1903 wurde genehmigt. "
Am 1. .März machte Hr. Fraubcrger, Direktor des
Kunstgewerbe-Museums in Düsseldorf, lehrreiche Mitteilun-
gen Ober die neue Glastechnik der Clasenne Glas-
Comp. in London und fahrte zahlreiche MustcrstOcke
vor. Hierauf hielt Hr. Görz einen Vortrag Ober die Ent-
wicklung des künstlichen Eisaufbruches auf deut-
schen Strömen, Zahlreiche Beispiele wurden an Strom-
karten und Zeichnungen erläutert.
Am 15. März trug Hr. Körting Ober den interessan-
ten Bau der neuen Adolfbrücke in Luxemburg
unter Ausstellung von Zeichnungen und Photographien vor.
Am 13. April sprach Hr. Korn Ober die Entwick-
lung des protestantischen Kirchenbaues.
Am 3. Mai fahrte Hr. Körting die Anwesenden in
die neueren Systeme der Zentralheizungen ins-
besondere für Wohngebäude ein.
Am 10. Juni hielt Hr. Siebcl einen Vortrag Ober
seine Fahrt quer durch Spanien gelegentlich der Teil-
nahme am i. Int Arch. -Kongreß unter Vorführung von
einigen hundert Lichtbildern.
Die übrigen Vereins Sitzungen beschäftigten die An-
wesenden mit den umfangreichen Vorbereitungen für die
Abgeordneten- und Wander-Versammlung 1904 und mit
anderen geschäftlichen Angelegenheiten. — Th.
Vereinigung Berliner Architekten. Am 21. Nov. d.J. fand
eine Besichtigung des Kaiser Friedrich-Museums in
Berlin unter Führung seines Erbauers, Geh. Ob -Hofbrt
Ihne, bei zahlreicher Beteiligung statt. Wir kommen auf
die für die Anlage des Gebäudes, seine künstlerische Durch-
bildung und die Aufstellung seiner Kunstschätze
den Grundsätze noch zurück.
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Synagoge Frankfurt a. M. Dem Protokoll
entnehmen wir, daß von 129 Entwürfen zunächst 36 der
weiteren Beurteilung vorbehalten wurden und von diesen
16 auf die engere Wahl kamen. Die Verleihung der
3 Preise erfolgte einstimmig. Das Gutachten rühmt dem
26. November 1904
mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf der Hrn. Jos.
Reuters und C. Fricdenthal nach, er löse vortrefflich
die in der Grundstücksform gegebene Schwierigkeit der
Achsenversehiebung am Vordergebäude und der dahinter
liegenden Synagoge. Der Grundriß sichere die wünschens-
werte Steigerung der baukünstlerischen Wirkung vom Be-
treten des Vorhofes bis zum Eintritt in die Synagoge. Be-
mängelt wurden das Fehlen einer Treppe zur Kastcllan-
wohnung und der aufwändige mittlere Aufbau des Aeußeren,
während diesem selbst gute Verhältnisse und geschla
Wirkung nachgerühmt werden. In dem mit dem II. Preis
ausgezeichneten Entwurf derHrn. Hesse mer&Schmidt
in München fand die Lage des Gebäudes nicht ganz den
Beifall des Preisgerichtes, dagegen wurden die klare Ge-
samtanordnung des Grundrisses und die maßvolle Be-
handlung der schön gestalteten Außen- Architektur, die
ohne Kuppelbau zur Wirkung kommt, gelobt Der Ent-
wurf der Hrn. Jflrgcnscn & Bachmann in Charlottcn-
burg löst nach dein Protokoll „geschickt die Aufgabe, die
einen Vorhof malerisch umrahmenden Vordergebäude
parallel der Straßenflucht zu errichten und dem Haupt-
bau den Nachbargrenzen folgend die genaue Richtung
nach Osten zu geben". Zweckmäßige Abmessungen und
reichliche Beleuchtung seien besondeie Vorzüge der guten
Grundrißanordnung. Einzelheiten dagegen werden be-
mängelt; dem Aufbau wird volle Anerkennung gezollt.
Im Wettbewerb um Gewinnung eines Halenplanes
für die Sudt Oothenburg In Schweden (vergl. S. 32 u. 148)
haben unter 38 eingegangenen Entwürfen erhalten: den
I. Pr. von 6000 Kr. Prot Richert in Stockholm, den II. Pr.
von 4000 Kr. Unander & Johnson in Stockholm in Ge-
meinschaft mit Ing. Viktorin in Geflc, den III. Pr. von
2500 Kr. die Ing, Lorcntz & Schönweiler in Kopen-
hagen. Angekauft sind von der Hafendirektion die Ent-
würfe der Brte. Havestadt & Contag in Wilmersdorf
in Gemeinschaft mit Ing. Torncf und des Reg.-Bmstrs.
Landsberger in Berlin. ~
Bücher.
Das moderne Landhaus und seine innere Ausstattung.
220 Abbildungen moderner Landhäuser aus Deutsch-
land, Oesterreich, England und Finntand, nebst
Grundrissen und Innenräumen. Vcrlagsanstalt F.
Bruckmann, A.-G. München 1904. Preis 5 M.
Das vorliegende Werk will nicht mehr sein als eine
Sammlung guter Vorbilder für das moderne Landhaus
und seine Innenräume, wie sie im Laufe der letzten Jahre
in Deutschland, Oesterreich, England und Finnland durch
bewährte Meisler wie Baumann, Bcdford, Berlepsch, Dülfcr,
Gesellius, Lindgrcn & Saarinen, Jos Holtmann, l'atriz
Huber, Mackintosh, Newton, Olbrich, Ricmerschmid,
Schultze- Naumburg, Schumacher, Baillic Scott, die beiden
Seid], Voysey usw. entstanden sind. Gedacht ist das Werk
als eine willkommene Materialsammlung nicht nur für die
engeren Berulskreise, sondern namentlich auch für den
Laien. Wie die Beispiele in No. 94 und in dieser Nummer
zeigen, ist die Auswahl eine von künsüerischen Gesichts-
punkten getragene und sorgfältige. Daß es sich lediglich
um eineVorbildensammlung ohne beglcitendenTcxt handelt,
kann man je nach dem Standpunkte, den man der moder-
nen Kritik gegenüber einnimmt, billigen oder bedauern.
59'
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Wir möchten es billigen, denn der wirkliche Künstler
wird aus den Werken ganz anderes herauslesen, als der
modernen Bauschöpfungen oft als Laie gegenüberstehende
Kunstkritiker. Für den Laien können Begleiiworte unierUm-
ständen nützlich sein, leiten aber meist irre. Was aber auch
dieser ohne viele Bcgleitworte aus den Abbildungen er-
kennen kann, das ist die Wahrnehmung, daß das moderne
Landhaus eigentlich nur da den Charakter voller und be-
haglicher Wohnlichkeit annimmt und angenommen hat, wo
es sinngemäß auf die guten Ueberlieferungen, die aus dem
alten Bauernhause kommen, zurückgeht DaB das vorlie-
gende Werk hauptsächlich dieser Richtung gerecht zu wer-
den bestrebt ist, ist nicht sein geringstes Verdienst —
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Dr. v. Renautd, Joseph, Edler von Kellenbach, Oberst a. D. Bei-
trage tur Entwicklung der Grundrente und
Wohnungsfrage in Mönchen. Mit i Karte. Leipzig
1904. C. L. Hirachfeld. fr. 6,40 M.
Dr. Schell, Anton, Prof. Die stercophotogrammetrische
Bestimmung dcrLagc einea Punkte» imRaume.
Wien 1904 L. W. Seidel * Sohn Pr. 1,60 M.
Troller, Jo*., Fachlehrer. B au t c c h n i ac h e Projekte für
Arbeiter- und Einfamilienhäuser, land Wirtschaft!. Gebinde
usw. — Schalerarbeiten des IV. Semesters iura Gebrauch
der nachfolgenden Schaler als Beilagen zum Vortrag Ober
Entwerfen. Bauschule Technikum Biel. 80 Taf. in Lichtdruck.
Kalender für Eisenbahn -Techniker. Begründet von
Edm. Heusinger von Waldcgg; neubcaibeilet von A. W.
Meyer, Eiscnb.-Bau- u. Bctr-lnsp. in Allenstcin. 33. Jahrg.
100s Nebst einer Beilage und einer Eiscobahakartc. Wies-
baden. J. F. Bergmann. Pr. 4 M.
Kalender fürStraßen-u. Wasserb au- und Kultur-
Ingenieure. Begründet von A Reinhard; neubearbeitet
von R. Scheck, Reg., u. Brt in Stettin. « Jahrg. 1905.
Nebst 3 Beilagen und einer Eiseub -Karte. J. F. Bergmann.
Kalender (Or Heizung»-, Loftungs- und Badetech-
niker. Von H. 1. Kliogcr, Ob -log. 10. Jahrg. 1005.
Halle a. S. Carl Marhold Pr. 3>ao M-, in Leder 4 M.
P. Stühlen'* Ingenieur-Kalender fttr Maschinen- und
Haltentechniker von C. F r « n z e o , Ziv. - tng. in Köln und
K. Malhec, Ing. und Oberlehrer in Köln. 40. Jahrg. 1905
I. Teil: Bricftascnenform, II Teil: Techn. Teil usw. für den
Arbeitstisch. Essen. G. D. Baedeker. Pr. 3 M
Kalender für Maschinen-Ingenieure von Wilh. Heinr.
Uhland, ing. und Pat.-Anwalt in Leipzig. 3t. Jahrg. 190$.
I. Teil: Taschenbuch, II. Teil: fflr den Koostruktionstuch.
St alt gait Alfr. Kröner. Pr. 3 M, Lederband 4 M., Brief-
tascheniederband 5 M
Petzold'a Verkehrs- und Auskunfls-Kalender für daa
deutsche Reich. Verzeichnis alter nennenswerten Verkehra-
orte mit Angabe der Einwohnerzalil usw. nebtt Anhang:
die wichtigsten ausländischen Orte, wichtige Angaben und
Tabellen 3. Jahrg. 1905. Biechofawerda. E. H. Petzold.
Pr. i.»5 N.
Die Baukunst. Herausgegeben von R. Borrmann & R.
Ueber eine Vereinigung der Städte Nürnberg und Fürth
finden zurzeit Vorberatungen »utt mit dem Ziele, die Vereinigung
Grau). 13. Heft. II Serie: Die Nürnberger Kirchen
von F. W. Holtmann. Stuttgart. W. Spcmano. Pr. 4 M.
Becker, F., Prof. Wasserstraßen zu und in der Schweiz.
Eine verkebrsgeogrsphische Studie. Mit einer Kartenskizze.
Zarich. 1004. Alb M&ller. Pr So Pf.
Dr. Bermbach, W. und Müller, C, Ob -Ing Elektrizitäts-
werke, elektr. Beleuchtung u_ elektr. Kraft-
Qbertragung. 3 umgearbeitete und stark vermehrte
Aufl. Mit 367 Abbildungen. Stuttgart. 1904. Alfr. Kroner.
Pr. 7 M.. geb. 8 M.
Beseü, H., Oberlehrer. Das gewerbliche Schulwesen
im ehemaligen Königreich Hannover. Geschichte u. Kritik.
Leipzig. 1904. Seemann & Ko.
Beyer, £.., Arcb. und Oberlehrer. Moderne Fassadcn-
Ornamente. uo Fol- - Taf. in Lichtdruck und Photo-
lithographie in Mappe. Leipzig. 1904. Seemann & Ko.
Pr. 10,50 M.
Chronik.
Die wiederhergestellte evang. Stadtkirche In Eßlingen
Ic am 20. Nov. d. J. wieder eröffnet Die Wiederherstellung»-
Arbciteo waren seit 1800 im Gaugc. Die Arbeiten leitete der ver-
storbene Baurat Th. Frey und uacb seinem Tode Axch. Job.
Maller in Stuttgart. —
Eine österreichische Gesellschaft zur Bekämpfung des
Straßenstaubes hat »Ich kürzlich gebildet An der Bildung sind
flberwiegend technitrhe Kreise beteiligt —
Zum Vorstande des Stadt. Hochbauamtes In Dresden
wurde anstelle des Hin. Stadtbrt Briter, dem in Gemeinschaft mit
dem Architekten Kail Roth der Neubau des Rathauses Obertragen
wurde, Hr. Sudtbit, Hans Erlwein in Bamberg gewählt —
Zum Professor für Architektur an der k. k. Akademie
der bildenden Künste In Wien wurde Hr. Ob-Brt. Friedrich
Ohm an 11 berufen. —
Der Neubau der Universität« -Bibliothek In Gießen ist
am 13. Nov eingeweiht worden, Das an der Mollke - Straße ge-
legene GebSude ixt im Stile des Rarork gehalten und im Aeuüeren
in Muschclkalksteiu errichtet Die Baukosten betrugen 536000 M. —
Die neue Stephanusklrche auf dem Gesundbrunnen In
Berlin wird am 4. Dez. d. J. geweiht Daa nach den Entwürfen
des Hrn. Brt, BCrckner errichtete Gotteshaua steht an der Ecke
der Prinzen Allee und der Soldiner-Straße. —
59*
bereit» zur Landesausstellung in Nürnberg 1906 1
Schulhaus-Neubau In Rottwell. Die Bearbeitung der
zam Schulneubau (Volksschule, höhere Mädchenschule und Frauen-
handarbcita-Schule) wurde aufgrund ihres prämierten Konkurrenz-
Entwurfes den Architekten P. u. K B o 0 a t z in Stuttgart 0 beitragen. —
Wasserbau-Arbelten In Rußland. Die russische Hafenbau-
Verwaltung beschloß den Bau eines rd 7 m tiefen Fahrweges für
Seeschiffe von Roitow nach der Mündung des Don. DerzukOnhige
Hafeu von Rostow soll zur Aufnahme von 30 Dampfern eingerichtet
werden und ausgedehnte Kaianlagen ei halten. Man erwartet, daß
die Neuanlagen eine Steigerung des gegenwärtig 85 MÜI Pud be-
tragenden Exportes Rostow auf 300 Mill Pud zurfolge haben werden. —
Wasserbau-Arbeitenln Aegypten. Das .Council of Ministers"
hat beschlossen, dem Khedive die Erhöhung des Assuan-Dammes
und die EiOlfnung einea Kredites in Hohe von 1 136000 Pfd. Slerl
fQr den Bau einer Sperre bis Esneh zu empfehlen. —
Die kathol. Kirche In Disteln (Gem. Recklinghausen), eine
dreischiffige BacksteinbaMlika, wurde am 9 Nov. d. J. eingeweiht
Da Bodensenkungen infolge Bergbaues zu befürchten sind, wurden
180000 M. Architekt:
Kreuzgewölbe in Rabitzart angewandt
A. Kersting in Münster i. We.lJ. -
Personal-Nachrichten.
Dem Gen.Dir.Rat Endrea in München ist die
IIL KL de« Verdienst-Ordens vom bl. Michael verliehen.
Zu Reg -Riten sind befordert: die Dir.-Rlte Markert in
Wartburg, unt Uebertraguug der Stelle des Vorst, bei der Eiaeob.-
Betr.-Dir. Rosenheim, B a r t h bei der Dir. in Bamberg u. Schwenck
bei der Dir in München.
Versetzt sind : die Dir.-Rite Hobler in Augsburg zur Eiscnb-
Bctr.-Dir. Nürnberg und May scheider in Bamberg zur Dir.
Augsburg, der Eiscnb.-Ass. Zell in Nürnberg zur Eisenb.-Bctr.-
Dir- Bamberg, der Ob.-Masch -Inap. Reich in Regensbuig a. An-
suchen entspr. in den Ruhestand.
Preußen. Dem Arch. Pickel in Düsseldorf ist der Rote
Adler-Orden IV. Kl. verheben.
Die Stelle des Vorst, ist verliehen: den Eiseob.-Bau- u Betr-
Insp. Pröbsting der Ei»cnb -Belr.-Insp. 3 in Alienstein und
Ilkcnhana der Bctr.-In«p. 7 in Berlin. — Der Eiscnb -Bau- u.
Betr.-Imp. Holland in Kastenburg ist zur Ei»cnb.-Dir. nach
' »berg i. Pr. versetzt.
Iraannt sind: die Reg. Bmstr Karl Meyer in Neuwied und
Karl Lemcke io Duisburg zu Eisenb.-ßao. u. Betr -Insp : — die
Reg -Bfhr. Rob D o e r g e aus Aachen und Ad. M o u m a 1 1 e aus
Wiesbaden (Hochbfeh.), — Karl Thalenhorst aus Bremen,
Alfr. Damm aua Berlin, Karl L a c h t i n aus Magdeburg und Otto
F r a n z i u s aus Bremen (Wasser- u Straßenbfch.), Karl Kltmiot
aus St Petersburg (Etsenbfch ), — Bruno Engel aus Magdeburg,
Karl Frank aus WscMerabaeh , Max Wedeil aus Posen und
Reinh. W a 1 1 b e r aus Wattenscheid (Masch -Bfch ) zu Reg -Bmstrn.
Der Reg. -Bmstr. Gahrs ist der Reg. in Stettin zur Be-
schäftigung Überwiesen.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. N. In E. Ihre Sachdarstellung laßt zweifelhaft, ob ein
Werk- oder ein Dienstvertrag vorgelegen hat, und ob Ihre Tätigkeit
nur die Leistungen von Vorarbeiten oder auch die Bauleitung um-
faßt hat Jedenfalls ergibt sie jedoch, daß Sie durch Ihre Weigerung,
mit dem erwählten Bauunternehmer zu unterhandeln, den Anlaß
gegeben haben , auf Ihre ferneren Leistungen zu verzichten. Mit-
hin ist zu befürchten, daß das Gericht drn Grund für die Unmög-
lichkeit der weiteren Eifülluug in Ihrer Person suchen wird, wo-
du'ch es leicht dazu gelangen kann, Ihre Klage abzuweisen Jeden-
falls dürfte solche nur auf den Betrag gerichtet sein, in welchem
Ihre bisherigen Leistungen im Verhältnis zur benötigten Geaamt-
tlligkeit gestanden haben. Dagegen dürfen Sie nicht verlangen,
daß Ihre Leistungen jetzt nach anderen Grundsitzen bewertet wer-
den, als die» durch die vereinbarten 4 *i'g der Bausumme geschehen
war. Ihr Sachwalter bandelte also recht, indem er Ihnen von einem
Rechtsstreite in dem Ihrerseits geplanten l'miange abgeraten hatte- —
K. H e.
Hrn. R. S. In Halle a. S. Ihre Anfrage, wie sich die Festig-
keiten verschiedener Betonmischungen stellen, ist iu dieser Form
nicht zu beantworten. Dieselben Mischungen können je nach dem
Material, das an Zement, Sand, Steinschlag oder Kiea dazu vei wen-
det ist, sehr verschiedene Festigkeiten ergeben. Wenn man daher
nicht noch besondere Zwecke (Wasacroicbtigkeit usw.) mit dem
Beton verfolgt, sollte man dem Unternehmer nicht das Mischungs-
verhältnis, sondern die verlangte Fesliskcit vorschreiben. Dieser
hat dann anzugeben, mit welchen Materialien und mit welchen
Mischungen er diese Festigkeit erreichen will. Die gewöhnliche
Kontrolle wahrend des Baue* kann dann nach dem Mischungsver-
hältnis ausgeübt werden. —
Hrn. Reg.- Bmstr. G. H. In Br. Sie verlangen etwas viel
vom Briefkasten und weisen nicht einmal den Bezug unserer
Zeitung nach In den Bi icf kästen ■ Notizen S. 313 und 360 d. J.
finden Sie eingehende Angaben Ober die gedachten Ausfahningen. —
Inhalt: Krtaruurietbauten der r)0**<-ldoiicr Kanalisation und Itriol-
runrs- Anlage tDr die Abwasser. — L>as Ergebnis des iiirrrnationalen Wett-
bewerbe* um da» Piobc-Vbif(*hebe%verk im ftooau-Oder Kanal bei l*rer»u.
II. - Mitteilungen aus Vereinen. - l'reisbewerbuitceu. — I
— Pcnonal-N'arhrichtco, — Brief- und Kracekoslen.
Hierzu eine Bildbeilage: Das moderne
seine innere Ausstattung.
Verlag 1!
verantwi
irr Deutschen Uaiueilunr, <• m. t>. II, Berlin f Or die KedaSUon
oitl. Alben llofmann, Berlin. Druck von Wilh. Greve. Berlin.
No. 95.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 96. BERLIN, DEN 30. NOV. 1904
Ergänzungsbauten der Düsseldorfer Kanalisation und Reinigungs-Anlage für die
Abwässer. 1 Fortsr tzunc-l
ie neuen Kanäle sind mit Ausnahme des ganz
in Ziegelsteinen gemauerten obersten Teiles
in der Kaiserswerther Straße in Stampfbe-
ton hergestellt; Sohle und Seiten wände bis
zur halben Hohe sind mit einer Ziegel-
rollschirht verblendet. Die Ausführung der Kanäle
erfolgte Qberall in offener, 5— 8,5m tiefer und 3- 6™
breiter Baugrube, die durch senkrechten Verbau, vcrgl.
Abb. 5, S. 595, gesichert war. Der Ausführung stellten
sich keine besonderen Schwierigkeiten entgegen, da
infolge des während der ganzen Bauausführung nicht
sehr hohen Rheinwasserstandes die Kanäle fast ganz
im Trockenen hergestellt werden konnten. Für den
Erdaushub diente ein seit dem Jahre 1901 bei den
Düsseldorfer Kanalbauten gebräuchlicher Kran, der auf
einem fahrbaren Untergestell von i,8o — 2m Schienen-
weite über der Baugrube montiert ist und 2 Ausleger hat,
die an Stahldrahtseilcn je einen Kasten von Vs cbm
Inhalt tragen. Der Antrieb der Seiltrommel erfolgt
durch einen 5 pferdigen Benzinmotor. Die Kasten wer-
den in der Baugrube durch Handarbeit gefüllt, vergl.
Abbildg. 6 in No. 95. Nach den hier gemachten Er-
fahrungen forderte ein solcher Kran mit einer Arbeits-
zahl von 14 Personen bei einer mittleren Baugruben-
tiefe von 7™ und 3,5 m Breite täglich rd. i8oc,,m, eine
Arbeit, für die bei reiner I landarbcit 45 Arbeiter zum
Werfen des Bodens von Bühne zu Bohne nötig wären.
Unter Verwendung von 2 Kranen wurden durchschnitt-
lich 12'» des großen Kanales täglich fertig gestellt.
Die gesamten Aushubmassen der Baugruben, die
zu deren Vcrfüllung nicht nötig waren, wurden mittels
Arbcitszug zum Gelände der Reinigungsanlage ge-
schafft und dort zur Aufhöhung benutzt.
Von Interesse ist noch der in Abbildg. 6 darge-
stellte Bauvorgang der Teilstrecke des Kanales des
unteren Systems auf dem Gelände der Internationalen
Kunst- undGartenbau-Ausstellung: diese Strecke mußte
im Herbst vorigen Jahres in kurzer Zeit hergestellt
werden, um ilie Vorarbeiten für die Ausstellung nicht
zu behindern, wobei die durchschnittliche Tagesleistung
18 '" fertig gestellten Kanales betrug. Die Gesamtlänge
der Strecke beträgt rd. 800 m, im Bau befindlich war
immer eine Streckt: von 250 m. An der Spitze dieser
Strecke war ein fahrbarer Dampfkran von 12 PS.
in Tätigkeit, dessen Arbeitsleistung in dem Boden-
aushub und der gleichzeitigen Seitenablagcrung auf
50 m Baulänge bei einer Tiefe der Baugrube von 1,70»
bestand. Dieser Bodenaushub entsprach der durch
den Kanal verdrängten rd. 6,6 cbm großen und für die
Verfüllung der Baugrube entbehrlichen Bodenmasse;
die Beseitigung dieses Bodens von der Baustelle er-
folgte nach der Fertigstellung des Kanales mittels
Lokomotivbetriebes nach der Reinigungsanlage.
Die weitere Ausschachtung der Baugrube bis zur
Sohlentiefe von 5,50 ■ wurde durch 2 für die 2. und
3. Verbautiefe arbeitende, oben beschriebene Krane
ausgeführt: die auf 25™ Baulänge täglich geförderte
Ausschachtungsmasse mit etwa 37ocbm wurde in Zügen
von je 18 Wagen geladen und mittels Lokomotivbe-
triebes an das Ende der Baustrecke gefahren und zur
WiedcrvcrfOllung der Baugrube verwendet. Die Her-
stellung der Betonsohle, Betonwange, Sohlen- und
Wangenverblendung und Putzarbeiten wurden in Ab-
schnitten von 18 lfd. m gefördert.
Der von der Reinigungsanlage zum Rhein führende
Auslaßkanal ist bis zum Rheinufer in offener abge-
b uschter Baugrube hergestellt worden. Das Aus-
mündungsbauwerk mußte wegen der großen Tiefe
der Sohle der Ausmündung an der Korrcktionslinic
(Buhnenkopflinie) des Stromes und der starken Strö-
mung im Schutze eines Fangedammes ausgeführt wer-
den, vergl. Abbildg. 7. Die Oberkante des Ausmün-
dungsbauwerkes ist nach Anordnung der Rheinstrom-
Bauverwaltung auf Sommer-Mittelwasser + 28,49 N.N.
(Buhnenkopfhöhe) gelegt worden, die Kanalmündung
liegt 2,42"" tiefer, mithin auf j 26,07 N.N. Das letzte
Ende des Auslaßkanalcs ist als Buhne ausgebildet und
mit schweren Basaltsteinen abgedeckt.
Die Mündung des Kanales ist für gewöhnlich durch
eine schwere eiserne Klappe geschlossen, die sich nur
bei starkem Ueberdruck im Kanal, hervorgerufen durch
frößere Regen wassermengen, öffnet, während das
chmutzwasser durch ein von der Kanalmündung
noch 53™ weit in den Strom gehendes, 1,20"' im Durch-
messer großes, schmiedeisernes Rohr in die Strömung
geführt wird. Die Oberkante dieses Rohres liegt an
seinem Endpunkte noch 3,70m unter Sommer-Niedrig-
wasser, 5m unter Sommer-Mittelwasser. Da die Rohr-
sohle bis zu 2m unter der Rheinsohlc lag, mußte zu-
nächst eine entsprechend 2,5 m tiefe und 4 4,5 m breite
Rinne in Länge des Rohres ausgebaggert werden.
Die Versenkung des Rohres erfolgte in 2 Längen zu
15 und 37 ■ von Gerüsten aus. Die einzelnen 7 bezw.
7,5"' langen Rohrstöße wurden auf das in den Strom
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zu diesem Zwecke eingebaute Gerüst gebracht (ver-
gleiche Abbildg. 8 in No. 95t, darauf zusammen ge-
schraubt und an 2 Punkten mittels Schellen an langen
Schraubenspindeln aufgehängt. Die Muttern dieser
Schraubenspindeln waren auf Querbalken, welche
von den Gerüstpfählen getragen wurden, aufgelagert.
Durch gleichmäßiges Drehen der Schraubenmuttern
wurde zunächst der erste, an das Mündungsbauwerk
anschließende rd. 150» lange Rohrstrang gesenkt. Um
ein Abtreiben durch die Strömung zu verhindern,
waren in Abständen von rd. y Leitpfähle einge-
spannt, gegen welche sich das Rohr beim Absenken
legte. Die Verbindung des Rohres mit dem gemauerten
Mündungsbauwerk geschah durch zwei keilförmige Paß-
stücke, von denen das eine durch ein 1 m langes Röhr-
ende auf der Sohle des Mündungsbauwerkes einge-
mauert war, während das andere an dem Ende des
zu versenkenden i5m langen Rohrstranges befestigt
Beim Hinablassen des letzteren schob sich das
an ihm befestigte Verbindungsstück, seiüich geführt
von 2 eisernen Führungsstangen, keilförmig in das ein-
gemauerte Rohr. Auf diese Weise ist ohne Tauchcr-
arbeit eine dichte Verbindung dieser Rohrteile erzielt
worden. Der zweite Teil von 37» Länge wurde da-
rauf in derselben Weise versenkt (Abbildg. 8, S. 585),
nur ist es nicht an stromabwärts befindlichen Leitpfählen,
sondern durch 4 Seile, die mittels Winden von zwei
Schiffen aus angespannt wurden und das Rohr an
4 Punkten faßten, beim Versenken in richtiger Lage
gehalten worden. Diese Aenderung wurde deshalb
getroffen, weil bei der starken Strömung des Rheines
die Reibung zwischen den Leitpfählen und dem Rohr
sich als hinderlich erwiesen hatte. Nachdem das Rohr
in die richtige Lage gebracht war, bewirkte cinTauchcr
die Verbindung mit dem schon vorher verlegten Rohr-
stack durch Schraubenbolzen. Zum Schluß wurde
die ausgebaggerte Rinne vom Gerüst aus mit Kies
wieder zugeschüttet und die Ausmündung des Rohres
durch eine Umpflasterung mit Betonwürfeln von o.6o™
Seitenlange gegen Versandung geschützt. Die Mün-
dung des Rohres ist bis jetzt vollständig frei von Ver-
sandungen geblieben. - (Fortsruung folgt )
Das Ergebnis des internationalen Wettbewerbes um das Probe-Schiffshebewerk
im Donau-Oder-Kanal bei Prerau.
II. (Schluß.)
er mit dem I. Preis gekrönte Entwurf
„Universell" sieht 2 nebeneinander lie-
gende, dem Gelände entsprechend unter 1 125
geneigte Längsebenen vor und zwar .in
Der mit dem II. Preise ausgezeichnete Ent-
wurf „Habsburg" benutzt gleich mehreren anderen
Entwürfen den Gedanken eines großen schwimmenden
Hubzylinders mit 2 Trogtronimeln für die Schiffe.
„Es ist jedoch der einzige Entwurf dieser Art, der
dieses Prinzip konsequent durchgeführt hat und eine
züglicher, im konstruktiven und masehinen- vollständige Arbeit im Sinne der Preisausschreibung
Teile einwandfreier Ausarbeitung".
Der Entwurf entspricht den Grundsätzen der Zweck-
mäßigkeit, die vom Preisgericht bei der Beurteilung
aufgestellt wurden, d. h. er besitzt unabhängige
Tröge ohne Kuppelung und ohne mechanischen Ge-
wichtsausgleich, getrennten elektrischen Antrieb, so-
wie besondere auf Zahnstangen wirkende Motorwagen.
Die beiden Bahnen besitzen zwar eine gemeinsame
Antriebmaschine, auf deren Wellen die beiden Antrieb-
dynamos sitzen, aber diese sind elektrisch von ein-
ander unabhängig. Bei der Talfahrt wird die Uber-
schüssige Leistung des niedergehenden Troges von
dessen Motoren auf die Antriebdynamo und von hier
auf die Maschincnwelle zur Unterstützung der Bergfahrt
des andercnJTrogcs übertragen. Die L'nabhängigkeit
darstellt." Der in der Kanalachse liegende Zylinder
schwimmt auf dem Unterwasser und wird "mittels
Zahnkränzen und Räderantrieb zwangläufig geführt
Er kann um seine Längsachse um 1800 gedreht werden,
sodaß die beiden Schiffstrommeln bald mit dem Ober-
und bald mit dem Unterwasser in Verbindung gesetzt
werden. Die Anlage ist für den ungünstigsten Fall
eines Winddruckes von 270 ^'i™, der praktisch eigent-
lich kaum in Betracht zu ziehen ist, da bei 120 k* i°<
schon die Schiffahrt im Kanal eingestellt werden
müßte, und bei einseitiger Belastung infolge des Lccr-
laufens eines Troges sehr sicher berechnet. Ebenso
ist bei dem Triebwerke dieser Fall des Leer-
laufcns eines Troges berücksichtigt. Der Hubzylinder
schwimmt nicht auf einer unbegrenzten Wasserfläche,
der beiden Tröge geht so weit, daß nur die gleich- sondern in einem Becken, dessen Wandungen nur
zeitige Bergfahrt, die wohl auch kaum erforderlich ist, einen engen Spalt längs des Zylinders offen lassen,
mit Rücksicht auf die Stärke der Antriebmaschine un- Geringe Schwankungen in der Tauchtiefe des Zylin-
zulässig wird. Ein großer Vorzug der hier gewählten ders bedingen daher sofort erhebliche Veränderungen
elektrischen Betriebseinrichtungen ist ferner der, daß in der Wasserstandshöhe der Schwimmergrube, d. h.
alle Vorgänge vom Trogwagen beherrscht werden, eine entsprechende Vermehrung oder Verminderung
sodaß also der Betrieb einfach und sicher wird. des Auftriebes. Dadurch wird stärkeren Verändcrun-
Die Berechnung des Hebewerkes ist unter der gen der Gleichgewichtslage und allen Schwingungs-
Voraussetzung schwimmender Schiffe bei 3 m Wasser- Bewegungen entgegen gewirkt. Die regelmäßigen
tiefe im Trog, also bei größter Belastung erfolgt. Es
ist aber außerdem die Trockenförderung bezw. die
mehr zu empfehlende Förderung mit vermindertem
Wasscrinhalt vorgesehen, wobei der Scbiffsboden,
wenn erforderlich, in eigenartiger Weise elastisch ab-
gestützt wird. Eine bewegliche Abstützung der Schiffs-
sciten ist auch bei Naßförderung zur Verminderung
der Schiffsschwankungen vorteilhaft.
Rühmend hervorgehoben werden die Einzelheiten
des Trog wagens, der Vorschlag zur Erprobung der
ewegungen entgegen gewir
Schwankungen des Unterwassers macht der Hub-
zylinder dagegen mit und es sieht der Entwurf einen
entsprechenden Ausgleich bei den Anschlüssen an das
Oberhaupt im Rahmen der im Programm angegebe-
nen Wasserstands-Schwankungen vor. Das Preisge-
richt ist jedoch der Ansicht, daß durch Anlage einer
Vorschleuse und auch durch Pumpwerke der Hub-
zylinder von den Schwankungen des Wasserstandes
der Kanalhaltungen unabhängig gemacht werden sollte.
Ein besonderer Vorzug dieses Entwurfes sind die
schon aus den früheren Entwürfen der Vereinigten sehr geringen Bewegung»- Widerstände, da nur die
Maschinen - Fabriken bekannten Wälzungsrollcn, die
Ausbildung der Motorwagen, Windwerke, Bremscin-
richtungen. Beachtenswert ist eine anderweitc Lösung
des Wasscreintrittcs in den Trog, welche die Zuführung
durch Oeffnung des Trogtores selbst gestattet.
Bei der Zucrtcilung des 1. Preises war besonders
auch die allgemeine Verwendungsfähigkeit des
Systems und aller seiner Einzelheiten entscheidend.
In wasserbaulicher bezw. schiffahrtsbctricbstcchnischer
Hinsicht werden einige Verbesserungsvorschläge ge-
macht, die jedoch keine irgendwie erheblichen Acn-
derungen im Entwurf bedingen
5?4
Wasserreibung des Schwimmers bei der Drehung und
die geringen Widerstände im Triebwerk zu überwinden
sind. Es genügen hierzu 70 P.S., die durch Diesel-
motoren geliefert werden, die sich für den vorliegen-
den Zweck besonders eignen. Da das Hebewerk auf
dem Unterwasser schwimmt, fallen alle stark belaste-
ten Fundamente fort.
Das Preisgericht schlägt an Verbesserungen na-
mentlich die Sicherung desWasserstandes durch Schleu-
senkammern und Pumpen vor, zudem eine entspre-
chende Ausbildung der beweglichen Anschlüsse auch
für größere Schwankungen, aU sie das Programm vor-
No. 96.
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sieht; ferner Vergrößerungen der Wassertiefe in den
Schiffstrommeln und größere Sicherung der Lage der
einfahrenden Schiffe in denselben, außerdem einige
Aenderungen an der Stützung des Zylinders bei ein-
seitigen Kräften usw., schließlich die Ausführung eines
Winddaches Ober der ganzen Anlage, sodaü der Einfluß
des Windes beim Hebewerk selbst ausgeschaltet wird.
Ein wesentlicher Preisunterschied ist zwischen
dem mit dem I. Preise gekrönten Entwurf und die-
sem II. Preise nicht vorhanden. Das Preisgericht
versage, weil dann die Schiffstrommeln zu dicht an
einander rücken, bei wesentlich größeren Hubhöhen
als hier aber nicht mehr anwendbar erscheine, weil
der Zylinder dann zu ungeheuere Abmessungen erhalt
Die geneigte Ebene in der vorgeschlagenen Form hat
auch den Vorzug, daß bei Störungen die Trogbahnen
einzeln betrieben werden können, sodaß keine voll-
ständige Stockung eintritt. Sie gestattet außerdem die
Erprobung wichtiger Einzelheiten, vergleichende Ver-
suche über Naß- und Trockenförderung der Schiffe usw.
») Querschnitt E-K,
Kanalisation und
c> Qucmrhniu A-B.
Abbild* 7a
Ergän; ..r.,: s hauten
stellte die Kosten für den
Entwurf „Universell"
auf 5,1810)1. M. fest, für
denEntwurf „Habsburg"
auf 5.44 Mill. M. Bei er-
stcrem Entwurf nimmt jedoch das
Hebewerk selbst i7oom der Kanal-
lange mit 0,85 Mill. M. Kosten, bei
dem zweiten nur 700™ mit 0,34 Mill.
M. fort, sodaß für die Verzinsung
des Anlage -Kapitales der Entwurf
„Universell" sich um 0,77 Mill. M.
günstiger stellt. Der Entwurf „Habs-
burg" erfordert dabei für die Ma-
schinenkosten, d. h. für das eigent-
liche Hebewerk, weniger als der
Entwurf „Universell", letzterer paßt
sich aber besser dem Gelände an,
sodaß er hinsichtlich der ^übrigen
Erd- und Betonarbeiten, nicht un-
beträchtlich billiger wird. Es liegt
das an den gegebenen örtlichen Ver-
hältnissen, die eine Ueberwindung
des Gefälles in einer einzigen Stulc
r.n ht als vorteilhaft erscheinen lassen.
Das Preisgericht kommt im Ver-
gleich der beiden Entwür
Ergebnis, daß der Entwurf „Uni-
versell" einerseits den örtlichen Verhältnissen mehr
entspricht, anderseits die allgemeinere Verwendbarkeit
besitzt, während der Hubzylinder bei Höhen unter 20»
30. November 1904.
zu dem Abbild« Jokf
Ataltifunc
I Ve
■1) ljuft»chnltt C-D.
für die Abwasser.
« u. . Von den zum Ankauf
Zfc-^ empfohlenen bezw. mit
ehrenvoller Erwäh-
nung ausgezeichneten
Entwürfen bedienen sich
der geneigten Ebene folgende:
1. „Industria Austriaca", 2. „Sc-
curitas", 3. „Magnetkraft", 4.
„Labor improbus omnia vin-
cit". Entwurf 1 wurde vom Preis-
gericht hinsichtlich der „sachge-
mäßen und vorzüglichen Anordnung
der wasserbaulichen und schiffahrts-
tcchnischcn Anlagen" gewürdigt.
Der Entwurf hat besonders für das
vergleichende Studium Wert und
ist mit 14 gegen 1 Stimme nament-
lich wegen des eingehend bearbei-
teten Entwut fes des elektrischen
Teiles zum Ankauf empfohlen wor-
den. Bei Entwurf 2 würdigt das
Preisgericht die besonderen Mittel
zur festen Lagerung des Bootes bei
verminderter Wasserfüllung desTro-
ges. Die Empfehlung zum Ankauf
wurde mit 8 Rcijen 7 Stimmen be-
schlossen. Bei Entwurf 3 wird die
Anregung rühmend hervorgehoben,
„den Elektromagnetismus zur gut
regulierenden Entlastung tragender Gleitflächcn und
anderseits zur Erzielung des Festhaltens des Troges an
den Häuptern zu benutzen". Bei Entwurf 4 wird die
595
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.eigenartige und grundliche
Bearbeitung des Entwurfes
zweier gekuppelten Trog-
bahnen, die für den Fall
wertvoll ist, als Leistung und
Neigung die mechanische
Kuppelung der Tröge zulas-
sen", besonders gewürdigt.
Die 3 Entwürfe 5. „Re-
naissance", 6. „Ziehet,
ziehet, hebt", 7. Pour-
quoi vouloir faire aller
les batcauN sur des
rails" sind Sparschleusen.
Bei Entwurf 5 lobt das Preis-
gericht die Anordnung be-
sonderer Seitenbecken zum
Zwecke der Vermeidung hef-
tiger Wasser • Bewegungen,
welche sonst in den Kanal-
tafoiogen beim
Folien der ober- £7"
sten und Entlee-
ren der untersten
Schichten einer
Schleuse mit Spar-
tacken auftreten,
ferner die gute
Durchbildung der
Eisenbeton - Kon-
traktionen. Mit
allen gegen 2 Stim-
men wurdcdcrAn-
kauf empfohlen.
Entwurf 6 zeich-
net sich „durch die
sehr sachgemäße
und eingehende
Durchbildung des
bauteebn. Teiles,
insbesondere der
Gründung und
durch die Vor-
schlage zur Her-
stellung der Kam-
merwande aus".
Bei Entw. 7 wird die
AnordiiuiiuderfOr
18 ■ Hubhöhe be-
stimmtcnSchleuse
ißfts
Abbildg. 4. Architektur des Durchbrächet durch da* Paiaia-Royal. (Nach: l.'Architecture.)
V... J U
Abbildg. 3. StraBendurcbbruch durch du Palais-Royal. Architekt: E. Henard.
-
' ■ ... ; ss S
-
%
'JB^rHT»!
Pariser StraOendurchbrüche. Abbildg 5 Vogcltchan der («planten ätiaucndutrhbiOrhe. Architekt: E. Henard.
596 No. 96.
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mit hohen Strebepfeilern, zwischen denen unter Anwen- Sparschleuse, nimmt aber eine Sonderstellung ein, da
dang von Eisenbetonbau Spai Decken mit besonders sie als Schleuse mit Wasser verdrängendem Schwimmer
groücrOberflächeeingebautsind, lobend hervorgehoben, ausgebildet ist. Das Preisgericht würdigte »die hervor-
Entwurf 8 „Ohne Maschine- ist zwar auch eine ragende bautechnische Bearbeitung des Entwurfes". —
Pariser StraQendurchbrüche.
|rotz der'zahlreichen"und bedeutenden Verkehrslinien,
die zurzeit des Seine-l'räfekten Haussmann und in
dem ersten lahrzchnt der Republik durch die inne-
ren und äußeren TeUe der französischen Hauptstadt hin-
und Louvre-Straße) die Durchbreche Rue Turbigo, Rue
Kcauraur, Rue Etienne Marcel und Avenue de l'Opera.
Es fehlen eine breite nordsodliche Querverbindung vom
Boulevard Montmartre zum Louvre und eine leistungsfähige
Up
1 or
o wo jod jno -vi
Abbildg i. Ausschnitt au« dem Sladtinneren von Paris.
Ja
1
~1
P5 ^M^\<iSrTn
<JL
Abbildg. a.
von Westen nach Osten und von Süden nach Norden. Vorschlage des Aich. E. Heuard.
durchgeführt worden sind, macht sich im Inneren der Stadt
das Bedürfnis zu weiteren Straßcndurchbrdchen geltend,
um überfüllte Straßen zu entlasten und befruchtenden
Verkehr Oberallhin zu verbreiten. Der lebhafteste Teil
von All-Paris ist die vom Zuge der inneren Boulevards (Ma-
dcleinc, des Italiens Montmartre), dem Boulevard Sebasto-
pol und der Rivoli-Straße umschlossene Viertelkrcisfläche.
An leistungsfähigen Verkehrsstraßen besitzt sie auücr
einigen älteren Straßen (La Paix-, Montmartre-, Hallen-
30. November 1904
Verkehrsader in der Längsrichtung von Westen nach
Osten. Das wesentliche Ilin<lcrnis gegen dir Schaffung
der Längsader bildet das sogenannte T'alais- Royal, welches
als geschlossener Baublock von 370 °> Länge die Milte der
Altstadt einnimmt Einer anziehend geschriebenen Studie
des Architekten ll^nard'l über die Möglichkeit, diese
einheitliche Gcbäudttnas-c zugunsten des Verkehres zu
•) Estin» rifti L'Aichitrcturi, 16. und 33. Juli 1904.
597
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durchbrechen, entnehmen wir folgende, den merkwürdi-
gen Bau beireffende Angaben:
Seit drei Jahrhunderten hat das »Palais Royal" als Zeuge
der Geschichte der Stadt Paris eine Reihe fortwährender
Umgestaltungen erfahren. In der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts als Palast des Kardinals Richelieu durch den
Architekten Lemercier erbaut, war es späterhin nach ein-
ander die Wohnung Ludwigs XIV., der Sitz der Regie-
rung unter Ludwig XV, ein Zinshaus, eine Vergnügungs-
stätte, ein politisches Forum, eine Handelsbörse, eine
Spielbank, eine Gemälde-Ausstellung und ein kaufmänni-
scher Bazar. Außer Lcmcrcier sind besonders Mansart,
Moreau und Contant d'lvry als Architekten des Baues zu
nennen. Heute dient es als Stätte einer großen Zahl von
Schmuck- und sonstigen Läden, die sich in den Säulen-
hallen um die innere Gartenfläche legen, ferner zur Unter-
bringung von Restaurationen und Klubsälen in den Lang-
flQgeln und in dem Kopfbau an der Pctits-Champs-Straße,
sowie endlich als Sitz des Staatsrates und als „Theatrc
Francais" in den nach dem Louvre hin gelegenen Bau-
teilen. Architektonisch sind namentlich bemerkenswert
die den Innengarten umgebenden Säulen- und Pilaster-
Ordnungen, die prächtige Ehrentreppe (von Contant d'lvry),
sowie die Fassade und das große Portal gegenober dem
Louvre (von Moreau).
Man ist darüber einig, daß die Kopfbauten, sowohl
am Ix>uvre als an den Petits- Champs, unverändert zu er-
halten sind; lebhaft verhandelt wird aber die Frage einer
Durchbrechung der langen Seitenflügel in der Querrichtung
von West nach OsL Während nämlich in dem Zeitab-
schnitte von 1850 bis 1880 die Gold-, Silber- und Juwelen-
Läden und die Restaurationssäle des Palais-Royal in hoher
Blüte standen und den Mittelpunkt der Luxusgeschäfte
von Paris bildeten, hat sich nach Eröffnung der Avenue
de l'Opera und nach der Anlage der vornehmen west-
lichen Stadtteile das elegante Paris mehr und mehr aus
dem Palais-Royal zurückgezogen, was um so auffallender
ist, als die benachbarten „Magasins du Louvre", mitten im
Verkehr liegend, unter jenen Veränderungen nicht gelitten
haben. Für die Kundschaft des Luxus, so sagt Ifenard,
ist die Entfernung nichts, die Leichtigkeit des Zuganges
alles. Die versteckte Lage der vornehmen Läden und
Untcrhaltungsstättcn im Palais-Royal war ihr Verderb: nur
die Einführung einer großen, frischen Verkehrsader wird das
ehemals so glanzende l,ebcn wieder zu wecken vermögen.
Das sind die Erwägungen, die als Rechtfertigung für
den Vorschlag dienen, die notwendige West-Ost- Verkehrs-
ader durch das Palais-Royal hindurchzuführen, unter An-
lage mächtiger Portalbauten nach unserer Abb. 4, S. 596.
Abbildg. 1 zeigt den heutigen Zustand mit schemati-
sche r Punktierung der Nord-Süd- und der West-Ost-Linie.
Die Abb. 2 u. 3 veranschaulichen die von I Ienard vorgeschla-
genen Durchbräche. Der nordsüdliche soll nach Abb. 2 durch
Verbreiterung der Richelieu-Straße auf 40 m gewonnen
werden, während der westliche unter Einbeziehung der
Saint- Honore- Straße den Vcndöme-Platz und die St. Roch-
Kirche in zwei Biegungen umfahren, die Opera-Avenue
in einem Stemplatz kreuzen und alsdann das Palais-Royal
in der angegebenen Weise durchqueren soll, um zwischen
der Eustachius-Kirche und den Zentral-Markthallen nach
Osten weiter zu führen. Auf die schwierigen Fragen des
durch die Rücksicht auf das Palais-Royal bedingten 1 löhen-
ausgleiches können wir hier nicht näher eingehen, wohl
aber noch auf die umfangreichen Erweiterungen der
„Bank von Frankreich" und der National -Bibliothek hin-
weisen, die mit der Oeffnung und Freilegung des Palais-
Royal verbunden werden sollen.
Während die Rivoli-Straße nur 22 =>, der Boulevard
Sebastopol 30 * besitzt, beide aber dem gewachsenen Ver-
kehr durchaus nicht genügen, soll der West-Ost-Ader eine
Breite von 35 m, dem Süd-Nord - Durchbruch, wie gesagt,
eine Breite von 40 m gegeben werden. Die Kosten der
Wcst-Ost-Adcr sind für die Strecke von der Opera-Avenue
bis zu den Zentral-Markthallen auf rd. 4t Mill. Fr. ge-
schätzt, indem die zu erwerbenden 128001" bebaute
Grundstücke nach anderen Erfahrungen auf 3200 Fr. lür
1 qm angesetzt wurden. Davon sind die hinter den Flucht-
linien hegenden Teilflächen zur Wiederbebauung bestimmt,
u. a. zur Vergrößerung der Bank von Frankreich; sie sollen
eine Einnahme von 6 Mill. Fr. gewähren, so daß das Unter-
nehmen einen Aufwand von 35 MilL Fr. erfordern würde,
was nach Hcnard die Kosten einer großen „Operation"
gewöhnlicher Straßenanlagen nicht Oberschreitet.
Unsere Abbildg. 2 deutet übrigens die weitere Aus-
dehnung an, die dem Unternehmen in Zukunft zugedacht
ist. Es handelt sich hiemach zugleich um die seit langer Zeit
aufgeschobene Verlängerung des Boulevard Haussmann
bis zum Boulevard Montmartre, sowie um die Durch-
führung der beiden neuen Verkehrsadern durch das
ganze Weichbild von Paris, in nordsüdlicher Richtung
von Saint -Denis nach Chatillon und in westöstlicher
Richtung von Levallois nach Montreuil. Die Süd-Nord-
Ader würde den Louvre und die Place du Carrouscl
zweier neuer großer Portale durchqueren und die
Die Entwicklung der deutschen elektrotechnischen
Industrie und ihre Aussichten auf dem Weltmarkt.
Ingesichts des ungeahnten Aufschwunges derdeutschen
| elektrotechnischen Industrie der letzten 20 Jahre und
angesichts des in seinem Umfange ebenso ungeahn-
ten Rückganges in der geschäftlichen Konjunktur, der sich
mit der Jahrhundertwende einstellte, darf eine Darstellung
der Entwicklung der deutschen elektrotechnischen Industrie
und ihrer Aussichten auf dem Wellmarkte nicht allein auf
das Interesse der an der Entwicklung der Elektrotechnik
unmittelbar beteiligten Kreise , sondern auch weiterer
Kreise und namentlich auch der Angehörigen des Bau-
faches rechnen. Im dritten Hefte des zweiundzwanzigsten
Bandes der von Gustav Schmoller und Max Sering her-
ausgegebenen .Staats- und sozialwissenschaftlichen For-
schungen"») hat es Dr. Emil Krellcr unter dem in der
Ueberschrift genannten Titel versucht, eine Entwicklung»-
Geschichte der deutschen elektrotechnischen Industrie zu
geben und ihre Aussichten auf dem Weltmärkte zu er-
örtern. Neben der einschlägigen Literatur haben dem
Verfasser zu seiner Arbeit die Erfahrungen gedient, die
er in öjähriger, teils rein technischer, teils mehr admini-
strativer Ingenieurtätigkeit bei elektrotechnischen Groß-
firmen Deutschlands und Rußlands sammeln konnte. -- Unter
elektrotechnischer Industrie versteht der Verfasser die
Industrie, die sich mit der Herstellung von Apparaten zur
Aufspeicherung, Fortlcitung und Umsetzung der elektri-
schen Energie, auch aus anderen Energieformen und in
solche beschäftigt; er rechnet zu ihr demnach die Her-
stellung von Akkumulatoren, Drähten, Kabeln, Transfor-
matoren, Dynamomaschinen, Elektromotoren, elektroche-
mischen und Heiz- Apparaten, Glüh- und Bogenlampen
nebst Hülf sapparaten aller Art. Er rechnet nicht zu ihr
die elektrochemische Industrie und den Betrieb von
elektrischen Zentralstationen oder Bahnen; diese beiden
Gruppen zählt er zu den Konsumenten der elektro-
technischen Industrie.
Die Entwicklungs- Geschichte der deutschen clektro-
Dunrkn A HiitnMot.
PrrK tfio »I.
technischen Industrie zerfällt in 2 Hauptteile: in die Ent-
wicklung der Schwachstrom-Industrie bis etwa 1B70 und
in das Einsetzen und Vorherrschen der Starkstrom-Indu-
strie seit etwa diesem Zeitpunkte Das charakteristische
Merkmal der ersten Periode ist, daß der elektrische Strom
nirgends zur Uebertragung nennenswerter Energiemengen
benutzt wird, sondern lediglich zur Ucbermittelung
von Zeichen dient und daß die Arbeit des Feinmecha-
nikers vorherrscht. Nach Sombart war die Betriebsform
der ersten Periode der „Individualbetrieb im Großen". Es
fand weder eine Arbcitszerlegung, noch die Anwendung
von Spczial-Arbeitsmaschinen statt. Der größere Betrieb
unterschied sich vom kleineren nur durch die Zahl der
Arbeiter, nicht aber durch Verschiedenheit in der Arbeits-
teilung. Werner Siemens verband sich nicht, wie er es
heule wohl getan haben würde, mit einem Kaufmann und
Organisator, sondern mit dem Mechaniker Halske.
Siemens erfand die Möglichkeit, einen isolierenden Mantel
um den elektrischen Leitungsdraht im Großen herzustellen ;
er konstruierte eine Maschine, welche den Kupferdraht
mit Guttapercha fortlaufend dicht umpreßte. Damit war
der erste Schritt zur Entwicklung der damaligen elektro-
technischen Industrie zur Großindustrie getan. Die Ent-
wicklung war bereits soweit fortgeschritten, daß Siemens
sich gegen Ende der sechziger Jahre an das ungeheure
Unternehmen erfolgreich wagen konnte, die tclegraphische
Verbindung London-Kalkutta herzustellen.
Auch die zweite Periode der Entwicklung der elektro-
technischen Industrie wird durch eine Tat von Werner
von Siemens eingeleitet, durch die Entdeckung des dynamo-
elektrischen Prinzipcs, welches in der Möglichkeit Desteht,
den zur Erzeugung der Elektrizität notwendigen Magne-
tismus durch den von derselben Maschine entwickelten
elektrischen Strom hervorzurufen. Schon am 4 Dez. 1866
schrieb Werner Siemens an seinen Bruder Wilhelm in Lon-
don, daß er die neue Erfindung für sehr ausbildutigsfähig
halte und daß sie geeignet sei, eine neue Acra des Elektro-
magnetismus anzubahnen. Man wird heute nicht ohne Inter-
esse jene Hoffnungen für die -Starkstromtechnik würdigen.
Nun kanten die Versuche mit der Kraftübertragung
auf größere Entfernungen. Der erste Versuch wurde 1885
No. 96.
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Seine auf einer neuen Brücke anstelle des bisherigen
Pont des Saints-Pcres ubersetzen. Die Knotenpunkte am
Boulevard Haussmann, am Palais- Royal und an der Avenue
de l'Opera sollen nach Henard in Verbindung mit den
Portalen des Louvrc und des Palais Royal eine „reunion
de sites", d. h. eine Gruppe von Architekturplälzen bilden,
deren glückliche Lösung den künstlerischen Inhalt der
inneren Stadt wesentlich erhöhen würde. Das Vogel-
schaubild in unserer Abbildg. 5 soll hiervon eine an-
nähernde Vorstellung geben. Als noch wichtiger aber
wird die Eröffnung und geschäftliche Belebung der inne-
ren Altstadt bezeichnet, die unter einem Netz enger Straßen
zu „ersticken* droht, sowie endlich die Sorge für die zu-
künftige Verkchrs-Kntwicklung der nach allen Seiten sich
ausdehnenden Weltstadt. I're/iarer l'acenir. ist ein mo-
dernes französisches Schlagwort
Obwohl unsere deutschen Anschauungen über Auf-
gaben und Lösungen städtebaulicher Art von denen un-
serer französischen Fachgenossen in manchen Punkten
abweichen, erscheint es doch von grobem Wert, die Ent-
wicklung solcher Fragen in der Weltstadl an der Seine
zu beobachten, um daraus gelegentlich für die Befriedi-
gung unserer verwandten Bedürfnisse Schlüsse zu ziehen —
J. Stübben.
Preisbewerbungen.
Das Preisausschreiben der kgl. Amtthauptmannschaft
Lelpxlg, welches wir S. 584 erwähnten, betrifft Entwürfe
für eine neue Bczirksanstalt in Thekla, die Raum für 100
Insassen bieten soll. Das Ausschreiben ist nicht beschrankt;
die Entwürfe sind .bis zum Ende des Jahres" abzuliefern.
Die Zeichnungen sind 1:200 verlangt; eine Bausumme
ist nicht angegeben, Vorschriften Über Stil und Material
sind nicht gemacht Es werden 3 Preise von 750, 500
und 250 M. in Aussicht gestellt; jedoch ist vorbehalten,
die Gesamtsumme der Preise auch in anderer Weise zu
verteilen. Ein Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe für
je 300 M. ist in Aussicht genommen; merkwürdiger Weise
ist diese Summe für den Ankauf eines Entwurfes höher,
wie die Summe des III. Preises. „Die Zuerkennung und
Verteilung der Preise bleibt lediglich dem Ermessen
des Bezirks-Ausschusses überlassen." Dessen Mitglieder
aber sind nicht genannt, sodaß die Teilnehmer des Wett-
bewerbes nicht wissen, ob ihre Arbeiten von Fachleuten
oder Laien oder von Fachleuten und Laien beurteilt wer-
den und in welchem Verhältnis in letzterem Falle die
Fachleute zu den Laien stehen. Eine Zusicherung hin-
sichtlich der Uebertragung der Bauausführung wird den
Bewerbern nicht gemacht, ebenso halt sich die kgl. Amts-
bauptmannschaft nicht für verpflichtet, den Bau nach
einem der preisgekrönten Entwürfe auszuführen. Die
beiden letzten Vorbehalte sind natürlich das gute Recht
der ausschreibenden Behörde, wenn sie auch den Erfolg
des Wettbewerbes nicht zu fördern vermögen. Der wich-
tigste Teil des Preisausschreibens, das Preisgericht betr.,
aber entspricht nicht den Grundsätzen des Verbandes
deutscher Arch.- und Ing- Vereine, weshalb wir eine Be-
iciliguns vorläufig nicht empfehlen können. —
Wettbewerb zur Erlangung charakteristischer Qebaude-
ansIchts-Zelchnungan für dla 8tadt Bautzen. Es sind 129
Entwürfe eingegangen und es erhielten zwei I. Preise von
je 750 M. die Arbeilen der Arch. Chr. Baumüller und
Wilh. Brarcin in Charlottenburg; zwei II. Preise von je
600 M. die Arch. Otto Schnartz in München und Walter
Wiesinger in Leipzig-Plagwitz. Das Preisgericht empfahl
außerdem den Ankauf von Blattern der Entwürfe mit
den Kenn Worten: Eh verseht, denn gemacht", „Herbst-
slimmung", .O Isis und Osiris", „Durch", .Windmühle",
„Mädchcnkopl". „Ein Gedanke", „Wintersaat", „Heimat-
kunst", „Im Alten neu", „Dienizenhofcr", -Anlragarbeil",
„Der alten Sechssiadt", .Stadtbild", „Da Dominc inerc-
mentum", .Alt-Bautzen", „Bürgerwiese*. „DemaltenGuten",
„Ludwig Richter" und „Bürgerstolz". Samtliche Entwürfe
sind vom 39. Nov. bis mit ia, Dez. d. J. in den Sälen des
Gewandhauses in Bautzen ausgestellt. —
Der Wettbewerb betr. Fassadenentwürfe für das Auf-
nahma-Gebaude des neuen Zentralbahnhofe« In Karlsruhe
stellt eine an sich höchst interessante Aufgabe, leider aber
ist die Beteiligung eines preisgekrönten Verfassers an der
Ausführung nicht zugesichert, jedoch auch nicht unbedingt
ausgeschlossen. Unserer Ankündigung dieses Wettbewerbes
S. <i8o tragen wir nach, daß sich die Entwurfsarbeiten
nicht allein auf das Aufnahmsgebäude mit Schalterhalle,
sondern auch auf ein dem Aufnanms-Gebaude benachbartes
Verwaltungs-Gebäude mit den Fürstenräumen, sowie auf
die Warte- und Wirtechaftsräume beziehen, Die künstle-
rische Ausbildung der Eisenkonstruktionen der Hallen usw.
bleibt außerdem Ireigestellt. Es handelt sich also mit ande-
ren Worten um die völlige künstlerische Durcharbeitung
des Aeußcren und Inneren der beiden genannten Gebäude
auf Grund der den Wettbewerbern an die Hand gegebenen
als Preisaufgabc der französischen Akademie mit Roth-
schild'schcn Mitteln unternommen. Es wurden 200 PS.
auf 56 km — von Greil nach Paris — mit 45°;,, Nutzeffekt
übertragen. Es folgten 1887 die Versuche von Krieg-
slettcn Solothurn mit 35 PS. auf 8k» und 1891 die Ver-
suche von Lauffen- Frankfurt a. M.f wo 300 PS. auf i79km
Entfernung übertragen wurden. Damit war die praktische
Seite des Problcmes gelöst Nunmehr rückte in der Mitte
der neunziger Jahre das Uebergewicht der Produktion
von der Beleuchtung nach der Kraftübertragung hinüber.
Die Verschiebung der Produktion hinsichtlich der beiden
Techniken war so groß, daß Ende der neunziger Jahre
der Wert der Slarkstromartikel sich zu dem der Schwach-
stromartikel wie 92:8 verhielt. Durch die neue Produk-
tionsweise ergaben sich zugleich wesentliche Aenderungen
in der Arbeitsweise. 1 lauptsachlich unter amerikanischem
Einfluß fand ein Ucbcrgang zur Massenfabrikation unter
fortschreitender Arbeitsteilung statt Die Produktionszweige
an sich mußten vergrößert werden und es mußten viel
größere Kapitalien der Produktion zur Verfügung gestellt
werden. Es entstanden Spezialfabriken für Meßinstrumente,
Telephonapparate, Bugenlampen, Schaltapparate, Isolicr-
mittcl usw. als eine Folge des größeren Kapitalbedarfes
und der Arbeitsteilung. Das Haus Siemens brachte in
diese Bewegung einen so ungeheuren Vorsprung, daß es
in der ersten Zeit schien, als ob es nicht möglich sei,
den Vorsprung einzuholen. Während sich aber deutsche
Kreise einer Reihe von Erfindungen gegenüber zaghaft
verhielten — schon 1882 hatte Siemens der Stadt Berlin
den Plan einer elektrischen Hochbahn eingereicht, war
aber wegen der mangelnden technischen Erfahrung seiner
Vorschlage vorläufig abschlägig beschieden worden —
griffen die Amerikaner mit frischem Wagemut die
Neuerungen auf und gewannen namentlich durch die
Arbeiten und Erfindungen Edison« einen großen Vor-
sprun^. Jedoch der amerikanische Vorsprung brachte
den Siemcns'schen Fabriken kaum einen Nachteil. Dieser
lag auf einem anderen Gebiete. „Der erfolgreiche Kon-
kurrent Siemens' mußte Kaufmann sein, und die elektro-
technische Industrie nach kaufmännischen Gesichts-
punkten betreiben". Es entstand unter der Führung Ra-
30. November 1904.
thenau's die „Deutsche Edison-Gescllschaft für angewandte
Elektrizität" in Berlin mit einem Aktienkapital von 5 Mill. M.
Die Fabrikatinn war ihr mehr Nebensache. „Wir wollen mit
unseren Mitteln Zentralstationen errichten, sie aber nach
Inbetriebsetzung selbständigen Gesellschaften überlassen,
um unser Kapital immer wieder für neue Unternehmungen
frei zu machen". Es trat also das Fabrikalions- und Ver-
kaufsrecht zurück und das Gründungsgeschäft in den
Vordergrund. Die erste Anwendung fand dieses Prinzip
in den Berliner Elektrizitätswerken. Neben einem bedeu-
tenden Gewinn erwuchs der Gesellschaft daraus der Vorteil,
unter Ausschluß aller unberufenen Augen alle für große
Zentralstationen wichtige Erfahrungen zu sammeln und eine
der Größe nach in Deutschland unübertroffene Mustcran-
lage zu schaffen, die ihr beim Wettbewerb um ähnliche,
namentlich ausländische Anlagen, einen großen Vorsprung
sichern mußte. Nach dieser mehr vorbereitenden Tätig-
keit wurde 1887 die Geschäftspolitik geändert, der Vertrag
mit der französischen Edison-Gesellschaft gelöst, ein Ver-
trag mit Siemens geändert, sodaß die Gesellschaft nun-
mehr unter dem Namen „Allgemeine Elektrizität* Gesell-
schaft" sich das Fabrikationsgebiet voll erschließen konnte.
Die erste Fabrik beschäftigte 500 Arbeiter; die Gesamt-
zahl der Angestellten stieg von aooo des Jahres 1890 auf
15000 des Jahres 1902. Das Kapital vermehrte sich von
den ursprünglichen 5 Mill. M. auf 150 Mill. M. Als Bei-
spiel für die Gründungstätigkeit der A. E.-G. sind neben
den Berliner Elektrizitätswerken noch die „Kraftübertra-
gungs-Werke Rheinfelden" zu nennen, welche die um den
Rheinfall bei Schaffhausen sich gruppierenden Wasser-
kräfte des Oberrheines ausnutzen und in einem Kreise
von aokm Durchm. in 32 schweizerischen, badischen und
elsässischen Orten isooo PS. verteilen. Außerdem hat
die A. E.-G bis 1900 noch 213 Elektrizitätswerke und 70
elektrische Bahnen erbaut, meist auf dem Gründungswege.
Krcllcr bezeichnet die A. E.-G. „als eine vorwiegend
auf dem Gebiete der Elektrotechnik tätige kombinierte
Industrie- und Bank -Unternehmung, welche die primä-
ren Elektrizität« - Unternehmungen teils direkt, teils auf
dem Wege dauernder Beteiligung betreibt, während sie
sich an den von ihr ms Leben gerufenen sekundären
599
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Grundrisse und Schnitte. Die Arbeit ist somit
ine kleine und um so schwieriger, als die Kosten des
Aufnahms- Gebäudes mit Schalterhalle und des Verwaltungs-
Gebäudes mit Fürstenräumen den immerhin etwas knappen
Detrag von i 100000 M- nicht Oberschreiten dürfen. Der
kubische Einheitspreis ist mit nur 21 M. festgesetzt Ueber
Stil und Material sind Vorschriften nicht gemacht Die
Gesamtsumme der Preise soll jedenfalls zur Verteilung
kommen, jedoch bleibt es dem Preisgericht vorbehalten,
die Zahl und Höhe der Preise auch anderweitig festzu-
setzen. Verlangt werden ein Lagcplan i : iooo, Grund-
risse, soweit die Anordnungen von den gegebenen Grund-
rissen abweichen, i:aoo, Ansichten und Schnitte 1:200,
sowie Teilansichten 1 : 50.
Der Wettbewerb ist wohl vorbereitet. Er ist zur Teil-
nahme zu empfehlen, wenn auch die Preise und die An-
kaufssumme nicht allzu reichlich erscheinen. Es ist zu
hoffen, daß er zu einem günstigeren Endergebnisse fuhren
möge, als der Wettbewerb betr. Fassaden des Zentral-
bahnhofes in Basel, bei welchem Jos. Olbrich in Darmstadt
den L Preis für einen Entwurf erhielt, dessen Verwirk-
lichung ein Ruhmesblatt in der neuesten Baugeschichte
der Schweiz gebildet haben wurde, an dessen Stelle jedoch
ein Entwurf zur Ausfahrung bestimmt wurde, der gegen-
über dem so erfreulichen Ergebnisse des Wettbewerbes
mehr als einen künstlerischen Rockschritt bedeutet und
das bei einem Gebäude, das seinem ganzen Charakter nach
eine Verkörperung des Fortschrittes sein sollte. —
Zu einem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Oesehafts-
haus des Gewerkschaftskarteis In Hamburg liefen 25 Ar-
beiten ein. Es waren ein I. Preis von 2000 M., ein II. Preis
von 1000 M. und zwei III. Preise von je soo M. ausgesetzt.
Das Preisgericht entsprach in seiner Zusammensetzung
nicht den Normen, die der „Verband deutscher Archi-
tekten- und Ingenieur -Vereine" hierfür aufgestellt hat
Es bestand aus der Geschäftsleilung und dem Aufsichts-
rat der Gesellschaft, den Arch. Fried. Arlon in Hamburg
und Voß in Kiel. Der I. Preis wurde nicht verliehen,
vielmehr die Summe des I. und II. Preises in zwei gleiche
Preise von je 1500 M. zerlegt und diese den Hrn. Alb.
KrOger und Herrn. Krug in Hamburg zuerkannt Die
beiden III. Preise fielen an die Hrn. Alfr. Lasse in Han-
nover in Gemeinschaft mit Max Mahlmann, sowie Leh-
mann in Gemeinschaft mit Würdemann in Hamburg. —
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für das
neue Künstlerhaus in Nürnberg waren die Architekten
Pylipp, Seegy und Conradin Walthcr in Nürnberg
eingeladen. Die' Entscheidung ist zugunsten des Entwurfes
Walthers gefallen; der Magistrat ist dem Beschluß bei-
getreten, sodaß die Ausführung nach dem Walterschen
Entwurf gesichert ist —
Ein engererWettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
ein Verelnahaua des „Akademischen Liederkranz Schwaben"
In Stuttgart war unter ehemaligen und jetzigen Mitgliedern
des Vereins erlassen worden. Das aus den Hrn. Ob.-Brt
v. Reinhardt, Ob.-Brt. Eisenlohr, Prof. Halmhuber,
Pantle und Riegel bestehende Preisgericht verlieh den
I. Preis dem Arch. Otto Rücklin. den II. Preis Reg-
Bmstr. Otto Martz, den III. Preis Reg. Bfhr. Karl Jung,
sämtlich in Stuttgart —
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für ein Konversatlonshaus In Berchtesgaden erlaßt der Vor-
stand des Verschönerungsvereins daselbst zum 1. Jan. 1905.
Das Bauwerk soll einen geraumigen Lesesaal, Konver-
sationszimmer und Verwaltungsräume, sowie eine gedeckte
Wandclbahn enthalten. Die Baukosten sind auf 50000 M.
bemessen. Es gelangen 3 Preise von 500, 300 und aoo M.
zur Verteilung; ein Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe
ist vorbehalten. Es besteht die Aussicht, einen
Preisträger mit der Ausführung zu betrauen. Der
Wettbewerb ist nicht beschrankt. —
Inhalt: EfgSnioneabauten der Doaaeldorfer Kanalisation und Reini-
gung*-Anlage fflr die Abwasser ir'orttrutinr) — I>a» Ergebni* des inter-
nationalen Wettbewerbes um du Probe- Schiffshebewerk im Donau-Oder-
Kanal bei Prerau (ScMuS). - Parlier Str*»end.»relibrerhe. — Dw Knt-
wk-ltlune der deuttehen elektrotechnischen Industrie und ihre Aussichten
aal dem Weltmarkt. - Preisbewerbuneea. - Veiband deutscher Archt-
und Ingenieur -Vereine
üauzeitunf. G. m. b. H., Herlia. Für d
Holiaana. Berlin. Druck von Wllh. Gr« v«.
Verla» der
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine,
Den Einzclvcrcincn teilen wir hierdurch ergebenst mit, daß der Verbands- Vorstand gemäß der ihm in Düssel-
dorf durch die diesjährige Abgeordneten -Versammlung erteilten Vollmacht zum Geschäftsfahrer des Verbandes
Herrn Architekten Dr. Gust. Schönermark,
Mitglied des Architekten- und Ingenieur -Vereins zu Hannover, für die Zeit vom 1. Januar 1905 bis
31. Dezember 1909 gewählt hat
Der Verbands-Vorstand: Neher. Vorsitzender. Eiselen. Geschäftsführer.
Elektrizitats- Unternehmungen nur selten dauernd betei-
ligt, vielmehr mit deren Effekten Handel treibt«. Das
Gründung&system hat ihr goldene FrOchte getragen; finan-
ziell ist sie nach Krcller's Meinung die erste deutsche
elektrotechnische Firma. Mit technischer Pionierarbeit hat
sie sich jedoch nicht viel abgegeben, sondern neben ihren
Gründungen nichts als marktgängige Ware in rationeller
Massenfabrikation hergestellt und nach dem Warenhaus-
Prinzip abgesetzt. „Für besonders gediegene technische
Spcziat-AusfOhrungen hat sie niemals Sinn gehabt".
Es leuchtet ein, daß nachdem die Art, Aufträge durch
Gründung von L'ntergesellschaften an sich zu bringen,
einmal von einer Seite betrieben wurde, alle, „die nicht
an die Wand gedrückt werden wollten", denselben Weg
beschreiten mußten. Vor allem Siemens 6c Halske.
Sie traten mit der „Deutschen Bank" in Verbindung. Für
die Berliner Hoch- und Untergrundbahn rief die Deutsche
Bank außerdem ein besonderes Unternehmen ins Leben,
um Siemens & Halske diesen Auftrag konkurrenzlos zu
sichern. „Der Unterschied gegen die Allgemeine Elek-
trizitäis-Gesellschaft ist also hier nur der, daß diese ihre
eigene Bank ist, während Siemens &• Halske im Gründungs-
geschäft von einem eigentlichen Bankinstitute abhängig sind.
Im Effekt kommen beide Manieren auf dasselbe hinaus."
Ein wirklicher Unterschied liegt dagegen in der zentralen
Fabrikation der A. E.-G. gegenüber der Dezentralisation
bei Siemens & Halske. Die 1897 Aktien-Gesellschaft ge-
wordene Firma beschäftigte zu diesem Zeitpunkt in Berlin,
Wien, Petersburg und London 14000 Beamte und Arbeiter.
Ein zweiter Unterschied besteht darin, daß die A K.-G.
sich auf das Starkstrom - Gebiet beschränkt, während
Siemens \- Halske das ganze Gebiet der elektrotechnischen
Industrie bearbeiten. Auch diese Gesellschaft verfügt über
150 Mill. M und hat jetzt rd. 15000 Angestellte und Ar-
beiter. Demgegenüber besaß die Sc hucke rt- Gesell-
schaft 1902 rd. 6000 Angestellte; ihre finanzielle Lage
ist bekannt; sie ist seit 1904 mit Siemens & Halske
vereinigt. Die Union • Elektrizität» -Gesellschaft , in
600
Berlin verfügt über 120 Mill. Mark Kapital. Ihr Haupt-
werk ist die Umwandlung des Pferdebahn-Betriebes in
elektrischen Betrieb auf den Straßenbahnen Berlins und
seiner Vororte. ^Dieses selbstverständlich auf dem Wege
des Pferdebahn -Aktien -Erwerbes gemachte Geschäft be-
deutet für die Union dasselbe, wie für die A. E.-G. die
Erbauung der Berliner Elektrizitätswerke." Daneben sind
noch drei elektrische Großfirmen zu erwähnen : Die Frank-
furter Lahmeyer-Gesellschaft, die Kölner Helios- Gesell-
schaft und die Kummer-Gesellschaft
Das in den deutschen Elektrizitätswerken angelegte
Kapital beträgt etwa -Milliarde M., das in deutschen
elektrischen Bahnen investierte Kapital ist auf mindestens
das Doppelte zu bewerten. Es wurden also in Deutschland
in den letzten beiden Jahrzehnten für anderthalb« Milliarde
Mark große Elcktrizitäts-Unternehmungen hervorgerufen.
Hierbei ist man offenbar zu hastig vorgegangen und dem
Bedarf vorausgeeilt Das Mittel, welches unsere führenden
elektrotechnischen Großfirmen zur Beseitigung der entstan-
denen Produktionskrisis in Anwendung brachten, war der
Zusammenschluß. Produktions-Einschränkungen, Ver-
minderung der Konkurrenz, Vereinfachung des Verwaltungs-
Apparates und derVerkaufs-Organisation waren die wesent-
lichen Folgen. Der Zusammenschluß hat sich in der Weise
vollzogen, daß die A. E.-G. und die Union die eine,
Siemens {g Halske und die Schuckert-Gesellsehaft die an-
dere Gruppe bilden. Auch die kleineren Großfirmen wer-
den Ober kurz oder lang den Anschluß an eine Gruppe
suchen müssen, soweit es nicht schon geschehen ist.
Nach einer Produktionsstatistik des Jahres 1898 waren
in 201 elektrotechnischen Betrieben 54417 Personen be-
schäftigt; auf Siemens & Halske. Allg. Elcktr.-Ges., Union
und Schuckcrt dürften davon schätzungsweise 32000, auf
Lahmeyer, Helios und Kummer 3000 Personen kommen.
Der Gesamtwert der Produktion betrug 1898 238,7 Mill. M.,
wovon 25% auf den Export kamen. Aus diesen Zahlen
ergeben sich die Aussichten der deutschen elektrotechni-
schen Industrie auf dem Weltmärkte. —
No. 96.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIH. JAHRG. N°- 97. BERLIN, DEN 3. DEZ. 1904
Ergänzungsbauten der Düsseldorfer Kanalisation und Reinigungs-Anlage für die
Abwässer.
(Foruruun;.l Hierin die Abbildungen Seit« 603, 604 u. 6c6.)
bilden einen guten Dünger und können für eine Reihe
von Jahren auf den erworbenen Flachen, die, soweit sie
nicht zum Betrieb der Anlage nötig sind, mit Obst-
baumen bepflanzt werden sollen, untergebracht werden.
Aus Ahbil Jg 10, S.604, (u. 11 in folg. So), die das
Bauwerk beim Zusammentreffen des jctzterbautenHaupt-
sammelkanalcs mit den in Zukunft herzustellenden Ka-
nälen des unteren Systems und des nördlichen Außen-
systems darstellen, ist zu ersehen, wie der Zuflußkanal
zur Reinigungs-Anlage vom Hauptkanal abzweigt. In
diesem ist vor dem ZufluUkanal ein bewegliches, in
der Höhe zweiteiliges Wehr eingebaut, dessen Ober-
kante so eingestellt wird, daß die Abwasser bis zur
vierfachen Verdünnung durch Regenwasser der Reini-
gungsanlage zufließen. Bei giößercr Regen wasser-
menge wird das Wehr uberströmt. Erreicht der
Wasserstand des Flusses eine Höhe von -(- 5,0 m am
D. P. ^ + 30,79 N. N. an der Kanalmündung, so wird
Von C. Geusen, Beigeordneter in Düsseldorf.
4. Reinigungs-Anlagc.
■ ür die Erbauung der Reinigungs-Anlagc und
die Herstellung des Auslaßkanales sind an
der nördlichen Stadtgrenze umfangreiche Ge-
ländeflachcn erworben worden (AbbUdg. 9,
S.606), deren Größe das vorläufige Bedürfnis
überschreitet. Doch schien es vorteilhaft, den Gelande-
erwerb weiter auszudehnen, um, abgesehen von ande-
renGrflncten, Ansiedelungen in der Nähe der Anlage.die
unter Geruchbelastigungcn leiden könnten, verhindern
zu können Derartige Belästigungen werden allerdings
nach den bisherigen Erfahrungen nicht zu fürchten
sein ; Ausdünstungen der aus dem Abwasser entfernten
und sofort mit Torfmull bedeckten Stoffe sind nur in
nächster Nahe zu bemerken. Die Unterbringung der
Rückstände, die ein erhebliches Maß nicht erreichen,
wird ebenfalls keinen Schwierigkeiten begegnen, sie
Die Kun»t der Städte. Le .Temple* in Pari» um 1800, jeUl »erttört. Geieichnelvon Aich. H. W. Brewet + (nach dem .Builder*.)
601
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die Reiivgungv Anlage ausgeschaltet und durch Hoch-
ziehen des Wehres der Querschnitt des Kanäle» voll-
standig frei gelegt; die Abwasser ergießen sich dann
unmittelbar in den Rhein.
Die doppelte Krümmung im Zu- und Abllußkanal
der Reinigungs-Anlage ist durch die nachträgliche
Anlage eines Sandfanges im Zuflußkanal, nachdem
die Abzweigbauwerke bereits hergestellt waren, ver-
anlaßt worden. Der Sandfang ist bisher noch nicht
in Betrieb genommen worden, er ist mit Kies verlullt
und der Zulaufkanal ohne Verbreiterung durch ihn
geführt; seine Inbetriebnahme wird auch in Zukunft
nicht nötig sein, die Sinkstoffc werden aus den Ka-
nälen an geeigneten Punkten entfernt. Um jedoch für
alle Falle sicher zu gehen, wurde die Möglichkeit der
Inbetriebnahme des Sandfanges offen gehalten.
Der Zuflußkanal zur Anlage teilt sich in dieser
(Abbildg. 13) zunächst in zwei Verteilungskanäle von
je 1,70 m lichte Weite, die einen maschinell ange-
triebenen Grobrechen von 155""™ Zwischenräumen
zwischen den Stäben enthalten. Die Rechen dienen
zum Zurückhalten grober und sperriger Stoffe, s-ie
werden etwa halbstündlich gereinigt, wobei die zurück-
gehaltenen Stoffe (Putzlappen, Bürsten usw.) in eine
Rinne abgestrichen und von dieser in Wagen geladen
werden. Jede Verteilungsrinne teilt sich in je 3
Reinigungsgerinne von i,5om Weite, von denen vor-
läufig 4 im Betrieb und mit Rechenapparaten nach
dem System Riensch ausgestattet sind. Die Apparate
haben "Feinrechen aus Stahldrähtcn, deren Entfernung
3<nm beträgt; Versuche mit geringeren Zwischenräu-
men sollen demnächst noch angestellt werden Eine
Beschreibung der Apparate kann hier unterbleiben;
aus den Abbildgn. 12 — 15 gehen die Einzelheiten der
Konstruktionen, auch die Anlage zur Hebung der
Wagen, in denen die Rückstände gesammelt werden,
deutlich hervor.
Hinter den Rechen sind Schlammfänge ange-
ordnet, aus denen die Sinkstoffe durch Dampfstrahl-
apparate gehoben und in einen außerhalb des Gebäudes
angebrachten Schacht gefördert werden, von dem das
mitgepumpte Wasser nach dem Kanal zurück geleitet
wird. Erhebliche Schlamm-Mengen schlagen sich in-
dessen in den Schlammfängcn nicht nieder.
Für den Betrieb der Anlage sind in einem besonde-
ren Maschinenhause zwei einzvlindrische Ventil-Dampf-
maschinen von je 50 PS. aufgestellt, von denen eine
als Reserve dient; für eine dritte ist Raum vorhanden.
Die Dainpferzeugung geschieht durch zwei Flamm-
rohrkessel von je 100 ttm Heizfläche und 10 Atmo-
sphären Betriebsspannung. Ein Kessel dient als
Reserve und ist auch im Kcsselhause Raum für einen
später aufzustellenden dritten Dampfkessel vorgesehen.
Die Speisung der Kessel erfolgt durch zwei Dampf-
pumpen von je 6chm Leistung in der Stunde, hür
die Versorgung der Anlage mit reinem Wasser ist
ein Tiefbrunnen vorhanden, von dem aus das Wasser
mittels einer Dampfpumpe von 6a'b™ Leistung in der
Stunde in ein 25 m hoch angebrachtes Kaminreservoir
von 40cbm Inhalt gehoben wird.
Von den Maschinen wird die Kraft zunächst auf
eine durch das Maschinenhaus und die ganze Reini-
gungshallc gehende Transmissionswelle übertragen,
von der aus die Rechenapparate und die beiden Auf-
zugsvorrichtungen für die Förderung der Wagen mit
den aus den Kanalwässern gehobenen Rückständen
angetrieben werden. Auch die beiden Grobrechen wer-
den von der Transtnissionswclle aus in Betrieb gesetzt.
Der Kesseldampf wird außer zum Betriebe der
Pumpen und Maschinen dazu benutzt, die in den Sand-
fängen, hinter den Rechen-Apparaten sich ansammeln-
den Sand- und Schlamm-Massen durch die bereits er-
wähnten Dampfstrahl-Apparate nach dem außerhalb
des Gebäudes angebrachten Schacht zu fördern.
Für die elektrische Beleuchtung der Anlage sind
zwei Gleichstrom-Nebenschlußdynamos von je 24 PS.
Stärke aufgestellt, welche gleichfalls von der Trans-
missionswelle angetrieben werden; außerdem ist eine
Akkumulatoren - Batterie vorgesehen, die demnächst
noch zwei Elektromotoren für den Nachtbetrieb der
Anlage speisen soll. — (StUlla ,olfU)
No. 97.
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TFEE-zEE.
rundsätzlich darf man c« wohl
tnit Freude begrüßen, daß
Fragen baulicher Denkmal-
pflege in letzter Zeit die Anteil-
\\ i
t~ 4=1
J
^ i
gefunden haben Dielet sich damit
doch ein Anhaltspunkt, Lin/.elfragen unserer Kunst, die ja
im allgemeinen als nicht volkstümlich gilt, dem Verständnis
Vieler näher zu bringen. In dieser Auffassung wird man
es auch als Gelegenheit r.u for-
dernder Aussprache gleichmütig
hinnehmen, wenn su manche
Auslassungen nicht von Wohl-
wollen gegen die Vertreter bau-
künstlerischcr Anschauungen
getragen werden. Durch die
sachliche Vertretung des eige-
nen Standpunktes wird sach-
licher Widerspruch aber /u
Oberwinden sein Anders steht
es freilich, wenn bei solchen
Auslassungen der Anspruch auf
Beachtung nicht von der er-
wünschten Sachkenntnis gestützt
wird. Liegt schon dann, daß
Mancher die Mühe gründlicher
Sachprüfung für überflüssig halt,
eine wahrscheinlich unbewußte
Geringschätzung bnuküns tieri-
scher Dinge, so erfordern die
Irrtümer und Mißverständnisse,
die aus unsachlicher Darstellung
folgen, umsomehr eine Richtig-
stellung, je mehr ihr Urheber
in der öffentlichen Meinung eine
besondere Beachtung bean-
sprucht und erfährt. Veran-
lassung zu solcher Besprechung
gibt die Tätigkeit, die der Dich-
ter Krnst von Wildcnbruch
durch seine Broschüre Ober da*
1 leidelbergerSchloti *) Unddurch
einen Aufsatz über die Krhaltung
des Berliner i ipernhaiiscs und
das Verhallen des diesjährigen
Deiikmaltages ' 1 \ entfaltet hat.
Die Heidelberger Broschüre
Wildcnbruch s geht darauf hin-
aus, daß wir aus Rücksicht auf
die ss tnpathischc Figur der pfal-
/Uilicn I- 'urstetitochter Liselotte
'iie Ruinen des Schlosses nicht
anrühren dürften Ks ist ihm
sofort öffentlich entgegengehal-
ten werden, dati er, der im übri-
gen Liselotte.-, Briefe so eitrig
anführt, nicht halte ver-
schweigen dürfen, mit wel-
cher Sehnsucht diese sich selbst
brieflich für den W iederauf-
bau des Schlosses eingesetzt
hat i vgl Dtsclie B/tg v -j; Aug X
i- c
■St§:
< i
•| I.:»<-'.,>n. Heimat. Hrilm,
Ii:. .Tlf- w<i=i a Okt, .1 t unter
•Inn T.l.-I .V.,:„!.,lt„-
tl E o c
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Ii L ] ,1 t Ii Ii p zu d r r. A h t> I I <t ^ ri. 13 — j <,
.<■• ' '•»-.'Una, 'UT \Kt\:,xVx„-^:C.ifT
O \ ti-.rlluiii-tjiilll.-
-. Ur„ii:;.iM„-M.-<"iiiHf.
ö AI, laufkj.ii.il iO: Cftn-, Wn^sn.
II. IO«-..>.i li\i \:r Rrrhpnaj.|>a,at*-.
IIa. '*i rc\ hm .
1;, I
14 1'
,111.1-,
Hill,-
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ly Auf^i.ir
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Ila.i; l!:. ,,:-„•., Kl.
VI liribiit— »k'_|.j '. ll:,.^, ...
ü. H'-U u!:-i, .,- Ii 1 r-| ,,- ■, II I '.
vj I '_v-iji:i -ui:l,--. :i.i.i-.i
<1. ,
l>.ii:,l (r.i ,!,<■ Ki-rl,,
i I" 1 e n ; u in K n 1 l> n
II t.-f,ill!r K"i|.|.n.,»
|:|'ir_; 'Iii 1c, Jv Ki;,;,,\ ;i;;r r
:, T
li,i'hi:o|.|i.ii.,u-,
-inl'.hi.;.-.
Iii Ii Uli-
.:. k r .: 1;.:,
3. Dezember 1904.
,>.,. ! ■ ,;rp' ! 1 ... r. ,: .. I'., : -i -: i... ;;. ,r:-.
jr Dngl "» den DamprpumjK-o bdI I »k- ■:, ..
<• .< taSpuflrafir,
1 l.,:.:k.uu.
603
Digitized by Goögle
Zu dieser Vorhaltung hat Hr. von Wildenbruch sich bisher
nicht geäußert. Bei Schilderung des Wertes, den der un-
veränderte Bestand der Ruine für die Veranstaltung von
Feuerwerk hat, verrät er sodann eine so geringe Kenntnis
des Schlosses, daß er annimmt, der Friedricnsbau habe
vor seiner letzten Wiederherstellung ebenfalls mit offenen
TS
3
S
Fensterhohlen als Kuine dagestanden. Wenn er sich
schon des Schlosses, das er begeistert schildert, so wenig
erinnert, so hätte ein Blick auf eine ältere Photographie,
ein Blick in den Bädecker, ihn des Gegenteiles überführen
können — aber solche Studien hat er nicht für nötig ge-
halten; mit den geistreichen Antithesen wäre es dann frei-
604
lieh auch nichts gewesen: „Vor dem purpurroten Hinter-
grunde .... steigen die nackten von augenlosen Fenster
höhlen durchbrochenen Fassadenmauern der alten Paläste
vor uns auf. . . . Nur das — was ist das? Mitten in dem
warmen flutenden Licht ist eine dunkle Stelle, die das
Licht verschluckt; mitten in dem steinernen Spitzenge-
webe ein dicker,
schwerer Ge-
bäudeklotz" usw.
„Das ist der re-
staurierte Fried-
richsbau, den
man streng nach
den alten Maßen
und Verhältnis-
sen wieder auf-
gebaut hat." Ein
solcher Irrtum
läßt den Wert
derBegeisterung
für den jetzigen
Zustand der Ru-
ine doch sehr
problematisch
erscheinen. Wie
dieser Mangel an
Sorgfalt sogar
die schriftstelle-
rische Form mit
beeinflußt hat,
dafür ist neben
bloßen Schelt-
worten wie „Jahr-
marktsgedanke"
u. dergl folgen-
der aufS. 53 ent-
haltener Satz ein
lustigcsZcichcn:
„Man fühlt, daß
die alte Henne,
die schon so vie-
le bö>e Eier ge-
legt hat, der grü-
ne Gchcimrats-
tisch , wieder
einmal ans Brü-
ten gehen will." !
Nun zum Bcr-
linerOpernhaus.
Hier stellt Hr. v.
Wildenbruch Be-
hauptungen auf,
wtedie.daßFrie-
drich der Große
dasselbe „seinen
Berlinern" ge-
baut habe, wäh-
rend es bekannt-
lich fürlloffeste
errichtet wurde;
er sagt ferner,
daß die Berliner
mehr als andere
cin.historisches"
Volk seien (!),
daß das Opern-
haus ein „Heilig-
tum des Vol-
kes" sei. Solche
Schlagwörter
mit ihrer L'n-
sachlichkcit und
Liebe rtreibung
schaden nur.
Kein Kenner
der Verhältnisse
kann sie so neh-
men, wie sie ge-
meint sind; sie
sind gefährlich,
weil sie den Geg-
nern der Erhal-
tung Gelegen-
heit bieten, der ganzen Bewegung den Kriist abzusprechen.
Sie haben auch sofort den .Ertöte* gehabt, daß in einer
der nächsten Nummcrr de*. Tag" Professor Vofl versucht
hat, mit gründlicherer G< Kenntnis den Nachweil
geradezu historischer Wertlosigkeit des Opernhauses zu
führen.
Nu. 97.
Digitized by Google
Sodann die Form der Behandlung. In der Denkmal- tut man nicht", mit „Sie sind wohl nicht von hier' usw.
pflege geht es sehr oft nicht ohne Eingriffe in Privateigen- an, er tritt am Schluß an „die da oben" mit wortreichen
tum ab. In solchen Fällen ist es ein Gebot des Taktes, Katschlägen heran, die fast den Eindruck eines Einschüch-
den, dem man den Verzicht auf Neubaupläne zumuten terungs- Versuches machen.
will — ob das nun ein schlichter Bauer, armer Handwerker Wer mit sachlichem Ernst für die Erhaltung des Opern-
oder ein Hochstehender ist, ist dabei gleichgültig — nicht hauses eintritt, wird doch zunächst anerkennen müssen,
mit Vorwürfen, kränkenden Vergleichen und Schimpf- daß gewichtige Gründe ebenfalls ideal-künstlerischer Art
Worten zu bedenken. Es gehört kaum diplomatische zu der Absicht, das Opernhaus durch einen Neubau zu cr-
Dle Kunst der Städte. Alt-London, Stadtteil Aldg«te um 1531. Gezeichnet von H W. Brcwer f (nach dem .Buildcr*).
Schulung dazu, um vorherzusehen, daß die Vernachlässi- setzen, Veranlassung sind. Unersetzlich Ist freilich ein einmal
gung dieser dem Niedrigen wie dem Hochstehenden gleich vernichtetes Kunstwerk und die mit dem alten Hause ver-
schuldigcn Kucksicht der Bewilligung des beanspruchten knüpfte geschichtliche Erinnerung, besonders beklagenswert
Opfers nicht förderlich, sondern schädlich sein muß Hr. ist solche unersetzliche Kinbuße Tür eine an geschichtlichen
v. Wildenbruch aber schreit „Barbaren üblen Leumundes, Erinnerungen so arme, so unhistorische Stadt wie Berlin.
Mordbrenner, Käuber, Verwüster und Zerstörer". Erfährt Denen, die wie Hr. Prof. Voß, den historischen Wert des
diejenigen, die das Opernhaus abbrechen wollen, mit „das Opernhauses herabsetzen wollen, ist entgegenzuhalten, daß
3. Dezember 19x4. 605
Digitized by Go
Abb.ldg. I«
Reinigung! -Anlage
Querschnitt C-D.
KrUuttruug beim Kid£r»thoB Gründl ifl
Abbilde. ta.
GrundiiB de« unterirdischen Teilet.
die Zu-Jitze am AcuOcren leicht zu beseitigen, das Fehlende
leicht zu erganzen und so der echte alte Knobelsdorff, das
frische Berliner Erstlingswerk Friedrichs des (Jroßcn, leicht
wieder herauszuschälen sein wird. Daß im Inneren der
606
V ■■ k 1» 1 unt
f 4Jäo tu Fusaboden
+4.» Hoctrner künftiger
Vi userspteeel Obern.
+ Höchster irt*irer
WasserapiegeJ D. Sosa-
mer- HoehwaMer von
+ 4.34 m 0. D P. «ad
ZuiluÖ drr Scbmutz-
wuKrnrn{t r. 330000
Meuchen nebst der
4-facben Kegenwasaer-
menge.
+ 3,64 Wasserspiegel bei
Zuflufl der grosten
Sfhuiuuwmiser - lleare
von 330000 Menschen
und der 4-faeh. Regen-
svassermenee b. freien
AbfluO.
-f 3.5B Wasserspiegel bei
aeo jeUiren Zuflös-
sen und einem Rliein-
wsssetiunde + uj,
(Der», wird an durrh-
sehnittUrh *7 Tagen ia
Jahr überseht Uten.)
+ j.or Wssaerapierel bei
ZutiuS der er Anten
Schmut/wasser -Meng«
von auoooo Menschen
bei freiem Abflufl.
schöne Vorsaal noch
in der ursprüngli-
chen Form vorhan-
den, der von I.ang-
hans eingerichtete
Theaterraum als ar-
chitektonische Mci-
stcrleistung aus der
Zeit Friedrich Wil-
helms des III. an
sich einen so hohen
I>enkmalwert hat,
daß sein Unter-
gang sehr lebhaft
zu bedauern wire.
Schließlich: daß die
wesentlichsten Be-
denken sich gegen
die Veränderung
des ungewöhnlich
vornehmenundfein
abgewogenen Stadt-
bildes wenden.
Noch ist, so viel
man weiß, nichts
endgültig entschie-
den. Wir können
immer noch hoffen,
mit der Geltend-
machung sachlicher
Gründe den er-
wünschten Frfolg
zu erzielen, wenn
wir nur berücksich-
tigen, daß letzterer
nicht mit Schreien
und foltern zu er-
trotzen ist, sondern
einen Akt freien,
hochherzigen Ver-
zichtes darstellen
würde, dem Nie-
mand den schuldi-
gen I >ank würde vor-
enthalten dürfen.
Hr. von Wilden-
bruch hat sodann
im selben Aufsatz
des „ Tag " den
Denkmaltag mit be-
leidigenden Vor-
würfen angegriffen.
Kr erklärt zwar,
aller Augen hatten
gewartet, aller Ohr-
en gelauscht, was
der Denkmaliag sa-
gen würde, aber
er hat es nicht der Mühe für wert gehalten, sich über Zu-
sammensetzung, An und Verhandlungsweise des Dcnk-
maliagcs zu unterrichten. Er entschuldigt sich, daß er als
.Nichttrchniker" mitreden wolle, wahrend dem Denkmal-
Abbildg. o I-ageplan der Reinigungsanlage.
Ergänzungsbauten der Düsseldorfer Kanalisation
und Reinigungs-Anlage für die Abwasser.
Ho. 97.
lag in seiner ganz freien, an keinerlei Vorbedingung ge-
knöpften Zusammensetzung aufler Künstlern und Kunst-
gelehrten stets etwa ein gleicher Teil von Laien als Kunst-
freunde angehört. Ware er nur zu den Sitzungen er-
schienen, so hatte es ihm freigestanden, nach Belieben in
sachlicher Weise das Wort zu ergreifen. Er halt den
Dcnkmaltag für eine Art Debattierklub, in dem „flammende
Reden" zum Fensler hinaus gehalten werden, um dem
Gebildeten Lesestoff „beim Kaffee* zu beschaffen, wäh-
rend in Wirklichkeit die Verhandlungen dort in sorgsam
vorbereiteter Form Ober meist sehr verwickelte Fragen
geführt werden, denen mit glänzender Rhetorik am wenig-
sten beizukommen ist Er hat nicht einmal die in Dutzen-
den von Zeitungen abgedruckte Tagesordnung beobachtet,
sondern hilft sich über diese Unkenntnis hinweg mit dem
Witz, man habe wahrscheinlich „über das Nauener Tor
in Potsdam oder den Fuchsturm bei Jena" verhandelt
und mit der objektiv unwahren Behauptung, die Geschäfts-
Ieitung habe die Verhandlung Ober Opernhaus und Heidel-
berger Schloß von vornherein von der Tagesordnung ge-
strichen! In Wahrheit hat vielmehr der Vorstand des Denk-
maltages auf eine leichte Anregung von Prof. Walle, ob
nicht die Frage des Opernhauses behandelt werden könne,
diesen als scharfen Parteiganger der Erhaltung be-
kannten Herrn selbst ohne jedes Zogern als Berichterstatter
bestellt. Als er kurz vor der Tagung verstarb, sind bis
zum letzten Augenblick Versuche gemacht worden, einen
anderen Berichterstatter zu gewinnen. Ich selbst bin bei
meinem Eintreffen in Mainz darüber befragt worden,
mußte aber erwidern, daß ich kurz vor meiner Abreise
in der „Taglichen Rundschau" gelesen habe, die Erhaltung
des Baues als Vorsaal des Neubaues sei gesichert, daß
ich aber garnichts bestimmtes davon wisse und daher
nicht darüber vortragen könne. So wird es anderen auch
ergangen sein. Hr. v. Wildenbruch wird anderen schon
gestatten müssen, über das Maß der Vorbereitung zu öffent-
licher Aussprache andere als seine oben gekennzeichneten
Anschauungen zu hegen. Von vornherein abgesetzt wurde
aber der Punkt von der Tagesordnung trotzdem nicht,
sondern als er zur Verhandlung herankam, erfolgte durch
den Vorsitzenden nochmals die Aufforderung, ob einer der
Anwesenden den Bericht übernehmen wolle und sodann
erst mit dem Ausdruck des Bedauerns die Erklärung, daß
er wegen Mangels eines Berichterstatter« abaasetat wer-
den müsse. Allen denen, die sich über die Nichtbc-
sprechung der Frage verwundern und beklagen, ist hier-
nach entgegenzuhalten, daß sie selbst die Schuld daran
Wer so hohen Wert auf die Besprechung legt,
hatte eben erscheinen und mit seiner Sachkenntnis in die
Lücke eintreten sollen.
In der Heidelberger Frage aber hätte höchstens ein
gewisses Sensationsbedürfnis, das der Denkmaltag so wenig
hat wie andere wissenschaftliche Kongresse, auf sofortige
Behandlung drängen können. Die Meinungen für und wider
waren ausgiebig in der Oeffcntlichkeit verhandelt; daß
irgend etwas in der Angelegenheit vor etwa ein und
einem halben Jahre geschähe, ist durch die Vertagung
des badischen Landtages ausgeschlossen. In welcher Weise
Geheimrat Eggert seine erneute Stellungnahme zur Stand-
festigkeit des Otto-Heinrichsbaues begründen werde, war
damals und ist noch heute unbekannt Da war es sach-
lich fast selbstverständlich und wurde nach einer förm-
lichen Erklärung des Vorstandes beschlossen, die Ver-
handlung auf das nächste Jahr zu verschieben. Uebrigens
täuscht sich Hr. v. Wildenbruch auch hier völlig, wenn
er annimmt, daß der Denkmaltag seine einseitig leiden-
schaftliche Stellungnahme in dieser Frage teile. Es stehen
sich vielmehr unter den Sachverständigen die Ansich-
ten für und wider ungefähr mit gleicher Stärke
gegenüber, eine Aussprache im Denkmaltag wird bei-
den Anschauungen sachlich gerecht werden.
Diese Dinge nätte Hr. v. Wildenbruch in allem Wesent-
lichen aus der Presse sehr wohl erfahren können, ich
nenne beispielsweise den vortrefflichen Bericht von Prof.
Paul Schumann in den „Dresdener Nachrichten"; aber er
hat es vorgezogen, bloß gestützt auf sein Temperament
und die Kraft seiner volltönenden Rede, über mehr als
zweihundert Sachverständige abzuurteilen. Er hat aber,
was schlimmer ist, in Unkenntnis aller dieser Verhältnisse
den ganz aus der Luft gegriffenen Vorwurf erhoben, der
Denkmaltag habe sich durch höhere Befehle leiten lassen
und hat hieran Bemerkungen Ober knechtischen Byzanti-
nismus u. dergl. geknüpft Er hat diese Verdächtigung
nicht nur als Vermutung, sondern ohne jeden Grund in
der Form einer feststehenden Tatsache veröffentlicht.
Solche Kampfesweise ist um so mehr zu beklagen, wenn
der, der sie anwendet, einen so weil bekannten Namen
führt und zu wahren hat. Die Oeffcntlichkeit und die
Presse selbst haben wohl Anlaß, sich dagegen zu wehren,
daß diejenigen, deren Namen sie ihr Vertrauen schenken,
sie so irrtümlich berichten. Dichterische Einbildungskraft
und die Fähigkeit begeisternder RcdcfOgung sind sicher-
lich hohe Geistesgaben. Um der Sachlichkeit und objek-
tiven Wahrheit willen aber mutl Widerspruch erhoben
werden, wenn sie bei Behandlung realer Dinge sich so,
wie in dem vorliegenden Falle, in den Vordergrund stellen.—
O. Stiehl.
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Schiffshebewerk Donau-Oder-Kanal. Wie
die „N. Fr. Pr." bekannt macht, sind die zu diesem Wett-
bewerb eingelaufenen und durch Preiserteilung, Ankauf
oder Würdigung ausgezeichneten Entwürfe vom i. Dezbr.
ab auf drei Wochen im neuen elektrotechnischen In-
stitut der Technischen Hochschule in Wien, Guflhaus-
Strafle zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. —
Bin Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für den Erweiterungsbau des Real-Gymnatlums der Stadt
Witten erläßt der Magistrat für rcichsdcutsche Architekten
zum i. März 1905. Es gelangen 3 Preise von 1600, 1300
Die Kunst der Stftdte.
(Il>ti-jii eine BUdbrilifr und die Abbildungen S. 601 und 605.)
Ein englischer Städtekünstlcr.
In den ersten Tagen des Oktober des vergangenen
Jahres starb in London der Architekt H. W. Bre wer,
ein Künstler, dessen kunstreicher Hand und über-
strömenden Phantasie die englischen Zeitschriften, nament-
lich der Graphic und der Buildcr, von architektonischen
Fachschriften der letztere ausschließlich, eine große An-
zahl ihrer schönsten Kunstblätter verdanken. Er war ein
Mensch von schlichtestem Gemüt; seinen architektonischen
Kompositionen sieht man es an, daß er seine Kunst nicht
um des Gewinnes, sondern um ihrer selbst willen liebte
und ausübte. Man hat wohl gelegentlich einmal gesagt,
ein guter Zeichner könne kein großer Architekt sein. Mit
dieser Sentenz geht es wie mit allen Schulmcinungcn.
Fallen sie nicht in sich selbst zusammen, so werden sie
durch irgend ein überzeugendes Beispiel über den Haufen
geworfen. Es gab wohl keinen größeren Zeichner und zu-
gleich größeren Architekten als Karl Friedrich Schinkel.
Und wer in den phantasievollen Kompositionen Brewer's
den gestahungsretchen Architekten und den kunstreichen
Städtebauer vermißt, der ist gewohnt, die Kunst durch
die Brille des unverbesserlichen Schulmeisters anzusehen.
Von dieser Anschauung war Niemand weiter entfernt,
wie unser Künstler selbst. — Es wird von ihm berichtet,
daß er ein gläubiger Katholik war. Wer sich dem Genuß
seiner Kunstblätter hingibt, dem wird die eigenartige mittel-
alterlich-kirchliche Stimmung, die Stimmung etwa der kirch-
3. Dezember 1904.
liehen Romantik der ersten Jahrzehnte des XL\. Jahr-
hunderts, nicht entgehen. Brcwcr, dem Acußcrcn nach
mehr ein wetterfester Matrose, als eine Künstlercrschei-
nung, hat ein Alter von 67 Jahren erreicht Seine An-
fänge gehen in die Zeit zurück, in welcher die kirchliche
Hochromantik im Zcnith ihrer Entwicklung stand. Kein
Wunder, wenn die Kirchen und Kathedralen des Mittel-
alters, wenn die Klöster und Abteien, die umwehrten
Städte und festen Schlösser des zwölften bis fünfzehnten
Jahrhunderts den 1 Iauptgegenstand seiner unvergleichlichen
Darstellungen bilden. Bre wer war ein Buchkünstler, die
Schwarzweißkunst war sein Feld, die Phantasie war sein
Reich. Die Geschichte und die baulichen Ucberrestc des
Mittelalters waren nur dazu da, seiner unerschöpflichen
Phantasie das Skelett zu geben, um welches sie Gestaltun-
gen von bezwingendem Zauber wob. Er rühmt es ein-
mal mit lauten Worten, daß wir Dank der sorgfältigen
historischen Studien nunmehr in der Lage seien, das Mittel-
alter zu verstehen und zu begreifen. Er führt ein Wort
an eines Gelehrten der Universität von Oxford, Wace,
nach welchem die Menschen des Mittelalters große Archi-
tekten waren, Architekten sowohl im Reiche der Gedan-
ken, wie in gesellschaftlichen und politischen Dingen, so-
wohl in geistlichen Organisationen, wie in Stein und Marmor.
„In every department of human life they laid deep foun-
dations. And they reared mighty struetures, under which
to this hour our rcligion is shcltcrcd, our learning fostcred,
our social life controllcd. and to which even the framework
of our political Institution* is in a great measure due."
Der in diesen Sätzen enthaltene Enthusiasmus für das
Mittelalter war die Grundlage, auf der er seine Kunst auf-
607
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und 850 M. zur Verteilung; ein Ankauf nicht preisgekrönter
Entwürfe für je 500 M. ist vorbehalten. Dem Preisgericht
gehören als Architekten, die sich in der Mehrzahl befin-
den, an die Hrn. BrL Prof. Hubert Stier in Hannover,
Stadtbrt. Bluth in Bochum und Stadtbrt. Maiweg in
Witten. Unterlagen gegen 5 M., die zurückerstattet wer-
den, durch den Magistrat. —
Aus einem engeren Wettbewerb betr. den Entwurf für
ein Krelahaus in Anklam zwischen Solf & Wichards,
Reimer & Körte, J. Kraaz, J. Rulffs, Dinklage Ar
Paulus, sämtlich in Berlin, gingen letztere als Sieger mit
dem Auftrag zur Ausführung hervor. -
Chronik.
Neue katbollache Kirchen In Schlesien. Am 9. Novbr.
worden in Löwen, Bezirk Breslau, und an 13 in KgL Nendorf,
Bezirk Oppeln, die neuerbauten kath. Kirchen geweiht. Entere
ist ein in einfachen romanischen Formen ausgefahi ter, gewölbter
ßarlulcinbau in batilikaler Anordnung. Bebaute Grundfläche 5604(0
mit 300 Sitz- und 600 Stehplätzen :Gesamtbaukoslcn etwa 90000 M.
Die zweite lat ein in gotischen Backsleinformen ausgeführter ge-
wölbter gleichfalls basilikaler Bau. Bebaute Grundfläche taooqm,
600 Sitz- und 1400 Stehplätze; Gesamlbaokosten etwa aooooo M
Da* zugehörige Pfarrhaus ach ließt eirh dem Baustil der Kirrhe an,
seine Baukosten betragen ni 30000 M. Entwurf und Bauleitung
beider Bauten lagen in den Händen de* Hrn. Architekten Ludwig
Schneider in Oppeln. —
Die Errichtung eines Kttnstlerhelms In Nürnberg war
einige Zeit iiifrage gestellt, ist aber nunmehr gesichert Et gelangt
nach einem Entwurf des Hrn. Hrof. Conr.Walther zur Ausführung —
Die Untertunnelung der Straße „Unter den Linden" In
Berlin nach einem Entwurf des Hrn. Stadtbrt. Krause, erscheint
gesichert, sodaS nunmehr einer Nord-Sud-Verbindung der geplanten
städtischen Straflenbehnen nichts mehr im Wege steht- —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Geh. Ob.-Brt. v Misani, vortr.
Rat im Reich» F.iscnb- Amt, ist z. Wirfcl. Geli. Ob.-Brt. mit dem
Range eines Rates L Kl. emannL
Bayern. Der Staat sbauasmt. Distler in Weilheim ist z.
Bauamtsass beim k. Wasserversorg.-Bur. ernannt.
Hamburg. Der Bauinsp. Gust. Fischer i*t auf s. Antrag
in d. Ruhestand versetzt — Der Bmstr. Leo ist z. Bauinsp. ernannt.
Preußen. Dem Kr. -Bauinsp. Lohr in Kiel ist der Rote
Adler-Orden IV. Kl., den Reg.- u Brtn vom Dahl in Dusseldorf
und Tin kauzer in Königsberg der Kg). Kronen-Orden III. Kl.
verlieben.
Die Eitaubnis zur Annahme und Anlegung der ihnen verlieh.
oichtprcuB Orden ist erteilt und zw : dem Ob.-Brt. a. D. Knebel
in Monster i. W des Offizierkreuzes des Groflh. oldenb. Haus- und
Verdienst-Ordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig; dem Geh.
Reg. -Rat, Dr-fng Launhardt in Hannover des Kommandeur-
kreuzes II. Kl. d.s KeI. nur weg. Ordens des heil Olaf ; dem Ob.-
Brt Gersdorff, Weichselstrom Baudir in Damig, des Kais. russ.
St. Annen-Ordens II. Kl ; den Reg.- u Brtn N i e s e in Marienwerder
und M i 1 1 i t z e r in Königsberg i. Pr. und dem Wasacr-Bauinap.
Tode in Thorn de* Kail. russ. St. Annen-Ordens III Kl.; dem
Reg - u_ Brt. Zschintzsch in Gumbinnen des Kais. russ. St.
Stanislaus-Ordens iL Kl. und dem Wasaer-Bauiosp. R u m 1 a n d in
Tilsit desselben Ordens III. Kl.
Der Geh. Reg Rat Lutsch, vortr. Rat im Hinist, d. geisü.,
Unterrichts- u. Medizinal-Angelegrnheilen ist t. Geh. Ob -Reg. Rat
ernannt.
Zir Beschäftigung Qberwiesen sind die Reg.-Bmstr.: Tob.
Schäfer der Kgl. Eisenb.-Dir. in Elberfeld und Wilh. Schaf er
der Kgl. Eisenb.-Dir. in Breslau.
Die Reg.-Bfhr. Gottl K o n i g k aus Stettin u. Paul Schröter
aus LoebejDn (Hochbfch), — Karl Offenberg aus Petershagen,
Wilh. Klein mann aus Barmen, F.berh. Otto aus Breslau und
Jobs. Loyckc aus Sadenbeck (Eisenbfch), — Kurt v. Hippel
aus Putzig, Oietr. H i n t z e aus Schwerio und Otto Martini aus
Magdeburg (Masch -Bfch ) sind zu Rcg -Brnstm. ernannt
Dem Reg -Bmstr. Frhrn. v. T e 1 1 a u in Berlin ist die nachgea.
Entlasa. aus dem Staatsdienst erteilt.
Der Geh. Brt. BrQnjes in Kassel, der Reg.- u. Brt. Münch-
h o f f in Oppeln u. der Geh Bit. Reiche in Berlin sind gestorben.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Zlv.-Lng. A. K. In Moskau. Ihre Frage, wie die Eisen-
träger in die Bclon&ohlc des Fundamentes einzulegen seien, eignet
sich zu einer Anfrage an den I.eserkreis nicht, da diese Frage
allgemein nicht ohne Weiteres zu beantworten ist. Bei den amerika-
nischen Gründungen, wie sie namentlich in Chicago ausgeführt
sind, spielt das Eisen die Hsuptrollc. Es wird ein regelrechter
Tragerrast hergestellt, der vom Beton nur umhüllt wird. Handell
es sich um die Fundament -Verbreiterung eines einzelnen Pfeilers,
so muB die Eiseneinlage natürlich unten liegen, da hier die Zug-
spannungen nur an der Sohle auftreten. Handelt es »ich dagegen
um eine durchgehende Betonplatte, auf der Mauer und Pfeiler er-
richtet sind, so ist die Platte als zwischen den festen Punkten der
Belastung eingespannt zu betrachten. Sic erleidet zwischen den-
selben Zugspannungen an der Obelflache, unter den Pfeilern usw.
dagegen an der Sohle. Das Rationellste wäre also, wenn man
auf eine gemeinsame Wirkung von Beton und Eisen rechnet, also
eine F.ixenbelonplatle im eigentlichen Sinne herstellen will, sowohl
an der Ober- wie an der Ünterkante Eisen einzulegen, bezw. das
Eisen oben hinzulegen und unter den Pfeilern nach unten herab-
zubiegen. Statt der Trager wurden dann einfache Rundeisen zu
verwenden sein. In Ihrem Falle wiid die Lage der Trager an der
oberen Flache wohl das Richtigere sein Wenn aber auf eine ent-
sprechende Wirkung mit Sicherheit gerechnet werden soll, so
mußten unseres Erachtens die Trager auch unter den Pfeilern
durchgehen, namentlich bri schwacher Platte- —
Hrn. W. B. In Berlin. Hie Frage der günstigsten Lage
einer Dachpfctte inbezug auf die verschiedenen möglichen Be-
lastungsfalle ist im Zentralbl. d. Bauverwhg. 1893 S. 45, 143, 336,
34'. 543 uno ln der Hannoverschen Zeitschrift 1895 und 1806 be-
handelt. Für einen I- Oocruchnitt iat die Losung verhaJrni*toaflig
einfach. Vielleicht sind unsert m Leserkreise noch oeuere und
einfachere Verfahren bekannt? —
Inhalt: ErgJnrun^bautrn der Dosiu-ldorirr Kanalisation und Reini-
gunga-Anlage fflr die Abwlsscr r,Fort«cuung|. - Diclitiinr und rienkraal-
jrflrgr. Hie Kunst d.r Sudtr. Hretubcwerhungen. - Chronik. — Per-
soual-Sachnchlen. Brief- und Kragckasten.
Hierzu eine Bildbeilage: Die Kunst der Städte.
Verlag der Deutschen Bauzeitung, G m b, H . Berlin, Kar die Redaktion
vrrsntwortl Albert llofmann, Berlin Druck von Wilh Greve, Berlin.
baute. Er glaubte in der Bevölkerung des Mittelalters
jenen natürlichen Zug allgemeiner, doktrintoser Mensch-
lichkeit zu sehen, welcher sie bereit erscheinen ließ, durch
„Feuer und Wasser zu gehen".
Und er sieht demzufolge in der Kunst dieser Menschen,
namentlich in der Archiicktur, mehr unmittelbare Gefühls-
empfindung als Wissenschaft, eine größere Vollkommen-
heit in der Zeichnung, als in der Konstruktion. Alles ist
nach seiner Anschauung gebaut, nicht allein, einem Zweck
zu dienen, sondern diesen Zweck auch zum Ausdruck zu
bringen. .Wenn wir die Straßen einer mittelalterlichen
Stadt durchwandern, welcher Gegensatz ist dort zwischen
der graziösen Kathedrale mit ihrem feinen Vcriikalsvstem
von Gliederungen und der schweren horizontalen Masse
des befestigten Schlosses, Zwischen den malerischen I lau-
sern, durchbrochen von vielen Fenstern, die im Sonnenlichte
glänzen, deren brauner Holzton und rotes Steinwerk durch
die blattlosen Herbstbäume scheint und den steinernen
Toren und Brücken!"' Das sind die Anschauuncrn, die
Brcwer in seinen schonen Zeichnungen mit reichster Kün*t-
lergabe in eine sinnlich wahrnehmbare Form übersetzt
hat. Ueberall hat er gesammelt, meist aber in Deutsch-
land, Frankreich und seinem eigenen Lande Aus Deutsch-
land gibt eines seiner schönsten Blatter das Inncrc des
Domes von Bamberg wieder, ein Meisterwerk an Kaum-
auffassung und Perspektive. Die St. Wolfgangs-Kirchc in
Rothenburg, die Frauen-Kirche in Nürnberg, Türme aus
Lübeck, Architektur- Motive aus Rcgcnsburg, das Rathaus
in Marktbreit, die Kathedrale und Neumünster- Kirche in
Würzhurg, Limburg an der Lahn, das Schloß von Wert-
heim am Main, einige Kirchen am Niederrhein, z. B. Allen-
berg, Calcar, St. Quirinus in Neuü, Xanten usw. haben
ihre unbezwingliche Anziehungskraft auf ihn ausgeübt und
ihn zu einer Reihe der schönsten Blatter veranlaßt. In der
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Größe und Poesie der Auffassung aller Architektur-Motive
hat Brewcr eine gewisse Achnlichkcit mit dem Radierer
Bernh. Mannfeld am Sladet'schen Institut in Frankfurt a. M.
Auch Italien und Spanien waren gelegentlich Gegenstand
der -Studien Brcwcrs, sein I ferz aber gehörte dem Mittelalter
von Frankreich, Belgien und England. Seine Tätigkeit schei-
det sich dabei in zwei Teile: in die streng sachliche Auf-
nahme alter Architekturstücke oder in Wiederherstellungs-
Versuehe von solchen, möglichst treu in der Wiedergabe,
aber immerhin geadelt durch seine persönliche Auffassung
der Dinge, und in die freien Kompositionen. In den letz-
teren namentlich gab er den ganzen Reichtum seiner un-
erschöpflichen Phantasie. In sie versenkte er sich bis zum
Aufgeben der Persönlichkeit. Wenn er an solchen Blättern
arbeitete, dann gab es für ihn keine Gegenwart mehr, dann
weilten Herz und Phantasie im Reiche der Vergangenheit.
Wenn er, wie auf unserer Beilage, Antwerpen am Schlüsse
des XVI. Jahrhunderts darstellte, die reiche Handelsstadt
mit den Wassrrmaucrn und Türmen int Vordergrund, im
Hintergrund der Giebel des Kathauses hervorleuchtend
und die Kathedrale das Filigrangewebe ihres Turmes in die
Lüfte reckend, im Hafen eines jener glänzenden reichen
Kriegsschiffe, die der Stolz der niederländischen Sccherr-
schaft waren, oder wenn er in der anderen Komposition
der Beilage ein mittelalterliches Stadtbild hervorzauberte,
in welchem eine Brücke, wie wir sie heule zu bauen ver-
lernt haben, eine Brücke mit machtvollem Brückcnlurm
Zugang gibt zu einem Bischofssitze mit Kathedrale, über-
ragt von den gewaltigen Massen einer auf steil ansteigen-
dem Berge gelegenen trotzigen Festung, so bekundet er in
diesen Blattern eine so sichere Kormenbehcrrschung und
eine so praktische Anschauungsweise, daß man bewun-
dernd vor diesem Reichtum der Gaben verharren muß.
(Schlott folgt.)
So. 97.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 98. BERLIN, DEN 7. DEZ. 1904
Die Entwicklung des modernen Theaters.
I. Die Entwicklung des modernen Theaterbaues.
(Vortrag des Hrn. lieg Bn-:.tr. Carl Munt/ in Knln a Rh auf der
XVI. Wander-Veraaminlurjp, des Veibandea deutacher Archileklen-
und Ingenieur- Vereine zu DQsseldoif 1904.)
Das moderne Thealer 1-1 ein echtes Kind der italie-
nischen Spätrenaissance und hat von seinem Urahn, dem
antiken Theater, wenig mehr als seine Zweckbestimmung
ererbt Sein Entwicklungsgang läßt sich in 3 Epochen
einteilen. Die erste Epoche umfaßt den großen Zeitraum
von seiner Geburtsstunde um die Wende des 17. Jahr-
hunderts bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Nicht
willkürlich habe ich eine so lange Zeit voraus angenommen.
Der Theaterbau verfiel, nachdem er durch italienische
Architekten schnell in ein entwickeltes System gebracht
war, alsbald dem Zunftbetrieb und der Erstarrung, aus der
ihn erst gegen Ausgang der Epoche französische Archi-
tekten, daneben einige deutsche Meister, zu neuem Leben
erweckten. Die folgende 2. Entwicklungsperiode von 1850
|TB?Sic Entwicklung des modernen Theaters in seinem
MWj organischen Gedanken schien lange Zeit einem auf-
fallenden Stillstande verfallen zu sein. Die Tat von
Bayreuth blieb ein Vierteljahrhundcrt lang ein vereinzelter
Versuch ohne Nachfolge. Alle Fortschritte hatten lediglich
Verbesserungen in Einzelheiten des französisch-italienischen
kangtheaters zum Gegenstand. An eine grundlegende
Aenderung des Organismus wagten sich nur vereinzelte
Versuche, und auch diese waren zum überwiegenden Teile
nur theoretischer Art. Es scheint, als ob die Gegenwart
den Stillstand brechen wollte, denn das moderne Theater
und seine Gestaltung finden eine erhöhte Aufmerksamkeit
und werden mit freieren Gedanken betrachtet. Eine
interessante Uebcrsichi Ober die Entwicklung gab Hr,
Reg.-Bmstr. C. Moritz in Köln auf der XVL Wander-
Versammlung des Verbandes deutscher Architekten- und
Ingenieur- Vereine zu Dasseldorf 1904. Wir veröffent-
lichen den Vortrag unter L und fügen unter IL einige
Versuche zur Wiederbelebung der antiken Bahne an.
bis iS8o kann al< die Glanzperiode des Theaterbaues
gelten, gekennzeichnet durch den Namen des unsterb-
lichen Semper. Die furchtbare Ringtheatcr- Katastrophe
1SS1 bildet das Fanal zum Eingang in die letzte Periode,
die noch nicht zum Abschluß gekommen ist.
Können die Schöpfungen der ersten beiden Perioden
unter dem Namen Hof- und Adcls-Theater zusammenge-
faßt werden — Adel hier im weitesten Sinne als Kenn-
zeichnung der obersten Schichten der Gesellschaft auf-
gefaßt — , können sie auch als Prunktheater bezeichnet
werden, so entsteht in der letzten Periode in strengsach-
licher Durcharbeitung der neue Typus eines schlichtbür-
gerlichen Theaters. Daneben entstehen die ersten Ver-
suche zur Schaffung eines Volkstheaters, charakteristischer
Weise unter Zurückgreifen auf die antiken Grundgedanken
des Theaterbaues.
Der wesentliche Unterschied zwischen dem antiken
und dem modernen Theater liegt in der Gestaltung des
Bahnenbildes, das die Form der Buhne, aber auch in
notwendiger Folge die des Zuschauerraumes bedingt. Wird
bei dem modernen Bühnenbild die Vortäuschung einer
Wirklichkeit erstrebt, so kann die antike Bohne nur eine
Andeutung der darzustellenden Oertlichkcitgegeben haben.
Das moderne Bühnenbild erreicht diese Täuschung nach
dem Prinzip des Guckkastens, durch eine in der Tiefe
entwickelte, maßig breite Szene. Im vollen Gegensatz
hierzu war das antike Bühnenbild in großer Breite bei
ganz geringer Tiefe gestaltet und in der Hauptsache auf
einen gemalten Hintergrund angewiesen, dem nur einige
Vordcrgrundstflcke zur Ergänzung beigegeben waren.
Naturgemäß war hierbei jede perspektivische Tftuschung
ausgeschlosser, die Phantasie der Zuschauer vielmehr zu
lebhafter Mitbetäligung aufgefordert. Hierin zeigen sich
das ganze Feingefühl der Griechen, der Takt und das
weise Maß, das dieses Volk in seinem Kunstschaffen Ober
alle früheren und spateren Kulturnationen weit empor-
hebt Die Griechen waren sich bewußt, daß es unmöglich
ist, neben der Wirkung des Dichterwortes, dem die Musik
an passender Stelle eingefügt war, auch dem Zuschauer
noch für ein vollentwickeltes Bühnenbild die erforderliche
Aufnahmefähigkeit zu erhalten. Sic handelten nach dem
gesunden Prinzip, daß wie in einem einzelnen Kunstwerk
ein Hauptmoment betont werden muß, bei dem Zusam-
menwirken verschiedener Künste eine die Führung zu
Obernehmen habe. Semper spricht in diesem Sinne von
einem Auioritatsprinzip in der Kunst.
Es ist kaum zu begreifen, daß dieser so einfache und
selbstverständliche Grundsatz in unserer Bühnenkunst
ganz in Vergessenheit geraten ist, daß ein so genialer
Künstler und Bühnentechniker wie Rieh. Wagner sich der
Utopie einer Allkunst, eines Zusammenwirkens aller gleich
bedeutungsvoll behandelten Künste in dem Musikdrama
hingeben konnte.
Ware es doch möglich, zu der klaren Einfachheit des
antiken Bühnenbildes zurückzukehren! Neben seiner un-
vergleichlich künstlerischen Schönheit bot das antike Büh-
nenbild sehr bedeutsame praktische Vorteile für die Ge-
staltung des Zuschauerraumes inbezug auf gutes Sehen
und Hören. Die breite, wenig tiefe Bühne gestattet, dem
Zuschauerraum die naturgemäße Form eines Halbkreises
mit einfachen, hintereinander ansteigenden Sitzreihen zu
geben, wobei mehrere Zehntausend Zuschauer das Bühnen-
bild völlig Obersehen können. Die schwierige Frage der
Akustik war ebenfalls in bester Weise gelöst; neuere Auf-
führungen in dem antiken Theater zu Orange hatten das
Ergebnis, daß klassische Dramen vorgetragen, freilich in
der den französischen Bühnenkünstlern eigenen klaren
Sprechweise, von vielen tausend Zuhörern genau ver-
standen wurden. Was das sagen will, weiß jeder, der
sich mit dem Problem der Akustik von Theatern und
Konzerträumen abgegeben hat.
Noch ein weiterer Vorzug ist der Grundform des
antiken Theaters wenigstens im Prinzip eigen: die beste
und einfachste Methode der Füllung und Entleerung des
Raumes für gewaltige Zuschauermcneen. Bei der ur-
sprünglichen Anlage der griechischen Theater, bei denen
die Sitze der Zuschauer einem natürlichen Kugelausschnitt
aufgelegt waren, kam dieser Umstand nicht zur Geltung;
vorzüglich aber bewahrte er sich bei den späleren, frei
aufgebauten Theatern. Die Verteilung der Zuschauer auf
radial unterhalb der Silzreihen angelegte Treppen
als ideale Lösung bezeichnet werden. -
Die Wiege des modernen Theaters ist in dem Italien
der Renaissance zu suchen. Die neuerstandenc Kenntnis
und begeisterte Verehrung der antiken Literatur führte
bald auch dazu, lateinische Bühnenstücke aufzuführen,
und in kurzer Folge schlössen sich Versuche an, Neues
im Geiste der Alten zu schaffen. Zunächst blieb es eine
Angelegenheit der höchsten Kreise; neben einigen Kardi-
610
nälen war der Fürst \-on Ferrara ein begeisterter Förde-
rer der neu belebten Kunst. Bald aber geht das Interesse
in weitere Kreise über; es bilden sieh literarische Gesell-
schaften, sogen. Akademien, die sich die Pflege des Schau-
spieles angelegen sein ließen. Kurze Zeit später entstand
die Oper und blieb lange Zeit im Alleinbesitz italienischer
Künstler.
Hand in Hand mit der Entwicklung der dramatischen
Literatur ging auch die Ausbildung des Theatergebäudes.
Waren es anfangs durchweg provisorische Holzbauten,
wenn auch mit großer Pracht ausgestattet, so folgten gegen
Ausgang des 17. Jahrhunderts schon einige Massivbauten,
von denen zwei merkwürdige Werke, das berühmte
Thcatro olympico zu Vicenza, ein Werk von Palladio, und
das Teatro Farnese zu Parma auf uns gekommen sind.
In kurzer Folge entstehen dann im Laufe der nächsten
joo Jahre eine große Anzahl von Theaterbauten in allen
größeren Städten Italiens. Gegen Schluß dieser Epoche
ist im wesentlichen auch der noch heute bestehende Typus
des Theaters festgestellt, wenigstens soweit es sich um
die Bühne und die Gestalt des Zuschauerraumes handelt
Etwas später setzt, natürlich von Italien beeinflußt,
eine Parallelbewegung in Frankreich ein, dem Deutschland
nach einiger Zeit folgt. Selbständige, von dem italienischen
Schema abweichende Baugedanken aber zeitigen in Frank-
reich und Deutschland erst die Spatzeit des ia und der
Beginn des 19. Jahrhunderts.
Das Tealro olvmpico hält sich in den Grundzügen der
Anlage noch streng an die antiken Vorbilder; der wenig
tiefen, breiten Bühne ist ein Zuschauerraum in der Form
des halben Amphitheaters vorgelegt, aus örtlichen Gründen
eine breitgelegte Halbellipse, kein Halbkreis. Auf der
Bühne aber zeigt sich schon eine Neuerung, in der die
weitere Entwicklung des modernen Theaterbaues vorge-
deutet ist Es sind 5 perspektivisch sich verjüngende
Straßen, die in 5 Portale der Bühnenrückwand einmünden.
Hier zeigt sich der erste Versuch, das Bühnenbild per-
spektivisch zu vertiefen. Im Teatro Farnese, 30 Jahre
später, finden wir schon den völligen Bruch mit der
antiken Szene; wir sehen eine stark in der Tiefe ent-
wickelte Bühne mit schmaler Bühnenöffnung; statt des
Vorhanges diente eine als zinnengekröntc Mauer behan-
delte, bewegliche Bretterwand.
Wenn ich mir die Frage vorlege, welche Ursachen
für diesen Bruch mit der antiken Ueberliefcrung bestim-
mend waren, so ist die Antwort darauf unschwer zu geben.
Die Spätrenaissance schwelgte auf allen Kunstgebiclcn in
perspektivischen Wirkungen. Malereien mit den kühnsten
perspektivischen Architekturen bedecken die Gewölbe der
Kirchen, bewunderungswert in dem sich an ihnen offen-
barenden technischen Können, freilich über die Grenzen der
Malerei bedenklich hinausführend. Perspektivische Wir-
kungen in den Architekturen werden in genialster Weise
benutzt, um freilich auch bald in Spielerei auszuarten.
Großer Beliebtheit erfreuen sich architektonisch gemalte
Perspektiven, die bei hohen kirchlichen Festen den Haupt-
altar umgeben, von denen uns interessante Beispiele in
dem bekannten Sammelwerke von Giuseppe Galli Bibicna
überliefert sind. Aehnlich denke ich mir die Triumph-
bogen und den Straßenschmuck bei weltlichen Festen.
Die Uebertragung dieser Dekoration auf die Bühne lag
sehr nahe. Dazu kommt, daß die Vorliebe für pomphafte
Massenaufzüge sich schon in die früheren Kirchlichen
Festspiele eingeschlichen hatte und von dort auf die Bühne
alsbald übertragen wurde. Es wurde üblich, zwischen die
einzelnen Akte der antiken Komödie allegorische Fest-
spiele einzufügen, die nach uns überkommenen Berichten
mit großen Masscnaufzügcn und unglaublichen szenischen
Effekten, Verwandlungen, Herabschweben und Verschwin-
den von Figuren usw. ausgestaltet waren: die Vorläufer
des alsbald mit dem Musikdrama auftretenden Ballets.
Leicht möglich, daß für die große Masse der zuschauen-
den Gesellschaft diese Zwischenspiele den eigentlichen
Genuß der Aufführung ausmachten. Für diese Massen-
aufzüge mußte auch ein größerer Raum geschaffen wer-
den, als die antike Bühne ihn hergab.
Schon in den ersten Anfängen der neuen, für die
weitere Entwicklung des Theaterbaucs grundlegenden, ich
sage gradeaus verhängnisvollen Bühneneinrichtung war
eine entwickelte Unter- und Obcrmaschincric vorhanden.
Sehr schnell entwickelten sich die Einzelheiten des szeni-
schen Apparates, die in der Hauptsache auch unser Bühnen-
bild bestimmen. Ganz kurz gekennzeichnet als eine Reihe
hintereinander stehender perspektivischer, sich gegen-
seitig gegen den Einblick der Zuschauer deckender Rah-
men, bestehend aus vertikalen Teilen (den Kulissen) und
horizontalen Stücken (den Soffitten), als Abschluß eine
Hintergrundleinwand. Prospekt genannt
Ich nannte diesen Uebergang zu dem modernen, tiefen
No. oÄ
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Bahnenbilde einen verhängnisvollen Schritt Ist er zu-
nächst einem unkünstlerischen Bedürfnis nach pomphafter
Entfaltung des Buhnenbildes entsprungen, so hat er für
die ganze spätere Bühnenentwicldung und im Gefolge da-
mit auch für die Bühnenwerke die große Gefahr geschaffen,
daß dem Acußerliehen auf Kosten der Wirkung des Dramas
ein zu großer Kaum eingeräumt wurde.
Es ist gut, sich klar zu halten, daß der moderne
Theaterbau mit seiner Bahneneinrichtung die Frucht einer
Spatkultur ist; es ist nicht mehr die Feinfühligkeit des
Cinquecento, die ihm den Stempel aufdrückte, sondern
das schon etwas verrohende und in Manier verflachende
Kunstleben einer Nachperiode. Seine weitere Entwicklung
in den nächsten 150 Jahren liegt in der Hand von Zunft-
kunstlern, denen man wohl glänzende Mache und Gcwand-
heit, aber nicht tieferes kunststreben nachsagen kann.
Die Kunst des Barock und des Rokoko ist niemals wahre
Volkskunst gewesen, sondern diente in erster Linie der
Verherrlichung des damaligen Hoflcbcns und tragt alle
Züge desselben auch in seinem Gesicht, Prunk, Eleganz,
äußerer Schein bei hohlem Kern; im günstigsten Falle
formale Gcwandhcit bis zur Virtuosität
Dieser Grundzug zieht sich durch die ganze erste
Periode des Theaterbaues, die daher auch keineswegs an
wirklichen Schopfungstaten reich ist Ihre ganze Wirk-
samkeit erschöpft sich im wesentlichen in der Ausbildung
des Zuschauerraumes; sie stellt freilich auch hierbei meist
nur die Probleme, ohne sie auch zu lösen. Immerhin ist
es von Wert diesen ersten Werdegang des Zuschauerrau-
mes mit prüfendem Auge zu verfolgen.
Die neue Bühnenform hatte alsbald die einschneidensten
Wirkungen auf die Größe und Gestalt des Zuschauerraumes:
1. Die neue Bühne erwies sich zunächst als sehr un-
günstig für die Akustik. Die straff gespannte Hintergrund-
(einwand könnte noch einigermaßen als Resonanzboden
wirken, wenn sie nicht zu weit hinter dem Sprecher oder
Sänger hinge. Die aufgehäuften, lose hängenden Lein-
wandmassen der Soffitten und Kulissen müssen aber als
geradezu tonmörderisch bezeichnet werden. Die Klagen
Ober mangelnde Akustik begleiten dementsprechend »tändig
die größeren Theaterbauten. Es stellte sich bald heraus,
daß I läuser mit einem Fassungsvermögen von über 2500
Menschen kaum eine einwandfreie Akustik gewährten.
Alle möglichen Versuche mit der Form des Zuschauer-
raumes tauchten auf, erwiesen sich aber bis auf wenige
praktische Erfahrungssäue als Charlatanerien. Eins aber
steht fest, daß es noch nicht wieder gelungen ist, Häuser
von dem Fassungsvermögen der antiken Theater zu schaffen.
2. Auf die Form des Zuschauerraumes wirkte jedoch
noch mehr die Rücksicht auf möglichst gutes Sehen des
Bühnenbildes. Entspricht der antiken Szene die einfache
und naturgemäße Halbkreis- Anordnung des Zuschauer-
raumes, so zwang das neue Bühnenbild, das eigentlich
nur in der Mittelachse des Raumes gut zu genießen ist, die
Zuschaucrmassen in der Mittelachse zusammenzudrängen,
ähnlich einem Bienenschwarm. So entstand zunächst eine
Verlängerung des Halbkreises und da auch auf diese Weise,
nahe der Mittellinie, doch noch zu wenig Zuschauer unter-
gebracht werden konnten, griff man zu übereinander ge-
bauten Galerien, die nun wiederum den Nachteil mit sich
brachten, daß für die höheren Plätze eine unerwünscht
große Aufsicht auf die Bühne entstand. Am Ausgang die-
ser ersten Epoche des Theaterbaues haben wir beinahe alle
Formen des Zuschauerraumes, die wir noch heule anwen-
den, mit Ausnahme des Raumes des Wagncr-Thcatcrs.
In der Art, wie die Ränge eingeteilt sind, haben sich
bis dahin zwei Haupttypen herausgebildet, entsprechend
der nationalen Verschiedenheit der sozialen Bedürfnisse
des Theaterpublikums: 1. der italienische, 2. der franzö-
sisch-deutsche Typus.
Die Italiener teilen die Ränge durch Scheidewände in
kleine Logen (für durchschnittlich 4 Personen), von denen
5—6 und mehr senkrecht über einander aufgebaut werden.
Ein bequemes Sehen ist natürlich nur für die vom an
der Brüstung Sitzenden möglich. Die Franzosen behalten
die Logenteilung wenigstens für die unteren Ränge bei,
nehmen aber nur halbhohe Scheidewände, die Ränge ra-
gen dementsprechend in der Regel als Balkone frei von
den Wänden aus vor.
Die höheren Ränge enthalten meist durchgehende Sitz-
reihen, der oberste erweitert sich oft über die Umfassungs-
wände des Raumes hinaus, die durch Säulenstellungen
oder Arkaden durchbrochen werden. In dem einzigen
großen deutschen Theater dieser Frühperiode, dem Ber-
liner Opernhaus, bringt Langhans der Aeltere eine große,
praktische und ästhetische Verbesserung des französischen
Systems, indem er die Ränge gegeneinander zurücksetzt
(lim etwa eine Sitzreihe). Auch in der Form der Rang-
brüstungen, die für das Aussehen des Raumes von größerer
7. Dezember 1904.
Bedeutung ist, als seine eigene Umrisslinie, sind in dieser
Frühperiode schon alle Formen entstanden, die wir heute
noch gebrauchen. —
Ich habe bisher ausschließlich von der Bühne und
dem Zuschauerraum gesprochen. Ein Blick auf den Grund-
riß eines neueren Theaters zeigt eine Fülle von Räumen,
die sich um die beiden Kernräumc legen, und sie an
Grundfläche um ein Vielfaches übertreffen. Bei den Thea-
tern dieser Frühepoche aber ist wenig außer den beiden
Haupträumen vorhanden ; Nebenräume der Bühne in knapp-
stem Umfange, ein Foyer selten und dann nur klein, die
Korridore in fürchterlicher Enge ohne Raum für die Kleider-
ablagen; die Treppen gering an Zahl in irgend welche
Ecke gezwängt, so gut oder so schlecht es gerade ging.
Erst gegen Ende der Epoche brachten einige französische
Architekten, vor allem Louis und Debret, etwas aus-
giebigere Treppenanlagen.
In der Außenerscheinung ist noch keine charakte-
ristische Form gefunden, wie sie die Römer schon be-
saßen; ich erinnere nur an das Marcellus -Theater. Als
einzige Ausnahme ist das Stadtiheatcr von Mainz auf uns
gekommen, bei dem Möller die charakteristische Halb-
kreisform des Zuschauerraumes auch in der Fassade
durchgeführt hat Alle übrigen Theater dieser Epoche
sind nach außen als Palastbauten behandelt, ohne daß
ihre Bestimmung klar zum Ausdruck kommt; das gilt in
diesem Sinne auch für das Berliner Schauspielhaus.
Anders steht es um die Ausbildung des Zuschauerraumes.
Zwei unvergleichliche, ungemein reizvolle Beispiele des
italienischen Logentypus besitzen wir in dem Residenz-
Thealer zu München und dem allen Theater zu Bayreuth,
wahre Schmuckkästchen, von großer Feinheit der Einzcl-
durchbildung, freilich ohne organische Aufbaugedanken.
Bei dem französisch-deutschen Typus boten die über-
einander getürmten, frei vor die Wände gelegten Balkone
große Schwierigkeiten für die Erziclung einer besseren
Raumwirkung. Langhans begnügt sich in dem mit Recht
berühmten Inneren seiner Berliner Oper damit, eine drei-
achsige, reiche Proszeniums- Architektur auszubilden, im
übrigen aber die Balkone zu zeigen, wie sie sind, mit
leichten Konsolen abgestützt, wobei ihm die Forderung
einer großen, mittleren Hoflogc allerdings den Vorteil in
die Hand gab, die langen Horizontalen in der Milte, noch
einmal zu unterbrechen.
Bei den Franzosen tauchen gegen Ausgang der Epoche
verschiedene Versuche auf, die etwas nüchtern und un-
sicher wirkenden Balkone AsihctUch zusammen zu fassen.
In geistreicher Weise sucht diese Frage der Architekt
Louis bei seinem Thealer in Bordeaux zu lösen, indem
er vor die Rangbiüsiungen große Säulen setzt, von denen
4 in den Ecken des Raumes mittels Korbbogen die Decke
tragen. Eine Weiterentwicklung gibt Bernard diesem Ge-
danken in seinem Theater zu Marseille, indem er die
Säulen paarweise gruppiert und durch 4 große und 4 kleine
Bogen verbindet, als Stütze der Decke. Derselbe Gedanke
wird in reichster Form wiederholt in dem Theater „des
arts" zu Paris, der allen Oper in der Rue Lepelletier, von
wo aus ihn Garnier in seine neue Oper überträgt. Diese
Anordnung hat etwas Gesundes, bedarf aber sehr vor-
sichtiger Abwägung der Massen, um die Raumwirkung
nichl zu verderben, und ist auch schwer so durchzuführen,
daß die Schrnöghchkcit nicht beeinträchtigt wird. In dem
kleinen Werkchen von Donnet & Orgiazzi über ältere
Pariser Thealer sind noch eine ganze Fülle origineller
Ideen enthalten, die wohl der Beachtung wert sind.
Mit der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
beginnt die Glanzepoche des Theaterbaues; in den
kurzen Zeitraum von 1860—80 fallen die Neubauten der
großen Oper zu Paris, der Hofiheatcr zu Wien und Dresden
und der Stadttheater zu Frankfurt und Leipzig. Deutsch-
land-Oesterreich Obernimmt die Führung auf dem Gebiete
des Thealerbaues, vor allem durch das geniale Wirken Gott-
fried Sempers. Der von Semper geschaffene Typus des
Theaters besteht in der klassischen Form der Außenarchi-
tektur, dem vollkommenen Zusammenstimmen der äußeren
Erscheinung mit dem inneren Kern, in dem klaren Hervor-
heben und gegenseitigen Absetzen der Haupiräume. Wenn
das alte Dresdner Hoftheatcr nicht als das schönste aller
Theatcrgcbäudc anerkannt werden sollte — ich für meinen
Teil kenne kein schöneres - so wird ihm doch ohne Ein-
schränkung der Ruhm zuerkannt werden müssen, das
charakteristischste Theater zu sein, das ersie und noch
nichl Obcrtroffene Theatcrgcbäudc, das restlos den Zweck
und die Bedeutung des Hauses nach außen kennzeichnet.
Aber abgesehen von ihrer äsietischcn Bedeutung bietet
die von Semper folgerichtig durchgeführte Bogcnform des
Zuschauerhauses auch große Vorteile für eine richtige
Führung des eintretenden Menschenstromes, der, in der
Mille einströmend, der Bogenform des Auditonunis folgt,
6n
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gewissermaßen wie um einen Slrompfeiler herumfließend,
und sich naturgemäß nach beiden Seilen verteilt Bei einer
rechtwinkligen Umbiegung des den Zuschauerraum umge-
benden Korridorringes ist niemals eine so klare und Ober-
sichtliche Verkchrsfflhrung möglich.
In der Ausbildung des Zu-
schauerraumes selbst bringt
Semper bei seinen Hoftheatern
nichts wesentlich Neues, nur
das alte in geschmackvollster
Durchbildung. In seinem Ent-
wurf fQr das Munrhcner Wag-
ner- Festspielhaus aber hat er
einen durchaus neuen Typ ge-
schaffen, der in letzter Zeit
wiederum die Theaterkreise
lebhaft beschäftigt. Es bleibt
tief zu bedauern, daß es Sem-
per nicht vergönnt war, seinen
grandiosen Plan in die Wirk-
lichkeit zu abersetzen. Das
Festspielhaus in Bayreuth tragt
zu sehr den Stempel des Pro-
visoriums und bedeutet in der
Gestalt des Zuschauerraumes
eine ästhetische l 'nmöglichkeit
Verwandtschaft mit den Sem-
pertheatern zeigt da- Leipziger
Stadttheater von Langhans.
Leider ist der gute Grundriß-
gedanke beim Aufbau nicht
klar durchgeführt. Von den an-
deren großen Bauten dieser
Epoche nenne ich die Pariser
große Oper unmittelbar nach
Sempers Werken, obwohl der
künstlerische Abstand sehrgroß
ist Aber sie zeigt wenigsten1«
gleichfalls das gesunde Prinzip,
die Hauptraume nach außen
zurGeltungzu bringen. Vestibül
und Treppenanlage, insbeson-
dere die Trennung der zu Fuß
oder zu Wagen Ankommenden
sind bei diesem Gebäude sehr
scharfsinnigdurchdacht Nurjst
ein etwas weiter Weg vom Wa-
gen bis zum Sitzplatz zurückzu-
legen. Es ist dann auch ein etwas
zu großer Aufwand an Kaum
in der Längsachse vor dem Zu-
schauerraum entwickelt, wo-
durch für die Außenerschei-
nung der Lebelstand eintritt,
daß die Aufbauten über dem
Zuschauerraum und der Bühne
nur fürcinen entfernten Stand-
punkt zur Geltung kommen.
In der Grundanlage ent-
sprechen der Pariser Oper das
Opernhaus zu Frankfurt I M.
und die Hofoper zu Wien. Das
erstere in derVcrkehrsführung
und Sicherung des Publikums
noch keineswegs einwandfrei,
zeigt aber zum ersten Male in
einer klaren Anordnung bei-
derseits symmetrisch gelegene
getrennte" Treppen für jeden
Rang mit unmittelbaren Aus-
gangen ins Freie. In ihrrm
Aufbau bedeuten beide Bau-
ten gegen die Pariser Oper und
die ScmperschenThrater einen
Rückschritt, da Bühne und Zu-
schauerhaus nicht getrennt in
die Erscheinung treten.
Bei all diesen Bauten ist
die Frage der Sicherheit des
Publikumsgefordert, aber noch
nicht gelöst. Es bedurfte erst
des Kingtheater- Brandes, um
auf diesem Gebiete Wandel
zu schallen. Mit Kecht datiert
Seeling von diesem Ereignis an eine neue Epoche des
Theaterbaues.
In die Gestaltung der Bühne und ihrer Nebenräume
bringt diese Periode Klarheit und Ordnung. Mustergültig
ist die Wiener Hofoper, wahrend die Pariser Oper an einem
612
gewissen l'eberschwang leidet, in Frankfurt dagegen ein
viel zu kleiner Bruchteil der aufgewendeten enormen Ge-
samtkosten für die Bühne und ihre Nebenraume übrig
geblieben Ist Im übrigen leidet die Bahneneinrichtung
wie bei den Trcppcnanlagen selbst noch unter der ganzen
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Sorglosigkeit <! iode und arbeitet noch in großem
Umfange mit Holz. Auch auf diesem Gebiete bringt erst
die Kingtheater- Katastrophe mit ihren furchtbaren Folgen
die notwendige Umkehr. —
1 FortseUiuif to\gt)
No 98
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Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- und Ing.-Vereln zu Magdeburg. Sitzung am
13. Okt 1904. Nach Begrüßung der Anwesenden in der ersten
Siuung des Winterhalbjahres durch den Vorsitzenden Hrn.
Winckler und Erledigung der zahlreichen Eingänge, be-
richtet Hr. Berner aber die Verhandlungen auf der XXXIII.
Abgeordneten-Versammlung in Düsseldorf, .sowie über den
Verlauf der sich anschließenden Wandcrvcrsammlung deut-
scher Arch.- und Ing- Vereine und schildert die von ihm
mitgemachten Ausflüge nach der Talsperre bei Remscheid,
Schloß Burg, Müngstener Brücke, dem altertümlichen
Städtchen Zons, nach dem Kloster Heisterbach und dem
Sicbcngebirge, sowie nach den Krupp'schen Werken und
Anstalten in Essen. Hr. Micrau bemängelt die Ungenauig-
keit der .Rangliste der Baubeamten* und regt an, daß sei-
tens der Vereine durch Uebersendung der Mitgliedcrver-
zeichnissc an die Verlagsstelle, sowie durch Beantwortung
der von dieser Stelle ergehenden Anfragen auf möglichste
Richtigstellung der Rangliste hingearbeitet werden möge.
Sitzung am 26. Okt. Der Vorsitzende stellt nach
Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten den Antrag, daß
der Verein Mitglied der „Vereinigung zur Erhaltung deut-
scher Burgen" werde; derselbe findet allgemeine Zustim-
mung. I>ic Zeitschrift dieser Vereinigung „Der Burgwart"
soll den übrigen einlaufenden Zeitschriftenbeigefügt werden.
Nach Uebergang des Vorsitzes an Hrn. Harms hält Hr.
Winckler seinen Vortrag über „Die Stecklenburg
bei Thale". Anlaßlich seines vor 2 Jahren gehaltenen
Vortrages über deutsche Burgen im allgemeinen ist der
Vortragende seitens der Zeitschrift »Der Burgwart" er-
sucht worden, einen Aufsat/ über die Stecklenburg bei
Thale zu bringen. Die Ergebnisse seiner Nachforschungen
und Aufnahmen mochte er den Mitgliedern des Vereins
mitteilen, um die Aufmerksamkeit der nächsten Fachec-
nossenkreise darauf zu lenken. Nach Bekanntgabe vieler
urkundlicher Erwähnungen der Burg und ihrer Schicksale
im I.aufe der Jahrhunderte beschreibt er ihre ortliche
I^agc und Gestaltung auf einem niedrigen Ausläufer des
Kammelsbergcs und schildert den jetzigen Zustand. Er
entwickelt sodann seine Ideen für eine teilweise Frei-
Icgung der Trümmer und die Wiederherstellung des Berg-
friedes, sowie die Nutzbarmachung desselben als Aussichts-
turm. Hoffentlich werde es gelingen, den Harzklub zur
Gewährung von Geldmitteln zur Freilegung und Herstellung
genauer Aufnahmen zu gewinnen, da wohl kaum anzu-
nehmen sei, daß staatlicherseits hierfür Mittel flüssig ge-
macht werden würden. Auch durch die Herstellung und
den Vertrieb einer kleinen Broschüre gedenkt er das In-
teresse des den Harz besuchenden Publikums den Burg-
resten zuzuwenden.
Reicher Beifall lohnte den Vortragenden für seine an-
regenden Ausführungen, welche durch Lagepläne, Auf-
nanmeskizzen und einen Wiederherstellungs-Versuch des
Bergfriedes erläutert wurden. —
Sitzung am 9. Nov. Hr. Harms eröffnet die Sitzung
und berichtet nach Bekanntgabe geschäftlicher Mitteilungen
über die Tätigkeit des Ausschusses zur Behandlung der
Kleinwohnungsfrage. Er beklagt lebhaft, daß auf eine an
Behörden und Baugesellschaften ergangene Anfrage, welche
baupolizeilichen Bestimmungen als besonders hindernd für
den Bau von Kleinwohnungen empfunden worden sind,
nur wenig Antworten eingegangen seien, so daß eine ein-
gehende Bearbeitung dieser Frage nicht erfolgen könne.
Der Ausschuß werde jedoch dieser Frage weiter seine
Aufmerksamkeit zuwenden.
Hr. Prieß gibt dann einen Fortsetzungsbericht über
seine Reise nach Spanien. Während er in einem frühe-
ren Vortrage die Reise zum internationalen Architekten-
Kongreß in Madrid sowie den Aufenthalt daselbst geschil-
dert hatte, berichtet er nunmehr Ober den Besuch der
Städte Granada, Cordova und Sevilla und erläutert an der
Hand eines reichen Materials von AnsichLs- Postkarten und
Photographien die architektonischen Sehenswürdigkeiten
und sonstigen Merkmale dieser Städte. Die Anwesenden
folgten den anregenden Ausführungen mit lebhaftem In-
teresse und spendeten am Schlüsse dem Vortragenden
reichen Beifall. - B.
Vereinigung Berliner Architekten. In der geselligen Zu-
sammenkunft vom 1. Dez. unter Vorsitz des Hrn. Reimer
sprach Hr. Fritz Wol ff Ober „Höhle, Haus und Tempel ".
In einem übersichtlichen Abriß gab der Vortragende die
Entwicklung des Raumes in seiner Eigenschaft als Wohn-
raum des Menschen von dem ältesten Wohnraum der Stein-
zeit bis zu der höchst entwickelten Form, in welcher der
Raum zur Behausung des Götterbildes wird. An die mit
Beifall aufgenommenen Ausführungen schlössen die Hrn.
Boethke, Dinklage, Scheurembrandt und Stiehl
ergänzende Schilderungen an.
Darauf regte der \ orsitzendc eine Besprechung über
die Unfallversicherung der Bureau- Angestellten
an, die zu einem bemerkenswerten Austausch von Er-
fahrungen auf diesem Gebiete führte, an dem sich die Hrn.
Becker, Bislich, Boethke, Hehl, Körte, Richter
und Well mann beteiligten.
Im Saale waren durch den Verlag E. Wasmuth einige
neue literarische Erscheinungen ausgestellt. —
Die Kunst der Städte.
(Schluß.) Hitnu d>c AMwldunp-n auf Srlir 009 um] 6i>
Ein englischer Städtekünstler.
tir haben in der Bildbeilage zu No. 97 nach dem
„Buildcr", in welchem Brcwer, wie wir erwähnten,
soweit architektonische Zeitschriften inbetracht kom-
men, seine Werke ausschließlich veröffentlichte, zwei Kom-
positionen des Künstlers wiedergegeben, die mehr oder
weniger freie Phantasie sind. Sic klingen zumteil an Vor-
handenes und Bekanntes an, sind aber als Gesamtbild
freie Schöpfungen. In ihnen offenbart sich so recht die
ganze Eigenart unseres Künstlers. Neben Darstellungen
dieser Art, die gewissermaßen als Gipfelpunkt seiner künst-
lerischen Tätigkeit anzusehen sind, gehen die Wieder-
gaben alter Städtcbilder einher. Auch sie sind zu einem
großen Teile freie Phantasiearbeit insofern, als sie oft
und bisweilen in wichtigen Teilen nicht auf beglaubigte
Anhaltspunkte sich stützen konnten, sondern Versuche
des Künstlers darstellen, aus dem Geiste der Zeit heraus
zu schaffen. Aber auch wo das nicht geschah, wo aus-
reichende Anhaltspunkte vorhanden waren, tritt das künst-
lerische Element ihres Urhebers insofern in die Erschei-
nung, als er um die Dinge den Zauber der von ihm em-
pfundenen und von den meisten Beschauern nachempfun-
denen Romantik webt Man wäre deshalb auch diesen Dar-
stellungen gegenüber ungerecht, wenn man von ihnen
archäologische Treue und dokumentarische Zuverlässigkeit
verlangte. Sie sind freie Kunstschöpfungen und können in-
folge dessen die freiere Beurteilung für sich in Anspruch
nehmen, die dem Kunstwerke im allgemeinen gewährt ist.
Das Beispiel aus Paris, welches wir S. 601 wiedergaben,
zeigt den jetzt zerstörten „Tcmplc" aus der Zeit um etwa
1800. Die Revolution und die Großstadt mit den unkünst-
lerischen Tendenzen ihres Verkehres sind auch über diese
einst so malerische und romantische Stelle hinweggegan-
gen. Wo im Mittelalter das feste Schloß der Tempel-
herren stand, vor dem der Großmeister des Tcmplcrordcns,
Jakob Molav mit seinen Gefährten verbrannt wurden, da
steht heute' eine Markthalle Der 'Turm des Tcmplcr-
614
Schlosses, welcher in den Jahren 1793—93 Ludwig XVI.
bis zu seiner am 31. Januar 1793 erfolgten Hinrichtung
einschloß und auch später der Königin Marie Antoinctte
sowie dem Dauphin eine traurige Wohnung war, er fiel
181 1 und die übrigen Gebäude der so malerischen Anlage
folgten 1B54. Eine öde Markthalle ist der spärliche Ersaiz
für diesen anziehenden Teil des alten Paris. Wo vom
13. bis 16. Jahrhundert das lebhafte Getriebe eines mittel-
alterlichen Handelsplatzes und Trödelmarktes herrschte,
da wird heute unter dem strengen Auge der öffentlichen
Ordnung moderner Markt abgehalten. Die Kunst aber hat
bei diesem — man muß gerecht sein, natürlichen Umwand-
lungsprozeß — eine schwere Einbuße erlitten.
Nicht viel anders ist es in London. Wer das heutige
London kennt und die Stelle sucht, die Brcwer in dem
Ausschnitt S. 605 dargestellt hat, den Stadtteil Aldgate um
1531, der wird lange vergebens suchen. Wenige kirch-
liche Ucbcrrcste erinnern an den ehemals so reichen
Stadtteil. Auch der Stadtteil um den Tower bietet heute
nicht entfernt das reiche Bild mehr dar, wie zu der Zeit des
mittelalterlichen London. Wenn auch der Ausschnitt aus
einer größeren Darstellung von London aus der Zeit
Heinrichs VIII. aus der Vogelperspektive, den wir auf
S. 613 wiedergeben, in der Beurteilung die Nachsicht für
sich in Anspruch nehmen darf, die einer freien Schöpfung
gegenüber der historisch treuen und kritisch forschenden
Archäologie gewährt ist, so lassen sich von ihm doch Ge-
sichtspunkte für den künstlerischen Städtebau ableiten, die
im Mittelalter beobachtet wurden, die aber bis vor kurzer
Zeit völlig vergessen waren, weil der Städtebau nicht mehr
vom Künstler ausging, sondern vom Geometcr. Die auf die-
sem Ausschnitt dargestellte Brücke, vielleicht London
Bridge, vielleicht aber auch eine näher beim Tower gelegene
ehemalige Brücke, löst die Frage aus, warum unsere Fluß-
und Strombrücken in Städten notwendig die kahle Er-
scheinung zeigen müssen, welche die meisten Werke
dieser Art besitzen? Moderne Brückenbauten wie die
Oberbaumbrückc in Berlin sind eine seltene Ausnahme
geblieben. Der Rialto in)Venedig'oder der Ponte vecchio
in Florenz mit den die Brückenbahn beiderseitig cinsäumen-
No. 98.
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Vermischtes.
Die Anstrichmaschine „Paff44 für Kalk- und Wasserfarben
der Maschinenfabrik Gebr. Holder in Metzingen i. Württ.
will den Anstrich von Hand ersetzen und verspritzt Kalk-
milch und Wasserfarben gleichmäßig und so vollkommen,
daß die Farbe in die kleinen Poren und Kitzen eindringt
und infolge dessen fest haftet. Die Leistung wird mit
5 -toi« in der Minute angegeben. Die Maschine fußt,
wie andere ihrer Art, auf dem Prinzip der Preßluft. Sie
durfte ihre Anwendung hauptsachlich bei Nutzbauten finden
und wird zweckmäßig auch zur Desinfektion verwendet. —
Bin Internationaler Archäologen-Kongreß in Athen findet
zu Ostern 1905 statt Auf der Tagesordnung steht eine
Frage, die zurzeit allgemeinem Interesse begegnen dürfte,
die Frage der Erhaltung der alten Denkmaler, insbesondere
die Frage: »In welchem Sinn und bis zu welchem Punkt
müssen alte Bauten wieder errichtet werden und besondere
der Parthenon?« -
Daj bayerische Staaubauwesen auf der Jubiläums-
Landesausstellung 1906 In Nürnberg. Auf der genannten
Ausstellung wird das bayerische Staatsbauwesen eine be-
sondere Abteilung bilden, deren Anordnung zum Gegen-
stande eines Ideen-Wettbewerbes unter den Architekten des
Staatsbaudienstes gemacht wird. Mit der Ausarbeitung der
Einzelplänc unter Benutzung der eingelaufenen Gedanken
wird Hr. Bauamtsassessor Uli mann in Nürnberg betraut —
Preisbewerbungen.
Der Wettbewerb betr. Entwürfe für den Neubau eines
Rathauses In Wilmersdorf bei Berlin ist unter Umständen
ausgeschrieben, die eine Beteiligung als nicht empfehlens-
wert erscheinen lassen. Als Bauplatz für das neue Kat-
haus ist eine Baustelle am Fehrbclliner Platz in Aussicht
genommen. Dieser Platz ist eine jener unglücklichen stern-
förmigen Platzanlagen, die im Städtebau der Gegenwart
mit Kccht als ein langst überwundener Standpunkt gelten
und in einer modernen Stadt, die zu sein Wilmersdorf
doch anstrebt, nicht mehr vorkommen sollten. Auf den
Platz münden 7 Straßen und wenn man die Straßen hinzu-
zahlt, die kurz vor der Einmündung auf den Platz zu einer
diesem vorgelagerten platzartigcn Erweiterung sich ver-
einigen, so sind es 10 Straßen, deren Zusammentreffen
dem Fußgänger die Möglichkeit einer Orientierung Äußerst
erschwert Auf einem der keilförmigen Baublocke, die aus
diesem Zusammenschnitt der Straßen sich ergeben, soll
das neue Kathaus derart geplant werden, daß seine Errich-
tung in zwei Bauperioden möglich wird. Der Haupteingang
Ist an der Front des Fchrbelliner Platzes zu nehmen, die als
die schmälste Front des rd. 140™ tiefen Grundstückes nur rd.
45» breit ist. Wenn es nun auch nicht zweifelhaft ist, daß ein
findiger Architekt auch auf diesem an sich für eine großge-
dachte Raumanlagc nicht eben sehr günstigen Grundstück
eine praktisch durchaus brauchbare Grundstückslosung er-
zielen kann, so erscheint uns doch der Versuch erwägens-
wert, die unkünstlerischcn Platz Verhältnisse dadurch zu
verbessern, daß der in Aussicht genommene Bauplatz nur
in seiner vorderen Hälfte für den Kathausbau verwendet
und der fehlende Kaum auf dem östlich benachbarten
Baublock gesucht wird. Die ßarstraße wäre in diesem
Falle als Diirchgangsslraße unter dem Rathausc zu über-
bauen, innerhalb der Kathausgruppe zu einem malerischen
Raihaushof zu erweitern, und das Kaihaus als Ganzes
würde eine gruppierte Gestaltung annehmen können. Da-
durch waren die ungünstigen Verhältnisse des Fchrbelliner
Platzes nahezu aufgehoben, da demselben eine Haupt-
richtung gegeben ist. Eine der Straße 3 parallele Straße
würde die beiden Baublöcke nach Bedarf teilen.
Das Bauprogramm fordert die für ahnliche Gebäude
üblichen Kaumgruppen. Verlangt werden ein Festsaal von
3001"» mit Nebenräumen von je 501" und einem Vorraum
von 70 t", ein Sitzungssaal für 84 Stadtverordnete und
24 Mitglieder des Magistrates, Räume des Zentralbureaus
mit zus. 1200 1", sowie die Raumgruppen für die einzelnen
Verwallungszweige. Hinsichtlich des Baustiles werden
Vorschriften nicht gemacht, nur soll reine Ziegelstein-
Architektur ausgeschlossen sein und eine maßvolle Ver-
wendung von Werkstein angenommen werden. Eine Bau-
summe ist nicht genannt. Die Ilaupizeichnungen sind
1 : 200 verlangt, die Fassade am Fchrbelliner Platz 1 : 100,
die Innenansichten des Festsaales und des Sitzungssaales
der Stadtverordneten- Versammlung 1 : 50; dazu eine per-
spektivische Darstellung der ganzen GcbÄudcgruppe vom
Fehrbelliner Platze aus. Die letzteren Bedingungen ent-
halten für einen vorbereitenden Wettbewerb, wie es der
vorliegende doch nur sein kann, eine wohl nicht unbedingt
nötige Arbeitsleistung. Termin ist der 10. April. Die Preise
erscheinen, soweit ein Urteil ohne tieferes Eindringen in
die Aufgabe möglich ist, gut bemessen. Es werden ver-
teilt ein I. Preis von 8000 M., ein II. Preis von 5000 M.,
zwei III. Preise von je 3000 M., und es ist der Ankauf
eines nicht preisgekrönten Entwurfes für 1000 M. in Aus-
sicht genommen. Die Zusammensetzung des Preisgerichtes
entspricht nicht den Vorschriften für Wettbewerbe, die
der Verband deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine
den Gebäuden — Laden usw. — haben kaum eine moderne
Nachahmung gefunden. Müssen Stadtbrücken notwendig
so frei liegen, daß Sturm und Wetter, die über das freie
Flußbett datierfegen, den die Brücke Oberschreitenden
Fußganger mitzunehmen drohen, oder kann nicht auch
die Brücke zu einer modernen Geschäftsstraße einerseits
und zu einer künstlerischen Erscheinung im Stadtbildc
anderseits werden? Genügt es nicht, wenn dem freilich
erwünschten Ausblick auf den Strom dadurch Rechnung
getragen wird, daß die Bauten der Brücken zwischen sich
entsprechende Lücken lassen? Könnten die Brücken, für
die den Städten der Grund meist ohne Weiteres zur Ver-
fügung steht, nicht zu einer Quelle von Einnahmen werden?
Freilich könnten sie es, wenn — nun ja, sprechen wir es nur
aus — wenn der Brückenbau in Städten von Haus aus,
also schon von der ersten Disposition an, ein gemein-
sames Werk von Ingenieur und Künstler wäre. Das ist
er aber nicht Wie die Verhältnisse heule noch allent-
halben liegen, muß man es als einen unerhörten Glücks-
fall betrachten, wenn der Entschluß entsteht, zu einem
städtischen Brückenbau noch in letzter Stunde einen
wirklichen Künstler herangezogen zu sehen, dem dann
in den meisten Fällen nicht mehr zu tun Übrig bleibt, als
bei einigen Aeußcrlichkciten einer Brücke „mitzuwirken".
Daraus entstehen dann jene dürftigen Schöpfungen, an
denen unsere modernen Städte leider so reich sind. In
welchem Gegensatz stehen sie zu der Brücke, die Brewer
z. B. in der Abbildg. S. 613 zeichnete?
Ich sehe schon, wie hier und da lächelnd der Kopf
geschüttelt wird über den romantischen Schwärmer, der
es auszusprechen wagt, daß unter Menschen, die seelische
Erhebung, welche die Kunst gewährt, höher einzuschätzen
ist, als der reine Utilitätsstandpunkt. Ich mochte aber
den sehen, der der seelischen Erhebung nicht bedarf,
und um so mehr bedarf, je mehr er im „struggle of lifc"
der Gegenwart steht. Man hat sich wohl über diesen
auch in das Reich der Kunst, z. B. das Kunstgewerbe
bereits eingedrungenen Utilitätsstandpunkt mit der selbst-
tauschenden Annahme einer sogenannten mechanischen
Schönheit der Kunst hinwegzuhelfen versucht Ist dieser
7. Dezember 1904.
Versuch auf der einen Seite nichts anderes als die ein-
gestandene Empfindung des Mangels eines seelischen Ein-
druckes von einem Werke, das nur unter dem Zwang ge-
schäftlicher Naturen zum Kunstwerk gestempelt wurde,
so ist er leider auf der anderen Seite geeignet, den in
sich gelegenen Widerspruch einer Gehirnkunst zum Scha-
den der Kunst der Seele und des Gemütes zu stabilisieren.
Dahin aber darf es nicht kommen. Ein erfolgreicher
Kämpfer gegen Utilität und nüchterne Zweckmäßigkeit
ist Brewer. Man betrachte nur das Städtebild, welches er
unter der Bezeichnung „The Palace" in unserer Abbildung^
S. 0C9 geschaffen hat. Ohne Zweifel schwebte ihm bei
diesem Bilde der herrliche Königsflügel von Prag, die
Prager Kleinseite vor. Er hat das Motiv benutzt und aus
dem reichen Schatz der belgischen Kunstdenkmälcr noch
einige Edelsteine in die schon an sich so reiche Krone
eingefügt Was für ein schönes Bild ist daraus entstanden!
Daß es nicht zutreffend ist, der Meinung Ausdruck zu
geben, ein solches Bild könne — soweit Auftrag und Mittel
tnbetracht kommen heute nicht mehr erstehen, wider-
legt z. B. der Ofener Burgbau. Kaum einer hat so be-
redt und so Oberzeugend mit seinen Werken gegen den
Utilitätsstandpunkt gekämpft, wie er, kaum einer aus dem
architektonischen Lager. Die Maler haben schon lange
aus dem Reiche vergangener Bauherrlichkeit ihre schön-
sten Motive geschöpft, wir erinnern an Mannfcld, Wcvßcr,
Kitter und zahlreiche andere. Aber im eigenen Lager ist
Brewer einer der wenigen, aber auch einer der erfolg-
reichsten Kämpfer. Deshalb haben wir ihm diese kur/111
Gedächtnisworte als eine Mahnung zum Einhalt, zur L'm-
kelir gewidmet. Der Name Brewer bedeutet den Kampf
gegen die nüchterne Zweckmäßigkeit, den Kampf gegen
den falschen Ehrgeiz des Matcrialininimums, die Ver-
herrlichung des Städtewesens einer leider längst ver-
gangenen Zeit, er bedeutet nicht mehr und nicht weniger
als die Bekräftigung des künstlerischen Bankrottes des
Städtebauwesens des letzten halben Jahrhunderts. Des-
halb sei uns sein Geist ein Mahn- und ein Wahrzeichen.
In diesem Sinne wollen die vorstehenden Zeilen sein An-
denken ehren. — — H. —
615
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aufgestellt hal. Dasselbe enthalt unter 7 Mitgliedern nur
a Architekten, die Hrn. legi. Hrt Gcrard und Gem.-Brt.
Herrnring, die für die Reu Heilung einer so bedeutenden
Bauaufgabe infrage kommen; die übrigen Mitglieder des
Preisgerichtes sind Ingenieure oder Laien. Hier erscheint
die Zuwahl von mindestens 3 Architekten von anerkanntem
Ruf dringend erwünscht Die Gemeinde Wilmersdorf kann
die preisgekrönten Entwürfe in beliebiger Weise für die
Bauausführung benutzen, halt sich jedoch nicht für ver-
pflichtet, einen der preisgekrönten oder den angekauften
Entwurf zur Ausführung zu bringen und macht auch keine
Zusicherung hinsichtlich der Uebertragung der Bauaus-
führung an einen der Teilnehmer des Wettbewerbe«. Wir
haben mehrfach die Ansicht vertreten hören, daö die Ge-
meinde bei den obwaltenden Umstanden es geradezu hatte
aussprechen können: .Die Beteiligung eines Gewinners
eines Preises bei der Ausführung ist ausgeschlossen."
Die Unterlagen werden gegen 3 M. verabfolgt. Der
Wert der Unterlagen entspricht nicht dieser Summe, über
deren Zurückcrstattung nichts bemerkt ist.
Eine Beteiligung an diesem, eine sehr anziehende Auf-
gabe behandelnden Wettbewerb können wir, wie eingangs
h. daß
erwähnt, vorläufig nicht empfehlen, hoffen jedoch,
eine Empfehlung durch Abänderung der Bedingungen bald
möglich gemacht wird. —
In dem Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
eine Lutherkirche in Chemnitz liefen 137 Arbeiten ein. Den
I. Preis von 2500 M. errang Hr. Otto Kuhlmann in Char-
lottenburg; den II. Preis von 1800 M. Hr. Rieh. Lucht in
Leipzig; den KL Preis von 1000 M. die Hrn. Dinklage
& Paulus in Berlin. Zum Ankauf empfohlen wurden die
Entwürfe mit den Kennworten .Ein Lutherdenkmal
.Gottes Wort und Luther s Lehr" und „Aus Fels auf Fels".
.Sämtliche Entwürfe sind bis einschl. 16. Dezbr. d. J. im
Feldschlößchen in Chemnitz öffentlich ausgestellt. —
Wettbewerb Gewerkschaftshaus Hamburg. Der Entwurf
des Hrn. Hcinr. Krug in Hamburg erhielt einen Preis von
1500 M., und der Entwurf des Hrn. A. Sasse in Hannover
einen Preis von 500 M. —
Einen Ideenwettbewerb zur Erlangung von Vorent-
würfen für den Neubau eine« Hallenschwimmbades In Darm-
stadt eriftiät die dortige Bürgermeisterei zum 3a April 1905.
Es werden nur Skizzen in einfacher Linienzeichnung ver-
langt. Ks gelangen 3 Preise von 3000, aooo und 1000 M.
zur Verteilung; eine anderweitige Verteilung der Summe
der Preise ist dem Ermessen des Preisgerichtes überlassen.
Dieses besteht unter 9 Mitgliedern u. a. aus den Hrn. Geh.
Ob.-Brt. Hofmann in Dannstadt, kgl. Bit Ludw. Hoff-
mann in Berlin, Beigeordneten Brt Jäger, Stadtv. Arch.
Müller und Stadtv. Arch. Vogt, sowie Stadtbrt. Frenay
in Darmstadt. Unterlagen durch die Groflh. hess. Bürger-
-: Darmstadl. —
Bücher.
Meyer 's Großes Konversation* -Lexikon. Sechste Auflage.
Siebenter Band : Franzensbad bis Glashaus. Achter
Band: Glashütte bis Hautflügler. Leipzig und Wien.
Bibliographisches Institut. 1904. Preis je 10 M. —
Seit wir auf S. 260 d. J. dem 5. und 6. Bande der
neuen Auflage eine kurze Besprechung gewidmet haben,
sind in schneller Folge bereits zwei weitere Bände, der
7. und 8., erschienen und zeichnen sich durch die gleichen
Vorzüge wie die übrigen Bände aus. Die Artikel : Fresko-
malerei, Gartenkunst (mit 2 zweiseitigen Tafeln), Gast-
häuser (mit einer zweiseitigen Tafel l, Gebügs- Eisenbahnen
(mit einer guten doppelseitigen Tafel), Gefängnisbauten
(mit einer doppelseitigen Tafel). Gefäße, Geflechte, Gem-
men (mit einer Doppeltafell, Gerichtsgebäude (mit einer
doppelseitigen Tafel), Gewölbe usw. des siebenten Bandes
sind vorbildliche Beispiele gedrängter, aber doch für die
allgemeine Unterrichtung ausreichender Darstellung. Die
lllustricrung hier ist zwar keine so reiche, wie in den
ersten Bänden, aber sie ist doch ausreichend in ihrer Art
in jeder Beziehung willkommen.
Gleich zu Anfang des 8. Bandes eröffnet dafür der
Artikel .Glaskunst-Industrie" durch drei prächtige farbige
Doppeltafeln den Reigen der wertvollen Abbildungen.
Namentlich die Tafeln mit den Darstellungen der Gefäße
gehören zum Besten des farbigen Kunstdruckes unserer
Tage. Ihm reihen sich - nicht in gleichem Reichtum,
jedoch auch würdig illustriert — die Artikel „Goldschmiede-
kunst*1, vorgeschichtliche Gräber, Grabmal an, Treffliche
Beispiele kurzer Darstellung sind die Artikel: Graphische
Künste, Graphische Statik, Alt-Griechenland, Grundbau,
Grundwasser, Hafenanlagen usw. Den Hamburger Rauten
sind drei Vonseiten Abbildungen gewidmet, jedoch in
sehr schlechten, sogar kümmerlichen Holzschnitten. Die
616
letzteren stehen den schönen Farbentafeln recht stief-
mütterlich gegenüber. Bei dem Artikel „Hängebahn" tritt
der Nachteil des uukünstlerischen Holzschnittes nicht so
sehr in die Erscheinung, jedoch auch hier wäre die Mög-
lichkeit guter Autotypien nach Naturaufnahmen gegeben
gewesen. Es ist kein Grund zu erkennen, weshalb das
Institut so sehr am mangelhaften Holzschnitt haftet.
Im übrigen erfreuen sich auch diese Bände aller der
redaktionellen Sorgfalt, welche die verschiedenen Aus-
gaben dieses Lexikons von jeher ausgezeichnet hat. —
Beider Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Bledenkapp, Dr., Gg. Bahnbrecher des Weltverkehr!.
Berlin 1904. Go»c * TeUlaff. Pr. geb. 3 M.
Bllleter, Jakob. Lehrbuch der angewandten Perspektive.
Ein Leitfaden für Bau- und Gewerbeschulen, »owie fOr
Arch., Künstler und Bauhandwerker. Mit Text-Figuren und
Tafel - Abbildungen. Basel 1904. Helbing & Lichtenhahn.
Pr. 5 M.
David, Ludw., k. k. Hauptm. Ratgeber f 0 r Anfanger im
rliot "K " p ni cren unil for Fortgeschrittene. Mit 88 Text-
bildern und 19 Bildcrtaf. 97—99. verbesserte Aufl. (79 bis
87. Tausend). Halle a. S 1904. Willi. Knapp. Pr. tjo M.
Y. GaUberg, S , Fihr. Herstellung u. Instandhaltung
elektrischer Licht- u. Kraftanlagen. Ein Leit-
faden auch fOr Nirht -Techniker unter Mitwirkung von O.
Gerling und Dr. Mjchalkc. a. verbesserte Aufl. Mit 54 Ab-
bildungen im Text. Berlin 1904. JuL Springer. Pr. a M.
Gesetz, die allgemeine Bauordnung betr., vom 30.
April 1881 und die zu dessen Ausführung erlassene Ver-
ordnung vom 1. Febr. 188a unter Berücksichtigung der in-
zwischen erfolgten Aenderungen und der Einwirkungen der
spateren Gesetzgebung nebst einem Sachregister. Amtl.
Handausgabe. (Bearbeitet von Reg. -Rat Frhrn. Schenck).
Darmstadt 1904. GJongbaus'ache Hofbuchhandlung.
Dr. Hirsch. Fritz, Bez.-Bauinsp. und v. Rosthorn, A , Prof. u Dir.
Die L" n i v e r ai t B t s- Fr a u e n k I i n i k in Heidelberg.
Heidelberg 1904. Carl Winter. Pr. 9.40 M.
Hübner'f geographisch-statistische Tabellen aller
Lander der Erde. Herausgegeben von Prof. Fr. v. Jurascbek,
Hofrat 53. Ausgabe für 1904 Frankfurt a. M. Hcinr. Keller.
Pr. kart. 1,50 MT, Wandtafel- Ausg. 60 Pf.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. D. Tb. S. In Belgrad. Eine absolute Mindestgrenie
für die Starke von SandschDttungen bei Gründungen gibt es nicht.
Bei Gebäuden wird man aber kaum unter im berabgehen. Ein
Mai) von 50 cm ist allerhöchstens noch für ganz wenig belastete
Bauteile ausreichend. Eine DruckObertragung unter 45* nach der
Fundarocntsohle ist selbst bei sehr schal fem Sande kaum zu er-
warten. Man sollte für den Winkel, welchen die Böschung mit
der Lotrechten bildet, oirht Ober 40« gehen (bei wenig scharfem
Sande noch weniger). Keinesfalls darf der Winkel größer sein als
der natürliche Böschungswinkel des zur Schüttong verwendeten
Sandes —
Abonnent in Frankfurt a. M. Die Bezeichnung .höhere
Techniker* worden wir im Sinne der Veifüguog der Reg. • Präsi-
denten als .akademisch gebildete Techniker* auffassen. Ob dii
Aulfassung die richtige ist, können Sic durch eine Anfrage bei <
Regierung unschwer feststellen. —
Hrn. R. Z. In Weimar. Wollen Sie für das zu errichtende
Gebäude einen Untergrund schaffen, der das Gebäude auf die Dauer
nicht beeinflußt, so ruQssen Sie sowohl sämtliche von Wurzeln
durchzogene Erde abtragen, wie auch für die Mauern eine aus-
reichende Isolierung schaffen, sonst haben Sie bei den bekannten
Kapillaritats-Erschemungen, die auch im Mauerwerk auftreten, stets
mit der aufsteigenden Bodenfeuchtigkeit zu kämpfen. Etv
Schwammt] "
Beton kaum schft
größere Feind. —
Hrn. Bmstr. P. W. in Leipzig. Alle deutschen technischen
Hochschulen verlangen für die Aufnahme als vollberechtigte Stu-
dierende, was wiederum die Vorbedingung für die Zulassung zum
Diplom- oder 1. Staatsexamen ist, das Reifezeugnis einer 9 klassigen
höheren Lehranstalt (Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschute,
Bayerische Industrieschule. In Sachsen rechnet auch die Absol-
vicrung der Gcwerbeukadeniie in Chemnitz). Ausnahmen können
unt Umst durch den zustandigen Minister auf Antrag des Senates
gemacht »erden. Ob das bei Ihnen möglich ist, vermögen wir
Ihnen nicht mitzuteilen. Jedenfalls düiftenSic die meiste Aussicht
in Sachsen selbst haben, wir empfehlen Ihnen also, sich mit einer
entsprechenden Anfrage an die Techn Hochschule in Dresden zu
wenden. —
Hrn. Stadtbrt. O. S. In Forst. In den Ausführungen S. 159
und ai6 des Jahrg. 1903 uns Ztg. finden Sie die einschl. Fragen
beantwortet —
Hm. P. L. In L. Ihre Anfrage ist in der vorliegenden Form
nicht zu beantworten. —
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage in No 88 Au« Ihrer Anfrage muß ich annehmen,
daß Sie sich für gefederten Asphaltpaikett auf Sandunterlage inter-
essieren. Derselbe wird nach D. R P. 154473 nmcb Amendt scbem
Verfahren von mir fabriziert. — P. Quidde in Hannover.
Inhalt: r>>r Fnlwicklunr iles moner»™ Thesw-i*. — Mittellinien ans
Vereinen. — lüe Kunst der StSdlr (SxhluB). — Vermischtes. — Preisbe-
wrrtiungrn. — Bücher. — Briet, und Fra*,ekat(en.
«ige
ngen würden bei einer Herstellung "des Bodens in
hadlich werden können, hier ist die Feuchtigkeit der
Verla« der Deutschen Bauleitung;, G. m. b. lt., Berlin. Für die Redaktion
verantwortl. Alhrr« Holm«. in, Berlin Ptuci von With. Gr*»-. BerUa.
No. 98.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 99. BERLIN, DEN 10. DEZ. 1904
Ergänzungsbauten der Düsseldorfer Kanalisation und Reinigungs-Anlage für die
Abwässer.
Von C. Geusen, Beigeordneter in Düsseldorf. tSthiuB.» Hfana die tttMapi Seit« 619 >
|d der Gründung dt« Haupt- Gebäudes der
I Reinigungs - Anlage war die Aufgabe ge-
stellt, ein Flächenfundament von rd. 1000 'im
GrOße im Grundwasser herzustellen, das dem
beim höchsten Grundwasserstande (Rhein-
hochwasser) vorhandenen Auftrieb bei vollständig
leeren Gerinnen Widerstand leisten konnte. Außerdem
mußte die Fundamentsohle wasserdicht hergestellt wer-
den, damit bei den höchsten Grund- (Rhein-) Wasser-
ständen die Gerinne beim Abschluß der Anlage trocken
bleiben und Reinigungs- und Reparaturarbeiten vor-
genommen werden können.
Die Unterkante des Gebäudefundamentes an der
tiefsten Stelle liegt auf ; 26,25 m NN. Bei dem höchsten
Grundwasserstand, der wegen der Nähe des Rheines
gleich dem höchsten Rheinwasserstand, j 34,60 m N N.
anzunehmen ist, betragt daher der Auftrieb auf t im
der Fundamentsohle rund 8000 k«. Ein bei dieser Be-
anspruchung dichtes Betonfundament durch Schaltung
des Betons im Wasser herzustellen, erschien
ausgeschlossen; es ist daher das Grund-
wasser, dessen Höhe während der Bauaus-
führung auf — 28,95 bis 4-29,45 N N- an"
zunehmen war, bis auf die ßaugrubensohle
künstlich gesenkt worden, um das Funda-
ment im Trockenen herstellen zu können.
Um die böschungsmäßig ausgehobene
Baugrube (Abbildg. 16) wurde ein System
von Röhrenbrunnen angeordnet, die durch
eine gemeinsame 15 — 40'"» weite Leitung
verbunden und an drei durch Lokomobi-
len angetriebene Zentrifugalpumpcn ange-
schlossen waren. Zwei Pumpen mit einer
Leistung von 200 '.'Sek. konnten während
der gegen 6 Wochen dauernden Bauaus-
führung den Grundwasserstand 90 <m unter
Fundamentsohle halten, was einer Senkung
des Grundwasserspiegels von etwa 3m ent-
spricht. Das gewählte Verfahren der künst-
lichen Grundwassersenkung, das nach be-
sonderer Angabc des Ing. Marsch in Char-
lottenburg ausgeführt wurde, war auch hin-
sichtlich der Kosten gegenüber der Schüt-
tung des Betons unter Wasser von Vorteil.
Eine weitere Sicherung des Gebäude-Fundamentes
gegen den Wasserdruck bei Hochwasser ist durch
Einlegen von Rundciscnstangcn, Abbildg. 17, nach
einem Vorschlage des Prof. M. Möller in Braunschweig
angestrebt worden. Da die Eiseneinlagen nur in den
zwischen den Gerinnen und den in der Mitte vor-
handenen Vertiefungen des Fußbodens stehenden
Rippen mit genügender Wirkung eingelegt werden
konnten, ist die auf die mittleren Vertiefungen wir-
kende Beanspruchung durch quer liegende Rundeisen
auf die Längseisen übertragen worden.
Die Reinigungsanlage ist seit dem 8. Juni d. J.
im Betrieb; sie hat bis jetzt durchaus zufriedenstellend
gearbeitet und erfüllt den Zweck, alle Verunreinigun-
gen bis zur Größe von 3mm aus dem Kanalwasser zu
entfernen, vollständig. Eine Verunreinigung des Rheines
unterhalb der Anlage ist bisher nicht beobachtet wor-
den und wird, da durch das Schmutzwasserrohr das
Abwasser in den Stromstrich des Flusses geführt wird
Abbildg. 11.
Abiwe'gtwg Hr» ZuOußkannlt» lur Reinigung* -AnUge vom Haupt-
•»tnmcl K»n»). (Vergl S. 601.)
6,7
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und daJuivh eine innige Vermischung mit dem Fluß-
- eintritt, auch in Zukunft nicht zu befürchten sein.
5. Entwurf und Ausführung.
Die Entwürfe stammen von dem Verfasser dieses
Aufsatzes und Ob.-Ing. Lisner. Um die Ausbildung
im Einzelnen haben sich Diplom- Ing. Carstensen und
Bauassistent Rings verdient gemacht Die Ucbcr-
wachung der Bauausführungen war unter der Ober-
leitung des Ob. -Ing. Lisner und des Verfassers dem
Ing. Hoff mann anvertraut.
Die Kanäle einschl. des Mündungsbauwerkes und
der Rohrversenkung sind von der Firma O. & E. A.
Menzel in Düsseldorf in der Zeit vom Juni 1902 bis
Nov 1903, die Fundamente der Reinigungsanlage durch
die Firma Dücker & Ko. in Düsseldorf im Sommer
1903 hergestellt worden. Die maschinellen Teile der
Riensch'schcn Rechcnanlagc wurden im Auftrage der
Firma Riensch & Ko. zu Berlin von der Sangerhau-
se r Maschinenfabrik, die Grobrechen von de Liraon,
Fluhme & Ko. in Düsseldorf angefertigt Die Dampf-
maschinen stammen von O.. Recke in Rheydt, die
Dampfkessel von Piedboeuf und die elektrische An-
lage von Lang&Cie. in Düsseldorf, die Hochdruck-
pumpe von Brodnitz & Scydel in Berlin, die Kessel-
speise-Pumpen von Klein, Schanzlin & Becker in
Frankenthal. Die Herstellung des Schornsteines nebst
Wasser- Reservoir war der Firma A. Custodis, die
Ausführung der Hochbauten den Unternehmern M. See
und F. Schräder, die Anfertigung und Aufstellung
der Eisenkonstruktion Hein, Lehmann & Cie. in
Düsseldorf übertragen. Die Absperrschieber und das
den Hauptkanal abschließende Wehr sind von der
Geiger'schen Fabrik in Karlsruhe bezogen worden. —
Die Entwicklung des modernen
ir treten jetzt in die letzte Epoche de.* mo-
dernen Theaterbaues, in die Epoche der noch
schaffenden Architekten ein. Im Sinne einiger
moderner Stürmer müßte ich wohl beginnen: „Stolz er-
hobenen Hauptes treten wir ein in diese Epoche staunens-
werten Fortschrittes, der größten Errungenschaften, unver-
gleichlicher Leistungen ' Nein, wir tun gut daran, bescheiden
aufzutreten. Technische Fortschritte auf dem Gebiete des
Theaterbaues wird jeder anerkennen müssen. Auch in
künstlerischer Beziehung ist ein Streben nach neuem
Ausdruck des Theatergedankens zu erkennen, aber die
Wucht und das edle Gleichmaß des alten Hoflhealers zu
Dresden wurden noch nicht wieder erreicht, die neu ge-
stellten Anforderungen wurden noch nicht auf den Äuße-
ren Aufbau einwandfrei übertragen. Bei der Frage, auf
welchen Gebieten Fortschritte nachzuweisen sind, tritt uns
alsbald ein ganz neuer Begriff entgegen. Sicherheit des
Publikums in Verbindung mit vernünftiger Vcr-
kehrsföhrung und Bequemlichkeit; das gerade war
das am meisten vernachlässigte Stiefkind der alten Theater.
Unter dem Eindruck des Ringtheater-Brandes entstan-
den eine Reihe von Ideal-Entwürfen und theoretischen Vor-
schlagen aller Art, die sich etwas spater in baupolizeiliche
Vorschriften verdichteten, verschieden in den verschie-
denen Landern, jedoch alle von dem gleichen Grundge-
danken geleitet Die preußischen Bestimmungen machten
den Anfang und sind mit geringen Veränderungen auch
heute noch geltend, und was mehr sagen will, auch heute
noch in allen wesentlichen Punkten richtig und gesund.
Trotzdem dürfte eine Neubearbeitung jetzt am Platze sein,
da doch manche Einzelheiten nicht mehr ganz auf der
Hohe der heutigen gesteigerten Anforderungen stehen,
andere dagegen unnütze Beschrankungen auferlegen.
Die neu gewonnenen Anschauungen durchdringen alle
Teile des Theatergebäudes, am stärksten umgestaltend
wirken sie auf die Korridor- und Treppcnanlagcn des Zu-
schauerhauses, im Zusammenhang damit stehen aber auch
neue Versuche in der Durchbildung des Zuschauerraumes.
Dementsprechend werde ich mich zunächst mit dem Zu-
schauerhause zu beschäftigen haben, dann zur Bühne und
ihren Nebenräumen übergehen und mit einer kurzen Bespre-
chung der modernen technischen Installationen schließen.
Für die Treppen- und Korridor- Anlage des
Zuschauerhauses sind folgende Grundsätze allgemein
anerkannt und auch in die meisten einschlagigen Polizei-
Verordnungen aufgenommen. Für jeden Rang je zwei
symmetrisch gelegene Treppen mit unmittelbaren Ausgan-
gen ins Freie, in jedem Rang ein ununterbrochen um-
laufender Korridor.')
Für die Durchführung der neuen Grundsatze haben
vor allem zwei Architektenfirmen bahnbrechend gewirkt:
Seeling in Berlin und Fcllncr «Sc Helmer in Wien.
Diesen beiden Firmen entsprechen auch zwei durchaus
verschiedene Typen der Trcppenanlage; die Verschic-
*) Ed i«l hier rielleiclit die f felefrenhttt, fe^cn rinr aui die Treppen
beiftglkh* Stell«* der pr«rufl T\i!Lretv>rturiJiJiiur nwir« JHc lenken ru «lullern:
erscheint mir die votyr** hriebrne MiudcAtbreite von 1,5 m für die
Treppen nicht glQckbrh geirkMt ru »ein fiel ettirr )\mik werdt :i mb nur
die 1 motten nirher itud ungefährdet auf den Treppen bewegen können,
die iirh an den beider*emirets lUndgriHen feattudlni kOiuint, da*wt%ehen
gebende l'enotim werden sehr teiebt 211 Kall kommen Da* Mindestmaß der
l'ieppen mOflte daher auf 1,1 ra verkleinert »erden, der R/eite von 3 Per-
sonen. 1»! ein* flotte (.«nu mit" rite etfwderluh. so nebroe man j Treppen
Vun ir t.t m Hrcite zwischen den »iHamlern odrr teile « toe breitete Tiepj*
durch 7WM-heni;eMr:itr ln.i>prLl.>ruli;ri!(c in Zotten vt>n je 1,1 rn Ureite.
Selt*|vrt-ian«1l,..li hat da» nur Bedeutung fOr Treppen, die durch mehiete
Stückwerke fahren; fflr Treppen bl» *i:m I HauK bjt nur puffere tiD-e-
teilte Breite geringere (.rf»hr.
618
denheit beruht hauptsachlich in der verschiedenen Be-
handlung der Treppen zum Parkett und I. Rang, wah-
rend für die Treppen zu den höheren Rängen eine Gleich-
artigkeit von vornherein durch die Natur der Sache oder
durch die ausdrücklichen polizeilichen Bestimmungen fest-
gelegt war.
Der Grundgedanke von Seeling beruht darauf,
das Parkett und den I. Rang durch die L Rangtreppen in
intime Verbindung zu bringen. Während er bei seinem
Erstlingswerke, dem mit Recht gerühmten Stadttheater zu
Halle, die Treppen zum I. Rang so anlegt, daß sie diesem
Gedanken entsprechen, aber gleichzeitig auch unmittelbar
vom Eingangsvestibül zugänglich sind, verzichtet er bei den
meisten späteren Bauten auf diesen Vorteil. Er gewinnt
dadurch allerdings eine besondere intime Lage seiner
I Rangtreppen, die ganz wie die Treppen in einer Diele
wirken. Es ist damit eine durchaus praktische, schlicht
sachgemäße Lösung gefunden, die man vielleicht am
besten als Typus des bürgerlichen Theaters bezeichnen
kann, im Gegensatz zu dem Hof theatcr -Typus der vorigen
Epoche. Ob diese Anlage für die aufwendigen Bauten
zu Frankfurt und Nürnberg nicht doch etwas zu einfach
gewählt ist, mag dahingestellt bleiben.
Fellner & Helmer haben sich einen ganz anderen
Typus der Trcppenanlage herausgearbeitet, soweit sie nicht
die Semper'scnen oder Garnicr'schcn Ideen aufgreifen.
Bei den meisten ihrer Theater sind die 1. Rangtreppen
unmittelbar vom Vestibül in einem Laufe zu dem I. Range
heraufgeführt ; es wird hierbei meist völlig auf die Mög-
lichkeit verzichtet, daß die Parkettbesucher unmittelbar
zu diesen Treppen gelangen können, ohne das Vestibül
zu betreten, obgleich es sehr leicht gewesen wäre, diesen
Mangel zu vermeiden. Bei den beiden reizvollen Theatern
in Salzburg und Karlsbad bringen Fellner Ar Helmer in der
Form des Vestibüls einen Gedanken, der sorgfältige Be-
achtung verdient. Das Vestibül ist halbkreisförmig und
enthalt radiale Eingänge zum Parkett und zu den Rängen.
Das ist die idealste Form, um eine schnelle Orientierung
des eintretenden Publikums zu erzielen.
Wahrend Kellner & Helmer bei einigen ihrer Bauten,
vor allem bei dem prächtigen Stadttheater zu Odessa, den
Sempcr'schcn Grundgedanken, das nach außen als Rund-
bau gestaltete Zuschauerhaus weiterbilden, verzichtet See-
ling ganz auf diese Form. Es mag den Anschein haben,
als sei die rechteckige Theaterform besser geeignet, einen
knappen und dementsprechend billigen Bau zu ermöglichen.
Bei näherer Untersuchung wird man aber finden, daß bei
der rechteckigen Form doch an verschiedenen Stellen, zu-
mal in den obersten Rängen, tote Winkel entstehen, wäh-
rend die runde Grundform restlos nutzbar gemacht werden
kann. Beide Architektenfirmen betonen in dem fiußrrcn
gibt diesem meist die Form einer Kuppel und behandek
diese in meisterhafter Weise; ähnlich Fellner & Helmer,
die aber gelegentlich auch die Form des einfachen Giebel-
daches verwerten, die meines Erachtens dem Wesen der
Sache mehr entspricht.
Ich erkenne Seeling als den bedeutendsten lebenden
Architekten auf diesem Gebiete an, stelle ihn in dem Ernst
seiner Auffassung auch höher als Fellner «.V Helmer, wenn
ich mich auch dem graziösen Reiz von deren Formen-
gebung keineswegs verschließe. Wie hoch auch die Fellner
&i Helmcr'schcn Leistungen zu bewerten sind, trotzdem
sie mit eleganter Nonchalance nur so hingeworfen er-
scheinen, das reigt ein Blick auf Wiesbaden, wo man sich
bei dem Foyeranbau vergeblich bemüht hat, tr«>tz des Auf-
No. 99.
Digitized by Google
Abbildg. 17.
Betonfundamente der Kanal-
wasser- Reinigungsanlage mit
Eiaeneiulagen zur Sicherung
gegen Auftrieb.; j t —
SfytiH ei >«0
Abbild*1. 16a— c.
Grundwasser-
Absenkung fflr den
Ran der Kannlwasscr*
Reinigungsanlage.
Ergänjungsbauten
der Düsseldorfer
Kanalisation und
Relnlgunga- Anlag«
fdr die Abwasser.
16c. Rahrenbrunnen.
0 % w
*!
I
wandes bedeutender Mittel die künstlerische Frische des
llauptbaucs zu erreichen.
Die Mehrzahl der jüngeren Architekten folgt in dem
Grundriß, insbesondere der Treppenanlage und dement-
sprechend auch in den Grundzügen des äußeren Auf-
baues, dem Vorgang Seeling's, oft, ich darf wohl sagen,
meist in etwas zu mechanischer Wiederholung der von
10. Dezember 1904.
Seeling geschaffenen Losungen. Es ist verwunderlich,
daß der Grundgedanke von Fellner & I leime r dagegen
meines Wissens keine Nachfolger gefunden hat.
Wenn unser Theaterbau in der Grundanlage einer
gewissen Versteinerung zu verfallen droht, so liegt das
nicht so sehr an dem Willen unserer Architekten, als an
der oft reichlich »chematischen Ausarbeitung der üaupru-
619
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gramme, insbesondere bei Wettbewerben, und noch mehr
an der Auswahl der Bauplatze. Ich kann mich des Ge-
dankens nicht erwehren, als ob diese wichtige und für den
Bau entscheidende Vorarbeit sich oft in der Form abspielt,
daß man mit einem sorgfaltig in Karton ausgeschnittenen
Umriß eines in der Größe passenden Secling'schcn Theaters
auf den zur Autwahl stehenden Bauplätzen so lange herum-
fahrt, bis man einen passenden Platz gefunden hat Da-
mit ist dann meist das Bauwerk in den Grundzagen eben-
falls festgelegt. Ich kann nur dringend empfehlen,
fco
bei einem* Theaterbau ein Grundstock niemals
ohne den Beirat eines imTheaterbau erfahrenen
Architekten auszuwählen.
Bei meinen eigenen Bauten zu Köln und Barmen hatte
ich in dieser Beziehung das Glück, auf die Programm- Fest-
stellung einen genügenden Kinfluß auszuüben. So
konnte ich mich freier bewegen, die gesunden Grund-
gedanken von Seeling und Fellner & Helmcr in
größerer Selbständigkeit verwerten und zugleich die
Semper'sche Grundform beibehalten. Durch diese
Verschweißungdermodernen Ansprüche mit der nach
meiner Uebcrzeugung ästhetisch richtigsten Form, der
Semperform, ist vielleicht ein Typus entstanden, der
neben den anderen modernen Lösungen eine selb-
ständige Stellung beanspruchen darf. Wie weit diese
Verschweißung auch schon künstlerisch bewältigt
ist, darüber enthalte ich mich eigenen Urteils, gebe
aber der Ueberzcugung Ausdruck, daß auch auf dem
von mir eingeschlagenen Wege noch weiter voran
zu kommen ist.
Auf die Klasse der Semper- Wagnertheater, die
eine durchaus selbständige Stellung einnimmt, komme
ich zurück, nachdem ich zuvor die neueren Bestrebun-
gen zu einer Weiterbildung des Zuschauerraumes bei
den Rangtheatern erwähnt habe. OcgcnsätzlichcTypen
haben sich hier weniger herausgearbeitet, die Bestre-
bungen der verschiedenen Architekten laufen durch-
aus parallel und gipfeln hauptsächlich in der Forde-
rung, die Zahl der Ränge einzuschränken. Möllmann
& Littmann begnügen sich bei dem originellen
Münchener Schauspielhaus mit nur einem Range, bei
« 730 Sitzplätzen. Drei Range werden auch für die
g größten Theater als Maximum betrachtet; man hilft
£ sich damit, den obersten Rang in der Tiefe stark zu
b entwickeln und ihn gegebenen Falles in zwei Grup-
> pen mit getrennten Treppen zu zerlegen. In dem
5; Bestreben, in einem Parkett und zwei Rangen 1600
« Platze zu schaffen, ist man bei dem Wiener Raimund-
j= Theater dazu gelangt, 15 bezw. 11 Reihen im Parkett
und t. Rang zu überbauen. Das dürfte wohl vom
S Ucbel sein.
•8 Inbezug auf die ästhetische Durchbildung des Zu-
S schauerraumes sind durchschlagend neue Gedanken
B nicht zutage gefördert. Es bleibt auf diesem Felde noch
~ viel zu tun übrig, wenn man nicht von vornherein
g_ die künstlerische Durchbildung eines Zuschauerrau-
ms mes als eine nicht völlig zu lösende Aufgabe hinstellt.
O Die unleugbare Schwierigkeit, ein Rangtheater
M ästhetisch zu bewältigen und die unabweisbare Er-
"| kenntnis, daß man bei einem solchen auch Plätze
•x in Kauf nehmen muß, die eine beschränkte oder
■ wenigstens zu steile Aufsicht auf die Bühne be-
"3 sitzen, haben neuerdings eine starke Bewegung für
gf das Sempcr-Wagnertheatcr ins Leben gerufen. Wenn
2 man aber diesen Typus als den allein gültigen hin-
~ stellt, so liegt hierin zweifellos eine Modeverirrung
5 und völlige Verkennung des Sonderzielcs, das Wag-
Q ncr sich gesteckt und Semper verwirklicht hat
Wagner erstrebte ein Auditorium, in welchem die
Zuschauer ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem Büh-
nenwerk zuwenden sollten; daher die erste Forde-
rung, das Orchester unsichtbar zu machen und den
Zuschauerraum schmucklos zu gestalten. Semper
zog hieraus dieFolgcn: Beseitigung allcrSeiten-
logen und Range und schuf das Parkett-
I heatcr. Zwei notwendige Voraussetzungen sind
aber durch dieses Prinzip bedingt: daß einerseits das
Bühnenwerk über das gewöhnliche Maß hinaus
künstlerisch durchgearbeitet und vollendet vorge-
tragen wird, und daß anderseits ein gleichartiges
Publikum, über das gewöhnliche Maß hinaus ge-
bildet, in dem Theater nur reinen Kunstgenuß sucht
Beides wird nur in Ausnahmefällen zutreffen; für
diese aber hat das Wagnerthcalcr seine volle Be-
rechtigung. Unter der gegebenen Voraussetzung
wird es sich also auch zum Volksthcatcr eignen, wenn
unter diesem ein Theater verstanden wird, das breite-
ren Massen gute Werke in vorzüglicher Darstellung
bieten soll.
Als erste monumentale Verwirklichung des Par-
kett-Theaters ist das Volkstheater in Worms von March
anzusehen, wenn es auch in Rücksicht auf seinen
Sonderzweck eine abweichende Bühnenform auf-
weist. Ein Blick auf die Grundrisse zeigt aber eine
genügend große Verwandschaft mit dem BayreutherTheater,
um hier eingereiht zu werden. Der Zuschauerraum enthält
ausgezeichnete Gedanken zur Lösung eines Massen-Audi-
toriums und übertrifft inbezug auf die Zuganglichkeit der
Plätze das jüngste Kind des Wagnergedankens, das Prinz-
No. 99.
Digitized by Google
regenten- Theater in Manchen. Auch in Bezug auf die
ästhetische Bewältigung des Zuschauerraumes birgt es
vorzügliche, nur noch nicht völlig ausgereifte Keime. Bei
dem Frinzrcgcntcn-Thcatcr greifen Heitmann Ar I.iitmann
in der Gestaltung des Zuschauerraumes leider auf das
Bayreuther Festspielhaus zurück und mußten trotz großen
Könnens daran scheitern, dieses unmögliche Kaumgebilde
ästhetisch zu überwältigen. Auch die zu große Anzahl von
Sitzen in einer Keihe, in Preußen durch die polizeilichen Be-
stimmungen aus-
geschlossen, muß
doch auch inbe-
zug auf ßeuuem-
lichkeit und Si-
cherheit als nicht
unbedenklich be-
zeichnet werden.
Ausgezeichnet
klar und vorzüg-
lich ist aber die
Anordnung der
Eingänge, insbe-
sondere die mei-
sterhaft geschick-
te Trennung von
Wagen und Fuß-
gängern und die
Anlage und Aus-
gestaltung des
seitlichen größe-
ren Erfrischungs-
raumes.
Hier noch cini
ge Erwägungen
Ober Einzelheilen
des Wagncrthea-
ters. Dem ver-
senkten Orchester
kann ich keine . . ... ,« » ■ . t
entscheidcndeBe- Aufführe der .Vögel- «.
dem Chor oder den .Solisten verloren geht, oder nur bei
ausnahmsweise gründlichen Proben, wie in Bayreuth, auf-
recht zu erhalten ist. Hiermit erledigt sich auch das Prinzip
des mystischen Abgrundes; volle Geltung behält aber
die scharfe Abtrennung des Bühnenbildes gegen den
Zuschauerraum.
Die weitere Forderung Wagncr's, den Zuschauerraum
so zu gestalten, daß jede Störung des Publikums durch
den gegenseitigen Anblick oder durch die Ausstattung des
Kaumcs selbst ver-
hindert wird, ist
an sich durchaus
berechtigt, aber
durch Verdunke-
lung des Audito-
riumswährend des
Spieles auch bei
jedcmRangthcater
zu erzielen.
Keineswegs ist
es notwendig, den
Kaum so kahl zu
gestalten, wie eine
Methodisten - Kir-
che, oder unter
Verzicht auf jeg-
liche künstlerische
Kaumwirkung den
Saal so zu gestal-
ten, daß das Pu-
blikum, wie zwi-
schen den schreck-
lichen Bayreuther
-Scheerwündcn, ge-
zwungen ist, gera-
deaus zu starren.
Warum will man
dasPublikum zwin-
im Griechischen Theater der Universität §^I!'ol!^.!?^V5.'?I!<'»1.'<
Die AaffQhiuoc, der Tragödie »Cithaxis* im antiken Tbcater von Oiaoge.
deutung beimessen, soweit es sich dabei nicht um eine
Tondämpfung handelt, die auch mit anderen Mitteln er-
reicht werden kann. Vorausgesetzt, daß die Musiker nicht
in das szenische Bild hineinragen, kann ich in ihren ryth-
mischen Bewegungen nichts Störendes erblicken, vielmehr
etwas Anfeuerndes, Mitreißendes. Die Bewegungen des
Kapellmeisters aber sind für mich geradezu ein Genuß
und ein wesentliches Hilfsmittel, in den Geist der Musik-
tiefe einzudringen. Was man also, zumal in einem ver-
dunkelten Zuschauerraum, vom Orchester sieht, das wird
man wohl ruhig hinnehmen können. Dabei darf nicht
außer Acht bleiben, daß bei einem tief eingesenkten
Orchester leicht der Zusammenhang zwischen ihm und
10. Dezember 1904.
die Gardine zu blicken? Ist da der Anblick eines Rang-
theaters nicht weitaus erfreulicher?
Das Prinzip des Parkett -Theaters ist noch nicht zum
letzten Ziel durchgeführt; es bildet zweifellos ein äußerst
interessantes Problem, das jeden Architekten reizen muß.
Ich erwarte von seiner technischen Weiterentwicklung
auch für den Kanglheatcrbau neue Belebung und Förde-
rung; ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, daß die
Bestrebungen, beim Rangtheater die Zahl der Ränge einzu-
schränken und das sicher bald eintretende Bedürfnis beim
Parkett-Theater, eine Schichtung und Teilung des Publi-
kums vorzunehmen, zu einer Begegnung der beiden Strö-
mungen auf halbem Wege führen werden.
621
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Hier dürften einige Bemerkungen am Platze sein zu
der Frage .Schauspielhaus oder Opernhaus". Ich würde
sie lieber formulieren: Theater für große Oper und großes
Drama und intimes Theater für Schauspiel und kleine Oper.
Inbezug auf die Form des Zuschauerraumes wird nicht
behauptet werden können, daß das Rang- oder das Parkett-
Theater für den einen oder anderen Zweck mehr oder
weniger geeignet sei. Wohl aber ist die Größe des Rau-
mes und damit die Zuschauerzahl von dem Zweck des
Hauses abhängig. Zunächst gilt heute jedenfalls als aus-
gemacht, daß ein Theater, an das man die höchsten künstle-
rischen Anforderungen stellt, nicht als Madchen für alles
benutzt werden sollte.
Die Grenze für das intime Schauspiel dürfte mit einer
Plauzahl von toco schon sehr hoch lünaufgerückt sein.
Die wichtigste Voraussetzung für den Genuß eines intimen
Bühnenwerkes ist gutes scharfes Sehen des feinsten Mienen-
spieles. Ist dieses gesichert, so ist ein gutes Hören sehr
wahrscheinlich, wenn nicht grobe Fehler in der Anlage
des Hauses gemacht werden. Die Grenze guten Hörens
liegt jedenfalls weit Ober der Grenze für gutes scharfes
Sehen Daraus ergibt sich, daß ein Schauspielhaus vor
allem gute optische Eigenschaften haben muß und weder
zu steile, noch zu seitliche, noch zu lange Schlinicn haben
sollte. Als ideale Forderungen würde ich hierfür auf-
stellen, daß alle Platze innerhalb einer Pyramide liegen,
die entsteht, wenn man von der Milte der Oeffnung der
Hinterbühne Strahlen nach dem Umriß der Bühnen-
öffnung zieht. Im Gegensau hierzu verlangt die große
Oper großen Raum auf der Bühne und entsprechenden
Raum im Zuschauerraum, und das große Drama gestaltet
ihn wenigstens.
Im Zusammenhang mit der Frage »Opernhaus, Schau-
spielhaus" ist der Vorschlag aufgetaucht, bei Hof- und
Siadttbeatcrn, bei denen 2 Häuser in einer Verwaltung
stehen, diese baulich zu einer Gruppe zu vereinigen. Der
Gedanke ist durchaus gesund; es würden sicher große Er-
leichterungen in der Verwaltung und auch Ersparnisse er-
zielt werden, letztere dürften allerdings am wenigsten in
der wechselseitigen Verwendung der Dekoration liegen.
Das wird durch die notwendig erhebliche Verschiedenheit
der Bühnengrößen ausgeschlossen sein. Wenn hierbei auch
der Vorschlag erörtert worden ist, für beide Theater gleich
große Bühnen zu nehmen, so zeigt das nicht gerade von
einem tiefen Eindringen in die Materie, denn zu einer
intimen Wirkung gehört eben auch eine entsprechend
kleinere Bühne. Es dürfte dann allerdings zu den schwie-
rigsten Aufgaben gehören, zwei gleichartige, nur durch
die Größe verschiedene Baukörper künstlerisch zu einer
befriedigenden Gruppe zu vereinigen. — <Fort**uunj loigi )
Das Bauwesen im deutschen Reichshaushalt 1905.
WEM ei der Eröffnung des deutschen Reichstages am 1. Dez.
1 Wll d. J. ist diesem der Haushalts- Etat für das Jahr 1905
=sS vorgelegt worden, an welchem das Bauwesen mit
seinen einmaligen Ausgaben mit einer Summe von rd.
111 Mill. M. teilnimmt, welche diejenige des Vorjahres um
13 Mill. M. überschreitet.*» Von diesem Mehrbetrage ent-
fallen rd. 7 Mill. M. auf das Reichsheer, je rd. 3 Mill. M.
auf die Kolonien bezw. Reichseisenbahnen. Die Rcichs-
post und das Reichsami des Inneren fordern dagegen ent-
sprechend weniger.
An erster Stelle steht auch in diesem Jahre wieder
die Rcichsmar ine mit rund 34 Mill. M. Ihr folgt auf
dem Fuße die Verwaltung der Reichseisenbahnen
mit rd. 23,90 Mill. M. Dann folgen das Rcichshccr mit
rd. 23, die Schutzgebiete mit 14,70, die Reichspost
mit 13,20, das Reichsamt des Inneren mit 10,70 Mill. M.
Die übrigen Rcichsäniler verlangen zusammen 1.50 Mill. M.
*) V«ti;1 ,l*htj. igoa S, 643 K» sind dort 93 Mill. aiisrgt-tx-n . d*/u
nofh rd. D Mtll AI. für (irunderwerb bei dem Ltat der HeichniKMlverwaJcuog,
«Ivo *u*. 9? Mill. M-
Von letzterer Summe entfallen auf den Rechnungshof
für das Reich 500000 M. als 2. Rate für den Bau eines
Diensigebäudes in Potsdam, auf das Reich smilitärgericbt
225000 M. als 1. Rate für Grunderwerb, Entwurf und Vor-
arbeiten zum Bau eines Dicnstgcbaudes in Charlottenburg,
das Reichsschatzamt 65000 M. zu baulichen Herstel-
lungen usw. am Kaiserpalast in Siraßburg i. E. und als
1. Rate zu Entwurfsarociten für die Erweiterung des
Dicnstgebäudcs in Berlin (Ges.- Anschlag 1,4 Mill. M ), die
Reichsdruckeret schließlich 79224 M. als 6. Rate für
die Erweiterung ihres Grundstückes. Das Auswärtige
Amt stellt, wie im Vorjahre, eine Reihe von Forderungen
für die Erwerbung von Grundstücken bezw. zu Erweile-
rutigs- und Neubauten von Konsulats- und Gesandlschafts-
gebauden im Betrage von 404 800 M., außerdem wird für
das Dicnstgcbäude der Kolonial Verwaltung in Berlin
als 3. Rate der Betrag von 74 500 M. gclordert —
Die R e i c Ii s m a r i n e stellt mit rd. 24 Mill. M. Gcsamtfordc-
rung^ für bauliche Zwecke nur wenig höhere Ansprüche als
im V orjahrc. Davon entladen 5,25 Mill. M. auf die einmaligen
Die Entwicklung der deutschen elektrotechnischen
Industrie und ihre Aussichten auf dem Weltmarkt.
(Schlatt au* Xo 9<M
Pür die Aussichten der deulschen elektrotechnischen
Industrie auf dem Weltmärkte kommen zwei Mo-
mente inbetrachl: die künftige GcsamturöUe des
Verbrauches und das Verhältnis der deutschen Produktion
zur ausländischen. Wenn von unserer Zeit als von einem
Zeitalter der Elektrizität gesprochen wurde, so ist, um die
Bedeutung der elektrotechnischen Errungenschaften wür-
digen zu krtnncn, zunächst zu fragen, was uns die Elektro-
technik nicht gebracht hat. „Sie hat uns nicht gebracht
die Austiulzungsmöglichkeit irgend eines bis dahin unge-
nutzten wirtschaftlichen Gutes, wie uns z. B. die Erfindung
der Dampfmaschine die Benutzung der Kohlenlager er-
schloß. Uie atmosphärische Elektrizität ist immer noch
lediglich unsere Feindin." Die Elektrotechnik hat uns zu-
nächst nur in den Stand gesetzt, die Elektrizität bc<|ucin
aufzuspeichern, zu übertragen und überall in Licht, Warme,
mechanische oder chemische Energie umsetzen zu können.
Die Dynamomaschine aber braucht immer noch einen
Lieferanten von mechanischer Energie : Kohle oder Wasser-
kräfte. Die Verwendung der Wasserkräfte ist mit vielen
Umcuträglichkeitcn verknüpft: kostspielige Bauanlagcn,
Lage der Wasserkräfte in menschenleeren Gegenden, vergl.
z. B. in Norwegen, ungleichmäßige Wasserlührung. Ein-
trocknen des Wassers im Sommer und Einfrieren im
Winter usw., Umstände, die meist zu einer Dampfreserve
führen. Der Preis einer elektrischen PS. beträgt im Jahr
am Niagarafall 80 M , am Rheinfall 100 M.; dalür lictcrn
die englischen Kohlenbczirkc auch schon die Kraft durch
die Dampfmaschine. Dieses Preisverhälmis wird sich
kaum ändern, wenn nicht in der Elektrizität besondere
Fortschritte gemacht werden. Auf dem Gebiete der
Akkumulatoren sind sie gering; auch auf dem Gebiete der
Fernleitung sind sie vorläufig nicht zu erwarten, wohl
aber in der elektrischen Beleuchtung Die elektrische
Heizung kann mit den bekannten Heizungsarten nicht in
622
Wettbewerb treten und die elektrische Kraftübertragung
ist wirtschaftlich bereits so vollkommen, daß praktisch ins
Gewicht fallende Verbesseruugen kaum zu erwarten sind.
Ob die Uebertragung mit 90 oder mit 91 ,5 "/o Wirkungs-
grad arbeitet, ist wirtschaftlich fast belanglos. Doch kann
der bisher meist aul die Textilindustrie beschränkte elek-
trische Antrieb noch auf viele andere Industrien und die
Landwirtschaft Obertragen werden. Ein Anlang hierzu ist
gemacht. Noch weniger wird nach Ansicht des Verfassers
der elektrische Betrieb der Fernbahnen der elektrotechni-
schen Industrie ein großes neues Arbeitsgebiet erschlie-
ßen. Nicht ungünstig dagegen liegen die Aussichten für
die Schwachstromtechnik. Zu den größten Hoffnungen
dagegen scheint noch die Elektrochemie zu berechtigen.
Kreller ist der Meinung, daß „die elektrotechnische In-
dustrie, die fast ausschließlich nur einmalige Einrichtun-
gen mit sehr geringem Verschleiß zu lictcrn hat, und
deren heutige I'roduktionsstättcn für den Bedarf eben die-
ser Einrichtungsperiode zugeschnitten sind, für die Zukunft
kaum imstande sein wird, ihre heutige Ausdehnung bei-
zubehalten". Eine große Ausdehnung der Anwendung
der Elektrizität kann nach dem heutigen Staude der Wissen-
schaft nicht erwartet werden, weil der Umweg zur Er-
langung der elektrischen Energie noch zu lang und daher
zu kostspielig ist Soll die Elektrizität eine tatsächliche
Umwälzung in unserem Wirtschaftsleben herbeiführen, so
müssen Physik und Chemie noch den Weg zu einer un-
mittelbaren Gewinnung der elektrischen Energie zeigen.
Der Verfasser erörtert dann die Aussichten der elektro-
technischen Industrie auf dem Weltmärkte. In Oester-
reich und Kußland besteht die elektrotechnische Industrie
fast ausschließlich aus Zweigfabriken der deutschen; eine
Ausnahme bilden Ganz & Ko. in Budapest. Die Verhält-
nisse liegen hier schlecht Am nächsten ist der deutschen
elektrotechnischen Industrie die der Schweiz verwandt
Schweden und Italien sind in ihrem elektrotechnischen
Entwicklungsgange ungefähr gleichmäßig vorangegangen.
Das Gründungsgeschäft leidet in diesen Ländern durch
ihre Kapitalarmut, das Exportgeschäft jedoch blüht aul.
No. 99.
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Forderungen des Ordinariums. 18.75 Mill. M. au' das Exlra-
Ordinarium. Aus der ersteren Summe sind 1,53 Mill. M. fflr
die Bedürfnisse der Werft zu Wilhelmshaven, 480000 M.
für diejenige zu Kiel, 80000 M. für Danzig bestimmt Für
gemeinsame Bedürfnisse der Werften sind weitere 600000 M.
vorgesehen. Von dem Rest beansprucht die Garnison-
Verwaltung 1,92 Mill. M. für Kaserne ments, Dienstge-
bäude und Dienstwohngebäude, 1. Baurate für die Ver-
legung der Marineschule von Kiel nach Mürvik bei Flens-
burg (300000 M.) usw. Die Mittel des Extra- Ordinariums
verteilen sich mit 12,11; 5,27; 1,0; 0,66; 0,31 Mill. M. auf
Wilhelmshaven, Kiel, Danzig, Sonderburg und
Cuxhaven. Nach der Art ihrer Verwendung entfallen
16,3 Mill. M. auf die Erweiterung der Werftanlagen
und sonstige wasserbauliche Arbeiten, 3.05 Mill. M. auf
Hochbauten. Kasernen werden namentlich erforderlich
in Cuxhaven und in Wiek bei Kiel (infolge Verlegung
der Torpedo-Abteilung dorthin). Für letzteren Platz ist
auch der Bau einer Garnisonkirche (1 Rate 200 000 1 und
der Ausbau desStraßennetzes vorgesehen! 1 Raleao200oM.).
Im übrigen handelt es sich zumeist um die Fortsetzung der
großen Werflerweiterungen und den Bau von Trocken-
docks. Für enstcre Arbeiten werden 3,9 Mill. M. für Wil-
helmshaven gefordert (Ges.-Anschlag 32,73 Mill. M., wo-
von bisher etwa Vj bewilligt), 1,45 Mill. M. für Kiel (Ges.-
Anschlag 10,22 Mill.). Als 9. bezw. 6. Rate sind für die
Anlage großer Trockendocks in Kiel ocoooo M. (Ges.-
Kosten »7 Mill. M ), de.'gl. 4.2 MilL M. für Wilhelms-
haven (Ges.-Summe 16 Mill. M.) gefordert. —
Die Verwaltung der Reichseisenbahnen braucht
mit rd. 23,9 Mill. M etwa 3 Mill. M. mehr als 1903. Auf
den ordentlichen Etat entfallen davon 7,4 Mill , auf den
außerordcnüichcn 16,5 Mill. Aus den einmaligen Aus-
gaben des Ordinariums sollen allein 3,6 Mill. M. (1,4 Mill.
mehr als 1903) für die Vermehrung der Betriebs-
mittel verwendet werden zur Beschaffung von 64 Loko-
motiven, 7 Personenwagen, 12 Gepäckwagen, 225 Güter-
wagen (4 Mill. M. sind außerdem unter den fortdauernden
Ausgaben zu dem gleichen Zwecke enthalten). Von den
außerordentlichen Mitteln sind 8,1 Mill. M. für Bahnhofs-
Um - bezw. Erweiterungsbauten vorgesehen, 6.7 Mill. M.
für die Herstellung neuer Strecken oder die Ver-
legung alter, 1,15 Mill M. für 2. bezw. 3 und 4. Gleise
auf verkehrsreichen Strecken. Von größeren Posten für
schon in Ausführung begriffene Arbeiten sind hervorzu-
heben: 4 Mill. für die Umgestaltung der Bahnanlagen in
Metz (Gcs-Summe 24,2 Mill ), 2,7 Mill. für einen Rangier-
bahnhof bei S traß b u rc i. E. usw. (Gcs.-Summc 18,1 Mill M ),
für den Bau einer agleisigen Bahn von Metz über Vi gv
nach Anzelingen 4,75 Mill M. (Ges Kosten 14,9 Mill. M ).
An neuen Arbeiten sind nur 3 Posten vorgesehen mit zus.
050000 M. an 1. Rate. Zum Bau von Mietwohnungen für
Beamte und Arbeiter sind 500000 M. ausgeworfen. Aus
den näheren Erläuterungen zum Etat ist zu entnehmen,
daß nach dem 1. April 1905 die Uetriebslänge 2019 km be-
tragen wird, davon sind 77 ku> Schmalspurbahn. —
Das Reichsheer fordert mit rd. 23 Mill. M. für ein-
malige Ausgaben rd. 7 Mill. M. mehr als im Vorjahre.
Die geplante Verstärkung des etatmäßigen Bestandes
bleibt auch hier nicht ohne Einfluß. Es entfallen von dem
Gesamtbetrage auf Preußen 14,40, Elsaß-Lothringen
4,20, Sachsen 2,60, Württemberg 0,8 Mill. M. Von der
Gesamtsumme entfällt der Hauptanteil mit fast 12 Mill. M.
auf die Garnison -Verwaltung, hauptsächlich für den
Bau von Kasernen. Neue Bauten sind in dieser Richtung
in Preußen vorgesehen in: Allenslcin, Goldap, Sens-
burg, Jüterbog, Langensalza, Graudenz, Arvs,
Wahn mit zus. rd. 3 Mill. M. für die erste Rate. Für
Lazarettbauten sind etwa 1,5 Mill. M. angesetzt. Das Extra-
Ordinarium weist 1 Mill. M. für die Beschaffung von Feld-
bahnmatcrial auf. —
Der Etat der 8 Schutzgebiete sieht für bauliche
Zwecke 14,70 Mill. M. vor, also wieder Ober 3 Mill. M.
mehr als im Vorjahre. Kiautschau steht mit 6757000 M.
auch dieses Jahr an der Spitze Davon sind 3473000 M.
für Hafenbauten vorgesehen (Ges. -Kosten 11,8 Mill. M ),
1,1 Mill. M. als 5. Rate für ein Schwimmdock, 1,96 Mill. M.
für Hochbauten (Verwaltungsgebäude, Schlachthof, Schul-
haus, Kasernements usw.), sowie für einige Ingenieur-
bauten (Wildbach -Verbauungen, Verbesserung der See-
zeichen). Es folgt Togo mit 3.9 Mill. M. Davon entfallen
3,6 Mill. M. als 2. Rate auf die Eisenbahn Lome - Palimc,
deren Bau die Firma Lenz & Cie. für iniganzen 7,45 Mill.
M. übernommen hat, ferner 220000 M. für die Eisenbahn
Lome — KI. Popo. Für Ost-Afrika sind 1 568000 M.
angesetzt, davon 210000 M. für Bauten verschiedener Art
(hauptsachlich Wasserleitung in Daressalam), 310000 M.
für Werftanlagen und Lösch- und Lade-Einrichtungen in
Daressalam, 720 000 M. als letzte Rate für die Fortführung
der Eisenbahn Tanga — Muhesa— Korogwe bis Mombo, una
schließlich 300000 M. für den Ausbau von Straßen. Es
ist zur Aufschließung des Inneren ein Netz von 2000 ltnl
Landstraßen geplant, davon sind rd. 200 Ln> bereits herge-
stellt. Der Rest ist mit 10,8 Mill M. veranschlagt (rd. 6000 M.
für t km). Die Ausführung ist auf einen Zeitraum von
18 Jahren verteilt, gedacht. Süd-Wcst-Afrika ist mit
1817000 M. bedacht. Darunter bildet mit 800000 M. den
Hauptposten die betriebsfähige Herstellung des Hafens von
In Frankreich und Belgien verfügt die elektrotechnische
Industrie weder über besondere Erfolge, noch besondere
Aussichten. Sogar in England ist es zur Entwicklung einer
elektrotechnischen Industrie größeren Stiles nicht gekom-
men. In der freien Konkurrenz ist die englische elektro-
technische Industrie der deutschen unterlegen; im Grün-
dungsgeschäft dagegen ist der englische Kapitalüberfluß
fast ausschließlich der einheimischen Industrie zugute ge-
kommen. Außerhalb Europas sind die Vereinigten Staaten
von Noid-Amerika das einzige Land, welches die Elektro-
technik entwickelt hat. , Europa forschte, Amerika
handelte." So kam es, daß die Menge an elektrotech-
nischen Artikeln stieg von 11,1 Mill. M. des Jahres 1880
auf 382,8 Mill. M. des Jahres 1900. Man schätzt das in
den Vereinigten Staaten in elektrischen Anlagen investierte
Kapital auf die Hälfte des auf der ganzen übrigen Erde
in dieser Weise angelegten. Der kolossale Aufschwung
kommt daher, daß die Starkstromperiode überhaupt mit
der ersten Industrieperiode der Vereinigten Staaten zu-
sammenfallt und daß Amerika sehr reich an brauchbaren
Wasserfällen ist Dicht bei der Wasserkraft wird ein Preis
von nur 20 M. fflr die elcktr. PS. auf das Jahr bezahlt,
ein Preis, der nur noch in Norwegen erreicht worden ist
Drittens kamen der elektrischen Kraftübertragung die hohen
Arbeitslöhne zustatten. Der elektrischen Beleuchtung kam
der Umstand zugut, daß die nordamerikanische Kohle
sich schlecht zum Vergasen eignet, dagegen eine gute Hciz-
kohle Ist. Den elektrischen Bahnen nützten die meist sehr
schlechten Straßen. Endlich ist die ganze amerikanische
Kulturströraung als wesentliches Förderungsmittcl für die
elektrotechnische Industrie insofern zu nennen, als im
Vordergrunde des amerikanischen Interesses der Gelder-
werb aufgrund des technischen Fortschrittes steht. Hin-
sichtlich der Aussichten der amerikanischen elektrotech-
nischen Industrie auf dem Weltmarkte steht fest, daß wenn
„die amerikanische elektrotechnische Industrie mit den
heutigen Löhnen konkurrenzfähig ist, sie es dann in Zu-
kunft um so mehr sein muß, weil mit der andauernden
Vervollkommnung der Arbeitsmethoden die auf ein be-
10. Dezember 1904.
stimmte* Produkt entfallende Lohnquote stetig abnimmt."
In der Organisation schneiden die Amerikaner in allen
Punkten ausgezeichnet ab. Sowohl die Arbeitsteilung wie
die Arbeitsvereinigung ist der amerikanischen Organisation
besser gelungen, als der deutschen. „Bei unseren großen
Eteklriziiätsfirmcn läßt sich eine gewisse bürcaukra-
tische Ueberorganisation, wie sie in einer ungeheuren
täglichen inneren Korrespondenz zum Ausdruck kommt,
nicht leugnen." Das mobile Kapital zu ausländischen
Gründungen stand kaum im Ueberfluß zur Verfügung;
jedoch hat sich hierin ein gewaltiger Umschwung zu voll-
ziehen begonnen. Die deutsche Industrie wird sich be-
eilen müssen, hieraus die entsprechenden Folgerungen zu
ziehen, wenn sie die amerikanische Konkurrenz mit Erfolg
aufnehmen will. Kreller zieht seine Einzel-Untersuchun-
gen über die Aussichten im Konkurrenzkampfe in die
Sätze zusammen: „Die österreichische und die russische
elektrotechnische Industrie bedeutet wegen der kapitalisti-
schen Verbindung mit der unseligen für diese gar keine
Konkurrenz, wohl aber eine ziemlich starke Arbeitsfeld-
Beschränkung. Die elektrotechnische Industrie der Schweiz,
die sich selbständig kräftig entwickelt hat und sogar nicht
unerheblich nach Deutschland exportiert, ist mangels heimi-
schen Kapiialsanschlusses schon jetzt teilweise mit der
unserigen liiert, und diese Entwicklung verspricht noch
weitere Fortschritte zu machen. Der schwedischen und
italienischen fehlt ebenfalls die kapitalistische Anlehnung
Vor Frankreich, Belgien und England haben wir haupt-
sächlich durch deren Organisalionsfehler einen bedeuten-
den Vorsprung gewonnen, der von allen dreien kaum ein-
geholt werden dürfte. Ihre Konkurrenzfähigkeit reicht nur
so weit, wie ihr Kapitaleinfluß geht, das ist bei Frankreich
und Belgien nicht eben weit, bei England dafür um so
weiter. Die einzige voll wenige Konkurrentin für unsere elek-
trotechnische Industrie ist die amerikanische. Für die Zukunft
sprechen alle Faktoren entschieden zu Gunsten der Ameri-
kaner." Krcllcr glaubt, daß es vielleicht gelingen werde,
„zwischen uns und den Amerikanern durch Teilung dcsclck-
trotechnischen Weitmai kies die Konkurrenz auszu->chaltcn."
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Swakopmund. Für Kamerun sind 4.16750. für Saraoa
135000. fOr Keu-Guinea 71 300, für die Karolinen-,
Palau- und Mariannen-Inseln 45300 M. ausgeworfen.
Die Reichspost-Verwaltung stellt um etwa 1,5
Mill. M. geringere Ansprüche als im Vorjahre, d. h. ein^chT
4,85 Mill. M. für reine Grunderwerbskosten 13,17 MUI. M.
AuGcr der oben genannten Summe für reinen Grund-
erwerb sind 7s 000 M. für Entwürfe und Vorarbeiten,
800000 M. für Wohnungen von Unterbeamten, 500000 M.
für Unvorhergesehenes angesetzt. Der Rest von ti,8Mill.M.
entfällt auf Neubauten (z. T. einschließlich Grunderwerb).
Mehr als die Hälfte von diesem Betrage sind neue Raten.
Geplant sind darunter neue Dienstgebäude usw. in Arol-
sen, Berlin, Bernburg, Chemnitz, Düsseldorf (Ob.-
Post-Dir.-Gebaude, Ges,Summe 1,34 Mill. M.>. Frankfurt
a. M. (desgl. Gcs.-Summe i.sn Mill. M.), Gebweiler,
Hildesheim, Landsberg a. W., Leipzig, Neuenahr,
Oeynhausen, Rixdorf, Wiesbaden. —
Das Rcichsarnt des Inneren fordert einen Betrag
von rd. 10,7 Mill. M Davon entfallen, wie im Vorjahre,
5 Mill. M. auf das Extra-Ordinarium zur Forderung
der Herstellung von Kleinwohnungen für Arbeiter
und gering besoldete Beamte in Betrieben des Reiches
Die einmaligen Ausgaben des Ordinariums sind
mit rd. 5,7 Mill. M. bedacht, d. h. 0.6 Mill. M. weniger
als 1903. Der Löwenanteil fallt dabei auf die 5. und
letzte Rate für den Neubau des Patent-Amtes in Ber-
lin mit 3,13 Mill. M. Auch bei den übrigen einmaligen
Forderungen handelt es sich nur um die Fortführung
bezw. Beendigung angefangener Arbeiten. Zu erwähnen
sind 991 000 M. als 3. Kate für Laboratorien des Reichs-
Gesundheitsamtes in Berlin, 400000 M. als letzte
Rate für das Dienstgebäude des Aufsichtsamtes für
Privat -Versicherung» - Gesellschaften in Berlin,
286 000 M. als letzte Kate für die Erweiterung des sta-
tistischen Amtes in Berlin. Für das Kanalamt des
Kaiser Wilhelm-Kanale.s werden 315000 M. für ver-
schiedene Zwecke gefordert, je 100 000 M sind wieder für
die weitere Ausschmückung des Reichstags- Gebin-
des und für den Ausbau der flohkönigsburg ausgewor-
fen, desgl. sind wieder 50000 M. als Beitrag zu dem Museum
für Meisterwerke der "Naturwissenschaft und Technik in
München vorgesehen. Trotz der ungünstigen Finanzlage
wird im Bauwesen ein reiches Feld der Tätigkeit eröffnet. —
Preisbewerbungen.
Der Wettbewerb betr. den Erweiterungsbau des Real-
gymnasium* In Witten, den wir S. 607 ankündigten, stellt
eine beachtenswerte Aufgabe. Der Ältere Teil des Real-
gymnasiums ist ein Bau ohne wesentliches künstlerisches
Verdienst: der Erweiterungsbau wird demnach die Auf-
gabe haben, die Erscheinung dieses Baues möglichst zu-
rück zu drücken. Das vorhandene GebAude ist in seinen
Straßenfronten mit Ruhrsandstein verkleidet; der Erweite-
rungsbau soll gleichfalls t-inc Wcrkstcinvcrklcidung, gc-
gebenenfallcs unter Mitwirkung von Putzflachen erhalten.
Die Baukosten für den Erweiterungsbau sind auf 320000
M. veranschlagt. Ein Stil ist nicht vorgeschrieben, wenn
man nicht in der stilistischen Haltung des alten Gebäudes
entsprechende Hinweise erblicken will. Die Hauplschwie-
rigkeit der Aufgabe scheint uns in der Notwendigkeit zu
liegen, einen Anschluß an das alte, leidlich .schlichte"
Haus zu finden, der halbwegs annehmbar ist und die Bau-
gruppe nicht gar so sehr auseinander fallen läßt. Die
Zeichnungen (Linictizciehnungcn) sind 1:200 für die Grund-
risse und t : 100 für die Ansichten verlangt, Wir würden
letzteren Maßstab für etwas reichlich halten, wenn er
augenscheinlich nicht zugleich den Zweck hätte, über die
künstlerische Befähigung eines siegreichen Konkurrenten
Aufschluß zu geben, da der Magistrat die Absicht aus-
spricht, „gegebenenf alles einem der Sieger auch
die Ausarbeitung der Pläne für die Bauausfüh-
rung zu übertragen." Unter diesen Umständen em-
pfehlen wir das Preisausschreiben dringend zur zahl-
reichen Beteiligung. Der Wettbewerb ist sorgfältig
vorbereitet —
Wettbewerb Fassaden-Entwürfe Bautzen. Verfasser des
Entwurfes .Ein Gedanke" sind die Hrn. Harling &• Ratz
in Wiesbaden; den Entwurf „Stadtbild" verfaßte Hr. Hcinr.
Milk in Berlin, den Entwurf „F.h veracht, denn gemacht"
die Hrn. Werl er & Burg in Straßburg. —
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
Arbeiterwohnungen crlilüt der hessische Zentralverein für
Errichtung billiger Wohnungen unter deutschen Architek-
ten. Es gelangen 3 Prrise von tooo, 600 und 400 M, zur
Verteilung; dem Preisgericht gehören u. a. an die Hrn.
Landeswohnungs-Insp. Gretzschcl in Darmstadt, Geh.
Ob -Brt. Prof. Hofm ann in Darmstadt, Prof, Metzendorf
in Bensheim und Arch. Carlo Zimmer in Darmstadt. -
Chronik.
Ein Stadttheater In Mährisch -0*trau ist als rio Bau mit
einem FassungMauoi für 800 Personen geplant. Seine Kotten sind
- wohl etwa» »pllrlich — mit 4 00 000 Kr. angenommen. —
Brackenbauten bei Kempten. Bi Ockcnbautcn Ober die Iiier
bei Kempten, der eine für die Eisenbahnlinie Kempten- Lindau, der
andere für die Linie Kempten Pfronten und Ulm worden in Stampf-
beton hcigestclll und verdienen Beachtung. Die eine der beiden
Kracken ist 4 gleisig und 17 m breil, die andere aglcisig und nur
om breit Die Spannweite des Rogens beider Brücken beträgt
65 m. ihre Hohe Ober der Flußsohle 37 m, ihre Lftnge rd. 157 m.
Die Bogen sind DrcigcleukbOiceii mit Walzgelrnkcn an» Stahl.
Bauliche Oberleitung: Gen -Dir Kai Endrea, Entwurf: Reg.- u
Brt. Beutel, Ausführung: Allred Kunz A Kci in Kempten und
Dyckerhoff & Widmann in Nürnberg. Kotlni beider Brücken:
900000 M EiOffnung: Frühjahr 10C15 und FiObjahr 1006. —
Städtische Neuanlagen In Ulm a. D. An der Stelle dea
alten Schlachthauaca, also in der Umgebung des so charakteristi-
schen Metzgerturmes, soll ein städtisches Schwimmbad erbaut und
mit Errichtung einer 1 weiten Dooaubtucke soll ein Straßenzug von
624
der Frauenstraße durch die Bockgasse nach der Donau, also zuai
Ginstorturm, geführt werden. Es handelt »ich darum, diese Neu-
anlagen so zu gestalten, dsB ohne Bcciuli achtigung der Verkehrs-
interessen nicht bloB die Türme selbst ei hallen, sondern auch der
Charakter der Umgebung gewabtt, daß das hübsche Bild der Stadt
von der Dooauscilc nkt.t veiandert und die in ihrer Altertümlich-
keit reizvollen HAusergruppierungen innerhalb des Ganstunnes nicht
zerstört werden —
Der Kanal Peter* de* Großen. Seit Jahren wird in Ruß-
land der Plan verfolgt, das Newabecken und den Onegasee durch
einen Kanal mit dem Weißen Meer zu verbinden, der den Namen
.Kanal Peters des GroBrn' erhalten soll. Nach der St. Peletsb.
Ztg. weiden zwischen dem Onegasee bei Powener und dem Weißen
Meer unweit des Dorfes Ssorok, auf einer Strecke von 319 Werst
(»33,6 km) Lange, Voruntersuchungen veranstaltet- Es soll sich da-
bei herausgestellt haben, daß 139 Wer-t (137,6 km) der vorhande-
nen Wasserstraßen in ihrem gegenwärtigen Zustand (ür die Schiff-
fahrt benutzt werden können Auf einer Strecke von 90 Werst
(oökml müssen dagegen Kanäle angelegt, Schleusen und bestehende
Wasserwege verbessert werten. Die Kosten der ganzen Anlage
sind bei 3,74 m Wasseniefe auf rd. 7,90 Mill. Rbl. oder 17 Mill. St.
vci un«ch'agt. —
Umbau von London. Der Londoner Grafschaftsrat will dem
englischen Pailamcot einen Antrag vorlegen, die engen Teile von
London umzubauen, um die Verluste an Menschen und Gut,
durch die engen Slralien entstehen, zu vermindern. Man darf
spannt sein, wie sich das Parlament zu den weitgehenden Absichlea
des Grafschaftsrates verhalt. —
Personal-Nachrichten.
Bayern. Der F.isenb -Ass. Schoener in Bamberg ist zur
Zentral werkstitle München versetzt.
Der Kel. Prof. der Kunstgew -Schule L R o m e i 1 in München
ist geslorben.
Preußen. Dem Brt. Gilbert in Brunsbüttel ist die Erlaubnis
zur Anlegung der ihm vcilich fV. Kl. des Kgl. groflbritannischen
Viktoria Ordens erteilt.
Die F.isenb. Bau- u. Betr.-Insp. Kahler in Bromberg, Gg
P e t e r s iu Altona, Hans Sc h w a r z in Frankfurt a_ M , R ie t zsc h
in Essen a. R.t Maeltzer in Hannover, Jul. Biedermann in
Breslau, Hentzen in Kssen, Deufcl in Berlin, Capelle in
Könitz, Seile in Braunschwcig, Mahn in Nordhausen, Henie
in Warburg, Elten in Dirschau und Krocbrr in Leipzig, — die
Eisenb -Bauinsp K n c c h t c I in Erfurt und W e u I e in Meiningcn
sind ru Reg- u Bitn. ernannt.
Dem Landrs-Bauiutp. Vogt in Giirsen ist der Cliar. als Brt.
Der Landbaulnip Horst mann in Nordhausen ist nach
Arnsberg und der Reg Bro*lr, Nicocicr in Hannover ist zur
Kgl. Eisenb -Dir in Posen versetzt
Der Reg -Bmstr. L a u a e r ist der Kg) Eisenb Dir. in Hannover
zur Beschäftigung überwiesen.
Die Reg -Bfhr. Ant. S z u I c aus Zirkow und Leop. S u 6 m a n n
aus Wend -Buchholz sind zu Rcg-Btmtin. ernannt.
Sachsen. Dem Geh Brt. Waldow. vortr Rat in Dresden,
ist das Kutnturkreuz II Kl. des Albrcchts Ofdens und dem Land-
bauinsp Auster in Dresden das Ritterkreuz I Kl.
Ordens verliehen.
Der Reg.Bmslr Köhler in Dresden I ist auf,
dem Staatsdienste und der Reg-Bnulr. Meyer in Dresden ist aus
dem Dienste der Huclibau- Verwaltung a'i*gr n-hieden.
tabalt: Erg nnzunfrsbauten der liQsseldorfer Ksnalissijon und ReinU
gtinzs Anlage tili du- AWiwr iSVhluuv Die Kmwi. klutie des moder-
nen Theaters (Fortsei/ jnc.1. — tu» fcuuwewn im tlcutschcq Rcirhshausziall
1005. — Die Entwicklung der deutschen rlektroierhniachrn Industrie und
Ihre Aussichten auf dem Wellmarkl (Schlulll. - Preisbewerbungeu. -
Hierzu eine Bildbeilage: Griechisches Theater der Uni-
versität Berkeley in Californlen.
Verls« der Deutsche« Bsutrltani;, C m t>. H . Herlin. FOr die Redaktion
verantwortl. Albert Hof mann, Uerlm. firurk von Wilh. Cleve. Berlin.
No. 99.
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B DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 100. BERLIN, DEN 14. DEZ. 1904
1 "^d^L- ^^^^^j^
Passioaiipicle Oberiniincrgau 1900: Chriatu« vor Pilatus (Kunstverlag von Leo Schweyer).
Die Entwicklung des modernen Theaters. (Foiiwuung.)
nRBWic modernste Abart des Theaterbaues, das Spcziali-
B Hfl täten-Theater, will ich nur streifen. I>ic vereinfachte
Bahne, die »ich nicht in der Tiefe entwickelt und bei
der die Vorführungen im Vordergrund oder auf einer Kampe
vor dem Vorhang sich abspielen, ermöglicht eine wesentlich
freiere Gestaltung des Zuschauerraumes. Ein klassisches
Beispiel großzügiger klarer Disposition bei höchster künst-
lerischer Eleganz ist das bekannte Linden-Theater von
Fellner Ä Helmer in Berlin. Eine sehr beachtenswerte
Leistun" hat inDüsseldorf H. vom Endt geschaffen. Albert
Hofmann in Berlin hat gelegentlich inbezug auf die Bühne
der Spezialitäten-Theater den sehr beachtenswerten Wink
gegeben, ihre eigenartige Neuerungen aufmerksam zu ver-
folgen und aus ihnen für die große Bühne Nutzen zu ziehen.
Hinsichtlich der Bühne habe ich den Ing. Gwinner
zu Wien, den Erfinder des Asphaleia- Systems, als den
Begründer einer Bühnentechnik im modernen Sinne zu
nennen. Um die Abklärung und Weiterentwicklung seiner
Gedanken haben sich die drei bekanntesten Bühnentech-
niker Rosenberg, Brandt und Lautenschläger große
Verdienste erworben. Das Eisen dient als Hauptkonstruk-
tions-Material, das Holz im Wesentlichen nur lür das Po-
dium. In die Bühnen-Maschinerie wird die Hydraulik und
spater auch die Elektrotechnik eingeführt, wenn man auch
neuerdings den Handbetrieb für die Bewegungen der leich-
teren Teile, Prospekte und Bögen usw., oevorzugt.
Neben den Konstruktion« Errungenschaften sind aber
auch gesunde Verbesserungen des szenischen Bildes zu
verzeichnen. Noch von Gwinner stammt die Erfindung
der sogen. Bögen und des Horizontes. Letzterer von großer
Bedeutung für das Bühnenbild, ist ein in U-Eorm gebo-
gener Prospekt, der um die hinteren Ecken der Bühne
herumfahrt, 3 » über dem Podium beginnt, bis zum Schnür-
boden hinaufreicht und mit Lufttönen und Wolkengebilden
bemalt ist. Dieser Apparat gestattet, die Szene nach rück-
wärts zu erweitern, vor allem erwünscht bei Darstellungen
der offenen See, und ermöglicht in den hinteren Gassen den
Fortfall der Luftsoffitten, die stets der schwächste Punkt des
Bühnenbildes gewesen sind. Innenräume stellt man neuer-
dings als geschlossene Dekoration aus Wänden und Decken
her, die ohne perspektivische Verkürzung gemalt sind.
In der offenen Szene geht man immer mehr dazu
über, zur Erzielung größerer Natürlichkeit mit plasti-
schen Dekorationen zu arbeiten. Der Wiener Architekt
Streit knüpft an diese Vorginge den überkühnen Vor-
schlag, alle hängende Leinwand zu vermeiden und die
Szene frei in die Bühne zu bauen, die als Halbzylinder ge-
staltet, mit Hülfe eines Projektions-Apparates mit Wolken-
gcbilden versehen werden soll. Dieser Gedanke wird stets
nur ein schöner Traum bleiben.
Legen wir uns die Frage vor, entspricht das heutige
Bahnenbild in künstlerischer Beziehung dem großen tech-
nischen Aufwand? Ich fürchte, daß wir diese Frage mit
nein beantworten müssen. Und es hat auch nicht an Ver-
suchen zu einer Reform des Bühnenbildes gefehlt oft
habe ich, ergriffen von der dramatischen Gewalt derWagner-
schen Musik, den brennenden Wunsch empfunden, wenn
mich doch nicht die Szenerie in ihrer krassen Aufdring-
lichkeit stören wollte! Wenn sich doch Nebelschleier
heruntersenkten und mir nur noch eine Andeutung des
Bühnenbildes übrig ließen, als eine sich der Musik unter-
ordnende Begleitung. HicrlicgtdcrGrundfchlerdes heutigen
Bahnenbildes, ein Zuviel in künstlerischer Beziehung.
Das ist zugleich aber auch ein Zuviel in praktischer, in
finanzieller Beziehung; jeder Theaterkenner weiß, welch
ungeheuren Platz die Kosten der Bühnentechnik in dem
62.S.
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Budget des Theaterbetriebes einnehmen. Was ist die Folge?
Die Mittel fehlen (ür das Wichtigste: für entsprechend hohe
Gagen, für genügend großes Personal, den erforderlichen
Aulwand für gründliche Proben. Das Wesentliche der Büh-
nenkunst leidet zugunsten einer Uebertreibung der Neben-
dmge. Die ungeheuerlichen Kosten des Bühnenbetriebes sind
aber auch das schwerste Hemmnis gegenüber den idealen
Bestrebungen, das Theater wie derum, wie es bei den
Alten war, zu einer Schule des Volkes zu erheben, einer
Schule zur Erweckung von Kunstempfinden und Kunst-
freude, die gerade unserem Volke so bitter not tut. Ist
doch auch für die oberen Klassen das Theater oft noch
das einzige Band, das die dumpfe Alltäglichkeit noch mit
der Welt des Idealen verknüpft
Allen Versuchen zur Schaffung von Volksbühnen ist
der Gedanke gemeinsam, das Bühnenbild zu vereinfachen
und zugleich einem großen Auditorium sichtbar zu ge-
stalten. Dementsprechend finden wir eine Vorbühne weit
in das Auditorium vorgebaut, eine flache Hauptbühne meist
mit fester architektonischer Dekoration, beides nach anti-
kem Muster, und als ein drittes neues Element eine kleinere
Hinterbühne, durch besonderen Vorhang geschlossen, und
vor allem zur Darstellung kleinerer geschlossener Räume
bestimmt Abgesehen von den Oberammergaucr Passions-
spielen, wo eine gleichartige Bühneneinrichtung wohl lebens-
fähig bleiben wird, sind alle diese Versuche doch mehr oder
minder geistreiche Versuche geblieben. Die wenig wand-
lungsfähige Szene stellt zu große Anforderungen an die
Phantasie der Zuschauer, wenn man sich nicht auf Büh-
nenwerke beschranken will, die keinen oder nur geringen
Szenenwechsel enthalten. Aber auch mit dieser Ein-
schränkung bleibt noch ein Mißstand.
Die I iaupthandlung entwickelt sich außerhalb der Szene,
inmitten der Zuschauer. Ein bestehender Gedanke will die
Handlung in das Herz der Zuschauer hineintragen und
so eine ideale Einheit zwischen Bühne und Schauraum
schaffen. Leider birgt diese schöne Frucht idealer Hoch-
gesinnung in ihrem Kern den Wurm. Wo haben wir ein
ausreichend naives und zugleich phantasiebegabtes Publi-
kum? Albert Hof mann hat in seinen geistvollen Unter-
suchungen über die Neugestaltung einer Volksbühne diese
Bedenken empfunden und zugleich die letzte Konsequenz
des Einheitsgedankens gezogen. Er schlagt vor, die Vor-
bühne durch vollrunde Dekoration deutlicher zu kenn-
zeichnen und zugleich die Wände und Decken des Zu-
schauerraumes, der darzustellenden Oertlichkcit entspre-
chend, mit gemalten Dekorationen zu bedecken, also den
gesamten Zuschauerraum in das szenische Bild mit ein-
zubegreifen. Dieser Vorschlag setzt die antike Einheit
des Ortes voraus und wird kaum anders verwirklicht
werden können, als bei eigens geschaffenen Festspielen.
Man müßte dann auch den Schritt weitertun, ein ent-
sprechendes Einheitsgewand für die Zuschauer vorzu-
schreiben, wie das bei den Alten von selbst vorhanden
war. Es dürfte wohl erwiesen sein, daß auf dem Wege des
Zusammenfassens von Bühne und Zuschauerraum allge-
mein gültige Losungen zu einer Reformation der Bühne
nicht gefunden werden können; an der Abtrennung des
Bühnenbildes wird man festhalten müssen.
Den wichtigsten Erfolg, den wir den Bestrebungen
nach einer Volksbühne verdanken, sehe ich darin, daß
wir in der heutigen Szene ein Zuviel in künstlerischer Be-
ziehung empfinden und ernstlich nach Vereinfachung aus-
schauen. Aber noch in einem zweiten wesentlichen Moment
schreit die heutige Szene nach Reform, das ist ihre innere
Unwahrheit und Unvollkommcnhcit inbezug auf ihr künst-
lerisches Grundprinzip. Mutet die Volksbühne unserer
Phantasie zuviel zu, so verlangt die Normalbühne zu wenig
von uns, sie will uns eine Wirklichkeit vortauschen.
Dieses Ziel kann sie aber nur in unvollkommenster
Weise und mit größter Inanspruchnahme konventioneller
Duldung seitens der Zuschauer erreichen. Die perspek-
tivische Wirkung des Bühnenbildes erscheint für die Mehr-
zahl der Plätze verzerrt, die scheinbare perspektivische
Vertiefung bewirkt einen lächerlichen Widerspruch zwi-
schen im Hintergrund auftretenden Personen und ihrer
szenischen Umgebung. Das beinahe unüberwindliche
bretterne Elend des Bühnenpodiums lassen wir uns gefallen
trotz seines krassen Gegensatzes zu landschaftlichen Szenen.
Ich will schweigen von den maschinellen Ungeheuer-
lichkeiten, mit denen uns gerade die Wagncrszcncrie be-
scheert hat, und bei denen der Schritt vom Erhabenen
ins Lächerliche bereits getan ist. Nebeneinander sehen
wir auf der heutigen Bühne das Streben nach möglichst
weitgehender Vortäuschung der Natur und daneben die
gröbsten Verstöße, vcrmridlichc und unvermeidliche, gegen
jede Naturwahrheit Wir haben uns an den Panoramen
leid gesehen und bedauern, daß auch hervorragende Künst-
ler gelegentlich ihre Kraft diesen unkOnstlcnschcn Jahr-
6*
markts -Wirkungen gewidmet haben. Die heutige Bühne
aber steht noch aui demselben Standpunkte und ist in
ihrem Grundprinzip durchaus unkOnstlerisch. Also fort
mit dem verkehrten Bestreben, eine Wirklichkeit vorzu-
täuschen ! Eine starke Bewegung innerhalb unserer heuti-
gen Malerei geht darauf aus, das Wesentliche in der Natur
hervorzuheben, in Andeutungen eine volle Wirkung zu er-
zielen. Ich denke an die feinen Stimmungs-Wirkungen der
sogen. Künstler-Steindrucke. Auch die Plakatkunst gehört in
diesen Zusammenhang. Ucberall künstlerische Voll Wir-
kung, erreicht durch Abkürzung, Andeutung! Hier
hat unsere Bohnen-Dekorationskunst einzusetzen, das wird
zu ihrer künstlerischen Erbebung und Auffrischung dienen.
Die antike, breite, wenig tiefe Bühne kann als Grund-
form hierfür dienen mit der Shakespeare- Hinterbühne,
jedoch ohne Vorbühne. Die Andeutung der Szene wird
auf der Hauptbühne hauptsachlich durch einen Prospekt
gegeben , der aber so gemalt ist , daß ein Mensch unmit-
telbar an ihn herantreten kann ; die nötige Weite der Szene
ist durch die Breite der Bühnenöffnung gewährleistet Zur
Abrundung des Bildes können Bogen und plastische Vorder-
Dekorationen dienen, auch ein Horizont kann gelegentlich
in entsprechender Form Verwendung finden. Alle darzu-
stellenden Räume, große Säle auf der Hauptbühne und
kleinere Räume auf der Hinterbühne, sind mit ihren Wän-
den aufgebaut ohne perspektivische Täuschung. Es wird
noch gute Zeit gebrauchen, che eine wirklich echte
Kunst der Bühnenszenerie heranreift, aber sicher
wird sie eines Tages da sein.
Es war ein verhängnisvolles Schicksal für die
deutsche Bohnenszene, daß das gewaltige Genie Richard
Wagners, der tief philosophische Gedanken über die
Bühnenkunst geschrieben, der mit gigantischer Ener-
gie reformatorisch in die gesamte Buhnenkunst eingriff,
vordem überkommenenSchema,dem f alschenGrund-
prinzip der dekorativen Inszenierung Halt machte,
daß er, unter den deutschen Künstlern der deut-
schesten einer, der geschworene Feind alles Wälsch-
tums in der Kunst, nicht erkannte, daß die Bühnenszene
doch aber nur ein Kind wälscher Ueberkultur und
Kunstverrohung ist Und wenn Wagner auch das
große Verdienst für sich in Anspruch nehmen kann, das
Bühnenbild von den unsinnigsten Auswüchsen be-
freit zu haben, hat er leider doch zugleich der zu großen
Betonung des szenischen Apparates Vorschub geleistet. Er
hat, anstatt auch auf diesem Gebiete neue Wege zu
weisen, er, der die Kraft hierzu in sich hatte wie
kein anderer, nur dazu geholfen, das falsche, unkünst-
lerische Dekorationsprinzip noch für lange Zeit neu zu
befestigen, mit der Autorität seines Namens Unzählige
nach ihm auf schiefer Bahn festzuhalten. Das war ein
tragisches Verhängnis für die Entwicklung unserer Bühne.
Wann werden wir einen Gleichgrotten wieder am
Werke sehen, der hier Wandel schafft? Bis dahin dürfen
wir anderen nicht die Hand in den Schooß legen, sondern
müssen durch eifrige Kleinarbeit dem Riesen den Weg ebnen,
der den Augiasstall der Bühnendekoration ausfegen soll.
Aus der Fülle von nicht uninteressantem Stoff, den
die technischen Installationen eines Theaters bieten, Be-
leuchtung, Heizung, Feuerschutz usw. will ich nur zwei
Fragen herausschälen, die Ventilation von Zuschauerraum
und Bühne und die Einrichtung von Rauchabzügen in
beiden Räumen. Bisher war es üblich, in den Zuschauer-
raum vorgewärmte oder auch abgekühlte Luft unterhalb
der Sitzreihen einzuführen und über den Decken in den
einzelnen Rängen, hauptsächlich aber in den Saaldecken,
abzusaugen. Im Siraßburger Theater ist vor wenigen
Jahren durch die Firma Käuffcr 6c Cie der umgekehrte
Weg der Luftbewegung mit gutem Erfolg versucht wor-
den, ein System, das für Saalbauten allerdings auch sonst
schon mehrfach Anwendung gefunden hat. Von der L'eber-
legenheit dieses Systems überzeugt, habe ich es bei allen
meinen größeren Bauten angewendet, einem Saalbau in
Köln und den Theatern dort und in Barmen. Wie ich
höre, ist es auch für das im Bau befindliche Theater in
Nürnberg vorgesehen. Der Hauptvorzug dieses Systems
vor dem älteren liegt darin, daß man die Luft mit wesent-
lich niedrigerer Temperatur einführen und dadurch tatsäch-
lich eine Steigerung der Raumtemperatur verhindern kann.
Die Absaugung der verbrauchten Luft nahe den Menschen
hat den Vorteil, daß sie nicht anderen auf ihrem Wege
durch den Raum lästig wird/ )
*) Sobald nun in der alten Art nahe dm Fullen kahlere tute ein-
fahrt«-, dir nur wenig k tllih-r war als dir im Kaum vorhandene, machte «ieli
die* fflr den Zutrhauer unangenehm inhlhat. Bei der Kinlnnrung in der
Decke igt jede ZuLersdieinim;,- zu veemeiden, allerdings »etil die« eine ff*-
niife (.eschwindifkeit und möglichst (eine brauaenaiüec Verteilung der
eintretenden l ull voiau«. I>ie bui|,'111tire Kiureguhrrunr erfordert ein er-
fahrenes Per*onal und wird bei einem neuen Hause immer er»l nach
eilu'i;«-: Zeil uillrrti» können.
No. ico.
Digitized by Google
Nun zu der Frage der Kauchahzugs-Oeffnungen, die
durch die preufl. polizeilichen Bestimmungen vorgeschrie-
ben Kind, und zwar «sowohl im Zuschauerraum als auch für
die Bahne. Ich würde'dringend empfehlen, die geradezu
verderbliche Vorschrift eines Rauchabzuge* im Zuschauer-
CA
räum fallen zu lassen, und rate im gegebenen Falle, stets
Dispens zu beantragen. Der Kauchabzug in der Bahnen-
decke dagegen ist . natürlich von größtem Werte, müßte
aber viel größer gestaltet werden, anstatt 5% der Grund-
flache wenigstens 3O0,'n.*) —
14. Dezember 1904.
Es war nicht schwer für mich darzulegen, welchen
gewaltigen Aufschwung in technischer Beziehung gerade
die letzten 25 Jahre dem Theaterbau gebracht haben. Ich
bemühte mich aber nachzuweisen, daß trotz aller Fort-
schritte der Theaterbau noch in keinem Punkte zu einem
endgültigen Abschluß gekommen isL Ich
kämpfe hierbei nicht gegen eine selbster-
baute Windmühle, war doch in einem der
angesehendsten Fachblatter unlängst die Be-
hauptung zu lesen: „Hier mit diesen Thea-
terbauten (der Name tut nichts zur Sache)
ist ein für alle mal ein mustergültiges Schema
gefunden, das eigentlich nur noch für Varia-
tionen in der Formengebung Spielraum ließe.
Wird doch von anderer Seite in sehr empha-
tischerVVcise das Wagnertheater als der allein
richtige Typ erklärt.1' Nein, der Theaterbau
ist noch lange kein tod (geackertes, ausgesaug-
tes Feld, das uns armen Enkeln nur karge
Spreu bieten oder nur erlauben könnte, in
einem Winkel noch einige Zierblumcn anzu-
bauen. Es ist noch ein guter Acker zu pflügen.
Drei große Aufgaben vor allem geben noch
breiten Kaum zu frischem Weiterschaffen.
1. Die Weiterbildung des Zuschauerrau-
mes, für die ich mir von der Einwirkung des
Wagnertheaters viel verspreche.
2. Die Weiterbildung und Umgestaltung
der Bühne im Sinne einer künstlerischen
Vereinfachung und Beseitigung ihrerdie Aku-
stik und Optik schädigenden Einrichtungen.
3. Die künstlerische Ucbcrwältigung des
für das moderne Theater, zumal inbezug auf
die Sicherheit gültigen I'rogrammes.
Fort mit allem Schema, Kaum frei
für neue ungewohnte Lösungen. Un-
sere Stadtverwaltungen, unsere Freisrichter
haben gerade bei dem Theaterbau eine un-
überwindlichcScheu, etwas Neues zu wagen ;
darum werden schon gleich durch das Pro-
gramm die Architekten so gefesselt, daß sie
nur mühsam die altüberkommcne Weise
stammeln können. Fort auch mit der Mode,
die alle paar Jahre ein Neueste«, Allerneue-
stes ausposaunt, alles übrige verketzernd,
zum größten Schaden einer ruhigen gesun-
den Fortentwicklung.
Dem Theaterbau stehen für die näch-
sten Jahre bedeutende Aufgaben bevor.
I-eider muß gegenüber den zwei hervor-
ragendsten Aufgaben die deutsche Archi-
tektenschaft den unbeteiligten Zuschauer
spielen. Schon oft ist von den kleineren
Bundesstaaten die größte Förderung für die
deutsche Kunst ausgegangen; dies dürfen
wir auch für den Theaterbau erhoffen! —
(Fortsetzung folgt.]
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Rathaus Wilmersdorf. Zu die-
sem Wettbewerb erhielten wir von einem aus-
wärtigen Leser die folgenden Ausführungen:
.Ein nur ganz flüchtiger Blick auf den
Lageplan zeigt schon ohne weiteres klar und
deutlich, daß die Wahl des Bauplatzes keine
allzu günstige sein dürfte. Man sieht wieder
einmal, daß selbst in der Nähe des Zentrums
Berlin die jetzt allgemein als richtig aner-
kannten Gesichtspunkte für den Bebauungs-
plan noch unbekannt sind. Denn sonst hätte
ein solcher Plan mit dem „gefährlichen" Stern-
platzc, an dem nicht weniger als 12 Straßen
zusammenmünden, nicht entstehen können.
Wenn auch nur einige Straßen zu Verkehrs-
straßen sich ausbilden sollten, so dürfte hier
doch ein Verkehrsknotenpunkt ersten Ranges
sich entwickeln, wie man ihn sich nicht
schlimmer denken kann, schlimmer noch viel-
leicht als der Potsdamer Hätz in Berlin. Und
wer diesen Platz kennt, hat eine Ahnung von
der Gefährlichkeit, Unregelmäßigkeit und un-
befriedigenden ästhetischen Wirkung eines
•) Dir Böhm* wird au<isrhlicr)lii h alt Brandherd in
Krage kommen, bri der massiven Ausbildung des Zuschauerräume* kann
den kaum ein Hiand \oa heun« litlichrtn l'mlangr und eul*|Mrcbi-iidrr
Rauchentwicklung entstehen. Gesetzt nun den Kall, auf einer Bühne ent-
steht ein Brand mit suiker Kauchrntwicktunj;. und dri rlsrrtie Vorhang
versagt, dann würde durch ein Oelfnrn des liaurhabzuge« im Zuschauer-
tauin der Qfcaltn geradezu lucta doit lieiriiigesaui;! werden und zwar Dach
den oberen stets am meisten gefährdeten ltltzen. —
627
=
E
>
o
E
I
&
C
Jt
I
Digitized by Gc
solchen Platzes. Gerade auch in letzterer Hinsicht dürfte
der für den Rathausneubau gewählte Platz nicht allzu gun-
stig sein. Von einer geschlossenen Wirkung ist keine Rede.
Auch das Rathaus selbst wird sich wohl kaum künstle-
risch befriedigend lösen lassen; außerdem werden dem-
selben auch die an den vielen Straßeneckpunktcn er-
richteten Mietkasernen mit ihren Palastfassaden erheblich
Abbruch tun. Ein erfreuliches Ergebnis wird aufgrund
dieser Unterlagen bei Wahl dieses Platzes der Wettbewerb
kaum liefern.
Wie viel besser war der früher ausgeschriebene Wett-
bewerb für den Kathaus -Erweiterungsbau nebst höherer
Töchterschule. Warum ist man nicht dabei geblieben?
Gab er doch eine Menge schöner und interessanter Lö-
sungen, die der jetzt gewählte Baublock, der noch dazu,
soweit es die Baupolizei nur irgend gestattet, ausgenutzt
werden soll, niemals bieten kann. Vielleicht ist es Zeit,
die Angelegenheit noch einmal gründlich zu prüfen, ehe
soviel vergebliche Arbeit geleistet wird,
Ilaben denn die im Preisgericht sitzenden Herren vom
Fache nicht auf diese Punkte hingewiesen? Oder spielen
für einen modern denkenden Architekten Platz und Um-
gebung mit den anschließenden Straßen für das Stadtbild
und die zu errichtenden neuen Gebäude keine Rolle? Ist
es gleichgültig, ob das Gebäude hier oder dort steht, wenn
nur der zufällig gewählte Baublock gerade groß genug ist,
um das Gebäude aufzunehmen? Uder gelten für eine
Stadtverwaltung nicht größere, höhere und edlere Ge-
sichtspunkte?" —
Wettbewerb Hallenschwimmbad Darmstadt. Das I lallcn-
schwimmbad soll auf einem zwischen Lindenbof-, Mühl-
und Blumenstraße gelegenen Gelände errichtet werden.
Die westliche Begrenzung dieses Geländes bildet die alte
Stadtmauer, deren Erhaltung beabsichtigt wird, was mit An-
erkennung zu begrüßen ist. In dem künstlerischen Zu-
sammengehen des neuen Bades mit der Ocrtlichkeit wird
ein llauptrciz der Aufgabe liegen. Verlangt werden eine
Schwimmhalle für Männer, eine Schwimmhalle für Krauen,
Wannen- und Brausebäder, ein römisch-irisches Bad und
Dampfbad, eine Wohnung für den Anstaltsleiter, Räume
für maschinelle Wäscherei und Trockenanlagen, sowie
Nebenräume. Ein Stil ist nicht vorgeschrieben, doch wird
der erwünschte Zusammenklang mit den auf dem Gelände
stehenden Teilen der alten Stadtmauer seine stilistischen
Bedingungen stellen. Die Zeichnungen, als Bleistiftskizzen
aufgefaßt, sind i : aoo verlangt. Diese Beschränkung der
Arbeit verdient besondere Anerkennung. „Die Stadt-
verwallung rechnet mit der Möglichkeit, den Ver-
fasser des mit dem ersten Preise bedachten Ent-
wurfes an der weiteren Bearbeitung der Aufgabe
zu beteiligen, doch behalt sie sich Entschließung
in dieser Hinsicht vor." Es bedarf kaum der Erwäh-
nung, daß wir die Beteiligung an dem Wettbewerb unter
solchen Aussichten auf das Wärmste empfehlen. —
Zur nationalen Begrenzung der Wettbewerbe. Wie Zu-
schriften an uns dartun, gibt der Wettbewerb betr, das
neue Rathaus in Wilmersdorf auch inbezug auf seine
nationale Begrenzung Anlaß zu Zweifeln. Der Wettbewerb
ist für die »Architekten Deutschlands' ausgeschrieben. Wir
verstehen darunter die augenblicklich in Deutschland an-
sässigen Architekten ohne Rücksicht auf ihre Nationalität
E« sind aber auch andere Auffassungen möglich. Es wäre
erwünscht, wenn Bestimmungen dieser Art möglichst genau
gegeben würden. —
Bücher.
Schweizer Kunstkalender für das Jahr 1905. Herausgegeben
von Dr. C. H. Baer. Mit reichem farbigem Pracht-
umschlag und 29 Abbildungen im Text. Verlag der
Schweizerischen Bauzcitung, A. Waldncr in
Zürich, Kommissionsverlag von Ed. Raschers Erben,
Meyer iV Zellcrs Nachfolger in Zürich I, Rathaus-
quai 20. Preis 1,50 Fr. oder 1,25 M. —
Die schöne Sitte, durch den alljährlich neu zu be-
schaffenden Kalender Kunst in das llaus zu tragen und
durch ihn die in Winkeln versteckte Kunst an die Oeflcnt-
lichkcit zu ziehen, dazu das Bestreben, aus dem Kalender
selbst ein Kunstwerk zu machen, eine Sitte und ein Be-
streben, die wärmste Anerkennung verdienen und in Deutsch-
land sich immer weiterer Verbreitung erfreuen, sind nun
auch von der Schweiz übernommen worden. In ganz
ausgezeichneter Weise hat der Verlag der „Schweizeri-
schen Bauzeitung" durch Hrn. Dr. C. H. Baer in Zürich
einen „Schweizer Kunstkalender" herausgegeben,
der dieses Jahr zum ersten Male erscheint und ein köst-
liches Kunstwerk in der Hand de* Kunstfreundes ist. Der
Umschlag ist eine Meisterarbeit des farbigen Kunstdruckes,
hervorgegangen aus der kgl. Universität* - Druckerei von
6a8
H. Stünz in Würzburg. Er stellt den silbernen Deckel
eines im historischen Museum zu Freiburg in der Schweiz
als Depositum des Kapitels von St Nicolas aufbewahrten
Reliquiars aus getriebenem und teilweise vergoldetem
Silber dar, eine Wiedergabe von feinster künstlerischer
Wirkung. — Der Inhalt des schönen Kalenders will die köst-
lichen Kunstschätze, über welche die Schweiz verfügt,
nach und nach bekannt machen. „Die Kunst des Schwei-
zcrvolkes ruht verborgen und will gesucht und geliebt
werden.* Sic hat einen bedenklichen Rivalen in der
Schönheit der schweizer Natur. Wie viele Tausende, fragt
der Herausgeber mit Recht, Besucher aus aller Herren
Länder, ziehen, geblendet durch die Großartigkeit der sie
umgebenden Natur, Jahr für Jahr achtlos an den Kunst-
schätzen vorüber. Deshalb hat der Herausgeber der
Schweiz. Bauzeitung, Hr. A. Waldner, diesen dankenswer-
ten Versuch gemacht, alljährlich in bunter Reihe aus allen
Landesteilen Werke alter Schweizer Kunst vorzuführen
und durch solches Rückerinnern und Selbstbesinnen die
Freude am Schonen zu wecken und zu kräftigen.
Der Jahrgang 1905 bringt an Abbildungen mit kurzen
Erläuterungen die Burg Valeria bei Sitten im Kanton Wallis,
das Chorgestühl der Kathedrale von Lausanne, ein Holz-
bild des heil. Mauritius zu Freiburg, den Schnitzaltar in
der Kirche von Brienz in Graubanden, alte Häuser aus
Sursee (Luzern), Basel, das Sakramentshäuschen in St.
Oswald in Zug, architektonische Einzelheiten aus Genf,
Solothum, Ascona, Pfarrkirche und Rosenkranz Altar von
Stanz, das Haus zum Steinbock in Schaffhausen, die Markt-
gasse in Neuenstadt (Bern) usw. Auch das Gebiet der
Malerei ist gestreift. So werden die Kalender nach und
nach zu einer wertvollen Sammlung alter Schweizer Kunst
Mit dem Herausgeber sind auch wir überzeugt, der Kalen-
der »wird, wohin er kommt, für's Schöne werben und
dem Schweizervolke ebenso wie seinen Freunden immer
aufs neue zeigen, welch' köstliche Schätze im Schatten
der mächtigen Berge und an den Gestaden der blauen
Seen unseres lindes verborgen liegen". Zu den Freun-
den des Schweizervolkes und seiner Kunst dürfen sich
auch die kunstliebendcn Kreise Deutschlands zählen. Ihre
Aufmerksamkeit sei angelegentlich auf das schöne Unter-
nehmen unserer Schweizer Kollegin gelenkt. \\
Der Wegebau. Von Dipt.-Ing. Alfred Birk, Prof. an der
Deutschen Techn. Hochschule in Prag. In seinen
Grundzügen dargestellt für Studierende und Prak-
tiker. I. Teil. Erdbau und Straßenbau. Verlag
von Franz Dcutickc, I-cipzig u. Wien 1904. Pr. f>M.
Ein Werkchen, daß auf 169 Oktavscitcn den Erdbau
und den Bau und die Unterhaltung der Straßen, sowohl
der Landstraßen, wie der städt Straßen behandelt, kann
naturgemäß kein Lehrbuch sein. Es will vor allem dem
Studierenden als Grundlage dienen, auf welcher er durch
Hören eingehenderer Vorträge und durch eigenes Studium
weiter bauen soll, es will also Anregung geben und zu
diesem Zwecke nur die Grundsätze des betreffenden
Gebietes kurz charakterisieren, die jedoch auch kritisch
beleuchtet werden. In zweiter Linie soll auch der Prak-
tiker aus dem Werke Nutzen schöpfen. Wir Klauben,
daß das Werkchen den ersten Zweck besser erfüllt als
den zweiten, denn zu einer für den Praktiker wertvollen
Begründung und Kritik bleibt bei dem knapp bemessenen
Räume doch zu wenig Platz. Es gilt das ganz besonders
vom Gebiete des städt Straßenbaues, das sich auf 31 Sei-
ten auch nicht in den Grundzügen annähernd behandeln
läßt. Es liegt hier wohl wie auch bei unseren deut-
schen Technischen Hochschulen die bis vor kurzem noch
sehr nachdrücklich empfundene Erscheinung zugrunde,
daß das Bauingenieurwesen zu sehr vom Standpunkte
der Staatsbauläligkeit betrachtet, dem städtischen Tiefbau
aber verhältnismäßig geringe Aufmerksamkeit zugewendet
wird. Auch mit den sachlichen Ausführungen dieses Ab-
schnittes können wir nicht immer übereinstimmen.
Es sollen noch zwei weitere Teile folgen, die dem
Eisenbahn- und Tunnelbau bezw. der Linienführung der
Verkehrswege gewidmet sein sollen. Wir glauben, daß
der Verfasser den Rahmen seines Werkes dann doch et-
was weiter ziehen muß, um auch den von ihm verfolgten
zweiten Zweck, dem Praktiker zu dienen, zu erreichen.
Als Leitfaden, der in gedrängtester Kürze unter Hervor-
hebung nur des Wesentlichsten das betr. Gebiet behan-
delt, kann aber auch der vorliegende Teil Studierenden
und solchen in der Praxis stehenden Männern empfohlen
werden, die sich auf einem ihrer sonstigen Tätigkeit ferner
liegenden Gebiete rasch orientieren wollen. — Fr. E. —
Inbalt: l>k F.i.wkklunc oiodtnw-D Thtatcr. tFortBclzuoö. —
PT«.brwcibnnt«i. - Bochrr.
V«1M <ter OcitK».«. b.u/«n<ur,g, Ü m. b. M., Brrlln Für die Rahklioa
Ttrutwonl. AJber« Ho(«.ua. Berlin. Druck von Will.. Gr*»*. Berlm.
No 100
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVin. JAHRG. m ioi. BERLIN, DEN 17. DEZ. 1904
Neubau des Gymnasiums mit Direktor-Wohnhaus in Zehlendorf (Wannseebahn)
bei Berlin.
Architekt: Franz Thyriot in Groll- Lichterfelde. iHknu rtet BiiiibdUfr, towi« die Abbüdunfcn s. 63.H
i m beginnenden I lerbst dieses Jahres ist in
Zehlcndorf, einem frisch cmporblQhendcn
Vororte von Berlin, ein nach den Entwürfen
des Hrn. Architekten Franz Thyriot in
Groß-Lichterfclde errichtetes neues Schul-
haus eingeweiht worden, welches nach Anlage und Aus-
bildung zu den glücklichsten Bauwerken dieser Art
der neueren Zeit zahlt und in seiner Erscheinung der
berechtigten Forderung des Gemütes Rechnung tragt,
daU ein Schulgebäude, wie es bei der Mehrzahl der
alten Gebäude der Fall ist, nicht notwendig den kalten
düsteren Eindruck einer Art Gefängnis für die Jugend
des Volkes wahrend der Zeit ihres Unterrichtes machen
müsse, sondern in seinem Acußercn wie Inneren eine
auf das Gemütslcben des Schülers einwirkende Ge-
staltung und Ausschmückung haben könne. Unsere
Abbildungen zeigen, in wie trefflicher Weise der Ar-
chitekt dieser selbstverständlichen, daher so lange un-
beachtet gebliebenen Forderung Rechnung getragen
hat. Zur Schilderung seines Werkes lassen wir ihm
im Nachstehenden selbst das Wort:
Der Entwurf zu dem inredc stehenden Neubau ist
aus einem engeren Wettbewerb hervorgegangen, wel-
cher unter den Siegern in einem allgemeinen Preis-
ausschreiben veranstaltet wurde, das im Jahre 1900
entschieden worden war. Dem Verfasser wurde da-
nach die Flanbearbcitung und Bau-Oberleitung in gan-
zem Umfange durch die Gemeinde -Verwaltung von
Zehlendorf übertragen. Der Bauplatz liegt in dem
nördlichen Teile Zchlendorfs, unweit der Gleise der
Ansicht üq du AtiouiilruSc (Ecke Burggraf emUnßcj.
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Wannseebahn und der Berlin -Potsdam Magdeburger
Eisenbahn. Die Baustelle ist in der Weise ausgenutzt,
daß sich der Haupt- Klassenflügel von Süden nach
Norden erstreckt und auf der Ostseite einen Turnhof,
auf der Westseite einen Spiclhof freiläßt; das Direk-
tor-Wohnhaus mit Garten nimmt die Nordwestecke
des Bauplatzes ein. Es war ursprünglich beabsich-
tigt, die Anlage mit 24 Klassen, also mit durchge-
führten Parallelklassen, zu entwerfen, zunächst aber nur
deren 15 zur Ausführung zu bringen und die verblei-
benden 9 Klassen einer spateren Erweiterung vorzu-
behalten. Diese Absicht wurde von der Gemeinde-
Verwaltung im Laufe der weiteren Planbearbeitung
verlassen und beschlossen, den Bau von vornherein
mit 19 Klassen und 3 außerdem veifügbaren Klassen-
räumen zu errichten, bei einer später notwendig werden
Räume an der Südseite noch
zuzuziehen und Büchereien so-
wie Sammlungszimmer nach
dem Dachgeschoß zu verle-
gen, in welchem noch 7 ver-
fügbare Räume bei späterem
Ausbau gewonnen werden
können. Die erwähnten 19
Klassen sind, da meist nur
bis 1 Uhr nachm. unterrichtet
wird, nach der unter diesen
Umständen günstigsten Him-
melsrichtung, der Westseite,
belogen; es erhellt im übri-
gen die Raumverteilung aus
den beistehendenGrundnsscn.
Es bedarf nur der Erwäh-
nung, daß der Fußboden der
Turnhalle 0,2 ■ über dem
Gelände des Turnhofes liegt,
d. i. in der Höhe des Fuß-
bodens vom Kellergeschoß
(das ( .elände fällt von Norden
nach Süden ziemlich stark ab).
Im Kellergeschoß sind außer-
dem noch die reichlich be-
messenen Nebenräumc der
Turnhalle, die Sammel-Hci-
zungsanlagc mit Kokslagern
und Heizer- Wohnungen so-
wie ein Fahrradraum unter-
gebracht
Der für den Schüler in
den Klassenräumen verfüg-
bare Flächeninhalt
schwankt zwischen
0,997 1™ in den Un-
terklassen u. 1,48 s""
in den Primen, wo-
raus sich Raumein-
heiten von 4,04 rhl»
H, 5.99 bei 4,35 m
Stockwerkhöhe er-
geben. Die lichte
Fensterflächeinden
Klasscnräumen be-
trägt überall reich-
lich ','s der Raum-
Grundfläche. An
Hofraum ergeben
sich bei voller Aus-
nutzung des Gebäu-
des nach äußerster
Möglichkeit (An-
nahme 1020 Schü-
ler) ohne Berück-
sichtigungdesTurn-
hofes noch 2.56*>m
für den Schüler.
Die Architektur-
teile des Sockels
sind in Mayener
Basaltlava ausge-
führt, die Fenster-
Umrahmungen in
scharriertcr und die
Quader in gespitz-
ter Bearbeitung. Bei
den oberen Ge-
schossen kam roter
Mainsandstein zur
Verwendung, die
Mauerflächen er-
hielten Rauhputz.
Die Dächer und Türtne wurden mit Lehestener Schiefer
nach deutscher Art eingedeckt Im Inneren ist dasSchul-
gebäude eben falls massiv durchgebildet. Die Klassen-
räume erhielten Klcine'schc Decken, die Hallen und
den weiteren Raum vermehrung aber die 3 Erdgeschoß- Gänge wurden durch Kreuz-, Netz- und Tonnengewölbe
63° No. 101
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überspannt. Die korbbogenförmige Decken Wölbung der
Aula wurde nach dem Monier'schcn Verfahren ausge-
führt, die Turnhalle erhielt eine sichtbare Holzbalken-
decke unter teilweiser Einbeziehung des Dachwerkes.
Die beiden Haupttreppen, sowie die Nebentreppen
sind aus Granit hergestellt und die Läufe und Absätze
mit Tonnen unterwölbt. Die Mehrzahl der Räume des
Schulgcbäudes sind mit Linoleum auf Zcmcntcstrich
belegt; eine Ausnahme bilden die Hallen und Gänge,
welche Fliesenbelag erhielten, und die Aula, welche
Eichenstabboden, sowie die Turnhalle und die Woh-
nungen des Hauptgebäudes, welche mit Kicfernricmen-
boden versehen wurden.
Die Schüleraborte haben Tonnen als Sammelbe-
hälter erhalten. Die Erwärmung des Schulgcbäudes
geschieht durch eine Niederdruck-Dampfheizung. Bei
Außenwärmegraden bis zu ± o°C. wird die Beheizung
zugleich durch die Lüftungsanlage bewirkt. Das Wohn-
haus wird durch eine Warmwasserheizung erwärmt.
Schulgcbäudc und Wohnhaus sind mit einer elektri-
schen Lichtanlage versehen. Die Klassenräume erhal-
ten Reflektor-Bogenlampen (vorläufig sind bis zu der
im nächsten Jahre erfolgenden Umwandlung des Gleich-
stromes in Wechselstrom Ncrnstlampcn installiert),
Haupteingang, Aula und Turnhalle werden durch Bo-
genlampen, Hallen, Korridore und Treppenhäuser durch
Glühlampen erleuchtet. In Verbindung mit dem elek-
trisch betriebenen Uhrwerk für das Zifferblatt am Aula-
giebel steht ein Zeitsignalwerk, welches selbsttätig in
den Korridoren der einzelnen Geschosse Beginn und
Schluß der Unterrichtsstunden anschlägt. Der auf dem
Walm der Südwestecke errichtete Dachreiter dient zu
Vermessungs-Arbeiten, indem auf seiner Plattform ein
Theodolit Aufstellung finden wird. — (SchiuB ioiji.)
Das neue königliche Material -Prüfungsamt in Groß-Lichterfelde bei Berlin.
(Srhlufl ao» No 53-)
*n n No. 93 wurden die Baulichkeiten des neuen
Material - PrOfungsamtcs und ihre innere
*J Ausgestaltung besprochen. Der Versor-
gji gung derselben mit Dampf, Elektrizität
und Druckwasser sei der nachstehende
Abschnitt gewidmet, während zum Schlüsse die Aus-
stattung mit Prüfungs-Maschinen besprochen
werden soll.
Dampf wird erforderlich für die Beheizung der
Gebäude, für die Betriebs-Maschinen der elektrischen
Zentrale und für die Arbeits -Dampfleitungen in den
Laboratorien. Er wird erzeugt in einem gemeinsamen
Kesselhaus, das 3 Dampfkessel von je 70 'im Heizfläche
enthält, von denen einer für gewöhnlich nur als Re-
serve dient. Die Kessel sind Doppclkcssel mit je
2 Feuerrohren im Unlerkcssel (durchkreuzt von je
3 Galloway- Rohren). Sie sind auf 8,5 Atm. Dampf-
spannung berechnet und mit Hering sehen Dampf-
Überhitzern ausgestattet, mit welchen der Dampf ge-
trocknet und bis ioou C. über die Spannungs-Tempe-
ratur überhitzt werden kann. Die Speisung erfolgt
durch Dampfpumpen bezw. Injektor. Das Kondens-
wasser der Heizung wird als Speisewasser wieder ver-
wendet. Aus der gemeinsamen Sammelleitung werden
der Dampf für die Dampfmaschinen, die Heizung und
die Arbeitsteilungen mittels getrennter Leitungen ent-
nommen. Die Arbeitsleitungen führen nach den La-
boratorien, wo der Dampf in sogen. Dampfkapellcn,
Trockenschränken, zur Gewinnung destillierten Wassers
usw. nutzbar gemacht wird. Die Einrichtungen dieser
Art sind von E. A. Lentz in Berlin ausgeführt
Die beiden Dampfmaschinen sind liegende
Tandem-Verbundmaschinen mit Kondensation von je
65 eff. PS und 90 PS Höchstleistung. Das Kondens-
wasser durchläuft zunächst ein Reinigungsbecken mit
Koksfilter und wird entweder unmittelbar zur Kcsscl-
speisung oder nach Abkühlung auf besonderem Kühl-
turm wieder als Einspritzwasser verwendet.
Kessel und Maschinen sind mit allen erforderlichen
Meßapparaten zur Ermittlung der Leistung, desWasser-
und Dampf Verbrauches, der Temperaturen usw. aus-
gestattet. Die gesamten Anlagen sind von der Wil-
hclmshütte A. G. in Eulau i. S. geliefert.
Die elektrische Zentrale besitzt 2 Dynamos,
die als Nebenschluß-Maschinen ausgebildet bei 550 Um-
drehungen in 1 Minute und 220 Volt Spannung dauernd
273 Ampere leisten. Da die Maschinen nur tagsüber
im Gange sind, tritt für die Beleuchtung bei Nacht
eine von der Akkumulatoren-Fabrik Hagen A.-G.,
Hagen i. W., gelieferte Batterie von 120 Zellen ein, die
während 14 Stunden 6 Bogenlampen der Außenbeleuch-
tung speisen kann, ohne mehr als zur Hälfte erschöpft zu
werden. Ueber dieelektrischcBeleuchtung istauf
S. 578 schon das Nötige gesagt; an Elektromotoren
sind etwa 100 vorhanden von PS (74 Ventilatoren)
bis 8 PS (Aufzugmaschinen); in den Laboratorien
wird außerdem zu verschiedenen Zwecken Arbeits-
elektrizität verwendet. Für elektrolytische
17. Dezember 1904.
Untersuchungen ist im Keller des Hauptgebäudes
eine besondere Akkumulatoren-Batterie aufgestellt. Mit
Ausnahme der Batterien sind die elektrischen Anlagen
von Siemens & Halske, A.-G. in Berlin hergestellt.
Zur Druck wasser-Erzeugung für verschiedene
Prüfungs-Maschinen dient eine Hochdruckanlage, die
aus 2 elektromotorisch angetriebenen Preßpumpen und
2 Dampf-Akkumulatoren für 200 bezw. 400 Atm. von
40 bezw. 20 1 Inhalt besteht. Letztere dienen zur Er-
haltung des Betriebsdruckes und stehen unter dem
Kesseldruck von 8,5 Atm. Die Dampfzylinder stehen
unten im Keller, die Preßkolben darüber im Maschi-
nenraum. Die Anlage ist von der Maschinenbau-
Gesellschaft Nürnberg geliefert.
Nicht unerwähnt sei noch, daß die Gebäude zu
den Zwecken der Laboratorien auch mit Gas versorgt
werden, das auch zur Beheizung von solchen Räu-
men mit herangezogen wird, in welchen die Versuche
die Einhaltung einer bestimmten Temperatur erfordern.
Bezüglich der Ausstattung mit Prüfungs-Ma-
schinen können wir an dieser Stelle die Abteilungen
für Papierprüfung, Oelprüfung, Allg. Chemie und auch
für Metallographie füglich übergehen, um uns vor-
wiegend der Abteilung für Baumaterialienprüfung
zuzuwenden. Aus der Abteilung für Metallprüfung
seien daran noch einige Mitteilungen angeschlossen.
Die Abteilung für Baumaterialien-Prüfung ist
mit eigenem chemischen Laboratorium für ein-
fachere Untersuchungen, Glüh- und Brennversuchc
usw., sowie mit einem physikalischen Labora-
torium ausgestattet. In letzterem werden Unter-
suchungen über die Abbindezeit und die Raum-
beständigkeit der Bindemittel angestellt Erstcrc
wird mit dem gebräuchlichen Vicat" sehen Nadel-
Apparat bezw. mit dem selbsttätigen von Martens
ermittelt. Die Längenveränderungen von Mörtelkörpern
beim Erhärten werden durchBauschinger'scheTastcr
bezw. durch Martens'sche Zeigerapparate gemessen.
Bei letzteren werden in bestimmten Zeitabständen
die Zeigcrstellungen auf der Skala durch Lichtbilder
aufgenommen, sodaß die Ergebnisse ohne Mitwirkung
des Beobachtenden festgelegt werden, ein erstrebens-
wertes Ziel bei allen langwierigen und ermüdenden
Messungen, die nicht zugleich eine geistige Tätigkeit
erfordern Apparate zur Bestimmung des spezifischen
und des Raumgewichtes, Wasserbader, Dampfdarren,
Apparate zur Trennung feiner Pulver nach Korngröße
und Gewicht mit Hilfe des Luftslromes, daher „Wind-
sichter" genannt, vervollständigen die Einrichtung.
Auch ein mineralogisches Laboratorium zur Ge-
steins - Bestimmung, Herstellung von Dünnschliffen,
Ausführung von mikroskopischen und ähnlichen Ar-
beiten ist in der Abteilung vorhanden.
Die Hauptversuche gehen in der Versuchsstätte
vor sich (vergl. den Grundiiü Abbildg. 3 S. 5751. Für
die Herstellung von Gesteinsproben dienen Ge-
steinssägen. deren Blätter mit schwarzen Diamanten
besetzt sind, Kreissägen, die mit Zuhülfenahme von
631
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Arcbitekt: A. F. M Lange in Berlin.
Ausfflhrung: Kurt Berndt in Berlin.
Diamantstaub arbeiten, Hobel mit Diamantstichcl, guß-
eiserne Schleifscheiben usw. Zur Zerkleinerung von
Materialien werden Mörser, Kollcrgang und Büchsen-
mühle benutzt. Eine Siebmaschine dient zum Aus-
sieben gemahlener Korper lauch zur Bestimmung der
Mahlfeinheit von Bindemitteln).
Für Abnutzung s versuche dienen gußeiserne
Schleifscheiben, auf denen gleichzeitig 2 Proben unter
*3a
No 101.
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17- Dezember 1904.
633
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Belastung mittels Schmirgclpulvers geschliffen wer-
den, wobei nach bestimmten Schlcifwcgcn der Ge-
wichtsverlust festgestellt wird. Die Versuche mit Sand-
strahlgebläsen sind namentlich sehr instruktiv, um den
Aufbau der Gesteine in klarer Weise festzulegen.
Für Frostversuche ist eine besondere Kühl-
anlage (von Borsig in Tegel) geschaffen, mit 2 Kühl-
grubcrvdic von Kahlschlangen mit schwefliger Säure
abgekühlt werden.
In der Formerei werden die Proben für Binde-
mittel-, Mörtel- und Betonprüfung hergestellt. Sie ist
mit 3 der bekannten Mörtclmaschinen Bauart Stein-
brück-Schmelzcr, Böhme' sehen Einschlaghämraern
mit Feststellung von Martens (10 Stück) mit Selbst-
ausrückung nach bestimmter Umlaufzahl, mit Beton-
mischmaschine nebst den zugehörigen Formkasten und
Normalstampfcrn usw. ausgerüstet. An diesel be schließen
sich ein Erhärtungsraum für die Zement-, Mörtel- und
Betonproben und Silos zur Aufbewahrung von Nor-
malsand, Mauersand usw. an.
Alle Fcstigkcitsmaschincn sind in der mit
Gleis und elektrischem I,aufkrahn ausgestatteten Ver-
suchshalle aufgestellt Dieser Kaum enthält 5 Fressen
für Druckversuche von 20, 33, 40, 150 und 400".
Erstere dient zur Prüfung von Röhren und Formstücken
für Kanäle auf Schcitcldmck , die 40 «-Presse zur
Prüfung von kleinen Zement-und Mörtelwürfeln (7.7.7 cm),
die 150 «-Presse zur Prüfung von Ziegeln, Mörtel und
von Mauerkörpern, die 400 '-Presse schließlich für
Betonwürfel, Stein- und Mauerpfcilcr. Der Druck wird
durch hydraulische Pressen erzeugt, vom Versuchs-
stück aut Meßdosen 1 mit Ausnahme der 400 ' -Maschine)
weiter gegeben und mittels Zeiger- bezw. Schreib-
Manometer abgelesen. Die Maschinen sind sämtlich
nach Entwürfen von Martens durch Borsig bezw. die
Nürnberger Maschinenbau-Gesellschaft ausge-
führt. Eine weitere Druckpresse von 33« der bekannten
Bauart Amsler-Laffon vervollständigt diesen Teil
der Ausrüstung der Versuchsanstalt.
Für Decken prü fungen ist ebenfalls in der Ver-
suchshalle eine besondere Presse aufgestellt. Es können
Decken bis zu 3™ Stützweite bei 6m Länge in das
Rahmcngestcll dieses von Martens und Borsig kon-
struierten Apparates eingeschoben werden, dessen
beide obere Querrahmen innerhalb oben genannter
Längengrenze gegen einander verschiebbar sind, wäh-
rend die Querrah inen 2 in der Breite ebenfalls gegen
einander verschiebbare Druckwasser- Pressen von je
10 1 Leistung tragen. Die Decken werden in eisernen
Rahmen au I dem Hofe hergestellt und dann in diesem
Apparat geprüft. Will man eine gleichmäßige Be-
lastung des Deckenfeldes herstellen, so geschieht das
durch Vermittlung rostartiger Aufbauten auf den
Decken, auf welche dann die Pressen einwirken. In
ähnlicher Weise wird auch bei der Prüfung von Decken
im Freien oder im Bauwerk selbst verfahren. Die
Druck wasser pressen werden dabei nach oben gegen
Träger abgestützt, die nach unten mit den Mauern
des Bauwerkes in ausreichender Weise verankert wer-
den müssen. Meßinstrumente verschiedener Art in
einfacher bis zu der kompliziertesten Ausführung die-
nen dabei zur Feststellung der elastischen und bleiben-
den Formanderungen.
Die Versuchshalle ist ferner ausgestattet mit
Amsler-Laf fon'schen Biegepressen, sowie mit Zug-
festigkeitsprüfern für Bindemittel und Mörtelkörper in
der bekannten Bauweise von Frühling-Michaelis,
derjenigen von Schopper. die sich von der vorigen
nur durch Anwendung der McÜfedcr mit Zeigerapparat
unterscheidet und der Bauart Martens. Ein kleines
Fallwerk zur Prüfung der Sprödigkeit von Belag-
fliesen, Dachsteinen, Schiefertafeln usw. durch Stoß,
ein Apparat zur Prüfung der Wasserdurchlässig-
keit nach Angaben von Gary vervollständigen den
Maschinenpark der Abteilung für Baumaterialien-Prü-
fung, dem .schließlich noch für Brarulproben ein I eil
des Hofgeländes zur Verfügung steht. Die Versuche
erfolgten bisher noch in der alten Weise in kleinen,
zu den Proben besonders aufgebauten Häuschen.
634
Unter Benutzung der im Auslande gewonnenen Er-
fahrungen sollen hier noch zweckentsprechendere An-
ordnungen getroffen werden. Ebenfalls im Freien wer-
den schließlich Untersuchungen über die Verwitterung
von Gesteinsproben angestellt.
Aus der Abteilung für Metallprüfung interessiert
von den Festigkeits - Prüfungsmaschinen vor
allem die große, liegende 500 « Maschine, die bereits
1891 für die alte Anstalt von Hoppe in Berlin gebaut
wurde. Es können mit derselben Zug- und Druck-
versuche an 17 bezw. 15 m langen Probestücken <
ausgeführt werden. Die Maschine besteht aus der
Druckwasserpresse und der Wage, zwischen welche
der Probekörper eingeschaltet wird. Die Wage und
Presse sind durch zwei mächtige Schraubenspindeln
miteinander verbunden, welche die Zug- bezw. Druck-
kräfte derart aufnehmen, daß die Fundamente nur die
lotrechten Lasten zu tragen und der Rahmen die
Gcradführung zu besorgen hat. Die Presse ist an den
Spindeln um 9m verschiebbar. Auch Knickvcrsuchc
mit Eisenbetonsäulen und Biegeversuche können mit
dieser Maschine ausgeführt werden. Eine zweite große
Maschine dient zu Drehversuchen; mit derselben
kann ein Drehmoment von 1 Mill.cmk* ausgeübt wer-
den. Weitere Festigkeits -Prüfungsmaschinen für 50
und 100« in der Ausführung von Werder, Pohl-
meyer und Martens sind in mehreren Exemplaren
vorhanden. Fast alle Maschinen haben, soweit sie
nicht überhaupt nach Angaben der Anstalt erbaut
wurden, in dieser Verbesserungen und zweckmäßige
Umbildungen erfahren.
Für Dauerversuche sind im Werkstattgebäude
außer je einem Exemplar der historischen Wöhler'schen
Maschinen für Zug-, Biegungs- und Dehnversuchc 2
Gruppen von je 10 neuen Maschinen für Zug- und
Druckversuche aufgestellt, mit denen Versuche auf die
Wirkung sehr oft wiederholter Beanspruchungen bei
verschiedenen Wärmegraden und auch unter Wechsel ,
zwischen Zug und Druck angestellt werden sollen. Für "
diese Versuche sind besondere Mittel von der Rcichs-
verwaltung zur Verfügung gestellt worden. Schlag-
pro ben werden in dem großen Fall werk ausgeführt,
das mit mechanischem Antrieb ausgestattet mit Fall-
höhen bis zu iom und einem Bärgewicht bis zu il ar-
beiten kann. In einem Anbau sind noch ein kleines
Fallwcrk, ein Schlaghammer usw. untergebracht.
Nach dieser Schilderung der baulichen Anlagen
und der maschinellen Einrichtung der neuen Anstalt
werden einige Angaben über die Kosten, die Projek-
tierung und Ausführung von Interesse sein. Insge-
samt sind für den Bau und seine innere Einrichtung
2655200 M. im Etat des preuß. Kultusministeriums zur
Verfügung gestellt worden. Davon entfallen 2062800 M.
auf die baulichen Anlagen, der Rest auf die Betriebs-
einrichtungen. Der Entwurf ist durch den Lokalbau-
beamten im Einvernehmen mit dem Anstaltsdirektor
aufgestellt und im Minist, d. öffentl. Arb. im Referat des
Geh. Ob. ßrts. Dr. Thür festgestellt worden. Die Aus-
führung erfolgte durch Landbauinsp. Guth, als Lokal-
baubeamten der Minist- Baukommission im Dezernat
des Geh. Brt Klütmann. Mit den Bauarbeiten wurde
im Juli 1901 begonnen. Das gesamte Material-Prüfungs-
amt ist in der neuen Anstalt seit Ostern 1904 vereinigt.
Durch die einheitliche Zusammenfassung der ver-
schiedenen Zweige des Matcrial-Prüfungswesensf durch
die Ausstattung mit trefflichen Hülfsmitteln ist das
Material-Prüfungsamt in den Stand gesetzt, sich den <4
ihm gestellten Aufgaben noch nachdrücklicher und
fruchtbringender zu widmen, als bisher. Die Anstalt
stellt sich dabei, nach den Schlußworten der Fest-
schrift, weitere Ziele, insbesondere auf wissenschaft-
lichem Gebiete, auf dem Gebiete der Forschertätig-
keit und in der Verarbeitung des reichen Bcobachlungs-
matcrialcs der eigenen und der Schwester-Anstalten,
um diese Ergebnisse weiteren Kreisen der Technik
nutzbar zu machen. Die vornehmste Aufgabe des
Amtes werden aber immer der Ausbau und die Ver-
besserung der Prüfungsverfahren in engster Fühlung
mit den Bedürfnissen der Praxis sein. — ~. Fr. E.
No. 101.
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Ii.
Die Entwicklung des modernen Theaters. (Foru«»unK). H«m.
wieder ein
der zusammengestimmten Instrumente, und die drama-
tischen Schaustellungen richteten sich von der unter freiem
Himmel sich erhebenden Schaubühne herab an die bunt
zusammengewürfelte Menge. Allein je scharfer die sozi-
alen Gegensatze sich entwickelten, desto mehr nahmen
der Inhalt der Kunstwerke und die Art ihrer Darbietung
einen Charakter an, welcher den Kunstgenuß zu einem
nahezu ausschließlichen Privilegium der Besitzenden und
der Gebildeten machte. Und nachdem sich die Kunst
einmal aus der freien Luft in Bücherbände und Bibliotheken,
Theaterpaläste und Konzertsäle, Gemälde -Galerien und
Salons zurückgezogen hatte, ist sie auch bis heute in ihren
behaglichen Wohnslätten geblieben. Dem Volk ist wohl
nicht der Sinn und die Lust, wohl aber die Gelegenheit
zur Pflege und zum Genüsse der Kunst entschwunden,
und was sich an solcher in unserem öffentlichen l.cben
findet, sind nur zum kleineren Teile Ansätze zu neuer,
lebenskräftiger Bildung, vielmehr vorwiegend Rudimente
von Einrichtungen und Institutionen, deren Blüte in eine
frühere Periode unserer Gesellschaftsordnung fiel." Es
fehlt natürlich nicht an zahlreichen Vorschlägen, diesem
Umstände abzuhelfen, aber die wenigsten berücksichtigen
das eine, daß dem Armen das Teuerste die Zeit ist
und daß er nur aus jenen Einrichtungen einen wirklichen
Vorteil ziehen kann, welche in dieser Beziehung »einen
Lebensverhältnissen eng angepaßt sind. Die bequemste
Vermittelung eines Kunstgenusses ist das Buch in der
eigenen Tasche; aber es wendet sich nur an den Einzel-
nen. Das Bild dagegen spricht zu allen, aber es bedarf
schon einer höheren Form künstlerischen Sinnes. Eine
Art der künstlerischen Vertretung aber vermittelt alles
zugleich: Die dramatische Aufführung. „Sie richtet
sich in einem Atemzuge an Tausende zugleich. Durch
die Verbindung der Doppelwirkung von gesprochenem
Wort und dargestellter Handlung auf Ohr und Auge ist
sie am meisten geeignet, auch bei stumpferen Naturen
Interesse zu erregen, auch bei geistig minder Geweckten
wächst, ihn hindert, seine Anlagen zu entwickeln, seinen Verständnis zu finden, über die Lücken in der Wirkung
Geist zu bilden, seine Kinder zu erziehen, und so ihn der Genießenden dort wenigstens hinauszuhelfen, wo sich
und seine Nachkommen wie mit Riesenklammern festhält diese nicht in der Eile zur Not ausfüllen lassen." Es
im Doppelelend körperlichen und geistigen Darbens". Aber kann daher nicht überraschen, daß wir sehen, daß die
es sind nach Burckhardt Bildung_und Unbildung nicht nur Bevölkerung den dramatischen Darstellungen das
größte Interesse entgegenbringt Hat aber die Entwick-
lung des modernen Theaters den Versuch gemacht, a u c h n u r
den Versuch, diesem heißen und ungestümen Verlangen
des Volkes in seiner Allgemeinheit in nennenswer-
ter Weise entgegen zu kommen? Schiller war ein unbarm-
herziger Verurteiler der ihm zeitgenössischen Bühne und
seit er seine leidenschaftliche Stimme erhob, seit mehr
als einem Jahrhundert, ist im deutschen Theater wohl
Wie kann das moderne Theater
Volkstheatcr werden?
Von Albert Hof mann in Berlin.
s scheint, als ob die im Frühjahr des nächsten Jahres
bevorstehende Feier des hundertjährigen Todestages
von Friedrich Schiller, zu der allenthalben in den
Ländern der deutschen Sprache umfangreiche Vorbereitun-
gen getroffen werden, die Aufmerksamkeit der Öffent-
lichkeit in erhöhtem Maße auf einen wunden Punkt in
unserer modernen Kultur hinlenken will, auf die Be-
deutung des modernen Theaters als einer sozialen
Wohlfanrtsanstalt. Wer mit Rücksicht hierauf den Ver-
such unternimmt ein Bild dieser Kultur unserer Tage zu
zeichnen, wird sofort auf den sprechendsten Gegensatz in
diesem Bilde stoßen: Reichtum und Armut, Ueberfluß und
Mangel, in diesen beiden Begriffen scheint sich in erster Linie
alles das wiederzuspiegeln, was wir uns gewöhnt haben, die
soziale Frage zu nennen. Und wenn man das moderne
Theater eine plutokralische Anstalt genannt hat, und als
Gegensatz zu ihm ein Volkstheater für die breitesten Massen
fordert, so scheint auch hier in erster Linie der Gegen-
satz von arm und reich die Stimme zu führen. „Aber",
wie Dr. Max Burckhardt, der frühere Direktor des Hof-
burgtheaters in Wien, in einem in der Grillparzer-Gescll-
schaft daselbst im Jahre 1805 gehaltenen Vortrage über
das Thema „Die Kunst und die soziale Frage*, sagt, .Reich-
tum und Armut, Ueberfluß und Mangel sind nur das an der
Oberfläche Treibende, etwa ähnlich wie goldene, wogende
Saatfelder und dürres, kriechendes Heidenkraut. Der
Gegensatz liegt tiefer. Hier die feuchte, schwarze, wohl-
gedüngte Erde, dort der trockene, magere, unbetreute Sand
— hier Bildung, dort Verkümmerung der natürlichen An-
lagen. Daß es ungebildete Reiche und arme Gebildete
gibt, ändert nichts daran, daß die Bildung der fruchtbare
Boden ist, auf dem der Wohlstand erblüht . . . und daß
umgekehrt die Not des Lebens, in der der Arme empor
der Boden, dem die sozialen Gegensätze von Reichtum
und Armut entsprießen, sondern Bildung und Unbildung
sind selbst ein sozialer Gegensatz, ja, .sie sind der
eigentliche soziale Gegensatz, der die Menschen
trennt Der Höchste und der Niederste, der Reichste
und der Aermste, der Mächtigste und der Einflußtoseste,
sie alle stehen sich nahe, haben tausend Anknüpfungs-
und Berührungspunkte, wenn der Zufall sie zusammen-
führt; sind durch ein gemeinsames Band verbunden,
leben in der gleichen Welt von Ideen, in der sie sich
frei bewegen und immer wieder begegnen, wenn sich
auch nie im Leben ihre Schritte kreuzen — eine einzige
Voraussetzung braucht nur zuzutreffen, daß sie beide aus
dem Bildungsborne ihrer Zeit geschöpft haben
vieles besser geworden, hat namentlich eine weitgehende
psychologische Vertiefung und Veredelung des Dramas
stattgefunden, aber große Gebiete des modernen Theaters
verfallen doch auch heute noch dem harten Urteil, welches
er in einem Aufsatze des württembergischen Reperloriums
der Literatur vom Jahre 1783 „Uebcr das gegenwärtige
Dieses gemeinsame, das einzige Band neben der Religion deutsche Theater* abgab. Er sagt da: „Allerdings sollte
ist die Kunst Und die Bedeutung, welche eine weit- man denken, ein offener Spiegel des menschlichen Lebens,
gehende Popularisierung der Kunst für die Entwicklung der auf welchem sich die geheimsten Winkelzüge des I lerzens
sozialen Bewegung haben kann, erblickt Burckhard darin,
daß sie „alle Menschen, welchem Stande, welcher Nation,
welcher Bildungsstufe sie angehören mögen, verbindet;
daß sie die Brücke ist, auf welcher heute schon der König
und sein geringster Untertan, der Latifundienbesitzer und
der um Tagelohn Arbeitende, der Großindustrielle und der
Proletarier, der Gelehrte und der Analphabet sich begeg-
nen können denn ein gewisser Sinn für künstlerische
Darbietungen, sei es im Bilde, sei es durch Worte, sei es
durch melodische Tonreihen ist fast jedem Menschen eigen.
Und da müssen wir uns nun fragen, ob diese theoretisch
vorhandene Möglichkeit auch hinreichend praktische Ver-
wertung findet, ob all das geschehen ist, was geschehen
könnte oder doch geschehen sollte, um dieses Band, wel-
ches alle Glieder eines Gemeinwesens — nicht etwa gleich
dem der Religion und der Gesetzgebung — zu gemein
illuminiert und fresco zurückwerfen, wo alle Evolutionen
von Tugend und Laster, alle verworrensten Intriguen des
Glücks, die merkwürdige Ockonomie der obersten Für-
sicht, die sich im wirklichen Leben oft in langen Ketten
unabsehbar verliert, wo, sage ich, dieses alles, in kleineren
Flächen und Formen aufgefaßt, auch dem stumpfesten
Auge Obersehbar zu Gesichte liegt; — ein Tempel, wo der
wahre, natürliche Apoll, wie einst zu Dodona und Delphi,
goldene Orakel mündlich zum Herzen redet — eine solche
Anstalt, möchte man erwarten, sollte die reineren Be-
griffe von Glückseligkeit und Elend um so nachdrücklicher
in die Seele prägen, als die sinnliche Anschauung leben-
diger ist, denn nur Tradition und Sentenzen. Sollte,
sage ich •- und was sollten die Waren nicht, wenn man
den Verkäufer höret? So lang die Tragödie mehr
die Gelegenhcittmacherin verwöhnter Wollüste spielen
Lasten, sondern zu gemeinsamen Genüssen ver- muß ich will weniger sagen — so lang das Schau-
binden könnte, zu kräftigen, weiterzuentwickeln, tatsäch- spiel weniger Schule als Zeitvertreib ist • mehr dazu
lieh um sie zu schlingen.
Es wird sich wohl kaum ein Sanguiniker finden, der
diese Frage bejahen wollte. Die Kunst hatte einmal einen
volkstümlichen Charakter; ja gerade jene Künste, welche
die tiefste, die mächtigste W irkung auf die Gemüter zu üben
vermögen, die Dichtkunst und die Musik, sind so recht
aus dem Leben des Volkes selbst hervorgegangen. Die
Dichtungen zum Preise der Helden und Götter gingen
von Mund zu Mund, bei den ernsten und heiteren
Festen des Volkes erklangen wohl zuerst die Weisen
17. Dezember 1904.
gebraucht wird, die cingähnende l-angeweile zu beleben,
unfreundliche Winternächtc zu betrügen und das große
Heer unserer süßen Müßiggänger mit dem Schaume der
Weisheit, dem Papiergeld der Empfindung und galanten
Zoten zu bereichern — so lang es mehr Tür die Toilette
und die Schenke arbeitet: so lange mögen immer unsere
Thcaterschriftstcllcr der patriotischen Eitelkeit entsagen,
Lehrer des Volkes zu sein". Und nach diesem harten
aber wohl die damaligen und wohl auch zu einem großen
Teile die heutigen Zustände nicht ungerecht treffendem
635
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Urteile setzte er sich hin und schrieb im Jahre 1784 s^igra
bekannten Aufsau: „Die Schaubühne als eine mo-
ralische Anstalt betrachtet." Er leitete den Aufsatz mit
einer Bemerkung des schweizerischen Aesthetikers Suizer
ein, der sagte, ein allgemeiner, unwiderstehlicher Hang
nach dem Neuen und Außerordentlichen, ein Verlangen,
sich in einem leidenschaftlichen Zustande zu fühlen, habe
der Schaubühne die Entstehung gegeben. Eines weisen
Gesetzgebers erstes Augenmerk müsse sein, unter zwei
Wirkungen die höchste heraus zu lesen. Er werde sich
nicht nur damit begnügen, die Neigungen seines Volkes
nur entwaffnet zu haben, sondern er werde auch be-
müht sein, sie als Werkzeuge höherer Plane zu ge-
brauchen und sie in Quellen von Glückseligkeit zu ver-
wandeln. Und dazu wähle er vor allen anderen die Bühne.
.Welche Verstärkung für Religion und Gesetze, führt
Schiller aus, wenn sie mit der Schaubühne in Bund treten,
wo Anschauung und lebendige Gegenwart ist, wo Laster
und Tugend, Glückseligkeit und Elend, Torheit und Weis-
heit in tausend Gcm&lden festlich und wahr an dem Menschen
vorübergehen. Wenn die Gerechtigkeit für Geld verbündet
und im Solde der I -aster schwelgt, wenn die Frevel der Mächti-
gen ihrer Ohnmacht spotten und Menschenfurcht den Arm der
Obrigkeit bindet, übernimmt die Schaubühne Schwert und
Wage und reißt die Laster vor einen schrecklichen Richter-
stuhl. Das ganze Reich der Phantasie und Geschichte,
Vergangenheit und Zukunft stehen ihrem Wink zu Ge-
bot .... So gewiß sichtbare Darstellung mächtiger wirkt
als tote Buchstaben und kalte Erzählung, so gewiß wirkt
die Schaubühne tiefer und dauernder als Moral und Ge-
setze." Schiller berührt dann den großen Einfluß, den eine
gute stehende Bühne auf den Geist der Nation haben
würde .... „Was kettete Griechenland so fest aneinan-
der? Was zog das Volk so unwiderstehlich nach seiner
Bühne? — Nichts anderes, als der vaterländische Inhalt
der Stücke, der griechische Geist, das große, überwälti-
gende Interesse des Staates, der besseren Menschheit, der
in densclbigen atmete." Mit seiner glühenden Beredsam-
keit schließt er dann seine Lobrede auf die Schaubühne
mit den Worten: .Die menschliche Natur erträgt es nicht,
ununterbrochen und ewig auf der Folter der Geschäfte zu
liegen, die Reize der Sinne sterben mit ihrer Befriedigung.
.... Die Schaubühne ist die Stiftung, wo sich Vergnügen
mit Unterricht, Ruhe mit Anstrengung, Kurzweil mit
Bildung galtet, .... in dieser künstlichen Welt träumen
wir die wirkliche hinweg, wir werden uns selbst wieder-
gegeben, unsere Empfindung erwacht, heilsame Leiden-
schaften erschüttern unsere schlummernde Natur und
treiben das Blut in frischeren Wallungen . . . Und dann
endlich — welch' ein Triumph für dich, Natur! — so oft
zu Boden getretene, so oft wieder auferstehende Natur.'
— wenn Menschen aus allen Kreisen und Zonen und
Ständen, abgeworfen jede Fessel der Künstelei und der
Mode, herausgerissen aus jedem Drange des Schicksals,
durch eine allwebende Sympathie verbrüdert, in ein
Geschlecht wieder aufgelöst, ihrer selbst und der Welt
vergessen, und ihrem himmlischen Ursprung sich nähern.
Icdcr Einzelne genießt die Entzückungen aller, die ver-
stärkt und verschönert aus hundert Augen auf ihn zurück-
fallen, und seine Brust gibt jetzt nur einer Empfindung
Raum — es Ist diese: ein Mensch zu sein."
Das schrieb Schiller vor tao Jahren; ist aber in dem
Einfluß des Theaters auf die Massen, auf das Volk
etwas anders geworden seit jenen Tagen, da der Dichter
seine Stimme mit so leidenschaftlicher Beredsamkeit erhob?
(SchlaU (clt«.)
Vermischte«.
Bezug der Deutschen Bauzeitung. Es ist bei der übli-
chen Art der Beförderung der postalischen Kreuzbandsen-
dungen im Briefbeutel nicht zu vermeiden, daß unsere
Zeitung bisweilen in etwas zerknittertem Zustande in die
Hände der Abonnenten gelangt, welche dieselbe unmittel-
bar bei unserer Expedition als Kreuzbandsendung bestellt
haben ; die Briefträger pflegen auch bisweilen um die sortier-
ten Sendungen Bindfaden zu schnüren, wodurch die größe-
ren Formate eingerissen werden. Um diese Beschädigungen
bis zu einem gewissen Grade zu vermeiden, empfiehlt sich
der Versuch einer Bestellung nach der Postzei-
tungsliste unmittelbar bei dem zuständigen Post-
amte des Wohnortes des Bestellers. Die Zeitung
wird dann im Zcitungsballen befördert, leidet weniger,
kommt zu gleicher Zeit an und es tritt für den Bestel-
ler noch eine kleine Ersparnis durch den Fortfall des Be-
trages für die Postanweisung ein.
Preisbewerbungen.
Wettbewerb für den Bau eines Sparkassen-Amtsgebaudes
In Jägerndorf. Das Preisgericht, bestehend aus den Ilm.
Arch. Ob.-Brt. Hermann Hclmer. Brt Jul. Dcininger,
o. ö. Prof. Dipl. -Arch. K. Mayredcr und Bauinsp. Hans
Pcschl in Wien hat von den eingelaufenen Preisarbeiten
mit zwei gleichen Preisen (I. und II Preis zusammengelegt
und halbiert) ausgezeichnet die Entwürfe mit dem Kenn-
worte „Biene IV". Verf. Hr. H. M ay r in Wien, und „Saurer
Sehlesierwcin". Verf. die Hrn. Alfr. Könne rth und Rud.
Masurka in Wien; den III. Preis erhielt der Entwurf mit
dem Kcnnworte .Harmonische Gebäudegruppe", Verf. Hr.
Jos. Sehida in Kcichcnbcrg. Außerdem hat das Preis-
gericht zum Ankauf empfohlen die Entwürfe mit dem
Kenn Worte bezw. Kennzeichen „Tresor", „Na alsdann"
und „Grünes Dreieck im Kreise" Ferner sprach das Preis-
gericht eine lobende Erwähnung aus den Entwürfen
mit dem Kennworte „Percentc", „Neutütier" und „Bienen-
korb". -
Zu dem Wettbewerb der Stadt Köln betr. Entwürfe für
eine Gastwirtschaft am Konlgsforst bei Rath, beschränkt
auf Architekten Kölns, liefen tt Arbeiten ein. Es wur-
den zuerkannt ein 1 und ein III. Preis Hrn. Arch Franz
Brantzky, der II Preis Hrn. Arch. Hcinr. Mattar, und
ein zweiter III Preis den llrn Ph. L Ziesel und Ca-
milla Friederich- —
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen tür
den Neubau eines Realprogymnasiums zu Boxhagen-Rum-
melsburg wird vom Gemeinde -Vorstand für Architekten
deutscher Kciclisangeliöri|ikrit erlassen. E> «elangcn 3 Preise
von 3000, 1500 und 1000 M. zur Verteilung; ein Ankauf
nicht preisgekrönter Entwürfe für je 500 M. ist vorbe-
halten. Frist: 1. April 1905. Dem Preisgericht gehören
11 a. an die Hrn. Stadtbrt.' Egel iiig in Schöneberg, so-
wie Stadtbrt. L. Hoffmann, Geh. Brt von der Hude
und Geh. Brt. Schwechten in Berlin. Die Architekten
haben in dem siebengliedrigen Preisgericht die Mehrheit
Unterlagen gegen 3 M. durch das Baubureau der Ge-
meindeschule in Boxhagen- Rummelsburg, Holtei-Straßc. —
Chronik.
Eine Vergrößerung des Luxemburg - Museum« In Paris
ist endlich in Aussicht genommen. Oer Plan geht dahin, da* einen
rechten Winkel bildende Gebäude durch Anhauten zu vergröbern,
so daß ein viereckiger Bau mit einer groben Mitlelballc enlsUnde.
Die nach der Rue Vaogirard gelegene Stirnseite würde aber dem
Erdgeschoß — du Jetzige Gebäude hat nur ein Erdgeschoß1 —
noch ein Stockwerk (Qr kunstgewerbliche Gegenstände, Zeichnun-
gen, Drucke erhalten, die jetzt zumteil in Kasten aufbewahrt wer-
den, doch wurde im Einklang mit der einlachen Architektur des
alten Museuma und in aobetracht der Kotten auf monumentale
Großartigkeit des Baues verliebtet werden. Die Gesamtausgaben
Schaft man auf 150000 Fr. —
Erweiterungsbauten des Kunstgewerbehause« In München
wurden nach Entwarfen de» Hrn. Prof. K. Hocheder io Manchen
ausgeführt. —
Die Erhaltung de« alten Rathauses In Leipzig Ist in der
Sitzung der Leipziger Stadtverordneten vom aa Sept. 1904 im
Prinzip beschlossen worden. Neben dem Rathauac »oll auch die
alte Handelsborse erhalten werden. —
Zur Erhaltung der Kunstdenkmäler In Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten nabrn einen Antrag an, nach dem
bei Veräußerungen von Denkmaler» und Urkunden, deren Erhaltung
im Öffentlichen Interesse gelegen ist, dem Staate das Vorkaufsrecht
vorbehalten wird. Beseitigungen dürfen nur nach vorhciiger recht-
zeitiger Benachrichtigung der betr. staatlichen Organe vorgenom-
men werden. —
Die Wiederherstellung aller Wandmalerelen Im alten
Rathaussaale In Nürnberg wurde durch den Magistrat beschlossen
und zur Oberleitung der Arbeiten Prof. Rud. v. Seitz in Manchen
berufen —
Der Neubau der Diskonto-Gesellschaft In Frankfurt a.M.,
am KoUroarkt, i»t seiner Bestimmung übergeben worden Der im
Stil Loui* XVI. errichtete Raa i«t nach den Entwürfen des Hrn.
Ilerro. Ritter, Architekten von Philipp Holzmann A Cie. in
Frankfurt a. M von letzterer Gesellschaft ausgelflhrl. Die Baulei-
tung harte unter gleichzeitiger Mitarbeit an den Entwürfen Hr. Arch.
Eugen RQtkgauer. —
Die VcrgrCiUerunj; des Justizpalastes In Pari« wird nach
den Entwürfen des Architekten Tuuruan e derart vorgenommen,
dnö das GclHndc zwischen dem Boulevard du Palai«. dem <JuaJ des
Oifcvrcs und der Straße der Saintc-Cliapclle bebaut und der bis-
herigen Justizpalast-Gruppe angefügt wild Die Kosten belaufen
sich auf rd. 9 Mill, Krc». —
Die Einweihung de« neuen Stadttheaters In Nürnberg
(Arch. Urt. Hcinr Secling in Berlini findet am 1 Sept 1905 statt. —
Inhalt: Neubau des < rvniTm'.ium* mir l>ircktoT. Wohnhaus ül Zehlen-
dort bei Hrilnv 1»«» neue konleUclie M.ilriMl-HrflfunirSJiml in Gr..Lirhter-
(rlde hei Herlin . S. )i*uöl. — !>i« Kntwicklu'nr des modernen Theaters (Forl-
m Uuii^I. — Vcimi-Khlrs, — l'rcisbcwcitjuii^vn. — L'hiomk.
Hierzu eine Bildbeilage: Gymnasium in Zehlendorf-Berlin.
Verlar rte» Peniarben Rauintunr, O m h H . Berlin. pfir die Redaktion
veramwortl. Albert Molmann, Herlin. Druck von Wilh. Gute, Berlin.
No. toi.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 102. BERLIN, DEN 21. DEZ. 1904
Neubau des Gymnasiums mit Direktor-Wohnhaus in Zehlendorf bei Berlin.
(Srhlufl.) Hierzu die Abbildungen S. 640 und 64t.
as die Gestaltung der Gebäude im AcuOercn sc hließen. Die gewählte stilistische Richtung der deut-
Yj In und Inneren anlangt, so war das Bestreben sehen Frührenaissance gab Gelegenheit, eine gruppierte
n Cm vorhanden, ohne jeglichen 7Au! wand prun- Hauweise und malerische Gestaltung des Acußeren in
kender Formen die Gesamtanlage und alle Berücksichtigung der landhausmäßigen Bebauung der
M0 Konstruktion -Einzelheiten künstlerisch zu Umgebung des Bauplatzes zu wählen. Die Formen des
Teil der Cartcnaniicbt des Direktor -Wobnhauics mit Schwibbogen.
durchdringen, bei letzteren alle fabrikmäßig herge- Inneren sind im gleichen Stil durchgebildet; im übrigen
stellte Marktware so weit als irgend möglich auszu- ist auch dort auf größte Schlichtheit Wert gelegt, wäh-
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rend eine lebhafte Farbengebung eine gewisse warme
Stimmung ausströmen sollte. Eine reichere Durchbildung
hat nur die Aula erfahren. Schmalwand und Decke
dieses vorwiegend auf violette und sattgclbe Farbentöne
gestimmten Raumes sind durch Malereien figürlicher
und ornamentaler Art ausgezeichnet. Konsolen und
Pfeiler der mit einer Brüstung in Schmiedewerk ge-
zierten Galerie haben Antragearbeit erhalten. Kronen,
Decken-undWandbelcuchtungcn sind in Kunstschmiede-
arbeit hergestellt und die große Fensteröffnung der
Schmalseite ziert reiche Glasmaleret.
Der kleine Raum neben dem Lehrerzimmer im
I. Obergeschoß hat, da er weniger dem ernsten Schul-
betriebe als vielmehr als Erholungsraum dienen soll,
eine freundliche malerische Ausschmückung erhalten,
lieber das einhüftige
Deckengewölbe ziehen
sich gurtcnähnlich Ro-
senranken, während in
Kämpferhöhe das Volks-
lied, das Wanderlied und
als Studcntenlied die
letzte Strophe von „Alt-
Heidelberg, du feine" zur
Darstellung gebracht
sind. Samtliche Möbel-
stücke (mit Ausnahme
der Schulbänke) sind
nach Zeichnungen des
Architekten hergestellt
worden.
Als Baukosten er-
gaben sich einschl. Ar-
chitekten-Honorar und
Baufuhrung(dieGcsamt-
Ergebnisse der Verdin-
gungen deckten sich mit
den bczflgl. Kostenan-
schlag-Summen):
I. beimSchulgcbäudc
unter Zugrundelegung
des umbauten Raumes
von Kellerfußbodcn bis
Hauptgesims 33 1 70 *■
580000 M., das ist für
1 <hm 17,49 M. ks "»t n'er"
bei zu berücksichtigen,
daß die Ausführung der
hohen Dachräume mit
ihren Ausbauten in die-
ser Summe einbegriffen
ist. IL BcimWohnhausc
betragt der umbaute
Raum von Kellersohle
bis Hauptgesims sowie
der beiden ausgebauten
Zimmer im Dachgeschoß
2588,27 <bm, die Bau-
summc bcläuft sich auf
55000 M , das ist für
1 cbm 21,25 M«
Die örtliche Baulei-
tung ruhte in den Hän-
den des Bauführers Fr.
Pohl aus Lorchhausen
a. Rh., welcher schon
bei dem konstruktiven
Teil der Entwurf-Aufstellung mitgewirkt hatte und der
ihm übertragenen BaufOhrung mit, schon früher bei
dem Bau der Augustincrschule in Friedberg in gleicher
Stellung bewährter Tüchtigkeit vorstand.
Von den bei dem Neubau beteiligten Künstlern
sind zu nennen die Bildhauer Ernst Freese-Bcrlin,
welcher die Modelle zu den Standbildern Schillers und
Goethes am Aulagiebcl schuf (Steinbild!). Hartmann,
Kaisersteinbruch, Berlin) und Hermann Gieseckc in
Charlottenburg, welcher die Bildwerke am Hauptein-
gang (Steinbildh. Fritz Schröder in Berlin) und die
Schmuckformen der Konsolen und Pfeiler in der Aula
638
modellierte. Die Malereien in der Aula und dem Ne-
benraum zum Konferenzzimmer sind Werke von Hans
Seliger in Berlin, während die Kunstverglasung des
großen Fensters des Festraumes aus der Werkstätte von
Gottfried Heinersdorff & Cie. hervorgegangen ist.
Die Eid-, Maurer- und Asphaltarbeitcn waren dem
Maurermstr. August Jänickc, die Zimmerarbeiten R.
Kleinau in Zchlendorf übertragen. Die Architektur-
teile in Basaltlava lieferte Josue Löb in Mayen, die-
jenigen in rotem Mainsandstein Liesner & Schacht
in Berlin. Die Klempner- und Installations- Arbeiten
fertigte R. Richter in Zehlcndorf, während die um-
fangreichen Dachdecker- Arbeiten von Horn & Hum-
mel in Berlin besorgt wurden. In die Tischlerarbeiten
(Fenster) teilten sich dieZehlendorferMcisterBuchfink,
Ansicht der e'n»piiogendtn Aula-Ecke am Tumhof.
Dubrow, Michel und Wieschhoff, während Hein-
rich Mittag in Berlin die übrigen Bautischler-Arbeiten
an Außen- und Innentüren, Paneelen usw. übernom-
men hatte. Die Holzfußböden in Wohnungen, Aula
und Turnhalle wurden von Hetzer in Weimar bezw.
von R. Kleinau in Zehlendorf verlegt. Sämtliche
reichen Beschlagteile an Außen- und Innentüren, Gitter
und Beleuchtungskörper schmiedete Paul Marcus, die
Glaserat beiten lieferten Schulze & Jost in Berlin.
Die Maler- und Anstreicher-Arbeiten waren den Zehlen-
dorfer Meistern Niepage, Mühling und Wcstphal
übertragen. Die Heizungsanlagen (Nicderdruckdampf-
No. 102
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und Warmwasserheizung) besorgte E. Angrick in
Berlin, die elektrische Lichtanlage montierte das Elek-
trizitätswerk Zehlendorf, während die Lieferung
des Uhr- und Zcitsignalwcrkes H. Fallcr ebenda ober-
tragen war. Die Schulbänke lieferte Uhlmann in Gera,
das Aula-Gestühl mit Rednerpult A. Mowitz in Rathe-
now, sämtliche übrigen Möbeltischler - Arbeiten an
Schränken, Pulten, Kathedern, Tischen, Bänken usw.
stammen von Gebr. Pctzold in Mohlbcrg a. Elbe.
Das Schulgebäudc wurde am 27. Okt d. J. feier-
lich eingeweiht, während das Wohnhaus schon in den
ersten Tagen desselben Monates bezogen worden war. —
Gr.-Lichtcrfclde, Nov. 1904. Franz Thyriot.
Zum Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neue Rheinbrücke bei Ruhrort.
Hffln So. 47 d. J. haben wir über das Ergebnis dieses sieht gegeben, in Abbildg. 3 u. 4 sind die beiden Systeme
HS Wettbewerbes kurz berichtet und einige Mitteilungen dargestellt. Die Brücken besitzen 5 Stromi'iffnunccn und
***** über den zur Ausführung angenommenen Entwurf zwar eine mittlere Oelfnung von 203,4, eine linke Seiten-
derBrOckenbauanstaltGustavsburgbci Mainz.Zweig- Öffnung von 1 16.2 undeine rechte Seitenöffnung von 124.35 m
anstatt der Vereinigt Masch -Fabrik Augsburg und Stützweite, daran schließt sich links eine Zufahrtsbrückc
Masch. -Bauges. Sürnberg. A.-G. in Sürnberg, gemacht, von 87.6 rechts eine solche von 82 ■ Stützweite. Das
Wir beabsichtigten, damit unsere Ausführungen abzu- Langsgcfallc der Brückenbahn, deren Scheitel sich bis auf
schließen und uns Weiteres bis nach Fertigstellung des + 19,40 a. P. erhebt, ist im mittleren Teile parabolisch und
verläuft über
den Seilenöff-
nungen unter
1 : 160 bezw.
1 1270.
Für dieWahl
des Ueberbau-
es waren zwei
Rücksichten
bestimmend.
Einerseits wa-
renSystemezu
wählen, bei
welchen etwa-
ige Senkungen
des Untergrun-
des — infolge
des Bergbaues
der Zeche
Rheinpreußen
— nicht von
wesentlichem
Einfluß auf die
Beanspruch-
ung der Eisen-
konstruktion
sind, anderseits
wardem Rech-
nungzutragen,
daß die mitt-
lere Üeffnung
mit Rücksicht
auf den regen
Schillahrtsver-
kchr nicht im-
ganzen durch
Rüstungen ge-
sperrt werden
dürfte. Eskonn-
ten also nur
Balkenbrücken
mit lotrechten
Aullager-
drücken und
unter diesen
wiederum nur
Kragträger-
Konstruktioncn
infrage kom-
men. Die Auf-
gabe ist dann
in zweifacher
Weise gelöst.
Pas eine Mal
durch eine ein-
2 und 4), bei
Abb. 14. PorUlpfciler (Entw. II). Gute HolfnungshOttc in Obcrbaof.cn Abb. 15. Eberner Turmpfeiler (Entw. I).
Baues vorzubehalten. Es ist uns jedoch der Wunsch aus-
gesprochen worden, auch über die Entwürfe der Gute
Hof f nungshütte in Oberhausen, von denen namentlich
der Entwurf I einer mit Bogen- bezw. I'arallclträgcrn ver-
steiften Kette in konstruktiver Beziehung besondere Be-
achtung verdient, zu berichten. Wegen Raummangel haben
wir diesem Wunsche, dem wir gerne folgten, aber erst
jetzt entsprechen können.
Die genannte Brückenbaufirma hat in Gemeinschaft
mit l'h. ilolzmann Sc Ko. in Frankfurt a. M. und dem
Areh. G. Ebcrlcin in Köln a. Rh. zwei Entwürfe aufge-
stellt, die hinsichtlich der allgemeinen Einteilung — die
durch das Programm in engen Grenzen festgelegt war —
sich durchaus entsprechen und nur im Oberbau von ein-
ander abweichen. In Abb. 1 u. 2, S. 642/3 ist eine Gesamtaii-
2t. Dezember 1904.
fache Kragträger - Konstruktion (Abbildg.
welcher der Obergurt des gefälligen Aussehens wegen
nach einer Kettenlinie geformt wurde; diese Anordnung
besitzt den Vorzug, daß die Brücke ohne obere Ouerver-
bindungen konstruiert werden kann. Das andere Mal
wurde eine Verbindung von Kette und Bugen gewählt.
Die Schnittpunkte der beiden (Knotenpunkt 20, Abbildg. 3»
bilden die Stützpunkte des mittirren eingehängten Teiles.
Der Bogen ist für diesen der gedrückte Obereurt, die Kette
der gezogene Untergurt des Trägers. In den Kragarmen ist
die Kette der gezogene Obergurt, der Bogen der gedrückte
Untergurt l'eber den Scitenöflnungen ist dann als Fort-
setzung des Bogens ein als l'arullclirägcr ausgebildeter
Versteifungsträger eingelegt, mit dessen Obergurt die
Kette am Bruckenende zusammenlauft Diese Anordnung
639
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verlangt einen über die ganze Brackenlange sich er- sind in beiden Fallen zwischen Fahrbahn und Kußweg
sireckenden oberen Windverband. Die beiden Zufahrt»- angeordnet. Ihre Entfemong betragt bei F.ntwurf I von
Öffnungen sind in beiden Fallen mit Halbparabett ragern Mitte zu Milte 10,15 ■>, die Gesamt- Bruckenbreile zwischen
überbrückt worden. Die Fahrbahn hat bei beiden Em- den Geländern daher 14.90 ■, während bei Entwurf II die
würfen eine Dammbreite von q und eine Bürgersteigbreite entsprechenden Maße 10,77 bezw. 15.51" sind.
von je 2" außerhalb der llaupttrager erhalten. Letztere Der Unterbau der Brücke ist bei beiden Entwürfen
040 No. ioa.
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r.s,
Abbildg. 3. l'eberaichts- Zeichnung de» Entwuifei
Abbilds °
Konstruktion der Turme
Ober den Strotnpleilern
(Entwarf |).
Aeufiere Ansicht.
Abbildg. 6 a.
Schnitt ■ — b im doppelten
MaUstab (Entwurf I).
Abbildg. 7.
Querschnitt am Endportal
(Entwurf I).
Abbildg. 10.
Beweglicher Anschluß
desHaupt-Windverbamle»
< Obergurt) des Mittcltrilei
undie Kragarme (Entw I).
Abbildg. la.
Ansicht und
Querschnitt
am Endportal
(Entwurf II)
Abbildg 6u.
TT J
J d IT : ~ rn
BF
Abbildg. 10.
Abbildg. 7.
Abbildg. ta.
Abbildg. 1 Gesamtansicht des Entwurfes 1 der .Gute-Hoffnungshüttc* in_Oberbausen.
6-M
No. 102.
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Abbildg. 8. Querschnitt in Brackenroitte
(Entwurf I).
Abbildg.
Konstruktion der Türme Ober den Strompfeilern
(Entwurf II).
Abbildg s. Querschnitt der Fahrbahn (Entwurf II).
Meldung aus Ba-
saltlava bezw. grau-
rotem Pfälzer Sand-
stein gedacht, ein
Material, das auch
zu den architekto-
nischen Aufbauten
vorgesehen ist
Die Kahrbahn-
decke ist in Holz-
pflaster von i2rn>
Stärke auf minde-
stens 8r« starker
i Betonunterbellung
J geplant, die Ad-
'■ 'i deckung der Fuß-
Abbild,;, a. Gesamtansicht des Entwurfes (I der ,Gute-Hoffnung*hulte* in Oberhausen.
gleichartig gedacht. Die Portal- und Turmpfeiler sollen wege in 31"1 starkem Asphalt auf Betonunterlage, unler-
mit Preßluft bis zur Tiefe von — 3,5 bis —8» a. P. ge- stützt von Zort-seisen. Das Wasser der Kinnsteine soll
gründet werden, während der Entwurf der Brückenbau- durch Abfallröhren in besondere, unter der Etsenkonstruk-
anstalt Custavsburg von vornherein bis — 13,70 hinnbgehL tion eingehängte Kinnen geführt werden, die es nach den
Der Aufbau sämtlicher Pfeiler ist in Stampfbeton mit Ver- Widerlagern hin ableiten.
II, Dezember 1904.
643
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Die Aasbildung derFahrbahnkonstruktion ist bei beiden
Entwarfen die gleiche. An den Vertikalen, die bei Ent-
wurf I in den Seitenöffnungen in 8,15, der Mittelöffnung
in 8.30"» Entfernung liegen, wahrend bei Entwurf II die
Teilung entsprechend der Tragerhöhe von 8 auf 0,8 ■»wächst,
sind Querträger angewendet, vcrgl. Abb. 5, welche zwischen
den Hauptbögen als Blechbalken, außerhalb derselben als
Fachwerk-Konsolcn ausgebildet sind. Zwischen den Quer-
tragertl' sind in Abstand Längsträger angeordnet, auf
welche sich in jedem Felde 4—6 Zwiscbenqueriräger
stützen. Auf diesen liegen wiederum Zwischenlängsträger
und die so entstehenden Felder sind mit verzinkten Buckel-
platten abgedeckt. Den Abschluß* der Gehwegkonsolen
bildet ein Fachwerk-Längsträgcr, auf diesem ruhen Quer-
träger, darauf liegen längslaufende Zoreseisen. Vcrgl. auch
die Brückenquerschnitte Abbildg. 7 u. 12. — (Schlaft folgt)
Vermischtes.
Zur Wahrung des geistigen Eigentums an Werken der
Architektur. Zu den entsprechenden Ausführungen auf
S. 570 der „Dtschn. Bztg.", zu welchen die sachlichen An-
gaben von Hrn. Arch. Arnold Hart mann unmittelbar
herrührten, erhielten wir von Hrn. Bildhauer Harro
Magnussen in Grunewald die nachfolgende Erwiderung:
„Auf den Angriff des Hm. Architekten Arnold Hartmann
tegen mich unter der Ueberschrtft „Wahrung des geistigen
igentums an Werken der Architektur" habe ich folgendes
zu erwidern: Es ist nicht wahr, daß ich Hrn. Hartmann
nicht zur Enthüllung zugezogen, sondern ich habe ihm
eigenhändig die Einladungskarte zugesandt. Es ist nicht
wahr, daß ich Hrn. H.s Namen verschwiegen habe, ich
habe ihn sogar in meine Wohnung gebeten, um ihn S. M.
dem Kaiser vorzustellen; daß der Kaiser ihn nicht zu sehen
wünschte, ist nicht meine Schuld. Ich habe S. M. dem
Kaiser bei der Enthüllung Hrn. H.s Namen als den des
Architekten und Hrn. Wöncl's Namen als den des Leiters
des ausführenden Granitwerkes genannt; daß S. M. der
Kaiser nur Hrn. Wölfel zu sprechen wünschte, ist wieder
nicht meine Sache. Wenn Hr. H. von mir verlangte, als
das Denkmal schon fertig war, ich solle seinen Namen am
Sockel anbringen, so habe ich diese F'orderung aus tech-
nischen und ästhetischen Gründen ablehnen zu müssen
geglaubt, nehme auch an, daß der Fall selten ist, daß ein
Architekt an ein Haus, das ihm in Auftrag gegeben ist,
den Namen des Bildhauers groß anschreibt, der die Skulp-
turen am 1 lause anbringt. Ich erkenne voll und ganz das
Verdienst Hm. Hertmanns an dem Entwurf des Sockels an,
nur muß er zugeben, daß derselbe doch erst durch unser Zu-
sammenarbeiten so geworden ist, wie er heute dasteht.* —
Eine neue Ein-
banddecke d. „Deut-
schen Bauzeitung"
haben wir für un-
sere Abnehmer an-
fertigen lassen. Die
Decke zeigt in einer
Aufnahme nach der
Natur die neben-
stehendeZeichnung
in reichstem Gold-
druck auf feinge-
stimmtem braun-
rothem oder ge-
brochen blauem
Leinen. Die Wir-
kung der Decke ist
bei allem Keichtum
eine vornehme und
gewählte. Der Preis
ist gegen die alte
einfache Decke —
die wir gleichfalls
noch tiefem — nur
sehr wenig erhöht;
er betragt 2,30 M.
einschl. \ erpackung
und Porto, Ein Umtausch der Decken kann nicht stattfinden.
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Rathaus Wilmersdorf. Auch die äußere
Durchführung dieses Wettbewerbes gibt leider zu berech-
tigten Klagen Anlaß Wir hatten uns seinerzeit nach Wil-
mersdorf um L'cbcrlassung der Unterlagen für den Wett-
bewerb in der Annahme gewendet, daß, wie es fast ohne
Ausnahme bisher immer der Fall war, uns die Unterlagen
unentgeltlich zugestellt werden würden. Das geschah jedoch
in diesem F"alle nicht. Eine von uns angestellte Berechnung
des Wertes der Unterlagen ergab, daß dieser Wert mit etwa
0,5 M. (bei etwa 200 Aufl. ) anzunehmen sei, wahrend das
Hochbauamt 3 M. dafür fordert Um nun einem bisher
allgemein geübten Grundsatze zu entsprechen, machten wir
den Versuch, die unbeschädigten Unterlagen nach Einsicht
derselben zurückzusenden und um Rückerstattung der Aas-
lagen dafür zu bitten. Darauf erhielten wir von Hm. Ge-
meindebaurat Herrn ring die Unterlagen wieder mit einem
*4
Schreiben, das lautet: „Urschriftlich unter Beifügung der
Unterlagen mit dem Bemerken ergebenst zurückgesandt,
daß die Rückerstattung der gezahlten 3 Mark nur nach
Einreichung eines Projektes erfolgen kann." Eis werden
demgemäß die vermutlich nicht geringe Zahl von Wettbe-
werbern, deren Bemühungen um einen künstlerischen
Entwurf an der ungünstigen Form des Bauplatzes scheitern,
gezwungen sein, auf die Baarauslagen zu verzichten.
Was die Preise anbelangt, so hatten wir ohne tieferes
F.indringcn in die Aufgabe der Anschauung Ausdruck ge-
geben, daß sie gut bemessen seien. Wir werden nun aber
darauf aufmerksam gemacht, daß sie bei der geforderten
Ausnutzung des Bauplatzes, bei der gestatteten Höhe des
Baues und bei Annahme eines kubischen Einheitssatzes von
ao M. nicht den Normen für Wettbewerbe entsprechen. —
Zu dem Wettbewerb der Matthäusgemeinde zu Dresden-
Friedrichstadt betr. ein Beamtenwohnhaus auf dem äuße-
ren F'riedhof, den wir S. 45a besprachen, sind 44 Entwürfe
eingegangen, eine Zahl, deren Höhe bei dem Umstand,
daß der Wettbewerb auf Architekten beschränkt war, die
in der Kreishauptmannschaf 1 Dresden ihren Wohnsitz haben,
nur der Erklärung zu verdanken ist, nach welcher der
Kirchenvorstand in Aussicht stellte, mit dem Verfasser
eines der mit einem Preise ausgezeichneten Ent-
würfe behufs weiterer Bearbeitung in Verbindung
zu treten. Im Preisgericht befanden sich die Architekten
Alfr. Hauschild, W Lossow, Prof. Naumann, Prof.
Fr. Schumacher und Prof. B. Seitler in Dresden. Drei
gleiche Preise von je 250 M. wurden zuerkannt den Hrn.
Kud. Bitzan, Oswin Hempel, sowie Paul Winkler unter
Mitwirkung von C. Günther, sämtlich in Dresden bezw.
Loschwitz. Zum Ankauf für je 100 M. wurden vorge-
schlagen die Entwürfe der Hm. Hans Schlicht, Joh.
Bollert und Herrn. Thüme, gleichfalls sämtlich in
Dresden. —
Zu einem Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Volks-
schule In Annweiler in der bayerischen Rheinpfalz, unter
den Mitgliedern des bayerischen Architekten- und Inge-
nieur-Vereins veranstaltet, liefen 49 Arbeiten ein. Unter
ihnen errang den I. Preis die des Hrn. Otto Deines in
München, den IL Preis die des Hrn. Matth. Schneider
in Lindau und den III. Preis die des Hrn. Jul. Beeck-
mann in München. —
Ein Ideen -Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für eine evangelische Dorfkirche In dem Herrschaftssitze
Horburg bei Colmar l. Eis. wird vom dortigen Kirchenrat
für alle deutschen Architekten erlassen, die in Elsaö-
Lothnngen oder Württemberg geboren sind oder zurzeit
daselbst ihren Wohnsitz haben, oder welche in Elsaß-
Lothringen bereits haben Kirchenbauten unter eigener
Leitung ausführen lassen. Die Kirche soll 320 Sitzplätze
fassen und etwa 30000 M. kosten. Für 2 bis 3 Preise
stehen 900 M. zur Verfügung. Unterlagen gegen 3 M. durch
den Kirchenrat in Horburg i. E. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. A. W. V. Wir mAiwn es grundsätzlich ablehnen, Firmen
zu nenoen, wenn nicht ganz bewundere l 'anstände vorliegen. Wollen
Siic die Nunjcn von Firmen kennen lernen, welche za den gedach-
ten Arbeiten an den hervorragenden Herlincr Bauten verwendet
werden, dann empfehlen wir Ihnen einmal da* Studium anterea
Anzeigenteile«, zum anderen aber namentlich auch die Abbandlun-
gen Ober .Berliner Neubauten', die von Zeil zu Zeit im redaktio-
nellen Teile unierer Zeitung erscheinen. —
Hrn. H. O. In Harburg 1. Schw. Aus Ihrer Anfrage gebt
nicht hervor, ob Sie nach Ucbcruahme der Arbeit des säumigen
Unternehmer* durch die Behörde freiwillig auf der Baustelle ge-
blieben sind, oder ob Sie »eitent der Behöidcn dazu aufgefordert
worden sind. In letzterem Falle konnte daraus vielleicht ein An-
spruch an die Behörde hergeleitet werden, bei ersterem dagegen ent-
fallt ein solcher und Sic worden »ich our an den Unternehmer
halten können.
Hrn. O. S. In Mannhelm. Eine geschlossene Veröffent-
lichung der Werke des genannten Meisters ist uns nicht bekannt.
Darüber, sowie Ober den genannten Bau durfte Ihnen der Architekt
selbst die beste Auskunft geben können. —
Inhalt: Neubau des Gvuuiaaiums mit fJut-sioi-Woluihaus In Zchlen-
dorf bei Berlin I Schluß). — Zum Wettbewerb Wir. die neue Khm.bi inke
bei Ruhrort. — Verroi&rhtcs. — l'ieisbewrrbutigen. — Brief- u. Fragekasten.
Vertag der Deutschen Riuzefrung, G. m. b. H . Berlin. Fflr die Redaktion
versutworü. Albert Hofmsuo, bcr.m Druck von WUh. Grere, Berlin.
No. JOS
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iHHNHHHHHHHHH
DEUTSCHE BAU-
ZEITUNG
XXXVIII. JAHRGANG * N°: 103
* BERLIN, DEN 24. DEZ. 1904 *
Neuere badische Architektur.
(Fortoetzune au» So. 87.) Hierzu rtiw Bildbeilage, towie die Abbildungen Seite 04g.
ermann Billing, dessen Werken die vorauf-
gegangenen Abschnitte dieses Aufsatzes
gewidmet waren, gesellen wir den ande-
ren, nicht minder fruchtbaren und erfolg-
reichen der beiden badischen Baukünstlcr,
EU deren Charakterisierung dieser Aufsatz geschrieben
wurde: Friedrich Ratzel. Er gehört gleich Billing
zu den jüngeren Vertretern der Karlsruher Architek-
turschule, unterscheidet sich aber in den GrundzQgcn
seiner reifen Kunstanschauung wesentlich von der
Auffassung Billings. Wir kommen auf diesen Unter-
schied, soweit wir ihn empfinden, noch zurück, um
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zunächst eine Reihe seiner Werke hier zur Darstellung ausgezeichneten Gebäudes haben nur 63000 M. bc-
zu bringen
Die Jahrhundertwende bedeutete für Friedr. Ratze),
abgesehen von vereinzelten Vorläufern, den Beginn
einer umfangreichen und im höchsten Grade erfolg-
reichen Praxis, die, wie das in dieser Zeitung (1903)
gleichfalls zur Darstellung gebrachte Rathaus zu Duis-
burg, meist durch glückliche Erfolge in Wettbewerben
errungen wurde. Auf diesem Wege gelangte auch der
AuftragzurErbauungdes Geschäftshauses der. Mainzer
Volksbank" in Mainz an denKünstler. Die Errichtung
tragen. Der Organismus des Grundrisses ist der denk-
bar einfachste: eine schlichte Aneinanderreihung der
Räume. Das Haus, welches im Garten des Ludwig
Wilhelm-Krankenhauses des Badischen Fraucnvercins
erbaut wurde, enthält in der Hauptsache für jede
Schwester ein Zimmer mit anstoßendem Alkoven, je-
doch sind auch einige Räume für 2 Schwestern ein-
gerichtet und es sind umgekehrt auch einige Schwestern-
Wohnungen von je 2 Räumen geschaffen worden. Der
architektonische Aufwand ist lediglich der notwendigste,
erfolgte in den Jahren 1901 und 1902. DerGrundriO der jedoch bei der äußersten Beschrankung in vollem Maße
Anlage hatte sich der eigentümlichen Gesamtlage des geadelt durch die Kunst. Putz und heller Sandstein,
Gebäudes an einer belebten Hauptstraße und an einem sowie Schieferdeckung sind die Materialien, auf welchen
kleinen freien Platze derart anzuschließen, daß im Erd- die Wirkung des Aeußeren beruht. Hingewiesen sei
geschoß nach dem Neubrunnplatze die Räume der auf die das Hauptgesims bildende geputzte Kehle.
Bank angeordnet wurden, nach der Verkehrsstraße zu Ein Sieg in einem reich beschickten Wettbewerb,
jedoch Läden. Die Obergeschosse enthalten je zwei über den wir in den Nrn. 82 ff. des Jahrganges 1902
herrschaftliche Wohnungen. In der Stilfassung des
interessanten Gebäudes ist dem architektonischen
Charakter von Mainz aus der Zeit der Spätrenaissance,
jener Zeit, welche nach dem Mittelalter eine zweite
Glanzzeit für die alte Bischofstadt am Mittclrhcin be-
deutete und aus der unter anderen Werken das Schloß
hervorgegangen
ist, Rechnung
getragen. Das
Matena! ist roter
Main - Sandstein
für die architek-
tonischen Gliede
rungen u. weißer
Putz für die Flä-
chen. Zu dieser
Wirkung treten
.Sibwestera-AUeoheim (Luiseoheiai) ia Katlsiuhe i. B. Areb.: Piof. Fr. Ratzel -Karlsruhe
berichteten, ist der Auftrag, den Ratzel zur Errichtung
des Kollegiengebäudes der Universität Frei-
burg i. Br. erhalten hat. Das Gebäude soll nach dem
Entwurfs. 649 1905 begonnen und nach etwa ^Jähriger
Bauzeit vollendet werden; es wird die Aula, zahlreiche
Hörsäle und Räume für die Verwaltung enthalten. Die
Bauplatzvcrhält-
nisse sind sehr
schwierige, und
zur vollen Aus-
nutzung des Ge-
ländes erschien
die Wahl einer
gruppierten An-
lage, die auch in
höherem Maße
künstlerischen
Gesichtspunkten
entgegenkommt,
erwünscht. Der Hauptgesichtspunkt jedoch für die
gruppierte Anordnung war die Möglichkeit größerer
Lichtzuführung für die großen Hörsäle. Da das Ge-
lände ansteigt, so wurde der Flügelbau um eine
halbe Stockhohe erhöht und vom Podest der Haupt-
treppe aus zugänglich gemacht. Reife Kunst kommt
in der Gestaltung des Aeußeren zum Ausdruck; durch
die Anwendung einer maßvollen deutschen Renaissance
wird sich das Gebäude in harmonischer Weise in das
eine sparsame
Vergoldung und
Färbung einzelner Teile des ornamentalen Schmuckes.
Die Dachdeckung erfolgte durch Schiefer.
In den Jahren 1903 1904 errichtete Ratzel das
Schwcstern-Altenheim (Luisenheim) in Karlsruhe,
welches die Beilage zu dieser Nummer zur Darstellung
bringt. Es ist seiner Bestimmung nach durchaus ein
Nutzbau, ein Vcrsotgungshaus für bejahrte ehemalige
Krankenschwestern, und enthält Wirtschaftsräume und
Wohnungen für diese, jedoch ein Nutzbau, der in
überzeugender Weise darlegt, daß es bei aller Spar- Stadtbild eingliedern. Wir begleiten seine Errich-
samkeit der Mittel nur der Mitwirkung einer feinen tung mit den großen Erwartungen, zu welchen uns
künstlerischen Empfindung bedarf, um auch den Nutz- die bisherigen Ausführungen des Künstlers be-
bau zum Kunstwerke zu adeln. Die Baukosten des rechtigen. — (scMu« toip.)
Zum Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neue Rheinbrücke bei Ruhrort.
(Schluß.) Htrrtu dir Abbildungen in No. loa.
|ie Hauptträgcr des Entwurfes I haben einen mittle-
I ren eingehängten Teil von 1 16,2 ■» Stützweile und
' Kragarme von je 43,6 <°. Die Kette stützt sich unter
elcichcr Neigung in Haupt- und .Seilenöffnung auf 38,c6n
hohe Türme, vergl. Abbildg. 6 (Seite 643), die am Fuße 4.2 ■
Breilebesitzen und sich obenauf 1,8 m verjüngen. Inder
Ansicht haben sie 2 getrennte Vertikalen; sie stützen sich
aber, um die äußeren Kräfte statisch bestimmt zu machen
und die Pfeiler stets zentrisch zu belasten, unter Zuhülfe-
cincs die Füße verbindenden kräftigen Blechbalkcns
auf ie 1 Lager.
Die Knotenpunkte der Kette und des Untergurtes des
Bosens liegen auf kongruenten Parabeln. Sie schneiden
sich auf den v Vertikalen vom Turm aus (Knotenpunkt 20).
Der Bogen hat im .Scheitel 4,ion\ am Turm 9.0™ Höhe
erhalten. Der Obergurt schneidet sich mit der Kcltc auf
der 4. Vertikalen und ist nach einer kubischen Parabel
geformt. Die Vcrsteifungsbalken der Seitenträger haben
ebenfalls 9"' Hohe erhalten. In alle Felder des Versteifungs-
körpers sind des guten Aussehens wegen gekreuzte Diago-
nalen eingelegt.
Die Autlagcrung des mittleren eingehängten Bogens
an den Konsolen ist in Abbildung 9 dargestellt. Da beide
Türme feste Auflager haben, so mußte das eine Auflager
des Mitielicilcs drehbar, das andere auch zugleich langs-
verschieblich sein Die Drehbarkeit ist durch üclcnkbolzen
bewirkt. Damit die HaupltrAgcr als Auslegerträger zur
Geltung kommen können, sind einige Stäbe am Schnitt-
646
punkt blind eingesetzt, d. h. sie sind mit Schraubenbolzen
in Langlöchern an die Knotenbleche angeschlossen. Die
Längsverscbieblichkcit ist dadurch erreicht, daß der untere
Gelcnkbolzcn sich in einem Schlitze bewegen kann. Die
beiden Gelenkbolzen sind dabei durch eine Pcndclstützc
verbunden (vergl. Abbildg. 9). Die Blindstäbe sind hier,
um eine größere Verschiebung zu ermöglichen, auf die-
ser Seite mit kleiner Gleitkonstruklion angeschlossen. Wind-
verbinde aus teils schlaffen, teils steifen gekreuzten Diago-
nalen sind in Fahrbahnhöhe und in Höhe des Obergurtes
der Parallelträger bezw. des Bogens in ganzer Brücken-
länge angeordnet. Ein dritter VVindverband liegt in der
Ebene der Kette in den Außenöffnungen und ist auf die
Lange der Kragarme angeordnet. Die beiden ersten Wind-
verbände müssen natürlich auch am Ende der Kragarme
durchschnitten sein. Forden oberen Wind verband stellen die
Diagonalen die Verbindung des mittleren Windträgers mit
den Konsolträgcrn her. An den Stützpunkten sind Gleit-
lager angeordnet, die eine Längsverschiebung ermöglichen,
vergl. Abbildg. 10 (Seite 642).
Wesentlich einfacher gestaltet sich die Ausbildung der
Eisenkonsimküon nach Entwurf II. Die lJngc der Aus-
leger der Mittelöffnung beträgt hier je 65,7», die Länge des
eingehängten Teiles nur 72"». Die 29 m hohen, sich auf 2»
nach oben verjüngenden Türme, vergl. Abbildg. 11 (S. 643),
werden ebenfalls aus den schon angeführten Gründen nur
auf je 1 Lager gestützt. Die Obergurte der Seiten- und Mit-
telöffnung schließen an die Türme unter gleichem Winkel
No. 103.
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lEntw. I.)
• ^ — ■ — .-• .— i— rt-i n s-an
Abbildg. 13. Aofhlngunf des Millellrigera mit Gelenk «n den Krng-
armen und AnachluB de« Windverbande. daselb.t. (Entwurf II.)
an. Im übrigen ist die Form des Obergurtes
nach Malier- Breslau als Seilpolygon für un-
gleichmäßig verteilte Belastung aufgefaßt. Die
Trägerhöhe beträgt an den Enden und in Brüeken-
mitle gleichmäßig 8,5 In den Seitenöffnungen
sind die Diagonalen nach außen, in der Mittel-
Öffnung nach der Mitte fallend angeordnet
Ueber den Anschluß des eingehängten Mit-
tclstückes an die Konsolen gilt Aehnliches, wie das
bei Entwurf I gesagt wurde. Abbildg. 13 veran-
schaulicht die Konstruktion des drehbaren Auf-
lagers Auch der Wind verband, der in Fahrbahn-
höhe liegt, mußte, um die Beweglichkeit zu er-
hallen, durchschnitten werden. Abbildg. 13 zeigt
auch den Anschluß des Windverbandes des Mit-
telteiles an den der Konsole mit Gleitlager. Der
Obergurt besitzt keinen Wind verband. Die Wind-
kräfte werden durch die biegungsfesten Verti-
kalen bezw. die Türme und Endportale aufge-
nommen. Um die Standsicherheit der Türme zu
erhöhen, sind diese nach unlen seillich so ver-
breitert, daß sie auch die Bürgersteige mit über-
spannen, ähnlich wie bei Entwurf I.
Das Gewicht des eisernen Ueberbaues der
Strombrücke stellt sich bei Entwurf I auf 5931 \
d. h. 637 kc <!■» der Brückengrundfläche, bei Ent-
wurf II auf 5438' bezw. 559 kK.|,in>. Bei dem in
No. 47 veröffentlichten Entwurf beträgt das Ge-
wicht 554 bezw. 56 » ke m™, je nachdem die Fahr-
hahntatel durch Tlängebleche bezw. Zoreseisen
hergestellt wird. Das Gewicht der Hauptträger
allem belauft sich auf 3816' bei Entwurf I, 3628'
bei Entwurf II und auf nur 3470« bei dem
Gustavsburger Entwurf. Die Gesamtkosten der
Entwürfe I und II sind auf 4,93 bezw. 4.8a Mill. M.
veranschlagt. Es wurde schon auf S. 386 er-
wähnt, daß das Freisgericht eine vergleichende
Berechnung für eine Brückenbreite von 16 m
zwischen den Geländern aufgestellt hat, welche
für den Gustavsburger Entwurf 46, für den
teureren Entwurf II dagegen 5,3 Mdl. M. ergab.
(Die architektonischen Aulbauten sind in beiden
Fällen nicht berücksichtigt. )
Was die Gesamterscheinung der Brücke an-
betrifft, so ist die Linienführung der Haupt-
träger nach dem Entwurf II zweifellos eine
gel Allige. jedoch erscheint der Träger in der
Mitte bei der großen Spannweite etwas gar zu
schwächlich. Die Verbindung der Kette mit
dem Bogen nach Entwurf 1 will uns dagegen
nicht wohl als eine Ästhelisch befriedigende
Losung erscheinen. Im Gegensatz zu dem
Gustavsburger Entwurf, der die Eisenkonstruk-
tion ganz schlicht behandelt und den Haupt-
abschluß in den wuchtigen und in ihrer For-
mengebung so wirksamen Turmbauten am Lande
sucht, sind hier bei beiden Entwürfen die Turm-
bauten Ober den Strompfeilern etwas reicher
als Eiscnportale behandelt — ein Versuch, der
nicht recht geglückt ist wahrend massive
l'ortaltürme in romanisierenden Formen auf
den die eigentliche Strombrücke abschließen-
den Pfeilern errichtet sind. Zu einer ausrei-
chend kräftigen Ausgestaltung der Türme und
zur Schaffung eines gewissen Gleichgewichtes
gegenüber der mächtigen Eisenkonstruktion
(namentlich bei Entwurf II) fehlt es daher an
dem entsprechenden Unterbau und der freieren
Enlwicklungs-Möglichkcit. Abbildg. 14 S. 639 gibt
den massiven Aufbau auf den Strompfcilcrn für
Entwurf II wieder, der übrigens in fast glei-
cher Ausführung für Entwurf I übernommen ist;
Abbildg. 15 zeigt die Ausgestaltung der Eisen-
Portale auf den mittleren Sirompfeilern. —
- Fr. E. -
GroÜ stadt-Erweiterungen.
inter diesem Titel hat Hr. Keg-Bmstr. L. Ilcrcher Abschnitt mit
in Münster eine erwähnenswerte Arbeit herausge-
geben.') In derselben werden in kurzen Ueber-
blicken zuerst die Mißstände der gegenwärtigen Großstadt-
Anlagen und sodann die Bestrebungen zur Abhilfe geschil-
dert. Bei letzteren kommen die Gebiete der Gesundheits-
pflege, des Verkehres, der praktischen Acsthetik zur Be-
sprechung, ferner das Wohnungswesen, Bauordnung. Um-
legung und Enteignung, sowie sonstige rechtliche Fragen.
Den Hauptwert der Schrift erblicke ich in dem dritten
0 Ein Beitrag tum heutlren Städtebau, mit einem Plan«. Verlag von
Vandeidtoeck * Kuprecht in Gottingen 1904. Pr. 1,60 M.
24. Dezember
zugehörigem Plan (S. 6481. Hier findet
sich ein interessanter Fniwuil lur die Erweiterung einer
Großstadt über eine Fläche von ato1'«. Allerdings hat der
Verfasser keine bestimmte Üertlichkeit zugrunde gelegt,
es ist nur ein akadrmisches Beispiel, zeigt aber deshalb
vielleicht um so klarer die angewendeten Grundsätze.
Vor allem tritt die Sonderung zwischen Haupt- und
Nebenstraßen hervor,-) Jene, teils geradlinig, teils
*) Zur Frglnzunr einer Angabe auf S. tB der Schrift «ei bemerkt, dafl
biger <>rundsati nicht erst tu neuerer Zeit, aonderu achun 1874 au! der
Wandervrrtaminl, de» Verh dt«ch Arfh-u Ine -Vereine und 1870 in meinem
Seite 95 und tea, behandelt w erden i«L
647
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gebogen, vielfach mit Promenaden und Straßenbahnen aus-
gestattet, daher 25— 50 ■ breit, bilden ein Netz („Dreieck-
system dessen Knotenpunkte teilweise zu Platzen mit
öffentlichen Gebäuden ausgestattet sind. Bei diesen „Stadt-
zentren* war in erster Linie dem Verkehr Rechnung zu
tragen, daher mit Recht „auf geschlossene Platzbildune
der geringere Wert gelegt ist". Di>ch ersieht man wohl
das Streben nach schöner Gruppierung der Baulichkeiten
und Straßen.
üie von Hauptstraßen umschlossenen Figuren sind
sodann durch Nebenstraßen von 10 — 15"» Breite unter-
geteilt, und hierbei verschiedene Zwecke unterstellt, als:
gewöhnliche Wohnquartiere, Villenbezirk, Arbeiter-Woh-
nungen, industrielle Anlagen. In der Mitte mehrerer
Gruppen findet man Gartenanlagen, umgrenzt teils von
Straßen, teils von Privatgrundstacken bezw. H inte rgä rlen.
Diese letztere Anordnung zum Ausnutzen des Innen-
raumes eines Blockes erscheint besonders erfreulich.
Sollten hohe Bodenpreise dabei hinderlich sein, so maßten
freilich weitere Straßen durchgelegt werden, was abrigens
Indessen kann man aus dem Text entnehmen, daß der
Verfasser diese Rücksicht nur in beschranktem Grade
gelten lassen will, da sie für zweckmäßige und schöne
Linien nicht immer einen Anhalt, sondern oft ein Hin-
dernis bildet Er anerkennt deshalb die Notwendigkeit
der Zwangsumlegung, welche ja außerdem auch durch
schmale oder spitzwinklige Grundstücksformen veranlaßt
werden kann, tritt also erfreulicherweise in Gegensatz
zu der jüngst von anderer Seite aufgestellten Behaup-
tung, mittels Anschluß an vorhandene Eigentumsgrenzen
ließe sich die l'mlegung ersparen. Zu diesem wichtigen
Punkte hätte übrigens die betreffende, im Jahre 1897
herausgegebene, Denkschrift des Verbandes deutscher
Architekten- und Ingenieur- Vereine wohl mit Erwähnung
verdient.1)
Was die sonstige Durchfahrung des Hcrcher'schcn
Planes betrifft, so beruht dieselbe auf dem Gedanken der
Dezentralisation, d. h. der Zuwachs einer Großstadt
soll nicht sowohl durch allmähliche Fortsetzung ihres
Straßennetzes und ihrer Häusermassen erfolgen, als durch
m. F.. immer noch raisamer ist, als die anderweitig em-
pfohlenen Wohnhöfe.")
Aufgefallen ist mir auf dem Plan die geringe Anzahl
von Ocffnungen, durch welche das Innere der Haupt-
maschen aufgeschlossen ist; hierdurch würden das Er-
reichen der nächsten Hauptstraße sowie der L'ebergang
aus einer Manche in eine andere etwas erschwert Ferner
das (Jebermaß von krummen Nebenstraßen, welche z. B.
bei Kleinwohnungen in geschlossenen Reihen gewiß mehr
unpraktisch als schön wären. Auch dürfte die gewählte
Blocktiefe von 4o-6om zwar bei kleinen und mittleren
Wohnungen genügen, aber für große Baulichkeiten und
Villen zu knapp bemessen, Oberhaupt mehr Mannichfaltig-
keit inbezug auf dieses Maß erwünscht sein.
Es ist aus dem Plan, als einer idealen Aufgabe, nicht
ersichtlich, ob und wieweit die Straßen auf bestehende
Wei:e und Grundstacksgrenzen Rücksicht genommen haben.
'I Beispiel zur Autteilung eines Blockes mit N'ebeosrrmSen : Goerke,
PrruBiw'he Jshrbllclwi 1H03, l> *S uiut Vlrrtrluhr «1 hrill Ifli »Kentt. t:*-
smidhctUpncge 1805. " 114.
648
Ansetzen neuer Stadtteile, welche politisch und baulich
eine gewisse Selbständigkeit bewahren. Hierzu dienen
auf dem Plan zahlreiche öffentliche Gebäude, namentlich
ein Rathaus, Parkanlagen usw. Der Verfasser hofft auf
diese Weise der wachsenden Bevölkerung die Vorteile
großstädtischen Lebens in der Nahe zu verschaffen und
empfiehlt die Gründung einer derartigen Neustadt in großem
Stil, womöglich von Seiten des Staates. Nun lassen sich
aber die wichtigsten Bestandteile einer Großstadt nicht
wohl stark auseinander ziehen und auch nicht für neue
Stadtteile jeweils wiederholen. Geschäftsbezirke und
Hafenanlagen, bedeutende Bildungs- und Vergnügungs-
Anstalten, die vom vollen Großstadtlcbcn durchfluteten
inneren Straßen bleiben an ihrem Ort und bleiben an-
ziehungskräftig, wenn auch große Stadtteile nach außen
angeschlossen werden. Deshalb dünkt mich die Selbstän-
digkeit der letzteren in einem Stadtplan untergeordnet
dem Bedürfnis nach tunlichstcr Verkehrs - Erleichterung
•> Baumeister, Clas«en und Stabben. Die l'ralctrune stadtiseher Grund-
stöcke und dir Zuurtirni« Innung. 180;
No. 103
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und Vereinigung zu einer Gesamtstadt. Letzteres erscheint der vorliegende Entwurf bei mir erweckt hat. Er bietet
denn auch in dem Plan nicht unbeachtet. mannichfaltige Anregungen und bildet sicherlich einen
Wenn im vorstehenden neben Lob und Zustimmung wertvollen Beitrag zu der Kunst des Städtebaues. —
etliche Anstände ausgesprochen worden sind, so möge p »_«,__«_«__ i/„„i„_..u„
daraus da* lebhafte Interesse erkannt werden, welches R »««feister, Karlsruhe.
34 Dezember 1904. 649
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Mitteilungen aus Vereinen.
Vereinigung Berliner Architekten. Die III. ord. Ver-
sammlung fand unter Vorsitz des Hrn. Kavser und unter
Teilnahme von 36 Mitgliedern und 1 Gast" am 15. Dezbr.
1004 statt. Der anregende Abend wurde eingeleitet durch
die Wahl zweier Kommissionen Die Arbeiten der einen
betreffen die Beteiligung der Architektur an der Großen
Berliner Kunstausstellung 1905, insbesondere die Einbe-
ziehung gärtnerischer Anlagen in die Ausstellung. Die
Wahl fiel auf eine Kommission aus den Hrn, ßalcke,
Ehemann, Geßner, Grenander und Möhring. Der
Wahl der Kommission ging eine kurze Besprechung vor-
aus, an der die Hrn. Bangert, Alb. Hofmann, Roensch
und Solf teilnahmen. Der Hauptpunkt dieser Besprechung
war der Wunsch, in der Zusammensetzung der Kommission
der Großen Berliner Kunstausstellung 1905, bezw. in der
Anzahl der darin vertretenen Architekten die Bedeutung
zum Ausdruck gebracht zu sehen , welche die Baukunst
in der Ausstellung selbst, sowie im öffentlichen Kunstleben
heule einnimmt Der Vorsitzende schloß sich diesem
Wunsche an. Da jedoch nach seiner Ansicht in den Statuten
der Ausstellung eine hierauf abzielende Aenderung nicht zu
erwarten ist, so bezeichnete er es als die vorläufig einzige
Möglichkeit zur Erreichung dieses Zieles, daß die Archi-
tekten innerhalb der beiden Körperschaften, welche die
Ausstellungs-Kommission zu wählen berufen sind, also die
Architekten der Akademie der Künste und des Vereins Ber-
liner Künstler, sich bei den entsprechenden Wahlen für die
Ernennung von mehr Fachgenossen als bisher einsetzen.
Die Arbeiten der anderen Kommission betreffen die
Verträge zwischen Bauherrn und Unternehmern, bezw.
zwischen Architekten und Angestellten. An der kurzen Be-
sprechung hierüber nahmen die Hrn. Ebhardt und Reimer
teil. Es werden gewählt die Hrn. Astfalck, Bangert,
Goldschm idt, Herzberg, Scheurcmbran dt und Solf.
Nachdem noch Hr. Boethke eine Reihe von geschäft-
lichen Mitteilungen gemacht, welche Angelegenheiten des
Verbandes und vor allem einen von Hrn. Landrichter
Dr. Boethke in Aussicht gestellten Vortrag Ober die Ver-
sicherungspflicht gegen Unfall, insbesondere der
Atelierinhaber gegenüber ihren Angestellten, welche die
Baustelle besuchen, betreffen, nimmt die Versammlung
den Vortrag des Hrn. Hasak „Grundsätze für den
Entwurf von Museen" entgegen. Die Ausführungen
des Redners stützen sich insbesondere auf die Erfahrun-
gen, die er als Leiter der technischen Arbeiten beim
Bau des Pergamon- und des Kaiser Friedrich-Museums in
Berlin gemacht hat Er berührt zunächst die Oberlichte
und rät, im gegebenen Falle dieselben so groß wie mög-
lich zu machen. Diese Größe ist jedoch abhängig von der
Bedingung, um das innere Uberlicht zum Zwecke der
Reinigung einen Gang von 1 ■ Breite, und um das äußere
Oberlicht einen Gang von etwa 2 m Breite anzulegen.
Das äußere Oberlicht wird des Hagclschlages wegen am
besten mit Drahtglas, das innere der Lichtzerstreuung
wegen am besten aus geriffeltem Glase hergestellt. Die
früher geforderte Lüftung der Oberlichte ist besser zu
vermeiden um 1. das Eindringen von Staub und Ruß,
z. das Beschlagen und Tropfen und 3. die Abkühlung zu
verhindern. Auch den Fenstern ist möglichst eine feste
Verglasung zu geben; die Höfe sind bei den Museen, wo
es irgend geht, mit Glas zu überdecken, da bei den mei-
sten öffentlichen Gebäuden alle früher offenen Höfe in
der Folge mit Glas Oberdeckt wurden. Die Heizung soll
keine zu großen Temperatur-Unterschiede aufweisen. Der
Ausströmungsstelle der warmen Luft ist möglichste Auf-
merksamkeit zu widmen. Wo es angeht, ist diese Stelle
unauffällig zu verdecken, Die sogen. Fußbodenheizung
hat sich nicht bewährt und hat auch im Alterturae nicht
die Bedeutung gehabt, welche die klassische Philologie
ihr zugeschrieben bat. Redner führt die einschlägigen
Werke von Jacobi und Krell an. In den Kabinetten wur-
den keine schrägen Wände aufgestellt; dagegen hat es
sich als vorteilhaft erwiesen, die Ecken zu brechen und
auf der gebrochenen Fläche gegenüber den Fenstern aus-
gesuchte Stücke aufzuhängen. Die Scitenbeleuchtung hat
sich am meisten bewährt. Der Fußboden wurde in den
Hauptriumen mit Marmor, der immer das monumentalste
Fußbodenmatcrial bleiben wird, wenn er entsprechend aus-
gewählt ist, belegt. Einige Räume des Kaiser Friedrich-
Museums haben Fliesenbelag erhalten. Für die Beklei-
dung der Wände wurde teils grobes, sackleinenartigcs
Gewebe aus München mit entsprechendem Anstrich oder
Schablonicrung. oder ein etwa gleich teuerer, aber in der
Farbe wirkungsvollerer Plüsch gewählt. — Auf die an-
ziehenden Ausführungen folgte eine längere Aussprache,
an der die Hrn. Boethke, Ebhardt, Gracf, Hcrzbcrg
und Reimer beteiligt waren. —
650
Arch.- u. Ing.-Vereln zu Hamburg. Vers, am 21. Okt.
1904 Vors. Hr. Classen; anwes. 58 Pers.
Der Abend wurde im wesentlichen ausgefüllt durch
einen Vortrag des Hrn. Wöhlecke über den .inter-
nationalen Architekten-Kongress in Madrid und
Reisecindrückc aus Spanien", welcher an anderer
Stelle d. Ztg. wiedergegeben werden wird Redner wußte
mit seiner anregenden Darstellung, welche durch Ausstellung
von Architekturbildern und eigenen Reiseskizzen unter-
stützt wurden, das Interesse der Zuhörer auf das Lebhaf-
teste zu fesseln und erntete reichen Beifall und warme
Dankesworte des Vorsitzenden.
Des weiteren beschäftigte sich die Versammlung mit
2 Fragen aus dem Fragekasten. Die erste Frage lautete:
„Ist Sand, dem Meeresboden entnommen, für Betonbau
zu gebrauchen?", wozu Hr. Stein äußerte, daß nach einer
Veröffentlichung über stattgehabte Versuche keine grund-
sätzlichen Bedenken gegen die Verwendung von Meeres-
sand vorliegen, wobei erwähnt sei, daß sogar der damit
bereitete Beton in den beiden ersten Jahren besser er-
härtete, als der mit anderem Sande hergestellte.
Die zweite Frage betraf eine Anregung, für ein in
Hamburg zu errichtendes kullur- historisches Museum
einen Wettbewerb zu veranstalten. Die Besprechung er-
gab, daß die Vorberatungen über einen solchen Bau noch
nicht hinreichend spruchreif seien, um ein Vorgehen des
Vereins in dieser rragc zu rechtfertigen.
Darauf berichtete Hr. Löwengard, wie die erfreu-
licherweise seit mehreren Jahren in Hamburg zunehmende
Gepflogenheit, daß Bauherren zur Erlangung guter Ent-
würfe sich an unseren Verein behufs Veranstaltung eines
Wettbewerbes unter seinen Mitgliedern wenden, auch ein-
mal zu einem Mißerfolge geführt habe. Ein sozialdemo-
kratischer Verein, das „Gewerkschaf ts haus Hamburg",
hatte sich wegen eines geplanten bedeutenden Baues mit
ihm als Vorsitzenden des Wcltbewerbs-Auschusscs in Ver-
bindung gesetzt, war aber in letzter Stunde anderen Sinnes
geworden und halte von sich aus die Ausschreibung in
einer den „Grundsätzen für das Verfahren bei Wettbe-
werben" wenig entsprechenden Form bewirkt
Hieran anknüpfend lenkte zum Schlüsse Hr. Hai ler
die Aufmerksamkeit auf eine andere geeignete Aufgabe zu
einem Vereins-Wettbewerbe. Es handelt sich um die
geplante Nutzbarmachung der Fläche des verlassenen alten
Dammtor-Bahnhofes, dessen in schönen gärtnerischen
Anlagen gelegenes Empfangsgebäude dem Abbruch ge-
weiht ist; für diese Aufgabe scheine ihm eine Ideenkon-
kurrenz unter Architekten erwünscht Der Vorsitzende
sagt zu, diese Anregung weiter zu verfolgen. — Ma
Württ. Verein für Baukunde. Die erste Versammlung
des neuen Vereinsjahres am 19. Nov. d. J. eröffnete der
Vorsitzende mit der Bitte an die Mitglieder um lebhafte
Teilnahme am Vereinslcben, insbesondere um Unterstütz-
ung der wissenschaftlichen Bestrebungen des Vereins. Für
die Bearbeitung der Verbandsvorlage betr. Aufstellung eines
Werkvertrages zwischen Bauherrn und Bauunternehmer,
eines Vertrages zwischen Bauherrn und Architekt, sowie
zwischen letzterem und seinen Angestellten wurde eine
Kommission aufgestellt, ebenso für die Vorarbeiten zur
Abgeordnetenversammlung des Verbandes im Jahre 1905
in Heilbronn; letzterer Kommission wurden je 4 Stuttgarter
und Heilbronner Vereinsmitglieder zugeteilt Line längere
Besprechung knüpfte sich an den Antrag der Redaktion
der Württ. Bauzeitung, diese zum Organ des Vereins für
Baukunde zu machen. Eine Sonderkommission wird diese
Frage weitcrbehandcln. In eingehendem Vortrag berichtete
hierauf Hr. Ob.-Brt Zügel Ober die Abgeordneten- und
Wanderversammlung des Verbandes in Düsseldorf. Der
Bericht des Hrn. städt. Bauinsp. Hantle über den äußeren
Verlauf der Abgeordneten- und Wanderversammlung, ins-
besondere über die Besichtigung bei Krupp in Essen usw.
mußte zurückgestellt werden. (Schw. M.) —
Architekten-Verein zu Berlin. Vers, vom 7. Nov. 1904.
Vors. Hr. Ministcrial-Dir. Hinckeldcyn; anwes. 60 Mitgl.
Der Vorsitzende gedenkt zunächst der seit der letzten
Versammlung gestorbenen Vereinsmitglieder, der Hrn.
Brt P. Cartcflieri in Elbing und Brt. Carl Moritz
in Erfurt, teilt dann die Dankschreiben der Hrn. Arch.
Gust. Ebe in Berlin, Bnistr. los. L'singcr in Mainz mit,
denen der Verein zum 70. bezw. 75 Geburtstag Glück
gewünscht hat, bezw. des Hrn. Brt. A. Tiedc, dem das
Diplom für 50jährige Mitgliedschaft im Verein überreicht
werden konnte.
Es knüpft sich dann die Besprechung Ober die Aeuße-
rungen des Hrn. Stiehl in der Versammlung vom 34. Okt.
d. J. über den Wilde nbruch'schen Artikel „Vandalen"
an. E>er Vorstand legt eine Resolution vor, dahingehend,
daß die Stellung des Vereins in der Opernhausfrage durch
No. 103.
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die gemeinschaftlich mit der .Vereinigung Berliner Archi-
tekten' an den Minister des Kgl. Hauses am 14. April d J.
gerichtete Eingabe vollständig Klar gelegt sei und daö für
den Verein daher keine Veranlassung vorliege, zu den
neuenVeroffentlichungen in der Presse Stellung zu nehmen.
Diese Resolution wird von der Versammlung angenommen.
Es sprach sodann Hr. Baudir. a. D. Nenus- Kassel
Ober .Elektrizitätswerke der Schweiz". Mit Hülfe
der in der geogr. Verlagsanstalt in Bern erschienenen
Karte schilderte er das bis jetzt fertige schweizerische
Starkstromnetz, welches sich namentlich Ober die nord-
westliche Schweiz ausdehnt, indessen nicht ein einziges zu-
sammenhängendes Netz bildet, sondern aus mehreren selbst-
standigen, gelrennten Netzen besteht. Eines derselben,
welches von Beznau a. Aar als Zentrale sich Ober 533 ka
ausdehnt und Strome bis zu 25000 Volt Spannung erzeugt
und verteilt, wurde naher erläutert Nach der in der
Schweizer. Bauzeitung Nr. 19, Jahrg. 1903, 39. Bd. erschie-
nenen statistischen Zusammenstellung waren 1902 schon
396 Werke mit einer Gesamtleistung von 1 11000 Kilowatt
vollendet, wovon */< von Kleinmotoren, Beleuchtung und
Bahnen, der Rest von der elektrochemischen Industrie ver-
braucht wird. Auch das unweit St. Gallen in der Sitter-
schlucht liegende Werk Kübel, welches, durch den nahen
Stauweiher Gübscnsee mit Wasserkraft versehen, eine elek-
trische Energie von 10000 Volt Spannung erzeugt und fort-
leitet, wurde beschrieben. Einige neue, teilweise noch im
Bau begriffene Werke wurden genannt. Mchrerel.ichtbilder,
namentlich von dem älteren, bahnbrechenden Kraftwerke
Kheinfelden a.Rh. trugen zur VeranschaulichungdesVor-
träges bei, der übrigens mehr eine statistische Lebersicht
gab, als daß er auf die technische Seite der Anlagen einging.
Hr. Stadtbauinsp. Stiehl gab sodann einen kurzen ab-
gerundeten Bericht über den am 36. 27 Sepl. d. I. in
Mainz abgehaltenen Tag für Denkmalpflege. -
Totenschau.
Professor Alfred Gotthold Meyer +. In der Nacht vom
17. auf den 18. Dez. starb in Charlottcnburg der Professor
der kgl. Technischen Hochschule in Charlottenburg Alfred
Gotthold Meyer, ein um die Kunstwissenschaft verdienter
Kunstgelchrter, welcher sich vorwiegend die Geschichte
des Kunstgewerbes und die Geschichte der Baukunst und
Bildnerei in Oberitalien zu seinem Arbeitsgebiete gewählt
hatte, und diesem Gebiete mit grolle rem Verständnis gegen-
über stand, als man es bei den Vertretern der Kunstge-
schichte wohl im allgemeinen antrifft, weil er sich auf ein
längeres Architektur-Studium stützen konnte. Meyer war
im Jahre 1864 in Berlin geboren und machte auch haupt-
sächlich hier seine fachlichen Studien. Er übte eine un-
gemein ausgebreitete Tätigkeit aus; er lehrte nicht nur als
Nachfolger Leasings die Geschichte des Kunstgewerbes
an der Technischen Hochschule zu Cliarlottenburg, son-
dern auch allgemeine Kunstgeschichte an der kgl. Kunst-
schule in Berlin und hielt daneben zahlreiche öffentliche
Vorträge. Neben der Lehrtätigkeit ging die nicht minder
umfassende schriftstellerische Tätigkeit einher. Eine frühe
Arbeit im Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen galt
den venezianischen Grabdenkmälern der Frührenaissancc.
Ihr folgten als abgerundete selbständige Veröffentlichungen
.Lombardische Denkmäler des 14. Jahrhunderts", .Studien
zur oberitalienischen Frührenaissancc", „Die Ccrtosa bei
Pavia" usw. In Vclhagcn und Kissings Künstler - Mono-
graphien bearbeitete Meyer die Bände Ober Donatello,
Canova und Reinhold Begas. Ein groß angelegtes Werk
ist die reich illustrierte „Geschichte der Möbelformen",
mit deren Herausgabe er begonnen hatte. Im Jahre 1899
gab er mit anderen eine -Chronik* der Technischen Hoch-
schule heraus und im Jahre darauf schrieb er im Auftrage
des Senates der gleichen Anstalt den Text der schön aus-
gestalteten Erinnerungsschrift an die Zweihundertjahr-
feier der Techn. Hochschule. Nun ruht seine fleißige
Feder, der wir wohl bei einem günstigeren Schicksal
noch manche sorgfältige Arbeit verdankt hätten! —
Preisbewerbungen.
Der Wettbewerb für Bebauungspläne der Brandenburger
Vorstadt zu Potsdam. Wer die am 24 Nov. d J. geschlossene
Ausstellung der Entwürfe im Palast Barbermi in Potsdam
mit prüfendem Blicke betrachtet hat, wird ein Gefühl hoher
Befriedigung kaum verspüren. Die große Mehrzahl der
95 Pläne wurde der gestellten Aufgabe nicht gerecht; man
kann dies nicht einmal von den 18 Arbeiten behaupten,
die das Preisgericht auf die engere Wahl gebracht hat.
Gründe für diese Auswahl sind in dem Urteilsspruch nicht
angegeben; ebenso wenig ist ausgesprochen, warum ge-
rade den Entwürfen „Videant consulcs", „Heimatsinn" und
.Victoria Luise" die drei ausgesetzten Preise zuerkannt
24. Dezember 1904.
worden sind. Weder .videant consulcs" noch .Victoria
Luise" haben einen künstlerischen Inhalt; schöne Stadt-
plätzc fehlen, die Blockfiguren sind wirtschaftlich nicht
vorteilhaft. Zwar zeigt „Videant consulcs" sehr gute Ver-
kehrslinien; aber die meisten der vorgeschlagenen Straßen-
breiten von 28» bis zu 15,2« erscheinen für ein stilles
Vorstadtviertel erheblich zu groß. Offenbar hat das Wett-
bewerbs-Programm die Bewerber irregeleitet. Man denke:
für das bescheidenste Wohnsträöchen 15,2 m Verkehrsraum
und dazu noch beiderseits Vorgärten: Unter den drei
preisgekrönten Arbeilen erscheint, abgesehen von der-
selben übertriebenen .Straßenbreite, der Entwurf .Heimat-
sinn" von Reg.-Bmslr. Weyrauch und Arch. Man. Mayer
als der ansprechendste; auch besitzt er schöne Stadtplätze,
die aber leider gleichfalls in zu großem Maßstäbe angelegt
sind: ist doch beispielsweise dem neuen Empfangsgebäude
der Station Wildpark und seinem Vorplätze eine Länge
von soo1» zugedacht!
Auch die vom Preisgericht zum Ankauf empfohlenen
Entwürfe „Uebcrsichtlich" und „Camillo Sitte" zeigen mehr
Schwächen als Vorzüge. Der letztgenannte Entwurf be-
sitzt freie Plälze bis zu 350« Länge und unnötig viele
Blockspilzen. Künstlerisch und technisch stehen weit
höher die erst bei der engeren Wahl ausgeschiedenen
Pläne „Cosi", .Städtebau ", .Sanssouci", sowie dir gar
nicht in die engere Wahl genommenen Arbeiten: „Groß-
stadtllucht", „Wirtschaftlich", „Brandenburg" und „Flur-
grenzen". Als Verfasser des zuletzt erwähnten Entwurfes
nennt sich Architekt Hans Bcrnouilli. Die allzu peinliche
Festhaltung der bestehenden Grundstücksgrenzen als zu-
künftige Bauplatzgrenzen hat eine sehr ungleiche Block-
bildung veranlaßt von teils zu beschränkten, teils zu ge-
räumigen Abmessungen; auch sind die Verkehrslinien
wohl unzureichend entwickelt; aber ein vollendet schöner
Hauptplatz und zahlreiche malerische Straßenbilder rücken
dennoch den Entwurf mit in die vorderste Linie. Auch
„Brandenburg* zeichnet sich aus durch künstlerische Em-
pfindung, ist aber im ganzen etwas unruhig und zerrissen.
Eine Fülle schöner Straßen- und Platzbildcr bietet der
Entwurf „Städtebau"; aber die unvorteilhaften, großen
Blöcke und die im L'ebeimaß angeordneten Zickzack-
Straßen beeinträchtigen doch den Gesamtwert „Cosi" zeigt
vorteilhafte, lang gestreckte Blöcke und manche Schön-
heiten, ist aber im ganzen etwas kleinlich; „Sanssouci"
dagegen verdient volle Würdigung wegen guter, länglicher
Blockbildung, klarer Verkehrslinien und schöner Platzan-
lagen; sehr reizvoll ist bei-pielsweisc die Kirchvorplatz-
gruppc. Es mag indes anerkannt werden, daß die meisten
der von uns hier hervorgehobenen Entwürfe mit den
Programm- Vorschriften, wenn man sie streng wörtlich
auffaßt und namentlich die schon in einer früheren Notiz
der .Deutschen Bau/lg." als unsachgemäß bezeichneten
Mindestbreiten für Nebenstraßen (I5,2m plus Vorgarten-
tiefe) unbedingt festhält, in manchen Punkten nicht ver-
einbar sind. Dem Preisgerichte soll deshalb kein Vor-
wurf gemacht werden; allein eine Begründung des Urteils
und vielleicht auch ein bedauernder Hinweis auf unge-
eignete Programm- Vorschriften wären wohl am Platze
gewesen. — J. St.
Wettbewerb Realgymnasium Boxhagen - Rummelsburg.
Der Wettbewerb betrifft die Errichtung eines Realgymna-
siums auf einem stumpfwinkligen Gelände der Sadowa-
straße. Das Raumprogramm ist das für ähnliche Anstalten
übliche; jedoch soll die Direktorwohnung nicht als be-
sonderes Gebäude erstellt, sondern in das Hauptgebäude
eingebaut werden. Baustil und Baumaterialien sind frei-
gestellt Die Zeichnungen sind 1 : 200 verlangt und für
den Kostenvoranschlag ausführliche Angaben gemacht.
Der Betrag für die Unterlagen wird den Einsendern von
Entwürfen auf Verlangen zurückerstattet Das Preisge-
richt beschließt über die Verteilung der Preise endgültig
und hat überdies im Falle der Einstimmigkeit das Recht,
in der S. 636 angegebenen und in Aussicht genommenen
Verteilung eine Aenderung eintreten zu lassen, wenn es
eine solche dem Werte der Entwürfe für mehr entspre-
chend erachtet „Es wird vorbehalten, mit einem
der Preisträger wegen der weiteren Bearbeitung
des Entwurfes und der Anfertigung von Bau-
zeichnungen, der Details usw. zu verhandeln, ohne
jedoch eine dahingehende Verpflichtung zu über-
nehmen." Wenn wir hieraus die bestimmte Absicht der
ausschreibenden Stelle folgern dürfen, einen der Preis-
träger bei der Ausführung zu beteiligen — es liegt, soweit
wir sehen können, kein Grund vor, an dieser Absicht zu
zweifeln — so können wir die Beteiligung am Wettbe-
werb nur Wärmsteiis empfehlen. —
Engerer Wettbewerb betr. Entwürfe für da« neue Künstler-
haus In Nürnberg. Unsere auf diesen Wettbewerb bezüg-
651
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liehe Nachricht S. 600 ist dahin zu ergänzen, daß die von
dem städtischen Architekten Hrn. Otto Seegy in Nürn-
berg aasgearbeiteten Pläne für ein Künstlerheim in Nürn-
berg zwar die Genehmigung des Nürnberger Kunstaus-
schusses, nicht aber auch die der Münchener Aufsichts-
Kommission fanden. Infolgedessen wurden die Hrn. Prof.
Conradin Walther und Prof. Hans Pylipp in Nürnberg
gebeten, Skizzen für den Neubau des Künstlerheims zu
verfassen, die den Hrn. Prof. Gabriel von Sei dl und K.
llocheder in München zur Begutachtung vorgelegt wur-
den. Die beiden Gutachter sprachen sich für die Ausfüh-
rung des Pylipp'schen Entwurfes aus. Ein von der Stadt
Nürnberg berufener gröberer Ausschuß entschied sich
jedoch für den Entwurf des Hrn. Prof. Conradin Walther,
der nunmehr zur Ausführung gelangt. Wie wir dem
„Fränkischen Kourier" entnehmen, war für die Wahl die-
ses Entwurfes seine größere Anpassung an die örtlichen
Verhältnisse in erster Linie bestimmend. —
Der Wettbewerb des „hessischen Zentraltrereln» für Er-
richtung billiger Wohnungen" zur Erlangung mustergültiger
Entwürfe für Arbeiterwohnungen, den wir S 624 ankün-
digten, schließt am 1. Mai 1905. Neben der Erteilung der
Preise ist ein Ankauf einer Anzahl nicht preisgekrönter
Arbeiten vorbehalten. Unterlagen gegen 55 Pf. durch die
Vcreinsgeschaftsstelle, Wilhelminenstraße 3 in Darmstadt
Die durch diesen Wettbewerb erlangten Pläne, die
das bereits vorhandene Material des Vereins zu bereichern
bestimmt sind, sollen nicht nur mustergültig sein in der
Anordnung des Grundrisses, sondern es soll durch die
Ausführung der Entwürfe der jetzt namentlich bei Er-
richtung kleiner I lauter in weitem Umfange eingerissenen
monotonen Bauweise entgegen gearbeitet und versucht
werden, den Kleinwohnungsbau den vorbildlichen länd-
lichen Bauwerken nachzubilden und in die Ausgestaltung
der Häuser trotz einfachster Formen und Ausführung
mehr künstlerisches Empfinden als bisher zu tragen. Das
ist ein Ziel, das sicher nachdrücklichste Unterstützung
verdient. Freilich müssen die Baukosten mäßige Grenzen
einhalten; aber mit Recht führen die Unterlagen für den
Wettbewerb aus, daß die jetzt vielfach übliche Bauweise,
die Form und Material mißversteht und den Häusern häu-
fig ein geradezu häßliches Aussehen verleiht, durch die
Notwendigkeit möglichst geringer Baukosten allein nicht
erklärt wird. Es fehlt dem Bauunternehmer meist die
Anregung und diese soll durch die aus diesem Wettbe-
werbe hervorgehenden Entwürfe gegeben werden.
Es handelt sich um Entwürfe für 1. ein Einfamilien-
haus für ländliche Arbeiter, mit 2600—3800 M. Baukosten;
a. desgl. für städtische Arbeiter, mit 3300- 4000 M. Bau-
kosten; 3. ein Zweifamilienhaus mit 4200—5100 M. Bau-
kosten; 4. um Zwillingshäuser der vorbezeichneten Kate-
gorien mit 5000— 5VX), 6200-7500 und 8-9000 M. Bau-
kosten. Bei sämtlichen Plänen ist ein kleines Stallgebäude
für Schweine und Ziegen vorgesehen, dessen Kosten
jedoch in den genannten Summen nicht einbegriffen sind,
Zu diesen Typen treten noch ein Vicrfamilicn- und ein
Scchsfamilicnhaus. Die Häuser sollen freistehen, können
jedoch auch als Reihenhäuser geplant werden, wenn sich
die Baukosten dadurch wesentlich verringern. Als Bau-
kosten sind 11 M, für 1 1,,«> umbauten Raumes für städtische
und 9 M für ländliche Häuser anzunehmen. Uebcr Grund-
riß und Aufbau sind eine Reihe Wünsche geäußert Der
Verein behält sich vor, bei der etwaigen Ausfüh-
rung des einen oder anderen Entwurfes dem betr.
Verfasser die weitere Bearbeitung nach der Ho-
norarnorm zu übertragen. Auch ohne diese Bestim-
mung würden wir die Beteiligung an diesem Wettbewerbe
dringend empfehlen, da auf diesem Gebiete beinahe alles
nach Abhülfe drängt. -
Wettbewerb Fassaden-Entwürfe Bautzen. Als Verfasser
des Entwurfes .Der alten Sachsstadl" bekennen sich die
Hrn. Möckcl und Wagner aus Dresden, z. Zt. in Düssel-
dorf; des Entwurfes „da domine incrementum* Hr. Arch.
Grasselt beim I.andbauamtc Bautzen. Hiermit schließen
wir die Nennungen.
In dem Wettbewerb der „Deutschen Gesellschaft für
christliche Kunst'* zur Erlangung von Entwurfsskizzen für
eine Stadtpfarrkirche In Ingolstadt erhielt den I Preis von
500 M. Hr. Michael Kurz, Architekt in Vilsbiburg; der
II und III. Preis im Gesamtbetrag von 500 M. wurde zu
gleichen Teilen an die Architekten Gebr. Rank in Mün-
chen und Heinr. Hauberrisser in Regensburg verteilt —
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für eine
evangelische Kirche In Llchtenthal bei Baden wird für
deutsche Architekten erlassen. Die Kirche soll 600 Plätze
enthalten und etwa 150000 M. kosten dürfen. Für drei
Preise stehen (ooo M." zur Verfügung —
652
Personal-Nachrichten.
Deutsche« Reich. Der Kgl. pr. Reg. • Bmstr. Reiften La
Straßhurg i E ist 1 Man u Betr Insp bei den Rcichseisenb. ernannt
Preuflen. Dem Ob-Betr -Insp. Brtlssow in Schwerin, dem
Grofiherz Oldenburg Brt. Freti« in Oldenburg und dem Stadtbit.
Paul in Spandau ist der Rote Adler -Orden IV. Kl, dem Geh.
Ob Brt Piernay in Schwerin i*t der Kgl. Kronen Orden II. Kl.
und dem Arrh. Fiz Thyriot in Gr.Lichlerfe.de der Kgl. Kronen-
Oiden IV. Kl. verliebco.
Dem Stadtbauinsp. Brt. Beer in Magdeburg ia die Erlaubnis
zur Anlegung des ihm verlieb Ritterkreuzes II. Kl de* Herz, an-
batt. Haas Orden« Albrecht« de« Baren erteilt.
Den Wasser-Baoinsp. Hugo Schmidt in l.iegnitz, Zimmer-
mann in Ratibor, Frentzen in Gemünd i. d. Eitel, Vartteseu* in
Northeim, John in Zölp, Witte in Hannover, Mehlhorn in Mon-
ster, Möller in Hannover, Fro*t in Königsberg i. Pr, Lohntag
in Die« a 1., Weyer in Genihin und Beighaua in Hannover; —
den Masch -Bauinsp Grimm in Koblenz u Martscbinowaki in
Breslau; — den Kreia-Bauinsp Leidich in Konigaberg i. Pr., Buch-
wald in Breslau, Radioff in Kiel, Callenberg in Radesheim,
Mergard in Montjoie, Klehmet in Königsberg i. Pr., Kohler
in Ocl», Richter in Königsberg N.M. Trimborn in Ka»*el,
Eckardt in Dramburg, Rierk in Birnbaum, v. Bändel in Berlin,
Bohnert in Zeitz, Clären in Harburg, Runge in Stolp u. Klemm
in Goslar; — den Rauinsp. Sc hü epman n , Marcuae, Wachs-
mann und Kern in Berlin; — den Landbauinsp. Vöhl und Gulh
in Berlin i«t der Char alt Brt. mit dem pcrsOnl. R*ige der Rate
IV. Kl verliehen.
Der Kr. - Bau^n«p Brt. X i e m a n n ist als Landbauinsp von
Hannover nach An ruh und der Waascr-Bauinsp Schclcher von
Herrnstadt nach Breslau versetzt
Dem F.isenb.-Bau- u. Bctr.-Ioap Gerb. M Oller in St Wendel
ist die Stelle des Vorst, der Eisenb.-Betr.-lnsp. das verliehen. —
Der Rrg.-Bmstr. Neobarth in Magdeburg ist z. Eisenb.-Bau- u.
Betr -lnsp. ernannL
Versetzt sind: die Reg-Bmstr. Dr ing. Jtnecke von Marien-
werder nach Wongrowitz. Konigsbergcr von Berlin nach Koael,
Pegels von Erfurt nach Marienwerder, Sc h la tholl er von Rheydt
nach Odenkirchen und Verlohr von Bonn nach Rheydt; Dicte
von Gumbinneu nach Beeskow, Hartog von Ciarnikau nach
Danzig und Berlin von Du schau nach Gumbinnen
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg -Bmstr.: Hehl
der Kgl. Reg in Koblenz, KOnigk der Reg. in Marienwerder. Otto
Maller der Reg in Merseburg, Moumatlc u. van de Sandt der
Reg. in Köln, Paul Schröter der Reg in Blomberg, S c h 0 1 e r
der Reg. in Danzig und Neubauer dem Kgl. Poliz. - Präs. in
Berlin; — Franz lus und Thalenhorst der Kgl Verwalte,
der mark. Wasserstraßen in Polnrlam, R u h t z der Kgl Weicbsel-
strom-Bauveiwaltg. in Danzi< und Nieol der Versuchsanstalt lOr
Wasserbau und Schiffb in Berlin; — Marder der Kgl. Eisenb-
Dir in Berlin; Engelhardt der Kgl. Eisenb -Dir. in Breslau und
Wilh. Weber der Dir. in Erfurt.
Hrn. F. H. In Charl. Zwar bestimmt B. G B. f, 6,6. dsfl
der zur Dienstleistung Verpflichtete seines Anspruches auf Ver-
gQtung dadurch nicht verlustig wird, wenn er eine Verhältnis mAbiz.
unerhebliche Zeit ohne sein Verschulden an der Dienstleiitung ver-
hindert wird. Weil indes nirgends ausdrücklich verboten tu, bei
Absrhlufi von Ditnstvertrlgen eine abweichende Vereinbarung zu
treffen, nimmt die herrschende Rechtsprechung an, daß man auf
Geltendmachung des gesetzlichen Anspruches auf Vergütung ver-
zichten kOnne. Da nun aber Ihr Arbeilgeber mit seinen Ange-
atelltcn vereinbart hat, dafj die Zeit unverschuldeter Verhinderung
an Dienstverrichtungen nicht zu vergüten >ci, spricht das Ueber-
ge wicht der Wahrscheinlichkeit dafür, daB eine auf Zahlung vor-
enthaltener VergOtung gerichtete Klage der Abweisung verfallen
wird. Denn die Gegciiantichl der Minderheit, daB die Bestimmung
des § 6 [6 zwingender Natur und deshalb der Abänderung im Ver-
tragswege cutzogen sei, hat bei den Gerichten bisher noch keinen
Boden gefunden -- K H e.
H. W. in Elberfeld. Unverkennbar liegt eine beabsirh.
tigte Umgehung de» gesetzlichen Verbotes vor, Ausgange nach
bcbauuiigsunfihigcri Straften anzubringen. Einem solchen Vorgehen
daif die Polizei entgegen wirken. Wie bereirs in No oo ausgt fuhrt
wurde, Ichlt jede Aussicht, im Verwaltungsttrrit- oder Beschwerde-
Verfahren gemalt L-V.-G. vom 31. Juli 1883 § 137 ff. die Kraftlos-
Erklärung der ergangenen Polizeivcrfngung zu errcichrn, welche
für das Grundstück b einen Ausgang Ober da« GiundsiOik a nach
der unfertigen Straße untersagt hat. Hierauf kommt es aber
icliliefllieh doch allein an Denn solange die polizeiliche Erlaubnis
zur Einrichtung des Ausganges nach der unfertigen Straße einer-
r-cit» notwendig lat, anderseits aber nicht gestattet wird, fehlt eben
die Möglichkeit, von der Erlaubnis de* Hcsiuer» a Gebrauch m
machen und den Verkehr vom Grundstück b nach der unfertigen
Straße über das Grundstück a zu leiten Zweifeln Sie noch an
der Nichtigkeit unserer Auskunft, so kann Ihnen nur geraten werden,
auf Aufiirhung des ergangenen Polueivcrbotcs bei dem fjenrkiaus-
»rhuß klagbar zu weiden und gegen dessen Urteil Berufung bei
dem Oberverwaltungugericht c'nrulc^en. — K. H-e.
Xnbalt: Nf urrL- badi'rhc An hitrkt ir lluilw-tfUDgt. — Zum Wcttbr-
wcib zur Ktiauzung von KnnvOrlVn f nr dif ne ue Kbrinbrßckr bei Kuhjort
iSchlutl) — «JroBnradl.Krwtiterunjrn. — Miltrilmisni aus Yrreliw-n. —
Tndleiurhsu. — l'ti-i»tirwetl>uuj>ra — Personal Xachrichleo. — Brief- und
t'rarcka*tcn
Hierzu eine Bildbeilage: Schwestern- Altenheim (Luisen-
heim) in Karlsruhe i. B,
Verlag der Pruu^hen Rauteltung. C. m. b. H . Berlin. Für die Redaktion
vrrantworü. Alben Holms un, Berlin. Druck voo Wilh. Grev», Berlin.
No. 103.
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♦
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 104-5. BERLIN, DEN 30. DEZ. 1904
Neuere badische Architektur.
(Schluß. > Hierzu die Abbildungen S. Ö£.
Iine kleine, liebenswürdige Ausführung von
Friedrich Ratzel möge zeigen, wie anziehend
auch die kleinsten Aufgaben mit den ein-
fachsten Mitteln gemacht werden können.
Für eine Bausumme von 13900 M. ausschließ-
lich Einfriedigung wurde am Eingang zum Fasanen-
garten vom Friedhof in Karlsruhe her, am sogenannten
Klosterweg, anstelle des alten Schalterhauses ein
Wohnhaus für einen Hofjäger (S. 656) eibaut, bei
welchem mit Gluck der ländliche Charakter zum Aus-
druck gebracht ist. Üas Haus enthalt über gewölbten
Kellern im Erdgcscholi eine Wohnung aus zwei Zimmern
und Küche, im Obergeschoß ferner drei gerade Zimmer.
Die Architckturtcilc des Acußcren bestehen aus rotem
Sandstein, die Flächen sind weiß geputzt und mit einem
Latten werk aus grün gestrichenem Holz geziert. Ein
rotes Ziegeldach von lebendiger Wirkung deckt als
Mansarddach das Haus.
Der ländliche Vurstadtcharakter, mit welchem
dieses kleine Bauwerk umgeben wurde, war auch das
künstlerische Ziel für die Gestaltung der Gruppe der
neuen evangelischen Kirche mttPfarrhaus für
Duisburg, die wir S. 654 abbilden. Mit dem Bau der
Kirche soll 1905 begonnen werden. Wir hoffen, nach
Vollendung der Baugruppe auf dieselbe zurückkommen
zu können.
Der Entwurf zu einem herrschaftlichen Som-
mersitz für den Landaufenthalt einer vorneh-
men Familie tS. 656) atmet die gleichen Grundzüge, die
der Künstler in so feinsinniger Weise seinen neueren
Bauten zu geben weiß: schlichteste Formgebung.Streben
nac h behaglicher Wohnlichkeit schon in der Gestaltung
des Aeußeren und Uebereinstimmung des Hauses mit
einer dasselbe umgebenden, nach architektonischen
Gesichtspunkten geordneten Gartenanlagc. Im Unter-
geschoß dieses Landhauses sind die Küche mit Neben-
Keramische Werkstatte der GroUheriQguchcn Majolika-Manufaktur in Karlsruhe, Holfstraße. Architekt: Piof. Kr. Kalle] in Kailsruhe.
653
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Evangelische Kirche
in Duisburg - Nendorf.
Architekt : Prof. Fr. Ri
in Karlsruhe.
tiel
Kuktpastv
räumen, sowie Dicnstbotcnzimmer vorgesehen, im Erd-
geschoß liegen die allgemeinen Gcsellschaft-sraumc und
die Privatzimmer der Dame, im Obergeschoß die Privat-
zimmer des Herrn nebst Fremdenzimmern, im Dach-
stock endlich wiederum Dienstbotenräume. Es ist ein
eigenartiges Gemisch ländlich städtischer Stimmung,
welches von diesem Landsitze ausgeht; es umgibt den-
selben bei der unabsichtlichen Anspruchslosigkeit seiner
Erscheinung jene merkwürdige Anziehungskraft länd-
licher Wohnsitze, welche dem modernen Landhausc
bisher abging und erst wieder eine freilich selten genug
erlangte Errungenschaft unserer Tage geworden ist.
Den Schiuli dieser interessanten Gruppe Ratzel'-
schcr Bauten und Entwürfe möge die Keramische
Künstlerwcrkstätte in Karlsruhe bilden. Sie ist
neben dem neuen Gebäude des Kunstvercins in Karls-
ruhe und zahlreichen anderen in dieses Gebiet fallen-
den Unternehmungen ein beredtes Zeugnis für die
medicäischc Kunstförderung, die vom großherzoglichen
Hause Badens und na-
mentlich von Großherzog
Friedrich ausgeht. Aus
seinen Privatmitteln ist
auch diese Künstlerwerk-
stätte gebaut; in ihr wird
als Privat - Unternehmen
des Großherzogs die
, Großherzogliche Majo-
lika-Manufaktur " betrie-
ben , deren Leiter 1 Ir.
Maler Süs ist, der früher in Cronberg war. Es ist
cincWerkstättc, die in einem Villenviertel liegt; daraus,
sowie aus der Kigcnartigkeit des Unternehmens an sich
ergaben sich eine Reihe Gesichtspunkte für die künst-
lerische Gestaltung des Aeußeren. So liegt der Ar-
beitshof nach rückwärts und ist auf Kellcrsohle gelegt,
sodaß die unteren Räume gleichzeitig noch Licht er-
halten. Die Einteilung der Räume erfolgte derart,
daß im Untergeschoß die Räume für den technischen
Betiieb mit einem großen Brenn- und einem Muffel-
ofen angeordnet wurden. Im Erdgeschoß liegen Ateliers
und Malerräume, im Obergeschoß weitere Arbeits- und
Trockenräume. Der Aufbau besteht aus Backstein-
mauerwetk, welches verputzt und weiß gestrichen
wurde. Die sparsam zur Anwendung gelangten Ar-
chitekturteile wurden aus hellem Sandstein erstellt,
das Dach als rotes Ziegeldach eingedeckt. Die Eck-
quader sind grau gemalt, das Holzwerk ist ockergelb
gestrichen. Den Hauptschmuck des Aeußeren bilden
Fliescnornamente, die in der Anstalt hergestellt wur-
den. Die Färbung der Fliesen ist vorherrschend blau
mit grün und gelb; die rote Farbe ist am Hause nur
beim Dach verwendet, sonst vermieden. Die reinen
Baukosten betrugen 27 500 M. für das Haus und 2500 M.
für die Einfriedigung, r Or Oefen und die gesamte innere
Einrichtung wurden etwa 10000 M. verausgabt. —
No. I04/5.
Die hier veröffentlichten Werke geben ein an-
schauliches Bild der Individualitäten der beiden Künst-
ler, die in ihrer Art zwei Gegensätze der modernen
Baukunst vertreten. Ging Hermann Billing ursprüng-
lich aus der historischen Richtung hervor, so laßt sein
Entwicklungsgang erkennen, daß er mit Bewußtsein
das Ziel anstrebt, sich von der Ucbcrlicferung zu be-
freien, um mehr und mehr eine persönliche Ausdrucks-
weise zu finden. Wie seine letzten Bauten zeigen,
ist dieser Prozeß der bewußten Suche nach Vollendung
der Persönlichkeit bereits so weit fortgeschritten, daß
seinen Werken nur wenig 1 listorisches mehr anhaftet
Allerdings, in einem ist er mit Recht vollständig histo-
risch geblieben, in der Wahrung der konstruktiven
Grundsätze, die bei allen Vertretern des modernen
Individualismus, die aus der architektonischen Schulung
hervorgegangen sind, gewahrt und nur da verlassen
werden, wo das weniger materielle Reich der Malerei und
Bildncrci seine EinNässe auf die Vertreter der Baukunst
geltend macht. Es ist jedoch nicht zu verkennen: aus den
Arbeiten Billings läßt sich eine gewisse Absicht her-
ausfühlen; sein Schaffen ist kein völlig unbefangenes;
seine Kunst ist, wenn sie auch Gemütszuge aufweist,
im überwiegenden Maße eine Kunst des Verstandes.
Anders die Kunstanschauung Ratzels. Aus ihr spricht
ein reiches Gemütsleben; sein Streben ist weniger auf
die Befreiung des Individuums, als auf die Anregung
des GemQtslcbens des Beschauers gerichtet. Ist Billings
Kunst mehreine individuelle Ichkunst, so läßt sich Ratzels
Kunstweise am besten als eine altruistische Kunst des
Gemütslebcns bezeichnen. Ratzel ist völlig historisch,
aber beseelt von jenem feinen und erlesenen Geschmack,
der aus den Werken der Vergangenheit in erster Linie
die edlen Züge zu finden und in selbständiger An-
schauung auf neue Aufgaben zu übertragen weiß. Des
Künstlers Reich ist das Reich der Spätrenaissance, der
deutschen Spatrenaissance mit ihrem so heiteren Ein-
schlag wälschen Wesens und ihrer so kecken Formen-
sprache. Ihr entströmt der Hauch einer lyrischen Lust,
die Ratzel gerne aufnimmt. Man betrachte nur einzelne
Teile seines Entwurfes für das Kollegiengebäude der
Freiburgcr Universität Diese lyrische Lust ist sowohl
die subjektive Lust am Schaffen, wie die objektive Lust,
die aus den Kunstformen anregend zum Beschauer
spricht und ihn zum Mitempfinden begeistert
In dieser Eigenschaft, uic in beiden Fällen durch
einen deutlich wahrnehmbaren Zug alemannischen
Wesens bereichert ist, bilden die beiden Künstler
unter der nicht kleinen Schar trefflicher Vertreter
alemannischer Kunst am Mittclrhcin zwei scharf ge-
zeichnete Individualitäten, denen es an großen Auf-
gaben nicht fehlt und die ihr Schaffensgebiet längst
über die Grenzen des Großherzogtums hinaus auf ganz
West-Deutschland, namentlich nach den Gebieten am
Rhein und bis nach dem Norden, nach Kiel hinauf,
mit schönstem Erfolge erstreckt haben. — _ H
Berechnung der Scheitelstarke steinerner Dreigelenkbrucken.
Von DipL-lof. Wüh. Sehnidtmmn in MOnchen.
|ie Bogenslärkc im Scheitel bildet eine der wichtigsten
| GrundlagenfÜrdenstaüschenTeil eines jeden BrQcken-
1 Entwurfes. Da sie eine Funktion des zu Beginn des
erfen* noch unbekannten Gewölbegewichtes ist, so
ist man zu einer schälzungsweisen Annahme der Scheitel-
starke genötigt. Es besteht nun das Ziel der nachfolgenden
Betrachtung darin, für steinerne Dreigclenkbögen diese
erste Wahl durch eine Näherungsformel zu erleichtern.
Stellt in Abbildg. i die Kurve CD die reduzierte Be-
laMungslinic dar, A Ii die derselben entsprechende untere
Gewölbeleibung, sodafi yv die an einer beliebigen Abscisse
?' gemessene Belastungsordinate ist, so ist bekanntlich die
Gleichung der Drucklinic in Bezug auf das durch den be-
liebigen Funkt U gelegte rechtwinklige Achsensystem Ä" )''
»'--}/ fls dy + <\ *' + c».
wenn 11 den Horizontalschub, C, und t\ Integrations-
Konstanten bezeichnen.
Soll die Drucklinie durch die drei ihrer Lage nach
gegebenen Punkte A, B und C gehen, Abbildg. a, so
A\~lri ls~-^
Abbilde. 3.
Abbildg. i.
müssen die folgenden Bedingungen erfüllt sein, wobei wir
uns das Achscnsvstcm X' i" der Abbildg. i parallel ver-
schoben denken, bis es mit dem durch A gehenden System
A' y zusammenfällt:
für x = 9 muß y = o sein,
, *■ = «! . y = f\ .
„ x = lt „ y = /, „ .
Setzen wir zur Abkürzung \dx lqtd*—F und be-
zeichnen mit Fu, Ft, .F|+i jene Werte, in welche F über-
geht, wenn j ■ — o bezw. = ^ , bezw. = /, -j- L gesetzt wird,
so erhalten wir folgende drei Bedingungs-Gleichungen:
ft = ~ HFl+* 1 C> + C'-- <4)
30. Dezember 1904.
Lösen wir die Gleichung nach den drei Unbekannten H, Ct
und C, auf, so ergibt sich, da F0 — o ist :
u _ l\iF,i-t— Ft) — IfFx .
Ci= ,1/' r \ ■<-*,+. -fj-ufA ' (6)
C, = o. (7)
Für unsere Zwecke kommt nur der symmetrische
Bogen inbetracht, und zu diesem übergehend, setzen wir:
'1 = h - h = o; f\ - f< wodurch sich ergibt:
*»/ — nF.
1
7
C, = o.
Fn-*F,'
19»
Nunmehr sind wir zu zwei Annahmen gezwungen.
Zunächst müssen wir die jedem Einzelfalle entsprechende
gesetzlose Belastungskurve durch eine gesetzmäßige er-
setzen und als solche wählen wir eine wagrechte Ge-
rade. Der Einfluß, den die Abweichung der tatsächlich
vorhandenen von dieser ideellen Belastungskurve auf die
Bogenslärkc ausübt, ist nicht so bedeutend, wie es im
ersten Augenblick vielleicht scheinen mag; denn einerseits
handelt es sich bei Drcigelenkbrückcn meistens um flache
Bögen, anderseits liegt der Schwerpunkt der Entlastungs-
fläche in der Nähe des Kämpfers. —
Die zweite Annahme bezieht sich auf die Gewölbe-
form. Wir denken uns den Bogen so geformt, daß seine
Mittelachse mit der Drucklinie für Eigengewicht zu-
sammenfällt. Diese Bedingung führt stets zu parabel-
förmigen Kurven und wir setzen deshalb für die folgenden
Erörterungen vor-
aus, die Mittelachse
unseres Bogens sei
in erster Annäherung
eine Parabel mit dem
Pfeil f. Hält man an
dcrallgemein gütigen
Kegel fest, die Ver-
tikalprojektion der
Kämpferfuge gleich
der Schcitclstärkc zu
machen, so kann auch
die untere Leibung
als Parabel mit einem noch unbekannten Pfeil f ange-
sehen werden.
Es sei demnach in Abbildg. 3: die Parabel ABC die
Mittellinie, die Parabel DKG die untere Leibung, die wag-
rechte Gerade HJ im Abstand lc von tHi die reduzierte
Bclastungslinie.
655
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30. Dezember 1904.
657
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Die Gleichung der unteren Leibung, bezogen auf das
Achsensystem UV lautet:
(ii)
-
da)
d3>
(14)
die Belastungsordinate ist
Hs - * - v = k - f, = t ■
und es wird:
F-/<*/(«-^,.-^)<«
fOrar = . ist f=F, = ^(ai-r")
„ i=>i, f = f*- j «3*-n
und es sehen die Gleichungen (8) und (9I Ober in:
BL H~ ■ -
i-Z r 1 4/(3*-«n
/• tl_J / • 6*-5/'
i^v 1 Bezeichnen wir mit c die
: 1 i_ Schcitclstärkc und mit 74 den
Winkel, welchen die radiale
Kampferfuge mit der Vcrti-
T — kalen bildet, so ergibt sich aus
Abbild* 4. Abbildg. 4:
r-H- 1 ¥<r.
Für die parabelförmigc Achse ist fyru = (7^) — ~f
und somit f » f +■ Jt (|^
Stellt ;j die für die I*ängencinheit auftretende Verkehrs-
last dar und «f die größte zulassige spezifische Inanspruch-
des Baumateriales, so ist für Vollbelastung
C="^ (.6)
Setzen wir diesen Wert in Gl. (15), den so sich er-
Wcrt von f in Gl. (13) ein, und lösen letzlere
nach // auf, so ergibt sich:
w = l» 6ak-s«f-->pf
f I3«f i-to/-
Die Horizontalschabe zweier Gelenkgewölbe aus gle ...
Stoff, mit gleicher Belastung und Pfeilhöhe verhalten sich
demnach wie die Quadrate aus den Stützweiten.
Vernachlässigen wir nun in Gl. 15 das namentlich bei
flachen Bögen gegenüber der Pfeilhöhe kleine Glied —
setzen also näherungsweise f' = f und bezeichnen mit e
die auf Gewolbcmauervvcrk reduzierte Höhe der Ucbcr-
schüttung im Scheitel, so ist
fc = /r+c + «
und mit diesem Wert erhalt man aus den Gl. (13) und (,16)
_lHf+6r + 6p) m
krümmte« übergeht ( Abbildg. 5), erleidet die Belastung*-
flache eine Verminderung, welche wir genügend genau dem
Inhalt des zwischen der alten und neuen Achse gelegenen
(schraffierten) Flachenstreifens gleichsetzen können. Der
Hortzontatschub vermindert sich dadurch um einen gewissen
Betrag J //, den wir auf dieselbe Weise berechnen können
wie früher // selbst Die Belastungsordinate ist jetzt gegeben
durch die Exzentrizität q't der Drucklinie (Abb. 5) gegenüber
der parabolischen Mittellinie, und da die Gleichung der letz-
teren tautet:
.-#<-£l£L, so ist
Bilden wir F = f dr fg tdx und hieraus F', und F'w, so
ergibt sich aus Gleichung (8):
JH^1* [0,5 C\ I - 0,416 f+ £ (0,164 f - 0,292 k)\
Dieser Gleichung entsprechend wurde nun JH für
Bögen von 30-60 » Spannweite, und Pfeil Verhältnissen
von g bis Runter Zugrundelegung verschiedener ge-
brauchlicher Werte von a numerisch berechnet. Dabei
hat sich ergeben, daß JH nur in geringem Maße von der
Stützweite und von der Festigkeit des Matcriales abhangt,
dagegen erheblich mit zunehmendem Pfeilverhältnis wächst
und zwar kann für Bögen von
2 1 10
JH= 5% von*
^=1 ^i/ = iä<VoVonÄ
als Mittelwert angenommen werden. Da die Schcitclstitrkr
direkt proportional dem Horizontalschub ist, so ist die
Gleichung 18 nun wie folgt zu verbessern:
If (/■-)<
6«4-6;i)
6 (2/"o — /')
wobei
- Q.95 Bogen mit - ^
H 0.85
21
1
6
09)
(•7)
6(a fa - l*)
In Gl. 18 sind c und p auf Gewölbemauerwerk reduziert,
in Meiern einzuheizen.
Die Drucklinie für Eigengewicht und damit die neue
Achse unseres Bogens ist nun gegeben durch die Gleichung:
1 /b
y = - u L
f
Dieselbe hat mit der ur-
sprünglich angenomme-
nen nur die der Gclcnk-
punktc gemein, während
sie im übrigen Verlauf
stets oberhalb dieser liegt.
Indem also unser parabo-
lisch angenommenes Ge-
wölbe in ein stärker gc-
Fflr zwischenliegende Pfeil Verhältnisse kann fi genau ge-
nug interpoliert werden.
tinige Beispiele neuerer Gelenkbrucken sollen die An-
wendbarkeit der ob. abgeleiteten Näherungsformel dartun : *)
1. Corneliusbrücke in München, Bogen II und III
2 / = 36™. f — 3,6™, t — 0,48", p = 0,22 m, 0 = 130™
nach Gl. 19) e = o,66»; ausgeführt c^o,to".
2. Keichenbachbrücke in München, Bogen I:
2 / = 41 ■>. f = 4,1 m, t = 0,48™, /> = 0,22 ■>, e — 13p«»
nach Gl. 19) c = o,86"»; ausgeführt 0 = 0,90».
3. Donaubrücke bei Inzighofcn:
2 / = 43 ■>, /"= 4,^6 », <• = 0,40 ■>, /< = 0,2 m, « = 1 S9
nach Gl. 19) c = 0,62 ™; ausgeführt c = 0,70".
4. Hauptbahnbrückc über die Iiier b. Kempten:
2 j = 50,6 m, f — 8,95 m, e = 0,56 m, p ^ 1,37 m, e — 130 »
nach Gl. 19) c = 1,10 ausgeführt c = 1,35 ■».
5. Lokalbahnbrücke Ober die Iiier b. Kempten:
2i = 5S.4™. f - 9.8ra. e = o,43n\ V - °.97m, » = >3°m
nach Gl. 19) e= 1,11 m; ansgeführt c= i,ioro.
6. Max Josefbrückc in München:
2 / = 60.0 m. f = 6,0 m, e = 0,44 m, fi = 0,19», o = 173 m.
nach Gl. 19) c — 1,19«: ausgeführt c — 1,00 «.
Die aufgestellte Näherungsformel muß einer genaueren
Berechnung gegenüber stets zu große Werte liefern.
Wenn demnach in einigen obiger Beispiele die nach er-
stcrer berechnete Scheitelstärkc mit der ausgeführten fast
genau übereinstimmt oder in einigen Fällen kleiner als
diese sich ergibt, rührt dies daher, daß in diesen Fällen
auf eine vollständige Ausnützung des Matcriales im Scheitel
aus irgend welchen Gründen verzichtet wurde. —
Die Entwicklung des modernen Theaters. (Schlufl.) Hierzu die Abbildungen S. 057 und in Xo. 10a.
Hoftheater Goethes Iphigenie vor leeren Bänken das Land
der Griechen mit der Seele suche, das Publikum an den
zweifelhaften Liedern einer Chansonette und an leichtge-
schürzten Sängerinnen seine Unterhaltung finde, und wenn
er für den mangelnden Theaterbesuch alle möglichen
II. Wie kann das moderne Theater wieder ein
Volksthcater werden? (Scblud.)
jie Frage, die ich am Schluß meines ersten Artikels
S. 636 aufgeworfen habe, ob in dem Einfluß des
Theaters auf da* Volk etwas anders geworden sei
seit Schiller, ist kürzlich im sächsischen Landtag in drasti-
scherWeise beantwortet worden. Wenn aber der sächsische
Finanzminister darüber klagen konnte, daß, während im
658
*) Die in den bVispiclen 3, 4, 5 der Berechnung zugrunde gelegten
Dateo wurde tt der Lltrtatm rntnomflien fcic muDleu lvQu'ci*e ausecmittrll
werden und machen deihilb keinen Anspruch auf »trenne R>cbU(teit; lär
ue nuu trauf.
ere Zwecke jedoch sind »ie geanu
No. 104/5.
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Gründe des öffentlichen Lebens anfahren wollte, so Ist
dabei der eine Punkt übersehen, der ein Hauptpunkt ist: die
leichte Zugänglichkeit eines guten Theaters durch ein ent-
sprechendes Haus und billige Preise. Wir haben heute
nur ein einziges Volkstheater in Deutschland: das Passions-
theater in Oberammergau. Wäre dasselbe eine Ein-
richtung, die nicht von zehnjährigen Perioden abhängig wäre,
so wäre es sicher auch angängig, dasselbe, was die Ein-
trittsmöglichkeit anbelangt, auf die Stufe des griechischen
Theaters zu stellen. Die Bohnengestaltung des Passions-
theaters, wie sie S. 625 u. 637 dargestellt ist, zeigt den Weg,
auf welchem zu der Vereinfachung der Bohne zu ge-
langen ist, die ich vorgeschlagen habe und der auch Moritz
beitritt. Und wer die Darstellungen der Aufführungen in den
antiken Theatern von Beziers, Nlmes und Orange würdigt,
wer sich entschließen kann, in den Abbildungen S. 612 u. 621
ein schönes Bühnenbild mit Ausschluß allen Kulissenzaubers
zu sehen, der wird sich sagen müssen, daß es nur geringer
Mittel bedarf, um ein anziehendes Bühnenbild zu schaffen.
In erster Linie freilich ist hierzu die Dichtkunst berufen.
Sie hat sich als die beweglichere der inbetracht kommen-
den Künste dem neuen Hausgedanken anzuschließen.
Daß sie es kann, beweisen die Dichtungen, die für die antiken
Theater Sodfrankreichs geschaffen wurden. Den Innen-
raum, den Saal, das Zimmer, muß die Bühne für ein Volks-
theater mit großer Fassungskraft entbehren; aber auch das
griechische Altertum hat ihn entbehrt und das, was im Inne-
ren eines Tempels und eines Gemaches vor sich ging, als
Rcflexhandlung vor das Haus verlegt Vielleicht sogar läßt
sich aus diesem äußerlichen Zwang ein höheres drama-
tisches Moment für die Spannkraft einer Handlung ableiten.
i edenfall-, haben die südfranzösischen Aufführungen
erzeugender Weise dargetan, daß es bei aller Ein-
fachheit möglich ist, ein gutes und harmonisches Bühnen-
bild zu schaffen und Bühne und Zuschauerraum in eine
Verbindung zu bringen, daß eine Menschenmenge
4 bis 6000 Personen mit Anteilnahme den Vor-
auf der Bühne folgen kann. Man betrachte nur
Abbildung S. 620 mit der Darstellung des sophokleischcn
König Ocdipus. So ungenügend die Abbildung ist, so läßt
sie die Möglichkeit einer harmonischen Beziehung zwischen
Zuschauermenge und Bühne deutlich erkennen. Und wenn
ich in einem früheren Aufsatze den Zuschauer gewisser-
maßen als Teilnehmer einer Bühncnhandlung betrachtet
wissen wollte, so schwebte mir das Bild dieser südfranzösi-
schen Vorstellungen vor. Freilich, das Kostüm wird in
vieler Beziehung ein Hindernis sein: soweit stimme ich
Morilz in der Kritik seines schönen Vortrages, die er an
meinen Vorschlägen übte, zu; indessen auch hier ist es
die Dichtung, die freies Feld für neue Gedanken schaffen
muß. Die Kulturgeschichte kann heute noch die größte
Lchrmeisterin auch für das Gebiet der Baukunst für den
sein, der offenen Auges und Sinnes den Vorgängen der
30. Dezember 1904.
Geschichte zu folgen vermag. Hierin liegt die Bedeutung
der antiken Bühne für uns.
Einen beachtenswerten Versuch zur Wiederbelebung
des griechischen Theaters — um dieses wird es sich in
der Hauptsache bandeln, weniger um das römische Theater
- hat die Universität Berkeley in Californien unternommen.
Auch dieses Theater ist ein Geschenk jener munifizenten
Dame, welche der Universität von Berkeley ihr ganzes
Interesse zugewendet zu haben scheint( der Mrs. Phoebe
A. Hearst Die klimatischen Verhältnisse von Berkeley
sind so günstige, daß ein Aufenthalt im Freien fast zu
jeder Jahreszeit möglich ist So boten denn die Witterungs-
Verhällnisse kein Hindernis dar, den interessanten Ver-
such zu wagen, das griechische Thealer von Epidauros
(Jahrg. 1901, S. 484) in reicherer Form in Berkeley wieder
erstehen zu lassen. Unsere Beilage zu Nu. 09 zeigt das
Theater in noch unvollendetem Zustand, vollbesetzt mit
den einer Aufführung lauschenden Zuschauern. Die An-
lage ist ein Werk des Architekten der Universität, John
Galen Howard. Das Amphitheater hat einen Durch-
messer von etwa 76,5—77 • und ist durch eine- etwa i,a m
hohe Brüstung in zwei konzentrische Teile geteilt Die
Orchestra hat einen Durchmesser von etwa 15 m. Der
innere Teil des Amphitheaters besteht aus 13 Stufenreihen
von je etwa 1 •>•""> Höhe und steigt bis zu einer Höhe von
1,65 ■ an. Die Stufenreihen können Sitze für 1454 Per-
sonen aufnehmen. Der äußere Kreisring des Amphi-
theaters besteht aus 21 Stufenreihen; er ist durch
nl'ctwa 90 c« breite Gänge mit Trittstufen geteilt
und kann Sitze für 4228 Personen aufnehmen, so-
daß also auf den Sitzreihen zusammen 5682 Per-
sonen untergebracht werden können. Die einzelnen
Stufen dieser äußeren Reihe sind höher wie die
der inneren: ihre Höhe beträgt etwa 48 r». Die
höchste Stufenreihe erhebt sich etwa 11,4™ Ober
die Orchestrafläche. Später soll der oberste Teil
des Amphitheaters mit einer bedeckten Kolonnade
gekrönt werden. Dann wird die Gcsamtfassungskraft
des Theaters 6914 Sitze sein und es stellt sich da-
mit den größten Theatern des Altertums an die Seite.
Die Legende von der übertriebenen Fassungskraft
der antiken Theater hat Jos. Dürrn in seiner zweiten
Auflage der „Baukunst der Etrusker und Römer" *)
zerstört und S. 650 der Ansicht Ausdruck, gegeben,
daß trotz der mächtigen Bohnenöffnung, die meist
mehr als 5 mal so groß war, als die unserer moder-
nen Theater, die Schauspielhäuser ■- er spricht hier
von den römischen — doch keine so große Anzahl
von Besuchern fassen konnten, als gemeinhin ange-
nommen wurde. Während Friedländer für die 3
Steintheater in Rom sehr erhebliche Zahlen angibt
und z. B. für das Theater des Baibus 11510, das
des Pompejus 17580 und das des Marcellus gar 20500
Menschen annimmt, berechnet Dürrn die Besucher-
zahl des letztgenannten Theaters auf nur etwa '/j
der von Friedländer angegebenen Zahl. Für das
große Theater in Pompeji nimmt Mau in der Cavea
5000 Personen an. Somit würde das Theater von
Berkeley dem des Marcellus an Fassungskraft gleich-
kommen. Die Bühne hat eine Breite von etwa 44 m ;
die Bühnenwand zeigt eine dorische Säulenstellung,
die später gleichfalls durch eine Doppclkolon nade
abgeschlossen wird. In diesem Theater nun wurden grie-
chische Spiele und Dramen mit Erfolg aufgeführt Unsere
Abbildung S. 631 zeigt eine Darstellung der Vögel des
Aristophanes. In akustischer Beziehung wird die Anlage,
was besonders wichtig ist, als vollkommen gerühmt.
Es ist nun kaum anzunehmen, daß in Deutschland
trotz der Vorstellungen in Orange, Beziers und Nlmes
sobald ein Versuch nach dieser Richtung gemacht wird,
solange nicht über das Richard Wagner -Theater hinaus
zunächst eine Art Zwischenstufe geschaffen wird. Mög-
licherweise wird eine Anlage in Halensec bei Berlin diese
Zwischenstufe sein können. Vor •/« Jahren etwa wurden
die „Terrassen'' am Halensee dem Betrieb übergeben. Sie
wurden nach den Entwürfen des Architekten A. F. M.
Lange in Berlin durch Kurt Bernd t als Restaurations-
bau ausgeführt, der insofern Beachtung verdient, als er,
wie die Abbildungen S. 632 dartun, entlernt die Form des
antiken Amphitheaters zeigt. Zwei Flügelbauten mit ter-
rassenförmigem Aufbau stoßen im rechten Winkel zu-
sammen und öffnen sich gegen den Halensee. Große
Haupttreppenanlagen, auf S 657 größer dargestellt, ver-
mitteln am Ende der beiden Flügel den Aufgang vom
Garten zu den Terrassen und sind durch turmartige Auf-
bauten ausgezeichnet Kleinere Treppen sind auf den
übrigen Teil der Anlage verteilt Hier soll nun zur Feier
•l WrUg von Aldcd Kroucr. .S(utt*»it iooj.
6.59
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de» icojährigen Todestages Schillers am 5. Mai 1005 durch
ein Komiie als eine ideale Schillerfeier „Die Braut von
Messina" im Freien aufgeführt und damit ein erster Versuch
der Wiederbelebung der antiken Bühne in Deutschland
gemacht werden. Es wird dazu einiger Anpassungen der
vorhandenen Bauten an den neuen Zweck bedürfen,
immerhin aber ist es, wie der Schnitt S. 632 zeigt, leicht
möglich, diese Anpassung im antiken Sinne vorzunehmen.
Wir verfolgen die hier zu unternehmenden Versuche mit
allem dem lebhaften Interesse, welches durch den Wunsch
einer endlichen Befreiung des modernen Theaters von
seinen unnatürlichen Fesseln in allen denen wachgerufen
ist, welche im modernen Theater mehr zu sehen wünschen,
als lediglich eine leichte Vergnügungs-Anstalt, mehr als
lediglich ein Geschäfts-Unternehmen, vielmehr eine Volks-
bildung-Anstalt im Sinne Schillers. Wer den Massen des
Volkes das Theater gibt, der besitzt und beherrscht das
Volk. Diese Herrschaft aber kann nicht mittels des be-
stehenden Theaters ausgeübt werden.
Das Wagnertheatcr und seine Nachfolger sind kein
Uebergang zu der neuen Form. Ein solcher dürfte eher
in den vorübergehenden Ausführungen der vorgenann-
ten Art gefunden werden können. Vielleicht auch in
einer Anordnung, die Sebaldt für einen Umbau des
ehemaligen Panoramas am Alexandcrplatz zu Berlin vor-
schlug. Er nennt seine Anordnung „Terrassentheater"
und bezweckt, in ihm das Logensystem mit dem Atnphi-
Theater zu verbinden. In der Art seines Vorschlages liegt
die Möglichkeit größter und erschöpfender Ausnutzung
der Grundfläche, die nicht durch Flachen für Zn- und Ab-
gange beeinträchtigt zu werden braucht. Die Logenböhen
werden auf das geringste Maß bemessen; zwischen den
Logen liegen die Zugänge zu den Treppen. In dieser
grundsätzlichen Anordnung scheint mir ein brauchbarer
Uebergang vom Rang- zum Amphitheater zu liegen.
Im übrigen halte ich alle die Forderungen bezüglich
der Gestaltung des Zuschauerraumes und der Bühne, die
ich in einem Aufsatze dieser Zeitung vor etwa 3 Jahren auf-
stellte (1901, S. 405 ff.), auch heute noch aufrecht, trotzdem
sie selbst von fortschrittlichen Vertretern des modernen
Theaterbaues als zu weitgehend erklärt wurden. Wer
aber dem modernen Theater helfen will, muß ihm gründ-
lich und mit ganzen Mitteln helfen. Und wer aus dem
Theater eine wirkliche Volksbildungs-AnstaU machen will,
muß es seines Geschäftscharakters entkleiden und es wie-
der auf die ideale Stufe stellen, die es im Altertum ein-
nahm. Freilich fehlt dazu heute noch so gut wie alles.
Man wird an ein Epigramm Grillparzers erinnert:
»Trotz allem Bemübn eurer Bühnenbcratcp
Fehlen noch drei Dinge zum deutschen Theater,
Danach seht euch zum Schluß noch um:
Schauspieler, Dichter und Publikum."
Und als viertes fehlt auch noch das Haus. Keiner dieser
Faktoren aber ist uneinbringlich; es darf nur ein ernstes
Wollen an diese schwerwiegende Frage herantreten. Mörc
der 100 jäh rigcTodcstag Schillers den Anstoß hierzu geben ! —
Albert Hofmann.
Vermischtes.
Die Erhaltung des diokletianischen Palastes in Spalato
war Gegenstand einer Interpellation der 365. Sitzung des
Abgeordnetenhauses des österreichischen Keichsrates durch
den Abgeordneten für Dalmalien v. Vukovic. Die Inter-
pellation wurde von dem Untcrrichts-MinislcrDr. v. Härtel
dahin beantwortet, daß zur Vorbereitung der erforderlichen
Maßnahmen eine Kommission berufen worden sei, die
ihre Tätigkeit am 12. April 190a begonnen habe. Nach
den Untersuchungen der Kommission befindet sich der
Palast großenteils „in nicht zu schlechtem Erhaltungszu-
stande", und die Arbeiten zur Erhaltung und Freilegung
werden keine unübersehbaren Kosten verursachen. Die
Wiederherstellungs- Arbeiten sind tatsächlich bereits in
Angriff genommen. Eis wird jedoch ein Reichsgesetz zur
Vornahme von Expropriationen zum Schutze des Palastes
~ "1, zu welchem die Vorarbeiten eingeleitet sind. So
• die Erhaltung des Palastes gesichert. —
Chronik.
Die Erbauung einer Reformschule In Mannhelm, auf
m Gelände der Östlichen Stadter weiter uog, wurde durch den
Rürgrna»»ehu8 mit einer Sonne von 527000 M. beschlossen —
Berufung des Hrn. Stadt. Baurat Hans Grässel In München.
Hr. stadt. Baurat Hans Grassel in Hänchen, dem untere Zeitung
eine Reihe ihrer schönsten Beitrage verdankt, bekam einen vorteil-
haften Ruf an die kgl. Kunstgcwei beschule in München. Es ist
jedoch der Stadt München gelungen, den ausgezeichneten Künstler
auch für die Zukunft for ihre groüen Aufgaben dem *t.tdüschen
Dienste tu erhalten. —
Bauliche Unternehmungen der Stadt Mainz sind für die
nächste Zukunft in giOtlcirm Urnfarge geplant. Zunächst handelt
es weh uro den Urnbsu des Siadtlhralers mit einer Forderung von
360000 M.; lerner um den Umbau der Stadthallc mit einer Forde-
rung von a6-,ooo M. und die Erweiterung der elektrischen Zentrale
mit einem Betrage von »30 coo M. Ferner sind in Aussicht ge-
nommen: die Erweiterung des städtischen Gaswerkes mit einer
Forderung von mehreren hunderttausend Mark, der L'rubau des
Karmeliterklosters in eine Volksschule und die Erbauung cIdcs
giuilcn Volksst'hulgebaudei in der Neustadt. —
Ein neues Sparkassen - Gebäude des Kreises Teltow In
Berlin ist durch den Teltower Kreistag zu errichten beschlossen
worden. Für das neue Geblude, welches neben dem Kreishause
des Kreises Teltow in der Viktoriastrafie errichtet wird, liegt ein
Entwuif des Hrn. Geh. Brt. Franz Schwechten in Berlin vor.
Die Bausumme ist ohne innere Einrichtung auf 045000 M. geschaut —
Eine Gustav Adolf -Kirche in Berlin wird nach den Ent-
würfen des Hrn. Architekten J. Kröger auf einer Eckbausteltc der
Caprivistmfle und des Rudolfplatzes als zweites Gotteshaus der
Andreasgemeinde errichtet. Das in den Formen des mittelalter-
lichen Barkstcinstilcs tu errichtende Bauwerk wird 1 100 Sitzplätze
erhalten und als protestantische Predigtkirchc angelegt- —
Zahl der Bismarck - Denkmäler. Nach einer dieser Tage
durch die Tagespresse gegangenen Mitteilung betragt die Zahl der
eingeweihten Bismarck - Standbilder 194; in Arbeil oder geplant
sind weitere 48 Standbilder. Die Zahl der Bismarck -Türme und
Iiis um rck-Saulen betragt 106, im Bau begriflen oder geplant sind 09 —
Das Landesmuseum für Vorarlberg In Bregenz ist vollen-
det und zurate il bemt» seiner Bestimmung ubergeben worden.
Es ist ein stattlicher Renaissancebau mit reichem farbigem Schmuck
des Aeuöeren. Seine Baukosten werden mit nur 235 000 Kr. an-
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Stadtbmrtr. K. In K. Da die Erlaubnis zum Anbringen
barung zwischen den beiden Nachbarn beruht, kann solange keine
Verjährung beginnen, als der Besitzer des Fensterrechtes mit dem-
jenigen identisch ist, welcher die Erlaubnis erbeten hatte. Zum
Beginn der Verjährung gehört guter Glaube. Weil jedoch ein
Besitzwcchscl im Zeitenverlaufe eintreten wird, ist es jedenfalls
ratsam, um den Beginn einer Verjährung zu verhindern , entweder
eine Rekognitionsgebühr sich auszubedingen, oder im Grundboche
eine Eintragung in Abt- II herbeizuführen , welche das Rechtsver-
hältnis klarlegt- Das letztere Hilfsmittel würde allerdings versagen,
wenn für Kalk die Anlegung der Grundbücher noch nicht durch-
geführt sein sollte. Wir raten also, von dem Widerrufsrecbte Ge-
brauch zu machen ur.d die Fortdauer des heotigen ZusUndes von
der Belastung des Grundbuches durch die Pflicht abhängig zu
machen, auf etwaiges Verlangen der Stadt das Fenster aus der
gemeinschaftlichen Mauer zu entfernen. — K- H e.
W. 31. Sofern bei Abschluß des Vertrages zwischen Ihnen and
Ihrem Bauherrn verabsäumt wurde, eine Bestimmung des Inhaltes
zu treffen, daS die von Ihnen zu entwerfenden Zeichnungen nur für
den eigenen Bedarf des Bauherrn verwendbar seien, hat derselbe
keineswegs vertragswidrig gehandelt, wenn er die ihm aul Bestellung
und gegen Bezahlung gelieferten Zeichnungen seinem Bruder über-
lasse» hat Es fehlt also an jedem Rcchlsgrunde für Ihr Verlangen
einer besonderen Vergütung für deren Gebrauch bei dem Neubau de»
Bruders. Denu es ist anzunehmen, daB eine Ucberlaasung an den
Bruder unentgeltlich erfolgt sein wird. Gegen Ihren Besteller erlan-
gen Sie aber selbst dann kein Klagerecht ans der Bereicherung, wenn
er für die Ucberlaasung der Zeichnungen an seinen Bruder ein Ent-
gelt erhalten haben sollte. Der Bruder des Bauherrn bat durch die
Verwendung der ihm von deren rechtmäßigen Besitzer Obcrlassenen
Zeichnungen bei seinem Bau nicht rechtwidrig gehandelt und Ihnen
so kein Klagerecht aus der unerlaubten Handlung gegeben. Sie wür-
den also weder gegen Ihren Besteller noch gegen dessen Bruder mit
einem Anspruch auf Vergütung durchdringen. — K. H-e.
Hrn. B. k K. In Bremen. Sie fragen, wie bestimmt man
den Prozentgchalt des Sandes in einem mit Sand gemischten Kies.
Sie haben z. B, ioo I des Gemisches gesiebt und erhielten 6b I Sand.
Dann enthalt das Gemisch zweifellos 60% Sand. Sie wollen aber
wahrscheinlich etwas anderes, denn es bandelt sich offenbar darum,
aus dem gemischten Kies Beton herzustellen. Dann ist es für Sie
wichtig zu wissen, welchem Mischungsverhältnis würde der Beton
entsprechen, den Sie mit diesem gemischten Kies herstellen. Sie
mischen aber einen Beton, indem Sie bestimmte Raumleile von
Zement, Sand, Kies miteinander mische i. Also kommt es für Sie
nicht darauf an, den Prozentsatz des S. ndes im Gemisch zu be-
stimmen, sondern festzustellen, wieviel Rauroteile Sand, wieviel
Raumteile Kies sind z. B. in t cbm des gerutschten Mater tales ent-
halten. Im übrigen ist es auffällig, dafl Sie fei den Versuchen zu
1 u a so erheblich verschiedene Raumteil- Verhältnisse (nicht Pro-
zent-VerhAltnisae) zwischen Sand und Kies erhallen. Bei gleicb-
maßigem Material müßte sich doch, einerlei, welche Menge Sic
aussieben, nahezu das gleiche Verhältnis ergeben. —
Hrn. Aren. H. K. in Mannheim. Die Frage laßt sich nicht
im Briefkasten ausi eichend behandeln. Wir empfehlen das vom
Verbände deutsch. Arch - u. Ing.-Vereine in Gemeinschaft mit dem
Verein deutsrh. log.- u. deutsch. Eisenbouenleute herausgegebene
übersichtliche Werk .Der Schutz von Eiscnkoostruktiooen gegen
Feuer". Verlag J. Springer in Berlin, Pr. a M. Veigl. unsere aus-
führliche Besprechung in No. 6a d. J. —
Inhalt: Xeucre badische Arrhltekrur (Schluß . — Berechnung der
Scheitelstxikc steinerner Drric,clrakbrflcken. - Die r.ntwtrklung de» moder-
nen Theaters (Scblufl). — Vermisch»«». — Chronik. Brief, u. Krane kästen.
Vei
lg, G. m. b. H., Berlin. Für die
Albert Holraano, Berlin. Druck von Wils. Cr«»*,
660
No. 104/5.
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1 DEUTSCHE BAUZEITUNG I
I ; MITTEILUNGEN ÜBER = ■
| ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU ;t;
•« UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
M * * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
L JAHRGANG 1904.
NO- J.
Zur Einführung!
im 24. Januar 1877 traten in Berlin Vertreter der damals in Deutschland bestehenden 29 Portland-
[ Zement -Fabriken zur Bildung des „Vereins Deutscher Portland-Ccment-Fahrikanten"
1 zusammen, der sich die Aufgabe stellte, durch uneigennützigen Austausch der Erfahrungen auf
allen Gebieten der Fabrikation und durch gemeinsame wissenschaftliche Arbeiten die deutschen
Portland-Zemente zu vervollkommnen und dadurch zur Förderung der ganzen Industrie beizutragen.
Er tat bald den ersten Schritt zur Aufstellung der Normen für die Prüfung des Portland-Zemcnies, weiche
MI
I
Fabrikbau der ,. Daimler-Motoren-Gesellschaff In Untertürichelm. Eisenbctonbau autgef. von Wayaa * Freytag in Neustadt n.M.
dann wiederholt durchgearbeitet und verbessert wurden, die heute in Deutschland allgemeine Giltigkcit haben
und auch anderen Landern als Vorbild dienen.
Im Jahre 1902 feierte der Verein sein asjähriges Jubiläum und konnte mit Befriedigung auf 51 ine
lehr erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken, durch welche die deutsche Portland-Zement-Industrie zu hoher Blüte
gebracht worden ist.
Diese Erfolge gaben im Jahre 1808 die Veranlassung, dass auch die Verarbeitet des Zementes, die
Zementwaren- Fabrikanten und die Beton ■ Bauunternehmer, sich zusammenschlössen und den „Deutsehen
Beton- Verein" gründeten, der sich die Aufgabe gestellt hat, auf fachwissenschaftlichem Boden, so wie der
„Verein Deutscher P01 tland-Cemeitt-Fabrikanten* für die Verbesserung der Fabrikation des Portland-Zcmentes
wirkt, nun seinerseits für die richtige Verarbeitung des Zementes und für die Hebung der Beton-Industrie
tätig zu sein.
In der kurzen Zeit von 5 Jahren hat denn auch der junge Beton -Verein schon eine erfolgreiche
Tätigkeit entfaltet, die auch in gemeinsamem Wirken beider Vereine auf der Düsseldorfer Ausstellung zu-
tage trat und Zeugnis ablegte von dem Streben und Können seiner Mitglieder. *)
•| Sirhc das Wcrkchen: „Die Deutsche Portland-Zcment- und BttoninduHlrii:'- Dn-scldorf. Au-stellung IOC 3. Zu beliehen
durch die Gc*ch»ftastclle dei Deutschen Uclon -Verein» in Biebrich a. Rh.
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Ein weiteres Ergebnis der Tätigkeit des Vereins ist die Schaffung einer Druckwasscr- Presse nach
dem Entwurf des Hrn. Geh. Rcg.-Ratcs Prof. Martens in Bcrlin-Lichtcrfcldc zur Prüfung von Beton-Würfeln
und einer Presse zum Prüfen von Röhren, wozu der Entwurf von Hrn. Rcg.-Bm.str. Koenen in Berlin
gefertigt wurde. Beide Pressen finden jetzt schon nicht allein in einer erheblichen Anzahl von Betrieben
Verwendung, sondern werden auch von Staatsbehörden benutzt; sie sind sowohl für die Behörden, wie
auch für die Unternehmer von gleich wertvoller Bedeutung.
Es geben ferner die bisher erschienenen Jahresberichte des Deutschen Beton - Vereins ein Bild der
Vielseitigkeit des in diesem Vereine behandelten Stoffes und der zahlreichen durch Vortrage und Meinungs-
austausch zu klarenden Fragen, welche sowohl dem Ingenieur als auch dem Architekten das größte
Interesse bieten.
Als in der Bearbeitung befindliche wichtigste und in absehbarer Zeit zu lösende Aufgabe betrachtet
der Verein die Aufstellung von Vorschriften für die Verarbeitung und Prüfung von Beton, sowie für die
Ausführung und Kontrolle von Eisenbetonbauten, die, auf wissenschaftlich-technische Basis gestellt, grund-
legend werden müssen für die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen.
Diese Bestrebungen werden von einer Reihe deutscher Staatsregierungen durch Entsendung von
Vertretern zu den Beratungen der vom Deutschen Beton -Verein eingesetzten Ausschüsse in erfreulicher
Weise gefördert.
Die vor kurzem durch Hrn Baudir, Prof. Dr. Ing. C. von Bach in Stuttgart zur Veröffentlichung
gelangten Mitteilungen über die Herstellung von Betonkörpern mit verschiedenem Wasserzusatz und über
deren Druckfestigkeit und Druckelastizität, auf die in diesem Blatt noch eingehend zurückzukommen sein
wird, sind das erste Ergebnis der in dieserSachc gepflogenen Verhandlungen; weitere Versuche sind im Gange.
Bei dem ganz gewaltigen Aufschwung den der Betonbau in den letzten Jahren genommen hat, bei
der vielseitigen und mannigfachen Verwendung, im gesamten Baugebiet des Tief-, Brücken- und Hochbaues
werden diese zu erlassenden Vorschriften berufen sein, das Vertrauen in den Betonbau auf der bis jetzt er-
reichten Höhe nicht nur zu befestigen, sondern dem letzteren noch weitere Gebiete zu ersehließen.
Während insbesondere im Tief- und Brückenbau schon seit vielen Jahren sehr bedeutende Aus-
führungen zu verzeichnen sind, welche mehr und mehr an Größe und Kühnheit zunehmen, finden die
Beton- und die Eisenbetonarbeiten neuerdings auch im Hochbau weitere Verwendung. Insbesondere der
Eisenbetonbau erlangt für den Hochbau durch seine leichte Anpassung und Einfügung in alle Verhältnisse
und aufgrund der schon in reicher Zahl vorliegenden Erfahrungen bei den vorhandenen sicheren Berechnungs-
Methoden immer größere Bedeutung.
Das Bedürfnis auch hierfür festere Grundlagen zu schaffen geht daraus hervor, daß die Abge-
ordneten-Versammlung des „Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine'' im v.J. in
Dresden beschlossen hat, in Verbindung mit dem Deutschen Beton -Verein auch für den Eisenbetonbau
besondere Vorschriften aufzustellen.
Durch alle diese Vorgänge hat sich schon seit längerer Zeit das dringende Bedürfnis geltend gemacht,
ein deutsches Blatt zu schaffen, durch welches dem Fachmannc Gelegenheit geboten wird, sich über alle
diese Fragen zu unterrichten, und welches geeignet ist, allen Erfahrungen und Neuerungen im Betonbau-
wesen die weiteste Verbreitung zu geben. Die gewiß richtige Erkenntnis, dass gemeinsames Arbeiten der
beiden Vereine, wie es zuerst bei Gelegenheit der Düsseldorfer Ausstellung geübt wurde, die besten Erfolge
zeitigen werde, vcranlaßte diese auch in dieser wichtigen Frage Hand in Hand zu gehen.
Diesbezügliche Verhandlungen mit der in Fachkreisen weit verbreiteten „Deutschen Bauzeitung"
führten zu einem Vertragsabschluß für die Herausgabe eines Fachblattes: „Mitteilungen über Zement,
Beton- und Eisenbetonbau", unter Mitwirkung des Vereins Deutscher Porüand - Cement - Fabrikanten
und des Deutschen Beton -Vereins, im Anhang an die Deutsche Bauzeitung.
Werden die beteiligten Faktoren in gemeinsamer Arbeit zusammenwirken, so wird dieses Blatt
seinen Zweck erfüllen und es kann der dem Allgemeinwohl dienende Erfolg nicht ausbleiben, und das neu
entstandene Blatt wird am besten dazu geeignet sein, durch allseitige Beiträge anregend zu wirken und
einen fruchtbringenden Meinungsaustausch zu vermitteln. —
Der Vorstand Der Vorstand
des Vereins Deutscher Portland-Cement-Fabrikanten. des Deutschen Beton-Vereins.
Fabrikbau in Eisenbeton für die Daimler
Von Rcg.-Baumeitter Ho rieb in Neustadt a H.
K\cr verheerende Brand der im Juni 1903 im Anwesen
der „Daimlcr-Motorengesellschaft" in Cann-
statt ausgebrochen war, machte die möglichst rasche
Fertigstellung der unter Leitung von Reg.-Baumcistcr
Mavcr schon früher in Angriff genommenen Neubauten
in t'ntcrtürkheiin dringend notwendig.
Zunächst handelte es sich um ein zweigeschossiges
Gebäude von 13t m Lange und 46 » Breite, also mit einer
Grundfläche von rund 6000 nm, das für die Aufnahme der
Schreinerei, Wagnerci, Lnckiererei usw. bestimmt war
und für das, mit Rücksicht auf die unbedingte Feuer-
siclierlieit wie auf möglichst kurze Bauzeit, die Ausführung
in F.isenbcton in Aussicht genommen wurde.
Die Arbeiten wurden am 2t. Juni der Firma Wayss-
& Freytag A G in Neustadt a ll. mit der Bedingung Über-
tragen, dali das ganze Gebäude einschl. Holzzcmem-Daeh
in rd 3 Monaten d.h. bis t Oktober 1903 fertiggestellt würde.
Abb 1 zeigt einen Teil des Grundrisses der Erd-
geschoss-Dcoke, Abb a einen (Querschnitt des Gebäudes.
Ks ist im allgemeinen eine Säulenstellung von 5 5 «
vorherrschend, wobei in der (Juerrichtung des Gebäudes
die Hauptträger und senkrecht dazu in 2,5 m Abstand
die Ncbcntragcr. durch welche die Decke getragen wird,
verlaufen. Nur an der einen Stirnseite des Gebäudes
über dem Ausstellungsraum sind zwei Reihen 10 m langer
llaupttrager angeordnet An den AuUcnwanden finden
-Motoren-Gesellschaft in Untertürkheim.
(Hinzu dir Abbildungen auf S. 1 and in nächster Ko.)
die Träger ihre Unterstützung ebenfalls auf Eisenbeton-
Säulen und die Deckenfelder werden daselbst auch von
Trägern gleicher Konstruktion gelragen, welche zwischen
diese Wandsäulen gespannt sind. Durch diese Anordnung
werden an den l'mfassungswimden rechteckige Felder
geschaffen, welche bei der grollen Tiefe des Gebäudes
möglichst für die Unterbringung von Fenstern ausgenutzt
sind. Aufler einer in Backstein gemauerten henster-
brüstung, bezw. einem betonierten Sockel und einem
schmalen Backsteinpfeiler in den Feldmittcn ist in den
Außenwänden kein Mauerwerk vorhanden. Die Rippen
der Wandträger sind nicht, wie sonst Üblich, unter die
Deckenplatte, sondern ühcr diese gelegt, so dali die Fenster
bis l'ntcrkantc-Dccke reichen (vgl. Abb. 4 in No al. Die
L'rdgcsehoUdecke zeigt eine Anzahl, den Dachobcrlichtcn
entsprechende, Durchbrechungen, die, mit Glas eingedeckt,
zur besserrn Beleuchtung des Frdge-chosscs beitragen
( vgl. Abb. 3, Schnitt e — d). Der Betonsockel im ErdgcschoU
ist gewolbeanig zwischen die .Säulenfundamente gespannt.
An den Stirnseiten des Gebäudes sind die Zwischcnpfeiler
gleichfalls als Kisenbeton-Säulcn ausgebildet, da sie dort
die Last der Ncbcniräger aufzunehmen haben.
Die strichpunktierten Linien im Grundrili Abb. 1 be-
deuten durch das ganze Gebäude. al-o durch die Decken
und Träger, hindurchgehende Temperaturfugen. Das Ge-
bäude wird demnach in der Längsachse halbiert und außer-
No. 1.
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dem durch vier Querfugen in fünf Teile geteilt. Diese Dila- Fugen nicht zur Vereinfachung der Konstruktion beiträgt,
tationsf ugen, die bei einem Bauwerk grosseren vielmehr die Entwurfsarbcit im einzelnen wesentlich ver-
Umfange* zur Vermeidung von RU«en und schäd- mehrt. Die Fugen, die dicht schliessend hergestellt
liehen Spannungen unbedingt notwendig werden, wurden, haben sich spater teilweise bis zu geöffnet,
sind unseres Wiesens hier zum ersten Mal durch- wohl der beste Hrwris für ihre Notwendigkeit und ihren
geführt. Ks ist klar, das- die Anordnung derartiger praktischen Wert. Mit Kuck»ichi auf die Dilatationsfuge
13. Januar 1904. 3
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Abbilde- 2. Querschnitt b.
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Abbildj. i. Teil du Grundrisses der ErdgescIioU-Detkc.
Atbililg. 3 Qucix'hnitt c— d.
in der Längsachse ist der dorthin fallende Nebenträger durch
zwei kleinere ersetzt, über welche die Deckenplatte
konsolartig 85 rm weit auskragt. Neben dem Aufzug haben
diese Fugen die Anordnung der unter 45" gerichteten
Konsole notwendig gemacht und auf der 7>achdecke
mutiten erhöhte Betonstrcifen mit Zinkverwahrungen für
die Abdeckung der Fugen vorgesehen werden, wie im
Querschnitt, Abbildg. 2 angedeutet ist.
Das Dach ist mit llolzzemcnt und KiesCibersehüttung
eingedeckt; die über die Dachdecke gelegten Wandtragcr,
welche eine Kiesleiste entbehrlich machen, sind mit einem
Gesims aus Zementkunststein abgedeckt und die Zink-
verwahrung greift 111 die Fuge unter das Deckgesims ein.
Vermischtes.
Eine neue Methode zur Prüfung von Zement auf Zug-
festigkeit hat der Ing. Arthur N. Johnson in Baltimore
erfunden; er berichtet darüber ausführlich in Bd. 48 No. 20
des „Engineering Kccord". Wir entnehmen der Veröffent-
lichung das Wenige, was folgt.
Johnson wurde zu seiner Erfindung durch die be-
kannte Tatsache angeregt, daß die bisher allgemein übliche
Form der Probekörper und der Einspannvorrichtung der
Zugapparate oft Veranlassung zu größeren oder geringeren
Verschiedenheiten in den Prüfuiigsergebtiissen wird, und
er stellte »ich die Aulgabe, bei der Prüfung den Einfluß
der Form auszumerzen. Wir .sind der Ansichi, dall er
in der Lösung dieser Aufgabe erfolgreich gewesen ist.
Der Johnson'silie Apparat ist zwar weniger einfach
als der bisherige Zugapparat, immerhin noch so leicht
zu handhaben, daß darin keinerlei Hindernis für seine
Einführung zu sehen ist Fr besteht zunächst aus einer
kleinen Druckwawrprc^e, deren Kolbeiibewegung durch
eine Schraube auf der Kolbenstange regelbar ist Der
zweite Teil des Apparate«- ist ein Manometer und der
dritte ein kleiner Zylinder, auf dessen oberes, mit beweg-
lichem Verschluß versehenes Ende von einiger Hohe
eine zylindrisch geformte Muffe aus Gummi geschoben
wird; auf diese Gummitmiffc wirkt von der Innenseite
der Druck der Presse, wenn deren Kolben abwart* geht,
und die Muffe übertrugt den Druck elastisch auf den zu
untersuchenden Probekörper, der als Zylinder vom
inneren Durchmesser gleich dem äußeren Durch-
messer der Gummi muffe geformt wird. Durch diese
Aus Abbild. 5 u. 6 sind die Einzelheiten der Säulen des
Erdgeschosses mit allen Eisencinlagen zu ersehen. Die Säulen
unter den 5 weit gespannten Maupttragern haben einen
Querschnitt von 32 32"" mit einer Eiseneinlage von 4 Kund-
eisen vonao""», die unten auf einem Flacheisenrost aufstehen,
und in I löhenabständcn von o,ao m durch 7 starke
Kundeisenbflgel mit einander verbunden sind. Die Säulen
unter den 10™ langen I laupttragern haben einen Quer-
schnitt von 40 40"" und sind mit 4 Kundeisen an
den Ecken und 4 Kundciscn l8<">» zwixhen diesen vcrs'ürkt
Der Querschnitt der Wandsaulen. Abbild, 7. ist mit Rück-
sicht auf den Anschluss der Feilster ausgebildet, die
Eiseneinlage besteht aus 6 Kundcisen von i6"n> Durchm.
iSVhlufl folgt.»
L'ebcrtragungsweise des Wasserdrucks erscheint die ge-
naue und überall gleiche Beanspruchung der
Innen fläche des Probekörpers auf Zug gesichert.
Immerhin ergibt die Division des von dem Manometer
angezeigten Druckes durch die Grösse der Bruchflächc
nicht die genaue Zugbeanspruchung, weil, wie es ja hc-
kannt ist, die Spannung sich nicht gleichförmig auf
die Wanddicke des Prnhckörpcrs verteilt, vielmehr an
der Innenseite — am unmittelbaren Angriff der Pressung
größer ist als an der Außenseite des Probekörpers.
Nur bei sehr dünnwandigen Probekörpern kann gleich-
förmige Verteilung angenommen werden. Da diese aber
nur aus sandfreiem Mörtel formbar sind, hat John-^n
einen anderen Weg eingeschlagen. Er formt die I'robe-
körper so dickwandig, als es sich mit der Mörtelmischung
vertragt oder noch darüber hinaus, und macht eine An-
zahl Sageschnitte an der Außenseite parallel der Achse
der Zylinder in dieselben, so daß unter den Schnitten
nur eine geringe Wanddicke stehen bleibt. Es lassen sich
aber auch mit Diamantbohrer aus erhärteten Stücken
Mörtel dünnwandige ProbckörjM-r herausarbeiten. Die
Enden derselben müssen genau abgeschliffen werden.
Das neue JnhnxmVhc Prüfungsv erfahren, welches
bei bereits damit angestellten Versuchen sehr gut über-
einstimmende Zugfestigkeitszahlcn ergibt, verdient jeden-
falls aufmerksame Beachtung - B
Inhalt: Zur Kuifnhnnij;. — Katmkli.ni Iii Fisrnt.rl"
Motorcn-ticsellxchaft in l'nU'-tüi khrim. V<imi*ch(c*.
1(1, die Daimlft-
Wtlac ilt r llruwlivn Hauultunc. fr. m h. II-, H<tliii K(lr ili<- Krdaktinn
v.r»pi«,)f<l. Fritz Hi-rl.-ti, IVil.i, l»i-nk von Wilh. I'.tcvc, Berlin
No. i.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
• MITTEILUNGEN ÜBER =
ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS » *
I. JAHRGANG 1904.
Fabrikbau in Eisenbeton für die Daimler-Motoren-Gesellschaft in Untertürlcheim.
Von Rcg.-B«um«»ter Mönch in Neu.Udt ». H.
|ie Nutzlast der Erdgeschoßdcckc beträgt 600 auf
den qm, und es ist für die Berechnung der Decken,
Nebenträger und Hauptträger jeweils die ungünstig-
ste Verteilung dieser Last in Rechnung gezogen worden.
Hierbei wurde vorausgesetzt, daß die Deckenplatte auf
den Nebenträgern, die>c auf den Hauptträgern und die
liauptträger auf den Säulen frei aufliegen, daß also alle
diese Konstruktionsteile kontinuierliche Träger mit einer
mehr oder weniger großen Fclderzabl bilden, die infolge
der durchgehenden Dilatationsfugen noch frei auskragende
Enden besitzen.
In Abbild. 8 r-tnd die positiven und negativen Maximal-
momentenlinien für einen liauptträger von 4 Feldern und
mit einem auskragenden Ende dargestellt; sie sind nach
den von Winkler gegebenen Tabellenwerten berechnet und
der Einfluß der Kragöffnung ist nur auf die nächst an-
liegende Zwischenöffnung berücksichtigt worden. Auf-
N°- 2.
grund dieser Maxiinalmomentcnlinien ergab sich in jedem
Querschnitt die oben und unten notwendige Eiseneinlage
und die Armierung konnte in der aus der Abbildung 9
ersichtlichen Form und Anordnung gebildet werden. In
der Berechnung wurde die Einscannung der Träger an
den Wandsaulen zunächst unberücksichtigt gelassen, infolge
der durch die Querkräftc bedingten Abbiegung eines
Teils der unteren Eiseneinlage ergiebt sich aber von selbst
die für eine teilweise Entspannung nötige obere Armierung
am Anschluß an die Wandsäulen.
Die liauptträger schließen an die Säulen und die
Nebenträger an die liauptträger mit einer voutenartigen
Verstärkung an, damit die zulässige Druckbcan.spruehung des
Betons an der L'nterkante der Träger daselbst nicht über-
schritten wird. Dem gleichen Zweck dienen die a Kundeisen
von tßmrn Durchm.dic über jeder Säule unten indicllaupt-
träger eingelegt sind. Nach denselben Grundsätzen ist die
Abbildg 8 und 9.
1
Abbilde. 10
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Armierung der Nebcnträgcr und der Deckenfelder durch-
geführt. Letztere ist in Abbildg. 10 wiedergegeben. Aus Ab-
bildg. ii sind noch die Einzelheiten ersichtlich, welche sich
dadurch ergeben, daß die beiden mittleren Nebenträger an den
Wandträgern der (.Hierfassaden aufgehängt werden mußten.
Hie ursprünglich geplanten 25"» starken Scheidewände
au* Backstein wurden als 8»« starke Monierwände ab-
geführt, da diese als feuersichere Abschluß -Wände den
ersteren baupolizeilich gleichgestellt werden.
-i_>_
und Träger sowie die Eisen wurden in der Xeustädter
Fabrik der Firma \Vays< &• Freytag vorbereitet und an die
Baustelle geschickt. |)ic Bauarbeiten selbst wurden so
gefördert, daß die Decke Ober dem Erdgeschoß am 18. Aug
1903 fertiggestellt war. mit ihr aber auch schon ein be-
trächlichcr Teil der Dachdecke. Schon am 17. September
war auch die letztere geschlossen, so daß einschließlich
der Nebenarbeiten der Termin bis 1. Oktober 1003 leicht
eingehalten werden konnte. Die durchschnittliche Tagcs-
leistung beim Betonieren der Decken und
Träger betrug 500T». Die Mischmaschine
und die beiden Aufzüge wurden mit elektri-
scher Kraft beirieben. Die Kosten der reinen
Eisenbciotikonsiruktion betrugen einschließ-
lich der Säulen, aber ohne die Gründung
der letzteren, für die Erdgeschoßdecke
14,50 M. f. 1 und für die Decke über
dem ersten Stock 12,80 M f. 1 qm
Wir halten das beschriebene Bauwerk
für ein bezeichnendes Beispiel, bei welchem
alle Vorzüge der Bauweise in Eisenbeton
ausgenutzt sind, so dass auch der wirt-
schaftliche Voneil richtig zum Ausdruck
kommt. Die kurze Bauzeit zeigt, daß mit
dem nötigen geschulten Personal und den
Bei dem kurzen Termin mußte die Einrichtung der
Baustelle ohne Verzug in Angriff genommen werden, ebenso
der Einzelentwurf und die Vorbereitung der Schalungen
und der einzulegenden Eisen. Die Schalung für die Säulen
erforderlichen Einrichtungen eine so rasche Herstellung
der vollständigen Eisenbetonbauten möglich ist, wie sie
eine andere Bauweise, einschließlich Entwurfs-Bearbeitung,
wohl kaum
Regeln für die Anordnung der Eiseneinlagen in Eisenbetonbauten, v.m m. Koenm in Berlin
Blie Eiscneinlagen der auf Biegung in Anspruch ge-
nommenen Eisenbeton-Platten oder -Balken haben in
■ J statischerl I in -ichtzweil lauptbedingungen zu erfüllen:
1. sie müssen den Biegungsmomcnten genügenden <Juer-
schnitt entgeucnsetzen, 2 ihr l_*mfang muß den Scherkräften.
welcherinllerausreiüendcrF.isenstäbeausdemsirumhitllen-
den Beton anstreben, genügende Widerstandszelle bieten.
Aus diesen beiden I lauptanfordcrungen läßt sich nun
leicht eine Kegel für das Verhältnis des Eisenquerschnittes
zu seinem l'iniang ableiten, welches in weiterer Hinsicht
für die Verteilung der Elseneinlagen maßgebend ist.
Hierzu bezeichne
il das in der Platte oder dem Balken auftretende größte
Biegungsmoment,
O die in ihnen wirksame größte (Juerkraft,
F den Kisericjuerschnittan der. Stelle des größten Momentes,
V den Fisenumfang an der Stelle der größten (Jucrkrafl,
a den Hebelarm der das Widerstandsmoment bildenden
inneren Zug- und Druckmittelkräfte,
k die zulässige Zucspannung des Eisens.
Jtt die zulassige Scherspannung innerhalb des Betons,
also auch entlang der Oberflache der Eisenslabc, ge-
gebenen Falles die geringere zulässige Adhäsions-
Spannuiig zwischen Eisen und Beton.
Dann wird mit Rücksicht auf die erste der eingangs
gekennzeichneten Bedingungen
Fk = M
bei Mischung 1:3 mit genügender
Sicherheit bis 4.5 U' vm zulassen, während k mit 900 k£, vm
in die Rechnung eingeführt werde; alsdann wird
F 1 M
Ih
V ^ 200 v
Für Eiscneinlagen mit unveränderlichem yueischniti,
7 B für Kundeisen mit Durchmesser rf wird
F • 1 a ' U III,
U = "T j ' 5° V ""
Bei einem an den Enden aufliegenden Balken oder
einer Platte mit Stützweite / wird mm U sowohl als Q bei
voller Belastung P am größten, und zwar ist bekanntlich
bei gleichmäßiger Listverteilung
M = ''J und q= P
8
In <liesem am meisten
nmicndcn Falle wird somit
l IV)
und hinsichtlich der zweiten Bedingung
a l kx = <? .
1 a
Durch Division der beiden Glcic
t»
das gesuchte Verhältnis von -
;en ergibt sich somit
M h
v * " "
Für eine bewegliche F.inzellast P wird
M = ''J und q = P.
hieraus folgt für il derse lbe größte Wert ' /.
200
Ans der Große von <l, oder allgemeiner von U, ist aber
auch die Teilung / der Eisenstäbe mittels der Bedingung
abzuleiten, daß die im Kctonquei schnitt in der Zone
zwischen Eiscncinlage und Xullinie auftretenden Scher-
Spannungen man denke hierbei an die wagrechten
Scherflächen - denjenigen am l'mfang der Eisenstarte
wirksamen Scher- oder Adhäsionsspnnnungcn höchstens
gleich sind, und es besteht hiernach für die Teilung / die ein-
lache und wichtige Kegel t > f / V)
No, 2.
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Die Teilung muß also dem l'mfangc des Eiscn<|iier-
Schnittes mindestens gleich sein, für kreisförmige Stäbe
wird daher t>*d " VI»
Diese Kegeln hahen auch Giltigkeit für die Rippen-
platte oder den l'lattenbalken. I »ic Breite b der Rippen
muö also wenigstens dem Gesamtunifang der eingebetteten
Eisenstäbe gleich sein, oder b > f." Vlb
Ist indessen t<U. so muö der Haiken oder die Platte
auf Abscheren in der Nullinictisohicht untersucht werden.
Beispiel: Eine 2,5 01 weit gespannte, im Mischungs-
verhältnis 1 : 3 hergestellte Eiscnbetnnplattc mit recht-
eckigem Querschnitt und Rundrisencinlagen hat nach Ge-
setz IV Stabdicken rf < ' . 2soon'«>, »'«'> von höchsten«
200
12,5""" Durchmesser zu erhalten; wählt man 12 mm starke
Stäbe, so würden diese nach Regel VI mit einer Teilung
von mindestens n . 12 = 37,7 ™m anzuordnen srin.
Die dieser Teilung entsprechende größte l'lattenhöhe h
folgt nach meiner bekannten angenäherten Bercchnungs-
weisc') bei 30 «sq*"1 Druekbeanspruchung für den Beton
aus Gleichung 3<) „ JS
4 4
Im vorliegenden Falle wird demnach A<36"". Die
einem 3,77 cm breiten Plaitenstreifen zuzumutende größte
gleichmäßig verteilte Last P ergibt sich aus der Momen-
tengleichung
p 2|o=*rf* 2 A oder p =
* 4 3
Demnach wird für einen 1 m breiten Streifen
_ „ 100 , . . 20700 , „ „ ,
F = 780 . = rd. 20700 -k oder — rd. 8280 k«,"i">,
3.77 2ö
Hiermit wäre al«o für die gedachte Spannweite nahe-
zu die Grenze der Leistungsfähigkeit einer nur auf Biegung
in Anspruch genommenen Eiscnbctonplattc mit der üblichen
Fk
Sicherheit gegeben: sie würde erreicht werden, wenn für
d anstatt 12«"" der Grenzwert tj.$™"< in die Rechnung
einge führt würde.
Die eingangs genannte cr-tc Bedingung, nach welcher
die Eiscnsläbe den Biegungsninmcnlen genügenden Oucr-
schnitt entgegenzusetzen haben, läßt noch ilie Krage ofien,
wie groß denn dieser «Querschnitt am zweckmäßigsten zu
wUhlen ist, wenn auch die Dicke der Platte. Von welcher
ja der Hebelarm n des Widerstandsmomentes abhängig
ist, frei gewählt weiden kann.
Hierbei ist zu beachten, daß hei gegebene!' Spann-
weite und Belastung außer den drei (Querschnitts - I jibe-
kannten F. y und : ivergl. nebenstehende Skizzei auch eine
t der SpaitiHingen kn oder k als unbe-
kannt angenuimiien werden muß, da
ja beide durch das Fortnandenmgs-
gcsctz ^ miteinander ver-
k »1 ,v
blinden sjnd. also nicht willkürlich oder
voneinander unabhängig gewählt werden konneu ' be-
zeichnet bekanntlich das Verhältnis des Beloii - Drurk-
Elastizitätsmodul zum Eisen - Elastizitätsmodul. Außer
der letzlen Gleichung und den beiden Glcichgcwicht«-
Bedingungen 2 Hör. = o und Z Moni. = o bedarf es daher
noch einer vierten Gleichung. Diese nun kann zweck-
mäßig aus der Bedingung abgeleitet werden, daß die
Kosten der fertig hergestellten Platte ein Minimum weiden.
Es entsteht hierdurch eine ähnliche Aufgabe, wie sie für
das Verhältnis der Breite zur II-. he eines rechteckigen
Balkencpieischnittes, der aus einem runden Stamme zu
schneiden ist. und dcs-rti\Vidcrstatidsinoment ein Maximuni
werden soll, allbekannt ist. Die rechnerischen Ermittelun-
gen fuhren hier zu weit und können Jedem, für den die
Lösung dieser Aufgabe Wen hat, überlassen bleiben
Vorschriften für die Planung, Ausführung und Beaufsichtigung von Eisenbetonbauten.
lit der fortschreitenden Entwicklung des Eisenbeton-
baties hat es sieh als ein immer dringenderes Bcdürf-
' nis herausgestellt, auch für diese neue Bauweise' Vor-
schriften zu besitzen, wie sie für andere Konstruktionen seit
längerem aufgestellt sind, Vorschriften, die einerseits den
verantwortlichen Aufsichtsbehörden als Richtschnur dienen
sollen für die erforderliche Kontrolle inbezug auf konstruk-
tive Anordnung 1 Berechnung und Ausführung und die
anderseits den entwerfenden Ingenieuren und ausführen-
den Knternchmcrn eine sichere Grundlage geben. Mangels
allgemein anerkannter Grundsätze hatten viele Behörden
den Eisenbetonbau wenigstens für bestimmte Zwecke
— z. B. tragende Stützen und Wände - bisher noch ganz
ausgeschlossen, andere haben Vorschriften erlassen, die
in ihrer Wirkung einem Verbote gleich kommen und
wiederum haben andere Beanspruchungen zugelassen und
Berechnungen zugrunde gelegt, die nach der Richtung der
Sicherheit nicht ohne Bedenken sind.
So ist man denn in verschiedenen Ländern an die
Krage der Aufstellung einheitlicher Vorschriften für den
Eisenbetonbau herangetreten und zwar hat man sieh da-
bei zwei Ziele gesteckt. Zunächst handelt es sich darum,
sofort etwas, wenigstens auf einige Jahre Brauchbares zu
schaffen, um die Entwicklung der neuen Bauweise nicht
zu hemmen, den Behörden anderseits aber eine Hand-
habe für ausreichend sichere Beurteilung zu geben liier-
für liegen genügende Erfahrungen, sowohl in praktischer
wie in theoretischer Beziehung vor. Zur Schaffung dauern-
der Vorschriften bedarf es aber noch einer weiteren
gründlichen wissenschaftlichen Untersuchung der Eigen-
schaften des Baustoffes, wozu umfangreiche Versuche er-
forderlieh werden. Solche Versuche sind in Oesterreich
z T durchgeführt, in Krankreich unter einer besonderen
Regierungs-Kommission im (lange, in der Schweiz ist ein
umfangreiches Programm hierfür von einem gemeinsamen
Ausschuß des „Schweiz. Ing.- und A reh. -Vereins"
und des .Vereins Schweiz. Zement- und Kalkfabri-
kanlen" aufgestellt") und in Deutschland ist von «1er
Jubiläums-Stiftung der deutschen Industrie ein besonderer
Ausschuß unter dem Vorsitz des Hrn. Batidir. v. Bach
in Stuttgart gebildet, der in der gleichen Richtung arbei-
ten soll, und es ist zu erhoffen, daß sich auch die Regie-
rungen bei der Lösung dieser Frage talkräftig beteiligen
werden Im preuß. Ministerium der offent! Arbeiten ist
wenigstens schon ein besonderer Ausschuß gebildet, der
zunächst Vorarbeiten auf diesem Gebiete leistet
Zur Aufstellung vorläufiger Vorschriften ist im I leibst
vorigen Jahres ein gemeinsamer Ausschuß des „Ver-
bandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-
>l Vi-igl Zf-iltralM*« «Irr Haiivi-Tivaltimr. J.iliif iHte, s inj
»I Witt. .Srhwi-i/ri i«hr Kiiisik \ Jahren.« igoj, X«.. n.
20. Januar^ 1904.
Vereine" und des „Deutschen Be in n - Verei ns " zu-
sammengetreten, der, wie wir hoffen dürfen, bald mit
seinem Entwurf hervortreten wird Eine fertige Arbeil
hat zuerst der „Schweizerische Ingenieur- und
Architekten-Verein- geliefert, die uns vorliegt und
die wir zunächst zum Gegenstand näherer Betrachtungen
machen wollen si Veranlassung zu dieser Arbeit gab in
erster Linie der im Jahre 1001 während der Ausführung
erfolgte Zusammensturz eines I lciuiebi<|ur - Baues in der
Aescbenvorstadt 111 Basel und die sieh daran anknüpfende
amtliche l'ntrrsuchiiug 'l , die v-n den Hrn. Stadtbm-tr
A Geiser in Zürich und den Prof, Dr. W. Ritter und
F. Srhüle am Polytechnikum in Zürich geführt wurde
Die Arbeit des Schweizerischen Vereins ist das Ergebnis
eingehender Beratungen in den einzelnen Kantons-Scktinnen,
die ihrerseits Vorschläge bi machten, die dann zu der vor-
liegenden, von einem Bericht des Ilm. Prof Schule,
Dir, der eidgenöß Materialprüfttngsanstalt in Zürich, be-
gleiteten Fassung zusammengearbeitet wurden Sie ist
bezeichnet als „ Pro vis, irische Norm für Projek-
tierung. Ausführung und Kontrolle von Bauten
in armie rtem Beton ."
Die Vorschriften gliedern sich in 6 Kapitel: Allge-
meines, Grundlagen der statischen Berechnung. Materialien.
Ausführung, Knillrolle und l 'cbernahme der Hauten, Aus-
nahmen Sie sollen gelten für „Konstruktionen aus Beton
mit Eiseneinlagen, in welchen die Eiseneinlagen eine
wesentliche Kunktion bei l'ehertragung der Lasten ver-
sehen", sie erstrecken sich also auf solche Bauten, bei
welchen weder der Beton noch das Eisen für sich allem
die aufgebrachten Lasten tragen kann; im übrigen gelten
sie gleichmäßig für Hoch- und Tiefbauten. Vorausgeschickt
sei hier gleich, daß Kap. 6 Abweichungen von den Nor-
men zulaßt „wenn sie durch eingehende Versuche und
Vorarbeiten kom|re teilte r Persönlichkeiten begründet sind"
Es liegt hierin das notwendige Sicherheit«* eittil , da die
Anwendung der Nonnen «on»t leicht als ein Hemmnis
für die Weiterentwicklung der Bauweise wirken könnte
Kür die statische Berechnung werden keine be-
stimmten Methoden empfohlen, es werden vielmehr nur
allgemeine Gesichtspunkte gegeben. 1 Denselben Stand-
punkt wird man auch bei der deutschen Arbeit einnehmen.
Es ist dort jedoch beabsichtigt, in einem Anhang eine ein-
lache Nahrrungsmclhoile nebst einigen durchgerechneten
Beispielen ZU geben, die den Aufsichtsbehörden die ra-che
Prüfung der vorgelegten Entwürfe ermöglichen soll, mögen
Hm-.: tarn. X%> » ' -•■
X". : t. ''"
.H.,ll.l|.. H-rlll-i.|ile I- '••
. (i W.I.-II im.» !'!«• I.»> S.
f.-t-iil .In Z,-Us. lull ,\W.n» IHK) t.^-M- Kl v i '.-.K | ■> ■• ;:. !Qrj ILM II
«> I-. -I W<..tl«Mt ist i.-.r.ll, -i-l|. Ii; ... llr, s. Imr;,.
«I Ii.; II.m.?,i ist J.-i.Jl. ...!<, s,|,..,,i, H,,|.:
») \", i~l. i!. 'i J.ilnj tir't 'L i —'Ii«'-' " -
. Illü;. «Irr s,.l,i„M.„ IUmI „, i) /.in, Ii, >,„ .
.. i...I..li'll. ' IQtu llli.l l«jr>( fn- <ll. «. kti.'-i.
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letztere nun tinter Zugrundelegung der einen oder anderen
der gebräuchlichen Berechnungswci*cn aufgestellt sein.)
Für die Belastung der Hauten gelten die auch sonst
üblichen Annahmen, wobei Stoßwirkungen entsprechend
zu berücksichtigen sind. Ilie Sektion Zürich hatte hier
ganz bestimmte, sehr weitgehende Vorschriften gewünscht.
Man ist aber wohl mit Recht zu dem Schluß gekommen, daß
kein Grund vorliege, die Kisenbetonbauten hierin anders
zu behandeln, als andere Konstruktionen
I'ci aut Biegung beanspruchten Bauteilen sind die un-
günstigsten Belastungsannahrncn für die Ermittelung der
Biegungsmomente und Scherkräfte zu machen. Volle
Einscannung und Kontinuität von Trägern darf nur hin-
sichtlich der Bemessung der Auflagcrquerschnittc inbe-
tracht gezogen werden. Kür die Trägermitten darf diese
für die Querschnitts-Abmessung günstige Annahme nicht
gemacht werden, da verschiedene Umstände die Be-
gründung führt das Auftreten von Rissen in der Nähe
der Auflager infolge des Schwindens des Betons an der
l.uft an — die Wirksamkeit der Kinspannung doch zweifel-
haft erscheinen lassen. Das Moment darf hier nur auf 2i's
desjenigen für freie Auflagerung verkleinert werden Vor-
ausgesetzt ist hierbei eine eingehende Berechnung der
Einspannungs- Verhältnisse; findet diese nicht statt, so darf
das Moment in der Mitte höchstens um 20% vermindert
werden, und an den Auflagern ist dann mindestens die
Hälfte dieses Momentes einzuführen. Nicht erorlen wird
hier eine nicht ganz unwichtige Frage, welches Mali man
bei den Berechnungen als Stützweite der Träger und
Blatten anzusetzen hat. Auch die Frage, welche Decken-
breite bei Plattenbalken hinzuzurechnen ist, wird nicht
berührt, t.'eber diesen letzteren Funkt sagt die Begrün-
dung, daß hierfür noch keine ausreichenden praktischen
Versuche vorlägen.
Bei Stützen ist die Möglichkeit exzentrischer Be-
lastungen inbetracht zu ziehen.
Die in neren K räf te und Spannungen im Beton
sollen unter Voraussetzung eines homogenen Materials, in
welchem der Eisenquerschnitt mit dem so fachen des wirk-
lichen Wertes einzusetzen ist, ermittelt weiden. Die Be-
gründung sagt hierzu, daß die bisher übliche Annahme
eines Verhältnisses von i : 11 für den Ela*tizität*-Koeffizicn-
ten vom Beton und Eisen in den auf Zug beanspruchten
Teilen sich nur bei geringen I .asten durch Versuche bestätigt
habe. Bei den üblichen zulässigen Spannungen für Beton
auf Druck sei bereits im gezogenen Teil eines Balkens
das Verhältnis der Spannung zwischen Eisen und Beton
viel günstiger für letzteren, sodaü hierfür die Zahl 20 eher
der Wirklichkeit entspreche. Für auf Druck beanspruchte
armierte Konstruktionsteile habe sich anderseits zwar
das Verhältnis von rd. 1:11 ergeben, wenn man aber die
durch das Schwinden des Betons auf das Eisen über-
tragene ziemlich hohen Druckspannungen berücksichtige,
sei auch hier die Annahme eines Verhältnisses von 1 : 20
gerechtfertigt. Bei auf Druck beanspruchtem Eisen ist
daher die Annahme gemacht, daß dieses che 20 fache
Spannung fies Beton* aufnehmen könne. Es ist jedoch
dabei noch die Knickgefahr der Eisenstangen zu berück-
sichtigen und zwar >oll unter Annahme des halben Ab-
staiidesderQuervei bindungen als Knicklänge 4 fache Sicher-
heit vorhanden sein Die Zugspannung »les Eisens ist
unter der Annahme ZU ermitteln, daß der Beton keine
Zugbeanspruchungen aufnehmen könne. Als zulässige Be-
anspruchung auf Druck ist Inr den Beton 35kv''i'nl fest-
gesetzt (die Vorschläge schwankten zwischen 23 und |0*i: <irr"l
für Abscherung .jii:,<r-™ ( vorgeschlagen 4 bc/vv. 15). Für
die Adhäsionsspannung zwischen Beton und Eisen sind
Zahlen nicht gegeben. Für die Druekbeansprnchung des
Eisens sind 700»=.'!"" (bezw. Berechnung auf Knickung wie
oben) zugelassen, während die Zugbeanspruchung gleich
1300 5<r,^ gesetzt ist. Hierin bedeutet afh die ermittelte
theoretische Zugspannung des Betons unter Annahme
eines homogenen Materials. Die Zugfestigkeil de* Betons
kommt also dem Eisen schließlich doch bis zu gewissem
Grade zugute, insofern als die zulässige Beanspruchung
des Eisens um so höher wird, je größer der Betonquer-
schnitt im gezogenen Teil ist Bei überschläglichen Rech-
nungen soll die Beanspruchung de* Eisens für Balken bis
1000. Platten bis laoo-t/n«» zugelassen werden.
Bezüglich der Materialien wird bestimmt, daß das
zu verwendende Flußeisen und der allein zugelassene
Portlandzcmcnt den in der Schweiz gültigen Vorschriften
bezw. Normen entsprechen muß Kies und Sand sollen
rein und frei von erdigen Bestandteilen sein, die Korn-
größe des Kiese* muß ein Einbringen zwischen den Eiscn-
einlagcn und diesen und der Schalung gestatten, Bezüg-
lich Sc* Betons ist nur die Anforderung gestellt, daß dieser
in der Regel auf maschinellem Wege gemischt wird,
mindestens 300 ke Zement auf 1 rbm fertigen Beton ent-
halten und nach 38 Tagen Ijigentng an feuchter Luft
mindestens i6ok=;M<:m Druckfestigkeit besitzen soll. L'cbcr
ein zweckmässige* Mischungsverhältnis von Sand und
Kies im Beton (andere Zuschläge werden überhaupt nicht
berücksichtigt), werden Angaben nicht gemacht.
Die Vorschriften für die A usf ührung verlangen sorg-
fältige Herstellung der Einschalung. Einstampfen des Betons
in dünnen Schichten, den Plänen genau entsprechende
Einlage de* Eisen*, da* vor seiner Verwendung von Rost
zu reinigen ist. il.ctzterer Anforderung dürfte nicht leicht
zu genügen sein ) Die Ausschalung darf erst nach ge-
nügender Erhärtung des Betons erfolgen, bei Platten und
Trägern his 3 m Stützweite keinesfalls vor 10 Tagen nach
dem fertigen Einstampfen, bei Trägern von 3 — 6 m Stütz-
weite nach 20 Tagen, bei größeren Stützweiten und Säulen
nach 30 Tagen. Bereits bei Temperaturen unter -F5°C
sind diese Fristen zu verlängern. Bei mehrgeschossigen
Hochbauten hat das Ausschalen in der Reihenfolge von
oben nach unten zu geschehen. Die Bestimmungen machen
hinsichtlich der Fristen keinen Unterschied zwischen den
tragenden Teilen der Ausschalung bei Decken und Balken
und den nur begrenzenden.
Eine eigentlich selbstverständliche, weil durchaus not-
wendige Forderung, ist die, daß derl'ntcmehmer von Ei*cn-
hetonbauten die Leitung derselben nur Personen anver-
trauen darf, welche die Bauart gründlich kennen. Es dürfen
ferner nur Vorarbeiter verwendet werden, welche Er-
fahrung in dieser Bauweise besitzen.
Die bei Eisenbetonbauteil jedenfalls besonders wichtige
Kontrolle und Ucbernahme der Bauten durch die
Bauleitung hat sich auf die plangemäße Anordnung der
Eiseneinlagen und Querschnitts Abmessungen zu erstrecken,
l'm eine Feststellung des Mischungs-Verhältnisses des
Betons zu ermöglichen, muß da* Mischen in leicht kon-
trollierbarer Weise geschehen, l'eher den unverletzten
Befund der einzetnen Bauteile nach dem Ausschalen ist
Protokoll aufzunehmen. Bei Belastungsproben, die nicht
vor 45 lägiger Erhärtung des Betons stattfinden dürfen,
still die Belastung die der Rechnung zugrunde liegende
Nutzlast nur um 50% überschreiten. F-s sind dabei die
liurchbiegungen möglichst genau festzustellen.
I >urch diese Bestimmung soll eine die Konstruktion unter
Umständen von vornherein gefährdende Ucberlaslung ver-
mieden werden Die gewühlte Zahl erscheint sehr niedrig.
Vergleicht man die Normen in ihrer jetzigen Fassung
mit den Vorsehlagen der einzelnen Sektionen, so ist bald
ersichtlich, daß man alle zu sehr spezialisierenden Vor-
schriften ausgeschieden hat, durch deren Einfügung dem
Eisenbetonbau vielleicht Schranken gesetzt worden wären,
die auch eine gesunde Fortbildung gehemmt hätten. Wie
weit man darin in allen Punkten das richtige Maß getroffen
hat, kann sich erst zeigen, wenn diese Normen in der Praxi*
tatsächlich allgemeineren Eingang gefunden haben. —
Mitteilungen aus Vereinen.
Die XXVII. Generalversammlung des Vereins Deutseher
Portland-Cement-Fabrikanten findet am 24. und 25. Febr.
1904 in Berlin statt Nach der vorläufigen Tagesordnung
sind folgende Verhandlungs - Gegenstände vorgesehen:
1. Bericht des Vorstandes ober Vereinsangelegenheiten.
2. Rechnungslegung durch den Kassierer 3. a) Bericht
über die Tätigkeit des Vcrcinslaboratohuiiis. Ref.: Hr.
Dr. Framm iti Karjshorst. b) Desgl. Vorlage der Jahres-
rechnung und des ftescliäftsbcrichlcs. c) Wahl von 3 Mit-
gliedern in den Vcrwnltnngsrat desgl. 4. Vor Stands wähl.
5. Wahl der Kechnuunsrcvisoren. 6 Bericht der Meer-
wasser-Kommission. Ref. : llr, R Dvekerhoff in Amöne-
burg. 7. Bericht der Sand-Komm. Ref.: Hr. Dr. Goslich
in Züllehow. 8. Bericht der Komm, für Bestimmung der
Volumbcständigkeit und der Bindezeit de* Portlandzemcnts.
Ref.: Hr Dr Prüssing in Schönebeck. 9. Bericht der
Komm, für Revision der Normen Kcf : Hr. Dr. Prüssing
111 Schönebeck. 10. Bericht der kaufmännischen Komm.
Ref.: Hr Gencraldir. v Prondzvnski in Groschowitz
ii. Bericht über den Stand der Schlackenmischfrage.
12 Einige Mitteilungen Uber Erscheinungen beim Schmelzen
verschiedener Zcmentmischungcn im clektr, Ofen. 13. Die
Feuerversicherunasfrage. 14. Welche neueren Erfahrungen
liegen über rotierende Defen vor? \\ l'eher Sauggasan-
lagen. 16 Welche Erfahrungen sind mit den Roulette-
niühlen gemacht worden? -
Inhalt: Fihokl>»u in K^ubctcn für d*r [>*im[<T >t*jtorni-<«r*rtls<h*ft
in l.'nirnilTUteim i*iUullv — Kr.-' ln I tr .Ii. .Wolttmii: <W Kiwiu-inlapn
in FiHri»l>r*unli£Mltcn. — Vor^l-t ittr-n fflr rii«- l'.,.iiiinc. Aii^dlliniivc uild B*--
aulii. liiifunc von Ki«-nl>rt'Jii'ouL.-<i. _ Mittrüiwirrii «n« Vrtrinr«
D*utsckrnliaU*r»Uo7, "lTiü~t,.U., Brrlin. Kn, <t,r R«Uktioo
F.iu Etorlru, Brilifi. Dowk von W>lh- Grrvc, Bertin.
Na a.
Vnlut
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
= MITTFlt IINP.FN ÜBER
ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
L JAHRGANG 1904. N2. 3.
Ausführung des Kraftwasserstollens an der Urfttalsperre mit Stamplbeton-Auskleidung.
er Hau der größten deuLschcn Talsperre geht der
Vollendung entgegen. Etwa 12 knl (in der Luft-
linie 7 >"») WcgeTänge von Gemünd i. d. Eifel, ist im
Tale der Urft, eines Nebenflusses der Rur, eine Sperr-
mauer*) von 50,8 ■ größter Höhe und rd. 226 m Kronen-
Ist das I'rofil soweit vorbereitet, so wird das Gestein
mittels Wasserstrahles unter 2 Atm. Druck abgespritzt und
mit Bürsten und Krätzer gereinigt. Nun folgt die erste
Kolonne der Zementarbeiter, welche einen 2"» starken
Hut/ auf die Felsflaehen bringt, dabei alle Klüfte und
länge erbaut, welche ein Staubecken von 2i6n» Fläche Spalten mit reinem Zement vergießend. Dieser Putz be-
und 45,5 Mill. r,,"> Inhalt abschließt und so ermöglicht, die steht aus einer Mischung von 1 Teil Zement, 0,5 T. Traß
Wasser der Urft der Industrie nutzbar zumachen. Hoch- und 3 T. Sand, Der Putz hat den Zweck, größtmögliche
wasserschutz ist natürlich
auch einer der Zwecke der
Anlage. Die Wasserm&s-en
werden durch einen 2850»
langen Stollen durch das
Kermetergebirge zu einer
Turbincnanlage im Tal der
Kur geführt und hier zur
ErzeugungelektrischcrKraft
verwendet. Während die
Sperrmauer selbst in Bruch-
steinmauerwerk ausgeführt
ist, werden Stollen und
Kraftzentrale in Stampfbe-
ton hergestellt. Die Bau-
arbeiten für letztere Aus-
führung sollen hier näher
beschrieben werden.
Nachdem zunächst ein
Richlstollcn durch das aus
Grauwacke und Grauwacke-
schiefer bestehende Gebirge
getrieben war, wurde durch
Abbildg. 1. Einblick in die fertig ausgebaute Stollenstrecke.
Wasserdichtigkeit zu bewir-
ken und ein vollkommenes,
sicheres und festes An-
schließen der Betonmassea
an den Fels zu begünstigen.
Selbstredend wird stet» nur
auf eine kurze Strecke im
Voraus der Putz angewor-
fen, sodaß die Betonierung
noch ziemlich frische Putz-
flächen findet.
Die 1 ierstellung der Stol-
len wandung. selbst inStampf-
beton erfolgt in folgender
Weise (vergl. hierzu Ab*
hildgn. t, 2, 3 und 4). Auf
beiden Seiten wird zunächst
ein Bankett hergestellt, wel-
ches nach der Slollcnmittc
zu unterschnitten ist, um der
später einzubetonierenden
Sohle einen genügenden
Widerhalt zu schaffen. Auf
Abbildg. a. Einbaustrecke mit stark druckendem Gebirge.
Sprengungen mit Dynamit der Vollausbruch des Stollen-
profilcs bewirkt und dieses für die Betonierung vorbe-
reitet. Die ausgebfochenen Massen werden auf einem den
ganzen Tunnel durchziehenden Sehicnengleis mittels von
Spiritus -Lokomotive gezogenen Zuges ausgeräumt. Auf
längere Strecken steht das Gebirge derart an, daß ein
Einbau nicht erforderlich wird, auf vielen anderen dagegen
ist ein oft sehr schwieriger und kräftiger Minbau nötig, um
einem Nachstürzen von Gcbirgsmassen vorzubeugen.
*> Vrrgl den illiistoritni Krocht Obel die Talsiwtic aul S. 133
u II. Ducfae. Iiaiu1{. Jahrg. 1903.
Abbildg. 3. Einblick in die eingetastete Stollenstrecke.
dieses Bankett werden die zur F.i n -chalung dienenden eiser-
nen Lehren aufgestellt, gegen welche sich wagrechte Dielen-
verschalung legt. Lagenweise wird nun der Beton ein-
gebracht und entsprechend dem Fortgang der Arbeit Diele
auf Diele eingebaut. Die oberen Teile werden von einer
auf einer Traverse der Misenlelircn angeordneten Arbeits-
bühne eingelegt. Die Traversen dienen gleichzeitig zur
Versteifung der Eisenlehren, welche stellenweise einem
hohen Druck au-gesetzt sind. Die Betonierung geschieht
durch mehrere Kolonnen, sodaß die erste Kolonne mit dem
unteren Teil der Mauern am weitesten voran ist, daß dieser
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eine zweite und dritte u-w. folgen und von der letzten Ko-
lonne schließlich der Schcitcl»chluß vorgenommen wird.
Imganzcn ist Schalung für eine Lange von rd. 150 "> vor-
handen, »odaß der Beton stet» mehrere Tage in der Schalung
verbleibt In 24 Stunden werden etwa 20 "> in glatter
Strecke fcrtiggc»tellt, während häufig die vorerwähnten
Einbau»lellen einen weit langsameren Fortgang bedingen
In solchen Einbauslcllcn bleibt die Schalung des hohen
Drucke» wegen auch längere Zeit »tchen. I >tc Stärke der
Stollenwandungen ist an normaler Stelle etwa 28 rm, im
Mindc»tfallc noch 20 Da, wo die Formation des Ge-
birges hohen I >ruck vermuten läßt, werden die Abmessun-
gen vergrößert und steigen auf 60 Öo ' m, stellenweise bis
zu 1 m. Wo durch nachbrechende» Gebirge größere Klüfte
entstehen, werden diese mit in Mörtel dicht gepackten
Steinbrocken ausgefüllt. Hierzu werden nur durchaus
wetterfeste und sauber gereinigte und gewaschene Steine
verwendet.
Der Beton be»tcht aus einer Mischung von 5 T. Mörtel
zu 9 I. Schotter, der Mörtel aus 1 T. Zementmörtel zu
1/3 T. Traßmörtcl l>er Zementmörtel setzt sich au» [ T.
Zement und 2 T. Sand zusammen, der Traßmörtel aus
1 T. Kalk. 1,5 T. Traü und 1,75 T. Sand. Der gleiche
Mörtel dient auch zum Verputzen der Innenflächen Die»er
Verputz wird, nachdem der Beton vorsichtig gereinigt und
aufgerauht ist, 2fm »:ark hergestellt, worauf dann noch ein
zwei- bi» dreimaliger Anstrich von Sidcrosthen erfolgt.
Schwierigkeiten bietet bei dic»en Arbeiten da» »ich in
den Klülten ansammelnde Wasser, welches durch einge-
legte Drainage nach dem Stollen abgeführt wird. Die
Drainagen werden nach vollständiger Fertigstellung der
Putz- um) An»trieharbeiten geschlossen. Die grollten
Schwierigkeiten jedoch bereiten die mit llolzcinbau ver-
»ehenen Strecken, da hier Auswechselung und dann Aüs-
In «lern Grundriß und Längenschnitt. Ahbildg. 5 i»t die
(.e»amtanordnung de» Stollen» dargestellt.
Der Stollen beginnt wenige Meter über dem Bett der
t'rft und fuhrt in gerader Richtung unter dem (iebirge
hindurch mit etwa 1 ™ tiefälle Im Tale der Kur tritt er
etwa 50"' über dem Fluß oben am Berghang wieder zu
ler Betonierung
lösung des Holzbaues und Au»führun
so ineinander greifen müssen, daß jede Be-
wegung de» Gebirges vermieden wird I lolz-
teile oder Verbau dürfen dabei hinter der
Aushetnnicrung nicht verbleiben. I he Belon-
sohle kann er»t nach Fertigstellung de» gan-
zen Stollens au»geführt werden, da das Trans-
]xii1g!ei» bei dem ununterbrochenen Verkehr
nicht au»gewechseli werden kann I>ie»e»
mutl vielmehr sehr sorgfältig verlegt »ein,
da die Ki»en]ehren der Verschalung eben nur
so viel Kaum las»en, daß der Tnuisportzug
I12 I'S. Spiritus -Lokomotive und Mulden-
kippwagen von 0,75 ',,m Inhalt» ohne Gefahr
durchfahren kann.
Ha dcrStollen in ceraderl.inic ohneKrüin-
mungen ziemlich
genau von Süden
nach Norden ver-
läuft, war eine
Bewetterung zu-
niei»t nicht er-
forderlich. Bei stil-
lem trüben Wet-
ter jedoch wird
künstlicheLüftung
durch ein mit Pe-
troleum-Motor ge-
triebene« Gebläse
und Luttenleitung
von 30 " I »urchm
bewirkt. Die Beleuchtung erfolgt mit Bcrtzinlampen und
stellenweise mit Acctjien,
Der Beton und der l*utzmörtel werden in einem Be-
tonwerk maschinell hergestellt. Wahrend ih r Sand aus
den Mechernicher Bergwerken zu Bahn nach Gemünd und
\im dort mittel» der zum Bau der Talsperre angelegten
Tran»portbahn zur Baustelle befördert w ird, ebeu»o wie
auch Zement, Tratl und Sackkalk, wird der Steinschlag
durch 2 Steinbrecher aul der Baustelle gewonnen. Schon in
den Trommeln und Sieben unter den Brechern i»t Wasser-
spülung eingelegt, um da» Material vorzuwa»chen Die
mit Stein»chlag gefüllten Wagen gehen dann durch eine
Wäsche, unter welcher das Material durch zwei Was«cr-
strahlen au» 50 mm weitem Kohr unter 2 Atm Druck »o-
lange gewa»chen wird, bis nur klares Wa-»er unten ab-
läuft. In dem eigentlichen Betonwerk arbeiten 3 Kunze'-
sche Betonmischmaschinen und zwar in der Kegel 2 grolle
Maschinen für Beton und eine kleinere für Putzmörtel.
Das Betonwerk wird durch Petroleumglühlicht beleuchtet,
da der ganze Betrieb Tag und Nacht ununterbrochen
durchgeht. Line be»onder» angelegte 3.5 »m lange Wasser-
leitung, welche von 2 Dampldruckpumpcn au» der Kur
bezw, durch einen Hochbehälter ge»pei»t wird, fuhrt das
Wa»»er zum Betonwerk und an die Arbeitsstellen imTunnel,
10
«Jucrsclmilt dei Stollens mit eisernem l.ehrgeruM.
Kirnittr •
FcrH
TT
4
i»l ein Schieberschacht
I des künlti-
Tage. Etwa 100'» vom
ang dnet. welcher bis über
gen Staubeckens reicht Er enthält den Hauptab»perr-
üchieber, welcher durch ein elektrisch iK triebenes Winde-
werk bedient wird, Die Sohle des Tunnels hinter die-
sem Schacht i»t auf eine lange Strecke besonders befestigt
und armiert, um ein Auftreiben durch etwa von aulkn
untertretendes Wasser zu verhindern. Da die Stauhöhe
rd. 50"» ist, würden hier bei leerem Stollen 5 Ann. Druck
auftreten. Im Betrieb hat der Stollen von innen den
gleit len Druck von 5 Atm. auszuhallen, abgesehen von
Schwankungen und Stößen, die von der Turbincnanlage
herkommen können. 100"' von der Ausmündung des
Stollens i»t ein zweiter, mit »larker Kisenauskleidung ver-
sehener Schacht zur Entlastung eingebaut. Bei plötz-
lichem Schließen der Zuführungen im Turbinenhaus kann
das zurückgestaute Wasser hier nach oben ausweichen
und durch Kaskade und Gerinne zum Flußbett der Kur
überlaufen Von diesem Schacht aus werden in dem
Stollen zwei sebmiedeiseme Kohre von ie 1,50 Durchm.
einbetoniert, welche von hier aus da» Wasser zu der
Turbinenanlage am l'fer der Kur fuhren Der Stollen
wird um diese Kohre herum vollständig mit Beton aus-
gefüllt, und es ist das Stollenprofil nach dem Ende zu
No. 3.
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noch bedeutend erweitert, s.nlaü hier t in kräftiger Vcr-
schhißpfiopfcn hergestellt isi Am Bcrghang ist eine Kinne
zur Aufnahme der Rohrleitungen bis in den Kelsen hin-
ein angesprengt, in welche die Bohre iioeh bis zur Hälfte
einbetoniert werden l eher den Rohrleitungen wird ein
Gewölbe gespannt, welches stete n Zugang zur Leitung
ermöglicht
Die Zentrale liegt unmittelbar am Fuße des Herges
etwa 50 nl unter der Stollcnmündung und unmittelbar am
L'fer der Kur, zu welcher das benutzte Wasser durch
Abzuggräben (l'ntcrwasscrkanälc) geführt wird. Auch die
Turbincnanlage wird in Beton erbaut und sind die Grün-
dungen für die Mauern und die umfangreichen Maschinen
bereits ausgeführt. Her Beton hierzu k.imnit auch aus
dem Betonwerk, wird <lurch den Stollen und auf einem
Bremsberg zur Baustelle am l'fer der Kur gefordert
Her Entwurf der ganzen Anlage der Talsperre ist von
Ilm. Geh. Kcg-Rat. Prof. Dr ing Intze in Aachen an-
gefertigt, welcher auch die Oberleitung über die Bauarbeiten
hat Die gesamte örtliche Bauleitung liegt in den Händen
des Hrn. Kgl. W'asserbauinsp Frentzen.
Die Vorbeschriebenen Arbeiten zur Herstellung des
Stollens wie auch zur Gründung der Turbinenanlage wer-
den vini der Gesellschaft für Zenien t-Stein-Fabri-
kation Müser &- C'ie. in Obcrkasscl (Siegkreis), Unter-
nehmung von Betonbauten, ausgeführt, welche auch die
gesamten Maschinen und Hinrichtungen dazu bereit ge-
stellt hat.
Neue Vorschriften
ic Stadt New -York kann den Kuhm für sich bean-
spruchen als eine der ersten Stadtgemeinden ein-
gehendere und sachgemäße Vorschriften für den
Eisenbetonbau erlassen zu haben. Bei dem allgemeinen
Interesse, das diese Vorschriften für sieh beanspruchen
können, geben wir nachstehend auszugsweise nach den
Veröffentlichungen in „Engineering News" vom 8 Okt. 1903
das Wesentliche ihres Inhaltes wieder:
Die ersten 4 Absätze der Verordnung geben nach einer
Erklärung des Begrif fs Eisenbeton die Gcnehnii-
gungs- Vorbedingungen:
Die Vorschriften verstehen unter Eisenbeton (concrete
steel* ' it eine bewährte, mit Eisen beliebiger Form verstärkte
Betonmischung, in einer derartigen Verbindung, daü das
Eisen die Zugspannungen aufnimmt und die Scherfcshg-
keit vergrößert. Soll diese Bauweise auch auf Gebäude
angewendet werden, für welche die Baupolizei - Verord-
nung Feuerfestigkeit vorschreibt, so müssen die anzuwen-
denden Konstruktionen zuerst nach den Vorschriften der
Baupolizei eine Feuer- und l>>schprobc bestehen, Bauer-
laubnis wird erst erteilt, wenn der Baupolizei Angaben
über die Zusammensetzung de* Betons und vollständige
Zeichnungen usw. vorgelegen haben, aus welchen alle
Einzelheiten der Anordnung auch hinsichtlich der Eisen-
einlagen ersichtlich sind. Bei der Ausführung müssen die
Werkleute unter einem sachkundigen Vorarbeiter oder Auf-
seher stehen,
Die Absätze 5 9 geben Vorschriften für das zu ver-
wendende Material;
Der Beton soll naß gemischt werden aus 1 Teil
Zement, zu 2 Sand, zu 4 Steinschlag oder Kies und muß
nach 28 Tagen Erhärtung mindestens 141 ks.-'H'-« Festigkeit
besitzen, was durch Versuche unter Leitung des Bauamtes
zu beweisen ist, Nur bester i'ortlandzement ist zuge-
lassen mit folgenden geringsten Zugfestigkeiten:
1 Tag Erhärtung an der Luft 21 ks.-<|rmt
1 desgl. und 6 Tage unter Wasser 35 „
1 desgl. und 27 Tage desgl. 4a
Auch sonstige Prüfungen können aufgrund der Vor-
schriften der „American Society of Civil-Engineers" von
Zeit zu Zeit verlangt werden. Der Sand muß rein, scharf.
Ichnv und schmutzfrei sein; Korn nach Vorschrift des
Bauamtes. Die Zuschläge - fester Steinschlag aus Eruptiv-
gesteinen (trap rock = Basalt in erster Linie! oder Kies
sollen durch einen King von 19""» Durchm. gehen An-
deres Material bedarf besonderer Zulassung. Das Eisen
muß den bestehenden Baupolizei-Vorschriften entsprechen.
Die Absätze 10— 16 geben Aufschluß über die größten
zulässigen Beanspruchungen und die Bercch-
niingsgrundlagen:
Beton Druckspannung bei Biegung . . . 35kl\'i'"\
desgl. bei reinem Druck (in Stützen) . 25 .
desgl. Schubspannung 3,5 «
Eisen Zugspannung 1125 „
desgl. Scherspannung 703 „
Die Adhäsionsspannung darf nicht hoher als die Scher-
Vermischtes.
Eine Musikhallc Im Hennebique Konstruktion. Gegen
Eisenbeton-Konstruktionen wird bekanntlich oft der Vor-
wurf erhoben, dass sie stark schal leitend «ind In
Amerika scheint man anderer Ansicht zusein, da es sonst
wohl ausgeschlossen wäre, eine Musikhallc ganz in
Eisenbeton-Konstruktion zu erbauen
Eine der letzten Nummern des „Engineering Kccord"
für den Eisenbetonbau der Stadtgemeinde New- York.*)
festigkeit gesetzt werden. Das Verhältnis Et : E4 ist zu
anzunehmen.
Balken und Träger dürfen nur als frei aufliegend be-
trachtet werden. Für die kontinuierliche Fortführung über
Zwischenstützen wird keine Ermäßigung des Angriffs-
momentes gestattet. Dagegen darf eine solche für gleich-
miigc I^ist bis auf '
für durchlaufende Platten an-
■i Vcrrl, in NV t. V.«-v, bnftrti dir die l'lanuri;:, A .i^iiinunj nt"! fv-
aufkictlliCIlll,; villi F.IMnl.i to.il.iut. t) (HK.U s.iull.o Vi. i »i I.I.Ii:.' il. » s. Ii». i;i -
i.h. Wti In.- - tu»] Anli Vvri-,n«>
,:) »!.«■! mihi um gli-n l.l* .I.i.i. n.i IHK 1111. 1 .rin Sl.,lil 1 - .,:,,) il.i ,r.
< (i hJtit/«-i-^-ii in ^tan.l^n.
lo. Februar 1904.
genommen werden, falls über den Stützen obere Eiscn-
einlagcn vorhanden sind. Bei quadratischen, allseitig auf-
liegenden Platten mit gekreuzten Eiseneinlagen darf eine
Reduktion bis zu
stattfinden. Bei Plattcnbalken darf
die Deckenplatte nur mit 10-facher Breite des Balkens bei Er-
mittelung des Widerstands-Momentes angerechnet werden.
Bei der Berechnung sind ferner folgende Annahmen
zu machen: Der Eisenbeton wird als homogenes, elastisches
Material betrachtet Die Zugspannung des Betons wird
nicht berücksichtigt. Die Spannung in einer Faser eines
Balkens wird proportional dem Abstände von der neutralen
Achse angenommen. I>cr Elastizitätsmodul des Betons wird
innerhalb der zulässigen Spannungsgrenzen als konstant
betrachtet.
Das Eisen ist >o anzuordnen, daß es seine Spannungen
sicher auf den Beton übertragen kann, falls die Adhäsion
allein nicht ausreicht, und ferner derart, daß es auch die über-
schüssigen Schubspannungen des Betons aufnehmen kann.
Absatz 17 regelt die Zulassung von Eisenbeton-
Säulen. Diese dürfen nur in Längen angewendet wer-
den, welche das 12 fache der kleinsten Seite oder des
kleinsten Durchmessers des Querschnittes nicht überschrei-
ten. Die Eisen sind mit Querverbindungen in einfachem
Abstände wie vor zu versehen.
Der Scblußabsatz bestimmt, daß vom Bauamt dem
l 'nternchmer jeder Zeit in angemessener Frist nach der
Herstellung des Baues Belastungsproben an irgend einer
Stelle der Konstruktion mit dem Dreifachen der bei der
Berechnung zugrunde gelegten Last auferlegt werden
können, nach welcher die Konstruktionen keine Schäden
zeigen dürfen. --
Die Vorschriften sind sehr knapp gefaßt und geben
über die eigentliche Ausführung nur einige, über die Aus-
rüstung gar keine Angaben, sodaß dem Lntcrnehmer hier
weitgehende Freiheit gelassen ist. Sehr ins Einzelne gehend
erscheinen dagegen die Vorschriften über die zu verwen-
denden Materialien. Auffallend ist die niedrige Festsetzung
der zulässigen Beanspruchung für unmittelbaren Druck,
besonders da das vorgeschriebene Mindcst-Verhältnis zwi-
schen kleinster Querschnittsabniessung der Stützen und
»leren Längen schon ohnehin große Stärken ergibt Die
für l'i'obebelastungen angesetzten Werte halten sich in
Grenzen , innerhalb deren noch keine schädliche l'cber-
lastungtlerKoiistruktioncn zu befürchten ist. ( Probebelastun-
gen mit dem 10-fachcn Wert der Nutzlast, wie sie Hannover
und Frankfurt a. M, vorschreiben, erscheinen dagegen von
M «rubel ein als eine Gefahr für den Bestand des Bauwerkes).
teilt mit, daß Gineinnati zwei Musikhallen besaß, die
im Jahre 1902 einer Keiiersbrinist /um Optcr fielen. Man
entschloß sich zur Wirderanfrichtung eines feuer-
sicheren Baues und lim ine zunächst an eine Konstruktion
aus Stahl und Ei-en. Da aber dafür die vorhandenen
Geldmittel nicht ausreichten, wählte man eine Stahlbeton-
Konstruktion, deren Kosten sich geringer herausstellten
als diejenigen einer Konstruktion mit Trägern usw. aus
Stahl und Fußboden aus Holz
Die neue Musikhalle bildet einen Kaum von 24.4 ■»
Liiiiüc und 19,20'" Breite, ohne irgendwelche Stützen oder
Teilungen; doch ist an dem einen Ende eine Plattform,
am anderen Ende ein Balkon eingebaut Letzterer wird
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von zwei Stahlbeton-Trägern von 19,30 <»> Länge getragen,
von welchen der eine 0,83» Höhe bei 0,31» Breite und
der andere 0,04 m Höhe bei 0,31 ■» Breite hat. Das fach,
welches in Bogenform hergestellt ist, wird durch vier
bis zum Fußboden hinabgeführte Rögen unterstützt, die in
Abständen von 4,88 " liegen und 1,23 m Tiefe bei 0,31 m
Breite haben; die Pfelten liegen in 4,57 m Abstand; sie
sind 1,2a m hoch und 6,31 °> breit. Die Dachhaut, welche
anscheinend ohne Teilungen hergestellt ist, hat 10™ Dicke.
Wie der ganze Bau nel>st seiner Ausstattung in Stahlbeton-
Konstruktion hergestellt Lst, so selbstverständlich auch die
Treppe, die zun» Balkon hinaufführt und der Kußboden
der Halle. Die Bauzeit betrug imganzen vier Monate,
und in der gleichen Zeit wurde auch noch das zu der
Halle gehörende Unterrichtsgebäudc fertiggestellt. Der ver-
wendete Zement wurde von den Atlas-Werken geliefert;
die Mischung war 1:2:4 un<l zum Kußboden 1 : 2 : 5.
Die Konstruktion ist nach dem System Hennebique
ausgeführt. Architekt war G. \V. Drach in Cincinnati,
Unternehmer der Vertreter von Hennebique Ing. .Mensch
in Chicago. — —B. -
Regeln für die Anordnung der Elseneinlagen In Elsen-
betonbauten. Die unter dieser Ueberschrift in No. 2 ent-
haltene Mitteilung kann zweckmäßig am Schlüsse noch
dahin vervollständigt werden, wie man zu verfahren hat,
wenn ohne Rücksicht aul die Kosten für die Druck-
spannung des Betons und die Zugspannung des Eisens
bestimmte Werte, z B. 40 bezw. 1000 eingeführt
werden sollen.
In diesem Falle wird unter Annahme von n •= 15 der
Abstand t der Nullmie von der Druckkantc ( vergl. die
Abbildung in No. 2) sich ergeben aus Gleichung:
*° = 1 . * , woraus j = \ u.
1000 ij }-■«' 8 y
Für Rechteck-Querschnitt mit der Breite b wird alsdann
das Querschnitts- Widerstandsmoment inbezug auf Beton:
»■:■(»-:)-' -i» (.-;»)
und es ergibt
gleichung
3
21
128
-ich di<
40 b y' = M
6 M-
wobei alle Größen in •"■ bezw. zu nehmen sind.
DicGlcichgewicht.sbcdingungS Hör. = o liefert schließ-
lich den Eisenquerschnitt mittels Gleichung
b . : . "t ^
40 _ =40.6.^« = ^
F. 1000 ■■
«• oder rund
* 6
Nutzhöhe y aus der Momenten-
• b y .
2 10 400
Diese Ergebnisse entsprechen den von mir im Zentral-
blalt der Bauverwallung No. 38 Jahrg. 1902 veröffentlichten
und im Sonderdruck erschienenen Grundzügen für die
statische Berechnung der Eisenbelonbauten. —
M. Koencn in Berlin.
Mitteilungen aus Vereinen.
Der gemeinsame Ausschuß des Verbandes deutscher Archi-
tekten- und Ingenieur - Vereine und des deutschen Beton-
Vereins für die Aufstellung vorläufiger Vorschriften für den
Eisenbetonbau hat seine Arbeit im wesentlichen abgeschlos-
sen, sodaß wir in der nächsten Nummer den Entwurf dieser
Aufstellung, die noch der Zustimmung der beiden Vereine
bedarf, also noch Abänderungen erfahren kann, im Wort-
laut veröffentlichen zu können, in der Lage sind. Der Aus-
schuß hat seine Arbeit als „Vorläufige Leitsätze für
die Vorbereitung, Ausführung und Prüfung von
Eisenbctonbauten" bezeichnet. AU wertvolles Material
hat ihm die Arbeit des .Schweizerischen Ing.- u Arch -Ver
gedient (vergl No. 21, jedoch ist der Ausschuß nach ver-
schiedenen Richtungen hin zu etwas abweichenden Er-
gebnissen gekommen. Der Entwurf gliedert sich in die
eigentlichen Leitsätze, in welchen der Stoff so ange-
ordnet worden ist, daß die Pflichten und Hechte der
Unternehmung und der die Aufsicht führenden Behörde
möglichst auseinander gehalten worden sind. Angaben
über die zulässigen Beanspruchungen sind in den Leit-
sätzen selbst nicht gemacht. Sie sind in einen Anhang
verwiesen, welcher auch eine für die Prüfung von Eisen-
bctonbauien anzuwenderwie angenäherte Bcrechnungswcisc
enthält. Der Ausschuß hat sich absichtlich jeder Ein-
Ffchlung einer bestimmten Berechnuugsmethude für die
>imensionierung enthalten, weil noch keine derselben
allgemeine Anerkennung gefunden hat. Ks bleibt also
jedem überlassen, die ihm passend scheinende Berech-
nungsweise zu verwenden. Um chic gleichmäßige Prü-
12
fung durch die Behörden zu ermöglichen und um einen
Vergleich für den Sicherheitsgrad verschiedener Aus-
führungen zu haben, ist aber eine bestimmte Berech-
nungsmethode erforderlich, welche die Feststellung der
bei den Konstruktionen auftretenden Spannungen ermög-
licht. Für die so zu ermittelnden Spannungen sind die
Höchstwerte festgelegt. L>er Ausschuß hat sich für diese
Prüfungsberechnung auf die von Hrn. Reg.-Bmstr. Mörsch
in Neustadt a. H. vorgeschlagene Näherungsmethode ge-
einigt, nach welcher Zugspannungen im Beton nicht be-
rücksichtigt werden. Zur Erleichterung der Anwendung
sind einige ausgerechnete Zahlcnbcispielc beigegeben (die
wir in unserem Abdruck an dieser Stelle fortlassen werden).
Dem Entwurf ist eine kurze Erläuterung zugefügt.
Es ist zu hoffen, daß die Vorschläge des gemein-
samen Ausschusses der beiden Vereine, sobald sie die
Zustimmung der letzteren selbst gefunden haben, auch
den Beifall der maßgebenden Behörden und damit eine
möglichst allgemeine Anwendung finden werden, bis die
wissenschaftlichen Arbeiten und Untersuchungen weit
genug gediehen sind, um etwas Besseres und Bleibende-
res an ihre Stelle zu setzen. —
Die endgültige Tagesordnung der XXVII. Generalver-
sammlung des Vereins Deutscher Portland-Cement-Fabrikan-
ten, welche am 24. u. 25. Fcbr d. J. vormittags 10 Uhr im
Architekten-Haus zu Berlin, Wilhe'lmstr. 02 93 abgehalten
wird, liegt nunmehr vor. Von dem in No. 2 S. 8 abge-
druckten vorläufigen Programm unterscheidet sich die-
selbe nur darin, daß als 6. Punkt die Wahl von Delegier-
ten zum Besuch des IV. Kongresses des ■ „Internat. Vereins
für die Materialprüfungen der Technik", der im Herbst
dieses Jahres in SL Petersburg stattfinden wird, einge-
schoben ist und daß die Punkte 11 und i<> wegfallen. An
deren Stelle treten die beiden Kragen „Wieviel Schwach-
brand darf im guten Porilandzcment sein" und „Mitteilun-
gen aus dem ehem. Laboratorium für Tonindustrie über
ein eigenartiges Verhalten eines in Zementmörtel
führten Kanalcs". —
Die VII. Hauptversammlung des Deutschen Beton- Vereins
findet am 26. und 27. Febr. d. J , vorm. 10 Uhr beginnend,
an gleicher Stelle statt. Die Tagesordnung ist folgende:
1. Jahresbericht des Vorstandes; 2, Rechnungslegung, Ent-
lastung des Vorstandes; 3. Wahl von 3 Vorstandsmitgliedern.
Es scheiden aus die Hrn.: E. Dyckerhoff, F.. lluber,
B. I.iebold; 4. Wahl von 3 Rechnungsprüfern; 5. Vorlage
des Voranschlages; 6. Antrag des Vorstandes auf Erhöhung
des Jahresbeitrages; 7. Beschlußfassung über eine Wander-
Vcrsammliuig i. J. 1904 unt. UmsL Wahl eines Ausschusses;
8. Bericht der Beton-Kommission, Ref. Hr. A. Hüscr; An-
trag des Vorstandes zur Bewilligung von Mitteln zur Aus-
führung weiterer Proben ; 9. Vorlage der von dem gemein-
samen Ausschuß des Verb, deutsch. Arch- und Ing.-Ver.
und des Deutsch. Beton- Ver. aufgestellten vorläufigen Leit-
sätze für die Vorbereitung, Ausführung und Prütung von
Eisenbetonbauten und Antrag des Vorstandes auf Annahme
dieser vorläufigen Leitsätze seitens der Hauptversammlung;
10. Vortrag des Hrn Dir. Zöllner Uber neue Ausführun-
gen im Eisenbetonbau; 11. Vortrag des Hrn. Ing. Becher
über „Patentierte Eiscnbctonsaulen System" Becher";
12. Vortrag des Hrn. Ing, W. Mucser, Chef-Ing der Con-
cctestecl Engineering Co. in New -York über „Die Form
der Eiseneinlagen in den Eisenbetonbauten Nord- Amerikas,
insbesondere das Thacher-Eisen-; 13. Sind neue Beobach-
tungen und Erfahrungen bei Beton, Eisenbetonbauten und
Zementarbeiten gemacht ' 14. Mitteilungen über bemerkens-
werte Bauausführungen und neue Betonproduktc; 15. Er-
ledigung der im Kragekasten vorgefundenen Fragen. —
Die XXXX. Generalversammlung des deutschen Vereins
für Ton-, Cement- und Kalk - Industrie tagt am gleichen
Orte in der Zeit vom 22.- 24. Februar. Aus den tech-
nischen Vcrliandlungs-Gcgcnständcn erwähnen wir: Be-
richt über weitere Untersuchungen Uber die Ausblühungen
von Ziegelsteinen von Hrn. Dr. Mäckler in Berlin; Mit-
teilungen aus dem ehem. Laboratorium fürTonindustric über
das Verhalten von Ton in Salzlösungen; über Hohlmaueni
von Hrn. Dr. II. Schmidt in Ilarselcld; über neuere tech-
nisch künstlerische Bestrebungen im Backsteinbau von Hrn.
Stadtbauinsp. ü. Stiehl in Berlin; ferner verschiedene
Mitteilungen über Neuerungen an Ringöfen, Abschneidc-
Apparaten usw. Der Versammlung geht am 21. Kebr. eine
Gedächtnisfeier für Kommcrzicnral P. March voraus. —
t: A u >l nimmt <t<» Knfiu.i"i i»<.jl !<-,;.. an dtt Irfttaliperre mit
s.t.im|.ri.rioi.-.\,KU. i<tim,r. - X. m- Voi wli. jti-r, inr <lc:i Kiw-nbrtonbau der
su<tt^riun...lr Xrn -Yvt\. - V. rn M l.i. i. — Mitteilungen aus Vereinen.
Verla* der OeulfcfWn bauxeituop, <#. m b. II., Berlin. Kflr die Redaktion
verantwortlich Vau Kmrieii, hulltl Diwk voll Willi. Ort»», Bettln.
No. 3.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
E MITTEILUNGEN ÜBER =
ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS ♦ * ?
I. JAHRGANG 1904. N2r 4.
Vorläufige Leitsätze für die Vorbereitung, Ausfuhrung und Prüfung von Eisenbetonbauten. (Entwurf.)
Aufgestellt vom Ausschuß des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine und des Deutschen Beton-Vereins.
I. Allgemeines.
I)ic Leitsätze bezichen sied auf Bauten oder Bauteile
aus Beton mit beliebig geformten Eiseneinlagen, bei welchen
beide Konstruktionselemente für die l.astübcrtragung zu
gemeinsamer Malischer Wirkung gelangen *)
II. Bauvorbereitung.
Kür Eisenbetonbauten sind an Bauvorlagen in der
Kegel erforderlich:
1. Zeichnungen, welche die Anordnung im ganzen
und im einzelnen klarstellen,
2. statische Berechnungen, welche die Bclastungs-
Annahmen und den Nachweis der hinreichenden
-Sicherheit der Konstruktion iu Ohci-sichtlicher und
prüfbarer Körnt enthalten,
3 Angaben über die Herkunft, die Beschaffenheil und
die Zusammensetzung der zur Verwendung bestimm-
ten Materialien,
4 Angaben über die Zug fest igkeit der Eiseneinlagen
sowie über die gewährleistete Druck f est igkc 1 1
I Würfclfestigkeit) des Betons,
5. Erläuterungen, z B. zu schwierigen Konstruk-
tionen, zum Baufortgang und dergleichen.
l>ie Baltvorlagen sind außer von den Verfassern
spätestens vor Baubeginn auch von demjenigen Unter-
nehmer zu unterschreiben, welcher die Ausführung des
Kiscnbetoiibaucs unmittelbar übernimmt.
Durch die Zulassung der Bauausführung seitens der
zuständigen Behörde wird der rnternehmer in keiner
Weise von seiner vollen Verantwortung für Entwurf und
Ausführung entbunden.
III. Prüfung der Bauvorlagen.
Da es zur Zeit noch an einer allgemein anerkannten
Theorie für die Berechnung der Kisenbetonbauten fehlt,
wird empfohlen, bis auf weiteres die Entwürfe für Eisen-
betonbauten unter Zugrundelegung der im Anhang
gegebenen und durch Beispiele erläuterten angenäherten
Bcreehnungswei.se zu prüfen.
IV. Bauausführung.
A. Bauleitung und Bauarbeiter.
Her Unternehmer von Kisenbetonbauten darf die
unmittelbare Leitung derartiger Bauten nur solchen Personen
übertragen, welche diese Bauart «ründheh kennen
Zur Ausführung müssen geschulte Arbeiter unter
dauernder Aufsicht vollständig mit der Bauweise vertrauter
I cchniker oder zu verlässigerVorarbeiter verwendet werden.
Auf Anfordern des Bauherrn oder der zuständigen
Behörde ist der Unternehmer verpflichtet, nachzuweisen,
dali die mit der Leitung und Beaufsichtigung betrauten
Personen bei Ausführung von Kisenbetonbauten schon
mit Erfolg lälig gewesen sind
B Material und seine Verarbeitung
1 K i se nc i 11 läge n.
Vor der Verwendung ist das Eisen von Schmutz
und Kelt sowie von losem Kost zu befreien
Es wird empfohlen, die auf Zug beanspruchten
Eiseneinlagen an den freien Kndcn umzubiegen oder
derart zu gestalten, datl dadurch ein Gleiten der Eisen im
Beton erschwert wird.
Schweißstellen sind möglichst zu vermeiden, jeden-
falls sollen sie nicht an den gefährlichen Stellen liegen.
s'»»i.-r'n!|c,f .\r,«rnd.l.ie f.iulr» -lir l.itvni/c »Mrh *<:[ ><■ -inl.uu
tun KisrnrinUL...t,, fc,j w,t, \-,.m ,1,,» <■ in«, m.-n i. Ii, Kivn illr 7.«t >»Ut
Hi, £iin»s.,,jnnunK. ti »Uttum hrm n h»t.
Das Kinlegen der K.isen muß derart erfolgen, daß
ihre planmäßige Lage möglichst genau innegehalten wird
und daß ein vollständiges Umschließen der Eiseneinlagen
durch den Beton erzielt werden kann.
I »je Deckung der Eisenstäbc. d. i. der Abstand derOber-
fläche des Eisens von der Außenfläche des Betons, soll in
der Kegel nicht weniger als i <■« betragen, Bei geringerer
Stabdickc als i ™ kann die Stärke der Deckung bis auf 0,5 rm
ermäßigt werden, wenn spater Putz aufgetragen wird.
2. Zement.
Es durf nur anerkannt guter und den für Portland-
Zement geltenden Normen entsprechender Zement ver-
wendet werden
3 Sand. Kies und sonstige Zuschlage.
Sand, Kies und sonstige Zuschlage müssen zur
Betonbereitung geeignet sein (vergl. hierzu II 4 und V A 4).
Das Korn der Zuschläge darf nur so grob sein, daß
die Verarbeitung des Betons zwischen den Eiseneinlagen
und zwischen Schalung und Eiseneinlagen noch mit
Sicherheit stattfinden kann.
Saure*) Schlacke darf als Zuschlag nicht verwendet
werden
4. Beton.
Der Beton 'oll in der Kegel nach aßtägiger Erhärtung
unter normalen Witterungsverhältnissen iu Würfeln von
301m Seitenlänge mindestens eine Druckfestigkeit von
180- -200 tk'/'i-m besitzen.
Kr muß so plastisch verarbeitet werden, daß eine voll-
ständig dichte l mschheßiing der Eiseneinlagen durch den
Mörtel des Betons erzielt wird.
Der im Beton enthaltene Mörtel darf bei Verwendung
eines gemischtkörnigen Sandes bis 5 mm Korngröße nicht
magerer als 1:3'*) sein. Zuschläge von Kiessteinen oder
harten Steingcschlägcn passender Größe dürfen bis zu
eichen Teilen wie Sand beigegeben werden.
Das Zubereiten des Betons muß derart erfolgen, daß
die Menge der einzelnen Bestandteile jederzeit kontrolliert
werden kann Sofern die Mischung des Betons nach
Kaumteilen (d. h. durch Messung) erfolgt, gilt als Vor-
aussetzung, daß der Zement ohne Kall in das Maßgefäß
eingeschüttet (nicht eingerültelO wird.
Zur Umrechnung von Kaumleilen auf Gewiehtsteile
ist das Kubikmeter l'ortlandzement zu 1 400 kg Gewicht
anzunehmen.
l\ Schalung und Stützung. Ausrüstung*! risten.
Die Schalungen müssen so stark sein, auch so fest
verbunden und unterstützt werden, daß eine genaue Her-
stellung der Bauteile in den beabsichtigten Können ge-
währleistet ist
Sic müssen auch ein Einstampfen des Betons in
dünnen Schichten ermöglichen und leicht und gefahrlos
unter Belassung der etwa noch notwendigen Stützung
entfernt werden können.
Die Kristcn, welche zwischen der Beendigung des
Kinstampfens und dem Ausrüsten (d, i. Kntfernung von
Schalung und Stützung) liegen müssen, sind von der je-
weiligen Witterung, von der Stützweite und dem Eigen-
gewicht der Bauteile abhängig Die seitliche Schalung
von Balken und Stutzen sowie die Schalung von Decken-
platten kleinerer Abmessungen kann schon nach genügen-
der Erhärtung des Betons d. h. nach wenigen Tagen ent-
fernt werden, während die Stützung der Balken nie vor
*'\ l*ti>hr mit Lirkmu, l'npirr in «Irr K^7«'l
1 Vri;l lirr/u <lir Kcl »ittdunnrn S 16.
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Ablauf von t | Tagrn beseitigt werden sollte. Bei größe-
ren Stützweiten und Querschnitts- Abmessungen sind unter
Umständen Fristen von 4-6 Wochen erforderlieh.
Bei mehrgeschossigen Gebäuden darf die Stützung
der untenliegenden Decken erst entfernt werden, wenn
die Erhärtung der Decken soweit vorgeschritten ist, daß
deren Tragfähigkeit zur Aufnahme der vorhandenen Auf-
last ausreicht
Tritt während der Erhärtungsdauer Frost ein. so sind
die Ausrüstungs-Fristen mindestens noch um die Dauer
der Frostperiode zu verlängern.
D. Schutz der Bauteile.
Die Eisenbeton - Konstruktionen müssen sofort nach
Beendigung des Stampfens in geeigneter Weise gegen Be-
schädigungen sowie gegen Einwirkungen geschützt wer-
den, welche auf die Erlangung einer ausreichenden Trag-
fähigkeit von nachteiligem Einfluß sein könnten. Auch
ist dafür Sorge zu tragen, daß die Konstruktionen nach
Erlangung ihrer Tragfähigkeit nicht durch Vornahmen
irgend welcher Art geschwächt werden, z. B. durch Ein-
stemmen von Löchern und Schlitzen für Rohrleitungen
und dcrgl. an ungeeigneter Stelle.
V. Beaufsichtigung und Prüfung der Bauausführung
A. Prüfung während der Ausführung.
In der Regel muß sich die Prüfung erstrecken:
1. auf die sachgemäße Ausführung der Schalung und
Stützung.
2. auf die planmäßige Verwendung. Anordnung und
Stärke der Eisencinlagen,
3 auf die Verwendung der richtigen Betonmischung,
4. auf die Feststellung, daß die verwendeten Materialien
die vom Unternehmer angegebene Festigkeit be-
sitzen (vergl. unter II 4). Die Feststellung kann z. B.
erfolgen durch die Prüfung auf der Druckpresse,
von Bctonwürfcln mit 30 tm Seitcnlänge, zu deren
Herstellung der an der Baustelle zur Verwendung
kommende Beton zu nehmen ist, oder durch Bei-
bringung der Prüfungszeugnisse über Festigkeits-
proben, welche mit 1 eilen des Baumaleriales in einer
Versuchsanstalt stattgefunden haben,
l'nter Umständen kann die Prüfung auch durch Aus-
führung eines Prohebautrilcs (z. B. eines Plattenbalkens) und
Belastung desselben bis zum Bruch nach Ablauf einer
Erhärtungsfrist von aß Tagen erfolgen, wobei die Ein-
senkungen im Verlauf der Probe-Belastung möglichst genau
zu ermitteln sind.
B
Prüfung nach Been
In der Regel muß sich
igung der Ausführung
ie Prüfung erstrecken :
1. auf die Feststellung ausreichender Erhärtung der Bau-
teile vor ihrer Ausrüstung,
2. auf die Feststellung, ob sämtliche Bauteile nach dem
Ausrüsten unversehrt sind.
3. auf die Feststellung, daß die rechnungsmäßigen Konstruk-
tionsstärken vorhanden sind, durch Stichproben <z. B
durchHerstellungeinzelnerlUicher ineinzelncn Decken»,
4. auf die Vornahme von Belastungsproben.
Derartige Proben sind stets vorzunehmen, wenn be-
gründeter Verdacht vorhanden ist, daß Bauteile nicht ein-
wandfrei hergestellt oder daß sie durch Einflüsse irgend
welcher Art in Üirer Tragfähigkeit beeinträchtigt sind.
Belastungsproben dürfen erst nach 45tägigcr Erhärtung
des Betons stattfinden.
Bei Probcbelastung von Deckenplatten und Balken
soll, wenn mit g das Eigengewicht und mit p die gleich-
förmig verteilte Nutzlast bezeichnet wird, die aufgebrachte
I-ast folgende Werte nicht übersteigen:
B« B*U.tu.i|[ rtr« fMurn Fr-Idc B. , K-llwriw. HrLutunc ih fVIdrs
XutiU« id kj/qm: VuvliM in kt>|m:
UHU I Hm iiIm-t Odo lliUrr Hoo obrr 800
Die derart belasteten Bauteile können als ausreichend
sicher dann angesehen werden, wenn nennenswerte blei-
bende Formänderungen nicht entstanden sind.
Auf eine möglichst genaue Ermittelung der Ein-
renkungen des Bauteiles in den einzelnen Abschnitten der
Belastungsprobe ist Gewicht zu legen.
C. Pflichten des Unternehmers.
Der Unternehmer muß gewärtig sein und ist ver-
pflichtet, auf Erfordern des Bauherrn oder der zuständigen
Behörde den Nachweis, für die Richtigkeit seiner Angaben
und für die Güte seiner Bauausführung durch die vor-
stehend unter V A 4, V B 3 und V B 4 bezeichneten Veran-
staltungen zu führen. Die hierfür aufzuwendenden Kosten
müssen in angemessenem Verhältnis zu den Gesamtkosten
der Bauausführung stehen.
VI. Ausnahme-Bestimmung.
Abweichungen von den in vorstehenden Leitsätzen
gegebenen Regeln sind zulässig, sobald sie durch ein-
gehende Versuche, durch die an vorhandenen Bauten ge-
sammelten Erfahrungen oder durch Urteile maßgebender
Persönlichkeiten ausreichend begründet werden können.
Anhang zu vorstehenden Leitsätzen
betreffend die bei der Prüfung von Eisenbetonbauten anzuwendende Berechnungsweise.
genommen werden. Bei ungleicher Fcldwcite bezieht sich
A. Grundlagen für dt
I. Belastungen.
Ks sind zu unterscheiden:
a) das Eigengewicht des Eisenbetons, welches mit dem
Durchschnittswert von 2400 'a-/'1"" anzunehmen ist, sofern
nicht geringeres Gewicht nachgewiesen wird,
bi die übrige ständige Belastung,
c) die Nutz- oder Verkehrslast
II. Aeußere Kräfte.
ni Für die Berechnung der äußeren Kräfte sind die
Regeln der Statik und Elastizitätslehre maßgebend.
b> Um dir Grenzwerte der äußeren Kräfte zu erhalten,
ist die ungünstigste Verteilung und Stellung der Nutz- oder
Verkchrslasl inhetracht zu ziehen.
rl Etwaige Stoßwirkungen können durch die sonst übli-
chen Zuschlage zu den Verkehrslasten berücksichtigt werden
d) Als Stützweite ist in Rechnung zu stellen:
1 bei Balken die Entfernung der Auflagermiltcn.
Sofern der Berechnung nicht andere Annahmen zu-
grunde gelegt werden müssen:
2. bei frei autliegenden Deckenplatten die Frcilängr der
Deckenplatte zuzüglich der Plattendicke in der Mitte
3. bei kontinuierlichen Platten die Entfernung von Mitte
bis Mitte der Balken.
el Sofern für Einspannung und Kontinuität von Decken-
platten und Balken die erforderlichen Voraussetzungen
vorhanden sind, müssen die an den Auflagern auftreten-
den Biegiingsmomenie bei Bemessung der Auflagernder-
schnitte durch Anordnung der Eiseneinlagen nahe der ge-
zogenen Oberfläche berücksichtigt werden.
Wird für kontinuierliche Balken oder Platten eine Be-
rechnung auf Kontinuität nicht durchgeführt, oder bei letz-
teren eine Einspannung zwischen Trägern oder.Matiern nicht
nachgewiesen, so dürfen bei gleicher Feldweite und gleich-
förmig verteilter Last die Moniente über den Auflagern nicht
und in Feldmittr nicht kleiner als
8 10
8
für das StÜtzcnmomenl auf die größte Feldweite.
kleiner al>
an-
Eine Einspannung von Balkcnenden in Mauern ist in
den wenigsten Fällen vorhanden und soll daher unbe-
rücksichtigt bleiben, sofern nicht besondere konstruktive
Anordnungen eine Einspannung der Enden gewährleisten.
In diesem Falle ist die Möglichkeit der Einspannung durch
Rechnung nachzuweisen.
f) Bei Berechnung von Stützen ist die Möglichkeit
exzentrischer Belastung in Betracht zu ziehen.
III. Innere Kräfte.
a) Die inneren Kräfte und Spannungen im Be-
ton werden ermittelt unter der Voraussetzung homogenen
Materials. Der Elastizitätsmodul des Betons auf Druck Kh
wird als konstant derart angenommen, daß das Verhältnis
de* Elastizitätsmoduls des Eisens zu dem des Betons
: #4 = " = '5 wird, sodaß demnach die Eisenquer-
schnitte mit dem 15 fachen ihres wirklichen Wertes in
Rechnung zu stellen sind.
b) Die Ermittelung der inneren Kräfte und Span-
nungen des auf Zug beanspruchten Eisens erfolgt
unter der Voraussetzung, daß die auftretenden Zugspan-
nungen sämtlich vom Eisen aufgenommen werden müssen,
die Zugfestigkeit des Betons somit außer Betracht bleibt.
c) Das auf Druck beanspruchte Eisen wird mit
dem 15 fachen seines Ouerschniltes in die Rechnung ein-
geführt. Die Kniekgcfahr ist zu berücksichtigen
IV Zulässige Beanspruchung
ai Die zulässige Beanspruchung richtet sich nach der
Bruchfestigkeit der zur Verwendung gelangenden Mate-
rialien und nach der Bercchnungsart
b) In der Voraussetzung, dati der verwendete Beton
nach aBtägiger Erhärtung mindestens eine Druckfestigkeit
von 180 200^' <)"n und das Eisen eine Zugfestigkeit von
3H00 40C0 111 besitzt,! s,,lleu bei Anwendung der im
No. 4.
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Folgenden gegebenen Annäherungsre.
siehenden Spannungswerte nicht übcr>
bei Beton auf Druck bei Biegung .
„ unmittelbaren Druck
„ , „ Schub bei Biegung
Adhäsion ....... 7,5
. Eisen „ Zu« 1000 „
Für Beton von höherer Druckfestigkeit sind ent-
sprechend höhere Spannung* werte für Druck zulässig,
bis zu soki; ,'rra Gleiches gilt von Eisen mit höherer
Zugfestigkeit.
B. Anniherunggrechnung.
I. Einfache Biegung.
1 Rechteckiger Querschnitt. Platten
al mit einfacher Eiscncinlagc. Es bedeute;
F, = Querschnitt der auf die Plallenbrcitc b (in <m) cn\.
fallenden gezogenen Eiscneinlagcn in Mrm,
E,
h — Nutzhöhe, n = = 15,
M = Moment der äußeren Kräfte in
P = Querkrafi des betr. Querschnitte« in kr.
Dann ist nach Abbildg. 1 : die Entfernung der neutralen
Schicht vom oberen Rande
2 Jf
AjMA J l) '
M
die Beansi)ruchung des Eisens o = „ ,
\'
die Schubspannung . . . r„ =
die Adhäsionsspannung der in dem betreffenden Quer-
schnitt hierfür inbetracht kommenden Eiseneinlagen
1 Umfang der Eiscneinlagcn
Eine Berechnung der Schub- und Adhäsions-Spannun-
gen ist bei einfachen Platten in der Regel entbehrlich.
r B -~ ct
\1 :
Inning die nach- b darf aber hierbei nicht grolier sein als der TrÄgcrabsland.
r-hritten werden: Zu unterscheiden sind 2 Falle:
. . -loU'/'t"" a) x 7: J (vcrgl. Abbildg. 3).
. 35 „ Die unter l,B gegebenen Formeln sind auch hier giltig.
Zu berechnen sind unter Umständen die Schubspannun-
1 i ?
— >
1
1
A
.i
• • •
h
1
^vz
Abbild*. 3a und Il-
gen im Steg und die Adhäsion* - Spannungen an den am
Auflager noch vorhandenen Eiseneinlagen Diese sind
r
'0 =
V .
\
K
die Beanspruchung des Betons eb =
T _ °oTo
1 Umfang der
Eiscneinlagcn
b) r~>d (vgl. Abb. 4).
Z Unter Vernachlässigung
der geringen Druckspann-
At.i.iUte 4 ungen im Steg ergibt sich:
2 n k Ft -f l> <P 'l <P
il a.x
« = „ , , - und o, =
• F.lA-x + j,) • n(A j)
II Druck.
Die Eiseneinlagen der Stützen müssen mindestens
0.8% des GesaniKiuerschnittes l>ctragcn. Die auf Druck
beanspruchten Eiscneinlagcn sind durch Querverbindun-
gen (in der Regel Rundeisen) gegen Ausknicken zu sichern.
Der Abstand der Querverbindungen soll nicht größer sein
als die Sftulendicke.
1. Stützen ohne Knickgefahr.
at Zentrischer Druck.
Wenn Ft den Querschnitt des Belonkörpcrs bedeutet,
so wird die zulässige Belastung
/' = «t ( Fh -f n Ft) , worin n •= 15
/' P
Feiner ist <r. =
Ft + nF.'
F. r F,
— n .",
Abbild;. 1 Atihililc. 2.
b) Mit doppelter Eiseneinlagc. Mit <lcn Bczcichmingeii
der Abbildg. 2 ergibt sich der Abstand x der neutralen
Schicht aus der quadratischen Ulcichung:
Ist hieraus
des Betons
x ermittelt, so folgt als Druckspannung
6 M x
als Zugspannung der unteren Eiseneinlage
-r
als Druckspannung der »l>cren Eiseneinlage
e, _ VJ *'>•»•
j-
2. T-förmigcr Querschnitt. Plattenbalken.
Die wirksame Platlcnbreitc b ist mit A< -',',/ anzu-
nehnien. worin / die Stützweite des Balkens dedeutet;
Erläuterungen zu
Allgemeines.
Vorstehende Leitsätze sind das Ergebnis der Arbeit
eines aus Mitgliedern des „Verbandes Deutscher
Architekten- und 1 11 gen ie ur- Vereine " sowie des
„Deutschen Be ton- Vereins" zusammengesetzten ge-
meinsamen Ausschusses, zu dessen Beratungen noch
einige in der Praxis stehende Sachverständige zugezogen
worden sind.
Sh.i. tp »11 Ii bi i l»i >krn|.biu 11 und H;ilk.n < inr l'ftli« 1 1- Si !iuli-.|.jniiiine
■1« <!'«• *'iüssic<- von \,\ kic.'fjrni « ri-il.t. i»t 1111I IM. k-i. lti jiiI dir u.U./ 4=i*
ir.-lirisl.-ri. in <l. ' N'ütli- .l.-l Aulbc.'l »llftl i K-Ild« II Z u c - 1 ...... i ilii^i-i. , u. l.l.r
<!.-. S<hubs|.jnnuil« l'li i. hi-.-<c-Ut » i rdrii kAnm-n, ri.. ti li di r n.:t. n :i I i«-..
. inl.i^. .1 .Iiis» ll.-t ... i;<-ti.-.^l<-. K.i 1:1....^- n.irh 1.I..-11 jbjtlil .h c<t. i.i.d Ii. *!<-.
l.r.i- k.v..iH- zu vcrankrr.K I.n- Zjld i). . aJi/iiiMt-^rndi-ii Kiv.-n li.-^tiinml »i. S
.Ur:..i», .JaU -.1. dir nln-i 4^ Vi:/r|- lll lliri.li|.co)i.-t)i|r 11 (.-rtri-iflc ri Zu^-|.i.t. ...... ^.11
jiif/.ii.i hnir-n hal..-iv.
tri f<il'kM*dit dir l.r»»rri- I r» Lrrlr nn^ dt-r. s. K.d.k : nUr- n.,.^ den.
Kalkrnitrt; 111 dir Dr. krn].blt. und . mplolilrii, 1.1 1 l'Ümriilnlkri. drti I Vin-r-
KaiiB mil nnrr Aiisnin.lui.i; oder AI.
hl Exzentrischer Druck (Biegung mit Achsialkrafti.
Die Berechnung kann in der gleichen Weise erfolgen
wie für Querschnitte aus homogenem Material, dabei ist
jedoch in den Ausdrücken für QuerschniiLsfläche und Träg-
heitsmoment der Querschnitt der Eiscneinlagcn mit dem
n = 15 fachen seines Wertes zu dem BeloiH|uer*chnitt hinzu-
zurechnen. Treten Zugspannungen auf, so muü das aul
der Zugseile gelegene Eisen auch im Stande sein, diese
aufzunehmen.
Knickgefahr ist nicht vorhanden, solange die
Stützen mindestens folgende Abmessungen erhalten:
IVan^piiKhllin; f M\-iii;-»(rr tlurrkm. t*-i (irriltrH.r tjlri^r d«T k.irzrTl
' 1 In Hui. Ii- -s-1». I.ri ir.'htfck . «Joe 1 h. l.r.tU
Irttlklutr ill Hm. IM. lim dr. slflUllKlfr
IX
ll.-tt.n» in k
un.lr:i SAntr
tt-il.'li drr
I
30
Da genügende Vcr
:;;
suche über die Knickfestigkeit noch
17. Februar 1904.
fehlen, sollten geringere Querschniltsiibmessungen, aU
vorstehend angegeben, nicht ausgeführt werden.
den Leitsätzen.
Den Leitsätzen ist eine angenäherte Bereihnungsart
beigegeben, da der mit ihnen beabsichtigte Zweck — bis zum
Vorhandensein endgültiger Vorschriften sowohl den zu-
ständigen Behörden, als auch den Ausführenden für eine
den Anforderungen der Sicherheit entsprechende Hau-
ausführung als einheitliche Anleitung zu dienen und da-
durch fördernd auf eine Weiterentwicklung des Eisen-
belonbaucs einzuwirken nach Ansicht des Ausschusses
anders nicht erreicht werden kann Nur durch Berechnung
ist es möglich, den wahrscheinlichen Sicherheitsgrad zu
ermitteln. So lange aber eine allgemein anerkannte
Theorie des Eisenbetons nicht vorhanden ist. können be-
stimmte Werte für die zulässige Beanspruchung der Ma-
terialien nur gegeben werden im Zusammenhang mit einer
sie bedingenden Berechnungsweise
Weil es s|, h lediglich um eine möglichst schnelle
Aufstellung vorläufiger Kegeln handelte, konnte im
Uigitized
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Ausschuß auch über die Kcchnungswcise ohne Schwierig-
keit eine Einigung erzielt werden Sie ist genügend ein-
fach, um ihre fortlaufende tägliche Anwendung zu ge-
statten. Sie erfreut sich seit einigen Jahren innerhalb und
außerhalb Deutschlands umfassender Anwendung, und die
nach ihr ausgeführten Bauten beweisen ihre Brauchbarkeit
Bei der Anordnung des Stolfes ist der L'ebcrsichtlich-
keit wegen Wert darauf gelegt, die aus einer Bauaus-
führung den Unternehmern einerseits und den Aufsichts-
organen anderseits erwachsenden Pflichten und Rechte
möglichst scharf von einander zu trennen. Diese Anord-
nung machte einzelne Wiederholungen unvermeidlich.
Erläuterung xu den einzelnen Abschnitten der Anleitung.
Zu Abschnitt 1:
Die Anwendbarkeit der Leitsätze erstreckt sich all-
gemein auf alle Ausführungen in Eisenbeton im Hoch-
und Tiefbau.
Zu Abschnitt II:
3 und 4. Dem Ausfuhrenden muß in der Kegel volle
Freiheit gewährt sein in der Auswahl und der Zusammen-
setzung der Materialien, um mit dem für ihn geringsten
Kostenaufwand die durch die Konstruktion bedingte oder
die ihm vorgeschriebene .Mindestfestigkeit erreichen zu
können. Angaben darüber, mit welchen Materialien,
Mischungsverhältnissen und Eisencinlagen er diese Minde-t-
festigkeit im Einzelfalle erzielen will, müssen jedoch bei-
gebracht werden, damit dem überwachenden Beamten die
Handhabe für eine Kontrolle gegeben ist
Schlußsatz Durch den Schlußsatz wird angestrebt,
einerseits die Unternehmer auf die ihnen zufallende volle
Verantwortlichkeit hinzuweisen, anderseits darauf hinzu-
wirken, das* die Ausführung eines Eisenbetonbaues nicht
durch zu schwere Handhabung der Enlwurfsprüfung un-
nötig verzögert oder gar in Frage gestellt werde
Zu Abschnitt III:
Da, wie eingangs erläutert, zur Gewinnung einer ein-
heitlichen Grundlage für den Eiscnbctonbau dem Entwurf
eine Bcrechnungsart beigegeben werden mußte, die Ver-
fasser der Entwürfe aber in der Wahl der Bcreehnungs-
weLsc nicht beschränkt werden können, hat der Ausschuß
die vorgeschlagene Bcrechnungsart lediglieh zur Benutzung
bei der Prüfung empfohlen.
Die gewählte Fassung schließt hierbei die Anwendung
anderer Bcrcchnungsarten nicht aus, auch ist Vorsorge
getroffen, die Annäherungsrcchnung gegebenenfalls später
durch eine andere zu ersetzen.
Die Erläuterung der Annäherungsrechnung durch
einige Beispiele soll auch den im Eiscnbctonbau weniger
erfahrenen Atifsichtsbeamten die Prüfung der häufiger
vorkommenden Konstruktionen erleichtern.
Zu Abschnitt IV:
A. Mit der Fassung ist beabsichtigt. Unberufene von
der Herstellung der Eisenbetotibauten fernzuhalten.
B, 1. Leichte Rostbildung am Eisen hat sich nach den
bisherigen Erfahrungen nicht als schädlich, vielleicht sogar
als forderlich zur Erzielung der nötigen Adhäsionsfestigkeit
erwiesen. Fett und Schmutz verhindern dagegen die Ver-
bindung des Eisens mit dem Mörtel des Betons, sind daher
zu beseitigen
Das für die Deckung der F.i-cncinlagen gegebene
Mindestmaß von 1 «n (aus statischen Gründen *ind oft
größere Maße erforde rlich! ist erfahrungsmäßig notwendig,
um ausreichenden Schutz des Eisens gegen die Ein-
wirkungen von Feuer zu erzielen Der gleiche Zweck
wird durch Auftragen einer Putzschiehl erreicht.
3. Es ist Gewicht weniger darauf zu legen, wie
die Materialien beschaffen sein müssen, aus denen der
Beton hergestellt wird, als vielmehr darauf, daß mit den
verwendeten Materialien ein Beton von möglichst hoher,
jedenfalls aber ausreichender Festigkeit erzielt wird.
Schlußsatz. Erfahrungen haben gezeigt, daß in Schlacke
enthaltene Säure den Zement zum Treiben und das Eisen
zum Kosten bringt
B, 4. Die Druckfestigkeit ist mit Rücksicht auf die
im Anhang gegebenen Spaniiungswertc auf 180 300 vm
festgesetzt
Erfahrungsmäßig wird die nötige Adhäsionsfestigkcit
und rostschlitzcnde Eigenschaft des Betons nur dann er-
zielt, wenn der Beton ausreichend plastisch eingebracht
wird und der tm Beton enthaltene Mörtel so dicht ist und
so viel überschüssigen Zement enthalt, das- sich ein feines
Häutchen aus reinem Zement um das Eisen legen kann.
Dieses Häutchen ist selbst bei einem Reißen des Betons,
bei Bruch oder Zertrümmerung nicht leicht abzulösen
und schützt das Eisen auch im Kalle einer teilweisen Zer-
störung der Konstruktion vor Kosten.
16
Das Mischungsverhältnis darf nur für den im Beton
enthaltenen Sand bis 5 ">« Korngröße bestimmt werden.
Die Menge und Korngröße von .Steinzuschlägen zu diesem
Sandmörtel richtet sich nach der Stärke der Eiseneinlagen,
>owic nach ihren Abständen von einander und von der
Außenkante des Betonkörpers.
So kann z. B. für Eisenbetonkörper von größeren
Abmessungen und stärkeren Eisencinlagen in Anständen
von rd. 40 der Beton bestehen aus 1 Teil Zement, 3 T.
Sand bis 3mm und 3T. Kiessteinen oder Hartstcingeschlägen
von 5--2.S"'"' Korngröße. «In der Zugzonc besser nur
5— 1 £■"■>'
Die Steinzuschläge verringern die Güte des Eisenbetons
nicht, solange eine genügende Dichtigkeit des Betons und
eine gute l mschließung des Eisens mit dem Mörtel des-
selben erzielt wird.
Steht ein Sand von solcher Güte nicht zur Verfügung,
daß damit die vorgesehene Festigkeit bei der Mischung
1 : 3 erreicht werden kann, so muß zur Erzielung derselben
entsprechend mehr Zement zugesetzt werden.
C. Die Rüstungen für Eisenbetonbauten bestehen aus
Schalungen und den erforderlichen Stützen.
Die Schalungen müssen zum Teil sehr bald nach dem
Erhärten des Betons behufs Wiederverwendung an anderer
Stelle entfcrtil werden können, während für die Belastung
der Stützen in der Regel noch längere Zeit erforderlich
sein wird Im übrigen können die Fristen nur von Fall
zu Fall festgesetzt werden und ist daher in der Anleitung
nur ein allgemeiner Anhalt für solche gegeben worden.
Schlußsatz. Die hier gegebene Regel wird dadurch
gerechtfertigt, daß der Erhärtungsvorgang im Beton bei
Zutritt von Frost nicht fortschreitet. Die Schalung behütet
außerdem den Beton zugleich gegen die schädlichen Ein-
wirkungen der Kälte.
D Eingriffe, welche die Konstruktion schädigen oder
zerstören können, z. B. Einstemmen eines wagrechten
Schlitzes in die Dnickgurtung eines Plattenbalkcns,
pflegen meist erst zu erfolgen, wenn die mit der Her-
stellung des r~isenbclons beauftragten Personen die Bau-
stelle verlassen haben; auch werden derartige Eingriffe
erklärlicherweise in der Regel nur durch Bauarbeiter vor-
genommen, welche von der Wirkungsweise des Eisen-
betons, daher auch von den möglichen Folgen ihrer Hand-
lungen keine Kenntnis besitzen Durch Aufnahme eines
entsprechenden Leitsatzes soll möglichst auf die Ver-
hinderung solcher Unzuträglichkeilen hingewirkt werden
Zu Abschnitt V.
A. Eine gewisse laufende Kontrolle ist wahrend
der Ausführung notwendig, da etwaige Fehler, wie un-
richtige Betonmischung, falsche I.age und unrichtige Ab-
messung der Eiseneinlagen nach Beendigung der Aus-
führung in der Regel schwer festgestellt werden können
I »ic Inanspruchnahme der Prüfungsanstalten wird
wegen des damit verbundenen Zeitverlustes und Kosten-
aufwandes bei Bauten kleineren Umfangs wohl nur selten
in Frage kommen. Der Ausführung von WürfelprOfungen
mit Druckpressen, welche sich in Händen von Behörden und
rnternehmer befinden, werden um so weniger Schwierig-
keiten im Wege stehen, als sieh solche Pressen immer
mehr einbürgern.
I >ie sorgfaltige Durchführung einer Biegeprobe (Bruch-
versuch), mit einem unter gleichen Bedingungen wie der
Bau selbst hergestellten Probebauteil, liefert einen weiteren
schätzenswerten Maßstab für die Güte und den Sicherheits-
grad der Konstruktion des Baues selbst
B. L'ebeiiastting der einer Probcbelastung zu unter-
ziehenden Bauteile über eine gewisse Grenze hinaus
kann leicht eine ungünstige Beeinflussung der betreffenden
Konstruktion bewirken.
Die in den Leitsätzen gegebenen Höchstwerte für die
aufzubringenden Lasten bei I>eckenplatten und Balken
werden noch als zulässig zu bezeichnen sein, wenn man
bedenkt, daß l>ci einem vorwiegend in Füsenbelon aus-
geführten Bauwerk eine teilweise Loylösung des zu bc-
kisteiiden Bauteils durch Trennungsfugen in Rücksicht
auf die Eigenart der Konstruktion in der Regel nicht
statthaft Ist, den benachbarten Bauteilen somit ein mehr
.»der weniger großer Anteil bei Aufnahme und Ucber-
tragung der Probelast zufällt.
Bei Konstruktionen von großem Eigengewicht und
großer Stützweite verdient die Ausführung einer Teil-
belastung den Vorzug Die zweckmäßigste Anordnung
einer solchen muß der Sachlage des einzelnen Falles
vorbehalten bleiben. - -
Inhalt: V,.rU..li:c LnMff liir .!»• V.iiliroiiimt, Auifobruoc und
I'iill.i ^ v..:i ! iilj, it.i.tjjuu il tKnmLiili-
Vnlai- rtrr Priuwlwn fUuf fnui'.f. C m h II. Tirrlin. Fdr dl* Redaktion
vrrsr.lnorüi Ii tiiu hisrlen, iii-rliii- Druck von Wilh C.ttve, Berlin.
No. 1.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
: Mittkit ,UNGEN ÜBER =
| ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
1
L JAHRGANG 1904.
N2, 5.
Abbildg 1. Drciarmige KiacnbetonbrQckc in Zancaville, Ohio, V. St. von Nordamerika.
Aus den Verhandlungen des „Vereins Deutscher Portland-Cement-Fabrikanten'
m 24. und 25. Februar d. J. tagte in Berlin unter
dem Vorsitz* des Hrn. Dir. Schott (Heidelberg) die
27. Generalversammlung des „Vereins Deutscher
Poriland-Cemcnt-Fabrikanien*, dem am 1. Jan. d. J.
05 Portlandzement-Fabriken angehörten. Aus dem reich-
haltigen Stoffe der Verhandlungen greifen wir die Fragen
von allgemeinerem Interesse heraus. F.s sind das neben
dem Berichte über die Tätigkeit des Vereinslaboratoriums,
vor allem die Berichte der Ausschüsse, die sich mit der
Frage des Verhaltens des Porllandzrmcntcs im Seewasser,
mit der Aufsuchung eines besonders geeigneten Normal-
sandes, mit der Bestimmung der Volumbesländigkeit und
der Bindezeit des Ponlandzementes, schließlieh mit der
Revision der „Normen11 zu befassen haben. Von Bedeutung
sind außerdem noch die Verhandlungen über den Stand
der Schlackerimisehfrage.
Der Verein hat bekanntlich in Karlshorst bei Berlin
ein eigenes Laboratorium angelegt, das seit Anfang des
Jahres 1002 in regelmäßigem Betnebe steht und z. Zt. von
l>r. Framm geleitet wird.*) Dieses Laboratorium hat
drei Aufgaben zu erfüllen. Einmal hat es alljährlich die
Zemente der sämtlichen dem Verein angehörigen Port-
landzement-Fabriken nach im Handel aufgekauften Proben
zu analysieren und darauf zu untersuchen, ob sie den
.Normen" entsprechen; der Verein übt damit eine dauernde
Kontrolle über die Güte des von seinen Mitgliedern er-
zeugten und in den Handel gebrachten Ponlandzementes
aus. Achnliche Prüfungen hat das Laboratorium aber auch
auf besonderen Antrag von Privaten nach bestimmten Sätzen
auszuführen und schließlich hat dasselbe im Auftrage des
Vorstandes wissenschaftliche Untersuchungen auf dem ein-
schlägigen Gebiete vorzunehmen.
Das Laboratorium hat im vergangenen Jahre von 91
Zementen die genannten fortlaufenden Proben ausgeführt.
Diese gaben, wie der Hr. Vorsitzende später erläuterte,
nur bei 5 Zementen Anlaß zur Beanstandung Bei 4 konn-
ten diese Beanstandungen durch besondere Umstände er-
klärt werden und ergaben erneute Untersuchungen durch-
aus befriedigende Ergebnisse. Nur eine Fabrik, die übrigens
bereits daran gegangen ist, ihre gesamten Einrichtungen
umzugestalten, erhielt eine Verwarnung.
Die chemische Analyse (bezogen auf den Zement
in geglühtem Zustande) ergab Mittelwerte, die im wesent-
lichen mit denen übereinstimmen, die als das Ergebnis
zahlreicher Untersuchungen deutscher Portlandzemente in
., I><-r Portland Cement tun: seine Anwendungen
•» Nahrrr» Ober dln*» Laboratorium »whr in 0>n Protokollen in
Vtreüu Jahrg. 1901 and ioca.
im Bauwesen" 2. Aufl. S. it wiedergegeben sind. Von
den sämtlichen untersuchten 91 Zementen (mitüerer Kalk-
gehalt 63,14°/,,) hatten nur 6 weniger als6o°/0CaO. Der
mittlere hydraulische Modul, d. h. das Verhältnis des Kalkes
zur Summe der Hydraulefaktoren Kieselsäure und Eisen-
oxyd (Si Ot = 22,20, F, , Oi = 3,0°.',, im Mittel) stellte sich
im Mittel auf 1,92, bei einem Zement sogar auf 2,27. Auch
dieser Zement erwies sich als raumbeständig. Ein Ver-
gleich mit den Festigkcits • Ergebnissen bestätigt, daß die
kalkreiehen Zemente die höheren Festigkeiten aufweisen.
Der Schwefelsäuregehalt {HtSO, = i,66",0 im Mittel) stellt
sich bei 17 Zementen höher als 2fl/p (sogar bis 3,01 %).
Von diesen Zementen erwiesen sich jedoch nur 2 bei der
Kochprobe als nicht ganz beständig.
Die nach 28 Tagen mit Zementmörtel i : 3 gefundenen
Fesügkeitsergebnisse beliefen sich im Mittel auf 21,78 ke/<j*»
Zug, 245k*/qcm Dmck. Das Verhältnis von Zug zu Druck
beträgt im Mittel also 1 : 11,2. Bei der Mehrzahl der unter-
suchten Zemente war dies Verhältnis sogar 1:14 bis 1 : 15,
also auffallend hoch. Als höchste Festigkeiten wurden bei
einem Zement 23,6 bezw. 423.6 kc/qcm gefunden.
Im Anschluß an die Mitteilungen über die Analyse
der deutschen Zemente machte Hr. Dr. Schindler
interessante Angaben über den Einfluß des Gehaltes an
Schwefelsäure im Zement. Die bezüglichen Versuche,
bei welchen durch Zusatz von Gips (Schwefelsaurer-Kalki
der Gehalt von HtS O4 erhöht wurde, sind allerdings noch
nicht abgeschlossen, sodaß feste Zahlen noch nicht ge-
geben werden können. Die deutschen Normen schreiben
über den zulässigen Gehalt von Schwefelsäure nichts vor,
in verschiedenen ausländischen Lieferungs - Bedingungen
werden jedoch 2*\, als obere Grenze festgelegt, z. 1. sogar
i°/(„ wie Hr. Schott angab. Für die Wettbewerbsfähig-
keit des deutschen Zementes auf dem ausländischen Markt
ist also die Frage wichtig, welchen Höchstgehalt an
Schwefelsäure der Zement enthalten darf, ohne an Festig-
keit einzubüßen und ohne zu treiben, und welcher Mindest-
gehalt jede Gefahr ausschließt. In letzterer Hinsicht hatten
die Versuche kein bestimmtes Ergebnis. Bezüglich drsHöchsl-
gehaltcs konnte ermittelt werden, daß selbst ein Zusatz bis3u'„
sich im allgemeinen noch als unbedenklich erwies, wenn
auch in einzelnen Ausnahmefällen schon früher ein merk-
licher Abfall der Festigkeiten (namentlich der Zugfestigkeit)
eintrat und das Treiben begünstigt wurde. DieFcsflcgungdcr
obersten Grenze bei 2° n erscheine daher nicht begründet.
Es knüpft sich hieran ein Meinungsaustausch, an dem
sich die Hrn. Schott, Kommerz. -Rat R. Dyckerhoff
(Amöneburg) und Dr. Michaelis (Berlin) und Hr. Dr.
>7
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Schindler beteiligen, der sich namentlich um die Frage
dreht, ob der Verein schon jetzt eine Erklärung abgeben
solle, daß er bis a% Schwefelsäure-Gehalt nicht für schäd-
lich halte Hr. Dr. Michaelis halt die Abgabe einer sol-
chen Erklärung für gefahrlich und verfrüht, so lange man
nicht wi»*e, wie viel Tricalciumaluminal im Portland-
zement enthalten sei. Dieses ergebe in Verbindung mit
der Schwefelsäure erst die Erscheinung de« Treibens.
Der Gipsgchalt allein sei nicht maßgebend Er habe Ze-
mente von 5— io'V0 H.SOt untersucht, die trotzdem keine
Erscheinung des Treibens gezeigt hätten. Eine Stellung-
nahme in der Frage wird daher als verfrüht abgelehnt.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen des
Vereins-Ijboratoriums bestanden einerseits in einer syste-
matischen l'ntcrsuchung gemischter Zemente mittels der
Schwebeanalyse, anderseits in der Feststellung des Ein-
flusses der Beimischung von Hochofen-Schlacke zum Port-
landzement auf die Festigkeit. Die erstcren Versuche sind
nuchnicht weit genug gediehen, umdarüber etwas veröffent-
lichen zu können. I Vbcrdcn Wert der Schwebeanal vscj;ehcn
die Anschauungen bei der weiteren Besprechungdieser Frage
allerdings auseinander. Hr. R. Dyckerhoff hielt sie für
außerordentlich wichtig und verwies auf die gleichlaufenden
Versuche dieser Art, die mit a Mischzementen in der
Versuchsanstalt zu Berlin, in Karlshorst und im Laboratorium
von Dr Fresenius in Wiesbaden gemacht seien. Hr. Prof
Garv von der Berliner Versuchsanstalt (Vorsteher der
Abi fürBaumaterialicnprüfungi kann dieserl 'ntcrsuchunßs-
mrthode nicht dieselbe Bedeutung beimessen, da mit
derselben zwar festgestellt werden kann, wieviel Schlacke
in dem Mischzement enthalten ist. nicht aber, ob diese
Schlacke als nachträglicher Zusatz erst beigemengt ist
(Diese Frage ist wichtig, da die Eisenportlandzement-
Fabrikanten ihr Produkt als ein solches bezeichnen, in
welchem zum Portlandzcment nicht mehr als 30 0 „Schlacke
nachträglich beigefügt seieni. Was den Einfluß des Zusatzes
von Hochofenschlacke auf die Festigkeit betrifft, so sind
auch diese Versuche noch nicht abgeschlossen. Auf Vor-
schlag des Ilm RDvckerhoff werden Untersuchungen
mit 9 verschiedenen Schlacken angestellt. Die Versuchs-
dauer ist auf 5 Jahre berechnet und sind bis zu einer
einjährigen Versuchsreihe gediehen.
Diese Versuche lassen erkennen, daß bei unter Wasser
erhärtenden Proben sich die mit Schlacke gemischten Ze-
mente günstig verhalten, bei längerer Dauer sogar unter
Umstanden eine Vermehrung der Festigkeit gegenüber
den unveriniscliten Portlandzementen ergeben, daß aber bei
Lagern an der Luft (trockener Zimmcrlufti sich schon
stets eine Verminderung der Festigkeit zeigt, während
diese besonders zur Geltung kommt bei 1-agerung im
Freien, bei abwechselnder Trocknung und Durchleuchtung,
d. h. also bei den Verhältnissen, die in der Praxis die
üblichen sind. Es erhellt aus diesen Proben mindestens,
daß die Prüfung gemischter Zemente nicht 11 11 r mit int
Wasser erhärteten Proben erfolgen darf, sondern daß sie
ergänzt werden muß durch an der Luft erhärtete, um
einen Vergleich mit den ungemischten Porlandzementen
zu ermöglichen. Ks sind auch Versuche mit Probckör-
pern im Mischungsverhältnis 1:3 und 1:5 angestellt.
Auch diese betätigen das vorher Gesagte. Im übrigen
wird bei der Behandlung der Schlackenmischfrage auf diese
Untersuchungen noch näher eingegangen werden -
Die Form der Eiseneinlagen in den Eisenbetonbaute
(Nmi-h Mitteilung«-!) von \V. Mutier, Chef-Ing der Concre tr-Sle
«IruUrlien Beton- Verein« arr
"1 er Eiscnbetonbau hat zwar in Nord-Amerika in einer
Reihe verschiedener Systeme vereinzelt schon früh-
zeitig Anwendung gefunden, seine sachgemäße Aus-
bildung und allgemeinere Verwendung aber verdankt er
erst der neuesten Zeit. Im Hochbau war zunächst die
Vorliebe der Architekten für in Ziegeln hergestellte Decken
•rnrnrnm
c
~~s* KT — .» .
Abbilde. »• CeUrSiuhlichc Formen
imcnk
Abbilds 3 -5-
Drci»r«niKe Ei»«:nl>eton-
brütkt in Z*nr«villc-0.
zu überwinden und im Brückenbau kam der Eiscnbeton-
bau erst 111 Aufnahme, nachdem durch den Einfluß v. Km-
perger's dein M e I an -System drüben Eingang verschafft
war, «las dann in seiner vollkommen ausgt-biklelcn bezw.
in verschiedener Weise vereinfachten Form bei gewölb-
ten Brücken fast allein Anwendung gefunden hat. Ein
sehr wesentlicher Grund dafür, daß die europäischen
•Systeme der Eisenbeton - Konstruktionen, wie Monier,
lirnnebiuue usw., in Nord- Amerika keinen Boden ge-
winnen konnten, besteht in der Notwendigkeit, diese Kon-
struktionen durch geübte Arbeiter unter sachverständiger
18
n Nord- Amerikas, insbesondere das Thacher-Eisen.
Engineering Co. in New-Yoik, in der 7. Hauptvei »»mrolunjr. de»
16. Februar i«y>4 in Berlin. 1
Aufsicht, in sorgfältigster Weise auszuführen. Solche Ar-
bcitskrälte sind aber in vielen Gegenden überhaupt schwer
zu haben, jedenfalls aber sehr teuer. Es haben sich daher
nur solche Systeme einbürgern können, bei welchen auch
bei einer nicht so sorgfältigen Ausführung die nötige
Sicherheit vorhanden isL Diese Gründe haben auch zu einer
besonderen Ausbildung der Eiseneinlagcn geführt, um die
Haftfestigkeit des Eisens im Beton zu erhöhen, während
man in Europa sieh bis vor kurzem mit F'lachciscn- bezw ,
zumeist mit Kundeiscneinlagen zur Verstärkung des Ucions
begnügt hat. Erst seit Einführung dieser neuen F.iscn-
formen sind ELsenheton-Dcckcn und Balken in ausgedehn-
terer Weise in Aufnahme gekommen. Die wesentlichen
dieser Eisenformen sind das Strcckmetall ein
zusammenhängendes Maschcnnctz. das die gleiche Auf-
gabe erfüllt, wie die gekreuzte Armierung des Monicr-
Svstems — das Johnson-, Ransome- und Thacher-
Eisen, die in Abbildg. aa, b, c in ihren neuesten Formen
dargestellt sind. Alle drei sind gewalzte Eisen , von
denen das erstcre Verstärkungsbundc besitzt, die ent-
weder zusammenhängend den Stab von quadratischem
Querschnitt umfassen, oder auch an den verschiedenen
Seitenflächen «les Stabes gegeneinander versetzt sind; es
wird in 5 Stärken von 13 bis 32 mn» Seitenlange geliefert.
Das zweite wird aus Quadrateisen durch Verdrehen in
kaltem Zustande hergestellt (es kommen übrigens auch
Stäbe anderer Qucrschnittsformcn in Anwendung); das
letztere wird aus Rundciscn durch F'lachwalzen einzelner
F lächen in warmem Zustande erzeugt Es wird in Stärken
von 6 mm bis 51 "im Durchmesser hergestellt; es wird
jedoch nicht oft nötig sein, grössere Stärken als 31 bis
38""" zu verwenden. Die (M-iden letzteren Eisen besitzen
einen gleichbleibenden Querschnitt, während bei erstcrem
die Bunde fnr die Zuglostigkcit des Eisens übcrfli
Material «larstellen. Das Thacher-Eisen besitzt vor
anderen Formen den Vorzug, daß es keinerlri scharfe
Kanten aufweist, daß also nicht so leicht ein Abscheren
des Betons erfolgen kann. Die Haftfestigkeit des Eisens
im Beton wird durch diese besonderen Formen wesentlich
erhöht, und zwar erhebt das Thacher-Eisen für sich den
Anspruch, in dieser Beziehung das zuverlässigste zu sein.
Auf Angaben bestimmter Zahlen müssen wir an dieser
Stelle verzichten. '< (
R«-dner brachte in einer Reihe von Lichtbildern neuere
amerikanische I'.isenbetonbrückcn zur Darstellung und legte
Pläne noch im Bau bcgriffem-rAusführungcn vor. Wir geben
einige charakteristische Beispiele davon nachstehend wieder:
Unser Kopfhild zcii;t eine gewölbte Brücke bei Zanes-
villc, O., eine Konstruktion, be i welcher die Eiscneinlage
*> l)t«'lir rl.nl/»:;. |»hr|;. 1001 S. 1 ;j.
V<i^. die v<-i ti'.t u liru-lrn Vvrsu'li«" zwischen John«in-. K»n*onic-
und Tha'Wi -Kisn> in .«er /einrhri'; „H.-rr.n und Fiw-if. Hell 3 und 1,
J»h-Ü- "<*>3
Na 5.
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9. März 1904.
des Gewölbes lediglich in RachrUcn von 17 """ .Slärkc
und 76, 113 bezw. 12701m Breite bei den verschiedenen
.Spannweiten der Gewölbe besteht, die in 2,5 cm Abstand
die beiden Gcwölbelcibungen begleiten und in 91 cnl Ent-
fernung von einander verlegt sind. Die Eisen laufen Ober
die Zwischenpfcilcr kontinuierlich fort, an den Enden sind
sie einfach im Beton eingebettet. Zur Erhöhung der Haft-
festigkeit sind in die Flacheisen in 20 fm Entfernung Niete
eingeschlagen (die ältere Form des Thacher Eisens, bei
welcher also auch überflüssiges Material im Querschnitt
vorhanden ist). Die Brücke, deren konstruktive Einzel-
heilen wir aus „Engineering News" vom 27. 3. 1902 ent-
nehmen, vergl.die Abbildgn 3 bis 5, ist außerdem interessant
durch ihre Gcsamtanordnung Sie ist eine dreiarmige
Brücke, welche an der Einmündung des Licking in den
Muskingum FluÜ errichtet ist. Sie ist eine der bedeutend-
sten Eisenbetonbracken Nordamerikas auch was Spann-
weite und Kühnheit des Pfeiles anbetrifft. Die Spann-
weiten der Gewölbe wechseln zwischen 24,69 und 37,21 '",
die Pfeilverhältnisse zwischen 1 und '/ib- Hie Bögen
sind elliptisch geformt, jedoch nur zum kleinen Teil als
volle llalbcllipscn ausgebildet; zumeist schneidet die wag-
rechte Kämpferlinie den unteren Teil der Ellipse fort.
Die Schcitelstärken der Gewölbe betragen je nach Spann-
weite 45.5 bis 76 rm; die Starken nehmen nach den Käm-
pfern sehr stark zu. Der Beton der Gewölbe besteht aus
1 Teil Portlandzement zu 2 -Saud zu 4 Steinschlag. Die
Gewölbe sind mit Asphalt wasserdicht abgedeckt. Die
Mischung des Betons erfolgte mittels Mischmaschinen; der-
selbe wurde in einzelnen Abteilungen eingestampft, die
in Abbildg. 3 cinpunktiert sind. Die Lehrgerüste waren in
der noch meist üblichen mangelhaften amerikanischen Aus-
bildung nur mit lotrechten Standern hergestellt. Die Ge-
wölbestirnen sind mit den ebenfalls in Stampfbeton her-
gestellten Stirnmauern durch Anker verbunden, die Stirn-
mauern selbst durch Eiscneinlagen verstärkt und wieder
mit Ankerbolzen mit den durch in Stampfbeton ausgeführ-
ten Deckplatten und Geländern in Verbindung gesetzt. Die
Gewölbezwickcl sind mit Sand und Kies aufgefüllt. Die
12,80 m breite Fahrbahn ist mit 10"" starkem Ziegelpflaster
versehen, das auf 2.5 cm Sand und darunter 15 cm Beton
ruht. Die Fußwege sind mit einem Zemcntcstrtch versehen,
der aus einer 10 Starken Betonschicht, darauf 4""
feinerer Beton, .schließlich 1 rm Zemcntübcrzug besieht.
Die Brücke ist von F. J. I.andor in Montreal, t'anada
entworfen An ihrer Ausführung haben mehrere Bauge-
Seilschaften mitgewirkt.
Während bei dem vorgenannten Beispiele die beiden
an den Leibungen liegenden Eiseneinlagen desselben
Bogensehnittes nicht miteinander verbunden sind, zeigt
das Beispiel der Brücken, welche über die Stromschnellen
unterhalb der Niagara- Fälle nach den Inseln Goal Island
und Green Island führen, die wir bereits im Jahre 1902
der „Deutschen Bauzeitung" S. 338 veröffentlicht haben,
eine Verbindung der beiden gekrümmten Eisen mittels
Bolzen.*! Die größte Wölbung derselben hat 33,53"' Spann-
weite bei l,I0 Pfeil. Das Gewölbe dieser Brücke, die übri-
gens an den Stirnen mit Haustein verkleidet wurde, ist
in Stampfbeton, 1 Teil Portlandzement zu 2 Teile Sand
zu 4 Teilen Steinschlag hergestellt, während die Pfeiler
und Widerlager in 1:3:6 hergestellt sind.
In unserer Abbildg. 6 geben wir schließlich eine (noch
nicht veröffentlichte), von der Concrete-Steel Engineering
Comp, entworfene Eisenbahnbrücke bei San Francisco
wieder, welche das ausgebildete Melansystem mit
Einlage von Gewölberippen zeigt, die aus vernieteten
Gittcrbogcn bestehen, deren Enden in den Widerlagern
verankert sind. Hier dient das Eisen nicht allein zur Auf-
nahme der Zug- und .Scherspannungen im Beton, son-
dern es ist auch befähigt, wenigstens einen Teil der Last
aufzunehmen, es wirkt als solches tragend mit. Die
Sicherheit der Konstruktion wird damit also erhöht. Die-
ses ausgebildete System hat drüben ausgebreitete Anwen-
dung gefunden. Bei größeren Spannweiten ist dabei
wenigstens an den Kämpfern, häufig auch noch dazwischen,
auch nach der Quere durch Eisen oder regelrecht ausge-
bildete Querträger zwischen den Kippen eine Verbindung
hergestellt Andere Konstruktionen sind derart ausgeführt,
daß die als Gittcrbogcn ausgebildeten Kippen in größeren
Abständen, dazwischen noch einfache Armierungen aus
Thachcr-Eisen liegen, Solche im F.isenvcrbrauch sparsamen
Konstruktionen sind namentlich bei Straßenbrücken aus-
geführt. Mal» hat die Kippen auch unter den Straßenbahn-
gleisen enger, unter den seitlichen Fahrd.tmmen weiter,
unter den Burgersteigen ganz weit und an der Stirn wieder
dichter gelegt Die Bogen sind durchweg als eingespannt
•) Encliw-rnnf N'rw* U!»r£. 1903 Xo. v. 31. l>e/. mtlullrn «-in Ähn-
liche. Ifeltj.irl mit JUlM Ilm >on rd. *>m St.w.
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ausgeführt. Gelenkanordnungen, wie sie neuerding* Mclan
in Oesterreich ausgeführt hat, kommen nicht vor.
Zu unseren Abbildungen ist noch Folgendes zu bemerken.
Das Gewölbe hat mit Rücksicht auf die geringe Ueber-
schütlung im Scheitel 39 cm Stärke erhallen und nimmt bis
84 "> an den Kämpfern zu. Die Rippen liegen in cinerglcich-
mäßigen Entfernung von 76™. Der Beton des Gewölbes
ist im Mischungsverhältnis 1:2:4, derjenige der Wider-
lager in 1 : 3,5 : 7 ausgeführt. Die Bahnachse bildet mit
dem Wasscrlauf einen Winkel von 65» sodaß sich die
Vermischtes.
Die Haftfestigkeit zwischen Beton und Elsen wird nach
Versuchen, die Bauschinger mit Monierkonstruktionen
gemacht haben soll, in allen Handbachern mit 40—45 ^k, "i"»
angegeben, Es hat jedoch bisher in der Literatur nicht
nachgewiesen werden können, wo Bauschinger diese
Zahlen angegeben hat. Dem Vernehmen nach sind sie
aus einer brieflichen Mitteilung Bauschingers entnommen.
Diese Frage lührtc auch bei der Beratung der vom Ver-
bände deutsch. Arch.- u. Ing.-Vereine in Gemein-
schaft mit dem Deutschen Betonverein aufgestellten
vorläufigen Leitsätze für den Eisenbetonbau (vergl.
No. 4) am 26. v. Mt.s. im Deutschen Beton-Verein zu Aus-
einandersetzungen. Die zulässige Haftfestigkeit des Betons
war bei den Vorverhandlungen zu den Leitsätzen zu 10
bis i2kt/'J,:m angenommen, ist dann aber auf 7,5 ^'f™1
herabgesetzt. Nach Mitteilungen der Kgl. Mech.-Techn.
Versuchsanstalt Gr.-Lichterfeldc-Berlin wird diese Zahl
für zu hoch gehalten. Die Versuchsanstalt hat nach ihrer
Angabc eine ganze Reihe von Versuchen nach dieser
Richtung angestellt mit verschiedenen Zementen und
Mischungen. Sie hat dabei nie mehr als 21 hs '('m, im
Durchschnitt i7»t><i<B1, aber bis herab zu 3kK,'icm, gefun-
den. Bei Versuchen, welche die Firma Wayß & Frevtag
in Neustadt a. H. ausgeführt hat, sind dagegen tatsächlich
Adhäsionsfcstigkeilen von 30—40 kK, vm ermittelt worden.
Die Festigkeit wechselte allerdings sehr je nach Mischungs-
verhältnis und Wasserzusatz ; eine fettere Mischung ergibt
naturgemäß höhere Festigkeiten. Bei der Durchrechnung
verschiedener ausgeführter Bauten ist die auftretende Ad-
häsionsspannung bis zu 36 kc,"i"n ermittelt worden, ohne daß
sich dabei ein Lockern oder gar 1 lerausreiürn des Eisens ge-
zeigt hätte. I )ic Firma H e n n e b i q u e hat ihren Berechnungen
ebenfalls ohne Schaden vielfach die Zahl 15 ^k, •i^ zugrunde
gelegt Hiernach ist beiden Beratungen im Beton-Verein
an der Zahl 7,5 festgehalten worden. Immerhin bedarf
diese Frage noch der weiteren Aufklärung durch einheit-
liche Versuche. -
Ein Ueberfallwehr In Eisenbeton ist in der amerikani-
schen Zeitschrift „Enginering News" in der No vom 5, Nov.
v. J. veröffentlicht, das nicht ohne Interesse ist. Wir geben
den Querschnitt und die nachstehenden Erläuterungen
nach genanntem Blatt wieder. Das Wehr dient industriellen
Zwecken und ist in Theresa N.-V. von der Ingenieur- und
Unternehme! firma Ambursen & Saylcs mit einem
Kostenaufwande errichtet, der sich nicht wesentlich höher
als für eine Holzkonsmtktion stellen soll. Der Damm ist
auf festen Fels gegründet, besitzt eine Gesamtlänge von
36.6 m, eine .Sohlenbreite von 6.71 m und e;ne Höhe bis
zur Krone von 3.5 ln. Der Wehrkörper, dessen Form so
bemessen ist, daß die Mittellinie des Druckes bei höchstem
Wasserstand noch durch die Sohle geht, ist aufgelöst in
einzelne Weiler von 30,5cm Stärke und 1,83 m Abstand
von Milte zu Mitte. Diese Pfeiler sind stromaufwärts
durch eine geneigte 15™ starke Betondecke mit Eiscn-
einlagen verbunden, die sich gegen einen festen Beton-
fuß stützt und als Abschluß der Krone durch einen
kräftigeren lictonbalken verstärkt ist. Die Eiseneinlagen
der Platte bestehen in Strcckmctall'') und Thacher- Eisen
(siehe oben» von 20 '""> Stärke, die entsprechend dem
nach unten zunehmenden Wasserdruck in einem sich von
28 bis 20 verengenden Abstand verlegt sind. Die Ver-
stärkung des oberen Abschlußbalkens besteht in 2 Eisen
von 13 mm Stärke. Der Beton für die Pfeiler, die mit 90 ™
langen, dicken Bolzen im Fei* verankert sind, be-
sitzt ein Mischungsverhältnis 1 :3:6, ebenso der 1 >nnimfuU.
Die Decke ist in 1:2:4 hergestellt Die Ausführung er-
folgte im Schutze eines 1: angedaitmics mit in der Werk-
statt hergi-stellten Lehren, die für die gleichzeitige Aus-
führung von Ö Fehlern vorrätig gehalten wurden.
Der Damm ist 111 18 eigentlichen Arbeitstagen erbaut
mit durchschnittlich 10 Mann, davon 7 Zimmerer, 3 Arbeiter.
In diese Zeil ist die Herstellung <U-s Fangcdiitmnt** und
die Beseitigung des «Uten IM/daiumcs eingeschlossen. Bei
Hochwasser wird der Damm überströmt.
Spannweile des Gewölbes parallel zur Brückenslirn ge-
messen auf 10,14 ■ stellt, bei einer normalen Lichtweite
von 9,14 «'. Die Eisenrippen liegen natürlich parallel zur
Stirn; sie sind nach der Quere nicht mit einander ver-
bunden. Auch die Stirnmauern sind in Stampfbeton aus-
geführt und mit Eiseneinlagen verstärkt. Um dem Bogen
unter dem Einfluß der Temperatur und der I .ast seine freie
Beweglichkeit zu ermöglichen, sind die Stirnmauern so-
wohl an den Kämpfern, wie Ober dem ungünstigsten Quer-
schnitt mit offenen Fugen versehen. — y y
Bei hohen derartigen Dämmen würde man aueb
die Ucbersturzseite mit einer Wand schließen müssen.
Zweckmäßiger Weise würde man dann auch die Beton-
stärke der Wehrdecke entsprechend der Zunahme des
Wasserdruckes nach unten verstärken müssen. Im übrigen
würde auch eine andere Bauweise mit weiter auseinander
liegenden Pfeilern infrage kommen, wobei dann die Decke
mit wagrechten Eisenbctonbalkcn zu verstärken wäre, die
nach dem Fuße zu enger zu legen sind. An anderer
Stelle des genannten Blattes wird ein solcher Entwurf
vorgeführt, aber dabei für die hier zugrunde liegenden
Abmessungen herausgerechnet, daß sich die Kosten eines
solchen Dammes wegen der schwierigeren Herstellung
wieder wesentlich höher stellen würden.
Die vorläufigen Leitsätze für die Vorbereitung, Aus-
führung und Prüfung der Eisenbetonbauten (vergl. No, 41
sind in der Versammlung des Deutschen Beton- Vereins
vom 26. v. M. en bloc angenommen worden. Die von
ein er Seite gegen die Höhe der Belastung* werte bei den
vorgesehenen Probebelastungen erhobenen Bedenken w ur-
den nicht als so schwerwiegend angesehen, um auf c'mt
Herabsetzung dieser Werte zu dringen. Es steht zu hoffen,
daß die Leitsätze auch im Verband deutsch. Arch - u Ing •
Vereine imganzcn Annahme finden werden.
Bücher.
Apparate und Geräte zur Prüfung von Portland -Zement.
Zusammengestellt v. Chem. Laboratorium für Ton-
industrie. Prof, Dr, H Seger & E. Cramcr. Berlin
1903. Verlag derTonindustiie-Ztg. Pr brosch. 1 M.
Die vorliegende 120 Oktavscitcn umfaßende, mit tu
Abbildungen illustrierte Schrift gibt eine l'cbcrsicht über
die zur Prüfung von Portland-Zement üblichen Apparate
und zwar für die Prüfung nach; Form und Reinheit des
Kornes, Farbe und Gewicht, Abbinden und Bindezeit, Er-
härten, Festigkeit, Volunibeständigkeit, Haar- und Sehwind-
risse. Verhalten gegen hohe Hitze und Kälte. Zusätze und
betrügerische Beimengungen Sämtliche Apparate sind in
Abbildung dargestellt, die Ausführung der Prüfungen im
Einzelnen sind eingehend beschrieben und es werden alle
Gesichtspunkte hervorgehoben, die bezüglich der Güte
des Zemenles hei der Prüfung zu beachten sind. Das
•Schrtftchen enthält fei ner Angaben über die Laboratoriums-
L'nlersuchungcn. die von dem speziellen Zement-Techniker
bei der Fabrikation auszuführen sind und schließlich auch
die Apparate und Untetsuchungsmethoden für die Prüfung
von Beton auf Druckfestigkeit, ferner für die Prüfung von
Kohren, für die Feststellung der Sehleiffestigkeit (für Zc-
tnentplatten) usw. F'ür die sämtlichen besprochenen Appa-
rate ist eine Liste beigegeben mit Angabe der Preise, zu
welchen diese von dem Laboratorium der „Tonindustrie-
Zeitung" in Berlin bezogen werden können
Die handliche und preiswerte Schrift erfüllt daher so-
wohl den Zweck einer gedrängten l'cbersichl über das
Zement- Prufungswe-.cn , wie den einer praktischen An-
leitung für die vorzunehmenden Prüfungen, und kann
daher dem Fachmann empfohlen werden der sich mit
diesen Fragen zu befassen hat
Inhalt'. An* d* n Vrrhhn. Ij.in^ n «. „WiniL. t>i uu< her Portland-Ce-
ment rabtikAtiii n*. — lM<- K.nnt U« i t- 1-* ^•■inli^cn in <!fn I!i»cnWtont>autcn
Nurd Amt nka's, mibri.uu<JiTe da» ! h;*i he t -Ki*. t:. — Vrt mle<hle*. — Bflcher.
VrrUfc der IVuitrhrn Bawrilunc, ('• m b. 11., BerLin Fflr die Redaktion
n-nuitworüirh Kriu Ki«eien, Berlin. [Jiu.k vun WÜh. Greve, Hrilin.
No. 5.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
| ; MITTEILUNGEN ÜBER =
■ ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
SS! UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * * (jjf
L JAHRGANG 1904.
NI_ 6.
Stützmauer in Stampfbeton an der Villa Henschel in Kassel.
ran nscr Kopfbild zeigt die interessante Anlage einer
Im. (Hl vö"'8 in Stampfbeton hergestellten, in Bogen-
BBbI Stellungen von 12,5 m Spannweite aufgelösten und
im Grundriß gekrümmten Stützmauer von etwa i25m
Lange und bis zu 19 m größter Höhe, die von der A. • G.
B. Liebold & Comp, in Holzminden entworfen und
ausgeführt ist Wir bringen Beschreibung und Konstruk-
tions-Zeichnungen dieses bemerkenswerten Bauwerkes, bei
dem in geschickter Weise der Bildung von Rissen ent-
gegengewirkt ist, in der Aprilnummer dieses Blattes. —
Aus den Verhandlungen des „Deutschen Beton-Vereins".
|ie 7. Hauptversammlung des Verein», der jetzt 140
ßetonbaufirmen als ordentliche Mitglieder zählt, tagte
unter dem Vorsitz des Hrn. Kommerz. -Rat Eugen
Dyckerhoff (Biebrich a. Rh.) am 25. u. 26. v. M. in Berlin.
Aus ihren Verhandlungen haben wir in No. 5 d. Zig. bereits
den Bericht über einen Vortrag und einige interessante
Fragen vorausgeschickt. Wir geben nachstehend unter
Fonlassung der inneren Vereins-Angelegenheiten, einen
gedrängten Ucberblick über den Gang der Verhandlungen.
Wir haben in No. 5 schon erwähnt, daß die vor-
laufigen Leitsatze für Eisenbetonbauten nach
einem eingehenden Referat des Hrn. Vorsitzenden und
nach einigen Einwendungen schließlich imganzen ange-
nommen wurden. Diese Einwendungen richteten sich
einerseits gegen die zulässige Haftfestigkeit des Eisens im
Beton (vergl. Seite 20) sowie gegen Höhe und Art der
Probebclastung. Hr. lng. Wortmann (Dresden, der dem
Ausschuß angehört hat, hielt es für nötig, bei teilweiser
l'robcbclastung die Größe der zu belastenden Flächen
genan festzulegen, da sonst zu weitgehende Ansprüche
gestellt werden könnten. Er halte die Beschränkung der
teilweisen Belastung auf 1 nm für angemessen. Für die
Vollbelastung seien die Belastungswene (vergl. S. 14) zu
hoch. Bei Zulassung einer Beanspruchung des Eisens
von 1000 ■'b/k« bei der gewöhnlichen Nutzlast, könnten so
hohe Werte der Probebelaslung bereits Risse in Decken-
Konstruktionen erzeugen, da das Eisen nach Mitteilungen
v. Empergcr's über ausgeführte Belastungen dann bereits bis
an oder über die Proportionalitätsgrcnzc beansprucht werde.
Solche, an sich zwar ungefährlichen Risse könnten die Ver-
anlassung zur Verweigerung der Abnahme werden und da-
mit schwere und ungerechtfertigte Schädigung des Unter-
nehmers herbeiführen. Auch die Hrn. Dr. v. Emperger
(Wien) und Prof. Möller (Braunschweig) hiellen die Bc-
lastungswcrtc für unnötig hoch. Demgegenüber wurde
namentlich von dem Mitgliede des Ausschusses 1 Im. Foli-
zeibauinsp. Bürstenbinder (Hamburg) betont, daß die
Risse zwar eintreten könnten, bei guter Ausführung aber
nicht eintreten sollten, daß die Belastungsproben ja über-
haupt nur dann zur Anwendung kommen sollten, wenn
begründete Zweifel an der Güte der ausgeführten Kon-
struktion beständen, daß sie also vorwiegend den Zweck
haben, abschreckend gegen unsolide Ausführung zu wirken.
Darin läge ihr wesentlicher Wert, der durch Herabsetzung
der Belastungswene genommen werde. Auch Hr. Reg.-
ßmstr. Mörsch (Neustadt a. H.), ebenfalls Ausschußmitglied,
kann in den gewählten Werten keine Gefahr sehen.
Zum Schlüsse wurde noch besonders betont, daß es
sieh ja nur um vorläufige Bestimmungen handele, die fort-
bildungsfähig seien, wenn sich in der praktischen An-
wendung daraus .Schwierigkeiten ergeben. E» handele
sich ferner ja um einen Kompromiß zwischen den An-
sprüchen der Aufsichtsbehörden und den Interessen der
Unternehmer. Man müsse die enteren auch angemessen
21
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berücksichtigen. Aendcrungcn im einzelnen durch den
Verein könnten auch wieder Aenderungcn durch den Ver-
band D. A_- u. I.-V. nach sich ziehen, der die Leitsätze auch
noch annehmen müsse. Man komme dann in absehbarer
Zeit nicht /um Ziel, wahrend es dringend wünschenswert
»ei, baldigst feste Grundlagen zu schaffen. Unter diesen
Gesichtspunkten wurden die Einsprüche zurückgezogen und
die Vorlage wurde unverändert angenommen, nachdem noch
der als Gast anwesende Hr. (Ich. Brt Launer (Berlin),
Dezernent für Haupolizeiwesen im preufl. Minist, d. öffcntl.
Arbeiten und Vorsitzender des Ausschusses, für die An-
nahme gesprochen hatte, da die Behörden sich nach festen
Regeln sehnten und da die Industrie durch möglichst baldige
Einführung festerGrundsätze nur gewinnen könne. Er hoffe,
daß die hier vorgeschlagenen Bestimmungen auch seitens
der Regierungen Anwendung finden werden.
Noch nicht soweit gedienen sind die Arbeiten für die
Aufstellung von einheitlichen Bestimmungen für die
Prüfung und Verarbeitung des Betons selbst Hier
sind noch grundsätzliche Vorfragen zu erledigen, die nur
durch umfangreiche Versuche gelöst werden können, die
vom Verein z T. bereits eingeleitet sind, z. T in er-
weiterter Form, wie erhofft wird mit Unterstützung zunächst
der preußischen Regierung, durchgeführt werden sollen.
L'eber den Stand der ganzen Angelegenheit berichtete
namens des damit betrauten Ausschusses Hr. Ing. Alfred
Hüscr (Überkasscl). Der Verein hatte bekanntlich 1903
beschlossen. Versuche anzustellen mit „erdfeuchlem",
„plastischem" und «weichem " Beton, um den Einfluß
verschiedenen Wasserzusatzcs und verschiedener Verar-
beitung auf die Druckfestigkeit und Druckelastizilät des
Betons festzustellen. Die Vcrsucliskörpcr wurden in Bie-
brich a. Rh. bezw. in Ehingen mit zwei verschiedenen
Zementen in möglichst gleicher Weise hergestellt, während
die kg), württcmbcrgischc Regierung die Ausführung der
Prüfungen durch die Versuchsanstalt in Stuttgart vorneh-
men ließ. Das Ergebnis dieser Versuche-, bei welchen
Bctonmischiingen mit Rhein- bezw. Isarkies, mit Hand-
schlag- und Maschinenschotter, im Mischungsverhältnis
1 : 2.5: 5 hezw. 1:4:8 zur Untersuchung kamen und zwar
sowohl mit Hand, als mit Maschinen gemischt ist für die
28 Tage allen und die 100 Tage alten Proben bereits im
Vorjahre durch den Vorstand der Stuttgarter Versuchs-
anstalt Hrn. Baudirektor Dr. C vnn Bach veröffentlicht
worden.') Wir müssen auf diese Veröffentlichung ver-
weisen, die wir bereits in der Dtsehn. Bauztg Jahrg 1903
S 478 kurz besprochen haben. L>er Versammlung lagen
nun vorlaufige Zusammenstellungen des Hrn. E Dycker-
hoff über die Forlsetzung dieser Versuche vor, deren Er-
gebnisse demnächst offiziell veröffentlicht werden sollen.
Die Mitteilungen erstreckten sich auf die 365 Tage allen
Probewftrfel (jo11» Kantcnlängc). die nochmals mit den 100
und 38 Tage alten Proben in Vergleich gestellt sind. Wir
geben nachstehend einige Mittelwerte der Druckfestigkeit
an. H bezeichnet dabei die l'roben aus Biebrich, F. aus
Ehingen. Die eingeklammerten Zahlen sind die Fcstigkeils-
zunahmen in Prozenten der Anfangsfestigkcit nach 28Tagcn.
Mischung 1.2,5:5 Mittlere Druckfestigkeit.
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Diese Mittelwerte sind das Ergebnis aus je 2 hezw. 3
Proben je 4 verschiedener Belonsortcn; aus Kies, aus Maschi-
nensehotter, au- Kies und Maschinen*choUer (Stampfschich-
ten t5bezw. 30^'° hoehi bezw. Kies- und I landselilagschotter
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Die mit Handbetrieb hergestellten Proben bleiben dabei
durchweg hinter den im Maschinenbetrieb hergestellten
in der Festigkeit zurück, insbesondere bei den erdfeucht
hergestellten Proben. Im übrigen zeigen sie bei den drei
Herstellungswciscn erdfeucht, plastisch und weich eine
ziemliche Gleichmäßigkeit. Auffallend sind dagegen die
sehr bedeutenden Festigkeitsunterschiede bei erdfeuchtem
Maschinenbeton zwischen den Biebricher und den Ehingcr
Proben Die höchsten Festigkeiten wurden fast durchweg
bei reinem Masehincnschotterbcton oder solchem, gemischt
aus Kies und Masehinenschotter, erzielt.
Nachstehend seien auch die unter gleichen Verhält-
nissen ermittelten Zahlen für die Mischung 1:4:8 gegeben
Mischling 1:4:8. Mittlere Druckfestigkeit,
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Zur Ergänzung der vorstehenden Druckfestigkeits-
Tabelle ist es erforderlich auch den Wassergehalt der
Probekörper bei der Herstellung in Prozenten anzugeben.
Dieser \\ asscrgehall setzt sich zusammen aus dem schon
im Kicssandc enthaltenen Wasser, das sich für Biebrich
auf 4,6 "0, für Ehingen auf 1,5°,, der Kiesmenge beläuft,
unil dem zum Beton bei der Bereitung noch zugesetzten
Wasser Es sind nachstehend die Mittelwerte angegeben.
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Diese Versuchsreihen genügen aber noch nicht, um in
der Krage der Betonbereitung völlige Klarheit zu schaffen.
Es sind daher nach einem mit der kgl. mechanisch - tech-
nischen Versuchsanstalt in Gr. Liehtcrfcldc-Berlin verein-
barten Arbeitsplan bereits umfangreiche weitere Versuche
mit 2 Zementen und zweierlei Kiessorten eingeleitet mit
einem ganz reinen Flußkicssand und einem Grubenkics-
sand, welcher staubfreies, etwas lehmiges Material ent-
hält. Der Sand wird durch Absieben auf dem 7 n"" Sieb
gewonnen; der (»rubenkiessand soll gewaschen und un-
gewaschen geprobt werden, der Flußkiessand nur unge-
waschen. Der Sand wird ferner künstlich grob gemacht
durch Absieben des 7 Sandes auf dem 80 Maacuensieb.
Die Kiessteine, die durch ein Sieb von 40 mm gewonnen
sind, sollen zu den Proben verwendet werden, mit 75°/0
von 7 — 25»"« und 25°/„ von 25—40«"" Korngröfle, sodaß
5 Sorten Kiessand geprüft werden. Die Körper sollen
ferner wieder in den Mischungs - Verhältnissen 1 : 2,5 : 5
bezw. 1:4:8 und sowohl erdfeucht wie plastisch herge-
stellt werden. Die Proben sollen ausgedehnt werden
auf 2—5 Altersstufen (28 und 90 Tage, 1, 2, 3 Jahre) und
zwar auf Druckversuche nebst Elasttzitätsmcssungen, auf
Biege-, Zug-, Dreh- und Scherversuche, sodaß insgesamt
3280 Probekörper einer Prüfung unterworfen werden. Die
Kosten hierfür sind auf 70000 M. veranschlagt. Der Ver-
ein erhofft hierbei eine tatkräftige l.'ntcrstützuug seitens
des preuß. Ministeriums der öffentl. Arbeiten, das den
Versuchen, deren praktischen und wissenschaftlichen Wert
es durchaus anerkennt, günstig gegenüber steht. DcrVer-
No. 6
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rin selbst würde für die nächsten 4 Jahre jedenfalls je
2500 M. aufzubringen haben, was zusammen mit anderen
Aufgaben eine Erhöhung der Mitglicdcrbeiträge bedingt.
Im Anschluß an diese Mitteilungen und nachdem der
Hr. Vorsitzende die große Bedeutung dieser Versuche
nochmals besonders und eingehend hervorgehoben hatte,
entspinnt sich eine lebhafte Auseinandersetzung über den
Wert und die Notwendigkeit dieser Prüfungen, sowie über
die Dringlichkeit der Aufstellung von Vorschriften für den
Betonbau, mit denen doch nicht noch 5 Jahre gewartet
werden könne. In letzterer Beziehung wird seitens des
Vorstandes die beruhigende Erklärung abgegeben, daß
keineswegs bis zum Abschluß der ganzen Versuchsreihe
gewartet werden solle, sondern nur bis zur Durchführung
der bereits eingeleiteten 2. Versuchsreihe für Proben von
38 u. go Tagen Alter, daß im übrigen die durch Regierungs-
vertreter verstärkte Kommission an der Arbeit sei, um
die Vorschriften aufzustellen. Dem Einwand, daß die ge-
planten Versuche Laboratoriums -Versuche seien, daß es
besser sei, die Mittel für Versuche an einzelnen größeren
Objekten aufzuwenden, wie das seinerzeit derösterreichische
Gcwölbcausschuß getan hat, wird entgegengehalten, daß es,
um dem Betonbau auch in denKreisen Eingang zu verschaffen,
die ihm noch abwartend gegenüber standen, gerade auf
Vergleichsversuche ankomme, die sirh aber nicht anders
als an einer Stelle in der Versuchsanstalt ausführen ließen.
Auch der Umfang der Versuche wurde bemängelt, nament-
lich die Ausdehnung auf Zug-, Verdreh- und Scherver-
suche. Es wurde von einer Seite empfohlen, die hierfür
ausgesetzten Mittel den Versuchen für den Eisenbetonbau
zuzuschlagen, die von der Jubiläums- Kommission der
deutschen Industrie bereits eingeleitet sind. Hierzu wurde
die Erläuterung gegeben, daß diese Prüfungen auch für reine
Betonbauten nötig seien, da auch diese durch unvorher-
gesehene Veränderungen der Belastungsx-crhältnLssc solche
Spannungen erleiden können.
Die Versammlung nimmt schließlich die Vorlage fast
einstimmig an mit allen sich daraus für den Verein er-
gebenden finanziellen Konsequenzen. Es wird dabei der
Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die der Allgemeinheit
zugute kommenden Bestrebungen des Vereins auch darin
ihren Lohn finden möchten, daß möglichst alle deutschen
Betonbaufirmen demselben beitreten, wahrend bisher viel-
leicht nur derselben Mitglieder sind.
(Srhlufl foljt.)
Aus den Verhandlungen des „Vereins Deutscher Portland-Cement-Fabrikanten". cMiin«.,
|ie Normal sand frage, über welche Hr. Dr. Goslich
(Züllchow) berichtete, steht mit der.Mischzementfrage
im engsten Zusammenhange Die Frage, ob es zweck-
mäßig «ei, daß anstelle des einkörnigen „Normalsandcs'4
ein gemischtkörniger verwendet werden soll, ist aller-
dings auch aus anderen Gründen aufgeworfen worden, näm-
laßt. Das spezifische Gewicht des Normalsandcs (Sicb-
rückstand des Freien waldcr Rohsandes auf dem 120
Maschcnsicl), nachdem vorher die gruben Sandteile schon
auf dem Siebe mit 60 Maschen auf 1 i<« entfernt sind)
ist 2,64s, das Litergewicht des eingerültelten Sandes 1,684,
der Undichtigkcitsgrad, d. h. der Prozensatz der Hohlräume
lieh" weil es fraglich erschien, ob sich der Normalsand, der im letzteren Zustande 0,363 Zu Normalsand wurden dann
bekanntlich aus den vom Verein gepachteten Gruben in
Freienwaldc a. O. durch Hrn. Henneberg unter Kontrolle
der Versuchsanstalt in Berlin und des Vereins durch Aus-
sieben hergestellt wird, auf die Dauer in ausreichender
Menge zu beschaffen sei. Dies Bedenken ist allerdings
auf absehbare Zeit durch Erwerb neuer Sandhügel ge-
eigneter Beschaffenheit in Freienwaldc beseitigt. Der be-
sondere Grund für die Aufsuchung eines geeigneten Nor-
malsandcs ist aber der, daß der cinkürnige Normalsand
zwar zum Vergleich zwischen Portlandzcmcnten ausreicht,
beim Vergleich des Portlandzementes mit Schlacken-
Zementen und anderen Mischzementen aber nicht ge-
eignet ist, für letztere zu günstige Ergebnisse liefert; denn
der cinkürnige NormaUand ist sehr porös, Die 1 lohlriUinie
werden aber durch die feinere Schlacke vollständiger ausge-
füllt, als durch den Portlandzcment, sodaß trotz des leichte-
ren spezifischen Gewichtes der Schlacke ein dichterer Mörtel
entsteht. Sobald aber der Sand durch verschiedenes Korn
selbst von vornherein eine größere Dichtigkeit besitzt,
dann ist das nicht mehr der Fall und es wird durch den
schweren Zementmörtel dann ein wesentlich dichterer,
also auch festerer Mörtel erzielt werden. Es sind Ver-
suche nach dieser Richtung sowohl mit 2 körnigem, wie
mit 3 körnigem Sande gemacht. Der praktischen Durch-
führung, einen solchen gemischtkörnigen Sand herzustellen,
stehen aber so große Schwierigkeilen gegenüber — einmal
wegen der schwierigen Beschaffung der genauen Siebe
für den Feinsand, hauptsachlich aber wegen der Unmög-
lichkeit, die richtige Kornmischung im Sande beim Trans-
port aufrecht zu erhalten, — daß man sich doch entschließen
muß, beim einkörnigen Normalsand zu bleiben, da sich z. Zt.
nichts Besseres bieten läßt. Die Sache ist auch deshalb
nicht so bedenklich, als zwar die Zugfestigkeit dabei stärker
beeinflußt wird, dagegen nicht so die Druckfestigkeit, auf
die es in der Praxis doch in erster Linie ankotnmL Im
übrigen wird im Auslande allgemein anerkannt, mit wie
außerordentlicher Sorgfalt der deutsche Normalsand her-
gestellt wird, sodaß vielleicht erhofft werden darf, daß
dieser als internationale Norm angenommen wird, sodaß
dann also auch ein Vergleich zwischen Portlandzcmcnten
verschiedener Ursprungsländer auf gleicher Basis erfolgen
könnte. (Der z. Zt in Rußland angewendete Normalsand
liefert erheblich geringere, der schweizerische dagegen
erheblich höhere Festigkeiten als der deutsche.)
Ueber den Einfluß der Körnung des Sandes auf die
Dichtigkeit desselben und die damit zu erzielenden Festig-
keiten des Portlandzcmcnt-Mörtels seien nachstehend einige
noch nicht veröffentlichte ") Zahlen aus den auf Veran-
lassung des Vereins angestellten Untersuchungen der kgl.
mechanisch-technischen Versuchsanstalt in Gr. Dchterfelde-
Berlin angegeben, die wir der Güte des Hrn. Prof. Gary
verdanken. Es wurden zunächst Versuche angestellt, mit
welchen Mischungen sich ein Sand von möglichst hohem
Litergewicht, also möglichst hoher Dichtigkeit herstellen
verschiedene Korngrößen im ver>chiedenen Verhältnis hin-
zugemischt, die zwischen dem 120 und 600, dem 600 und
900 Maschensieb liegen bezw. schließlich noch durch das
000 Maschensieb hindurchgingen. Das höchste erreichte
Litergewicht des gemischten Sandes betrug 1,931 k*. wonach
sich der vorhandene Hohlraum zu 0,271 ",'•> berechnet Die
Dichtigkeit ist also nicht unwesentlich höher als beim Nor-
malsand Die Mischung welche mit M bezeichnet werden
soll, enthielt 100 Teile Normalsand (.V) und 70 Teile eines
Sandes Ff. Dieser Sand Ff war erzeugt, indem man zu-
nächst den aus der Fabrik gelieferten, durch das 120 Ma-
schensieb schon durchgesiebten Sand in der Versuchsanstalt
auf dem gleichen Sieb nochmals untersuchte. Es blieben
dabei noch 24,2% Körner auf diesem Sieb liegen, die
also zum Normalsand zu rechnen sind.") Dieser Sand
wurde ausgeschlossen, der durchgesiebte dann auf das 600
Maschensieb gebracht. Hier blieben 58,7 % liegen (F).
Das durch das 600 Maschensieb fallende (FF) und das
durch das 900 Maschensieb gehende Material (FFF) er-
gab zusammen I7,i°,v Es bezeichnen FF+FFF=Fs
die Summe dieser beiden Materialien, also den oben er-
wähnten Zusatz zum Normalsand. Vergleichende Versuche
mit Zementmörtel 1 : 3 bei Anwendung desselben Portland-
zementes sowie von Normalsand X bezw. dem genannten
gemischten Sand .1/ ergaben bei Versuchen im Mittel
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der
Proben
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l6. März ioo|.
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Es ergaben sich also, wie auch zu erwarten war, bei
dem gemischtkörniecn Sande höhere Festigkeiten als beim
Normalsand und dies Verhältnis wird zweifellos noch
mehr zu Gunsten des ersteren ausfallen, je magerer die
Mörtclmischung ist Der gemischtkörnige Sand wird auch
für die Vergleiche verschiedener Zemente ein der Praxis
mehr entsprechendes Ergebnis liefern, aber auch die Ver-
suchsanstalt hält die Schwierigkeiten der Herstellung dieses
Sandes für so groß, daß die Vorteile doch nicht zu dem
weittragenden Schritte Veranlassung geben können, von
dem in langjähriger Praxis bewährten einkörnigen Nor-
malsande abzugchen.
Der Bericht des Ausschusses für das Verhüllen des
Portlandzemcntes im See wasser.denllr.R. Dycker-
hoff zu erstatten hatte, mußte sehr kurz ausfallen, da
die zu diesem Zwecke erbetene Auskunft über den Stand
der Versuche die durch das preußische Ministerium der
öffentlichen Arbeiten unter Beihilfe des Vereins auf Sylt
■i Km Hrwri*, tri«- viiwietii; r* ift, Wim Suiten ckiclir r>pcbnii*e
zu erzirlrn. K* ^th dir* %elh»t fnr Siebe der jlcjrhrn Fabük, dir jus dem
rleichrn «iewekeMQrk grterur*. -in-l Au» dic»em «.runde i« auch aui diu
xrhriVkiUrid alt WrnvertfeKhuiH! von tWandn mein i.mIm »IlzuirroU«--.
r.enirht zu lesen, lliescr Sunden«., wuide auth m den Verhandlungen
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ausgeführt werden, nicht rechtzeitig eingegangen war. Zur Kincn breiten Raum nahm in den Verhandlungen
Orientierung unserer Leser sei hier mitgeteilt. Saß, nachdem des 3. Tages die Schlackenmischfrage ein, auf die
schon früher langjährige Versuche im kleinen ausgeführt wir hier nur kurz eingehen können. Sie bildet seit cini-
worden sind, zu welchem Zwecke der Verein ein eigenes gen Jahren eine ständige Rubrik in der Tagesordnung
I^tboralorium auf Sylt angelegt hatte, seit 2 Jahren Ver- des Vereins, der vor allem dagegen ankämpft, daß Misch-
suchc im großen .Maßstabe im Gange sind. Sic werden zemenle, die der Begriffserklärung der Normen nicht enl-
mit 2 Portlandzement- und 2 Zcmenltraß-Mischungen derart sprechen, die dem Portlandzcmcnt mit Rücksicht auf ihre
ausgeführt, daß aus diesen Quader von 1 cbln hergestellt teilweise Herstellung aus außerordentlich billigen Roh-
und in die Buhnen eingebaut werden, während gleich- Stoffen eine sehr scharfe Konkurrenz machen können, der
zeilig aus dem gleichen Material Würfel von 30"" Kanten- Qualität derselben aber mindestens bei Verwendung an
länge zu Druckproben gefertigt werden, die im Süß- der Luft nicht entsprechen, unter dem Namen „Porttand-
wasscr bezw. Seewasser erhärten und dann den Normen- Zement" in den Handel gebracht werden. Dem ist jetzt
proben zu unterwerfen sind. Es sollen die Versuchs- wenigstens teilweise ein Riegel vorgeschoben. Auch das
reihen bis auf 30jährige Hauer ausgedehnt werden. preuß. Ministerium der öffentl. Arbeiten hat sich mit die-
L'eber die Tätigkeit des Ausschusses für die Volum- scr Frage beschäftigt und es sind umfangreiche Vergleiche
beständigkeit und Bindezeit des Portlandzemcntes über den Wert der „Eisen-Portlandzemente" imgange, d h.
berichtet llr. Dr. Prüssing (Schönebeck). Der Ausschuß solcher Zemente, die aus gemahlener Hochofenschlacke
ist zu der Ansicht gekommen, daß kein zwingender Grund (anstelle des Tones) und Kalk erbrannt, nochmals gc-
vorlicge, hinsichtlich der Volumbeständigkeit den Normen- mahlen und dann mit gemahlener Hochofenschlacke bis
proben noch beschleunigte Proben, wie sie die Versuchs- zu 3o"/8 gemischt werden, l'eber die genannten Ver-
anstalten ausführen, hinzuzufügen und hat sich daher aus- suche ist Näheres noch nicht bekannt. Der Verein hat
schließlich mit der Bindezeit Defaßt. Auch hier ist eine sieh bemüht, möglichst gleichlaufende Versuche mit den-
dringende Notwendigkeit, einen besonderen Apparat zu selben Eiscn-Portlandzcmcntcn an der kgl. Vcrsuchs-An-
konstruicren, nicht vorhanden. Der Ausschuß will aber stak in Gr.-Lichterfelde und im Vereins-Laboralorium an-
zwei Vorschläge weiter verfolgen. Der eine rührt von stellen zu lassen, hat aber dabei nicht ein entsprechendes
Hrn. Dr. Schindler her, der die Ausdehnung der Probe- Entgegenkommen der Eisen-Ponlandzement-Fabriken gc-
körpcr beim Abbinden und die schlicßlichc Zusammen- funden. Es werden jedoch Proben mit 8 Eisen-Portland-
ziehung nach beendigtem Abbinden für die Bestimmung zementen durchgeführt mit verschiedenem Sandzusatz, bei
der Abbindezeit nutzbar machen will. Hr. Prof. Gary Erhärtung unter Wasser und bei Erhärtung an der Luft,
schlägt dafür die Verfolgung der Wärmccrschcinungen Hr. Dr. Framm machte Mitteilungen über diese Proben,
vor, die sich beim Abbinden zeigen Er hat zunächst soweit diese im Vercins-Laboratorium ausgeführt werden.
Versuche in einfachster Weise gemacht, indem er eine Es liegen von diesen die Ergebnisse für die 28 Tage alten
Vikat'schc Dose in einem mit Sägespänen gefüllten, mit ganz und die bis zu 1 Jahr alten Proben z. T. vor. Die Er-
Filzdeckel geschlossenen Kasten gegen äußere Wörme- gebnissc bestätigen die bisherigen Feststellungen, das* die
etnflüsse isolierte und durch ein, in den in der Dose Schlackenzeniente bei Erhärtung an der Luft jedenfalls
befindlichen Zement eingesetztes, Quecksilber - Thermo- hinter den Portlandzcmentcn zurückstehen. Hr. Prof Gary
meter die Wärmeveränderungen beim Abbinden verfolgte warnt allerdings davor, aus diesen Versuchsergebnissen
gegenüber der Anfangstemperatur von 15° C. zu weil gehende Schlüsse zu ziehen, da dem Lufterhärtungs-
Ein Tiefststand der Temperatur entspricht den» mit Verfahren noch zu große Mängel anhafteten, die schon
der Vicat'schen Nadel festgestellten Beginn des Abbindens, an sich sehr erhebliche Differenzen ergäben. Hr. Dr.
der Höchststand der Temperatur kennzeichnet die Be- Gosl ich betont demgegenüber, dass die Versuche für den
endigung des Abbindens. Schnellbinder zeigen erheblich Schlackenzement zu günstig seien, da sie nur mit Normal-
höhere Temperaturerhöhungen, als (.angsamhindcr. Durch sand ausgeführt wurden, bei welchem die Schlacke, die,
Sandzusatz zum Zement tritt eine Verzögerung des Ab- wie schon bemerkt, bei gleicher Mischung voluminöser
bindens ein, die bei sehr rasch bindenden Zementen jedoch ist, als der Portlandzeuietit, die Poren besser ausfüllt und
weniger bemerkbar ist. Jedenfalls gestattet dieses Ver- daher günstiger wirkt Es müßten hier gerade Versuche
fahren viel feinere Messungen als die Nadel, die für Mörtel mit gemischtkörnigem Sande gemacht werden. Im Übnaen
Oberhaupt nicht anwendbar ist Die Versuchsanstalt ist sollen die sämtlichen Ergebnisse der Prüfungen, wie llr.
dabei, einen möglichst einfachen, billigen, für den prak- Dr. Schott mitteilt, veröffentlicht werden,
tischen Gebrauch bestimmten Apparat zu konstruieren, der ImAnschlußandieseVerhandlungcngibtHr.R.Dyckcr-
die Temperaturänderungen selbsttätig aufzeichnet hoff noch einen Rückblick über die ganze Mischfrage, die
Namens des Ausschusses für die Revision der schon seit mehr als 20 Jahren, als die Puzzolanzcmcnte
„Normen" erstattete ebenfalls Hr. Dr. Prüssing Bericht, auftauchten, den Verein beschäftigt hatten. Sein« Versuche
Der Ausschuß halte hauptsächlich zwei Aufgaben zu erfüllen, mil Eisenporüaiidzementen hätten jedenfalls auch das Er-
nämlich eine schärfere Ik-finition des Begriffes Portland- gebnis gehabt, daß aus dem Verhalten derselben bei F.r-
zement zu finden, um diesen von den neueren Misch- härtung unter Wasser nicht mit Sicherheit auf ein gleiches
zementen besser zu unterscheiden und ein besseres Ver- Verhalten bei Erhärten an der Luft geschlossen werden
fahren für die Prüfungen an der Luft aufzusuchen, ebenfalls könne, während der reine Portlandzement sich hierbei
im Hinblick auf das verschiedene Verhallen von Portland- durchaus gleichmäßig verhalte. Wolle man unter Verzichi-
zementen und Schlackenzemenlen an der Luft. Es hat leistung auf einen Teil der Festigkeit billigere Zemente
sich hierfür ein Verfahren als recht brauchbar erwiesen, haben, so sei die Mischung des Portlandzemenles (bei
das Hr. Dr. Michaelis schon im Jahre 1689 (am 15. 4.) der Verwendung) mit gemahlenem Sand- bezw. Kalkstein
in der „Töpfer- und Ziegler- Zeitung" veröffentlicht hat ins Auge zu fassen, wie das in England und Amerika in
F.s sind danach Prüfungen mit 8 Zementen im Vereins- umfangreicher Weise geschehe und ebenso bei der Kunst-
laboratorium vorgenommen. stcmfabrikaüon. Wir behalten uns darüber noch einige
Die neue Bcgriffsrrklärung für Portlandzement ist am Zahlenangaben vor.
Schlosse dieser No. besonders aufgeführt. Sie fand all- Auf die weiteren Verhandlungen, die sich vorwiegend
gemeine Annahme und es soll ihre Einführung in die auf die Fabrikation bezogen, an dieser Stelle einzugehen,
Normen bei den Regierungen erstrebt werden. müssen wir uns versagen. pr £
Vermischtes.
Eine neue Begriflserklärung für Portlandzement in Ab-
änderung der bisher In den Normen stehenden wurde in
der 37. Getteral -Versammlung des „Vereins Deutscher
Portland-Ccmcnt-Fabrikantcn" am 25. Februar d j. in Berlin
angenommen. Die neue Fassung soll mit Erläuterungen den
Regierungen überreicht werden behufs entsprechender
Armierung der Normen. Die bisherige Fassung lautet:
^Portlandzenient ist ein Produkt, entstanden durch Brennen
einer innigen Mischung von Kalk und tonhaltigen Materialien,
als wesentlichsten Bestandteilen bis zur Sinterung und
darauf folgender Zerkleinerung bis zur .Mehlfeinheit."
Statt dessen soll die Erklärung lauten: „l'orüandzement
ist ein hydraulisches Bindemittel von nicht unter 3,1 spezif.
Gewicht, bezogen auf geglühten Zustand, und mit nicht
weniger als 1,7 Gewiehtsieilen Kalk auf 1 GewichMeil
Kieselsäure f- Tonerde + Eisenoxyd, hervorgegangen aus
einer innigen Mischung der Rohstoffe durch Brennen bis
?4
mindestens zur Sinterung und darauf folgende Zerkleine-
rung bis zur Mehlfeinheit". Man will damit eine schärfere
Unterscheidung von Schlacken- und anderen Mischzemcnlen
erzielen, die weder ein solches spezif. Gewicht erreichen,
noch ein Verhältnis des Kalkes zu den anderen Hydraule-
faktoren von 1,7 aufweisen. Dieses Verhältnis ist Übrigens
auch in der russischen Norm vorgeschrieben. Der Mag-
nesiagehalt kann dabei den Kalk nicht ersetzen. Der Aus-
druck „mindestens" bis zur Sinterung soll eingeführt
werden, weil beim Ringofenbetrich die Zementklinkcr z.T.
bis zum Schmelzen kommen. Diese Produkte sind aber
nicht auszuschließen —
Inhalt; Staumauer io Stampfbeton an der Villa Htnsehtl in KlMfl.
• Aus den Verhandlungen rl«r» „l'eutoehrn IVlu» - Vereins-. — Aua den
Verhandln»:«! de» .Verein« Deuuelier l'ortland . C'tmenl > Fabrikanten *
(Sehliiov — Wirolwhtr».
Verlar der Deutsehen Rameitune. G. m h. H , Berlin. Für die Redaktion
verantwortlich r Du fcUelrn, Berlin. Drurk von Wilh. Ortet, Berlin.
No. 6.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
: MITTEILUNGEN ÜBER =
I
1 ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
L JAHRGANG 1904.
Stützmauer in Stampfbeton an der Villa Henschel in Kassel, pirmw «1 nliiiiuliwpii fi ij)
|ie Mauer, deren Gesamtansicht wir bereits in No. 6
dieses Blattes wiedergegeben haben, ist am Südab-
hange des Weinberges an der Stelle, wo die Frank-
furterslraße in einen liefen Einschnitt in das aus Muschel-
kalk bestehende Gebirge eingreift und zwar nach dem
Entwürfe der Ilm. Aren. Karst & Kanghänel in Kassel
errichtet. Der konstruktive
N°- 7-
Teil des Entwurfes ist von die-
sen Architekten und derA -C.
H. Liebold & Ko. in Holz-
minden bearbeitet, welch'
letzterer auch die Gcsamt-
ausführung oblag. Die Mauer
dient als Abschluß des neuen
Villen-Grundstückes des Fa-
brikbesitzers I Irn.H e n s c he I
hezw. zur Aufhellung und Hc-
grenzung desPlateaus, dessen
Kern aus Kalkfclscn besteht.
Froher standen auf dem
Plateau einfache leichte Ge-
bäude, welche an dieserdurch
die Fernsicht ausgezeichne-
ten Lage — der schonen Aus-
sicht ■ ■ zu Restauration s-
zwecken dienten, und es um-
schlössen Mauern von 6 bis
8 m 1 löhe, über dem Felsen
errichtet, das Gelinde. Diese
Mauern waren aber nicht
standfest und zu sehr von den
Einwirkungen des Frostes ab-
hängig, welche sich durch
Bewegungen in den Mauern
bemerkbar machten. Außer-
dem standen die Mauern im
Anschluß an die Böschungen
auch weit hinter der Straflcn-
flucht zurück und war des-
halb ein Ersatz derselben not-
wendig, besonders weil auf
diese weise auch das in der
Böschung liegende Gelände
für Gartcnzwcckc mit nutz-
bar gemacht werden konnte
Bei der Ausbildung der
Mauer wurde der Kalkfclscn.
scharfer Krümmung seitlich ab, um den Anschluß an eine
rückliegende Futtcrmauer des seitlich inTerrassen absteigen-
den Geländes zu gewinnen, vergl. Abbildg. 2. Die Lange
beträgt in der Richtung der Frankfurterstraße rd. ioo"> und
in der Richtung der Absehwenkung rd. 40 m ; die Mauerhöhe
erreicht unterhalb bis zum Gartenplanum 31 m oberhalb
etwa 13™. Die anschließende
Abbildg. i. Tt-ilaniieht dtr fertigen Mauer
welcher auf halber Höhe der Mauer anstand, unverdeckt
gelassen, um einerseits dem Bergwasser freien Abfluß zu
la<scn und anderseits eine malerische Wirkung zu erhalten.
Aus dieser Anordnung ergab sich für die Gesamtanordnung
der Mauer ein System von Pfeilern, deren Fuß mit Rück-
sicht auf die Frostwirkungen 1,50™ lief unter das Gelände
der Frankfurterstraße hinuntergefohrt worden ist. während
die Pfeiler oberhalb mit Gewölben abgeschlossen und
rückwärts mit Spannmauern verbunden wurden, welche
den Druck der Hinter- und Auffüllung aufzunehmen und
auf die Pfeiler zu Obertragen haben. Durch diese Aus-
bildung hat die Mauer eine sehr ansprechende Anordnung
erhalten, bei welcher sich die Architekturformen aus der
Konstruktion heraus entwickeln. Mit einfachen Mitteln
ist eine monumentale Wirkung erzielt, wie namentlich
unsere Abbildg. 1 erkennen laßt. Die Linienführung ist
schlicht aber wirkungsvoll und Oberall treten die Beton-
massen frei in die Erscheinung, ohne daß dabei die Nach-
ahmung anderer Baustoffe versucht wäre.
Die Mauer schließt sich der Straßenrichtung an, welche
in einer Kurve liegt und schwenkt am unteren Ende in
Scitenniauer, welche sich auf
eine höherliegende Terrasse
aufsetzt, hat noch etwa 8»
Höhe. Die Achsencntfernung
der Pfeiler beträgt 12,50 m
v. M. z. M., ihre Breite un-
ten 3, oben 2 10 und die Tiefe,
den verschiedenen Höhen
und Untersuchung* - Ergeb-
nissen entsprechend 6 -8 ■>.
Aus Standiestigkeits - Rück-
sichten ist die Mauer nach
vorn geböscht und beträgt
die damit verbundene Ein-
ziehung der Mauer bei 17 ■
mittl. Höhe t,8o«. Die Pfei-
ler sind zur weiteren Siche-
rung durch kräftige Anker
mit dem Gebirge verbunden
und außerdem auch im Innern
noch durch passend cinge-
legte Kiscn gegen innere Be-
wegungen armiert.
Bei der Konstruktion der
Mauer(Abb.2u.3),kam esvor
allem darauf an, derselben: sol-
che Abmessungen zu geben,
daß nicht nur ihr Bestand dau-
ernd gesichert war. sondern
daß auch Risse aller Art,
welche einerseits durch Sen-
kungen und durch die Span-
nungen infolge Erddruckes,
anderseits durch Tempera-
tur- Spannungen entstehen
können, dauernd ausge-
schlossen sind. Hicraulist
bei der Gestaltung der Mauer
nach allen Richtungen hin be-
sonders Rücksicht genommen
worden, l'm Rissebildungen vorzubeugen, wurden
die verschicdcncnTcile derMauer, ihren verschiedenen Auf-
gaben entsprechend, durch Fugen von einander getrennt.
Die Pfeiler sind als solche ganz selbständig, mit Fugen
auf beiden Seiten, bis zu den Kämpfern der oberen Ab-
schluß-Gewölbe durchgeführt und haben seillich für die
Spannbögen und Spannmauern und oben für die Gewölbe
Auskragungen erhalten, welche in zentrischer Richtung
verlaufen, damit der Druck der Spannmauern und Ge-
wölbe in normaler Richtung aufgenommen werden kann.
Die Spannbögen und Spannmauern sind erst nach
Herstellung der Pfeiler eingefügt; die Gewölbe sind eisen-
armiert und die Spannmauern sind durch nischenartige
Aussparungen möglichst erleichtert, ohne daß ihre Wider-
standsfähigkeit benachteiligt ist. Die 1 lauptgewölbc spannen
sich zwischen die Auskragungen der Pfeiler und schließen
sich oberhalb im .Stirnmauerwerk an die Pfeiler- Auskra-
gungen mit lotrechten Fugen an, welche in den Ecken
der Pfeilervorlagen verlaufen, sodaß sich auch die Stirn-
mauern bei Temperatur- Spannungen bewegen können,
ohne daß Risse und Sprünge im Mauerkörper entstehen.
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■
36
Die Trennungsfugen sind auch im I>eckgesims und in den
Brustungsmauern durchgeführt, und man kann beobachten,
wie diese Fugen bei Tcmpcraturwcch*cl sich talsachlich
öffnen und schlieüen. Man darf mit Sicherheit erwarten,
daß Risse und Sprünge außer an den absichtlich einge-
legten Fugen sich auch spater nicht zeigen werden.
Die künstlichen Bewegungsfugen sind auch auf die
Gestaltung der oberen Hauptgcwölbc von Einfluß und zwar
sind letztere mit Rücksicht auf die freie Bewegung in den
Fugen, auf der Rückseite über den Spannmauern, unter
Beibehaltung der Scheitelhöhe nicht halbkreisförmig, son-
dern nach einem Stichbogen gestaltet. Die Spannmauern
sind nämlich im Anschluß an die tief in die Hintcrfüllung
eingreifenden Deckengewölbe, unter denen sich die Auf-
füllung dem natürlichen Böschungswinkel entsprechend
ausbreitet und vorn frei zutage tritt, mit Rücksicht auf
den hierdurch abgeschwächten Erddruck berechnet und
nur so weit hochgeführt, als die Hinterfüllung dies fordert,
und darüber mit einem flachen Gewölbe überspannt
Die Anschlußstellen der Spannmauern lehnen sich an
die Pfeiler an, ohne sich mit dem Gewölbe zu verbinden,
sodaß letzteres sich ungehindert nach oben und unten be-
wegen kann. Es fallen auf diese Weise auch alle Span-
nungen fort, welche durch die verschieden gerichteten
Bewegungen der brtr. Bauteile entstehen. Der über den
Spannmauern befindliche Füllboden ist durch Grottensteinc
befestigt und soll dazu dienen, Schlinggewächse aufzu-
nehmen, welche die Mauer in den Nischen beleben werden.
Für Entwässerung der Mauer und Abhaltung der Feuch-
tigkeit ist ausreichend gesorgt. Zu diesem Zwecke sind
sämtliche Rückcnf lachen derselben oberhalb und seillich
mit Asphalt abgedeckt und mit einem mehrmaligen heißen
Tecranstrich gegen eindringende Feuchtigkeit gesichert,
ferner sind unterhalb am Fuße der Spannmauern zwischen
diesen und dem Felsen Gerinne vorgesehen und Ocff-
nungen angelegt, welche das Wasser narh außen ableiten.
Die Mauer ist in allen Teilen aus Ponland- Zement-
beton geeigneter Mischung und sorgsamster Verarbeitung
hergestellt. Der Beton besteht dabei aus Zement von der
Vor wohler Fabrik von F. Planck & Ko. in Hannover
mit Zuschlägen von Fuldakies und Basaltgrus. Es sind
die folgenden Mischungen verwendet: für die Pfeiler, Ge-
wölbe, Spanntnauem und Stirnmauern usw. auf i T. Zement
3 T. Fuldasand und Basaltgrus, 4.5 T. Fuldakics; für die
I lintermaiierung der Gewölbe usw. auf 1 T. Zement, 4 T.
Sand. 6 T. Kies. Es entsprechen diesen Mischungen
Festigkeiten, welche eine mindestens ao fache Sicherheit
aufweisen. Die Druckbeanspruchungen des Betons sind
niedrig gehalten. Sie betragen in max.: bei den Pfeilern
und Spannmauern 8 »z/qcin bei den Gewölben 5,27 k(/qcm.
Die Pressung des felsigen Untergrundes beträgt 7,50 ke,<i"»,
Nach dem Abnehmen der Formen, welche Arbeil erst
nach Vollendung der ganzen Mauer vorgenommen worden
ist, sind sämtliche Sichtllächen von Steinmetzen sauber be-
arbeitet und im Anschluß an die architektonische Gliederung
entweder geflächt oder charriert, gespitzt und bossiert wor-
den. Durch diese Bearbeitung der Mauer sind auch die
störenden Luftrissc, welche sonst dem Beton anhaften und
sein Ansehen beeinträchtigen, zum größten Teil beseitigt.
Das Ansehen der Mauer ähnelt dem Granit sowohl in der
Struktur wie auch in der Färbung und unterscheidet sich
vorteilhaft von Betonarbeiten der gewöhnlichen Art
Die Ausführung der Mauer an der sehr lebhaften
Frankfurter Straße war etwas erschwert, weil der Material-
transporl von oben erfolgen mußte. Mit Rücksicht hier-
auf ist die Mauer sofort nach Beendigung der Ausschach-
tungsarbeiten, deren Schuttmassen zur Vcrfüllung der im
Gebirge vorhandenen Kelleranlagen benutzt werden konn-
ten, gleich von vornherein in der ganzen Höhe eingerüstet
worden und sind auf dem Gerüste selbst die Arbeitsbahnen
verlegt worden, auf welchen der Beton, unmittelbar von
der Mischmaschine kommend, längs der Mauer verteilt und
durch sogen. Lutten nach den Verwendungsstellen abge-
stürzt wurde. Die Arbeit hat sich auf diese Weise ohne
ledc Störung des Straßenverkehrs vollzogen,
Besondere Schwierigkeiten waren mit der Einschalung
der Mauer und der Aufstellung de» I .chrgerüstes verbun-
den. Die Ein»chalung i»t au» gehobelten Bohlen hergestellt;
für Gesimse und Kassetten wurden Gipsformen eingelegt.
Das Hauptgesims und die Brfistungsnuuier mit ihren
Pfeilern und Durchbrechungen sind gleichfalls an Ort und
Stelle aus Beton hergestellt und nachtraglich, ebenso wie
die Skhtflächcn der Mauer, ringsum bearbeitet; nur die
Pfeiler der Pergola sind vorher angefertigt und nachträg-
lich aufgestellt Sie sind im Inneren hohl und durch Eisen
armiert, welche unterhalb im Stirnm.iucrwcrk befestigt
sind, und die Pfeiler und Brüstungen vor Bewegungen aller
Art sichern. Nachträglich sind die Hohlräume der Pfeiler
mit Beton ausgefüllt. —
No. 7.
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Aus den Verhandlungen des „Deutschen Beton-Vereins". isvwuB.)
i n unserer Berichterstattung in No. 6 ist auf -S. 22 ein
| Irrtum *) untergelaufen. Die in Stuttgart ausgeführten
I Untersuchungen mit in Ehingen und Biebrich herge-
stellten Probekörpern sind nicht mit 2 verschiedenenZemcn-
ten und Kiesen, sondern nur mit einem Zement — sogen
Brückenzement aus der Stuttgarter Zement-Fabrik Blau-
beuren — und einem Kies — Donau-Grubenkies — vor-
genommen worden, Ks mußte das ja aurh sein, da es
sich um Verglcichsversuehe über den Einfluß der Ver-
arbeitung handelte. Erst bei den jetzt eingeleiteten neuen
Untersuchungen kommen 2 Zemente und 2 Kicssortcn in
Anwendung.
Von den Vorträgen haben wir bereits in Xo. s einen
kurzen Auszug aus den Mitteilungen des Hrn, Mucser
über amerikanische Eisenbetonbauten wiedergegeben. Aus
einem zweiten Vortrage, den Hr. Dir. Zollner der Firma
Faser mit 30 -35 k« 'icm beansprucht werden, ist senkrecht
zur Faser nur eine Beanspruchung von 10— ia^t;Vm zu-
gelassen, Die Firma hat uns das Bauwerk zur Veröffent-
lichung in Aussicht gestellt, sobald dasselbe vollendet ist.
Weitcrc Beispiele, die Redner anführte, betrafen Silo-
KonMruktioncn (Malzsilo der I.öwrnbraucrci in München),
den Zentral-Schlachthof in Landau, Kirchengewölbe.Scliulen
usw, Von besonderem Interesse waren die weil gespann-
ten Eisenbcton-Gurtbögcn und Wölbungen beim Zcntral-
Bahnhof in Nürnberg und dem Armeemuseum in München.
Letzteres erhält auch eine größere Kuppel in Eisenbeton,
Den Beschluß der angesagten Vortrage bildeten kurze
Mitteilungen des Hrn. Ing. Becher in Berlin über „Paten-
tierte Eisenbctonsäulen System Becher". Es sind
da.« in der Fabrik hergestellte mit Eisen armierte Beton-
säulcn, mit einfachem, zur Auflagerung von Trägern ge-
■ 7.«
Way ß\ Frcvtag in Mün-
chen Uber „Neuere Aus-
führungen im Eisenbe-
tonbau" hielt, hoffen wir
später noch einige ausge-
wählte Beispiele zu bringen.
Die Mitteilungen bezogen
rieh ausschließlich auf Aus-
führungen der eigenen Fir-
ma. Einige derselben sind
bereits in der Zeitschrift
„Beton und Eisen" ver-
öffentlicht, so die Herstel-
lung eines Eisenbahn-Tun-
nels für die bayerische
Staatsbahn bei Wasserburg
mit Eisenbeton • Ausklei-
dung in beweglichem, stark
drückendem Gebirge (Jhrg.
1903 Heft 5 genannter Zeit-
schrift). Die Eisencinlagen
haben hier den doppelten
Zweck, während der Her-
stellung als Lehren der
Schalung und später zur
Versteifung der Betonhülle
zu dienen. Ebenfalls in ge-
nannter Zeitschrift ver-
öffentlicht (1903 Heft 4) ist
ein 20 •» tict abgesenkter
Brunnen von 7 bezw. 8 ™
Durchmesxcrin Eisenbeton-
bau für die Papier-Fabrik
in Pasing bei München.
Ein kühne* Objekt des Eiscnbetonbaues bildet die
Straßenbrücke über die Isar in Grünwald bei München,
die ihrer Vollendung entgegengeht. Sic hat 2 Gewölbe
von je 70 <" Spannweite, die als Drc igele nkbogen ausge-
bildet sind. Die Fahrbahn ruht auf einzelnen Eisenbeton-
stutzen, sodaß die Konstruktion eine sehr leichte wurde.
Das Gewölbe ist bei ungünstigster Belastung mit 35 kr/T»
Druck beansprucht. An die beiden Hauptöffnungen schließen
sich Viadukte in Eisenbeton mit geraden Balken an. Bei
der Konstruktion der Lehrgerüste ist nach den beim Ein-
sturz der Kornelius- Brücke in München gemachten Er-
fahrungen sehr sorgfältig auf die angemessene Belastung
de; Holzes geachtet. Während die Hölzer para lel CUT
■ W ' " i
•) Aul s. aa.
Spähe, aa.
.sMublrin
Umrn'
e/ofW/ G eignetem Kopf, die anstelle
von eisernen Säulen, na-
mentlich wo solche gegen
Feuer geschützt werden
müssen, zu verwenden sind.
Bei mehrstöckigen Bauten
werden sie stumpf aufein-
andergestellt. Erfinder hat
für die Säulen bei verschie-
denen Belastungen und Ge-
schoßhöhen Profil-Tabellen
aufgestellt, sodaß man da-
nach unmittelbar die be-
treffende Stärke auswählen
kann. Nach einem Beispiele
für ein Fabrikgebäude rech-
net er gegenüber der An-
wendung von eisernen Säu-
len wesentliche finanzielle
Vorteileheraus. Hr, Becher
rechnet für seine Konstruk-
tion auf Absatz in solchen
Städten, wo, wie in Berlin,
im Bau hergestellte Eisen-
beton-Stützen bisher nicht
zugelassen sind. (Anmerkung der Redaktion: Hierin
wird durch demnächstige Einführung von Vorschriften
für den Eisenbetonbau hoffentlich bald Wandel ge-
schaffen werden). —
Den Beschluß
nere Mitteilungen
ton und Eisenbeton.
Hr. Prof. Möller in Braunschweig machte Mitteilung
über ein von ihm angewendetes und zum Patent ange-
meldetes Verfahren, die Widerlager gewölbter Brücken
durch mit ihnen verbundene wagrechtc Bclonplattcn, die
durch die darüber hegende Hinterftilluiig belastet wei-
den und einer Verschiebung des ganzen Systems durch
die erzeugte Reibung entgegenwirken , in billiger Weise
nachträglich gegen Gleiten zu verstärken. Die Kosten
dieser Verstärkung sind gering, da die Platte nicht be-
sonders gegründet zu werden braucht.
Hr. Prof. Ramisch in Brt-»luu trug über den Grund-
gedanken einer von ihm angewendeten Methode vor, ge-
krümmte Kisenbetonbalken und Gewölbe auf graphischem
Wege zu berechnen
Stützmauer In Stampfbeton
ler Villa Henschel in
Kassel.
Abbiltfg. 3. Einzelheiten der
Konnimktioncn
der Verhandlungen bildeten klei-
neuere Ausfahrungen in Be-
13. April 1904-
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Hr. Stadtbauinspektor Fried in Barmen legi Zeich-
nungen für eine von ihm vorgeschlagene und ausgeführte
Ergänzung der Koencnschen Röhrcnprcssc durrii einen
die Formänderung aufzeichnenden Apparat vor. der nach
seiner Meinung genauer arbeilet als die unmittelbare Ab-
lesung. Dem widerspricht übrigens Hr, Martens, der
in der niech.-tcchn. Versuchsanstalt die selbstregistrieren-
den Apparate zu solchen Messungen nur benutzt, um durch
Schaltbilder die Vorgange besser zu veranschaulichen.
Maße werden dagegen nur durch unmittelbare Messung
gewonnen, die darin allein zuverlässig seien. Iir, Fried
regt schließlich eine stärkere Heranziehung der stüdt.
Haubeamten zu den Versammlungen und Arbeiten des
Beton -Vereins an und empfiehlt die Bildung eines be-
sonderen Ausschusses für die Frage der Betonröhren.
Hr. Dir. Hoch in Uhingen machte interessante Mit-
teilungen Über einen Bruehversuch mit einem flach ge-
spannten Eisenbetonbogen mit 3 Gelenken in der Zement-
Fabrik Blanbcuren, der außerordentlich scharfen Proben
unterworfen, wiederholt belastet, wieder entlastet, auf die
ursprüngliche Form gebracht und schließlich zum Einsturz
gebracht wurde. Dieser erfolgte durch Ausweichen des
Widerlagers. Die Spannungen waren vorher auf in max.
403 ke;<|coi Druck und 28 k«,i'<i<-™ Zug ermittelt worden. Ein
Ablösen des Eisens vom Beton war auch nach dem Ein-
sturz nicht festzustellen. Das Eisen erwies sich ferner
nach Schluß der durch mehrere Jahre ausgedehnten Proben
als völlig rostfrei. Auf die Einzelheiten einzugehen ver-
bietet uns leider der Kaum.
Hr, Dr, (löslich in Züllchow berichtete über die
Ausführung einer billigen Uferschalung aus Eisenbcton-
Spundpfählcn. die er in Stettin ausgeführt habe als .Schutz
des Odern fers gegen Abbruch. Die 3.5 m langen, 35"" breiten,
8cm starken Eisenbetonbohlen sind in der Längsrichtung
mit 7 in der Mittelachse liegenden Rundeisen von je 5
Vermischtes.
Ucber den ElnfluO nicht hydraulisch wirkender Zu-
schlage zum Zementmörtel auf dessen Festigkeit machte
Hr. R. Dvckerhoff in Amöneburg, auf der 27. Haupt-
Versammlung des „Vereins Deutscher Portland - Cemcnt-
Fabrikanten" interessante Mitteilungen nach eigenen, in
dieser Richtung angestellten Versuchen. Zweck dieser
Versuche war festzustellen, wieweit sich, ohne zu er-
hebliche Einbuße an Festigkeit durch Ersatz eines Teiles
des Portlandzementes im Mörtel durch billige Zuschläge
ein billigerer, für viele Zwecke ausreichender Mörtel her-
stellen läßt. Wir teilen nachstehend, in Tabelle A, die mit
2 verschiedenen Zementen und mit Sandniehl bezw. Kalk-
steinmchl als Zuschlag erzielten Festigkeiten mit. In beiden
Fällen wurden 30% des Portlandzementes durch Zuschläge
Stärke armiert, die in 30"" Absland durch Querdrähte
verbunden sind. Sic wurden liegend eingestampft, am
Kopf gleich mit einem Loch versehen und beim Ein-
rammen durch eine zwischengelegte Holzplatte geschützt.
Der Pfahl kostete 3,20 M , während ein Holzpfahl gleicher
Abmessung 4 5 M. gekostet haben würde. Hr. Kornmerz. -
Rat Töpfer in Stettin berichtet über eine von ihm aus-
geführte Lferschälung, bei welcher der unter Wasser
liegende Teil aus Holz, der Ober Wasser liegende aus
einzelnen aufgesetzten Eisenbeton-Pfählen mit seitlichen
Nuten und wagrecht eingeschobenen, mit gedrehtem Band-
eisen armierten Betonbohlen besteht. Es kam hier auf
besonders billige Ausführung an, da es sich um den Ufer-
schutz eines nur gepachteten Geländes handelte
Hr. Ing. P. Wolle aus Leipzig machte weitere Mitteilung
über seine Beobachtungen des Verputzes in dem Leipziger
Hochbehälter Er findet den früheren Befund bestätigt,
daß der ungeschützte Portlartdzemcntputz durchweg von
dem Kohlcnsäurcgehalt des Wassers angegriffen wurde
und zwar der magere mehr als der fettere, ebenso der
rauhe mehr als der geglättete. Anstriche mit Kauflust
nützten nicht viel, dagegen ergab Sidcrosthcn einen sehr
guten Schutz, sowohl auf den frischen Putz aufgebracht,
wie auf die beschädigten, wieder freigelegten Putzflächen
nachträglich aufgestrichen und zwar selbst bei Aufbringung
auf die nasse Putzfläche. Die hier verwendete Siderosthen-
Lubrosc hatte nurdcnUebelstand, daß sie stellenweise Blasen
bildete; hier war dann der Putz angegriffen. (Von anderer
Seite wurde empfohlen, diese Blasen gleich nach dem An-
strich glatt zu reiben, dann tritt dieser l ebelstand nicht ein, )
Sehr gut hielt sich Putz aus einen Gemisch von Portland- und
Romanzement, am bcstenPulz aus gcglältetcmRomanzcmcnt.
und zwar auch ungeschützt. Hiernach erscheint Romanze-
mentputz, den man zur Sicherheit noch mitSiderosthen strei-
chen kann, als sichcrsterVerputz fürRcinwasser-Behältcr.—
Fr. E.
Tabelle B. Vergleichende Festigkcitsvcrsuchc
mit Zementmörtel 1:4 und solchen mit Trafi- und
Sandmchl-Zusatz
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Tabelle A. Vergleichende Festigkcitsvcrsuchc mit Zementmörtel 1:3 und solchen mit Zuschlägen
von Kalk- bezw. Sandsteinmehl.
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ersetzt, sodaß sich also ein gleiches Verhältnis ergab, wie
es die Eisen-Portlandzemente aufweisen.
In allen Fällen wurde die Norrncnfestigkeit trotz dieser
Beimischungen noch überschritten, und zwar zeigen die
an der Luft erhärteten Proben noch günstigere Ergebnisse,
als die unter Wasser erhärteten Ebenso macht sich der
Einfluß des gemischtkörnigen Sandes auf die Erhöhung
der Festigkeil geltend (vergl. No. 6 S 23).
Im Zusammenhang damil teilte Hr R Dyckerhoff ferner
Versuchs- Ergebnisse aus früherer Zeit mit, bei welchen
mageren Portlamlzcment . Mörteln 1 und 1 :8 Zuschläge
von Sandmehl und Trat) gegeben wurden Es ergaben
sich dabei die in Tabelle B angegebenen Zahlen.
Die an der Luft erhärteten Proben waren zunächst
6 Tage unter Wasser, dann 3 W ochen im Zimmer, dann
im Freien und 4 Wochen vor der Prüfung der Gleich-
mäßigkeit wegen wieder im Zimmer. Die Zuschläge er-
gaben hier in beiden Fällen einen dichteren Mörtel und
dementsprechend höhere Festigkeit. Bei den an der Luft
erhärteten Proben ergibt der Sandmchlzusatz schließlich
noch höhere Festigkeiten als ein Zuschlag von Traß.
Die Zahlen erheben natürlich keinen Anspruch darauf,
als absolute Werte zu gelten, geben aber jedenfalls inter-
essante Aufschlüsse über die Frage der Herstellung billiger
Mörtel aus reinem Portlandzement mit auf der Baustelle
zugesetzten billigen Zuschlägen. —
Inhalt: Staumauer in
AusdfB VrrlianflluPtTn d«-i
*tamiitVictou an drr Villa Hrntchrt in K»Mrl. —
IHnrhn. Brton-Vrrrim* (Schlutt). — VcrmjacblF*.
Vrrlac der 1 >r(i:HC>irn Hanrrttunjr, *» i
»«•ra'i'ii"tllnh l I i-Hi'ii, Hri Im.
l. h. 11
D.n.k
Berlin. KQr die Redaktion
>nn Willi «irevr, Berlin.
No 7.
Digitized by Google
I DEUTSCHE BAUZEITUNG i
I : MITTEILUNGEN ÜBER = 1
| ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU I
H UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT- ti
|j| * * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * * jjj
I. JAHRGANG 1904.
1
nz- 8.
Die Eisenbeton-Konstruktion des neuen Münchener Volkstheaters.
uf dem Grundstück de* ehemaligen Volkstheaters an
der Josef-Spilalstraße, das vor einigen Jahren wegen
seiner Feuergefährlichkeit und seiner ungenügenden
Verkehrssicherheit geschlossen werden mußte, wurde im
vorigen Jahre von Hrn. Bmstr. Gerstenecker unter Leitung
des Aren. Hrn. Carl Titt rieh ein Theater errichtet, welches
anderlicgende Balkone angeordnet, welche ringsumlaufend
unter Vermeidung von Stützen hergestellt werden mußten.
Für die Ausführung dieser kühnen Konstruktionen
wurde seitens der Bauleiter der Eisenbeton gewählt, um
einerseits die Vorteile geringstmöglicher Konstruktions-
hohen, anderntcils aber auch eine höchste Trag- und
dazu bestimmt ist, dem Volke für ein geringes Eintritts- Feuersicherheit zu erreichen. Wie schon erwähnt, wur-
geld gute geistige Genüsse zu bieten. Um die Lebens- den die frei in den Kaum hineinragenden Balkone ohne
fahigkeit des Theaters zu sichern, wurde dasselbe in der Säulenunterstützungcn durchgeführt und zwar derart, daß
Hauptsache als RflckgcbAudc zwi-
schen zwei Vorderhäusern herge-
stellt (vcrgl. den I-agcplan Abb. 1).
Nur eine ganz schmale Front, wel-
che in den Formen des ägineti-
schen Tempels ausgebildet ist,
liegt an der Josef-Spitalstraße und
enthält Vestibül und Kasse, wäh-
rend das Theatergebäude selbst
mit Zuschauerraum und Bühnen-
haus den tiefcnllofraum fast ganz
ausfüllt. Die Abstände von dem
nahe gelegenen Vordergebäude
bedingten eine nur geringe Höhen-
entwicklung des Theaterbaues.der,
ein Parkett und zwei Ränge ent-
haltend, für die einzelnen Ge-
schosse nurdic geringst möglichen
1 löhenmaße verwenden ließ Das
Parkett liegt fast in gleicher F.bene
mit dem Hofgcländc und ermög-
licht dadurch eine rasche Ent-
leerung durch die beiderseitig an-
geordneten Durchfahrten der Vor- Abbildg
l.»K< pUn
derhäuscr. Auch der Bühnen-
boden ist nicht viel höher als der
rückwärtige Parkettboden ange-
ordnet, der letztere jedoch, um
gute Sehlinien zu erzielen, mit
starkem Gefälle gegen die Buhne. Um in dem hergestellten
Theatersaal eine möglichst große Zuschauerschar, wie es ein
Volkstheatcr verlangt, unterbringen zu können, wurden
zwei weit in den Zuschauerraum hineinragende, übercin-
dcsl. Kangesdurcheinen
;en, von einer Bcgrcn-
des Parketts zur ande-
ren gespannten Balken getragen
wurde. Der Balkon des II. Ranges
wird durch diagonal angeordnete
Balken mit 1 1 ,n und dazwischen
normal und parallel zur Gebäude-
achse liegende Ncbenbalken mit
etwa <> m gelragen. Bemerkens-
wert sind hier die außerordentlich
geringen Balkenhöhen, Ober wel-
che die beigegebenen Konstruk-
tion* - Zeichnungen, Abb. 4, Auf-
schluß geben. So hat der vorer-
wähnte Balken des I Ranges mit
12.2™ Spannweite an denAuf lagern
allerdings fast eine I löhe von 1
in der Mitte durfte jedoch, um die
Sehlinie der darunter befindlichen
Stehplaue nicht zu stören, nur
eine Gesamthöhe von 40 rm An-
wendung finden. Diese geringe
und Schritt Höhe erforderte natürlich einen
„ außerordentlichen Bedarf anEisen.
Die Konstruktion der Balkon-
schale, welche die Form einer
nach unten gekehrten Kegelform
hat, bedingte durch den geraden
eine Durchbiegung des Balkens um fast 1.20 m
Balken des oberen Ranges hatten etwas günsti-
ällnisse, doch waren auch dort die Höhcnab-
Trou-
r
Anschnitt
Höhe. Di«
gcre Vcrh
messungen der Balken sehr niedng anzunehmen.
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dem ergaben die bei Uebcrgabe der Eisenbetonarbeiten
an den Bauherrn in Gegenwart der Behörden vorgenom-
menen Belastungsproben ganz überraschend günstige Re-
sultate. Nach Aufbringung der eineinhalbfachen Nutzlast,
6ooke, zeigte der Balken des 1. Ranges mit i2,2m Lange nur
eine Durchbiegung von 1,2 mn>, d. i. ein iooostcl der Spann-
weite. Nach Entfernung der Last ging der Balken in seine
frühere Lage zurück. Auch der obere Balkon wurde
nommen wurde. Der zwischen Konstruktion und Rabitz-
decke frei bleibende Zwischenraum wurde außerdem für
die Abführung der verbrauchten Luft verwendet. Die Kon-
struktion dieser Balkone brachte von selbst die Konzen-
tration der Gcsamtlast auf einzelne Punkte der L'mfassungs-
wände des Thealerraumes mit sich. Da diese konzentrier-
ten Lasten die Tragfähigkeit des Mauerwerkes aberschritten,
anderntcils aber derl Icizungs-Ingenieur für seine Lüftung—
HAipifigbalkf A B.
Schmtta-b
• 4*i -
r
§1?
mehrere Tage der doppeltet) ltrl.i-.nnig ausgesetzt, ohne
daß sich aucB nur die geringsten Veränderungen zeigten.
In dir Schale der Üalkonr wurden zur Itcfcitigunj;
der Stufen Holzdübel mit Nägeln eingelassen. ',l<; L'nter-
seite der Balkone Zeigte das gesamte Net/werk der Bal-
ken und Rippen l'm diene Ktnppfl /u verdecken, aber
auch um die Akustik de* Kaum« •■> .-u erhöhen, wurden
die l'nlcrsichtcn durch K>bSt7!decken verkleidet, für deren
Befestigung scholl wahrend de- l'.rioiueren* Rücksicht ge-
3^
Abbild*;. 4.
Einzelheiten der
Heiken ■ Kontraktionen
de« L Kaufes.
undl Iri/ungs schlote ao
große Querschnitte in
den Mauern verlangte,
daß die Mauerpfeiler
zu sehr geschwächt
waren, so wurde von
der Verwendung von
Mauerwerk als 7htg-
kunstruktion ganz ab-
gesehen und die Last
der Balkonschalen auf
einzelne Eisenbeton-
«äulen («. die Grund-
risse) übertragen.
I )ie Wände des Rau-
mes selbst wurden
sodann als Monierwän-
dc. zumteil auch aus
Kullniauerwcrk herge-
stellt Selbstverständ-
lich wurden %'orgc-
nannte Säulen bis ins
Kellergeschoß hinun-
tergeführt und daselbst
auf Kisenbetonplatten
von entsprechender
Größe gegründet. Da
der Keller zugleich
ak I lekorations-Maga-
ziti verwendet werden
sollte, so wurde in
demselben die ganze
l'nlerstützung des Par-
ketts durch Eisenbe-
tonsäulen hergestellt.
Die so erreichte GroB-
räumigkeit wird sehr
angenehm empfunden
Tn Eisenbeton wur-
den auch alle Horizon-
tal-Konstruktionen. be-
sonders die Decken,
aber auch die Dächer
und Terrassen hergestellt Die dadurch erzielten geringen
Konstruktion-Stärken für die tragende Decke (o.ofl -o,to),
Auffüllung io,o|i und Estrich 10,031 f,lr Linoleum-Belag kam
natürlich der lichten Geschoßhöhe der Räume außerordent-
lich zugute, und eben mi ermöglichte <lie Darhstuhl-Ausfüh-
rung über dem Erfrischungsraum in Ki*enbcton die Anwen-
dung eines, den ganzen 1 'achliohlraum auffüllenden hohen
Tonnengewölbes, Dir tu-» heute gemachten Erfahrungen
..■ 1 1 leraode Um *eit Mitte November v J. in Betrieb), oe-
No. 8.
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Abbildg. S °- 6 Darhaufbau üb«r dem ZiMchauemum. Aunfhhrung der Balkondetkcn.
sonders inbezug auf Akustik, sind
durchaus zufriedenstellende.
Die Berechnung der Decken
und Balken erfolgte im allge-
meinen nach den von Henne-
bique angegebenen Formeln,
wobei jedoch alle Balken als
nicht eingespannt, somit unter
Zugrundelegung der Formeln
PI
--5- bestimmt wurden. Für die
Betonarbeiten konnte zumteil
aus der Baugrube genommenes
Kiesmaterial, nachdem es ge-
waschen war, unter Beimengung
vonQuetschsand verwendet wer-
den. Der Kies wurde durch ein
Gitter von 33 tBm Maschenweite
geworfen. Als Zement fand aus-
schlieft, derjenige vonDy cker-
hoff & Söhne in Mannheim
Verwendung und zwar bei
einem Mischungsverhältnis von
1 Teil Zement, a Teilen Sand
und 3 Teilen Kies.
Erwähnenswert ist noch die
außerordentlich kurze Bauzeit,
in der das Gebäude errichtet
wurde, denn Mitte Mai 1903
wurde der Grundau--hub be-
gonnen, am 10, Juni wurden
die Eisenbetonarbeiten angefan-
gen, Mitte September vollendet
und schon 2 Monate spftter der
Betrieb in dem Theater eröffnet
Wenn auch diese rasche Her-
stellung hauptsachlich ein Ver-
dienst des energischen Baulei-
ters ist, so darf wohl auch be-
hauptet werden, daß die Ver-
wendung des Eisenbetons be-
sonders hierzu beitrug, da der-
selbe neben der raschen Au*-
irocknung des Baues eine In-
angriffnahme der Ausbauarbei-
ten in a 1 1 e n Stockwerken gleich-
zeitig zuließ.
Die Kosten für die Herstel-
lung der Decke schwankten zwi-
schen 8 und 10,5 M., diejenigen
der Balkone zwischen 34 und
35 M. für 1
Die Ausführung der Eisen-
betonarbeiten lag in den Hän-
den des Haugeschäftes Gebr.
Rank in München. — |<
Bestimmungen des preufl. Ministeriums der öffentlichen Arbeiten für die Ausführung von Konstruk-
tionen aus Eisenbeton bei Hochbauten.
[as preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten
hat unter dem 16 April d. |. „Bestimmungen*)
für die Ausführung von Konstruktionen aus
Eisenbeton bei Hochbauten" erlassen. Erfreulicher
Weise decken sich diese Bestimmungen in fast allen wesent-
lichen Punkten mit den „vorläufigen Leitsätzen für
die Vorbereitung, Ausführung und Prüfung von
Eisenbetonbauten", die von einem Ausschusse des
Verbandes deutsch. Arch.- u. Ing.-Vereine in Gemeinschaft
mit dem deutschen Beton -Verein aufgestellt und in So. 4
d. Ztg. zum Abdruck gebracht worden sind. Die Fassung
ist naturgemäß eine etwas andere, da es sich in dem
einen Kalle um eine allgemeine Anleitung, im anderen
um bestimmte baupolizeiliche Vorschriften handelt. Es
sind infolgedessen in den Allgemeinen Vorschriften,
welche den ersten Teil der neuen Bestimmungen bilden
und sich in: Prüfung, Ausführung und Abnahme
?;liedem, etwas eingehendere Vorschriften für die Aus-
ührung gegeben, von einschneidender Bedeutung ist
dabei übrigens die Bestimmung, daß mit der Herstellung
von Wanden und Pfeilern in mehrgeschossigen Gebäuden
erst nach Abnahme des darunter liegenden Geschosses
fortgefahren werden darf. Bezüglich der Probebelastun-
gen weichen die Bestimmungen von den Leitsätzen etwas
ab. Für einen aus dem Deckenfeld herausgelösten Streifen
werden bei gleichmaßiger Vollast (also wohl auch für ein
ganzes Deckenfeld?) vorgeschrieben g-\ ap für die Auf-
•) Vtffaf vun Wilhelm Km« * Sohn in Merlin W. 66. Pr. 60 Ft.
11 Mai 1904.
last (Eigengewicht )- doppelte Nutzlast), für einen nicht
herausgetrennten Streifen, also für teilweise Belastung
eines Deckenfeldes, allgemein 1,50 3 p.
Den a. Teil der Bestimmungen bilden Leitsätze für
die statische Berechnung, welche für die Ermittelung
der äußeren und inneren Kräfte auf denselben Grund-
lagen fußen, wie die Verbandsleitsatze. Auch hier wird
der Elastizitätsmodul Kf des Eisens gleich dem 15 fachen
Elast.-Modul des Betons Kt gesetzt, die Dehnung der Faser
bei Biegung proportional der Entfernung von der Nullinie
angenommen, dem Eisen die Aufnahme der gesamten Zug-
spannung zugewiesen. Die Eiseneinlagcn sind möglichst
so zu gestalten , daß die Verschiebung gegen den Beton
schon durch ihre Form verhindert wircT Soweit dies nicht
geschieht, ist die Haftspannung rechnerisch nachzu-
weisen. Letztere darf die zulassige Schubspannung
nicht überschreiten, welche auf 4,5** ifl» festgelegt wird.
(Bei entsprechend höherer nachgewiesener Schubfestigkeit
darf die Beanspruchung bis >/j derselben gehen 1. Bei
Stützen soll die Berechnung auf Knicken erfolgen, und
zwar mit der Eulcr'sehcn Formel, wenn die Höhe über
das 18 fache der kleinsten Quersclinittsabmcssung hinaus-
geht Die Querverbände, welche ein Ausknicken der
Eisenstabe verhindern sollen, dürfen höchstens in einer
Entfernung gleich dem 30 fachen des Eisenstab • Durch-
messers eingelegt werden.
Die Druckspannung des Betons bei Biegung
soll V'j der Bruchfestigkeit des Betons, (die auf Verlangen
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durch besondere Proben nachzuweisen ist) die Zug- und rücksichtigen. Die wirklich vorhandene Eigen- und Nutz-
Druckspannung de«. Eisens iaoo kcyqcm nicht über- last ist je nach dem Grade der Erschütterung auf das
schreiten. In Stützen darf der Beton nicht höher als i'/j bis 2 fache bei der Berechnung zu steigern,
mit Vjn der Bruchfestigkeit belastet werden. Bei den Mit der Einführung dieser Vorschriften dürfte dem
au/ Biegung beanspruchten Bauteilen sind bei den Eisenbetonbau in Preußen auch im Hochbau sich bald
Bclastungswertcn die Erschütterungen der Nutzlast zu be- ein weiteres Anwendungsgebiet eröffnen. —
Vermischtes.
mit gutem Erfolge in die
Auf Holzpfahle aufgepfropfte Eisenbetonpfahle sind eine
Neuerung, die nach Versuchen des kgl. Hofzimmcrmstr.
Th. Möbus in Berlin sich bald
Praxis einbürgern dürften. Die
Anwendung von Eisenbeton-
Pfählen, sowohl in Gestalt tra-
gender Rostpfähle, wie in Form
von .Spundpfählen ist ia nichts
Neues mehr. Sie haben sich
für viele Falle als ein unschätz-
bares Hülfsmittel erwiesen, wo
I lolzkonstruktionen — sei es
des tiefen Grundwasserstandes
wegen, sei es mit Rücksicht
auf den Angriff des Bohrwurms
im Sccwasscr- versagen. Bei
Uferschutz bauten, Leitwerken,
Landungsstegen usw. werden
sie daher ihr besonderes Ab-
satzgebiet finden. Auch zur
(iründung von Hochbauten bei
tiefliegendem Grundwasser-
standc, wo man sonst tiefliegen-
den Pfahlrost mit erheblichen
Ausschachtungsarbeiten hätte
anwenden müssen, ist diese
Gründungsweise mit Erfolg
angewendet worden. (Vergl
DLsch. Bztg 1902 S. 582 u 647.»
In vielen Fällen werdensich
jedoch die Kosten der in ganzer
Länge in Eisenbeton herge-
stellten Pfähle so hoch stellen,
daß diese mit anderen Grün-
dungsarten nicht mehr in Wett-
bewerb treten können. In die-
sem Falle wird man sich aber
mit Vorteil der zusammenge-
setzten Pfähle bedienen kön-
nen, die wir in der beistehen-
den Abbildung in 2 verschie-
denen Ausfohrungsarten (beide
durch Muster geschützt) wie-
dergeben, bei denender untere,
längere Teil, der sich unter
Grundwasser berindet, ein
llolzpfahl ist, auf welchen sich
dann ein kurzer Eisenbeton-
ufahl stumpf, oder mit hohlem
Ende Obcrgcschobcn, aufsetzt.
Die erstere Form ist die
einfachere und gestattet eine
sehr sichere Verbindung des
aufgepfropften Pfahlende* mit
dem Hol/pfahl, wenn man in
ersterem etwa L. - Eisen als
Längsarmierung einlegt. Der
l'fahlkopf wird dabei mit einem
festen, 10 rm hohen Ei<cnring
gegen Aufplatzen geschützt und
zwischen Beton und Holz, um
ein Einpressen zu verhindern,
noch eine 1 ">n> starke Blech-
platte eingelegt. Man könnte
4Hfc*
-<C/J
A-B
C-D
E-r
hiergegen einwenden, daß das Eisen, welches die beiden
Pfahlenden mit einander verbindet, freiliegt und demnach
allmählich abrosten wird, sodaß dann der Pfahl nur noch
stumpf aufsteht. Das gilt aber ebenso für einen aufge-
pfropften Holzpfahl. Im übrigen wird das Wegrosten de«
Eisens so langkam vor sich gehen, daß inzwischen alle
Bewegungen im Bauwerk unter gewöhnlichen Verhält-
nissen aufgehört haben, sodaß also Querkräfte auf die
Verbindungsstelle nicht mehr wirken. Im übrigen wird
es auch möglich sein, in vielen Fällen eine Umhüllung
der Verbindungsstelle mit Drahtgewebe und Zementmörtel
auszuführen. Allen Einwänden nach dieser Richtung be-
gegnet aber der in der Abbildung ebenfalls dargestellte
Pfahl mit hohlem Ende, der Ober den genau bearbeiteten
Pfahlkopf übergeschoben und dann noch mit Schrauben-
bolzen befestigt wird. Der geringe Spielraum zwischen
Holz- und Eisenbeton pfähl wird durch Zement ausgegossen.
Die nach jcdcrRichtung befriedigenden Rammversuche
sind in verschiedener Weise ausgeführt worden. Zunächst
wurden auf 2 Stück 16™ lange bereits fest eingerammte
Pfähle je 2 •» lange Eisenbetonpfähle stumpf aufgestampft.
Die Rundeisen der Armierung wurden am Holzpfahl noch
1 ■ tief herabgeführt und mit kräftigen Krammcn und
Nägeln befestigt. Die Pfähle wurden nach 4 wöchent-
licher Erhärtungsdauer — in welche Zeit noch 14 Tage
Frost fielen — mit einen 1,5 ' schweren Bär vollständig
herunter gerammt, wobei sich keinerlei Schäden der Be-
tonpfähle ergaben. In einem dritten Falle wurde an einen
18 ■ langen llolzpfahl in liegender Stellung ein 2 m langer
mit L-Eiscn armierter Pfahl angestampft und der Pfahl nach
4 wöchentlicher Erhärtung imganzen unter die Ramme
gebracht und in voller Länge eingerammt. Die danach
freigelegte Aufzapfstelle zeigte sich tadellos. Schließlich
wurde auf einen 20 m langen Pfahl ein 3» langer vorher
fertiggestellter Eisenbetonpfahl mit hohlem Ende (1™ tief,
30"" Durchm.) Obergeschoben. DerPfahl wurde absichtlich
unter besonders ungünstigen Umständen eingerammt, in-
dem er an der Ramme schlecht geführt wurde, sodaß er
»ich schief stellte und der Pfahlkopf infolgedessen Kantcn-
schläge erhielt Der Kopf wurde dabei so verletzt, daß
er etwa 30"» abgemeißelt werden mußte. Trotzdem ließ
sich der Pfahl darnach vollständig einrammen, und die
wiederum freigelegte Vcrbindungstellc erwies sich trotz
der nur 6«n starken Wangen der Ueberschiebhülse als
völlig gut erhalten.
Diese verschiedenen Proben zeigen die Verwendungs-
fähigkeit solcher kombinierten Holz -Eisenbetonpfähle für
verschiedene Zwecke. Es lassen sich einerseits fertig
hergestellte derartige Pfähle für Gründungen, Brückcn-
jochc, I.andungsstcgc usw. anwenden, es ist aber auch
möglich, die Eisenbetonpfähle nachträglich auf vorher ein-
gerammte Holzpfähle aufzustampfen, was also namentlich
bei Reparaturen zerstörter Holzkonstruktionen bezw. bei
der Notwendigkeit nachträglicher tieferer Gründung in-
frage kommen kann. — Fr. ET
Stützmauer Villa Hensche! in Kassel (vergl. No. 7). Die
Kosten dieser Mauer haben ohne die Kcllcrausmauerungen
usw. und ohne Pergola nebst Brüstung rd. 196350 M., d. i.
1400—1500 M. für 1 lfd ■», betragen. —
Inhalt: Di» F.isrubctiin . Kon»
Üieatcr*. — Bestimmungen de* j.rrua
(ni dir Autfuhtunr von K«>a«liuktiu
Vermischte». — Bekanntmachung de
uktion drs uru. n Meinchrorr Volka-
Müustchum« der nlfr-tiükhen Ajbeitrn
c» aus Kivnbeton bei Hochbauten. —
Deutschen Betoii-Vcreirts, —
Verlag der Deutschen Bauleitung, G. m. b. H.. Berlin, Ftlr dl« Redaktion
" F. Klaeleu. Berlin. Dnick von Wilh. Gr eye, ~
An die Mitglieder des Deutschen Beton- Vereins!
Hr. Dr. Ing. Fritz von Empcrger in Wien 1, Kärntnerring 14, teilt mir mit, daß er von der den
Internationalen Ingenieur- Kongreß in St Louis 1904 leitenden American Societv of Civil Enginecrs den
Auftrag erhalten habe, das Referat für Europa fOr Gruppe 18: Beton- und Eisenbetonbau, zu übernehmen
und bittet Hr. von Empcrger hierfür um Ucberlassung von Zeichnungen, Photographien, Prospekten und
Monographien über ausgeführte Beton- und Eisenbetonbauten.
Im Auftrage des Vorstandes gebe ich dies hiermit den Vcreinsniitglieilem mit dem Ersuchen be-
kannt, Mitteilungen, Zeichnungen usw., welche dieselben Hrn. von Empcrger zu dem genannten Zweck
überlassen wollen, unmittelbar an denselben unter obiger Adresse einsenden zu wollen.
Biebrich, den 3. Mai 1904.
Der Vorsitzende des Deutschen Beton-Vereins (E.V.): Eugen Dyckerhoff.
3* No. 8.
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1 DEUTSCHE BAUZEITUNG B
MITTEILUNGEN ÜBER
1 ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
I. JAHRGANG 1904.
Bruchprobe einer Hennebique - Brücke.
VortriK, gehalten »Sich«. Ingenieur- und Architekten- Verein* iu Dr enden vom ReR-Bauftir. Gehler.
N2: 9.
jm ao. Okt. igo.-) wurde in der „Deutschen Städte-
Ausstellung" zu Dresden eine 10 "> weit gespannte
Hennebique - Balken - Brücke der Firma Johann
Odorico in Dresden, Inhaber Ing. Wurtmann, bis zum
Bruche belastet, wobei zahlreiche Messungen vorgenom-
men wurden, die sich nach Angaben des „Bruckenbau-
Bureaus der kgl. sächs. Staatscisenbahnen" auch auf die
Bewegungen der Widerlager erstreckten.* > Es wird von
Interesse sein, das Wesentliche der Versuchsergebnisse
hier mitzuteilen. Da-
zu ist erforderlich, zu-
nächst Angaben aber
Gestalt und Aus-
führung des Bau-
werkes vorauszu-
schicken.
Eine 10 cm starke
Platte mit Unterzügen
(vergl. Abb. t | berech-
net für eine Nutzlast
von 400 ks/q", war mit
vier 2,90 m hohen .
quadratischen Säulen
Hurch eingreifende
Eisen fest verbunden.
Die als Druckgurt stö-
rende Betonbrüstung,
sowiedieaufdicBrücke
führende freitragende
Die BrOcke wählend dci Bruch versuch».
mitte die Durchbiegungen J und zwar der beiden Unter-
zöge bei H u. C, sowie der Plattenmitte bei .1, s. Abbildg. t,
mit Durchbiegungs • Zeichnern ; a. die Eisenspannun-
gen af durch zwei an den Kundeisen der beiden Unter-
züge befestigte Fränkcl-Lcuner'sehe Dchnungs-Zcichncr.
Da bei diesem „schwacharTniertcn" Objekt der Bruch in
der Zugzone zu erwarten war, erschien es erwünscht,
die Eisenspannungen unmittelbar zu messen Durch Frei-
legen der Kundeisen bei c, c, s. Abbildgn. 1 u. a, auf nur
1a cm und aU cm Lange
änderte sich zwar die
Spannungs- Verteilung
an diesen verletzten
Stellen, es ist aber
wohl anzunehmen, dafl
«lies ohnewesentlichen
Einfluß auf das Ver-
halten des Bauwerkes
unddieMc6crgehnissc
geblieben ist. Endlich
wurden 3. die Säu-
lenbewcgungen ge-
messen und zwar: Nei-
gung, wagrechte und
senkrechte, Verschie-
bung der Säulenköpfe,
Ausbiegung der Nuu-
lenmitten und Setzen
des Bauwerkes (mit
Abbilde, a.
- 1 »-<<>-«
j> w -
: :
Abbilde. 1.
Treppe wurden vor «Irr Ausführung «Irr Brurhprobe abgc-
stemmt, sndaQ ein einfacher Versuchskörper entstand. Das
Mischungsverhältnis de» Betons war : Raum-Teil Zement;
iR.-T Kiessand (1 bis 20 mm Korngröße»; 1 R.-T. Syenit-
Feinschlag aus dem Plaucn'schcn Grunde lao bis 30 """i.
Der bei der Ausführung verwendete Wasscrzusatz betrug
'•f0/» Jeder der drei statisch eiiiheitlirh wirkenden Teile
(die vier Sauten, die beiden Unterzöge und die Platte) wurde
in einer Tagesleistung ohne Untemrechung hergestellt.
Die Versuchs-Anordnung war folgende: Um die
Kosten zu vermindern, wählte man Roheisen als Belastungs-
material und „Einzellast in der Mitte". Die I-astträgcr a. a,
s. Abbild.; j, konnten durch einen besonders gelagerten
Trager 6 abgefangen und zur Knt- und Wicderbclastung
angehohen werden (icmessrn wurden: 1 in det li.dken-
•> Da» ausfnhrllrhc Ver»u<h»malr*rill wird in rlitrm drr iiH.l.strn
Hede vun .Betun und Limd* (Wim) verol'enthVht werden.
A
• — »
1
1
n m
Präzisions-Libellen, Dehnungs/eiehnern und Nonien-Apna-
raten I. Belastet wurde nach einer einmaligen Entlastung bei
5 ■ bis zum Bruche bei 35 dies entspricht dem rd. 6 fachen
der Nutzlast von 4O0ks/(tm. Die Risse begannen in Punkt
J/u 8 bei 31 > aufzutreten ; Druckfaltcn im Beton waren nicht
zu bemerken; feine Haarrisse hatten sieh schon bei 13« und
einer Eisenspannung von rd. 700 vm gezeigt. Ein bei Be-
ginn des Versuches vorhandener 0,5 »■» breiter Kiü im öst-
lichen l'ntcrzuge bei fi, dessen Ursache nicht bestimmt fest-
gestellt werden konnte, veränderte sich während des ganzen
Versuches nicht, wodurch bestätigt würde, daß Anfangs-
risse die Tragfähigkeit des Bauwerkes nicht unbedingt
beeinflussen müssen. Probekörper, die beim Abbruch
aus den Säulen und Unterzügen herausgearbeitet wurden,
ergaben nach 190 Tagen trotz der Gefügclockerung noch
eine Druckfestigkeit von 170 bis 190 kf- ".•■"» und die Rund-
eisen eine Zugfestigkeit von 4300 'e/i«™.
33
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Von den Versuchsergebnissen seien nur die bei-
den wesentlichsten hier erwähnt:
i. Das von Dr. von Empergcr in Wien aufgestellte*)
einfache Gesetz für die Durchbiegungen und Eisen-
spannungen hat sich bestätigt. Dieses lautet: Jede der
beiden Kurven laßt «ich durch 3 Grade ersetzen, wclchcßSta-
diendcrSpannungcn<bcs.derZugspannungenl kennzeichnen.
Schon wahrend des Versuches wurde festgestellt, daß die
im voraus berechnete Durchbiegungs-Kurve, welche durch
die Neigtingen lang «t und tang sowie den Achsen-
Schnittpunkt bis zum Eintritt der Bruch-Erscheinungen
bestimmt ist, vergj. Abbildg. 3, mit den Beobachtungen
hinreichend übereinstimmte. Dies auffallend einfache Ge-
setz könnte man, unter Zugrundelegung der von Dr. von
Emperger angenommenen Durchbiegungsformel J= C
wohl so deuten: Obwohl der Elastizitäts-Modul des Betons
ein vom Baustoff abhangiger Wert, sowie Jf, das Träg-
heitsmoment des ideellen Querschnittes, sich mit der Be-
der Nord-Ost-Säule. Dies führt zum Bruch bei M und
(Abbildg. 2). Der Beginn des Einflusses der Säulcnbc-
wegungen auf die Decke (bei 31 <► zeigt sich deutlich im
Knickpunkt K der «,-Kurve, Abbildg. 3c, von dem aus die
Eisenspannung rasch auf rd. 2500 ^r^m wachst, der Flicß-
grenze des Eisens, bei der der Bruch eintrat. Vor allem
die Messung der Säulenbewegungcn geben Aufschluß über
diese Ursache des Bruches.
b) Die Säulenbewegungen trüben das reine Gesetz
der Durchbiegungen, indem sie (besonders infolge des
allmählichen Aufhebens der Einspannung und des Setzens!
den Linienzug der 3 Geraden zu einer Kurve ausrunden.
c) Ihre Messung liefert einen Beitrag zur Beurteilung
unserer Rechnungsweisen. Sie vermag Aufschluß zu
geben Ober die Wirkung von Säulen, welche mit der
Decke fest verbunden sind, und zur Klärung der Fragen
beizutragen, wieweil hier noch die Berechnung eine« nur
gebogenen Balkens zutrifft oder ob schon die Mitwirkung
von Längskräften ähnlich, wie beim Gewölbe anzunehmen
j.r ,. < ~-
OK
-mr—-t-
- — t V
iL
11 SraBiu m
[E .Jt), die „Steifigkeits-Ziffer" des Bauwerkes für ein
und dasselbe Stadium ein Festwert bleiben, damit, wie
die Versuche Ichren, tang« - — C. „ T ■., konstant
V
ist Jedes Stadium wäre also durch eine sich mit der Be-
lastung nicht ändernde „Steifigkeit des Bauwerkes" ge-
kennzeichnet.
3. S;l ulen- Bewegungen, a) Sie beeinflussenden
Eintritt des Bruches, wie aus den 4 Zuständen, s Abb 4,
hervorgeht, Bei (j o bis 13» schiebt der noch steife
Balken die Säulenkopfe fast nur wagrecht der abgeschnitte-
nen Treppe zu. Bis Q 23 t wirkt infolge der Haarrisse
der Balken mehr als Kette und dreht die Kopfe nach
innen, wobei die Nord -Säulen stark waerecht gezogen
werden und durch die exzentrische Belastung die Nord-
Ost Säulc in den Buden gedrückt wird. Bis y = 31 « be-
wirkt die exzentrische Belastung und Verdrehung ein
starkes Setzen der Nord l Kt-Säule. Bis V 35' uber-
tragt sich die Senkung auf die benachbarte Nord-West-
Säule und damit auf die Decke unter starker Ausbiegung
"•^ uo
; .- ''Vlriic«-"
') Sitl.e ..Vruere
und Hiu.Tiif, ILTrll, Wim
Der Wert von Versuchen an Bauwerken zeigte
sich auch hier. Sie sind notwendig neben den Labo-
ratoriums-Versuchen, bei denen wir einen Idcalfall, z. B.
für die Lagerung, konstruieren und alle störenden Ein-
flüsse fernhalten, damit das reine Gesetz zu erkennen ist
An unseren Bauweiken gilt es vor allem zu studieren,
wie in der Wirklichkeit die Kräfte ihren Weg zur Erde
suchen, unbekümmert um unsere Annahmen und Theorien.
Den Laboratoriums- Versuchen danken wir die „Elemente",
in die wir unsere Beobachtungen an Bauwerken, wie bei
einer chemischen Analyse, zerlegen können. Haben wir
erst diese Elemente erkannt und der Natur abgelauscht,
wie sie in ihrer „Verbindung" wirken, so vermögen wir
dann auch synthetisch Bausystcmc zu konstruieren, die
unserem Ziel, mit einem .Mindestaufwand von Baustoff
die Kräfte zu beherrschen, immer näher kommen. —
Dresden, April 1904 Gehler.
34
No. 9.
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13) *.=
Beitrag zur
Von Dipl.-Ing. S. Sor in NcMl.dt «. H.
|n den kürzlich erschienenen „Vorläufigen Leitsätzen Mit Hilfe der
für Eisenbetonbauten* sind bezüglich der bei der folgende
Prüfung anzuwendenden Berechnungsweise die Falle
eines einfach- und doppeltarmiertcn Plattcnbalkcns unter
Berücksichtigung der Druckspannungen im Steg nicht be-
sprochen worden.
Wir wollen nun diese zwei Falle, die nutzbar ge-
macht werden können, namentlich bei Plattenbalken mit
verhältnismäßig hohen Stegen, hier näher
behandeln. Zu gleicher Zeit soll darauf , Jt ^dj
hingewiesen werden, wie die abgcleite- T^~^l
ten Formeln für den doppeltarmierten
Plauenbalken als allgemeine Formeln
betrachtet werden können für alle an-
deren in den Leitsätzen unter .Einfache
Biegung" besprochenen Fälle.
Es sollen in einem Plattenbalken
mit doppelter Eiseneinlage (vergl. nebenstehende Abbil-
dung), der ein Biegungsmoment M aufzunehmen hat,
die Zugspannung der unteren Eiseneinlage »
die Druckspannung des Betons cti und
die Druckspannung der oberen Eiscneinlagc «r,
bestimmt werden.
Zu diesem Zwecke braucht man zunächst den Ab-
stand x vom oberen Plattenrand und den Abstand y vom
Druckmittelpunkt zur Ncutralachse zu bestimmen.
x ergibt sich aus der Gleichung
zKwu o,
«u den Inhalt eines Flächenelcmcntes mit dem Ab-
u von der Ncutralachse bezeichnet und R den
den:' ^
i. Rechteckiger Querschnitt. Platten,
a. Mit einfacher Eiseneinlage. b^ = b \ F't = o,
Die Ausdrücke (i) bis (5) werden
(1) 6a*-f an F,x — an F, A = o,
""'.(*-;)' nih~x)
Eliminiert man n zwischen dieser Gleichung und (1),
so ergibt sich
2Jf
(4)
'(»-*)
Elastizitätsmodul des Materials im Flächenclcmcnte t»> f - , ■ F
2 ist auf alle w des Querschnittes zu erstrecken. 6 : 2 ' .
15)
b. Mit doppelter Eisencinlage. 6^-6.
Somit
« S — Ii'
(31, 14) und (5) bleiben unter der allgemeinen Form.
Denn es ist
2 Hör. — Zu»« ^ o <« = Spannung in «>)
un{j ja « _ Eine Elimination von y und «, zwischen (a), (3) und (4)
E m "' kann o6 unter der in den Leitsätzen befindlichen Form
wo m denselben Wen hat für alle u» des Querschnittes, crgcD<.n. Wjr glauben aber, daß mit Einführung von y
lolgt ZmEmu o, oder sEau o. die Berechnung erleichtert wird.
In unserem Falle ist
I £u»m [/j«f(x ^)-\-^(t d) * ~~ * j Kk 1 2 T-'örmiger Querschnitt. Plattcnbalken.
Für x < d sind die unter 1 a gegebenen Formeln giltig
Für x > </ sind 4 Fälle zu unterscheiden.
a. Mit einfacher Eisencinlage unter Vernachlässigung der
Druckspannungen im Steg. b0 - o; F,= o.
Mit diesen Werten werden (1)
bis (5): » h
Ist x berechnet, so erhält man y mit Hilfe der Mo- . = anh F- + hd* CZJ*?FZZZ3
mentcngleichung aller Druckkräfte inbezug auf die Neu- * ' x a(n F 4-bd\'
tralachse.
oder mit
*')£,— F,(h— x)E,
n und nach einiger Umformung:
(1) i,oJI'. + a[d{b-tt) + n(F,\F,))x
[dHt>-bo) + 3niF,.k + FtK-)} - o.
Es ist nämlich
Nach
<* 1 *
,3' - a + 6<a,--»'
(3) und (4) unter den allgemeinen
Formen,
(5) «,. = a
TT«
der Werte
u
x— rf
o = «i, . und
* x
3
(Abstand des
b. Mit doppelter Eiseneinlage unter Vernachlässigung der
Druckspannungen im Steg. Aj, — . o.
Es ist somit
(0 * =
Schwerpunktes des Drucktrapezes von der Neutralachse)
und mit Rücksicht auf die Beziehung
(2) y
2
a [«(*•, + FJ + bd]
trf(3JS-3dx-f d»)4-3.
F\j*
«» • (x - V)
bekommt man schließlich
3 6rf(a*~rf)-f a.^*' -.— —
n x — A
(3), (4) und (5) unter den allgemeinen Formen.
(a\ «=a W + I"H3' 3dx + d )+3- c Mit einfacher Eiseneinlage unter BcrückMchtigung der
1 ' * 3 " y< Druckspannungen im Steg F' o.
b0(x~d)*+bd(a*-d) + a — t—.^Lp. Somit
Sind x undy berechnet, so folgen in bekannter'weise (0 ^» + a [rf '«» l-n/.l^-l^-^+a««/.*]"^
(3)
(4)
(5)
8. Juni 1904.
F,(k-x + y) '
n{h—j)
o^ix-H')
A-»
a A0(x -rfi»-)-A,f(3x»-3rfx :-rf»)
' 3' " i>* + *«J(ax-rf)
und (4) wie allgemein,
- o.
d. Mit doppelter Eisencinlage unter Berücksichtigung der
Druckspannungen im Steg.
Der am Anfang allgemein behandelte Fall.
35
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Vermischtes.
Neue Form für Betonstufen. Progresso - Patent. Der
Firma Kran/ Heuer in Kottbu- ist für die Herstellung
von Betonstufen eine neue, auseinander nehmbarc Form
patentiert, die vor den bisherigen Formen mancherlei
Vorteile bietet Diese bestehen in der genauen Einstellung
der Form auf die verlangten Maße, in der leichten Aus-
einandernehmbarkeit, welche es gestattet, die Seitenteile
der Form sofort nach dem Einstampfen abzunehmen, so-
daß man diese Teile — namentlich also nur das dem Stufen-
querschnitt entsprechend profilierte Seitenteil in a Exem-
plaren braucht, besonders aber darin, daß die Stufen
(entgegen dem alten Verfahren) mit der Lauffläche nach
oben in die Form gestampft werden. Diese Oberfläche
erhalt daher die Stampfstoßc in erster Linie und laßt sich
dadurch besonders dicht und fest herstellen. Die Stufen
brauchen ferner nicht in noch frischem Zustande gekippt
zu werden, um sie aus der Form zu nehmen, sondern
Abbilde- 3.
können auf der Unterlage ruhig i— 2 Tage liegen bleiben.
Durch Einlegen von Gipsformen auf die Unterlage kann
man leicht die Unterseite der Stufen entsprechend ver-
zieren, während anderseits die Herstellung besonderer
Stufenbelage durch Aufstampfen gröberer Schichten, die
unt. Umst. noch später geschliffen werden, ebenfalls er-
leichtertwird. Besonders billig lassen sich Betonstufen ohne
Profil mit Dübeln für Holzauflagen herstellen. Erfinder
gibt an, daß während nach dem alten Verfahren a Arbeiter
bei lostQndiger Arbeil mit einer Form 8 Stufen im Durch-
schnitt täglich fertig stellen, bei seiner neuen Form 15 Stu-
fen regelmäßig zu leisten seien. Abb. 1 zeigt die Form im
Schnitt, Abb. 2 für eine dreieckige Stufe aufgeklappt, Abb. 3
schließlich die Form für eine Stufe, mit rechteckigem Kopf
für die Einmaurung, mit abgenommenem Vorderteil. —
Gegen die neuen Bestimmungen des preuQ. Ministeriums
der öffentlichen Arbeiten für die Ausführung von Konstruk-
tionen aus Elsenbeton bei Hochbauten, über die wir in No. 8
S. 3t kurz berichteten, werden aus dem Kreise der betr.
Industrie in einigen Punkten Bedenken erhoben. In erster
Linie wird der <} 9 als ein solcher bezeichnet, der ge-
eignet erscheine, den Eisenbetonbau zu schadigen. Wir
hatten schon hervorgehoben, daß die Bestimmung dieses
Paragraphen: es dürfe bei der Herstellung von Pfeilern
3°
und Wanden in mehrgeschossigen Gebäuden mit der Aus-
fahrung dieser Bauteile in den höheren Geschossen erst
nach Abnahme der darunter liegenden Geschosse begonnen
werden, eine sehr einschneidende sei. Es wird befürch-
tet, daß die Handhabung dieser Bestimmung unt Umst
fast einem Verbot der Anwendung des Eisenbetonbaues
gleichkommen könne, da die bei größeren Bauten fast
immer sehr kurz bemessenen Hcrstcllungsfristcn einen
solchen Aufschub nicht duldeten.
Für bedenklich wird auch die Fassung der Bestimmung
§ 13. 4 bezüglich der Probelastung auf herausgeschnitte-
nen Deckenstreifen erachtet, da durch ein derartiges Ver-
fahren, z. B. bei Plattenbalken, der Zusammenhang der
Konstruktion zerstört wird.
Während die Festsetzung der zulässigen Eisenspannung
auf laoo**"/0.0» angenehm empfunden wird, erscheint da-
gegen die Normierung der Haftfestigkeit auf nur 4,5 k»/«ic»
als sehr niedrig, namentlich im Zusammenhang mit der
ohnehin vorsichtigen Berechnungsweise und insbesondere
wieder für Plattenbalkcn. Der Ausschuß des deutschen
Beton-Vereins und des Verbandes deutscher Arch- und
Ing.- Vereine hatte bei seinen Leitsätzen anfangs sogar bis
,oU- <r m für die Haftfestigkeit gehen wollen, hat diese
dann aber, um etwaigen Einsprüchen vorweg zu begegnen,
auf 7^k«j«if» herabgesetzt —
Ueber die Adhäsionsspannung zwischen Beton und Eisen.
Man durchschneide eine Platte in zwei Querschnitte, welche
den unendlich kleinen Abstand dx von einander haben.
Es sind dann die Mittelkräfte aus den Zug- und Druck-
spannkrfiflcn einander gleich, jedoch unendlich klein und
wir nennen jede d K und ihren Abstand a. Da die beiden
Querkräfte auch einander gleich sind; so ergibt sich, wenn
jede mit V benannt wird, nach der Gleichgcwichtsbedingung
gegen Drehen:
V.dx=- dK.a.
Die Adhäsionsspannung zwischen Beton und Elsen
kann man sich als gleichmäßig verteilt denken innerhalb
der unendlich kleinen Strecke dx, nennen wir sie V und
U den Umfang des Querschnittes der Eiscneinlage , so Ist
die betreffende Adhäsionskraft i.U.dx. Damit nun das
Eisen nicht herausgerissen werden kann, so muss
t.U.dx>dK
d. h. »> Tr—
sein. Diese Formel entspricht derjenigen, welche Koenen
unter a, Seite 6 in No. 2 d. Bl. und auch In der Zeitschrilt
l„ „Beton und Eisen", herausgegeben von
Fr. v. Emperger, jedoch beidemal ohne
Ableitung, mitgeteilt hatte. Ich verstehe
aber unter 1 nicht, wie Kocnen, zugleich
die Scherspannung, denn diese hat einen
ganz anderen Wert Es ist daher nicht
zu verwundern, wenn Prof. v. Thullie die
Formel nur als approximativ richtig erklärt
hat in der Zeitschrift „Beton und Eisen"
No. 1, S. 46, 1904. Sie ist nämlich, wie wir
gezeigt hallen, absolut richtig, aber sie be-
deutet ein- für allemal nur die Adhäsions-
spannung zwischen Beton und Eisen und
nicht die Scherspannung, gleichviel ob Zugbean-
spruchungen des Betons berücksichtigt werden
oder nicht — Ramisch
Auf Wunsch der Schrifüeitung will ich die vor-
stehende Mitteilung dahin ergänzen, daß man beim Heraus-
ziehen des Eisendrahtes aus dem ihn umhüllenden Beton
allerdings zunächst an eine Ucbcrwindung der Adhäsions-
festigkeit denken kann. In Wirklichkeit handelt es sich
aber mehr um die Ueberwindung der geringeren Scher-
festigkeit des Betons, da nach meinen häufigen Beobach-
tungen stets eine, wenn auch dünne, Zementhaut an der
Eisenoberfläche hängen bleibt
Was nun die Ableitung der kleinen Formel anbelangt,
so ist dieselbe so einfach, daß sie aus der Gl. a) meines
n
oben erwähnten Auf salzes, welche lautet U kx = , ohne
41
weiteres abgelesen werden kann; man hat nur zu schrei-
ben Ukf.n Q ■ i- In dieser Form entspricht sie auch
den bereits 1902 in meinen im Zentralbl. d. Bauverw.
No. 38 vcröflentlichten Grundzügen für die statische Be-
rechnung der Beton- und Eisenbetonbauten. Es ist der
Einfachheit halber nur anstatt dx die Längeneinheit ge-
setzt, welche man sich ja beliebig klein denken kann. —
M. Kocnen.
Inhalt: Rrurhprobr untr Hennrbiqiic-Hrflckr. — Beitrag iur Berech-
nuiig von KI»cr»l>rtonbautro. — Vr-TmiM-hlrv
Verl*); der IteuMrhen Ranw-Itunc C. n>. b. H , Rerlin. Kor die Redaktion
verantwortlich f. E isel«B , Berlin. Druck von WUh. Greve, Berlin.
No. 9.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG m
MITTEILUNGEN ÜBER = B
ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU |
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
L JAHRGANG 1904.
N9_- 10.
Die Beton viadukte der Bahnlinie Altenburg
Von Profesjor Th,
I! ür die Verwendung des Stampfbeton«* zu Eisenbahn-
Kunstbauten liegen im Verwallungsgebiete <ler Kgl.
Sächsischen Staatshahncn zahlreiche Beispiele aus
dem letzten Jahrzehnt vor. Neben den sehr ausgedehn-
ten BrOcken und Stützmauern aus Betun, zu deren Er-
bauung die Umgestaltung der Dresdener Bahnhöfe Ver-
anlassung gab, sind hier Talbröcken größeren Umfanges
für die Neubaulinien Chemnitz — Wechselburg, Weiüen-
burg Kadibor und Altenburg — Langenleuba zu nennen.
Auf letzterer Linie, von 21 Lange und eingleisig
vollspuriger Anlage wurden 5 Viadukte von zumteil er-
heblichen Abmessungen nötig, die durchweg aus Kic>-
beton hergestellt sind. Inbczug auf die Technik des Be-
tonbaues bieten diese Ausfahrungen wenig Neues oder
Bemerkenswertes, wohl aber sind die zumtcil nicht günsti-
gen Erfahrungen, die mit der gewählten Art der Widerlags-
anordnung gemacht wurden, von allgemeinerem Interesse.
Die Abmessungen der einzelnen Bauwerke sind:
Vbdokl t.r.
Nirkendorf . .
Wiesebach . .
Beiern . . . .
Heidelbach . .
Niedersteinbach
HOhr
MMN
4 m 219 ■ 15,3 ■ II I|_
4 .. 3«>7 » '7.8 » '7 'S ■
4» 48 ■ ii.o„ 3 'S»,
4.. ' 12 „ 18,0 , 6 15,,
4 * '08 „ 13,5 , 7 12 „
Die Bögen sollten auf Anordnung der Staaisbahnbe-
hörde in der Form tunlichst dem Halbkreis sich nähern
Verweisung von Steingelenken eingewölbt
-Langenleuba (Kgl. Sachsische Staatsbahn).
Böhm in Hrcidcn.
werden. Demgemäß wurde die in Abbildgn. 1—3 darge-
stellte Anordnung von Dreigclenkbö^en gewählt lieber
den Kämpfergesimsen sind feste Wideilager in solcher
Höhe ausgekragt, daß die Gewölbe zwischen den beider-
seitigen Gelenken nur noch einen Bcgen von 120 Grad
umfassen. Die Gewölbe sind voll überbetoniert, so daß
die Entwässerung in der Nähe des Scheitels stattfindet.
Leber jedem Gelenk ist eine durchgehende lotrechte etwa
4ra| wei c Fuge (a— b, c — d, Abbildg. 1) angeordnet, um
die Beweglichkeit der Gelenke dauernd zu sichern. Dies
schien besonders zur Ausgleichung von Temperatur-
Spannungen erwünscht
Form und Abmessungen der Gelcnksteine wurden
nach der von Köpcke aufgestellten Theorie (Zeitschrift des
Arch- u. Ing -Vereins zu Hannover 1888 S. 374) bestimmt.
Danach ergaben sich für die 15 » weit gespannten Bögen
die in Abbildg. 4 dargestellten Abmessungen.
Möglichst einfache Gestaltung des Aeußeren war im
Hinblick auf Kostenersparnis ebenso geboten, wie durch
die Entlegenheit der Baustellen gerechtfertigt. L'eber jedem
Pfeiler ist ein erkerartiger Vorsprung ausgekragt, und da-
durch nicht nur eine erwünschte Belebung der langen
Ansichtsflächen erreicht, sondern auch der V orderung ge-
nügt, auf den schmalen Brückenbahnen Zufluchtsorte für
Stieckenarbciter, Wärter usw. beim Herannahen eines
Zuges zu schaffen. Diese Auskragungen sind ebenso wie
die Unterglicdcr des Hauptgesimses aus wetterfesten
Ziegeln gebildet und durch deren leuchtend rote Farbe
37
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ist eine recht gut wirkende Abwechselung gegenüber dem
kalten grauen Farbenton des Betons erzielt. Die Verwen-
dung von Ziegeln hatte außerdem noch den Vorteil einer
leichteren Ausfuhrung der oben erwähnten lotrechten
Fugen über den Gelenken. Zuerst wurde die Ueberbe-
tomerung der Gewölbe hergestellt und die Schalung ent-
fernt. Der über den Pfeilern liegende Bauteil wurde dann
unter Belassung der vorgeschriebenen Fugenstärke in seinen
Umfassungen aus Ziegeln aufgemauert und nur im Kern
aus Beton gestampft (EAbbildg. i). Die nicht günstig wir-
kenden Fugen sind dadurch dem Anblick fast ganz entzogen.
Da gutes Kicsmatcrial von genügender Reinheit in
nächster Nahe der Baustellen sich vorfand, wurde von
der Beschaffung von Steinschlag, die nur mit großen
Kosten hätte bewirkt werden können, abgesehen. Der
Kies bestand aus Quarzsteinen von 4 Größe bis zum
feinen Sandkorn und wurde so, wie er aus der Grube
genommen wurde, den Mischmaschinen zugeführt. Be-
merkenswert sind die sehr mageren Mischungen, die
aufgrund der guten Erfahrungen verwendet wurden, die
bei den Dresdener Bafamhofs-Umbauten mit sehr stark ge-
masertem Zementbeton gemacht waren. Ks sind herge-
stellt: Fundamente und Pfeiler unterhalb der Kämpfer-
gesimse (Schraffierung A und B Abbildg. 1) in Mischung
1 Zement zu 15 T. Kies; die Widerlager bis zu den Ge-
lenksteinen, ferner die Stirnwände (Schraffierung C) in
Mischung 1 zu 13; die Bögen selbst (L>) in Mischung 1
zu 1 1 , und der Füllbeton über den Bögen zwischen den
Stirnwänden (E und F) in Mischung 1 zu 21! Die nach
28 Tagen beobachteten Worfelfestigkeiten des Betons be-
trugen bei dem erstgenannten Nirkendorfer Viadukt:
Mischung 1 zu 15 = 54 Atm.; Mischung 1 zu 13 = 57 Atm .;
Mischung 1 zu 11 64 Atm.; Mischung 1 zu 21 19,5 Atm. ;
im Mittel aus mehreren Versuchen.
Die Anwendung so geringen Zementzusatzes war
freilich nur unter Voraussetzung sorgfältigsten Mischens
und Einbauens gerechtfertigt. Es wurden Kunz'sche
Mischmaschinen benutzt, bei denen der Mischvorgang be-
kanntlich sichtbar ist und daher in allen seinen Stufen,
Trockenmischung, Nassen, Fertigmischung, am besten
überwacht werden kann. Nur zu den Gelenksteinen, die
in ihren zylindrischen Gelenkflächen auf gehobelten guß-
eisernen Schablonen gestampft wurden, ist Granitstein-
schlag in Mischung 1 Zement, a'.'j Sand, 21', Steine ver-
wendet; die Gclcnkflächcn selbst sind in Mischung 1 Z.
auf 1 Sand hergestellt.
In hohem Grade wurde die gesamte Bauausführung
durch die ungünstige Beschaffenheil des Untergrundes er-
schwert und verzögert. Bei den Vorarbeiten hatte dies
nicht genügend festgestellt werden können. Erst nach
Beginn der Bauarbeiten entschloß man sich notgedrungen,
den größten Teil der Pfeiler auf liefe Pfahlrostc zu grün-
den, die sich, je weiter die Arbeiten fortschritten, in immer
größerem Umfange als nötig erwiesen, so daß unter ein-
zelnen Pfeilern bis 150 Pfähle in Längen bis zu 15 ■» ein-
gerammt sind. Daß infolge dessen namentlich an den
Stellen , wo unmittelbar gegründete Pfeiler neben künst-
lich gegründeten stehen, ungleiche Setzungen eintraten,
kann nicht Wunder nehmen. Wenn sich trotzdem mit
ganz geringen Ausnahmen an den mittleren Bögen keine
Risse einstellten, so ist dies der günstigen Wirkung der
Gelenke zuzuschreiben, die eben den Bögen diejenige Be-
weglichkeit von vornherein verleihen, die sie sich sonst beim
Auftreten von Rissen, d. h. durch Bildung natürlicher
Gelenke selbst erzwungen hätten. Die Anordnung von
Gelenken zeigte sich hier also als vorteilhaft; das Gegen-
teil aber war der Kall bei den den Endwidcrlagcrn benach-
barten Gewölben. Nur bei dem Nirkendorfer Viadukt sind
wegen der dort gewählten Ausbildung der Endwidcrlagcr
ungünstige Erscheinungen nicht aufgetreten.
Die Endwiderlager haben nicht nur den Wölbschub
der Bögen aufzunehmen, sondern auch den Anschluß der
bis 16 ■> hohen geschütteten Bahndämme an die Talbrücken
zu vermitteln. Bei dem Nirkendorfer Viadukt (Abb. 6 u, 7)
schließen sich an den Widerlagskorper zwei parallele, in
Richtung der Bahnachse liegende Flügelmauern an, gegen
die sich die Schüttungen der Böschungskegel lehnen. Bei
allen anderen Brücken ist, nach Art der Abb. 5, die Damm-
schüttung durchquergerichtete Flügclmaucrn aufgenommen.
Diese Anordnung hat sich in Verbindung mit dem Vorhan-
densein von Bogengclenkcn als nicht günstig erwiesen.
Nachdem die Schüttung der Dämme in sehr trockener
Jahreszeit erfolgt war, trat eine Regenperiode und ein sehr
nasser Winter ein, der auf der ganzen Strecke starke
Dammrutschungcn zurfolge halle, die bei dem stark Ictten-
haltigen, zum Quellen neigenden Erdmaterial nur zu er-
klärlich sind. Diese Erdbewegungen äußerten sich nun
besonders in einem starken aktiven Schub der Dämme
gegen die Widerlager, die solchem Angriffe nur bei der
erstgenannten Brücke (Abbildg. 6), wegen der parallelen
Richtung der Flügclmaucrn, gewachsen waren. Bei den
anderen Brücken trat eine Bewegung der Widerlager und
ein Ucbcrneigen in der Weise ein, daß die oberen Teile
der Fugen a — b ( Abbildg 1) sich schlössen, der Stützpunkt
sich also von a nach b verlegte. Die Folge war eine Zer-
störung der L'eberbetonierung der Bögen und der Bögen
selbst, die sich in dem Auftreten wagrcchler Risse er-
kennbar machte. Durch die in b angreifende Kraft wur-
den die obersten Schichten der L'eberbetonierung gegen
die darunter liegenden verschoben. In der Mittclfuge c— d
senkte sich natürlich der Stützpunkt nach unten.
Der Versuch, durch Aufstemmen der Fugen a b von
oben her den Stützpunkt wieder von b nach a zu ver-
legen schlug völlig fehl, da nunmehr duren den über-
mächtigen Erddruck der Bogcnscheitcl in die Höhe ge-
hoben wurde. So blieb nichts weiter übrig als die Fugen
über den Gelenken in ganzer Höhe zu schließen. Sic
wurden stückweis von oben her so erweitert, daß ein
Ausstampfen mit festem Beton vorgenommen werden
konnte. Diese Maßregel, die zunächst an den äußersten
den Endwiderlagern benachbarten Gelenkbögen vorge-
nommen wurde, hatte ausreichenden Erfolg, da die nächst-
folgenden Bögen ohne Gelenke hergestellt waren, so daß
nun die beiden ersten Bögen zusammen eine starre Bau-
masse darstellen, die dem Erddrucke der Dämme Hin-
reichend widersteht.
Ueber den Wert oder Unwert von Steingelenkcn bei
Brückengewölben soll an dieser Stelle kein allgemeines
Urteil ausgesprochen werden ; soviel abcrließ sicherkennen,
daß Gelenke nur bei festen Endwiderlagern Nutzen schaffen
können, daß sie aber in allen den Fällen leicht verhängnis-
voll wirken, wo die Widerlager nicht die ihnen gewöhn-
lich zugewiesene Rolle spielen, nur dem Wölbschub passiv
zu widerstehen, wo sie vielmehr selbst zum Angriff über-
gehend einen tätigen Erddruck auf das Gewölbe übertragen.
Bei der Nirkendorf er Brücke hat sich die Anordnung
der parallelen Flügel gut bewährt. Es sind dort sämtliche
Bögen mit Gelenken und lotrechten Fugen darüber ver-
sehen; ein Schließen der letzteren wurde jedoch nicht
nötig. Um die beiden nur 1 "> starken Parallelflügcl gegen
den Druck der Erdkegel widerstandsfähig zu machen,
wurden sie durch 2 ebene 60 cm starke Platten aus Eisen-
beton c und f 1 Abbildg. 7) gegenseitig verankert und aus-
gesteift Die an den Enden umgebogenen Eiscneinlagen
dieser Platten greifen tief in den Belonkörper der Flügcl-
maucrn ein und verankern sie dadurch sicher.
Die Ausführung der 5 Brücken erfolgte durch das
damals dem Obengenannten unterstellte Dresdner Zweig-
geschäft der Aktien-Gesellschaft für Beton- und Monierbau
in den Jahren 1899 und 1900.
Vorlaufige Leitsatze für die Vorbereitung, Ausfuhrung und Prüfung von Eisenbetonbauten.
er von einem gemeinsamen Ausschusse des „Ver-
bandes deutscher Architekten- u. Ingenieur-
Vereine" und des r Deutschen Beton-Vereins-1
aufgestellte Entwurf, den wir in No. 4 zum Abdruck ge-
bracht haben, hat nunmehr auch die Zustimmung des Ver-
bandes gefunden, nachdem er bereits in der Tiauptver-
sammlung des Beton-Vereins im Februar d. J. angenommen
worden war. Es sind jedoch in einigen Punkten Abände-
rungswünschc seitens einzelner Verbands- Vereine geäußert
worden und auch bei den Beratungen des Beton -Vereins
war in der Krage der Probcbelastungcn eine Aenderung
angeregt worden. Dies und das Erscheinen der „Be-
stimmungen für die Ausführung von Konstruk-
tionen aus Eisenbeton bei Hochbauten '"♦) des
•) Vrr«l
1 in No. 8, S. ji und No. <>. S \f
preuß. Dm. Minister der öffentl. Arbeiten gab dem Aus-
schuß Veranlassung, seinen Entwurf vor der endgiltigen
Veröffentlichung noch einmal nachzuprüfen. Diese Arbeit
hat der Ausschuß beendet und es werden demnächst die
„Vorläufigen Leitsätze" in ihrer nunmehr festgesetzten
Form im Buchhandel erscheinen.'")
Die vorgenommenen Acnderungcn gegenüber dem
Entwürfe der Leitsätze sind zumeist redaktioneller Natur.
Von Bedeutung ist nur die Herabsetzung der Belastungs-
werle für Probebelastungcn. Es ist da der schon früher
ausgesprochenen Anschauung gefolgt worden, daß bei
looo Ie;<i' m zulässiger Spannung des Eisens, durch die
gegenüber der gewöhnlichen Nützlast nicht unwesentlich
erhöhten Bclastungswcrte da- Eisen u. Utnst bereits bis an
3»
Ii. m. t.. II . Hcrlui »W.
No. 10.
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seine Streckgrenze beansprucht und dadurch die Bildung
von Kissen im Beton herbeigeführt werden könnte, die,
wenn auch ungefährlich, dem Unternehmer bei der Abnahme
große Unbequemlichkeiten verursachen könnten. Die zu-
lässige Prohelast Lst jetzt allgemein auf 0,8 R-) -1,8p fest-
gesetzt für Lasten bis 1000 kS;q". Von Vorschriften über
Teilbelastungen ist ganz abgesehen, da es sehr schwer ist,
hierfür allgemein zutreffende Angaben zu machen. Solche
Belastungen sollen besonderer Vereinbarung überlassen
bleiben. Kür höhere Belastungen sollen die Werte der
Probcbclastung noch entsprechend vermindert werden.
Infolge dieser Abänderung konnte der ganze letzte Absatz
der Erläuterungen zu Vß gestrichen werden.
Hiergegen erscheinen die BelaMungswerie der preuß.
„Bestimmungen" sehr hoch, besonders bei der zulässigen
Eisenspannung von iaooke/ir".
sätzen bisher als „plastisch" bezeichnet. Man hat da-
für jetzt den Ausdruck „weich" gewählt, der zutreffen-
der erscheint. Im Gegensatz hierzu sprechen die preuß.
Bestimmungen von „crdfcuchtcm" Beton (§6) und schreiben
das Einstampfen in Schichten von höchstens 15«" vor
(§ 7). Beide Bestimmungen sind nur anwendbar für ge-
wöhnliche Stampfbetonbauten, treffen aber nicht für Eisen-
betonbauten zu.
Der Ausschuß hat sich dagegen nicht entschließen können,
wie von einigen Seiten gewünscht wurde, statt der For-
meln, welche eine Ermittelung der Spannungen in den
Eisenbetonbauten gestalten, solche einzuführen, die eine
Dimen>ionierung ermöglichen. Zweck der Beigabc von
Formeln sollte nur der sein, eine Nachprüfung von Eisen-
betonbauten auf gleicher Basis zu ermöglichen. Man
wollte aber jedem Unternehmer überlassen, nach seiner
Auch in dem, die Zuschläge und die Betonbereitung
betreffendem Abschnitt sind einige kleine Acndcrungen
vorgenommen worden. So ist die obere Korngröße des ge-
mischtköniigen Sandes auf 7 ■»"■ erhöht 1 infolge von Erfah-
rungen, die jetzt bei Ausführung von Betonversuchen in
der Versuchsanstalt in Lichlerfelde gemacht worden sind),
und es ist anstelle des allgemeinen Verbote-, der Anwen-
dung „saurer" Schlacke als Zuschlag gesetzt: „Saure Schlacke
darf als Zuschlag nur verwendet werden, wenn ihre Un-
schädlichkeit nachgewiesen ist." Es ist dies geschehen,
weil auf die einfache l'robe mit I.ackmus-1'apicr auch
diejenigen Schlacken reagieren, welche aufgeschlossene
Kieselsaure enthalten. Kiese Schlacken von der Verwen-
dung auszuschließen würde aber nicht berechtigt sein.
Die Beschaffenheit des Betons in der Form, wie er
bei Eisenbetonbauten anzuwenden ist, wurde in den Leit-
10. August 1904.
Methode zu rechnen. Werden außerdem feste Formeln
für die Dimensionierung gegeben, die mechanisch ange-
wendet werden können, so wird die Gefahr, daß sich noch
mehr Unberufene dieses Zweiges des Bauwesens be-
mächtigen, vergrößert. Wohl aus demselben Grunde ent-
halten auch die preuß. „Bestimmungen" nur Formeln für
eine Kontrolberechnung, die mit denen der Leitsätze
übereinstimmen.
Es kann nun die Frage aufgeworfen werden, haben
die „Leitsätze* noch einen Wert, nachdem der größte
deutsche Bundesstaat „Bestimmungen" erlassen hat, die
von »einen Baubcamten befolgt werden müssen und die
auch weiterhin ihren Einfluß ausüben können. Diese Krage
ist dahin zu beantworten, daß zunächst diese Bestimmun-
gen eben nur in Preußen und auch da nur für Hochbauten
eingefülirt sind, wahrend die beiden Vereinigungen eine
39
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gleichmäßige Behandlung des Eisenbetonbaues für ganz
Deutschland anstreben. Die , Bestien raun gen" sind ferner,
wie mit Bedauern festgestellt werden muß, ohne Zuziehung
oder unmittelbare Anhörung von Vertretern der Praxis des
Eisenbetonbaues erlassen worden und sie enthalten daher
nach Ansicht dieser Praktiker eine Reihe von Vorschriften,
die nicht oder nur mit unnötigen Härten durchführbar sind.
Der Ausschuß hat nach reiflicher Prüfung der „Bestimmun-
gen" auch nicht Anlaß nehmen können, in denjenigen Punkten,
in denen sich Abweichungen von den „Leitsätzen- zeigen,
z. B. bei den zulässigen Beanspruchungen, eine Aenderung
seiner eigenen Annahmen nachträglich eintreten zu lassen.
E* wird vielmehr mit Recht die Ansicht vertreten,
daß beide Arbeiten, sowohl die „Bestimmungen'" wie die
„ Leitsätze" ein erster Versuch sind, daß sie beide fort-
bildungsfähig und fortbildungsbcdurftig sind, entsprechend
den Erfahrungen, die mit ihnen in der Praxis in den
nächsten Jahren gemacht werden sollen. — Die Arbeit
der beiden Vereinigungen bringt das schon in der Wahl
des Titels „vorläufige" Leitsätze selber zum Ausdruck.
Das Ministerium konnte natürlich nur feste Vorschriften
erlassen, die innerhalb seines Einflußgebietes zu befolgen
sind. Daß aber auch dort nicht ein starres Festhalten
an denselben beabsichtigt ist, daß Vorschriften, deren
wortliche Befolgung — wie diejenige des § 9, die Aus-
fährung mehrgeschossiger Gebäude betreffend — zu einer,
jedenfalls nicht beabsichtigten, schweren Schädigung des
Eisenbetonbaues führen können, durch Ausffthrungs- An-
weisungen bald gemildert werden, darf wohl mit Sicher-
heit erwartet werden.
Hierzu wird aber das Nebeneinander -Bestehen der
.Leitsätze" und der „Bestimmungen" nur von Vorteil sein,
wenn daraus auch zunächst vielleicht für einige Unter-
nehmer Schwierigkeiten erwachsen. — Fr. E.
Abwässer-Klärbecken-Anlage in M.
le Stadt M. -Gladbach hat nach den Plänen des
Stadtbmstrs. Valentin vorajahren eine Klärbecken-
Anlage für die Reinigung ihrer Abwässer ausgeführt,
die durch die eigenartige, von der Firma Dückcr& Ko.
in Düsseldorf vorgeschlagene, Konstruktion der im Grund-
wasser liegenden Klärbecken in Stampfbeton mit Sicherung
der Sohle gegen Auftrieb durch Eisenbeton-Anker allge-
meineres Interesse verdient.
Die Gesamtanordnung und die Ausbildung der Beton-
konstruktion im Einzelnen geht aus der beigegebenen Ab-
bildung hervor. Ausgeführt sind zunächst 4 Klarbecken
von je rd. 60 zu 18,6 « Sohlcnfläche und mit unter 1 : 1
geböschten Seitenflächen. Das Schmutz wasscr wird ihnen
durch einen Zulaufgrabcn zugeführt, der es mit einem
Verteilungsgraben durch mit Schiebern verschließbare
Schleusen an die einzelnen Becken abgibt. Die Beckcn-
sohlen sind in der Mitte mit einer Schlammrinne ausge-
stattet, nach welcher zu die Sohle allseitig mit 1 : 25 fällt.
Am tiefsten Punkt ist ein Schlammbrunnen angeordnet
von 3 ■ innerem Durchmesser, der mit 25 fl» starker Wan-
dung etwa 3,75™ unter Beckensohle abgesenkt ist; er
bietet einen 2,1 "> tiefen Schlammfang. Die >>ohle ist gegen
den Auftrieb des Grundwassers bei Trockenlegung der
Becken rd. 1,6» stark ausbetoniert.
Das geklärte Wasser tritt an dem dem Einlauf ent-
gegengesetzten Beckenende über einen Uebcrlauf in den
Abiaulgraben aus. Die Schlammbrunnen und die nur
wenig unter die Sohle hinabrcichendenTrübwasscrhrunnen
sind an eine Leitung angeschlossen, die zu einem Pump-
werk führt, mit Hilfe dessen die ganzen Becken in etwa
a'.'j Stunden trocken gelegt werden können. Für die Ab-
lagerung des Schlammes sind geräumige Lagerplätze vor-
gesehen. Auch die Einlaßschleusen, Ueberlaufrückcn und
die Scitenwändc der Zu- und Ablaufgräbcn sind in Beton
hergestellt. Auf die weiteren Anordnungen, die nicht von
Einfluß auf die Bauart der Becken waren, sei hier nicht
weiter eingegangen.
Die Becken liegen, wie schon bemerkt, im Grund-
wasser und zwar fällt dessen Stand mit dem höchsten
Beckenwasserstande -f- 39,10 N, N. zusammen. Die Becken
haben eine größte Wasserliefe von rd. 1,6 ■». Sie haben
die doppelte Aufgabe zu erfüllen: in ausgepumptem Zu-
stande dem Drucke des Grundwassers zu widerstehen
und wasserdicht zu sein.
L'm das erste Ziel zu erreichen, ist die Bclonsohlc,
welche nicht eine solche Starke erhalten hat, um dem
Auttrieb bei höchstem Grundwa-ser allein zu widerstehen
— 65 bis 70"» -- mit Eisenbeton-Ankern, wie sie zuerst
Prof M. Möller in liraunschweig erprobt hat, hat von 30 c>»
Durchmesser und 1,50» Tiefe unter der Betonsohle mit
darunter liegenden Erdreich verankert. In den Bc-
-Gladbach.
die Abbildungen S. 39)
Vermischtes.
Auf ein 4ojahrlges Bestehen konnte die Portland-Zement-
Fabrlk Dyckerhoff 4 Söhne in Amöneburg bei Biebrich a Rh.
im Juni d J. zurückblicken Sie gehört also zu den ältesten
Anlagen unserer kaum 30 Jahre alten Zementindustrie Am
4. Juni 1864 wurde sie mit 10 12 Arbeitern, 1 Dampf-
maschine von (o PS., 4 Mahlgängen und t Ringofen er-
öffnet. Die Erzeugung betrug in jenem Jahre noch 3000
Faß. 1865 bereits 12000. Nach 25 Jahren war 1899 die
Produktion auf 500000 Fall gestiegen, und dürfte sich in
diesem Jahre auf das doppelle, auf 1 Mill. Faü erheben.
Die Fabrik beschäftigt jetzt 1100 Arbeiter (einschl. der
Steinbrüche und Totmrubetn, braucht an Dampfmaschinen,
Gas- und Elektromotoren 4000 PS und besitzt 4 große
Mühlenanlagcn und 9 Ringofen. Die Fabrik gehört übri-
gens nicht nur zu den ältesten deutschen Anlagen, son-
40
tonankern sind Eisen eingebettet von 40 6 mm Stärke, die
oben und unten durch 40 bezw. 25 rm lange Splinte mit
der Betonmasse fest verbunden sind. Die Anker sind in
je 2 ■ Entfernung v. M. z. M. angeordnet. Nach Versuchen
von Möller haften sie im Boden einerseits durch die Um-
fasgsreibung. die Möller zu 0,25 kel q<'«> der L'mfangsflächc
in gewöhnlichem Boden bemißt, anderseits dadurch, daß
beim Herausreißen sich an dem Anker ein Erdkegel auf-
hängt, dessen untere abgestumpfte Fläche mit der End-
fläche des Ankers zusammenfällt und dessen Seitenflächen
unter 450 geböscht angenommen werden können. Liegen
die Anker entsprechend dicht, so werden diese Erdkegcl
sich natürlich durchdringen, also nur für jeden Anker
2. T. in Wirksamkeit treten.
Um die Dichtigkeit zu gewährleisten, kam es, abge-
sehen von der Herstellung eines wasserdichten Putzes
auf der Sohle und den Beckenwänden darauf an, die
Bildung von Rissen infolge von Temperatur-Spannungen
und ungleichmäßigen Bewegungen und Beanspruchungen
zu verhindern. Zu diesem Zwecke sind zunächst die ge-
böschten Beckenwände und die Sohle, die in verschiede-
ner Richtung durch den Wasserdruck beansprucht wer-
den, durch eine Fuge von einander getrennt. Ebenso ist die
Schlammrinnc, die von dem einen Beckenende nach dem
Schlammbrunnen erheblich fällt, also unter anderen Druck-
verhältnissen steht als die übrige Sohle, durch 2 I^ngs-
fugen als ein oben ß.to111 breiter Streifen herausgeschnitten,
und schließlich ist die Sohle auch in der Quere in je 8 ™
Entfernung nochmals durch Fugen geteilt. Es entstehen
so Felder von 7 zu 8 <■ Fläche, die je 16 Erdanker ent-
halten. Auch unter der Schlammrinnc stehen Anker. Die
Böschungsdeckung ist dagegen ohne solche ausgeführt;
sie ist am Boden 40 oben nur I2C"> stark.
Die Trennungsfugcn sind, wie die Abbildung zeigt,
so angeordnet, daß die Sohlenstreifen sich gewissermaßen
zwischen den Böschungsdeckungen und der Sehlammrinne
verspannen. Diese Fugen mußten nun aber, um wirksam
zu bleiben, eine gewisse Elastizität besitzen, während sie
anderseits auch wasserdicht sein sollten. Das ist dadurch
erreicht, daß oben längst der Fugen ein 25 f ■> tiefer, oben
ior°>, unten rd. 30 f«» breiter schwalbenschwanzförmiger
Schlitz erst nachträglich mit feinerer Mischung ausbetoniert
wurde. Auf der SoTile dieses Schlitzes ist eine 2 starke
Asphaltschicht zur Dichtung eingelegt
Die Anlage hat sich bewährt. Bei wicdcrholtcnTrockcn-
legungen hat sich die Konstruktion als durchaus stabil
gegen den Druck des Grundwassers gezeigt Anfangs vor-
handene Undichtigkeiten waren nicht sowohl auf das Kon-
struktionsprinzip , als vielmehr auf kleine Ausf flhrungs-
mängcl, namentlich im Anschlüsse an die Brunnen zurück-
zuführen, die sich beseitigen ließen. —
dern ihre Inhaber haben es sich auch stets angelegen sein
lassen, durch eigene Untersuchungen und durch stete Ver-
besserung ihres Fabrikates die Entwicklung der deutschen
Zcmcntindustric und das Ansehen derselben im In- und
Auslände zu fördern. Von den Begründern gehören der
Firma noch die Hrn. Gustav und Rudolf Dyckerhoff an.
Erstercm wurde als dem Senior der Firma gelegentlich
der Feier der Titel als Geh. Kommerzienrat verliehen —
Wir wünschen der Firma eine weitere gedeihliche
Entwicklung.
Inhalt: lue B*ti.<nvi.iiJukte dir ilitmlnur Mtrubur{- tancenlraha (K»l
SVh» Su»i«h»ha , — VurUufi-»- l ensnue tot di' Vorbeiritt«*. Auaftth.
mm; und Prüfung: vun f:i<*ribetonhiiuu a. — Ahwlurr - Klärbecken - An-
U{jr in M,-<il*dt';i<'h. — Ventiis« htrn.
Verlan dci I>eiii<.hei> Ilaurriluiii;. r. m. I» II , Brill«, FOr dl« Redaktion
verantwortlich r Enden, lieilin. I>rurk von Wilh. f.rttt, Berlin.
No. 10.
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1 DEUTSCHE BAUZEITUNG B
MITTEILUNGEN ÜBER
■ ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
H UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
M * * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
!. JAHRGANG 1904.
NO- Ha
Abbild«;. 1. Aositbt der BrQcke nach der AuirQstuog.
Straßenbrücke in Eisenbeton über die Isar bei Grünwald oberhalb München.
| on Manchen bis Schäftlarn fahrte bisher keine BrQcke
aber die Isar und es bestand zwischen Grünwald
und dem zu Pullach gehörigen llöllriegclsgcrcuth
lediglich eine primitive Fahre für Personenverkehr. Es
war daher für die räumlich wohl sehr nahe, aber durch
die Isar getrennte Bevölkerung der betreffenden Gemein-
den ein dringendes Bedürfnis, eine feste Brücke Ober
die Isar zu erhalten. Die Distrikts-Gemeinden München
rechts und links der Isar übertrugen daher, nachdem die
Erbauung einer früher geplanten eisernen Brücke ab-
gelehnt war, im Sommer 1003 auf Antrag des Bczirks-
amis-Vorstandes, kgl. Reg. -Rat Geis, den in München
zur Eisenbeton G. in. b. H., zusammengeschlossenen
Firmen: Baugeschäft Heilmann & Littmann, G. m.
b. H., und Wayfl & Freytag, A.-G, den Bau einer Brücke
in massiver Bauweise zwischen Grünwald und I löllriegcls-
gereuth Die Firma Wayß & Freytag, A.-G., hatte schon
im Jahre 190t einen Entwurf für eine Betonbrücke ein-
gereicht, welcher das Bestreben zeigte, bei tunlichst ge-
ringen Baukosten allen praktischen und ästhetischen An-
forderungen zu entsprechen. Die vom Verfasser Dieses
schon seinerzeit vorgesehenen großen Spannweiten der
zwei Hauptbogen von je 70», sowie der Ueberbau in
leichter Eisenbeton-Konstruktion wurden auch für die Aus-
führung, welche etwa 2 Jahre später begann, beibehalten.
Die Gesamtanordnung, vcrgl. hierzu das kupfbild Abbildg. 1,
sowie den Gcsamt-Längsschnitt Abbildg. 2 und die Quer-
schnitte Abbildgn. 3 u. 4, erfolgte in der Weise, daß die an
der betreffenden Stelle 70 m breite Isar durch einen Bogen
überspannt wurde. Dadurch ergab sich, um große Pfeiler-
fundamenle und große Widerlager zu vermeiden, von
selbst die Lösung, den links der Isar fließenden Tricb-
wcrkkanal mit einem gleich großen Bogen zu überspannen.
Der Anschluß auf der rechten sowie auf der linken Seite
ist durch Landpfeilcr mit 10 ■ Entfernung und wagrechtem
Eisenbeton-Ucberbau erfolgt. Um die Auffahrten auf beiden
Seiten tunlichst leicht zu gestalten, wurde die Fahrbahn
der Brücke möglichst hoch gelegt. Dadurch ergab sich
auch der Mbet&che Vorteil, daß die reizvolle Gegend des
lsartales nicht durch ein plumpes Bauwerk abgesperrt wird,
sondern die Fernsicht unter den großen eleganten und
weit gespannten Bogen ungehindert gewahrt bleibt. Die
Brücke, deren beide Hauptbogen als Drcigclenkbogcn mit
Stahlgelcnken ausgeführt sind, hat eine Gesamtbreite von
8», wovon 5 m für die Fahrbahn und je 1,5™ für die
Bürgersteige bestimmt sind. Infolge des geringen Eigen-
gewichtes des Aufbaues in Eisenbeton-Bauweise gegenüber
anderen Konstruktionen war es möglich, für die beiden
großen Bogen mit verhältnismäßig geringen Abmessungen
auszukommen. Mit Hilfe der Eisenbeton-Bauweise können
nach den jetzigen Erfahrungen massive Brücken in bisher
nicht gekannten Spannweiten ausgeführt werden, ohne
bezüglich der Kosten unwirtschaftlich zu werden. Infolge
des im Verhältnis zur Größe der Bögen geringen llori-
zontalschubes wären nur verhältnismäßig kleine Wider-
lager erforderlich gewesen, wenn dieselben nicht in An-
betracht der tiefen Lage guten tragfähigen Bodens ganz
respektable Abmessungen erhalten hätten.
Die Bögen selbst haben eine Stärke von 80 «■ im
Scheitel, 90"» im Kämpfer und 1,20 ■ an der Bruchfuge.
Die Beanspruchung des Betons in den Bögen beträgt bei
den ungünstigsten Verkchrslastcn höchstens 36 und min-
destens 2,5 kR. Obwohl rechnerisch keine Zugspannungen
ermittelt wurden, erhielten die Bögen in anbetracht des
Umstandes, daß die Druckspannungen beinahe Null wer-
den, Kisenarmierungen von beträchtlicher Stärke, welche
den Bogen auch zugfest machen, vcrgl. die Abbildg. 5.
Dies geschah auch mit Rücksicht darauf, daß bei den
großen, verhältnismäßig schlanken Bogen auch nur ganz
geringe Verschiebungen im Lehrgerüst bei der Betonie-
rung wesentliche Aenderungen der Spannungen zurfolgc
haben können. Obgleich die Standfestigkeit des Bogens
bei der vorzüglichen Ausführung auch ohne Armierungen
hätte gesichert sein müssen, so wurde doch nicht darauf
verzichtet, dem Bauwerk eine gleich hohe Sicherheit in
allen Teilen zu geben. Das Einbringen des Betons er-
folgte in kleineren Lamellen und zwar so, daß eine mög-
lichst gleichförmige Belastung des Lehrgerüstes gesichert
war. Der Schluß des Bogens selbst wurde an mehreren
Stellen des Gewölbes gleichzeitig vorgenommen, so daß
4«
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AbbiMg. 5 Armierung des Gewölbes, der SlUUcn und der
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/ 1 M
r
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1
1
L u^-
:r--
' «c f
Abbild^. 4. Oucrstlmitt durch die
/ufahrUbruckc.
28. September 1904.
Abbildg 5. Fahibahn-Querschnitt Ober den Gewölben bezw.
io der Xufahrtsbrurkc.
Abbildg. 6. Gelenke am Kampler und im Scheitel.
Straßenbrücke
In Elsenbeton Uber
die bar
zwischen Grünwald
und
Höllriegelagereuth
oberhalb München.
Entwulf
und Ausführung:
Ki»cnbelou-G, m. b. II
(I leilmann * Littmann,
G. m. b. II., und
Wa}ü& Freytag, A.-G.
in Mönchen).
Digitized b^Google
zusammenhangende Bogenteile gröOerer iJInge erst zum
Schluß entstanden. Zur Herstellung des Betons wurde
Blaubeurer Portlandzement, lsarsand und lsarkies im
Mischungsverhältnis 1:3:4 verwendet Im Ober die
Wahl des für die Betonierung richtigen Matcriales ent-
scheiden zu können, wurden im Laboratorium der königl.
techn. Hochschule zu Manchen schon im Frühjahre 1903
eine Reihe von Druckproben ausgeführt, deren Ergebnisse
im Auszuge hier beigegeben sind.
Es sind danach je 4 Versuche angestellt mit Würfeln
von 30/30/30"° Kantenlange einmal im Mischungsverhältnis
von 1 T. Zement auf 2 Isarsand, 4 Isarkies, das andere
mal mit den gleichen Teilen Quetschsand und Quetschkies,
zum dritten Male mit den gleichen Teilen Quetschsand
und lsarkies. Unter Zurechnung des dem Kies und Sand
anhaltenden Wassers wurden im ersten Falle 7,63°,',,, im
letzten Falle 7,90" « Anmachewasscr zugegeben, bei dem
trockenen Quetschsand und Quctsehkics waren dagegen
9-43°'» erforderlich. Der fertig angemachte Beton hatte
die Feuchtigkeit von frischer Gartenerde, sodaU sich die
Masse gerade noch ballen ließ. Der Beton wurde in guß-
eiserner Form 15 Minuten lang gestampft, wobei die Masse
ziemlich plastisch wurde und das überschüssige Wasser
aus der Form austrat. Nach dreitägiger Erhärtung in der
Form wurden die Würfel ausgeschalt und nach 4 wochi-
ger Erhärtung zerdrückt Die Druckfcstigkcilsziffern er-
gaben sich mit Rücksicht auf die sorglältige Herstellung
des Betons durchweg als hoch. Sic zeigen keinen der-
artigen Unterschied zwischen den 3 zur Verwendung ge-
kommenen Materialien, daß einem derselben an sich der
Vorzug zugesprochen werden könnte.
nrtoiuurtr
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T.cr
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Vermischtes.
Neue Gründungst/else mit Betonpfeilern. Die im Aus-
lande schon seit einigen Jahren erprobte Gründungsweise
mit Betonpfeilern, für welche mit Fallbohrern bis auf den
festen Grund hinab Löcher gestoßen werden* », findet in
Deutschland gegenwärtig wohl die erste Anwendung beim
Umbau des Bahnhofes Plochingen in Würltcmb. Der kegel-
förmige Fallbohrer hat 70 er11 Durchm. und 1500 kK Gewicht;
seine Fallhöhe beträgt 6 -8™. Die Sohle des Bohrloches wird
mit etwa kopfgroßen Steinen beschüttet, die durch einen
granatförmigen, ebenfalls 1500 *-t schweren Fallstämpfel in
den Untergrund eingekeilt werden, wobei sich eine Sohlen-
verbreiterung auf das doppelte bis dreifache ergeben kann.
Auf den so befestigten Baugrund wird Beton geschüttet,
welcher mit dem Fallstämpfel eingestampft und fest gegen
die zusammengepreßten Bohrlochwandungen angedrückt
wird, sodaß sich die Tragfähigkeit des Pfeilers noch um den
bedeutenden Keibungswiderstand vermehrt. Der Dampf-
kran zu dieser Arbeit ist von Mcnck &• Hambrock in Ham-
burg nach Angaben des Ing. H. Rck in Stuttgart, welcher
die Gründungsarbeiten ausführt, hergestellt worden und ge-
stattet eine Fallhohe bis zu 10 " und darüber. Man erspart
bei dieser Gründung das Fundamentgemäuer fast ganz und
hat nicht, wie bei Hulzpfahlgründungen, nötig, bis unter den
Grundwasserspiegel hinab Baugruben auszuheben. S —
Böschungsbekleidung mit Eisenbeton Patent P. Melocco
In Budapest. Die Böschungsbekleidung, die sowohl für
Dämme, wie für Einschnitte zu Kanälen verwendet wer-
den kann, besteht aus einem System sich rechtwinklig
kreuzender Betonrippen mit KiscneinUgen, die etwa in
1,5 — 3,0 m Abstand zunächst hergestellt werden, sodaß
rechteckige Felder entstehen. An den Eiseneinlagen der
Rippen sind Drähte befestigt, die über den Betuti heraus-
ragen. An diese wird ein verzinktes Drahtnetz befestigt,
das über die ganze Büschimgsfläehe ausgespannt wird
Die einzelnen Bahnen des Netzes werden auch unterem
ander fest verbunden. Auf dieses Netz wird guter Bc
Zur Ergänzung wurden noch 6 weitere Versuche ge-
macht, von denen 4 mit gemischten Materialien ausgeführt
wurden und zwar waren die 2 Teile Sand bezw. 4 Kies
zu gleichen Teilen aus Isarmaterial bezw. Quetschmaterial
hergestellt, während bei den beiden letzten Proben der
Isarsand und -Kies unmittelbar zur Verwendung kam.
Die mittleren Fcstigkcits- Ergebnisse waren 256 kLi*111 im
ersten, 355 ke'qcm im 3. Falle. Der Beton mit gemischtem
Material zeigte in der Bruchfläche zwar etwas größere
Dichtigkeit, dagegen wiederum keinen nennenswerten
Unterschied der Festigkeiten.
Aus diesen Versuchen ist ersichtlich, daß für die
vorliegenden Verhältnisse die Verwendung von reinem
Isarkies und reinem Isarsand das zweckmäßigste war. Der
Bogen ist schon wie vorerwähnt, als Dreigefenkbogen mit
Stahlgelenkcn konstruiert, über welch' letztere ebenfalls
wieder umfassende Proben vorgenommen wurden und
zwar zunächst Ober die Güte des Matcriales durch Zer-
reißen von Probestäben, Zerdrücken von Würfeln, sowie
Pressen eines Kämpfergelenkes, welches in der Länge von
x>cm mit den übrigen Gelcnkstücken angeliefert worden
ist. Die Ergebnisse der Stahlproben sowie des Probcgc-
lenkstückes sind ebenfalls hier beigegeben.
Die Zerreißproben ergaben für den Stahlguß der Lager
im Mittel aus a Proben 5180 kf,<i<i». Die Druckproben mit
2 Würfeln von je 4 cm Seilenlänge stellten die Quetsch-
grenze des Matcriales auf 2500 k^nem fest. Die dann mit
der 400 »-Presse angestellten Bruchvcrsuchc konnten wegen
einseitiger Zusammenpressung der Probestücke nicht bis
zum Schluß geführt werden, mußten vielmehr bei einer
Belastung von 7810 bezw. 8125 abgebrochen werden.
Die bleibende Zusammcndrückung betrug dabei 10 bezw.
12,5 %. Es waren aber noch keinerlei Risse eingetreten
und keine Andeutungen zur Bruchbildung zu erkennen.
Bei den Druckproben mit einem vollständigen Gelenk
wurden die zur Mitwirkung kommenden Druckflächen da-
durch ermittelt, daß man die inneren Gelenkflächcn mit
einem leichten Rußübcrzug versah und dann die deutlich
erkennbare Druckfläche nach den verschiedenen Druck-
höhen von 1 30, 60, 120, 180, 240« maß. Sie stellten
sich auf 1,5, 7, 10,8, 16, 20, 30 ma> Breite, und auf
0,0,0, 0,3, 0,5, 0,7 mm bclief sich die
meßbare Zusammcndrückung der Höhe. Sonstige erkenn-
bare Veränderungen der Gelenke waren auch bei 240«
Druck nicht zu verzeichnen. i>~on»euuai folgt)
die mit Asphalt ausgegossen werden, der an dem Draht-
netz ebenfalls seinen Halt findet. Es wird so die Bildung
von Rissen in der im übrigen zusammenhängenden Deck-
fläche vermieden und auch eine gewisse Nachgiebigkeit bei
Setzungen erreicht. Fuß und Kopf der Böschung wird
durch ein etwas stärkeres Betonbankett abgeschlossen.
Bei Gefahr der Unterwaschung kann der Fuß auch durch
eine Eisenbeton-Spundwand gesichert werden. Kleinere
Kanäle werden auch auf der Sohle verkleidet. Nach An-
gabc des Erfinders soll das ungarische Finanzministerium
die Ausführung von 3000011» dieser Böschungsbefestigung
beschlossen haben. Diese Bcfcstigungsart wird für viele
Fälle eine ausreichende und verhältnismäßig billige Siche-
rung von Böschungen ermöglichen. In anderen Fällen,
namentlich bei stärkerem Stromangriff, dürfte jedoch der
Halt der ganzen Schale, der nur in den wenig tief ein-
greifenden Rippen besteht, nicht ausreichen. Eine Rabitz-
Decke mit Möller'schen Erdankern dürfte in diesem
Falle den Vorzug verdienen. —
Beitrag zur Berechnung von Elsenbetonbauten. In der
unter dieser Ucbcrschrift in No. 9 veröffentlichten Be-
rechnung des Hrn. Ing. Sor hat sich ein vom Verfasser
leider erst nach Drucklegung bemerkter Irrtum einge-
schlichen. Es ist nämlich die Bezeichnung:
«■
in die Formel 1 eingeführt statt
ton in 4—5 rm Stärke aufgetragen, jedoch ebenfalls in ein-
zelnen Feldern, sodaß über den kippen Fugen verbleiben,
*i Auoierkung J*t K • •] « k 1 i <> n M< ttn><Ir l>nl»r In «i.töt m Mifl-
»Uhc an^rvi ctrlrt Sri «Jru iirCViOiiii-i'u »Wt U uuu Wc-luu^trllim^ ui I'at (*-
44
«4 «U-V)
O' ntr II)
- Daraus ergeben sich die entsprechen-
den Aenderungen in der Formel 2, d. h. es wird
v .3 — _ __ .
J i„<x <i)3 -(• bd (3 x — tl) + 2 »I F , <•!• — h')
In gleicher Weise sind auch die Ergebnisse für y in den
besonderen Fällen des rechteckigen Querschnittes und des
T- förmigen Querschnittes mit doppelter Eiscncinlage ab-
zuändern. - ____
Inhalt: Stj.iBr utirtuke ]Q Ki*erjbcton
halb MOn'ln:i. — Vi-inii-i'iitt •»,
\>rlaj- der PeiitMben Bauze-.umj:, m b II. Heilin, Fflr dir Redaküon
verautwürtli'h f. Kiseleo, Holm- Druck vou Wilh. Ureve, Berlin.
No. it.
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1 DEUTSCHE BAUZEITUNG i
MITTEILUNGEN ÜBER
ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
|M * * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
L JAHRGANG 1904.
N°- 12.
Abbildg. 9. Gesamtansicht der Brücke mit I.ehrgerfJst.
Straßenbrücke in Eisenbeton über die Isar bei Grünwald oberhalb München. (Fortsetzung.)
| m die Zusammcnprcssung des Gelenkes bei der Probe
in den verschiedenen Belastungsstadien feststellen zu
können, wurde in die Preßfläche blaues Durchdruck-
papicr eingelegt, welches dann die Berührungsfläche bei
den verschiedenen Belaslungszuständcn genau zur Ab-
zeichnung brachte. Die einzelnen Gclcnkstückc sind in
einer Lange von 78 «■» hergestellt und durch je 4 Schrau-
benbolzen zu einem einzigen Stock verbunden, sodaß
das Einsetzen derselben mit der erforderlichen Genauig-
keit verhältnismäßig leicht durchzufahren war, vcrgl. die
Abbildg. 6 in No. 1 1.*) Um den Druck von den Gelenken auf
den Gewölbebeton bezw. auf die Widerlager zu übertragen,
wurden armierte Granitbetonquader verwendet. Um aber
die zulässige Inanspruchnahme und den Sicherheitsgrad
sowie die zweckmäßigste Armierung dieser Quader ein
vollständig sicheres Bild zu schaffen, wurden auch hier
umfassende Proben vorgenommen. l>a es mangels
genügend großer Vorrichtungen nicht möglich war, die
Proben mit den Quadern in gleicher Größe, wie sie bei
der Brücke verwendet wurden, vorzunehmen, wurden
die Proben in etwa dreiviertel der natürlichen Größe her-
gestellt; es wurden Würfel von 50/50 cm Grundfläche und
40 Höhe im Mischungsverhältnis 1 : 3 bis 1 : 4 angefertigt
und unter die bekannte Martens'sche Betonprcs.se gebracht
und zwar in der Weise, daß die eine Fläche des Würfels
mit 50/50 cm vollständig auflag, dagegen der Druck von
oben nur auf einen Streifen von 15/50 fn> in der Mitte
des Quaders, ähnlich wie bei dem Stahlgelenk der tat-
sächlichen Ausführung wirkte. Die Festigkeit war eine
ganz außerordentlich hohe und es war bei den meisten
der Würfel nur möglich, dieselben zum Anriß zu bringen,
während sie infolge der eingelegten zweckmäßig verteilten
und reichlichen Armatur noch größere Pressungen hätten
aufnehmen können, wenn die Grenze der Leistungsfähig-
keit der Presse mit 453 < nicht schon erreicht worden wäre.
•• Anmerkung drr Reil Aktion. Die Gelenke sind also in ganz
ähnlicher Weite ausgebildet, wir dieir-nlern der heruntergestürzten Coioelius-
Hrucke in Märchen. Sie »lud jedoch vorsichtiger Weise mit einer Sicherung
L-rL-rn T.leiieo versehen. Ks sind hier auch keine unvotsduijumailigro Be-
wegungen riiigclrcten.
Abbildg. 10. Hinblick zwischen die Flügelmauem der Widerlager
vor der VerfüJlung.
45
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Bei den Proben, nach welchen später die Ausführung
tatsächlich erfolgte, ergab sich ein Auftreten der ersten
Risse bei der Belastung von 340 ^e/i"» gedrückter Fläche
und einer größten I-ast von 6ookirl<ic'», welche noch hätte
gesteigert werden können, wenn, wie schon oben er-
wähnt, mit der Presse ein höherer Druck als 453 t hätte
ausgeübt werden können. Um auch den Einfluß einer
geringeren Fläche der Gelenke und der dadurch erhöhten
Pressung auf den Beton der Gelenkquader beurteilen zu
können, wurde eine Probe vorgenommen, nach welcher
eine Druckfläche von nur 0,6 "» Breite auf den Würfel
wirkte. Es ergab sich hierbei eine Drucklast von 212',
d. i. 922 itjv». Diese hohen Zahlen waren natürlich nur
erreichbar durch eine zweckmäßige Armatur der Gelenk-
tjuader sowie durch sorgfältigste FIcrstcllung in gußeiser-
nen Formen.
Die 20 "» starke Fahrbahnplatte, welche üben mit As-
phalt-Filzplatten isoliert ist und Troltoir sowie Fahrbahn-
Chaussierung trägt, ist durch Längs- und yuerträger eben-
falls in Eisenbetonbauweise unterstützt, und es ruht dieses
System auf einer Reihe von Eiscnbctonsäulcn, welche in
der Mitte des Bogens eine Stärke von 40/40«» besitzen
und an der Außenseite, um eine zu schlanke Erscheinung
derselben zu vermeiden, auf 60"» verbreitert wurden.
gewicht der Mauer auf billige Weise zu erzielen, wurden
diese Aussparungen mit Erde ausgefüllt, vergl. Abbildg. 10,
sowie den Längsschnitt Abbildg. a (No. 11). Die Brücke,
welche eine Gesamtlänge von 210™ hat, erhält ein seit-
liches Betongcländcr von einfachen, aber wirkungsvollen
Formen.
Die Herstellung des Endwidcrlagers am rechten Ufer
war eine verhältnismäßig leichte, da festes und Iragfähiges
Mergelgebilde, im Volksmunde Flinz genannt, zu tage trat.
Die Flinzschicht war von großer Härte und großer Mächtig-
keit, was durch Tiefbohrung festgestellt wurde. Der Aus-
hub der Flinzschichten konnte bei geringer Wasserhaltung
erfolgen. Die Mittelpfcilcr der beiden großen Bogen, im
Flutgebiet der Isar liegend, boten ungünstigere Umstände
und große Schwierigkeiten im Bau, da diese Pfeiler in
eine frühere Stromrinne zu liegen kamen, die mit grobem
Geschiebe ausgefüllt war. Von Anwendung einer Luftdruck-
Gründung mußte wegen der zu großen Kosten abgesehen
werden. Es wurde also versucht, den guten Baugrund,
d. h. den Flinz durch einen offenen Schacht zu erreichen.
An die Abtreibung einer Spundwand war nicht zu denken,
da das massenhafte Vorhandensein von Steinblöcken dies
nicht gestattet hätte. Es wurde daher eine senkrechte Ab-
teufung vorgenommen, welche sich bei den vorhandenen
1
■!-—.— -
11
-4
1
Abbildg. 11, Armierung der Fahrbihntufcl.
Abbildg. ta.
l* : ! I U r - - « . K- — M
• «j « ■» • * c "
der F«iirb«hn-SlflUen.
_ der Bflerl im
Autl.jrrs X 10. 11. iah«
TP rra t«-icrn die Mit«
I,.
EndMaUen 8 StOf k zu
ao mm DlrdOKMCr,
«m»t 8 St. zu iB mm ;
b. MittrUtutze 1 u a am
AufliKcr. Ei»etlriiUaj:e
8 St. zu X4 bezw M St.
zu umm Durchm.;
C, Mittrlstutz* 3. Kiwn-
rinutpe 4 St. zu jt mm
Durrlim , und 1 u 5 mit
Der Aufbau selbst in Eisen-
beton - Bauweise erfolgte
nach den wohl hinlänglich
bekannten Grundsätzen der
Firma Wayß & Freytag.
A.-G., welche in deren Werk
„Der Eiscnbelonbau, seine
Anwendung und Theorie"
ausführlich niedergelegt
sind. Die Einzelheiten der
Armierung der Fahrbahn-
längsbalkcn, der (Juerver-
spannung.derFahrbahntafel dem Wasserspiegel liegt,
und der Stützen gehen aus der Abbildg. 5 in No. it, so- wasserfrei zu halten, waren 5 elektrisch betriebene Zcntri-
wie aus den Abbildgn. n — 14 hervor. fugalpumpcn, welche Tag und Nacht in Betrieb waren,
Von Interesse dürfte noch der Aufbau des rechlssciti- mit einer Gesamtleistung von 4o<t>m in der Minute nötig,
gen I-andwidcrlagers sein, bei welchem in den Mauern, Der Schacht war von vornherein so angelegt, daß nach
um bei den gewaltigen Stärken und großen Höhen an erfolgter Ausschachtung bezw. Bloßlegung des guten Bau-
Beton zu sparen, zellenartigc Aussparungen vorgenommen grundes das Betonfundament vollkommen trocken cinge-
sind. Um das zur Aufnahme des Erddruckes nötige Eigen- bracht werden konnte. — .Schluß »»igt.)
f.- 1 • •«• ii»u
I* »i^ttreta!
I 4 st. zu ajmm uurclim.
' "~ -1 t »OkH «u ». b. r durch-
—« 1 mg 7 mm DucdoHiaac
Verhältnissen als die beste
und zweckmäßigste Ausfüh-
rungsweise bewährt hatDer
Wasscrzudrang war infolge
des groben Geschiebes ein
ganz enormer und konnte
erst nach sorgfältiger Ein-
schlcmmung der benach-
barten Flußsohle bewältigt
werden. Um den Schacht,
welcher etwa 7 "> unter Ge-
lände und etwa 6»
daß ein
Zur Frage der Haftfestigkeit des Eisens im Beton.
Von A. Klcinlogel, Reg.-B.ufhr. (Ingenieur der Fiim» WayB & Freytag in NeutUdt a. II )
fahrung einen reinen Zug oder Druck nicht kc
tritt eine Inanspruchnahme der Haftfestigkeil .
Eisen und Beton höchst selten in der Art ein,
unmittelbares Herausziehen des Eisens stattfinden könnte;
vielmehr ist die Inanspruchnahme der Haftfestigkeit in
weitaus den meisten Fällen an den Belastungsfall der
Biegung gebunden. So stehen auch die bei den oben-
genannten Versuchen beobachteten Erscheinungen in sehr
nahem Zusammenhang mit denjenigen der ausführenden
Praxis, da sie sämtlich bei Biegungsvcrsuchcn festgestellt
worden sind. Der Verfasser glaubt deshalb, durch die
Mitteilung der in folgendem, in kurzem Auszug wieder-
gegebenen Ergebnisse in mancher I linsirht einen Beitrag
zu der z. 7.\ lebhaft erörterten Frage Über die Haftfestig-
keit des Eisens im Beton liefern zu können.*)
Eine Uebcrsicht über das zur Verwendung
ie vom Verfasser im Herbst 1903 durchgeführten Ver-
suche über die „Dehnungsfähigkeit nicht ar-
mierten und armierten Betons bei Biegungs-
Beanspruchung"1) bieten auch zu anderweitigen Er-
mittelungen reichliche Gelegenheit, Insbesondere liefern
die einzelnen Ergebnisse ein zuverlässiges Material für
die Beurteilung der Große der Maftspannungen des Eisens
im Beton, sofern die hier vorliegende Betonmischung in-
betracht kommt; außerdem sind die bei den Versuchen
zutage getretenen, die Haftfestigkeit günstig oder ungünstig
beeinflußenden Nebenumsländc nicht ohne Bedeutung.
Als nicht unwesentlich erscheint der Umstand, daß
die hier besprochenen Ergebnisse Versuchen entstammen,
die denjenigen der Praxis sehr nahe kommen, und des-
halb den sojjen. Laboratoriums -Versuchen manches vor-
aus haben. Achnlich wie wir in der Praxis der Bauaus-
») \«lierr» liehe .For.. ht rirHriten «in dem Oblrlr diMi Fiienbetonf,
Urft I (.« Ve.Ug der rairuntiihrift „Beton und Ki»en", Wien).
-1°
'I Di* ».I^OIlrllrhrre fe-h.iidlo»? dir* r KrCrbni».r
nunK>tin(.« »t in „Beton uud Ki«e5~ lieft 4 Jahrg. ige.
No. ia.
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Versuchsmaterial und dir Art der Belastung ist in Ab-
bildgn. i u. a, sowie in Zusammenstellung i enthalten.
Zusammenstellung i. Balken Klasse B.
der Art'
Anzahl
t|Uir-
ichnitt
r>
v ■
ElMD«la>lag<
1"-I*C1>-
quer-
■darin
Armierung
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"4039
Beton. 1 Zement : 1 Sand : a Kalkatcinarbotlcr f 8 • '„ Wttwr,
Diejenigen Belastungen a i" (Abbildg. a), bei welchen
im Betonzuggurt die ersten Risse festgestellt werden
konnten, betrugen bei den 4 Balken der Klasse />' 3800,
3980. 3900, 3900*1:. Die ursprünglich sehr feinen Risse
erweiterten sich unter Konstanthaltung der Belastungen
bis zu klaffenden Spalten und dehnten sich am Schluß
der jeweiligen Versuchsperiode bis nahe zur Oberkante
der Balken aus.
Eintritt des
der Belastung nach dem
i keinem der H -Balken
mehr möglich; die Widerstandsfähigkeit derselben war
Ii
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Kv-¥.Y.v;K:-:r.-.yA-i^.,.-;»:^t
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Abbilde, 1.
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1
damit also erschöpft Vor dem Eintritt des ersten Risses
beteiligten sich Eisen und Beton gemeinschaftlich am
Widerstand gegen die auftretenden Zugkräfte, mit der
Entstehung eines Risses aber trat die Anteilnahme des
Betons in dem Maße zurück, in dem der Riß sich nach
oben ausdehnte, bis schließlich die gesamte Zugbeanspru-
chung vom Eisen allein aufgenommen werden mußte.
Betrachten wir die Art und Weise der Armierung
der Versuchsbalken etwas näher, so können wir feststellen,
daß die eingelegten Eisen als Verankerung kein anderes
Hilfsmittel als dasjenige der Haftfestigkeit besaßen, indem
weder Haken, noch Abbiegungcn, noch Querschnitts-
Aendcrungen vorhanden waren. Diese Anordnung der
Armierung war im ursprünglichen Vcrsuchszwecfc be-
gründet. Nachdem also dem Eisen der ganze Zug aufge-
bürdet war, konnte es diesem nur dann mit Erfolg
widerstehen, wenn seine Verankerung, in diesem Falle
die Haftfestigkeit, sich als ausreichend erwies, und, wenn
durch die Beanspruchung seine Streckgrenze nicht über-
schritten wurde.
Wir berechnen bei sämtlichen Balkenkiassen die Größe
der Schub- und Haftspannungen am Auflager. Die da-
bei zugrunde gelegten Formeln sind genau dieselben, die
Mörsch in seiner „Theorie der Betoneisenkonstruktioncn*
aufgestellt«) und u. a. zur Ermittelung der Größe der
Schub- und Haflspannungcn bei seinen mit I'lattenbalken
durchgeführten Versuchen benutzt hat.1» In den vom Ver-
bände deutscher Arch.- und Ing- Vereine in Gemeinschaft
■) Sirne „IVf RetoiH-isrobau, »eine Anivendun*, und Tlu-i»ri«~. S. loo.
•) Siehe „Verauche Ohr. Srhuhapannunern „, Örlouei-MTi
Mo,., h „Beton und tW, llett 4 Jhrj. 1003, S. I
5, Oktober 1904.
mit dem deutschen Beton- Verein aufgestellten „Vorläufigen
Leitsätzen für die Vorbereitung, Ausführung und Prüfung
von Eisenbetonbauten * haben diese Formeln ebenfalls Auf-
nahme gefunden und darf daher bezüglich der Bedeutung
der einzelnen Größen auf die genannten Veröffentlichun-
gen »t verwiesen werden.
Da bei keinem der Versuchsbalken an den Auflagern
irgendwelche Zerstörung eingetreten ist, so können wir die
für den Bclastungszustand II geltenden Formeln für die in-
betracht kommenden Verhältnisse benutzen und wir be-
rechnen somit aus der jeweiligen Bruchlast mittels der
genannten Formeln die Schub- und Haftspannungen am
Auflager unter Zugrundelegung der für den Zustand II
giltigen Grcnzlage der neutralen Achse. Ferner ist jeweils
für diejenigen Querschnitte, in welchen die ersten Zug-
risse im Beton entstanden sind, die Größe der Eisenzug-
spannung bestimmt worden, um darüber urteilen zu können,
inwieweit die beobachtete Trennung des Eisens vom Beton
auf eine Ueberwindung der Haftfestigkeit oder auf eine
Ucbcrschrcitung der Streckgrenze des Eisens zurückzu-
führen ist, insofern eine solche Trennung überhaupt statt-
gefunden hat.
Zu bemerken ist noch, daß in den folgenden Tabellen
P diejenige Auflast -f Eigengewicht bedeutet, über welche
hinaus eine Steigerung nicht mehr möglich war und unter
deren Einwirkung die Widerstandsfähigkeit des Balkens
auf irgend eine Weise erschöpft wurde.
Wir erkennen sofort, daß 4890 k-K.-'F« nur eine „rech-
r nungsmäßige* Beanspruchung sein kann, denn
gewöhnliches Handclsciscn, wie es hier zur Ver-
wendung kam, ist mit höchstens 4300 - 4400*»:, s<m
Zugfestigkeit hoch genug eingeschätzt Stellen
wir diesem Ergebnis jedoch den tatsächlichen
Verlaul der Versuchserscheinungen zurscite, so
ergibt sich folgendes:
Bis zum Eintritt des ersten Risses im Bc-
tonzuggurt haben Eisen und Beton gemein-
schaftlich am Widerstand gegen die auftreten-
den Zugspannungen teilgenommen.
DerGesamlzug beträgt Z= =38SokK.
d. h. das Eisen, wenn letzteres als allein wirkend
gedacht wird, hat eine Zugspannung von
= 4890 *k, U'" aaszuhalten. Nun wirkt aber bis
zum Eintritt des ersten Risses der Beton eben-
falls mit, und zwar leistet letzterer nach den
mit den Versuchen übereinstimmenden rech-
nungsmäßigen und planimetrischen Ermittelun-
gen des Verfassers im Belastungszustand I, bei
dem hier vorliegenden Querschnitt 15/30 tn»
einen Widerstand von mindestens 3600 kic. Es
bleiben also im Zustand I für das Eisen nur
rd. 350 imganzen, oder = 33°k*;ir"
°>7Ö5
übrig, somit eine äußerst niedrige Beanspruchung.
(Als Mittel aus 10 direkten Zugfcstigkeils-Ver-
suchen erhielt der Verfasser eine mittlere Beton-Zugfestig-
keit von aok««ic") Sowie nun der erste Riß im Beton-
zuggurt entstanden war, gingen die ursprünglich vom Beton
geleisteten Zugspannungen verloren und mußten mit der
Ausdehnung des Risses nach oben allmählich sämtliche
vom Eisen aufgenommen werden. Die Widcrstandsfähig-
Zusammenstcllung a. Balken Klasse B.
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Balken
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Im Mittel
Sr*>
3.-.rM
Keiheungsmauige Ei»etitMran*;irtit--hung im Mittrl 4M90 kp'i|v m.
keit des l'robekörpers, d. h. die gänzliche Zerstörung hing
also von zwei Faktoren ab: von der Größe der Zugfestig-
keit und der Lage der Streckgrenze des Eisens sowie
von der Größe der Haftfestigkeit des Eisens im Beton.
Infolge der Ucbcrschrcitung der Streckgrenze des Eisens
konnte die Haftfestigkeit nicht mehr in Wirkung treten,
denn sie wurde Zentimeter für Zentimeter durch die Quer-
schnitts-Verminderungen der Eisencinlagc aufgehoben,
Wir sehen also in den ermittelten Werten r, nicht ein
Maß fürdic Beurteilung derGrofie der Haftfesigkeit, sondern
', s,r|,r No 4 ,lir,r.
47
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letzlere wird unter allen Umstanden höher liegen. Die
Werte i, sind lediglich Haft-Spannungen, die im Augen-
blick der Zerstörung des Balkens am Aullager vorhanden
gewesen sind.
Es möge hier noch, um Mißverständnisse zu vermeiden,
kurz bemerkt werden, daß die Ermittelung von Z keinen
Anspruch auf absolute Genauigkeit machen kann, indem
hier eine für den Zustand II giltige Formel für einen Vor-
gang aus dem Zustand 111 herangezogen wurde, anderseits
die Zugleistung des Betons dem Zustand I angehört, für
welchen die Lage der neutralen Achse und damit Z erst
wieder besonders hatte ermittelt werden müssen. Im vor-
liegenden Falle Jedoch konnte von einem genaueren rech-
nerischen Verfahren billigerweise Abstand genommen
werden, indem es hier zunächst lediglich darauf ankam,
nachzuweisen, daß die Streckgrenze des Eisens bedeutend
aberschritten worden war, und dadurch die Haftfestigkeit
nicht in voller Größe zur Geltung kommen konnte.
Auf ganz dieselbe Weise, wie bei Balken B i wurden
die Schub- und Haf Ispann un gen samtlicher anderen Balken-
Klassen ermittelt
Zusammenstellung 3. Balken Klasse C.
Zusammenstellung 4. Balken Klasse/).
Balken
HrnrhlaM
k*
rm
kr/qcm
U I
U 3
?3
IIA
0100
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■5-45
■ V*<
15.»
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•7.7«
Im Mittel
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Kalken
Riuchloat
kr
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Vr.,|cm
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■ V*>
a.47
Ca
ao.71
c*
I.V35
£££
Im Mittel
8.»»S
»,S9
im Mitte) 375okt;qrm.
Eisens leutcrcs jeweils einfach aus dem umgebenden
Beton herausgezogen wurde, oder anders gesagt, dadurch,
daß der von dem einen oder anderen I .astenangriff nach
dem Ende zu gelegene ßalkenleil unter der stetigen Ein-
wirkung der Belastung auf den Eiscneinlagen gleitend
abgeschoben wurde.
Es war also nicht möglich, aus den diesbezüglichen
Vorgängen einen Schluß auf die maximale Größe der
Haftfestigkeit zu ziehen; um so bemerkenswerter sind
daher die Ergebnisse, welche die Balkenklasse E liefern,
indem dort eine Trennung zwischen Eisen und Beton in
oben genanntem Sinne nicht stattgefunden hat, und die
Zerstörung ihre Ursache in Verhältnissen hatte, welche
diesmal im Druckgurt des Betons zur Geltung kamen.
Zusammenstellung 5. Balken Klasse K.
HecnnunpMn.löi^e Kiaenbeannprachung im Mittel 4150 kgjqcm.
Bei sämtlichen mit 10 """-Eisen armierten Balken der
Reihen B, C und D erfolgte die end gütige Zerstörung der
Probebalken dadurch, daß durch die Vernichtung der Haft-
festigkeit infolge der Querschnitts- Verminderungen des
Balken
HiurhU«
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»0
Im Mittel
Rechnuuß^miUiise Ki*enbraD«pruchuog
17.06
im Mittel 3SJP
30JB
kjf/qcm.
(SrftluB folgt )
Vermischtes.
Die Mittellungen dei KOnlgl. Materlalprüfungsamtes In
Lichterfelde enthalten in dem soeben erschienenen Doppcl-
heft 1 u. 2 d. J. eine Reihe von Veröffentlichungen, auf
welche an dicscrStellc hinzuweisen von Interesse sein durfte.
BeiVersuchen.deren Ergebnisse Prof. Rudeloff als „Bei-
trag zum Studium der Festigkeitseigenschaften
von Beton mit Eisencinlagen*bezeichnet, fällt zunächst
die geringe Haftfestigkeit des Eisens im Beton auf, die
beim Zerreißen von Eiscnbetonprismcn von 50^90 Quer-
schnitt und einer mittleren Rundeiseneinlage von 10 bezw.
c mn Durchm. erzielt wurden. Die von einer Firma ge-
lieferten Probekörper sollen nach deren Angaben in einem
Mischungsverhältnis von 1 Teil Zement zu 3 Teilen Sand
hergestellt sein und etwa 4 Jahre an der Luft gelagert
haben. Bei 2 Proben mit den stärkeren Eisen ergab sich
nur eine Haftfestigkeit von 8,7 bezw. 9.4 kB/u«-«« bei Be-
ginn des Rutschens der Eisen, bei den Proben mit schwä-
cherer Eiscncinlagc, die allerdings vorher schon eine Vor-
belastung bei einer anderen Probe erhalten hatten, nur
eine solche von 3,2 bezw. 3.5 k|(;<i<-«>. Die weiteren Ver-
suche beziehen sich auf einen Vergleich der L>chnbarkcit
des Betons mit Eiseneinlage und des reinen Betonprismas,
das durch Herausziehen des F.iscnstabcs gewonnen wurde.
Diese Versuche wurden angeregt durch den bekannten
Schluß, welchen Cunsidcre aus «.einen Versuchen gezogen
hat, daß die Dehnbarkeit des Betons bi.» zum Bruch durch
Eiseneinlagcn ganz erheblich, bis auf da* 10 ao fache ge-
steigert werde, ein Schluß, dessen Richtigkeit durch an-
dere Versuche bereits Zweifel begegnet ist. Rudel off
kommt im Gegensatz hierzu nach den vorliegenden Ver-
suchen zu dem Ergebnis, daß die Eisenbetonproben zur
Erzielung derselben Dehnung größere Lasten erfordern,
als die Rechnung aus der Summe der Einzellasten für die
beiden Bestandteile ergibt. Das Verhältnis betrug etwa
118:100. Hiernach erscheint die Dehnbarkeit des
Betons oder des Eisens oder beider durch ihre
Vereinigung verringert.
Eine Mitteilung von 11, Burchartz, nach „Engineering
News" (1904 Bd. 51 No. 10 S. 2221 hat auch die Frage der
Haftfestigkeit des Eisens im Beton zum Gegenstand. Es
wird bei dieser Gelegenheit vom Verfasser auch mitge-
teilt, daß bei Versuchen, die vor einiger Zeit im Matenal-
prüfungsanit mit Betonkörpern von 1 Zement zu 2 Sand
zu 5 Kies von 10 zu 10 im Querschnitt und 2o>»> (Jknge
mit einer quadratischen Eisencinlace von 1 v Flache aus-
geführt wurden, sich die Haftfestigkeit des Eisens im Beton
aus 6 Versuchen im Mittel zu 210 ke "irm ergab. Der kleinste
Wert betrug 17,2 der höchste 28,4 ^ i^m. Bei anderen Ver-
suchen wurde sogar eine Haftfestigkeit bis 33 er-
mittelt. Die vorerwähnten amerikanischen Versuche wur-
den in vcrschiedenerWeise ausgeführt. Eine Versuchsreihe
erfolgte mit Zementmörtel 1:3. Es wurden 28 Würfel
von 15™» Kantenlängc hergestellt und in diese je 1 Stab
von Quadrateisen, Rundciscn, Flacheisen, Ransomcciscn
(vergl. No. 5) schließlich 2 zusammengedrehte Quadratstäbe
eingebettet. Die geringste Haftfestigkeit wurde im Mittel aus
4 Versuchen bei Flacheisen mit 20,5 ksyqe« der Haftflächc
gefunden ; bei Rundciscn stieg sie auf 35,8 ks/qao. |>'Qr die
komplizierten Querschnitte sind die Oberflächen nicht ge-
nau ermittelt, ein Vergleich der auf 1 tm Stablänge ent-
iuKetiden Belastung läßt aber darauf schließen, daß die
komplizierten Querschnitte, namentlich die verdrehten
Stäbe höhere Haftfestigkeiten ergeben, als die einfachen.
Um den Einfluß des Mischungsverhältnisses auf die Haft-
festigkeit zu untersuchen wurden 24 Betonkörper von 20
zu 20 zu 25 r" in verschiedener Mischung hergestellt mit
einer Eiseneinlage eines quadratischen Stabes von 2,5 zu
2,5 c">. Versuche mit reinen Zementkörpern ergaben im
Mittel aus 4 Proben «9ö •'•f ic<n Haftfestigkeit Die Ver-
suche sind jedoch unzuverlässig, weil die Proben auf-
spalteten. Körper aus 1 Zement zu 3 Sand ergaben im
Mittel 28,8 H. Weitere Versuche mit verschiedenen Beton-
mischungen teils mit Schotter, teils mit Kies, ergaben
durchweg noch höhere Haftfestigkeiten, aber unter einan-
der keine sehr auffälligen Unterschiede. Es ergaben:
1 Zement + 3 Sunt! 4- 4 Schottet = 41,1 ke.,Vj.oi int Milte),
1 ,. 4- 3 .. -t- 6 .. — 35.5
I -r 1 „ + 4 Kies = jBj ..
I + 3 .. + 6 .. " 3°.'
Eine weitere Mitteilung von Prof. Gary beschäftigt
sich mit der „Sandfestigkeit der Zemente". Die
Versuche gehen von dem Gedanken aus, daß bei der
Prüfung der Zemente das Hauptgewicht auf die wirt-
schaftliche Ausgiebigkeit des Zementes zu legen sei. Da-
nach würde derjenige Zement als der beste anzusehen
sein, der mit dem größten Sandzusatz eine bestimmte
Nornialfcsligkcit erreicht. Die Versuche erstrecken sich
daher auf die Feststellung, wieweit durch die Verwendung
höherer Sandmischungen Unlerscheidungs- Merkmale für
die Verwendbarkeit von Zementen aufgefunden werden
können und welchen Einfluß darauf die Verschiedenheit
des Sandes hat. Wir behalten uns vor, auf diese Mit-
teilungen noch zurückzukommen. — -
Inhalt: Straßeubrtkke ia Ki*eobeton Aber d!e lyir bei GrOnwmUl ober-
halb MOnrhni (KuitKrl/uiif I. — Üui K<,i;r <Ur llallleatigktit de» Elten»
im Helon, — V«rroi»clltev
Verl«» der I)eut«hen lWeilunr. C. m. b. It.. Herlin FOr die Redaktion
f. ti.eleo, Berlin. Druck von Wtih. Greve, Berlin.
No. ix
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
■ : MITTEILUNGEN ÜBER =
D ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
1
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
L JAHRGANG 1904-
NO- 13.
Straßenbrücke in Eisenbeton über die Isar bei Grünwald oberhalb München.
(SV Muß.) Hierzu dl* Abbildungen S. 51.)
]as Hammen der Pfahle für das Lehrgerüst erfolgte
durch eine elektrische Ramme und war durch das
reichliche Vorhandensein von großen Blöcken Ober
der festen Mergelschicht sehr erschwert Es mußte sehr oft
erst das Trümmergestein angebohrt und unter Wasser ge-
sprengt werden, um den Durchgang der Pfähle auf die
Hinzschicht zu ermöglichen. Auf die Erstellung des Lehr-
gerüstes selbst, vergl. die Abbild gn. 15— 19, wurde die für der-
artige Bauwerke erforderliche große Sorgfalt gelegt. Es kam
nur neues Holz allerbester Beschaffenheit zur Verwendung,
Abbildg. so. Blick in die ausgerotteten Gewölbe.
das außerdem parallel zur Faser mit höchstens 35 kg/qcm bean-
sprucht wurde. Die Langschwcllen, welche zurVcrmcidung
von Verdrehungen des Gerüstes durch die ganze Lange der
Spannweite hindurchgefühlt wurden, erhielten sowohl an
der oberen als auch an der unteren Seite schmiedeiserne
Schuhe, welche den Druck der Stander auf die Schwell-
hölzer in der erforderlichen Weise verteilten. Desgleichen
erfolgte das Aufsetzen des Lehrgerüstes auf den einge-
rammten Pfählen in sorgfaltigster Weise unter Zuhilfe-
nahme von Eisenkonstruktionen und Eichenholzcinlagcn.
Das Lehrgerüst, welches auf 8m Brückenbreite 7 Lchr-
bögen aufweist, sitzt auf 154 Sandtöpfen, welche nicht
nur als gute und solide Auflager gedient haben, sondern
sowohl durch zweckentsprechende Konstruktion als auch
durch richtige Wahl des Füllmatcrialcs sich bei der Aus-
rüstung auf das Glänzendste bewahrt haben und gegen-
über nicht besonders solide und zweckmäßig konstruierten
Schraubcnspindeln ganz entschieden den Vorzug verdienen.
Das interessanteste Stadium des Brückenbaues war
die Ausrüstung der beiden Bogen, die am 1. August 1904
erfolgte. Sic wurde erst vorgenommen, nachdem der Bogen
durch nahezu 3 monatliches Ruhen auf dem Lehrgerüst
genügend Zeit gefunden hatte, vollständig zu erhärten, und
auch der vollständige Aufbau einschließlich Chaussierung
auf den beiden Brückenbogen aufgebracht war. Zur Aus-
srhalung wurden 28 zuverlässige Leute verwendet, welche
je mit einem kleinen Metallbecher,
0,25 1 fassend, einem Schrauben-
schlüssel und einem kleinen Löffel
versehen wurden. Auf ein Signal
wurden gleichzeitig bei beiden
Bogen die Schrauben der Sand-
töpfe unter dem Mitteljoch geöff-
net, und ein Becher Sand entfernt
Dieser Vorgang wurde dann je-
weils an 4 Jochen den Wider-
lagern zu symmetrisch wiederholt,
sodaß eine allmähliche Senkung
des Bogens vom Scheitel aus
durchgeführt wurde, bis schließ-
lich der Bogen nach einer drei-
stündigen Dauer der Ausrüstungs-
arbeiten vollständig frei trug. Hier-
bei wurden die Verdrehungen am
Kämpfer gemessen, sowie auch
hauptsächlich die Scheitelsenkun-
gen genau beobachtet. Es ergab
sich bei dem Bogen über der Isar
eineEinsenkung von 5 bezw. 6Amnl,
bei dem Bogen über dem \Vcrk-
kanal eine Einscnkung von 1 obezw.
12,5 mm. (Abb. 20 zeijt das ausge-
rüstete Gewölbe von unten, Abb. 1,
No. 1 1 ,d ieGes.- Ansicht derBrücke. )
Die Konstruktion*- Einzelheiten sowie die statische
Untersuchung des Bogens der Widerlager und Aufbauteile
stammen von dem jetzigen Professor Mörsch in Zürich,
welcher zur Zeit der Ausführung Vorstand des technischen
Bureaus der Firma Wayß & Frcvlag war. Die Ausführung
erfolgte unter Oberleitung der Seiden Geschäftsführer der
Eisenbeton-G. DL b. H., Revcrdy und Zöllner. Die schwierige
Bauleitung lag in Händen des Hrn. Ing. Köhl, sowie für
einzelne Bauteile, wie z. B. die Widerlager, in Händen des
Hrn. Ing. Grcisl. Von seilen des Bezirksamtes war zur
Beaufsichtigung der Bauausführungen Hr. Staatsbauassistent
Altmann bestellt Mit der Ausführung der Brücke selbst
wurde im Herbst 1903 begonnen, und wird das Bauwerk,
welches, wie vorerwähnt, am 1. Aug. d. J. in seinen Haupt-
teilen ausgerüstet wurde, noch in diesem Jahre seiner Be-
stimmung zugeführt. Die Kosten bcliefen sich auf 260000 M. —
. Ludwig Zöllner.
Zur Frage der Haftfestigkeit des Eisens im Beton.
Von A. Klcinlogel, Rrg.-B»uihr. (Ingenieur der Firma WayB A Freytig in Neustadt a. H.) (SchluB.)
lur besseren Beurteilung der f.' -Spannungen möge
hier kurz die Reihenfolge der Erscheinungen be-
sprochen werden, wie sie bei der Durchführung der
Versuche aufgetreten sind.
Nachdem die ersten Risse bei der kritischen Dehnung
aufgetreten waren, war unter der stetigen Bclastungs-
Stcigcrung nur eine sehr allmähliche Verbreiterung der-
selben zu bemerken. Erst bei ifa loBgo^s (Balken E l)
begann sich ein nahezu in der Milte der Spannweite ge-
legener Riß deutlich und rasch zu verbreitern und nach
oben auszudehnen. Die Rechnung ergibt für diese Be-
lastung und für den betreffenden (Juerschnitt bereits eine
Ueberschreilung der Streckgrenze des Eisens, auch hat
sich in eben diesem Querschnitt der ganze weitere Kampf
49
Digitized by CjO
Eisen und Beton abgespielt Nachdem der kriti-
sche Kits eine gewisse Ausdehnung durch Verästelung in
zwei geneigt verlaufende Risse erlangt hatte, endigte die
Widerstandsfähigkeit des Betons damit, das ein großes
Stück des Betondruckgurtes mit lautem Krach herausge-
sprengt wurde. Wahrend dieses ganzen Bclastungsvor-
ganges blieben die Merkmale der Zerstörung bei alten
vier £-Balken auf ein kleines Stück links und rechts der
Mitte der Spannweite beschrankt, an und in der Nähe der
Auflager blieben die Versuchskörper vollständig intakt,
indem die maximale rechnungsmäßige Beanspruchung des
Eisens mit 3550 ktjv* infolge der Ueberwindung der Druck-
festigkeit des Betons nur im Bruchquerschnitt von Einfluß
war, von dort an aber bis zum Auflager dem Wirken der
Haftfestigkeit kein störender Nebeneinfluß im Wege stand.
Wir erhalten somit in der Zusammenstellung 5, in No. ia,
ein zuverlässiges Bild von der Größe der Haftfestigkeit des
Eisens im Beton (1 : 1 : -f 8 L Wasser) bei Biegungsbean-
spruchung. Die ermittelten Werte von 37,8, 41,0, 37,4 und
39,oke qcm umhüllte Eisenoberfläche geben einen Mittel-
wert von 38,8 *«/qr». ein Wert, welcher mit dem von Reg.-
Bmstr. Mörsch anlaßlich seiner Versuche mit Platten-
balkcn festgestellten Haftspannungen«) sowie mit den Er-
gebnissen früherer Versuche der Firma Way ß & Frey tag
A.-G., Neustadt a. II.7) «ehr gut Obereinstimmt. Nament-
lich ist im vorliegenden Fall der Umstand zu berück-
sichtigen, daß bei »amtlichen Versuchsobjekten des Ver-
fassers, dem Sonderzweck der seinerzeit angestellten
Untersuchungen entsprechend, die Eiscneinlagen voll-
ständig gerade, d. h. ohne Abbiegungen und dcrgl. im
Betonzuggurt lagen, daß somit als Verankerung
und allein die Haftfestigkeit inbetracht kommen
konnte. Anderseits darf nicht vergessen wer-
den, daß die Ermittelung der Größe der Haft-
festigkeit durch rechnerische Hilfsmittel erfolgt
ist, in welchem Verfahren immerhin einige
Fehlerquellen enthalten sein mögen, indem ge-
wisse Voraussetzungen nicht ganz einwandfrei
erscheinen könnten. (Annahme, daß es am Auf-
lager bei frei aufliegenden Balken auch einen
Zustand II gibt in dem Sinne, wie wir dies
für den auf Biegung beanspruchten Teil des
Balkens mit Recht berücksichtigen, Einfluß der | — ■
Größe der Durchbiegung auf die Größe der
Haftfestigkeit, Rcibungseinflüsse u. dergl.)
Immerhin aber können wir sagen, daß
eine möglichst genaue Berechnung unter Be-
rücksichtigung aller Möglichkeiten und Einflüsse die ge-
wonnenen Ergebnisse kaum nennenswert verandern würde,
und daß also für den vorliegenden Fall die Art und Weise
der Ermittelung der Größe der Haftfestigkeit Anspruch
auf hinreichende Genauigkeit machen kann.
Dazu kommt noch, und das ist von wesentlicher Be-
deutung, daß nach eben demselben Rechnungsverfahren,
nach welchem diese Schub- und Haftspannungen ermittelt
werden, nun auch dimensioniert wird, daß also samtliche
Fehler, die einen Einfluß auf das Ergebnis haben könnten,
dadurch wieder vollständig aufgehoben werden.8)
Eine Kontrolle für die Richtigkeit der auf genanntem
Wege ermittelten Größe der Haftfestigkeit ist in „Beton
und Eisen" Heft 4 gegeben.
Ehe wir weitere Folgerungen ziehen, seien zunächst
die entsprechenden Ergebnisse aus den Versuchen mit
den F- und G-Balken hier angeschlossen (siehe Zusammen-
stellungen 6 und 7).
Zusammenstellung 6. Balken Klasse F.
Zusammenstellung 7. Balken Klasse ü.
Bruchlast
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i
cm
' T"1
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a-M*
M
a.|,fo
Im Mittel
Kechnungimlflifre rlisrobean«pruchunK im Miltri atBo kc'qcm.
sichtlich: ehe weder die Streckgrenze des Eisens, noch
die Druckfestigkeit des Betons, noch die Haftfestigkeit
überschritten war, wurde der Belonkörper durch Ueber-
handnehmen der schiefen Zugspannungen durch einen
von einem oder anderen Lastengriff unter fast genau 45°
zur Lotrechten nach unten verlaufenden durchgehenden
Riß zerstört. Nachdem der Riß die Eisenzone erreicht
hatte, wurde von dort an unter zunehmender Belastung
die Haftfestigkeit bis zum Auflager durch Aufschlitzen,
wenn man so sagen darf, vernichtet und konnte daher
nicht in voller Größe zur Geltung kommen. (Näheres
siehe die beistehende Abbildg. 3). Die Versuchsbalken des
Verfassers enthielten, wie betont, nur gerade Eiseneinlagen,
sie waren also allen Einflüssen von Kräften, wie z. B.
diesen schiefen Zugspannungen, schulzlos preisgegeben.
Da es sich hier jedoch im Rahmen dieser Abhandlung
nur darum handelt, die Ursachen festzustellen, die einer
vollen Wirksamkeit der Haftfestigkeit hindernd im Wege
von einer eingehenderen Behandlung
Balken
Bruch UM
U
cm
kr'qctn
'.
kr'qem
ri
>3
16.6H0
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18*40
'5.3°
LS*
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3$
arioo
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a6U3
»*37
Im Mitirl
KeduHUig-imaBifc l*in nl lulhang im Mittel a4Q4 kr,'.|rm.
Auch bei diesen Balken konnte sich die Haftfestigkeit
nicht in vollem Maße Reitend machen. Die beiden Balkcn-
klassen F und O sind in dieser Beziehung vollständig
gleichwertig, indem bei beiden die endgültige Zerstörung
der Probekörper dieselbe Ursache hatte. Am deutlichsten
ist die Art und Weise der Zerstörung aus Abbildg 3 er-
*| „Beton uod Kiwi)"4, lieft 4 Jhrp IQC/Jj S jr*} ff.
T> ^I>et Brlom-IWnlt-iii, «.eine Anwendung uri'l THeorlc", S. 64.
■1 Siebe die vom Verbände deutscher Anh.- und log -Vereine und
dem deuuehen Beton -Verein »ofee*te!heu „Vorläufigen LriWltrc fßr die
Vorbereitung, AaituhmDg uod I'ruluni; von F.itctibetonbauteii".
50
dieses Einflusses schiefer
abgesehen werden.
Während also bei den Balkenklasscn B, C, D, F und G
immer Nebenumstände die Veranlassung waren, daß der
Zusammenhang zwischen Eisen und Beton aufgehoben
wurde und wir somit in den ermittelten r( nur jeweils
einen Maßstab dafür haben, bis zu welchen Spannungen
hin die Haftfestigkeit in Anspruch genommen werden
konnte, ehe sie durch andere Einflüsse aufgehoben wurde,
so können wir dagegen bei den Balken Klasse K die Haft-
festigkeit in volter Wirksamkeit feststellen. Wie die Vcr-
suchsprotokolle ergeben, fand bei den Balken Klasse E
in der Nähe der Auflager und an denselben keinerlei
Zerstörung statt, die Haftfestigkeit ergibt sich demnach
noch höher als wie im Mittel zu 38,8 *s, q™, ja sie er-
reicht schon bei Balken Kit einen Wert von 41 ke.
Aus diesen Tatsachen, sowie aus der Uebereinstim-
mung mit den Ergebnissen anderweitiger Versuche (siehe
oben von Mörsch usw.) kann geschlossen werden, daß
bei einer guten, plastischen Betonmischung, bei sorg-
fältiger Herstellung und Nachbehandlung der alle Bau-
schinger'sche Wert mit 45 kr qr» für den Fall der ]
als nicht zu hoch gegriffen erseheinen dürfte.
Es muß deshalb der Umstand besonders begrüßt wer-
den, daß in den vom Verbände deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine und dem Deutschen Beton-Verein
aufgestellten „Vorläufigen Leitsätzen für die Vorbereitung,
Ausführung und Prüfung von Eisenbetonbauten" die zu-
lässige Haftspannung bereits in Würdigung der großen
Haftfestigkeit des Eisens im Beton auf 7,5^, q«» festgesetzt
worden Ist. Dagegen ist in den neuen „Bestimmungen
für die Ausführung von Konstruktionen aus Eisenbeton
bei Hochbauten", welche jüngst vom preuß. Minist der
öffcntl. Arbeiten erlassen wurden, diese Zahl auf 4,5 kr/qr»
herabgesetzt worden.
Abgesehen davon, daß bei vielen Probebelastungen
die nachträglich bestimmte llaftspannung unbeschadet der
tadellosen Haltbarkeit der Kronstruktion oft bis zu 40k*/tc"
betrug, und daß manche Konstrukteure Spannungen bis
zu 15 kj 'K'n anstandslos zulassen, ist hier noch folgender
Umstand als nicht unwesentlich inbetracht zu ziehen: Wie
eingangs berührt worden ist, ist die Inanspruchnahme der
No. 13.
Digitized by
Haftfestigkeit in der Praxis in weitaus den meisten Fallen
an den Kall der Biegung gebunden und wir erkennen so-
fort, daß bei einem durchgebogenen Balken die Kraft,
welche das Eisen aus dem Beton herausziehen soll, größer
sein muß, als es diejenige ist, die das Eisen beim un-
mittelbaren Zug-Trcnnungsvcrsuch im Laboratorium vom
wie zwischen der Würfclfestigkcit und der Druckfestigkeit
des Betons im armierten Balken "I, woraus zu folgern
wäre, daß zur Erforschung des Wesens und der Größe
der Haftfestigkeit solche Ergebnisse für die Praxis am
wertvollsten wären, welche, ahnlich wie die vorliegenden,
aus Biegungsversuchen gewonnen worden sind, da solche
Abbild« 16. Langtsclinitt def Lehrgerüstes.
■
AbbiJdg. 15. Gründl iß der Lchrgeißst-Anoidnung.
e In Eisenbeton über die bar zwischen
und HOlIrlegeUgereuth oberhalb München.
Eulwulf und
, G.broUb. lt.,
u. Wayfl & Freytag, A.-ii. in München).
• — «o X)
Abbilds. 18. Kinzelhcilen des Lehrgerüstes am I
Abbild«. 19.
II 11 II II
Abbildg r7. «Juerschnitt in der Milte und an der craten Stütze.
Beton trennt, indem bei dem auf Biegung beanspruchten
Konslruktionstcil eben infolge der. Durchbiegung eine nicht
unbeträchtliche zusätzliche Reibung zugunsten der Haft-
spannung vorhanden ist. Ks liegt somit die Vermutung
nahe, daß zwischen Ergebnissen unmittelbarer Trennungs-
Vcrsuchc und zwischen Ergebnissen von diesbezüglichen
Biegeversuchen ein ähnlicher Unterschied auftreten wird.
19. Oktober 1904.
den Verhältnissen der Praxis am allernächsten kommen,
und es immer unser Bestreben sein muß, den wissen-
schaftlichen Versuch womöglich unter denselben Bedin-
gungen vor sich gehen zu lassen, welche in der aufführen-
den Praxis hauptsächlich inbetracht kommen. —
• Sirh, u a JWton und f.iH-n". Urft I, lgt>j S »3 „Die ZiiH«vi£k<-it
5"
Digitized by Google
Ueber die Konstitution des Portland-Zementes.
^cm Verein der nordamerikanischen Portland-Zemenl-
Fabrikanlen hat auf seiner diesjährigen Versammlung
in Atlantic City, Clifford Richardson vom Prüfungs-
Laboratoriura in New -York eine Arbeit über die Konsti-
tution des Portland-Zeinentes vorgelegt, die in derZtschrfL
„Engineering Record" abgedruckt ist und Beachtung ver-
dient. Wir geben daher einen kurzen Auszug aus diesen
Mitteilungen und verweisen auf die Nummern der genann-
ten Zeitschrift Bd. 50 No. 7 u. 8 vom 13. u. 20. August d. J.
Der Verfasser geht auf dem Wege weiter, den Le
Chateiicr und Tornebohm beschritten haben, indem
sie mit Hilfe des Mikroskopes und pelrographischcr Me-
thoden die optischen Eigenschaften der verschiedenen
Mineralien untersuchten, welche einen Portland -Zement-
Klinker zusammensetzen. Durch Betrachtung von licht-
durchlässigen Dünnschliffen aus solchen Klinkern unter
dem Einfluß polarisierten Lichtes stellten bekanntlich beide
unabhängig von einander und gleichzeitig nach dem ver-
schiedenen Lichtbrcchungsvcrmögen 4 bestimmt unter-
Bchcidbarc Mineralien im Portland-Zement fest, die Törne-
bohm mit Alit, Belit, Celit und Fclit bezeichnete. Letzteres
Material fehlt unter Umständen gänzlich. Ist ein Portland-
Zcmcnt aber 4% kalkreicher als üblich, so besteht er nach
den Untersuchungen von Tornebohm fast ganz aus Alit
und Celit Le Chatelier und Newberry suchten ander-
seits der Frage auf chemischem Wege beizukommen, in-
dem sie synthetisch die Silikate und Aluminale herstellten,
welche nach der Theorie im Porüand-Zcmcnt vorhanden
sein könnten. Newberry ging dann noch einen Schritt
weiter, indem er aufgrund der Analysen von Zement-
Klinkern, rückwärts aus reinen Chemikalien, die er nach
dem bei der Analyse gefundenen Molckutarverhältni&se der
Klinker zusammensetzte, Zementklinker bildete. Der Ver-
fasser verbindet diese verschiedenen Methoden und be-
trachtet die Konstitution des Portland-Zementes gleichzeitig
vom physikalischen und vom chemischen Sundpunkt. Er
hat zunächst auf synthetischem Wege die Calcium-Silikate
und -Aluminate Hergestellt, die nach den bestehenden
Theorien einen Portland-Zement zusammensetzen. So-
wohl das einfache Calci um -Silikat, wie das Di- und Tri-
Calcium- Silikat und die entsprechenden Stufen von Calcium-
Aluminat wurden hergestellt und von ihm als bestimmte
chemische Verbindungen festgestellt. Die Untersuchung
der ebenfalls auf synthetischem Wege zusammengesetzten
Silico- Aluminate, wie z. B. 2 Si OfAlt 0,6 Ca 0, die den
Portland-Zement nach vorhandenen Theorien bilden sollen,
ergab dagegen, daß es sich hier nicht um bestimmte
chemische Verbindungen, sondern um sogen, .feste Lo-
sungen" von Aluminatcn in einem Tri Calcium -Silikat
handelt. Bestimmte Verbindungen von Elisen und Kalk,
Tonerde und Magnesia sind auch nachgewiesen worden.
Die theoretische Betrachtung vereinfacht sich aber, wenn
man sie an Zementklinkern anstellt, in denen diese Stoffe
nicht enthalten sind.
Die Erkläruni; des Begriffes der „festen Lösung" nimmt
einen breiten Raum in den Ausführungen ein und eine
Reihe verschiedener Beispiele erläutern denselben, der
zuerst 1890 von dem holländischen Chemiker Van't Hoff
aufgestellt wurde. Er fand, daß wenn gewisse Lösungen
fester Körper in Flüssigkeiten zum Gefrieren gebracht
werden, nicht die lösende Flüssigkeit allein erstarrt, son-
dern daß die erstarrte Masse aus einer Mischung der lösen-
den und der gelösten Materie besteht, die er als „feste
Lösung" bezeichnete. Auf diese Weise läßt sich auch das
Wesen der Metall-Legierungen leicht erklären. So ist ferner
z. B. Stahl als eine feste Lösung von Kohlenstoff in reinem
Eisen aufzufassen. F.rstcrcr löst sich im geschmolzenen
Eisen in beträchtlichen Mengen auf und bleibt gelöst, so-
lange das Eisen geschmolzen bleibt. Tritt Abkühlung und
Erstarrung ein; so hängt die Struktur des festen Eisens ab
vom Verhältnis des aufgelösten Kohlenstoffes und der
Temperatur, bei welcher es abgekühlt wurde. Es entsteht
Schweißeisen, Stahl und Gußeisen, letzteres, wenn der
Kohlenstoffgehalt so groll war, daß er bei der Erstarrung
nicht ganz gelöst bleibt, sondern sich z. T. als Graphit aus-
scheidet: dieses Verhalten des Eisens läßt sich in gewisser
Beziehung in Parallele stellen zu dem des Portland Ze-
mente». Im übrigen müssen wir auf die weiteren Aus-
führungen der Veröffentlichung selbst verweisen.
Von der Vermutung ausgehend, daß I'ortland-Zcmcnt
eine feste Lösung eines Aluminales in einem TriCalcium-
Silikat sein könne, stellte sich der Verfasser nun die Auf-
gabe, was sind Alit und Celit, die beiden wesentlichsten
Bestandteile eines Purtlaiid-Zemcni-Klinkcrs. Wenn sie
„feste Losungen" sind, woraus setzen sie sich zusammen
und ändert sich ihre Beschaffenheit, wie bei Stahl, bei
einer bestimmten Temperatur?
52
Der Weg, den Richardson dabei einschlug, war folgen-
der: Er stellte Klinker aus chemisch reiner Kieselsäure,
Tonerde und Kalk her in den Verhältnissen, wie sie bei
der Zementfabrikation vorkommen. Dazu war es aber zu-
nächst erforderlich, zu wissen, in welchem Molekular-
Vcrhältnis Kieselsäure und Tonerde und deren chemisches
Aequivalent, Eisenoxyd, zum Kalk und seinen chemischen
Aequivalenten, Magnesia und denAlkalien, stehen. Richard-
son benutzte dabei die vorhandenen Analysen von 2 Port-
land-Zementen. Wird in diesen beiden Analysen das Prozent-
gewicht jedes Bestandteiles durch das zugehörige Mole-
kulargewicht geteilt, so ergibt sich das relative Zahlen-
verhältnis der Moleküle der einzelnen Bestandteile. Zählt
man Tonerde und Eisen zusammen und alle Basen zu-
sammen, so erhält man das Verhältnis der Kieselsäure,
der Tonerde und des Eisenoxydes, die als R, 0t Basen
bekannt sind, hier aber die Stelle von Säuren vertreten,
zum Kalk und den anderen Basen, die zus. als MO Basen
bezeichnet werden. Sie Sache gestaltet sich besonders
einfach, wenn man den Anteil der Kieselsäure als 1 be-
zeichnet. Multipliziert man diese Verhältniszahlen dann mit
dem Atomgewicht von Kieselsäure, Tonerde und Kalk,
so werden die Gewichts- und Prozent -Verhältnisse er-
mittelt, in welchen diese Bestandteile gemischt werden
müssen, um einen reinen Klinker zu erzeugen, der die-
selben basischen Eigenschaften und dasselbe Molekular-
Verhältnis hat, wie der in der Praxis hergestellte, ur-
sprüngliche Zementklinker, dessen Analysen zugrunde ge-
legt wurden. Jedoch mit dem Unterschiede, daß die un-
wesentlichen Elemente fehlen. Hierbei ist aber erforderlich,
den Kalkanteil der in Verbindung mit Schwefelsäure vor-
kommt, abzuziehen, da dieser bei der Formierung des
Klinkers keine Rolle spielt.
Die so hergestellten Klinker wurden unter polarisier-
tem Licht untersucht und es wurde dadurch die »Lösungs-
Theorie" bestätigt.
Die Untersuchungen wurden dann dadurch erweitert,
daß nunmehr Zementklinker hergestellt und auf ihre Struktur
untersucht wurden, in denen von vornherein ein bestimmtes
Molckularverhältnis des Tri-Calcium-Silikates zu den ver-
schiedenen Aluminatcn zugrunde gelegt wurde. Und zwar
wurde zunächst ein Verhältnis 6 : 1 gewählt, das sich in
den Grenzen hält, die bei einem in der Praxis hergestellten
Zementklinkcr vorkommen können. Aus den sich . anv
schließendcn Untersuchungen kommt Richardson zu dem
Schluß, daß Alit eine feste Lösung von Tri-Calcium-
Aluminat in Tri-Calcium-Silikat, Celit dagegen eine solche
von Di-Calcium-Aluminat in Tri-Calcium-Silikat sei, sodaß
damit die Zusammensetzung des reinen Zementklinkers
erklärt wäre, denn die Gegenwart der anderen unwichtigen
Elemente, wie Eisen, Magnesia und die Alkalien, können
das Ergebnis nicht in wesentlicher Form beeinflussen. Sic
befinden sich wahrscheinlich als Lösung im Celit.
Es wurden ferner Klinker hergestellt und in ihren-
physikalischen Eigenschaften untersucht in Mischungs-
verhältnissen der Kieselsäure zur Tonerde von 3:1, 4:1
und 5 : 1, sodaß innerhalb dieser Grenzen alle Möglich-
keiten der Zusammensetzung des in der Praxis erzeugten
Portland-Zcmcntcs erschöpft wären. Es wurde damit auch
die Frage geprüft, welchen Grad der Konzenlricrung die
Lösungen der Aluminate in den Silikaten haben dürfen,
che der Zement aufhört, ein normaler Portland-Zement zu
sein. Als diese Grenze bezeichnet Richardson:
Si», AltO, CaO
Reines Tri-Calcium-Silikat 26,4 0,0 75,6
zu 7 (Si Ot 3 Ca <>) 3 (AU »3 a Oi O) 18,9 23,6 67,5
Darüber hinaus entstehen Klinker, die nicht mehr die
Struktur eines Portland-Zcmcntes haben, obgleich sie
hydraulisch sind.
Aus der physikalischen Betrachtung des Portland-
Zcmcntcs ergeben sich dann auch die Lösungen für eine
Reihe anderer Fragen, die allein vom chemischen Stand-
punkte nicht gewonnen werden, so des Einflusses der
Brenntemperatur, der Abkühlungsweise, der Mahlfeinheit
auf das fertige Erzeugnis; und hieraus lassen sich wieder
neue Gesichtspunkte für die Güte und Beurteilung eines
Portland-Zementes und für die Verbesserung der Fabri-
kation finden. Auch die Erscheinung, daß unter gewissen
Umständen (zu großer Tonrcichtumi die Zementklinker
schon im Ofen oder später zerfallen, finden durch diese
Beobachtungen eine begreiflichere Erklärung. -
Inhalt: SimernhtOrke i» riwnbriun <il>cr tiir Nar bei Grftnwald
otierhalb Manchen |S»-hlu6). — iCur I ii£c der lUftfrMiukril drtt EJsflkS
im Beton tSihluüj, - l rtict tlie KuiiHtituljui] iln* rurtlii.it-Zeaimlrft.
VcrUp drr n*ut*rhrn Haaz?ituop, G. m. h. II , Berlin. Fflr die Redaktion
vermtwartlicb f. Mite teil, Berlin. Druck vuu Wüh. Greife, Bertin.
No. 13.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
B ■ MITTEILUNGEN OBER
ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
m * * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
— ' -r» r> _v_ ^
I. JAHRGANG 1904.
N°- 14.
Abbildg. 10. Lehrgerüst für die Kin»Ump(ung d*» BogcDdacbes.
Konzertsaal mit freitragendem Eisenbeton-Dach von 20 m Spannweite.
(Ausgeführt in Berlin von der Baugc»cl1achaft (flr Lolat-Eisenbctou in Berlin.)
Janze Konstruktionen in Eisenbeton sind in
der Rcichshauplstadt erst möglich, seit der
' Erlaß des Hrn. Ministers der öffentlichen
Arbeiten vom 16. April 1904 den Baupolizei-Be-
hörden Handhaben forderen Genehmigung bietet.
Die Decken in Eisenbeton zwar waren schon langst
in Anwendung, doch genügten diese Ausführungen
nicht, um die Kenntnis des Materiales genügend zu
vermitteln, und so ist es natürlich, daß die neue
Bauweise vorlaufig noch mit einem gewissen Miß-
trauen der verantwortlichen Stellen zu kämpfen
hat, bis auch hier in Berlin Ausführungen in ge-
nügender Zahl vorliegen werden.
Unter diesen Umständen verdient der Bau be-
sondere Beachtung, welcher auf dem fiskalischen
Grundstück Ecke Königgrätzcr und Prinz Albrecht-
straße errichtet ist, da er in seinen wesentlichen
tragenden Teilen aus Eisenbeton besteht Die
Kaumdisposition des Baues ist aus dem Grundriß,
Abbildg. 1, dem Längsschnitt Abbildg. a und der
Aufnahme der gesamten Baustelle, Abbildg. 3,
leicht zu ersehen: um den Hauptbau, den Konzert-
saal, gruppieren sich gemäß der Form des Grund-
stückes und unter Berücksichtigung der feuerpoli-
zeilich zulässigen Tiefen die Anbauten für Ver-
kaufs- und Wirtschaftsräume.
Diese Anbauten sind mit massiven Außen-
mauern aufgeführt, das innere Tragwerk ist mit
Pfeilern und Balken in Eisenbeton hergestellt und
bietet konstruktiv nichts Neues. Beim großen Saal-
bau ist auf die Mitwirkung des Mauerwerkes gänz-
lich verzichtet. AufStützcnfüßen von 150 zu ISO*"
Grundfläche erheben sich die Säulen der Außen-
mauern, in Gcländchöhe nehmen kräftige Kahmen-
balken das mit Isolierung aufgeführte Mauerwerk
auf und Obertragen die l.;i-t auf die Stützen. Auf
die oberen Enden der Stützen ist ebenfalls ein
solcher Kähmen aufgelagert, welcher das Dach
aufnimmt und so das Mauerwerk vollkommen
Abbildg. 3. Uebersicbt der getarnten Baustelle während der Auifubrung.
53
Digitized by Go
entlastet. Zwischen die Rahmenbalken spannt sich ein frei-
tragendes Gewölbe von aom Lichtweite und n cm Scheitel-
Stärke. Dies dient einerseits als Dach, anderseits als Trage-
konstruktion rar die Stuckdecke des Saales, die in Höne
der Spannsiangcn an diesen aufgehängt ist. Die Segmente
der YVölbung über beiden Giebeln sind als 12"» starke
Ii I I
40
gespannte Konsolen zu wirken, deren Gurte die Säulen sind,
um so die Windkräfte aufzunehmen. Für die betroffenen
Säulen entsteht hierdurch eine Zusaizkraft von maximal
rd. 1 1 «. Auf die Stützen der beiden Hauptwände hat die
Windkraft die Wirkung, daß deren zentrische Last ver-
schoben wird und so auch auf die Fußplatte exzentrisch
wirkt Dies Ist auf die Bemessung der SlOtzcnfüßc
von wesentlichem Einfluß.
Die aus den Berechnungen sich ergebenden Kon-
struktionen sind in den Konstruktion» - Zeichnungen
Abbildgn. 4—9 dargestellt. Das Eisengerippe, insbe-
sondere im Bogendach, ist so einfach als möglich ge-
halten, dabei ist die Lage der einzelnen Elsen durch
die, dem Lolat-Eiscnbcton eigentümlichen, patentierten
Typeneisen vollständig gesichert Der Absland in dem
diese Eisen verlegt werden, ergibt sich aus den prakti-
schen Gesichtspunkten Die Eisengerippe der übrigen
Konstruktionen sind die allgemein üblichen, mit nur
geringen Abänderungen. Der Beton wurde im Ver-
hältnis 1 : 4 gemischt Die kräftige und
sorgfältige Konstruktion der Rüstung ist
aus der Abbildg. 10 ersichtlich. Ucbcr
Teil de n»ch-L*nK*-
»chnitte«.
Abbildg. 4.
Teil de» Dich-
Querschnitte»
mit dem
Widerlager.
Eiscnbclonwändc ausgebildet, die sich zwi-
schen den Stützen freitragen. Der Bogen ist
an drei Stellen im Scheitel unterbrochen, die
Ocffnungen sollen die Vcntilations-Schächtc
aufnehmen. Die statische Wirkung und Be-
rechnung dieses Baues ist leicht zu übersehen.
Der Bau bildet durch Konstruktion und Aus-
führung ein einheitliches Ganzes Auf das
Dach als Bogenträger wirken lotrecht die
Konatruktionslast, d. h. Eigenlast, Abdeckung
und I »rahtputzdecke, außerdem ist Schnee-
last und Winddruck inbetracht zu
ziehen, welche auf die Bogenquer-
schnitte einseitig am ungünstigsten wir- Abi
ken Es wurden bei der Berechnung Smt«e mit Ver-
die Entspannung in den kräftigen Rah-
menbalken in Rücksicht gezogen und
die Reaktionen nach der Elastizitäts-
Theorie ermittelt. Die inneren Span-
nungen wurden daraus nach den mi-
nisteriellen Bestimmungen kontrolliert ;
es ergaben sich als größte Beanspruch-
ungen für Beton auf Druck 32*01"",
Eisen auf Druck 350 U- >i' m, Eisen auf Zug
40okcl'i"". Die Bciotwpannung wurde
aus den eingangs erwähnten (»ründen
nicht höher zugelassen. Zur Berech-
nung der Zugstangen des Daches wurde
natürlich Vollbelastung angenommen.
Bei der ungeteilten Höhe des Bau-
werkes ist der Winddruck von großer
Wirkung, ihm gegenüber stellt das Dach
einen Träger von rd. 31 ■ Höhe und
39'" Stützweite dar und ist im Ver-
band mit den steifen Giebelwändcn als
ein starrer Träger anzusehen. Daher
wurde de m Dach rechnerisch derWind-
druck des Daches und der halbe Wind-
druck der Längswände zugewiesen und
es wird dieser Druck auf die Giebcl-
wände übertragen. Das Dach als Trä-
ger für wagrechte Kräfte hat eine so
große Höhe im Verhältnis zur Spann-
weite, daß die Nurmalkräfte in den
Gurtungen minimal werden. Durch
Ausmauerung ganzer Felder zwischen
je zwei Säulen der Giebclwände wer-
den diese befähigt als in der Erde ein-
die Ausführung ist noch zu erwähnen,
daß die Eisenbetonarbciten des gesam-
ten Baues Mitte August in Angriff ge-
nommen wurden. Wegen der kurzen
Frist, die seit Aufiragcrteilung und
genauer Feststellung des Planes ver-
blieb, war es leider nicht möglich, die
baupolizeiliche Genehmigung recht-
zeitig zu erhalten; dies hatte lästigen
Aufenthalt und Inhibierung des Baues
zur Folge. Von dieser Zeilversäumnis
abgesehen nahmen die Eisenbetonar-
bciten für den Saalbau lt. Tagebuch in
Anspruch: Fundamente, Balken und
Stützen bis Gcländchöhc 9 Tage, Eisen-
beton u. Mauerung bis Saalhöhe B Tage.
Während dieser Zeit wurde die Rüstung
für das ßogendach aufgestellt, so daß
hierdurch die Arbeiten eine Unter-
brechung nicht erfuhren. Es bean-
spruchte sodann das Ausstampfen der
Giebelwände und der gesamten Dach-
fläche (8409» gewölbte Fläche) 10 Ar-
beitstage. Den Zugstangen wurde vor
dem Ausschalen bereits Spannung ge-
geben, die größte Scheitelsenkung
nach dem Ausschalen betrug etwa 3»«.
Die Zugstangen wurden gleichzeitig
zur Aulhängung der Kabitzdecke be-
nutzt, welche den eigentlichen oberen
Abschluß des Saales bildet Abb. 3
zeigt, wie das Bogendach streifenweise
eingeschalt, verlegt und eingestampft
wird. — Gottschalk.
Die Erhöhung der Bahnsteige der Stadt- und Ringbahn in Berlin. Von Pl.tt. Reg- u. B.ur.t zu Berlin.
Deutsch. Reichspatcnt No, 148 132 geschützten Bauart vor
sich gegangen Leber die Art der Herstellung, die zu
bewältigende uroße Arbeit, die für jeden der Bahnsteige
der von M. Kocnen angegebenen und demselben durch in 3-3V, Nachtstunden unbedingt zu Ende geführt wer-
54 No. j4
«
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den mußte, und die dank der Hingabe aller Beteiligten
ohne jeden Unfall verlaufen ist, wurde von verschiedenen
Gesichtspunkten aus mehrfach berichtet. *) Der Zweck
der Erhöhung der Bahnsteige von dem alten Maße von
0,23"» auf 0,76 m Ober Schicncnobcrkante, also um 0,53 m,
war derjenige, die Vorortzüge von den Kerngleisen auf
die Stadtgleisc leiten und dort ebenso schnell für den Be-
trieb und für die Reisenden
bisher
Züge.
platten und Banken vorgenommenen Proben besprochen,
sowie Herstellung und Arbeitsvorgang erläutert werden.
Zum besseren Verständnis sind in den Abb. 1 u. 2 f. S.
ein Teil des Quer- und Längsschnittes durch einen Bahn-
steig dargestellt. Man ersieht aus den beiden Abbildungen,
wie die für gewöhnlich in 1 °> Abstand stehenden Bänke
mit einander durch Kundeisen von 5 ■"», die sich um den
10 «"» starken Stift der Nachbarbank schlinget
ntl lür die Keiscndcn abfertigen zu können, wie lo«« starken ötilt der >achbarbank schlingen, verbunden
die aus niedrigen Wagen bestehenden Stadtbahn- werden, und wie in gleicher Weise die Stirnplatten an
Weiter gehende llöhcrlcgung der Bahnsteige und den Banken befestigt sind. Man erkennt ferner, wie jede
i-
5 1
j:
7l~T I
.
Konzertsaal
mit freitragendem Elsen-
Beton-Dach von
20 m Spannwelte In Berlin.
Abbild«. 3.
I Angs- und <2ueruhnilt.
Bank einen
und einen gl
verstellbaren
alten Kuü hat
Abbildg. 8. R»hmenb»lkeo in Tr«ufk«ilei
1
IHK
-
y
Abbildg. 9
iwitchen
näheres Heranrücken der Vorderkante war, so erwünscht
diese Mafiregeln sind, mit Rücksicht auf die Erhaltung der
Möglichkeit untunlich, alle der „Technischen Einheit" ent-
sprechenden Betriebsmittel über die Stadtgleisc der Stadt-
bahn laufen lassen zu können.
An dieser Stelle sollen die Fcstigkcits-Berechnunt* der
Platten und Bänke crörtet, die mit ebenen Platten, Stirn-
») Zcutralhlalt drr lianvrrwiltiin( iw, S. 61. Zrittinp de* Vrmn*
rirulvchrr EiTtihahn-Vriwaliunci-n kjoj. s. jlo, -»»B, A,3. Otyxa fOr dir
1» dr« >'.i»«ihthnwr«-a>. Neoe rol(c. Xl.l Band, j. ItelL
und wie der Endabschluß
eines Bahnsteiges erfolgen
sollte. Es sind aber auch
an vereinzelten Stellen die
Stirnplatten an den Enden
fortgelassen und die ebe-
nen Platten einfach unter-
mauert worden. Jede Mit-
telbank hat zwei Haken-
stifte und keinen verstell-
baren Fuli.
Die Festigkeits-Be-
rechnungcn.wclchewir
in nächster Nummer zum
Abdruck bringen, stützen
sich auf die von Koencn *)
veröffentlichten „Grund-
züge für die statische Be-
rechnung der Beton- und
Eisenbetonbauten* ; nur
wurde das Verhältnis der
Formänderung* - Ziffern
zwischen Eisen und Beton
nach den unterm 16. April
ru-Hcn Bestimmungen zu
15 eingesetzt. -
Der Bahnhof , Zoolo-
gischer Garten* ist
am regelmäßigsten gestal-
tet, deshalb war es mög-
lich, Platten und Bänke in
einem Plane festzulegen,
wahrend für alle übrigen
Bahnhöfe besondere Pläne
für Platten und Bänke an-
gefertigt werden mußten.
Im ganzen wurden .42
verschiedene Paßbänke
nötig und 53 Paflplatten,
außerdem 3 Arten von
Regelbänken und Regel-
platten nebst Stirnplatten;
für den einfachsten Bahn-
steig imganzen 100 ver-
schiedene Formen. Viel
schwieriger war dieSache
beim Bahnhofe Alexan-
derplatz, wo 46 ver-
schiedene Hanke und 171
verschiedene Platten nötig
wurden. Abbildg 3 zeigt
einen Ted dieses Bahn-
hofes. [ hc unregelmäßi-
gen Platten sind hier durch siarke Umrandung und
Schraffierung hervorgehoben. Bahnsteig I> des Bahn-
hofes Charlnttcnburg erforderte 118 Arten von Platten
und as Arten von Banken in i.| Arbeitsfeldern Auf
Bahnhof Stralau-Rurnmclsburg mußte der Mittel-
bahnsteig für Züge von der Stadt zum Nordring und
vom Südring zur Stadt mit 66 Bank- und 517 Platten-
Arten hergestellt werden, weil dieser Bahnsteig eine bc-
« ücnti.lbUll der
23. November
55
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sonders unregelmäßige, trapezförmige Gestalt aufweist.
Die Gartenanlage in der Mitte, das im Grundrisse eigen-
tümlich geformte Dicn-tgebftudc und der große Wirt-
schaftsraum machten die Aufmessung und Einteilung
äußerst zeilraubend. Die Schwierigkeiten, welche bei der
Arbeit zu Oberwinden waren, laßt der Umstand erkennen,
daß für die Stadt- und Kingbahn zusammen 64 949 einzelne
Stücke angefertigt werden mußten. Die Platten für den
Schlesischcn Bahnhof wurden wegen des Verkehres
der Paket- und Gepäckkarren 6 cm stark gemacht. Die
Zahl der Paßbänkc ist auf den Bahnhöfen Lehrter Bahn-
hof, Börse und Jannnwitz- Brücke größer als die der Kegel-
banke, bei dem letzten gilt das auch von den Platten. Kür
den Bahnhof Frankfurter Allee waren fast ebenso viele
Paßbänke wie regelmäßige herzustellen, über zwei Drittel
der Platten sind Paßplatten. Die größte Anzahl von Paß-
platten findet sich in Stralau-Rummclsburg.
Auf jedem Bahnhofe spielte sich der Arbeitsvorgang
wie folgt ab : Nachdem in den spaten Abendstunden kurz
vor der Ausführungsnacht alle Arbeitsfelder mit Zahlen
und darin wieder alle Bankreihen mit Schnurschlägen be-
zeichnet waren, sammelten sich die Arbeiter und traten
für jedes Feld zur Meldung an. Die Lampen wurden
verteilt. Jeder erhielt seine Geräte, die Träger ihre mit
Sackleinen umwickelten dicken Hölzer, die Ausrichter
ihre Schraubenschlüssel, andere die geteerten Hanfstricke
und den Bindedraht, die Handwerker ihre Zimmer- und
Maurerwerkzeuge.
Nun rückten die ArbcitszOgc, auf der einen Seite der
mit den Bänken und Stirnplatten, auf der anderen Seite
der mit den Platten vor. Jeder Zug führte die nötigen
Ersatz- und Paßstücke mit sich, jeder Wagen trug die
Nummer des Arbeitsfeldes. Der Zug wurde so aufge-
stellt, daß die letzten Wagen richtig standen, dann wurde
abgekuppelt und vorgezogen. Hierauf begann das Heraus-
schaffen der Bänke und Hintragen an den richtigen Ort.
Jeder Aufsiehtsbeamte und Vorarbeiter sorgte für Ordnung
in seinem Felde und leitete das Ver-
teilen. Inzwischen nahmen die Aus-
richter ihre Tätigkeit auf, verbanden
die Bänke und stellten sie vorher
in wagrechter und senkrechter Rich-
tung nach Vorschrift auf. Dann folg-
ten die Maurer zum Ummanteln der
verstellbaren Bankfüßc. Hierauf
wurden die Stimplatten aufgesetzt
und befestigt; endlich schlössen die
ebenen Platten die Fläche. Kleine
Stockungen bei unvorhergesehenen
Zufälligkeiten oder Fehlern in der
Ausführung blieben nicht
Verrückungen auf größere Länge stattfinden, zuweilen
mußte Holz aushelfen. Dieser Uebelstand brachte den
Verfasser auf den Gedanken, einen gewissen Teil, von
regelmäßigen ebenen und Stirnplatten 1, 2 und 3CD kürzer
und länger, von ebenen Platten 1, 2 und 3f« breiter und
schmaler anfertigen zu lassen. Dadurch ist die Aufstellung
auf der Kingbahn viel glatter vor sich gegangen.
Eine Neuerung wurde bei den letzten biadlbahnhöfen
und den Kingbahnhöfen angewendet, nämlich die, daß der
Plattenzug erst dann an den Bahnsteig fuhr, wenn alle
Stirnplatten lagen. Hierdurch war das Aufstellen und ge-
naue Ausrichten derStimplatten außerordentlich erleichtert.
Auf den Bahnhöfen Prenzlauer Allee, Landsberger
Allee, Westend (Bahnsteig A u. C), Halensee und Stralau-
Kummelsburg (beide Außenbahnsteige) wurden beider-
seits neben den Gleisen 2™ breite Streifen der Bahn-
steige in der vorbeschriebenen Eiscnbetonbau weise her-
gestellt, während die Erhöhung der Mittelstreifen mittels
Erdschüttung und Mosaikpflastcr erfolgte. Damit der Erd-
druck diese 2™ breiten Streifen nicht nach dem Gleis zu
schieben kann — obgleich diese Befürchtung bei der
großen Reibung der Betonbänke auf dem Mosaikpflastcr
kaum besteht — stützen sich in jeder Reihe die äußeren
Abbildg. a. (Jucrachnitt.
aus, wurden aber sofort
der Bauleitung
Hei der Stadt-
es häufig
die letzten
Platten da, wo die Ar-
beitskolonnen zu>am-
menstießen, in die rich-
tige I-age zu bringen,
denn bei der gebotenen
Eile waren kleine Ab-
Abbildg. 3. Anordnung der Platten auf Bahnhof AlexauderplaU.
weichungen von dem Schnurschlagc nicht zu vermeiden.
Vereinigten sich diese nun, statt sich aufzuheben, wie es
stellenweise vorkam, so war die Not groß und öfter mußten
Bücher.
Entwicklung der Zementforschung nebst neuen Versuchen
auf diesem Gebiete, von Dr.-lng. Carl Unger, Stutt- w,'
gart 1904. iK. Wittwer's vig. iv. 2 M.) baftene K^T«*rdc^llk»t der Trtger toErtlrtiiag fan
,.. ^ . , ~.. , .. „ Portland-Zeraent ist, so fehlt doch zu einem unanfeehl
Die unter vorstehendem I itcl erschienene Schrift gibt
in ihrem ersten Teile (Kapitel 1-4) einen recht guten
Ucbcrblick Ober die inbezug auf Konstitution und Erhär-
tung der Zemente aufgestellten Theorien von den ersten
Anfängen (Vicat 18121 bis auf die Gegenwart und enthält
zugleich kritische Bemerkungen des Verfassers hierzu.
In dem zweiten Teile (Kapitel 5- 10) werden eigene Ver- ralur, irn elektrischen Lichtbogen der Fall ist. Bis
suche des Verfassers besprochen, die sich in der Haupt- jeUt ist diese Isolierung der fraglichen Verbindung wegen
.s!CJh?.l"L,:m-!!clit.n*cir!, eLrhaJ,tcnc' gfKhmol.Mne der Kleinheit der im Portland-Zement vorhandenen Kristall-
gcbilde und der Beimengung anderer Verbindungen noch
nicht gelungen. Die Schrift kann allen Fachmännern,
welche sich für die Chemie des Portland-Zcmcntes inter-
essieren, zum Studium empfohlen werden. — — n.
Bankfüße gegen Eisenhaken, die in die Bordsteine
lassen sind. Auch diese Bauart hat sich bei den
damit bedachten 8 Bahnsteigen sehr gut bewährt —
(Schluß folgt.)
ein stark basisches, tonerdehaltigcs Calciumsilicat ist,
das sich beim Abbinden zersetzt". Obgleich es nicht un-
wahrscheinlich ist, daß das vom Verfasser in Kristallen er-
haltene Kalk-Tonerde-Silicat der Trä|
Portland-Zeraent ist, so fehlt doch
baren Beweise hierfür noch der weitere Nachweis, daß
diese Verbindung aus dem Portland-Zement isoliert wer-
den kann; denn es ist nicht ausgeschlossen, daß im Port-
land-Zetiienl, der bei Sinlerhitzc gebrannt wird, die Be-
standteile sich in anderer Weise gruppieren als es bei
völligem Schmelzen der Masse (also bei höherer Tempe-
und kristallisierte Kieselsäure- Verbindungen, deren Eigen
schalten und chemische Zusammensetzung erstrecken. Die
wesentlichsten Schlußfolgerungen, die der Verfasser aus
seinen Untersuchungen zieht, lassen sich dahin zusammen-
fassen, daß 1. der Portland -Zement keinen freien Kalk
enthält (ein Urteil, welches auch von vielen anderen For-
schern geteilt wird), a. daß ein Tricalciumsilicat im Port-
land-Zement nicht vorhanden ist, und 3. daß „der Träger
der hydraulischen Eigenschaften des Portland- Zementes
56
: Koturit*a»l mit freiuagrndrra lÄfcriibrUin-fUi h vnn aoni Snann-
der sudt- und Ringbahn in Berlin.
wrilr. — Die Krh»huns dn
- Bacher.
K El. eleu,
». b. R.
Druck reo
For d
Gute,
No. 14.
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1
DEUTSCHE BAUZEITUNG
MITTFTT TINr.FN ÜBER^=
ZEMENT, BETON- UND EISENBETONBAU
UNTER MITWIRKUNG * DES VEREINS DEUTSCHER PORTLAND-CEMENT-
* * FABRIKANTEN * UND * DES DEUTSCHEN BETON-VEREINS * *
L JAHRGANG 1904.
N°- 15.
Gewölbeförmige Talsperre in Stampfbeton mit Eiseneinlagen.
Icbcr eine gewölbeförmig in Stampfbeton mit Eisen-
einlage als L'eberfall-Damm hergestellte Talsperre
im Six-MileCrcck oberhalbderStadt IthakaN. .^(Nord-
amerika) berichten die „Proceedings ofthe American Society
of Civil Engineers", Bd. 30, No. 7 im Scpt d. J. Wenn
auch der Plan in seiner ursprünglichen Kühnheit nur zum
Teil zur Ausführung gekommen ist — es sollte durch eine
27,4 m hohe, als Gewölbe zwischen die Felswände einer
Schlucht gespannte Mauer von nur rd. 3,44 ■ größter
Der Damm sollte der Wasserversorgung der Stadt
dienen. Seine Lage oberhalb der Stadt und der, einer Ge-
sellschaft gehörigen, Wasserwerke bedingte eine durchaus
sichere Herstellung. Die Anwendung einer als Stützmauer
wirkenden Talsperre erschien dem ausführenden Ingenieur
Williams bedenklich, da die Schichtungen des Felsens,
die auch in der Sohle der Schlucht durchgehen, ein Durch-
quellen von Wasser, also einen von unten nach oben ge-
richteten Druck auf die Mauer befürchten ließen. Er ent-
schied sich daher dafür, die Mauer als Gewölbe zwischen
die festen Felswände zu spannen. Wie die Abbildg. 1 auf
folg. S., welche den Mauer-Querschnitt nach dem ursprüng-
lichen Plane zeigt, sowie Abbildg. 2, welche die Mauer in
der zur Ausführung gelangten Form wiedergibt, erkennen
lassen, ist das Gewölbe aber nicht als einfacher stehender
Zylinder ausgeführt, sondern besteht aus 4 verschieden
geformten Teilen. Der unterste, 4,57 » hohe, in der senk-
rechten Ebene nach einem Halbmesser von 6,1 ■ ge-
krümmte Ring entspricht einem Teile eines kugelförmigen
Keservoirbodens; dann folgt ein 2, 14 » hohes, nahezu senk-
rechtes Zylinderstück; darauf setzt sich ein 30,42 00 hohes
Kuppelstück, das im senkrechten Schnitt angenähert hyper-
bolisch geformt ist, und schließlich ein 3,6« hoher, unter
Abbildg. a. Ausgeführte Mauer.
Stärke ein Staubecken von rd. 24 h» etwa 3,aokm oberhalb
der Stadt geschaffen werden — so verdient doch die An-
lage so viel Interesse, daß wir nach der genannten Ver-
öffentlichung einige Mitteilungen über dieselbe an dieser
Stelle machen möchten.
Für die Lage der Mauer ist ein Platz ausgewählt, wo
der Fluß, der oberhalb noch ein stark geneigtes Einzugs-
gebiet von 123 q>« besitzt, einen Felsrücken mit einer
Schlucht durchbricht von 150™ Länge bei 27,5" Breite,
deren fast senkrechte Felswände sich 27 bezw. 21 ■ hoch
erheben. Das Gestein ist ein fast wagrecht geschichteter
Tonschiefer, der nur in den äußersten Schichten etwas
verwittert, im übrigen durchaus fest ist. Auch die Sohle
der Schlucht besteht aus demselben Material, war aber
etwa i,B§°> hoch mit Sand und Geröll infolge eines in
früherer Zeit am unteren Schluchtende errichteten niedri-
geren Staudammes überlagert. Der von der Schlucht
durchbrochene Felsrücken dacht sich am oberen Ende
derselben etwa unter 450 ab und ist mit einer starken,
wasserdichten Tonschich't überlagert.
Abbildg. 3. Mauer wählend der Herstellung.
45° nach hinten geneigter Kegelmantel. In den wagrechten
Schnitten beträgt der kleinste innere Halbmesser der Mauer
in Kronenhöhe 15,24», der größte 17,70»". Die größte
Mauerstärke in dem zylindrischen Teile ist 2,4 m, an der
mit Gußeisen abgedeckten Krone nur noch 0,60 ». Nach
den Widerlagern zu tritt eine Verstärkung der Mauer ein.
Die Wahl dieser Form ist aus dem Gesichtspunkte
erfolgt, die Pressungen in der Mauer, die durch den
Wasserdruck entstehen, dadurch zu verringern, daß das
Eigengewicht der Mauer nach außen gerichtete, dem
Wasserdruck entgegenwirkende Kräfte erzeugt; ferner
mit dem Zwecke, dem Mauerfuße, der ja auf der Sohle
fest aufruhen muß, doch möglichste Bewegungsfreiheit zu
lassen: schließlich, was den oberen Teil betrifft, das Ueber-
strömen der Mauer (und auch Eisgang) in bequemer Weise
und derart zu ermöglichen, daß die Außenseite der Mauer
vom Wasser nicht berührt, vielmehr stets von Luft um-
spült wird. Damit das überstürzende Wasser nicht das
Mauerfundament gefährdet, ist in 52 "» Entfernung eine
zweite, in Form eines Kegelmantels ausgeführte Mauer
57
/iginzet
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von 18,3™ Halbmesser der waerechten Krümmung mit
4,6 m Höhe hergestellt, die ein kleines Wasserbecken bil-
det, das als Polster für die aber die Hauptmauer herab-
stürzenden Wassennassen dient. Die Fundamente der
Hauptmauer sind bis auf den festen Fels 1,5—1,8" tief
herabgeführt; auf eine kürzere Strecke wurde jedoch eine
Abräumung des losen Materiales bis auf 5,50 m Tiefe er-
forderlich. Die Längsschichtungen, die sich auch in der
Sohle zeigen, wurden 1.2— 1,8 • unter die Fundament-
sohle herab aufgebohrt (5—8«™ starke Bohrlöcher) und
mit plastischem Ton gut ausgestampft
Auf die Berechnung der Mauer im Einzelnen einzu-
gehen müssen wir uns versagen. Sie erfolgte das eine
mal unter der kaum jemals zutreffenden Voraussetzung,
daß die Mauer bis 3,05™ überstaut wird, das andere mal,
daß das Staubecken bis zum Rande gefüllt ist. Schließlich
war noch zu untersuchen, wie sich die Mauer bei leerem
Staubecken verhält. Bei voller Belastung stellten sich die
höchsten Pressungen in der Mauer auf 20,0 ■'«,')<'», an den
Widerlagern auf 17,5 ks/V».
Die Fressung auf das Fundament wird am größten,
wenn das Becken randvoll gefüllt ist. Die Pressungen halten
sich also in mäßigen Grenzen. Um die Mauer auch bei
leerem Staubecken standsicher zu erhalten, wird der un-
lere Teil der Mauer durch Strebepfeiler gestützt, die
nicht fest mit dem Mauerwerke verbunden sind. An der
Stelle, wo der obere, stark hintenüber geneigte Mauer-
teil auf dem mehr lotrechten aufsitzt, können leichte Zug-
spannungen entstehen. Zur Sicherheit Ist ein 10/18
starker Stahlring vorgesehen.
Der Mauerkörper ist in Stampfbeton hergestellt und
zwar im Mischungsverhältnis von 1 Teil importiertem Alsen
Portland-Zement, 2 Teilen Flußsand, 3 Teilen Flußkies und
a Teilen Steinschlag, aus dem größeren Flußgeschiebe der-
artig gequetscht, daß die Stücke durch einen iocm-Ring
gingen. Alle flachen Stücke wurden dabei nach Mög-
lichkeit ausgeschlossen. Der Sand besaß ein Porenvolumen
von rd. 42*79. Die Zugfestigkeit von Mörtelproben nach
7 Tagen belief sich auf etwa 2/3 der Proben mit Normal -
sand. Die Mauersteine sind mit glasierten Pflasterklinkem
(7,6 x 10 x 23 c|») mit den Köpfen nach außen verblendet
Als Mörtel wurden dabei benutzt 1 Zement zu 1 Sand zu
1 Steinstaub aus der Slcinbrechmaschine. Die Klinker-
schale ist mit dem Betonkörper durch eingelagerte, 18 «
lange und 3/12"" starke, an den Enden umgebogene
Flacheisen verankert. Hinter die Klinkerschale wurde eine
8 ™ starke Mörtelschicht von derselben Mischung wie der
Fugcnmörtel gegeben. In diese Mörtelschicbt und mög-
lichst dicht hinter der Klinkerschale wurde oberhalb des
Mauerfußes in i,aa» Höhenabstand an beiden Seiten Stahl-
bänder von 5/75 mm Starke eingelegt und miteinander alle
1,22 m durch 15mm starke Kundeisen verbunden. Ein etwas
stärkeres Band wurde in Höhe der unteren Stützpfeiler
an der oberen Seite der Wand eingelegt, um Zugspan-
nungen bei leerem Staubecken aufzunehmen.
Ucber dieses Eisengerippe wurde beiderseits noch
ein 10 co|-maschiges Drahtnetz gespannt (vergl. Abbildgn.
1 u. 3). Auf diese Weise soll die Bildung von Kissen unter
dem Einfluß von Temperaturspannungen verhindert wer-
den. Das gesamte Eisenzeug wurde sofort auf der Bau-
stelle nach Anlieferung in Zementmilch getaucht, um weite-
res Anrosten zu verhindern.
Bei der Ausführung wurden zunächst die Verblend-
mauern in Absätzen von 1,22» Höhe hergestellt, dann
diese Absätze nach Einlage der Eisen schichtweise aus-
gestampft Die sattere Mörtelschicht wurde dabei zwischen
der Verblendung und einer parallel dazu aufgestellten
Blechtafel eingebracht, dann der Stampfbeton dahinter.
Nach Herausziehen der Blechtafel wurde dann das ganze
durch Stampfen fest vereinigt Um die einzelnen Schichten
noch fester zu verbinden, wurden größere Felsstücke in
den einzelnen Lagen eingestampft, die mit der Hälfte in
die nächste Schient hineinragten.
Wie schon hervorgehoben, ist die Mauer nur zum Teil
in der geplanten Welse zur Ausführung gekommen. Gegen
ihre kühne Konstruktion, die zwar von einer Reihe tüch-
tiger Ingenieure gebilligt wurde, erhoben sich von anderer
Seite doch solche Bedenken, daß die Wasserwerks-Gesell-
schaft den Bau nur bis 0,5 ■» Höhe herstellte. Bis 7™
über Sohle hat sie die geplante Form erhalten, darüber
erhebt sich dann gleich der stark hinübergeneigte Ueber-
sturzrücken. Die Mauer hat sich als dicht erwiesen und
im Vorjahre eine Hochflut ohne Schaden überstanden. —
Die Erhöhung der Bahnsteige der Stadt- und Ringbahn in Berlin.
Von Pl»tt, Reg.- u. Baurat iu Berlin. (SthtuO.)
1. Berechnung der ebenen Platte.
Jei der gewählten Entfernung der 0,15°» breiten Bänke
8 von 1 m beträgt die freitragende Länge der 908 "»«n
' langen Platte 0,85 Die Nutzlast ist mit Rücksicht
aufStößc zu 500 kr;q"> und das Eigengewicht zu 100 ks q»,
zus. 0,06 kr,'irm angenommen. Für 6 = 67 c" Breite entsteht
ein Moment: 0.06. 67. 8s*
J = 3610 cmke.
Somit wird die Lage der Nullin ie durch ihren Abstand
t„ von Plattenobcrkantc festgelegt. Die größte Druck-
spannung im Beton beträgt (nach Gl. 17 der „Grundzügc")
-0- -2>36,°^='7,8oK^.
(«*- **) 67.. ,80(4,15- ,38°)
Ii
Die Plattcnstärke wurde auf h - • 5 c", Abbildg. 4, be-
messen und mindestens acht Rundeisen von rf — 0,7
Durchmesser, mit zusammen F, — 3,08 tfB»
Querschnitt wurden eingelegt. Der geringste
Abstand des Kundeisens von Plattenuntcr- ■<-
fläche ist o,5c">, also sein Schwcrpunktab- • C >
stand von der Oberfläche
Das Eisen wird (nach Gl. 18) mit
6 xa 17,8.67.1,80
2.3.08
348 kz icm beansprucht
Abbild*. 4-
Das Verhältnis der Formändcrungsziffern von Eisen zu
Beton der Mischung 1 : 3 bis 1:4 ist » = 15. Dann findet
man (nach Gl. 16 der „Grundzügc") ;
»■Kl , 1 / , 2 b d \
2. Berechnung der Stirnplatte.
Die an drei Seiten aufliegende, an einer dieser Seiten
außerdem eingespannte Platte ist mit den bis jetzt be-
kannten Hülfsmittcln der Statik nicht zu berechnen. An-
nehmen läßt sich aber wohl, daß die beiden gleich ge-
richteten Auflagcrsciten höchstens je ein Drittel der List
aufnehmen, so daß für die Biegung railbezug auf die Auf-
lagerung auf den Bänken höchstens zwei Drittel des vor-
her für die ebene Platte berechneten größten Momentes
inbetracht
07 l \ «5 3.o8 ;
Uä'<* 3610- 2407 ™ke.
Da nun die Eisencinlape hier aus 7
mit zus. K 3.7° ''rm
0.7«» starken
"it. so wird
No. is
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-■v,(-,+v/;+^ki*)-""
Die Druckspannung im Beton beträgt:
= 2 2407 «= » 1 ,68 ke/MC«, und die
67.1,7a (4,15 ---^-)
Zugspannung im Eisen «r. = n'68- 67 • ,,7a = 349 kv,«>.
2 . 2,70
3. Berechnung einer gewöhnlichen Bank.
Der durch die Reibung am Boden oder den Wider-
stand der Nachbarbank aufgenommene Schub H, Abbilde.
5 u. 6, folgt aus der Gleichheit der Bicgungswinket <* am
M =
pf» A.184«
8 8
370 . 40 = 10 592 c"k|r ;
Abb.lde s m,d &
chten Balken und am senkrechten Teile der Bank,
wagre
und zwar "ist bei" voller' Beladung
■ - LS} »-Ij ("""
KJ\-i 8
*.«= W*4,also
3 AV
odcrtf=
8V+ia*r<
*» a 3
Im vorliegenden Falle ist für die 1 ■> Lange auf-
nehmende Bank f> = 6ks,a», l = 184 cn>, A, = 4o<"> also
8.40»+ 12.40. 184 37 •
In Bankmitte ist:
in der Bankecke M„ = //.*, = 370, 40 — 14 800 <■«''«.
Nach den „Grundzügen" (Gl. 16) ist der Abstand der
Nullinie von Bankoberkante für die Bankbreitc b i$cm,
die Eiscneinlage Ft bei 4 Rundeisen mit J »■ 1 <■'■> = 3,141«»,
für den ungünstigsten Schwerpunktsabsland der Eisenein-
lage von Bankoberkante (Abb. 1) bei a = i<" und A=i6c<»>
d = 14,5 c», für das Verhältnis der Formänderungsziffern
von Eisen und Beton (der Mischung 1 13) n = 15.
Setzt man diese Werte in Gleichung 16, 17, 18 wieder
ein, so erhalt man: 3-„ =6,91 cm, und die größte Druck-
spannung im Beton «„ - 23,4 *tj<\«». In der Mitte wird die
Druckspannung des Betons = 16,76 kK l<icm.
Das Eisen erleidet mach Gl. 18) in Bankmitte eine
Zugspannung von ef = 277 kr/q*» und an den Enden von
at = 386 kK/q««.
Die wiederholten Probcbelastungen unterworfenen
Hatten und Hanke erwiesen sich als sehr widerstands-
fähig; selbst bei einer Belastung bis zu 9245 ^e/l™, welche
etwa dem 23 fachen der infrage kommenden größten Nutz-
last durch Menschengedrange entspricht, trat noch kein
Bruch ein. Auch bei stoßweiser Belastung mehrere Platten
(durch wiederholtes Aufspringen von zwei schweren Ar-
beitern im Gewicht von 156*1: bis zu 32 mal auf eine und
dieselbe Platte aus einer 1 Ifthe von 527 ■») konnten sicht-
bare Veränderungen der willkürlich herausgegriffenen Ver-
suchsstücke nicht beobachtet werden.
Die der Probe unterworfenen Bänke erfuhren keine
sichtbare Formänderung, obwohl jede Bank mit 6104 *e
gleichmäßig belastet war. Platten, die auf dem Bahnsteig
des Bahnhofes „Zoologischer Garten" 14—15 Wochen ge-
legen hatten und in der Zeit stark benutzt waren, ver-
hielten sich bei den angestellten Proben ebenso günstig
die neuen Platten. —
Einheitliche Vorschriften für die Ausführung und Prüfung von Stampfbeton-Bauten.
|ie Anschaungen über die zweckmäßigste Art der Be- können. Sie führen den Titel „Leitsätze für die Vor-
reitung und Verarbeitung des Stampfbetons, Ober bercitung, Ausführung und Prüfung vop Bauten
die dem Verwendungszweck am besten entsprech- aus Stampfbeton«. Die Gliederungdcs Inhaltes der sich
enae Auswahl der Materialien und schließlich über eine in die 4 Hauptabschnitte: „Allgemeines; Bauvorbereitung ;
milchst einlache und doch die genügende Sicherheil Bauausführung; Beaufsichtigung und Prüfung der Bau-
mcienae ue&erwacnung der Ausführung und Prüfung des ausführung" teilt, schließt sich eng den in Gemeinschaft
»etons aut die Innchaltung der verlangten Güte-Eigen- mit dem „Verbände deutscher Architekten- und
schoten sind noch bis vor wenigen Jahren erheblich aus- Ingenieur- Vereine' aufgestellten „Leitsätzen für
einander „gegangen Die Folge davon war, daß bei uns Eisenbetonbauten" (vgl. No. 4 d.BI.) an. Den einzelnen
manche üehorden dem Betonbau - abgesehen von Bauten Leitsätzen sind noch nähere Erläuterungen beigegeben,
unter _\\ asser, bei denen der Beton sich schon lange als ein in einem Anhang sollen Vorschriften für die Anfertigung
k ,leJml semen «"bestrittenen Platz er- der Proben angeschlossen werden. Wir heben nachstehend
ü-n,hJ; r v ?b„wftrtend gegenüber standen, trotz der un- einige wichtige Punkte aus dem Inhalt hervor.
wl. IC*. 1cm ?e,?n hlnsich<«cb seiner Dir Leitsätze sollen gelten für Stampfbeton, d. h.
Int ?ii £ ?$?*i&nflfce,S le,cn,en F°nr»barkeit und einen Beton, der erzeugt wird
vor allem auch Wirtschaftlichkeit bei sachgemäßer Her-
stellung gegenüber vielen anderen Baumaterialien inne-
wohnt. Es sei nur angeführt, daß der Innundationsviadukt
im Anschluß an die neue Eisenbahnbrücke über die Elbe
bei Dresden das erste größere Bauwerk dieser Art ist
das für den Eisenbahnverkehr in Sachsen erbaut wurde'
daß Bayern erst m den letzten Jahren, Preußen erst ganz
1 « ■ u- C,n,ge Eisenbahnbrückcn in Beton ausgeführt hat
daö mW ürttemberg zwar kühne Straßenbrücken in Stampf-
beton, aber noch keine Eisenbahnbrücken hergestellt sind.
Der „Deutsche Beton-Verein" hat es
schon seit eil '
es sich daher
Beton, der erzeugt wird „aus einem stampffähigen
Bctongcmcngc erdfeuchter oder weicher Art, dem erst
durch mehr oder weniger großen Aufwand von Stampl-
arbeil die zur Herbeiführung der erforderlichen Festigkeit
notwendige Verdichtung gegeben werden muß". Sie kön-
nen jedoch bis zu einem gewissen Grade auch Geltung
beanspruchen für Ausführungen ausGuß- und Füllbeton.
Vor allem soll durch die Leitsätze eine anderweite
Bewertung des Betons erreicht werden, als sie jetzt noch
vielfach üblich ist, d. h. die Beurteilung der Güte des Betons
nach der Druckfestigkeit anstatt nach dem Mischungs-
verhältnis allein, wie das noch recht häufig geschieht.
inigen Jahren angelegen sein lassen, cinheit- Denn neben dem letzteren sind auf die Festigkeit des
nene vorscnniten für die Ausführung von Stampfbeton- Betons, auf die es doch in erster I inic ankommt, von
IX.« - sc"*,fen- er. hat zu diesem Zwecke einen Aus- wesentlichem Einfluß: die Eigenschaften der Materialien,
unH T\v!.ngeue \ , d,e zu*«4ndigen staatlichen Behörden die zugesetzte Wassermenge, die Art der Bereitung
Zfanerett halten um ihre ^iurbeit ersucht und hat und Verarbeitung des Betongemenges, die Verhält-
Ä^fXmi h,„ .rUChe e!ngele"et> d,c *• T- n^h in der nisse, unter denen der Beton erhärtet, die Zuverlässig-
au3eh nt r-% f" S'n/dl * T- mit S,M,sholfe in noch keit der Arbeiter usw. Es sollte daher dem Unternehmer
ausgedehnterer \\ eise aufgenommen werden sollen.
Durch diese Beratungen und durch das Ergebnis der
bisherigen Versuche ist aber schon soweit Klarheit ge-
schaffen worden, daß es möglich erschien, die zunächst
dringend erforderlichen einheitlichen Vorschriften zu einem
nur vorgeschrieben werden, welche Eigenschaften der
Beton im Bauwerk besitzen muß, während es ihm zu
überlassen wäre, mit welchen Materialien, mit welchem
Mischungsverhältnisse, mit welcher Bereitungs- und Ver-
arbeitungsweise er diese Eigenschaften, vor allem die ver-
™U. n , ,• , ?u brin«en- Nach wiederholten Be- langte Mmdestfestigkeit, erreichen will. Eine derartige
slraSg dicZrt^No -e'"er- -W*i,ä,igcn Ver' weitgehende Freiheit wird allerdings bei Behörden Schwie
welcher
in Heidelberg tagte
fr außer den Milglicdern des Vereins- Aus-
und einigen beratenden Mitgliedern des Beton-
Vereins Vertreter der zuständigen Ministerien in Baden
B»yern, Hessen, Preußen, Sachsen, Württemberg und der
Technischen Versuchsanstalten von Berlin, München und
Stuttgart teilgenommen haben, der Inhalt dicserVorschriflen
bis auf die redaktionelle Fassung festgelegt worden, sodaß
dieselben dem Deutschen Beton -Verein in seiner Jahres ver
.(gehende Freiheit wird allerdings
rigkeiten begegnen, da sie einerseits eine zutreffende Ver-
glcichung der Submissions-F.rgebnis.sc erschwert und da
von den Behörden die Materialien vielfach ganz oder
wenigstens z. T. geliefert werden.
Die Bemessung der Güte nach der Druckfestigkeit des
Betons erfordert aber die Anstellung von Druckfcsügkeiis-
Probcn.die einerseits vom Unternehmer vor Abgabe seines
Angebutes mit den Materialien, die er diesem zu Grunde
legen will, mit der gleichen Herstellungswcise und im
~ ' «...ivi |H,nw.i,ki- i^Ki-ll Will, Ulli uej kicicijcii iicimciiuiii;^wcisc UHU III!
Sammlung Febr. 1905 zur Beschlußfassung vorgelegt werden gleichen Mischungsverhältnisse ausgeführt werden, und
14. Dezember 1904.
Digiti;
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die anderseits als Kontrollproben während der Ausführung
angestellt werden müssen. Diese Proben sind unmittelbar
aus dem an der Baustelle zur Verwendung gelangenden
Beton zu entnehmen und in der gleichen Weise und mit
demselben Aufwand an Stampfarbeit herzustellen, wie der
im Bau verarbeitete Beton, soweit das bei kleineren Probe-
körpern erreichbar ist. Wenn auch die im Bauwerk er-
zielte Festigkeit der Würfelfestigkeit der Probekörper nicht
ganz entsprechen wird, so lassen diese Versuche immer-
hin einen genügenden Rückschluß zu. Wird erst die
Druckfestigkeitsprobe auf den größeren Baustellen zur
Regel, wozu die auf Veranlassung des Betonvereins schon
vor 2 Jahren konstruierte Druckpresse, System Martens'),
die geeignete Prüfungsmaschine darstellt, so wird mit der
rahlcn mit größerer Sicherheit zuBbestimme'n. In wichtigen
Fallen müssen aus dem Bauwerk Probekörper herausge-
schnitten oder -gemeißelt werden, wenn auch die Schwierig-
keiten eines solchen Verfahrens nicht zu verkennen sind.
Da die Ausführung der Druckversuche mit Probe-
würfcln naturgemäß nur in gewissen Grenzen ausgeführt
werden kann und auch Zeit verlangt, so spielt als fort-
laufende Kontrolle die Nachprüfung des richtigen Mischungs-
verhältnisses immer noch eine Rolle, denn man wird an-
nehmen dürfen, daß, wenn der Unternehmer die Einzel-
atigaben seines Angebotes über den ßezugsort, die Be-
schaffenheit, die Mischung und Verarbeitung der Mate-
rialien einhält, auch die von ihm vorher in glaubhafter
Weise nachgewiesene Festigkeit erzielt wird. Die Ange-
bote müssen also schon nach allen Richtungen hin ein-
gehende Auskunft geben. — Bei der Berechnung von
Stampfbeton- Ausführungen ist mindestens eine fünffache
Sicherheit zugrunde zu legen. Die Zugfestigkeit des
Betons soll in der Regel nicht berücksichtigt werden.
Was die Bauausführung anbetrifft, so soll ein Ar-
beiten bei Frost in der Regel überhaupt nicht stattfinden.
Muß es geschehen, so sind die geeigneten Vorsichtsmaß-
regeln zu treffen. Raschbindender Zement ist nur aus-
nahmsweise anzuwenden. Das Zuschlagmaterial muß
mindestens die gleiche Festigkeit besitzen wie der Mörtel
de* Betons, im übrigen lassen sich keine allgemein gültigen
Einzelvorschriften über die Beschaffenheit dieser Mate-
rialien geben. Zur Erzielung eines dichten Betons müssen
jedoch die Zuschläge verschiedene Korngrößen besitzen.
Die Mischung des Betons erfolgt von Hand oder mit der
Maschine. Unter sonst gleichen Bedingungen ist der Ma-
schinenbeton dem Handbeton stets überlegen. Nach dem
Wasserzusatz, der im übrigen abhängig ist von der Art des
Matcrialcs, vomMischungsverhältnis, vonderWitterung, vom
Feuchtigkeitsgehalt und der Wasser-Aufnahmefähigkeit der
Materialien, unterscheidet man „erdfeuchten" und sogen,
„weichen" Beton. Hei ersteren ist der Wasserzusatz
so zu bemessen, „daß ein Gemenge entsteht, das sich in
der Hand gerade noch ballen läßt, dabei auf der Hand
Feuchtigkeit hinterläßt. Bei der I Icrstellung von weichem
Beton muß der Wasserzusatz soweit gesteigert werden,
daß das Gemenge zwar noch stampf fähig ist, während des
Stampfens aber eine weiche Masse ergibt." Die Schicht-
höhen, in welchen der Beton im Bauwerke eingebracht
werden darf, sollen (nach Beendigung der Stampfung) fol-
gende Maße nicht überschreiten: bei erdfeuchtem Beton je
nach der Beanspruchung 15— ao"-'™, bei weichem 20— 3pfa>.
Innerhalb dieser Grenzen ergibt die geringere Schichthöhe
höhere Festigkeit Besonders sorgfältig ist darauf zu achten,
daß, wenn die Schichten nicht unmittelbar aufeinander ge-
arbeitet werden können, was an sich jedoch die Regel sein
sollte, durch ein sauberes Abkehren mit Stahlbescn, unt.
l'mst Einschlemmen mit Zementbrei oder Aufbringen einer
dünnen .Mörtelschicht von mindestens gleicher Mischung
wie der Mörtel des Betons, die Verbindung der Schichten
gesichert wird. Die Größe der aufzuwendenden Stampf-
arbeit wird bedingt von der zu erzielenden Festigkeit und
von der Art des Betons. Erdfeuchter Stampfbeton erfor-
dert dabei höheren Aufwand an Stampfarbeit und stellt
höhere Anforderungen an die Sorgfalt der Arbeit und
Aufsicht als weicher Stampfbeton, er erreicht jedoch dann
im allgemeinen eine höhere Festigkeit als der weiche Beton
bei gleichein Zementzusatz.
Die übrigen Vorschriften, auf die hier nicht näher ein-
gegangen werden soll, beziehen sich auf die Frist für die
Verarbeitung des Betongemenges, auf die Ausführung der
Schalungen und die Ausschalungsfristen, auf den Schutz
des frischen Betons nach dem Ausschalen, auf die Beauf-
sichtigung, Prüfung und Abnahme. — — Fr. E. —
Vermischtes.
Eisenbahnschwellen aus Elsenbeton sind versuchsweise
schon auf italienischen Bahnen und nach ..Genie civil" jetzt
auch auf einer französischen Bahn von Voiron nach St
Beron, allerdings nur eine Bahn von 1 » Spur, ebenfalls
I 1 _ \ '«r; *.-'T ... < .*si~\
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öl
-
Abbildg. 1 u. a. LängMcknitt und Aufsicht der Schwelle.
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versuchsweise, zur An-
wendung gekommen nach
den bcigcgcbcncn Zeich-
nungen. Die Schwellen
sind 1,8 »lang. 18™ breit
und 14 "» dick. Die Eiscn-
einlagen haben überall
noch 15 mm Abstand von
den Außenflächen der
Schwellen und sind außer
durch lotrechte Bügel an
den Auflagern der Schie-
nen auch noch mit wag-
rechten Hügeln zusammengehalten. Gewicht der Schwelle
105 kK, davon 8,4 ks Eisen. Die Schienen liegen auf einer
dünnen Holz- oder Filzlage auf den Schwellen, um die
Stoßwirkungen aufzuheben. Sic werden mit Schrauben be-
festigt, die in Holzdübel eingeschraubt werden, welche in
Abbildg. 3.
Schwelle am Schienei
doppeltem Maßstab«
Abbildg. 4.
duich die
□auflager in
Aussparungen der Schwellen eingesetzt sind. Diese Löcher
in den Schwellen werden durch einen eingelegten, spiral-
förmigen Draht, außerdem durch einen Eisenring verstärkt
auf welchem auchderSchraubenkopfaufruht. Die Schwellen
halten, in der Mitte auf cincrSchncide aufliegend und an den
Enden nicht unterstützt, einen Achsdruck von 4,8« noch aus.
Im März 1903, untcrtnischimitHolzschwellen, verlegte Eisen-
betonschwellen haben sich tadellos bewährt. Die Versuche
werden fortgesetzt. Die Kosten der Herstellung stellen
sichallerhöchstcnswie5 .3 im Vergleich zu Eichenschwellen,
die Lebensdauer wird aber auf das 4 — 5 fache der letzteren
angenommen. In Ländern mit Holzmangcl dürfte den Eisen-
bctonschwcllen noch eine Zukunft bestimmt sein. Uebcr-
haupl wird das Gebiet des Eiscnbahnbaucs dem Eisenbeton
noch manche Anwendungs-Möglichkeiten bieten. Tclegra-
Chenstangcn aus Eisenbeton, Pfähle zu Zäunen usw. werden
ereits in einzelnen Ländern hergestellt und verwendet —
Für die Vereinswoche tn Berlin Im Februar 1905 ist fol-
gender Tagungsplan in Aussicht genommen: Kalksandstein-
Verein 16. Febr., Gips- Verein 18. Febr.. I>eutscherVerein für
Ton-, Zement- u. Kalkindusirie vom 20 —23. Febr. Es lagen
ferner am 20. Febr. der Verband deutsch. Tonindustrieller
und der Tonrohr-Verein, am 21. Febr. der Verein feuer-
fester Produkte. Am 22. u. 23. Febr. tagen der Verein
deutsch. Portland - Zement- und der Verein der Mosaik-
platten - Fabrikanten, am 23. Febr. allein der Verein der
Vcrblendstcin- und der Verein der Zement - Dachstcin-
Fabrikanlen. Am 24. u. 25. Febr. endlich hält der Deutsche
Beton-Verein seine Sitzungen ab, am 24. Febr. allein die
Sekt. Kalk des großen Hauptvereins. —
Inhalt: U« w AlbHörmige Talsperre in Stampri.rtun mit KlwnrloUerii.
— f»le r.ihfthuar der lUrmktrlre der Sudt- und Ringbahn in Berlin iSrhluB).
— Kinheittich« Vorn-hriftrn für die Ao»inhrun|t und l'rflluns von Maentil'-
bi-i.i:i-IUuWn. — VeimlxlHTM. - Kraaiiiiinui hung de» Drutwhen Beton V.
•) Vi*.
R"t. .Mut- luu S. yjj.
¥. EUelen,
Grete,
Deutscher Beton -Verein (E. G.).
Seit der Drurklcgung des Mitglieder -Verzeichnisses vom 31. Januar 1904 haben wir im Laufe des
Jahres als beratende Mitglieder aufgenommen die Herrin: Professor H. Boost in Halensee, Ringbahn-
straüe 119, Polizei-Bauinsp. Bürstenbinder in Hamburg, Admiralitätsstr 56, Reg.-Bmstr. a. D. Fr. Eiselen
in Berlin NW 52, FlcmmingstraUe 16 und Baurat Dr.-Ing. Fritz von Emperger in Wien, Kärtncrring 14. —
Biebrich a. Rhein, 8. Dezember 1904.
Der Vorstand des Deutschen Beton -Vereins.
No. 15.
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