Thermodyna..
Woldemar Voigt
Sammlung Schubert
Sammlung mathematischer Lehrbücher.
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II-.
ftavbarli Colleße Hibrarg
TROM THE BEC)j;£ST OF
HORACE APPLETON HÄVEN,
OF PORTSMOUTH, N. H.
(ClnsB «f 184».)
Flächen zweiten Grades vörTProf
in Straßburg. M. 4.4
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Dr.
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Max
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traß-
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dar-
II in
Inger
j;e in
lung
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Google
Band XXVII; Geometrische Transformationen L Teil: Die
projektiven Transformationen nebst Ihren
Anwendungen von Prof. Dr. Karl DoehlenuUin
in München. M. 10. -.
„ XXIX: Allffemeiiie Theorie der Rmunlnirven 11. Fliclieti
L TeU von Prof. Dr. Victor Kommerell in Reut-
lingen und Prof. Dr. Karl KommereU in Heil-
bronn. Mk. 4.80.
n XXXI: Theorie der algebraischen Fanktionen «nd
Ihrer integrale von Oberlehrer & Landfriedt
in Straßburg. Mk. 8.50.
„ XXXU: Theorie und Praxis der Reihen von Professor
Dr. C. Runge in Hannover. M. 7.—.
„ XXXIV: Liniengeometrie mit Anwendungen I. Teil von
Prof. Dr. Konrad Zindler in Innsbruck. M. 12.—.
„ XXXV: Mehrdimensionale Geometrie I.Teil: Die line-
aren Räume von Prof. Dr. P. H. Schonte in
Groningen. M. 10. — .
XXXIX: Thermod^amllc I. Teil von Prof. i>r. W. Voigt
in Göftmgen. M. 10.—.
„ XL: Mathematische Optik von Prof. Dr. J. Classen in
Hamburg. M. 6. — .
„ XU: Theorie der Elektrizität und des Magnetismus
I.Teil: Elektrostatik und Elektrokinetlk von
Prof. Dr. J Classen in Hambur^^^ M. 5.—.
„ XLIV: Aligemeine Theorie der Raumkurven und
nichen II. Ted von Prof . Dr. Victor Kommerell
in Reutlingen und Professor Dr. Kar! KommereU
in Heühronn. iM. 5,80,
„ XLV: Niedere Anaiysis Ii. Teil: Funktionen, Potenz-
reihen, Qlelchnngen von Prof. Dr. Hermann
Schubert in Hamburg. M. 3.80.
„ XLVi: Thetafunlctionen u. hyperelliptische Funktionen
von Oberlehrer E. Landfriedt in Straßburg. M. 4.50.
! In Vorbereitung bezw. projektiert 'sind:
Integralrechnung von Prof. Dr. Franz Meyer in Königsberg.
Elemente der Astronomie von Dr. Ernst Hartwig in Bamberg. '
Mathematische Geographie von Dr. Ernst Hartwig in Bamberg.
Darstellende Geometrie Ii. Teil: Anwendungen der dar- \
stellenden Geometrie von Prof. Erich Gcyc^cr in Kassel.
, Geschichte der Mathematik von Prof, Dr. A, v. Braunraühi und j
j Prof. Dr. S. üünther in München.
I Dynamik von Prof. Dr. Karl Heun in Karlsruhe.
Technische Mechanik von Prof. Dr. Karl Heun In Karlsruhe.
Geodäsie von Prof. Dr. A. Galle in Potsdam. '
Allgemeine Funktionentheorie von Dr. Paul Epstein in Strasburg.
RinfflIicfae projektive Geometrie.
Geometrische Transf ormatlonen^ IL Teil von Prof. Dr. Karl
Doehlemann in München.
üigiiized
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1
Theorie der höheren alsebralsclien Kurven von Dr. Heinr.
Wiclcitncr in Speyer.
Elliptische Funktionen.
Allgemeine Formen- und in Variantentheorie von Prof. Dr. Jos.
Weltetein in Qiefien.
Mehrdlmensiimale Geometrie II, Teil von Prof. Dr. P. H. Schonte
in Groningen.
Liniengeometrie II. Teil von Prof. Dr. Konrad Zindler in Innsbruclc.
Kinematik von Prof. Dr. Karl Heun in Karlsruhe.
Angewandte Poteatlaltheorie von Oberlehrer Qrimsehl in
Hamburg.
Theorie der Elektrizität und des Magnetismus II. Teil:
Mafi'netismus und Elektromagnetismus v. Prof. Dr.J. Classen
in Hamburg.
Elektromagnetische Lichttheorie von Prof. Dr. J. Classen In
Hamburg.
Gruppen- und Snbstitutionentheorie von Prof. Dr. E. Netto in
QieSen.
Theorie der Flächen dritter Ordonng.
Mathematische Potentialtheorie.
Festigkeitslehre für Bauingenieure von Dr. ing. H. Reißner
in Berlin.
Elemente der Stereometrie
von
Prof. Dr. Gustav Holzmülier.
Band I: Die Lehrsätze und Konstmlrtionen. 282 Figuien.
Preis brosch. M. 6.—, geb. M. 6.60.
f, 11: Die Berechnung einfach gestalteter Kdrper. Mit
150 Figuren. Preis brosch M. 10.—, geb. M 10 80.
„ III: Die Untersuchung und Konstruktion schwierigerer
Raumgebilde. Mit 126 Figuren. Preis brosch. M. 9.—,
geb. M. g.80.
„ iV: Fortsetzung der schwierigeren Untersnchnngen.
Mit 89 Figuren. Preis brosch. M. 9.—, geb. M. 9.80.
Diests Werk dürfte' w ohl einzig in seiner Art dastehen, dean in so uin-
{asseader und gründlicher Weise ist die Stereometrie noch nicbt bebandelt
worden. Das Wort „elementar" ist dabei so zu nehmen, daS die bOhere
Analysis und im allgemeinen auch die analytische Raumgeometrie ausge-
schlossen bleiben, wahrend die synthetische neuere Geometrie in den Kreis
der Betrachtungen hineingezogen wird, towdt es die Methoden der dar-
stellenden Qeometrie erfordern.
Alle Figuren, auf die ganz besondere Sorgfalt verwendet worden ist, sind
Stxeng konstniiert und fnst jede ist ein Beispiel der darstellenden Geometrie.
Trotz des i Ictnontaren Ciiarakters geht dici^e neue Stereometrie weit |
über das übliche Ziel hm ms, gibt neben den Lehrsiiizen umfangreiches Übungs- ;
material, betont die Konstruktion und die Berechnung gleichmäßig und wird
an Vidseltiglcelt und Gediegenheit des Inluatn wohl Ton feelneni der
hcnrorrmgeaderea Lehrbflcher erreiclit.
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Samiiilung Schubert XLVllI
Thermodynamik
von
Dr. W. Voigt
o. ö. FrofMSor der t^ieoretischen Physik au der UniversitAt Göttimgea
IL Band
II. Teil: Thermisch-chemische Umsetzimg^en
III. Teil: Thermisch-elektrische Umsetzungen
Mit 44 Figuren und x Kurventafel
Leipzig
G. J. Göschensche Verlagshandlung
1904
Alle Bechte Ton der Yerlagahandlung Yorbehalten.
Spamerache Buohdruckerei, Leipzi^j;.
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Inhaltsverzeichms.
n. Teil.
Themüseh-elieiiiiselie UmsetsiiiigeiL
Elnleituiig.
Seite
§ 1. Fundamentale Tatsachen 1
§ 2. Die thermodynamischen Gruudgleichung^en . . 4
§ 3. Über die Wärmeaufnahme bei chemischen Um-
setzungen 9
T, Kapitel.
Eine Komponente in mehreren Phasen.
L. Absohnitt. AllgemelBe GesetsmiUigkelteii.
§ 4. Spezifische Potentiale und Potentialfl&chen.
Phasenbereiehe 13
§ 5. Die Begrenzung der Phasenbereiebe .... 16
% 6. Die Yolnmenflaehen 19
% 7. Teraehiedene Aggregatsustftnde 21
§ 8. Die GTundfonnelii fOr die Greiudrorven zwisofaen
dea Pbaaenbereiohen t • • ^
§ 9. Die Sätze Yon Olapeyron und Clausius . . Sl
§ 10. Geaeize fOr Tripelpunkte 34
§ 11. Empiriaehe Bestimmung der spezifiaoben Po-
tentiale 35
§ 12. Andere Problemstellungen. Eine allgemeine
Bemerkung ...*,.« 38
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IV JbihaltBYeizeiQhiik.
Seite
IL AbBohnitt Spezielle Untmncliiiiig ^bisolner Üb«r-
gaagsgebietoyiiiflbesondoredeijeiiigenderyerdaiiipfl^
und Snbllmatioiu
§ 13. Allgemeine Beziehungen 42
§ 14. Arbeits- und Wärmeauf wand; Energie und En-
tropie in einem Übergangsgebiete 46
% 15. Dampf und f«8ie oder flfifldge SubBtanz; Ein*
fOhrung einer Annäherung 50
% 16. Weitere TemaehUtenigungen; die Gkidiung der
Adiabaten 53
§ 17. Inevendble Vorgänge im Yerdampfungsgebiei 64
% 18« EmpmBehe Gesetze für SftttigtmgBdraok, Siede-
punkt, SAttigangsdichte 57
§ 19. Ableitung der Gleichung der Grenskurre aus
den Potentialen von Flüsaigkeit und Dampf • 60
§ 20. Besultate über Yerdampfungswärmen .... 64
§ 21. Einige empirische Zahlen und ihre Verwertung 67
HL Abschnitt. Zwei benachbarte Über^angsgebiete, ins-
besondere die der Verdampfung und der Snblimation.
% 22. GkiometrischeDarstellung der benachbarten Über^
gangsgebiete 70
§ 23. Verhalten der Dampfkuryen und der Adiabaten
beim Passieren der Grenzgeraden 75
§ 24. Bas indifferente Gleichgewicht einer Dampf*
atmosphfire 79
lY. Abschnitt. Ein Gemisch aas einem idealen Gas und
einem yerdampfenden Körper.
§ 25. Das Gebiet des lUiorlntzten Dampfes .... 84
■% 26. Die Koudonsationsgrenze 87
§ 27. Gas, Dami't und flüssiü:f> oder feste fc>ubatauz , 89
§ 28. Übergang über dir « n rnzirorade 90
§ 29. Die Hertz sehe Adiabatentafel 92
§ 30. Verwendung der Hertz sehen Adiabatentafel . 95
§31. Das indifferent« Gleichgewicht in der Erdatmo-
sphäre bei Berücksicliiigung von deren Feuch-
tigkeit 98
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Inhaltsverzeichnis. V
Seite
Y. Abschnitt. Dampfarbelts- und Dampf kältemaschlnen.
§ 32. Ein Carnot scher Kreisprozeß im Verdampfungs«
gebiet 101
§ 33. Rechnerische Verfolgung einiger Carnot scher
Kreisprozesse 105
§ 34. Die Dampfarbeitsmaschinen 109
§ 35. Zahlenbeispiele für Dampfarbeitsmaschinen . . 113
§ 36. Einige die Leistung einer Dampfmaschine be -
einträchtigende Umstände 116
§ 37. Die Dampf kältemaschinen 118
§ 38. Ein Zahlenbeispiel 120
§ 39. Einige ergänzende Bemerkungen 122
§ 40. Die Explosionsmaschinen 124
VI. Abschnitt. Einwirkung von kapillaren und elek-
trischen Kräften auf das Gleichgewicht zwischen
Dampf nnd Flüssigkeit.
§ 41. Die allgemeine Bedingung des Gleichgewichtes
bei Berücksichtigung kapillarer Kräfte . . . 127
§ 42. Bedingungen des mechanischen Gleichgewichtes 129
§ 43. Bedingung des thermodynamischen Gleich -
gewichtes 131
§ 44. Weitere thermische Beziehungen 134
§ 45. Wirkung einer elektrischen Ladung der Flüssig «
keit auf das Gleichgewicht 135
VII. Abschnitt. Die Kontinaltät des damp^rmigen und
des flüssigen Znstandes.
§ 46. Beobachtungstatsachen. Der kritische Punkt . 1S7
§ 47. Form der Volumen- und Potentialflächen im
Falle stetiger Ubergänge von Dampf in Flüssig -
keit 141
§ 48. Die van der Waalssche Gleichung .... 144
§ 49. Entropie, Energie und Potential nach der van
der Waals sehen Gleichung 147
§ 50. Koexistenz von Dampf und Flüssigkeit . . , 150
VIII. Abschnitt. Feste nnd flüssige Phasen.
§ 51. Allgemeine Bemerkungen 153
§ 52- Abhängigkeit des Schmelzpunktes vom Druck 154
I
VI Inhaltsverzeichnis.
§ 53. Uber den Verlauf der Grenzkurve zwischen den
Gebieten des festen und des flüssigen Zustandes 158
§ 54. Überblick über das ganze Gebiet dreier Aggregat -
zustände . . Ifil
§. 55. Melirere kioexistierende feste Phasen .... 164
II. Kapitel.
Mehrere Komponenten.
I. Abschnitt. Die allgemeine Theorie für zwei Kom -
ponenten.
§ 56. Allgemeines übei die Potentiale der Kompo -
169
§ 57.
Die allgemeinen Gleichgewichtsbedingungen
172
§ 58.
Zwei koexistierende Phasen
174
§ 59.
Umwandlungen innerhalb des Gleichgewichts-
177
§ 60.
Umwandlungen infolge der Vermehrung einer
180
§ 61.
Die eine Phase enthält nur eine Komponente
184
§ 62.
189
$ 63.
Beide Phasen enthalten beide Komponenten .
192
*^'64.
193
§ 65".
In zwei Phasen kommt nur je eine Kompo-
nente vor
196
§ 66*.
199
IL Abschnitt. Kinführngg spezieller Ansätze in die ^
Theorie hiniirer Gemische.
^ 67. Heranziehung der den natürlichen Mischungs -
Vorgang begleitenden Erscheinungen ....
202
§ 68.
Änderung des Mischungsverhältnisses durch Ver-
mehrung der Masse einer Komponente . . .
207
*?-69.
Der Fall eines reversibel verlaufenden Mischungs-
vorganges; halbdurchlässige Wände
208
§70.
Bestimmung der Potentiale für die Komponenten
eines Gemisches idealer Gase
213
§ 71.
Keversible Mischung mit Hilfe vorheriger Ver-
216
§ 72.
Die Potentiale für die Komponente einer ver-
218
InhaltsTerzeichnis. VII
Sfiita
§ 73. Theorie der verdünnten Lösungen. Die eine
Plmse enthält nur das Lösungsmittel ...» 222
§ 74. Theorie der verdünnten Lösungen. Die eine
Phase enthält nur die gelöste Substanz . . . 227
§ 75. Reihenentwicklungen für die Funktionen Qh . 229
§ 76. Volumenänderung und Wärmeaufnahme beim
Mischungsvorgang 282
§ 77. Die erweiterte van der Waalssche Gleichung 233
§ 78. Die eine Phase ist dampfförmig 235
§ 79. Die eine Phase enthält nur eine Komponente 2B8
§ 80. Koexistenz fester und flüssiger Phasen . . . 241
§ 81. Zwei koexistierende flüssige Lösungen .... 242
III. Abschnitt. Ein System von beliebig vielen Kom-
ponenten nnd Phasen.
§ 82. Definitionen 247
§ 83. Die Gib bs sehe Phasenregel 250
§ 84. Bestimmung der Potentiale in allgemeineren
Fällen 253
§ 8f). Verteilung eines Stoft'es zwischen zwei Lösungs«
mittel . 255
IV. Abschnitt. Berttcksichtigmig verschiedener Molekttl -
artexL
§ 86.
257
§ 87.
259
^88.
Einfache Umlagerungen in idealen Gasen.
Das
262
§ 89.
Einfache Umlagerungen in idealen Gasen.
Das
Geseta der molekularen Konzentrationen .
t 1
265
§90.
Einfache Umlagerungen in idealen Gasen.
Das
268
§ 91.
Wirkung indifferenter Beimengungen . .
• •
269
92.
Zerfall eines Moleküles in ä untereinander
271
§ 93.
Umwandlung von a gleichen Molekülen
in «
untereinander verschiedene
» •
273
94.
275
§ 95.
Stufenweise Dissoziationen
277
§ 96.
Verschiedene Molekülarten in verdünnten
Lö-
■ ■
279
1- ^
VIII Inhaltsverzeichnis.
Saite
% 97. Elektrolytische Dissoziation 281
§ 98. Dissoziation der gelösten Stoffe 284
§ 99. Eine verdünnte Lösung im Gleichgewicht mit
einer Phase des reinen Lösungsmittels . . . 288
III. Teil.
Thermiseli-elektrische ümsetzungeiu
I. Kapitel.
Elektrostatik.
§ 100. Arbeit an einem System elektrisierter Körper 290
§ 101. Potentialfunktion, Feldstärke. Verhalten der
Konduktoren . . . . . . . . . . . . . 293
§ 102. Arbeit bei der Erregung eines Dielektrikum 297
§ 103. Das erste thermodynamische Potential für
elektrisch-thermische Umsetzungen. Pyroelek-
trizität 300
§ 104. Erwärmung in einem elektrischen Feld. Piezo»
elektrizität und elektrische Deformation . . . 303
§ 105. Irreversible Vorgänge 307
§ 106. Übertragung der Resultate auf magnetische
Vorgänge 309
II. Kapitel.
Galvanismus.
§ 107. Die Gesetze des elektrischen Stromes . . . 312
§ 108. Wärmewirkungen des Stromes 314
§ 109. Elementare Theorie der thermoelektrischen
KrMtfi .318
$ 110. Der Thomson-Effekt 320
§ III. Einfülinmg des thermod>mamischen Potentiales 325
§ 112. Allgemeinere Theorie der Thermoelektrizität . 329
§ 113. Thermodynamische Theorie der Hydroketten 332
§ 114. Benutzung des thermodynamisclien Potentiales 335
III. Kax>itel (Anhang).
Thermodynamik der Wärmestrahlung.
§115. Hilfssätze der Elektrodynamik 338
§ 116. Definitionen 340
§ 117. Die schwarze Hohlraumstrahlung 343
InhaltBveneiehius. IX
Seite
§ 118. Einfarbige Strahlungen 847
§ 119. Adiabatische Dilatation der sühwatzeu Hohl-
ramnstrahluns: 349
§ 120. Das W. Wien s< he Verschiebungsgesetz . . . 852
§ 121. Das Plancksciie Wirkimgsgesetz für die
schwarze Hohlraumstrahlung 355
§ 122. Strahlungsdichte und Emissionsvermögen . . 356 ,
§ 123. Strahlungsgleichgewicht zwischen versohie-
dentri durchsichtigen Medien 359
§ 124. Beobachtungen über schwarze Strahlung . . 361
% 125. Der Kirckhoff sehe Satz 365
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Zttsammeiistellang der im folgenden konseqoent -
benutzten Bezeichniingeii.
M, m Massen, n Molekulargewicht, insbesondere auch. Gramm-
molekül oder Mol, n Anzahl der Molen.
V (Ge8ami')yolumeiiy vVoIiunen der Slaaseneinheit» q » Ifv Dichte,
Uf u Volumeiitoderangen.
^, % Temperaturen in Oeatigraden, erstere auf den absoluten,
letstere auf einen beliebigen, z. R den Gel sius sehen Null-
punkt bezogen.
p allseitig gleicher Druck*
B Eneigie elnee (insbesondere ruhenden) Systems, e diejenige der
Hassen-, «' d» Yolumenelnbeit.
dy d Differentiation8-,'resp, Yariationszeiehen.
ä, 6 Diminutivzeichen.
die Raum-, do Flächen-, ds Linien-, dq Quersclmittselement.
A und äA zugeführte endliche und unendlich kleine Arbeit, «
und da bei Reduktion auf die Massen-« a' und ä»' bei Re-
duktion auf die Volumeneinheit.
J mechanisches Wärmeäquivalent.
Q\xr\f\ flü zugeführte endliche und unendlich kleine WUrniomenge
in mechanischem Maße, a» und äco bei Keduktion auf die
Mc'issen-, (o' und äo/ bei Reduktion auf die Voluni* neinheit.
H Entropie eines Systems, der Massen-, der Volumeneinheit.
c spezitische Wärme in kalorischem, y (gelegentlich auch /'oder c)
in mechanischem Maße, y' bei Keduktion auf die Volumen -
einheit; yx spezifische Wärme bei konstaut gehaltener Varia-
bein X, somit bei konstantem Druck, yo bei konstantem
Volumen.
l latente Wärme in kalorischem, X, A in mechanischem Maße.
S und Z erstes und zweites thermodynamisches Potential, ^ und C
bezogen auf die Hassen, f ' und C bezogen auf die Yolumen-
einheit.
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ZuaammeiisteUung der benutzten Bezeiehnungen. XI
B (g^egentlich auch h oder 6) die Konstante des Boyle-Gfty
Lnäsfto sehen G^esetzes, B = B/i die Gaskonstante.
Obere Indizes eharakterisieren im II. Teil die Phasen (speziell
(•), (f), (d) die starre, flfiasige, dampfföimige), untere die Kom-
ponenten.
Q{p,^) = 0 ist die Gleiehung der Grenzkurre zwischen den Be-
reichen zweier Phasen in der Ebene.
g»Mi/jN^, r = mjini Hischungsrerhältnisee zweier Komponenten.
Ck—MhPimi, die Summe über alle Komponenten einer Phase ge-
nommen, die (Mas8en-)Konzentration der Komponente (h).
kh » nhßfij die molekulare Konzentration der Komponente (h).
K{X,Y,2r) resp. RiA^B^O elektrische resp. magnetische Feld-
stärke mit ihren Komponenten* L Linienintegral Yon
elektromotorische Kraft.
0i <r elektrisches Potential und elektrische Poteutialfunktion;
P "Wert von 9 auf einem Leiter.
Q, o elektrische Kaum- und Flüchen dichte.
f*{o(,ß,y) elektrisches (oder magnetisch^a) Moment der Volumen-
einheit mit seinen Komponenten.
J ivf i«) elektrische Stromdichte mit ihren Komponenten^
I Stromstarke.
Bemerkung: Formeln desselben Kapitels werden im all-
gemeinen bloß durch Angabe der Nummer, solche anderer
Kapitel durch Angabe von Kummer und Seite zitiert.
Draekfehler.
Bd. I, S. 1, Formel 10 steht afV statt afV\ S. 221» Z. 13 v. u.
steht 0|0|156 und 1;0,4 statt 0,156 und 1,406.
II. Teil.
Thermisehctieinisehe Umsetzungen.
Einleitung.
§ 1. Fundamentale Tatsachen.
Bringt man in <»a «^HiKlriBclu» GefSß, da« dnioh einen
bdasteteD^ aber reibungslos beweglichen Stempel abschließbar
und rings von einem konstant temperierten Bad umgeben
ist^ ein Plfissig^eitsquantum und verkleinert die Belastung
des Stempels in stetiger Weise, so wird bei einem bestimmten
Drucke Verdampfung beginnen und der Stempel sich heben,
während Wärme aus dem Bade entnommen wird. Setzt man
die Wärmezufuhr hinreichend lange fort, SO kann man die
ganze Flüssigkeit zum Verdampfen bringen^ so daß der Oy-
linder nur noch Dampf enthalt
Unterbricht man die Wärmezufuhr, etwa durch Um-
geben des Cylinders mit einer adiathermanen Hülle, so hält
die Verdampfung ein, und Dampf und Flüssigkeit sind neben-
einaifder im Gleichgewicht. Umgibt man den Oylinder
wieder mit dem Bade und vergrößert die Belastung des
Stempels um einen sehr kleinen Betrag, so sinkt der Stempel
nieder, der Dampf kondensiert sich bei ungeänderter Tem-
peratur und gibt dabei Wärme an das Bad ab.
Bei einer höheren Temperatur spielt sich der ganze
Voigang unter größerer, bei niedrigerer Temperatur unter
geringerer Belastung des Stempels im wesentlichen in der
Voigt, ThermodynunOc. n. 1
Digitized by Google
2
Einleitung.
gleichen Weise ab; nur sind die dabei dem Bade entnom-
mcDon, rcsp. sugefiibrtai Betrage an Wärme im aUgemeinen
verschieden.
Statt die Belastung zu variieren, kann man auch die
Temperatur bei konstanter Belastung verändern. Dann tritt
bei alimäiilicher Temperaturstcii^erime: ein Punkt ein, wo
die Verdampfung beginnt, der Stem[)el bei weiter konstant
erhaltener Temperatur, aber andauernder Wärmezufuhr empor-
8teia:t, innehält, wenn die Wärmezufidn* unterbrochen wii'd,
und wieder herabsinkt, wenn die Temperatur beliebig wenig
erniedrigt wird.
Ganz ebenso, wie hier in bezug auf den Ubergang
zwischen flüssigem und dampfförmigem Zustand beschrieben,
nur teüweise sdiwieriger reaHBieibar wegen der Kleinlieit
oder der GrdBe der in Wirksamkeit zu setzenden I>rucke,
veibalten sich die Körper bei den Übergängen zwischen dem
festen und dem dampfförmigen, resp. zwischen dem festen
und dem flüssigen Aggregatzustand.
Auch in diesen Fällen gibt es bei gegebener Tempe-
ratur einen gewissen kleinsten oder größten Drucke bei ge-
gebenem Druck eine gewisse größte oder kleinste Tempe-
ratur, mit denen die Veränderung des Aggregatzustandes
einsetzt und unter Wärmeaufnahme oder -abgäbe so lange
andauert, bis die ganze vorhandene Substanz umgewandelt
ist, während bei Unterbrechung der Wärmebewegung die
beiden Aggregatzustände miteinander im Gleichgewicht sind.
Genau entsprechend den verschiedenen Aggregatzustnnrlen
einer Substanz verhalten sich die verschiedenen, sieli nielit
mischenden Modifikationen desselben Aggregatzustandes, die
manche Körper, z. E Schwefel, Phosphor, Selen annehmen
können. Nur pflegen, wenn es sich um feste Zustände han-
delt, die Umwandlungen träger zu verlaufen, so dali die
für sie charakteristischen Paare von Drucken und Tempe*
raturen sich nicht eben scharf bestimmen lassen.
Den versehicdLuen Modihkationen derselben Substanz
lassen sich weiter zuordnen die, obwohl gemischten, so doch
noch iiiiv( i biindenen Bestandteile einer chemischen Ver-
bindung und diese selbst. Auch hier kommt häuflg der
Fall vor, daß bei bestimmten Wertpaaren von Druck und
Temjperatur die beiden Körper (Mischung und Verbindung)
mitemander im Gleidigewimt siod^ bei Wärmezofuhr die
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§ 1. Fundamentale Tatsachen.
3
Reaktion in einer Richtung, bei Wärmeentziehung in der
entgegengesetzten fortschreitet.
Etwas anders verhalten sich Systeme, welche aus einer
konzentrierten Lösung und überschüssig vorbimdener lös-
barer Substanz (z. B. einem Salz) bestehen. Hier kann
man nebeneinander Druck und Temperatur willkürlich vor-
schreiben und erhält für alle Wertpaare einen Gleichgewichts-
zQBtand 2wiflchen der L&smu; und der lösbaren Substanz^
bei dem die Quanta beider Körper ganz bestimmte GrÖBe
besitzen.
Ahnlich verhält sich ein Gemisch von zwei Flüssig-
keiten in Berührung mit dem Gemisch ihrer Dämpfe. Bei
einem beliebig vorgeschriebenen Wertpaar p und h gibt es
im allgemeinen nur eine Axt der Verteilung der neiden
Substanzen zwischen Dampf und Flüssigkeit. Wärmezufuhr
oder -entziehung verandern in diesen beiden Fallen das Yer-
' teUungsverhältnis nur unter gleichzeidger Änderung von
Druck und Temperatur.
Die vorstehende einfachen Beispiele sollen ^e An-
schauung von den Flroblemen geben, um die es sich im
folgenden handelt Stets unterliegen der Untersuchung
Systeme ans Substanzen, die innerhalb derselben versdiiedene
Kcmstitution besitzen; zwischen den verschieden konstituierten
Teilen sind Umwandlungen möglich; die Fragen gehen auf
die Bedingungen, unter denen überhaupt Gleichgewicht
zwiscl u n den Teilen möglich ist, auf die Eigenschaften dieses
Gleichgewichtes, auf die Aufwendungen, welche zur Über-
führung des Systemes aus einem Gleichgewichtszustande in
einen andern nötig sind. Die Grundzi^ der allgemeinen
Theorie aller dieser Vorgänge verdankt man Gibbs^); ein-
zelne Probleme sind nach teilweise modifizierter Methode
besonders vonPlanck^)i Duhem^), Biecke^) undNernst^)
durchgeführt.
Gibbs, Übersetzung' und Zusamiuen^^teliuiig der betr. Ab-
handlungen in: Therraodynamische Studien, Leipzig 1892.
^) Planck, Zusammenfassende DttrsteÜiing in: Yorlesungent
Uber Thermodynamik, Leipzi<j^ 1897.
') Duhem, Le Potentiel thermodynamique etc. Paris 1886»
Travaux et M4uioires des Facultas de Lille von 1891 ab.
Blecke, Gtött Nadir, von 18d0 ab.
Kernst, Theoietisehe Chemie» 4. Aufl. Btottgaxt 190S.
1*
üiyiiized by Google
4
Einleitung.
§ 2. Die thermodynamisclien Grandglelchungeu.
Die Grundlage für die folgende theoretische Behand-
lung der geschilderten Probleme bilden die im letasten Ab-
schnitt des ersten Bandes abgeleiteten Formeln, nach denen
im Falle des Gleichgewichtes eines beliebigen Massen-
syatemes bei allen virtuellen Veränderungen gilt
(1) 6E^dA-\-dQ,
dagegen iüi den Anfang der Bewegung aus einem Zustande
der Ruhe ohne Gleichgewicht
(2) dE<äA-{-äQ.
Hierin stellt E für das System die innere Energie
(d. h. die Gesamtenergie nach Abzug der lebendigen Kraft
etwaiger sichtbarer Bewegungen) dar; die Diminutiva 6A
resp. äA und 6Q resp. äÜ bezeichnen die zugefubrte
Arbeit und (medianiscb gemessene) Wärme.
Steht das System unter dem allseitig gleichen Druck
so ist
(3) 6A-^ pöV, äA = -pdV,
unter V das Gesamt vohinion verstanden; herrscht in ihm
überall die gleiche absohite Temperatur und geschieht
die Wärmezufuhr in reversibler Weise, so ist
(4) ÖQ^^dH, ÜQ^^dH,
wobei H die Entropie des Systems bezeichnet.
Die Formeln (1) und (2) werden bei Einführung des
sogenannten zweiten tbermodynamiscben Potentiales •
(5) Z^E-^H+pV
zu
\dZ<-Hd^-JtVdp,
Hängt Z außer von p und noch von anderen Va-
riabein .Tj, iCg, . . . .t„ ab, die etwa für die chemische
Konstitution des Systems charakteristisch sind,
tind wird bei allen Vercändernngen des Systems
Druck und Temperatur konstant gehalten, so er-
hält man hieraus
§ 2. Die thermodyuamischen Grundgleichuugen. 5
(7) ^p*Z=0, df^^ZKOi
d. h. im Falle dos stabilen Gleichgewichtes ist Z
ein Miuiiiiujii, im Falle des labilen eio Maximum in
beziig auf die Variabein jc^,X2, . - ^^a:^ .
Allgemein gilt für die vollständige Änderung des thermo-
dynamischen Potentaales bei konstant gehaltenen Xi,.,,Xn
(was dnreli den Index x an den Differentialen von Gxdfien^
die die Xn enthalten^ angedentet werden mag) gemäß seiner
Definition (5)
(8) d^Z^d^E-^ckH-Edd^ + pd^V-j- Vdp .
Non ist bei konstanten Xn der Ediper auch von konstanter
Konstitution, es gilt also nach der allgemeinen Eneigie^ei-
cbung dE^äA'\-äQ hier die Beziehung
(9) pdj'+iU^H,
und die Formel (8) reduziert sich auf
(10) d^Z==-Hd^ + Vdp,
woraus folgt
und somit auch
if-ü- ,
Diese Beziehungen setzen natürlich das spezielle
benutzte System ü iHiV)li:ingiger p^'&yX^^x^y . -Xn voraus.
Bildet man die Dillercntialquotienten (11) für zwei ver-
schiedene Zustände (1) und (2), so geben ihre Differenzen
(13)
d. h., sie bestimmen die Entropie- und die Volumenänderung
bei dem Übergang aus dem Zustand (1 j in den Zustand (2).
Findet dieser Übergang insbesondere bei kon-
stanter Temperatur und auf umkehrbare Weise stattj«
so ergibt sich wegen äQ = ^dH
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6 Emleitong.
(14) \^^h ^ '
(5D«"(?f)i^^"'
unter f^^, die den Übergang begleitende Wärme-
aufnahme, unter V^^ ^'^^ entsprechende Volumen-
vergrößerung des Systemes verstanden.
Ferner ist nach (5)
(16) ,.(D=4^±4E±Z^_^,,_4ff,
oder bei Berücksichtigung der Energi^leichung
dies liefert
(17)
was mit der zweiten Formel (11) wesentlich identisch ist;
außerdem aber auch
= 5i
Wendet man diese Formt 1 aui' zwei Zustände des
Systems an, die bei gleichen j) und ^ verschiedenen Xn
entsprechen, so liefert sie
m~»~) #J
Für jede isopiestische, d. h. bei konstantem Druck
verlaufende Zustandsänderung, gl(ji< ]ivi( 1 ob dieselbe rever-
sibel oder irreversibel ist, ergibt aber die Euergiegleichung
(20) JS; - = -p(F, - Fl) 4- ;
sonach folgt aus (19) für jeden derar Citizen Ubergang
zwischen Endzuständen gleicher Temperatur
^^^^ u\—»-) —
I
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$ 2. IHe thermodynaimsoheii Grundgleichuiigeu. 7
Die Formeln (14^) and (21) beziehen sich «inlchst
sowohl auf verschiedene Endzustände, wie auch auf ver-
schiedenartige Umwandlungen zwischen denselben. Man
kann erstere übereinstimmend machen, wenn man, wie in
(21) so auch in (14^), die p im Anfangs- und Endzustand
einander gleich anniomit. Schreibt man dann noch (21)
so unterscheidet sich dies von (14^) nur durch das zweite Griied
auf der linken Seite. Hieraus l'olgt, daß für umkehrbare
Umwaiidluiigcn die Differenz — gleich Null, die Poten-
tiale Z für die beiden Zustande also gleich sein müssen.
Um von diesem Resultat sogleich eine Anwendung zu
machen, betrachten wir von einer homogenen Substanz eine
Masse in dem ersten, M2 in dem zweiten Zustand.
Beide Massen mögen sich bei gleichem Druck und gleicher
Tempeiatur und somit in relativem thermischen und in
meonanisohem Gleichgewicht befinden. Dsnn ist nach
dem vorstehenden die ÜbeEEuhrung einer Masse Jf sowohl
ans dem ersten in den zweiten Zustand, als von dem zweiten
in den ersten Zustand nur dann möglich, wenn der gleichen
Masse in den beiden Zuständen das gleiche thermodvna-
nusche Potential zugehört Man wird vermuten dürfen, daß
der Zustand, in welchem zwischen zwei in mechanisch-
thermischem Gleichgewicht befindlichen Modifikationen der-
selben Substanz Umwandlungen in beiden Richtungen mög-
lieh sind, dem chemischen Gleichgewicht entspricht, und
demgemäß schließen, daß das chemische Gleichgewicht in
diesem Falle gebunden ist an die Gleichheit der Potentiale
gleicher Massen der beiden Modifikationen. Dies wird sich
in der Tat unten bestätigen. —
Die vorstehenden Formeln hrziehen sich durchaus auf
die im vorigen Paragraphen g( -cliilderten Umstände der
Beobachtungen : Druck und Temperatur sind als direkt vor-
geschrieben i;( (lacht. Das entspricht in der Tat der am
meisten benutzten Anordnung des Experimentes. Indessen
kommen doch auch Fälle vor, wo neben der Temperatur
nicht der Druck, sondern das Volumen vorgeschrieben,
z. B. bei Veränderungen konstant erhalten wird. Hier bietet
das Bd. I, S. 215 und 360 eingeführte erste thermo-
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(23)
8 Einleitung.
dynamische Potential gewisse Vorteile. Die Gleichungen (1)
und (2) werden hier bei BenutBung von (3) und von der
früheren Beseichnting»
(22) E~^E=^E
zu
Es ^ilt also bei konstant gehaltener Temperatur und
bei konstant gehaltenem Volumen für den Zustand des
Gleichgewichtes und iur den Anfang der Bewegung
(24) a^FÄ-O, d^7S<0,
Femer entspricht der Formel (8) die Beziehung
(25) fkS=d:,E-^d:,H-Hd^,
und die üei-anziehung von (9) Uefert
(26) d^S'^-Hd^-pdV ,
also
BS BS
(27) T6--^' W-'-P-
¥&t nmkelirbare yerindornngen bei konstantem # wird
somit aiial(^ zu (14)
\w)r\w)r'~P"'
wobei Ü^., die nötige Wärraeaufnahme, p^^ die Druckänderung
bei der Umwandlung bezeichnet.
Femer gilt aualog zu (18)
^^^^ M U j ^ '
und die Energiegleiehung liefert bei konstantem Volumen,
gleichviel ob der Vorgang reversibel oder irreversibel ist,
(30) E^-Ei^iHt,
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§ ä. Uber die Wärmeaufhahmc bei ehem. Umsetzungen. 9
SO daß in Analogie za (20) resultiert
Man erkennt^ daß die Verwertung des ersten thermo-
djnoamischeo Potentlales S genau auf dieselbe Weise statt-
finde kann, wie die des zweiten Z, das wir aus den oben
angegebenen Grfinden bevorzugen.
§ 3. Über die Wärmeauioabme bei
eliemiselieii ümsetziingeiu
Die Gleichungen (20) und (30) für die zu einer be-
liebigen, reversibelii oder iiTeversibeln üiu-svandlung nötige
Wärmeaufnalnue geben zu einer wielitigea Bemerkung Ver-
anlatfj^ung. Bd. I, S. 112 ist nachdrücklich hervorgehoben,
daß, wie die zu einer Ziistandbänderung aufzuwendende Ar-
beit, so aueh die zuzuführende Wärme von dem Wege ab-
hängt, auf dem jene Änderung verläuft. Hiermit scheinen
die in jenen Formeln enthaltenen Ausdrücke für Q'n im
Widerspruch zu stehen^ denn letztere werden durch die
Differenzen von zwei Funktionen gebildet^ deren eine nur
vom An&ngs-, deren andere nur vom Endzustand abhängt.
Zwar sind für die betreffenden Umwandlungen die Wege
bis zu einem gewissen Grade vorgeschrieben, insofern
bei der ersten p, bei der zweiten V konstant angenommen
ist; da aber die Systeme noch von weiteren Variabein Xk
abhängen, so ist durch jene Bestimmungen der Weg der
Umwandlung doch nicht eindeutig festgelegt.
Es handelt sich hier in der Tat um zwei Ausnahme-
fälle, die dadurch charakterisiert sind, daß die Arbeit
— pdV bei dem ersten ein vollständiges Differential ist, bei
dem letzten verschwindet. Infolge hiervon können wir also
den Satz aussprechen: Für ein von beliebig vielen
Variabein abhängiges System, dem Arbeit nur durch
Volumenänderung bei allseitig gleichem Druck zu-
geführt wird, ist die für irgend eine Zustand s-
änderung aufzunehmende Wärmemenge dann vom
Wege, insbesondere auch von den passierten Tempe-
raturen, unabhängig, wenn diese Änderung ent-
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10
Einleitong.
weder bei konstantem Druck oder bei konstantem
Volumen verläuft.
Dieser Satz ergibt tlie Möglichkeit, bei Umwandlungen
der vorausgesetzten Art für die experimentelle Bestimmung
der WSnnean&iahme zwischen verschiedenoi ümwandlungs^
wegen den für die Beobaohtung bequemsten anaaawSbleit
Dfl3bei können gelegentlich Körper mit ins Spiel gesetrt werden,
die dem eigentlidi mitersuditen System gans mmd sind.
Um dies näher zu zeigen, schreiben wir die Gleichungsn
(20) und (30) unter Fortlassong der Indices an Qji in der
gemeinsamen Form
(32) Q^Q,~Q^,
wo nun die Q/, allein von den betreÜendeu Endzuständen
des Körpers abhängen.
O stellt die den Um wandiuugs Vorgang begleitende
Wärme a Iii IUI Ii me dar, —D die freiwerdende Wärme
oder die Wärmetöuung des Vorganges. Bei den irrever-
ßibeln chemischen Umwandlungen ist Q meist negativ, es
findet Wärmeentwicklung statt. Wir wollen trotzdem die
Bezeichnung ü beibehalten.
Bei Änderongen unter konstantem Dmek istQ^E-{-pV,
bei solchen unter konstantem Volumen ist Q^E; da wir
Gravitationswirkungen hier vemachULssigen, so ist in dem
eben wie dem anderen Falle für ein System mdirerer
nebeneinander bestehender Körper Q gleich der Summe der
betreffenden Funktionen für die einzelnen Körper und für
jeden einzelnen proportional mit dessen Masse.
Sind also im ersten Zustande mehrere Körpd [i), im
zweiten mehrere Körper (j) vorhanden, so wird obige Formel
sich schreiben
(33) Ö«2Qy-2Q„
wobei die Qu kurz als die Wärmefunktionen der Körper (h)
bezeichnet werden mögen.
Hieraus ergibt sich folgendes. Hat man für eine Reihe
von n TJinwandliiDgen, bei denen zum Teil dieselben Anfangs-
oder Endpruduktc auftreten, die Umwandlungswärmen bei
konstantem Druck oder Volumen beobachtet, die sich all-
gemein durch Formeln von der Gestalt
(34) Ofc = |Qjfc-|Qft, Ä-1,2...»
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§ S. Üb«r die Winneaufiuihme bei ohem. Umsetsiingeii. 1 1
darstellen, so kann man durch EUmination wiederholt vor-
kommeiider Wärmefunktionen Q neue Fonnelii bilden, welche
der ▼mteheoden analoge QeBtalt besiteen und die Wärme-
au&ahmen für andere Umwandlungen bestimmen.
Der einfachste Fall ist der, daß vier Körper a, h, c, d
vorhanden sind, unter denen zwei durch das Zusammen-
treten zweier anderer entfitehen, etwa nach dem Schema
(a)+(6)_(c), (i)+(c)-.(<l),
in dem die Pfeile die Kichtung des (zumeist irreversibeln)
Vorganges andeuten, bei dem die ^^ äimeaufnahme stattfindet.
Sind dann die bei diesen Vereinigungen aufgenommenen
Wärmemengen Qa und Qß beobachtet, so gilt für dieselben
Die Summe dieser Formeln liefert bei EHmination von
(36) = -i- 12^ = Qrf - (Qa 4- 2 Qi)
und hiermit die Wärmeaufnahme Qy, welche die direkte üm*
Wandlung (a)-\-2{b)'^{d) begleitet. Umgekehrt bestimmt
sieh aus i?« nnd Qj die Gr5& Qß, ebenso auch i?« aus
und i3L
iSn Beispiel 1) bietet Sauerstoff (O) und Kohle (0) für
sich und in ihren Verbindungen Kohlenoxyd (CO) und
Kohlensaure (CO,). Nimmt man hier Qa als die Wärme-
fonktion für 1 Atom C, als diejenige für 1 Atom O,
ebenso für 1 Molekül CO, für 1 Molekül COj, so
gibt Qfn die Wärmeaufnahme bei der Verbindung O + C->> CO,
Qß die bei 0 + CO->CO,, Q. die bei C + 20-^CO,. IHe
letzten beiden Reaktionen finden bei der Verbrennung vosx
CO und C relativ rein statt, die erste bietet Schwierig-
keiten; Qßj Q^ sind leicht sn messen, und aus ihnen findet
sich Qa^Qy — O ^ —
Ein Umsetziiiigssy^tem von großer Bedeutung ist das
folgende, welches sechs Körper enthalt:
(a)4-2(6)->(rf), (&) + 2(c)-v(e), Ä(a) + 2(Ä+ l)(c)
wobei h eine beliebige ganze Zahl bedeutet. Hier setisea wir
>) Jeianck, Thermodynamilc, S. 68.
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12
Eialeitung«
(37) Üfi^Q,-(Qt-\-2Qc)y
Üy^Qf- (hOa + 2(Ä + l)Öc) ,
und erhalten bei Elimination von und Q« durch
^^^^ = Ä 4- Öl H 1 j " ( (3Ä + 1) Q* + Q/)
die Wärmeaufnahme Q9 für die Umwandlung
(3Ä >(- 1) (6) -f (0 -^^ Ä W + (Ä + 1) W .
Ist der Körper [b) SanerstolT, so stellen die Vorgänge
{ck), (ß)f (d) die Oxydation oder Verbrennung der drei
Körper (a), (c) und (f) dar; der Prozeß {y) stellt eine Ee-
aktion dar, bei der Sauerstoff gar nicht ins Spiel tritt. Da
nun die Wärmeentwicklung bei Verbrennungen ganz be-
sonders bequem zu messen ist, 80 liefert die aus (38) fol-
gende Formel
(39) - Ä + (Ä -f-1) - Üi
eine Methode, um eine VerbindungawSrme mit Hilfe einer
JReihe von Verbreunangen zu bestimmen.
Obiges Schema kommt insbesondere in Betracht bei
der Bilming der Kohlenwasserstoffe von den Formeln
(7/t^2/i+8 aus C und die direkt nicht ausfuhrbar ist.
Hier wurde zu identifizieren sein
a h c d e f
not C 0 H COy H^O CkH^h+i •
Diese Beispiele durften genügen, um die vielfaltige An-
wendbarkeit der geschilderten Methode zu illustrieren.
Digitized by Gc)
I. Kapitel.
Eine Komponente in mehreren Phasen.
1. Abschnitt
Allgemeine Gesetzmäßigkeiten.
§ 4. Spesiflsehe Potentiale und Potentialfllehen*
Fiiasenbereiche.
Der theoretbcli cinfacliete Fall der in § 1 gesdiii-
derten Koexistenz verschiedener Körper ist da s V orkommen
eines und desselben Körpers — rinor Komponente
nach Gibbs — in verschiedenen, nicht mischbaren
uiid somit räumlich getrennten Modifikationen —
nach Gibbs Phasen — insbesondere in verschiedenen
Aggregatzuständen. Ist n die Anzahl der Phasen, so sind
also n verschiedene homogene Körper gleicher chemischor
Zusammensetzung zu betrachten, von denen eine kleinere
oder größere Zahl im Gleichgewicht nebeneinander, d h. in
gpjTenseitiger Berühr! inf*-, existieren kann, und zwischen
denen bei mechanischer und kr)loripch( r Einwirkung eine
Umsetzung stattfindet, derart, dati \ on gewissen Modifikationen
bestimmte Quantitäten in andere übertrohen.
Wir unterscheiden weiterhin konsequent die verschie-
denen Fiiasen ihirch obere Indices 1, 2, ...n, schreiben
also z. B. für das ganze von dem System eingenommene
Volumen V in Rücksicht darauf, daii die verschiedenen
Phasen räumlich getrennt sind,
<i) v^m>,
._^ kj o^ -o i.y Google
14 I> Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
wo die Summe über ?'=^1,2, ...n zu erstrecken ist; analog
setzen wir auch für die Enei^ie und die Entropie des
Systems, die sich bei Ausschhiß von Fernwirkungen durch
die Summe der den einzelnen Phasen entsprechenden Funk-
tionen darstellen,
(2) E^1E^\ H^^m.
Femei^ berficksichtigeii wir, daß bei homogenen ISJbr-
pem unter der gemachten Voraussetzung Volumen, Elnergie
und Entropie der Masse proportional sind, und schreiben
unter Einnihrong der Masse der Phase (t) sowie der
spezifischen Volumina, Energien, Entropien tf^
(3) F=l//i*')»^0, E=^m^U^^, H=lm(*'irji*\
Bilden wir mit diesen Ausdrücken gemüß Formel (5)
auf S. 4 das thermodTuamische Potential Z=2^^) des
Systems, so erhalten wir, wenn wir abkürzend setzen
(4) S + j?iXO - = ({i>,
das Eesultat
(5)
wobei nach ihrer Definition die C^^, die spezifischen
Potentiale der Phasen (f), nur von p und ^ abhingen,
die Massen m«> aber gar nicht enthalten.
Führen wir noch ein mittleres oder spezifisches
Potential ( des Systems durch die Definition
(6) ^-flrnW
ein, so eigibt sich
t berechnet sich also nach der Mischungsregel aus
den C^*^, wobei == Jf, die Gesamtmasse des Systems,
eine unveränderlich gegebene Größe darstellt.
Nach § 2 ist das System im stabilen Gleichgewicht,
wenn das Potential Z in bezug auf die Variabein mW, die
hier an die Stelle der allgemeinen getreten sind, dn
Minimum ist Wegen des konstanten Jf folgt das Gleiche
fOr das spezlfiache Potential ( und die Variabehl m^^jlL
Man kann sich von der Bedeutung dieser Bedingung und
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§ 4. Spemfische Potentiale und Poteniialiiächeik
15
von gewissen Folgenrngen qualitativer Art eine klare Vor-
steUnng durch eine eii&clie geometrische Betrachtung ver-
Die £<0 sind allein Funktionen von p und ^, Wendet
man also ein ^^^-Koordinatensystem an und trSgt als
dritte Ordinate auf, so ergibt sich für jede der n Phasen
eine Oberfläche, die passend als oder Potential-
flache bezeichnet werden kann. Auch für C läßt sich bei
gegebenen YerhaltnisscD der Massen m^*) eine Oberfläche
konstruieren ; man erhalt nach (7) den einem gegebenen Paar
p imd ^ entsprechenden Punkt derselben, iodem man die
Eiudpankte der Ordinaten ^(') mit den Massen m^^ versieht;
der gesuchte Punkt iflt der Schwerpunkt des so konstruierten
Massensystems.
i
7
/
Fig. 1.
EeS ist ohne weiteres klar, daß dieser Schwerpunkt riu iit
tiefer fallen kann^ als der tiefste der so augebrachten Massen-
punkte m(0, der rd^^ heißen möge, und daß er diese tiefste
Lage dann erreicht, wenn iMW»J(f ist und alle ülnrieen
mff^ gleich Null sind, d. h. wenn die Gesamtmasse des
Systems in der Phase existiert, der bei dem ge-
gegebenen p und ^ das kleinste spezifische Poten-
tial entspricht.
Im allgemeinen haben über verschiedenen Teilen der
pt>-EIbene die spezifischen Potentiale tS^ hinsichtiich ihrer
Größe eine verschiedene Reihenfolge; die ihnen entsprechen-
den Flächen schneiden sich, wie Figur 1 durch die schema-
tischer Darstellung eines beliebigen Schnittes normal zur
Ebene veranschaulicht. Projiziert man die Schnittkurven
je der tiefsten beiden C^*^- Flächen auf die Ebene, so
zerlegen sie die letztere in ein System von Beretohen, die
16 L Eftpitel. Eine Eompondnte in mehreren Phasen.
Phasenbereiche heißen mögen, innerhalb deren je eines
der das kleinste unter allen wird, innerhalb deren also
das System nur dann im stahiirn Gleichgewicht ist, wenn
es in sf iiKT Gcpamtheit je einer bestimmten von Gebiet zu
Gebiet wecliäeiudeD Phase zugehört (Fig. 2). Phasen^ denen
Fig. 2.
ein solches Gebiet nicht entspricht, können somit hiemach
überhaupt nicht im stabilen Gleichgewicht vorkommen ; es ist
aber nicht undenkbar', daß dergleichen trotzdem auitrcten.
Die Phasenbereiehe sind entweder allseitig von den
Projektionen der besprochenen Schnittkurven begrenzt, oder
sie laufen gegen die Koordinatenachsen oder sie erstrecken
sich ins Unendliche.
§ 5. Die Begrreiuniiig der Phasenbereiehe.
Wir betrachten nun einen Punkt einer der Grenzlinien,
.welche benachbarte Phasengebiete (a) und (b) in der
Ebene scheiden. Hier schneiden sich die den letzteren ent-
sprechenden Potentialflächen, es sind somit die beti'effenden
Potentiale C^"^ und einander gleich und gleichzeitig die
kleinsten aller Wir können somit für einen solchen
Punkt, ohne den Schwerpunkt des oben eingeführten ^lassen-
systems zu verändern, die Gesamtmasse M in einem be-
uebigen Veihältnis zwischen die Endpunkte der Ordinalen
und verteÜeo. Dies ergibt den Sats: In den
Orenskurven zweier Phasenbereiehe ist das System
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$ 5. Die Begrenzung der Phasenbereiche.
17
im Gleichgewicht, wenn seine Masse in einem be*
liebigen Verhältnis zwischen den beiden betreffen-
ben Phasen verteilt ist, oder, andere ausgesprochen, die
deiden Phasen sind im stabilen Gleichgewicht mit-
einander, wenn ihre Potentiale einander gleich und
zugleich kleiner sind, als die aller andern Phasen,
was in einzelnen Kurven der p#-Ebene stattfindet.
Es mag nnf den Zusammenhang hingewiesen werden,
in dem dieser 8atz mit den Bemerkungen auf S. 7 steht. —
Die Grpnzlinien dor Piiasenbereiche schneiden sich in
einzt Inen Funkten, welelie den Schnittpunkten dreier Po-
tentialflächen entspreehen. Hier sind also drei Poten-
tiale (t^*^, C^^^) einander jß'leieh und zugleich die
kleiasten. Der Schwerpunkt unseres Punktsystems behält
hier seine tiefste J^age ungeäiidert bei, wenn wir die Ge-
samtmasse M beliebig auf die Endpunkte der drei Koordi-
naten t^"^, C*'^ t^^' verteilen. In den Schnittpunkten
der Greuzkurven ist also das System bei einer
beliebigen Verteilung seiner Masse zwischen drei
Phasen im Gleichgewicht. Drei Phasen sind mit-
einander im stabilen Gleichgewicht, wenn ihre Po--
tentiale einander gleich nnd zugleich die klein-
sten sind, was in einzelnen Punkten der |7^-Ebene
Stattfindel
Der Fally dafi in einem Punkte sich mehr als drei
Potentialflaohen schneiden, von einem Punkte der ^»^Ebene
also mehr als drei Grenzkurven auslaufen, erscheint zwar
nach dem vorstehenden nicht als unmöglich, kann aber als
sehr unwahrscheinlich außer Betracht bleiben.
Dieselben Betrachtungen, die vorstehend in bezug aof
Zostande stabilen Gleichgewichtes angestellt sind, lassen
sich auf solche labilen Gleichgewichtes übertragen; letztere
sind durch maximale Werte von Z resp. von t bestimmt,
es treten also für deren geometrische Darstellnnp; nur nilein
di^^ höchsten Potentialfläeheu mit Oiren Scbiiittkurven und
-punkten an die Stelle der tiefsten. Diejeniacii zwischen
den am höchsten und den am tiefsten liegenden Poten-
tialflaeben entspreehen bei .Vnwescnhcit aller Phasen zu-
nächst überhaupt keinen Gleichgewichtszustäiul« ii ; nur in
den Fällen, daß die Phasen mit tiefer liegenden i\)iential-
flächen fehlen, können sie eine bestimmte Art halblabüer
Voigt, Thermodynamik. IL 2
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18 I. Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Gleiciigewichte repräsentieren, die gestört werden, sowie ein
beliebig kleines Quantum einer jener Piiasen mit ihnen in
Berührung küiumt
Mechanische labile Gleichgewichte, die durch eine be-
liebig kleine Verrückuiig gestört werden, gelten als praktisch
nicht realisierbar, weil eine absolute Kuhe nicht zu erzielen
ist; die hier in Betracht kommenden halblabilen Gleich-
fewichte haben einen andern Charakter, da man eine fremde
'liaae unter ümetSnden aefar Tollstfindig fem halten kann;
eie kssen ack eomit, nie w sehen w^en^ gd^ntlicb m
weiterem ümfange realtsteren. Ana diesem Gruncfo Imt man
ihnen nach Ostwalds Yorsdüi^ einen Namen gegeben^
der die relativ bedeutende Stabilität jener Zustande betont^
und nennt sie metastabil
Fehlen alle Phasen mit Ausnahme derjenigen mit
gidfitem Potential^ so wird auch sie metastabil seiu; doch
mag ihr, um sie von den andern za unterscheiden^ zunächst
der Name labil verbleiben.
Zur genaueren Verdeutlichung dienen die Figuren 3
und 4. Sie sollen ein Bereich der ^^-Flächen, von unten^
von der —C^*^ -Seite her gesehen, darstellen, und zwar ein
Bereich, das dadurch begrenzt ist, daß aus jeder einzelnen
Fläche t^«), C^^>. rw... ein Stück nnpcreschnitten ist, das
sich auf (]\o ;if9-Kbene als Kreisfläche projiziert. Die be-
ziiulirlien begrenzenden Kxeifilioien siud mit den Buchstaben
a, b, Cfd. .. versehen.
In Fig. 3 ist der Fall nur dreier Phasen a, 6, c dargestellt;
die mit ah, hc, ca bezeichneten Schnittlinien der Potential-
flachen ^«)^*), sind, soweit sie in dem vorderen
Blatt verlaufen, stark, soweit in dem hinteren, fein aus-
gezeichnet. Dazwischen liegen keine Schnittlinien; die
Schnittlinien entsprechen also sämtlich Gleichgewichts-
zuständen, und zwar entweder stabilen oder labilen. Da-
gegen stellen von den Flachenstücken, — da allenthalben
drei Potentialflaohen übereinander liegen — überall die
mittleren Flächen Zustände metastabflen Gleichgewichts dar;
Ihre äußern Begrenzungen sind gestrichelt. In dem Schnitt-
punkt n der d^i Grenadinien koezistieren alle drei Phasen.
Fig. 4 bedeht sieh auf den Fall von vier Phasen,
Oy h, e, ä, und ist dementsprechend ungleich komplizierter.
Die BegxenzuDg des vordersten (im p^C^Bystem untersten)
$ 6. Die yblumenfliofaeii.
1»
Blattes und die darin verlaiiiVnden Grenzlinien sind stark
gezeichnet, die im hintersten (oberstpn) Blatt fein, die in
iiiitt leren Blättern sind gestrichelt Man erkennt die An-
wesenheit von vier dreifachen rimkten, ti^, n^, n^^ von
F2g. & Fig. A.
denen zwei (n^f n^) dem stabilen, zwei (n^, n.^) dem labilen
Gleichgewicht zwischen drei Phasen entsprechen. Von den
Grenzkurven liegen mehrere zwischen zwei mittleren Blättorn,
repräsentieren also das Gleichgewicht zwischen zwei meta-
stabilen Phasen.
§ 6. Die Yolumeiifläeheii*
Wie aus § 4 erhellt, erweist sich die Betrachtung
der Potentialfläche t,—f{p, außerordentlich förderlich zur
Aufklärung der Verhältnisse des Gleichgewichtes zwischen
verschiedenen Phasen. Ein Ubelstand bleibt freilich bestehen:
die Potentiale sind keine beobachtbaren, sondern ausschließ-
lich Re chnu 11 gs großen. Demgemäß entbehrt die ganze
Darstellung in einem gewissen Maße der Än8chauli<£keit»
und man tut gut, um diese Lücke aoszufOllen, der ersten
noch >9ine zweite Konstruktion beizufügen^ die allerdings
nur als Ergänzung zu betrachten ist^ insofern sie die
Resultate der erstea bezn|^ch der Gleichgewiehtsverhaltnisse
in den verschiedenen TeOen der pd-Ebene voraussetzt
2»
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20 I- Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen*
Wir wollen über der pi^- Ebene als dritte Ordinaten
die spezifischen Volumina der je im stabilen Gleichgewicbt
befindlichen Pli;iscn auftragen; hierdurch erhalten wir über
jedem Phasenbereich (i) eine stetige Oberfläxüie von der
Gleichung
(8) tKO-iP(j,,d),
die der betreffenden Potentialflache von der Gleichung
(9) C« = /'(i>,^^)
entspricht. Aber während die Potentialflächen ü})er den
Grenzkurven (ah) der Phasenbereiche sich schnitten und
somit in ihrem für das stabile Gleichgewicht charakteristischen
tiefsten Blatt eine einzige, allerdings durch gewisse Kanten
in stetige <rekrnminte Teile zerlegte Fläche bildeten, stehen
die Volumenflächen der verschiedenen Bere iche zunächst in
gar keinem Zusammenhang. Die Koordinaten der Volumen-
flächen diesseits und jenseits einer Grenzkurve sind vielmehr
im allgemeinen um endliche Beträge verschieden. Fig. 5 stellt
zwei solche Sprünge an Schnittkurven der Volumenflächen
!;(•) und ?/^) mit Ebenen d' = Konst. und p = Konst. dar.
Nun ist aber zu bedenken, daß längs der Grenzkurven
(ah) die beiden Phasen (a) und {h) bei jedem Verhältnis der
Massen und m^^ im Gleichgewicht smd. Führt man
also nehen dem Gesamtvolumen V allgemein ein mittleres
Bpezifisches Volumen v durch die Beziehung
(10) F=- «;2m(o = 2w«v<'^
und spezieil bei nur zwei koexistierenden Phasen (a) und
(b) durch
(11) v(m(«)+w<*)) = w<«) + tK*)«i(»)
ein, so wird diesseits und jenseits der Grenzkur\^e, wo ent-
weder m^^^ oder m<°> verschwindet, v resp. mit und v^^^
identisch, in der Grenzkurve aber kann v alle Werte
zwischen iK"^ und t/^) annehmen.
Bei Betrachtung des mittleren spezifischen
Volumens v oder des Gesamtvolumens V=Mv wird
also die Volumenfläche nicht mehr aus getrennten
Teilen bestehen; die den einzelnen Phasenbereichen
entsprechenden FlSchenstücke werden vielmehr
durch vertikale Ojlinderflächen, die über den
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I 7. Tendiiedene AggregatmstSnde.
21
Grenzkurvcn stehen^ zu einem einzigen^ allerdiogs
durch Kanten unterbrochenen Blatt vereinigt.^ Die
Cylindcrf lachen entsprechen dem allmählichen Uber-
gan ir f^iinzr T) AFasso von einer Phase zur benach-
barten über Zustände, wo beide Phasen in wech-
selnden Miscbuugäverhältnissen koexistieren. —
Wir schließen hieran noch eine beiläufige Bemerkung*
In der vorstehenden Betrachtung sind p und ^ als die un-
abhängigen Yariabeln geführt, v also als abhäogige; dem-
V
a
Fig. 6.
gemäß i.st in den Figuren 5 die r-Achse vertikal gezeichnet,
die /)- und >?-Achse liorizoutul. Dies widerspricht der im
ertsten Bande benutzten Darstellung und muß bei der Yer-
glcichung der Figuren beachtet werden. Indessen werden
wir mitunter auch jetzt das Yoluroen als Unabhängige
fSliren, imd dabei kann es Bick empfehlen, den alten Ge-
braach wieder aufsunefamen, also die iT-Achse horizontal zu
legen; wir werden je nach Bequemlichkeit zwischen
den verschiedenen Darstellnngen abwechseln.
§ 7. Yerschiedene AggregatmstftDde«
Die vor-teliendcn allgemeiner gelialtenen Entwiekelungen
wollen wir illustrieren durch eine Besprechung des wichtig-
sten allerspezie listen Falles, nämlich desjenigen der ver-
schiedenen Aggregatzu stände. Wir kommen auf diesen
Fall unten noch mehrfach zurück und geben jetzt nur das-
jenige, was in direkter Verbindung mit dem Iniiait der
letzten Paragraphen steht.
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22 I* KapiteL Eine Komponenio in mehreren Phasen.
Hier handelt es sich vorerst nur um drei Phasen: die
starre (s), die flüssige (f), die dampfförmige (d). Die erste
entspridit im allgemeinen den niedrigsten, die zweite den
mittleren, die dritte den höchsten Temperaturen und nra-
gekchrt verhalten sie sich bezüglTnh der Drucke; die An-
ordnuiiir ilivt r Phasengebiete ist daher die in !Eig. 6 sche-
matisch "wiedergegebene.
Die Grenzkurven stellen die Verhältnisse dar, bei
welchen zwei Aggregatzustände miteinander im Gleich-
gewicht verharren und somit uiulvehrbar ineinander über-
geführt werden können. Auf der Kurve (sf) zwischen (s)
mid (/") ist die Koexistenz von fester und flüssiger Sub-
stanz möglich; je nachdem man sie als die Grenze des
Gebietes (s) oder (/) betrachtet, wird man sie als Sclimclz-
oder Erstarrungskurve bezeichnen. Die Gleichung dieser
Kurve
ordnet innerhalb gewisser Wertgrenzen der Argumente jeder
Temperatur einen Schmelz- oder Erstarrungsdruck^ jedem
Druck eine Schmelz- oder Erstarrungstemperatur zu.
Die Kurve (fd) der Koexistenz von Dampf und Flüssig-
keit wird, je nachdem man sie als Grenze de? Gebietes (/)
oder {cT) auffaßt, als Verdampf ungs- oder Konden-
sationskurve bezeichnet. Ihre Gleichung
Gja{p,l>) = 0
bestimmt innerhalb bestimmter Werte der Argumente zu
jeder Tempemtur einen Verdampfungs- oder Sättigungsdruck,
zu jedem Druck eine Siede- oder Kondensationstemperat nr.
Die beiden Namen beziehen sich, wie oben, auf den Uber-
gang in der Richtung vom fliissin;en zum dam pffömii treu
Zustand und umgekehrt. Den mit Flüssigkeit koexi^l* nz-
fähigen Dampf nennt man gesättigt, da er die unter den
gegebenen Umständen mögliche gniÜLe Dichte besitzt, also
die größte mögliche Flüssigkeit.^rnenge aufgenommen hat;
der Dampf innerhalb des Gebietes (d) heißt ungesättigt,
insofern er eine kleinere Dichte besitzt, als bei der gegebenen
Temperatur überhaupt erreichbar; er heißt überiiitzt, in-
sofern seine Temperatur hoher ist, als das der Gleichung (14)
entsprechende Minimum.
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§ 7. Yarsobiedene Aggregatzustftade.
23
Die Kurve {sd) wird zumeist, je nachdem man sie als
Greoze des Gebietes s oder d ansieht, als Ye r dampf nnga-
oder Sublimationskurve beeeiehnet Ihre Gleichung
eigibt innerhalb bestimmter Wertgrenzen zu jedem Druck
eine Verdampfungs- oder Sublimationst^niperatur; zu jeder
Temperatur einen Terdampfnngs- oder Bublimationsdruck.
Die Kurven (sd) und (fd) steigen bei allen bekannten
Koiiiern so, wie es Fig. 6 wiedergibt, von links nach
rechts an; wacfr^rndem Druck entspricht eine wachsende
TJhergangst^mperatur und umgekehil. Auch die Kurve (sf)
steigt in den meisten bekannten^ normalen Fallen in dem
^^ohen Sinne an, wie {sd) und (fd); das selten vorkommende
entg^engesetzte Verhalten nennen wir demgemäß anormal.
Fig. 7 gibt schematisch das System der Grenzkiirven für
einen anormalen Körper. In jedem Falle weicht die Kurve
(5/) von einer Parallelen zur ^>-Acb?c nur ^venig ab; um
merkliche Andf riiiiu;en der SclHnelztf mperatur zu erzielen^
sind groJie Druckandcrungen erlorclerlich.
7t ist der dreiiache Punkt, in dem alle drei Aggre^t-
zustände koexistieren können. —
Von der Gestalt der Phani nblätter der Potential-
flfiche C kann man sich innerhalb eines mäßigen Bereiches
um den dreifachen Punkt leicht eine Vorstellung bilden,
falls man die dampfföiDiige Phase als dem idealen Gras-
zustand nahe betrachtet und auch bezüglich der andern
Phasen gewisse verein&chende Annahmen macht; wir leiten
24 !• Ki^itel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
die bezüglichen Ausdrücke für die Potentiale C weiter
unten ab.
Pio Gestalt der Volumenflächc folgt direkt aus den
bokaniiton. Erfahriino;Rtatsaohen über die Voluraenänderung
bei Wechsel von Druck, Temperatur \md Aggregatzustand.
Da füi' ein ideales Gas pv = li& ist, iiiso die Volumeri-
fläche sattelai'tig von der v^- zur ??^Ebene herabsinkt, s()
wird für den Danipf gleiches gelten. Einen ähnlichen Ver-
lauf, nur mit viel langsamerem Fall, werden die Volumen-
flächen für die flüssige und die feste Phase besitzen.
Demgemäß wird ein Schnitt pai'allel der ^M'-Kbene, der
il^sKonst. entspricht^ für die Lage aa in Fig. 6 die
neb^stehende Sdmittkarve (Fig. 8) lie&m; ein SdhnUt
parallel der ^ih'Ehene, der p^Konsib, entspricht^ für die
Lage ßß in Fig. 6 iriid dagegen die folgende Schnitikurve
(Fig. 9) ergeben.
Die den verschiedenen AggregatEustSnden zugehörigen
Blatter der Yolnmenflache sind nach 8. 20 zu verbinden
durch die vertikalen Cylinderflachen, auf denen die Bubstanz
sich zum Teil in der einen, zum Teil in der anderen Phase
befindet. Dieselben liefern als Schnitte parallel der pV'
und der i9i'-Ebene die in Fig. 8 und 9 eingetragenen ver-
tikalen Geraden.
VerlängOTngen der Volumenflächen über die Phasen-
bereiche hinaus entsprechen labilen oder metastabilen Zu-
ständen. Dergleichen sind in unserem Falle besonders leicht
uud weitgehend für die flüssige Phase herstellbar. Flüssig-
keiten lassen sich in sehr reinen und glatten Gefäßen oder
in Tropfen innerhalb einer gleich schweren Flüssigkeit sus-
pendiert, gelegentlich bis hoch über den dem herrschenden
Drucke zugehörigen normalen Siedepunkt erhitzen, um daTui,
wenn an einer Stelle durch besondere Umstände ein erstes
Dampfbläschen auftritt, explosionsartig zn einem gießen
Teile in Dampf überzugehen. Die Umwandlungswärme wird
hierbei nicht von außen aufgenommen, sondern von der
überhitzten i^'lüssigkeit selbst geliefert, die sich bei der Ver-
dampfung abkühlt. Ähnlich läßt sich Flüssigkeit beträcht-
lich unter den normalen Gefrierpunkt unterkühlen und er-
•stairt dann bei Berührung mit einem Stückchen der festen
Phase nahezu momentan unter Steigerung der Temperatur
durch die frei werdende Umwandlungswarme.
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% 7. Yeniehiedene Aggr«g»tsiistSiid«.
25
Im vorstehenden sind wir von dem System der ün-
abhängigen p und d ausgegangen; die Figuren 8 und 9
weisen auf neue Darstellung der Verhältnisse hin, bei denen
p imd V oder ^ und r die Unabhängigen dai-stellen, — eine
Betrachtungsweise, die in manchen Fallen die geeignetere ist.
Die ausgezogene Kurve in Fig. 8 stellt in der jjv-
Ebene eine Isotherme (etwa für dar, deren verschie-
dene dnrrli Knicke grrrennte Stücke verschiedenen Phasen
angeiiörcn. Ändert man die Temperatur von in und
^3, SO nimmt auch die Isotherme andere Gestalten an,
die Knicke rücken gleichfalls, und die von ihnen beschrie-
benen Wege stellen die Grenzen der verschiedenen Phasen-
Fig. flb Fig. 9.
gebiete in der j^t^-Ebene dar. In der Tat, oberhalb der
höchsten Kurve liegen nur die Zustande (d), zwischen ihr
und der nächsten nur die Zustände (f-\-d) hsw.
Die so erhaltene Darstellung repräsentiert eine Pro-
jektion der Volumenflächo auf die i^i'-Ebenc; die Gebiete
{f'-\- fl), {s-\-(J), -1- f ) putsprechen dabei deren eyliudrischen
Teilen resp. den (i km /.kurven {fä), (sd), (>^f) in der ;;j^-Ebene.
Dieselbe Upcration kann mit der in Fig. 9 darge-
stellten Isopieste, die etwa p=Pi entspräche, vorgenomineii
werden. Bei euier Veränderung von p erhält man andere
Kurven, die Knickpunkte rücken und beschreiben dabei die
Grenzen der verschiedenen Gebiete in der ?'j^-Ebene.
Koiistniktionen in der vp- oder Ebene werden wir
weiterhin mtilniach verwenden müssen. Dabei sollen auch
die oben geschilderten Grenzkurvt n, die hier zunächst in
die Figuren noch nicht eingetragen sind, Darstellung linden.
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26 I> Kaj^iel. Eme Komponente in mehreren Fhesen,
§ 8. Die Gruudformeln für die OrenzkorTen zwisehen
den Fhaseobereicheu.
Die vorstehende geometrisclie und mehr qualitative
Darotellang wollen wir nun durch eine analjÜBche Behamd-
liing vervollständigen^ die uns quantitative Beziehungen
liefern wird.
Die Bedingung des stabilen Gleichgewichts ging dahin^
daß Z durch dio Yariabeln wW, d. h. bei konstantem ^
und ^, zu einem Minimum gemadit werden sollte, wfihrend
(12) Jtf=2m»
vorocsc lii-ioben ist. Nach den K-neeln dor Variationsrechnung
hat man, um diese Bedingung; zu iumiulieren, sowohl Z als
die Bedingung (12) wegen der sämtlichen w/'' zu variieren,
?iZ und nach Multiplikation des zweiten Ausdruckes
mit einem willkürliciien Faktor A zu addieren und die
Summe gleich Null zu setzen.
Man erhält so die Hauptgleichung
(13) i:(c<«H^)<>»»««o.
Falls alle din^O willkürlich sind, reduziert dieselbe sich auf
(U) ^'> + ^ = 0,
was so viel Gleichungen repräsentiert, als willkürlich ver-
änderliche Massen mt*l gegeben sind. Der unbekannte Fak-
tor A laßt sich eliminieren^ und es ergibt sich dann statt (14)
(15) =
was bei w-Phasen n — 1 GIeichnno;on repräsentiert.
Für, wie angenommen, beliebig'; vorgeschriebono Arrra-
mente p und werden durch die T^>t< ntialo von diesen
Gleichimgen im allgemeinen nur einzelne, meist sogar keine
einzige erfüllt sein. In diesem Falle kann dann die Grund-
annnlirtiR nicht richtig s( iii, d. h., es können nicht alle rd*^
willkürlich variiert werden ; ein reversibler Austausch zwischen
allen Phasen ist unmöglich, Ist keine Gleichung erfüllt,
so kann keines der ^mj' willkürlich sein, alle mW sind un-
veräaderlicli, und die Überlegung von S. 15 zeigt, daß hier
das dem kleinsten ^'^ entsprechende m^^ gleich der ganzen
Masse^ alle übrigen aber gleich Noll sein müssen.
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% ö. Die (irundformeln für die Grenzkurven. - 27
Ist eine der (n — 1) Gleichangeii erfSUt, etwa
(16) ^-)^^^),
80 kann mf^^ und inneriialb der BeschrSnkong
variiert werden, alle übni^n Sm^'^ müssen verschwinden.
Die frühere Uberlegunj^ zei^t dann, daß ein Minimum statt-
findet, wenn ^«) = ^*) den kleinsten Wert von allen C^'^ bei
den ^gebenen p und i> hat, und die p^anze Masse sich
irgendwie zmschen die Phasen (a) und (b) teilt. Die Glei-
chung (!()) ist eine iieziehurig zwisehen p und d. h. die
Gleiehung einer Kurve in der //i!/ -Ebene, und es ergibt sich
demnach das Gleichgewicht zwischen zwei Phasen in der
durch (16) bestimmten Kurve.
Sind zwei der Formeln (15) eri&]lt^ gilt z. B. die Be-
jdelrang
(17) f(-)=^) = ^c),
80 aind m^'^^, m^^\ ffi(^> innerhalb der Beschränkung
beliebig variabel, die anderen dm^*^ müssen verschwinden;
die weitere Überleitung hat wie oben zu geschehen und
liefert das liesultai, dciü ^ö) = ^*) = ^<^) das kleinste aller
und 3f = m(*) 4- mt^) + m^*) sein muß, wobei innerhalb der
letzteren Beziehung mW beliebig sind. Die Be-
siehnDg (17) repräsentiert aber zwei Gldchungen zwischen p
und ^; de bestimmt sonadh einen Punkt oder mehrere dis-
krete Punkte der p^EhcBß, in denen drei Phasen miteinander
im Gleicfageivicht verharren können, und diese Punkte sind
die Scbuttpirnkte der drei Grenzkurven (ah), (pe), (ca), da
in ihnen die drei Gleichungen von der Form (16)
^c)^ ^0 = ^a) gleichzeitig eiffillt werden.
Da die C^'^ Funktionen von nur zwei Argumenten sind,
so können für ein Wer^aar 1^ im allgemeinen mehr
als zwei der Beziehungen (15) nicht gleichzeitig bestehen,
mehr ?ne drei Phasen somit auch nidit im Gleichgewicht
existieren. —
Wenden wir nun die allgemeinen Gleichungen (11) von
Seite 5 auf den Fall an, daß die ganze Masse 3f sich in
derselben Phase befindet, setzen also Z= MC) so eigeben sie
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28 I. Kapitel. Eine Komponente in mehreren Fhaeen.
et dt
Analog liefert (14) auf S. 6 bei Anwendung auf den Fall,
daß sich die ganze Masse einmal im Zustand {a), einmal
im Zustand (h) befindet» wegen = Jlf C^"), = MC^)
(19) i!>^(t<»)-{<->) — a>a4, =
wobei coab die zur reversibeln Uinwandkiug der Massen-
einheit aus der Pliasc (a) in die Pliasc (b) aufzuwendende
Wärme, die diesen Vorgang begleitende Volumenände-
rung i'^'^) — i'") bezeiclinet.
Die Formeln (18) und (19) sprechen offenbai' sehr ein-
fache geometrische Beziehungen aus, die sich ergeben, wenn
man beachtet^ daß dCjdd^ und dC/c)p die Richtungstangenten
der Kurven darstellen, in denen die C entspredmide Foten-
tialfläche von zwei Ebenen p^KonsL und ^»Eonst durch
die betrachtete Stelle gesdinitten wird. Setzt man dem-
gemäß
so ergibt sich
Im Gleichgewichtszustand ist also der Über-
gang aus einer Phase in die andere dann mit Wärme-
aufnahme verknüpft, wenn er von der Phase mit
größerem yjp zu der mit kleinerem^ mit Volumcnver-
großerung, wenn er von der Phase mit kleinerem ip^.
zu der mit größerem verläuft.
Weiter liefert Gleichung (21) auf S. 6
(^^^ ^'u \^^) (^^'^-^"^^ - - — '
dabei bezieht sich o)«» in (19) auf eine isothermisohe um-
kehrbare Umwandlung bei beliebig wechselndem Druck,
coj» hier auf eine beliebig irreversible Umwandlung unter
konstantem Druck zwis<£en gleichen Grenztemperaturen.
§ 8. Die Gruiidformeln für die Grenzkunren. 29
DerXJnteiBcliied zwisdien co«» und coi» tritt redbt anschati-
lich hervor, wenn man mederom auch bei der ersteren Um-
wandlung jf> als konstant voraussetzt, dann beziehen sich Ix ide
Ausdrücke auf analoge Vorgänge bis auf die Umkehrbarkeit.
In Fig. 10 sind die Schnittkurven zweier Potential-
flächen C^"^ und C^'') mit einer £benc p Konst. schematisch
dargestellt; Übergänge der zweiten Art finden dabei zwischen
den Punkten 7i'\ t^" und n^, jig » statt, die auf den
beiden Kurven senkrecht übereinander liegen.
Die oberen Punkte 7i\ ti", .t'" entsprechen metastabilen
Zuständen; Übergänge von unten na<^ oben sind daher
ausgeschlossen; die Übergänge
von oben na(;h unten sind irre-
versibel, für sie gilt also die
Formel (20). Gehen wir aber
in den Schnittpunkt der beiden
Kurven, so sind beide Phasen
stabil und miteinander ira Gleich-
gewicht; hier ist der Übergang
umkehrbar, die Formel (19*) ge-
winnt Gültigkeit, und in der Tat
geht wegen ty*) = hier co^ in ' Kg. i«.
CO«» über. Ba in der Figur
die a-Eurye die steilere ist, so wird nach dem eben Gre-
sagten die Überfahtungswarme im Schmttpmikt n porf-
tiv sein. —
Stellt man id der Ebene x) Konst. für die Umgebung
des Schnittpunktes der ^'»)- und der {(*)- Kurve die Poten-
tiale durch Reihen nach steigenden Potenzen der Temperatnr-
differenz {^ — ^^^x g^en die Gleichgewiohtstemperatur
dar^ schreibt also
so erhält man, da Wab sich auf t = 0 bezieht, und bei Be-
schräukuug auf die Glieder zweiten Grades
- - #0 («1 ~ ^ ) + i (^0 - ^ -) («2 - &2 ) f ör » < 0 .
Kun gilt nach Bd. \, § 93 allgemein die Dehnition der
spezifischen Wärme
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30 I* KapiteL Eine Komponente in mehreren Pheaen.
(21) y«^ = ^^,
die bei Benutzmig der Unabliängige& j> und ^ für dp»0 iiefert
dies führt jetzt in Übereinstimmung mit Formel (54^) in
Bd. 1, § 95 auf
(22) 7r
und ei]^bt
Man erhält somit für die Wärmoauivvcudung bei den
irreversiblen Llbergäiigen in der Umgebung des Gleich-
gewichtes der beiden Fliascn
o>'ai>= cooi + (yl? ^ - 7p ') für T > 0 ,
Da die ersten Faktoren der zweiten Glieder rechts positiv
sind, so ist die Wärmeaufwendung bei der irreversiblen Um-
wandiiiug o i ölicr oder kleiner als die bei der gleichgerichteten
reversiblen, je nachdem die Differenz y^^ — yjf^ der spezifischen
Wärmen positiv oder negativ ist. Wenn aie Phase {a) die-
jenige mit der steileren Potentialkurve ist, so gilt cüäfe>0. —
Nach (182) ist dC/dp>0, nach (22) d^U^§'^<0 und da im
all^emdn^ dvIBjj <0 ist, so gilt auou d'^CI^P^<0» Die
F(^genuigen hieraus für den Verlauf der f-Flächeu sind in
Fig. 1 und 10 bereits berücksichtigt
§ 9. Die Sätze von Clapejrou und Clausius.
Anwendung auf den Fall sweier
Phasen^ d h. auf Punkte der Grenzkuive awisdien
Gebieten, wollen wir die Formehi (19) sehreiben
W — M T' — 25 —
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I 8^ Die S&tase von Olapeyron und Olansius. 31
Nun gilt die Gleichung C^"^ ^ i^^'^ für alle Punkte der
Grenzkurve iah), sie kann also auch längs derselben diffe-
rentiiert werden^ d. h.» man kann bilden
wobei di^ und die einander entspreclicnden Inkremente
von f> und p für ein Fortschreiten langt» der Grenzkurve
darstellen.
Unter Rücksicht auf (23) folgt hieraus mabd^ = ^Vatdp
oder
(24) dd^^Vai
dp cat^'
eine äußerst wichtige allgemeine Formel, die bis auf einen
unbestimmt gelassenen Faktor von Clapeyron\) auf Grund
jetzt verlassener Anschauungen gefunden, von Clausius-)
aua den Haupt ^atzeii der Thermodynamik abgeleitet ist.
Aus der Formel (23^) läßt sich noch eine weitere wich-
tage Folter Liu^ gewinnen, wenn man sie mit der allgemeinen
DefiDition (21) der spezifischen Wärme kombiniert. Denn
man erhfilt wegen iiab^ff^^ — f]^"^ sonächst als f&r jeden
Punkt der Greiänirve gültig
also bei Differentiation längs der Grenzkurve
oder bei Division durch die Projektion di) des Linienelementes
der Grenzkurve und Multiplikation mit ^ wegen (21)
(25) ^-i(^\ = ^_^«j;(6)_^ir),
^ ^ ^ I d^ ^ ^ ^ '
wobei rechts die spezifisoben Wämen der beiden Phasen
für Verandemngen Ubgs der Grenzkurve (a, b) stehen.
') Olapeyron, Joum. del'Eo. poL, T. 14» & 172, 1834; fogg.
Ann. Bd. bd, S. 1843.
*) Clauaius, Pogg. Ann. Bd. 79, S. 868 u. 600^ 186a
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32 I* lUpitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
dcoabjdd' usf. ist ohne Strick gelassen, da Wai, überhaupt nur
für die Grenzkurve (ah) definiert ist.
Diese Formel, die einen Zusarameuhaug zwischen der
Differenz jener spezifischen Wärmen und der Umwandlungs-
wärme (Oab statuiert, geht gleichfalls auf Clansius^) zurück.
Sie läßt sich noch umgestalten, indem man die direkter Be-
obachtung nicht zuganglichen Funktionen und y^^^ gemäß
den allgemeinen Beziehungen füi* spezifische Wärmen aus-
drückt Wegen
und ^ = Formel (18) folgt^ hat man näm-
lich stets
^ Sv dp
in Übereiiisimjraung mit Gleichung (39) auf S. 214 von Bd.I>
also speziell auch
/^^» - ^cv dp
(26) ^
wobei für dpjM der die Gienskurveu obarakterisieieiide
Wert^ z. B. also der aus (24) folgende (Ootj^^tA zu seteen ist.
Bonaoh eibäit man wegen v^—Va^v^
d.h.
(27)
d_ /Wa6\ («_ (a, _
— 7p 7p *^ab
Hierdurch'-*) ist die Differenz der spezifischen Warmen
bei konstantem Druck in benachbarten Punkten zu beiden
Seiten der Grenz kurve mit der Umwandlungswärme und
-dilatation verknüptt. Der rechts stehende Differential-
Clausius 1. c. Formel ÜI und V.
Thiesen, Dmdes Ann., Bd. 9, 8. 80/1908.
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§ 9. Die Sätze von Clapeyron und Clausius. 33
qnotient ist partiell und nicht etwa längs der Grenzkurve
zu nehmen. —
Wir benutzen in dieser Darstellang konsequent Ab-
leitungeUj die sich auf die allgemeinen thermodynamischen
Gleichgewicbtsbedingungen stützen, weil dieselben besser als
irgend andere den innern Zusammenhang der betreffen-
den Sätze hervortreten lassen. Indessen sind diese Ab-
leitimgcn moht immer die ursprünglichen und die direktesten.
In beiden Hinsichten stehen ihnen häufig Uberh^gungen, die
auf geeignet gewählten Kreisprozessen beruhen, voran. Um
die Einfachheit zu zeigen, mit welcher dergleichen gelegent-
lich zum Ziele führen, mag ein so geleiteter Kachweis der
Formel (25) hier Platz finden.
Zur Anwendung geUingt der zweite Hauptsatz der
Therniudynamik, der Bd. I, S. 206 dahin formuliert ist, daii
für einen umkehrbaren Kreisprozeß
(28) (/)^=^ü
sein muß, unter äm die längs eines
Linienelements bei der Tempera-
tur ^ zugefübrte Wärmemenge ver^
standen. Der Kreisprozeß sei durcb
ein unendlicb kleines Kurvenvier- _!
eck {xßyö) in der j)^-Ebene ge- I
geben (IHg. 11), von dem zwei Sei- ^*
ten einem Element der Grenz-
kurve [ah) unendlicb nahe und parallel verlaufen, die beiden
andern sie etwa normal scbneiden. Die vorige Gleichung
stellt sich also in der Form dar
(tI+ {':)/ ("L-
hierin ist, falls aÖ der Temperatur ßy der Temperatur
^-{-d^ entspricht,
ä CO aß = 7^"^ , ä COßY = (cOafcV-i-ii? f
und es kann in dem ersten und dem dritten Glied & als
gleich betrachtet werden. Somit erhält man
Voigt, Thennodynamik. n. 3
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34 I* Kapitel. Eine Komponente in mehraren Fhae^.
was offenbar mit (25) idenÜBoh ist.
§ 10. Gfesetze für Tripelpunkte.
Die vorstehenden Formeln gelten für die Grenzkurven
zwischen den PhasengelnVten; aus ihnen folgen spezielle Be-
dingungen für die Schnittpunkte dieser Kurven, d. h. für
die dreifachen Punkte oder Tripelpunkte. Da nach (19) coni
und Vah je durch die Differenz zweier Ansdrücke dargestellt
sind, die sich auf die einzelne Phase beziehen, so ergibt
sich für die Umgebung des dreifachen Punktes (ahc)y
WO 1^ als konstant anzusehen ist, ohne weiteres
Den ersten Satz hätte man auch durch Anwendung des
zweiten Hauptsatzes, d. h. der Gleichung (28) auf eine un-
endlich kleine geschlossene Kurve um den dreifachen Punkt
gewinnen können; der letzte ist durch die bloße geometrische
Anschauung ableitbar.
Die Formeln gestatten eine interessante Folgerung,
wenn man sie mit der Gleichung (24) nach deren An-
wendung auf die drei in dem Punkte (a&c) zusammen-
treffenden Grenzkurven (a&), (&c), {ca) kombiniert So liefern
die Beziehungen
(30) <».»=*».6C;),; '»'"-*''"(löc.
mit (29) zusammen die Möglichkeit, den Differentialquotienten
dpjdd^ resp. d&jdp für die eine Grenzkurve zu berechnen,
wenn die- beiden anderen, sowie die ihren Grrenzkurven ent-
sprechenden Yolumenänderungen oder Umwandlungswärmen
bekannt sind. Z. B. folgt aus (30) durch Summation nach (29^)
(31, «-...©.+-i).+'"(i)„'
wozu dann noch die Gleichung (29*) zu nehmen ist» Analog
gilt neben (29^)
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I 10. Gesetze für Tripelpimkto.
35
Unter Umstanden sind auch Beziehungen von der Form
(33) "'" + H''«4tl+^'41J=«'
die sich durch Summation nur zweier Gleidiungen von der
Form (30) und Benutzung von (29^) ergeben, von Interesse.
Haben Vat und vte gleiches Yorzeichen, ist also v«« ab-
solut genommen größer als jedes von ihnen, so gibt die
aus (31) und (29^) folgende Formel
-.(ä C3j--((Sl-(i)J
das Resultat, daÖ
sein muß. Analog folgt, wenn o)ab und (Obc gleiches Vor-
zeichen haben und somit cDca absolut genommen größer ist
als jedes von ihnen.
Bezüglich der von — hn bis -{-^n zu zählenden
Neigung gegen die t?-Achse nimmt sonach diejenige
Grenzkurve die mittlere Lage ein^ für welche die
Volumenänderung, und bezüglich der Neigung gegen
die p-Achse diejenige, für welche die Umwandlungs-
wärme die größte ist.
§ 11. Empirische Bestimmung der spezifischen
Potentiale.
Bei der Rolle, welche in Fragen des thermodynamischen
Gleichgewichtes die spezifischen Potentiale (f^^ der einzelnen
Phasen spielen, drängt sich die Frage auf, welche Hilfs*
mittel wir denn besitzen, um diese Größen für iigend eine
Substanz zu bestimmen.
8*
36 I* Eftpitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Hierzu bemerken wir, daß nax:h den Formeln (18) für
jede Phase (i) die Besiehungen gdten
(34) —
da wir nun das spezifische Volumen i^'^, wcDiigleicb mit-
unter nicht ohne ^^ehwierigkeit, als Funktion von p und
beobachten können, so düi-feu wii' jedenfalls dl^*^jdp in der
ganzen ^i>-Kbene als eine bekannte Funktion dieser Größen
betrachten.
Die spezifische Kuiiupie ist keine der direkten
Messung zugängliche Größe; bestimnibar ist bis zu einem
gewissen Grade die zu einer umkehrbaien Veränderung dpydi)
aufzuwendende Wärmemenge
oder kürzer
wobei 7^'^ die spezifische Warme bei konstantem Druck,
die latente Warme der Druckänderung für die Phase (i)
bezeichnet. Nach (34) ist dabei
dp c) & '
und hierin stellt d^^f^^B^ den Koeffizienten der thermischen
Dilatation bei konstantem Druck dar. yf und k^^ können
somit als beobachtbar gelten.
Da nach der Definition beider Großen
ist, so gilt
unter F{p) eine unbekannte Funktion des Druckes, unter
f{ß) eine eben solche der Temperatur verstanden.
Hieraus folgt, daß die experimentelle Bestimmung
von als Funktion von p und ^ und die Beobachtung
von als Funktion von jp allein, oder aber (noch bequemer,
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§ 11. EmpiriBehe Bestimmung der spezifisehen Potenti»!«. 37
da die Kenntnis des Gesetzes für v^'f schon voraaagesetzt
Ist) die Bestimmung von X^*^ als Funktion von p und ^ und
von als Funktion von ^ allein zur Ableitung der voll-
ständigen Werte
drf^ e^^^ , dfj^ j^^O
ausreicht.
Ans ihnen er^bt sich dann durch Integration r'^'^/^?^
bis auf eine additive Konstante und, nacli Herau/ichung
des Wertes von c^*^jdp^ durch abermalige Intei2:ration der
Ausdruck für selbst bis auf eine additive lineare Funk-
tion von t>, so daij wir setzen können
(35) ^(0 = (iKO(p, ^) -f + Ä(0,
worin eine bekannte Funktion, die 1^ und h^^ aber un-
bekannte Konstanten bezeichnen.
Wir wollen annehmen^ daß diese Bestimmung för jede
Phase des Systcmes durchgeführt wäre; es bleibt dann noch
die Frage, inwieweit die Konstanten und h^*^ willk&y
lieh sind.
Die Ausdrucke für die Potentiale selbst treten nur
in den Gleichungen für die Grenzkurven au£; für die Grenz-
kurve {ah) gilt beispielsweise j
d. h.
Da nun die Grenzkurven eine durch die Natur des Svstems
vr)llig bestimmte Form und T^ago haben, so ist weder A"^"^ -
noch /i("> — M''^ verfügbar. Man darf also k und h für eine
Phase (T) willkürlich vorschreiben; dann sind zunächst für
diejenigen anderen (2), (3), (4), . . . welche mit (1) koexistieren
können, die h und k bestimmt, wenn von jeder der Grenz-
kui ven (1, 2), (1, 3), (1, 4), . . . zwei Punkte bekannt sind.
Die eventuellen Grenzkurven (2, 3), (2, 4), (3, 4) folgen
hieraus, aber jede weitere Phase erfordert zur Bestimmung
ihres I*otentiales die Festlegung zweier Punkte ihrer Grenz-
kurven ^ofxf'n ein Gebiet, in dem t^"^ völlig bekannt ist. —
i']uu' aiuiere Bestimnuingsweise der Konstanten wird
durch die Formel (19^), d. h. durch die Beziehung
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38 I* Kapitel Eine Komponente in mehreren Phasen.
an die Haod gegeben, die bd £i]ifQhrang des Wertes (35)
die Form annimmt
Man ezkennt, daß bei willktirlich vorgeschriebenem
die Umwandlungswärme coig, Wjg, CO14,... für je eine Stelle
der das Phasenboieich (1) begrenzenden Kurven (1, 2), (1, 3),
(1, 4), . . . die . . . hcstimmt.
Die Konstanten k fol<ron dann, wenn nur je ein Punkt
der betreffenden Grenzkurven vorocschrieljcn ist. Die Aus-
dehnimg dieses Verfahrens auf andere als benachbarte l*hasen
ist klar.
§ 12* Andere Problemstellungen. Eine allgemeine
Bemerkung.
Im vorstehenden sind wir von der einfachsten und
zugleich praktisch wichtigsten Fragestellung nach dem Zu-
stand stabilen Gleichgewichtes bei vorgeschriebenen p und &
ausgegangen, die sich auch dadurch besonders empfidilt, daß
die Abhängigkeit der Potentiale von p und relativ einfach
bestimmbar ist. Es ist aber klar, daß noch andere Probleme
möglich und bedeutungsvoll sind. So kann man z. B. neben
(oder neben j)) das Gesamtvolumen F=2mWvW vorschreiben
und dann neben dem zugehöngen p (oder 1^) die Verteilung
der Masse zwischen die verschiedenen Phasen suchen.
Für den ersten Fall lauten die Bedingungen nach (6)
auf S. 4
X »jto ^(0 — Yp ÄS Minimum ,
wahrend 2 »i(0»Jlf, 2w<'^ t^'^ runverSnderlich voigeschrieben
sind. Sie liefern nach der S. 26 erwähnten Methode die
Formel
*
in der .1 und K zunächst unbestimmte Faktoren bezeichnen.
Sind alle dm(^ willkürlich^ so gibt dies bei n Phasen n Giei-
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§ 12. Andere Problemstelluiigeii.' 39
chuugeD von der Form
daaebeu die Bedingung
die sich wegen (342) a^f JC=0 reduziert. Wir gelangen
somit zu der alten Bediugnng C^O -\- ji = 0 zurück. Dasselbe
gilt iii dem zwcit<»n Fall, daß j) und V vorp;eschrieben siiid.
Etwas anders ist das i^robleni auzugreifen, wenn neben
V die Gesamtenergie 7^' gegeben ist, wenn also etwa das
System in irgend einem Anfangszustand, der kein Gleich-
gewichtszastand ist, in ein GefSß eingeschlossen tmd oime
WSrme- und Arbeitszufohr sich seVSet überiasBcn wird.^)
Hier ist nach S. 359 in Bd. I die Bedingung des Gleich-
gewichts die, daß die Entropie H^ltd^tj^^ des Systems
ein Maximum aimehmen mufi.
Alle diese Fälle unterscheiden sich von dem von uns
an die Spitze gestellten dadurch, daß bei ihnen nicht nur
die Phasen bestimmt werden, welche nebeneinander unter d^
g^ebenen Umständen im Gleichgewicht sein können, sondern
(innerhalb gewisser JSinschränkungen) auch die Masse jeder
einzelnen von ihnen, die mit den gestellten Bedingungen ver-
einbar ist; diese Größen bleiben bei der früheren Frage-
stellung unbestimmt, da für sie nur die einzige Bedingung
Jm(') = 3f vorgeschrieben war. Dagegen bestehen für sie
z. B. bei dem letztgenannten Problem die drei Gleichungen
Itd^^M, Ifd^^^^V, Imm^^E,
und da gezeigt ist, daß im allgemeinen höchstens drei Phasen
miteinander im Glpichsfewicht verharren können, so reichen
dio«e ^Ueichungen zur Bestimmung der betreffenden drei wjW
gerade aus. Mögliche Zustände sind dahfi natürlicli nur
solche, für welche alle drei Massen sieb, positiv hnden.
In den erstgenannten FjüIoii gegebener p und V oder
■& und V bestehen zwischen den Massen nur die beiden
Gleichungen 2m^'^^M und Sm^t'^')— F; hieraus folgt, daß
für die dreifachen Punkte, wo drei Phasen koexistieren
*) Planck, Thermodynamik S. 122 u. f.
. kj .i^Lo uy Google
40 I* KapiieL Eine Komponente in mehreren Phasen.
können, die bezüglichen Massen nicht vollständi«; bestimmt
sind, sondern ein Freiheitsgrad der Umwandlung zwischen
ihnen mit dem Problem vereinbar bleibt Bei nur zwei koexi-
stierenden Phasen sind dagegen die Massen völlig bestimmt.
AVeiter ist zn bemerken, daß die Frage nach der Sta-
bilität des Gleichgewichts bei den neuen Bedingungen eine
etwas ansführlichcre Behandlung verlangt. Bei unserem Pro-
blem lehrte die unmittelbare Anschauung, daß das Poten-
tial Z -^/ii^^^^'^ in bczug auf die Wi'" ein Minimum ist,
wenn alle Massen den Phasen angehören, die bei den ge-
gebenen p und 1^ das kleinste Potential besitzen. Hier, bei
der Abhängigkeit von noch anderen Yanabeln, wird hin-
gegen jedesmal das Vorzeichen der zweiten Variation d^ zu
einem Maximum oder Minimum za machenden Funktion zu
untersuchen sein.
In dem ersten oben behandelten Falle, wo ^id^if^--Vp
bei konstantem V und konstantem M durch p und die td^
zu einem Minimum werden solltei kommt z. B. die zweite
Variation
asm Sv('^
in Betracht. Damit dieselbe für beliebige m<'^ negativ sei, mui)
für jede der koexistierenden Phasen dv^'^jcip <fO sein, — ein
Resultat, das unmittelbar einleuchtet, da ein Körper, dessen
Volumen unter konstanter Temperatur bei abnehmendem
Druck selbst abnimmt, ersichtlich kein stabiles mechanisches
Gleichgewicht annehmen kann.
Der Raum gestattet nicht, auf die zahlreichen, sich hier
er()tfnenden Fragen einzugehen. Indessen haben viele von
ihnen keine direkte Beziehung zu wirklich angestellten Be-
obachtungen, deren Erklärung ja unsere vornelunste Aufgabe
sein muß. —
Wir schließen den Abschnitt mit einer allgemeinen Be-
merkung. In den vorstehendon Paragraphen ist eine erheb-
liche Zahl merkwürdiger und wichtiger Beziehungen zwischen
verschiedenen thermodynamischen Funktionen abgeleitet
worden, die man zunächst nur als Gegenstände der Prüfung
der Theorie durch die Erfahrung beachten möchte. In-
dessen liegt hierin nur ein Teil ihrer Bedeutung. Manche
der vorkommenden Funktionen sind der direkten Beobach-
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% 12. Andere Probleuuäteliungen.
41
tnng sehr wenig oder gar nicht zugänglich^ me z. B. die
spezifiscfaen Wärmen und längs der Gremünirve (ah);
ffir andere^ leichter beobachtbare, wie z. B. t^^ und oott,
kennt man bei den in Betracht kommenden weiten Bereichen
keine Gesetze in geschlossener Fonn, die ihre Abhängigkeit
von den Variabeln^ z. B. von p und ^ darstellen. In beiden
Fällen können die abgeleiteten Beziehungen zur Erweiterung
unserer Kenntnisse beitragen, indem sie numerische Be-
stimmungen oder GesetznäBigkeiten vermittehi» die ohne
ihre Hilfe nicht zu gewinnen wären.
Das Gebiet der thermisch -chemischen Umsetzungen
unterscheidet sich hierdurch merklich von dem der thermisch-
mechanischen. Bei h'tzteren kommen die wichtigsten Fragen
f;r*hon in so kleinen Wertbereichen der Unabhängigen zur
(ieltung, daß man sich für die Abhänirigon häufig mit sehr
abgekürzten Potonzentwicklungen begnügen konnte, oder es
handelte^ sieh um ideale Gase, in bezug auf welche die be-
zügliehen (resetzmäßigkeiten innerhalb weiter Bereiche als
bekannt gelten konnten. In unserem Gebiete liegen die
Verhältnisse im allgemeinen viel scliwieriger. Die Be-
schränkung auf abgekürzte Potenzentwicklungen ist nur in
Ausnahmefällen zulässig; meistens handelt es sich um große
Bereiche der Unabhängigen und k()in{)lizierte, noch keines-
wegs genügend aufgekhirtc Abhängigkeiten. Demgemäß ist
die Verwertung der Endformeln der Theorie häufig umständ-
lich und nicht ohne Künstlichkeit ausführbar^ auch fehlen
zumeist noch die nötigsten experimentellen Resultate. Die
Sohwieriffkeit der Veäältnisse gestattet die Durchffihnmg
der Froäeme nur in gewissen speziellen Fällen^ von denen
wir das wichtigste im folgenden voranstellen.
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II. Abschnitt.
Spezielle Untersuchung einzelner Uber-
gangsgebiete, insbesondere derjenigen der
Verdampfung und Sublimation.
§ 13. AUgemeine Beziehungen.
Die Eigenschaften eines im Gleichgewicht befindlichen
Systems zweier Phasen besitzen ebenso wegen der theo-
retischen Fragen, wie wegen der praktischen Anwendungen^
die sich an dieselben knüpfen, eine ganz hervorragende Be-
deutung. Für ihre Entwicklung empfiehlt sich — wie be-
reits angekündigt — eine von der oben hauptsächlich be-
nutzten abweichende geometrische Darstellung. Da die Zu-
8täiKlo, um die es sich handelt, auf den cylindrisehen Teilen
der Volumenfläche liegen, und diese sich auf die ^jj>-li.beue
als blose Kurven projizieren, so werden in jener Ebene zwar
Änderungen von -p oder />, nicht aber solche des Mischungs-
verhältnisses eine Dai'stelluug gewinnen können; man wird
daher, wo es sich um letztere handelt, vorzielien, die Vorgänge
in der pv- oder der i??^-l^bene zu veiiolgen. Wir werden
uns zunächst der letzteren bedienen. Zur Wahrung des
Zusammenhanges mit den Figuien des ersten Teiles emp-
fiehlt es sich dabei, die i;- Achse als Abszissenachse zu wählen.
Um zu übersehen^ me sich ein Übergangsgebiet in solch
einer t;t9- Ebene darstellt, denken wir uns gemäfi dem 8. 21
Gesagten etwa die in § 6 besprochene i;- Flache mit ihrem
Achsenkreiu: so gestellt^ daß die Achse horizontal
nach rechts, die jp- Achse horizontal nach hinten liegt, die
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§ IS. Allgemeine BeziehuDgen.
43
Achse vertikal Bteht, und projizieren eines der cylindri-
schen Übergangsgebiete durch Gerade parallel der ja -Achse
auf die v^- Ebene. Wir erhalten BO ein Flächenstück, das im
allgemeinen nach oben und nach unten durch horizontale Gerade
begrenzt wird. Denn jede UbergangskurN'e in der p'&-Ehene
fjeht von einem dreifachen Punkt aus und endet, wenn sie
nicht ins Unendliche oder ^egen eine Koordinatenachse ver-
liiiift, in einem solchen. Ein dreifacher Punkt in der
Ebene entspricht aber in der vi^-Kbeae einer horizontalen
Geraden. Außer durch diese
Geraden ist ein Ubergangsge-
l)irt iiocii durch zwei rechts und
links verlaufende Kurven be-
grenzt, jenseits deren das Ge-
biet der einzelnen Phasen be-
ginnt. Das Kurven Viereck ah cd
in Eig. 12 soll die Gestalt eines
solchen Ubergangsgebietes ver-
anschaulidien.
Wir wollen in Yereinfach-
ung der früheren Bezeichnung
die in der i;^-£bene links
liegende Fhase^ als die erste,
durch einen, die rechts lie-
gende, als die zweite, durch zwei obere Indices an den
betreffenden Symbolen andeuten. Es gilt dann also z. B.
(3(J) V^m'r'-h m"v", mV + m"f", U = m' r^' -\- m" tj" ,
\\ obei r', v" die früheren iM\ v^^^ auf' der Grenzkurve (ah)
vertretiiii.
Führen wir das Verhältnis x der Masse der zweiten
i'haise zu der Gesamtmasse (ihre relative Masse) durch die
Eormehi
u
Fig. 12.
(37)
M
m
M
ein, so ergibt sich aus (36^) für das spezifische Volumen v
des Gremisches
(38) v^{l-x)^'i-ißif\
Wir werden a- weiterhin öftcT als die eine (intermediäre)
Uuabiiängige führen; als die zweite werden wir t> bcvor-
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44 I- Kapitel. Eine Komponente in mehieren Phasen.
zogen, das in dem betraehteten Gebiet iiiit p durch die Glei-
chung der Grenzkurve der beiden Phasen io der ^'J^- Ebene
(39) Q{p,&)-0
verbunden ist. v' und if' sind von x unabhängig, also Funk-
tionen von 0 allein^ da p durch (39) mit diesem verbunden
ist; V hängt gemäß (38) von x und ab.
Betrachtet man v und ^ als die Unabhängigen , so be-
Btimmt sich x ans (38) gemSß der Formel
V — ff
(40)
X = Konst gibt ein Eurvensystem, dessen Einzdkurven Zu-
stande gleicher Mtschungsverhältnisse verbinden und kurz
Mischungskurven genannt werden mögen. x=^0 ent-
spricht dem alieinigen Vorhandensein der ersten^ x^l dem-
jenigen der zweiten Phase; ersteres bestimmt sonach die
linke, letzteres die rechte Grenzkurve des Übeigangsgebietes
in der t'??-Ebene.
Für die nächsten Anwendungen auf die Verdampf ungs-
gebiete, wo die erste Phase dem festen oder flüssigen, die
zweite dem dampfförmigen Vorkommen entspricht, ist die
Bemerkung nritzlieh, dal;? iiiH'h der Erfahrung das spezifische
Volumen v' für feste und Üüssige Körper an i linken
Grenzkurve mit wiiehsender Temperatur (wenig) zu-, das-
jenige ihrer (gesättigten) Dämpfe an der rechten Grenz-
kur\e gleichzeitig (stark) abnimmt. Mit wachsender Tem-
peratur wäclist nämlich inneihall) der Verdampfungsgebiete
auch der Druck, und von den beiden in entgegengesetztem
Sinne wirkenden Einflüssen (Druck- und Temperatursteige-
rung) überwiegt bei den gesntti<rten Dämpfen der erstere, bei
festen und flüssigen Ivörpern mi Verdampfungszustand der
letztere.
Dem^emäB ist die Gestalt der Verdampfungsgebiete in
der t7i^-]S[>ene in der Tat die in dßt Fig. 12 d^estellte^
und die Dampf- oder Mischungskurven schließen sich den
Grenzkurven in der dort angedeuteten Weise an.
Wären ff und als Funktionen von ^ bekannt, so
wäre die wirkliche Konstruktion der Grenz- und Mischungs-
kurven sogleich ausführbar. Dies ist aber innerhalb größerer
Wertbereiche von ^ keinesw^s der Fall. Über die Hilfs-
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% IB. Aligemeine BeziehuDgen.
45
mittel, diese Lacke für Dämpfe ausznfnllen^ wird später
gesprochen werden; for feste und flüssige Körper genügt
im allgemeinen die Darstellung durch eine fieihe nach
steigenden Potenzen der von geeigneten Kormalwerten aus
gerechneten Drucke und Temperaturen, und hieraus ergibt
sich das hier in Betracht kommende Gesetz für t/ an der
linken Grenzkurve , indem man in diese Reihe die für das
l'l>ergang8gebiet charakteristische Beziehung (39) zwischen
Temperatur und Druck einfuhrt. —
Die vollständige Änderung von v bestimmt sich nach
(38) durch
(41) dv==(t/^^^)dx-h{{l-a;)'^ + x^d^,
Ist «las System in ein GefäB mit staiTen Wänden ein-
geschlosseu^ also dv^O^ so ergibt dies
d. b., bei einer Steigerung der Temperatur nimmt die Masse
der zweiten Phase zu oder nh, je nachdem der rechts ste-
hende Faktor von d§ positix otl( i- negativ ist.
Der Neuner i'^ — v' ist nach der Annahme stets positiv»
Von den Differentialquotienten di'^'dß und dif'jdd' ist in
vielen wichtigen Fällen der erste positiv, der zweite neg^ativ.
Handelt es sich z. B. um ein System aus Flüssiglveit und
Dampf, so ist nach obigem für die Flüssigkeit dv'jd'd- po-
sitiv, für Dampf di/\ld& negativ.
Hieraus folgt, daß in den genaünten Fällen das \\)r-
zeichen von dx wesentlich von der Größe von x abhängt;
bei großem Xy also bei wenig Flüssigkeit, wird dxjdd^ po-
sitiv bei kleinem Xj also viel Flüssigkeit, wird dxjdd ne-
gativ, sein; im ersten Falle juvA bei Temperatursteigerung
weitoe Verdampfung, im letzteren Kondensation eiotreten.
In der Tat: bei wenig Flüssigkeit wird deren thermische
Dilatation dem Dampfe nicht merklich Raum wegnehmen,
umgekehrt dagegen in dem Falle, daß die Flfissigkeit das
vorhandene Volumen zum großen Teil oder gar fast voll-
ständig erfüllt.
46 1* Kapitel. Eine Komponente in mehrere Phasen.
§ 14. Arbeits- und Wärmeaufvand, Enerke und
Entropie in einem Über^fti^SSS^l^iete.
Wenn es sich (wie hier zunächst angenoninaen) nur um
zwei Phasen, also um eine einzige Art des Überganges
handelt, können wir die im vorigen Abschnitt benutzten
Bezeichnungen noch weiter vereinfachen. Demgemäß setzen
wir fernerhin die Volumenänderung der Masseneinheit beim
Ubergang von der Phase (1) in die Phase (2)
(43) «"-t/=-f*
statt, wie bisher, = v^^y ebenso schreiben wir die Umwand-
lungswärme der Masseneinheit bei dem gleichen Vorgang
(44) ^ (t]" - tf) = X
anstatt, wie bisher^ coni letzteres im Einklang mit Bd. I,
S. 213,
Für die Arbeit, welche an der Masseneinheit des Ge-
misches aus zwei koexistierenden Phasen of lpistet werdpn
muß, um X um dx, ^ um d-& zu vergrößern, erhalten wir,
da nach (38)
ist, den Ausdruck
(45) ä(X^—pdv=^—p(di/-\-d(xu)).
Dabei gilt zwischen u und X nach (24) die Gleichung
wobei jetzt der auf das Ubergangsgebiet hinweisende Strich
über dem Difierentialquotienten fortgelassen worden ist.
Man kann Formel (45) schreiben
äec — '-p (ln\ — d(pxu) + xu dp
und durch Benutzung von (46) auch bilden
xX
(47) ä(X = —pdv' — d(pxu)-{--^d^, —
Die Wärmemenge äQ, die der Gesamtmasse des Ge-
misches zweier koexistierenden Phasen zugeführt werden
muß, um die Änderungen dx, d& hervorzubringen, ist jeden*
falls durch einen Ausdruck von der Form
§ 14. Arbeits- 11. Wftrmeaufwmd, Energie u. Entropie usw. 47
gegeben. ^ Der erste Teil stellt die Aufwendung bei iso-
thermer Uberführung der Masse dm" ^Mdx aus der ersten
in die zweite Phase dar, und wird demgemäß mit MX
identisdi sein. Der zweite Teil enthält die Aufwendung,
die eine Temperaturfindenine ohne Änderung des Mischnngs-
Verhältnisses verlangt. Da hierbei keine Umwandlung statte
findet^ so kann man bei diesem Prozefi die beiden Phasen
durch mne feste Wand getrennt denken und erhalt nach
der Definition von spezifischer Warme sogleich Q^ = m'y'
-\-m"yt wobei y' und f (gleichbedeutend mit y55 und y^^
auf S. 31) die spezifischen Warmen der beiden Phasen
bei derjenigen Veränderung bezeidinen, die si|»
trotz der Temperaturerhöhung zur Koexistenz be-
fähigt erhält* In der Tat sollen ja auch nach der Tem-
peraturänderuDg die beiden Phasen miteinander im Gleich-
gewicht verharren.
Es wird hiemach
äQ = MXdx-\- {my + y") ,
oder bei Beziehung auf die Masseneinheit wegen (37)
(48) ä(o = Xdx + ((l-x)f + xy')d^,
Dabei besteht zwischen f, f* und X nach (25) die Beziehung
so dafi man auch schreiben kann
^ ^ (Xx\
^fd^^M\~y —
Wir machen beihiufip: auf den Zusammenhang aufmerk-
sam, in dem die Gleichung (48) mit der allgemeinen Formel (29)
aus Bd. 1, § 04 .steht, welche für die Masseneinheit eines be-
liebigen Medimns gilt, dessen Zustand außer durch die
absolute Temperatur 1^ nocli durch irgend eine andere Un-
abhängige X bestimmt wird, und lautet
. y Google
48 EftpiieL Eine Komponente in mehteren Phasen.
(51) +
Nuumt man als Besultat der Beobachtung hinzu, daß in
dem betraditeten Gebiete p nidit von x aUiangt, und setzt
daher B'pjd^ — dpjd^, cjyjdx^O, ßo erhält man
V ist eine Funktion von ß und x, cr'Bx bedeutet also die
Andcruiiu des sp( /iitscheii Volumens, wenn bei konstanter
TciiiptiaLur x um Eins, d. h. also von 0 bis 1 wächst.
Nach der Bcdeutunor von x stellt also c'r 'dx die Volumen-
ändemng" 9( der Aiassenciiilieit beim 1 b ergang aus der
Phase (1) in die Phase (2) dar, und wir liaben
Die Vergleichung dieser Formel mit (48) ergibt
die erste Beziehung: entspricht genau dem zur Bestimmung
xoii Q-y Gesagten^ die letzte ist mit Formel (46) identisch
und vorstehendes gibt für jene eine von der früheren der
Form nach abweichende, obwohl inhaltlich übereinstimmende,
zweite Ableitimg. —
Die Gleichungen (47) und (50) sind streng. Aus ihnen
folgt für das Differential der Energie der Volumen-
einheit
oder bd Berflcknchtigung von (46) auch
(52) dt^d[x(X-i,u)] + {^/~p^d».
Da y und t/^ wie auch p nur von nicht aber von x
abh&igen, so ist die rechte Seite ohne weiteres ein voll-
ständiges Differential
Digiti^cü by
§ 14. Arbeits- u. Wärmeaufwandy Energie u. Entropie usw. 49
Die Integration liefert, falls S eine Funktion von ^
allein bezeichnet
(53) e^e-^x(X-pu),
Dieser Ausdruck gestattet eine einfaehe Deutung, die
am besten hervortritt, wenn man ibn mit der Gesamtmasse M
beider Phasen erweitert, also schreibt
(54) Ji:^Me + m''[X -pu) .
Das erste Glied bestimmt ersichtlich die Energie für
den Fall m''»0 (also z. B. fehlenden Dampfes), natür-
lich für den durch G(p,d) = 0 charakterisierten Zustand
(der Verdampfbarkeit resp. des Siedens). Das Glied {X—pu)
stellt sonach den ganzen Energiezuwachs der Masseneinheit
infolge der Verdampfung dar. Dasselbe enthält die Ver-
dampfungswärme abzüglich des Äquivalentes für die bei der
begleitenden Dilatation abgegebene Arbeit und wird gelegent-
lich die innere Verdampfungswärme genannt
Die Gleichung (50) liefert für das Differential der
Entropie der Masseneinheit
(55) ^'^^'^^^(t)'
was nach dem Gesagten gleichfalls ein vollständiges Differen-
tial darstellt.
Es gilt sonach, wenn 0^ eine andere Funktion von ^
bezeichnet^
(56) fi^e,-\-Xxi
Die vorstehend erhaltenen Formeln für da, äco, de, drj
resp. £ und r] haben sämtlich einen eigenartigen unent-
wickelten Charakter durch das Auftreten mehrerer Funktionen
von im allgemeinen nicht bestimmbarer Natur. Sieht man
und V als Unabiiängige au, so sind ~/ , tc, i/ , X und p
Funktionen von § allein, x enthält beide ^Vigumente; ihre
Differentiale sind also demgemäß zu deuten. Man könnte
dies durch eine ausfuhrlichere Schreibweise veranschaulichen,
Indem man s. B.
Voigt, TlMnnodynaiiiik. IL 4
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50 L Kapitel. Eine Komponente in mehrenen Pliaaen.
schriebe; indessen würden die Formeln dadurcli unhandlich
werden. Die Tatsache ist aber dauernd im Auge zu be-
halten.
§ 15. Dampf und feste oder flüssige Substanz;
£infiUining einer Annäherong«
In dem wichtigsten Fall, auf den unsercl Formebi An-
irmdung finden» nämlidi dem eines Gemisehes von Flüssig-
keit oder fester Substanz und Dampf von erheblich geringerer
Dichte kann 1/ von ^ und somit von p in Annäherung un-
abhängig gesetzt^ auch y mit der gewöhnlichen spezifischen
Warme yp bei konstantem Druck vertauscht und als kon-
stant betrachtet werden.
Um letzteres zu zeigen, bemerken wir^ daß för die Ya-
riabeln ^ und p wegen BpjB^'~=Q und Bpjdp^l aus
(51) folgt
Sv
(57) ä(o = yd& = Ypd& — i^^dp,
also bei Anwendung auf die Phase (1)
Die spezifische Wärme y ISngs der linken Grenzkurve
des Yerdampfungsgebietes, wie wir die Bereiche (f-\- d)
und [s -\- d) zusammenfassend nennen wollen, erhalt man hiei^
aus» indem man im dpjd^ den Wert setzt» der sich aus der
Formel G(p,d')^0 bestimmt. Ist aber» wie angenommen»
4/ von ^ nidit merklich abhängig» so ist y von nicht
merklich verschieden. Wir wollen der Symmetrie wegen aber
die frühere Bezeichnung beibehalten.
Unter diesen Annahmen werden die beiden Formeln
(52) und (55) für de und drj integrabel und liefern bei Eio-
iuhrang zweier Integrationskonstanten c und <^ die Besultate
Für das Potential ( der Masseneinheit des Genusches
ergibt sich hieraus wegen S'^e-\-pv—^fi und v—xu=i/
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§15. Dampf und feste oder flüssige Substanz.
51
bei Eiiifubnmg der Konstante y' — C|
(59) C=-c + pv'-\- Hc^ - y' ln(i^) ) .
Dieser Ausdrack iat von x und somit von dem Mischungs-
verhältnis UDabhangigi wie das in der Tat wegen
C « r (1 - ä;) + t:'x und =
stattfinden muB.
Gleichzeitig gilt nach (49)
eine Formel, die ein wichtiges Mittel gibt; um die direkt
nicht beobachtbare Größe y", die spezifische Wärme des
Dampfes längs der rechten Grenzkurve oder die spezifisdie
Wärme des gesättigten und bei der Tempcraturanderung
gesättigt erhaltenen Dampfes, aus leichter meßbaren Größen,
nämlidi und X, zu berechnen. Da hierzu eine Beobach-
tongsreihe oder eine empirische Formel für X herangezogen
w ( rrlf n mnfi, und da von dergleichen bei dieser allgemeinen
Entwicklung abgesehen werden soll, um klar hervortreten
zu lassen, was sich allein aus den thermodynamischeti Grund-
formeln gewinnen läßt, so verschieben wir diese Berechnung
auf später. Bemerkt mag hier nur noch dieses werden.
Die spezifische Wärme /"findet sich bei manclicn Körpern
positiv, bei manchen negativ, und dasselbe gilt also auch von
der zu einer positiven Temperaturänderung nötigen Wärme*
zufuhr äco" ^y^d^. Nim besitzt die rechte Grenzkurve des
Verdampf uno^sgebietes die in Fig. 12 dargestellte Form, es
ist also auf derselben eine Temperatursteigerung mit einer
Voliimonvcrlvleineruno: vcrbimdon. Jode Erwärmung von ge-
sättigt bloiheudcm Dampf verlangt hioniach einen Arbeits-
aufwand. In dem Falle Y'> 0 würde derselbe für sieh allein
aber den Dampf nicht trocken erlialten, er würde Konden-
sation bewirken, und es ist somit eme Wärmezufuhr erforder-
lich, nm dieselbe aufzubf^bon. In dem Falle y <0 würde
umgekehrt die bloße Arbeitszufuhr eine Uberhitzung des
Dampfes bewirken, und es ist eine Wärmeentziehung nötig,
imi den Dampf gesättigt zu erlialten. Oder anders ausge-
drückt: in dem Falle < 0 würde eine bloße Arbeit?-
4*
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52 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
entziehung eine Kondensation bewirken, deren Kom-
pensation einen Wärmeaufwand orfordert.
Diese Überlegung gibt AufschluÜ über die Lage der
Adiabaten für das betrachtete Gemisch in der unmittelbaren
Nachbarschaft der recliten Grenzkurve des Verdauipiungs-
gebietes. In dem Falle y"> 0 müssen die Adiabaten flacher,
in dem Falle y"<0 müssen sie steiler fallen, als die rechte
Gh^zknrve; in der Tat föhrtdann bei p">0 eine Temperatur-
Steigerung, bei <0 eine Temperaturemiedrigung zu Kon-
densation. —
Die spezifische Wärme eines Gemisches aus Dampf und
fester oder flüssiger Substanz längs einer Dampfkurve be-
stimmt sic^ nach 8* 47 zu
d. h. also nach (49) zu
Dieser Ausdruck geht für x^l, d. h. für reinen Dampf>
in den Wert von y" nach (49) über; für 0 wird er zu f.
Nun ißt für feste und flüssige, mit ihrem Dampf koexi-
stierende Körper y' stets positiv. Hieraus folgt, daß im
ganzen Verdampfungsgi lüet positiv ist, weim y"> 0 ist, daß es
aber ebenda sein Vor/eiclien wecliselt, wenn y" < 0 ist. Die
Bedeutung- des doppelten Vorzciclicns von ^.^ ist aber ^enau
ebenso verwertbar, wie oben die des doppelten VorzeicLiens
von y'. Man kann daher auch die analoge Folgerung ziehen
und den Satz aussprechen: An allen Stellen des Ver-
dampf ungsgebictes, wo 7^ > 0 ist, lallen die Adia-
baten flacher, wo yj. < 0 ist, fallen sie steiler als
die Dampfkurven. Dabei sind übrigens in der un-
mittelbaren Nachbarschaft der linken Grenzkurve
negative Fallwinkel xuläasig.
In den nebenstehenden Figuren 13 sind die genannten
beiden f^e sdiematisdi daigestellt; die ausgezogenen Kurven
stellen Dampfkurven, die mit r und l bezeiofaneten spezieU die
Grenxkurven des Verdampfoigsgebietes dar, die punktierten
geben die Adiabaten.
Daß in dem Falle <0 das Gemisdi von der rechten
2ur linken Grenskorve seine Cigensohaft ändert, eiklfirt sieh
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§ 16. Weitere YernaolilässigungeiL
53
aus dem abweicheDdeo Verhalten der beiden koexistierenden
Phasen; in der Nähe der einen Grenzkurve überwiegt die
cine^ in der Nähe der anderen die zweite in ihrem Bedüifnis
nach Wärmezufuhr oder VVäimeal^be.
§ 16. Weitere Vernachlässigungeu; die Gleichung
der Adiabaten.
Ober die segenseitige Lage der Adiabaten und der
Dampfkurven geben die vorstehenden Überlegungen relativ
einfachen und vollständigen Au&chluB. Da aber bisher die
absolute Lage weder der einen noch der anderen Xorveur
art bekannt ist, so beantworten sie doch viele wichtige Fragen
noch nicht. In der Tat enthalten die Formeln (40) und (50)
für X und äa> eine Reihe von allgemein nicht angebbaren
Funktionen von ^ und lassen sich demnach nicht diskutieren.
Die YerhfUtnisse werden etwas wenn auch nicht viel
— einfacher, wenn man sich auf so geringe Dichten des
Dampfes beschrankt, daß das spezifische Volumen i-^ der
festen oder flüssigen Snl^stanz neben demjenigen «/' des
Dampfes vernachlässigt werden kann. Ein Beispiel liefert
AVasserdauipf bei O^C. neben Wasser oder Eis, wo t/^jv'
von der Größenordnung 10^ ist.
Hier wird dann aus (38) für nicht zu kleine x
v^Xf/', also dv^xdif' + v"dx,
wobd dv^ ^{dv^'jdd)d^ ist, somit also
Fig. i&
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54 L Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
mit Hilfe dieser Formel, in der man noch beliebig v" mit vjx
oder angenShert mit u vertauschen darf, läßt sich aus dem
Ausdruck (50) für äto entweder dx oder dd^ eliminiereii.
Die Elimination von dx liefert
*
und bei dco^O die Differentialgleichung der Adiabaten in
den Yariabeln der Figuren 13, Öls nur X und t^" (resp. ti) als
Funktionen von ^ bekannt sind.
Die Elimination von d^ ergibt
5o> =- A da? +
(^+'*»©)<*-"'"/Ki')
fährt also x und v als Unabbäagige ein. Die Formel gibt
also nicht Aufschluß über die Gestalt der Adiabaten, aber
sie beantwortet bei ä(o = 0 die interessante Frage nach der
Menge Flfissigkeit, die durch eine adiabatische Yolumen-
änderung verdampft wird.
Im allgemeinen ist der betreffende Ausdruck sehr kompli-
ziert; aber in der Nahe der rechten Grenzkurve, wo x mit
Kins vei-tauscht werden darf, ergibt sich unter Benutzung
des Ausdruckes (49) für y" relativ einfiu^h
ydv
dx =
§17. IrreTersible Yorgänge im Yerdampfangsgebiet.
Für die Behandlung irreversibler Vorgänge bietet nach
Iki. 1, § 99 häufig die Em rgiegleichung, die ja für jede
Art von Prozessen anwendbar ist, ein brauchbares Hilfs-
mittel. Sind Anfangs- und Endzustäade solche, daß man
für sie die Energiefunktion kennt, und sind die Betrage an
Wärme- und Arbeitszufnhr A4 und Qi für den sie verbin-
denden irreversiblen Vorgang vorgeschrieben, so stellt die
Formel
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§ 17. IrreveTBible Vorgänge im Vecdampfungsgebiet. 55
eine Beziehung zwischen den Yariabeln des An&ogs- und
Endzustandes dar.
Für die Energie des Gemisches ans Dampf und fester
oder flüssiger Substanz gilt naoh (54)
wobei ß eine ihrer Bedeutung nach oben angegebene Fiuiktion
der Temperatur allein ist Sind Anfangs- und Endzustand
durch die Drucke j?^ und P2 definiert, denen Temperaturen
und &2 entsprechen, so gibt die Formel
(61) Mißi - Ol) + m^il2 - P2 Ui) - mUM - = ^ + ß.-
Auskunft über die bei dem Vorgang stattfindende Ver-
änderung der Darapfmenge. Wird insbesondere eine Dila-
tation von einem A^^lunJen y\ ohne allen Gegendruck bis
auf ein Volumen betrachtet, so ist Ai un^ Ui gleich Kuli,
und wir haben in den drei I'ormeln
Mißt - Öl) + mSih -Pifh) - mi'{Ai -pi«»} =-0 ,
mit denen die Gesetze p, X,u zu kcnnbinieren sind, die
Hüfimittdi um aus gegebenen und die Eodwerte
mjl, berechnen. Die Ausführung der Rechnung ist
natürlich ziemlich umständlich , auch wenn man gemäß der
in § 15 eingeführten Annäherung B mit c-i-y'^ vertauscht.
Bei Expansion gegen den konstanten Unterdrück ist
Ai = — j9i (Fg — Fl) =- —2)i {»ff'J ~ lUiUi) ;
hier wird dann bei fehlendem Qt aus (61)
Mißt - ßt) -f «Ji'i« -fn^Xi+ mSihipi -j?») = 0 ,
woraus mS sidi bestimml Nimmt man für B den obigen
angenäherte Wert» so erhalt man
Im Falle eines großen m", also nahezu trocknen Dampfes,
und kleiner Druck- und somit Temperaturanderungen über-
wiegen die ersten GUeder in Zahler und Nenner die zweiten,
und man kann angenähert setzen
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56 ^- i^apiiel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Da Pi>Pt und demgemäß 1^1 > ^3 angenommeD ist, so ist
li<X^, also auch m'S<mi: die Expansion gegen üntotdraek
ist mit Kondensation verbunden.
Etwas anders verlftuft der Vorgang, wenn es sich um
die durch Reibung verzögerte Ausströmiinp: gegen Unter-
drück handelt, analog wie bei dem Joule-Thomsonschen
Experiment, das Bd. 1, § 100 behandelt worden ist. Hier
ist nach dem dort Entmckelten die Arbeit bei der Ausstco-
mung der Masse M durch PiVi—p^V^ d.h. durch
gegeben, und die Einsetzung dieses Resultates in(6lj liefeil
M(e^-ei)^m^it-m^Xt = Mif(pi^Pt),
also bei Benutzung des Wertes B=^e+y*^
»tf [mUi + M(if{p, + - ^i))] .
Zur Diskussion dieser Formel für den Fall nahezu
vdlständiger Verdampfung können wir M mit «ii ver-
tanscOien und das gegen das erste kkine in tf moltipfiaieite
Gtied vernachlässigen. Femer können wir Formel (27)
unter Weglassung des gleicb&Us kleinen letzten Gliedes in
der Form
anwenden und bei {vdc bisher) konstant o^edachtem über
das Intervall (2,1) integrieren. Es folgt dann
(81)
und da nach S. 50 y'p sich von nicht merklich unter-
scheidet, so erhält man schließlich
(63) H<i' = ^ (-!, +h<l^) ■
Da das Integral stets ]H).^itiv ist, so ist in diesem Falle
>»fi'; bei der betracliteteu Ausströmung nimmt die Dampf-
menge zu. Ist also der Dampf ursprünglich nur wenig
feucht, so wird er beim Ausströmen überhitzt werden.
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% 18. Empirische Gesetze für Sättigungsdruck. 57
Dies Besultat erklärt eine alte Beobachtang, wonach
man in den ans einem Dampfkessel ausströmenden Dampf
die Hand halten kann^ ohne sich zu verbrennen^); es fehlen
eben die die Haut reizenden Flussigkeitstropfchen.
Wir haben sonach drei Dilatation^ die im Verdampf ungs-
gebiet ohne Wärmeniftihr stattfinden, mit ganz verschiedenen
Ei^nschaften kennen gelernt. Dio adiabatische umkehrbare,
die in § lö behandelt ist, die meht umkehrbare o:of:';en kon-
starston und die gleichfnils nii lit umkehrbare gegen weehseln-
dcn Unterdruck. Ihre erstmalige Untersuchung hat Ciausius^)
gegeben.
§ 18. Empiriselie fiesetze ffir Sittigungsilniek, Siede-
temperatoTy Sättignngsdieihte.
Unter den beobachtbaren Größen steht in erster Linie
das Gesete, welches für die Grenzknrve {fd), d. h. die von
Dampf <io<jr{»r> Flüssie^keit, p mit i9, also Sättigungsdruck mit
Temperatur, re«p. Siedepunkt mit Druck verbindet. Die
Messungen werden t ntweder so angestellt, daß die Höhe
einer Flussigkeitssäule bestimmt wird, die bei vorgeschrie-
benen Teni))( iatureu dem Druck des über der Flüssigkeit
befindlichen Dampfes das Gleichgewicht hält, oder so, daß
man die Temperatur beobachtet, bei der eine Flüssigkeit
unter ircL'-ebencm äußeren Druck siedet. Denn das Sieden
tritt dann ein, wenn der Dampfdruck groß genug ist, um
den äußern Druck zu übemindcn, wenn sich demgemäß im
Innern der Flüssigkeit Dampfblasen bilden können.
Hierbei ist es gleicl gültig, ob der anßm Druck von
dem Dampf der Flflssigkeit oder von einem Gemisch aus
Dampf und Gas ausgeübt mrd, wie das z. £. beim Sieden
in der Atmosphäre stattfindet; es kommt jederzeit der ge-
samte ättfiere Druck in Betracht Anders verhSlt sich —
wie hier beiläufig angefügt werden mag — das oberfläch-
liche Verdampfen. Unsere bisherigen Betrachtungen setzten
eine reine Damp&tmosphäre voraus; die Erfahrung zeigt
aber, dafi die erhaltenen Resultate sehr nahezu richtig bleiben,
wenn dem Dampf ein indifierentes Gas beigemengt ist^ falls
') W. Thomson, Pogg. Ann. Bd. 81, S. 477, 18Ö1.
*) Clausius, Pogg. Ann. Bd. 82, S. 263, 1851.
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58 !• Kapitel. Eine Komponeate in mehreren Phasen.
ma!i nur als Darapfdrnrk immer allein denjenit*;en m Rech-
nung setzt, den die verdampfte Masse in dem gleichen Volumen
bei Abwesenheit des Gases ausüben würde, den sotrenannten
Partialdruck des Dampfes. Auf kleine Abweichungen, die
durch die Anwesenheit des Gases bedingt werden, wollen
wir später eingehen.
So zjihlreich und genau die vorhandenen Messungen der
oben geschilderten Art auch sind, so hat sich doch keine
empirische P^'ormel liudeii lassen, die sie im ganzen Umfang
befriedigend darstellt. In der Tat scheint das Gesetz der
Abhängigkeit ein derartig kompliziertes zu sein, daß es
kaum durch bloßes Probieren aufgefunden werden kann. Dies
erhellt aus der Tatsache, dafi die Gleichung der Grenzknrve
durch die Gleichsetznng der Potentiale ^ und für die
koexistierenden Phasen entsteht, und daß diese Potentiale
für so große Wertbereiche der Unabhängigen, wie sie hier
in Betracht kommen, nach allen Anzeichen sehr komplizierte
Funktionen ' von p und # sind. Abgekürzte Potenzreihen
lassen sich nur in der nahen Umgebung eines Punktes der
Grenzknrve verwerten. Dennoch sollen wegen ihrer prak-
tischen Bedeutung einige Interpolationsformeln Platz finden.
Regnault^) hat seine zahlreichen Messungen durch
die Beziehung
(64) In ( />) =^a-ß^-^+ y
dars>:estellt, in der nicht weniger als fünf durch die Be-
obachtung zu bestimmende Konstanten, nämlich «, ß, y,
#2 auftreten; diese Interpolationstormel ist aber für
theoretische Verwertung sehr unbequem. Von anderen For-
schern ist sie in der durch Weglassung des letzten Gliedes
vereinfachten Gestalt benutzt.
Bequemer ist mitunter die von Thiesen-*) angegebene
Formel
(65) & hx{p) -a(ß-^o)~ß[i^i- ~ (*i - ^o) >
in der %, ß, Konstanten bezeichnen.
Diese Ansätze geben zu jedem Wert von ^ ein reelles p ,
der Thiesensche zudem für «O auch|>»0| was nach
') Regnault, M^m. de rinst. T. 21, S. 465, 1847.
^) Thiesen, Bericht der deutsch, phys. Ge& 16, S. 80, 1897,
Wied. Ann. Bd. 67, S. 690, 1899.
% 18. Empiriscfae Gesetze für SftitigangaciTUGk,
59
den nenoren (kinetischen) Vorstellungen über die Konstitution
der Materin plausibel ist. Andere Ansätze liefern einen
verseliwindeudeu Druck bereits bei einem endlichen i^^t?**
und können daher höchstens bis zu dieser Grenze benutzt
werden^ während für i^ < dauernd /> == 0 zu yetzen ist.
Zu dieser Kategorie gehört u. a. die von Dühriug^)
vorgeschlagene Interpolationsforniel
(66) p«a(^— iS^o)-»
mit den drei KonstaDten a, m, sowie die Formel von
Boche*)
(67)
für c<0, die in geänderter Gestalt z.B. bei e — 0, auch
von Anderen empfohlen worden ist.
Was den Zusammenhang zwisehen der Dichte, resp. dem
spezifischen Volumen (das in diesen allgemeinen Formeln
mit V statt mit r" l)ezeichnet werden mivj;) und der Tem-
peratur oder dem Druck des gesättigten J Kampfes angeht, so
liegt es nahe, bei niedrigen Temperaturen und Drucken mit
Clausius die Anweudmig des ßoyle-Gay Lussac sehen
Gresetzes zu versuchen, also zu setzen
(68) pv^B^,
wo ntm zwischen p und t> eine der trülicren Beziehungen
einzuführen ist Eliminiert man mit deren Hilfe p, so erhält
man eine Gleichung zwischen v und die eine Kurve in
der r^-Ebene, n&mlieh die rechte Grenzkurve des Ver-
dampfungsgebietes darstellt
In weiterem Umfang als die Formel (68) scheint die
von Zeuner^ angegebene Gleichung
(69) pV^^Jc,
unter n und k Konstanten verstanden, die Beobachtungen
darznsteU^. Ihre Verbindung mit einer der obigen Be-
ziehungen zwischen p und ^ liefert gleichfalls Formeln für
die Grenzkurve des Verdampfungsgebietes; z. B. liefert (67)
Diihrin^r. Neue Grimdgesetze etc., Leipzig 1878, S. 70.
Roche, Mem. de linst., T, 10, S. 221, 1830.
') Zeuner, Technische Thermodynamik Bd. II, S. 36, 1901.
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00 I. Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
unter Annahme eines verscliwmdenden e und bei Einführung
einer neuen Konstanten af
-»ln(i;) = a'-;^,
woraus
und ein mit wachsendem immer langsameres Fallen der
betreffenden Grenzkurve folgt. Denselben Typus hat die aus
(68) und (69 j folgende und für niedrige Temperaturen viel-
leicht annehmbare Formel
für n> 1, aus der folgt
§ 19. AbleitoDg der Gleichung der Orenzkurre aus
den Potentialeii von Flüssigkeit und Dampt
Im vorstehenden sind Beziehungen zwischen Druck und
Siedetemperatur zusammengestellt, welche geeignet sind, in
gewissen Bereichen die direkt beobachteten Zahlen wieder-
zugeben. Theoretische Gesichtspunkte sind bei ihrer Äh-
leitung nicht maßgebend gewesen, es handelte sich nm* um
handliche 1 nterpolationsfbrmeln.
Da aber jenes Gesetz durch die allgemeine Theorie
ganz .direkt mit den Ausdrücken für die Potentiale C von
Dampf und Flfissigkeit verknüpfl ist, so drangt sich die
Frage nacb dem Resultat auf, weldies auf diesem theo-
retischen W^e zu gewinnen isl Insofern die Potentiale
nicht ein für allemal gegebene Funktionen sind, müssen
natürlich auch hier experimentelle Eesultate, wiewohl anderer
Art, nSudich den Znsammenhang zwischen v, p, •& (die so-
genannte Zustandsgleichung) und das Verhalt^ der spezi-
fischen Wärme betreffend, herangezogen werden.
Zur Ableitung von Annaherungsformehi für das Poten-
tial ( benutzen wir neben dessen Definition
^ j . -Li by Google
§ 19. Ableitung der Gleiehung der Grenzkunre usw. $1
düe Gleidmng der £neigie
und die Detiiiitioaen (45) und (57)
d V
(70) äcc^—päff, äm^^dfi^ypd^--^^dp.
Für das spezifische Volumen flüssiger und fester
Körper maohea wir den Ansatz mit den Konstanten a',
y, e, e, f
(71) ^^a*^-V%'^^cp^\e^^-\-f^p,
in dem bereits dem Umstand Kecbnung getragen ist, daß
das Volumen sich zwar in weiteren Grenzen als lineare
Funktion des Druckes darstellen läßt, nicht aber ebenso
als solche der Temperatur. Hieraus folgt
dt/ c)t/
Die Int^rftbilitit der Auadrficke filr und dui verlangt^
daß ^ ,
=B — c# also 7^ = 70 — ß
ist^ unter 70 eine Funktion von t> allein verstanden, die den
Wert von für verschwindende darstellt Die Be-
natEung dieser AnsdrOeke liefisrt» wenn C und Ci Integra-
tionskonstanten sind,
^«/yo'<«'^-(i^*+icp + e**+/]p^)j»+C';
hieraus folgt
(73) ^ = pv^+ly^d^^^jr^-lp^e + m+C'^Cl<^.
Da e-Yf^^BffjBp
ist, so verschwindet das in p'~ multiplizierte Glied bei Ver-
nachlässigung der Kompressibilität der festen oder flüssigen
Substanz.
Betrachtet man, wie ansdieinoid meist «ilissig, 70 als
KonstantCi so erh^t man in diesem Falle M Etn-
(72)
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62 L Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phaaen.
ivhnmg einer neuen Konstanten Cq
i (74) r »- Cf' — a ^ - In (i?) + p t/ = e + f> t/ ,
wobei S eine nur von i? abhängige (iröße bezeichnet. —
Als Zustandsgi eichuDg für Dämpfe benutzen wir die
van der Waalssche Formel^), die auf die Masseneinbeit
bezogen lautet
(75) + =
unter a, &, B Kouötanten verstanden, von donen h zumeist
klein gegen v, a klein ^egen p't^ ist. Indem wir das Pro-
dukt a6 vernachlässigen, schreiben wir
und erhalten daraus
a\6v" „
Hierin ersetzen wir innerhalb der eingeführten Annäherung
t/' in dem kleinen Gliede a/i/'^ durch den Näherungswert
B^Ip und finden
Das Einsetzen in (70=^) liefert
Die £iiergi^leiohiiiig wd nach den Formeln (70) zu
wobei der Wert der Klammer in der eingeführten Annähe-
rung der Beziehung genügt
*) Vuu der Waals, Continuitüt usf. Leipzig 1881 u. ISUU.
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(76)
§ 19. Ableitung der Gleiehung der Orenzkurre usw. 63
Die Integrabilität der Ausdrucke für dv(* und d^* for*
dert iu gleicher Weise, daß
also v--v"4-^''^
ist, unter eiue Funktion von allein verstanden, die
den Wert von fp für sehr kleine Drucke angibt.
Unter Einführung von zwei Integrationskonstanten C
und CY erhält man dann
Hieraus fo^ für der Ausdiuck
(77) f"=5#In(i.)+ / y^d^-dfl^-^ + hß+C- et».
yS kann zumeist als konstant angesehen werden; hier läßt
sich, falls Co eine neue Konstante bezeichnet, der Aus-
druck schreiben
(78) r = ^i^ln(l>)-d(«+yJln(^))-;^ + ^'P+ C".
Tn dem speziellen Falle, daß die Abweichungen des
Dampfes von drm Verhalten der idealen Gase i<j;noriert,
d. h. die in a und h multiplizierten Glieder fortgelassen
werden können, gibt dies einiiächer
(79) r = -B^ In (p) + O'^ - * ( C{f + 7? In (i^) )^T-\-B^lnip),
worin T eine Funktion von ^ allein be/rirliTif^t. —
Die Gleichung: G(jpyi^) -0 der rechien Grenzkurve
zwischen dem Gebiet des Dampfes und der Flüssigkeit wird
nach S. 27 erhalten durch die Beziehung
setzt man abkürzend
(80) C"~C'=BC, Ci-Co = BCo, .y{f-yi«J5*,
so erhalt man hieraus gemSß. den Ausdrücken (74) und (78)
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64 I* Kapitel. Ein« Komponente in mehreren Phasen.
(8 1 ) (t/ - 6 + - J + ( Co + * ln(d) ) - In ( p) = 0 .
Hierin muß nf nach S. 61 als von der Form
angesehen werdm. Die Formel (81) ist anf einem etwas
anderen \ypüf von (iraetz^) abfreleitet woi^den.
Vernachlässigt man die Änderung des ersten Klammer-
ausdruckes mit der Temperatur und führt für ihn die Be-
zeiolmuDg AB ein, so resultiert
(82) ^_-^+Oo + ^ln(i^)-ln(p) = 0
oder
(83) p = h& e ,
wobei h eine neue Konstante bezeichnet. Diese Gleichung;
läßt sich in Rücksirfit darauf, daß Ap im nllgomeinen klein
neben C sein wird, durch sukzessive Annäherung nach p auf-
lösen.
Ignoriert man das in A multiplizierte Glied vollständig,
betiachtet man also i/, a und h als verschwindend, so er-
hält man schließlich
(84) p^mV^^,
eme Formel, die auf Grund ganz anderer Schlnßreihen von
Bankine, Koläöek, Hertz abgeleitet ist Hertz') benutzte
sie, um den Druck des Queclsilberdampfes bei niedrigen
Temperaturen, wo derselbe einer direkten Beobachtung nicht
zug&iglioh ist, durch Rechnung zu bestimmen. Dabei wurde
k als durch die Ableitung der Formd gegeben betrachtet,
h und C wurden aus Beobachtungen über den Druck bei
höheren Temperaturen abgeleitet.
§ 20. Beealtate Uber TeTdampfüDgswXrmen.
Außer dem Sättigungsdruck rcsp. der Siedetemperatur
ist auch die spezitische Verdamptungswäime eine der direkten
Beobachtimg wohl zugängliche Funktion. Zur Anwendung
M Graetz, Zeitschr. f. Math. u. Phys. Bd. 29, S. 289, 1903.
0 Hertz, Wied« Ann. Bd. 17, S. 193, 1882.
^ j . -Li by Google
% 20. Resultate über Verdampfüngswännen. 65
kommt bei <ler Bestimmung in der Regel die Mischiings-
methode, und zwar in der Weise, daß die Wnrmcmengc be-
stimmt wird, die eine o^egebene Masse Dampf abgibt, wenn
sie in einem Kalorimeter kondensieit wird. Diese Wämie-
menge setzt sich, wie in Bd. 1, § 7 erörtert ist, aus drei
Teilen zusammen, gemäß den drei bei dem Vorgang sicli
abspielenden Prozessen: 1. der Abkühlung des Dampfes von
der Eintrittstemperatui [)is aui die dem herrschenden Druck
entsprechende Verflüssigungstemperatur — ein Teil, der in
Wegfall kommt, wenn der Dampf bereits diese Temperatur
besitKt — , 2. der eigentlichen Kondensation, 3. der Abküh-
lung des Kond^aaftioiispiodiikteB auf die Temperatur des
Kalorimeters^ die^ wenn das Kalorimeter hinieichend große
Masse besitzt^ als konstant angesehen werden kann. Sind
die spezifischen Wannen des Dampfes und der Flüssigkeit
bekannt^ so gestattet diese Beobachtung bei variiertem Druck
unter Heranziehung der für das Verdampf ungsgebiet charak-
teristischen Beziehung G{p,0)^O zwischen Druck und
Temperatur die Bestimmung der spezifischen Verdampfunga-
wSrme als Funktion sowohl des Druckes, als der Tem-
peratur.
Die Resultate der Beobachtungen sind fast ausschließ-
lich in abgekürzten Reihen nach Potenzen der Temperatur
in Celsius-Graden daigesteilt^ So hat z. B. Winkelmann^)
die Beobachtungen von Begnault durch die Interpolations-
formel wiedergegeben:
<85) a = ÄH-i8T-|-yT«+<5T«.
Speziell für Wasser hat Thiesen*) die Formel
(86) il-a(^o— ^)''«
vorgeschlagen, wo
a = 83,45. J, i^o = ^>38
ist, die sich besonders für theoretische Vei wertung empfiehlt.
<r bezeichnet, wie früher, das mechanische Wärmeäquivalent
Auch in beziig auf die Gesetze der Verdampfungswärme
kann man mit Vorteü die Hilfsmittel der allgemeinen Theorie
heranziehen.
*) Winkelmann, Wied. Ann. Bd. 9, S. 208, 358, i88u.
Thiesen, Verh. d. Berk phys. Ges. 16, S. 80, 1897.
Voigt, Thermodynamik. IL 5
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66 I« Kapitel. Eine Komponente in mehreien Phasen.
Die fundamentale Formel (46), die sich unter der früheren *
Annahme eines^ mit %f' verglicheui sehr kleinen t/ auch schrei-
ben laßt
stellt dne Bezi^nng zwischen den drei Groden if und A
dar^ for die im vorstehende empirische GresetEe mitgeteilt
worden sind, sie gestattet also, wenn zwei von ihnen g^ben
sind« die dritte zu berechnen,
Ist z. B. k^Fip) gefunden^ nnd darf zwischen j»,
und ^ das Boyle-Uay Lussacsdie Gesetz als göltig an-
gesehen werden, so wird
woraus iolgt
(88) C+j^±^BMp).
unter C die Iht^rationskonstante verstanden.
Andermeits folgt aber aus einem der Gesetze (64) bis
(67) für j7 in Verbindung mit einer der Formeln (68) oder (69)
ffir « je ein Ausdruck rar Auch die Resultate von § 19
lassen sich ähnlich verwerten. Insbesoudere ergibt Formel
(82) ffir ^»0
worin bei Vertauschung von ^o, y'o mit y'jt, y'p
h
7p -Yp
gesetzt werden kann und bei Heranziehung von })v" = Bi)-
^(yp-f)^ gemäß (87) auch gilt
(89) A-(y;'-y;oo+(y;-y;)^.
Unter Temperaturen^ für welche der Dampf eine neben
derjenigen der Flfissi^eit verschwindende Didite besitzt und
sich wie ein ideales Gas verhält (Ä^O), ist also die Ver-
dampfungswfinne eine lineare Funktion der Temperatur,
deren Inkrement sich durch die spezifischen Wärmen y'p
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§21. Einige empirische Zahlen und ihre Yerwertimg. 67
und der Flüssigkeit und des Dampfes voUstandie bestimiut»
Das konstante Ghed eifordert eine direkte Beoboditong oder
muB aoB dem Gesets des Sattignngsdiuokee entnommen
werden.
§ 21. Einige empirische Zaiden und ilire Terwertnng*
Da es sich bei don meisten Anwendungen der Gesetze
für 7), X usf. um Formeln handelt, die keine höheren als
die ersten DiffereiitialquotienUm enthalten, und da man diese
aus Beobachtungsreihen mit nicht zu großen Schritt<3n der
Variabein mit ziemlicher Genauigkeit direkt ablesen kann,
so empfiehlt es sich in vielen Fällen bei numerischen Rech-
nungen, auf die Beobachtungsreihen selbst oder auf aus
ihnen hitcrpolieite Tafeln zurückzugreifen.
Dementsprechend sind im folgenden einige Zahlenreihen
mitgeteilt^) und sogleich zur Illustration gewisser wichtiger
Konsequenzen der Theorie benutzt. Die folgenden Tafeln
entlialten zusammengehörige Werte der Temperatur t in Gdsius-
graden, des Druckes p durch die äquivalente Hobe h einer
Quecksilbersäule in cm ausgedruckt^ des Gradienten ähldr,
femer der yerdamnfangswSnne in kalorischem Maße l^XJJ,
des Gradienten dl/dt, der spezifischen Wärme der Flüssigkeit
bei konstantem Druck in gleichem Maße^ d. h. dp^y^jj,
was sich, wie oben entwickelt, von y/tT nicht merklich unter-
scheidet. Hieraus ist berechnet die spezifische Wärme des
gesattigten Dampfes e^' » y^jJ nacb der Formel (49)^ d. h. nach
dl l
dt 273
und die Volumenändemng u beim Verdampfen nach der
Formel (46), d. h. nadi
IJ
'd Qgdhjdx'
wobei g = 981 die Schwerebeschleunigung und q = 13,60 die
Dichte des Quecksilbers ist.
Zum Teil enthalten in Zeuner, TechniBohe Thenno«
dynamik, X^eipzig 1901, Bd. IL, Anhang.
Digitized by Gc)
58 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Wasser
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
0,460
1,739
5,491
14,88
35,46
76,00
149,1
271,8
465,1
754,6
200 1169
dhldt
0,0329
0,1074
0,2935
0,6910
1,440
2,719
4,735
7,706
11,846
17,34
24,34
l -
603,0
592,6
578,6
564,7
550,6
536,5
522,3
508,0
493,6
479,0
464,3
dlldx c'
0,695 1,00
0,696 1,UU
0,698 1,00
0,701 1,00
0,704 1,01
0,708 1,02
0,712 1,03
0,717 l/)4
0,723 1,05
0,730 1,06
0,738 1,07
^ «.10-»
1,90
1,72
1,53
1,39
1,25
1,13
1,01
0,91
0,81
0,73
0,65
210,7
oS,7
19,65
7,65
3,38
1,65
0,875
0,498
0,300
0,190
0,126
Äther
T
h
dhjdt
l
-dl/dt
u . 10~»
0
18,44
0,844
94,0
0,081
0,52
0,10
1,272
20
43,28
1,718
92,1
0,113
0,147
0,55
0,12
0,571
40
90,70
3,124
89,5
0,58
0,15
0,285
60
172,5
5,171
86,2
0,181
0,215
0,62
0,18
0,156
80
302,3
7,933
82,2
0,67
0,22
0,0916
100
495,3
11,53
77,6
0,249
0,282
0,73
0,27
0,or)62
120
771,9
16,40
72,3
0,78
0,31
0,0350
Chloroform
T
h
dhldx
l
— dlidr
2«. 10-»
0
5,97
0,324
0,725
67,0
0,095
0,232
—0,108
2,366
0,956
20
16,05
65,1
63,1
0,097
0,234
- 0,085
40
36,93
1 ,421
0,099
0,236
- 0,064
0,443
60
75,54
2,515
61,1
0,101
0,238
- 0,046
0,228
80
140,76
4,093
59,1
0,103
0,240
- 0,030
0,128
100
242,85
6,206
57,0
0,105
0,242
-0,016
0,0768
120
392,57
H,851
54,9
0,107
0,244
-0,003
0,0492
140
600,02
11,963
52,7
0,109
0,111
0,246
+ 0,011
0,0333
160
873,42
15,422
50,5
0,248
+ 0,020
0,0236
Die vorstehend aufgciCQurten Zahlen för illustrimn
an bestimmten Beispielen das, was S. 51 n. f. allgemein
beiliglidi des Vorzeichens von y*^'&*>J gesagt ist Bei
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% 21. Billige empiriscbe Zahlen und ihre Yerweitung. 69
Wasser ist c" resp. y" für alle aogegebenen Temperaturen
negativ; hieraus folgt nach 8. 51, daB trockener Wasser-
daiiipf bei adiabatischer Dilatation eine teilweise Konden-
satiou erleiden muß. Bei Äther ist c" rosp. y" positiv;
demiromaß wird trofkenpr Atlit rdarnpf riue teilweise Kon-
densation bei einer Kompression zeigen. Chloroform ver-
halt sieh oberhalb 7 — 120'^ wie Äther, unterhalb wie Wasser;
troi kcuer Chloroformdampf wird also seine teilw'else Kon-
densation bei höheren Temperaturen durch Kompression, bei
niedrigeren durch Dilatation erlahren.
Diese sehr merkwürdigen Kesultate der Theorie sind
durch die Beobachtung') vollständig bestätigt worden.
Der Verlauf von c" ist übrigens bei allen drei auf-
geführten Körpern in einer Hinsicht vollkonmien ilberein-
stimmmid; bei allen steigt der Wert von c" an, nur fällt
das beobachtete Temperatormtenrall auf verschiedene Be-
reiche des Ansteigens. Man kann vielleicht als den all-
gemeinen Typus den des Chloroforms ansehen und als Regel
betrachten, daß ^ resp. y" bei niedrigen Temperaturen ne-
gativ sind und mit wachsender Temperatur sidi durch Null
hinduroh su positiven Werten wenden. Die Adiabaten wurdoi
in diesem Falle bei niedrigen Temperaturen steüer, bei
höheren flacher fallen, als die rechte Grenzkurve des Gre-
bietes (f-\-d).
Die Zahlen für u—t^ — if zeigen deutlich, wie selbst
bis auf ziemlich hohe Temperaturen i/, das bei allen drei
behandelten Körpern Eins nicht erheblich übertrifft, klein ist
neben v", d. h., daß das spezifische Volumen der Flüssigkeit
neben dem des koexistierenden Dampfes unbedeutend ist.
Von diesem Verhältnisse ist oben wiederholt Gebrauch ge-
macht worden.
') Hirn. Cosmos, T. 22, S. 413, 1863, Dupre C. R. T. 56,
S. 960, 1863. Oasin, Ann. de chim. et phys. (4) T. U, S. 374, 1868.
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III. Abschnitt.
Zwei benachbarte Übergangsgebiete,
insbesondere die der Yerdampfnng und
der Sublimation.
§ 22. Oeometrisehe BarsteUang 4er benachbarten
ÜberguigsseMete.
Die Betrachtungen des vorstehenden Abschnittes haben
Yorgänge betroffen, die vollständig innerhalb eines einzigen
Ubergangsgebietes, sprziell des Verdampfnngsgebietes ver-
lanfen. Wir wenden im- j^tzt zu den besonderort Gesetzen,
die für die Übe rsch reit img der Grenze zwischen zwei Uber-
gan erst^ebielen gelten, und werden dabei wegen seiner großen
praktischen Bedeutung den enl.s})iechendeii speziellen Fall,
nämlich die Grenze zwischen den beiden Gebieten der Ver-
dampfung aus flüssigem imd aus festem Zustand, die wir
jetzt als Verdampf ungs- und äublimationsgebiet unterscheiden
wollen, in den Vordergrund stellen. Es ist nützlich, hierfür
ein iiild beider Übergangsgebiete nut ihrer Umgebung in
der für derartige Zwecke schon früher benutzten n?- Ebene
zu entwerfen, was nach S. 25 am einfachsten durch die
Verfolgung des Verkufs eines Systems von Isopiesten^ d. h.
durch cue Darstellung des Zusammenhanges zwisohenVolnmen
und Temperatur fär emen unter konstantem Druck befind-
lichen Körper geschieht Wir wollen das in bezug hierauf
früher nur Angedeutete nunmehr vollständig entwickeln,
ohne wesentlich auf frühere Resultate zurückzugreifen. Dabei
werden wir die normalen Körper, die sich beim SohmebEen
Dig'itized by
Fig. 14
§ 23. GeomeiriBehd Dftistellung der Übergangvgebiete. 71
dilatieren, von den anormalen^ die sich beim Sohmelzen
kontrahieren, sondern müssen.
Wir beginnen bei einer sehr niedrigen Temperatur, der
Einfachheit halber, obwohl der betreffende Zastand bisher
nicht realisierbar ist, mit
der Temperatur des abso-
hiten Nullpunktes ^ 0 und
einem willkürlich gewählten
Druck Wir nehmen an,
da 1:1 clor Körper unter diesen
Umstäüden fest ist und bei
einer Wärmezufuhr, d.h. bei
Steigerung der Temperatur,
aein Yolnmen (in normaler
Weise) langem vergrdftere.
Die laopieste jp^ beginnt also
mit einem steilen Anstieg,
der anhält, bis der dem
Druck pn entsprechende
Schmelzpunkt erreicht ist Hier bewirkt weitere Wärme-
zufuhr zunächst keine weitere Temperaturänderung, sondern
ein sukzessives Schmelzen der Substanz, das bei normalen
Körpern von Dilatation, bei anormalen von Kontraktion be-
gleitet ist. Die Isopieste
verläuft also während des
Schmelzens horizontal
nach rechts bei nor-
malen, horizontal n ach
links bei anormalen
Körpern, wie dies die
beiden schematischen Fi-
guren 14 und 15 zur
Anschaimng bringen.
Ist die Substanz
völlig geschmolzen , so
ergibt weitere ^^ ärnie-
zufuhr wiederum eine
Steigerung der Temperatur und bei den normalen Körperu
im alleemeinen eine schneller als im festen Zustand ver-
laufende Volumenvergrößerung; die Isopieste Pn steigt dem-
gemäß etwas langsamer an, als im Crebiet des festen Zu-
Fig. 15.
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72 I- Kapitel. Eine Kompenente in mehreren Phasen.
stanfles. Ist der dem Druck p,, ente|) rechende Hipdepunkt
erreicht, 80 tritt Verdampfung und somit wiederum ein
horizontaler Verlauf der Isopieste ein, der anhält, h\< die
ganze Masse Dampfform angenommen hat. Dann begirmt
der Anstieg von neuem, bei niedi'igcn Drucken angenähert
in Geraden durch den Koordinatenanfang, gemäß dem dort
nach S. 59 benutzbaren Gesetz ^v = B§.
Bei anormalen Körpern setzt sich die Kontraktion mit
abnehmender Schnelligkeit auch in das Gebiet der Flüssig-
keit fort und wendet Bich erst nach einiger Zdt zu einer
Dilatation; die Isopieste hat hier also in dem Gebiet {f) der
Flüssigkeit die in Fig. 15 dargestellte Form mit einer
vertiloden Tangente, sie verläuft ab^ weiterhin analog wie
bei nonnalen Körpern. Der Deutlichkeit halber sind in
beiden Figuren die Gebiete {f) und ($+/) ^ ht&t im
Verhältnis zu ^em Gebiet {f-\-(l) und + gezeichnet.
Die Volumenändemng beim Verdampfen betragt meist das
Vieiliuridertfache von der beim Schmelzen.
Für einen höheren Druck Pn+k beginnt die Isopieste
mit kleineren Volumen, also näher dem Koordinatenan-
fang; da sie die Isopieste p„ nicht schneiden darf, so ist
ihr Verlauf, wie in den Figuren angedeutet, im wesent-
lichen bestimmt.
Für einen niedrifjeren Druck p,, — / beginnt die Isopieste
mit frröRerem Volnmen, also ferner vom Koordinatenanfang.
Da nacli der Erfahrung bei normalen Körpern die Grenz-
kurven sowohl des Verdampfungs- als des Schmeiz^ebietes
nach unten divergieren, so konvero^ieren bei diesen Körpern
in gleiciier Richtung die Grenzen des Fliissiglveitjjgebietes (/).
Gelangen sie innerhalb positiver 0 zum Schneiden, wie das
Fig. 14 andeutet, so ist das Jlüssigkeitsgebiet nach unten
begrenzt; es führen somit horizontale Gerade direkt von dem
Gebiet der festen zu dem der llüssigen Phase, und es ist
demgemäß Sublimation mögUch. Die Horizontale durch das
untere Ende des Flüssigkeitsgebietes ist die Grenze zwischen
den oberhalb liegenden Gebieten (s + ft ^^'^ (/ + ^^ ^
Schmelzung und der Verdampfung und dem unterhalb
H^enden Gebiet (s 4^ d) der Sublimation. Reicht das Flüssig-
keitsgebiet bis auf die v-Achse, so ist Sublimation aus-
gesdUossen^ — ein Falli der uns nicht interessiert. In dem
hier allein betraditeten gegenteiligen Fall werden die Iso-
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§ 22. Geometrisehe DarsteUung der Übergangsgebieto. 73
piesten für Dracke^ die unterhalb eines gewissen Grenzdruckes^
Hegen; direkt von dem Gebiet {s) nach (d) verlaufen.
Das Auftreten der Sublimation, das bei den normalen
Körpern nur möglich war, ist hoi den anormalen crsicht-
li< lu i^eise notwendio^; denn die ^atize Gestalt der Iso-
piesten zeigt, daß bei abnehmen dem Druck ein Verlauf der
Isopiesten eintreten muß, bei dem der nach links und der
nach reclits verlaufende horizDiitrde Zweig zusammenfallen,
und daB dann niedrigere isopiesten dii'ekt von dem Gebiet (s)
der stitrren Phase zu dem {d) der dampfförmigen leiten
müssen. Auf diese Weise tritt wieder ein singulärer Druck p
hervor, dessen Isopieste die Grenze zwischen dem oberhalb
liegenden Gebiet {f-\- d) der Verdampfung und den unter-
halb liegenden Gebieten (f+s) und (5-f ^ der Schmelzung
und der Sablimation bildet.
In den Ubergangsbereichen ist mit p auch ^ konstant;
dem eingulären Druck p entspricht eine singulare Tem})eratur^
die heifien möge. Die beiden Werten zugehörige Gerade
in der tr^-£bene nennen wir kurz die Grenzgerade.
Denkt man sich über der i;d**Ebene eine Fläche mit
den Ordinaten 2^ — die ^^Druckflache^' der Substanz —
konstruiert^ so gelangt man zu der S. 19 u. f. besprochenen
Volumenfläche zurück, die hier auf einem abweichenden
Wege gewonnen und nur auf andere Unabhängige (nämUch
ff und ^ bezogen) ist. Die Bereiche (s+Z)? if+^f
in Fig. 14 und 15 entsprechen den cylindrischen Teüen
dieser Fläche, die, auf die j^^i?- Ebene projiziert, die Grenz-
kurven zwischen den Phasenbereichen liefern; die dem
Druck p zugehörige Isopieste, in der die drei cylindrischen
Gebiete zusammenhängen, lieiEert bei dieser Projektion de)i
dreifachen Punkt.
Es ist schon auf 8. 34 darauf hingewiesen worden, daß
die Grenzkurven in dem dreifachen Punkt unter Winkeln
zusammenstoßen, deren Größen sich aus den Wärmeaufnahmen
und Volumenänderungen beim Übergang von einer Phase
zur anderen bestimmen. Insbesondere gestattet die Formel (33)
7Ä\ erktimen, daß die beiden Gren/lxurven (fd) und (.^rf) im
dreifachen Punkt zwar unter einem sein- kleinen Winkel,
aber keineswegs knickfrei zusammenlaufen, resp. — was
dasselbe ist — , dal^ die Ubergangsgebiete {f-\-d) und {s-\-d)
der Volumen- oder Druckfläche mit einem Knick in der
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74 I* KapiteL Eine Komponente in mehreren Pliasen.
Greuzgeradeu zusammenhängen. Bei Vertauschimg der Buch-
staben a^bfCin (33) mit f, d, s erhält man zunächst streng
(90) -^+iA¥lMM.h''
und bei Berücksichtigung, daß in der hier benutzen An-
näherung
ist^ anch
(91) (^\ ^ I'Ijl] =
Hierin deuten die Striche über v und ^ an, dafi die Werte
in der Grenzgeraden zu nehmen sind.
Nun ist dp/d^ die trigonometrische Tangente des Stei-
gungswinkels der über der vi^-Ebene konstruierten (hier
cylindrischen) Druckfläche, die spezifische Schmelzwärme
der Substanz unter dem Grenzdruck p; der Sprung in dem
Werte jener Tangente beim Uberschreiten der Grenzgeraden
bestimmt sich also einfachst durch die Schmelzwärme, durch
die Temperatur \md das spezifische Volumen des Dampfes
in der Grenzgeraden.
Der durch die Formel (91) be^tiiiinite Kiiicknn^swinkel
der Druckfläche zwischen den Gebieten (f-\-d) und (s-i-d)
findet sieh in allen bekannten Fällen als sehr klein. Man
wird di('->e Grenze also nicht benutzen um die Grenzwerte p
und 5 durch die Beobachtung zu bestimmen. Dies gelingt
viel leichter und genauer durch Heranziehung des Schmel-
zungsvorganges, auf den wir aber erst weiter unten eingehen
werden. Im voraus mag, gewisser Anwendungen wegen,
bemerkt werden, dali bei Wasser der Wert § von 273,
d. h. f von 0'' C. kaum veröcbieden gefunden ist. ■ —
Was die Beobachtungen über die im vorstehenden theo-
retisch entwickelten Gesetzmäßigkeiten angeht, so ist der
Übergang von Verdampf ung zu Sublimation bei abnelmiendem,
der umgekehrte bei zunehmendem Druek Üir verschiedene
Substanzen ohne Schwierigkeit nachweisbar. Ein Quantum
Kampfer (ein normaler Körper) in einem vertikalen eva-
kuierten Glasrohr sublimiert bei geringer Erhiteung des
unteren Bolupendes und schlägt sich in dem oberen Teil ab
ff.ster Belag nieder; bei stärkerer Erhitzung schmilst er und
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§ 28. Yerhalteii der Dampfkunren und der Adiabaten ubw. 75
verdampft. Im ersten Falle herrscht in dem Kohre ein
niedrigerer Dampfdruck, im zweiten ein höherer.
Auch in offenen Gefäßen kann ein und derselbe Kör[)cr
bei vorsichtigem Erhitzen sublimieren, während er bei starkem
Erhitzen schmilzt und verdampft. Es handelt sich dabei,
wie öclion S. 57 hervorgehoben ist, nicht um den Druck,
den die Atmosphäre ausübt, und der in beiden Fällen der
gleiche ist, sondern um den Druck, den die entwickelten
Dämpfe ausüben, und der bei stai'ker Verdampiung in nihiger
Luft schnell ansteigen und selbst den Grenzdmck p über-
treffen kann.
Daß Eis im festen Zustande weit unter dem Schmelz-
punkte verdampft, ist eine bekannte Tatsache; sie illustriert
das Veibalten anormaler Körper. —
Der sehr kldne Knick in der DrabkflSdie Hefi aidii im
qnalitatiy richtigen Sinne bereits aas den Regnaoltschen
Beobachtungen über Sättigungsdrücke deduzieren; eine quan-
titative Flrfifnng der Theorie für Wasser ist wiederholt^
zuletzt von Juhlin^) geliefert worden. Man mißt am be-
quemsten die Differenz zwischen den Sättigungsdrucken über
Eis und über unterkühltem Wasser. So fand z. B. Juhlin
für Celsius -Temperaturen r die folgenden in mm Queck-
silber ausgedruckten Drucke.
T 0« —5« —100 —15« —20^ —250
Pfd 4,618 3,203 2,197 1,492 1,005
Psd 4,602 3,068 1,999 1,279 0,806 0,503.
Hieraus folgert Jii hlin fürden links stdir tiden Ausdruck in(91)
den Wert 0,(Ur>9, während die Berechnung der rechten Seite
unter Ivücksieht auf die gewählten Druekoinheiten 0,044 ergibt.
Auf andere Beobachtungen soll nicht eingegangen werden.
§ 23. Yerhalten der Danipf'kurveu und der Adiabaten
beim Passieren der Grenzgeraden.
Sowohl bei normalen, wie bei anormalen Körpern be-
findet Bich ein Gemisch von Dampf und einer anderen
Phase zu beiden Seiten der Grenzgeraden; ea bietet sich
sonach die Frage> wie aich die Dampfkurven über die Grenze
hinweg fortsetzen«
>) Juhlin, Bih. Sv. Vet. Ak. Handb. Bd. 17, Nr. 1, 1891.
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76 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Im Gebiet (f+d) ist
(92) v, = (l-aJi)tf'4-i»it^'«=«'+i»i(t^'~»0>
im Gebiet (s + cQ, falls der obere Index ^ die feste Phase
bezeichnet,
(93) = (1 — a^) t?« + a;^ f/' = I?» + a!« (</' - «®) ,
wobei die nnteren Indices 1 und 2 dio bi^idtn Gebiete
-j- d) und (s + d) unterscheiden sollen. Hieraus iolgt, daß
gleichen x um so größere Gesamtvolumina entsprechen, je
gröller das bezuj2:liche Voluiiun der nicht dampfförmigen
Phase ist. Die Dampf kurven durchsetzen also die Grenz-
gerade mit einem doppelten Knick^ resp. mit einer Stufe.
Dies ergibt auch die direkte AnschauuDg, da die linke
Grenze des ganzen Gebietes, in dem Dampf überhaupt
auftritti d. h. die Kurve x — 0, bei normalen me bei anor^
malen Körpern durch eine gebrochene Linie gegeben wird»
die in den Figuren (14) und (15) deutlich hervortritt. An
diese Grenzkurve schließen sich die den wachsenden x ent-
sprechenden Dampfkurven an und enden mit der rechten
Grenzkurve der Gebiete (f-\-d) und (s + d), welche in der
Grenzgeraden einen einfachen (schwachen) Knick
besitzt.
Außer Dampf tritt bei normalen Körpern noch die
feste Substanz zu beiden Seiten der Grenzgeraden auf;
demgemäß kann man auch die Kurven konstanter Mengen
der festen Phase über die Grenzkurve hin fortsetzen. Auch
diese zeigen eine Stufe, und zwar im allgemeinen von noch
weit größerer Ausdehnung, wie die Betrachtung der Grenz-
kurven (« + /*) gegen (f) und (s + df) gegen (<§ in Fig. 14
ei^ibt» die beide verschwindender Menge fester Substanz
entsprechen.
Ganz dasselbe gilt bei anormalen Körpern für die
flüssige Phase» für welche die Grenzkurven {s-\-f) gtgen {$)
und (f-\-d) gegen {d} in Fig. 15 verschwindender Menge
entsprechen.
Wir können das erhaltene Resultat dahin zusammen-
fassen, daß beim direkten Passieren der Grenzgeraden
die Quantitäten aller Phasen sich sprungweise
andern. —
Digitized by
§ 23. Yerhatten der Dampfkuryen tmd der Adiabaten usw. 77
Noch wesentlicheres Interesse als der Verlauf der
Dampfkurven nächst der Grenzgeraden bietet in mancher
Hinsicht der Verlauf der Adiabaten.
Nach dem Inhalt von § 14 dürfen wir als festgestellt
annehmen, daß die Adiabaten innerhalb des Gebietes (f-^d)
und (s-\~d) — vielleicht außer der unmittelbaren Nachbarschaft
der linken Grrnzkurve — von links nach rechts fallen, daß
also eine adiabatinche Dilatation eine Abkühlung bewirkt.
Das Überschreiten der Grenzgeraden erfordert in jedem
Falle ein Gefrieren oder ein Verdampfen der vorhandenen
Flü.-ssigkeit, denn in dem Gebiet {s-{-ä) ist Flüssigkeit nicht
mehr vorhanden. Bei dem adiahatischen Übergang finden
beide Umwandlungen gleichzeitig statt.
Das Gefrieren einer Flüssigkeit erfordert Wärmeent-
ziehung oder laßt ^Väl•me frei werden, das Verdampfen er-
fordert Wärmezufuhr oder ^verbraucht Wärme ; die Bedin-
gung eines adiabatischen Uberganges ist^ daß sich beide
Prozesse in einer solchen Kombination abspielen, daß kein
Wfirmenberschuß bleibt
Bezeichnen wir die spesifiscbe Yerdampfungswärme mit
Xi, die spezifische Sublimationswärme mit L, die spezifiseihe
SohmelJ&ine mit ü., die MMsen der fest^, der iMiasigen
und der dampfförmigen Phase mit m% m\ so ist die
gestellte Bediogang f&r den Übergmg aus dem Gebiet (f+f^
nach (s+iQ ausgedrückt in den Formeln
(94) - ^ + dm"= 0 , dm» -f bm" ^ 0 ,
wobei die ()m die Zuwachse der betreffenden ]Masse in einem
Teil des Umwandlungsprozeßos bezeichnen. Um diese und
die folgenden Formeln nicht zu komplizieren, ist darauf
verzichtet worden, in der Bezeichnung besonders anzudeuten,
daß dieselben sich speziell auf die Grenzgerade beziehen;
«me Verwechslung ist kaum mügiich.
Da längs der Grenzgeraden /> ^ // und somit 1^ nnd
konstant sind, ao kann man beide i'ormeln über den ge-
samten Ubergang, bei dem
0<mo<«Mi|, j»i>«*'>0,
ist, integrieren, wodurch resultiert
.gg. - K m\ + (m'i - m'i) = 0 ,
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78 I« Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Hierzu kommen die Ausdrücke für die (jesamtvolumina
(96) Fl « »'«J H- , F, = t;<> fw? H- f/'mi' .
Ist nim die Gesamtmenge der Substanz
und daneben die Stelle gegeben, an welcher innerhalb des
Gebietes (f-\-d^ die Grenzgerade erreicht wird, d. h,| sind
die Werte mi. und mjf—Jf— vorgesdirieben^ so be-
stimmen diese Formeln n^, mS und F^^ F,. Insbesondere
eigibt sich, da nach (29^) jl| +/i«»jt, ist^
(97) ^
F, - Fl = «»iiiS - f/ml + t/'K'- »?) = ^ (vHi -v'X^+ tTJi.),
Berücksichtigt man noch die Bezieh nno:en V=Mv und (für
das Grebiet ^-\-d} gültig) m^=(l—ix^)M, so ninunt die letzte
Formel die Grestait an
(98) - i?i= 5-=^ - + i;%) .
Sie ergibt nunmehr direkt die Gr5fie des Sprunges, den v
bei Überscbreitune d^ Grenzgeraden erleidet, und hier-
mit die Stufe« welche ebenda die Adiabaten zeigen. Der
Sprung verschwindet völlig, wenn Sit—O, also li — ^ und
ffi^v^ ist» d. h., wenn die Gebiete (f+d) imd (s+d) in
ihrer ganzen Breite zusammenhängen, und daher der dreifache
Punkt seine Natur verliert Im übrigen verschwindet er an
der rechten Grenzkurve, wo r^l ist, und nimmt in der
Richtung nach der linken zu. Dabei ist aber zu bedenken,
daß die Formel nur den Sprimg für den Übergang aus dem
Gebiete (f+d) in das Gebiet {s-^d) angibt und für die
Grenze gegen das Gebiet (s-^-f) ihre Bedeutui^ verli^
Bei dem Ubergang in umgekehrter Richtung, d. h. aus
dem Gebiete + nacli {f-{-(T}, muß die feste Phase teils
durch Schmelzen, teils durch Verdampfen verschwinden; es
treten sonach an Stelle von (94) die Bedingungen
wobei die Grenzen füi' )n^\ m', m" sich auä dem Schema er-
geben
Digitized by
§ 24. Das mdifferenie Gleichgewicht einer Dampfatmosphäre. 79
nii>m9>0, 0<m'<mif mS^m'^^m^.
Man erhalt sonach
(mi'- mi) = 0 , - mj-i- (mi - m^') = 0,
wozu die Mheren Foimebi (96) treten. Hierana folgt
Besiehnngen, die natnrlich auch direkt durch ümfoiznung
aua (97) zu erhalten geweaen aein wfirden«
§ 24. Das IndilTereiite Oleiebgewiclit einer
1) a iiip fatuiosphäre.
Wir haben in § 81 des erstea Bandes die W. Thom-
son sehe Hypotheae verfolgt, daß innerhalb der Atmosphären
der Weltkörper, veranlaßt durch die fortgesetzt in denselben
stattfindenden Strömungen, stets nahezu derselbe Zustand
herrsche, wie in eineni ruhenden Gas, zwischen dessen
Unabhängigen die Gleichung der Adiabate besteht.
Wir wollen behufs Anwendung der vorstehenden Re-
sultat<? diese Hypothese nunmehr in dem Falle einer Atmo-
sphäre aus reinem Dampf vei-folgfcn unter der speziellen
Annahme, daß an der Obei-fläche des \V eitkörpers der Dampf
überhitzt, also von flüssigen und festen Beimengungen frei
ist. Dieser Fall ist, wie sich zeigen wird, der allgemeinste
und enthält die anderen in sich.
Das Gesetz der Druckabnahme lautet nach Formel (139)
in lid. 1, § 81
(99) g(jjdr^-vdp,
wobei M den Radius des Weltkörpers und g die Beschleu-
nigung an seiner Oberfläche, r aber den Abstand des betrach-
teten Punktes vom Zentmra des Wcltkörper? bezeichnet.
Um die Betrachtung zu vereinfachen, wollen wir Druck
und Temperatur an der Oberfläche so vorgeschrieben denken,
daß auf den Dampf das Boyle-Gay Lussacsche Gesetz
angewendet werden kann. In diesem Falle gilt für die
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80 KapiteL Eine Komponente in mehreren Phasen.
Tcmperatui- i} innerhalb desjenigen Bereiches, wo sich der
Dampf überhitzt verhält^ nach Formel (142) in § 81 Bd. I
das Gesetz
(100) gB^i-'^^-rA^o-^).
und mit der Temperatin ist der Drack verknüpft doidi die
Gleichung (143) der Adiabate
(101) ^/jp^-i Konst. = ^':,!vl-'^ ,
y in der sich die Konstante durch die
Werte i>o ^ Oberfläche des
>\ Weltkörpers bestimmt.
Der Anfangszustand ist in Fig. 16,
ff*dJ die, wie 14 und 15 ein r j?-Koordinaten-
\ System voraussetzt, dargestellt durch
V\ den Punkt .'X in dem Gebiete (iJ) des
(i^-t-dj \ ^S». überhitzten Dampfes. Die von ihm
\ ausdrehende Adiabate verlaüt das Be-
Fig. 1«. reich des gesättigten Dampfes da, wo
sie die rechte Grenzknrve des Ver-
dampfuiigs- resp. des Sublimationsgebietes schneidet, d. h. in
dem Punkte ßy dessen p und §^ sich aus der Kombination
der Gleichung (101) der Adiabate mit einer der Gleichungen
G^fd{Py^)-^0 oder (?«itP,^) = 0
zwischen Temperatur und Sättigungsdruck berechnen. Wir be-
zeichnen die auf diese W^eise bestimmten Werte von und
p durch und pß und das aus sich ergebende r durch r^.
Wir wollen nunmehr annehmen^ daB die so gefundene
Temperatur ^ß oberlialb der Temperatur ^ des dreifachen
Punktes und somit oberhalb der in § 22 besprochenen
Grenzgeraden liegt; in diesem FaUe bezeichnet das Ver-
lassen des Gebietes d die Bildung von Flüssigkeit, die wir
trotz der Gravitation in Nebeltrdpfchen schwebend denken
dürfen.
Da nach den eingangs gemachten Annahmen das spezi-
fische Vrlumen v" des Dampfes sehr groß ist gegen das
spezifische Volumen der koexistierenden Flüssigkeit, so
Mt sich in der allgemein für das Gebiet {f+d) geltenden
Formel Jft; = w't^ H-w'V
Digiti^cü by
% 24. Das mdürereate Gkichgewicht einer Damp&tmoephftxe. 81
das erste Glied unterdrücken und schreiben
(102) Jlft;,=/»V', t^i=«,v".
Die Gleichung der Adiabaten für das Gebiet
lautet nach (58 2) in den S. 4ü eingeführten Bezeichnungen,
&ll8 Ci eine Konstante bedeutet,
(103) (7i-F'ln(d) + i^,
wobei nach (46) bei der VernachlässiguDg von ir" neben gilt
(104)
Die Kombination der drei Gleichoi^;^ (102)^ (103)
und (104) eigibt
C,«y'in(i5^) + i;i^,
also, da (\ mit dem v in der allgemeinen Formel (9d)
identisch ist,
[C-ynrnd» 9{^Jdr.
Die Integration liefert hiertine^ fiüls hi eine neue Kon-
stante ist^
(106) nC,-y\H»)-i)i=k,+g^,
T
und damit den Zusammenhang zwischen und r für das
Gebiet (/-fr?).
Die Koostante (\ bestimmt sich aus (103), indem man
rechts die der Nebelgrenze entsprechenden Werte =
h = Xißi Xi = \ einsetzt; analog ergibt sich aus (105),
indem man auch noch r = rß macht.
Der Zustand der Atmosphäre folgt der Formel (105)
bis in eine Höhe, in dei die Temperatur gleich derjenigen B
des dieifachen Punktes wird, resp. Vn^ die Adiabate die
Grenzgerade erreicht, was in dem Tuiikte e der Fig. 16
geschehen möge. Uber den weiteren Verlauf, d. h. über
den Durchtritt der Adiabate durch die Grenzgerade aus
dem Gebiet {f-^d) des Nebels in das Gebiet (s-\-d) des
Reifes ist im vorigen Abschnitt gehandelt. Nach dem dort
Voigt, Tbermodynamik. II. ^
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82 Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Abgeleiteten springt dabei die Dampfmenge m", resp. das
y^illtnis m"IM^x um emen Betrag ,
(106) av-«.«=(l-«J^,
(wobei der Index y die Austrittsstelle der Adiabaten be-
zeiehnet) und das spessifiaohe Volumen um
(107) v,-%^ (^k^ - 1;' + 1/%) ;
hierin sind die X und v sämtlich fOr d. h. £ar die
Gieiizgerade zu nehmen.
Da längs Bf der Druck konstant gleich p ist, so ent-
spricht diesem Übergang über die Grenzgerade nach (99)
Irain Zuwachs vonr; in einer (reinen) Dampf atmosphäre
findet scnf^cli ein plötzlicher Übergang aus dem
Bereich des Nebels in dasjenige des Reifes statt,
keineswegs, wie man zunächst erwarten möchte,
eine Vermittlung beider Bereiche durch eine Schicht,
in der der Nebel allmählich durch £ei£ verdrängt
wird.
Für das Reifgebiet {s-\-d) ist die oben für das Nebel-
gebiet {f-\-d) angestellte Überlegung einfach zu wiederholen;
es gilt hier demgemäß in verständlicher Bezeichnung
also
108) *[C4_yO(in(^)_l)]_i,+,^.
Die Konstante bestimmt sich durch Anwendung der
ersten, Tc^ durch Anwendung der zweiten dieser Gleichungen
auf die Stelle wobei zu beachten, daB sich zwar Xf von x^f
nicht aber i?y, von i?,, unterscheidet.
Hiermit ist das Gesetz, das mit r verbindet, in seiner
ganzen Ausdehnung abgeleitet; das Gesetz für p folgt da-
raus vormittelst der für die Gebiete {f-\-d) und (s + tf)
charakteristi seilen Gleichungen G/d(jh (^) ^ 0 und Gsddh ^•
Die numerische Anwendung erfordert keine empirischen
Gesetze weiter, als bereits herangezogen sind, sondern nur
die Zahlwerte der Umwandlungswärmen für die Ubergangs-
Digidzca by
% 24. Bas indifferente Gleichgewicht einer Dampfaimosphilre. SB
temperaturen ^ß, t?y = ^,. Nur wenn man außer i> und j)
auch die Dichte des Dampfes in verschiedenen Entfernungen
berechnen will^ muB mau noch eine empirische Fonnel oder
eine Tabelle heranziehen.
Da alle Gase bei hinreichend niedriger Temperfitiir
sich wie Dämpfe verhalten, so haben diese Resultate immer-
hin eine gewisse allgemeine Bedeuturiir. Ein noch größeres
Interesse erregt indessen die Unteisuchune: des analogen
Problems für ein Gemisch aus euiem Gas und einem Dampf,
das wir nunmehr in Angrifi' nehmen woüen.
6*
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IV. Abschnitt
Ein Gemisch ans einem idealen Gas nnd
einem verdampfenden Körper.
§ 25. Das Gebiet des überUtsten Dampfes.
läne Reihe wichtiger Vorgange in unserer Atmosphäre
beruht auf deren Gehalt an Wafifierdampf. Dieser Umstand
wd es reohtfciligen^ daß wir tms mit den thermo-dynami-
sehen E^nschaften eines Gemisches eines idealen Gases
mit einem der Verdampfung fähigen Körper, d. h. also mit
überhitztem Dampf sowie mit gesättigtem Dampf und flüs-
siger oder fester Substanz, etwas eingehender beschäftigen.
^ Als fundamentale Annahme führen wir ein, daß zwislen
dem idealen Gas und der Beimengung keinerlei Wechsel-
^vi^kungen stattfindrn, so daß insbesondere (worauf wir
weiter unten bei der systematischen Betrachtung der Ge-
mische näher eingehen werden) der Druck, die Enerixif
und die illntropie des Gemisches sich dadurch be-
stimmen lassen, daß man in dem gegebenen Raum V
erst das Gas allein, sodann die verdampfbare Sub-
stanz allein der geforderten Temperatur ^ ausgesetzt
denkt, ihre Drucke, Energien, Entropien berechnet
und sodann die Summen der analogen Größen für
die Bestandteile des Gemisches bildet.
Es werden demgemäß auch die Grenzen der verschie-
denen Phasenbereiche für die verdam|)ibare Substanz sich
nach denselben Prinzipien bestimmen, als wenn letztere allein
vorhanden wäre, und da das ideale Gas in allen Phasen das-
selbe ist, so werden wii' die Zustände des Gemisches über-
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§ 25. Dm Gebiet dee Oberhitzten Dampfes.
85
baupt passend in der ri^-Ebeiie für den verdampfbaren Be-
staudtdl darstellen. Die schematischen Figuren 14 bis 16
behalten sonach ihre Gültigkeit für die folgenden Unter-
suchungen; nur ist in jedem Gebiet den Phasen (s), (/*), (d)
noch das ideale Gas koexistierend und dc'mL':emaß der Ver-
lauf der Grenzkurven quantitativ geändert zu denken.
Was die Bezeichnungen angeht, so wollen wir fnr die
verdanipfbare Substanz die früheren Symbole beibehalten,
nur ihre ganze Masse mit m statt mit M bezeichnen, für
das ideale Gas aber deutsche Buchstaben anwenden. Die
Gesamtmasse M ist hiernach also entweder gegeben durch
M—m-\-m^
oder, wenn wir die festen, flüssigen und dampfförmigen An-
teile von m einführen, durch
M^m-^m^ -\-m'-\-m" . —
Wir beginnen mit der üntersuchung des Falles, daß
der Dampf sich im überhitzten Zustand befindet, d. b. mit
Vorgängen im Gebiete (d). Interesse bieten dabei für uns
allein so niedrige Werte des Dampfdruckes, daß wir auf
den Dampf ebenso, wie auf das ideale Gas, das Boyle-Gay
LussacBche Gesetz anwenden dürfen. Wir schreiben dem-
gemäß
(109) pV^ml^, pV^mh^,
woraus folgt
(110) FV^^MB^,
falls
(111) F=j> + p
den Gesamtdruck,
(112) MB^mh-^mh
die Konstante B des Gemisches definiert. Die Tsopiesteii
des Gemisches sind hiernach in dem (^iebiet (ä) ebenso Ge-
rade duich den Koordinatenanfangspunkt, wie für ein ein-
iaches Gas oder tür den reinen überhitzten Dampf
Betrachtet man für den Dampf auch als konstant
imd die Energie (bis auf eine in E einzubeziehende Kon-
stante) wie für ideale Gase nach Bd. I, § 58 durch my^ü
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86 i. Ikapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
gegeben^ so ist die Gesamtenergie des Gemisches
(113) JE^3ir,Ü,
wobei
(lU) JI£/;=»iy,+mCp;
analog gilt fflr die Entropie
(115) ir== M[r, In {&) + B ln(F)] .
Beide Ausdrücke stellen die Summen der för die beiden
Teile des Gemisches gültigen Werte dar.
Die Adiabaten des Gemisches in dem Gebiet (<f) sind
sonach durch die Gleiohmig
(1 16) r,hi(^) + :Bbi( F) «Konst
gegeben, oder falls man die Beziehungen
(117) j?=i;-r„ ic«r,/r., Mr,^mY,+mcp
einfahrt^ durch
(118) m'^-m^C.
Da diese Formeln keine Eigenschafben des Dampfes
b< iititzen^ die ein Gas nicht auch besitzt^ so sind sie na-
türlich auch für das Gemisch zweier Gase gültig und ohne
weiteres auf eines mehrerer Gase zu erweitern. —
Bei der Anwendung auf atmosphärische Vorgänge ist
in Tinseren Fonnehi die Beimengung an verdampf barer Sub-
stSLiiz jederzeit als sehr klein zu betrachten. Wir werden
demgemäß hier, wie später, p neben p oder P, m
neben m oder M vernachlässigen und in Formel (115)
auch mit Cv und B mit ^ = Cp — c« vertauschen
dürfen.
So ergibt sich für die Entropie t] der Masseneinheit
(119) 7-cla(i»)H-((^-C)ln(F)
oder bei BOoksioht «rf (110) und bei Einfahnmg der Be-
Zeichnung
unter etwas geänderter Bedeutung der in einbezogenen
additiven Konstanten
(120) i,-C,(ln(d)-^ln(P)).
^ j . -Li by Google
§ 36. Die Kondeiiflaiioii8gT6iize. 87
Die GleichuDg der Adiabate durch einen Ausgangspunkt ex,
im Gebiete {d) folgt hieraus, indem man links für rj den Wert
des rechiBstehenden Ausdruckes^ gebildet för die Stelle
einsetzt.
Zum Zwecke der Diskussioii der Formeln setzen wir
bequem
(121) ln(^)-e, ln(P)-iT
und erhalten so aus (120)
(122) i? = c^(e-^^/l).
§ 26. Hie KandensatioiisgTeiize.
Das Gebiet (d) \>t nach S. 80 oberhalb der Tempe-
ratur ^ des dreifarli( II T^mktes gegen das Gebiet it-^-d)
abgegrenzt durch die ilurve von der Gleichung
(123) ö/rf(p,i^)-0, *>5,
unterhalb ^ gegen das Gebiet {s-\-d) durch die Kurve
(124) G^(p,^)^Q,
wir können dabei annehmen, daß G/d>0, G,d> 0 dem Ge-
biet (d), Gfd<0 dem Gebiet {f+(T), G,i<0 dem Gebiet
entsprechen.
Crelangt man also auf irgend einer Kurve über eine
dieser (3rrenzen, so wird damit das Grebiet des übeiliitKten
Dampfes verlassen und ein Kondensationsgebiet betreten.
Nun ist nach (109^) und (110)
(126) P—MB'
die Grenze g^;en (/'+<Q wird also eneicht, wenn (abneh-
mend)
die Grenze gegen (s-i-d), wenn ebenso
wurd.
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88 I* KapiteL Eine Komponente in mehreren Phasen.
Unter den verschiedenen Wegen, um von einem ge-
erebenen Anfangszustanfl oi im Gebiet {d) nach der Konden-
sationsgrenze zu gelangen, sind natürlich die Ts()])\ Isiien,
Isothermen, Isopicsten imd Adiabaten durch einfaehe Keali-
ftierbarkeit ausgezeichnet. Besondere praktische üedeutiuig
besitzen die beiden letzten.
Auf einer Isopieste bewegen wir da^ Gemisch, wenn wir
es bei unverändertem Druck abkühlen; so verhält sich z.B.
der Teil der Atmosphäre in der Umgebung eines allmählich
abgekühlten festen Korpers. Nach dem zu (112) Gesagten
bleiben hierbei mit dem Gesamtdruck P auch die l'aitial-
drucke p und p konstant. Wenn die Grenzkurve er-
rdcht ist, findet Tau- oder Beifbildung statte die auf dem
eiDgetauohten Kdrper sichtbar gemacht werden kann, und
aus der Temperatur, bei der dieser Vorgang eintritt , kann
man auf den Gebalt der Luft an Dampf in dem Ausgangs-
zustand 0^ sebließea (Prinzip des Daniell sehen Hygro-
meters.) In der Tat ergibt sich aus der Formel (123) resp.
(124) der zu dem beobachteten Tan- oder Beifpunkt ge-
hörige Sattigungsdmdc p des Dampfes, und dieser ist nach
dem vorstehenden identisch mit dem faktischen Dampfdruck
im Ausgangszustand a; kennt man nun noch den Gesamt-
druck P der Luit-Dfunp&tmospbare und das Verhältnis der
Konstanten h und B resp« B, so erhält man m/Jf gegeben
durch die Formel
m pB
Im Falle der Erdatmosphäre kami man dabei wegen
der geringen Größe von })i neben m, M mit m und B mit
h vertauschen, also schi*eiben
m _ ph
m~Fb'
Benutzt mau weiter den bekannten Wert von m für
ein Kubikmeter, so erhält man m gleichfalls auf das Kubik-
meter bezogen und hierdurch die sogenannte absolute
Feuchtiß-keit der Luft; bei Division durch den bei gleicher
Temperatur möglichen maximalen Wert nifi von ?Ji, welcher
der Stelle d in Fig. 16 entspricht, folgt auch die sogenannte
relative Feuchtigkeit mjmf^^qj.
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§ 27« Gasy Dampf und flünige oder feste Substanz. 89
§ 27. Ou, Bampf und flüssige oder feste Substanz.
Wenn nach der in § 25 einji^cführten Annahino boi
den betrachteten Teniperaturen der überhitzte Dampf das
Boyle-Gay Lussacsche Gesetz befolgt, so gilt das gleiche
aiu ii in den gleich temperierten Gebieten des gesättigten
Daiiipfes, wo ja der Dampf denselben Zustand hat, wie in
den, gleichen i^ entsprechenden Stellen der rechten Grenz-
kurve des Verdampf nngsgobietes. Nimmt man hinzu, dali
in den betrachteten Tempeiaturgrenzen das von der festen
oder flüssigen Substanz eingenommene Volumen gegenüber
dem Gesamtvolumen verna<£la6sigt werden darf^ so k&inen
fQr Gas und Dampf die Formdn von § 25 beibehalten
werden, nur mit dem Unteraohied, daß je tat die Dampf-
menge nicht mehr konstant gleich m ist, sondern
von Ort zu Ort wechselt. Wir schreiben demgemäß för
die Gebiete (f-i-d) und {s-\^d) jetzt statt (109)
(126) py-f*^"^^, pV=mbüy
wobei nun p den der Temperatur ^ entspFecbenden Sätti-
gungsdruck bezeichnet
Hieraus ergibt sich, daß der Gesamtdruck P des Ge-
misches in diesen Gebieten nicht mehr nnf Geraden durch
den Koordiuatenantkng konstant ist Schi-eiben wir näm-
lich analog zu (HO)
(127) PV^MB'^,
so ist
nimmt also mit der Entfern iiug von der reeliten Grenzkurve
ab; die Isopiesten des Gemisches sind somit, verglichen mit
den genannten Geraden, nach o})en (j^- krümmt. Dies folgt
auch direkt aus der Beziehunij 'P^p-^\)^ wenn man bedenkt,
daß p auf Geraden durch (h>n ivoordinatenanfang, p aber
auf horizontalen Geraden konstant ist.
Für die Entropie des Gemisches erhalten wir direkt
durch Addition der Entropien seiner Best<mdteile nach (115)
und (582) t)ei Einbeziehung einer additiven Konstante in
das Syiiibol //
(128) m (c ln(^) + b ln( Pf) ) -h w if hi(^) + ^) ,
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90 I. Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
wobei y und X fiir die Gebiete {f+d) und (8-{-d) m Näherer
Weise zu spezialisioren '-ind.
Wegen pF-^mb// =^ m {Cp — Q und m x = tn" er^bt die
letzte Formel bei anderer Bestimmung der additiven Kon-
Btanten in R auch
Im"
(129) JSr- (m + m y ) - mB In + ,
worin nach (126)
iBty also m" durch p und )> ausgedrückt werden kann.
Beschranken wir uns wieder auf die frühere Annfiherung
und vernachlässigen m neben m oder p neben p oder
P, kürzen au<^ hjh in v sh, so können wur als tfir die
Masseneinbeit des Gemisches gültig bilden
(131) i,-c,ln(«)-((>-c)lii(P) + ^^P.
Bei Einführung der Substitution (121) eigiebt dies
(132) ,-.c,(©-^^i7)+Wpi''^+'".
Hierin ist die Yerdampfungswärme und der Druck p
des in den betrachteten Gebieten gesättigten Dampfes nicht
von II, sondern nur von & abhängig.
§ 28. Übergang Aber die Orenzgeiade
Auf der Grenze zwischen den Ctebieten {f-\-d) und
(s-f df) ist die Temperatur konstant gleich es ändert sich
aber beim Übergang von einem Punkt des oberen zn einem
ihm nicht gegenüber liegenden Punkt des unteren Gebietes
mit dem Volumen V der Gesmatdruck P (während der Partial-
druck p des gesättigten Dampfes konstant bleibt) gemäß der
bereits 8. 77 besprochenen Umwandlung der flüssigen in
feste und dampfiEörmige oder der festen in flüssige und
dampfförmige Substanz. Ifiemadi ergibt sich för die zu
einer Zustandsänderung längs der Grenzgeraden erforderliche
Wärmezufuhr der Ausdnvf
iidö) äQ=-^d F4- \ dm" — X, dm^ ;
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§ 28. Übergang über die Grenzgerade d = ^. 91
darin sind die beiden letzten Giieder die bereits auf 8. 77
in Rechnung gesetsten und beziehen sich auf die verdaii^-
bare Subetimz; das erste Glied wird durch das ideale Gas
bedingt; för welches bei konstanter Temperatur die Wfirme-
nnd &e Arbeitszufuhr sich zu NuU ergänzen.
Die Striche fiber dQ und den X weisen auf die Grenz-
gerade hin.
Hieraus folgt für die Entropieanderung
•TW inhdV \dm" \dm^
dH^—^ + —^
oder da die Integratfon bei konstanter Temperatur 5 zu
nehmen ist, hierbei aber dVIV^dp/p ist und Ii
konstant sind^ biB auf eine irreleTante Konstante
(134) n m6hi(«+'';"'
Pur uns handelt es sich, wie auf 8. 78, in erster
Linie um den doppelten Knick ey der Adiabaten in Fig. 16
beim Passieren der Grenzgeraden; vir haben also die vor-
stehende Formel auf die Ski Ion ^ und y gleicher Entropie
anzuwenden, wodurch folgte da mJ^O ist^
mh 5 '-'^ K- O -
Hierin ist mj = m — w^' und außerdem für m'y, nig je
der aus (130) folgende Wert zu setzen; dies eigibti da auch
Ai+i,«»^ ist,
(136) „,bi^la|)+i.«. + m.^(^-^)
p, Ii, X2, Js sind ohne Indices e oder y gelassen^ da sie
längs der ganzen Grenzgeraden denselben Wert haben.
Bei Einführung der früheren Vernachlässigungen wird
hieraus
und unter Benutzung der Substitution (121) und einer neuen
Abkürzung
= 0.
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92 I- Kapitel. Eine Komponente in mehreren Plmsen.
für die absolute Feachtigkeit aooh
(137) (c,-c,)(n,-n.)+^-\-''^(j7f^^^^
4
Ist also der Emtrittspunkt der Adiabaten in die Grenz-
gerade und damit 77« gegeben, so bestimmt diese Formel 77^
und damit den Austrittspankt
§ 29. Die Uertzsciie AdiabatentafeL
Eine Diskussion der vorstehend entwickelten Adiabaten-
ffleiehungen ist wegen deren Komplikation durchaus unmdg-
sind doch u. a. die in ihnen auftretenden Funktionen
p und X in ihrer Abhängigkeit von i^ nur durch Interpolations-
f ormeln dargestellt Wegen gewisser wichtiger Anwendungen
der Formet hat H. Hertz ihre Di^ussion durch ein
graphisches Verfahren ermöglicht, das wir, als vorbildlich
für die Überwindung der genannten in der Thermodynamik
häu^er auftretenden Schwierigkeit, etwas genauer besprechen
wollen* Als verdampfbeue Substanz ist Wasser voraus-
gesetzt, es ist also ^ss27B, f=0^ Celsius.
In der am Schluß des Bandes beigegebenen Tafel, die
der von Hertz konstruierten nachgebildet ist, sind in einem
770-Koordinaten8y8tem [//=ln(P), (9 = ln(^)] erstens
vertikale und horizontale Gerade eingetragen, die einem
Fortschreiten von P um 10 mm Hg (Quecksilbei druck), von
oder T um 1^ Celsius entsprechen. Der Anfangspunkt
links unten entspricht P= 300 mm Hg, ^ — 20 *' Celsius.
Die mit 0^ bezeichnete Horizontale entspricht der Grenz*
geraden dem früheren i?^- Koordinatensystem.
Zweitens befindet sich darin ein System äquidistanter
Geraden, die der Gleichung
(«) ,-c,(0— ^^/^)
entsprechen, die Adiabaten -des Gebietes (d) im Koordinaten-
system C/, und f beziehen sich auf Luft; demgemäß ist
C|) = 0, 2375 c7, f = l,40 vorausgesetzt.
') Hertz, Meteor. Zeitsclu-. Bd. i, S. 421, 1884.
% 29. Die Hertssche Adiabatentafel.
93
Eine der Geraden ist mit dem Buchstaben <x bezeichnet;
es mögen demgemäß auch alle Kurven des Systems «-Adia-
baten genannt werden. Der Abstand der verschiedenen
<:\-Gorndon ist 80 gewählt, daf' er einer Zunahme clor in
technij?chen und thermischen P^inheiten gemessenen Entropie
eines Kilogramms nm 0,0025 kg-Kalorien entspricht.
Drittens findet sich in der obern Hälfte der Tafel^
d. h. für t^>^ odet t>0<* CelsiuSy ein System von Adiabaten
des Gebietes deren Gleichung nach (132) gegeben
ist durch
Dabei ist nach einer von Clausius angegebenen
abgekürzten Formel
607 -0,708 t
berechnet, für p sind die Werte aus der Tabelle auf S. 68
benutzt. Eine der Kurven, die gemäß dem an einer von
ihnen befindlichen BiK listnben als Adiabaten bezeichnet
werden mögen, ist durch den Punkt ts»Oj 760 nun ge^
zeichnet; der Zuwachs von t^^ von der einen zar andern
ist wiederum 0,0025 kg -Kalorien.
Viertens ist in der unteren Hälfte der Tafel^ d. h. für
^<#, r«)* Celsius ein System Adiabaten des Gebietes
{s-^d} eingetragen^ ffir welches die Gleichung nach (132)
lautet
(y) V2^^p[^ — f~nj-\-vitPie
Die Zahlwerte der ParanKtf^r sind dieselben wie zuvor;
ist angenähert gleich -!-/.,, ^sobei für der oben an-
gegebene Wert, für aber 80 gesetzt ist. Eine der Knrv^en,
die nach dem an die eine von ihnen sresetzten Buclistabcn als
/-Adiabaten bezeichnet werden mögen, ist diircli den Punkt
T = 0, P= 760 mm gezeichnet, der Zuwachs von j/g v^)*^ einer
zur andern ist derselbe wie zuvor von ?/,.
Fünftens ist ein System punktierter Kurven gezeichnet,
welche den maximalen Gehalt an Wasser abzulesen gestatten,
den bei gegebenen P und // ein kg Luft aufzunehmen ver-
mag. Die Gleichung (125)
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94 Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
mb
MB'
in der nach dem Früheren MB mit mb vertauscht werden
daif^ gibt einen im Gebiet (d) stets geltouden Zusammen»
hang zwischen der dampfförmig vorhandenen Wassermenge m
und deren Partialdruck p; sie gilt auch für den Sättigungs-
znstand und liefert hier durch
In F
den maximalen Wert {niulm) = jUu von m/m.
Der Sättigungsdruck ist durch die Formeln (123) und
(124) für ^> & und i^<5 mit der Temperatur verbunden.
Setzt mm noch m 1 kg und gleich einer Konstanten,
so gibt
vp
M ^--^-^
dne Gleidiung zwischen P und ^ allein, beflftimmt also nach
ESnfGhrung von ln(i>) =0, ln(P)a-27 eine Kurve in unserem
Koordinatensystem, auf der der maximale Wassergehalt den-
selben Wert besitzt
Die Kurven der Tafel sind für Werte von /i^ gezeichnet,
die von Kurve zu Kurve um 1 Gramm fortscfaratten; die
Zahlen 5, 10, 15, die an einigen angebracht sind, be-
ziehen sich auf diiese Grammzahl.
Die kleine Nebentafel enthält eine graphische Dar-
stellung der Formel (137), d. h. der Gleichung
(.) (t,_c)(fl,-j7.)+/^+ ^?(iir°'-i,r"j-o,
und zwar ist TT^ als Abszisse^ als — nach unten positiv
gezählte — Ordinate gewählt^ Hg ist als konstanter Parameter
geführt. Dabei sind von nur Werte berücksichtigt, die
kleiner (im Gienzfall gleich) sind als die (bei der Temperatur #
der Grenzgeraden und bei dem vorliegenden Druck) mög-
lichen maximalen Zahlen die sich aus den Schnitt-
punkten des punktierten Kurvensystems der Hanpttafel mit
der Horizontalen t = 0, d. h, ^ — ^ ablesen lassen. /i = /*^
entspricht 17, ^ U^, denn für U, ^ Ily wird die Formd (e) zu
Digiti^cü by
% 80. Verwendung der Hertz sehen Adiabaientafel. 95
was nach Formel (17) den Maximalwert von /i für p«jp
liefert
§ 30. Terwendunj? der Hertz sehen Adiabateiitafel.
Die b( s{>rocheneii Knrvensysteme geben die graphische
Darstellung aller der Adiabatengleichungen in den verschie-
denen Gebieten, Sie «gestatten somit alle Fragen zu be-
antworten, die jene zu )r> ( n orlauben, insbesondere auch
Aufschluß zu geben ül»or die Zustande, die in einem Luft-
Was&ergeiiiisch bei iridiüerentem Gleichgewicht, d. h. also unter
Herrschaft der Adiabaten^leichuug, sich aneinander reihen,
wenn der Zustand, d. h. also Druck, Temperatur, Feuchtig-
keit an ircend einer Stelle vorgeschrieben ist. Diese Frage
bcbilzt in betreff der Erdatmosphäre, wie wir sehen werden,
ein grciies . Interesse. Die beigelegte Tafel gibt durch die
stark eingetragene gepunktete linie die Losung dieser
Frage für ein beBtimmtes Zahlensystem'^, um die Methode
der Anwendmig an einem Beispiel zn zeigen.
Gegeben gedacht ist für- eine beliebige Stelle » ein
Wertsystem
i?« = 301, P« = 750 mm Hg, 9?« =0,5;
die letzte Zahl sagt ans» daß die als Dampf in der Luft enthal-
tene Flüssigkeitsmenge 50 Proz. der maarimalen b^ragL IHe
Zahlen Ta = 28®, P^^»» 750 mm bestimmen den oberen An-
fangspunkt der starken punktierten Linie in der Tafel. Durch
ihn geht die schwaclie punktierte Kurve 22 ; es ist also -~ 22 g
die größte Flüs'^iirkeitsmenge, die ein kg Luft unter den an-
g< ^ebenen Verhältnissen in Dampfform zu halten vermag,
und die Zahl qj^ = 0,b sagt aus^ daß faktiBch nur 11 g vor-
handen sind.
Da die Luft hier noch nicht mit Feuchtigkeit gesättigt
ist, so liegt der Ausgaugszustand (oc) in dem Gebiet (d) des
überhitzten Dampfes, wie das bei den aiigemeinen Uber-
legungen der letzten Paragraphen resp. in Fig. IG voraus-
gesetzt war. Die ihm zugehörige Adiabate ist demgemäß
die Gerade der Gattmig oc, die durch den Ausgangs-
puidit geht.
Digiii^ca by Google
96 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
FolL'^en wir ihr iii der Richtuiie: nach unten, d. h. nach
niedrigeren Drucken, so passieren wir gieichzeiti<r abnehmende
maximale Feuchtigkeiten. Auf dem Schnittpunkt der tx-
Adinbate mit der Kurve //„ = 11 ist die maximale Flüssi^-
keitsmenge der wiiklich vorhandenen gleich: der Dajupf ist
gesättigt, und der erreichte Zustand {p) liegt auf der Kon-
densationsgrenze. Da derselbe bei einer Temperatur von
etwas über 13 ^ C, d. h. für ein > ^, erreicht ist, so beginnt
die Kondensation von Fiü&sigkeit, und ß liegt auf der
Grenze nach dem Gebiet (f-\-d) (Fig. 16); Nebelbildung tritt
ein, der Druck ist gleichzeitig etwa 6 10 mm Ilg.
Die noch weiter sinkendem Druck entsprechenden Zu-
stSnde liegen auf der durch die erreichte Stelle der Tafel
gehenden jS-Adiabaten. Die Temperatur nimmt jetzt im Ver-
hältnis «im Druck langeamer ab als zuvor.
Die -Adiabaten fahren nur bis zur Grenzgeraden
t^O^ 0^ und die beschrittene erreicht jene Grenze in dem
früher mit e bezeichneten Punkt bei einem Druck von etwas
mehr als 470 mm Hg. Dies ist der Ausgangswert für den
Übergang durch die Gren^erade^ den zu verfolgen die
Nebentafel dient. Wir gehen von dem erreichten Punkt der
Grenzgeraden vertikal hmab bis zur oberen Grenze des darin
verzeichneten Kurvensystems. Der hier erreichte Punkt
entspricht ju^t und P,; gehen wir den gezeichneten Kurven
parallel bis zu der Ordinate — der Anzahl Gramme
Wasser, die 1 kg Luft nach unserer Annahme faktisch ent-
hält, — so bezeichnet der erreichte Punkt einen Abszissenwert,
der Py entspricht. Gehen wir hiervon wieder vertikal hinauf
zur Grenzgeraden, so ist der Punkt {y) unserer früheren
Bezeichnimg erreicht (Fi^. 16). Jetzt ist di*' «ranze Fliissitr-
keit in Reif- und Daniplt'orm vorhanden, und tiir den wei-
teren Verlauf gewinnen die ^-Adiabaten Geltung. Die Ab-
nahme der Temperatur relativ zum Druck findet hier merk-
lich ebenso statt, wie auf den />-Adiabaten.
Die stark punktierte Kurve gestattet hiernach, fiir jeden
erreichten k die zugeh^iriLn- Temperatur und den zuge-
hörigen Maximalwert ju^t dampffurinigen Wassers abzulesen.
Der letztere ist auf den ß- und 7-Adiabaten auch wirklieh
in Damptionu vorhanden; die Differenz gegen das gesamte
vorhandene (bei unserm Beispiel 11 gr) gibt die in Nebel-
oder Reifform übei-geführte Masse an.
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$ 30». Verwendung der Hertz sehen AdiabaientafeL 97
Auch über die an jeder Stelle s^tattfindendc Dichte dos
GemiBches kann man ^^ic^h ohne Rechnung eine AiischüiiutiL-;
bildeu. Bezeichnet man dieselbe mit d, so gilt nach (110)
also bei £iuiüiu:ung der Substitution (121)
^(6} ln(^d)-iZ-e.
Die Kurven konstanter Dichte sind also Gerade, und
man könnte leicht die einem beliebigen S) öt^iui \ on <)- Werten
entsprechenden Linien in die Tafel eintragen. Um die Tafel
nicht zu überfüllen, ist indessen nur eine einzige dieser Ge-
raden mit der Bezeichnung d au&enommen worden, die ge-
stattet^ die Yerh<nisse der Diäten di und ^ in zwei be-
liebigen Punkten der Talel> d. h. in zwei beliebigen Zustanden
1 UM 2 in ein&dier Weise zu veigleiehen.
Hierzu bat man (etwa mit Hilfe eines angelegten
Lineels) die Schnittpunkte der beiden Parallelen zu der
^-Geraden durdi die Stellen 1 und 2 mit der Horizontalen
T»0 aufzusudlien und die ihnen entsprechenden Abazissen*
werte und abzulesen; es ist dann ^ td^ =Pi :p2, denn
die Dichten in den Schnittpunkten sind dieselben, wie in
den untersuchten Punkten, und bei gleichen Temperaturen
(tj —Tj « T = 0) verhalten sich die Dichten wie die Drucke. —
Im vorstehenden Ist der Ausgai^punkt a der Betrach-
tung in dem Bereich (d) liegend angenommen; derselbe würde
in das Gebiet if+d) oder fallen, wenn man bei
mit Feuchtigkeit gesättigter Luft die Anfangstemperatur
höher oder tiefer als 0^ Celsius festsetzte. Da derartige
Punkte aber auf dem vorhin durchmessenen Wege Herren,
so sind diese Fälle im vorigen bereits im voraus mit er-
ledigt
T^ur auf einen wichtigen Spezialfall mag besonders auf-
merksam gt iiKu lit werden. Bei sehr geringer Feuchtigkeit
kann es vorkommen, daß die «-Adiabate die dieser Feuchtig-
keit entsprechende /u-Kurve erst luiteriialb der Grenzgeraden
T = 0 trifft. So würde dies bei unserm Beispiel stattfinden,
wenn 9;,^ nicht gleich 0,5 sondern gleich 0/2 vorgesclirieben
gewesen wiire. (p^, 0,2 gibt nämlich die absolute Feuchtig-
keit zu 4,4 g in 1 kg Luft an, und die verlängerte «-Adiabate
erreicht die Kurve ^«^, = 4,4 erst bei etwa —3* Celsius.
Voigt» Thermodynamik, n. 7
^ j . -Li by Google
98 I* Kapitel. Eme Komponente in mehreren Phasen.
Hier erreicht also die a -Adiabate die Kondensations-
grenze in dem Gebiete (s-f r?), die Kondensation liefert
direkt Eis, das Nehol<^cbiet füllt ganz aus, und an das Ge-
biet des überhitzten JDampies schließt sich unmittelbar das
Reifgebiet.
§ 31. Das indifferente Gleichgewicht
in der Erdatmosplillre bei Berüeltsielitigiuig Ton deren
Feuchtigkeit«
Die Betrachtungen des vorigen Paragraphen sind völlig
allgemein, sie gelten, gleichviel unter welchen Kräften das
im iiiditrerenten Gleichgewicht befindliche Gemisch sich be-
findet. Wir machen von ihnen nunmehr die wichtige An-
wendung auf den Fall der Erdatmosphäre, also eines unter
der Wirkung der Schwere stehenden Gemisches, und wählen
als Ausgangspunkt » für die zu untersnohende Zustande-
reihe den Zustand an der ErdoherflSche, den urir als durch
die Beobachtung bestimmt denken wollen. Es lassen sich
dann nicht nur in der oben erörterten Weise die sämtlichen
auf dem Lot dnrch den Ausgangspunkt einander folgenden
Zustande ableiten, es 18ßt sich auch angeben, in welcher
Höhe über der Erde ein jeder von ihnen eintritt,
ein Problem, dessen Wichtigkeit ohne weiteres einleuchtet
Da es sich bei dieser Frage um relativ geringe Er-
hebungen über die Erdoberfläche handelt^ so betrachten wir
die Schwerkraft als konstant, setzen also an Stelle von (99)
(138) gdh vdP,
wobei Ii (He Erhebung über die Erdoberfläche bezeichnet.
Nun ist vP=B'^, wofür mau in der benutzten An-
näherung auch setzen darf vP=h^, und wir erhalten somit
(139) gäh^-h&dPIP.
Die strenge Ausführung der Integration erfordert die
Kenntnis des Gresetzes für ^ als Funktion von P oder h,
das in unserem Falle höchst kompliziert ist; in den meisten
Fällen genügt es aber, für ^ den mittleren Wert in dem
Integrationsgebiet m setzen und demgemäß zu bilden,
indem man noch an der Erdoberfläche h — O^ P^P» setzt^
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§ 31. Pas indifferente Gleichgewicht in der Erdatmosphäre. 99
Bei Einfalimiie der Substitutioii (121) liefert dies als
for alle Gebiete goAag
(140) gh^hK{n^-n).
Den besögliohen mitderen Wert bestimmt man passend
duidi sakzessive Annäherung, indem man sonächsi mit der
Tempetator an der Erdoberfläche (der unteren Integrations-
grenze) rechnet; auf diese Weise die Temperatur im unter-
suchten Punkt (der oberen Integration sgrenze) in dner ersten
Annäherung findet und nun mit dem Mittel aus diesen beiden
Zahlen die Rechnung wiederholt.
Für viele Zwecke ist es genügend, wenn man in
Formel (140) i5^m = 273 setzt, und ffir dip Ausführung dieser
roliesten Aiinahenuio" bietet die Hertzsche Tafel in dor
ganz uiitea angebracliteu Hübenskala ein eintacheö Mittel.
>.acii (140) ist h linear in 77; die Höhenskala zeigt
daiier gleich große Teile. Ihr Nullpunkt sollte eigentlich
verschiebbar sein, nämlieh stets der Abszisse 77^, die durch
den Bmck an der Erdoberfläche bestimmt wird, entsprechen.
Da dies nicht wohl angeht, ist er an die P« =^ 760 mm Hg
bestimmende Stelle gelegt, so daß, wenn von diesem
Wert abweicht, eine einfache Korrektion anzubringen ist.
Bei dem S. 95 behandelten Beispiel ist ^ 750 mm Hg
angenommen. Der bezügliche Anfangspunkt liegt über der
Abszisse Ä=100m; es ist demgemäß von allen abgelesenen
Höhen 100 m in Abzug zu bringen. Man erkennt so lelofat^
daß bei dem in der Tafel durch die stark punktierte Linie
dargestellten ßeismel die Kondensation von ^fiss^em)
Wasser, also die Wasserwolkenlnldung, in einer Höhe von
rund 1800 m beginnt, dafi der Übergang aus dem Nebel- in
das Bei%ebiet sich durch die Höhe von 3700 bis 3850 m
erstreckt usf.
Das letztgenannte Besultat mag besonders betont wer-
den; die Lnft-Dampfatmosphäre verhält sich also abweichend
von der reinen DampfatmosphSre, in welcher der betreffende
Übergang sieh nach 8. 82 sprungweis vollzieht.
Das vorausgesetzte Beispiel liefert in der Erdatmosphäre
alle überhaupt möglichen Zustände der Feuchtigkeit: trocknen
Dampf, Dampf und Nebel, Dampf mit Nebel und Reif gleich-
zeitig, Dampf mit Reif allein, übereinander geschichtet, nnd
stellt daher gewissermaßen den allgemeinsten f^all dar« Doch
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100 L KapiteL Eine Komponente in mehreren Phasen*
können gewisse Gebiete auch fehlen. Ist an der Erdober-
fläche der Dampf gesättigt und der kondensierte Teil fest,
so herrscht in der ganzen Atmosphäre der letzte Zustand;
ist der Dampf gesättigt imd der kondensierte Teil flussig,
so folgen sich allein die drei letzten Zustände. Ist aber
an der Erdoberfläche der Dampf ungesättigt und die Feuchtig-
keit hinreichend geiing, so folgt nach dem am Schluß von
§ 30 Gesagten dnekt der vierte Zustand auf d^ ersten.
Hier gelangt man also beim Au£Btiegy ohne Nebelwolken zu
passleren, direkt aus dem Gebiete trockenen Dampfes in
dasjeni^ der Beifwolken.
Die im voiheigehenden immer zugrunde gelegte An-
nahme, daB die Kondensationsprodukte dem Dampf-Luft~
gemisch beigemischt bleiben, ist allerdings bei der Anwen-
dung auf solche Fälle, wo es zu ausgiebiger Kondensation
kommt, in der £ndatm06phäre nicht erfüllt; denn hier wird
ein mehr oder weniger großer TeU der Kondensationsprodukte
als Kegen oder Schnee (Hagel) unter Wirkung der Schwere
ausfallen* Dies hat freilioh unter d^ von uns gemachten
Voraussetzung relativ geringer Wassermengen auf die adia-
batische Zustandsänderung, welche im aufsteigenden Luft-
strom, also bei fortschreitender Kondensation stattfindet,
keinen merkliclu ii l^mfluß. Anders verliält es sich aber mit
der adiabatisciien Zustandsäuderung der wieder herab-
sinkenden Luftmasse. Hier wird die ß- (oder v-) Adiabate
wegen des nun verringerten Wertes von fi in einem liöher -
gelegenen Punkte Verlusten werden, als wo sie auf dem Hin-
wege erreicht worden war; die weitere Zustandsänderung
findet auf einer ^ -Adiabate statt, und wenn die Luftmasse
ihr Ausgangsniveau wieder erreicht hat, so hat sie keinen ge-
schlossenen Kreisprozeß durchlaufen, sondern, wie aus der
Hertzschen Tafel sofort ersichtlich ist, eine höhere Tem-
peratur als im Ausgangszustande aiigcuonimen; zugleich ist
ihre absolute und umsomekr die relative Feuchtigkeit ver-
mindert Eine der auffälligsten Erscheinungen, welche durch
den eben erörterten Vorgang ihre ErklSmng findet, sind die
als F5hn bezeiekneten nei&n und trodmen Winde, welche
eine Gebirgskette überschritten und dabd eine aimahemd
adiabatisohe Zustandsänderung durchgemadit haben.
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V. Abschnitt.
Dampfarbeits- und Dampf kältemaHchinen.
§ 32. Ein Carnotseher Kreisprozeß im
Yerdamptliiigsgebiet.
Wie Bd. I, § 56 gezeigt ist, gilt für jede Art von Kreis-
prozessen, d. h. von Zustandsänderungen, die den betrach-
teten Körper schließlich zum Anfangszustand zurücklciten,
zwischen den Gesamtaufwendungen von Wärme (Q) und
Arbeit (A) die Beziehung
(141) {A) + (Ü) = Q.
Auf ihr bemlit die Konetmktion von MaBchmen^ die durch
wiederholte AuafOhnuig deseelbeik Kreisprozesses Wirme in
Adbeit oder Arbeit in Wärme verwandeln.
Bei den rein thermisch -mechanischen Umsetzungen
spielte derjenige speziell von Carnot erfundene Kreisprozefi
eme ausgezeichnete RoUe^ der zwis(!hen zwei Isothermen und
zwei Adiabaten verlauft. Derselbe besitzt aach in dem
von Flüssigkeit in Dampf eine große Be-
dentang, und wir wollen ihn demgemäß in seinem Verlauf
genauer verfolgen. Dabei bedienen wir uns passend der
Darstellung in einer Tj>Ebene, betrachten also ein beliebig
gegebenes Quantum des Dninpf-Flüssig^keitsgemipches. Be-
züglich der Hilfsmittel zur Erzeugung eines Carnot schon
Kreisprozesses genügt es^ auf das in Bd. I, § 72 Ausgeführte
zu verweisen.
Nach dem B. 44 EntAvickeiten ist das Verdampfnngs-
gebiet auch in der F^^Ebene links, d. h. nach der Seite
der reinen Flüssigkeit, durch eine (nach rechts) steil an-
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102 I- Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
steigende, rechts, d. h. nach der Seite des reinen Dampfes,
durch eine schwacher abfallende Kurve begrenzt. Die Iso-
thermen, die im Flüssigkeitsgebiet sehr steil, im Dampf-
gebiet schwächer (hy])erbolisch) fallen, sind im Verdampfungs-
Sebiet horijjontale Gerade. Die Adiabaten fallen je nach
er Natur der Flüssigkeit steiler oder flacher als die rechte
Grenzkurve; ihre Gleichung folgt aus dem Wert der En-
tropie H des Gemisches, für den nach (58^) gilt
3 4M
(142) Ci + J£r'ln(*) + -^ = Jr;
dabei bezeichnet fli^^ spezifische Wärme der FJü>^s!<!:keit,
X die spezifische Verdampfungswürme. M die Masse des Ge-
ini f lM s und m diejenige de.s
iP darupffÖrmigen Anteiles. Da
/ hier Btets als eine Konstante
geführt wird, die sich von y],
nicht merklich unterscheidet,
so ist der auf die Grenzkurve
hinweisende Strich über y'
fortgelassen worden; ebenso
ist zur Veieinfadiung m für
m" gesetet.
Gehen wir nun von einem
0. >-jr Zustand (a) auf der Isotherme
Fig w. t? = i^, aus (Fig. 17) und be-
wirken durch Zuführung von
Warme und durch Expansion unter konstantem Druck
Verdampfung, so wandert der Zustand auf der Isotherme ^„
und zur Erreich vmg des Punktes (h) sind die Aufwendungen
an Arbeit und Wärme erforderlich
(148) -4al = — i>2«*2 w*«*» ft,*=A2 mai»,
wobei p^y Wo» h sich auf die Temperatur beziehen, imd
m«^ die längs (ad) verdampfte Masse Flüssigkeit bezeichnet.
Von dem etwa von außen auf den Stempel wirkenden
Atmosphärendruck ist dabei wiedermn abgesehen, da der-
selbe als konstant für einen vollen Kreisprozeß keinen Auf-
wand von Arl)eit /ur Uherwindimg erfordert.
Tn (/A boeritint dio aHiabatische Dilatation; wir haben
demgemäß für die btrecke {bc)
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% S2. £m Ca r no t scher Kreisprozefi im Yerdampfüngsgebiel 103
(144)
wobei zwischen p und V die Gleichung der Adiabate statt-
findet, die aus (142) henrozgeht, wenn darin l in seiner Ab-
hSogigkeit von i^^ m in seiner Abhängigkeit von V und ^
eingeföhrt und schließlich ^ eemäfi ckr ffir das Verdamp-
fungsffebiet charakteristischen Glachung G{p,^) — 0 durch
ausgearflckt wird.
Ffir die isothermische Änderung (cd) gilt analog m (143)
(145) ^Mi^+J^iWi«**, = — ^»Waj
und für die den Kreisprozefi schließende Adiabate (da)
Da die längs einer Kurve der Fp-Ebene zugeführtc
Arbeit gemessen wird durch das Flächenstück, welches durch
die Kurve, durch zwei Vertikale und durch die Abszissen-
achse begrenzt wird und welches positiv oder negativ zu
zählen ist, je nachdem der Anfangspunkt rechts oder links
vom Endpunkt liegt, so ergibt sich fnach dem fiber den
Verlauf der Adiabaten soeben Ges^t^, daß bei dem be-
trachteten Kreisprozeß ^te<0, AdaX^ ist. Der ganze
Vorgang ist hiernach also qualitativ klargestellt und stimmt
mit dem bei idealen Gasen früher betrachteten überein.
Wärme wird aufgenommen bei der höheren Tem-
peratur abgegeben bei der niederen Arbeit wird
gewonnen auf dem Zwe^ (ahc), aufgewandt auf dem
Zweig {cda). Die Differenzen beider Wärmen iind beider
Arbeiten kompensieren sich nach Formel (141), und zwar
ist nach Hrr geometrischen Bedeutung von (^-1) als der ne-
gativ gerechneten vom Kreisprozeß umschlossenen Fläche
(ß)> 0, d, h. Qab> — Ocd'f es wird in Summa Wärme auf-
gewandt, Arbeit gewonnen. Bei oiiti^tgengcsetzter Um-
laufung des Kreises kehren die Ausdriicko für alle A und SJ
ihr Vorzeichen um; es gilt deragemäli das Umgekehrte von
dem soeben Gesagten. Eine Maschine, die wiederholt den
ersteren (direkten) Kreisprozeß ausführt, wird sonach von
der einem höher temperierten Reservoir entnuinmenen Wärme
einen Teil in Arbeit umsetzen, während sie den anderen
(146)
104 Kapital. Eine Komponente in mehieren Pliaflen.
ungenützt an das tiefer temperierte Reservoir abgibt; eine
Maschine, die den letzteren (inversen) Kreisprozeß benutzt,
wird mit Hilfe von Arbeit einem tiefer temperierten Reser-
voir Wärme entziehen und diei^clbe, zuzüglich der aus der
Arbeit resultierenden, an ein höher temperiertes abgeben.
Erstere würde eine ideale I );niipf-ArbeitsTn;iH('hine, letztere
eine ideale Dampf-Kaltemascliine repnisentieien.
Wie bei den entsprechenden Liiftmaschinen werden
wir uns hier nur mit der Entwickhing derjenigen Sätze be-
schäftigen können, die zum Verständnis der W irkungsweise
dieser so ungemein wichtigen Maschinen erforderlich sind,
aber von allen technischen Einzelheiten absehen.^) Zunächst
mögen die obigen Gleichungen des Carnot-Prozesses etwas
weiter entwickelt werden.
Die in den Fonneln (143) bis (146) auftretenden Funk-
tionen sind erdohtUoh nicht sfimtlich voneinander unabhlngig.
Da (p) und (c) auf der einen, (d) und (a) auf der anderen
Adiabute Hegen, so gilt jedenfalls
(147) *^
Diese Formeln bestimmen, wenn und vorgeschrieben
sind, zu gegebenem mj resp. ma das zugehörige resp. m^.
Daß je nach Umstanden mb^nic, ma^m^ sein kann, ist § 15
ausführlich erörtert worden.
Femer wird nach (147)
T, —
woraus dann, gemäß (143^) and (145^), folgt
in Obereinstunmung mit dem in Bd. § 90 für den Garnot-
sehen Kreisprozeß ganz beliebiger Substanzen naehgewiesenen
Resultat
^) Ausführliche Darstellung z. B. in Zeuner, Teohnisobe
Thermodynamik, Leipzig 1900 und 1901.
% 38. Beehnmohe Yttfolgong einiger Krebprozeem. 105
Für den Wirkungsgrad
(150)
ergibt sich bier^ wo medemm {Q)=^Qt^+ ht,
(IM)
gleich&Us in Ubereinstumniiiig mit dem a. a. O. aUgemein
erhaltenen.
Die Berechnung von A^e und nach der oben an-
gegebenen (direkten) Methode verlangt die Heranaiehuiig
empirischer Gesetze. Man vermeidet die letzteren, wenn
man berücksichtigt, daß nach der Energiegleichang wegen
igt, und daß für £ nach (58^) folgt
(152) C-\-m(X-pu)-\-Y'M^.
Man hat sonach
wobei die zn und gebdngen und aus (147) zu
entnehmen sind. FQr die Anwendung dieaer Fonneb Bind
keine empirischen Gesetze nötig; es genügt die Heran«
Ziehung einzelner empirischer Zahl werte.
Bei dem inversen Prozeß haben die gehmdenen Aus-
drncke für die Aufwendungen von Wäime nnd Arbeit mit
umgekehrten Vorzeichen Geltang.
§ 33. Rechnerische Yerfol^n? einiger Car not sehen
Kreisprozesse«
Für die niinierische Verfolgung des Vorganges emp-
fiehlt es sich, und damit die zugehörigen jr?,, p., als
gegeben zu betrachten, femer die Gesamtmasse M der ar-
beitenden Substanz and das eingenommene Volumen V in
den bdden Stadien a and 5. Ikn Punkt a legt man vm>
teilbaft auf die linke Gtenidkurve, so daß lUa-^O, m^^m^
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106 I* Kapitel. £ine Komponente in mehreren Phasen.
Va = 3Ii^y Fft — jÄfv'-j-iWjUj ist; die letzte Formel bestimmt
dann nii, zu
Fl.— F
Ist 80 gefunden, so liefert (147^)
während für F« gilt
Für gibt (147^)| da m„«0 ist»
für Va gilt
Vd === Mv' nifiUi .
Wenn wir die Formeln auf Wasser anwenden, so können
wir, da für diese Substanz nahe der rechten Gremskurve die
Adiabaten steiler fallen als die Dampfkarven, zur Verein-
fachung noch mi, = M annehmen, also vollständige Ver-
dampf iing auf dorn Zweig (ah) voraussetzen.
Dividieren wii* die obigen Formeln durch die Masse M
der arbeitenden Substanz und benutzen die früheren Be-
zeichnungen mkl3I=Xk, F/, ü/==t'/i, Äkk/M=^(Kkk, ^hklM
= o>hk» 80 resultiert folgendes System
..=o,..=i...=^(^;+/in(|)),
(154) <
Um von den Zalilenwerten« um die es eich bei diesen
Kreisprozessen handelt, eine Vorstellung zu geben, wollen
(156)
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% 88. Beehnerisohe Yeifolgung einiger Kreisprozesse. 107
wir zun:i( hst 303 , i?,^^^^ annehmen; dem cntspriclit
(Iniin naeli (151) der WirkiniirBgrad = 0,284, und weuii
man die Verdainptunfjswärmen lk = XhjJ in kalorischem Maße
und die techniFehen Einheiten m und kg einführt, wird nach
der Tabelle auf S. (58
Pi ^ 0,04 atm.^ = 585,6 , = 33,270 ,
1-4,7 „ i| = 5003, «5= 0,384.
Man erlullt zuiiäcli.-t lüi die Bruchteile von 31, die in
den verschiedenen Zuständen dampfförmig sind, die Zahlen
a?««0, a;«=l, a;c = 0,78ö, a;rf = 0,172s,
und hieraiiB ergeben sich für die spezifischen Volumina die Werte
= 0,001, ri = 0,385, tv= 26,100., 1'^ = 5,750;
die adiabatische Expansion {hc) hat hier also eine außer-
ordentliche Große, und nach der i«!Otlierniisehen Kompression
ist das Volumen (r,/) immer nneh das 15-fache desjenigen
(vtj nach der isotheimischen Dilatation.
Die pro Masseneinheit aufgenommenen Beträge (X/a- und
0)1,1 an Arbeit und Wärme wollen wir gleichfalls iti tech-
nischen Einheiten (kgm) ausdrücken und haben demgemäß
1 atni., ]0!l'r2, das Wärmeäquivalent .7/ ==427 zu setzen.
Es ergibt sich aus (155) in runden Zahlen
««j«- mO», ö)«j=- + 214.10»,
eche — — 61.10*, ö>ae«-0,
Acti^+ 8,5.10^, ö>crf = — 153.10 •,
Äd, = 4- 10,5.10», ü>^ = 0.
Für den ganzen Umsatz pro kg erhält man hiemach
— (ä) = (oj) = 61.10» kgm.
Da eine Pferdestärke eine Leistung von 75 kgm pro
Bekunde darstellt, so würde, wenn der Kreisprozeß in einer
Sekunde absolviert wird, die Leistung von 815 Pferdestärken
resultieren. Diese Leistung würde eine Expansion des
Dampfes von 1 kg Wasser auf 26 m-^ verlangen. Der gleiche
Eil'ekt würde resultu icii, wenn stets nur 1/n kg Wasser
arbeitete, die Expansion demgemäß nur den liten Teil der
obigen betrüge, und die Maschine in der Sekunde n Umläufe
auBföhrte.
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108 I« Kftpitel. Eine Eomponenie in mehreren Phasen«
Ist a die Anzahl der Umläufe in der Stunde, M wie
früher die arbeitende Masse, so ist aü-/« 61.10^ die Leistung
pro Stunde, a3f=2R die pro Stunde durch die Maschine
gehende Dampf menge. Damit die Leistung gerade eine
Pferdekraft sei^ muB gelten
61.10« »75. 3600»
"woraus sich 9)? = 4,4 rii^ibt. Eine Maschini , die den obigen
Kreisprozeß ausführt, konsumiert also pro Stunde und Pferde-
kraft 4,4 kg Dampf.
Tn kg -Kalorien drücken sich die Auiwendungen an
\V iirme pro kg folgendermaßen aus
a>«5=-f 501, fl)crf=— 359. —
Wegen gewisser Folgerungen möge noch ein zweites
Beispiel Platz finden. Es sei ^i = 373, i^j = 423, also
y^^ = 0,118 und demgcmäü
Pi^l atm^ 2(^536,5, tfti=»l,650,
i)j = 4,7 „ 500,8, 1*2 = 0,384.
Hieraus folgt
a;a==0, JCu=^l, ^c = 0,910, J7d = 0,0878;
v«=- 0,001, t;ö = 0,385, v«= 1,500, 1;^== 0,146.
Auch liier ist die adiabatisdie Expansion noch gewaltig,
aber Vg<vt.
Feiner ergibt sich in kgm
«a»=- 19,10 ^ (Wa6 = + 214,103,
Äjc — -24.10», a)>c = 0,
a,rf= + 14.10», a)«rf«- 188.10»,
»da^+ 3.10», COi^^O;
^(a) = (a>)=- 26.10».
Daraus würde der DampfVerbrauch pro Stunde und
Pferdekraft sich zu 10,4 kg — also viel grö.^er wie vorher —
ergeben.
In Kalorien werden die VV ärmeauf Wendungen
cüflt — -1-501, tt)crf= — 441.
üigiiized by
§ 84. Die DunpfarbeitamMohinenu
109
§ 34. Die Dunpfiirlieitsiiuiseliiiieii.
Daß es praktisch unmöglich ist, einen vollständigen
Carnotschen Kreisprozeß in einem und demselben Räume
auszuführen und wanim, ist Bd. I, § 74 bei Gelegenheit der
Behandlung der Heißhiftmaschinen auseinandergesetzt worden.
An sich wäre das Schema von S. IGO in Bd. 1 amvendbar,
— wobei die dem Dampf beigemengte Flüssigkeit in Tröpf-
chen suspendiert zu denken wäre, — und auch das ein-
fachere Schema von S. 174 ist bnuichbar;^ wenn nnr in den
Teflen JB und D tropfbare Flfissigkeit yoriumden ist, da ja
bei gesättigten DSimtfen mit dem Druck audi die Tem-
peratur konstant bleibt
Indessen verfahrt man in Wirklichkeit msbescMidere
dadurch anders, als an letzterer Stelle geschüderi^ daß man
an Stelle der Adiabate
(da) in Fig. 17 ein Stück
der linken Grenckurve
des Verdampf ungsge-
bietes setzt, somit auf
dem Zweig [cd) nicht teil-
weise, sondern vollständige
Kondensation bewirkt Da
hierdurch der Kreisprozeß
aufbort) ein Caruot^cher
zu sein, und da nach Bd. I,
§ 76 alle anderen Kreis-
prozesse einen kleineren Wirkungsgrad geben als jener, so
ist mit dieser Veränderung eine Einbuße au Wirkung ver-
kuüpil.
Die bei einfachen Dampfmaschinen benutzte Anordnung
ist in Fig. 18 schematisch dargestellt. Von dem Dampf-
ke«fel A, wo mit der Temjx ratur i?^ der Druck 7)3 statt-
findet, und dur(?h Wärmezufuhr stetig Wasser verdampft,
gelangt der Dampf in den Arbeitscjlinder B und drängt
den Stempel hin zu einer gewissen Position zurück. Hier
wild die Verbindung AB geschlossen und dem Dampf
adiabatische Expansion bis auf einen Druck gestattet.
Danach wird die Verbindung BC zum Kondensator C
geöffnet, einem dem Kessel entsprechenden gc^niuiiugi ii Re-
servoir, in dem mit der T emperatur i?^ der Druck herrscht.
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110 I- Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Pq wird größer als frt'walilt, im Grcnzfall gleich jOj . Der
zurückgehende Stempel drängt den Dampf in den Koiiden-
.sator, wo er sich durch Wärmeabgabc an die (etwa durch
fließendes Wasser kühl gehaltenen) Wandungen verflüssigt.
Das kondensierte Wasser Ynrd durch die Kesselpumpe D
in den Kessel zurückgeschafft. Hat es dort die Aiifangs-
temperatur angenommen, so ist der Kreisprozeß geschlossen.
Wir wollen denselben mit der Rechnung verfolgeu.
Der erste Zweiir (^f^>) umfaßt die isotbermische Dampf-
(^ntwicklung mit begleitender Dilatation bei konstantem
Druck; dabei wollen wir berücksichtigen , daß mit dem
Dampf \Vassertrö]>fchen in den Cylinder gerissen werden,
so daß für das Volumen K die allgemeine Formel Mü'-{-mu
zu setzen ist.
Demgemäii haben wir
(166) ^ P^^^' + ) > ^ah ^2 y
wobei m., die eintretende Dampf menge ist, die übrigen Sym-
bole aber die frühere Bedeutung besitzen.
Der zweite Zweig ipc) umfaßt die adiabatische Expan-
sion. Hier ist nach (153^)
^^^^^ ^^*c = 0;
dabei bezeichnet do die dem Enddnick zugehörige Tem-
peratur, die am SchluB der Expansion noch dampf-
fi^imige Masse.
Ist Po^JPi; d. h. der Enddraok höher als der Konden-
satordradE, so fdgfc nun ein irreversibler Prozeß; der Dampf
dehnt sich gegen Unterdrück aus und kondensiert sich
hierbei teilweise. Bezeidmet % die am Schluß noch un-
kondensierte Dampfm^nge^ so gilt nach (62) in hier ge-
n^ender Annäherung
(158) »»1 = w?o A„ A^v^ .
Für das Hinftberschieben des Dampfes und für die
Kondensation, was dem Zweig (cd) entspricht^ sind dann
folgende Aufnrendungen zu machen
(159) ^crf= 4-2>i(^v'+Wo2io)» i^cd=—
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I 34. Die Dampfiarbeitsmaschinen. Hl
als Faktor von p tritt das Volumen auf, das sich im Moment
der Öffhnng nach dem Kondensator im Oylinder befand,
als Faktor von f»| die der Temperatur entsprechende
Yeidampfungswärme.
Im vorstehenden ist angenommen, daß der gesamte
Dampf aus dem Cylinder in den Kondensator übetgeschoben
wird. Geschieht dies nicht, sondern wird der Cylinder be-
reits wieder mit dem Kessel verbunden, wenn noch ein kleiner
Dampfrest in ihm vorhanden ist, so spielt sich hier ein
zweiter irreversibler Vorgang ab; der höher gespannte Dampf
des Kesseis dilatiert sich gegen den Unterdruck im Cylinder,
Um die Betrachtung nicht noch mehr zu komplizieren,
soll hierauf nicht näher eingegangen werden, obgleich man
in der Praxis aus Gründen nicht thprmod>'namischer Natur
— zum Zwecke der Vermeidung von Str>ßen bei der plötz-
lichen Umkehrung der Bewegimgsrichtuiig — häufig die
vorzeitige Verbindung des Cylinders mit dem Kei^sei, wie
auch mit dem Kondensator anwendet. Die Hiifsmiitel fiir
die Berücksichtigung des betreffenden Vorganges sind im
vorstehenden vollständig entwickelt.
Es erübrigt pclilieülich die Zurückführung der flüssigen
Masse M in den Kessel und ihre Erwärmung auf die Aus-
gangstemperatur «^2» was den Inhalt des letzten Zweiges (da)
des Kreisprozesses ausmacht. Dabei ist zu bedenken, daß
die Kesselpumpe das Volumen Mif bei dem Druck an-
saugt, bei dem Druck ausstößt; demgemäß wird
(160) A^^Mif{p^-pi), ÖA«Jlf/C^^«-^i).
Die ganze vom Kessel aufgenommene Wärmemenge
ist gegeben durch
(161) A jl, + My'(^^ - ^i),
die ganze gewonnene Arbeit —{Ä) durch
(162) -(A)=m,X,~m^{^,~(i^ -ä)«,) + Jf - .
Nach der Gleichung der Adiabaten ist aber
(163) My'inii},)+^ =.MyH&,) + ^}
eliminiert mau liierdurch hIq, so resultiert schliefiliek
Google
112 I* Xüpitel. Eine Eomponeate in mefareien Phasen.
- (Ä) = m, }., ''^ ^" ^ + My'[{&^ - - lii(d,/do)l
Die liier rechts stehenden Glieder sind der Beobachtung
aii im Gang beilud liehen Dampfmaschinen zugänglich; ebenso
kann man {A) nach dem Bd. I, S. 161 Gesagten mit Hilfe
des Indikators messen. Drfickt man X und / in kalorischen
Einheiten aus, setzt also X^Jl, y'^Jcf, wo / das mecba-
nisdie Wärmeüc^uivaleiit bezeichnetj so erhält der leohts
stehende Ausdruck J als Faktor, und man erkennt, worauf
beieitB Bd. 1 8. 94 hingewiesen ist, dafi sidi in der Tat J
bei dem Prozefi der Verwandlung von Warme in Arbeit
bestimmen IftBt Auf die £&ueelheiten einer solchen Be-
stimmung kann hier nicht eing^angen werden.
Die Maschine arbeitet mit voller Expansion, wenn
im Moment der Verbindung des Cjlinders mit dem Konden-
sator der Druck beiderseits gleich, somit also ?>o=Pi>
ist. Hier verschwindet in dem Ausdruck (164) für
— (^) das lotete Glieds die ersten werden vergrößert —
zwei Wirkungen von entgegengesetztem Sinne, deren Resultat
nach einer numerischen Bechnung sieh im allgemeinen als
eine Vergrößerung von —{Ä) ergibt.
Bei voller Expansion nimmt, wenn man wieder w/ilf = a?
setzte der Ausdruck für den Wirkungsgrad die Form an
g;^ A, - ^»^) -h - ^ ln(^,M)]
Entwickelt man ln(i^i/^,)«-ln(l + (^i—^tWt) ig»<>-
riert die dritte Potenz von (^s~^i)/^s> ^ ergibt sich
(166)
2 4-/(^2-^1)]'
und bei der meist trpstatteten Vernachlässigung des zweiten
Gliedes der Klammer im Kenner einfacher
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$ 35. Zahlenbeispiele für Dampfarbeitsmaschinen. 113
Der Faktor vor der Klammer stellt den Wirkungsgrad
des Oarnot8chen Prozesses z¥rischen den Temperatur*
grenzen und dar; die Verminderang, die durch die
Abweichung des benutzten Prozesses vom Car not sehen
bewirkt wird und die, wie man sieht^ auf der notigen Erwäi^
mung des aus dem Kondensator in den Kessel gelangenden
"Wassers beruht, ist meistens nur gering. Unsere Dampf-
maschinen kommen also in dieser Hinsicht dem Ideal
ziemlich nahe.
Auch der jetzt erhaltene Wert von v wird in seiner
Grr>ße in erster Linie durch das Verhältnis — i>i)h%
bedingt; es wird also immer das Streben sein, diesem einen
möglichst großen Wert zu geben. Der Steis:ernng von
wild dadurch eine ziemlich nahe Grenze gesetzt, daß, wie
die Tafel S. 68 zeigt, ^2 ^^^^ schnell wächst, und
daß groiie Räume gegen hohe Drucke widerbtaiKl^taliig zu
begrenzen sehr schwierig ist. Die Herabdrückung von i}^
wird hingegen dadurch erschwert, daÜ niedrige Siede- oder
Kondensationspunkte sehr geringe Drucke, also eine hohe
Evakuierung des Kondensators verlangen. Ln allgemeinen
wendet man bei feststehenden Masdunen mißiffe Kessel-
druoke und möglichst kleine Kondensatordnicke an,
wahrend man bei beweglichen und deshalb kleineren Maschinen
(Lokomobilen und Lokomotiven) im Interesse der Yerringe-
rung des Gesamtgewichte auf einen besonderen Kondensator
überhaupt verziditet und den Dampf direkt in die Atmo-
sphäre entläßt, die hierför als ein Kondensator mit den
Daten Pi^l Atm., ^| = 373 betrachtet werden kann. Das
durch diesen großen ^^^^rt von ungönstig beeinflußte v
sucht man durch eine Steigerung von p.^ und zu heben.
Bei diesen letzteren Maschinen ist dann in dem Ausdruck (160^)
für Üda statt t^j die Temperatur einzusetzen, mit der das (etwa
durch den austretenden Dampf bis auf ^ — 373 voigewarmte)
Speisewasser in den Kessel tritt.
§ 35. Zahlenlieispiele für Bampfiurbeltsinaseliinen.
Um einige Zahlcnbeispiele zu uelicn, stellen wir zw-
nächst die iuaiip:ebonden l^jiineln tür den Fall vollständiger
Expansion noch einmal zusammen, und zwar, wie in § 33,
bezogen auf die Masseueinheit arbeitender Substanz.
Voigt, ThermodTiiainfk. H. 8
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(170)
114 I* Kapitel. Eine Komponente iQ mehreren Phaaeo.
Das aus dem Kessel in den Cylinder eintretende Ge-
misch enthält den Bruchteil Dampf, der als gegeben zu
betrachten ist; folgt daraus nach der Gleicbimg (142)
der Adiabate zu
<■"> -^-'^("^ +'■■"£:))•
F ist der von dem Gemisch im Cylinder eingenommene
Raum, V = VjM dessen spezifisches Volumen, und wir haben
(169) »«=«0, i^»-2/-j-^«^9 Vc'-^v' + ariWi, Vrf— 0;*
dabei vsit Va = Vd^(i nur als Aosdrack des Verschwindens
von Ta und V4 anfsu&ssen.
Ferner ergibt sich für die Aafprendungen an WSrme
und Arbeit pro Masseneinheit nach (156) bis (160) wegen
l^o ^^Pl > *0 > ^ = ^1 > Wo
a»« = -Pt «sr)- y'(^t - «»«==0,
Die Wärmeaufnahme ok aus dem höher temperierten,
die Wärmeabgabe Wi an das tiefer temperierte Bad sind ge-
geben durch
(171) C0|»Ct>a6+<]O<b, iOi'^ — Wci,
Wir nehmen zunächst das erste Beispiel aus ^ 33 vor
und setzen, indem >vir wieder die Verdampfungswärmen in
kalorischem Mali uiui die spezifischen Volumina in tech-
nischen Einheiten ausdrücken:
» 30B , |»i »-0,04 atm.» ^ = 585,6 , = 33|27 ,
^2^423, Pi^4,l „ ^2 =500,8, 0,384.
Femer nehmen wir an, daß 90 der aus dem Kessel
in den Cylinder strömenden Masse dampfförmig, also x^^'OßO
wäre. Dann liefert (168) =0,724, imd man erhalt
0,347, 24,10.
Weiter ergibt sich für die der Masseoeinheit arbeitender
Substanz zugefuhrte Wärme und Arbeit in kgm (abgerundet)
§ 35. Zahlenbeispiele für Dampfarbeitsmaschineiu 115
17.10», 0),»« + 193.10»,
ötj^« — 56.10», 0,
a,^ = + 10.10 3 , cucrf = - 1 8 1 .10 3 ,
ajü« 0, (Oda = + 51.103,
und
0^1 = 181.10% a>2 = 244.10 3 .
Der ganze Umflatss betragt hiernach
-(cx) = (cü) = 63.10%
und der Wiikungsgrad ist
gegen 0,284 bei dem S. 107 behandelten analogen Carnot-
schen Prozeß. Die Abweichung von letzterem gibt also
keinen allzugroßen Verlust. —
AVir nehmen nunmehr das zweite Beispiel aus § 33
und setzen
s 373 , ^1 « 1 atm., = 536,5 , ti^ = 1,(550 ,
^^»423, 2^»4,7 „ ^ » 500,8 0,384 .
Ferner wählen wir, wie oben, 0^2 = 0,90, woraus nach
(168) folgt = 0,829. Daraus ergibt sich
= 0,347, t7c= 1,370
und weiter
a«5 = - 17.103. ,o,^- + 193.10%
«öc = — 21.10% o)bc= 0,
a«rf=4-14.103, 0)^*«=- 190.108,
«rf«« 0, cöA=»-f 21.10»,
somit
ö)i- 190,10», cöj«214108,
-(a) = (co) -24.10»
und
v=H ^0.112
CO«
gegen 0,118 für den entsprechenden Carnotschen Prozeß.
Es ist bemerkenswert, wie hier fast die ganze zur Ver-
dampfuAg der arbeitenden Masse auügewaudte Wärme a>a»
8*
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116 I* KapiteL Eine Komponente in mehreren Phasen.
im Kondensator vod derselben wieder abgegeben vriid, und
die in Arbeit umgesetzte Wärme sich nur wenig von der
unterscheidet, die notig ist, um das aus dem Kondensator
in den Kessel tretende Wasser auf die Temperatur des letz-
teren zu bringen.
§ 36. Einige die Leistang einer Dampfarbeitsmaschiiie
beeintrSelitigende Umstiinde.
Die vorstehenden Überlegungen sind natürlich weit davon
eutfornt, die in Wirklichkeit maügebenden Umstände zu er-
schöpfen und ein zutreffendes Urteil über die faktische
Leistung einer Dampfmaschine zu geben. Selbst wenja man
von den enormen A\ ärinc Verlusten in der Heizungsanlage
(die bis zu 80®/o des von dem Brennmaterial faktisch ge-
lieferten Wärmequantums ansteigen) und von den Arbeits-
verlasten duidi Beibang in der Mascbine selbst absidit^ sich
also nor auf den Vorgang im Axbeitscjlinder und den aus
ihm folgenden Arbeiti^ewiDn (der als aus der Indikator-
kurve zu schließen indiziert genannt wird) bescbränktr
kommen noch wesentliche Einwirkungen in Betracht Zwei
von ihnen seien hier ohne theoretische Verfolgung in Kürze
geschildert
Die Verbindung des Cylinders mit Kessel und Konden-
sator geschieht durch Köhren, in denen der Dampf sich nicht
reibungslos bewegt Infolge hiervon ist der Druck jjg, unter
welchem der Dampf aus dem Kessel schließlich den Gelinder
erreicht und gegen den Stempel drückt, kleiner, als der
Druck p2 im Kessel; ebenso ist der Druck jpi, g^n welchen
der Stempel beim Hinausdrangen des Dampfes nach dem
Kondensator sich verschiebt, größer, als der Druck im
Kondensator. Diese Differenzen werden namentlich bei schnell
laufenden Maschinen wesentlirh ins Gewicht fnllon. Wie
hierdurcli die gewonnene Arbeit vermindert wird, zeigt ein
Blick auf die schematische Darstellung des Carnot sehen
Kreisprozesses in Fig. 17, in der durch den ü"esf hilderten
Einfluß au Stelle der oberen Horizoutalen eiiK tiefer, an
Stelle der unteren eine höher verlaufende Kurve tritt.
Die Cy linderwand ungen sind im obigen als fftr Wärme
undiuxjhlässig behandelt. Dies ist in Wirklichkeit nicht der
Fall, sie bestehen umgekehit in der JHegel aus einem sehr
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f 86. Einigle beemtriUslitigeiide Umstindd. 117
gut leitenden Medium, wenn sie auch nacli außen durch
eine geeignete Umhüllung , etwa durch einen selbst von
Dampf durohKtroiiitcii Hohlraum gegen Warraeaustausch mit
dem Auüenraum m scliützt sind. Jedenfalls folgt ilire Tem-
peratur in gerin Leerem TTmfan<:e dm Sohwankung-en der
Temperatur des im Cylinder url)eitenden Dampfes nach.
Demgemäß findet der eintretende Dampf kühlere Wandungen
vor, die durch seine Berührung erwännt werden. Fällt bei
der adiabatischen Expansion die Temperatur des Dampfes,
so kommt umgekehrt eine Periode, wo die Wände wärmer
sind, als der Dampf, uud demgemäß A\ ;irinc au Ilm abgeben,
und diese Wirkung wird während der ganzen Periode des
Ausstoßens des Dampfes andauern. Man erkennt leicht,
daß dieser Wärmeaustausch in Shulichem Sinne die Arbeits«
leistnng beeintriclitigt, wie die Reibung in den Dampf-
kftnStl ^n i
DerWSnneaustansoh wird um so geringer sein, je UeiDer
die Temperaturgreuzen sind, innerhalb deren der Dampf
arbeitet* Da man aber nicht daran denken kann, diese nach
S. 167 für den Wirkungsgrad in allererster Linie maßgebende
Größe zu reduzieren, so hat man den Ausweg ergriffen, die
Arbeit des Dampfes sukzessive in verschiedenen pylindem
vorzunehmen, in der Weise, daß in einem jeden nur ein
kleiner Temperatur- und Druckabfall stattfindet, und der
Dampf von einem zum andern geht. £s hat keine Schwierige
keit, nach den oben gemachten Angaben diesen Prozeß ins
einzelne zu verfolgen.
Dasselbe gilt von dem nahe verwandten Prinzip, mehrere
Dampfarboitsmasehinen, die verschieden hoch siedende Flüssig-
koiton benutzen, derartig zu koppohi, daß der aus dem Arbeits-
cylinder der ersten austretende Dampf der am höchsten sie-
denden Flüssigkeit seine Wärme nicht in einem Kojidon-
sator nutzlos abgibt, sondern damit die niedriger sic^dtiiide
Flüssigkeit in dem Kessel der zweiten Maschine verdampft,
die ihrerseits mit ihrem Abdampfe eine dritte Maschine be-
treibt usf.i)
Endlich sei noch ein Versuch ervvälmt, die obere
Temperatur des Kreisprozesses zu steigern, oime den eut-
') Behrend, Di© Ab wärme dainpfmaschine, Halle 19Ü2;
S ch re b er , Die Theorie der Mehrstoft'dampfmaschinen, Leipzig 1903.
118 !• KaplieL Eine Eomponenie In mehiexesi Phasen.
spreciiendeD Druck bis auf eine den Kessel gefährdende
Höhe zu bringen. Man führt den Dampf durch ein Röhren-
system, das nochmals der direkten Wirkung der Feuerung
aiisH:esptzt ist, luid überhitzt ihn hier (im wesentlich("n i ohne
Dl ueksteigcrung. Damit wird dann in unserer scliematischen
Darstellung in der Fi?-Ebene der Kreisprozeß, der bei
Amvesenheit von Wassertröpfchen im Dampfe nicht ein-
mal die rechte Grenzkur vc erreichte, bis in das Gebiet (d)
des trockenen Daiiipfes hinaus erweitert, wie Fig. 19 an-
gibt. In dem Gebiet (d) fallen die Isothermen nicht mit
den Isopiesten xnamimeii, die hori-
2ontale Isopieste fOhrt nadi rechts
zu höheren Temperataren, im End-
punkt h herrscht eine Temperatur
^>^a* Die Adiabate he besteht
aus zwei Zweigen, die sich in den
rechten Grenzkurven zusammen-
schließen. Wenn der Zweig (6c),
wie meist, sehr lang gestreckt ist,
so ist die Vergrößerung der vom Kreisprozeß umlaufenen
Fläche nicht unerheblidi« Der hierzu nötige Wärmeaufwand
ist ersichtlich gleich
(afr)
Gegen die Verwendung überhitzten Dampfes sind in-
dessen Einwände erhoben, die auf in der Iraxis hervor-
getretenen Übelständen beruhen. Wir gehen auf dieselben
hier nicht eia
§ 37. Die Dampfkftltemaseliiiien.
Audi bei den Maschinen, die inverse Kreisprozesse im
VerdampruDg.sgebiet benutzen, den Kaltdamjjf- oder Dampf-
kältemayehinen, wird ein vom Carnotschen abweichender
Verlauf des Prozesses bevorzugt. Ein wichtiges Schema
stellt die Umkehrung des nach § 34 bei der l)aiijpfrLiasehine
befolgten dar; wir können demgeniäB die Ikspreehung olme
weiteres an die oben herangezogene Fig. IS anknüpfen.
Die Drucke und Teiuperaturen in den Teüeu A und C seien
wieder > ^2 2h » ^1 1 ^^^^ werde jetzt C durch Um-
gebung mit einem (wenig) wärmeren Bad Wärme zugeführt,
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§ 37. Die DampfkAltemwchiiieii. 119
Ä durch eia Kühlwasser Wärme entzogen; es ist also jetzt
C der Verdampfer, A der Kondensator.
Der Verlauf ist dann der folgende. Die Verbindung CB
ist geöffnet, der Stempel im Cvlinder B hat anfangs seine
tiefste Stellung und wird nun bis in seine höchste Stellung
gehoben, wiüirend in C gebildeter Dampf von der Tempe-
ratur in den Cylinder strömt. Darauf wird die Ver-
bindung CB au%ehoben und der Dampf in B adiabatisch
kompriUert; bei einem Druck po wird die Verbindmig BA
hergesteilt, so daß ein Druckausgleich mit dem Konden-
sator A eintritt Hierauf wird der Dampf dem Druck
entgegen nach A geschoben und dort durch Wärmeentaehung
bei der Temperatur verfifissigt Ein dem so erzengten
gleiches Flfissigkeitsouantnm wird ndt Hilfe der Pumpe D
nach dem Verdampfer C zurückgeführt und dort auf
abgekühlt, wodurch der Kreisprozeß geschlossen ist.
Zerlegen wir den inversen Vorgang ähnlich, wie den
direkten^ in Zweige und beschränken uns [der Einfachheit
halber auf den Fall vollständiger Kompression, bei der
P9==P2 BO ergeben sich die folgenden Ausdrücke für
den Arbeits- und Wärmeaufwand«
Acb = y'M(^^ Pi %) + % (A, - jPj «,) ,
(172) \ a» = 0.
Hieraus folgt für den gesamten Arbeitsaufwand
(173) (A) - f«2 ^ - mi + / M{&,
oder bei Heranziehung der Adiabatengleichung zur Be-
stinunung von m^L
(174) (A) = m, + r'M j», In j ,
wnhrei^d die Wärmeaufnahme aus dem tiefer temperierten
Reservoir
(1 75) Öl - Örfe -i- Ad - «1 - /(^, - ^i) ,
die Wanneabgabe an das höhere Reservoir
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120 I* Kapitel. Eine Komponente in melureren Phasen.
(176) = »«a^j
betrogt.
ihs Verhältnis der bezweckten Wärmeentziehung zu
dem dazu nötigen Arbeitsaufwand ist hiemach
(177) /* = ^ = ~ ~
(Ä) mi X, {&, - + My' - 1^, -1^8 hl
§ 38. Ein ZahlenbeispieL
Die Aufgaben, welche die Dampfkältemaschinen in der
Praxis zu lösen haben, sind Abkühlungen unter 0^ Celsius,
etwa zäun Zwedc der Eisbereitaiiff. SelbatverBtändlich
müssen die arbeitenden Substanzen bis zu den erstrebten
niedrigen Temperaturen flÜ88% bleiben; man benutzt in
erster Linie Ammoniak und Kohlensaure.
Wir wollen für den ersteren Körper ein Beispiel geben.
Dazu stellen wir in der früheren Weise die zu benutzenden
Formeln zuaammen.
Der Dampfgehalt des in den Ovlinder eintretenden
Gemisches aei gegeben; daraus folgt als nach der adiaba-
tischen Kompression gültig
(178) ^.^^.y^^^^y
Für die speziüschen Volumina gilt wie früher
(179) ?7d=0, i'c == + ^1 , ?7i = t''-f iC^Mg, Va = 0)
wobei das zu (169) (jesagte in Betracht zu ziehen ist, und
für die Aufwendungen von Arbeit und Wärme pro Massen-
einheit folgt daraus
Oide== —Pi(v'-hXitli), (Ode =^1^1,
(180) ^Ä4.==|)^(t/ + a;^Mg), (Oha^—X^^,
^ad^— V'(Pi ~ />i j , OJaa - — y'{&2 - ^l) ;
(0, = — CDfta, 0)i = COic-\-a)ad9 fi = (OiH<x).
WShlen wir als Grenztemperaturen ^3^ = 263^ ^(=293,
so gdien für Ammoniak die folgenden Zahlen, hA denen
§ 38. Ein ZalilenbeispieL
121
wieder [ die Verdampfungs wärme in kalorischen Einlieiten
bezeicimet und u wie in pro kg ausgedrückt sind:
jpi»2,83AttD.. {i»«32i; t^»0y428,
j>j = 8,51 Atm., i;=-300, % = 0,152.
Um die Gleichung der Adiabaten in der einfachen
Form (178) anwenden 2U können ^ muß für die spezifische
Wärme y* des flüssigeD Ammoniak ein konstanter Mittelwert
eingeführt werden. Zwischen —10^ und + ^^0^ Celsius
kann man & ^^/jj etwa =1,05 setzen, was allerdings nur
für Abschatzungen zulässig ist Unbedenklicher ist^ das
spezifische Volumen if des flüssigen Ammoniak, das neben
dem des Dampfes wenig zur Geltung kommt, konstant gleich
0,0016 zu setzen.
Ammoniak verhält sich nahe der rechten Grenzkurve
des Gebietes (f-\-d) dem Wasser analog, die Adiabate fällt
nach reclitH ^teih.T als die Grenzkurve, bei adinbatischer
Dilatation tritt Kondensation ein. Um also bei der adia-
batischcn Kompression innerhalb des Gebietes des gesättigten
Dampfes zu bleiben, darf aus dem Verdampfer C nicht
reiner Dampf in den Cylinder eintreten. Tatsiiehlich ge-
schieht dies auch kaum; wir nehmen den damplförmigen
Brucliteil des Gemisches wieder = 0,90 an, es ergibt sich
dann aus (178) ^ = 0,96. Femer folgt aus (179)
dif Volumina sind der groüen Dichte der Dürapie entsprechend
relativ klein.
Die der Masseneinheit arbeitender Substanz zugeführten
Betrüge von Arbeit und Wärme sind hier in kgm
«de =-11,5.10«, ö)rfe-H- 123,5.10*,
+ 13,0.10», coj. = - 123,0.103,
Äarf=» — 0,1.10«, CÖorf™-^ 13,6.10«;
woraus sich für den ganzen Umsatz und für den Wirkungs-
koeffizienten /i findet
(öt) =- (co) 13.10« , // = 8,55.
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122 I* Xapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
Im kalorischen Maß ist
würde durch den Verdampfer die WSrme mi einem Quan-
tum auf 0^ Celeius gekühlten Wassers entnommen, so würde
bei einer Umlaufung des Kreisprozesses pro 1 kg Ammoniak
3,2 kg Eis gewonnen werden. Hieraus folgt pro Stunde und
Pferdekraft ein Ertrag von rund 66 kg, der den durch eine
Gaskaltemaschine nach 8. 178 Bd. I folgenden von ca. 9 kg
enonn übertrifi^
§ 39. Einige ergänzende Bemerkungen.
Bezüglich der für die BampfkiÜtemaschinen in Betracht
kommenden technischen £inzelf ragen müssen wir uns wiederum
auf kurze Andeutimgen beschränken. Einige Punkte^ wie
die Wirkung der Reibuno in den Yerbindungskanalen und
der Wärmeaustausch mit den Oylinderwandungen, sind be-
reits in § 36 so erörtert, daß nur auf jene Darstellungen
zurückzuverweisen ist Von neuen Fragen seien die folgen-
den beiden erwähnt.
Die in A kondensierte Flüssigkeit steht unter einem
höheren Drucke, als in C herrscht; ihre Zurückbeförderung
erfordert also keine Arbeit, sondern vollzieht ^ich umgekehrt
mit einem Gewinn an solcher. Man sieht demgemäß viel-
fach von der Aubritigung der Speisepumpe D ab und läßt
die Flüssigkeit direkt an?^ yi nach C zurückströmen, indem
man durch ein Regulierv( ntil die Geschwindigkeit angemessen
herabdrückt. Hiermit wird wiederum ein irreversibler Zweig
in den Kreisprozeß eingefügt, dessen Theorie sich nach den
hierfür auf S. 54 wiederholten Grundsätzen leicht erledigen
läßt, wenn man annimmt, daß das Uberströmen kontinuier-
lich stattfindet und ein merklicher Wärmeaustausch mit der
Uliige bung nicht stattfindet Der Vuigaug verläuft dann
ganz analog dem von Joule und W. Thomson theoretisch
und experimentell verfolgten Ausfluß eines Gases gegen
Unterdrück; nur handelt es sich hier tun dne tropfbare
Flfissigkeit von großer Kompressibilität.
Überlegungen von Bd. 1, 8. 2S0 eieeben für den
Übeieang der Masseneinheit von dem Druä pj^ za dem
Druck pi die .Formel
Digiti^cü b
I 89. Einig» erginsende BemArkungen.
123
oder bei kleineii Temperatur- und DrackdiffereiuEen und
Ap aach
Hierin ist, da es sich um eine irreversible Expansion han-
dclt, Ap notwendig n^tiv; ()vjvdd' hat die Bedeutung des
Koeffizienten der thermischen Dilatation bei konstantem
Druck, der Bd. I, § 96 mit » bezeichnet ist, die Klammer
ist somit gleich «(1— ä i?).
Bei den sehr niedrig siedenden Flüssigkeiten, die in
den Dampfkältemaschinen benutzt werden, kommt der (für
den Betrieb vorteilhafteste) Fall vor, daß bei den berührten
Temperaturen (xÖ-yi ist, also die irreversible Expansion
(wie nach Brl. I, § 101 bei den Gasen) eine Abkühlung
bewirkt; hier \\ird ein Teil der Iherniischen Leistung, die
auf [tid] auszuführen ist, bei dem freien Uberströmen selbst-
tätig geleistet; an Stelle des Gewinnes an Arbeit, der oben
mit bezeichnet ist, tritt ein Kältefirewinn. Auch wenn
dieser Gewinn den Verlust nicht völlig kompensierte und
ßo^r, wenn die irreversible Dilatation von einer kleinen
Erwärmung begleitet wäre, würde die beschriebene Anord-
nung wegen der beträchtlichen Vereinfachung der Maschine
praktische Vorteile bieten.
Im vorstehenden ist angenommen worden, daß die Ver-
dampfung wie die Kondensation bei konstanten Drucken
und Temperaturen vor sich ginge. Diese Voraussetzungen
sind bei den Dampfiirbeitsmascfainen durch die immerhin
großen Dimensionen von Kessel und Kondensator, welche
rasche Schwankuneen verhindern, vielleicht leidlich erfüllt.
Bei den Dampfkutemaschinen werden beide Tefle in der
Regel in Form von Schlangenrdhren gebaut» die von anderen,
die Heiz- und Kuhlfiussigkeit führende Böhten umgeben
sind. Hier kann wahrend des Spieles der Maschine Druck
und Temperatur merklich variieren und dadurch die Giftig-
keit der obigen Formeln beeinträchtigt werden.^)
Lorenz. Zeitsohr. des Ver. deutsch. Ingenieure^ Bd. 38.
b. 62, 9ö, 124, 1Ö94.
124 I* KapiteL Eine Komponente in mohreron Miasen.
§ 40. Die Expiosionsmaseliinen.
Wir wollen noch einmal auf den Staiid[)uiikt von § 32
zuröckgehen, wo der ganze Prozeß der Dampüirbeitsmaschine
in demselben Raum verlaufend gedacht war. Es sei an-
fangs bei einem Druck ein Gemisch von Dampf und
Flüssigkeit in dem Cyünder vorhanden, und es werde jelzL
bei ungeändertem Voliunen die Temperatur so gesteigert,
6sS das ganze System in Dampf von dem Druck pi, ver-
wandelt wd; darauf werde das System adiabatisch e^>an-
diert bis zu einem Drucke Pc, der der Anfangstemperatur
entspricht; und scfaHeßlich isotherm auf das Anfangsvolumen
und somit auf den Ao&ngBZUStand zurückgeführt (Fig. 20).
Dieser Kreisprozeß ist kein Car not scher — an Stelle
der Adiabate {da) und Isotherme (ah) in Fig. 17 ist jetzt die
Yolumenkurve (ah) getreten; er bietet auch wegen des
minder günstigen Wirkungsgrades nicht den Yorteü des in
§ 34 auseinandergesetzten, an den Garn ot sehen angelehnten
Prozesses, aber er besitzt ein besonderes Interesse, weil er
die Bracke bildet von dem Kreisprozeß der Dampfarbeit»*
maschinen zu dem der Explosionsmaschinen.
Bei diesen lezteren befindet sich bei dem Anfangsdruck
und -Volumen, wie sie dem Punkt (a) entsprechen, in dem
Cylinder ein brennbares Gemisch, etwa von Leuchtgas und
Luft; eine Zündung; bewirkt dessen Kxplosion, die so schnell
verläuft, daß wührend derselben selbst bei laufender Ma-
schine das Volumen in Annäherung als konstant gelten
kann. Durch die Explosion steigt mit der Temperatur
der Druck, es wird der Punkt [h) der Figur erreicht. Nun
beginnt die adiabatische Dilatiition, die der Kegel nach bis
auf den Druck einer Atmosphäre fortgeführt wird; der End-
zustand entspricht dem Punkt (c).
Jetzt lälit sich aber nicht durch eine isothenne Kom-
pression der Ardangszustand wieder erreichen, das Ver-
brennungsprodukt verhält sich einem idealen Gas analog,
und eine isothermische Kompression vergrößert nur den
Druok^ <^ne den Verbrennungsprozeß rückgängig zu machen,
der irreversibel ist.
Man beseitigt demgemäß den weiter nicht mehr zu be-
nutzenden Inhalt des Cylinders, indem man die Verbindung
mit dem Außenraum herstellt und den Stempel dsm kon-
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% 40. Die fizplodoiismaschinen.
125
planten Atmosphärendnick entgegen bis zum Boden vor-
schiebt, wodurcli der Punkt (<i) erreicht ist. Zieht man
darauf den Stempel zurück, indem man von dem brennbaren
Gemisch, das Atmosphärendruck haben mag, ansaugt, so
stellt sich bei abermaliger En-eichnntr do^ Punktes (a) der
Anfangszustand wieder her. Die Analogie zu dem im Ein-
gang hrs:prochenen Prozeß einer Dampfarbeitsmascbine ist
fast vollkommen.
In der Praxis hat man eine kleine Abweichung vor-
teilhaft gefunden. Man nimmt die Verbrennung bei einem
über Atmosphärendruck erhöhten Anfangsdruck vor, so daß
also der Punkt (a) in der Fig. 21 höher liegt als (c). Dem-
Fig. 20.
T
Flg. 21.
entsprechend zieht man nach AuBBtoßeo des YerbrennungB-
Produktes, das man nur bis zur Erreichung des Anfangs-
volumens fortsetzt, den Stempel bis in die (c) entsprechende
Position {e) zurück, wodm'ch der ganze Cylinder mit dem
brennbaren Gemiseh und einem Ivest der Verbrennuncs-
produkte gefüllt wird, und komprimiert dieses Gemiscli vor
der Entzündun^r adiabatisch bis auf das dem Punkt (a) entr
sprechende Volumen.
Dieser Kreisprozeß stellt sich in der f ^j-Ebene durch
das Kurvenfünfeek ffhcdea dar, bei dem die Seite cd merk-
li< Ii mit de zusaniiium fällt. Eine Umlanfung verlangt einen
zweimaligen Hin- und lleigang des Kolbens; man sagt,
die Mn^rhine wirke im Viertakt.
Die für die gewonnene Arbeit niiiijgebende umlautVne
Fläche wird offenbar nur dann groß werden, wenn die
126 I* KapiteL Eine Komponente in melneren Phasen.
beiden Adiabaten (be) and (ae) erheblich voneuiaiider ab*
weichen.
Wäre sowohl das brennbare Gemiscli als das Verbren-
nuD^sprodiikt ein ideales Gas, und wäre demnach für beide
die Gleichung T^j^^Konst. gültig, wobei x = }'^/;', ist, und
die Konstante für beide Substanzen gleich dem Produkt V^Pc
sein müßte, so würde ein Arbeitsgewinn, der, wie die An-
Behauung zeigt, ein stärkeres Fallen der Adiabate (bc)
erfordert, ein gröüeres x für das YerbrennnDgsprodukt, als
für das Gemisch verlangen. Aber wegen der wenig weiten
Grenzen, innerhalb deren die Größe x bei Grasen faktisch
variiert, wiude liier immer nur ein sehr schmales Gebiet
von den beiden Adiabaten eingeschlossen werden.
Die Verhaltnisse worden günstiger, wenn das Verbren-
nungsprodukt ganz oder zum Teil durch einen gesättigten
Dampf gebildet wird, der sich bei der adiabatischen Dila-
tation zmn Teil kondensiert. Die Kondensation veranlaßt
nSmlich^ wie die bloße Anschauung lehrt, f&r den Dampf
gegenüber dem kondensationslosen Gas mit gleichem h em
eiheblich stdleres Abfallen der Adiabate; denn die konden-
sierte Flüssigkeit nimmt» vei]^chen mit der deichen Masse
Dampf^ nur verschwindenden Baum ein^ and die Konden-
sation bei abnehmendem Druck wirkt g^mz so, wie eine
gleichzeitige Massenverminderung.
Eine mit Knallgas (2H-i-0) betriebene Expl osions-
maschine, bei der das Verbrennungsprodukt reiner Wasser-
dampf w&re, würde den Typus, wo die Adiabate (ca) einem
Gas, die Adiabate [bc) einem Dampf entspricht, völlig rein
wiedergeben ; bei der gebrauchlichen Gras-E^plosionsmaschine
sind dem Wasserdampf verschiedene Gase, insbesondere
CO, und CO beigemengt.
Da die Arbeitsaufwendungen längs einer Adiabaten so-
wohl für ein Gas, wie für einen f2:esättigten Dampf frnlier
bestimmt pind, so bietet die Beroelinnnii; des Arbeitsgewiones
keine Schwierigkeit; sie mag hier indessen unterbleiben.
Digiti^cü b
VI. Abschnitt
Einwirkung
Yon kapillaren nnd elektrisehen Kräften
auf das Gleichgewiclit zwischen Dampf
und Flüssigkeit.
§ 41. Die allgemeine Bedingung des Gleiehgewiclites
bei Beräeksiciitiguug kapUlarer Kräfte.
Bis hierher ist von körperlichen Kräften, die auf die
betrachteten Sjrsteme wken konnten, vollständig abgesehen
worden. In der Tat, die nächstliegenden, nimlkfa femwir-
kungen swischen den Massen eines Systems» würden die Sab-
stanz durch innere Spannungen inhomogen machen und da-
durch Verhältnisse schaffen, die von den hier betrachteten
durchaus abweichen; die thermodynamischen Gleichgewichts-
bedingungen könnten dann nur auf die einander unmittelbar
bcnadhbarten Yoiumenelemente zweier koexistierenden
Phasen angewandt werden.
Anders liegt die Sache bei solchen Kräften, die^ auf eine
Flüssigkeit wirkend, sich auf einen Oberflächendruck redu*
zieren und demgemäß deren Dichte konstant lassen. Hier ge-
statten die in § 2 entwickelten allgemeinen Formeln die
direkte Anwendung nuf das gesamte System.
Zu diesen Kräften gobören in erster Linie die Moleknlar-
krafte, die sich in einer scheinbaren Oberflächenspannung
äußern und die so*r<'iiaiiiit<'M Kajullarphrmomene veranlassen.
Um die allgemeine theniiudynaniisciie Gieichgewichtö-
bedingung für sie zu erweitern, haben wir in Betracht zu
ziehen, wie nach § 2 dieselbe aus der Formel
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128 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Plmaen.
(181) öE—dAr-dÜ^O
gewonnen wurde, indem man sunachst die Arbeiten allein durch
alleeitig gleichen Dniek geleistet^ die Wannezufbhien umkehr-
bar stattfindend annahm, demgemäß dÄ^—pÖVt dÜ^^öH
setzte, und darauf die Beschrfinkung auf Änderungen bei
konstanter Tempcmtur und konstantem Druck einführte. So
nahm bebpielsweise die obige Formel die Gestalt an
Bei Berücksichtigung der Oberflächenspannung zwischen
zwei Phasen ist dann Arbeit nicht alleij^zu Volumenänderungen
erforderlich; auch eine Veränderung der Größe der Tren-
nungsflache, die bei konstantem Volumen ausführbar ist, ver-
langt einen Arbeitsaufwand. £in Beispiel liefert eine Flüssig-
keitsmembran, die innerhalb ihres Dampfes in einem redit-
eckigen Bahmen ausgespannt ^ ist; läßt sich hier die eine
Seite des Rahmens bewegen, so kann man die freie Ober-
fläche der Membran willkürlich vergrößern, ohne irgend ein
Volumen zu verändern. Die Beoharhtnnir gestattet die An-
nahme, daß die Arbeit, welche zur jhuthennischen Vergröße-
rung d 0 der Treimungsfläche 0 zwisciien zwei Flüssigkeiten
(von denen die eine dnnipfförraig sein kann) erforderlich ist,
durch SdO dargLriLeiit wird, wobei S, die Oberflächen-
spannung, eine der Kombination der beiden Flüssigkeiten
individuelle Funktion der Temperatur allein ist, aber von
der Gestalt der Oberfläche nicht abhaiiprt.
Was den allgemeinen Ausdruck für die von auUen zu-
geiiilirte Arbeit angeht, so wirken einer Verschiebung der
Öberflächenteile, die unter den Molekiüanvirkungen und den
Drucken im Gleichgewicht sind, keine Kräfte entgegen. Wohl
aber sind nach dem oben Gesagten dergleichen zu fiberwinden,
wenn es sieh van Yerrückungen der Randlinien der Grenz-
fläche handelt; denn die (indifferenten) festen Körper, an
welchen dieselben liegen, werden nur durch aufiere Kräfte
festgehalten. Setzt man die Arbeit, die zur Versckiebung
der Bandlinien erforderlich ist, gleich IKÖk, wobei die K
die auf die verschiedenen begrenzenden Körper auBgefibten
Kräfte, ^2; die nach ihrer Richtung genommenen Yerschiebungs-
koinponenten bezeichnen, so wird aus (181) zunächst
SE^pöV-l Kö k - {^öll^ 0
Digiti^cü b
% 42. BeUingungen des mechamschen Gleichgewichtes. 129
oder
(182) d(E+pV~üH):== V6p~H6^-\rlKök,
Die Beschränkung auf Variationen mit verschwindendeii
dpy di^, dk liefert hier die alte BediogtiDg
(183) V» (E+i? F- #JBO - {Z)^0;
nur hat das Potential hier eine erweiterte Bedeutung und
ist deshalb mit {Z) bezeichnet.
Um für (Z) einen Ansatz machen zu können ist noch
die Annahme nötig, daß die MolekularkrSfte^ welche die
Oberflächenspannung bewirken, die Materie nur in unmittel-
barer Nähe der Oberfläche inhomogen machen, so daß hier-
von nur ein verschwindender Brac£teil der ül^se betroffen
wird. Man kann dann setzen
(184) {Z) '=m'i:' + m"C" +
] I wobei C' und C" FuDktioüen allein des inneren ZusUmdes
ä j von Flüssigkeit und Dampf, d. h. von p und ^ sind, für die
wir die «allgemeinen Ansätze (74) und (79) benutzen können.
In dem für d. h. für die Flüssigkeit gültigen, bezeichnet
dabei ersichtlich p den äußeren, also hier den Dampfdruck,
wenn auch infolge der Kapillarwirkung der innere Druck
hiervon verschieden ist.
Nach (184) wird in der Tat dp^(Z), das gemäß (182)
IKdhf also die Arbeit der FlächenvergröBerung liefern boU,
zu 860 f in Übereinstimmung mit dem oben wsagtea
§ 42. Bedingungen des mechanischen Gleichgewichtes.
Die Formel dpffk(Z)^0 bestimmt das Gleichgewicht
des Systems in jeder Hinsicht, somit also auch das mecha*
nische Gleichgewicht Um die Bedingung für letzteres zu
entwickeln, hat man eben nur rein mechanisch zu variieren,
d. h. ohne sonstipr^' Vorfindenmgen nur die Teile der flüssigen
resp. der dampfförmigen Fhase zu verschieben, so daß die
Grenzfläche deformiert wir<l. Hierbei ändern sich die zwei
ersten Terme von (Z) überhaupt nicht; im letzten variiert
nur 0, während das Volumen V der Flüssigkeit konstant
bleibt. Die Bediugunef des Gleichgewielites ist somit, falls A'
einen zunächst unberitimmten Faktor bezeichnet,
Voigt, Thiermodyiianiik. II. 9
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130 I. Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
NuD ist nach bekannten SSteen der Geometrie
wobei die Int^rale über aUe Elemente der Grenzfläche er-
streckt 8uid> dv eine normale Yeracbiebang von dO nach
außen und JRi^ 22^ die Haupikrummungaradien der Ober-
flfiohe indO, nach innen gerechnet, bezeiäinen. Da dv will-
kflbrlich ist, so reaultiert aus (185)
■
(187) S + ^) + ^' ^ 'SP^ ^' « 0 ,
wobei P die mittlere Krümmung der Ob^rflSdie an dar
betrachteten Stelle beseichnet Zum mechanischen Gleich-
gewidit einer keiner äufieren Kraft unterworfenen Flüssig-
keit ist also erforderlich, daß dieselbe durch eine Oberfläche
konstanter Krümmung gegen ihren Dampf
abgegrenzt ist
i ^ einfachste Fall ist der, daß sie
KJg f^ 9m I eine Kugel bildet; aber dabei ist die
11 ) Kriimmung bereits durch die Masse
*V?H^^^^^^ festgelegt. Allgemeiner ist der andere,
daß die Flüssigkeit zwischen zwei ko-
axiale Ringo , ^ gefaßt ist; hier kann
man durch Nähern und Entfernen der
^»s- 22. JEünge die mittlere Krümmung bei ge-
♦j^eboner Masse doch verändern (Fig. 22).
WoLTii einer weiter unten zu machenden Anwendung
wollen wir noch den Fall betrachten, daß das iSysteni aus
Flüssigkeit und Dampf der Schwere unterworfen ist. Hier
tritt zu dem Ausdruck für die Energie und somit auch zu
dem für {Z) noch das Potential der Schwere hinzu; dasselbe
wird nach dei allgemeinen Definiiioii des Potentiales in
Bd. I, § 28 durch
(188) if/dm' +
gegeben, wobei die Koordinaten z' und z" der Massenelcmente
dm' und dm" von einer beliebigen Ebene nach oben positiv
zu rechnen sind.
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§ 43. Bedmgtmg d«6 thennodynaiiiiaeheii Gleichgewichts. 131
Die Variation, ^v^'lch(' < inc Verscliicbung jedes Ele-
mentes (10 der Grenztiai hl um öv nach außen bewirkt^
läiiit ersichtlich ^ um die Gröüe
zunehmen, wobei o' und q" die Dichten von Flüssigkeit und
Dampf sind; und ^ die Koordinate des Elementes dO be-
zeichnet
Die Hinzufugung dieses Gliedes zu [Z) liefert die Be-
dingung des mechanischen Gleichgemchts iu der Form
(189) 98 ig' - Q") + ÄP-h A'- 0 ,
welche zeigt, daB jetst die mittlere Ejrfimmung P der Grenz-
fläche ia höheren Panj^ten kleiner sein mufi» als in tieferen.
Bedtst die Grenzfläche einen ebenen Teil, in dem also
P— 0 Ist, 80 gilt £nr dessen KcxMrdinaten Iq die Gleichung
der ebene Teil muß also horizontal liegen. Zieht man die
letzte Gleichung von der vorletzten' ab und rechnet 0 von
dem Niveau des ebenen Teiles ans, so resultiert schließlich
die Beziehung
(190) 9^(Q'~Q")-hSP^0. ^
§ 43. Bediugimg des thermodynamischeu Gleichgewiclits.
üm nun die Bedingung des thermodynamischen
Gleichgewichts zu erhalten, beschranken w uns anf den
einfachsten FkU, daß die Wirkung der Bdiwere yemaoh-
lassigt und somit die mittlere Krümmung P als auf der
ganzen Grenzfläche 0 konstant betrachtet werden kann.
Wir haben dann nUch (183) (Z) bei konstantem h
und somit bei konstantem 8^ d. h. nur wegen m' und m" zu
variieren, wobei gilt
und nach (186) auch
Die Bedingung dp^u {Z) = 0 nimmt hiemach die Form an
(191) Q'iC-n + SP'^O;
9*
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132 I* Kapitel. £ine Komponente in mehreren Phaseo.
die Berücksichtigung der Molekularwirkuog verandeit also
die GleichgewichtsbedinguDg auch formal.
Setzen wir hier die angenäherten Aufidnicke (74) und (79)
für {' und C" so eigibt sich, da q'v'=^1 ist,
(192) {B-\-pv') ~ [T+ &B]n(p)] + v'SP= 0 .
Wenden wir diese Formel auf den Fall verschwinden-
der mittlerer Krümmung (P»0)^ aber gleicher Temperatur ^
an, BO liefert sie
(193) (e-\-pov'o) [T-^-l}Bln{p,)] = 0.
Vernachlässigen wir die Kompressibilität der Flüssi^eity
setzen also v^ — ifo, so ergibt die Subtraktion
(194) (p_^>o) '0 - 0B\nia^lp^ + 4SF=0,
oder bei Annahme eines kleinen Wertes der Differenz
Pa ~P bei Berücksichtigung der Beziehung jpot^'»
auch
(195) 7i(vi;-^v^ + riSP^0.
Diese Formel hat W. ThomsonM durch eine überaus
einfache TTberlcgimg" ganz direkt erschlo<^sen. Er betrachtet
eine Hchwcre Flüssigkeit, in deren liinlängHeh anygedehnt(»,
also teilweise ebene Oberfläche ein Ka])illarrohr einL^csenkt
ist, während das Ganze sich in einem mit dem l)ani|)ie der
Flüssigkeit «j-efullten Räume befindet. Es ist dann wegen
der wirkenden vSchwere der Druck Pq des Dampfes auf die
als eben zu betrachtende äußere Fläche und derjenige p auf
den als Kugel zu betrachtenden Meniskus im Innern des
Rohres verschieden. Dagegen darf in Annäherung der
Druck auf' die verschiedenen Flächenelemente des M« niftkiis
als gleich betrachtet, die Wirkung der Schwere innerhalb
des Meniskus vernachlässigt und dieser als kugelförmig an-
gesehen werden.
Nun verlangt das W. Thomson sehe Prinzip lld. I,
S. 202, daß durch einen isothermischen Kreisprozeß keine
Arbeit gewonnen werden kann. Hieraus ergibt sich, daß
gleichseitig der Dampf unter dem Druck mit der Fltlssig-
W. Thomson, Prog. Soc. Edinb. T. 7, p. 63, 1870.
§ 43. Bedingung des thermodynamischen Gleichgewichts. 133
keitsoberflache von der mittleTeii Erfimmung Pq^O und
deijemge unter dem Druck p mit der Fläche von der
Krümmung P im Glei« ligowicht sein muß. Denn im ande-
ren Falle vtkrde die Verdampfung an der einen ^ die Kon-
densation an der anderen Flache einen Transport schwerer
Masse repräsentieren, der (etwa mit Hilfo einer kleinen
im Rohr angebrachten Turbine) Arbeit zu leisten gestattete.
Für den betrachteten Fall gilt aber nach (190) die
Beziehung
9iW-Q")+SP-0,
wobei z mit der Steighöhe in dem Kapillarrohr, i' lait der
mittleren Krüxumung des Meniskus zu identifizieren ist.
Die DiflFerenz der J>rucke pQ—p = n in dem schweren
Dampf ist gleich gzQ"\ wir haben also
was wegen ro --- 1 mit (195) identisch ist. Dabei ist zu
beachten, daß in dem Ausdruck l/T^^ -|- l/itj für die mittlere
Krümmung P die Krümmungsradien nach innen positiv
gerechnet sind. Es folgt also z. B., daü an einer Flüssig-
keitskugel von größerem Kadius der SattigungsdruclL kleiner
iat^ als an einer solchen von kleinerem.
Hieraus ergibt sich weiter, daß, wenn innerhalb derselben
Dampfatmosphäre (entweder bei Ausschluß der Schwere,
oder, wenn bei ßerücksichtiguTig derselben, dann in gleicher
Höhe) zwei (angenähert ) kiiirelförmige Fliissigkeitstropfen von
verschiedener Große vorlianden sind, für das so gebildete
System kein Uieichgewicht existiert
Bei einem Dampfdruck, der an der Oberfläche der
<itr>ßereD Kugel Gleichgewicht liefern würde, verdampft die
Flüssigkeit an der OberHäche der kleineren Kutr*'!; bei einem
solchen, der dem Gleichgewicht an der kleineren Kugei ent-
spricht, kondensiert sich Flüssigkeit au der größeren. Die
kleine Kugel wird daher ni Wiiklichkeit dauernd Masse
abgeben und die gröliere dergleichen aufnehmen. Es ist
sehr wahrscheinlich, daß dieser Prozeß sich andauernd, wenn
auch langsam, in den Wolken abspielt.
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134 L KapiteL Eine Komponente in melireren Phasen.
§ 44. Weitere thermische Beziehungen.
Die Obei-fliichenspannuap^ S ist nach der Beobachtung
eine Funktion der Temperatur. Die Anwendung der all-
gemeiücn Jb'orniel (11') S. f», auf den Ausdrnek (1^4) bei
Vernachlässigung der Veränderlichkeit von 0 lu tert sonach
für die Entropie M des Systems aus Dampf und Flüssigkeit
Der Zuwachs dH dieser Funktion bei einer isothermen Ver-
änderung, mit 1^ multipliziert, bestimmt den bei jener Ver-
änderung nötigen Wärmeauf wand äiJ. Leitet man den Vor-
gang so, daß außer ^ auch m', m" und p konstant sind,
daß also nur die Größe der Begrenzungsfläcbe 0 (bei kon-
stanter mittlerer Krüminung) vaniert, so wird spedell
(197) äQ
"Eiik ein&ehstes Beispiel bietet eine ebene Flüssigkeitsmem-
bran^ die in einem Kalunen von (etwa durch Ausziehen)
veränderlicher Chrdße ausgespannt ist.
Die Formel zeigt, daß die Vergrößerung der Fläche
erwärmend oder abkühlend wirkt, je nachdem SS/B^ positiv
oder negativ ist. —
Um die spezifische Verdampfungswarme l für eine der
Schwere ents<^ne Flüssigkeit bei Berücksichtigung der
Kapillarität zu untersuchen, ist es erforderlich, die Aus-
drücke (74) und (79) für t' und C" einzusetzen; für eine
isotherme Andemng dm', dm" = — dm', dO= Pdm'/g' erhält
man dann aus« (196) für den Wärmeaufwand äQ den Wert
woraus für — äüidtn' folgt
Ist für die Grenzfläche P=0, so gilt
(199) ^ = d(^^^ + p,|^-i^lu(j>„)).
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% 45. Wiiknng einer deUarisohen Ladung der FlOan^ceit. 135
In der DifPeronz der beiden Gleichungen kann (;?,, p)S'i/jd d'
als zweiter Ordnung vcniachlässigt -werden; fiir üBlnipf^jp)
kann v"7[ und hicrfi'u' nach (195) wegen des L!:ei:;en ?/' kleinen t/
auch — v't^F gesetzt werden. Demnach findet sich schlieÜlioh
(200) i-^ = ,/p(*||-s) = «'P*»^'.
Die spezifische Verdampfungswärme wird also bei ( inein
kugelfonnigen Tropfen (P> 0) durch die Oberfliichenspan-
nung vergrößert oder verkleinert, je nachdem d{SjO)jd'&:^0 isL
§ 45. Wirkung einer elektrüsehen Ladung der
FlflsBigkeit auf das Gleiehgewieht.
Diireluins p;vrallel zu der ^yi^kung der Kapiilarkräfte
läßt sich tjif'jt niL'-e einer Elektrisierung der Flflssigkeitsober-
fläche behandeln. Wir benutzen dabei bekannte Sätze aus der
Elektrizitätslehre, von denen übrigens einige im JH. Teil
noch näher besprochen werden sollen.
Um Komplikationen zu vermeiden, beschranken wir
uns dabei auf den Fall einer rings von ihrem Dampf um-
gebenen Flüssigkeitskugei; für die die elektrische Energie
den einfachen Wert ^E^/R besitzt, falls E die gesamte
Ladung in sogenannten elektrostatischen Einheiten und R
den Kog^lradioB bezdchnet.
Wir werden hier analog zu (184) seteen
(201) (Z) = m' C -f m" C + i E-'jB .
Die Variation von m% m", R vollzieht sich gemäB den Be*
ifieh^iTigfin
(202) Sm'+^m"^ Oy AnQ'R^dR^dm'
und liefert die Gleichgewichtsbedingung
(203) 4 jr^'iJ* (C- n - i E^/R^ = 0 .
Ffihrt man die IBchendiohte a der Ladung durch die Formel
o = Ej4:7iR^
und den nach außen gerichteten Druck D, der auf der Re-
pulsion «mischen den Ladm^selement«! beniht> durch
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136 !• lübpiteL Eine Komponente in mehreren Phasen.
ein, so gibt dies einfacher
(204) C'-C'^v'D.
Diese Gleiehung ist mit (191) durchaus konform; der ne-
gative elektrische Druck steht an Stelle des KapiUar-
draekes 8F,_
Nun benutzen wir wieder die Ausdrucke (74) und (79)
für C und und erhalten
(206) e-{-pi/-T—BMn(p)^ifD;
bei verschwindender Ladung unter gleicher Temperatui* gilt
Ö + JPo - ^ - -B^ M Po) " 0 ,
also bei i/^i/q und ^q— |) = 7r in frfiherer AnnSfaerung auch
(206) 7z(v';-v') = v'D.
Der Sattigungädi-uck an einer geladenen flüssagkeits»
kugel ist sonadi kleiner, als an einer ungeladenen; sind
in einer Dampfatmosphäre geladene und ungeladene vor-
handen und darf von der S. 133 besprochenen Kapillar^
Wirkung abgesehen werden, so werden sich die geladenen
Kugeln auf Kosten der ungcladcnon vergrößern.
Auf das Gesetz der Yerdampfungswärme braucht hier
nicht eing^angen za werdea
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VII. Abschnitt
Die Kontinmtät des dampfförmigen und
des flüssigen Zustandes*
§ 46. Beobachtangstatoaelieii. Der kritische Punkte
Nach dorn S. 24 AuseLnau(ieiui >( t/trni liaben für die
flösBure uiid dio daiii[)t"t"üiiiiigc Phase die bchuitte der Volumon-
fläehe mit Ebeueu t^-Konst. und ^^-Konst. etwa die in Fig. 8
lind 9 schematisch (hu-^es teilten Formen.
Die Beobachtung bei verschiedenen Temperaturen und
verschiedenen zugc^luirigen Drucken hatte nun gezeigt, daß der
Yolumensprung in der Grenzkurve der beiden Phasen mit
wachsender Temperatur immer kleiner und kleiner wird.
Hieraus entspiang die wichtige Frage^ ob dieser Spi ung bei
einer erreichbaren endlichen Temperatur vollkommen und
dauernd verschmidet, ob also Dampf und Flüssigkeit ko-
existierend gleiche Dichte erhalten können.
Beobachtungen von Oagniard de la Tour^), bei denen
Flfissigkeiteu in von Luft befreiten, geschlossenen Böhren
auf hone Temperaturen eihitzt worden, bewiesen zuerst die
Erreichbarkeit dieses Zustandes. War die Rohre zu einem
nicht zu kleinen Teile mit Flfissigkeit gefiillt, so daß
letztere bei der Temperaturstelgerung nicht vollständig ver-
dampfte , so gelang es in mehreren Fällen, durch Frhitzen
einen Zustand zu erreicln n, bei dem die Grenze zwischen
Dampf und Flüssigkeit vollständig verschwand. Der Dampf
hatte unter dem mit wachsender Temperatur wachsenden
Cagniard de ia Tour, Ann. chim, 12, Bd. 21, S. 127,
1822; Bd. 22, S. 140, 1828.
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138 h K»piteL Eine Komponente in mehreren Phasen.
I)ni(k eine solche Dichtigkeit angenommen, daß sein opti-
sches Verhalten sich nicht mehr von demjenigen der Flüssig-
keit unterschied. Bei höheren Temperaturen blieb dies Ver-
hältnis bestehen. Die Temperatur, bei der dieser Zubtiiud
eintrat, lag nach Cagniard de la Tour für Äther bei 200'^,
für Alkohol bei 259^, für Schw(!fclkohlenstotf bei 27.)'^, für
Wasser bei 362 ^ Celsius. Der gleichzeitig herrschende Dmck
wurde nicht gemessen^ — er ergibt sich aus dem Gesetz
der Grenskurve.
Diese und ähnliche vereinzelte Beobachtungen gaben
Andrews^) Veranlassung, für Kohlensäure dit gesamte Kon-
figuration der Yolumenfläche genauer zu untersuchen. Er
stellte seine Messungen in der Weise an^ daß er ein einseit^
gesdilossenes, wohl kalibriertes Rohr mit Kohlensäure füllte
und die Stellung des die andere Seite abschließenden Quedc-
silberfadens ablas, wenn bei konstant erhaltenen Temperaturen
der (durch den Quecksilber&den vermittelte) äuBere Druck
variiert wurde. Die Beobachtungen lieferten somit zunächst
den Verlauf einer Beihe von Isothermen^ von denen Fig. 23
eine Kopie mit beigeschriebenen Temperaturen in Celsius-
graden gibt; der Druck ist in Atmosphären ausgedrückt^ die
Volumeneinheit ist irrelevant. Die punktierten Kurven
stellen den Verlauf der Isothermen für ein mit Luft gefuUtes
Rohr dar, das, mit dem beobachteten gleichzeitig den vari-
ierenden Drucken ausgesetzt, zu deren Bestimmung diente.
Bei niedrigen Temperaturen ist der Verlauf' der beob-
achteten Isotherm oTi ganz der in .§ 1 geschilderte. Vom
Gaszustande (rechts) her be^nnend ist die Volumenabnabme
zunächst von einer Druckzunahnie begleitet. Von einem
bestimmten Volumen ab bleibt dann der Druck konstant
(bei T=13,l® Celsius ist der bezügliche Druck etwji 49 atm.,
bei T — 21,5^ Celsius etwa 60atm.), die Tsotliennc verläuft
horizoTital. Dies entspricht der alluiähli' lim Vertiüssiguug,
nach deren Vollrnduner ('^cr kleineren Knmpressibilität der
flüssigen Phase entsprechend) der Druck bei Volumenabnahme
rapid zunimmt.
Bei höheren Temperaturen fehlt den Kurven ein hori-
zontales Stück, und ihr Verlauf zeigt keinerlei Unstetigkeit,
^) Andrews, Flui. Trans. T. 159. S. 583, 1869: Fogg. Ann.
Erg.-B<L 6, a 64, 1871.
Digiti^cü by
§ 46. Beobachtungstatsaeben. Der kritisohe Punkt. 139
die auf eine Änderung des Aggregatzustandes gedeutet
werden keimte.
Die Grenze zwisclien beiden Rurvengattungen bildet
diejenige Isotheime, bei der das horizontale 8tü<ä auf ein
Linienelement zosammengeschrampft ist, d. h., die einenWende*
piinkt niit horizontaler Taugente besitzt Nach Andrews
entspiicht dieselbe der Temperatur von 31,1^ Celsius.
1^
Fig. 2&
Man kann demgemäß das Besultat der Untersuchung
dahin formulieren, daB Kohlensäure bei niedrigerer Tem-
peratur als 31>1 ^ Celsius durch Kompression eine unstetige
Zustandsänderung erleidet, bei höherer dagegen nicht Da
die betreffende Unstetigkeit dem Übergang in den flüssigen
Zustand entspricht, so sagt man auch wohl, dafi Bich Kohlen-
säure von höherer Temperatur nicht verflüssigen läßt
Doch ist ein solcher Ausspruch einigermaßen mißverständ-
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140 !• Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
lieh, denn erst die Differenz der physikalischen Eigen-
schaften, insbesondere der Dichte und des optischen Ver-
haltens, gestattet die räumliche Sondorung und sinnliche Unter-
scheidung von Fh1ssigk(^it und Dampf: hol einem Körper,
der ein Gelaß homogen erfüllt, ist eine Entselipidnng, ob er
flüssig oder dampfförmitr pei, unmöglich, und iium könnte
daher in unserm Falle mit demselben Rechte, wie das Fehlen
der Kondonsation, auch das Fehlen d^r Verdampfung be-
haupten. Das Tatsächliche bleibt dalu r allein, daß bei Tem-
peraturen r > :U,1 ^, 304,1 ^ die Unstetigkeit der Zustands-
änderung verschwindet.
Spätere Beobachtungen lassen den Schiuli zu, daß dies
zuerst bei K i )lilensäure erkannte Verhalten allen Flüssig-
keiten und allen Grasen eigen ist, und daß die verschiedenen
sich nur durch die Höhe der Temperatur imterscheiden, die
den Übergang von unstetigen zu stetigen Änderungen be-
zeißhnet Eine Anzahl Grase wurden ehemals als perma-
nent beseichnet, weil ihre Verflüssigung durcli Kompression
nicht gelang. Man bat erkannt, daß dieselben keinerlei
andere Ausnahmestellung einnehmen, als daß ihre maximale
Verflfissigungstemperatur ungewöhnlich niedrig ist, und hat
gezeigt, daß es nur nötig ist, diese Temperatur zu unter-
schreiten, um die Verflüssigung durch Kompression zu be-
wirken.
Man kommt hierdurch zu der Auffassung, daß alle
Flüssigkeiten und Gase, die sich durch Temperatursteigerung
nicht zersetzen, eine Schar von Körpern von gleichartigen
und nur quantitativ wechselnden Eigenschaften bilden. Ordnet
man sie nach diesen Quantitäten, so stellen die ehedem
als permanent bezeichneten Gase die eine Endgruppe dar,
die (zahlreichen) Körper, bei denen das Verschwinden der
F'^n Stetigkeit durch Steigerung der Temperatur sich noch
nicht iiat erzielen lassen, die andere.
Wegen der allgemeinen ßedentnng der durch Andrews
klargelegton Gesetzmäßigkeitrn ^liiid auch die von ihm vor-
geschlagenen speziellen Bezeichnungen zu allgemeiner An-
nahme gelangt.
Man nennt donigemäß die Temperatur, wclehe die Iso-
therme mit horizontaler Wendetangentc definieil, die kri-
tische Temperatur &^ des Körpers und überträgt dies
Epitheton auf diejenigen Werte von p und v, welche den
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§ 47. Form der Volumen- und PotentialÜüchen.
141
Ort des Wendepunktes mit horizontaler Tangente, des kri-
tischen Punktes in der 7'jf)- Ebene, bestimmen.
Der kritische Druck j?« ist derjenige Druck, oberhalb
dessen eine geänderte Temperatur keine unstetige Zustandst
änderung mehr bewirkt, und das kritische Volumen
ist das kleinste Volumen ^ bei dem ein gasförmiger Körper
unstetig in Flüssigkeit übergehen kann.
Von den drei kritischen Parametern ist ?7« und 2'>y.>
die bloße Anschauung; der Andrews sehen Kurven zeigt,
relativ g(miui bestimmbar: weniger r^, da eine Kurve in der
Umgebung v'mpH Wendepunktes auf eine ziemliche Strecke
von einer Geraden mir wenig abweicht. Am besten bestimmt
sich v^, wie es selieint, durch Interpolation aus den Knick-
pnnkten der Lsotiiermen für < i?«, die nach S. 25 zuRammen
die Grenzkurven des Verdampf migsgebietes bestinunen. Diese
Grenzkurven lauten in dem kritischen Punkt zusammen, so
daß das Gebiet (f d) doil endet; man kann die Grenzkurve
dort in Annäherung als eine rarahci auifassen, deren Para-
meter (und demgemäß auch die Koorduiaien ihres höchsten
Punktes) sich aus der Lage jener Knickpunkte berechnen läßt.
Um eine Vorstellung von den Zahlen zu ^ben^ um die
es sidi hier handelt^ stellen nachstehend emige kritische
Daten zusammen. Die Temperaturen Tm sind in Celsius-
graden, die Drucke in Atmosphären, die Volumina v,, in
cm^ pro g angegeben.
Wasser
360
195
2,3
Alkohol
240
63
3,5
Äther
195
36
4.5
Schwefelige S&nre
57
80
2
Kohlensäure
31
75
2,2
Sauerstoff
-118
50
1,6
Stickstoff
— UG
34
2,4
Wasserstoff
-220
20
12
§ 47. Fom der Tolmnen- und PotentiaUtächen im Falle
stetiger Übergänge Ton Dampf in Flfissigkeit.
Erinnert man sich, dali die Isothermen sieh als Schnitt-
kurven der Volumenfläche mit den Ebenen ?9-Konst dar-
stellen, so erkennt man durch Betrachtung der Andrews-
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142 !• Kapitel. Eine Komponente in mehreren Fhaaen.
sehen Kurven, daß der cylindrische Teil der Volumenfläche
mit wachsender Temperatur immer niedriger wird und bei
der kritischen Tempenttnr verschwindet, sowie daß bei noch
höhereu Temperaturen die Volumenflache jedes Knickes ent-
behrt und stetig verläuft. Nun ist schon auf S. 24 hervor-
gciiübcn \N (nden, daJ^ unterkühlte und überhitzte Zustände
von Dampi und Flüssigkeit beobachtet werden, die bei Ab-
wesenheit der anderen Phase stabil (also metastabil) sind,
und die Zweigen der Isothermen entsprechen, welche sich
stetig fiber den Verdampfung»« resp. Kondensationspiuikt
eratreokea^ me die Eiguren 8 mid 9 dies in den pmustier-
ten Kurvenstücken andeuteten. Dies legt die Vermutung
nahe> daß diese stetigen Fortsetzungen der isothermen &
in einem nahen Zusammenhange mit dem durchaus stetigen
Verlauf der IsolJiermen ^>^m stehen^ n&nUdi die Anfihige
eines zweiten stetigen Überganges aus der dampfförmigen
in die flüssige Phi^e bilden mochten, bei dem die Sub-
stanz sich nicht in zwei Phasen sondert, vielmehr h(»n€gen
bleibend ihre Eigenschaften wechselt (Fig. 24.)
Daß von einem solchen Ubergang nur die An&ngs- und
Endstücke nahe 6 und e realisierbar sein können, läßt sich
leicht zeigen. Wie man sich nSmlich auch das Verbindungs-
stück (cd) denken möge, iederzeit muB weni^^stens auf
einem Teil desselben Druck und Volnmon gleMizeitig zu-
nehmen oder gleichzeitig abnehmen. FAn solcher Zusammen-
hang macht aber ein stabiles Gleichgewicht ersichtlich un-
möglich; bei einer kleinen 8cliwankung -wird die Veränderung
von selbst in dem begonnenen Sinne weiter gehen, der Zu-
stand int labil.
Diese Verhältnisse lassen sich von einer anderen Seite
beleuchten, indem man neben der Volumen- auch die Potential-
fläche zur Beui-teilung der Verhältnisse heranzieht. Nach
§ ü entsprechen die cyliadiischen Teile der Volumenflache
den Schnittlinien der den koexistierenden Phasen augehörigen
Potential flächen; dem in Fig. 24 dargestellten SchnitL der
Volumenfläche mit der Ebene ß = Konst. ordnet sich wegen
v^dCjdp der in Fig. 25 wiedergegebene Schnitt der Potential*
flSehe, dem stetigen übei gang oben der durch eine Schlei ver-
mittelte unten zu. Die Stucke (a'b') und (e'f) der Sdinitdcnrve
steilen nach § 4 absolut stabile Zustande dar, {h'c') und
(€^(P) metastabile; die auf (c'd') liegenden Zustande aber
Digiti^cü b
§ 47. Form der Volumen- und I'otentialflächen, 143
sind absolut labil. Der gesamte stetige Ubeigoiig aus
einer Phase in die andere enthält also für Temperaturen
unterhalb der kritischen eine Strecke, die von labile und
somit nicht realisierbaren Zuständen gebildet wird.
Was die Veränderung der Schnittkurve der Potential-
fläche mit wechselndem i9 angeht, so ist ersichtiich, daß die
Schleife sich bei wachsendem mehr und mehr verengen
und für S ^- in eine Spitze zusammenziehen mtiß, die bei
noch größerem ?^ in eine abgei'undete Aucbaueliunfj; übor-
LTf hen wird. Bei abnehmendem 0 wird sicli die Schloiie er-
weitem und kann sich sogar völlig öffnen. Letzteres er-
scheint besonders dann wahrscheinlich, weim die Grenzkurve
(wie das die Hegel ist) von einem reellen dreifachen Funkt
ausgeht
Fig. 91.
Fig. 26.
Nach dem Vorstehenden wird eine ergänzende Be-
merkung zu den Figuren (6) und (7), welche den Verlauf
der Grenzkorven {fd), (sf) und {d$) in der p^-£bene fttr
normale und anormale Körper dustellen^ notig sein. Die
Kurve (fd) endet im kritischen Punkte, den wir för jede
Flüssigkeit als der Eegcl nach vorhanden annehmen können.
Die Gebiete (f) und {d) sind somit also nicht völlig ge-
trennt, sie hängen jenseits des kritischen Punktes zusammen^
und man kann daher, wenn man nur denselben bei der
Zustandsanderung umgeht, von jedem fliissigen Zustand zu
jedem dampfförmigen über lauter stabile, homogene Zustände
gelangen.
Auf die Frage, ob auch die Grenzkurven (sf) und (ds)
je in einem kritischen Punkt endigen^ wird unten ein-
gegangen werden.
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144 !• KapileL Eine Komponente in mehreren Phasen.
§ 48. Die Tan der WaaUfiMshe Gleiehnn^.
Wenn oberhalb der kritischen Temperatur sicher nur ein
stetiger Übergimg von der dampfförmigen zur flüssigen Phase
existiert, mid unterhalb ein stetiger Ubergang neben dem un-
stetigen höchst wahi'sciieiniich ist, so ergibt es sich fast von
selbst, dali das Verhalten beider Phasen durch dieselben
thermodynamischen Funktionen darstellbar sein muß, von
denen in dem einen and dem anderen Falle nur verschie-
dene Bereiche maßgebend sind. Dieser Gedanke ist der
Ausgangspunkt der epooheroacheiiden Untersuchungen von
yan der Waals^) gewesen. Es gelang diesem Forscher
insbesondere dnroh Verfolgung der molekularen und kine-
tificken Hypothese, jene schon S. 62 benutzte Erweiterung
des Boyle-Gay Lussacschen Gesetzes abzuleiten, die mit
denselben Parameterwerten innerhalb weiter Argumental-
bereiche den Zusammenhang zwischen Druck, Volumen und
Temperatur sowohl für die damp££5rmige, wie ffir die flüssige
Phase in betrachüicber Annäherung Erstellt Bei Einfüh-
rung des spezifischen Volumens v lautete diese Formel
(207) +
in ihr erscheint a/v^ als ein Druck, der sich zu dem äußeren
Druck p addiert und als die Wirkung der Kohäsion, d. h.
der wechselseitigen Anziehung der Massenelemente oder
Moleküle aufgefaßt werden kann; b stellt ein Volumen dar,
das sich von dem wahrnehmbaren Volumen subtrahiert und
mit dem Raum, den die Moleküle faktisch einnehmen und
der für ihre Bewegung in Wegfall kommt, in Beziehung
gesetzt werden kann.
Die van der Waalssche Formel ist in bezno- auf v
vom dritten Grade; nimmt man also ?^ = Konst ,, d. h. unter-
sucht eine Isotherme, so erpfibt jedes p drei Wurzeln v,
d. h., es besteht die Möglichkeit, daß eine Isotherme von
einer Isopieste dreimal geschnitten wird. Nimmt man
hinzu, daß verschwindeadcin p unendlich großes v und
dem Wert v = h unendlich großes p zugehört, so ergibt sich
für den allgemeinsten Typus der van der Wa als sehen Iso-
Van der Waals, Die Kontimiitlt uaf, Leipzig 1881 und
1899.
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§ 48. Die van der Waalssclie Oleiehung.
145
Iherme die Kurve / in Fig. 26. Bei großem v und nicht
zu kleinem p überwiegen iUe ersten Glieder der Klammem
in (207) weit die letzteren, die van der Wa als sehe Formel
nähert sich mehr und mehr der Boyle-Gay Lussacschen^
die Isotherme der gleichseitigen Hyperbel. Bei sehr klei-
nem 1^ zerfiUlt die Gleichung (angenähert) in die zwei
also die Isotherme in die Gerade a' und die hyperbelartige
Kurve a. Zwischenliegenden Werten von d entsprechen
Ubergangsformen wie ß
und 3. Jf
Nach dem S. 142 Er-
örterten stellen nicht alle
Teile dieser Kurven stabile
ZustSnde dar. . Für alle
Kniren, die Mazima und
Minima von p ergeben^
kommt ffir stabile Zustande
der diesen Extremwerten
benachbarte Teil in Weg-
fall, und es tritt an seine
Stdle eine horizontale Ge-
rade ^ welche, wie unten
bewiesen weiden wird, so
zu legen ist, daß die von
ihr und der Kurve be-
grenzten beiden Flachen-
segmente [1 und 2 in der
Figur bei der Kui've y) einander gleich werden. Die Punkte
dieser Geraden stellen Zustünde dor Koexistenz von Dnmpf
und Flüssigkeit dar. Daß von den Zuständen auf den aus-
geschiedenen Kurvenstücken ein Teil metastabil, ein Teil ab-
solut labil ist, wurde bereits S. 142 erörteit. —
Die kritische Temperatur ist dadurch gegeben, daß die
bezügliche Isotherme eine horizontale Wendetangente besitzt,
d. h., daß demselben p drei gleiche Wurzeln v = v^ ent-
sprechen. Um die Bedingungen hierfüi' zu erkennen, hat
man nur die Formel (207) in der Gestalt
mit
V
Fig. 2a
Toigt, ThemodTiiamik. IL
10
Digiii^ca by Google
146 !• KftpiteL Eine £omponent« in mehreren. Phasen.
zu veE^g^ddien; aetit man die hierauB folgenden Aigumeiitalr
werte von p und # wiederom gleich und so ergeben
fildi die Beziehungen
(208) 3».=6+^, 3«i-f , .;2 = ^-.
Ph Pn Ph
Ihre Anfldsang nach v^y p^f Hefert
(209) v, = 'Sh, j;,=^a/27&», ^^=8a/27 65;
naoh a, b, B au%eldst> eigeben sie
(210) a=3i?.i;;, h^\v^, B = 8p.vJ3^^.
Die Parameter der van der Waalsschen Gleichung
drücken sich hiernach vollständig durch die kri-
tischen Daten v^, p^, i}^ aus, und umgekehrt.
Müit man v, & in den kritischen Werten, d. h.^ führt
man die (reduzierten) Argumente
^^"> i'""' fr^' wr^
ein, so nimmt (207) die Gestalt an
(212) (P+3/Fa)(3r-l)=»8e;
diese reduzierte Form enthält nichts auf eine spezielle
Substanz bezugtiches mehr in sieh, die möglichen Zu-
stände aller Körper müfiten hiernach in einem VPB^
Koordinatensystem durch dieselbe Oberfläche ge-
geben werden, oder, anders ausgedrückt, die gleichen
reduzierten Temperaturen B eDtsprechenden Iso-
thermen müßten in einem FP-Koordinatensystem
identisch werden.
Es ist bemerkenswert, daß diese Übereinstimmung der
verschiedenen Isothermensysteme unter sich eine vollstän-
digere ist als die Ubereinstimmung jedes einzelnen mit der
van der Waalsschen Formel, i) In der Tat ist die erstere
Eigenschaft von der letzteren bis zu einem gewissen Grade
unabhängig; auf eine Form ohne der Substanz individueller
Parameter läßt sich im allgemeinen jede Formel zwischen
») S. z. B. Happel, Ann. d. Phya. Bd. 13, S. 34. im
Digiti^cü by
% 49. Entropie luw. ntneh. der d^ WaaUMhen Gleiofaung. 147
Pj •& brineron, die nur (irci Konstanten enthält. Das Zu-
sammenfallen der reduzierten isothermen verschiedener StoiFe
beweist somit an sich nur, daß die Zustandsgieichung droi-
konstantig sein muß; es beweist nicht die strenge Gültig-
keit der van der Waals sehen Gleichung, aber es lehnt
jede mehrkonstantige Formel ab, dei^leichen z. B. von
Clausius vorgeschlagen ist.
Schreiben wir, um dieser allgemeinen Bedeutung Rech-
nung zu tragen, die reduzierte Zustandsgleichung, statt wie
in (212), in der allgemeinen Form *
Ji'(P,F,ö)=0,
so ei^bt sieh, daß auch die Quotienten der Differentiale
zweier der drei Variabelii P, F, S für gleiche reduzierte
Argumente bei allen Substanzen gleiche Werte besitzen
müssen. In der Tat gilt z. B.
Damm SVjVBB und dF/FdP die redorierten Koeffizienten
der ihenuischen. und der elastischen VolumeDaadeniiig eind^
Bo mfissen auch diese letzteren Gdöfien bei deichen redu-
zierten Aigamenten gleiehe GrSfien beriteeiL la den Bd. I,
§ 96 behandelten Koeffisienten
dvlvv'& = -{- oc f d v/vdp = —ß
stehen die obigen in dem Verhaltms^ daß
ist, falls wieder 0^ und die kritischen Grolieii bezeichnen.
oc und f) müssen demnach bei allen Körpern mit dreikon-
stantiger Zustandsgieichung bei gleichen reduzierten Argu-
menten \^ erte besitzen, die resp. mit und Ijp^ pro-
portional süid.
§ 49. Entropie, Energie und Potential nach der Tan
der Waalssehen Gleiehimg*
Um die van der Waals sehe Zustandsgieichung thermo-
dynamisch zu verwerten, wollen wir zunächst die Ausdrücke
für die wichtigsten thennodTnamischen Funktionen unter
10*
Digiii^ca by Google
148 SjkpiteL Eine EompoiiAiite in mehreren Fhuen.
ihrer Zugrundelegung berechnen. Diese Aufgabe, die in
§ 19 in einer Annäherung gelöst i&t, soll hier streng be-
handelt werden.
Die allgemeine Formel (34) in Bd. I, § 94 liefert für die
Wärmemengei die eine Veränderung d^, dv erfordert, den
Ausdruck
dp
Bei Benutsung von (207) erhält man
(213) 5<ü « + ^ ^ dv ,
also
(214) = _ +
Hieraus ergibt aich^ daß eine Funktion von d
allein ist, und die Entropie bei Einführung einer
Konstanten o' den Wert besitzt
(216) 17 = C+ j^^ + Bhiiv-h).
Fir den Zumchs der Sneigie d€ — —pdv+äo} findet
man bei Heranziehung von (207) und (213)
(216) de^y^d^ + a
dv
nach Bd. I, § 98 stellt also a/«' in der Tat den scheinbaren
KohäsioDsdruck dar. Die Integration liefert^ wenn c eine
andere Konstante ht,
(217) t = c+jy,d&--^.
Uber das Gesetz der in diesen Au^di ilcken so wesent-
lichen Funktion geben die hier benutzten Hilfsmittel
keine Auskunft Gewisse moiekiilartheoretische Überlegungen
machen für Korper, die, bei konstauteni Volumen erwärmt,
keine innermolekularen Änderungen erleiden, einen kon-
stanten Wert von }\, wahrscheinlich, aber über die Zu-
läss^keit dieser Voiaussetzung ist es schwer, ein Urteil zu
gewinnen.
Digiti^cü b
§ 49. Entropie usw. nach der t. d. W aal s sehen Gleichung. X49
rar jr folgt M» (213), md«ii n» in dem •Ugemeben
dv dv
dv = -^dp+-^di>
dp = 0 setzt,
d.h.
(218) )-,-/.=
Für unendlich 2"voßop r geht diese Formel in die Är
ideale Gase gültige Beziehung
über.
ist hiemaeh keineswegs eine Funktion von & allein,
würde aber mit Hilfe der Parameter a, h, B vollkommen
ausdrückbar sein, wenn das Gesetz, welches mit ^ ver-
bindeti bekannt wäre.
Ans den Werten von 17 und e erhält man für das thermo-
dynamische Potential
(^e-c'^+ly,d^--&j^^-j-B^\R(v-b)'^pv,
oder, &ll8
gesetzt und p eliminiert, wird.
(219)C-c-c'^-*/4t-~-Mto(«-6)-^).
Indem wir drei Funktionen 6^ von 1^ allein einführen,
können wir hiernach schreiben
(220)
t«af-~--B^ln(t;-fc)+pf;.
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150 I* KapiteL Eine Komponente in mehreren Phasen,
§ 50. Koexistenz von Dampt und I'lüssigkeit,
Wie sdion oben bemerkt, stellen nicht alle Fünkte der
van der Waalsechen leothärmen stabile ZnstSnde dar, nnd
der wirkliche Yeriauf isothenniscfaer Änderungen weidit
von ihnen dadurch ab> daB an Stdle der metasäbilen und
labüen homogenen Zustände die stabilen eines Gemisches
von Dampf und Flüssigkeit treten, die gleichen Drucken
entsprechen« also durch eine die van der Wa als sehen Kurven'
schneidende (in Fig. 26 horizontale) Gerade dargestellt wer-
den. Die Lage dieser Geraden, d. h* die ihr entsprechende
Beaiehnng
6?(|,,^) = 0
zwiBcheu Druck und Temperatur ist diu^eii die Gleichlieit
der Potentiale 'Q' und t," für Flüssigkeit und Dampf gegeben.
Diese Gleichheit kommt hier, wo für beide Phasen der-
selbe Ausdruck (220^) fQr das Potential C gilt; auf die
Gleichheit von f fOr zwei verschiedene Volumina bei dem-
selben und ^ heraus. Nennt man die bezü^chen Vo-
lumina xt und t;", so wird die Bedingung zu
(221) + ln(i/ - ft) - p«' = ^ + -B^ hi(»"- h) -pi^\
Dabei sind und die kleinste und die größte Wurzel
der Gleichune (207). Das Einsetzen ihrer Werte in (221),
d« h. die wiikliche Bildung der Gleichung G(pjd)=^0 der
Grenzkurve zwisdien beiden Phasen, ist in fibersichtlicher
Form nidit möglich, dne direkte Diskussion des Resultates
also nicht angängig. Zu einer gewissen Anschauung des-
selben führt die folgende Überlegung.
£s ist nach (207)
also nach Integration bei konstantem i^
und die Formel (221) reduziert sich hiemach auf
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§ 50. Koexistenz von Dampf und Flüasigkeit.
151
1222) fpdv=p(v"-t/).
Diese Gleichung hat eine einfache geometrische Be-*
deatnng^ die sich durch Betrachtung der # zugehörigen Iso-
therme y in Fig. 26 ergibt. p(v"—v') stellt die durch
Vertikale daroh /' und g seitlich begrenzte Fläche dar,^ die
in derpi>-Ebene zwischen der Geraden fg stabilen Über-
ganges und der Abszissenachse liegt, das Integral diejenige
zwischen der Kurve fg labilen Überganges und der
Abszissenachse; die Gleichheit dieser beiden Flächen (resp.
der beiden Flachenstrioke 1 und 2) bestimmt sonach den
dem 1? der Isotherriic entsprechenden Gleichgewichtsdruck p.
Hiernach läßt sich die Begrenzung des Verdainpfnnps-
gebieles in der vp-Yjhene relativ einfach auf folgende Weise
finden. Man zeichnet für das gegebene Medium eine Schar
der aus (207) folgenden Isothermen und fugt zu jeder eine
Horizontale, welche die Flächenstückc 1 und 2 in F^g. 26
gleich macht; üire äußeren Schnittpunkte mit den Isothermen
sind dann i' unkte der beiden Grenzkurven des Verdampfungs-
gebietes.
£8 mag hervorgehoben werden, daß diese Konstruktion
durch Benutzung der van der Waals sehen Gleichung er-
schlossen, also keineswegs bei beliebigen Werten des Po-
tentiales { anwendbar ist —
Der Ausdruck (220^ für die Entropie gilt ffir alle Zu-
stände, in denen das Medium homogen ist, nicht aber für
ein Gemisch aus Dampf und Flüssigkeit. Wir dfiifen ihn
aber jeden&Us auf die Endpunkte f und g der in Fig. 26
konstruierten Geraden fg, welche gleicher Temperatur und
gleichem Druck entsprechen, anwenden und bilden
*{,"-,')=£*i"(J"3.
Der hier links stehende Ausdmck stellt die zur iso-
thermen reversibelu Uberfühnnig der Masscneinheit Flüssig-
keit längs {fg) in D^imyit' von gleichem p und & erforder-
liche Wärmemenge dar. Eine solche reversible Umwand-
lung ist über die inhomogenen Zustände hinweg durch
die gewohnliche snkzessive Verdampfung möglich^ und da
die Werte von tj von dem Wege, auf dem ein Zustand er-
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152 !• KapiteL Eine Komponente in mehreren Phasen,
reicht wiid^ nicht abhängen, so ist
der Ausdruck für die Verdampfungswärme, wie er sich aus
der van der Wa als sehen Formel ergibt. Die Beziehung
steht mit der Beobachtung nur nnvollkommeii im Einklang;
augenscheinlich kombinieren sich die Ungenauigkeiten der
van der Waalsschen Formel bei deren theoretischer Ver-
wertung hier in ungünstiger Wei^e, so daß das Resultat
viel bedeutendere Abweichungen von der Jikfahrung zeigt,
(223)
als die Ausgangsgleichuug.
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VIII. Abschnitt
Feste und flüssige Phasen
§ 51. AUgemeine Bemerkungen.
Wegen der überragenden Bedentang des Gleichgewiebtes
sweier PlMeen, von denen die eine dampfförmig ist, haben
wir dessen Bcdiandlung vorangestellt. In der Tat finden bei
einem solchen Fbasenpaar £e Folgerungen der Theorie
leichteste und vollständigste Prüfung wie auch mannigfaltig-
ste Anwendung. Viel schwieriger liegen die Verhältnisse
in den Fällen zweier flüssiger^ zweier fester oder einer
flüssigen und einer festen Phase.
Auch hier wird die Bedingung des Gleichgewichtes durch
die Gleichheit der beiderseitigen Potentiale angedruckte d. h.^
wenn wir die Symbole C für die beiden Phasen wiederum
durch die oberen Indices a und b nnterscheiden, durch die
Beziehung
(224) f^«)-^),
aber die hieraus folgende Gleichung
(225) ö^,(p,^)_0
der Gronzkiin-^on zwischen den beiden Phasenbereichen läßt
im allgemeinen den leicht znir^inglichen Änderungen von p
nur äußerst kleine Änderungen von entsprechen. Hieraus
Ifilrrt für das ganze Gebiet die Notwendigkeit des Operierens
mit sehr hohen Drucken und demgemäß einerseits die große
Schwierigkeit einer experimentellen Erforschung der be-
treffenden G( setze, andererseits eine große Komplikation der
Formeln^ da man sich in den Ausdrücken für das Volumen
*
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I
154 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
und die spezifische Wärme nicht auf die früher genügenden
Annäherungen (bei denen häufig sogar die Kompressibilität
der festen und flüssigen Phase ignoriert werden durfte) be-
srhrr'inken kann. Man erkennt z. B. leicht, diiß die Betrachtung
von S. 61, die das Volumen in linearen Zusammenhang
mit dem Drnck. in quadiatischcn mit der Temperatur
bringt, falls man die dort unbestimmt gelassene Funktion
y'o quadratisch iii i^ wählt, für das Potential bereits 10 Kon-
stanten liefert. Und doch ist die Proportionalität zwischen
/' tmd p bei hohen Drucken imzweifelhaft nicht erfüllt; eine
befiiedigende Darstellung der Erfahrung eiibrdert sonach
noch kompliziertere Ausdrücke.
Diese Tatsachen erklären , daß in dem bezeichneten
Gebiete einerseits die Beobachtung bisher nur lückeniiaftes
Material geliefert und über manche Daten, die zur voU-
Btandigen Bestimmung der thermodynamisehen Funktionen
nötig wären, kdne Auskazift gegeben hat, andererseits die
Theorie dber die allgemdnen Sätze des § 9 hinaus kaum
hat gefördert werden können. Da nun eine Zusammen-
stellung rein empirischen und theoretisch nicht verwertbaren
Materiales dem rlan dieses Buches fem liegt, so wird sich
die Darstellung auf einige typische Fälle beschränken^ in
denen das Charakteristasche der betreffenden Phänomene
und ihr (eventuell nur qualitativer) Zusammenhang mit der
Theorie klar hervortritt*)
§ 52. Abhängigkeit des Schmelzpimkte» vom Druck.
Der wichtigste der unter sich verwandten Fälle, die in
diesem Abschnitt behandelt werden sollen, ist der des Gleich-
gewichtes zwischen einer festen und einer flussigen Phase
eines und desselben Körpers, sonach also der Scbmelsungs-
resp. Erstarrungsprozeß.
£s handelt sich dann zunächst und hauptsachlich tun
den Verlauf der Grenzkurve Gs/{p,^)*^0 zwischen den
Gebieten der festen und der flüssigen Phase in der pi^-
Ebene. Daß hier die Fälle der Volumenvergrößemi^ und
Beobachtungstütsachen insbesondere bei Tammann,
Kristallisieren und Srhmelzen, Leipzig 1903; Roozeboom, Die
heterogenen Gleichgewichte usf., Braunschweig 1901.
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% 52. Abhängigkeit des Sobxnekpuxüites vom Pruck. 155
-Verkleinerung beim Schmelzen, d. h. also die FSlle der nor-
malen niid der anoimaleii Körper zu imtefBoheideii aind,
wurde schon 8. 23 bemerkt Je nachdem die Vi^mnen-
anderuDg bei der SchmelzuDg
(226) M,= i;(6) —
positiv oder negativ ist, liefert die allgemeine Formel (24)
d* h. die Beziehung
in der die spezifische Schmelzwärme bezeichnet, ein
Wachsen oder ein Abnehmen der Schmelztemperatiir mit
wachsendem Dmck, also eine nach rechts oder eine nach
lioks geneigte Gestalt der Grenzkorve.
Die Gleichung (227) ist nach der quantitativen Seite
öfter geprüft worden. Ferche^) beobachtete bei Benzol eine
Temperatursteigerung von 0^0297^ pro Atmosphäre Druck-
Steigerung, die mit der berechneten 0,0296*^ völlig über-
einstimmt; Analoges gilt von der durch de Yisser') iur
Essigsaure beobachteten und berechneten Zahl 0,0242^ und
0,0244^. Beide Körper sind normale.
Bei dem wichtigsten anormalen Körper, dem AVasser,
ist die Beziehung nach dem ersten Hinweis von J. Thom-
son^) schon sehr frühzeitig durch W. Thomson^) geprüft
worden; es fand sich nicht nur der Formel entsprechend
eine Erniedrigung des Schmelzpunktes durch gesteigerten
Druck, sondern auch ein Betrag 0,00755'*, der mit dem
von der Theorie geforderten 0,00761 so befriedigend stinmit,
als es bei der Kleinheit der zu beobachtenden Größe nur
irgend zu erwarten ist.
Daß durch genügend hoch gesteigerten Druck noch bei
— 18" Celsius Wasser flüssig erhalten und Eis geschmolssen
werden kann, hat Mousson^) gezeigt, ohne Messungen an
seine Experimente zu knüpfen.
Tammann hat gefunden, daß Glaubersalz sich bei
Drucken unterhalb ca. 1000 Atm. normal, oberhalb anor-
») Perche, Wied. Ann. Bd. 44, S. 265, 1891.
De Visser, Ree. Tr. Ch. Pays-Bas. Bd. 12, S. 101, 1893.
*) J. Thomson. Trans. R. S.Edinb., Bd. 16, S. 575, 1849.
*) W. Thomson, Fkoo. B. S. Edinb., Bd. 2, S.267, 1850.
^) Mousson, Pogg. Ann. Bd. 105» 8. 161, 1858,
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156 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
mal verhalt^) und zieht aus dieser Tatsache interessante
Schlüsse, auf die wir zurückkommen. —
Die Formel (227) bezieht sich auf den Fall allseitig
gleichen Druckes; in der Natur bieten sich insbesondere
bei den kleinen und großen Wirkungen (vom Schneeball bis
mm Gletscher), die auf dem ^^Ballen^' des Schnees beruhen,
VorgfiDge, bei denen Eisstiicke andersartigen (sogar inho*
mogenen) Spannungen imterliegen. Die Übertragung des
qualitativen Inhaltes von Formel (227) auf diese Fälle, mit
der man «ich fiülier zufi'ieden gab, erscliien allmählich doch
unbefriedigend, und es ist demgemäß wiederholt vi rsucht
worden, allgemeinere Fälle, wie z. B. das Gleichgewicht eines
longitudinal gepreßten Cjündern mit seiner Schmelze theore-
tisch zu behandeln. Es muß aber betont werden, daß die
Auwendung der Grundformel (224) und der aus ihr fließenden
Folgerungen auf ein solches System unzulässig ist Denn
das Abschmelzen von Jlüs^siffkeit an der Oberfläche eines ge-
preßten Cjlinders durch Wännt zuf'uhr ist kein umkehrbarer
Vorgang; eine Warmeentziehung läßt das Eis nicht in deiii-
selben gepreßten Zustande wieder gefrieren, und nui' aus
in aUen Teilen umkehrbare Zustandsändeningen sind die Be-
trachtungen anwendbar, die von der Beziehung (224) ausgehen.
Eline plausible, aber nicht strenge Überlegung knüpft an
die Tatsache an, daß ein allsei% gleicher Druck gegen die
Flächen eines rechtwinkligen Parallelepipedons doroh die
Superposition dreier gleicher Dmckpaare gegen je zwei gegen-
überliegende FlSchen entsteht Darf man diei bezüglich des
elastietSien Verhaltens zulässige Superposition auf das tbermo-
d^naniiMfae VeAiJten fibertragen, 80 würde jede« Drnckpa»
ein Drittel der durch (227) bestimmten Änderung des Sofamek-
pnnktes bewirken. Da aber jede Art von Spannung in
einem elastisdien Korper auf die normale Pressung der
flächenpaare parallelepipedischer Volumenelemente, die so-
genannten Hauptdrucke^ znrüQ^effihrt werden kann, so wurde
sich hierdurch ein Weg zur Bestimmung der Änderung des
Schmelspunktes bei beliebigen^ auch inhomogenen Span-
nungen ergeben.
Bezeichnet man die Hauptdrucke mit Pifp^t p^, so
Wörde diese Überlegung aus Gleichung (227) Helm
Tammann, Zeitschr. f. phys. Chemie, Bd. 46, adl8, 1903.
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§ 52. Abhängigkeit d«B Sehmekpunktes Tom Druck. 157
(228) di»==^(dp, + äp^ + dft) „
oder wenn es sich um die Pressung eines zuvor angepreßten
Volumens handelt, und demgemäli» dpi, dp^, dp^ mit p^,
p^ selbst und di)^ mit r vertauscht wird^
Nun sind nach Bd. 1, § V.W und 136 bei einem iso-
tropen Medium die Drucke mit den Dilatationen der
Kanten verbunden durch die Gleichungen
—p^ = Cl (x^ + x.^) + cx^ ,
worin c und die ElastuitatBkonstaateii bezeidmeiL £8
gilt also auch
(23 1 ) - (i>i + jPg) = (c + 2 c, ) (a;^ + ^2 -h a^g) ,
oder, da x^-\-x.^-\-x^ = ö die räumliche Dilatation infolge
der Drucke Pk ist, auch
(232) - (ft + jig) = (c-h 2q) d,
und aus (227) wud
.ooQ. , i^u,(c4-2q)^
Hiernach würde für die Änderung der SchmehEtemperatar
die Druckverteilung direkt nicht bestimmend sein, sondeni
nur die durch sie bewirkte raumliche Dilatation d.
Jede Spannimgsverteilung, welche die Dichtigkeit vf?--
größert, niülite somit z.B. für Eis (Mj;<^0) eine Herah-
setzunir, eine, welche sie v( rkleinert, eine Ilebuiii^ <ler
Schmelztemperatur bewirken müssen. Jene Ei-scheinuni^en,
die auf dem „Ballen'' von Schnee imd Eis beruhen, und die
mir zustande kommen, wenn die Temperatur sehr wenig
unterhalb 0** Celsius liegt, würden sich dann dai'aus erklären,
daß an den gediückten Stellen die Dichte genügend steigt,
und demgemäß die Schmelztemperatur genügend herunter-
geht, um ein Schmelzen zu bewirken, und dab das dem
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158 I* Kapitel. Eine Komponente in mehxeren Phasen.
Druck nicht mehr ausgesetzte Wasser, dank seiner 0^' unter-
schreitenden Temperatur, sofort wieder gefriert und die an-
einander liegenden Teile zusammenbäckt.
Daß man auf den schmalen Kufen der Sclilittschuhe
leichter über die Eisfläche gleitet, als auf den breiten Sohlen,
beruht auf dem Selimelzen des Eises durch den vergrößerten
Druck und auf der Wirksamkeit des Schmiermittels, das
durch das Üüssige Wasser geliefert wird.
§ 53. fiber den Terlanf der Grenzktunre zwischen den
€rebiet«n des festen und flüssigen Zustandes.
Die Bereiche a , h, ... der Phasen in der Ebene
umfassen nach § 5 die Zustände, bei denen die Substanz
in der betreffenden Phase absolut stabil ieb, derart, daß ihre
Masse auch bei anfänglicher Verteilung auf andere Phasen
vollständig in jene Phase übergeht. In jedem Phasenbereiche
können aber andere Phasen relativ^ stabil sein, — meta-
stabil nach Ostwald — wenn die absolut stabile Phase
fohlt. Es kommen hif^- jederzeit faktisch nur die Phasen
unmittelbar benachbarter Gebiete in Betracht. Demgemäß
ist auf der Seite (f) der Gronzkurve {s,f) die Phase (s), auf
der Seite (s) die Phase (f) metastabil: erst,eres entspricht
einer verzögeiten Schmelzung, letzteres einer verzögerten
Erstarrung oder einer Unterkühlung. Namentlich über die
letztere Metastabil itat liegen zahlreiche Beobachtungen vor,
die den Vorgang bis weit in das Gebiet (s) verfolirt Imben.
Auf der Grenze (fd) zwischen flüssiger und dampf-
förmiger Phase konnte man nach § 47 die Stücke der
Potential- und der Volumenflächen, die metastabilen Zu-
standen entsprechen, als die Anfänge einer stetigen Ver-
bindung der betreifenden Flächen für die beiden I^hasen (f)
und {(l) ansehen, die für Temperatiu^en unterhalb einer ge-
wissen kiitLschen neben den metastabilen Zuständen
ein Bereich labiler Zustände enthielt und die deshalb nicht
im ganzen Umfang realisierbar war, die aber oberhalb jenes
moier stabile Zustande umfaßte. Es ist die Frage, wie
sich diese Yeriialtnisse auf der Grenze {fs) gestalten^ ins-
besoDdere^ ob von einer bestimmten kiitiBcb^ Temperatur
ab die Unstetigkeit der ZustandsänderoDg verschwindet
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§ 53. Über den Yarlauf der Grendcurve. 159
Gre^gnsse Elrscheinungen sprechen nun allerdings ffir die
Existenz eines kritischen Punktes auf der Kurve (/"«),
welche letztere in demselben dann zu^eich eine Begrenzung
findet Zahlreiche normale Körper, z. B. Wachs, Glas^ zeigen
schon unter Atmosphärendruck keine Unstetigkeit der Zu-
Standsänderung bei gesteigerter Temperatur; sie erweichen
allmäblicb, und es liefet sehr nahe, anzunehmen, daß diese
stetige Umwandlnno daher rührt, daß der kritische Druck
für diese Körpt r klcinf^r, nls eine Atmosphäre, vielleicht
negativ ist, daÜ also die genannten Beobachtuneen oberhalb
des kritischen Druckes anp^estellt werden. Die Tatsache,
daß alle jene Korper Gemenge sind, spricht zunächst nicht
gegen diese Aufiabsung, sowie nur die Phasen (f) und (s)
unzweifelhaft dieselbe Zusammensetzung besitzen, es sich also
faktisch um zwei Zustande desselben Körpers handelt.
Bei den chemisch einfachen Stoifen liegt die S.iche
wesentlich anders; ihre festen Phasen sind der Regel nach
Kristalle, und hier sind Andeutungen eines stetigen Über-
ganges anachelniend nicht beobachtet wwden; die Überlegung,
dafi die Teilchen einer Flüssigkeit nach Yerteilmig und
Lage ungeordnet, die eines Kristalles geordnet 8ind> macht
einen soldien auch von vornherein mehr als imwahrscheinlich.
Ist aber ein stetiger Übergang ans der flüssigen (f) in die
kristallinisch-feste Phase (s) nicht möglich, so mufi die
Grenzkorve (fs) entweder in das Unendliche verlaufen^
oder aber, eventuell mit anderen Grenzkorven zasammen,
das Gebiet (5) za einem im Endlichen ringsum b^renzten
machen.
Handelt es sich nur um drei Phasen (/*), (s), {d), so ist
eine wichtige Möglichkeit^) für letzteres dadurch gcgel>en,
daß die Gienzkurven (fs) und {sd) zwei Schnittpunkte
haben, also zwei Tripelpunkte (fsd) existieren. Man
kann diesen Verlauf als den allgemeinen auffassen und
andere Fälle daraus, wie «ch zeigen wird, durch einen (W
Übergang gewinnen.
Fig. 27 auf S. 161 stellt dun genannten Fall eines un End-
lichen ringsum durch dit Kurven (sei) ihhI (5/*) begrenzten
Gebietes (s) fester Phase dar; tt^ und tt, sim l die beiden Tiipel-
pnnkte. Da unter den bisher zugäugliclien Umständen die
Tammann, Kristallisieren und bcbmelzen, S. 92 u. f.
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160 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Phasen.
flüssige Phase bei der höheren Temperatur stabil ist, so ist
der obere Zweig dor Grenzknrve ifs) die e;rAvnhnliche
Schmolzkurve, der Punkt ji^ der t:ew')linliclie Tripelpunkt.
Für noimale Körper steigt die Schmeizkurve in der Nähe
des Tript Ipunktes ti^ von links nach rechts; die FiLmr setzt
somit eii^eTi normalen Korper voraus. Bei anonnalcn würde
das Maximum der Schmelztemperatur i^^ fehlen, die Kurve
also süüleich von jz^ aus fallend verlaufen. In ß erreicht
der SchiiitlzUruck ein Maximum pß; bei größeren Drucken
kann nui* die flüssige Phase bestehen. In y wird die
Schmelztemperatur ein Minimum H./, unterhalb desselben ist
gleichfalls nur die tiüsbigü l'hase stabil.
Auf einem Wege, der rechts das Gebiet (s) umgeht,
kann man im Gebiet (f) von einem Zustand p, zu einem
p, mit demselben Druck and niediigerer Tempmtur ge-
langen. Man darf vermuten^ daJB der letztere einem amorphen
Vorkommen von (nahezu) fester Konstitiition entsprechen
wQrde, in welches das flüssige stetig überzugehen vermag.
Ein spezieller extremer Fall würde der sein, dafi der
zweite Tripelponkt n.^ jenseits der p- oder t^Adise läge, also
als nnzugängUch gelten müßte; hier wäre das Gebiet (s) dann
praktisch begrenzt durch die Kurven (sd), {sf) und die
dem Nullpui&t benachbarten Teile der Koordinatenachsen«
Dabei könnte immer noch die Stelle ß maximalen Schmelz-
punktes in dem zuganglichen Gebiet liegen; ist dies nicht
der Fall, so gibt es auch nicht zwei verschiedene Schmei-
zimgen bei gleichem Druck (Fig. 28). Bückt endlich der
Schnittpunkt der Grenzkurve (fs) mit der Achse ins Un-
endliche, so entsteht der Verlauf^ der oben als erster ge-
nannt ist.
Zieht man die Formel
dp~' Xg
heran, so ergibt sich, daß die Stellen und y vergeh enden-
dem Us, tlic Stelle ß verschwindendem entspricht; nimmt
man an, daB in rr^ sowohl als positiv sind, also der
Körper ein normaler ist^ so würde
auf ni(X «»>0, Xs>Oy
auf (xß i*,<0, Xa> 0 ,
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§ 54. Überblick über das Gebiet dreier Aggregatzustttnde. 161
auf ßy ih<0, ^<0,
anf yn^ «•>0, ^<0,
säin müssen.
Zwingende Beweise ffir die vorstehend geschilderte Auf-
faasnngsweise fehlen noch; der Zweig ȧyji^ der Grenz-
kurve ist zum größten Tdl der Beobachtung bisher nicht
zugänglich.
Fig. 27. Fig. 28.
Für die Au^assnng kann man yofföufig geltend madien»
daß die Untersuchung einer Reihe von nonnalen K5rpem,
die sich allerdings wegen der Höhe des Drackes £a8t nur
anf das Bereich t^oc erstreckt, eine schnellere Abnahme
von Uq, eine langsamere von längs der Qrenzkurve er*
geben haben. Der Fall nur einer festen Phase scheint
übrigens kaum vorsukommen; sind mehrere (s), (s'), (s") vor-
banden» so wird das Gebiet (s) außer den Kurven (sd)
und (sf) auch Kurven (sa^, (ss^*) zu seinen Grenzen haben.
§ 54. Überbllek Uber das ganze Gebiet dreier
AggregatzQstände.
Zum Beschluß der Untersuchung über die drei Aggre-
gatzustande wollen wir unter Benutzung der in den letzten
Paragraphen abgeleiteten Resultate die Phasen- und Uber-
gangsgebiete in einer Ebene sowohl für normale, als
für anormale Körper darstellen. Wenn man in die so
erhaltenen linken Fig. 29 u. 30;, wie in big. 14 n. 15 auf
S. 71, außer den Greozkurven anch die Tsopiesten ein-
trägty welche auf der von der Seite der ^Achse betrach-
Voigt f Thamodjnamik. n, 11
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162 I* KapiieL Eine Komponente in mehreren PliAsen.
taten Volunienfläche Höhenlinien dai-stellen, so kann man
dieselben zugl( i< h znr Veranschaulichung der ? -FLiche be-
nutzen. Peinseibeii Zwecke dienen die je rechts daneben ge-
stellten Figuren der Greuzkurven in der |}^-Ebene, die
nach S. 20 als Pr .jcktionen der cylindrischen Teile der
Volumenflächen zu betrachten sind.
Die Bezeichnung der Gebiete ist dieselbe wie bisher;
die drei UbergiiDgsgebiete (s-{-f), {f-\-(i)f {d-\-s) in der
i; t>- Ebene hängen in der Grenzgeraden, die dem dreifachen
Punkte 71 in der Ebene entspricht^ zuBaimnen. Das
Gebiet (/*+ d) sobliefit sich nach oben hin in dem kritischen
Punkte; der Abschluß des Gebietes (f+s) ist ab unsicher
nicht dngezeichnel.
Um die Bedeutong der Daistellung recht allseitig zu
ed^issen^ ist es nütalich, an ihrer Hand die ZustandsSnde-
rungen zu verfolgen, die ein Quantum der Substans, für
weldie die Kurven Gfilti^eit haben, durofaläufb, wenn es
bei konstantem Volumen erwSnnt wird. Man mag
etwa an ein bekanntes Vorlesungsexperiment denken, bei
dem ein Quantum schwefeliger Säure (SOg) in einer zu-
geschmolzenen Glasröhre erhitzt wird; doch möge auch eine
AbkühluDg bis in die Nahe des absoluten NuUpunlctes in
Betracht gezogen werden. Die bei dem genannten Experi-
ment mitwirkende Schwere wollen wir uns auf so geringe
Starke reduziert denken ^ daß sie nur eben die verschieden
dichten Phasen in dem Rohre gesondert übereinander schichtet.
Da schwefelige Säure ein normaler Körper ist, so ist au
Fig. 20 anzuknüpfen.
Der (Inrf'h die vertikale Gerade 1 angedeutete Verlauf
setzt ein Gemenge von Dampf und fester Substanz voraus,
in dem bei den niedrigsten Temperaturen die Masse des
Dampfes weit üben^'iegt Die feste Phase gelit hier dui'ch
Krwärmung dii'ekt und vollständig in Dam])f über.
Die Gerade 2 verlaugt bei den niedrigsten Tempera-
turen eine größere Menge fester Substanz. Durch Erwär-
mung verdampft anfangs ein Teil der letzteren; der Rest
schmilzt (unter tcihveiser Kondensation des Dampfes nach
S. 77) beim Passieren der Grenzgeraden, und weiterhin findet
die vollständige Verdampfung aus dem flüssigen Zustande statt
Bei noch größerer Masse fester Substanz gewinnt die
Gerade 3 Bedeutung. Das Schmelzen verlauft wie in dem
Digiti^cü by
% 54. Überblick aber «Im Gebiet dreier Aggiegatsustftnde. 163
vorigen Falle, aber der Moment der vollständigen Ver-
dampfung tritt im kritischen Punkte ein; daher nimmt das
flüssige Quantum nicht allmählich bis auf Null ab, sondern
während eine endliche Menge bestehen bleibt, vermindert
sich allmählich der Wesensunterschied zwischen Flüssigkeit
und Dampf; die Grenze zwischen beiden verschwindet schließ-
liehy und das Prodakt kann beliebig als flüssig oder als
dampffdmug bezeichnet werden.
Für noch weiter gesteigerte Masse fester Substanz gilt
die Grerade 4. Hier venmndert sieh beim Erwärmen in
dem (Gebiete (f+d) die Dampfinenge, da die sich stark
Fig. 2ft
ausdehnende Flüssij^keit mehr und mehr Raum beansprucht;
die oben Grenzlinie wird dadurch passiert^ daß die Flüssig«
keit den ganzen Raum erfüllt
Eine weitere Steigerung der Masse der festen Substanz
fuhrt zur Geraden 5. Hier wird beim Passieren der Ghrenz-
seraden gleichzeitig der ganze feste und der ganze dampf-
förmige Teil flüssig, und dieser homogene Zustimd bleibt bei
weiterer Erwärmung erhalten.
Ist endlich der Kaum bei tiefen Temperaturen nahezu
voUstandig mit fester Substanz erfüllt, so bleibt, wie die
Gerade 6 erkennen läßt, beim Passieren der Grenzgeraden
and begleitender Verflüssigung ein fester Rest
Für einen anormalen Körper wie Wasser gelten die
Figuren 30, und es ergeben die Geraden 1 bis 4 denselben
11*
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164 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreien Phasen.
Verlauf der Zustande, der oben geschildeii ist. Die Ge-
rade 5 setzt voraus, daß der Kaum bei den tiefsten Tein-
})eraturen vollständig mit fester, die Gerade 6, daß er zum
Teil mit flössiger, zum Teil mit fester Substanz erfüllt ist.
In beiden Fällen tritt beim Passieren der Grenzgeraden
Schmelzung, verbunden mit teilweiser Verdampfung, ein.
Fig. 80.
Die vor.slfbend besprochenen Umwandlungen bei kon-
stantem Volumen sind natürlich keineswegs die einzigen,
welche Interesse bieten; Zustandsanderungen bei konstantem
Druck oder bei konstanter Temperatiu" haben c^anz analoge
Bedeutung. Doch ist ihre Verfolijmig so einlach, daß an-
gesichts des bescliiäiikuui iuuiiues auf deren Auseinaiider-
setzuug verzichtet werden kann. ICiniges hierher Gehungc
findet sich übrigens bereits in § 22.
.§ 55. Mehrere koexistierende feste Phasen.
Fälle des Gleichgewichts zwischen zwei flüssigen Phasen,
die sich als Zustände niu* einer Komponente auffassen ließen,
sind — abgesehen von einem unten zu besprechenden noch
nicht yollstSndig aufgeklärtem Falle — bisher wohl nldit be-
kannt* Um 80 sahCeii^er aber sind die anfgefondenen Bei-
spiele des Gleichgewichts zwischen mehreren festen Phasen,
die der Hegel nach samtlidi kristallinische Natur besitaen.
Digiti^cü b
% 55. Hehrere koezistiereDde feste Phasen,
165
Die ersten Beobachtungen der UmwandluDg einer festen
Modifikation in eine andere sind sehr alt; Mitscherlich^)
beobachtete die Erscheinung beim Schwefel und bei Queck-
silberjodid (IlgJ^). Aber nicht alle derartigen Umwand-
hingen führen bei zugänglichen Werten von Druck und
Temperatur zu einem Gleichgew iciit und lassen sich dem-
gemäß in dem einen oder in dem anderen binne leiten;
viele von ihnen verlaufen unter den zugänglichen Umständen
stets und vollständig in einem Sinne. In dem letzteren
Falle ist also die eine Phase notwendig metastabil; indessen
vollziehen sich die Umwandlungen der festen Phasen häufig
so außerordentlich träge, dati dw metastabilen sich praktisch
von stabilen kaum unterscheiden.
Da die Gleichgewichtskurven nach § 4 die Grenzlinien
der Phasenbereiche in der j;i9-Ebene darstellen und durch
die SchnittlLiiieu der Potentialflächen der betreffenden Phasen
definiert sind^ so müssen wir in diesen Fällen annehmen,
daÖy wenn überliauj^ für die eine^ als metastabil eikaimte
Phase eui Beiddi stabilen Gleichgewi<^tes vorbandeo ist,
dasselbe in einem bisher unzugänglichen Gebiete der
Ebene liestw Die Potentialflache jener Phase, die in dem
stabilen Gebiet die tie&te Lage besitzt, erstreckt sich dann
also weit in die zugänglichen Bereiche hinein und lie^ in
denselben oberhalb der Potentialflache der dort stabilen
Phase. Ein Beispiel eines solchen Phasenpaares liefern die
swei Modifikationen von kohlensaurem Ksdk, die als Arra-
gonit und Kalkspat beze ichnet werden; Arragonit gilt als
die metastabile Phase, die Umwandlungsgeschwindigkeit ist
bei nicht allzu hohen Temperaturen minimal.
Für die Umwandlungswärme einer metastabilen in eine
stabile Modifikation kommt wiederum Formel (20) in Be-
tracht. Im übrigen bieten diese Vorgange der Theorie
wenig Angriffspunkte.
Anf die Phasenpaare, die nebeneinander im stabilen
Glcich,u;r'wif lit verharren, sind dnc^c^rrn alle allgemeinen Sätze,
die wir abgeleitet haben, ohuo ^seiteres anwenrlhar. Die
fundamentale Gleichgewichtsbedin^ iing ist die Gleichh* it der
beiden Potentiale; für die Volumen- und Entropieänderuog
') Mitscherlich, Berl. Acad. Abh. a. d. J. 1822 u. 1823,
phjs. Kit 43; Fogg. Ann. Bd. 28, S. 116, 1833.
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1G6 I* Kapitel. Eine Komponente in mehreren Isiasen.
beim Übergang gelten dieGesetse (18), woraus die Formel (24)
2Wiscben den Änderungen von IJmwandiimgsdruck und
-temperator gemäß 8. 81 folgt Die letztere Beziehung ist
durcn eine Anzahl von Untersuchungen als mit der £r«
fabrang in bestem EHnldang erwiesen worden.*)
Die Untersuchung der Konfiguration der einsehien
Phaaenirebiete ist noch wenifr eef ordert: am ci'cnauesten be-
kZtdnd wegen der relativeT I^eicbti^keit U)i«r Beobach-
tung die Grenzkurven, die von dem Dampfgebiet ausgehen
und an dessen Grenze dreifache Punkte veranlassen. Ein
Beispiel für den in Fif? 31 schematisch dargestellten Yeilaiif
bietet Schwefel*-^), bei dem der monoklinen, der rliom-
bischen Phase entspricht Ebendahin würden auch dieji nijjon
Korper gehören, die nach O. Lehmanns-') Auffassung
eine kristallinische Phase von so ungemein kleiner Kohäsion
bilden, dali sie Deformationen ebenso leicht gestattet^ wie
eine Flüssigkeit, — falls es sich hier nicht etwa um eine
dui ch Entmischung von zwei Bestandteilen entstandene Emul-
sion handelt^) Bei diesen Körpern wäre dann in Fig 31
die flüssige, s., die feste kristallinische I^lia^e.
Außer den dreifachen Punkten ji^ und n:^ zwischen den
drei stabilen Phasen (Si), {f), (d) und (s^), (Sj), (d) ist in dem in
Fig. 31 dargestellten lUle cAenbar noch ein dritter mög-
lich, wenn die Grenzktirven (sj^s^) und (s^f) sich schneiden;
in diesem Punkte sind dann die Phasen (^J, (S2), (f) im
Gleichgewicht. Pör dies Yeifaalten bietet wiederum Sdiwefel
ein Bdspiel.
Bei der Trägheit der Umwandlungen metastabiler fester
Phasen lassen si<£ mitunter audi die Grenzkuryen zwischen
solchen Phasen relativ leicht realisieren. Fig. 32 veranschau-
licht schematisch die Fortsetzung der Phasengebiete (d), (/), (s^)
für metastabile Zustande in das Gebiet (S|) hinein und die
hierbei auftretenden (punktiert eingezeichneten) Grenzkurven,
die sich in einem vierten THpelpunkt st^ schneiden. Die
Z. B. Cohen und Tan Eyk, Zeitsehr. f. phys, Chemie,
Bd. 30, S. 601, 1899, für graues und woifjes Zinn.
') Boozeboom, Zeitachr. f. phys. Chemie. Bd. 2, S. 475, 1888.
*) O. Lehmann, Zusammenfasmmg Ann. d. Phys., Bd. 2,
S. 649, 1900.
*) Tamm an n. Wied. Ann. Bd. 62, 8. 284, 1897; Ann. d.
Phys., Bd. 4, a 524, 1901.
^ j . -Li by Google
§ 55. Mehrere koexistierende ^Bste Phasen.
167
Kurve ji^ stellt bei Schwefel die Schmelzkurve der meta-
stabilen ihombischen Phase dar; sie ist von Tammano^)
in ihrer ganzen Ausdehnung realbiert worden, und ihre
Kombination mit der Kurve jr., n.^ der Umwandlung des
rhomhiKehrn in monoklincn Schwefel hat die Bestimmung
des Tripcl|)unkt<'s 71.^ ermöglicht.
Einen anderen interessante] 1 Typus liefort nach Tam-
manns ausführlicher Untersuchung die Substanz H^O
(Wasser, Eisi). Hier ist das Vorkommen von drei festen
Phasen (Sj), (So), (53) naciigewiesen, von denen das gewohn-
liche £ls darstellen möge. Bezüglich der Stabilitätsbereiche
Fig. ai.
Flfg. 82.
der zwei neuen Eisarten (s^) und (Sg) scheint vollständige
Klarheit noch nicht geschaffen zu adn (b. Fig. 33).
Sicher festgestellt iet die Stabilität von (d}y und (sj
in der Umgebung des £rfiherdnxig bekannte IMpelpirnktesn^
and die daran sich schliefiende Grenzkonre zwischen den
beiden stabilen Phasen (/) und (s^). Weiter sind Grenz-
kurven ^« zwischen (f) und (Sq), n^ß zwischen (/) und (^),
n^Y zwischen (s^) und {a^ n^Ö zwischen (s^ und (%) beob»
achtet; da aber die Eisarten («|) und (%) nidit koexistie-
rend helgestellt werden konnten, so war nicht zu entscheiden^^
welche von ihnen in jedem Bereich die stabile» "welche die
metastabile war.
") Tarn mann, Ann. d. Phys., Bd. 3, S. 178, 1900.
») Tammann, Ann. d. Phys., Bd. 2, S. 1, 1900.
168 1 EapiiaL Eine Komponente in mehreren Phasen.
Jedenfalls lehrt die Rptrarlitung der Potential flächen in
der §4 erörterten WeLse folgendes (Fig. 34). In dem Stabilitats-
bereich einer Phase (a) ist deren Potentialfläch o dif> tiefste;
folgen nun in irg* nd einer Richtung zwei Grenzkurs'en [ab)
und (ac) aufeinander, so raul! die Potentialfläche der Phase( b)
tiefer liegen, als die der Phase (c), also {b) stabil^ (c) me-
tafitabil sein.
> n — I 1 —
^ \ fab)(ac)
Fig. aa. Flg. 84.
Nach dieser Regel müßte nächst den Kurven ^tg^x und
die Phase (Sg), nächst der Kurve jt^^ die Phase {s-j)
Btabil sein, und es würde die Notwendigkeit einer Grenz-
kurve von dem Chain kter von tt^f. zwischen den stabilen
Phasen (s^) und (Sg) folgen, deren bishenges Fehlen freilich
eine Schwierigkeit bildet.
TTj, 7t2, wären also Tripelpunkte für drei stabile, Jig
wäre ein Tripelpimkt für drei metastabile Phasen.
In dieser Weise wird man wohl vorläufig die Beob-
achtungsresultate deuten müssen j^) natürlich kann die Auf-
findung neuer Phasen oder neuer Grenzkurven das Bild
verändern.
^) Booseboom, die homogenen Gleichgewichte vust S. 2(X).
n. Kapitel.
Mehrere Komponenten,
L Abschnitt
Die allgemeine Theorie ffir zwei
Komponenten.
g 56. Allgemeines über die Potentiale der
Komponenten binärer Mischungen.
Mit wachsender Anzahl der unabhängigen Bestandteile
- — der sogenannten Komponenten des Systems — kom'*
plizieren sich die Verhältnisse sehr schnell. Daher wollen
wir allgemeineren Betrachtungen anßor dem im vorigen
Kapitel absolvierten einfachsten Falle nur einer Kom-
ponehte nunmehr auch den zweier Komponenten voraus-
schicken.
Derselbe ist dadurch charakterisiert, daß in einer be-
liebigen Anzahl fester und flüssiger Verbindungen sowie
einer gasförmigen Verbindung zwei Substanzen nebenein-
ander iHiKrf'tr'n, derart, daß jede dieser sogenannten Fliascu
diese beiden ücstiuidteile in stetig variierbarem Mischungs-
verhältnis enthält. Ein T^ei^pi» 1 is\\)t das Gemisch zweier
chemisch nicht aufeinander einwirkenden^ ineinander lösbaren
Flüssigkeiten, die gemeinsam verdampfen und austrieren,
aber in der festen, >vie in der dampfförmigen Phase im all-
gemeinen ein anderes Mischungsverhältnis besitzen^ als in
der flüssigen.
Dabei tritt nicht selten der Fall ein, daß eine Kom-
ponente in einer oder mehreren Phasen nur in unmerklicher
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170 n. Kapitel. Kehrere Komponenten.
Mcntrc auftritt, wie z. B., ■wenn es sieli um <lie wasserige
LösuQg eines Salzos haudclt, das weder m den Dampf,
noch in das Ein eingeht, während umgekehrt das aiiskristalli-
sierte Salz kein Wasser enthalt. Es ist im allgemeinen
bequem, diese Fälle nicht als besondere zu behandeln, son-
dern das Vorkommen jeder Komponente in jeder Phase
vorauszusetzen, wobei dann unbenommen bleibt, die Masse
der einzelnen beliebig klein anzunelimeu. Diese Auffassung
läßt sich, wie unten zu zeigen, auch ganz direkt be^;rimden.
Wie im vorigen Ivapitcl können wir auch jetzt das
Gesamtpotential Z in der Form einer Summe der Potentiale
Z^^ der verschiedenen räumlich getrennten Phasen aDsetsen,
wo nun aber jedes außer von p und ^ nodi van den
Massen der beiden Komponenten in der betreffenden Phase
abhängt^ die wir mit und fv^ besscichnen,
]>abei hat jedes Z^^ nach seiner Definition durch
£(0 ^ ^7(0 4_ .^if (I)
die Eigensofaafi^ bei proportionaler Vermehrung der Massen
beider Bestandteile proportional nuundimen; denn eben
dies gilt von E^"^,
Hieraus folgt, daß Z^^ eine homogene Funktion ersten
Grades ist^ d. h. geschrieben werden bum
(1) -i-f4''CiS
wo nun jedes das Potential der Komponente (A)
in der Phase auBer von p imd ^ nur noch von dem
betretfenden Mischungsverhältnis mfltd^ = ct^ abhängt
£ine solche Darstellung ist auf unendlkdi viele Weisen
möglich; z. R stellt
unter "k eine beliebige Funktion von und 9''' verstanden,
eine Schar anderer Zerlegungen von gleielien Eigenschaften dar.
Wir wählen unter allen möglichen diejenige spezielle,
die deüniert ist durch die Beziehung, daß neben (1) auch gilt
(2) «^^ZW = tt'>ciml*) + aj^4i«iS^;
es ist dann
§ 56. Allgemeines über die IN>teniiaIe der Komponenten. 171
also auch
Die Ch enthalten nur das Verhältnis der Massen ni!^
und mff^ dßs beiden Komponenten, und man drückt di«B
TOSsoid auch in den vorstehenden Formeln aus. Je nach
&equem]idhkeit rechnet man dabei entweder mit dem
Mischungsverhältnis
oder mit den Konsentrationen cV> und d$ der beiden
Komponenten, die definiert sind durch
(6) ^-mi^/W^ + wtJ)), ci'> = w5V(wf > + mi^^) , ci'^ + cj^«!.
Hieraus folgen die Beziehungen
(7) cP^fl^W+Ö^'O, 4«-l/(l+fl<*»), 5<'^=4W-
In einseinen Fällen ist es vorteilhaft, neben auch
l/^'^n^ln^^f^'^ dnznfQhien.
Fimnel (4) lautet in diesen (jrofien
und wenn man setst
(9) = W> + ,
wo C^*) nun das spezifische Potential der Phase (s) darstellt,
so wie leicht nachweiBbar,
{$.-{<«_ 8« (1+ j.«) _{«._ «i« J|i .
In allen diesen Formeln sind natörlich die Differential-
quotienten nach mit den negativen nach cjf^ genommenen
identisch. —
Bei zwei Phasen^ die wir, wie oben, mit (a) und (6)
bezeichnen, kommen auch zwei Mischungsverhältnisse g'**^
und 7**^ in Betracht, die miteinander durch die Gesamt-
massen 3f^ und beider Komponenten verknüpft sind.
Aus den Formeln
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172 n. EApitel. Hehrere KomponenteiL
folet leicht bei gegebenem Mi und Jt^i wenn man mf^ und
mSf als die Unabhängigen betrachtet^
(11) m^^^dq^''^^dmf^-q^°^dm^^\ mi^^ dq^^^ — dm^^^ dmSlK
Bjeians ergeben sich einige ein&ohe Satze fiber die bei
gegebenen M^f überhaupt m^lichen Variationen
und d^^K Zunächst erkennt man sogleich folgendes.
Ist haben also beide Phasen das gleiche
Mischungsverhältnis, so gilt «^Mg****+mjf^d2***=»0;
hier haben also d^^^ und dq^*^^ stets entgegengesetzt
tes Vorzeichen.
Im übrigen hängt das Vorzeichen der Vaiiationai ö^'^^
und dq^^^ von den Variationen der Unabhängigen iwjf* und
ffijp) ab. Soli die Beziehung bestehen
wobei 71 eine beliebige positive oder negative Größe be-
zeichnet, so muß nach (11) gelten ^
(1 -h n) dwl«» = {a<«> + »3<*>) <Jjfi?' .
Man kann also durch geeignete Inkremente öm^^- und (5mif^
jedes Verhältnis ti bewirken, insbesondere läßt sich bei
{'edem das von versdiieden ist, dem dq^"^ nach Be-
ieben das gleiche oder andi das entgegcngesetste Vonfeiciben
von dg^^^ geben.
§ 57. Die ailgemeineii Crleicbgewichtsbedingimgeu.
Ein ^rstem von zwei Komponenten in mehreren Phasen
ist nach S. 5 bei gegebene! p und # in demjenigen Za-
stand im stabilen Gleichgewicht, in dem das Gesamtpotential
(12) 2Z<»^«.|H^Ä^+fiiS^Ö>),
die Summe über alle Phasen erstreckt, durch die mi'* zu
einem Minimum gemacht wird, waiuend die Gesamtmassen
beider Komponenten
(13) Imii^^Mi, Xm!i^^M^
voi geschrieben sind.
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§ 57. Die allgemeinen CUeichgewiehtsbedlngimgen. 173
Dies führt nach S. 26 auf die Gleichung
wobei Alf A^f wie ^ in § 8^ zunächst unbesiinunte Fak-
toren bezeiclmen.
Kann man alle dmip willkürlich lassen^ so liefert dies
falls n Phasen da sind, lauten hiernach die Gleich-
gewichtsbedingungen:
^ '
In diesen 2(w — 1) Gleichungen sind n+2 Variabein
enthalten^ nämlich p, ^ und die n MischungsYerbältnisse
Die Gleichungen können im allgemeinen nur dann befrie-
digt werden, wenn ihre Anzahl die der Yariabeln nicht
ülMTSteigt, d. h.^ wenn
2(»-l)<»-i-2
oder aber
»<4
ist Damit den Bedingungen genügt werde, müssen daher
im allgemeinen einige der nicht variabel sein, was in
praxi nur dann stattfindet, wenn die betreffenden Phasen
im System überhaupt nicht vorkomrarn. Wir gehen auf
die hierbei sich biotenrion Fälle imtou ein.
Um zu entscheiden, unter welchen Umständen das
Gleichgewicht stabil ist, bilden wir die zweite Variation
von für die sich nach (2) zunächst iiudet
Nim ist aber, da die ^ die Massen nur in den Quotienteik
m^jm^^^^ enthalten^
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174 IL Kapitel. Mehrwe Xoxnponenten.
oder unter Berucksiditigung von (5) auch
Damit Z ein Minimum, das Gleichgewicht also stabil
sei, muß 6^Z für alle Variationen der Massen negativ sein.
Man erkennt, daß die Bedingung hierfür ist
(15) >0 , also nach (8) auch < 0 .
Wenn wir uns also auf stabile Gleichgewichte
beschränken, so ist durch diese Beziehungen für
alle d^/dgf'^ das positive, für alle Bli^jd^^ das nega-
tive Vorzeichen vorgeschrieben.
In den Konzentrationen ausgedrückt lauten die
letzteren Bedingungen
§ 58. Zwei koexistierende Phasen.
Der einfachste Fall ist derjenige, wo nur zwei Phasen
koexistieren, etwa die Mischung zweier Müssigkeiten in Ko-
existenz mit ihrem Dampf; hier ist
(17) w^f'Cr^ + + ni^^ + ,
und die Gleichgewichtsbedingungen lauten
(18) =
Letztere Formeln enthalten die vier Variabehi jp, ^,
^(") ^^«Y^^a)^ ^(6)^^6)/^6)^ lassen also zwei von ihnen
verfügbar; man sagt, (las System sei divariant. Der Aus-
druck für Z wird nach (17) und (18) zu
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% 58. Zwei koezutierende Phasen. 175
Sind insbesondere und ^ vorEceschrieben, so bestimmt
sich aus (18) q^'^' und g''*, und hieraus folgen mit Hilfe der
Gleichungen (13) die Werte aller vier Massen «lü^, gemaiii
den iTormeln
(20) ^ ^ ^«>-«<*> '
£8 ist hier also bei gegebenem und ^ keinerlei Um-
setzung zwischen den beiden Phasen mehr möglich.
Natürlich haben nach der Bedeutung der 7n',^ nur solche
Fälle physikalische Bedeutung, in denen diese Formeln po-
sitive Werte m*^' eigeben; als Bedingung hierfür erhält man
die Ungleichung
die, wie leidit naehwdsbar, stets erfüllt ist
Man ei^eiiiLt, daB der FaU sweier Komponenten in
2wei Phasen sehr nahe parallel geht dem einer Komponente
in einer Phase; der ganze Zustand ist durch p und i^ be-
stimmt, läßt sich also — wiewohl nicht ganz vollständige
da die Variabein q*"\ q^^^ dabei nicht Ausdruck finden —
durch einen Punkt der p^-Ehene repräsentieren. Trägt
man Z als dritte Ordinate auf, so erh&it man die Potential-
flfiohe der Phasenkombination {ab).
Im allgemeinen werden bei bestimmten p und ^ noch
andere Phasenpaare koexistieren können, d. h. Gloichungen
von der Form (18) erfüllen, und jedem Paar wird ein Po-
tential von der Form (19) und eine Potcntialfiäche ent-
spreclu'ii. Stabil ist diejenige Kombination, dere!^ Potential
unter allen den kleinsten Wert besitzt^ deren PotentiaiÜäche
also am tiefsten liegt.
Bezeichnet man die Potentiale tili- die Kombinationen
(ah)y (hc)f (ca) durch Z^^'\ so kann man diese Funk-
tionen ebenso behandeln, wie in § 4 u. f. die C^K . .,
d. h., man kann in der ^;*!>-Ebene Phase i ibereiche abgrenzen,
md' deren jedem eine Komhiuution stabil ist, die anderen
nur metastabil sind. Die Grenzkurven zwibchen diesen
Bereichen, die Projektionen der Schnittkurven der Poten-
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176 Kapitel. Mehrere Komponenten.
tialflächeii bestimmen Zustände, wo zwei demrtige Kom-
binationen gleichzeitig stabil sind, ihre Schnittpunkte solchey
wo dasselbe von drei Kombinationen gilt Wir kommen
hierauf weiter unton zurück.
Ausdrücklich mag darauf hingewiesen werden, daß in
den Ausdrücken für die Potentiale zweier derartiger Kom-
binationen
bei gleichen p und die ^i'^ und im allgemeinen nicht
die gleichen sind; denn die t?^ hängen von dem Mis( luings-
verhältnis in der Phase (a) ab, und dieses ist ein anderes,
wenn die Phase ((i) mit [h), als wenn sie mit (c) koexistiert.
Nur in dem Falle der gleichzeitigen Koexistenz der Phase a
mit den beiden Phasen (/>) und (c) werden die in den
beiden Potentialen Z*"^'* und Z''' gleich, und hier gilt dann
gemäß dem eben Gesagten auch die Beziehung Z^«*> = Z^«»>.
Kommt die Komponente (1) in der Phase (p) nicht vor,
BD ist mj^) und q^^^ gleich Null; gilt Analoges von der Kmn-
ponente (2), so ist mjf' = 0 und g^^^^oo. Im ersten Falle
verliert die erste, im letzten die zweite Bedingung (18)
ihre Bedeutung; die Verhältnisse bleiben aber im übrigen
ersichtlich ungeandert Analoges findet statte wenn die
Phase (a) nur die eine Komponente enthält
Da in den genannten Fällen eines verschwindenden mf
die Anzahl der v ariablen von vier auf drei reduziert ist^
so lassen sich die dabei vorliegenden Verhältnisse geo-
metrisch veranschaulichen. Knthält die Phase (p) die Kom-
ponente (2) nicht, so bleibt von (18) nur die Bedingung
Übrig. Hierin enthält Ül"^ die Variabein p, ^ und ^''\ das
jetzt als 2 bezeichnet wei-den möge, ft*^ nur p und d^. Die
Gleichung t^f^ = bestimmt also eine Oberfläche in einem
p 1^(7 -Koordinatensystem, auf der die Gleichgewichtszustände
liegen.
Ist die Obertlächc nicht reell, d. h., gehören keinem
Wertpaar j/, reelle positive Werte q zu, so ist das Gleich-
gewicht zwischen den beiden I*haseu unmöglich, und es wu^d
die ganze Masse der Komponente (1) in die Phase [a) ein-
treten; dies ist z. B. der Fall, wenn die Komponenten in
I 59. Umwandliwgen iimerh. des Gleioligawiclitsberetefaes. 177
jedem Verbältni" misriibaie Flüssigkeitea sind, und die eiuo
Phase diireli eine beliebige Mischung von ihnen, die andere
durch eine dor 1)eideu ungemischten Flüssigkeiten gegeben ist.
Ist die () borflache reell, gehört also zu einem Wert-
bereieh von p und {i allenthalben ein reelles positives 7,
dann findet in diesem Bereich Gleichgewicht zwischen den
beiden Phasen statt.
Dies gilt u. a., wenn neben einem Geraisch von zwei
nicht in allen Verhältnissen ineinander lösbaren Flü.ssig-
keiten eui Ubersehid^ der einen von ihnen oder neben einer
Salzlösung reines Salz oder reiner Wasserdampf vorhanden ist.
Von hier aus lassen sich nun auch die beiden allgo-
meinai Gleicbgewichtfil>edingungen (18) ansobanlieher macMi.
Sie enthalteo vier Variable p, dy g^"\ q^^\ stdlen also ein
Gebilde von 2 Dimensionen in einem vierdimensionalen
Banm dar. Ist dasselbe inneriialb positiver Werte und
reelli so ist Gleiehgewlobt eneicnbar; ist dasselbe ima-
ginar^ so findet eine Umwandlung in der Biohtnng abneh-
menden Gesamtpotentials Z statt
§ 59. Umwandlungen innerhalb des Gleichgewlclits-
bereiches.
Die Gleichungen (18) können in dem Bereich ihrer
Gfiltigkeit differentUert wenden, wodurch man erhfilt
(21)
dp
dp "''^ e&
Diese zwei Beziehungen (in denen wee;en des Auftretens
iu Zähler und Nenner q^"^ und q^^^ auch niit c^'*^ und cf' oder
di^^ und vertauscht werden können) bind die einzigen
Beschränkungen, denen die Veränderungen dp, di>, dq^"\ dq^''*
innerhalb des Gleichgewichtsbereiches (ab) unterliegen; man
Voigt, Tbemodjrnamik. IL 12
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178
n. Kapitel. Hehrere Komponenten.
kann also zwei Inkremente beliebiir vorschreiben und die
beiden anderen demgemäJß bereclmen, nur dürfen im all-
gemeinen jene zwei nicht gfleichzeitig gleich Null gesetzt
werden^ wenn die zwei anderen sich von J^ull verschieden
finden sollen.
Um eine Vorstellung von den Verhaltnissen zu er-
halten, die bei Umwandln ngeu innerhalb des Gleichgewichts
eintreten, betrachten wir als Beispiel ein Gemisch aus zwei
Flüssigkeiten im Gleichgewicht mit dem Gemisch ihr'^r
Dämpfe LLüd setzen Veränderungen voraus, bei denen der
Einfachheit halber der Druck konstant erhalten werden mag,
während wir Wärme zuführen. Es tritt Verdampfung ein,
aber da Im alkoneinen die beiden Komponentoi in einem
VerhSltius ver£unpfen, das weder dem MischungsverhSltnis
der flüssigen, noeh dem der dampfförmigen Phase gleich ist,
80 ändert sich die Konzentration beider Phasen. Die ver-
änderten Konzentrationen beeinflassra nun alle Eigensohaften
der beiden Gemische, insbescmdere wechselt cue Gleich-
gewieht8-(Siede-)temperatar; ungleich dem Sieden einer ein-
gehen Substanz läuft hier d^ ganze Vorgang auch bei
gleichem Druck doch nicht stationär ab, und die für ihn
charakteristischen Fimktionen, wie z, B. die Verdampfungs-
warme, können nur durch unendlich kleine Umwandlungen
definiert werden.
Die meisten praktisch -wichtigen Anwendungen der
Formeln (18) müssen verschoben werden, bis uns eine Deu-
tung der darin vorkommenden Differentialquotieoten ge-
limgen ist, die deren Beobachtung ermöglicht, oder bis spe-
zielle Ansätze für die Potentiale selbst vorliegen. Kin
merkwürdiger ISatz, der auf Gibbs^) und Konowaiow^)
zuTü< k^elit, läBt sich indessen ohne Kenntnis dieser Funk-
tionen ableiten.
Wenn zugleich dp und dd^ verschwinden, so sno-t tlic s
aus, daß bei den dadurch bestimmten g^"^ und g^^' der
Gleichgewichtsdruck bei konstanter Temperatur oder die
Umwandlungstemperatur bei konstantem Druck einen größten
oder kleinsten Wert annimmt. Die Bedingungen (21) re-
duzieren sich hier uuter Benutzimg von (8^) auf
■ -i) Gibbs 1. c. •
. ») Konowaiow, Wied. Ann. Bd. 14, S. 34, 219, 1881.
% 59. Umwandlungen innerh. des Gleiehgewiehisbereiehes. 179
die miteinander bei nicht verschwindendeD und dg^^^ nur
dann vereinbar giad^ wenn
das Mischungsverhältnis der beiden Phasen al^o das gleiche ist.
Wenn die Gleichgewichtstempeiutur bei kon-
stantem Druck oder der Gleichgewichtsdruck bei
konstanter Temperatur durch die Mischungsver-
hältnisse zu einem Mazimiiiii oder Minimum wird,
sind die MifioliungBTerhSltnisse der beiden Phas.en
die gleichen. In aiesem Falle veiiiSlt sich das Genusch
also me an einfiicher Körper, und im GegensaAe m dem
8. 178 allgemein Bemerkten kann die ganze Umwandlung bei
gleichzeitig konstantem p und ^ stattfinden. —
Kommt die Komponente (1) in der Phase (5) nicht vor,
80 ist mit auch d^^ gleich iMull; zugleich verliert die erste
Gleichung (21) ihre Bedeutung, und die zweite gibt für jedes
Wertpnar dp und d^ direkt das zugehörige d^"\ insbesondere
bei Einführung von d[p = 0, resp. d^ = 0 auch die Werte
dp4*^^ und d^q^*"^ . Bei gleichzeitig verschwindendem d^^^ folgt
zwischen dp und die Gleichung
(23) m^3:i,,^m^!iA^^o,
die der ersten Formel auf S. 31 ganz parallel geht; aber
Bedeutung der Difiereutialquotienten ist hier nicht so ein-
fach wie dort.
Nach dem S. 174 Gesagten ist iiärnHch mit p und § die
gesamte Massenverteilung vorgeschrieben, es sind also bei
konstantem^ und # innerhalb des Gleichgewichtsznst^iüdes
Überfiihrungen von Massen aus einer Phase in die andere un-
möglich; Fragen von der Art der in § 8 behandelten Ver-
schiebungen zwischen verschiedenen Aggregatzuständen, die
früher zur Deutung jener DilFerentialquotientcn führten, ent-
fallen deshalb von selbst. Die Ausdrücke für die Volumen-
änderung dV und für den Wärmeaufwand äQ aber^ die
12*
180 II. KapiteL Mehreie Komponenten.
eine durch Variieren von p und bewirkte Umsetzung
innerhalb des Gleicbe:owichtszu8tandes begleiten und die au
sich ein gewisses Interesse besitzen, leisten in der ange-
gebenen Richtung, wie leicht zu zeigen^ nichts.
§ 60. Umwandiang infolge der YerjueJining einer
Komponente,
Wie oben ausgeführt, ist innerhalb des Systems von
zwei Phasen eine Umwandlung nieht möglich, solange p
und konstant erlialtcn werden, denn diese Größen be-
stimmen zusammen mit den Gesamtmassen jeder der beiden
Komponenten die ganze Verteilung vollständig. Eine solche
Umwandlung wird dagegen möglich^ wenn man einer der bei-
den Phasen ein Quantum der dnen Komponente zufügt.
Wir wollen annehmeD, die beiden Komponenten (1) und
(2) seien in den beiden Phasen (a) und (&) mit den Massen
mf\ m^l\ m^^ im Gleichgewicht Nun werde etwa die Be-
rfihrung zwischen ihnen aiiigehoben und das Quantum dm^
der Komponente (1) von üvS&k der Phase (b) zugefögt, unter
dem Ditick p und der Temperatur welche das ganze
System ursprOnglich besaß.
Galt anfangs
(24) Z= ff ^ «»f > 4- »Jär^ -f ff^ wl« 4- ff> w*if> ,
so gUt nunmehr, da die Änderungen der Potentiale und
durch das geänderte g^^^ sich nach (8) zu Null erganzeni
(25) - ff > mf) + ff) + ff) (»4*> + dmt) + ff > wjf) •
Nun werde die Verbindung zmschen den beiden Phasen
wieder hergestellt; das Gleichgewicht ist gestorf» und bei noch
immer konstant gehaltenem p und ^ entsteht eine Yerecliie-
bung der Massen zwischen den Phasen; das Endresultat ent-
spreohe einer Yertdlnng, bei der das Potential ist:
^ ^ 4- ff' (ml*> 4- d wi*>) 4- ff > (mSf> 4- dmii^) .
Da bei konstantem p und ^ nach (18) die q ungefindert
bleiben mfissen, und nichts Jlf^ um dm^ geändert ist, so
mufi nach [20) gelten
i 60. Umwandlung infolge Vermehrung einer Komponente. 181
(27) ^ ^
Ffir die Differenz der Potentiale und Z2 resultiert sonach
^> - = ^^^> Kff ' - fi")ä'°' + (ff' - «P)! •
In die^e rürmel wollen wir statt dm^ die ganze auß der
Phase (b) in die Phase (a) übertretende Masse
d{m? + mi" ') = dm*»' = ^^^^^^^
einfuhren und erhalten so
(28) Z, - = + /^.^üKri"' - + (ff' - ff ')J .
Fügt man, statt wie oben zu operieren, der Phase (fc)
den Zuwachs dm^ der Komponente (2) zu, so wird
und man erhält statt des obigen
^» - -2, — ^^Kff ' - ff Oä-" + (ff' - ff ')J ,
was wegen
d«^ + mSr>) = dm^^^ = - ''"^
gleichfalls auf (28) führt
Die allgemeinen Formeln (21) und (17) auf 8. 6 liefern
hieraus
~ l + o<°'[* äA & J'^d»\ * Jl'
. kj .i^Lo uy Google
182 Kapitel. Mehrere Komponenten.
dm^"^ mag hierbei als positiv betraditet werden, d. h., der
Phase (a) komme dies Quantum in dem für sie charakteristi-
schen Mischungsverhältnis zu, das übertritt, damit in der
Phase (6) nach der Änderung, welche das zugefügte dm^ oder
bewirkt, wieder das Mischungsverhältnis q^^^ stattfindet. Die
beiden Formeln^ die dm^'*^ durch dm^ und durch dni^ aus-
drücken, lassen nun aber positive und negative Werte von
dni^^^ zu; in der Tat: liefert ein positives dm^ ein positives
dm^^\ so liefert ein positives dm^ ein necativos drn^"\ und
imigekehrt. Um dm^^^^O, also den Ubertritt von Masse
vom Mischungsverhältnis q^°^ in dio Phase f«) zu erzielen,
hat man also je nach dem Vorzeirlieii von 5*"* - ent-
(lei von der Komponente (1) oder von (2) der Phase {p)
zuzufügen.
Beiläufig sei bemerkt, daß keineswegs <?w^"^ -j- c^m^*^ = 0
ist, daß vielmehr gilt drd^^ -\-dm^^^ ==^dm, .
Benutzen wir nunmehr, daß im Zustand des Gleich-
gewichtes nach (18) Ct^'^Ci^^ ^ind C5f^ = L;.;, und führen wir
füi' die linken Seiten der Formeln (29) die Bezeichnungen
i*^ und u^^^ ein, so können wir das Resultat aussprechen:
Wird durch Zufügung eines Massenelementes
der Komponente (1) oder (2) zur Phase (6) das Gleich-
gewicht des Systems derart gestört, dafi ein Über-
tritt von Masse ans der Phase (6) in die Phase (a)
stattfindet, und geschieht dieser Obergang bei kon-
stantem p nnd 9, so begleitet ihn eine Wärme-
aufnahme it"' und eine Yolnmenzunahme die
Sro übertretende Masseneinheit gegeben sind durch
ie Formeln
bei Einführung der Konzentrationen df^ und d^^ der Phase (a)
nach (7) wird hieraus etvras ein&cher
(31)
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§ 60. Umwandlung infolge Yermelirung einer Komponente. 133
Gibt man dagegen der Komponente (1) oder (2) in
der Phase (a) den Zuwachs dmi oder dm^ und bezeichnet
die in (b) übertretende Bfaase mit dtn^^, eo tritt an Stelle
von (28)
(32) z, - Zi = - j~ auT - fi'W" + (ff' - m] •
Hieraas ergibt sieh wie oben das folgende Resultat:
Wird durch Zufügung eines Masseuelementes
der Komponente (1) oder (2) zur Phase (a) das
Gleichgewicht des Systems derart gestört, daß ein
Ubertritt von Masse aus der Phase (a) nach (h) statt-
findet, und geschieht dieser Ubertritt bei kon-
stantem p und i?, so begleitet ihn eine Wärme-
aufnahme A*** und eine Volumenzunahme «^*\ die
pro übertretende Masseneinheit gegeben sind durch
(33)
bei Ejinfuhrung der Konaentrationen cf^ und 6^"* der Phase
naeh (7) gibt dies auch
Die Formeln (31) und (34) lassen sich nach den
Differentialquotienten ö(if * - Ci^^) ("^i? • • . auflosen und liefern
sonach eine Deutung dieser Funktionen durch beobachtbare
Größen, wie solche oben signalisiert worden ist.
Dabei ist allerdings su bedenken, daß die l und i« sich,
streng genommen, auf unendlich kleine Umsetsungen be-
ziehen, die nicht direkt meßbar sind. Indessen können die
dm^''^ und dm^^^ um so größer gewählt werden, je großer
die Massen des %stem8 sind, und so kann man zu Ver-
hältnissen gelangen, cue doch der angenäherten Beobachtung
zugänglich sind. —
184 n. Kapitel. Hehrere Komponenten.
Über eine Beziehung zwischen u^'^ und vß, und A^^^
iftt im allgemeinen nichts zu sagen. Keineswegs etwa sind
sie entgegengesetzt gleich, obwohl sie sich auf den Eintritt
der gleichen Gresamtmasse in die Phasen (a) und {h) be-
ziehen, denn die Phasen und demgemäß die in sie ein-
tretenden ^lassoii haben verschiedenes Mischungsverhältnis,
die Mengrn joder einzelnen Komponente, welche die Um-
wandlnng; in die neue Phase erfahren, sind deshalb in beiden
Fällen verschieden. Nnr bei gleichen Mischungsverhältnissen
resp. Konzentrationen b ider Plirtsen ist w^^^= —u^^\
und man wird vermuten dürien, daß m^"^ und u^^\ und
k^^^ auch sonst im allgemeinen entgegengesetztes Vorzeichen
besitzen.
Im übrigen ist nach S. 182 daran zu erinnern, daß, wenn
im ersten Fall die Zufugung von Masse ya\y Phase {h) einen
Ubertritt nach (/>), statt, wie oben angenooiinen, nach (a)
bewirkt, die begleitende Wärmeaufnahme und Volumen-
änderung durch /*" und —n^^^ gegeben sind; analog, wenn
im zweiten Fall der Übergang nach (a) stattfindet durch
— und — Der obere Index " und * weist jedes-
mal auf . das MischungBTerh<nis und ^ hin,
das die übergehende Masse besitzt.
§ 61. Bie eine Phase enthält nur eine Komponente.
Ist die Kompenente (1) in der Piiase (6) nicht vor-
handen, also //^''^O, so ist auch g<''> = 0, und die For-
meln (33) nehmen die Gestalt an
(35) ^(Or' -a");
dabei bedeutet + die Wüimeaufnabme, ± ti^ die Volumen-
vergroBerung des Systems beim Übertritt der Masseneinheit
der Komponente (2) in die Phase oder aus der Phase (6),
wahrend dafür von (1) oder (2) der Phase (a) zugefügt wird.
Die Formeln (30) resp. (31) sind jetzt nicht mehr an-
wendbar , da aus der Phase (6) nicht (wie bei ihnen voraus-
gesetzt ist) eine Masse vom Mischungsverhältnis ^'^^ in die
Phase (a) eintreten kann, wenn erstere die Komponente (1)
gar nicht enthält. In dn Tat hat die in (30) und (31) auf-
tretende Funktion unter den vorliegenden UmstSndea
keinen Sinn mehr.
Digiti^cü by
% 61. Die eine Phase enthält nur eine Komponente. 185
Von den Bedingimgen (21) verliert die erste ihre Be-
denftuog; die zweite wird nadi (35) sa
(36) - n^*» dp + d^+^ = 0 ,
wobei naoh Belieben dmeb eine der Konzentrationen
und oder auch durch ^f*^^ ersetzt werden kann«
Von den drei in ihr auftretenden Inkrementen kann
man zwei beliebig wählen und erhalt dann den Wert des
dritten; setzt man eines von ihnen gleich Null, so gibt die
Gleichong zwischen den beiden anderen die Differential-
gleichung der Schnittkurven der GleichgewichtBoberfläQhe
in einem pt^s^^'^-System mit der Parallelen zu einer Koordi-
natenebene.
Im vorstehenden ist angenommen, daß nur die Kom-
ponente (2) beiden Phasen gemeinsam ist; enthält dagegen
die Phase (6) nur die Komponente (1), ist also q^^^=^oo, so
liefert (33)
und aus der ersten Gleichung (21) folgt
Die Formel stimmt mit (36) formal überein; beide Male
tritt das Potential der den beiden Phasen gemeinsamen Kom-
ponente in der Phase auf, die beide Komponenten enthält
Wir benutzen weiterhin ausschließlich Formel (36) und
lassen dabei zur Vereinfachung die oberen Indices fort;
es steht hiernach in diesem Paragraph stets u, X, q,
C2 an Stelle von «**>, A<*S ^\ C^? = Ci^ und es bedeutet
u die Volnmenzunahme, X die Wärmeaufnahme beim
Ubergang der Maseeneinheit der Komponente (2)
aus der Phase (a) in die Phase (6) infolge der Zu-
fügnng von Masse zur Phase (a), —Uy —X analog
für den Übergang von (h) nach (a); das Po-
tential der den beiden Phasen gemeinsamen Kom-
ponente in beiden Phasen, q das Mischungsverhält-
nis der allein beide Komponenten enthaltenden
Phase (a). —
^ j . -Li by Google
186 n. KapitdL Mehi«re Komponenteiu
Von großpr Bedeutung sind diejenigen drei speziellen
Zustandsändeningen, bei denen von den in (36) auftretenden
drei Inkrementen je eines gleich Null ist.
a) dq = 0 bestimmt die Zustandsänderung bei kon-
stanter Konzentration Hier folgt aus (36)
(37) Xd^^^^ud,p,
also ein vollständiges Analogon zur Glapeyron-Clau-
siussoh^ Gldolumg (24) sSt S. 31; doch ist die ab-
weiohende Definition von u und Ai die in § 60 eingeführt
und soeben wiederholt ist, dabei zu bedenken.
Ist die Phase (ä) eine Lösung, die Phase (h) der Dampf,
in den nur die Komponente (1), das Losungsmittel, eintritt^
so kann bei genügend kleiner Dichte u — v^B'&lp gesetzt
werden, woraus r^ultiert
B^^d^^Xpdg^ oder
Führt man eine verdampfte Masse Dm^ in der Weise
In die Losung zurfiok, daß man \m k<mstant gehaltenem ^
sie von dem übrigen Dampf isoliert kondensiert und mit
der erzielten Flüssigkeit die Losung verdünnt, so muß für
diesen isothennen reversibeln Kreisprozeß nach Bd. I, S. 285
die Summe der aufgewandten Wärmemengen verschwinden.
Diese Warmeanfnrendung besteht aus der Yerdampfungs-
wärme aus der Wärmezufuhr D(o, die bei der
isothermen Yolumenänderung von v bis zu % (wobei die
Kondensation einsetzt) aufgebraucht wird, aus der Kon-
densationswämie -X^Bm^ des reinen Lösungsmittels und
aus der bei der Verdünnung zuzufiihrenden Wärme öDm^.
unter ö die spezifische Verdünnungswärme verstanden. Der
Anteil Dco ist, da der Dampf als ideales Gas mit allein
von der Temperatur abhängiger Energie behandelt wird,
gleich dem Negativen der bei der Yolumenänderung auf-
gewandten Arbeit, und somit gleich
•o
-^jpdv}
9
er ist neben den übrigen Teilen zu vernachliissigen. be-
rechnet sich aus der Formel (38) iur X, wenn man nur den
§61. Die eine Phase enthält nur eine Komponente. 1B7
dem reinen Lösangsmittel bei der Tempentur ^ zugehörigen
8al%uDgsdruck an die Stelle von p aetst So eihiUt
man eine Formel für die VerdQnntmgswSnDe
(39)
die von Kirchhoff ^) auf einem von dem vorstehenden ab-
wdchenden Wege gewonnen ist.
Ist die VerdfinnnngswSrme unmerklich, bo wird nach
dieser Formel das Verhätnis der Sättigungsdrucke über der
Lösuog und fiber dem reinen Losnngsmiäei von der Tem-
peratur auabhängig. Dies von Babo^ aus BeobachtuDgen
erschlossene Gesetz ist also nur unter der gemachten Vor-
aussetzung richtig.
Ist die 1^1 la (b) fest, so enthält das Vorstehende die
Theorie des Gleichgewichtes für eine Losung^ aus der nur
eine Komponente ausfällt, entweder das Losungsmittel aus-
friert oder die gelöste Substanz auakristallisiert.
ß) dp = 0 bestimmt Veränderungen bei konstantem
Druck. Hier reduziert sich (36) auf
(40) ^a,& + ^d,q~0.
wobei q wiederum mit einer Konzentration q oder c^» ^®
auch mit \lq=^r vertauscht werden darf.
Da nach (15) Bl^JBq<0 ist, so wird mit wachsendem
q = m^C^ ' 7)iif , d. h. mit rehitivcr Zunahme der allein in
Phapp fa) vorhandenen Komponente (1) die Gleichgewichts-
temperalur des SystPTn^ erhöht oder erniedrigt, je nach-
dem X positiv oder negativ ist.
Für eine Lösung, deren koexistierender Dampf allein
das Lösungsmittel enthält, wird sonach (da hier i>0 ist)
bei wachsender Konzentration die Gleichgewichte- oder Siede-
temperatur wachsen. Für eine Ij<')3ung, deren koexistierende
feste Phase nur das Lösungsmittel enthält, wird hingegen
(da hier jl<0 ist) bei wachsender Konzentration die Gleich-
gewichts- oder Gefriertemperatur abnehmen.
Kirehhpff, Pogg. Ann. Bd. 108|S. 177, 1858.
^) Babo, Über die Spannkraft des Waaseraampfes usf. Frei'
buig 1847.
188 Kapitel. Ifehrere Komponenten.
Bei kleinen Konzentrationsändenmgen darf man in (40)
den Differentialquatienten dp^jdq mit dem DifPerenzenqiio-
tienten — i^o)/(ff~??o) vertauschen, wo ^nnd^, t^o^^Sb
einander entsprechen. Gilt der Index ^ für das reine LSeungs-
mittel, ist also ^o*"^» <bo resultiert
Diese Formel zeigt, durch welche Art von Beobach'
tungen sich der wichtige DiÖerentialquotieut
für eine mit einer Phase des reinen Lösungsmittels koexi-
stierende Lösung bestimmen lassen würde.
Handelt es sich um eine Tagung, die mit der festen
Phase des gelösten Körpers im Gleichgewicht, -oTitit al.so
gesättigt ist, so stellt die Komponente (1) jetzt das Lösungs-
mittel dar, q = m^i^jm^^ ninmit hier mit wachsender Konzen-
tration ab und ^vird daher besser durch r — m^\'m^i^ ersetzt
Die F<»nnel (40) ändert sich hierdureh nioiit wesentlich;
man kann schreiben
^^"^^ ~ ^! er '
hat aber zu bedenken, daß jetzt o^j/^r>0 ist, da r in d
dieselbe Holle spielt, wie fj in Ci-
In der letzten Gestalt bestimmt die Gleichung die Zu-
nalinu^ dos Lüsungsvermögens bei wachsender Temperatur
unter konstaiitem Dnick. X ist die W iirmcauf nähme, die das
Ausialkii der Masse Eins aus der Lösung begleitet, A gibt
die bei der Auflösung zuzuführende Wärme an. Ist letztere
Größe positiv, so nimmt das Lösungsvermögen mit wachsen-
der Temperatur zu.
Die Beobachtungen sind mit diesem Resultat im Ein-
klang; d r^'d^ und —X sind der Begel nadh beide positiv*^)
y) tf^aaO bestimmt Veränderungen bei konstanter
Temperatur. Aus (36) wird hier
(43) ud^^p^j'^d^q;
*) a z. B. Braun, WiecL.-Ann. Bd. 30, S. 255, 1887*
f 6S« Die Braun Mhen Fomielii.
189
da dt^^jdq<0 ist, so wird bei wachsendem q = m^^/m^2 \ ^- ^
"bei relativer Zunahme der nur in Phase (a) vorkommenden
Komp mciite, der Gleichgewichts druck des Gemisches wachßen
oder abnehmen, je nachdem u nc^tiv oder positiv ist.
Für Lösungen in Koexistenz mit dem Dampf des Lösungs-
mittels wird also we^en w>0 der Gleiehö^ewichts-, d. h.
Sättigungsdruck des koexistierenden Dam[it( s mit wachsen-
der Konzentration abnehmen; bei Koexistenz mit (1< r festen
Phase des Lösungsmittels kann der Gleichgewichtsdruck mit
wachsender Konzentration sowohl abnehmen, als wachsen,
da positive und negative u vorkommen.
Bei kleinen Konzentrationsänderungen kann man wie
oben verfahren und die mit (41) korrespondierende Formel
bilden
(44) *'-i^ = tl'
in der den Gleichgewichtsdruck des reinen Losungsmittels
bezeichnet. Auch diese Formel bietet einen Weg zur experi-
mentellen ßestimmimg von r^to/c^g dar.
Handelt es sich um eine konzentrierte Lösung^ und
führt man wie oben ljq = r ein, so ergibt (43)
wo dC^Ißr'X} ist. Das Lösnngs vermögen nimmt also bei
Drucksteigerung unter konstanter Temperatur zu, wenn beim
Anskristallisieren des gelösten Körpers durch Entziehung von
Lösungsmittel eine Volumenvergrößerung eintritt, also w>0
ist. —u bezeichnet dann die Volumenvergrölierung bei der
Auflösung in fast gesättigter Lösung.
Auch hier liegen direkte Messungen^) vor, die das He-
iSultat bestätigen.
§ 62. Die Ii rauu scheu Formeln.
Da die Größe ^^2/^? sowohl in (40), als in (43) auftritt,
kann man durch Kombination beider Formeln eine einfache
Beziehung bilden , die von ihr frei ist; es gilt nämlich
*) Ed, von Stnokelberpf, Zeitschr. f. phyg. Chemie. Bd. 20,
8. 337, 1896, wo auch viel Literatur zu finden ist.
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190 n. Kapitel. Mehrere Komponenten.
Diese Formel verbindet die Änderungen des Mischnnea-
verfaSltnisses jf, die bd konstanter Temperatur dnieh Druä*
andenmg und die bei konstantem Bruck durch Temperatur*
anderung bewirkt werden, mit^ der Volumenzunahme uod
der Wärmeaufnahme, die den Übertritt einer Masseneinheit
der Komponente (2) aus der Phase (a) nach (6) begleiten —
wie früher bei Zuf ügung entsprechender Massen zur Phase (a).
Setzt man wieder gesättigte Lösungen voraus, d. h.
solche, die mit der festen Phase der gelösten Substanz im
Gleichgewicht sind, und fuhrt wieder r«»mif7mf^ — 1/g ein,
so kann man (46) schreiben
(47)
Diese Beziehung, deren Zusammenhang mit andern Fragen
im v(»rstehendcn anffz;ckläi*t ist, hat F. Braun') auf einem
direkten Wege gewonnen und durch Beobachtungen bestätigt.
Noch seien zwei Identitäten erwähnt, auf die F. Braun
gleichfalls hingewiesen hat, und die Interesse besitzen.
V und E sind innerhalb des Gleichgewichtsbereiches
Funktionen von den Argumenten jp, und q resp. l/^ ^ r,
zwischen denen die Beziehung l}f = t!?^ besteht. Man kann
y und JE demgemäß bei konstantem 7> oder bei konstantem
^ vaiiieien, also bilden, indem man q oder r durch p und
t? ausgedrückt denkt,
dpV _BV dVd^q dV dVd^r
d^~d^'^ dqd^~ d^'^ dr d^ *
dp dp dq dp ^ dp Br dp '
usf. Dabei folgt (l,,q'd§ und dprjd{> aus (40) und (42),
d^q/dp und d^rjdp aus (43) und (45).
Eine zweite DiflPerentiation nach p resp. nach t> liefert
hier links das gleiche Resultat, rechts auJ-ier identischen zwei
äußerlich verschiedene Glieder, die hiemach auch gleich sein
mfissen; so gelangt man zu der Beziehung für r
*) Braun, 1. c. S. 250.
(49)
§ 62. Bic BrauDSchen Formeln. 191
der sich zuordnet
d^Kdrf dp '
Nnn ist r = n^^fm'f und in dem in diesem Paragraphen
vorausgesetzten Fall m^f^ unveränderlich gleich der Gesamt-
masse der Komponente (1), zugleich dml^^ — — dmi^^ . So-
mit gUt auch
ep\6n^l d^^ eAi
dp UmSfV ~ ^i? Kdn^V dp '
Hierin ist dVIBmi.^^ mit dem früher geführten u identisch,
dE/dm!}^ aber die bei dem Übertritt der Masseneinheit in
die Fliaae (i) stattfindende EneEgiefinderoDg« die mit e be-
zeidinet werden mag. Somit gilt schlieBliä
dudpT dud^r
(51) "^V"
oe dpf _ c€ d^r
dp d^~ dp *
Da der auf der sugefÜhrten Arbeit beruhende Anteil an
e banfig klein ist neben dem durch die Warmesufuhr ge-
lieferten« und der letsteie durch A dargestellt wd, so kann
die aweite Formel oft in Anniherung geschriel» werden
^^dgr_Bl d^r
Ipd^^Mlip'
Auf diese Weise werden also die Variationen, welche
Volnmcnziinahmo u und Würracaufwand X mit Druck und
Temperatur erleiden, in Zusamnicnhang gebraciit mit analogen
Veränderungen dos MischungsverhältniRses r m^fjm^^^ . Da-
bei iöt, wie in Erinnerung gebracht werden mag^ (2) die den
beiden Phasen gemeinsame Komponente.
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192
H, KApiteL Mehrere Komponenten.
g 63. Beide PJiMen entiiAlteii beide Komponenten*
Faßt man die Formeln (21) mit den Faktoren
und 1/(1 + zusammen und benutzt die Beziehungen (30)
und {8), so erhalt man
(53) u^^^dp - '-^ d& - e^> d^'" - 0 .
Analog liefern die Faktoren 2^7(1 + /^*) und l/(l + 2<*0
wegen (33)
(54) ^>dp -~d»+ . da"" = 0 .
Diese beiden Fonncln, in denen die u und X auf S. 182
und 1H'^> definiert sind, und die fj sich nach (7) auch durch
die Koiizentrationen ausdrücken lassen^ gestatten interessante
Folgerungen.
DaÜ bei gleichzeitig verschwindendem dp und d§ auch
4j(<?)_^w^0 sein muß, ist bereits S. 179 allgemein gefolgert
Weiter ergibt sich für isothermische Änderungen
(<f^ = 0)
Für isopiestische Änderungen {dp — O) folgt analog
In diesen Formeln ist vCi^;v(^% a^-^/cV"^ und {l + q^%
(l-f-?^*^) sicher positiv; t*^°* und n"'', X*"^ und A"*^ haben nach
ihrer 1>( tinition im allgemeinen entgegengesetztes Vorzeichen,
uud muii kann die Bezeichnung so wählen , daß > 0,
i^(ft) < Q Dann sind unbestimmt nur die Vorzeichen von
dq^^\ dq^^^ und {q^°^ — q^^^), uud die beiden Formeln er-
geben einerseitSy daß dq^"^ und dqf''^ gleiche Vorzeichen haben,
und eodann, dafi bd positiveni vaad das Yoneiehen
von dp dasjenige von (g^^'^ — q^^^) isL Über die UmstindOf
(55)
Digiti^cü by
§ 63. Beide Fiiaseu enthalten beide Xompotieuien. 193
unter denen und d^*^ gleiches YorzeicfaeQ erhalten^ ist
S. 172 gesprochen worden; es ergab sich, daß aufier in dem
Falle anfänglich gleicher q^*^ und q^^^ die Erteilung gleicher
Vorzeichen an ^^"^ und j^''* stets möglich ist.
Was die Formeln (55) und (56) über die Vorzeichen
von d^p und dp^ bei gegebenem Vorzeichen von d^"^ resp.
rfgiW aussagen, ist leicht erkennbar.
Wieder geben die abgeleiteten Formeln Methoden zur
experimentellen Bestinmiung von d^^jdq^^\ d^^ydq^''^ an die
Hand; auch kann man durch Elimination dieser Größen
zwei neue Formehi bilden, welche zu (46) analog sind luid
lauten
^ ^ ^ dp ^ dp ' ^ dp ^ d& •
Die Beobachtnilgen zur Anwendung dieser Formeln
sind, wo es sich um zavoi variable Mischungsverhältnisse
handelt, natürlich schwieriger, als in dem oben behandelten
speziellen Fall.
§ 64. Brei koexistierende Pliaseu.
In dem Falle dreier koexistierender Phasen (a), (h), (e),
wo etwa neben der Flüssigkeit und dem Dampf noc^ eine
feste Mischung aus den beiden Komponenten vorhanden ist^
gelten nach (14) die vier Gleichungen
(58) c^«) = ti') = , = C?^ = .
Sie enthalten die fünf Variabein p, q^'\
lassen also eine von ihnen frei verfüglrär; das System ist
monovariant
Ist der Wert einer Yariabeln gegeben, so sind dadurch
die übrigen und damit der physikalische Zustand der drei
Phasen festgelegt; aber die drei q bestimmen hier nicht
etwa alle Massen mS''? denn die Zahl der letzteren ist sechs,
während nur die fünf Gleichungen
(59)
bestehen. Es ist hier also eine einfach unendliche
Xleihe von Umsetzungen zwischen den drei ver-
Voigt, Thennodyiiamik. IL 13
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194 n. KapiteL Hehfm Komponenten.
schiedenen Phasen möglich, insofern durch Ver-
änderung eines der mj;^ die Veränderungen aller
übrigen mitbestimmt werden.
Fugt man z. B. der Men^e der ersten Komponente in
der Phase (a) ein ( n gebenes zu, so folgt damus nicht nur
die Zunahme d( r anderen Komponente, die zum Konstant-
erbalten von (/"'' ciibrdtriii'h ist; es bestimmen sich auch
die Veränderungen der ^Massen mf\ mlj'' und M^', welche
und q'"-'^ konstant erhalten, derai-tig, daß zur Chai-akte-
risierung des ganzen Vorganges die Angabe nur des einen
Gliedes nötig ist
Der Fiül entspricht darchauB dem des gleichzeitigen
Voikommens nur einer Komponente in zwei Phasen, der in
§ 4 u. f . behandelt ist. Dort waren zwei Variable p und ^
durch eine Beziehung G(p,d)=^0 verknüpft, hier sind fünf
Variable p, 0, durch vier Gleidiungen verbunden,
aus denen bei Eliminationen von ^ eine Formel
von derselben Gestalt &{Pf ^) = 0 folgt. Man kann also,
wie früher, so auch jetzt» 6^ Gleichgewichtszustände durch
eine Kurve in emer |)tl>- Ebene darstellen, wobei jetzt aber
die Darstellung unvollständig ist, insofern in ihr die jedem
Punkt zugehörigen Variabein q^"\ q^*^^ nicht ersichtlich sind.
Es ist auf diese Verhältnisse schon S« 175 hingewiesen
worden; aber die vorstehenden Entwicklungon führen tiefer;
insbesondere lassen sie erkennen, daü die Grenzkurven
f^r'd?, 1^) jederzeit Gebiete von solchen Phasenpaaren
scheiden, die eine g-em einsame Phase besitzen, da in
der Grcnzknrve nur drei (nicht vier) Phasen koexistieren. —
Schreiben, wir kurz
(60) Z=2(i»?>{lp+in!pÖP), c
und bilden
(61)
dp i \ dj) dp ) *
80 kann man Roglcich die Volumenänderung d V und den
Wärmeauiwaiid äÜ = H bestimmen, die eine Umsetzung
bei konstantem pj q'"-, q^''\ q^*^^ innerhalb der diei Pliasen
begleiten.
Digiti^cü by
§ 64. Drei koexistimnde Pbasen. 195
Wir erhalten nämlich zunächst^ da die q^'^ festgelegt
sind, für eine Variation der Maseen mJP um dm]l^
(62) '^'P '
wahrend daneben gilt
Um symmetrische Formoln /u bekonimon, woIIph wir
nicht eiü beliebiges dmif als gegeben herausgreiien^ sondern
die synmietrische Funktion
(64) «dmi|'> + /^a^mjf> + 7<jfftif>»o
vorschreiben, wobei oc, ßy y wiUkürHche Faktoren sind.
Dann erhalt man sogleich, falls
(65) « - 1^) 4- ßd^'^ - + y (fi^''^ = D
gesetzt wird,
(66) D dn^^ = a($<*> - q^'^) , Ddfm?> « a(s<^' - q^^^) ,
was ans (62) nach ein&cher Umstellung liefert
dabei folgen die durch Punkte angedeuteten Glieder aus
den erpten durch cyklischc Vertausehung der a, h, c. —
Die vier Gleichgewichtsbedingungen (5^) können, wie
früher die analogen, in dem Bereich ihrer Gültigkeit diffe-
rentiiert werden. Die erste von ihnen gibt z. B
(68) 'J^ildp + J^^d<,-^"^,d<^-^^^^^^^
analoges liefern die andern drei.
13*
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196 1^' Kapitel Mehrere Komponenien.
Man erkennt, daß es nicht möglich ist, diese Bedingungen
durch die in (67) definierten Umwandhingsgrößen d V und (IQ
auszudrücken, wie solches iu dem Fall eines monovariantoTi
Systems mit einer Komponente anging. Hierauf beruht,
daß für das vorliegende Problem allgemeine Folgerungen
von Bedeutung kaum zu ziehen sind, die Formeln erst an-
wendbar werden, wenn man entweder das System vereinfacht
oder aber spezielle Ansätze für die Potentiale zur Anwendung
bringt. Wir wollen hier zunächst den ersteren Weg ein-
schlagen.
§ ü5. Itt zwei Phasen kommt nur je eine
Komponente Tor.
Der emfaoliste innerhalb der vorliegenden Ftoblem-
Stellung mögliche Fall Ist der, daB die eine Komponente
(1) nur in der einen Phase (a) in merklicher Menge
auftritt, und g^*^^ also gleich Null gesetzt werden
können. Kin Beispiel bietet eine Salslösung mit koexistieren-
dem Dampf und Eis.
Hier bleiben von den vier Gleicbgewiohtsbedingm^en
(58) nur die beiden
(69) =
übri^, die den Zusammenhang zwischen j;, l) und q^"^ be-
stimmen, also eine Gleichgewichts kurve in einem päy^' -
System darstelleu. Sondert man sie in
(70) ft"'-«", a" = ft",
80 enthalt die zweite q^"^ gar nicht, bestimmt also das Gleich-
gewicht der reinen Substanz (2) in den Phasen {h) und (c);
im p^^^^'BjBtem eigibt sie eine Cylinderflädie mit zur
Achse parallelen Kanten, deren Schnitt mit der Oberfläche
von der Gleichung (!lf* = tff die Gleichgewichtskurve bildet
Die Formehl (67) nehmen zugleich die Gestalt an
(71) ^ *
+ äQ^^^
wobei nach {ßo)
D/2W = (y_^) ist.
Digiti^cü by
§ 65. In zwei Phasen kommt nur je eine Komponente vor. 197
Nimmt man a^O, /J = 0, y = 1, so wird nach (64)
a = dmi^\ und wenn man noch die anf den Eintritt der
Masseneinheit in die Phase (e) bezogenen Großen
einfuhrt, erhalt man
(73) -r=^iap^,
?f*^' und A^"^^ sind hiernach dieselben GröÜen, die für den
Übergang zwischen den allein vuriiandeneu Phasen (h) und
(c) der reinen Komponente (2) maßgebend sind, und eiii anderer
Übergang ist bier bei konstanten p, (/ uuch nicht möglich.
Die Differentiation der beiden Formeln (70) innerhalb
ihres Gültigkeitsbereiches liefert
Sp ^ dd^
Letztere Formel geht wegen (73) über in
(7ö) }!i^d^=^t4^^dp,
die der Clapeyron-Olansinasolien Formel (24) auf S. 31
genau entspricht Das Yeibaltnis zwischen den Zuwachsen
dp und die einem Fortschreiten längs der Gleichgewichts-
kurve entsprechen, ist biemach voUst&idig durch Volamen-
äuderung und Wärmeaufhahme der Komponente (2) beim
Übergang aus der Phase (&) in die Phase (e) bestimmt
Dies darf natürlich niddt so verstanden werden, als ob
immer eine Massenumsetzung nur zwischen den Phasen (b)
und (e) statdande. Bei geändertem p und ^ ist das Gleich-
gewicht dieser Phasen mit der Phase (a) gestört, und es be-
darf eines Massenaustausches mit dieser, um das Mischungs-
verhältnis auf den den neuen Verhältnissen entsprechenden
Gleichgewichtswert zu bringen. Formel (74^) bestimmt das
dazu erforderliche Inkrement d^'^K —
Fehlt in der Phase (b) wiederum die Kompo-
nente (1), in der Phase (c) aber (2), so ist g^^^ ver-
schwindend^ g^^^ aber unendlich.
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198 II. KapiteL Mehrere Komponenten.
Von den Gleichgewicfatsbedingungen (58) bleiben allein
(76) = C5'>-C!?^
Ein Beispiel liefert eine Salddsung, die mit Dampf und dem
festen Salz koexistiert.
Hier wollen wir in (67) nur die in q^^^ oder mul-
tiplizierten Glieder beibehalten^ also schreiben
^ r dp I'
wfihvend nach (65)
wird. Nimmt man « = 0, ß = l, y = 0, so wird n?ich (64)
0 = ;;^^) und, wenn man die auf den Eintritt der Massen-
einheit in die Phase (6) bezogenen Grö^n
einf&hrt^ ergibt sich
Aus den Formeln (76) folgt durch Differentiation inner-
halb des Gültigkeitsbereidies
Faßt man diese beiden Gleich uiigeii mit den Faktoren
^ und —1 zusammen und benutzt die Beziehungen (79),
sowie die fundamentale Formel (8)^ so erhält man^ analog
zu (75),
(81) }lt^di^^i4>i^dp.
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f 6ü. Vier koexistierende Fliaäeo.
199
Hier haben aber die and iljf^ kompliziertere Bedeu-
tung und bestimmen sich nach (79) durch die Umsetenngen
zwischen allen drei Pliasen.
Ohne Kenntnis der Potentiale {jjf lassen sich diese Re-
sultate nicht weiter verwerten.
§ 66. Tier koexlstieraide Phasen.
Koexistieren die vier Phasen (a), {b), (c), (d), so gelten
nach (14) die sechs Gleichgewichtsbedingungen
(82) ^-»«««««•^«ci'», ar>=tt«=fif^-ft*.
Dieselben enthalten sechs Variable, nämlich p, d, q^'^^, q^^\
q(c}^ qid) fjerei^ Werte durch die Bedingungen im allgemeinen
vollständig bestimmt sind. Stellt man die Vorgänge, wie auf
S. 194 (obwohl unvollständig), in einem -System dar, so
wird durch die Formeln (82) ein Funkt gegeben, der hier
ein vierfacher ist und sich als Schnittpunkt der früher er-
wähnten Gleichgewichtskurven für je drei Phasen darstellt.
Die Anzahl der sich im Gleichgewichtspmikt schneidenden
Grenzkurven ist im allgemeinen jetzt vier, da je vier
Gleichungen von der Form (58) — zwei für die Komponente
(1) und zwei für (2) — eine Grenzkurve bestimmen^ und bei
diesen die vier Phasenkombinationen
ahCf abd, acd, bcd
möglich sind. Der Punkt (aded) Ist also In doppeltem
Sinne ein viei&cber jsa nennen.
Ist der Charakter der (jrienakiirven^ die in dim vlei-
fachen Punkt sich sdineiden, nadi dem Vorstehenden fest-
gestellt, so gilt nicht aaoh gleiches bezüglich der durch sie
begrensten Uebiete zweier koexistieiender Phasen. Da auf
jeder Grenzkurve drei Phasen zusammen bestehen, und die
durch sie getrennten Flächen eine Phase gemeinsam haben
müssen, so ergeben sich jedesmal drei verschiedene Möglich-
keiten, je nachdem die erste, die zweite oder die dritte jener
Phasen die gemeinsame ist» Die umstehenden Figuren geben
hiervon eine Anschauung. Man erkennt leicht, daß (bis auf
die ihnen spiegelbildlich entsprechenden Fälle) die in den-
selben dargestellten Verteilungen die einzig möglichen sind.
Denn die Reihenfolgen der Buclistaben
200
II. Kapitel. Hehrere Komponenten.
abdcdf ahcdiity aehdck
und die enlgc gcDgesetasten erschöpfen alle Möglichkeiten und
sie sind bezüglich der auf den Grenzkurven gemeinsamen
Komponenten in den Figuren 35 bei Linksomlaufong des
vierfadien Punktes realisiert
Wie in dem Falle nur einer Komponente die Grenze
kurven im dreifiichen Punkt nicht endeten^ so setsen sich
dieselben auch hi^ durch den vierfachen PunJct hindurch fort»
als Grenzen zwischen metastabilen Zweiphasengebieten und
somit als geometrische Orte des metastabilen Gleichgewidites
zwischen drei Phasen. —
r/M
hcd
Was die Massen m^j^ der Komponenten in den verschie-
denen Phasen angeht, so ist deren Zahl acht, während
zwisch«! ihn^ sechs Bedingungen bestehen, nämlioh die
vier Formeln, welche die Mischungsverhältnisse definieren,
und die zwei, welche die Gesamtmasse jeder Komponente
bestinmien.
Es können also innerhalb des Gleichgewichtes die Massen
auf zweifach unendliche Weise variiert, zwei der wi^ näm-
lich willkürlich vorgeschrieben werden.
Aus den allgemeinen Formeln
€}p~' ' d^
deren letzte eine isotherme reversible Umwandlung voraus-
§ 66. Vier koexistierende Phasen.
201
Betzt, ergeben sich die Volumenänderung und die Warme-
anfnahme^ die alle derartigen Umwandlun^eii begleiten.
Eine geschlossene Zuetandsänderung, die den vierfachen
Punkt unendlich nahe umgibt, liefert für die Summe der
nüt der Uberschreitiuig der vier Grenzkurven verbundenen
Volumenänderongen imd W&nneaufiiahmen den Wert Null.
Diese Beziehungen entfqf^redien den Foimeln (29) auf S. 34;
sie gestatten aber wegen der größeren Komplikation der
Verhältnisse hier nicht ähnliche Verwertungen^ wie sie oben
möglich waren.
II. Abschnitt
EmfUhrang spezieller Ansätze in die
Theorie binärer Genusehe.
§ 67. Heranziehung der den natürlichen Misehangft-
TorgüDg begleitenden Erseheinnngen.
In dem vorigen Abschnitte ist die Theorie des Gleich-
gewichts zwischen verschiedenen Phasen eines Systems von
zw^ Komponenten bo weit entwickelt^ als dies ohne Benutzung
Bpedeller Axuätae filr die Potentiale anging. Mehr nodi^
als bei dem früheren Problem einfacher Körper, bildete aber
hier die Uubdcanntediafli mit dem Gesetz der Potentiale {^^
eine schwere Fessd; die in den wioht^ten Formeln auf-
schauliohen und direkt beobachtbaren physikalischen Grofien
gar nicht in Verbindung zu bringen, und die Formeln gen
statteten daher zunächst oft keine direkte Anwendung.
Indessen bietet die Au%abe^ für die Potentiale Cl'^ mathe-
matische Ausdrücke zu gewinnen, betrachtliche Schwierig-
keiten. In der Tat, wenn sohon über die Potentiale einfacher
Körper die Beobachtung bisher nur unvollkommen Aufschluß
gegeben hat, so gilt gleiches bei den jetzt betrachteten
Systemen, den binären Gemischen, wo eine Unabhängige
(das Mischungsverhältnis) mehr in Betracht kommt, in noch
erhöhtem Maße, und die etwa zu machenden Ansätze werden
hi( r z ungleich komplizierter und unsicherer sein, als in den
früheren Fällen.
Bei den folgenden, auf die Ableitung derartiger Ansätze
bezuglichen Überlegungen wollen wir, soweit es sich nur
lun eine Phase handelt, der Einfachheit halber wieder hk
tretraden Dk
§67. Erscheinungen beim natürlichen MischungsTorgang. 203
den Symbolen den oberen (die Phase charakterisierenden)
Index fortlassen, also z. B. Cht ^kt • • • an Stelle der früheren
mfl\ vü'^ • • benutzen. —
Die natürliche GmndJage für die Bestimmung der
Potentiale einer Komponente in einem Gemisch bietet immer,
und gana besonders dann, wenn die einzelne Komponente
bei dem gegebenen p und in der betreffenden Phase
wenigstens metastabil bestehen kann, das Potential derselben
Komponente im isolierten Zustande. Es entsteht somit
die Fra!:(e^ ob und wie sicli das Potential eines Gemisches
aus dem seiner nocli isolierten Bestandteile ableiten läßt.
Da der Vorgaug der Mischung im allgemeinen irre-
versibel ht, sich nämlich nach HerstelUmp^ der Berührung
zwischen den Komponenten von selbst abspielt, so siud zu-
nächst nur Formeln heranzuziehen, die auch für irreversibl e
Voigäugc Geltung haben. Von dergleichen erhielten wir
auf S. 6
(84) ^(^-^)-r, — g;
in ihnen stellen und die Potentiale desselben Systems
in zwei verschiedenen Zuständen (1) und (2) dar, und zwar
sind diese Zustande, wie auch der sie v«!liindeiide Ubeigang,
in der ersten Gleidiuog ganz beliebige in der zweiten sind
die Enddraeke und -temperatoren notwendig gleich, und der
Übergang muß bei konstantem Dmek verlaufen; V' und Q'
'sind die den Übergang von (1) nach (2) b^leitenden Volumen-
veigp^dfierangen und Wfinneau&ahmen.
Nach dem Gesagten ist bei Systemen, die noch von
anderen Vaxiabeln als p und ^ abhangen, der Weg des Über-
ganges in weitem Umfange frei gelassen. Handelt es sich
2. B. um die Bildung eines Gemisches von zwei Komponenten,
so ist es für die Werte von (wie von F') ohne Belang,
ob der Mischungsvoigang in einem allmählichen Zusetzen
der Komponente (1) zu der gesamten Masse von (2) besteht,
oder ob umgekehrt oder ob irgend wip anders verfahren wird,
Ma^ebend sind (außer Art und Masse der beiden Kom-
ponenten) nur die Werte des konstant erhaltenen Druckes p
und der einander gleichen Anfangs- und Endtemperaturen
und j während die Zwischentemppraturen keinen £influß
auf die Werte von ü' (wie von V) üben.
204 II- Kapitel Hehrere Komponenten*
Wir wollen für ein Wertsystem p und '&^=&^='& die
V und Ü' als aus Beobachtungen abgeleitet annehmen. Dann
liefert (84) nach Division der ersten Formel durch ^
WO K' weder p noch enthält.
Wählt man also für die Summe der Potentiale der
noch getrennten Komponenten, für Zf das Potential Z des
Gemisches^ so ergibt sich hiernach
(85) Z= K fio + ««, W + * [/ rfj» - J + K'] .
Dabei bezeiclmen und spezifischen Poten-
tiale der Komponenten (1) und (2) im isolierten Zustande
bei gleichen p und ^; JST' ist nur von dem Mischungsver-
hältnis q^mjm^ abhängig.
Ist die die Mischung begleitende Voluinen-
änderung und Wärmeaufnahme als Funktion von
^ und dem Mischungsverhältnis q bekannt, so
liiiit sich hiernach das Potential des Gemisches aus
dem der isolierten Komponenten bei gleichem p und
bis auf ein additives Produkt aus einer unbekannten
Funktion von $ in ^ berechnen.
Von dieser Funktion K' kann man allgemdn nur dies
aussagen, daß sie für 0 oder 00, resp. q — 0 oder <^ » 0
(falls diese Grenzfiüle innerhalb der untersuchtai Phase
überhaupt erreichhar sind) verschwinden muß; denn in diesen
F^en reduziert sich das Gemisch auf die reine Kompo-
nente (2) oder (1)| und es verschwindet gleichzeitig V und
Man wird JST' im allgemeinen passend durch eine ange-
messen abgekürzte BeihenentwiokluDg darstellen.
Was V und i7 angehti so folgt aus (84) durch £limi-
nation von Z^^Z^
Betrachtet man nun, wi( in vielen Fallen zulassig:, tiir
flüssige und feste Körper die Änderungen des Volumens
mit Druck und Temperatur als unmerklich, so ist für jene
Körper auch V* von p und § unabhängig und somit
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% 67. Erscheinungen beim natfirlichen MLschiingsvoigsng. 205
(86) //=i>r'4-H",
wobei W eine Funktion von ^ und q bezeichnet und die
Umwandlungswärme nach Abzug der Kompensation für die
äußere Arbeit darstellt. Hieraus folgt, wenn / ( W'l&^-) cl» =
gesetzt wird,
(87) Z=m,C,o'^nuJ,o + V'P - ^HW' - K^)
= ««1 Cio 4- % Cjö + (% + »»ä) Ö
worin Q eine Abkürzung ist.
Eine direkte Beobachtung der Verbindungswärme
resp. TT' kann man unter Umstanden umgehen. Zwar gilt
die Beziehung (27) von S. 32, welche die spezifischen Wärmen
7p in den beiden Zuständen mit Umwandlungswärme und
Volumeniinderung verknüpft, streng nur in dem Fall, daß
diese Zustände nebeneinander im Gleichgewicht bestehen^
also ihre Potentiale einander gleich sind; aber eine analoge
Formel gilt angenähert auch aligemein, wenn nur bei der
Umwandlung, wie auch bei einer Temperaturändcrnng, eine
unmerkliche oder aber eine vom Wcire nahezu unab-
hängige äuljcre Arl)cit geleistet wird, wie dies bei festen
und flüssigen Körpern in der Regel angenommen werden d;uf.
Tn diesem Falle ist nämlieli nach der Energiegleiiluin^-
für eine und dieselbe Umwandlung, die auf zwei ver«ehie denen
Wegen ausgeführt wird, der Aufwand an ^Vämie gleich.
Führt diese Umwandlung nun von den getrennten Kom-
ponenten bei den Argumenten p und zu dem Gemisch
bei p und />, und wird das eine Mal zuerst die Umwandlung
und dann die P^.rwäiiiinnii;, das andere Mal erst die Er-
wärmung und dann die Liuvvaudluug vorgenommen, so gibt
ö*>iges
man kann somit aus dem Wert Oq für eine Temperatur
den für jede andere berechnen, wenn die spezitischen
Wärmen r, y^, y^ des Gemisches und der Ko?npnnenten (die
bei festen und flüssigen Körpern in Annäherung mit den
für konstanten Druck geltenden y^ identifiziert werden dürfen)
als Funktionen von i^ (und j)) bekannt sind. Darf man die
letzteren Größen als konstant betrachten, so wird iJ' eine
^ j . -Li by Google
206 n. Kapiiel. Hehrero Komponenten.
lineäre Funktion der Temperatur, und Gleiehunp {Hr)) vrc.wmnt
nnrh Division diu-ch wii-j-wij und Einführung der Konzen-
trationen Cj ^ /(mj-f«*»)! Cg = iWj|/(% -fmj) die in (87)
enthaltene Form
(88) t-=<Jifio+<s«tM+J^J^-ö^^M^) + ^^ + ^
worin non Fy Gj K, L nur noch das Mischungsverhältnis
enthalten und bis auf K als durch Beobachtungen bestimm-
bar gelten können.
Ist der Vorgang der Mischung weder von Volumen-
änderung, noch von Wärmeaufnahme begleitet, so ist F, Ky L
gleich Null^ und Q reduziert sielL aaf K^. Allgemein gilt
nämlich nach (84)
(89) Ip'^^* .^2'
wobei ü and A sich auf die Masseneinheit des Gremisohes
beziehen. —
Für die Potentiale Ci und d der beiden Kompo-
nenten innerhalb des Gemisches können wir nunmehr nach
(88) setzen
(90) J^=WiCi + m,C2, ti=tio + ei, li-Ci^ + Qt,
wobei wegen (9j und (10) gilt
«,-« + (!+») |f-«-*||,
für manche Zwecke ist es auch bequem, unter Benutzung der
Abkürzung (^-\-q)Q^ {Q) zu schreiben
Die Qi, haben nach (88) bei den gemachten Annahmen für
feste und flüssige Gemische die Form
(93) ft-i*il»-<?»dln(d)+Ä»*+L„
wobei die JF^, Gi^, Funktionen von q allein beseichneiii
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§ 68. Ändenmg des MisohirngsverhAltnisBes usw. 207
die mit Ausnahme voii als durch die oben beschriebenen
Bcobachtungsincthoden bestimmbar gelten dürfen.
Für die darf man iu vielen Fällen nach Formel (74)
auf 8. 62 setzen
wobei nur ^ enthalt und als von p und ^ merklich
unabhängig gelten kann.
§ 68. Indemng: des MischnngSTerhältnisses durch
TenuLeliraiig der Masse einer Komponente.
Wir schließen an diese Betrachtung des natürlichen
MiBchungsvorganges eine Bemerkung über die, eine Ände-
rung des MiBchunffsverhSItnlBses begleitende YolnmenSnderung
und WaimeaufiDidime.
Es sei in einem Zustand {oc) von der Komponente (1)
die Masse mi, von (2) die Masse in dem Gemisch^ außer-
dem von (1) die Masse isoliert vorhanden. In dem Zu-
stand {ßj sei die Masse gleichfalls dem Gemisch zugefügt.
Nach den Bemerkungen auf S. 203 über die Unabhängigkeit
der Werte und Q' vom Wege des Überganges gilt hier
mm ohne weiteres
wobei K', Q'gt, und Vß, Qß die auf die Herstellung der Zu-
stände {!\\ \\r\(\ (ß), V^rKß) ^'ß <li^' iiiif den Übergang von (o.)
nach iß) bezüglichen Größen sind. Dabei ist
FJ-H.D., ri~Mfüf. Qi^M,A.. Qi=M,Aß.
wobei Mß die je im gemischten Zustand befindlichen
Gesamtmassen, die ü und A aber die bei der Herstellung
der Maßseneinheit der betreffenden Gemische stattfinden-
den Volumenänderungen und Wärmeaufnahmen bezeichnen.
Wir erhalten somit
(95) V^^MßUß-MaU^f Üiß=MßAß-M^A^,
wobei die U und Ä durch (89) gegeben sind.
Ist die zugefügte Masse mi — dm^ unendlich klein^ han-
delt es sich also um ^e unendlich kleine Änderung' dea
Mischimgs Verhältnisses^ so mag gesetzt werden
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208 ^ KapiteL Mehrere Komponenten.
wodurch dann resultiert
dm^BMÜ ^ dm^BMA
oder auch, da die Masse der Komponente (2) nicht
variiert und Jlf=(l + g}»i2 ist,
(96) ^t, = __^, ^--(1+,) eq •
Nun gelten für ?/ und yl die Formeln (89); wir erhalten
somit bei Einführung der Abkiiizaiig
sls gdiliefilidies Resnliat
(97) f?».
Hierin beziehen sich dv und dco auf die Massenemheit des
veränderten Gemisches. Wenn erwünecht, kann man dabei
das Mischungsverhältnis durch die KonzeDtrationen ersetzen.
So gilt s. B.
Die Funktion Q, die bei der Herstelluüg der
Gemische eingeführt wurde, bestimmt hiernach auch
die Vorgänge, welche eine Änderung des Mischungs-
verhältnisses begleiten, und kann umgekehrt bis zu
■einem gewissen Grade aus der Beobachtung jener
Vorgänge abgeleitet werden.
Ist die Komponente (1) ein Lösungsmittel, so stellt der
x>ben betrachtete Vorgang eine Verdünnui^> ist sie die ge-
löste Substanz y so eine Verstärkung der Losung dar,
§ öü. Der Fall eines reversibel verluuienden MisehuDgs-
Torganges; halbdurclilässige Wände.
Im vorstehenden haben wir zur Berechnung des Po-
tentiales eines binären Gemisches aus den Potentialen der
isolierten Komponenten an die Erscheinungen angeknfipft»
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§ 69. Der reversibel verlaufende JVIischuDgbVorgaug. 209
>i?elcli6 den natürlichen, irre v e r s ibel verlaufenden Misohiings*
Vorgang begleiten. Dieser Weg führte unter keinen Um-
standen ziu' vollständigen Bestimmung dergesnohten GT6Qe,
sondern ließ ein additives Produkt aus der Temperatur in
eine Funktion des MischnngsverhSltausses unbestimmt. Wir
-wollen jetzt untersuchen^ ob man in den Fällen
weiter gelangen kann, wo der MischungSTorgang
reversibel geführt, also mit Aufwendungen von ent-
gegengesetztem Vorzeichen rückgängig gemacht wer-
den kann.
Schon wiedorliolt haben wir uns in diesen Unter-
suchungen mit Vorgängen beschäftigt, dh nur ideale Grenz-
fälle von in der Natur wirklich vorkommenden darstellen.
Dergleichen ( ri-enzribcT-^änge , wie sie z. B. zur Kint'ührnng
reversibler rrozesse und idealer Gase sclion Bd. J, S. 104
und (117) einfrefiihrt waren, sind natürlich mitunter bis zu
eiuem gewissen Grarh; hypothetisch, weil man nicht immer
sicher sein kann, daÜ bei dem Übergang keine physikalische
Unmöglichkeit gesetzt wird. Tn solchen h'ällcn niuli man nach-
träglich durch Vergleichung der sich ergebenden Konse-
quenzen mit der Erfahrung einen indirekten Beweis für die
Zulässigkeit der Annahme zu erbringen versuchen.
Beversibel ausffihrbare Mischungen sind Vorgäi gc,
die in Strenge und Vollstand^keit bisher nicht redislert sind
und die dem^mafi als ideale Gienzfalle angesehen werden
müssen. Die^Ofsmittel, dieselben (wenigstens in der Vor-
stellung) auszuführen^ sind die sogenaunten halbdurch-
lässigen Zwischenwände.
Es ist eine bekannte Tatsache ^ dafi gewisse Körper
gleichzeitag für einzelne Substanzen in hohem Grade , für
andere nur sehr wenig durchlässig sind. Ein glühendes Platin-
blech läfit Wasserstoff sehr leicht hindurch, während es für
andere Gase hat undurchdringlich ist. Tierische Membranen
sind für Wasser sehr durchlässig, halten aber viele darin
lösbare Körper fast vollständig zarück.
Wir wollen die Annahme machen, es existierten
Zwischenwände, die für gewisse Substanzen als ab-
solut undurchlässig gelten können, während sie
anderen nur einen Keibungswiderstand bieten, der
zwar den P]intritt des Gleichgewichtes verzögert,
aber nicht in Betracht kommt^ wo, wie bei allen
Toigt, Tli«modynaiiiIk; XL 14
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210
IL Kapitel. Mehrere Komponenten.
rt vorsibeln Voririin^^^en, die Änderungen iuk ndlich
langsam stattfind* u. Wir werden später erkennen, daß
die strenge Erfüllung' dieser Annahme nicht möglich ist,
und daß jede Zwischenwand für jede Substanz eine (gleich-
viel wie kleine) Durchlässigkeit besitaten muß; damit die
Wand als undurchlässig: gelten kann, muß somit durch sie
von den betreffenden Substanzen selbst in unendlich langen
Zeiten nur unmerklich wenig liindurchtreten. Die Berech-
tigimg einer solchen Festsetzung erscheint nicht so ganz
zweifellos; es bedürfen die diu-ch ihre Vex-wendung gewon-
nenen theoretischen Resultate demgemäß also jedenfalls der
Prüfung durch die Beobachtung.
Wir betcaditen ein Ge0l£ (Fig. 30) mit
dem Gremiseh aus den Komp(meDten (1) und
(2), welcbes durdi eine für (2) undun^lassige
^ Wand (ix) von einer nur (1) enthaltenden und
durch eine für (1) undurchlässige Wand {ß)
von einer nur (2) ^thaltenden Kammer ge-
trennt ist In dem erster en Raum vom Vo*
C lumen F^g = V henrsche der Druck p^^ ^p,
in den beiden letzteren von den Volumina
imd i-esp. der Druck und jp,, welche
beide durch geeignete Stempel Aj B, G her-
vorgebracht und verändert werden können.
£dne Verschiebung aller drei Stempel bewirkt dann in
reversibler Weise die Mischung oder Trennung der Kompo-
nenten. In der Tat, steht anfangs der Stempel C ganz oben
an (X und ß, so daß V^., = 0 ist, und nehmen auch Ä und B
hohe Positionen ein, so wird eine Senkung aller drei Stempel
bei mit den innem Drucken gleichen Außendi'ucken die
Komponenten aus Fj und Fj nach V^., nnd somit zur
Mischung bringen, woliei das Mischungsverhältnis durch die
Drucke i\ und 2h geregelt werden wird. Die entgegen-
gesetzte Bewegung brinijt mit entgegengesetztem Arbeits-
aufwand die Entmischung des erzoii^rt^'n Gemis?clies hervor.
Darf man bei unendlich langsamem Operieren von den
Widerständen in den semipermarabeln Wanden absehen, so
sind die Arbeiten in gewohnter Weise aus den Gleich-
gewichtsdrucken zu berechnen.
Molekulare Attraktionen der Wände auf die einge-
schlossenen Substanzen, die zu Kondensationen an deren
7k
f2J
1
% 69. Der revenibel verlftufende Mischungsvoigang. 211
Oberflachen führen können , sind hier ein für allemal schon
dadurch ignoriert, daß die Massen als den Volumina pro-
portional b(^trachtet werden; wollte man dergleichen in {len
kapillaren Kanälen der halbdurciiiässigen Wände trotzdem
in Betracht ziehen, so würden sie doch bei der Berechnimg
der Arbeit nicht zu berücksiclitit^^cn sein, da für diese nur
die Änderungen der Potentiale jener Kräfte auf <lie Flüssig-
keiten maßgebend sind und diese Potentiale sicii beim Hin-
durchtritt irgend welcher Massen nicht ändern.
Die Bedingung des Gleichgewichtes ist nach S. 4 durch
die Gleichung
gegeben; hierin ist E ^ E^., -\- + F.^ , H=^H,, ' \ H,,
wobei die drei Glieder sich auf die drei Gefäße in Fig. 36
beziehen; ferner gilt
Setzt mau auch
so gibt dies
(98) dZ^ r„ dpi, -h Fl + F, dft - E6^ ,
woraus als Gleichgewichtöbedingung iu der S. 4 gezeigten
Weise folgt
(99) ^,^^-0;
der Index p fordert dabei eine Konstanz aller drei Drucke
bei der Variation.
Nim ist
wobei und ni^ die Massen der beiden Komponenten
innerhalb V^^t w^io ^ho diejenigen in den Voiumiua
}\ und Fj bezeichnen. Da nun die Beziehungen
«Ii + »ho > — -3^2
die Gesamtmassen beider Komponenten vorschreiben^ so liefert
uns die 8. 26 angewendete Methode als Gleichgewichts^
bedingungen die Formeln
14*
. kj .i^Lo uy Google
212 II* Kapitel. Kefarere KompoiMiiien.
Dies sind formal dipsolben Gleichungen, als wenn die
drei Phasen in unmitti Ibnrf m Kontakt wären; aber ihre
Bedeutung ist dadurch geändert, daß der AVert des Druckes
jetzt nicht in allen vier Funktionen der gleiche ist, sondern
Pi2=P in Ci uiid Ci, Pi^ ^ Cio, Pi in C20, welcher Unter-
schied deutlich hervortritt, wenn man die letzten Formeln
unter Angabe der Argumente schreibt:
Hiermit hangt zusammen, daß die beiden Bedingungen
für sich allein das Gleichgewicht bei gegebener Temperatur
jetzt nicht bestimmen; in der Tat sind vier Unbekannte ,
Pif P12 9t = iiUm^ aber nur zwei Formeln vorhanden. Man
^nn demgemilfi liier aufier ^ noch zwei weitere Variable^
etwa pi und P2 ^^^^ P12 wülkfirlioh verschreiben.
Jedenfalls aber Uefem die Gleichungen (100) den Sat^
6bB, wenn es gelingt, die Komponenten eines Ge-
misches durch halbdurchlässige Wände getrennt im
Gleichgewicht mit dem Gemisch zu halten, dann die
Potentiale der getrenntenXomponenten denen gleich
sind, die sie in dem Gemisch besitzen.
Hierans folgt eine prinzipiell höchst einfache Methode
der Bestimmung der Potentiale für die Komponenten eines
binaren Gemisches. In der Tat: ist Cio Funktion von
Pi und t^, C20 Funktion von und ^ bestimmt^ und
ist durch Beobachtungen der Zusammenhang zwischen p^,
p.^, und ftti/nii gefunden, so sind nach (100) Ci «u^d Cf
als Funktionen von p^^, ^ und mi/m^ bestimmt.
Hierbei mag ein wichtiger Umstand erwähnt werden.
Bedingungen von der Form t?'^ sind uns schon früher
begegnet, aber wh' haben Rio niemals zur allgemeinen Be-
stimmung des Potentialcs einer Komponente {h) in einer
Phase ia) durch dasjenige derselben Korapruiciite in der
Phase (6) benutzt. War die Komponente (h) die eiu/iue, so'
bestimmte die Beziehung ^«) = ^'>) ein einfach unendliches
System Wertpaare p und 1^, für welches sie allein Geltung
hatte; die Bestimmung von C^*'' durch C^*^ war in diesem
y-.iUv also keine allgemeine. Waren zwei Komponenten (1)
und (2) da, so bestimmten die Beziehungen ^^^= ^{^
abermals ein einfach unendliches Wertsystem p, t}, 5, in-
sofern nur über eine dieser Großen willkürlich verfügt
§ 70. Das Potential eines Gemisches idealer Gase. 213
werden komite; iiich hier lieferten sie keine allgemeine
Beetimmnng einen Potentiales dnzdi dbs andere.
Hier ] Hegen die Yerlialtnisse anders. Mit den Glei-
chungen (100) sind alle möglichen Wertsysteme p^^^, q ver-
einbar; sie gestatten also wirklicfa| wenn die leohten Seiten
bekannt sind, eine Bestimmong der und fnr alle Werte
der Aignmente.
§ 70. Bestimmung der Potentiale fUr die Komponenten
eines Qemisehes idealer Gase.
Die im vorstehenden entwickelte Methode zur Be-
stimmung der Potentiale der Knrn[)onontcn eines binären Ge-
misches verlangte die Feststeliuiig der J^eziehungen zwischen
Druck und Mischungsverhältnis des Gemisches einerseits und
den Drucken der durch halbdorohlässige Zwischenwände von
ihm getrennten Komponenten andrers^ts. £ine Abl^tong
dieses Zusammenhanses durch die Beobachtung allein ist^
insbesondere wegen der TTnvollkommenheit der wirklichen
halbduidblassigen Wände, im allgemeinen sehr schwierig.
In dem wichtigen Falle indifferenter idealer Gase oder
hinreichend dflnner Dämpfe, wo der Druck des Giemisches
nach der Eifahrung gleich der Summe der Drucke ist^
welche die emzelnen gegebenen Massen der Komponenten,
fär sich allein in dem Gesamtvolumen ausfgebreitet^ ausüben,
kann man eine plausible Hypothese an Stelle der Be-
obachtung setzen.
Es ist nämlich eine Konsequenz des S. 209 über die
halbdurchlässigen Wände Gesagten, daß eine einzige Kom-
ponente (1), zu beiden Seiten der für sie durchlässigen
Wand befindlich, nur dann im Gleichgewicht verharren kann,
wenn (bei gleichem ^) ihr Druck gleich ist; und wenn
das Hinzutreten des zweiten Gases diesen Druck nicht
ändert, so erscheint es als kaum hypothetisch, daß auch
darnach im Falle des Gleich irewiehtes der Druck der Kom-
ponente (1) zu beiden Seiten dei- Wand a, derjenif^e der
Komponente (2) zu beiden Seiten der Wand ß in Fig. 36
der gleiche ist.
So gelangt man zu dem Satz^): Ideale Gase oder
hinreichend dünne Dämpfe, die nicht miteinander
^) Oibbs, 1. o.
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214 U. Kapitel. Mehrere Komponenten.
reagiereoi besitzen in einem Gemisch dasjenige
Potentialj das ihnen, in dem gleichen Raom bei
derselben Temperatur allein bestehendi eigen sein
würde. — Die Anzahl der Komponenten spielt bei diesen
Betracbtimgen offenbar keine Kolle; daher ist in dem Satz
ihre Erwähnung auch imterblieben.
Das Potential eines idealen Gases kann man nach (79)
auf S. 63 schreiben; da hier die zwei van der Waalsschen
Konstanten a und h gleich Null sind und deshalb mit fp
zusammenfallt,
(101) C « C - ^ [ r;' + In (^)] H- In (p) ,
unter C und C Konstanton verstiinden. Nach dem eben
Erhaltenen wäre für die Komponente (h) eines Gemit^rhos
von (h) idealen Gasen zunächst derselbe Ausdruck nach
Vertauschung des Gesamtdruekes p des Gemisches mit dem
Paiüiddruek der Komponente anzuwenden. Da aber,
wie oben gesagt,
ist — : die Summe über alle Komponenten erstreckt, — und
if^t, so ergibt sich
also
(102)
f* = - Y,^^[a + ln(^)] + J?,^ hl
k1 m^ßj
wobei das Potential der Komponente (h) bei demselben
p und ^ im isolierten Zustande bezeichnet Und da weiter
nach (94^) («»CacH-Qa gesetzt ist, so wird hier
(103) ft-^..l„(^).
Die Ausdrücke (103) enthalten die Massen nth drr Kom-
ponenten nur in den Produkten muBk mit den bezüglichen
konstanten des Boyle-Gay Lussacschen Gesetzes; infolge-
dessen kann man vorteilhaft eine neue Bezeichnung einfahren.
§ 70. Das Potential eines Gemisches idealer Gase. 215
Bereits auf 137 von Bd. I ist benutzt worden» daß das
Produkt der Konstanten £m in daa Holeknlaiigewicht
(104) Bj^/x^^R
eine universelle Konstante darstellt. Hierbei ist die Einheit
youfi;, willkürlich; wir wollen weiterbin unter fik speziell
die durch das Molekulargewicht (bei Annahme des-
selben gleich 2 für 7/j) ausgesprochene Anzahl Gramme
verstehen, d. h. ein Gramm-Molekül oder kurz ein
Mol. In diesem Fall soll R die Gaskonstante heiJßen;
ihr Wert ist in absoluten Einheiten etwa gleich 9,0. 10 ^
Drftcken wir dann die Masse i»« der Komponente (h)
gemilB der Formel
(105) «i**-nA/iÄ
durch die Anzahl der in ihr enthaltenen Molen aus, so wird
wobei hk eine neue Bezeichnung, die molekulare Kon-
aentration ist, und es gilt statt (103)
(107) Q, = ^B;,lu[k,).
Für nur zwei Komponenten erhalt man schließlich
(108) Q,^B,Mn(k,), Q,=B,Mn(k,),
[ Q = c,Q,+c^ Q, = 0 (ci in{k^) + B^ In (Ä,) .
Man kann sich leicht davon überzeugen, daß dies^ A us-
drücke Qk den allgemeinen Bedingungen flO) entsprecheo.
Beiläufig sei auf eine Identität nnfnu rksam geinaclit, die,
wie so manche andere in der Thermodv'namik aui'gestellte,
physikalisches Interesse besitzt. Nach dem zu (100) Ge-
sagten kann man bei dem S. 210 beschriebenen Vorgang
■ßj p und q zu Unabhängigen wählen; es ist dann dpjdq
— ö(Pi -VP2)/^^ = 0. Hieraus ergibt sich wegen V— n^iB^i^lp^
=m,J&2i^/^j und m^lm,2 = q direkt
(109) ä^,^^-l) + ^.^ = 0,
eine Formel, die Buhem^) anfgestellt hat.
>) Duhem, Ann. de mole norm. (3) T. 4, S. 9, 1887.
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216 n. EapitoL Mehrere Komponenten.
§ 71. Beyefsible Ktehmi^ mit SUfe Torheriger
Terdampfnn^.
Die ini vorstehenden für ideale Gase oder hinreichend
dünne Dämpfe erhaltenen Resnltate können benutzt werden,
lim auch für andere Körper die Aufgabe der Bestimmung
der Potentiale von Gemischen einen Schritt zu fördern. In
der Tat kann man die Mischung von flüssigen und festen
Körpern auf dem I'^mweg über den idealen Gaszustand in
folgencier Weise reversibel ausführen.
Die beiden Komponenten (1) und (2) sind ursprünglich
im festen oder flüssigen Zustand getrennt, und zwar unter
dem Druck [> und der Temperatur ^ vorhanden, denen sie
schließlich in der Mischung ausgeset^st sein sollen. Wir
ändern die Drucke bis zu den der Verdampfung bei der
Temperatur 0 entsprechenden jj^q P20 lassen hierauf
durch Wärmezufulur von beiden Komponenten die Massen
m^^ ««2 yerdampfen^ derea Verhältnis dem beabBichtigten
MischungsveihfiltiiiB ^eioh ist. Bei dem letztere Vorgang
bleiben beide Drucke konstant
Hierauf düatieren wir beide Dämpfe getrennt iso-
thermisoh weiter bis au den Partialdmeken und j)^ , die
dem Gemisch von dem Verhältnis ^=fnjm2 bei der Tem-
peratur entspredien^ und bringen sie darauf in die Kammern
1 und 2 des Apparates Fig. 36, dessen Mischungsgefäß (1 + 2)
zunächst von dem Stempel C ausgefüllt ist. Durch gleich-
zeitige Bewegung aller drei Stempel werden dann die Kern*
ponenten in dem gewünschten Massenverhältnis in das
Mischungsgefäß gebracht und dort bei angemessener Wärme-
entziehung zur festen oder flussigen Phase kondensiert, wobei
alle Drucke j»^, 2h f Vit konstant bleiben. SchüeßUch wird
der Druck auf das Gremisch bis zu dem Anfangswert p
gesteigert.
Für diesen revcrsibeln isothermischen Vorgang liefert
die Energiegleichung die (98) parallelgebende Formel
(110) dZ^ F,,rfp,, + Firfpi + V^dp^ ,
zu deren rechter Seite nur solche Veränderungen
einen Anteil geben, bei denen einer der Drucke
variiert. Für die gesamte isothermische Uberführung aus
dem getrennten Zustand in das Gemisch mit einem dem
^ j . -Li by Google
§ 71. Beyttsible Minebung mit Hilfe vorher. Verdampfiiiig. 217
anfänglichen gleichen Druck gilt demgemäß, wenn man die
flussige oder feste Phase durch einen, die dampfförmige
durch zwei obere Tndices auszeichnet und die Kompres*
sibilitat der ersteren Phasen ignoriert,
d. h., falls für die Vm das Boyle-Gay Lossaceche Gesetz gilt^
Hieraus folgt wegen — (Zj f Z«) = ^(w?^ wi^)
+ <i[«'w(P«.-i>) + +*J«(i'-A»),
womit die Bestimmung der gesuchten Funktion geleistet ist.
Für die Qk ergibt sich, da Ph^hp ist, nach (91)
(113) ft-t/,o(i;/^-^)) + ^A^ln^|^j+ri2(i>-i?i2). h=^l,2.
In diesen Formeln sind Pi und ^ ^> i'io
nnd i)2o ^ abhängig; letsteres gilt nach seiner De-
finition auch von p^^ —pi +i>8 • Die in die Volumina «w,
i4o» t'it d^i" toten oder flüssigen Phasen multiplizierten
Glieder sind gegenüber den übrigen im allgemeinen so klein,
daß sie neben ihnen vcruachlässigt werden können.
Die Anwendung der Formeln (89) liefert für Yolnmen-
änderung und Wärmeaufnahme der irreversibeln Mischung bei
konstantem p und falls man die Volumina der festm und
flüssigen Phasen in dem Ausdruck für U als vom Druck
unabhängig betrachtet, in dem für Ä fortläßt»
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218 n. ICapitel. Mehrere Komponenten*
Die erste Formel enthält kein neues Resultat,
sondern nur eine Probe auf die Richtigkeit der Ab-
Iritnng;; die zweite lehrt die Misf bnn o;swärme ans
den Drucken der Dämpfe der reinen Phasen sowie
ihren Partialdruckcn über dem Goraisch bei der
Tempern tnr ^9 zu berechnen. Sie ist auf einem andern
Weg erstmalig von Kernst^) gewonnen.
§ 72. Die Potentiale für die Komponenten einer yer*
dUnnten Lösung.
Dem Falle der idealen Gase schließt sich in mancher
Hinsicht deijenige der sehr verdünnten Losungen nahe an.
Für wasserige Lösungen haben sich, wie schon oben an-
gedeutet, halbdiirchlässige Wände von ziemlicher Vollkommen-
heit auiBnden lassen, so daß die Borlino-nngen des Gleich-
gewichtes zwischen diesen Körpern und reinem Wasser der
exprrimcutellen Untersuchung zugänglich sind. Daß die Be-
obachtungen bei sehr verdünnten T.ösungen zu außerordentlich
eiofachen Gesetzmäßigkeiten führten, die eine Analogie zu
den bei Gasen geltenden zeigen, bedingt die Ausnahme-
stellung dieser Genüsche.
Um diese Gesetze zu \ ( r\\ erten, entwickeln wir die
Bedingung des Gleiclitr« Nvi< ht* - zwischen einer Losung und
dem von ihr durch dii; Ix tretende Zwischenwand getrennten
Lr>sungsmittel etwas weiter. Um später die Formeln liir
beliebig viele gelöste Komponenten bequem erweitern zu
können, wollen wir die auf das Losungsmittel bezüglichen
l^mbole mit dem Index l auszeichnen. Die Bedingimg des
oder wegen (90^), Indem man benutd» daß (f^ sich auf das
reine I^imgsmittel besieht^
hierin hängen die ^ nur von p und ^, Qf außerdem auch
von dem MischungsverhaltDis ab.
(115)
^) Nernati Theoretische Chemie, 4. Aufl., S. 117.
% 72. Das Potential einer Yerdünnten Lösung. 219
Da (di und (b) beide flüssige Phasen darsteUen, also
C/"^ und Cr dieselben Funktionen sind^ so kann bei van
Noll verschiedenem Q, die Gleichung nur dann bestehen,
wenn die Argumente der C 9xd. beiden Seiten der Gleiohong
verschieden sind. Schließt man ungleiche Temperatoien aa%
so muß sich biemaoh p^"^ von p^^^ unterscheiden.
Fuhrt man nun die Annäherung (94), d. h. den An-
satz C= T-^-pv ftür die C ein «nd ignoriert wieder die Vei»-
änderliehkeit des spezifisohen Yolumens v bei den hier vor-
kommenden Brackanderungen, so resultiert
(116) (lJ*«>--i>"'^)r,= «r.
Den DrucküberschuB
der Lösung über das reine Lösungsmittel^ der aum Gldch-
fewicht eiforderlich ist, nennt man den osmotischen
^rock der Lösung. Man kann ihn direkt beobaditeni in-
dem man in ein TUditerrohr, das mit der halbduroblSsB%en
Wand abgeschlossen und umgekehrt in ein Gefäfi mit &m
reinen Lösungsmittel ^taucht ist, so viel der Lösung gpefi^
daß gerade Gleichgewicht zwischen den beiden Flüssigkeiten
herrscht, der Meniskus im Triohterrohr also weder steigt
noch fiUlt; bei großen Werten des osmotischen Druckes ist
es besser, das gefüllte Tri<^terrohr unmittelbar mit einem
geschlossenen QuecksUbermanometer kommunizieren zu lassen.
Der auf die eine oder andere Weise gemessene hydrostatische
(Über-)Drttck auf der oberen Fläche der Membran ist gleich
dem osmotischen Druck y^*— ^V.
Beobachtungen, die Pfeffer^) (unter ßenutzung einer
in einer porösen Tonschicht liegenden Membran von Ferro-
cyankupfer als halbdurchlässige Wand) an verdünnten Lösungen
von Hohrzucker angestellt hat^ zeigten, daß in diesem Falle
der Druck bei wechselnder Temperatur und wech-
selnder Konzentration, d. h. wechselnder Zucker-
dichte, sehr genau dem Boyle-Gay Lussac sehen Ge-
setz folgte das bei Einführung der Dichte q lautet:
^) Pfeffer, Osmotische Untenuehungenf Leipzig 1877.
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n, Kapitel. Mehrere Komponenten«
Nieht nur ergab sich der Dmck mit der abaoluten Tem-
neratur und mit der Dichte praKirtiona]^ sondern auch der
Faktor B fand eich ebenso, ab wenn die gleiche Dichte
nicht vim dem gelösten, sondern von dem bei unverän-
dertem chemischen Verhalten vergasten Zucker ausgeübt
Wörde. ^)
Um letzteres su erläutern, benutzen wir wiederum, dad
das Produkt ans Moleknlaigewicht ^ in die Konstante \B
eine universelle Konstante, die Gaskonstante, darstellt.
Hieraus folgte daß man för jeden Körper die Konstante
B berechnen kann, wenn man weiß, mit welchem Molekular-
gewicht er in Dampfform übergeht. Über letzteres gibt die
diemische Analyse im allgemeinen nur unvollständig Aus-
kunft, insofern mit derselben Zusammensetzung Molekular-
gewichte vereinbar sind, die sich um beliebige ganzzahügo
Faktoren unters clioiden. Der Zusammensetzung H^O a. B.
können alle Molekulargewichte ra^HjO entsprechen, wo n
eine beliebige ganze Zahl ist. Die oben hervorgehobene Tat^
sacbe ist demgemäß dahin zu verstehen, daß sich mit der
bekannten Zusammensetzung des Rohrzuckers ein Molekular-
gewicht und demgemäß eine Konstante B vereinbar fand,
welche den Beobachtungen über den osmotischen Druck ent-
sprachen und die man daher dem gelösten Zucker beilegen
durfte.
Wir erhalten somit bei Einführung des spenfischen Vo-
lumens v^^I/q für die gelöste Substans die Formel
oder auch
da aber die Gesamtmassen ml und wfi dasselbe Gesamt-
volumen etfüUen« also x^^'^lvf^fH^^^jmf'^^^^ ist^ so resultiert
sohlieBlich als für das Ldsungsmittel in einer ver-
^) Van t' Hoff, ^des de djnamique chimique 19. 179, 1685,
Zeitsohr. f. pbys. Ohemi^ Bd. 1, S. 141, 1887.
^ j . -Li by Google
§ 72. Das Potential einar Terdaniiteii LOming.
221
dünnten Losung gältig, unter Fortlasaang des oberen
Index h,
(117) ^Qt^B,^q,.
Um zu der Funktion für die gelöste Substanz zu
gelangen, hat man an die Fonneki (92) anzuknüpfen, die bei
der Vertausckung des Index 2 mit l und bei ^ m^jmi lauten
Aus der letzten Formel folgt
(118) iQ) = (1 -f ffje Qi [P-^ A ^HQi)] >
wobei P eine Funktion von p und ^ allein bezeiohnet, für
die nach (89) gilt
^^^^^ l + 5i^J>~ ' H-«i ~
Hieraus ergibt sich dann
(120) = P+ -Bi ^|ln(tfi) + IJ .
Ist bei einer verdünnten Lösung nach der St&Jirung U
und A unmerklich) so ist nach obigen Foimehi P/^ kon-
stant^ oder (&ll8 C eine Konstante bezeichnet)
Hieraus folgt schließlich bei Einiuhrung einer anderen Kon*
staute
(121) «i-^[C| + -Bihi(ffO]-
^1 wird also mit unendlich abnehmendem q^, d. h. mit ver^
schwindender Masse gelöster Substanz nidit gleich Null,
sondern logarilluniBeh unendlidi. Dies hat eine wichtige
Folge, die wir an einem System von zwei Komponenten in
zwei Phasen erllutem wollen, die aber viel allgemeiner gilt
Für die Komponente (1) in zwei koexistierenden
Phasen (0 imd ^ haben wir die Gleichgewichtsbedingung
ist nun die Phase (') ein gewöhnliches Gemisch und (") eine
verdünnte Lösung von (1), derart, daß fiir leiztere der Aus-
druck (120) oder (121) für gilt, so ergibt sich wegen
ft' = tSi 4- Öi> <^ völliges Verschwinden von m'i (resp, gi)
222 II* Kaintel. Hehrere Komponenteii.
mit der Bedingung ^ = ft' unvereinbar ist, denn und fto
sind endliche Größen.
Somit kann man behaupten, daß, soweit die Formeln
für sehr verdünnte Lösiiiii^cn gültig sind — und dies scheint
sowohl bei flüssigen als auch bei feste n Körpern in weitem
Umfange stattzufinden — jeder Körper in jedem anderen lös-
bar sein muß, gleichviel in wie verschwindend kleiner Menge.
Hieraus folgt natürlich auch, daß es in voller Strenge
undurchlässige Wände nicht gibt; denn wenn die Wand die
Phase (") darstellt, so muß jeder in Berührung mit ihr
stehende Körper spurenweise in sie ein- und auch durch sie
in die jenseitige Phase hinüberdringen.
Beiläufig sei übrigens bemerkt, daß wegen Z=^miCi
-j-m^Ci die Komponente (1) bei verschwindender Masse
trotz des unendlich werdenden d doch aus dem Gesamt-*
Potential Z verschwindet. —
Die Natur der erhaltenen Resultate gestattet ihre un-
mittelbare Übertragung auf den Fall, daß die verdünnte
Lösung mehrere, sagen wir h geloste Substanzen gleich-
seitig enthalt Setzen wir für die Komponente {h)
so wird nach Obigem gelten
(122) (e)-=^[C-h2B,lnto,)],; j=h2,...k,
q^^^^lB.q,, g, = ^[C+25/ln(^)-f 1)],
= U + CA = CAo + eA.
ßezüglich der in diesen Ausdrücken auftretenden Para-
meter Bf^ ist auf das S. 220 Gesagte zu verweisen. Die B|^
sind hiemach durch die chemische Formel der gelösten Sub-
stanz nur bis auf einen Zahlenfaktor bestimmt, der durch
physikalische Eigenschaften der Losungen (deren wir unten
noch andere, als den osmotischen Druck betrachten werden)
bestimmt werden muß und kann.
§ 73. Theorie der Yerdüunten Lösungen.
Die eine Yhsm enthält nar das LösungsmitteL
Da die Formel (117) für Qi nur für stark verdünnte
Lösungen gilt, so ist auch bei ihrer Anwendung von vorn-
herein zu benutzen, daß die Gleichgewichts vorgange sich bei
% 78. Die eine Phase eotUUt nur das Lösungsmittel. 22dl
ihnen sehr ähnlich abspielen werden, wie bei der Koexistenz
verschiedener Phasen des reinen Losungsmittels. Hierdurch
gewinnen einige der früher allgemein .abgeleiteten Gesetze
hervorragend einfache Formen.
Wir schreiben die Bedin^iung des Gleichgewichtes für
das reine Lösungsouttel (f) in den Phasen Q und Q wie
früher
(123) =
WO durch p^, die Wertpaare der Variabeln bezeichnet sind,
die dieser Gleichung genügen. Für die verdünnte Lösung
haben wir dann bei entsprechender Bezeichnung
oder nach Einsetzen des Wertes (117) in die Formel
f, = ClD + Öl
bei Beseitigung des jetzt fiberflfissigen untern Index ^ auch
(124) u/o),, h^^Jcf = {a)^^-B^^H'''>
hierbei ist der Allgemeinheit halber zogelassen, daß das Mo-
lekulargewicht der aufgelösten Substanz und somit die Kon-
stante B in den beiden Phasen verschieden ist.
Für die gelöste SubBtaoz (1) eigibt sich nach (120) die
Bedingung
(125) (C'io + P%^+ B^^H^ = (Ci'o + P'0,„+^'^In(^'O .
Aus (124) und (125) lassen sich zwei der vier Yaritibeln
/), ?9, c/ , ((' berechnen, wenn zwei von ihnen vortxcscln ieben
sind. Eliminiert man etwa (f , so ^?ibt die resultierende
Gleichung lür eine l^iVsmi*; mit gegebenem ^ zusammenge-
hörige Paare von (jrici( ll^e^vichtsd^llcken und -temperaturen.
Der wichtigste Fall ist der, daß die Phase (") die zu-
gesetzte Substanz (1) gar nicht enthält. Hier verliert die
Gleichung (125) ihren Sinn, und (124) nimmt, bei Fortlassung
des jetzt nicht mehr nötigen oberen Index an B und die
Form Lu
(126)
Zieht man hiervon die Gleichung (123; ub und setzt die
(nach oben Gesagtem) kleinen Ditfereuzen
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224 II. KapiteL Mehrere Somponenten.
(127) P-Po^^f ^-^o^ff
60 TGSllltiGrt
Nun gilt nach S. 30, wenn u die Voliimenändcrimg,
X die Wärmeaufnahme bei Ubergang der Masseneinheit reinen
LöstuigsmittelB aus der Phase (') in die Phase hezeichnet^
^^^^^ 5'
es wird sonach aus (128)
(130) ^x-un^BOq) .
diese Formel stellt in leicht erkennbarer Weise eine spezielle
Fassung der allgemeinen Beziehung (3(jj dar. Die Ver-
gleichung ergibt, daß Volumenänderung und Wärmeaufüalime
bei der verdünnten Losung dieselben sind, wie bei dem
reinen LSsungsmittel.
Von dieser aUgememen Formel haben die Anwendnngen
auf die beiden Fäle konstanten Drackes und konstanter
Temperatur besondere Bedeutung.
Ist ^»0^ so folgt, Formel (41) entsprechend,
(131) j^;
eine Lösung von dem Mischungsverhältnis q besitzt
also bei gegebenem Drucke eine Umwandlungs-
tempcratur, die um einen Betrag t höher ist, als
die des reinen Lösungsmittels, welcher gegeben
wird durch das Produkt aus dem Misohungsver-
hfiltnis q in und in die Boylesohe Konstante, die
der gelösten Substanz bei ungeänderter Konstitution
im vergasten Zustande eigen sein würde, dividiert
durch die spezifische Umwandlungswärme des reinen
Lösungsmittels.
Die bedeutungsvollsten AiiweiKlmiLicii findet diese Formel
auf die Vorgänge der Verdampfung und des Gefrierens der
Lösung, voraupgesetzt, daß bei beiden in die neue Phacp
lüchts von der gelösten Substanz eintritt. Da bei der Ver-
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§ 73. Die eine Phase enthält nur das Lösungsmittel. 225
dampfung jl>0^ bei dem Gefrieren X<0 ist, so ergibt eich
im ersten Falle eine Erhöhung^ im zweiten eine Emiedrignng
der UmwandlaDgBtemperatur.
Ist T»0, 80 ei^bt (130), Formel (44) entsprechend,
(132)
u
eine Losung von dem Mischungsyerh<nis q besitzt
bei gegebener Temperatur einen Umwandlungs druck,
der niedriger ist, als derjenige des reinen Lösungs-
mittels, um einen Betrag ji, gegeben durch das Pro-
dukt aus q in ^ und die oben definierte Boylesche
Konstante der gelösten Substanz, dividiert durch
die spezifische Umwandlungsdilatation des reinen
Lösungsmittels.
Wiederum sind die wichtigsten Anwendungen die auf
den VerdampfuDgs- und Gefrierungsprozeß des Lösungs-
mittels; im ersten Falle ist stets «>0, also 7r<0, — der
Sättigungsdruck des Dampfes nimmt durch den Zusatz zum
Lösungsmittel ab; im zweiten Falle ist M< 0 bei normalen,
?(>0 bei anormalen Körpern, und demgemäß n bald >0,
bald <0.
Tm Falle der Verd:im])fung kann man die Volumen-
ändenmg ?f in Anoäheruni:; mit dem sppzifi«clien Volumen t?"
des Dampfes identifiziert u und, bei Eintiihrung der Boyleschen
KonsUmte Bi für den Dampf dos [.ösirngsmittels, Bi^jx^' = pif
d. h. jyleich dem zu § gehörigen SäLtigiiniysdruck des reinen
Lösungsmittels setzen; hierdurcii wird dann
(133)
Diese Formel gestattet eine direkte Ableitung durch
dieselben Schlüsse, die auf S. 132 zur Gewinnung des Ge-
setzes für die Dampfdruckerniedrigung an konkav gekrümmten
Flössigkeitsoberflächen an^i-owendet worden sind, wolxn* der
aus (116) und (117) folgende Ausdruck lür den osmotischen
Druck nämlich
(134) =
zu benutzen ist.
Voigt, Thennodyniunik. IL 15
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226 n. Kapitel. Mehreore Komponenien.
Das auf S. 21 9 beschriebene System, bestehend aus einem
mit der Lösung gefüllten Rohr^ das mit seinem untern, duroh
eine balbdurchlässige Wand verschlossenen Ende In das rdne
Lösungsmittel taucht, muß in einer Atmosphäre von Dampf
des Losungsmittels im Gleichgewicht sein, d. h., der Sätti-
gungsdruck an der Oberfläche dor Lr>sung im Rohr muß um
so viel kleiner sein, als an der Oberfläche des Lösungsmittels
im Gefäß, als der Höhendifferenz zwischen den beiden Ober-
flächen entspricht. Nun ist, wenn h die Höhe der Flussig-
keitssäule im Rohr über der äußeren Oberfläche bezeichnet,
da auf dieser Strecke mit einer mittleren Dampfdichte q
gerechnet werden kann, jedenfalls
wobei Qt ebensowohl als Dichte der sehr veiduimteD Lösung,
wie auä als diejenige des idnen Lösungamittels gelten kann.
Bei EinfOhrung von Q = pijBi'& und Qt^l/vi ^hmt man aber
(186) P.v,—^,
was nach dem Wert (134) von die Beaiehnng (IHB)
liefert. —
Die Beobachtung hat die vorstehenden Sätze im allge-
meinen nicht direkt zu prüfen gestattet, weil nach 8. 220 die
Berechnnng der in ihnen auftretenden Konstanten B, welche
die Kenntnis der Moleknlaigröße der gelösten Substanz in
der Lösmig verlangt, nicht sicher ist Da dieselbe aber in
dem Ausdruck (134) für den osmotischen Druck auftritt, so
kann man sie aus den Formeln (131) und (132) eliminieren
und erhalt so die Gesetze
die jene Große nicht mehr enthalten und der direkten Frü?
fung zugänglich sind.
Die allseitige Bestätigung dieser Beziehungen^), bei
denen natüi-lich po unter denselben Umständen beobachtet
werden muß, wie n und t, gibt den Formeln (131) und
(132) nun ein solches Gewicht, daß man sie, statt zur Be-
Ente Beobachtungen von Raoult C. K. T. 87, S. 167, 1878.
Digiti^Cü by
§ 74. Die eine Phase enth< nur die geKStfce Substanz. 227
rechnuDg von tc und r, zur Bestimmung von B und damit
derjenigen des Molekularzustandes der gelösten Substanz aus
beobachteten n und r auf das Erfolgreichste benutzt. Wir
kommen auf die physikaUsohe Bedeutung derartiger Bestim-
mungen unten zurück.
§ 74. Theorie der Terdünnteii Löaimgen.
Die eine Phase enthUt nur die gelöste Substans*
Enthält die Phase (") das Tvosungsmittel nicht in merk-
licher Menge, handelt es sich also um ein Gas odei pinen
Dampf, der in einer nicht merkhch verdampfenden Flüssig-
keit nur wenig gelöst wird, oder um einen sehr schwer
löslichen, festen oder flüssigen Körper, der für sich allein
mit seiner (nun konzentrierten) Lösung koexistieren kann^
so verliert (124) seine Bedeutung, und aus (125) wird bei
Einfuhnmg des Mischungsverhältnisses für die in schwacher
Konzentration doch schon gesäUigte Lösung
(137) (rio+po,#+^*iii(fo={ca.),#.
Diese Formel wird am einfachsten, wenn beide Phasen
flüssig sind. In diesem Falle ist Cio = Cio; ^md es bleibt nur
(138) p;*+ir^in@o-o,
eine Beziehung, welche das Mischungsverliäitnis der ge-
sättigten Losung durch die S. 221 eingeführte Funktion P
ausdrückt.
Die aljo^emcine Formel (36) liefert füi* unsem Fall wegen
des Wertes von
(139) -vrdp+^d&+^d^-0,
wobei y und X" Volumenänderung und Wänneanfnahme bei
dem Übertritt der Masseneiuheit der Komponente (1) aus
der Phase 0 in ('0« bezeichnet
Es folgt daraus
(140) J-tf^sMO««", £'#»iLM20 ^„
ap av
zwei Formeln, die die Veränderlichkeiten des Mischungs-
verhältnisses mit Druck und Temperatur durch uf' und A''
15*
üigiiized by
228 IL KapiteL Mehrere Komponenten.
ausdrücken und je Kwei dieser Größen zu berechnen gestatten,
wenn die beiden anderen dnroh Messung bestimmt sind.
Man erbalt z. B., wenn G eine IntegrationskonBtante
bezeichnet,
(141) lnö') = ^/(yrfi'-:^W)+C.
Einfache spezielle Fälle entstehen, wenn von p oder
von p und unabhängig ist
Ist der K&rper (1) ein Gas, so ist sehr nahe dessen
spesifischem Volumen im Cbuszostande gleich, nnd damit
gleich Jff''&lp\ die erste Formel (140) wird hiemach zu
dp ^B'p'
und dies gibt
(142) ln(?0 = ^lntl>) + J?(i^),
wobei die Funktion der Temperatur an Steile der lutegrations-
konstanten tritt.
Ist B' gleich B", also die Molekulargr ȧe des Gases
in beiden Phasen dieselbe, so wird, falls man F^J}) mit
lo\f(^)] vertauscht
das Mischungsverhältnis in der Lösung ist bei kon-
stanter Temperatur dem Gasdruck proportional —
ein Gesetz, das Henryk) aus der Erfahrung abgeleitet hat
Allgemein gilt für B"jB^v die Formel
Setzt man den Ausdruck (142) für ln(f) in (UO^)
iein, so ergibt sich zur Bestimmung von F(&) die Formel
(143) B^^^-^^-r.
Sie zeigt, daß Fiß) und somit auch f{&) mit & zu- oder
abnimmt, je nachdem der Ubertritt in die Phase (") mit
Gewinn oder mit Aufwand von Wärme verbunden ist.
^) Henry, PhiL Trano. T. I a 2d, ISOa.
% 75. ^elheiidntwiGkliuigen für Funktionen Qh. 229
% 75. Reihenentwicklangen f&r die Funktionen Q^. •
Für verdünnte Lösungen hatten wir nach 8. 221
WO sich der Iudex l auf das Lösungsmittel, 1 auf die ge-
löste Substanz bezieht, und P eine Funktion von ^ und
allein bezeichnet. Für zwei in einander lösbare Substanzen
(1) und (2) wird man daher bei kleinem = mjm^ schreiben
( «i = Pi + JBi^[hi(ft) + l],
(144) < bei kleinem 99»ms/mi
Andererseits gehen die Ausdrücke (108) für die bei
idealen Gasen für kleines über in
(145) für kleines ^2 "^^^
was sich als spezieller Fall v<m (144) darstellt.
Es liegt daher nahe, für andere FfiUe binarer Ge-
mische die Q und die durch Reihen darzustellen, welche
bei hinreichend kleinen in die yorstehenden Ausdrücke
übelgehen.
Als erstes Glied behalten wir das für ideale Gase gel-
tende bei» nämlich
(146) * =
Q'==ikQl-\-c^Q{ = ^[c,BMh) + c,B^\n{k,)\;
dabei stellen, wie firüher> die kjk die molekularen, die €jk die
M assenkonzentrationen dar, und es gilt
(147) kk — X» ^ . p ^ > = ITTi, ,7
B^e^^B^c^' k,IB,~rk,IB,'
Sind die Grenzfalle reiner Komponenten (1) und (2)
erreichbar, wie bei zwei in allen Verhältnissen mischbaren
I lüssigkeiten, so hat man die weiterrn Glieder in ^ so zu
bilden, daß sie mit und c.^, rcsp. mit /v^ und verschwinden.
Wir schreiben unter Einfuhrung zweier von p und ^
abhängigen Funktionen Uk
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(152)
230 n. Kapitel. Mehrere Komponenten.
(148) QU-eiktJI,+etlhn^,
woraus bei Benutzung der Abkürzung
nach (91) folgt
(149) <ii'~0iB»H.
Weiter ist anzusetzen
(150) Q'''^c,(^<^n + k^k,0u) + <^{k^ki0,, + ]fi0n),
worin die 0kk den oben entefffechen« Dies ergibt» Ms
man abkfinend eetat
(<P„ B, + 0,, B,)l B, A - 01 , (0,^B, + ^^B^IB, B, - 0^ ,
naob (91) das Beaultat
Ahnlich kann man weiter gehen. Die bisher gebildeten
Glieder liefern bei Böc^cht auf die Fonneln (147)
[ Q, - J9,[^ln(Ä0 -f Ä?(0o + (01*1 + + (^1- 4*2)*i +
+ i(ci J?A + C|-Bäi*i)(0o + ^1*1 + + . . .
In der letzten Gleichung kann \ (c^ B^ k, + B.2 k^) kürzer,
aber unsymmetrisch, durch CiB^hg oder c^B^k^ ersetzt
werden.
In manclien Fällen ist es rationeller, die zu (146) ge-
fügten Reihen nach Potenzen der Ch fortschreiten zu lassen ;
der Ubergang hierzu geschieht einfach dadurch, daß man in
den Formeln (148) bis (151) Bi=B^ = l setzt, wodurch
eemäß (147) die kk in die Cu übergehen. Man erhalt so
die Reiben:
(i = He,BMi^)+c,^2^^(h)]
M r, q . + Ci ( 00 + 01 Cj + 02 «2 + . . .) ,
^ ^ Qi - * A H^h) + 4[^o + + 2(01 - 0,)ffi + . . J ,
Q, - \n(k,) + [0, + 0, + 2(0, - 0i)c8 + . , 0 ,
deren Weiterführung sehr einfach ist.
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% 75. Beihenenifdolclutigen für die Funktionell 231
Im vorstehenden sind in der Reihe fiir Q nur solche
Glieder benutzt, die sowohl mit als mit verschwinden,
damit das Resultat bis zu den reinen Komj^onenten (1) und
(2) hin benutzbar ist Ist das Mischungsverhältnis beschränkt,
wo Cj die Konzentration der in (1) ge-
sät ti(,^ten r.ösung bezeichnet, so kann man für Q die ali-
gemeine Reihe schreiben
(154) Q^c,[i^B^hx{k,)+Wo+c,W^^4^^^..],
die niur mit Ci veTsohwiiidet and ans der folgt
(155) = [In + c,;^] + n + Ci (1+ c,) + i^'.cj (1 4- 2c,) ,
Analoges güt, wenn an die Gneiueii 0<c^ < c^ ge-
bimdeo ist
Wieviel Glieder der Beifaen eilordeilieh sind, um be<-
obaehtele Vorgänge dansnstdlen, muß durcli Vergleiehtmg
der Besoltate der Theorie miA der Ekfahning gefbndeii
werden. Das alldni^ erste Glied versagt Dach 8. 221
überall, wo der naturliche Mischungsvor^g von Yolamen*
inderung und Wänneaufiiahme bedeitet ist, was ja bekannt
h'ch als Kegel gelten muß. Die Heranziehung des zweiten
Gliedes, in dem 0q in Annäherung durch einen Ausdruck
von der Form (93) dargestellt ist, führt erbeblich weiter
und macht eine Ansaht von beobachteten Erscheinuiigen
jedenfalls qualitativ verständlich.
Iieider fehlt es in hohem Grade an Beobachtungen, die
eine quantitative Verwertung gestatten. Solche Beobachtungen
mußten vor allem diejenigen Eigenschaften betreffen, die
eich theoretisch durch einfache Ausdrücke darstellen, um
zunächst die den Substanzen individuellen Konstanten der
obigen Ausätze zu bestiinmen. Sind diese letzteren bekannt,
so kann man dann auch an den Eri^elieinungen, deren Ge-
setze kompliziert sind, die Theorie prüfen, während diese
zu Konstantenbestimmungen nicht zu brauchen sind. Er-
scheinungen der ersteren Art sind u. a. die Volumenande-
rungen und die Wärmeaufnahmen bei dem schon S. 203 ii, f.
besprochenen isopiestischen Mischungsvorgang, die als Funk-
tionen von Pf i) und dem Mischungsverhältnis zu untersuchen
wären. Erscheinungen der letzteren Art bieten u. a. die
Dampidrucke binärer Mischungen.
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232 n. KapiteL Mehrere Komponenten*
§ 76. Yolumenänderaiig nnd >\ äruieaufiiahme bei
dem MiflchaiigSTorgang«
Setzt man abkürzend
80 Hefert die Foimel (89) ftlr die die MiBchiin^ begleitende
VoIumenSndemi^ ond WirmeaufDahme U und A bei Be^
nutKung der Be£en (153^) die Ausdrücke
(167) • Cr«CiC2(i^; + jPiCi + Kc2 + ...),
- /i = <^ (/-^ + /; q 4- + . . .) i
nach 8: 205 kann man dabei in Annäherung die als Kon-
stanten, die fj^ als Funktionen von {} allein betrachten.
Bricht man die Beihen (157) mit dem rrsteti (<p0 ent-
haltenden) Glied abj so nehmen U und Ä ihr Maximum oder
Minimum für q =^ an; dies ist zwar in der Natur mit-
unter naherungsweise ei"fullt, erscheint aber als Ausnahme.
Das Abbrechen mit dem ersten Glied ist also im allgemeinen
unzulässig.
Geht man von der l ormel (152^) aus, so erhält man
statt (157) in Rücksicht auf c^^k^B^KkiB^ + k^JSj)
^ = fIS% (^«> + ^ + ^» ^ + • • •) '
(158)
Hier nehmen bei Beschränkung auf das erste Glied
der Klammer II und A größte oder kleinste Werte an für
B^l^^B^hl, d. h. für
oder für
der entsprechende Wert für liegt also über oder unter •!>
je nachdem /i., großer oder kleiner ist als
Setzt man analog zu (156)
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# 7C Tolrautniiidenuig und WlmenifiMluiM vtw. 23S
so liefert (164) analug zu (157)
Für die Vohimenändening F«^ und die Wärmeaufnahme
1?'^ , die eine Andening des MischuDgb Verhältnisses durch
Ziiliigiing der Komponente (1) begleiten, gilt nach (95), wenn
sich der Index a auf den ersten, ß auf den zweiten Zu-
stand bezieht, und JI je, die in dem Geuiißch vorhandene
Masse bezeichnet
i 11. Die erweiterte yaa der Waalsselie Olelehimiir*
Im vorstehetuira sind für die flüssigen oder festen
Phasen einerseits, tür die Dämpfe andererseits, Ansätze be-
treffend di( spezifischen Potentiale aufgestellt worden, die
beide nur in beschrankten Gebieten anwendbar sind und
jedenfalls versagen, wenn (lie Änderungen der physikalischen
Eigenschaltcu der festen und flüssigen Körper mit y laid i?
stark sind, die Dichten der Dämpfe bedeutende Werte haben.
Für die hierdurch ausgeschlossenen Gebiete — die bei ein-
fachen Eöipm durch die Nähe des kritischen Zostandes
charakterisiert sind — kommt eine Erweitenmg der in § 48
und 49 behandel t en van der Waals sehen Uleiohnng für
binare Genusche in Betracht^ die sich folgendermaßen
sehreiben laßt^)
(p -h ^^^^'^ + ^^»^^^ + ^^^^ ) [. - + 25,, c. +
Hierin bezeichnen die a^^, iiad Bj^ Konstanten, die von der
Natur der die Mischung büdraden Komponenten abhangen ;
Ci nnd sind wiederum die Konaentratlon ni^j{m^ -f ^2)
und mfl(nL+m^),
Schreibt man die Formel (160) kürzer in der alten Form
(161) ^+«)(t;-.6) = JB^,
Van der Waals, Kontinuität usf. Bd. II, S. 3.
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234
IL Kapitel. Helmre Eomponenten.
80 sind daiia a, b, B Funktionen des Mischungsverhält-
msses.
Für die Ableitung eiucs AiiRdniekes für das Poteutial
reicht diese Zu standsgleich nn^' noch nicht aus; es bedarf da-
zu vielmehr einer neuen Hypothese.
Die Energiegleichung d€= —pdv-{-i^df] liefert
also bei d0^O
d{e — '&ii)=—pdv,
was integriert liefert
e — ^fj^F(d) — Jpdv.
Durch EuusetMu des Wertes vod p ans (161) eifafilt man
(162) c - ^i; - F{^j - B^la(v - &) - 1 •
Nimmt man nnn an, daß das Gremisch, ohne ohemisohe Ver-
änderungen zu erleiden, durch Vergrößerung von V in den
Zustand eines idealen Gases gebracht werden könne, und
setzt dafiir die Werte von e und tj nach S. 149 ein, so er-
hält man (bei Vernaohlässigong von b neben v)
«1 Ci -t- €,c, — d(i;i Ci + J?2 ^) = (y^i ^ + YhC,)^ + *
- {[Yvi ln(^) 4- B, \n(v)] c, + [y^ ln(^) + k (v)] c,+h}^
= F(^)-B'i^\n(v);
dabei ist nach (160)
somit hebt sich B^hL(v) aus der Formel heraus, und es bleibt
(163) F{^) = ^ [1 - ln(d)J + y^c«) + lc-h§.
Mit Hilfe dieses Wertes kann man dann aus (162) und (161)
und daraus nach S. 171 die Potentiale der Komponenten in
der durch (10) bestimmten Weise ableiten. Die Formeln
werden sehr kompliziert, besonders auch deswegen, weil die
Grundfonnel (161) nicht geeignet ist, v durch die Unab-
hängigen p und i> auszudrücken. Es niulJ demgemiiii auf
eine Frörterung der Konsequenzen des van der VVa als sehen
Ansatzes hier verzichtet werden.
§ 78. Die eine Phase ist dampflßniiig. 235
§ 78. Die eine PJiue ist dampfförmig.
Der am besten begründete Teil der oben mitgeteiiten
Ansätze ist der auf ein Gemisch von zwei idealen Gasen
oder von zw^ lilnrdcliend dfinnen, indifferenten Dämpfen
besQg^clie, den w nach S. 215 schreiben, indem wir die
dampfi5nnige Phase
(164) C'{='e,-{-B['^\n{kf{p), i:i'=a+^'i^in(Äfi>);
dabei sind die Funktionen von d allein nnd stellen
(166) «'p = pi% A;i'p = ;4',
die Partialdrucke der beiden Komponenten dar, während die
kfl die molekularen Konzentrationen im Dampf bezeichnen.
Setzen wir die Potentiale der Komponenten in der festen
oder flüssigen Phase Q nach (90)
(166) fi-fio+ei, Ö«ÖP + «»,
so lauten die Oleichgewicbtsbedingimgen
rt«7^ rio+ c, 01 + Bi'^ Hi'{p),
^ ^ & + öt = + Ä'd ln(Ä4'p) .
Sind dabei die FUle erreichbar, wo nnr die ikomponente (1)
oder nur die Komponente (2) vorlianden ist, also Qi oder
Q2 versehwindet, mid beaeichnet man die in diesen Fillen
dem gegebenen d entsprechenden Werte des Druckes mit
y resp. mit Pf I so eigibt sich durch Elimination von Bi
und 8,
^ ^ - (; + - = ü In (k^plp,) ;
hierin stellen und 8% Abkürzungen iilr die linken Seiten
der Gleichungen dar.
Nach der Definition des Potentiales C auf S. 4 und 14
ist bei konstanter Zusammensetzung
di^vdp—tld^f
also bei auch konstantem 1^
Po
die in (168) auftretenden DiÜerenzen der Potentiale sind
236 n* KapiieL Hehrere Komponenten.
also aus der igothermisclien Kompressibilität fltr betreffen-
den Komponenten streng berechenbar. Nimmt man, wie
meistens bei mit Dämpfen koexistierenden festen und flfissigen
Phasen, deren Volumen als vom Druck unabhängig an^ so
erhält man aus (168)
/,BQ\ Si-Ä'#la(*J'j»/Ä),
^ ' (l>-ft)ii4,+ «.-fli-l¥*lB(*fl./A).
Diese Formeln haben große Verwandtschaft mit den
Gleichungen (113), und die Vergleichung kann dazu dienen,
das S. 212 über die Bestimmung von i^otentialen mit Hilfe
von Gleichgewichtöbedingungen Gesagte zu illustrieren. Die
Formeln (113) beziehen sich auf einen beliebigen Zustand
des flfifis^n Gemisches^ (169) dagegen auf den Fall der
KoeziBtens mit seinem Dampfe. Demgemfiß ist ancK der
ans (169) folgende Wert der speaeUer, lüs der in (113)
angegebene; der letztere geht in den ersteren über, wenn
p—pi2> ä. K der hemcEiende Druck gleieh dem Gleich-
gewichtsdruck zwischen der fiQs8%en und der dampfförmigen
Phase ist —
Das in den Fimneln (169) vorkommende Produkt
^Bg ist ^pSv^^P^kO} wobei v" das spezifische Volumen
des Dampfgemisches, i/Ho das der Komponente {h) bei dem
Druck p bezeichnet Diese Produkte werden im allgemeinen
sehr groß neben den links stehenden Gliedern (p—ph)Vko
sein, die sich auf die feste oder flüssige Phase beziehen,
so daß man letztere neben ihnen in AnnShemng vernach-
lässigen kann. So kommt man zu den Formeln
(170) Qk^B',:§]n{Kpjp,)^JB'^J>luip'^lp,), Ä=l,2,
die sich von (109) nur dadurch unterscheiden, daß Sk mit
Qi! vertauscht ist Daß diese Formel nicht etwa eine all-
gemeine Bestimmung der Qh liefert, ist bereits hervorgehoben.
Aus (169) oder (170) läßt sich wegen der Beziehung
kl + ^2 = 1 leicht das einzig in und ¥2 enthaltene
Mischungsverhältnis g" des Dampfes eliminieren. Man er-
hält sogleich die Beziehung
(171) p +jpi« .
Diese Gleichung enthält noch & und das Mischungs-
verhältnis der festen oder flüssigen Phase; sie bestimmt also
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§ 78. Die eine PhAse ist dampfförmig. 237
u. a. das Gesetz des Sättigungsdruckes p über einem Gr©-
misch bei weohselnder Temperatur und KonzentratioD. In
der oben besprodienen AnnSherong kann man de schreiben
(172) p-fteWÄ-^+^jßWV*.
Erleidet das Gemisch bei Zusammenfügung der Kom-
ponenten keine Volum enäuderung, so sind nach 8. 206 $i
und von p nnablinngig und enthalten anßer dem Mischungs-
verhältnis q' nur noch § . Hier mrd also durch die
Formel (172) der Druck p ganz direkt angegeben.
Geschieht die V ereinigung der Komponenten auch ohne
"Wärmeaufnahme, so sind die mit ?9 propoii^ional, und
der Ausdruck für p wird von soweit dasselbe nicht in
dem p|^ enthalten ist^ frei. In diesem Falle gilt also
(173) l>-l>iC7i+ÄCi,
wobei die öh but noch die Konzentration oder das Mischungs-
verhältnis der flüssigen oder festen Phase oiihdt^.
Das Gesete^ welches p mit dem MischungsveriiSItnis
der festen oder flussigen Phase verbindet^ ist in allen FaOen
sehr kompliziert Benutzen wir die Reihen (152) für die
Qk und brechen sdion mit dem in 0o multiplizierten Glied
ab, was nur in dem S. 232 besprochenen Fall zulässig ist,
nehmen auch der Ein&chheit halber die MolekulargröBen
im Dampf und im festen oder flüssigen Gemisch einander
gleich, somit B^^^Bi an, so wird aus (172)
(174) p =i)iÄ;ie*o*SI^+jP2^«****^*«
Hierin ist nach 8. 206 von der Form
worin Cq eine Konstante und Bq eine Funktion von ^
allein bezeichnet. Co hängt nach (156j und (158) mit der
Volumenänderung bei der Mischung zusammen, die meist
eine sehr kleine Zahl ist. Man kann demo^emaß wahrschein-
lieh immer, wenn , p.^, Co und S,^ be kannt sind, die
Formel (174) nach p mit Hilfe bukzessiver xSäiiemng auflösen.
Darf man
mit l-^Q.p'kl!'^
vertauschen, so läßt sich die Auflösung ohne weiteres aus-
führen und liefert, wenn man e^^V^ in.^A abkürzt:
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238 II. Kapitel. Mehrere Komponenten.
(175) PiK^-\-P2he,
Bei Benutzung der Reihen (153) resultiert in gleicher
Annäherung, wenn jetzt e^^^^=eh ist,
Diese (komplizierten) Fonnelii scbdben die vorhandenen
BeobaehtuDgen fiber Dampfdmcke bmSrer Gemisoliey die man
insbesondere Eonowalow^) verdankt — soivdt sicii das
ohne Kenntnis der Parameter beurteilen laßt wenigstens
qualitativ gut wiederEOgeben, Sie verein&dben sieh, wenn
die Yolumenanderong Mi der Mischung vemaoUassigt und
demgemäß C^^O gesetzt werden kann. —
Im vorstehenden haben wir uns durchaus anf den Fall
besdirSnkt, daß die beiden Komponenten innerhalb der
festen oder flüssigen Phase in allen Verbältnissen mischbar
wären. Im gmnteOigen Fall ist an die Formeln (167) an-
zuknöpfen und, wenn die Komponente (1) in der Phase (')
nur in beschränkter Konzentration existieren lumn^ für die
Qk oin Ansatz von der Form (155) zu benutzen.
§ 79. IHe eine Phase enfliUt nur eine Komponente.
Enthält die dampltönoige Phase nur allein die Kompo-
nente (2), 80 verlieren die ersten Gleichungen in (167) bis
(l(i9) ihre Bedeutung, in den zweiten ist k$p^pi mit p zu
vertauschen. So fo^ aus (167^)
(177) Oo + = + jB,^ ln(j») ,
und aus (1692)
(178) (j> - J>,)i4> + - -B, ^ hi(plP,) ,
was nur wenn der Fall der reinen Komponente (2) er*
reichbar ist; jp, bezeichnet den CIeI( hgewichtsdrack, der
der reinen Komponente (2) bei der Temperatur ^ zugehört.
Diese Formel liefert die Beziehung zwischen Gleichgewichts-
druck und -tempevatur und dem Mischungsverhältms der
festen oder flüssigen Phase. Bezüglich ihrer Diskussion
Konowaiow, Wied* Ann. Bd. 14, 8. 84, 269, 1881.
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f 79. Die eine Pbaae enthalt nur eine Komponente. 239
kann auf das in § 61 au der allgemeinen Bedingung {j^^ — tit
Gesagte verwiesen werden.
Ob die flüssige oder feste Mischung die Komponente (1)
in beliebiger oder nur in begrenzter Menge enthalten kann,
kommt bni dem vorstehenden nur insoweit in Betracht, als
man, je nachdem das eine oder das andere stattfhidet, für
Q., eine andere Keihe benutzen wird. In jedem Falle stellt
Formel (177) und (178) je eine Erw^^iternnor der nach § 73
für sehr verdünnte Lösungen geltenden Gesetze c]ar.
Vernachlässigt man wie S. 237 das in t^o multiplizierte
Glied, so resultiert
was sich ebenso behandeln läßt, wie die kompliziertere
Formel (172).
Für die Verdampfung der Masseneinheit der Kompo-
nente (2) ist nach (35) Wärmeaufnahme und Volumenver-
größerung gegeben durch
"Wir nehmen für Cm den in (94) angegebenen Wert Tjo+j»!^
in dem T^o ntir ^ enthllt und «io von p und ^ merkliä
unabhängig ist.
In dieser Annäherung ist d{Cio— B^fd^ eine Funktion
von ^ allein. Wendet man dann die erste Gleichung auf
die reine Komponente (2) an und bezeichnet die •& ent-
sprechende Verdampfungswinne durch k%y den zugefadrigen
Öleiehgewichtedruck durdi p^y so resultiert
(180) r-ü' = 4^-B.h.(|J].
wobei in mehr oder weniger großer Annäherung BQ^jdd^ als
konstant gelten kann.
In der gleichen AnnShemng ist B(io/dp=B^ das spe-
afische Volumen der Komponente (2) in der Hiase (%
B^^Ip ebenso '^ifw, also
(181) «"-«si;_,4,_^»,
was mit (89 >) offenbar übereinstimmt
^40 n. Ki^iteL Mehrere Komponeoteii.
Eine interessante Anwendnng findet Gleichung (177)
auf den Fall eines Systems aus einem Gas (2) und der
Losung desselben in einer selbst nicht merklich verdampfen-
den Flüssigkeit (1). Hier ist der Fall der reinen Kompo-
nente (2) nicht erreichbar, denn das Gas allein existiert bei
den für das betrachtete System anzunehmenden p und d nicht
in zwei Phasen. Aus demselben Grund ist in (177) Cio das
Potential der Komponente (2) im gasformigen Zustand bei
dem gegebenen p und d. h. die auf der rechten Seite
der Gleichung (177) stehende Größe. Somit reduziert sich
hier die Gleichgewichtßbedingung auf
(182) Q,^0,
-was nach S. 206 eine Beaehung zwischen p, ^ und q dar>
steUty nnd aus den Formeln (179) wird
(183) r-*^, ^. -
Enthalt dagegen die flüssige oder feste Phase nur die
Komponente (1), so kommt die zweite Formel (167) bis (169)
in Weg^ nnd (169^) liefert wegen «0
(184) (p -pMo = ^ HTifiplp,) = B,^ ln(K/i>i) •
Diese Bedingung kommt insbesondere in dem Falle des
Gleichgewichtes einer Flüssigkeit mit dem Gemisch ihres
Dampfes in ein indifferentes, auch nicht merklich in der
Flüssigkeit lösbares Gas zur Geltung. p'{ ist der Partialdruck
des Dampfes, p—pi—p'l. der des Gases, p^^ der Gleicb-
gewichtsdruck des reinen Dampfes gegen die Flüssigkeit.
Ist j)i — ^1 klein neben 2>i > so ergibt die letzte Formel
(K +i>? -Pd^x = ^ {P'i -Pd ,
oder bei Einfuhrung des spezifischen Volomen if{ =^Bi^i2h
des Dampfes bei den Yariabeln p^ und ^ mdk
(185) |?iVi - (itf -Pt) W - ti) .
Die Vernachlässigung des spezifischen Volumens der Flüssig-
keit t4 neben demjen^en des Dampfes ff{ liefert schließlich
(186) Jtf-A-I«'|;
§ 80. Koexistenz fester uud flüssiger Phaseu. 241
die Anwesenheit eines indifferenten Gases neben
dem Dampfe erhöht dessen Sättigungsdruck um das
vi/i//-fache des Gasdruckes.
Beobachtungen über den erörterten Effekt sind wieder-
holt angestellt, doch meist uDtor Umständen, welche die
Anwendung unserer verein&chendcn Annahmen kaum ge-
statten und daher nur nach qualitativer Seite Bestätigungen
der Theorie enthalten.
Andrews^) fand z. B., daß Kohlensäure, die bei 7^6
Celsius sich unter 42,5 Atmosphären "Oiuck vertlüssigt, nach
Zufiigung von 4/3 ihres Volumens Stickstoff bei einem Ge-
samtdruck von 281 Atmosphären noch dampfförmig blieb.
Wir haben S. 13b gesehen, daß unter den benutzten Werten
von 2) und ^ Kohlensäure nicht mehr genau den Gasü:csetzen
folgt; deshalb ist eine quantitative Verwertung dieser Be-
obachtung niclit mt)glich; doch sieht man ohne weiteres, daß
der Partialdruck der Kohlensäure im zweiten Falle erheblich
größer gewesen ist, als der Kondeusationsdruck im ersten.
§ 80. Koexistenz fester und flüssiger Phasen.
Sind von den koexistierenden Phasen beide fest, beide
flfissig, oder eine fest und eine flÜBsig, so lassen sich spezielle
Folgerungen nur mit Hilfe der vollBtändigen Ausdrücke für
die Q-Fmiktionen beider Phasen erhalten-, welche letztere
nach dem in § 73 Ausgeführten nur durch Heihen dar-
stellbar, und auch da zumeist bezfiglich ihrer Parameter gegen-
wü*tig noch unbekannt sind. Dieeer Umstand wirkt auf die
Diskussion der Besultate der Theorie hindernd ein.
Wir setzen nach (90) und (94)
(187) «HöucAw-MU^i'^-i-eis Ä=i, 2,
wobei die 2« Funktionen von 0 allein bezeichnen und die
t^Ao jedenfalls als von p, zumeist auch als von ^ unabhängig
gelten können. Sind (') und (*>) die beiden Phasen, so
lauten die Gleichgewichtsbedingungen
(188) piU~\-n-{-Q'H = pvU-^Ti^Ql, Ä = l, 2;
dürfen dieselben bis auf die Fälle der reinen Komponenten
») Attdrewa, Phü. Mag. (5) T. 1, S. 78, 1871.
Voigt, Thennodjniaiilik. H. 16
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242 H* EapiteL lUhrere Eompondnien.
(1) und (2) benutzt werden^ und beseichnen wieder undji^
fiir letztere die i^ eatsprecbenden Gleiehgewichtsdrucke, so
gibt dies
(189) (p-jp*)Wo-«^2o)+e;-e2=o, Ä=i,2.
Bezüglich der Diskn«;sion dieser Formeln ist in Betracht
zu ziehen, daß in den Fällen, wo jede der beiden Phasen
ohne merkliche Volnmenkontraktion aus ihren Komponenten
entsteht, die Q,^ nur t} enthalten. Hier kommt also nur
explizite vor; seine Elmiination gibt eine Formel zwischen
^> Q'y Q^f also bei gegebenem i^ den für das Gleichgewicht
nötigen Zusammenhang zwischen q' und für beliebige p.
Fehlt außer der Volumenänderung auch die Wärmetönung
bei Herstellung der Gemische, so sind die Q^. mit ß pro-
portional, so daß sich statt p auch & leicht eliminieren läßt.
Fehlt die Komponente (2) in der Phase (^), so treibt
von (189) nur die Bedingung
(190) (p-A)W«-t^,) + Öl-0,
die p ohne weiteres bestimmt.
§ 81. Zwei koexistierende lifissige LösnngeiL
Ein durch seine Einftieliheit besonders wichtiger Fall
ist der, wo für beide Komponenten das Aggregat i>'4*o4"^^^
in l>eiden Phasen merklich gleich ist. Derselbe tritt in
Strenge ein bei zwei koexistierenden Gemischen von zwei
Flüssigkeiten, die sich nur innerhalb beschränkter Mischungs-
verhältnisse in einander lösen; denn dann sind die Chq in
beiden Phasen identisch. Hier lauten die Bedingungen (188)
(191) öi-e?,
wobei sich die linksstehenden auf das Miselunigsverhältnis
in der einen, die rechtsstehenden auf dasjenige in der an-
deren der beiden koexistierenden Lösungen beziehen.
Es liegt nahe, zu vermuten, daß die beiden auf die-
selbe Komponente bezüglichen Q,^y also Qi und Q^l, sowie
Q'^i und Q9^, da es sich ja um gleichartige Phasen handelt,
dieselben Funktionen von q' und q^y resp. und A;^
sind, und daß demgemäß die durch (191) bestimmten q'
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§ 81. Zwei koexistierende flüssige Lösungen. 243
und q^, resp. Ui und gleiohxeitige Doppelwuicdn der beiden
Formeln
— Konst ond « Konst
dantellen. Findet dies statt, so kann man die beirrenden
Wnneln anf geometrischem Wege folgendennafien aofbiden.
Man stellt ^A^/lÄ) «^^d Q2=h(h) — wobei je eine
additive Konstante willkGriich bleibt — dnrch Kurven in
einem ^ Achsensyatem dar nnd verschiebt diese Kurven
längs der ^Ajchse derartig gegeneinander, dafi zwei ihrer
Bchnittponkte gleiche Ordmaten erhalten. Die Abssissen
dieser Schnittpunkte sind die gesuchten Wuneein und li^,
denn ffir sie ist Gleichung (191) erfüllt
In der Tat, durch die Verschiebung der Kurven werden
die Ordinaten nur um je eine Konstante C^, (7, von
und Q2 verschieden, und die zwei Schnittpunkte entsprechen
den Gleichungen
c\-r(Ä--c,-hQ',y Ol + ^ = + es ;
da diese Punkte aber gleiche Ordinaten besitsen sollen, so ist
Q'i=Ql, ei = C2, q.e.d.
Für die Qf^ haben mr in (152) Reihen angestellt, die wir
schreiben
n <Kt\^' = ^'"(^^'^ + - '^'i*' t*" + *^ + 2 - 'i>Mi + ■•]
^ 'Q*J£t - *ln(*b) + (1 - k,mo + !»i + 2(JP,- 0,)k, + ..]
QJBi hat tiao ala Fuoktkm von einen gans Sbniiohen
Verianf, wie Qi/B^ ala Funktion von . Da zudem gilt
-2(1 + 3iJ + ..]
!(^)=*_2(l-4,)[*,+ «P,-(*.-*x)(l-3ii)+..],
SO kann man sich von dem Verlauf der ^A^Kurven leicht
eine Vorstellung machen.
Beide beginnen bei verschwindendem Argument Jc^ mit
der Ordinate —00 und enden fiir ^^^=1 mit der Ordinate
NuU, der sie sich von negativen Ordinaten ]:er nähern.
Bricht man die Heihen mit den konstanten Gliedern der
16*
244
IL KapitdL Hehrere Komponenten.
Klammem ab^ so erreichen die Maxima und Minima f&r
die Abszissen
(194) « i [1 ± Vi -2^/(^0 + ^.)] ,
wobei i 1 oder 2 ist, wenn oder 1; man darf an-
nehmen, daß dieser Verlauf diu eh die höheren Reihenglieder
im nllgenieinen nicht wesentlich geändert wii'd. Wir l^iiüpfen
demgemäß die Diskussion an die nebenstehende i^ ig. .37 an,
die dem Gesagten entsprii ht, und betrachten der Bequemlich-
keit halber die Fniiktionfn QJB^ statt Q,^ selbst; offenbar
ist diese Vertauüchuug ohne £iu£uß auf die Erfüllung der
Bedingungen (191).
Bei genau spiegelbildlich sich entsprechenden Formen
beider Kurven, die in den in (192) mitgeteilten Gliedern fiir
0^ = 0.2 eintritt, entstehen ohne weiteres drei Schnittpunkte,
deren äußere gleiche Ordinalen besitzen und Abszissen k'^
und ÄJ ergeben , die k/, + = 1 machen. Bei hiervon hin-
reichend wenig verschiedenen Formen können durch vertikale
Verschiebung der einen Kurve die Ordmatoi der äußeren
Schnittpunkte einander gleich gemacht werden; aber die Ab-
szissen X4 und erfüllen die Bedingung + 1 bier
nicht. (Fig. 38.) Rücken bei einer Änderung von p oder ^
die Mazima und Minima der einzelnen Kiurven einander
naher, so gilt analoges von den äußeren Schnittpunkten;
entstdit durch Zusammenfallen der Maxima und Minima eine
Wendetangente, so fallen alle drei Schnittpunkte zusammen«
Zugleich wird kl = M„ die beiden koexistierenden Losungen
erhalten gleiche Konzentrationen, und die Grenze zwischen
ihnen verschwindet. Haben die Kurven keine Maxima und
Minima, so sind die beiden Flüssigkeiten vollkommen misch-
bar, d. h., sie können nur eine flüssige Phase bilden.
Wir haben hier also ein Analogon zu dem S. 139 u.f.
besprochenen kritischen Punkte; doch handelt es sich jetzt im
^Igemeinen um Wertpaare p und i^, bei denen der stetige
Uber^ransi; zwischen den beiden Phn'^on eintritt, somit um
eine kritische Kurve. Allerdings kommen n^ch 8. 2'^2
Fälle vor, wo die Funktionen 0,, den Druck nicht ent-
halten; dann gibt es also eine bestimmte kritische Tempe-
ratur für die Kombination (Ij und (2), und ihr entspricht
eine bestimmte^ durch das Obige bestimmte kritische Kon-
zentration.
«
Digiti^cü by
I 81. Zwei koexistierende flOsaige Lteimgen.
245
ferner
In dem symmetrisckea Fall i^i^^f) ist
woraus ei-sichtlich ist, dali nur für 2{P<.(0q-\- 0^) drei
Schnittpunkte der beiden ^^-Kurven möglich sind, die Wende-
taugt nie aber für 2^ = (0q-{- 0^), und zwar fnr die Abeziflse
ki,=i Antritt. Der symmetrische Fall, der sich in der Be-
ziehung /4 4- A;! 1 kund tat> ist in groBer Ann jShemng bei
einer Mischung aus Foifnrol und Wasser realisiert
Fig. 87.
Andere Lösungen liefern kleinere oder größere Ab-
weichungen von der Relation A^^-f was auf ent-
sprecliende Verschiedenheiten zwischen den Funktionen
und 0f hinweist; über die Bedeutung dieser Größen ist in
§ 76 gesprochen worden. —
Noch sei auf einige Details der behandelten Vorgänge
hiiigewieBeii. Im allgemeinen entspricht das Bereich zweier
koexistierender Losungen tieferen, das nur einer Losung
höheren Temperaturen — in Analogie zu dem stetigen Uber-
gang zwischen Dampf und Flüssigkeit, der nur bei hohen
Temperaturen stattfindet. Ausnahmsweise kommt aber auch
^) Bothmund, Phys. ehem. Zeitschr., Bd. 26, 4ö4, 1898.
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246
IL Eaintel. Hehrero Komponenten.
das Entgegengesetzte vor, wie z. B. bei wässerigen Loeungen
von /9-Collidin und Triäthylamin^).
Sind die (), durch Beobachtungen, wie S. 231 ausgeführt,
anderweit bestimmt, so sind die hier beschriebeneu Er-
scheinuni?en aus diesen Werten vorauszusagen; die umge-
kehrte Verwendung derselben zur Bestimmung der Parameter
der ^-Funktionen ist wegen der Kompliziertheit der Be-
dingungen nicht angezeigt, wenngleich das S. 202 erörterte
Hindernis durch Benutzung der allgemeinen Beihen von vorn-
herein beseitigt ist
Bothmund, I. o. a 460 vu f.
III Abschnitt
£m System von beliebig vielen
Komponenten und Phasen.
§ 82. Definitioiieii.
Wie die vorigen Abadmitte zeigen, kompUaeren cddb
bereite beim Übeigang von einer Komponente zu zwei die-
Verfailtnisse^ und waiSieen die Sdnrierigkelteii einer Durch-
föhruDg der Theorie bis zur Anwendbarkeit auf die einzelnen
Erschemungen ganz erheblich. Eine weitere Steigerung der
Zahl der Komponenten wirkt Iii demselben Sinne nur noch
nachdrncklicher, und schon für drei Komponenten sind ganz
vermzelte Probleme überhaupt nur in Angriff genommen.
Die aufgestellten Prinzipien reichen zwar für die Bdbandlung
von Systemen mit beliebig vielen Komponenten aus, aber
die Formeln werden überaus kompliziert, und die Anzahl
von Beobachtungen, die zur Bestimmung der in ihnen auf-
tretenden Funktionen erforderlich sind, -^drd sehr groß. Dem-
gemäi) werden wir nns hier auf die Entwicklung einiger
ganz iillt^t meiner Resultate und auf bloße Andeutungen über
die Behandlung spezieller Probleme beschränken.
Wir betmchteii ein System von Je Komponenten in
n Phasen, mid zwar nehmen wir nach dem auf S. 170 und 221
Gesagten an, daß in jeder Phase alle Komponenten auf-
treten; wir können dann nachtraglich den Anteil einer Jeden
einzelnen nuf jede beliebige Kleinheit herabdrücken.
Als Komponenten (A) hatten wir 8. 169 die einzelnen
voneinander unabhängigen Bestandteile des Systems
definiert. Bei den früheren speziellen und einfachen Fällen
konnte ein Zweifel darüber^ wie hiernach die Komponenten
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248 n. Kapitel. Mehrere Komponenten.
des Systems zu bestimmen wären, nicht wohl entstehen.
Für kompliziertere Fälle genügt zumeist die folgende ein-
fache Regel: Man erhält die Komponenten eines
Systems, indem man die Reihe der in demselben auf-
tretenden chemischen Elemente bildet uudvon diesen
diejenigen, deren Massenverhältnis in allen Phasen
denselben, durch deren Konstitution bestimmten
Wert hat, in jenen Verhältnissen zu Gruppen zu-
sammenschließt. Jede dieser Gruppen, unter denen
natürlich auch einzelne Elemente auftreten werden,
stellt eine Komponente des Systems dar.
Kommt also z.B. in einem System, welches dieEäemente H,
O, Gl, Na enthSlt» H und O in jeder Phase nur in dem
Massenverhältms 2:16, Ol und Na nur m dem Massen-
Verhältnis 35,3:23 vor, weldie den Verbindungen H^O und
Ol Na entspredien, so sind diese Kombinationen die Kom-
ponenten; ist aber etwa in einer oder mehreren Phasen O
im Überschuß vorhanden, so ist H und O je für sich eine
Komponente. Kommt dabei in einer oder einigen Phasen H
und O in dem Verhältnis HgO vor, so kann es vorteilhaft
sein, HjO und O stets H und O als Komponenten zu wählen.
Ob die Elemente, die in einer Komponente vereinigt
sind, nur eine Art von Molekülen bilden oder aber mehrere,
kommt bei dieser Behandlungsweise gar nicht in Betracht.
In der flüssigen und festen Phase können Moleküle H2O,
2H2O, 3H0O,..., \n der dampfförmigen Molekiile HjO,
H2, O2, H, O vorkommen, die Komponente in dem von
Gibbs eingeführten Sinne ist immer dieselbe; nur das
physikalische Vorhalten, insbesondere die als Zustands-
gleichnne bezeichnete Relation zwischen Druck, Temperatur
nnd spezitischem Volumen wird für sie in dem einen oder
anderen Falle verschieden sein. Aber diese Eigenschafttüi
betrachten wir gegenwärtig nicht als Gegenstand der
Tlirorie, sondern als eine aus der Erfahrung abzuleitende
<Tiiindlage derselben. p]ine andere Behandlungsweise wiixi
iui folgenden Abschnitt Darstellung finden.
Bei Systemen, welche mehrere verschiedene Verbin-
dongen von derselben Zusammensetzung enthalten, versagt
unter Umständen die obige Regel und verlangt eine £r-
weiterung in dem Sinne, daß jene Verbindungen als veiv
scihiedene Komponenten geführt werden. Bin Beispiel ist
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§ 87. Definitionen.
249
Kerlits- und Linksweiiisäure , koexistierend mit einer Lo-
sung beider. Wir behandeln dei^l 'ichen als Ausnahme-
fälle, statt der Regel eine sie umfassende komplizierte Form
zu geben. —
Da die Phasen (i) nach ihrer Definition auf S. 13
notwendig räumlich getrennt sind, so kann man für das
Potential Z des ganzen Systems jederzeit den Ansatz
machen
(195) z-.i:^^«|i;<*>i»w, » = l,2,...n,
worin m^^ die Masse dor Phase (t) und das Potential
ihrer Masseneinheit bezcichnpt; t^^ hSne^ dabei außer von
p und d nur von der Zusammensetzung der Phase (i) ab.
Zugleich kann man aber auch nach S. 170 zeigen, daß 2^^
eine homogene lineare Funktion der Massen der einzelnen
Komponenten (c) ist, und demgemäß schreiben
(196) ^«-|£?«i^, »-1,2,. ..ik,
wobei gilt
(197)
^^^^^ ^ c)wX>
Bezeichnet maD in Erweitening der Festsetzung (6)
als die (Mas8en-)Konzentration der Komponente Qi) in
der Phase (t), so sind die flk^ Funktionen \'on i^ und
von den h Konzentrationen cj'"^, zwischen denen nach der
Definition (198) die Ijezieliung 24*^ = 1 besteht, von denen
also nur — 1 voneinander unabhängig sind.
Wegen (197) ist
(199)
da nun die Massen nm- durch die Konzentrationen d}} in
die C/f' eingehen, so kann man die Differentialquotient^n
nach den m^} in solche nach den cjf^ verwandeln und erhält,
wenn man in die Konzentration cj^, in aber 4" als
die abhängige betrachtet, leicht
250 n* KapiteL ICehrere Komponenten.
hierin bezeichnen die Indizes und f{k) an den Summen-
zeicheu, daß j resp. f alle Werte von 1 bis k mit Aus-
schluß von g rei=ip. von h annehmen soll. Diese Formeln
sind wegen (197) wesentlich Identitäten.
§ 83. Die Gibbssehe PbMenregel«
In dem vorausgesetzten System von k Gesamtkompo-
nenten in n Phasen bestehen nach dem oben Gesagten
zwischen den Massen der Komponenten keine andireii
Bedingungen, als die der EoDstans der GeeamtmasBen,
welche lauten:
(201) m^^lm^, Ä = 1,2...Ä, t = l,2..,».
Die Bedingung dee Gleiehgewidites lautet medenun
nach S. 5
und zwar verlangt dns stabile Gleichgewicht^ daÜ Z ein
Minimum wird. Wegen
(202) Z^lltfmf
gibt dies bei Einführung der Lagrangeschen Multipli-
katoren Ali
(203) 22(Ö?-^)M'>=0,
also, falls alle im^ willkürlioh gewSUt werden kSimeii,
(204) {P>_fjf>_...»{l-)_^, »-1,2...*;
dies stellt Ä;(n — 1) Gleichungen zwischen den ^ dar, von
denen nach S. 26 eine jede das Gleichgewicht einer Kom-
ponente zwischen zwei Phasen bestimmt.
Die Anzahl der in den Ca* auftretenden Variabein ist
n{k — 1) + 2; in jeder Phase kumuKai näiiiiich k—1 unab-
hängige Konzentrationen vor, außerdem variiert p und -& ,
Die Anzahl der Bedingungen darf nicht größer sein, als die
Anzahl der zu bestimmenden Yariabeln; somit gelangen
wir zu der Ungleichung
f 88. Die Oibbssehe PhaaenregeL
251
ii(*-l)-f 2^ *(»-!)
oder
(205) h+2>n}
die An Kahl der koexistierenden Phasen kann b5eli-
stens gleich sein der am swei vermehrten Zahl' der
Komponenten.
In dem Grenz&ll X;+ 2 sind dmüdi die Bedingungen
alle Yariabehi bestimmt; es gibt also nur diskrete Wertinrsteme
— in der j^il^-Ebene diskrate Pmücte — , f&r wel(»ie die
Koexistenz von ik+2 Phasen möglich ist Eine stetige
Variation irgend einer Yariabeln ist Uer inneilialb des Gleuä-
gewichtes nicht mo^ksh; das System ist nonvariant
Ist k'^l = n, so kann über eine Variable frei verfügt
werden; aus ihr bestimmen sich dann die übrigen. In der
p^-£bene können die entsprecheoden Zustande bezüglich des
Zusammenhanges zwischen p und ^ durch eine Kurve
wiedergegeben werden, wobei allerdings die jedem Zustand
zugehörigen Werte der <^ nicht Ausdruck gewimien. Hier
ist das System monovanant
Für jedes weitere Fallen von n um eine Einheit wird
eine Variable mehr frei verfügbar, die Systeme werden di-
variant, trivariant usf.
Diese Namen beziehen sich, wie man sieht, auf die
Freiheitsgrade der Variabein i>, cfjP. Mit den Massen
verhält es sich in gewisser Hinsicht umgekehrt. Für sie
gelten k Gleichungen von der Form (201)
außerdem n{Jc — l) Gleichungen (198)
Die Anzahl ß der Bedingungen ist also n{k — l)-{'kf die
Anzahl » der Massen m]^' ist nk, es gilt also
(206) Ä-iJ-ii-Jfe. .
Hieraus folgt, daß für n = k-{-2 zwei Massen m)^'^ will-
kürlich gewählt, also eine zweifach unendliche Reihe von
Massenumsetzungen innerhalb des Gleichgewichtszustandes
vorgenommen werden können; ist n = k^l, so ist eine
252
n. KapiteL Hehrero Komponenten.
Masse tn^ willkürlich, und die mögliche Beihe von Um-
setzungen ist einfach unendlich.
Ist n^k, 80 sind alle Massen i«]^^ bestimmt; Um-
setzungen werden erst möglich, w iin eine der Gesamtmassen
variiert wird; ist n<k, so sind die Massen über-
haupt nur dann bestimmbar, wenn man eine der Gesamt-
massen verfügbar Ijlßt, usf. Man erkennt lei(;ht, wie
diese Verhältnisse Verallgemeinerungen des im IL Abschnitt
für nur zwei Komponenten Gefundenen darstellen.
Im vorstehenden ist^ wie S. 247 hervoi^ehoben wurde,
angenommen, daß in allen Phasen auch alle Komponenten
auftreten. Die abgeleiteten Regeln bleiben aber in Geltung,
wenn in gewissen Phasen bestimmte Komponenten fehlen.
Mit dem Ausfall an verfSgbaren Eonzentrationen geht der
Wegfiül Von Gleichungen von der Form (204) parälel» in-
sofern för eine fehlende Komponente (J) in der Phase (m)
kein {jT' in Rechnung za setzen ist Die Differenz swisohen
der Anzahl der Yariädn tmd der Anzahl der Bedingungen
ändert sieh hierdurch nicht
. Die vorstehenden Gesetzmaßi^eiten werden unter dem
Namen der Gibbsschen Phasenregel zusanunengefaßt
Die Beobachtung hat für sie vielfältige Bestätigung geliefert;
doch fehlt es auch nicht an Vorgängen, die mit ihr schein-
bar im Widerspruch stehen. Zwar hat sich in allen Fällen,
wo die Theorie Gleichgewicht verlangte , auch Gleichgewicht
ergeben; aber die Beobachtung lieferte Gleichgewicht auch
in Fällen, wo dasselbe nach der Theorie nicht hatte ein-
treten dürfen. Wie schon S. 165 bemerkt, scheinen in der
Wirklichkeit den Umsetzungen häufig Widerstandskräfte ent-
gegenzumrken , die nicht in die Theorie aufgenommen sind
und die entweder, wie die äußere Reibunp: fester Körper,
in Strenge Gleieliirewicht in einem gewissen Umkreis der
von der (reibungslosen) Theorie geforderten Bedingungen
gestatten, oder, wie die innere Flüssigkeitsreibung, die Be-
wegimg nach der theoretischen Gleichgewichtslage hin so
verzögern, daß scheinbar ein Gleichgewicht unter anderen
Umständen eintritt — ähnlich wie eine Emulsion aus zwei ver-
schieden dichten Flüssigkeiten im (ileichgewicht zu sein scheint,
während sie in Wiihriieit dureli die Schwere entmischt wird.
Geiicu wir scliließlich, um die allgemeinen Regebi auf
den ersten der komplizierteren Fälle anzuwenden, noch ein
§ 84. Bestiuimiuig der PoLeniiale in allgemeineren Fällen. 253
wenig auf die Betrachtung eines Systems von drei Xompo-
nenten ein^), so sind in diskreten Punkten der p^-Ebene
je fünf Phasen koexisteuzälug. Diese Punkte stellen sich
dar als die Schnittpunkte von Kurven, in denen je vier
Phasen koexistieren können, und diese Kurven begrenzen
Gebiete mit je drei Phasen. Die Punkte sind definiert durch
die zwölf Gleichungen
die Schnitt k 11 i vcn durch dasse]l)e System nach Fortlassung
der entweder auf die Pliaöc (a) oder {b) oder (c) oder (d)
oder (e) bezüglichen Glieder. Die beiden durch eine solche
Kurve getrennten Gebiete müssen sonach Phasen enthalten,
vou denen zwei gleich sind und eine verschied* n ist, damit in
der Grenze nicht mehr als vier koexistieren. Das für die
Umgebung eines fünffachen Punktes geltende Verteilungs-
schema ist also eine einfache Erweiterung der in Fig. 35
auf 8. 200 daigestellten. Bezüglich der metastabilen Zu-
stände darf auf das & 158 Gesagte verwiesen werden.
§ 84. BestimmuDg der Potentiale in aUgremeineren
FUlleu.
Für die vollständige Entwicklung der Gleichgewichts-
bedino^iingen bedarf man wiederum der Ausdrücke für die
Potentiale Ci'^ der Komponenten in den verschiedenen Phasen.
Die Hilfsmittel ihrer Bestimmimg aus den Potentialen der
getrennten Komponenten sind die im Anfang des II. Ab-
schnittes auseinandergesetzten. Die allgemeinen Formeln (84)
für die eine irreversible, nhpv isopiestisciie Veninderimg
zwischen gleichen Endtemperaturen begleitende Volumen-
änderuDg und Wärmeaufnahme, in denen und die
Werte des Potcntiales eines und desselben Systems im ersten
und im zweiten Zustand bezeichnen, gelten all mein und ge-
statten die Anwendung auf Syst<»me von belie!»iü; vielen Kom-
ponenten. Ihre Verwendung in der S. 2Üo u. f. erörterten
^) S. zahlreiche üniersuchungen von Schreinemaker^
Zeitschr. f. phjrs. Chemie von Bd. 15 an.
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254 II. KapiteL Mehrere Komponenten.
Weise fulurt zu Formeln von der Gestalt
(207) d 0^^
die (90) reep. (dl) entsprechen und in denen das Potential
der reinen Komponente (Ä) bei den Argumenten 'p und
die Q-^ aber Funktionen von und allen Konzentrationen
cjf)(Ä = 1, 2 . . . Ä) innerhalb der Phase (i) bezeichnen; für feste
und flüssige Phasen besitzen die <2^^ in Annäherung die Form
Fp+S, unter F eine Funktion nur der Konzentrationen,
unter O eine Funktion auch der Temperatur verstanden. In
den S läßt sich ein mit & proportionaler Anteil durch Be-
obachtungen über die Vorgänge bei der irrever&ibeln J^iischimg
nicht bestimmen.
Die Methode reversibler Mischnnn mit Hilfe von halb-
durchlässigen Wänden <re«itattet gleichfalls die Anwendung
auf beliebig viele Komponenten, und es ist sowohl in dem
Falle eines Gemisches idealer Gase, wie auch in dem einer
verdünnten Lösung auf S. 214 und 222 bereits darauf hin-
gewiesen worden, wie sich die erhaltenen Resultate auf
Systeme mit beliebig vielen Komponenten verallgemeinem
lassen.
Infolge hiervon kann man nun auch leicht die Reihen
fiii- die (^-Funktionen, über die in § 75 gehandelt ist, auf
den Fall einer größeren Komponentenzahl erweitern. So
erhalt man z. ß. für den Fall dreier Komponenten statt
(152) bei Beschrankung auf die beiden ersten Glieder
^^^^^ + — —
usf.^ wobei die 0 nur p und i> enthalten. —
Eine Reihe von Folgerimgen der Theorie sind mit den
för zwei Komponenten gefundenen völlig kuiiform. Z. B. er-
geben die Überlegungen über die Koexistenz einer flüssigen
und einer dampfförmigen Phase aus § 78 bei den dort ein-
geführten Vernachlässigungen statt (170) die Bedingimgen
(209) Q^^Biii^ln(Kplp,)^Bii^la(piHp^), Ä = l,2,3.
^ j . -Li by Google
§ 85. Verteilung eines btoffes zwischen zwei Lusäungamitlel. 255
Wegea
olgt hieraus anstatt (172)
(210) p = p^e«»;^^^ + -f , . . ,
Formel, die p f&r gmbenes und gegebenes Misohungs-
yerhältniB der flfissigen Phase bestimmt
§ 85. Verteilung eines Stoü'ejs zwischen zwei
Lösungsmittel.
Ein ein&distes Beispiel für das Gleichgewi<^t dreier
j^omponenten bietet ein System von zwei gegenseitig nicht
merklich löslichen Flüssigkeiten (1) und (2), in denen beiden
ein dritter 8tolF (3) gelost ist. Hier besteht nur die eine
Bedingung der Gleichheit der Potentiale des gelösten Stoffes
in beiden Flüssigkeiten resp. in beiden Phasen 0 und (1%
d. h. die Formel
(211) a =
Führt man die Ausdrücke (207 -) für die ein, so gibt
dies, da ^so sich gegen Cso hin weghebt,
(212) «4 = «f.
Sind bdde Losungen derartig verdünnti daß die Werte
der § 72 benutzt werden können, setzt man ins/% =<
fn^lm^ = g^' und bezeichnet mit (P) eine Funktion von p
und ^ aUein, so ergibt diese Formel bei Fortlassung der
unteren Indizes 3 an JB' und B"
(213) (P) = B'hiiq') - B"]n{f) ;
bei Einfuhrung von
liefert dies
oder kfirzer bei Einführung einer andern Funktion P von
p und 0 allein
(214) F^i^"\i'^\
Sind also die Molekulargrößen ^ der gelösten Sub-
stanz in beiden Lösungsmitteln gleich, so ist das
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256
II. Kapitel. Mehrere KomponeiiteD.
Verhältnis der q für beide Lösungsmittel eine Funk-
tion von p und i> allein^ mithin unabhängig von den
vorhandenen Massen. Im andern Falle treten die be-
treffenden MolekulargröBen in den Exponenten auf.
Diese Formel ist von Nernst^) durch Beobachtungen
über die Verteilnng von Bemsteinsäure zwischen Wasser (1)
und Äther (2), sowie zwischen Wasser (1) und Benzol (2)
bestätigt worden; im ersten Falle fand sich /i' = /x", im
zweiten = \[i!' , was mit den Ergebnissen rein chemischer
XJberlpfrmigen im Einklang ist.
Für Lösimgen von gröf'errT Konzentration können, da
hier die Funktionen Qf^ kompliziertere Formen besitzen, diese
einfachen Gesetze nicht bestehen.
Wenn noch mehrere andere Substanzen (4), (5) . • . neben
(3) in den beiden Flüsöigkeiten gelöst sind, so gilt füi* eine
jede von ihnen eine Gleichung von der Form (212\ Bei
hinreichender Verdünnung sind die Qf, für jede ."Substanz
von der Anwesenheit der andern Substanzen nnabhäugig;
dann gelten also die oben hervorgehobenen Gesetzmäßig-
keiten für jede von ihnen gerade ebenso, als wenn die
andern nicht anwesend wären. Bei stärkeren Konzentrationen
kommt diese Unabhängigkeit in Wegfall, denn wie die Ent-
wicklungen von S. 254 zeigen, wird dann von allen in
der Phase anwesenden Komponenten abhängig. Die hier
geltenden Geeetee sind bereits för nur zwei gleichaseitig ge-
löste Körper recht kompUsiert
Nach der Phasenregel kann im Falle der Koexistenz
der (oben angenommenen) zwei nicht ndschbaren Lösungen
(1 + 3) und (2 + 3) derselben Substanz (3) außer p und ^ noch
eme der Massen beliebig variiert werden. Koexistiert mit
den beiden Lösungen noch eine dritte Phase» z. B. der
Dampf beider Flüssigkeiten, so ist durch p und ^ das
Mischungsverhältnis beider Lösungen völlig bestimmt
0 Nernst, Zeitschr. f. phys. Chemie, Bd. 8» a 110, 189U
IV. Abschnitt.
Beiücksichtigiiiig yersehiedener
Molekülarteu.
§ 86. FroblemsteUuu^^.
Die KompoDenten eines Sjstems sind nach 8. 169 die
voneinander nnabhängigen Bestandteile desselben,
SU deren Bestimmung im allgemeinen die Regel fuhrt, daß
man die Beihe der chemischen Ellemente bildet, die in dem
System enthalten sind^ und diejenigen za einer Komponente
zusammenfaßt» deren Massenvorhältnis in allen Phasen eine
konstante Größe ist So sind beispielsweise oben in einem
System aus SaLs, Eis, Salzlösung, Wasserdampf als die bei-
den Komponenten Wasser und Salz gefuhrt.
Aber die mit diesem Schema entwi( kelte Theorie gibt
doch nicht auf alle Fragen Antwort, bestimmt den Zustand
aller Phasen nicht immer vollständig. Der Wasserdampf
in dem obigen Beiapiel ist bei höheren Temperaturen disso-
ziiert, d. h. teilweise zersetzt; es konmien in ihm neben
den Molekülen H^O auch Moleküle und O2, schließlich
selbst H und O vor. Das flüssifje Wasser oder die wasseritre
Tiösung enthält wahrscheinlieh Moleküle, die mehr Atome
umfassen, als die Formel H.,0 aufzälilt; es ist, und zwar
vielleicht in manigialtiger Weise polymeri^iert; sogar aus
Lösungsmittel und gelöster Substanz gebildete komplexe
Moleküle kömien in den Lösungen vorhanden sein. Alle
diese molekularen Veränderungen lassen sich durch die Zu-
staudsgleichung, d. h. die der Phase entsprechende Relation
zwischen p, v und ^, die als durch die Beobachtung be-
bestimmt gelten kann, in der Theorie summarisch berück-
Yoigt, Thennodyiiamik. IL 17
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258
IL Kapitel. Mehrere Komponenten.
sichtigen, sie können aber auch selbst zum Gegenstand der
Theorie gemacht werden. In der Tat: die Dissoziationen
und Polymerisationen liefern eine Art verschiedener Phaisen
der Substanz HgO, deren Massen sich mit Druck und Tem-
peratui" ändern und zwischen denen bestimmte Bedingungen
erfüllt sein müssen, damit sie innerhalb des Gemisches der
verschiedenartigen Phasen im Glelcbgemcht neben^nander
existieren könnai. Diese Bedingungen aufzustellen müssen
aber die tbermodynamisohen Prinzipien, die oben bd den
Gtemisoben ssur Jjiwendang gebracht sind, gestatten.
Man kann demgemäß rwa. Betrachtungsweisen unter-
sdieiden^ von denen die erstere allein auf gewisse Oesamt-
resultate ausgehtp die letztere tiefer in das Wesen der Tor-
gange eindringt Für diese beiden Aufgaben müssen dann
die Komponenten verschieden gewählt werden. Im ersten
Falle faßt man (wie oben gesagt) alle Elemente^ deren relative
Massen in allen Phasen konstant sind, zu Gesamtkompo-
nenten zusammen; hier sind dann die Formeln
welche die Gesamtmasse jeder Komponente in allen Phasen
bestimmen, die einzigen geltenden Bedingungen. Im zweiten
Falle wird man passend so verfahren, daß man jede Mo-
lekulgattung als Teilkomponente führt und alle durch
die stattfindenden Umsetzungen geKeferten Beziehungen
zwischen ihren Massen aufstellt: in dem obigen Beispiel des
Wiisserdampfes würden diese Beziehimgen der Ausdruck für
diejenigen Umsetzungen sein müssen, die in bekannten
Symbolen geschrieben lauten:
2H,0 = 2H,-hOj, H2=2H, 0,«20.
Die letzte Betrachtungsweise hat wegen gewisser
Schwierigkeiten nur in seltenen Fällen Anwendung gefunden;
einmal sind stattfindende Dissoziationen und Polymerisationen
nicht ohne weiteres wahrnehmbar, da die Beobachtungen sich
stets auf das Gemisch verschiedener MolekGlgattungen be-
ziehen; sodann aber müssen für die theoretisdie Verwertung
der Hypothese bis zur Ableitung von mit der Beobachtung
vergleichbaren Gesetzen gewisse JB\mktionen, welche hier die
Stelle der Potentiale einnehinen» bekannt sein, und ihre
Bestimmung ist bisher nur in einzelnen Fällen gelungen.
I 86. Problemstellung.
259
DnB hwv eine wesentliche neue Schwierigkeit vorli^,
eri^ennt man leicht.
Ein wichtiges Hilfsmittel zur Bestimmung der Potentiale
von Gemischen war nach S. 202 u. f. die Beobachtung der
Vorgange, welche die Mischung der zuvor unter gleichem^
und 1^ getrennten Komponenten begleiteten. AI» r die ver-
schiedenen Molekülarten derselben Gesnmtkonipoiu nte sind
häufiir im orpfrennten Zustand gar nicht be^tändii^z;; derartige
Mis( }umt^cn können also nicht wirklich ausget\iln-t und die
begleitenden Vorgänge nicht wirklich untersucht werden. In
der Tat, wenn hier bei einem Wertpaar j> und & eine Kom-
ponente nach einem bestiniüjten Gesetz dissoziiert ist, so
sind die Molekularten eben nur in diesem Mischungsverhältnis
im Gleichgewicht, und wenn man für einen Moment die
eine von ihnen (etwa mit Hilfe einer lialbdurchlässigen Wand)
isoliert hatte, so würde sie sich derartig durch Zcrfällungen
oder Verbindungen umwandeln, daß jene Gleichgewichts-
mischung wieder entstände.
Dieser Umstand fallt besonders ins Gewicht, wenn es
sich um reversible Verändei*uiigen handelt, die nach Bd. 1,
S. 104 ein unendlich langsames Operieren verlangen.
Demgemäß spielen die Beobachtungen der früher voraus-
gesetzten Art bei den neuen Problemen nicht eine so we-
sentliche Rolle; auch die früher benutzten nur in Ge-
danken ausgeführten reversibeln Prozesse werden öfters be-
denklich; an beider Stelle treten dann plausible Hypothesen,
die an die molekulare Vorstellung anknüpfen, und deren Be-
rechtigung durch die Vergleichung der Eeaaltate der auf sie
gegründeten Theorie mit der Erfahrong geprüft werden muß.
§ 87. Molekalare Umlagenuigeu.
Wir beschäftigen uns znnachst mit dem einfachen Fall,
daß die versohiedenen Teflkomponenten nur in einer Phase
eadstiereni so daß wir die betreffenden Symbole oime oberen
Index lassen können. FQr das Potential des Systems schreiben
wir dann nach S. 249
(215) Z^lntf^Ckf h^l,2,*..k,
wo nun die spezifischen Potentiale der Teil-
17*
260 * n. EapiieL Mehrare Komponenten.
komponcntcn oder Molekülarten FuoktioueD von p, ^
und den MifiGhungsverhältoissen
sind. Die Bedingung des Gleichgewichtes ist, daß Z durch
die zu einem Minimum gemacht wird, resp., daß gilt
(216) aZ«=2CA^»«A = 0,
unter dm^ die virtuellen Yeränderungea der Massen der
Teükomponenten verstanden.
Zwischen dem dnii^ bestehen Bedingungen, welche durch
die Gresetze der möglichen molekularen Ümlagerungen ge-
geben sind und je nach den Umstanden verschiedenen
Charakter haben. Gemeinsam ist allen , daß sie sich durch
die Molekulargewichte der vorkommenden Teilkomponen-
ten ausdrücken; es empfiehlt sich demgemäß ein für alle
Male, deren Massen durch die ihnen entsprechende An-
gabe Oi^ammoleküien oder Molen auszudrücken, genmß
dem Schema
(217) «1*=%^*/,,
worin m,, das Molekulargewicht in Grammen bezeichnet (in
der Kegel auf =^2 bezogen) und eine Zahl ist. Dies
gibt an die Hand, das Potential weiterhin nicht
auf die Masse Eins, sondorn auf die Masse zu
bezieh en, und wir wollen demgemäß setzen
Die Umlageruagea sind hiernacli durch Beziehungen zwischen
den dn,, zu charakterisieren. —
Eine einfache Umlagerung wollen wir ein System
von Veränderungen dn,, nennen, die sämtlich durch eine
einzige von ihnen bestimmt sind. Eine solche findet
z. B. statt bei der Dissoziation des AVassei dumpfes nach
dem Schema 2H^(3 = 2H5, -|- O.^ ; andere würden bei den
Zerfällungen Og = 20i und H^ = 2JIi eintreten.
(218)
somit also
(219) I
und
üigiiized by
§ 87. Moiekulare Umiagerungeix.
Mehrere gleichzeitige einfache Umlagenmgen können
entweder duicbaus verschiedene Molekülgattongen betreffen
und demgemäß voneinander unabhängig sein; sie können
auch einige Molekülarten gemeinsam habeUi zumeist so^ wie
bei dem vorstehenden Beispiel, daß eines oder mehrere der bei
dem ersten Prozeß gebildete Moleküle bei den weiteren aber-
mals zerfallen. Solche Umlagerungen mögen zusammen*
gesetzte oder sukzessive heißen.
Eine einfache Umlagening kann in kleinerem oder
großereui Umfang stattfinden; in jedem Falle gibt es eine
kleinste Zalil von Molekülen, die dabei ins Spiel treten
kann: es sind die in den chemischen Formehi vorkoniiiK n-
den. Weniger als zwei Moleküle HgO können z. B. bei
der Dissoziation nach dem Schema 2H2O = 2H., -|- Oo nicht
in Aktion treten. Eine Umlageriing innerhalb der
kleinstmögliehen Zahl von Molekülen wollen wir eine
elementare nennen.
Jede der betrachteten Umlagerungen kann in einem,
wie in dem entgegengesetzten Sinne stattfinden; wir
wollen einen Sinn (in der Regel den, bei welchem die An-
zahl der Moleküle zunimmt^ z. B. also denjenigen der
Dissoziation) als den positiven oder direkten^ den ent-
gegengesetzten als den negativen oder inv^ersen be-
zeichnen.
Die bei einem elementaren positiven Prozeß zerfallenden
Molekülarten wollen wir^ wo es sich um deren Unter-
scheidung handelt^ durch den Index n, die neu aüffcretenden
äutetk den Index m charakterisieren und die betreffenden An-
zahlen und nennen, so daß also unter den Teilkompo-
nenten (Ä) solche von der Art (m) und solche von der Art
(w) unterschieden werden. Es gilt dann für die Änderungen
der Molekülzahlen bei einer beliebigen positiven einfachen
Umwandlung^ falls A eine beliebige positive Zahl bezeichnet,
(220) dn^=-\-Aoc^, dn„=^-~Ä(X^.
Der Index n soll auf das negative Vorzeichen der rechten
Seiten der letzten Gleichungen hinweisen. Ä — 1 mag der
elementaren Umwandlung entsprechen.
Für zusammengesetzte Umlagerungen werden mehrere
Systeme von Formeln der vorstehenden Art gleichzeitig
gelten.
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262
II. Kapitel. Mehrere Kumponenten.
§ 88. £mfaclie ümlagemiigeii in idealen Gasen.
Bas Oesetz der JttassenwiriLang.
Den dn&cfasten EaU bieten bei dem nenen, wie bei
dem alten Problem die idealen Gaae dar. Wenn nadi 8. 213
verschiedene diemiseh indifferente Gase, die Bich in einem
ihnen gleichzeitig dargebotenen Baume ausbreiten , dieselben
spezifischen Potentiale besiteen^ als wenn jedes einzelne für
sich allein vorhanden wäre, so wird man auch bezüglich der
verschiedenen koexistierenden Molekülarten eines und des-
selben Gases Analoges mit großer Wahrscheinlichkeit an-
nehmen dfirfen. Demgemäß übertragen wir hypothetisch den
S. 63 gegebenen Ausdruck (79) für das spezifische Potential
eines idealen Qasea auf jede Teilkomponwte {h) und schreiben
demgemäß
oder bei Beziehung auf ein Mol
(221) xf* = - r^A^ [Ck + M^)] + ,
wobei Ffi^^f^HYpk Wärmekapazität von einem Mol
darstellt.
Für den Partialdmck pj^ der Teilkomponente (A) gilt
nach 8. 106
(222) ^, = k,^, wobei =
die molekulare Konzentration der Komponente {h) darstellt.
Bei Einführung des letzten Ausdruckes nimmt (221) die
Form an
(223) 0^^g^^ + n^hi(k,)i
darin erhalt z^q nur p und und bleibt rechts allein übrig«
wenn h^^l ist, also die ganze Masse aus der Teilkompo-
nente {h) besteht Das Gesamtpotential Z wird zu
Wir wollen nunmehr voraussetzen, daß in dem Gase
nur eine einfache ümlagerung stattfindet, und
schreiben nach (220), indem wir 'vsaeder Molekülarten (n),
die bei der positiven Umwandlung verschwinden, und solche
(m), die dabei neu auftreten, unterscheiden:
§ 88. Das Gesetz der Massenwirkung. 263
(226) iMi^dn^ = Ä - la^»^) = 0 ,
d. h.
(226) l£^(K^^lz^a,;
dabei bendieii sich die Stunmen 2 jedesmal auf den Index
m resp. «.
In dieser Foimel Bteht redite das Geeamtpotential
der bei der elementaren positiven Umwandlung verseil win-
denden, links dasjenige
der hierbei neugebildcten Moleküle; die Bedingung des
Gleichgewichtes geht aut" die Gleichheit dieser Funktionen —
was ersichtlich der Forderung eines Minimuiii oder Maximum
für das Potential Z des ganzen Systetuo entspricht.
Wendet man die allgemeinen Formebi (14) von ö. 6 *
für die eine reversible isothermische Umwandlung begleitende
Yolumenanderung und Wärmeaufnahme an, so erhält man
durdi
(227) '-^?^-u', '-(5.-.^— J
dp C17 #
die analogen Größen für die elementare positive Um-
wandlung; da, wie oben g^e^ap:!, S„ und ? ^ die Potentiale
der bei dieser Umwandlung ineinander übergelührten Mole-
küle bezeichnen.
Führt man die Austl rücke (223) für die in die Be-
dingung (226) ein^ so ergibt sich
~ (2*,.-" - 2*^-«.) = ü lo J - 2 «. lu (/tj
oder, falls l»keM = ^ko gesetzt wird,
(228) ^ (Ä.» - Ä«.) = 1" mksnm(ki«)i ,
wobei die H die Symbole für die Produkte aus den für alle
m resp. alle n gebildeten Argumente sind.
In dieser Formel steht hnks eine Funktion von p und
i> allein, die wir in ln(iC; abküizen wollen, wo £^den Namen
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264 n. Kapitel. Meliiere Eomponenteii.
des Gleichf]^e\vichts- odor Umwfindlnnfr«^kooff iziontea
führt; rechts steht eine Funktion nur der Konzentrationen
und d( r die Umlagerung definierenden Parameter a*. Schreibt
man demgemäß die Formel (228)
K^n(ks^)in(h^),
(229)
wobei \xi(K) = ^ (S^o — -^mo) *
BO Btellt sie eine Beziehung dar, die auf Grund gewisser
plausibler allgemeiner Hypothesen ohne thermodynamiscbe
Hilfsmittel von Guldberg und Waage ^) abgeleitet ist und
als das Gesetz der MassenwirkuDg bezeichnet wird.
Nach dieser Formel ist Gleichgewicht vorhanden, wenn das
Produkt ans allen Konzentrationen der neugebildeten
Molekülaiien , eine jede auf die Potenz der ihren Anteil an
einer elementnren T^mlao-erung charakterisierenden Zahl er-
hoben, dividiert durch das Produkt aus den analogen Fak-
toren für die zerfallenden Molekülarten einen gewissen,
allein durch Dmck und Temperatur bestimmten Zahlwert
besitzt. Die Molekülarten haben hiernach also um so
größeren Einfluß in dem Gesetz des Gleiehgewichtes, je
größer einerseits ihre molekulare Konzentration kj^ und je
größer andererseits ihre Wirkungszaiii a,, ist.
Da nach (226) im Falle des Gleichgewichtes ^m^^n>
also auch
ist, und die Großen die Variabeln p und ^ nicht ent-
halten, so fallen die hf^ enthaltenden Glieder in den Aus-
drucken (223) für die 0^ aus den Formeln (227) heraus, und
es ergibt sich bei Bückisicht auf (229^
dp dp '
Guldberg und Waage, Videnskabs-Selsk. F»)rh. Christiani.i
1864 u. 1879; Universitatsprogr. Christiania 1867, 1. Sem. Über-
setzt Ostwalds Klassiker Nr. 104.
§ 89. Das Oeseti der molekulami Konzentrationen. 265
also
^^^"^ dp ~ E^' ^R^^'
was zwei wichtige Eigenschaften der Funktion ausspricht.^)
§ 89. EiiilSielie ümlagennigeii in idealen 0aien.
Bas Oesetz der molekularen Konzentrationen.
Um den in Formel (229) enthaltenen Zusammenhaog
zwischen den molekularen Konzentrationen äj^ einerseits, p
und '& andererseits vollständig zu entwickeln, sind die Werte
(221) der Funktionen heranzuziehen, die bisher noch gar
nicht zur Benutzung gelangt sind. Dabei setzen wir ab-
kürzend
1 {1 0;r,« ^Icc, C'^r^^) = ln{a) ,
(231) l(2o.,,C„-X^,Q = 6,
wobei natürlich die Konstanten a, h mit den in van der
Waals Gesetz (161) auftretenden nichts zu tun haben.
Der Ausdruck für c gestattet eine Umforiuung, da aus
J^n = Yph-Yrh wegen = iXf,y^=r^ folgt E^F^^-I],^;
man erhält so zunächst
(232) 2«^ - 2«^ + i ßa^r.^-Iöc^r,^) .
Hier steht in der Klammer die DijSer^iz der Wärmekapa-
zitäten derselben Molekülgruppe vor und nach der Um-
wandlung. Die Beobachtung macht es wahrsclicinlich , daß
die spezifische ^yä^^ll^ bei konstantem Volumen
den einzelnen Atomen individuell ist und erhalten
bleibt, ^^■(^nn ihre Verknüpfung variiert. Gilt dies> SO
ist die Klammer gleich Null, also
(233) e^la^-la,,
d. h. gleich der Vermehrung der Molekülzahl bei der
Yant' Hoff| Etudes de dynamique ehimique, Amsterdam
1884, S. 127.
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266
IL Kapitel. Mehrere Komponenten.
elementaren Umwandlung; nach dem 8. 261 Gesagten
ist somit bei einer Umwandlung im positiven Sinne
c>0.
Unter Backsicht hierauf liefert (228)
(234) üt^' ^ ' ^ ' ^
^}n[n(kin^)in(kin)],
d. h.
(236) n{kim)in{kf.. ) - a {d/pY .
Bringt man auf die linke Seite dieser Gleichung und
benutzt, daß c = ~^^n ist, so treten die Partialdrucke
der Teilkomponenten
an Stelle der Konzentrationen Ä;,,, und Ix,,.
Der Einfluß des Druckes auf die Zupj^nimensetzuug des
Gases aus Molekülarteu bestimmt sieh hiernach ausschließ-
lich durch den Faktor j><', der glcicii Eins wird, wenn c = 0,
d. h. die Anzahl fl( r zerfallenden Moleküle gleich derjenigen
der nengcliil(l( t{ u ist. Oer Einfluß der Temperatur wird
durch die beiden Parameter h und c geraessen.
Die Anwendung der Formeln (230) auf den in (234)
enthaltenen Wert von ln(A^) liefert
(236) A' = -B(6 + ci^).
Hierin ist 'R'&jp = w das allen Gasarten gemeinsame Vo-
lumen, welches ein Mol von ihnen bei den o:egebenen p
und ?*> in Anspruch nimmt; c ist die Vermelirmiir der Mole-
külzahl bei der positiven elemetitaren Umwandlung und ver-
schwindet, wenn sich die Molekülzahl bei der Umwandlung
nicht ändert. Das Resultat bezüglich der Funktion u' ent-
spricht also der unmittelbaren Anschauung.
Der Ausdruck für k' läßt sich schreiben
(237) V^lR-\-pwc;
er zerf'nllt hiernach in zwei Teile, deren zweiter die Ivoin-
pensation tür die bei der Volumenvergrößerung zu leistende
§ 89. D&a Gesetz der molekularea Konzentrationen. 267
änfiere Aii>eit darstellt, deren enter somit die Kompen*
Bation för die Arbeit der Umlagertmg oder für die Ver-
größerung der Energie enthalten muß. Durch die Formel
(237) gewinnt also die Konstante b eine anscliauliche Be-
deutung; gleichzeitig wird auch ein — wenigstens mitunter
wichtiges — Mittel zu ihrer experimentellen Bestimmung an
die Hand gegeben, das dann benutzbar wird, wenn die Teil-
komponeuten bei irgend einem zuganglichen AVertpaar p und
§ für sich in einem — wenngleich metastabilon — Gleich-
gewicht beständig sind. In dir em Falle wird die bei der
Vereinigung aufgenommene Wärmemenge meßbar sein, und
da das Glied Rc^ = pwc aus bekannten Faktoren besteht^
80 laßt sich h isolieren. —
Bei bekannt! 11 Konstanten a, h, c sti llt Formel (235)
eine erste Beziehung zwischen den Molekülzahlen dar.
Zu ihr kommen weitere, die sich aus den vorgeschriebenen
Massen der chemischen Elemente und aus den Konstitutions-
formehi der Mokkülarten ergeben.
Siiid die Massenverhäitnisse derart, daß das ganze
System sowohl in den Zustand der m-, als in den der n-
Mol^ule gebracht werden kann, geht also die Umsetzung
glatt auf, so müssen nach (220) die Molekülzahleo den Glei-
chungen genügen
(238) n^-iV'««, »«-JS^'^a«,
wobei N* eine allen m-, N" eine allen n-Molekülen gemein-
same Zahl darstellt, ^e durch die Bedingung beschränkt
sind, daß
(239) In^fi^ + In,f,,==N'lcc^fi^-{-K'l^,f,,==M
die Gesamtmasse des Systems ist.
Diese Formeln mit (235) verbunden stellen eine Anzahl
von Bedingungen dar, die gleich ist der Anzahl der Unbe-
kannten, nämlich gleich der Anzahl (k) der Molekülarten jUk
plus der Anzahl (2) der Konstanten iVl Es ist also bei be-
kanntem in jedem Falle möglich, die Konstitution
des Systems, d. h. die Anzahl Molen, die auf jede
Molekülart entfällt, zu bestimmen.
Wenn die Massen Verhältnisse der Elemente nicht (wie
oben angenommen) das glatte Aufgehen bei den Umsetzungen
im positiven, wie im negativen Sinne gestatten, sondern
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268
IL Kapitel. Ifehiere Komponenten.
iigend welche Elemente im Überschuß vorbanden sind, so
ndimen die Formeln (238) und (239) etwas andere Gestalten
an; die Anzahl der Bedingungen und die Bestimmtheit des
Problems wird dadurch aber nicht berührt
§ 90. Elnfwhe Umlage rangen in idealen Oasen*
Bas Oesetz der Dichten.
Die Gleichung (235) gestattet durch Kombination mit
den Bedingungen (238) und (239) bei bekannten a, c für
jedes Wertpaar j) und die Konstitution, oder anders aos-
gedrückty den Dissoziationsgrad des Systems zu berechnen,
aber sie gibt nicht ein allgemeines Mittel, um umgekehrt
die a, hy c durch Beobachtungen zu bestimmen oder die
Theorie zu prüfen ; in der Tat sind die Jc,^ zumeist kein
Gegenstand der direkten Beobachtnno;, denn die Fälle, wo
das Gleichgewicht so wenig empfindlich ist, daß man <liii(>h
chemische Mittel die ^tolekülarten sondern und quantitativ
bestimmen kann, sind immerhin als Ausnahmen zu beti"achten.
Man kann aber die Grnndgleichung (235) so umgestalten,
daß sie zu den genannten Zwecken brauchbar wird; man
hat hierzu nur {pj&Y unter Rücksicht auf c=2«„i — 2a„
auf die linke Seite zu bringen und zu benutzen, daß der
Partialdruck Pk^'P^h Dichte Qj^ in der Beziehung
steht
(240)
Dann folgt bei EinfOhrnng einer nenen Konstanten
ß = n(jii«)iu{Bi") = [a^i'-)jn(i4')]R-' ,
die als bekannt gelten kann,
(241) J7(e«"')/7/(o,» = ape-oto ,
eine Formel ^ die eine bestimmte Funktion der Partial-
dichten o,^ als nur von der Temperatur abhängig ergibt
Für diese Dichten bestehen aber noch weitere Formeln.
Einmal ist die Gesamtdichte q gegeben durch
(242) ö = ^L>.;
femer gilt wegen p = ^Ph "iid wegen Bifjij^ = Ii für den
Gesamtdruck nach (240) die Beziehung
§ 90. Das Geseti der Dichten.
269
endUich folgen aus den Gesetzen für die Umwandlung, falls
kdn Bestandteil im Überscbnß da ist, sondern die ganze
Umsetzung im positiven, wie im negativen Sinne bis zum
Ekide gef&brt werden kaion, die Gleichungen
(244) ^==Ä', -=Ä",
wobei die h Parameter von dor Art der durch (238j ein-
geführten N bezeichnen. Diese Formeln sair^n aus, daß
sowohl die Molekillarteu {n) wie (m) innerhalb des Gases
in einem bolchen Verhältnis vertreten sind, wie sie bei den
elementaren Umsetzungen in Anspruch crenommen werden.
Ist eine Molekiilart im UljcrschuB da, so werden die letzten
Beziehungen lv()iin)ii>:ierter; ihre Anzahl bleibt aber dieselbe.
Die Anzahl der Gleichungen (241) bis (244) ist /. -f-.!,
falls k die Anzahl der Komponenten bezciclmct. Man kann
aus denselben xHuit die A;-j-2 Größen und h eliminieren
und erhält hierdurch eine Beziehuüg zwischen p, &, q allein:
die von der Theorie gelieferte Zustandsgleiohung
des in seiner Konstitution mit Druck und Tem-
peratur wechselnden Gases, die an die Stelle des
B Oyle -Gay Lussacschen Gesetzes tritt, welches letztere
nur für konstante Konstitution Geltung hat
Man verfiüurt am besten so, daß man aus den For-
mein (242) bis (244) die Qi^ durch j9, ^ ausdrückt und
die Resultate in (241) einsetzt Die Beobachtung über den
Zusanunenhang zwischen p, g kann hiernach zur Be-
stimmung der Konstanten a und b dienen; zugleich eigibt
sich dabei eine Prüfung der Theorie, insofern die gemessenen
Werte sich durch die theoretische Formel darstellbar er-
weisen müssen. Leider ist die theoretische Zustandsgieichung
in den meisten Fällen sehr unhandlich.
§ 91. Wirkiutg indifferenter Beimengungen.
Die Beimengung eines indilTerenten, d. h. sich an den
Umsetzungen nicht beteiligenden Gases läßt die vorstehenden
Formeln im wesentlichen ungeändert bestehen. Die In-
differenz gewinnt nach (220) daiin Ausdruck^ duü die iür
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270 Kapitel. Mehrere Komponenten.
den betreffenden Bestandteil (i) charakteristische Konstante
verschwindet; es tritt dcmgcmäLi Beine molekulare Kon-
zentration A*, in der Grundformel (235) nicht auf, und sein
ganzer Einfluß beschränkt sich auf die Veränderung der
Ansdiücke für die Konzentrationen der anderen Bestaud-
teile, die jetzt lauten
(245)
hierin ist die Summe nur über die reagierenden Bestand-
teile zu erstrecken.
Die Yergleichmig der früher geltenden Jb'ormel (235),
welche lautete
/Z(*£«)/JI(&;«) = a e-*/* (i^IpY,
mit der jetzt geltenden
(246) II {k^miKi') - « ^''^^ Wpr >
(in der die Konstanten h, c nach (231) die früheren sind)
zeigt, daß, wenn die Zufügung des Gases (i) bei
konstantem p und ^ geschieht, dann notwendig die
n,^ und somit die Konstitution des Gemisches modi-
fiziert werden. Ausgenommen ist allein der Fall, daß
= also die Zahl der Moleküle durch die Um-
setzung keine Änderung erleidet; hier heben sich die Nenner
der und h,,^ ebenso heraus, wie die der h,,^ und und
es können die % in beiden Formein die gleichen Werte
besitzen.
Weiteres erkennt man, wenn man in (246) if nach
der linken Seite nimmt uud die Fartialdrucke =j^kft4 ein-
führt; dann ergibt sich aus (246)
(247) n(p:r)/J^(p:?) ^>
während ohne das indifferente Gras gilt
(248) n(^S^)jn(p^) = a e-*/* 1^* .
Dies zeigt: wenn der Partialdrack jeder Mdektflart in
beiden Fällen der gleiche ist, so entspricht den beiden
Fallen auch die i^eiche Gleichgewichtstemperatur. Die
Partialdmoke werden abcor die gleichen sein können, wenn
das Gas (t) bei konstantem Volumen zugesetzt und dem*
gemäß der Gesamtdruck gesteigert ist. In diesem Falle
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% 91. Wirkung mdliferaDtor BeimengungBii. 271
ist also auch die Konstitntion des vcraaderliclien
Gemisches in beiden Italien die gleiche.
Die Formel (241) wird durch die indifferente Beimen-
gung überhaupt nicht geändert, denn in ihr treten die Dichten
allein der aktiven Moleküiarten auf; gleiches gilt von den
Formeln (244). In (242) und (243) ist nur Iq,^ mit o,-r2^A>
^Qhln-h loi* Qilhi-^-^Qhlf^k vertauschen. Da vor-
geschrieben zu denken ist, so bleibt die Behandlung des
Formelsystems die alte.
ist übrigens klar, daß ein Uberschuß eines aktiven
Bestandteiles; der faktisch nicht zur Aktion gelangt, sich
einem inaktiveii Anteil analog behandeln läßt.
Ist der indifferaite BeetandtdJ (t) in gaiis fiberwiegender
Menge voiiianden^ denurt^ daß in den Ausdröcken (245) för
die Konzentrationen 2*1^ neben ftf vernachlässigt werden
kann, so nimmt (246) wegen — die Form an
(249) //(««'») //7(m^ ; = a e- * * •
Da c nach 8. 2G6 als positiv gilt, so wird mit wach-
sendem 11^ bei gleichbleibendem p und ^ die linke Seite und
damit der Dissoziations- oder Umlagerangsgrad wachsen.
§ 92. Zerfall eines Kolekfils in x untereinander
8:lelehe.
Dieser Fall ist der denkbar einfachste. Hier sind nur
zwei Molekülarten (1) und (2) zu unterscheiden^ eine der
Gattung eine der Gattung (m)^ und wir setzen
(250) 1, = = **^r-x7r-
'•'1 "T~ '*1 "l '*3l
Gleichung (2B5) liefert infolgedessen
dabei ist nach (239) durch die Gesamtmasse M der Sub-
stanz, d. h. durch
(252) Jf«lli/t*i-|-«l2iU2=(«llx + «s)iW2
die Zahl anyi^n^ vorgeschrieben^ der Dissoziationsgrad also
vollständig bestimmte -
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272 n* KapiieL Mehrere Komponenten.
Eine geringe Dissoziation, also ein kleines n.,, bediogt
kleines a, gi*oßcs h; wachsende Temperatur^ abnehmender
Druck begünstigen clon Zei-fall.
Die Dissoziation von 1 Mol /i^ erfordert die Wärme-
zufuhr
(253)
bei nicht gar zu hoher Temperatm: ist das zweite Glied zu-
meist klein neben dem ersten.
Besondere Wichtigkeit hat der Fall ec — 2, der z. B.
bei der Zerfallmig zweiatomiger Moleküle in zwei einatomige
eintritt! hier gilt dann
(254)
Das Formelsystem (241) bis (243) %vird bei beliebigem » zu
(255)
die Formeiii (i-ki) verlieren ihi-e Bedeutung. Für und
erhält man
lond bei Benutzung dieser Werte lautet die Zustandsglei-
-ehung
Pür <x^2 nimmt sie die einiachere Form an
M;in erkennt, wie mit wachsender Temperatur sich der Zu-
hiaiid immer weiter nach dem Uberwiegen der Teilkompo-
nentc (2) hin entwickelt.
Ein wichtiges Beispiel bietet der Joddarapf, der sich
schon bei mäßigen Temperaturen merklich nach dem Schema
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§ 98* Umwandlung von « gleichen HolekQlen nsw» 273
dissozüert und demgemSfi bezöglich seiner Dichte deutlich
von dem Boyle-Gay LuBsacschen Gesetz abweicht.^)
Ein weiteres Beispiel gibt Stickstoffdioxyd, das dem
Schema
N,04«2NO,
folgt. 2) Die Gase O,, Hg, Ng befolgen auch bei sein- hohen
Temperaturen merklich streng das Mariottc-Gay Lussac-
sche Gesetz; sie kdnnen unter den zuganglichen Verhält-
nissen also auch nur unmerkHdi dissoziiert sein und werden
demgemäß sehr kleine Parameter a, groBe h besitzen.
§ 93. Umwaiidluiifi^ von (x gleichen ülolekülen in x
untereinander verächiedene.
Hier seien unter (n) die Grattung (1), unter (m) die Ga^
tnngen (2), (3)...(ft4-l) verstanden. Es gilt also
ife - JL ~
(258) _
und aus (235) wird
(259) "'•^'"••y^'+'-ae-H».
Zugleich gilt nach (238) und (239)
iI/= iV^'a//i + iT' (/i2 + /ig + . . . + ;
also resultieren die Gleichungen
/^^^x f ^ = »3 = Wa + l, (^)
(260) {
wobei noch gilt
>) y. Heyer, Ber. d. d. ehem. Ctes. Bd. 13, S. 894, 1880,
Bd. 22, S. 725, 1889.
Untersucht von E. und L. Natanson Wied. Ann. Bd. 24,
S. 454, 1885; Bd. 27, S. 606, 1886.
Yoigt, Theimodjriuunik. IL 13
274 • II* KapiieL Mehrere Komponenten.
Wiederum ist durch diese Formeln das System der %
völlig bestimmt Ein EiiiüuÜ des Druckes auf die moleku-
lare Konzentration findet nicht statt.
Die Umwandlung von a/ij erfordert den Wärmeaufwand
(261) X'^Bb,
der von Drac^ und Temperatur nnftbhfiDgig ist
Aus den Gleichungen (241) bis (244) wird hier
(262)
Öl /*l
Hieraus folgt als Zustandsgieichung die auch für die undisso-
«iierte Substanz (1) geltende Formel
die ümlagerung hat in diesem Falle also auf den
Zusammenhang zwischen p, § und q gar keinen Ein-
fluü, wie das wegen der konstant gcblicbonen Molekülzalil
zu erwarten war. Die Beobachtungen über einen solchen
Zusammenhang können demnach auch über den Dissoziations-
grad und über die Gültigkeit der Theorie gar keinen Auf-
schluß geben. Hier ist, abgesehen von d^ B. 267 be-
sprochenen Bestimmung der Konstante h aus der Umwand-
lungswärme^ der 8. 268 erwähnte Weg chemischer Reaktion
der einzig mögliche^ er ist aber nur in Ausnahmeföllen
gangbar.
Der wichtigste Fall der vorstehenden Art ist der» wo
a — % Ein charakteristisches Beispiel liefert die Dissozia-
tion von Jodwasserstoff HJ nach dem Schema 2HJs=H2+ J,,
die derartig trage verläuft, daß man die Teilkoniponenten
durch Einbringen geeigneter Stoffe gesondert chemisch binden
und in großer Genauigkeit quantitativ bestimnien kann.^)
Hier werden also die einer bestimmten Temperatur ent-
sprechenden Massen = n^fik direkt beobachtet. Die Über-
*) Untcrsneht von Lemoine Ann. de chim. et pliys. (5)
T. 12, 8. Uo, 1877; Bodenatein, Zeitschr. f. phys. Ch^m. Bd, 22,
S. 1, 1897.
I 94. Einige andere spezielle FAlle.
275
einstimmuDg der Resultate mit der Theorie ist eine sehr
gate, obgleich die letztere die immer spurenweise vorhan-
denen Zerfällungen von und in 2H^ und 2Ji nicht
berücksichtigt. Auf derartige Komplikationen werden wir
unten näher eingeben.
§ 94. Einige andere spezielle FUle*
Wir fügen zum Abschluß dieser Darstellung nodi einige
speziellste Fälle von praktischer Bedeutung an.
a) Der Zerfall eines Moleküls (1) in zwei unter-
einandr^r vpr=; oli iedcne (2) und (3) ents])rir'lit einem öt,, = 1
und zwei vom gleichen Betrage; die drei molekularen
Konzentrationen sind hier
8
Demgemäß wird aus (235)
(264) =ag-Mi;
dabei ist nach (238) ^ und nach (239) M=lni,jLti,;
zugleich gilt jli^ =,"2 Mit Hilfe dieser Gleichungen lillit
sich jedes n^^ gesondert bestimmen, wenn die Konstanten a
und b bekaimt sind.
Für die Übei^aogswärme X' liefert (236 2) wegen c = l
(265) A' = Ä(6 + ^),
woraus h sich bestimmt.
Aus (241) bis (244) folgt
(266)
£1 _|_ £2 L P Q2 Qs .
H'l fh yW2 /^s'
unter Bücksicht auf /h=='Mfi'/h ergibt sich
Qi _ p e
und die Zustandsgieichung erhält die Form
18*
276 ^ Kspitel. Hehrere Komponeaten.
Qi-Ä);(if-iii)-i--
Ein Beispiel liefert die Dissoziation des Cblorwaseeiv
stoffBäixremethylfitheTS nach der Fonnel^)
(CH3),0HCi == (CH.,), O + HCl .
b) Der Zerfall zweier gleicher Moleküle unter
Bildung von drei neuen Molekülen, von denen zwei
wieder untereinander gleich sind, ergibt^ wenn (1)
und (2) die doppelt auftretenden Teilkoraponenten sind
neben den auch hier gültigen Formeln (263) und (265),
'V
(269)
(2G8) \ w?(ni+M2 + %)
w, = 2«8, J£=i:%/iÄi 2^ = 2jUj + iU8.
Aus (241) bis (244) wird
[ fh'^ /h'^ fn'^ B^' '2^ fis'
Hieraus ergibt sich
und die Zustandsgleichung wird
Beispiele liefert der Zerfall von Kohlensäure nach dem
Schema^)
2COa = 0, + 2CO,
sowie von Stickstoffdioxyd nach dem Schema')
2l!sOa = Oj + 2NO.
>) Untersucht von Fri edel, Bull. soc. chim. T. 24, S. 241, 1875.
*) Untersucht von Bichardson, Journ. ehem. soc T. 51,
S. 897, 1887.
') Untersuclit von La Chatelier, Zeitschr. f. phys. Chem.»
Bd. 2, S. 782, 1888.
% 95. Stufenweiae Dissosiaiioneii»
277
§ 95. Stufenweise Bissoziationen.
Wie schon oben bemerkt, verläuft in vielen Fällen die
Zerfallung stufenweise, derart, daß die Produkte eines der
vorstehend betrachteten Prozesse sich noch weiter umlagern
odor dissoziieren. Die Prinzipien ffir die theoretische Be-
handlung derartiger Vorgänge sind in § 87 vollständig ent-
halten; es ist eben, statt nur ein Mal, jetzt mehrere Male
das dort beseliriebene Verfahren anzuwenden.
Sind die l'rodukte der ersten, durch die J^^ormeln (220)»
resp. durch
gegebenen Umlagemng noch weiterer Reaktionen fähig, so
ist für eine jede von ihnen ein analoges Schema anzasetKen,
z. B. also das Formelsystem zn schreiben
Hierbei sind dann die n'^ und mit irgend welchen der
ersten l'nrmel identisch.
Zur Klarstellung der Art der Anwendung genügt ein
mögliehst einfaches Beispiel.
Wir wollen eine Substanz betrachten, bei der erst ein
Molekül in zwei gleichartige , und danach jedes der neu
auftretenden in drei Moleküle zerfällt, von denen zwei gleich-
artig sind. Dies findet u. a. bei der sehr gut untersuchten
Dissoziation von Stickstoffdioxyd statte die nach dem Schema
N,04«2N02 , 2NO2 = 2N0 + O2
verlauft.
Bezeichnen wir die im ersten Prozeß auftretenden
Molekölarten als (1) und (2), die im zweiten vorkommen-
den als (2), (3) (4) und verstehen unter (2) und (3) die
doppelt aufiretendeni so gilt nach (254) £Qr den ersten
Prozeß die Formel
(272) ^ae-^-'^/i?,
für den zweiten nach (268) bei Einführung zweier neuer
Konstanten a' imd b'
278 ^• Kapitel. Mehrere Komponenten.
Die Gresamtmasse ist dabei wieder gegeben durdi
wobei gilt
fl,«-2(«i-fl4), fl»«"2«4,
= 2 ^M»> 2 /-i^ .
So sind wiederum vier Gleichungen zur Bestimmung
sämtlicher vier rif, vorhanden.
Weiter gilt nach (241) bis (244)
Qi ei
(274)
(275)
?3 P4 .
2 /ig /i^'
es bietet keine Schwierigkeit, hieraus alle qh zu eliminieren
und die Zustandsgieichung, welche p, verbindet, abzu-
leiten; dieselbe ist aber sehr kompliziert und mag deslialb
hier nicht aufgeführt Averden.
Ein Beispiel vervs^andten Charakters bietet der Schwefcl-
dampf, von dem Riecke^) gezeigt hat, daß sein Verhalten
sich durch eine stufenweise Dissoziation nach dem Schema
erklären läßt
8 96. Yemhiedene Holekttlarten In Terdünnten
DaB innerhalb sehr verdünnter Lösungen die gelösten
Sabstanzen sidi bezüglich des Zusammenhanges von Druok,
Temperatur und Dichte den idealen (jasen analog verhalten,
^) T?iecke, Zeitschr. f. phys. Chem. Bd. 6, S. 430» 1890.
Neue Beobachtungen ebenda Bd. 39, S. 323, 1902.
^ j . -Li by Google
I 96. Yenchiedene Molekülarten in verdlliiiiten Losungen. 279
und daß dabei der osmotische Druck die Stelle des Gas-
druckes einnimmt, ist in § 72 erörtert worden. Es ergibt
sich daraus und entspricht der Erfahrung, daß in verdünnter
Lösung: g;leichzoitii:: vorhandene p:;eloste Körper sich ebenso-
wrinV iregen!?eitig beeinflussen, wie in domselhon Ranni "^'or-
handene ideale Gase. Hieraus folgt aber ganz von selbst
die Vorstellung, daB auch etwaige Dissoziation sprodukte der
gelösten Substanzen sich verhalten werden, als wenn jede
von ilmeii allein anwesend wäre.
Denigenvnli werden wir im Ansciiluß an die Resultate
von § 72 für tlas Lösungsmittel {l) bei Anwesenheit von k
1 eilkoniponenten {h) gelöster Substanzen mit den Mischungs-
verhaltnissen
das spessifisebe Potential ansetsen können
(276) ti Cio-^^Bjqj, .
und für jede Teilkomponente (j)
(277) C* - f»o + Inte* Ä/Ä) ;
dabei haben wir der Kürze halber die nach S. 221
in den Qh unbestimmt bleibeiide Funktion von p
und t} allein (die unter gewissen Umständen zu einem
Produkt aus # in eine Konstante wiid) mit einem Glied
- i) Bi,\\\{Bi,' B!) zusaiiiiacn in das Symbol t/,o hinein-
gezogen, das dcmgcmäÜ seine Bedeutung gegen
früher einigermaßen geändert hat.
Die Formel für läßt sich, als allein für sehr kleine
Qj gültig, schreiben
(278) Ci = C/o + In ( 1 - ,
und bei Einführung der molekularen Konzentrationen
(279) fa- R = -%~
gcmnnen alle Potentiale innerhalb der benutzten AnnäheruDg
die Form
(280) t* = fAo + Ä^ln(**);
nach Multiplikation mit {ii, liefert dies in der ^niheren £e-
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280 II* KapiteL Hehrere Eompoiieiiie&.
seichnuiig als Potential für ein Mol
(281) jj* = if*o + Ä^ln(fc),
formal übereiiistimmend mit dem Ausdruck (228) für ideale
Gase; dort bezeichnete indessen 0^0 f^ino im wesentlichen
bekannte Funktion, während diese Große hier zunächst
unbekannt ist.
Infolge dieser Ubereinstim-mung behalten die
Resultate von § 88, in denen von den Ausdrücken
für die z^o noch nicht Gebrauch gemacht worden
war, Geltung für den vorliegenden Fall einer ver-
dünnten Lösung.
Die Gleichung (228 1)
(282) K^n{]^:;r)im:^)>
in der K eine Funktion von p und allein beseichnet,
drückt den Einfluß von Drack und Temperatur auf die Kon-
zentrationen aus, und die eine positive elementare Um-
lagerun g begleitende Volumenzunahme u' und Wärmeauf-
nahme if sind nach (230) bestimmt durch
d\n{K) «' ÖIii(Jl) V
Dabei gewinnen die letzten Formeln eine besondere Be-
deutung durch den Umstand, daß K nach seiner Definition
(284) ln(jj:) = j^(2*„--2,„»-)
durch die nicht naher angebbaren 4?ao zunSchst unbekannt
ist; denn sie geben von seiner Natur eine deutliche Vor-
stellung und in gewissen Fallen auch ein Mittel zu seiner
Bestimmung,
Für nicht zu große Wertbcroiche Icnnn man meist u' in
Annäherung als von p und i) unabhän<i;ig betrachten; dann
findet sich in der S. 204 gezeigten Weise
(285) g = X'^u'p + T,
worin T nur & enthält und die zur elementaren Umlagerung
erforderliche Wärmezufuhr nach Abzug der Kompensation
der äußern ArbciL darstellt.
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§ 97. Elekbolytisehe Diagosifttion. 281
Bei Einfahnuig einer IntegrationskoDBtaDte C eiliAlt
man dann
(286) \n{K)=C-
worin B gleichfalls nur von 0 abhängt. Vernachlässigt man
das Glied mit w'p und nünnit A', und somit T als von
uuabhuDgig an^ so wird noch einfacher
(287) ln(Ji:) = C-g^.
Diese Annäher uiigsformel leistet zur qualitativen, mit-
unter sogar zur quantitativen Aufklärung der hierher ge-
hörigen Voigäiigc bemerkenswerte Dienste.
Es mag hervorhoben werd^ daß wegen der speziellen
in verd&nnten Losnngsmitteki stattfindenden Zahlenverhfilt-
nisse die fundamentale Gleichung (282) eine etwas verein-
&chte Schreibweise gestattet.
Die Eonzentration hi des Losungsmittels ist von Eins
nicht merklich verschieden; ihr Anteü verschwindet also in
Annäherung auch dann aus der Formel, wenn das Losungsmittel
an den Umsetzungen beteiligt ist, sich etwa selbst dissoziiert
Ist es unbeteiligt, so ist <k| = 0^ und es fallt hi in Strenge
aus der Formel heraus.
Die Konzentrationen "kk resp. uud A;„ der gelösten
Substanzen dürfen mit den molekularen Mischungsverhält-
nissen nklfii resp. n^/n/ und Mi,/Hi vertauscht werd^. Dem-
gemäß nimmt (282) die Form an
(288) Kln] = n(n:r)jn{K-),
wobei c = I^,„ — ist und die Produkte sich nur auf
die gelosten Substanzen beziehen.
§ 97. Elektrolytisehe Dissoziation.
Unter den verdünnten Lösungen nelmien diejenigen die
wichtigste Stelle ein, bei denen Wasser das Lösungsmittel
ist. Wie schon oben bemerkt, dissoziieren sieh der Kegel
nach die in verdünnter Lösung befindlichen 8tib-tnii/en, und
diese Dissoziation geschieht gelegentlich auch nach dem-
selben Schema, wie wenn die betreffende Substanz vergast
282 n* Kapitel. Mehrere Komponenten.
wäre. In wässoricron Lösungen hört diese Übereinstimmung
auf; die Zerlegung geschieht ganz oder teilweise nach andern
Teilungsgesetzen, wie in Gasen ; außerdem aber tratren die
Produkte gewisser Dissoziationen der ursprüncrlich elektrisch
iHutralen Moleküle elektrische Ladunei n, deren Ge-
samtsumme natürlich Null sein muß. Diese elektrisch ge-
ladenen Dissoziationsprodukte werden Ionen genannt.
Solange es sich nur um eine Phase handelt, konmien
diese elektrischen Ladungen für die Theorie des Gleich-
gewichtes nicht in Betracht, weil sie in jedem Volumen-
element in der Gesamtdichte Null vorhanden sind und so-
mit Kiäite nicht äußern; sie köniicu aber spezifische Wirkungen
üben^ wenn mehrere Phasen vorhanden sind und die bis-
herigen Gleichgewichtöbedingungen eine Verteilung der
lonea auf die Phasen v^langen, welche in denselben ein
Überwiegen der einen oder der andern Ladungsart zur Folge
haben würden. Hier verlleren dann die Gleichgewichts^
bedinguDgen^ die ohne Berücksichtigung solcher Kräfte ab*
geleitet sind, selbstverständlich ihre Bedeutung oder bedürfen
der Erweiterung. 1)
Die Dissoaiation in Ionen hat aber auch da> wo
die alten Gldchgewiehtsbedingungen ihre Gültigkeit be-
halten, aus dem Grunde eine Bedeutung für die Theorie,
weil sie durch ein sonst nicht anwendbares Mittel beob-
achtbar ist und daher zu neuen Prüfungen der Theorie führt.
Auf dem teilweisen Zerfall der neutriden Moleküle in
elektrisch geladene beruht nach der von Arrhenius*)
vertretenen und durch viele Erfahrungen bestätigten Hypo-
these die elektrolytische Leitung^ insofern die Wanderung
der positiven Ionen in der Richtung des positiven elektro-
statischen Feldes, die der negativen in entgegengesetzter
Kiehtuner rlen elektrischen Strom in dem Elektrolyten dar-
stpllt. J)a nun bei gleichen widerstehenden Reibungskräften
eine größere Zahl von Ionen bei derselben Feldstärke einen
proportional stärkeren Strom bewirkt, ist ein Schluß von
der Leitfähigkeit auf" den Dissoziations<rrRd gestattet. Auf
die Details der molekularen Theorie der elektrolytischen
Stromleitung kann hier natürlich nicht eingegangen werden.
») 8. z. B. Nernst, Zeitschr. f. phys. Chem. Bd. 9, S. 137, 1892.
2) Arrhenius, Zeitschr. f. phys. Chem. Bd. 1, Ö. 631, 1Ö87.
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% 97. Elektit>l3rti8c]ie Dusosiation.
283
EiD einfachstes Beispiel für die elektrolytiscbe Dissoziation
bietet das Wasser selbst, in dem wegen der gleichviel wie
geringen, aber doch sicher vorhandenen elektrischen Leit-
fähigkeit spurenweise Ionen vorhanden sein müssen. Man
bat Ursache anzunehmen, daß die betretende Zerfällung
nach dem Schema
H,0 = ä+HO
stattfindet, wobei die über die chenn^sciien Symbole gesetzten
Vorzeichen den Charakter der Tonenladiing andeuten.
Hier ist die zerfallende Molekülgattung (w) zugleich die
des Lösungsmittels (/); die Konzentration k„ = ki ist also
merklich gleich Lins. Für die beiden neugebildeten Molekül-
gattungen (1) und (2) sind die Umsetzungszalilen a„, - 1
und die Konzentrationen l\ = ; daher wird aus Formel (282)
(289) ki=^K,
und die Gleichung (286), In der u' als konstant voiaua-
gesetzt ist, liefert
(290) ln^k,)^C~^[-^-j^),
wobei I'nach S. 280 die innere Diseoziationswärme darstellt.
Hierdüii'h ist die Abliängigkeit der Konzentration
von /) und iJ bestimmt, sowie T und u' bekannt sind.
Diese letzteren Größen lassen sich nun allerdings nicht
direkt beobachten. Vernachlässigt man, wie oben erörtert,
das Glied u'p, die äußere Arbeit bei der Volumenanderung w',
neben ^j(TI^^)(W (identifiziert also in (285 2) T mit X') und
nimmt in einem mäßigen Temperatnrbereioii T als konstant
an, so erhält man für ki einen Ausdruck von der Form
ki = Ae-''i'\
wobei .1 und h Konstanten sind, die sich nach Bestimmung
der Leitfähigkeit (und somit der Konzentration k^) för zwei
verschiedene Temperaturen berechnen lassen.
Die Dissoziationen bei konstantem p und finden unter
Wärmeaufnahme statt, somit ist r> 0 und (wegen seiner
Bestimmung durch T) auch Ä>0; der Dissoziationsgrad ik^
nimmt also mit wachsender Temperatur zu.^)
Genaueres hierzu bei Planck, Thermodynamik, 221.
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284 H» Kapitel. Mehrere Komponeoteii.
Für größere Temperaturbereiche, etwa gar für eine Extra-
polation bis zum absoluten Nullpunkt (i^ = 0) ist die obige
Formel natürlich nicht anwendbar.
§ 98. Dissoziation der gel5steii Steife«
Solange es sich nur um eine Phase bandelt, ist es nach
dem oben Ges^aeten gleichgültig, ob die stattfinderidon Disso-
ziationen cheiiiischea oder elektrolytischcn Charakter tragen.
Da außerdem Umsetzungen, die keinerlei Molekiilart ge-
meinsam haben, sich in der Theorie völlig sondern, so
kommt auch eine etwaige Dissoziation des Lösungsmittels
nur in Ansnahmefällon mit der Dissoziation der gelösten
Substanz in Wechselwirkung, und letztere läßt sich allein be-
handeln. Dieses Problem ist demjenigen der Gasdissoziation
durchaus analog, nur daß in sehr verdünnten Lösungen
nadi dem am £nde von § 96 Gesagten die Konzentrationen k^^
die einfache Form njtii besitzen. Demgemäß genügt die
Betrachtimg einiger einfachster Beispiele.
Zerfallt ein Molekül (1) unter Bildui^^ zweier verschiedener
(2) und (3)^ so resultiert aus (282), da A*2 = h
(291) Jr=^/*,;
gegeben ist die Gesamtmasse der gelösten Substanz
und somit die Gesamtkonzentration
& 1^ "I" •
Hieraus bestimmt sich
k^jk kann man als den Dissoziationsgrnd bezeichnen, in-
sofern dadurch das Veriiaitni-« dor Änxaliieu der zerlegten
und aller vor der Zerlegung \ oi haudenen Moleküle gegeben
wird. Der Ausdruck wird Eins, wenn k gegen Null kon-
vergiert; der Endzustand bei stets wachsender Verdünnung
ist also derjenige der vollständigen Dissoziation.
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% 98. Dissoziation d«r gelösten Stoffe^ 285
Das Gesetz für l\,!k h'LÜt sicli, wie oben gesagt, durch
Beobachtungen übor die elektrische Leitfähigkeit prüfen; die
Messungen haben überall. v;n ni;ni oinr pinfache Dissoziation
nach dem obi<rt'n Schf ina annflniK ii durfte, in erster Linie
bei einer großen Zalil organisc her Säuren eine gute Be-
stätigung der Tlit (d ip gelieicrt, BeobaeiiUiiiLron hc'i ver-
schiedenen Temperaturen liefern das Gesetz dn Abhängigkeit
von K mit i^, aus dem nach die Dissoziationswärme
X' berechnet werden kann.
Der Fall stuicnweiser Dissoziation erledigt sich in der
^ 95 gezeigten Weise gleichfalls. —
Wir \s ollen noch den Fall betrachten, daß zwei Mole-
küle {ij und (2) beim Zerfall je zwei Teilkomponenteu liefern,
von denen die eine bei beiden identisch ist; (3), (4), (5) seien
die Teilkomponenten, (4) sei die gemeinsame.
Hier kann man auf den Zer£all sowohl der Molekfile
(1) in (3) und (4) wie (2) in (4) und (5) die Formel (282)
anwenden und erhSlt bei Einlührung zweier Gleichgewichts^
koefi^enten und
d. h.
(293) ^«z,, =
Dazu kommt die Bedingung
(294) fh-{-tii=ru oder Äj+Ä^g^Ä^^,
welche ausdrückt, daß die Molekfilarten (3) und (5) durch
denselben Zer&ll entstehen, wie (4); außerdem sind (neben
n,) die Gesamtmassen beider gelösten Substanzen^ somit also
die Zahlen
(295) «1 -r «3 - -ZVi , + Wg JT,
gegeben. Diese fünf Beziehungen genügen zur Bestimmung
aller fünf Molenzahlen % oder Konzentrationen
Sind die gegebenen Mengen der Körper ( 1 ) nnd (2) an-
fänglich in Teilen der Gesamtmenge des Lösungsmittels ge-
') S. z. B. W. A. Smith, ZeiUohr. f. phys. Ohem. Bd. 25^
S. 144, 193, 1898.
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286 •II* Kapitel. Mehrere Komponenten»
löst und stellt man das oben betrachtete System durch
Mischen der beiden Teillösungen her, so wird bei dem
letzteren Yorfrang der Dissoziationsgrad bei beiden Körpern
im allgemeinen geändert.
Für die Teillösungen gilt, wenn wir sie durch obere
Indices (') und (") charakterisieren^ nach S. 284
(296) Y^-S^x. |,= ii, ti = Ä4, *i' = Ai'.
Die Gleichgewichtskoeffizienten Kf, können, als außer von der
Natur der betreffenden Umsetzung nur von p und i) ab-
hängig, den früheren gleichgesetzt werden. Zusammen mit
den gegebenen Molen zahlen der gelösten Körper
(297) «i + w»=-iVi, »i' + wi'-iVi
und den Molenzahlen ni und des Losangsmitteb in den
beiden Teillösungen^ für welche gilt
bestimmen die vorstehenden Formeln die Molenzahlen oder
Konzentrationen in beiden Teillösungen vollständig.
Die Diskussion des Resultates ist im allgem einen um-
ständlich; wir beschränken uns aui einige spezielle Fragen.
Eliminiert man aus (2ü3) und die K/^ und führt die
Molenzahlen ein, so resultiert
%»/ nl^nf thni'
was man wegen
auch schreiben kann
« ©/©-«/»••
ng/Wi rosp. 7i'^'n2 gibt das Verhältnis der Zahlen der zer-
fällten und der unzerfällten Moleküle in den Teillösungen,
Wg/Wi, Wft/wj hat dieselbe Bedeutung füi* die Mischung.
Sind die linken bellen der Formeln gleich P^ins, so bleibt
der Dissoziationsgrad bei der Mischung beider Teillösungen
erhalten. Da die Molenzahlen jS\ und ÖVg vorgeschrieben sind,
60 wild zugleich
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I 98. ]>i86oziatioii der gelOeton Stoffe. 287
Die Bedingung Merfur ist
(299) K^K-hy
wobei die letzte Formel die Folge der ersten ist; iu der
Tat ergibt sidi aus
in Verbindung mit
113 — «I9 , fJs = /i5 ,
daü die zwei Formeln k\ = k4, und kf^^k^ nicht voneinander
unabhängig sind.
Die einzige Bedingung dafür, dal;! sich bei der
Mischung die Dis80ziationstj;rade für beide gelöste
Körper nicht ändern, ist hiernach die Gleichheit
der Konzentrationen J^^ und der beiden gelösten
Körpern gemeinsamen Molekülart in den beiden
Teillösungen. Dieser Satz ist von Arrbenins^) abge-
leitet und durch Beobachtungen bestätigt worden.
Ist die Beziehung (299) nicht erfüllt, so ändern sich
die Konzentrationen bä der Mischung. Nach (298) sind die
Änderangsverhältnisse
den ursprünghchen Konzentrationen ^4 und Ä4 der gemein-
samen Molekfilgattunorn proportional. Sind also z. B. die
Gesanitkonzentratioiieu -^'j/«/, N^jn'i in beiden Teil-
lösungen gleich, aber ist der Körper (1) stärker dissoziiert
als (2)| so ist kf^>k'^ uud
In diesem Falle gilt
Der Unterschied der IH - soziationsgrade der beiden
Körper wird durch die Mischung noch verstärkt
^) Arrlienius, Zeitschr. f. phyö. Chemie. Bd. 2, b. 264, 18SS.
uiyiii^od by Google
288 n. Kapitel. Mehrere Komponenten,
§ 99. Eine Terdünnte LosiiDg im ^Gleichgewicht
mit einer Phase des reinen Losmigsmittels.
Die elektrische Leitfähigkeit ist nicht die einzige Eigen-
schaft einer verdünnten Lösung, die von dem Dissoziations-
grade abliängig ist, obwohl sie fürs Erste die einzige ist,
die mit verschwindender Dissoziation gänzlich verschwindet.
Insbesondere haben die Dissoziationen auf die in § 74 be-
handelten Vorgange der Koexistenz einer Lösung mit einer
Pliase^ welche die gelösten Substanzen nicht enthält, einen
80 bedeutenden Einfluß, dafi ibie Beobachtung unter Um-
standen mit Vorteil benutzt mrd, um Schlösse über den Disso-
ziationsgrad zu ziehen. Es ist auf diesen Umstand bereits
auf S. 227 hingemesen worden.
Für die Änderung t der Umwandlungstemperatur (Siede-
§unkt> Gefrierpunkt) einer Flüssigkeit durch Auflosung einer
ubstanz in derselben, welche in die zweite Phase nicht
eintritt, gab Formel (134) einen Ausdruck, der unter Weg-
lassung der oberen Indices und bei Anwendung auf mehrere
gelöste Substanzen (h) lautet
(300) T^jlB,q,;
hierin war die S. 220 definierte Konstante der gelösten
Substanz (h), q,, das Mischungsverhältnis nii,jmi der Liosung,
jl; die Umwandlungswärme der Masseneinheit des reinen
Lösun^mittels. Analog folgte iur die Änderung n des Um->
Wandlungsdruckes
(301) n^-^^B,(lk>
wobei II, die Volumenzunahme bei Umwandlung der Massen-
einheit bezeichnet.
Setzt man wieder mk~^h/*k ^hf*h — ^> so resultiert
Zugleich erhält man für den osmotischen Druck nach (134)
wegen qh'=f>*hl^h ^^^^ man das Gesamtvolumen Vfmi^l
wählt,
(303) Po = *2 B,ni, = ^^B.fh. v, ü^^n, ,
Eine yerdOimte Lteung im Gleioligewieht usw. 289
wobei auf die Volumeneinheit bezogen ist; man kann
den in den vorhergehenden Formehi (302) dieselbe l>e-
deutung der Anzahl der Molen in der Vohmioinheit geben,
wenn man unter mi die Masse des Lösungäniittels in dem-
belben VoUiinen versteht
Die Größen r, jr, po enthalten übereinstimmend die
Summe der Molenzahlen als Faktor, und dabei spielen nach
dem in § 86 Gebagtcn die Dissoziationsprodukte die Bolle
flelbstibidiger Eomponeitm. Handelt es eich also um eine
einfache DisBOziation, bei der alle {iolenzahlen darch eine
einzige bestimmt sind^ so kann eine Beobachtung einer der
Grd&n t, po, welche liefert, diese und hierdurch
den Dissoziationsgrad vollständig bestimmen« In komj^li-
zierten Fallen, z. B. dem einer stufenweisen Dissoziation
nach dem 8. 277 betrachteten Schemai reicht eine solche
Beobachtung natfirlich nicht aus.
To igt, Thermodynamik. IL
19
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m. TeU.
Tberauseh-elektrisehe Umsetznngeii.
I. Kapitel.
Elektrostatik.
g 100. Arbeit an einem System elektrisierter Kärper.
Die Grundlage der Elektrostatik ist das Coulombsche
Gesetz für die Wechselwirkung zwischen zwei geladenen
Körpern, die als elektrische Pole betrachtet werden duifen,
nämlich Dimensionen besitzen, die unendlich klein sind gegen
ihre £nt£emnngen. Wir schreiben dasselbe
(1) K.',-f^, Kii//r,
worin und wirkenden Ladungen sind, r ihre Ent-
ferniinü" bezeichnet, f aber ein Faktor ist, der von der Natur
des Medium abhängt, innrrlialb dessen die beiden Pole sich
befinden, und sich auiierd« in durch die Einheiten bestimmt,
in denen die Ladungen gemessen werden. Setzt man für
den Fall, daß die Pole sich im leereu Ramue befinden, f^l,
so ist iliKlurch (las sogenanut^j elektrostatische Maß-
system für die Ladungen definiert.
Da die Volumeneleraente geladener endlicher Körper
füi* alle endlichen Entfernungen als Pole betrachtet werden
kSnnen, so kann man anf sie das Elementargesetar anwenden
und somit auch die Wechselwirkungen Kwiscfaen zwei Körpern
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% lUO. Arbeit au einem Öystem elektrisierter Körper. 291
ia bekannter Weise beredmen, wenn die Ladungen fGr alle
Elem^te bekannt sind.
Die HechnuDg wird vereinfacht durch Einführung des
Potcntiales der Wechselwirkung awischen den bei-
den Polen
(2) *i. = /^^,
welches die Kraftkomponenten S,', H^, auf den Pol {h)
gemäß Bd. J, S. 58 durch die Differeutialquotienteu nach
dessen Koordinaten t/^,, z,^ liefert, so daß gilt
ä^' ^ — dST' ^* = ~ö^r'
Diese Differentiation bezieht sieb nur auf das
in auftretende r; sollten also die Ladungen
und bei einer Dislokation der Pole (wie sie die
Differentiation jiaob deren Koordinaten ansdrfickt) variieren ,
so ist diese Änderung außer Betracht zu lassen. Man
kann dies durch beigeMtste Indizes e ausdrucklicdi hervor-
heben und schreiben
Die auf irgend ein Ladungselement de^ an der Stelle
Xht Vhf wirkenden Komponenten Si, Hl, ZI lassen sich
nach Vorstehendem auch aus dem sogenannten inneren
Potential 0 des Systems, das sich durch die Summe der
Potentiale aller in dem System stattfindenden Wediselwir-
kungen, also durch die Formel
(4) 0-S455,
bestimmt, ableiten mit Hilfe der i^'ormein
In der Tat: von allen den in ^ auftretenden Gliedern geben
bei diesen Differentiationen nur di'^jenigen einen Anteil, die
eine jonos Ltidnngselement den betreffende Wechselwirkung
enthalten, und jedes von diesen liefert seinen Boitrag zu den
Gesamtkompouenten in Übereinstimmung mit den onnelo (3).
19*
292
L Kapitel Elektrostatik.
Die bei einer beliebigen virtuellen (event. nur in Ge-
danken ausführbaren) Dislokation des Systems, die alle
g um 6x, dl/, dz vergrößert, von den Innern Kräften ge-
leistete Arbeit dAt bestimmt sich nach Bd. I S. 56 2U
(6) dÄ, - 2 {SidxH + Hi dsf* + Zld0H) ,
die Summe über alle Ladungselemente erstreckt; äußere, die
inneren kompensierenden Kräfte leisten gleichzeitig die Arbeit
Setzt man in (6) die Ausdröoke (5) ffir die Kraftkom-
ponenten ein, so resultiert
(7) -(fA,^öA„ = d,0,
wobei 6^0 die der Dislokation der Körper bei festgehalten
^dachten Ladungen entsprechende Änderung des inneren
Föten tiales 0 bezeichnet.
Enthält das System nur staire Körper^ und schreibt
man im Anschluß an (4)
(8)
wobei das erste Glied die Wechselwirkungen zwischen La-
dungen desselben, das zweite diejenigen zwischen La-
dungen verschiedener Körper uniiaiil, so ist nach seiner
Bedeutung das erste Glied bei einer Variation konstaut,
also
(9) dAi^^d,0'^-d^S0jt'
Die Formel (7) stimmt &ufierlidi nahe mit der Gleichung
dAi = — 30 aus Bd. I, § 32 für die innere Arbeit mecha-
nischer Kräfte in einem System von Massenpunkten uberein^
die nach § 33 mit der Energiegleichung susammenhängtj
indem 0 für ein ruhendes System zur Energie ^vird. In-
dessen liegt ein ganz wesentlicher Unterschied vor, darauf
beruhend, daß in (7) nicht die bei der Dislokation faktisch
stattfindende Variation von 0 auftritt, sondern die bei einem
nur gedachten, von dem wirklichen aber abweichenden Vor-
gang eintretende. Demgemäß ist das innere Potential
0 eines eloktrisierten Systems auch keineswegs
allgeniein mit der ])otontiellen f^nergie des Systems
identisch; letztoro kann vielmehr einen von 0 ganz ab-
weichenden Wert besitzen.
^ j . -Li by Google
§ 101. PoteuüaHunktion, Feldstärke.
293
§ 101. Potentialfunktion, Feldstärke.
Yerhalteii der Konduktoreu.
Das innere Potential des S^rstems laßt sich schreiben
(10) ^ = ij<pde, wobei 9? = /—
ist und beide Integrale über alle Ladungen des Systems zu
erstrecken sind. Denn zunächst liaben wir nach (2) und (4)
0 = 8 ,
r
die Summe üb< r alle Kombinationen der Ladungen zu zweien
erstreckt, und dafür kann der obige Wert gesetzt werden,
da die Ladungen desselben Volumcnelenientes, für de und
de^ eingesetzt, nur einen unendlich kleinen Anteil zu ^> geben
— was hier nicht bewiesen wxrden kann.
9?, die sogenannte Potentialfunktion des Systems,
ist Dach sdner Definition in (10') das Potential aller La-
dungen auf die mit der Ladungseinhelt vertauschte Ladung
de an der Stelle Xy y, gy
(11) x—"^, y— ^,
sind demgemäß die auf die Ladungseinheit im Punkte x, y,
0 bezogenen elektrisdieii KrSfte, die sogenamiten Feld-
komponenten; ihre Besultante K ist die elektrische
Feldstärke. —
Bis hierher ist Uber die Art der Körper, die das elek-
trisierte System bilden, keinerlei beschiSnkende Annahme
semabht — sie können nach Belieben Leiter oder 27icht-
kiter sein. Fiir das weitere ist eine Untersdbeidung der
beiden Koiperarten erforderlich.
Die Grund eigenschaft der Leiter ist bekanntlich , daß
in ihnen im Falle des elektrischen Gleichgewichtes eine
Feldstärke nicht bestehen kann, also (p in jedem gleich einer
Konstante sein muß. Besteht das System aus lauter Kon-
duktoren (h), und sind die Wertet die ^ auf ihnen an-
nimmt, die Ladungen, die sie tragen, so ergibt sich aus
(10^) für das innere Potential des Systems der Ausdruck
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294 !• Kapitel. Elektrostatik.
(12) 0^ilF,E,.
Die Ladtmgen E/^ sind^ ivie hier nnr erwlhnt werden mag^
lineare Fnnktionen der Potentialwerte P«, so daß man setzen
(13) E^^IP.Cj, oder P*«p*F,*;
hierbei hangen die C^it (die Kapazitätskoeffizienten) nur von
der geometrischen Konfiguration des Systems ab, und gleiches
gilt von den F/,^. (den Potentialkoeffizienten).
Für das innere Potential orijibt die Kombination von
(13) mit (12) die beiden Ausdrücke
(14) 0-i21P,P,C»,-ilIE,E,r,„
h k H M
die nur die Potentialwerte^ resp. nur die Ladungen auf den
Leitern enthalten. —
Die vollständige Variation von <Pf die einer beliebigen
Dislokation (oder Deformation) und Tjadungsanderung inner-
halb des Leitersystems entspricht, läßt sich in zwei Teile
zerlegen gemäß der Formel
(15) d0^d,0-\-dt^;
in dem ersten Teü sind die Ladungen an jedem Körper-
element haftend und ist nnr die Koäffuration des Systems
geändert gedacht; in dem awdten ist die Konfiguiatton un-
gefindert und sind die Ledui^;en in die der neuen Anoiidnung
entsprediende Verteilang gebracht angenonunen.
Handelt es sieh nidit um nur fachte, sondern um
die wirklicheui eine Konfigurationsänderung be-
gleitenden Änderungen der Ladungen^ so sind diese
der Bedingung unterwonen, daß die (xesamtladung E^ eines
jeden Leiters (h) ungeandert bleibt, also — wenn wir jetzt
die Symbole d benntaen —
dE, = 0
ist; ausgenommen ist nur der Fall eines zur Erde abgeleiteten
Leiters (n) för den, da uuin F von dem Potential der Erde
aus zahlt,
ist.
Für solche wirkliche Ladungsänderungen ist aber
dit^f resp. dj,0 gleich Null. Aus (10) folgt nämlich allge-
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§ 101. Verlialten der Konduktoren.
295
mein durah Tariaticm bei konstanter Eonilgroiati<m^ d* k. bei
konstanten Entfemnngen r,
wobei das letzte Integral über alle Leiter zu nehmen ist;
man erhält aisoi da auf jedem Leiter (h) ^ konstant ^eich
Alst,
und der Ansdruok rechts versdiwiiidet nadi ob^;em gHed-
ymae, ^tweder wegen ^£1^ = 0 oder w^;en —
Für die Wiiknng emer Bislokaticm an einem nur
Leiter enthaltendem System haben wir also
(16) d0 = d,0,
und demgemäß auch nach (7)
(17) — d^.
Das innere Potential 0 nimmt sonach bei diesen
rein elektrisch-mechanischen Vorgängen in einem
System von Leitern die Stelle der Energie ein.
Finden gleichzeitig thennische Wirkungen statt, so er-
leidet die Gleichung (17) nach den Grundsätzen der Thermo-
dynamik, die in Bd. I g 38 und 39 auseinandergesetzt sind,
eine Verallgemeinerung. Li jedem Falle ordnet sich links der
äußern Arbeit^ die wir weiterhm wieder kurs mit äÄ be-
zeichnen, eine etwa^ infiere 'WännesOfohr (in medianischem
Mafi) äü m. Die Gtestaltung der rechten Seite> d. h. der
allgemeine Ausdnick fttr die Energie^ hängt von der Natnr
der ui Betracht gezogenen Körper ab; beschränkt man sioh
auf isothermisohe Vorgänge an starren Körpern, so
kommt nur die elektrische i^ergie 0 in Betracht, nnd hier
gilt dann
(18) dfp^äÄ + äQ.
Diese Formel findet u. a. dann Anwendung, wenn in
dem elektrischen System durch Verschiebung: sf^iner Teile
ein Zustand erreicht ist, bei dem eine Entladung z. B. in
Form eines Funkens eintritt. Im Moment einer solchen ist
(Miu? Dislokation und damit eine liuüere Arbeit entweder in
Strenge nicht vorhanden^ oder sie kann vernachlässigt werden.
296 I* Kapitel. Elektrostatik.
Demgemäß gilt hier
Der in elektrischer Form verschwandene Energieanteil be-
steht in Form von Wärme weiter. Die Ausdrücke (14)
für 0 gestatten dabei, f?^^ vollständig durch die Potentiale
resp. durch die Ladungen ansziidrücken, die sich in den
beiden Znständpn a und ß auf den Leitern befinden. —
Der eintacliste Fall tritt dann ein, wenn es sich um
ZM * i Konduktoren handelt , die so weit voneinander entfernt
sind, daß man ihre Wechselwirkung vernachlässigen, also
die Energie für jeden einzelnen so berechnen kann, als wenn
der andere nicht da wäre.
Für nur einen Konduktor liefert (14)
wobei die Bedeutung der F, E, O, V aus dem S. 286 Ge-
sagten hervorgeht .
Hat der Konduktor speziell Eugelgesta1t| so läBt sich
der Wert von P (und V) leicht angeben. Naich Symmetrie
muß nämUdlL| wenn keine äußere Einwirkung stattfindet, die
Elektrizität sich rings um das Kugelzentrum gleichmäßig
verteilen, und nach einem bekannten, schon Bd. I, 8. 106
benutzten Satz übt eine solche Verteilung auf äußere Punkte
dieselbe Wirkung, als wenn die ganze Ladimg im Kugel-
Zentrum vereinigt wäre. Ihre Potentialfunktion in der £nt»
fernung r ist somit E/r^ an der Oberfläche, wo r-- 7?, d. h.
gleich dem Kugelradius, und (p=^F ist, ergibt dies F= EjM,
somit (/5=- l E'^jR — ein Ausdruck, der bereits in § 45 be-
nutzt worden ist.
Befindet sich der (etwa kugelförmio-e) Konduktor in
einem hinlänglich großen Beobnehtungsraum mit leitenden
Wänden, die dann den zweiten Konduktor 7t' repräsentieren,
so kann man die Energie des letzteren als von der Ladung
von k unabhängig betraelitcn und seinen Potentiahvert F*
gleich Null hetzen. Verbindet man die beiden Konduktoren
durcli einen dünnen Draht , so findet ein(^ Entladung \ on
k statt; sein Potential sinkt auf' Null, und der ganze lietrag
seiner aulanglichen Energie wird in Watine umgewandelt,
die sich erfahrungsgemäß nahezu vollständig in dem Draht
entwickelt
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§ 102. Arbeit bei Erregung eines Dielektrikum. 297
§ 102. Arbeit bei der Erregung eines Bielektrikiun,
Die Crnindeigenschaft der Dielektrika ist die, daB bei
ihier elektrisdien Erregung die Gesamtsumme der in jedem
kleinsten Yolnmenteil enttialtenen Ladmigen verschwindet
Es muß Bonaeh för jeden Teil eines Dielektrikam
jd e 0
sein. T>a aber trotzdem eine Wirkung von einem erregten
Dielektrikum ausgeht. <n muß .selbst in dessen kleii^'^ten
Eaumelementen eine Scheidung von positiver und negativer
Ladung stattfinden.
Wenn wir eine räumliche V^erteihmf]^ von der Dichte q
und eine tiüchenhat'te von der Dichte o zulassen, iieieit dem-
nach die obige Bedingung die Formel
(19) fgdk-h (odo^Oy
^vol)^ i (las erste Integral über alle Kaum-, das zweite über
alle Ubertiächenelemente des betrachteten Teiles zu erstrecken
ist. Hierbei hat die Oberflächenladung ei'sichtUch als von
der Volumenladuug untrennbar zu gelten.
Damit für jedes beliebige Volumen das Raumintegral
von dem Oberflächenintcgral kumpensiert wird, muß das
erstere sich ganz allgemein in das Entgegengesetzte des
letzteren unuvaiideiu lassen (und umgekehrt).
Die Bedingung dafür, daß das Kaumintegral in (19) über
ein beliebiges Volumen in ein Oberflaehenintegral verwandel-
bar sei^ ist aber die^ daß q die Form habe
wobei cc, ß, Y innerhalb des betrachteten Volumens stetige
Funktionen bezeichnen^ die nach der Art ihres Auftretens
Yektorkomponenten sind. In der Tat wird hier
J Qdh = j [äcos(»^^ x) -f ^cos(»i, y) + }^cos(»o z)\do,
unter ä, ß, y die Werte von a, ß^ y auf do^ unter n, die
innere Normale auf do relativ zu "k verstanden, und die Be-
dingung (19) ist erfüllt, wenn außer (20) noch gilt
(21 ) 0 « — (äcos(»j, x) 4- jäcos(»|, y) + ^cos(»o •
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298
1. KapiteL Elektrostatik.
<x, ß, y nennt man die Momente deB erregten Di-
elektrikum nach den Koordinatenachsen^ ihre Resol-
tante /« kurs das elektrische Moment an der Stelle »,fffis;
beide Gxofienarten sind anf die Völameneinheit bezogen nnd
variieren im allgemeinen von Ort za Ort, Die Bichtung von
/I heißt die lokale elektrische Achse.
Li Bückaicht anf das zuletzt Gesagte gilt auch
(22) <T= — /iCos(/i,w,) ,
unter ß den Wert von auf do, unter die innere Nor-
male auf do verstanden. —
Betrachten wir nun ein System, das ans einem influen-
zierten Dielektrikum und einem geladen ( n Korper, am ein-
fachsten aus einem etwa durch Reibung erregten Isolator
von unmerklicher Influenzierbarkeit, einem sogenannten ab-
soluten Isolator besteht. Beide Körper seien durch den
leeren Raum voneinander getrennt.
Für das Potential der Wechselwirkung zwischen
Isolator (i) und Dielektrikum (d) gilt aber nach dem im Ein-
gang von § 101 Gesagten
wobei (pi die Potentialfunktion des Isolators an der Stelle
des Ladungselementes äe^ des Bielektrikum bezeichnet
Führen w noch mn., daS nach S« 289 die Ladungen de^
zum Teil rannilichy zum Teil flachenhaft sind^ so ergibt sich
^id = f <PiQdk-]- j <pfodo^
das erste Integral über das Volumen, das zweite über die
Oberfläche des Dielektrikum erstreckt.
Setzt man für q und o die Ausdrücke (20) und (21)
' ein^ so resultiert nach einer teilweisen Integration des
Kaumintegraies
Hierin sind —Bfpijc x, . . . mit den früher eingeführten
dg(p,l£x, ... identisch, stellen also uacli (11) die von dem
Isolator herrührenden Feldkomponenten X,, ... dar; wir
können sonach auch schreiben
(22) 0i^^-f(aX,-^ߥi-\-Y^t)dh.
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% 102. Arbeit bei der Erregung eines Dielektrikum. 299
Das innere Potential 0 des aus Isolator und Dielek'
trikom bestelieDdeii Systems ist gegeben durch
wobei <^>„ das innere Potential (!< s Isolators, dasjenige
des Dielektiikum bezeichnen. Für die äußere Arbeit gilt
nach (9)
aber es gelingt in dem Torliegenden Falle nicht der auf
S. 287 för ein System von Konduktoren geführte Nachweis,
daß mit der ganzen die Dislokation begleitenden
Änderung d0y und somit 0 mit der elektrostatischen Energie
des Dielektrikum identisrli ist. Um zu einer Anweiiduno'
der thennod^Tiarai sehen Frin/ipion zu gelangen hat man
daher anders, als in dem Fall eines Systems von Leitern^
zu verfahren.
Da bei einem iiiliueiizierten Dielektrikum die Ladungen
sich nach (20) und (21) durch die Momente ä, ß, y be-
stimmen, so bleiben bei der durch d, charakterisierten
Variation diese letzteren konstant; wir erhalten sonach
aus (22)
(23) äA^ -j{(xdXi + ßdYi'^ydZi)dk,
oder bei Beziehung aof die Yolnmeneinheit
(24) 5a'= -(adXi + ßdYi + ydZi).
Dieser Ausdruck hat ganz die Form äa'= Bd'& — 2) XhdXkf
welche den allgemeinen thermodynamischen Entwicklungen
in Bd. I, § 127 zugrunde gelegt ist; X,-, Y,, Zi nehmen die
Stelle der Unabhängigen und y die Stelle der Ab-
hängigen X/, ein, B ist Null.
Indessen besteht ein wesentlicher Unterschied darin,
daß jetzt nicht, wie früiier, die X;, nur von den im gleichen
Volumenelement stattfindenden Xh abhängen. In
der Tat: alle Elpmcnte des Dielektriknin werden direkt
durch die in ihnen wirkenden äußern Komponenten X,, Yj-,
Zi erregt, und indem sie wieder ein Feld erzeugen, wirken
die in allen bUittfindenden X,, 1'',, Z^ indirekt auf jedes
Volumeaelement; die schließlieh erregende Feldstärke K ist
aus der vom Isolator herrührenden X,- uud der von dein
erregten Dielektrikum ausgehenden K4, zusammengesetzt, und
300
I. KftpiteL ElektioBtaftik.
ßf y hangen direkt nicht von sondern von
JC= X, + , 1'= Yi H- Irf , Z=Zi-\-
ab.
Man kann die Sohwieri^»lt umgehen durch die Über-
legung, dafi jede elektrische Kraft durch einen geeignet
aufgestellten geladenen Isolator hervorgebrach und jede ihrer
Anderiuigeii dureh geeignete Dislokation eines solchen be-
wirkt werden kann. Man kann demnach auch eine ideale
Arbeit {äa^) betrachten» die zu lebten wäre, wenn die
Änderungen dX, dY, dZ der gesamten Feldkomponenten
durch ^Dislokationen eines Systems von Isolatoren bewirkt
wurden, und die gegeben sein muB durch
(25) {ä»') ^^{adX'\-ßd r+ ydZ) .
Dieser Ausdruck ist nun frei von der oben hervor-
gcbcibencn Schwierigkeit und gestattet die früher an die
Formel äo,' = —J.Xi,dxi, angeknüpften SchluBreihen.
Es mag übrigens bemerkt werden, daß man den vor-
stehenden Ubergang befriedigender gestalten kann » indem
man ein kugelförmiges Volumenelemeut betrachtet, für
welches sich der Vorgang der dielektrischen Erregimg duitsh
eine Feld- wie durch eine Temperaturänderung theoretisch
streng verfolgen läßt.
§ 103. Bas erste tliermodyuamiseiie Potential für
elektriseb-tlieriiiiselie Umsetsniiigeii. Pyroelektrizitftt,
Wir wenden die Formel (25) zunächst auf den Fall an,
dali es sich um einen reversibeln elektrisch -tli ermischen
Vorgang handelt, wobei insbesondere auch entgcgf n^esetsrten
Änderungen der Feldkomponenten immer entgegengesetste
Änderungen der Momente entsprechen. In diesem Falle
sind die allgemeinen S&tze der Thermodynamik anwendbar;
insbesondere gibt es nach § 128 von Bd. I ein (erstes)
thermpdynamisches Potential ^ der Volnmeneinheit mit den
Argumenten Xy T, Z und dessen erste Differential-
quotienten mit den Momenten ß, y und der Entropie tf
in den Beeiehungen stehen
dx^"""' ey^"^' dz^"^'
f 108. Dm ente fhennodyiiBin. Potential; Fyroelektrisitftt. 301
Die Momente dielektrischer Körper sind nach der Er-
fahrung in sohr großer Annäherung lineare Funktionen der
Feldkomponenten; man kann daher füi* den allgemeinen,
auch für beliebige Kristalle gültigen Ansatz machen^)
(27) + o,^x-\- e,aY+ e,o^+
Hierin sind die sämtlichen Parameter J^'unktioncn drr Tempe-
ratur und variieren mit Ausnahme von ofienbar mit der
Orientierung des Kooidinatensysteras.
Bezieht man den Ausdruck auf ein Achsenkreuz, das
dem Kreuz d( r Hauptachsen der zentrischen Oberfläche
zweiten Grades von der Gleichung
(28) 1 = + + ^s^* + 2«^8 -f 2^1 4- 2ei, a?y
parallel ist, so versebwinden aus (27) die Produkte FZ,
ZXf XY, und man erhalt einfacher
(29) ™ r = Hh^' +e,Y^ + e, Z^) + e,x+ (% r+ s^z^ e, ,
wobei e^i und ß^, ß.,, ßg neue Bezeichnungen sind.
Bei Benutzung dieses dielektrischen Hauptachsen-
eystems liefern die ersten drei Formeln (26)
(30) ««-^X+^i, ß==e.,Y-{-ß^, y = ft,Z+Ö3.
Diese Ausidiikke zeigen, daß die dielektrischen Mo-
mente a, ßf y im allgemeinen aus zwei verbchiedenartigen
Teilen bestehen. Der erste Teil verschwindet mit den Fcld-
kompGuenten X, Y, Zy erscheint also als deren Wir-
kung) d. Ii. als elektrisch inf luenziert. Demgemäß
tragen die Parameter e^k den ^"^amen der allgemeinen
Elektrisierungözahlen, auch wohl der dielektrischen
Snsseptibili taten; die nennt man die Hauptelektri-
sierungszahlen. Sie sind im allgemeinen Funktionen der
Temperatur^ doch spielt diese (übe^ies zumeist geringe) Ab-
hängigkeit in den Relationen (30) nur eine sekundäre Rolle.
Der zweite Teil der <k, y ist von den Feldkom-
ponenten ganz unabhängig, er enthält eine ganz direkte Ein-
wirkung der Temperatur auf die Erregung eines Dielektri-
kum, die ohne influenzterendes Feld aufmtt Man nennt
eine solche Erregung pyroelektrisch.
•) W. Voigt, Wied. Ann. Bd. üö, S. 701, 1895.
302
I. Kapitel. Elektrogiatik.
Diese letztere E^rregung kann aber nach der Bedeutung
der Formeln (30) nur unter ganz bestimmten speziellen Um^
standen eintreten. Denn da die Temperatur richtungslos
(ein Skalar) ist^ so kann eine gerichtete Wirkung (ein Vek-
tor fi) durch sie nur in solchen Medien erregt werden, in
denen nicht nur überhaupt verschiedene Richtungen ungleich-
wertit;^ sind, sondern letzteres insbesondere von entgegen-
gesetzten Eichtungen gilt. Pyro ( lek trizität kann
somit nur in azentrischen Kristallen, und
weder in zentrischen Kristallen noch in iso-
tropen Körpern auftreten. Gleiches, wie diese Über-
legung, zeigt eine nach den Grundsätzen von Bd. I, § 134
durchgeführte Analyse.
Aber auch die azentrischen Kristalle sind nicht sämt-
ich pyroelektrisch erregbar; die direkte Anschauung zeigt
in Ubereinstimmung mit der Analyse, daß alle Kristalle
ausfallen, welche keine einzelne einzigartige Richtung be-
sitzen. In der Tat: gibt es zu jeder Riclitung auch nur
eine zweite physikalisch gleichwertige, so ist, da fi eben nur
einen ausgezeichneten Vektor repräsentiert, die Erregung
unmdglidi« Ein Beispiel liefert Quaiz^ dessen KristalllMrm
durch eine dreizahlige (Haupt-) und drei dazu normale
zweizShlige (Neben-) Symmetrieachsen charakteriBiert ist Hier
g}t es zu jeder Richtung im allgemeinen fönf gleichwertige
chtungen, zu der einen Seite einer Nebenachse aber zwei
(nämlich die entsprechenden Seiten der andern Nebenachsen),
zu derjenigen der Hauptachse eine (nämlidi die entgegen-
gesetzte) gleichwertige.
Dagegen sind offenbar alle Kristalle, die kein anderes
Symmetrieelement besitzen, als eine Symmetrieachse, iSngs
dieser einzig ausgezeichneten Bichtang pyroelektrisch erregbar.
Sind außer der genannten Symmetrieachse noch Sym-
metrieel>enen vorhanden, die durch die Symmetrieachse
gehen, so sind dieselben mit der beschriebenen Erregbarkeit
vereinbar; in der Tat, die Erregung wird durch einen in
der Symmetrieachse liegenden Vektor gegeben, und dieser
besitzt boT-pits unendlich vie1r solche Symmetrieebenen.
Der bekannteste Repräsentant der pyroelektrischen
Kristalle ist derTurmalin, der durch eine dreizahlige Sym-
metrieachse und drei dnroh letztere gehende (aquidistante)
Symmetrieebenen charakterisiert ist. Eine häufig vorkom-
üigiiized by
% 104. Erwtanung in einem elektriflohen Feld.
303
inende Gestalt seiner Kiistaile, die seine Ö^mmetrie erkennen
läßt, zeigt Figur 39.
Ein Turmalin würde also nach dem Vorhergehenden
bei jeder Tomperatur ein elektrisches Mutncnt besitzen und
damit ein Analogen zu einem permanenten Magneten bieten.
Indessen liegt hier iiu wesentlicher Unterschied vor, insolcrn
auf jedem permanent polarisierten Dielektrikum sich nach
ber
Die permanente X^gung ist also bei
einem konstant temperierten Tuunnalin nicht ohne
wdteres nachweisbar; man kann sie feststellen^
wenn man den £iiertall s^Mmmert nnd hia> Fig. 8o.
dnrdi Flachen herstellt^ welche zunächst die in-
flnenzierte kompensierende Ladung noch nicht besÜEen.^
Außerdem ist aber nachweisbar die Änderung der
Erregung bei wechselnder Temperatur, wenn diese Änderung
schnell genug stattfindet und die Ob^iflache hinreichend gut
isoliert, so dafi die Influenzierung der letzteren mit der Zu-
nder Äbnahme des innem Momentes nicht Schritt halten
kann. Darum werden die Beobachtungen gewöhnlich so an-
gestellt, daß man einen erhitzten Turmalin der Abkühlung
überläßt; hierbei ändert ^ich sein Moment und nach Hon For-
meln (20) imd (21) flie demselben äquivalente innere und
äußere Dichte q und a.
^ IUI. Erwärmung in einem elektrischen Feld,
Piezoelektrizität und elektriseke Deiormation.
Bei der Diskussion des aus (26^) folgende Ausdruckes
für die Entropie wollen wir zunächst von der Variabilität
der Elektrisierungszahlen e^^^ resp. mit der Temperatur
absehen* Wir erl^ten in diesem Falle» wenn wir abkfirzend
(31) — *=0i
setzen,
W. Thomson, Notiz aus dem Jahr 1860, s. Math. phys.
Papers, T. I, S. 315, 1882.
») W. Voigt, TTied. Ann, Bd. 60, S. 368, 1897.
304
L KapiteL Elektrostatik.
(32) V=0iX+6)8r+6>3^+0o,
wobei Si, Si, 63 nur bei geviseen asenfaischen Kristallen
von Null verschieden sind.
Nehmen wir hinzu, daß die WcärmeaufDahme äco' der
Yoliimeneiiiheit mit tj' durch die BeziehuDg verbunden ist
(66) ä(o' = ^dT]',
so erkennen wir, daß nach (32) der Wärmeumsatz von der
die Temperaturänderung begleitenden Änderung des elek-
trischen Feldes abhängig ist.
Diese Wirkung des elektrischen Feldes in azentrischen
Kristallen tritt am auffallendsten bervor, wenn man einen
adiabatischen Vorgang, also zwei Zustände (a) und {b)
gleicher Entropie betrachtet Die Beadehung
(34) Tj[a) =
bestimmti wenn für den Zustand (a) Feldkomponenten und
Temperatur, für den Zustand {b) aber nur die Feldkompo-
nenten vorgeschrieben sind, die Temperatur im Zustand (6);
sie signalisiert also eine Temperaturänderung, die
durch eine Änderung der Feldstärke bewirkt wird.
Um die Verhältnisse möglichst übersichtlich zu g( stültcn,
wollen mr berücksichtigen, daß es sich V^ei den hier vor-
liegenden Vorerängen um äußerst kleine Temperatur rinderungen
handelt. AY* rin wir dann als Zustand (a) denjenigen an-
nehmen, wo der Kristall einem Felde nicht ausgesetzt ist,
als (5) denjenigen, wo die Felükoaiponenten X, Y, Z wirken,
so haben wir
(35) (0i),X -h Y + ieü,Z+ (Ä), = (e^o)« 5
berücksichtigt man dabei, daß (6^)^ sich auf eine um den
sehr kleinen Betrag r höhere Temperatm* bezieht, als (0o)a,
und setsst
(36) ( sQt - ( öG)« = T ^ = T ,
so findet man schließlich
(37) eii+6Ksr-i-eiz--TeK,
wobei die Si und &o sich auf eine beliebige Temperatur
zwischen ^„ und beziehen.
% 104. Erwinnmig in einem elektrischen Feld. 3Q5
Dieser in X, Y, Z lineare Ausdruck für r seigt» daß
einem azentrischen Kristall eine Temperatur-
äoderang eintritt, wenn man ihn einem elektrischen
Felde aussetzt, und daß diese Temperaturänderung
ihr Vorzeichen wechselt, wenn man die Bichtnng
der Feldstärke umkehrt.
Dir Funktionen (~)^ , , ^3 sind diesell>ef>, die in den
Formeln (,30) für das reziproke Phänomen, für die <'l(>k-
trische Erregung dnreli Temperaturänderung, auftreten; sie
dürfen als durch jene NVirkung deüniert und quantitativ be-
stimmbar betrachtet weixlen.
Zu einer direkten Deatiing des Parameters 6^' gelangt
man mit Hilfe der allgemeinen Definition der in Bd. ],
§ 126 eingeführten spezifischen Wärme der Yolumeneinheit
/ :=^dij'Jd&, in der jetzt zu setzen ist
^•^^^ + es F4- mz-{- .
Hierin dürfen nach Wahrscheinlichkeit die in Si, 6^', 0^
multiplizierten Glieder neben Sq vernachlässigt werden; in
diesem Falle wird
(39) / = ^e^idX + Bid Y+ e^zdZ)ld^ + ^ Öff,
Diese Formel bestimmt die spezifische Wfirme in ihrer Ab-
hängigkeit von der die Wanneaofiiahme begleitenden Ande*
rung der Feldintensitit^ die nach (25) eine äußere Aibeit
in sich schließt.
Bei nnveräDderten Feldkomponenten (was dnroh den
Index f ausgedrückt werden mag) ergibt diese Formel
(40) y/ = ^eö,
in Ubereinstimmung mit der allgemeinen Formel (6d) in
g 127 des Bd. I.
In unserm Falle variiert zwischen den Zuständen (a)
und (h) die Temperatur nur unmerklirb; & kann somit jede
Temperatur zwischen /I, und bezeichnen. Ferner zeigt
die Formel (40), dal! y]- nur von ^9 abhängt, also für jede
(konstant erhaltene) Feldstärke den gleichen Wert besitzt.
Da überdies mechanisclie Einwirkungen nicht vorausgesetzt
sind, so darf mit der gewöhnlichen spezifischen Wärme
der Volumeneinheit bei konstantem Druck identifiziert werden.
Yoigtf Thermodyaamik. IL 20
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306 I* Kapitel. Elektrostatik.
Wir erhalten eonaoh
(41) m^r'pl^
und die Gleichung (37) liefert schließlich
(42) e'xX+e^Y+&iZ=-'^.
In dieser Formel können alle Paraun ter als bekannt gelten,
80 daß die Erscheinung der elektrischen Erwärmung
eines Kristalles zu einem Prüfstein der Theorie
wird. Btobachtungen^) der sehr delikaten Erscheiimng
haben eine angenäherte Übereinstimmung mit vorstehender
Gleichung geliefert. —
Wir wenden uns nunmehr zu der ßetiachtung des
Einfinsses, den die Eiektrisierungszahlen e|^ resp. im Falle
der Abhängigkeit yon der Temperatur auf den Wert der
£ntropie tf nahen; dabd wollen wir uns der £m&ohheit
halber auf zentansch-sjnmnetrisohe Kristalle und Isotrope
Medien besdiränken, ffir welche die Parameter ß^, B^j
verschwinden.
Der Ausdruck (29) för & Hefert in diesem Falle^^falls
wir abkürzend deklB^*^ei setzen,
(43) = X2 + 64 + e',Z^) + 6^0 ,
eine Beziehung, die mit (32) völlig konform ist, nur daß
jetzt an Stelle der Feldkompononton deren Quadrate stehen.
Es lassen sich domgomüB auch dieselben Folgerungen an
sie knüpfen, die oben gezogen sind.
Insbesondere bestimmt (43) für eine adiabatische Ände-
rung der Feldstärke von einem Zustand (a) in einen Zu-
stand (h) die begleitende i'eiiipenitnränderung r; wegen der
Kleinheit von t kann man, wenn im Anfangszustand kein
Feld wirkte, analog zu (37) und (42) schreiben
wobei die ei zumeibt als konstant angesehen werden können.
Ein zentrischer Kristall oder ein isotroper
Körper erfährt sonach beim Einbringen in ein elek*
trisches Feld eine TemperaturSnderung, die sich
') Straubel, Göttingor Nachr. 1902, 3. 161.
§ 105. Irreversible Vorgänge. 307
mit der Umkehrung des Feldes nicht umkehrt und
positiv oder negativ ist, je nachdem die Elektri-
slerungasahien mit wachsender Temperatur ab- oder
zunehmen. —
Zum Schluß dieses Abschnittes mag hervorgehoben wer-
den, daß laut der BeoV}achttmg die Funktionen B der An-
sätze (27) und (29) bei Deformationen dos betrachteten
Medium ihre Werte ändern. In erster Annäherung (um
alle Unabhängigen höchstens in Gliedem zweiten Grades zu
führen) sind z. B. Ojo, Ogo» Ö30 resp. öj, 63 durch
lineare Funktionen der in Bi I, § 117 und 130 eingeführten
form:!tiorisgrößen x^, .r, ...a^ und durch eine solche
zweiten Grades zu geben.
Em derartig erweitertes tliermodynamisches Potential
erfüilt nach Bd. I, § 130 außer den Gleichungen (26) noch
Beziehungen von der Form
Ä=l,2,...6,
wobei die Xf^ die Komponenten der innern Drucke oder
Spannungen des Medinni darstellen. Ks verlangt also fiir
alle Körper, deren Symmetrie mit dem erweiterten Ansatz
verträglich ist — und bzw. der sind dies wiederum
azentrische Kristalle — eine Keihe sehr merkwürdig
Eradiehiungen, inebeeondere die Erregung elektriGM^er Mo-
mente durch Deformationen und die Erregung innerer Span^
nuDgen (und daraus folgende Deformationen) durch Ein-
wirkung eines elektrischen Feldes. Diese Vorgänge, die als
Erscheinungen der Piesoelektrizitat und der elektri-
schen Deformation bezeidinet werden, sind beobachtet
worden') und werden dorch die genannte Erweiterung des
Ansatzes für ^ erklart
§ 105. Lrreversible Yoiginge.
Im vorstehenden sind ausschließlich reversible Vor-
gänge beliandelt; bei irrcvcrsibeln existiert kein thermo-
djnamisches Potential und die Beziehungen (26) verliei^eu ihren
*) W. Voigt, Wied. Ann. Bd. 55, S. 701, 1895.
^ J. und P. Curie, 0. B. T. 93, S. 1137, 1881; T. 95^
S. 9U, 1882.
20*
808
I. Kapitel. Elektrostatik.
Sinn. Anwendbar bleibt die allgemeine Gleichung der Energie
dE = äA-^äQy aus der für einen beliebigen Kreisprozeß
folgt.
(44) (^) + (ö)«0.
Ist zwisclieii zwei Zustanden sowohl ein reversibler (r)
als ein irreversibler (i) Ubergang möglich, so liefert (44) für
die Aufwendungen an Arbeit und Wärme
(45) Är-^-Qr^Äi+Qi.
Dazu tritt speziell fnr imversible Ereisprozesse die Clau-
siasflohe Ungleiofaiuig
(46) y)-?-^^-
Irreversible Vorgänge von der Art der Bd. I, S. 226
betrachteten Dilatationen gegen Unterdruck kommen — abge-
sehen von den am Ende von § 101 erledigten Entladungen —
hier nicht in Betracht, da bei der Geschwindigkeit der
Ausbreitung elektrischer Störungen jederzeit zwischen dein
äuBem und dem innem Feld merklich Gleichgewicht herrscht.
Dagegen gibt es in unserm Gebiete Analoga zu den Be-
wegungen gegen fieibongs- und andere WiderBtandskräfte,
nimlieh Media, in denen ein Moment /i, daa dnn^ eine
Feldstfirke K hervorgerafen war, nidit durch blofies Auf-
lieben dieser £inwii£uig verschwindet, sondern erst durch
eine bestimmte Einwirkung von entg^ngesetzter Bioihtung,
dne BiTBcheinung, die man als Hysteresis bezeichnet
Wenden wir auf einen isothermischen Kreisprozefi mit
einem derartigen Körper die Gletebungen (44) und (46) au,
so erhalten wir
(47) {O)<0, (.4)>0;
hier wii'd also jederzeit Arbeit aufgewendet und die äqui-
valente Warme gewonnen. Wird die entwickelte Wärme
mcbt abgeführt, so wird bei einem derarticren Kreisprozeß
die Temperatur des Körpers steigen müssen. Diese Er-
scheinung besitzt, wie sich unten zeigen wird, unter Um-
standen eine erhebliche praktische Bedeutung.
Ein Beispiel würde ein Dielektrikum liefern, in dessen
Nähe ein geladener Isolator eine geschlossene Bahn auslübi-t.
Die in diesem Falle bei der Verschiebung durch ein Linien-
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§ ICH). Übertragung der Resultate auf maguet. Vorgänge. 309
element «uufShrende Arbeit ist durch Fonnel (23) gegeben«
Um sie fiber einen endlichen Weg, etwa über einen Kreis-
prozeß, wiridich zu summieren, müßte das Influensproblem
gelost, d. h. mfifiten y m ihrer Abhängigkeit von X^,
F|, Zi bestimmt sein.
§ 106. Übertragung der Resultate auf magnetlsclie
Vorgänge.
Bei den bisherigen Betrachtungeii haben wir stets von
Dielektrika gesprochen; ein großer Teil der erhaltenen Re-
sultate ist aber nngefindert auf magnetisierbare Körper über-
tragbar, denn alles, was in § 102 über die fundiunentalen
Eigenschaften der Dielektrika gesagt ist, gilt genau ebenso
für magnetisierbare Substanzen, bei Vertauschung der elek-
trischen Ladungen, Dichten^ Momente^ Potentiale, Feld-
stärken mit magnetischen.
Pür reversible Vorgani^o ist TN citor die Einführung eines
therm odynaniischen FotentiaUs möglich, das die in (26)
ausgedrückten Differentiaicigcnschaiten besitzt. Auch die
spezielle Form (27) dieses Potentiales ist für eine große Zahl
von Körpern anwendbar, nur daß Fälle endliche!- Parameter
<9i , S^f ^3 somit merklicher Pyromagnetisiuus nicht
bekannt sind.^) Es kommen vorläuHg aisu nur die Analoga
zu den § 104 behimdelten elektrothermischen Wirkunsren
bei zentrischen Kristallen in Betracht; isotrope Körper, mit
denen reversible Magnetisierungen aiistiihibar sind, werden
sich also bei Einlühruiig in ein magnetisches Feld erwärmen
oder abkühlen, je nachdem ihre Magoetisierungszahlen mit
wachsender Temperatur ab- oder zunehmen. —
Einiffe besondere Bemerkungen Vordem die stark-
mamietU^en Körper, also die isotropen Metalle Eisen,
Kickel, Kobalt und eine Bdhe kiistalltmscher Verbindoneen
derselben. Bei ihnen ist die Proportionafit&t zwischen Fdd-
stfiiken und Momenten nur in ganz schwachen Feldern vor-
handen, der Ansatz (27) fOx das tbermodyoamisdie Potential f
also unvoUständig. Die ICnznnahme höherer Potenzen und
Produkte der Feldkomponenten liefert dann auch für die
Energie einen entsprechend komplizierten Ausdruck und dem-
») W. Voigt, Ann. d. Phy«., Bd, 4, S. 94. 1902.
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310
1. Kapitel, Elektrostatik.
gemäß für die adiabatisclie Erwärmung in einem Magnetfelde
ein abweichendes Gesetz.
Von besonderer Bedeutung^ int, daß für die meisten
dieser Körper die Maernetisierungsvorgänge nicht reversibel
Bind^ also bei ihnen die auf dem themodynamischen Potential
beruhenden Beziehungen höchstens qualitative Gültigkeit
haben. Vor allen Dingen besitzt Eisen eine (je nach seiner
Herstellunirsart. wechselnde) Koerzitivkraft, die von einem
erregten Moment nach Verschwinden des erregenden Magnet-
feldes einen kleineren oder größeren Teil festhält. Bei
hartem Stahl ist der mit dem Feld verschwindende Teil
unter Umständen sogar unmerklich.
Hier kommt das am Ende von § 105 über irreversible
Kreispruzesse Gesaarte zur Geltung;. Bei sukzessiven Mag-
netisierungen lüid Knt- oder Ummagiieiisieruugen von Eisen-
massen geht jederzeit von der aufgewandten Arbeit ein be-
trachtlicher Teil in der ürgestalt verloren und wird zu einer
Erwärmung jener Massen verbrancht. Solche wechselnde
Magnetisiemngen kommen bekanntlidi in der Eldktrotechnik
bei Dynamos nnd Motoren viel&ch zur Anwendung^ und der
oben besehiiebene Verlast an nutzbarer Arbeit spielt bei
ihnen eine sehr unerfreuliche BoUe.
Das in g 102 verfolgte Problem eines Dielektrikum im
Felde eines geladenen^ absoluten Isolators hat sein vollstän-
diges Analogen in einem maffpetisierbaren Körper^ der dem
Felde eines absolut harten Stahlmagoeten vesp. einer von
einem elektrischen Strome durchflossenen Bolle ausgesetzt
ist. Auf diese Falle gestattet sonach auch die Gleichung
(23) für die eine relative Dislokation begleitende Arbeit
unmittelbare Anwendung.
Der wichtiggte Fall| der eine ein&che theoretische Ver-
folgung gestattet und daher auch hfiufig der Beobachtung
unterzogen ist, wird durch ein in einem homogenen Felde
befindliches magnetisierbares EUipsoid gegeben. Hier ist
init X^, auch <x, ß, y im ganzen Körper konstant^
und die ietete Formel wird^ wenn man die sogenannten Ge-
samtmomente
j(xdk^JL, Jßdk^B, jydk = r
% 106. Übertragung der Bmltate Mif magnet. Vorginge. 311
einführt^ zu
= - (AdXi + Bei r, + rdZt) .
Ist die X-Achse eine der ElUpfloidachsen und bleibt
das fiußere Feld immer der X-Achse paralleJi so gilt letzteres
andi von dem Gesamtmomeot
M = y + B« + n
uid die obige Formel nimmt die Gestalt an
dieselbe ist mit derjenigen für die Arbeit eines allseitig
gleichen Druckes äA = —pdV konform und gestattet des-
halb nach J)(l. I, § 54 die graphische Verauschaulichung in
einem iT.M Kourdinatensysteoi. Sie ist in Annäherung gültig
für einen gegen seine Länge dünnen Stab, der als ein sehr
gestrecktes Ellipsoid aufgefaßt werden kimn.
Oszillieit insbesondere zwischen zwei extremen
Werten -^K^, and sind die jedem erreichten zugehörigen
Werte M beim Wachsen und beim Abnehmen von ver-
schieden, so werden die durchlaufenen Zustände in der
£^M-£bene durch eine geschlossene Kurve dargestellt, deren
Inhalt wegen
(^.)--(/)M«fÄi
die aufgewandte Arbeit mißt. Erhält man dabei die Tem-
peratur konstant, so ist nach (47) (A)>Oy d. h. Arbeit geht
verloren und ündet sich nach (42) in der (ihr absolut gleichen)
gewonnenen Wärme —iß) wieder.
') Warburg, Wied. Ann. Bd. 13, S. 141, 1881.
II. Kapitel
Galyanismus.
§ 107. Die Gesetze des elektrischen Stromes.
Die Gresetse der elektrischen Strömimg lassen sieh be*
kanntliöh anschaulich gewmnen^ wenn man die Mektrizitat
^vie einen materiellen Körper, entweder als ein kontinuierliches
Flnidium oder als ein System von Massenpnnkten behandeit,
deren Bewegung in den Leitern eiuen starken Widerstand
findet. Aus dieser Vorstellung ergibt sich die Stromdichte
d. h. die in der Zeiteinheit die Querschnittseinheit passierende
Elektrizitätsmenge, als der treibenden Kraft proportional und
sind daher für die Komponenten jx, jyy jt der elektrischen
Strömung^) nach den Koordinatenachsen die Formeln galtig
(48) j, = ln^'^'^^2Y+X,,Z,
wobei die jUft die Koeffizienten der spraifischen LeitfShi^eit
und 2^ T, Z die Komponenten der wirkenden dektrischen
Kraft oder Feldstarke bezeichnen.
Yon diesen Kräften kommen zwei Arten in Betracht,
n&nlioh einmal von elektrischen Ladungen oder Induktionen
henrOhrende, die auf auBerhalb des betrachteten Elementes
liegenden Ursachen beruhen und deshalb äußere Kräfte
heißen mögen; eodann aus molekularen Verfailltnissen, lokaler
Änderung yon Dichte^ Zusammensetzung und Temperatur^
3*9 Svf haben hier also andere Bedeutungen wie Bd. I,
ö. 23.
üigiiized by
f 107. Di« Gesetze des elektriaebeik Stromes.
313
im Leiterelement entspringende, die wir innere oder Mate*
rienkräfte nennen. Greinäß dieser Unterscheidiing schreiben
wir auch
usf., wobei X/, Y,, Zi mit den im vorigen Kapitel unter
diesen Symbolen veretandenen Gröüen natürlich nichts zu
tun haben.
Für einen isotropen Körper nehmen diese Formeln
die eiiiiaclicre Gestalt
(50) j.-A(-X.4-X,), j,-jl(r.4-r,), >. = A{Z. + Z,)
an, in denen X kurz als die elektrische Leitfähigkeit
der Substanz beaeichnet wird; hier ist die Stidmung mit der
Resultanten aller treibenden ErSfte nidit nur proportional,
sondern auch parallel.
Hat der Leiter fadenförmige Gestal^ ist er^ wie man
sagt^ linear, so ist hiernach die resultierende Stroradichte j
der Fadenachse parallel und mit den parallelen Kom-
ponenten Sa und 8i verknöpft durch die Formel
(51) i-A(Ä + &).
jq = I — unter q den beliebig, aber stetig wechselnden
Querschnitt des Fadens verstanden — heißt die in dem
linearen Leiter fliebeiide Stromstärke; sie muß im Falle
eines stationären Zustandes längs des Fadens konstant sein.
Rührt die äußere Kraft Ka nur von einer elektrischen
Verteilung auf dem linearen Leiter her (wird also Induktion
ausgeschlossen)^ so hat sie nach S. 285 eine Potentialfunk-
tion, die wieder mit 99 besdchnet werden mag. Hier ist dann
^^ipjBsy also
(52)
und bei Integration zwischen zwei Querschnitten a und ß
(53) l(^=\Sds-^<pa-9ß'
Der Faktur von / heißt bekanntlich der Widerstand
des Leiters zwischen <x und das Linienintegral von 5,
die elektromotorische Kraft zwischen (x und ß, und
314
II. EApiiel. OalTaaiamuB.
die Formel lautot bei Einfiihrung zweier neuer Sjrmboie
Wttß und Laß für diese GröBen
(54) IWaß^Ltiß+fpa — 9>ß*
Betrachten wir, wie es höchst wahrscheinlich der l\'irk-
lichkeit entspricht, die t'bergäiige zwischen verschiedenen,
den Leiter zusammensetzenden Teilen, z. B. zwischen ver-
schiedenen zusammengelöteten Drähten als stetig, d. h. durch
eine Übeigaiig.sschioht vennittelt» so ist auch 9? stetig, und
wir können obige Integration dber beliebwe Teile des Leiter-
kreises erstrecken; es ergibt sieb in diesem Falle die Ohm sehe
Formel 1)
(55) T{W)-m,
wobei (W) den ganzen Widerstand, (L) die ganse elektro-
motoiische Kraft des Leiterkreises bezeichnet.
Li den Ubeigai^sdiichten wird sehr groB sein, um
so großer, je dünner sie sind, je jäher also der Wechsel der
Konstitution der Materie stattfindet; da nun / längs des ganzen
linearen Leiters konstant ist, kann nach (51) ein über alle
Grenzen wachsendes Si nur eintreten, wenn Fwh Sa (also in
unserm Falle —dfp'ds) analog verhält, und Si-\-Sa = Si-'ricf !ds
endlich bleibt. Geht man zur (iwu/a' über und vernach-
lässigt Endliches neben Unendlichem, so muH Si in der
Grenzschicht gleich —<Si» d. h. gleich c cpjds werden, es muß
also bei der iutegration über die Dicke der Grenzschicht
zwischen zwei Medien [h) und (Ä) gelten
(56) / Sids ^Fuk^<pi-q>u;
{hk)
dabei stellt die f^l ek t romotorische Kraft der
Grenzschiclit {hh) dar, positiv gerechnet in der Kichtung
§ 108. WXrmewirkiiDgen des Stromes.
Haben dio Kom])niicnten jj., wie oben gesagt, die
Redontüiig der Produkte aus I^adungsdichte in die Kom-
ponenten der Geschwindigkeit und bedeuten Xq, I'y, Zq die
Komponenten irgend einer auf die bewci^-te Laduiit^ wirkenden
Krnft Kfj, so hat nach der allgemeinen l>eüuition von Arbeit
^) Ohm, Die galvanische Kett«, Berlin, 1827.
§ 106. Warmdwirkung^n des Stromes.
315
in Bd. I, § 27 der Ausdruck YJ,'{-Zoj,)dt die Be-
deutung der auf die Ladung der Volumeneinheit belogenen
Arbeit von während dt;
(•'>7) Xoi, + YJy + ZJ, = «0
gibt diese Arbeit bei Beziehung auch auf die Zeiteinheit, und
(58) /(XJ, + rj,-h^oÄ)^A?«^
bestimmt sie für die Ladung innerhalb des Volumens k,
Ober welches das Integral erstreckt wird.
Handelt es sich, wie In den praktisch wichtigsten Fallen
um einen linearen Leiter von isotroper Substanz, so nimmt
die Formel (58) die Gestalt an
(59) / ^oJ^lds = Ij Sq äs = ILq — ,
wobei 8^ die Kompouente von Kq nach der Achsenrichtung s
und Ijq die elektromotorische Kraft auf s bezeichnet.
Die vorstehend bestimmten Arbeiten weixlen nach nnsrer
Vorstolhino' f>inem bewegten Flüssigkeitsquantum geleistet;
da aber im Falle des stationären Zustandes in jedes Vohimen
andauernd neues Fbiidnm nüt nach Eiehtung und Größe
gleicher Geschwin li^ikeit eintritt, so kann man sie auch auf
die ruhenden Volumina beziehen.
Die Arbeiten der Widerstandskräfte und der Materien-
kräfte sind nach dem Obigen innere Arbeiten, die die
Energie des Volumens nicht verändeiii. Außere Arbeiten
werden mir von den auf elektrostatischen Ladungen und
den aui' Induktionen beruhenden Kräften geleistet, deren
Komponenten oben mit X«, F«, Za bezeichnet sind; für sie
gilt somit nach (58) und (59)
(60) / {XJ, + Y,jy + Z^j,)dh = A , resp. If8ads = Ä.
Wird durch Zuführung einer auf die Zeiteinheit be-
zogenen Wärmemenge Q in dem betrachteten Yolomen h
die Temperatur konstant erhalten, und findet in k auch keine
andere, z. B. chemische, Zustandsänderung statt, so ist die
Energie von h zeitlich konstant^ und es muß gelten
(61) Ä-^-Ü^O.
Es ist bekanntlich die charakteristisehe Eigenschaft der
sogenannten Leiter erster Klasse (Metalle und Kohle),
daB sie den Strom leiten^ olme chemische Veränderungen zu
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II. Kapitel. Galvaniamus.
erfabreo; für diese K&rper wird also Gleiohmig (61) jede:*
seit anwendbar sein, gleichviel, ob dieselben m}v einen Teil
oder aber das Ganze des stromführeoden Systems bilden.
Findet keine Induktionswirkung statt, so kann indessen
(nach dem Voltaschen Spannungpgesctz) bekanntlich in
einem Kreis, der ausschließlich Leiter erster Klasse ent-
hält, ein Strom nur dann zustande kommen, wenn die Uber-
L':nnG;8sten( n verschieden temperiert sind; die treibenden Ma-
terienkräfte werden hier als thermoelektrische bezeichnet.
Auf einen linearen Leiter erster Klasse angewandt ergibt
{59-} wegen Äa=— ^^p/^s für einen Abschnitt {aß)
(62) I{q}a-'<pß)^Äaß,
und (61) liefert dnrdi
(63) I(<pe, — q>ß)'=— Qaß
die pro Zeiteinheit frei werdende Wärme. Zugleich ist nach
(54), wenn der Abschnitt ((xß) homogen, also L^ß^O ist,
iWetß^SPa^qfßt nnd man erhält somit
(64) I^W^^^-'Q.ß,
Darf man annehmen, daß der iitinze Wärmeaustausch
durch die Mantelfläche des Leiterslüokes (aß) statttindet,
wie das bei auf {aß) kuustantcr Temperatur sicher zulässig
ist, so stellt die erhaltene Formel das bekannte Gesetz V(m
Joule 1) für die Wärmeentwickluner in einem linearen Leiter
dar, von dem schon in Bd. ^ 45 Gebrauch gemacht
worden ist.
Für einen geschlossenen Leiterkreis der vorausgesetzten
Art, d. h. mit ausschließlich thermoelektrischen Kräften, wird,
da Anfangs- und Endquerschnitt zusammenfallen, also
^*^^ß ist, nach (62) und (63)
(65) (^) = 0, (i2)-0;
hier ist somit die Summe aUer Wärmeanfwendungen gleich
Null; die dem System in den höher temperirten Teilen au-
geffihrte Wärme wird in den tiefer temperierten Teilen ent-
zogen.
Wendet man (68) auf die Grenzschicht (hk) zwischen
xwei Leitern erster Klasse (h) und Qa) an, so liefert (56)
») Joule, Fhik Mag. T. 19, S. 260, 1841.
^ j . -Li by Google
I 106. Wlrmewiikungeii des Stromes. 317
(66) -i» - - ikiP« = - a* ,
wobei Ii^jt die von (Ä) nach (h) fließende Stromstärke, k und
aber die in der GrenzHäclie (hk) stattfindende Arbeits- und
Wärmeaufnahme bczeichnca.
Ist zugleich li,k>0 und P/,jk>0, d.h. treiben die Ma-
terienkräfte in der Stromrichtung, so ist die W änneentwick-
lung — Qhk nei^ativ; ist /^v^^O, P/,]t<0, d. h. wirken die
Materienkrafte der Btromricktung entgegen, so ist —ükk
positiv.
Findet auch jetzt eine Zu- oder AbstrSmung von Warme
nur durch die Mantelfläche, nicht durch die (rrtTndÜächen
der betrachteten Gronz<c!ncht gtatt, wie das z. B. dann
wahrscheinlich ist, wenn die Umgebung der Schicht konstant
temperiert ist, dann gibt — Qhk die ganze nach außen ab-
flieiiendf^ Wärme. Es wird in diesem Falle also eine Wärme-
entwicklung dann eintreten, wenn der Strom der in der
Grenzschicht wirkenden Materienkraft entgegen, eine Wärme-
absorption, wenn er ihr parallel fließt. Diese thermischen
Wirkungen des Stromes werden nach ihrem Entdecker als
Peltier^) -Phänomen bezeichnet.
Noch mag auf eine Beziehung zwischen der Pel tier-
und der Joule-Wärme aufmerksam gemacht werden. Der
Ausdruck (63) für die letztere zeigt, daii man sie als das
Resultat einer Wärme Strömung von der Stärke Iq) parallel
der Achse des Leiters ansehen kann; in der Tat: wenn in
der Zeiteinheit durch deu Querschnitt a der Betrag ein-,
durch ß aber Iq)ß austritt, so wird in dem Stück {pi,ß) der
Betrag 7(9?« — 9?^) frei.
Die Deutung führt dann unmittelbar zu dem Ausdruck
(66) für die Peltier-Wärme, denn — IFkk ist nach (50)
gleich Irph-Iq^.
Die oben betrachtete Wärmeentwicklung in
einem linearen Leiter findet also ebenso statt, als
wenn der elektrische Strom einen von den Teni-
peraturgefällen unabhängigen Wärmestrom von der
Stärke Iqj mit sich führte.
Peltier, Ann. d. Gliim. efc d. Phys., T.Bft. S.871, 1884;
Pogg. Ann. Bd. 48» 8. 824, 1835.
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318
Ii. K.apitel. Galvanismuä.
§ 109. Elementare Theorie der thermoelektrihclieu Kräfte.
Die vorstehenden Entwicklungen benutzen von therino-
dynamischen Hilfsmittehi nur die Enersricgicicliiine; sie sind
also richtig, gleichviel ob der behandelte Vorgang^ reversibel
oder irreversibel iat, und in ihrer Anwendbarkeit nur davon
abhängig; ob die gemachten Yoraassetzangen der Wirklichkeit
entsprechen.
Die Joule-Warme wird als ein irreversibler Vorgang
betrachtet werden müssen, da diese Wärmeentwicklung nach
(64) bei Umkehrung der Stromrichtung sich nicht ändert;
dafjf'fren scheint es erlaubt, die Feitier- Wärme, deren Vor-
zeichen mit demjenigen der JStro tu stä rke variiert, als einen
reversibeln Vorgang zu behandeln, wonnnjluicli hei dem
engen Zusninmenliang, der am Ende des vorigen Paragraphen
hervorgehoben wurde, gewisse Bedenken hiergegen nicht zu:
unterdrücken sind.
Um eine Umkehrung der Stromrichtung bei ungeänderten
Temperaturen zu erhalten, muß man außer den thermo-
elektrlschen Kräften noch eine verfügbare andere elektro-
motorische Kraft in den Kreis einschalten; will man hierbei
die Annahme eines Kreises von lauter Leitern erster Klasse
nicht anheben, so wird man dafür diejenige einer Induktion
wählen, also etwa eine Dynamomaschine in den Kreb ein-
geschaltet denken müssen.
Geht der Strom in der Bichtung der resul-
tierenden thermoelektrischen Kraft, so braucht die
Maschme nidht zu arbeiten, sie kann umgekehrt durch dea
Strom betrieben werden und Arbeit leisten; dabei wird dann
die Stromstarke und demgemäB die im Leiter entwickelte
Wärmemenge verringert. Das System gibt hier ein Analogon
zu einer thermodynamischen Arbeitsmaschine, insofern nach
(66) bei gewissen Temperaturen Wärme aufgenommen, bei
anderen Wärme abgegeben und laut der Elnergiegleichung
die Differenz in Arbeit umgesetzt wird.
Geht der Strom der resultierenden thermo-
elektrischen Kraft entgegen, so muß ihn die Maschine
erregen und erhalten, und nach der Energiegleichung muß
hier die Wärmeaufnahme des Systems kleiner sein, als die
-abgäbe. Das System stallt ein Analogon zu einer thermo-
dynamischen Kältemaschine dar.
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§ 109. Elementare Theorie der thermoelektrischen Kräfte. 319
In beiden Fallen ist dabei die arbeitende Snbstans das
hjpodietische elektrische Fluidnm, mit dem zu operieren
wir vorteilhaft fanden, und das durch die verschieden tem-
perierten Teile der Maschine ähnlich zirkuliert, ^vie das Qaa
oder der Dampf in den Lnft- oder Dampfmaschinen.
Man kann demgemäß mit einiger Wahrscheinlichkeit
die zweite Haaptgleidiung in der Form» wie sie auf S. 251
von Bd. I f&r irreversible Kreisprozesse aufgestellt ist, auf
den hier vorliegenden Fall (der, als irreversible Teile ent-
haltend, zunäcto im ganzen auch irreversibel ist) anw^den^)
und schreiben
wobei die WSmemenge äQ von dem Fluidum bei der
Temperator ^ aufgenommen wird. Das Integral ist dabei
nadi dem oben wsagten über alle Elemente des Leiter-
kieises zu erstrecken und äü auf eine beUebige Zeit, B.
auf die Zeiteinheit^ zu beziehen.
Wenden wir die Formeln (64) und (66) für die homo-
genen Teile und für die Übergangsschichten an, und be-
zeichnen mit ä W den Widerstand eines Linienelementes ds
der homogenen Zwe^e, mit äÜi das ds durch Leitung von
den Nachbarelementcn zufließende Wärmequantum und unter-
scheiden die beiden Übergangsstellen durch die Indizes 1
und 2, so liefert (67)
J ^ + t?,
dabei bedeutet Qu und Q12 die den Ubergangsschichten
1 \md 2 von den Nachbarteilen des Leiters zuströmenden
Wärmemengen.
Beruhen die Qj nur auf dem Tcmperatnrire fälle, so
k'Aun man ihre Größe durch Verkleinerung des Querschnittes
beliebig herunterdiücken, während mit Hille der Dynamo-
masehine die Stromstärke und damit die von ihr abhängen-
den Wärmemengen sich konstant erhalten lassen. Jedenfalls
erscheinen die mit den Üi proportionalen Glieder liiernach
als unabhängig von den übrigen und die letzteren müssen
für sich allein die Ungleichung
») W. Thomson, Edinb. Tran». T. 21 (1), S. 123, 1864.
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320
II. Kapitel. Galranismua.
erfüllen.
Je kleiner man nun die Stromstai'ke wählt, um so mehr
wird der erste Teil des links stehenden Ausdracks — die
Joule-Wärme enthaltend — neben dem zweiten — die
Poltier-Warme berücksichtigenden zurücktreten, um eo
mehr wird sich der Vorgang einem reversibeln nähern.
Für einen reversibeln Voro;aTig gilt aber in (67) das
Zeichen und wir werden hieraus schiieüen dürfen, daß
(70) g + g = 0
ist, wodurch für das erste Glied in (69) das Zeichen <0
übrig bleibt.
Aus (70) würde folgen, daß die thermoelektrischen
Kräfte in den beiden L#ötstellen den absoluten Temperaturen
proportional sind und, der umgekehrten Folge der Sub-
stanzen in der Richtung -f ^ entsprechend, entgegengesetztes
Vorzeichen besitzen, daß also allgemein gilt
(71) PA* = a*^,
anter C,,k eine der Kombination der beiden Körpen (h) und {k)
individuelle Konstaate veistandeo. Dabei ist Fhk » — -H* >
§ 110. Der Thomsou-Kffekt.
Die vorstehend abgeleiteten Gesetze für die Wärme-
entwicklung in einem Leiter erster Klasse wie für die thermo-
elektrischen Kräfte werden von der Beobachtung nur unvoll-
ständig bestätigt, insbesondere stimmen die Formeln (66) und
(71) nur in vereinzelten speziellen Fällen befriedigend mit
der Exfabrong. Die Gleichung (64) für die Joule- Wärme
erweist sich in gleichförmig temperierten Leitern zutreffend,
sie versagt, wenn ein TemperatuigeföUe im Leiter vor-
banden ist.
Der letztere Umstand bietet einen Fingerzeig dafur^ an
welcher Stelle eine Ergänzung der Theorie einzusetzen hat,
denn die wichtigste Formel (71) basiertnur auf den Gleieluincren
f64\ und (B7). Daß die auf dem Temperaturgetälle be-
ruhende Wärmeieituiig die Abweichungen nicht erklärt^ er-
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% llü. Der Thomson-Effekt.
321
gibt sich daraus, daß die letzteren vom Queradmitt unab-
hängig sind, der doch auf die Wanneleitong influiert. Man
wird demnach zu der Annahme gedrängt, daß innerhalb
eines Körpers mit lokal wechselnder Temperatur in der-
selben Weise elektromotorische (Materien-)Kräfte stattfinden,
wie innerhalb eines Körpers von lokal wechselnder Zu-
sammensetzung. 1)
Demgemäß ist jetzt mit Formel (63) die allgemeine Be-
ziehung (54) zu kombinieren, die dergleichen Kräfte berück-
sichtigt und bei Einführung des Linienintegrales? j dU = X« ^
der neuen thermoelektrisdien Kraft statt (64) zu schreiben
(72) PWc^ß- ILU ^-Qafi.
Infolge hiervf^n wird nun auch aus (68) bei Vernachlässigung
der WärmeleituDg
woraus, me S. 320, zu scshließen ist
(74)
Fig. 40.
Zugleich orfr'bt sicli für die Go^aTntsnmme der im
Leiterkreis wirkenden elektromotorischen Krätte
(75) /3jL'-hPi-|-P8 = {X).
Wir wollen nun die beiden Leiterzweige mit a und h
bezeichnen und die Achsenrichtung in a von der TTber^^an^s-
stclle (1) nach (2) hin rechnen (Fig. 40); dann schreiben sich
die letzten beiden Formeln ausfuhrlicher
(76)
0,
(M) (tl)
Da aber nach (56)
^) W. Thomson 1. c.
Yoigti Thermodynainik. II.
21
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322 ^ KftpiteL Galvamsmus.
ist^ so kann man die vorstehenden Formeln auch ächreiben
äU
CJT)
^Ijß Li - 514 - dq>a + äq>i) - (L) .
Da die erste Formel ffir jede 2wei Temperaturgrenzen
und &^ gelten muß, so folgfc ans ihr für je zwei Ele-
mente äSa und dSf, der beiden Zweige, die gleichen Tem-
peraturen tl^ und gleichen Temperaturzuwacnsen ent-
sprechen,
(78) äL'a- äU = {^^^) .
Durch Einsetzen dieser Beziehung in die zweite Formel erhält
man
(if)
das Linienintegrai der elektrischen Kraft über den gauzeu
Leiterkreis hat also denselben Wert, als wenn in jedem
Element dSk eine elektrische Gesamtkraft
(80) äLH = S,ds,^~-'^^d^
wirksam wäre. Aus (78) folgt für den Anteil äI4^ der Aus-
druck ^di^pkld); es gUt also
(81) äLn^äU-d(pH,
wie das in der Tat ^ein muß, da äL^ gleich S^äsHt und die
gauze auf die LängeiK inheit bezogene Kraft nach S. 313
durch Sh — ^(pkl^S), gegeben ist.
Das Potential q)h, als mit dem Ort wechselnd, kaun auf
den homogenen Zweigen auch als Fuuktion der gleichfalls
mit dem Ort wechselnden Temperatur dargestellt werden;
man kaon also setzen
(82) q>Hl^^d0kld^
und daher
(83) äU^^^d^ d^H.
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§ 110. Der Thomson-Effekt.
323
Aus (79) folgt dann
(84) (L) « {0, ~ 04 -(0,- 0a), ;
es stellt albo
(85) 0,^0a^n.,
die scheiDbare elektromotorische Kraft der Eoin^
binatioD (ah) dar.
Für (äe Wärmeentwicklung in dem homogenen Zweig
(aß) liefert (72), da
iSty
(87) -u,,^r.w„ + i[^'^-^)-i[^^^-^)..
der erste Teil stellt die gewöhnliche Joule-NYärme dar, der
zweite einen auf der neueüige führten elektromotorischen
Ki*a£t beruhenden Anteil, die sogenannte Thomson -Wärme.
Letztere verhält sich ebenso, als wenn der elek-
trische Strom einen Wärmestrom von der Stärke
mit sich führte; in der Tat ist dieser Teil der Wärmeent-
entwicklung — ü^ß durch (87) als die Differenz der in das
I^iterstück (aß) eintretenden und der aus demselben aus-
tretenden Wärnieströmuug dargestellt.
Die Peltier-Wärme berechnet sich nach (66) und (82) zu
(88) —Qkk^—hk m — q>h)= — hkO' ' ^ — Ihk& ;
sie bestimmt sich sonaoh jetzt im G^nsats zu fröher durch
die Änderung der scheinbaren thermoelektrischen
Kraft der Kombination (hk) mit der Temperatur,
Audi bei Berücksichtigung der thermoelektEomotoriscfaen
Kräfte in hörnernen Leitern ist die Summe aller entwickelten
Wärme gleidi Null. —
Die in den Endformehi (83), (85) und (86) auftretende
Funktion 0 kann man etwas khirer veranschaulichen mit
Hilfe der Beobachtungstateache^ daß Blei den Thomson-
21*
224 II- Kapitel. Galvanismus.
Effekt anscheinend nicht zeigt, daß also, wenn wir für diese
Substanz den Index b beibehalten,
lind somit ^t/i^ von i9 nnablu'ingig ist Da in den Formehi
(84) und (88) nur flie Differenzen 0,, - <Pa für dieselbe Tem-
peratur der Körpf r {b) und (a) auftreten, so kann man auch
ohne Beschränkung der Allgemeinheit 0ft=»O setzen. Hier-
durch wird dann nach (85)
(89) Uai^Ihaf
d. h. für einen beliebigen Körper (a) wird gleich der
elelvtromotorischen Kraft des Körpers gegen Blei (6), diese
in der Richtung h^a positiv gerechnet
Die in (84) enthaltene, mit der Biehtung des Stromes
nrnkebibare Wärmeentwicklung in einem homogenen, ein
Tempeiaturgefälle enthaltenden Leiter hat W. Thomson^)
experimentell nachgewiesen; er aeigte, daß ein Stab ABy
der in der Mitte C mit einer Wärmequelle verbunden und
von einem elektrischen Strom durduloBaen ist, auf der
Hälfte AC eine andere Temperatur besitat als auf BG.
Das Gesetz (88) des Peltier-£2ffektes ist insbesondere durch
Beobachtungen von Jahn 2) in ziemlicher Annäherung be-
stätigt worden.
Gegenüber diesen Übereinstimmungen muß auf ein all-
gemeines Resultat der vorstehend entwickelten Theorie auf-
merksam gemacht werden, das vielleicht bedenklich ist.
Nach (86) hat die neu eingeführte thermoelektrLsche Kraft
/S'= äL'jds den Wert '&d((p/'&)ids , sie enthält also keinen der
Substanz des Leiters individuellen Parameter, sondern aus-
schließlich Funktionen, die man bis zu einem gewissen Grade
unabhängig von dieser Substanz willkürlicli variieren kann.
Dies scheint aber mit der Grundhypothese , wie mit den
oben benutzten Erfahrungstatsachen nicht recht vereinbar
zu sein.
») W. Thomson, Phil. Trans. T. 3, Ö. 661, iÖö6; s. auch
Le Bouz, Ann. de Chim. [41 T. 10, S. 258, 1867.
*) Jahn, Wied. Ann. Bd. 34, S. 755, 1888.
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§ 111. EiDfQhruug des thermodynamisohen Potentiales. 32 j
§111. Einfiiliriuig des thermodjnamlscliea Poteutiales.
Eine umfassendere Theorie der thermoclektrisohen ESr-
Bohemungen laßt sich mit Hilfe des thermodjnamtschdn Po-
tentiales entwickeln/) dessea Einfuhrung nur voraussetzt,
daß sich ein iBversibler thermoelektrischer Vorgang dem irre-
versibeln superponierti der sich in der Joule -Wärme äußert^
aber nicht die speziellen Annahmen erfordert, durch die
S. 319 die Anwendung der Formel (67) auf das stromdurch-
flossene System begründet ist. Wegen der engen Beziehung,
in der nach S. 317 jedenfalls ein Teil der flächenhaften
(Peltierschen) zu der räumlichen (Jouleschen) Wärmeent-
wickhing steht, wollen wir diesen, wie die damit verbundene
Joule -Wärme, zunächst dem irre versibclii Vortr-intr zu-
rechnen. Man kann, wie sich zeigen wird, wenn envünscht,
nach Durchführung der Theorie diese Voraussetzung fallen
lassen und die ganze in den Grenzflächen entstehende
Wärme dem reversiblen Vorgang zurechnen. Die Wärme-
leitung darf aus den S. 319 erörterten Gründen wiederum
unberücksichtigt bleiben.
Die Arbeit einer elektrischen Kraft Kq mit den Kom-
ponenten Xq, Yq, Zq au der von einem Strom mit den
Komponenten j^., j,^, j. durchflossenen Vohimeneinheit ist
für das Zeitelement dt nach (57) gegeben durch
5«4 « (Xoi, -I- To -h Z^j,)dt ;
dabei sind
(90) i^di^de,, Sfdi^de^, j^dt^de,
die iu dt durch die Flächeneinheit resp. normal zur X-y F-,
Z-Achse geschobenen Elektrizitätsmeugen. Der Ausdi'uck
(91) rfÄ^— Xo^Je,-^ Todey+Zode,
ist dabei ebensowohl auf eine faktisohe^ nie auf eine nur
gedachte Ladungsbewegung anwendbar.
In bezug auf letzteres können wir etwa die Vorstellung
&S8eu, daB in einem bestimmten An^gszustand innerhalb
des Systems elektrische Ladungen verteilt sind, die nega-
tiven fest, die positiven verschiebbar (oder auch umgekehrt),
und daB der SMmung entsprediend nun eine Versohieboiiig
>) W. Voigt, Wied. Ann. Bd. 67, S. 707, 1899.
326 i^Apitel- Galvanismus.
der LadoDgen Btattfindet, derart, dafi durch die FtSchen-
etnheit oormal zur X-, zur Y-, zur Z-Achse in der Zeit von
^ = 0 bis t = i die I^duogen e^, e^, e«, und in einem wei-
teren Zeitelement dt die Ladungselemente de^^ de^^ de,
treten. Biese Verschiebungen müssen bei einer statio-
nären Strömung nach Betrachtungen von der Art der Bd. I,
§ 10 angestellten der Bedingung
(92) ^J^+^^ + '}p,o
^ ' öx dy dz
genügen, sind aber im übrigen willlvürlich, da über die sie
treibenden Kräfte nichts vorausgesetzt ist; sie bestimmen
die elektrische Verteilung zu jeder Zeit, und so auch die
Ladungen, die an der Oberflnchc, z. B. auf einem in die
Leitung eingefügten Kondensator liegen.
Wir haben sonach den Bd. T, § 127 vorgp'^ohenen Fall
einps von der Temperatur und von noch drei anderen Va-
riabein e^y Cj,, abhängigen Zustandes und können eine
Funktion das erste thermodynamische Potential der Vo-
lunieneiniieit, emfüliren, für welches nach Gleichung (73) in
§ 128 des I. Bd. gilt
(93) di' ^Xode^-^ Tode, + Z^de, - tfö^ ,
also
^^^^ wr^' '^r u^""^-
Hangt der Vorgang außer von der Temperatur selber
auch noch von den Temperatuigiadienten v^jBx^^^f.
ab| so muß i' auch diese Argumente enthalten, und es ist
IMeser Ausdruck für läßt sich auf den vorhergehenden,
in dem die mit d^^f ^^^f proportionalen Glieder fehlen,
bis zu einem gewissen Grade zunickführen. ^lultipliziert
man nämlich (95) mit dem Körperelement dk und integriert
über ein beliebiges Bereich dessen Oberflache o heiße,
so erhSlt man
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§ III. Einführung des thermodynamischen Potontiales. 327
dä'
dh
Mdo.
Hierin sind die mit einem Strich versebencn Funktionen an
der Oberflache o zu nehmen und es bezeichnet n die innere
iJormale anf do .
Dieser Ausdruck hat die P\)rm von (93), wenn man —
WAS den hier vorkomiuenden flächenlif^ften Wnrmeaufnalimen
entspricht — nicht nur dem Vohinien, sondern auch der
Oberfläche eine Entropie zuschreibt, also ansetzt
— frj'd&do.
(97)
Genau wie nach S. 2S9 bei der Erregunjx eines Dielektrikum
ist dabei ersielitlieh die C)}>crfläehe eines Volumenele-
nientos als von diesem antrennbar zu behandeln. Wir
erhaiteu duich Yergleichung von (96) und (97)
—
(98)
d7,~ ee..~ " de.
(99)
c& dxXd^J ey\e»J ig\ii&J
^ co8(», x) -f coß(n, y) + |^^cos (», ^r) -= - ^'
Für die Wärmeaufnahiue eines Volumens h bei dem isother-
men Anwachsen der Entropien von Null auf i^' resp. rj' liefert
die Formel
(100) Q^^f rf^dk +f^^do
nach leichter Umformung das Resultat
(101) H^^4.^A 4.^^ A^^Adk
was für die Voiunieneinheit gibt
328
II. Kapitel. Galvanifimus.
(102) «>' — (' ^ + II/, + II/. + •
Bei den vorsteheDden Betrachtungen ist eine durch
de^j deg, de, bestimmte einmalige Verschiebung der in einem
Volumenelement befindlichen elektrischen Ladung voraus-
gesetzt. Nun liefern die Beziehungen (91)
de^=j^dt, (Jey=jydty de,=-j,dt
für einen von ^ = 0 begianenden stationären Zustand die
man kann also (da bei den Variationen 6 die Zeit t nicht
geändert wird) durch Division mit i die Gleichung (97) so
umgestalten, daß rechts 6}^^ dj,, dj^ an Stelle von de^,
Se^, de, tritt. Zugleich neiunen dann
vli^V, V'ß-V^ (o'lt^w,
{wobei ^, rif o) neue Bezeicluiuiigen sind, die nichts mit
den in Bd. I, § 95 eingeführten zu tun haben) die Stellen
von ^% jy', oy' ein. Da es sich um einen stationären Zu-
stand handelt, sind diese Funktionen die Andeiungsge-
schwindigkeiten von ?/, rj^ bei dem Vorgang, w ist die
auf die Zeiteinheit bezogene Wärmeaufnahme.
Daß bei dem stationären Zustand die Entropie variiert,
darf nicht Wunder nehmen, da in jedem Volumen dauernd
Wärme entwickelt oder absorbiert wird.
Wir wollen weiterhin mit den GröBen ( und w rechnen
und erhalten dann statt (98) und (102)
(103) ^^-^> Wp^^'' y,^^''
(104) cu=-(||^4-^^^. + ||^^. + ||^^^
Ist der Vorgang nicht von den Tcmperaturgradieuteu
abhängig, so fallen nur in der letzten Gleichung die in
i^y, multiplizierten Glieder hinweg.
Abschließend sei darauf aufmerksam gemacht, wie hier
mit den thermoelektrisehen Kräften X^, ¥q, Zq, die man
den S. 312 erwähnten Inneren oder Materienkräften zu-
rechnen wird, doch Wärmeefiekte — allerdings nach einem
von (64) abweichenden Gesetz — verbunden sind.
f 112. Allgemeinere Theorie der Thermoelektrizität 329
§ 112. Allgemeinere Theorie der Titermoelektrizit&t.
Um einen Ansatz für die Potentialgeschwindigkeit ^
zu erhalten, beuutzcn wir den Erfalirungssatz, daß die
ihermoelektrischen Kräfte von der Elektrizitätebewcguug
unabhängig sind; es muß demfioniäß ^ linear in j^, jy, jg
sein. Besehränken wii' uns zugleich auf eine lineare Ab-
hängigkeit von den Temperaturgradienten iJ^,, so ist
die allgemeinste, für beliebige Kristalle anwendbare Form*)
n(^fi\ ^ = ^«Ü*^" + UMi -^j,^^
wobei die Bij^^BSf^ifd^ der Substanz individuelle
Funktionen von ^ b^eichnen^ die bei Kristallen mit dem
Koordinatensystem variieren.
Für die theimoelektrischen Kräfte ergibt sich hier
nach (103)
(106) Xo = ^.eii + ^yS'n + ^.6^31 , . . . ;
in homogenen Körporn outhalten die die Koordinaten
nur in der Verbindung i^, man kann hier also
(107)
setzen und erhält einfacher
(108) ^ = ^ +
Für die räumliche \Värmeautnahme liefert (104)
(109) a>=^i^.(^^,-^4-;,-^ ... ,
oder bei homogenen Körpern
(HO) W +
Ist die elektrische Strömung räumlich konstant, sind
elflo jg, jy, jg von den Koordinaten nnabhangig, wie 2. B.
in einem parallel seiner Achse durchströmten Cjlinderi so
kann man hierfür schreiben
W. Voigt, 1. c. S. 726.
330 ivapitel. Galvaaismus.
(111) a,^—^[&U<'&n+jM&v,+j,&ul]- . . .
Der Vorgang spielt sich hiernach ebenso ab, als wenn
der elektrische Strom einen Wärmestrom i mit den Kom-
ponenten
(112) ». — , . . .
mit sich führte. Demgemäß wird in einer Grenzfläclie
mit der Normalen n zwischen zwei Medien (a) and (b), von
denen (h) nach der -f-w- Seite hinliegt, pro Flächeneinheit
dne Wärmeanfiiahme
(113) (t«)i, — (*«)« = ö>,*
stattfinden. Die in (106) und (113) enthaltenen Gresetze
sind in etwas speziellerer Form zuerst von W* Thomson*)
aufgestellt worden. —
In dem oben behandelten speziellen Falle eines homo-
genen isotropen Medium werden die vorstehenden Formeln
einfacher. Nach Symmetrie ist hier (9j^|. = 0 für h^k und
6>ii«6yM = e^3 = ö'=de/<i^, wobei und 6 neue Be-
zeichnungen sind.
Für die Utermoelektrischen Kräfte ergibt (lOS)
nM\ ^ es ee dB
-^"öi^ ^'^ei'
und für die räumliche Wärmeaufnahme folgt aus (110), unter
Kficksicht auf die Bedingung
des stationären Zustandes,
,„5, ...{^,1^^^^.
Der thermische Vorgang ist also derselbe^ als nvenn
der elektrische Strom eine ihm parallele Warmestromung mit
den Komponenten
(116) 4=-jx^e', i^^-jy^y H^-j.^e^
*i W. Thomson, Edinb. Trans. T. 21 (1) S. 123, 1854.
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§ 112. Allgemeinere Theorie der Thermoelektrizität. 331
bewirkte. Die WänneaufDahme in einer Zwischeogrenze (ah)
wird durch (118) gegeben.
Anf dem Potential 97, welches infolge elektrischer
Ladungen auftritt, berabt nach § 108 ein System von Kom-
ponenten — Bfpj^x, ... und eine WSrmeanfnahme
die Gesamtwerte dieser Großen lauten somit
(X)—^r% (Z)=-ii''-^>.
du<p-»ef) dj,(^-»ef) 6i.(v-&&)
^"•^ Ii — + — ei — + — äi — •
Die elektrische Strömung verläuft also ebent^o, als weim
statt des Poteutiales cp ein Potential y^ — cp— 6^, also auch
statt der elektromotorischen Krall l*i,ii = (fk — ffk iu der
Grenze Qik) eine Kraft
(118) Ukk « V* - V* « i"** - (Ö* - Bk)
(117)
wäre.
Die räumliche Wärmeentwicklung — ((o) setzt sich, wie
die Rechnung zeigt , zusammen aus dem der Joule-Wärme
entsprechenden AnteO
(iiö) -(cyj = j,(X) H-i,(r) ^j,{Z)
und der Thomson -Wärme
(120)
welche verschwindet, wenn S eine lineare Funktion \üii 1^
ist. Die Wärnieeutwicklung m der Grenze ist gegeben durch
worin n^i die zur Grenze normale Komponente der elek-
trischen Strömung bezeichnet; sie genügt direkt der Formel
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332
II. Kapitel. Galvani«>mub.
wenn Pf^^ entweder verschwindet oder aber der absoluten
Temperatur proportional ist; sie genügt ihr aber anch^ wenn
P^it von unabhängig und zugleich die ganze Wärmeent-
wicklung in 'der Grenze reversibel ist^ denn in diesem
Falle gibt nach dem Voltaschen Spannungsgesetz der Po-
tentialsprung Fhk keinen Anteil zu der beobachtbaren elek-
tromotorischen Kra£b und ist Fkk wie in (121)^ so auch in
(118) fortzulassen.
Für die erste Annahme, welche einen stetigen Uber-
gang des Potentiales über die Grenze zwischen zwei Leitern
erster Klas'^e verlangt, werden neuerdings wichtige Grfinde
geltend gemacht. Sie verlegt — wi^ nnrh die dritte Au-
n ab nie — die gesamte thermoelektrischc Kraft in die mit
Teüiperaturgefälle versehenen homogenen Teile des Systems.
Bei ihrer Einführung wird die Formelreüie (117) bis (121)
der für lineare Leiter spezialisierten (85) bis (88) durchaus
gleichwertig; — ß liier steht an Stelle von 0 dort. Bei von
den oben aufgeführten verschiedenen P^* stellen die neuen
Formeln Erweiterungen der alten dar,
§ 113. Thenaodynamisclie Theorie der Hydroketteu.
Wir wenden uns nunmehr zu dem Fall^ daß in dem
betrachteten System Leiter zweiter Klasse enthalten sind,
daß also infolge elektrischer Ströme Anderm^en der che-
mischen Energie eintreten; dabei können wir uns auf isotrope
Körper beschränken.
Geht durch eine Grenzfläche o>, zwischen zwei Teilen
(h) und (i) des Systems ein Strom von der Gesamtstärke
und wirkt ebenda im gleichen Sinne eine elektromotorische
Kraft Pf^if so ist die auf die Zeiteinheit bezogene Arbeit
der äußern Kräfte nach (62) und (56) gegeben durch
Bezeichnet noch üj^i die pro Zeiteinheit aufgenommrae Warme-
menge j so bestimmt axßi die Energieonderung der Sohieht
durch die Formel
(132) ^•-^„-/„P«.
Handelt es sich spezieller um einen Elektrolyten (i)
zwisohen zwei metallischen Lieitern (h) imd (Je), also um den
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§ 113. Thermodynamische Theorie der Hydroketten. 333
emfacbsten Fall emer sogenannten Hydrokette, so kommen
zwei Grenzen (/< ?) und [ik) in Betracht; J^ii -f -^^.a^^o is*
dann die Energie I^i==^Iit = I die Stromstärke, P;, , + P^j^ « Lq
die elektromotorische Kraft der Zelle (kik), falls wir die
Wirkung etwaiger Konzentrationsverschiedenheiten im Elek-
trolyten hier ignorieren. Setzen wir nach Q;,^--- Ü,f.= lÜ,,,
wo nun Falle der Stivtrastärke Eins den beiden
Grenzschichten {hi) and (iA;) zuzuführende Wärme bezeichnet,
60 folgt aus (132)
(133) ^^J(ßo-J^o).
Außer der Wärmeaufnahme IQ^ m den Grenzschichten
findet nach S. 316 auch eine Wärmeaufnahme (die negative
Joule -Wanne) in den homogenen Teilen (A), (f), (jb) statt,
die aber als mit dem Quadrat der Stromstarke proportional
nadi dem S. 319 Gesagten im folgenden au£ier Betracht
bleiben y z, B. durch Yenninderung der Stromstärke umnerk-
lidi geriiacht werden kann.
Nehmen wir an, die Temperatur werde konstant er-
halten, so ist die ganze Energieanderung chemischer Natur;
man kann dieselbe also auch durch rein chemische Mittel
bewirken, wobei Aufwendungen IQ^^ und lA^ von Warme
und Arbeit erforderlich sein mögeui die der Formel
(134) ^ = I(A + A)
genügen müssen. Es gilt somit auch
(135) Q^-L^^Q^-\'Ä^.
Spielt sich der ^nze chemische Prozeß nur zwischen
festen und flüssigen Körpern ab^ so ist verschwindend
klein; hier gilt somit
(136) Lq==Q^-Ü^,
d. Ii. die elektromotorische Kraft der Zelle ist gleich
der Differenz der M'^ärmean fnahmen bei den äqui-
valenten elektrischen und chemischen Vorgängen
In den (seltenen) Fällen, wo die Stromleitmig ohne Wärme-
eifekt in den rirenzschiehten stattfindet, ^vird Xq = — ,
die elelctiomotoiisciie Kraft also gleich der VV ärmetönung des
chemischen Prozesses.
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334
IX. Kapitel. Galvanbmus.
Um diese Formeln an/uwenden, sind die einzuführen-
den Einheiten zu beachten. Naeh Formel (59j sind die Ein-
heiten von Stromstärke und elektromotorischer Kraft so zu
wählen, daB ihr Produkt eine Arbeit ist, d. h. die Dimen-
sion mlH~^ besitzt öo eind u. a. die absoluten elektro*
magnetischen Einheiten gewählt, von denen /»lO^^ ein
Ampere, L oder Pa^^IO* ein Volt genannt wird.
Die Massen der wälirend der Zeiteinheit in der Zelle
abgeschiedenen Ionen sind nach Farad der hindurch-
gehenden Stromst&rke I proportional und zwar muß J= 96540
Amp. d h. 9,654.10^ g * cm. sec. sein, um in der Sekunde
ein Grammäqui\'alent abzuscheiden. Der Strom Eins im ab-
soluten Mafie scheidet demgemäß 1,036.1 Granuuaqui-
valente pro Sekunde ab. Auf dieses Quantum ist somit Q^^
(wie auch Q^) in Formel (136) zu beziehen, tun in ab-
solutem Maße zu erhalten.
Eine Kombination von zwei Flüssigkeiten und zwei
Metallen {h, y, k), bei der die WSrmeentwiclduDg in allen
Grenzschichten uud auch die elektromotorische Kraft iu
der Grenze {ij) vernachlässigt werden kann, ist die des
D aniel 1 sehen Elem^tes, Zink — Zinksnlfatlosung Kupfer-
Bul&tiösung — Kupfer. Die Auflösung von 1 Äquivalent
Zink resp. Kupfer in verdünnter Schwefelsaure gibt die
Wärmetönung 53050 resp. 27980; zählt man als positive
Strorarichtung die, welche eintritt, wenn in der Schließung
eine andere elektromotorische Kraft, als die des Elementes,
nicht vorhanden ist, d. h* hn Element vom Zink zum Kupfer,
so wird hiernach
L = 25U7U-/- 1,03t). 10-*,
wobei «T» 4,19.10'' das mechanische Wärmeäquivalent be-
zeichnet. Dies ergibt =- 1,09.10^ resp. Xr^ = lfi9 Yolt, in
genauer ÜbereinsSmmung mit der Er&hrung.
In diesem, wie in ähnlichen Fällen läßt sich also die
elektromotorisch Kraft eines Elementes aus der Wärme-
tonung — Qi der in ihm stattfindenden chemischen Prozesse
sehr ein&ch berechnen. Ist Qq nicht zu vernachlässigen, so
ist die Anwendung der Gleichung (136) nahezu ausgeschlossen,
da eine direkte Beobachtung der Peltier-Wärme in einer
Zersetzungszelle kaum ausfuhrbar ist.
Digiti^cü b
§ 114. Benutzung des thermodynamischen Potentiales. 335
Kehrt sich der Vorgang in der Zelle bei ümkehruag
der Stromrichtung selbst um, kann luau also die üleichiingen
für leversible Prozesse auf ihn anwenden, so läßt sich
wenigstens eine wichtige Differentialgleichung für Lq ge-
winnen.
§ 114. BeButxuDg des thermodynamisefaeii Potentiales.
Um hierzu zu gelangen, knöpfen wir an die Betrach-
tungen aus § III an, durch welche ein thermodynamisches
Potential | der Volumeneinheit eingeführt war, aus dem
durch Differentiation nach seinen alrgumenten j^, Jy, und
^ die Komponenten Xq, Y^y Zq der elektrischen Materien-
kiatt und die Andeningsgeschwindigkeit i] iler Entropie der
Volumeneinheit folgen gemäß den Formeln
Siad Xii, Yf^f von der Strömung uuabhSngig, so muB
(137) i = Xoi, + YJ, -f Zoj, = «
seia, unter öi die an der Volumeneinheit in der Zeiteinheit
geleistete Arbeit verstanden. Für die in der Zeit- und Vo-
Inmeneinheit stattfiDdende Wärmeaufnahme ergibt sieh dann
nach S. 32S
(138) =
8<»mt f6r ein bdiebiges Volumen
a39) fl— 4r
Wählt mau ffir das betrachtete Volumen die Grenzschichten
in der chm betrachteten Zelle und benutzt für die Arbeit Ä
den Ansdmck —71^ von S. 333> so ergibt sich in der
froheren Bezeichnung
(140) Ü^IÜo = ^I^.
Die Einfügung dieses Wertes für in (135) liefert dann
(141) »^-L, = Ü,+Ä„
Digiii^ca by Google
336 U. Kapitel. Galvanismus.
und wenn^ wie zumeist^ vemachläasigt werden kann^)
(142)
Dies ist die angekündigte DifTerentialgleichung für Lq) ihre
Integration ist möglich , wenn —Qx, d. h. die Wärmetonung
des chemischen Vorganges in der Zelle, als Funktion der
Temperatur bekaimt ist. Man erhält bei Einführung einer
Integrationskonstante C
(143)
also im Falle, daß die Veränderlichkeit von ignoriert
werden kann,
(144) --io-^^+^i.
In jedem Falle wird die frühere Formel (136) gültig, wenn
von der Temperatur unabhängig ist. —
Noch in einer andern Weise katiu mau das thermo-
dyiiaiiiische Potential zui' ^k.uiklarung der Vorgänge in einer
Hydrokette verwenden.
Das Hindurchschieben einer Ladung e durch die Zelle
von «ter elektromotorischen Kraft erfordert nach (66)
eine Arbeit — eL^* Wir können somit für die Zelle zu-
nädist ein erstes Potential iS'lHlden, welches die Beziehungen
liefert
BS BS
unter H die Entropie der Zelle verstanden. Die Funktion
Z=E-\-pV, in der j) den änfkron Druck, F das Volnmen
bezeichnet, stellt nach § 128 und 129 in Bd. I eine Art
zweites Potential dar und ergibt
zugleich definiert
(146) MM^rd^
die allgemeine Wärmekapazität der ZeUe, und ist
*) HelmholtB» BerL Ber. 1882, S. 22.
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% 114. Benutzung des theniiodynamiaelien Potentiales. 337
(147) *|J = ^.'
die spezielle KapazitSt bei konstantem Druck und bei fehlen-
dem Strom, d. L fehlender elektrischer Yerschiebung, die,
weil chemisch wirksam, die EapazitSt der Zelle be^flufit.
Aus den Gleichungen (145) folgt nun durch Eiimination
von Z
^ ' Be' a*"" de
und dus der letzten Formel durch Differentiation nach ^
und Benutzung von (147)
(U9) i^^'^o
Nach der ersten Formel (148) ninmit die elektromo-
tomche Kraft der Zelle mit wachsendem äußern Druck zu
oder ab, je nachdem bei hindun'hfrehendera (positivem) Strom
infolge der chemischen t'msetzungen das Vohimen der Zelle
ab- oder zunimmt. jSach (149) ist das Vorzeichen von
c-Li^^d-^- positiv, wenn durch den positiven Strom die
AVärmekapazität der Zelle zunimmt, und umgekehrt. Die
wie (149) abzuleitende Gleichung
e^* dp
ist mit der Formel (38-) von S. 214, Bd. I. ä^uivaieut und
spricht keine elektrothenuische Beziehung auö.
Voigt, Thermodynamik. IL 22
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III. Kapitel (Anhaug).
Thermodynamik der Wärmestrahlung.
§ 115. Hilfssätze der Elektrodynamik.
DaB WacmestrahloDg von Ldchtstrahliuig nicht wesent-
lich verschieden ist und nur deshalb ehedem getrennt dar-
gestellt wurdo, weil die Beobachtung der thermischen und
der optischen Wirkungen verschiedene Hilfsmittel beansprucht»
ist bekannt. In jedem Falle handelt es sich um die Fort-
pflanzung eines Schwingungsvoiganges, den man früher als
einen mechanischen ansaht neuerdings als von elektro-
magnetischer Natur erkannt hat. Von den Schwingungen
verschiedener Periode wirkt ein gewisses Bereich auf unser
Auge; die hier unwirksamen Sch-wangungen sind durch ihre
thennischen und chemischen Effekte nachweisbar.
Die Theorie (\ov Warmestrahluno i^t also zunächst
ebenso ein Teilgebiet der Elektrodynamik, wie diejenige
der Lichtstrahlung, und Hegt df niL^emäß außerhalb des Be-
reiches dieser Darstellung. Indessen gibt es einzelne Probleme
der Strahlung, die einerseits der Anwendung der Elektro-
dynamik große Schwierigkeiten entgegensetzen und bei denen
es sieh andererseits gar nicht um den Mechanismus des
Vorganges, sondern nur allein um die mit ihm verbundenen
Energiebewegungen handelt, und hier können thermo-
dynarnische Betrachtungen mit großem Erfolg einsetzen. Uber
diese Probleme soll hier in Kürze berichtet werden.^)
^) Eine zusammenfassende Baiatelluiig der bez. Unter-
suchungen nach theoretischer und experimenteller Seite findet
sich in den Rapports du Congrfes de Physiqiie 1900, T. II, wo
die Aufsätze von Wien, Lummer und Pringsheim in Frage
kommen.
^ j . -Li by Google
§ 115. HillBBltze der Elekirodynamik.
339
Von den allgemeinen Sätzen der ElektrodTnamik^ die
bei unserer Darstellung benutzt werden, rangiert in erster
Reihe ein Ausdruck für die Energie in einem elektrischen
Felde, das im einfachsten Falle nur von geladenen Leitern
in einem unendlichen homogenen, isotrope n Dielektrikum her-
rührt. Durch Umformung des Ausdruckes (12), in ein
Kauujiutegral, die liier nicht ausgeführt werden soll, ergibt
sich, daß man jeder Volumeneiuheit eines isotropen Körpers
einen Anteil an der Gesamtenergie in dem Betrage
150) ^^DK^jSn
beilegen kann, wobei K die elektrische Feldstärke, D die
DielektrizitätskoDstante des Medinm darstellt. Es Ist ge-
stattet, dies Resultat auf ein magnetisches Feld von der
Stärke M zu übertragen, dessen Yolumeneinheit hiernach
eine magnetische Energie
(151) ^^MBySn
besitzen würde. Hierin bezeichnet M die der Dielektrizitäts-
konstante entsprechende sogenannte magnetische Permeabilität.
Wirken beide Ursachen zusammen, so ergibt sich für
die spezifisdie elektromagnetische Energie der Ausdruck
(152) e'em = e'=(DK^ + ME^)IS7i.
Als zweiten Satz führen wir an, daß man die Wechsel-
wirkungen zwischen elektrisierten Körpern auf Spannui^peii
in dem sie umgebenden Dielektrikum znnickfOhren kann,
derart, daß das Dielektrikum sich in der Richtung der Krnft-
Knien mit einer 9nf die Flacheneinheit reduzierten Krnft
DK-IHtc zusammeuzuziehen, in den dazu senkrechten
lUchtungeu mit der gleichen Kraft auszudehnen sucht.
Sind X, Yf Z die Komponenten der elektrischen Feld-
stärke K nach einem beliebigen Koordinatensystem, so sind
nach dem Vorstehenden in der Bezeichnung von Bd. I, § 115
die normalen elektrischen Druckkompoueuten nach dem-
selben System
(163)
die tangentialen
2ftf= — — • • •
4ji
22'
340 III» Kapitel. Thermodynamik der Wftrmestrahlung.
Gleiches Dehmen w von einem magnetischen Felde
an und erhalten für die zu . . . analogen Drucke Ax, . . ^
in den magnetischen Feldkumpouenten Ä, B, C die
Formeln
(164)
JBg ^ Oy = SC f • • •
4:7f
Wirken beide Ursachen zusammen, so sind die resul-
tierenden Dmckkomponenten
(166)
H,^Zy= —{DTZ+MBÖ),...
Jm leeren Baum ist D=l, M^l^ die vorstehenden
Formeln besitzen hier also eine etwas ein&chere Glestalt.
Als dritten Satz erwähnen wir, daß in einem (isotropen)
Dielektrikum erregte elektromagnetische Störungen sich in
ähnlicher Weise rortpflanzen, wie elastische Störungen in
einem elastischen (isotropen) Medium. Geschieht diese Fort*
pflanzung in ebenen Wellen innerhalb deren die Amplitude
nicht merklich variiert» so sind die Produkte der elektrischen
und der magnetischen Feldstärken K und B in YD und in
in jedem Moment einander gleich, und es stehen K
und B normal zueinander und zur Wellennormale.
Die Fortpflanzung elektromagnetischer Störungen ist
mit einem Transport von Energie verbunden; geschidit die
entere in ebenen Wellen der genannten Art, so stellt sich
der letztere als eine Energieströmung parallel der Fort-
pfianzungsrichtung dar, deren Größe gegeben ist durch das
Produkt aus der Energiediofate / in die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit der Störung, die (nach dem £ingang dieses
Paragraphen) diejenige des lichtes ist
§ 116. Definitionen.
Pflanzen sich in einem Raum periodische elektromag-
netische Wellen fort, so variieren sowohl die Energien, als
die Drucke zeitlich; in diesem Falle wollen wir weiterhin
^ j . by Google
§116. Definitionen.
341
mit dea zeitlich konstanteD arithmetischen Mittelwerten dieser
Größen mid somit auch mit den Mitteln der in den For-
meln (150) bis (155) auftretenden Produkte und Quadrate
von Feldkomponenten rechnen. Die Scliwingung hat in
diesem Falle nach mancher Hinsicht dieselben ^^gen Schäften^
die einen den betreffenden Raum erfüllenden, etwa elastischen
Körper mechanisch charakterisieren. Für jeden Punkt läßt
sich ein System von Spannungskomponenten angeben, denen
ein gewisser Wert der spezifischen Energie entspricht. Es
ist die Frage, ob man rlio Analo^^in vervoUständirren kann,
indem man dem durchstrahlten Kaum auch eine Tem-
peratur beilegt.
Zum Zwecke ihrer Beantwortung betra« iit( n wir zu-
nächst speziell einen ringsum von gleichtemperierten
Wänden umgebeneu Raum, der durch die Wirkung dieser
Wände mit einer Strahlung erfüllt ist. Die Form des Hohl-
raumes bleibt dabei voUkoniuien willkürlich; gleiches gilt in
bezug auf die Natm- der Wände, zu denen natürlich auch
in den Hohlraum gebrachte Körper zu rechnen sind, bis auf
die eine Einschränkung, daß die Substanz der Wände durch
eine Wärmeabgabe (oder -aufnähme) keine Änderungen er-
fahrt, die ni<£t durch die gleiche WärmeaufnaJime (oder
-abgäbe) rückgängig gemacht werden kann. HLerdnrch sind
also z. B. die Fälle, wo in den WSnden eine WSrmeent»
Wicklung durch einen irreversibeln cbemiscfaen Prozeß statt-
findet^ ausgeschlossen. Man drückt diese Annahme kurz
aus als die Beschränkung auf reine Temperatur-
strahlung.
Der beschriebene Fall ist für uns besonders wichtige
da bei ihm , wenn eine £nergieabgabe der Wände nach außen
verhindert ist, in dem umschlossenen Kaum ein statio-
närer Zustand eintreten muß, bei dem die (mittleren)
Energien und Drucke sich zeitlich nicht ändern. In der
Tat kann diurch Strahlung zwischen urspnmcrlich gleich tem-
perierten Körpern in der eingeführten Beschränkung keine
Temperaturditferenz entstehen, denn eine solche ließe sich
nach Bd. F, 72 zu einer Arbeitsleistung benutzen, und
diese Arbeit wäre iti letzter Instanz aus einem Körpersystem
von konstanter Temperatur gewonnen, was einen Wider-
spruch mit dem in Bd. I, § 89 erörterten Thomsonschen
Prinzip ergäbe.
342 HL Kapitel Th«nnod3mamik der Wftrmeatrahluiig.
Es muß also jeder Teil der rings gleichtempe-
rierten Wände andauernd ebensoviel Energie aus-
senden, als aufnehmen.
Ein solcher stationärer Zusüind ontspri(;ht demgemäß
einem Gleichgewicht innerhalb der Htnihlung und man
wird in diesem Falle dem durchstrahlten Raum
die Temperatur der strahlenden Wände beilegen
dürfen. —
Die in dem betrachteten Raum stattfindenden Strah-
lungen bestehen aus mehreren Teilen. Einmal wirkt jedes
Flächenelement der Wand als En ercrif" quelle, und wii nehmen
an, daß seine Energieausgabe nur alltiü von seinem Zustand,
d. h. von der Substanz und von der Temperatur, wie von
der Oberflächenbeschaffenheit des die Wand bildenden Kör-
pers abhängt. Sodann findet an jedem Elächenelement eine
Beflexion und eine Brechung auffallender Strahlen statt, und
die reflektierten Strahlen mischen sieh den emittierten bei, —
genauer gesagt: wegen der linefiren Form der elektromag-
netisohea Gleidrai^^' saperponieren sich verschiedene fort*
gepflanste Sohwingongen ohne sieh gegenseitig zu stören.
In beeng auf die Eigenschaften & Emission und Ab-
sorption sind einige Grenzfalle von großer Bedeutung.
Ein vollkommen spiegelnder Körper^ der also von
auffallender Energie nichts absorbiert, kann nicht emittieren.
Denn fuhren w ihn in den oben betrachteten Hohlraum
gleichtemperiert mit dessen Wänden ein, so wurde er sich
bei von Null verschiedener Emission abkühlen, was wiederum
dem Thomsonschen Prinzip widerspricht. Gleiches muß
von einem vollkommen durcbsichtigen Körper gelten«
Ein System^ das ringsum von einer vollkommen spie-
gelnden Wand umschlossen wird, ist gegen Ein- und Aus-
strahlung von Wärme absolut geschützt.
Ein vollkommen absorbierender Körper, der
Strahlung weder hindurchläßt noch reflektiert, — auch wohl
absolut schwarz g-onnniit — iiin!) daupfren emittieren, da
er sonst, in unsern Hohlraum bei mit dessen Wänden gleicher
Anfang- tpniperatur eingeführt, sich erwärmen würde, was
glcichfaiid mit dem Thomsonschen Prinzip nicht verein-
bar wäre.
Was die Kealisierung dieser Grenzfälle angeht, so ist
sie im allgemeinen nur mit einer gewissen Annäherung mög-
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% 117. Die Boiiwarze Hohlraumstraliluiig.
343
lieh. Polierte Metalle, insbesondere Silber, reflektieren fast
alle Schwingungsarten (Farben) so stark, daiä der gedankliche
Übergang zu vollkommener Reflexion als unbedingt zulässig
erscheint. Der leere Raum ist wahrscheinlich streng, Gase
sind nahezu vollkommen dnrchsichtiGr; feMe und flüssige
Körper, die im sichtbaren Spektrum durchsichtig erscheinen,
besitzen dagegen im Ultrarot und Ultra\'iolett Absorptionen,
auf denen ihre Dispersion beruht Die Annahme absolut
durchsichtiger Körper, die Dispersion besitzen, ist daher
nicht unbedenklich.
Körper von sehr geringem Reflexions- und Durchlaß-
vermögen sind hckannt; z. B. gehört Ruß und Platinmour
hierher. Der Grenzübergang zu absoluter Absorption er-
scheint sunacii zulässig. Bei der groBen prinzipiellen Be-
deutung, die absolut schwarze Körper für die Theorie be-
sitzen, war es aber wünschenswert, die RealisieruDg voll-
kommener Absorptioa noch wdter zu treiben. Man ist
dazu gelangt^) durch Benutzung von Hohlräumen mit rings
gleich temperierten Wänden, die durch eine kleine Öffnung
mit dem Aufienraum kommunizieren. Ist der Hohlraum von
absorbierenden Wänden umgeben und derartig unregelmäßig
gestaltet^ daß kein endlicher Betrag einer durch die Öffnung
einfallenden Strahlung nach einer endlichen Anzahl regel*
maBiger Reflexionen wieder austritt^ so ist die Absorption
des einfallenden Lichtes im Hohlraum vollständig: die Öff-
nung kann also als absolut schwarz gelten.
§ 117. Die schwarze Uohlraumstrahlnng.
Wir knüpfen unsere Betrachtungen an die Strahlung an,
die innerhalb eines Raumes von der oben geschilderten Art
stattfindet, der also ringsum von gleich temperierten Wänden
begrenzt ist. Die Wände können aus ganz beliebiger Sub-
stanz bestehen, nur darf, damit eine Strahlung entstehe,
nicht die ganze Wand absolut spiegeln, wenn auch ein be-
liebig großer Teil derselben. (S. Fig. 41 auf S. 345).
Bringen wir in den Raum eine unendlich kleine beider-
seitig vollkommen spiegelnde Platte in beliebiger Position,
80 Wird durch dieselbe ein ursprünglich von <x nach ß gehen-
*) Wien und Lunimer, Wied. Ann. Bd. 56, S. 453, 1895.
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344 IIL Eapiiel. Thennodynamik der WSxmestrahliing.
des Strahleabündel nach d, ein ursprünglich von y Daoh d
gehendes nach ß geleitet. Trotzdem besteht nach wie vor
Strahl Imgsgleichgewicht, insbesondere empfangen ß und d
ursprünglich und jetzt die gleichen Energiemengen. Da man
durch derart iire Spiegelungen ganz beliebige Stellen a und y
und beliebige Richtungen aß und yS in Beziehung setzen
kann, so muti die Gesamtstrahlung in dem betraoh-
teten Räume von dem Ort und von der Kichtung
unabhängig sein.
Ersetzt rnan die spiegelnde Platte durch ein gleichfalls
vollkommen spiegelndes Beutj-nTigsgitter, so vereinigt dies in 6
Strahlen verschiedener Periode, d. h. verschiedener Farbe,
die von ganz verschiedenen Stellen a, a' , a" . . . der Wand
ausgehen. Der vorige Schluß führt jetzt dahin, daß auch
die den einzelnen Schwingungszahlen entsprechen-
den Strahlen von Ort und Richtung unabhängig
sind. Gleiches läßt sich, da die von einem total reflek-
tierenden Beugungsgitter in verschiedenen Richtungen aus-
gehenden Strahlen verschieden polarisiert sind, in bezug aut
die Strahlung einzelner beliebig gerichteter Sch\vin-
gungskomponenten nachweisen,
Ist kein Richtungssinn vorhanden, wie auch die Form
des Hohlraumes und die Natur der Wände beschaffen sei,
so kann die Strahlung an jeder Stelle auch nicht von diesen
Umständen abhängig sein: sie ist sonach nur eine J^^unktion
der Temperatur der Wände, also des Hohlraumes. Man
bezeichnet diese Strahlung als schwarze Hoblraum-
strablung.
Besitzt die Strahlung keinerlei Vorzugsrichtung, so
müssen sich auch an jeder Stelle die Komponenten der
schwingenden elektrisdien und maenedsdien Kmt nach allen
Bichtangen während merklicher Zeit im Büttel gleich ver-
halten^ also insbesondere gleidie aritlmetische Mittelwerte
ihrtsü absoluten Großen ergeben , wahrend ihre Schwingungs-
phasen unabhängig voneinander wechseln können.
Hieraus folgte wenn wir die Mittelwerte durch einen
über das betreffende Symbol gesetzten Strich bezeichnen,.
^) Eine ähnliche Schlußweise, die eine anisotrope, ab80i>
bierende Kugel benutzt, bei Pringsheim, Verh. d. Deutsch. PhySi^
Ges. Bd. 3, 8. 81, 1901.
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§ 117. Die schwarze Uohlraamstrahlung. 345
YZ='ZX=XY=^Oy 'BÜ='ÜJ = ÄB=0,
Führt man dieso Beziehungen iii die Ausdrücke (153) für
die Druckkom])rin< Ilten ein und zieht den Ausdruck (152)
fiir die speziti< lie Energie e' heran, so ergibt sich bei Ein-
führung Ciuer neuen Bezeichnung p
d. h. der initiiere Druck der schwarzen Hoiilraum-
strahlung wirkt normal gegen jedes Flächenelement
mit der von seiner Orientie-
rang und Lage unabhängigen
Stärke p^^e' ; er ist somit dem
dritten Teil der mittleren Strah*
lungsenergie der Yolumenein-
heit gleich.
£8 sind hierdurch sowohl Druck
als Temperatur für die Strahlung in
dem Hohlraum völlig definiert. Kann
man noch annehmen, dafi die Yer-
änderongen der Strahlung duroh
Wärme- und Arbeitssufulu* rever-
sibel sind, so ist envief^en, daß man auf sie die bezüglichen
Grundgieichungen der Thermodynamik anwenden darf.^)
In diesem Falle wii'd für die Gesamtstrahlung des
Hohlraumes ein (erstes) thermodynamisches Potential
existieren, aus dem Druck, Entropie und Energie nach den
Gleichungen (22) und (27) auf S. 8 folgen zu
Fig. 41.
(157) i^=-||,
B3
Hierbei sind, wie auch weiterhin geschehen soll, die
auf die Mittelwerte hinweisenden Striche der Einiachheit
halber fortgelassen.
Da die Strahlung den liaum homogen erfüllt^ so kann
man wie irüher
(158)
S^^V, M^tj'V, E^e'V
Bartoli, Sopra i movimenti usf. Florenz 1876; Boltz<
mann, V^ied. Ann. Bd. 22, S. 31 u. 291, 1884.
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346 nL KapiteL Thermodynamik der Wärmestrahlung,
setzen, dabei ist
/löm ^'_o ^-0 ^'-0
da der Strahlungszustand von dem Volumen unabhängig ist
Es wird deshalb nach (157)
und, da Sjp^«' ist, audi
(160) ^^^K^ ^
wobei h eine Konstante bezeichnet Für ^ und i;' ergibt
sich dann
(161) €'=Äl>S J?'=iÄl^3,
d. h. die Energie der Volumeneinheit des gleich-
mäßig durchstrahlten Hohlraumes ist der vierten,
die Entropie der dritten Potenz der absoluten
Temperatur proportional. —
Ein ringsum von vollkommen spiegelnden Wänd^, die
selbst nicht strahlen, umgebener Hohlraum — dergleichen
oben ausdrücklich ausgeschlossen war — kann mit Strahlung
erfüllt werden, indem man ihn (etwa durch Zurückziehen
eines Schiebers) für kurze Zeit mit einem zweiten Hohl-
raum in Verbindung setzt, der rings von gleichtemperierten
strahlenden Wänden eingeschlossen ist. Eine Strahlung in
einem solchen Baum entspricht einem von adiathermanen
Wänden eingeschlossenen Gase. Ijäßt man die Strahlung
sich ohne Arbeitsleistung dilatieren, etwa indem man durch
Öfinen eines Schiebers die Verbindung mit einem zweiten
von vollkommenen Spiegeln begrenzten Raum herstellt, so
bleibt die Gesamtenergie E = ^V konstant; läßt man die
Ausdehnung gegen einen dem inneren gleichen Anßendruck^
stattfinden, so gilt Analoges für die Gesamtentropie H=rfV\
im ersten Falle variiert die Temperatur proportional mit
der vierten, im zweiten Falle proportional mit der dritten.
Wurzel aus dem reziproken Volumen.
^ j . -Li by Google
I 118. Em£urbige Strahlungen.
347
§ 118. Einfarbige StraMnngren.
Alle Strahhmgen fester, wie flüssiger uud gasförmiger
Körper sind zusammengesetzte, d. h. sie lassen sich durch
geeignete Hilfsmittel, wie Prismen oder Beugungsgitter in
Öchareu von Einziflstrahlungen von verschittienür Periode
oder Wellenlänge zerlegen, und man darf nach der lineäi^eu
Form der Differentialgleichungen der Elektrodynamik an-
nehmeDi daß diese TeiUtrahlungen schon ursprünglich neben-
einand^ bestanden.
£ndliche Amplitaden von Schwingungen einzelner
Wellenlangen kommen erfahrungsgemäß nicht vor; solche
werden stets nur von Schwingungssystemen geliefert, die
eia endliches Bereich von Wellenlängen umfassen. Bei
hinreichend kleinen Bereichen DX (unter D ein Differential-
zeichen von unten näher zu bezeichnender Nator verstanden)
kann man die ihnen entsprechenden Feidkomponenten zu Di
proportional setzen, sie also resp.
XxDXf . . . Ä),DX, . . .
schreiben, wobei nun die X , ... Ax, . ♦ . Funktionen von X
sind und gilt
(162) X^QXiDX, . . . Ä^Eä^DX, . . ,
0 0
Die Wahl der Inkiemente DX ist zunächst willkürlich.
Wir wollen indessen des Folgenden wegen eine bestimmte
Festsetzung treffen.
Nach Erfahrung sind die Sohwing^ungen verschiedener
Periode in den Licht- resp. Wärmequellen bis zu einem ge-
wissen Grade inkohärent, d*li. sie ändern sehr oft in jeder
merklichen Zeit unabhängig voneinander ihre Schwingungs-
phase; nur die einander unmittelbar bonachbarten sind ko-
härent, und mau kann das Bereich dieser Kohärenz etwa
mit <ler Breite <ler feinsten Linien in den Spektren glühender
Dämpfe vergleichbar denken. Wir wollen das Inkrement
DX mit diesem Kohärenzbereich identifizieren, derart,
daß hiernach je zwei X;. , . . . imd X; , . . . welche ver-
schiedenen Bereichen angehören, in merklichen Zeiten sein-
häufig ihre Phasen wechseln, also für das Produkt X^'Xi'
den Mittelwert iSuii ergeben.
Digiii^ca by Google
348 in. Kapitel. ThermodyiiAmik der WfttmestrahliiDg.
Hieraus erp^ibt sich, daß in den Mittelwerten der
Quadrate der Feldknmponenten X, . . . nur die quadra-
tischen Glieder übrig bleiben, z. B. also ist
(163) X^ = SXl(DÄf;
0
dabei bezeichnet der übergesetzte Strich wieder den zeitlichen
Mittelwert der betreffenden Funktion. Ahr (16'^) ergibt
sich dann in Verbindung mit den Definitionen (15«Ij und (155)
sogleich
(164) ä'^SeiiDX)^, p = Si>A(Z>A)2,
wobei
(166) ex - 'Sp, ,
und es folgt weiter
(166) ff'^Sfjx(DXy.
Alle Summen 8 sind von ^«=0 bis 1 — oo zu nehmen.
Diese Zerlegung besitzt eine tiefere als formale Bedeu-
tung insbesondere deshalb, weil man die den verschiedenen
(DX), d. h. den verschiedene Farben entsprechenden Schwin-
gungsarten, wie schon oben erwähnt, wirklich isolieren kann.
Laßt man eine dieser Teilstrahlungen durdi eine Öffnung
in einen rings von Spiegeln begrenzten Hohlraum eintreten
und schließt die Öffnung nach angemessener Zeit durch
einen vollständig spiegelnden Schieber, so wird in dem Baum
(bei geeignet unregelmäßiger Form) gleichmäßig und konstant
eine Energie ex und ein Druck 2^1 enthalten sein.
Aber dieser Gleichgewichtszustand ist kein stabiler,
sondern in ähnlichem Sinne metastabil, wie nach § 5 das
Gleichgewicht einer Phase außerhalb ihres eigentlichen Be-
reiches; zwar tritt hier die Labilität nicht bei Hinzufügung
einer anders gefärbtem Strahlung hervor, aber einerseits dann,
wenn auch nur ein Flächenelement der Wand nicht spiegelt,
andererseits dann, wenn die Wand nicht absolut ruht, son-
dern irgend welche l^eweo-ungen ausführt, etwa an der Be-
wegung der Erde im W eitenranm teilnimmt. Im ersten
Falle entsteht nach § 117 direkt die „schwarze" Hohlraum-
strahlung; im zweiien wird die Periode derjenigen Strahlen,
denen die Wand sich entgegenbewegt, herab-, die Periode der
Strahlen, vor denen die Wand zurückweicht, heraufgesetzt,
Digiti^cü by
§ 119. Adiabat. Düatat. der schwarzen Hohlraumstrahlung. 349
wie das eine Überlegung zeigt, welche der bekannten Be-
weisführuDg des Doppler sehen. Pruudpes analog ist, und
eB wird schließlich, wie später zu zeigen, gleichfalls die
Bofawarze Hohlraumstrahlung eintreten.
Diese Tatsachen bedingen einen sehr merkwürdigen
Parallelismus zwischen einer Strahlung, die in einem rings
von Spiegeln begrenzten Hohlraum eingeschlossen ist, und
einem System miteinander reagierender Gase, etwa den Teil-
kompoiienten eines mehrfach dissoziierten Gases, das ein
Volumen erfüllt. Auch in dem letzteren Fall wird die
Energie und der Druck des Gf misches durch die Summe
der Teilenergien und der Teiidrucke dargestellt; die einzelne
Teilkomponente ist gelegentlich metastabil und bei gegebenen
äußeren Umständen besitzt im allgemeinen nur ein Ver-
hältnis zwischen den Massen der Teilkomponenten Stabilität.
Es liegt nahe, das dem Dissozialiousgiad entsprechende
Mischungsverhältnis der verschiedenen einfarbigen Strahlungen
mit Hilfe einer der thermodynamischen Gleichgemchtsbedin-
gangen bestimmen zu wollen, wie dies in § 88 u. f. bei
dem Gase ausgeföhrt ist Bisher scheinen aber die Mittel
2ur Dardif%lhnmg eines solchen Gedankens zu fehlen; über
die Abhängigkeit der Funktionen ei, t]if DX von l und ^
ist z. B. a priori nichts zu sagen.
§ 119. Adiabatische Dilatation der schwarzen
HoMraumstraliiuug.
Ist nun auch das vollständige Gesetz des Strahlungs-
fleichgewichtes aus rem thermodjnamiBchen Prinzipien bis-
er nicht abzuleiten , so kann man mit diesen Hilfsmitteln
doch immerhin > ynß W« Wien^) zuerst gezeigt hat> eine sehr
merkwürdige und wichtige spezielle iSgensohaft desselben
gewinnen.
üm zu dem Wien sehen Satz zu gelangen, betrachten
wir einen Hohlraum II, der von beliebigen gleichtemperierten
Wänden umschlossen ist und durch einen Schieber s mit einer
Hohlkugel K mit vollkommen spiegelnder Wand in Verbin-
dung gebracht werden kann. (Fig. 42 auf S. 351). Ursprüng-
lich sei der Schieber offen^ der ganze Raum H-j-K ist dann
W. Wien, Wied. Ami. Bd, 52, S. 132. 1894.
Digitized by Google
350 III. Kapitel. Thermodynamik der Wärmestrahlung,
mit der der ursprünglichen Temperatur entspreohenden
schwarzen Strahlung erfüllt.
Nunmehr werde der Schieber geschlossen und die Kugel
gleichförmig aber äufierat langsam deformiert, so daß ihr
Kadius um dr, sagen wir von auf zunimmt. Dabei
wird die Arbeit 4jir^pdr gewonnen , zugleich ändert sich
die Temperatur von auf und jeder einfarbifrc* Anteil
an der Strahlung ändert seine Wellenlänge, da die Wand
vor den Strahlen zurückweicht. Es entsteht somit eine neue
Strahlung von anderer Temperatur und von anderer Farben-
mischung.
Aber diese neue Strahlung muß mit der schwanen
Hohlraumstrahlung für die Temperatur 1^2 identisch sein.
Denn wird der Hohlraum // auf die Temperatur ß., gebracht
und dann der Schieber s geöffnet, so muß zwischen beiden
TJännien Strahlungsgleichgpwicht herrschen. Wäre nämlich z.B.
die StrahhmiT einer Welienliinge ?J in K stärker als in ß,
90 könnte man einen in JI ent!i;iltenen Körper von der Tem-
peratur i?2 "^^^ Hilfe der geeignet isoli< rt* n Strahlung von
der Wellenlänge /' «us K über die Temperatur erwärmen,
was einen Witleis|>ruch mit dem Thomsonschen Prinzip
(Bd. I, § 89) involvieren ^^'urde.
Ist aber die Strahlung in K auch nach der Deformation
der Kugel die schwarze Hoblraunistrahhing, so laßt sich die
Temperaturänderung infolge der adiabatischen Dilatation nach
§ 117 bestimmen; es muß nämlich, falls F das Volumen
von K bezeichnet, konstant bleiben^ d. h.
(167) ndj.-r,*,
sein.
Was die Änderung der Wellenlänge irgend eines ein-
farbigen Anteiles angeht, so wird eine Anzahl a von Wellen,
die auf einem Strahl von der Länge c liegt, also auf eine ruhende
Wand in der Zeiteinheit auftrieb, eine Stelle auf einer mit
der gegen 1; kleben Geschwindigkeit u zurückweichenden
Wand in der Zeit 14-!i^^ erreichen, falls <x den Ein-
faUswinkel bezeichnet. L)iese Wellen werden dann auf dem
reflektierten Strahl eine Strecke v -\-2uco8<k in Anspruch
nehmen, d. h. es wird gelten
Digiti^cü by
% 119. Adi*bat DiUUt. der flohwanen Hohlraumstrablung. 351
(168) A' = A.(l + ?^^^).
Nun ist der Weg 5, den ciu Strahl vom Inzidenzwinkel ä
zwischen zwei Reflexionen an der Kugel zurücklegt, gleich
2rco8Ä — wobei die unendlich kleine Änderung von r veiv
nachlässigt ist. Die Anzahl fi der Beflexionen innerhalb dt
ist hiernach
vdt
Z r Cosa
also wegen drjdi=^u
(169) n = ^ j
die sie begleitende Änderung der Wellen*
iSnge ist somit bestimmt durch
oder falls man t7/2uco8«sm setzte durch
(170) +
Im Grenzfiill m^oo ergibt dies
also wegen r^^r^-{-dr
(171)
Fi«. 42.
Findet die Vergrößerung der Kugel mit unend-
lich kleiner Geschwindigkeit statt, so erleidet die
Wellenlänge jedes einfarbigen Anteiles an der
Strahlung dieselbe Änderung wie der Kugelradius.
Die Kombination von (167) und (171) lidEert femer
(172)
d. h., unter denselben Umständen ist das Verhältnis
der Wellenlängen eines einfarbigen Strahlungs-
anteiles das Reziproke desjenigen der bezüglichen
Temperaturen.
352 ni. Kapitel. Themodynamik der WIbnneatrahluiig.
§ 120. Bas W. Wieasehe Yerachiebiuigsgesetx.
Um nun ans den erhaltenen Gesetzen eine Aussage
über das Mischungsverhältnis der einfarbigen Strahlen in
der schwarzen Hohlraumstralihiug zu gewinnen, betrachten
wir die Änderung der Enertjie des einzelnen Anteiles bei
dem oben geschilderten adiabatischen Vorgang. Nach der
Energiegleichung und der Definition der Arbeit haben wir
sogleich^ falls wieder V das Volumen der Kugel K bezeichnet
oder yr^gea F.-4nr*/3 und 3j>i— «i bei lüinfBlirnng der
Abkflmmg
auch
(173) -Ei^J^dE^.
Nun nach (167) S(r^) = 0, oder ö&j& = ^ör/r; somit
liefert obiges sogleich
(174) d(^a/^)-rO.
Die BeracksichtiguDg deB Wertes von V und der Beziehung
(167) exgibt weiter
= 0,
oder, da wegen (172) d(i>A) = 0 und somit d(i^i>>l)==0
ist, auch
(175) d(eil^^) = 0.
Nun hangt aber ei von ^ und von X ab, und bei der
durch d angedeuteten Verändenmg variieren beide Argu-
mente; sonach fo]gt, daB ei/^^ diese Argumente nur in der
bei der Variation konstanten Verbindung ^ • X enthalten
kann, d. h. daB gelten muß
(170) e;. = ^«/*a'^).
Für den Energieanteil der einfarbigen kohärenten Strah-
lung ei^bt sich hieraus
(177) ca(DA)« - (A • *) [D(X • ^)V^^F{X . 0) ;
er unterscheidet sich also nur durch den Faktor O ^ von einer
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$. 120. Das W. Wiensehe Yenehiebirngsgesets. 353
Funktion des Produktes X-&. Nach ihrer Definition (162)
haben demgemäß die der einfarbigen kohärenten Strahlung
entsprechenden Anteile an den Feldkomponenten, nämlich
XxDXy... die Form ß^Ga-m. Daß diese Resultate mit
der Formel nni^) für die gesarate Energie r' der schwarzen
llohlranmfitiahluDg im Einklang sind^ ist ohne weiteres er-
kennbar. —
Wir haben im vorstehenden diese Enoro-ip in der Weise
in einfarbige Anteile zerlegt, wie dies dem wirklichen S. 347
geschilderten Vorgang entspricht. Gemeinhin benutzt man
aber eine Darstellung, die rein analytisch ist, dafür indessen
andere Vorteile bietet und zu der wir demgemäß jetzt über-
gehen.
In dem Ausdruck
oo
stellt (1)).) ' die Fläche eines Quadrates über J)X, d. h. über
dem der Kohärenz entsprechenden Inkrement von / als Seite
dar, und die Summe ist über alle diese Flächenelemente er-
streckt^ die zusammen einen schmalen Streifen längs der
il*Achse erf&llen^ den man sich nach oben dardtk eine stetige
Knrve begrenzt denken kann. Man zerlegt nun diesen Streifen
doich Vertikale im beliebigen Abstand dX in Elemente
ÄdX, wobei A die Breite des Streifens bezeichnet^ und taßt
den Faktor A mit in eine neue Bezeichnung ifx zu-
sammen, so daß resultiert
(178) e^^^fipxdX.
0
tpx hat dabei die Bedeutung der zwischen den Wellenlängen
X und X-j-dX liegenden Energie, dividiert durch di; aus
(177) und (172) folgt, daß gelten muß
(179) yA = ^ V(^ • ^) = j6^l^ • ^) »
worin (p und Punktionen nur dos Produktes i} • k sind,
die durch die bishengen Entwicklungen sich nicht bestinuuen
lassen.
Auf eine merkwürdige Folge der Formel = d-^(p('^ . X)
mag noch liingewiesen werden. Das Maximum von yj findet
sich bei der Wellenlänge X^, für welche
Voigt, ThemodTxiainik. IL 23
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354 ni. KapitöU Thermodynamik der WArmestrahlung.
ist, d. h,, ffir welche ^»Xm einen bestimmten Wert besitst
Dieser Wert ist ffir alle Temperatoren der gleiche; es va-
riiert somit die Wellenlänge maximaler Energie-
dichte yji indirekt proportional mit der absoluten
Temperatur^ während diese maximale Dichte selbst
der fünften Potenz der absoluten Temperatur pro-
portional ist.
Man bezeichnet diesen Satz als das Wien sehe Ver-
achiebungsgesetz.!)
Die Gleichung (179) gestattet noch eine zweite be-
merkenswerte Schreibweise. Die Wellenlänge X ist gleich
dem Quotienten aus Fortpflanzungsgeschwindigkeit v und
Schwinguigszahl v; somit ist auch dX^—vdvjv^ und
oo
(180) 4f=jj.0{&.X)dl^00,(&jv)dy,
worin 0^ eine neue Beziehung ist, also auch bei erneuter
£inf übroDg des von der Strahlung erfüllten Volumen V
Don Schwingimgszahleu zwischen v und v-{'dv ent-
spricht somit innerhalb V die Energie
(181) E,dv^^0^(^jv)dv;
dabei stellt V;?.^ die Anzahl der Würfel von der Seite X
innerhalb V dar, und
(182) - Ea^y^ ^1
ist somit der auf einen solchen Würfel entfallende
Energiebetrag, dividiert durch dv; daß diese Größe
laut Formel (182) durch eine Funktion von ^jy allein
gegeben wird, stellt eine zweite Fassung des Wienschen
atzes dar.
>) W. Wien 1. c.
Digitized by
§ 121. Das Plancksehe Mischungsgesetz. Süb
§ 12L Das Planeksche Mischungsgesets fär die
schwane HohlraamstrahliiDg.
Mit vorBtehendem ist erschöpft^ was sieh bezfiglieli des
MiBchungsverhältnisses der schwarzen Hohlraumstrahlung hat
aus reia theimodynamischen Überlegungen folgern lassen.
Zu einem vollständigen Gesetz für die der Wellenlänge X zu-
gehörige Eneigiedidite tpx ist zuerst W. Wien auf Grund be-
stimmter und ziemlich einfacher Hypothesen über die Strah-
lung eines Gases gelangt; aber seme Formel, die sich inner-
halb des Bereiches des sichtbaren Spektrum bemerkens-
wert an die Beobachtung anschließt, weicht von derselben
im Ultraroten so systematisch ab, daß man sie als un-
genügend bezeichnen muß.
Durch eine sehr merkwürdige Kombination von Wahr-
scheinlichkeitsbetrachtungen mit der Theorie der Emis-
sion von Schwiogungen durch elektrische Resonatoren hat
M. Planck^) eine Formel gewonnen, die die Erfahrung in
dem ganzen iintersnchton BereiVh befriedigend wiedergibt;
dieselbe lautet bei Eiuiührung zweier Xonstanten a und b
(183) V*- ^,(,t)°*-i) -
Für kleine )J) kann in der Klammer des >senners das zweite
Glied neben dem ersten vernachlässigt werden, wodurch dann
der früher von Wien gegebene Ausdruck für ipi resultiert.
Um aus (183) die gesamte Energiedichte e' nach
(178) zu berechnen y fOhrt man passend wieder die Schwin-
gungsfirequenz v^v/X — unter v die Ldchtgeschwindigkeit
verstanden — statt X als Variable ein und erhält^ indem
man h^ev, also — Cf/i^ und dX — —vdvjv^ setzt,
(184) f^^Jxrdv wobei ;,r, = ,
oder bei Entwicklung und gliedweiser Integration
^) Pianok, Ann. d. Physik, Bd, 4, S. 551, 1901.
2S*
356 ni. Kapitel. Thennodynamik der Wftrmestrahlung.
Die Yergleichung mit (161), d. h. mit dem Ansatz e' — k&^,
ergibt den Zusammenhang
(186) h^lfil-aKcvy.
Zugleich iolirt für die Wellenlänge 7,,, die dem Maximum der
Energiedichte if entspricht^ die Beziehung
— eine transzendente Gleichung, die ?> = 4,965 • A,,, liefert.
Bei beobachtetem Xm'O^ läßt sich hieraus 6= cv berechnen,
und bei beobachtetem k auch a bestimmen. Auf die Mes-
sungen; welche h und k liefern, gehen wir weiter unten ein.
Die Formel (183) zeigt, dai.> man der partiellen Energie-
dichte Y'A für gegebenes k alle möglichen Werte geben kann,
wenn man nur die Temperatur O angemessen wählt. Man
kann also auch nach dem in § 118 eröi-tcrtcn Verfahren mit
Hilfe beliebig temperierter Hohlräume jede beliebige gemischte
Strahlung in einem rings von Spiegeln begrenzten Raum
erzeugen. Einer solchen Strahlung kann man dann ersieht^
lieh keine einheitüche Temperatur beilegen, aber es ist an-
gängig nnd Yortdlhaft, jedem einfarbigen Anteil die-
jenige Temperatur beizulegen, welche die sohwarxe
Hohlraumstrahlune besaß, aus der jener Anteil ent-
nommen ist Freilidi entstellt durch eine solche Erweite-
rung des TemperaturbegriSes ein Widerspruch mit der fundar
mentalen Festsetzung in Bd. I> § 1, wonach Körper, die in
einer adiathermanen Umhüllung vereinigt sind, im themuschen
Gleichgewicht die gleiche Temperatur annehmen, der nur
durch die Begrenzung jener Festsetzung, resp. durch Zu-
lassung eines ausnahmsweisen metastabilen Gleichgewichts
bei verschiedenen Temperaturen innerhalb absolut spiegeln*
der Wände au%ehoben werden kann.
§ 122. Strahlongsdickte und Emtssionsrermogen.
Die vorsteilenden Überlegungen beziehen sich im wesent-
lichen nur auf die bei einer Strahlung eintretenden räum-
lichen Zustände und ziehen nur beihiufig den Strahlnngs-
vorgang selbst heran; insbesondere ist die Intensität der
Strahlung ganz außer Betracht geblieben. Diese Intensität
(187)
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§ 122. Strahlungsdichte und Emissionsvermögen. 357
Wild gemesBen durch die Energie, die vahreDd der Zeit-
einheit durch eine zur Strahlaogsrichtiing normale FlächeD-
einheit hindurchtanmsportiert wird^ und läßt sich für einen
in allen Kichtungen gleichmäßig durchstrahlten Kaum aus
der (rSojnlichcn) Energiedichte folgendermaßen berechnen.
Es sei ein Flächenelement do innerhalb des durch-
strahlten Raumes betrachtet; da die ganze in der Zeiteinheit
durch die Flächeneinheit tretende Energie jedenfalls endlich
ist, so muß die eine Flächeneinheit in einer bestimmten
Richtung durchsetzende Energie verschwindend klein
eein. Die orjinze Knergieströmung für einen Komplex von
Richtungen, die eine Kegelöffnung do) erfüllen, ist jeden-
falls dem Produkt aus dco in den durchströmten Querschnitt,
d. h. in die Größe der Projektion von do auf die Normale
zur Strömungsrichtung proportional; bezeichnet /> Ut n Winkel
zwischen der Achse von do) und der Normale auf do, so
setzen wir demgemäß diese Stiunuiiig gleich icosßdodco .
Die Gesamtstiöiiiung von der negativen zur positiven Seite
der Normale, d. h. die Emission von do ergibt sich
hieraus zu
e do = idoj cos ß doj ,
das Integral über die Halbkugel vom Radius Eins genommen;
dies liefert
(188) edo^nidOf
und das gleiche Quantum tritt von der positiven zur nega-
tiven Seite durcli do,
idco stellt nach obigem die Stromdichte der Energie
für Richtungen innerhalb dco dai'; bezeichnet nun v wi( der
die Ströinuiigs- (d. Ii. die Licht-) Geschwindigkeit, so gibt
idü)lv die Dichte der in Richtungen innerhalb dco strömenden
Energie. Die Summe dieser Dichten für alle möglichen
Richtungen, d. h.
(189) ^ =
ist dann die effektiv unter den vorausgesetzten Umstanden
in der Volumeneinheit enthaltene Dichte.
Diese Formel liefert den gewünschten Zusammenhang
der früher betrachteten Energiedichte mit der Strahlungs-
dichte i und auch mit der sagenannten Emission e der
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358 ni. KapiteL Thennodynainik der WftrmeBtnhliiiig.
Flächeneinheit, die nach (188) gegeben ist durch
(190) «=3i».
Die Größen e und i beziehen si(;h nach dem eingangs
Gesajj^ten auf die innerhalb eines beüebig gleichförmig durch-
strahlten Raumes gelegene Flächeneinheit, also z. B. auch
auf die einfarbige Strahlung in einem rings von vollkommenen
Spiegeln begrenzten Hohlraum. Die Beziehungen gewinnen
eine besondere Bedeutung für die schwarze Hohlraum-
Strahlung^ und zwar für ein vollkommen schwarzes
Fläehenelement der Wand. Nach der Definition eines
schwarzen Körpers in § 116 besteht hier die gesamte
Strahlung aus emittierter (austretender) imd absorbierter
(einfallender), — reflektierte Strahlung fehlt. Die durch
Kombination von (189) und (190) resultierende Formel
(191) e^\vE'
gibt hiemach bei Benutzung der Größe ^ aus den früheren
Paragraphen die von einem vollkommen schwarzen Körper
pro Zeit- und Flächeneinheit ausgcsandto Energie — sein
Emissionsvermögen nach der Bezeichnung von Kirch-
hoff — an und ist nach (161) durch (Xv^ Beziehung (wo h*
eine neue Bezeichnung ist), mit der Temperatur vedmüpft —
(192) e=i»M*«Äj'^S
Im vorstehenden haben wir die Gesamtstrahlung
innerhalb des Hohlraumes verfolgt; man kann aber offenbar
die angestellten Überlegungen ebensowohl an jeden ein-
farbigen Bestandteil anlmüpfen^ dessen StrahlungskitensitSt
dann beliebig durch %i dX oder dv dargestellt werden kann>
während die Emission exdX oder f^dv geschrieben werden
mdge. Es gelten dann die mit (189) und (190) korrespon-
dierenden Beziehungen
(193) {
V
und an Stelle von (178) tritt
— X»9 fr — ^3* 9
*) Kirchhoff, Berl. Ber. Dez. 1859.
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§123. Stnthlungsgleichgewieht zwischen veisohied. Medien. 359
(194) e = jei(U== jf^dv,
wobei
Die Gesamtstrahlung von einem Flächenelement o nach
einem zweiten ^, die beide normal ziir Verbindungslinie r
stehen^ ist nach S. 357 gegeben durch
ioqjr^ == eoqjjtr^ == Jefoq^^jnr^ ;
analoge Beziehungen gelten für einfarbige Teilstrahlungea —
Über die Erweiterung des Begriffes der Temperatur,
der gestattet, federn irgendwie gerichteten Anteil einer
StrahluDg beliebiger Periode eine eigne Temperatur beizulegen,
ist am Ende des vorigen Paragraphen gesprochen worden.
Hier mag nur noch hervorgehoben werden, dafi nach den
dabei aufgestellten Grundsätzen die Temperatur in einer
divergenten Strahlung mit dem Wege ab-, in einer konver*
genten zunimmt. Denn die zusammengedrängte, also stärkere
Strahlung wurde in einem Hohlraum nur bei erhöhter Tem-
peratur der Wände bestehen kömien.
Wir haben uns bisher, abgesehen von der Wellenlänge,
um die Natur der gestrahlten Schwingungen nicht gekümmert;
es mag hier abschließend bemerkt werden, daß man in großer
Annälierniig diese Sclnvingiingcn als in ebenen Miellen normal
zur Strahlungsrielitung von der am Ende von § 115 be-
schriebenen Art fortschrfM'tond, somit also normal zur Fort-
pflanzungsrlchtung stattüudend ansehen kann.
§ 123. Sü'ahlangsgleichgewieht zwischen versehiedeneB
durelisielitigen Medien.
Eine Erweiterung der vorstehend venvendeten Betrach-
tungsweise gestattet einen wichtigen Satz über das Gleich-
g:emclit irgend einer Strahhmg zwischen zwei von ihr
ertiillten absolut durclisiehtigen Körpern von verschiedenen
Liehtgeschwindigkeiten abzuleiten. Wir denken uns dazu
etwa in der früher (§ 118) erörterten AYeise irgend eine ein-
farbige Strahlung in einen Hohhaum mit spiegelnden Wänden
eingeleitet, der zum Teil leer, res[). lufterfüllt, zum Teil von
360 ni. Kapitel. Theimodynamik der Wftnneatvablung.
emem anderen durchsichtigen Körper eingenommen ist. Da
der absolut durchsichtige Korper nicht strahlt, so bleibt in
diesem Hohlraum die einfarbige Strahluno; erhalten.
Wir betracht<?n (Fig. 43) einen Elomentarstrahlenkogcl, der
von irgend einem Punkt des Medium (1) nach einem Klen^cnt
der (irrnztläche (1, 2) führt und dort reflektiert wird; daneben
einen Ötrahlenkegel, der im Medium (2) auf die Grenze auf-
fällt und nach Brechung in derselben sich genau innerhalb
des oben retiektieiten Kegels in das erste Medium fortpflanzt.
Wir wählen den Querschnitt de» Kegels rechteckig, und zwar
m^ die Einfallsebene einer Seite parallel liegen und durch
den Mittelpunkt des Rechteckes gehen. Die Kegeloffnungen
im 1. und im 2. Medium seien resp. dcOi und do).y. Da
die Strahlung in dem Hohlraum keine Vorzugs rieh tungen
hat, so muß sie im Medium (1) in dem einfallenden und im
reflektierten Kegel die gleiche sein; d. h., wenn q die
Schwächung der EnergicsMmung bei der Re0ezion in (1)
an (2) und 6 die Schwächung beun Hiadurchtritt von (2)
nach (1) bezeichnet, so muß nach 8. 357 gelten, wenn jetst
jdv die Strahlnngaintensitat fOr Schwingui^fizahlen zwischen
V und v-\-dv bezeichnet,
(196) hdcüi = ji Q dojy ~\-jidda)^ ,
Eme ein&che geometriBche Überlegung unter Berück-
siohtigong des Brechongsgesetzes smtpjaimp^^vjv^ ergibt
nun
(197) cosyirfcüt co8y,fl[Q)a
wobei q>i und 99., die \V inkel der Kegelachsen gegen das Ein-
fallslot im ersten und im zweiten Medium bezeichnen. Be-
züglich der Koeffizienten o und <5, deren Bestiiiimung ein
Problem der Optik resp. Elektrodynamik ist, muß es genügen,
hier anzugeben, daß sich für jede Ait von auffallender
Schwing liug die Beziehung herausstellt
(1 98) (1 — e) cos = <5 cos (px ;
solange gewöhnliche Reflexion stattfindet^ ist dabei q<1,
bei der totalen Eeflezion ist ^ 1, d » 0 . Die Kombination
dieser Formeln mit (196) liefert die Beziehung
§ 124. Beobnohtungen Über schwarze Strahlung. 361
und die Heranziehung von (193^) ergibt
(199) xM = X-A resp. Xi^l-X24y
d, h., wenn eine bellt biL;e einfarbige Strahlung in
mehreren absolut d ureiisichtigen Körpern im Gleich-
gewicht ist, so enthält in letzteren jeder Würfel mit
der Wellenlänge als Kante die gleiche Energie x'f
zugleich ist in den verschiedenen Körpern die
Strahlungsdichte dem Quadrat der Fortpfiauzuugs-
geschwindigkeit indirekt proportional.
Kombiniert man die Formel (199^) mit dem Planckschen
Oesetz (184) für die Ekiergiedichte x^^^y einfaibigen
Bestandteiles der schwarzen Hohlranmstrahlung^ so erkennt
man^ dafi von den in Xy auftreten-
den Parametern e und a der erste
eine universelle Konstante^ der zweite
durch das Produkt einer solchen in
die dem Medium eigene Lichtge-
schwindigkeit V dargestellt sein muß.
Setzen wir (wie oben h^cv) a^c^v,
so nimmt Xy die Form an
(200)
wobei e und c' univmeil sind»
Abschließend mag daran erinnert werden, daß die Be-
trachtungen dieses Paragraphen die Existenz von Medien
voraussetzen, die absolut durchsichtig sind, aber gleichwohl
das Liclit mit einer Geschwindigkf^it fortpflanzen , die von
der im leeren Raum stattfindenden nbvveiclit, und dal* keine
Bf litung auf die Existenz solcher Medien hinweist. Die
erhaltenen Gesetze beziehen sich also auf einen idealen
Grenzfaii.
§ 124. BeobaehtaDgen über scliwarze Strahlung.
Die durch (192) ausgedrückte Proportionalität des
Emissionsvermögens mit der vieilcn Potenz der absoluten
Temperatur hatte Stefan i) nach gewissen, auf begienzte
Temperaturen bezuglichen Beobachtungen als für alle Körper
) Stefan, Wien. Ber. Bd. 79 (2), S. 391, 1879.
362 m. EapiteL Thennodynamik der Wltmesinhlung.
geltend angenommen. Genauere Messungen haben sie in Uber-
einstimmung mit der Theorie nur für schwarze Körper bestätigt.
Bei den meisten dieser Beobachtungen war gemäß S. 348
der strahlende schwarze Körper durch eine ÖfiTnung gebildet^
mittelst deren ein rings von gleichtemperierten Wanden um-
schlossener Hohlraum & mit dem Außenranm korrespondierte;
zur Messung der ausgestrahlten Energie wurde eine Thermo-
kette oder ein Bolometer (s. Bd. I, § 4) benutzt, die selber
geschwärzt waren, um die auffallende Energie wenigstens
augenähert vollständig zu absorbieren.
Der Meßkörper M befand sich in einem Hohlraum,
dessen Wände gleichfalls nahezu vollständig absorbierten
und doni Meßkörper pn nahe gleit htcmperiert waren, daß
df r mit ihnen statttindeude AVärmeaustausch ignoriert
werdi n konnte; eine Öffnung ließ die Strahlung des Hohl-
körpers // auf M fallen und auch die Strahlung von M
nach H austreten. Bezeichnet q den Querschnitt des Meß-
kr>r]>ers, o die Öffnung des Hohlraumes Hy r den Abstand
beidei', und sind , ß^» beiderseitigen Temperaturen, so
ist der Energiezuwaehs K' in M pro Zeiteinheit infolge der
wechselseitigen Strahlung nach (195) gleich k' qo{{)\ — dl)jnr^ ,
Temperaturgleichgewicht iindet statt, wenn dieser Betrag dem
Verlust durch Ableitung gleich war; ist letzterer der Tem-
peraturänderung des Meßkörpers r proportional, so wird r
auch mit E' proportional sein.
Die Proportionalitat von E' mit l/J ist durch der-
artige bolometrische Messungen von Lummer und Prings-
heim^) zwischen den absoluten Temperatiu'en 373^ und 1530^
sehr vollständig bestätigt worden; damit ist denn au<di die
Grundformel (192) im gleichen Um&inge bewiesen.
Um die Konstante des Gesetzes in absolutem Mafie
zu finden, bestimmte Kurlbaum ein wie starker elek-
trischer Strom dnrch das Bolometer zu senden wäre, um
durch erzeugte JouIe-WSrme (nach § 108) die Temperatur
des Bolometers um den gleichen Betrae zu steigern^ wie
zuvor durch die schwarze Strahlung ges(£ehen war. Die in
Wärme umgesetzte elektrische Energie war in diesem Falle
') Lummer und Pringsheim, Wied. Ann. Bd. 43» S. 875;
1897; Ann. ä. Phys. Bd. 3, S. l'!'. 1900.
'} Kurlbaum, Wied. Ann. Bd. 65, S. 746, 18i)8.
§ 124. Beobachtungen über schwarze Strahlung. 363
gleich der zngestrahlten. Er fand h' gleich 5,36 » 10 ~^ ab-
soluten Einheiten, oder 1,28 » 10~^^ Kalorien.
Wenn die Sonne schwarze Strahlung aussendete, so
würde auf eine Fläche q auf der Erdoberfläche pro Minute
die Energie m^X-^tüR^jr^
fallen, unter i^j die Temperatur der Sonne, unter die der
Erde, unter R den Radius, unter r den Abstand der Sonne ver-
standen. Berücksichtigt man den Bd. L § ^ angegebenen Wert
der Einstrahlung auf Icm^, der nach der Beobachtung 2^5 Ka-
lorien beträgt, und benutzt, daß bei der Sonne Rjr = 0,00465
ist, so erhält man i^^ etwa gleich 5860®, wobei ohne
merklichen Einfluß ist.
Da die Konstante h = 4:k'jv ist, so ergibt sich für
diese der Wert 7,14 • 10~^^ in absoluten Einheiten.
Um die Abhängigkeit der schwarzen Strahlung von der
Wellenlänge zu untersuchen, mußte diese Strahlung durch
ein Flußspatprisma, das in weitem Bereich Wärmestrahlen
nicht merklich absorbiert, spektral zerlegt werden. Fig. M
gibt eine Anschauung von dem diuxih Lummer imd Prings-
heim^) erhaltenen Verlauf von yf^ in willkürlichen Einheiten
als Funktion der Wellenlänge die in 0,001 mm = 1 /t als
Einheit aufgetragen ist;- die absoluten Strahl ungstemperaturen
sind den betretfenden Kurven beigesetzt. Aus der nach-
stehenden Tabelle erkennt man den Zusammenhang zwischen
absoluter Temperatur Wellenlänge maximaler Emission A„„
maximaler Emission €„; die Produkte A„,i? und gmi>^~^ finden
sich gemäß den Sätzen auf S. .^54- merklich konstant.
621
4,53
2,03
2814
2190
723
4,08
5,28
2950
2166
909
3,28
13,66
2980
2208
999
2,96
21,50
2956
2106
1095
2,71
34,0
2966
2164
1259
2,35
68,8
2959
2170
1460
2,04
145,0
2979
2184
1646
1,78
270,6
2928
2246.
Lummer und Prin geheim, Verh. d. d. phvs. Ges. Bd. \j
S. 23 und 215, 1899. (Tabelle und Figur, in denen die Werte
ein wenig differieren sind aus den Rapports U8W. T. 2^ S. 82 und
M entnommen.)
364 UI. Kapitel. Thermodynaznik der Wärmestraiiiuug.
Der mittlere Wert von iU^» nämlich 2940 ^ oder bei
EinfOhnme von cm statt 0,294 ^ liefert nach dem zu (187)
Gesagten tGr den Parameter h den Wert
h = 4,965 . i> = 4,965 • 0,294 = 1,46 ,
"1
Fig. 44
wahrend die universelle Xonstante
c r = 4,87. 10-"
wird. Aus diesem Wert und aus Ä== 7,14 • 10~^* folgt
gemäß (186)
a= 1,91. 10-1'
§ 125. Der Kirohhoff sehe Satz.
365
und die universelle Konstante
c'=a/y = 0,637 • 10-27.
Wir haben oben ans der Intensität der Gesamtstrahlung
der Sonne die Temperatur berechnet, welche letztere haben
müßte, wenn sie schwarze Strahlung aussendete, also voll-
kommen absorbierte. Man kann dieselbe Größe unter der-
selben Annalinie aus dem obigen Wert von berechnen,
der ja universelle Gültigkeit hat. Da ein Maximuni der
Sonnenstrahlunir etwa bei X =~ 0,5 n liegt, so ergibt sich auf
diesem Wege tür die Soniienteniperatur der Wert 5880^, der
mit dem S. 363 eriiaiteuen auffallend übereiosümmt.
§ 125. Der Kirehhoffsche Satx.
Die Überlegungen der voi^stehenden Aböchnitte setzten
die Emission schwarzer Körper oder davon abgezweigte ein-
farbige Strahlung voraus; über die Emission anderer Körper,
wie z. B. der technisch so wichtigen Metalle^ lehren sie direkt
mohtB. Hier bezeichnet im wesentlichen der bekannte
Kirchhoff sehe Satz fiber die Konstanz des Quotienten ans
Emissions- imd Absorptionsvermögen die Grenze des mit
Hüfe thennodypamisdier Prinzipien Erreichten. DaS dieser
Satz hier als Endglied der Entwicklung erscheint, während
er gesohichtlidi am Anfang steht^ beruht darauf, daß wir,
um möglichst engen Ansi&ufi an die allgemeine Thermo-
dynamik zu gewinnen^ von skalaren, resp. räumlichen
Zuständen, also von der ungerichteten schwarzen Hohl-
raiunstrahlung ausgingen und bei der Behandlung ge-
richteter Vorgänge vom Speziellen zum Allgemeinen fort-
schritten.
Wir wdlen demgemäß auch den Kirchhoffsohen Satz
zunächst in zwei speziellen, aber fiir die Anwendung ganz
besonders in Betracht kommenden Fällen ableiten, in denen
die Verhältnisse am einfachsten liegen.
Die Grundlage hilrlet jederzeit der in 117 bewiesene
iSatz, daß die schwarze Hohlraumstrahlung weder im ganzen,
noch beziigiich eines Anteiles von bestimmter Farbe oder
bestimmter Schwindln iLTsart ausgezeichnete Riolitungen besitzt.
Ein Flächenelement do in dem Hohlraum empfängt
demgemäß in jeder Dichtung von jeder Farbe und
Digiti^
366 Kupit«l. Tliermodyuaiiiik der Wärmestralilung.
jeder SchwingungBart ebensoviel Energie, als von
ihm in der entgegengesetzten Richtung ausgeht.
Bildet das Fiächenelement einen Teil der Grenze des Hohl-
ranmes gegen eine strahlende (aber nicht vollkommen sohwarze)
Wand^ mid bezeichnet die einfallende, ausgesandte
Strahlcndichte für iigend eine Eicbtung, Farbe> Schwingongs-
art und Temperatur, so muß jedenfalls ii = ia sein. Im
Grunde ist dies bereite« oine und vielleicht die einfachste
Fassung des Kirch hoff sehen Satzes.
Absorbiert iiuti erstens das Material der Wand so stark,
daß die ganze Ausstiahhing von einer unmerklich dicken
Oberflächenschi cht ausgeiit, so kommen durch die Wand
hindurchtretende, etwa von der vollkoiiinien reflekticn n<l( ii
äußeren Schutzhülle zurückgeworfene Strahlen nicht in Jie-
tracht; die ausgehenden sind nur emittierte und rc H( kiiei*te,
es kann also ia = %~\~^r gesetzt werden. Rührt nun, was
unten eingehender erörtert werden soll, /, von der einfallen-
den Tnt<?nsität derselben Schwingungsart her, so ist
ii~ ir die in der Wand absorbierte Strahlung und kann
als mit t, proportional gleich i^a gesetzt werden, wobei
0<a<l ist. Es resultiert dann
(201) »,»na,
wobei nun sieh auf die schwarze Hohlraumstrahlung be-
zieht^ somit eine universelle Funktion der Farbe und Temr
|j ( ratur ist
Bei Körpern, die Strahlung durch merkliohe Dicken
hindurchlassen, betrachtet man zweitens am einfachsten eine
planparallele Platte von gegen die Dicke sehr groBer Aus-
dehnung und benutzt, daß deren beide Seiten innerhalb
des Hohkaumes gleiche Strahlungsintensitäten empfangen.
Die von einer Seite ausgehende Strahlung besteht hier aus
drei Teilen, der emittierten, mflektierten und durchgelassenen,
so daß % = i, + ?V + *d ist. Rührt auch jetzt und von
der einfallenden Intensität derselben Schwingungsart her,
so stellt wieder % — 1^ — 14 die absorbierte Strahlung dar und
kann gleich i^a gesetzt werden; in diesem Falle resultiert
wieder die Gleichung (201).
Was die verschiedenen ,,?^('lu\ ingungsartf^n'^ und die
darauf beruhende Einschränkung angeht, auf die oben Bezug
genoxjumen ist, so bedarf dieser Punkt einer etwas eingehen-
§ 125. Der Kirchhoff sehe Satz,
367
dereD Erläuterung. Jede Soh-wingong, die sich in einem
isotrop) ( II Mediom, also insbesondere im leeren fianm nnd
in Wellen, die (wie hier) ab ebene homogene angesehen
werden könneD, fortpflanzt, läßt sich in zwei zueinander
normale, geradlinige Komponenten zerlegen; bei Reflexion
und Brechung an isotropen Medien pflanzen sich die normal
und die parallel zur Einfallsebene schwingenden Komponenten
unabhängig voneinander fort; auf sie lassen sich dann die
obigen BetrachtuDgen ohne weiteres anwenden. Gleiches gilt
von doppelbrecbeuden Körpern, wenn in ihnen die Schwin-
gungen parallel und normal 7iir Einfallsebene ]ip<!;en. Dabei
folgt aus der linearen Form d* i Grenzbedingungen die Pro-
portionalitat der reflektierten und gebrochenen iint der ein-
fallenden Strahlungsintensität, die bereits oben benatzt ist.
In allen diesen Fällen ist die Gleichung (201) gültig
nnd sagt aus, daß für die Komponenten parallel oder
normal zur Einfallsebene die in beliebiger Richtung
emittierte Energie, dividiert durch das Absorptions-
vermögen für dieselben ScIi wiiigungen gleich der
Strahlungsintensität einer dieser beiden, unter sich
gleichen Komponenten der schwarzen Hohlraum-
Strahlung ist, also allein von der Temperatur und
der Farbe abhängt.
In anderen Fällen muß man, mn v und mit it in
Beziehung zu setzen, die Schwingungsarten anders definieren.
Bs genügt hier, aU Beispiel eine Platte eines aktiven
isotropen Körpers nnd eine normal einfallende Strahlung
heranzuziehen. In der Platte pflanzen sidi zwei zirkuläre
Schwingungen von entgegengesetzten Botationsrichtungen
fort, \vas bekanntlich bewirkt, daß eine lineare Schwingung
beim Durchgang gedreht wird. Hier würde die oben er-
örterte Betrachtungsweise, welche zwei zueinander normale
lineare Komponenten benutzte, nicht angängig sein; da man
aber jede transversale Schwingung in zwei entg^engesetzt
rotierende zirkuläre zerlegen kann, so darf man solche
Komponenten auch außerhalb der Platte der Betrachtung
unterwerfen; ihre Intensität ist bei der schwarzen Hohl-
raumstrahliing der von lineärrn Komponenten gleich.
Wir wollen den Fall der normalen Strahlung einer
ebenen aktiven Platte noch etwas weiter verfolgen, um zu
zeigen, daß man bei schlichter Verallgemeinerung der Formel
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368 nL Kapitel. Thennodynamik der W&nnestralilimg.
(201) zu falschen Resnltnten kommen kann. Eine einfallende
links oder rechts rotierende Welle liefert eine ebensolche
durch die Piatte tretende, aber eine reflektierte von ent-
gegengesetztem Rotationssinn. Wir können dabei setzen,
indem wir die Sehwächungskoeffizienten der Reflexion und
des Durchganges mit r und d bezeichnen, zugleich auch den
Rotationssiim durch die Indizes q imd Ö andeuten,
und an Stelle der Gleichung = % + + treten hier bei
Berücksichtigung von t,g = j<3 = i^ die beiden
« ( 1 — n — , t,^ « 1^ ( 1 — — rf^) .
Nun sind im allgememen bei absorbierenden aktiven
Körpern die Schwächungskoeffizienten n und einander
nicht gleich, und hier stellfn somit die Faktoren von i, nicht
die Absorptionsvermögen für die rechts und links rotierenden
Wellen dar, die Gleichung (201) ist also in dem be-
trachteten Falle für die einzelne zirkuläre Kom-
ponente nicht gültig. Dageg(;ii erhält sie auch für den
betrachteten aktiven Körper Gültigkeit, wenn man die
ganze Sti-ahlung einer bestimmten Farbe, also die Summe
hQ-\-h6 in Betracht zieht, und Analoges wird in allen ähn-
lichen Fällen gelten. —
Von der auf diese < le^^imtstrahiung für eine Richtung
und Wellenlänge bezii<^(!nen Formel (201) kann man leicht
zu den Gesamtemissionen übergehen; man hat nur nach § 122
zu bilden
cosß do) = litt cos ß dü)
und in besug auf die EegeloffhuDg da> über die Halbkugel
«1 summieren. Dabei ist nach (190) it konstant gleich
ejTt, unter e das Emissionsvermdgen des sohwarsen Körpers
verstanden; ji^cosßdca^E stellt das Emissionsvermögen
der betrachteten FIfiohe oder Platte dar, (l/jr) facosß dm—A
wird alö ihr Absorptionsvermögen bezeichnet So resultiert
dann die geläufige Form des Kit ekh off sehen Satzes
(202) E'^eÄ,
welche das Verhältnis des Emissious- und Absorp-
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§ 125. Der Ki rehhoff sehe Satz. 369
tionsvermogens gleich dem allein von der Tempe-
ratur und der Farbe abhängenden Emissionsver-
mögen des absolut schwarzen Körpers bestimmt.
Eine Spezialisierung dieser Formel für einzelne Öchwiogungs-
zustände ist ersichtlich nicht möiTlich.
Es ist klar, daü auch bei beliebig gestalteten homogenen
und inhomogenen, isotropen und kristallinischen Körpern
die Anwendung des im Eingang dieses Paragraphen auf-
gestellten Prinzips auf die Strahlung von und zu der ge-
samten Oberfläche ein mit (202) konformes Resultat ab-
zuleiten gestattet. In der Tat ist ja auch hier die ganze
ausgestrahlte Energie zusammengesetzt aus der eigentlichen
Emission und dem von der Einstrahlung (nach Abzug des
absorbierten Teiles) durch Reflexion und Brechung wieder
austretenden Anteil^ der nach der lioearen Form der elektro«
magnetischen Formeln der eingestrahlten Energie propor-
tional sein mofi. Und da die Ansstarahlung durch die filin-
strahlung kompensiert werden maß, so gelangt man m einer
Beziehung von der Form (202) zurücS:. Aber weder das
Emissions*, noch das Absorptionsvermögen sind in diesem
Falle der Substanz individuell, und ans der allseitigen
eine Folgerui^ für eine irgendwie begrenzte Strahlung zu
ziehen, ist kaum möglich«
Die Anwendungen und experimentellen Bestätigungen
der Sätze (201) und (202) liegen hauptsächlich auf optischem
Gebiete und können daher hier niclit ausführlicher erörtert
werden. Überdies ist bei den meisten Anwendungen bisher
nicht sicher zu stellen^ ob dabei wirklich die Voraussetzungen
der Theorie vollständig erfüllt sind.
Der oben mitgeteilte Beweis der Sätze benutzt (wie
alle anderen, nur in Nebendingen abweichenden) jedenfalls
die zwei Voraussetzungen, daß es sich nur lun reine Teni-
peraturstrahlung imd nur um Körper von gleicher Tempe-
ratur handelt.
Die zweite erscheint unwesentlich, da nach der lineären
Form der Differentialgleichungen der Elektrodynamik die
Vorgänge der Reflexion, Brechung und Absorption von der
Intensität der Strahlung, die nach S. 3r)8 niit deren Tem-
peratur direkt zusanimenliängt, unabhängig verlaufen.
Ganz wesentlich ibL aber die erste Voraussetzung, und
es hat sich z. B. in dem hochwichtigen Fall der Strahlung
Voigt, Thermodynamik. IL 24
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370 III. Kapitel. Thermodynamik der Wärmesiarahlung.
T<m glühenden ^etalldSnipfen nachweisen lassen^), daß der
Vorgang kein rein thenmseher ist Wenn dabei nun in
anffdlender Weise (aa<^ wenn der Metalldampf sich in
emem Magnetfeld befindet und dadurch aktiv wird) das
Kirohhoff sehe Geaeta der Proportionalität von Emiasions-
und Absorptionsvermögen bestätigt wird, so weist dies dar-
auf hin, daß es möglich sein muß, eiiicn ihm analogen Sata
auf noch allgemeinerer Grundlage abzuleiten, sei es nun»
daß es genügt, wenn ein Teil der Strahlung Temperatur-
strahlung ist^ Bei es« daß dem Satz noch irgend welche andere
Strahlungsarten fdgen. Hier li^en noch Probleme für die
Zukunft vor.
Pringsheiin, Wied. Ann. Bd. 45, ö. 1892} Bd. 49,
S. 347, 1893.
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Statik I: Die ürundlehren der Statik starrer Körper mit
82 Figuren von diplom. Ingenieur W. Hauber.
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Dr. Walter F. Wislicenus.
Astrophysik mit 11 Abblkl. von Prof. Dr. Walter F. Wislicenus.
Geodäsie mit 66 Abbildungen von Prof. Dr. C. Reinhertz.
Geometrisches Zeichnen mit 290 Fig u. 23 Tafeln von H. Becker, . .
neubearbeitet von Prof. J. Vonderlinn.
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Hothemotische HuBestundei
Eine Sammlung
von
Gedtildspielen, Kunststficken und
Unterbaltungsaufgaben mathematischer Natur
von
Dr* Hermann Seliubert,
Professor an der Oetehrtenscbtile des Johannettiiis zu Hamburg.
Große Ausgabe in 3 Bdn. gebunden ä M. 4.—.
Kleine Ausgabe gebunden M. 5.~.
Wie schon der Titel sagt, handelt es sich hier um kein strcag wissen-jj
schaftliches Werk, sondern um ein Buch, in dem der Verfasser allerham
Gedanken über Dinge niedergelegt hat, die mit der Mathematik in Berühninj''
stehen und mit denen sich jeder Gebildete oft und gern m b^iincii Muüestuude
beschäftigt. Es sind ungezwungene kritisch -historische Betrachtungen un,.
unterhaltende Platidereicn über alle möglichen Probleme und Kunststücke, die iSA
einer aueh dLin Laien leicht faßlichen Formvorgeführt, erklärt und ergänztwerdeiil
Zwölf Geduldspiele
für Nicht-Mathematiker
zum Zwecke der Unterhaltung historisch und Icritisch
beleuchtet
von
I>F. Hermann Schubert,
Professor an der Gelehrtcnschule des Johanneums zu Hamburg.
Originell kartoniert M. 2.—.
Neue Ausgabe.
In einigen dieser Spiele dUrtte jeder Leser alte Bekannte wiedererkennen,
die ihm arses Kopfserbrechen gemacht haben. Kinderleicht wird Indessen die
Arbeit, wenn man den Weisungen des Verfassers folgt Derselbe begnügt sich
übrigens nicht mit der Schilderung der Spiele und der Enthüllung ihrer Geheim-
nisse, sondern erteilt sugleieh sehr anziehende tculturgescliiditHclie Anfschlflsse.
DcrNanic des Verfassers bürgt für einen gediegenen Inhalt, und somit
^ijj-fiet^di^^AjAi&j^mj^^ Mathematiker von Fach, sondern jedem,
der ^^TrSmiB^piTT '"^^ Wisseosciiaft intfifeisler^ Ja überiiaupt
jed^^M^^SK^^^Jp'^W^ mandie genuBrelciie Stunde schaffen.
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